Google
This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct
to make the world's books discoverablc online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.
Äbout Google Book Search
Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs
discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web
at|http: //books. google .com/l
Google
IJber dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Uiheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nu tzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in Partnerschaft lieber Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche Tür Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials fürdieseZwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter|http: //books . google .coiril durchsuchen.
'
1
JF-
tfr-
9 f
»
4
• ».
V.
►
\i
/
. <^V^^..^a«w^ (Cc^^mJ), Q^^J^^.^.^^'xt.
Die
Schlacht bei Sempach.
Gedenkbuch
zur fünften Säcularfeier.
Im Auftrage
h. Reglerungsrathes des Kantons Luzern
Dr. Theodor von Liebenau
Kit 10 UlastretlonsB.
Luzern.
Verlag von C. F. Prell.
TP« N"^ -^J^* , ;
Alle Rechte vom Verfasser und Verleger vorbehalten.
Geschichte des Sempacher-Krieges.
(r(ss&^
V_y
/
I. Einleitung.
m 12. Juli 1886 begehen Volk und Behörden von Luzern
in Verbindung mit der ganzen Eidgenossenschaft zum
erstenmale eine Säcularfeier der Schlacht bei Sempach,
die von jeher als eine jener Thaten betrachtet wurde, denen die
Freiheit und Unabhängigkeit der Schweiz vorzüglich zu ver-
danken sei. Eigenthümliche Verhältnisse hatten jeweilen eine
solche Säcularfeier verunmöglicht.
Im Jahre 1484 war der Stand Luzern mit den übrigen eid-
genössischen Orten der Vereinigung mit Erzherzog Sigmund von
Oesterreich beigetreten. Eine Säcularfeier der Sempacher-Schlacht
wäre daher in jenem Momente, wo der Staat österreichische Erb-
einigungsgelder bezog, in einer Zeit, wo 3000 Schweizer für König
Max in Flandern unter den Waffen standen, höchst unpassend
gewesen. Dazu kam der Groll der Luzerner gegen die Obwaldner
wegen des Amstalden-Handels, welchen die Tagsatzungsgesandten
in Zürich im Juli i486 nicht besänftigen konnten.
Im Jahre 1586 hingegen standen die Urschweizer, deren Ahnen
den Sieg bei Sempach erfochten hatten, geeinigt zusammen, aber
voll banger Ahnungen für die Zukunft. Die Verhältnisse in PVank-
reich legten die Befürchtung nahe, die protestantischen Orte der
schweizerischen Eidgenossenschaft möchten den Kampf gegen
die Katholiken der Urschweiz beginnen. Diese Befürchtungen
führten 1586 zum borromäischen Bunde. Kriegsgerüstet standen
Llehennu, Schlacht bei Sempach.
die beiden Confessionen einander gegenüber. Die Erinnerung an
die Heldenzeit, wo Eintracht und vereinte Kraft den Ruf der
Schweiz begründet hatten, war fast ganz verschwunden.
Im Jahre 1686 hinwieder, in stiller Friedenszeit, wo nur die
Franzosen durch die Festungsbauten an den Gränzen der Schweiz
Anlass zu BeRirchtungen gaben, Oesterreich dagegen der Schweiz
befreundet war, schien innerer Verhältnisse wegen eine Säcular-
feier der Schlacht nicht angezeigt. Die Finanzlage Luzerns war
damals nichts weniger als glänzend, so dass der Bezug einer Staats-
steuer in Aussicht genommen wurde. Ueberdies rief die Türken-
glocke zur Abwehr des gemeinsamen Feindes der Christenheit.
Als endlich 1786 die vierte Säcularfeier der Schlacht von Sempach
herannahte, herrschte im Gebiete von Luzern Wohlstand und
Friede. Erleuchtete Staatsmänner, voll patriotischen Sinnes, stan-
den an der Spitze der Republik und suchten die Jugend fiir
Erhaltung der Freiheit und Unabhängigkeit des Vaterlandes zu
begeistern. Ihnen fehlte aber auch nicht die Einsicht, dass die
Schweiz ihrem Untergange entgegeneile. Schon studirten die Mit-
glieder der schweizerischen Offiziersgesellschaft, die 1786 ihre
Jahresversammlung in Sursee abhielt, die Frage der Landes-
befestigung. Die philosophisch gebildeten Staatsmänner sprachen
mit Hochachtung von Kaiser Josef II., der dem edelsten Schweizer,
dem grossen Haller von Bern, auf seiner Schweizerreise die Hand
gedrückt hatte. Auch in Luzern war Kaiser Josef als Graf von
Falkenstein abgestiegen und hatte den Rathsherrn von Herten-
stein, seinen angeblichen Stammesgenossen, mit einem Besuche
geehrt. Aber die Theilung Polens und mehr noch der Versuch,
die österreichischen Niederlande gegen Bayern einzutauschen
(1785), hatte die Begeisterung der Schweizer für Kaiser Josef II.
in ernste Besorgniss verwandelt. Im Auftrage des preussischen
Ministers am churmainzischen Hofe verfasste Johannes Müller,
der gefeierte Geschichtschreiber der Schweiz, gegen Kaiser Josef
zu Gunsten des «Fürstenbundes» jene Staatsschriften, welche
zeigen sollten, welche Gefahr Deutschland und der Schweiz durch
die Vereinigung Bayerns mit Oesterreich erwachsen würde.
Schon im Januar 1786 war es daher sehr zweifelhaft, dass
der Rath von Luzern eine grössere Feier anlässlich des Sempacher-
Jubiläums veranstalten werde. Seckelmeister Felix von Balthasar,
durch Krankheit und Amtsgeschäfte gehindert, die projectirte
Darstellung des Sempacherkrieges auszuarbeiten, hoffte vergeb-
lich, dass eine geeignetere Feder diese Heldenthaten, namentlich
jene Winkelrieds, würdig darstellen werde ^).
Oekonomische und politische Reflexionen bestimmten endlich,
wie Felix von Balthasar seinem Freunde General von ZurLauben
unter dem 17. Juni 1786 eröffnete, den Rath von Luzern, anläss-
lich der 4. Säcularfeier vom bisherigen Programme zur Feier des
Jahrestages der Schlacht von Sempach nicht abzuweichen. Man
fand, dass im 15., 16. und 17. Jahrhundert, wo die guten Schweizer
ein weit grösseres Gewicht in die politische Waagschale Europa*s
einzulegen hatten als im 18. Jahrhundert, keine Säcularfeier ver-
anstaltet worden sei.
Als daher der Moment der Säcularfeier gekommen war,
änderte, wie der edle Seckelmeister Felix von Balthasar bemerkt,
cdie Hoheit des Standes Luzern an der Feierlichkeit nichts ab,
welche die Väter dem grossen Tage bestimmt. Sie ist voll Einfalt
und stiller Grösse, und bedarf keines Glanzes neuerer Zeit».
Helvezier 1 schreibt Balthasar, vierhundert Jahre sind es, seit
Gundoldingens und Winkelrieds Tod ! — Wie weit stehst du heut
entfernt von ihrer Grösse? wie weit stund jedes hunderte Jahr
entfernt von der Grösse der Väter im selbigen Jahre, wo sie bei
Sempach siegten ? — wie weit wird das künftige Jahrhundert sich
entfernen davon ? oder wird es näher treten der Kraft der Väter,
der Kraft:, die Wunder wirkte? — Warum sankst du nach und
nach hinab, von dem, was du wärest, zu dem, was du bist? —
Bist du gesunken, oder hast du nur mit den Zeiten das Aussen-
werk geändert, und bist du noch, und wärest immer, was ehemals ?
Kannst und sollst du wieder werden, was die Sieger bei Sempach
und ihre Väter waren? wie kannst du dieses werden, und wie
^) Brief an ZurLauben vom 3. Januar 1786.
kannst du dich erhalten, und wachsen in der Kraft des Landes,
und in dem Ruhm, der sie begleitet? . . . Wird nicht das 1886. Jahr
auf alle diese Fragen Antwort geben?
Wenn auch früher keine Säcularfeier des Tages von Sempach
begangen wurde, so fand doch, dem 1386 nach hartem Streite
abgelegten Gelöbnisse getreu, alljährlich eine kleine Schlachtfeier
statt, an welcher man Gott Rir den verliehenen Sieg dankte, für
das Seelenheil der erschlagenen Freunde und Feinde einen kirch-
lichen Gedenktag mit feierlicher Procession abhielt und den Armen
eine Spende verabfolgte. Seit ältester Zeit hielt bei diesem An-
lasse ein Geistlicher eine Ansprache an das Volk, in welchem
er der Heldenthaten der Väter gedachte und die Namen der
Helden verlas, von denen so viele auf dem Schlachtfelde an
jenen Stätten ruhen, wo jetzt aus hohem Grase einfache Kreuze,
Kapellen und Monumente hervorragen.
Wie die Chronisten und Geschichtschreiber, betrachteten auch
die Prediger *) und Festredner, welche am Gedenktage der Schlacht
von Sempach auftraten, Ursachen und Verlauf des Krieges im
Wechsel der Zeit von sehr verschiedenen Gesichtspunkten.
Den Zeitgenossen erschien der Sieg der Eidgenossen bei
Sempach als eine göttliche Fügung. Nicht sich selbst, nicht ihrer
Weisheit, Kraft und Kriegstüchtigkeit schrieben die alten Eid-
genossen den Sieg über einen der gefeiertsten Kriegshelden ihrer
Tage zu, nicht den Terrain- Verhältnissen, nicht den Zufällen,
nicht dem blinden W^alten des Schicksals. Das alte Siegeslied,
das den Kampf so lebhaft schildert, dass man die mächtigen
Gestalten mit ihren eisernen Muskeln zu sehen glaubt, jenes Lied,
wo das Heer geschildert wird, das wie ein Mann marschirt, wo
man die wuchtigen Schläge der Streitkolben zu fühlen glaubt,
^) Diese trugen wesentlich dazu bei, das Andenken an die Heldenthat im
Volke zu erhalten ; leider entwarf mehr denn einer ein wahres Zerrbild der
Schlacht und erging sich in Schilderungen der Oesterreicher, die auf einer Kanzel
sich sonderbar ausnahmen, z. B. 1792 der berühmte Stalder, der die Feinde
«Würger der Menschheit und ihrer heiligen Rechte» nannte, «Vasallen voll
niedriger Selbstsucht«, «Christen dem Namen nach«. Die Eidgenossen wollten
• nicht bloss Melkvieh sein!«
5
das Lied, in dem das Zomgebrüll der rauhen Urschweizer und
die stolze Siegesfreude, die dem Siege der Freiheit folgte, in
kräftigsten Akkorden daherbraust: dieses alte Siegeslied, das
noch in der zweiten Hälfte des i6. Jahrhunderts gesungen wurde,
gibt Gott allein die Ehre ; denn es hebt an :
Im tausend dreihundert
und sechs und achtzigsten Jahr,
da hat auch Gott besunder
sin Gnad gethan, s'ist wahr!
He ! der Eidgenossenschaft — ich sag,
That ihnen grossen Beistand
Auf Sanct Cirillen Tag.
Damals betrachtete man in Frankreich und in Italien den
Sieg der Eidgenossen als eine Fügung Gottes schon aus dem
Grunde, weil der Kampf der Schweizer gegen Herzog Leopold
von Oesterreich auch einen kirchlichen Charakter hatte, da ja
Herzog Leopold der Hauptprotector des Gegenpapstes war und
seine Unterthanen verpflichtete, Papst Clemens VII. anzuerkennen.
Die Niederlage des Herzogs schien somit die Herstellung der
kirchlichen Einheit zu fördern. Der älteste Vertreter dieser Auf-
fassung ist der Spanier Johann de Monte Sono, damals Professor
an der Universität in Paris. — Diese Auffassung erhielt sich am
längsten bei den katholischen Festp redigem an der Sempacher-
Schlachtfeier und bei den protestantischen Chronikschreibern des
i6. Jahrhunderts, welche die Schweizer gewissermassen als das
Volk Gottes darzustellen suchten und alles Unrecht nur auf Seite
üesterreichs, das vollste Recht dagegen auf Seite der Schweizer
zu finden gewohnt waren. Bei den letztern wirkte hiebei wohl
weit weniger die Stellung Leopolds im Kirchenstreite des 14. Jahr-
hunderts bestimmend mit, als vielmehr die kirchliche Richtung
seiner Nachkommen, die später mit den religiösen Gegnern jener
schweizerischen Orte, die am Siege bei Sempach nicht theil-
genommen hatten, in freundschaftlichen Verhältnissen lebten.
In Friaul dagegen, das Herzog Leopold im Kampfe um seine
Freiheit (nach alter Auffassung) im Stiche gelassen, sah man im
Siege von Sempach die rächende Nemesis Rir den Verkauf von
Felltre und Belluno an die Carrara.
Von seinen Getreuen, namentlich von der Ritterschaft, wurde
Herzog Leopold als ein edler Fürst betrauert, der im Kampfe
gegen grobe, rebellische, ihm an Zahl weit überlegene Bauern,
nicht durch Kriegskunst, sondern weit mehr in Folge eines unglück-
lichen Zusammentreffens verschiedener Factoren besiegt worden
sei. Zu diesen unglücklichen Fügungen rechnete man die Krank-
heit des Herzogs, die ungeheure Hitze, in Folge deren die tapfersten
Ritter ohne Wunden in ihren Harnischen erstickten, das Scheu-
werden der ungarischen Pferde, welche die Unordnung im Heere
verursachten, den Streit um das Vorkampfsrecht zwischen den
Schwaben und Etschem, die ungezügelte Kriegslust der jungen
Ritter, die Flucht des Grafen von Hennenberg
Einzelne Cleriker in österreichischen Landen weinten freilich
auch dem Herzog aus dem Grunde keine Thräne nach, weil er
die Steuerfreiheit der Geistlichkeit nicht respectirt hatte.
Im fernen Norden dagegen, wo man über die Streitkräfte der
Parteien durchaus nicht orientirt war, wollte man den Sieg nicht
nur der numerischen Ueberlegenheit der Schweizer — der Francis-
caner Detmar von Lübeck spricht von 30,000 Mann — , sondern
auch einer Kriegslist zuschreiben, indem man vorgab, die Schweizer
hätten den Herzog in einen Engpass gelockt, dort umzingelt und
mit 6000 Mann erschlagen. Selbst in Italien sprach man, wie
die Biographie Papst Clemens' VII. zeigt, von dieser schweize-
rischen Uebermacht, aber auch von der vorzüglichem Bewaffnung
der Eidgenossen.
Die österreichische Auffassung und Darstellung der Schlacht
blieb sich verhältnissmässig am consequentesten ; die schweize-
rische Darstellung des Krieges dagegen machte verschiedene
Stadien durch.
Im 15. Jahrhundert, wo die demokratische Auffassung der
Geschichte mehr und mehr einer aristokratischen Darstellung wich,
so dass nicht mehr dem Zusammenwirken aller Elemente durch
göttliche Zulassung, sondern der Weisheit und Kriegstüchtigkeit
der AnRihrer und der Aufopfenmg Einzelner der herrliche Sieg
zugeschrieben wurde, fiihrte man die Veranlassung des Krieges
mehr auf einzelne Personen, zunächst auf die Härte der öster-
reichischen Landvögte^ den Treubruch der Amtsleute im Kyburger-
kriege, oder wie der Autor der Cillier Chronik, wie der Ungar
Martin von Zips, Abt im Schottenkloster zu Wien (1460) und
Veit Arnpeck (1488), auf die österreichischen Räthe zurück,
welche Herzog Leopold bestimmten, dreimal die Geistlichkeit
zu besteuren und sonst auch viele Neuerungen einzuführen. Diese
Kriegsursachen wurden zum Theil wirklich auch in den Klag-
schriften der eidgenössischen Orte angeführt. Wie anderwärts
wurde aber auch in der Schweiz jede grosse Errungenschaft,
welche die Geschichte verzeichnet, auf den Ehrgeiz der Fürsten,
auf die Tüchtigkeit der Feldherm und auf die Tapferkeit der
Soldaten zurückgeführt. Diese Factoren lagen ja so oflfen vor
Augen, dass es rein unmöglich schien, sie negiren zu können.
So wurden denn die Anführer der Eidgenossen, namentlich Peter-
mann von Gundoldingen , Heinrich von Moos und Stephan von
Silinen, im Anschlüsse an das kurz vorher überarbeitete grosse
Lied vom Streite zu Sempach, als diejenigen gepriesen, deren
Weisheit man den Sieg ganz vorzüglich zu verdanken hatte.
Durch das dem Halbsuter von Luzern zugeschriebene Lied kam
nach und nach das Andenken an Winkelrieds Heldenthat zu all-
gemeiner Verbreitung ; seit dem Beginne des 16. Jahrhunderts,
wo das Lied die letzte Ueberarbeitung erfahren haben wird, galt
Winkelried unbestritten als der Retter des Vaterlandes. Den
Zusammenhang der Schlacht von Sempach mit den allgemeinen
Zeitverhältnissen, namentlich aber die Folgen des verderblichen
Bruderzwistes im Hause Habsburg, die zur Ländertheilung und
dadurch zur Schwächung der österreichischen Macht führten,
Hessen die Historiker des 15. Jahrhunderts ausser Betracht. Nicht
nur in der Schweiz, sondern fast überall verkannte man ja damals
die allgemeinen Gesetze, nach welchen die Reihenfolge der Er-
eignisse sich vollzieht, und flihrte, statt auf allgemeine Factoren,
auf einzelne Individuen die geschichtliche Entwicklung zurück.
So wurde, wie die allgemeine Geschichte, auch der Sempacher-
krieg von gewissen ScTiriftstellem wie eine Epopöe behandelt.
8
in welcher die Kämpfe des gewaltigen Herrschers mit dem wider
streitenden Volkswillen dargestellt wurde. Wie in einem Drama
erzählen die Chronisten des i6. und 17. Jahrhunderts die Ver-
handlungen der österreichischen Kriegsräthe vor dem Treffen ob
Sempach, und es fehlt selbst, wie in jedem ächten mittelalter-
lichen Schauspiele, nicht einmal die komische Person, die in der
Gestalt des Hofnarren Heini von Uri, einem Gegenstück zu Kuoni
von Stocken in den Tagen des Morgarten- Krieges, hier auftritt.
Schweizerische, deutsche und österreichische Schriftsteller der
letzten Jahrhunderte anerkennen einstimmig die Tapferkeit und
den Edelmuth des jugendlichen Herzogs, den sie gewissermassen
als ein Opfer gekränkten Rittersinnes bei Sempach fallen lassen.
Später erkannte man, dass doch der Geist über die rohe
Kraft nur zu oft den Sieg errungen habe. Die Geschichtsphilo-
sophen suchten die leitenden Ideen systematisch darzustellen und
fanden denn auch richtig heraus, dass der Geist der belebenden Frei-
heit den Sieg über den verknöcherten Feudalismus errungen habe.
Auf diese doctrinär philosophische Darstellung des Sempacher-
krieges folgte die Epoche der literatur- und kriegsgeschicht-
lichen Forschungen.
Durch das Studium der Poesie wurde die Mythologie mehr
und mehr in den Vordergrund gerückt. Man erkannte in vielen
Erzählungen aus der Schweizergeschichte nichts als Anklänge
an das klassische Alterthum, Reminiscenzen aus der Mythologie.
Die ächten Philologen erblickten in Winkelried den Doppelgänger
eines Decius und Kodrus ; die modernen Germanisten bezweifelten
Winkelrieds Heldentod schon aus dem Grunde, weil er in alten
Chroniken als ein hünengcstaltiger Held geschildert wurde und
weil an seine F"amilie, — in der selbst der Name Schruthan,
eines Helden aus dem germanischen Sagenkreise vorkommt — auch
sonst so viele Traditionen sich knüpfen, selbst Erinnerungen an
Drachenkämpfe ! So wurde denn die Erzählung von Winkelrieds
Heldenthat als einfache Soldatenanekdote behandelt, die aus
der Chronik des Johann von Winterthur, wenn nicht aus dem
klassischen Alterthum entlehnt sei.
Durch das Studium der Kriegsgeschichte hinwieder kamen
einzelne Forscher zur Ansicht, die Schlacht bei Sempach könne
unmöglich sich so entwickelt haben, wie die Chronisten und
Liederdichter melden. Das Terrain hätte unmöglich eine so grosse
Zahl schwerbewaffneter Ritter aufnehmen können. Der Entscheid
des Kampfes sei vorzüglich der Ueberlegenheit der schweize-
rischen Hellebarde gegenüber dem schwerfalligen Speere auf dem
ungünstigen, zum Manöveriren der Reiterei absolut ungeeigneten
Terrain, und vielleicht auch den damals im österreichischen Heere
eingeführten Plattenhamischen zuzuschreiben. Von einem durch
den Opfertod Winkelried' s herbeigeführten Entscheide könne nicht
die Rede sein ; denn einerseits sei das Vorkommniss nicht durch
gleichzeitige Zeugnisse bewiesen, anderseits wäre der Opfertod
eines Mannes auf den Erfolg des Treffens wirkungslos ; es müssten
viele nacheinander oder miteinander die selbeThat ausgeführt haben.
Uebrigens sei diese Heldenthat in frühern Schweizerkriegen wirk-
lich vorgekommen und daher bei Sempach schwerlich noch ein-
mal ausgeführt worden. Man verschwieg dabei, wie Dr. August
Bemoulli zuerst bemerkte, dass später noch einmal ein Luzerner
nach dem Berichte eines Augenzeugen eben diese That zu Pferd
ausführte, indem Conrad Koyt in der Schlacht zu Nancy mit
seinem Rennfähnlein in die Burgunder einstürmte. ^) «Gewisse Er-
innerungen der Familie (Winkelried), zu deren Verherrlichung wohl
das historische Lied hauptsächlich dienen musste, mögen — ver-
sichert man — hier vorhanden gewesen sein.» Wie die alten
Geschlechter in Rom hätten die Unterwaldner Familien ihre
Traditionen gehabt. — Allein hat man jemals davon gehört, dass
eine Tradition an die Epoche der Familiengeschichte anknüpft,
die uns den tiefsten Fall des Geschlechtes zeigt? Kannte man zu
Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, wo die Winkel-
*) Schillings Chronik von 151 1 — 151 2, Druckausgabe 91. Diese That erwähnen
die andern zeitgenössischen Chroniken ebenso wenig, als die in Gast's Tage-
büchern von 1548 erzählte Heldenthat des «Consianzer Winkelrieds» (Buxlorf-
Falkeisen: Gast's Tagebuch, Basel 1856, 74), die ebenfalls gleichzeitigen Con-
stanzer Georg Vögeli und Christoph Schullheiss. Vgl. der Constanzer Sturm 1846.
\
lO
riede wieder an der Spitze ihres Heimatlandes standen, noch die
bittere Noth der Familie, auf welche das Lied anspielt. Denn
nach dem Erlöschen der habsburg-österreichischen Herrschaft in
Nidwaiden waren die schönen Tage dieser Familie für lange Zeit
vorüber. Es gab eine Zeit, wo mehrere Glieder der Familie,
Jenni, Claus und Welti Winkelried, als Diebe vom Rathe von
Nidwaiden waren verrufen worden*), wo der «lahme Winkelried»
um Gottes Willen in Luzern um Almosen bat (1397), und wo
die Familie durch Besorgung der F'ähre auf dem Alpnachersee
ihr Auskommen suchen musste (noch 1449). Nur Erni Winkelried
in Stans, 1396 unter den Stiftern der Frühmesse genannt, ein
einfacher Bauer, brachte nach den Eschenthalerkriegen seine
Familie wieder zu Ansehen und erhielt 1417 die höchste Würde,
welche die kleine Republik verleihen konnte. Aber mit ihm er-
losch wieder fiir lange Zeit der Glücksstern seiner Familie, die
nach dem Tode des Helden von Biccocca arm und ungeehrt
ausstarb.
Während die Germanisten und Kriegshistoriker in solchen
Spitzfindigkeiten sich gefielen, gewann die rechtsgeschichtliche
Forschung immer mehr Bedeutung und förderte eine Reihe von
Thatsachen zu Tage, welche die Rechtsfrage, um die sich der
Sempacherkrieg drehte, in neuem Lichte erscheinen Hessen. Man
verfolgte die Entstehung und den Verlauf des Schweizerbundes
an der Hand der alten Staatsverträge der Eidgenossen unter-
einander, mit Kaiser und Reich, wie mit dem Hause Oesterreich.
Man schenkte den parlamentarischen Fragen, auf die schon die
alten Rechtsschriften, die Chronik des Detmars von Lübeck,
namentlich aber Gilg Tschudi, der Vater der Schweizergeschichte,
hingewiesen, immer grössere Aufmerksamkeit, und Hess rationelle
Philosophie an die Stelle der Mythologie und der Literatur-
geschichte treten.
Dank der allgemeinen Zeitrichtung konnten in sogenannten
gebildeten Kreisen weder die philosophische, noch die rechts-
*) Abschied der Tagsatzung vom 2. December 1398.
II
geschichtliche Darstellung des Sempacherkrieges sich einbürgern ;
vielmehr fand bei der grossen Masse des Volkes die durch Gilg
Tschudi und Johann von Müller traditionell gewordene Auffassung,
bei dem «Volke der Denker ^ hingegen mehr die auf einzelne
Vorgänge des Kampfes sich beziehende skeptische Untersuchung
Anerkennung.
Die Neuzeit sucht jetzt mehr und mehr das bewegende Element
der Welt- und Staatsgeschichte hervorzuheben, und findet, dass
das, was die philosophischen Ideen erzeugt und was die mili-
tärischen Kräfte in Bewegung setzt, was die politischen und
socialen Kämpfe hervorruft, im Grunde nur die Frage um die
menschliche Existenz sei, die in allen Epochen, wenn auch in
verschiedenen Formen, ihre Lösung verlangte. So scheint denn
heut zu Tage die richtige Auffassung der Vergangenheit von der
wahren und klaren Darstöllung der rein materiellen Fragen,
welche jeweilen die Zeit bewegten, abhängig zu sein; da die
materielle Frage die philosophische und rechtliche Auffassung
beeinßusste.
Nach unserer Auffassung darf an der Säcularfeier eines Er-
eignisses, welches im Verlaufe der Zeit so verschieden beurtheilt
wurde, ein Historiker ebenso wenig die verschiedenen Standpunkte
früherer Beurtheiler ignoriren, als sich einseitig auf irgend einen
Standpunkt, und wäre es auch der allerneueste , stellen. Denn
Ursache und Verlauf des Krieges hingen hier wie anderwärts mit
zu vielen und verschiedenen Factoren zusammen. Die Parteistellung
gruppirte sich durchaus nicht nach rein socialen Verhältnissen;
Religion und Politik berührten sich zu vielfach. Was die Einen
Zufall nennen, heissen die Andern Fügung Gottes; was Dieser
als entscheidenden Moment betrachtet, findet Jener kaum er-
wähnenswerth, weil die gleichzeitigen Quellen entweder einander
widersprechen oder ein Ereigniss, das später allgemein erzählt
wird, nicht erwähnen.
Die Urtheile über den Werth der Tradition aber, auf die wir
in vielen Fällen angewiesen sind, stehen noch nicht fest. Bei-
fällig wurde zwar von kritischen Forschern die Bemerkung jenes
12
berühmten Forschers über die älteste römische Geschichte auf-
genommen, dass über den Werth der Tradition nur das Alter
und die Glaubwürdigkeit der Quellen entschieden. — Aber gerade
das Alter der Quelle, das zur Beurkundung eines Ereignisses
entscheidend sein soll, ist sehr oft nichts weniger als massgebend,
man vergleiche nur den aus dem Jahre 1386 stammenden Bericht
des Lübecker Franciscaners über die Schlacht bei Sempach, oder
die Erzählung des Anonymus Friburgensis über den Einfall der
Oesterreicher ins Entlebuch und die Zerstörung von Sempach
durch dieselben.
Schon Tacitus, der Meister der Geschichte, bemerkt in seinen
Annalen weit richtiger: auch die bedeutendsten Ereignisse sind
zweifelhaft ; denn die Einen halten das, was sie irgendwie gehört,
ohne Weiteres dir wahr, die Andern aber fabuliren geradezu.
Und dieses Beides — die absichtliche und unabsichtliche Ent-
stellung der Wahrheit — wird desto grösser, je länger das Er-
eigniss her ist.
Kann also selbst bei der Erzählung gleichzeitiger Ereignisse
von Zuverlässigkeit keine Rede sein, so ist das bei frühern Vor-
fällen noch weniger zu erwarten. Seit dem durch Niebuhr und
>
Hegel bei uns erweckten kritischen Studium der Geschichte aber
hält man gewisse Erzählungen von Ereignissen, die keine 100 Jahre
nach der Zeit niedergeschrieben worden sind, wo sie vorgefallen
sein sollen, auch dann für unwahrscheinlich, wenn ein Gegen-
beweis nicht erbracht werden kann.
Wir wollen und können die Fragen, welche seit so langer
Zeit schon die kritische Geschichtsforschung beschäftigt haben,
nicht der Reihe nach durchgehen ; denn wir halten hiezu weder
den Anlass fiir gegeben, noch die Zeit ftir geeignet. Wir sagen
nur, man hat bis anhin noch viel zu wenige Geschichtsquellen
mit in den Kreis der kritischen Untersuchung hineingezogen, und
man hat auch die Kritik nicht so geübt, wie die Verhältnisse
es erforderten.
Wir beschränken uns hier auf eine kurze, aus den zuverlässigsten
Geschichtsquellen geschöpfte Darstellung des Sempacherkrieges,
_ J3 _
lassen dann die Quellen in ihrem Wortlaute selbst sprechen, und
verweisen endlich auf die Literatur, aus der sich jeder Leser selbst
noch weitere Belehrung schöpfen mag.
lieber die ältesten luzernerischen Geschichtsquellen aber, aus
denen man zunächst die genauesten Berichte über die Schlacht
erwarten dürfte, erlauben wir uns einige erläuternde Bemerkungen.
Von den am Kampfe betheiligten Streitern scheint keiner einen
einlässlichen Bericht verfasst zu haben. Die Versicherung Gottlieb
Emanuels von Haller, dass Conrad von Stein von Schwyz, welcher
der Schlacht als gemeiner Soldat beigewohnt, den Kampf in
einem Octavbändchen von zwei Finger Dicke beschrieben und
mit Abbildung der eroberten Fahnen geziert habe, «gar sauber
gemalt» , ist nicht sehr glaubwürdig. Im luzernerischen Hitz-
kircherthale erzählt man sich ebenfalls, es existire noch in
Ermensee eine Beschreibung der Schlacht bei Sempach, welche
ein österreichischer Ritter, der selbst mitgefochten , in Schrift
verfasst habe. Ein solcher Bericht muss noch nach der Mitte des
15. Jahrhunderts in Wien existirt haben. Es war die Meldung
des österreichischen Landvogtes Reinhard von Wehingen, die
aber, wie wir später hören werden, jener Kürze sich befliss, die
wir an den ersten Meldungen von verlornen Schlachten zu be-
wundern gewohnt sind.
Es ist geradezu beschämend, dass die einlässlichsten Berichte
älterer Zeit, die uns über die Heldenschlacht von Sempach er-
halten sind, aus solchen Orten stammen, die dem Kampfe fern
standen : aus Strassburg, Bern, Constanz, Zürich und dem Thurgau,
und dass erst nahezu 100 Jahre nach der Schlacht endlich auch
ein luzernerischer Geschichtschreiber sich aufraffte, um die bald
in Volkssagen und Volksliedern ausklingenden Nachrichten über
den Ehrentag seiner Vaterstadt in Schrift zu fassen.
Gerade an dem Orte, wo man zuerst eine einlässliche Er-
zählung von dem Siege ob Sempach erwarten sollte, wurde
während und unmittelbar nach dem Kriege so zu sagen gar
nichts über die Kriegsereignisse notirt.
Die Benedictinermönche im Hofe zu Luzern, deren literarische
14
Thätigkeit sich fast nur auf die Führung ihrer Rechnungsbücher
und Abfassung von Schriften zur Sicherstellung ihrer Rechte und
Einkünfte beschränkte, scheinen schon im Jahre 1384 mit Luzern
wegen kirchlichen Fragen in Conflikt gerathen zu sein. Sie hielten
mit Herzog Leopold von Oesterreich zum Gegenpapste, während
der Rath von Luzern den rechtmässig erwählten Papst Urban VL
anerkannte. Propst war Hugo von Signau, Cämmerer Friedrich
von Mülinen, Custos Wilhelm von Ougersheim, deren nächste
Anverwandten auf dem Schlachtfelde ob Sempach in den Reihen
der Oesterreicher fielen. Die übrigen Mönche waren meist Elsässer,
so Heinrich von Meienheim, Friedrich von Hochfelden, Heinrich
von Schauenburg, Johann Baselwind, Andreas Baselmann. Nur
Hartmann von Wissenwegen und Matthäus von Werd stammten
aus der Stadt Luzern. Desshalb sahen sich die Benedictiner kaum
veranlasst, in ihrem Jahrzeitbuche speciell des Sieges bei Sempach
zu gedenken; sie notirten einfach die Jahrzeitstiftung für den
Schultheiss Petermann von Gimdoldingen. Aus dem Jahrzeitbuche
von 1445 geht deutlich hervor, dass damals in der Stiftskirche
noch nicht die eigentliche Schlachtjahrzeit begangen wurde. Wie
es scheint, wurde diese Feier in Luzern bis ins 16. Jahrhundert
nur in der Peterskapelle gehalten und erst später im Hof
Wie die Benedictiner im Hof zu Luzern, hatten auch die
Franciscaner, die zur Zeit des Krieges entschieden auf Seite der
Stadt stunden, seit der Zeit, wo Johann von W^interthur Luzern
verlassen hatte (um 1340), keinen Chronikschreiber mehr in ihrer
Mitte. Irgend ein Mönch schrieb einfach ins Anniversarienbuch die
Jahrzeitstiftung für die bei Sempach Gefallenen. Da die eroberten
Panner in der Franciscanerkirche — nicht in der Stadtpfarrkirche
oder deren Filiale zu St. Peter — aufgehisst wurden, ist anzu-
nehmen, dass die Franciscaner damals als Feldprediger mit den
Luzernern zum Kampfe ausgezogen seien. Dieses intimere Ver-
hältniss leuchtet auch aus der Bewilligung des päpstlichen Legaten,
Philipp von Alengon, Bischof von Ostia, hervor, der den Bürgern
am 21. September 1387 das Recht einräumte, bei den Barflissern
zur Messe zu gehen, wenn die Benedictiner im Banne sich be-
15
finden sollten. Hiefiir spricht auch die alte Tradition , dass die
bei Sempach erschlagenen Luzerner bei den Franciscanern ihre
Ruhestätte gefunden haben.
Derjenige aber, dem nach allgemeiner Ansicht die Pflicht zu-
gefallen wäre, einen einlässlicheren Bericht über die Schlacht von
Sempach abzufassen, war der Stadtschreiber von Luzern. Dieses
Amt bekleidete damals (1378 — 1400) der päpstliche und kaiser-
liche Notar Nikolaus Schulmeister von Strassburg, ein Mann, der
mit Vorliebe mystischen Studien oblag. Schulmeister, ein hablicher
Mann, schrieb 1396 in deutscher Sprache Betrachtungen über das
Leiden Christi und das Messopfer, die er mit 25 Bildern zierte.
Schulmeister war in deutscher und lateinischer Sprache sehr
gewandt, wie sowohl seine Einzeichnungen im Raths- und Bürger-
Buche, als die Klageschriften gegen üesterreich zeigen; allein
er war offenbar der politischen Bewegung abhold. — Allerdings
hatten die Berner zur Zeit auch nicht durch ihren Stadtschreiber
den Bericht über die Schlacht bei Laupen abfassen lassen ; dies
that vielmehr ein Deutschordensbruder. Anderwärts aber griffen
in solchen Fällen, wo es sich um Verewigung der Thaten der
Bürgerschaft handelte, die Stadtschreiber zur Feder, so z. B. in
Strassburg, wo 1262 die Beschreibung der Schlacht auf dem
Hausberge entstand, die flir Strassburg wohl die gleiche Be-
deutung hatte, wie der Tag von Sempach flir Luzern und die
ganze Eidgenossenschaft.
Der Unterschreiber Ulrich Wisse, der Gehülfe des Stadt-
schreibers, scheint hauptsächlich mit der Führung der Protokolle
über die Ausbürger und den complicirten Bezug der verschiedenen
Steuern und Abgaben sich befasst zu haben.
Zur Entschuldigung der luzernerischen Schreiber mag aller-
dings angeführt werden, dass unmittelbar nach der Schlacht die
Friedensverhandlungen eröffnet wurden, bei denen die Kanzlisten
von Luzern als Protokollführer sehr in Anspruch genommen
wurden, und dass die Pest ausbrach. So mochten sich die Schreiber
in Luzern kaum in der richtigen Stimmung befinden, die grossen
historischen Darstellungen forderlich ist. Endlich darf auch nicht
i6
übersehen werden, dass Ereignisse von eminenter Tragweite auch
früher schon in Luzern n\ir im Style telegraphischer Mittheilungen
verzeichnet wurden, während andere, für Luzern belangreiche
Vorkommnisse gar nicht in die Protokolle eingetragen wurden.
Zu diesen mit Stillschweigen übergangenen Ereignissen rechnen
wir z.B. den Verkauf Luzerns an Oesterreich, den Beitritt Luzerns
zum ewigen Bunde der Waldstätte, den Torbergischen Frieden,
den Einfall der Gugler, das Burgrecht Luzerns mit dem Lande
Entlebuch.
Dieses Stillschweigen, ist um so auffalliger, weil daneben im
Stadtbuche Ereignisse verzeichnet wurden, die dir Luzern nicht
von sichtlicher Bedeutung waren, wie z. B. die Nachricht über
das Gründungsjahr von Bern, die Schlacht von Laupen u. s. w.
Einlässlicher wurden dagegen einige civilrechtliche Entscheide
und ein Criminalurtheil von 1385 notirt; den grössten Umfang
aber beansprucht die Beschreibung der ersten Thurmuhr. Wir
schliessen hieraus, dass den damaligen Stadtschreibern von Luzern
die Begabung und der Sinn für historische Darstellung fehlte,
dass aber das Stillschweigen der ältesten luzernerischen Berichte
über den Verlauf der Schlacht absolut keinen Anhaltspunkt ftir
die Bestreitung von Vorkommnissen bietet, die durch anderweitige
Quellen verbürgt sind*).
') Auch die spätem Berichte der luzernerischen und urschweizerischen Haupt-
leute aus dem Felde sind in der Kegel ungemein kurz gefasst, während diejenigen
der Züricher zuweilen einlässliche Beschreibungen der einzelnen Vorgänge ent-
halten, man vergleiche z. B. den Bericht an Zürich über das Treffen zu Roveredo
vom 27. Juni 1487, welcher manche Seite füllt, während der Bericht der luzerne-
rischen Hauptleute vom 8. März 1446 über die Schlacht zu Ragaz nicht 40 Zeilen
beansprucht.
^•^^^
^rawtmjinj Lniifiiiiiion lun •fiiDirjanmtnii
tumuia]Miiiriiuinnniin«mruiiiininrnrTrTiiiLniiiiMii;iiifii]riininfmT;mmiiWTumTirTninTiiit)f iTm^rmmmniTmTTiTTFTi
fiiiuu4iiiiiimjui;e
ntnmiu inmiannilIinnWirTTiiiirrBnmiiiiit'tiiii:nuwtrTi''niinnrmTnnn»iJwmnBi»nfiii»iii
II Die Kriegsursaehen.
Is die Stadt Luzem im Jahre 1332 dem ewigen Bunde
der Waldstätte beitrat, behielt sie allerdings die Rechte
der Herrschaft Oesterreich vor. Allein diese landes-
herrlichen Rechte, wie die Freiheiten der Stadt Luzern waren nicht
klar ausgeschieden. Mit diesem Bunde wurde zugleich der Keim
zu neuen Verwickelungen gelegt, die durch die allgemeinen Zeit-
verhältnisse, namentlich durch den Kampf des Hauses Habsburg-
Oesterreich gegen Ludwig den Bayer und das luxemburg-böhmische
Haus rasch entwickelt wurden. Der Beitritt der Orte Zürich, Zug,
Glarus und Bern zum eidgenössischen Bunde verschärfte die Gegen-
sätze zwischen Oesterreich und den Elidgenossen. Doch gelang es
nach dem langwierigen Züricherkriege, wie früher durch den vom
Bischof Nikolaus von Constanz 1338 erlassenen Spruchbrief, durch
den brandenburgischen Frieden ein Abkommen zu treffen, welches
wenigstens einzelne Streitpunkte regulirte. Allein die Erwerbung
der Landschaft durch die Stadt Luzern einerseits, und die Auf-
nahme österreichischer Landsassen in den Bürgerverband andrer-
seits führten in Verbindung mit der durch die Bundesbriefe der
eidgenössischen Orte geforderten Hülfeleistung an die Bundes-
städte Zürich und Bern zu immer neuen Conflicten mit Oesterreich.
Denn wie Zürich das Haus Habsburg -Rapperswil zermalmte,
so unterwarf sich Bern im Burgdorferkriege das Haus Kyburg.
So waren also die beiden, im heutigen Gebiete der Schweiz
lAehenau, Schlacht boi Sompach.
i8
begüterten jüngeren Linien des Hauses Habsburg ihrem Unter-
gange nahe und konnten nur durch Abtretung ihrer Rechte an
die ältere habsburg-österreichische Stammlinie, oder durch An-
schluss an die eidgenössischen Orte ihr Dasein fristen.
Dem begabtesten österreichischen Diplomaten des 14. Jahr-
hunderts, Johann Schultheiss von Lenzburg, Bischof von Gurk
und Brixen, war es gelungen, ein leidliches Verhältniss zwischen
der kräftig aufblühenden Schweiz und dem von allen Seiten be-
drohten Hause Oesterreich herzustellen und namentlich die Ver-
suche Kaiser Karls IV. zu vereiteln, die Eidgenossen zum Kampfe
gegen den von ihm befehdeten Herzog Rudolf IV. zu bewegen.
Nicht nur blieben die Eidgenossen in diesem Streite neutral,
sondern die Stadt Luzem leistete in der Folge, nachdem der
thorbergische Friede erneuert worden war, den Herzogen auch
Hilfe gegen Mümpelgard.
Für diese dem Hause Oesterreich bewiesene Treue ertheilte
Herzog Rudolf IV. der Stadt Luzern Freiheiten bezüglich der
Bürgeraufnahmen, Zollbefreiung vom Gotthard bis zur Fluh bei
Reiden und bis nach Windisch (1361) und räumte ihr 1365 das
Präsentationsrecht für die Caplanei am Stadtspital ein. Diesem
freundlichen Einvernehmen, das noch lange fortdauerte, hatten
die Luzerner auch den Vorschub zu verdanken, den ihnen 1377
der österreichische Landvogt Peter von Thorberg in der Fehde
gegen die Ritter von Rümlang leistete.
Da aber trat nach dem Tode Herzog Rudolfs IV. (1365,
27. Juli) und dem Rücktritte Bischof Johanns von Brixen vom
österreichischen Staatskanzleramte jene Wendung ein, welche die
Vernichtung der österreichischen Herrschaft in der Schweiz vor-
bereitete : die Theilung der österreichischen Lande unter die
Herzoge Albrecht und Leopold von Oesterreich. Durch diese
in den Jahren 1372 eröffnete, 1373, 1375 und 1379 bestätigte
Theilung erhielt der bedächtigere, friedliebende ältere Sohn Herzog
Albrecht das Herzogthum Oesterreich und die Länder ob und
unter der Ens ; der jüngere, kriegerisch gesinnte Herzog Leopold
dagegen die Grafschaft Tyrol, Kärnthen, Krain, Steiermark, die
19
Vorlande, d. h. Schwaben, Burgaii, Breisgau, Sundgau und Elsass.
Allerdings verpflichtete der Theilungsakt die beiden Brüder zu
Schutz und Trutz und verbot ausdrücklich, dass einer gegen den
andern ein Bündniss abschliesse. Thatsächlich aber ging jeder
der Herzoge fortan seine eigenen Wege, ohne sich um das ge-
meinsame Interesse sonderlich zu kümmern. Einsichtsvolle Männer,
ja selbst der Hofpoet Suchenwirt, ^) bedauerten offen diese un-
heilvolle Theilung.
Zur Zeit der ersten Landestheilung hatte Herzog Leopold
erst kürzlich das zwanzigste Altersjahr überschritten. So lange
Bischof Johann von Brixen dem jugendlichen Herzog zur Seite
stand, blieb das gute Einvernehmen mit den Eidgenossen noch
bestehen.
Aber zu der durch die Landestheilung herbeigeführten Schwä-
chung der österreichischen Macht kamen bald noch andere Ca-
lamitäten.
In Folge des langwierigen Krieges mit Bayern und Venedig
wie durch übermässigen Luxus, dem die Herzoge ergeben waren,
wurde die Finanzlage eine kritische. Schon 1368 hatten die Her-
zoge sich entschlossen, die Verwaltung ihrer Länder fünf treu-
bewährten Dienern auf die Dauer von vier Jahren zu übertragen ;
sie behielten sich nur eine jährliche Rente von 17,000 Pfund Wiener
Pfennige vor. Die übrigen Einkünfte sollten zur Tilgung der
Schulden verwendet werden. Aber dieses löbliche Streben hatte
ein anderes Uebel im Gefolge, das den Herzogen die Liebe ihrer
Unterthanen entzog : die Steuererhöhung.
*) Von der Fürsten tailung.
«:Tailt ir die zwai, also das Holtz,
Ir müsst euw lassen pucken,
Wärt Ir an chreften noch so stoltz
Die Herrschaft wird zu stucken.
Die gült, die mögt ir tailen wohl,
Jeglicher in sein kanimer;
Burg und statt bei einander sol
Beleiben; es bringt Jammer,
Wo man aus guten Landen weit
Will stuck und trümmer machen.
Das muss schier in kurzer Zeit
Gewalt und herrschaft schwachen. >
I
20
Die Steuern mussten nach der Landestheilung auf dem gleichen
Fusse belassen werden, weil die Kriege Herzog Leopolds in
Preussen, die Kämpfe gegen Aquileja, Padua und Venedig, der
Feldzug gegen die Gugler, wie die Käufe der Herrschaften Nydau
und Büren, Klein-Basel, Haigerloh, Feldkirch, Rankweil, Mont-
fort etc. und die Befestigung der in der Nähe der eidgenössischen
Orte gelegenen Städte und Burgen, wie Rothenburg, Wolhusen,
Windegg, Weesen u. s. w., ungeheure Auslagen verursachten.
Durch den Beitritt zu dem 1370 gebildeten Städtebunde, wie
durch Vereine mit Fürsten, namentlich mit dem Bischof von Basel
und den Grafen von Kyburg, erregte Herzog Leopold bald die
Aufmerksamkeit der um ihre Freiheit sehr besorgten Städte. Der
Rath von Basel regte schon 1371 und wieder im Jahre 1374
den Gedanken eines gegen Oesterreichs wachsende Macht sich
richtenden Städtebundes beim Rathe von Luzern an.
Allein die österreichische Diplomatie hatte ihren Höhepunkt
schon überschritten. Tieferblickende Staatsmänner erkannten
bereits die Symptome der Zersetzung. Denn Herzog Leopold,
ein tadelloser Ritter, gehörte nicht zu den geriebenen Diplomaten.
Leopold verfolgte grosse, nicht gehörig durchdachte Projecte ;
er erwog nicht näher, ob ihm auch die Mittel zur Erreichung des
Zweckes ausreichend zu Gebote stehen. Sah er sein Wirken
nicht gleich vom erwünschten Erfolge gekrönt, so nahm er ein
neues Project in Angriff. Nichts fehlte ihm mehr als Beharrlich-
keit. Bald in Schwaben, bald in Italien auf Schlachtfeldern sich
tummelnd, zieht er plötzlich vom Schauplatze des Lebens ftir
einige Zeit sich zurück, weil eine schöne Schwäbin ihn mehr
entzückt, als die Italienerin, der er in zu jungen Jahren, war an-
getraut worden. In Herzog Leopold erkannte freilich die Ritter-
schaft ihren edelsten Protector, während der Clerus dem Fürsten
nicht sonderlich zugethan war, der seine durch Jahrhunderte sorg-
fältig gewahrten Steuerprivilegien nicht anerkannte. Aber diese
Vorzüge und Schwächen hatte der tapfere Herzog mit vielen
F'ürsten seiner Zeit gemein. Denn wie das österreichische Fürsten-
haus, so untergrub z. B. das bayerische durch Ländertheilungen
21
und Luxus die Wurzeln seiner Kraft. In Frankreich, Italien und
England hatten die kleinen und grossen Fürsten die gleiche Kriegs-
lust, die gleiche Prachtliebe, die gleiche unglückliche Finanzpolitik
mit Herzog Leopold von Oesterreich gemein. So murrte man in
Frankreich unmittelbar nach der Thronbesteigung König Karl VI.
über die grossen, nie enden wollenden Steuern, welche durch diese
Verhältnisse erforderlich wurden. Man schob die Ursache der
allgemeinen Unbehaglichkeit auf die Juden und verlangte deren
Austreibung. Es kam damals in Frankreich zu Excessen gegen
die Hebräer. 1382 brach in Paris und Rouen die Revolution aus.
Das Volk war durch Wunder und Zeichen aufgeregt, wie der
Mönch von Saint Denys erzählt. Mit Waffengewalt wurden die
Empörer bezwungen und die Steuern mit Gewalt erhoben. Die
Pariser wanderten in grosser Zahl aus.
Ganz ähnliche Erscheinungen finden wir aus den gleichen
Gründen im Gebiete der heutigen Schweiz. Selbst einen Juden-
kravall erlebte man 1382 in Luzem'); unter den Antisemiten
finden wir — bezeichnend für den Zusammenhang der politischen
und socialen Verhältnisse — jenen Klaus von Matt, das Haupt
der antiösterreichischen Partei, der in Folge der Staatsumwälzung
den Schultheissenstuhl bestieg. Wie in Frankreich standen auch
in den österreichischen Staaten die Juden unter dem speciellen
Schutze des Landesherrn, so dass der Auflauf gegen die Juden
zugleich zu einer Empörung gegen den Landesfiirsten sich ge-
staltete. Und wie in Frankreich verkündeten auch in der Schweiz
Astrologen, wie uns ein Züricher Chronikschreiber erzählt, grosse
Umwälzungen.
Diese revolutionären Auftritte mehrten sich rasch, nicht ohne
Zuthun des römischen Königs, dessen Politik die meiste Zeit nichts
anderes bezweckte, als die Zerstörung der habsburgisch-österrei-
chischen Macht.
So ertheilte König Wenzel unter dem 16. October 1379 nicht
nur den Städten Luzern und Zug, sondern auch den meisten an-
*) RathsprotokoU I, 3.
22
dem aargauischen Landstädten die Freiheit, dass Niemand, wer er
sei, den Schultheissen, den Rath und die Bürger vor ein könig-
liches Hofgericht, vor ein Landgericht oder andere, wo immer
gelegene Gerichte laden dürfe ; vielmehr soll jeder, der an einen
der Ihrigen oder an das Gemeinwesen irgend welche Ansprache
habe, seine Klage vor dem Richter und Rathe der Stadt anbringen
und sonst nirgends, es sei denn, dass ihm das Recht daselbst ver-
weigert würde. Da solche Privilegien nur an Reichsglieder aus-
gestellt werden durften, so ist die Tendenz des Kaisers, die öster-
reichischen Länder nach und nach an's Reich zu ziehen, unbestreit-
bar. Dieser Zweck tritt noch deutlicher in einer späteren Urkunde
zu Tage. König Wenzel verlieh den lo, October 1381 dem Rath
und den Schöffen von Luzern den Blutbann über solche Bürger,
«die mit losem Leymunde» ins Gefängniss der Stadt kommen,
ohne dabei das Verhältniss des städtischen Gerichtes zu den Rechten
des Hauses Oesterreich über die Stadt näher zu fixiren. — Herzog
Leopold that, soweit bis jetzt bekannt, nicht das Geringste, um
diese seine Macht untergrabenden Erlasse zu entkräften. Eigen-
thümliche Verhältnisse machten allerdings dem Herzog eine scho-
nende Behandlung der Schweizer zur Pflicht.
In der Stunde der Gefahr, wo der Sire von Cougy mit einem
Heere von nahezu 50,000 Mann zur Eroberung der österreichischen
Länder im Aargau heranrückte, hatte Herzog Leopold dadurch
sich eine Blosse gegeben, dass er sich als Landesherr nicht nur
direct mit den Reichsstädten Zürich und Bern, sondern indirect
auch mit der österreichischen Landstadt Luzern im October 1375
in einen Bund zur Bekämpfung der «Gugler» einliess. Während
der Herzog durch seine Truppen diejenigen Städte und Dörfer,
die sich zur Vertheidigung nicht eigneten, z. B. die Stadt Wil-
lisau, verbrennen Hess, überfielen die tapfern Eidgenossen die in
Klöstern und Dörfern zerstreut liegenden Feinde und brachten
denselben eine Reihe von Niederlagen bei, so dass sich das wegen
Zügellosigkeit berüchtigte Heer aus Mangel an Verpflegung zum
Rückzuge entschliessen musste. Der Herzog hielt sich mit seinen
Truppen in den befestigten Städten und überliess die Führung
23
des Kampfes gegen die feindliche Uebermacht den Eidgenossen,'
deren Kriegsruhm hiedurch in die fernsten Lande sich verbreitete.
Mit dem Bunde zur Vertheidigung des Landes gegen die
Gugler wurde zwischen Oesterreich und den Eidgenossen der
Friede bis zum 23. April 1387 verlängert. Hierdurch wurde für
die Eidgenossenschaft namentlich das Territorium von Zug ge-
wonnen, das die Schwyzer um das Jahr 1365 occupirt hatten.
Denn die beiden Herzoge gestanden ausdrücklich zu, dass der
Beitritt von Zug zur Eidgenossenschaft als der Preis ftir die
Erneuerung des Friedens bezeichnet werde. Im folgenden Jahre
wurde der Friedbrief, welcher den thorbergischen Frieden erläu-
terte, in Schrift gefasst. Durch denselben wurde namentlich das
Verfahren zur Beilegung von Streitigkeiten erläutert. Der öster-
reichische Vogt in Rothenburg wurde bei diesem Anlasse speciell
mit der Einleitung der Verhandlungen betraut.
Gleichzeitig regulirte man das Recht der Stadt Zug betref-
fend Bürgeraufnahmen. Eb wurde festgestellt, dass nur die im
Amte Zug gesessenen Leute in den Bürgerverband dürfen aufge-
nommen werden. Diese Bestimmung aber verstiess sich gegen
das sonst so ängstlich vertheidigte Princip, dass keine Ausbürger
in Städten sich einbürgern dürfen. Daher konnten die Herzoge
in der Folge nicht mehr mit Grund gegen den Rath von Luzern
auftreten, wenn er nach dem Vorgange der ihm an Rechten und
Freiheiten weit nachstehenden österreichischen Landstadt Zug
ebenfalls Ausbürger in beliebiger Zahl annahm.
Diese Schwächung der österreichischen Macht entging den
Eidgenossen durchaus nicht, vielmehr suchten die staatsklugen
Männer, welche die einzelnen Kantone regierten, die allgemeine
Zeitlage fiir die Interessen der gesammten Eidgenossenschaft, wie
zum Nutzen der einzelnen Orte so rasch und gut wie möglich
auszunützen.
Zu den gemeinsamen Massregeln der eidgenössischen Orte,
welche die Rechte der Herzoge von Oesterreich verletzten, ge-
hörte u. A. die Bestimmung des sogenannten Pfaffenbriefes vom
7. October 1370, laut welcher Jeder, der den Herzogen von Oester-
24
reich durch irgend ein Gelübde verbunden war, sofern er im Ge-
biete'der Eidgenossenschaft sich aufhalten wollte, eidlich geloben
musste, der eidgenössischen Orte Nutzen und Ehre zu fördern
und den Schaden zu wenden und alles dasjenige zur Kenntniss
der eidgenössischen Orte zu bringen, was diesen irgend welchen
Schaden bringen könnte. Diese Pflicht sollte allen andern eid-
lichen Verpflichtungen vorgehen.
Zu den Mitteln, welche die Macht der einzelnen eidgenössischen
Orte verstärkten, rechnen wir die Erwerbung der Herrschaftsrechte
ausserhalb der Stadt und die Massenaufnahme von Ausbürgern.
So erwarb die Stadt Luzern die Vogtei Wäggis. Der dem
Kloster Pfafers gehörige Hof Wäggis war mit dem benachbarten
Vitznau schon 1332 dem Bunde der Waldstätte beigetreten. Die
Vogtei von Wäggis hatten seit dem 13. Jahrhundert die Herzoge
von Oesterreich inne. Das Afterlehen der Vogtei besassen die
von Hertenstein und von Ramstein, welche ihre Rechte auf Wäggis
am 20. Juli 1380 an Schultheiss und Rath von Luzern verkauften.
Die Erwerbung stiess auf Widerspruch von Seite eines sehr erheb-
lichen Theiles der Bevölkerung, der sich weigerte, der Stadt Luzern
zu huldigen. Auch der Herr von Hertenstein scheint nur gezwungen
in den Kauf eingewilligt zu haben. Wie die Herzoge diese Ver-
kümmerung ihrer alten Rechte aufnahmen, ist nicht bekannt.
Das Recht der Bürgeraufnahme war durch eine Reihe von
Verträgen und schiedsgerichtlichen Urtheilen regulirt worden. So
war durch die Spruchbriefe von 1351 und 1352 bestimmt worden,
die Luzemer sollen keine Leute und Diener der Herzoge von
Oesterreich als Ausbürger aufnehmen; vielmehr solle die Stadt
nur befugt sein, solchen Personen das Bürgerrecht zu öffnen, die
in der Stadt selbst wohnhaft sind. Hinwieder sollen solche Bürger,
die zeitweise auf dem Lande wohnen, für dingliche und persön-
liche Ansprachen für die Zeit, wo sie ausser dem Stadtbezirke
wohnen, dem ordentlichen Gerichte ihres temporären Wohnsitzes
unterworfen sein. Den 6. März 1361 gestand Herzog Rudolfs
Kanzler der Stadt Luzern ausdrücklich das Recht zu, solche Leute
als Bürger aufzunehmen, die nicht österreichische Angehörige seien.
2S__
Nach der an Zug ertheilten Concession bezüglich der Auf-
nahme österreichischer Landsassen begannen auch die Liteerner
solche in ihren Bürgerverband aufzunehmen, und zwar zuerst —
vor 1379 — die Leute der österreichischen Vogtei Ebikon. Erst
als Herzog Leopold den Schultheissen Peter von Gundoldingen
und dessen Sohn Werner mit der Vogtei Ebikon und Rotsee be-
lehnte, entzogen sich die österreichischen Unterthanen von Ebikon
des Burgrechtes, das sie mit Luzern geschlossen hatten. Aber
diese Vereitelung der Masseneinbürgerungen durch Verleihung
von Vogteien an das Haupt der Stadt hinderte die nach Freiheit
strebende Bürgerschaft nicht, das einmal ins Werk gesetzte Unter-
nehmen fortzufuhren. So wurden die Leute von Wäggis, Greppen,
Vitznau, Meggen, Adligenschwil, Udligenschwil, Kriens, Horw,
Emmen, Hohenrein, Ruswil und Buchenrein 1380 — 1385 als Bürger
von Luzern aufgenommen, unter der Verpflichtung, dass sie den
Vögten, Kellern und Meyern nach Recht und Gewohnheit dienen
sollen. Bürge für all' diese gegen die Staatsverträge mit Oester-
reich erfolgten Einbürgerungen war kein geringerer, als Schult-
heiss Peter von Gundoldingen. Erwartete er vielleicht, dass ihm
der Herzog auch die Vogtei jener Orte übertragen werde, aus
denen diese Neubürger stammten ?
Als diese Ausdehnung der luzernerischen Herrschaft die Be-
sorgnisse der österreichischen Landvögte zu erregen begannen,
trat unerwartet ein Ereigniss ein, welches die Spannung zwischen
Oesterreich und den Eidgenossen vermehrte — der vom Grafen
Rudolf von Kyburg projectirte Ueberfall der Stadt Solothurn.
Als die Städte Bern und Solothurn im November 1382 dess-
wegen mit Hilfe der Eidgenossen den Krieg gegen den Grafen
von Kyburg eröffneten, erklärte Herzog Leopold, wohl mit Rück-
sicht auf das 1363 mit Bern geschlossene Bündniss, er werde dem
Grafen, der ohne seine Zustimmung den Krieg begonnen, keine
Hilfe leisten, sondern sich ganz neutral verhalten. Allein während
des Waffenstillstandes, den der Graf im April 1383 mit Bern und
Solothurn abgeschlossen hatte, änderte Herzog Leopold — oder
vielleicht nur sein Landvogt im Aargau, seine Gesinnung. Nicht
26
nur gestattete er, dass bewaffnetes Volk durch den Schwarzwald
über Waldshut und durch den Aargau dem Grafen von Kyburg
zu Hilfe ziehe und in den Städten Baden, Brugg und Aarau sich
aufhalte, sondern er stellte dem Grafen selbst 30 vom Grafen
Heinrich von Montfort befehligte Ritter, die in den Städten Wangen,
Wietlisbach und Burgdorf bei dem übrigen Heere lagen. Wemher
Schenk von Bremgarten bemächtigte sich selbst der Schlüssel
zum Thore von Waldshut, wo der Schultheiss dem frühem Be-
fehle gemäss zur Aufrechthaltung der Neutralität Truppendurch-
märsche verhindern wollte. Die Luzerner aber wurden im Aargau
während des Krieges feindlich behandelt, so namentlich Jäckli
Lineter, der auf die dem Herzog von Oesterreich offen stehende
Feste Neu-Bechburg gefuhrt wurde.
Da in diesem Kriege auch die im Emmenthale gelegenen
Güter des Herrn Matthias von Signau und seines Sohnes Hemmann
von den Truppen der Städte Bern und Solothum und der eid-
genössischen Orte occupirt und geschädigt wurden, weil "die Grafen
von Kyburg dieselben während der Abwesenheit der ihnen ver-
wandten Herrn von Signau inne hatten, drohte* der Krieg weit
über die Marken des ursprünglichen Kriegsschauplatzes sich aus-
dehnen zu wollen. Denn nicht nur sendeten am St. Michelstag
1384 die beiden Herren von Signau, Markgraf Hans von Hoch-
berg, die Herren von Keppenbach und Rudolf von Bolsenheim,
sondern auch Heinrich von Hornberg, Erhard von Falkenstein,
Hans von Brandis und 48 Genossen an Bern, Solothurn und Luzern
ihre Fehdebriefe. Hiemit schien der Krieg in ein neues Stadium
treten zu wollen. Da erst fanden sich die Berner und Solothurner
veranlasst, die Friedensverhandlungen mit Energie an die Hand
zu nehmen. Dieser langwierige Krieg, welcher erst im Jahre
1385 geschlichtet wurde, untergrub für längere Zeit den Wohl-
stand der Stadt Bern, verbitterte aber auch die Stimmung zwischen
Oesterreich und den Eidgenossen, wie die zahlreichen Klageschrif-
ten zeigen, welche die Eidgenossen in der Folge einreichten. ^)
*) Es genügt hier, auf die von mir publicirte Actensammhing zur Geschichte
des Sempacherkrieges (im Archiv f. schweizer. Gesch. XVII) zu verweisen.
^
27
Zu dieser Erbitterung trug viel die Art und Weise bei, wie
die Herzoge von Oesterreich Stadt und Burg Rothenburg zu be-
festigen und vergrössern suchten.
Seit dem Jahre 1291 war Rothenburg der Sitz eines österreichi-
schen Vogtes. Die Feste Rothenburg bildete seit dieser Zeit den
Schlüssel zum Aargau. Als die Waldstätte den Kampf gegen
Oesterreich begannen, erhielt Rothenburg eine erhöhte Bedeutung.
Diese stieg noch, als Luzem dem Bunde der Waldstätte beitrat und
die österreichische Zollstätte von Luzern, mit Bewilligung Kaiser
Karls IV., nach Rothenburg verlegt wurde. In den Jahren 1354,
1370 — 1371, namentlich aber 1379 unter dem Pfandherrn Peter von
Grünenberg, wurden bedeutende Bauten an der Feste Rothenburg
ausgeflihrt. Nur im Jahre 1379 wurden 670 Gulden zu diesem
Zwecke verwendet ; die zeitgenössischen Chroniken nennen daher
Rothenburg ein «herrliches Schloss». Auch die Stadt, die unter
dem bekannten österreichischen Landvogte Peter von Stoffeln,
Comthur des deutschen Ordens in Hitzkirch, ihre Freiheiten und
Rechte — wie es scheint durch Brand — verloren hatte, wurde mit
Freiheiten und Rechten von den Herzogen von Oesterreich so
bedacht, dass man deutlich sah, sie wollen das kleine Städtchen
zu einem Waffenplatze erheben, der das Vordringen der Luzerner
nach dem Aargau verunmöglichen sollte. Denn die Herzoge
Albrecht und Leopold verliehen unter dem 17. November 1371
den Bürgern von Rothenburg nicht nur die Rechte und Freiheiten
der Städte Lenzburg und Brugg, sondern auch das Recht, Geist-
liche und Weltliche, Prälaten und Herren, Ritter und Knechte,
Eigenleute der Herzoge und aller Stifte, wie freie Leute und
«Herkommenleute» als Bürger aufzunehmen, sofern sie Jahr und
Tag ruhig in Rothenburg ihren Wohnsitz gehabt hätten, weil die
Herzoge dieser gut gebauten, beständige Bewachung und fort-
währende Befestigung erfordernden Stadt wohl bedürfen. Desshalb
befreiten sie flir alle Zeiten die Bürger von Rothenburg und ihre
Nachkommen von allen Steuern und Kriegsdiensten, mit der Ver-
pflichtung, dafür die Stadt beständig zu bewachen und in wehr-
haftem Stande zu erhalten. Jeder Bürger sollte desshalb auch
28
seinen ganzen Harnisch besitzen. Die Bürger von Rothenburg soll-
ten allein das Recht geniessen, für Kaufleute und Fuhren von Salz,
Tuch und Wein Vorspannpferde für die Strecke von Rothenburg
nach Luzern zu liefern. Der jeweilige Vogt von Rothenburg und
sein Statthalter sollte um Leib und Gut, Erbe und Eigen richten ;
die Appellation war an den Schultheissen und Rath von Lenz-
burg gestattet. Die Streitigkeiten wegen Lehengütern dagegen
sollte der Herzog oder sein Landvogt im Aargau entscheiden.
Diese für jene Zeit erhebliche Begünstigung stieg noch, als Herzog
Leopold dem Vogte und Pfandherrn von Rothenburg auch die
Gerichtsbarkeit über Sempach übertrug. Desshalb siedelten sich
neben zwei Klöstern ^) bald auch Edle in Rothenburg an, wie die
Böcklin, von Meggen, von Lütishofen, von Elsass, Andres u. A.
Hiedurch, wie durch die Zutheilung von 29 Höfen zum Städtchen
gewann Rothenburg immer mehr an Bedeutung; doch bot die
neue Stadt schwerlich einen schönen Anblick dar, da dieselbe
fast nur aus hölzernen Häusern bestand.*)
^) Noch in Acten des 15. Jahrhunderts wird des Klosters zu Rothenburg ge-
dacht ; das eine der beiden Klöster scheint ein Beginenhaus, das andere ein Convent
der Karthäuser gewesen zu sein.
') Die Luzemer führten, nach alter Sage, diese Häuser nach Luzern, wo sie
dieselben dem Kriensbach entlang aufstellten. — Hundert Jahre früher hätte man
noch andere Mittel zur Beförderung des Stadtbaues angewendet. Graf Rudolf von
Habsburg ersuchte z. B. Vogt und Bürger von Rheinau, nachdem der grössere
Theil der Bürgerschaft stattliche Häuser auf dem Berge gebaut hatte (domicilia
satis egregia super moniem dicti oppidi) ihm zu Gefallen auch noch die übrigen
Gebäude binnen Monatsfrist auf den Berg zu versetzen, ansonst er sie verbrennen
würde (si secus feceritis, eadem igni exponamus).
in. Die Verwickelungen wegen des Städte'
bundes.
|gm Jahr 1382 erneuerten die schwäbischen und rheinischen
Städte ihren zur Wahrung der Unabhängigkeit, Erhaltung
des Landfriedens und Förderung des Handels geschlossenen
Bund auf 10 Jahre. — Der Herzog von Oesterreich hatte vom
König Wenzel schon im Jahre 1379 die Reichslandvogtei von
Ober- und Nieder-Schwaben, mit der die Vogtei über die dorti-
gen Reichsstädte verbunden war, pfandweise erhalten, obwohl
König Wenzel das feierliche Versprechen gegeben hatte, er wolle
die Reichsstädte niemals verpfänden. Durch dieses Vorgehen,
wie durch die Zusage, den Herzog von Baiern zum Reichsland -
vogte zu ernennen, erweckte König Wenzel dem von ihm schein-
bar begünstigten Herzog zahlreiche Feinde. Aber der ritterliche
Herzog, seit 1378 selbst mit den Städten Schwabens verbündet,
wusste mit Klugheit sich in dieser gefährlichen Lage nicht nur
zu behaupten, sondern selbst noch sein Ansehen zu vermehren.
Denn es gelang ihm nicht nur, als im Jahre 1382 der Kampf
zwischen den Fürsten und Ritterbünden einerseits und den Städte-
bünden andrerseits ausbrach, in Ehingen die Parteien zu ver-
einigen, sondern sich auch des Schiedsrichteramt und die Ver-
theidigung des Landfriedens zu vindiciren. — Freilich war es in-
zwischen den Herzogen von Baiern gelungen, den Uebcrgang der
30
Landvogtei an den Herzog von Oesterreich zu verhindern. Aber
damit war der Herzog noch keineswegs seines Einflusses auf
Schwaben beraubt. Denn der König übertrug schon den 5. Sep-
tember 1382 aufs Neue wieder die Reichslandvogtei an Herzog
Leopold. Diese Kränkung der Reichsstädte, in Verbindung mit
der dem Grafen von Württenberg ertheilten Bewilligung, die von
den Städten zerstörten Burgen aufzubauen, erregte allgemeine
Furcht. Die Städte, für ihre politische Unabhängigkeit besorgt,
sahen sich überall nach Bundesgenossen um, namentlich seitdem
König Wenzel im März 1383 die Städtebünde als eine rechtswidrige,
gegen Gott, König und Reich gerichtete Institution erklärt hatte.
Während so Herzog Leopold fürchtete, seine dominirende
Stellung in Schwaben zu verlieren, bemühten sich die schwäbischen
Städte, selbst die eidgenössischen Orte zum Beitritte zum Städte-
bundc zu bewegen. Die daherigen Unterhandlungen wurden schon
im Jahre 1383 eröffnet. Vom Rathe von Luzern aber, in welchem
damals Schultheiss Peter von Gundoldingen die massgebende
Persönlichkeit war, wurde der Beitritt zum Städtebunde, vielleicht
mit Hinsicht auf die Bestimmung des Brandenburgerfriedens vom
Jahre 1352, der ausdrücklich bestimmte, dass die Stadt Luzern
keine Bündnisse mit Ländern, Städten und Leuten der Herzoge
abschliessen dürfe, wie mit Rücksicht auf den Waldstätterbund,
der Luzern den Beitritt zu andern Bünden ohne Zustimmung der
Waldstätte verbot, für einmal abgelehnt. Gundoldingen verfuhr
damals, wie es scheint, in ziemlich autokratischer Weise bei der
Wahl der Rathsbotschaften, welche zur Berathung wichtiger
Fragen abgesendet wurden; nicht einmal die Grossräthe erhielten
Kenntniss von den wichtigsten politischen Vorkommnissen. Da
erwachte nach und nach der demokratische Geist in der Bürger-
schaft Luzerns. An die Spitze der Opposition gegen Gundoldingen,
der seit 1361 das Schultheissenamt versah und in kantonalen und
eidgenössischen Fragen eine eminente Stellung einnahm, traten
Nikolaus von Matt, Heinrich zur Linden, Nikolaus Kaufmann,
Nikolaus Kupferschmid u. A. Zunächst kam es 1383 zu einer
Vereinbarung zwischen dem Kleinen und Grossen Rathe, wonach
31
künftighin wichtige, ernstliche Fragen, wie jene wegen der Reichs-
städte, oder wegen der Sendung wichtiger Botschaften in ernsten
Angelegenheiten vor den Grossen Rath, die Hundert, gebracht
werden sollten, die Rathsgeheimniss ebensogut zu bewahren wissen,
als die Kleinräthe. Zugleich aber wurde auch von der Gegenpartei
ein ernstliches Verbot gegen das wilde Treiben der Volkspartei
erlassen, die zum Kriege gegen Oesterreich trieb, auf Beute aus-
ging und den kleinen Krieg eröffnen wollte. ^)
Aber damit war die Frage über die Stellung I.uzerns und der
Eidgenossenschaft zum Städtebunde und zur Herrschaft Oester-
reich noch keineswegs erledigt Vielmehr wurde jetzt auch von
der österreichisch gesinnten Partei die Lösung der Frage versucht.
Vom 29. Juni 1384 datirt der von Herzog Leopold von Oester-
reich vorgelegte Vertragsentwurf zu einem 15jährigen Bunde mit
den Eidgenossen. Als Glieder des Bundes werden die Städte
und Länder Zürich, Bern, Solothurn, Luzern, Stadt und Amt Zug,
Uri, Schwyz und Unterwaiden bezeichnet. Ein bestimmter Bundes-
kreis wird in Aussicht genommen, der, am Ursprung der Aare
an der Grimsel beginnend, dem Laufe der Aare nach Hasle fol-
gend, über Freiburg, Nydau, Biel, Solothurn an den Lebern reicht,
von da wieder zur Aare und in den Rhein läuft, rheinaufwärts
nach Schaffhausen und Stein am Rhein, von da an den Bodensee
und bis zum Monstein (Mann), von da an den Wallensee und
ausserhalb Glarus bis an die Furka und Grimsel. Ueber allfällige
Streitigkeiten zwischen beiden Theilen sollte ein Schiedsgericht
von sechs Personen entscheiden. Alle fünf Jahre sollten die Eid-
genossen den Eid auf getreue Haltung des Bundes erneuern und
während der Dauer desselben kein neues Bündniss eingehen.
*) Bürgerbuch von Luzern I, 24 : Dise stücke brachtent die hundert fiir den
Rat [anno MCCC] Ixxx^ IIP. Vnd was ernstlicher sache für den rat kumet, als
ietze von des Riches stetten wegen beschehen ist, oder ob ein Rat ein ernstlich
botschaft von ernstlicher sache wegen tun wolte, das sol er die hundert lassen
wissen, wane sis als wol wüssent helen als der Rat.
Um üppig löuf, das ist uf pütt oder schmarmutz von wegen der kriegsläufen
vnd steter vygends gfar, so doinalen gewesen, vnd das man alle zyi versehe, das
niemand kein üppige lauf tüye.
32
Glarus war, wie früher schon durch den Regensburgerfrieden,
von dem Bunde der Eidgenossen ausgeschlossen.
Der Hauptzweck des Bundes war offenbar auf die Verhinderung
des Beitrittes der Eidgenossen zum schwäbischen Bunde gerichtet.
Wie es scheint, wirkte Schultheiss Peter von Gundoldingen ^)
besonders für die Annahme dieses Bundes. Die Majorität der
eidgenössischen Orte verwarf denselben.
Da Gundoldingen als österreichischer Lehensträger der Vogtei
Ebikon und Rootsee, wie als kyburgischer Vasall der Kriegspartei
in Luzern verdächtig erscheinen mochte, wurde im Jahre 1384
eine Verfassungsrevision vorgenommen, in Folge deren mit dem
Beginne des Jahres 1385 der halbjährliche Wechsel im Schult-
heissenamt eintrat. An die Stelle des vom Herzoge von Oester-
reich belehnten Schultheissen trat der auf ein halbes Jahr vom
Rathe gewählte Schultheiss. Damit schied der einst so gewaltige
und einflussreiche Peter von Gundoldingen, der eidgenössische
Schiedsrichter im Ringgenberger Handel und Kyburgerkriege, aus
dem Amte, ohne indess seine Dienste der undankbaren Repubh'k
ganz zu entziehen. Gundoldingen, der 24 Jahre dieses Amt be-
kleidet hatte, heisst fortan in den Urkunden nur noch «der be-
scheidene Mann».^)
Für Geheimhaltung der Rathsverhandlungen von Luzern, die
jetzt immer grössere Bedeutung gewannen, je heftiger die Par-
teien aneinander geriethen, wurden Massnahmen getroffen.^)
Mit welcher Leidenschaft die Parteien aneinanderstiessen, zeigen
die Acten über die Brandstiftung in Luzern, deren die Angehörigen
*) Mit ihm wirkte vielleicht auch Ulrich von Hertenstein, gegen den sich
die Volksmissgunst richtete. Hertenstein fürchtete, dass er selbst um seine Höfe
komme und drohte desshalb dem Schürmann von Hildisrieden, er wolle ihm ein
Auge ausstechen, wenn er einen Eid schwöre, durch den Hertenstein seine Höfe
verliere. Rathsprotokoll I, 32.
*) Seilher bedient sich Gundoldingen nicht mehr des grossen Siegels, worauf
er Scultetus heisst, sondern des kleinen neuen, das wir an den Urkunden vom
22. März und 5. Juni 1385 finden. Vgl. Dr. 77/. v. Liebenau: Die Schultheissen von
I.uzern. Geschichtsfreund XXXV, 79 — 81.
') Bcschluss wegen Claus Grotze. Rathsprotokoll I, 31.
33
verschiedener Parteien beschuldigt wurden (März bis Juli 1385),
selbst nachdem der Brandstifter Luz von Hadstatt sein Verbrechen
mit dem Tode gebüsst hatte. Die österreichische Partei war
damals im Rathe von Luzern noch ziemlich stark vertreten.
Durch einen dieser Rathsherren wurde dem österreichischen Vogte
von Rothenburg mitgetheilt, dass die Luzemer mit dem Plane
umgehen, die Feste Rothenburg heimlich zu überfallen.
Ueber die weitern Verhandlungen zwischen den schwäbischen
Reichsstädten und den Eidgenossen waltet noch ein unaufgeklärtes
Dunkel. Wir wissen nur, dass, nachdem der Nürnberger Herren-
bund sich als kraftlos erwiesen, die auf vier Jahre geschlossene
Stallung, d. h. ein Landfriede, zu Stande kam, die für die Städte
zum Nutzen ausschlug, weil der König gegen Herzog Leopold
von Oesterreich, der seine Pläne auf Ungarn und Polen durch-
kreuzte, Stellung nahm, indem er den Herzog wegen seiner Streitig-
keiten mit den Reichsstädten Basel und Giengen auf den Weg der
Unterhandlungen verwies und ihm die Reichsvogtei Schwaben ent-
zog (1385, August). Inzwischen traten den 21. Februar 1385 in
Constanz die Städte Zürich, Bern und Solothurn, Stadt und Amt
Zug auf neun Jahre dem Bunde der Reichsstädte am Rheine, in
Schwaben und Franken bei. Die im Züricher- und Zuger- Bunde
mit den Waldstätten bezeichnete Grenze wurde auch für die
Hülfeleistung der Reichsstädte an die Schweizer als massgebend
bezeichnet. Angeblich durch den Stand Schwyz wurden die
Stadt Luzern wie die Orte Uri und Unterwaiden verhindert, dem
deutschen Städtebunde beizutreten. Dagegen wurde durch einen
Beibrief zum Bundesbriefe vom gleichen Tage bestimmt, dass die
Reichsstädte durch Zürich auch zur Hilfe an die Stadt Luzern
gemahnt werden können, wie umgekehrt unter dem 28. Februar
1385 der Rath von Luzern sich eidlich verband, auf eigene Kosten
den Reichsstädten auf Mahnung von Zürich innerhalb der durch
den Züricherbund bezeichneten Grenzen Hilfe zu leisten.
Beachtenswerth ist besonders, dass der Stand Zug, der durch
Schwyz zum eidgenössischen Bunde gekommen war und der nach
Ablauf des Friedens mit Oesterreich wieder unter Schwyz zurück-
lAebenau, Sohlacht bei Sempach.
34
kehren sollte, von Schwyz nicht am Beitritte zum Städtebunde
verhindert wurde. Ob Schwyz Luzem nur aus Furcht vor einem
Uebergewicht der Städte im Bunde vom Vereine mit den Reichs-
städten abhielt, oder ob man in Schwyz gerade durch Oester-
reichs Einfluss bestimmt wurde, Luzern und die Urschweiz vom
Städtebunde fernzuhalten, ist nicht zu ermitteln. Vielleicht aber
wirkte die Erwägung, dass die Sache der ferngelegenen Reichs-
städte, die wesentlich andere Zwecke verfolgten, als die Wald-
stätte, ausschlaggebend. Da nur in solchen Kriegen, wo Oesterreich
als Gegner der Reichsstädte auftreten würde, die schweizerischen
Orte Hülfe leisten sollten, mussten die Schwyzer sich überzeugen,
dass der Beitritt zum Städtebunde zum Kriege mit Oesterreich
führe.
Wir wissen überdies, dass es mit zur österreichischen Politik
gehörte, irgend einen eidgenössischen Ort durch specielle Be-
günstigungen sich verbindlich zu machen und dadurch die eid-
genössischen Orte zu entzweien. Schon Rudolf IV. hatte ja auf
diese Weise den einflussreichen Bürgermeister von Zürich, Rudolf
Brun, sich dienstbar gemacht. Etwas Aehnliches dürfte 1385 vor-
gekommen sein.
Die Reichsstädte Zürich, Bern und Solothurn dagegen, die im
eidgenössischen Bunde standen, hatten schon mit Hinsicht auf
ihre isolirte Lage und zum Theil wegen ihrer Handelschaft andere
Interessen zu verfolgen.
Mit dem Beitritte zum Städtebunde schloss sich Zug mehr als
je an Zürich an^) und suchte sich dem Einflüsse des Standes
Schwyz zu entziehen, um seine politische Selbständigkeit zu be-
gründen.
Ohne Zweifel wäre Herzog Leopold berechtigt gewesen, über
die Aufnahme der schweizerischen Städte beim Könige Klage zu
fuhren, da durch Artikel 13 der Heidelberger Stallung vom Juli
1384 den Städten verboten war, solche Orte in ihren Bund aufzu-
*) Das zeigt sich u. A. bei Eröffnung des Krieges im Dccembcr 1385, wie
bei der Einholung der Absolution für die im Kriege begangenen Excesse. Vgl.
Urkunde vom 6. Februar 1387.
_35 _
nehmen, die einem in der Stallung begriffenen Fürsten zugehörten.
Dieser Fall lag nun für Herzog Leopold sowohl direct hinsicht-
lich Zug, als indirect wegen Luzern vor. Allein Aussicht auf
Erfolg konnte damals eine solche Klage nicht haben, da der
König gegen den Herzog wegen der polnisch-ungarischen Frage
erbittert war.
Herzog Leopold suchte desswegen mit eigenen Mitteln den
gegen ihn gerichteten Städtebund zu trennen. Zu diesem Zwecke
besuchte er die Stadt Zürich, wo er im Rathe zahlreiche Freunde
hatte. Er wurde zwar von den Angehörigen der höhern Stände
freundlich aufgenommen, doch gelang es ihm keineswegs den Aus-
tritt Zürichs aus dem Städtebunde zu erwirken. Auf der Rück-
reise nach Oesterreich ertheilte er den 29. März 1385 in Rappers-
wyl den Schwyzern in Anbetracht der ihm geleisteten Dienste
die Befreiung vom Geleitsgelde in Rapperswyl. Die Luzerner
dagegen soll er durch die Verweigerung der begehrten Zoll-
befreiung in Rothenburg verletzt haben.
Schon während der Unterhandlungen zwischen den schwä-
bischen und schweizerischen Städten hatten sich in Basel die Keime
zu einem neuen Conflicte zwischen Oesterreich und dem Städte-
bunde entwickelt, durch die Doppelwahl der Bischöfe Schaler und
Ramstein. Werner Schaler war österreichisch gesinnt und hielt
zu Papst Clemens; Immer von Ramstein dagegen stand mit der
Majorität der Bürgerschaft auf Seite des von König Wenzel an-
erkannten Papstes Urban. Diese Doppelwahl bewog den i. Juni
1385 die Stadt Basel, dem schwäbischen Städtebunde beizutreten.
Herzog Leopold suchte nun einzelne einflussreiche Basler
dadurch für seine Partei zu gewinnen, dass er ihnen nur für den
Fall den Zinsenbezug ab den in seinem Gebiet gelegenen Gütern
bewilligte, dass sie mit dem von ihm anerkannten Bischöfe zu
Papst Clemens halten. Da die Basler auf diesen Vorschlag nicht
eintreten wollten, schien ein Krieg unvermeidlich. Schon Ende
Juli 1385 rief Basel die schwäbischen Städte um Hilfe an und be-
stellte den Herrn von Hasenburg zum Feldhauptmann. Doch
gelang es, den Krieg zu verschieben, indem am 7. Juli durch
36
Abgeordnete aus Rotweil, Constanz und Ulm ein Waffenstillstand
bis zum 14. September vermittelt wurde. Die Räthe des Herzogs,
Johann von Ochsenstein, Peter von Thorberg, Pierre de Cly,
Walther von der Dick, Herr von Rischach und Heinrich Gessler,
die auf dem Tage in Basel mit den Städteboten von Luzern,
Zürich^), Bern und Solothurn verhandelten, wichen Schritt für
Schritt und gaben, damit der Herzog seine Pläne in Ungarn und
Italien ruhig zur Ausfuhrung bringen könne, den Begehren der
Basler nach. Am 6. Januar sollten, laut Vereinbarung vom 16. Oc-
tober 1385, in Baden die Streitigkeiten zwischen Herzog Leopold
von Oesterreich einerseits und den Reichsstädten andrerseits bei-
gelegt werden ; sollte eine Vereinbarung nicht möglich sein, so
wollten die schwäbischen Städte sofort zum Schwerte greifen.
Während die Reichsstädte ungemein kriegslustig sich benahmen,
traten die sonst so schlagfertigen Eidgenossen auffallend bedächtig
und friedliebend auf. Sie schützten im Juni 1385, wo die Constel-
lation für den Städtebund so entschieden günstig war, selbst vor,
die bevorstehende Ernte erlaube ihnen nicht, zum Schwerte zu
greifen.
Während die Eidgenossen eine kaum begreifliche Friedens-
liebe zeigten, ging König Wenzel, bei dem sich die Luzemer durch
Bischof Nikolaus von Constanz im April 1385 um die Ertheilung
weiterer Freiheiten bewarben, in seinem Hasse gegen Oesterreich
immer weiter. Nicht nur entzog er den 17. August 1385 dem
Herzog die Landvogtei von Schwaben, sondern er mahnte auf
den I. September die schwäbischen Städte, die Anhänger des
Gegenpapstes unter dem Reichspanner offen anzugreifen. Der
Hauptprotector des Gegenpapstes in Deutschland war niemand
anders, als Herzog Leopold von Oesterreich.
Dieser Befehl konnte im nächsten Augenblicke bei den meisten
Gliedern des schwäbischen Städtebundes, namentlich bei jenen in
der Schweiz, nicht verfangen, obwohl dieselben mit König Wenzel
zum rechtmässigen Papste Urban hielten, Denn in Zürich z. B.
*) Rechnungsbuch von Basel, Fol. 377 ; 3. post Nativitat. Mariae.
37
waren vorher schon die Verhältnisse in Kirchensachen staatlich
geordnet worden. ^) — In der Folge allerdings erblickten fern
wohnende Theologen, namentlich die Gegenpäpste, welche sich
um die politische Seite des Streites zwischen Oesterreich und den
Eidgenossen wenig kümmerten, in dem entbrannten Kriege einen
Streit um Fragen des Glaubens und der Hierarchie. Dagegen
tritt auch nicht in einer der vielen Klageschriften der Parteien
dieser religiöse Standpunkt hervor. Nur ein spanischer, in Paris
lebender Theologe versichert, Leopold habe wirklich die Anhänger
des Gegenpapstes unterjochen wollen. Thatsache ist nun aller-
dings, dass Herzog Leopold bis an sein Lebensende, wie Bischof
Heinrich von Constanz aus Avignon an den Rath von Freiburg
schrieb «untz an sin tod uff der rechten warheit blieb»*) und dass
er auch streng darauf hielt, dass keiner seiner Unterthanen auf
Seite Papst Urbans sich stelle; allein keiner seiner Erlasse be-
tont die religiöse Seite des Krieges; er erliess z.B. an Zug und
Luzern keine Mahnungen in diesem Sinne, wie er denn auch
in Schwaben nie in diesen Kampf um die Frage der Hierarchie
sich einmischte. Namentlich aber müssen wir betonen, dass Herzog
Leopold, wie wir aus dem Schweigen französischer und italienischer
Geschichtsquellen schliessen dürfen, weder den König von Frank-
reich noch den Papst um Hilfstruppen oder Geldbeiträge ersucht
hat, obwohl ihm für den Fall eines Angriffes unter dem Vorwande,
er sei ein Anhänger des Gegenpapstes, eine solche Hilfe zuge-
sagt war.*)
Die Luzerner kamen dem Wunsche König Wenzels insofern
entgegen, dass sie die Macht des Herzogs neuerdings durch Auf-
*) Durch die Verordnung von 1380, dass alle Bürger die vom Papste zu Avi-
gnon erhaltenen Bullen über Gottesgaben dem Rathe einhändigen sollen ; fordert
Jemand eine Bulle zurück, so muss er so lange das Gebiet von Zürich meiden,
bis die Spaltung in der Kirche ihr Ende erreicht hat. ,
*) Schreiber: Urkundenbuch von Freiburg II, 54 — 56.
^) So versprach Papst Clemens den 16. Juni 1380, Herzog Leopold 1000 Reiter
zu senden; der Vertrag vom 6. Februar bestimmte überdies Hilfsgeldcr. 1379,
28. Jänner, versprach Prinz Ludwig von Frankreich 2 — 3000 Lanzen im Kriegs-
falle zu senden. Kurz: Oesterreich unter Albrecht III. Band I, 290, 291, 303.
38
nähme von Pfahlbürgern zu schwächen suchten. So nahmen sie
im Sommer 1385 Bewohner von Littau, Malters, Ruswyl und
Benzischwyl und am Samstag vor St. Michelstag Leute von Menznau,
Wangen und aus dem Markte Wolhusen in grosser Zahl in den
Bürgerverband auf.
Trotzdem suchte der Herzog, der noch mit der Sicherung
seiner Besitzungen in Italien beschäftigt war, den Frieden mit den
Eidgenossen zu bewahren, indem er ihnen für den Abschluss einer
€ ewigen Richtung»^) und den Rücktritt vom Städtebunde um
Martini 1385 Zollbegünstigungen anerbieten Hess. Aber hiemit
waren die Angehörigen des Städtebundes, welchen der Krieg in
der Winterszeit nicht ungelegen kam, nicht mehr zu befriedigen.
Sie verlangten auf den Tag in Zürich weitere Concessionen, unter
welchen besonders die Aufhebung der Zölle in Rothenburg, Baden
und Lenzburg genannt werden. Als der Herzog am Samstag
vor Thomastag 1385 diese Postulate als nicht genehmbar be-
zeichnete, war der Ausbruch des Krieges stündlich zu gewärtigen.
Im Verlaufe dieser Verhandlungen in Zürich war ein Waffen-
stillstand bis zum 4. December 1385 beredet worden, während
dessen Dauer freier Handel und Wandel den Angehörigen beider
Parteien und den Luzernem die Aufnahme von Bürgern gestattet
wurde. Peter von Thorberg, österreichischer Pfandherr von Wol-
husen, erlaubte seinen Leuten in Luzern Bürgerrecht zu nehmen ;
er gelobte auch, dass diejenigen, die bereits Bürger geworden
seien, straflos bleiben sollen. Die schweizerischen Chronikschreiber
versichern nun, Freiherr Peter von Thorberg habe sein Versprechen
nicht gehalten, die Leute grausam behandelt, und dadurch den
Ausbruch des Krieges veranlasst. Auch die andern österreichischen
Beamten hätten sich im Vertrauen auf die Macht des Herzogs
nach dem Tage in Zürich übermüthig benommen.
Mit Gewalt suchten sich die Eidgenossen, ohne vorherige
Kriegserklärung, der österreichischen Städte und Festungen, welche
den Verkehr zwischen den eidgenössischen Orten hemmten, zu bc-
>) Gilg Tschudi's Chronik I, 518.
39
mächtigen. So versuchten die Zürcher am Thomastage 1385 den
Ueberfall der Stadt Rapperswyl, die Zuger nahmen die Festung
St. Andreas am Zugersee ein, die Luzerner aber bemächtigten
sich mit Gewalt der schönen Burg Rothenburg, die sie zerstörten ;
die aus Holz gebauten Häuser der Stadt aber brachen sie ab. —
Die Stadt Sempach schloss ein Burgrecht mit Luzern, ganz Entle-
buch trat mit Luzern in Burgrecht.
Da dieses Burgrecht als Hauptanlass des Krieges erscheint,
wird es am Platze sein, die Veranlassung desselben genauer dar-
zustellen.
'»^««^»Tiiiwrri^BiMi^MyrBrgMjrrE!
WlWtf■lWU^O^wJ^J^J^J^MWJÜ^JJ^WJ^LMJJLIJBJlll^a^^lJyLIJ^LiufaWllJJ^
IV. Die Landschaft Entlebueh unter
Peter von Thorberg.
üdwestlich von Luzem breitet sich zwischen waldbewach-
senen Bergen, die sich trefflich für Viehzucht eignen, ein
Thal aus , das seiner ganzen Länge nach vom wilden
Waldstrome der Emme durchzogen wird ; es ist dies das Entle-
bueh, bewohnt von einem kräftigen Menschenschlage, der bur-
gundische Abkunft verräth. Dort hatten seit undenklichen Zeiten
die Gotteshäuser St. Blasien und Trüb, Benedictiner-Ordens, die
Deutschordenshäuser Hitzkirch und Summiswald, wie die Herren
von Grünenberg, Arwangen und Thorberg, Güter und Rechte. Doch
weitaus die reichsten Grundbesitzer waren die Freiherren von Wol-
husen, denen auch die Festungen Rothenburg und Kapfenberg,
und das Land um Ruswyl, Grossdietwyl und Grosswangen bis
nahe an Willisau gehörte. Denn nicht nur nannten sie Schangnau,
Trüb, Hasle, Marbach, Romoos, Dopple;schwand, Escholzmatt,
Entlebueh und Schüpfheim ihr Eigen, sondern sie besassen auch
grosse Alpen und Weiden bis in's Gebiet von Unterwaldcn hinein,
bis hinab zum . südwestlichen Becken des Luzernersee's und von
Stans und Alpnach hinauf bis nach Lungern. Auch in der Land-
grafschaft Burgund besassen sie einzelne Güter, ebenso in Menznau
und Malters. — Jetzt noch bezeugen Volkssagen die Mildthätig-
keit dieser Herren, die übrigens, wie die meisten Adelsgeschlechter
_4i
unserer Lande, gegen Ende des dreizehnten Jahrhunderts von
ihrem Reichthum bedeutend verloren hatten. Noch vor Schkiss
des 13. Jahrhunderts verkauften sie der Herrschaft Oestcrreich
die Burg Rothenburg, die Kirche Rüggeringen, die Burg Werthen-
stein und das Gut Rüdiswyl, welches das ganze Kirchspiel
Rüggeringen umfasste. Bald darauf gaben sie, nachdem — wenn
die Volkssage richtig erzählt — sich einer des Geschlechtes des
Vatermordes schuldig gemacht hatte, auch die Burg Wolhusen
an Oesterreich auf. Von dieser Herrschaft empfieng um das
Jahr 13 13 Freiherr Johann von Wolhusen das Erbe seines Vaters
•
zu Lehen, unter der Bedingung, dass, wenn er ohne männliche
Erben sterben sollte, die Herzoge von Oesterreich die Burg
Escholzmatt von seiner Tochter mit 400 Mark Silbers einlösen
sollten. Aus seiner Ehe mit Freifrau Helika von Schwarzenberg
hatte Johann von Wolhusen nur eine Tochter Margaretha, die
Gemahlin des Grafen Immer von Strassberg (f 1364) hinterlassen,
die nach ihrem Gatten kinderlos aus dem Leben schied. In
diesen Tagen nun, als die reiche Erbtochter von Wolhusen Wittwe
geworden war, warb Thüring von Brandis um Margaretha's
Hand. Den 3. October 1364 gelobte Brandis in Wien dem Her-
zog Rudolf von Oesterreich mit den Festungen und Leuten von
Wolhusen und Kapfenberg Oesterreich treu zu dienen, wenn die
edle Frau Margreth von Wolhusen ihn zu ihrem ehelichen Mann
nähme. Allein Margaretha, die auch andere Herrschaften, wie
z. B. St. Andreas am Zugersee, von Oesterreich zu Lehen hatte,
starb 1369 als Wittwe. Um ihre Erbschaft entspann sich ein
Streit zwischen den Herzogen von Oesterreich, welche die Herr-
schaft Wolhusen als durch Vertrag von 13 13 erledigtes Lehen
beanspruchten, und den Testamentserben, unter welchen sich be-
sonders die Freiherren von Grünenberg, die Grafen von Arberg,
und Freiherr Heinrich von Liechtenbcrg, genannt Humbcl , der
Gemahl der Adelheid von Wolhusen, aus der Jüngern in Gross-
wangen sässhaften Linie, befanden. Letzterer erhielt die Burg
Kapfenberg.
So wurden dann um 1369 die Herrschaften Rothenburg und
_42_
Wolhusen, so weit letztere nicht dem jungem Zweige des Hauses
Wolhusen zustand, vereinigt. Aber gerade diese Vereinigung des
innern und äussern Amtes Wolhusen wurde für Oesterreich ver-
hängnissvoll.
Als die Herzoge von Oesterreich erst die eine Burg Wol-
husen mit dem innern Amte oder der Landschaft Entlebuch be-
sassen, wählten sie Herrn Peter von Thorberg, den Sohn des vor-
maligen Vogtes von Rothenburg und Besitzer des Hofes und
Kirchensatzes von Escholzmatt, zum Vogte. Dieser talentvolle,
junge Mann, der später als die Zierde der burgundischen Ritter-
schaft gepriesen wurde, hatte sich im Dienste der Herzoge, be-
sonders im Kriege gegen Zürich, hervorgethan (1350, 13 50- ^^
war aber ungemein geldgierig und bezog immer möglichst hohe
Steuern von den Angehörigen seiner Vogtei. Diese Nutzungen
der Vogtei waren ihm am 10. October und 6. November 1354
um 2400 Gulden verpfändet worden. Zum Schutze des Landes
sollte Peter von Thorberg in Wolhusen-Markt eine Festung bauen;
zu diesem Zwecke sollte das Land jährlich 21 Pfund beisteuern
und überdies Frohndienste leisten. Da traf Thorberg mit den
Leuten von Entlebuch eine Vereinbarung, wonach er sie gegen
Entrichtung von 600 Pfund des Frohndienstes entband, und selbst
den Bau der drei Thürme und Thore, der Ringmauer und eines
Thurmes auf der Feste übernahm. Allein Thorberg führte, ob-
wohl im Besitze des Entgeldes, den Bau nicht aus, bezog dazu
noch höhere Steuern. Auf erfolgte Klage entschloss sich Herzog
Rudolf IV., der in seiner prunkenden Weise seinen vielen Titeln
auch den eines Herrn von Wolhusen beifügte, bei der Stadt
Sursee am 12. Mai 1358 ein Anleihen zur Auslösung der Land-
schaft Entlebuch aus der Pfandhaft des harten Peters von Thor-
berg aufzunehmen, und gelobte den Leuten, die zu diesem Zwecke
Beiträge geleistet hatten, sie femer nicht mehr in fremde Hände
zu versetzen (1358, 19. Juli). Allein schon fünf Jahre später, am
20. März 1363, als die Vertheidigung Tyrols die ganze Finanz-
kraft üesterreichs in Anspruch nahm, bewilligten die Landleute
von Entlebuch dem Herzog Rudolf von Oesterreich, dass er die
43
Landschaft dem edlen, weisen Ritter Peter von Grünenberg ver-
pfände.
In Folge der Erbstreitigkeiten, welche nach dem Tode der
Margaretha von Wolhusen ausbrachen, wurde die Pfandschaft
von Entlebuch dem Ritter Peter von Grünenberg entzogen und
wieder auf Peter von Thorberg übertragen. Allein diese Ver-
letzung des früher gegebenen Versprechens veranlasste einen
Kampf, in den sich auch, trotz des mit Oesterreich durch Peter
von Thorberg beredeten Friedens, die Eidgenossen von Luzern
und Unterwaiden einmischten. Unter Anftihrung des Heinrich zur
Linden von Luzern nahm man Hermann Wisse, Thorberg's Unter-
vogt zu Wolhusen, Wemher Hut von Wilzingen, Johann Stelli
von Lindenbühl und Conrad Suter in Tann gefangen und brachte
sie nach Luzern. Am i8. Juli 1369 wurde der Untervogt auf
Urfehde aus der Gefangenschaft in Luzern entlassen. Tags darauf
gelobte Peter von Thorberg den Entlebuchem, die mit Hilfe der
Unterwaldner und Luzerner seinen Unter vogt gefangen hatten,
Straflosigkeit zu. Thorberg begründete seine Herrschaft im Entle-
buch aufs Neue, indem er von den Herzogen sich den 9. März
1370 für die Summe von 10,000 Gulden, die sie ihm für seine
Dienste , Kosten , Schaden und Anleihen schuldeten , auch die
äussere Burg zu Wolhusen mit dem dazu gehörigen Amte und
dem Thurme zu Wiggen pfandweise verschreiben Hess. — So
war Thorberg Pfandherr des innem und äussern Amtes Wol-
husen geworden. Diese beiden Aemter waren an Rechten und
Freiheiten ungleich; Thorberg aber besteuerte beide gleichmässig.
Umsonst sendeten die Leute von Ruswyl Götz Meier nach Wien ;
denn Thorberg bezog trotz der von den Herzogen gesetzlich
regulirten, auf 60 Pfund stipulirten Steuer die ihm convenirende
Steuerquote. Die Steuer von Entlebuch erhöhte er um 80 Pfund.
Von den Leuten, die sich an dem Aufstande betheiligt hatten,
wurden 1300 Pfund Münze erhoben. Diese Massnahmen stehen
zum Theil mit den allgemeinen Zeitverhältnissen in Verbindung,
mit der misslichen Finanzlage der Herzoge , welche die Ver-
pachtung der Steuern und Abgaben zur Folge hatten, wie wir
44
bereits früher erwähnten. Diese Unzufriedenheit über Thorbergs
Finanzoperationen dehnte sich auch nach Unterwaiden aus. Denn
auch von den Unter waldnem suchte Thorberg grössere Steuern
einzutreiben, als sie unter Graf Immer von Strassberg und Marga-
retha von Wolhusen entrichtet hatten. Als die Unterwaldner
diese erhöhte Steuer nicht entrichten wollten , griff Peter von
Thorberg nach allgemeiner Sitte jener Tage zum Kirchenbann, mit
dem er die säumigen Steuerpflichtigen belegen Hess. Die Herzoge
von Oesterreich waren mit diesem Vorgehen ihres Vogtes durch-
aus nicht einverstanden; sie ersuchten den 2. Juni 1372 Schult-
heiss und Rath von Luzern, die Unterwaldner anzuweisen, dass
sie dem Ritter Peter von Thorberg Gerechtigkeit widerfahren
lassen, und machten sich dagegen anheischig, Thorberg von der
Betreibung seiner Forderungen mit dem geistlichen Gerichte
abwendig zu machen. — Mit Beizug des Rathes von Zürich
brachten die Luzerner wirklich ein Abkommen zu Stande. In
Stans und Samen nahmen die Boten der Eidgenossen Kundschaft
auf, welche deutlich ergab , dass die von Peter von Thorberg
geforderte Vogtsteuer zuletzt an Gräfin Margaretha von Strass-
berg auf jährlich gestelltes Ansuchen freiwillig — als »Bette» —
nicht aus Rechtspflicht entrichtet worden sei, und zwar haupt-
sächlich für den Schutz der Wälder. Diese Steuerpflicht be-
trachteten die Obwaldner als erloschen und beschlossen desshalb
am 14. Mai 1373 kräftig flir diejenigen einzustehen, welche dieser
Steuer wegen belangt werden sollten.
Während der Pfandherr sich einerseits als strenger Steuer-
beamter zeigte, erwies er sich andererseits als eifriger Verfechter
der Rechte seiner Unterthanen, als 1373 der Vogt von Rothen-
burg von den Entlebuchern W'eggelder erheben und den Hof
Schwanden zum Amte Rothenburg ziehen wollte.
Als darauf Herzog Leopold von Oesterreich in die vordem
Lande kam, übertrug er das Schiedsgericht im Streit zwischen
den Unterwaldnern und Peter von Thorberg unter dem i. December
1374 den Räthen Zürich und Luzern. Es sollten diese nicht nur
über die Steuern, Nutzungen, Rechte, Fälle, Zinsen und Bussen,
45
soweit dieselben streitig waren, entscheiden, sondern auch über
allfällige «Besserungen», d. h. Concessionen an die Unterwaldner
sich aussprechen. Rasch nahmen die Schiedsrichter die Sache an
die Hand. Schon am 20. December 1374 war der Vertrag ab-
geschlossen, wonach Schultheiss, Räthe und Bürger von Luzern
dem thorbergischen Untervogte auf Wolhusen 300 Goldgulden
und 50 Pfund Heller Pfenninge für die Ansprüche seines Herrn,
Peter von Thorberg, an die Landleute von Unterwaiden zahlten.
Fortan behielt Oesterreich in Unterwaiden nur noch den Kirchen-
satz und das Meieramt Giswyl.
Neue Verwicklungen zwischen Thorberg und den Entlebuchern
brachte der Einfall der Gugler. Die Entlebucher bedauerten erst
jetzt, dass der Bau der Festung in Wolhusen unterblieben war;
denn sie mussten nun ihre beste Habe in das entfernte Städtchen
Sursee flüchten. Tapfer stritten die Entlebucher, geführt von
Peter von Thorberg, bei Buttisholz. Aber nach dem Kampfe
beschuldigten sie den Commandanten, er habe sie schlecht an-
geführt, dadurch seien ihre Scha'aren in Verwirrung gekommen
und sie hätten in diesem Kampfe desswegen manchen biedern
Mann verloren. ^)
Neue Streitigkeiten zwischen Entlebuch und Obwalden wegen
Alpen- und Landmarchen führten zu blutigem Conflicte; Peter
von Thorberg schlug die Obwaldner, welche einen Einfall in's
Entlebuch unternommen hatten, im Jahre 1380 zurück und er-
oberte bei diesem Anlasse ein mit Sternen besätes Panner.*)
Darauf trat am 15. Juni 13 81 in Luzern mit Zustimmung des
österreichischen Landvogtes Walther von der Alten-Klingen ein
Schiedsgericht zusammen. In demselben waren Peter von Thor-
berg und die Landleute von Entlebuch vertreten durch Rudolf
Schultheiss von Lenzburg, Propst zu Münster, Rudolf von Hall-
*) Das Treffen zu Buttisholz fand am 19. December 1375 statt.
") Sollten vielleicht Walliser an diesem Einfalle sich betheiligt haben, der
in der Volkssage wie im Volksliede noch fortlebt ? Vgl. Stalder : Fragmente aus
dem Entlebuch I, 81; Grimm: Deutsche Sagen I, 378; Lütolf: Sagen 414. An-
zeiger fiir schweizerische Geschichte 1885, 382 f.
f ti
46
wyl, Ritter Hemmann von Grünenberg, Junker Wernher Schenk
von Bremgarten und Johann von Lütishofen, Schreiber zu Rothen-
burg. Die Unterwaldner hatten als Schiedsrichter bezeichnet:
Johann Hösch, des Rathes von Zürich, Gilg Spielmann, des
Rathes von Bern, Klaus von Matt, Rathsherr von Luzern, Johann
von Rudenz und Gilg von Engiberg von Schwyz. Diese be-
stimmten vorerst, Thorberg solle einen Obmann aus den Städten
Zürich, Bern oder Luzern bezeichnen. Nachdem Peter von Gun-
doldingen , Schultheiss von Luzern, mit diesem Ehrenamte be-
traut worden war, wählten die Schiedsrichter je zwanzig Männer
aus Entlebuch und Unterwaiden, welche die Alpen besichtigen
und den Streit beilegen sollten. Wäre ihnen dieses unmöglich,
dann erst sollte das Schiedsgericht seines Amtes walten und
nach Ehre und Nutzen handeln. Diese vierzig Ausgeschossenen
brachten unter Gundoldingens Leitung wirklich einen Vergleich
zu Stande, bestimmten die Grenzen zwischen Unterwaiden und
Entlebuch und trafen Vorsorge zur Regulirung alllällig später auf-
tauchender Streitigkeiten.
Allein kaum war ein Jahr verflossen, als schon wieder ein
Schiedsgericht der gleichen Sache wegen zusammentreten musste.
Die Landleute von Entlebuch, Schüpfheim, Escholzmatt und Trüb
hatten nämlich einen Einfall der Obwaldner in's Entlebuch veran-
lasst. Der österreichische Landvogt, Graf Hans von Arberg, rief
desshalb alle Landleute des Entlebuchs, die das 14. Altersjahr
überschritten hatten und nicht durch besondere Urkunde Peters
von Thorberg als schuldlos bezeichnet worden waren, auf das
Landgericht unter der Buche zu Willisau. Dort wurde auf offener
Strasse das Strafverfahren nach altgermanischem Rechte einge-
leitet. Allein die eigentlichen Anstifter der Empörung hatten schon
durch die Flucht sich der Strafe zu entziehen gesucht. Sie wurden
desshalb verrufen. Die Anklage lautete: die Vogteileute des
Ritters Peter von Thorberg haben die Landleute von Obwalden,
uneingedenk des frühern Gelöbnisses, zu einem Einfalle in's Entle-
buch ermuntert; es haben dieselben sich ebenfalls «verglüptet»,
d. h. ohne Einwilligung der Herrschaft mit Auswärtigen ein un-
47
statthaftes Bündniss abgeschlossen. Das Urtheil des Landgerichts
lautete dahin: den Landleuten von Entlebuch ist nicht nur der
Abschluss eines jeden Burgrechtes mit Städten und Ländern,
sondern auch jegliche Verbindung unter sich verboten. Alljährlich
sollen sie am St. Johannstag zur Sonnwendezeit ihrem Vogte zu
Händen der Herrschaft Üesterreich Huld und Treue schwören. Alle
diejenigen, welche gegen Oesterreich feindlich gesinnt sind, sollen
dem Vogte Peter von Thorberg verzeigt werden. Die Anstifter
der Empörung — des Mordes wie die Urkunde sagt — , die nach
Obwalden entflohen und die dortigen Landleute zum Einfalle in's
Entlebuch gereizt haben, darf niemand hausen noch hofen; mit
diesen ist jegliche Gemeinschaft verboten ; jedermann soll diesen
Feind sein, es wäre denn, dass Thorberg oder die Seinen, eventuell
der jeweilige Pfandinhaber des Entlebuchs, eine Begnadigung ein-
treten Hessen. Sollte auch später Jemand von zwei ehrbaren
Männern des «Mordes», d. h. der Gehülfenschaft an dem Einfalle
der Obwaldner, überwiesen werden, so soll ihn die Strafe der
verrufenen Mörder treffen. Macht ein Landmann von Entlebuch
sich später der Untreue schuldig, so soll er mit Leib und Leben
dem von Thorberg verfallen sein. Mit zahlreichen österreichischen
Landvögten und Räthen wohnten dieser Landgerichtsverhandlung
vom 19. Juli 1382 auch die Schultheissen und Räthe der Städte
Zofingen, Aarau, Sursee, Brugg, Baden und Mellingen bei.
Am 22. Juli 1382 wurden in Wolhusen durch Graf Johann von
Arberg, Hemmann von Grünenberg und Rudolf von Hallwyl fiinf-
unddreissig namentlich aufgeführte Entlebucher in die Kosten ver-
fällt, welche durch den Einfall der Obwaldner in's Entlebuch
entstanden waren. Die Hälfte der auf 1600 Pfund geschätzten
Summe sollten diese auf künftigen Martinstag, die andere Hälfte
auf Waldpurgistag im nächsten Mai entrichten, widrigenfalls soll-
ten die Beklagten in Wolhusen-Markt Giselschaft leisten. Sollten
8 Tage nach Verfluss des Einlagers die Entschädigungssumme noch
nicht erlegt sein, so soll Landvogt Peter von Thorberg befugt
sein, bei Juden oder Geldwechslern (Gavertschin) die ausstehende
Entschädigungssumme auf Kosten der Entlebucher aufzunehmen.
Dieses Urtliei! des Landgerichtes Willisaii, in dessen Kreis
das Entlcbuch nicht gehörte, erregte ungemeine Erbitterung. Dazu
kam die Strenge des thorbergi sehen Untervogtes Claus Trübe,
welcher die Entlcbucher, die sich nach Luzern geflüchtet hatten,
bis unter die Stadtmauern verfolgte und bei Nacht und Nebel
ihres Gutes beraubte. Kr wurde desshalb in I.uzcrn eingekerkert
und erst den 9. Januar 13S3 auf Urfehde freigelassen, mit der
Verpflichtung, nie nach LuKem, Kriens, Horw, Brechli, Byrolz
oder näher als eine halbe Meile gegen Luzern zu kommen.
Ueber solche Härte beklagten sich die Entlebucher beim
Herzog, und als die Klage nicht gehörige Beachtung fand, traten
sie mit Luzem in ein Rurgrecht. Da den Entlebuchern — laut
Spruch des Landgerichtes von Willisau — der Abschtuss eines
solchen Burg- und Landrechtes verboten war, liess Thorberg, oder
vielmehr sein Untervogt, die Urheber des Burgrechtes hängen ;
andere wurden gefangen, einige, nach spätem Berichten, ertränkt.
Während der Friedensverhandlungen in Zürich gelobte Thorberg
allerdings unter dem 10. November 1385, die Leute in seinen
Aemtem des Eides zu entlassen, nicht in Luzern Bürger zu wer-
den. Damit war off'enbar nur den einzelnen Personen, nicht aber
der Gesammtheit erlaubt, in Luzern Bürgerrecht zu nehmen. Gerade
diese Urkunde Thorbergs gab desshalb den Eidgenossen Anlass
zu neuen Klagen, welche, wie es scheint, die Mitglieder des
schwäbischen Städtebundes veranlassten, ihre Gesandten im De-
cembcr 13S5 zu I'eter von Thorberg nach Wolhusen zu senden.')
Dort konnte eine friedliche Vereinbarung nicht erzielt werden.
Vielmehr veranlasste diese Verhandlung den längst befürchteten
Kriegsausbruch.
') Basel hnUe dort seinen Gcsindlen. .Sabtialo posi Lucie. Nuiilio in Wol-
husen, 4 ß. Kccilitung.stlucli von Hasel Fol. 401.
ip^^ -
•mt.iii nutiMiiMi'ii'iMMi'MiH'iTiHUMiiiiMMiii[ii-miiiiiMii»mHiMiiiHimiiiHMmimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiMiMin.i'iiiiiiii;ii^ii^^^ tiiiiTiiin-i
K luiHI"lll .'u.'Hiii MH' inilitHtlli [IUI'' -.11111 • I l.llininili.' iiilliillll'iini I i,lli|i|inilillliilii!i|'llii|illllllilil'l l l;n in lllili.. 1 Hin imMillljliiililliMM _M' I ,ililill||||lUllii.uiill'i:=
V. Der kleine Krieg vom Deeember 1385 bis
zum Waffenstillstand vom 22. Februar 1386.
m Deeember 1385 rückten Soldtruppen in Luzern ein, die ver-
muthlich von Basel fiir den Fall des Krieges gegen Oester-
reich waren angeworben worden. Da zwischen Frankreich
und England gerade damals ein Waffenstillstand war abgeschlossen
worden, dürften diese Söldner aus Frankreich gekommen sein.
Wir haben zunächst wohl an deutsche Söldner zu denken, deren
damals viele in Frankreich ihr Glück versuchten, wie denn später
auch die Stadt Zürich den Elsässer Peter Dürr als Stadthaupt-
mann in Sold nahm. ') Wie gross die Zahl der Söldner war, lässt
sich nicht ermitteln.*)
Mit solchen Soldtruppen eröffneten die Züricher, Zuger und
Luzerner fast gleichzeitig den Krieg im Deeember 1385 : die
Züricher durch den vereitelten Ueberfall von Rapperswyl am
St. Thomastag (21. Deeember), die Luzemer durch die Einnahme
^) Dürr von Rosheim erhielt für sich, einen Ritter und zwei Schützen nebst freier
Wohnung 350 Gulden Jahressold ; drei Edelleute, ein Schütze mit sieben Knechten
zu Pferd 600 Gulden. Dürrs erster Soldvertrag datirt vom i. Juni 1386.
') Die frömden knecht die gesworn hant stant an den zwey jüngsten blettern
dis Buchs scilicet folio . . . RathsprotokoU I, Fol. 61 b. Aber diese Blätter fehlen.
Das nächst vorhergehende Datum lautet: sabbato ante Thome 1385. Rechnen wir
vier doppelspaltige Seiten zu je 25 Zeilen, so erhielten wir 200 Söldner.
Liebenau, Sohlacht bei Sempach.
so
und Zerstörung der Stadt Rothenburg am 28. December*), die
Zuger durch die Belagerung von St. Andreas. Alle drei Actionen
erfolgten ohne vorherige Kriegserklärung, wie der österreichische
Landvogt Truchsess von Waldburg den 31. December 1385 dem
Rathe von Freiburg meldete. Darauf rückten nach der Sonnen-
finsterniss vom i. Januar 1386 die Luzemer mit ihren Geschützen
vor die Stadt und Burg Wolhusen, welche der österreichische
Pfandherr Peter von Thorberg inne hatte, und machten die beiden
Schlösser dem Erdboden gleich.
Allein nicht bloss mit roher Gewalt, sondern auch auf dem
Wege diplomatischer Unterhandlung suchten die Eidgenossen ihre
Macht zu verstärken. So schlössen Ammann und Rath von Zug
den 5. Januar 1386 mit Äbtissin und Convent von Frauenthal,
Bürgermeister und Rath von Zürich mit Abt und Convent von
Einsiedeln, als Besitzer der Feste Pfäffikon am Zürichsee, auf 10
Jahre ein Burgrecht. Die Luzemer hingegen nahmen die Leute
von Luthern, Hochdorf, Abtwyl, Sins, Giebelflüh, Rüthi, (Klein-)
Dietwyl, Ecktiswil, Rinach, Zezwyl, Müllnau, Merischwand, Benzi-
sch wyl, Richensee, Gundischwyl, Urswyl, Hochdorf, Neudorf,
Münster, Buttisholz, Knutwyl und Pfäffikon in ihr Burgrecht auf.*)
Besonders belangreich war das Burgrecht der Stadt Sempach
mit Luzern vom 6. Januar 1386.
Die Gründe, welche Sempach zu diesem Schritte veranlassten,
sind theils finanzieller, theils politischer, theils persönlicher Natur.
Durch die Verpfändung der Vogtsteuer von Sempach an die Herren
von Müllenheim in Strassburg zur Zeit des Morgartenkrieges einer-
seits, und andererseits durch die Trennung von vierzehn Höfen
^) Dass die Bewohner von Rothenburg damals in der von der Stadt entfernten
Pfarrkirche Rüggeringen sich befanden, wird in altern Chroniken vielfach bezeugt ;
unhaltbar scheint nur die Angabe, dass am Tage der unschuldigen Kindlein die
Kirchweihe in Rüggeringen gefeiert wurde ; denn die Kirchweihe der den Heiligen
Pelagius und Georg geweihten Kirche fand laut dem altern Jahrzeitbuche jeweilen
am Sonntag nach S. Pelag (28. August) statt.
') Diese Einbürgerungen wurden in unmittelbarer Nähe von Luzern sehr scharf
beurtheilt. Huber von Utenberg wurde 1386 um i Pfund gestraft «daz er sprach,
er wolle keim Biderman me ralen hie burger zu werden». RalhsprolokoU I, 20 f.
51
vom Steuer- und Gerichts-Kreise Sempach war diese ohnehin
kleine Stadt in finanzielle Nothlage gekommen, die sich immer
mehr steigerte, je mehr die Herzoge die günstiger gelegenen
benachbarten Städtchen, in welchen Handel und Verkehr Leben
und Verdienst brachten, mit ihren Huldbezeugungen bedachten.
Denn dorthin begaben sich in der Folge fast alle hablichern Leute,
während früher namentlich aus dem Amte Ruswyl, so lange
Gräfin Margaretha von Strassberg, die letzte Freifrau von Wol-
husen, lebte, viele Landsassen nach Sempach zogen. ^) Allerdings
bewilligten die Herzoge Albrecht und Otto von Oesterreich der
Stadt Sempach die Errichtung eines Marktes (1332), und in der
Folge gaben sie der Stadt auch das Recht zum Bezüge eines
Zolles als Schadenersatz für die Schmälerung des Gerichts- und
Steuerkreises. Allein seit dem Ausbruche des Krieges lag der
Handel fast ganz darnieder. Der Zollertrag war daher, nament-
lich durch die den Luzernern ertheilten Zollbegünstigungen, un-
bedeutend. Ohne Verfügung des Herzogs, auf blosse Anordnung
der Landvögte kam die Stadt Sempach in ein Abhängigkeits-
verhältniss vom Vogte von Rothenburg. Man richtete über Bürger
von Sempach, die einen Todtschlag begangen hatten, statt in
Sempach nunmehr in Rothenburg. Der österreichische Vogt und
Pfandherr von Rothenburg, der Freiherr von Grünenberg, gab
der Stadt Sempach einen von ihm gewählten Schultheissen, ohne
den Rath zu befragen, während der Schultheiss von der Herr-
schaft früher aus den von der Stadt vorgeschlagenen Räthen
bezeichnet worden war. Die Gerichtsurtheile wurden zwar vor
dem Schultheissen in Sempach ausgefertigt, doch las man jetzt,
dass der Schultheiss statt im Namen der Herrschaft Oesterreich
im Auftrage des Vogtes von Rothenburg in Sempach zu Gericht
gesessen sei. Das war eine arge Kränkung für eine Stadt, die
1367 selbst den Erbvertrag zwischen dem Hause Oesterreich und
Kaiser Karl IV. als König von Böhmen bestätigt hatte.
Der durch die Freiherren von Grünenberg beseitigte Schult-
heiss Pantaleon Diener, der 1379 auch als Vogt des St. Michels-
*) Rathsprot»koll I, 79.
amtes genannt wird, flihlte sich ohne Zweifel persönlich verletzt;
er nahm, wie sein Amtsvorfahr Pantaleon von Galmton (1373),
in Luzern das Bürgerrecht und wirkte hier für die Verbindung
seiner Vaterstadt mit Luzern. — Allerdings war die Vereinigung
der Stadt Sempach mit der Vogtei Rothenburg keineswegs neu ;
denn schon im Jahre 1324 war Hartmann von Ruda Pfleger der
Herzoge von Oesterreich in Rothenburg, Sursee und Sempach
gewesen. Aber in einer Zeit, wo auch das kleinste Städtchen
auf Erweiterung seiner Rechte und Freiheiten bedacht war, musste
die Wiedereinführung veralteter Institutionen die dem Fortschritte
huldigende Bürgerschaft unangenehm berühren.
Auf die Kunde von der formwidrigen Eröffnung des Krieges
gaben sich die österreichischen Landvögte und Räthe im Aargau,
Thurgau, Schwarzwald, Sundgau und Elsass alle Mühe, möglichst
rasch ein grösseres Heer aufzubringen , um während der Ab-
wesenheit des Herzogs vorläufig wenigstens die Schweizer vom
Vordringen in den Aargau abzuhalten. Zu diesem Zwecke wurde
auch unter dem 14. Januar vom österreichischen Landvogte Hans
Truchsess von Waldburg ein Ausfall aus dem Aargau bis vor
die Thore Luzerns unternommen, bei dem 7 Bürger von Luzern
erstochen wurden, während gleichzeitig die Herren von Thorberg
und Grünenberg wahrscheinlich durch einen Einfall in Unter walden,
wie 1315 der Graf von Strassberg zu der Zeit des Morgarten-
krieges, die Eidgenossen vom Vordringen gegen die oberländischen
Besitzungen der Herzoge von Oesterreich abzuhalten suchten. Doch
gelang es dem Rathe von Bern den 13. Januar 1386 die Stadt Unter-
seen und den 2. Februar auch den mächtigen Edelknecht Peter-
mann von Ringgenberg, Vogt zu Brienz, auf seine Seite zu ziehen.
In Folge dieses Scharmützels vom 14. Januar riefen Schult-
heiss und Rath von Luzern durch die Eidgenossen von Zürich
die Städte Basel, Constanz, Ulm, Rotwyl und den ganzen schwäbi-
schen Bund um Sendung der bundesgemässen Hilfe von 2CX)
Spiessen an. Die Stadt Basel übermittelte das Hilfsgesuch von
Luzern an die schwäbischen Städte, damit diese auch den rhei-
nischen Bund zu Hilfe rufen. Aber gleichzeitig ti^jlen seit dem
53
6. Januar 1386 in Baden die österreichischen Gesandten mit den
Boten der schwäbischen Städte, um die Streitigkeiten zwischen
Oesterreich und Basels sowie den übrigen Bundesgenossen bei-
zulegen. Die Basler entwickelten für Erhaltung des Friedens,
trotz energischer Kriegsrüstung, besondere Rührigkeit, indem ihre
Gesandten, Murnhart, Peter von Laufen und Jakob Ziboll, oft
nach Zürich, Bern, Luzern und Aarau ritten. Die Gesandten
Oesterreichs machten grosse Schwierigkeiten, den zahlreichen
Forderungen der Reichsstädte zu entsprechen. Allein die com-
plicirte Organisation der Städtebünde erforderten zunächst noch
den Zusammentritt der sämmtlichen Städteboten, ehe die Kriegs-
erklärung erfolgen konnte. Um diesen Zusammentritt zu ermög-
lichen, wurde der Waffenstillstand zwischen Oesterreich und den
Reichsstädten verlängert. Die Basler hoben mit Recht hervor, dass
sie nicht befugt seien, die rheinischen Städte um Hilfe zu mahnen,
dieses Gesuch müsse vom schwäbischen Städtebunde ausgehen.
Während die Grafen Eberhard und Ulrich von Wirtenberg,
Oesterreichs getreue Bundesgenossen, Graf Wölfli von Veringen,
Freiherr Zeisolf von Lupfen mit zahlreichen Dienern und Freunden
schon am 24. Januar ihre Fehdebriefe an die Eidgenossen sendeten,
rückten diese in den Aargau vor. In raschem Siegeslaufe nahmen
die Schweizer, verstärkt durch neue Soldtruppen, welche die
gutmüthigen österreichischen Landvögte und Stadtbeamten ruhig
durch den Aargau hinauf ziehen Hessen^), die Burgen Baldegg,
Lieli und Rinach, die Städtchen Richensee und Meyenberg ein.
Allein die Bauern, welche den Eidgenossen sich ergeben hatten,
wurden, als die österreichische Streitmacht von Tag zu Tag
wuchs, wieder wankend und baten die österreichischen Landvögte
um Gnade; gern wollten sie zur Strafe Rir ihre Untreue selbst
Gefangenschaft erdulden.
Diese wankende Gesinnung des Volkes verursachte in Ver-
bindung mit einer Kriegslist, den 27. (30. f) Januar die Niederlage
der Eidgenossen auf dem Felde vor dem aargauischen Städtchen
*) Brief des ö^erreichischen Laodvogtes Hans Truchsess vom 23. Januar 1386.
54
Meyenberg, wo 140 Mann, darunter viele aus Luzern, Zug, Schwyz,
Küssnacht und Unterwaiden, von einem I3(X> Mann starken öster-
reichischen Heere erschlagen wurden.^) Den Siegern fiel das Panner
von Nidwaiden in die Hände. Nach dieser Niederlage verbrannten
die Eidgenossen das Städtchen Meyenberg. Die österreichischen
Truppen dagegen legten das Städtchen Richensee, dessen Be-
wohner mit Luzern verbündet waren, in Asche und ertränkten
die Untreuen im Baldeggersee.
Den 9. Februar marschirten die österreichischen Truppen in
2 Colonnen getheilt gegen die Eidgenossen : die eine über Münster,
das Thal hinauf, die andere über Richensee bis nahezu eine
halbe Meile an die Stadt Luzern heran, immer sengend und
brennend, wie vormals noch nie; namentlich sollen die Urheber
des Krieges^durch diese Verwüstung stark gelitten haben , wie
die beiden Heerflihrer, Dompropst Johann von Ochsenstein und
Hans Truchsess von Waldburg, den 10. Februar triumphirend
der treuen Stadt Freiburg im Breisgau meldeten, die sie immer-
fort um Verstärkung des Heeres mit Schützen ersuchten.*)
Während so mit wechselndem Glücke im Aargau gefochten
wurde, suchten die Reichsstädte Strassburg, Basel, Constanz,
Ravensburg und Ueberlingen einen Waffenstillstand zwischen
Oesterreich und den Eidgenossen bis nach Ablauf des Städte-
tages zu Stande zu bringen, wo dann ein gemeinsamer Krieg des
schwäbischen Bundes und der Eidgenossen mit Oesterreich eröffnet
oder auch ein allgemeiner Friede allen Parteien zu Theil werden
sollte. Allein die beiden österreichischen Landvögte, denen der
Zweck der Verhandlungen klar war, wollten schon am 6. Februar
die Unterhandlungen abbrechen und die Eidgenossen schlagen, um
nicht gegen die vereinigte Macht später kämpfen zu müssen.
*) Wahrscheinlich auf diesen Verrath bezieht sich die Stelle im Rathsbuch
von Luzem I, 21 b. ante Joh. Bapt. 1386. Grezenbach ein pfunt gegen Heimen
Vogt, dz er sprach, er vvolt unser tusend han verroten auf ein acker ; reus est.
') Sabbato post Agathe laut gütiger Mittheilung von Herrn Stadtarchivar Haupt-
mann Ad. Poinsignon in Freiburg, nicht post Mathye, wie Schreiber irrig im Urkunden-
buch II, i/|.8 anführt.
4
55
Als Herzog Leopold von Oesterreich, der sich inzwischen all-
mälig wieder von seiner Krankheit erholte, von Völkamarkt über
Tyrol nach dem Kriegsschauplatze eilte, erfolgte den 7. Februar
1386 auf dem schwäbischen Städtetag nach langem Wortkampfe
der Beschluss, dem Herzog von Oesterreich den Krieg zu er-
klären. Auf Seite des Herzogs stand besonders die mächtige
und angesehene Stadt Nürnberg, die Herzog Leopolds Sache
als die gerechte betrachtete und ihn auch aus dem Grunde unter-
stützen wollte, weil er der ältere Bundesgenosse sei. Nach diesem
Beschlüsse sollte der rheinische Bund am 23. Februar in Speier
sich darüber aussprechen und am 11. März in Mühlhausen seine
Truppen in Kriegsbereitschaft halten. Sichtlich haben die Boten
der Reichsstadt Basel, Conrad zur Sonnen und Jacob Zibol,
diesen Beschluss erwirkt. Hiedurch wurde der Herzog durch die
Städteboten von Strassburg, Basel, Regensburg, Augsburg, Con-
stanz, Ulm, Rotwyl, Nördlingen, Ravensburg, Ueberlingen und
Memmingen bestimmt, einen Waffenstillstand mit den Eidgenossen
bis zum 17. Juni abzuschliessen, da er den Kampf mit den ver-
einigten Städten und Schweizern nicht aufnehmen konnte. Den
Eidgenossen wurden die eroberten Plätze für die Dauer des
Waffenstillstandes belassen. Dieser am 21. Februar geschlossene
und schon am folgenden Tage ratificirte Vertrag hatte für die
Vermittler insofern hohen Werth, als er freien Handel und Wandel
garantirte. Die schwäbischen Städte aber waren dadurch der
Mühe überhoben, sich gegen den Grafen von Wirtenberg, die
Herren von Geroldseck, die Truchsessen von Waldburg, die
streitlustigen Herren von Hornburg u. a. zur Wehre zu setzen,
die an die Eidgenossen bereits ihre Fehdebriefe gesandt hatten.
Die einzelnen Glieder des Städtebundes konnten um so ungestörter
statt gegen den Feind der Schweizer gegen die ihnen näher-
stehenden Gegner sich rüsten, so Regensburg gegen den Herzog
von Baiern, die fränkischen Städte gegen den Bischof von Würz-
burg und den Burggrafen von Nürnberg, Worms endlich gegen
seinen Bischof.
VI. Neue Kriegsrüstungen und Friedens'
Verhandlungen.
Vom März bis Juni 1S86.
^erzog Leopold von Üesterreich, der auf seiner Reise durch
Steiermark, Kärnthen und Tyrol wie durch die vorder-
österreichischen Lande überall seine Vasallen und Verbün-
deten zu Hilfe rief, traf im April im Aargau ein. Hier aber fehlte
ihm noch das Allerwichtigste zur Kriegsfiihrung — das Geld. Um
dieses so rasch wie möglich vor Ablauf des Waffenstillstandes zu
beschaffen, trat er den ii. Mai 1386 an Franz von Carrara und
dessen Sohn um die Summe von 60,000 Ducaten die Städte Feltre
und Belluno ab. Allein diese Summe, vielleicht 2 Millionen Franken
nach unserem Gelde, wurde nur terminweise bezahlt, so dass der
Herzog seinen Getreuen für ihre Kriegsdienste Schuldverschrei-
bungen ausstellen musste.
Die Rittergesellschaften vom Löwen, St. Georg, St. Wilhelm
und die Sterner im Breisgau und Aargau leisteten bereitwillig
dem Herzoge Hilfe. Solche suchte er aber auch aus weiter Feme
zu verschaffen, indem er mit Enguerrand Sire de Cougy, Grafen
von Soissons, sich 1386 im Mai in Verbindung setzte. Ebenso
warb er Söldner aus Braband, Burgund, Lothringen, aus Schwaben,
Elsass und in den Rheinlanden. So traten die Grafen von Sulz
und Thicrstein zu Herzog Leopold in ein Dienstverhältniss. Auf-
fälligerweisc dagegen wurde Herzog Albrecht von Oesterreich
57
von seinem Bruder, so viel bis jetzt ermittelt, nicht um Hilfe
gebeten, obwohl laut dem Vertrage über die Ländertheilung auch
dieser pflichtig gewesen wäre, zur Vertheidigung des väterlichen
Erbes im Kriegsfalle zum Schwerte zu greifen. ^)
Anstalten zur Aufnahme von Truppen in den vorderöster-
reichischen Städten wurden seit dem März getroffen, so z. B.
in dem kleinen Wietlisbach an der Aare. Allmählig rückten die
hohen Herren auf dem Kriegsschauplatze ein, so Sire Jean de
Raye, Herr von Rieux und Rochefort, der später als Marschall
von Frankreich und Sieger über die Engländer in der Bretagne
(1404) gefeiert wurde. Er ist der Herr von Reye, der laut
Rechnungsbuch von Basel vom 16. Juni mit dem Marschall von
Burgund und dem Herrn von Richenberg in Basel bewirthet
wurde. Mit ihm kam Sire Jean de Vergy, Herr von Fonvans
(Fouvens), Champlite, Port-sur-Sa6ne , S^n^chal und Marschall
von Burgund, genannt le Grand oder <la Laffre», der als Be-
gleiter Herzog Philipps des Kühnen von Burgund in den bur-
gundischen Chroniken oft erwähnt wird, und in der Folge (1408)
sich besonders im Treffen zu Montenay auszeichnete. *) Vergy
war ein eigentlicher Condottieri, der früher schon für Jean de
Vienne, Bischof von Basel, Krieg geführt hatte. ^) Später trafen
die Grafen von Nassau und Katzenellenbogen, der Herr von
Rappoldstein und der Herzog von Lothringen mit ihrem Heere
auf dem Sammelplatze bei Basel ein. Herzog Johann von Loth-
ringen war ein hochberühmter, alter, aber vom Kriegsglücke oft
verlassener Held. Schon 1356 kämpfte er bei Poitiers im fran-
zösischen Solde gegen die Engländer, in deren Gefangenschaft
er fiel ; acht Jahre später senkte er in der Schlacht bei Aurai
wieder den Degen, zum Zeichen, dass er sich gefangen gebe ;
1365 focht er in Preussen gegen die heidnischen Lithauer und
*) Vertrag vom 6. August 1376. Kurz : Oesterreich unter Albrecht dem Dritten,
I. 272.
•) Diesen Beiden schuldete der Herzog laut Urkunde vom 20. Octobcr 138 7 für
den Krieg gegen die Waldstätte 4265 Gld. (circa 40,450 Fr.). Lichnowsky IV, 2087.
') Trouillat: Monumens de Bale, IV, 796.
58
am 7. November 1382 in der berühmten Schlacht bei Rose-
becque. *)
Aus Italien eilte Herzog Conrad von Theck, Gemahl der Mark-
gräfin Viridis von Este, und mit ihm sein Schwager, Nikolaus,
Markgraf von Este, dem Herzog zu Hilfe. *) An ihn schlössen
sich wohl die 2CX> Lanzen an, die der Herzog von Mailand seinem
Schwager zu Hilfe sendete.
Aber selbst in dieser kritischen Lage, wo jeder andere Fürst
rein nur den Krieg im Auge gehabt hätte, suchte Herzog Leo-
pold noch seine Besitzungen in den vordem Landen zu arrondiren.
So erwarb er während seines Aufenthaltes in Brugg (27. April)
von Graf Hans von Habsburg die Stadt I-auffenburg und trat
mit Graf Berchtold von Kyburg wegen des Kaufes der Land-
grafschaft Burgund, der Stadt Wangen und der Herrschaften
Landshut und Utzistorf in Unterhandlung. Solche Unternehmungen
lassen sich kaum mit dem ernsten Willen, den Krieg bald zu
beginnen, vereinbaren. Diese friedliche Gesinnung tritt auch in
dem ziemlich barschen Schreiben des Herzogs an den Rath von
Freiburg vom 29. April zu Tage, worin er die Klage der Basler
über Statz von Freiburg bespricht.
Auf dem Tage in Zürich, der am i. Mai 1386 stattfand, war
ungeachtet dieser freundlichen Gesinnung des Herzogs die Ver-
einigung zwischen Oesterreich einerseits, den schwäbischen und
fränkischen Städten und den Eidgenossen anderseits, nicht zu
erzielen. Die Eidgenossen der Urkantone, die unter Beizug der
Städte Bern und Solothurn, in Anwesenheit von Gesandten der
rheinischen Städte, namentlich von Strassburg, Speier und Mainz,
verhandelten, gaben sich Mühe, die Reichsstadt P'rankfurt zur
Theilnahme an dem Tage in Zürich zu bewegen, der am 3. Juni
*) Er beobachtete während der Schlacht die Stellung der Berner und Solo-
ihurner und zog sich dann mit seinen Truppen nach Brück zurück, wo er am
8. August lag. Rechnungsbücher v. Basel. Schreiber: Urkundenbuch von Frei-
burg, IT, 50.
•) Da dieser am lo. Juli die Leiche Conrads nach Ferrara führte, wie die
Chronik von Este erzählt.
59
stattfinden sollte. Auch hier noch zeigte Herzog Leopold, der
am 24. Juni der Hochzeit seines Sohnes mit der Tochter des
Herzogs von Burgund in Dijon beizuwohnen gedachte, ^) die gleiche
Friedensliebe ; denn seine Gesandten, Landvogt Hans Truchsess
von Waldburg, Graf Rudolf von Sulz, Heinrich von Randegg,
Vogt zu Schaffhausen, Hemmann von Bubendorf und Wernher
Schenk von Bremgarten schlössen mit den Gesandten der Reichs-
städte Basel, Ulm, Nürnberg, Esslingen, Memmingen, Augsburg,
Ueberlingen, Rotwyl, Reutlingen, Ravensburg, Biberach, Rotten-
burg und Constanz einen Vergleich, wonach ihre beiderseitigen
Streitigkeiten theils erledigt, theils dem Spruche von Schieds-
richtern unterstellt wurden.
Mit den Eidgenossen dagegen war eine Einigung nicht mög-
lich. Durch die Gesandten der Reichsstädte liess Herzog Leo-
pold, wie Peter von Balm an den Rath von Bern unter dem
3. Juni berichtete, folgende Vorschläge unterbreiten: er sei bereit,
auf längere Zeit, etwa auf 40 Jahre, einen Frieden mit den Eid-
genossen abzuschliessen, sofern diese alle Eroberungen heraus-
geben ^ ; er sei aber auch zur Verlängerung des Waffenstillstandes
bis zum 24. Juni oder 25. Juli oder auf ein Jahr einverstanden.
Vorläufig sei der Friede bis zum 2. Juli prolongirt worden; die
eidgenössischen Orte aber sollen sich bis zum 10. Juni erklären,
ob und für wie lange sie einen WafTenstillstand oder einen Frieden
eingehen wollen. — Die Gesandten von Basel, Peter von Lauffen
und Dietrich Sürlin, waren 21 Tage in Sachen der Städte thätig;
sie unterhandelten sowohl in Constanz, als in Luzern (zweimal),
Zürich und Brugg.^) Luzern scheint demnach am meisten Schwicrig-
*) Brief an den Raih von Basel vom 15. Mai. Vgl. dazu W. Hartl : Die öster-
reichisch-burgundische Heiraih des XIV. Jahrhunderts p. 46.
') Es waren dies die 13 Städte und Schlösser, von denen die deutschen
Chroniken sprechen, nämlich: Rothenburg mit der Vorburg, die beiden VVolhusen,
Schwanden oder Neu-Rothenburg, Sempach, Meyenberg, Richeiisce, Lieli, Baldcck,
Rinach, St. Andreas bei Zug und Pfäffikon.
') Rechnungsbuch von Basel, fol. 443. Sabbato post Joh. Bapt. Die Auslagen
betrugen 102 Florin. Im Juli wurde dann noch ein Gesandter einmal nach Luzern
und zweimal nach Baden gesendet. Rechnungsbuch, fol. 444.
6o
keiten bereitet zu haben, weil Luzem auch durch die Annahme
des Friedens das Meiste zu verlieren hatte, während die Erobe-
rungen von Schwyz, Zug und Zürich nicht belangreich waren.
Um diese Vorschläge eher zur Annahme zu bringen, theilte man
im Auftrage des Herzogs, wie in Zürich einige Demokraten be-
haupteten, 1800 Gulden an einzelne einflussreiche Personen aus;
so sollen vier- bis sechshundert Gulden nach Zürich gekommen
sein, weitere Summen nach Zug und in die Waldstätte. Allein
in Zürich suchte der politische Agitator Welti Oechen die luzer-
nerischen Gesandten zu bestimmen, dass sie ja nicht die eroberten
Städte und Schlösser an Oesterreich zurückgeben. So wurde denn
der von Oesterreich anerbotene vierzigjährige Frieden wie der
Waflenstillstand auf ein Jahr von Seite der Eidgenossen abgelehnt.
Die Reichsstädte aber zogen sich vom Kriege gegen Oesterreich,
nachdem ihren Begehren entsprochen worden war, zurück und
überliessen die Eidgenossen, deren Begehren ihnen dermalen un-
billig scheinen mochte, ihrem Schicksale. Durch dieses Vorgehen
wurde der Kampf seiner principiellen Bedeutung entkleidet und
zugleich auf einen kleinern Kreis beschränkt.
Das verhängnissvolle Wort «Krieg» muss am 22. Juni 1386
von der Majorität der eidgenössischen Orte in Zürich ausgesprochen
worden sein. Denn schon an diesem Tage rief Herzog Leopold
von Oesterreich die Stadt Strassburg um Hilfe an wegen des
Unrechtes, das ihm die Eidgenossen von Luzern und Zug zugefügt
hätten. — Der Rath von Strassburg berief daher auf den 7. Juli,
die rheinischen Städte zu einer Tagsatzung ein, die über die Hilfe-
leistung entscheiden sollte.
lai' '■ ' Hl 'im|i t' I' Uli M"-nri ■•i\ n i in i T 'uiiriMii'ün iiiiiiiriiii'iii|i|lilT'>Miiml!iii''r"iii'MiiMiiM'ii ' ■iiiirtiiiH'iii'j ih'i'i'iii"iii niuiiiii in • ■• iiihiiiiikhiiiHIwuI' iiiiiIiTTiI'Ii l'tilr
^f^
m
nll H ti H lil IltIfc'H »I !■!> Uli ll't t'H l'i''l M .-ItM ■♦ II !■ n jt|H"4 < I lilfi IlM'l
VII. Die ersten Kriegsthaten der Eidgenossen
nach Ablauf des Waffenstillstandes.
Vom 22. Juni bis 8. Juli.
^ie kurze Frist zwischen dem Abbruche der Friedensver-
^ handlungen in Zürich und dem Ablaufe des Waffenstill-
H^ ^ Standes (22. Juni bis 2. Juli) wurde von den Eidgenossen,
die ihre Existenz nach dem Abfalle der schwäbischen Reichs-
städte mehr denn je bedroht sahen, aufs Trefflichste benützt.
Nicht nur besetzten sie die eroberten Gebiete, sondern sie warben
auch Bundesgenossen zum Kampfe. Zwar gelang es ihnen nicht,
die Feste Alt-Regensberg, die Ulrich von Landenberg damals
inne hatte, auf die Dauer zu behalten, da der Inhaber derselben
plötzlich zur österreichischen Partei übertrat. Dagegen schloss
Hummel von Liechtenberg, Besitzer der Burg Kapfenberg, ein
Burgrecht mit Luzem. Von grösster Bedeutung war aber der Ueber-
tritt des Landes Glarus zur eidgenössischen Partei, indem dadurch
die Stände Uri und Schwyz einen grossen Theil ihrer Truppen
statt zur Grenzbewachung zur Verstärkung der eidgenössischen
Armee verwenden konnten. Die Glarner nahmen sofort das Dorf
Vilenspach auf Kirchentzen ein. Die Schwyzer dagegen besetzten
Einsiedeln und die March; die Luzerner endlich, in Verbindung
mit den Waldstätten, das Michelsamt mit einem Theile des Amtes
Richensee, das Amt Habsburg, das Gebiet von Willisau und die
62
Umgebung des Sempachersee's. Sie zerstörten die Burg Schenken
und die Peutschordenscomthurei Tannenfels, deren Comthur, Werner
von Brandis, als österreichischer Rath ihnen verhasst sein mochte.
Die Zürcher hingegen legten die Burgen Rümlang und Mörsberg
in Asche.
Als die Eidgenossen auf dem Tage in Zürich die Vermitt-
lungsvorschläge der Reichsstädte verwarfen, erliessen sie höchst
wahrscheinlich zugleich die Mahnung an die Stadt Bern zur Kriegs-
hilfe gegen Oesterreich. Diese kam dem Rathe von Bern, dessen
Adelspartei mit den österreichischen Räthen vielfach verwandt
war, nichts weniger als gelegen. Denn seit dem Kyburgerkriege
befand sich die Stadt in misslicher F'inanzlage. Als Glied der
schweizerischen Eidgenossenschaft konnte die Stadt sich freilich
auf die Dauer der Mahnung zum Kriege nicht entziehen, wie sie
denn bereits schon im Frieden mit dem Grafen von Kyburg die
Eventualität eines Krieges mit Oesterreich vorgesehen hatte.
Zu einer freudigen Theilnahme am Kriege konnte sich Bern wegen
des Vorgehens der Stadt Luzern im Entlebuch und gegen Gräfin
Maha von Vallengin um so weniger entschliessen. Denn die
Landschaft Entlebuch wie die Herrschaften Willisau und Hasen-
burg hätten ganz wesentlich zur Stärkung des bernerischen Staats-
wesens beitragen können, wenn nicht den annexionslustigen Bernern
dermalen die Luzerner zuvorgekommen wären. Mit der Gräfin
Maha von Vallengin, Wittwe des Grafen Johann, waren von
Seite Berns bereits diesbezügliche Verhandlungen angeknüpft
worden. Als nämlich die Gräfin sah, dass die Leute der Herr-
schaft Willisau und Hasenburg, die sie von Oesterreich zu Pfand
und Lehen hatte, ihrer Herrschaft durch Abschluss von Burg-
rechten mit Luzern, Burgdorf und Buchsee sich entziehen wollen,
bat sie Schultheiss und Rath von Bern um Hilfe. Diese waren
sofort bereit , der Gräfin sich anzunehmen , sofern diese mit
ihrem Sohne Wilhelm in Bern sich einbürgere und sich verpflichte,
bei Aufgabe des Bürgerrechtes die Summe von 1200 Gulden an
die Stadt zu entrichten. Nachdem Matthias von Büttikon, Hof-
meister und Amtmann der Gräfin und des Grafen Wilhelm Zucht-
63
meister, Namens der Herrschaft von Willisau für den Abschluss
des Burgrechtes die Summe von loo Gulden entrichtet hatte,
ersuchten Schultheiss und Rath von Bern die Luzerner, die Unter-
thanen der Gräfin aus dem Burgrechte zu entlassen. Die Luzerner
kamen diesem Ansuchen gewiss nur ungern nach; denn die von
den Oesterreichern im Guglerkriege zerstörte Stadt Willisau'), die
sie auf dem Wege des Burgrechtes in ihre Gewalt zu bringen
suchten, war erst kürzlich neugebaut und befestigt worden. Mit
der Stadt war auch die wohlgelegene Feste Hasenburg auf der
einen Seite, die Burg ob und in der Stadt und die Burg Wädis-
wyl , auf dem Hügel , wo jetzt die St. Niklauscapelle auf dem
Berge sich erhebt, an der andern Seite der Stadt verbunden,
so dass sich hier ein zu Ausfällen in den Aargau wohlgelegener
Waffenplatz hätte erstellen lassen.
Als nun die Berner nicht sofort zum Kriege gegen Oesterreich
schritten, kamen die Luzemer wieder auf ihr Project, Willisau
zu ihren Händen zu bringen, zurück.
Bald nach St. Johannestag im Sommer 1386 nahmen auf Betrieb
des Rathsherm Heinrich zur Linden von Luzem Angehörige der
Herrschaft Willisau aus den Dörfern Hergiswyl, Ettiswyl, Gettnau,
Wangen, Dietwyl, Menznau, Luthem, Ohmstall, Schötz, Zell,
Dagmersellen, namentlich aber auch Bürger von Willisau ^) in
grosser Zahl in Luzern Burgrecht. Dieses Vorgehen musste in
Bern Missstimmung hervorrufen.
Mit andern Gliedern des schwäbischen Städtebundes hatte
Bern seit dem Sommer 1385 den Streit mit Oesterreich auf dem
Wege friedlicher Unterhandlung beizulegen gesucht. Diese fried-
liche Stimmung wurde allerdings im Mai 1386 getrübt, als Herzog
') 1322, 25. Juni, ist noch von dem Z?^r/> Willisau die Rede, 1330, 17. Februar,
erscheint der erste Schultheiss von Willisau, Ulrich von Beinwyl, der am 22. De-
cember 1323 noch Ammann in Willisau war; 1347, 26. November, ist zuerst von
der Stadt Willisau die Rede.
') An der Spitze der Bürger stand Heinrich von Schweindorf, dessen Vater,
ein Edelknecht, 1358 Schultheiss von Willtsau. gewesen war. Von den noch leben-
den Geschlechtern aus der Gegend von Willisau nennt das Protokoll über die
Bürgeraufnahmen die Wechsler und von Wyl.
64
Leopold von Oesterreich durch die Erwerbung der dem Hause
Kyburg zustehenden Rechte, namentlich durch den Kauf der Land-
grafschaft Burgund, seine Herrschaft bis in die Nähe der Stadt
Bern auszudehnen suchte. Allein die Friedensversicherungen des
Herzogs scheinen mit den bekannten Mitteln doch so beruhigend
gewirkt zu haben, dass Bern, wie die meisten Städte des schwä-
bischen Bundes, namentlich auch Solothum, geneigt war, im Streite
sich neutral zu verhalten. Hiezu wirkte überdies der Umstand,
dass Bern sich rings von feindlichen Städten, Burgen und Land-
schaften umgeben sah, so von der mächtigen und kriegslustigen
Stadt Freiburg, von den kleinen, aber festen Städten Nidau,
Büren und Wietlisbach.
Den 25. Juni mahnten Bürgermeister und Rath von Zürich,
wie früher schon die Waldstätte, den Rath von Bern nochmals
um Hilfe ; allein auch diese Mahnung hatte keine sofortige Mobil-
machung zur Folge. Wahrscheinlich war die österreichische
Partei in Bern der Ansicht, die von den Eidgenossen vorgebrach-
ten Klagen gegen Oesterreich reichen zu einer Kriegserklärung
nicht hin.
Erst die Eröffnung des Kriegszuges gegen Willisau änderte
die Stellung der Stadt Bern zu Oesterreich und führte zum activen
Eingreifen der Berner in die Kriegsereignisse.
Inzwischen fürchteten die Eidgenossen, der Herzog von Oester-
reich möchte, wie einst sein Vater, den Krieg mit der Belagerung
von Zürich beginnen, da sich sein Volk in den aargauischen Städten
sammelte. Auf erfolgte Mahnung zogen daher 1600 Mann angeb-
lich schon am 23. Juni nach Zürich und unternahmen von hier aus
Streifzüge in die Grafschaft Kyburg und bis in den Thurgau. Diese
Züge waren nach übler Sitte jener Tage mit Räubereien, Sengen
und Brennen verbunden. Auf einer solchen Fahrt zerstörten die
Eidgenossen die Burg Pfäffikon, deren Besatzung sie schmählich
insuitirt hatte.
Während die Eidgenossen in Zürich lagen, galt es aber auch
die österreichische Partei, die in der Stadt immer noch sehr ein-
flussreich war, einzuschüchtern. Diese hatten im Jahre 1385 ihre
65
Sympathie für den in Zürich anwesenden Herzog offen zur Schau
getragen. Zu diesem Zwecke wollten mehrere Zürcher, geführt
von dem Demagogen üehen, mit Hilfe der eidgenössischen Be-
satzung die Häuser der österreichisch Gesinnten, namentlich des
Götz Müllner, der Herren Götz und Heinrich von Hünenberg, der
Schwend u. a. plündern. Allein der Rath von Zürich schritt ein
und erliess unter dem 7. Juli eine Verordnung, wonach die Urheber
des Planes je um 50 Pfund gestraft wurden; sollte einer diese
Summe nicht entrichten, so sollte ihm die Hand abgeschlagen
werden ; alle sollten sich urkundlich verschreiben, dass der Rath
befugt sei, ihnen das Haupt abzuschlagen, wenn sie seinen Anord-
nungen sich widersetzen würden. ^) Als der Rath so die Ordnung
innerhalb der festen, von Oesterreich schon so ofl vergeblich
berannten Mauern hergestellt hatte, konnte er um so eher den
eidgenössischen Hilfstruppen die Bewilligung zum Abzüge ertheilen,
als inzwischen die Nachricht eingetroffen war, die Hauptmacht
des Herzogs wende sich von Brugg gegen Luzern. Hiezu kamen
auch noch andere Gründe. Die Bevölkerung von Zürich war damals
z. B. auch grösser als bei den frühern Belagerungen ; und überdies
hatte ja die Stadt durch Erwerbung der Landschaft ihre Streit-
kräfte vermehrt.
In den Jahren 1384 — 1385 hatte die Stadt Zürich die Vogteien
Meilen, Küsnacht, Thalwyl erworben und suchte beim Ausbruche
des Sempacherkrieges namentlich auch den See in ihre Gewalt
zu bekommen, wesswegen auf beiden Seiten von Wädenswyl und
Männedorf abwärts starke Besatzungen gelegt wurden ; desshalb
wurde auch das Dorf Horgen besetzt, wo aber die Mehrheit, ge-
führt von Jenni Widmer, noch 1388 treu zu Oesterreich hielt.*)
Während die Hauptmacht der Eidgenossen nach Luzern marschirte,
*) Rathsbuch von Zürich 57 — 59. Die beiden Parteien traten später in Gesell-
schaften zusammen, die österreichisch Gesinnten, die Herren von Trostberg, von
Seon, Hoppler, Kilchmatter, Stagel, Seiler, von Wolhusen bildeten mit dem Ritter
Peter Dürr die Gesellschaft zum Fuchse; der Name der von Hagenauer und Ulrich
Oehen gestifteten Gesellschaft der Demokraten ist nicht bekannt. Helvetische Bib-
liothek VI, 121 — 123.
'J Strickler: Gesch. v. Horgen 29.
Llebenau, Schlacht bei Sempach. 5
66
unternahmen die Zürcher den muthwilligen ^) Streifzug nach Rüm-
lang. Vermuthlich waren es Söldner, die bei diesem Anlasse durch
grossen Uebermuth sich auszeichneten; denn Gilg Tschudi, der
manche seither verlorne Geschichtsquelle benutzte, versichert,
selbst während des Waffenstillstandes habe keine Partei die cFry
Knechte» in den Schranken zu halten vermocht.*)
^) Am St. Ulrichs Abend .... do gewunnent wir Rüxnlang und brachtend vil
genss und hüner und tuben (heim) und stauchend durch better und stampfetend häfen
und kessi und liessend den win uss. G. Scherrer: Kleine Toggenburger Chroniken,
St. Gallen 1874, 28.
*) Chronik I, 522.
1
B' ■.■■H.
iMiinwinMwiiiiiimraiiiMiitmiinaiimwmwiaaflmiuiMmiimiiiinLiauini cituraananiitinnyinwnBiinmniniinu
mnuuDonniuuiiiiumikkii 1 1 Liuouiuiiuuui u '
KnmiuiintuiiijiimMiitjuDiuuiuLuuaiiiBuiuiHiaiuiauuDiHuiiiuuiniwiiiiiuinMiniiiionnuiiawinniwmnmn^ iMiiiiuiüiirii^
^^WIBBIMIMIWlilllllllll— IIHIIIIH
Vin. Der Vormarsch der Oesterreieher gegen
Willisau und Sursee.
or jenem grossen Hause in Brugg, das nach einer alten
Sage Herzog Leopold I. von Oesterreich einer schönen
Aargauerin zu Ehren erbaut hatte — vor dem heutigen
Effingerhofe — stieg in den letzten Tagen des Monats Juni Herzog
Leopold zu Pferd und zog mit seiner vereinigten Armee den Aargau
hinauf gegen Zofingen. Um seinen rechten Flügel vor einem all-
falligen Angriffe von Seite der Bemer zu schützen, entsendete
er eine aus dem Contingente der aargauischen Städte gebildete
Colonne nach Willisau. Diese hatte eine doppelte Aufgabe. Einer-
seits sollte sie Willisau besetzen und damit das Vorrücken der
Bemer verhindern, und andrerseits die treubrüchigen Bewohner
für ihren Abfall strafen, sofern Gräfin Maha von Vallengin den
Befehl hiezu ertheilen würde.
Der Hofmeister Herzog Leopolds, Reinhard von Wähingen,
unterhandelte Namens des Herzogs mit der Gräfin betreffend
Uebergabe der Stadt Willisau an Oesterreich. Die Gräfin stellte
zunächst vor, dass sie mit der Stadt Bern für die von Oesterreich
zu Lehen gehende Stadt Willisau ^) ein Burgrecht abgeschlossen
^) Willisau war, wie Sempach, keineswegs aus der Lenzburger Erbschaft an
die Grafen von Habsburg gekommen, wie Alfons Huber in der Geschichte Oester-
reichs I, 586, behauptet, sondern 1273 von Graf Rudolf von Habsburg erkauft
worden. Kopp: Gesch. II, i, 741.
68
habe, so dass sie nicht sofort die Stadt an Oesterreich übergeben
könne. Sie verlangte daher Bedenkzeit zu einer Besprechung mit
ihren Anverwandten, namentlich ihrem Bruder, dem Grafen Theo-
bald von Neuenburg. Allein der Hofmeister und die andern öster-
reichischen Räthe wollten hierauf nicht eintreten, sondern stellten
ihr vor, wenn sie dem Wunsche des Eligenthümers der Stadt, dem
Landesherm, nicht entspreche, würde der Herzog ihr und ihren
Kindern seine Huld entziehen. So kam denn der am 30. Juni in
Zofingen von Herzog Leopold von Oesterreich ratificirte Vertrag
zu Stande, wonach die Stadt Willisau von Gräfin Maha und ihrem
Sohne an Herzog Leopold unter der Bedingung übergeben wurde,
dass der Herzog dafür sorge, dass Niemand in der Stadt an Leib
und Gut geschädigt werde, dass die Gräfin und ihre Kinder bei
ihren Rechten und Freiheiten bleiben ; sollte dagegen ihm die
Stadt nicht freiwillig sich übergeben, und der Herzog desshalb
genöthigt werden, sich mit Gewalt der Stadt zu bemächtigen, so
sollte er dafür sorgen, dass die Leute von Willisau so wenig wie
möglich geschädigt würden. Sollte endlich der Anschlag auf
Willisau misslingen und die Stadt in die Hände der Feinde fallen,
so soll der Herzog keinen Frieden schliessen, ehe die Stadt Willisau
wieder in den Händen der Gräfin sich befände. Beim Friedens-
schlüsse mit den Waldstätten soll der Gräfin von dem Herzog
oder seinen Erben die Stadt Willisau unverzüglich wieder zurück-
gestellt werden. Inzwischen soll der Herzog die Stadt wie sein
Eigenthum schützen und schirmen. Der Gräfin aber bleibt das
Recht gewahrt, ihre Leute in Willisau zu züchtigen.
Sobald der Herzog im Besitze dieses Versprechens war, rückten
seine Truppen von Zofingen gegen Willisau vor. Als eine böse
Vorbedeutung betrachtete es das an Wunder und Zeichen glau-
bende Volk, dass dem Herzog ein Bienenschwarm an die Waffen
flog, als er gegen Willisau heranrückte, *)
^) Schon im klassischen Alterthum hielt man die Bienen (lir Vorboten kom-
menden Unglücks. So verkündeten die Bienen, die sich vor der Schlacht bei
Pharsalus auf dem Altar niedergelassen, die Niederlage des Pompejus, wie nach
Livius XXI, 46 und Dio Cassius 45,33 die Niederlage des Drusus an der Weser.
69
Wahrscheinlich leisteten die Bürger von Willisau, wie der
Herzog richtig vermuthet hatte , Widerstand ; denn es wurden,
wie eine spätere Klagschrift des Grafen von Arberg meldet, mit
Zustimmung des Hofmeisters Mathis von Büttikon Bürger von
Willisau gebüsst und in Gefängnisse fortgeführt, wo sie noch viele
Jahre später schmachteten. Die Stadt, welche dem Herzog während
seines Aufenthaltes in Willisau Futter, Korn und Brod im Betrage
von 200 Gulden liefern musste, wurde beim Abzüge des öster-
reichischen Heeres geplündert und in Brand gesteckt. Bei diesem
Anlasse sollen sich, nach später Sage, die Bürger von Brem-
garten besonders hervorgethan haben.
Obwohl der in Zofingen abgeschlossene Vertrag nur die Stadt
Willisau beschlug, beredete Hofmeister Mathis von Büttikon doch
noch die Gräfin, dass sie auch die Hasenburg räume und dem
Herzog zur Bewachung übergebe. Da zogen Bürger von Zofingen
und Sursee mit Karren und Wagen heran und plünderten, was
sie fanden. Die Gräfin berechnete den Verlust, den sie hiebei an
Hausrath und Waffen erlitt, auf mehr denn 1000 Gulden.
Es war Sonntag, der 8. Juli 1386, als Herzog Leopold unter
hellem Klange der Feldmusik, begleitet von seinem Hofnarren,
in die ihm stets getreue alte Stadt Sursee, am Ausflusse des
Sempachersees, einzog und hier im grossen Hause bei der dem
heiligen Georg geweihten Pfarrkirche, das die Meyer von Reitnau
von ihm zu Lehen trugen ^), sein Nachtlager aufschlug. Leopold,
wie viele seiner Stammesgenossen, ein lebenslustiger Fürst, hatte
besonders Freude an der Musik *) und war auf seinen Reisen von
Und als König Albrecht den i. Mai 1308 von Baden nach Windisch ritt, da
verfolgte ihn — wenige Augenblicke vor dem schrecklichen Attentate — nach
der Erzählung des Johannes von Winterthur, ein Bienenschwarm.
*) Am 22. Januar 1376 hatte Herzog Leopold dem Lütold von Reitnau das
grosse Haus in Sursee (jetzt Muri-IIof) nur unter der Bedingung zu Lehen ge-
geben, dass es den Herzogen jederzeit offen stehen soll, wenn sie nach Sursee
kommen. Damals befand sich das Haus im Besitze des Johann Meyer von Reit-
nau, des Jüngern, der seit 1384 das Schultheissenamt von Sursee bekleidete.
*) Aus den mir gütigst von Herrn Staatsarchivar Dr. Wackernagel mitgelheilten
Rechnungsbüchem der Stadt Basel, wo Herzog Leopold oft weilte, notiren wir fol-
gende Ausgaben: 1374 Joculatoribus domini ducis Austrie 4 flor. ; i Hb. VII ß des
70
jenem lustigen Hofnarren begleitet, dessen Andenken in Sursee
sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat.
Natürlich konnte nicht das ganze Heer in dem kleinen Städt-
chen Quartiere beziehen ; es lagen also wohl in den benachbarten
Dörfern die Truppen weithin zerstreut, um am folgenden Morgen
sich zu dem Marsche anzuschicken, der über das Schicksal der
Schweiz entscheiden sollte. Denn der eigentliche Zweck des
Krieges richtete sich auf die Niederwerfung der Eidgenossenschaft,
die politische Vernichtung des Bundes der acht Orte. Dieser
Zweck schien am 8. Juli noch um so leichter erreichbar, als
das wichtigste Bundesglied, Bern, dem Kriege überhaupt abge-
neigt war, und ein anderes, Zürich, aus Rücksicht auf die Selbst-
erhaltung mit seinen Truppen sich innerhalb der Stadtmauern
kampfbereit zur Wehre setzen musste» — Die Diplomatie und
Strategie hatten auf Erreichung dieses Zweckes trefflich hinge-
arbeitet. Jetzt sollte durch einen raschen Vormarsch auf Luzem,
den Sitz der Kriegspartei, das letzte Mittel angewendet werden.
Der Erfolg schien um so sicherer, je grösser die vorhandenen
Mittel auf Seite Oesterreichs waren. An Willenskraft fehlte es
dem Oberbefehlshaber nicht, wohl aber mangelte einzelnen Ab-
theilungskommandanten Muth und Ueberlegung. Dazu kam der
Zufall, das Wagen der Gegner, ihr Vertrauen auf Glück, Kühn-
heit, die an Verwegenheit grenzte, physische Kraft und Ausdauer.
Dabei hatten die österreichischen Heerführer sich in dem Wahne
befunden, die Hauptmacht der Eidgenossen liege noch in Zürich
und werde also durch die bei Baden concentrirten Truppen des
Freiherm von Bonstetten an der wirksamen Unterstützung der
geringen Truppenzahl verhindert, welche die Grenze des Rothen-
burgeramtes gegen Sursee hin bewache und in Sempach ihren
Stützpunkt habe. Herzog Leopold war gegen dieses Contingent,
das die Belagerung von Sursee schien beginnen zu wollen, zu
Herzogen lutenschlager. — 1378 histrionibus in propinationibus domini ducis 10 ß. —
1380. Joculatoribus domini ducis Austrie 5Ya lib. 2 ß. — Vgl. dazu Josef .Sittard:
Jongleurs und Menestrels in Adler's Vierteljahrsschrift für Musikwissenschaft,
Leipzig 1885, I, 175 — 200.
71
Hilfe geeilt. ^) Die Schweizer, vom Vorhaben des Herzogs recht-
zeitig unterrichtet, hatten schon am 7. Juli Zürich verlassen und
sich zum Schutze Luzerns in der Nähe von Sempach concentrirt.
Fast gleichzeitig hatten die beiden feindlichen Heere ihren tak-
tischen Aufmarsch vollendet.
^) Considerandum est, sagt die österreichisch^ Rechtsschrift von 1461, quod
Uli de Switz, Lucern et alii sui subditi opidum dicti ducis nomine Sorse obsiderunt
et prefatus dux illud redimere volens, et ibidem applicuit et inimici prefati recede-
runt ab eodem usque ad Sempach, quod etiam ducis ipsius erat .... ipsi opidum
Sorse hostiliter obsiderunt et guerram primitus moverunt, idcirco idem dux com-
pulsus fuit sua redimere et vim vi repellere.
dki,
«^-
IX. Die Organisation des österreiehisehen
Heeres.
Is Herzog Leopold von Oesterreich im Aargau eintraf,
betrieb er neben den Friedensverhandlungen zugleich die
T Organisation des Heeres. Alter Uebung gemäss sammel-
ten sich die Truppen einer jeden Provinz an einem bestimmten
Platze. Als solchen hatte der Landvogt Ochsenstein (iir den Breis-
gau beim Ausbruche des Krieges das Dorf Schliengen bezeichnet.
Die Soldtruppen aus Brabant, Holland, Lothringen sammelten sich,
wie Veit Arnpeck erzählt, in der Nähe von Basel, vielleicht in Klein-
Basel. In Basel finden wir zu Anfang Juni wirklich den Landvogt
Ochsenstein, den Kammermeister des Herzogs ; um Mitte Juni den
Herrn von Reye, den Marschall von Burgund, den Herrn von Cly,
die wie mehrere nicht genannte Herren von ^Strassburg, Freiburg,
Colmar, Neuenburg und Breisach, und die bei Sempach erschlagenen
Herren von Hochberg, Heinrich von Rinach, Lützelmann von Rath-
samhausen und Roman von Küngstein, vom Rathe von Basel nach
der damals allgemein üblichen Weise bewirthet wurden.
In die kleinen Städtchen des Aargau's wurden Besatzungen ge-
legt. Aus diesen sendeten die aus Schwaben, Tyrol und Elsass
herbeiströmenden Ritter und Edelknechte, wie die Grafen und Frei-
herren ihre Fehdebriefe an die Eidgenossen, so am 24. Juni aus
Bremgarten die Herren von Pfirt, von Nidegg, Ritter Grat, Hctzel
von Zäsingen, Hans von Masmünstcr, Friedrich Cappeler, Schopp
Truchsess und Hans Günther.
_^3
Im Juni erhielten die Eidgenossen von i8 verschiedenen Gesell-
schaften mit zusammen 162 namentlich benannten Personen solche
Absagebriefe. Unter den hervorragenden Feinden der Eidgenossen,
die nach alter Rittersitte in solcher Weise ihre Theilnahme am
Kampfe bekundeten, nennen wir : die beiden Grafen Johann von
Habsburg-Lauffenburg, die Markgrafen Otto, Johann und Hesso
von Hochberg, Herren zu Susenberg, Graf Hans von Fürstenberg,
Herr zu Haslach, Graf Rudolf von Sulz, den Bischof von Würz-
burg, Herzog zu Franken, den Markgrafen von Baden, Graf Hans
von Werdenberg-Sargans, Graf Wilhelm von Montfort, die Grafen
Walraf und Hans von Thierstein.
Kurz vor Ende Juni scheinen dieTyroler im Aargau eingetroffen
zu sein — aus dem Etschlande angeblich 500 Mann. *) Aus Kärnten
und Steyermark war fast Niemand zum Heere gestossen; denn
unter den Erschlagenen wird nur ein Steyerer, Berchtold Gradler
von Grätz erwähnt *) ; aus Oesterreich war vielleicht der berühmte
Ulrich von Meissau ^) mit dem Herzog herangezogen. Dagegen
war der Adel, die Bürgerschaft und die Bauersame von Aargau,
Thurgau, Höhgau, Klettgau, Schaffhausen, Feldkirch*), Schwaben,
Breisgau, Schwarzwald, aus der Mortenau, Grafschaft Pfirt, Sund-
gau, aus dem Bisthum Basel und aus dem Elsass, bis hinab nach
Strassburg gut und zahlreich vertreten. Nach einer in Wien kurz
nach der Schlacht gemachten historischen Aufzeichnung soll die
Heeresmacht Herzog Leopolds im Ganzen auf 10,205 Mann sich
belaufen haben, ^) worunter gegen 700 Ritter, wie Elsässer- und
Nürnberger-Chroniken versichern. Wäre es gelungen, diese Truppen
auf einem Punkte zu vereinigen und gegen die Schweizer auf einem
1) F. X. Wöber: Götz der Müllner. Wien, 1884, 22.
') A. Dimitz: Geschichte Krains. Laibach, 1875, ^> 248, versichert dagegen,
dass mancher Tapfere aus den innerösterreichischen Landen bei Sempach blutete —
ohne Beweise zu erbringen.
') Blätter für Landeskunde von Niederösterreich. N. F. XIV, 401.
*) Aus dieser Stadt sollen viele Bürger bei Sempach gefallen sein. P. Kaiser:
Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein, 1847, 183.
*) 1383 führte Leopold 8000 deutsche Reiter und zahlreiche Infanterie nach
Treviso. Kurz: Albrecht III, i, 82.
74
für die Reiterei günstigen Schlachtfelde zum Streite zu fuhren, so
wäre der Sieg des Herzogs wohl bald entschieden gewesen. Allein
die Heeresleitung ging wegen des Herzogs Krankheit wieder an
die herzoglichen Landvögte über, die den Krieg bisanhin geführt
hatten. Diese theilten das Heer. Der linke Flügel, der Zürich im
Schach halten sollte, vielleicht 3000 Mann stark, blieb unter dem
Commando des Freiherrn Hans von Bonstetten bei Brugg und Baden.
Der rechte Flügel theilte sich nach der Einnahme von Willisau ; der
eine Theil des Heeres, befehligt von dem alten, kriegserfahrnen
Herzog von Lothringen, beobachtete die Bewegungen der Städte
Bern und Solothum ^), der andere Theil sollte den Marsch nach
Luzem ausfuhren.
Die Hauptmasse der gegen die Stadt Luzem marschirenden
Colonne bildeten die Ritter, Bürger und Bauern der obgenannten
Landschaften, mit Ausnahme eines Theils der Thurgauer, die unter
Bonstetten standen ; dazu kamen die Söldner aus Brabant und Hol-
land, geführt vom Grafen von Salm, der im Kriege zwischen Frank-
reich und England als Condottiere sich hervorgethan; das waren
jene «niederländischen Herren», von denen das älteste Schlacht-
lied spricht. Ihnen schlössen sich jene 500 Rheinländer an, die der
Graf von Hennenberg befehligte, wie Dachers Constanzer Chronik
meldet. *) Dazu kamen die 200 Lanzen aus Mailand, die «Walchen»
in Stulmanns Chronik, endlich die fränkischen Ritter, die Herren
der Ritterbünde vom Löwen, St. Wilhelm und St. Georg sammt
den Etschem.
Die Oberbefehlshaber der Marschkolonne waren Freiherr Johann
von Ochsenstein und Hans Truchsess von Waldburg.
*) Das Rechnungsbuch von Basel vom Juli 1386, fol. 447, gibt hierüber An-
deutungen. Petro de Almswiler et sociis suis IUI lib. minus V ß pro expensis prout
missi fuerunt respicere populum dominorum Luteringie. Item iterum nuntio in Solo-
dien et Berna. Bertschino Brener XXXß gen Walchen ad respiciendum populum.
Degenlin V ß vf das velt ratione populi. ItemDegenlino et Burger XV ß ad campos
ratione populi. Petro de Almswiler X ß ad campos. Domino de Schoenow XXX ß ad
campos ratione populi.
•) Schon Gilg Tschudi bemerkte, dass beide Parteien Söldner im Dienste hatten,
denen er alle Gräuel zuschreibt, die damals verübt wurden.
75
Da Geschichte und Sage sich mit den Anführern der öster-
reichischen Armee so vielfach beschäftigen, so wird es angemessen
sein, deren militärische Laufbahn zu verfolgen.
Johann von Ochsenstein, Sohn des Freiherm Otto V. und der
Elisabeth von Hessen (f 1339), schon 1360 Domherr von Strass-
burg, seit 1366 Domdecan, war beim Ausbruche des Sempacher-
krieges keineswegs ein junger Mann. Als österreichischer Land-
vogt im Elsass, Sundgau und Breisgau war Ochsenstein altem Her-
kommen gemäss, bei Kriegen in den vorderösterreichischen Landen,
oberster Feldhauptmann. Aber gerade hiefiir mangelten dem in
allen Unternehmungen unglücklichen Domdecan dienöthigen Eigen-
schaften. Johann, der 1365 vergeblich um das Bisthum Strassburg
sich beworben hatte, war 1370 vom Dompropste von Strassburg,
Graf Hanemann von Kyburg, gefangen und in die Burg Windeck
gebracht worden. 1371 konnte er sich mit 4000 Gulden aus der
Gefangenschaft ledigen. Im Jahre 1375 bedrängte Domdecan Johann
von Ochsenstein den Bischof Lambert von Strassburg, so dass sich
der Bischof um Hilfe umsehen musste, da sein streitlustiger Gegner,
der 1373 Dompropst geworden, reich an Burgen und Herrschaften
war. Auch mit Graf Heinrich von Saarwerden lag Dompropst
Johann 1385 im Kriege; des Dompropsts Städtchen Berse wurde
desswegen verbrannt und geplündert.
Am Mittwoch vor Palmtag 1385 hatte Herzog Leopold in Rhein-
felden den Dompropst, seinen Oheim, wie den Markgrafen Bern-
hard von Baden und Landvogt Hans Truchsess von Waldburg zu
seinem Stellvertreter in den obern Landen ernannt, mit Vollmacht
zur Kriegsfiihrung. ^) Ochsenstein, der an zeitlichem Gute reich
war, streckte aus eignem Vermögen dem Herzog zum Kriege be-
deutende Summen vor, ftir die ihn der Herzog schadlos zu halten
versprach.*) Wie sein Ahnherr Otto III., der 1298 im Dienste König
Albrechts bei GöUheim fiel, war auch Dompropst Johann von
üchsenstein dem Hause Oesterreich treu ergeben, aber diese Opfer-
*) Lehmann: Gesch. d. Grafschaft Hanau II, 72 — 73.
') 1386, Montag vor Lichtmess. Lehmann, 73.
76
Willigkeit war nicht mit Kriegskunst gepaart. Allerdings hatte
Hasenburg inzwischen den kleinen Krieg kennen gelernt, indem seit
Januar kleine Streifzüge mit wechselndem Erfolge von den Eid-
genossen und Oesterreichern unternommen wurden ; im Treffen zu
Meyenberg, Ende Januar, hatten Ochsenstein und Truchsess von
Waldburg durch Kriegslist die Luzemer, Zuger, Schwyzer und
Unterwaldner besiegt, 140 Mann erschlagen und das Unterwaldner
Panner erobert. ^) Am 9. Februar 1386 unternahmen beide den
Streifzug in zwei Colonnen von Baden aus gegen Luzern ; die eine
drang am Freitag nach Agatha über Münster, die andere über
Richensee sengend und brennend bis nahezu eine halbe Meile an
Luzern heran*); noch nie, rühmten sie, wurde so «grässlich ge-
brannt als gestern, ouch die recht schuldigisten die Sach gewesen
sind». Immer bemühten sich die Beiden um Schützen aus Freiburg
im Breisgau.
Ochsenstein besass also wohl Opferwilligkeit und Ortskenntniss,
er entwickelte eine grosse Thätigkeit, aber er war nicht ein Stratege.
Ueber die militärische Laufbahn des zweiten Commandirenden,
des Landvogtes Hans Truchsess von Waldburg, sind wir nicht näher
unterrichtet ; wir wissen nur, dass er mit Ochsenstein den kleinen
Krieg gegen die Eidgenossen seit Januar 1385 gefiihrt hatte.
Der Befehlshaber des Beobachtungsheeres, das gegen Zürich
aufgestellt war, Hans von Bonstetten, war ein früherer Kanzlei-
Beamter (1377, ^9- März unterzeichnet er den Schirmbrief für Ein-
siedeln), dem jedenfalls die Gefechtsmethode der Eidgenossen und
die Terrainkenntniss — er war seit 1377 Vogt von Kyburg und
Winterthur, als Herr zu Uster bei Zürich — nicht mangelte. Aus
seiner militärischen Laufbahn ist besonders die Theilnahme an der
Mordnacht in Zürich bekannt, die ihm 5 Jahre Kerkerhaft zuzog
(1350 bis 1354) und seine Betheiligung am Kriege gegen Elicurt
(1369) und nach Treviso (1382).
*) Bericht von Ochsenstein und von Truchsess vom 6. Februar an Freiburg.
Schreiber II, 46.
«) Schreiber II, 47—48.
n
Der einzig begründete Vorwurf, den man diesen Heerführern
gegenüber erheben kann, besteht nach meiner Ansicht darin, dass
sie mit der feindlichen Armee keine Fühlung hatten. Sie lebten der
Hoffnung, trotz des lärmenden Vormarsches vom Feinde unbemerkt
nach Luzern gelangen zu können, während dieser in ihrer nächsten
Nähe sich befand. Beim Ausbruche des Krieges hatten sie aller-
dings auch diesen Zweig der Kriegsfiihrung nicht vernachlässigt,
indem sie zur Beobachtung des Feindes eine «Hut» an den Albis
«gestossen hatten», welche die Züricher vertrieben. Diese Ver-
nachlässigung des Kundschaftsdienstes trug zur Niederlage bei
Sempach wesentlich bei.
X. Die Schlacht bei Sempach.
;n früher Morgenstunde marschirte das österreichische Heer
aus den Nachtquartieren bei Sursee siegesbewusst Montags
den 9. Juli in drei verschiedenen Colonnen, die sich ausser-
halb Sempach auf der Strasse gegen Trutigen-Rümlikon- Rothen-
burg zum Marsche gegen Luzern vereinigen sollten, dem nördlichen
Ufer des Sempachersees entlang, gegen Sempach vor.
Die von Ritter Rutschmann von Rinach befehligte Reiterei,
welche die Vorhut bildete, zog dem rechten Ufer des Sees ent-
lang über Schenkon gegen Sempach, auf der alten Strasse ^), an
der sich die Zollstatt befand.
Die Hauptmacht, in zwei Züge getheilt, marschirte theils über
die mittlere Strasse Schenkon, Eich, Hundgellen, Fluck, Vogel-
g'sang gegen Gallee, theils auf der obern Strasse von Vogelg'sang
gegen Schupfen und Hildisrieden. Diese obere Strasse war beson-
ders für die schwere Reiterei geeignet, während diejenige über
Hundgellen und Fluck an Schluchten vorbeifiihrte.
Die Nachhut, befehligt vom österreichischen Unterlandvogt
Reinhard von Wähingen und Burkard von Ellerbach, zog wahr-
scheinlich auf der Strasse von Hildisrieden gegen Sempach heran.
Dem Heere folgten zweihundert Mann mit Sicheln, welche die
Ernte auf den den Eidgenossen gehörigen Feldern einheimsen sollten.
^) RathsprotokoU von Luzern V, 82, nennt 1437 diesen, 1427 von der Gemeinde
Schenkon wieder verbesserten Weg, die «alte Strasse». Die Strasse von Sursee
über Nottwyl kam erst um 1494 auf.
79
Herzog Leopold von Oesterreich, der an diesem Tage, dem
heissesten des ganzen Jahres, an der Gicht litt, befand sich wahr-
scheinlich bei der Colonne, die über Eich ritt ; denn eine alte Tra-
dition berichtet, der Herzog habe in der Pfarrkirche Eich, deren
CoUator er war, am Tage der Schlacht einer Messe beigewohnt.
Unbehelligt ritt die von Rutschmann von Rinach geführte Vor-
hut vor das Städtchen Sempach, wo sie, wenn die alten Schlacht-
lieder Glauben verdienen, schon eintraf, als der Thau noch in den
Feldern lag. Nicht ohne Verletzung des Anstandes und der guten
Sitte vertrieben sie Schnitter und Schnitterinnen, die sie ihrer Kleider
beraubten. Vor Sempach hielt die Vorhut und suchte durch Spott-
reden die kleine Besatzung zu einem Ausfalle zu bewegen.
Die Colonne dagegen, welche die mittlere Strasse gegen Eich
benützte, stiess nach Zurücklegung eines Weges von etwas mehr
als einer Stunde an der Grenze des Michelsamtes gegen den Stadt-
bami von Sempach, am Willibach, wo die Strasse von Schenkon
über Vogelg*sang nach Sempach fuhrt, in der Nähe der Weiler
Hundgellen und Fluck, auf eine Letze, die von Bürgern von Luzern
und Sempach vertheidigt wurde. ^) Nach kurzem Kampfe, bei dem
ein Reber*) von Sempach an der Letze erschlagen wurde, nahmen
die Oesterreicher diese Schanze und gelangten in der Verfolgung
des fliehenden Feindes auf ein vor dem Meyerholze liegendes
Plateau, das grösstentheils im Gerichtskreise Sempach®), theil-
^) Die Marche zwischen dem Michelsamte und Sempach bildet laut alter, 1 730
erneuerter Marchbeschreibung, der in den Sempachersee fliessende Willibach, der
bei Eich die Gemeindegrenze schliesst. Die Marche geht den Willibach hinauf bis
an die Blattmatt, in den Eicher-Mühlebach, dann in die Hundgelle zum Baurenhaus
der Hausmatt, wo der Bach endet. Von hier an dem Hag nach hinauf das Tannen-
feld ; dann über die Hüslermatt, die Gurgelen genannt, bis an den Hag bei der
Letti. Von da dem Hag nach hinauf bis in die Gallisweid ; dann dem Hag nach
bis oben in die Clausenweid ; dann neben dam Wäldlein hinauf bis an's Bächlein
in der Frauenmatt, wo das Kreuz steht; von da dem Hag nach hinauf an den
Hausecken des Hauses «Schür» bis in die Hildisriederstrasse ; dann dem Fussweg
nach bis an das Moorenthal; von da an den Horlacher-Baurenwald.
') Als ein Reber zu unserem Schultheiss Ulrich Walker geret hat, daz er zu
Sempach an der Lezi geflohen war. Rathsprotokoll von Luzern 141 7, III, 27.
') Das Bächlein, das von Rossbrunn abwärts bis an den Kirchweg fliesst, der
von Hildisrieden nach Kirchbühl geht, bildete in alter Zeit die Marche; dann lief die
8o
weise im österreichischen Amte Rothenburg lag und die gemeine
March der Gemeinden Sempach und Eich bildete. In der Nähe
liegt, unfern vom römischen Opferplatze Hermannsbühl, das aus
der kyburgischen Zeit bekannte Landgericht Gundoldingen, wo
damals freie Bauern sassen. *) An dieses Plateau grenzt der dem
Stifte St. Peter im Schwarzwald gehörige Meierhof Sempach,
den Herzog Leopold von Oesterreich bei seinem Aufenthalte in
Rheinfelden den 15. Juli 1375 an Hans Schriber (von Lütishofen),
Untervogt von Rothenburg, als Lehen verliehen hatte.*) Dieses vom
Stampfibach, Künzenbach, Furtbach, Mühlebach und Mühlethalbach
durchflossene Heideland®) am westlichen Abhänge des Eicher-
berges, zwischen Hildisrieden und Sempach, bietet bei massigem
Aufstiege gegen Hildisrieden auf der Stelle, welche als Schlacht-
feld ob Sempach benutzt wurde, eine Fläche von nahezu 2000
Meter Breite^ die südöstlich gegen das Meyerholz etwas steiler
als westlich gegen Sempach abfällt. Der Mühlebach und Mühle-
Grenze dem Rain nach bis in Schurgels Moos, wo das Haus in der sog. vordem
(obem) Schlacht die Marche bildete. Dieses Haus gehörte ins Rothenburger Amt.
Von da führte die Marche hinter dem «alten Kach» den Bach hinab. Die March-
beschreibung von 1415 kannte die Namen «Schlacht» und «Wiederkehr» noch nicht.
*) Die Steuer der freien Höfe zu Gundoldingen hatte 1379, u. Mär«, Herzog
Leopold von Oesterreich dem Flemmann von Grünenberg als Pfand bestätigt, das
zum Amte Rothenburg gehören soll.
') Erst 1787 erwarb der Rath von Luzem um 5600 Gulden von Rathsherr
Egid Balthasar den Twing Sempach.
') Wie viel Land damals urbar gemacht war, lässt sich nicht ermitteln. Aus
dem Urbar des Staatsgutes Sempach vom Jahre 1601 geht hervor, dass damals
die Sigersten-Güter 7 Jucharten hielten ; dazu gehörte noch eine Weid, anstossend
an die «Schlachtmatte» des Martin Tammann, an den «Schlachtacker» des Lazarus
Bachoffner und an den «Schlachtacker» des Melchior Stämpfli. Ferner gehörte
dazu eine Jucharte auf dem Schlachtfeld, anstossend an das « Schlacht weidli» des
Abraham Thut, ebenso «eine groiye Jucharten Achers uff dem Schlachtfeld» —
anstossend u. a. an «S. Martins Schlachtweid, an Martin Fryen Schlachtacher und
an Albrecht Schnieppers Schlachtacker». Der Name Schnabelacker kömmt 1601
noch nicht vor ; die «gtossejuchart» heisst jetzt «Strassacher», die andere «Schnabel-
acher». — Gegenwärtig umfasst das dem Staate gehörige Schlachtgut, mit dem
1864 erkauften Lande, welches jetzt im Staatsurbar «Winkelriedacher» heisst —
frühere Bezeichnung Schlachtweid und Schlachtacker — 12^/8 Jucharten. Das
anstossende Land, welches der Familie Helfenstein gehörte, hält 6 Jucharten.
(
i
\ 4^
\
\
8i
thalbach fuhren von diesem etwa iioo Meter von Hildisrieden ent-
fernten Felde nach dem etwa 2670 Meter ^) abliegenden Sem-
pachersee das Wasser zum Städtchen hinab, dessen Mauern vom
Schlachtfelde aus nicht sichtbar sind.
Hier, auf diesem von Wald und Bächen durchzogenen, nach
Norden ansteigenden Hochplateau, im Angesichte der grossartigen
Gebirge des Schweizerlandes, sahen zu ihrer nicht geringen Ueber-
raschung die österreichischen Heerführer, welche hier Mittagsrast
zu halten gedachten, plötzlich den ihnen an Zahl allerdings nach-
stehenden Feind ihnien gegenüber im nahen Meyerholz. — Der
projectirte Marsch nach der nur 3 Stunden entfernten Stadt Luzern
war also vereitelt.
Die österreichischen Hauptleute, denen Freiherr Johann Ulrich
von Hasenburg nach selbst vorgenommenem Augenschein über
die Stellung und Zahl der Feinde Auskunft ertheilt hatte, mussten
sich rasch über die Frage entscheiden, ob sie nach dem Rathe des
kriegskundigen Herrn von Hasenburg den Rückzug nach der be-
festigten Stadt Sursee antreten, oder auf diesem flir die Reiterei
ganz ungünstigen Terrain mit dem Feinde den Kampf aufnehmen
wollen. Die letztere Ansicht drang auf Betreiben des Landvogtes
Johann von Ochsenstein, des Oberbefehlshabers der österreichi-
schen Armee, durch. Im Vertrauen auf die Tapferkeit, Opferwillig-
keit und Ausdauer der Truppen nahm man also den Kampf auf —
Die Armee versuchte aus der Zugsordnung in die damals übliche
Schlachtordnung überzugehen und sich von Nord nach Süd aufzu-
stellen. So nahm die österreichische Armee der eidgenössischen
gegenüber immer noch eine dominirende Stellung ein und schien
also in einem Vortheile sich zu befinden, wenn die Eidgenossen
zum Angriffe aus der tiefer gelegenen Position sich anschicken
würden.
Vom höchsten Punkte des Meyerholzes aus, aus welchem man
durch eine Vorwärt.sbewegung gegen Sempach und Rothenburg
die Strasse decken konnte, war die Stellung des Feindes zu über-
*) In der Luftlinie gemessen.
Lieben au, Schlacht bei Sempach.
c
82
sehen. Hier fand der Kriegsrath der Eidgenossen statt, während
die Truppen den Gott der Heerschaaren um Hilfe anriefen.
Nicht wie später beim Heldenkampfe zu St. Jakob an der Birs,
nicht gegen das Abmahnen von Seite der Hauptleute, sondern wohl-
geordnet, erst nach mehrstündiger reiflich gepflogener Berathung
stürzten sich die Eidgenossen auf den wohlgeordneten Feind. Denn
auch die Position der Eidgenossen war ein «Strich» ^), wo die öster-
reichischen Reisigen die Eidgenossen nicht schädigen konnten. Diese
lange Berathung im Waldesschatten diente zugleich zur Erholung
und Erfrischung der Truppen, die vielleicht erst am frühen Morgen
von Luzem aus nach Sempach marschirt waren. Es scheint fast,
als hätten die Eidgenossen durch ihr Zaudern die Üesterreicher
veranlassen wollen, sie in der durch Wald und Wasserrunsen ge-
schützten Stellung anzugreifen, und erst, als sie die Ueberzeugung
gewonnen, dass der Feind ihrer warte und an Zahl immer wachse,
den Angrifi" mit grossem Ungestüm ausgeführt. Es war um Mittag,
wo die Sonne bereits ihren Einfluss auf die in Stahl gepanzerten
Ritter in empfindlichster Weise ausübte, als die Angrifiscolonne,
von Süd nach Nord gerichtet, sich in Bewegung setzte. Von
schlachtenkundigen Hauptleuten befehligt, die in offenem Felde wie
bei Belagerungen oftmals Proben der Tapferkeit abgelegt hatten,
rückten die Sieger über das stolze Guglerheer mit kurzen Schwertern
und Dolchen an der Seite, in treff'lichen, leichten Brusthamischen,
meist die gefürchtete Hellebarde in der Hand, die seit den Tagen
von Morgarten der Schrecken der Feinde war, in Keilordnung
heran. *) Auf dem rechten Flügel standen die Luzerner, gefuhrt
von Alt-Schultheiss Petermann von Gundoldingen, dessen Stamm-
haus in der Nähe des Schlachtfeldes lag. Neben ihnen die Urner,
befehligt von Landammann Konrad der Frauen. Ihnen zur Seite
die Schwyzer, unter Landammann Gilg von Engiberg, der im
Kyburgerkriege vor Burgdorf gekämpft hatte. Ihr Panner soll Urs
^) Sebastian Münster.
') Die Adelichen, deren es in Luzern wie in der Urschweiz damals noch viele
gab, werden wohl nach Weise der Oesterreicher meist mit Speeren bewaffnet ge-
wesen sein, so auch die deutschen Söldner.
83
Schorno getragen haben. ^) Diesen schlössen sich die Obwaldner
an, als deren Befehlshaber ein Walther Siegrist von Disselbach
genannt wird, dessen Geschlecht hier zum ersten Male in den
schweizerischen Annaleii erscheint. Zu äusserst standen die Nid-
waldner unter Landammann Hans Spilmatter. Die Wäggiser, mit
eigenem Panner, die Entlebucher, die Rothenburger, sowie die
Söldner standen wohl bei Luzern ; die Zuger und Glarner, die nicht
besonders zahlreich können gewesen sein^), schlössen sich wohl
an die Schwyzer an. Die Front der Eidgenossen kann kaum mehr
als 80 Mann betragen haben, doch standen sie gegen 2$ Mann
tief. ^) Schräg aufmarschirend, bildeten die Eidgenossen durch Vor-
schieben des rechten Flügels den «Spitz», mit dem sie die feind-
liche Schlachtordnung zu durchbrechen hofften, w^ie die Strass-
burger in der Schlacht bei Hausbergen ihren glänzenden Sieg der
keilförmigen Schlachtordnung und der die Helme und Harnische
zertrümmernden Streitaxt, mit welcher die Hellebarde der Schweizer
die grösste Aehnlichkeit hat, zuschrieben. *)
Die österreichische Armee hatte durch die langandauernde Be-
rathung der eidgenössischen Hauptleute, welcher man später den
Haupterfolg beimass '*), hinreichend Zeit gefunden, sich in Schlacht-
ordnung aufzustellen. Da die Reiterei auf dem Marsche ohnehin
vorauszog, so stellte sich der Adel, nachdem er die waldigen
Schluchten passirt hatte, welche das Schlachtfeld nördlich be-
*) ZurLauben: Stemmatographia X, 336.
•) Ihre Hauptmacht lag am 7. Juli vor der Burg Windegg, welche Ritter EgloiT
von Ems, Vogt und Pfandherr der beiden österreichischen Aemter Glarus, innehatte
•) Die Nürnberger Weltchronik von 1459, der auch Naucler folgt, gibt die
Zahl der Schweizer auf 2cxx) Mann an; hievon mögen 1600 eigentliche Schweizer
gewesen sein.
*) Closener und Bellum Walterianum. Ascias quas Franci haches Danoises
appellant.
^) Russ in Zusammenfassung der Stellen in Halbsuter's Lied :
Die vesten von Luzerne
band do ir bests gethon.
Desglichen die vesten von Schwize
mit mengem clugen man
mit ir manheit und witze
grifends den löuwen an.
grenzen, als linker Flügel auf. Das Fussvolk, aus Bürgern und
Bauern bestehend, und der Tross blieben hinter demselben stehen;
sie bildeten, da sie nicht auf dem beschränkten Schlachtfelde in die
Linie rücken konnten, den rechten FlügeK In der Folge schlössen
sich wohl auch die vor Sempach lagernden Ritter, die ursprüng-
liche Vorhut, den auf der Höhe stehenden Truppen an. Um zum
Heere zu gelangen, hatten diese Ritter den Hohlweg hinanzusteigen.
Sie Hessen desshalb den vor Sempach lagernden Knechten die
Rosse zurück. Die Lage des Schlachtfeldes nöthigte die Ritter,
den Kampf mit den Schweizern zu Fuss aufzunehmen, nicht die
alte, schon von Wilhelm von Tyrus, dem grossen Geschichtschreiber
der Kreuzzüge ^), erwähnte Sitte der Deutschen, im Augenblicke
der Gefahr vom Pferde zu steigen und mit dem Schwerte — damals
noch der trefflichsten Waffe — den Feind anzugreifen. Wenn auch
der Landvogt Johann von üchsenstein der unter ihm stehenden
Reiterei den Befehl gab, auf verhältnissmässig ebenem Terrain
vom Pferde zu steigen, so leitete ihn vielleicht, wie König Albrecht
1298 in der Schlacht auf dem Hasenbühl, der Gedanke, die Reiterei
sei im Kampfe gegen das Fussvolk auf solchem Boden im Nach-
theil, weil die Feinde auf die Pferde losschlagen und dadurch
Verwirrung anrichten würden, wenn nicht die näher liegende Er-
innerung an die Schlacht bei Merizen von 1372 oder an die Schlacht
von Reutlingen vom 14. Mai 1377.^) Allerdings bemerkt schon
Julius Cäsar in seinem Werke über den spanischen Krieg (Cap. 15):
man ist in den Heeren bei Reitertreffen an die Erfahrung ge-
wöhnt, dass ein Reiter, der vom Pferde steigt und nun einen
Kampf mit einem Fussgänger beginnt, diesem durchaus nicht
1) Arch. IV, 20.
*) Ueber das Absitzen der römischen Reiterei in der Schlacht gegen die Cala-
donier handelt Tacitus Agricola 35 — 36. Auch bei den Gothen finden wir diese
Erscheinung im Kampfe gegen Narses ; bei den Römern im Streite Julians gegen
die Alemannen bei Strassburg (Ammianus Marcellinus XII, 16). Das Absitzen der
Burgunder beschreibt Strophe 1955 des Nibelungenliedes. Bekannt ist der Vor-
gang in der Schlacht bei Hastings. Lindenschmitt: Handbuch der deutschen Alter-
thumskunde 297. Studien von Herrn Professor Dr. E. L. Rochholz in Aarau zum
Schlachtliede Halbsuters. (Handschrift vom Verfasser mir gütigst mitgetheilt.)
gewachsen ist. — Dieser alte Erfahrungssatz sollte sich auch hier
bewahrheiten.
Auf den beiden Flügeln der österreichischen Armee standen
Schützen, die seit EinRihrung der Feuerwaffen das Gefecht eröff-
neten, ohne jedoch irgendwie auf den Verlauf des Kampfes einen
entscheidenden Einfluss auszuüben; so hatten die Genuesischen
Schützen bei Cr^gy 1346 nicht besondern Ruhm erworben. Auch
bei Rosebecque eröfüieten Schützen 1382 das Gefecht. Grosse Ge-
schütze besassen damals die Eidgenossen ^) wie die Oesterreicher *) ;
allein diese schwerbeweglichen Kolosse wurden damals wenigstens
nur zu Belagerungen gebraucht.
*) Die Basler besassen schon 1371 Geschütze, deren Vorrath sie durch Giessen
von kleinen und grossen Büchsen beständig zu vermehren suchten. 1386 Hessen
sie 4 Büchsen von Strassburg heraufführen. Aus Luzern bezogen die Basler schon
1374 Büchsenpulver. Im Juli 1386 nahmen die Basler Nikolaus von Luzern als
Büchsenmeister in Dienst. (Sabbato post Jacobi. Nicoiao de Luzern dem nüwen
büchsenmeister XVI ß. pro duabus septimanis, cui dantur Septem, VIII ß. quia receptus
est pro famulo sexta post Jacobi. Rechnungsbuch Fol. 449.)
Die Bemer hatten schon 1381 Büchsen und bezogen bei der Belagerung von
Burgdorf das Pulver ebenfalls aus Luzern, theils vom Lombarden Anselm, theils
von Bürgern, von Claus von Matt (dem spätem .Schul theissen), Heinrich Horver
und Hans Spengler. Die Schwyzer nahmen die Pulversäcke von Burgdorf nach
Hause und besassen daher wohl auch schon Büchsen. Die .Stadt St. Gallen hatte
1377 bereits ii Büchsen; Zürich 1386 9 Handbüchsen im Gewicht von 9 Zentnern,
eine grosse Büchse von 8 Zentner 54 Pfund, eine kleine Büchse von 4*/« Zentner
24 Pfund, 12 kleinere Büchsen von 6 Zentner 6V« Pfund. Bei der Belagerung von
Ncu-Regensberg verwendeten die Züricher ihre Büchsen am 17. August 1386. Neu-
jahrsblatt der Feuerwerker von Zürich 1850, II — 12; 1869. Auch die Gräfin von
Neuenburg war 1383 im Besitze von Büchsen, die sie zur Belagerung von Burgdorf
den Bernern zur Verfügung stellte. B. Hidber : Ueber das erste Schiesspulver und
Geschütz in der .Schweiz. Bern 1866. Fechter: Ueber das erste Vorhandensein des
Schiesspulvers und der Feuergeschütze in Basel. Basler Taschenbuch auf das Jahr 1853,
167 — 185. — Die Luzerner beschossen im Januar 1386 Wolhusen mit Kanonen.
'j Etterlin's Chronik. R.Cysat berichtet in seinen CoUectan., P., 4 : Zwischen
den Burgen Uffhusen und Waldsberg befindet sich ein zerstörtes Schloss, vom Volke
nur die Burg genannt. Kurz vor 1587 fand man daselbst in den Trümmern «ein
ysin stücklin grosses geschützes, doch ungefasset im zerfallenen gebüw under den
steinen. Das hat man gen Willisow than. Das bezügt, dass das geschütz eltcr,
denn im 1440 jar erfunden; denn es findt sich, -das sydt dem Semi)acherkrieg A"
1386 in der Grafschaft Willisow kein krieg meer gsin, besonder nachdem sy in
miner Herren von Lucern banden kommen und erkauft worden A** 1408.
86
Mit Armbrusten und Tarrasbüchsen schössen die österreichischen
Schützen zu den im Schatten des Waldes sich lagernden Eid-
genossen, so dass, wie das Schlachtlied berichtet, die Aeste von
den Bäumen fielen. Mit Schüssen wurden auch die anstürmenden
Eidgenossen empfangen.
Hinterder österreichischen Schlachtlinie befanden sich die Karren
und Wagen, auf welchen man theils die Lebensmittel, theils das
Pferdefutter, die Zelte, und in Fässern verpackt auch die Stricke
für Pferde und Vieh u. s. w. nachfiihrte. Diese Fuhrwerke, die
durch geschickte Aufstellung eine Wagenburg und somit eine treff-
liche Feldbefestigung bilden konnten, waren sehr zahlreich. Am
Tage nach der Schlacht kamen die Oesterreicher mit 80 Wagen,
um die Leichen der Erschlagenen abzuholen. Denn um das Jahr
1333 kam, wie uns der Strassburger Chronikschreiber Königshofen
erzählt, die Sitte auf, dass die «Antwerglütte», die zu Felde zogen,
nicht mehr wie von Alters her zu Fuss einhermarschirten, sondern
auf Wagen fuhren. Auch die Pannerherren sassen je zu vieren auf
Wagen und stiegen erst aufs Pferd, wenn sich das Heer formirte.^)
Solche Pannerherren waren ob Sempach in grosser Zahl da.
Das Panner von Oesterreich Rihrte Ulrich von Arberg, das
von Tyrol war dem Heinrich Käl anvertraut. Auf dem linken
Flügel zu äusserst flatterte die Fahne Ochsenstein's, des Com-
mandanten der Armee. Da sah man die Panner der Grafen von
Hohen-Zollern, von Thierstein, von Habsburg und Fürstenberg,
jenes der Grafen Albrecht und Hans von Werdenberg, denen der
Herzog 3000 Gulden für den Kriegsdienst gegen die Schweizer
schuldete ; das Panner des Markgrafen von Hochberg, der Graf-
schaft Pfirt, die durch Herzog Leopold's Mutter an's Haus Oester-
reich gefallen war, wie die Panner der Freiherren von Hasenburg,
des Freiherrn von Signau, des Landvogtes Hans Truchsess von
Waldburg, jenes des Freiherrn Walther von Alten-Klingen und
des Freiherrn von Klingenberg. Hier wehten die Panner der Städte
Breisach, Neuenburg am Rheine, Freiburg im Breisgau, Villingen,
^) Abbildung zu Seite 1107 von Königshofens Chronik von J. Schiller von 1698
nach einem alten Bilde in Strassburg.
87
Waldshut, Säckingen, Klein-Basel, Schaffhausen und Feldkirch,
diejenigen der aargauischen Städte Aarburg, Aarau, Baden, Brugg,
Lauffenburg, Lenzburg, Mellingen, Rheinfelden, Sursee und Zofin-
gen. Aus dem Thurgau sollen die Fahnen von Winterthur, Diessen-
hofen, Bülach, Frauenfeld, Steckborn, Wyl, wie diejenigen von
Wesen, Utznach und Rapperswyl erschienen sein.
Die Standarte des Löwenbundes soll ein junger Graf von Zollern
geführt haben. Da sah man auch das mit rothen und schwarzen
Ringen und Kreuzen besäete Feldzeichen der Rittergesellschaft an
der Etsch, das offenbar dem Siegel der Stadt Bruneck im Tyrol
nachgebildet war, wozu die nächste Veranlassung schon dadurch
geboten war, dass Bischof Friedrich von Brixen 1385 den Hof-
meister Reinhard Wähinger mit der Hauptmannschaft über Stadt
und Feste Bruneck belehnte. Wahrscheinlich fiihrten die 200 Reiter,
die der Herzog von Mailand dem Herzog von Oesterreich zu Hilfe
schickte, das Panner ihres Herrn: die blaue Schlange im weissen
Felde. Ebenso wird der Herzog von Teck wie der Markgraf von
Este unter eigenem Panner gefochten haben. Von den Söldner-
fiihrern erschien wenigstens der Graf von Salm mit seinem eigenen
Panner, während der Graf von Hennenberg und der von Katzen-
ellenbogen kaum ein solches werden gefuhrt haben.
Bunt wie dieser Fahnenwald war auch die Bewaffnung und
Bekleidung des österreichischen Heeres. Einheitlich dürfte nur die
Bewaffnung der aus den vorderösterreichischen Landen stammen-
den Mannschaft gewesen sein. Diese trug theils den schweren Plat-
tenharnisch aus Eisen, theils den Kettenharnisch ^) , den Helm, den
eisernen Halsberg, Hosen, oder Beinschienen aus Eisen, Schnabel-
schuhe und Handschuhe aus Kettengeflecht oder Platten. Die 14 bis
16 Fuss lange Lanze mit rothbemaltem Schafte, das Schwert und der
Dolch bildeten die Offensivwaffen. Schilde waren nicht mehr üblich.
Weniger zahlreich waren die Armbrust- und Feuerschützen, welche
besonders die grössern Städte zu stellen hatten. Bogenschützen aus
den Niederlanden werden wenige vorhanden gewesen sein.
*) Drei solche Kettenharnische aus der Schlacht bei Sempach finden sich noch
in Luzem.
88
Verhängnissvoll wirkte in dieser Jahreszeit die Bekleidungs-
art der österreichischen Truppen, da ja mehrere der zuverlässig-
sten Berichte die Helden von Sempach geradezu als «Opfer der
Hitze» bezeichnen. Denn unter dem schweren Eisenhelm befand
sich ein den Kopf schützendes Polster. Der Helm wurde beim
Beginn des Kampfes geschlossen. Ueber der Halsberge trug man
den langen, ärmellosen Waffenrock, der die Wappenfarben des
Kriegers oder seines Landes, seiner Stadt oder seines Herrn zeigte,
unter der Halsberge aber ein stark wattirtes Leingewand. Ueber
dieses wurde die eigentliche Rüstung angezogen, die im Verlaufe
einer kurzen Zeit viele Wandlungen durchmachte.
Die Limburgerchronik bemerkt zum Jahre 1350: In dieser Zeit
vergingen die Platten in diesen Landen, und die reisigen Leute,
Herren, Ritter, Knechte und Bürger, führten alle Schaubenpanzer
und Hauben. — Dieser Schaubenpanzer ist das Panzerhemd (cotte
de mailles) mit den Panzerbrüchen (Hosen), das Geflecht oder
Drahtgewebe, wobei jeder Eisen- oder Stahlring vier andere auf-
nahm. Das Panzerhemd Herzog Leopolds zeigt unter den beiden
Armen eingesprengte Messingringlein, die fniher offenbar vergoldet
waren. Dann kamen die Plattenharnische auf, d. h. die Harnische
aus dickem Stahlblech, die vom Kopfe bis zum Fusse den Ritter
in Stahl hüllten. Nach den altern Schlachtberichten scheinen nun
die Adelichen bei Sempach gerade diese schwerfällige Rüstung,
die später auch anderwärts in den Sommermonaten eine verhäng-
nissvolle Wirkung ausübte *), getragen zuhaben. Hiezu kamen noch
die mit langen Sporren ^) versehenen Schnabelschuhe, welche der
österreichische Hofpoet Suchenwirth als eine Entstellung der Gabe
Gottes verspottete. Diese hemmten die leichte Bewegung des
vom Pferde steigenden Reiters, wenn sie auch durch Schrauben
auf die Seite gedreht werden konnten.
*) Aus der Selbstbiographie des Götz von Berlichingcn vernehmen wir, dass
z. H. auch im Feldzuge gegen Hochburgund im Juli «burgundische Küiisier um grosser
Ililzc willen» von den Pferden fielen und dass bei der Nürnberger Fehde 15 12 «mehr
Lcut erstickten, denn zu todt geschlagen wurden».
^) Vgl. die Abbildung der Herren von Ochsenstein und Ilochberg aus dem
Kloster Königsfeldcn.
89
Die Lanze war allerdings eine ganz vorzügliche Waffe fiir einen
nur kurze Zeit dauernden Kampf, verlor aber ihre Treffsicherheit,
wenn sie einmal durch Schlagwaffen gebogen war.
Die schwäbischen Ritter des 1380 in Geisslingen gegründeten
St. Wilhelms-Bundes, die dem Herzog zu Hilfe zogen, trugen einen
blauen Wappenrock mit einem goldenen Stern an der Brust und
ein blaues Fähnlein mit einem goldenen Stern an der Lanze ; an
einer goldenen Kette ein Bild von St. Wilhelm mit goldener oder
silberner Rüstung. ^) Aehnlich werden die Ritter der St. Georgs-
Gesellschaft in Schwaben, die Ritter des Löwenbundes von Schwa-
ben, Lothringen, Elsass und Franken, deren Hauptleute Graf Hein-
rich von Montfort, Graf Ulrich von Würtemberg und Graf Friedrich
von Zollem waren, ausgerüstet gewesen sein. Ebenso die Ritter
mit dem Stern im Aargau und zu Freiburg im Breisgau. Die aargaui-
schen Sterner hatten 1371 fünf Hauptleute: Peter von Grünen-
berg, den österreichischen Pfandherm von Rothenburg, Ritter
Rutschmann von Rinach, Ritter Rudolf von Hallwyl, Mathis von
Büttikon, den Hofmeister der Gräfin von Vallengin in Willisau, und
Marquard von Baldegg, dessen Burg die Luzerner 1386 zerstört
hatten. Die Stemer zu Freiburg, unter denen die Schnewelin be-
sonders zahlreich vertreten waren, hatten zu Ehren und Nutzen
der Herzoge von Oesterreich und ihrer Güter am 23. August 1370
ihren Bund geschlossen. Zahlreich waren sie auf dem Felde ob
Sempach erschienen.
Allein einträchtig war das österreichische Heer auch nicht ein-
mal in der Stunde der Gefahr ; ein edler Ehrgeiz beseelte die ein-
zelnen Truppen. Denn als sich die Armee in Schlachtordnung
stellte, erhob sich, wie der österreichische Dichter Suchenwirth ver-
sichert, zwischen den Schwaben und Etschern ein Zwist um die
Ehre des Vorstreites. Dieses Vorkampfsrecht hatten die Schwaben
bekanntlich seit Jahrhunderten für sich in Anspruch genommen und
selbst im schwäbischen Rechtsbuche hiefür sich auf ein angeb-
liches Privilegium Kaiser Karls des Grossen zu Gunsten Herzog
*) Forschungen zur deutschen Geschichte XIX, 57.
90
.Gerolds von Schwaben berufen. *) Doch kam es dermalen nicht
wie 1354 bei der Belagerung Zürichs durch Herzog Albrecht von
Oesterreich (Leopold's Vater) zu einem so ärgerlichen Auftritte,
dass die Schwaben, wie damals unter Bischof Nikolaus von Con-
stanz, mit ihrer Rennfahne das Feld räumten. Vielmehr überboten
sich Alemannen, Schwaben und Etscher, denen der Herzog alter
Sitte gemäss, vor dem Kampfe den Ritterschlag ertheilte, in Be-
weisen des Muthes und der Tapferkeit. Mit lautem Geschrei*)
stiessen die Schweizer und Oesterreicher zusammen. ^)
Frick von Brandis, angeblich des Bischofs von Constanz Sohn,
der auf dem Streifzuge gegen Luzern sich besonders ausgezeichnet
hatte, soll der Erste gewesen sein, der unter den Hellebarden der
Eidgenossen den Geist aufgab. Der «Spitz» der Schweizer muss
sich also zuerst gegen die Schwaben gerichtet haben, die also
die Ehre des Vorstreites behaupteten. Allein die 16 Fuss langen
Speere der Oesterreicher bildeten eine undurchbrechliche Eisen-
mauer. Der erste gewaltige Angriff der Schweizer wurde nicht
nur mit Verlust von 60 Mann abgeschlagen, sondern auch die
eidgenössische Armee dem Bergabhang zu gegen das Meyerholz
hingedrängt. Durch das Vorrücken der österreichischen Phalanx,
die weniger tief als die eidgenössische, aber viel breiter war, drohte
bereits der «Spitz» der Schweizer von drei Seiten umschlungen
zu werden. Schon näherte sich Herzog Leopold von Oesterreich,
dem sein Hofastronom den Tod im Kampfe vorher gesagt hatte,
um den Tapfern den Ritterschlag zu ertheilen*), als die Unter-
waldner, welche auf dem linken Flügel standen, jetzt durch eine
Schwenkung und das damit ausgeführte Vorschieben des linken
*) Lassberg : Schwabenspiegel § 33, 20. Kicker : Spiegel deutscher Leute p. 54.
Lambert v. Hersfeld ad 1075; Gottfried von Vilerbo ad 1190. Uhlands Schriften i,
487. P. Fr. Stalin: Der Vorstreit der Schwaben in den Kcichskriegcn. Korrespon-
dcnzblatt des Vereins für Kunst und Alterthum in Uhu und Oberschwaben. 1877,
n, 43—45-
') Fortsetzung von Hagens Chronik.
^) Nach Arnpeck hätten die Oesterreicher angegriffen, nach Fabri die Schweizer.
*) Chronik von 1436. Gützmann von Baden, Adelberg von Bärenfels und Götz
Müliner von Zürich sollen wirklich den Ritterschlag empfangen haben.
91
F*Iügels, an der Stelle der Luzerner, den Einbruch in die feindliche
Armee versuchten.
Es war die höchste Zeit ; denn bereits lagen Petermann von
Gundoldingen, Alt-Schultheiss von Luzern, Junker Heinrich von
Moos und Stephan von Silinen, die Anführer der Luzemer, in
ihrem Blute; das Panner von Luzern war verloren. Der Rath
des edlen Antonio della Porta, eines in Uri niedergelassenen mai-
ländischen Edelmannes, auf das Holz der österreichischen Lanzen
loszuschlagen, war besser gemeint, als leicht ausfuhrbar, da die
Lanzen weithinunter mit Eisenbändern versehen waren, so dass
die Tapfem nur mit Aufopferung des Lebens mit ihren kurzen
SchlagwafTen dem Feinde sich nähern konnten.
Wie jener habsburgische Ritter in der Schlacht ain Donner-
bühl am I7_. Februariz^i in den von den Bernem gebildeten
Ring auf die Ermahnung Graf Rudolfs von Habsburg einstürmte
und in Stücke zerrissen niederfiel ; wie jener tapfere Stülinger von
Regensberg, der im Heere Graf Eberhards von Kyburg am 26. Juli
1332 mit eingelegtem Speere durch die Schaar der Bemer und
Solothurner einbrach, und den Seinen eine Gasse machte, wie
Johann von Winterthur in seiner Chronik erzählt ^), so rief nach
alter Ueberlieferung ^ Arnold Winkelried von Unterwaiden, der
Sprosse eines vormals ritterbürtigen, damals aber verarmten Ge-
*) Per hoc iter ad eos prosternendos panderet.
') 1438 (1476?) ist zuerst von dem «rgetrüwen mann« die Rede, der den
Einbruch versuchte. In Halbsuters Lied wird zuerst einlässlich die That besungen,
dieser jüngere Halbsuter lebte 1431 — 1480; sein Lied, worin «ein Winkelried»
als Held gefeiert wird, copirte circa 1531 der Basler Berlinger und 1532 der
Zuger Werner Steiner in Zürich. Gualther von Zürich schildert 1538 den Helden,
dessen Namen er verschweigt, als einen Decius oder Codrus. Im Texte zu Hans
Rudolf Manuels Holzschnitt von 1551 erscheint «der Winkelried», ebenso in den
zahlreichen Druckausgaben des Sempacherliedes seit circa 1547; beim Basler
Pantaleon 1565 «ein Winkelried», ebenso bei Bullinger 1571; bei Gilg Tschudi,
der zuerst das Jahrzeitbuch von Stans benutzte, 1564 * Arnold Winkelried» ; 1577
bei Tettikofer «Erni Winkelried», 1595 bei Crusius «einer Unlerwaldner Namens
Winkclried». Die erste bildliche Darstellung des Einbruchs findet sich in Diebold
Schillings, des Luzerners, Chronik von 151 1 ; der Held trägt aber hier die Wappen-
kleider von Luzern.
92
schlechtes, nachdem er seine Familie dem Schutze der Seinen
empfohlen: Ich will Euch eine Gasse machen I Damit umfasste
er eine Zahl feindlicher Speere, die er mit sich zu Boden drückte,
während die Eidgenossen über seine Leiche in den durchbrochenen
Eisenwall stürzten und mit ihren kurzen Waffen die in ihren schweren
Rüstungen mühsam beweglichen Ritter, die weder Schwert noch
Speer mit Erfolg verwenden konnten, schonungslos niederschlugen.
Der einmal durchbrochene Lanzenwall war ungefährlich geworden;
denn die Eidgenossen machten bei dieser drückenden Hitze, in
der die in Plattenharnisch steckenden Ritter unsägliche Qual
litten, keine Pausen, wie jene kyburgischen und bischöflich-basel-
schen Ritter, die im Treffen zu Schwadernau im Jahre 1376 alle
zwei Stunden ruhten und den Kampf, oder eher das allen Regeln
der Turnierkunst entsprechende scharfe Rennen und Buhurdiren
wieder aufnahmen.*) Was hier ob Sempach stattfand, war kein der
mittelalterlichen Kriegskunst entsprechendes, wohl vorbereitetes
Gefecht, sondern ein improvisirter Zusammenstoss , der durch
Schonungslosigkeit sich vor allen bisherigen Schlachten auszeich-
nete. Niemand wurde gefangen, sondern jeder Feind, wess' Namens
und Standes er sein mochte, schonungslos erschlagen, so dass
der Tag von Sempach zugleich den Moment bezeichnet, wo viele
der edelsten Geschlechter erloschen. Eine Aufforderung zur cSchaft-
lage» kam nicht vor.
Aber noch stand der rechte Flügel der Oesterreicher , in
welchem die Tyroler mit dem jungen Herzog, dessen Hofstaat
und den Rittern aus Oesterreich sich befanden, intact da. Auch
diesen griffen die Eidgenossen, die vom Steine, der Winkelrieds
Todesstelle bezeichnet, das Plateau hinauf gegen den Kirchweg
vorrückten, der von Hildisrieden nach Kirchbühl, der Pfarrkirche
von Sempach, hinabführt, an. Bei diesem siegreichen Vorrücken
schlössen sich ihnen die Leute aus der Nachbarschaft an, welche
auf das Kriegsgeschrei herbeiströmten, wie jene Leute, die beim
Kampfe an der Letze am frühen Morgen geflohen waren. Nach
*) Justingors Berner Chronik. Ausgabe von Studer 149.
93
hartnäckigem Kampfe, als schon die Sonne zum Untergange sich
neigte, erfochten die Eidgenossen auf dem ob der Strasse ge-
legenen Boden, wo jetzt die Kapelle, das Beinhaus und die ein-
fachen Steinkreuze sich erheben, den Sieg über den rechten Flügel
der Oesterreicher.
Als Ulrich von Arberg, der an diesem Tage, wie die gleich-
zeitige Chronik von Kremsmünster erzählt, das Panner von üester-
reich führte, sterbend ausrief: retta Oesterreich, retta I eilte Herzog
Leopold, trotz des heftigen Abmahnens seiner Freunde, die den
kranken, durch seine Schönheit und Jugend imponirenden Fürsten
in Sicherheit bringen wollten, herbei, lüftete den Helm, aus dem
die goldfarbenen Locken hervorwallten, und stürzte tapfer kam-
pfend in's Schlachtgewühl mit dem Rufe: ich will mit meinen Rittern
und Knechten heute sterben und genesen, mit dem Meinen, auf
dem Meinen und um das Meine; lieber mit Ehren sterben, als
schändlich leben ! Neben ihm fochten der tapfere Martin Malterer,
der König der Rittergesellschaft vom Löwen, und Werner Schenk
von Bremgarten. Als Herzog Leopold an der Stelle, wo jetzt die
Schlachtkapelle sich erhebt, tödtlich getroffen zu Boden stürzte,
suchten ihn — nach der Chronik der Truchsessen von Waldburg,
Otto Truchsess — oder nach andrer Angaben sein Harnischer
Harras und Franz von Castelnöf aus Tyrol dadurch zu retten, dass
sie auf den Verwundeten sich warfen und sich vom Feinde auf ihm
erschlagen Hessen.^) Es war 8 Uhr Abends, als der gefeierte
Held, erst 35 Jahre alt, seine Seele aushauchte. Als man am fol-
genden Morgen die Gefallenen besichtigte, fand man den Herzog
im goldenen Lendner mit wehrenden Händen.
Da flohen mit grossem Geschrei, das die ungarischen Pferde
so scheu machte, dass man sie nicht mehr halten konnte, die vom
Grafen von Hennenberg befehligten deutschen Soldtruppen. Und
als die Ritter nach dem Tode des Herzogs sich auf ihre Pferde
werfen und dem Feinde entfliehen wollten, da waren die Knechte
schon mit denselben davon gerannt. Vergeblich erscholl der Hilfe-
*) Th. Ebendorfer 1463.
94
ruf: Hengste her ! Da half es wenig, dass die schwerbeweglichen,
von der Hitze und den Mühen des Tages erschöpften Ritter noch
die Schnäbel von ihren Schuhen schnitten, um rascher die Flucht
bewerkstelligen zu können.
Muthig stritten die Bürger aus den österreichischen Städten,
wie die Bauern aus dem Schwarzwald *), die man mit dem Fuss-
volk in die hintersten Schlachtreihen gestellt hatte. Vor allem
leuchtete Alt-Schultheiss Nikolaus Thut von Zofingen hervor*),
der das Panner seiner Vaterstadt nur dadurch zu retten wusste,
dass er das Fahnentuch abriss und sterbend in seinen Mund
schob. Besondere Erwähnung verdient auch die Opferwilligkeit
der Stadt Mellingen, die, obwohl wegen des Brandes der Stadt
vom Kriegsdienste auf lO Jahre befreit, mit ihrem Panner dem
Herzog Hilfe leistete. Da fielen auch die Panner der Grafen von
Hohenzollern, Habsburg, Fürstenberg, Thierstein, Hochberg und
Salm, wie dasjenige des österreichischen Oberbefehlshabers, des
unglücklichen Dompropstes Johann von Ochsenstein, in die Hände
der Sieger, die auch die Stadtfahnen von Aarburg, Freiburg, Lenz-
burg, Mellingen, Rheinfelden und Schaflfhausen erbeuteten. Auch
das Fähnlein der Rittergesellschaft an der Etsch ging im Kampf-
gewühle verloren.
Noch wogte der Kampf hin und her, bei dem besonders der
elsässische Ritter Heinrich von Mörsberg, der später auch im
*) Im alten Schlachtliede heisst es :
Das fuossvolk soll hinder sich gon !
Die red geviel manigem man wol,
Der uf dem Schwarzwald haber sayen soll.
Hiemit werden zugleich die auf landesherrlichen liefehl vorgenommenen Be-
siedlungsversuche des Schwarzwaldes verspottet. Dass viele Bauern erschlagen
wurden, bezeugt namentlich ülman Stromers Geschlechterbuch vom Jahre 1407.
Aus dem Jahrzeitbuche von Knutwyl, einem Orte, wo die Luft eigen machte, er-
fahren wir, dass auch Leibeigene der aargauischen Stifte am Kampfe theilnahmen.
') Als Zeuge erscheint Thut 1366, 28. November; 1373 erwirbt er eine Gült;
als Schul theiss urkundet Thut 1375, 24. September, 1376, 4. März, 20. März und
14. November, 1377, 7. April und 1379, 5. Deccmber; doch 1382, 26. März, ist er
nicht mehr Schul theiss, sondern einfacher Zeuge in einer Urkunde, ebenso 6. Mai
1382, 1385, 6. und 22. Juni. Verdankenswerthe Mittheilungen von Herrn Dr. Hans
Herzog, Staatsarchivar in Aarau.
95
Freiburgerkriege eine Rolle spielte *), durch seine Tapferkeit sich so
hervorthat, dass man ihn später noch dieser Thaten wegen zum
Schiedsrichter bei Zweikämpfen von Wappen genossen erwählte.
Als die Befehlshaber der Nachhut, Reinhard von Wehingen,
Landvogt im Aargau, und Burkard von Ellerbach, der Stammes-
genosse so vieler Helden, die in Europa und Asien Wunder der
Tapferkeit vollbracht hatten, die Wahlstatt aus ihrer Stellung ob
dem Schlachtfelde überschauten, entschlossen sie sich, das Feld
zu räumen. Wehingen gelobte beim Anblicke der blutgetränkten
Wahlstatt, eine Kapelle zu Kiens in Tyrol zu stiften, wenn er
mit dem Leben davon komme. Diesem Versprechen ist er 1393
getreulich nachgekommen *), während seine Zeitgenossen ihn und
Ellerbach der Feigheit zeihen. Und doch mochten taktische
Gründe damals das Ausharren auf dem Schlachtfelde keineswegs
erfordern. Denn die Nachhut hatte keinen Posten zu vertheidigen,
der sich voraussichtlich mit Erfolg halten Hess und dadurch Oester-
reich zu neuem Siege verhelfen konnte. Unzweifelhaft waren die
Truppen von den Mühen des Tages erschöpft und durch Verluste
geschwächt. Durch den Rückzug der Nachhut wurde vielleicht
die Flucht des übrigen Heeres erleichtert und dadurch die Stadt
Sursee, bei der sich die Reste des geschlagenen Heeres sammelten,
gerettet. Befand sich der Graf von Zollem, der Oettinger, wie
er in Halbsuters Liede heisst, wirklich, wie spätere Chroniken
erzählen, mit dem aus der Stadt Oberehenheim im Elsass stam-
menden Johann von Oberkilch^) in der Nachhut, so muss auch
diese zum Schlagen gekommen sein; denn das Panner von Hohen-
Zollern wurde bei Sempach von einem Manne von Gersau erobert.
Mehrmals sammelten sich die den Berg hinanfliehenden Oester-
reicher, überfielen die im Plündern begriffenen Eidgenossen, und
*) Justinger freilich erzählt, Mörsberg habe beim Treffen zu Schönenberg den
7. August 1388 irden Harnisch von ihm geschüttet, daz er dester bas entrünnen
möge*. Studer 175; 430.
*) Th. V. Liebenau : Beiträge zur Schweizergeschichte aus Tyroler Archiven.
Anzeiger für Schweizer-Geschichte 1864, 26.
') Klingenberg. Tschudi I, 526. Oberkilch lebte noch 1397. Gyss : Histoire
de la ville d'Obemay I, 151, 156, 177.
96
brachten diesen, wie der Sempacherbrief, die erste grosse Kriegs-
ordnung der Eidgenossen vom Jahre 1393 erzählt, grosse Ver-
luste bei.
Als die Abenddämmerung hereinbrach, knieten die Eidge-
nossen auf der Wahlstatt nieder, die mehr denn 1500 Oesterreicher,
worunter 400 Ritter, und gegen 200 Eidgenossen^) bedeckten,
dankten nach alter Vätersitte Gott unter Absingung des Kyrie
eleison flir den unter seinem Beistande nach so hartem Kampfe
erfochtenen Sieg und pflegten ihre Verwundeten.
Während die Hauptmacht alter Sitte gemäss drei Tage auf
dem Schlachtfelde blieb, um zu gewärtigen, ob der Feind noch-
mals sich sammeln wolle, wagte sich eine kleine Schaar von
Unterwaldnem und Glamem am folgenden Tage vor die Thore
von Sursee und lieferte hier ein kleines Treffen.
Der österreichische Landvogt Reinhard von Wehingen aber
schrieb, wie eine österreichische Denkschrift aus dem Jahre 1469
erzählt, an Herzog Albrecht von Oesterreich nach Wien : Herzog
Leopold ist gefallen, das Land ist verloren ; es bleibt nichts anders
übrig, als einen Frieden zu schliessen.
Unter dem ersten Eindrucke dieses Ereignisses, das von der
Fama sehr entstellt nach dem fernen Norden wie in die italienische
Ebene verbreitet wurde, schlössen die österreichischen Landvögte
mit den Eidgenossen zunächst einen Waffenstillstand auf 3 Tage
ab, während welchem dieTodten bestattet wurden. Die Leiche des
Herzogs wurde mit vielen seiner Kampfgenossen in der Stiftskirche
zu Königsfelden beigesetzt, während andere Gefallene nach Basel,
Tennenbach, Constanz, selbst bis nach Ferrara abgeftihrt wurden.
*) Ohne die Söldner. Die Zahl derselben dürfte auf 800 sich belaufen haben,
wenn die alle Constanzer Chronik Glauben verdient, die den Verlust der Schweizer
auf 1000 Mann angibt. Da in Constanz während der Schlacht Verhandlungen
zwischen Oesterreich und dem Städtebund stattfanden, war man in Constanz von
diesen Vorföllen wohl besonders gut unterrichtet. — Das gleichzeitige Jahrzeit-
buch von Zurzach, das mir in zuvorkommendster Weise Herr Staatsarchivar Dr.
Hans Herzog in Aarau mitlheilte, gibt die Zahl der auf beiden Seiten Gefallenen
auf je 1500 an. Die alte Limburger Chronik schätzt die Zahl der gefallenen
Schweizer auf annähernd 600.
_ 97
Die Uebrigen, darunter wohl die meisten jener zweihundert mai-
ländischen Reiter, wurden auf dem Schlachtfelde in grossen ge-
meinsamen Gräbern bestattet.
Wir wollen den femern Verlauf des Krieges nicht weiter ver-
folgen. Wir bemerken nur, dass der Sempacherkrieg selbst in
österreichischen Städten der Volkspartei gegenüber dem Adel
unerwartete Erfolge verschaffte, so in Freiburg im Uechtland, wo
im Jahre 1387 der sogenannte dritte Vennerbrief den «Vennem»,
die man mit Volkstribunen zu vergleichen gewohnt ist, das Recht
sicherte, dass nur in ihrer Gegenwart amtliche Schreiben geöffnet
und nur mit ihrer Erlaubniss Gemeinden einberufen werden dürfen.
Diese 3 Venner, welche das Polizeiwesen besorgten, hatten das Recht,
je 4 Vertrauensmänner aus dem Volke zur Berathung beizuziehen.
Wenn heute noch der Schweizer die Ehrentage der Nation
aufzählt, so nennt er in erster Linie den grossen Tag von Sempach.
Diesseits und jenseits des Ozeans ist dem Schweizer kein Helden-
name bekannter, als deijenige Winkelrieds. Daher findet denn
auch die fünfte Säcularfeier der Sempacherschlacht die allge-
meinste Zustimmung. Der Oesterreicher dagegen betrachtet den
Tag von Sempach als das Symbol jenes Unglücks, das seit der
unseligen Ländertheilung bis in die Tage Kaiser Maximilians das
Haus Habsburg verfolgte.
Der Tag von Sempach aber soll allen Schweizern wie Schult-
heiss Dr. Anton Philipp von Segesser auf dem Schlachtfelde ob
Sempach nach dem letzten Siege der Montenegriner über die Türken
treffend hervorhob, die alte Wahrheit in Erinnerung bringen, dass
keine Veränderung der Zeiten, der Sitten, der W^ äffen, keine Com-
bination der mechanischen Kräfte stark genug ist, um die wesent-
lichen Bedingungen des Sieges zu verändern, dass auch ein kleines
Volk stark ist unter Grossen, ein armes unter Geldmächtigen, so lang
es den Geist bewahrt, in welchem unsere Väter auf diesem Felde
standen, den Glauben an den Beistand Gottes und die aufopfernde
Liebe zum freien Vaterlaiid,
lAeheMOM, Schlacht bei Sempach.
Berichte über die Schlacht bei vSempach.
GTS£J»ro
A. Chroniken und Annalen.
I. Bürgerbuch von Lu2em.
XIV. Jahrhundert, I, fol. 21 '>, jj,
geschrieben von Stadtschreiber Niilati] Schulmtisler.
1 3B5. Die Innocentum cepJraus opidum et castruin Rotenburg.
1386. Die epiphanie illi de Sempach facti sunt cives nostri.
1386. Die lune post Volrici, nona mensis Julii, factum est prelium coram
oppido Sempach inter nos Lucernenses et coniuratos nostros Val-
lenses duntaxat ex una, et ex parte altera quondam Lupoldum
ducem Austrie, qui cum suo eicercitu Marchionibus, comitibus,
baronibus, militibus et amiigeri.s est interfectus, et nos gloiiosissimaro
obtinuimus victoriam, que patet in vexiiÜs apud fratres minores
publice elevatis et affixis.
Cives volunt et constituunt, ut isla dies perpetue feriatur in hoiiore
Domini nostri Jehsu Christi et beatc virginis quoque elargiatur ele-
mosina videticet homini panis unus usque ad summaro decem flore-
nonim.
SchwMzerischer Geschichtsrorscher X, 2, 175, 196, Note 83. — Geschieh tsfrenod,
Einsiedlen, XXII, 156. Nikolaus Schulmeister von Strassburg, päpstlicher und kaiser-
licher Notar, war Sladtscbreiber in Ltuera 1378 — 1400; 140a wird Schulmeister, ein
Cleriker, der calle Schriberi genannt.
a. Bemer-Chronik.
ijS6, 9. Juli.
VII. Idus Julii MCCCLXXXVI. occisus fuit Lutoldus dux Austrie cum
suis complicibtis iuxta oppidum Sempach hora quasi octava,
ChmnicB de Bemo. ^ Schweizerischer Geschichtsforscher II. }0. — Böhmer,
Fontes IV, 6. — Monum. Germania, Scriptor. XVII, 374. — Dr. G. Studer: Die
Beroer-Chronik des Conrad Justinger, Seite 301.
I02
3- Frankfurter Verlustliste.
Noia, Dis sind dy erslagen sint ze Sempach off den nehisten mandag
nach ste. Virichs tage in dem Heumande anno etc. LXXX. sexto der
Herren, darnach Ritter, damoch knechte.
Des ersten Hirtzog Lupoid, Herczog zu Osterich.
Item grave Walrafe von Tirstain von blumberg.
- grave Hans von Tierstein sin brudir.
- greve Hans von Furstenberg, Her czu Haselach.
- Herr Johans von Hasinburg.
- Hern Johans von Osinstain Thum probest czu Strassburg.
- Her Johan von Randegge, tumhire czu Costentz.
- Her Marti maltrer.
- Her Walter von der tick.
- Her Ott truhses von Waltburg.
- Juncher Walther von lar (Larelar?) von gerolczegge.
- Her Frederich von mynstrol.
- Her Hans Ulrich von stouffen.
Dis sint dy riiier»
Her Rudolff von Schonauwe genand Huruß.
Item Her Peter von Ratzinhusen.
- Burkart von Masmunster.
- Wemli von berenfels.
- Lutolt von berenfels.
- Adelberg von berenfels wart Ritter off den sclbin tag.
- Wemli von Ra'perg.
- Contze stom (Stör ?).
- Hanman von wytkenhain genand gygenagel.
- Nicolaus von bekelusen.
- Herman Wäldern.
- Hans bemhard waldem genand grat.
- gotzc mollitoris sun waz ouch Ritter worden.
- ainer dem sprach man der gusß.
- evner von bolsenhain.
- Her Henrich kuchli von friburg.
- Hanman von oschenz.
- Hans ymraer von schaffhusen.
- Wemli von Hadstad der lang.
- Wernli Waffler von hadstat.
- turing von halwiler.
- czwene huni von cmps.
I03
Item Her Hartman von sehm.
- sin svechir \'Tid Veter.
- Her Petir der aide arberg.
- Hilteprand von witkengen.
- der von Hunenberg dez huruß tochtinnan.
- Ruman von kinigstain.
- Her gotzman von stouffen.
- Her Hans von Mulbach von brugge. ^
Nota diz sint dy edelkncchi.
Item Cuntzli von Raperg.
- Heinr. von Ratzenhusen.
- czwene von oschentz.
- turing von optingen.
- peterman von optingen genand ym hagg son.
- Contzli von optingen.
- Francz vIrich von Degerfeld.
- Hans oswalt zum wyger.
- ein gwissen (Güssen ?).
- Walthir maigir.
- ainer von bolsenhain.
- ein küchli von friburg.
- Hn. Rudolff staczin sun.
- ain bemloupp.
- Dypold von Morsperg.
- ain Wäldern ain edel kn echt.
- Hans Rud. von lubgassen.
- Wernli onissen von morsperg.
- walther von morsperg.
- Wetzel von Morsperg.
- Eberlins selgin son von morsperg petirman.
- Hanman ^um wyghusen.
- Hainr. schenke von bremgarten.
- Hainr. stockir.
- Hans von Wetteishain.
- von friburg in brisgou der man nit nemen kunt der woren sehs.
- zwelff von schaffhusen der stat die man nit nemen kunt.
- czwen von brisach der stat.
- ainer von nuwenburg der stat.
- czwene von Rinvelden der stat.
- funfe des von wirthinberg harsch die man nit nenen kund.
- zwilff Rithir (richir ?) Herren von der etsche.
I04
Item wol XXXX des von ohsenstain harsch die man nit nenen kund.
- wol XV des von hasenburg harsch.
- wol XV des von nuwenburg harsch vnd von mmnf)elgart harsch.
- greve Hanse von Hapspurg, herre zu louffinburg, harsch warent
fünf die man nit kante.
- Hensli von Boswilr.
- czwen von Butikrain der stat.
- czwen von Rinach.
- Wilhelm von Rantbach.
- Dieterich von Ratzinhusen.
- Hans Bichart von Husen.
- Wemli Hopeli von Rinveldin. '
- Diterich von beren von Rinveldin.
Item darczu hant se ingcsint gein Luczem, uwir vnd vnser eyd-
genossen dy von Lucem, dy von Switz vnd dy von vndem walden *), daz
paner Tierol, daz paner von ohsenstain, daz paner von Hohberg, daz paner
von Saimcn, daz paner von Schafhusen, daz paner Meilingen vnd andre
fenli vil, der si nit bekanten.
Stadtarchiv Frankfurt a. M. : Buch des Bundes fol. 98 — 100; in Cod. C. Nr. 65
nach einer Copie von Joh. Friedr. Böhmer gedruckt bei Dr. H. von Liebenau: Arnold
Winkelried 209 — 21 1, und bei Rössel: Die Reichsstadt Frankfurt, 1862, Seite 7 — 10.
*) Da Uri nicht genannt wird, könnte man schliessen, diese Verlustliste sei von
einem Umer geschrieben worden, allein der Dialekt spricht dagegen.
4. Chronik des Benedictinerklosters Kremsmünster
in Oesterreich.
1386.
Anno Doinini 1386, die nona mensis Julii, que fuit feria secunda post
Udalrici, illustrissimus princeps et dominus Lewpoldus dux Austrie inivit
bellum contra Swidnicenses propc opidum Sempach, et ibidem interemptus
est idcm dominus Lewpoldus et cum eo plures nobiles, videlicet Otto mar-
gravius de Hohenberg, miles Walrafus comes in Timstain, miles Johannes
de Ochsenstain, capitaneus tocius exerciiusy prepositus Argentinensis, Alsacie
et Suntgowe, advocatus provincialis dicti domini ducis» Johannes de Hasen-
burch, miles, Fridricus de Greiffenstain, miles, de Athesi, Wilhelmus de
Cued miles ^), Petrus dictus örberger*) de Athesi, miles, vexilifer Austrie,
qui ea die tenuit vexillum Australe, Hainricus Kel de Athesi, qui tenuit
vexillum Tirolense, Lewtoldus et Wernlinus de Werenfels, Petrus Slanders-
perger, Otto dapifer, Ruedulfus de Schonaw dictus Huenis, Johannes de
Randeckh capitaneus exercitus de Schaffhawsen, canonicus Constantiensis,
L^_5
Gotfridus Muller de Rechperg 3), Hainricus de Schellenberg, Pruni dictus
Güzz, miles, Hermanus Güzz, et quam plures alii discreti et honesti viri,
qilorum nomina esset nimis proliximi inscribi.
Zusatz aus dem 14. Jahrhundert zu den Historiae Bern. Cremifanensis. H. Pez. :
Script, rer. Austriac I, 695 — 696. — Monumenta Germaniae. Scriptores XXV, 665.
— Losert : Die Geschichtsquellen von Kremsmünster im XIII. und XIV. Jahr-
hundert Wien, BraumüUer 1872, 61 — 62 (mit vielfachen Abweichungen in der
Schreibweise der Personennamen).
^) Lies: End; andere Handschrift: Thnet.
*) Andere Handschrift : Ortenwerger.
") Friedberg?
5. Limburger-Chronik.
14. Jahrhundert.
1386.
In dissem jähr streit der Herr von Osterreich mit den Schweitzern,
\*nd wurd erschlagen mit vielen Rittern vnd Knechten. Vnd behielten die
Schweizer das feit, wiewol das jhrer bey Sechshundert erschlagen wurden
in dissem streit
Limburger Chronik, herausgegeben von Rössel in den Annalen des Vereins für
Nassauische Alterthumskunde, VI. Band, 1860, S. 481. (Die altern Ausgaben sind
daselbst verzeichnet S. v ff.) — Monum. German. Scriptores qui vemacula lingua
usi simt T. IV, pars i, 78 (1883).
6. Frommer Wunsch eines Schwaben.
1386.
Anno Domini 1386, 7 Idus Julii occisus est illustrissimus princeps
Lupoldus dux Austrie cum multis nobilibus viris, quorum omnium anime
requiescant in pace. A maledictis Swiczensibus prope Sentbach, qui con-
fundantur et semen eorum deleatur in etemum.
Notiz in Ekkehardi abbat. Urac. historia (Mss. fol. 411) in der königl. Bibliothek
in Stuttgart.
7. Chronik des Franciscaners Detmar von Lübeck,
geschrieben 1386 — 1395.
m
In deme sulven iare (1386) do ^) was ein grot strid tusschen den her-
togen Lippolt von Osterriken unde den Tzvitzeren, de dar sitten in den
bergeten. De Tzwitzeren hadden deme hertogen afghewunnen in deme
jare tovoren XVI stede unde slote ; de hadde de hertoge gerne ingekoft
edder geloset Des wolden de Tzwitzer nicht don. Hertoge Lippolt brachte
io6
dit vor de stede, de dar in deme bunde *) weren, dar ok de Tzwitzer ynne
weren unde bevol en alle sake to tonde unde to latende. Dessulven weren
de stede von den bunde begherende von den Tzwitzeren ; de wolden des
nicht overgeven. Se spreken so, dat se stede und slote gewunnen hadden,
dar wolden se by bliven unde nicht ute der hand geven. Do spreken de
van deme bunde: Zo kone wy uns nicht bewaren in den hertogen, de
wedder iw wil kywen ; wi en sitten darto stille. — «Ja» ^) spreken de Tzwitzer,
«dat dot! Wi wellen uns alleyne wol wedder eme weren.» — Darna nit
langhe do besammelde de hertoge grot volk unde toch uppe de Tzwitzer;
se schickeden dre dusent enjegen, dar kiveden mede des hertogen volk,
ze slogen erer vele unde dreven so torughe beth an den enghen wege der
berge. Mit des breken de Tzwitzere enen anderen wech ute dem bergete
wol XXX dusent, unde quemen binden to den hertogen, unde slogen erer
dot wol ses dusent. Dar wart de hertoge seghelos mit den sinen; he wart
dar sulven geslagen, als man secht, unde XVIII landesherren mit eme.
Dr. F. H. Grautoff : Chronik des Frandscaner Lesemeisters Detmar. Hamburg,
1829, I, S. 337 — 338. — Die Chroniken der deutschen Städte, 19. Band, Lübeck.
Leipzig 1884 (Die Chroniken der niedersächsischen Städte) pag. 595 — 596.
*) Die Melle*sche Handschrift, welche den ersten Entwurf Detmar's von 1386
enthält (Städtechroniken 19, XII und 117) lässt (S. 186) dieses Wort aus. Diese
Handschrift enthält auch die nachfolgenden Abweichxmgen.
*) Melle liest statt «bunde* irrig * lande».
') Melle ; Do spreken de Switzeren : «ja, sittet gy stille ; wy willen uns allenen
wol weder em weren.* — se slogen der Swytzeren vele unde de Swytzeren slogen
des hertogen volk wedder, men de hertoghe dreff de Swytzeren to rugge, beth dat
se quemen in de engen w^ege der berghe. mit der breken de Swytzeren uth wol
mit 30,cxx) uthe eneme anderen wege, deme hertogen uppe den rugge, unde slogen
der dot wol 6000. — ok sulven geslagen, also men sprickt, unde 18 landesheren
myt eme. — Chroniken der deutschen Städte 19, 186.
8. Conforti Pulicis Annales Vicentini.
Cum strenuus dominus Lupoldus Austriae dux vellet sibi subdere cunctas
villas cujusdam maximae vallis ingenti apparatu et exercitu equitavit contra
eas. Ipsae vero habebant quosdara vicinos suos defensores, ubi conserto
proelio pars Ducis succubuit, et ipse intcrfectus fuit. Sed fuit quoque eodem
die maxima et gravissima ccdes utrinque ; venerant etiam duceniae lanceae
ex parte Comitis Virtutum ad solacium Ducis^ de quibus pauci r edier unt et
hoc fuisse narratur 1386 de mense Julii.
Muralori, Scriptores rerum Italicarum XIII, 1265. — Von einer spätem Hilfe-
leistung des Herzogs von Mailand erzählt die Rappcrswyler Chronik; die 100 Knechte
sollten ein ganzes Jahr im Dienste des Herzogs stehen « an seiner schwöster heim-
steurt». Da diese 1388 zum Zuge nach Näfels zu spät kamen, schickte man sie nach
I07
Rapperswyl, wo sie noch am Maitag 1388 lagen, als die Eidgenossen den Sturm
wagten, der abgeschlagen wurde. Als kurz zuvor die Züricher zwei Mann verloren
hatten, «da namen die Einwoner von Mayland den einen und schnitten ihm sein
Herz aus, brüöeten das und assends, und sprachen, dass sich Jederman wol gehuob,
ihnen möchte mit der Hilf Gottes nit mehr misslingen. » — Mittheüimgen der anti-
quarischen Gesellschaft von Zürich VI, 233 — 234.
g. Johannes de Montesono, aus Aragonien,
Mitglied des Prediger-Ordens, Professor an der Universität in Paris,
1 nach 14 12.
1387 verfasste Johannes de Montesono, sacrae theologiae professor,
einen dem Cardinal Bartholomaeo Mezzavano gewidmeten Tractat in
5 Büchern super schismate Ecclesiae orto tempore Urbani VI. Hierin
stellte er dar, dass Gott an allen Fürsten, die das Schisma beschützt hatten,
sichtlich Rache genommen habe, wie das klägliche Ende derselben zeige.
So sei im letzten Jahre Herzog Leopold von Oesterreich, der die Anhänger
Papst Urbans VI. unterjochen wollte, von seinen Unterthanen und Bauern
getödtet w^orden. Videamus si in tempore huius schismatis sunt facta mira-
cula ad testificandam Ecclesiae veritatem. Et nota quot miracula sub-
secuta. Vides in principibus contra ipsam insurgentibus quales fuerunt
interitus subsequenti . . . Videas de domino Bemabone a suo nepote capto
et interfecto, et de suo dominio pro se et suo haerede privato. Videas de
Duce Austrtae infra tmum annum suae determinationis a suis subditis et
rusiicis interfecto,
Handschrift in Rom, Biblioth. Barbarini, Nr. 2304 ; Manuscript in Paris. Bibl.
nat Collect. Colbert Nr. 821 pag. 610 seq. — Quetif et Eccard. Script ordinis
Praedicatorum I, 691 — 692. — Raynald: Annal. Eccles. ed. Balluz. Tom. XVII,
fol. 125, 166, Nr. 24 und 25 ad 1391 (Colon. 1691). — Ueber Joh. v. Mon9on,
gestorben um 141 2, vergleiche Baluzius, Vitae Paparum Avenionensium I, 1373 ff., II,
991 ff., 1007. — Höfer: Biographie universelle.
10. Chronique des chanoines du chapitre de Notre Dame
de Neuchlitel.
1373— »387-
1386. L'auteur desapprouvait la conduite violente de Mahault, mere
de Jean III, Seigneur de Valangin. Cette Mahault, disait-il, risquait de tout
perdre, en prenant hautement le parti de Leopold d'Autriche et de la
haute noblesse de laSuisse contre les Confederes. II reprcsentait la Comtesse
Isabelle comme se conduisant par des principes tout differens, menageant,
caressant les Confederes, et ne cessant de representer ä Mahault que ses
engagemens d'alliance avec Beme (que je ne connais pas) s'opposaient ä
la conduite qu'elle tenait. D'apres le recit de cet ecrivain, il parait que
notre Comtesse Isabelle etait une femme habile . . . Diese Chronik ist nur
io8
noch aus den Auszügen bekannt, die Samuel de Pury (geboren den 8. De-
cember 1675, 1 1752) 17 14 daraus machte. Das Original befand sich damals
in der CoUegiatkirche in Neuenburg. Ueber die Chronik bemerkt S.de Pury :
Selon toutes les apparences, le Chanoine ecrivain etait un ancien noble ;
car, quoiqu'il fit en plus d'un endroit l'eloge de la conduite adroite par la-
quelle la Comtesse Isabelle cherchait et menageait les occasions de com-
plaire ä Beme et ä Soleure, ses allies, il exprimait en plus d*un endroit aussi
son chagrin sur les progres de la forme republicaine en Suisse, aux depens
de la grande et petite noblesse, dont il prevoyait le prochain ecrasement,
du moins k l'egard des hauts barons. Ce Chanoine n'etait pas bon latiniste;
mais en echange sa maniere de raisonner sur la necessite oü etaient nos
anciens Comtes de flatter la Confederation des villes de la haute AUemagne
(villae suprae [sie] Alleraaniae), et la dexterite qu'exigeait alors la Situation
de ce pays, prouvaient que ce Chanoine ne manquait pas de sagacite.
Extraits des Chroniques ou Annales 6crites autrefois par des Chanoines du
Chapitre de Notre Dame de Neuchdtel, suivis du Recueil d'un chanoine anonjTne.
Neuchalel 1839, 4 — 6. — Chroniques des Chanoines de Neuchatel. Nouvelle Edition.
Neuchatel 1884, 6.
II. Chronicon Regiense ab anno 1353 usque ad 1388 auctore
Petro de Gaza Regiensi, ab anno 1384 usque 14 14 abbate
S. Prosperi in Regio.
Et eo anno 1 386 mense Julii Leopoldus dux Austriae equitavit cum
quingentis lanceis contra quosdam Nobiles, qui sibi rebellaverant, contra
quem occurrit innumerabile multitudo rusticorum, et insultum fecerunt
in ipsum, et occidenmt eum cum omnibus sociis inter quos mortui sunt
plusquam sexaginta barones.
Muratori, Scriptores rer. Italicar. XVIII, 94.
12. Fortsetzung der Chronik des Eberhard Müller,
Schultheissen von Zürich.^)
Der herzöge kam gen Zürich.
In disem vorgenanten jar (1385) kam herzöge Liupolt von Oester-
rich gcri Zürich in die stat, und wolt heim gen Oesterrich. Do enpfiengent
In die von Zürich gar erlich und schanktent Im, si und ir aidgenozen,
und fuorent mit Im hinuf gen Rapperswil, und taten dem herzogen vil
eren. Die von Schwiz baten in, daz er den zol abliez zc Rapperswil, als
die strauz durch Rapperswil und durch Schwiz gan Lamparten gieng, wan
der selbe zol kam den von Schwiz nit wol; also erot der herzöge die von
Schwiz und die andern, und liez den selben zol ab. Also schied er von In
zuo Rapperswil und enpfalch in sin luit und land, und bat si, daz si den
I09
sinen beholfen wärint, biz er wider zuo land komen möcht, daz si im ouch
getriuwelich verspreuchent zuo tuon. Er enpfalch ouch allen den sinen,
daz si den aidgenozen tätint, swaz in lieb wäre, und den puntnus und den
frid getriuwelich an in hielten, die er mit in gemacht häte. ^) Also schied
der herzöge von dem land.
*) Müller ist gestorben 1382, 13. Januar. Historische Zeitung, Bern, 1854, 13.
^ Des selben jars anno domini 1375, schreibt Müller, machten die aidgenozen
ainen pund mit dem herzogen von Oesterrich, uf den nächsten fritag vor Sant
Galleotag, und solt der selbe pund XII jar weren ; in dem selben pund warent die
von Schwitz nit.
Die von Zürich solten Rapperswil ingenomen han.
Dar nauch an Sant Thomas aubent des selben jars, der was an einem
mitwuchen, und was groz markt zuo Rapperswil, do hatend die von Zürich
angeleit die stat zuo Rapperswil in ze nemen, und was ain tail von Zürich
gen Rapperswil, als ob si marktliut wärint. Ez was ouch ein tail da zuo
markt, die von der sach niutes niut wisten. Ez lagen t ouch etlich zuo
Rapperswil, die gen Zürich nit getorstent komen und die stat verschult
baten von ir missetaut wegen, und man ze Rapperswil wond, si wärent
der von Zürich vigint, an die man sich niutes versach, die Inen ouch des
wolten geholfen han : also kam den von Rapperswil wamung, und santen
gen Grüningen nach her Hainrich Gessler, der des herzogen raut was, und
also liufent si zuo ainander und leiten im die Sachen für. Und do daz die
sachent, die daz getaun wolten han, daz die burger zuo Rapperswil also
zuo ainander liufent : do versachent si sich wol, daz si gewamot wärint,
und stalent sich ainer nach dem andern hinweg, als si denne mochten,
und wandent diu schif, diu von Zürich gen Rapperswil wolten sin, als si
daz denne geordnet baten. Ez lagent ouch die von Glarus zuo Hürden
und zuo Pfeffikon da, als die von Rapperswil niutes niut umb wisten. Also
ward Rapperswil nit ingenommen von den aidgenozzen, und ward diu
sach vertrucket, daz die von Zürich mainten, ez war nit war, si bäten sin
nit muot gehan, wan des herzogen rät imd die von Rapperswil retten in
übel zuo.
Ain anthaiz taten die von Rapperswil.
Die von Rapperswil sazten ouch järlich uf Sant Thomas tag ain criuz-
gang zuo tuonde und VI. fiertail kernen armen liuten an ain spende zuo
geben, darumb daz si gott behuot hate und der liebe Sant Thomas.
Die von Entlibuoch wurden burger zuo Lucern.
Anno domini MCCCLXXXVI bald nach wichennächten wurden t
die von Entlibuoch burger zuo Lucem und enbrachent ir rechtem hcrren,
und baten ze wort, her Peter von Torberg wer in ze hert, der si do inne
hate. Daz tal Entlibuoch was der herschaft von Oesterrich.
HO
Wolhusen 'ward gewunnen.
Des selben jars zugent die von Ure, von Lucem, von Schwiz vnd von
Underwalden für die vesti Wolhusen und gewunnent die imd brachent
die nider.uf den herd.
Anno domini MCCCLXXXVI, an dem ingenden jar edasch die
sunne. Momdes ward Wolhusen gewunnen.
Die von Lucern nament Rotenburg in in ainem fi?id.
Anno domini Mccclxxxvj an der kindlin tag ze wichnächten was
kilchwichi in der pfarrkilchen ze Rotenburg. Die selbe kilch lit vor der
statt, und gieng her Hemman von Grüenenberg, vogt daselbs, und menig-
lich zuo der kilchen on alle gewer; wan si wisstent nüts denn guots. Also
machtent sich die von Lucem uf, ungewamoter sach und on widersait,
und kament hairalichen in das stettlin ze Rotenburg, do meniglich in der
kilchen was, und nament also das stättlin und das sloss in. Und do das
geschrai in die kilchen kam, do lüff mengklich zuo der statt. Do hattent si
die tor beslossen. Also nament die von Lucem Rotenburg in der guten
herschaft in friden und brachent das herlich schloss nider und wurfent es
in das tobel. Sie brachent och die müren an dem stättlin und fultent die
graben darmit. Die selbe herrschaft was deren von österrich und stuond
her Hemmann von Grüenenberg. ^) Also huob sich da der krieg mit der her-
schaft von Oesterrich und den aidgenossen mit rouben, brennen, und er-
stechen, swie iederman den andern geschadgen mocht, wann der herschaft
vögt und rät sprachent, der frid wäre zerbrochen, daz aber die von Lucem
nit maintent. Der herzöge was ouch do zuo maul nit in dem land, als vor-
geschriben staut.
*) Henne: Klingenberger Chronik 1 14. — Fast wörtlich gleich lautet der Bericht
in der Fortsetzung der Chronik Eberhard Müllers von Zürich (geschrieben 1446) von
Gebhard Sprenger von Constanz. — Vgl. L. Ettmüller in den MittheiL der antiquar.
Gesellschaft von Zürich 1844, II, 94 — 95. St. Galler Codex Nr. 645 oder Henne:
Klingenberger Chronik 113 ff. — Vgl. darüber Scherrer: Handschriften der Stifts*
bibliothek 206, 211, 214. Letztere Handschrift bringt mit ihren verwandten Codices
auch folgende Capitel (Cod. 631 und 657 in St. Gallen, A 80 und 116 in Zürich).
Etwa menig burg ward gebrochen.
In dem selben jar und in den selben tagen gewunnen die von Lucem
ain vesti, hiez Baldegg, diu was hern Rudolfs von Hünenberg, und brauten
si und brachent si nider. Sie gewunnen ouch des selben mauls die vesti
Lielen und die vesti Rinach und brachent si nider.
Die von Sempach wurden burger ze Lucern.
Aber in dem vorgenanten jar und in den selben tagen wurfent sich
die von Sembach ab ir herren von Oesterrich, und wurdent ingesezzen
burger zuo Lucem wider ir herren willen.
III
Die von Maienberg und Richense -wurden ouch burger
ze Lucern.
Als in den selben tagen brachent die von Maienberg und die von
Richense ouch ab ir herm imd wurdent burger zuo Lucem wider den
herzogen.
13. Constanzer-Annalen aus dem 15. Jahrhundert
(1406— 1439)
und Zürcher-Chronik
von 1313— 1433.
Anno MCCCLXXXVI jar ward herzog Lupolt von Oesterrich und
VII graffen, ouch vil herren, ritter und knecht erschlagen vor Sembach
von den Schwitzem.
Konstanzer Annalcn, Cod. S. Gall. Nr. 630 pag. 402. — Henne : Klingenberger
Chronik 121, Note; und Cod. 643 p. 146, ebenso Nr. 830 p. 401. — Schcrrer, Kleine
Toggenbiirger Chroniken, 95. — Scherrer: Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen,
pag. 205 und 210; Hegel: Strassburger Chroniken I, 217.
14. Augsburger Chronik aus dem Ende des 14. Jahrhunderts.
1386.
Dux inclitus Austriae Luitolfus a suis, in suo cum suis, propter sua a
Suitensibus, seu de magna liga dictis, fuit in hello interfectus; sequenti
tempore maxima coniuratio Principum, et econtra civitatum imperialium,
et guerra praevalida.
Chronicon Augustanae ecclesiae. Pistorius Script. Rer. Germanic. IH, 684. —
Herrgott, Geneal. Taphog. IV, 53.
15. Chronik des Johann Posilge, Pfarrer zu Eilau in Preussen,
Ofücial von Pomesanien.
Ende des 14. Jahrhunderts.
Herczog Lupolt von Ostirich wart irslagen von den Swyczern.
In desim seibin jare uf sente Margreten tag wart herczog Lupolt von
Osterrich irslagen mit IV k^ rittern^) und knechten von den von Sulg'^)
und Swiczem.
Voigt und Schubert : Jahrbücher Johann Lindeublalts oder Chronik des Johann
von der Posihe. Königsberg 1823, 61. — Chronik von Johann von Posilgc (1 1405),
in den Scriptores rerum Prussicarum, Leipzig 1866, III, 146.
*) d. h. 250 rittem.
«) Suiz (?).
112
i6. Chronik von Ellwangen.
Ende des 14. Jahrhunderts.
1386 (statt 1385) Liutpoldus dux Austriae cum magna militia ocdsus
est a rusticis, dictis Schweitzer.
Freher: Germanicarum rerum scriptores. Francof. 1600, I, 460. — Chronicon
Elvangense. Monumenta Germaniae, Script. XII, 41.
17. Chronik von Zwifalten.
Ende des 1 4. Jahrhunderts.
1386. Hoc anno occisus est illustrissimus princeps Lupoldus dux
Austrie cum multis nobilibus a Swiczensibus in Sembach.
Annales Zwifaltcnses. Monumenta Germaniae, Script X, 62. — Sulger : Annales
Zwifaltenses I, 3 1 8 fügt bei : Cladis istius HistQria passim decaniaia est. Compendium
dedit, qui scripsit: Occisus est Lupoldus a suis, cum suis, inter suos, pro suis.
Nobilissimo Principi et advocato nostro üdeli (quem militiae deais et gloriam aura-
torum Equitum dicebant), viri nobilissimi in morte comites fitere, sexcenti et septua-
ginta sex nimia praefidentia et nisticorum (quemadmodum ferebatur) hostium con-
temptu mortis vicdmae facti.
18. Chronik des Benedictinerstiftes Zwettel in Oesterreich,
um 1390 geschrieben.
Anno Domini 1386, die nono mensis Julii interemptus est Dominus
Leopoldus Dux Austriae prope Sempach a Swicensibus, et cum eo multi
Nobiles notabiles personae : videlicet primo Otto Margraphius de Hach-
perg, Wolfllraff et Johannes Comites de Tiernstain, Dominus Johannes de
Hasenburk, Fridericus de Grey^ffenstain, Conradus de Stain, Eglofhis de
Empcz, et f rater suus, Hermannus de Sehaym, Petrus de Arberg, vexillifer,
Turingus de Hai will, et ejus avunculus Johannes de Hai will, Albertus de
Mullein, Wilhelmus de End, Otto Dapifer de Wallpurk, Petrus Sland-
perger, duo de Güssen, tres de Rinach, tres de Eptingen, Hermannus de
Eschenz et duo ejus filii, Gottfridus Muller, Hainricus de Schellemberg,
Tharand Reichperg, Hainrich Posch et frater suus, Hilbrandus de Wisen-
bach, Johannes de Randech, Hainricus Kell vexillifer, Martinus Maltrer,
Capitaneus Hereser, Franciscus de Castel, Camerarius, omnes Nobiles vel
milites, et plures alii, quos non novi, vel eorum nomina jam non recordor.
Anonymi Coenobitae Zwetlicensis chronica terrarum Austriae, Stiriae, Karin-
thiae etc. — Pez: Scriptores rcrum Austriae. I, looi.
"3
ig. Kleine Chronik von Klosterneuburg.
1386 (statt 1380) in dem selben jar zoch herczog Leopoldt auch gen
Zirich, daselbs verdarb er von Schweinczem, und der Waechinger was
mit im.
Kleine Chronik von Klosterneuburg im Archiv für Kunde österreichisclier
Geschichtsquellen VII, 235.
20. Chronik des Oesterreichers Gregor oder Matthäus Hagen,
geschrieben um 1394.
Herzog Lewpolt von Oesterreich rait darnach gen Vngem, und an
wider reitten ward Er mit grosser Kranckhait begriffen, alzo daz Er zu
Grecz lang tag läge in grosser Chranchhait, vnd verloss die chrefte an
henden und auch an füessen. Do Er ain wenig cham zu Im selber, zwä
Stett, die Er nach hett in Lomparten, Veiters und Sibendat, verseczt Er
auch dem vorgenanten von Padaw. Mit dem gelt zoch Er auf gen Swaben,
wan In da ain Fraw (alz man saget) gefangen hett in den strickhen der
mynne. Ein grobes bawem volck, die Sweinczer gehaissen, daz mit rechte
die von Oesterreich angehörtt, die selben torisch Bawrn vnderwunden sich
etleicher Stete in Swaben, die Herzog Lewpolten angehörtten. Herzog
Lewpold gedacht umb sein vetterleich Erb zu vechten gerechtleich, und
besambt sich mit seinen Herrn, Rittern und Knechten, die Er zu dcmmal
bey Im hett, von der Etsch, von Swaben, vnd zoch mit seiner Pannyer
gen Sembach. Doch waz der hochgebom Fürst niht redleich geordent zu
streitten. Er sand hinfür ain hauffen, die funden die Sweinczer von Gesicht
auf dem Velde ; do waren etleich zu vraidig und eilten an Ordnung auf
die veind. Do waz auch des Edeln Fürsten Pannyer ; den gieng es auch
zum ersten wol. Damach hört der Edel Fürst ain chlegleich geschray : o,
retta, Oesterreich, retta ! vnd sach die Bannyer schweben gar sendleich,
gleichsam sie wolt vnder gen. Do ruft an der beherczent Fürst all sein
Ritter und Knecht, daz sie mit sambt Im tretten von den Rossen, und
retteten Ritter und Knechte. An demselben dienst waren etleich gar treg.
Alzo tratt der Edell Fürst von sein Ross, und lewff die Veind an gar rittcr-
leich mit sein getrewen Rittern und Knechten vraidigleich alz ain Leu.
Etleich hüben zu Ross, und schawten ain weil zu dem ernst, und begunden
darnach zu fliehen. Noch hiett man den Edeln Fürsten wol davon bracht
mit dem Leben. Der sprach : Er wolt lieber sterben mit Eren, wenn Leben
vnerberleich auf der Erden : vnd vacht wider die veind mit all sein ge-
trewen Ritter und Knechten, und tötten mannigen veind, uncz die veind
überhant gewunnen, und der lobsam Fürst seinen geist Got dem Almcch-
Liebenau, Schlacht bei Sempach.
8
114
tigen in sein hend must empfelhen. Vnd also vielen die starckhen in dem
streit, vnd sind die streitlichen wappen vndergangen, vnd wurden mit dem
Fürsten gut Ritter und knechte mer wan hundert vnd zwainczig erslagen.
Der wil ich etleich besunderleich hie benennen. Es ward do erslagen der
Margraif von Hochberg, vnd die von Tierstain, der von Hasenburg, der
von Ochsenstain. Herrn Peter dem Arberger ward des tags die Bannyer
empfolhen, der danmder ritterlich hatt gefaren. Do ward auch erslagen
Wilhalm von Ent, vnd ain Truchsecz von Walburg, ain Greiffenstainer.
Der ander pederben Ritter vnd Knechte namen waiz Gott von Himmel-
reich aller best: des andern tags die toten zu besuchen und ze begraben
ward ain frid mit den veinden gemacht, vnd do ward der Edel Stam, des
Schöne, Arm vnd Reich ofil begerten zu sehen, in jemerlicher haid er-
funden, und gleich bey Im fand man sein Hamasch Meister, der Herass
wacz genant. O Herr vom Himmelreich! durch deine Güte nym des
Edeln Fürsten vnschuldiges blut für sein Missetat, und geruch Im die
gülden Chron schön gezieret mit dem böschen der Himelischen und
Engelischen pfausfedern in der Ewigkait aufzuseczen. Daz vechten und
der streit ist bcschehen nach Christi geburt drewzehen hundert sechs und
achczig Jare. Herzog Lewpolt ward in dem Münster zu Chünigsveld be-
graben, an derselben stat ouch der Romisch Chunig Albrecht ist begraben,
den seins bruder Sun hat getöttet etc.
Chronik des Matthäus oder Gregor Hagen. — H. Pez : Scriptores rerum Austria-
carum, Tom. I, fol. 1154 — 1155 (Gregor Hagen 1394 — 1395). Heinrich Gehrig:
Die Winkelried-Frage, 53 — 54. — Diese Schrift ist auch sis Chronik des Hans
Tunkel, Capellan in Sierning, bekannt, der dieselbe 1429 copirte. — Chmel: Oester-
reichisches Notizenblatt, H, 135.
ai. Oesterreichische Chronik,
entstanden 1394 — 1395.
Hertzog Lüppolt von Österrich raitt darnach gen Vngem vnd am
wider ritten, do ward er mitt grosser krankheitt begriffen, allso, daz er ze
Gretz lang lag in grosser krankheitten vnd verlor die kreft in henden vnd
in füessen. Do er enklein kam zu Im selber, zwow stett, die er noch hett
in Lamparten (fol. 231) versetzt er öch dem vorgenanten von Badöw. Mit
dem gelt do zoch er uff gen Schwaben, wo In da ein frow, als man seytt
gevangen hett in den striken der minne. Ein grobes purenvolk, die noch
hütt be tag die schwitzer heissent vnd sind, die mit Recht vnn mitt gott
die wirdigen hochgebornen durchlüchten fürsten vnd herren angehörent,
die selben herten sei bge>\ altigen puren, die vnderwundent sich ettlicher
stett ze Schwaben, die hertzög Lüppolten zugehortend. Hertzög Lüppolt
gedacht \Tnm sin vetterlich erb ze vechten gerechtiklich, \Tid besamlott
"5
sich mit sin ritter vnd knechten, die er zu dem mal by Im hett von der
Etzsch, von Schwaben, vnd zoch mit sin panner gen Sempach. BK" Doch
waz der hochgebom fürst nit redlich noch wol geordnet mit stritten. Er
sant hinfür einen huffen, die fundent die schwitzer von gesicht uff dem
feld. Däw warentt ettlich zu fraydig vnd jltend ön Ordnung uff die vygent
■K" Da waz öch des edlen forsten paner. Die gieng aab zu dem ersten
mal. Dar nach hört der edell fürst ein kleklich geschray : O retta, Öster-
rich, retta ! vnd sach die paner schweben gar sennenklich, gelich als ob
sy wölte vnder gon. BK" Do ruft an der beherzigost fürst alle sin ritter
vnd knecht, daz sy mit sampt Im trättind von den Rossen vnd rattind
Ritter vnd Knecht. An dem selben dienst do warent ettlich gar treg, die
man noch wol weist vnd nimer vergessen wirt. Allso tratt der edel fürst
von sinem pfert vnd gieng ze fus vnd lüff die vigind an, sin eygnen lütt
gar ritterlichen mit sinen getrüwen Rittern vnd knechten, freuenlichen als
ein low. Do hyeltend ettlich ze Ross vnd lugeten ein wil zu dem erst, vnd
begonnend darnach fliechen vnd töttend nitt, als byderb lütt, daz gott
erbarm. Noch hett man den edell fürsten wol dar von bracht mit dem
leben, hette Er selbs geweilen. Do sprach er : daz verbitt vns gott ; es ist
so menig gutt trutt frum byderman, gräven, fryen, Edell gutt Ritter vnd
knecht durch vnser wülen mit vns in den tod gangen vmm vnser eygen
vetterlich erb, vm daz vnser vnd von den vnsern vnd uff dem vnseni, so
sterben wir hüt hie (fol. 232).
(Folgt das Bild der Schlacht. Am Rande steht:
Hie mach den stritt for Sempach, wie der Edel fürst ist erschlagen, Herzog
Lüppold).
Er sprach, er wölte lieber sterben mit eren, won leben ön erberlich
uff ertrich, vnd vacht wider sin vigent mit allen sinen getrüwen, die by Im
belibent gar ritterlich, vnd erschlugent och mengen vigent, vntz daz die
uigend gewunnent überhand vnd der lobsam fürst sinen geist in die hend
gott dem allmechtigen must enpfelchen. Vnd also vielent die starken in
dem stritt vnd sind die strittlichen wappen vTider gegangen vnd wurdent
mit dem fürsten gut Herren, ritter vnd knecht mer denn hundert vnd
zweinzig erschlagen, deren will Ich ettlich besunder hie nemen mit namen :
Margräff von Hochberg vnd die von Tymstein, der von Hasenburg, der
von Ochsenstein. Her Pettern dem Harberger ward des tag die panner
enpfolchen, der därvnder ritterlichen hätt geuaren; doch ward er er-
schlagen. Da ward öch erschlagen Willhalm von End, Her Ott Truchsäss
von Wallburg, Her Frid rieh von Griffenstein ab derettsch vnd einSchland-
sperger (fol. 233) von Riffenstein. Der andren biderben Ritter vnd knecht
namen weist gott der allmechtig vom hymelrich, denen gott allen ge-
nedig sy.
ii6
Des andren tages die totten ze suchen vnd ze begraben, do ward ein
frid mit den vigent gemachet. Do ward der Edell stamm, des schöny arm
vnd rieh dik begertend ze senhen, der ward in jemerlicher heyd funden,
vnd gelich by Im, do vand man sinen harnasch meyster, der hiess Harras.
O herr vom hymelrych, durch die güetti nim des Edlen Fürsten unschuldig
blutt für sin missetätt vnd geruch Im die guldin krön schön geziert mit
dem Böschen der hymelschen ynd Engeischen pfäwen fedren in der
E^^ikeit uff zesetzen.
Daz vechten Mid der stritt ist beschenhen nach Cristi geburt dry
zechen hundert vnd sechs vnd achzig jar, am nünden tag jm höwmonnt
Idem Hertzög Lüppolt ward gen Küngsfelden gefüert vnd ettlich herren
vnd ritter vnd knecht, deren namen man öch da hett vnd schilt vnd heim, sy
sygen von dissen landen oder ab der Etsch. Hertzög Lüppold der ward
in dem Münster ze Küngsfelden begraben in der kylchen. An der selben
statt öch küng Aulbrecht der Römsch küng ist begraben, den sins Bruder
sun hett getöttet oder fergunst, daz es beschech durch sinen willen vnd
t<ittend daz sine rett, als daz oben in der Caronik geschriben statt. Der
selbe küng Aulbrecht was des jetz genanten Hertzög Lüppoltz Eny. Däw
ist öch begraben die selig frow Eliszabeth, Gräff Meinhartz tochter von
Thyroll vnd Hertzög in Kernten, des obgenanten Hertzög Lüppoltz an,
vnd die andechtig frow Angnes, Ettwa küngin zu Vngern, des obgenanten
Hertz(')g Lüppoltz vatter Schwester, Die waz eines heiigen lebens, alls daz
alles gar Eygenlichen oben in den Caronikcn ist geschriben.
Oesterreichische Chronik, copirt 1480 von Clemens Specker von Sulgen, Sacristan
in Königsfelden. — Codex Man. A 45, fol. in der Stadtbibliothek Bern. Ueber
Specker und dessen Chronik vergleiche Dr. Th. von Liebenau : Königsfelder Chroniken
zur Geschichte Kaiser Friedrich III. Jahrbuch der k. k. heraldischen Gesellschaft
Adler in Wien, 1 884 ; XIV. Jahrgang, S. 1 1 ff. Die Abweichungen Speckers von
Hagen sind so bedeutsam, dass die Reproduction des ganzen Textes rathsam schien.
22. Jakob Twinger von Königshofen, Stiftsherr zu Strassburg,
geboren 1346, -f 1420.
1386.
Der krieg und strit zwüschent dem Herzogen von Oesterrich
und den Switzern.
Do man zalte MCCCLXXXVI ior, do erhup sich aber grosse misse-
helle und krieg zwüschent herzöge Lüpolt von Oesterich und den Switzern
und iren eitgenossen, das sint die von Lucerne, von Urach und von Under-
walden, wan der herzöge meinde das die vorgenanten stette und ir eit-
genossen wider reht und bescheidenheit ime hettent abegezogen vil slos
und telre, die sin wercnt, und enpfingent sinre eigen lüte vil zu bürgere,
und irretent in an vil rehten die ime zugehortent. Hie widerumb meindent
die vorgenanten stette un ir eitgenossen, sy hettent nüt anders denne reht
geton, unde hettent sich zu den selben slossen und telren verbunden,
das sy in muesten beholfen sin wider aller menglich, und hettent ouch
soliche friheit von künigen und von keysern, das sy wol mochtent burger
enpfohen. So geschehe in und den selben iren burgern dicke so gros
schade und widerdries von des herzogen vougten und ambahtlüten, das
sy nüt wol möhten geliden. Und her umb kricgetent die vorgenanten
stette und Switzer und ir eitgenossen uf den herzogen, und er herwider
umb uf sy, das zu beden siten gros schade geschach von roubende und
von bürnende in dem lande do umbe. Und in diesem kriege wurdent dem
herzogen ouch ane gewunnen Rotenburg, Zuge, Sempach, Entelbouch,
Glarys ^), un vil andere stette und dörffere.
Do disen krieg nieman künde verrihten, wie vaste man der zwüschent
rette, do zogetent aber die von Zürich und die Switzer us mit iren eit-
genossen in des herzogen lant, und verhergetent und verbranten do vil
dörffer, und gewunnent eine vesten genant Pfeffinkeim, und erslugent uf
der selben vesten XXVI manne, und verbrantent do die vesten, und
zogetent wider heim von menglichem unbekümbert. Do noch über ein
monot, am nehesten tage noch sant Ulriches tage des vorgenanten iores,
do mähte sich der herzöge uf mit eime grossen volke, uf syben hundert
glefen gutes gerittens volkes, und zugent für das stettelin Senpach, und
woltent das gestürmet und wider gewunnen han, wan es dem herzogen
was abe gezogen, und vil der Switzer logent in dem selben stettelin zu
lantwer. Und were es das der herzöge das selbe stettelin nüt gewinnen
möhte, so wolte er aber, also man seite, das kom vnd die frühte do umb
verberget und abe megen geton han den Switzern zu leide. Und der umb
hette der herzöge ouch bi ime uff CC meder, mit iren senszen und mit
irme gezüge das darzu gehorte.
Ein sirit, Dis befundent die von Lucerne, von Switze, von Urach
und von Underwalden, und mahtent sich ouch uf mit zwei tusent ge-
wafTenter fusgenger. Unde worcnt die von Berne und von Zürich ^) nüt
do bi in. 3) Und do die beide her einander sihtig wurdent, do was der
herzöge und ein teil sines volkes also gyrig*) zu stritende, das sy**) ze
fusse abe sossent von iren hengesten und gobent die iren knechten*^) ze
habende, und ileten ungeordet, ie einre für den andern, zu den Switzern.
Ouch worent under des herzogen volke vil junger edeler lüte, die woltent
ritter sin worden und ire frumekeit crzougen, und iletent ouch unfürsih-
tekliche für die andern, unde schromvent über die Switzer, mensolte die
bueben erstechen. Hie zwüschent hettent die Switzer iren spitz gemäht
imd sich wol geordent zu strite und stelletent sich zu gewer, und strittent
ii8
do mittenander uf eime eben velde vor Sempach, das zu beden siten
ritterliche gefohten wart. Nu was es do ze mole der heiseste tag des iores,
und von der hitze und erbeit in dem strite >Äairdent die Herren ze hant
verwundet und swach, das sy in irme hamasche ersticken woltent Do
von wart den Herren ze Hant der drug ane gewunnen '^) und gerietent
vaste under ligen.
Vil fluhent, Do das die andern des herzogen volkes®) das mereteil
die noch do uf iren hengesten hubent, und ze rote wurdent was in ze
tunde were, sohent wie es iren gesellen ging in dem strite, do kertent sy
balde wider umb und rantent der von. Do dis sohent etliche Herren in
dem strite, do brochtent sy sich us dem strite, und schruwent und ruftent
noch iren Hengesten, und woltent ouch der von sin gerant. Da worent
die knehte mit den Hengesten vor enweg geflohen, das vil der Herren nüt
möhtent zu iren Hengesten kumen, die do wurdent do ze hant erilet,
und von den Switzem ouch erslagen. Hie mitte was der strit ergangen,
und gesigetent die Switzer den Herren ane, und behubent das velt.
Wie viel und wer erslagen ivart. — In disem strite nam men nieman
gefangen, und wurdent der Switzer erslagen uf CC, und uf des herzogen
site wurdent erslagen uff CCCC gutes volkes, das vaste grosse landes-
Herren und edel lüte worent, der ich ein teil Hie nennen wil.
Do wart erslagen der Herzoge selber, und her Johans von Ochsen-
stein, dumprobcst zu Strosburg, und lantvougt des selben herzogen, item
marggrofe Otte von Hochberg, grafe Johans von Fürstenberg, zwene
grovcn von Tierstein, her Johans Ulrich von Hasenburg, her Friderich
von Münstertal, Her Walter von Geroltzecke, der swarze grofe von Zolre,
der von Randecke, her Martin Malterer, her Otte von Walpurg, zwene
von Griffenstein, zwene von Stouffen, cinre von Sygenouwe, Her Albreht
von Rechberg, her Ulrich von Tierberg, zwene ritter von Clyngen, einre
von der Dicke, zwene von Andelo, drige von Rotzenhusen, drie von Beren-
fels, drie von Rotberg, Her Werlin von Flahslanden, zwene ritter von
Hadestat, zwene Snewelin von Friburg, vier Waldener, her Hürus von
Schönouwe und sin dohterman her Johans von Grünenberg, einre von
Landesberg, her Werlin von Liehtenfels, zwene von Wiswilre, Her Johans
von Huse, her Heinrich vom Steyne, her Heinrich von Schellenberg, her
Julians Scholer, her Behtolt Grut, zwene von Hallenwilre, einre von
Tegerfelt, ein Störe, zwene von Eniptz, viere von Eptingen, vier von
Mörsberg, Her Heinrich Köln, Her Obreht von Mülinen, drie von Rynach,
einre zum Wiher, zwene Güssen, der von Bechburg, der von Espendal ;
Item vier von Strosburg, das worent zwene Kletten, einre von Mulnheim,
und ein Kraft. Item einre von Goudertheim, einre von Ettenheim, zwene
von Bolsenlieim, Anthies von Dürmenstcin, einre von Liechtenstein, ein
"9
Botzheim von Sletzstat. Item XXVIII rittere und knehte von Oesterich.
Item XXXV rittere und knehte von der Etsche, und vil andere, das ir
zesamene worent uf CCCC gutes volkes die erslagen wurdent in des her-
zogen her, als vor ist geseit.
Do nu der strit ergangen was, do behubent die Switzer das velt untz
an den driten dag, und lusend die iren erslagen us den andern, und
schihtent sy heim zu begrabende jeglichen do er hin gehorte, und noment
do den kospern harnesch, kleider und kleinötter die sy bi den herren
fundent, die do erslagen logent. Hiezwüschent getürste von der herren
wegen nieman hinzu kumen. Am driten tage noch dem strite, do gobent
die Switzer einen friden und erloubetent mengelichen zu den doten zu
gonde. Do worent die doten Übe also sere smackende worden, wan es
gar ein heisse zit was, da men mit grossem kumber und iomer den her-
zogen und andere grosse herren uf LX gesuhte us den andern, der begrup
man uf XL in dem closter zu Künigesfelt, die andern XX wurdent enweg
gefuert ieglicher in sin lont zu begrabede. Do noch mit den überigen
doten getürste nieman wol umbe gon vor gesmacke und hitze. Also mähte
men an der selben stat ein grübe, und werf die doten drin, do sy noch
ligent. Uf die selbe grübe ist sither ein kleine cappelle gemäht.
Noch disem strite kam des herzogen seligen sun, der eilter, genant
herzöge Lüpolt an die herschaft zu Oesterrich an sines vatter stat. Diser
wolte sinen vatter rechen und besamelte ein gros volg wider die Switzer,
also dotent ouch die Switzer her wider umbe. Do wart der zwüschent
geret, und ein fride gemäht ein ior. Do zerreit das volg, und e das zil
ergin, do ging der krieg wider uf, und die Switzer zersleiffetent die stat
Rotenburg und die bürg in der stat ze gründe abe, wan der herzöge gar
einen grossen zol do hette, und die Strossen den Switzern abe der selben
bürge verhalten und verleit wurdent.*) Do noch für der junge herzöge
von Oesterich zu herzöge Albreht sime vetter zu Wiene, und hies die
wile sine stette und ambaht lüte kriegen uf die Switzer; das dotent sy
ouch, und geschach vil roubendes und battellen zwüschent des herzogen
Volke und den Switzern, und wurdent die lant verberget und verbrant,
und geschach grosser schade zu beden siten, ^)
Chronik von Jakob Twinger von Königshofen (f 1420). — Code de la ville de
Strasbourg I, 214 — 218. — Henne: Klingenberger Chronik 121 — 123, 125 f., aus
dem St Galler Codex 632, 379—382. — Vgl. Scherer, Katalog Nr. 629, 630—632.
— Hegel: Städtechroniken; Strassburg, Band IX, 825—831. — Schiller: Königs-
hofens Chronik 1698, 342 — 345. — Gehrig: Winkel ried-Frage 58 — 59. — Die Bemer
Handschrift, A, Nr. 49, welche dem Tiebold von Erlach und der Johanna von Esperlin
von Raron gehörte, enthält obige Beschreibung, aus der wir einige Varianten mit-
getheilt haben, fol. 151b — 153. — Vgl. Sinner: Catalog. Cod. Bernens. II, 407.
*) Wegen Glarus vgl. J. Blumer: Urkunden Sammlung zur Geschichte von Glarus I,
303—304-
I20
•) Die Berner Handschrift fiigt bei «ncKh ander lüte».
•) Der Berner Codex fugt bei «und zogetent uf den vorgeschribnen Mentag
ouch gen Sembach».
*) Bemer Codex «geitig».
') Ibidem «zu stunt aber sassent».
^) Ibidem «und Rennern*.
') Die Bemer Handschrift ergänzt «angewunnen der trug».
^) Bemer Handschrift «harste ersahent, die noch do uff iren hengesten- hüben t,
wie es gieng in dem strite, do brachent sie us dem stritte und schnigend nach ircn
knechten : hengeste her ! *
") SchiJter, 435: «wan die s witzer hant die lüt die umb sü sitzent by gerwe
erslagen. »
*) Auch die besten Handschriften von Könighofen bringen diese unwahre Angabe
über die Zerstörung Rothenburgs fiac/i der Schiacht bei Sempach.
23. Vita Clementis VII, incerti autoris.
c. 1394 scripta.
Fuit etiam tempore praedicto (1386) suscitata guerra et niota dis-
cordia inter pracnominatiim Lcupoldum Ducern Austriae et populäres
ac incohis locorum iraperialium adjacentium terris suis; quaeadeo incaluit
quod ipse de viribus suis nimium confidens, eosque spemens, et non
cogitiuis dubium belli eventum, in propria ipsos disposuit debellare. Ipsi
vero sil)i viriliter occurrentes, ctdm essent numero plures et armis fortiores,
ipsum intcrfecerunt cum majori parte suorum, aliis dantibus terga fugae.
Stephanus Baluzius: Vitae Paparum Avenionenisum. Parisiis, 1693, 1, 513 — 514.
24. Johann Seffner, Dekan der Universität in Wien.
Ain 1er von dem streitten.
1395-
«Des hochgeporen durchleuchtigistcn furstens herczog Leopolds von
Osterreich vngtordneier streift ist mir Johanni dem Seffiier, dy zcitt techantt
der schulen ze Wyene in geistlichen rechten als ser zu hcrczen gangen,
daz ich ain sunder 1er der strcitt hab gezogen aus den puchern der weisen
vnd besunderlich aus dem puch Vegecii, der von der ritterschafft hat ge-
sell ribcn.>
SeflTnor stellt nun Definitionen und Regeln aus der heil. Schrift,
Kirchenvätern, Historikern etc. zusammen. Auf den Sempacherkrieg be-
ziehen sich nur wenige Notizen, so die Definition des gerechten Krieges.
^Der gerecht streit ist der von dem Keiser vnd von dem rechten
erlaubt ist durch widerpringen des erbs oder ze vertreiben dy veind
121
vTid also was der streit gerecht des edelen Fürsten herczog Leupolds von
Osterreich, wann er hatt vmb sein väterlich erb gestritten.»
Gute Spionen und Ortskenntniss seien nöthig: «So habent wider
den edlen Fürsten herczog Leopolden dy Sweinczer gehabt grossen vor-
tail, wann sy der walstatt all gelegenhait gar wol westen. Ich hör auch
sagen, das er ab ayner hochen tal zu in gelauffen.»
Auch ein Gebet soll vor der Schlacht verrichtet werden ; der Feld-
herr aber soll sich nicht der Gefahr aussetzen:
«O wer des hett den edelen Fürsten herczog Leopolden vnden^eiset,
wan er doch onchrefftig was vor siechtumb in hennden vnd Fuessen. »
Dr. Franz Martin Mayer: Untersuchungen über die östcrr. Chronik des MaUhäus
oder Gregor Hagen. Archiv f. Österreich. Geschichte. Band LX, S. 330 — 332.
Seffner schrieb 1394/5 ^° Wien; er war aus Steiermark gebürtig, wo er bis
1391 lebte und dann nach Wien übersiedelte. Sein Werk copierte Hermann Talner
von Treflfien. Diese Handschrift, 1456 Eigenthum des Ludwig von Kosyagk, besitzt
jetzt Graf Sigmund von Attems auf Schloss Podgora bei Görz. Die Ausführungen
von Dr. Mayer, dass Seffher auch die österreichisclie Chronik geschrieben habe, die
man früher dem Gregor Hagen zuschrieb, scheint mir nicht zutreffend.
25. Augsburger-Chronik
von 1395.
Anno Domini 1386 jar do zoch herczog Luipolt von Ocsterreich gen
Schweiz Für ein stat, diu war im abgewunnen und diu wollt er wider ge-
wunnen haun. Dez wurden die von Schweicz innen und die von Luc-
zerm und santen dem von Oesterreich brieF ob er wölt mit jn Fachten, so
wölten sie zu jm ziechen uf!' das Feld und wolten mit jm streiten. Da
sprach der Herczog Luitpolt von Oesterreich: er gelepte nie (kein) tag
so gerne, und also zugen sie ze beiden teil gegen einander. Das beschach
an ainem mentag vor siben schlaffer tag. Do ward Herczog Luipolt von
Oesterreich erschlagen vnd mit ihm 5 hundert 80 Grafen, Freien, ritter
vnd knecht. Damach umb sant Mangen tag {2^. Aug.) der grauff von
Kaczcnelenbogen vnd vil ritter vnd knecht mit im wurden erschlagen
vor Schweicz.
Anonymi Chronicon Suevico-Bavaricum ab anno 1377 usque in annum 144S1
veteri idiomate germanico conscriptum . . Würdtwein : Nova Subsidia Diploniatica.
Heidelberg, 1788; Tom. X, 310; Augsburger Chronik von 1377 — 1445 im Anzeiger
von AuFsäss imd Mone 1837, 257. Mcme hat daselbst S. 1 13 ff. daraufhingewiesen, dass
diese Chronik von Burkart Zengg benutzt wurde. Diese Chronik schloss ein unbekannter
Autor mit Kapitel 93 1395 ab; eine Fortsetzung umfasst die Jahre 1406 — 1445. Mone
S. 381 — 382. Die Chronik wurde noch bei Lebzeiten Herzog Leopolds begonnen;
denn bei Erwähnung des Friedens, den dieser zwischen den Herzogen von Bayern und
dem Bischof von Salzburg zu Stande brachte, steht der Wunsch »der edel Herzog
Luipolt von Oesterreich, den got lang behüt vor übel». Mone 123.
122
26. Elsässer Annalen
von 125 5-- 1396.
Anno MCCCLXXXVI crastino Kiliani wart herzog Lupolt von
Oesterrich und VII grafen und vil Herren, ritter und knechte erschlagen
vor Sembach von Schwiczerlüten under walden.
Handschrift der Universitätsbibliothek Heidelberg, Codex Salemitanus IX, 28.
Dieselbe bildet den Anhang zu einer im Elsass geschriebenen deutschen Weltchronik
von einer Hand aus der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts. Gütige Mittheilung von
Herrn Professor Dr. Julius Winkelmann in Heidelbei^.
27. Chronique de Pierre de Visemeau et Claude Mestral,
Domicellus, de Neuchätel.
1396—1405.
A cette occasion (Traite d'alliance du Seigneur de Valangin, Guil-
laume d' Arberg, avec la ville de Berne, en 1401) le meme Pierre de
Visemeau remarquait judicieusement que, lorsque les bourgeois firent
une course en 1386 dans le Val-de-Ruz, et le pillerent pour punir Ma-
hault, Dame de Valangin, qui, malgre les remontrances de la Comtesse
Isabelle, fournit sa banniere ä Leopold d'Autriche, contre les Confederes,
il serait probablement arrive pis encore, sans les liaisons d'Isabelle avec
les Confederes, qu'elle avait la sagesse de captiver en toutes occasions,
comme eile le fit voir alors en leur ecrivant des lettres de felicitation sur
leur victoire de Sempach, quoique cette joumee eüt porte un coup mortel
ä la puissance feodale en Suissc.
Das Original dieser Chronik ist längstens verloren. Der Auszug
wurde um das Jahr 1724 von S. de Pury verfertigt.
Extraits de Chroniques ... de Neuchatel 1838, pag. 7. — Chroniques des
Chanoines de Neuchatel 1884, 10.
28. Chronicon Estense Anonymi.
Aus dem 1 4. Jahrhiuidert.
Die IX. Julii 1386 Dux Bertholdus^) et Dux Austriae cum gentibus
suis debellati fuerunt et conflicti a quibusdam castellanis et popularibus,
qui ligam contra dictos duccs fec crant, ex eo quod eorum dominium
nolebant. Die X. Julii corpus Ducis Deck Theutonici, qui erat conjux
Doniinae Viridis natae quondam Illustris Domini Marchionis Aldro-
vandini, receptum fuit in Ferraria ab Illustre Domino Nicoiao Marchione
Estense, et apud ecclesiam fratrum minorum cum maxima honore fuit
tumulatum.
Muratori: Scriptores rerum Italicarum XV, 513.
*) Recte Conradus. Vide Stalin : Würtenberg. Gesch. III, 699.
123
29« Annalen von Paris im Elsass.
Ende des 14. Jahrhunderts.
Anno domini 1386, crastina Kiliani,
fuit occisus Lupoldus dux Austrie cum magno dominio apud Senpach a
Switensibus.
Annales Parisenses, herausgegeben von Aug. BernouUi. Neues Archiv der Ge-
sellschaft iiir ältere deutsche Geschichte VIII, 196.
30. Chronik von Molk in Oesterreich.
14. Jahrhundert.
1386. Hoc anno Dux Leupoldus, frater Alberti Ducis Austriae, in
translatione S. Nicolai*), interfectus est cum centum et viginti quatuor
Baronibus, exceptis aliis militibus et servis infinitis, apud Turegum in
populo, qui dicitur Sweinczer, et est sepultus in Chunigsveld.
Chronicon Monasterii MeUicensis. — Pez : Scriptores rerum Austriacarum, Viennae
"743» I» pag- 249.
^) 10. Juli.
31. Schwäbische Chronik
aus dem Ende des 14. Jahrhunderts, copirt in St. Galleif im 15. Jahrhundert
Handschrift P i der Stadtbibliothek Lindau, gütigst mitgetheilt von Herrn Bibliothekar
Gustav Reinwald.
Anno domini M.CCC.L.XXXVI., VII. Idus Julii dominus Lupoldus
dux Austrie et electissimi barones et milites et militares Argogie, Alsacie,
Brisgogie et vallis Atbasis per Lucemenscs ceterosque alpinenses prope
oppidum (Sempach) sunt, prob dolor, interempti; inter quos erat Otho
marchio de Hochberg, Johannes de Fürstenberg, Walramus et Johannes
de Tierstain, comites, Johannes de Ochsenstain, baro, praepositus ecciesie
Argentinensis, ex ceteris socciis erant: Johannes de Randeck, canonicus
et archidiaconus curie, Conradus von Stain, capitaneus Schaffliusensis, et
plures clericiSchaffhusenses; Otto Dapifer de Walpurg, miles, Hilbrandus
deWyssenbach, miles, Albertus de Rechberg, nobiHs. Sed multi ex nobili-
bus superstitibus dicuntur improbe fugam dedisse. Quidam communis
versivicator predicto anno Lupoldo duci metricum epitaphium edidisse
dicitur; *) hie narrabo:
Anno MCCC post L, tres X dato sexque
Septimo Julii mensis huius hunc straverat ensis.
Latronum Ducem Lupoldum, cui dare lucem
Cuncti potens pia dignetur virgo Maria.
124
In terra propria pro re propriaque necatus,
Genteque pro propria, pro iustitia trucidatus.
Hie ex regali generatus stirpe vigebat,
Ac humilis tali sub nobilitate nitebat.
Mors quid fecisti, quare talem rapuisti,
Et terram tristi patriam vultu statuisti
Et dextruxisti vas nobile, cur Deus isti.
Cur non parcisti, quem tarn celsum statuisti,
Subjiciant isti subito rogo vulnera Christi.
*) Vgl. hiezu die Handschrift aus dem 15. Jahrhundert in Donaueschingen.
Epitaphia Serenissimi domini Leopoldi auslrie principis a switensibus interfecto
(sie). — Barrack: Handschriflen der f. fiirstenberg. Bibliothek S. 20.
32. Chronik von Zwettel in Oesterreich.
Ende des 14. Jahrhunderts.
Anno ^) M ter C tres X simul L dato sexque
Sex*) Idus mensis Julii tunc straverat'^) ensis
Pravorum ducem Lewpoldum, cui dare lumen*)
Omnipotens que pya dignetur*) Maria.
Hie ex regali generatus stirpe vigebat,
Ac^) humilis tali se nobilitate nitebat.
Mors quid fecisti? quare tulem rapuisti,
Et totam tristi vultu patriam statuisti,
P^t destruxisti vas nobile? Cur Deus isti
Tu non parcisti, quem '') tam celsum statuisti ?
Subveniant isti subito rogo vulnera Christi!
J. Chmel: Handschriften der k. k. Hofbibliothek in Wien II, 494 — 49$. —
Annales Zwetlenses. Monumenta Germaniae Script. IX, '688. — Rauch: Scriptores II,
333—334-
Die Wiener Handschrift hat folgende Varianten : ^) Annis. — •) Sept. — ') Sta-
tuerat. — *) lucem. — *) virgo. — ®) Ut. — '') quod.
33. Chronik der Dominicaner in Wien.
Ende des 1 4. Jahrhunderts.
138Ö. Hertzog Leupolt ward erschlagen bey Zürich von den
Schwcinczern in die translationis S. Nicolai, und ist begraben worden ze
Königsfeld. Item hundert und 24 Herren wurden mit ihm erschlagen,
und der grossesten Haubtmann zwen fluchen ab dem Veld. Ich tör Ihr
nicht gcncnnen ; der ain führt ain krumpen wissen strich durch ein blabs
feldt *); der ander ain Schilt, der ist gevirteilt grün und gelb*), die fluhen
mit 400 Man. Datz Wien ^) hat man es begongen Hertzog Leupolten am
Montag nach Sant Michels tag.
Pez: Scriptores rerum Austriacarum I, 1 162.
*) Dieses Wappen führten die von Wähingen. Vergl. Grünen bergs Wappenbuch
fol. CLXXV. Vgl. dazu die Siegeltafel mit dem Wappen Wähingens Nr. 3.
•) Wappen der Familie von Ellerbach. Vergl. Grünenbergs Wappenbuch
fol. CXXXIIII.
') Den kirchlichen Gedenktag hat man begangen.
34. Sequuntur aliqua gesta de morte Domini Lupoldi Ducis
Austrie et de guerra Dominorum Friburgensium contra
Bernenses.
Ende des 14. Jahrhunderts. *)
Anno Domini millesimo tricentesimo octuagesimo sexto, nona dies
mensis Julii, qui fuit dies lune, fuit mortuus ante opidum de Sempach
illustrissimus Lupoldus Dux Austrie cum ducentis lanceis Nobilium per
infideles rusticos de liga superioris Alamanie, scilicet de Lucerna, Uranea,
Swytz et Unterwaiden, qui erant in numero MVC de quibus mortui
fuerunt centum viginti duo.
*) Freiburger Handschrift aus dem Ende des XIV. oder Anfang des XV. Jahr-
hunderts, zuerst vollständig veröffentlicht 1793 im Neuen Schweizerischen Museum
I, 7. Heft, 613 ff. — Französische Uebersetzung bei Bridel: Conservateur suisse
III, 69 — 91. — Neuausgabe im Anhang zii Dr. G. Studer: Berner Chronik von
C. Justinger 467. Vgl. Haller Bibliothek V, 141 ; Anz. f. schweizerische Gesch. 187 1, 97.
Zum Jahre 1388 (!) berichtet die gleiche Geschichtsquelle:
Item 13* die mensis Jugnii anni predicti (1388) venitdictus Ballivus
in valle una vocata Entlibuch, et illi de illa valle fuerunt primi, qui rebel-
laverunt se contra dominum eorum proprium, scilicet dominum ducem
Austriae Leopoldum, et hü fuerunt in hello, ubi fuit mortuus dominus
dux predictus, et in illa valle erat una Agia, ^) quam Ballivus cum 500
lanceis combuxit et intravit vallem predictam ibique occidit quos cumque
ceperit usque ad 1000 personas (100?), combusitque totam vallem illam
et omnia spolia secum detulit. Aliquos enim acceperat ad veniam. Sed
Ballivus, qui invenit ipsos rusticos, dixit quod omnes occiderentur. Ipsi
autem pii junctis manibus, genibus flexis, vulgabant veniam, volentes se
redimere. Dominus Ballivus predictus respondit, quod dominum eorum
proprium noluerunt recipere ad veniam et redemptionem, qui erat multo
magis ipsis, quod ad nullam veniam reciperentur, et sie omnes gladio con-
fossi perierunt, ultra 1000 personas.
*) Hag, I-etze.
Item anno predicto scilicet die 20* mensis Junii, que fuit dies Sabbati
ante festum S. Johannis Bapt., fuerunt 800 gladii gentium armorum domini
126
Ballivi de Ergowa, et interfuit dominus Comes de Thierstein, ante villam
de Sempach, ^) ante quam villam impiam abnegatam fuit mortuus dominus
Leopoldus illustrissimus princeps et dux Austriae, et illam villam lucrati
fuerunt et ipsos omnes morti tradiderunt ac igni villam posuerunt et mu-
rum funditus destruxerunt.
*) Studer: Justinger 472 — 473. An ersterer Stelle kann nur ein Ereigniss von
1386 gemeint sein; letztere Stelle verwechselt offenbar Sempach mit Richenscc.
35. Continuatio Annonymi Friburgensis.
Anno ejusdem millesimo CCCLXXX (V) III., quarta die mensis Ap-
rilis, que fuit dies Sancti Ambrosii, clamate fuerunt indutiae predicti belli
in Friburgo, facte vere conditiose et turpiter per ducem Albertum qui
Mediolanum vindictam fecit de fratre suo mortuo et occiso perrusticos. Sed
fecit pacem sine consilio nostro ad dictamen et voluntatem rusticorum et
inimicorum nostrorum. Quae induciae sunt factae quod rustici non remittunt
quicquam nee de morte fratris sui Ducis non sit emenda aliqua. Debent
autem durare induciae a festo beati Georgii proxime venturo in 7. annos.
Nach einer Freiburger Handschrift aus dem XV. Jahrhundert, herausgegeben von
Zur-Lauben im Neuen Schweizerischen Museum, Zürich, 1793, ^3^* ^^ d^' neuen Aus-
gabe des Anon. Friburg. wurde diese Stelle von G. Studer übersehen.
36. Urbar von Rheinfelden.
Anno domini M " CCC " LXXXV ** (sie) wart herzog Lewpolt von
Osterreych erschlagen von den swiczem auf sand Margreten tag.
Codex Nr. 425, fol. 47 b. des k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchivs in Wien.
Dieses Urbarium von 1400 enthält eine wahrscheinlich in Donauw(^rd geschriebene
Chronik, die verschiedene historische Nachrichten von 915 bis 1409 enthält Veigl.
Böhm. Handschriften fol. 142. — Die Abschrift verdanke ich Herrn Franz Xaver
Wöber, Scriptor der k. k. Hofbibliothek in Wien.
37. Thurgauer-Chronik
aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts.
Die von Lucern nomend Rotenburg jn.
Damach an der kindlin tag zu wichnächten (fol. 65) zugend die von
Lucem haimlich vnd bosslich us und nomend Rotenburg jn ungewametter
sach, die selb Herschafll was och der Herschafft von Oesterrich vnd stund
Heren Hanman von Grünenberg. Also hub sych der krieg do zwüschen
der Herschafft von Oesterich und den aidgnossen mit roben, prennen
vnd erstechen, wie yederman den andren schadgen mocht, das tätt er. Und
der Herschafft rädt und vögt sprachen: die aidgnossen, die Schelmen,
hetten den frid brochen; den der Herzog was doze mal nit jm Land, und
taten schantlich und lasterlich an Im, als schelmen.
127
Die von Endtlibuch wurden Burger zu Lucern. ^)
Anno domini M.ccc^lxxxvj." Jar glich nach wichnächt wurden die
von Endlibuch Burger zu Lucem und brachend sych schantlich und
lasterlich ab Irem Herren und hetten anders nütz ze wort, den Her Peter
von Torberg wer Inen ze hertt, der sy do ze mal in hielt.
*) Von hier an stimmt diese Chronik fast wörtlich mit dem s. g. Klingenberg
von Henne, pag. 115 ff. — Für die 4 nächsten Capitel vgl. EttmüUer in den Mit-
theilungen der antiquar. Gresellschaft von Zürich II, 95 — 96.
Wollhusen ward gewunnen.
Des selben Jars zugend die von Ure, von Lucem, von Schwitz und von
Underwalden für die veste Wolnusen und gewunnend sy und brachend
sy nider uff den herd. (fol. 66).
Ett-wa vil Schlösser wurden gewunnen.
Im dem selben jar gewunnendt die von Lucem ain veste hies Bald-
egg, die was Her Rudolffs von Hünenberg und pranten und brachend
sy damider. Item sy gewunnen och des selben mals die veste Lielen und
die veste Rinach und brachend sy baide nider.
Die von Sempach wurden Burger zu Lucern.
Anno domini M.ccc"lxxxvj. jar wurffend sy(ch) die von Sempach ab
Irem Herren von Osterich als schanttlich lasterlich Bösswicht und wur-
dent jngesessen Burger zu Lucem wider Ihrs frummen Herren wissen
und willen.
Die von Mayenberg und von Richensee wurdent Burger
zu Lucern.
Als in den selben tagen prachend die von Mayenberg imd die von
Richensee och ab Irem frummen Herren und wurdent och Böswicht und
Schelmen an Ihrem Heren imd wurdent Burger zu Lucem wider Irs Herren
wissen und willen, wann die von Lucem jm viel landes abprachen.
Die von Mayenberg und von Richensee wurden verprennt.
In den selben zytten und tagen, als nun die von Mayenberg warend
Burger worden zu Lucem, da lagend die von Lucem und ander aid-
gnossen fast zu Mayenberg und behütten das stättlin und das land allent-
halb und ains mals kam des Herzogs landtvogt für die statt Mayenberg
und (fol. 76) machett do ain gezög; also ylten sy hinus, die soldner und
ander aidgnossen, die da lagend und komend in ain hutt und wurdent ir
wol Ixxxj ^) man erschlagen und *) verhubendt dennocht oder sy werend
all erschlagen worden. Also zugend die aidgnossen widerum gen Mayen-
128
berg und verpranten die statt wan die aidgnossen mainten, sy hetten sy
verratten und war In aim faltsch zu gangen und bettend es wol gewist.
Darnacb bald in den selben tagen überfielend die Heren von Oestenich
und pranten dz stättli Richensee und namend was da wcis und erstachen
wol zwai hundert aidgnossen. Es verbran och vil lütt in der statt und er-
truncken och vil jn dem See.
*) Der s. g. Klingenberg bei Henne Ii6 «zwölf minder denn zweihundert».
•) Klingenberg «die zwölf verhubent».
Rumlang ward verprennt.
In dem vorgenanten Jar verbranten die von Zürich die Burg zu Rum-
lang und die Mülle und nomend och ain rob daselbig um.
Der von Landenberg versprach denen von Zürich, er weit
In Regensperg jngeben.
Zu den selben zytten kam Ulrich von Landenberg und sin Husfrow
von der Alten Regensperg gen Zürich für den Ratt und vcrsprachend in
zu dienen mit ir veste und (fol. 68) solt Regensperg Ir offen hus sin und
Inen och domit zu warten und zu dienen, die wil der krieg weret zwüschend
der Herschafft von Oesterrich und den aidgnossen. Also schickten die
von Zürich ir armbrost und Büchsen und Iren züg gen der alten Regens-
perg und buwttcn sy och mit tecken und wo mit sy sin notturftig was.
Die von Zürich wolten och dieselben veste besetzet haben mit Ihr soldner.
Da für der von Landenberg hin und gab die veste dem Herzog von Ostcrich
jn und der besetzet sy och mit söldneni, die den von Zürich och vil ze
laid tattend ab der selben veste und die von Zürich mainten, der von
Landenberg hett in nit gehalten das er in versprochen hat und warend
och um den zug komen, den sy uff die veste gethon hatten, armbrust
und büchsen.
Ain ft?id machten die richstett.
Damach zu der alten fasnacht des vorgenannten Jars, do machten
die richstett ain frid zwüschend der Herrschafft von Osterich und den
aidgnossen. Der selb frid solt weren bis zu vsgenden pfingstwuchen und
ward och gehalten, (fol. 69.)
Pfäffikon ward verbrennt; do gieng der frid us.
Als nun der frid zu Pfingsten us ging, darnach uff die nechsten
mittwuch vor sandt Peter und Pauls tag {ly. Juni) do zugend die von
Zürch, von Lucern, von Swicz, von Ure und von Unden^'alden zu
Pfäffikan zu jn Ky burger ampt und verbranten das dorff und namend
ain rob und do sy wider haim wolten ziechen, do schrugend die uff der
129
Burg: wo wend ir hin, ir kükyer? Also machten sy das mer under Jnen
und zugend über die Burg und gewunnen sy und verbranten sy und
erstachen alle, die daruff warend. Die selb bürg was Her Albrechtz von
Landenberg. *)
*) Der s. g. Klingenberg bei Henne ii8 bringt noch weitere Erzählungen.
Ober Windeck ward gewunnen.
Damach an sandt Ulrichs tag des selben Jars gewunnend die von
Glaris die obren Windegg und undergruben sy und brachend sy nider.
Bülach das stättli ward verprennt.
Damach an dem nechstcn donstag nach sandt Uolrichs tag (5. Juli)
verbranten die von Zürch das stättli Bülach und wüsten och daselbig um.
Torberg und Kopingen wurden gewunnen.
In dem vorgenanten Jar zugend die von Bern für Torberg und ge-
wunnen die Burg und branten sy. Sy gewunnen och ain veste, hies
Koppingen und warend beide Her Peters von Torberg.
(70.) Zu den selben zytten und des selben kriegs ward das land
gantz gewüst und gebrannt von der Herschafft und och von Eidgnossen.
War da bas mocht, der tat pass, das man es nit aigenlich geschriben kan.
Doch WZ die aidgnossen geton hand, dz ist zu guter mas als geschriben.
Und do dz kom riff ward des selben Jars, do erlobt man zu Zürch jeder-
man ushin loffen, das kom abzeschniden, das es nit gwüst wurd.
Herzog Lüpolt von Oesterrlch kam zu land.
Anno domini MCCC^lxxxvj jar, do kam Herzog Lüpolt von
Oesterrich heruff zu land und ritten vil Heren von Graffen, fryen, rittem
und knechten mit Im. Do komend sine Heren in sin landen zu Im und
klagten Im von den aidgnossen, sy betten den frid nit gehalten, als och
war was, als er den beredtt was, und betten in Ir land jngenommen und
gewüst und gebrannt und kam also gross clag für den Herzogen von
sinen Herren und och von Stetten und ward fast zornig, dz sych die
sinen so schantlich ab Im geworffen betten und on alle nott und maint
ye, er weite es rechen oder er weit darum m sterben.
Von der geschlacht zu Sempach.
Do es ward an dem viiij tag des monatz Höwett des vorgenanten
Jars, do zoch (fol. 71) der hochgeboren fürst und Her Herzog Lüpolt
von Oesterrich mit sinen dieneren, Herren, rittem und knechten für das
stättli Sempach, die sych so schanttlich ab Im gebrochen betten und wolt
das kom und das feld da wüsten, das wurdent die aidgenossen jnnen,
Lifhfnau, Schlacht bei Sempach.
9
I30
Switz, Lucern, Ure und Underwalden. Und do es ward an dem nünden
tag des Hüwmonatz des vorgenanten Jar uff ain Mentag, do was es fast
hais und Herzog Lüpolt uff dem feld lag mit sinen diener und wüst das
feld, do zugend die aidgnossen mit Ir paner gegen den Herren. Do^)
nun die Herren der aidgnossen sichtig wurden, do mainten sy der
aidgnossen war me den Iren. Dennocht hetten ain tail Herren gern mit
In gefochten und ain tail wolt nit fechten und mainten der schwitzer war
me und Iren war zu wenig; sy solten me hilff baiten. Also wolt kainer
des andren zag sin under den Herren und stundent*) ab ze fus von Iren
pferden. Denn') es warend die manlichesten redlichesten Heren von ritter
und knechten, so sy in disen landen warend;*) und do sy sich also beraiten
zu fechten, do sprachend sy zu Herzog Lupoid, er sölt nit fechten; er sölt
da still halten (fol. 72) und sechen, wie sich yederman hielte und sölte die
sinen lassen fechten. Das wolt der frumm fürst nit tun und sprach : das
well gott nit, ^) sölt ich üch lassen hütt sterben und ich genesen. Ich wil
htitt Übels und gutz, wol und wee by üch han. Ich wil hütt py minen Heren,
rittern und knechten sterben und genesen umb das min und uff dem minen
und umb min vätterlich erb. Also zugend sy mit ain ander nitt wol ge-
ordnett, wann Inen was ze nott, doch fröhlich und unverzagt Und des
angriffs schlugend sy die aidgnossen ser*) hindersich und schlugend ir vil
ze tod und lag ain grosser huff tottner schwitzer vor den Herren/ Also
warend die Herren') wol bezügt vnd überzügt mit hamesch, das sy es
nit die lenge triben mochten. Wann es was desselben tags us der massen
hais und ir ain tail hetten gern iren züg und hamesch von In geton. Do
mocht jn nit so vil®) werden; denn die aidgnossen strengclich wider uif
sy truckten, das ir vil im hamesch erstickten von hytz. Es hielt och der
schwartz Graff von Zolm und Her Hans von Oberkilch mit vil folcks, das
sy nie zu dem gefacht komend und ritten och also mit jrem folck (fol. 73)
en weg, die wil®) und die andren Herren fachten. Und do es die aid-
gnossen Sachen, do schrugend sy : die Herren fluchend. Und luffend Inen
cttlich zu von schwitzer, die da vormals warend gewichen. Also namend
sy ^^) erst do den Truck und erschlugend die Heren und gewunnen laider
den syg. Also enpfiegend die aidgnossen ^^) fast grossen schaden ufif den
selben tag; wann sy verlurend die mannlichesten und die besten und
ward ir vil erschlagen und och vil wund.
O sempach, sempach, wie schantlich sych din trüwe brach,
von dem dir nie laid beschach,
Hin gott geb dir ungemach
das sye hinfür din bestossen tach;
wann dis Übels bistu ain ursach
und ist im doch die gestalt zu schwach
und verflucht syestu.
Wie kan man das ümer gnug ser clagen
das von denen ist erschlagen
Der Edle fürst Hochgeboren
und by Im so mängen frummen man hat verloren.
Hienach statt geschriben aller der namen, die zu Sempach er-
schlagen **) sind worden von der Herschafft tail, es seyen Edel oder unedel.
(fol. 74.)
Des Ersten ward erschlagen der hochgeboren fürst und Her Herzog
Lüpolt von Oesterich.
Marggraff Ott von Hochberg.
Graff Wald raff von Tierstain.
Graff Hans von Tierstain.
Graff Hans von Fürstenberg, was Her zu Hasslach.
Her Hans von Ochsenstain, fry.
Der von Hasenburg, fry.
Her Walther von der Dick, fry.
- Walther von Geroltzsegg, - .
- Peter der jung von Bolwyl, - .
Diss^^) sind parier Herren und sirähherren:
Herr Ott der Trucksäss von Waltpurg.
- Fridrich Griffenstainer.
- Fridrich von Munstrall.
- Ulrich von Stoffen.
- Ulrich von Rechberg. (Klingenberg 123 «Albrecht».)
- Wilhelm von End, ab der Etsch.
- Wemli Waffeler von Hattstatt.
- Wemli Waffeler von Hattstatt, Her Aeppen sun.
- Bemhart von dem Hus.
- Burekart von Masmünster.
Es verluren och des selben tags XIII. Edler die wapcnsgnos warend,
die warend von Burgundien us wältschem land.
Dis **) sind ritier und knecht von Schwaben,
Her Eglolff von Emps, »») Ritter.
- Ulrich von Emps, sins Bruders sun, Ritter.
- Burekart von Friberg, ritter, der jung.
- Rudolf von Wächingen.
- Hans Liechtenstainer von Francken.
- Hainrich von Schellenberg. (fol. 75).
132
Burkart Saltzvas.
Her Hans von Randegg, Chorher zu Costentz.
ainer von Grünenberg. (Klingenberg 123 «Hans».)
Felix Ravenspurg.
Her Cunradt von Richenstain.
Herman von Liechtenfels.
Wolff von Bätzmingen (Klingenberg 123 «Bettmaringen») vnd zwen
sin vettern; von Tierberg. (Klingenberg «^Ulrich von T.>)
Hans Hulmer. (Klingenberg «Hilwer».)
Cunradt von dem Stain, ritten
Her Fridrich von Ertzingen.
Hans Lusser.
Schön von Hasenburg. (Klingenberg «Schan».)
Cunradt und Diettrich und Hans von Hochdorff. (Klingenberg 123
«Cunrad Dietrich. Hans v. H.»)
Her Güss, der Brün.
Hanman Güss, sin vetter.
Hamann von Brandegg.
Wilhelm von Glar. (Klingenberg 124 «Glar».)
Her Haman von Wiswiler.
- Hans von Wisswiler.
- Lüttold von Mülhaim.
Hans von Boswyl von nidren ackern.
Eberli von Mädingen, des von Rechberg diener.
Hans Locher von Villingen. (Klingenberg «Lächler».)
Frick von Brandis, der baschart. Item fuit filius abbatis augie majoris
et fuit primus qui mansit in hello.
Des Herzogs Hamescher Hofmaister (Klingenberg «Hofmann»),
was von Bibrach.
Des alten ftirsten kuchimaister.
Haintz gasser von Winttertur, des fürsten schnider.
Dis sind riiier und knecht ah der Etsch,
Her Ulrich Arberger, fürt das paner von Ocsterich.
- Hainrich Kell ab der Etsch, fürt das paner von Tyrol.
- Peter von Schlandersperg.
- Cunradt in dem Tum.
- Cunrad Hiltbrant von Wissenbach.
- Niclaus Gotsch von Botzen. (fol. 76).
CristofTel Gotsch sin bruder.
Her Niclaus von Bebenhainn von Colmar.
133
Her Hamman von Wiettenher, genannt Gigennagel. (Klingenberg
«Witenhain».)
- Haman Schupfman von Türikon. (K. «Schupfner».)
- Hans von Schwandegg.
- Diethelm der schul thais.
Gerye des jungen Herren kuchimaister.
Dts **) sind ritter und knechi us dem obren Elsas.
Her Peter von Ratzenhusen.
- Dietrich von Ratzenhusen.
- Hainrich von Ratzenhusen.
- Herman von Waldner. (Königsfelder Codex «HamraannWaldner,
Krafft Waldner».)
Cläwi Waldiner, ain baschart.
Walther und Wenceslaus *'') von Mörsperg; (K. «Wetzel».)
es verluren do selbs wol fünff von Mörsperg.
Her Peter von Andelach. (K. « Andelow».)
Walther von Andelach.
aber ainer von Andloch.
Her Cuntz Star von Empstain. (K. «Courat Stör v. Engshain».)
Hans von Wetzelshaim.
Brugger von Berighain. (K. «Berkeim».)
Her Hans Bemhart von Sultz. (K. «Graut von Sultz».)
Diepolt von Kagnegg von Strasburg. (K. «ainer von K.».)
Her Walther von Nufron.
Cuntz von Mülhaim.
Her Hans von Lobgassen. (K. «Hans Rudolf».)
Hügli von Glatt. (K. «Klatt».)
Fridrich von Glatt, baid von Strasburg.
Burekart von Lobgassem.
Adelberg von Berenfels.
Wilham von Rottbach. (K. «Routbach».)
Hainrich Stocker von Brunnentrutt.
Stucki von Waldküchen.
Hans von Hagnowe. (Fehlt bei K.)
Dis sind ritter vnd knecht us dem Ergöw.
Her Türing von Halwil.
- Hans von Halwil, sin vetter.
Hensli von Halwil, Her Türings Basthart.
Her Marquart von Baldegk.
- Rudolff von Hünenberg.
n
134
Her Roman von Küngstain.
- Hartmann von Sechsen. (K. «Sehen».)
- Götz Müller von Zürich.
- Götz Mayer von obren Baden.
Franz Virich von Tägcrfeld. /
Her Hainrich von Rinach.
Günther von Rinach.
Fridrich Rinach. (K. ergänzt : Rutschmann u. Ulrich v. R.)
Her Albrecht von Mülinen.
- Wemher Schenck von Brämgarten.
- Haman von Bütekon.
- Ulrich von Butekon sin Bruder. **)
- Haman von Aeschentz.
- Haintzman von Aeschentz sin sun.
- Herman von Aeschentz, sin Sun. (K. «Hartmann».)
- Götzman von Baden, ward da ritter.
- Frantz von CastellnÖff, ritter.
Dis sind ritter und knecht von BasseL *^)
Her Wemli von Berenfels.
- Cüntzli von Berenfels, sin Bruder.
- Lütti von Berenfels.
- Wemli von Rottfels (sie) (K. 125 *Roti>ergt>.)
- Cüntzli von Rottberg (K. «sin bruder».)
- Wemli von Flachsland.
Haman zu dem Wyghus.
Her Rudolff von Schönnow, den man nampt der alt Hürus.
Walther Mayer sin dicner.
Cunradt von Eptingen.
Türing von Eptingen.
Peter von Eptingen.
Peterman sin sun von Eptingen.
Dis sind ritter und knecht i^on friburg,
(fol. 78).
Der von Kappfenberg, ritter. (Krmigsfelder Codex « Küppen bach».)
Her Martin Maltrer. ^)
- Haintzmann Küchli.
- Egnolff Küchli (K. fehlt.)
- Oschwalt zu dem W^ger.
- Hanmann zu dem Wyger.
'n
135
Her Cunrad Statz.
- Eglolff von Stüsslingen. (K. «Tusslingen».)
- Cunrad von Balsenhaim.
- Peter von Balsenhaim, baide von Nüwenburg.
Thoman Berenlapp. (Fehlt bei K.)
Lüttfrid Schüssen. (K. Thoman Lüpffrid Schützen».)
Hammann Rott. (K. «Rat».)
Bm-ckart Gösler. (K. «Gassler».)
Hainrich Bächlin.
Antis von Tirmenstain, des von Ochsenstains diener. (K. « Antonius
von Dumstain».)
Fritz von Gässaltz. («K. «Gössolt».)
Hainrich von Ärtzingen.
Cunrad Starckmaister.
Dis sind von Schaffhusen,
Eberhart der Löv.
Hans Hagense. (K. 125 «Heggezi».)
Eberhart Hun.
Wilhelm in dem Tum.
Hans in dem Winckel.
Hegnower.
Hans Filach. (K. «Fulach».)
Hans Brümse.
Gerhart Nechart von Ulenburg. (K. «Gebhard Rochart von Ulen-
berg».)
Hans jm Mayenser. (K. «Hans Irmensee, Herman Irmensee».)
Albrecht Pfluger.
^ans Amman.
Cuntz Brun.
Hainrich Lüttfaren. (Die 2 letztem fehlen bei K. u. Königsfelden.)
Diss von Rinfelden und von andren stellen,
Werali Houptwin»!). (K. »Höupti».)
Dietrich von Bem, der alt Brändli. (Klingenberg ergänzt «Hans
Wemher. Ain Armbroster. Zwen zum been. Vogt Jen tz».)
Item. Es verlurend och us der klainen statt Basel viiij man. (K. acht.)
Item von Zofingen verlor der schulthaiss selb vierzechnest. (K. und
Königsfelder Cod. czwölft».)
Item von Nüwenburg verlor der schulthais selb dritt.
Item von Lenzburg Wemli von Low, panermeister selb sibend.
136
Item es verlor och ain man von Arburg. (K. «nit me denn ain man».)
(fol. 79.)
*) Bremgartner Hschr.: «da Sachen si wol, das der Eydtgnossen me was, dann der
Hern war. Dennocht het gern ein theyl mit Inen gefochten. Da wolt auch ein theyl
nit fechten.»
•) Cod. Bremgart. «all».
») Ibid. «Wann».
*) Ibid. «Und also si sich zu bereiten zu fechten, do redten Si mit Irem
Herrn.»
') Königsfelder Codex «niemer».
^) Ibid. «vast, und hatten ir auch ze tod erschlagen, das ein grosser huif todter
lüt vor inen lag.»
^) Ibid. «gar wol».
®) Ibid. «da möchten sy nit wyl han, wann sy alwen zu enandem streng fachtend
das vil Herren zu todt erstickten ce sy wund wurden. »
^) Ibid. «man denocht facht».
^^) Ibid. «do vest den truk».
*') Ibid. «auch ein grossen schaden».
'*) Cod. Bremgart. «verloren hend».
**) Ibid. «hienach gemelt».
") Ibid. «hienach genant sind der mertcil Ritter».
") Ibid. «ängts».
**) Ibid. «hienachgeschriben Hern sind uss. ... Zu dem ersten. . . .
*^) Königsfelder Cod. «WetzeU,
**) Ibid. «Hartmann von Büttikon^.
'*) Cod. Bremgart. «uss der grosen stat».
") Ibid., fol. 30, b. «Malltzer».
•») Ibid. «Häuptin»
Wesen ward gewannen von aidgnossen.
Als nu Herzog Lüpoit von Oesterich erschlagen was und schwarlich
verloren hett von Herren, graffen, fryen, ritter und knechten in dem höwet,
als vor stat, darnach ze mittem Ogsten des selben jars zugend die von
Zürch, von Schwitz, von Ure, von Glaris für die stat Wesen und lagend
also vor der statt bis uff den nechsten fritag nach unser frowen tag jm
Oegsten, do goben die von Wesen uff und schwurend ewigclich zu den
aidgnossen etc.
(fol. 80.)
Die von Lucern gewunnen die veste Arestowe.
Damach uff den nechsten fritag nach sant Michelstag des vorgenanten
Jars do zugend die von Lucern und von Zug mit iiij tusent *) manen gen
Brämgarten für die veste Arestowen, wz Walthers von Haydegg; do sy
die veste gewunnen, do wurffend sy alle die über us, die darufJ' warcnd
und brachcnd sy nider.
*) Klingenberg 128 »drütusend».
137
Die richstett machten ain ft»id.
(fol. 8i.) Item die richstett redten vil dazwüschen, also das sy etwa
mengen frid machten. Sy machten ain frid uff sant gallen tag anno domini
MCCCLXXXVI., der solt weren ufF die liechtmess anno domini MCCC**
lxxx\aj Jar imd machten darnach aber ain frid, der hies der böss frid und
was die richstett tatend, das tatend sy als von der aidgnossen wegen und
arbaiteten sych fast in der aidgnossen dienst und jn dem selben bösen
frid do kam vil körn gen Zürch. Die von Rapperschwil erstachend och
fünff man und fiengend sechs man uff Hurdenfeld den von Zürch in dem
selben bösen frid.
Handschrifl €,52 des historischen Vereins der V Orte in Luzem ; Titel : E. Müller:
Chronik. Geschrieben circa 1482. Diese Handschrift enthält ohne Zweifel den ur-
sprünglichen Originaltext, der später von den eidgenössischgesinnten Copisten in jenen
Stellen gemildert wurde, welche Injurien gegen die mit Luzem verburgrechteten Orte
enthalten. Vrgl. dazu die Handschrifl 645 der Stiflsbibliothek St. Gallen in Hennefs :
Klingenberger Chronik. Scherer's Katalog 211. Haller: Biblioth. V., N. 123. Adrian,
£poch. Habspurg-Austr. 104 nennt den Autor irrig Albert Müller. — Handschrift
in Bremgarten, die Jahre 1306 — 1388 umfassend, fol. 28 — 30 b fiir Sempach, welche
Werner Schodeler für seine Chronik benutzte; aus dem 1 6. Jahrhundert stammend.
Jene aus Tschudi's Nachlass bekannte Chronik, die unter dem Namen Klingen-
berger-Chronik veröffentlicht wurde, nannte Renn ward Cysat von Luzem, der eine
andere Handschrift derselben 1596 excerpirte, * Thurgauer-Chronik ». Cysat hatte
jenes Exemplar vor sich, das 1521 der St. Galler Conventual Conrad Haller für
Herrn Ludwig von Helmstorf, Ritter, copirte. (Collectanea F, 242 ff.) Fol. 247
bringt Cysat die Verse: Orta lux maus et rectis corde leticia; fol. 249 die Reime:
Ach Low wess schmuckst du etc.
O Sempach!
Das Lietl *so der Halbsuttcr von Lucern, so selbs an der schleicht gsin, gmacht»,
betrachtet Cysat als eine Antwort auf die Spottversc der Oesterreicher.
Das Verzeichniss der gefallenen Oesterreicher ergänzt Cysat vielfach.
Die jetzt verschollene Königsfeldcr Handschrift copirte 1786 Dörflinger. Cod. 256,
fol. 2 — 9. Handschrifl der Stadtbibliothek Luzern.
38. Colmarer-Chronik
von 1 440.
Das der herczog von Osterrich zu Sentbach erslagen wart.
Item do man zalt MGCCl.xx-wj jor, an dem mentag vor sant Virichs
tag, do wart erslagen herczog Lupolt von Osterrich vor Sentbach von
den Swiczem.
Kurze Colmarer Chronik 1205 — 1400 (Fonds de Murbach). Stöl^r: Alsatia,
Colmar 1875, Seite 234.
39. Strassburger Zusätze zu Königshofens Chronik.
15. Jahrhundert.
Wie sich bischoff Lumpen ') krieg erhup von her Brunen von
Roppilstein.
Er was ouch also geitig, es künde nie kein here oder dicnstman
oder richir gebure sterben, der under das bistum oder die stifft gehorte
138
oder verlehent were, er fiel im in das sine und mustent denne sin frünt
mit im über komen nach sinem willen. Das det er ouch den riehen pfaffen.
Do wart erslagen zu Sempach grofe Johannes von Fürstenberg, do
fiel er in das stettelin Haselo*) in Kintzigerthal und sprach, es wer ein
lehen von dem bistum und wer lidig worden; und hielt es grofe Heinrich
von Fürstenberg vor, der doch sin rechter lehens erbe was.
Do wart ouch erslagen marggrofe Otte von Hochberg, do nam er
sinen brudem marggrofe Hessen und marggrofe Johannes das gute dorff
Herboltzheim^) und hielt in das lange zit vor und sprach, es wer sime
stiffle ouch verfallen.
Dozumol was ein tumprobest, der hies Johannes von Ohsenstein, der
gäp demselben bischoff Friderich in getrüwe hant Barre*) das dorff und
vesten, das war der hercn von Osenstein eigen, und ander eigen vesten
und guter und das stettelin Berse^), das waz ein pfandgut von dem stiffte
von Strossburg, do er die selbe reise gon Sempach varen wolt, wenne er
do zu ziten des hertzogen von Osterich oberster lantfout was. Der wart
ouch erslagen. Do das der bischoff befant, do hup er alles das, das im in
getruwe hant geben was, sinen brüdem juncher Otteman und juncher Ru-
dolff von Ossenstein vor, alse wer es sin eigen gut gesin, und wolt in och dar-
umb kein reht tun, und wenne sü das reht an in vordertent, so wolte er sü
daran kriegen. Und hielt in das also lange vor untz an die zit, das er den
grossen krieg mit der stat von Strossburg anfing. Do von wurdent sü sin
helffer und widersei tent ouch, do lies er sü do noch an dem iren ungeirret
Zusätze einer Strassburger Handschrift zu Königshofen Cod. Nr. 844; Mone:
Quellensammlung der badischen Landesgeschichte. Karlsruhe 1848, I, 266.
Diese Handschrift ging 1870 beim Brande von Strassburg verloren.
*) Spitzname des Bischofs Friedrich von Strassburg. — ') Haslach. — •) Stadt
an der Grenze des Breisgaues. — *) Barr, 3 Std. nördl. v. Schlettstadt. — *) Börsch
bei Rosheim, südwestlich von Strassburg.
40. Chronik von Tegernsee in Bayern.
15. Jahrhundert.
Item 1382 (1386) feria secunda post Margarethae mortuus est Lew-
poldus Dux Austriae, frater Rudolfi.
Anonymi Tegemseensis breve Chronicon Austriae. Pez: Script, rer. Austr. H, 470.
41. St. Galler Annalen
aus dem 15. Jahrhundert. (1452 — 1459.)
A. d. MCCCLXXXVI. am donstag vor sant ulrichs tag do verlor
hertzog lütpolt zu sempach.
St. Galler Annalen aus dem 15. Jahrhundert, Cod. Nr. 610, fol. i. — Scherer:
Kleine Toggenburger Chroniken 90; Handschriften der Stiftsbibliothek S. 196 f.
139
42. Constanzer Jahrgeschichten
aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts.
Anno domini 1386 uff Kiliani ward herczog Lüpolt von Oesterrich
und siben graffen und vil heren, ritter und knechte erschlagen vor Sem-
pach von Swiczeren sinen eignen lüten.
Constanzer Jahrgeschichte in Mone's Quellensammlung zur hadischen Landes-
geschichte I, 302 (aus der Heidelberger Handschrift von Königshofen Nr. 475).
43. Constanzer -Chronik.
15. Jahrhundert.
Item anno domini 1386 die nona mensis Julii, qui fuit die lunae,
hora quasi meridie, do ward erschlagen zu Zentbach der erwirdig fürst
hertzog Lütpold von Oesterrich, und mit im grafen, ritter und knecht von
den von Lucem und von Underwald und Urech und den von Schwytz,
die haind sy erschlagen.
Des ersten so ist erschlagen hertzog Lütpold von Oesterrich, graf
Ott von Hochberg, graf Walraf von Tierstain, graf Hans von Tierstain
sin bruder, graf Hans von Fürstenberg und (ain) herr zu Geritzegg, herr
Hans von Ochsenstain, her Hans von Hasenburg, her Wemher von
Berenfels ritter, her Martin Maltrer ritter, her Wemher von Rätenberg ^)
ritter und sin bruder Cunrat ritter, und vil ander ritter und vil burger
von den stättlin, die des hertzogen warent. Irsind aber gewesen 166, die
namhafftig sin, und 88 sunst. Der seien rubent in dem frid dess herren.
Item diser strit hub sich darumb, die waltstett noment dem hertzogen
wol 1 2 schloss, in die wil er nit in land was, an als absagen. Darumb hub
sich der strit und sunst vil widerdriess, die zwüschent in beschahent und
dik vil lüt verloren wurdent ; uff des hertzogen syten verlor uff 800 man
und 45 man, und sy verlurent 1000 man.
Chronik im Stadtarchiv von Constanz, Blatt 102, A; in Mone's Quellensammlung
zur hadischen Landesgeschichte I, 324.
*) Rotberg.
44. Stuttgarter -Annalen.
15. Jahrhundert.
1386. Eodem anno, die 9, mensis Julii, circa meridiem prope Semt-
bach perierunt in hello Switensium infra scripti principcs, comites, barones,
milites et cives de diversis provinciis, primo illustris princeps et magne
strenuitatis, fortitudinis et animositatis dominus gloriosus dux Luopoldus
dux Austrie et Otto marggravius de Hochberg, Johannes comes de Fürsten-
berg, dominus Waltherus de Gerolczegh, dominus Martinus Maltrar,
I40
dominus Götzo de Stoffen; item de Alsacia dominus Johannes comes de
Ochsenstein, dominus de Hasenburg, dominus Waltherus de Dick, do-
minus Wemlinus de Bemfels, dominus Petrus de Ratzenhusen cum multis
aliis nobilibus et servis de Alsacia, qui non sunt hie notati; item de Suevia
dominus Othmarus Truchsaess de Walpurg, dominus Albertus de Rech-
berg, dominus Cunradus vom Stain et alii quam plures quorum multi
nobiles et ignobiles de multis provinciis ibi interierunt, de quorum enume-
ratione oriretur magnum tedium.
Annales Stuttgartenses. Jahrbücher des Stifts zum heiligen Kreuz in Stuttgart.
Herausgegeben von Stalin in den Wirtenbergisch. Jahrbüchern f. vaterländische Ge-
schichte, Geographie, Statistik und Topographie, Stuttgart 1849. 2. Heft, S. 12.
Trouillat: Monuments de THistoire de Tancien feve^h^ de Bale V, 698.
45. St. Blasianer Handschrift von Königshofens Chronik,
geschrieben 1 403 .
Nach dieser Handschrift betrug die Stärke des österreichischen
Heeres «wol uff drütusint gewaffneter»; «was der herczogen volk ein teil
so gittig zu stritten >>, dass sie abstunden von den Pferden. Sie «machten
keinen spicz noch ordenung under in, also man zu stritten pfliget ze tund,
sunder ie einer ilt für den andern . . . unfürsichtiklichen und wartet nieman
des andern ...» Dann «wart denen von Schwyz der druck ... da brochent
sich etlich herren von dem stritt und ruften iren knechten: «hengst har».
Unter den Erschlagenen erscheinen: der Graf von «Zorn», Martin
Waldner (statt Maltrer), dry Küchlin, zwen Kneblin von Friburg (statt
Schnebelin), fier Wadner (statt Waldner), Hans von Schönow, her Johans
von Schowenberg, einer von Rinach, zwen Güsen, her Heinrich Celer, —
Albrecht von Mülhan, — Göterthem, zwen von Holenhein. — Item der
von Bechburg, der von Espental, Anthoni von Tirmenstein, ainer von
Liechtenstein und Bolczheim und Schietstat. Item XVI ritter und edel-
kneht von Oesterich.
Nach dieser in Karlsruhe liegenden Handschrift wurden ausser den
50 nach Königsfelden gebrachten Rittern «uff XXX herren usgesucht
und heim in ir land gefürt».
Auszug in Mone's QueDensammlung zur badischen Landesgeschichte III, 500.
46. Zusätze zu Königshofens Chronik
aus dem Jahre 1406.
Die in Strassburg geschriebenen Zusätze zu Königshofen, welche
Mono in seiner Quellensammlung zu badischen Landesgeschichte nach
der dem Herrn Dr. Karl Bartholdi in Colmar gehörigen Handschrift
veröffentlichte (III, 492), gibt an, die österreichische Armee habe «uff
HI
siben hundert guter Ritter» gezählt; einige waren zu «gittig»; da es «als
ein heisser tag war, als er des selben jares je was», so ermüdeten die
Ritter, einige hielten sich ferne und als der «andern je ettliche sahent,
wie es gieng — do rantent sie darvon ». Als die Ritter « diss sachent —
schrüwent si nach jren knechten : hengst her ! »
Die Zahl der Erschlagenen betrug «wol uff CCCC». Unter den Er-
schlagenen erscheinen «der Graf von Zolre, zwen von Klingen — her
Wemli von Schianden, zwen von Hattstatt, zwen Waldner — vier von
Rinach — ze dem Wiger — Her Burkart von Massmünster und Hans
Bemhart vom Hus, und ein Stark von Grimmenstein, XXX ritter und
knecht von Oesterrich, item XXXX ritter von der Etschc. » 60 aus den
Todten wurden fortgeführt.
47. Chronicon Moguntinum.
c. 1406.
Postea in Julio mense, habitis multis conflictis et dissensionibus inter
ducem Lupoldum Austrie magnanimum juvenem prudentissimum et dei-
ficum principem et efferam gentem suam, dictos «die Schwy.tzer», mon-
tales et bestiales homines sine domino, quodam die suis in fugam . . . ipso
manente, super ipsum irruerunt et crudeliter cum multis comitibus, baro-
nibus, terrarum dominis et militibus, videlicet ad ducentos barones, milites
et armigeros, occiderunt nuUi parcendo, cujus principis memoria est im-
mortalis, qui similis inde Machabeo pro suo gente et justicia occubuit.
Non fuit timc temporis ei similis in virtutibus et nobilitate morum in Om-
nibus principibus Alamanie. Ipse inter justos deo placentes estimabitur :
maledicta gens que perdidit justum.
Deutsche Städtechroniken, Leipzig 1882, Band XVIII, 215. Der Chronist von
Mainz entwirft unstreitig das günstigste Bild von Herzog Leopold und die unflätigste
Schilderung der Schweizer.
48. Chronik des Nicolaus Stulmann
vom Jahre 1407.
(Manuscr. P, I in Lindau, herausgegeben von J. Würdinger im 32. Jahresbericht des
histor. Kreis- Vereins von Schwaben und Neuburg für das Jahr 1866, S. 21 — 25).
Der Verßasser war Cammerer des Dekanats Laugingen und Pfarrer in Althaim bei
Dilingen.
Anno domini 1386 die nona Julii prope Sembach oppidum perierunt
in bello ligae Switensium infra scripti Principes, Comites, Barones, Milites
et Militares, et aliqui cives de diversis provinciis, ut patebit infra.
142
Primo illustris princeps et magnae strenuitatis, fortitudinis et anlmosi-
tatis dominus gloriosus Lupoldus dux Austriae.
Sequuniur nobiles de provincia
Brissgaude,
Primo Otto Margrav de Hachbcrg.
Johannes comes de Fürstenberg.
Dominus Waltherus de Geroltzeck.
D. Martinus Maltrar.
D. Götzo von Stoffeln.
D. Hermannus von Wisswiler.
D. Ostwaldus zuo dem Wiger.
D. Hainricus Hetitschlihüchtli.
D. Hamel von Koppenbach.
D. Eglolfus Küechli.
D. Johannes von Wisswiler.
D. Hainricus Maiger.
D. Conratus Statz.
D. Eglofus von Stulingen.
Ulricus Welti von Stoffen.
Johannes Hagner.
D. Lütolt von Mülhain.
D. Conratus et Petrus v. Bölsenhain.
Thomas Lerlap.
Vitfridus der Schütz.
Hartmannus Röt.
Burckhardus Gessler.
Heinricus Veschli.
Sequuniur nobiles de provincia
Elsacia,
Dominus Johannes de Ochscnstain.
Johannes Comes . . .
Dominus de Hasenberg.
D. Waltherus von Tick.
D. Wemli von Berenfels.
D. Wemli von Kachberg.
D. Adelberg von Bemfcls.
D. Petrus vcm Ratzenhusen.
D. Petrus von Andelach.
D. Petrus, dictusWaffelter von Had-
statt.
D. Gottfridus von Minstrol.
D. Ruodolphus Hürbs.
D. Waltherus von Naufas.
D. Conratus Stör.
D. Johannes Ruodolf v. Lobgassen.
Sequuniur nobiles servi de Elsacia,
Hainricus von Ratzenhusen.
Waltherus de Andelbach.
Johannes Borchart von Hus.
Huglinus Kleit.
Ccmradus de Milheim.
Conradus Raeperg (Ratberg).
Conradus de Optingen (Eptingen).
Waltherus de Mörsjxjrg et duo de
Mörsperg.
Hainricas Bürk de Bergkhain.
Burkhardus von Lobgassen.
Graft Walder et duo filii.
Hammanus de Signow.
Wilhelmus de Rapach.
Domicellus dictus . . .
Petrus de Bolwillcr.
Franciscus dictus Uolricus de
Tagervelt.
Hainricus de Schinesenhain.
Waltherus Maiger.
Hainricus de Winhus.
Sequuniur Nobiles de , , ,
D. Türing de Hallwiler.
D. Ruoman de Küngstein.
D. Hammanus de Kiurdeschah et
duo filii.
D. Albertus de Muchmen.
D. Gottfridus Maller.
D. Wcrnherus Schenck.
D. Rutschmann de Humeisberg.
D. Georgius de Güssenberg.
143
Hainricus Halwilr, Her Türings
batschart.
D. Marquardus de Baldeck.
Sequuntur Nobiles de Ergöw.
Rüschman de Riiiach.
D. Hainricus de Rinach.
Ulrich et Fridericus de Rinach.
Uolricus de Buitenkam.
Gottfridus Maiger de Baden.
Item der Schul thaiss von Zewingen
selb zwölft.
Item von Arau der schul thaiss
selb 24.
Sequuntur servi Domini Wirtem^
bergensis,
Johannes Brandecker.
Dominus Hochdorf.
Hermanus de Liechtenfels.
Johannes Hilwer.
Burckhardus de Friberg.
Eberhardus de Erdingen.
Der lange Burkhart de Ehingen.
Wolf von Betmaringen.
Duo de Ertzingen.
De Swewia.
Dominus Othmarus der Truchscss
von Waltpurg.
D. Uolricus de Empts.
D. Hartmannus de Sehen.
D. Eglofus de Emptz.
D. Hilprand de Wisenbach.
D. Brun de Grüss.
Swaben,
Dominus Albrechtus de Rechberg.
D. Conradus Stain.
D. Fridericus de Ertzingen.
Nobiles servi de Swewia,
Hamman Güss.
Hainricus von Stellenberg.
Franck der Liechtenstainer.
Dominus Riser.
Hainricus de Bermadingen.
Diethelm von Münchingen.
Felix von Ravenspurg.
Hans Lächler von Villingen.
Item von .... 13 Ritter und Edel-
knecht.
Der Schulthaiss von Ninenberg selb
dritt.
Fischer.
Her Peter von Arberg.
- Fridrich von Griffenstain.
- Wilhalm.
- Peter von Schandesperg.
- Hainrich Keller.
- Nicolaus Götsach und sin
brüder ^).
^) Später erwähnt Stulmann auch noch
die Theilnahme des Ulrich von Wien,
Bischof von Brixen, am Kampfe: ser-
viens duci Leopoldi in Sembach. S. 32.
Tütscher,
Her Hainrich Tum.
- Lüssener.
- Conrater.
Frantz von Kastilnösse.
Item der Herren von Oesterrich
Kuchimeister.
Von Schauffhusen,
Her Hans von Randeck.
- Hans von Schwandcg.
- Dietlin, Schulth.
Edelknecht von Schauffhusen,
Egkrecht Leo genant Waissegk.
Eberhart Huon.
Johannes Brymuoss, genannt Ge-
buren.
Wilhelm im Turn.
Hanns Hcggentz(er).
144
Hanns im Winckel.
Hanns von Fulach.
Hanns Amman.
Hans Irmensee.
Albrecht Phluoger.
Sechs burger von Rindweide.
Dietrich von Beme. Werli Höpli.
Vogt Jense. Brendli, Hans Werli
der armbroster. Nicker, der her-
ren von Oesterrich Metzger. Fritz
von Brandes, abt Eberhartz von
Brandes uss der Rvchenow hast-
hart.
Verlorns ain tail Walhen und et-
wevil armer knecht der egenant
diener.
49. Geschlechtsbuch des Ulman Stromer von Ulm.
Anno 1386 die von Zurch, Luczem und Fern und die von Sweitz
und die von Underwallen und Awren etc. die gebunnen dem herczog
von Osterreich herczog Lewpolt an 13 slos.
Darnach am eritag nach sant Johans tag zu sunbenten ^) hat herczog
Lewpolt von Osterreich gross samnung von grafen, freyen, rittem und
knecht, und strait mit den vorgeschrieben steten bey aynerstat, haistSant-
pach, und herczog Lewpolt von Osterreich ward siglos und ward selber
erslagen zu tod und mit im gar vil grafen und freyen, ritter und knecht,
der waz namhaftig und wolgebom mer dann 161, an alle di diner und dcz
von Osterreich purger und pawrn, der vil waz und auch tod beliben ligen.
Ulman Stromer: Püchel von meim gesiechtet und von abentewr 1349 bis 1407.
— Hegel: Chroniken deutscher Städte. I. Ulm. Leipz. 1862, I, 38 — 39.
*) 26. Juni. Vgl. oben S. 67.
50. Basler Annalen.
1308/1408 (Hdsch. in Frauenfeld),
(fol. 138 b.)
Anno domini 1386, 2* feria post Kiliani, do geschach ein strit vor
Sempach, und wart herzog Lüpolt von Oesterrich erslagen, der von
Hasenburg, der von Ochsenstein und ander herren vil, grafen und fricn,
ritter und knechten, und wurdent erslagen von den von Switz, von
Unden\'alden, von den von Lucern. ouch so wurdent der selben von
Switze und dien andren ir eitgnossen vil erslagen, also das ze beiden
siten me den 2 tusingda belibent, und nam nieman den andren gevangen.
Die Handschrift ist nach giitiger Mittheilung von Herrn Dr. August Bcmoulli
in Basel um die Mitte des 15. Jahrhunderts geschrieben worden.
51. Kurze Basler Annalen.
1372/1408 (auf I eingeklebten Blatt in Cod. Bas. EI, 4).
Das hertzog Lüpolt von Oesterrich und vil anderer herren zuo Sem-
pach erschlagen ward 1 386 jar, am achten tag des höwmonat, zuo imbtszzit.
145
Das der herschaft von Oesterrich lantvogt me denn mit 2 tusend
man zugent gen Glaris in das land, und wurdent da me denn halb er-
schlagen, und ward Wesen die statt von den fründen verbrant, 1388 jor.
Das die von Zürich und Eidgnosen Baden und Fricktal verbranten,
1388 jar.
Diese Annalen, nach der Vermuthung des Herrn Dr. August Bemoulli in Basel
um das Jahr 1500 geschrieben, scheinen eine Art Register oder Auszug von einem
bald nach 1408 verfassten Werke zu sein.
52. Züricher-Chronik
aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts.
Gloggnerische Handschrift.
(fol. 35-)
Dis stund also vntz vff der kindelinentag in den wienächten Anno
domini Ixxxvj. Do nament*) vnser aidgenossen, die von Lutzern, die
vesti Rotenburg und ouch die vorburg daselbs in Iren gewalt. Die selben
von Lutzem namen ouch die von Sempach und die von Entlibuch ze
burger und für sich in dem selben lovfFe namen die von Lutzem und
die von Zug Mayenburg*) die Statt jn, und laiten unser aidgnossen etwe
vil lüten von Iren statten und landen gen Meyenburg, die Statt ze be-
hütten und besorgen. Damach kürtzlich besamnot sich der Herrschaft
lantvogt mit vil volker ze rosse und ze fussz und verstachten sich vor
Mayenberg in ein hüte und ritten Ir etwe vil an die Statt und zochten
die erbren lüte die von unsem aidgnossen lagen ze Mayenberg uss der
selben statt als verr, da si in die hüte der vy enden kamen und Hessen die
vyent ze rossz und ze fussz über die selben von Mayenburg löffen und
erschlugen der da by hunderten. Doch so werten sich die selben unser aid-
gnossen als ernstlich, das si der vyenden ouch etwe vil erslugen und kamen
ouch unser frunden etwe vil von unsem v}- enden, kamen erlich mit Ir leben.
Darnach furderlich brannten und wüsten unser aidgnossen die selben Statt
Mayenberg und zugen da mit wider in Ir lender und in jr Stett.
In den zitten da vor und darnach widersaiten uns und unsem aid-
gnossen dis nachgeschriben fursten, herren, ritter und knecht von der
Herschaft von Österreich.
Die graffen von Wirtenberg und von Voltkart von Ow und Hodetzhoffen.
Ir wegen Merkli von Homesingen.
graff Welfli von Veringen. Die (Dieni) von Liechtenvels.
Zeisolf von Lupfen. Die von Tettingen.
Cunrat Branthow. Burkart von Ehingen.
Uolrich Veisat (Venser). Der lang Cunrat Huser.
*) Cod, 651 p. 91 u. 631 p. 363. Gloggner *manten^.
*) Meyenberg in andern Handschriften.
Liebenau, Schlacht bei Sempach. 10
146
Uolrich von Tierberg.
Dietrich von Balgen.
Bürgi von Blumenberg.
Peter Blöchlin.
Cun von Brandegg.
Hans Hilwer.
Hänsli von Ow.
Hentz Spät.
Cunrat Kai von Harthusen und
Muschen wan ff.
Der widersagbrieff ward geben feria quarta post Agnetis anno
domini Mccclxxxvj*.
(fol. 36.)
Damach kurtzlich an dem mentag nach unser frowentag ze der Liecht-
missen Anno Domini Ixxxvj** widersait uns Cuntz Münch von Rosenberg,
Stephan von Iselhaim. Schönechi von Wachenheim.
Der Jung Albrecht vom Nuwenhus. Hans von Ruperspurg.
Berchtold sin sun.
Hans von Espach.
Heinrich von Hirtzberg.
Cuntzli von Hirtzberg.
Hans von Urbach.
Diether von Höfen.
Bliker von Einfrid.
Swend von Einham (Emchcim).
Frid. von Schelveld (Michelfeld).
Jacob von Altorf.
Hainrich von Ripertzkilch.
Cuntz von Talheim.
Diether von Hilispach (Gilispach).
Cuntzli von Helmstad.
Der Rafinger.
Diether von Volknant von Stokach.
Albrecht Göller.
Welfli von Fröwenberg.
Eberhart von Rangberg.
Uff den vorgenanten mentag in dem Ixxxvj*' Jar widersaiten uns von
graff Ebcrharts von Wirtemberg wegen
Cunrat v. Geroltzegg, Herr ze Sultz. Hug von Bochingen.
Emest von First. Bentz der Bud (Jud).
Uff den selben tag widersaiten uns
Herr Ott der Truchsätz von Wal- Burkart von Tettingen.
purg. Eberhart von Sax.
Damach an dem sunnentag vor Valentini Anno Domini Ixxxvj" Jar
widersait
Pier Hemmann und Her Wernher
von Horenberg.
Hainrich von Mundelfingen.
Burkart von Bronburg (Kronburg),
und Weczel von Grieshaim.
Wolfgang von Swandegg.
Cunrat von Rumlang.
Lütolt zem Tor vtm Fröidnow.
Göcz Müller.
Bernhart von Jestetten.
(fol. 37.)
Dis stuond also in krieg untz ze sant Mathias tag anno Ixxxvj, do
rittend des richs stett, unser aidgnosscn von dem grossen bunt ze
Swaben, zwüschend die Sachen, so verr, das si ain frid dor under mach-
tend von demselben sant Mathias tag hin untz uf den sunnentag ze
^.17 __
usgender pfingstwochen, der darnach schierist kam. In dem selben frid
lüffend vil löffen uf, das der nit als redlich gehalten ward, als er aber
verschriben und verbriefet ward ; doch beleih er also des entwedra tail
den andren mit grossem schaden nit angraif ; denn das etlich fry knecht,
die man ze baiden siten nit bezwingen wolt oder enmocht, etwas angriffes
dar inne tatend. Und do der selb frid us kam, do besamnot die herschaft
und warb in alli land um gross volk, die zuo im kamend ane das lantvolk,
so er in disem land hatt, und wuostend baid tail enander grösslich mit
roub, mit brand, mit totschlagen, mit geuanknuss. Des leitent sich die
von Lucem für Wolhusen mit etlicher vnser eidgenossenschaft hilfe vnd
gewunnen ouch die selben vesty vnd ouch die vorburg.
Damach mantend die von Lutzern uns und och die waldstett, und
e das wir von Zürich zuo jnen komen mochtend, do zugend die von
Luczem imd och die waldstett in das Ergöw untz gen Münster, und
warend da dry tag und dry nacht uf dem veld und zugend och gen
Sursee, und wuostend und brantend was in dem Ergöw was, und in den
selben ziten namend die von Luczem jn diss nachgeschribenen vestinen :
Richense ain statt, und dry Rinach, Baldegg, Liela, Schefflangen,
Schenken, Aristow. Do namend die von Schwitz och in disen löuffen jn
sant Andres, die veste und die vorburg.
(fol. 38.) Do widersaitten uns aber die nachgeschriben von der
Herschaft wegen von Oesterreich. Des ersten in des von Wirtenbergs
dienst an Sant Johans abent ze sungichten Anno domini Ixxxyj Jar,
Wemher von Rosenveld, vogt ze Volmar Böklin.
Herrenberg. Herman von Licchtenvels.
Hans von Brandegg. Berchtold Hans (Hauck) von Hart-
Manloch von Linstetten. husen.
Johans von Tierberg. Hans der Ewatingen.
Wolffv.Betrinnigen( Betmaringen). Bertschi u. Hensli die Ewartingen.
Bäldlin von Bisingen. Johans Schultheis v. Rosenveld und
Hainrich von Insplingen. Johans der Bächler.
Uff den selben tag widersait uns ouch
H er DiethelmSchulthais von Schaff- Rüdger und Wilhem Im Tum von
husen. Schaff husen, die jungen.
Ritter Albrecht von Blumenberg. Her Itel Loey v. Schaffhuscn, ritter.
Uff den selben tag widersait uns ouch
Hans Ulrich von Pfirt. Hans von Zässingen.
Fridrich Pfirt. Fridrich Kappeller.
Peter von Nidegg. Schopp Truchsäss.
Johans Bemhartz Grat, Ritter. Hans Günther.
Hetzel von Zässingen.
148
An sant Johans tag ze sungichten widerseit uns graf Johans von
Habspurg, der junger.
Gemör und Hartmann von Kussa- Freitschi von Birchidorf.
berg, Hans von Runsperg.
Diethclm von Münchingen. Bertschi von Henkart.
An sant Johans tag widersait uns ouch graff Johans von Habspurg.
Egloff von Masmünster. Bemhart von Flachslanden.
Walther von Mörspurg. Peter von Mörspurg.
Glad von Blandschier. Frum uff der Habspurg.
Walther und Wetzel von Mörspurg.
Uff den selben tag widersaiten uns öch :
Her Peter von Andlou, Ritter. Hans von Lantsperg.
Geory von Andlou, sin bruder. Eberhart von Lantsperg.
(fol. 39.) Item uff den selben tag widersait :
Walther von Muntzingen. Dietrich Snewli.
Anthis von Thirmstain. Thoman Berenlap.
Hans Snewli. Wenili von alten Castel.
Uff den selben tag widersait Dietrich von Ratzenhusen zem Stain.
Helmant Stamler. Hans u. Fridrich die Botzen bnider.
Uff den selben tag widersait :
Walther von Horburg, hcrr zu Bil-
stain.
Hans von Amolt(r)en.
Item uff den selben tag widersait uns :
Her Johans von Oberkilch, ritter, Heinzman Wermland.
der junger. Claus Stang von Rosshain.
Herman Waldner, ritter.
Uff den selben tag widersait uns :
Hcmman von Lantsperg, Ritter. Hans Neger (Lieger?), genannt
Hans Ulrich vom Hus. Münch.
Cunrat von Utenhain. Hans vom Ramstain.
Uff denselben Cinstag nach Sant Johanstag widersait uns Rudolf,
Itel, Herman und Ulrich von Landenberg von Griffensee.
Item an der mitwuchen nach sant Johanstag widersait uns graff
Rudolf von Sultz.
Thia (Tönia) von Alwilr.
Peter Baselwind.
Lutz, der Jung.
Johans von Randegg, Corherr zu
Costenz.
Hainrich von Randegg, Vogt ze
Schaffhusen.
Hainrich von Ertzingen.
Ott Bökli, der Jung.
Hennan Einsold, der Jung.
Cunrat Eschinger.
Hainrich Buchsli.
Johans von Riechen (Rietheim).
149
An der selben wuchen widersait
Otto, Hans und Hessen Margrafen
V. Habspurg (sie, statt Hochberg),
graff Johans von Fürstenberg, Herr
ze Haslach.
Göcz, Uolrich und Walther von
Stoffen, gevettern.
Hanman von Wiswilre.
Dietrich Snewli, Ritter.
Hans Snewli im Hoff.
Hemman Wittenhain.
Claus von Bäbenhaira.
Jos von Witenhain.
Götz (Lib) Lieberman, ritter.
Hans und Bemhart vom Hus.
Hainrich von Wissenegg.
Wemli von Wittenhein.
Hiltolt (Lütold) von Mülheim.
Russz Zäringer.
Johans von Bärenheim.
Feischt (Fritschi) Zund.
Henczman von Miwenvels (Nüwen-
fels).
Hans von Ramstain.
Diem von Tettingen.
Hanman Mayer, der Jung.
Othman vom Ampringen.
Ernst von Fürst.
Walther von Misar (Nüfern ?).
Hensli von Gomer (Hemer ?).
Henman Hanger.
Hans Hergasser.
Claus Schulthaiss. ^)
(fol. 40) An mit wuchen vor sant Peters und Sant Pauls tag, do widersait :
Johans v. Elribach, Kamermeister. Cunrat der Gussz.
Berschivall von Winegg.
Brun der Gussz von Brentz.
Fridrich von Griffenstain.
Peter Slandersperger.
Peter Arburger von Starenberg.
Sigmund und Göry von Gufigun.
Uelrich von Emptz, pfleger ze Hall.
Mathis von Riffenstain.
Hainrich der Kolli.
Peter von Spur.
Cunrat ab dem Eren.
Nicolaus der Göcze, all Ritter.
Blassan, des jungen Hertzog Lti-
poltz Hoffmaister.
Hanman der Güssz von Liephein.
Hainrich von Schellenberg von
Licrstain.
Egloff von Sunthain.
Mathis von Spur.
Hans von Winegg.
Albrecht von Hochen Rechberg.
Caspar von Slandelsperg.
Wigelois an der Blatten.
Michel von Valkenstain (Wolken-
stein ?).
Ulrich von Cun von Tramin.
Hentz von Kinsegg.
Sneberger.
Siez von Altheim.
An sant Peters und an sant Pauls tag widersait :
Diethelm von Krenkingen, fryherm, Hans ab dem Hus.
gebrüder. Peter Sarwürker. In gottes namen
Fritschi von Ertzingen. schrib Ich dis. ^)
Item an dem selben tag widersait Johans Truchsätz, genant Brack,
Rudolf Spisser, baid von Diessenhoffen.
') Innsbrucker Hss.
ISO
Und do die vorgenanten unser aidgnossen mit irem volk by XIII.
tagen by uns warend und wider haim komend unversert und unbe-
kümbert von unsren vyenden, do kam unser aidgnossen für, das hertzog
Lüpolt gross volk zuo enandren bracht hatt, und das er maint gen Sempach
ze ziehende. Do erloptend wir den selben unsren aidgnossen, das si haim
söltind vam. Und do si haim komend, do ward inen aber fürbas kund
getan, das der hertzog mit sinem volk gen Sempach wölte. Des zugent
die vorgenanten vnser aidgnossen von Lutzern, Ure, Switz und Under-
walden gen Sempach, das si uff den mentag fruo, der was der nünd tag
höwmanots, anno MCCClxxxvj" daselb warent. Vnd uff die selbe zit was
der egenant hertzog mit sinem volk och by Sempach.
Und do baid tail ain andren sahend, da scharatend si sich uff ain
aker und zugend also gescharat mit bedachtem muot uf flachem veld zuo
ain andren, und kamend mit ain andren ze vechten, und gab der al-
mächtig gott den obgenanten unsern aidgnossen signust und gelük, das si
den vyenden ritterlich ob gelagend und das si das veld mit grossen eren
behuobend, und ward der obgenant hertzog Lüpolt und mit im der sinen
wolt xy C Ixxvj ^) und mer erschlagen, und das alles herren und vast edel
lüt warend und gar erber lüt gewesen sind, und ist iren ain tail gross herren
gesin, das wol schinbar was an irem guoten harnasch und an iren kost-
lichen klainod, das by jnen funden ward. Und warend der vyenden mer
M.M.M.M. ze ross und vil fuoss volkes, und unser aydgnossen nit mer
XV^ man. Und do der stritt also gentzlich ergangen was, do zugend
unser aidgnossen wider haim, das nit \il me denn hundert man verlurend,
und fuortend mit inen ab der walstatt die paner von Tyrol, des von Ochsen-
stain paner, des grafen von Tierstain paner, der margrafen paner von
Hochberg, der statt paner von Schaf husen, der von Mellingen paner und
andri klaini venli, der si nit erkantand.
Nach dem geschribnen Stritt widersaitten uns dis nachgeschribnen :
Adolf, ertzpriester ze Mentz, für sich und für sin dienerund für die sinen.
Item Lantprech bischof ze Babenberg für sich und für sin diener,
und Fridrich Burggraff (ze) Nürenberg für sich und sin diener.
Item Albrecht von Hochenhart, genant der fry, Wiltbrecht von
Helmstad.
Swendiman von Winhain.
Hainrich v. Güringen (Böringen?).
Bemolt von Talhain.
Diethcr Roder.
Eberhart Rainhart.
Swicker Rainhart von Sikingen.
Witbrccht Swend von Winhein.
Diether Lantschade.
Hämmi von Hentschusen.
Hänni von Werberg.
*) Schultheiss «ob zwainhundert*. Züricher Handschrift in der helvetischen
Bibliothek II, i66 «2000 und mer».
151
Hansel Trigel. Anshelm von Winhein.
Ruprecht Münch. Cuntz von Nordlingen.
Gerhart von Hochenhart. Hainrich von Helmstad.
Düntzel von Talheim. Hans von Hagnow.
Melchior Weise. Cuntz Stiger von Epingen.
Heimi von Stainheim. Götz von Lutzeinbach.
Fritschi Stengel von Grosstad. Hansel von Stämstain.
Cuntz von Ellerbach. Hans von Ulmspach.
Hans von Swanden. Hans Stadel von Niderstain.
Hans von Vehingen. Claus von Winkel.
Götz von Michelnbach. Dietrich von Linden.
Diether Geiling. Voltz von Claisel von Rode.
Ulrich von Stein. Cune von Gumane (Culnowe).
Hans von Mochenschein. Walther von Berlichingen. Hab
Jost von Angeshein (Angelheim). vergut.
An sant Margreten tag Anno domini Ixxxvj Jahr widersaiten dis:
Dicz von Scharffenstain. Churt von Scharffenstain.
Nithart (Richard) von Buchnow. Götz Miden.
Hanns von Ortenberg. Hans von Motlibach und all Ir
Chun von Scharffenstain. gesellen und knecht.
Ulrich Krieges (?) oder Hans Gloggner*s Zürcher-Chronik, aus dem Anfang des
XV. Jahrhunderts, nach den Handschriften Nr. 657 u. 631 in St. Gallen (vrgl. Scherrer:
Katalog S. 206, 214), gedruckt in Hennefs Klingenberger Chronik (als Note) S. 114
bis 121, mit Auslassung der von Gilg Tschudi aufgenommenen Nachrichten über die
Fehdebriefe. Vgl. Helvetische Bibliothek, 9. Stück, 1735, S. 164—167.
In der Bibliotheca Tirolensis in Innsbruck (Cod. Nr. 873 [Tom. DCCCLXII])
findet sich diese Chronik in einer Copie von Claus Schultheiss als «Chronik der
Stadt Constanz». Diese Handschrift ist spätestens 1418 copirt, wahrscheinlich schon
1407. Vrgl. Anzeiger für schweizerische Geschichte und Alterthuraskunde 1863,
37 — 39. Hiemit scheint jene Copie von Eberhard Müllers Chronik von Zürich zu
stimmen, die Burgermeister Jakob Reutlinger 1580 dem XIV. Bande seiner Collec-
tanea einverleibt hat. Handschrift in Ueberlingen. Zeitsch. f. d. Geschichte des Ober-
rheins 1882, XXXIV, 366—367.
53, Fortsetzung von J. von Königshofen Chronik
aus dem 15. Jahrhundert.
Und als die von Bern nit in dem krieg warent und sich lang über-
hept hattend untz nach dem stritt ze Sempach, darumb inen die eydignossen
vhel redtan und aber der jung hertzog Lüpolt jnen grossen schaden zuo-
füegt und Meyenberg von deneydtgnossen zerstört ward, also widersaittent
die von Bern dem hertzogen und ouch den von Fryburg und wuostent
inen ir land umb ir statt
Handschrift der Stiftsbibliothek St, Gallen Nr. 629, pag. 251. Henne: Klingen-
berger Chronik 127 — 128. — Gustav Scherrer: Verzcichniss der Handschriften der
Stiftsbibliothek von St. Gallen, pag. 205.
152
54* Stadtchroiük von Bern
von c. 14 14
und Conrad Justingers Bemer-Chronik
von 1420.
Der strit ze Sempach.
Und do sich der vorgenannt hertzog Lüpolt gesamnet hett mit
grossem volk, do kamend die eidgnossen von Luceren, Ure, Swytz,
Underwalden zu den von Zürich von ir manung wegen, wol mit sech-
zehen hundert mannen im brächet; und zugend die von Zürich und die
selben eidgnossen in der herschaft von Oesterrich land in das Turgöw, und
wüstend und brondend was si funden und gewunnend Pfäffiken in dem
Turgöuw, das des von Landenberg waz, und wurdend uff der vesti er-
schlagen sechs und zweintzig man, die werlich warend. Und (do) die eid-
gnossen also Zürich vierzehen tag gewesen warend, do vcrnamend si, das
der hertzog mit grosser macht weite ziehen gan Sempach. Do erloupten
die von Zürich den eidgnossen heim ze varn. Und also beschach es ouch,
das uff dem mentag, so was der nünde tag höuwat des monotz, der ob-
genant hertzog Lüpolt von Österrich mit grosser herschaft und mit grosser
macht ftir Sempach zoch. Also zugend ouch die vorgenanten eidgnossen
von Luceren, Swytz, Ure, Underwalden ouch gan Sempach wol mit driz-
zehenhundert mannen. Und do beid teil enandren sahend, do scharrtend
si sich uff dem aker und zugend also mit bedachtem (mut) uff flachem *)
velde zu enandren und vachtend mit enandren manlich und ritterlich. *)
Do gab gott den eidgnossen glük, das si erlich obgelagend und das veld
mit grossen eren behubcnd. Und ward der obgenant hertzog Lüpolt mit
vil grosser herren, rittern und knechten mit im erschlagen, und warent
der herren wol viertusend ze ross und ze fuss, und ward da gewunnen
vil gutes an hamasch, an kleinotem und ander dingen, und verlurend
die eidgnossen by hundert und zwentzig mannen, und furtend mit in ab
der waltstat die paner von Tyrol, dez von Ochsenstein paner, des mar-
grafen paner, des von Habspurg paner, der von Schaffhusen paner, der
von Mellingen paner, und vil vänlein, der si nit erkandend. Und wurden
uf!' der vycnden teil erschlagen, die so hie nach geschriben stand.
Der edlen namen zem teile, so ze Sempach erschlagen wurdent.
Hertzog Lüpolt von Österrich.
herr Hans von Ochsenstein,
margraf von Hochberg,
graf Hans von Fürstenberg,
zwen grafen von Tierstein,
herr Johans von Hasenburg.
- Fridrich von Monstral.
herr Walther von Geroltzegg.
der swartz graf von Zolren.
herr Walther von der Dik.
der von Rand egg.
Herr Marti Maltrer.
- Otto von W^alpurg.
zwen von Griffenstein.
153
zwen von Stoffen.
der von Signow.
her Albreht von Rechberg.
- Ulrich von Tierberg.
z>*'en von Klingen,
zwen von Andelo.
dry von Rozhusen.
dry von Berenfelss.
dry von Ratberg,
herr Wernher von Flachslanden
(Luzerner Hss. Walther),
zwen von Hadstatt.
zwen Schnöwli von Fryburg.
zwen Waldner.
herr Huruss von Schönouwen und
siner tochter man herr Johans
von Grünenberg.
Der von Lantsperg.
herr Wernher von Lichtenfels.
her Johans von Hus.
- Heinrich von Stein.
- Heinrich von Schelcnbcrg.
- Johans Schaler.
- Berchtolt vom Grat,
zwen von Hallwil.
der von Tegerveld.
ein Stör von Sultz.
zwen von Eptingen.^)
vier von Mörsperg.
vier von Rinach.
der zem Wyer.
zwen Güssen.
der von Bechburg.
zwen Kletten.
der von Mülheim.
herr Burkhart von Masmünster.
Hans Bernhart von Hus.
der Stark von Grimrainstein.
zwen von Wiswiller.
Item acht und zwentzig ritter und knecht von Oesterrich, item fünf
und trissig ritter von der Etsche und vil andrer, deren namen hie nit
geschrieben stand.
Dr. G. Studer: Die Berner - Chronik des Conrad Justinger S. 419 — 421. —
Handschrift der Stadtbibliothek Liizern Nr. 7, fol. 375^—376*».
*) Justinger «witem velde».
•) vide unten. *
') Justinger: zwen von Emps, vier von Eptingen, fiinff von Mörsperg. Studer 164.
* Justinger, der fast buchstäblich die Stadtchronik ausschreibt, fügt
hier bei :
Den herren waz gach zu den Eydgnossen; die hetten sich so nach
gesmuockt, und vaehten mit dem spitze, und namen des ersten grossen
schaden. Bald Hessen die eidgnossen von dem spitze, und lieffen in die
herren, und slugen so grülich mit den halbarten, daz nüt vor den streichen
gestan mocht. Ze band gab got den ey^enossen daz glügk, daz si pb-
gelagen und daz veld mit grossen eren behüben.
Justinger, der wahrscheinlich in Zürich gestorben ist, fügt dann noch
folgendes Capitel hinzu:
Daz die von Bern gen Rütols zugen.
In den selben acht tagen, als der strit ze Sempach bcschcclien waz,
zugent die von Bern gen Rütols in daz tal, und schedigoten die grefin
154
von Vallendis. Die waz burgerin gewesen und hat den von Bern ir burg-
recht uffgeben; sie hat aber die zwölfhundert guldin nit geben, darumb
ir burgrecht haft waz. Und alsbald man von Rütols kam, do zugent die
von Bern fiir Torberg und gewunnen das, und wart zerbrochen. Damach
zoch man gen Koppingen, daz dem von Torberg zugehört; wart ouch
zerbrochen. Damach*) zoch man*) gen Willisow, daz der grefin von
Vallendis zugehorte, und gewunnen die stat und Hasenburg die vesti,
und branden und wuosten sie bede und zugent wider heim.
Dr. G. Studer: Justingers Berner-Chronik 163 — 165, — Stierlin : Justingers
Chronik 213 — 216, wo bemerkt wird, einige Handschriften haben das Verzeichniss
der Erschlagenen ergänzt. Vgl. dazu Dr. G. Studer: Studien über Justinger, Archiv des
historischen Vereins von Bern VI, 537 — 542, 543. Matile: Histoire de la Seigneurie
de Valangin, Neuchatel, 1852, 86. E. von Watten wyl: Gesch. v. Bern I, 14. Anzeiger
für Schweiz. Geschichte 1885, 464 ff. sucht das Verhältniss der beiden Chroniken zu
einander anders darzustellen.
*) Von hier an ist der sonst auch chronologisch verwirrte Bericht rein unwahr.
') Die Handschriften weichen hier ab ; diejenige des Herrn von Mülinen liest :
«darnach bald zugen die von Bern gen Willisouw»; die von Stein'sche: «darnach
zugen sy»; die Zürcher- und Basler- Handschrift dagegen «bald damoch zugen die
von Bremgarten*.
55. Gobellni Personae, Decani Bilefeldae et OfHcialis episcopi
Paderbornensis (geb. 1338, f 1421) Cosmodromium
(1418); aetas 6, cap. 87.
Leopoldus dux Austriae occidentalis cum magno exercitu intravit
fines Suicerorum, qui bellum contra cum inicrunt, et ipse dux, qui domino
Papae adversabatur, cum toto exercitu suo vix uno evadente deletus est.
Propter hoc frater eius Albertus Dux Austriae orientalis multis con-
gregatis Principibus profectionem fecit contra Suiceros; sed priusquam
procederetur ad bellum treugae factae sunt inter eos, et Principes ad propria
redierunt.
Meibom: Scriptores rerum Germanic. Helmstad 1688. Tom. I. 309. — Odoricus
Raynaldus: Annales ecclesiastici Tom. XVII, (Coloniae 1691) fol. 125.
56. Johannis Fistenport, Moguntini, ordinis Sepulchri Dominici,
continuatio Chronici ab Hermanno Jennensi scripti,
ab anno 1352 ad annum 1421.
(1385 statt 1386) Eodem anno Liupoldus dux Austriae cum magna
militia et copioso exercitu occisus est a Swizeris.
Hahnii CoUectio Monumentonim veterum. Brunsvigae, 1724, I, 398. Vergl. hiezu
Stalin: Wirtenberg. Gesch. III, 7—8.
155
57* Constanzer-Weltchronik mit Zusätzen des Luzerners
Johann Fründ
von 1422.
Do man zalt 1386 jar do erlasch die sunne an dem ingenden jar,
vor mitten tag, vnd momdes wart Wolhusen gewannen.
In dem selben jare 1386 an dem achten tag Höwmanotz do zog
Herzog Lupoid von Osterich gen Sempach vnd swante do das kom.- Das
vemamen die von Lutzem, von Vre, von Switz, A'on Vnderwalden. Die
zugen zu im vnd fochten mit dem Herzogen Lüpolt von Osterrich. Do
wart er erslagen mit vil Herschafft vnd beliben da vff dem velde mit
xiiij paneren.
Anhang zu einer Schwabenspiegel-Handschrift, Mss. der Stadtbibliothek Luzern
datirt 1426, 28. März. Nach dem Berichte über die Hexen im Wallis vom Jahre
1428 steht:
Quis me scribebat Johannes Fründ nomen habebat.
58. Chronik des Klosters Stambs.
15. Jahrhundert.
Anno Domini MCCCLXXXVI. VII. Idusjulii Nobilissimus Princeps
Dominus Lewpoldus Dux Austriae, praenominati Domini Alberti Ducis
filius, occisus estaSwicensibus prope oppid um Sempach, relinquens super-
stites quinque liberos, videlicet Wilhelmum, Lewpoldum, Emestum et Fri-
dericum Duces ; ac Domicellam Elizabeth, quae et ipsa obiit in Marck
Dumitz, et sepulta est in Wienna anno MCCCXCL, in die S. Joannis
Baptistae.
Breve chronicon Monasterii Stambsensis in Tiroli. Pez : Scriptores rerum Austria-
caram II, 459.
59. Salzburgische Chronik.
15. Jahrhundert.
1386. Dux Austriae Leupoldus bellavit contra Switenses: ubi ipse
Dux succubuit, et ipse personaliter cum centum et octaginta Comitibus,
Dominis ac Militibus Sweviae et Athesis interfectus est; in parte victorum
fere septingenti gladio perierunt.
Chronicon Salisburgense. Pez: Script, rer. Auslriacarum I, 429.
60. Chronik der Karthäuser in Zeitz.
15. Jahrhundert.
Narrat itaque Cronica ista, quidquid memoria dignum factum est
hie in nostris partibus usque ad Annum Domini MCCCXLII, et faciet
156
fincm dictorum suonim de Ducibus Austriae, referendo in Leojxildo, qui
cum Sweicensibus bellum habuit, et Nobiles multos perdidit
Anno autem Domini MCCCLXXXVI. mense Julii praefatus Dux
a Sweitzianis interfectus cum multis Nobiiibus, in bello justo nobiliter
occubuit.
Fragmentum historicum de IV. Albertis Austriae Ducibus. Autore Carthusiano
Seitzensi (XV. Jahrb.). — Pez : Script, rerum Austriacarum II, 382 u. 384.
6x. 'Oesterreichische Chronik
von 1425.
Anno domini tawsent drewhundert sechs vnd achzkch an dem newn-
zehnten tag des monads junii (sie !) ward erslagen der durichlewchtig fürst
herczog Lewpolt von den trewenpnichigen Sweinzem \Tid von Zürich mit
vil grafen, herren, rittem vnd chnechten, edlen vnd vnedlen von dewzschen
lewten oberhalbcn vnd niderhalben jn seinen aigen lant nahent pey Sem-
pach vnd ist gebesen des obgenanten herczog Albrechts sun. Der herczog
Lewpolt hat ain gemehel, die waz herren Warlaba *) tochter von Mailan.
Mit der liez er vir sun : herczt>g Wilhalmen, Lewpold, Ernsten vnd Fried-
reichen vnd junkchfrawen N., vnd der obgenant fürst herczog Lewpolt
hat angehebt die purkch ze pawe jn der Newestat vnd ist pegraben ze
Kunigsfeld.
Handschrift von c. 1425. - Studien und Mittheilungen aus dem Benedictiner-
Orden 1881, II, 2, 341 -342.
*) Lies Barnabo.
62. Chronicon Tarvisinum
ab anno 1386 usque ad 1428
auctore
Andrea de Redusiis de Quero, cancellario Tarvisii
De pretio siquidem conventum exstit inter Ducem Austriae et Car-
rigerum, proxeneta existente Comite de Duino, qui pro LXXX millibus
ducatis ^) civitatem illi venderet Tarvisinam atque districtum, per ipsum
Ducera possessam atque possessum. Quibus solutis, atque traditis etiam
ultra predictos XX millc pro mercede et labore personae dictae, dictus
Leopoldus contra juramen tum praedictum civitatem Tarvisii et districtum
Francisco seniori de Carraria venderc atque tradere fecit, *) et in vacuam
illam posscssionem induccre. Sed vac tibi Dux, quia pretium fuit san-
guinis tui. Lcnto euim gradu divina procedit ira, tarditatemqüe supplicii
gravitate compcnsat. Nam dux habita dicta pecunia, paravit exercitum
157
contra Svaiceros. Qui dum contra illos hostiliter perrexisset, ipse et sui
omnes a praedictis fuerunt trucidati, et per frustra concisi.
Muratori Scriptores rer. Italicarum XIX, 780. — Vgl. dazu Bemardi Scar-
deonii Historiae Pata\'inae. Graevii Thesaurus antiquitatum Italiae VI, 3, 323.
') 118,000 Goldgulden laut Urkunde vom 28. Januar 1380.
') Feltre und Belluno 1386 für 60,000 Goldgulden.
Q3. Hermani Corneri Chronicon.
Hermann Korner von Lübeck, Prediger-Mönch, 1406 — 1437 urkundlich ge-
nannt, schloss seine 141 5 begonnene imd bis 143$ reichende Chronik vor 1445 ab.
Lippoldus Dux Austriae duro hello aggressus est Swyceros, secun-
dum Chronicam Francorum ^), pro eo quod urbes et castra, quae ad Du-
catum suum alias pertinuerant, ad redimendum pro pecunia sibi tradere
nolebant. Sed Swyceri conglobati maxima multitudine miserunt tria millia
virorum fortium in occursum Ducis, ut cum eo prcEliarentur. Quos Dux
aggressus, plures ex ipsis stravit, caeteros fugans ad interiora montium. -)
Tunc totus exercitus Swycerorum latitans in montibas erupit, et Ducem
cum suis circumdans cum XXXM armatorum, quasi Universum Ducis
exercitum contrivit. Ubi occumbens Lippoldus Dux cum fere XVIII.
Principibus, cunctus ejus populus aut interfectus est aut captivatus.
Jo. Georg Eccard: Corpus Historicum medii aevi. Lipsiae 1723, Tom. II,
fol. 1152. Die deutsche Bearbeitung der Chronik Körners, der erst von 1391 als
Zeitgenosse berichtet, findet sich handschriftlich in Hannover u. Wien (Hofbibliothek
Nr, 3048); vide Pfeiffers Germania IX, 257 ff.
*) Unter dem Chronicon Francorum versteht Komer verschiedene Chroniken,
meist aber die Chronik des Detmar von Lübeck (Pertz : Archiv VI, 609), dessen
Bericht er hier nach der spätem Bearbeitung im Auszuge mittheilt. Vergleiche oben
Seite 105 — 106, Bericht Nr. 7.
•) Sollte hiemit der Kampf an der Letze gemeint sein?
64. Sozomeni presbyteri Pistoriensis Historiae.
1386, mense Julii. Dux Osterich istis temporibus a populis suis inter-
fectus fuit, ex eo quia ipse angariebat eos ultra solitum multis expensis,
qui dicebatur Leopoldus.
Muratori: Scriptores rer. Italicar. XVI, 1130.
Messer Tomino o Zomino di Messer Bonifazio Sozzomeni di Pistoja, Chorherr
von Pistoja, Begleiter Papst Martins V. auf dem Concil von Constanz, starb 1458«
158
65 • Johann Viler: Chronica von Keisern, Paepsten,
Eidgenossenschaft und im Elsass
(bis 1430).
Handschrift in Wolfenbüttel. Cod. Guelferbyt. 83. 15. Aug.
Der krik zwischen dem herzogen vnd den pvergern ward
verichtet.
Do ma zalt MCCClxxxvj jar do erhub sich grosse zwitrechtikeit
vnd krig zwischen dem herzogen Leipolt von Östereich vnd den sweizem
vnd Ir eydgenossen, daz sein dy von Luzerne, von Vrach vnd von Untter
Waiden, wann der herzog meinit daz dy vorgenanten staet vnd Ir eyt-
genossen wider Recht vnd Vnbescheidenheit Im hetten abgezogen vii
sloszer vnd dörffer, dy sein wem vnd entpfingen sein Eygenlewt vil zu
bürgern vnd Irten In an vil Rechten, dy Im zugehörten. Hir vmb meinten
dy vorgenanten stett vnd Ir Eydgenossen, sy hetten sich zu denselben
slossen vnd stetten verbunden daz sy In musten beholffen sein wider
Iderman vnd hetten auch sülich freyheit von küngen vnd keisem, daz sy
wol möchten bürger entphahen. So geschehe In vnd denselben bürgern
dike so grosser schad vnd widerdrisses von des herzogen vöiten vnd
amptleiwten, daz sy ez nicht möchten erleiden und dor vmb krigten
dy vorgenanten stet vnd Ir Eydgenossen auff den herzogen vnd Er her
wider vmb auff sie, daz zu beden Seiten grosser schad geschehe von rauben
vnd brynnen In den landen do vmb. Und (in) disem krig nymant könd
verichten, wy vast ma darz wischen rett; do zogten dy von Zürich vnd
sweizeraber ausz mit Irn Eydgenossen in dez herzogen lant vnd verherten
vnd verbranten vil dörffer vnd gewunnen ein vesten genant Pfeffekin vnd
erslugen auff der selben vesten xxvj man vnd verbranten do dy vesten vnd
zogten wider heym von Iderman vmbekümerten, darnach vber ein monet,
an dem nechsten montag nach Sant Ulrichs tag des vorgenanten Jars, do
macht sich der herzog auff mit eym grossen volk auff 7 ^ gleffen guts volks
vnd zöget für daz stetlein Sempach vnd wolt daz stürmen vnd wider ge-
wunnen haben, wann ez dem herzögen waz abgezogen vnd vil Sweizer
In dem selben stetlein lagen zu lantwer vnd wer ez daz der herzog nicht
möcht Sempach gewunen haben, So wölt Er aber, alz man sagt, daz kom
vnd dy frucht do vmb haben verderbet vnd abe mecn mit meern, dy Er
bey Im hett. daz befunden dy von luzeme, von Sweiz von Vrach vnd von
Untterwalden vnd machten sich auch auff mit ij M gewoffenter fusgengel
vnd warn dy von Zürich noch von Bern noch ander leut nicht bey In,
vnd zogten auff den vorgeschryben montag auch gein Sempach vnd do
bede her an einander sichtig warn do waz der herzog vnd ein Teyl seins
Volks also geyrig zu streiten daz sy zu stund absassen von Im hengsten
_I5?_ _
vnd gaben dy Im knechten vnd rennern zu haben vnd eylet Je einer
für den andern gegen den Sweizem. Auch warn In dez herzogen volk
vil Junger Aedeler leiut Dy wolten ritter sein worden und Ir redlikeit
erzeiget haben vnd eylten auch (un)fürsichtiklichen für dy andern vnd
schryen vber die Sweizer vnd solt (man) dy buben erstechen. Do zwischen
hetten dy Sweizer ein spizen gemachet vnd hetten sich wol geordent zu
streiten vnd stehen sich zu were vnd stritten do mit einander auff eym
eben velde vor Sempach, daz zu beden Seiten ritterlichen gevochten
ward. Nu waz ez dp zu mal der heissest tak dez Jahrs vnd von der hitz
vnd arbeit In dem streit wurden dy herrn zu hant müd vnd suach daz sy
in Irm harnasch erstikcn wolten, do von ward den herrn zu hant der
druck angewunnen vnd wurden ser vntterligen. Do daz dy andern etttlich
vntter den Edeln ersohen, dy noch do auff den hengsten hilten wy ez
ging in dem streit do brachen sy ausz dem streit vnd schrien nach Im
knechten : hengst her vnd wolten auch dervon sein gerant, do warn dy
knecht mit den hengsten wek geflohen, daz Ir vil der herrn nicht mochten
zu Im hengsten kumen. Dy wurden do zu hant ereylet vnd von den
Sweizem erslagen. Do mit waz der streit ergangen vnd gesigten dy Sweizer
den herrn an vnd behilten daz velt. In disem streit nam man zu beden
Seiten nymant gefangen vnd ^oirden der Sweizer erslagen aufFcc vnd auff
dez herzogen Seiten wurden erslagen auff cccc. guz volks, dy vast lands
herm warn vnd erber leiwt waren, der Ich Ein teyl hie nennen wil.
Wer erslagen ward:
Do ward erslagen der herzog selber vnd herr Johans von Ohssenstein,
dumprobst zu Strasburk vnd lantvoit dez selben herzogen. Item markgraff
Ott von Hochberk. Item graff Johans von Fürstenberk. Item ij graffcn
von Tirstein, herr Johans von Hasenburk, herr Fridrich von Münsterol.
Item herr Walther von Gerolzeke. Item der svarz Graff von Zolre. Item der
Randek. Item herr Mertein Malterer. Item herr Ott von Walburg, zwen
vom Greiffenstein, ij von Stauff. Einer von Sigenawe, herr Albrecht von
Rechberk, herr Virich von Tirberk, ij von Clingen. Einer von der Deke,
ij von Andelo, iij von Rüzenhausen, iij von Bemfels, iij von Rottenberk
herr Wemher von Flachslanden, ij von Hades tat, ij Snebeling von Freyburk,
ij Waldemer, herr Hums von Schonaw vnd sein tochterman herr Johans
von Grünenberk. Einer von Landesberk, herr Wernlein von Lichtenfeis, ij
von Weisweilre, her Johans Bemhart vom Hause, herr Heinrich vom Stein,
herr Heinrich vom Schellenberk, herr Johans Schaller, her Bertholt Grot,
ij von Halleweilre, Ein von Degerfelt. Ein Stör, ij von Empz, iiij von
Eptingen, iiij von Mörsberk, iiij Rynach, j vom Wcyher, ij Güssen. Der
von Reckberk. Daz warn ij Kletten, j von Mülheim vnd j Kraft von Boz-
heym von Slezstat. Item xxxiij Ritter vnd knecht von Östereich, Item
i6o
XXXV Ritter vnd knecht von der Echsz vnd vil ander, daz Ir zu samen
wurden auff cccc guz volks dy erslagen wurden mit dem herzogen alz
vor ist gesaget. Do nu der streit ergangen waz, do behüten dy Sveizer
daz velt vnz an den dritten tag \Tid losten Ir gefangen*) dy erslagen
warn ausz den andern vnd schikten sy heym zu begraben, Itlichen do Er
hin gehöret vnd namen auch den cospem hamasch, cleider vnd hamasch
vnd ander cleinot dy sy bey den herm funden, dy do erslagen lagen.
Do zwischen gedurst von der herren wegen nymant do hyn kumen. An
dem dritten tag nach dem streit do gaben dy Sweizer einen frid \Tid er-
laubten Iderman hyn zu den totten. Do warn dy totten leib also sere
smeke worden, wann ez gar ein heisse zeit waz, daz man mit grossem
kumer vnd Jamer den herzogen vnd ander grosz herm auff Ix gesuchen
ausz den andern totten, der begrub man auff xl In dem Closter zu Küngs-
velt. Dy andern xx wurden enwek gefurt Itlicher in sein lant zu begraben.
Dar nach mit den vberigen totten turst noch enmocht man nicht wol
vmb gan vor gesmak vnd von hiz ; also macht man auff demselben velde,
do der streit geschah, ein grosse grub vnd warff dy totten dor eyn do
sy noch ligen, auff dy selben grub ist synt ein deine Cappele gemachet.
Nach disem streit kom des herzogen seligen Sun der elter, genant
Leypolt, an dy herschafft zu östereich vnd ward herzog an seins vatters
stat. Der wolt seinn vatter rechen vnd samet ein grosz volk wider dy
Sweizer, also tetten auch dy Sweizer her widervmb; do ward der zwischen
gerett vnd ein frid gemacht j Jar; do su reit daz volk vnd e daz zil zu
ging, do ging der krik wider auff vnd dy Sweizer zu störten vnd zu flirten
dy stat Rottenburk vnd die burk in der selben stat zu gnind ab, wann
der herzog gar einen grossen zol do hett vnd die Strassen von derselben
burk den Sw^eizern verleit wurden. Dar nach zog der Jung herzog Albrecht
sein Vetter zu Wyn vnd hisz sein stett vnd amplciwt krigen auff dy Sweizer;
daz tetten sy auch vnd geschah grosser raub \Tid schermevsseln vil
zwischen dez herzogen volk vnd der Sweizer vnd grosser schad zu beden
Seiten, daz die lant verherret wurden, wann dy Sweizer hetten dy edel-
le'iwt dy vmb sy sassen nahet gar erslagen vnd vertriben.
Dieser Bericht ist zum grössten Theile eine wörtliche Reproduction von Königs-
hofen, enthält aber im Verzeichniss der erschlagenen Oesterreicher Abweichungen
und sonst auch, abgesehen von dialektischen Verschiedenheiten, noch mancherlei
Zusätze.
') Twinger, über dessen Abstammung J. Kindler von Knobloch im «Goldnen,
Buch von Strassburg», Wien 1885, I, 156 — 157 und in den Bulletins de la soci^t^
pour la conservation des monuments histor. d*Alcace, Tom. X, neue Beiträge ver-
öffentlichte, schreibt richtiger *die iren erslagen».
i6i
66. Chronik oder beschribung der alten eydgnossischen ge-
schichten, schlachten und thaten von dem iahr der gnade
1320 bis an dem iahr 1430, fürnämlich aber betreffend
Bern und Fryburg durch Niclaus Kaltsch von Milhusen.
Diese Handschrift der Bemerchronik von Justinger befand sich 1 763
im Besitze des Barons Gabriel von Reynold, marechal de Camp et Capi-
taine du Regiment des Gardes Suisses; damals nahm General zur Lauben
eine Abschrift hievon, die er dem Band X der Stemmatographia Helvetica
(Manuscriptin Aarau) fol. 2 — 92 einverleibte. Diese Handschrift, welche mit
Capitel 103 von Justinger beginnt (Studer S. 57), bringt (fol. 160 — 163 des
Originals, 56 — 56b der Copie) nach Justinger die folgenden Capitel: «Der
Strit von Sempach» und «der edlen namen zum teil, so ze Sempach er-
schlagen wurden» mit folgenden bemerkenswerthern Varianten : «Und do
die vigend einander sachend, do schroteten die herren uf dem aker die
Schnebel ab und zugend also . . . .»
Im Verzeichniss der Gefallenen ergänzt Kaltsch (richtiger Kaltschmid)
nach «her Johans von Ochsenstein, ein graf von Kazen elenbogen, einer von
Impelgarten » ; nach « zwen Waldner, einer von Küngstein, einer von Sengen,
siben von Büttikon», später «zwen von Emps, vier von Eptingen, fünf von
Mörsberg».
Die Einsicht in die Original-Handschrift, welche die Bibliothek der ökonomischen
Gesellschaft von Freiburg besitzt, überzeugte mich, dass der Schreiber der Handschrift
Nicolaus Kaltschmid hiess. Die Handschrift D, Nr. 1391 stammt aus der Mitte des
15. Jahrhunderts.
Vgl. über die Chronik Hallers Bibliothek der Schweizer-Geschichte IV. Nr. 774 und
besonders Dr. Th. v. Liebenau im Anzeiger ftlr Schweiz. Geschichte 1885, 385 — 388.
67. Zürcher-Chronik
von 1313—1433-
Und wurden die von Enüibuoch burger ze Lucern wider ir herren
von Torberg willen; wan der selb her Peter von Torberg hat jnen, ee dassi
burger wurden, gross guot mit unrecht abgcnomen und si geuangen umb
ir aigen guot, und umb das si jm nit wolten guot geben, hiess er ettlich er-
trenken, ettlich erhenken, ettlich schätz er süss umb guot über das si es
nie verschult hatten, und hat jnen in kurzen jaren abgenomen me den
xvij tusend guldin, die wil er herre was, über die rechten sturen, die si jm
jerlich darzuo muosten gen. Und das si von jm solichs Unrechts über wurdin,
da wurdent si burger ze Lucern.
Zürcher Chronik (bis 1433 reichend), Handschrift in St. Gallen. Cod. 643, p. 144.
Henne : Klingenberger Chronik 115. St. Galler Mittheilungen I, 104. G. v. Wyss : Ucber
eine Zürcher Chronik p. 9. G. Schcrrer: Handschriften der Stiftsbibliothek 210 — 211.
lAfhtnau, Sehlacht bei Sempach. ] \
l62
68. Sigismund Rosiczii: Gesta diversa transactis temporibus
facta in Silesia et alibi.
Occisio Lcopoldi ducis. Eodem anno (1387 statt 1386) Leopoldusdux
Aiistriae cum multis comitibus et nobilibus occisus fuit in Svecia.
S<>minersl)crg : Scriptor. rerum Silesiacarum T. I, s. III. 72. — Scriptores rcnim
Silcsiucamm. Tom. XII (Breslau 1883), pag. 41. — Rosicz, gelx>ren 1406, war 1434
bis 1470 Domherr in Breslau.
69. Züricher-Chronik
von 1438 (1476).
Als der stritt ze Sempach beschach, merk wie.
In den Ziten und tagen, als die von Zürich und ander unser lieb
getrüw Eidgenossen in dem velde laugen t, do zoch Hertzog Lütpolt von
( )estcrrich mit einer grossen Herschafft für Sempach das stetli und trowte
denen ze henken und zu ertrenken und woste da, was vor der stat wz und
maugten inen das körn ab und spottoten ir dar an und rüfften in die statt,
das man den mädren ze morgen brächte. In den dingen do kamen die
Eidgenossen mit vier houptpaneren vcm Lutzeni, von Switz, von Ure und
von Underwalden. Da kam die Herschafft den Berg herab mit einem
grossen geschray und würfen mit steinen und mit hertem angrifen, das
der Eidgcnozen wol LX man wurden ertöt Ee dz der herschaft ye üt
beschclch, und der von Lutzem paner wz undergangen von grozer not
wegen. Und do kam Hertzog Lütpolt und ivand die sinen wer int obgelägen
und wolte ritcr luorden sin. Und da half der allmechtig ewig gott den
getrüwen Eidgenossen, das sie ob gelaugent mit grosser arbeitt und die
herren erschlagen wurden t und ouch mit inen hertzog Lütpold von Oester-
rich. Des half uns ein getrüwer man under den Eidgcnozen, Do der sach das
es so übel gieng und die herren mit iren glänen und spiessen allwegen die vord-
resten niderstauchent, ee das man si alda erlangen möchti mit den hallen^
harten^ do trang der erber fr om man hinfür und envusteso vil Spiesse wz er
ergriffen mochte und trukt sinider, dz die Eidgenossen die spiez alle abschlugen
mit den hallenbarten und do zu inen kamen und trost si und gab inen/rÖuwd
und rüfft und sprach, si fluchint all da hinden. Und do wurden vil grafen
und ritter und knecht erschlagen und vil Edellütt; won si wolten keinen
armen man hv inen nit lazen, won si wolten die S witzer selber töten. Und
da verlor Hertzog Lütpolt von Oesterrich etc. und mit Im wol vi C vi und
Ixx man. Und es wurdent ouch vil in den höltzern tod funden und er-
stikten ouch vil. In ward ouch wol gehüott untz an den dritten tage. Und
doze mal wart den Eidgenossen groz guot an silberund an gold, an hamast
und an paneren. Merk^die paner. Ein paner von Triol; des von Ochssen-
stein paner; des margraufen paner, (ein paner) von Mümpelgart; dcrge-
i63
selschaft paner; ein paner ab der Etsch; der von Friburg paner im Bryss-
göuw; der von Schaufhusen paner; der von Lentzburg paner; der von
Hasenberg paner; des Grauffen von Balm (Salm) paner. Und da verloren
der Eidgenossen nit me denn C und xlij man. Der paneren sind XI, die
si do ze mal gewannen. Da ward ouch frid gen untz an den dritten tage,
dz man die totten möchte von dannen bringen in ire lender. Und dieser
stritebeschach indemjaredomanzaltevongotzgeburtMCCCLXXXVI (I)
jar am IX. tag höuwmonotz an einem mentag frög um die viij stund. Und
also hangent die selben paner noch hüt by tag zuo Switz in der kilchen
und zuo Lutzem ze den Barfuossen.
Zürcher Chronik von 1438, copirt 1476. Stadtbibliothek Zürich Manuscript B, 95,
fol. 55 b — 58 b. Dr. G. von Wyss: Ueber eine Zürcher-Chronik aus dem fünfzehnten
Jahrhundert und ihren Schlachtbericht von Sempach. Zürich 1862, 29 — 31. — Dr. O.
Hartmann: Die Schlacht bei Sempach 33 — 42.
Eine Copie dieser Handschrift (aus dem 18. Jahrhundert) schenkte Xaver Keller
der Stadtbibliothek Luzern. Codex M. 46, 40. Die Stelle über die Schlacht fmdet sich
S. 56 — 59. Die in diesem Berichte enthaltene Nachricht über den «getreuen Mann* ist
nicht die einzige, die «inselartig» «ins der ganzen Gruppe der nämlichen Chronik familie
hervorragt, sondern es haben sich auch noch andere Zusätze, die wohl von einem
Urschweizer herrühren dürften, in diese Chronik hineingewoben, so der Bericht über
die 2^r5törung von Hasenburg und Kindhausen 1353, die Zerstönmg des dem Ritter
Marquart von Bärendingen gehörigen Raubschlosses bei Keyserstuhl durch Luzern und
Zug, der Feldzug der Luzemer nach Beromünster 1352 um Mittefasten, der Bericht
über das Treffen bei Küssnacht am Mai tag 1353, die Relation über den Ueberfall der
Stadt Zug durch die Schwyzer 1405.
70. Erhard von Appenwiler, Kaplan in Basel
c. 1439.
Fortsetzung der Repgauischen Weltchronik.
Handschrift der Universitätsbibliothek in Basel. Cod. E VI, A 26, fol. 198 — 199.
Appenwiler theilt ein Verzeidmiss der bei Sempach «2. post Ulrici*
erschlagenen Oesterreicher mit, das im Wesentlichen eine deutsche Ueber-
setzung der Stelle im Jahrzeitbuch von St. Leonhard von Basel ist. Nach
Herzog Leopold nennt Appenwiler «die herren, ritter und knechte im
Briszgowe»; unter den Elsässern ergänzt er her Cuntz Stör; Hans von
Wetteltzhin; statt Wernli Nüsse von Mörsperg: «wisse»; dann «Peter von
Mörsperg, Eberlins sun, und vil ritter und knechte»; Peter von Belehin,
Peter von Bolwiler; der jung von Grünenberg; Hemann Brügger von Berg-
heim; Walther Meyger von Hüningen; Henmann von Eschenz wird «der
alt» genannt; Albert «von Müle» (statt Mülinen) ; Item vil des von Wirthin-
berg harsch, die man nit nennen kund; bei den Schaffhausem «und ander
wol 200 oder me»; bei den Schwaben: her Jerge von Wartowe, her Hug
von Schinen; her Hans von Rechberg; item der HT)fman und ander vil;
bei den Etscher «item 3 Vitztum»; Her Henrich von Göszkein, item 4 von
1
164
Bcchburg, item Hans von Krenkingen, her H^ns von Wiblingen, her Hans
von Wippingen, her Henrich von Faniergü, her Jost Tnisses von Clingen-
stein, item 3 von Falckenstein, her Hans von Hungerstein; her Jost von
Küssenberg; item 3 von Hödorff.
Vgl. Dr. A. Bernoulli: Eine Todtenliste zur Sdilacht bei Sempach. Anzeiger filr
schweizerische Geschichte, 1881. Appenwiler ist nach E. La Roche, Bauhütte des
Basler Münsters, Basler Beiträge XII, 108, gestorben zwischen März 1471 und 1472.
71. Waldshuter-Chronik
von 1442.
Item der vorgenant hertzog Lupoid wart erschlagen ze Sempach Anno
domini M*^CCC^ vnd LXXXVI jar nono die Julii.
Clewy Frygcr von Waldshut, Lehrmeister 1442, Chronik v. Waldshut. — Gerhert :
Taphographia 178. - - O.Lorenz: Deutschlands Geschichtsquellen, Berlin, 1886, 1, 268.
72. Breisgauische Liederhandschrift
vom Jahre 1445
vormals im Besitze von Professor Hug in Freiburg.
Nach der < I>assberg*schen Copie» in der Fürstlich Fürstenberg'schen Bibliothek in
Donaueschingen, mitgetheilt von Herrn Archivrath Dr. F. L. Baumann. Vgl. über diese
Handschrift Dr. K. A. Barack: Die Handschriften der Fürstlich Fürstenbergischen Hof-
bibliothek, Tübingen, 1865, 47 — 49. Die gleiche Handschrift enthielt Gedichte von
Suchen wirth ; sie wird also in Wien entstanden sein.
Anno M ter C post L tres x adde sexque
Sep. Julii ^) mensis idus tunc strauerat ensis
Prauorum ducem Luipoldum cui dare lucem
Cuncti potensque pia dignetur virgo maria.
In terra propria Pro re propriaque necatus
Genteque de propria Pro justicia trucidatus
Hie ex regali Generatus stirpe vigebat
Hac vmelis *) tali Sub nobilitas *) nitebat
Mars quid fecisti Quare talem rapuisti
Et totum tristi patriam vultu statuisti
Et detruxisti Vas nobile, cur deus isti
Tu non pepcrcisti Quem tuum*) celsum statuisti
Subveniat isti ^) Subito rogo vulnera cristi.
Disz hernach geschriben herren ritter vnd knecht vnd stett
wnirdent alle vor sempach erschlagen by dem biderben herren
herren herzogen luipolden von Osterrich in dem jare \Tid
vfF den tage alz hyc oben statt in den ferszen geschriben, der
aller seien got gebe das ewig reich AMEN.
i65
Am ersten der hochgelobt edel fürst Herzog Luipoldt,
Margrauß'von Hochberg.
Graif hans von fürstenberg.
Junckherr Walter von Geroltzegg.
Her martin maltrer.
Her götz von stouffen.
Her Ulrich von stouffen.
Her hanmann von wiszwiler.
Her hans von wiszwilr.
Her oszwalt zem wyger.
Thoman berenlapp.
lütold schäffrer.
Haman rott.
Burckhart gäszler.
hainrich väschlin.
Her haintzman kuochlin.
Her egnolff kuochlin.
Her hummel von keppenbach.
Her hanmann maigemiea.
Her Conrat stotz.
Her egnolff von stülingen.
Her peter von bolsenhaim.
Her liutold von mulheim.
Her conrat von bolsenheim.
der von hasenburg.
her werlin von perenfels.
Adelberg von perenfels.
her Rudolff hurus.
her werlin von Rothberg.
her Walter von nuffen.
Item die hernach geschriben sind ausz dem Elssäsz,
Der techant von Ochsenstain.
her walther von der digh.
lier peter von Ratzenhusen.
hainrich von Ratzenhusen.
her peter von andlach.
her werlin waffler von hattstatt.
her werlin der lang von hattstatt
her Berenhart grat.
her hanman waldner.
Crafft waldner.
her Burkhart von maszmünster.
her Werl in von flachslanndt.
her hanman von wittenhain.
her das von bebelhain.
her contz stör.
her gotzman von baden.
her fridrich von münstral.
her hainrich von regiszhaim.
Cüntzlin von Eptingen.
düring von eptingen.
Walter von Mörsperg.
Junckher peter bolwil.
diepolt von mörsperg.
wilhalm von rottbach.
wötzel von mörsperg.
werlin nüs von mörsperg.
hanman zem wigerhusz.
hainrich stötzer.
hanns stegher (stogker?).
hanns prügker von berghain.
her hans Rudolff lobgassz.
Burckhart von lobgassz.
Burckhart vom hausz.
Hüglin Clett
fridrich Clett
Contz von mülhain
Grauff hans von tyerstein.
Grauff walraff von tierstain.
her albrecht von mülinen.
her götz müller.
her wemher schenk,
her Rützman hunenberg.
her Vir ich von Rinach.
Rustman von Rinach.
fridrich von Rinach.
her hainrich von Rinach.
Günther von Rinach.
i66
Marquart von Bildegk (sie).
VI rieh von Büttenkaun.
Hartman von Buttenham.
Wirienberger.
Hanns von Randegk.
Herman von liechtenfels.
Der lang Burckhardt von Ehingen.
hanman von signaw.
Die von Schwaben.
Herr Ott der truchsesz.
her vlrich von Ems.
her egnolff von Ems.
her hartman von behem.
her hilbrant von wissenbach.
her proun der güssz.
her albrecht von Rechberg.
her Conrat vom stain.
hanman güssz.
hainrich von schellenberg.
franck der liechtenstainer.
der herenser, der hofman Kuchen-
maister.
frantz vlrich von tegcrfelt
walther mävr.
Von Ergau.
her türing von hallwilr.
hans von hallwilr.
her Ruman von Kingstain.
her haman von Eschentz vnd zwcn
seiner sün am ersten haintzman
vnd haineman.
her fridrich von Ertzmgen.
hainrich von bettmeringen.
vlrich von tierberg.
Diethelm von münchingen.
Das sind Eizscher,
her peter von arberg.
her fridrich von gryffenstain.
her wilhalm von End.
her peter landsperger.
her hainrich koL
her niclass Götsch.
Cristoffer götsch.
her conrat im turen.
Der Tarandt.
Jörg Kuchenmaister.
Item xvi von Burgundie der warend
X ritter vnd vi edelknecht
Von schaffhusen,
her hans von Randegk.
her hans von schwandegk.
her diethelm der schulthaisz.
der schulthaitz von Rinfeldcn selb
dritt.
der schul taisz selb dritt v. newenburg
Item disy obgeschriben erber hem
wurden alle erschlagen by sem-
pach mit meinem herren hertzog
luipolden vffsinem aygen vnd von
sinen aygen livten vnd vmb das
sein an sanct leonis tag \Tid siner
gesellen, warent x tusent ii hundert
vnd iii die ob got wil alle mit dem
sellbcn vnssers herren huld ge-
winnent.
') Vgl. dazu die Schwäbische und Zwettlcr Chronik oben S. 123
*) Lies «^humelis >.
') Statt tse nobilitatc >.
*) Tarn.
*) Subvcnient.
— 124.
i67
73. Antonini Archiepiscopi Florentini chronicon.
•j- Antonin, geboren in Florenz 1389, Erzbischof 1446, f 1459, compilirte eine
Chronik, die 1480 in Venedig, 1484 in Nürnberg, 1491 in Basel und 1586 in Lyon
gedruckt wurde. — (Lugduni 1586, Tom. III, 407.)
Eo anno (1387, recte 1386) dux Austriae Leopoldus captus fuit, et
occisus a populis suis, ex eo quod imponebat eis taleas et gravamina in-
debita, ad quae non erant obligati.
74. Meister Felix Hämmerlein, Chorherr von Zürich,
tractatus: de nobilitate,
geschrieben 1447.
Item anno MCCCLXXXVI quidam frater minor, vir magnae peritiae
ac sermologus largissimae famae, ipsa die circumcisionis Domini in praedicto
imperiali oppido Thuricensi publicosermone protulit, seper astrorum motus
cognovisse, virum nudum cum armigero horrende pugnasse et demum ar-
matum succubuisse, et per hoc illico demonstrari nona die mensis Junii ^)
proxime futuri principem terrae potentem per paucerculam gentem vin-
cendum, prout eveniebat, nam ille populus scelestus (Switensium) cum
suis complicibus iJlustrissimum principem Leopoldum ducem Austriae
prope castrum suum S^mpach cnidehter in hello in solo proprio et ratione
proprii, et per suos homines proprios cum mira multitudine comitum, ba-
ronum et nobiiium die praegnosticato peremerunt. Nunc audi mirandum ;
nam anno revoluto eodcm in loco, quo princeps occisus est, quidam flos
monstruosae pulchritudinis, et largissimae magnitudinis et peregrinae dis-
positionis, notus est, similitudo cujus per filios hominum non est visa, prout
forma deinde compacta et his diebus proprie demonstrare videtur figurata
et materialiter conficta in rei perpetuam memoriam apud quandam capel-
lam ibidem conservata.
Fei. Malleolus: de nobilitate (script, 1447) cap. XXVI, fol. XCIV, b. lieber den
\'ielgenannten Hämraerlin, geboren 1389 in Zürich, gestorben c. 1461 in Penthaz, vergl.
B. Räber : Felix Hämmerlin, Zürich 1846, 240 u. Friedrich Fiala: Probst F. Hämmerlin.
Urkundio v. Solothum I. — O. Lorenz : Deutschlands Geschichtsquellen, 1886, I, 1 19 ff.
>) Statt Julii.
75. Chronica Heinrici ordinis minorum
scripta 1449.
Antipapa Robertus transfert se ad Avinionem et a rege Francie honori-
fice suscipitur. Et exinde reges et principes ac prelati divisi sunt, Rex
Francie cum omni regno suo et fcre tota Hispania et regina Sicilie cum
maiore parte regni Roberto antipape adhcscrunt. Imperator vero Karolus
i68
IUP"* et filius suus Wentzlaus, romanorum rex, Ludivicus rex Bohemie,
rex Vngarie, rex Anglie et omnia regna septemtrionis, nee non provincie
Italie extra regnum Sicilie constitute, regna Cracovie et Polonie cum suis
subditis domino Vrbano adheserunt. Quidam tarnen principes Alraanie
alte, cum episcopis quibusdam in temporalibus astrictis, vt Lüpoldus dux
Austrie, qui prope Sempach in bello cum magna comitiva nobilium a
Switensibus fuit interfectus, anno domini MCCCLXXVI*, die IX. Julii,
et quidam nobiles Almanie basse Roberto adheserunt. Alberchtus vero
dux Austrie principalis, frater ducis Lüpoldi maior natu domino Vrbano
fideliter adherebat.
Handschrifl der Carthause in Basel, jetzt Universiläts-Bibliothek Basel. Cod. D. IV,
lo, fol. XCVI, a— b.
76. Sequuntur hie aliqua in Cronica sequenti non scripta, quae
non per omnia sunt generalia, scilicet circa Basileam in
propinquo et in Basilea gesta.
Anno MCCCLXXXVIII Nobiles vohnies vindicari bellum Sempack
inierunt conflictum ze Nifers (Näfels), succubuerunt et IUI*' citra inter-
fecti manserunt.
Handschrift von c. 1449. Bibliothek der Carthäuser in Basel, jetzt Universitäts-
bibliothek. Codex Manusc. D, IV, 10, fol. 7, b.
77. Chronica der Edlen Grafen von Cilli.
Verfasst von einem Minoriten 1435; fortgesetzt bis 1458.
Von einer grossin zwitracht in der Christenheit.
... da von lang zu schreiben war, was grosser und schwehr Leuff sich in
der Christenheit haben verloffen, dann in der Zeit und darnach
viel Bluedt vergossen . . wie in diesen Landen die zwey Fürsten von Oster-
reich, Hertzog Albrecht und Hertzog Leopoldt einen grossen Nahmen
gaben, also dass In die Tarueser march ward eingeantwordet, und darnach
Er die Pristerschafft mit Steuer zu dreyen mahlen angryff; Ihm gingen
darnach all sein Sachen zurück, und ward darnach von den Schweitzern
erschlagen. Die Bibel setzt in dem andern Buch der Machabeorum in dem
dritten Cap. : welcher ratligeber einen Fürsten nit lieb hat, der rath Ihm,
dass Er die Kirchen bcschwehre, und sein Landt und Leuthen neuerungen
mach, so zcrgehetscin reich und seines Nahmens wird furbas nimmer gedacht
Hahnii: CoUectio monumentorum velerum, Bninsvigae 1726, II, 682. — O. Lo-
renz: Deutschlands Geschichtsquellen, 1886, I, 283 — 285.
169
78. Chronik Meinrad's von St. Gallen.
15. Jahrhundert.
A. ä. MCCCLXXXVI jar
am Donstag vor sant ulrichs tag verlor hertzog lupolt von Österrych ze
sempach.
Und wurdent begraben mit dem fursten XXIII. ritter zu küngveld.
Meinrad's Chronik (in Cod. Vadianus N. 67, fol. 2) in St. Gallen. G. Scherrer:
Kleine Toggenburger Chroniken 82.
79. Nürnberger Weltchronik,
verfasst von Johannes Plattenberger dem jungem und Theodorich Truchsess, Kanzlei-
schreiber, um 1459«
In dem zehenden jar der reigirung kunig Wcntzeslai nach Cristi gepurt
1386 erhub sich grosse zwitrechtikeit und krieg zwischen hertzogen Leu-
polten von Osterreich und den Sweitzeren und yr eidgnossen, den von
Zürch, Peren, Luceren, Urach und Underwalden, und im prachmond zugen
sie auss und gewannen ym 13 vesten an, besunder Pfeffekin, in der sie 26
man erslugen und die purck verpranten. Damach an sant Kilians tag er-
hub sich hertzog Leupolt von Osterreich mit vil herren auff 700 gleven
und vil fussvolks, und zoch für das stetlein Sempach, welches vor sein
gewesen. Also samten sich die Sweitzer auff 2000 fussknechten. Also
stund der hertzog [vom Pferde] und wurd von den edelen gross geschrey
über die kumelcker. In der weil die Siveilzer ir spitzen machten, und ward
beder seyten ritterlich gestritten und (es so) heiss was, das die ritter im
hamesch swach wurden und zun pferden nit kummen mochten, das die
Sweitzer den sig erlangeten, und der Sweitzer 200, des hertzogen auff 400
reisiger, under den vil herm, erslagen wurden, nemUch hertzog Leupolt
von Osterreich, her Johann von Ochsenstein tumprobst zu Strasburg, mar-
graff Ot von Hochperge, graff Hans von Furstenberg, der swartz graff vc^n
Zoller, zwen greven von Tirstein etc., vil edel von der Etzsch und Oster-
reich. Und wurden begraben in das closter Kunig\'elde; etlich an der
walstatt begraben und ein capel darüber gemacht. Nach welchem streit
hertzog Leupolt sein sun wider Sweitzer kriegt ; also zerstörten sie Roten-
burg mit samp der purck, und der adel umb sie her vertriben wurd.
Die Chroniken der deutschen Städte. III. Band, I^eipzig 1864, pag. 291. — O.
Lorenz: Deutschlands Geschichtsquelkn 1886, I, 172.
Diese Chronik, erhalten in Excerpten Hartmann Schedels, benutzte der Augsburger
Mönch Sigmund Meisterlin, einst Novizenmeister in St. Gallen. Nürnberger Chroniken
III, 5 — 6. Westdeutsche Zeitschrift, Trier 1885, IV, 302 ff. — O. Lorenz a. a. O. loi.
I70
8o. Senatorium Magistri Martini olim abbatis Scotorum
Wyennae per modum dialogi.
c. 1440 — 1460.
Albertus et Leopoldus diviserunt terras et cessit Alberto Austria,
Leopoldo Stiria, Carinthia, et aliae terrae. Ille Leopoldus (ut in cronicis
publice scribitur) quia magnas steuras imposuit Monasteriis et Clero, amodo
nuUam fortunam habuit, licet ante talia gravamina fortunatissimus esset,
et ultimo occisus et a Swetensibus . . .
B. Pez : Scriptores renim Austriacarum II, 658. — Der Autor dieser Schrift, der
Ungar Martin von Zips, 1424 Professor in Wien, soll um 1470 gestorben sein. — O.
Lorenz: Deutschlands Geschichtsquellen, 1886, I, 223 — 226.
81. Chronik des Thomas Ebendorfer von Haselbach
von circa 1440 — 1463.
Interea quidam rustici et populäres vocati Suitenses, sui naturales et
Donius Austriae subditi in Valle, montibus et lacu Lucemensi vallati, de
paucis villagiis, Cella, Stain (en), Altorff, Suiz, Morsach, quarum Ecclesiarum
et jus patronatus ad ipsum pertinebat, sirailiter Kusnacht et Beckenriedt
rebellionem contra ipsum intentarunt, et quaedam loca suae temporali
ditioni subjecta in deditionem susceperunt. Quod cum vindicare decre-
visset praefatus Princcps, collectis suis, paucis numero, se versus Sempach
oppidum recepit. In qua via, dum quidam de suis Suitenses comperissent,
et eosdem sine ordine aggressi fuissent, prostementes multos de adversariis,
tandem praefatis praevalentibus, lugubrem Princcps audivit clamorem : retta,
Oesterreich, retta! Videns quoque in banderiis flebilem suorum casum, ad
quem dum quosdam lentus conspiceret, ipse de equo prosiliens animose
irruit, et venit in hostem, ibique utrinque magna virtute decertatum est, in
conspectu plurimorum in equis residentium, et fuga lapsonim, sicque Illu-
stris istc Princcps cecidit, et e suis militibus et nobilibus circa centum et
viginti. De quorum numero Otto Marchio de Hochberg, duo comites de
Tyerstain, Johannes über Baro de Hasenburg, de Ochsenstain, Petrus Ar-
berger Vcxillifer, Wilhelmus de Endt, Otto Daj)ifer de Waldtburg, Fride-
ricus Graiffenstainer de Athesi, Petrus Srhlandersberger, et unus de Raiffen-
stain, et alii: cum quibus Otto Harasser, Magister armorum praefati Ducis
Leopoldi, Franciscus de Castelnuf, qui et mane in laterc Principis inventus
est mortuus, anno Domini 1386. Sepcliuntur praefati una cum Principe
in Monasterio Krjuigsfeidt, quorum animae Deo vivant in aeterna beatitu-
dine. In hac partiali ctcasualipalaestra non defuerunt Lucernenses, Under-
waldenses, Oben^aldenses, vasalli Comitatus Habspurg, et de Glaris, proprie
1^71 _
ad Monasterium sancti Fridolini Abbatis Seckingensis pertinentes, cuius
et imaginem in Vexillo ferunt, inductione Turicensium (von Zürich), tunc
hostium Ducum Austriae, in hanc ortam rebellionem, ut ipsis referentibus
didid. Et quia vasallos nobiles et Advocati Ducum in his partibus et exac-
tionibus et concussionibus nimium aggravabant, filias suas humiliabant, et
uxores vi surripientes etiam propriis in domibus polluebant, aut utrasque
indignis personis conjugio copulabant, et coram ducibus repetitis vicibus
super his conventi se justificabant, hinc desperantes se aliorsum contule-
runt cum Imperatore Carolo Quarto Rege Bohemie.
Thomae Ebendorfferi de Haselbach Chronicon Austriacum (scriptum c. 1463). —
Pez: Scriptores renim Austriacarum II, 816 — 817. Ueber Ebendorfer vgl. O. Lorenz:
Deutschlands Geschichtsquellen, 2. Ausgabe, I, 226 — 235; 3. Ausg. I, 272 — 283.
82. Züricher-Chronik
von 1466.
Do fuor der Herzog Lüpolt von Osterich mit grosser Herschafft für
Sempach und trowtend denen zuo hencken, und wüstend da, und kamen
die Eidgnossen von Lutzem und fuorend gegen Sempach, und Herzog
Lupoid und sin herschafft namend den Berg des ersten in, und do unser
Eidgnossen auch woltend uff den berg, do kamend die Herren ab dem
berg mit grossem geschrey, und mit werffen, und stachend in unser Eid-
gnossen, das der Eidgnossen wurdend LX erstochen das keinem herren
nüt was geschähen, und do der von Lutzem panner under kam, do kam
Herzog Lupoid hinzuo und wand obgeligen. Do halff der allmechtig got
unsem getrüwen Eidgnossen, das sy obgelagend mit grossen arbeiten, und
die herren erschlagen wurdend und Herzog Lupoid von Osterich, und als
grafen und ritter und edelknccht ; wan .sy woltend keinen armen man nit
by inen lan ^) ; sy woltend die Schwyzer selber schlan. Und verlor Herzog
Lupoid von Osterich und mit im sechshundert und LXXVI, und dar nach
ward vil in holtzcren funden todt erstickt und ward ir gehut untz momdes
am zinstag, und ward den Eidgnossen gross gut und harnesch, an hüben,
an gold und silber, und das panner von Tyrol, und des von Ochsenstein
panner, der Graffen panner von Hochberg, des Graffen panner von Tiel-
stein, ein panner von Mümpelgart, ein panner der geselschaft ab der Etsch,
ein panner von Friburg im Brissgöw, ein panner von Schaffhusen, und
von Lentzburg, des von Hasenburg panner, und verlor der Eidgnossen
hundert und XVL Da ward frid gäben am dritten tag, und kamend LXXX
wägen und furtend die herren hinweg; die anderen wurdend begraben.
Und do zerbrachend die von Lutzern Rotenburg uff den herd und ward
der Zol gemindret als er hie vor was. Dieser stryt geschach, do von Gottes
1/2
geburt warent MCCCLXXXVI jar an dem IX tag hövmonat, an einem
raentag.
Zürcher-Chronik von 1466. — Stadtbibliothek Zürich J, 245, S. 58 — 60. Dr.
Georg von Wyss : Ueber eine Zürcher-Chronik aus dem fünfzehnten Jahrhundert und
ihren Schlachtbericht von Sempach. Zürich 1862, S. 34 — 35. — O. Hartmann: Schlacht
bei Sempach 33 — 42.
*) Man beachte die Reime *man», «lan», «schlan», die auf ein Gedicht hinweisen.
83. Von den Fürsten von Oesterreich.
1466.
1 386 des 9. Juni ward erschlagen Herzog Leopold von den Schweitzern
und von den von Zürich mit vielen Rittern und Knechten.
Bibliotheca Corsiniana in Rom, Cod. Nr. 821. Dai fatti di Alessandro Magno.
Der Anhang, der eine deutsche Chronik enthalt, ist geschrieben von Martinus Delakh
1466. — B. Dudik: Iter Romanum I (1855), p. in.
84. Deutsche Chronik, bearbeitet nach Königshofen für Jakob
von Stein von Bern; geschrieben von Melchior Rupp,
Schulmeister von Schwyz, 1469.
Handschrift in Bern. I, Nr. 41, fol. CCCXXIX, b.
Von dem stritt ze Sempach.
Und dc) sich der vorgenant Hertzog Lupoid mit grossem volk be-
sanipnot (fol. CCCXXX) do kamen die Eydgenossen von Luzeren, Schwitz,
Vre, Vnderwalden zu denen von Zürich von Ire manung wegen mit sechs-
hundert mannen vnd zugen mit enandren in das ergöw uff den Herzogen
von Oesterich vnd wustent vnd branden was sy funden. Si gew^unen ouch
Pfeffikon in dem Turgöw, das des von Landenberg was, vnd wurdend ufF
der vesti erslagen sechsvndzwenzig man vnd zugen wider gen Zürich vnd
lagen do vierzechen tag. Do vernamen sy das der Herzog mit grosser
macht wolte ziechen für Sempach. Do erloupten die von Zürich den eyd-
genossen heim ze varen. Das ouch beschach. Darnach uff dem Mentag,
was der Nünde tag des monetz Höuwet der obgenant Hertzog Lüpolt
von Oesterich mit grosser Herschaft vnd mit grosser Macht slug sich für
Sempach. Also zugen ouch die vorgenanten Eydgenossen Luzeren, Schwitz,
Vre, Vnderwalden ouch gen Sempach mit me denn mit dryn hundert
mannen. Vnd do bede tail enandren ansachen, do zugen sy zusamen vnd
schlugen uff enandren manlicli vnd ritterlich. Do gab gott den eidgenossen
gelück, das sy erlich ohgelagcn. Vnd wart der obgenant Herzog Lüpolt
mit vil grosser Heren erslagen, Grafen, frycn, ritter vnd knecht vnd warent
der Herschaft viertusent vnd wart do ge-(fol, CCCXXX, b)wunnen gross
gut an Harnaschs, an kleider vnd an andren dingen. Doch verluren die
173
w
eydgenossen by zwenz vnd hundert mannen. Vnd fürten die eydgenossen
mit Inen ab der walstatt die paner von Tryol, das von Oschstensten (!) paner,
des grafen von Habspurg, der von Schaff husen paner, der von Meilingen
paner vnd vil fennlin, die sy nit erkanten. Vnd wurdent uff der vigen-
den tail erschlagen die hienach geschriben.
Der Edlen namen so ze Sempach erslagen wurden ^).
Des ersten Her Lüppolt von Oesterrich.
Der schwarz graff von Zollem.
Zwen von Griffenstein.
Zwen von Halbstat.
Zwen schnewli von friburg.
(fol. CCCXXXI). Herr Hüring von Schonöw vnd sin tochterman Her
Hanss von Grünenberg.
Der von Tegerwelt.
Ein Stör von Sulz. Zwen v. Epptingen, vier v. Mörspcrg, vier v. Rinach.
Der starck von Grymmenstein. Item acht vnd zwenzig ritter vnd
knecht von Oesterich. Item fünff vnd dryssig ritern von der Ettsche vnd
vil ander, die hie nit geschriben stand.
Vgl. über diese Handschrift G. Studer: Justingers Chronik pag. XXV — XXVI;
dazu oben S. 152 — 153.
*) Wir heben nur Einzelne hervor.
85. Berner-Chronik des Venners Benndicht Tschachtlan und
des Rathsherrn Heinrich Dittlinger
gemeinsam verfasst circa 1470.
Diese Chronik folgt in dem von der Schlacht bei Sempach handelnden
Capitel dem Texte Justingers fast wörtlich. Das Züricher- Exemplar von
Dittlinger lässt nur die Worte in der Schlachtbeschreibung weg: «den
herren waz gach zu den eydgnossen, die hatten sich so nach gesmuockt,
und vachten mit dem spitze, und namen des ersten grossen schaden. Bald
liessen die eydgnossen von dem spitze, und lieffen in die herren, und
slugen so grülich mit den halbarten, daz nüt vor den streichen gestan
mocht». Sie erzählt wie die anonyme Stadtchronik: «Und do die eyd-
gnossen mit denen von Zürich vierzechen tag gereiset hatten», hätten sie
den Zug des Herzogs nach Sempach vernommen; da «scharroten sie sich
uf flachem velde und fochten mit einander manlich und ritterlich, da gab
gott den eydgnossen daz glügk ...»
Im Verzeichniss der Gefallenen ergänzen die beiden Autoren beim
Markgrafen von Hochberg den Namen Otto.
Studer: Justingers Berncr-Chronik 163 — 164, Vgl. oben S. 152 — 153.
174
Bemerkenswerth ist diese Chronik (Original-Handschrift der Stadtbibliothek Zürich
A, 1 20) durch das von Tschachtlan beigelugte Bild der Schlacht Ixji Sempach, welches
folgende Unterschrift trägt:
Strit ze sempach da beleih
herzog luppolt von Österreich
und vil herren ritter und knecht.
Der Einbruch wird nicht durch Winkelried, sondern durch einen Widder bcwerkstclligt.
— Vgl. Heinrich Gehrig: die Winkelried-Fragc 35. — Ueber Tschachtlan und Dittlinger
vgl. G. Studer. im Archiv des bist. Vereins von Bern VI, 627 ff. — O. Lorenz : Deutsch-
lands Geschichtsquellen 3. Ausg. I, 1 12 — 1 13.
86. Gebhard Dacfaer's Konstanzer Chronik
vom J. 309 — 1470.
St. Galler Stiftshandschrift No. 646 pag. 192 — 93 und
Constanzer-Chronik Nr. 2807 der k. k. Hofbibliothek in Wien.
Anno MCCCLXXXVI jar.
Und in dem jar do man von der gepurt cristi unsers Heren zalt Tuscnd
drühundert achtzig und sechs jare an dem ntinden tag des höwatz in der
zwölften stund desselben tags, Do hub sich der stryt zu Centbach zwüschcn
hertzog lüpolten vnd vil Edler lütt die Er by im hett und och von sinen
stetten und ab dem land. Und den von lucem, undenÄ'alden den von
Urach und den von schwytz. Wan der hertzog maint und kl^ sich wie
im die walenstader im innhettend wol uff zwölfF schloss und bettend die
zu iren banden gezogen. Das aber sy gar erberclich veranttwurtend mit
der aidgenossen hilff und nach vil worten und briefen und altem herkomen
kam es zu disem strit.
Und do hübend sy an ze vechtend und vcrlurend die von lucem und
die aidgenossen wol uff dryhundert man wan der hertzog hett gar vil volks
und vast wolbezügdt in dem veld. Und in dem was ainer von hennen-
berg wol mit fünff hundert mannen die under in horttend mit sinem banier
fliehen mit ainem grülichen erschrokenlichen geschray und also kam ain
schreck in des herzogen volk und yltend zu den rossen weihe mochtend
und wondend dem volk ze hilff ze koment mit den Rossen; da wurdend
inen die ungerochen ungezämpten ross unsinnig und kündend nichtes mit
inen geschaffen dann das sy das volk groslich und vast wüstend und nider-
stiessend und ertrattend mit den Rossen und wurdent unbesint und ver-
lurend ir kry ^) und wyst niemant warnach er sich halten solt. In dem
schlugend stachend und schussend die aidgenossen mit guter Ordnung
und mit starken krefften in sy und laitend ir gar vil uff die waltstat. Und
sunder die Edlen die dann da blibend und gern bestanden wärend und
nit wychen woltend und das volk gern in dem veld behabt bettend und
die wurdent erschlagen und belibend in dem velde. Wie wol ir nun vast
mer was und des halbtails mer dann der aidgenossen. Der durchlüchtend
175
först Hertzog lüpolt, Grauff Ott von Habspurg und graff wald raff von tier-
stain und graff Hans von tierstain sin bruder, Graff Hans von fürsten-
berg, her gewesen von geroltzegk, Her Hans von ochsenstain, Her Hanss
von hasenburg, Her wernher von Berenvels, Her Martin Maltrer, Her
wernher von Rättenberg und sin Bruder, Her cunrat und vil ander Heren
edellüt, Ritter und knecht der namen man nit wayst und vil erber lüt von
den stetten des hertzogen und andern richstetten die och ir volk dahin
geliehen bettend und ander herren gaistlich und weltlich und och gar vil
usslüte ab dem land dero nun gar vil och erschlagen sind uf der waldstat
und och an andren enden und stetten als die aidgenossen nachyltend
funden wurdend der nun zalhaflftig sind by sechshundert und sechs und
sechtzig und dan sust och vierzehen hundert und süben und trissig dero
namen aber ruwend in dem fryd unsers heren ewen. 2)
Gebhard Dacher ist 1472 gestorben. Gütige Mittheilung von Herrn Stiftsarchivar
Dr. Gustav Scherer in St. Gallen, dessen Handschriften -Katalog der Stiftsbibliothek
St. Gallen S. 2 1 2 Auskunft über diesen Codex ertheilt. O. Lorenz in Pfeiffers Germania
VI, 185 f. O. Kleissner : Die Quellen der Sempacher Schlacht, 65 — 66. — Dr. H. von
Liebenau : Arnold Winkelried 208 — 209. — O. Lorenz : Deutschlands Geschieh tsqucllen
3. Aufl. I, 93 — 94 hält dafQr, die Handschrift in Wien dürfte noch im ersten Deccnnium
geschrieben worden sein.
*) Die Wiener Handschrift, welche nur den Dialekt und zuweilen die Wortstellung
etwas ändert, bringt die Lesart «crieg».
•) Wiener Codex «in dem ewigen leben».
87. Johannis Knebel, Capellani Ecclesiae Basiliensis, Diarium.
1473.
Eo autem tempore, quo dominus imperatorhic (Basileae) fuit, vocavit
confederätos Switenses et peciit ab eis, ut ipsi ablata domui Austriac resti-
tuerunt, ad quod ipsi per dominum Nicolaum de Dieszbach, militem valde
honestum, multas peragratas eis- et ultramarinas regiones, patrias et regna,
responderunt serenissime majestati sue, quod ante centum et citra annos
et eo tempore, quo illustris domus Austriae patriam illam in manibus suis
habuerant, per advocatos et balivos nobiles illius patriae regebant non eo
quo decebat modo, sed tyrannico, permittentes spolia in ipsa terra fieri,
comittentes in suos, quos pascere debebant, stupra, adulteria, et impo-
nentes eis stüras, tallias et exacciones insolitas etalia plurima intollerabilia
nefanda negocia, unde communitates et villagie permoti prefatis balivis
et terre comitibus, baronibus et nobilibus talia exercentibus opposuerunt,
eis lites movendo, oppida et castra ipsorum expugnando et recipiendo.
Qui quidem tunc nobiles se volentes vindicare suis principibus se junxc-
runt, false eis dicendo subversionem et destructionem, non dicentes veri-
tatem causae, qua dicta et falsitate et nuga suggesta tacita princeps extunc
176
sc non eis opposuisset, et tantum effecerunt, ut ipsi Confederati compulsi
ad defensionem suam se eciam principi Lupoide oposuissent, qui cum
in bellum ad Sentbach venisset, ab ipsis Confederatis se defendentibus
et nobilibus prefatum illustrem principem Lütpoldum de Austria ducem
male et dolose instigantibus, heu! fuit interfectus. lUe optimus princeps a
suis fuit traditus in mortem, et per hanc tota illa terra recepta a Confederatis.
Basler Chroniken, herausgegeben von der Historischen und Antiquarischen Ge-
sellschaft in Basel. Leipzig 1880, II, pag. 5 — 6. — K. Buxdorf: Chronik des Kaplans
Johannes Knebel. Basel, 1851, I, i — 3, 185 — 186. — Dr. W. Vischer: Die Sage von
der Befreiung der Waldstädte 44. — Dr. Th. v. Liebenau : Berichte über die Schlacht am
Morgarten, Mittheil, des hislor. Vereins des Kantons Schwyz, III, 36. — Dass Knebel
1481 — 1482 im März gestorben ist, wies zuerst E. I^ Roche nach (Bauhütte des Basler
Münsters, Basler Beiträge XII, 108).
88. Nicolaus Blawstein, ecclesiae Basiliensis Capellanus, Origo
ducum Austriae,
nunc temporis existentium 1475.
Alberctus dux, filius Albercti regis predicti ex comitissa Pbirretarum
genuit IUP' filios Rudolfum, Fridericum, Alberctum et Lüpoldum. Lu-
poldus III. filius nupsit ducisse Mediolanensi.
Albertus IUI. filius habuit vxorem nomine Johanna. Hie fuit con-
tractus et tamen totus litigiosus, obsedit enim Thuregum vna cum fratre
suo Lüpoldo et Imperatore Karolo predicto anno domini MCCCLIIP sed
non vicerunt. Item iam dicti duo fratres omnibus masculini sexus de ge-
nocilia ducum Austrie mortuis diviserunt terras Australium inter se anno do-
mini MCCCLXXIX°. Dux Alberctus obtinuittotam Austriam, dux Lupoldus
Stiriam, Karinthiam, Krayn,Tyrol etSweviam. Idem Lupoldus inconflictu
habito cum Switensibus IX. die mensis Julii anno domini MCCCLXXXVI*
ante opidum Sempach cum multis nobilibus occisus fuit. Qui reliquid IUI**
filios duces Wilhelmum, Lüpoldum, Eniestum et Heinricum. Emestus
genuit duos filios, Fridericum, qui hodie festo assumptionis Marie Anno
MCCCCLXXV° est et per XXIII annos precedentes fuit Imperator ro-
manus, habens filiura ex regina Portigalie noraine Maximilianus. Alius
filius Lupoldi interfecti etiam nomine Lupoldus nupsit ducisse Burgundie
nomine Katherina, qui residebat in Ensisheim, mortuus est sine liberis et
ipsa ducissa rexit propria adiutorio civitatis Basiliensis multum bene usque
ad ipsius mortem. Wilhelmus autem vel Heinricus genuit Fridericum du-
cem, qui nupsit ducisse de Brunswig, que genuit sibi filium Sigismundum
hodie viventem, habens conthoralem reginam Scothie et nullos liberos. Ex
l^rescriptis rccto calculo constat, dominum Imperatorem Fridericum et
patrem Sigismundi, ducem Fridericum, fore filios fratrum, vulgariter ge-
swisterd kind, filiorum Lupoldi occisi prope Sempach, et eundem Lüjjol-
177
4. - - _
dum fore filium ducis Alberli et conthoralis comitisse Phirretarum. Et
eundem Alberchtum fore filium regis Ruodolfi comitis de Hapsburg. Ex
quibus Omnibus clare habetur, omnes duces Austrie qui fuerunt in CLXX
annis habuisse originem a rege Ruodolfo, qui fuit comes de Hapsburg natus.
Handschrift der Carthäuser in Basel, jetzt Universitäts-Bibliothek Basel. Codex
D. IV, lo, fol. C.
89. Heinricus de Gundelfingen : Historia Austriaca.
1476.
Gundelfingen gibt sonderbarer Weise in seiner Historia Austriaca
(theilweise gedruckt bei Adam Kollar: Analecta monumentorum omnis
aevi, Vindob. 1 76 1 , Vol. I, ^i"] — 825 und bei Petrus Lambeccius : Commen-
tariorum de augustissima bibliotheca Caesarea Vindobonensi lib. II. Vin-
dob. 1669, II, 465 — 510) keine Darstellung der Sempacherschlacht ; bei
der En^'ähnung Herzog Leopolds sagt er nur: qui in proelio apud Sem-
pacum cecidit.
Ueber Gundelfingen, Chorherr von Münster, gebürtig von Constanz, vergleiche
Haller's Schweizerbibliothek II, Nr. 1888. — Rieger: Heinrich von Klingenberg und
die Geschichte des Hauses Habsburg. Archiv für Österreich. Gesch. 1872, Band 48,
303 — 354. — O. Lorenz: Deutschlands Geschichtsquellen, 3. Aufl. I, 266.
90. Zürcher-Chronik
von 1313— 1477.
Do zoch hertzog Lüpolt von Oesterrich mit grossem volk in das
Ergöw für das stettli Sempach, und wolt das kom und land gewüest han.
Do zugen die von Lucem, Ure, Switz und Underwalden gegen jm mit
fryem muot, und stuonden die herren von den rossen all ab ze fuoss, und
traten frischlich an enander, und fochten hertenklich, und ward hertzog
Lüpolt erschlagen und XVI graffen und fryen und ander ritter und knecht
der edlesten und redlichosten herren, so man mocht vinden in allen landen
da und me den VI hundert man, und warent die werdelichesten herren
und die reisigosten, so in allen landen mochten sin.
Alte Zürcherchronik von 13 13 — 1477 oder Cod. 643, 146. Henne: Klingenberger
Chronik 121. Vgl. St. Galler Mittheil. I, 104. Scherer, Katalog der Stiftsbibliothek,
S. 210 — 211.
91. Anonymi Chronicon Noribergense,
geschrieben um 1477.
Anno Domini MCCCLXXXVI. Nurembergenses praedictac ligae
sociaverunt se. Eodem anno infrascriptae civitates : Zurgk, Lucern, Fem
cum Suitensibus bellum contra Leupoldum de Austria moverunt: XIII.
Liehettau, Schlacht bei Soinpach. 12
178
castra obtinuerunt. Post hoc feria secunda post Nativitatem Joannis, idem
Leupoldus magnum contraxit exercitum una cum adjunctis civitatibus
praefatis, juxta civitatem Sanbach ubi succubuit, et interfectus fuit cum
multis comitibus, baronibus et nobilibus, quorum numero erant centum
praeter reliquum vulgus.
Oefele: Scriptores Rerum Boicarum, I, 324.
ga. Albertus de Bonstetten: De conflictu in Sempach.
Diese Schrift, welche jetzt verloren ist, theilt der Dekan Albert von
Bonstetten in Einsiedlen im Jahre 1479 ^^^ Bischof Johann von Augs-
burg mit.
GeschichUfreimd der V Orte, III, 36 — 37.
In der Descriptio Helvetiae von Bonstetten dagegen findet sich nur
eine kleine Stelle über die Schlacht:
De silvis praefata quatuor loca insimul congregata coram oppido Sem-
pach Leopoldum divae memoriae ducem Austriae superillustrem atque
magnanimum cum magna comitum, baronum et ceterorum nobilium ca-
terva stipante occiderunt.
Mittheilungen der antiquar. Gesellschaft von Zürich, III, 103.
93. Incerti auctoris Chronica Sclavica.
1479— 1487.
1386. Eodem anno Lipoldus dux Austriae cum 18 principibus inter-
fectus est a Swiceris, habentibus 30. mülia armatorum.
Erpoldi Lindenbrogii Scriptores rerum Germanicarum Septentrionalium. Ham-
burg! 1706, Tom. I, 210. Diese Notiz ist sichtlich der Chronik Detmars von Lübeck
oder derjenigen Corners entnommen.
94. Berner-Chronik des Gerichtsschreibers Diebold Schilling,
geschrieben 1480 — 1484.
Der Text der Chronik ist als Justingers Chronik 1 8 1 9 von Wyss und Stierlin pu-
blidrt worden. Vrgl. diese Ausgabe S. 213 — 215, dazu G. Studer: Justingers Chronik,
Einleitung I ff, Text 160.
Die Chronik ziert ein Bild der Schlacht und zwar sowohl das in Bern
befindliche, auf Pergament geschriebene Exemplar, als die für Schultheiss
Rudolf von Erlach c. 1480 — 1484 gemachte Copie auf Papier, vormals in
Spiez, jetzt im Besitz von Herrn Bürki in Bern. Ersteres, I fol. CXVII, b,
zeigt die Schlacht am Fusse eines Hügels, auf dem die abgeschnittenen
rothen und schwarzen Schnäbel der Schnabelschuhe liegen. Die Schweizer
179
sind mit Hellebarden, die Oesterreicher mit Lanzen bewaßhet. Der Panner-
träger ist bereits erschlagen; im Österreichischen Heere wehen die Panner
von Tyrol (aber der Adler ist weiss in blau), Thierstein, Hallwyl, Habs-
burg (goldner Lowe in roth) und Lenzburg (blaue Kugel in weiss). Die
That Winkelrieds ist nicht dargestellt.
Vgl. O. Lorenz: Deutschlands Geschichtsquellen, 3. Aufl. I, 126.
95. Luzerner Chronik von Melchior Russ
geschrieben 1482.
Ein grosser Strytt zwüschen der Herschafft von Oesterich
und den vier waldstetten 1388.
Do man zalt von gottes gepurt tusent drühundert atzig und funff Jar,
hubent sich grosse kryeg zwuschent der herschafft von Oesterich und
Iren helfferen an eynem theyl und den eidtgnossen von Lutzern, von Ure,
von Swytz und Underwalden, den vier waldstetten, zu dem andren theyl.
Was aber die sach des kriegs were, württ kurtzlich hye vergriffen. Als die
eydtgnossen vormal bekriegt hatten die Herrschafft von Kyburg, als davor
geseyt ist, in demselben krieg aber Hertzog Lupoid von Österich den eydt-
gnossen versprochen hatt, er wollte still sitzen und sich der sach nüt an-
nemen, noch durch sin landt noch schloss wyder die eydtgnossen nyeman
zyechen lassen, das aber der obgenant herzog Lütpoldt von österich nit
gehalten hatt, wan er der herschafft von Kyburg wyder die eydtgnossen
beraten und behulffen was heimlich und öffentlich. Das lag den eydt-
gnossen in und deth Inen wee. Dawyder verdross aber den herzogen
und vill andere Heren, dz die grafen von Kyburg also vertriben und uss-
kouft waren, und hub sich ein blast zwüschen der herschaft und den eydt-
gnussen. Nun treyb der von Torberg grossen mutwillen, mit ettlichen
lüten ze Wolhusen und von Rotenburg so vere, dz sy sömlich schmach-
eytt nit wol erlyden mochten. Und luffent gen Lutzem und wurden da
burger. Do das der von Torberg vemam, do vieng er ettlich und erhanckt
sy. Es wurden ouch die von Lutzern und die Iren an dem Zoll ze Roten-
burg gar ungnediglichen gehalten, über dz es den von Lutzern um vier-
tusend und achthundert gülden verpfendt wz. ^) Dz selb Rotenburg daze-
mal Her Hemmann von Grünenberg inn hatt.
Das die von Lustern Meyenberg jngenommen handt.
Das und anders verdross die von Lutzern und wolten dz nit mer
liden, und zugen mit Ir statt zweyen panern uss der statt Lutzern für
*) Die Verpfändung des Amtes Rothenburg an Luzcm durch die Herzoge von
Ocsterreich erfolgte wirklich um die Summe von 4800 Gld., aber nicht vor dem Kriege,
sondern erst 1395.
i8o
Rotenburg fru uff die Innocentii, als man mess hatt, des Jars als man zalt
tussant drühundert achzyg und sechs jar und nament Rotenburg jn, und
griffent auch zu dem von Torberg gen Wolhusen, Und als nun die von
Lutzem Rotenburg jngenummen und zu Iren banden bracht hatten, do
zugen sy darnach bald mit Ir statt panner für Meyenberg, und najnent dz
in, darinn darnach die eydtgenossen söldner leyten, die statt zu behüten.
Wye ettlich Knecht von den Eydtgnossen zu Meyenberg
erschlagen wurdent.
Darnach kurtzlich kam der herschafft von Osterich landtvogt mit
etwan vill volkes ze ross und ze fuss und verstacktent sich vor Meyenberg
in ein hut, und rittent Iren ettwe vill an die statt und zocktent die söldner,
so von den eydtgnossen da lagent, haruss und wurden der söldner vill er-
schlagen. Doch wurden uff*der herren they 11 ouch vill erschlagen. Darnach
bald wardt Meyenberg von den eydtgnossen zerbrochen und verprennt-
Also von manung wegen deren von Lutzern koment die überigen eydt-
gnossen ouch in krieg.
Das die vier waldstett die von Bernn mantent ze tagen
in dz Kyenholtz.
Darnach bald mantent die eydtgnossen die von Bern uff" den tag in
das Kyenholtz und ouch darumb dz sy dem hertzog wyder sagen wöltent,
das aber denen von Bern gar schwer was, wan sy erst von einem grossen
krieg kummen warent, mit der herschafft von Kyburg, und von des kriegs
wegen schuldig waren worden mer dan funffzyg tussant gülden. Die schuld
Inen schwarlich uff" dem hals lag. Darzu Friburg ein mechtig statt, die
Inen so nach lege, und mit den vigenden ze Nidow, ze Bürren, umhuset
weren, und vill ander nott, die Inen doran gelegen was. Darumb sy nit
gern in den krieg kament. Doch am letschen viellen die von Bern in den
krieg, und wyderseytent dem herzogen, und den von Friburg und griffent
den krieg redlich an. Und weret der krieg untz uff" sant Matthiss tag, da
man zalt von gottes gepurt tussant drühundert achtzyg und sechs Jar.
Da rittent des richs stett von dem grossen punt zwüschen die Sachen und
machtent einen friden untz ze ussgender pfingwuchen. Derselb frid ward
ouch ze massen gehalten. Damach warb sich der hertzog und herren,
ritter und knecht, ane das landvolk, und wüsten beydt theyl einandren
in dem Ergew und da die marcken ze samen styessen.
Wye vill schlössen und vestinen7die von Lutzern gewannen
handt.
Item in den Sachen allen und die wyl der krieg im aller hosten und
offen was zwüschen der herschafft und den eydtgnossen, da zugen die
i8i
von Lutzem uss mit Irer kleinen statt panner und gewunnent Baldeck,
Richensee, Lieli, Schöfflanden, Schencken, Aristo v, die Schlösser. Aber
die von Switz namment in Sant Andress.
Das die von Sempach Burger sindt worden deren
von Lutzern.
An dem zwölften tag noch wyenacht da man zalt von Cristus gepurt
tussant drühundert achtzyg und sechs Jar, ist der Schultheys, der Rot und
die burger gemeinlich ze Sempach für sich und Ir ewigen nachkomen zu
Lutzem burger worden ; dessglichen die von Entlybuch ouch, und handts
ouch die von Lutzem in jren schirm genümmen.
Nun furer von dem krieg.
Und do sich nun der vorgenant Hertzog Lütpold von österrich ge-
samlet hat mit grossem volk, da koment die eydgnossen von Lutzern, von.
Ure, von Switz und von Underwalden zu den von Zürich von Ir manung
w^egen, wol mit sechszehen hundert mannen. Also zugent die eydtgnossen
in der heren von Oestcrich landt in das Turgew und wüstent und prantent
was sy funden und gew^unnen Pfeffiken in dem Thurgew, dz des von
Landenberg was, und wurden uff der selben vesty erschlagen ein und
zwentzyg man.
Die manschlacht und der strytt zu Sempach.
Do nun die eydtgnossen also Zürich vierzehen tag gewesen warent,
da vernammen die eydtgnossen durch die von Lutzern, das der Hertzog
mit grosser macht wölte ziehen gan Sempach, dess die von Lutzern durch
kuntschaffler eigentlich bericht warent. Also in dem zoch Lutzern, Ure,
Switz und Underwalden heym. Und also beschach es ouch, dz uff dem
mentag, so da was der nünde tag des hewmondes, der obgenant Hertzog
Lütpoldt von Osterich mit grosser herschafft und mit grosser macht für
Sempach zoch. Also zugen ouch die vorgenanten von Lutzem, Ure, Switz
und von Underwalden gan Sempach wol mit dryzehen hundert mannen.
Und da beyd theil einanderen Sachen, da scharrottent sy uff dem veld
und acker und zugent also mit bedachtem mut uff flachem veld zu einan-
deren, mannlich und ritterlich. Da gab gott den eydtgnossen glück, dz sy
erlich obgelagen und das veldt mit grossen ercn behubent. Und wardt
der obgenant Hertzog Lütpold mit vill grosser heren, ritter und knechten
erschlagen und warent der vigenden ob sechs tussant ze ross und ze fuss
und ward da gewunnen zwen wegen mit stricken, da sy in meynung warent
die eydtgnossen daran ze hencken. Es was so vill adels da, dz sy yemer
den vorstryt haben wolten und liessent die langen spitz an stiff len abhöwen,
und dran dz die heydt ally von blut des adels und eydtgnossen nass wardt.
l82
Da gewunnent die eydtgnc^ssen gross gut an hamesch, an kleyderen und
an andren dingen und kleynotteren. Und verlurent die eydtgnossen acht-
zyg und zwen man. Doch sturbent darnach aber zwen da heymen, wann
sy gar gröblichen wund waren. Und verlor dhein ort ein manss mer won
das andre, sunder verlurent sy glich. Denen gott gnedig und bannhertzig
sin wolle. Es handt die frümmen houptlüt von Lutzem, Juncker Peter-
man von Gundellingen, Schultheys daselbs, und von den anderen dryen
waldstetten, ouch des glich die wisen und frommen houptlüte, die ich mit
namen nit genemen kan, die alle uff den tag so einhellig warent, und die
Sachen so wisslich ordnettent und für die hendt namen t, damit man unseren
vigenden all Ir Ordnung brach, und man sy überwandt, mit hilfFund gnaden
des allmechtigen gotz, dem wir und seiner würdigen muter magt Marien
hüt und zu ewigen zitten viren und begon sollen und wollen . . .
Diss sindt die panner und vennly so zu Sempach gewunnen wurdent, die zu
Lutzern zun Bar/üssen hangen.
Dise panner und vennlin wurdent gewunnen zu Sempach im gefecht
und in der manlichen ritterlichen gedätt, mit namen : die pan ner von Ty roll,
des von Ochsenstein panner, des margraffen panner, des von Habspui^
panner, der von Schaffhusen panner, der von Mellingen panner. Und
sust vill andere vennlin und zeychen.
Diss sind namen so von Luizern umkommen sind:
Item zum ersten Juncker Peterman
von Gundellingen, Schultheys zu
Luz'ern, undhouptman desselben
kriegs zu Sempach.
Juncker Heinrich von Moss, und
sin Schwager
Junckher Steffan von Silinen.
Ludwig Schlierer.
Heinrich von Glaruss.
Jacob Sutor vor dem hoff.
Heinrich Spenny.
Heinrich Otto.
Hartman Brunner.
Walther Lirer.
Ulrich von Matt.
Peter Buchman.
Berttschv von Bomatt.
Welti Bemhart.
Werni voniberg, Heinrich, Anthoni
sin bruder.
Rudv Grotz.
Rufl' Meyer an der Mülingasscn.
Und wurdent uff der vygenden theyl von heren und adel erschlagen,
die so hye nach mit namen geschriben standt.
Herzog Lütpold von Östcrich. Der schwartz graff von Zolr.
Margraff Ott von Hochberg. Herr Ott von Waldpurg.
Graf Hans von Fürstenberg. - Hans von Griffenstein.
Graf Hans von Thyerstein. - Caspar von Griffenstein.
Her Walter von Geroltzeckg. - Ludwig von Stouffen.
183
Herr Ulrich von Thyerberg.
Benedict von Rotzenhusen.
Wolfgang von Rotzenhusen.
Hans Heinrich von Rotzenhusen.
Ott von Rotperg.
Wilhelm von Rotperg.
Fridenrich von Rotperg.
Her Wemher von Flachsland t.
Zwen Waldner.
Her Hurus.
Zwen von Schönouw, und des einen
tochterman.
Her Hans von Ochsenstein,
graff Ulrich von Thyerstein.
Her Johans von Hasenburg.
- Friderich von Munstrall.
Herr Walter von der Deck.
Der von Randeck.
Her Martin Malterer.
Der von Signow.
Her Albrecht von Rechberg.
Cunratt von Clingen.
Albrecht von Klingen.
Hans von Berenfels.
Hans von Berenfels.
Melchior von Berenfels.
Zwen von Hattstatt.
Zwen Schöwlin von Friburg.
Her Johanns von Grünenberg.
Der von Landsperg.
Her Wemher von Liechtenfels.
Zwen von Wisswiler.
Her Johanns vom Hus.
- Heinrich von Schellenberg.
- Hans Schaler.
- Berchtold Grätt.
Zwen von Hallwill.
Hanns Bemhart vom Hus,
Der starck von Grünen stein.
Der von Tegerfeld.
Ein Stör von Sultz.
Zwen von Emptz.
Vier von Eptingen.
Vier von Rinach.
Der zum Wyger.
Zwen Güssen.
Hans Ulrich von Andlow.
Item acht und zwentzyg Ritter und knecht von Österich, deren namen
da oben nit geschriben standt, koment ouch an der Schlacht zu Sem-
pach umb.
Item fünff und dryssig Ritter ab der Etsch und vill andre, der namen
da oben nit geschriben standt, die ouch an der schlacht zu Sempach
umbkomen.
Item was ist den erst gemeins volcks von Burgeren, Ritteren und
puren umbkummen, der da ob sybenhundert umbkommen und doth
lagen. Gott sy Inen allen gnedig.
Item diss nachgendig ist geschrieben uss dem Rodel somanjerlichen
lisst uff Sant Cirillen tag jm heumonat, so an der schlacht umbkummen
sindt 1383.
Dise wareni uss Aforinow :
Hertzog Lütpold von Oesterich.
Margraf! von Hochberg.
Walther von Geroldzegg, fryherr.
Ulrich von Geroldzegg, fryherr.
Graf Hans von Fürstenberg.
Graf Ulrich von Fürstenberg.
Graf Hans von Lupfen.
Her Martin Maltherer.
Graf Heinrich von Stouffen.
i84
Her Hemman von Wisswiler.
- Hagen von Rötelen.
- Oswalt von Wiger.
- Heintz Küchlin.
- Hummel von Kappenbach.
- Johanns von Wisswiler.
- Hemman Mever.
- Cunrat Schatz.
- Thoman Bilappe.
- Lütfrid Dietscher.
- Egolff von Stülingen.
- Hemman Rotte.
- Burekart Gesler.
- Peter von Bolsenhin.
- Heinrich von Feldhin.
- Cunrat von Lochenhin.
- Thoman Schideler.
- Cunrat von Wegishin.
- Lütholt von Mülhin.
Der Schulteyss von Nüwenburg.
Dtss warent von Strasburg und uss
dem Elsass:
Herr Peter von Rotzenhusen.
- Niclaus von Rotzenhusen.
- Peter von Andlow.
- Werny Wolffler von Hattstatt.
- Hans Burekart vom Huss.
- Heinrich vom Huss.
- Niclaus V. Huss, jrer Vater.
- Hans Burkart Radt.
- Hemman Waldinger.
- Hans vcm Lobgassen.
- Burkart von Masmünster.
- Huglin Klett von Strasburg.
- Friderich Klett v. Strassburg.
- Cunrat von Mülhin,
- Wernhcr von Fhidislandt.
- Hemman von Winterhin.
- Niclaus von Bclhin.
- Cunrat von Eptingen.
Herr Thüring von Eptingen.
- Petermann sin sun von Ep-
tingen.
- Walter sin sun von Eptingen.
Junker Peterman von Bosswil.
Her Hans von Hasenburg.
- Ulrich von Hasenburg.
Der jung Graf von Wallrach von
Thierstein.
Graf Hans von Thierstein.
Graf Ulrich von Thierstein.
Graf Marquart von Thierstein.
Graf Niclaus von Grünenberg.
Der Hegnower.
Herr Walther von Merspurg.
Her Hans von Ochsenstein mit sin
panner.
Her Walther von der Deck.
Herr Hans von Mümpelgarten hat
sin paner verloren mit vil edlen
lüten.
Her Götz von Baden.
- Wilhelm von Rinbach.
- Rudolf von Munstrall,
- Hemman von Schrighusen.
- Wemher von Berenfels.
- Lüpoldt von Berenfels.
- Albrecht von Berenfels.
- Hemman Burger von Berghin.
- Wemher von Rottberg.
- Cunrat von Rottberg.
- Frantz Ulrich von Tegerfels.
- Rudolf Huruss.
- Walther Meyer von Uringen.
Diss xvareni uss dem Ergexv:
Her Rützmann von Kunstein.
- Thüring von Hallwill.
- Hans von Hallwill.
- Hemman von Eschantz.
- Heyntzman von Baldeck.
185
Her Hemman sin sun.
- Heinrich von Rinach.
- Rützman von Rinach.
- Anthoni von Rinach.
- Friderich von Rinach.
- Albrecht von Mülinen.
- Marquart von Mülinen.
- Hans von Heydeck, frj'her.
- Peterman v. Heydeck, fryher.
- Hartman von Lyely, fryher.
Item vier von Büttikenn.
Götz Müller von Zürich, Ritter.
Her Wemly Schenck von Prem-
garten.
Her Götz Mever von Arow.
Diss warent des von Wyrtenbergs
dyener :
Her Hanns von Brandeck.
- Hemman von Liechtenfels.
Der lang Burekart von Echingen.
Her Hemman vonSignow und noch
vill heren deren namen man nit
weyst.
Diss luarent uss dem Schiüuben landt :
Her Otto Trugses von Schwaben.
- Wilhelm von Emptz.
- Ulrich von Emptz.
- Egolff von Emptz.
- Hartman von Emptz.
- Cuntz vom Stein.
- Hildtprandt von Wissenbach.
- Brun Guss.
Her Hemman Guss.
- Rudolf von Echingen.
- Albrecht von Rechberg.
- Heinrich von Schellenberg.
- Hans Frantz von Liechtenfels.
- Riss der hoffmeister.
Dess Heren von Burguns dyener.
Deren sindt vierzechen Ritter mit
sampt Iren knechten gsin, deren
namen man nit weyst. Ir ist ouch
an dhciner heym kummen.
Diss ivarent ah der Et sehe:
Her Peter von A.
Der Hoffmeister von Kalterun.
Her Friderich von Griffenstein.
- Peter von Landsperg.
- Heinrich Colo.
- Niclaus Götz und
- Cunrat Götz sin bruder.
- Hans Schnellinger.
- Götz Kuchymeister.
- Cunrat Im Thurn.
- Friderich von Ertzingen.
- Heinrich von Bethmaringen.
- Mor von Koppenberg.
- Ulrich von Torberg.
- Diethelm von Muntingen.
- Stark von Grünenstein, und
noch villmer Heren, Ritter und
knecht, deren namen man nüt
weyss, on das gemein volck.
Gott pflege Ir aller und allen gläubigen seien in gnaden, Amen.
Diss ist dz lied so nach der Sempachtr Sciacht gesungen wardt.
Die niderlenschen Herren
Die zugent ins oberland,
wendt sy der selbe reyse pflegen,
so söndt sich bass be waren ;
sy söllent bicht veryehen;
von den oberlenschen Hern,
Ist Inen gar we beschechen.
Wo ist nun der pfaffe,
der uns nu bichten sol,
Zu Switz ist er's gesessen
i86
Er kan wol busse geben,
er kan wol busse geben,
mit scharpfen hallenbarten,
so gibt man Inen den segen.
das ist ein scharpfe busse,
här, pie domine,
die wir nun tragen müsse,
dz thut uns yemer wee,
wyr müssentz ymer klagen,
das wir die Herten busse
von eydtgnossen müssen tragen.
Von Lutzern, von Ure,
von Switz, von Unden\'alde
vill menig gut byderman,
Zu Sempach vor dem walde,
do Inen der lewe bekam,
sy waren hochgement:
^ Her lewe, wiltu hie vechten,
es ist dir unvcrseyt».
Do sprach der lewe zum stiere
du fügst mir eben recht,
Ich han uff diser hevden brevtt,
gut ritter und ouch knecht,
Ich will dichs wüssen lan.
Das du mir hast vor Louppen,
gar vill ze leydt gethan.
An dem Morgarten,
da er schlügt mir mengen man,
Ic h will es dir hie vergelten,
ob ich es gefügen kan,
s(^ ru(*k har zuhar bass,
das dich der selbe pfaffe,
bichte dester bass.
Der lewe begrind russen,
und schmucken sincn wadel,
do sprach der stier zum lewe,
wöll wirs versuchen aber,
so trytt her, zu her bass,
das dise grüne heyde,
von blut werde nass.
Sy begonden zusammen treten,
sy griffents frölich an,
biss das der selbe lewe,
gar schier die fluchte nam,
er floch hin bis an den berg,
wo wiltu, richer lewe,
du bist nit eren wert.
Wiltu mir hye entwichen,
uff diser heyde breyt,
Es statt dir lasterlichen,
wo man es von dir sevt:
es ist dir gar ein schandt,
du hast mir hye verlossen,
gar mengen stoltzen man.
Dinen hamesch guten,
hast du mir hye verlann
darzu zechen houptpanncr,
sy steckent uff disem plan.
Ich han dir's angewunnen,
mit ritterlicher handt.
Die von Mümpelgarten
und die von Ochsenstein,
man muss Ir lang erwarten,
ob sy komment heym;
sy sindt ze todt erschlagen,
zu Sempach vor dem walde
ligent si vergraben.
Martin Malterer von Friburg
mit sinem grusse bart
darzu die von Hasenburg
hieltcnt uff der fart,
und vill der Oettinger
und andern landesherren
i\{^\\ was die re)'ss zu schwer.
i87
Die von Bremgarten,
Und die von Winterthur
und andern landesheren
denen wart der schimpf zu sur,
von Brugg und euch von Baden,
Ein ku mit Irem schwantze,
hat Iren vil erschlagen.
Ku blümle sprach zum stiere,
Ich muss dir yemer klagen,
mich wolt ein schwöbischer herre
gemülhen haben.
Ich schlug In in den graben,
Ich schlug In, dz er da lag,
Ich In und noch mer,
dz Im der köpf zerbrach.
Nun sprach der stier zum lewe
nun bin ich hye gewesen,
du hast mir dick getrewet.
Ich bin vor dir genesen,
nun ker du widerumb heym,
zu diner schönen frawen,
din er sind warlich klein.
Vgl. J. Schneller : Melchior Russen, Ritters von Liicern, Eidgenössische Chronik.
Schweizerischer Geschichtsforscher X, II. Abtheil. S. 174 — 201 ; v. Lilienkron: Histor.
Volkslieder I, 119 — 121; Uhland: Volkslieder S. 1016; L. Tobler: Schweizerische
Volkslieder. Frauenfeld, 1884, II, 10 — 14.
Uebcr den Chronikschreiber M. Russ f 1499, vgl. Th. v. Liebenau in den Schweizer-
blättern für Wissenschaft und Kunst, 1870; dazu Dr. Aug. Bernoulli : die Luzerner
Chronik des Melchior Russ, Basel 1872. — O. Lorenz: Deutschlands Geschieh tsquellcn,
3. Auflage, I, 122.
96. Vemerkt den vsstzug der kronicken des landes zu Österlich.
(Bearbeitet von Johann Saltzmann, Notar von Basel, zu Händen des Ritters
Friedrich zu Rhyn, Hofmeister des Bischofs von Basel, c. 1485.)
Hertzog Leopold, der Tritt sun des krummen Hertzogen Albrechtz,
der zoch gon swoben vnd wart von den switzern erslagen zu Sempach.
Handschrift der Universitätsbibliothek Basel, EC VI, 24.
97. Oesterreichische Verlustliste.
K. k. geheimes Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu Wien.
Cod. 444 von circa 1484.
Vgl. K. v. Böhm: Die Handschriften des k. k. Hof- und Staatsarchivs 146.
(Fol. la.) Hec primo loco posui ut omnibus intucntibus supplicium et in \andictam sit
intentum.
Zewisseri das auf den achtenden tag des Monets Julij als man nach
crist vnsers hern gepurt zait Tawsent drew Hundert Sechs vnd achtzig Jar
ward der durlewchtig Hochgeboni Fürst Hertzog Lüpolt von Osterreich
vnd mit sein gnaden diss nachgeschriben Grauen Herrn Ritter vnd knccht
vmb das sein Auf dem sein vnd durch die sein zu Sempach erm(")rdt.
i88
Des ersten der Hochgelopt Fürst
Hcrtzog Lewpold von Österreich.
Item von der Ritierschaffi aus dem
Preisgeiv :
Marggraf N. von Hochperg.
Graf Hans von Furstemberg.
Walther Her zu Geroltzeck.
Her Martin Maltrer.
- Götz von Stauffen.
- VI rieh von Stauffen
- Hamman von Wiswilr.
- Hans von Wiswilr.
(f(3l. I b.) Her Oswalt zum Wiger.
Her Haintzman Küciih'.
- Egnolff Kuchli.
- Humel von Keppenbach.
- Hamman Maigernies.
- Conrat Stotz.
- Egnolff von StuHngen.
- Peter von Bolsenheim.
- Conrat von Bolsenheim.
- Lütold von Mülheim.
Toman Bemlapp.
Lupffrid S( huser.
Haman Rot.
Burckhart (iessler.
Hainrich Veschlv.
Her Walther von Nuwr.
I/em von der Ritt er schafft aus dem
Elsas :
Der Tediant von Ochssenstain.
Graf Hans von Tierstain.
Der von Hasemburg.
Graf Wolruff von Tierstein.
Hern Walter von der Ditk.
Herr Peter von Ratsamluiwsen.
Diethrich V( )n Ratsamluiwsen.
Hainri(h von Ratsamhawsen.
Her Peter von Andlach.
Walther von Andlach.
Her Wernli Waffler von Hadtstatt
- Wernli der Lang von Hadtstatt
(fol. 2 a.) Her Bemhart Grat.
Her Hamman Waldner.
Herman Waldner.
Kräfft Waldner.
Her Burckardt von Masmunster.
- Werli von Flachsland.
- Hamman von Wittenheim.
- Claus von Bebelheim.
- Contz Stör.
- Hans Rudolff von Laubgass.
Burckhart von Laubgass.
Hans Bemhart vom Haws.
Hugli Klett.
Fridrich Klett.
Contz von Mulheim.
Hern Werli von Berenfels.
Luti von Berenuels.
Adelberg von Berenfels.
Hern Rudolff Hürus.
Wernli von Rotperg.
Cuntzli von Rotperg.
Her Götzman von Paden.
Hern Fridrich von Munstral.
Herr Hainrich von Regissheim.
Cuntzli von Eptingen.
Peterman vnd sin Sun von Eptingen.
Turing von Eptingen.
Walther von Mörsperg.
Wetzel von Mörsperg.
Werli Nuss von Mörsperg.
Diepolt von Mörsperg.
(fol. 2 b.) Wilhalm von Rotpach.
Peter von Bollwilr.
Haman zum Wighus.
Hainrich Stoster.
Hans Stekget.
Haman Brugker von Bergheim.
Frantz Ulrich von Tegeruelt.
Walther Maiger.
i89
Item von der Ritterschaffi aus dem
Ergeiv :
Her Tu ring von Hallwilr.
Hans von Hallwilr.
Her Ruman von Kunigstein.
Her Hamman von Eschentz vnd
zwen sein Sün an dem ersten
Heintzman vnd darnach Hen-
man von Eschentz.
Her Albrecht von Mulinen.
- Götz Müller.
- Wemher Schenck.
- Rütschman von Hunemberg.
- Gmör von Küssemberg.
VI rieh von Reinach.
Rütschman von Reinach.
Fridrich von Reinach.
Her Hainrich von Reinach.
Günther von Reinach.
Marquart von Baldeck.
Virich von Büttiken.
Hartman von Büttiken.
(fol. 3 ^..)Item von des von Wiriemhergs
wegen seind nider gelegen diss nach^
geschrihen :
Hans von Ranndegk.
Herman von Liechtenuels.
Der lang Burckhart von Ehingen.
Haman von Signow.
Item von der Ritter schafft aus Swaben :
Her Ott der Truchsäss.
- Virich von Emptz.
- Egnolff von Emptz.
- Hartman von Beheim.
- Hiltprand von Wisembach.
- Brun der Güss.
Her Albrecht von Rechperg.
- Conrat vom Stain.
Haman Güss.
Hainrich von Schellemberg.
Franck der Liechtenstainer.
Der Herweser.
Der Hofman.
Der Kuchenmaister.
(f()1.3b.) Her Fridrich von Ertzingen.
Hainrich von Betmaringen.
Wolff von Betmaringen.
Virich von Tierberg.
Diethelm von Münchingen.
Item von der Ritterschafft aus der
Etzsch :
Her Peter von Arberg.
- Fridrich von Greiffenstain.
- Herr Wilhalm vom End.
- Peter Landsperger.
- Hainrich Kelli.
- Niclaus Gotsch.
Cristoffel der Gotsch.
Her Conrat im Tum.
Der Tarant.
Jerg Kuchenmaister.
Item Sechszechen von Burgund der
waren zechen Ritter vnd Sechs
Edelknecht.
(fol. 4 a.) Item von Schaffhawsen :
Her Hans von Randeck.
- Hans von Swanndegk.
- Diethelm der Schulthais.
Item der Schul thais von Rein Felden
selb dritt.
Item der Schulthais von Ncwenburg
selb dritt.
Requiescant in pace.
Grütige Mittheilung von Herrn Dr. W. Hartl, Custos der k. k. Hofbibliothek
in Wien.
190
gS. Oesterreichische Chronik des Veit Arenpeck,
geschriel)en 1488 — 1495.
Leopoldus Dux, cui in divisione cum fratre Alberto Tercio Duce
Austriae, Stiria, Carinthia, Camiola, Alsatia, Tyrolis et Burgovia cessit,
Viridim, filiam Barnabonis Principis Mediolani, uxorem duxit . . . Hujiis
temporibus anno Christi 1381 ^) comraunitas rusticorum in villa dicta
Suita, Sita in inontanis ultra Alsatiam versus Lombardiam seu Sabaudiam,
cum suis adhaerentibus hinc inde in eisdem montanis per longum passum
conjunctis opidis, videlicet Bern in Nuchtland, et Luceria, ac ad Here-
mitas Beatae Mariae, isti conglobati et concordati simul jugum subjec-
tionis dorainii Ducum Austriae penitus tunc abjecerunt, immo diffidarunt
(ut quidam dicunt) Duces Austriae. Porro ista apostasia seu rebelliosumpsit
initium ex malo regimine officialium Ducum, immo negligentia et inad-
vertentia Principum, qui non prospiciunt per se, quid terris, quid populis
suis opus foret, aut ubi sit defectus in utilitatibus Reipublicae necessariis,
sine quibus etiam Respublica non potest crescere aut subsistere. Quan-
doquidem dum Principes nimis bene, et plus quam oportet credunt suis
Castellanis, Praefectis, Judicibus, et aliis quibuscunque Oflicialibus contra
pauperes vel communitates opidorum et villarum, committentes sibi sub-
ditos ad regendum : qui postquam habuerint dominium, asperiores sunt
pauperibus quam ipsemet Dominus. Non pascunt, sed tantum continue
absque Domini jussu et utilitate tondunt; immo usque ad vivam carnem
et ossa corrodunt : unde generatur impatientia, inde murmur, contradictio,
inobedientia et rebellio. Et postquam pauperes fidem habent de bonitate
Principis, aut piam querimoniam Principi ofFere volunt; isti Officiales, aut
quilibet eorum apud Principes habet suum advocatum vel duos, vel dili-
gunt munera et retributiones, odium, injustitiam, et pauperes impediunt
quantum valent, ne ad praesentiam Principis pauperes cum suis queri-
moniis attingant : et sie remanebunt sine consolatione, in inobedientia et
rebellione, postquam occulte radices longas acquirunt, et plerumque in
publicum pullulant, ut hie contigit, ut communiter narratur.
Fuit enim ille Princeps Leopoldus Senior Dux Austriae, pronepos
Regis Rudolphi, pius et mitis, et quasi instinctu naturae propheta sibj
ipsi mali futuri; non serael dixerat suis astantibus, antequam haec dissensio
fieret: Eja! propter pium Deum adraittatis pauperes nostros venire coram
nobis, ut suos proponant defectus. Ulis vero superbis et arrogantibus alia
et aliainferentibus, et illos oppressores pauperum continue et fortiter excu-
santibus dixisse fertur Principem : Vos Deum, vos Deum ! aliquando ducetis
nos et vos ininconveniens et damnum, dequounanobiscumlugebitis. Itaque
I
I
IQI
non multo post ista rebellio et conjuratio rusticorum seu communitatis^
hodie dictorum Suitensiura, secuta fuit. Unde in principio quidam satelli-
tum Ducis satis, ut audiebantur verba, videbantur audaces consuluerunt
Duci Leopoldo, ut mitteret centum vel ducentos equestres ibidem, ut re-
belles compesceret, et ut officiales Domini Ducis regerent, ut consueverant.
Qui cum venissent illac, et verba dura in illos submitterent; illi conglobati
omnes in ore gladii occiderunt. Quod factum Nobiles plus propter se et
suos amicos, qui perierant, pessime actum hinc inde fabulantes, et magnum
tanto Principi fore vituperium talem vielen tiam non vindicare; instituerunt
itaque plurimum, ut Dux contra ipsos exacerbatus eis in simili violentia
occurreret. Postquamautem multis vicibus hujuscemodi vindictaefaciendae
unum medium invenirent, ait suis dictus Princeps Consulibus : Omne illud,
quod in hoc facto audetis consulari, scitote, quiausque ad mortem proseque-
mur etiam in propria persona. Tunc illi atroci et feroci animo dixerunt:
Congreget Vestra Magniiicentia omnem Nobilitatem, quae in dominus
vestris degit: sed et de aiiis Principatibus auxiliarios indubie plurimos in-
veniemus, ut hos protervos rusticos edomemus.
Audito itaque consilio suorum, quia non esset aliud in facto, nisi ut
gladio Suitenses reducerentur sub dominio antiquo, ex quo non semel
(ut indubie creditur) pius Princeps mansuete et pie illos requisierit, cum
non vellent pacifice, saltim subjicerentur gladio caedente ; magnum igitur,
fortem et electum exercitum congregari fecit, non solum in suis dominus,
sed et de Brabantia, HoUandia, Lotharingia, Rheno, Suevia ac Bavaria
maximam et fortem Nobilitatem suo stipendio adduxit. Et congp-egatis
suis in campis circa Basileam, cum jamdudum eos juxta morem diffidasset,
minime sunt egressi ad pugnam; sed in abditis et speluncis, ac petris mon-
tium se tutati sunt, dicentes: quia si vult nobiscum pugnare, veniat ad
nos. Ingressus igitur intra ipsorum clausuras forti potentia, volens opidum
Sempach vi et sturma reaccipere, vel saltem segetes ibidem destruere. In
eodem etiam opido plures Suitenses pro custodia positi erant. Quocirca
cives de Luceria, Suita, Ura et Underwalden cum duobus millibus peditum
armatorum illac venerunt, feria 2. post Udalrici. Cum hostis hostcm con-
spexisset, illic acies suas ordinarunt. Dux vero et sui fervidi ad pug-
nandum, descendentes de equis, ut pedestres pugnarent, compiiserunt
equos suos clientulis suis,et sine ordinatione in hostes irruenmt: plures
etiam juvenes nobiles ibidem militiam sua audacia aquirere optabant.
Commissum est itaque bellum acerrimum, et diu ex utraque parte fortiter
est pugnatum in piano campo ante Sempach, in magno fervore aestus
diei. Videntes itaque hi, qui in montibus expectabant exitum, quia sui
jam paene deficerent, miserunt in fundis lapides contra populum Ducis
quasi imbrem de coelo et hoc modo magnum damnum, tam in hominibus
192
quam in jumentis, id est equis fecerunt. Sed et semitas evadendi cunctis
ingressis praeduserunt, et magnos postea de alto moventes ac volventes
lapides, et saxa ingeutia^); sicque talibus armis in decuplo plures inter-
emerunt, quam lanceis aut gladio. Audiens itaque Dux qui longe aberat,
quia sui nimia caede mactarentur, et jamomnes paene corruissent, dixit:
Sit nobis Deus propitius, quia hodie non abscedemus, sed aut vincemus,
aut cum nostris fidelibus Baronibus et Militibus moriemur. Ingravatum
est igitur bellum. Sed quia aestus maximus ejusdem diei, et labor in armis
fecit Nobiles deficcre .... Quod videntes illi, qui adhuc in equis erant
(inter hos fuit Comes . . . . ) et clientuli, qui equos suorum Dominoruni
conservabant, simul fugam inierunt: Praedicti itaque egregii et strenui
Milites coangustati undique bello, egressi ad suos clientulos pro equis suis
damabant, dicentes vulgariter: Ross her, Hengst her, volentes vitam
redimere fuga. Sed cum equos invenire poterant minime, ab hostibus mac-
tantur. NuUus in ea pugna captivabatur, sed omnes interficiebantur. Ter-
minatum est igitur crudele et funestum bellum ipso die lunae, vii. Id.
Julii, anno Christi 1386 caesis ducentis ex Suitensibus, ex parte Ducis
400 de potioribus, quorum nomina sunt haec:
Leopoldus Senior Dux Austriae, Stiriae etc. Johannes Comes de
Ochsenstain, Praepositus Argentinensis, et Landgravius in Alsacia dicti
Ducis. Otto Marchio de Hochberg. Johannes Comes de Furstenberg.
Duo Comites de Tierstein. Johannes Dominus in Hasenburg. Fridericus
de Munsterol. Niger Comes Zolrensis. Waltherus de Decke. Waltherus
de Geroltzegk. Martinus de Randegk. Otto de Walburg. DuodeGreyffen-
stain. Duo de Stauffen. N.deSignaw. Albertus de Rechberg Miles. Ulricus
de Gerberg. Duo de Klingen. Duo de Andelaw. Tres de Ratzenhausen.
Tres de Werenfels. Tres de Rotberg. Merlinus de Schlaslangen. Duo
de Hadestat. Duo SnebeHni de Frey bürg. Duo Waldner. Johannes de
Schoenaw, et gener ejus. Johannes de Grünenberg. N. de Landesberg.
Otto Truchsäs de Waldpurg, Miles. Bruno Güssen Miles. Gotfridus MuU-
nerus Miles. Albertus de Mulinen Miles. Rudolfus de Hunenburg Miles.
Albertus de Lichtenstain Miles. Johannes de Randegk Miles. Hainricus
de Schellenberg Miles. Hermannus Güssen. Rudolfus de Vemach. Ulricus
de Tierberg. Johannes Felix. Johannes Hilwars. Item Milites ex Athesi:
Fridericus de Grcyffenstein Miles. Wilhelmus de End, Miles. Petrus de
Anneberg Miles. Petrus de Slandersperg Miles. Hilprandus de Weyssen-
pach Miles. Nicolaus Götz Miles. Hainricus Käls Miles. Petrus de Moers-
perg Miles. Fridricus Tarraws. Conradus Hoffman. Nicolaus Hawiser,
Otto filius ejus.
^) Verwechslung mit Morgarten.
Item finito hello Suitenses dedenint pacem ad interfectos sepelien-
dum» sed propter aestum maximum tunc temporis cadavera virorum et
equorum vehementer faetehant. Quam ob rem difficulter corpus Ducis
repertum est, quod cum aliis sexaginta in Monasterio Kunigfelden sepelitur.
Aliorum denique Nobilium sexaginta vel quasi ad proprias suorum Ma-
jonim sepulturas sunt devecta corpora. Postea magna fovea in campe
helli facta est, in qua reliqua corpora humata simul sunt. Deinceps super
ea parva capella constructa fuit. Fenint quidam tantam Nohilium multi-
tudinem interemptam, ut plurihus de post annis quasi vacuac visae sunt
curiae Principum nohilihus et incly tis viris ^), et (ut illi volunt) ex utraque
parte die illa interfecta sunt plus quam 60,000 hominum, quod tamen vix
credo. Dicunt quidam (et credihile est) quod illi rustici seu communitas
non intendebant mortem Principis : et si in hello fuisset cognitus, erat
apud eos diffinitum, ne interficeretur, quod pie credendum est propter
viri honitatem, qui nemini quaerehat obesse, sed quantum in se erat,
Omnibus prodesse.
Huius Principis memoria diebus lunae in praedicto monasterio Kunig-
felden bis vulgaribus verbis habetur : Mementote propter Deum nostri
gratiosi Domini Ducis Leopoldi, apud Sempach in suo, pro suis, et a suis
occisi, hie sepulti.
Leopoldus junior natus Leopoldi Senioris occisi . . . statuit genitorem
vindicare, congregans grandem exerci tum contra Suitenses; sed facta pace
ad annum solvitur exerci tus. Circa finem anni *) bellum coeptum est; ac
Suitenses oppidum Rottenburg ad fundum usque destruxerunt. Dux mag-
num habuit exerci tum, et strata a Suitensibus ex eodem Castro observaban-
tur. — Deinceps Dux Leopoldus Wiennam descendit ad patruum suum
Ducem Albertum, mandans suis interim bellare cum Suitensibus. Depreda-
tiones et conflictus, damnaque multa, ac terrarum devastationes per partes
hinc inde fiebant. Sane Suitenses omnes Nobiles aut occiderunt, aut e
terra fugarunt.
Viti Arenpeckii Chronicon Austriacum (scriptum c. 1488) bei H. Pez: Scriptores
renim Austriacarum Tom. I, fol. 1270 — 1274. — Veit Arnpeck von Landshut, geb.
c. 1440, ist um 1505 gestorben. Riezler in der AUgem. deutschen Biographie I, 596 f.
*) Vgl. den Bericht des Johann von Winterthur über Morgarten. Ausgabe von G.
von Wyss pag. 73.
*) d. h. 1385.
99. Eptingische Chronik.
Copie einer Handschrift aus dem Jahre 1487.
Anno domini da man zahlt von Gottes geburth 1386 Jahre blieben
und wurdent erschlagen bey dem durchleüchtigen hochgebohmen Fürsten
LItbennu, Schlacht boi Sampach. ],']
194
und Herrn Herrn Luppolden, Herzog zu Oesterreich etc. und andern
Herrn, Grafen, Ritter und Knecht fünff von Eptingen an dem streit zu
Sempach.
Familienbuch der Herren von Eptingen (Mss. bei Herrn von Sonnenlxirg in Luxem)
fol. 48.
Später werden genannt (S. 402) Thüring von Eptingen von Busch und (S, 406)
Peter von Eptingen von Rheinfelden, genannt im Hag, und sein Sohn Peter.
Ueber dieses Werk vergl. Th. v. Liebenau: Aus einem alten Tumierbucbe. An-
zeiger fiir schweizerische Alterthumskunde, Zürich, 1878, 835 — 839.
100. Pelicis Pabri ^), monachi Ulmensis, historiae Suevorum.
1488 geschrieben.
(Cap. XV, libr. I.) De Ducibus Austriae.
Quartus autem Dux . . . Lupoldus militiae operam dabat, et zelans
hereditatem paternam conser^'are studebat, pro ea vitam ponerc paratus.
Huic de consensu Regis Hungariae et Venetorum sese dedenmt Foriu-
lienses, et postea Tarvisium possedit et cepit, et Feitrum, et civitates,
oppida, quae tarnen postmodum Francisco Paduano impignoravit. Deinde
in natale solium rediit, et pro Comitatu Habspurg, et Ergowiae defensione
et ceterarum suarum terrarum certamina multa habuit cum Swiceris, qui
sui erant omnes cum solo ; sed obstinati contra naturalem dominum suum,
ejus praecepta et jussiones penitus spemebant, in tantum ut generosus Prin-
ceps cogeretur arma, quae in suos inimicos acuerat, in servos proprios
convertere, et contra eos alios Principes concitare et communicare. Porro
CO tempore Wenzeslaus filius Caroli IV. regni Romani gubemacula tenebat,
et inter alia, que gessit, hoc recitatur, quod cum civitates imperii con-
quererentur de diversis gravaminibus et incommodis, colligavit eos omnes
in unam ligam per Alemaniam, in qua erat colligatus etiam Archiepiscopus
Saltzburgensis, et quidam alii Domini, licet pauci. Ex hac liga civitates con-
fortatae contra insultus Nobilium viriliter stare coeperunt, et non modicum
favebant Swiceris rebellibus Dominis suis. Videbantur enim Swiceri et
civitates habere eandem causam colligandi et confederandi se, scilicet
gravamina Nobilium, quamvis multum dissimilis esset colligatio, quia colli-
gatio Swicerorum fuit conspiratio sine auctoritate Principis contra proprium
Dominum : colligatio autem civitatensium imperialium fuit confederatio
ex ordinatione sui superioris contra injuste molestantes. Ex hac autem
similitudine utriusque colligationis orta est amicitia quaedam et favor inter
civitatenses et Switenses, non tamen secuta fuit confederatio inter eos, quia
Imperator forte non admisisset propter alterius partis injustitiam. Haec
*) Ueber Felix Schmid von Zürich, Dominikanermönch in Ulm, vgl. Heinrich
Escher in Ersch und Gruber's Enc)'clop. sub Fabri. — O. Lorenz: Deutschlands Ge-
schichtsquell cn, 3. Aufl, T, 106.
195
ergo amicitia Nobilibus fuit formidabilis et molesta, quia si civitatenses
confederati fuissent Switensibus, extirpassent nobiles de Alemania. Et
ideo patiebantur nobiles, et praesertim Dux Austriae a suis subditis mole-
stabatur, in tantum ab invocato auxilio nobilium, quimet premebantiir a
civitatensibus contra Swiceros bellare se pararet. Sed quemadmodum ab
antiquo fieri solitum fuit, ut casus magnorum Principum aliquo prodigio
praenuntiabatur, sie ante hoc Ducis proelium praecurrerunt praesagia
tristia futurorurn.
. . . Eodem modo multa praecurrerunt signa funestum proelium, de
quo intendo. Nam juxta castrum MeHingen illo tempore, quo Dux Lupol-
dus regionem gubemavit, in flumine Rusa videbant incolae erumpentem
violenter cruoris rivulam segregatim in altum scaturientem, sed quid signi-
ficaret prodigium, eventus rei ostendit, quem non solum terrestria, sed et
coelestia corpora ostendebant. Nam anno Domini M.CCC.LXXII. visus
est in Alemania circulus rubeus circa solis orbem, et deprope companie-
runt duae cruces notanter eminentes. Et eodem anno per cunctas Sueviae
civitates imperiales homicidia, conflagrationes, et multa mala acciderunt.
Et sicut antiqui ex dispositione et coniunctione syderum imaginabantur
quaedam animalia, ut scorpionem, cancrum, pisces, thaurum, capricor-
num etc., quae signa coelestia sunt, quia tali tempore fit conjunctio syde-
rum in modum cancri vel scorpionis etc. Sic eodem anno ^), scilicet
M.CCC.LXXII. (1386?) quidam doctus Theologus astrologizans vidit
coniunctionem syderum, sie se habentem, ac si vir nudus cum armato
horribili congrederetur bello, armatusquj succumberet nudo, et hanc
Stellarum compositionem publice praedicavit idem in imperiali civitate
Thuricensi. Quid autem significaret, praedicere non potuit, sed statim
nona die mensis Junii effectus manifestus declaravit. Anno enim praefato
et mense congregavit Dominus Lupoldus Dux Austriae grandem nobilium
exercitum, et ad reducendum Swiceros ad obedientiam debitam processit.
Swiceri autem, uti Domino suo inobedientes, venienti occurrerunt armati
et iuxta castrum Sempach congressum habuerunt, et horribili impetu pug-
nantes victoria Swiceris cessit, qui passim Comites, Baron es, Milites, et
Nobiles prosternentes inter eos ipsum belli Ducem, et terrae illius Domi-
num Lupoldum crudeliter interfecerunt, ut manifeste patesceret inferiora
configurari superioribus, ut sicut in syderibus nudus suppressit armatum,
sie in hominibus pauper et inermis populus prosterneret armatum etsplen-
didura exercitvun. Videtur quod Dux ille non adeo fideles servos habuerit,
sicut Rex Davit, qui cum vellet in periculosum praelium exire cum populo
dixit populus: Non exibis nobiscum quia tu unus pro decem millibus com-
putaris ; melius est enim nobis, ut sis nobis in urbe praesidium . . . Hie vero
*) Vgl. oben den Bericht von Felix H«ämmerlin von T447.
196
in funcsto hello nobilis Princeps ncc fuit donii retentus, nee in caniix» a
suis defensus, sed a propriis veniaculis in proprio solo pro suo patrimonio
truculenter occisus, et de loco occisionis deportatus et in Campo Regis
sepultus. Quis non turbctur de tarn miserabili occubitu tanti Principis?
Dicitur enim quod dum percussus cecidisset in terram, nee adstatim sur-
gere posset ponderearmorum gravatus, accurrit quidam vilissimus Swicensis
cadens super eum, et evaginato pugione quaesivit crebris punctionibus
perfodere Principem, nee locura invenit, quo nudum corpus tangere posset
propter armaturam. Videns autem Princeps vitae periculum sibi imrainere,
aperuit quis esset, sperans vitam redimere. Sed ut diabolicus homo ille
audivit hunc, quem tenebat, Principem esse, ut fera crudelissima desaevit
in Dominum suum, et pugione aliquas corapagines armorum solvit et de-
precantem Ducem interemit. Quis non indignetur isti scelestissimo homi-
cidae et crudelissimae genti? Profecto inhumanus Turcus, ferus Sarracenus,
bestialis Tartarus, atrox Arabs, vilis Aegyptius, invidus Graecus, fellitus
Judaeus pepercisset, securasset, suis praefectis captivum praesentasset
Principem, et gloriam ac praemium reportasset, et pacem celerem terrae
hoc faciens procurasset. Sed quia inhumaniter egit, atrocissima secuta sunt
bella plurima, et multa milia hominum perempta. Sed et ipse nequissimus
homicida, imo principicida, Stipendium juxta suum meritum statim accepit.
Dum enim nesciretur, quis Principem occiderit, et de hoc miratio et mur-
mur inter Swiceros esset, prosiluit ille maledictus principicida, homuncio
strumosus et vilissimus in medium, praedicens se publice sie et sie Ducem
interfeeisse. Quem rapientes tr^ditum tortoribus erudeli morte dilaceratum
peremerunt in oppido Bemensi. Sed improportionata vindicta est illa, nee
opinandum est rem sie inultam transire, quin potius in totam illam pere-
grinam Swieerorum gentem desaevitura est ira, sed non nisi completa
fuerint iniquitates eorum, sieut et de Amorraeis dicitur. Porro in loco ubi
fusus est Principis sanguis, anno revoluto flos quidam crevit in calamo
alto in modum lylii, non tamen erat lylium, sed flos magnus mirae pul-
chritudinis etperegrinae dispositionis, euiussimilidutopriusnonest visa;
eiusque figura habetur depieta in eapella quae est in loco: Simile refert
Ovidius de Ebalide, qui et Jaeinthus dicitur. Hie dum esset euiusdam
regis nobilissimi filius, in quodam interemptus prato, de cuius sanguine
flos naseebatur mirabilis et deleetabilis, et in singulis foliis syllaba prima
sui nominis fuit inseripta, scilieet la la. Nee mirum, si tantae nobilitatis
sanguis terram feeundet, et florem speciosum prodire faeiat, quia ex natura
ingenuitatis in vita et in morte insolita effidunt, et aliis hominibus rusti-
cosis impossibilia .... Nobiles ergo aliquo singulari dono a Deo insigniti
praeter potentiae et divitiarum praeeminentiam simt merito magis a ple-
bibus honorandi, metuendi, supportandi, iuvandi, et tuendi. Iniuste ergo
I
I
opponunt se Swiceri contra tarn insignes nobiles de Habsburg, Duces, imo
Archiduces Austriae, nee patietur Dens, cuius beneficiis prae aliis ditantur
et gaudent, iniustas eorum impugnationes multas. Porro praedictus Dux
occisus fuit, non tarn per inimicos interfectus, quam per amicos suos neg-
lectus. Non enim debuissent eum personaliter ad istum periculosum con-
flictum in tarn arto districto inter montes admisisse, nee exereitum in-
duxisse, ubi non est nisi vel victoria vel mors et nullus effugii loeus. De-
buissent etiam eum more fidelium militum circumvallasse, et nullo modo
solum reliquisse; et tune, etiamsi cunetos interfeeissent, eum servassent,
et perpetuam pacem eum eo eomparassent vel divitias. Insuper Principe
interfeeto debuissent omnes sui bellum eontinuasse, et novis exereitibus
in principieidas irruisse, et filium eius Ernestum, patrem Serenissimi Fri-
derici III. Imperatoris hodie mundi . . secum in bellum duxisse etiam in
cunis iaeentem.
Goldast: Rerum Suevicanim Scriptores, Ulmae 1727, fol. 59 — 61 ; vergleiche dazu
fol. 24. Escher in den Quellen zur Schweizer Geschichte VI, 179 — 186.
In X. eap. Cireumloeutio Sveviae kömmt Fabri wieder auf den Sem-
paeherkrieg zu sprechen mid sehreibt: Quae autem causa fuerit, quod
rustici illi a suo naturali domino se subtraxerint, non aliam opinor fuisse,
quam tyrannieum reginem dominorum et gravamina injusta nobilium et
exactiones peeuniarum et tributorum aggravationes et huius modi. Quibus
moti eonjurationem feeerunt et in dedicatione cuiusdam villae, ad quam
multi nobiles et dominorum officiales una cum rustieis eongregabantur,
conglobati rustici in nobiles praesentes et in officiales irruerunt eosque
jugulaveruntinplatea, ubi choreizabant. *) Castra etiam oeeiso mm ceperunt
et combussenmt aliasque villas et rusticosam plebem ad se attraxerunt et
in dies augmentabantur in tantum, ut oppida et civitates oppugnarent.
Contra quos duces Austriae, exercitus ducentes, parum profecerunt. Unde
anno Domini 1386 apud Sempach, proelio commisso inter exereitum ducis
Austriae Lupoldum et Suitenses, interfectus fuit dux, post cuius interfec-
tionem exaeerbati duces Austriae et nobiles contra Svitenses, illique magis
animati et armati.
Quellen zur Schweizer Geschichte, VI. Band, Basel 1884, ^eite 129 — 130.
*) Einnahme von Rothenburg 1385, 28. Dec.
101. Genealogia Principum Austriae.
1493 verfasst.
Darnoch in der Jarczal M**CCC**lxxxvi** an sant Niklas tag als er
erhabt wart, wart der selb herezog Lewpolt von Osterreich erslagen von
19«
den trewpruchigen Sweinczcm vnd Lucemeni auf dem veld pey Sempach.
Vnd wurden mit Im erslagen iij ^ gut Ritter vnd knecht vnd gratfen, die
auch grossen scliaden teten an den Swiczem, der sy XV ^ erslugen, die
auf ain hawfen lagen, vnd die Swiczer pehuben daz velt wenn XI Sweinczer
was albey wol an ain Österreicher. Vnd derselb herezog vnd die mit Im
erslagen wurden, warden ze Chunigfeld in dem Closter pegraben.
Rauch: Scriptores rer. Austriac. I, 383 f.
102. Oesterreichische Verlurstliste.
Vennerckht die graffen, freyen, ritter vnd knecht, vnd etlich von
steten, die mit dem durchleüchtigen fursten hertzog Leopolten, hertzogen
ze Österreich vnd zwe Steyr etc. löblicher gedachtnuss pey Sempach von
den wald steten vnd von den trewpruhigen sweytzem erschlagen sind
worden am Montag vor Sand Margrethen tag Anno M**.ccc.lxxxvj,
Von erst der obgenant fürst hertzog Herr Bernhart von Huss vnd zwen
Leopolt von ( )sterreich.
Grajfen vnd freyen.
Margkgraf Ot von Hachtperg.
Graff Wallraf von Tierstein.
Graflf Hanns sein bruedcr.
Graif Hanns von Haslach, Fursten-
berg, der herr zw Haslach wass.
Die freyen,
Herr Hanns von Ochsenstain.
- Walther von der Wickh. *)
- Walther von Gerozoch.^)
- Peter der jung von Wohveyl. •*)
Die paner Herren,
Herr Ot Truogksäss.
- Fridorich Grcyflenstaincr.
- Friderich von Munstral.
- Virich von StoutTcn.
- Wilhahn vnd Herr Oötznian
von StoulTcn.
- Wilhelm der von der Endt an
der F)lzsch.
*- Wernlein Watier * ) \'< )n 1 latslat.
- Wernlcin von Hatstat Herrn
Aspeni^) sun.
von Seenhaym.
- Purgkhart von Maasmynster.
liem schilt ig ritter vnd knecht,
Herr Claus v. Weblhaym v. Kalmar.
- Hc'i n man von Witteher genannt
(Jeibackl.
- Mert dierer von Fridpurg.®)
- Hermann Schurffannen von
Turcken.
- Virich Achberger, fürt das
paner von Österreich.
- Hainrich Kel, fürt das paner
von T}Tol.
- Fridrich von Greyffenstayn.
- Peter Schlau dersperger.
- C( )nrad ImTurm an der Etzsch.
- Hillprant von Weyssenpach.
- Nidas der C ji'Uzsch von Potzen.
- (Vistoff (jötzsch sein prueder.
- Der Torant, Jörg des jungen
hcrren Kuchenmaister.
/ 'on Pasel der i^rossen stat.
I lerr BeruhervonWcrnfclsund zwcv
Conrad sein prüder.
J
199
Herr Bemlein von Rattberg vnd
Conrad sein prueder.
- Bemher von Flaschlanden.
Hermann zwm Wighoss.
Der allt Hurrus.
Walther Mayr vn sein dienner.
Conrad von Epptingen.
Peterman sein sun.
Dreytzehen herren von Wälschen
landen vndter dem hertzogtuomb
von Burgundten.
Item die von obern Elsass,
Herr Herraan Waldner, aber Her-
man Waldner.
Crafft Waldner.
Claus Waldner.
Ain Paschart.
'Wilhalm von Ratpach.
Drev von Andelo.
Herr Küentz Göther von Empfen. '^)
Hang von Weltseshaym.
Wurgkher von Bergkhaym.
Herr Hanns Bemhart graß'^) von
Sultz.
Jörg von Kagenneikh von Stras-
purgkh.
Zwen Klettern von Straspiirgkh.
Hanns Rud. von Lobgass. ^)
Item von Erga (fem lanndt,
Herr Turing von Halbing. ^®)
Herr Hanns von Halbing sein veter.
Hannsel \o\\ Halbing, herrn Turings
Paschart.
Herr Marckhart von Wakleckh. **)
- Ruodolf von Himelberg. *^)
- Hartman von Secham.
- Götz Mulner von Zürg.
Götz Mavr von ober Paden.
Walter von Lufer. ^^)
Frantz Virich von Tegerfcld.
Herr Hainrich, Virich, Fridrich von
Runach. **)
Herr Albrecht von Munichen. ^*)
Hanns von Posswil.
Herr Hartman von Winttikan, ^^)
Virich sein prueder.
Hanman von Aschschenntz,^') zwen
sein sun.
Herr Frantz von Kastelneff.
Item die von Arazv.
Herr Ronan von Konigstain.
Der Schultass von Arow selb xiij.^*^)
Herr Gotzmann von Baden.
Wetzel von Pemerspuren **) von
Mosperg selbfunffl.
Hainrich Staldcr von Widen-
mantrut. ^)
Stuckv von Walkvlh.
Kech von Kechenpach.^^)
Herr Eckloff von Emss vonSwaben.
- Vlricli v( )n Emss seins prueder
sun.
- Purgkhart von Fridburgkh von
jnncr SchiUlingcn.^^*)
- Virich *^) von Wahingen.
- Hanns von Liochtenstain von
pTanckhen.
- Hainrich von Schellenberg.
- Albrecht v. Reyheubergkh. **)
Abcrly v. Wendingen sein dienner.
Purgkhart Saltzfass.
Hofman von Pvbrach Kuchen-
maister des alten fursten.
Hayntz Gasser des fursten
s(^hneider. ^^)
Hanns von Rand eck h.
Ainer von Grünnenbergkh.
Felix von Raffenspurg.
Mor^^) von Kussenbergkh.
Herr Hainrich ^^) von Richenstain.
Herman von Liechtenfels.
2CX)
WoU von Mettwaring ^) vnd
Zwcn sein veteren.
Virich von Triembergkli.
Der lang Purgkhart von Kingen. ^^)
Hanns der Hulber.
Hanns Lusser.
Harrasser des hertzogen har-
nascher.
Fritz von Entzingen.
Schon von Hasenburg.
Conradt Dietrich.
Herr Hanns von Randeckh.^)
Hanns von Hachdorff.
Herr Bemhart Schenckh von Pren-
garten.
- Primi Guss, Hanns sein vetcr.
- Hanns Lehrer ^i) v. Fullingen.
Wilhalm von Glerr.'**)
Hanns von Pöhwill von Nider-
acker.
Zwen von Wiswil.
Herr Lucy von Mulhaym.
I/gm die von Fridhurg.
Herr Hanns Kuchily selb xiiij man-
hafft.
Anthes von Tiernstain. *^)
Friz von Gosloth.**)
Diethelm von Munichen.
Hainrich von Ertzingin.^)
Conrad Starchmaister.
Fritz von Prandiss der Poss-
harter. »6)
Item die von Schaffhawsen,
Herr Hanns von Schandeckh.'^)
- Diethelm der Schulthawss.
Eberhart der Lw.
Hanns Hatzigi.
Eberhart Hunn.
Wilhalm im Thurnn.
Hanns im Winckel.
Hanns Vollach. ^)
Gerhart Rochhart von Vllenperg.
Hanns Prunst.*^)
Hanns zwen von Mestcn.*^)
Albrecht Pflueger.
Hanns Ammann.
lern Neivnburg vom Rein,
Herr Conradt von Wollsenhaym.*^)
Chuntz Wagrshaym.
Thoman Sayler.
Lern von Lutzelhurgkh,^'^)
Berlein von Lev*®) pawmaister selb
sibender.
Die von Rein/elden,
Gerlein Haptz.***)
Dietrich von Pemn.
Hanns Bernher**) ain ambster, zwen
von Pemn.
Vogt Cency.
DcralltBrendigkh.*«)
Claus Dotth selb xij.
Ainer von Arburg.
Von kl ain Pasel ix man.
Codex Nr. 10/ des k. k. Hans-, Hof- ii. Staatsarchivs in Wien aus dem 1$. (i6.?)
Jahrhundert. Die Abschrift verdanke ich der Gefälligkeit des Herrn Franz Xaver
Wöber, Scriptor der k. k. Hofbibliothek in Wien. Vgl. über diesen Codex: Die Hand-
schriften des k. und k. Haus-, Hof- und Staats- Archivs , beschrieben von Constantin
Edlen von Böhm. Wien, 1873, S. 39 — 40. — Beiträge zur Kunde steiermärkischcrGe-
schichtsqucllen X, 146, 147. — Die Handschrift Nr. 84 daselbst (Böhm 21 — 23), die
fol. 1 37 b — 143 a ein Vcrzcichniss der bei Sempach erschlagenen Ritterbringt, ist nach
Mittheilung von Herrn F. X. Wöber eine sehr späte Abschrift des Codex Nr. 107,
Wort für Wort gleichlautend, nur dass der Schreiber bei der Copiatur sehr böse Lese-
fehler sich zu Schulden kommen Hess. So schrieb er statt «Herr zu Hoslach» cHerr
zu Hasberg», statt - Mülner von Zürg^ « Mülner von Zug» und dergleichen mehr. Die
20I
Wiener Handschriften Nr. 8065 und II, 190 aus dem Ende des 16. und dem 17. Jahr-
hundert enthalten die gleichen Verzeichnisse der Erschlagenen, nicht der « Entkomme-
nen», wie die Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichtsquellen X, 147, 173 und
VI, 23 und 33 berichten.
Die Vorlage fiir diese Verlurstliste ist die nur in schlechter Copie erhaltene Liste
in der Primisser*schen Sammlung im Ferdinandeum in Innsbruck, welche ich in der
Aktensammlung zur Geschichte des Sempacherkrieges im Archiv für schweizerische
Geschichte XVII, 1 26 — 1 30 veröffentlicht habe. Sie stammt aus dem Archiv von Trient.
*) Tick. — *) Gerolzegg. — ') Der Verfasser, ein Südtyroler, verwechselt B und
W. — *) Waffler. — *) Appen. — ®) Bei Pappenheim: Max Malterer von Freiburg.
— ^) Bei P: Contsster von Ensissheim. — *) Grat. — ^) P. ergänzt: Herr Peter
Dietrich von Ratsamhausen, und Heinrich von Ratsamhausen. — '*') Hallwyl. - -
") Baldegg. — ^*) Hünenberg. — *») P.: Nuser. — ^*) P. ergänzt Rutschmann; statt
Ulrich nennt er Günther. — ") Mülmen. — ") Büttikon. — *^) Eschenz. — 1«) P.:
<vierzehend*. — **) Bernesbewren. — ^) Stocker von Pruntrutt. — '^) P. : Egg von
Kappenbach von Freyberg. — *•) P.: Freyberg von Neuwen-Steüsslingen. — ") P. :
* Rudolf >. — ") P. : Rechperg. — ") P. : Schmid. — «») P. : Meyer. — ") P. : Conrad.
— •*) Statt Bettmaringen. — *•) P. : Ehingen. — '^) P. : Chorherr zue Costentz. —
**) P. : Lacher. — ") P. : Glor. — '^) P. : Mathis von Trymenstain, des von Ochsenstain
diener. — •*) P. : Gesselt. — '*) P. : Crezenngen. — **) P. : primus, fuit alius filius
abbatis augie majoris. — '') P. : Schwandegg. — '*)P. : Fulach. - - **) P. : Bronns. —
***) P.: Irmensee. — **) Bolsenheim. — *•) Lenzburg. — '*') P. : Lero. — **) P. : Wernli
Hobati. — *») P.: Wemher. — *^) P.: Von Zofingen: Claus Thun.
103. Memoires de Philippe de Comines, livre V, chapitre XVIII.
1498.
Discours sur ce que les guerres et divisions sont pernnises
de Dieu.
La maison d'Autriche, en particulier, les Suisses : et ne fut le commen-
cement de leur division qu'un village, appele Suitz (qui ne S(;aurait faire
six cens hommes) dont les autres portent le nom : qui se sont tant multi-
pliez que deux des meilleurs villes, qu'cust la dite maison d'Autriche, en
sont, comme Zürich, et Fribourg: et ont gagne de grandes batailles,
esquelles ont tue des Ducs d'Austriche.
Memoires de messire Philippe de Comines, Seigneur d'Argenton, contenans
THistoire des Rois Louis XI. et Charles VIII. depuis Tan 1464 jusqu'en 1498. Tom. I
(Brusselle 1714) pag. 416. Comines de la Clite, geboren 1447, gestorben 151 1, 18. Oc-
tober, schrieb diese Memoires nicht vor 1 498. Auflfallig ist hiebei, dass Comines von
mehreren Herzogen spricht, die von den Schweizern sollen getödtct worden sein ; kannte
er etwa die Chronik von Melchior Russ, der nicht nur den Tod Herzog Leopolds,
sondern auch denjenigen König Albrechts, des ersten Herzogs von Oesterreich, auf die
Schweizer (Luzemer) zurückfuhrt. Vgl. Schweizerischer Geschichtsforscher X, 71.
In der von J. Sleidanus (Basil. 1599, 1656 in Amsterdam) veröffentlichten latei-
nischen Uebersetzung der ^ memoires von Commines > fehlt diese Stelle, dagegen bringt
dieselbe die italienische Uebersetzung von Girolamo Bordoni, Milano 16 10, 320.
202
104. Chronik von Preiburg im Breisgau,
verfasst von Kaplan Sattler c. 1500.
Wie die Herren das Landt teilten, und wenn Hertzog JLupolt
zu todt erschlagen wardt zu Sempach.
Als nun die vorgenanten Fürsten die Landt mit einander teilten,
wardt Hertzog Albrecht von Ocstcrrcich zugeteilt Wien in Oesterreich
mit aller seiner zugehordt, und Hertzog Lu[)olt das Ergow, Schwaben und
Breisgew und Sunckaw, und war hie aussen. Balt darnach auf mondag
nach St. Margarethen tag, da wardt der gemelt Hertzog Lupolt von Oester-
reich mit merhtigen grossen Adell aus dem Sungow, Breisgew und Schwa-
ben zu Sempach in dem seinen, umb das seine, und von den seinen
jemmerlich und kleglich erschlagen, im jar von der geburt Christi 1386
und wardt darnach gemelter Fürst zu Künigsvelden mit grosser klag der
seinen begraben in das selbig Closter zu etlichen seinen Altforderen.
( angines Civitatis Frihurgi in Brisgovia. Chronik der Stadt Freyburg im Brisgaw
( Anhang zu Schilters Chronik von Königshofen). Fol. 34-^3 S- Ueber den Verfasser
der Chronik vgl. Leichtein: Die Zähringer, p. 4.
105. Joh. Naucleri Volumen Secundum Chronographiae.
(ieneratio XL VI.
Diese Chronik des 15 10 in Tübingen verstorbenen Johann Vergenhans ist ge-
schrieben um 1501, mit Benützung der Chronik ICherhard Müllers u.a. Ausgahe :
Köln 1544, fol. 8(); ; Ausgabe v. 15 i<).
Aimo domini 1385 itcrimi lis oritur intor Lu|)oldum ducem Austriae
et Thuriccnscs, corumcjuc confoedcratos. Praetendebat dux quod suos
homincs rc<'episs('nt contra ])romis.sa, et quod ali(}uas terras suas occu-
passcnt. Contradiccbant confoederati, asscrentes se privilegiatos, quod
possent quoslibet homines in cives recipere ; conquerebantur autem,
quod ofhcialcs ducis cos multis adecisscnt injuriis. Durante itaque hello,
confoederati ccj)crunt Zug, Sempach, Rotenburg, Rntlibuch, Glaris, et
non nulla alia loca, vastavcrunt insuper torram ducis sine cessatione.
Qua de rc dux ( ongrcgavit cxcrcitum scptingcntorum lanceatorura, eum-
(|ue duxit ad versus (ful. 8()S) opi)idum ScMupach, in cuius prcsidio multi ex
confoetlcratis ex[)cital)ant. Supcrvenicrunt ctiam illis rdiae auxialiares
copiac, ut hab<Tcnt duo millia juignatorum, unde sine cunctatione egre-
diuntur, et hostibus c (>j)iam sui faciunt. His visis, dcscenderunt nobiles in
cxercitu (hu is de equis, et sine ordine aggressi sunt occurrentes. Erant
in parte ducis multi adolesc entes inexperti, cjuod non parvae iacturae
causam praestitit. Pugiia enim facta, calore solis et armis fatigati nobiles,
dum ad etpios rodiro t(MUabaiit, frustra tamen, fere omnes <.)ccisi sunt, et
nemo caj)tus. Dux t:tiam ij)se Lupoldus in acie periit, et cum eo Johannes
203
de Ochsenstein, Otho marchio de Hochberg, Johannes comes de Fiirsten-
berg, duo comites de Thierstain, Johannes et Vdalricus de Hasenburg,
Niger comes de Zollern, Walterus de Geroltzeck, Fridericus de Monstral,
et plures alii nobiles. Ex Suevia Othmarus Truchses de Waldpurg, Albertus
de Rechberg, Cunradus vom Stain, et nonnulli alii quorum nomina non
constant.
io6. Anonyme österreichische Chronik in Stuttgart.
Handschrift des i6. Jahrhunderts, Cod. hist. fol. f79.
(Fol. 68, a.) Anno Domini MCCCLXXXVI nona die Mensis Julii
occisi sunt in Sempach :
Hertzog Leupolt von Österreich. Ist raitt noch viertzig Hern unnd
Edlen Knechten Im Kloster Köngsfeld herrlich begraben worden.
Margraf Ott von Hochberg.
Graf Hanns von Fürstenberg.
Herr Martin Mallterer Ritter.
Xrivenbitrg,
Wallter von Geroltzcgkh.
Herr Götz von Stauffen.
- Ulrich von Stauffen.
- Oswaldt zum Wever.
Hagner von Röteln.
Herr Lüttoldt von Mülheim.
Ein Graf von Zollern.
Zwen von Klingen,
Zwen Waldner.
Zwen genant Gasender von Rech-
berg.
Ainer genannt Stör.
Morandt von Dürmenstein.
Herr Thoman Bcrler (Berlop?).
- Egnolff Küechlin.
- Lupfrid Schusser.
- Egnolff von Stülingcn.
(fol. 68, b.) Hamman Rott.
Burckhardt Gessler.
]'on Brevsach.
Herr Peter von Bolsenheim.
- Conradt von Bolsenheim.
Heinrich Vaschlin.
Der Schultheis.
Conradt Fegesheim.
Thoman Sedler.
Vom Elsas.
Graf Hanns von Ochsenstein.
Herr Wallter von der Dickh, Ritter.
- Peter von Rotzenhausen.
- Peter von Andlach.
Der Lanng von Hattstat.
Hanns Bernhart von Haus.
Herr Hanns Bernhart Grott.
- Hennan Waldner.
- Hamman Waldner.
Ruodolff von Laubgass.
Herr Burckhardt vom Massmünster.
Henzelin (Heuglin ?) Klerkh.
Friderich Klerkh.
(fol. 6(), a.) Conradt vtm Mülheim.
Herr Wernlin von Plachsland.
Zwen von Freyberg.
Herr Hamman von Wittenheim.
- Clas von Böblheim.
Cüntzlin von Flptingen (Epfingen).
Peterman und sein Sohn von Ej)-
tingen (Epfmgcn).
204
Thüring von Eptingen (Epfingen).
Wallther von Mörsperg.
Wetzel von Mörsperg.
Diepoldt von Mörsperg.
Peter von Mörsperg.
Wernlin von Mörsperg.
Haman Zen Wighaus.
Heinrich Starkher.
Gr)tz von Baden.
Wilhelm von Ronbach.
Herr Friderich von Münstral.
Peter von Kalwyler.
Herr Ulrich Diepol t von Hasenburg.
- Hanns von Hasenburg.
Graf Hans von Thierstein,
Graf Walraff (Warahp?) von Thier-
stein.
Der Jung von Grünenburg,
(fol. 69, b.) Herr Wernlin v. Bemfells.
Herr Luittolt von Bemfells.
Hegnower von Bemfells.
Adelberg (sie) von Bemfells.
Herr Wernlin von Rottberg.
Cüntzlin von Rottberg.
Hamraan Bruckher von Berckheim.
Franntz Ulrich von Tegerfeld.
Sigmund von Tegerfeld.
Herr Rudi von Schönaw.
Hugo von Schönaw.
Der Hurraus.
Wallter Maier.
Herr Thüring von Hallwylr.
Hanns von Hallwylr.
Ruman von Küngstein.
Hamman von Eschen tz,
Heintzman und
Hamman seine Söhn.
Ulrich Russman von Reynach.
Marquart von Baldegkh.
Ulrich von Büttigkhen.
Herr Albrecht von Mülingen.
Herr Götz Mülner von Zirch.
(fol. 70, a,) Wernlin Schennckh.
Herr Ratzsch von Hynenberg.
Von WürUmberg Düner,
Hanns von Branndegkh.
Herman von Liechterafelss.
Der Lanng Burckhart von Ehingen.
Haman von Schinow.
N. •
N. der vierer Namen man nitt
N. waisL
N. )
Scha/husen,
Herr Dieterich Schul tlieis.
Hanns von Schwandegkh.
Hanns von Randegkh.
Viertzehen deren namen man nitt
waist.
Schwaben.
Herr Ott Truchsess.
Rudolff* von Erabs.
Egnolff von Embs.
- Hartman von Khem. (?)
Hilleprand von Weyssenbach.
Braun Güsse.
Herman Güsse,
(fol. 70, b.) Kacholff" von Wähingen.
Herr Albrecht von Rechberg Ritter.
- Hanns von Schellenberg.
- Conradt vom Stein.
Frannz Lichtensteiner.
Herr Yscr der Hofman.
Der Küchenmeister.
Von Burgund,
14 deren Namen man nitt waist.
Ab der Etsck,
Herr Peter von Arberg.
Friderich von Greiffenstein.
Wilhelm von Ennd.
Herr Peter von Lanndtsperg.
20S
Rudolff von Lanndtsperg. Herr Friderich von Ertzingen.
Herr H. Kechle (Kethle?). Hanns von Pettmaringen.
Nichas Götzsch. Mör von Küssenberg.
Der Tarannt (fol. 71, a.) Ulrich von Thierberg.
Hännsel von Snellingen. Dieterich von Münchinga (Münth-
Götz Kuchimeister. angu?).
Conradt Im Thum. Hännsl von Besswyler.
Gütige Mittheilung von Herrn Oberbibliothekar und Oberstiidienrath Dr. Wilhelm
von Heyd in Stuttgart.
X07. Balci: Descriptio Helvetiae.
C. 1501 — 1504 in Mailand geschrieben.
Simul iidem populi quattuor effrenis animis ac viribus maximis, per-
petuo foedere juncto, in Leopoldum Austriae ducem arma moverunt. Is
ingentera exercitum comparaverat bellumque facturus ad castellura, cui
Semphac nomen est, milites eduxerunt. Conjurati pugnam iniere, atque
hostibus universis ipsoque etiam duce percusso atque interfecto, sibi et
posteris suis incomparabilem victoriam pepererunt.
Ausgabe von Dr. A. BemouUi in den Quellen zur Schweizer. Gesch. VI, 82 (188 1).
X08. Albert Krantz: Saxonia.
1504.
Durch Basilium Fabrum Soranum verdeutscht. Leipzig 1563, fol. CCXX, b.
Schweitzer werden überzogen.
Auch vberzog dieses MCCCLXXXVI. jar Christi, Lupoldus der
Hertzog zu Osterreich die Schweitzer, darumb das sie ihm etliche
Schlösser, die er jhn verpfendet hatte, nicht wolten widerumb zu lösen
folgen lassen. Es sein die Schweitzer ein Volck, das zu kriegen geboren
ist: Darumb begegneten sie jhm, wie er kam, mit drey tausent Mann.
Dieselbigen nam der Hertzog an im ebenen felde, setzet auff sie zu,
schlug jhr viel todt, vnnd trieb die andern zu rücke. Es hielten jhr aber
zwischen den Bergen andere XXX. tausent, die sich aussstreckten, vnd
beschlossen des Hertzogen Heer rings vmbher, vnd lieffen es an von allen
Seiten, also das der Hertzog erleget wardt mit seinem gantzen Kriegss-
uolck, biss auff achtzehen personen hohes Adels (denn viel mehr blieben
jhr nicht lebendig) die gefangen wurden. Vnnd also wardt zum andern
mal hie erleget fast der gantze Adel in Oesterreich, denn erstmals schlugen
jhn die Hungern todt, im jar Christi MCClvj.
Albert Kranz, vor der Mitte des 15. Jahrhunderts in Hamburg geboren, starb in
seiner Vaterstadt 1517, 7. Dec Vgl. Allgemeine deutsche Biographie XVII, 43 — 44.
206
lateinische Ausgaben der Saxonia erschienen in Cöln 1520, in Frankfurt 1575
und 1580.
Die Benutzung von Detmar's Chronik ist auch hier sichtbar.
m
109. Joannis Staindelii Chronicon
(geschrieben 1507 in Passau).
1386. LcopoUlus Dux Austriae intcrficitiir in hello qiiod gessit contm
Suitcnses, et in Monasterio Kunigfeld sepelitur.
Oefelc Rcr. Boicar. Scriptores I, 525. Ucber Stiindcl vgl. Lorenz; Deutschlands
(loscliichtsquellen, 3. Aufl. I, 195.
HO. Petermann Etterlin's Chronik,
Basel, 1507.
Blatt XLVII— XLVIII.
Von dem Stritt zu Sempach, da der froni Fürst, hertzog Lupoid mitt
der Ritterschafft, von Eydgnossen angriffen, vnd erschlagen, da selhs mit
im gar menger frommer Edelman, Ritter, vnd knecht, vnd smist erenlült,
ellendklich vmb kament vnd erschlagen wurdent, der geschlechtten harinn
ettlich bestympt sind.
Als Hertzog Lüpolt so mechtenklichen widerumb gesamlot vnd sich,
mitt grossem volck gesterckt, die sich in dem land legerten, (wurdent) die
von Lutzern, von Ury, Switz vnd Underwalden, von denen von Zürich ge-
mant, das sy mitt Sechtzechen Hundert mannen zu ynen da mit zugend;
die von Zürych, vnnd die Eidgenossen in der herschaffl von oesterich
Land, in das Turgöuw, wustent vnd brantent wassy funden. Diegewunnent
Pfeffingen in dem Thurgöuw, das des von Landenberg wz, vnd wurdent
vff der festy erschlagen zweintzig vnd Sechss man. do die eidtgenossen
also viertzechen tag da gewesen warent, vemoment die Eydgenossen,
das hertzog Lupoid von österich als er dennocht im Ergow lag, wolt für
Sempach ziechen. Dess battent die von Lutzern die von Zürich, das sy
ynen mit sampt den dryen Lenderen, Ury, Swytz, vnd Unden\'alden,
göndent heym ze ziechen. Do erloupten ynen die von Zürich das sy heim-
lichen hynweg zugcnt. Als sy ouch tattend vnd sumptent sich nit lang vff
der Strassen, kament eben zu rechten zy tten. Dann vff einem mentag was
der nun tag des Heüw Monat, In dem iare, do man zalt Tusent Dry-
hundert Achtzig Sechss Jar, doch zoch Hertzog Lupoid von österich mit
grosser herrschafft vnd macht, für Sempach, in meynung dieze gewynnen ^),
vnd fürt mit im ettlich karren oder wegen mit ytelichen stricken, vnd ver-
meint sy alle ze hencken, wo er ober band gewunnen möchte. (Blatt XLII, b)
Aber der almechtig gott, der vor die sinen nye verlossen hatt, verliess sy
da aber nit. Dann wie vff den tage do der Hertzog für Sempach zoch. Also
207
zugent die vier Waldstett, Lutzern, Ury, Swytz vnd Underwalden, ouch
dahin mit*) drytzechenhundert gutter Reyssbaren mannen. Unnd do
bcvd teyl einanderen ersachent vielcnt die vier Waldstett nvder vfl' vre
knüw, als noch hüt by tag der Eydtgenossen gewonheyt ist, vnd ruftlcn
gott den almechtigen an, bettent yegld icher Fünft' pater nostcr vnd fünft"
Ave maria, da mit ynen gott gelück gebe, ir fygende zu überwynden. Als
aber der hertzog vnd sin züge so gross vnd mechtig was, sölichs die von
der herschafft, das der eydgenossen so wenig was, ersachent, da wurden
sy frr)lich vnd muttwillig, rettent under ein anderen sy woltten sich an
sy ergeben, das aber der vier waldstetten will nit was, dann so bald sy
vss bettent, do stundent sy vff" vnd lüffent strit loufts an die vygent, dess-
glichen die vygent an sy, in flachem velde, vnd fachten da mit einanderen
ritterlich vnd trostlich. Also in sölichen stritten vnd fechten gab gott der
almechtig den vier waldstetten das glück, das sy erlichen oblagent vnd
das velde mit grossen Eren behubent, vnd ward da der obgenant hertzog
Lupoid von Oesterich selbs persönlich erschlagen, dem der almechtig gott
barmhertzig, ouch allen Herren, Gräften, Fryen, Ritteren, vnd knechten,
so all da vmb komen vnd seligklich verscheiden dero on das gemein volck,
die all erschlagen vnd da beliben (sind) vft'^) Vierhundert von adel vnd
geburt, der Switzer wurdent by Zweyhundert erschlagen, vnd warent des
hertzogen lütt ob*) vier Tusent ze Ross vnd ze fuss, dera wenig wyder-
umb heimkam, vnd ward da gewunnen vil büchsen vnd merklich vil gutz
an Harnisch, an kleinotten, vnd anderen dingen. Da verlurent die vier
Waldstet, Nämlichen Lutzern, Ury, Schwitz, vnd Underwalden yegklich
Ort Fünfflzig man, die von Lutzern ein vnd Füntzig, Und furttent die von
Lutzern mit ynen heym in ir statt die houptpanner von Tyrol, vnd des
von Ochssenstein Paner, des von Hapspurg Paner, dera von Schaflfhusen
Paner, dera von Mellingen paner, vnd ander vil venHnen, dera sy nit er-
kanten, Mid wurdent die abschrift'ten sölicher Pannem vnd fenlinen gc-
henckt zu den Barfussen ze Lutzern, zu einer Ewigen gcdächtnüss. Dann
sy die ouch Erlichen vnd Redlichen gewunnen hatten. Da hangent sy
noch hütt by tag*) vnder ander Paneren vnnd fenly, ouch ein michel
teyl, so sy sydher mit gottes hilf erübriget vnd gewunnen band etc. Und
die rechten Houptpaneren wurden in wasser turn, da ligent sy noch
hüt bi tage wol behalten etc. Und sind von den geschlechten des adels
an diser schlacht beliben vnd vmb komen: Die wolgebornen Edlen,
Strengen, Fromen, vesten etc. Herr Johans von Ochssenstein, des hert-
zogen Landtuogt, Herr Otto von Hochberg marckgraff", Graft" Hans von
Fürstenberg, zwen graffen von Tiersteyn, herr hans von Hassenburg,
her fridrich von Munstral, her Walther von Gerolzeck, der schwartz graft'
von ZoUre, herr walther von Dick, Ritter, einer von Landeck, herr Martin
Maltener ritter, her Ott von Waldpurg ritter, zwen von Griffenstein, z»en
von Stauffen, zwt;n (Blalt XLVIIIJ vim Signow, herr Albrechl von Rech-
herg, her Ulrich von Tierberg,*) zwen von Klingen, zwcn von Andlo»-,
dryg von Rutzenhuscii , dr>g \on Berenfelss, dng von Ratberg, herr
wemher von Flachssland, zwen von Hattstat. zwen Schnewlin von Friburg,
zwen Waldncr, herr liug von Schönow, vod sin lochlerman Rudolff von
Laiidsperg, her wemher von Lüchlenfelss ritter, zwen von Wisswil, her
Hans von Huss ritler, herr Heinrich vom Steyn ritter, her Heinrich von
Schellenber^ ritter, her Bcchtold Grat von grfltz, zwen von Hallwil. Sig-
mund *on Tegerfeld, ein Stfir, zwen von Empss, vier von Eptingen, \ier
von Mörsperg, vier von Rinacli, einer zum Wiger, zwen Gussender von
Rechberg, zwen Kletten, einer von Milheim, her Burekart von Massminster
ritter, zwen von Mülinen, vnd Morant von Durmenstein, Alle der ge-
schlechien diser landen der Stammen i-nd namen domalen in wirden vnd
in eren stat warent Darzu liatt der selb Hertzog, von wo! erbomen edlen
Rittern vnd knechten, mit im vss dem Etzschland bracht, wOlche namen
der geschlechten nit all wüssenL Aber es sind, Schroffensteiner, Kron-
burger, Landecker, Husenecker, Schowenburger. Wartenfelser, Gr\'mmen-
berger, Florensleiner, Gottenburger etc. Der xxxv. Ritter vnd knecht von
der Etzsch, vnd vil ander Redlicher lütten dy by vnnd mit dem Hertzi:>gen
erschlagen. (Da wurdent) Eltlich nämlich by Vierlzigen mit dem Fürsten
gen Küngssvelden in das Closter, die andern herren vnd von geschlechten
in ir Landschall^en gefQrt, i'crgraben, \'nd beslattett, aber by vierlhalb-
hundert in ein grub vff" der waldstalt ze saroen gelegt. Da sidhar eyn
schone kilchen mit loblichen gotzdienst gestifft vnd erbuwen isL Nach
disem Stritt ward hertzog Lupoid, des erschlagnen Hertzogen sun, regierer
des lands vnd huss österichs. Der wolt sin vatter rechen, versamlot ouch
ein mecbtig volck wider die Eyd Ige nossen. Do sy das vemament, brachten
sy zewegen das ein fryd ein gantz iar beredt, dar zwischenl der züg zer-
streöwet, das darnach nitt me vss dem selben krieg ward.
Des luzemcriBchen Gerich Isschreibeis Etlcrlio's Berichl hal Diepold SchillinK von
Luzem fast wOrÜich in seine ijn geschrieli«ne Chronik BufgeDommeo. Vgl. Diebold
SchiUings de* Luceinets Schwel Mr-Chronik. l.meni l86i, 4^ S. lo — 12.
Ebenso verwendele Elteriins Bericht Hicronymus Brilinger bei der Uebersetzung
von Hdnrich's von Beinheim Chronik fol. CXLVIII- CI.VI; doch ereile er das
Verzeichnis» der (jefallenen (Handschrift in Basel).
Ueticr Euerlin's Chronik, die i;;i neu gednickt wurde, vgl. besonders Dr. Aug.
Bcmoalli. Etlerlin's Chronik der Eidgenossenschaft. Jahrbuch für schweii. Gesch. i8;6.
r, tu— 131.
') Diepold Schilling von Lunem erEHn/l in seiner Chronik: Sy haltend aticr des
hertzogen narren nit ratz danimb gerragel, D<r meint, sy soUend ze rat werden, wie
sy wider uss dem land wellen kommen. — •) Seh. «oit me dann». — •) Seh. »ob«. —
•) Seh. .by., — ») Seh. .obgemeh.. — 'j Seh. fFriberg*.
209
iTi. Matthäus von Pappenheim: Chronik der Truchsessen von
Waldburg,
geschrieben vor 151 1.
Anno Chr. Tausent drewhundert sechs und achtzig, erhüben sich
Hertzog Lewpollts von Oesterreichs Vnderthanen jm Ergew wider jne,
deren sich die Schweitzer annamen, und sonderlich die Waldsteet, da-
rumb versamellt er ainen treffennlichen raisigen Zeug, begert an Herr
Otto Truchsessen jme ettlich Reitter auflfzuebringen. Vnnd demnach ge-
meilter Hertzog mit Gellt nit verfasst, bat er jne das Gellt auf die Reitter
darzueleihen, wölches jme Herr Otto auf gut vertrawen seins Vettern
Herr Hannsen, das der selbig jne an Gellt nit lassen wurd, zuesagt. Die-
weyll aber Herr Hannsen Hausfrau, ain Gräuin von Montfort, mit Herr
Otto nit woU zuefriden, verhindert sy bey jrem Herren Eegemahell souil,
das er jme kain Gellt leihen wollt, welches Herr Otto, mit sonnderm
Verdries hart verschmähet, sagt, die weyll er jme sollichs abgeschlagen,
wollt er ain Sach fürnemen, die jn'e Herr Hannsen, vnnd allen seinen
Nachkomen zue merckhlichen Schaden raichen muest, zoch allso wider
anhayms und nam von denen von Ysni acht tausennt Pfund Heller,
Costantzer Werung auf, mit ainem sollichen Pact, wann er widerumb an-
hayms käme, und er oder seine mannliche Leibserben jnen die achttausent
pfund, jnn ainer benannten Zeit wider geben, allssdann sollten sy widerumb
sein unnd seiner Erben, wie vormalls, aigen sein ; kam aber er nit mer,
oder wurd das Gellt von jme unnd seinen Leibserben jnn der benannten
Zeit nit erlegt, so sollten sy frey sein und ainen Herren nach jrem Geuallen
nemen, wo sy wollten. Bracht allso damit seinem Herren zue imnder-
thenigen geuallen ain anzall Raisiger Pfert auf, zoch demnach sambt seinem
Leib unnd Guett mit gemelltem Hertzog LewpoUten an seine Veind, die
sy dann auff Sanct Margrethen tag, am aubent Sancti Kiliani zue Sem-
pach jnn treffenlicher anzall versamellt funden. Griffen die Veind an, aber
das Glückh wenndet sich von Hertzog LewpoUten auf der Schweitzer
seytten, unnd wurden erschlagen, wie man zue Tiroll, und jnn der selbigen
Cannizli geschriben findet und hemachfolgt.
(Folgt die Liste Nr. 102, p. 198 — 200, mit den dort verzeichneten Varianten. Pappen-
heim ergänzt nur nach dem Grafen von Tierstein «der Schwartzgrave von Zollem».
Alls nun Herr Otto auch vssblieb, unnd, wie man sagt^ sollt er oben
auff Hertzog LewpoUten erschlagen sein, wurden derhalb die von Ysni frey;
dann er kainen Son verliess, unnd entschlugen sich Herr Hannsen Truch-
sässen, Herr Otto Vettern, der sonnst sein Erb gewesen ; gaben sich an
das Reich zu einer Reichsstat. Diser Herr Otto hat zu Eelichem Gemahell
gehabt Frow Erentraut, ain Gräuin zu Druchperg.
Druckausgabe : Memmingen 1777, I, 62 — 65.
Lieb^nau, Schlacht bei Sempach.
14
2IO
112. Aventin: Annales Boiorum,
üb. VII, geschrieben 15 12.
Luitpoldus Austriacus a Suitonibus caesus est.
Aiisgal^en 1554, 161 5, 1627, Lips. 17 10, fol. 767.
113. Diebold Schilling's, des Luzemers, Schweizer -Chronik.
Geschrieben 1511 — 151 2.
Schilling's Bericht über die Schlacht ist eine fast buchstäbliche Copie
von Etterlin (Druckausgabe, Luzeni, 1862,4°, S. 9 — 12), einzig bemerkens-
werth durch das grosse Schlachtbild. Vgl. N. 1 10, S. 206 — 208.
lieber Schilling*s Leben und Schriften vgl. Dr. Th. von Liebenau : Un Episode
de THistoire de Mulhouse pr^^d6 d'une Notice Biographique sur le Chroniquciir Th.
Schilling. Bulletin du Musee Historique de Mulhouse. 1882. VII, 47.
114. Joh. Tritthemii Annales Hirsaugienses.
1514-
Nobiles itaque tantara conjuratorum injuriam diutius ferre non va-
lentes, Lupoldi Ducis Austriae, sub cujus militabant signis, auxilium im-
plorabant; qui tandem victus eorum precibus (etsi admodum invitus)
bellum, quod anno praecedente Suitensibus indictum aliquot mensibus
ex compacto intermiserat, denuo fortius instaurat. Conctractis igitur copiis,
oppidum Sempach imprimis obsidione vallavit; contra quem adventantes
conjurati Suitenses commissum est bellum, et per utriusque partis homines
in multam horam acriter pugnatum. Campum tarnen postremo pugnatores
obtinuere Suitenses, et Ducis Lupoldi exercitus fusus est. Ceciderunt in eo
hello ex parte Ducis memorati plures quam Nobilium quadringenti, vul-
garium tria millia, sed et Dux ipse Lupoldus in acie prima fuit occisus. No-
mina Comitum, Baronum, Militum atque Nobilium, qui in eodem prae-
lio ceciderunt, quotquot in venire potuimus principalium, haec fuerunt *)
Aliorum acque nobilium virorum nomina, qui in hello memorato cecide-
runt, invenire certo nequivimus, quorum numerum fuisse quater centum,
supra jam diximus. Corpus autem Ducis Lupoldi cum aliis ferme quadra-
ginta ad Monasterium Koenigsfeld cum honore delatum sepultum est
Post mortem vero ducis memorati, Lupoldus filius ejus in Ducatu Austriae,
et in reliquo principatu successit, qui mortem patris vindicare cupiens, sc
hostem conjuratorum litteris declaravit apertis. Coeperunt ad eum undique
^) Folgt das aus Etterlins Chronik entnommene Verzeichniss, in welchem der Herr
von Hasenburg und der von Münstrol als Comes, jeder Ritter als «eques» oder «miles
auratus» genannt wird.
211
convenire nobiles armati, alius patrem, alius filium, alius fratrem in Sui-
tenses optans vindicare. Quod iibi conjuratis innotüit, araicorum medio
facta est unius anni spatio treugarum concessio instantibus ipsis, et sie
fervor animi refriguit commoti . . . Factum est autem bellum atrox prae-
notatum anno praenotato, in mense Septembri, juxta oppidum Serapach,
amplis in campis, ubi et Suitensium plures ceciderunt.
Joannis Trithemii : Annales Hirsangiensium T. II, p. 283 — 284 (S. GaUi 1690, Fol.)
Greschrieben c. 15 14. Trittheim war Abt von Spanheim und von St. Jakob in
Würzburg. — Dr. J. Silbernagel; J. Trithemius, Regensburg 1885.
115. Chronik des Sebastian Seemann von Aarau, Conventual
von St.Urban.
1516.
Tandem commissa pugna contra Hei vetios iuxta oppidulumSempach,
Septimo Idus Julii, Anno domini millesimo trecentesimo octogesimo scxto,
dux Austrie Lupoldus infoelici pugna occubuit; cecidit enim ipse et de
eins parte ingens nobilium numerus Helueciis victoria potitis.
P. Sebastiani Seemann : Chronicon S. Urbani, Script. 1 5 1 6. Mss. im Staatsarchiv
Luzern, Nr. 496, fol.
116. Chronik der Karthause Gaming.
1519.
Iste Leopoldus (dux Austriae) in initio principatus sui fbrtunatus fuit,
sed postea depravatus per consiliarios pessimos valde gravavit clerum et
monasteria, steuras et exactiones eis imponendo: ideo nuUam deinceps
fortunam habuit. Wyennae quidem natus, tandem a Switensibus anno Do-
mini MCCClxxxvi occisus fuit in Zurichensi bello inter Lucemam et Zürich,
et sepultus in Kunigsfeld.
Chronicon Alberti Ducis Austriae II., authore anonymo Carthusiano Gemnicensi
(c. 1519 scriptum). Pez: Scriptores rerum Austriacarum II, 379.
117. OfTenburgische Chronik
von c. 1520.
Diese der Familie von Offenburg in Basel gehörige Handschrift, jetzt
Cod. N. K. Nr. 169 der Stadtbibliothek in Augsburg, enthält unter den
Zusätzen zu Königshofens Elsässer Chronik, fol. 154 und 177 — 178 eine
Aufzählung der bei Sempach «crastina Kiliani» erschlagenen Oesterreicher,
die wesentlich mit dem Jahrzeitbuche von St. Leonhard in Basel überein-
stimmt; sie hebt besonders die Freiburger hervor und die von Neuenburg;
statt Dietrich nennt er Diepold von Ratsamhusen; bei den Elsässern wird
eingefügt Peter von Mörsperg; der jimg von Grünenberg; Wemlin von
212
Rotperg und Cünzlin, sin sun; Herman Brugger von Bergheim; Walther
Meyger von Hüningen; unter den Aargauem wird ergänzt her Heinrich
von Rinach; «Albert von MüHnen und dry, der namen man nit weist; her
Rutsche von Hünenberg, des Htiris tochterman». Bei den Schaffhausem
steht «Johann von Randek und darzu 14, der namen man nit weist». Unter
den Schwaben «her Hans von Schellenberg; item der Hofman imd ander
vil. Von Burgundia der grafF von Montpelgart, der do blind was, und 14
unerkannt.» Bei den Etschem «der Tarant, Johann von Snelingen».
Vgl. Dr. A. Bernoulli : Eine Todtenliste zur Schlacht bei Sempach, Anzeiger für
schweizerische Geschichte 1881, Nr. i.
118. Chronik des Wernher Schodeler von Bremgarten
circa 1520.
Der gross Krieg zwüschen der Herrschaft von Oesterrich
und allen Hydtgnossen.
Hievor ist beschriben *) ein grosser handel, so die von Zürich und
etlich mit ihnen wider die fromme herrschaft von Oesterrich, Raperschwil
halb, über das fründtliche erbieten, über das fründliche abscheiden, so
herzog Lüpoldt von Eydtgnossen, und sy von ihm gethan hatend, für-
genommen haben. Daran nit genug was, sonder findt man hernach witer
allen bescheid, wie sich die ding von einem an das ander, und biss an
den Krieg machten. Und welle Gott, das man wohl von mir vor gut hab.
Dann das muss ich aus heischender noturft reden, vne wol ich Wernher
Schodeler f ein gebor ner Eydtgnoss bin, der dann dis buoch und Chroneck
US vil alten geschribnen Chronecken zuosammen colligirt hab, auch vill
Jahren damit umbgangen bin, villicht weniger lohns, dann Ungunst em-
pfachen; bedunckt mich jedoch ungesumpt dis alles, das ich dis Kriegs
halb hienach volgende, einer Herrschaft von Oesterrich kurtz genug ge-
schechen sy. Doch herinne vorbehalten, ob die in ander wegen sömlich
straf von vill faltiges mutswillen wegen, damit sy öftem mals und nit allein
die Herrschaft, sonder auch ihr amptlüte umgangen sind, vor Gott dem
allmechtigen, welchem ich das urteil hiemit heimsetze, verdienet hat; also
mercke uf, verstendiger leser, erwege vor- imd nachgeschriben Verhand-
lung, demnach geb urteil.
Hierauf folgt die Erzählung der Kriegsursachen fast wörtlich gleich wie bei Russ.
^) In einigen Handschriften «vermerckt». Die in Bremgarten liegende Handschrift
enthält diesen Eingang nicht.
Das die vorgemelten Eydtgnossen vernamend, das der Hertzog
in ihr land zoch, ouch ge>A^unnend die von Glaris Windeck.
Und do die vorgenanten Eydtgnossen von Lutzem, Uri, Schwitz und
Unterwaiden vierzechen tag mit denen von Zürich gereisset hatend, und
213
by (\Tis) zu (Zürich) gewesen waren zu einem trost, da vemamend sy, das
der Hertzog von Österlich mit grosser macht ziechen wolt gen Sempach,
und lag der zit noch im Ergöw, des baten die Eydtgnossen vorgenant die
von Zürich, das sy ihnen erlauben wolten heimziechen, und seiten ihnen,
was ihnen fürkomen was. Also erlaubtend ihnen die von Zürich heimlich
heimzuziechen, als sy ouch datend. Item und uf Sanct Ulrichs tag, alles
vorgemelts Jar, gewunnend die von Glarus die veste Ober- Windeck und
untergrubend dieselben veste und zerbrachend sy.
Das der durchlauchtig hochgeborn fürst Hertzog Lüpoldt von
Oesterrich mit gantzer macht gän Sempach zoch.
In dem vorgemelten Jar, do man zalt tusent drühundert achzig und
sechsy, wie dann Hertzog Lupoid von Oesterrich wider zu land komen
wass, *) ritend vil vil herren, riteren und knechten zu ihm, und klagtend
ihm von Eydtnossen, wie Sy den fryden nit an ihm gehalten heten, den
er mit ihnen gemacht het, auch wie sie ihme das ihr ingenommen, gewüst
und verbrennt, und was des klagens als vill, dass er auch zornig ward,
und insonders von desswegen, dass sich die synen also schantlichen und
ungezwungen von ihm abgebrochen hetend. Das meint er zu rächen.
Man seit von ihm auch, das er vor und ee der streit beschache, redte:
das mercke ein jegklicher wol, ich muss uff dem minen und umb des
minen willen sterben etc. Ja, damit die sach kürtzeret werd, was die
sach dem Fürsten so vill zu hertzen gangen , das er sich mit sinem Adel
erhuob. Und uf den nünten tag des höwmonats zoch der obgenant
Hertzog mit grosser macht für Sempach, welche sich auch also von ihm
abgebrochen hatend, und wolt da das körn und das feld wüsten. Also
warend die vorgenanten Eidtgnossen des innen und gewarnet worden,
als davor staht, als sy denocht nach Zürich warend gewesen, nämlich
die von Lutzem, Uri, Schwytz und Unter^'alden, und uf den nünten tag
Höwmonat im vorgenanten Jar, das was uf ein montag, zugen dieselben
sechzehnhundert man ouch dar. Nun was es fast heiss uf den selben
tag, und lag Hertzog Lüpoldt mit seinen dienern uf dem feldt. Also
zugend die Eydtgnossen mit ihren pannem dahar, und ergabend sich
den Herren vast voll in äugen, und meintent, der Eydtgnossen were
mehr dann der Herren. Dennocht thet ein theil gern mit ihnen ge-
fechten,. die anderen aber meinten, man solt me hilf warten. Und glicher
span was under den Eydtgnossen auch. Dero meint auch ein theile, der
Herren were zu vill, und weiten auch irer oberen hilf und sterckung er-
warten. Denocht ward das mer under ihnen, das sy die herren angriffen
weiten, und wer dann unter ihnen war, der nit striten wolt, möcht wol
davon stan ; es sölt ihm auch an sinen ehren nit schaden. Also stunden
etlich nebent sich, die nit striten woltent. Do aber die anderen den angriff
214
thatend, sprachend sy ze sammen, es were ihnen schandlich, das sy ihr
fründ not leiden lassend, und ihnen nit hilflich sin söltend. Und auch
datent als from handvestlich lüt, und stritten ritterlich, das auch ihren
mitgesellen gar wol kam. Die herren stunden all ab von ihren rossen und
wolt auch keiner des anderen zag sin, dann es die mannlichsten herren,
ritter und knechte waren, die der Hertzog in diseren landen je gehept hat.
Und do sy also hielten, do reten sy mit ihrem herren, Hertzog Lupoiden,
er sölt nit fachten, sonder da halten und sehen, we sich jedermann hielt,
und sölt die sinen lassen fachten. Das wolt der fürst nit thun und sprach :
das well gott nit; sölt ich üch hüt lassen sterben und ich genesen; ich will
hüt Übels und gutz, wol und wee by üch haben. Ich will hüt by minen
herren, ritteren und knechten sterben und genesen umb das min und uf
dem minen, und um min väterlich erb. In den dingen knüweten die Eydt-
gnossen nider, nach ir gewohnhcit, fünf pater noster und fünf ave Maria
mit zerthanen armen ze beten, das ihnen Gott glück gebe ihr viend zu
überwinden, und do das der Hertzog und die sinen sachend, da meinten
sy, sy weltind sich ergeben, das aber nit was, sunder ward gestritten.
*) Brcmgartner Cocl. «da>.
Die gross seh lacht zu Sempach, da Hertzog Lupoid
erschlagen ward.
Do sich nun bcyd theil gerüst baten zu stritcn, da scharrten sy sich
uf den Aackeren und zugent also mit bedachtem mut uf witem veld an
einanderen. Die herren warend frölichen, doch nit wol geordnet, und
was ihnen ze gach *) an die Eydtgnossen. Die hetind sich zuosammen
gesamlet^), undfachtend mit dem spitz. Und des angrifls schluogend die
herren die Eydtgnossen fast hinder sich und namend also die Eydtgnossen
am anfang grossen merklichen schaden, und kamend ihren fast vill umb,
das ein grosser huff" toter lütcn vor den herren lag. Damach bald liessend
die Eydtgnossen von dem Spitz und lüflend auch ihnen zuo, als vorstaht,
die P2}dtgn()ssen, die anfangs sich gcspert und gemeint hatten nit ze striten,
bis ihr Herren und oberen zu ihnen kJlmend, und schlugcnd mit ihr hall-
parten also grülich an die herren, dass nit vor den streichen einer sin
eigen wort het mögen hören. Also warend die herren gar wohl bezüget
und überzüget mit hämisch, das sy das striten die lenge nit mochtend er-
harren, wann es dcss selben tags uss der mass heiss was. Und hetend ein
theil gern ihren hämisch von ihnen gethan ; da mochtend sy nit so vill
wil haben, wann sy allwegcn zu streng mit einanderen striten und fochten,
das vil herren zu tod ersticktend, ee dann sv wund wurden. Es hielt auch
da der schwartz Graf von Zollern und Herr Hans von Oberkilch mit vill
voicks hinweg, das Sy nie zu dem gefechte kamend. Do das die selben.
~1
215
die Eydtgnossen, Sachen, da schruwend sy, die Herren fliechent. Do luffen
ihnen etlich zu, die vorhin nit striten wollen und gewichen warend. Und
also namend Sy erst die Oberhand und gäbe ihnen Gott den sig, das Sy
obgelagen, und das feld mit grossen ehren und auch mit grosser not be-
huobent, dann ihr vill umkamend, nämlich by zweyhundert mannen. Es
warend der fynden mehr dann vier thusend gewesen zu ross und fuss ;
von denen wurde vill gross gut gewunnen an hämisch, rossen, kleider,
kleinoten etc. Nun warend ohne all gefert von den obgemelten vier orten
der Eydtgnossen von jegklichem ort sunders umbkomen fünfzig man, und
von Lutzern grad ein und fünfzig, auch wurden fast vill übel wund, desglich
uf der herren siten auch beschall. Es fürrten die Eydtgnossen mit ihnen
ab der Walstat die Panner von Thiroll, die Panner von Ochsenstein, des
Marggrafen Panner, des von Habspurg Panner, der von Schaf husen Pan-
ner, dero von Hellingen Panner, und vill ander venly, die sy nit bekannten.
Und wurden uf der fienden theil erschlagen, allein herren und ander Edel,
als hamach stat, ohne ander Herren und volck von frömden landen.
Ein Spruch, den ich funden hab geschrieben, den ich acht, ein Oester-
richer gemacht hat
O Sempach, Sempach, wie schantlich sich die thrüw brach.
Von dem dir nie leid beschach,
hin gott geb dir ungemach,
das sy hinfür din bestes dach,
wann dis Übels bistu ein ursach,
und ist ihm doch din gestalt ze schwach ;
und verflucht svestu.
Ein anderer Spruch.
Wie kann man das Jammer gnüegen klagen,
das von den puren ist erschlagen
der biderb und edle fürst hochgeboren,
und by ihm so meng from Mann hat verloren,
hin ist der fürst, darnider gelegen,
und mit ihm so meng kühner dägen.
Das sind der Fürsten, Herren, Rittern und Knechten nammen, so
uf des Hertzogcn sithcn zu Sempach erschlagen sind.
Hierauf folgt das Verzeichniss, abgesehen von kleinern Abweichungen
in der Schreibweise einzelner Namen und von der Reihenfolge, wie in der
Handschrift C,52 des historischen Vereins in Luzern. Oben pag. 131 — 135.
<^Diss hienach genennt sind Panncrherr und Strabherrn, diss hienach ge-
schriben sind der mer theil Ritter und Knächt uss Schwabenland . . . Ritter
und Knecht ab der Etsch, Herrn uss dem Obeni Elsass . . . Ritterund Knächt
uss dem Ergeuw . . Ritter und Knächt von Ery bürg. Diss warend von Schaff-
2l6
husen, von Rinftllden und andern Stetten.» Bei der Aufzählung der Basler
folgt der Zusatz «und kamen auch uss der kleinen Stadt nun Mann».
Dann folgt zum Schlüsse : Me komend umb.
Zwen von Griffenstein.
Zwen von Stauffen.
Herr Marti Maltrer.
einer von Signöw.
Herr Albrecht von Rechperg.
Zwen von Klingen.
dry von Rothberg.
Der von Landtsperg.
Wemher von Lichtenfels.
Herr Berchtold Grat.
Zwen Güssen.
Der von Bechburg.
Zwen Kletten.
der starck von Grimmenstein.
Zwen Schnebly von Fryburg.
Item acht und zwentzig Ritter und Knecht von Oestereich.
Item fünf und dryssig Ritter von der Etsch, und vill ander Herren
und gemeins volcks, der namen hier nit geschriben stant. Gott der Herr
well sich über Sy und uns alle erbarmen.
*) Bremgartner-Handschrift <'gecli^. — •) B. Cod. «Gesumkt» (geschmückt?).
Handschrift der Stiflsbibliothek St. Gallen, Nr. 1206, 284 — 292. — Bremgartner
Handschrift aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, offenbar Copie des ersten Entwurfs
von Schodelers Chronik. *) — Handschrift des Klosters Muri, jetzt Kantonsbibliothek
Aarau, Cod. Mur. 15, I, fol. 176 — 191. — Bemer Handschrift des Samuel Grüner vom
Jahre 1585, Cod. V, Nr. 21, fol. 117 b bis 118, 121 ff. bis 126, mit der Bemerkung:
*Von der Sempacher Schlacht fynndt man ein Hüpsch Lied im Truck». — Bemer
Handschrift V, 17, fol. 368 ff; 395 — 402, das Lied von Sempach. Handschrift aus
dem 18. Jahrhundert. Werner Schodeler benutzte für seine Chronik hier die Thurgauer-
Chronik (vgl. oben Nr. 37) die nach G. v. Wyss in Rapperswyl entstanden ist.
Ueber Werner Schodeler vergl. meine Abhandlungen im Anzeiger f. schweizer.
Gesch. 1885^ 356 ff u. in F. J. Stocker*s Zeitschrift vom Jura zum Schw^arzwald 1885,
worin Auskunft über die Anschauungen des Stadtschreibers und die Beschaffenheit
dieser Chronik ertheilt wird, die man nach ihrem Copisten zuweilen einem Balthasar
Schodeler zuschrieb. — G. Scherer: Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek
St. Gallen 424.
*) Dieser Entwurf hat folgende Capitel :
«Der gross Krieg zwüschent der herschafft von Osterych vnd allen Eydgnossen».
Anfang: In dem Jar.
«Das die von Lucem Rottenburg jnnoment vnd gewunnent». — Diss vertross die
von Lucern.
«Wie das die von Entlibuch vnd die von Sempach Burger wurdent wider Ihres
herren Willen*. — Als man zalt 1386.
«Das die von Meyenberg vnd von Rychense ouch burger wurdent zu Lucern». —
Als in denselben tagen.
«Wie Etliche Knecht von Eydtgnossen zuo Meyenberg erstochen vnd wie darnach
daselb Meyenberg vnd Rychensee verbrennt worden». — Wie den nun.
« Das der durchlüchtig hochgeboren Fürst Herzog Lupoid von Osterrich . . . . »
119. Chronik der Familie Feer von Luzern.
Anno domini M*'CCClxxxvi, Montag nach Volrici, den 9*"* Tag
Hoeuwnat ist beschechen die Schlacht by dem stettli Sembach, z>Ä'üschen
J
217
vns von Lucem vnd vnser zusammengeschwomen vs den Lendern allein
eins, so dann wyland Lupoiden Hertzog von Oesterrich, welcher mit sinem
zug, Margrafen, Grafen, Fryherrn, Rittern vnd Kriegsknechten ist er-
schlagen worden, vnd wir haben ein erlichen Sig erlangt, das sich be-
scheint by den venndlinen by den barfussen offenlich vffgehenkt.
Die burger wellent vnd band geordnet, dz diser tag ewigklich gefyrrt
werd ze Eren vnsers Herren Jesu Christi, der hl. Junckfrawen Maria, dz
ouch vssgetheyllt werd ein allmussen jedem Menschen i brod bis x gl.
Fecr'scher Sammelband. Msß. im Pfarrarchiv in Buttisholz (i 6. Jahrhundert) pag. 25.
Vgl. oben Chroniken Nr. i.
120. Jacques Baillods, chanoine de Neuchätel, chronique
de Neuchätel.
1520— 1555.
La comtesse Isabelle (de Neuchätel) . . . incontinent apres avoir etc
infonnce de la deconfiture de Leopold (d' Au triebe), envoie deux Chevaliers,
Hugues de Wuillaufans et Vaulhier de Colombier pour complimenter les
confederes sur cette grande victoire, avec charge de rcvenir par Berne, a
Celle fin d'y parlementer au regard de la combourgeoisie. Nos Chevaliers
re^oivent force courtoisies; le moment d'ourdir n'etait pas encore venu.
Georges de Montmollin (1628^-1703): M^moires sur le Comt6 de Neuchätel en
Stiisse. Neuchätel 183 1, II, 221. lieber Baillods i, 4.
Vgl. hiezu E. Perrochet : Histoire militaire des Neuchätelois, Musee Neuchatelois
i866, III, 201. Der Vater des Chronikschreibers ist der berühmte Vertheidiger der
Brücke zu Thielle gegen die Burgimder (1476). Jeanneret et Bonhöte: Biographie Neu-
chateloise, Lode, 1863, I, 20 — 21.
121. Johannes Cuspinianus: de Caesaribus atque
Imperatoribus Romanis.
1521.
Quartus autem Alberti fiUus Leopoldus, Militiae decus cognominatus :
Dominium Veitkirch Austriae adiecit, cum comitatu Hohenberg in Suevia,
et cum Tergesto ac Treuisana Marchia: ab Heluetiis prope Sempach
oppidum occisus, in monasterio Kongsfeld sepultus: relictis ex uxore
Virida Bamabonis Mediolanensis Principis filia, quatuor liberis.
Basil. 1561, fol. 450.
Cuspinian oder Johann Spiesshammer von Schweinfurl, geb. 1473, ein bekannter
Humanist, starb 1529 in Wien.
Pierer: Universal-I^exikon V, 571. F. X. v. Wegele: Geschichte der deutschen
Historiographie 1886.
2l8
122. Willibald Pirkheimer von Nürnberg: Bellum Helveticum,
geschrieben nach 1525.
Anno demum incamationis Dorainicae MCCCLXXXVI Leupoldus
secundus Dux Austriae magnis contractis copiis, ac nobilibus innumeris
in auxilium vocatis opidum Sempach obsidione cingere molitus est. Foe-
derati vero quamprimum hostium sensere conatum, urbem praesidio mu-
nire decreverunt. Mille igitur et quad ringentos milites electos ad urbis
misere tutelam : Contigitque eadera die Diicem Sempach obsidere et Sui-
tensium adventare praesidium. At Dux cum hostium cognovisset accessum,
eorum paucitatem adeo contempsit, ut omni' peditatu in castris relicto,
cum equitatu tantum congredi statuerit, existimans, equorum tantum nu-
mero adversarios obrui posse. Et erat equitatus non tarn armis ac animis
praestans, quam multitudine conspicuus, adeo ut in duplum hostium ex-
cederet peditatum. Interim foederatorum praesidium minime hostili mul-
titudine perterritum urbi appropinquare coepit, et si quis prohiberet, armis
viam parare, vel si minus posset, honesta morte occumbere paratum est.
Non tamen vage et fncomposite, sed structa incedebat acie, siquidem longo
jam belli usu, unusquisque legitime militare, imperium pati, et inprimis
ordines observare didicerat. Equites igitur, ut primum foederatorum con-
spexere agmen, laxatis provolant habenis, atque infestis cuspidibus in
medium ruunt. Suitenses vero objectis hastis longioribus *), ferociter hostes
excipiunt. Fit atrox proelium, cum illi perrumpere anniterentur, alii vero
in vestigiis mori potius, quam cedere mallent. Interim Dux pugnantes hör-
tati, nunc precandc^ nunc castigando accendere, nonnunquam ommissam
I)ugnam aliquot in locis restituere, et egregii Ducis ac strenui militis fun-
gebatur officio: nee quoad superstes fuit, equites cessere: tandem vero
impigre pugnans interficitur, cecidereque cum eo quadringenti circiter,
Comites, Barones et Nobiles, cum turha alia innumera. Post tantam no-
bilium caedem, equites, qui supererant, se fugae mandarunt, quos et pe-
dites qui in castris remanserant, sequuti sunt, tormenta vero bellica et signa
militaria quam plurima capta. Direptis inde castris, praeda opulenta parta
est. Occubuere ex victoribus ducenti circiter, multi sunt vulnerati. Verum
quia equitatu carebant, hostes hmgius persequi nequibant. Dux cum ple-
risque aliis Principibus in monasterio Künigsfeldt sepultus est. Suitenses
tanto defuncti praelio, ad propria sunt reversi; ac nova inter eos initasunt
foedera: in quibus multa prioribus addita, pleraque innovata, ac diserte
cautum est, ut quam primum hostis sociorum fines incursaret, omnes po-
j)ulariter supetias ferrent, siquidem Leupoldus defuncti Ducis filius, repa-
ratis viribus bellum apparabat, ac ob cacsum patrem vindictani exigere
nitebatur.
^) Diese kamen erst nach 1422 auf!
2ig
Bilibaldi Pirckheimeri Bellum Helveticum. — Freher: Germanicar. reram scrip-
tores, 1607, III, 45. — Goldast: B. Pirkheimeri . . opera politica etc. Francof. 16 10,
Fol. — Thesaurus Historiae Helveticae, pag. 5.
Deutsche Uebersetzung von Ernst Münch : L. Pirkheimers Schweizerkrieg, Basel,
1826, 83 — 85. — Ueber Pirkheimer als Greschichtsschreiber vgl. F. X. von Wegele:
Geschichte der deutschen Historiographie 1886.
123. Anklag vnd ernstlichs ermanen Gott des AUmechtigen,
zu einer Gemeinen EydgnoschafTt, dass sy sich von jren
Sünden zu jm kere. ^)
(Zürich, Froscha^er 1525.)
(Fol. Aiiijb.) Zu Serapach gab ich üch vierhundert gekrönter*) helmen,
die jr vff die walstatt legtend. Vnd wiewol üwer nit mee warend dann
dr)'zehenhundert, üwerer fyenden aber by den viertusenden, gondt ich
üch doch der eeren vnd dess grossen guotes das jhr da gwunnend.
*) Autor ist Heinrich Bullinger ; Neuausgaben 1528, 1648; Parodie von P. I^urenz
Forrer 1647. — Gereimte Ausgabe von Hans Caspar Keyser, Schuldiener in Altstetten.
— Haller III, Nr. 306. Weller: Annalenl, Nr. 696. Pestalozzi: Bullinger 48. Strickler:
Aktensammlung zur schweizer. Reformat.-Gesch. V, 48.
•) Ueber gekrönte Helme vgl. Löher: Archiv. Zeitschrift X, 304.
124. Hieron3anus Gebwyler: Epitome Regii ac Vetustissimi
ortus Sacrae Caesareae ac Catholicae Maiestatis Seri-
nissimi quoque Principis et Domini, Dn. Ferdinandi, Vn-
gariae ac Bohemiae Regis, omniumque Archiducum Au-
Striae, ac Habsburgensium comitum.
1525, Argent. ; 1530, Hagenoac 40.
Liber III., Cap. III.
Leopoldus . . duodecenale foedus cum Helvetiis circiter annum Dni.
1382 iniit, utriusque partis iureiurando, ne irritaretur sancitum. Sed a
discessu Principis in Austriam, post temporispusillum, culpa (nessio cuius)
omnino neglectam, confoederatis Leopoldi Ducis populos et terras igni ac
ferro devastantibus, Austriacis quoque copiis pro virili his resistentibus.
Quam obrem Leopoldus suis praesidia allaturus, coacto ingenti unde-
quaque equitum et ]')editum exercitu, in Helvetios bella moturus, haud
procul a Sempacho castra metatur, cui prae nimio ultionis ardore plus equo
in pugnam festinanti, Helvetii, qui Sempachi in praesidio congregati fue-
rant, occurrunt, praelia inituri. Non detrectavit pugnam fortis ac magna-
nimus Princeps, etsi modico equitum exercitu uallatus fuerit (exierat enim
ad hostem spectandum, non ad invadendum, reliquo exercitu ipsum in
castris manente) quem si secum habuisset, citra ullum periculum aut la-
borem ad extremos Garamantes *) hostem fugasset. Verum gcnerosae nobi-
*) Im Innern Afrika's!
220
litatis, ipsum tunc comitantis, hortatu ad arma calidior redditus, immemor
lente festinandum esse, morae impatiens, hosti congreditur. Victoria tan-
dem ad Helvetios inclinante, Leopolde Duce, omnique nobilitate quam
secum habuerat, ad unum occisis, cuius exangue corpus una cum quadra-
ginta aliis praeclari sanguinis militibus, in saepedicta Regii Campi coe-
nobio, circiter annum Domini M.CCC.LXXXIX. sepulturae traditur,
caeterorum ingenuorum militum cadaveribus, quorum plerique ex Alsatiis,
Brisgoia, Suntgaudia, Hegovia, Principem comitati fuerant, ad domestica
et gentilitia conditoria abductis. Quam lugubris et funesta haec clades
equestri ordini fuerit, si ea pugna interemptorum nomina legeris, facilius
argues.
Gebwiler, geboren 1473 in Kaisersberg im Elsass, t ^545 ^^^ 21. Juni, gab sein
Werk 1527 auch deutsch bei Johann Grienynger zu Strassburg heraus unter dem Titel:
Keiserlichcr und Hispanischer Mt. auch Fürstlicher durchlüchtigkeit, und aller hievor
Ertzherzogen und hertzogen von Oesterreich, darzu der fürstlichen graven von Habs-
burg, alt künglich herkumen. — Charles Schmidt: Histoire Litt6raire de l'Alsace.
Paris, 1879, Tome H, 158-173, 410- 411.
125. Basiliensium Antistitum Catalogus.
1 6. Jahrhundert.
Pag. 22. Mss. im Staatsarchiv Luzem.
His temporibus, videlicct Anno M.CCC.lxxxvi., ix. mensis Julii, Lu-
poldus dux Austrie cum numeroso nobilium exercitu, iuxta opidum Sem-
pach ab Helvetiis prosternitur.
Ueber diese Chronik vgl. Th. v. Liebenau : Zur Basier Chronik des Nikiaus Gerung
von Blauenstein. Anzeiger f. schweizer. Gesch. 1879, 183 — 188; 217 — 221.
126. Chronik von Brieg im Wallis,
geschrieben um 1529.
Anno 1 386, die Cirilli, 9. Julii, schlacht zu Sempach.
Stumpfs Copie vom Jahre 1 544. — Quellen zur Schweizergeschichte 1884, VI, 248.
127. Dr. Joachim von Watt (Vadian) : Chronik der Aebte
des Klosters St. Gallen.
Geschrieben 1530.
(Watt geb. 29. December 1484 zii St. Gallen, f 1551, 6. April.)
Bald darnach kam herzog Lütpolt von Oesterrich in dise land, zu
dem sich der adel unser landschaft tat und im klaget, wie die Aidgnossen
den gemachten friden gewaltigot und brochen, dabi dem land grossen
schaden zuogfuegt, stet und Schlösser ingenomen und ainen guten tail zer-
brochen hettind und witer inncmen imd brechen wurdend, wo man inen
221
nit widerstund und si ze strafen undemäme. Ward der herzog erzürnt und
rust sich in ainer il mit vil tapferer ritter und knecht, die sinen, so von im
on trang und ursach abgfallen warend und mit den Schwitzer verstand
gmachet, als Entlibuch, Sempach und ander mer mit der hand ze strafen.
Und wie er demnach uf den 9 tag des heumonatz im 1386 jar mit ainem
wolgerüsten zug für Sempach sich tun hatt und allda die uraligend land-
schaft ze beschedigen angefangen hat, begegentend im die 4 waldstett
euch mit ainem gwaltigen hufen und griffend den fürsten an, welcher in
schlechter Ordnung stund und zum strit nit am besten verfasset was. Dabi
woltend etlich uf merer hilf verzogen han ; etlich aber vermeintend, straks
ze fechten ; welich ouch fürbrachend. Und ward der herzog gebeten, er
solte nit an den vigend keren, sonder halten und sechen, wie sich jeder-
man schicken weit. Do sait er vor allen : das solte Got nit wellen, dass
er nit in glichem fal tods und lebens mit sinen rittern und knechten stend
solte ; er weite uf disen tag Übels und gutz, wol und wee mit inen tragen
um das sin und uf dem sinen und mit den sinen ; das alles sin väterlich erb
wäre (laudabilis vox Leopoldi ducis). Und trat also frölich und unverzagt
samt den sinen den Aidgnossen endgegen. Des ersten angrifs schlugend
die herm die Aidgnossen hindersich und hattend iro ouch vil libloss tun.
Doch so warend iro der mertail von den pferden gestanden und mit har-.
nesch und waffen so vil und vast beschwärt, dass si die hitz nit liden
mochtend ; dan der ganz tag gar heiss was, und bettend gern ain tail ir
hamesch »von inen geton. Do mocht inen nit so vil wil werden ; dan der
strit gar streng was. Und erstiktend der herren vil, ee si ienen wund wärind.
Es hielt ouch da der schwartz graf von Zollem und herr Hans von Ober-
kirch mit vil Volks, das sie nie zu dem gefecht komen, und ritend also
oneerlich ab der Schlacht in allem strit. Do das die Aidgnossen ersachend,
do schruwend si, die herren fluchind ; und luffind inen do etlich zu, die
vor von inen (so ruch gieng es zu) geflochen warend. Und also nomend
si erst den truk und erschlugend die herren und gewonnend den sig ; wie-
wol si ouch grossen schaden nomend. Und ward der fürst selbs erschlagen
sampt ainem merklichen adel, und komend vil lüt um von Basel, Schaf-
husen, Arow, Arburg, Baden, Zofingen, Bremgarten und daharum, item
uss dem Elsass und Etschland, von Schwaben und ab dem Schwarzwald.
Wellchen allen übel gelang. Und findt man iro vil mit namen verzaichnet
in den alten kroniken, welich hie on verdruss nit möchtind gelesen wer-
den. Es ward ouch ain spruch über Sempach gemachet mit wiss und
Worten, wie harnach volgt :
O Sempach, Sempach
wie schantlich sich die trüw brach,
von dem dir nie laid geschach.
222
wolhin, Got geb dir ungemach,
das si hinfür din bestes tach.
Wan an disein übel hast ursach
und ist im doch die gstalt zu schwach.
Wie kan man das gnug ser klagen,
dass er von den sinen ist erschlagen,
der edel fürst gar hoch gebom,
bi dem mang from man hat verlorn.
Nun tet küng Wentzeslaw von Beham gar gemach zu den dingen,
wie wol er römischer künig was und billich sich darin gelegt hand solt,
wie sin vater kaiser Karli vormals tun hatt. Darum man im ouch ain spruch
machet, wie er hernach stat:
Ach low, wess schmukstu dinen wadel
und last vertriben den frommen adel
wider recht und mit gewalt?
was sol dir dan din grülich gstalt?
wiltu nit änderst tun darzu
dich frisst der tag ain Schwitzerku.
Ernst Götzinger: Joachim von Watt (Vadian) Deutsche Historische Schriften,
St. Gallen 1875, 4®. I, S. 476 — 478. In meiner Copie von Vadians Chronik, aus dem
17. Jahrhundert, füllt dieser Bericht fol. 541 — 547. Eine kurze Nachricht über Herzog
Leopolds Tod bei Sempach findet sich auch in der kleinem Chronik der Aebte. Götzinger
I, 472. Dass Vadian für den Sempacherkrieg den s. g. Klingenberg benutzte, erwähnt
Götzinger II, XV. — Vgl. Scherer: Katalog der Stiftsbibliothek von St Gallen S. 431.
128. Conrad Schnitt: Wappenbuch der Baslerischen
Geschlechter.
Conrad Schnitt, Mahler und Burger zu Basel, ^) fieng dieses Wappen-
buch an zu mahlen den i. August 1530.
(fol. 254.) Anno domini 1386 uflf den 9. tag
heuwmonatz zu der zit kuning
Wentzelaus ist hertzog Lupoid vonn
Österrich mit dissen hernach volgenden
herren vor Sempach in dem sinnen
und uff dem sinnen und von dem
sinnen erschlagen wordenn.
Sempach wie schamlich sich din trüw brach
an dem dir nie laid beschach.
her gott geb dir ungemach
*) 1528 Schaffe er des Augustioerklosters, f 1 54 1 vor October. — Vgl. Ochs : Gesch.
V. Basel VI, 522 — 523.
J
223
das sy hiefür din bestes tach
wan an dissem übel bis tu ein ursach
und ist im doch din gestaltt ze schwach
wye kan man das ser gnuog klagen
das er von den sinnen ist erschlagen
der edel fürst so hochgeboren
und by im so mennig from man verloren.
(fol. 255. Auf besonderem eingeklebtem Blatte, aber von der selben Hand
wie das übrige.)
her Gunthart von Rinach.
her Niclaus von Rotten.
Cristoffel von Rotten sin bruoder.
Davit von Inckenberg.
her Hermann Schupffner.
Bemhart von Lobgassen.
Hanss Gasser von Wintterthur.
her RuodolfF von Wechingcn.
- Hans von Liechtenstanner von
Francken.
Burchart Saltzfass.
Hanss Luser.
Tschan von Hassenburg.
Felix Ravenspurger.
her Cuonrat Richensteiner.
Hans Hilwer.
Wilhelm von Pfar. (!)
her Burchart von Friburg.
Eberly von Endinngen der iung.
her Uolrich von Auenberg ab der
Etsch, ftlrt das panner von
Österlich.
- Niclaus von Bebelheim von
Colmar.
- Henman von Türeken.
von Kagenegg von Strassburg.
her Bernhart Gent (?) von Sultz.
- Walther von Nufren.
Heinrich Stocker von Brunnentrut.
Stucky von Waltkilch.
her Götz Meyer von oberen Baden,
ward ritter.
Hennan sin sun.
her Wernher Schenck von Brem-
gartten.
- Herman ven Wigkhuss.
- Cuonrat Stotz. *
Heinrich Böchlin.
Anthony von Dumstcin.
Thoman Lupffrid Schützen.
(fol. 255 ordentliche Blattfolge.)
Die ritter und kriecht uss dem
Brissgouw.
hertzog Lupoid von Österrich.
Margraflf Ott von Hochberg.
GrafF Hans von Furstenberg.
her Walther von Geroltzeck.
- Martin Maltterer von Friburg.
- Götz von Stouffen.
- Uolrich von Stouffen.
Hagner von Rottelenn.
her Hemman Wisswiller.
- Hans von Wisswiller.
- Oschwald zuom Wyger.
- Henntz Kuochlin.
- Egloff Kuochly.
- Hummel von Keppenbach.
- Hemman Meyer.
- Walther Meyer.
Burchartt Gessler von Brisach.
Hemman Veschly.
Lüttoldt von Miilhen,
EngenolfF von StuoUingen.
224
Henman Rott von Basel.
Petter von Bolsenheim von Nuwen-
burg.
Conrad von Bolsenheim.
zwen Schneuwly von Friburg im
Brissgouw.
Die ritier und knecht uss dem Elsas.
(fol. 255.) her Cunrat Schage.
Henman Berenlape.
Thoman LupfFrid Schuser.
Thoman Seider.
Fogelhin.
Der Schultheiss von Nuwenburg.
her H5ns von Ochsenstein thuom-
probst zuo Strassburg, des hert-
zogen landvogt.
graff Hans von Tyerstein.
her Hans Uolrich vonn Hassenburg.
- von der Dycke ritter genant her
Walther.
- Friderich von Münstral.
- Petter von Bebelheim.
- Hemman von Bebelheim.
- Petter von Bolwilr.
- RuodolfF von Landsperg.
- Hug von Schonouw genant
Hurus.
Petterman sin sun.
her RuodolfF von Schonouw ritter.
Walther von Schonouw sin bruoder.
her Petter von Rotzenhussen.
- Diettrich von Rotzenhussen.
- Heinrich von Rotzenhussen.
^ Petter von Andlouw.
Walther von Andlouw.
her Wemher Waffler von Hadstat.
- Wemher der lang von Hadstatt.
- Berchtel Grat von Gretz.
- Cuontz Stör.
(fol. 256.) her Herman Waldner von
Sultz.
Kraafft Wldner.
Henman Waldner.
Hans Ruodolff von Lobgassen und
Burchart von Lobgassen.
Hans von Wettelzheim zuo Bercken.
her Buchart von Massmünster.
Hans vom Huss ritter.
her Cuontzman von Mülheim.
- Werlv von Flachssland.
- Henman von Wittenheim ge-
nant Gigen.
Cuontzly von Eptinngen,
Petter im hag von Eptinngen.
Pettermans sun von Eptinngen.
Thurinng von Eptinngen.
her Diebold von Morsperg.
- Wemher von Morsperg.
- Walther von Morsperg.
- Hetzel von Morsperg.
- Petter von Morsperg.
Götzman von Baden.
der Altt von Eschentz mit zweyen
sünnen.
her Herman von Eschentz.
Heintzman von Eschentz sin sun.
Wilhelm von Rottpach.
Henman von Wigerssheim.
(fol. 256.) Bernhartt Klett
Hugly Klett von Strassburg.
Die ritter unnd knecht uf dem Hegouw
und Ergouw und am Blauwenn,
her Hans der jung von Grünnenberg.
- Werly von Berenfels.
- Lüttoldt von Berenfels.
Adelberg von Berenfels.
her Werlin von Rotberg.
Cuontzly und sin bruoder von Rott-
perg.
her Lutzen von Raterstorff.
Henman Burger von Bergheim.
225
Sigmund von Tegerfeld und Frantz
Uolrich von Tegerfeld.
des Huruss dorhterman von Hal-
wil, genant her Hanss von Halwil.
her Türing von Halwil.
- Ruonman von Kungstein.
Uolrich von Rinnach.
Ruotschman von Rinnach.
Friderich von Rinnach.
Frantz Uolrich von Rinnach.
Marquart von Baldegg.
Uolrich von Büttykon.
Hartman von Büttykon.
Albrech von Mülhin.
(fol. 257.) her Götz Müller von
Zürich, was herztog Lüpolds hoff-
meister.
her Wernher Schencke.
Ruotsch von Hünnenberg.
Des von Wiriienbergs dtener,
Hans von Brandeg.
her Werly von Liechtenfels.
der lang Burchart von Eschingen,
her Herman von Signouw.
- Hans von Schwanndeg.
- Hans von Randegg.
- Diethelm schultheiss zu Schoff-
hussen und andere ritter und
knecht die man nit nennen kond
ob 200 oder mer.
Von Schwabenn,
der schwartz graff von Zoller.
her Ott truchsess von Waldpurg.
- Uolrich von Emps.
Egolff von Emps.
her Hartman von Sechenn.
- Jörg von Warttenouw.
- Hug von Schinen.
- Hilprand von Wissenbach.
- Brun Guss.
- Henman Guss.
(fol. 257.) Kalchhoff von Echinngen.
lier Albrecht von Hochenrechberg.
- Hans von Hochenrechberg.
einner von Landegg.
zwen von Klingen.
Morant von Dürmenstein.
her Heinrich von Schelienberg.
- Cuonrat vom Stein.
- Frantz Liechtensteiner.
- Ott Barisser mit 40 personen.
der hoffmann, der kuochymeister
und andere fil der geschlecht man
nit nemen kan.
Uss Burgund sind wol 300 die man
nit nemen kann.
her von Yffan uss der Etsch.
- Fetter von Arberg.
- Friderich von Gryffenstein.
- Wilhelm vom End ab der Etsch.
- Fetter von Schlandensperg.
- Heinrich von Gösskenn,
fier herren von Bechburg.
(fol. 258.) her Heinrich Kall fürt
das panner von Tyroll.
her Niclaus Götsche von Botzen.
- Crystoffel Götsche von Botzen.
dry von Vitzythum.
her Hans von Krenckinngen.
Hans von Krenckinngen.
Henssly Schnellinger.
her Hans von Wippinngen.
- Jost trucksess von Klingenstein,
dry von Falckcnstein.
her Jörg Kuochymeister.
- Friderich von Ertzingen.
- Jost von Küssenburg,
dry von Hoedorffer, Conrad, Diet-
tcrich, Hans,
her Uolrich von Tierberg.
- Diethelm von Muomiingen (?).
- Cuonrat v.Thuring ab der Etsch.
Liehenau, Schlacht bei Sempach.
1:1
226
her Franlz vun Kastelnoth. her Hans von Hungerstein.
- Friderich Tarant. - Heinrich von Bettmeringen.
(fol. 258.) her Hans von Wiblingen. - Wolff von Bettinaringen,
her Hans von Famergü. - Hans Schaller ritten
Von Schaffliussen Eberhardt Löuw, Hans Hegitzy, Eberhart Hun, Wil-
helm im Thurnn, Hans im Winckel, Hans F'uolach, Hans Brünsy,
Gebhartt Stopler, Hans Myle, Dyeterich von Bemn, Zyren von
Benin, Alt Brendly, vogt Haincz, Hegnouwer, Gerhardt Rolthartt
von Cllenburg, Gissbrecht Gfüger, Hanss Yrmense.
von Zoffingen der schultheiss und mit im 12 man.
von Arow der schultheiss und mit im 14 man.
von Nuwenburg der schultheiss und mit im 3 man.
von Lentzburg Werly von L der paniermeister und mit im 7 man.
von Arburg ward nit mer dan ein man verlorenn.
von der deinncn stat Basel verlurend .sy 8 man.
die von Rinfelden verluren ö man.
(fol. 68.) Hie nach volgcn alle die so mit hertzog Lupoid von Oster-
rich for Sempach erschlagen sind mit irren namen und stamen und mit
hertzog Lupoid zuo Küngsfeldenn begraben ligen geschach anno 1386 jar
uff den 9. tag heuwmonatz.
her Frideric h von Grx^ffenstein. her Fetter von Schlandensperg.
- Fetter von Arberg. - Hiltprand von Wissenbach.
- Wilhelm vom Ende.
Item es ist zuo wüssen das disse herren allein mit hertzog Lupoid in
einem kästen gen Küngssfelden kommen sind und sinne rät und dienner
gewessen sindt.
(fol. 68.) her Conrat von Thü-
ring.
her Heinrich Kai.
- Friderich Tarant.
- Niclaus Cjötsche. >
- Frantz von Kastelnot.
(fol. 69.) her Jörg Kuochymeister.
her Brun Guss.
- Egolff von Emps.
- Hartman von Sechenn.
- Uolrich von Emps.
(fol. 69.) her Crystoffel Götsch.
her Gottfrid Müller von Zürich was
hertzog Lüpoltz hoffmeister.
her Albrecht v. d. hochen Rechberg.
- Albrecht von Mülineim.
- Heinrich von Schellenberg,
(fol. 70.) her Henman der Guss.
her Ott der Barisser.
- Walther von Mörspurg.
- Diepolt von Mörspurg.
- Wernher von Mörspurg.
(fol. 70.) her Hetzel von Mörspurg,
her Fetter von Mörspurg.
Haller: Bibliothek II, Nr. 2088; Leu: Lexikon XVI, 420.
Die Original-Handschrift findet sich im Staatsarchiv Basel; die Copie dieses Ver-
zeichnisses der Erschlagenen wurde mir den 14. Juli 1884 gütigst von Herrn Dr. Rudolf
Wackemagel mitgetheilt.
227
129. Zusätze zu Petermann Etterlins Chronik,
zusammengestellt von Magister Heinrich Berlinger von Basel 1531 — 1545.
Do meint der Herzog von Oesterrich, die Eidgnossen hettent im die
vorgenanten Stett (Rottenburg und Wolhusen) wider recht vnd bescheiden-
hcit abgezogen, auch vil teler vnd Schloss, vnd empfiengent siner eignen
lütt ze vil ze Burgern vnd irrten in an vil rechten, die Im zugehortent.
Hiewider meintent die Eidgnossen, sy hetten sich zu den selben schlössen
und teleren verbunden, das sy In müstend beholfen sin wider all mengk-
lich vnd bettend ouch solliche fryheit von küngen vnd keyseren, das sy
wol möchten burger empfachen. So gescheche in vnd den selben Iren
Bürgern dick so gross widerdriess vnd schraachheit von des hertzogen
wegen von sinen vögten vnd amptlüten, dz sy es nit möchtend erliden.
Vnd harumb kriegten dio Eidgnossen vff' den Herzogen, vnd der hertzog
widerumb vff sy, dz zu beden sytten gros schad beschach von rouben vnd
brennen. Darumb vnd in disem krieg wurden dem Hertzogen abgewun-
nen: Rotenburg, Zug, Sempach, Glaris, Entlibuch, Wyl (Willisau?) vnd
ander Stett vnd Täler.
Als die IUI waldstett gen Sempach kamen, do reyt der von Hasen-
burg spähende in der ban vnd sach by einander mench klugen Eid-
gnossen stan. Also reyt er gar bald in sin lager sprechend : Ach gnediger
fürst vnd Herr, hetten Ir hüt üwer gemach allein vff diesen tag, das völcklin
hab ich beschowet, sy sind gar vnuerzagt. Do redt einer von Ochsen-
stein : Hasenburg, hasenhertz. Im antwurt der von Hasenburg : Die wort
bringen mir schmertz ; ich sag Dir by trüwen min, man sol noch hütt wol
sehen, wer der zeger werd sin.
Sy bunden vff Ir helme vnd woltents für hin tragen,
von schuchen huwents Schnäbel, man hett gefült zwen wägen.
Der Adel wolt vomen dran,
Die armen gmeinen puren,
nun musten dohinden ston.
Zusammen sy nun sprachen,
Das völcklin ist gar klein,
Solten unser puren schlachen,
Vnser lob, das wurde klein;
Man sprach : die puren hands gethan.
Die frommen trüwen Eydgnossen rufften got von himel an:
Ach rycher Crist von himel
Durch dinen herten tod,
hilff hütt vns armen Sünder,
vss diser angst vnd not,
228
vnd thu vns by gestan
Vnd vnser land vnd lütte
in schirm vnd schützung han.
Ein Winckelried der sevt:
Trüwen lieben Eidgnossen
wend Irs genicssen lan,
mine arme kind vnd frowcn,
so wil ich ein freuel bestan,
min leben verlür ich mit,
sy band Ir Ordnung gstossen,
wir mögent ins brechen nit.
Ich will ein vnbruch han,
Dess wollen ir min geschlechte
in ewigkeit geniessen lan.
Hiemit do thet er fassen ein arm vol spiess behend,
den sinen mj^ht er ein gassen,
sin leben hatt ein end;
er hatt eins löwen mut,
sin dapfcr manlich sterben,
was dem IUI waldstetten gut.
Nota. An Sempacher schlacht ward ouch vnder andern dern von
Zofingen vendrich erschlagen. Do schob ein andrer von Zoffingen Ir
paner inss mul, dann es klein was, vnd brachts also wider heim.
Ein Hertzog von Kle kam noch der schlacht gen Sempach an den
see, zu eym hiess Hans Rot, sprach zu Im: nun thuns durch gott vnd
gelte, füt vns vss aller not. Fast gern sproch Hans von Rot; dess Ions
was er ouch fro, dz er in solt verdienen, fürt sy über see also. Do er gen
Notwyl kam, do winckt der herr dem knechte: er solt den furman er-
stochen han. Das wolt der knecht verbringen, am schiffmann an der statt.
Hans Rot merckt an den dingen, gar bald er dz schiff vmmtrat, er warff
sy bed in see, nun drinkent, lieben Herren, Ir stechent kein schifTman
mer. Hans Rot that sich bald zu sinen herm, seyt, >Aie es gangen was,
zwen fisch, sprach er, han ich hütt gefangen, ich bitt üch vmb die schupen,
die fisch ich üch wil lan.
Von diser schlacht lyss wytter Im Sempacher lyed.
Do bede hör eynander sichtig wurdent, do was der Hertzog vnd ein
teyl sins volcks also girig ze strittende, das sy ze stund absassen von Iren
hengsten vnd gabent die Iren knechten vnd Renneren zu habende, vnd
ylte ye einer für den andern gegen den Schwitzern vngeordnet, Ouch
warent \Tider des Hertzogen volck vil junger Edellüten, die woltent ritter
sin worden vnd Ir frombkeit erzeygen, vnd yltent ouch für die andern;
229
schniwent: Man solte die buben erstechen. Hie zwüschen hetten die
Schwätzer Iren spitz gemacht vnd sich wol geordnet zu stritten vnd stal-
tent sich ze wer, vnd stritten mit eynander vff eim ebnen velde vor Sem-
pach, das zu beden sytten ritterlichen gefochten ward.
Nun was es dazemal der heissest tag des gantzen Jares, vnd von der
hitze vnd ernst vnd arbeit des strits wurdent die herrn ze band vermüdet,
das sy in Irem Harnisch ersticken wolten. Davon ward den herren zu
band der Druck abgewunnen, vnd gerieten vast vnderliegen. Do das die
andern ettlich des hertzogen gesinde, die noch da vff iren pferden hubent,
Sachen wie es gienge in dem stritt, do rannten sy daruon. Do dis er-
sachent ettlich herren in dem stritt, do brachent sy sich vss dem stritt,
vnd schlugent nach Iren knechten : hengst her, vnd wolten ouch sin dar-
von gerant, mochten aber nit zu iren hengsten kommen, vnd wurden also
erschlagen.
Am dritten tag nach Sempacher strit erloubten die Schwitzer mengk-
lichem hin zu den toten ze gon. Do warent die toten lyb also ser schmecken
worden (wann es gar heisse zytt was) dz man mit grossem kumer vnd
Jamer den hertzogen vnd andere grosse herrn vss den andern toten ge-
suchte. —
Von den Randglossen zu Etterlins Text heben wir folgende hervor:
«Was er (Herzog Leopold) willens, so er das stetlin (Sempach) nit
möchte gewinnen, so wolt er aber, als man seyt, das körn vnd die frucht,
da vmb verwüsten vnd ab lassen meygen, mit den mederen, die er ouch
bv Im hat.»
« Vnd warent die von Zürich noch die von Bern noch ander lüt nit
by Inen» (den Eydgnossen, bei Sempach),
In disem strit nam man zu beden sytten nieman gefangen. 350 ge-
krönter heim bliben vff der walstatt.
Däni von Costantz Bauer hangt zu Switz in der kilchen. *
Etterlins Verzeichniss der Gefallenen ergänzt unsere Quellen u. a.
mit folgenden Zusätzen : Item XXVIII ritter vnd knecht von Osterrich.
Von Herrn, Rittern vnd knechten vss Henman Rotte.
dem Brissgoiü vnd Elsass vnd
Schwaben.
Her Heintz Küchlin.
- Humbel von Keppenbach.
- Henmann Meyer.
- Conradt Schatze.
Henmann Berenlope.
Svfrid Schuser.
Egenolffvon Stülingen.
Item Vögelin.
Herr Virich vnd Götzman von
Stouffen.
Burekart Gesseler von Brvsach.
Conradt von Bolsenhin.
Thoman Seider.
Henman Veschelin (Vescheler bei
Brillinger).
Peter von Bolsenhin.
230
Der Schultheiss von Nüwenburg.
Der Techan von Ochsenstein,
(jraff' Hans von Tierstein,
Walraff von Tierstein.
Junckher Peter von Bebelhin.
Peter von Bollwüer.
Peter von Mörsperg, eberlins sun.
Götzman von Baden.
Der alt von Eschen tz. Item zwen
siner süne.
Wilhelm von Ratperg.
Werlin von Ratperg.
Cüntzlin von Ratperg.
Henman vom Wighus.
Item Hegen ower.
Der Jung von Grünenberg.
Her Werlin von Bärenfels.
- Lütolt von Bären fels.
- Adelberg von Bärenfels.
Hcman Bruger von Berckhin.
Frantz Virich von Tägerfeld.
Walther Meyger.
Item des Hüruss tochterman.
Her Thüring von Hallwilr.
- Roman von Künigstein.
Virich von Rvnach.
Rutschmann von Rynach.
Fridrich von Rynach.
Marquart von Baldec k.
Virich von Büttikon.
Hartman v(m Büttikon.
Albrecht Mule.
Her Götz Müller von Zürich.
- Weniher Schenck.
Rutsch von Hünenberg.
Peter von Andlov.
Walther von AndK)v.
Her Wemher Wafler von Hadtstat.
- Wernher der lange v. Iladtslat.
- Hans Bemhart Grat.
- Cuntz St()r.
Krafil Waldner.
Henman Waldner.
Hans Rudolff von Loubgass.
Hans von Wettoltzhin.
Bemhart vom Huss.
Hüglin Klette.
Henman von Wittenhin.
Henman von Bebeinhin.
Cüntzlin von Eptingen.
Peter von Eptingen im Hage.
Petermans .sun von Eptingen.
Thüring von Eptingen.
Theobald von Morsperg.
Walther v<m Morsperg.
Wetzel von Morsperg.
Wemlin Nüsse von Morsperg.
Peter von Rotzenhusen.
Herr Dietrich von Rotzenhusen.
Heinrich von Rotzenhusen.
Henmann Wysswiler.
- Johans von Wyss>Ail.
Oswalt zem Wyger.
Conrad t von Mülhem.
- Lütolt von Mülinen.
Des Würfenbergers diener :
Hans von Brandeck.
Heman von Liechtenfels.
Der lang Burckhardt von Eschingen.
Her Herman von Signow (Zusatz
von späterer Hand: vndt sonst
zwen diss gschlechts, freyherrn).
Her Diethelm der Schultheiss von
Schaffhuscn.
- Hans von Swandeck.
- Hans v< )n Randeck, vnd andere
wol CC\ oder mer.
Von Schivaben:
Herr Otto der Trucksäss.
VI rieh von Ems.
Egenolff von Ems
231
Herr Hartman von Sechen.
Jeörg von Wartow.
Hug von Schinen.
Hiltbrant von Wissenbach.
Brun der Güsse.
Item Heini Tüsse.
Kalchoff von Wechingen.
Her Hans von Rechperg.
- Conradt von Stein.
Franck Liechtensteiner.
Der Herissher mit xl personen.
Der Hoffman.
Der küchenmeyster vnd ander vil.
Von Burgund,
Wol dryhundert die man nit nennen
kan.
Vss der Et seh,
Peter von Arberg.
Friedrich von Griffenstein.
Herr Wilhelm von Ende.
Peter Lossberger.
Herr Heinrich von Goüsskein.
Item 4 von Bechburg. (Spätere
Hand : Hanss von Bechburg vnd
sonst noch 3 dieses geschlechts.)
Her Heinrich Kele.
- Niclaus Götschi.
Item 3 Vitzthum.
Hensslin Schnellinger.
Herr Hans von Wiblingen.
Hans von Kränckingen.
Hans von Wippingen.
Heinrich von Famergü.
- Joss Trucksäss von Clingen-
stein.
Item 3 von Falckenstein.
Her Hans von Hungerstein.
Hans Kuchenmeister.
Herr Fridrich von Ertzingen,
Heinrich von Botmaringen.
- Joss von Küssenberg.
Diethelm von Münchingen.
Item 3 von Höwdorf.
Universitätsbibliothek Basel. Etterlins Chronik von 150;, fol. XLVI bis XLVIII.
Mit Ausnahme der Stellen aus dem Scmpacherliede stimmt hiemit wesentlich überein
Hieronymus Brilingers Uebcrsetzung der Baslcr-Chronik Heinrichs von Beinheim von
1545. Mss. in Basel.
130. Chronik des Christoph Hegner von Winterthur,
nach 1531 ; Handschrift in Lausanne.
F. 51, p. 89. Die Schlacht von Sempach.
p. 89** Anno 1386. Am nünten tag höuwmonet, zog der Hertzog mit
4000 den synen vnd dem Adell an dass Volck gegen der Statt. Als sy nmi
einandem sichtig wurdend, machtend sy Ihr Ordnung; daruff theilt der
Hertzog syn volck, vnd wass der Schwartz graff von Zoller, vnd Herr Hans
von Oberkilch dess Fussvolcks Houptlütt, vnd Her Reinhart Wahingen
vnder Landvogt der Schützen houptman. Als man nun an die sach wolt,
wollend die Edlen vornen dran svn, schreiende Gott hatt vns die Puren in
die Hand geben, es wer vns schandtlich so wir vns sclbs rächen mögend
das vns jemands hulfte. Darzu hand wir den Vorteil Bergshaiben und sind
woll gerüst, so sind die Puren bloss vnd nacket, wollend von Pferden stahn
vnd an Sy hingratten, die knecht aber vnd die fussschützen sollend sy zu
232
dreyen orten inschliessen vnd vns sy enthalten. Disser anschlag gefiell
dem Freyherren von Hassenburg nit, meint die Eidtgnossen ob Ihren glich
wenig nicht zu verachten syn, sonder zu schicken nach Herr Hansseh von
Bonstetten, so ein mechtigen züg zu Brugg uss dem Turgöw, Ergöw, Sunt-
göw, Bryssgöw, Elsass, Schwaben, Basell, Kyburg und Rapperschwyl by
Im hate. Und als der Jung von Ochsenstein, Thumpropst von Strassburg,
dass horte, sprach er : Hassenburg du Hässis hertz, unsser ist gnug an disse
Puren, und sprach zum hertzogen : Wir wollend dir disse handvoll Puren
vor nacht gesotten vnd gebratten geben nach dynem willen. Also begert
der Adcll die Puren allein ze straffen, wolt also der von Hassenburg auch
nit zag syn, that sich herfür vnd mit Im der von Ochsenstein, lüff also
einer dem andern nach on alle Ordnung den Berg nider, woll gerüst an
die Eidtgnossen, deren woll 60 umbkamend ehe der andern einer. Doch
so was es heiss, und wurdend die Herren Im hämisch vast gemttdet, dass
Ihren vill von Hitz ersticktend, vnd als die knecht Ihre Herren gern uff die
Ross bracht bettend, gewunnend die Eidtgnossen den truck, erschlugend
der machtlosen Lütten gar vill, als das dess fussvolcks houptlütt ersachend,
gabend sy die flucht mit dem gantzen züg, liessend also den hertzogen mit
synem volk erschlagen, kam also dess tags der Hertzog umb und mit Im
ob 200 graffen, freyherren vnd rittem ohn das gmein volk.
Paner alda geivunrten : Dass Paner von Tyroll etc. ^)
(Fol. C)2 a.) Als nun die Eidtgnossen dass veld ehrlich behalten, fun-
dend sy der Ihren 200 todt, die fuhrtend sy hinweg. Und nach dreyen
tagen als den Schaden niemend rechen wolt, erlaubtend sy die find zc
begraben. Alda der Hertzog mit viertzig der obersten gen Küngsfelden
gefürth, die andern all von dess gestancks wegen uff der wallstatt begniben
worden.
(Fol. 90a.) «Dass kain Adell uss vnscrn landen (Thurgau) da um-
kommen, ist die vrsach dass dieselben by dem von Bonstetten zu Brugg
warcnd >. — Es werden etwa 1 2 Aargauer Herren als gefallen erwähnt, 29 als
Panncrherm, 24 aus dem Etschland, 55 aus dem Elsa.ss, 24 von Freiburg
aus dem Breisgau, 15 von Sc haffhausen, 45 vom schwJibischen Adel. «Item
es verlurend 14 Herrn uss Burgund der jeder hatt 3 Knecht und ain
knabcn, kam keiner darvon. •
Vgl. über diese 162; copirtc Chronik des Stadtschieihers Hegner (1538 — 1565)
Dr. E. von Miiralt im Anzeiger für schweizer, (teschichtc 1879, '^4 — ^08.
Die Copie verdanke ich Herrn Dr. E. von Miiralt in T^iusannc.
*) Vgl. den Bericht von Brennwald, Nr. 132.
233
«
131. Werner Steiner von Zug:
Historien Zürich vnd Zug beträffend.
Geschrieben 1532.
A° 1386 am 9. July, Montag, geschach die Schlacht vnd Stryt vor
Sempach von den 4 Waldstätten Lucem, Vry, Schwyz vnd Vnderwalden,
vnd ward darvon ein Lied gmacht.
Copie in Aarau, Zurlauben: Stern matographia Heh'etiae Tom. XXXII, 97.
132. Chronik des Heinrich Brennwald, 1517 — 1525 Propst zu
Embrach.
Geschrieben c. 1536.
(fol. 195 a.) Als man zalt von der geburt Christi MCCClxxxvi, an
dem viiij tag Höwmonat, zog Herzog Lupoid von Österich mit dem adel
vnd Sinem züg ob fier tusend stark ze ross, ane das fuss volk für die stat
Sempach, vnd e er sich gelegeren mocht, warend die Eignossen von den
fier wallsteten och da mit fün(f) zehen hundert guter redlicher man, vnd
als nun bed teil ein ander ersahend, machtend si ir Ordnung. Darvf teilt
der Herzog sin volk, vnd waren der Schwarzgraf von Zoller vnd Her
Hans von Oberkilch der fuszugs Hohtlüt, vnd Her Reinhart Wechinger,
Miderlantvogt, der schüzen Hobtman. Also fragt Herzog Lupoid, wie der
sach ze tun were. Do schrüwend die edlen allgemein: got hat vns dise
puren in vnser hend gen; es wer schantlich, das wir iemand ze hilf nemind.
Wir wend vns selbs an inen rechen vnd wend die sach also ansehen. Wir
sind hergs halb vnd alle wol bezügt, so sind die puren nakend Kit, darvm
sond wir von vnseren pferden stan vnd mit gcwait in si lüfen; so sond
vnsere diener mit den pferden zu einer siten vnd der fusszug zu der
andern vnd die schüzen zu der triten vfl' vns halten, da mit so mag ir
keiner darvon komen. Diser anschlag gefiel nun dem alten fryhcrcn von
Hasenburg nüt; der sprach : genediger fürst, dise lüt sind nüt ze ferachten,
wie wol der lüzel ist, so schland ir die an merklichen schaden nüt. Ich
verhielti aber vnd schikte ilentz nach Her Hansen von Bonstetten, üwerem
landvogt, der zu Brugg lit (der hat nun gar ein merklich volk bi im, näm-
lich vss dem Ergöw, Turgövv, Sungöw, Brisgüw, Elses, von Schwaben, Ki-
hurg, Raperschwil vnd dem Gastal). Und als der jung von Ochsenstein,
was der zit tumbrobst zu Strasburg, dise red hört, sprach er: Hasenburg,
du hesis herz, vnser ist genug an dise puren; vnd sprach zu dem Her-
zogen, wir wend dir dise handvol lüt vor nacht gen gesoten vnd gebraten
nach dinem willen. Also wolt vnder dem adel keiner zag sin; begertend
keiner hilf, sunder die puren allein (zu) strafen.
234
(fol. iQ5b.) Als nun dem fryherren von Hasen bürg nüt gefolget ward
vff des von Ochsensteins red, sprach er: ich bin all min tag nie keins
mans zag gcsin. Darum ich hüt der erst die figend besuchen \n\, vnd tot
sich hinfiir, darnach der von Ochsenstein vnd ie einer nach dem andren ;
lüftend vngeordnet an die eignossen, der ietlicher der vorderst begert ze
sin vnd sin manheit ze erzögen, wer kein zager vnder inen was. Also
hatend die Heren gar ein grossen vorteil des halb, das si vom berg nizich
in die Eignossen lüftend vnd j>o wol bezügt warend, das der eignossen ob
sechzig mannen vmkamend, c die Heren ie kein man verlurend. Nun
was es des tages vast heiss vnd wurdend die Heren so vast gemüdet im
Harnisch, das ireu etwa fil nider fielend vnd an alle wunden erstiktend.
Allso furend ire diener zu vnd hetind inen gern vff* die ross gehulfen;
indem, als ieder sim zu schrcy, da gewunnend die eignossen den truk, er-
schlugend deren gar vil, won si ganz machtlos vnd iez zerstrüwt warend.
Und als das der schwarzgraf von ZoUem, Her Hans von Oberkilch, der
Wechinger, so des fusvolks hobtlüt warend, ersachend, da gabend si die
ftucht vnd der ganz zug mit inen ; leissend den Herzogen vnd allen adel
erschlachen, das si inen nie kein hilf bewistend ; ^) so kamend mit dem
Herzogen vf[ disen tag ob zweyhundert grafen, fryen, riter vnd knecht
vm, any das gemein volk. Es ward ouch da gewunnen die paner von
Tirol, des von Ochsenstein paner, der margrafen von Hochberg paner,
der stat Sohafhuscn paner. der von Mellingen paner vnd sunst fil andre
fenli, die zu Lucern im barfusser kloster ze gedechtnis wurdent vfgehenkt.
(fol. i(/).) Nun lagend die Heren vss keiner andren vrsach so schwar-
lich nider, dann das si die eignossen verachtetend ; och das si selbs am
angriff* zwitrechtig warend, vnd die sach an alle Ordnung angriflfend, nun,
m('>cht ein wundren, das so wenig ad eis vff* disen landen da vmkomen
ist die vrsach, das der bi dem von Bonstetten in dem selben züg gsin vnd
keiner bi dem Herzogen, den die so Hofgesind vnd teglich bi im warend
an dem end erschlagen wurdend, deren namen etwa vil hie nachvolgend,
so vil ich deren erkunt vnd funden han.
Wie kan man das iemer genug ser klagen,
(las von den sinen ist erschlagen
der edel fürst hochgeborn
vnd bi im so meng frum man het verloren.
Item anno 1380 am (). tag Hcnvmanot ward erschlagen vt)r Sempach
der Hochwirdig fürst Herzog Lupoid von Ocsterich, vnd vintst die jarzal
in diesem vers :
EXORTA EST. LVX. MALIS. ET. INIVSTIS CORDE LETICL\.
Item des ersten ward erschlagen der hochwirdig fürst Herzog Lupoid
von Österich vnd wirt sin mantel den er im her fürt zu Rüti in dem
235
klüster vnd sin seier vnd isenhut zu Lucern behalten, vnd ward mit vil
edler zu Küngsfelden in closter bi sinen vordren begraben.
Item, es kamend bi im vm margraf Ott von Hochberg, der graf von
Mümpelgart, graf Walraf von Tierstein, vnd sunst zwen grafen von Tier-
stein, graf Hans von Fürstenberg, was Her zu Haslach.
Item Her .Hans von Ochsenstein, (fol. 197.) Dis kamend vm i^ss dem
fry, was landvogt im Ergöw.
Hans Vrich von Hasen bürg, fry.
Her Walther von der Tik, fry.
- Peter von Bollwil, fry.
- Walther von Gerolzegg, fr}-.
- Berchtold Gradler v. Grez, fry.
- Hagen von Rötlen, fry.
Der von Grünenberg, fry.
G(")tz von Stöfen, fry.
Vrich vnd Egolf von End, fry.
Item Her Marti Malterer, riter, ward
vft' dem Herzogen erschlagen.
(fol. 196, b.) Jiem so sind dis paner
heren gesin.
Her Ott Truksüs von Walpurg.
- Peter Arburger fürt die paner
von Osterich.
- Heinrich Kai fürt die paner
von Thirol.
- Friderich Grifensteiner.
- Vrich von der Hohen Sax.
- Friderich von Münstral.
- Vrich von Stuffen.
- Albrecht von Rechberg.
- Wilhelm von End.
- Wenili Waffler von Hatstat.
- Apen sun.
- Bernhart vom Hus.
- Burkhart von Masmünster.
Item so sind dis ab der Et seh,
(Aehnlich wie im Edlii)ach's(h(Mi
Codex.)
Ergöiv.
Her Türing, H. Hans vnd Hensli
der baschart, alle von Hallwil.
- Markwart von Baldcgg.
- Rudolf von Hünenberg.
- Herma von Küngstein.
- Hartman von Sehen.
- Götz Müller von Friperg.
- Götz Meyer von Baden.
Franz Vrich vnd Sigmund von Tä-
gerfeld.
Her Heinrich, Rutbchman, Gün-
ther, Friderich, alle vonRinach,
vnd was Rutsch der verrümb-
tist vnd türist kriegsman vnder
allem adel.
- Albrecht von Mülheim.
- Wernher Schenk von Brem-
garten.
- Hartman vnd Vrich von Büti-
kon, gebrüder.
- Hemman, Heinzman vnd Her-
man sin sün v(m Eschenz.
- Gözman von Baden Hess sich
dis mal vor allem adel zu riter
.schlachen.
Hug v(m Sch()ii(jw.
Rudolf von Lantsperg.
Zwen von Signow.
Zwen von Griff'enstein.*)
Zwen von Kletten.**)
Albrerh, Markwart vnd suiist zwen
v<m Müiinen.
*) Gehört zw den Tyrolcrn. — '*) (iehört /.u den Elsässcrn.
236
Dis kamend vm vss dem Eises,
(Wie im Codex von Edlibach *) bis
Stocker von Bruntrut ; dann fährt
Brennwald fort:)
Stucki von Waltkilch.
Her Lienhart von Lichtenfels.
Hans von Hegnow.
Ainer von Hatstat.
Her Burkhart vom Hus.
Hans vnd Burckhart die Rader.
Her Wemher von Flachland.
- Hama von Witenheim.
- Niclaus von Bubenheim.
- Curat vnd Türing von Eptin-
gen, Peter vnd Pcterman vnd
Walther sine sün. ^)
- Göz von Baden.
- Herman zum Wighus.
Wilhelm von Rietbach.
Rudolf von Münstral.
Peter von Boswil.
Handschrift der Stadtbibliothek Zürich
(fol. 197, b.) Item von Basel vnd
des vm,
(Wie bei Edlibach.)
Item von Frihurg vss Brisgmv.
(Wie bei Edlibach, doch ergänzt
Brennwald noch Heinrich von
Erzingen, Cunrat Starkraeister,
zwen Schnewlin.)
Item von Schaffhusen,
( Wie Edlibach, doch ohne Schidler.
Ebenso die Stellen über Rhein-
felden , Klein - Basel; Zofingen,
Aarau, Neuenburg, Lenzburg
und Arburg.)
(fol. 1 98.) I/em so Sind von dem schivä^
bischen adel vmkomeny so hicnach
stand,
(Wie im Edlibach'schen Codex.
Ebenso stimmt der Schluss fast
buchstäblich.)
A, Nr. 56.
*) FolgendeWorte sind durchgestrichen : also kam daselbsvm Herzog Lupoid vnd wol
<.'C(X^ vom adel, deren merteil vom adel warend, als denn etlicher namen hienach stand,
vnd allein vss der vrsach. vnd in dieser schlacht verlurend die eignossen zwey hundert red-
licher mann, die sie demnach mit inen wider heimfürtend, vnd in iren lendren bestatotend.
') Von späterer Hand ist ergänzt : Als Türing von Eptingen vor der schlacht sinen
vier süncn die spitz an den stiften abhtiw, da verwundet er den jüngsten, das er an eim
zehen blutruns ward ; der weinet, also ward er vnd sine brüder zornig, das er sy also vor
allem adel geschante ; schiktend In vor dem angriff von inen ; also wurdend sy all erschlagen,
das keiner mer was dann diser Jung, der demnach das geschlecht wider vfbracht hat.
^) Unten Nr. 134.
133. Chronik des Hans Füsslin von Zürich
von 1533—1538-
Von dem strängen, nothvesten stryt vor Sempach A" 1886.
Als nun Hcrtzog Lupoid vcrnam, wie die von Zürich vnd ihre Bundt-
gnossen ihm sein Land, auch jetz das Turgöuw verwüstend, da nist Er
seinen züg, den Er von Edlen vnd Stätten versamlet hat vor dennen,
\'nd zog hinauf gegen Sempach zu. Dess kam wamung gen Zürich, wie
der Hertzog hinden auf zuge, vnd erlaubtend die von Zürich ihren Eidt-
gnossen auf ihr begehren, dass sie heimlich heim zugend, also was des
Herzogen meinung, wie sy vernommen hattend. Darum zugend sy auch
V
.^37
dahin. Körnend auf den 9. tag höuwmonat morgens gen Sämpach. Da
lag der Fürst in freiem feldt, wol mit 4000 wolgerüster man, verwüstet
das kom, vermeint sich für Sämpach zu lagern vnd zu gewünnen, fürt
etlich wägen mit stricken mit ihm. Also wurdend sy einanderen sichtig mit
afien Panneren. Nachdem aber der Fürst die seinen mit einer hüpschen
red von fryheit und eigenschaft vermahnet hat, vnd also daran woltend,
sprachend sine lüt, Er sölte nit fechten, sonder also halten, vnd lugen,
wie sich die seinen hieltend. Da sprach Er: das wöll Gott nit. Ich wil
hüt mit Euch sterben vnd gnesen. Da rüstend sich die Edlen zu fuss,
huwend die spitz an den schuhen ab. Aber die Eidtgnossen fielend nider
auff ihre knie ze bäten. Da das die Edlen sahend, vermeintend sy, sy be-
gärtind gnad. Also nach verbrachtem gebät gryfFend sy einanden zu beiden
theilen mannlich an, vnd erschlug der Adel anfangs der Eidtgnossen vil.
Dann die Edlen warend auss der massen wol bezüget. Nun was es gar
ein heisser tag. Desshalb die Edlen von hitz vnd schwäre wägen des
hamists den streit die länge nit erharren mochtend, dann dass ihren vil
erstickten, ee dass sy wund wurdend. So wäret der streit also lang, dass
auch etlich der Eidtgnossen anfiengend fliehen. So hielt der Schwarz
Graf von Zolr und Her Hans von Oberkilch mit vil volcks nebent halb,
die hübend an mit den ihren hinwegreiten. Als da die Eidtgnossen er-
sahen, schruwend sy : Sy fliehend, die Herren. Das machet denen, die
abgeträten warend, widerum ein hertz, das sy wider kartend zu den ihren,
also namend sy den truck, und erschlugend der Herrn so vil dass sy den
syg gewunnend; doch so verluhrend die Eidtgnossen fast der besten by
200 man. Schier grad jeglichs ort 50.
«Wie vil vnd weliche von der Herschaft an der Schlacht verlohren
hand, als vil man der namen hat mögen ankommen.»
Folgen 160 der bekanntesten Namen, dann die Aufzählung der Städte
(Fol. 60 — 64).
Von Lentzburg Wemli von Low, Pannermeister.
Item auss Burgund xiij die wapens gnoss warend selb VII.
Item sonst noch viel mer Rittern vnd Edlen, dass die Zal der er-
schlagenen sich betrift auff* die IIII^ krönter heim, ohne die anderen
Edlen, knecht, Söldner, Landtvolck vnd gesamlet volk.
So sind gwunnen worden die Panner von Thirol, die von Ochsen-
stein, Tierstein, Salmen, Hochberg, Schafhusen, Hellingen, Habspurg,
vnd andere kleine Paner die man nit kant, vnd sonst ist auch vil kriegs-
züg gewünnen, harnist, vnd gross gut.
Handschrift der Stadtbibliothek Zürich A, Nr. 62, fol. 57 — 64. Die Original-Hand-
schrift scheint verloren zu sein ; eine Abschrift besitzt Herr Hauptmann von Hettlingen
in Schwyz. Die Zürcher Handschrift wurde 1662 von Jörg Werdmüller der Stadt-
bibliothek geschenkt.
238
134* Zürcher Chronik aus der I. Hälfte des x6. Jahrhunderts.
Anhang zu Edlibach's Chronik. »
Manuscript B, 65, fol. 370 a der Stadtbibliothek Zürich.
Die Schlachtbeschreibung ist der Chronik des Heinrich Brenn wald entnommen.
Dagegen finden sich zahlreiche Abweichungen in der Reihenfolge und in den XamCn
der (refallenen. Wir lassen hier den Theil folgen, wo die erheblichem Abweichungen
beginnen. Der Sthluss des Schlachtberichtes ist wieder in l)ciden Handschriften gleich.
(fol. 372 a.) Item so sind diss ab der
Et seh,
Herr peter Schlanndersperger.
(?uonnrat jm thumn.
vonn Kaltterenn, was Hof-
meister.
vonn wysßennbach.
Christoffel vonn Bötzen. ^)
Nicklouss von Bützenn.
Hamma (SchüpO*) von
Türickon.
Hamma von wyten der gygen-
nagel genannt.
Herr Hannss vonn schwanndegg.
Diethelm schuldtheyss.
Fridrich vonn gryffennstein,
Niclouss vonn Landegg.
Gorgius dess jungennHerrenn
kuchimevstcr, Friederich tho-
rannd.
Herr Hannss schnallinnger.
Cuonnrat jm thum.
Fridrich von Eertzinngen.
Heinrich v.Bettschwanngen.^)
mor von Kapffenbärg.
Volrich von Thierbärg.
Franntz von Castelnot.
Diethelm von Münnchinngen.
starch von Grinenstein. (sie) *)
Jiem es kamend vmb vss dem ärgöihc.
Herr Thürinng, Herr Hanns (vcm
Hallwyl) vnd Herr Müller
vonn Fridspärg.
Herren von Hinwvl.
Herr Marquart von Balldegg.
Ruodolff von Hünnenbärg.
Herrman von künngßstein.
Hartmann von Seehen.
götz meyer von Badenn.
allbrächt von Müllheim.
wemhart schenck von bräm-
garten.
Hartmann vnnd sin Bruder.
V(^lrich von Buttikon.
Hemman Heitzman vnnd
Herrmann vnnd sin sun von
Eschenntz.
Diss kamennd vmb vss dem Ellsass.
Herr peter, Herr Dietrich vnnd
Herr Nicklouss vonn ratzen-
husenn.
Herrmann, Herr Hammann
(Graft), vnnd nicklouss*) (Cle-
wi) die Waldner von Sultz,
waltherr vnnd Wetzel vTind
sonst dr\'g vonn Meerspurg.
peter, HerrHannss vnnd
Wallther von Anndlouw.
Kuontz stör von äppenheim
(Äpenstein).
Hannss von Wezelheim.
Brugger von Bergheym.
Hannss Bernhart thrut (Grat)
von Sultz vnnd der Herr
Hannss von Raageneck.
Hannss ruodolff vnd Burck-
hart von Loupgasßenn.
239
Herr (Hügli vnd) Fridrich v. Klätt.
Walthcr von Nüfron.
Kuonrat von Müllheim.
^*) - götz von Baden Hess sich diss-
mal vor allem adel zuo Ritterr
seh lachen.
Hug vonn Schönouw.
Heinrich ruotschmann, die
günnther vnnd Fridrich, all
V. Rynach vnnd wass Ruotsch-
man der ferrümbttist vnnd
thürist Kriegsman vnnder al-
lem adell.
Ruodolff von Landtspärg.
Zwen Herren von Signouw.
Zwen Herren von griffennste in \Tind
zwen von Klätten.
Allbracht Marquart vnnd sonnst
zwen von Müllinen.
(fol. 372 b). Herr Wülhälm von Rat-
bach.
Herr Heinrich stocker von Brunn -
thruth.
Herr adelberger von Berenfelss.
- Liennhart von Liechtennfelss.
- Hannss von Hagnouw.
- Hanns vonn Hattstatt.
- Burckhart vom Huss.
- Hannss vnnd Burckhart die
Rader, Herr Burckhart von
Massmünster, Herr Wemherr
von flachsslannd.
- Hamman von Wittenhaim.
- Nicklouss von Bubenheim.
Cuonnratt vnnd thürinng vonn
äpttinngen. Herr peter vnnd
petermann vnnd waltherr sine
Sün.
- Herrmann von Wighuss.
- Willhelm von Rietbach.
- Ruodolflf von Münnstral.
I/em vofi Basel vnnd daselbss umh.
Herr Wernnlj, Herr Küntzlj, Herr
Lüthj vnnd Herr allbrächt
von Bärennfelss.
- Wernnlj "') vnnd Küntzlj von
Rottennburg , Herr rudolfi'
Hürruss von schöunouw.
- Herr waltherr Meyer von Hü-
ningen, Herr Herrman vuger
von Bergheim, Herr franntz
vnnd volrich von thägenufelss.
liem so sinnd diss von Fryburg vss
dem Bryssgj vmbkommenn,
Herr Hunmel von Kopfennbach.
- Eggolff Kuchj.
- Heinntzmann (Küchli).
- Osswald zum Wyger.
- Herrman Meyer vnnd zwen
siner Sün.
- Cuonnrat schätz.
- Eggolff von stülinngen.
- Cuonnrat vnnd Herr peter
vonn Baltzheim.
- Thommann lütfrid.
- Hammann Rot.
- Burckhart gässler.
- Heinrich Bächlinn.
- annthyss von tirnnastein (sie).
- Fritz von götzfeldenn.
- Heinnrich von Ertzinngenn.
- Johanns wysswyler.
- Cuonnrat schätz.
- peter von Balsenheim.
- Cuonnrat von lohennheim.
- Heinnrich von fältheim.
- Cuonnrat von Wägissheim.
- lüthold von Müllheym.
Item von Schaaffhussen sinnd vmb^
kommenn :
Äberhart der Löüw.
240
Hannss Heggenntzerr.
äberhart Hunn.
Willhelm im thumn.
Hannss im Winnckel.
Hegnouwer.
Hannss Brunnsser.
Hannss Fulach.
gäbhart vnnd rochart fon
NäUennburg.
(fül. 373 a.) Hannss Irmennsee.
allbrächt pfluogerr.
Hannss Ammann.
Cuonnrat Brun.
Hciimrich lütfarer.
Thommann schidlerr.
Iten/on Rinfäldenn,
fogt jenntz selbachtennd.
Item vss der kleinen statt Basel viij
man.
Item der schuld thess von Zof fingen
selb xiiij.
Item der schuldthess von Arouw
selb xiiij.
Item der schuldthess von Nüwenn^
bürg selb iij.
Item wemnlj von Löüw panner-
meister vonn Lenn/zburg selb vij.
Item von Arhurg ein man.
Item so sinnd diss vom schwäbischen
Adel vmbkommen so hienaach staand,
Herr Egolff von Empss der türist
ritter.
- vrich von Empss.
(fol. 373b.) Item Herr Hannss vnnd Franntz von Liechtennfelss.
Item dess Herrtzogenn Harnnister. Item HofFman vonn Biberach, dess
Fürstcnn Kuchjmeister. Item Heinrich Gasßer von winnterthur dess
Fürsten Hofschnyder.
Item ess ward erschlagenn Frick von Brandyss was dess aptss Sun
vss der rychenouw. Er wass der erst mann, so dess tags vmbkam. Er
hatt ouch formaalss (gar) fil redlicher sachenn follbraacht vnnd den Eidt-
Herr Burckhart von Fryburg.
- Ruodolff von Wechinngen.
- Hanss von Liechtenstein.
- Heinrich von Schöllenberg.
- Burckhart Saltzfass.
- Hannss von Randegk.
- Thuomherr fon Costenntz.
Der von grünnennbärg.
Felix Raffenspurg.
Herr Cuonrat von Rychenstein.
- Herrman von Liechtenfelss.
Zwen von Bebtmaringen.
Volrich von Thierberg.
Wolff von Bebtmarinngenn.
H. Hermann von Liechtennfelss.
Friderich von eertzinngen.
Hannss lusser.
tschan von Hassennburg.
Herr Cuonnrat von stein.
Cuonnrat Diethrich.
Hannss vom Dorff.
Herr Brun vnnd Hamma die Güs-
sen von Güssennberg.
Hamma fon Randegk.®)
Willhelm von glär.
Herr Hamman \Tind Herr Hans von
Wisswiler.
- Lüthold von Müllheim.
- Hannss von Bosswyl.
äberlj von Mädinngen.
Herr Hannss von Filiingen.®)
Hartman von stein.
Hiltbrannd von Wysssenbach.
Albrächt von Rechbärg.
I
£^3Z1
;-^
^
m^^ 'McAi,
^
Abbildung der erobeiten Panner.
>* . . - :
. 'S,
€S
'■5^
o
^^rt,
k/^
m
/
Jv . ••">?; : t^
■^1
' S??-'^''^^.''' 'vo.«\r-;os
^««w
241
gnosßen von Lutzern mer vberthranngss anthaan, dann kein annder. man,
jnnsonnderss denen von Lutzern hatt er ettlich vnnder jren thoorenn
erstochen.
Item dess von Wirtiennbärgs dienner,
Hannss vonn Branndegg, Herrmann von Liechtennfelss, der Lanng
Burckhart von Eehinngenn, Herrman von Signouw.
Item ess verlurennd xiiij Herrenn vss Burgunnd deren jeder hatt iij
Knächt vnnd ein Knabenn, kam keinner (nit einner) darfon etc.
Nach dem nun die Eidtgnossen die not erübriget vnnd dass Fäld
behaltenn, ouch die iren zuo Sämpach so mit grosser not entschütt hat-
tennd, ward das fäld ersuchtt vnnd thruogennd der Eydtgnossenn 200
redlicher mannen zuosammenn, die sy an dissem stryt verlorenn hattend,
schicktennd die heym jnn jre lannd zuobestattenn vnd alss sy jetz dryg
tag noch der niderlag vff der Waldstatt lagennd vnnd niemmannds kam
den schadenn zuo rächen, erlouptennd sy die thodten zuobegrabenn vnnd
ward Herrtzog Lupoid vnnd bj Ix zig derr gröstenn Herrenn zuosammen
gethragen derenn bj xxxx zig mitt dem Herrtzogenn zuo Künigsfälden
begrabenn liggend vnnd die anndren jnnn jre begrebtenn gefürt wurdennt,
man hetts sy ouch gern all hinwäg gefürt, aber sy schmacktennd so starck,
dass niemanndt belibenn mocht; allso ward ein gruob gemach tt, darin man
sy leydt vnnd jst siderhar ein Cappel (fol. 374 a) vfF die Waldstatt ge-
buwenn wordenn. Gott wöll allenn denen gnedig vnnd barmherrtzig sin,
so ann dem Ort vnnd anndren ferscheidenn sinnd.
Ach löüw, wie schmuckst du dinen wadell
vnd lost vertriben den frommen adel.
wider recht vnd mit gewalt;
was sol dir die grülich gestalt
Wiltu nit anders tun darzu,
Dich frist der tag eins ein schwitzerku.
Vgl. über diese Chronik Anzeiger für schweizerische Geschichte, 1 88 1 , 427. SJchon
BuUinger hat diese Chronik ausgebeutet.
*) Bei Brennwald: «Her Niclaus vnd Cristofel Götsch von Bozen, Her Claus von
Babenheim». — ') Bei Br. — «) Br.: Betmangen. — *)Br.: < Der stark von Grimmen-
stein.» — *) Das Eingeklammerte bei Br. — ^) Die folgenden Namen gehören offenbar
zu den Aargauem bis zu W. v. Rotbach. — '*) Die folgenden gehören zu den Aar-
gauern. — ®) Br.: «Brandeck». — °) Br. : *Der Lächler».
135. Stadtbuch von Brugg im Aargau,
geschrieben 1524 — 1537.
1386. Herzog Lupoid von Oesterrich versamlet ein mechtig volk zu
ross und fus.s, und die wil sich der zug samlet, sas er selbs persönlich hie
zu Brugg, und als der zug versamlet was, sas er liie uf der hofstat, da iez
Lifbeuau, Schlacht bei Sempach. IG
242
des Efingers hus ist, uf, und z(»ch gen Sempach, alda ward er mitsampt
sinen graffen, frven herren, rittern, edlen und knechten, mit dem gemeinen
Volk, das im ze hilf zoch, deren gar wenig wieder heimkomend, erschlagen,
ward gen Küngsfelden gefürt, da lit er begraben, und hattend wir von
Brugg in dissem zug 28 Mann.
Stadtbuch von Bnigj; im Aargau Xr. 5, fol. 35. Ueber die s. jj. Rothen Bücher
von Bnipg vgl. Dr. J. J. Bäbler im Anzeiger für schweizer. Geschichte und Alterthums-
kunde 1865, XI. 4 — 8, und meine Abhandlung im Anzeiger der antiquar. (Tesellschaft
von Zürich 1884, 8, 45. Als Schreiber habe ich Stadtschreiber Sigmund Fr}- von Brugg,
1524— 1536, als Autor der Chronik den Luzerner Johann Wirz, Lehrer in Brugg
1 528 — 1 546, nachgewiesen.
136. Crato Mylius Selestadiensis:
Paraleipomena rerum memorabilium, a Friderico IL usque ad
Carolum V. ... ex probatioribus qui habentur scriptoribus in
arctum coacta, et historiae abbatis Urspergensis . . annexa.
(Argentorati 1537, fol. CCCLXXXIX et CCCXC.)
Anno mill. CCCLXXXVI. Austriae dux Leopoldus apud Sembach
cum Turricensibus, Bernatibus, Lucernatibus, Vnternualden, Vre, Suiten-
sibus, et aliis confligit, qui de praefectis ducis admodum querebantur, ni-
mium gravibus populo ad libertatem aspiranti: sed res infoeliciter cecidit,
nam dux ipse cum insigni et numerosa nobilitate fuit interemptus, et con-
tigit Helvetiis victoria, sed non incruenta.
In hoc hello nemo capiebatur ex utraque parte, sed neci dabantur
victi. Fertur ducem Austriae in exercitu suo habuisse messores cc cum
falcibus totidem, ut si frustra obsideret Sempach, tarnen abmetendo re-
giones ad messem albas (erat enim circa festum Vlrichi) noceret, hoc fu-
rorem incussit confoederatis, et furor arma ministravit. Inter interfectos
difficulter inventus dux, tertio post die, et sepultus cum xl nobilibus in
Kunigsfeldt.
In Sempach contra principem Lupoldum victoria potiuntur MCCC.
contra iiii. millia.
137. Florus Helveticas
de Helvetiae origine, successu, incremento, gloria, statu prae-
senti, quibus causis e statu felicissimo ad miserrimum per-
venerit, quibus artibus cum Deo in gratiam redire possit.
Libri tres Rodolphi Gualtheri 1538.
Tunc . . temporis Leopoldus Austriae dux copiis magnis et exercita-
tissimis collectis in nostros impetum facere instituit, quo vero eventu hoc
factum sit, paulo post declarabitur. Omnes enim nobiles suos congregans
certissimam victoriae spem conceperat; agrum enim Lucernensium intrans
243
Helvetiüs in proprla ipsorum terra delere vüluit. Acciderunt autein hoc
hello raulta praeclara fadnora, quae latius explicanda videntur, quo no-
hilium ohstinaciam cognitam habentes Dei heneficium eo clarius agno-
scamus. Helvetü enim suhitaneo et repentino tumultu excitati tanta tem-
poris hrevi importunitate copias suas colligere vix potuere, tandcm cum
mille trecentis viris hosti atrocissimo ohviari conantur. Nohiles vero cum
tarn parvum nostrorum esse numerum comperissent, equis descendentes
omnes ignohiles removehant, indignum putantes, si suhditi et rustici contra
rusticos proelium inirent, sibi vero hanc victoriam splendidissimam reser-
vare volehant. Jam enim nullae apud hos cladis erat mentio; non recor-
dabantur veterum excidiorum, non Dei aestimabant potentiam, qui per
parvum numerum maxima ipsorum turmas delere posset, sed securi nil
nisi ipsissimam expectabant victoriam, jam se rusticorum dominium recu-
peraturos iactabant et tripudiabant, ante victoriam triumphos ducebant,
et ursinam pellem (ut dici solet) ante ursi caedem dividebant. Inter hos
vero quidam Nobilis a Hasenburg, vir senex et circumspectus, qui avitam
hujus gentis ferociam, miram audaciam, fortitudinem constantissimam
cognitam habens suos derelinquens nostrorum agmina speculari coepit.
Quos ubi magna cum modestia, prudcntia, gravitate stantes vidit, territus
ad suos rediit, rem omnem Duci retulit, industriam ab eo flagitavit, monuit,
ut contra hos circumspecte et prudenter res suas institueret. Ante horum
enim oculos patriam, libertatem, uxores, liberos tum majorum fortia facta
et admonitiones paternas constituta esse, quae non parvum fortitudinis
stimulum ipsis moveant, denique omnia quae viderit memorat. Dux vero
Leopoldus insipiens stultusque Principibus stipatus senis consilia nullo
modo recipere voluit, imo junior quidam nobilium timorem huic objecit,
dicens illum non immerito a lepore nomen deduxisse (Germani enim Le-
porem Has nominant) sed fatis suis nomen prorsus convenire, ut pote
qui pectore suo animum leporinum inclusum habeat. His convitiis affectus
vir prudens, qui summo honore erat dignissimus, irritiitus proelio inito
declaravit, se non leporinum, sed leoninum gestare animum. Primus enim
fuit, qui in Helvetiorum turmas irruens pro principi suo mortem obiit.
Cum vero Principes Helvetiorum copias adventare cognovissent, aciem
suam ita instruxerunt, ut n©stri non homines, sed ferreos montes ante
oculos habere viderentur. Atqui hi omnes prioribus ignominiis incensi,
damnis irritati, dolore instigante nescio quid tyrannicum et cruentum
spirabant, ita ut Helvetü inde colligere poterant, sibi victis nullam prorsus
restare salutem, quam etiam majori cum impetu et fortitudinis veheraen-
tiori irruebant, atque in praelium utrinque summa vi et odio maximo
commissum est. Cum vero aliquamdiu pugnatum esset, ita ut utrinque
nulla spes victoriae nisi Cadmiae esset, Helvetü enim mori quam ccdere
244
mallebant, ner tarnen liostium acicm ob insignem amiaturam rump>ere
valcbant (nobilcs enim egrejj^ic armati priraain occuparant aciem) atque
sane Helvetioruni res funditus (ut sie dicam) periissent, nisi de repente
emicuisset Decius quidam Codrusve, qui admiranda in patriam pietate
aciem perrumpere ausus est. Cum enim nostrorum aciem pene ad interi-
tum inclinare videret, dolebat viro tanto, talem gentem, qua hactenus
etiam superbissimorum cristas contudisset, nunc ab Austriae nobilibus,
hostibus crudelissimis vinci. Tandem inter armonim strepitus patemae
pietatis non oblitus, Hclvetios partim ad fortitudinem, majorum exempla
ab oculos ponens, adhurtatus est. partim flagitavit ut parentibus liberisve
suis bene prospiciant. Se enim rem ausurum que non modo sibi honestum
mortis genus, sed et genti asserat victoriam. Omnibus ad haec accla-
mantibus, Deo se commendans, pronum super hostium arma hastasque
(se) injecit, ac multis hastis praetensis confossus quidem periit, sed
cos, quorum hastas prehenderat, a pugna impedivit, Helvetii interim
avitae fortitudinis non immemores in impeditos impetum facientes, iis
occisis in hostium irrumpunt aciem. Cruenta fuit pugna ad modum, nee
alia fuit, in qua plures eeeiderint nobilium, quadringenti enim clarissimae
nobilitatis viri una cum Leopoldo Austriae duce ceciderunt» vexilla in-
numera cum praeda ingenti capta sunt, atque haec omnia unius viri for-
titudo pietate mixta effecerat; neque enim tarn inhumani erant majores
nostri, ut agrestes corpore animum agrestem impiumque haberent, imo
in corpore agresti et rusticano animum ferebant generosissimum, fortitu-
dine et pietate insignem. Quid vero hoc mirum esset, cum etScythas apud
majorum monumenta pro liberis uxoribus acerrime summa cum pietate
pugnavisse legamus. Tanta vero nobilium clade non nuUorum animi ne-
quaquam confracti sunt, sed semper vindietam spirabant, jam tarn vehe-
menti in nos laborabant odio, ut etiam in fuga, cum nostrorum egerent
auxilio adhuc caedes machinarentur, quod ne nimia verbositate lectorem
detineam unico exemplo declarabo. Ducum quidam cum servo unico c
praelio elapsus ad Sempachiorum lacum pervenit, juxta quem portitorem
invenicns, rogavit ut justo pretio se servumque traduceret. Portitor spe
pracmii illectus hanc provinciam subirc instituit; cum vero jam prope ad
ultcriorem ripam pervenissent, dux servum signo dato ad portitoris necem
eompcllere voluit. Quod cum portitor animadvertisset, navi impulsa et in-
versa eos in lacum armatura gravatos dejecit, ipse incolumis ad littus per-
venit. Itaque hi egregii, si Diis placet, viri, perfidiae suae et atrocitatis ju-
stum debitumque ceperunt praemium ; hinc quoque nobilium vehemen-
tiam, obstinatiam et plus quam novereate odium eonjicere licet; qui et-
enim co tempore, quo maxime nostrorum indigebant opera et auxilio, cum
a vietorum nutu pendercnt, tarnen hujusmodi meditari ausi sunt. Tur-
245
pissimum sane fuisset victori perimere miserum nautam, qui fidelem huic
praestitisset operam, inhonestum erat, nobilem ex nautae vilissimi hominis
caede totius praelii vindictam sumere velle, nedum quod victus, fugitivus
fide soluta miserum perimere conatur, sed incidit in foveam, quam aliis
ipse paraverat, et condignas iniquitatis suae poenas luit; ostendit quoque
hoc facto Dominus, se etiam infimae sortis hominum Deus et tutorem ipse,
ut pote qui paulo ante superborum nobilium supercilia demolitus sit, nunc
quoque per nautam ducem potentissimum perdit. Postproelium vero Hel-
vetiorum animi pacati permiserunt, ut nobilium cadavera abducta honesto
et nobilium more sepelirentur. Deducta itaque corpora in Monasterium
Koenigsfelden (quod nunc Bernensiura ditionis subditum est) honorifice
sepulti sunt. Ducis vero Leopoldi monumentum marmoreum ipsemet cum
aliorum sepulchris magna admiratione contemplatus sum. Nil enim ibi vi-
dere licet, quod aulicum splendorem luxumque, qui hodie est, repraesentet,
quare et hoc manifestum est indicium, quam frugales et temperantes no-
biles tum fuerint, cum tam potentis ducis monumentum, hodie non equiti
satis facere posset. Discamus autem hinc, quonam Principes deducant
juvenilia consilia. . . .
Mss. der Stadtbibliothek Zürich B, 521, 47 ; Copien in Bern (Stadtbibliothek) und
Aarau (Zur Lauben: Stern matographia Helvetica Tom. LXII, fol. 15). — Dr. G. von
Wyss: Ueber ehie Zürcher-Chronik aus dem fünfzehnten Jahrhundert, .S. 28 — 29.
Ueber Rudolf Gualther, den Schwiegersohn des Reformators Ulrich Zwingli, geb.
1519, f 1586, 25.Dec., vgl. Leu: Hclvet. Lexikon IX, 360—365. — Gödecke: Grund-
riss, 1885, I, 97, 138, 191.
138. Chronica darinn aufT das kürtzest begriffen die namhaff-
tigsten geschichten, so sich von der geburt Christi vnder
allen Römischen Kaisern, sonderlich inn Teutscher Nation,
biss auf diss gegenwärtig M. D. vnd XLII. Jar verlauffen
haben.
Augsburg, PhiHpp Vlhart, 4", sign, X.
Anno M.CCC.LXXXVI. jar, da zoch Hertzog Leupoldt von Oster-
reich an die Schweytzer vnd ward erschlagen, vnd mit jm fünfFhundert
vnd fünff vnnd sibentzig Grauen, Freycn, Ritter vnd knecht, vnn ander
Edelleut das geschach an dem Montag vor ^) Petri vnd Pauli.
*) 2. Montag nach Petri und Pauli.
139. Sebastian Münster: Cosmographia.
Basel 1544, fol. cclxiiij.
Schlacht zu Sempach.
Vff den ix. tag Hewmonats dis jar 1386 zug liertzog Lupoid von
Oesterich für Sempach mit grosser macht, do gegen zugen die von Lucern,
246
Vri, Schwytz vnd Vnderwalden, gegen dem hertzogen, die von Sempach
zu entschütten, namen ein vortheil yn vnnd zugen gegen des hertzogen
volck an einem sirichy do der reisig zeug sie nit schedigen mochte deshalb
die herm zu fuss abstunden vnd zugent gegen den Eidtgnossen. Als aber
l)eid partheyen zu streiten begirig, ward zu beiden theilen ritterlich ge-
fochten. Vnn als es ein fast heisser soramer tag was, wurden die herren
von der hitz vnd jrem hämisch schwach vnd muchtloss, des halb etwan
vil erlagen. Als solichs des hertzogen volck sache, so vff den hengsten
sasscn, ritten sie hinweg. Nach dem aber die herren jren knechten zu
srhruwen, waren sie des mehren theils hinweg. Hertzog Lupoid ward
erschlagen vnd mit jm Marggraue Oth von Hochberg, zwen grauen von
Thierstein, graue Hans von Fürstenberg, Thumprobst von Strassburg
herr Johann von Ochsenstein, zwen Herren von Hasenburg, der schwartz-
graue von Zolleni, herr Walther von Geroltzeck, vil andere freyherren,
ritter und edlen vff die vierhundert. Der Eidtgnossen wurden erschlagen
l)cy zwey hundert. Der hertzog ward darnach mit (^K) edlen in das Closter
zu Künigsfcldcn begraben. Es wurden gewunnen die paner vnn fenlin
Tirol, Ochsenstein, Habsspurg, Thierstein, Schaffhusen, Mcllingen.
Ueber die verschiedenen Ausgaben von Münsters T(>po|Traphie vgl. Salomon Vöjjclin
im Basler Jahrbuch 1882, lio — 152.
140. Volfgangi Lazii Rerum Viennensium libri III.
1545-
SccuiKlum bellum gestum a Leopoldo, Helueticum fuit, sub annum
Domini MCCCLXXXVI. cum a parente quondam deficientes Tiguri-
neiises ac Luccrnenses, potentissimos apud Heluetios populos, in ordinem
redigere conaretur, auxiliaribus in hoc manibus adiutus Caroli quarti
Caesaris (! — t 1378), ac praecipuorum Germaniae principum subsidiis.
Scd dum secus quam disciplina militaris expostulat, incaute Heluetios,
niultis in locis aditus obsidentes, ac ad pugnam praeter spem instructos
adortus fuisset, fuso exercitu, ipse ad Sempach, locum ista clade nobi-
lissimum in Helvetiis, cum multa in pectore vulnera adversa accepisset,
fortitcr occubuit. In quo desiderati ex principibus pariter sunt, Otto
marchio ah Hochberg, Joannes comcs ab Fürstenberg, Joannes et Udal-
ricus comites ab Hasenberg, Niger comes a Zolern, Waltherus comes a
(ieroltzckh, Albertus dominus a Rechberg, Joannes ab Oxenstayn, Fride-
ricus a Monstrall, Otmarus Drugsass a Waldpurg, Petrus comes aTierstayn,
et ex Austria Styriaque. Domini ab Arberg, Reiffenstain, Greifnstayn,
Schlandcrsperg, et alii. Porro post cladem acceptam, ducis cadaver in
proximum cocnobium, et praecipuum Austriae principum conditorium
Künigsveld transportatum ex acie, honorifice conclamatum est, cum ex
247__
coniiige Virida, Barnabac ducis Mediolanensis filia, quatuor filios et tres
naUis suscepisset.
Vienna Aiistriae. Basileae 1546, fol. 103. Ueber Wolfj^ang La/ius, Phil, et Med.
Dr., kaiserlichen Historiograph, geb. 1505, gestorben 1555, vgl. Pantaleon: Deutscher
Nation Helden III, 394 — 395.
141. Johann Stumpfs Chronik.
Zürich 1548, II, 240, b.
Damach als man zalt 138,«^, wurdend die von Sempach Burger zu
Lucern. Vnd als sich der krieg erhub zwüschend h. Lupoiden von Oester-
reych vnd gemeinen Eydgnossen, do legtend die Lucerner ein zusatz inn
Sempach. Die vier Waldstett aber zugend auff 1600 mann starck in die
statt Zürych, ze besähen wo der hertzog auss wöltc. Als das Leopoldus
vernam, eylet er von Baden auff Sempach mit grossem volck zu rossz vnd
fiiss, in hoffnung den selben zusatz auf ze opfferen ee die Waldstett jnen
möchtind ze hilff kommen. Wie bald aber die Waldstett, zu Zürvch
ligende, das fürnemen vermercktend, batend sy die Züricher jr statt selbs
ze bewaren, vnd eyltend auch auff Sempach den jren ze hilff. Vnd kamend
hiemit zu einer stund für Sempach, hertzog Lupoid vnd die Waldstett,
nämlich auff den i). tag des monats July, im i.^Hö. jar.
Wie bald h. Lupoid der Eydgnossen sichtig ward, vnd sich mit dem
Adel befraget, wie die sach fürzenemmen wJire, schrüwend die hcrren
gemeinlich: Gott hat vns diese pauren in vnsere hend geben ze straaffcn,
schantlich wäre es vns, so vnser so vil, vnn wol bewaapnet, mer hilff söl-
tind begeren dise vnbewapnete leüt ze sc:hlahen. Summa, es wolt der
Adel allein an die pauren, vnd sich an jnen erkülen. Das ander volck
ward gestelt zuzelugen, vnd ze weeren dass der pauren keiner daruon
käme etc. Söliche vermässenheit missfiel gar übel einem alten Freyherren
vonn Hasenburg, der riedt man sölte die pauren nit verachten, ob jren
gleych wenig würind, etc. Dem antwortet einer von Ochsenstein, spre-
chende: O Hasenburg du Hasenhertz, vnser sind genug an diese leüt.
Hiemit kart er sich zum Hertzogen, sprechende : Siehst du ? Dise handuoll
leüten wollend wir dir noch vor nacht gesotten vnnd gebraten geben, nach
dinem willen, etc. Hiemit Hess der Adel die rossz nel)end sich füren, vnnd
stundend ze fussdar, begirlich mit den Eydgnossen ze strcyten. Sy warend
wol bewaapnet, vnnd entleibtend ob 60 der Eydgnossen, ee ye keiner
vom Adel vergienge. Ze letst aber wurden die herren durch schwäre des
hämisch im gefacht also bemüdet, das etlich ohn alle wunden hinfallende
ersticktend. Die Eydgnossen aber in der arbeit steyff beharrende, Jagend
der herrschaffl ob. Darmit fluhend die diener vnnd das ander volck dar-
uon, liessend die herren im schweiss. Desshalb auff disen tag hertzo
er
O
248
Lupoid vnd mit jm ob 2000 Fürsten, Grauen, Freyen, Ritter \Tid Ritter-
mässig erschlagen wurdend. Vnd dieser verlurst volget auss lauterer Ver-
achtung. Es verlurend auch die Waldstett in disem streyt bey 200 mann.
Dise Schlacht geschach am 9. Julii, Anno ut supra.
Folio 420b — 421 folgt nochmals eine kurze Beschreibung der Schlacht von Sem-
pach mit 2 Bildern, deren eines die Absage der Edelleute an die Eidgenossen darstellt,
das andere das Bnistbild Herzog Leopolds. letzteres findet sich auch in dem 1552
gedruckten Auszug aus Stumpfs Chronik, pag. CLXXXI — II.
Ueber Johann Stumpf von Bruchsal, geboren 1 5 1 5, Johanniter-Priester in Bubikon
1522 — 1543, dann in Stammheim, f 1566 in Zürich, vgl. Leu: Helvet. Lexikon XVII,
7 1 7 f. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek in Zürich 1 836.
142. Beschreibung der namhaften und verrühmten Schlacht zu
Sempach, welche die Eidgnossen Ihr Fürstl. Durchl. Ertz-
hertzogen Leopold von Oesterreych im M.CCC.LXXXVI.
jähr, den IX. tag Häumonacs aberhalten.
(Holzschnitt von Rudolf Manuel Deutsch 1551.)
DEmnach Ihre Fürstl. Durchleucht, Hertzog Leopold von Oester-
reych, dess an den Reichsstätten im Elsass, im jähr 1385 eroberten Sigs
halben, wie auch auss Vertröstung ihres vast grossen Kriegsvolks, sehr
erhebt worden : kam er des folgenden jahrs mit vilen seiner Rähten, Ritter
und Adelspcrsonen gen Brug in das Ergäu : dahin sein Heerzüg zu ross
und fuss auch kommen, willens den Eidgnossischen Bundt gleichfalls zu
verhinderen. Alss nun die Oesterrevchische vernommen, dass eine Be-
Satzung Eidgnossen in Sempach gelegt, und die vier Ohrt in die Statt
Zürich gezogen, wurden sie rähtig : es sollte der Hertzog in eigner person,
mit 4000 bester Männercn eylend auf Sempach trucken, dasselbig eyn-
nemmen und umkehren, alssdann in die Statt Lucem eyn fallen, under
dessen aber sollte der ander hauff, der nit geringer war, under dem
Freyherren von Bonstetten um Brug und Baden ligend, den Züricheren
und vier Waldstätten under die äugen ziehen, und dapfer auf sie angreiffen,
dass weder die Sempacher entsetzt, noch Lucem entschüttet wurde. Alss
nun die von Zürich des Hertzogen vorhaben und anzug auf Sempach ver-
nommen, zeigten sie solches ihren Eidgnosen an : dieselbigen begehrten,
dass Zürich ihnen auf Sempach zu eylen erlauben wollte, damit es ent-
schütlct, und Lucern vor dem Überfall erhalten wurde: hier zwüschen
sollten die Züricher best vennögens ihre Statt wol verwahren: welches
gut geheissen, und einhelliglich erlaubt worden: derowegen dann die
Eidgnossen mit vier Panneren tag und nacht auf Sempach zu eyleten, in
masscn ihrer 130c:) redlicher Männeren den 9. tag Häumonats, im jalir
1386, alss der Hertzog von Sursee auf Sempach zöge, für Sempach in den
wald kommen, sich zum streit gerüstet, und welche mit Harnisch und
39_
Pantzer nicht vK>\ versehen, Briigel daselbst genommen, und sie auf die
arme für armschinen, den streich damit aufzuhalten, gebunden haben.
Zum Vorzug aber hat der Hertzog 1400 Männer geordnet, denen er
wegen der Eidgnossen ankunft, mit aller macht nachgezogen, und war
des Fussvolks Hauptmann der schwartz Graff von Zolleren, H. Hans von
Oberkirch genennt, Schützenhaubtmann aber H. Reinhart Wächumer,
Vnderlandvogt : ab deren ankunft, wer auf dem feld und der emd war,
straks in das Stättlein geflohen, doch sind etliche weiber ergriffen, die
kleider under der gürtel ihnen abgeschnidten, und sie von den Soldaten
also nakend hingeschikt worden.
Es führten die Oesterreycher Mäder Sägeysen, Wägen und Fässer
foll striken mit ihnen, willens dem armen volk das körn abzuschneiden.
Alss sie nun für Sempach kommen, stuhnd einer von Reihnach auf einen
wagen, name einen strik, strekte ihn der Statt zu und sprach : Disen wird
mandemSchultheissen von Sempach schenken, und eh es tag wird, müssen
sie in der Statt all erhenkt werden. Ein anderer schrey, sie sollten den
Mädem nunmehr das morgenbrot und ihren lohn heraussbringen. Darüber
ihm geantwortet ward : Es gebe kein Eidgnoss den lohn, eh man ihn ver-
dienet hette, so wurd man ihnen zu morgen bringen, dass mancher seinen
löffel wurde fallen lassen etc. Sonderlich aber ist zu merken, dass des
Hertzogen Narr, Heiny genennt, und von Vry gebürtig, alss der Edel-
leuhten etliche ihm von weitem seine Landsleühte im Wald gewisen, also
bald dem Wald zugeloffen, und alss er das volk gesehen und gehört, wie
die vier Panner von newem zusamen geschworen, von einanderen nicht
zu weichen biss in tod, er ungestüraplich dem Hertzogen widerum zuge-
loffen, sprechende, dass er bei seinen Landsleuhten gewesen: die ihn,
den Hertzogen, mit aufgehebter hand zu erschlagen sich verbunden etc.
Es hat sich auch ein alter weyser Held, der von Hasenburg genennt, zum
Wald genahet, vnd so vil möglich das Eidgnössisch veld besichtiget. Alss
er sie nun in ziemlicher anzal vnd guter Ordnung wol gerüstet befunden,
zeigt er solches dem Herzogen an, beneben dem, dass er am muhtwillen
und frechheit der jungen Ritterschaft ein sehr grosses missfallcn hatte,
vermeinend, dass hoffart und Verachtung des feinds nie gut getahn, der
wegen er fir rahtsam hielte, dass man zu H. Johansen von Bonstetten
naher Bruk schiken, und zum anzug auch mit seinem volk ihn \'ermahnen
sollte. Das nun dem von Ochsenstein nicht gefallen, sonder sagt zu dem
Hertzogen, der von Hasenburg trüge einen hasen in seinem hertzen :
und weren ihrer gnug, dise handfoU aufrühriger Bauren des selbigen tags
zu straffen, sintemal so mancher dapferer Held im feld verbanden, die eh
es nacht jene gesodten oder gebrahten, w'ic es Ihre Fürstl. Durchl. nur
haben wollten, Ihro in die hand lifTeren wollten.
-t
2^0_
Alss nun die Eidgenossen auss dem wald gegen dem weiten feld, darauf
die Herschafi und Ritterschaft gelegen, herfür gerukt: vermahnet der
Hortzog die scinigen, dass sie sich dapfcr zum angriff rüsteten, dann er
bev ihnen sterben und i?enesen wolle. Vnd dieweil aber die Bauren nakende
leüht, were sein raht, von pferden abzustehen und zu fuss in sie hinab zu
hiuffen. Derwegen dann die Diener, samt den pferden auf der einen, das
Fussvolk auf der anderen, und die Schützen auf der dritten seilen halten
sollten, auf dass der Bauren keiner davon käme : dises alles geschach,
dann der Hertzog samt der Ritterschaft abgestigen, und den Dieneren
<\\(t pferde zu verwahren gegeben wurden: und damit sie aber im feld
etwas fertiger zu fuss streiten könnten, schnitten sie vor allen dingen die
langen spitze an den schuhen ab, so damals gebräuchig; und machten
demnach ihre Ordnung.
Es machten aber auch die Eidgnossen die ihrige, vnd vermahnet je
einer den anderen, gctrew und redlich zu seyn, knyeten nider und rüfflen
Cjott, nach altem gebrauch, ernstlich um hilffjin: hierüber lüffen beyde
Heer auf weitem feld hitzig und dapfer mit grossem geschrey zusamen.
Vnd dieweil des Hcrtzogen volk sehr vil, die Ritterschaft wol gebutzt,
und ihre Ordnung artig geniachet war, umgaben sie die Ordnung der
Kidgnossen, deren vorher wenig gewesen, dermassen, dass ihnen zum
hr)chst(Mi angst und bang worden : verluren auch 60 redlicher Männeren,
eh die Ritterschaft einen Mann verlöre, in massen der Kertzog allbereit
die Schlacht gewonnen zu haben vermeint : und weren auch gewüsslich
die Eidgnossen vast überwunden, al)er Gott hat ihnen sonderlich bey-
gestanden, dann deren vonLuc ern Panner gleichsam schon vndergetrukt,
und die ehrliche Leüht ül)el darbey gelidten hatten : dann es kamen gleich
anfangs um der Haubtmann und Schultheiss von Lucern, Petermann von
Oundellingen, Heinrich von Mooss, und Steffan von Silinen, samt vilen
anderen : welche die Ritterschaffl mit ihren langen Spiessen überlangt hat,
weil sie, die Eidgnossen, mehrtheils nur mit kurtzen Wehren verfasst waren.
In disem gefahrlichen Streit aber waget sich einer sonderlich, der
Winkelried genennt, von \'nderwalden gebürtig, der Hess, ungeachtet er
dem tod in den rächen hinevn sähe, sein Wehr fallen, fasset bevseits einen
arm foU spiessen des Feinds, fiel darauf, verhinderet und trukt sie nider,
dass die Eidgnossen eine straass in die Ritlerschafft gewunnen, und nach
zertrennter Ordnung mit ihren Wehren in sie kommen, und sie nider
hawen mochten. Alss nun dieser Streit also weret, stiess, auss anschickung
(jottes, noch etwas newer hülffzu den Eidgnossen, die mit grossem eylen
und niä( htigem geschrey ihnen, die sie in eüsserstcr not sahen, zugeloffen,
vnd ihr bestes bey ihnen getahn haben.
l^s werete diser Streit sehr lang, dass kein Hauff dem anderen weichen
251
wollte, biss endlich die Ritterschaft, wegen ihrer schweren Rüstung und
mächtigen grossen Hitz, da grössere das gantzjahr nicht gewesen, ermüdet,
hindersich zu weichen, und mit grewlichem geschrey sich in die flucht be-
geben musste, denen die Eidgnossen mannlich nachgetruckt, und sie in
merklicher anzal, samt dem Hertzogen selbst, erschlagen, und niemand
verschohnet oder gefangen genommen haben, von mittag an, da die
Schlacht angangen, biss auf den abend. Da sonderlich zu mercken, alss
der Hertzog gefeilt, dass Herr Martin Malterer Ritter auf ihn gefallen,
vermeinend, ihn zu deken, und also bey dem leben zu erhalten, ward aber
samt dem Hertzogen umgebracht.
Ab welcher der Eidgnossen grimmigkeit sich destoweniger zu ver-
wunderen, weil sie zuvor auss allen Orten übel gclidten, und vil fürnemmer
ehrlicher leuhten verlohren hatten, darüber ihre gcmühter sehr verbitteret
worden, vnd der Adel sonderlich vil trotzes und muhtwillens mit ihnen
getriben, ja sie gantz und gar hinzurichten, und mit feür und rauch zu
verderben gedräwet hatte.
Nach erlangtem Sig dankten die Eidgnossen vor allen dingen (iott,
um seinen beystcind ; suchten demnach die ihrige auf der Waldstatt, my
verwundt und verletzt worden, versorgten und verbunden dieselbige, die
umkommenen aber fertigten sie heim zur begräbnuss, deren auss obbe-
mcldten vier Orten in die 200 redlicher dapferer Eidgnossen gebliben,
die man höchlich beklagt hatte.
Was dann des Hertzogen und seiner Ritterschaft Lügcr belanget, alss
Zelten, Silbergeschirr, Gelt, Kleinot, Pferde, Wagen und anders, samt den
überauss schönen und kostlichen Kriegsrüstungen, Wehr und Waaffen, das
alles ward den 4 Waldstätten zur peüt : vnd beneben auch nachfolgende
Haubtpanner gewunnen, nämlich das Haubtpanner der OraafschaftTyrol
(ward getragen von H. Heinrich Kallen, der darbey erschlagen, und bey
dem Hertzogen zu Königsfelden begraben worden), des Herren von
Ochsenstein, des Marggraaffen von Hochberg, das Panner des H. von
Hasenburg, des Graaffen von Thierstein, des Graaffen von Sohns: item
die Panner der Stätten Costanz, Schafhausen, Freyburg im Brissgäu,
Lentzburg, Mellingen, und eins der Gesellschaft ab der Pltsch.
Von Niklauss Thud Schultheissen und Fähndri(^hen von Zofingen
wird vermeldet, da er den tod vor äugen gesehen, dass er sein Panncr
zerrissen, und darvon, so vil ihm müglich, in mund geschoben, welches
nach seinem tod, alss er <^c]\ Zofingen geführt, noch bey ihme gefunden,
und also sev erhalten worden.
Sonst sind auf des Hertzogen seitcn 2ück^ umkommen, darunder 070
von der Herrschaft und Adel gewesen, und under denselbigen ^^50 ge-
krönter Helmen.
Am folgenden dritten tag sind die todte ciirpcl ein jeder an sein nhrt,
des Hertzogen aber, samt etlicher grosser Herren cörpel gen Küoigsfelden
getragen und daselbst begraben worden. ')
') In Hanns SchjTenbrandü Veraeichnuss des Truckera«^» ündel »ich folgmd*
Stelle:
• 1 1 ScDipacher SchladiC, niD 6 hlappert mlcr 3 haXzea i kr. ■
Der Hcrans^ber dts Inventaite in^il d'une imprimeric el imagcric populaiic i]e
Mulhouse 155" — 1551. Jus- Coudrf. »chrcibl hierüber; Quelle fonnc tevflait cdtt
lllurificalion du palriotisme snisse? Celle d'une cbansnn ^que ou d'un rfcdl popubire
cn pnisp? A en jjiger par U prix (30 Centimes l'eüeinplflirc), ce devml ftre non nnc
fcuillc volanlp, mais unc piaquelle d'une quarantnioc do pagcs. •)
Ich vermuthe, ^hyrenbiand sei der Verleger von Miuiuets Holzüchnitl. den er
inil dem Texte versali.
*) Bulletin d.i Mu>i-e hUli.ri,]ue de MulhoiLse 18^;, II, p. 51. (H- »7-
143. Bcmhart Brandt, Vogt zu Homburg: Volkumner Begriff
aller lobwijrdigen Geschichten vnd Thaten, vorab Gotts
wunderwercken , so er an seim volck von Anfang der
Welt erzeigt, demnach aller Bäpsten, Keyaern, KUnigen,
Landen vnd Stetten, biss auff das M.D.LIII. jar, mit
schönen figuren erleüttcrt.
H.T.fl. I.SS3- i*"- S. CCCXI. b.
Sempacher Schlacht.
Im thusent, dryhundert vnnd sechs \-nnd ailitzigsten Jar, als sich
der krieg crliub /wüsrlicn Herlzog Lupoiden von Oesterrj'ch \Tid ge-
meinen Eydgnosseii, dfj legtend die Lucenier ein zusaU in Serapach das
stelle. Die vier waldstctt aber zugend mit scchszehen hundert man starck
in die stat Zürich, ze besahen »o der Hertzog auss wölte. In dem ruiket
Lüpiildus in oyl für Serapach, du eyltend die Eydgnossen atiss Ztlricii
den jrcn kc hilfl', vnnd kamend hiemit zu einer stund für Sempach.
Als der Hertzog der Eydgniisscn sichtig ward, beschtossend sy d:i.ss
allein der Adel diese paureu aiigreyffen, sy an jnen erktUen, vnii das
antler hcrtxugisch \-olck nel)en sich ston sült.
Der Adel stund ab von rossen gantz begirlich mit den Eydgnusseji
/i- streyllen. DicHvclgiiDsscnhültundmanlichfuss wider das wolbewapnel
vulck, crsililugendt Hert/ug LOpuld scibs. \-nnd nh üwcy thusent Fttrsler,
grauen, Frcyen, Ritter vnn rittermassig. Es verlurend die Waldstett hci'
zwcyhundert luiirin in di.-cm streit vnd erlangtend ein lobwirdigen sig.
253
144« Johann Jacob Fugger: wahrhaftige Beschreibung zweyer
in einem der alleredelsten Geschlechten der Christenheit
des Habsburgischen und Oesterreichischen Geblüts.
1555.
Die hier enthaltenen Nachrichten über die Schlacht haben Rhoo und
Sigmund von Birken (vgl. unten) reproducirt. Fuggers Orig. (in Wien und
Dresden) enthält auch eine Abbildung der Gruft in Königsfelden.
Vgl. über dieses Werk Hallers Bibliothek V, Nr. 26; ; II, Nr. 1895.
145. Conrad Lycosthenes: Wunderwerck
(deutsch von Joh. Herold, Basel, fol. CCCCXXXVIII.)
1557.
(1386) Hertzog Lupoid von Oesterreich lag emider gegen den Schwcy-
tzeni, ward vmbbracht sampt vilen vom adel.
146. Chronik des Marx Escher vom Luchs von Zürich
von c. 1560.
Codex 4, 46, fol. 71 der Stadtbibliothek Zürich.
Escher bringt in seiner nicht sehr umfangreichen Darstellung der
Schlacht die Mittheilung, es seien 4000 Oesterreicher, wovon 350 «be-
krönter Helme», und «ob 200» Eidgnossen gefallen. Von Winkelried findet
sich hier noch keine Spur.
147. Gilg Tschudi von Glarus; Chronicon Helveticum
circa 1564,
Die Schlacht vor Sempaeh, da Hertzog Lüpolt mit vil Herr-
schafft erschlagen ward von den Waldstetten.
Als dero zit Hertzog Lüpolt von Oesterrich mit sinem hör gen Sursee
kommen was, und ein mercklich volck bi Im hat ze rosse, wann er IUI*'
gerüster pferd der besten Herren, ritter und knechten die man in landen
wusst, in sinem dienst allda hat, und ouch ein michel volck ze fuss, da
ward er ze rat für Sempaeh ze ziechen, und meint das ze erobern, innert
dem zit als die von Lucem und die Waltstett ir volck zum teil bi denen
von Zürich imm Thurgöw hettind, und die von Sempaeh von deswegen
nit entschüttung gehaben möchtind. Wann er wusst nit, dass dieselben
vier Waltstett etwas der Sachen halb gemerckt und wider herumb von
TurgÖw gezogen, und biss in Rotenburger ampt kommen werind. Also
hat Hertzog Lüpolt Im endlich fürgesetzt die Statt Sempaeh ze über-
ziehen, und jr ungehorsami und abfalls wegen ze zerstören, ob ers aber
doch nit erobern möeht, so wolt er doch schleitzen was da was, und das
koni abmayen und verbrennen lassen. Wann er etUcli hundert mäder ze
solchem ven^rdnen Hess. Nun was das Stettli durch die von Lucern zim-
lich wo! besetzt. Also brach der Hertzog am morgen früy mit sinem hör ze
Sursee uf, und zo( h für Sempach am nündten tagHöwmonatz an St.Cirillen-
tag des 1 3H( ). Jars, an welchem tag die von Bern die Statt und Burg ze WillLsow
erobertend, und verbrantend als obstat. In mittler wil hattend sich die \ier
Waldstett Lucern, Uri, Switz und Unterwaiden ouch etwas bas gen Sem-
pach genächert, und als Inen witer waniung kam, wie jetz der Hertzog
mit siner macht gen Sempach geruckt, zugend sie am selben tag bi guter
zit ouch gen Sempach uff das veld. Wie aber der Hertzog von erst für
Sempach mit sinem volck kommen was, begund er lassen schleitzen und
wüsten vor der Statt, und Hess das körn abmayen und verderben. Do
rannt Rutschmann von Rinach mit etlich mutwilligen rütern an die Statt,
ruft zun Bürgern spyender wiss hinein, Sie söltend den mädern das
morgenbrod haruss schicken. Do antwurt Im der St hultheiss von Sem-
pach: P> hoffti sine Herren von Lucem mit Irn Eidtgnossen wurdind
bald kommen und Inen das morgenbrod bringen. In sölichem st) zuchend
die vier waldstett ouch daher. Dero wass biss XIIP knechten, nämlich
von Lucern IUP, von Uri IIP, von Schwitz IIF', von Underwalden IF
und dann allerlei zugeloffener knechten, von Zug und Glarus, von Entli-
buch, und von Rotenburg bi I^' knechten. Und alsbald si der vienden
hör ansichtig mochtend werden, fielend si nider uff jre knie, und betteten
mit zertonen armen, wie dann jr bruch ist. Wie das die viend sahend,
machtend si ein gespött daruss, sprachend: die zagen lüt fallend nider
uff jr knie, wellend uns um gnad bitten. Aber die Eidtgnossen stundent
uff, und rucktend gegen viend uss dem wald, dardurch si gezogen, uff die
wite hinuss in das veld. Der Hertzog, als er der Eidtgnossen zukunft ver-
nam, ruft er die sinen ouch zum Stritt. Indem so rennt Herr Hanss Ulrich
von Hasenburg, Fry, biss an die Eidtgnossen hinzu, und beschowet jr
Ordnung gar eigentlich, kart wider umb zu sinem hör, und zeigt dem
hertzogen an, wie das völckli klein, und aber gantz unverzagt daher zugind,
in meinung si anzcgryffen. Darumb riet er dem Hertzogen, das er für sin
person uff den tag an sin gewarsami gen Sursee s()lt faren, und sin volck
lassen fechten. Do fiel Im Herr Hanss von Ochsenstein, fry, in sine red,
und sprach : Hasenburg, Hasenliertz ! Das verdross den von Hasenburg
gar sere, und sprach zu dem von Ochsenstein : man soll noch hütt wol
sehen, ob Du oder Ich der zager werde sin. Also stund der Hertzog und
die Herrschafft ab den Rossen, und woltend zu fuss stryten, huwend die
schnübel ab den schuhen, (wie dann domalen der bruche wa.s, langgc-
schnäbelt schuh zu tragen). Si machtcnd jr Ordnung gut und vast, und
stalt sich der adel aller vornen dran an die Spitz, die gemeinen knecht,
und das gemein volck so nit vom adel was, musst alles dahinden stan.
Dann diewil der Eidtgnossen so wenig was, do wolts der adel ze tod
schlachen, und woltend nit, dass man sagte, die gmcincn knecht hättinds
geton. Wann si meintend, si hettind den sig gewüss in hiinden und was
der adel gantz begirig zc stritten, wann ouch die mannlichisten Herren
Ritter und Edelknecht allda warend, so man in landen wusst. Vil junger
Edellüten liessend sich von Hertzogen ze Ritter schlachen, die uff dem
tag jr ritterlich tat bewisen woltend. Also redtend die Herren abermaln
mit hertzog Lüpolten, er sölte nit mit jnen an den Strit gon. Er sölte da
ze ross halten und sechen wie sich Jederman der sinen hielti, und sölt die
sinen lassen fechten. Das wolt der Fürst nit tun, und sprach: das welle
Gott nit, sölt ich üch lassen sterben, und Ich genesen. Ich will Übels und
guts mit üch han; Ich will bi minen Rittern und knechten hüt sterben
oder genesen, uff dem minen und umb min vätterlich erbe. Also ward
der Swartz Graf von Zolm und Herr Johans von Oberkilch, Ritter, mit
einer anzal volcks ze ross und ze fuss zu einer hinderhut verordnet an
des Hertzogen teil. Der adel was mutig und freidig von Ir grossen macht
wegen. Gedachtend nit an das alt sprüchwort, das Übermut und Ver-
achtung des viends nit wol ussschlüeg. Als nun beid teil jr Ordnung und
spitzen wol gemacht und cinandern genahetend, do griffend si einander'
hertiglich uff frven veld mit grimmen mut, und ward da ein gut wil gar
streng gestritten. Nun was des adels Ordnung starck und gross, und ouch
so wol gestossen, und mit hämisch angetan, das die Eidtgnossen die nit
wol brechen und trennen mochtend. Nun hattend die Herren vil grosser
glenen, die warend innen hol. Do was einer von Uri, hiess Anthoni zer
Port, ein edelknecht von Meiland pürtig, und sass zu Flülen in Uri, der
verstund sich wol der dingen, wann er vor vil die krieg gebrucht hat.
Diser rufft denen so halenbarten hattend, das si ufi" die glen schlugend,
als si ouch tatend, damit begundend die glen brechen, und hielt sich
derselb Juncker Anthoni gar wol an disem stritt, und facht dass er ge-
brochen ward. Also was einer von Unterwaiden, ^) Arnold von Winckel-
ried genant, ein redlicher ritter, der sprang für die Ordnung uss, und um-
schlug mit sinen armen ein teil der vienden spiesscn, des gab er sin leben
darumb. Do brachend daselbst die Eidgnossen den Herren in jre Ord-
nung, und begundend die mit strits not trennen und brechen. Nun was
CS als ein heisscr tag, als es des jars je gewesen, und leid man ze beid
siten grosse not von der hitze. Besonders waren die Herren gar wol be-
zügt, und schwer angelegt mit hamist und wurdent der hitz und des strits
*) Ursprünglicher Text: von geschlecht ein Winkelriet.
256
so müd, dass jro etliclie in dem hamisten crsticktend, die nie wund wur-
dend. Etlich hettind gern jr harnist und züg von jnen geworffen und
barnisch gestritten. Do moclit jnen nit so vil wyl werden, also not tatind
Inen die Eidtgnossen. Wie nun des Hertzogen Ordnung getrennt v^-ard,
do hettind die Herren gern dem Herzogen davon gehulffen mit dem
Leben, und notcnd In das, wann er das noch wol hett mögen tun, wann
er gewellen het. Do widert er sich, wolts nit tun, und sprach: das verbüt
mir Gott. Es ist so meng fromm bidermann, Grafen, Herren. Ritter und
knecht mit mir in tod gegangen, um minent willen, das ich von denen
wichen sölt. Ich will lieber mit eren sterben, dann unerlich uff ertrich leben.
Indem so hört und sach er, das sin panner von Oesterrich not leid und
untcrgan wolt. Wann die selb panner gieng zum ersten mal ab und ze
grund. Und wie er die sach so ernstlich Schwaben und not lyden, ouch
Herrn Ulrich Arberger, Ritter, der die panner trug, hört schryen : Retta
Oesterrich, retta ! do ylt und trang der gehertzt, mannlich fürst derselben
siner panner zu, wolt die entschütten, vnd manet die sinen hantlich ze
stryten. Also ward er am selben ort erschlagen. Wie nun der Swartz Graf
von Zolim, und Herr Hanss von Oberkilch (die mit eim zug in die nach-
hut geordnet warend) sachend, dass des Hertzogen Ordnung getrennt
was, und die Eydgnossen beguntend obligen, namend si die flucht. Do
begund des herzogen hör überal ze wychen, und behubend die Eyd-
gnossen das veld ritterlich. Und wie die flüchtigen Herren gern wider
zu jren gülen wärind gsin, do was das trossvolck von schrecken mit den
pferden dahin geflochen, und müstent die Herren so davon kamend,
ze fuss entrünnen. Die Eidtgnossen aber, als si das veld behept, fiengen
si angentz an ze blündern, und jagtend den vienden nit nach. Si
hettind sunst noch dero vil umbgebracht, und grössern schaden mögen
tun. Der Grafen, Fryherrn, Rittern und Edelknecht kamend um ob
vi^ nammhafter personen, des andern kriegs volcks ob III ^'a** knechten.
Do ward gross gut und ']2 houptpanner gewunnen, darunder warend
Oesterrich, Tirol, des marggrafen von Hochenberg, der Grafen von Habs-
purg, Montbelgart, Salm, Tierstein, des herren von Ochsenstein, der Stetten
Costantz, Ueberlingen, Schaf husen, Lentzburg, Hellingen und sunst noch
zwo. Die panner von Ueberlingen so gen Schwitz kam, ward hernach
durch pitt denen von Ueberlingen von getrüwer dicnsten wegen wider
geben. Die Eydgnossen verlurcnd überal 1 16 ^) mann, dero aller jarzit man
bcgct, und sind die namen, wie die in jren jarzitbüchern geschriben stand.
I \m Lucern kamend umh :
Junker Petermann von Gundeltingen, dero Zit Schultheiss und Houptman
dero von Lucern.
') I.u/cnuM- Uainlschiift.
257
Junker Heinrich von Moss, alt Schultheiss daselbs, der ouch Landtmann
ze Uri und ze Schwitz was, sass aber zu Lucem.
Juncker Steffan von Silinen, des gemelten Schultheis von Moss Schwager,
was ouch Landtman ze Uri und ze Schwitz, wonet aber zu Lucem, hat
ouch ein eigen sitz ze Silinen in Uri, und das Schloss bi Ktissnacht
im Switzergebiet (?) ; also hat ouch der Schultheiss von Moss ein Sitz
in Uri, und das Bürgle zu Merlischachen (?) in Switzergebiet.
Ludwig Schlierer. Peter Buchmann.
Heinrich von Glarus. Bertschy von Bonmatt.
Jakob Suter im Hof. Välti Bernhart.
Heinrich Späni. Werni von Yberg,
Heinrich Ott. Heinrich Anthoni und sin Bruder.
Hartmann Krämer. Rudolf Gross.
Walther Lyrer. Rudolf Meyer an der Müligassen.
Ulrich von Matt.
l on Uri^) sind umbkommen :
Cunrat der Frowen, dero Zit Landtammen und Houptmann des Landes
Uri, ouch Landtmann ze Switz.
Johannes Schuler, Landtschriber zu Vri, ouch Landtmann zu Switz.
Juncker Cunrat von Utzingen.
Dietrich von Maggingen, der Elter.
Heinrich von Maggingen.
Dietschi von Maggingen, der Jünger, sin Sun, die ouch Landtlüt ze Switz
warend.
Wernher im Albenschit, was ouch Landtmann zu Schwitz.
Walther im Albenschit. Kuni in der Gass.
Claus Cluser. Werner im Acher.
Kuni ze Hof, Hans ze Hof, sin Jost sin Tochtermann.
Bruder. Werni Oyster.
Wemherr Moser. Heini Brisi.
Hanss Zwyer. Jänni am Ebnet.
Peter Jutz von Sisikon. Peter Claus.
Johanss Wyss. Walther Frumm.
Peter Lutzi. Jänni Rani.
Werni ob dem Isental. Rudolf von Bern.
Cunrat Burgli. Wemherr Kupfferschmidt.
Cunrat Huter. Petermann Fütlo.
Toni Schötz von Flülen. Peter Schmidt.
Heinrich Aemi. Rudi Cuntz.
*) Im Concept A, 58, fol. 347 sind die Namen aus dem Jahrzeitbuch von Altdorf
ohne weitere Zusätze notirt.
LiehrnaUf Sohlacht bei Seuipach. 17
258
Ouch stond in Irem Jarzit-Buch die obgemelten Juncker Heinrich
von Moss, alt-Schultheiss zu Lucem ; und sin Schwager Steffen von Silinen,
beid süsshaffl zu Lucem, desglich Amolt im Werd, und Toni Grepper,
beid von Switz. Auch Juncker Antoni an der Spilmatten von Stantz,
und Jänni Br'tndli, beid von Underwalden nidt dem Wald, die all Landt-
Recht zu Uri haltend, darum si ouch allda inngeschribcn, und aber nit
allda ScLsshaffl gewesen.
J 7?;/ Switz sind umbkommen :
Arnold im Werd, was ouch Landt- Hans Sigrist von Goldau.
mann zu Ure.
Clauss Stoss.
Hanss Holtzach.
Rudi Bruster.
Hanss uff dem Bül.
Wemi Hag.
Ludwig Oberist.
Heini im Lützli.
Wemi Betzel.
Wemi im Wyl.
Anthoni Betzschart.
Jacob Helbling.
Jost Hess.
Cunrat der Wirtinen.
Uli Zubricg.
Hanss Zinkli.
Cunrat Imsling.
Ulrich Bisch ofiliuser.
Rudolf Hön von Art.
Heini Hartmann.
Rachta Heinli von Mutach tal.
Der Scherring von Mutachtal.
Hanss Früter von Mutachtal.
Hanss Sigrist von Goldau.
Rudolf Hön von Art.
Hanss von Bach.
Hanss Suter ab Mörschach.
Cunrat im Herolts von Riemen-
stalden.
Rudi Mettmenstetten.
Peter Jutzen der Jung.
Hanss Brächer.
Peter Huter, sass zu Schwitz, und
was ouch Landtmann zu Under-
walden nidt dem Wald.
Hanss an der Rüti.
Heini Vogt von Steinen.
Ouch stond in Ir Jarzit-Buch ingeschriben die obgemelten Juncker
Heinrich von Moss Alt Schultheiss zu Lucem, Juncker Steffen von Silinen
von Lucern, die beid Landtlüt zu Uri und zu Schwitz ouch warend. Cunrat
der Frowen, Landtammann zu Uri, Johannss Schuler, Landtschriber in
Ure, Wernher in Albenschit, Heinrich von Maggingen, Dietrich sin sun,
und Wernher in Acher, all sesshafft in Uri. Clauss Rursch von Becken-
riet, dessglich Juncker Antoni Spilmatter von Stantz, von Underwalden
nidt dem Wald, der bald hemach bi Sursee umkam. Die obgenanten
all hattend ouch Landtrecht zu Switz, darumb wurden ts ouch in Ir Jarzit-
Buch geschriben.
Dessglich ist im Jarzit-Buch ouch ingeschriben Cunrat Grüninger
von Glarus, der ouch zu Sempach umkam, dess Sun darnach gen Switz
zoch, und ward Im Landtrecht geschenckt.
259
Von Underwalden Ob dem Wald sind uvibkommen:
Uss der Kilchhöri Samen: Wälti Issner. Heini Infanger. Erhart
Ottenhuser. Clauss Sübenhass. Jänni Kiser. Uss der Kilchhöri Sachsien,
Kerns, Gysswil und Lungern: Heini Hclntzen. Heini Wübfering. Jenni
von Wenighusen. Jenni bim Bach. Heini von Breitenloo. Walther von
Breitenloo. Walther Sigrist von Tiesselbach von Lungeren, dero Zit
Landt- Ammann und Houptmann. Wälti von Eschholtz. Heini im Nider-
Wil. Wälti am Stalden. aber Walther Sigrist. Clauss Steinibach.
Nidt dem Wa/d^)
Herr Arnold von Winckelriet, Jenni Blüssli.
Ritter. Rudi Bertschi.
Juncker Wieldrich von W^olfen- Jänni Schweiger.
schiessen. Uli Schmid von Oberd<^rff.
Aerni Niderwillcr. Clauss Wildrich.
Clauss Achermann ab Bürgen. Jänni von Obstalden.
Jänni Brändli, was ouch Landtmann Amdreas im Boumgarten.
zu Uri obgenant. Heini Schlierli,
Clauss Rursch von Beckenried, was Jänni zum Nüwenhuss.
ouch Landtmann ze Schwitz ob- Jänni Stein.
genant. Mörderli der Junger.
Andreas Andachcrs. Heini Ziesack und Heini Obsee.
Ouch stat in Irem Jarzit-Buch Peter Huber der zu Schwitz sass, und
ouch Landtmann zu Underwalden was.
Von Glarus kam iimb :
Kuni Grüninger der in Schwitzer Jarzit-Buch ouch genempt wird etc.
Von nachgemelten Umbkommenen wurdent vil vor dem Strit ze
Ritter geschlagen.
Hernach stat ein teil der Fürsten, Grafen, Fryen, Herren, Rittern
und Edelknechten, die von denen Eidtgnossen bi Sempach erschlagen
sind. *)
Der durchlüchtig Fürst Hertzog Graf Hanss von Fürstenberg, Herr
Lüpolt von Osterrich. ze Hasslach.
Der Hochgebom Fürst Marggraf Graf Ulrich von Mümpelgarten.
Ott von Hochberg. Herr Johanss von Ochsenstein, Fry,
Graf Waldrach von Tierstein. was Thum-Probst zu Strassburg.
Graf Hanss v. Tierstein sin Bruder.
*) Im Concept von Tschudi I. Theil, A, 58, fol. 366 steht: An der Sembachcr-
schlacht sind vmbkommen nid dem wald : Arnold Winckelriet, Erni Nidcrwyler etc.
— im Ganzen 22 Namen.
*) Dieser Abschnitt in Tschudis Chronik ist von älterer Hand dem Concept der
Chronik beigeRlgt.
26o
HerrHansUlrichv.Hasenburg,Fry. Herr Egen von Rötelen, Fry.
- Walther von der Tick, ^Vy. Der Alt von Grünenberg, Fry.
- Walther von der hohen Herr Peter von Bolwiler, der Jünger,
Geroltzegg, Fry. Fr}-.
Dise nachgeschribene Herren sind Panner- Herren gewesen und
umkommen :
Herr Ott der TruchsAss von W^alt-
purg, Ritter, von Schwaben.
- Friderich von Gr}'ffenstein,
Ritter, ab der Etsch.
- Friderich von Mimstral Ritter,
uss Elsass.
- Ulrich von Stouffen Ritter, uss
Herr Albrechtvon Rech berg Ritter,
uss Schwaben.
- W'ilh. v.End Ritter, ab d. Etsch.
- Wemli Waffler von Hattetatt
Ritter, uss Elsass.
- Aposuno von .... Ritter.
- Burekart von Massraünster,
uss Elsass.
Brissgöw.
Von Burglind.
Es kamen um von Burgund uss Weltschland 13 Edelknecht.
]'on Schivaben merenieih:
Herr P-gloff von Empts, was der Herr Burckard von Frybcrg der
thürist Ritter den man doze-
mals fand.
Ulrich vonEmpts, sinsBruders
Sun.
Hanss von Huss, Ritter.
Rudolf von Wähingen, Ritter.
Heinrich von Schellenberg,
Ritter.
Friedrich von Erntzingen,
Ritter.
Hammann von Wisswile,
Jung, Ritter.
Hanss von Liechtenstein uss
Franken, Ritter.
Cunrad von Richenstein,
Ritter.
Bruno der Güss, Ritter.
Hanss von Wisswiler, Ritter.
Lütold von Mülheim, Ritter.
Cunrad von Stein, Ritter.
Hanss vonRandegg, Chorherr
zu Costentz.
Ritter.
Burkard Saltzfass. Hermann von Grünenstein. Felix Ravenspurg.
Hermann von Liechtenfelss. Wolf von Bätmeringen. Heinrich von Bät-
meringcn. nocli einer von Bätmeringen. Ulrich von Tierberg. Hanss Hil-
wer. Hanss Lusse. Stan von Hessleberg. Cunrat Dietrich. Hans von
Hochdorff, Hemmann Hüss. Hemmann von Brandegg. W'ilhelm von
Glär. Hanss von Bosswil von Nideracker. Aeberlin von Madigen, des von
Rechbergs Diener. Hänssli Lflchler von Villingen. Hartman von Stein.
Albrecht von Rechberg. Hanss und Frantz von Liechtenfelss. Frick von
Brandiss, ein Bastart, was Apt Heinrichs uss der Richenow Sune, und
was der erste, so an dem Strit umkam.
Item, des Hertzogen Harnister, der Hofmann von Bibrach, was der
26l
alten Fürstinnen Kuchimeister, Hanss Haffer von Winterthur, was des
Fürsten Hof-Schnider.
Ad der Et seh sind diss mer teils:
Herr Ulrich Arburger, Ritter, fürt Herr PeterSchlandersperger, Ritter,
die Panner von Oesterich. - CunratimThumabderEtsch.
- Heinrich Kele ab der Etsch, - Nicklauss Götsch von Botzen,
Ritter, fürt die Panner von Ritter.
Tyrol. - Christoffel Götsch sin Bruder.
Hiltbrand von Wissenbach. Jörg des jungen Hertzogen Kuchimeister.
Johanss SchnäUinger. Mor von Kappenberg. Frantz von Castelnot. Diet-
helm von Münchingen. der Starck von Grimmenstein. Christoffel Arburger
von Starenberg. Herr Wernher von Liechtenfelss , Ritter. Einer von
Florenstein, einer von Hottenburg. einer von Husenegk. einer von
Schrofenstein. der Morant.
Uss ober und nider Elsass,
Es kamend um uss ober und nider Elsass:
Herr Nicklauss von Bäbenheim, Herr Hermann Waldner von Sultz
Ritter, von Colmar. Ritter.
- Hammann von Wittenheim, - Peter von Andlow, Ritter,
genant Gigelinagel, Ritter. - Cunrat Störr von Appenstein,
- Hammann Stuffner, Ritter von Ritter.
Turrickon. - Hanss Bernhard Grat von
- Peter von Ratzenhusen, Sultz, Ritter.
Ritter. - Hanss Rudolf von Lobgassen,
- Dietrich von Ratzenhusen, Ritter.
Ritter. - Walther von Nüfern, Ritter.
- Hammann Waldner von Sultz, Graft Waldner von Sultz.
Ritter. Clävi Waldner, ein Bastart.
Walther, Wetzel und Peter, all dry von Mörsperg. Jörg von And-
low, Herr Peters Bruder. Walther von Andlow. Hanss von Wetzelheim.
Brügger von Bergheim, einer von Kagenegg von Strassburg. Hugli von
Klätt, Friderich von Klätt, beid von Strassburg. Cuntz von Mülheim.
Burekart von Lobgassen. Adelberg von Bürenfelss. Wilhelm von Root-
bach. Heinrich Stocker von Bruntrutt. Stucki von Waltkilch. Rudolf von
Lantsperg. noch zween von Mörsperg. Hanss von Andlow. Hanss von
Hagnow. Rudolf von Münstral. einer von Hattstatt. Han.ssRpder. Burkart
Roder. Herr Hug von Schönow, Ritter.
Von Frihurg im Brissglhv, vnd uss dem ßrissglhu.
Herr Hammann von Kapfenbach, Ritter. Herr Marti Maltrcr, Ritler.
diser trug das Panner der Statt Friburg, und ward uff dem Hertzogen
erschlagen.
262
Herr Hcintzmann Küclili, Ritter. Herr Heinrich v.Veltheiin, Ritter.
Cunrat Schatz, Ritter. - Lutfrid Tischer, Ritter.
Egloff V. Schüsslingen, Ritter. - Thoraann Schideler, Ritter.
Cunrat v. Bessenheim, Ritter. - Heintzmann zum Wyger,
Peter von Bessenheim, Ritter, Ritter.
beid von Nüwenburg. - Oschwalt zum Wyger, Ritter.
Cunrat v. Lochenheim, Ritter.
Egloff Küchli. Hermann Meyer und zween siner Sün. Thoman Lüt-
pfrid. Hammann Rat. Burckhard Gässler. Heinrich Bächli. Antis von
Tirmenstein, des von Ochsenstein diener. Fritsch von Gossolt. Heinrich
von Ertzingen. Cunrat Starckmeister. Hanss SnewH. Dietrich SnewH.
Thoman von Berenlap. Lütold von Mülheim.
Noch kam um von Nüwenburg uss der Statt der Schultheiss selb dritte.
Von Basel uss der grossen Siait,
Herr Wernli von Berenfelss, Ritter. Herr Cuntzli v. Rotberg, sin Bruder.
Cuntzli von Berenfelss, sin Hemmann zem Wygerhuss.
Bruder, Ritter. Walther Meyer von Hüningen, des
Lüti (oder Lütoldus) von von Schönow diener.
Berenfelss, Ritter. Cunrat von Eptingen.
RudolfvonSchönoWjdenman Thüring von Eptingen.
nennt der alt Hüruss, Ritter. Peter von Eptingen und Petermann
Wenier von Flachslanden, von Eptingen sinn Sunn.
Ritter. Albrecht von Berenfelss.
Wernli von Ratberg, Ritter.
Von Basel uss der kleinen Statt kamend um 8 Mann.
Von Rhinfelden kamend um Wernli Höupli. Dietrich von Bemheini.
Hanss von Bernheim. Hanss Werner ein Armbruster. Vogt Jäntz. der
alte Br'lndli und sunst noch zwcv.
Vom Ergihr und 7urgÖ7(\
Uss dem Ergöw kamend umb: Herr Heinrich von Stein, Ritter. Herr
]\rarquart von Baldegg, Ritter. Herr Rumann von Küngstein, Ritter. Herr
Thüring von Hallwil, Ritter. Herr Hanss von Hallwil, Ritter, sin vetter.
Herr Thüring (von Hallwil), Bastart, Ritter. Herr Rudt)lf von Hünebei^^,
Ritter. Her Hartmann von Sehen, Ritter. Herr Götz Müllner von Frid-
berg von Zürich, Ritter. Herr (}ötz Meyer von obern Baden, Ritter. Herr
Heinrich von Rinach, Ritter. Herr Werner Schenck von Brcmgarten. Ritter,
Herr Hammann von Aeschentz, Ritter. Herr Albrecht von Mülinen, Ritter.
Herr Hartmann von Büttikoii, Ritter. Herr Götz Liebermann von Baden,
ward da zu Ritter gesclilagen. Hrmssli von Hallwil. Frantz, Ulrich und Sig-
mund, all (Iry von Tilgerfelden. Herr Hannss von Schwandegg, Ritter.
Cunrad von Wagenhusen. Ulrich von Rinach. Rutschmann von Rinach,
263
der ze Sempach das Morgenbrod geheischen hat, das ward Im. Günther
von Rinach. Friedrich von Rinach. Diethelm von Mülinen. Ulrich von
Büttickon. Herr Hartmanns Bruder. Heintzman von Aeschentz. Hartman
von Aeschentz, beid Herrn Hammanns Süne.
Von Zofingen kam um der Schul theiss selb zwölflfte.
Von Arhurg kam um ein Mann.
Von Arow kam um der Schultheiss selb vierzehende.
Von Lentzburg kam umWemii vonLoro, Pannermeister selb sibendc.
Von Schaffhusen kam um Herr Diethelm der Schultheiss, Ritter.
Eberhard der Löwe. Hanss Heggetzi. Eberhard Hun. Wilhelm im Thurn.
Hannss im Winckel. der Hegnover. Hanss Fulach. Hanss Brümsi. Geb-
hard Rochart von Ylenberg. Hanss Imiensee. Albrecht Pfluger. Hannss
Ammann. Cuntz Brun. Heinrich Lutfarer.
Von Werdettberg (!) und Schwaben sind umbkommen : Hanss von
Brandegg. Herman von Liechtenfelss. Lienhard von Liechtenfelss. Her-
man von Signow. der lang Burekart von Ehingen.
Concept von circa 1564 in der Stadtbibliothek Zürich A, 58, 2. Band. Abschrift
der Kantonsbibliothek Luzem. Druckausgabe von Iselin, Basel, 1734,!, 525 — 529;
hieraus Wackernagel: Proben der deutschen Prosa, Basel, 1841. Ueber die verschie-
denen Handschriften von Tschudis Chronik vgl. meine Schrift über Morgarten S. 65.
Die von GilgTschudi (1505 — 1572) mitgetheilten Lieder und Sprüche vergleiche
unten bei den Liedern. Quellen Tschudis ausser dem grossen Liede die Chroniken 20,
22. 37. 52, 54. "O, 142.
148. Heinricus Pantaleon: Prosographia Heroum.
1565.
N. Winckelriedtus Helvetius.
Win ekel riedtus ille apud Vnde^^'aldenses in Helvetia nfitus et edu-
catus fuit. Is magna fortitudine animi et corporis erat praeditus, atque suis
virtutibus magnam autoritatem nactus erat. Cum autem eins tempore anno
1386 potens Austriae dux Leopoldus Helvetiorum hostis magno exercitu
Helvetiorum ditionem ingrederetur, atque presidiarios eorum milites in
oppido Sempach tollere studcret, Helvetii Lucernates, Vranienses, Sui-
tenses, et Vnderwaldenses, qui hactenus Tiguri in pracsidio fuerant, aliis
sibi adiunctis, magno animo 9 die Juiii hosti obviam profecti sunt. Erat
Leopoldi acies, quae ex optima eius nobilitatc c(^nstabat, armoruni si)len-
dore formidabilis, atque arcta coniunctione firmissima. Nobiles enim cquis
remotis pedes pugnare statuerant. Itaque prelio acerrimo inito multi Hel-
vetiorum initio cadebant, atque horrcnda clades timebatur.
Id cum Winckelriedtus fortissimus vir observasset, communicato cum
ducibus copiarum consilio, magno inipctu in medium hostium ordinem
irruit, atque ambabus ulnis eorum hastas fortiter comprehendendo pluri-
264
inij-i tmpedivit, quüminiiä suis lanceis Helvetios ferire, atque procul a se
repcllere possenl. Itaque irati hostes ad cum cunversi ipsuin unicuin [«-
lierunt, atque pluribus vulneribus confossum occiderunL Interea Helvetii
imic Winckelriedto, qui sc pro palria devoverat, subsequentes, nobilium
ordines diviserunt, et magno animo sese cohortantes, memorabilem vic-
toriam impetrarunt, eo enim prelio dux ipse Leopoldus cum plurimis co-
niitibus, baronibus etnobilihusinterfecti.aliicumcastris partim capti, partiin
fug;ati sunt. Itaque dux cum sexagintis proceribus ad monasterium Kmg:^-
fcklen perduclus, et ibidem sepultus fuit. Huius Winckclriedti memoria
iib [ireclarum eius facinus etiamnum apud Helvetios recens existit, atque
eins fortitudo passim cantu celebratur. {Monst. StumpfT.)
Iloinriois Hantalcon, l'hysicus Basiliensis, Prosographiae Heroum, Basil. i;fij.
11, 341,
14g. Zimmerische Chronik
vcrfasst von Hans Müller von M^isskirch 1566.
Anno domini ijio (14TO?) dci haben herzog Reinold von Urslingen
und lierr Uirich freiherr von Hornberg ein kämpf uf S. Matheustag zu . .
.... von etlicher reden und schmachwort w^en gethon vor herzog Lu-
poiden und lierzog Friderrichen von Österreirh. Wie nun die baid kempfer
ein guete weil mit ainandern gefochten, das niemands wol wissen ixicr
urthailn mncht, welcher der bftsser, <la warden sie mit bewilligen und usser
sonderm be\'elch der heritngen durch den frommen rilter herr Hainricti
von Merspurggcschniden, auch volgends aller irer spruch und vorderungen
guetlichen gericht und vertragen. Diser lierr Hainrich \on Merspurg hal
sich vor Sempach in der schlai'ht ganz ritterlichen erwiesen imd kam usser
der Schlacht darvon mit werhafter liandt und grossen ehren.
Dr. K. A. Barack ; Zimmerische Chronik, Bibliothek d«s litterar. Vcreios in Slutt'
gnrt. Baodc)!. I, 356. S. 213 wird, anlasslich einer PTandschBll auf Rebbergm in Ucbrr-
linKcn, Henog Leopolds gedacht, der -vor Sempach von den Schweiiem eischlagHi
worden.. BomI I. [«■; -iS; .-t/rilill, dipS.iRcv™ Maniii Mnltroi, der veui einem tekhen
Meuger in Biri. , ', .[. , ll.r in . ■, . ,,, <.\\n mi ,1- U ■r;. - Kiii.! ■; ,li. r - l.iNinncwn
sab, Bdi)ptitt \ii'i ■ "•. . i; ^ ■ ri .'j
nobililirtund • ■ . ■ 1 ! , . Ikt.
die drille blieb W'U^. ■ llvii..^.l> /:.i:>.- •■ i U-i,.,^ i.u|,.>l,U'ii ■.:.„ < i^i.;ii-i^[, .„i -hr
Scbweifcr, do ».iid er mit 9<^>iieiii betreu, auch uiidci
knechten vor Scmjiach anno 14. . erschlaj^n und zi
150. Adam Reissner; Historia Herrn Georgen vnnd Herrn
Caspam von Frundsberg.
r5[.5. Keiner Maximilian kehrt aus dem I-ager vor Mailand plötzii. b
lieimweil'jin dieselfa Nacht im schloft" sein Uranherr, Leopold Ertzherzng
zu Österreich, den die Schweitzer zu Scm]jacli erschlagen, dessgleicheii
265
sein Schwäger Hertzog Carl zu Burgund, den die Schweytzer zu Nanse
umbgebracht, beyde in blutigen Kleidern fürkommen, das sey im ein
Warnung, dass er sich do nicht wöl in Gefahr begeben. »
151. Heinrich Pantaleon: Teutscher Nation Helden.
Basel 1568, II, 433—434; 1578, II, 433—434-
Winckelriedt ein Eydgenoss.
Winckelriedt ist zu Vnderwalden in der Eydgnossschaflt crborcn,
vnd rauch aufferzogen, er was mit grosser stercke an leib vnd gemüt
begäbet, vnd hat durch sein tuget vnd mannhcit bey den seinen ein
grossen Nammen bekommen. Alss aber in dieser zeit Lüpoldt der gewaltig
Ertzhertzog zu Oesterreich der Schweytzer feind, mit einem gewaltig
zeug, in die Eydgnossschafft gezogen, vnd jhm fürgenommen jhr volck
so zu Sempach in der Besatzung gelegen, anzugreiffen, haben die Eyd-
gnossen von Lucern, Vry, Schweytz, vnd Vnderwalden, (welche bisshar
zu Zürich in dem zusatz gelegen), etliche andere mannlich leuth zu sich
genommen, vnnd seind dem feindt am Q. tag Heümonat, da man zellt 1386
jähr, frölich entgegen gezogen. Es was Leopoldts gezeug so auss dem
besten adel gewesen, durch der waffen glantz forchb^am, vnd stunden
in vester Ordnung starck bey einander. Dann der Adel hat die pfeid
hinweg gethon, vnd jnen fürgenommen, zu fuss zu fechten. Wie nun
der streyt ernstlich angangen, und zc anfang ctlich Eydgnossen zu
grund gangen, musste man sich einer grossen niderlag besorgen. Alss
Winckelriedt der mannlich Held dieses vermercket, hat er sich mit den
Oberisten Hauptleüten eylend berahthen, vnd ist vnverzagt dem feind
mitten in die Ordnung gelauffen, auch mit beyden armen viel spiess
dapffer erwütschet, vnnd hart zusammen getrucket, also dass diese ihm
vordersten glid ^mit jhren spiessen die Eydgnossen weder stechen noch
hinder sich treyben können. Desshalben wurden die feind sehr zornig,
stelteten fümemlich jhm zu, gaben jhm viel wunden vnd stich, biss er
letstlich vmbkommen. Hierz wischen rucketen die Eydgnossen diesem
Winckelriedt, so zu gutem dem vatterland sein leben verloren, mannlich
nach, trenneten des adels Ordnung von einander, s( hrauwen einander
männlich zu, vnd erlangten einen nammhafften sieg. Dann in dieser
Schlacht wurde Hertzog Lüpoldt selbs, mit viel grauen, freyen vnd Edel-
leüth erschlagen, ein theil mit sampt dem leger gefangen, vnnd etliche
in die flucht gebracht. Nach diesem warde der Fürst mit scchtzig todter
Herren ghen Königsfelden gefüret, vnd daselbeu begraben. Es ist dieses
Winckelriedten gedcclilnuss, durch sein ehrliche tath, noch auff den
heutigen tag bey i\(;n Eydgnossen vorhanden, vnd wirt sein mannhcit
mit dem gesang allenthalben gepriesen. i^Monst. et Stumpff. in Ilel.)
In ilicseti l«i(len ilnitM.-hpii Au^abon fehlt das Bild der lalelni^rhen Edilion. lUi
fiir KrieK^helden liei l'onlalenn j^wühnlich gelirauchl wird.
FasI buchstäblich nachgcilmckl — ohne Quell enanRalie — bei Joh. Jak. tjtiSMt:
Schwoi/cri«:h HeWenbuch. Basel 1(124, 4'>, Seite »3-S},.
153. Joannes Horolanus, Pfarrer zu Lucern, gcdechtnus-
wirdig geschichten von allen orten und zugewanten.
r. IS''J-
Aiini.ilnmini 1,580 jar den d. tag July uff S.CirilÜ liabent von 4 w^ld-
sielten ilioo man Hertzcjgen Lojxjid vonOeslerich ersclilagen, 8 grafcn,
12U fryeu rilter vnn grnsem adcl. 4000 strytparer man. Uff der 4 wald-
stetten syten blibend 122 man. Der Hertzog und mit im 3,^ edclkncdil,
rilter und grafen sind gan Klnigsfelden gfürt, daselbs begraben. 350 in
ein grub uff der waldstatt, da jetzt die Capel stat, begraben.
Die Eidtgndsscn gewonen die paner von Tyrol, des von Ochsenstein,
deren von SL-liaflliusen paner, fil fendli. die man nit bekant hat.
Folgcnt die fürslen, grafen, fryen, ritler und eilelknecht, so zu Sem-
|i;u'li erschlagen wurden.
Hert!i>g Lüpoldt von österydi.
l'ss il(r Murlnouw und Brvsgouw.
Marggraffvon Hochberg, Herr Egolff Kilrhli.
Zwcn Grafen von Tierslein. - Humberl vun Kcp]M:nl>[idi.
liraf Hans von Fürstenber^. Herten.')
Der .sdiwar/.graf von ZoÜer. Joaiin von Wyswilcr.
Herr Joann vnn Odisenslein, des Herman Meyer.
liertziigen Landtvogt. Conrad Statz.
Juncker Jacobv.GerolLscck. frylierr. Tlioman Bemlappel.
Herr Marti Maltrer, ein fryherr. Lüdtfrid Geischer,
Hans von Ha.senburg. F.golf von Stülingen.
- Götz von Stouffen. fryherr. Hcman Rote.
- Ulridi von Kluuffen, fryherr. Burckarl Gessler.
Herman von Wyswjler, fry- Peter von Bolssenheiin.
Iicrr. Heinridi Vesdi.
Hagener von Röto!. Cunrad von Lochenlieim.
- Oswald zum Wycr. ."idiuldieis.!* von Nüwenburg.
- Heinridi KtU-hiin. Lütold von Mfinschrion.
Vim Slrtissl'iirg und usi item Elisas.
WhIiIut von ThieriL-kcn, Fryherr, Heinridi von Rolzcuhusen.
IVti-r Vi m Thicrirken. NIklaus.
26/
Peter von Andlouw.
Werni Waffler.
Werni der lenger von Hattstatt.
Hans Bemhart von Huss.
Hans Bemhart Rat.
Joanns Rudolph von Lobgassen.
Burekart von Masmünster.
Hürli Klette.
Fridrich Klette.
Cunrad Müliheim.
Wemli vofi Flachsland t.
Hermann von Wicttenhcim.
Cüntzli, Türing, Walchern (Wal-
ther?) und Diepold von Mers-
perg.
Götzmann von Baden.
Wilhelm von Rotbach.
Peter von Busswyler, Frvherr.
Hennan zum Wyerhus.
Fridrich von Monstral, Fryherr.
Hans Ulrich von Hasenburg, Fry-
herr.
Graf Walraf, der jung.
Graf Hans von Tierstein.
Der jung Grünburger.
Der Hegnouwcr.
Wem her, ein fryherr.
Lütold N.
Fryherr von Berenfuss (Bürenfcls).
Adelberg von Berenfuss.
Wemli von Rottberg.
Cünlin syn Bruder.
Herman Brücker von Bertheim.
Frantz Ulrich von Tegerfelss.
Rudolf der Hürruss.
Walther Meyer von Hünigen.
Walther von Geroltzeck.
Walther von Teck, ritter.
Einer von Landeck.
Ott von Walpurg, ritten
Zwen von Gryffenstcin.
Ulrich von Tierberg.
Zwen von Clingen.
Zwen von Andlouw.
Drey von Berenfels.
Zwen Schnewli von Fryburg.
Zwen Waldner.
Hug von Schönau und sin Tochter-
mann.
Rudolf von Landtsperg.
Css Burgimdt
jren 14 ritter mit jren edellüten und on zal ; jren namen die man nit weys.
Uss der Ersötiw,
Herr Türing von Hallwyl.
Hans von Hallwyl.
Ruman von Küngstein.
Herman von Eschentz und 1 Sön.
Rutschmann von Rinach.
Ulrich von Rinach.
Friedrich von Rinach.
Marquard von Rinach.
Fier von Bütickon.
Mathis von Trostberg.
Albrecht von Mülinen selb ander.
Götz Müller von Zürich.
Wernher Schenck von Bremgarten.
Rutsch man von Hünenberg.
Götz Mever.
Lss IVirienOerg,
Hans von Brand egg.
Herman von Liechtenfcls.
Burekart von Echingen.
Hermann von Signouw.
Fill vom Adel unbekannt.
26<S
Otto der Trucksüss.
Wilhelm von Embd.
Ulrich von Emz, Fryherr.
Egolff, (sin) bruder.
Hartmann von Stein selb ander.
Hildtprand von Wyssbach.
Albrecht von Rechberg.
Heinrich von Schellcnberg, fryherr.
Frantz von Liechtenfels.
Sehn )ffen Steiner.
Kronburger.
Landecker.
Hussnecker.
Schouwenburger.
Warten felser,
Grimmenbergcr.
Helmstein.
Kronburger.
Bottenburger.
Hofmeister von Kalier.
Friedrich von Gryffenstein.
Css Schwaden,
Keysser, ein hoflfmeister.
Götz, der Kuclümeister.
Berthold Graff von Gretz.
Sigmund von Tegenfeld.
Ein Stör.
Zwen von Empss.
Einer zum Wyer.
Zwen Güssen.
Morant von Turanenstein.
Css Ettschlandt,
Peter von Landsperg.
Heinrich Köli.
Niclaus G(")tscht.
Der Torandt.
Hans Schmellinger.
Ulrich von Tierburg.
Herr Cunrat in Tüene.
Friedrich von Etzingen.
Mor von Kussenberg.
Heinrich von Batwaringen.
Wolf N'on Batwaringen.
Dietli von Mürchigen.
Von Zo /'fingen.
Hans Jentziner.
Bentz Schmid.
Albrecht.
Jacob Hüniger.
Heine Muss.
Heine Bertrosa.
Niclaus Thut, Schulthess.
Hans Teschler.
Petermann Schnyder.
Bürgi Albrecht.
Hans Gelterchinger.
Hans Magelsperg.
Was umkamen ist von den 4 waldstettcn lug an jedes Ortsbeschribung
jrer geschieh tcn am cndt.
Lnterivaldni,
Ludwig ( )brister. Hans uf dem Bül. Rudi Mettmeister. Jung Peter
Jutz. Heini im Lugli. Hans Holtzach. Hans Lächler (bis). Rudolf Tropf.
Erni Winckelried. PLrni Niderwylcr. Claus Achermann ab Bürgen. Jenni
Brendli. Claus Würsch von Beckenried. HansVogli^ Andreas Amdacher.
Welti Vsner. Uli Schribor. Rudi S}>ringer. |acob Blustlin mit sinem bruder.
Jenni Fanger. Erhart Ottenhuscr. Claus SibenhHs. Hartmann Eigel. An-
toni Spillmatter blyb zu Sursce.
26g
Unter der Rubrik « Nüwenkilch » steht : 1 386 Hertzog Lüpoldts wapen-
rock ward nach der schlacht in das gotshuss zu einem messach geben.
Handschrift von 1626, im Besitz des historischen Vereins der V Orte in I.uzem.
153. Heinrich Bullinger, Antistes von Zürich : Von den Tigu-
rinem und der Statt Zürich
1572.
Von vill faltiger Absag vnd wie Hertzog Lupoid selbs mit
seinen Herren und Adel zu Sempach geschlagen, und der
Herzog selbs mit vilen Herren und Adels erschlagen ward.
Cap. XVIII.
Dess Herzogen Rathschlag uff Sempach und Lucern,
Und als der Hertzog Lupoid selbs eigner person gen Bnigg kommen,
ward er räthig ein guten theil siner Herren, Adels, sampt dem Ärgöuw
zemmen, und in vi uff Sempach ze züchen, das umkehren, und dann in
Lucem ze fallen; der ander theil sines Heerzuges under dem Freyherren
von Bonstetten sölte denen von Zürich under die äugen ziehen oder ligen,
dass sie mit Ihren Eydgnossen uffzehalten, denen zu Sempach nit möch-
tend ze hilff kommen. Also zugend mit dem Herzogen in vierthusend
wolgerüster mannen und begirlich, vast vil von Adel.
Die von Zürich aber hattend ihrspäch, und dadurch vernommen dess
Herzogen zug uff Sempach. Das wölkend sie ihren Eydtgnossen nit ver-
halten. Die batend Zürich, diewyl sie ein gute veste Statt und redUch
burger hattend, sölltind sie ihnen erlauben uff Sempach ze ylen, und sie
zu entschütten. Das ward ihnen gutwillig erlaubt. Dess zugend sie in yl
uff Sempach, der schnalle, dass sie uflf* Cy rilli, was der 9. July, in den wald
gen Sempach kamend, eben als jetzund der Hertzog uff Sursee, ouch uff
Sempach zog. Und warend by den 4 pannern Luzem, Ur}% Schwytz und
Underwalden etwas by 1300 mann.
Der Herzog hatt in vorzug geordnet und gerüst 1400 mann; die
rucktend uff Sempach, und begiengend \\\\ mut>Ä'illens, ouch mit armen
purswyberen uff dem fäld, denen sie die kleidet under dem gürtel ab-
schnittend, und also nackend gähn liessend. Dess die wyber umb raach zu
Gott wider sie anruftend. Sie zeigtend ouch strick (da sonderlich einer von
Rynach trotzlich und übermütig was) denen in der Statt Sempach, an
denen sie noch vor nacht erhangen und erworgen müesstind, und ward vill
Übermuts gebrucht.
Wie vor Sempach geschlagen worden.
Als aber beid Schlachtordnungen gägen ein anderen gemacht, warend
die Herren und der Adel gar wol bezügt, dargegen die Eydgnossen nit so
270
wol. Es was ouch der Eydtgnossen, als vor erzeilt, wenig gegen der grossen
macht dess Hcrtzogen. Der selb verachtet gar die Eydtgnossen, und was
der Adel von pferden abgestanden, woltend zu fuss von freyer hand mit
den puren schlachen. Es was ouch der Herzog selbs ze fuss, und in der
Schlachtordnung, und die Herrschaft thet den anlauff mit grossem pracht
und grimmen, hattend ein breyte Ordnung, und umschlachend der Eydt-
gnossen schmale Ordnung, und erschlugend ihren gar vill, eh dann sie
etwass Schadens erlittend. Es was aber gar ein heysser tag, und was der
angriff umb den mitten tag beschechen, und ward der adel von den har-
nischen überlestiget, und von der hitz entkrefftiget. Ihren vil ersticktend
in den hämischen ohne stich und wunden, und mochtend der Eydtgnossen
starcke Cörpel, so der arbeit gewtmt, arbeit und hitz bass erleiden, warend
auch mit hämisch nit überladen. Als sie nun mit ihren hallparten und
kurtzen weeren in und under den adel kamend, was es eingrusames nider-
schlachen und niderstechen. Es warend gar lang beide Ordnungen gegen
ein andren gestanden, ehe das eintwedere hindersich wichen wollt. Endtlich
gewunnend die Eydtgnossen den truck, und hub an der adel weichen. Die
schrouwend wol heftig ihren dieneren zu umb ihre hängst. Wie die diener
aber gesehen, wie die Eydtgnossen so grob und grimmig darufl'schlugend,
namend sie zeitlich die flucht, und mocht der adel nit entrünnen. Da ward
im nachjagen niemand verschont; dann beidersyts hattder zom und be-
gird der raach in ihren hcrtzen heftig gesotten, und lüff jetz dann über.
Da ward der Hertzog Lupoid selbs erschlagen mit sehien allerliebsten
Fürsten, Herren und dem besten adel, deren ein theil mit dem Herren
gen Küngsfälden geführt und da vergraben ward.
Dise histori hab ich kurtz mit wenig worten verzeichnet, darumb dass
sie gantz vollkommen in der Eydgnössischen Histori beschriben ist, mit
eigentlicher beschrybung der Schlacht, auch mit den namen deren, die an
der Schlacht umbkommen sind, ouch was gewunnen worden.
Der Eydtgnossen blibend uff der wallstatt zweyhundert redlicher
mannen; uff des Hcrtzogen s}'ten aber blibend 2000 mann; darunder sind
gsyn von der herrschafft vom Adel und fürnämmen lüthen 676 mann, und
derselben krönter lullmen 350. Und wirt nit bald ein Schlacht funden, in
deren so vill grosser Herren und Adels erlegt und erschlagen worden
seyge. Doctor Hemmerli schreibt in vorerzelltem buch und Capitel (de
nobilitate cap. 2b) das zu Jahr umb ufi der Wallstatt, da der Herzog um-
kommen was, ein wunderschr>ne grosse blumen, dergleichen nit mehr ge-
sehen worden, gewachsen seyge, ab deren sich mänigklich verwundert habe-
Hier nach der Handschrift im Besitz von Dr. Th. v. Liebenau, fol. 411 fl'.
271
154- CoUectanea Helvetica in Wien.
Vormals Cod. 12 der k. k. Hofbibliothek, jetzt Cod. 739 des k. k. Staatsarchivs.
Diese Handschrift des 16. Jahrhunderts (vgl. Böhm, Handschriften
S. 234 — 237) enthält ausser der Mittheilung Über den Tod Leopold's
nichts über Sempach, wie mir Herr Scriptor Fr. X. Wöber in Wien mit-
theilte.
155. Heinrich Bullinger: Von den edeln Grafen von Habs-
purg, Hertzogen ze Oesterreich und Schwaben, und der
Stifftung des Fürstlichen Klosters Königsfelden im £r-
gew, auch etwas von der Sempacher Schlacht, in welcher
Hertzog Lupoid von Oesterreich durch die Eydgenossen
erschlagen, und zu Königsfelden begraben ist (157 1).
Ohne Angabe des V^erfassers zuerst j^ednickt bei Senkenberg: Selecta Juris et
historiarum 1738; T. IV, i — 160. (Vgl. Haller: Bibliothek II, Nr. 1892), nach dem
Langhans sich das Werk zugeschrieben. Nach der Winterthurer Handschrift als Neu-
jahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur 1865 publicirt von G. Geilfus.
In seinen Ephemeriden schreibt Bullinger: « 1571. Ich verbessere die zwey Bücher,
so ich hievor geschrieben, zu Gefallen Herrn Samuelen Tylmann, Hofmeistern zu
Königsfelden, von Herzogen zu Schwaben und Oesterreich, und den Grafen von Habs-
purg, auch von der Stiftung Königsfelden, und von dem Sempacher Krieg, machts uss
im z*»**.» Haller II, S. 162. Diese ältere Bearbeitung liegt vor in der Handschrift von
1570 in Donaueschingen. Barack: Katalog 479. -Später wurde das Werk oft —
meist ohne Nennung des Verfassers — copirt.
Zwei Handschriften besitzt die Stadtbibliothek Bern, eine die in Aarau, Einsiedlen
Cod. Nr. 397 von 1721, in Gotha. Anzeiger f. schweizer. Geschichte 1872, 260, u. s. w.
Viele Handschriften in Zürich, z. B. in der Simmler'schcn Sammlung Nr. 56.
Den II. September 1573 theilt Heinrich Bullinger, «^pfarrer der kylchen Zürych
zu dem grossen münster» dem Rathsherrn Holdermeyer in Luzern seine Beschreibung
der Schlacht von Sempach mit und bat ihn «die namen der eeren redlichen lüthen, die
an der schlacht zu Sempach um des vatterlands willen umkommen, deren namen ewiger
gedächtnuss würdig sind» zu ergänzen. «Das ir ouch die history an iren selbs besähind,
wo mangel wäre oder ir mer und eigentlicher bettend, da bitte ich, das ir mir dasselb
mitteylind.» Er bittet auch um Mittheilung «der history, so ich nu lange zyt zusamen
gesamlet hab» an «heren Seckelmeister zur Gylgen, von dem ich hören, das erder
historien und antiqiuteten wol bericht seye, ob er mir hiezu etwas mittheilen könnte».*)
Diese Abschrift findet sich jetzt in Rennward Cysat's CoUectanea Q, fol. 31 — 57.
Cysat ergänzt fol. 48 b — 52 das Verzeichniss der Gefallenen. Er fügt fol. 54 noch
die Stelle aus dem Stadtbuche bei. Fast ganz umgearbeitet ist das Verzeichniss der
Schwyzer. Fol. Q, 31, bringt Cysat die Verlurstliste von Luzern aus dem Verkünd-
buche. Bei den Unterwaldnern ergänzt er u. a. <r Arnold von Winkelried» und stellt
fol. 57 — 61 das ergänzte Verzeichniss nochmals zusammen.
Wir lassen hier die von Bullinger an Holdermeyer mitgetheilte Copie — ohne
die Zusätze von Cysat — folgen, mit Beiseitelassung der Einleitung, welche über die
Kriegsursachen und die Anfange des Krieges handelt, da der von Geilfuss veröffent-
lichte Text namentlich im Verzeichniss der Gefallenen sehr ungenau ist, indem z. B. die
Schwyzer fol. 18 in's Verzeichniss der Obwaldner hinein geschoben wurden. Wir
lassen auch den Schluss, der den Krieg nicht berührt, bei Seite.
*) Gütige Mittheilung von Herrn Staatsarchivar Dr. Paul Schweizer in Zürich.
272
Herzog lupoid zücht mit sinem heer vnd dem Adel, ouch die
4 ortt der Eidgnoschafft, mit iren 4 paneren vff Sempach.
Herzog lupoid der 3. jn eigner person erhept durch den sig, den er
verschines jar an den Rinstetten, in Elsass erlanget hatt vnd vs vertrösten
sines fürtreffenlichen volchs von Herren und vom Adel, kam mit \i\ siner
Herren Ritter vnd rätHen, oucH wol grüstem volcH gen Brugg in das Ergow,
doHin sin Herzüg stark als Hie oben gmeldet worden, scHon zuo ross vnd
zuo fuos wol versamlet was, vnd als sy vernamend, das ein zusatz gen
SempacH gleit vnd die vier ort mit iren pannem gen züricH in die Statt
zogen warent, do irs vinds zuo warten, wurdend sy rätliig, das er, der
Herzog, selbs in eigner person mit einem tHeil sins zügs, mit den besten
siner Herren vnd sines Adels, mit ctlicHen der ErgöwiscHen stetten vnd
in summa mit 4000 wolgerüster in vi, vff SempacH zu weitend ziecHen das-
selbig flux umb keercn vnd dan in Lucem fallen, darzwüscHet sölte der
überig tHeil dess Herzügs der minder was, dan der mit dem fursten zog,
under dem frvHerren von Bonstetten zu Brugg vnnd Baden, ovcH da
herumb lagend, den ZüricHeren vnd den vier paneren der waldstetten,
jn der gsicHt sicH erzeigen, vff sy ritcn vnd angriffen, domit sy zuo Zürich
beHalten vnd vff geHalten, weder den SempacHem zu Hilff kämen, noch
Lucem entscHütten mögen, welcher Ratschlag svnst nit böss, so er wol
grathen were.
Wie bald aber ZüricH durch Jr späch vernamm, dess fürsten rath \Tid
anscHlag vnd das der Herzog schon vorruckte vnd vff Sempach zoch, wei-
tend sy iren Eidtgenossen von den vier orten sömlicht nit verhalten, Mid
zeigtend jnen alles was sy durch ir kundtschaffl vernomen haltend, die
begerttend, das ZüricH inen ouch vff Sempach zu ylen erloubtend domit
SempacH entscHütten vnd die Stadt Lucern von dem überfal verhüten
mochtind vnd das darzwüschen ZüricH sich Gott befehlen vnd selbs ver-
hüten vnd sich der vienden er\\'eren weitend; diewil sy ein gut statt Het-
tend ; sömlicHs ward inen gutwilig bewilget.
Also warend sy vf[ mit iren vier paneren, vnd zugend in grosser yl
tag vnd nacht ouch vff SempacH zu, das sy vff den 9. tag Julii, was der tag
Cyrilli, wie der Herzog uff Sursee, vff Sempach zoch, sy ouch für Sem-
pach in den wald kommend, sycH do enthieltend vnd zum stryt rüstend,
yrer aller was nit über 1300. Doch redHcHs starks vnd lustigs volch. Von
alten Hab ich etwan ghört, das etliche der Eidgenosen, die nit wol mit
pantzeren vnd mit Hamist versorget domeis im wald desselben morgens
pengel grüst vnd vff die arm für armscHinen mit neslen gebunden haltend
vnd gehefftet domit inen sömicHs die streich vffhübe.
273
Was vor dem Angriff von beden parthyen bschechen, geredt,
vnd thon.
Im anzug für das Stettli Serapach hat der herzog in Vorzug verordnet
1400, dem selben zoch er nach mit aller macht, dann er ouch zitlich innen
worden, dass die Eidgnossen mit iren 4 paneren ouch vorhanden vnd was
der Schwarzgraf von Zoleren sampt herm Hansen von Oberkilch, des
fussvolchs houptlüth, herr Reinhard Wähinger, vnder landvogt, was der
schützen houptman. Alles, was im veld waz wie es dan in der emd was,
floch dem Stettli zuo. Etliche wyber wurdend ergriffen von kriegslüten,
die furend übel vnnd schantlich an inen, dann sie inen Ire kleider under
dem gürtel abschnittend vnd sy also nackend vnd schantlich von Inen
liesend. Welche arme purswyber von sömlicher vnerhörten schmach vnd
schand wegen inen mutwilig wider alle zucht vnd er bewissen, Gott den
allmechtigen vmb räch über die vnverschampten hünd anruofftend.
Die österricher furtend mit inen etliche wägen vnd fässer die vol
helsingen vnd stricken, ouch gar vil mäder mit sägissen, in willen, dem
armen landtvolch das körn abzuschnyden vnd abzemeyen vnd vnderze-
trucken, vnd als die nun für die stat Sempach kummen, stund einer von
Rynach vff dem wagen, nam ein strick, zeigt in gegen der statt vnd schrey :
den schankte man dem Schulthesen zu Sempach vnd ee es nacht wurde,
müstend sy in der statt all erhenkt werden. Ein anderer Edelman schrey,
sy soltend nun fürhin den mäderen das morgenbrott vnd den meder Ion
hervs bringen. Daruff ward us der statt geantwortet, kein Eidgnoss gebe
Ion, er were dan verdienet ; so werde man inen bald zu morgen bringen,
vnd anrichten, das manchem der löffel werde entpfallen. Der tratzreden
vergiengend beider sits noch wol mee, nitt nott zu verzeichnen, vnd wüs-
tend die in Sempach, das ire gute fründ nit wyt do danen warend, mit
den 4 paneren, dess sy sich in dem überfal tröstend.
Der Herzog aber hat einen Narren, der hies Heinj vnd was von Vri
pürtig vnd im vast lieb, zum selben seilend etlich hoff junckeren: Schow
Heinj dine landslüt sind grad dert vor in dem wald, warum gast nit zu
Inen vnd grüzisch sy ? tribend also fatzwerch ; der Narr aber, als man
sinen nit achtet, lüff er dem wald zu vnd kam in die wachten, die fiengend
vnd fragtend in so vil vnd lang, bis sy marcktend, was er für ein gsell was,
liesend in gon vnd hiesend in wider zuo sinem herren louffen. Wie er
aber by Inen vffenthalten ward, schickt es sich, dass die vier paner von
nüwen zu samen schwurend, vnd das sy von einanderen nit wichen wol-
lend bis in tod hinin, dasr hat der Narr gsechen ; darumb als er wider zu
des fürsten herzüg kam, lüff er ungestüm dem fürsten zu, seit wie er im
wald by sinen landtlüthen were gsin, die habend all ir hend vffghept vnd
gschworen In, den fürsten, zu tod schlachen. Er seit : sy werdent dich by
LiefteHfiH, Schlacht bei Sempach.
18 .
2/4
gott, by gt)tt, zu tod schlachen, desshalben solle er do nienen bliben, sonder
flux hinder sich ziechen vnd nit da stritten. Das macht er so mechtig vnd
so grtiwenlich, das sich der fürst darab entsatzt vnd die herren den Narren
vff Sursee fertigetend, nur das er schwige.
Es hatt sich ouch der hcrr von Hasenburg, ein alter wiser vnd dapfer
held vnd kriegsman, dem wald in stille genechert, das veld beritten vnd
die Eidgnossen, den fiend, so vil inüglich bsichtiget vnd beschetz, das die
Eidgnossen in zimlicher anzal, ein stark, redlich volch vnd in gueter Ord-
nung fast wol grüst vnd unverzagt verbanden, vnd grad zunechst vor dess
fürsten volch im wald, zum angriff sich schicktend. Sömlichs alles, \ne
vnd was er funden, zeigt er trülich vnd eigentlich mit allem flyss vnd
ernst dem fürsten selbs an, vnd sinen räthen vnd was gar vndultig, das
er sach, wie sich der Adel vnd die jung herschafft fräch gar mutwilig stelt,
den fiend verachtet, vnd seit wir dr)rffend, dz wir sorg habend dann ich
dermasen unsere fiend gsclchcn hab das wir gwüslich hüttigs tags mer
dann gnug mit Inen wcrdent zu scliaffen haben. Ich hab min tag nie ge-
hr)rtt, das hoffart vnd der ficndcn Verachtung ie guct gethan habe. Dorum
were wol zu thun, das ^cn Brugg zu herren Hansen friherren von Bon-
stetten gsant vnd im erbotten wurde, das er ohne Verzug hcruff mit
sinem volch zuo vns zuge, dann er ein gross stark volch by im hatt vss
dem Ergöw, Turg(")w, Suntg(')w, Brisgöw, Elsas, Schwaben, Kyburg, Rap-
perschwyl vnd us dem Gastall. Dise red enpfieng im einer von Ochsenstein,
der by dem fürsten ambrfit zu oberist was, gar übel vnd seit vordem fürsten
zu dem von Hasenburg, der by dem fürsten ouch in hocher achtimg waz:
mich will schier bedunken du wellist vff den hüttigen tag sin, wie du
gnempt wirst, du heisset Hasenburg vnd wilt ein hasen in dinem hertzen
tragen. Dorvff redt in zorn der von Hassenburg : weder du, noch andere
werdend hüttigs tags kein zagen an mir finden ; das wil ich noch hüttigs
tag mitt gotts hilff mit der that erzeigen vnd din zag nit sin; darvf der von
Ochsenstein nüt wjtters antwortett; sonder kart sich zum fürsten v-nd
sprach : unser ist diser tags gnug, dise vffrurigen puren zu straffen vnd zu
schlachen. Es ist so n^enger dapffer held hie im feld das wir noch vor
nacht dise band vol btiser puren gsotten vnd bratten, wie du es haben
wilt, dir geben wellend, vnnd was also by dem von Ochsenstein, anderen
herren vnd edel lüten grosse Verachtung irer vienden vnd gros übermuot.
Von dem angriff vnd blutigen strengen stryt des Herzogen
von Österrich vnd der Eidgnossen vor Sempach.
Wie nun der Adel sach das sich die Eidtgnossen im wald harfür
gegem witen veldt, darin die herschaft vnd adel lag, liessend, vermanet
der herzog, das sich die sinen dapfer zum angriff nistend vnd den viend
enpfiengend, vnd do etlich vermeintend, er sölte nit zum strytt gan, ant-
I
275
wertet er, hie welle er trostlich by den sinen ston ouch tod vnd läbendig
bliben. Etliche Chroniken sagen von des fürsten Ordnung also, der Adel
riedt dem herzogen der gefraget, wie nun die sach anzugriffen were. Seit
der Adel : Gott hat vns die schandtlichen puren ein mal in die hend geben
vnd were ia schantlich, das. wir vom Adel iezund mer hilff zu vns nemind,
wir sind reins halb vnd all wol bezüget vnd sind die puren nackend Kit,
dorumb welend wir von unseren pferden stan, vnd zu fuosz nitzich in sy
mit gwalt louffen vnd söltend unsere diener mit den pferden zuo einer sitten
vnd der fuoszüg by der anderen vnd die schüzen zu der dritten vff vns
halten, hiemit wird der puren keiner darvon komen. Vnd zwaren hatt der
Adel ein grossen vorteil, das er gar gwaltig mit grosser macht nidt sich in
die Eidgnossen lüff. Des stundend die herren ab von iren hengsten. Dann
ouch der fürst selbs zu fuosz was vnd zu fuss an stryt gan wolt. Die Herren
gabend Ire Hengst iren dienern, sy zu bewaren, vnd vff die Herren ze
warten, vnd woltend auch nit zu Ross, st)nder ze fuss vnd von fryger band
mit den puren die ouch zu fuos warend, strytten vnd sich also gegen alles
vortheils beschämen. Sie woltend ouch nit, das iemand dess gm einen
volchs herfür zum angriff zu inen stünde, die selben mustend hinder die
paner vnd zeichen stan. In summa sy warend gar ergrimmet vnd der-
massen vnd woltend es als allein an den puren thun.
Nun was domalen der bruch, das man an den schuven und stifflen
zu forderst lang spitz trug, die hüwend die herren in veld an dem ort, do
sy von den h(}ngsten abgstanden warend, ab, domit sy zu fus ze fechten
dest gschickter werend ; als iren 4 von Rjnach pürtig, ouch ire schnebel ab-
hüwend vnd sich der jüngst in den zechen hüw, grein er. Also bschalch-
tend in die bruder, schicktend in zum tross; der kam dorvon, sonst wer
das gschlecht z'grund gangen. Hiemit bundend sy vff ire heim, stalten
sich dar in iren schwären hamisten vnd ward die schlacht Ordnung von
herren bereidt vnd vest gemacht vnd sonst ouch das volch gar wol ge-
ordnett, gegen den Eidgnossen gfürt.
Es hattend ouch die Eidgnossen ir Ordnung gemacht, vermanetend
ouch ein anderen trüw vnd redlich zu sin, knüwetend nider vnd ruftend
gott an, noch irem alten bruch. Welchs Halb Suter von Lucern, der an
diser schlacht gewesen, in sinem lied also beschriben hat.
Die fromen trüwen Eidgnossen
Rufflend Gott von himmel an :
Ach rjcher Christ von himmel,
Durch dinen herten todt
Hilff hütt uns armen sünderen
Vss angst vnd not.
He! Vnd thu vns bine stan
276
Und unser land vnd lüt
In schütz vnd schirm behan.
Da sie ir bet volbraclitend
Gott zuo lob vnd Eer
Und Gottes liden gedachtend
Sandt inen gott der herr
He! streng herz vnd manes krafft
Und das sy tapfer trucktind
Wol gegen der Ritterschafft.
Vff das gebett lüffend beide her im witen feld, gar durstig mit grosem
gschrey vnd brastlen an vnd die wil dess Fürsten volchs \dl was, der Eid-
gnossen hargegen wenig vnd die herren wol bezüget warend vnd ire Ord-
nung breit graacht bettend, umgabend vnd unischlugend sy die schmal
der Eidgnossen vorhar, vnd betten sy zum aufang streng yn, erschlugend
inen ob (X) redlicher man; ee dann die lierschaft ieraands verlor, das der
herzog nit änderst vermeint, dann die schlaclit were schon eroberet Es
hat ouch den Eidgnossen gwüsslich gnuog gfält, wo nit gott bsunders sin
gnedigc vnd starcke hilff gethon.
Dann do deren von Lucern paner ein gute wil so vil als vndertruckt
was vnd littend die eeren lüth darby gar übel; do kam grad im anfang
vmb deren von Lucern hauptman vnd schulthess, herr petter von Gundel-
dingen Ritter vnd mit ihm Heinerich von Moss, vnd Stephan von Silenen,
sampt vilcn Eeren vnd tapferen lüthen, dann die Herrn mit Iren langen
spiessen überlangeten vnd trangtend gar hefftig die Eidgnossen die mer-
teils gefasset warend mit iren kurzen weren. In disem gfahrlichen gefacht
waget sich ein Winckclrieth von Vndcrwalden, der Hess sin weer fallen
vnd ergab sich in wüssenhaftcn tod (wie er dann ouch da für das vatter-
land vff der statt tod bleib) vnd fasset bisitz der fienden spies sin arm
vol, fiel daruff, verhinderet vnd truckt sy so vil nider, dass die Eidgnossen
die herren gwunnend, in sy kamend vnd mit iren kurzen weren (als sem-
pacher hällenparten) inen ir Ordnung brachend vnd die herren dapfer und
die heim knütschtend vnd gar hefftig dar nider schlugend.
Vnd in disem gf^lcht kam vss gottes gnediger Schickung den Eid-
gnossen noch vss dem wald etwas nüwen zulavfls vnd hilff, von welchem
zulauff die Cronicken vnd alten nit glich sagend. Alle zwaren sagend
glich vnd einhellig von diser hilff vnd zulouff, das der beschechen sye.
Etlich aber melden, diser zuluff sy von denen bschechen, die im anzug
der paner in dem wald bliben, von groser forcht, dorum auch die by den
paneren iren nit geweit, die selben aber als sy die iren in höchster not
vnd letzter gfar gsehnn band, sy vs gott wider ein hertz gefasset vnd
sigend den iren in nöten dapfer mit grossem gschrey zuglauffen vnd ir
I
277
bests gethon dorab der Adel vast übel erschrocken, als der vermeint, es
were noch grösere hilff in dem wald. Die anderen aber meldent das sonst
ein völchli den Eidgnossen zustendig sich besamlet, den 4 paneren nach
zogen, zum angriff aber nit komen mögen, doch iezund zu allen statten
disen guten nachtruck vnd infall gethon habend, vnd nie rechter bettend
kommen mögen.
Wie nun demselben, so hat nun mer der stryt lang gewärt, das
entweder theil, ioch vmb ein wenig hinder sich wichen wolt, aber die
herschafft hatt sich, wie ob vermeldt, mit schwärem züg oder harnisten
überlestiget, das sy anhubend fast müd werden. So warend ouch etliche
zarte Jünckerli, die der Arbeit wenig gwon die arbeit nit erliden mochtend
vnd zu ross vü besser gsin werend. Darum wurdent hernach etliche herren
vff der waldstatt funden, die weder würff, stich, noch wunden hattend,
sonder vor hitz in hamist erstickt warend. Also wurdent hernach in höl-
zeren etliche erstickte funden vnd was ein grose plag gotts über den über-
mütigen stolzen Adel, das sy sich von Rossen vnder das stark puren volch
gelassen hattend. Dan die Eidgnossen die mertheils grösser vnd schwerer
arbeit gwon, auch mit hamist vnd gr^-^eer nit überladen, grösser, grader
starker, vnd krefftiger korplen warend, trucktend hin durch im stritt,
stachend vnd hüwend vnd knutschtend gar gwaltig vfF die herren, das sy
anfiengend hinder sich wichen vnd sich in ein grüliche flucht begeben,
mitt grossem gschrey.
Wie sömlichs das ander volch vnd insonders die dicner, di by den
pferden hütend, sahend, wutschtend sy flux vff die hengst vnd ranten
darvon, die herren aber, die sich in ir flucht der hengstcn tröstet, schrüwend
wol vast : die hengst har, die hengst har ; do warend aber die alle trüwe
dienst vs, vnd warend die hengst darvon, vnd da gieng es erst an ein not
knutschen vnd tod schlachen dann die herrn ermüdet vnd zum theil wund,
mochtend nienen hin komen, wurdend erylt vnd one gnad grimig vnd
jämerlich nidergeschlagen, vil wurdend in der flucht elendikglich ertretten.
Der fürst selbs, Herzog Lupoid, ein schöner fürst, vnd sin besten und
liebsten lüth wurdent da erschlagen ; vnd wie der fürst gfelt ward, fiel her
Marthin Maltercr von Fryburg vff* den fürsten, der raeiuung, in also zu
decken vnd sin laben zu schirmen, auch mit sinem sclbs todt, wie er ouch
dan vff dem fürsten erschlagen ward, doch grose trüw vnd ein redlich
manlich stuck an sinem fürsten vnd herren begieng, das zwaren ewigs lobs
wert ist Niemand ward in disem stryt vnd nachjagen verschonett, wer
er ioch wer, niemand ward gfangen vnd weret das grüwenlich mezge bis
vff den abent, als die schlacht angangen uff den mittag, dann diewyl die
Eidgnossen uss allen 4* ortten gar übel vnd gar eerlich glidten vnd ver-
loren hattend, dorzuo die gmütter (vff beden syten) jar vnd tag gegen ein
278
anderen gar verbitteret vnd der Adel grossen tratz vnd mutwillen getriben,
vil lüthen an vilen orten umbracht, vnd den tod getröwet haltend, on
alle gnad die Eidgnossen in für vnd blut hin zu richten vnd in grund zu
vertilgken ; so was ietz by den sighaften Eidgnossen kein gnad, sonder nyt
überig, dann ein grimiger zom vnd lang gwüntschte räch. Es ward auch
doinalen gmeinklich geredt: Gott were vff disen tag ze gricht gsessen vnd
hette durch dise räch recht gricht über die herschafft vnd muotwiligen
Adel gan lassen.
Was nach der schlacht beschechen vnd von groser fröid der
Eidtgnossen, vnd grossem leidklagen der Österricheren-
Nach erlangtem sig dancktend die Eydtgnossen Gott gemeinlich im
veld mit grosem ernst. Demnach suchtend sy uff der waldstatt die Iren,
die wundten vnd verlezten, versorgtends (vnd verbundends). Ire um-
komnen oder todten fertigends heim zur begreptnus vnd warend der
vmkomnen vss den vier orten an disem stryt etwas ob 200 redlicher Eidt-
gnossen, die wurdend gar übel geklagt; dann es eeren lüt warend. Deren
namen hernach verzeichnet sind, wie volget.
Ich hab nach flisiger nachfrag disse anzal der umbkomnen eidgnossen
funden, aber die von Schwyz noch nit überkomen mögen; weis nit ob
deren etlich under den Vnderwaldneren bnamset vnd ob nur etlich vnd
nit al das vilicht ist verzeichnet worden.
Petermann v. Gundelingen, Ritter,
. alt Schultheis.
J. Heinrich von Mooss.
J. Steffim von Silenen.
Heinrich von Glarus.
Jakob Suter vor dem Hoff.
Heinrich Späni v. Lamp rechtin gen.
Heinrich Otto.
Hartman Brunner.
Walther Lyrer.
Von Lucern,
Volrich von Math.
Peter Buchman.
Bertschi von Bomat
Wälti Bernhard.
Wemi ab yberg.
Heinrich ab yberg.
Anthoni ab yberg.
Rudi Grotz.
Ruf Meier in der Müligassen.
Ludi Schlierer.
Von Vru
Cunrad der Frowen, vogt, Ammann Dietschi vnd sin sun.
vnd houptman.
Johannes Schuler, Landschryber.
J. Hemmann von Mooss.
J. Cunrat von Vttziiigen vnd*sin Sun.
Diethrich von Magigen.
Wernher im Albenschvt.
Claus Ckiser.
Anthoni Spillmatter.
Cuni ze Hoff.
Hans ze Hoff.
279
Wemher Moser.
Hans Zwyer.
Thoman G reber.
Peter Jütz von Fussicken.
Johans Wyss.
Peter Lugli von Schattorff.
Wemli ab dem ysenthal.
Cunrath Bürgli.
Cunrad Suter.
Thöngi Schötz von Flülen.
Heinrich Emi von Gronen.
Cuni ab der Gass ab Sewlisperg.
Wemher im Acher.
Jost Wemhers dochterman.
Werni öuster.
Heini Byssi.
Jenni ab Ebeth.
Peter Claus.
Walther Frum.
Tenni Khämi.
Peterman Fullo.
Peter Schmid.
Jenni Brendli.
Rudolf von Bern.
Wemher Kupferschmid.
Rudi Cuntz.
Anthoni Betschart.
Jost Hess.
Hans Zinckli.
Werni im Wyl.
Hans Holtzach.
Rochus Helmli.
Heini Hartman.
Cunrad Insling.
Hans Suter ab Morsach.
Rudolf Hön von Art.
Volrich Bischofhuser.
Voli Bosshart.
Von Schwytz,
Jacob Helbling.
Voli zum Brig.
Heini Vogt von Steinen.
Clous Stoss.
Werni Hagg.
Scharing von Mutenthai.
Hans Sigrist von Goldaw.
Werni Bäzer.
Hans an der Rüti.
Heini im Lützly.
Jost Hess.
Cunrad im Gretz im Riemerstalden.
Von Vnderwalden ob dem Wald,
Erni Winckelrieth.
Hans Bächler.
Thoma Grepper.
Rudolf Tropf.
Antoni Spilmatter, verlor sin laben
vor Surse.
Hartman Engel.
Rudi Springer.
Vli Schryber.
Von Vnderwalden nidt dem wald,
Emi Niderwiler. Claus Würsch von Begkenricth.
Claus Acherman ab Bürgen. Andres Adacher.
Jenni Brendli. Jenni Blutschli vnd sin bruder.
Arnold am Werd.
Rudi Bruster.
Hans vff dem Bül.
Ludwig Oberist.
Wemli im Wyl.
Cunrat der Wirtinnen.
Cunrad Grüninger von Glarus.
Rudi Mattmeister.
Peter Yutz der Jung.
28o
Welti Issner. Erhard Ottenhuser.
Jenni Fanger. Claus Sibenhas.
Und nach dess selben abends schickt man botschaffl ab der waldstatt
gen Zürich, Bern, Glarus vnd Zug zu verkünden den grosen sig von Gott
erlangt; darab mencklich gross freud in der Eidtgnoßschaft empfieng, die
Widerpart ein gar grosen schrecken, leid vnd jamer ab der unversechnen
unerhörten niderlaedes fürsten selbs, vndsovil fümemer herm vnd grosen
Adels, vnd ward vil geklagt, wie der fürst umbüich were umbracht, in dem
sinen, von den sinen vnd vmb das sin, vnd ist diser Spruch von alterher
vorhanden.
Sempach wie schantlich sich din trüw brach
An dem, von dem dir nie kein leid geschach.
He, Gott gebe dir vngemach.
Das sy fürhin din bestes tach
Dann an disem übel bist ein vrsach
Und ist im doch din gstalt zu schwach.
Wie kan man das seer gnug klagen«
Das er von den sinen ist erschlagen.
Der edel fürst so hoch geboren,
Vnd by im so meng biderman verloren.
Ach loüw wie schmuckst du dinen wadel,
Vnd last erschlachen so vil herlichen Adel
Wider rächt vnd mit gewalt.
Was sol dir din grusame gstalt,
Wilt du nit anders thun darzu,
Dich frist der tagen eins ein Schwyzer ku.
Nun ist es aber grundtlich war, das die 3 lender Vry, Schwytz ^^ld
Vnderwalden fryge richslender gsin vnd nie vnderworffen weder dem huss
Habspurg noch der herrschaflfl Österrich, dann das Rodolphus vnd Al-
bertus beide Römische künig vögt geben in vermelte dry lender, habend
sy das gethon als Römische Künig vnd nit als grafen zuo Habspurg, oder
Herzogen zu Österrich, dann es fry rychs vögt gsin, do sy in lenderen do-
mals.nit süshaft gsin, sonder sind etwan des jars einst oder wann sy be-
schriben wurdent, in die lender kumen. Darum die vögt in ennclten landen
nit landvögt, sonder richsvögt, nit ir halsherren oder oberherren, sonder
nur Regenten oder richter von alter har gesin. Vilen Stetten vnd Richs-
stetten werdend noch geben Richsvögt, allein über das blut zu richten,
wie es dann auch etwan die fry vnd rieh stat Zürich ghept, die sich sonst
anderer regierung nit annamcnd, noch vil minder sich herren vnd oberen
zu sin der orten sich anniassend, do sy alein rychsvögt sind, dient auch
vil gedachts bevogten nit dohin, das sie, denen die vögt geben, eigen lüt
28l
siend, sonder allein des rychs vnd irer fryheit sonst wol gebruchen mögend.
Vnd also vnd nit anders hat es ein gstalt ghept mit den vögten in den dryen
richslenderen vnd hette Albrecht herzog zu österlich keine dohin geben,
wo er nit ovch Römischer künig gesin ; do aber sine richsvögt vnd anwält
ouch woltent sin landvögt vnd wider gott vnd der lenderen fryheit, biderb
lüt trucken vnd trengen vnd sy von irer fryheit zwingen vnd triben vnder-
stundend, als der landvögt Grissler thet zu Vri vnd Schwyz; haben sich
die fromen landlüt mit gott vnd eer für jr fryheit, wider öffentliche Ty-
rannen gesetzt vnd sy von inen giagt vnd das wol mögen thun. Ja mit
besseren fugen, dann die Osterrichischen ovch ire landvögt vnd halsherren
sin weitend, darum ist grundtlich war, das die lender dem hus österrich
nie zu gehört habend als eigen lüt vnd \Tiderthanen. Deshalben sy herzog
Lupoiden erschlagen, vnd nit als iren herren vmb das sin sonder als iren
viend, zu dem sy gut kriegsrecht in offnem abgsagtem krieg bettend. So
vil dann Lucern blanget, ist die auch anfangs kein Österrichische statt gesin,
sonder hat ghörtt an das gottshuss Murbach glich wie Glarus an das Gotts-
hus Seckingen, sind gwäsen fry Gotzhusslüt vnd nit österrichische vnder-
thanen, wie aber König Albertus (?) mit listen hinter das Land Glarus, als
obgemelt komen, also hatt er ouch durch ein dusch und zum theil durch
ein erzwungnen kauf Lucern an das hus Österrych gebracht, doch sin zu-
sagen das er gethan, nit ghalten. Ja die Östericher haben sych also gegen
inen, wie die historien zügen, gehalten, das sy sich mit fugen vnd usz ver-
midelicher not mit den 3 lenderen vnd demnach mit der statt Zürich ver-
bunden hatt, dazu warend sy iez auch mit den herzogen in offnem ob-
gsagtem krieg, in dem sy sich weeren mustend als die gwaltigklichen über-
zogen wurdend ; darum lut auch nit das Österrichisch schryen umb das sin
vnd in dem sinen vnd von dem sinen ward der edel fürst erschlagen. Vnd
über das alles hatt ob gemelter Halb Sutter von Lucem sömliche vnbe-
gründte red, nit vngebürlich, in sinem lied also verantwortett : In vnd umb
vnd vff dem sinen sige der herr erschlagen, das thuond die nit berichtett
sind von Eidgnossen fräfenlich sagen. He ich setz aber ein anders dran,
wer er daheimen bliben, im hette niemand nüt vnfugs than, hett er kein
unfuog getriben vnd sölichen übermuot, vnd werend die Herrn bliben
ieterlicher by sinem gutt. He, sy tribends aber zuvil, dess ist inen drus er-
wachsen ein sömlich blutig spil.
Von treffenlichem grosen Verlust herzog Lupoiden
vnd der sinen.
Das ganz läger Herzog Lupoiden das do was gross voll aller dingen,
zelten, wägen, ross, gold vnd gellt, silbergschir vnd kleinoter, vnd alles was
er sampt siner herschafft vnd Adel dargebracht : insonders harnist, gweer
vnd kriegsrüstung vnd dess vil vnd schön, ward den 4 waldstetten zur
282
])üth, welches man als thür vnd hoch schätzt, da wurden ouch gewunen
XV havptpaner, deren ich noch volgende namen überkommen.
Die havptpaner der Graflfschaift Tjrol, die hatt getragen her Heinrich
Kö\f ward darby erschlagen vnd by dem herzogen, wie hernach volgen
wirdt, zuo Küngsfelden begraben.
Die havptpaner dess herren von Ochsenstein.
Die havptpaner dess Margraffen von Hochberg.
Die paner dess herren von Hasenburg.
Die paner dess graifen von Thierstein.
Die paner des grafen von Salms.
Die paner der stetten Costantz, Schaf husen, Fryburg im Brisgow,
Lenzburg, Mclingen vnd ein paner der gsellschaft ab der Etsch, der anderen
vier namen habich noch nie erfaren. Niclaus Thut, Schulthess zu Zofingen
und fendrich, als er sach, das er mit dem laben nir mer mocht darvon
komen, zerreis er die paner, die er truog, und schob sy der mertheil in
mund, das sy also erhalten widervmb gen Zoffingen kam, dann als man in ab
der waldstatt gen Zoffingen fürt, fand man das stuck vnd mertheils by im
in sinem Mund, das auch ein wunder ist. Der umkomenden vnd erschlagen
vfTdes Herzogen sytten, werdend mertheils erzelt einhelig verzelt 2CXX)
man, darunder sind gsin von der herschafft fürnemen lüthen \Tid von dem
Adel 6yb man vnd vnder denselben 350 krönter helmen.
Begrebtnus dess fürsten sampt etlicher herren, ovch erzelung
vnd benamsung etlicher so zuo Sempach erschlagen wurden.
Am dritten tag vff bschechne schlacht gab man mengklichem, der
d(j wolt, gleitt, die toten hin weg zuo füren vnd zuo bstatten, vnd die \n\
es gar überschwencklich hciss was, warend die toten cörpel fast schmückend
worden, das es gros müy, arbeit vnd vnlust was, die herren zuo suochen
vnd vs anderen todtnen zuo erlesen. Man hat von vilen orten har wägen
vnd kcisten grüst vnd vff die waldstatt gfürt, der gross kästen Stadt noch
zuo Küngsfelden, darin leit man den fürsten vnd etlich grosz herren zuo
im, ovch andere der besten vnd fuort sy mit ein anderen gen Küngsfelden
zuo begraben, auch andere mer andcrschwo hin an ire ort \Tid end zu
bestatten. Mit den überigen todten, die nit hinweg durch die iren gefurt,
wurdend vff der waldstatt begraben, dann man macht grosze gruoben, vnd
leit die cörpel darin. Man kont im ouch V(^r hitz vnd gschmack nit anderist
thuon. Hernach ward ein kapelli dahin gebuwen, das man diser zytt noch
sieht.
Vss dem iarzvtt buoch dess klosters Küngsfelden hab ich diese nach
volgende gschrift vss gschriben.
Anno Domini 1386 Nona die Mensis Julij occisus est illustrissimus
princeps et Dominus D. Leopoldus Dux Austriae in terra propria, pro re
283
propria, genteque de propria, scilicet a Lucernensibus et Suitensibus in
campo prope oppidura Sempach versus Luceriam. Hie ille sepultus est
cum Dominis infra scriptis qui de loco occisionis cum eo ad locum Campi-
regis fuerunt adducti. Quorum primus est Dominus Johannes de Ochsen-
stein, prepositus cathedralis Ecclesiae in Argentina, Dorhinus Otho Da-
pifer de Waltburg.
Das ist zu Tütsch : im iar desz herren 1386, vffden 9. tag des Monats
July ist erschlagen worden der durchlüchtig fürst vnd herr, herr Lupoid
herzog zuo Österrich vff sinem eignen erdterich, vmb sin eigenthurab; vnd
von sinen eignen lüthen. Nämlich von Lucerneren vnd Schwyzeren im
frygen veld noch by der Statt Sempach gegen Lucem. Derselb ist hie
vergraben mit hienach verschriebenen herren, welche ab der waldstatt
mit im hie har gen Küngsfelden gfürt worden sind, vnder welchen der
erst ist Herr Johann von Ochsenstein, propst der thuomstifft Strasburg.
Her Otho Trugsiss von Waltburg. Her Ruodolph von Hünenberg.
- Albrecht von der hohen Rech- - Albrecht von Liechtenstein,
berg. - Heinrich von Schellenberg.
- Bruno der Güss. - Herrman Güss.
- Gotfrid Müller von Zürich dess - Johann von Branndegger.
herzogen hofmeyster. - Volrich der Tierberger.
- Albrecht von Mülinen. - Johann Hulwer.
Jez volgend die namen der erschlagnen ab der Eisch, welche ouch alhie
begraben sind.
Her Johann Rauenspurg. Her Heinrich Khall panerherr zuo
- Fridrich von Griffenstein. Tyrol.
- Wilhelm von Endt. - Fridrich Tarant.
- Peter von Arberg. - Cuonrat Hoffman des forsten
- Peter von Schlandersperg. kuchimeyster.
- Hiltibrand von Wysenburg. - Jörg Hussman.
- Niclaus Götzscli. - Oto Parysser oder Haryser.
- Christoffel sin bruder.
So vil sind verzeichnet im jarzytbuch zuo Küngsfelden.
Volgend andere, die auch vor Sempach erschlagen, deren sampt
denen im Jarzitbuch verzeichnet sind vngefar in die 630 personen.
Marggraf Otto von Hochberg. H. Henmann von Wysswiler.
G. Hans von Fürstenberg. - Hans von Wysswiler.
H. Walther von Geroldzeck. - Hagner von Rötclen.
- Martin Malterer von Fryburg, - Osswald zum Wyger.
der vff dem fürsten erschlagen. - Heintz Kuchli.
- Götz von Stauffen. - Egolff Kuchli.
- Vrich von Stauffen. - Humel von Keppenbach.
284
H. Hemman Meyer.
- Walther Meyer.
Burekart Gessner von Brvsach.
Heman Veschli.
Lüthold von Mülheim.
Egenolf von Stüllingen.
Hemman Rodt von Basel.
Peter von Belssheim.
Cunrad von Belssheim.
Zwen Schnewli von Friburg im
Brissgöw.
Her Cunrad Schlag.
Heman Bärenlapp.
Thoman Lüpfrid Schüsser.
Thoman Gelder (von Vogelheim).
Graff Hans von Thierstein.
H. Hans Volrich von Hasenburg.
- Walther von der Tick.
- Friderich von Munstral.
- Peter von Bäbelnheim.
- Heman von Bäbelnheim.
- Peter von Bollwvler.
- Rudolf!" von Landsperg.
- Hug von Schönow.
- Peterraann von Schönow,
sin sun.
- Walthart, H. Rudolff von Schö-
now, gebrüderen.
- Heinrich, H. Peter, H. Diethrich,
all drv von Ratzenhusen.
H. Peter von Andlow.
- Walther von Andlow*.
Her Wemher Wafler, vnd Wemhcr
der Lang, beid von Hattstat
H. Berchtold Gradler von Grätz.
- Cuntz Stör.
- Herman, Graft vnd Hemmann,
al dry von Waldner von Sultz.
Hans Rudolf vnd Burckhardt von
Lobgass.
Hans von Watteisheim.
H. Burckhart von Massmünster.
- Hans vom Huss.
- Cuntzman von Mülheim.
- Wemli von Flachsland.
- Heman von Wytenheira.
Cüntzli, Peter im Hag, Peter, Peter-
manns Sun und Thüring, all vier
von Eptingen.
HerDiebolt, H.Wemherr, H. Wal-
ther, H.Wetzel, H. Peter, all 5 von
Mörsperg.
Der alt vnd sine sün Herr Her-
man vnd Heintzman, all dr\' von
Eschentz.
Wilhelm von Rotbach.
Heraann von Wygersheim.
Bernhard vnd Hügli die Klosen von
Strassburg.
Vss dem Hegöiu vnd Ergihv,
H. Hans von (jrünenbcrg.
- Wernii von Bärenfels.
- Lütold von Bürenfels.
- Adel bort von Bärenfels.
Hemann von Berckheira.
H. Wernii vnd Cüntzli sin bruder,
beid von Rotberg.
- Hanss vot\ Hallwil, H. Thüring
von Hallwil, H. Marquart von
Baldegk, sind zu Capel all dry
bestattet.
Henssli Hallwyler der Baschart.
Sigmund von Tägerfelden.
Franz von Tägerfelden.
Vrich von Tägerfelden.
H. Roman von Küngstein.
- Rutschman von Rinach, der
thürist kriegsmann im Adel.
285
Virich von Rinach. H. Virich, H. Hartman von Bütti-
Friderich von Rinach. ken, gebrüderen.
Frantz von Rinach. - Wemher Schenck von Brem-
Vlrich von Rinach, der itinger kam garten.
darvon wie hievor stoth. - Götzmanv.BadenvssdemErgow.
Vss dem Ergöw sind darum so wenig vmkommen, dass der Mertheil
da niden zu Brugg by vnd vnder dem von Bonstetten sind gsin, allein
warend die fürnempsten vnd liebsten bim fürsten.
Wirtenher gisch,
H. Wernli von Liechtenfels. H. Hans von Schwandegk.
Der lang Burckhart von Eschingen. - Hans von Randegk, auch andere
H. Herman von Signow. by 200.
Schaff husen,
H. Diethelm Schulths zu Schaf- Hans Fulach.
husen. Hans Yrmisee.
Eberhart Low. Bernhard Strapler.
Eberhart Hun. Wilhelm im Thurn.
Hans Heggizi. Hans im Winckel.
Hans Brümsy. Yvo von Bern.
Hans Myle. Vogt Heintz.
Diethrich von Bern. Gerhard Rothart vnd
Der alt Brendli. Gisprech Gfinger ^) (Giffinger).
Der Hegnower.
Niclaus Thut, Schultheis zu Zoffingetiy vnd 12 burger mit im.
Der Schultheis von Arow, vnd 14 burger, redliche lüth.
Schultheis von Lenizburg Fendrich, 18 burger mit im.
Schenck von Bremgarten vnd mertheils der Burgeren kamend vmb,
tiie hattend gstritten, dz ire arm rot von Blut warend, dohar sy noch Ir
stat farw füren, ein wyssen rock mit zweyen roten Ermlen, vnd die hosen
Innen wyss vnd ussen rot, welche farw Inen von Eren wegen, vnd zur
sredechtnus Irer trüw vnd redlichkeit von dem fürsten zu Österrich her-
nach vergäbet vnd gschenckt ist.
So ist in disem stryt bliben der Schultheis von Nüwenhurg vnd dry
burger mit im.
Von Basel uss der kleinen stat sind erschlagen 8 man, von Rhinfehlen
8 Man, vnd sonst noch gar vil von Osterrichischen Stetten, alls von Winter-
Ihur, Diessenho/en, Meilingen, Surse vnd anderen mer.
*) Später wird hiefür ein Effioger genannt, so von Buzelin Stemmatograph. II, 10 1,
in Fischs Wappenbuch von 1672, bei Giel von Gielsberg, Leu Lexikon, und im Stamm-
buch der Familie EfHnger von Wildegg, Seite 29, nach gütiger Mittheilung von Fräulein
Juliette von Efünger.
286
Jss Schwaden vnd Francken:
Der scliwartz Graff von Zoleren. 2 von Klingen.
Her Volrich von Embs. H. Hans von Hochen (Klingen?).
H. Egolf von Embs. Morand von Tirmenstain.
H. Hartman von Sehen. H. Cunrad von Stein.
H. Jörg von Warthow. H. Frantz von Liechtensteiner vnd
H. Hugo von Schinen. andere noch gar vilvss Schwaben,
Der Kalchof von Ehingen. deren namen nit verbanden.
einer von Landeck.
Item vss Burgund mer dann 300, deren namen vnd gschlecht auch
verborgen.
Ah der Etsch:
H. von Yfen ab der Etsch. H. Hans von Famergkü.
H. Heinrich von Gössken. H. Christoffel Götschi von Botz-
4 herm von Bechburg. heim.
3 Fitzthum. H. Hug vnd Hans von Krenchingen.
H. Hans von Wippingen. H. Hanss Schnelliger.
H. Joss Trucksäss von Klingenstein. H. Jörg Kuchimeister.
3 von Falckenstein. H. Jörg von Küssenberg.
H. Fridrich von Ertzingen. H. Thüring von Thüringen.
Cunrad von Höwdorf. Hans von Wiblingen.
Diethrich von Höwdorf. H. Hanss von Hungerstein.
Hans von Höwdorf. H. Heinrich vnd Wolff von Bech-
H. Diethelm von Münchingen. maring.
H. Frantz von Gastelnöff. H. Hans Schnallen
Frick von Brandis (was dess Apts vss der Richenow lediger sun) \Tid
der erst man, so vff dess hertzogen syten umb komen, ein fräfen man, hat
denen von Lucem etliche burger grad an iren thoren erstochen; mit disem
Fricken kam auch umb der lang Friesshart, ein tratzlicher fräfner man,
der alles allein tod haben wolt.
156. Chronik des C. H. RoUenbutz von Zürich.
Handschrift in der Aargauischen Kantonsbibliothek, Mss. Bibl. nov. 3 1 .
Diese Handschrift, ein eigentlicher Sammelband, enthält fol. 56 — 92
denjenigen Theil von Bullingers Schrift vom Herkommen der Herzoge
von Ocsterreich, der sich auf die Schlacht von Sempach bezieht, nämlich
*von ertzhertzog Leüpolden dem 3. zu Österrich, von sinem geschlächt
und harkommen, ouch von Ursachen des töttlichen Sempacher kriegs und
desselbigen beschribung. »
28;
157- Johannis Latomi, CoUegii S. Bartholomaei apud Franco-
fordiam decani, Catalogus Archiepiscoporum Moguntinensium.
1575.
Anno sequenti 1385 Lupoldus Diix Austriae a seditiosis Helvetiis
extinguitur.
Menken: Scriptores rerum Germanic. III, 541 (1730). — Vgl. dazu Dr. R. Fro-
ning: Die beiden Frankfurter Chroniken des Joh. Latonius. Archiv f. Frankftirts Ge-
schichte. 1882, VIII, 238.
158. Josias Simler von Zürich: Von dem Regiment loblicher
Eidgenossenschaft.
1576.
Aber Hertzog Leopold, alss er solches vernam (dass i6ooEidgnossen
in Zürich liegen), zog er mit aller macht auff die Waldstätt. Dessgleichen
baten die vier Ort, alss sie jhr kundtschafft hatten, wo der Hertzog hin-
zöge, die Burger von Zürich, dass sie jhre Statt mit trewen verwahrten,
vnd eylten sie tag vnd nacht mit guter Ordnung auff Sempach, dahin sie
vnd der Hertzog auff einen tag kamen, welches do war der 9. tag Höw-
monats, vnd gleich desselbigen tags stritten sie mit einandern, vnd ward
da erschlagen Hertzog Leopold von Oesterreych, Hertzog Albrechten
söhn, vnd König Albrechten enckel, vnd mit jhm 676 mann vom Adel,
vnder denen 350 gekrönter helmen waren. Alss nun die Eidgnossen
einen solchen herrlichen sig erlanget hatten, brauchten sie denselbigen
angends vnd bekriegten die, so jhnen vor in jhr Land gefallen, vnd ihre
Burger beraubet hatten, brachen vil Schlr)sser, vnd gewonnen etliche Statt.
Ausgabe von 1645, S. 153 — 154; S. 462 findet sich ein zweiter Bericht, laut
welchem zu Sempach mit dem Herzog erschlagen wurden * 16 Graafen vnd Freyen,
vnd sonst vil Ritter vnd knecht, vnd gross volck ward da erschlagen vnd nidergelegt ».
Lateinische Ausgabe der Respubl. Helvct. Tiguri 1608, 56.
159. Vita Rodolphi CoUini,
scripta 1576.
GundeUum (Gundenlingen) vicus est, in agro Lucernensi sub comi-
tatu Rottenburgensi, in medio itineris, inter Lucernam et Beronam. In
ditionem Lucemensium venit, una cum arce Rotenburgo, quae cepta est
a Lucernensibus, Anno 1385, festo die Innocentium pucrorum. Cum ipse
Comes Rottenburgensis, in parrochia sua, quae extra arcem et oppidulum,
in propinquo sita est, rebus divinis interesset, et arcem suam incendio
flagrantem respiciens, fugam capere cogeretur ex ipso templo, rebus om-
nibus omissis et amissis.
288
Mox anno ante pugnam ad Sempach commissam, Gundelium^) ab
Austriacis incendio funditus vastatum est. Ibi ejus incolae ad Sylvam
proximam, Lucemam versus, confugerunt, ibique cum jumentis et homini-
bus consederunt. Atque in colle, qui adhuc dicitur Z'Huben (id est, zum
Bül) speculam habebant, unde prospectantes, hostium turmas advenire,
signo cornu dato, ex agris, quos armati colere cogebantur, concurrebant,
hostesque profligebant.
Miscellanea Tigurina; Zürich 1722, I, 2.
*) Da Gundclingen, wo Ambühl (Collinus) 1499 geboren wurde, unter der Vogtei
des Herrn von Grünenberg stand, so ist die Angabe über die Zeit der Verbrennung
jedenfalls ungenau.
160. Chronik des Christoph Silberisen, Abt zu Wettingen,
vollendet 1576.
Die Original -Handschrift dieser Chronik findet sich in der Aar-
gauischen Kantonsbibliothek; Bibliothek Wettingen, Manuscript 16, Fol.
407 — 24 enthält die Beschreibung der Schlacht, die sich als wörtliche
Reproduction jener Zürcherchronik erweist, die den Anhang zu Edli-
bachs Chronik bildet (Manuscript B, 65, Fol. 370, a der Stadtbibliothek
Zürich). Vgl. oben S. 238, 233 — 236.
Was der Chronik Silberisens dagegen besondern Werth verleiht, ist
die Ausstattung mit schönen Bildern, so Fol. 407 das Bild der Schlacht
von Sempach; 410 das Bild Herzog Leopolds.
161. Johannes Schnider, Bürger und alter Schulmeister im
Hof zu Luzern: Die dryzehen Ort der loblichen Eyd-
gnosschafft.
1577-
(Fol. 115). 1386 zugend die vier waldstett mit 1600 man für Sempach
vff Hertzog Lupoiden, der da 40,000 starck do lag. Also gab gott glück
den Eidtgnossen, das sy sigtend und erlegtend Hertzog Lupoiden selber
mit 300 krönter Helmen vnd verloren die Eidtgnossen 122 man, und
sind das die, so von Lucern umbkommen wie volgt. (Folgen 19 Namen;
fol. 138 — 139 die Namen der Umer, 38 ander Zahl; fol. 158 die 25
Schwyzer; fol. 171 die Unterwaldner, worunter als der fünfte von «^Emi
Winckelried'> unter 18; der zehnte dagegen ist «Erni Nidwiler».)
Im Anhang: «Kurtzer begriff aller Eidtgnossischen schlachten, striten,
mordtnachten und veldzügen» wird fol. 308 — 309 die Ursache des Krieges
also erzählt: 1385 verkauft Hertzog Lupoid Wolhusen das stetli einem
von Torberg, und Rotenburg einem von Grüningen ; die hieltend sich so
unmilt gegen iren underthanen, dass sy gen Lucern wurbend ums bürg-
289
recht. Das verdross die selben hern, liessend etlich hencken. Es wurden
die von Lucem auch ungütig ghalten mit dem zol zu Rotenburg. Dess-
halb die von Lucem Rotenburg überfielend und stürmptend. Ess wurdent
auch die von Sempach burger zu Lucem. Do samlet Hertzog Lupoid
ein grosse vile volck, überfielend Richensee, das Lucern mit knechten
bsetzt hatt. Das ward anzündt und 200 man darin erschlagen ; was uss-
kam, ward ertrenkt. Dess zogend gmein Eidtgnossen für Meyenberg, das
stettle, gwanends und verbrantends. Do verloren die Eidtgnossen 81
man. Damach zerstortend sy Wolhusen, Kapfenberg; vertribend den
von Torberg, verbrantend das Argöw. Es hattend die von Lucern auch
ein Zusatz gen Sempach gleidt. Damach mantend die Zürcher die vier
waldstett ins Turgöw mit 1600 mannen; gwanend Pfefficken, erschlugend
26 man. Als herzog Lupoid das vemam, zog er gen Sempach. Also na-
mend die vier waldstett urloub von denen von Zürich, zugendt uff Sem-
pach, die iren zu entschütten. Also greiffend sy die herschaft an. Also
gab Gott gnad, das die Eidtgnossen sigten, erlegten ein unzalich volck.
162. Johann Schnyder, Schullehrer und Notar in Luzern:
Verzeichnuss Eidtgnössischer Gedächtnusswürdiger
Geschichten, und aller Eidtgnösslschen Reysen, Feldzügen,
Stritten und Mordnachten,
c. 1577.
Handschrift Nr. 18 der Stadtbibliothek Luzern, fol. 10 1 — 168 nimmt BuUingers
Beschreibung des Sempacherkrieges ein ; doch wird der Name des Autors übungs-
gemäss verschwiegen. .■
163. Wohrhafte und wonderwirdige Histori dess namhafften
Streits und herlichen Sigs zwüschen den vier waldstätten
Lucem, Ury, Schwytz und Underwalden an einem, und dem
österichischen Hertzog Lüpoldten, sambt dem adel am andern
theil, zu eren, dienst und wohlgfallen den edlen, strengen,
ehren- und nothvesten, hochgeachten, fiirsichtigen, ehrsamen
und wysen Herren Herrn Schultheisen und Rhet einer alten
catholischen Statt Lucern, us angeben dess erwirdigen, geist-
lichen und gelehrten Herren Heinrich Ulrichss, Pfarherren
zu Sefnpach, in disen zwo taflen verfasst und zusammen ge-
schriben durch Mathiam Dettikoffery domalen unwürdigen
Leutpriesteren zu Sursee^).
Im Jahr Christi 1577.
*) Die lateinische Beschreibung, welche den Titel trägt: Continet hacc tabula hi-
storiam conflictus . . . übergehen wir. Eine Copic dieser Arbeit, für welche Dettikofer
LiehtnaUf Schlacht bei Sempach.
10
Hie wird begrilTen die Echlecht zwüschen hertzog LÜpoll von
österich am einen und den Eydtgnossen von Lucern, Ury,
Schwitz und Underwalden am anderen, us angaben herren
Heinrich Ulrichs, domalen pfarher zu Sempach, also geordnei
im Jahr von der getaurt Chrisli gezalt 1S77.
Zu wüssen und kund sey aller mcncklichcn. dass nach der geburi
Cbriäti 13S6 sich ein vHst bluotiger und grosser krieg erhuob zwflschend
der herschaft (')stericli und den Eydtgnossen und was des Kriegs ursach
Die Eydtgnossen hatten Kybutg bekriegt, darinnen der hertzog vor
österich den F.vdtgnossen verhcisen, sich der herschaft Kyburg nüt
zenehmen, und wider sy (die Eydtgnossen) nüt handien noch fTimehmen,
welchs er aber nit gleistet, sunder der Herschafl Kvburg mit sinem
heimliche und öffentliche hilf »ider sin zusag than ha(. Darab die Eyik-
gnossen ein grosen Widerwillen empfieugend. Hergegen vertross dcD H(
zogen von Österich samt vilen anderen Herren, grafen, freilierren, riti
und knechten nit wenig, dass die Herrn viin Kyburg also von den Evdl-
gnossen soltend vertribcn werden. Das wäre dis kriegs erste ursach.
Die ander ursach war die, das glich in selbigen zyten der herr vim
Torenberg mit etlichen lüten von Wohlhusen imd Rotenburg so vil muot-
wilien. schänden und tyrannci Irib. das es die armen löt nit mcr erliden
mochten. Zogcnd derhalben gen Luceni, begertend und crlangtend da
das burgrecht(?). Do das der \-on Torenberg vernam, fieng er derselben
clüch und hanckt si. Daran halend die \on Lucem ein gross missfalien
zu sampt dem, das die ihren an dem zohl zu Rothenburg übel ghalten und
beschwert wurdend. Und stuond das Stetli und schloss Rothenburg do^-
mohl in Her Hermans von Grünenberg handen.
Nun pitichiend die von Lucern söUiche tvranni und unbillichheit nit
mehr erliden, namend uf der hl. unschuldigen kindlenen tag Rotenburg in,
vertreibend ouch den von Grünenberg und den von Torberg, namend
^'olithusen zu ihren handen, und die \'un Sempach samt denen von Entli-
buoch namend sv zu bürgeren ; sy gwunnend ouch (aber nit ohn merck-
lichen schaden der herschafft) das stetli Mcyenberg, welches sy zerstör-
tcnd und verbrann tend. Ouch gwunnend sv Baldegg, Liel und Umach,
welche s_v ouch zeretßrt und verbrent hanl, Richensec und ander stett,
Schlösser, dörfer und Hacken, die herinnen um kürze willen nit gemeldet
werdend.
Under dem nun die Eydtgnossen \il herlicher stritenthon, undruoni-
würdig sig am hus Oesterich, am Morgarten und zu Louppen, mit sighafter
1578 ein Hononir von 6 Kronen crhieU [Rolhsprotokol] 36, fol. 385) findet sich aucb
in der Sibliolh. myiile (jetzt nslionBlcl in Pnri«; eine Abschrift der Puiier-Copie \ti-
ferlii;lc iGSöProEperCindy von Freiburg. Bcrchlnld; Hisl. dacanlondcrriburylll, 4ji.
291
hand erlangt, hat sich Hertzog Lüpolt von Oesterrich mercklichen mit
grossem volk vom adel, . grafen, ritteren und knechten us allen landen
versamlet wider die Eydtgnossen gsterckt. Bracht die erstlich in das Er-
geüw, dess Vorhabens, das gantz Land zu bezwingen und zu eroberen.
In dem wurden die von Lucem, Ury, Schwitz und Underwalden von
denen von Zürich gmahnet, mit i6 hundert stritbarer Menneren zu ihnen
(den Zürchem) zu ziehen, welches als es nun geschach, zugend sy, die
von Zürich, samt den Eydtgnossen in der herschafft von österich land
in das Turgeüw, wuostend, verhergtend, und verbrantend was sy fundend.
Gwanend ouch Pfäffingen im Turgeüw, so dess von Landenberg war,
und wurdend 26 mann uf der veste erschlagen.
In dem sich nun die Eydtgnossen 14 tag da sumptend, wirt ihnen
kund thon, wie das herzog Lupoid von österich für Sempach zu ziehen
fümehmens were. Darum battend die von Lucem die von Zürich, ihnen
sambt den drien Länderen Ury, Schwitz und Underwalden zu vergünstigen,
heim ze zien. Welches, als es ihnen von denen von Zürich zuoglon ward,
sumptend sy sich nit lang, kamend eben zuo rechter zit, als uf einen mentag,
war der 9. tag heumonats in dem jähr, als man zalt 1 386. Da zog ouch
hertzog Lupoid mit grosser Macht und herschafft für Sempach, in meinung
die ze gwünnen, und als einer, der des sigs gwüss were, fürt er mit ihm
etlich wägen mit striken, der meinung, wo er den sig erhilte, die Eydt-
gnossen all zu erhenken.
Als nun uf den obgenampten tag der hertzog für Sempach zog, da
zogend die 4 waldstätt Lucem, Ury, Schwitz und Underwalden ouch dahin
mit 16 huftdert reisbarer Mannen. Indem nun beide theil einanderen an-
sichtig werdend, sprachend die Eydtgnossen einanderen mit disen worten
an : Welcher vermeint, dass er eines mans nit wohl wärt sey und zehen
man pston müg, der stand in den wald hinder sich ; dann wirs ihm zu
ewigen ziten in keinem argen fürhalten noch ufrupfen wellend. Da stuon-
dend by 3C0 mann in ein wald, genempt dess Meyers holtz. Die überigen
dreizehenhundert rüstend sich zum Strit. Einer aber us ihnen, genannt
Emi Winckelrieth von Underwalden, starckt die sinigen mit disen worten
und sprach : Si, der adel, hand ihre Ordnung beschlossen, das wir schwar-
lich ein ynbruch mügend han. Dorum, so ihrs mich, min wib und kind,
ouch min gantz gschlecht in ebigkeit wellend gnüssen Ion, so wil ich einen
frävel bston. Das gloptend Im die Eydtgnossen. Damach fi elend sy nach
loblichem bruch der Eydtgnossen nider uf ihre knüe, opfertend ein yeder
Christo in sine helge fünf wunden V pater noster, V ave maria und ein
glauben.
Nun nach gethonem gebett stuonden sy uff, rantend die feind mit
manlichem hertzen an. Do bettest wunder gsähen. Dann der obgenielt
292
Eriii Winckelrielli siiicr /upsaß unvergessen lufT niit gwait in die spies,
fasset deren ein arm voll und luff sy iiberen zwerch, also dass er ein gassen
und inbruch in des adels gan^e Ordnung macht; da gschairh ein hertes
striten von beiden theilen
Als aber die 300 in dem wald versteckt solHchs sahend, sprachend
sy einanderen uf solche meinung an gesigend die unseren, so isfs uns
ein ewige scliand, ligend sj dann undcn, so kompt ouch unsers keins nii
darvon. Wurdend rätig, fielend mit grossem gschrei US dem wald, den
ihren ze helfen. Als das der adel sach, vermeintend sv. der recht schwärm
were noch dahinden, kartend derhalben den ruggen und namend die
flucht Vil aber der feinden heöwend die scbnebel von den schuochen.
damit sy also in die flucht dester bass gslaliert werend.
Also in süllichem striten und vHchten gab Gott den 4 waldstatten
einen unerhörten herlichen sig und dass sv mit grossen eren das feld
bhieltend, und ward do der obgenanipt hertzog Lüpolt von Oslerich selbs
erschlagen und mit ihm vierhundert \'om adel, bekrönter helmen. Der
Eydtgnossen wurdend by 200 erschlagen und warend der hertzogen lüt
by viertusent zu ross und ze fuoss, dereii wenig darvon kam. Und ward
da ein gross gut von hämisch, gweer, klcinoten und anderen dingen
gwunnen. Die von Lucem verkirend 51 man, die von Ury, Schwitz und
Underwalden jedes ohrt 50. Und fuortend die von Lucem mit ihnen heim
diss nachgende panier: nämlich die haubtpannier von Tirol, dessen von
Ochsenstein, dessen von Hapspurg, deren von Scbafhusen, deren von
Mellingen samt\illen anderen unbekanten ßlnlenen. Die wurdend alle
sampt zu LuLcra zu den barfuossen (do sy dan noch uf den hütigen tag
by anderen fönlenen und panneren, die sy vor und nach diser Schlacht
rilerlicb gwunen und erstritten band) zu ewiger gedechtnuss ufghenctt.
Die rechten houptpanier aber wurdend in den wasserthum (do sy dan
noch uf den hütmen tag w uh! ghalten sind) gelegt. Der barmhertzig Gott
welle ein löblich Eidgnoschafl't zu allen ziten vor sollichen und derglichen
kriegen und vor allem übel gnedigklich bewaren.
Alhiehar sind verzeichnet die namen der fürsten, grafen, freiherren,
ritter und knecbt, so in obgenaraplcr Sempacher Schlacht uff beiden theücn
umkommen sind.
Herzog Lüpolt von Oesterridi.
l'nd US der Moil.
Der Margraf von Hochberg.
Graf Hans von FQrslenberg.
Der schwartzgraf von Zolleren,
Herr Johannes von Ochsenstein,
des hertzogen Landvngt.
mv und Brissgfihv.
Zwen grafen von Tierstein.
Junker Jacob von Geroltsegg, Frei-
herr.
Her Marti Maltrer, ein freiherr.
- Johann v. Hasenburg, freiherr.
293
Her
Götz von Stouffen, freiherr.
Ulrich von Stouffen, freiherr.
Herman von Wiswil, freiherr.
Hagner von Röteln, freiherr.
Osswald zum Wever.
Heinrich Küechli.
Egolf Küechli.
Humel von Kappenbach.
Johann von Wiswiler.
Hemman Meyer.
Her Tommann Bernlapell.
- Lütfrid Trischer.
- Egolf von Stüelingen.
- Herman Rotte.
- Burekart Gesler.
- Peter von Bolsenheim.
- Heinrich Vesch.
- - Conradt von Lochenheim.
- Schultheis von Neüwenburg.
- Lütold von Mülsheim.
Conrat Statz.
Diss warend von Sirassburg und us dem Elsas,
Her
Peter von Rotzenhusen.
Heinrich von Rotzenhusen.
Niclaus von Rotzenhusen.
Peter von Andlach.
Wemi Waffler von Hatstat.
Werni der lang von Hatstat.
Hans Bemhart von Huss.
Hans Bernhart Rat.
Rudolf von Lobgassen.
Burkart von Massmünster.
Hügli Klette.
Fridli Klette.
Curat Müliheim.
Werni von Flachsland.
Herman von Wittenheim.
Cuonrat Düring von Eptingen.
Peter, aber Peter, beid sinesün,
von Eptingen.
Walther Wetzcl und Dieb(^ld,
beid von Mcrsperg.
Wilhelm von Rotbach.
Herman zum Weyerhus.
Fridrich Monstral, ein freiherr.
Peter von Bus>\'iler, ein freiherr.
Hans Ulrich von Hasenburg,
freiher.
Graf Walraf, der jung, von
Tierstein.
Graf Hans von Tierstein.
Her Grünenberg, der jung.
- Hagnauwer.
- Werner, ein freiherr, Lütold
ein freiherr, Adelberg, ein frei-
herr, all von Berenfels.
- Werni von Rattberg und Cun-
rat sin bruder.
- Hermann Brugger von Beit-
heim.
- Frantz und Ulrich von Täger-
feld.
- Ruodolf der Hürus.
- Walther Meyer von Hüningen.
- Walter von Geroltzegg.
- Walther der Dick, Ritter von
Landeg.
- Otto von Walpurg, ritter.
Zwen von Griffenstein.
Her Ulrich von Dierberg.
zwen von Klingen,
zwen von Andlouw.'
drey von Rotzenhusen.
drey von Bärenfels,
zwen Schnöuwli von Friburg.
zwen Waldner.
Her Hug von Schünouw, und sein
dochtermann.
- Ruodolf von T^indsperg.
Dm -.mren.
Her Türig von Hal»-il.
- Hans von Haiwil.
- Ccinrat von Küugsleiii,
- Herman von Eschentz.
- Heinrich und Hennann sin si
(von Eschentz).
- Heinrich \<i\\ Rinarh.
- Rudolf von Rinach.
- Ulrich von Rinach.
- Kridcrich vnn Rinach.
Her Hans von Brandegg.
- Herman von Lieclilenfels
- BurVart von Ehingen.
Dm UK
Her Otlo der Trugsass.
- Wilhelm von EntI, Freyhi
- Ulrich von End, Freyher.
- Egolf von End, Freyher.
- Hartman von Stein.
- Hihbrand von Wisbach.
- Albrecht von Rechberg,
freiher.
Überblibne Namen, so in
sind:
Her Sigmund von Ta^rcrfHld.
Ein Stör.
zwen von Eins (Ems).
Diss -,varend i
Schrofenstciner, Kronburger, Land-
egger, Husenegger, Schouwen-
burger, Wartenfelser, Grüncii'
berger, Floren stein er,
Uatlenbcrg Hofmeister von Kaier
Her Peler von Ouw.
- Torant
- Krideridi von Grifenslein.
- Peter von Lands]]erg.
- Heinrich KeU.
Her Marquart von Rinach.
Vier von Bttliken.
Hör Mathias von Trostberg.
- Albrecht von Mahnen,
- Götz Müller von Zürich.
- WemiSchenk von Bremgarten.
- Rudolf von Hönenberg.
- Götz Meyer.
Zwen i'on Mülcnen.
•nd von WirltiiUrg.
Her Hemian von Signouw
sambt vilen Edellöten meer, deren
namen man nit kennen könnt
•fnd VKn Schwahtn.
Her Heinrich vonSchellenberg, ein
frei her.
- Cuonrat von Stein.
- Frantz Liechtenfels.
- Reistcr, ein hofineister.
- GiStz der Kuchimeister.
ein - . Berchtold Grat von Greiz.
ibgemelter Sem pachersch lacht umkommen
Einer zum Weyer.
zwen von Güssen.
Her Morand von Düraienstein.
nd iiss dem Elschland.
Her Nidaus Götscb.
- Hans Schneliinger.
- Cuonrat im Thum.
- Fridcricb von Ertzingcn,
- Heinrich von Betwartingen.
- Wolf von Beiwartingcn.
- Mor \'on Küssenberg.
- Ulrich von Tierbiug.
- Dietrich von Münchigen.
Diss warend von Zofingen,
Her Niclaus Tucher, Schulthes. Her Bemhart Schmid von Ravens-
- Peter Schnider. purg.
- Johann Täschler. - Albrecht Schmid.
- Johann Seterhinger. - Jakob Hüniger.
- Burkart Albrecht. - Heinrich Muos.
- Johann Magelsperg. - Heinrich Bertwig.
- Hans Lenzinger.
Uss Burgund warend 14 ritter mit ihren edellüten und vil ander vom
adel allenthalben har, deren Namen man nit wüssen mocht, und darum
hie nit beschriben sind.
Volgend jetz die namen deren, so von den Eydtgnossen der 4 wald-
steten umkomen sind.
Von Lucern,
19 Namen (wie bei Tschudi, doch Hartmann Krämer statt «Brunner»).
Von Uri.
37 Namen, wovon 34 bei Tschudi, dazu Rudolf von Bern, Rudolf
Cutz, Wemi Kupferschmid (statt Futlo — Fullo; statt Brisi — Bisi; Peter
Fritz — statt Jütz; dagegen fehlt Heinrich von Maggingen und der jün-
gere Dietschi von Maggingen).
l'^on Schvüz,
41 Namen, wovon 34 bei Tschudi (Hingli ztatt Zinkli, Cunrat im
Stig statt Imsling, Rudolf Metmünster statt Mettmenstetter, Conrad im
Geroldsseg statt im Herolts, Hans Bär statt Brächer, Hans Bächler statt
von Bach), dazu Antoni Greppen, Hartmann Eygel, Ulrich Schriber,
Ruodi Springer, Ulrich Betzhart, Hans Vogli, Rudolf Tropf.
Von Un/erwalden,
12 Namen, worunter «x\mold Winkelrieth»; die übrigen wie bei
Bullinger, doch Iff statt Issner.
Scripta et peracta per Mathiam Dettikoverum plebanum in fortunae
ludibrium in Surse anno virginei partus millesimo quingentesimo septua-
gesimo septimo.
Nach der Copie im Staatsarchiv Luzern. Dieses Ver/eichniss der gefallenen Eid-
genossen MTurde einigen späten Copien von Diebold Schillings, des Luzerners, Eid-
genössischer Chronik beigefilgt, so der Handschrift, die 1693 Josefan der Allmend,
Leutpriester zu Hegglingen, besass. Codex C, 19, a, fol. 17. Handschrift des histor.
Vereins in Luzern. — Ungenau bei Jos. Businger: Schweizerische Bilder - Galleric,
Luzern 1826, II, 4 — 23 und bei Eglin: Abschilderung und Abschrift aller der Figuren,
Wappen und Gemälde in der Schlacht-CapcUe bey Sempach, Luzern 1826, 1—27.
164. Verzeichniss Lobwürdiger geschichtet! vnd Feldt-
schlachten,
so die Eydignossen geihoii liabendt, sambl ihren Reysszügen
vsserthalb der Eydignoschari.
Diese Arbeit eines unbekannleii Verfassers bringt den Sempacher-
krieg fast buchst äblidi nach Bullingers Darstellung von 1571.
Vgl. <tiF Kanduhrin v. I<i3] in drt ZurLaulwnVhen BibiioltiEk in Aarau. Nr. tS.
fol. 69 ff., und rinc ttitcrc Handschrift ohne Titel in liei Sl.idlliilili.ithek I.iiwm. Jetten-
falJi ist liie Völlige n.ich 1577 entstanden.
165. Anton HafTner's, Gerichtsschrcibcr zu Solothurn, Chronika.
Die Slatl Soioihui'n schickhl den vier Waidstellen ir Hyiff
gen Sempach.
Als man lalt nacli Cristi gepurt 1,586 Jare. schickhl die Statt Solotliuni
den Vierwaldsteten ir Hijff wider Hertzog Lupoid von Österreicli ihnen
helfen die Schlacht tliun, in welicher der Hertzog selbs personlicli mit
Villen sinem Adell erschhigen, mit wenig Verlust der Eidgnossen. Gott si-e
inen allen gnlldig vnd barmherzig. Amen.
Chronika vnn Anlon Haffncr, Solfilhiirn, 1849, 21 — 22.
166. Wahrhaftige und wunderwürdige history
des manhafien Feldslriils und herrlichen Sigs, z\vischen den
löblichen vir Waldstellen und Of lender Eidgnolischaft, Lucepn,
Ure, Schwitz und Underwalden, sodan auch Leopolden Erlz-
herzogen zu Oesterrich, des Namens der Ander, sampl silier
HerrschalX und Adels, welcher sich begeben und zugetragen
d. 9. dag Jully im Jar 1386.
Als damals vil Krieg, Zwictracbl und unruw/wLschen den obemannlen
virWaldstetteii, ouch etlichen Grafen, so als Tflgt \'on der herrschaft Oestrich
in diesen Landen gesetzt, sicli Liglichen begeben und zutragen, zog ge-
dachter Herzi>g in eigener Person mit vüen Grafen, Herren, Rittern und
KneclUen, desgleichen ouch von Stctteu, zu Russ und Fuss, mit grossem
volle, in meinung,Lucem milden drei lenderen zu besiegenund linder sinen
Gewalt zu bringen, fiiniem blichen und ersilichen für die Statt Sempach.
Wiebald nun diese 4 waldslell, die dann damals zu Zürich lagen, diss
verhahmen, sumpten sie sich nit, die Ihrigen zu erretten, sondern machten
ihren Abschied, zogen mit i.ioo Mann gcstrackten wegs dem Herzogen
zegegen ouch dorthin, und legerten sich in den wald oder holt/, so mans
nerapt des Mej'ers Holt/: sie schwuren cinaudren den langgeüblcn
297
Drangsal des Adels, ihrer Finden, dermalen aufzuheben, oder denn darüber
zu sterben, beysammen, fest und unverzagt untz an den letzten Mann.
Äussert alles des grossen volks, das zugegen war, hatten 's noch und er
dem Freyherren v. Bonstetten zu Baden in der Nachhut ligen 5000 Mann.
Und diewil denn das dem v. Hasenburg, über dem erstgefassten Wyder-
stand der 4 Waldstetten aufgewutscht, Alles bewusst war, rieth er Ett-
liehen, dermalen kein Angriff zu thun, sonder er, der Hertzog, solle die
obemannten 5000 Mann zu ihme berufen und abfordern lassen, auch
sich dem ungewissen Ausgang des Strits, one die so unerwegen (unter-
wegen) seien (nämlich die 5000), selbst etwen zum Reywen (vielleicht
ihm selbst zur Reue), dem Glück zuvil nit trouwen. Diejenigen aber,
deren dann vil waren, weiche inen fürgenomen, diese 4 Waldstet dem
Hertzogen gesotten oder braten, wie er's nur begerte, mit strick und schwert
zur Gehorsam zu bringen, hatten sin^s rats kein Gefallens; sonderlich
harr hanns v. Ochsenstein sagt: er, Hasenburg, ein alter Kriegsmann,
bette des tags, welches er sich nit versechen, ein hasenhertz, focht also,
sines ratts halber, mit dieser Hand voll Buren, dem Hertzogen zu nach-
theil, gleichsam mit dem Schatten.
Das Fussvolk wurd bald umb der Red, weil er des Hertzogen Land-
vogt was, zusamen in die Ordnung gebracht, dero ein Theil der schwartz
Graff von Zollem (von dem — v. Z.) der Ander aber (von) Herr Rutsch-
man v. Reinach, der dann damals under allem Adel der berümtest Kriegs-
mann was, gefürt ward. Er, Herr Rutschmann, umbiegt ouch die Stadt
Sempach mit I4CX> Mann. In währendem Stritt die Ritterschaft, vor zu
Ross, stunden ab und namen ein mit sampt dem Herzogen, welcher sich
gesteh in einen Wall, der (die) Mitte; ergab inen Herr Ullrich von Kron-
berg aus Etschland und Herr Hansen von Oberkirch zu hauptleuten.
Das Fussvolk hat zu den Seiten seine schützen, deren hauptleut waren der
v. Wächingen, des Hertzogs Underlandvogt und Herr Fetter v. Schlanks-
perg aus Etschland, also dass alle drey ornungen ganz fest und glichsam in
eine geschlossen wurden, und das über demmassen dick und breit. Dem
übrigen volk war ihr läger und der tross zu bewaren anbefolchen, ouch, das
von den 4 waldstetten niemants etwa durch die Üucht — so für gewiss
hielten sie den Sieg — entrinnen möcht, Achtung zu geben.
Auf das zog Lucern sampt ihren Eidgenossen von Ury, Schwitz und
Underwalden auch in ihr ornung, die si gemacht, manlich aiif den Feind
aus dem wald, kneuwten nider und mit ausgerechten henden batens, das
Gott ihnen beisten welle zu eren seines heil. Jeidcns in semlicher Not auf
disen tag, stunden auf, und mit begicr luffen si also das grosse her samt
dem läger an im weiten feld. Aber es erleite inen der Adel mit samt dem
panner von Lucem zu dem ersten Anfang 60 redlicher Mann, darundcr
298
•
ihr Hauptman Jkr. Peterman v. Gundenlingen, Jkr. Heinr. v. Mos, Jkr.
Stefen v. Sinlana und ander frombe Eidgenoss mer waren. Dann beede
omungen des Adels fussvolk, so zu den Seiten sampt den Schützen sich
liielten, die lüffen hinab und urabschhigen die kleine omung der 4 wald-
stetten mit überlengung der spiessen, so das si, unangesechen übel ge-
litten, keineswegs ein einbruch haben mochten. Einer aber unter inen
mit Namen Arnold Winkelried, von Underwalden gebürtig, als er die
Gefar ersach, bedurt es ihn, und mit beiden armen überschlug er so vi!
spiess, die dann zu begriffen waren, luf mit besits und legt sich daruf.
Also trennt er des Adels orung u. macht ein gewissen Anfang durch disen
Einbruch zur gasscn, den Seinigen zum Sieg; die sich dann nit sumpten,
sondern mit schlagen und stechen durchdrangen sie die omung mit viler
grimmer niderlag untz an den wall. Diser Ort war vest, stunden in dem
dämm mit einem laufgraben breit ümbgeben, und weil si Sachen, das inen
an dem, sich mit ernst zu weren, stachens wild in gantzer rüstung angends
von nüwen auf heftigist mit acht umb sich. Zu dem ouch hattens einen
harten widerstand zu beiden siten mit dem Fussvolk; die Edlen, sonder-
lichen herr hans v. Hasenburg, h. Schenk v. Bremgarten, der Götz v. Baden,
der lang Frieshart und Andere fochten so heftiglichen, das sie mit Finden-
und Fründen Blut übergössen wurden, gleich wanns si rote ermel hetten.
Also und indem dieweil der strit beden theilen zuglich stund als uff
der wag, kam aus anschickung Gottes den 4 waldstetten ein neuwe hilf
zu; denn (nAmlich) 300 Mann, welche ihre lieben burger und landlütin
h(")chster Not, mit finden allecklichen umgeben, beherziget ansachen;
derowegen fielen si aus dem wald, bewisen inen einen redlichen beystand,
richteten erstlich wiedrumb auf ihr Panner von Lucem, und stritten mit so
grosser Kühnheit zusamenhaft, das si entlichen durch sovil bestendiges
anlaufen eroberten den wall, durbrachen den und erlegten den Hertzogen
eigner Person samt aller Ritterschaft, Räthen u. Adels, den er im dämm
umb und bey sich hatt.
Wiebald das Fussvolk zu den Seiten und die nachhut hinter siner
ornung ersach den wall erstritten, den Hertzog mit so vilen Herren er-
legt, ir omung zertrent, auch das Alles darin voll blutvergiessens u. Nider-
schlachens was, dessgelichen die neuwe hilf der Eidgenossen, erschraken
sie und namen die flucht aus erholter Scham (aus der Schmach, die sie
geholt hatten) mit grossem Geschrey, sy eilten inen nach und namen nie-
mants gefangen, sonder erschlugen was (si) begrifen. Die diener sassen
auf die ross, verlicsson ihre Heren und ritten davon. Also das auf diser
Waldstatt an diesem Stryt zu beider Seyts, under denen so mancher Held,
fürnämblich aber des Adels, deren an der Zal 28 grafen, 46 freyherren,
600 hoche Adelspersonen, 480 Edelknecht, zwen Fürsten sampt dem
299
Herzogen eigner Person, one des gemeinen Volks, dessen nit ein wenig,
alles ritterlichen erleyt geblieben ist. Hiemit gewannen auch die 4 Wald-
stett das gantze Lager, silber, Gold, Harnisch und Wer, alle Kriegsmunition,
und was darinnen zu finden was, 18 Hauptpanner (iro ein Theil die wurden
verrissen, viel aber entrannen durch die Flucht), welche Panner — wem
sie zustanden und wohin sie kommen, alda mit sampt derjenigen Heren
wapen, die man aus aller Anzal kantlich gebliben findt, aldo gemalt ver-
zeichnet stand.
Und durch disen Stritt, welcher gewert hat von mittem tag an in
grosser Hitz untz auf den Abent, schlugen und verjagten die 4 Waldstett
mit viler Not und surem Schweiss letstHch ihren Find zu grund hinweg
gantz aus dem Feld, erlösten die Ihrigen zu Sempach, und wider ir Ver-
hoffen des Adels erlangten vilemampte 4 Waldstett als Lucem, Ury,
Schwytz und Underwalden nit allein einen schr)nen und herrlichen Syg,
sondern si schätzten (setzten) sich selbst — also jedoch dür gnug durch
Gottes Hilf und Bystand — unangesechen ihr kleines Heuffele Volkes,
sampt anderen ihren hernach verpündten Eidgenossen, in dise jetzmals
inhabende Freyheit auf disen Tag: kneuwten nider und sagten Gott Dank,
verbanden die Verletzten mit Fliss und suchten ihre Todten zusamen,
deren si dann als von Lucern 52 Mann, von Ury 50, von Schwytz 50, und
von Unterwaiden 50 (fanden); das also 202 Mann innen geblieben und
umbkommen sind: di fertigenten si heim zur bestettnuss, zogen denen
Finden nach und zerstörten alle Schlösser, di si funden, namen letzlichen
ihren Raub, zogen also mit sonderem Friden und grossen Ehren wider heim.
Der Hertzog aber ist mit vilen siner Herren in denen kästen und druken,
in denen er helsigund strick, di Eidgenossen der 4 Waldstetten zu erhenken,
gan Künigsfelden gefürt und aldo begraben ; vil Herren, einer hie der Ander
dort auf die gestift und Klöster und in ihre Herschaften; Deren sich aber
Niemands beladen, aldo in 4 grosse gruben, deren eine vor dem Koraltar,
di ander ausserthalb der Kapellen, aldo di Krütz stand, begraben, andere,
die in der Flucht, alda si sind gebliben, da dötli die gebein nachwerts
zusammen, wo man*s gfunden, in di kleiner Kapellen glegt worden.
Hiemit endet sich dise wahrhaftige Gschicht. Der allmechtige Gott
welle derwegen dise 4 Waldstett, insonderheit aber ein lobliche Statt Lucem,
vor somlichen grimmigen Liden und schweren Blutvergiessungen gnedik-
lichen behüten und bewaren, auch allen denen die aldo geblieben zu bei-
den Thcilen ir sünd verzeichen und nachlassen. Und das umb sines all-
heiligesten Verdienst, Lebens, Lidens und Sterbens, und umb der Fürbit
seiner lieben Mutter, auch Aller lieben Heiligen, Gottes Auserwelten,
willen, sonderlichen aber umb das Vürbitt des heil. Bischofs und Martirers
Ceryllen, auf welches Tag denn dise Schlacht beschechen ist. Amen.
300
Also folget erstlich und fümemlich der Herzog mit sampt denjenigen
Herren aus Etschland, dero, so vil mans wissen mag, die an dieser Schlacht
gebliben und umbkomen sind, dero an der Zal 125. (Fehlen einige
Blätter,)
Hans Scherer v. Spirigen, Hns. Zuwyer, Werner Kupferschmid ge-
nampt Hard.
Zu disen sind noch 16 Man gebliben oder umbkomen von Cry^ deren
Namen sind unbewist, also das von Ure in Allem sind ,50 Man umbkomen.
Das sind die Namen deren von SchwyiZy so an diser Schlacht umb-
komen sind :
Vogt Jkr. Hrch. v. Steina, Anth. Betschart, Ulrich Bettschart, Ulr.
Zieberrig, Cunrad der Wirdteman, Claus Stössi, Hans Holmach, Hns. in
der Rütti, Werni Feger, Ludwig Oberist, Emi im Inwil, Heini im Lützlei,
Jac. Helblig, Werni im Hag, Hans Züngli, Con. Grüniger v. Glarus, Hns.
uf dem Büel, Heinr. Imhaus, Werni Betzel, Cunr. im Grotts am Riemen-
stalstalen, Recha Helmli, Hns. Schön v. Art, Cunr. im Stig, Ulr. Bossart
Ulr. Bischofhause r, Knecht Hörli aus Muotterthal, Scharring aus Muotter-
thal, Hans Bär aus Muotterthal, Rud. Küen, Hns. Frutter, Rdif. Heim,
Hans Studer ab Morsach, Pet. Jütz der Jünger, Cunr. im Schling. — Zu
disen sind noch 16 Mann gebliben oder umbkomen, die mans mit Namen
iiit wissen mag. Also sind in Allem von Schwitz umbkomen in diser
Schlacht 50 Mann.
Dise sind umbkomen von l'nderwalden ob dem Wald an diser
Schlacht :
Arnold Amwortt, Ruedi Brüster, Rudi Tropf, Hartm. Engel, Rud.
Wertmeister, Hns. Bächler, Hns. Vögeli, Anth. Fäger, Anth. Brändli,
Walth. Isoner, Kunr. Fresling, Rudi Kutz, Hns. Siegrist v. Goldau.
Anzüglich zuerst veröflentlicht von Dr. H. von Licbenau in «Arnold Winkclried»
pag. 1 1 9 ff.
Ungenau publicirt von Dr. G. Studer im Archiv des hist. Vereins von Bern V.Band,
S. 274 f. — Handschrift vormals im Besitze des Herrn Hauptmann F. von Jenner in Bern.
167. Christian Wurstisen, Frey er Mathematischer Künsten
Lehrer, bey der Löblichen Hohen Schul zu Basel, Bassler
Chronik.
Hasel, 1580, fol.CXCIHI— VI.
Feindtschafft vnd stoss der Herrschafft Oesterreich wider die
Eydtgnossen Anno 1386.
Obwol nun durch den grossen Pundt der Reichstetten» in welchen
sich verschienens jars zu Costentz die Eydtgnossen auch begeben, von
Mathic biss Pfingsten, zwischen den Partheien ein Friedstand beredt war:
_ 30^
mochte doch kein bestendiger Friede gefunden noch angerichtet werden,
dann das jhnen Hertzog Lupolt, nach Ablauffung des termins, mit zweien
Marggrauen von Hochberg, acht Grauen, fünff vnn zwentzig Freien, 127
Adelspersonen ernstlich widersaget, vnd den nechsten für Sempach zohe,
Vorhabens die Eydtgnossen, so daselbst in besatzung lagen, auss zunem-
men. Hierauff säumet sich auch das Gegentheil nicht, die ihren zu er-
retten, kamen i6oo starck den Herren vnd Edlen entgegen, welche auss
Vertröstung jhrer Macht von Pferden abgestanden, der meinung, dise
geringe anzal Bauren leichtlich zu vertilgen.
Es gieng aber ein anderen weg. Dann als den 9. tag Juli in aller
Sommerhitz, von der Herrschaffl gleich wol ein ernstlicher angriff be-
schehen, vnnd vil der Eydtgnossen erlegt worden, ehe dann einer von
dem wol bewaffneten Adel vmbkommen, wendet sich doch endtlich das
Glück, das die Edlen nach Mannlichem gefecht, in jhren Helmen vnd
Rüstungen vor hitz vnd strenger arbeit abgemattet, in die flucht getrieben,
vnd als sich die Diener mit den Pferdten aus dem Staub gemacht, leicht-
lich ereilet, vnd in grosser anzal erschlagen wurden. Hertzog Lupolt er-
läge daselbst eigner Person mit etlich hundert vom Adel, deren bey
viertzigen mit dem Fürsten zu Königsfelden in der Kirchen begraben
wurden.
(Abbildung des «Fürstlich Grab zu Königsfelden:».)
Es vergiengen da : Marggraue Oth von Hochberg, Graue Hans vnd
Walraf von Thierstein, Graue Hans von Fürstenberg, der Schwartz Graue
von ZoUem, Johans von Ochsenstein, Waltherr von Geroldtseck, Virich
von Hasenburg, zwen von Stauffen, zwen von Signow etc. Von Edlen
auss dem Suntgow, Elsass vnd der Statt Basel nachbaurschafft blieben
auff der Wallstatt : Hans Schaler, Wilhelm, Wemher vnd Cüntzlin von
Rotperg, Wemher, Lutold vnd Adelberg von Berenfelss, Cüntzlin, Peter
vnd Thüring von Eptingen, Virich, Rutschman vnd Friderich von Rhei-
nach, Diebolt, Wetzel, Waltherr vnd Wemher von Mersperg, Peter vnd
Walther von Andlo, Wemher von Flachslandt, Peter, Dietrich vnnd Hen-
rich von Rahtsamhausen, Götzman von Baden, vnd sonst auss dem Elsass,
Ergow, Breissgow, Schwaben, Wirtenberg, Etschlandt, Oesterreich etc. ein
grosse anzal. Daher dieses so ein nammhaffte Niderlag gewesen ist, als
vor oder nach diser Zeit kein andere. Bey diesem Heer hat Hertzog
Lupolt auss seiner Pfandtschafft der Minderen Statt Basel etliche Kriegs-
leüte gehept, welche auch mit verlurst acht Mannen widerumb heim-
kamen.
Neue Ausgabe, Basel 1765 und 1884.
302
i68. Renn ward Cysat, Stattschreiber der Statt Lucem:
\A^arhafXe und wunderwürdige History dess namhaften Stritt
und herrlichsten Sigs zwüschen den loblichen vier Wald-
stetten und Ortten der Eydtgnoßschaft, und Hertzog Lüpolt
von Oesterreich und sinem Heerzog am anderen Theile. In
wölchem der gedacht Herzog grosslich samt sinem Adel und
grossem Volk von gedachten vier ^A^aldstetten vor Sempach
erschlagen und ritterlich überwunden worden den 9»" Tag
Höwmonath Anno 1386.
(Zusammengezogen durch R. C. 1580.)
Cysat Hess durch einen unbekannten Wappenmaier das Bild der
Schlacht nach dem Manuel'schen Holzschnitt, das Bild des Herzogs, die
Abbildungen der eroberten Panner und die Wappen der Erschlagenen
malen. Die Ritter knien neben den Schilden. Abweichend ist nur von dem
nachfolgenden Werke Müllers (Nr. 180) die Reihenfolge der Ritterund die
Beigabe einiger Insignien von Rittergesellschaften späterer Zeit. Ein eigent-
licher Text, d. h. eine Schlachtbeschreibung fehlt, dagegen hat Cysat seinem
2()8 Folio-Blätter zählenden Buche (Manuscript M. 1 24 der Stadtbibliothek
Luzcrn) einige historische Notizen über die crschlagnen Ritter beige-
schrieben, so z. B. fol. 57 : Hans Fryherr von Grünenberg, der Jung, diese
Fryen sind Burggrafen gsin zn Rynfelden vnd band jnngehept den Stein
daselbs, den die von Basell hernach zerstört band.
fol. 5() : Heman Brun von Güssenberg von Schwaben,* dess Herzogen
Rhaat. Etterlin nempts den Güsen von Reechberg.
fol. 7 1 : Peter von Meersperg, genannt Brechter, Ritter, dess Herzogen
Rhaat, und dess Bischoffs von Basel Lähenmann.
fol. 1 26 : Vss Burgund sind ob 250 man vmbkommen, deren geschlecht
vnd namen vnbewüsst.
fol. 153: Hümel von Heppenbach. fol. iio. Meyer von Sigen.
fol. 180: Hemmann von Eschenz der Jung. Basler. Diser Adel ist
vor dem Erdbibem zu Basel in dem Dorf Eptingen gesessen ; da band sy
ein Schloss ghan, wöllichs der Erdbibem zerworffen, davon man noch ett-
liche Thürn vnd Muren sieht, hatt den Namen Eschentz behalten.
fol. 207 : Martin Malterer . . . by dem Herzogen tod funden.
fol. 215 fügt Cysat eine Notiz über das Schloss Baldegg bei; ähnliche
Zusätze bei Wver.
Handschrift der Stadtbibliothek Luzcrn, Ueber verwandte Werke vgl. unten F.
Abbilduuj^en, Heraldische Arbeiten.
I
L
I
303
169. Züricher-Chronik des Zacharias Schörli,
Pfarrer in Turbenthal,
geschrieben 1582.
Handschrift in Lausanne F, Nr. 474, I. pag. 54.
Von denn Stryt vor Sempach.
Als nun hertzog Lüpoldt vemam, wie die Züricher und Ire Pundt-
gpiossen Im syn Land verwüstend, rüst er synen zug und zog gaan Sem-
pach. Dess kam wamung gan Zürich und erlauptend also die Zürcher
Iren Eydgnossen, dass sy heimlich heimzugend, kamend also uff den
9 tag höu^ÄTnonat gan Sempach in wald. Da lag der Fürst im frygen väld
mit 4000 woll gerüsten mannen. Als sy aber einander sichtig wurden,
ermannt der Herzog die Synen. Die Eydgnossen battend Gott um Hilff,
und da beschach der Stryt und ward erschlagen Hertzog Lupoid mit
sampt IIII^ bekrönter Helmen, ohne die anderen Edellüt. So sind gwun-
nen worden die Paner von Thirol, Ochsenstein, Tierstein, Salmun, Hoch-
berg, Schaffhusen, Mellingen, HapSpurg und viel kleine Paner die man
nit bekandt. Der Adell war seer woll bezüget. Darum trieb er die Eyd-
gnossen zum ersten hinder sich, und die Eydgnossen verloren ob 200 man.
Vgl. über diese Chronik Dr. Ed. von Muralt im Anzeiger für schweizerische Ge-
schichte 1879, 108 — "o»
170. Johann Schnyder, Schullehrer in Luzern:
Eidtgnösische gedechtnus wirdiger geschichten vnd allen Eidt-
gnosischen Reisen veldzüg, stryten vnd mordnechten.
1586.
Original-HandschriA im Besitze von Herrn Rudolf Göldlin vonTieffenau in Luzern.
Fol. 47 — 65. Vrsach des Sembacher blutigen Kriegs.
Auszug aus Bullingers Werk.
Im Verzeichniss der Obwaldner: Arnold von Werd genampt Winckelriedt.
17 X. Ein grund und eigentlicher Bericht des tödtlichen
Sempacher Kriegs,
auch >A^as vor und nach demselben zugetragen, und von dem
Tod Alberti, so zu Küngsfelden begraben, auch wohar das
Closter Küngsfelden seinen anfang und Ursprung hab ge-
nomen.
Autor est Joannes Incisor vulgo Schnyder, Lucemensis Ludi moderator.
Handschrift der Leu'schen Sammlung auf der Stadtbibliothek Zürich. Mss. 4,
90 — 92.
Dieses Werk ist nur eine Copie von Bullingers Arbeit !
Ebenso findet sich dieser Bericht als Anhang zu einer 1695 in Schwyz angelegten
.Sammlung eidgen. Bundhricfe. Handschrift des histor. Vereins in lAizern, C, Nr. 8,
fol. 376 — 476.
304
17 2. Gerardus de Roo: Annales Rerum Belli Domique ab Au-
striacis Habspurgicae Gentis Principibus . . gestarum.
Oeniponti, 1592, fol. 131 — 134.
Exacto tempore induciarum, Lucemates suis et sociorum copüs in-
structi, W'ülhusiura oppidum una cum arce expugnant. Capfenbergo capto,
Torbergicum inde pellunt, perque omnem Ergoviam, pagorum villarumque
incendia excitant, Tigurini quoque, situ loci, Austriacis proximi, ex con-
fedcratis civitatibus, mille sexcentos milites evocant, Serapachium oppi-
dulum presidio muniunt, quo evasurus sit hostium conatus, intentiori cura
observant. Leopoldus interim cum suis Sempachium propere dudt, loci
presidium, antequam ei auxilia a Tigurinis adferantur, aggressurus. Qui
Tiguri erant, itinere eius explorato, arreptis et ipsc armis, eo advolanuit,
factumquc est, uti eodem fere tempore, utique ad eundem pervenerint
locum, Archidux conspecto preter opinionem hostium agmine, suorum
consilia exquirit. Ibi nobiles plerique pugnae avidi, in hec verba prorum-
punt. IIos nobis rusticos Deus male multandos in manus dedit. Arripienda
igitur rei bene gerendae occasio, neque ex nostra dignitate est, tot amiati
cum simus, alias operiri copias. Haec cum insolentius itentidem jactitarent
unus inter ipsos Joannes Hasenbergicus, temerarium sociorum consilium,
nimiamque virium fiduciam, repraehendens, non contemnendos esse ru-
sticos, quantumvis paucos, contendebat, dubiam esse belli aleam, et saepe
a contempto hoste cruentam edi pugnam. Haec prudens viri aetate pro-
vecti oratio, iuvenibus a timore proficisci visa, quos inter Joannes Ochsen-
steinius : Hasenbergi, inquit, satis jam apparet te non agnomen solum, sed
et cor leporis habere, sat nobis contra hos paucos semiermes virium est
Inde ad principem se vertens: hunc inquit rusticorum manipulum, hodie
tibi ad vesperam, ut volueris, vel assum vel clixum exhibebimus. Hoc dicto,
equos suis quisque famulis tradunt, et propter loci naturam, equiti minus
idoneam, pedites in hostem ire pergunt, famulos adstare spectatores jubent,
et rusticis fugam inituris, effugii vias intercludere. Neque Helvetii pugne
moram faciunt, magnis utrique anirais concurrunt. Nobiles egregie se primo
conflictu gercre, hostium ad sexaginta, antequam quisquam eorum vulne-
ratus esset, dcijcerc. Mox vero pugna gravescente Helvetiis acriter se de-
fcndcntibus, cum diutius teneret pugna, sub pondere armorum depressi,
aestu et lassitudine defectis viribus, cedere paulatim hosti expedito, etla-
boribus assucto, coacti sunt, multique passim cecidere, inter quos nonnulli
ctiam absque vulncre inventi sunt. Principem ipsum, sunt qui asserant, a
suis monitum, uti ex tuto loco pugnam spectaret, id facere noluisse, alii
viso suorum pcriculo equo disiliisse, suamque cum reliquis fortunam con-
iunxissc, necjue tot vin)s egregios deserere voluisse prodidere. Id vero
3Q5
constat, strenue inter primos pugnantem esse occisum. Inclinata nobilium
acie, multi ex famulis fugere, desertis heris. Ita victoria penes Helvetios
fuit, occisorum praecipui nominis, catalogum, ex variis manuscriptis col-
lectum, ex amicorum auctoritate, inserere volui. (Folgen 195 Namen.)
Numerantur et Burgundi sedecim, quorum sex erant equestri dig-
nitate, reliqui nobiles. Praetores item Rhinfeldensis et Neoburgicus, cum
binis uterque commilitonibus. Caesi cum iis dicuntur duo hominum millia;
ex Helvetiis ducenti. Incidit haec pugna in septimum Id. Julii. Principis
corjius una cum optimatibus Campi regii monasterii tumulatum est.
S. von Birken, der Herausgeber von J. J. Fugger*s Spiegel der Ehren des Erzhauses
Oesterreich (Nürnberg 1668) hat fol. 368 f. den Bericht von Rhoo wörtlich übersetzt
und dazu den Bericht von Crusius über Leopolds Tod angefügt. — Rhoo, Bibliothekar
des Erzherzogs Ferdinand von Oesterreich, ist -j- 1590. Sein Weik gab Conrad Dietz
von Weidenbach heraus.
X73. Annales Novesienses,
Script. 1592.
I376(!). Sub haec tempora Helvetica foedera. coepere et gencrosissi-
mus dux Austriae Lupoldus, ab Helvetiis victus occubuit.
Martenc et Durand: Amplissima coUectio IV, 593.
174. Bernhart Hertzog, Hanau-Liechtenbergischer Amtmann
zu Wördt, Chronicon Alsatiae, Edelsasser Cronik.
Strassburg, 1592, fol.; V. Buch fol. 57.
Dieser Johann (von Ochsenstein) ist hernach Thumprobst vnd Land-
vogt im Elsassworden, wurde anno 1386 vnder Keyser Friederichs Bruders
Son, Hertzog Lupoiden von Oesterreich, neben andern Graffen, Herrn
vnd vom adel, durch die von Lucem, Vri, Schwitz vnd Vnderwalden, vor
Sempach erschlagen, die in dem Kloster Königsfelden begraben ligen,
deren Rüstung vnd Panern so hochermelter Hertzog Lupoldt von Oester-
reich, sampt desselbigen Rhäten, inn der Sempacher Schlacht gebraucht
worden, neben einer verzeichnus etlicher Graffen, Herrn, Ritter vnd
vom Adel Wappen, deren Namen von Sebastiano Münstero vnd andern
Historienschreibem gemelt, so in gedachter Schlacht mit dem Hertzogen
vmbkommen, vnd zum theil auch in dem Closter Königsfelden ordenlich
vnd mit fleiss verzeichnet, auch zuut)r in offnem truck sein, hab ich auch
hiebei setzen wollen.
(Hierauf folgt der Auszug aus Münster, doch mit einigen Fehlem,
z. B. zogen gegen des Hertzogen Volck in einen streit [statt strich], das
der Reisig Zeug sie nicht bc^chcdigen möchte . . .)
Liehenau, Schlacht boi Sempach. 20
n
306
Alda noch die begräbnus. Es wurden genommen die Fänlin vnd
Paner Tyrol, Salm, Ochsenstein, Habspurg, Thierstein, Hasenburg vnd
andere, von grösserer Niderlag der Ritterschaffl in einer Schlacht, würt
nit wol von solcher zeit an gefunden, deren Namen, zunamen vnd Wappen,
so viel man zusamen pringen mögen, seind hiebei verzeichnet :
Abcontrafeyung
der Rüstung vnd panem so Keyser Friedrichs Bruders Sohn Hertzog
Leüpolt von Oesterrcich, sampt desselbigen Käthen, in der Sempachcr
Schlacht Anno 1389 (sie!) gebraucht. Neben einer Verzeichnus etlicher
Graffen, Herren, Ritter, vnd vom Adell Wappen, deren Namen von
Sebastiano Munstero vnd andern Historiscliriebern gemeldet vnd inn
gedachter schlacht mit dem Hertzogen vmbkommen sindt.
(Folgt das Bild Leopolds, Ochsenstein und Hochberg, der Pannerem,
und ']'] Wappen.)
175. Liber vitae CoUegii Beronensis novus.
Fol. 689 — 719. — 1592.
Nomina et insignia, quotquot inveniri potuerunt interemptorum in
memorabili illa pugna ante oppidum Sempach, VH. Nonas Julii die D.
Cyrillo sacro anno post Christum natum MCCCLXXXVI.
In quo proelio Leopold us huius nominis secundus Dux Austriae victus
et cum sua nobilitate ad internecionem prostratus est, inter occisos a parte
Austriacorum, praeter praedictum Ducem, reperti sunt Comites octo, Ba-
rones centum viginti, milites sive equites aurati quadringenti praeter mi-
lites gregarios etc.
Praedicti ducis corpus cum triginta praecipuis ex suis in monasterium
Campi Regii, vulgo Küngsfelden, translatum, ac ibidem honorifice sepul-
tum est. Caeteri autem in loco pugnae, ubi nunc sacellum erectum est,
humati sunt. Victoria mansit penes quatuor Cantones antiquiores, Lucerna,
Uri, Schwytz et Underwalden, quorum numero fuere 1600, ex quibus in
proelio perierunt et 122 et qui etiam ibidem sepulti sunt.
Ecclesia Beronensis celebrat Anniversarium Illustrissimi et Serenis-
simi Domini Leopoldi, Ducis Austriae, et omnium interemptorum ante
oppidum Sempach, ut patet ex libro Anniversariorum ad octavam diem
Julii, ubi notandum : Anno 1575 in pleno capitulo decretum esse, hoc anni-
versarium solemnissime a canonicis in almutiis esse celebrandum.
Praeterea A" 1592 ex senatus consulto Lucernensi cautum est, ut
Collegium Beronense tam ex Canonicis quam ex Capellanis, singulis annis
in die anniversarii, qui semper est die lunae post festum S. Cyrilli, aliquos
mittat ad Sacellum et locum pugnae, ut praedictum anniversarium solem-
nius celebretur.
\
307
Im Verzeichniss der erschlagenen Eidgenossen erscheint fol.719 «Er-
nestus Winckelrieder, qui arrepto longarum hastarum manipulo, hostium
cuneos penetravit, et aciem alioquin ordinatissimam confregit».
Die dem Liber vitae beigefügten Wappen sind von Meister Hans Jakob Krüsi,
Maler zu Münster, gemalt. Das Verzeichniss der gefallenen Oesterreicher — ohne sy-
stematische Ordnung angelegt — weist 294 Namen und schliesst mit den Worten : Ex
Arrow praetor cum 14 aliis; Ex Basilea minore 8, Ex Rheinfelden 6, ex Neuwenburg
ad Rhenum praetor cum 3 aliis. Eigen sind diesem Verzeichniss nur wenige Namen,
z. B. Werner de Lerow, Labarifcr de Lenzburg, N. Täschlin ex S. Urbano in Argowia.
Dieses Verzeichniss findet sich auch als Anhang zu der 1692 von Josef an der All-
raend, Leutpriester von Hegglingen, verfertigten Copie von Diepold Schillings Chronik.
HandschriA des histor. Vereins der V Orte in Luzern.
176. Felix Oggenfuss von Zürich: Verzeichniss der Bürger-
meister von Zürich.
1594-
Hierin findet sich eine kurze Erwähnung der Schlacht bei Sempach.
Handschrift in Simmler's Sammlung auf der Stadtbibliothek in Zürich.
177. Chronica Annalium,
coUigiert durch Johannem Schnyder, Burger vnd Schulmeister zu Lucern 1595,
fol. 193, Mss. im Besitze von Dr. Th. v. Liebenau.
1386 do geschach der blutig stryt zu Sempach in Lucemer gepiet
zwüschen Hertzog Ltipolden von Osterich vnd den vier waldstetten Lu-
cem, Vri, Schwitz, Vnderwalden, die den hertzogen selbst und der sinen
by 2COO alda erschlagen, deren gsin vom Adel 676 vnd vnder den selben
363 krönter helmen, vnd verlorend die Eidtgnossen nit mer dann 200 man.
178. Schwäbische Chronik von Martin Crusius
vom Jahre 1595.
(Aus dem Lateinischen übersetzt von Joh. Jakob Moser, 1733, I, 961 — 962.)
Der Bericht beginnt mit einem Auszuge aus Felix Malleolus über
die Predigt des Minoriten in Zürich (Moser übersetzt «Türckheim»).
Dann fährt er fort: «Leopold beklagte sich, dass ihm die Schlösser und
Thäler von den Schweitzern weggenommen, und denjenigen, welche von
ihm flohen, Aufenthalt gegeben würde. Die Schweitzer hingegen ant-
worteten, sie hätten einen Bund mit selbigen Schlössern und Thälerri,
und von Königen und Kaysern Erlaubniss, die flüchtigen Bürger auf-
zunehmen, weil ihnen von den Herzoglichen Land-Vögten viel Unrecht
geschehe. Weil nun die Schweitzer in dem ohnweit der Stadt Lucern,
(da die beede Flüsse Urs und Emme zwischen hin fliessen) am Sempacher
See gelegenen Stüdtlcin Sempach, welches in vorigen Zeiten von Ocster-
3oS
reich an die Sihweiz abgefallen, ihre Besetzung halten, so zog Leopold
den y. Juli mit einem grossen Heer wider dieses Stitdtlein aus, um die
alldasige Besatzung zu unterdrücken. Als aber die Wald-Stadte, Lucem,
Uri, Schweilz und Unterwaiden dieses Dessein Leüp()ldi innen wurden,
zogen auch sie zur Defension dieses Studtleins aus, und lagerten sich an
einem bequemen und sichern Ort, wo ihnen die feindliche Cavallerie
nicht schaden konnte. Feindlicher Seits war man so vermessen und trotz^,
dass der Adel zu dem HerUog sagle: Gelobet sey Gotl, dass er diese
Bauren in unsere Hände gegeben, da,ss wir sie züchtigen können etc.-
(Folgt der Dialog zwischen Hasenburg und Ochsenstein.)
- Alsbald stiegen alle Edelleutc und andere Vornehme samt dem
Hertzog selbst von ihren Pferden, Hessen selbige durch ihre Bedicnie
halten, griffen den Feind hertzhafll und tapfer an, und erlegten gleich
anfänglich gegen 60 Schweitzer, eh und denn ein einiger vom Adel um-
gekommen. Dessen ungeachtet hielten sich die Bauren sehr standhafit,
und wichen auf keinerley Weise zurück. Die Edelleutc hingegen (wor-
unter auch einige Schwaben waren), wurden durch die allzugrosse Sonnen-
Hitze, und allzuvielc Slrappazen, wie auch durch die Last der Waffen
dergestallen abgemattet, dass sie anfiengen zu weichen, und sich wieder-
um zu ihren Pferden begeben wollten. Weilen aber ihre ungetreue Be-
diente auf den selbigen allhercit entritten, so lidten sie eine erbärmliche
Niederlage, und wurden ihrer nicht wenig gefangen. Doch kamen auch
Schweitzerischer Seits gegen 2cx) um. Die Gelegenheit zu diesem Sieg
war einer von Unterwaiden, Namens Winckelriet, welcher sich und sein
Leben vor die gemeine Frejheit aufgeopffert, und nachdem er zuvor dieses
sein Vorhaben seinen Hauptleüten entdecket, mit dem Begehren, (wann
ich mich recht erinnere), dass nach seinem Tod seine Frau und Kinder
von den Siegern ernllhret werden sollten, gantz hertzhaflt unter die Feinde
hinein gedrungen, ihre Lantzen mit beeden Armen gefasst, und sie also
gehindert. Worauf zwar er selbst, weil alsdann alles auf ihn allein loss-
stürmte, mit vielen Wunden erstochen worden; die Schweitzer aber in-
zwischeTi die Gelegenheit ergriffen, den Adel in eine Desordre gebracht,
und also einen herrlichen Sieg erhalten. ^Fulgt die Inschrift in Königs-
felden : Diss ist die alt Contrafactur Herren Leupold von Oesterreicb, der
zu Sempach mit dieser seiner Ritterschafft erschlagen ward: AUFF dem
seinen, VON den seinen, MIT den seinen, und VMB das sein: auf
St, Cyrillen Tag, im dreyzehen hundersten und sechs und achtzigsten
Jahr..
Crusius theilt ausser den Namen der in Königsfelden begrabenen
Oesterreicher noch jene der Schwaben mit; «Summa 676 Edelleüte, wor-
unter ,1,^0 Vornehmere waren, welche gekrünte Helme filhrelen. Mehr
309
gemeldter Hertzog Leopold ist biss daher durch die Krafft des Balsams
gantz und unversehrt erhalten, und ehedessen jedermann gezeiget worden.
Als aber einige seinen Leib oder vielmehr seine Aschen durch den An-
griff Versehrten, verwahrte man ihn mit einem grossen Stein. Die Baar,
worauf er und andere gebracht wurden, war ziemlich lang, und mit seinem
Blut besprützt, so noch daran zu sehen. »
Dann folgt aus Frater Felix Fabri die Erzählung über die Ermordung
des Herzogs durch einen «kropffigten Schweizer», der in Bern später
«durch eine erschröcklicheTodes-Straffe büssen müssen; folgenden Jahres
seye an demjenigen Ort, wo dieses Fürsten-Blut vergossen worden, an
einem langen Stengel eine grosse und schöne Blume einer Lilien gleich
hervor gewachsen.»^)
*) Als sonstige Quellen führt Cnisius an : Münster, Stumpf, Simler und Lazius.
179. Johann Conrad Mecker von Balgheim: Chronicka.
^579« — Constanz, fol. 340.
Im 1386 Jahr Christi den neundten Tag Julii, ist Herzog Alberti dess
lahmen Sohn, mit vilen stattlichen Personen von Fürsten, Graffen, Frey-
herren, Rittern vnd Burgern, vor Sempach, in einer Schlacht mit den
Schweytzern gehalten, vmbkommen, sein Leib gehn Königsfelden geführt
und daselbst begraben worden.
x8o. Beschreibung dess Tödtlichen Kriegs vnd blutigen Streits
zu Sempach.
Ouch von Vrsach desselben vnnd Erstlichen von Herkommen
vnnd Geschlecht Ertzhertzog Leopolds . . . wie derseltaige mit
Villen Herren, Rittern vnnd Knechten von den vier Wald-
stetten vohr Sempach erschlagen vnnd zu Küngsfelden be-
graben \A^orden. Auss alten glaubwürdigen Historien vnd
Jahrzythbüchern mit flyss zusammen gezogen sampt etlichen
derselben schilt vnd helmen.
(Manuscript der Stacltbibliothek Zürich, Leu 94, Haller's Bibliothek V, Nr. 135.)
Diese mit Wappen und Bildern gezierte, illustrirte Ausgabe von
Heinrich Bullingers Werk enthält in ihrem ersten Theile nur wenige
Aenderungen des Bullinger'schen Textes ; so wird die Zahl des öster-
reichischen Heeres verdoppelt (8000 statt 4000 Mann) ; dann wird das
Verzeichniss der Gefallenen, das Bullinger dem Jahrzeitbuche von Königs-
felden entnommen hatte, beseitigt. Hierauf beginnt ein selbständiges
Werk : die Beschreibung der Gruft von Königsfelden und die Abbildung
der Wappen der Erschlagenen.
3IO
Dieser 2. Theil der Schrift wurde von zahlreichen Wappenmalem
des 16. und 17. Jahrhunderts copirt. Es lassen sich hier 3 Darstellungs-
arten unterscheiden. Diejenige, die nur die Wappen mittheilt (Schnitt
von Basel), diejenige, wo die Ritter au/ den Schilden knien und endlich
jene, wo die Ritter nförn den Schilden knien (Cysat, Müller).
Dieses Wappenbuch, das man einem Hans Jörg Müller von Zürich
zuschreibt, gehörte 1628 der Familie Zoller von Zürich. Eis bringt 212
Namen und Wappen der Erschlagenen. Diesem Buche wurden ver-
schiedene Zusätze einverleibt, so die «treuwhertzige Vermanung an ein
lobliche Eidtgnossschaft » aus dem 17. Jahrhundert und der Auszug aus
dem Jahrzeitbuch von Uster (von Leu).
Die Wappen sind hier noch frei von spätem willkürlichen Bei-
malungen von Ritterbundsinsignien.
Irrig wurde von neuer Hand in diesem Manuscript als Verfasser Hans Jost Schiflf-
mann genannt und das Werk mit dem bei Hallcr, Bibliothek H, Nr. 1859 verzeichneten
Buche verwechselt.
x8i. Pontus Heuterus: De Habspurgicorum atque Austria-
corum Principum origine ac successione. Deducta ab
anno Christi 4x7 ad usque eiusdem annum 1599.
Leopoldus Archiducis Alberti filius tertius dictus Probus, feliciter
contra Venetos gesto hello, dum ingentes vir bellicosus et acer e tota
Germania copias, auxiliis etiam Caesaris Caroli quarti adiutus(!), contra
defectores ac rebelles Helvetios ducit, inexploratos montium aufractus,
angustasque fauces ingressus, undique ab Helvetiis conclusus, cum Omni-
bus fere copiis, multisque viris nobilibus nomen suum secutis, haud procul
Sempacho to. Junii anno 1386 interficitur. . .
Ponti Heuten, Delfii Praepositi Amhemensis opera Historica. Austriaca. Lovanü
1643, fol. 14. — Hcuter, geboren 1535, j 1602.
182. Kurtze Verzeichnuss uss einem uralten Document
dess hertzog Leopoltz von Österrich sampt desen anzal er-
sc)ilagenen graffen, herrn und adel wie zu Sempach be-
schehen, mit namen vermeldt, und würt naehvolgendes mit
sampt der ataconterfetung im rechten original gefunden.
.1610, 7. Februar.
Diese Arbeit bildet ein Folio-Heft von 14 Blättern, welches Haller in der Bibliothek
der Schwoi/er. (iesch. TV, Nr. 531 unter dem Titel Chronicon anonymum Tigurinum
aus der Sininder'schen Sammlung in Zürich (jct/.t .Stadtbibliothek) anführt. Cod.I, Nr. 54.
Die Abbildungen fehlen. Die Arbeit beginnt mit der Stiftungs-
geschichte von Krmigsfcldcn, dem Tode Albrechts, Erinnerung an Her-
3"
zog Leopolds Niederlage zu Morgarten, und endet mit dem Verzeichniss
der bei Sempach Gefallenen. Am Schlüsse steht : Hie endet sich so vil
ich uss dem uralten Document abzuschriben gefunden hab, adi 7. Fe-
bruar 16 10.
Die ganze Arbeit ist also eine Combination des Werkes von Bullinger
und des bekannten Wappenbuches aus dem 1 6. Jahrhundert. Nach diesem
Buche betrug die Zahl der bei Sempach kämpfenden Eidgenossen 1300
Mann, von welchen 1 1 6 umgekommen sind.
Im Verzeichniss der gefallenen Oesterreicher wird zuweilen auf
Etterlin verwiesen. Ueber einzelne Ritter, deren 219 aufgeführt werden,
sind historisch-genealogische Nachrichten beigefügt, so über die Klingen,
Eschenz etc.
183. Matthias Burgklechner, beider Rechten Doctor, öster-
reichischer Regimentsrath, Tyrolischer Adler.
1608.
Als Er (Herzog Leopold) nun mit dem Krieg in Italien Vil Zeit Vn-
cüsten, Mie vnd Arbait obgehortermassen zuepracht, haben Entzwischen
seine Landt Vogt, Räthe vnd Beambten, so Er in Schweizer-Landt ge-
habt, grose Gefahr vnd vnruehr ausstehen müesen, damit aber diserStrith
zu kainen offnen Khrieg Erwachse, ist solcher im Jar Christi 1374 in der
Güete hingelegt, vnnd zwischen den Partheycn (ausserhalb deren von
Schweiz, so nit darein vcrwilligen wolten) auf zw(")lf Jahr lanng ain An-
stant gemacht, aber schlechtlich gehalten worden. Dann die von Lu-
zeeren haben in Werendten anstaatt zu aussganng des 1382*"**" Jahrs
(1386) an der Vnschuldigen-Kindlen-Tag das Schlosß vnd Statt Rotten-
burg vberfallen \Tid Eingenomben, zu der zeith als Herman von Grienen-
berg. Österreichischer Landtuogt daselbsten, sambt der Gmain bei dem
Gottsdienst in der Pfarrkhirchen, so ausserhalb der Statt gelegen, gewösen
ist. Zu dem haben Sie auch die Österreichische Statt Sempach, vnd
anndere orth mer, in Iren Schuz angenomben, Inen Burger-Recht göben,
vnd im Ergau den Österreichischen Vnterthonen mit Schwertt vnd Brantt
grosen Schaden zuegefiegt.
Nach solchen haben auch die (österreichischen nit gefeirt, dann Syie
auch zu Eingang des Jahrs Christi 1386 die Statt Reichensee, so diser
Zeith dern von Luzeren gewösen, mit Gewalt Eingenomben, Im Ersten
Einfall bei zwayhundert Persohnen Erschlagen, hernach die Statt zu
Äschen verprennt, vnd das übrige Volkh darinnen von Mann Weib vnd
Khindern ainss Thaills, anders Thaills ohne alle gnad in dem dabcj ge-
legen Baldegger See Getrieben vnd darinnen Ertrenckht haben. Gleich
^12
darauf haben in dem Monnath Jänuärj den Aydtgenossen abgesagt, An-
fangs von wr)ögcn des hochlöblichen Hauss Österreich, die Gefierssteten
Orafen von Wirtenberg, dann mit Inen zween Grafen, Söx Freyherren,
vnd Zwaiundfünfftzig Namhaffte vnd Rittermessige von Adel. Dise alle
y herschickten Inen vier Absag- Brief, in Jedem Ain Rott mit Namen ver-
zaichnet. Die 3 Brief waren Datiert den andern Februäry auf Liechtmössen,
der viert aber auf Montag vor Valentini.
Alss nun vil ansr>chenliche Pcrsohnen Insonderheit aber die Reichs
Statt des Grosen Pundt in Schwaben vnd am Rhein-Stromb wargenomben
den ausgang diser Hanndlung, haben Sie sich Slarckh bemiehet ob Sye
solchen Streitt hinl'lgen, vertragen vnd auf ewig vergleichen möchten. Es
hat aber Kainem Thaill annemblich oder verfenckhlich sein wollen, auch
Änderst nicht erlangen Kinnen, Als ainen blosen Anstant, von St. Martini-
Tag biss Pfingsten. Sobaldt solcher auss war, zugendt die Eidtgenossen
denen von Luzeren zu hilf, fir das Stättlin Wolhusen nit weit von Luzem
im Aargau gelegen, so Österreichisch war. Dises Eroberten vnd Namben
Sie ain, Sambt dem Schlosß daselbsten, verbrennen auch gar nache das
ganze Aargau. Drauff absagen abcrmallen denen Aydtgenossen, überob-
beraeldte Pcrsohnen, zween Marggraffen vnnd firstcn von Hochburg, vnd
mit Inen vier ansckhenliche Grafen, Neinzüchen freyherren, vnd Ain-
hundert Neinzikhen Rittermessige vom adl, darunter auch vile Ritter
waren. Die alle übcrschickhen 18 absag brief, darinnen jeden ain Rott
mit Nctmcn verzaichnet was. Deren Brief werden zr>chen auf Sanct Jo-
hannes Tag den 24. Junj, Zwen am Ziusstag nach Johannis, Vier am
Mitwoch hernach, vnd Zwen auf Petry vnd Pauly aussganngen vnd über-
antwortt.
Auf solch Ernstliches finiemben ziehen die Vier Waldt-Stätt, Luzeren,
Vri, Schweiz vndt Vndtcrwalden mit Sechtzöhenhundert Mannen in die
Statt Zirich, bleiben dasclbss 14 Tag mit Verwartten. wo der hertzog sampt
dem Adl den Angritf thuen wollen. Beinöbens haben Sie auch ainen zue-
satz in das Stnttle Sem])ach gelegt. Entgögen hat offt- vnd hochgedachter
herzog Leopoldt ain grose Anzahl Volckhs in dem Elsass, Hegaue vnd
Tyrol angent)mbcn, darmit in das Ergaue kommen, des Willens fir Sem-
j)ach zuziehen.
Da nun solches die Aydtgenossen vernomben, Sye alsspald wieder
auss der Statt Zirich gezochen vnnd bitten die Ziricher, Sie sollen Ihre
Statt Selbsten bewahren, Sie W(")lten auf Sempach zueziehen; so auch mit
solchem Ern»<t alsspaldt beschöchcn, dass Sie gleichsamb zu aincr stundt
mit dem Herzogen darfir khomben sein. Alss nun baide Thail einander
Ersachen, machen Sic Ir Ordnung, vnnd thailt der herzog sein Volckh.
Graf Fridrich von Zollern. der Sc hwarz genant, vnd Herr Hans von Ober
313
Kilch werden Haubt-Leüth über das Fuess-Volkh, vnd Herr Reinhart
Wächinger, vndter Landt Vogt, der Schizen haubtman.
Darauf halt der herzog ainen Kriegs-Raht, vnd fragt, wass hierinnen
fürzunemben sein möchte. Darauf haben die vom Adl in Gemain, als
welche zum Strit gar Beging waren, dahin geschlossen, man solle dise
Paum alsspald mit Gwalt angreifen, die Erschlagen, vnd solche guete
Glegenhait nit auss henden lassen, man soll auch nit auf merere hilff
warten, dann Sye allain dise haillose Pauren zu Tott schlagen oder ver-
jagen wollen. Gott hab Ihnen Sie in die Hende göben, so seien Sie wol
gerüsstet. Entgegen die Pauren alle Nackhent Leüth, so haben Sie auch
dem Perg (sie) in Vorthaill. Darumben wollen Sye von denen Pferd ten
abstehen, mit Gwalt an Sie lauffen vnd Ire dienner mit denen Pfertten
auf ainer seiten dem fuesszug, zu der anderen, vnd die Schizen auf das
drite orth Stollen, halten vnd wartten lassen, damit nur der Pauren Kainer
entrinen möge.
Da sye nun vil dergleichen Roden sich vememben Hessen, Ist ain
alter betagter Kriegsobrister mit Namen Johannes von Hasenburg, ain
freyherr herfir khomben, die mit Wortten gestrafft, vnd vermelt, wie das
die frechait selten ainen guetten Ausgang gcwünne. Mann soll die Schwei-
zerischen Pauren, ob Ir gleich woll wenig, nit verachten, dann von ver-
achten Feindten mann oft geschlagen werde, so solle mann auch in acht
nemben die Gelegenheit des orths, alda man den Feindt angreiffen wölte,
wie zu gleich auch die grose hiz der hundtstägen, vnd das Sie alle Schwäre
Risstung tragen ; ohne vnsern Merckhlichen Schaden, spricht Er, werden
Wür Sie nit schlagen. Er vermainte, man solle Eillent schickhen nach
herm Hannsen von Bonstetten, der zu Prugg lag, mit ainem Mörcklichen
Volckh, so der herzog annemben lassen in dem Ergau, Thurgau, Sunt-
gau, Brissgau, Elsass, Schwaben, Khiburg, Raperssweil vnd Bassl.
Disse sein threuhertzige Vermahnung wirt verachtet, verschimpft,
vnnd dergestallt aussgelegt, alss ob solche von ainem Clain-Müethigen
Herzen vnnd verzagten Cremüeth hergeflossen, wie dann herr Johannes
von Ochsenstein, Thuemb- Probst zu Strassburg, Ihme dise Andtwortt
göben: Brueder Hasenpurger, ietz Sicht man, wie dein herz vnd Nümen
fein zu samben stimben, Tragt billich aines Hasen Namen. Wür aber
fürchten vnss vor disen Wöhrlosen Pauren nit. Vndt gleich darauf Spricht
er zu hertzog Leopoldt, dises händ voll Pauren wollen Wür dir heut Ge-
soten oder Gepraten Bringen, wie Es dir gef ■)llig sein wird.
Nach dissem ziechen Sie samben tlich wider den Feindt vnd weillen
Sie gesechen, das der Feindt zu Fuess, auch das orth daselben also be-
schaffen, das man die Rosß nit wol brauchen mögen, sein Sie dauon ab-
gestanden, solche Iren diennern hin umb gelassen, vnd bcfolchen Sye
314
s<iilcn allain zuesfichen, wie Sie die Pauren liernemben wollen vn<\ fleissig
aclitung göbeii, das die PasC gespürt bleiben, damit tler Feind nil auss
nder durchreisße.
Darauf zieehen Sie zu baiden tailen Slarkh zusamben. Die vom Adl
haben sich bei dem Ersten Angriff so Ritterlich verhalten, dass Sie alss-
pald 60 Paurn Erschlagen haben, ehe das Ir ainer verwandt worden.
Alss aber die Schlacht lang geweret, die hitz gross vnd der PasC gar
eng gewösscn, scint Sie allgemach dem feindt gewichen, in dem Schweren
Harnisch mied worden, vniid Iren diennem, smi die Rosß gehalten, imb
hilf zuegeschricen : in dem gewinnen die Aydtgenossen den dnikh, Er-
schlagen deren von Adl gar vil, dan Sie gar Machtlosß und zerstrevt
worden.
Alss solchs der Schwarz Graff von Zollem, herr Hannss von Ober-
Kilch vnd der Wjlchinger, so des Fuess Vtilcklis Haubt-Leulh waren,
Ersachen, da gaben Sie die Flurhl vnd lassen den Herzog samt dem Adl
in groser Noth.
Darauff haben die Pauren, als welche geringe Claidler angehabt
vnd nach der hiz \Tid arbeit wenig gefragt weil Sye derselben wol ge-
wohnt waren, gar auf den Österreichischen häufen Gesözt, vnd In ge-
schlagen. Herziig Leopold ist von den Seinen Threülich gewarnt wor-
den, dass Er sich auf ain Sichers nrlh verfiegen vnd der Schlacht allain
zucsiichen solle. Er aber hat sich von seinem Volckh durchauss nit be-
giiben, sonder bei Inen Ritterlich Sterben nder überwunden wollen, so
auch geschi'ichen. Dann als Er mit seiner handt sich Tapfer gewöhrt vnd
gestriten, hat er Liitstlich pleiben vnd seinen Geist in werendem Streit
aufgüben möessen. Die andern sein Thails Erschlagen worden, Etliche
im See ertrunckhen, Thaills mit der Flucht sich salviert vnd Etliche in
Harnisch Todt verbliben, ohne Straich oder Wunden, sonder altein der
grosen Hitz halber.
Nach solcher Nidcrlaag, darinen Kainer Gefencklich angenomben,
siinder alle, so beträten worden, haben Toth verbleiben müessen, sein
die Schweüzer zuegefahren, haben auf den Raub sich begöben, vnd in
dreyen Tagen niemand Frembden zu Ihnen gelassen. Hemach aber ist
allem »'nd Jedemiennigclich zuegclassen \iid bewilligt worden, die ploseii
Cörper zu begraben.
Darauf wird Herzog Leopuldt \nd bei Sechzig der vomembsteii
herren zusamben Getragen, daruon bej vierzig mit Herzog zu Khünigs-
felden begraben, die Andern aber in Ihre vndlerschidliche Begröbnuscn
gefierth worden. Die Andern, so auf der Wahlstatt gebliben, hat man
zusamben in ain Grueben dasclbslcn geworffen, die beschitel, vnd her-
nach darauf ain Capellen gepaut.
315
Auf diesen Schlachtbericht gibt die Handschrift:
1 . Die Urkunde des Pfarrers Ludwig Kääs von Sempach vom Jahre 1 5 1 6.
2. Die Grabschrift des Herzogs Leopold.
3. Die Angabe über die Bildnisse der bei Sempach gefallenen Ritter,
welche im Chor zu Königsfelden gemacht wurden mit der Angabe,
diese Bildnisse seien Anno 1597 renovirt worden.
4. Der Bericht über eine alte Holztafel zu Königsfelden, welche ein
Bild der Schlacht soll gegeben haben.
5. Ein Citat aus des Wolfgang Lazius lib. H histor. Austr. (Vgl. S. 242).
6. Bericht, wohin die Leibwaffen des Herzogs Leopold gebracht wurden.
7. Eine Strophe auf die Schlacht von Sempach und eine auf den öster-
reichischen L(")wen (aus Königsfelden stammend).
8. Aufzählung der von den Eidgenossen eroberten Panner.
9. Verzeichniss der Gefallenen.
Die Namen der Vornembsten Persohnen, so in discr Schlachte
Vmbkhomben, hab Ich auss allten Schrifften, vnd Büecheren, nachuol-
gendermassen zusambcn zogen.
Neben hochgedachten hertzog Leopoldt von Österreich verbleiben
todt auf der Waldstatt: ^)
Herr von Grunenberg, freyherr.
- Vlrich vnd Egloff von End,
freyherrn.
- Schweikhart von Gundel-
fingen.
- Theobald, Peter, Wcrlc vnd
Walter von Märspurg, frey-
herrn.
Graff Meinhardt von Mimpelgardt.
Graf Donatus von Dockhenburg.
Graffjohannes vonSchwartzenburg.
Herr Hannss vnnd Vlrich von
Hasenburg freyherrn.
- Berchtolt Gradner von Graz,
freyherr.
- Hagen von Röttlen, freyherr.
Dann die Ritter vnd Paner Herren,
Herr Martin Maltnerer von Frey- Herr Vlrich von der hochen Sax.
bürg Ritter, ward auff dem - Albrecht von Rechberg.
Hertzog erschlagen. - Wilhelm von End.
- Otto Truckhsciss V. Waltburg. - Wcrnhardt vnd Hannss von
- Peter Urburger (sie) fiert den Isenhaimb.
Paner von Österreich.
Item so seind ab der Ei seh Erschlagen ivordien,
Herr Friedrich von Eschenloch. Hainrich von Petterwangcn.
Friedrich Tarant. Mohr von Kappen bcrg.
Francz von Castelnöt (sie). Der Starckh von Grimenstain.
Hannss Schnalinjrer.
*) Wir lassen die in Liste Nr. 102 verzeichneten Namen aus.
3'^
Item so bleiben aus dem Ergau.
Herr Herman von Kinigstain.
- Wernhart Schenckh vonPren-
gartten.
- Hartman vnd sein Brueder
Virich von Butickhen.
- Herman von Aschenz mit z wen
seinen Söhnen H an mann vnd
Heinzmann.
Herr Heinrich, Rutschmann, Fried-
rich, Gunter vnd Friedrich,
alle von Reinach.
Hennsslin vnd Basswill (sie).
Dann so komben vmb auss dem Elsass.
Herr Peter, Dietrich vnd Heinrich
von Razmannsshausen.
- Hermann, Hanmann vnd
Graft die Waldner.
Glawi Waldner, ein Bastart.
Herr Peter, Heinrich, Diepolt vnd
Walter von Andlau.
- Cuenz Star von Appenstain.
Hannss von Wezelsshaimb.
Burger von Berckhairab.
Hannss Bemhart graf von Sultz.
Hannss von Hagenegg.
Hannss, Ruedolff \Tid Burckhardt
von Laubgassen.
Higli vnd Fridrich Kletter.
Herr Walter von Nüffern.
- Guenz von Milhaimb.
- Adelberg von Berenfälss.
- Wilhalm von Rotterbach.
Herr Hainrich Stockher von Prun-
traut.
Stuckhi von Waldtkhilch.
Herr Leonhardt von Lichtenfölss.
Hannss von Hagau.
Herr Burkhardt von Huss.
Hannss vnd Bemhart von Pader.
Herr Burkhardt von Massmünster.
- Bemherr von Flachsslandt
- Hammann von Wytenhaim.
- Niclaus von Puebenhaim.
- Gonrad Tyring von Eptingen
auch Peter vnd Walther seine
herren Söhn.
- Göz von Baden.
- Hörmann zu Weghauss.
Wilhelm von Rietpach.
Ruedolf von Münstrol.
Peter von Posswil.
So seindt von Bassel vnd daselbst vmbgesessne vom Adl erschlagen ivorden.
Herr Lütterli vnnd Albrecht von Walter Mayer von Weiern vnd sein
Bernfälss. diener.
- Ruedolph Huruss von HermannAeger(??) vonBerghaimb.
Schenau. Frantz vnd Ulrich von Tögenfölss.
So sc int von Freüburg aus dem Breissgau todt verbliben.
Herr Hummel von Kapfcnbach. Herr Gonrad Schaz.
- Egloff Küchlj. - Egloff von Stuelingen.
- Hainzmann vnd Herr Oss- - Conrad vnd Peter von Holz-
waldt zu Wiger. haim.
- Hermann Weyer vnd zwen - Thoman Leutfrid.
seiner Söhn. Hama Rotter.
317
Herr Burckhart Gessler.
Zwen Sdmeuwlein.
Herr Johannes vnd Henmann von
Wissweiler.
- Conrad Schaz.
Hain rieh Bachlj.
Toma Berenlapp.
Conrad Starckhmaister.
Lenssfridt Schusser.
Peter von Passehaimb.
Conrad von Lochenhaimb.
Hainrich von Feldthaim.
Herr Toma Schidcrloo.
Conrad von Wageschin.
Litolt von Wil.
Hagenauer.
Cuentz Bruz.
Dann von Schaffhaussen,
Gerhardt vnd Rochart v.Nellenburg
Hainrich Lutfarer.
Item von Reinfelden Vogt Genz selb achtend.
Aus der Ciain Statt Basse/ 8 Mann.
Der Schultheiss von Aarou selb 14.
Der Schultheiss von Zoffingen selb 14,
Der Schultheiss von Nürnberg (Neuenburg) selb 3.
Wernlj von Leyr, Pannermaister, selb 7.
Von Arhurg ain Mann.
So seint von dem Schwäbischen Adl vmbkhomben,
Herr Egloff von Embss der Türist Aberlj von Medingen.
ritter.
- Ruedolff von Wähingen.
Frantz von Lichtenfölss.
Herr Conradt von Stain.
Hainrich von Erzingen.
Hammann von Brandegg.
Der Lächler von Villingen.
Hartmann von Stain.
Hofmann von Bibrach, des fiersten
Kuchenmaister.
Heintz Gasser von Winterthur, des
fiersten Hofschneider.
Item ess ward auch erschlagen : Frickh von Brandiss, des Abbtes
Sohn auss der Reichenau, war der Erst Mann so \Tnbkhomben. Hat vill
herlicher Sachen offtermalls beganngen vnnd denen Aydtsgenosscn mer
übertrangs gethan dan Kain anderer. Insonderheit aber denen von Lu-
zeren, denen er Etlich vnder Ihrer Statt Thor Erstochen gehabt.
Item des Wiertembergers diener Hanss von Brandegg. Hermann
von Signau.
Item es waren verlohm: Viertzöchen herren auss Burgundt, deren
jeder 3 Knecht vnd ain Knaben bei sich gehabt, aber khainer dauon
khomben war.
Hernach uolgen die, so von den Aydtgenoßßen der vier Waldstetten
vmbkhomen vnd von den österreichischen erschlagen worden, aber biss
dato, souil mier bewüsst, niemahlen in Drugkh aussganngen scindt.
(Fulgen 18 Namen aus Luzern, meist im Tvro! er- Dialekt, einzelne
Namen verschrieben, worunter nur bemerken swerth »Heinrich Spaur
vom Lant Pertigau >. Von Uri 38 Mann, von Schwvz und Undenralden
zusammen 40 Mann, an deren Spitze «Arnold am Wert von Winckhiried,
Conrad im Schleig, Ulrich Petzhart, Ulrkh Schriber und Hans Vögell
Neben dissem sein zu bayden Thavllen noch vil mehr Persohnen
vmbkhumben, deren nämen vmbckant gewösen. Also das sich die Zahl
der gekröhntcn Helmen allain so hcmider lagen, auffdie virhundert sich
vetloffen, vnd seint auff der •"•sterreichischen Seiten vber zwaitaussendl,
bei den Schweizern aber nit mer als bei zwaihundett Pcrscihnen tfxlt
vcrbliben.
Handschrift im Ferdinandeum in Innsbrack. Hier nach dem Kxemplar dts Harn
Rillcrs August von Miller von Aichhob in Wien, vormals Eigenlhum des Grafen Pub
/u WnlkcnsIcin-TrostburE, nach RÜtimT Milthciluni; vnn Heim F. X. Wülwr, Script™
dcrk. k. Hofbibhcilhek in Wien.
184. Ludwig Birchcr: Chronica ecclesia Bcronensis.
1611 — lÜJI).
Vix jam inccndio restituta el instaurata Ecciesia iiostra, cum statim
subsccuta est mcmurabilis illa pugna in Scmpach, in qua Duce Leopoldo
cum nobilitate iiiterfecto Helvetii victoria potiti sunt. In quam pugnam
cum prepüsitus cliam suos müites contra Helvetios misisset. tndignati ipsi
Helvetii concremaverunt Ecclesiam totumque pagum Beronensem, ul
patet ex Bulla Clemeutis septinii antipapae, in qua aperte insinuatur, quod
inlcrfectores Leopoldi concremaverint villam et ecclesiam Beronensem,
quam ecclesiam indicant littere fuisse insignis et sumpluosissime structure.
Diese Arbeit bildet gewissermassen die Einleitung zu dem von Bircher beorbeileten
I,ilicr ViUe.
Handschrift im BcsiUe von Dr. Th. von Licbenau. — Ueber Birdier's lilerari.
sehe Thatigkeit vgl. M. Ri&tweg : (ieschichte des Coli egiatsli fies Beroniünster. I.uzern,
18B1. 335.
185. Nicolai Henelii ab Henneofeld Annales Silesiae.
Fuit et alio nomine infaustusbicannus( 1380) famiüs'
mcmorabilem nempe coiiftictum ad Sempachium, in quo Helvetii Leo-
poldum in. Auslriacum Friderici imperatoris avum cum multa nobililate
interfccerunt.
Siimnicriibern: Scriplores rcrum Silcsiacariim 1730, 1, 301.
319
i86. Nicol. Belli: Politicarum dissertationum de statu Im-
periorilm, Regnorum, Principatuum et Rerumpublicarum,
Tomi IV. Francofurti 1615, 4'% fol. 612.
Populäres Helvetiorum Status ab arrogantia quidem et libidine Pre-
fectorum originem habuerunt; sed incremen ta maxima sequuta sunt vic-
toriam Sempachiam, circiter annum I357(!) quibus teraporibus optimatcs
ac nobiles fusi et prostrati, popularibus cesserunt.
187. Johann Guler von Weineck: Raetia.
Zürich 1616, fol. S. 152, b.
Im MCCCLXXXVI. jähr, führt Hertzog Leupold der III. von
Oesterreich ein schwären krieg wider die Eydgnossen, in welchem etlich
Retier ihme beystand thaten. Wie es aber vor Sempach an ein träffen
gieng, ward der Hertzog selbs, nach mannlichem gefecht, erschlagen, vnd
mit ihm viel Herren vnd viel vom Adel: vnter welchen auch waren
Retisches härkommens fünff vnd dreyssig Vinstgöuwer, als Liechten-
steiner, Greiffensteiner, Schlandersberger vnd andere: item Virich vnd
Egolff von hohen Embs, vnd einer von Landeck auss dem Ihnthal : vnter
andern zeichen ward auch das Tyrolisch fendlin verlooren.
Es war discs ein so nammhafflte denckwürdige niderlag, der gleichen
vor oder nach diser zeit keine andere gewesen. Geschach alles wegen
dess vbermuts vnnd sehr grossen hochfahrt dess Adels : der den feind,
seiner geringen anzahl vnd vbel bewaapnete halben, verachtet: welches
in keinen kriegen niemalen gut that. Dann das Glück ist sinnwel vnd der
sieg in allen schlachten vngewüss.
Ueber den Autor vgl, G. Leonhardi: Ritter J. Guler. Bern, 1863.
188. Beschreibung des tödtlichen Kriegs vnd blutigen Streits
zu Sempach,
auch von Vrsach desselben : Vnd erstlichen vom herkommen vnd Ge-
schlecht Ertzhertzog Leupolden des dritten zu Oesterreich, wie derselbige
mit vielen Herren, Rittern vnn Knechten, von den vier Waldstätten hoch-
loblicher EydtgnossschafÜt, durch Ritterliche Gegenwehr, vor Sempach
erschlagen, vnd zu Königsfelden begraben worden.
Auss alten glaubwürdigen Historiis, vnd Jahrzeit Büchern, mit fleiss
zusammen gezogen, durch Jacob Langhans Notarium, der zeit Schreiber
der Herrschafft Wattenweyl, im Landtgericht Sefftingen.
Concordia parvae res crescunt ; discordia vero maximae dilabuntur.
Getruckt zu Basel, durch Johann Jacob Geneth, Acad. Typogr. Anno
M.DC.XIX.
Von dieser Schrift, die ohne das Vor>vort und den Anhang (Trew hertzige Ver-
320
mahnung) 56 paginirtc Seiten zahlt, gibt es 2 Ausgaben. Die eine, die Haller V, Nt. 133
eine < elende Schmiererey » nennt *), ist den Landleuten von Saanen gewidmet, die andere
dem Abt « Hulderico und gantzem Convent des Würdigen Gottshauses zu S. Vrban »
und * Herrn Ludwig Bürher, Probst vnd Capitel der alten loblichen StifiTt Münster im
Argöw * ! Die Widmimg ist datirt vom « 2. Januarii, Anno 16 19» und lobt diese als
* sonderbare liebhaber aller freyen Künsten und Historien *. Der grösste Theil der
Schrift ist nichts weiter als ein unverschämtes, durch zahlreiche Druckfehler entstelltes
Plagiat ; nicht einmal die Capitelüberschriften von BuUingers Arbeit hat Langhans
geändert. Erst Seite 43 erlaubt sich Langhans eine Kürzung bei der Stelle aus dem
Jahrzeitbuch von Königsfelden ; dann ändert Langhans den Schlusssatz. Die zwei
letzten Seiten füllt eine . Trewhertzige Vennahnung an eine lobliche Eydlgnoßschafft ■
von J. J. G., die anhebt :
O du mein liebe Eydtgnoßschafft,
Die durch besondre Gottes Kraflft
Bisshar mit grosser Lustbarkeit
Florierst in Fried vnd Einigkeit . . .
In seiner Unverschämtheit ging L;mghans noch so weit, 1641 auf ähnliche Weise
auch den ersten Theil von BiiÜingers Schrift als sein Werk herauszugeben. Dieses
erschien unter dem Titel: ^ Genealogie und Herkommen der Grafen von Habsburg . . .
mit kurzem Begriff', wonmib Ktinig Albrecht, Graf zu Habspurg, von Herzc^ Johann
zu Windisch erstochen worden, und von Stifftung des Klosters Königsfelden^. 4*». 48S.
Haller H, Nr. 1903.
*) Dieses Urtheil gehörte eher zu Nr. 1945 und 1903 in Hallers Band H, wo ganz
unrichtig bei der Schrift des I^nghans * von Auff- und Abgang der Hertzogen zu Zä-
ringen » (Bern 1642) bemerkt ist : «n Diese Schrift ist von Wort zu Wort von BuUingers
ungednickter Arbeit abgeschrieben ; es gehört also der Verfasser mit allem Recht unter
die Classe der groben gelehrten Diebe. »
189. Warhafftige beschrybung der grossen mannlichen und
ritterlichen Schlacht ... zu Sempach.
Diese 1621 von Ludwig von Wyl, des Raths zu Luzern, 1621 copirte Arbeit
BuUingers über den Sempacherkrieg bildet den Anhang zu einer Abschrift von Diebold
Schillings Beschreibung der Burgimderkriege ; von Wyl zierte die Handschrift (M. 212
der Stadtbibliothek Luzern, fol. 328 — 358) mit einigen Bildern. Blatt 331, b stellt
den Brand der Städte Meienbcrg und Richensee dar; Blatt 333, b die Belagerung von
Wolhusen; Blatt 335 den Brand von Pfäffikon. Auf Blatt 336 sehen wir Herzog
Leopolds Ritt von Brugg nach Sempach. Blatt 336, b stellt die Belagerung von Sem-
pach dar. Auf Blatt 337, b sind die Pannerherm der vier Waldstätte in der Tradit
des 17. Jahrhunderts dargestellt.
Blatt 358, b — 364, b füllt das Lied Halbsuters, von dem es heisst: He! er wass
ein bidrer Mann !
igo. Annales oder Historische Chronick
der durchieüchtigisten Fürsten vnd Herren, Ertzhertzogen
zu Oester reich, Habsspurg Ischen Stannmens . . . erstlich durch
Gerardum de Roo . . . zusamm getragen, vnnd nachmals auff
vnkosten Herrn Conrad Dietzen von Weidenberg . . . auch
von jhme auss Lateinischer in vnser Teütsche Sprach vber-
setzt, jetzo von neweni durchsehen, vnnd in Druck gegeben.
Augspurg, 162 1, Fol.
(fol. 124). Wie nun die zeit dess anstandts für über, \Tind sich die von
Liu crn mit jhr vnd jhrer Mitverwandten Kriegsvolck gefast gemacht,
321
haben sie das Städtl Wolhausen sampt dem Schloss eingenommen, vnnd
als sie auch Kopffenberg erobert, treiben sie den von Torberg von dan-
nen hinweg, stecken durch das gantze Ergew, Flecken vnd Dörffer mit
brandt an. Es beruffen auch die von Zürich, weil sie zu nechst an deren
von Oesterreich Landt gestossen, von jhren Bundtsverwandten Städten
eintausent sechshundert Kriegsknecht zu sich, besetzen das Städtl Sem-
pach, vnnd geben fleissig acht, wo dess Feinds vorhaben auss wolle.
Vnder diesem zeucht Hertzog Leopold mit den seinigen eylends aufF
Sempach, vnd will die belägerung, ehe dann denen von Zürich hilff zu
käme, angreiffen ; die zu Zürich waren, als sie seinen weg aussgespächt,
nemen auch die Wehr zur hand, vnd ziehen daselbst hin, vnd hette sich
schier geschickt, dass gleich zu einer zeit beede Partheyen an (fol. 125)
eim ort zusammen gestossen hettcn. Als nun der Ertzhertzog dess Feinds
Kriegsschar, deren Er sich zwar nit versehen, gewar worden, erforscht
Er der seinen rath. Da sagen die vom Adel, die mehrernthails dess
Kriegs begierig waren, also : Hie hat vns Gott dise Bauren recht zu züch-
tigen in die Hand geben, darumben wir der sach w^ol war nemmen
müssen, es ist vns kein Ehr, die weil vnser so vil gewehrter seyen, dass
wir mehrer hilff erwarten. Vnnd als sie sich eines solchen für vnnd für
vermesslich rühmbten, strafft einer vnder jhnen, mit namen Johann von
Hasenburg, seiner Mitgesellen freuentlichen rath, vnd dass sie jhren
kräfften zu vil zugaben, sagend, es wären die Bauren, wie wenig auch
deren seyen, nicht gar zu uerachten, der Krieg sey zweiffenlich, vnd
werde offl von einem schlechten Feind anzusehen, eine blutige Schlacht
begangen. (Am Rande: der von Hasenburg Freyherrn Wappen.)
Dieses Manns fürsichtige red, so auss seinem alter vnnd verstand
hergeflossen, hat dise Junge Gesellen gedunckt, als käme sie von forcht
her, darunder einer Johann von Ochsenstain genandt, saget : Mein von
Hasenburg, Es ist wol schein, dass du nit allein den Zunamen, sondern
auch ein Hasenhertz hast, wir weren disen wenigen, da vnser nur halb
so vil, starck gnug. Damach wendt Er sich gegen den Fürsten vnd sagt,
dises häufflin Bauren wollen wir dir heut abends, wie du wilt, gebraten
oder gesoten vberantworten.
Nach dem Er nun diss gesprochen, geben sie die Ross jhren Knechten
an die hand, vnd weil der ort zum Reiten vngelegen, tretten sie zu Fuess
gegen dem Feindt, vnd befehlen den Knechten, dass sie zuschawen, vnd
wann die Bauren fliehen wolten, jhnen den weg verschliessen solten. Die
Schweitzer brauchten mit der Schlacht auch keinen verzug, vnnd lauffen
beederseits behertzt zusammen, die vom Adel hielten sich in dem ersten
Treffen ritterlich, vnd eriegtcn der Feinden biss in die sechtzig, dass nit
einer vnder jhnen Wund worden, bald aber als die Schlacht stärcker an-
Lithenau, Schlacht bei Sempach. 21
322
gehen, die SchweiUer sich keines wegs ergeben, vnd der Streit langer
wehren wollte, sind sie vnder dem Last der Waffen erlegen, \'nn weil sie
wegen der Hitz vnd müde je iiit mehr möchten, haben sie alsbald den
Feind, der wo! gerüst v-nd der Arbeit gewohnt gewesen, das Veld räumen
müssen, deren seind jhrer vil hin vnd wider gefallen, daninder man et-
lichen keine Wunden angesehen.
Man sagt, der Fürst sey selbs von den seinigen ermahnt worden
dass Er an einem sichern ort der Schlacht zuschawen solle. Er habe
aber nit thun wollen. Andere melden, d;i Er die gefahr der seinigen ge-
sehen, sey Er von dem Ross gesprungen, vnd hat sein Leben neben
andern auch Ritterlich gewagt, vnd so vi! dapffere Mflnner nit verlassen
wollen. Diss aber ist offenbar, dass Er \nder den ersten, nach dem Er
männlich gestritten, erschlagen worden.
Wie sich der Sieg von denen vom Adel gewendt, seind auss jhren
Knechten vil davon geflohen, iTid haben jhre Herrn verlassen. Also ist
den Schweitzern die überhand gebiiben. Ich hab aber das Register deren,
so auss den fürtrefflichen Geschlecht vmbkommen, wie ich solches auss
manclierley handgeschriboen Büchern zusammen gelesen, jhrer Freünd-
schafll zu ehren, auch hierein setzen wollen. Deren waren ausser dess
Fürsten dise.
(Fol. 126 — 151 folgen je (1 Wappen, fol. 152 4 Wappen in Holz-
schnitten von 7 cm. Höhe und 5 cm. Breite mit Inschriften; einzelne
Schilde sind leer.)
191. Canicularcs Jacobi Andree Baronis de Brandis : Beschrei-
bung aller vnd jeder Landshaubtleüte etc. von Tyrol.
Diese Handschrift, Nr. 864 in der Collectio Dijiai'liana in Innsbruck,
enthalt u. a. die Urkunde Über die Lilie auf dem Schlachtfeld von Sem-
pach und das Verzeichniss der gefallenen Tvroler, worunter:
Herr Peter von Scilla ndersbcrg. Herr Egioff von Embs, Ritlfr.
Conrad z
- Friedrich von Greiflenslein.
Heinrich von Esclienioh.
- Hiltprand von Weissenbach.
- Nidaus von BoLsch, Ritter.
- Christoph Bolsch von ßotzeii.
- Lory, Sohn, des jungem stein.
Herrn Küchenmeister.
Item so füret Herr Peter von Arberg (so auch ein Tyroler war) das
Panuer von Ocsterreich, vnd Heinrich Kai, Ritter, das Panner von Tvrol.
Friedrich Tarant.
Franz von Castelnöf
Hans Schmilling.
Heinrich von Bottirangen.
Mor von Kappenberg.
Der Stakh von Grimmen-
3^3
192. Nikiaus Holdermeyer von Luzern: CoUectanea Helvetica.
Manuscript Nr. 20 der Stadtbibliothek Luzern.
Dieser Sammelband enthält folgende Materialien zur Geschichte des
Sempacherkrieges :
1. Fol. I — IV, VII. Abbildungen der habsburg-österreichischen Gruft
und der Glasgemälde in Königsfelden, copirt aus Rennward Cysats
Wappenbuch 1624.
2. Fol. IV. Bilder und Wappen der österreichischen Ritter, die bei
Sempach erschlagen wurden. Die meisten Ritterbilder wurden bei
Seite gelassen, dagegen die Wappen mit der Feder nachgezeichnet
und die Blasonirung notirt.
3. IV b — V e. Wappen österreichischer Ritter aus Gerhardus de Rho.
4. Fol. I — lob; 2"] — 36. «Ein grundt und eigentlicher Bericht des
tödtlichen Sempacherkriegs . . auch woher das Kloster Königsfelden
syn vrsprung habe, von Nüwem beschriben Anno 1594-» — Eine
Copie des Werkes von H. Bullinger, jedoch mit einzelnen Hin-
weisen auf venÄ'andte Arbeiten, z. B. bezüglich der Blutrache auf
die «Sonnenbergische Chronik» fol. 75 — 82, sowie auf Liber vitae
Beronens. Ecclesiae. Die Copie Bullingers hatte der Autor 1626
von Rathsherr Ludwig von Wyl erhalten.
5. Fol. C. — IV; fol. II — 24. Cysats Buch: Warhaffte und wunder-
würdige Histori des nambhaften Strytt vnd herlichisten Sigs . . . vor
Sempach — von 1580. Vide sub Nr. 2.
Daneben finden sich die Abweichungen in Bezug auf die Wappen
notirt, die im Liber vitae von Münster gemalt sind ; ebenso die ab-
weichenden Namen der Ritter.
6. Fol. 26 — 28. Auszüge aus dem Liber vitae von Münster; Abbil-
dungen der Panner und Wappen, die bei Cysat fehlen oder anders
gemalt sind.
Auch einzelne Wappen der Eidgenossen sind hineingezeichnet.
7. Fol. 36 b. Verzeichniss der erschlagenen Oesterreicher, die nur
Roo und Münster erwähnen.
Holdermeycr ist 1633, 11. April, gestorben.
193. Jodoc Kraft von Lucern: Compendium Chronicorum.
1628.
Reproduction von J. Schnyders Chronica Annalium (oben Nr. 177); die Zahl der
gekrönten Helme wird auf 363 erhöht.
Handschrift der Kantonsbibliothek Luzern, Fol. 218b.
194. Verzeichnuss der lobwürdigen Geschichten und Feld-
schlachten, so die Eydtgenossen gethan, sammt ihren
Reisszügen» usserhalb der Eydtgnosschafft.
Diese Handschrift Nr. 19 der Stadtbibliothek Luzern ist nach F. v. Balthassar's
Vermuthung die 1622 gefertigte Abschrift einer von Stadtpfarrer Johann Hüriimann
in Luzern (1562 — 1577) verfertigten Arbeit; der Abschnitt aber über Sem pach, der
Blatt 86 — 103 b einnimmt, ist in Wirklichkeit nur eine Copie des oft citirten Werk»
vcm Heinrich Bullinger. Vgl. oben Nr. 152, 162, 164, 170.
X95. Johann Jakob Grasser: Schweizerisch Heldenbuch.
1628.
Fast wörtlich Reproduction des Artikels Winkelried aus Pantaleons deutscher
Nation Helden, 1568 und 1578. Vgl. oben Nr. 148 und 151.
196. Wolfgang Kilian in Augsburg: des allerdurchleuchtigsten
Haus Österreichs Herzogen
1629.
Kurze Erwähnung der Schlacht mit Hinweis auf die Chronik des Albert Müller,
Ritter und Vogt zu Zürich.
197. Michel Stettier von Bern (1580 — 1642): Zeitbuch.
Dasselbe enthalt ausser der Schlachtbeschreibung die Sage von der
Rettung Heramanns von Rynach.
P'üsslin: Schweizer. Museum IV, II. Heft. S. 801 (1788).
198. Jacob Langhans, Notarius Publicus Bernensis:
Von Auff- und Abgang der Hertzogen zu Zä ringen, auch
der Hertzogen zu Oesterreich.
1642.
Erwähnung der Schlacht zu Sempach pag. 40, 51, 60, ohne Belang. Die Original-
handschrift von 1640 findet sich in Donaueschingen. Vgl. Barrack : Handschriften der
f. fürstenbcrg. Bibliothek S. 427 — 428. Ueber Langhans, der in die «Classe der groben
gelehrten Diebe ^ gehört, vgl. Hallers Bibliothek II, Nr. 1945 "• ^9^3- Oben S. 319 — 320.
199. Samlung Historischer Notizen aus dem Bügerbuch von
Luzern von Rathsherr Ludwig Meyer.
Wan die Schlacht zue Sempach geschähen seige.
Anno domini Miii^Mxxxvj, Montag nach Volrici, den 9. tag heüw-
nionats ist bcschnhen die Schlacht hcy dem Stettli Sempach, zwüschent
uns von Lucern und unser zuesamen geschwornen auss den Lenderen
325
allein, eins, Sodan wylandt hertzog Lüppoldcn zue Oesterreich, welcher
mit seinem zeug, Margraffen, Graffen, freyherren, Ritteren vnd Kriegs-
knächten ist erschlagen worden.
Austriacos acies galeati syrmata pavi
Umbrant, et Martern cassis aperta vocat.
Candida purpereo volitant insignia lyrabo,
In nova rostratus proelia sultat eques.
Scilicet Helveticas gens non experta secures,
Rustica ridendos credidit arma jocos.
At collata novus Sylvanae gentis Achilles,
Unus in obstantes cum tulit arma globos.
Austria cum cecidit summo de culmine Troia,
Condidit unde suos Hclveta sparsa domos.
Hinc etiam galeas scutis gentibus infert,
Nata quod e primis plurima cassis erat.
Und w^ir habendt einen ehrlichen Sig erlanget, das sich beschint bey
den fendlinen bey den baarfüessen öffentlich aufgehenkt.
Die burger wöllendt und handt geordnet, dass diser tag ewig gefyret
werdt, zu Ehren unsers Herren Jesu Christi und der heiligen Jungfrau
Marie, dass auch aussgetheilt werde ein Allmuesen, jedem Menschen ein
brot, biss auf die Summ X guldi.
Landvogt Ludwig Meyer (geb. 1589, gestorben 1663, 23. Mai) übersetzte die la-
teinischen Notizen des Bürgerbuches (vgl. oben S. loi) und fiigte zu den Schlachtbe-
richten kleinere oder grössere lateinische Gedichte hinzu.
Handschrift bei Herrn Oberst Walther amRhyn in Luzern.
200. Franciscus Haffner: Der Klein Solothurner Allgemeine
Schaw-Platz.
Solothum 1666, I, 362 f.
1386, den 9. Julii Erzeigt sich das Glück den Eydtgnossen zwar an-
fangs etwas abhold, aber bald daraufFsehr günstig : dann nachdem Hertzc^g
Leopold von Oesterreich ihm fürgenommen hatte, nit allein die Eydt-
gnossische Besatzung mit Gewalt in Sempach auffzuheben, sondern auch
die verbündete vier Waldstält, Lucem, Vry, Schweitz, Vnderwalden mit
Fewr vnd Schwordt äusserst zu verfolgen, haben die Eydtgnossen sich
gleichfahls in guter Postur zur Gegenwehr wol verfasst gehalten. Nun
kam es dissmal zu einem sehr blutigen vnd namhafften Treffen : der Adel
lag in dem ersten Angriff ob, die Eydtgnossen vnden, das behertziget den
dapffcm Winckelried von Vnderwalden so sehr, dass er sich selbst zu
einem Opffer für das Vatterland auffwarff, mit dem Armb vil Spiess er-
griffe, den Adel, so zu Fuss in schwerer Rüstung stritte, zertrennet, vnd
326
durch sein Todt den Weeg zu völliger Victory baanet, darzu halff auch
der frisch Hauffen Volck, von Bern vnd Solothum, so den ermühdeten
Eydtgnossen vn verhofft zukommen ist, davon di? History vngleich redet ;
das lass jch aber anstehen, vnd befrewe mich mit den jetzt sighafften
Waldstätten, welche allein mit Verlurst 200 der jhrigen, durch Gottes
augenscheinlichen Beystand, dess Feinds grosse Macht gedemütiget \Tid
bestritten haben : Ich finde so wol in geschribenen als getruckten Ge-
schieht- vnd Zeitbüchem, dass Hertzog Leopold selbs in Persohn, vnd
mit jhme zugleich über 350 Herrenstands, 676 Ritter vnd Adenliche
Persohn en, neben 2000 gemeinen Knechten Todt auff der Wallstatt ge-
bliben etc.
Im IL Band S. 140 kömmt Haffner nochmals auf die Schlacht zu
sprechen :
An. 1 386 den 6. Julii, Haben sich die von Solothum und Bern an
der Sempacher-Schlacht ritterlich gehalten, und hernacher den Sempacher
Brieff mit andern Eydtgnossen helffen auffrichten . . . Die zwey Fändlin
vnd Volck, von welchen die Scribenten melden, dass sie in allem Treffen
vnvcrsehens daher kommen, seynd eben die 2 Fändlein oder Panner von
Bern vnd Solothum gewesen, welche den 4 Waldstätten in der höchsten
Noth dess Kampffs zu Hilff kommen, dass die Victory erhalten worden ;
darum jrren vnn Verstössen sich Johann Stumpff von Zürich, Peterman
Etterlin von Lucern vnd andere Chronisten gar mächtig, welche vermeint,
dise vnversehene Hilff oder Hauffen weren eben diejenigen, so vor dem
angriff sich verschossen, einen Abtritt genommen, oder aus der belagerten
Statt Zürich daher komen : Deren thalben wird mein Opinion desto mehr
auss zwo Vrsachen bekräfftiget, i. weilen vnlaugbar ist, dass beyde Statt
Bern und Solothum eben vor dem Streit ein schöne anzahl Volcks in
Zürich gehabt, vnd von den fünff Orthen schrifftlich vmb Hilff ersucht
worden. 2. Dass Bern vnd Solothurn hernacher die Eydtgnossischc
Kriegs- Ordnung, genandt der Sempacher Brieff, haben auffsetzen helffen.
201. Sempacher Schlacht, so ist beschähen im Jahr 1386.
Grundtliche und wahrhafte verzeichnuss aller namen und
geschläeht, so vil man kundtlich und wüssen mag, deren so
an dlsem ^vunderlhätigen und mannhaften streith zue beiden
Bits gebliben oder umkommen.
(Copie in ZurLaubens Stemmatographia Helvetica X, fol. 303 ff in Aaraii.)
Zuerst kommen die Namen der Eidtgenossen, wovon 28 aus Luzem,
darunter Heinrich Hartraann, Jost Haas, Anton von Mättiwyl und Tho-
man (jrebel, 35 von Uri, 32 von Schwyz, 12 von Obwalden, 13 von Nid-
327
walden, darunter « Arnold t Winckelriedt, diser zertrant dem adel sein
Ordnung und macht den Seinigen ein gassen zum inbruch».
Das Verzeichniss der Oesteireicher eröffnen 128 Etschländer, hievon
sind aber nicht namentlich erwähnt 82 Ritter und Knechte, welche Herr
Hans von Huseneck gebracht hatte, und 41 aus dem Gefolge Ulrichs von
Kronberg, dann folgen die Elsässer und Strassburger. Graf Hans von
Fürstenberg verlor 30 Mann. Daran reihen sich die Leute aus Sundgau
und Breisgau. «Sunst sollen us disen orthen aller herren, ritter und knächt
in die 700 gebliben sin. » Die Basler sind genau notirt. Die Allgäuer und
die Leute aus «dem schwäbischen Kreis» befehligte Graf Rudolf von
Hohen-Zollern. Otto Truchsess von Waldburg fiel mit 45 Mann; Otto
der Bariser mit 40, Jörg von Wernauw, genannt der Kuchemeister, mit
28 Mann. Aus Schw^aben fielen auch 100 Unbekannte. Aus Wirtenberg,
Hegau und Franken werden 8 Mann genannt. Dann folgen die Aar-
gauer, meist bekannte Namen, doch darunter auch Nikiaus und Hemann
von Signau, Graf Peter von Arberg, Graf Rudolf von Neuen Falkenstein,
Graf Hans von Alten Falkenstein und Freiherr Hans von Neu-Bechburg,
Graf im Aargau. Eine anderwärts nicht vorkommende Gruppe bilden
die Herrn von Zürich und aus dem Thurgau, worunter die Herren Heinrich
und Walther von Klingen. Zu den Herren von Neuenburg am See gehört
der Herr von «Famarin, Heinrich von Stockheim, genannt der Koli zu
Bruntrut, Wolf und Dietrich von Bremgarten ^. Markgraf Otto von Baden
und Hochberg fiel mit i70o(?) Mann. «Us Burgund sind umkommen 3
grafen von Salms und mit ihnen zu 3<30 herren, Ritter und knechten. Us
Schottland 9 fürneme herren samt anderm volck. » Aus Schaffhausen und
vom Schwarzwald 200 Mann, wovon 16 aus Schaffhausen mit Namen
aufgeführt werden. 13 Mann aus Zofingen sind namentlich erwähnt; die
14 Aarauer sind nicht bekannt. Der Schultheiss von Lentzburg hiess
«Wemi von Leien»; den Schul theissen von Mellingen weiss der Autor
nicht zu nennen, ebenso wenig denjenigen von Neuenburg und Rhein-
felden. Ferner sollen Leute gefallen sein aus den Städten Breisach,
Rapperswyl, Sursee, Seckingen, Waldshut, Lauffenburg, Baden, Brem-
garten, Kaiserstuhl, Tann im Elsass, Diessenhofen, Frauenfeld, Winter-
thur und Utznach. Gesammtverlurst der Oesterreicher 13CO von Adel,
darunter 350 gekrönte Helme, 28 Grafen, 46 Freiherren, 2 Fürsten.
Dieses Verzeichniss bildete den Anhang zu einem 1662 — 1673 gemalten Wappen-
buche, das 1684 Jost Wilhelm Schumacher in Luzern bcsass.
328
202. Copie von Diebold Schillings Luzemer-Chronik
mit dem einlässlichsten Verzeichniss der bei Sempach er-
schlagenen Oesterreicher.
Diese Handschrift vom Jahre 1 701, gegenwärtig im Besitze von Herrn
Oberrichter Georg Bossard in Luzern, führt 393 Erschlagene mit Namen
auf. Bei Einzelnen finden sich historische und genealogische Notizen,
z. B. «Wernli von Leraw führt das Panner von Lenzburg».
«Uss Burgimd seind ob 250 Mann umkommen, deren Namen un-
bewusst.»
203. Jahrgeschichten des Grafen Wilhelm Werner
von Zimmern
von 1557.
Anno domini 1386 ward erschlagen auf den 7 tag Julii illustris do-
minus Leopoldus dux Austriae.,
Mone: Quellensammlung zur badischen Landesgeschichte II, 134. Die Nachricht
stammt wahrscheinlich aus dem Nekrolog von St. Georgen oder Alpirsbach.
204. Ein Handbuch,
darinn kurtz vergriffen sind alle die gschichten, so sich ver-
louffen hand, von anfang der Statt Zürich biss vff Keyser
Carolum den fünften, vssgezogen vss einer gloubwyrdigen
Chronik, so von einem eersamen Burger von Zürich ge-
schriben ist im Jar 1811.
Ramend also uff den 9. tag Höimonats gen Sempach. Do lag der
Fürst in fryem fäld mit 4000 wollgerüstcr mannen. Und als sy einandeni
sichtig wurdend, ermant der Hertzog die sinen, das sy mannlich wärind.
Die Eidtgnossen battend gott, das er inen den sig verlyhe. Do gschach
ein herte schlacht und ward erschlagen Hertzog Lüpolt mit sampt 350
bekrönter Helmen on die andern Edellüt, die do umbkamend.
Die Copie, Handschrift der Bibliothek der ökonomischen Gesellschaft in Freiburg
D, 379, stammt aus dem Jahre 1580. Blatt 74 — 78 handeln vom Sempacherkrieg.
Gütige Mittheilung von Herrn Staatsarchivar Josef Schneuwly in Freiburg.
^•^^^
B. Jahrzeitbüeher und Nekrologien,
I. Aeltestes Jahrzeitbuch der Pfarrkirche Aarau.
II. Non. Julii. (6. Juli.) Anniversarium illustrissimi principis ac domini
ducis Liupoldi de Austria ceterorumque dominorum militum armigero-
rum atque honestorum hominum secum occisorum in bello Sempach.
anno domini MCCCLXXXVI** crastino Kiliani quorum anime requie-
scant in sancta pace.
Jahrzeitenbuch von Aarau Nr. i, fol. 48, im Stadtarchiv Aarau. (Pcrgam.) Argovia
VI, 420.
2. Zweitältestes Jahrzeitbuch der Pfarrkirche Aarau.
VII. Idus Julii. Cirilli episcopi et martiris. (9. Juli.)
Anno MCCCLXXXVI illustrissimus princeps Liupoldus dux Austrie
cum nobilium magno numero, militibus armigeris quibusdam etiam huius
opidi civibus prope opidum Sempach bello occubuit. Requiescant in pace.
Jahrzeitenbuch von Aarau Nr. 2, pag. 52. Stadtarchiv Aarau. 1504 geschrieben
(Pergam.) Rauchenstein: Winkelrieds That 6.
3. Drittes Jahrzeitbuch der Pfarrkirche Aarau.
IL Non. Julii. Octava apostolorum Petri et Pauli.
Anno Domini MCCCLXXXVI crastino Kiliani anniversariura re-
verendissimi in Christo et illustrissimi principis ac domini ducis Lipoldi
de Austrija ceterorumque dominorum militum armigerorum atque hone-
storum hominum (heu!) occisiorum (!) secum manentiumin bello Sempach
quorum anime requiescunt in pace.
Jahrzeitenbuch Aarau Nr. 3, fol. 96. Stadtarchiv Aarau. 15. Jahrh. (Papier.)
330
4- Jahrzeitbuch des Frauenklosters in Aarau.
VII. Id. Julii. (g. Juü.) Her Roman von Küngstein hett hie dem con-
vent gesetzt durch siner sei heil i iß denar geltz jerlichs, gangint ab dem
hus, dz da ist Hans Wemlis von Küngstein, gelegen in der Statt, daz da
rürt einhalb an Recherin hus.
Jahrzeitbuch des Fraiienklostcrs in Aarau im Stadtarchiv in Aarau. XV. Jahr-
hundert.
5. Jahrzeitbuch Altdorf.
1480, Suntag nach vnsers herren fronlichnamstag.
Beschluss von Landammann, Rath und Landleuten von Uri betreffend
Feier der Schlachtjahrzeiten von Morgarten, Laupen, Sempach, Bellenz,
an der Letzi, Zürich am Silfeld, Ragatz, Basel, Castilione, Elicurt, Granse,
Murten, Nanse, Imis und Livinen am 10,000 Ritter Tag. Die Stelle über
Sempach lautet:
In dem jar des herren MCCClxxxvj jar, vff dem nechsten mendag
nach Sant Volrichstag, was der IX tag höuwmanetz, beschach der stritt
zu Sempach mit hertzog Lupoid von Österich, da der selb hcrtzog er-
schlagen ward mit fil graffen, Fryen, Ritter vnd knechten, so da mit jm
erschlagen wurden. Vnd verlurent da von vnserem land, nämlich : Cuon-
rat der Frouwen, Landamman vnd huoptman, Johannes Schuoler, lant-
schriber, Junker Heinrich von Mos, Junker Steffan von Silinen, Cuonrat
von Votzingen, Dietrich von Maggigen, Hainrich von Maggigen, Dietschy
sin sun, Wernher jm Albenschit, Walter jm Albenschit, Gauss Cluser,
Antoni Spilmatter, Kuoni ze Hoff, Hans ze Hoff, sin bruoder, Wernher
Moser, Hans Zwyer, Toni Grepper von Sisikon, Peter Jutz von Sisikon,
Hans Wiss, Peter Lützly von Schatorff, W^emi ob dem Weg von Isental,
Cuonrat Burgle, Cuonrat Suter von Tegerli, Toni Schötz von Flülen,
Heinrich Emi von Grünen, Cuoni jn der Gass ab Sewlisperg, Wernher
jm Acher, Jost, was Wernhers jm Acher tochterman, Werni Öyster, Heini
Bristy, Jennijm Ebnet, Peter Claus, Walter From,Jenni Reni,Jenni Brendly,
Ruodolff von Bern, Wernher Kupferschmid, Peterman Fullo, Peter Schmid
Arnold jm Werd und Ruody Kountz.
Jahrzeitbuch von Altdorf von 1518. Geschichtsfreund VI, 174.
6. Jahrzeitbuch der Kirche Arth im Kanton Schwyz
vom Jahre 1 640.
Cyrilli Episcopi et Martyris. Hoc die facta pugna et obtenta victoria
est in Sempach.
J31_
7. Jahrzeitbuch der Pfarrei Baar, Kanton Zug,
von 1544.
VIII. Idus. 9. Juli. Do man zalt MCCCLXXXVI ist geschechen
die Schlacht zu Sempach.
8. Jahrzeitbuch des Stiftes St. Leonhard in Basel.
Nota quod anno a nativitate domini 1386, 7. idus Julii, presentis folii
inscripti hujus diei quasi in meridie prope Sempach interfecti fuerunt : Illu-
strissimus princeps Lut(p)oidus dux Austrie. Comes Otto de Hachberg.
Comes Johannes de Fürstenberg. Waltherus de Geroltzecke. Martinus
Malterer miles. Götzmannus de Stouffen miles. Ulricus de Stouffen miles.
HermannusdeWiswilermiles. Oswaldus zem Wier. Henricus Kuechli.
Humboldus de Keppenbach. Johannes de Wiswiler. Henmannus Meiger.
Conradus Statz. Thomas Bemlop. Lutfridus Schüsser. Egelolfus de Stü-
lingen. Henmannus Root. Burkardus Gesseler.
Hi subscripti sunt de Brisaco,
Petrus de Bolsenheim miles. Henricus Veschli. Thomannus Seider.
Conradus Vcgesheim de Mulhusz. Conradus de Bolsenheim. Lutoldus
de Mülnheim miles.
Hi de Alsatia,
Der von Ochsenstein, prepositus Argentinensis und landvogt ze
Elsas. Waltherus von der Dicke miles. Petrus de Ratsamhusen miles.
Paulus filius suus. Henricus de Ratsamhusen miles. Dietricus de Ratsam-
husen miles. Petrus de Andelahe miles. Waltherus de Andelahe miles.
Wernherus Waffeler de Hatstat miles. Wemherus Longus de Hatstat
miles. Johannes Bemhart vom Husz. Johannes Bemhart Grat miles. Hcr-
mannus Waldener miles. Henmannus Waldener miles. Kraffto Waldener.
Johannes Rudolfus von Loubgassen. Burkardus de Masmünster miles.
Huglinus et Fridericus dicti Klett fratres. Conradus de Mülnheim. Wern-
linus de Flachsland miles. Henmannus de Wittenheim miles. Nicolaus
de Bebeinheim. Thuringus de Eptingen. Cüntzlinus de Eptingen. Petrus de
Eptingen alias im Hag. Petrus filius ejus. Waltherus de Mörsperg. Wetzc-
linus de Mörsperg. Wernlinus Nüsse de Mörsperg. Heinricus Stocker.
Hen. zem Wighusz. Götzmannus de Baden. Wilhelmus de Rotbach. Fride-
ricus de Münstrol miles. domicellus dictus Burkardus de Bolwilr. dominus
Johannes Ulrich de Haszenburg. Johannes et Walramus comites de Tier-
stein fratres. dictus Grünburger junior, dictus Hagnower. Wernlinus, Lu-
toldus et Adelbertus de Berenfels fratres milites. Wernlinus et Cüntzlinus
de Ratberg, milites. dictus Brüger de Bergheim miles. Frantz Uolrich
de Tegerfelt. Waltherus Meygcr. Waltherus Schönower alias Hurus miles.
332
Thuringus et Johannes de Hal^iler milites. Romanus de Künigstein
miles. Hen. de Eschentz miles. Hentzmannus et Hen. filii sui. Ulricus,
Rutschmannus et Fridericus de Rinach. Marquardus de Baldecke. Ul-
ricus et Hartmannus de Büttikon. Albertus de (Mülinen). Götzmannus
Müller de Thurego miles. Weniherus Schenck miles.
Subscripti fuerunt famuli domini de Wirienberg. Johannes de Brand-
ecke. Hermannus de Liechtenfels. Longus Burk. de Chungen (Ehingen !).
Henmannus de Signow; quatuor socii sui, quonim nomina non sunt no-
tata.
Diethelmus Scultetus de Scaphusa. Johannes de Swandeck miles.
Johannes de Randeck miles.
Hi fuerunt de Suevüi,
Otmanus Trugsese miles. Ulricus et Egilolfus de Emps miles. Hart-
man us de Sehen miles. Hiltprandus de Wisenbach. dominus Bruno der
(Jüsse miles. Hen. Güsse. Rutholfus de Wehingen miles. Albertus de
Rechberg miles. Hen. de Schellenberg. Conradus de Stein miles. Frantz
de Liechtenstein. Architriclinus et Magister coquinae (domini) ducis
prcscripti.
Item 13 de Brugk, quorum nomina non sunt nobis nota.
De A/tza.
Petrus de Arberg miles. Fridericus de Grifenstein miles. Wilhel. von
End. Petrus Glantzfeger (Schiandersberg!) miles. Hen. Kell miles. Nico-
laus G()schz miles. Christoforus Göschz. dictus de Tarant. Con. im Tum
miles. Johannes Snelingen. Götzmannus Kuchimeister. Fridericus de Er-
tzingen miles. Heinr. de Betwaringen, dictus Wolf de Betwaringen, dictus
der Mör von Küssenberg. Uolrich de Thierberg. Diethelmus de Muntzcen-
berg. et aliorum plurium, quorum nomina non sunt nobis nota.
Ob quorum anniversariam recordationem constituerunt domini ad
S. Leonhardum annuatim de ipsorum redditibus 15 s. denariorum censua-
lium, qui cedunt eis de domo dicto Guonach et coUiguntur in jejuniis
(juatuor tcmporum. •
Wurstisii Annalecta. Handschrift der Universitätsbibliothek in Basel p. 397.
llrstisii Rhapsodiae von 1574 — 1584. Mss. der Stadtbibliothek Bern; vgl. Hallers
Bibliothek IV, Nr. 745. — Erstere Handschrift mit Zusätzen aus verwandten Hand-
schriften herausgej^cben von Dr. Aug. Bernoulli im Anzeiger f. schweizer. Gresch. 1 882
Nr. I. Wurstisen bringt fol. 398 noch ein 1542 copirtes Verzeichniss aus einer andern
()sterreichischen Quelle.
9. Jahrzeitbuch des Frauenklosters Klingenthal in Basel.
Geschrieben 1460. Anzeiger für Schweiz. Gesch. 1882, 15.
10. Juli. Item sol man ouch began uff Septem fratrum der von Ep-
tingen, die do zu Sentbach erschlagen wurdent, Jungkher Peterman von
Eptingcn ym hag vnd J. Burkard und Junghker Hansen vnd aber J. Peter-
j
333
raanns vnd siner kinden vnd J. Cüntzlis vnd J. Thürings vnd J. Heinrichs
von Eptingen.
10. Beromünster.
S.Juli. Anno Domini 1386, VIII. Idus Julii, datur ad anniversarium
Illustrissimi principis Domini Leopoldi ducis Austrie et omnium peremp-
torum coram opido Sempaco tria frustra siliginis, et V modii spelte, et vnum
Maltrum avene de decima in Entfeld, conpertinenti Ecclesie in Sure, sie
dividendum : Canonicis qui visitationi, misse et vigilie interfuerint et ob-
tulerint, IX. quartalia siliginis et V quartalia spelte, II. mod. avene ; resi-
duum Prebendariis et Pauperibus equaliter dividendum, ita tamcn, quod
prebendarii celebrent ea die Missa pro Defunctis, et qui non celebraverint
sine rationabili causa, portio ipsorum datur Canonicis interessentibus et
offerentibus.
Jahrzeitbuch von Beromünster. XI V. Jahrhundert. Geschichtsfreund V, 125. Die
Einzeichnung im Liber vitae ecclesiae Bcronensis (oben S. 306) glauben wir hier nicht
auffuhren zu dürfen, da dieselbe durchaus einen chronikartigen Charakter tragt.
IX. Jahrzeitbuch der Kirche St. Stephan in Münster.
8. Juli. Hac die peragitur anniversarium illustrissimi principis domini
Leopoldi, ducis Austriae, et omnium peremptorum ante oppidum Sempach
die Cyrilli anno J386.
Gütige Mittheilung von Herrn Dr. Arnold Nüscheler in Zürich.
12. Jahrzeitbuch von Birmensdorf bei Baden im Aargau.
S.Juli. Dominus dux Lüpoldus fuit occisus prope Sempach et plures alii
cum eo anno domini M"ccc"lxxxvj". Intra claustrum et habebis prandium.
Handschrift des XV. Jahrhunderts.
13. Aeltestes Jahrzeitbuch von Bremgarten.
im. Id. Julii. (12. Juli.) Anno domini ^PCCC" octuagesimo sexto
übiit illustrissimus princeps et dominus Leopoldus dux Austrie, Stirye,
Kraintye{!), Camiole, Comes Tyrolensis in prelio seu bello prope Sempach
cum multis militibus, dominis armigeris et civibus pugnantibus iusto bello
pro territorio ergowe, quorum anime requiescant in pace et anniuersarium
ipsorum hoc die celebretur.
Wernherus Schenk armiger et Katherina vxor sua'obiit, qui con-
stituit III. modios tritici pauperibus . . .
VI. Id. Julii. (10. Juli.) Septem fratrum. — Dominus Rummannus
de Küngstein miles, occisus prope Sempach obiit, qui dedit huic eclesie.
Xs. den.
Handschrift aus dem Ende des 14. Jahrhunderts; Stadtarchiv in Bremgarten,
334
14- Neueres Jahrzeitbuch der Stadt Bremgarten im Aargau.
Do man zehlt von Christi geburt 1 386 Jahr, da war erschlagen der
durchleuchtigste fürst Lüppold von Östrich zu Sempach von des Ergöws
wegen mit sambt vill anderen Ritteren und Herren und Bürgeren, in-
sonderheit auch von Bremgarten der edle Ritter Schenk sambt etlich
Burgeren, so für ihren Hertzog so manlich gestritten, das sie ihre Arm
und vordere Kleider mit Bluot gesprenkt gantz roth geschienen, und das
Panner bis in die neündt Hand kummen und ritterlich errettet worden,
welches noch auf dem Rathhaus in dem Schrein aufbehalten, dessentwegen
der Stadt Bremgarten von dem Haus Ostrich diese Ehrenfarb ertheilt wor-
den, benandtlich ein wisser Mantel mit rothen Ermlen. Es geschähe dise
ernsthafte schlacht am 9. Juli in Festo S. Cirilli, wäre ein überus grosse und
unleidliche Hitz, deswegen vill Ritter und Herren in ihren Harnischen
und Helmen, wie vermuthlich, verstickt, vil mer als durch Streich und
Wunden umkumen.
Jahrzeitbuch fol. 85 a (von 1700) im Pfarrarchiv.
15. Jahrzeitbuch von Buochs in Unterwaiden.
Claus Achermann, der ze Sempach blib, Anni von Holtzen Vrau,
Claus Achermann sin sun, Grcti Würsch sin vrau, I^ini Achermanns
muter was auch Claus Achermanns vrau. Hensli Achermann der an der
Letzi blib und Trini Horlacher sin Vrau. Merchi Achermann, der ze Basel
blib, Hema v<m Kirsiten sin vrau etc. Fol. 66.
Claus Achermannzuo Sempach blibenanno 1380, Anni von Holtzen sin
frauw (Fol. 38, ( >(), 82) Stiftet ab den Spielhöfcn, zinset Uli Hermann. Fol. 3g.
Auszug aus dem 1798 verlornen Jahrzeitbuch von Buochs, enthalten in dem vor
1713 vcrfassten Stammbuch der Uerthe Boden in Wolfenschiessen. Gütijje Mittheilung
von Herrn Dr. Jakob Wyrsch in Buochs.
16. Jahrzeitbuch von Büron, Kanton Luzern.
15. Jahrhundert. Geschichtsfreund XV, 277.
9. Juli. Hie erit anniversarium Illustrissimi principis et domini Lüpoldi
(Iuris Austric etomnium alit)rum qui secum succubuerunt in strage et bello
Sempach, Anno domini MCCCLXXXVI.
17. Nekrolog der Kirche Buttisholz, Kanton Luzern.
XIV. Jahrhundert. Geschichtsfreund XXV, 84.
c). Juli. Anno doni. incarn. 1 38() hac die strages magna facta est per con-
fcderatorcs Lucemcnscs, Schwiteiises, UraniensesetVnderwaldenses ante
Sempach, vbi Lupoldus dux Austrie interemptus est cum magno populo suo.
335
i8. Jahrzeitbuch der Dominikanerinnen in Constanz.
8. Juli. Anniversarius sepultorum in coimiteriis nostris.
lo. Juli. Obiit herzog Luepolt von Oesterreich, occisus est ad
Sempach.
Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte III, 47 — 48 ; dazu Baumann
im Neuen Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichte 1883, P^g- 43^'
19. Jahrzeitbuch von Emmetten in Underwalden.
Eidgenossen- Schlacht- Jahrzeit, gestiftet 1860. — Sennbach.
Darnach Als mann zeit von der geburt Christi Jhesu vnsers Lieben
Henrenn Thusennt, drii hundert, Achzig vnnd Sechs Jar, Vf sant Cirillenn
tag, war am montag an dem nünden tag Heümonat, da zoch Herzog
Ltipoldt von Österich mit grosser Herschaft vnnd macht für Sembach,
wol mit fünfzechennthalb Thusennd mannen zu Ross und zu fuss, mit den
Edlen Lüten, So er besteh hat, Us der Mortnouw, Brisgow, vnnd von
etlichen Stetten von Strassburg vnnd ouch von anderen Stetten, Vnd Edel
lüten vs dem Wirtenberger lanndt, Etschlanndt vnnd vs Schwaben, Vnnd
vierzenn Ritter vs Bürgündt, vonn Thiroll, ab der Etsch vier vnnd zwentzig
Ritter, zugennt wider die vier Waldstett, Nämlich Lüzern, Ury, Schwitz,
vnnd Underwalden, Vnnd also zugent die vier Waldstett vnnd Wäggis mit
Irem fendli, mit drizechenhundert gutter Reissbarer manen, ouch gan
Sembach, vnnd griffennt die Vigennt an, Vnnd mit der Hilf gottes hatten
sy oberhanndt, vnnd erschlugent vnnd erstachennt By vier thussent
mannen, zu Ross vnnd zu fuss. Vnnd ward der vorgemelt Herzog Lüpolt
von österich selbs persönlich erschlagen, Vnnd sindt ouch da beliben vf
vierhundert vom Adel vnnd geburt, on das gmein volch, die dann all er-
schlagen vnnd Belibenn sindt. Der Eydtgnossenn wurdennt by Hundert
erschlagen, Vnnd ward gewunncn vyl Büchsen vnn merklich vyl gutz, ann
Harnis, an kleinoten vnnd an anderenn dingen, Vnnd ward gewunen die
Haupt Baner von Thiroll, vnd des Ochssenstein Bauer, des von Haps-
purg Baner, dero von Schafhussen Baner, dero von Mellingen Baner, vnnd
ander vyl fendlin, die sy nit erkanten. Wirt vf ietz sant Cirillen tag.
Vnd sindt ann obgemelter Schlacht zu Sembach vmbchon, von Under-
walden nidt dem wald, der winkelriedt, Erni niderwyler, Claus Acher-
man ab Bürgen, Jenny Brendly, Claus Würsch von Beggenriedt, Anthoni
Spylmatter, Andres Andachers, Jennj Blusli sin bruder, Jennj vom Bach,
Heini sin bruder, Rudi Bertschi, Jennj wSchweiger, Vli Schmidt von Ober-
dorf, Claus Wildrich von Albertzwyl, Jennj von Obstalden, Andres im
Baumbgarten am Stad, Heini Schilicrer ab Stad, Jenj zum Nütrenhus,
336
Jcnnj am Stein, Willis ann Steins Sun, Wüttherich von Wolfenschiessen,
Mörderli der Jünger, Heini Ziesack, Peter Huter, Hein] Obsee.
Gütige Mittheilung von Herrn Rem. Odermatt, Pfarrer in Emmetten.
ao. Jahrzeitbuch von Engelberg.
XIV. Jahrhundert. Geschichtsfreund XXVI, 275.
10. Juli. Peter von Gundeldingen, Schultheiss ze Lucem, Wemher
vonGundeldingen, sin vatter vnd sin rauoter, vnd Wernhers des egenanten
Peters sun, vnd Claus sin vetter vnd sin wirttinen, des von Garten tohter,
vnd Nesen siner wirtinen, Hern Jostes thoter von Moss, vnd aller ir vor-
dem. Hand vns geben den Hof ob dem Moss etc.
ai. Jahrzeitbuch des Frauenklosters Engelberg.
XIV. Jahrhundert. Anzeiger für Schweiz. Geschichte 1883, 16.
8. Juli. Es ist ze wissen, dz ze Sempach wart der edel fürst herzog
Lupoid erschlagen und vil edcler hcrren mit im; geschach des jares do
man zalt MCCCLXXXVI jar.
aa. Nekrolog des Klosters Fahr aus dem 14. Jahrhundert.
Neues Archiv der (rescllschaft f. ältere deutsche Geschichtskunde VIII, 435.
(). Juli. Vff disen tag beschach die manschlacht ze Sempach >\ider
die herschafft von Österreich anno 1386 iar.
33. Nekrolog des Klosters Feldbach.
Angelegt 1470. Diocesan-Archiv VII, 295.
9. Juli 1386 occubuit gladio per Lucerienses Luppoldus dux Austrie
et milites multi nimis.
34. Jahrzeitbuch von Frauenthal, Kanton Zug.
Erneuert 1623.
(). Julius starb Herr Wemhartt Schenck von Bremgarten, des sol
man gedencken.
25. Nekrolog der Franciscaner zu Freiburg im Breisgau.
Aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Archiv f. ältere deutsche Geschichte. N. F. VIII, 445.
4. Juli. O. illustrissimus princeps dominus Lupoldus, dux Austrie,
1386 anno, obiit inter confactos, in Senpach cum aliis dominis a suis
bonis a Switensibus interfectus est.
O, dominus Johannes Meygcr miles, qui fuit interfectus cum domino
Lupoldo, duce Austrie.
33_7
a6. Jahrzeitbuch des Decanates Frickgau.
FoL 13.
Anzeiger für schweizerische Geschichte 1882, 15 — 16. Rauchenstein: Winkelried*s
That S. 27, Note.
9. Juli. VII. Id. Julii. Hodie occisus fuit illustrissimus princeps do-
minus Lüppoldus dux Austrie etc. et cum eo multi comites domini liberi
milites armigeri et burgenses prope Sempbach in terra propria pro re
propria a populo Swytensium et a populo proprio anno domini MCCC-
LXXXVI^ VII Mdus Julii.
27. Jahrzeitbuch der Pfarrei Preienbach im Kanton Schwyz
von 1435.
Anno domini M.CCC.LXXXVI. est interfectio in Serapach.
Mittheilung von Herrn Dr. Arnold Nüscheler-Usteri in Zürich.
a8. Jahrzeitbuch Gebenstorf im Aargau.
1 4. Jahrhundert.
9. Juli. Obiit Dominus Lupoldus dux Austrie, qui occisus est prope
Scmpach cum ceteris suis nobilibus.
ag. Jahrzeitbuch Gersau von 1595.
Geschieh tsfreiind XIX, 13.
Sonntag vor Ulrich. Sempacher Schlacht (roth).
30. Jahrzeitbuch von Gontenschwyl im Aargau.
Cirilli episcopi et martiris. Hertzog Lüppold von Oesterich ist er-
schlagen zu Sempach cum suis anno MCCCLXXXVI" huius anima re-
quiescat in pace.
Handschrift aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts im Staatsarchiv Aarau. Mit-
theilung von Herrn Dr. Hans Herzog, Archivar in Aarau.
31. Jahrzeitbuch der Pfarrei Grossdietwyl im Kanton Luzern
vom Jahre 1433.
6. Juli. Uff hütt begatt man Jarzit aller der unsren, so zu Sempach
und an der Birs by Basel umb sind kon.
Liehenau, SohlBohi bei Sempach. 22
3a. Jahrzeitbuch der Cisterzienserinnen von Güntersthal bei
Freiburg im Breisgau.
Anzeiger für Schweiz. Gesch. 1882, 15.
8. Juli. Johannes de StÜlingen ob. Hans Humel von Keppenbach
miles. Martinus Malterer miles. Hans Oschwald von Twiger miles. Hans
Meiger miles. Hans Burkart von Wisnegg.
1 2. Juli. Hanmanus Snewli dictus Eilend.
20. Juli. Thoma Snewelin Berenlop miles.
21. Juli. Cunradus Snewli dictus Büfel, Vlricus de Homberg miles.
25. Juli. Hans Humel de Keppenbach.
33. Jahrzeitbuch von Kirchdorf bei Baden.
8. Juli. Luppolt dux Austrie occisus est cum plus quam ducenti sep-
tuaginta Baronibus, militibus, armigeris ante opidum Sempach in terra
propria a suis propriis cum suis famulis et pro suis rebus Anno ab in-
carnatione christi MCCClxxxvj, isto die.
34. Jahrzeitbuch der Pfarrei Klingnau im Aargau.
HI. Id. Januarii. obiit her Götz Manes, miles ordinis S. Johannis, et
her Götz pater predicti et dicte Anne Manassin et Margarethe eius Mater
de Hallwil et junior her GötZy qui occisus fuii in Sempach *) et Verena
eius soror de Schellenberg et her Hanns von Schellenberg et her Hanns
filius predicte et Rudgcrs Manasses pro quorum omnium frow Anne
Manes filia her Götz Mullers constituit i quartalö tritici et i herbsthun.
Handschrift «ins dem Ende des 1 5 . Jahrhundert. Gütige Mittlieilung von Herrn
Staatsarchivar Dr. Hans Herzog in Aarau.
*) Es ist hiemit Götz Müllner der jüngere gemeint, nicht ein Mancss.
35. Jahrzeitbuch von Knutwyl, XV. Jahrhundert.
Geschichtsfreund XIV, 310.
9. Juli. Anno domini MGCClxxxvj, crastino Kyliani et sociorum eius
dux Lüpoldus Austrie occubuit iuxta opidum Sempach et Hiltzisrieden,
et quam plures domini et nobiles sccum per illos de Luceria et suorum
Confederatorum. — Ileinricus Tübiker fuit occisus in Sempach.
36. Jahrzeitbuch der Franciscaner von Königsfelden.
Uodalrici episcopi et confessoris.
Obiit Dominus Ruodolfus de Hünaberg miles hie sepultus. In cuius
anniuersarius (sie) celebretur Et domine Vrsule vxoris eius, nee non do-
_ 339
mine Elyzabeth de Eptingen germane predicti domini et Ruodolfi et Ag-
netis librorum predictorum a quibus habemus II. quartalia tritici de una
scoposa in dem wil sita in Recheltzwil, quam nunc possidet Erni Talheim.
Fragment im Besitze der antiquarischen Gesellschaft in Zürich ; Manuscript 1 6, b.
Das Jahrzeitbuch v. Königsfelden kam schon um die Mitte des 1 6. Jahrhunderts nach
Zürich, wo man die einzelnen Blätter zu Einbänden theologischer Streitschriften benützte.
37. Jahrzeitbuch von Königsfelden.
Anno Domini 1386 nona die mensis Julii occisus est illustrissimus
princeps et Dominus Leopoldus dux Austriae in terra propria, pro re
propria genteque de propria a Lucemensibus et Suitensibus in campo
prope oppidum Sempach versus Luceriam. Hie ille sepultus est cum Do-
minis infra scriptis qui ex loco occisionis cum eo ad locum Campiregis
fuerunt adducti. Quorum primus est dominus Johannes de Ochsenstein,
prepositus cathedralis Ecclesiae in Argentina, Dominus Otho de Waltburg.
(Die übrigen Namen sind nur in deutscher Ucbersetzung bei Bullinger
erhalten. Vgl. oben S. 282.)
Müller: Ueberbleibsel VI, Heft 9. Diese Jahrzeit beruht auf einer Stiftung Herzog
Leopolds von Oesterreich vom 23. Jänner 1392. — Vgl. die Urkunde bei Th. v. Lie-
benau: Dokumente zur Geschichte des Sempacherkrieges 214 — 215. — Jahrzeitbuch
von Königsfelden, copirt von Bullinger 1565. Vgl. Neujahrs- Blatt von der Bürgerbib-
liothek in Wintcrthur. Auf das Jahr 1865. H. BuUingers Erzählung des Sempacher
Kriegs, S. 23.
Vgl. oben die Stelle aus dem Jahrzeitbuche von Königsfelden in Ampecks Chronik,
Seite 193.
38. Jahrzeitbuch von Küssnach von 1639: Schlachtjahrzeit
von Sempach,
— nach Kopp's Auszügen — fol. 367, b. Daselbst werden 14 Männer aus
dem Kirchgang Küssnacht aufgezählt, die im Treffen zu Meyenberg von
den Oesterreichern erschlagen worden waren.
'o'
39. Jahrzeitbuch der Pfarrkirche Luthern, K. Luzern,
vom Jahre 1502.
4. Juli. Item am nesten mentag nach sant Ulrichs tag so begat man
jartzitt aller der, so zu Sempach und zu Basel erschlagen wurden. Und
ist bc tten by III. über von unsren herren von Luzern.
40. Jahrzeitbuch der Franciscaner von Luzern von 15 17.
Geschichtsfreund XIII, 3.
Feria ij post Ulrici, So begat man die Schlacht zu Sempach, und alle
die schlachten die da sind geschechen in dem schwabenkrieg.
340
Ibidem.
2. Juli. Visitacionis Marie, wir sond Jarzit began mit vigily vnd selmes
Junkherm Petters von Gundeldingen, der zu Sempach erschlagen ward
vnd schulthes was in diser löblichen stat Darum hat der Convent jerlich
I malter kom ze Hochdorf.
41. Jahrzeitbuch der Benedictiner in Luzem.
Geschrieben um 1450. Geschichtsfreund IV, 232 — 233.
10. Juli. Obiit Ruo. Meiger in der müli gassen, qui dedit presentibus
unam Hb. den. et V. sol. pauperibus. Sempach dat.
12. Juli. Obijt Petrus de Gundeldingen quondam scultetus oppidi
Lucemensis, qui dedit XXX sol. presentibus et cuilibet celebranti ij soL,
et pauperibus ijj sol. minus ijjj denarios von schultheiss gelt jm mos.
4a. Schlacht-Jahrzeit-Rodel von Luzern.
1562.
Item die Schlacht zu Sempach ist geschechen auff S. Zyrillen tag, was
an einem Montag, do man zeit 1386 Jar, vnd handt disse nachbeschribene
da ir Leben verloren: (Folgen die bei M. Russ oben S. 182 enÄ'ähnten
Namen.) Staatsarchiv Luzem.
43. Altes Jahrzeitbuch der St. Peterskapelle in Luzern.
Diss seynd die Nähmen der Bürgern dieser Statt, so in dem nam-
haften Streitt wider Hertzogen Leopolden von Oesterrich vor Sempach
vmkommen vffS. Cyrillen tag im jar des Herrn 1386.
Junckher Petermann von Gundelingen, alter schultheiss und houpt-
mann der stat.
Junkher Heinrich von Moos, sin Schwager.
Junckher Steffan von Silinen.
Heinrich Spenis von Lamprechtingen.
Welti Bernhard.
Vgl. Schneller: Chronik des M. Russ II, 188. Das Buch ist seit 1834 verloren.
44. Jahrzeitbuch des Klosters Maria Hof bei Neidingen.
Fürstlich Fürstenbergisches Urkundenbuch II, 332. Anzeiger fiir schweizerische
Geschichte 1882, 15.
6. Juli. ob. der wolgeboren herr und graff Hans von Fürstenberg von
Hasla. ob. Wilhelm im Tum von Schaffhusen.
45. Necrologium von Montecosino.
V. Kai. Augusti Leopoldns Dux Austriae et Styriae.
Graevius: Thesaurus antiquitatum Italiae, IX, i, 505.
46. Jahrzeitbuch der Stadtpfarrkirche Rapperswyl,
geschrieben drca 1400.
Rickenmann: Regesten von Raperswyl Nr. 33. Anzeiger für schweizerische Geschichte
1882, 16.
9. Juli 1386 hatt der Edel Durchluch tigest Hochgeborn fürst Hertzog
Lütpold von Oesterraich mit ander Herrschaft ze Serapach verloren, den
Gott Gnad.
47. Jahrzeitbuch der Pfarrkirche Root im Kanton Luzern
erneuert 1584 durch Stadtschreiber Rennward Gysat und
Landvogt Jost Pfyffer.
VII. Idus Julii. Cirilli episcopi. In dem Jar dess Herrn 1386, den
9. tag Höwmonats beschach der nammhaffl Strytt zu Sempach zwüschen
den Eydtgnossen vnd dem Herzogen Lupoiden von Oesterrych, vnd sig-
tend die Eydtgnossen, also das der Herzog selbs mit vil Adels erschlagen
ward, deren aller seelen im friden ruwen wöllent
48. Jahrzeitbuch von Ruswyl,
geschrieben 1488. — Geschichtsfreund XVII, 20.
9. Juli. In dem jar do man zeit von Cristi geburt vnsers herren
M.CCC.lxxxvj wart erschlagen der durchlucht Herr Hertzog Lüpolt von
Oesterrich mit siner ritterschafft vor Sempach, von den fier waldstetten,
das ist Lutzem, Ure, Switz vnd Vnderwalden. Bittend got für die, die
verluren.
49. Jahrzeitbuch der Minoriten zu SchafThausen.
Anzeiger für schweizerische Gesdiichte 1882, 16.
9. Juli. Item domicellus Johannes Heggentzi, Niclaus sins suns hie
sepultus. Item domicellus Wilhelmus Scultetus miles. Item domicellus
Egbrechtus Lev. Item domicellus Wilhelmus in Turn, omnes hie sepulti.
19. Juli. Nota des durchlüchten fürsten vnd Herren hertzog Lüboltz
von Oestrich, der erschlagen wart zu Sembach.
342
50. Jahrzeitbuch der Benedictinerinnen von St. Agnes
in SchafFhausen.
Anzeiger fiir schweizerische Geschichte 1882, 16.
9. Juli. duxLütpoldux occisus. Joh.laicus occisi. Goetfridus I.Winkel.
Heinrichus wolf. Job. puer. Gmoer 1. Egbrecht. Wilbelm. Dietbelm Scbul-
tais l. Job. I. occisi. Leo occisus. Job. puer occisi. Marquart ocdsus.
51. Jahrzeitbuch von Schattdorf von 15x9.
Geschichtsfreund VI, 165.
7. Juli. Werni im Albenscbit verlor zu Sempacb, vnd Jobannes Scbuler
was lantscbriber im land, verlor oucb zu Sempacb, vnd Jenni sin bruder
vnd Ruedy sin sun.
8. Juli. Ruodi Kuontz verlor oucb zu Sempacb. Item Peter Lützlin
verlor oucb zu Sempacb.
5a. Jahrzeitbuch Schwarzenbach ; XV. Jahrhundert.
Geschichtsfreund III, 200, 202.
9. Juli. Anno domini MCCClxxxvi obiit Ruotscbmannus nobilis de
Rinacb, occisus in bcllo coram opido Sempacb.
22. September. Anno domini MCCClxxxvi obiit dominus Heinricus
de Rinacb, miles, in bello Sempacb vulneratus.
53. Auszug aus dem Jahrzeitbuch von Schwyz
(geschrieben von Conrad Heinrich Ab Yberg ca. 1 589— 1 590, nach einem altem Original).
fol. 251. E. Octava petri el pauli.
Diese Jabrzytt begadt man alwügen am näcbsten Montag nacb der
Scbwyzer Kilcbwycbung.
In gottes namen und siner wirdigen mutter Maria, do ist zu wüssen,
das in dem Jar da man zallt von Gottes geburtt MCCClxxxvj Jar an dem
näcbsten Montag nacb Sannt Ulericb tag, das die Waldstett, von Scbwyz,
Ure, von Vnderwalden und die von Luzem usß zugen mitt wenig Volks
gän Sempacb nit wol gewarnett zu strytten, vnd ^nirdendt da under^'ägen
bestanden, von Herzog Leopold von Oestricb, vnd stryttend do mitt ein-
ander berttenklicb, docb gab uns Gott der Allmäcbtige, und die reingeber-
rcrin gottes Maria glück vnd beyll das derselb Hertzog Lüpoltt selbs
erscblagen ward vnd vil der Landsberrn mit Im, vnd bebuben docb die
Waldstett mitgwaltt vnd boben Eren das velldt. Allda verluren aucb vnnser
Lieben Landlütt, vnd oucb vnnser Eidgenossen mit grossen Eren vnd
Manbeytt. Der Namen ein teyll bienacb gcscbryben standt der geden-
343
kendt t Lutterlich t (gestrichen) durch gottes Wyllen, vnd sol man Ewigklich
Iren Järlichen Tag began vfF den vorgeschribenen tag nach gottes Lob
vnd der Seelen trost. Item vnd sind dis Ire Namen.
Amoldt Imwerdt. Jost Hess.
Claus Roßs. Cunrad der Wirttinen.
Hans Holzach. Uly Zyebring.
Rudy Brüsterr. Hans Zinckly.
Hans vff dem Bull. Cunrad Yssling.
Wemy Hag. Cunrad Gruniger.
Ludwyg Obrost. Hans an der Rütty.
Heiny Imlützly. Heini Vogt von Stein.
Wemy Betzell. Hans Sygrist von Goldow.
Wemy Imwyl. Ulrich Byschoffhusser.
Antony Betzschartt. Rudolf Hön von Artt.
■
Jakob Helbling. Heinerich Harttman.
Rechta Heiraly von Mutochtal. Junker Steffan von Silinen. Wemherr
am Halbenschytt. Cunrad der Frowen Landtman zu Ure. Heinrich Mag-
gingen, Dietterich Sin Sun. Wemi Imacker. Johannes Schuler was Land-
schreiber zu Ure. Claus Wursch von Begkenried. Petter Hütter. Hans
von Bach. Der altt Schultheyss von Lucern. Heinerich von Moss. Hans
Sutter ab Morschach. Cunrad Im Geroltz von Riemerstalden. Rudy Mett-
menstetter. der Jung Petter Jutzer. Hans Bücher. Thoni Grepper. Rudolf
Tropff. Anthoni Spillmatter, verluren vor Sursee. Hartmann Eygell. Rudy
Springer. Hans Beer von Mutochtall. Uly Betschart. Uly Schriber, ver-
luren vor Raperswyll. Hans Vogly, verluren zu Wesen. Heinerich Suter
von Altorff, vnd Thoman Mussler t die Handt f (gestr.) verloren vor
Bellenz etc.
Gütige Mittheilung von Herrn Fürsprech Dr. J. von Hettüngen in Schwyz.
54. Jahrzeitbuch von Sempach,
1604 von Walther Wanner geschriehen, fol. 38, b«
9. Juli. Feriatur secundum consuetudinem. Uff' diesen Tag beschach
der gewaltige Strit vor Sempach von denen vier Wal tstetten wider Hertzog
Lupoiden von Oesterrich, do man zalt von Christi geburt 1386.
Patrocinium in Sacello quod vulgo dicitur in der Schlacht; ibi, si fieri
potest, missa dicatur.
55. Jahrzeitbuch von Steinen, Kanton Schwyz.
In dem Jar do man zallt von Cristus geburt 1 386 Jare, vfifdem nechsten
mentag nach Sant Volrichs tag, do geschach der Strit ze Sempach zwüschen
344
Hertzog Lüpolt von Oesterrich vnd den vyer waltstetten, nämlich Lutzem,
Vri, Schwytz vnd Vnderwalden, vnd behüben die vorgenanten Eytgnossen
den strj't vnd das veldt mit Gottes Hilff, mit Eren, manheit, vnd ward der
obgenampt Hertzog Lüpolt selber erschlagen, vnd vil der Lantzherren mit
Im. Da verluren ouch dise nachgenempten erbem lüte an der eydtgnossen
nöten, dero Jartzit man Järlich began soll vffden selben Mentag nach sant
Volrichs tag.
Amolt in dem Werdt, Johans an der Rüty, Johans Wattinen schmid,
Johans Metzzmer, Johans zedem Gattern, Heinrich RichentzaSteltzinasun
vss dem Stocklin, Rudolf Tropf, Jost Hess von Bül, Rudolf von Bischoff-
huscn, vnnd Rudy Spiringer, verlor zu Rapperschwyl.
Jahrzeitbuch von Steinen, geschrieben 1529. Geschichtsfreund XXIX, 362.
Im gleichen Jahrzeitbuch wird unter dem 20. December nochmals erwähnt : Hans
an der Rüty, der zu Sempach verlor, Gret Schornin sin wrtin.
Mit der Jahrzeitstiflung war zugleich eine Armenspende verbunden, wie beifolgende,
gütigst von Herrn Kantonsschreiber B. Kälin in Schwyz mitgetheilten Urkundenaus-
züge beweisen.
1396. I.Juni (Frohnleichnamstag).
Kunrad Fön, Landmann zu Schwyz, verkauft den Unterthanen ge-
meinlich der Kirche zu Steinen um 52 Pfd. Pfennig gewöhnlicher Münze
im Lande Schwyz eine Gült von zwei Gulden ewigen Geldes auf dem
Gute an dem Feld zu Steinen. Von dem jährlich auf U. Frauentag zu Mitte
Winter fälligen Zinse von 2 Gl. gehören ^/2 Gulden dem hl. Bild an eine
Frühmesse, und V2 Gulden an die Spende, die man ausi heilt zu der ehrbaren
Leute Jahr zeit y die zu Sempach ihren Leih verloren haben,
Gült: Kirchenlade Steinen.
1424. 29. Nov. (St. Andreas Abend).
Ital Mad, Hartmann und Margaritha Mad, Pritschen Mader eheliche
Kinder mit ihrem Vogte Ulrich Bogo, Landmann zu Schwyz, verkaufen
den gemeinen Kirchgenossen zu Steinen um ']! Pfund Pfennige drei
(julden jährlichen ewigen Geldes an Gold auf der <^ Kündingen» Matten
zu SchafTstetten (am Sattel) zinsbar auf U. Frauentag zu Mitte Winter.
Zwei Gulden dieses ewigen Geldes gehören dem hl. Kreuz und Marter-
bild u. Herren Jesu Christi an eine Frühmesse: der dritte Gulden gehört
an die Spende y die man aust heilt zu der erbern Leute Jahrzeit y die zu Sempach
ihr Leben verloren haben,
Orig. Gült. Kirchenbuch Steinen (Zehntenfond).
345
56. Jahrzeitbuch von Sursee. Aus dem 15. Jahrhundert.
Greschichtsfreund XVI, 149.
Anno ab incamatione domini nostri Jehsu Christi MCCClxxxvi, nona
die Julii, videlicet Cirilli, occisus est in hello prope Sempach Illustrissimus
princeps Lütpoldus dux Austrie vna cum multis tarn nohilihus quam igno-
hilibus, quorum anniversarius dies celebrari dehet proxima feria secunda
post Vdalrici. Horum anime requiescant in sanctissima pace.
57. Schlachtjahrzeitbuch von Stans.
Handschrift aus dem 17. Jahrhundert.
Vnd sind an obgemeldter Schlacht zu Sempach vmbkhommen von
Vnderwalden nitt dem wald : Amoldt Winckellriedt, Erny Niderwyler,
Claus Achermann von Bürgen, Jenni Brandly, Claus Würsch von Beggen-
riedt, Anthoni Spillmatter, Andres Andacher, Rüödi Bärtschi, Jenni Schwi-
ger, Vly Schmidt von Oberdorff, Claus Wildrich von Alpertzwyl, Jenni von
Obstalden, Andres Im Baumgarten, Amstad Heini Schilliger, Abstat Jenni
zum Nüwen Hus, Jenni Amstein, Willis am Stein Sohn, Wüötterich von
Wolfenschiessen, Mürderli der Jünger, Heini Zinsackh, Peter Hurter, Heini
Obsee, Jenni Blüöstli, sin Bruoder, Jenni von Bach vnd Heini sin Bruder.
Mittheilung von Herrn Dr. Jakob Würsch in Buochs.
58. Jahrzeitbuch von St. Urban,
geschrieben 1390. — Geschichtsfreund XVI, 24.
Anno Domini MCCCLXXXVI obiit dominus Lüpoldus dux Austrie
multique nobiles pariter et ignobiles cum eo in hello contra Switenses ;
eius anniversarium agitur pro donatione ecclesie in Obernkilch.
59. Jahrzeitbuch von Uster.
9. Juli. In dem jar do man zalt nach Christus geburt tusig drü-
hundert vnd LXXXVI jar ist der allerdurchlütigster vnd hochgebomer
fürst vnd herr herzog Lupoid, herzog ze oestrich, erschlagen ze Sentbach
von den Eidgenossen mit namen Lutzem, Schwitz, Vri vnd Vnderwalden,
ouch darzu mit ander graffen, fryen, ritter vnd edelknecht mit namen ein
graff vnd Ritter von Hasenburg, ouch ein graff vnd Ritter von Ochsen-
stein, houptlüt. Dise alle Ritter vnd knecht von gehorsamkeit ires lieben
herren umkomen sind vnd erschlagen wurdent. Der allmechtig gott inen
allen gnedig sin well. Bittet Gott für sy.
Jahrzeitbuch der Pfarrkirche Uster. — Gerbert : Crypta S. Blasiana nova 1 50. —
J. Müller : Merkwürdiger Ueberbleibseln von Alterthümmeren der Schweitz VI. Theil
S. 9. — S. Vögelin; Die Kirche von Uster. — Trouillat: Monuments de Bale IV,
476. Anzeiger für Schweiz. Gesch. 1882, 15.
346
6o. Jahrzeitbuch der Kirche Villmergen im Aargau.
9. Juni 1386 ward Hertzog Lupoid von Oesterich vor Sempach er-
schlagen.
Mittheilung von Herrn Dr. Arnold Nüscheler in Zürich.
6z. Jahrzeitbuch von Wäggis.
Seite 57.
22. Juni. Allerliebste in Christo, an diesem Tag werden A^dr begehen
den Jahrtag deren, die zu Sempach und an andern Orten in der Schweiz
umgekommen sind.
62. Jahrzeitbuch der Cisterzer in Wettingen.
Hergott: Geneal. II, pag. 846. Anzeiger für schweizerische Geschichte 1882, 16.
Q.Juli. (VII. Idus Julii.) Anno domini MCCCLXXXVI«» facta est
strages magna circa civitatem Sempach, vbi occisus est illustrissimus prin-
ceps dominus Lüpoldus dux Austrie et multi comites, barones et milites
cum eo.
63. Jahrzeitbuch der luzernerischen Pfarrei Willisau
vom Jahre 1477. — Geschichtsfreund XXIX, 215.
4. Juli. Udalrici episcopi. Post festum Vodalrici 2 da feria proxima
celebratur aniversarium illorum qui interfecti sunt in Sempach. Uff den
tag hett man ein crüzgang gen Lutren.
64. Jahrzeitbuch der Stadtpfarrkirche in Winterthur.
Geschichtsfreund XIV, 203.
viii Idus Julii. (8. Juli.) Obiit dominus Hartmannus de Sehen miles,
et dominus Eglolfus de Empsz, miles, pater domine de Sal, et Dominus
Ulricus de Emptz patruus eius et miles, occisi cum duce Austrie in Sem-
pach. Obiit Illustrissimus Dux Austrie Lüpoldus occisus in Sempach Anno
M'CCC-'Ixxxvi. vij Idus Julii.
65. Jahrzeitbuch der Pfarrei Wohlen.
Anzeiger für schweizerische Geschichte 1882, 16.
8. Juli. Anno domini tusent drühundert sechs und achtzig jar occisus
est illustris princeps Leopoldus dux Austrie vor Sempach ; zu Küngsfelden
lit er vergraben.
._347
66. Kirchenbuch von Wolfenschiessen,
angelegt von Philipp Barmettler, Kirchmeyer im Jahre 1607.
In Gottes Namen Amen. Auf der zehen Tusent Rittern Tag hat der
Allmächtig Gott den Eydgnossen glück und heyl geben etc.
Nach En^'ähnung der Schlacht bei Sempach folgt : « Und seind an
obgemeldter schlacht zuo Sempach vmb kon von Vnderwalden nidt dem
wald : der Winckhelried, Erni Niderwyler, Claus Achermann am Bürgen,
Jenni Brendli, Claus Würsch von Beggenried, Antoni Spilmatter, Andres
Endacher, Jenni Blustli sein bruoder, Jenni von Bach, Heini sein bruoder,
Ruodi Bertschi, Jenni Schweiger, Voli Schmidt von Oberdorff, Claus Wild-
rich von Albertzwyl, Jenni ob Stalden, Andres im Baumgarten am Stad,
Heini Schilliger ab Stad, Jenni zum Neüwen Hus, Jenni am Stein, Willis
am Steins Sohn, Wuchberig von Wolfenschiessen, Mörderli der Jünger,
Heini Ziesackh, Peter Huodter, Heini Obsee.
Dieses «Schlachtenbüchli» ist nach Mitttheilimg von Herrn Dr. Jakob Würsch in
Buochs erst um die Mitte des 17. Jahrhunderts dem Jahrzeitbuch beigefügt worden.
67. Jahrzeitbuch des Chorherrnstiftes Zofingen.
Vn. Idus Julii Dominus Leopoldus Dux Austrie 1386 occisus Sem-
pach. Dominus Hemann de Eschenz, miles, Henzenmann et Hemmann
filii, armigerii obierunt 1386.
Hü cives Zoffingenses occubucrunt in proelio Sempachensi :
Nicolaus Tuto, scultetus, vexilifer. Albrecht Schwab, camifex.
Johannes Henzinen, institor, pater Hans Magelsperg, aurifaber.
Adelheidis Eschlin. Benz Schmid de Ravenspurg,
Johannes Teschler, panicida. institor.
Johannes Gelterchinger, calcifex. Jacob Hüninger, faber.
Petermann Schnider, pannicida. Heinrich Mus, Hospes.
Bürgi Albrecht, sutor. Jenni Brüting, agricola.
Nikolaus Friedrich von Mülinen's Auszüge aus dem alten Jahrzeitbuch des Chor-
hermstiftes Zolingen. Handschrift in der Bibliothek der Grafen von Mülinen in Bern.
Vgl. Decan Frickert: Chronik von Zofingen I, 2, 81 — 82. Ueber dieses Jahrzeit-
buch vgl. Th. V. Liebenau im Anzeiger für schweizerische Alterthumskunde 1885,
148 — 149.
Die Bemerkung in den Historischen Notizen von Zofingen, 1825, 24, dass Berch-
told von Mülinen, Chorherr, für zehn aargauische Edle, die bei Sempach umgekommen,
in Zofingen Jahrzeit gestiftet habe, ist kaum richtig, da weder eine diesbezügliche Ur-
kunde vorliegt, noch eine entsprechende Einzeichnung in einem Jahrzeitbuche von
Zofingen. Auch die Familienschriften der Herren von Mülinen bestätigen diese Angabe
nicht.
68. Jahrzeitbuch der Ciarissen von Zofingen
vom Jahre 1499. — Geschichtsfreund XXII, 41.
9. Juli. Des fuirsten von österlich Hertzog Luipolds jarzit der ze
Sempach erschlagen ward nach cristus geburt MCCClxxxvj. Ein ietliche
Swester sol all tag betten V pater noster vnd V ave Maria fuir die Herr-
schafft von Osterrich von der fryheit wegen, domitt sy begäbet sind . . .
69. Jahrzeitbuch der St. Oswaldskirche in Zug.
Handschrift aus dem 17. Jahrhundert. — Zur Lauben: Stemmatographia 54, 269.
A° 1 386 den (). heuwmonath zu Sempach alss die Eidtgnossen von
Lucem, Vry, Schweitz vnd Vnderwalden dem hertzog Leopoldt auss
Österreich ob 20CX) Fürsten, freyherren, Rytter vnd Ryttermessig erschlagen,
vnd der herzog selbst sambt 400 gekrönter helmen auf der waldstatt ge-
bliben vnd der Eidtgnossen bey 200 vmbkommen.
70. Jahrzeitbuch des Chorherrenstiftes Zurzach
aus dem 1 4. Jahrhundert.
VII. Idus Julii. Notum. sub anno domini M"CCC"LXXXVI. hac die
circa meridiem prope oppidum Sempach illustris princeps Lupoldus dux
Austrie cum suis commilitonibus per Switenses occisus est quorum anime
in pace requiescant et in hac strage a partibus hinc Inde circa M. quin-
genti viri occubucrunt e quibus plures nobiles de partibus Ergoeye exti-
terunt.
Anniversarium des Stiftes Zurzach fol. 32 (b) im Staatsarchiv Aarau.
(lütij^ Mittheilun^; von Herrn Staatsarchivar Dr. Hans Herzog in Aarau.
Diese Notiz ging auch in das Zweitälteste Jahrzeitbuch aus dem Jahre 1472 über,
das in Zurzach liegt.
/^^^^^^
.^
jrTTTiTiTTifrrtiiTTmimF*""*'''"»^''""-'--Ttfwvt»rrfi*^'^^^
-iiaft.«*«ii*»wiirtHA^^^..,,.^i,««..-«..a-u-.»«--',«^»>»«M»-...-..-,«--,.--.-»T«*,.^..y^pp^^
s
C. Lieder und Sprüche.
z. Auf die Schlacht von Sempach.
O Sempach ! wie schandtlich sich die
Treuwe brach,
von dem dir nie laid geschach.
Fürbass geb dir got ungemach,
Das si hin für din bestes tach,
wan dis Übels bistu ain ursach
und ist im doch gestah ze swach!
(Wie kan man das genuog verklagen,
dass von den sinen ist erslagen
der edel fürste hoch erboren
und bi im so mänig from man hat
verloren I)
Henne: Klingenberger Chronik 187 (Cod. St. Gallen 654); St. Galler Cod. D 33
(Stadtbibliothek). Hüplis Chronik in Zürich (Mss. B. 23, a). — H. Heinr. Wyss: Die
Schlacht vor Sempach, Zürich, 1783, 33 — 34. — v. Liliencron: Volkslieder I, in.
— Cysat: Collect. Q, fol. 46. — Haller: Bibliothek V, S. 45 nach der Copie v. 1657
v.J. H. St Nach der Copie von 1654 in einer Einsiedler Handschrift Nr. 482, fol. TJ^ b,
im Geschichtsfreund XVIII, 276. Zahlreiche Varianten haben wir oben in den Chroniken
des 16. Jahrhimderts mitgetheilt. Vgl. S. 215, 221, 223, 234.
2. Ein Spruch von der
Ach richer Christ wie gross sind
vnser schulde ^)
wie sollen wir erwerben der ei-
gnosen hulde, *)
vmb dich vnd alss himelsch herr^)
das so manig man verlürtt an*) gewer
in eignossen von rub vnd ouch von
brand,^)
den sy begangent^) jn dem land,
damit so ist der Herschafft wol ^)
vil anders, den es billich sol,^)
das niemantt redt vnd ein sun^)
Es solt ein kunig von Behem tun*®)
Sempach schlacht 1386.
Darzu das vil heilig rieh**)
Sy tund im sieben vnglich *2)
Dz ward vns ouch vorgescit. *^)
Ein edler fürst für Sempach reitt **)
Selb vierzechenist reitt er für dz
toriö)
Er zeigett jn die Helsig vor;*^)
Von Sempach dz sig üch gewenckt * '^)
Noch hütt so werdent jr al er-
henkt. *8)
Für dz tor recht also schon*®)
Bringent den medem ze morgen
vnd den lon.^®)
350
Hin wider do der schulthess
sprach: ^^)
Lieber herr, band üwer gemach, 2*)
Es ist keines schwitzers recht, *^)
Dz er lone sinem knecht**)
E dz er jm den tagwan tutt. ^)
Die von Luzern sind vffder hutt^^)
Mit der 2^) paner plaw vnd wiss
Sy züchen*^) daher mitt gantzem
fliss.
Schwizer paner die ist rott*^)
Sy^) hilffl vns hütt vss aler nott
Dz Vry vnd hattderschüzenhom,*^)
Es ward kein man nie so hocher-
born^*)
Es stosset jn nider vff den grund.
Den von Vnderwalden jst^^) kuntt
Mitt der**) paner wys vnd rott.
die man die schlachent*^) die her-
schafft ztod.
Hin wider ^^) do der herzog sprach:
Hoerest du schulthes von Senpach,
Die red ist gar *') hertt
Der tüffel ist din^^) gewertt,
Dem hast du gedienet also*^) schon
Er gitt dir zittlich*^) den Ion.
Hiewider reitt der herr zum*^) heer;
J r hcren j r söllent üch stelen zu **) wer
Die eidgnosen züchen**) durch den
than,
Mich duncht si welent vns griffen an.
Doch nement jr**) vil eben war.
Mich dunckt, jr sig ein kleine schar.
Die hem sprachent al gemein*^)
Ist das Volk*®) also klein,
So wellent wirs*') allein bestxm.
Dz fussvolck sol*^) hindersich gan.
Die*^) red geviel manigem man wol
Der vff dem schwarzwald haber
sayen sol.
Do hub sich ein groser stosß ^)
keiner*^) da sines ad eis genoss;
Kam er den eidgenossen jn die***-)
hend,
Er must da nemen sin lest^) end.
Handschrift aus der 2. Hälfte des XV.
Jahrhunderts. Cysats Collectanea P. 168
Mss. Geschichtsfreund XVKI, 196 bis
198. — Liliencron: histor. Volkslieder I,
116 — 118. — Folien: Harfengrüsse 175,
— Soltau: Deutsche histor. Volkslieder
Nr. 10, a. Seite 74, Leipzig 1836. — Kurz:
Die Schweiz 255. — E, Tschudi I, 532,
fügt folgende Verse bei:
Also kam all Ir Hamist-Gw^and
gen Underwalden in das Land: **)
Do ward es ussgeteilt mit Bscheid,
Und wärs dem Adel im Hertzen leid.
Also hat diser Spruch ein End,
Gott unser aller Kummer wend,
Und verlieh sin Frid und Einigkeit,
Uns und der gantzen Christenheit
(iilg Tschudi's Chronik I, 532 f. hat folgende Varianten: *) Ach Gott wie gross
ist unser Schuld. — *) Wie sollend wir Eydgnossen erwerben die huld. — •) Wir
klagcnds allem himmlischen Hör. — *) Das so meng man verdirbt am . . . — *) In der
Eydgnoßschaft't von Roub und Brand. — ^) So die Herrschafft begat . . — ') Und tribt
und ist Ir damit wol. — *) Vil änderst dann es aber soll. — *) Da solt der Küng von
Behem dcsjjlich. — *°) Solchem vor sin mit samt dem Rieh. — **) So sinds zu andern
dingen bereit. — '*) Wie von dem von Rinach wird nun geseit. — **) Für samt vier-
zehen hundert fiir das Thor. — **) Zu Sempach, zeigt Inen dhäsling vor. — **) Und
sprach : Herr Schultheiss, das sig üch gschenkt. — *") Hütt werdent jr noch aU erhenkt.
— "^) Fürs Thor nun bringend den Mädern schon — '°) Ir Morgenbrodt darzu den
Lon, — *^) Hinwider do der Schultheiss von Sempach sprach: — *•) Lieben Herrn tund
gemach. — '^) Kein Schwitzer lonet sinem Knecht, — '*) Er verbring dann vor sin
Tagwan recht. — *^) Min Herren von Lucern sind vffder Ban. — '•) Mit mengen stoltzen
tapffem Mann. — ").Bi jncn jr. . — ^'^jDie ziend . . . — *) So ist der Schwitzer
351
Panner . . — '°) Die . . — *') Der Stier von Uri hat scharffe Hörn. — *") Kein Herr
ward Im nie zhoch geborn ; — '*) Ist denen von Underwalden . . — '^) Ir. — •*) Dabi
man schlagt. — **) Wider In. — *^) statt gar — ungestalt und . . — '^) Span und . . —
•®) allzit . . — *®) Er wird dir hüt noch gen . . **) Darnach redt Er zu sinem . . — *^) Ir
Herren umstellet üch ze . . *•) ziehend. — **) Ouch nemend Iro. — *^) Im antwurtend
der Adel gmein. — "•*) Das HüfHi ist ja. — *"*) Dass wirs wend . . — **) Der gmein
Knecht soll nun . . — *®) Diese und die folgende Zeile fehlt bei Tschudi. — *°) Da hub
sich nun ein Fechten gross. — **) Kein Herr . . — *') Ward Er den Eydgenossen in
Ir . . — **) So must sie Leben haben ein . . — **) Dort scheint der Nachtrag zu diesem
Spruche entstanden zu sein. Absolut haltlos scheinen mir die Bemerkungen von Dr. O.
Hartmann : Die Schlacht bei Sempach 43 bezüglich der Entstehungszeit dieses Spruches
um 14 15) da ja Raub und Brand 1386 mehr denn genug vorkam.
3. Peter Suchenwirth's Gedicht von der Schlacht bei Sempach.
1386.
Schimph und freüd und hocher mut,
Euch darf wol belangen;
Verretnüss, mort, manslechtig blut
Haben ew übergangen;
Vil chlagender not sich fügen wolt
Schir in churtzen tagen :
Von Osterreich hertzog Lewpolt
Laider wart erschlagen.
Daz unvermessenleich geschach
Zu Ergaw in der gegent,
Ein stat gehaizzen ist Sempach,
Da man mit chrieg was pflegent.
Die Schweintzer wolten nicht enlan.
Si zogten durch beschawen, ^)
Die wart man schir da sichtig an,
Daz was von missetrawen.
Ain veint wcst vondem andern nicht.
So si zu velde chamen.
Es geschach an Zuversicht;
Ich clag den edeln stamen!
Der fürst wolt rawmen nicht daz velt
Den veinden da zu tratze,
Chlain waz sein her, groz waz die weit
Auf seinem widersatze,
Man riet im : herre reyt davon,
Wir wollen mit in vechten.
Er sprach : die schand tet mir gedan
Vor fürsten, ritter und knechten.
Biderbery helt, nu rat darzue,
Wir suUen preys erwerben,
Daz yederman daz peste tue,
Genesen oder sterben.
Wil ich mit ew in diser not,
Das sult ir mir getrewen,
Pezzer ist mit eren tot.
Den schentlich sten vor frewen.
Swaben und Etscher hetten stotz,
Daz waz umb daz vorvechten, •
Yeglicher nach dem alten loz
Wolt bleiben pey den rechten.
Die piderben helt die vielen ab.
Und traten zu dem hawffen;
Ain veint dem andern lutzel gab
Sein harnasch da tzu chauffen,
Mordax, swert und auch die spicz
Sach man nicht vermeiden.
Den veinden man zu widerdriez
Daz leben chund versneiden,
Daz si lagen in dem blut
Tot in tiefen wunden;
So wart der edl fürste gut
Mit wernden henden funden,
Piz daz er sein ende nam
Pey seinen getrewen herren.
^) Zogen zum Auskundschaften aus.
352
Der hochgctewrt cdl stam
Chund sich von schänden vcrren.
Grafen, ritten edl knecht
Mit cren da verdürben,
Di mit gantzen trewen siecht
Pey den fursten stürben.
Got der hab ir aller sei,
Die mit im sind verschaiden,
Der heilig engel sand Michel
Sol si zu himel chlaiden!
Ir hielten vil zu rossen still,
Und Sachen zu mit schänden,
Ir hertz und auch ir eigen will
Het tzeglich mut bestanden.
Hieten all die recht getan.
Die mit dem fursten riten,
Den veinden war gesiget an;
Die selde si vermiten.
Hertzog Lewpolt von Osterreich,
Got hab sein sei in hüte,
Er hat gelebet wirdigleich
Mit eren und mit gute.
Daz sechs und achtzigst jar regnirt
Mit maniger hande smertzen;
Daz chlag ich Peter Suchenwirt
Mit trewen in dem hertzen.
F. H. von der Hagen, Docenund Büsching: Sammlung für altdeutsche Literatur und
Kunst, Breslau 1 8 1 2, I, i . — Peter Suchenwirt's Werke von Alois Primisser, Wien,
1827, 67 — 68. — Soltau: Deutsche historische Volkslieder 71—73. — O. Lorenz:
Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter. 3 Aufl. Berlin 1886 I, 236 — 240, mit
der treffenden Bemerkung: Suchenwirt's Darstellung zeigt mehr Mitgefühl und Theil-
nahme als grosse Kenntniss von der Schlacht. — Dr. O. Hartmann : Die Schlacht bei
Sompach. Frauenfeld, 1886, 5 — 8. — Der Name Suchenwirt findet sich in den Mat-
rikeln der Universität Wien. Vgl. F. X. Wöber: Die Reichersberger Fehde und das
Nibelungenlied, Meran, 1885, S. 156.
4. Spruch eines Reichsstädters von Herzog Leopold von
Oesterreich.
1 . Herzog Lewpolt*) v.Österreiche
sein raiz weiten warb
az daücht in nicht gcleich
daz manger do verdarb
vnd do er ward erslagen
man sach vil manigen zagen
fliehen ane jagen
der do nicht gern starb.
2. Wol auf, gen Sweitz raisen,
la lent vnd lawt vernaisen
la witiben vnd waisen
machen one zal.
Vil manger sich dez frawte
vnd eilet dar genot
dem Sterbens wol gczawet
alle in dem rewn tal.
*) Die Handschrift hat irrig Albrecht.
3. Vil Fürsten vnd vil herren
nicht wider wolten cheren
mit ritterleichen ern
beleiben auf der pan.
Daz ich die posen chande,
wie gern ich si nande
die do mit grozzen schänden
fluhen vast hindan.
4. Dy solt man alle enthauten,
alz man daz viech tut,
dy do pey frumen lawten
verzagen an dem mut
Ir laster wil ich chünden,
schupfen viide schinden
daz in von roten münden
geschcch nymmer gut.
h
k
353
5- Zürcher vnd Lutzem
Sweitzer vechten geren
sprechen dy von Peren
Saluter an der ar.
Dy han zu samm gesworen
daz tet den herren zorn
vnd der da ward verloren
demselben gelt ez gar.
6. . . . Der (Adel ?)dez well rechen,
der Wappen sich daz paz
ich sach vil manigen frechen
der chainer nie genaz.
Mit iren helmparten
slahen sie tieffew scharten
wer chan dem auz gewarten
ez ist ein alter has.
7. Ir ritter vnd ir chnechte,
wol auf dy gern vechten
vnd rechet ditz geslächt
vnd manig edel plut
az selten wirt vergolten
dez wem dy gescholten
dy ez pilleich rechen sollen
vmb manger fürstcn gut.
8. Manieich trew vnd er
dy pracht in vmb daz leben
man gab im dykch dy 1er
er scholt sich sein erwegen.
Do wolt er lieber sterben
dann an der er verderben,
sein ritterleichez werben
chunde wol noch cren sterben.
g. (W)er Sweitzer well hazzen,
der schol sich nicht verlazzen
zu paiden hend fazzen
sein Waffen vnd sein wer,
Vnd well er dann nicht peiten,
er weit yez mit yn streiten
der hab zu paiden seilen
daz in vor tod erner.
10. Wirt er dar vmb erslagen
man lat euch im den schaden
sy machen manigen wunder
der da wirt vber laden.
Mit angst gern Sachen
mag er sein nicht gelachen
wirt in zu hazzen
er muz in sorgen paden.
11. Von Wirtenberg der grozzc
wo lebt nu dein gnozzen
wirstu an ern plozze
daz stat dir vbel nu,
Wez hestez du gedingen
daz du die stat weist twingen
du schikchtz gen Lutringen
nach deiner tochter man.
12. Hastu die stät betwungen
ze Swaben überal,
seint dir als wol gelungen,
so zeuch den Rein ze tal ;
gein Sweize solt du jähen
und la dir nicht versmahen,
chumstu in also nahen,
werd dir ein poser val.
13. Irfürsten und herren alle,
ob'ss eu gefalle gar,
ich red in meinem schalle,
ess ist wol halbess war :
Von Wirtenberg der hetzet
wie er dy stet geletzet
darauf hat er gewetzet
sein sporn manig jar.
14. Mit ritter vnd mitchnecliten
so hat er sein gesprech
wie er den punt möcht prechen
vncz daz er sich geräch.
Ein tail an Rewttlingern
vnd möcht er sy erfarn
ez war im nicht zu swar
daz er den schimpf zu präch.
fJebeHaH, Schlacht bei Bempach.
23
354
Obiges, aus einer Rejyensburgcr Handschrift stammende Lied, welches wahr-
scheinlich schon vor dem 23. August 1388 niedergeschrieben wurde, ist von Baron von
Liliencron 1876 in RiehPs historischem Taschenbuche, Seite 268 — 273, herausgegeben
worden. Liliencron suchte, da das Lied nur nach dem Gehör aufgezeichnet ward, viel-
fache Verbesserungen anzubringen, die jedoch nicht ausreichen, um einen vollständig
verständlichen Text herzustellen.
5. Spruch.
Ach low, was schmückest du dinen wadel
und lausst vertriben den fromen adel
wider recht und mit gewalt?
was sol dir die grülich gestalt?
wüt du nüt anders tun darzu,
dich frisst der tag ains ain schwizer ku !
Hüpplin*s Chronik Mss. B, 23, a., S. 60. — v. Liliencron I, 123. — Folien,
A. L., Harfcn-Grüsse. Zürich, S. 166. — Die Chronisten des 1 6. Jahrhunderts beziehen
diesen Spruch auf den König Wenzel. Vgl. oben Seite 222, 241.
6. Aargauer Lied
von 1415.
Hieby so mag man wc^l vcrstan, und sind erlichen wol bestanden.
Daz das Ergciw hat wol getan Gottbehüett sy noch vor schänden.
Der Herscliaft her in alter zitt, Sy band gehept gross ungemach,
in stürmen, reisen und in stritt, Das weist der Morgart u. Sempach . .
Königsfeldcr Handschrift des Clemens Specker von Sulgen von 1480. Zuerst ge-
druckt bei J. R. Sinner: CaLilog. Codic. Mss. Bibl. Bernensis 1770, II, 81 — 87. Auf
spätem Hand>chriftcn bcniht die Ausgabe bei Langhans, Senkenberg Select. Juris IV.
61, Tschudi Chronik II, 28 und bei Liliencron: bist. Volkslieder I. 268 — 272.
7. Isenhofers Schmachlied gegen die Schweizer.
1443-
In Strophe 32 dieses Liedes, das auf das Sempacherlied anspielt*),
wird auch Herzog Leopolds gedacht, der bei Sempach erschlagen wurde.
Man hat Inen lang vertragen, Vertriben sind die Frommen,
Gewalt und Übermut Als vor der Puren Spott,
Ein Fürst band si erschlagen, Das Ire band si ingnommen,
Darzu meng Edel Blut, Nun helffs uns rächen Gott.
E. Tschudi's Chronik- II, 414.
*) Z. B. in Strophe 2: «fBlüemi, lass din lucjen.» Tobler: Schweizer. Volkslieder,
II, 29.
8. Diss ist das lied so nach der Sempacher Schlacht
gesungen wart.
Die niderlenschen Herren die zugent inns oberlandt etc.
Vgl. oben Chronik von Melchior Russ von 1482, S. 185 — 187. Lütolf hat zuerst
behauptet, Russ habe durch die Worte «Diss ist das lied . .» gegen das später en*'eiterte
Lied Protest erhoben ; allein diese Hypothese passt entschieden nicht zu einem so durch
und durch unkritischen Geschichtschreibcr vom Schlage dieses Melchior Russ. Man
beachte z. B., dass dieser Historiker u. a. das Treffen bei Bintzenrein statt auf den
24. December 1388 in's Jahr 1399 verlegt, die Schlacht von Döfhngen statt in's Jahr
1388 in's Jahr 1399. Die Schlacht von Näfels lässt Russ durch Graf Hans von Werden-
berg eröffnen, welcher derselben gar nicht beiwohnte.
9. Fragmente eines Sempacherliedes.
Solche finden sich in einer Zürcherchronik (B, 65), die auch Silber-
isen und Brennwald (oben Seite 233) copirten. Hier lesen wir bei der
Berathung der österreichischen Ritter, wie der Angriff geschehen soll :
wir wend uns selbs an inen rechen,
und die sach also ansechen,
wir sind bergshalb und alle wol bezügt,
so sind die puren alle nackent Kit;
darum so wellend wir allsam'
von unsren pfärden stan.
zo. Chronik von Zürich
von 1466.
Auch hier finden wir Spuren eines alten Liedes:
wann sy woltend keinen armen man
nit by inen lan,
sy woltend die Schwyzer selber schlan.
Vgl. G. V. Wyss: Ueber eine Züricher Chronik 34; dazu oben S. 171.
IX. Das Lied von Sempach und demnach wie Wesen Ein-
genommen und gewunnen Ward.
1 . Im tausend dreihundert und sechs und achzigosten Jar :
hat auch Gott besonder sin gnad gethan, ist war.
He der Eidgnosschaft Ich sag,
det Inen grossen bistand uff Sannt Zirillen Tag.
2. Es kam ein Herr gezogen von Wilisöw uss der Stat.
da kam ein ymb geflogen, In d'Linden er genistet hat.
He der Imb an sinen wagen flog,
als do der selbig Herre für die Linden zog.
356
3- Das dütet frömbde Gäste, So ret der gemeine Man.
da sah man wie die Vesty dahinden Z'Wilisow brann.
He Sie redtend uss Übermuet
die Schwitzer wand wir töden, das Jung und alte Bluot.
4. Sie zugen mit richem schalle, gän Sursee in die staL
dieselben Herren alle, So da die Landschaft hat.
He und kostet es unsr Lib und Leben
die Schwitzer wend wir zwingen und Inen einen Herren geben.
5. Sy fiengen nun an ziehen, mit Ir köstlichem Wath.
dz fölkly fieng an fliechen, gan Sempach in die Stat
He, das uff den ackemn war, den Herzogen sah man ziechcn,
Mit einem Herr was gross.
6. Was froewen Sy begriffen, namend Sy zehand
hand innen abgeschnitten, ob der Gürtel Ihr gewand.
He und Hessens So lasterlich stan.
da batens Gott vom Himel, Er söltz nit vngerochen lan.
7. Die niderländischen Herren, zugen ins oberland,
wend sich des bemernn, sy sölten sich bass bewaren
He, und vor ihr bicht veryechen, in oberlandischen amen
Ist Inen Wee beschechen.
8. Und wo Ist dann der pfaffe, dem Einer bichten muss.
Zu Schwitz ist er beschafTen, er gibt ein herti Buss.
He, die wirt er vch schier geben.
und auch mit Hallebarten wirt er vch genn den Segen.
9. Das war ein herti Busse, O lieber Domine.
So wir die tragen mussten, es det vur jemer wee.
He, wem sollen wir es klagen.
So wir ein söliche Busse, Von Schwizernn müssten tragen.
10. An einem montag fru, da man die mähder sach.
Jez müesscn In dem thauwe, davon Inen wee beschach.
He, da Sy gemäyct hand.
man glopt Inen ein morgenbrot. Vor Sempach uff dem land.
11. Gar bald ruft Hans Von Küssnacht, gann Sempach in die Stat
Gend nun den Mildern zeessen, denn sy sind an dem Mad.
He, das wend die Mader han.
und thund Ihr das nid balde, Ihr werden sin schaden han.
1 2. Da antwort Im geschwinde, ein Burger aus der Stat.
wir wend sy schlachen umb Grinde, gar schier In Ihrem Mad.
He, Inen gen ein morgenbrot.
Das Ritr und auch* knechte am Mad wirt bliben tod.
357
13. Wan komt daselbe morgenbrot, das Ir Vns wollend gänn.
wann wir die kü gemelken, So sölt ihrs wol vemen.
He, Wir wend Vch richten an.
Das Vwer etwa menger, den löffel wird fallen lann.
14. Gar bald Sy da vemamen, von Sempach vss der Burg.
Vnd das die Eidgnossen kamen, da reyt der von Hassenburg.
He, Er spächet Ime derpann.
da sach er bieinander, mengen klugen Eidgnossen stan.
15. Die von Luzern starktend sich Vestiklich.
an manheid gar ein Here, keiner sach nie hinder sich.
He ! Sie begerten Vomen daran.
do das sach, der von Hassenburg, wie bald er gritten kam.
16. Und det zum leger keren, gar bald er zu Ipen sprach,
ach gnädiger fürst und Herre, Heten Ir Hut Vwer gmach.
He, allein auf disenn Tag.
das fölkli hab Ich beschauwet, es ist gar unverzagt.
1 7. Do ret einer von Ochsenstein : Hassenburg hassenhertz !
Im antwort der von Hassenburg, dine wort bringen mir schmertz.
He, Ich sag dir by thrüwe min,
noch hüt wellen (wir) Sachen, wer der zager wirt sin.
18. Sy bunden vff Ihr Hellme, Vnd woltenss fürhinth ragen.
Von schuhen hüwends die Schnäbel, man het gefült zwen wägen.
He, der adell wolt Vomen dran.
die armen gmeinen puren, mussten dahinden stan.
19. Zue samen sie nun sprachen, das Völkli ist nit klein,
sölten es die puren schlachen, unser lob das wurd klein.
He, man sprach die puren Hannds than.
Die frommen trüwen Eidgnosse, Ruffen Gott Von Himel an,
20. Ach Richer Christ von Himel, durch deinen Herten tod,
Hilf hüt vns armen sünderen Vss diser Angst und Not.
He, und thuo Uns bygestann
Vnd unser land und lüte, in schütz und Schirm behau.
21. Do sy Ir pet Volbrachtend, Gott ze lob und auch ze Er
und Gottes liden gedachten, sannt Inen Gott der Herr.
He, strenge Hertz und Mannes kraft.
Vnd das sy dass er karten, Jetz gegen der Riterschaft.
22. Lutzem, Vry, Schwitz, Underwalden, mit mängem Bidermann.
Zuo Sempach vor dem walde, do Inen der Low bekam.
He, sy warend hoch gemeyt,
und low wilt du fechten, das sy dir unverseyt.
35«
23- Der low sprach: Vf mine Eide du fügst mir äbenrechL
Ich han vf diser Heyde, gar manchen Ritter und Knecht
He, ich will dich wüssen lan.
da du mir hast ze Loupen, gar vil zuo leid gethan,
24. Und an dem Morgartqn, erschlugst mir mengen Man,
das must von mir erwarten, ob ichs gefüegen kan.
He, das sy dir zuo geseyt.
do sprach der stier zum löwen, din thröwen würd dir leyd.
25. Der low fing an ze russen, Vnd schumken sinen Wadell.
da sprach der ruchy stiere, wend wirs versuochen aber.
He, so trit hie zuohar bass.
wann disse grüne Heide, von Blut rauss werden nass.
26. Sy fiengen nun an schiessen, zuo Inen in den tän.
man griff mit langen spiessen, die fromen Eidgnossen an.
He, der schimpf der war nit süss.
die äst von hochen bäumen fiellend für Ihrer Herren füss.
2'j, Des ad eis hör was veste, Ir Ordnung dik und breit.
Verdross die fromen Gäste, ein Winkelried der seit,
He, wend irs geniesen lan.
mine armen kind und frowen, so wil Ich ein frefel bestann.
28. Thrüwen lieben Eidgnossen, min leben verlür ich damit;
sy hcnd ir Ordnung gemachet, wir mogens Inbrcchen nit.
He, ich will ein Inbruch han.
des wellen Ir min Geschlechte, in ewigkeit geniessen lan.
29. Hiemit do det er fassen ein arm vol spiessen behend,
den sinen macht er ein gassen, sin leben hat ein End.
He, er hat eins lowen muoth.
Sin dapfer mannlich sterben, war den vier waldstetten gut
30. Also begonde brechen, des adels omung bald.
mit hoewen und mit stechen, Gott siner seilen walt
He, wo er das nit het gethan,
müsste noch manger fromer Eidgnoss sin leben verloren han,
31. Sy schlugen vn verdrossen, und erstach end mengen Man.
und rufen die fromen Eidgnossen, einanderen trüwlich an.
He, den löwen es sehr verdross.
Der stier fieng sich an sperren, dem löwen gab er ein stoss.
32. Der adel stach um sich wüste, das treibe er mit macht,
die Schwitzer zuo der zit namen Inen die spiess mit macht
He, und grifends erst frölich an.
mit Ihren Hallbarten, erschlugen mängen edelman.
359
33- Der low fieng an zuo möewen, und trat nun hinter sich
der stier startzt sine brawen, und gab dem Löwen ein stich.
He, das er gar kumb enthran.
Ich sag dir rucher löwe, du must mir min Weid da lan.
34. Fluch hin du rucher löwe, Ich bin by dir gewessen.
du hast mir hört getröwet, doch bin Ich vor dir genessen.
He, jetzt züch recht wider heimb.
Zu dinen schonen frowen, din ehr ist worden klein.
35. Es stat dir lasterlichen an, Wo man es von dir seit,
du mich bist gefiochen, Vss disser witen Heid.
He, das stat dir ye übel an.
du hast mir hie gelassen, gar mengen stolzen Man.
36. Und darzu dinen Harnisch han ich dir gwunen an
darzuo fünfzechen panner und vciily hastu mir gelan.
He, das ist dir jemer ein schan 1.
doch han Ichs dirs abgwunen, mit riterlicher Hand.
37. Die notvesten Eidgnossen, Hand da Ihr bestes gethan.
und band dem Adel grosse, zur rechten Adern gelan.
Hc, sy hands zetod erschlagen,
zu Köngsfelden in das Closter, do hat man Ir vill begraben.
38. Also vertrib der Stiere, den Löwen vss dem Korn,
Sin throwen und prangnieren, was ime gar verloren,
He, es stat Im Vbel an.
Ja das der Low dem Stiere, Sin weid mit gewalt must lan.
39. Herzog Lupoid von Österreich, war gar fröelich Man,
dheins guten rats volget Er nit, weit mit den puren selb schlann.
He, gar frischlich wolt er's wagen.
da er an die puren kam hands In zetod erschlagen.
W. Schodeler*s Chronik. Manuscript V, 17, fol. 395 — 402. Handschrift aus dem
18. Jahrhundert in der Stadtbibliothek Bern. Hier nach der mir von Herrn Dr. E. von
Muralt in Lausanne mitgetheillcn Copie.
Einsiedler Handschrift Nr. 384, fol. 301 b. Vgl. Geschichtsfreund XVIII, 27 1 -274.
Eine Copie dieser Handschrift vom Jahre 1604 ist die Berner Handschrift.
Vgl. dazu die Zusätze von Berlinger zu Etterlins Chronik von 1531 — 1545, oben
Seite 227 — 228.
12. Kleineres Sempacher-Lied
in Werner Stciner*s Chronik.
Die niderlenschen herren, sy sond die bicht verjehen,
sy ziend ins Oberland, von handhaften Schwyzeren,
wend sy sich da erweren, ist Ihnen wee geschehen,
sy sond sich bass bewaren,
36o
Wo ist nun der pfaffe,
dem sy gen bichten sond ?
ze Schwyz ist er gesessen,
er kan die buss gar wol,
er kan die buss gar wol geben,
mit sinen scharpfen halenparten,
gibt er inen den segen.
Es wer doch uns ein schwere busse,
min her domine,
die wir da tragen musstend,
die thet uns iemer wee,
wir musstend uns iemer klagen,
das wir die schwere busse,
von Schwyzern musstend tragen.
Von Lucem, Uri, Schwiz, Under-
walden,
vil menger kluger man,
ze Sempach vor dem walde.
da inen der löwe beckam,
sy warend hochgemeit,
her Icuwe, *) wilt du fechten,
das sy dir unvcrseit.
Der low begund russen,
und schmucken sinen wadel,
do sprach der stier zum l(*)wcn,
wend wirs versuchen aber,
so tritt her zu her bass,
das die grüne beide,
von rotem blut werd nass.
Bemerkung von Steiner: das han ich funden in einem alten buch
hatt mir her Heinrich Uettingcr, chorherr ze Zürich, glien, vnd andere,
als du hernach finden wirst. Diss lied ist im truck vssgangen. Ein ander
lied findst schier am end diss büchlins, kurapt von Zug, 1533 jar.
StacUbibliothek Zürich Mss. B 138 — 523, Blatt 5. R. v. Liliencron: histor. Volks-
lieder I, 119 — 122.
Das von Werner Steiner mitgetheilte Gedicht:
Die Nidcrländischen Herren
sind zoj^en ins Oberland
existirte schon zur Zeit der Biirgiinderkricjje, wo Veit Weber sein Lied «von Bünter-
lin» in dieser Weise sang. Schilling's Chronik 183. Weiler: Annalen I, S. 41.
*) Der Löwe ist das Stamm wappcn der Habsburg.
Sy hüwend an ein anderen,
sy griffend ein anderen an,
unz das der ruche löwe,
die sinen flucht gewan,
er floch dort wol an einen berg,
nun fluch dar von löwe,
keiner eeren bist du wert.
Lcüw, wilt du mir entwichen,
hie uff" diser beide breit
das statt dir lasterlichen,
und wo man es von dir seit,
es stat dir übel an,
du hast mir hie gelassen
vil mengen klugen man.
Du hast mir hie gelassen,
auch dinen hamist gut,
wol 13 panner
hab ich dir gewunnen an,
mit ritterlicher band,
gang heim zu dinen frouwen,
du hast sy iemer schand.
Die von Mümpelgarten,
und die von Ochsenstein,
man muss ir lang zyt warten,
ee sy komend wider heim;
sy sind ze tod erschlagen,
zu Sempach vor dem walde
ligend sy vergraben.
36i
13. Halbsuters Sempacher Lied
nach den Handschriften von Tschudi, Steiner und den Druckausgaben.
A. Gilg Tschudi's Text des
1. Im tusent und dryhundert
und sechs und achtzgisten jar,
do hat doch gott besunder
sin gnod ton offenbar,
he ! der eidgnoßschaft, ich sag :
tat jren gross bis tan de
uff Sant drillen tag.
2. Es kam ein herr gezogen
gen Willisow in die statt ;
do kam ein imb geflogen,
in d'linden er gnistet hat :
he! an's herzogen wagen er flog,
als do der selbig herzog
wol für die linden zog.
3. «Das dütet frömbde geste»:
so redt der gmeine man.
Do sach man wie die veste
dahinder z'Willisow brann.
He ! si redtend uss Übermut :
«die Switzer wend wir töden,
das jung und alte blut.»
4. Si zugend mit richem schalle
von Sursee uss der statt,
dieselben herrcn alle,
so der hertzog gesamlet hat :
«He! und kosts uns Hb und leben,
die Switzer wend wir zwingen
und inen ein herren geben.»
5. Si fiengend an ze ziechen
mit ir kostlichen watt :
das völcklin fieng an fliechen
gen Sempach in die statt,
he ! das uff den ackern was ;
den hertzog sach man ziechen
mit einem hör, was gross.
6. Welch frowen si begriffen
namend si zu der hand
grossen Sempacherliedes.
hand Inen abgeschnitten
wol ob dem gürtel ir gwand
He ! und liessends so schmächlich
ston:
do batends gott von himmel,
er welts nit ungrochen Ion.
7. Ir niderländschen herren,
ir ziend in*s Oberland :
wend ir üch da emeren,
es ist üch noch unbekandt;
He ! ir soltentz vor bycht verjechen ;
in oberländscher eme
möcht üch wol wee beschechen.
8. «Wo sitzt dann nun der pfaffc,
dem einer da bychten muss?»
«Zu Switz ist er beschaffe;
er gibt eim herte buss ;
He ! die wirt er üch ouch schier
geben ;
mit scharpfen halenbarten
wirt er üch gen den segen.»
9. «Das wer ein schwere busse,
gnad herr ! her doraine !
so wir die tragen mussten,
es tat uns jemmer wee.
He ! wem söltind wir es klagen,
wo wir ein solche busse
von Switzem müstind tragen?»
10. An einem mentag früe
do man die mäder sach
jetz musen in dem tauwe
davon Inen wee beschach.
He ! und do si gmayet hand,
do bracht man in z'morgenbrote
vor Sempach uff das land.
11. Gar bald ruft Rutschmann
von Rinach
362
Gen Sempach in die statt:
«Den mädem bringend ze essen
hernach,
wann si sind an dem mad.
He ! das wend die mäder han,
und tund Ir das nit balde,
Ir werdend sin schaden han.»
1 2. Do antwurt Im gar gsch winde
ein burger uss der statt :
«Wir wend si schlan umbd'grindc
gar schier in irem mad.
He ! In gen ein morgenbrot
das ritter und ouch grafen
am mad wirt ligen todt.»
13. «Wenn kumpt das selbig
morgenbrot
das ir uns wellend gen?»
d'Eidgnossen kommend jetzt gar
gnot:
so sollend ir's wol vernen ;
He! si werden üch richten an,
da üwer etwa menger
den löffel wirt fallen lan.»
14. Gar bald si da vemamend
von Sempach uss der bürg
wie das d'Eidgnossen kamend.
do reit der von Hasenburg,
He! er spächet in der ban:
do sach er bi einandern
meng klugen eidtgnossen stan.
15. Die herren von Lucerne
strecktcnd sich vestigklich,
an mannhcit gar ein kerne :
keiner sach nie hinder sich ;
He ! jeder b'gert vomen dran.
Do das sach der von Hasenburg,
wie bald er geritten kam !
16. Er ttitt zum lager keren:
gar bald er zum hertzog sprach :
«Ach gnediger fürst und herre,
hettind ir hüt üwer gemach,
He! allein uff diesen tag!
das völcklin hab ich b'schowet :
si sind gar unverzagt.»
1 7. Do redt ein herr von Ochsen-
stein :
«O Hasen bürg hasenherz!»
Im antwurt der von Hasenburg:
«Dine wort bringend mir schmerz.
He! Ich sag dir bi der trüwe min:
man sol noch hüt wol sechen
wedrer der zager werde sin!v
18. Sie bundend uf ir helme
und tatends fürher tragen,
von schuchen huwentz d'schnäbel:
man hett gefüllt ein wagen.
He! der adel wolt vomen dran:
die andern gmeinen knechte
mustend dahinden stan.
19. Zusamen si da sprachend:
«Das völckli ist gar klein:
söltind uns die puren schlachen,
unser lob das wurde klein;
He ! man sprach « puren hands tan *.
Die biderben eidgnossen
ruftend gott im himel an.
20. « Ach richer Christ vom himel,
durch dinen bittem tod
hilf hüt uns armen sündem
uss diser angst und not
He! und tu uns byestan
und unser land und lüte
in schirm und schützung han.*
2 1 . Do si ir bett voUbrachtend
gott zu lob und ouch zu eer,
und gottes lyden g'dachtend,
do sandt inen gott der herr
he! das hertz und manneskrafft
und das si tapfer kartend
jetz gegen der ritterschaft.
363
22. Lucern, Uri, Switz, Under-
walden
mit mengem biderman
zu Sempach vor dem walde,
da inen der low bekam,
he ! der ruch stier was bereit,
«und low, wilt mit mir fechten,
das sig dir unverseit.»
23. Der low sprach : «uffmineide,
du fügst mir eben recht:
ich hab uff diser beide
meng stoltzen ritter und knecht:
he ! ich wil dir g^n den Ion
unib das du mir einst ze Loupen
gar vil ze leid hast ton.
24. Und an dem Moregarten
erschlugst mir mengen man;
von mir must's hüt erwarten,
ob ichs gefügen kan:
hc! das sig dir zugeseit»
Do sprach der stier zum löwen :
«fdin tröuwen wirt dir leid.»
25. Der low fieng an ze müssen
und schmucken sinen wadel.
Do sprach der stier: «ruck usshen:
wend wir's versuchen aber?
he! so tritt hie zuher bas,
das dise grüne beide
von blut mög werden nass.»
26. Sie fieng an ze schiessen
zu inen in den thann;
man greiff mit langen spiesscn
die frommen eidgnossen an;
he! der schimpf, der was nit süss;
die äst von hochen bäumen
fi elend für ire füss.
2J, Des adels her was veste,
ir Ordnung dick und breit:
verdross die frommen geste;
ein Winkelried der seit
hc! «wend ir's gniessen lan
min arme kind und frowen,
so wil ich ein frevel bstan.
28. Trüwen lieben eidtgnossen,
min leben verlür ich mitt.
Si band ir Ordnung gslossen:
wir mögends in brechen nitt.
He! ich will ein inbruch han:
das wellend ir min gschlechte
in ewig gemessen lan.»
29. Hiemit do tätt er fassen
ein arm voll spiess behend :
den sinen macht er ein gassen;
sin leben hat ein end.
He! er hat eins löwen mut;
sin mannlich dapfer sterben
was den vier waldstetten gut.
30. Also begundentz brechen
des adels Ordnung bald,
mit houwen und mit stechen,
Gott siner seien walt:
he! wo er das nit het gethan,
so wurd's eidgnossen han kostet
noch mengen biderman.
31. Sie schlugend unverdrossen,
erstachend mengen mann;
die frommen eidgenossen
sprachend einandern trostlich an.
He, den löwen es ser verdross,
der stier tätt vintlich sperren,
dem löwen gab er ein stoss.
32. Der low fieng an ze mauwen
und tretten bind er sich;
der stier startzt sine brauwen
und gab ihm noch ein stich,
He ! das er bleib uff dem plan :
«ich sag dir, rucher löwe,
min wcid must mir hie lan.»
33. Der pfaff hat inen gebychtet,
die buss ouch jetzund geben.
364
Der low fieng an ze wychen,
die flucht fügt im gar eben;
he ! er floch hin gen dem berg.
Der stier sprach zu dem löwen:
«du bist keiner eeren wert.»
34. «Züch hin, du rucher löwe:
ich bin bi dir gewesen,
du hast mir hert getröwet,
und bin von dir genesen,
he! züch recht wider heim
zu dinen schönen frouwen :
din cer ist worden klein.
35. Es stat dir lasterlichen,
wo man's nun von dir seit,
das du mir bist entwichen
uff diser grünen heid ;
he! es stat dir übel an.
Du hast mir hie gelassen
gar mengen stoltzen man.
36. Darzu die harnist klare
han ich dir gwunnen an;
ouch funfzehen houptpanere,
die hast du mir gelan:
he! das ist dir jemer ein schand:
ich han dir's angewunnen
mit ritterlicher band.*
37. Die vesten von Luccme
band da ir bests getan
und band den frömden herre
zur rechten adem gl an:
he! si hand's ze tod geschlagen;
ze Küngsfelden im closter
ligend ir vil vergraben,
38. Desglich die vesten von Switze
mit mengem klugen man,
mit mannheit und mit witze
griffends den löwen an:
he ! sie schlugcnd in uff den tod ;
sie houwend in in grinde,
das er im blut lag rot.
39. Darzu die vesten von Ure
mit irem swartzen stier,
vil vester dann ein mure
bestrittends das grimme thier;
he! in irem grimmen zorn
schlugend si durch die helme
die herren hochgebom.
40. Und ouch von Unterwaiden
die vesten usserkom,
die beiden wunderbalde,
in irem ruchen zorn,
he! si schlugend tapfer drin,
und hiessend die frömbden herren
mit spiessen gotwillkom sin !
41. Also vertreib der stiere
den löwen uss dem kom:
sin tröwen und prangnieren
was gar und gantz verlorn :
he! es stat im übel an,
ja, das der low dem stiere
sin weid mit gwalt muss lan.
42. Hertzog Lüpolt von Oesterrich
was gar ein freidig man:
keins guten rats belud er sich,
wolt mit den puren schlan;
he ! gar fürstlich tat er*s wagen.
Do er an d'puren käme,
hand's in ze todt geschlagen.
43. Sin fürsten und ouch herren
die littend grosse not;
si tatend sich mannlich weren:
d'puren band si gschlagen z'tod;
he ! das ist nun unverschwigen :
dann ob sechshundert helme
sind uff der waltstat bliben.
44. Ein herre was entrunnen,
der was ein herr von Gree:
er kam zur selben stunden
gen Sempach an den see;
he ! er kam zu Hans von Rot :
365
«nun tu's durch got und gelte,
führ uns uss aller not.»
45. « Vastgern», sprach Hans von
Rote,
des Ions was er gar fro,
das er in verdienen solte;
fürt's übern see also.
He! und do er gen Notwyl kam,
do winckt der her dem knechte,
er solt den schifTman erstochen han.
46. Das wolt der knecht voll-
bringen
am schififmann an der statt.
Hans Rot merckts an den dingen:
das schiffli er bhänd umtrat :
he! er warf si beid in see:
«nun trinkend, lieben herren,
ir erstechend kein schiffman me.»
47. Hans Rot tet sich bald keren,
seit wie es gangen was,
zu sinen lieben herren:
« nun merckents dester bas :
he ! zwen fisch ich hüt g'fangen han ;
ich bitt tich um die schuppen,
die fisch will ich üch lan.
48. Si schicktend mit Im dare,
man zog si uss dem see;
der bulgen namcnts wäre
und anders noch vil me.
he ! si gabend Im halben teil,
des lobt er gott von himel,
und meint es war wolfeil.
49. In wätschgem warend zwo
schalen,
die warend von silber gut,
die wurden Hansen Roten :
des was er wol ze mut.
He ! er hat si nit verthon :
z'Lucem bi sinen herren
sind si behalten schon.
50. Do kam ein bott gar ändlich
gen Oesterrich ze hand:
«ach edle frow von Oesterrich,
üwer herr ligt uff dem land,
he ! zu Sempach im blute rot
ist er mit fürsten und herren
von puren geschlagen z'tod. »
51. « Ach richer Christ von himel,
was hör ich grosser not !
ist nun min edler herre
also geschlagen z*tod,
he ! wo sol ich mich hin han ?
het er mit edlen gstritten,
man hett In gfangen gnon.
52. Nun ylend wunderbalde
mit ross und ouch mit wagen
gen Sempach für den walde :
da söIt ir In ufladen;
he ! fürend In ins Closter in
hinab gen Künigsvelden :
da sol sin begrebnus sin.
53. In und umb und uff dem sin
sig herzog Lüpolt erschlagen,
das tund die herren ennert Rin
von den eydgnossen sagen :
he ! ich setz ein anders dran :
war er daheim beliben,
Im het niemand leids gethan.
54. Mit Im so tätt er führen
uff wägen etlich fass,
mit hälsling, strick und schnüren,
dann er der meinung was,
he ! möcht er gesiget han,
so wolt er die eidgnossen
allsamen erhencken lan.
55. Hett er kein unfug triben
und nit solch Übermut,
so wärind die edlen bliben
jetlicher bi sinem gut.
He ! si tribends aber z'fil :
366
des ist inen druss erwachsen
ein sölich hantvest spil.
56. Die frow von Mümpelgarten
und die von Ochsenstein,
si mustind langzit warten
ob ir man kämind heim;
he ! si sind ze tod erschlagen :
man hörtz in iren landen
gar jrimerlichen klagen.
57. Die burger von Schafhusen
und die von Winterthur,
si kund gar sere grusen :
der schimpf, der dunkt si sur.
He ! Diessenhofen und Frowenfeld,
die hand dahinden glassen
meng man uff witem veld.
58. Do rett sich ein burgermeister
von Friburg uss der statt :
« wir han ein reiss geleistet,
die uns geruwen hat.
hc ! wir müssend gross schmache
tragen
das wir uff fryer heide
von Switzern sind geschlagen.
59. Die herren ab dem Rine
und ab dem Bodensee,
hettend's z'mayen lan sine,
so war in' nit gschechen wee.
He ! wem wend si das nun klagen ?
Man sach dieselben mäder
gar wenig fuder laden.
60. Desglichen die von Costcnz,
die warend hoflich dran,
hand mit dem stier gefochten :
die flucht hand si genon,
hc ! ir paner dahinden glon,
zu Switz hangts in der kilchen,
da sichts meng bidcrman.
6 1 . Von Lentzburg an dem tantze
da warend ouch die von Baden,
ku Brüni mit irem schwantze
hat ire vil z'tod erschlagen.
He ! das tut den herren wee :
si glust kein solchen pfaffen
ze bichten niemerme.
62 . Und ouch der lange Friesshart
mit sinem langem bart,
des glich der Schenk von Baden *)
die blibend uff der fart ;
he ! si sind ze tod erschlagen :
ze Sempach vor dem walde
da ligend si begraben.
63. Und nämlich die von Zo-
fingen
warent ouch an der not :
si hand gar redlich gfochten ;
Ir vendrich ward geschlagen z'tod ;
he ! ir paner das was klein :
einer hat's in's mul geschoben,
so kam es wider heim.
64. Des glichen die von Rinach
die hand ein mord getriben :
wie sie das selbig hand volbracht,
das ist noch unverschwigen ;
he ! ouch warend si meineid :
und ee der schimpf ein ende nam,
do hat man's inen gseit
65. Ku Brüne sprach zum stiere :
« Ach sol ich dir nit klagen ?
mich wolt uff diser rc\'iere
ein hcrr gemulcken haben,
he ! ich hab Im den kübel um-
gschlagen ;
ich gab Im eins zum ore,
das man In musst vergraben.»
*) Spätere Corrcctur : Brcnigart.
36;
66. Halbsuter unvergessen,
also ist ers genant;
z'Lucem ist er gesessen
und alda wol erkant;
he ! er was ein frölich man :
dis lied hat er gedichtet
als er ab der schlacht ist kan.
B. Das grössere Sempacherlied
in Werner Steiner's Chronik von 1532.
Mit diesem Liede stimmt die datumlose Druckausgabe 9 des Liedes beinahe wört-
lich. Wahrscheinlich ging die erste Druckausgabe aus der Officin des Fries hervor, der
das Lied aus Steiner's Nachlass, wenn nicht noch von Steiner selbst (j- 6. Octobcr 1543)
erhielt ; denn Fries war mit Steiner befreundet.
1. Im thusent drühundert
und sechs unnd achzig iar,
do hatt auch gott besunder
sin gnad gethan, ist war,
he, der Eidgnoschaffl ich sag,
thett inen gross bistand,
uff sant Cirillen tag.
2. Es kam ein herr gezogen,
von Wilisouw uss der statt,
da kam ein imb geflogen,
in dlinden er gnistet hat.
he, der im an wagen flog,
als derselbig herr
wol für die linden zog.
3. Das thutend fremde geste,
so redt der gmeine man,
da sach man wie die veste
dahinden zWilisouw bran,
he, sy rettend uss übermuot,
die schwizer wend wir tr)den,
das jung und alte bluot.
4. Sy zuogend mit richem schalle
gen Sursee in die statt,
die selben herren alle,
so da die landschafl\ hatt,
he, und cost es lib und leben,
die schwizer wend wir zwingen,
und inen ein herren geben.
5. Sy fiengend nun an ziehen
mit irem kostlichen watt,
das völklin fieng an fliehen,
gon Sempach in die statt,
he, das uff* den ackern was,
den herzog sach man ziehen
mit einem her, was gross.
6. Welche frouwen sy begriöend,
sy namends zuo der band,
band inen abgeschnitten
ob dem gürtel ir gewand,
he, und liessends so lasterlich stan,
da battcns gott von himmel
er sötts nit ungrochen lan.
7. Die niederlendschen heren,
sy zugend ins oberland,
wend sy sich des bemeren,
so sollen sy sich bas bewercn,
he, und vor ir bicht veriehen,
in oberlendscher erne
ist inen wee beschehen.
8. Und wo sizt denn der pfaffe,
dem einer bichtcn muoss,
zuo Schwiz ist er beschaffen,
er gipt ein herte buoss,
he, die wirt er üch schier geben,
und auch mit haleparten
wirt er üch gen den segen.
;68
9. Das wer ein herte buosse,
ü lieber domine,
wenn wir die tragen musstend,
es tett uns yemer wee,
he, wem sollend wir es klagen
wenn wir ein solche buosse
von Schwizem musstend tragen.
10. An einem mentag früe,
da man die ma;der sach
sich müssen in dem thouwe,
davon inn wee geschach,
he, da sy gemayet band,
man glopt inn ein morgenbrotte,
vor Sempach uff dem land.
11. Gar bald ruofil Hanns von
Küssnacht
gen Sempach in die Stadt,
gend nun den mädem zessen.
dan sy sind an dem mad,
he, das wend die minder han,
und tuond ir das nit balde,
ir werdind sy schaden han.
1 2. Do anntwurtt im geschwinde
ein burger uss der sUitt,
wir wend sy schlan um dgrinde
gar schwer in ihrem madt,
he, inen gen ein morgenbrott,
das ritter und auch knechte
am mad wird hüben todt.
1 3. Wen kumpt das selbig morgen-
brott,
das ir uns wellend ^cn\
won wir die küw gemelchet,
so sond irs wol vernen,
hc, wir wend üch richten an,
das üwer etwer menger
den löffel wirt fallen lan.
14. Gar bald sy das vernamend
von Sempach uss der bürg
und daz die Eidgnossen kamend,
do ritt der Hasenburg,
he, er spaehet in dem ban,
da sach er by einanderen
mengen duogen Eidgnossen stan.
15. Die herren von Luceme,
die starcktend sy vestenklich,
an manheit gar ein kerne,
keiner sach nie hindersich.
he, sy begärtend vomen dran,
do das sach der von Hasenburg,
wie bald er gritten kam.
16. Und thett ziun läger kehren,
gar bald er zuo inen sprach,
ach gnediger fürst und herre,
bettend ir hüt noch üwer gmach,
he, allein uff disen tag,
das völckli hab ich beschouwet,
sy sind gar unverzagt.
1 7. Do redt einer v. Ochsenstein,
Hasenburg hatt hasenherz,
im antwurtt der von Hasenburg:
dine wort bringend mir schmerz,
he, ich sag dir by trüwen min,
Ein man sol noch hütt wol sehen,
wer der zeger werde sin.
18. Sy bundend uff ir helme,
und woltends fürhin tragen.
von schuchen huwends schnäbel,
man hett gefüllt zwen wagen,
he, de adel wollte fornen dran,
die armen gemeinen puren,
die muosstend dahinden stan.
1 9. Zuosammen sy nun sprachend,
das völckli ist also dein,
sölltind unser puren schlahen,
unser lob das wurde dein,
he, man Sprech, die puren handsge-
than,
die fromen schlechten puren,
die muosstend dahinden stan.
i
3^9
20. Ach richer Christ vom himmel,
durch dinen hertten tod,
hillf hütt uns armen sünder,
he, und thu uns bystand
unser land und lütte
im schirm und schuoz behon.
21. Do sy ir bätt vollbrach tend,
gott zuo lob und auch zur eer,
und gottes liden gedachtend,
sant inen gott der herr
he, strenge herz und mannes craft,
und daz sy dapfer kartend
iez gegen der ritterschafft.
22. Lucern, Uri, Schwiz, Under-
walden,
mit m€ngem biderman,
zuo Sempach vor dem walde,
do inen der löuw bekam,
he, sy warend hochgemeyt,
und löuwe witt du fechten,
das sy dir unverseit
23. Der löuw sprach : uff min eide,
du fügst mir eben rächt,
ich han uff diser beide,
gar mengen ritter und knächt,
he, ich will dich wüssen lan,
das du mir zuo Lauppen,
gar vil zuo leid hast than.
24. Und an dem Morgarten
crschluogest mir mengen man,
das muost von mir erwarten,
ob ichs auch füegen kan,
he, das sy dir unverseit,
do sprach der stier zum löuwen,
din tröuwen wirt dir leid.
25. Der leuw fieng an zu müssen,
und schmucken sinen wadel,
do sprach (der) ruche stiere,
wend wirs versuochen aber,
he, so tritt herzuoher bass,
das dise grüne beide
von bluot muos werden nass.
26. Sy fiengend an zuo schiessen
zuo inen in den than,
man griff mit langen spiessen
die frommen Eidgnossen an,
he, der schimpf, der was nit süss,
die est von hohen bäumen
fielend inen vor die füss.
2"^. Des adels her was feste,
ir Ordnung dick und breit,
verdross die frömden geste.
Ein Winckelriet der seit :
he wend irs gniessen lan
min arme kind und frouwe,
so wil ich ein frävel bstan.
28. Thrüwen lieben Eidgnossen,
min loben verlür ich mit,
sy band ir Ordnung bschlossen.
wir mögends in brechen nit,
he, ich wil ein ynbruch han,
des wellind ir min gschlechte
in ewikeit geniessen lan.
29. Hiemitt da thett er fassen
ein arm vol spiessen bhend,
den sinen macht er gassen,
sin laben hatt ein önd,
he, er hat eins löuwen muot,
sin dapfer manlich sterben
was den 4 waldstettcn guot.
30. Allso begund brachen
des adels Ordnung bald
mit houwen und mit stechen,
gott siner seien walt,
he, wo er das nit hett gethan,
müesst menger fromme Eidgnosse
sin Itiben verloren han.
31. Sy schluogend unverdrossen
und stach end mCngen man,
und ruofflend die fromen eidgnossen
einander trülich an.
LUb4naut Sohlaoht bei 8empaoh.
24
370
he, den löuwen es seer verdross,
der stier ficng sich an speren,
dem lüuw gab er ein stoss.
32. Der adel stach um sich wüste,
das tribend sy mit acht
die Schwyzer zuo der zytte
namend inen die spiess mit macht,
he, und grifcnds erst frölich an,
mit iren hellenparten
da erschluogend sy mOngen man.
33. Derlüuwfienganzuomauwen,
und trat nun hinder sich,
der stier stützt sine brawen,
und gab dem löuwen einen stich,
he, das er gar kum entran,
ich sag dir rucher löuwe,
du rauüsst mir min weid hie lan.
34. Der pfaff hatt sy gebichtet,
die buoss auch iezen geben,
der löuw fieng an ze wichen,
die flucht fuogt im gar äben,
he, er floch hin an den berg,
der stier sprach zuo dem löuwen,
du bist nit eeren wßrtt
35. Züch hin, du ruher löuwe,
ich bin by dir gewäsen,
du hast mir hert getröuwet,
doch bin ich vor dir gnäsen,
he, iez züch recht wieder heim,
zuo dinen schönen frouwen,
din cer ist worden klein.
36. Es Stadt dir übel ane,
wo man es von dir seit,
das du mir bist entwichen
utT dieser grünen heid,
he, das Stadt dir übel an.
du hast mir hie gelassen
gar mengen stolzen man.
37. Und darzu dinen harnest
han ich dir g\v'unen an,
auch fünf z€hen hauptpanner
die hast mir müssen lan.
he, das ist dir immer ein schand,
ich bans dir angewunnen
mit ritterlicher hand.
38. Die vesten von Luceme
hand da ir bests gethan,
und hand den frömden herm
zuor rechten adem glan.
he, sy hands zuo tod erschlagen,
zuo Küngsvelden im closter
da hatt man sy begraben.
3g. Desglichen die vesten von
Schwize,
mit mengem cluogen man,
mit irer macht und wize,
griffends den löuwen an,
he, sy tröwent im uff den tod,
sy hüwends uff die grinde
das sy lagend im bluot gar rott
40. Darzuo die vesten von Uri,
mit irem schwarzen stier,
vil vester dan ein mure
bestundends das grimme thier,
he, in irem wütenden zom,
sy schluogend durch die helme
die hcrren hochgeboren.
41. Und auch von Unden^-alden
die vesten userkoren,
die beiden wunderbalde
mit irem grimmen zom,
he, sy schluogend mit fröwden drin
und hiessend die frömden herren
mit halbarten wilckom sin.
42. Allso vertreib der stiere
den löuwen uss dem kom,
sin gross tröwen und practizieren
was ganz und gar verloren,
he, es Stadt im übel an,
ja das der löuw dem stiere
sin weid mit gwallt muost lan.
371
43- Der herzog von Oesterrich
was gar ein froidig man,
keins guoten ratt beluod er sich,
wollt mit den puren schlan,
he, gar fürstlich wollt ers wagen,
do er an die buren kam,
hand sy in zetod erschlagen.
44. Sin Fürsten und auch heren,
die lyttend grosse not,
sy wottend sich dapfer weren,
die puren hands gschlagen ztodt,
he, das ist nun unverschwigen,
vierthalb hundert bekrön nter heim e,
sind uff der w^aldstatt bliben.
45. Ein herr, der was entrunnen,
der was ein herzog von Klee,
der kam zur selben stunde
gen Sempach an den see,
he, er kam zuo Hansen von Rot,
nun thuos durch Gott und göllte
für uns uss aller not.
46. Fast gern, sprach Hans von
Rot,
des Ions war er auch fro,
das er in sollt verdienen,
fuort sy über see allso,
he, da er gen Nottwyl kam,
da winckt der herr dem knechte,
er sollt den fuorman erstochen han.
47. Das wolt der knßcht verbringen
am schiffman an der statt,
Hans Rot merkt an den dingen,
gar bald er das schiff umtrat,
he, er warff sy beyd in den see,
nun trinckend lieben herren,
ir stechend kein schiffmann me.
48. Hans Rot thet bald keren,
seit wie es gangen was
zuo sinen lieben herren,
nun merkend dester bass.
he, zwen fisch ich hütt gefangen han,
ich bitt üch umb die schuppen,
die fisch wil ich üch lan.
49. Sy schick tend mit im dare,
man zog sy uss dem see,
der bulgen namends wäre
und anders noch vil mee,
he, sy gabends im halben theil,
da lopt er gott von himmel
und meint, es wer wolfeil.
50. Im wetschger warend zwo
schalen,
von Silber warends guot,
die wurdend Hansen Roten,
des was er wolgemuot,
he, er hat sy nit verthan,
zu Lucem by sinen herren
hett er si bhalten schon.
51. Do kam ein bott gar heimlich
gen Oesterrich in das land,
ach, edle frouw von Oesterrich,
üwer herr ligt uff dem land,
he, zuo Sempach in dem bluote rot,
ist er mit fürsten und herren
von puren gschlagen ztod.
52. In und um und uff dem sin
sye der herr erschlagen,
das tuond die, so nit holder sind
den Eidgnossen, von in sagen ;
he, ich sez aber ein anders dran,
wer er daheimen bliben,
im hett niemand nüt gethan.
53. Mit im so thett er füeren
uff wögen ettlich fass,
mit hälsig und mit schnücren,
dan er der meinig was,
he, möcht er in gsigen an,
so wett er die fromen Eidgnossen
allsamen erhencken lan.
372
54- Hett er kein unfuog triben
und nit sölich überm uot,
und werind die edlen bliben
jeder by sinem guot,
he, sy tribends aber zvil,
des ist inen druss erwachsen
ein sr>lich handfeste spil.
55. Die von Münipelgarten
und die von Ochsenstein,
sy müssend lang zyt warten,
eb die iren kömind heim,
he, sy sind zuo tod erschlagen,
man hörtts in iren landen
gar jemerlichen klagen.
56. Die herren ab dem Ryne,
auch ab dem Bodensee,
hettends das mäyen lasen syne,
es thuot inn yemer wee.
he, wem wend sy es nun clagen,
man sach der selben mäder
gar wenig fuoder laden.
57. Desglichen die von Constanz,
die warend hoflich dran,
band mit dem stier gefochten,
die fluocht band sy genon,
he, ir panner hands hinter in glon,
zuo Schwiz hangets in der kilchen,
sichts menger biderman.
58. Von Lenzburg an dem tanze,
auch warend die von Baden,
kuo brüni mit irem schwänze
hatt sy all erschlagen,
he, das thuot den herren wee,
sy glust keim solchen pfafien
zuo bichten nimmer mec.
59. Und auch der lange Friesshart
mit sinem langen hart,
desglichen der Schenk von Baden,
die blibend uff der fart,
he, sy sind ze tod erschlagen,
zuo Sempach vor dem walde,
da ligends sy begraben.
60. Auch nämlich die von Zofingen
warend mit an der nodt,
sy band gar redlich gfochten,
ir ßlndrich ward gschlagen ztod.
he, ir panner dz was dein,
einer hatte ins mul geschoben,
so kam es wieder heim.
61. Desglichen die von Rynach,
die band ein mord getrieben,
wie sy das band verbracht,
ist noch unverschwigen,
he, auch wirt ir meineid,
und ee der schimpf ein end nam,
do hatt mans inen gseit.
62. Kuo brüni sprach zum buren,
und sol ich dir nit clagen,
ein herr wolt mich han gemulchen,
ich han im den kübel umgschlagen,
he, zuo Sempach uff dem land,
die vier ort band es g^^unnen
mit ritterlicher band.
63. Halbsuter unvergessen,
allso ist er genant,
zuo Lucern ist er gesössen,
er was gar wohl erkannt,
hc, er was ein bidermann,
diss lied hat er gemachet,
alls er ab der schlacht ist kan.
Zur Fixininj^ der Entstchungszeit des grossen Sempacher-Liedes, welches einem
Halbsuter von Lu/ern zugeschrieben wird, tragen innere und äussere Anhaltspunkte bei.
In Strophe i heisst es:
do hat doch Gott besunder sin gnad thon offenbar.
Hans Rosenblütt der Schnepperer singt 1450, wie Dr. E. L. Rochholz bemerkt,
do maclu got sein gnad offenbar.
Lilicncron I, 431.
373
Der Umstand, dass vom Herzog von Cleve die Rede ist, zeigt, dass erst nach 141 7
das grosse Lied kann entstanden sein. Damals mochte auch die Erinnerung erloschen
sein, dass Ochsenstein Domprobst war und somit keine Frau hatte (Strophe bei Tschudi).
Auf eine späte Entstehungszeit deutet auch die Sprachform ; wir finden hier nicht die
gewählten Ausdrücke der höfischen Dichter, sondern die derbe Sprache des Aelplers,
der dem Reime zu lieb grobe Ausdrücke wie z. B. «Grind* einflicht. Die Sprache steht
dem Volkslied aus der Zeit der Burgimderkriege nahe, wo z. B. im Liede vom Mül-
hauser-Zuge Strophe 3 sich die Worte finden :
Wir müessend's ein fort an d*grind schlan.
In dieser Z^ii haben Mischformen der Sprache und Unreinheiten des Reimes, wie
solche in Strophe 42 und 68 sich finden*) , nach Dr. Rochholz nichts Aussergewöhnliches
an sich.
Ebenso deutet auf die späte Entstehung, resp. Ueberarbeitung des Liedes die Er-
wähnimg des Fähndrich **) in Strophe 60.
Das späteste Stück des ganzen Liedes ist ohne Zweifel die Schlussstrophe 63,
welche von Halbsuter spricht ; hier tritt die Unfähigkeit des Poeten am deutlichsten zu
Tage. Da noch 16 18 ein Sempacherlied ohne diese unbeholfene Strophe publidert
wurde, so dürfle der Schluss gestattet sein, diese Strophe sei von dem ersten Heraus-
geber des Liedes im 16. Jahrhundert beigefügt worden.
Die einzelnen Züge, welche dieses Lied sowohl, als die einzelnen Chroniken von
dem Verlaufe der Schlacht enthalten, lassen sich nur dann mit einander vereinigen, wenn
wir annehmen, das österreichische Heer sei auf verschiedenen Wegen und zu ver-
schiedener Zeit auf dem Schlachtfelde, resp. vor der Stadt Sempach, eingetroffen.
Druckausgaben .
1. Das Lied von der Schlacht beschehen vor Sempach, im Lucemerbiet gelägen.
Getruckt zu Zürich by Augustin Friess v.J. (c. 1545). — In München P. O.
Germ. 1697, Nr. 27. — Diese Ausgabe kannte Lessing. Ausgabe von Lach-
mann XI, 780, wo der Dichter, offenbar in Folge eines Druckfehlers, Halb/uter
genannt wird.
2. Das Lied vonn der schlacht vor Sempach, im Lucemerbiet gelegen. 8 Bl. 8**
zu Basel by Rudolph Deck. v.J. (c. 1545). Weller: Annalen I, Nr. 183, In Bern.
Im tusent dryhundert do hatt Gott besunder
vnd sechs vnd achtzisten jar, gnad gethon ist war.
3. Lied: 8 Bl. v. O. 1572 (Basel, S. Apiarius). WeDer (Basel, Sarasin'schcr
Sammelband).
4. Das Lied von der Schlacht, beschehen vor Sempach, im Lucerner Biet gelegen.
8 Bl. 8". Gedruckt zu Zürich bey Rudolff Weyssenbach 1598. Weller I, S. 40 ;
II, 503. Zwei verschiedene Ausgaben.
Im tusent dryhundert
Vnd sechs vnd achtzigsten Jar.
5. Scmpacher Schlacht. So beschehen ist im 1386. Jahr. 8 Bl. 8°. Basel bey
Johann Schröter 1607. Weller, Ann. II, S. 503.
6. Sempacher Schlacht. So beschehen ist im 1386. Jahr, aufT S. Cyrillen Tag . .
8 Bl. 8". Zürich by Jonas Gessner 1608. Titelholzschnitt. Weller II, 503.
7. Sempacher Schlacht. So beschehen ist im 1386. Jahr. Mit Titclholzschnitt.
8 Bl. 8". O. O. (Basel, J. Schröter) 161 8. Weller I, Nr. 183.
Im tusent vnd drey hundert
vn sechs und achtzigsten Jahr etc.
*) also vertreib der stiere Str. 68. Ku Brtlne sprach zum stiere :
den löwen uss dem körn, ach sol ich dir nit klagen,
sin trüwen und prattgieren mich wolt uf diser riviere
was gar und gantz verlorn. ein her gcmulken haben.
*♦) In amtlichen Akten Luzerns ist 1425 — 1489 ein «Fenncr» zu finden; «.Fähn(d)-
rich» finde ich zuerst 1490 und 1499 in der Chronik des Stadischreibers Ludwig Feer.
Geschichtsfre\jn4 II» 134, 139» 14I1 144, 147.
374
Dieser Ausgabe fehlt die Schlussslrophe, welche den Dichter nennt, nach
Uhland's Angabe.
8. Sempacher Schlacht So beschehen im 1386. Jahr, auff CyriDen Tag. 8 BL 8*.
Getnickt zu Basel, bey Johann Jacob Decker, im Jahr Christi, 1664. Weiler I,
S. 40. (Aarau.)
9. Die Schlacht vor Sempach. So besehen im 1386. Jar, ufF Sanct Cirillen tag, in
Lucemerbiet gelägen. (Holzschnitt: Pannerträger, im Hintergrund eine Kirche,
— Monogramm D.) Schluss : Gott allein die ehr. O. O. v. J. — Bern.
10. Die Schlacht vor Sempach. So besehen im 1386. Jar, vff Sanct Cirillentag, in
Lucemer biet gelägen. (Basel, S. Apiarius, c. 1580.) S*». 15 S. — (Halbsuter.)
HaUer V, N. 126. Weiler I, 183.
IM Tusent vnd dryhundert,
vnd sechs vnnd achtzigsten jar etc.
11. Sempacher Schlacht . . . 1666. 8«. 14 S. (8 BL). Weller.
12. Sempacher Schlacht. So beschehen im 1386. Jahr, auff Cyrillen Tag. S*». 16 S.
Gedruckt zu Lucern, bey Heinrich Rennward Wyssing, im Jahr Christi 1694.
Mit Titelholzschnitt. 65 Strophen. (Bern.) Weller I, S. 40.
13. Sempacher Schlacht . . . 1 705. 8<>. 16 S. 8 Bl. o. O. Weiler I, 40. — Haller 1. 1.
Leu Lex. XVII, 782.
14. Summarischer Innhalt der Alten Schweizer-Schlachten und Geschichten. Ants
neue gedruckt im J. Chr. 1723. 8°. 5. Sempacher Schlacht So beschehen im
1386. Jahr, auff Cyrillen Tag. Gedruckt im J. Chr. 1705. (Mit TiteU-ignette,
65 Strophen.)
Nachdrucke von Halbsuters Schlachtlied.
1. Nach der Copie von Gilg Tschudi*s Chronik II, 76. Mss. in Zürich.
Vgl. Mittheil. d. antiq. Gesellschaft II, 65 — 71. Tschudi Chronik I, 5 29 — $33.
Folien : Harfen-Grüsse aus Deutschland und der Schweiz 167 — 164. W. Wadcer-
nagel: altdeutsches Lesebuch 9 1 9 — 922(Äalbsuter!). — M.Klotz: Winkelried-
Denkmal 9 — 16. — Kurz: die Schweiz 249 — 254. — 1858. Pfyffer Kanton
Luzem I, 218 — 228 (Tschudi u. modemisirt v. Müller).
2. Nach der Copie von Werner Steiner.
Rochholz: Liederchronik 38 — 50. — Rauchenstein: 7 — 18. — Liliencron:
125 — 142.— Liebenau : Halbsuter. — G ehrig 73 — 7 9 . — J. A. Henne : Schweirer-
chronik 1840, 455 — 465. — Hormayer: Taschenbuch 1839, 201 — 15.
3. Nach den Druckausgaben von c. 1543 — 1705. Liliencron 125 — 140.
4. Einzelne Strophen stehen z. B. in sämmtlichen Copien von Bullingers Sempacher-
krieg, z. B. in Senken berg: Selecta Juris IV, 147, bei Langhans u. s. w.
Dr. Ludwig Tobler theilt im zweiten Bande der c Schweizerisch. VolksHeder»,
Frauenfcld 1884, S. 15 — 20 aus dem grossen Sempacher-Liede 23 Strophen mit, sammt
kritischen und literar.-histor. Bemerkungen, S. 21 — 22. — 67 Strophen bei Dändliker:
Gesch. d. Schweiz. 1884, I, 657 — 664. Hans Ziegler: deutsche Soldaten- und Kriegs-
lieder aus fünf Jahrhunderten. Leipzig 1885.
Ausser dem Züricher Exemplar von Steiners handschriftlichem Liederbuche existirt
noch eines mit zahlreichen Varianten — im Besitze von Herrn Bibliothekar Fr. Sdiiff-
mann in Luzem.
14. (Thomas Murner, Leutpriester in Luzern) des alten
Christlichen beeren Testament.
1528.
Nun hfirt, ir Eydtgnossen, kläglich Dem ir mit uwerem lib und gut,
meere! Land und lüt, manlichem mut.
Ich bin der alt verständig beere, Habt vil grosser frindtschafft than.
375
Das ich als sampt wol kan ver- Da mit ich mich hab jngeflochten,
stan. In's Ergow, und ouch ettlich stett,
Ir habt vor Sempach mir gefochten, So gut's mir uwer striten dedt.
(Ohne Dnickort, Luzem. 8**.)
15. Simon Lemnius, Professor in Chur: Reteis,
c. 1550, Lib.IX, vers.'sSß— 395.
Quid memorem Majum montem pulsasque catervas,
Et captas urbes, castellaque molibus altis.
Utque etiam funes veheret Leopoldus in arma
Saeva minans, fusasque acies in littore toto,
Helvetium et Martern Sempactia tecta prementem,
Helvetiasque manus edentes funera campis,
Nobilium stragem quatuor centena ferentem
Corpora; jamque ducem crudeli funere raptum,
Et bis quae mordent tellurera millia bina;
Aggressosque equites turmarum Marte trecentos
Helvetios armis, bis centum Marte peremptos,
Attamen horum acies referentes fronde triunphos
Post Charitinos populos et Norica castra
Fuderit Helvetius prope Tun fluminis arva.
PL Plattner: Die Raeteisv. Simon Lemnius. Chur 1874, 157 — 158. Ueber Lemnius
vgl.K.Güdecke: Gnindriss zur Geschichte der deutschen Dichtung. Dresden 1885, 1, 95 .
16. Aus Hans Rudolf Manuel Lied von 1557.
Der gott, der alle Ding vermag, da wir den Lupoid gurten,
lebt noch uf den hütigen tag. im Bruderholz und auch vor
Der in' den sig hat geben Gransen,
zu Bellitz und am Morengart, z'Ragaz, desglich Nanse,
vor Ellegurt und Murten, zu Domach und im Schwaderloch :
zu Sempach an dem strit so hart, der selbig gott lebt noch.
Hans Rudolf Manuel von Bern: Ein Hüpsch nüw Lied, vnnd friindtlich Warnung
an ein Lobliche EydgnoschafFt. 1557.
Bibliothek älterer Schriftwerke der deutschen Schweiz. Frauenfeld 1878, Band II,
S. 384.
17. Holzius Johannes, substitutus Brugensis: „Die Sempacher
Schlacht".
Spruch 10 Fol. Seiten. Anfang:
Gestrenge edle und ouch Veste Ein Spruch weit ich euch fahen an
Gnädig myn Herren und ihr Gäste Von dem blutigen Krieg zu Sem-
Wend ihr mir nüt für übel han, pach.
Haller: Bibliothek V, Kr. 124.
3/6
x8. Lied auf die Dätwyler-Schlacht von X35X.
gedichtet zu Ende des i6. JahHitmderts.
Titel : Dättweiler Schlacht, in deren Zürich wider Herzog Albrechten
von Oesterreich gesiget, den 24.Christmonat, auf S. Stephanstag im 1 351 . 8*.
Neudruck im Neujahrsblatt der Feuerwerker-Gesellschaft von Zürich, 1 826, 1 8 —2 2.
Schlussstrophe :
Ich lob die frommen Alten, zTättwyl, Näfels, Sempach,
Dass sie mit frcycr Hand, Hand auch gar viel erlitten,
Ihr Freyheit redlich bhalten, Den Herren thatends bitten,
Zu Lob dem Vatterland; Der half jhnn bhaupten d'sach.
Sie hand gar tapfer gstritten
ig. Trewhertzige Vermahnung
O du mein liebe Eydtgnoßschaffl
Die durch besondere Gottes KrafH
Bissher mit grosser Lustbarkeit
Florierst in fried und Einigkeit
Hüct dich vor Unfried und Zwy-
tracht
Damit nit werdt zertrennt dyn
Macht.
Halten fest üwers Eydes Band,
So bleibt Ihr Herren in dem Land.
Kein fremden Herren, der da ist,
Landtgierig und voll arger List
Treu wen kurtzum nit, wann er gleich
Verschrieb ein gantzes Königreich.
Gedenckend an die alten Tag
Da Ihr hand gführet manche Klag,
über der Landvögt Tyranney,
und der Zwingherren schinderey.
Gedenckt an die Sempacher
Schlacht,
an ein lobliche Eydtgnossschaft.
da üwere Feind trieben gross Pracht
Gedenckt an Carle von Burgund,
der euch wolt richten gar zu grund.
Lassend kein fremde Gast ins Land
Sonder thut ihnen widerstand.
Verwahrend üwere Berg und Thal,
So sind Ihr rühwig überal.
Halten ein andern Threw und Eydt,
So gehts euch wol in ewigkeidt.
Kombt euch fremds Volck einmahl
ins Land,
So geht es Übel ewerem Stand,
Diewyl Ihr aber Brüder seind,
und gleichsam einer Mutter Kind,
so halten Euch zusammen fest,
und thu ein jedes Ort das best :
Bsitzen in Rhuw das schöne Land
das Ewere Vätter gwunnen hand,
ehren, lieben und förchten Gott,
So hilft er euch aus aller Not.
Vj^l. oben S. 320.
20. Lateinisches Gedicht.
Zu den ältesten poetischen Erzcujjnissen über die Schlacht bei Sempach gehört die
lateinische Todtenklajjc um Herzog Leopold, die in verschiedenen Handschriften mit
vielen Varianten erhalten ist. Vgl. oben unter den Chroniken Nr. 31, 32, 72.
Sie wird auch als «metricum epitaphium* bezeichnet.
JOK nVOSAJ«». IWCMK^l*«^ «et -iMl «fi^ M». >lBOW('M*c'<M(.'>M(X0C>«>..>M<Lie«JMk«*k>«ai.}a>O«BC:<QK>MUM<;
D. Urkunden, Rathsbeschlüsse, Rechnungen.
X. Projekt eines Bundes zwischen Oesterreich
und den Eidgenossen.
1384, 29. Juni.
Wir Lüpolt von gottes genaden Herzog ze Oesterrich etc. Bekennen
vnd tun kunt offenlich mit disem brief, für vns vnd vnser erben, für vnser
Lantfogt, für all vnser amptlüt, die wir Jetz haben oder noch gewünnen, für
all vnser Stett, Schulthes, purger vnd all ander vnser lüt, Edel vnd vnedel
in vnsem Stetten vnd in vnsem Landen, das wir mit des selben vnsers Lant-
fog(t)s, vnsers Rates vnd aller andern vnsem lüten Rat, mit guter vorbe-
trachtung, durch schirm vnd friden willen vnsers landes vnd vnser lüten
gemeinlich eins getrüwen frides überein komen syen mit den erbem wisen,
mit dem Burgermeister, dem Schultheis, den Ammannen, den Räten vnd
bürgern vnd lantlüten gemeinlich der Stetten vnd lendem Zürich, Bern,
Solotem, Luzem, Zug vnd dz ampt, Vre, Switz vnd Vnderwalden vnd allen
den zu in gehören t, den selben frid wir für vns vnd vnser erben vnd all
ander vnser lant vnd lüten, als vor bescheiden ist, bi vnsem fürstlich trüwen
gelopt vnd offenlich zu den Heiligen gesworn haben luter vnd getrüwlich
ze halten vnd die obgenanten von Zürich, von Bern, von Solotum, von
Luzem, von Zug vnd dz ampt, von Vre, von Switz vnd von Vnderwalden
ze schirmen vntz vff den nechsten Sant Jörgen tag, vnd dannenthin fünf-
zechen gantze Jar, so dann schierest nach einander koment, mit den
stucken als hie nach bescheiden ist, vnd in den zun vnd kreissen als hie
nach geschriben stät. Das ist des ersten da die Ar entspringet, dz man
nempt an Grimseln vnd die Am ab für Hasly vnd von Hasle die Richte
über vnz gen Friburg in öchtland vnd als verre ir gebiet gat vnd dannen
die Richte nider vnz gen Nydow vnd als verre von Nydow vnd ir gerichtc
gand von Nydow vnz gen Bielln, von Bielln vnz gen Solottern, von
Solottern die Arn vnd vor dem Lebern ab vnz da die Ar in den Rin gat
vnd den Rin vf vnz gen Schaf husen, von Schaf husen den ^in vf vnz gen
Stein, von Stein den \Tidersew uf vnz in den Bodense, den Bodense uf
vnz an den Berg den man nemmet den Manen, von dem selben Manen
die Richte über als vTiser grafschaft gat vntz an den Walase vnd von dem
Walase die richte vzzem Glarus vf vntz an die Furgken vnd von der
Furken wider an die Grimseln, da die Ar entspringt Vnd wer dz yeman,
wer der were, die vorgenanten von Zürich, von Bern, von Solotum, von
Lutzem, von Zug vnd dz ampt, von Vre, von S>Äatz vnd von Vnderwalden
oder Jemand der zu inen gehört, an lüt oder an gut in dehein wise wider
recht schadgote oder angriff, den sulln wir vnd alle vnser amptlüt all
vnuerzogenlich in allen vnsern landen vnd gepieten, so in den vorgeseiten
ziln vnd kreissen gelegen sint vnd die zu vns gehörent zu vam vnd
schiken mit aller vnser macht, dz den, so dann geschadgot sint, widertan
vnd abgeleit werd als verre wir vermugen, als getrüwlich vnd als ernstlich
als ob es vnser selbs sach wer, an all geuerd. Dasselb suUen die vor-
genanten von Zürich, von Bern, von Solottem, von Luzem, von Zug vnd
dz Ampt, von Vre, von Switz vnd von Vnderwalden vnd all die zu inen
gehörent in iren gebieten vns vnd den vnsern ze gelichen^'ise her wider
tun, vnd suUend ovch wir vnd all vnser Amptlüt vnd all vnser lüt, die zu
vns gehörent, in allen vnsern Stetten verhüten vnd verguomen als verre
wir kunnen oder vermugen, das enkein frömd volk, lüzel noch vil, vff die
vorgenanten von Zürich, von Bern, von Solottem, von Luzem, von Zug,
vnd dz ampt, von Vre, von Switz, vnd von Vnderwalden vnd all die zu in
geh(")rend zieche, noch si in den vorgeseiten kreissen schadgen an all
geuerd. Were ouch, das wir oder vnser erben, ob wir enweren oder vnser
amptlüt ald vnser lüt in Stetten oder uf dem land, die in den vorgeseiten
kreissen gesessen sind, gemein lieh oder deheiner sunderlich stöss oder
mishell gewunn, mit den obgenanten Stetten vnd Lendem old den, so zu
in gehörent gemeinlich oder mit deheiner Statt oder land ald im bürgern
vnd lantlüten deheiner sunderlich dar\'mb sullen wir zu beiden siten bi
vnsern eiden vnuerzogenlich ze tagen komen gen Zürich oder gen Luzem.
Wenn deweder teil darvmb von dem andern ermant wirt in den nechsten
vierzechen tagen vnd ouch in weder statt dann gemant wurdet Mid sol jet-
wedcr teil dry erber man, die in disen kreissen gesessen sint zu der sach
setzen, vnd die selben Sechs süllen dann zu den Heiligen swerren, die
selben mishcllung vnd die sttiss vnuerzogenlich vszerichten zu der Minn
oder zu dem Rechten, vnd wie es die selben Sechs gemeinlich oder der
merer teil vnder Inen dann vsrichtend, das süllen beid teil stet halten
vnd volfüren ane widerred. Wer aber das die sechs, so darzu gesezet
werdent sich glich teilten vnd stössig vnder einander wurden, so süllen
si bi den eiden, so si gesworn hant, vnuerzogenlich inwendig den ob-
genanten zilen einen gemeinen man zu inen erkiesen vnd nehmen, der
si bi iren eiden schidlich vnd gemein dar zu dunkt, vnd welchen si darzu
379
kiesend, den sol der teil, under dem er gesessen ist, vnuerzogenlich
heissen vnd wisen, dz er sich der sach mit den sechsen annem vnd sich
mit sinem eid verbind mit den selben Sechsen usze richten als vor be-
scheiden ist, vnd was sach vnd stöss in disem frid vnd in den vor-
genanten kreissen von dewederm teil vflöft, darvmb ensol der vorgenant
frid nicht zertrenet noch zerbrochen werden, denn daz man vmb Jeklich
sach für die schidlüt komen sol als vor bescheiden ist. Vnd dz diser frid
in aller siner macht stät vnd vest beliben sol als vor vnd nach geschriben
stat, an all arglist. Wer och dz vf dewedrem teil yemand der in deheinen
Sachen vngehorsam vnd widerspenig wurd oder ob der so den schaden
tutt, als arm wer, dz er mit gut den schaden nicht ablegen möcht, da sol
Jetweder teil vnder dem der vngehorsam oder der vnhabend gesessen ist,
den oder die wisen, als verr vnd si mugent vnd mit guten trüwen nach im
stellen vnd si also halten, dz si mit dem lip ablegen vnd bessern den schaden,
so uf si vor den vorgenanten schidlüten bracht wirt vnd sich die selben
schidlüt erkennent an all geuerd. Wir haben ouch in disem frid vns vnd
vnsem erben allen vnsem Herren, Rittern vnd knechten vnd den vnsern
vorbehept vnd vsgelassen gerichte, twing, penn, stür vnd dienst vber
stett vnd lender vnd lüt vnd gut, so in den egenanteh ziln vnd kreissen
gelegen sind als wir vnd si die von alter vnd guter gewohnheit vnz an disen
frid bracht vnd gehept haben. Doch das wir noch unser erben noch nie-
mand von unsem wegen si all gemeinlich noch ir keinen sunderlich nicht
heissen, wisen noch twingen sÜllen, das wider disen frid sy in dehein wise
an all geuerd. So haben/ die vorgenanien Sieii und lender in selber in disem
frid vorbehept vnd vsgelassen ir eid vnd bünd, so si vor disem frid mit eiden
oder mit briefen zu femand getan haben. Es ist ouch beret, das wir noch die
egenanten Stett noch Lender an beiden teiln sich nufurbaz in den egenanten
fünf zechen faren zu niemand verbinden süllent noch wellen, das dewederm teil
an sin landen vnd lüten schedlich sy noch disem gegenwärdigen frid 'dn all
geuerd. Es ist ouch luterlich berett durch das diser frid Jungen vnd alten
dester wissentlicher sy, das all vnser lüt, sy syen edel oder vnedel in Stett
oder vflf dem land vnd die in den egenanten kreissen gesessen sint vnd
die zu uns gehörent vnd ouch die vorgenanten von Zürich, von Bern, von
Solothurn, von Luzem, von Zug vnd dz ampt, von Vre, von Swiz vnd von
Vnderwalden vnd die zu in gehörent ye zu fünf Jaren, wenn es von de-
wederm teil an den andern geuordert wirt zu den Heilgen sweren süllent,
was manhafter lüt ob Sechzechen Jaren alt sint, dz si disen frid mit allen
puncten, als diser brief wiset, war vnd stät halten vnd volfüren, die vor-
genant Jarzal vs an all geuerd, vnd mag ouch yetweder teil sin botten dabi
haben ob si wellent. Herüber zu einem offenn vrkund, das dis vorge-
schriben alles von vns vnd vnsem erben vnd von allen den, so zu vns
380
gehörent war vnd stät belib, so haben wir vnser fürstlich Insigel offenlich
gehenkt an disen brief vnd wir, die Schultheis, die Rät vnd all Burger ge-
meinlich in des vorgenanten vnsers Herren von Oesterrich Stetten Schaf-
husen, Friburg in öchtland, Zouingen, Aröw, Wintertur, Diessenhouen,
Frowinueld, Rapreswil, Wesen, Baden, Bremgarten, Hellingen, Brugg,
Surse, veriechen vnd tun kunt offenlich, als der obgenant Hochgebom
durluchtig fürst, vnser genediger lieber Herr Herzog Leupold, Herzog ze
Oesterrich etc. den frid, als diser brief wiset, ufgenomen hat, mit den vor-
genanten von Zürich, von Bern, von Solotem, von Luzem, von Zug vnd
dz ampt, von Vre, vnd von Schwitz vnd von Vnderwalden vnd den so zu
inen gehörent, dz wir da all gemeinlich vnd vnser jekl icher sunderlich mit
guten trüwen glopt vnd offenlich uf den Heilgen geswom haben gelert eid,
den vorgeschribnen frid war vnd stet ze halten vnd ze volfüren an all arg-
list vnd des zu eim offenn vnd waren vrkund, so hat vnser Jeklicher der
vorgenanten Stett vnser Statt gemein Insigel zu des obgenanten vnsers
genedigen Herren Herzog Leupolden Insigel offenlich gehenkt an disen
brief. Geben ze Prugg an sant Peters vnd sant Pauls tag apostolorum
Anno doraini Millesimo Trecentesimo octuagesimo quarto.
Concopt auf Papier im Staatsarchiv Luzem. Vgl. hiezu oben Seite 31 — 32.
a. Burgrecht von Sempach mit Luzem.
1386, 6. Januar.
Wir der Schultheis, der Rat vnd die Burgere gemeinlich ze Sempach
veriehen offenlich mit disem briefe für vns vnd alle vnser nachkomen, die
wir har zu vesteklich, wissentlich, vnd eweklich verbinden. Als vns ge-
raeinlich vnd ieglichen sunderlich, vnd vnuerscheidenlich . . die wisen
bescheiden lüte, der . . Schultheis, der Rat vnd die Burger gemeinlich ze
Luceni ze Burgern habcnt enphangen als ir Ingesessene Burgere, do ge-
lobe wir vesteklich, von dem selben Burgrechten nüt ze scheidende noch
das vf ze gebende in keinen weg nu, noch in künftigen ziten, ane der vor-
gcnanten von Lucern \Tlop, gunst, wissend vnd willen. Mit vrkund dis
briefcs versigelt mit vnser stat Ingesigel. Vnd geben an dem zwölften tage
nach der wienacht. Do man zalte von Cristus geburt drizehen hundert
Achtzig vnd Sechs Jar.
Das Stadt-Sic^cl von Sempach hän^^.
Originalurkunde im Stiuitsarchiv Luzem.
3. Wochenausgaben der Stadt Basel 1386.
Sahbato quinto, quod fuit ante Purific. (Jan. 27).
Item so hant Murnhart, Her Peter von Louffen, Jacobe Zibolle etc.
verzert gen Baden, Zürich vnd Luczern xlvi gülden.
381
fol. 413. Sabatto septimo quod fuit ante Valentini (10. Febr.).
xvj ß nuntio in Thurego et Luceria.
ix ß - - Bema.
ix ß - - Solotren et Beme.
ix ß - - Arowe.
ß - - Zürech et Lucem.
ß - - Solotren et Bema.
ß - - Baden et Luzem.
- 418. Sabbato ante Esto (3. März).
Conrado ad Solem et Jacobo Zibollen pro expensis in Balneis
et Thurego, Luzem et Ulma L xxiiij *" flor.
- 422. S. post Reminiscere (24. März). Item domino de Ochsenstein
iij ß pro vino.
- 427. Sabbato ante festum pasce (21. April).
Item domino de Grandwilr iiij ß pro vino.
- Hasenburg iiij ß pro vino.
advocato ducis Burgundie iiij ß pro vino.
- 428. Sabbato ante quasi modo (28. April).
Marchioni de Hochperg iiij ß pro vino.
- 429. Sabbato ante Misericordia (5. Mai).
Domino Romano de Kungstein iiij ß pro vino.
- 431. Sabbato ante Jubilate (13. Mai).
Domino de Windegg iiij ß pro vino.
Comitisse de Vallisis iiij ß pro vino.
Item comitisse de novo Castro xvi ß pro vino.
- 432. Sabbato ante cantate (Mai 19.).
domino de Cly iiij ß pro vino.
- 433. xl Hb. dem Snider pro buchsenbulfer.
- 433. s. ante pentecost domino Heinrico de Rinach iiij ß pro vino
(9. Juni).
- 434. S. post cantate (26. Mai).
Lucelmanno de Razenhusen iiij ? pro vino.
Advocato de Ochsenstein iiij ß pro vino.
magistro camere ducis iiij ß pro vino.
- 435. sab. post Ascensio. (2. Juni).
. domino de Ochsenstein viij ß pro vino.
Ulis de Argentina iiij ß pro vino.
- Friburgo iiij ß pro vino.
- Columbaria iiij ß pro vino.
- novo Castro iiij ß pro vino.
382
fol. 436. Sab. post Ascensio (2. Juni).
pro expensis Cunradi ad Solem Petro de Louffen et Jacobo Zi-
boUen in Thurego et Baden pro xxxvi diebus L xvi flor.
- 437. Sab. ante Pentechost. (9. Juni).
Ulis de Friburgo viij ß pro vino.
- Brisaco.
- novo Castro.
domino Henrico de Rinach iiij ß.
Conr. Haggen de cann. iiij ß.
domino de Keppenbach.
- 438. Sabb. ante trinitatis (16. Juni).
domino de Reye iiij ß pro vino.
marscalco Burgundie pro vino.
de Richenberg.
- 440. Sabb. post trinitatis (23. Juni).
- 442. Sabbato post Nativit. S. Johannis Baptiste (30. Juni).
Nuntio in Thurego x ß.
Vinco Spalier x ß pro copia domini de Cly.
- 443. Item pro expensis Petro die Loufien et Dietrico SCirlin in Con-
stancia, Lucern et in Brugg cij fioren. et tangmit communia
civitatum, xxj dies in Zürich, Lucem et Brugg.
- 444. Sabbato post Vlrici (7. Juli).
Nuntio in Luzern et Baden xvj ß.
- Baden v ß.
- 445. I fl. notario advocati ducis.
- 447. Sabbato ante Margrethe (14. Juli).
Nuntio qui venu de Luzeria ei dixit faiurn ducis ei suorum viij^
Item nuntio in Thurego viij ß pro stilliggen.
per nos missos ad dominum Johannem comitem de
Thierstein et alios in guerra viij ß.
in Liestal ij ß.
- Birsegg j ß.
- Thurego et Luzeria xv ß.
- Solotren et Berna xij ß.
Item nuntio in Balneis vj ß.
- - - Surse et Luzeria xij ß.
- Thurego et Luzeria viij ß salva computationc,
- eidem nuntio in Brugg vj ß.
- 447. Sabbato ante Jacobi (21. Juli).
ü
383
Item von der Eptinger wegen olirn fratrurn domini Johannis
Puliant pro vino xviij ß.
pro vino Grünburger ratione quondam sui filii iij ß.
iiij ß pro vino ratione domini de Masmünster,
illis de novo Castro viij ß pro vino.
domino de Nassow iiij ß pro vino.
- - Rapolzstein iiij ß pro vino.
Gesseler et Randegge r iiij ß pro vino.
domine de Masmünster iiij ß pro vino.
nuncio de Brisaco der vns warnet x ß.
Petro de Louffen pro expensis in Constantia, Thurego et
Luceria viij dierum post recessum magistri Zunftanim xij
flor. minus iiij ß qui tangunt coramunes civitates.
4. Klage des Rathes von Luzern gegen die Herrschaft
Oesterreich *).
1386, Januar.
Als die richtunge beschach zwischent der herschaft von Oesterrich,
vnd vns, do wart berett, das wir wol möchten Burger nemen nach vnser
stat recht als vor aUer har komen ist. Die richtunge ist an vns gebrochen
vmb dis stucke. Wand der herschaft diener, Ritter vnd knechte vnd ander
edel lüte sit mals erber lüte hant in trostunge genomen, vf dem lande ze
Ergowe vnd in geuengnisse geleit, das si nüt vnser Burger wurdent*) Vnd
die vnser Burger wurden t, die wurdent darnach bekümbert an irem libe
vnd an irem gute vber das si nieman solte bekümbert han.
*) Diese Klage ist in 4 verschiedenen Redactionen vorhanden. Die umfangreichste
Version habe ich in den Akten zur Geschichte des Sempacherkrieges S. 92 — 97 publicirt.
Einzelne Punkte enthalten 2 andere Klagschriften (daselbst 87 ff). Die hier folgende
Klage scheint in dem Schlusssatze gcwissermassen die Einnahme von Rothenburg be-
schönigen zu wollen, während in den andern Redactionen dieser Punkt weniger her-
vortritt.
*) Wie Aargauer behandelt wurden, die in Luzern über solche Bürgeraufnahmen
nach der in ihrem Lande üblichen Ansicht sich aussprachen, zeigt folgende Stelle im
Ratlisprotokoü I, 61 von 1385 : «sabbato post Michahelis Peter Amze de Tütwil cauet
cum Petro Suter de Butwil et Jo. an der Hube, filio Erni an der Hube pro centum
libris et insuper juravit tercio Marci exire ultra fluvia Ruse, Are et Lindemage ad an-
num unum sine gratia et postea ad graciam civium pro eo quod dixit novos nostros
cives fore in arbore suspendendos. »
Als Gegenmittel gegen die eidliche Verpflichtung von Landsassen, sich in Luzeni
nicht einzubürgern, wendeten die Luzerner Streifzüge an, auf denen sie solche Leute
gefangen nahmen. Rathsprotokoll I, 40 ad 1386, erste Hälfte des Jahres. Heini Kerne
de Pheflikon, Heini von Birwile, Jenni zem Sewe de Rinach, Jenni Smit de Rinach,
Heini Snider de Rickenbach cavent pro c libris pro Heini Agnesen de Rickenbach,
captivato quod juravit Rutschmanno de Rinach servire post prescntem litem ut ante
litem sibi serviebat et notandum quod prcdicti captivati omnes juraverunt vruediam.
384
Sunderlich habent die von sant Johans ze Honrein ir lüte in soliche
trostunge genommen, das si zügent war si woltent, also das si ze Lucem
nüt burger wurdent. *)
Darzu wart beret in der richtunge, das alle landuögte nocheinander
die richtunge soltent sweren stete ze haltende das vns nie gehalten ist
Vnd als wir für Burgdorf zugent, do hatte vns die Ilerschaft vnd ir
Rete verheissen, das si nieman woltent durch der Herschaft lant lassen
der vf vns züge vnd musten wir dar vmb ziehen vber den Brünig, das
die Herschaft dis stucke versprechen möchte mit besserm gelimphe gegen
den die dur ir lant ziehen wollen; vber das wurden wir vnd vnser Eit-
genossen groslich geschadigt, vnd zoch volk durch der herschaft lant, das
vns vbel tct, vnd wart das selbe volk darnach enthalten ze Arowe, ze
Zouingen, vnd ze Baden, vnd in andern slossen ze Ergöwe, vnd wart vns
vnser Burger Jeckli Bermenter gefangen bi Zouingen, vnd geschach das
vs Zouingen vnd wider darin, vnd wart geschetzet vmb das er hatte do
ze male.
Es wart ouch vnsenn tcchan ein phert genomc bi der Emmen, vber
das die vnsern schirm vnd fride haben soltent in der Herschaft lande,
das der fridebrief eigenlich wiset, vnd die selben, die dem techan das
phert nament, wurdent verbotten ze Meilingen, vnd wurdent dar\'ber lidig
gelüssen lideklich; daran vns gros vnrecht ist beschehen.
Es fugte sich ouch vor ziten das der Knutiman vnscni Burger Vollin
Phister seligen erslug vnd wart vmb den totslag gefangen vnd mochte vns
nüt von ime gericht werden. Wand wir santen ze graf Johans seligen von
Valladis vnd baten In, das er vns richtete nach recht. Der gap vnsera
botten ze antwurt, er wolte vns gerne richten vnd do vns vnser hotten
das gescitent, do santen wir wider zu Ime, das er vns dis recht Hesse vol-
langen. Do zwischent was Ime ein brief kommen von der Herschaft von
Oesterreich, den zeugte er vnsern botten, daran stunt, das Ime die Her-
schaft gebot bi Übe vnd bi gute, das er nüt richtete. Do wir das vemomen,
do santen wir vnser botten zu der Herschaft gen Rinfelden, die botent
gnedeklich, das man vns richtete, vnd mochte vns nüt gelangen. . wand das
der selbe Knutiman lidig wart gelassen vs geuangnisse ane \Tiser wissend
vnd willen. Vnd darnach wartet er vnser Burgere Johans seligenvon Bürren,
vnd Weltis Bernhartz zu Escholtzmatte vnd wolte si han erstochen.
Es fügte sich ouch vor ziten, das die von Friburg in Brisgowe vnserm
Burger seligen Heinrich Schönenbül sin fleischs nament ane recht darumb
*) Hic7Ai die Stelle im RathsprotokoU von 1386 (I, 44 b):
Xotandum Jcnni Müller de Scmpach cavet (aim) Vinco fratre et Jo. Hechdc de
Rickenhach pro c florcnis, Bürpi Bülcr cum Heini Rietm«itter pro 4 fiorenis, Erni
(nj^or de (iiindelswile cum R. Fuchs de Rüde seniore et H. Ludis de Zezwil pro c
flurenis obedire conbulibiis, qut)d vim alTeccnmt commendatori de Honrein.
. 385 ^
greif er si wider an vnd nam Inen etwas vardel mit schürlitztuch vf der
Rüse. Dise sache wart gentzlich gericht; nach der richtunge seite vns ir
Burger Clewi Ederlin ab, vnd embot vns das mit vnsem Bürgern Johans
in der Owe vnd Jost von Malters; dar vmb schriben wir den von Friburg.
Die schribent vns herw'ider, das Clewi Ederlin ein wilder man were, vnd
das si In nüt erlangen kündent zu den ziten, vnd als balde si In erlangen
möchten, so woltent si In wisen, das er bi der richtunge blibe, vnd schri-
bent vns ouch darnach, das si In gewiset hettent, das er do bi blibe. Vber
das lag er darnach vber nacht ze Tottnowe in eim huse bi vnserm Burger,
dem Vogler, vnd as vnd trank mit Ime vnd mornendes nam er Ime bi
Tottnowe was er hatte, des er verdorben ist.
Vns ist ouch gros vnrecht beschehen von des geleites wegen ze
Meilingen, vnd von des Zolles wegen des wir solten fri sin, vntz gen Win-
desch vnd gen Reiden an die flu, als vnser briefe wisent.
Darzu ist vns vil vnrecht es beschehen von der Strasse wegen durch
die Swande, die do har menglichem gewert ist, der die Strasse zu vns
wandeln wolte.
Vnd eins mal es kam Her Heneman von Grünenberg in vnsem Rat
vnd Seite vns offenlich, das er gen Basel wolte riten. Do kam Ime vnder
wegen ein erber man vnd sprach war er wolte. Do sprach er, er wolte
gen Basel. Do sprach der zu Ime: rittent ir wider heim gen Rottenburg
vnd warnetent vnd besorgetent die vesti, wand die von Lucem meinent si
In ze nemende. Das duchte vns ein herte vngewonliche rede, vnd baten
In gar ernstlich, das er vns ze verstände gebe, wer die rede von vns ge-
seit hette. Des weite er vns nüt sagen. Das beswerete vns gröslich, vnd
rettent von diser sache wegen so verre mit Ime vnd embutten Ime so vil,
wolte er vns den nüt nennen, der Ime dis von vns geseit hette, wir wolten
Ime nüt dest holder sin. vnd wolten Ime dar vmbe (nüt) ze leide tun. Vnd
rettent so vil mit Ime, das er dar noch in vnser stat nüt kam vnd si ver-
miet lange zit vnd vntz har von diser sache wegen, vnd darvmb hatten
wir solich recht zu Ime, das wir truwen bi gelimphe ze stände, vnd dis
stucke luterlich ze verantwortende, ob dehein anrede an vns keme.
5. Luzern mahnt Zürich und die Eidgenossen zu Hülfe und be-
gehrt auch Mahnung Basels und der schwäbischen Städte.
14. Januar 1386.
Den wisen fürsichtigen vnsem sundem guten frunden vnd lieben
Eitgen. dem Burgermeister, dem rat vnd den Bürgern gemeinlich der stat
Zürich. Embieten wir der schulth. , der Rat vnd die Burger gemeinlich
ze Lucem vnserr. willigen dienst vnd was wir ere vnd gutes vermügen . .
Liebenau, Schlsoht bei Sempach. 25
3S6
lieben fründe, wir bringen für üch mit ernstlicher klage, den gcwalt vnd
gros vnrecht, so die herschaft von Oester. vnd die iren an vns vnd den
unsem begangen hant sunderlich in dem stucke das vnser Burger siben
vf disen tag, als diser brief geben ist, leider sint erstochen, in eim fride,
daz die erbern wisen des heiligen riches stette botten geworben vnd an
vns bracht hatten t, der ouch weren solte disen egenanten tag allen, der
an vns, als da vor, frevenlich gebrochen ist. Darumb wir bi einander ge-
sessen sin in rates wise vnd vns einhelleklich erkent haben vf vnser eide,
das vns sollich vnrecht beschehen ist, das wir üch vnd alle ander vnser
Eitgcnossen billich haben ze manende, vnd ouch geherig hilff von üch
notdürftig sint. Manen üch ouch mit disem offene briefe, der eiden vnd
bünde, die wir zesaraen gelobt vnd gesworn haben, vnd alles des wir üch
ze manende haben, nach lute vnd sag vnser geswornen briefen, das ir üch
darnach richtet vnd haltet, als balde wir üch embieten das ir vnuerzogen-
lich mit aller macht zu vns ziehent, vns beholffen vnd beraten sient, wie
dis vnrecht gerochen vnd abegeleit werde. Vnd manen üch darzu mit
sunderheit das ir die vier stette Basel, Costencz, Vlm \Tid Rolwil manet,
an alles verziehen, das si die andern swebschen stette des gemeinen bundes
vnuerzogenlich manen vmb hilf, sunderlich vmb die zweihundert spiesse
die si zuo vns senden vnd legen süllen nach dem vnd ir wol wisset vnd der
Buntbrief harüber eigenlich wiset. Vnd tunt har Inne als vvii üch ge-
trüwen vnd ouch wir billich gegen üch teten in solichen vnd andern nöten,
was üch liep vnd dienstber von vns were, als verre wir lip vnd gut betten,
ze vrkunde diser manunge haben wir vnser stat heimlich Ingcsigel ge-
trucket vf disen brief Datum dominica post hilarii Anno ec. Ixxx^vj".
Concej)t, Papier: Staatsarchiv Lucern. Acten: Sempacherkrieg.
6. Wie Oesterreich die Friedensvermittlung betrieb.
1386, vor Pfingsten (10. Juni).
Beschluss des Rathes von Zürich : Man sol nachgan und richten, als
Jccli Tegerfelt, Bluntsch, Uli und Jecli Gerung in C. Stuckis hus etzwas
geret hant, wie vier hundert oder sechshundert Guldin geteilt syen Zürich.
Jecli Tegerfelt dicit, dz Hans Hutter in C. Stuckis hus geseit hab, man
sciti Zug, dz achzehen hundert guldin geben syen etlichen lüten und dz
das gelt zerteilt si in die waldstett und har gen Zürich, er nant aber nüt
wer die syen, dien dz gelt worden sye.
Zürcher Raths- und Richtebuch IV, 16.
Man sol nach gan und richten, als Welti Oechen zu der von Lutzem
Botten, als si von Lucern dem Rat und Bürgern her gesent wurden, gieng
387
und sprach zu inen : biderben lüt, hant fest und gend die Sloss nit wider,
da tunt ir uns ein dienst an.^)
Züricher Raths- und Richtebuch IV, 24.
^ Die Vermuthung von Professor Dr. G. Tobler (Archiv des historischen Vereins
von Bern XI, 169), dass das datumlose Schreiben der Gesandten von Bern, das E. von
Wattenwyl in der Geschichte von Bern II, 268 und Dr. A. Ph. von Segesser in den eid-
genössischen Abschieden I, 71 mitgetheilt haben, statt zum 3. Juni 1386 zum Januar
1387 gehöre, scheint mir nicht stichhaltig; denn nach dem Tage von Sempach hätte
auch der unverfrorenste Diplomat kaum gewagt, den Eidgenossen nur unter der Be-
dingimg einen langdauernden Frieden anzubieten, dass sie auf alle bisherigen Eroberungen
verzichten. Bern hatte zudem Willisau auf dem Wege des Burgrechtes annexirt.
7. Absagebrief an die Eidgenossen.
1386, 24. Juni.
Dem burgermeister, dem Rat vnd der Stat gemeinlicb ze Zürich, dem
Scbulth., dem Rat vnd der Stat gemeinlicb ze Lucern vnd allen üwem
Helffern widersag ich Hans Volr. von Pfirt, Fridrich von Pfirt, Peter von
Nidegg, Hans Bemhart Grat, Ritter, Hetzel von Zaesingen, Hans von
Masmuenster, Fridrich Cappeller, Schowpp Truchsaetz, vnd Hans Günther,
Edelknecht, von unsers gnedigen Herren wegen Herren Herzog Lüpolts
von Oesterrich jn des frid vnd unfrid wir sin wellent, vnd wellent vns wol
besorgt haben gegen üch mit disem brief, besigeltmit mim Bernhart Grats,
Ritters, Ingsigel, vnd Hans Ulrich von Pfirts Ingsigel, von vnser aller
wegen von gebrestens der vnsern, geben ze Bremgarten an sant Johans tag
ze sungicht Anno Ixxxvi".
Die beiden aufgedrückten Sigel sind abgefallen.
Original im Staatsarchiv Zürich, Acten Oesterreich.
8. Vertrag betreffend Uebergabe von Willisau an Oesterreich.
1386, 30. Juni.
Wir Leupolt von Gots gnaden Herzog ze Oesterreich, ze Steyr, ze
Kemden vnd ze Krain, Graf ze Tyrol etc. Tun kunt, daz wir mit der
edeln vnser lieben Mumen Grefinn Maha geborn von Nüwemburg, wilcnt
Graf Hansen von Vallensins eliche wirtinn vnd auch si mit vns der nach-
geschriben teding vbereinkomen syen, des ersten, daz si vns gegenwärtik-
lich ingeben vnd antwürten sol ir Stat Willisow mit der bescheidenheit,
daz wir versorgen, daz niemand in der selben Stat gewüst werde, an libe
noch an gut vngeuerlich, vnd daz wir auch dieselben vnser Mumen vnd
ire kinder beliben lazzen by allen im rechten vnd gewohnheiten die si
vntz her pracht hant, fügte sich aber, daz vns die vorgen. Stat nicht in-
geben wurde, vnd daz wir si mit gewalt nötten vnd gewinnen müsten, noch
388
dem Süllen wir schaffen, daz die Lüt darinn vngewüst beliben, vnd das
vnderstan, so wir pest mügen an geuerde. Wer auch, das es missgienge,
daz vns die Stat nicht inwurde, vnd den vyenden wurde, so sullen wir
dhain richtung mit vnsem vyenden vfnemen, der egen. \Tiser Mumen
werde denn die obgen. ir Stat ouch wider. Es ist auch beredt, wenn der
krieg, so wir ytzund haben mit den Waltstetten, verriebt wirdt, daz wir
denn oder vnser erben, ir oder ire erben die obgenant Stat Willisow wider-
geben vnd antwurten sullen an verziehen, vnd stillen si lazzen beliben by
allen im rechten vnd gewonheiten, vnd auch by der phantschaft, so si von
vns habent, nach ir brief sag, vnd dartzu sullen wir dieselben Stat auch
halten vnd schirmen, als ander vnser aigen Stet an geuerde; die egen.
Grefinn vnser Mum mag auch wol, wenn si wil ir Lüt kestigen vnd pezzem,
an all vnser irrung vnd hindemuzz auch an geuerde. Mit vrchund diz
briefs, Geben ze Zouingen an Samztag vor sand Virichs tag Nach krists
gebürt Drüzehen hundert Jar darnach in dem Sechs vnd achtzigistem Jar.
d, d.
Das kleine Siegel des Herzogs mit den 5 Schilden hängt in rothcm Wachse.
Original im Staatsarchiv Neuenburg. G*. Nr. 24.
Mit irrigem Datum «Samstag nach Ulrich» wurde diese Urkunde gedruckt bei
Matile, Monumens 11 15 f., Kopp, Urkunden I, 183, und im Schweizer. Geschichts-
forscher X, 239 ; das richtige Datum, aber keinen fehlerfreien Text, bringt M. v. Stürler
im Anzeiger für Schweiz. Gesch. u. Alterlhumskunde 1864, S. 22.
Im Staatsarchiv Neuenburg liegen 5 Documente mit dem richtigen Datum, nämlich :
I. Das Original G' Nr. 24; 2. eine Copie aus dem Ende des XI V. Jahrhunderts, E*
Nr. 30; 3. ein Vidimus von 141 1, 9. Febr., ausgestellt von Graf Conrad von Freiburg,
ilerrn zu Neuenburg, F' Nr. 13 ; 4. eine gleichzeitige Copie auf Pergament, F* Nr. 32,
und 5. eine französische Uebersetzung von circa 14 10.
Daneben findet sich noch eine Copie aus dem Anfang des XV. Jahrhunderts mit
dem iiTigen Datum «Samstag nach Ulrich».
9. Anzeige vom Tode Herzog Leopolds.
1386, 15. Juli (sunnentag vor Alexii) Prukk. Herzog Leopold von
Oestcrreich schreibt an «Purgermeister und Rath Von Freiburg in Bris-
göw» : «Wir klagen ew vnser grozz hertzlaid vmb vnsem lieben Herren vnd
vatter Hertzog Leupolten, der nu an dem nästen vergangen mentag, vnd
etlich Herren, ritter vnd knecHt mit im, von den Switzern vnd von im
aidgnossen laider erslagen sint, getruwen wir wol daz ücH daz oucH laid
si, vnd bitten ücH ernstlicH, daz ir vns zwainzig üwer pesten scHützen
vnuerzügcnlicH Hersendet, daz si vns Helffen wider vnser viend, vnd ge-
truwen ÜcH oucH wol, daz ir vns daran nit lasset, wan es vnser erste pet
ist. Daz wellen wir gen ücH fürbasser gern erkennen.»
Schreiber: Urkundenbuch II, i, 48 — 49.
389
10. Beschuldigungen von Luzemern wegen der Flucht bei der
Schlacht zu Sempach.
1386, post Johannis, emende accusate.
Heinrich von Wissenwegen tröstet mit Peter von Mose gegen dem
Jungen Sidler vnd der Sidler mit Gatwil iedweder vmb xx mark pro verbis
et factis von der flucht wegen ze Sempach; de hoc constat Rudio Müller.
Rathsprotokoll von Luzcm I, 23.
11. Streit wegen der Haltung des Claus vom Stege in der
Schlacht zu Sempach.
1386, post Johannis.
Wilhelm Meier vnd Claus von Stege cum Muri tröstent für Hundert
marg für wort und werk.
Peter von Mose sprach: C/aus von Stege habe geuarn an der stacht als
ein verhiter hösewicht für houbtlug.
Rathsprotokoll I, 42.
12. Zeugniss über den Einfall der Oesterreicher ins Entlebuch.
1386.
Cuni Seiler sprach, der tecke ennet brücke hette gefarn als ein
Schelme, das er nüt ze Entlibuch was, ^) für ein houbtlug; wand er was
do ze male ze Sempach.
Rathsprotokoll I, 44.
*) Dieser Vorwurf bezieht sich auf den Einfall der Oesterreicher in das Entlebuch,
worüber der Anonimus Friburgensis jene befremdende Mittheilung aus dem Jahre 1388
bringL Vgl. oben Seite 125. — Auch andere Kriegsereignisse werden in eidgenössischen
Chroniken kaum angedeutet, so z. B. dass die Ocaipation von Einsiedlen im Juni 1386
unter Theilnahme der Luzerner vor sich ging, sagt doch das Rathsprotokoll von Luzem
I, 43 Johannas Sekler von Basel sprichet, ein pancer sie verlorn zen Einsidlen das
habe Johannas Büler von Zürich. Vgl. oben S. 6 1 .
13. Papst Clemens VII. incorporirt dem Stift Beromünster,
das durch die Feinde des erschlagenen Herzogs Leopold
von Oesterreich mit Brand heimgesucht worden, die Pfarr-
kirchen Neudorf und Hegglingen.
1387, 6. September.
Clemens episcopus servus servorum dei. Ad futuram rei mcmoriam.
Apostolicae sedis circumspecta benignitas desideria iusta petencium be-
nigno favore prosequitur et circa ea que ecclcsiarum ecclesiasticorumque
locorum utilitates et commoda ccmunt se libenter exhibet propiciam et
390
benignam. Exhibita siquidem nobis pro parte dilectonim filiorum. . Pre-
positi et Capituli Collegiate ecclesie sancti Michaelis Beronensis, Con-
stantiensis diocesis, peticio continebat, quod quondam Leopolde duce Austrie
per suos emulos interempto, Interemptores huiusmodi nedum contra secu-
lares personas et terras ipsius ducis, verum eciam contra ecciesias ecde-
siasticaque loca infra ipsius ducis dominium situata insurrexerunt et ea
hostiliter inuaserunt et eadem ignis incendio concremarunt et inhumaniter
destnixenint propter quod ecclesia et locus huiusmodi nedum cultu di-
vino, qui solemniter vigere consuevit ibidem, sed quasi omnium perso-
narum serviencium in ca habitacione dinoscitur destitutus. Quare pro
parte ipsorum Prepositi et Capituli nobis fuit humiliter supplicatum ut
parrochiales ecciesias de Nudorf et Hegglingen prefate diocesis, quarum
ius patronatus ad Prepositura et Capitulum huiusmodi spectare dinoscitur
annectere fabrice predicte ecclesie sancti Michaelis ac incorporare per-
petuo et unire, reservata tamen congrua portione pro perpetuis vicariis
earundem de benignitate apostolica dignaremur. Nos igitur huiusmodi
supplicationibus inclinati prefatas parrochiales ecciesias cum omnibus
iuribus et pertinenciis suis, eciam si sint sedi apostolice specialiter quo-
modolibet reservate aut earum collatio secundum lateranensis statuta
Concilii fuerit ad sedem huiusmodi devoluta, eidem fabrice portione huius-
modi ut prcdicitur reservata auctoritate predicta annectimus ac incorpo-
ramus perpetuo et unimus ita, quod cedentibus vel decedentibus Rectoribus
ipsarum ecclesiarum, vel eas alias dimittentibus, liceat dilectis filiis pro-
visoribus eiusdem fabrice pro tempore existentibus per se vel procuratores
eorum corporalem possessionem ecclesiarum ipsarum apprehendere libere
et nancisci ac perpetuo retinere, nee non fructus redditus et proventus ac
obventiones et emolumenta quecunque ecclesiarum ipsarum reservata
portione prcfata in usus dicte fabrice convertere diocesani loci et alterius
cuiuscunque Ucencia minime requisita, non obstantibus felicis recorda-
cionis Urbani pape V. et quibuscunque aliis constitutionibus apostolicis
ac statutis et consuetudinibus ecclesiarum ipsarum contrariis iuramento
confirmatione apostolica vel quacunque firmitate alia roboratis. Seu si
aliqui suj)cr provisionibus sibi faciendis de huiusmodi ecclesiis aut aliis
beneficiis ecclesiasticis in illis partibus speciales vel generales dicte sedis
vel legatoruni eius litteras impetrarint, eciam si per eas ad inhibitionem,
rcscrvationem et decretum vel alias quomodolibet sit processum, quas et
Processus habitos i)er eosdem ad prefatas ecciesias volumus non extendi,
sed nullum per hoc eis quoad executionem ecclesiarum et beneficiorum
aliorum preiudicium gencrari et quibuslibet privilegiis, indulgenciis et
littcris apostolicis generalibus vel specialibus de quibus quorumcunque
totis tenoribus habcnda sit minimis in nostris litteris mencio specialis.
391
Proviso, quod in eisdem ecclesiis deserviatur laudabiliter in divinis et ani-
marum cura, que eis minirae nullatenus negligatur. Nos enim ex nunc
irritum decemimus et inane, si secus super hiis a quoquam quavis aucto-
ritate scienter vel ignoranter contingent attemptari. Nulli ergo omnino
hominum liceat hanc paginam nostre annectionis incorporationis unionis,
voluntatis et constitutionis infringere vel ei ausu temerario contraire. Siquis
autcm hoc attemptare presumpserit, indignationem omnipotentis dei et
beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se noverit incursurum. Data
Avinionis VIII. Idus Septembris, Pontificatus nostri anno vndecimo.
Pontificatus nostri anno vndecimo.
G. Prefecti. J. de Neapoli.
Expedita II. Non. Octobris anno duodecimo. H. de Monte
R. DE Valle. n. VI.
Die Bulle hängt an Seidenf^en.
Original im Stiftsarchiv Münster.
14. Der Sire von Coucy als Rächer Herzog Leopolds*
1387, 20. September. Dijon.
Herzog Philipp von Burgund entscheidet die Streitigkeiten zwischen
den Herzogen von Oesterreich und dem Herrn Inguerram von Coucy ;
der Herr von Coucy soll auf Ansuchen Herzog Albrechts von Oesterreich
innerhalb 3 Monaten 1000 Lanzen und 400 Schützen stellen, welche den
Tod Herzog Leopolds rächen sollen — in servitium pariter et auxilium
ducis Austrie, ad vindicandum necem Illustrissimi principis Domini Leu-
poldi ducis Austrie.
Lichnowsky : Geschichte des Hauses Habsburg IV, Beil. 7.
15. Näfelser Fahrt-Brief.
1389, 2. April.
In den selben zitten zoch der vorgemelt herzog Lüpoldt von Oester-
rich mit grossem volck für das stätlin Sempach, jm Aergöw gelegen, vnd
wolt vnser Eidgnossen han geschädiget an jr Hb vnd an jrem guot. Des
vnderstuonden sich vnser guoten fründ vnd getrüwen lieben Eidgenossen
von Lucem, Vre, Schwitz vnd Vnderwalden ze weeren vnd zugent an
dem nünden tag im höwmonat in dem jar do man zalt MCCC vnd im
LXXXVI jar, vnd ward der vorgemelt herzog Lüpoldt von Oesterrich er-
schlagen vnd mit jm XVI graffen vnd fryen, vnd sust vil ritter vnd knecht
vnd gross volck ward da erschlagen vnd nider geleyt . . .
E. Tschudi's Chronik I, 557. Blumer: Urkundensammlung zur Geschichte des
Kantons Glanis I, 306.
392
z6. Stiftung der Sempacher Schlachtjahrzeit in Sursee.
1395, 8. Januar.
Wir Lüpolt von gotes gnaden Hertzog zu Oesterrich, zu Styr, zu
Kerndcn vnd zu Krain, graue zu Tyrol etc. thun kunt vmb den altar, so
die von Saffaton in den eren der Heiligen dryer künig vnd aller Heiligen
zu Surse in der kirchen gestifft vnd mit willen vnd gunst vnser vordem
gelihen habent, Ist für vns komen vnser getrüwer Heinrich von Saffaton
vnd bat vns demüteclichen, das wir vnsern gunst vnd willen darzugeben,
das er dasselb lehen vnsern getrüwen lieben dem Schultheizzen vnd dem
ratte ze Surse vfgebe, wann er sich des gentzlich in ir band verzihen wolt,
wann ouch daz an in angeuallen war, vnd das vdr das gerüchten zu be-
stäten. Wan nu das lehen desselben alters nach tod des egenanten von
Saffaton an vns viele, So haben wir doch durch siner vnd ouch des Schult-
heizzen vnd des rats daselbs zu Surse flizzigen vnd demütigen bett -willen
von sondern gnaden vnsern willen und gunst darzu geben vnd geben ouch
wissentlich mit disem brieff für die Hochgebomen fursten \Tiser lieben
vettern, vnser lieben brüdem, vns vnd unser erben, das die egenanten
Schultheizz vnd rate denselben alter einem erbem priester lihen vnd den
einem kirchherren daselbs fürsenden süllend vnd mügend, der in zu der
selben pfrund bestritt, an alle Widerrede, als oft dez zuo schulden kompt,
doch also, das derselb Caplan järlich vff den nechsten montag nach Sant
Volrichs tag selb sechster priestem vnser vordem, vns vnd unser nach-
komen iartzit erberlichen begeen süllen mit vigilyen des nachtes vnd des
morgens mit funff gesprochen vnd einer gesunger Sei mezze vnd unser
vordem, vnser vnd vnser nachkomen an der kantzel offenlich gedencken.
Mit vrkund ditz briefs. Geben zu Baden an fritag nach dem zwölfften tag
ze Wichennüchten nacli Christi geburt drewtzechen hundert iar, darnach
in dem fünff vnd Nüntzigisten Jar.
Copie in Johann Tcgerfeld's Formelbuch Fol. CCXXV im Stadtarchiv Sursec.
17. Klage des Grafen Wilhelm von Arberg und seiner Mutter,
der Gräfin Maha von Neuenburg gegen die Herzoge von
Oesterreich v^egen der im Sempacherkriege erlittenen
Verluste.
circa 1406 — 1407.
Diss sind die forder vnd zusprüche, die wir Graff Wilhelm von Ar-
berg, Herren ze Valendis, vnd Macha von Nüwenburg, fröw ze Valendis,
sin muter, habend zu vnser Herschafft von Oesterrich, vnd fordrent wir
Graff Hanns von Arberg, Herrn ze Valendis, als der obgenanten Herren
vnd fröw elich kind vnd erbe etc.
393
Des ersten, als wir verbunden warend zu den von Beme durch das
wir vnser lüte ze Willisöw dester bess in gehorsami gehaben möchtend,
des vns ouch die von Beme getrüwelich hulffend vnd riettend, vnd darzu
die selben vnser lüte lidig vnd loss machtend von dem burgrecht als sy
sich wider vns zu den von Luzem vereinbart hattend vnd vns aber der-
selben Lüten wider In gewalt vnd in gewere brachtend, gefügte sich, das
vnser Herre Herzog Lüpolt selig den Wachinger, sinen Hoffmeister, vnd
ander sin Räte vnd diener zu mir Machan von Nüwenburg, vorgenant,
schickte, mit mir ze Redende vnd ze Ratende, das Ich von dem burgrecht
ze Beme gan wolte vnd Willisöw die stat dem selben minem Herren
wölte jngeben, das were genzlich mines Herren meinung vnd wille. Do
si mir das also Rietend ze tunde, hette ich mich gerne genomen daruff
ze bedenckende, als mir notturff tig gewesen wer, zu minem bruder Graff
Thiepoltt vnd andren minen fründen. Do gabend mir die selben mines
Heren botten ze verstände, wie das kein bedencken daran were; wölte
ich es nit vnuerzogenlich tun, So hette ich vnd mine kind miner Herren
gnad vnd huld verloren vnd müste denocht gan. Wand ich nu do ze
male ein arme witwe was, vnd mine kind ouch nüt zu Iren tagen komen
warend, Ire sachen nach Ir notdurfft ze verhandelende vnd aber Ich mir
vnd minen kinden vnser Herren gnad vnd hulde nit verlieren wolte, dar
vmbe gab ich minen Herren die statt Willisöw in, mit der bescheiden-
heit, das min Herrn vnd die sinen mir versprachend ze besorgende, das
niemand in der statt gewüst wurde an lib noch an gut, als ein brieff wol
wiset, den min Herre darüber geben hat, vnd wir die vorgenanten graff
Wilhelm vnd Machan von Nüwenburg Inne band. Dar über ist vns die
vorgenant stat verbrönnet vnd verwüstet an lüte vnd an gute vnd vnser
lüte gefangen vnd geschetzet vnd noch hütt diss tags in gefangnisse vnd
in bussen ligend, hinder vnser Herschafft vnd iren dieneren, da si der
Hoffmeister hin gab nach vnsers Herren tode. Da getrüwend wir vnd
vorderent, das man vns vnser lüte ledig wider gebe vnd den schaden
wider kere, der vns hie von vff erstanden ist, den selben schaden wir
schetzend mer denne für zwenzig Tusend guldin.
Item vmbe daz, daz ich Manchen von Nüwenburg vorgenant min burg-
recht zu Beme vff gab vnd min stat Willisöw minen Herren in antwurte,
zugen die von Beme vflf vns graff Wilhelmen vnd Machan von Nüwenburg
in vnser Tale ze Rütolff vnd brantend vns do vier vnd zwenzig dörffer vnd
kilchen vnd alles das, so wir vor der vestin hattend, des wir mer denne
vmb zwölff Thusend guldin schaden genomen band, vordrent wir vnd
getrüwend, das man vns die vffrichten vnd widerkeren sollen etc.
Item zu den zitten, als der Herre von Güssin in das land Ergöw
zoch, do hiess der obgenant vnser Herrn Herzog Lüppolt selig von
394
Oesterrich Herrn Schlachen von Rischach seligen die obgenanten \Tiser
statt Willisöw verbrennen vnd wüsten über das, daz der selb vnser Herre
von Oesterrich vnserra vettern vnd man seligen Graff Hansen von Valen-
dis gelopt vnd verheissen hatte hilff in die statt ze gebende vnd das ouch
vnsers oechem selig Graff Rudolff von Habspurg, der doze mal lantvogt
was, vnd meister Peter, vnsers Herren von Oesterrich Werkmeister, von
demselben vnserm Herren geschickt wurdent gen Willesöw ze be-
sechende, ob die statt ze behabende were vnd als si die besechen hattend,
do emphalend Si die statt ze buwende an ettelichen enden, do si das be-
düchte notdürfftig sin, das ouch von Ires emphelhendes wegen beschach
vnd kcistlich vnd wol gebuwen w^ard. Dar über ward die selbe statt von
emphelhendes wegen des obgenanten vnsers Herren verbrent vnd ver-
wüstet, den schaden wir schetzent mer denn für zweinzig Thusent guldin,
vnd getruwent an got vnd dem Rechten, das vns der schade von vnser
Herschafft wider kert solle werden etc.
Item vnser Herre vatter vnd man selig vorgenant der hat \^ vnser Her-
schafft von Oesterrich verleistet mer denne fünffzehend hundert guldin, die
er an schaden genomen hat vnd noch hüt diss tages an schaden stand an e die
phärit, die dar vff verkoufft sind, da wir getruwent vmb das selb gelt den
schaden vnd die phärit gut kun tschaft ze habende, briefen \Tid lüten, vnd
vordrent das man vns dar vmbe ouch entschedigen vnd abtragen solle etc.
Item als ouch vnser vestin Hasenburg Mathisen von Büttiken em-
pholhen ward von vnserm Heren von Oesterrich vnd der selb Mathis von
Büttiken mit vns Rette, das wir die vestin rumen, daruss ziechen vnd Ime
die von vnsers Heren wegen von Oesterrich ingeben mustent, wend er
vns gelopte, die vestin ze behütende vnd das vnser, so wir darufT hattend,
nit ze verlierende noch ze wüstend, darüber so sint die von Zoffingen vnd
von Surse vff die selben vestin komen mit karren vnd wagenen vnd hend
vns da alles das genomen, das si da fundent vnd über voiser slösser ge-
brochen vnd vil plunders vnd Husrates, Armprest vnd büchsen gross vnd
klein vnd was si da fundent genomen vnd hingefürt dasselb, das si vns
also gciKnnen vnd noch vor hand, besser denne thusend guldin gewesen
ist. Dar noch sint die vient komen vnd hond vns die vestin verbrant, die
besser gewesen ist, denne zwey tusend guldin, vordrent wir vnd getruwent
gott vnd dem Rechten, das man vns dar vmb ouch gnug tun vnd den
verlurst vnd schaden keren solle etc.
Item ouch vordrent wir, als vnser Herre von Oesterrich selig ze
Willisöw lag vnd sin Hofmeister von vnser armen lüten futer, kom xnd
brot nam vflzwey Hundert guldin vnd Inen dasselb gelopte ze bezallende,
der Inen aber noch nützit worden ist, das vnser Herschafft die selben
vnser armen lüte darvmb vssrichte vnd schaffe entschediget werden vnd ge-
I
395
truwent got vnd dem Rechten, das was von der obgenanten vriser Herschafft
von Oesterrich vmb die vorgeschriben vnser Zuspruch vnd vordrangen
gnug tun vnd dar vmb abtragen vnd vssrichten solle. Doch so behabent
wir vns selben, dise vnser anrede ze merende vnd minrende von munde
oder in geschrifll \'nd zu jedem stucke jnsunders ze redende vnd ze ant-
wurttende als dicke vns notdurfflig ane geuerde etc.
Concept auf Ochsenkopf-Papier im Staatsarchiv Neuenburg.
Ein Auszug hieraus, nach der Copie in v. Mülinen's Collect Dipl., findet sich im
Anzeiger für schweizer. Gesch. und Alterthumskunde 1862, 27 — 28. Im Archiv von
Neuenburg findet sich auch eine defecte französische Redaction dieser Klage, welcher
die Uebersetzimg der Uebergabsurkunde an Herzog Leopold von 1386 vorangestellt
ist (R Nr. 10, 12). Die deutsche Stelle über Val de Ruz bei Matile: Monumens II,
1183. Eine Ergänzung zu dieser Klage bildet das Actenstück über den Fordenmgs-
streit zwischen Graf Wilhelm von Arberg und Hemmann von Büttikon (Dr. H. v.
Liebenau: Arnold Winkelried 218 — 220), worin u. a. über die Einbürgerung der Leute
aus dem Freien Amte Willisau in Buchse, Luzern imd Burgdorf die Rede ist.
1 8. Klage des Grafen Wilhelm von Arberg beim römischen Könige
wegen des durch Herzog Leopold selig erlittenen Schadens.
Circa 1407.
Durchluchtiger fürst, aller gnädigester Her vnd Roemscher künig etc.
Ich gräff Wilhalm von Arberg, Her zu Vallesis, üwer küngklich gnaden
gehorsamer vnd williger diener bring für üwer künglich gnad. Als ich
grossen verderplichen schaden emphangen vnd gehept han von mimem
Herren Herzog Lüpoltz säligen wegen von Oesterrich vnd sinen helfFem,
do er in lib was vnd die klag ich nu für üwer küngklich gnad bracht han,
vnd ich och Herzog Frid.^), minem Herrn von Oesterrich die selben
Zuspruch voelleklich verschriben geben han, dar vmb aber er mir vor
üwem küngklich gnaden nit antworten wil zu vsstrag der selben Zuspruch,
vnd ich mich aber gar swaerlich vnd kostlich verzert han, das ich aber nu
fürbas nit me volbringen mag noch dem vssgewarten in kains wis, vnd das
ich och min Sachen von üwer gnad vnmuss wegen an üwer küngklich gnad
nit wol bringen kan noch miner noturft, als ich gern tat: Dar vmb so bit
ich üwer küngklich gnad, vnd das nit für übel hab, vnd mir gunni haim
ze riten vnd ander min sachen ze versorgen, vnd och die anzegriffen, die
ich vormals in minen zusprüchen begriffen han von den selben Zuspruch
wegen, vnd die mich och geholffen hand ze schedgen vnd ze verderben
wider recht, das ich nie bekomen kund, es sig denn, das mir üwer gnad
der Inn beholffen sig als ich üwer künigklich gnad wol getrüw.
Staatsarchiv Neuenburg, Liasse EEE, Nr. 13.
*) Herzog Leopold übernahm die Regierung der Vorlande 1406; der Streit be-
treffend die Entschädigungsforderung für Willisau dauerte aber noch bis ins Jahr 141 1,
wo Graf Conrad die Urkunde Herzog Leopolds von 1386 (oben Nr. 8) \adimirte.
396
19« Zeugniss über den Kampf an der Letze zu Sempach.
1417, 18. Juni.
14 17, feria sexta ante Johannis.
Als ein Reber zu vnserm Schultheis Volrich Walker gerett hat, dz er
ze Sempach an der letzt geflochen wer, da aber sin vatter erslagen wart,
darumb vnser Herren gericht hant, da hat Cuenzli Probst gerett, dz si
zwen bienander warent vnd bed enander hulfent erlich, dz si bi leben
blibent vnd were ouch Walker gesin, si werent bed erstochen, vnd hat da
Volrich Walker gefam vnd getan alz ein biderbman, vnd ist nit geflochen
vnd wil darumb sin recht tun.
Luzemer RathsprotokoU III, 27, c. Segesser, Rechtsgeschichte I, 272.
20. Ist Tripscher bei Sempach geflohen?
1417.
Plasphemie accusate post Johannis baptiste anno MCCCCxvii** (141 7).
Aber klagent Heinrich Tripscher vnd bed sin sün, das Werne Güpfer
ist für offnen rat gangen vnd hat da offenlich inen vnder ougen gerett, dz
in der Statt buch verschriben stünt, dz Hans Tripschers Eni werschantlich
vnd mit vneren ab dem veld geflochen vor Sempach y darumb sötten sine Jiinde
niemer hie ze Lucern an kein geivalt noch an rat gesetzt werden. Das klagten t
si all dry, so si h()chst könnent ald mögent, das er an ir iegklichem frid
gebrochen habe mit disen worten, sid er vnd Hans Tripscher vnd Heinrich
sin bruder noch in friden stant ; want ouch Güpfer für offnen rat ist gangen,
vnd hat gebetten, dz man im richte gegen Hans Tripscher, want er stant
nit gern in frid gegen im, vnd vmb dz er gen im us frid kome. Also ist
im Hans Tripscher zem rechten gestanden vnd hant vnser Herren die
sach für die Hundert gezogen, vnd getrüwen da gott vnd den rechten,
vnd ouch der Stattbücher ^), dz nieman si verschriben, als er gerett da vor
hat, vnd hat inen damit gröslich an ir er in dem friden gerett, vnd ouch
villicht eim ganzen rat vnd den c (hundert), die si bi iren eiden gesetzt hand.
Luzerner RathsprotokoU I, 285 b.
^) Die Stadtbücher sind nicht entscheidend, denn zwischen Blatt 42 und 43 im Raths-
protokoU I, wo die Verhandlungen vom 2. Halbjahr 1386 stehen, sind schon bald nach
der Schlacht, wohl vor 1400, zwei Blätter herausgeschnitten worden.
Die Sage von der Flucht Tripschers bei Sempach erhielt sich trotzdem noch. Als
bei Beilenz 1422 die Anführer der Luzemer theils flohen, theils sich gefangen gaben,
hiess es, es sei in der Stadt Luzem ein anderer Tripscher, oder 2 oder 3 solcher im
Rathe. RathsprotokoU von Luzern III, 84, b. Heinrich Tripscher war zur Zeit der
Schlacht bei Sempach Stadtammann von Luzem. Urkunde vom 6. Februar 1386. Ge-
schichtsfreund XX, 191.
. I
21. Bewilligung zur Bestattung der auf dem Schlachtfeld in
Sempach zerstreuten Todtengebeine.
5. Januar 1429.
1429 (quarta post circumcisionis).
Wir haben Hern Rudolf von Hallwil gönnet, das gebein vfFder slacht
ze Sempach ze samen tuon ze lasen, vnd mit des lüpriesters daselbs vnd
ander priester raten an gewicht stett legen.
Luzemer RathsprotokoU IV, 138,11. Schweizerischer Geschichtsforscher X, 2, 197.
22. Auszug aus einer Rechtsschrift der Herzoge von Oesterreich,
vorgelegt auf dem Tag in Constanz.
1461.
Das Land Schwitz mit siner Zugehörd Grund und Boden mit aller
Herrlichkeit und Gerechtigkeit Ir gnädigen Herrschafit und Ir Vordem
eigen gewesen und noch ist, habend Im ouch gehuldet, geschworen und
geton, als Lüt Irem natürlichen Herren tun sollend und schuldig sind,
und über semlichs sich entfrömbdet und abgew^orfen von der Herrschafft,
und usser aller Gehorsami getretten, und Widerstand geton hand, und
Hertzog Lüpolten erschlagen uff dem sinen, vor den sinen, und umb das sin.
Tschudi's Chronik II, 617.
23. Rechtsschrift der Herzoge von Oesterreich über ihre An-
sprachen an die Eidgenossen, vorgelegt auf dem Tage in
Constanz.
1461.
Respondetur pro parte domini ducis 2. quod Switz non sit nee
fuit unquam dominorum Austrie, sed a centum annis privilegia ab imperio
habet, in quibus appellantur liberi Switenses, et quod dux Lupoldus non
fuit per suos et in suo interfectus, sid quod ipsi conpulsi sua et se defen-
dentes vim vi repellerunt etc.
Respondetur quod . . . a suis et in suis dominus tunc idem dux inter-
fectus fuit etc. Considerandum est quod, cum illi de Switz, Lucern et alii
sui subditi opidum dicti ducis nomine Sorse obsiderunt et prefatus dux
illud redimere volens, et ibidem applicuit et inimici prefati recederunt ab
eodem usque ad Sempach, quod etiam ducis ipsius erat et iam proxime
rebellauerat et se obiecit illis sie facientibus venerunt subditi sui de Willesaw
rogantes, quod ad eos venire dignaretur et opidum suum dictum videret,
quod propter rogatum huius modi fecit et cum eis pemoctavit ac mane-
398
facto recedens ab eisdem et ad Surse reverti volens non ea intentione
quod cum inimicis ea die concertare vellet, eo quod maiorem partem sue
armate cum eo non habuit sed ad alia loca destinavit, a casu inimicos cum
extenso bannerio respiciens ac ipsum et suos invasuros arbitrans conilic-
tum iniit cum eisdem« ubi occubuit in domino. Ex quo manifeste constat a
suis et in terris suis id factum fuisse, cum confederati predicti antequam
eis dux resistentiam fecit, ipsi opidum Sorse hostiliter obsiderunt^) et
guerram primitus mouerunt, idcirco idem dux compulsus fuit sua redi-
mere et vim vi repellere et non Switenses cum confederatis, qui utique
causam et inceptum omnium ut premittitur fecerunt et dederunt manifeste.
Chmel: Monumenta Habsburgica I, i86 mit irrigem Datum 1474. Vgl. Jäger in
der Denkschrift der k. k. Akademie IV, 289, Note 1. Amtliche Sammlung der altem
eidgenössischen Abschietle II, 313 f.
*) Vgl. oben Seite 147.
24. Klage gegen den Pfarrer von Zofingen wegen der Rede
bei der Sempacher-Schlachtfeier in Zofingen.
1463, 6. Juli (quarta post Volrici).
Item bring an vnser Eidgnossen von Vre, Swyz vnd von Vndenvalden
botten, wa sy zum nechsten zu tagen zu samen kommen, vnd an ander
der Eidgnossen botten, ob die ouch da werint, wie der kilchher ze Zofingen
üffenlich in gcgenwürtikeit der fürsten vnd Herren, so jetz gen Rom ge-
zogen vnd gen Zofingen komen sind, für Hertzog Lüpolten, so ze Sempach
erschlagen wart, gebetten vi>d.gerett hat, dz der selb Herzog Lütpolt von
Oesterrich vff dem sincn vnd vmb dz sin vnd von den sinen erschlagen
sye*) etc., was man darumb mit dem pfaffen reden vnd fümemen welle.
I.uzerncr RathsprotokoU V, B, 205.
*) Die älteste Klage über diese Rede, gerichtet gegen Schätzen von Waldshut,
vgl. in meiner Actensammlung zur Geschichte des Sempacherkrieges , Archiv für
schweizer. Geschichte XVII. 203.
25. Auszug aus einer österreichischen Denkschrift.
1469.
Vnd haben (die Schweizer) auf daz also der gantz punt, wie oben
genielt ist, sich gar vast wider die herschaft gesetzt vnd gar in vil weg
vnderstanden, der herrschaft an iren herrlikaitten, landen \Tid leüten ab-
zubrechen, die herrschafFt vast vnleidlich als das auch pillich gewesen ist
vnd sich in die sach gesetzt vnd die in solcher mazz getrieben, daz dar-
vmb ain streytt gescheen, darynn dann hertzog Lewpolt loblicher ge-
dechtnuss zu Sempach vmb das sein, von den seinen \Tid auf dem seinen
399
erslagen worden ist (in margine von der Hand König Friedrich IV. Anno
M'>CCC°Ixxxvj° an dem nunden tag des höwraonncz).
Nach dem selben streytt ist ain landtuogt gewesen, hat gehaissen der
Wehinger, der hat ainen frid gemacht, den hat man den pösen frid ge-
nennt vnd ist also zugangen. Als hertzog Leupolt erslagen worden war,
do tett der selb Wehinger als ain landtuogt nicht mer dartzu, weder mit
aufbietung im lande vnd anderm, wann er mit solchem fleiss dannoch
wol souil geschafft biet, daz ain widerstandt den Eytgenossen ioch nach
dem streyt bescheen wäre, sonder er embeut hertzog Albrechten von
Osterrich, der hertzog Lewpolts bruder was, hertzog Lewpolt war erslagen
und das lannd verloren vnd wie er ainen frid auf ain jar gemacht hiet^) ;
der selb frid hielt ynnen, daz kain tayl den andern mit aufgeworffnem
banyr vberziehen solt; was aber sust jederman ynnemen wurde, daz solt
im bleiben.
Oesterreichische Rechtsschrift von 1469.
Sitzungsberichte der Wiener Akademie II, 465 — 466.
*) Es kann sich bei der Meldung vom Tode des Herzogs nur um den Abschluss
des 3tägigen Waffenstillstandes gehandelt haben ; zum Abschlüsse des Friedens wurde
Reinhard von Wähingen legitimirt durch Urkunde Herzog Albrechts von Oesterreich
vom 27. December 1389. Staatsarchiv Zürich.
26. Zeugniss über die Wallfahrt auf das Schlachtfeld
zu Sempach.
15 16, 2. Mai.
Propst und Capitel des Stiftes im Hof zu Luzem bitten den Bischof
Hugo von Constanz um Genehmigung der Stiftung der Kaplanei Hiidis-
rieden, wo eine durch «grosse wunderzeichen» berühmte Muttergottes-
kapelle sich befinde, zu der eine stark besuchte Wallfahrt stattfinde «ouch
uss der ursach, dass die selbig Capell nahend by dem stettlin Sempach
gelegen, by den orten und enden, da vor alten ziten ein gefecht zwüschen
der Herrschaft Oesterrich vnd den vier waldstetten der Eidgenoßschaft
beschehcn, darumb vil menschen die wirdigen muter gots mit irem al-
muosen und handreich ung besuchend».
Stiftsarchiv Luzem. Geschichtsfreund II, 203.
1739, 2^. Febr., schreibt der Caplan von Hildisrieden an den Land-
vogt: «das dise wahlfart uralt seie, bescheinet mein stiftbrief, darin gemelt
wird, das Hiltisrieden in der Sempacherschlacht anno 1 386 schon ein wahl-
fart gewesen sein, und kommen von uraltem alle Jahr bis auf 26 Pfarreien
auf Hiltisrieden mit Creutz.»
400
27- Zeugniss wegen der in Sempach gefundenen Blumen.
1516, 2"]. Juni (Freitag vor Peter und Paul).
Ludwig zu Käss, Pfarrer zu Sempach, urkundet, « als man zeit nach
der geburt Christi unsers lieben herm 1386 uf S. Cirillentag, den 9. tag
Heumonats, hat der edel hochgeborn durchleuchtig fürst und herr, herr
Leopoldt, Erzherzog zue Oesterreich, loblicher gedechtnus, einen ehr-
lichen ritterlichen veldstritt vor der statt Sempach mit den vier w-ald-
stetten der eidgnosschafft gethan, und an dem orth, da sein fürstlich gnad
erschlagen und sein Hb erfunden worden (so jezmals zu Königsfelden ruht
und rastet), ist desselben Jars ein schöner plumb uf der selben walstatt
gefunden worden, als ich solches von vil der eitern miner unterthonen
und kilchgenossen (die solches handeis och von Iren eitern warlich be-
richtet) gehört, welcher plumb och zu einem wunderzeichen und angezeig
noch heut bei tag vor dem fronaltar der Capell unser lieben frouwen zu
Hildisrieden hanget Diesel b Capell miner Pfarrkirchen zu Sempach, ouch
unterwirfig, und ist der vermelt plum voller kleinen plumli mit rotten plettlin
uswendig, und das innwendig pizlin wiss geferbt gsin. Und alsdann ouch
bi vergangner zitti ein lobliche Capell mit dreyen altäm auf die obgemelte
walstatt gehauen, in welcher Capell der fronaltar an dem ort und ende,
do des gemelten Herzog Leopolden Cörpel glegen und usgezaichnet, uf-
gericht und gesetzt ist, soll menigclich wissen, dass ich obgenanter Ludo-
vicus zu Käs in dem jar als man zält voir der geburt Christi unsers lieben
Herm 15 15 Jar, uf den tag Sanct Cirilli gleich ainen solchen plumen, wie
der obengezaigt ist, und zu Hildisrieden hangt, in der vorgedachten Capell,
so man nennt die Schlacht, miner pfarrkilchen auch zugehörig, neben den
bcrüerten fronaltar derselbigen Capell uss dem herten ertrich gewachsen
erfunden, und denselben plumen zu meinen banden genomen hab, so
manig biderbmensch, mann und frau, gesehen, und sich des merklichen
verwundert han.»
J. A. von Brandis: Geschichte der Landeshauptleute von Tirol, 137.
wrrtf'^mm
iiitirimiiuiHitjiiiiii
E. Trophäen und Reliquien aus der Sempacher-
schlaeht
A. Eidgenössische.
Bis zum Jahre 1 798 zeigte man im Zeughause zu Stans, wie Johann
von Müller erwähnt, das Panzerhemd Arnolds von Winkelried; es ging
beim Einfalle der Franzosen in den Septembertagen 1 798 verloren.
Luzem bewahrt noch das von Blut getränkte Stadtpanner aus der
Schlacht, das erst 1840 aus dem Staatsarchiv an das Zeughaus, und von
da 1881 an's Museum abgegeben wurde.
B. Oesterreichische.
I. Unter diesen Trophäen nehmen den ersten Rang ein
die Waffen Herzog Leopolds:
/. Das Panzerhemd Herzog Leopolds,
Dasselbe soll von den Eidgenossen bei der Beutetheilung den Junkern
Lütold und Ludwig Feer von Luzern, beide des Raths, geschenkt worden
sein, weil sie, nachdem die Luzernerischen Anführer gefallen, sich in der
Schlacht besonders ausgezeichnet hatten, wie zuerst im 17. Jahrhundert
versichert wurde. ^) Lütold Feer soll nach Gundoldingen's Tod « Haupt-
mann über der statt Lucem folk» gewesen sein.
Dieses seit 1744 (Genealogie der Feeren fol. 26) im Zeughause, jetzt
im Museum im alten Rathhause zu Luzem aufbewahrte Maschen-Panzer-
hemd von ungemein feiner Arbeit ist 82 cm. lang; die Aermel messen
44 cm. Am Panzerhemd ist ein Rundschild von 8,3 cm. Länge und 6 cm.
*) Vgl. Haller's Schweizerschlachten 201. Geschieh tsfreund II, 131. Ludwig und
Lupoid Feer werden erst 1396 und 1406 als Grossräthe erwähnt. «Junker» waren die
Feer damals noch nicht.
Von dieser Auszeichnung spricht zuerst die 1629 — 1631 geschriebene Genealogie
von Auf- und Herkommen auch Succession des Adelichen Geschlechts der Feeren von
Castelen pag. 3 — 4, 25, 26. Handschrift bei Herrn Franz Pfyffer-Segesser in Luzem.
LUhntau, Sohlaobt bei Sempach.
26
402
Breite angebracht, welcher den österreichischen Bindenschild, von einem
Goklrande umgeben, darstellt. (Ungenaue Abbildung in Eglin's Abschil-
derung.) Das Knöpfchen, an welchem der Schild befestigt ist, zeigt das
Wappen der Stadt Nürnberg — fast kaum mehr erkennbar — um das sich
in gothischen Buchstaben die Inschrift zieht t STATT V NVRMBERG.
Die älteste Abbildung dieses Panzerhemdes in der aus dem 17. Jahr-
hundert stammenden Genealogie der Feeren (fol. 26) zeigt das Panzer-
hemd in seiner ursprünglichen Gestalt ; den Kragen mit breitem Goldrand,
so auch die Aermel und die untere Einfassung. Heute noch sind an dem
einen Aermel und an den Seiten die Vergoldungen sichtba.r.
Im Zeughause war vor Zeiten folgende Inschrift aus dem 18. Jahr-
hundert dabei zu lesen :
Der Harnisch Leopolds
Als Beut' und Siegeszeichen
Dem Cberwindcr solt
mehr zur Ehr gereichen,
als unter diesem stahl
lag solcher Heldenmuth,
Der nit zu weichen wüst
vor letztem Tropfen blut,
Der nur im Schweizerarmb
ein solche sterk gefunden
die seiner stärke gleich
und Seine überwunden.
Die oben citirte Genealogie der Familie Feer enthält von späterer
Hand den Zusatz: dieser «Pantzer ist A'" 1744 in das Zeughaus gegeben
worden». Ob nicht ein früherer Zeugherr Feer*) dieses Panzerhemd für
anderweitige Verdienste vom Staate zum Geschenk erhalten habe, lässt
sich nicht ermitteln.
2. Helm und Mantel Herzog Leopolds»
Eine Zürcher Chronik (B, 65), die Silberisen benutzte, erzählt, der
Mantel Herzog Leopolds sei in's Kloster Rüti gekommen^), «sin salar
und vscnhut zu Lutzern behalten worden ». Diesen Bericht benutzte auch
Johann Heinrich Rahn für seine <Eidgen.Geschichtsbeschreibung», Zürich
1600, p. 21.^, statt Salar brauchte er den damals bekanntem Ausdruck
«Beckclhaubc». Leu fügte in seinem Helvetischen Lexikon XII, 71 die
Bemerkung bei, aus dem Mantel sei eine «Korkappe» gemacht worden.
In altern Acten finden sich keine Nachrichten über diesen Helm
Leopolds.
^. Vtrschiedenc Wajfen,
1786 zeigte man im Zeughause zu Luzern <^Sempacher Helme mit
Rissen, die von Helleparten herrührten», wie Haller in seinen Schweizer
Schlachten versichert (Seite 190, Note 28).
*) So war 1 5 5 1 — 1577 und 1593 — 1 60 1 ein Peter Feer Oberzeugherr, 1 69 1 — 1 704,
Carl I.udwijT Fccr zuerst Unter-, seit 1705 Obcrzeughausraeister.
*) Höchst unjjlaub würdig ist dieser Bericht schon desshalb, weil das Kloster Ruti
im heutijjcn Gebiete von Zürich damals nocli unter den Herzogen von Oesterreich stand.
403
4» Der goldene Ländner und der Wappenrock.
Der luzemerische Stadtschreiber R. Cysat sagt : 1575 sei das Kloster
Neuenkirch mit vielen Schätzen ein Raub der Flammen geworden «unter
andern ouch des zu Sempach gebliebenen Herzog Leopolds goldener
Wappenrock, der zu einem Messgewand in die Kirch verehrt worden».
Ba]th<isar, Merkwürdigkeiten II, 202. Vgl. eine ähnliche Relation (im Geschichts-
freund XXI, 47) von Pfarrer Ulrich Gut.
5. Die Fahnenstange in Zofingen.
Auf der Stadtbibliothek in Zofingen zeigt man « eine abgebrochene
Fahnenstange von Mannshöhe und von der Dicke der Fahnenstangen (sie !)
aus der Schlacht bei Sempach, welche in der Schlachtkapelle von Sempach
aufbewahrt werden. Sie soll, was auch sehr möglich ist, von jenem Schlacht-
felde herkommen und die Erinnerung an den tapferen Schultheissen Nikiaus
Thut von Zofingen (oben Seite 94) wach erhalten, der bei Sempach fiel ».
Ed. Osenbrüggen : Wanderstudien aus der Schweiz II, 99 — 102.
6. Das gerettete, mit Blut bespritzte Panner der Stadt Bremgarten,
Vgl. darüber neueres Jahrzeitbuch von Bremgarten. (Oben Seite 334.)
II. Die eroberten Panner und Fähnlein.
Die Zahl der bei Sempach eroberten Panner und Fähnlein wird
verschieden angegeben. Die ältesten Berichte erwähnen nur die Panner
von Tirol, Ochsenstein, Hochberg, Salm, Schaffliausen und Meilingen
«und andre fenli vil, der sie nit bekanten».
Russ zählt 1482 bereits 10 «Houptpanner». Das Halbsuter'sche Lied
in Strophe 37 15 Hauptpanner.
Die Originalien der meisten dieser Panner sind verschwunden; so
vermissen wir das Panner der Grafen von Habsburg und das von Arberg
(Arburg?), das nach Berichten des 16. Jahrhunderts nach Uri kam.
Unten^'alden soll die Panner von Signau, Rheinfelden und Neuen-
burg am Rheine erhalten haben; Schwyz die Städtepanner von Lenzburg,
Ueberlingen und Constanz; ersteres soll nach Steinen gekommen sein.
Die Republik Gersau erhielt nach alter Tradition das Panner von Hohen-
Zollern. Allein diese Angaben sind sehr unzuverlässig. Man hatte im
16. Jahrhundert, wo die Berichte über die Sempacherbeute niederge-
schrieben wurden, an verschiedenen Orten alte Panner in den Kirchen,^)
die man mit einander verwechselte, weil nicht mehr bekannt war, wem
*) So erwähnt Pellikan in seiner Chronik zum Jahre 1504 beim Besuche des
Cardinais Raimund von Gurk in Schwyz: in parrochia non magis ornata quam victri-
cibus vexillis dependentibus cum insigniis Caroli Ducis Burgimdionis, et quorundam
imperialium. Riggenbach 30.
404
dieselben angeh(")rt hatten. Das scheint namentlich in Schwyz der Fall
gewesen zu sein, vielleicht auch in Gersau.
Das Panner der Stadt Ueberlingen kam, wie Gilg Tschudi ver-
sicherte, nach Schwyz, wo es bis 1448 in der Kirche hing. Mit Schreiben
von S. Antonien Abend 1448 ersuchten Bürgermeister und Rathe von
Ueberlingen, Landammann und Räthe von Schwyz, in Anbetracht der
zwischen ihnen herrschenden Freundschaft «die Panner so Üch von uns
in etlichen Geschäften und Kriegen zu üwem Händen sind worden, ab
weg zu tund und zu vernichten». Am Montag vor Pauli Bekehrung 1448
erfolgte die Rückantwort, mein habe von des Pänners wegen dem Am-
mann Ital Reding befohlen, «dieselben Panner abzunemmen und damit
zu tun in massen, dass üch üwer Will vollgat». Von der Schlacht bei
Sempach ist also durchaus nicht die Rede.
Gilg Tschudi's Chronik II, 525. Fassbind: Geschichte von Schwyz II, 404 — 406.
Da Ueberlingen als Reichsstadt zum schwäbischen Bunde gehörte,
so ist die Theilnahme der Ueberlinger an der Schlacht bei Sempach
höchst zweifelhaft.
Vgl. über Ueberlingen : Roth von Schreckenstein : Zur Geschichte der Stadt Ueber-
lingen. Zeitschrift f. Gesch. d. Oberrheins XXII, 9.
Höchst wahrscheinlich ging nicht das bei Sempach, sondern ein in den
Appenzellerkricgcn verlornes Panner von Ueberlingen an Schwyz über.
Nicht besser beglaubigt ist die Nachricht über das Panner von Con-
stanz, das nach Heinrich Berhnger's Chronik von c 1531 ebenfalls in der
Kirche zu Schwyz hing. Denn auch Constanz blieb als Reichsstadt mit
dem schwäbischen Städtebunde im Kriege neutral. Die Erzählung von
der Schlacht auf dem Holzschnitte von 1551 nennt zwar das Stadtpanner
von Constanz, das übrigens auch heute noch in der Kapelle zu Sempach
abgebildet ist Die älteste Nachricht hiefür bringt das Halbsuter'sche Lied,
worin es heist:
Desglichen'dic von Costanz he ! ir panner hands hinder in glan,
die warend hoflich dran, zuo Schwitz hangts in der kilchen,
band mit dem stier gefochen, da sichts meng biderman !
die flucht band si genon,
Das Banner Graf Rudolfs von HohenzoUern ist gen Gersau kommen,
und by 200 mit dem Graf darby gebliben, sagt die Inschrift der Schlacht-
kapelle zu Sempach; dieser ft)lgen: Leu: Helvetisches Lexikon XVII, 63,
Halier: Schweizerschlachten 204. Balthasar: Merkwürdigkeiten II, 247
und verschiedene Wappenbücher des XV. Jahrhunderts, während ältere
Bericlite den Schwarzgrafen Friedrich nennen, der die Schlacht über-
lebte und 1393 für seine Anforderungen für verlorne Pferde entschädigt
405
wurde, die er dem Herzog selig gestellt hatte. Lichnowsky IV, Reg.
Nr. 1595,
Färber Joh. Georg Hertel von Falkenstein, Kirchenvogt in Gersau
(1732), soll dieses Panner bei der Kirchenrenovation in sein Haus ge-
nommen haben. Seither ist es verschwunden.
Kurzgefasste Geschichte des Freystaates Gersau, Zug, 18 17, 25. Geschichtsfreund
19, 12.
Es wird behauptet, dieses Panner sei blau und weiss gestreift, in der
Mitte mit einem rothen Querbalken geziert gewesen. Diese Beschreibung
würde eher für das Panner von Signau zutreffen, als für Zollern, das von
jeher das schwarz und weiss quadrirte Feld zeigte. J. Barth meldet in
seiner Hohenzollem'schen Chronik, Sigmaringen, 1861, I, 114: Eitel
Friedrich von ZoUem, Sohn des Schwarzgrafen Friedrich VI. und der
Gräfin Adelheid von Hohenberg sei mit der Standarte des Löwenbundes
gefallen. — Allein diese trug schwerlich die oben bezeichneten Farben.
Die Thatsache ist übrigens sehr zweifelhaft; denn der Schwarzgraf hei-
rathete erst imi 1373.
Stalin : Wirtenberg. Geschichte III, 719. — Vgl. Stillfried und Merker : Hohen-
zollerische Forschungen. Berlin, 1847, 182.
Die meisten Panner aus der Sempacher Beute kamen nach Luzem.
Hier wurden diese zuerst bei den Franciscanem aufgehängt, dann im
Wasserthurm aufbewahrt, von hier an's Staatsarchiv oder an's Zeughaus,
zuletzt an's Museum im alten Rathhause abgegeben.
Bei feierlichen Anlässen wurden diese Panner im Triumphe herum-
getragen, so z. B. im Jahre 1 598, als Erzherzog Albrecht von Oesterreich
auf seiner Hochzeitsreise nach Luzern kam. ^)
Von diesen Pannem sind nur noch zwei ächte vorhanden, nämlich
das des Markgrafen von Hochberg, welches ich vor einigen Jahren aus
der Amtskanzlei in Schupf heim für das Museum requirirte, und das Panner
von Thierstein.
Das Originalpanner von Hochberg, arg zerrissen, von feinster Seide,
damastartig gewoben, ist 136 cm. lang und 92 cm. breit; der rothe Quer-
balken ist 25 cm. breit. Den Näthen des Balkens entlang sind 23 grüne
Rosen zu sehen. In den beiden obem Ecken sind zwei Wappen ange-
bracht; zunächst der Stange der rothe Balken in goldnem Felde in grüner
Einfassung, 16 cm. lang und 1 2 cm. breit ; die Einfassung von grüner Seide
ist 2 — 3 cm. breit. In der obem Ecke des rothen Fahnentuches ist das
Wappen Oesterreichs, der Bindenschild; weisser Balken in roth, ebenfalls
in grüner Einfassung, 15 cm. lang und 13 cm. breit. — Otto von Hochberg,
*) Hallers Chronik. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek von Zürich 1826, Seite 4.
4o6
der Schwager des Martin Maltrer, soll zuerst die Avant-garde, dann den
rechten Flügel konimandirt haben. May, histoire militaire II, 285, 290.
Von dem Panner des Grafen von Thierstein liegen dürftige lieber-
reste vor. Es war 124 cm. lang und 102 cm. breit; der rothe Schwenke!
war 12 cm. breit. ^)
Dieses Panner gehörte wahrscheinlich dem Grafen Walraf von Thier-
stein, Herrn zu Blumberg (Florimont), nicht dem Domherrn Johann, den
man irrig als Herrn von Höhen-Königsberg nennt. Dieses Schloss kam
erst 1479 in den Besitz der Thierstein. Spach : Chateaude Hohenkoenigs-
bourg, Strasbourg 1856, 8. Die angeblich bei Sempach erschlagenen
Grafen Ulrich (Russ: Chronik), Peter (Lazius : de gentium migrationibus
1557, 5()i) und Sigmund von Thierstein (May: histoire militaire II, ßCXD)
existirten nicht.
Die übrigen Panner sind entschieden spätems Datums, denn 1491,
"Samstag post Grütze» zahlte der Umgeldner « i Gulden Nicklasen Maler,
als Er die paner emüwert hat von der Schlacht ze Sempach». Zu diesen
erneuerten Pannern gehört dasjenige von Schaflfhausen, mit Wasserfarbe
auf Leinwand gemalt, wo der Bock von der Fahnenstange wegspringt
Sdum 151 1 schreibt Diebold Schilling: die Panner hangen nur in ^^Ab-
geschrift» bei den Barfüssem; doch anerbot sich 1600 Hans Meyer von
Hallau, das St. Moritzen-Panner, das vor 1 8 Jahren in den Thebäergräbem
zu Hallau gefunden worden sei, nach Luzem zu bringen, wenn man ihm
das bei Barfüsscrn hangende Schaffhauser-Panner schenke (Thurmbuch
XI, fol. 26).
Ebenso sind 1491 auf grobe Leinwand gemalt worden die Panner
von Ochsenstein, Salm, Tyrol, Rittergesellschaft von der Etsch, Thier-
stein, Meilingen und Freiburg.
Ein altes Panner von Willisau wurde in Luzem als habsburgisches
Panner ausgegeben, während das bei Sempach verlorne Habsburger-
Panner nach Uri kam.
Im Jahre 1622 wurden die imitirten Panner aus der Kirche weg-
genommen und anlässlich der Kirchenrestauration durch Frescobilder
ersetzt. Diese Abbildungen von 42 Pannem und andere Malereien kamen
auf 53() Gulden 7 Schilling zu stehen, wie das Protokoll des Franciscaner-
klosters meldet. Im Jahre 1734 wurden die verblichenen Frescogemälde
') Dass die Frajinientc dieses Panners nicht zum Panner von Schaffhausen gehören
kimnen, erf^ibt sich daraus, dass das Feld entschieden gelb ist ; die ursprüngliche Farbe
des SchaHhaiiser-Panners aber Mar weiss und erst 15 12 erscheint der Bock in dem von
Cardinal Schinner »geschenkten Panner im j^elben Felde. Dr. Stanz im Archiv des histor.
Vereins von Bern VI, 734 — 735. Weiss ist das Feld des Schaffhauser-Panncrs z, B.
in Diebold Schillin^'s Chronik (j.'jenialt um 15 1 1) und auf dem Bilde Manuels von 1551
im Museum zu Lu/ern.
I
i
407
durch Johann Suter aufgefrischt. Nach diesen Bildern wurden 1780 in
Joh. Müllers «Merkwürdigen Ueberbleibseln von Alterthümern», X. Theil,
Tafel XI. die Panner von Ochsenstein, Thierstein, Hochberg, Tirol, Pfirt,
Freiburg, Schaffhausen, Lenzburg veröffentlicht.
1790 wurden die Fahnen durch die Meister Jakob Businger und
Thomas Grederer auf 14 Holztafeln gemalt^), so dass je 3 Panner eine
Gruppe bilden. Diese Bilder wurden 1867 durch Maler Zemp restaurirt.
Auf jedem dieser kunstlos gemalten Bilder ist die Jahrzahl angebracht.
In älterer Zeit scheint diese Jahrzahl gefehlt zu haben, sonst hätte der
Franciscaner in seiner «Kurzen Geschichte des Franciscanerklosters in
Luzern von 1735» schwerlich geschrieben:
Ceterum in navi ecclesiae ex utraque parte in perpetuum rei memo-
riam depicta sunt in parietibus 42 vexilla bellica, quae in uno, eodemque con-^
flictu, quoLeopoldus 3. archidux Austriae A" 1386, die 4.Julii, cum nume-
rosa Austriae, Franconiae, Sueviae et Alsatiae nobilitate ab Helvetis victus,
etsuperatus est, intercepta fuerant. Haec ipsa vexilla anno proxime elapso,
vivacioribus coloribus fuerant renovata.
Handschrift im Staatsarchiv Luzern.
Die meisten dieser Panner zeigen auf den alten Abbildungen den
Schwenkel, während derselbe bei den jetzt vorliegenden Copien fehlt.
Das Panner von Ochsenstein besteht aus je 3 weissen und rothen
Balken. Das von Thierstein zeigt auf goldnem Felde eine rothe Hirschkuh
(Thier) auf 4 grünen Hügeln stehend. Hochberg den schrägen goldnen
Querbalken in rothem Felde. Tyrol führt den rothen Adler in weissem
Felde. Das Reiterfähnlein des Grafen von Salm zeigt zwei weisse von
einander gekehrte Salmen im rothen Feld. Irrig wird dieses Panner in
einer Züricher Chronik einem Grafen von Balm zugeschrieben. Freiburg
das rothe Kreuz im weissen Felde. Schaff hausen den schwarzen Bock im
weissen (?) Felde, mit schwarzem Schwenkel. Mellingen hat eine weisse
Kugel in rothem Felde. Auf den spätem Abbildungen wurden die Farben
verwechselt, so dass jetzt das Lenzburger Panner in der Franciscaner-
kirche zu sehen ist : die blaue Kugel im weissen Felde, sofern nicht ur-
sprünglich schon das Lenzburger-Panner statt nach Unterwaiden, nach
Luzern gekommen ist.
Das Reiter-Fähnlein der Rittergesellschaft an der Etsch erinnert an
das Stadtsiegel von Bruneck bei Brixen, dessen Thurm sich auf einem
ebenfalls mit Kreuzen und Ringen bedeckten Grunde abhebt.
*) Bei diesem Anlasse wurden die Farben einzelner Panner willkürlich verändert,
so wurde der Bock von Schaff hausen in ein gelbes Feld gemalt.
4o8
Auch die imitirten Panner, oder die «Abgeschriften», wie Diebold
Schilling in seiner Chronik von 151 1 sie nennt, kamen in's Zeughaus,
dessen Inventar von 1661 «13 Oesterreichische Contrafet Fahnen» erwähnt.
Allein diese Nachahmungen sind sehr roh, so besonders das Fähnlein der
Rittergesellschaft. Das Panner von Freiburg ist gefiert, 92 cm. lang und
breit, das Kreuz ist 19 cm. breit; der Schwenkel ist statt oben, wie auf
allen altem Abbildungen, in der Mitte angebracht, d. h. der Mittelbalken
des Kreuzes ist einfach verlängert, so dass er jetzt 166 cm. misst Aller-
dings finden sich Panncr in dieser Form auch in der zürcherischen Wappen-
rolle abgebildet.
III. Schmucksachen.
Die Chroniken berichten übereinstimmend, dass die Eidgenossen bei
Sempach eine grosse Beute an Gold, Silber und andern Werthgegenständen
gemacht haben. Noch im letzten Jahrhundert ^^Tirden auf dem Schlacht-
felde zuweilen goldene Ringe, Zierrathen und dergleichen aus der Erde
gegraben, wie Balthasar in seinen histor. Merkwürdigkeiten II, 241 be-
merkt. Haller weiss in seinen Schweizerschlachten 190, Note 29, zu be-
richten, es sei ein goldener Ring «mit gelblichem Stein» ausgegraben
worden, dessen Wappen — «ein Vogel» — auf den Bastard von Brandis
hinweise. Nun führten aber die Brandis gar keinen Vogel, sondern eine
Brandfackel im Wappen. Aus der Correspondenz zwischen General zur
Lauben und Felix von Balthasar, der kurz vor Juli 1783 diesen Ring er-
worben hatte, geht hervor, dass der Ring gar keinen Stein, auch kein
Wappen zeigte, sondern einfach zwei gothische Buchstaben, die Balthasar
für H und V, zur Lauben für R V ansah. Balthasar schrieb daher den
Ring dem Heinrich von Veitheim zu, der bei Sempach gefallen, zur
Lauben (Stemmatographia 67, 289) dachte an Rudolf von Wähingen.
IV. Verschiedene Trophäen.
Möglicher Weise stammen von Sempach noch 2 im Museum auf-
bewalirte Maschen-Panzer von 82 und 86 cm. Länge. Die Inventarien
von 1Ö23 erwähnen 13 Panzerhemde ohne Bezeichnung der Herkunft.
Die Halseiscn, welche Herzog Leopold nach Sempach mitgefiihrt haben
soll, wurden später im Zeughause zu Luzem gezeigt. ^) Allein das alte
Sempacherlied sagt nur :
mit Im so tet er füren
uff wagen etlich fass,
mit häsling, strik und schnüren.
*) Businger: Luzern und seine Umgebung. 181 1, 49.
409
Bullinger hat bereits den Ausdruck Hälsling missverstanden oder ver-
gröbert, indem er aus Hälsling «Halsisen» machte. Schon der alte Spruch
von der Sempacherschlacht redet deutlich genug nur von « Helsig». ^)
DieluzemerischenZeughausinventarienvon 1623 und 1680 erwähnen
die «4Halsysen, so Hertzog Carl uss Burgund mitgeführt»; seit 1744 wer-
den dieselben dem Herzog Leopold von Oesterreich zugeschrieben; je
eines soll dem Schultheissen von Sempach und Luzern zugedacht gewesen
sein. Vgl. die Abbildimg in Eglin's «Abschilderung».
Das Zeughausinventar von 1680 verzeichnet ein langes dickes SchifFs-
seil als Bestandtheil der Burgunderbeute; 1774 wird dasselbe als Beute-
stück von Sempach erwähnt.
Das Zeughausinventar von Luzern von 161 5 führt zuerst «26 neue
Sempacher Hälbarten» an, das von 1623 «25 Sempacher Hellebarden»;
jetzt ist vielleicht noch eine ächte Sempacher-Hellbarde da ; dafür zeigt
man jetzt mehr denn 100 Landsknechtenspiesse aus dem 16. Jahrhundert,
deren Stiefel abgesägt sind, als «Sempacher-Lanzen».
V. Reliquien in Sempach.
Im Umgeldbuche von Luzern steht: 1574, Sampstag nach Vicentzi.
Item ussgeben vgl. x ß von wegen der gruben uff ze thund und die Totten-
bein zu suchen, wo die Sempacherschlacht beschehen ist
1574, 19. Juni, schreibt der Seevogt von Sempach, Hans Vötzer, an
Schultheiss Rochus Helmlin in Luzern : Sodann . . mir von üch bevolchen,
die greber an der Schlacht uff zu thun, hab ich üwerem befelch stat und
gnug gethon und 2 man lassen siben tag ussert der kilchen und dorinnen
lassen graben uff die 12 schuch tieff, aber an keinem ort nüt funden, dan
allein ein bein oder drü, die noch gar früsch und vnversert gesin, also das
ich acht noch etlicher lüten vorsag, so sy von iren eiteren gehört, man
habe die greber mer dann vor 100 iaren uff gethon vnd das gebein in das bein-
huss by vnser pfarkilchen gen kilchbul gelegeth. Es handelte sich damals
(1473) wohl um den Neubau der Kapelle zu Sempach. Die Rechnung der
Seevogtei Sempach zeigt, dass 1594 ein «Beinhüsslin by der Schlacht» —
ein Gegenstück zum berühmten Beinhaus von Murten — gebaut wurde.
Die Knochen wurden wohl von «Kilchbühl» herauftransportirt.
VI. Reliquien in Königsfelden.
In Königsfelden zeigte man noch um die Mitte des 17. Jahrhunderts
die mit Blut gefärbte Bahre, auf welcher Herzog Leopold und die 2']
*) Ein edler fürst für Sempach reit,
. . er zeiget Inen die helsig vor ;
von Sempach, das sig üch gewenckt,
noch hüt so werdent Ir all erhenkt.
4IO
(resp. 40) Ritter mit ihm zur Bestattung nach Königsfeldcn gebracht
worden waren, ebenso 2 Krüge mit Asche der Erschlagenen und etliche
schwere Helme.
Fiiggcr-Birken : Spiegel der Ehren I, 376.
Die Krüge waren nach Haller's Schweizer-Schlachten 205, Note 53 «zuverlässig
nichts anderes als römische, in der (jegend bei Windisch gefundene Aschenkrüge >.
Bis zum Jahre 1774 sah man in Königsfelden den Sarg Herzog
Leopold's, der 6 Fuss, 10 V2 Zoll lang war. Der Leichnam ruhte auf Stroh.
Der Herzog hatte — wie die meisten seiner in Königsfelden ruhenden
Stammesgenossen — rothes Haar, das fast einen halben Fuss lang war,
wie die Chronik des Pfarrer Fridolin Stamm in Birminsdorf und die Be-
richte über die Uebersiedelung der Leiche nach St. Blasien bezeugen.
1 776 sah J. Müller von Zürich (Ueberbleibsel VI, 10) in St. Blasien das Ge-
rippe Leopolds < so ganz, dass äussert einigen Fingern und Zehen nicht
das geringste daran fehlet, auch nicht die geringste Spur einiger Veru-undung
an dem Gebein zu entdecken». Der mit reicher Phantasie begabte Haller
von Königsfelden dagegen (Schweizerschlachten 208) will im Spätjahre 1806
am Vorderhaupte und neben dem rechten Ohre Narben von Hieben und
Stichen an Leopolds Schtldel bemerkt haben. Crusius bemerkt in seiner
schwabischen Chronik 1, 962 : ^«^ Herzog Leopold ist bis daher ( 1 596 !) durch
die Kraft des Balsams gantz und gar unversehrt erhalten, und ehedessen
jedermann gezeiget worden. Als aber einige seinen Leib oder vielmehr
seine Aschen durch den Angriff Versehrten, verwahrte man ihn mit einem
grossen Stein.»
VIL Reliquien in Bern.
Im Besitze der Grafen von Mülinen in Bern befindet sich ein goldener
Becher, den laut alter Tradition Herzog Leopold dem mit ihm zu Sem-
pach erschlagenen Rathe Albrecht von Mülinen zu dessen Hochzeit ge-
schenkt hatte. Dieser goldene Becher, von 18 cm. Höhe, hat oben einen
Durchmesser von 13,5 cm., unten 6,5 cm. Im Innern des Deckels, der
einen Durchmesser von 14 cm. hat, befindet sich in schwarzem, goldum-
randetem Kreise das österreichische Wappen in halbrundem, oben ein-
gekerbten Schilde von Email; über demselben ein goldener Bügel. Im
Grunde des i ^h Pfund schweren Bechers das Wappen der Mülinen.
aV
Mr
».
F. Abbildungen.
Bilder der Schlacht, Bilder der Helden von Seinpach, Ansichten
von Sempack. Schlachtpläne, Herardische Arbeiten,
A. Schlaehtenbilder.
I. In Lr. Stacke: Deutsche Geschichte,
Bielefeld und Leipzig, 1880, I, 645
findet sich ein Bild mit der verführerischen Inschrift: «Schlacht bei Sem-
pach». Ritter im Schlachtgetümmel, Miniaturen vom Jahr 1385, aus einer
Handschrift der Weltchronik des Rudolf von Hohenems in der stän-
digen Landesbibliothek zu Kassel.
«Zur Veranschaulich ung der damals aufgekommenen schweren Platten-
panzerung dieser Zeit — erklärend für die Niederlage der österreichischen
Ritterschaft bei Sempach.» Durch Weglassung dieses letzten Satzes in
von Essenwein «Kulturhistorisch. Bilderatlas». IL Mittelalter (Leipzig,
Seemann.) Tafel LXXXVI könnte man zur Ansicht verleitet werden,
diese phantastische Darstellung eines ReitertrefTens sollte wirklich die
Schlacht bei Sempach darstellen. Die Handschrift erwähnt Gödecke's
Grundriss I, 127 (2. Aufl.).
2. Bild der Sempacher-Schlacht
in Bendicht Tschachtlans Chronik in Zürich. Handschrift der Stadtbibliothek Zürich
lA, 120, von c. 1470.
Ob der mit 6 Thoren und Thürmen (!) versehenen Stadt Sempach
findet am Fusse eines von Wald bewachsenen Abhanges ein Treffen
zwischen dem im Cuneus heranrückenden Eidgenossen und den Oester-
reichem statt. Die Eidgenossen, kenntlich an den rothen Bändern auf
dem Eisenhute und den rothen, mit weissem Kreuze versehenen Schau-
ben, kämpfen mit Schwertern bewaffnet unter den Pannem der vier Wald-
stätte. Einige rücken mit einem Maurenbrecher (Widder) gegen die Oester-
reicher vor. Gegen den Herzog, der zu Pferd kämpft, holt ein Eidgenosse
mit dem Schwerte aus. Die O esterreich er, von denen nur einer am Boden
liegt, wenden sich mit den Pannem von Oesterreich, Tyrol, Thierstein,
Oettingen, Rechberg, Signau, Eptingen (wenn nicht Reichspanner) und
2 Phantasie- Fahnen zur Flucht.
412
3* Bild der Seropacherschlacht
in Diebold Schillings Chronik von Bern von 1480. Handschrift der Stadtbibliothek
Bern I, fol. CXVIIb.
Am Fusse einer Anhöhe, auf welcher die abgeschnittenen rothen und
schwarzen Schnäbelschuhe liegen, findet ein Kampf statt. Auf dem linken
Flügel der Eidgenossen, die mit Hellebarden bewaffnet sind, fällt, von
Speeren durclibohrt, ein Krieger zu Boden, in der rechten Hand krampf-
haft einen Speer haltend. Der Pannerträger Oesterreichs ist bereits ge-
fallen. Noch flattern die Panner von Habsburg, Tyrol, Oesterreich, Lenz-
burg und Hallwyl (theilweise mit irrigen Farben).
Vgl. Gehrig: Winkelried-Frage 34 — 35.
4. Bild der Sempacher-Schlacht
in Clemens Speckers Chronik von 1480, Tafel IV zu dieser Schrift. Vgl. oben S. 115.
Dieses Bild aus Königsfeldcn ist höchst wahrscheinlich die Nach-
bildung einer auf Holz gemalten Darstellung der Schlacht, die nach dem
Zeugnisse Burglechners noch im 17. Jahrhundert in Königsfeldcn vor-
handen war (oben Seite 315). Beachtung verdient die kunstlose Dar-
stellung wegen des Bildes Herzog Leopolds, der Zeichnung der Waffen
und Fahnen.
Die älteste Abbildung der Schlacht in einem Druckwerke ist jene in
Petermann Etterlin's Chronik, Basel 1507, fol., Blatt XLVH.
Aber dieses Bild, welches ein Reitertreffen darstellt, ist ohne allen
Wertli und ohne Bezug auf die Schlacht von Sempach. Das gleiche Bild
venvendete Michael Furter, Etterlin's Verleger, auf Blatt XVHI, b, für
das Bild der Schlacht bei Laupen und fol. XLV, b, für den Kampf der
Eidgenossen mit den Grafen von Kyburg.
6. Diebold Schillings Lruzerner-Chronik von 15x1
enthält auf 2 Blättern in Fol. eine Abbildung der Schlacht, welche die
verschiedenen Momente in einem Bilde vereinigt. Während die Sonne
unmittelbar über den an einem Waldrande unterhalb der Kirche von
Hildisricden kifmpfenden Rittern und Eidgenossen steht, ftlllt von den
feindlichen Speeren durchbohrt, ein Mann in Luzemer- Farben , der
Winkelried's Heldenthat vollbracht hat. Die Oesterreicher sind kenntlich
an den Wajopen, die sie auf den Harnischen führen, so die Füretenbei^g,
Arberg, Ochsenstein, Rotberg, Mülinen; Frauen beweinen die Todten.
Im TreOen stehen die Panner von Tyrol, Constanz, Hochberg, Ochsen-
stein, Sahn, Etsch, Schaflliauscn, MeUingen und Thierstein; das Panner
von Oesterreich llicht. Die Eidgenossen sind kenntlich am schwarzen
Schilde mit weissem Kreuze, den sie am Harnisch tragen. — Rechts vom
Beschauer der Siegeszug mit den eroberten Pannern. Links fliehende
Ritter, selbst eine Frau in rothem Gewände, und auf dem Hügel neben
Bäumen die abgeschnittenen rothen Schuhschnäbel der Oesterreicher.
413
Im schweizerischen Heere ist besonders bemerkenswerth eine Marke-
tenderin mit ihrer grossen Bulge.
Handschrift der Stadtbibliothek Luzern.
7-
1 548. Holzschnitt in Stumpf 's Schweizerchronik II fol, 240 ; wiederholt
in den Ausgaben der Chronik von 1586 und 1606, ebenso 161 6 in Guler's
Raetia fol. 152, b.
Vgl. unten 1551, 1719 u. s. w.
Prof. Salomon Vögelin nimmt an (Die Holzschneidekunst in Zürich
im sechszehnten Jahrhundert, Neujahrsblatt der Stadtbibliothek in Zürich
1882, Zusätze zu S. 46), dieses Bild und Manuels Holzschnitt haben
wohl ein älteres Original als Vorlage gemein.
Stumpfs Chronik enthält in der Ausgabe von 1548 fol. 420b noch
ein Bild, welches die Ueberreichung des Fehdebriefes an die Eidgenossen
darstellt.
Auf dem Bilde von Stumpf und Manuel ist jeweilen das Umer- Panner
auf dem rechten Flügel ; auf den Bildern der Capellbrücke und auf Weg-
mann's Schlachtenbild dagegen sehen wir das Luzerner- Panner auf dem
rechten Flügel, daneben das von Uri, Schwyz und zu äusserst auf dem
linken Flügel das Unterwaldner- Panner.
8. Die Schlacht von Sempach.
Holzschnitt mit Wappen und Monogramm von Hans Rudolf Manuel. R.M.D. 155 1.
Dieser aus sechs Stöcken bestehende Holzschnitt, schon erwähnt bei
Haller: Bibliothek V, Nr. 128 und im N. Schweizer. Museum (1793, 769,
Nr. 159 und 166) ist 116 cm. lang und 46 cm. hoch. — Das Mittelstück,
welches die Schlacht darstellt, ist mit verschiedenen Varianten in Stumpfs
Chronik in verjüngtem Massstabe zu sehen. Die Nebengruppen, Lager-
scenen, sehr lebhaft gezeichnet, sind wohl eine Zuthat Manuels, während
das Mittelbild wohl schon damals traditionell war; das Ganze ist «mit
auffallender antiquarischer und heraldischer Genauigkeit ausgeführt».
Unten steht eine Beschreibung der Schlacht, mit der Ueberschrift : Be-
schreibung der namhaften und verrühmten Schlacht zu Sempach, welche
die Eidgenossen Ihr Fürstl. Durchl. Ertzherzogen Leopold von Oester-
reich im M.CCCLXXXVI. jar, den IX. tag Haeumonats aberhalten.
Dr. L. Sieber in Basel Hess 1878 eine Photographic dieses Holzschnittes erstellen;
er hatte auch die Gefälligkeit, uns das der Universitätsbibliothek in Basel gehörige
Exemplar zur Reproduction (Tafel i dieses Buches) zu übennachen. Vgl. dazu S. Vögelin
in Dr. J. Bächtold's Werk: Nikiaus Manuel, Frauenfeld, 1878, Seite CXII.
9. Schlacätbild auf Holz,
132 cm. lang, 73 cm. hoch; vormals im alten Rathhause in Luzern, jetzt
im Museum (Eigenthum des hist. Vereins). Dieses in neuester Zeit arg
beschädigte Bild aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zeigt Winkel-
ried in Unterwaldner-Tracht. Es stimmt mit Manuel's Bild und zeigt alle
im Halbsuter'schen Liede erwähnten Panner, z. B. auch das von Constanz,
das von Baden, Hohenzollern.
Der Maler dieses Bildes ist Hans Rudolf Manuel, dessen Wappen
auf einer Bulge angebracht ist. Das Bild stammt, wie der Holzschnitt,
aus dem Jahre 1552, denn im Umgeldbuch von 1553, Sampstag nach
trium regum, lesen wir i fl^ 3 ß von der Sempacherschlacht zfassen. Wäh-
rend des Neubaues des Rathhauses (1599) w^urde dieses Bild im Zunft-
haus zum Fritschi aufbewahrt (Dr. Th. von Liebenau: Altes Luzem 195),
1609 wurde dieses Bild mit den Abbildungen der Murtner- und cBe-
munder-Schlacht* von Hans Heinrich Wegmann und Rennwart Forer
restaurirt (L. : Altes Luzem 199); seit dieser Zeit ragt Winkel ried, wie
Folien singt, hochhäuptig über alle, die selbst gewaltig sind, aus dem Harst
von Unterwaiden hervor.
Eine alte, aus Brem<jarten stammende Copie dieses Bildes besitzt Herr General
Felix von Schumacher in Luzern.
Nach Manuels Schema ist das Bild der Schlacht am Hause der Familie
Rickenmann in Rapperswyl am Zürichersee al Fresco um die Wende des
XVI. zum XVn. Jahrhundert angebracht, doch sind die Panner ab-
weichend und sorgfältiger ausgeführt.
Mittheilung von Herrn Xationalrath Dr. S. Vögelin in Zürich. Näheres darüber
wird der Anzeiger der Antiquarischen Gesellschaft von Zürich 1 886, Nr. 2 oder 3 bringen.
II. Bild der Sempacher-Schlacht
im sogenannten Klingenberger Codex, p. 187 des Staatsarchivs St. Gallen.
Nachbildung in Henne's Klingenberger Chronik, Tafel 4 zu Seite
121. Rohe Federzeichnung aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, walir-
scheinlich von Gilg Tschudi selbst entworfen, wie Gustav Scherer in den
Mittheilungen des historischen Vereins von St. Gallen I, 106 bemerkt.
12. Darstellung der Sempacherschlacht. 1571.
Federzeichnung in Silberisens Schweizerchronik in der Kantons-
bibliothek in Aarau, fol. 407. Imitation des Holzschnittes von Manuel
in verjüngtem Masstabe.
13. Sempacher Schlacht- Abcontrafeytung,
so die Eydtgcnossen gethan haben Anno 1386. — Zürich 1568 (?).
Hallor's HilUiothck V. Nr. 129 citirt hiefür: Dnaudii Bibliotheca Classica. Bassei
Catal. 1592, P. II, 324.
14.
Im Kreuzgange des Klosters Wettingen findet sich ein ausgezeichnet
schönes Glasgemülcle vom Jahre 1579, welches über dem Standes-Wappen
von Luzern die S( hlacht von Sempach darstellt. Rechts sehen wir Winkel-
ried's Tliat, links die Sc cne mit dem Schnäbelabschneiden. Dazv^ischen
steht die Inschrift:
I
I
!
i
415
Hie Sich Wie Gott mit syner Krafft Lucern. Desshalb die Selbig Statt
Erstlich er Hielt die Eydgnoschafft Ein Bunt mitt den 3 orten Macht
Gross vff Satz ouch vom Adel hatt Zu Sempach Tetten sy die Schlacht.
1386.
Vgl. Tafel II. zur Abhandlung von W. Lübke : Die Glasgemälde im Kreuzgange
zu Kloster Wettingen 1863. Mittheil. d. antiq. Gesellschaft von Zürich B. XIV.
15-
c. 161 1. Bild der Schlacht auf Tafel 44 der Kapellbrücke in Luzern,
gemalt auf Kosten des Oberst Rudolf Pfyffer, Pannerherrn von Luzern
von Hans Wegmann. Restaurirt 1728. Inschrift:
Niderlag der Adel litte
Als er toll vor Sempach stritte
Drauf der Vier Waldstätter Fund
Hat gesetzet festen Grund.
Das von Manuel entworfene Schema ist im Wesentlichen beibehalten.
Doch sind die Lagerscenen beseitigt, dafür lebhafte Schützengruppen
hingemalt; die Reihenfolge der eidgenössischen Panner ist verändert;
das Luzernerpann er zeigt im untern blauen Felde das weisse Kreuz; die
Hellebarden haben grösseres Eisenwerk als bei Manuel, die Zahl der
österreichischen Panner ist erheblich vermehrt. In der Ecke rechts ist
ein Knappe, der dem Ritter zwei Pferde bringt, sowie die Flucht ein-
zelner Ritter, besonders gut gemalt. Die über die Anhöhe fliehenden
Ritter hauen die Schnäbel von den Schuhen. — Das Kostüm ist ganz
verändert. Hienach eine kleine Photographie, die auf der Kapellbrücke
in Luzern verkauft wird.
Nachbildung von J. Schwegler in Eglin's Gemälde der Kapellbrücke.
16. Sempacher-Schlacht.
1678. — Neujahrskupfer der Bürger- Bibliothek in Zürich.
17. Schweizer-Karte
von Henriais Ludovicus Muoss Patricius et Praefectus Xenod. Civitatis Tugiensis:
Hclvetia, Rhaetia, Valesia. — Aug. Vind. Jo. G. Bodenehr. — 1 698.
Am Rande: Schlacht zu Sempach Lucerner-Gcbiets, so geschehen
Anno 1386 — Fantasiebild; Sempach liegt ob dem Schlachtfelde!
18. Contrafactur der Rüstung und Panner,
so Keyser Friedrichs Bruders Sohn, Hertzog Lupoid von Oesterrcich, samt desselbigen
Räthen in der Sempacherschlacht Anno 1386 gebraucht, neben einem Verzeichnuss
ettlicher Grafen, Herren, Ritter und vom Adell Wappen, deren Namen, von Sebastiano
Munstero und andern Histori-Schreibern gemeldet, und in gedachter Schlacht mit dem
Hertzogen umkommen sind.
Grosser Kupferstich.
Abbildung der Schlacht, der Panncr und 130 Wappen, mit den
Bildern des Herzogs, des Markgrafen Otto von Hochberg und des Grafen
von Ochsenstein. Darunter ein Spruchvers :
0 du mein liebe Eydgnoschafft etc.
1
4i6
Haller IV, Nr. 125.
Ohne den Spruch und mit einigen orthographischen Abweichungen gedruckt 1592
als Beilage zu Hertzog, Chronicon Alsatiae, V. Buch, mit der Ueberschrift : Abcontra-
feyting der Rüstung . . ,
ig. Das grosse Bild in der Schlachtkapelle zu Sempach
von c. 1551 imd 1638 — 1641 und die damit in Verbindung stehenden Malereien.
Höchst wahrscheinlich wurde schon im 15. Jahrhundert, vielleicht bei
der 1472/73 ausgeführten Restauration der Schlachtkapelle ein Bild der
Schlacht bei Sempach angebracht, das jenem von 151 1 in der Chronik
Diebold Schilling's von Luzern — wie dem 1 504 am Rathhause in Luzem —
zur Vorlage gedient haben dürfte. Dann wurde um 1551 entweder von
Hans Rudolf Manuel von Bern selbst, oder aber nach seinen Entwürfen
von einem nicht bekannten Meister das Bild entworfen, das bereits alle in
Halbsuters Lied erwähnten Schlachtscenen darstellt. Damals nämlich
( 1 55 1 — 1 552) wurde die Kapelle mit einem Kostenaufwande von 648 Gld.
restaurirt. ^) Noch sind die Reste jenes a tempera gemalten Bildes theil-
weise erhalten, die ihrer Behandlungsweise nach auf diese Zeit hinweisen
— und unter diesem Bild sind Spuren einer älteni Malerei sichtbar. Dieses
Bild von 1551 zeigt auf der 1885 blossgelegten Lagerscene eine relief-
artige Behandlung auf schwarzem und grünem Grunde.
Im Jahre 1576 stellte Pfarrer Heinrich Ulrich von Sempach an den
Schultheissen Rochus Helmlin in Luzem das Gesuch, in Anbetracht, dass
der Rath schon im vorigen Jahre beschlossen habe: «die kilchen an der
Schlacht zu putzen, zwei Fenster darin zu machen und die Schlacht zu
malen; auch anders mer mit stülen und was darin manglet», die Aus-
führung der Kirchenbauten anzuordnen, da schon das Baumaterial «uff
der Waldstatt ^ Hege, damit der Bau bis zur Schlachtjahrzeit nach dem
Vers})rechen des Schultheissen Pfyffer vollendet sei.
Aus der Rechnung des Seevogtes von Sempach von 1576 — 1577 ist
ersichtlich, dass man eine «Tafel» hertransportirte, Tischmacher und
Glaser beschäftigte und für Malereien 13 Gulden 10 Schilling verausgabte.
Die Restauration hielt sich also in den bescheidensten Schranken. (Vide
Beilage I.) Um 1590 muss etwas mehr für die Kapelle gethan worden
sein ; denn für das « malen und zieren » der Kapelle wurden nach Cysat's
CollcctaneaC, 344 icx) Gulden verwendet.*) Eine wesentliche Aenderung
ain alten Schlarhtcnbilde wurde erst 1638 — 1641 vorgenommen durch
Meister Hans Ulrich Wegmann von Luzern (geboren 1583, 30. Jan.), einen
in Luzern sehr angeschenen Maler.
Wegmann Hess die Composition Manuel's in der Hauptsache bestehen,
ersetzte aber die Grui)pe der Marketenderinnen und die Figuren mit den
<^Semiiarher-Gefässen », über welche bereits der Satyriker Fischart von
Strassburg (1575 i" seinem Gargantua IV) seinen Spott ergossen hatte,
durch eine sehr gelungene Gruppe von Armbrust-Schützen. Er vermehrte
die Zahl der Pann erträger, änderte die Reihenfolge der Panner und die
Form der Wallen — eigen sind ihm die sensenartigen Hellebarden der
*) Weitere Bauten wurden 1553/54 und 1558/61 ausgeführt.
2) Kejiaraluren j^erin^crn Umfan^s sind durch die Rechnungen von 1584, 1599»
1607 und 1609 conslatirt.
417
Schweizer — , brachte besonders an den untern Ecken des Bildes, die
vermuthlich von der Feuchtigkeit am meisten gelitten hatten, neue Scenen
an. So auf der Seite der Eidgenossen die Berathung der Flüchtigen, ob
sie am Kampfe sich wieder betheiligen wollen, den Anmarsch durch das
Meyerholz. Auf Seite der Oesterreicher: den Befehlshaber zu Pferd, der
das Zeichen zum Rückzuge gibt, das Auf- und Absteigen der Oesterreicher,
den Abmarsch einer Gruppe und die in Vertiefungen stehenden Truppen.
Auch der landschaftliche Hintergrund ist auf der Seite gegen Sempach
wesentlich verändert ; endlich hat Sempach einen Thurm mehr erhalten
als auf dem Bilde Manuel's.^) — Bei diesem Anlasse wurde auch der
Boden der Kapelle fast um einen Fuss gehoben.
Die Restauration von 1638 — 1641 war eine so eingreifende, dass in
den Staatsrechnungen (vide Beilage II) die Kapelle als eine «neue» be-
zeichnet wurde. Eine Reproduction dieses Bildes Wegmann's findet sich
in Müller's Alterthüraern und danach im Thüringischen (Luzemer) Ka-
lender für 1886; ebenso in Eglin's Abschilderung 1826.
Schon 1694 wurde der Seckelmeister von Luzern wieder beauftragt,
mit einem erfahrnen Meister die Schlachtkapelle zu besichtigen und einen
Ueberschlag über die muthmasslichen Reparaturkosten vorzulegen (Raths-
protokoll LXXXIII, 537). Im Jahre 1695 wurde die Restauration der
Kapelle, die einen Aufwand von 832 Gulden 36 Schilling verursachte,
durch Maler Balthasar Wiederkehr und den italienischen Meister Gervin
durchgeführt Wie es scheint, wurden damals die Panner und Wappen
besonders aufgefrischt und neu geraalt. 1731 wurde die Kapelle und das
Schlachtbild nochmals von Maler Konrad Fischer (von Grosswangen ?),
dessen Namen in der untern Ecke des Bildes steht, restaurirt. 1 747 erhielt
der Seckelmeister wieder den Auftrag, die Kapelle in gehörigen Stand
setzen zu lassen. Daher wurde unter Seckelmeister Aurel zur Gilgen, dem
spätem Schultheissen, die Vorhalle mit den Bildern, der Chor und das
Hauptportal neubemalt Zur Gilgen Hess bei dieser auf Staatskosten aus-
geführten Restauration sein Wappen an der Kapelle anbringen.
Beilage I zu Seite 416.
Der Pfarrer Ulrich scheint übrigens selbst einen Beitrag zur Kirchenrestauration
geleistet zu haben ; denn im März 1886 fand man über der Seitenthüre innen das Bild
der Mutter Gottes, vor welcher ein Geistlicher kniete mit dem Wappen Heinrich Ulrich*s.
Das Kostüm des Geistlichen, der mit Brevier und Rosenkranz abgebildet ist, deutet auf
Ulrich's Zeit» der 1565 — 1584 in Sempach wirkte.
Neben der Madonna : rechts S. Jakob, links Cirillus. Auf den Schriftrollen liest
man : Domine Cyrille pastor alme, exaudi famulos tuos precantes pro nostr
propagantur.
Du heiliger Märtyrer Cyrill, bitt Gott, das wir die ....
Aus gleicher Zeit stammen die Bilder an der östlichen Wand, die 1886 zum Vor-
schein kamen. Drei Eidgenossen in Panzerhemden, auf dem Topf heim grüne Zweige,
die Hellebarde in dc'r Hand, in Wappcnkleidem. Darunter folgende Inschriften :
I. Zu Schwiz ward ich Sthaufacher (ge)haist
Das manch frommer Eidgnoss weiss.
Arnold uss Melchthal hat auch geschworen
Und Wilhelm Teil . . gesch . . .
*) Wie auf andern Bildern in Kapellen der Schweiz haben auch hier verschiedene
Personen ihre Namen eingekrizt, die später übermalt wurden, so in Sempach 16 19 eine
Agatha Schürmann, die man desshalb fiir die Malerin des Bildes hielt.
Liebenau, Schlacht bei Sempach.
27
4i8
2. In Uri heiss ich Wilhelm Teil 3. Arnold us Melchthal bin ich genannt,
Arnold uss Melchthal hoch genant In Unterwaiden wohl bekannt,
hat auch geschworen einen Kid Zusammen hand geschworen schnell
Wie der Sthaufacher beid samen glih. Staufacher, Ich imd Wilhelm Teil.
Diese Bilder wurden später zugedeckt ; man brachte darüber die Wappen der 4
Waldstätte und das Verzeichniss der Gefallenen an.
Innerhalb der Kirche, ob dem Hauptportal, stehen rechts und links von einem ver-
mauerten Fenster Schultheiss Gundoldingen im Harnisch, mit grossem Bart, in der Hand
einen Streitkolben, und Winkelried in ritterlicher Kleidimg. Ueber denselben Teil und
sein Sohn.
Die Kenster waren mit Decorationen versehen. Alle diese Malereien scheinen aus
der gleichen Zeit zu stammen.
Beilage II zu Seite 417.
Seckelainfsbuch Ay. 18.
280 Gld. — ß — Angster.
84 39 —
87 21 3
10 — —
80 - - -
1638. Item hat sich das vsgeben, so Herr Seckelmcister bisher gebebt mit der
niiwcn Capell bi der Schlacht ze Sempach, beioffen mit alterhandt verdingen, Materialien
und der handtwerksliiten arbeit, wie solches von posten zu posten Herr Seckelmeister
in der speciticalion hat, 1900 Gld. 21 ß.
1639. So dann hat Herr Seckelmcister diss Jahrs wegen der nüwen Schlachtkapell
zu Sempach zalt:
den Tischmachem in 7 posten ....
Sagerlohn vnd fuhr ......
dem glaser .......
fuhr von bsetzblatten und die Cappell ze besetzen
Mr. Hans Ulrich Wegmann der Maler hat vff syn
verding empfangen .....
Summa der vsgab wegen diser Cappell 542 Gld. 20 ß 3 Angster.
Ibidem.
1639. Den 17. Decenibris ward mit Mr. Hans Ulrich Wegmann dem flachmalcr
abgerechnet, was er in der seh lach tcappcll biss dato vür arbeit gemacht; vnd hat sich
beioffen (H. 187, daran hat er hie vor empfangen Gl. 80, also ist ihme noch gut gemacht
worden 107 Gld.
1640. H. sekellmeistcr zalt Mr. Hans Volrich Wegmann dem Mahler vff ein
Nüwe Rechnung der arbeit in der schlacht Cappell ze Sempach 13 Gld.
Mcr ward ihme vff Rechnung zalt den 10. Aprilis 32 Gld.
1640. Mr. Hans Ulrich Wegmann dem flachmaler den 10. Juny vff s\ti arbeit bei
der schlacht Cappell ze Sempach zalt 50 Gld.
Den 10. Augiisti Mr. Hans Virich Wegmann dem Mahler vff syn Verding bei
der schlacht Cappell zc Sempach zalt 30 Gld.
Mr. Hans Volrich Wegmann dem maliler wegen seiner arbeit in der schlacht-
cappell Zcilt 21 Gld.
Mr. Hans Volrich Wegmann dem Maler wegen der arbeit bi der schlacht Cappell
ze Sempach zalt 19 (ild.
1641. Zalt Mr. Hans Volrich Wegmann wegen siner arbeit in der schlacht Cappell
ze Sempach, vnd ist hieniit vmb alles vsgericht 50 Gld.
Von den Malereien am Chorbogen, die vor diese Restauration zuriickreichen, fand
sich 1886 nichts mehr vor; denn damals wurde das Chor entschieden erhöht. Im Chore
dagegen fanden sich noch aus älterer Zeit die Abbildimgen der Panner Ochsensteins
und der Rittergesellschaft an der Etsch.
419
20.
Ein schönes Bild der Sempacher-Schlacht findet sich bei Fugger von
Birken: Spiegel der Ehren 1655, pag. 369. Es stellt Winkelried's That dar;
hinter Winkelried steht der Pannerträger von Unterwaiden (Winkelried's
>\ird im Texte nicht gedacht).
Ein zweites Bild zu pag. 370 stellt die Ansicht von Sempach dar,
umgeben' von 100 Wappen der Gefallenen.
Ein drittes Bild pag. 373 Königsfelden und die Gruft daselbst. Dann
folgt S. 375 das Wappen und Bild eines knienden Ritters, umgeben von
den Wappen der 20 in Königsfelden begrabenen Ritter und S. 377 das
Brustbild Herzog Leopolds — viel zu jugendlich.
21. Glasgemälde,
welches die Stidt Sempach 1660 der Kapelle St. Katharina bei Eschenbach im Kanton
Luzern schenkte.
Dieses von Hans Jost Tschupp von Sursee (erst Grossweibel, 1667
Stadtschreiber, i676Schultheiss von Sursee) gemalte Bild zeigt die Banner
des österreichischen Heeres mit willkürlich gewählten, sinnlosen, un-
heraldischen Bildern. Freunde von Curiositäten machen wir darauf auf-
merksam, dass Winkelried hier dargestellt wird, wie er mit einem durch
Lederriemen zusammengeschnallten Speerbündel den Einbruch in die
feindliche Armee bewerkstelligt.
22. Sempacherschlacht,
so die Eydtgnossen mit Ertzhertzogen Lüpoldt von Österreych gothan aufF den 9. Tag
July im Jahr 1386. — 1719.
Fresco-Bild von Carl Leonz Püntiner in der vormaligen Tellskapelle
am Vierwaldstättersee. — Professor Dr. Rudolf Rahn, der 1878 dieses
Bild sah, gibt hievon im Geschichtsfreund (Einsiedlen 1880) XXXV,
13 — 14, folgende Beschreibung: «Im Hintergrunde sieht man den See
und davor die ummauerte Stadt Sempach. Mitten auf dem Felde hält
die Schaar der Eidgenossen. In drei- oder vierfacher Reihe aufgestellt,
suchen sie vergebens mit den Hellebarden die Phalanx der Ritter zu
durchbrechen, die zu Fuss und meist mit geschlossenem Visir den An-
greifern ihre Speere entgegenstrecken. Nun aber ist Winkelried seinen
Genossen vorangeeilt. Mit beiden Armen raß't er einen Haufen feind-
licher Speere zusammen, und wie er so den Seinen eine Bresche bahnt,
fängt auch die Flucht der Gegner an. Von der dreieckigen Schlacht-
ordnung der Ritter ist die hintere Spitze im Wanken begriffen. Einige der
Gewappneten sind schon davongelaufen; sie schneiden die langen Schuh-
schnäbel ab, um rascher fliehen zu können. Im Vordergnmde harren
rechts zwei Knappen mit Pferden, Imks werden Verwundete gepflegt und
naht sich der Zug der Eidgenossen. Diese ganze Composition stimmt
genau mit einem wohl aus dem 17. Jahrhundert stammenden Tafelgemälde
überein, das sich ehemals im Stadtarchive von Luzern befand. ...»
Vgl. S. 413, Nr. 9.
23. Vorstellung der Sempacher Schlacht. 1763.
Zur Lauben: Stemmatographia 60, 327.
420
24- Sempacher'Schlacht. 1776.
Titelblatt zum VI. Theile von Job. Müller*s helvetischen Antiquitäten.
25. Vorstellung der Sempacher-Schlacht,
wie solche in der Schlacht-Capell daselbst zu sehen ist. — 1779- — Job. Müller: helvet.
Antiquitäten IX, Tab. VII.
Das oben erwähnte Schlachtbild von Wegmann, das 1886 im Thü-
ring'schen Luzemer- Kai ender reproducirt wurde.
26. L. Midart ä Soleure: Bataille de Sempach le 9 JuiUet 1386.
(Xr. 3 des Batailles Helv6tiques). — 1779«
In 2 Ausgaben. Gehört zu den Illustrationen in Zur Lauben: Ta-
bleaux de la Suisse 1780 — 1786. Paris fol. und quart — Laut Brief vom
3. August 1779 an Zur Lauben bearbeitete Fran^ois Midart dieses Bild
nach den ihm von Seckelmeister Balthasar in Luzern gegebenen Instruc-
tionen.
Zur Lauben : Stemmatographia 102, 395. — Mittheilung von Herrn Dr. H. Herzog
in Aarau.
27. Die Schlacht bei Sempach.
1786. Dörflinger, Wilhelm ("f 1799). — Aquarelle im Capitelsaale zu Münster.
28.
1790. Schellenberg: Schlacht bei Sempach mit Winkelried auf phan-
tastischem Hintergrunde, auf dem Bilde von Heinrich Ott in «Ciariorum
Familiae Ottiorum Virorum Alterum Monumentum» von J. Casp. Ott,
1790.
29. Die Sempacher Schlacht im Luzemergebiet
so geschehen Anno 1386.- — Von Hiltensperger, Job. Jost.
Herr Dr. Alfred Göldlin von Tiefenau, Scriptor der k. k. Hofbiblio-
thek in Wien, beschreibt diesen Holzschnitt also : Im Vordergrunde das
Schlachtgetümmel mit der Helden that Arnolds von Winkelried, dahinter
weite Perspective mit der Ansicht von Sempach und einer Reihe anderer
Ortschaften links bis Neuenkirch, rechts bis Sursee, und dahinter das
Hochgebirge. Im Vordergrunde rechts Pferde und die abgeschnittenen
Spitzen von den Schuhen der österreichischen Ritter, links w^erden Ver-
wundete gepflegt; dort auf einem Stein der Name des Künstlers. Unten
auf angefügtem Blatte die Erklärimg, die Abbildung der Schweizer-
Kantons- und der Österreichischen Herren wappen, zwischen welchen die
kniende Gestalt des Herzogs Leopold. Zu unterst nochmal der Name
des Künstlers als Kupferstechers und Formschneiders 1772 und 1780.
Das Bild selbst, in Holzschnitt, ist von 6 Stöcken zusammengesetzt,
die oben angeführte Ueberschrift und die Unterschriften und Wappen
421
auf besondem Blättern mit Typendruck. Zusammengefügt das Ganze
c. 750 : 1155 mm. Imp. qu.-fol.
Das Bild ist eine Reproduction von ManueVs Holzschnitt mit einigen unwesent-
lichen Aenderungen ; selbst ManuePs Wappen wurde reproducirt.
30-
181 2 — 1814 malte Xaver Hecht von Willisau das grosse Bild in der
Schlachtkapelle zu Sempach, das bis 1885 blieb. Als Vorlage fiir die
Harnische der Oesterreicher dienten Solothumer Harnische aus dem
1 7. Jahrhundert — Die Landschaft skizzirte Professor Schmid, Zeich-
nungslehrqr in Luzem. Das Bild ist Über 30 Fuss lang und 12 Fuss hoch.
Hecht verlangte hiefür 292 Gulden, die endlich 18 16 bezahlt wurden.
Dieses Bild fügt den früher dargestellten Scenen folgende bei : Tod
Gundeldingen's, Stephan von Silinen ; Heinrich von Moos rettet das Panner
von Luzem ; Tod Leopolds und des Frick von Brandis ; Thut rettet das
Panner von Zofingen.
31. Abschilderung und Abschrift
aller der Figuren, Wappen und Gemälde, nebst Aufschriften, welche in der Schlacht-
Kapelle bei Sempach gemalt zu sehen. — 1826. — ( Von K. M. Eglin.) Luzem 1824, 4*».
S. 56. Nach S. 9 und 60 das Bild der Schlacht von Wegmann; Panzerhemd des
Herzogs und die angeblichen Halsringe.
3a.
Die Schlacht bei Sempach (Winkelried's Tod). — Steiger litho.
33-
M. Disteli: Schlacht bei Sempach. — Lithographie (kömmt auch
colorirt vor). — Wie alle Bilder Disteli's für das grössere Publicum be-
berechnet, das Verstösse gegen Cos tum etc. nicht beachtet.
Gedenkblatt zur 5. Säcularfeier der Schlacht bei Sempach nach Distelis Entwurf
gezeichnet von J. Hindemann. Luzem, Burri, 1886.
34.
Denzer: Schlacht von Sempach den 13. (!) Juli 1386. Denzer compt.
et del. Lith. v. Bemh. Gessler in Basel.
35-
1834. Rethel Alfred: Schlachtgebet der Schweizer zu Sempach. —
Oelbild. — Auch als Lithographie und Holzschnitt oft reproducirt.
Vgl. Regnet in Pierer's Universallexikon XV, 154.
36.
c. 1835. Rethel: Schlacht bei Sempach. — Jugendarbeiten dieses
später so berühmten Künstlers, ohne Kenntniss der Waffen, Kleidungen,
422
Gegend etc. — selbst das Bemer-Panner erscheint auf der Walstatt —
Zahlreiche Nachbildungen in illustrirten Zeitschriften etc. meist nach einem
Holzschnitte von Oertel.
37.
1 885. Auf Betrieb von Herrn Olivicr Zschokke, Ständerath in Aarau,
bildete sich 1885 unter dem Namen «Panorama-Gesellschaft» ein Comite,
welches in der Ntlhe des Löwendenkmals mit einem Kostenaufwande von
400,000 Fr. durch den Schlachten- und Panorama-Maler Professor Louis
Braun in München ein grosses Schlachtenbild von Sempach wollte er-
stellen lassen. Die Kosten des Panorama-Gebäudes nach dem Plane von
Architekt Carl Planer in Leipzig waren auf 160,000 Fr., die des Panorama-
Gemäldes sammt plastischem Anbau auf 165,000 Fr. berechnet worden;
— der Brutto-Ertrag auf jährlich 60,000 Fr. — Das Unternehmen fand
nicht die gehoff'te Unterstützung und wurde desshalb für dermalen die
Ausführung nach dem ursprünglichen Plane aufgegeben.
B. Bilder einzelner Personen.
a. Bilder Herzog Leopolds von Oesterreich.
1. Bild auf dem grossen, seit c. 1374 vorkommenden Reitersiegcl
Herzog Leoj)()lds. Leopold erscheint in der Tumierrüstung mit ge-
schlossenem Stechhelm, die habsburgische Fahne in der Hand.
Abbildungen: I. Schlikenrieder: Chronologia diplomatica Universitatis Vindobon-
ncnsis. — 2. Schönleben: Dissertatio de origine domus Auslriae II. Taf. i, Fig. 2. —
3. Hcirgott: Monumenta Aug. Domus Austriae I, Tab. VII, Fig. V. — 4. Monumcnta
Boica XI, Tab. 9, Fig. 45. — 5. von Sava: Die Siegel der österreichischen Regenten.
Mittheilungen der K. K. Central-Commission für Erforschung und Erhaltung der Bau-
dcnkmale. Wien 1867; XII, 181 — 183; Tafel 9, Fig. 45. Hienach die Reproduction
auf der Siegeltafcl zu diesem Werke.
2. Bild Herzog Leopolds in der Bemer-Handschrift von Klemens
Specker's österreichischer Chronik vom Jahre 1480. Dieses Bild ist ent-
schieden die Vorlage für das Brustbild in Königsfelden. Es zeigt, vielleicht
in verjüngtem Massstabe nach einem altern in Königsfelden vorhandenen
Bilde, den erschlagenen Herzog mit vollem Gesichte, im rothen wallenden
Haare, wie er sich in den Kampf stürzt.
3. Aelteres Brustbild Herzog Leopolds, 1 760 im Besitze des Grafen
Weissenwolf in Linz, ähnlich dem Königsfelder - Brustbilde. Leopold
bartlos, mit wallendem Haar, das Schwert an der Seite, den Helm auf
einem Tische vor sich (Herrgott: Pinacotheca, Tafel XXVIII, Fig. 5).
Inschrift: Dis ist die Abconterfeyung Hertzog Lupoldus, der Mit diser
Siner Ritterschaft Adel und Räthen Erschlagen Ward Uff dem Sinen,
von den Sinen Und Um das Sinn Ulf Sanct Cyrillen Tag, Im Dreyzehen-
hundert Und Sechs Und Achzigisten Jar.
Herrgott: Pinacotheca pag. 108.
_423_
4. Brustbild in Königsfelden, den Kopf etwas nach vomen geneigt.
Langes Haar, sehr jugendliches, bartloses Gesicht.
Abbildung bei Herrgott: Pinacoth. Taf. XXVIII, Fig. 4. — Müller: Ueber-
bleibsel VI, Bl. 5.
Herrgott erklärt die Buchstaben S. P. S. P. auf dem Brustschilde: Sempachi
Periit (Taphogr. IV, XX).
5. Brustbild in Silberisens Chronik zu Aarau, fol. 409, v. J. 1571.
Copie des Königsfelder Bildes.
6. Brustbild in der deutschen Ausgabe von Rhoo : Annalen, Augs-
burg 1628 und 1629, fol. 333.
7. Brustbild in Fugger-Birken : Spiegel der Ehren, Nürnberg, kl. Fol.
1668, 377.
8. Obiges — nachgestochen von Blaschke, Wien, kl. 8°.
9. Wolfgang Kilian, Kupferstecher in Augsburg, «dess allerdurch-
leuchtigsten Haus Ostereichs Herzogen, Ertzhcrtzogen, König vnd Kayser
Eigentliche Contrafacturen», 1629, fol. R. Brustbild mit dem angeblichen
Wahlspruche : Virtuti nil invium. — Nach dem Ambraser-Stammbaum.
Diese Bilder sollten ursprünglich zu dem Werke Guillimann's : «Principes
Austriae» als Illustration dienen.
Vgl. Alex. Daguet: Biographie de Fran9oisGnillimann. Fribourg 1843, 33, 56 — 59.
10. Brustbild in Guler's Rhätia 152, b, aus Stumpfs Chronik v. 1548.
11. Brustbild in der Schlachtkapelle zu Sempach, Sacristei.
Hienach die Abbildung bei Eglin 57.
12. Brustbild im Museum zu Luzem (vormals im Zeughaus). Ab-
bildung auf der Photographic von 1 884, ausgestellt in den Gasthöfen zu
Luzem als Prospect zur permanenten Kunstausstellung in Luzem.
13. Kniende Figur ob dem Chorbogen zu Sempach, mit Inschrift.
Abbildung in J. Müllers Alterthümem.
14. Brustbild in der Bibliothek der Grafen von Mülinen in Bern.
Vgl. Schweizerischer Geschichtsforscher, Band 9, Seite CCCCXX.
15. Bild Herzog Leopolds von Oesterreich, auf dem Rathhause in
Gersau; die Inschrift lautet: Dies ist der Herzog Lüboltus von Oesterrych,
der in der Sempacher Schlacht ward erschlagen mit 84 streitbaren Riters-
man und ward Erschlagen bey den seinen und von den Seinen und in
dem seinen und liegt begraben im Künglichen kloster kinstfelden (!) Im
Aergöw. ANO 1.3.83.
Geschichts freund XIX, 12.
16. Bild von Herzog Leopold, Marltgraf Otto von Hochberg und
Graf Johann von Ochsenstein, nach der Darstellung in Königsfelden.
Marq. Herrgott: Genealogia diplomatica Augustae gentis Habsburgicae, Wien
^7Z7t I» 2i8; reproducirt in Gcrbert: De transbitis Habsburgo-Austriaconim Prin-
cipum eorumque conjugum cadaveribus etc.. S. Blasien 1782, Tafel i. Hieraus bei
J. MüUer VI. Theil, Bl. Nr. 23 und Tafel IH dieser Schrift.
17. Obiges Bild auf Tuch gemalt (im Regierungsgebäude zu Luzem),
umgeben von den Wappen von 34 in Königsfelden begrabenen Edlen,
den Pannern von Tyrol, Salm, Thierstein. Ochsenstein wird auf diesem
4^4
aus dem Jahre 1605 stammenden, und mit den Wappen der Familie von
Erlach und von Luternau gezierten Bilde Graf genannt Der Maler des
Bildes signirt: W. G. W. W.
18. iSzq. Herzog Leopolds Tod. F. Hegi. Neujahrsblatt der Feuer-
werker von Zürich, 4*'.
Ueber F. Hegi vgl. Neujahrsblatt der Künstlergesdlschafl Zürich 1881.
19. Bild wie oben 16 und 17 auf Tuch gemalt, erwähnt in Zur Lauben
4. tom. VII, 124 (b) (Mise, helv.) in einer Mittheilung Beat Jac. Ant
Hiltenspergers (Zurl. 1779): also habe nit ermanglen wollen Hochseiben
einen Bericht zu erstatten, dass ich in meiner durch -reiss mitgenommen:
I. wahrhaffte und eigentliche abconterfetung dess herzogss Leopold
von Oesterreich, samt seinen Räthen, wappen und pannem, welche er
ano 1386 gebraucht hat. Auf Thuch mit Öelfarben gemahlet anno 1605;
ungefehr 5 */2 schuh lang und 4^/2 schuh hoch.
20. Ein von all diesen ganz abweichendes Bild bringt der «Grosse
österreichische Stammbaum in 2 Blättern» in der Ambraser-Sammlung
in Wien. «Leopolt ein zier der Ritterschaft, Ertzherzog zu Österreich
vnd Graue zu Tirol.»
Dieses Bild, gemalt um 1501 — 15 10 auf Betrieb Kaiser Maximilians
(Primisser: der Stammbaum des a. d. Hauses Habsburg -Oesterreich,
Wien 1821), zeigt Leopold in starkem Vollbart, mit dem Barett auf dem
Haupte. Alle früher erwähnten Bilder stellen den Herzog bartlos, mit
langem, wallendem, rothem Haare dar. Auf dem Ambraser-Bilde erscheint
Leopold mit düsterem Blicke und langer Nase; die übrigen Bilder zeigen
ein freundliches, wohlproportionirtes Gesicht.
Reproductionen dieses Bildes bei Primisser; C. Mayer, gestochen v.J. Hyrtl (Wien,
Schaumburg, S% l>ei E.W. Fürst von Lichnowsky : Gesch. d. Hauses Habsburg, IV, B.
Näheres über dieses Bild findet sich vielleicht im Jahrbuch der kunsthistonschen
Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses, Wien 1883 — 86, das mir leider nicht zm
Verfügung stand.
21. Diesem Bilde Nr. 20 ist jenes im Habsburg. Stammbaume bei Rhoo
von 1592 entnommen.
22. Erzbild beim Mausoläum Kaiser Maximilians in Innsbruck.
Da dieses Bild in dem ursprünglichen Plane Kaiser Maximilians nach
den Aufzeichnungen Gilg Sesselschreibers vom Jahre 1508 noch nicht vor-
gesehen war, sondern erst später statt des Bildes Herzog Leopolds I., des
Frommen, ausgeführt wurde, so kann es nicht von Peter Fischer von Nürn-
berg (t c. 1530) herrühren, sondern muss wahrscheinlich als Arbeit des
Georg Löffler (c. 1535 — 1548) bezeichnet werden. Die Zeichnung dürfte
von Christoph Amberger in Augsburg herrühren. Das schöne Erzbild zeigt
Leopold mit Schwert und Dolch umgürtet, in einer Rüstung des 16. Jahr-
hunderts, mit geschlossenem Helm. «An Adel der Auffassung und an-
spruchloser SclKinheit steht es dem Bilde des Königs Arthur und Theoderich
fast gleich». Schinkel freilich (Nachlass 117) sieht in diesen viel bewunderten
Statuen nur eine « Fahnen sclimiedsarbeit».
Abbildung in Herrgott's Pinacotheca Austriaca, Tab. XXVIII, fig. 2. — Zur
Literatur über dieses Bild vgl. Primisser: Denkmäler der h. Geistkirche zu Innsbruck
18 12. — Schedler: biographische Skizzen. Innsbruck 1823. Fol.
425
Kurze Beschreibung der Abbildungen der in der Hof kirche zu Innsbruck- aufge-
stellten 28 erzenen Statuen. Innsbruck 1826. — Tyroler Künstler- Lexikon 1830. —
Beda Weber : Das Land Tyrol I, 264 ff. Beilage zur AUgem. Augsburger Zeitung, 1 863,
Nr. 107 und 127, besonders S. 1 762 und 2 105. — Döbner im Anzeigerdes germanischen
Museums 1864, 91 ff, 123 ff. — Nagler: Monogrammisten I, 482. — A. von Perger:
Peter Fischer und die Standbilder beim Grabdenkmale Kaiser Maximilian's I. zu Inns-
bruck. Mittheilungen der k. k. Central-Commission für Erforschung und Erhaltung der
Baudenkmale. Wien 1864; IX; XVIII; X, LXIII f. Ueber den Codex mit den Ent-
würfen zu den bronzenen Standbildern in der Hof kirche zu Innsbruck. — Baader:
Beiträge zur Kunstgeschichte Nürnbergs II, 43. Zahn'sjahrbücher für Kunstwissenschaft
II, 243. Anzeiger des germanischen Museums in Nürnberg 1869, 365 ff.
23. Statue von Dominicus Custos von Augsburg von 1622. Imitation
des Ambraser Bildes. Leopold in wallendem Haar mit starkem Bart.
Abbildung bei Herrgott: Pinacotheca Tafel XXVIII, IV.
24. Statue (Brustbild) in Königsfelden, auf einem Piedestal, in dessen
Mitte der Schild mit den Buchstaben t J;
Arbeit aus dem 17. Jahrhundert. Abbildung bei Joh. Müller: Merkwürdige Ueber-
bleibseln von Alterthümern in der Schweiz. V. Theil 1776, Tafel 5.
b. Bilder Winkelrieds.
1. Pantaleon: Bild eines Kriegers, das auch für jeden andern schwei-
zerischen Kriegshelden, z. B. Bär von Basel, In der Halden von Schwyz etc.,
benutzt wird. Prosographia Heroum. 1565.
2. Winkelried mit den Speeren. Monogramm aus 2 H und G (Hans
Heinrich Glaser). Grassers Heldenbuch 84. 1625.
3. Bild der Schlacht von Sempach von Glasmaler Tschupp von Sursee
von 1660. Vormals im Kloster Eschenbach, jetzt im Museum in Luzern.
Winkelried dringt mit den durch Lederriemen zusammengehaltenen
Speeren in die Feinde.
4. Arnold Winkelried kniet mit den Speeren. Ob der grossem Porte
in der Schlachtkapelle in Sempach. — Abbildung in Müller's Alterthümern.
5. Arnold Winkelried. Brustbild eines bärtigen, die Speere haltenden
Hamischmannes. Holzschnitt.
Kleine Schweizerchronik. Bern 1804, I, nach S. 36.
6. In Holz geschnittenes Bild von Bildhauer Abart. Bibliothek der
Grafen von Mülinen in Bern.
Schweizerischer Geschichtsforscher 9, pag. CCCCXX.
7. Ditto bei Dr. Th. v. Liebenau in Luzern.
8. König F. N., Arnold von Winkelried opfert sich für das Vaterland.
Neiijahrsblatt von Bern, 18 18, 2. Aufl.
9. Rethel Alfred (t 1859), Arnold von Winkelried 1835.
Vgl. Pierer: Universallexikon XV, 154.
10. Vogel Ludwig, Winkelrieds Abschied 1838. — 1839 i^ den «Alpen-
rosen» mit Veränderungen.
Vgl. Salomon Vögelin im Neiijahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich für
1882, 21 und 57.
426
U. i86i. von Deschwanden Theodor, Winkelried's Abschied. Grosses
Oclbild im Bundesrathhause in Bern.
Oft photographisch reproducirt, z. B. 1863 im Einsiedler Kalender. Vgl, hiezu
F. O. Pestalozzi : Die Unterwaldner Maler Paul und Th. v. Deschwanden. Neujahrs-
blatt der Künstlergesellschafl in Zürich 1883.
12. i86i.Thoinmen, Decorationsmalerin Basel, Bild derSchlöthischen
Gruppe, gemalt im Auftrage der schweizerischen Kunstgesellschaft für das
Schützenfest in Stans.
Protokoll der Kunstgesellschaft. Anhang Seite 31.
13. Holzschnitt von Schlöth's Gruppe. 1 861 / 1 862 in 4000 Exemplaren
in Leipzig erstellt
14. Vogel, Ludwig, Auffindung von Winkelrieds Leiche.
In Kupfer gestochen von Karl Gonzenbach (1839 — 1842); Holzschnitt von Burri
und Jccker. Ueber die verschiedenen Bearbeitungen dieses Bildes von Vogel in den
Jahren 18 12 — 1856 vgl. Salomon Vögelin: Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in
Zürich für 1882, Seite 18 — 21, 56. — Kleine Nachbildung oft verwendet, z. B. in
Dändliker*s Schweizergeschichte 1884, 515; Neuer Einsiedler Kalender pro 1886.
15. 1873. Grob, Konrad, von Andeliingen: Winkelried. — Oelbild
im Ständerathssaale in Bern.
Vgl. Neue Zürich. Zeitung 1885, Nr. 252, wonach der Entwurf aus dem Jahre
1850 stammt.
16. 1 874. Moritz von Beckerath : Arnold von Winkelried (Oelgemälde).
c. Bilder Gundoldingen's.
1. Bild in der Schlachtkapelle zu Sempach, ob dem Chorbogen.
Der hat mit hilff Gottes und Kraft
gross lob und preis der Eidgnoss-
schaft
herrlich erlangt und erworben,
vor Sempach ist Er erlich gestorben.
Jkr. Petermann von Gundoldingen,
ein tapfer Man
wie die Figur zeiget an,
von Mannskraft war er ein kern
alt Schul theiss damals zu Lucern,
Abbildung in MüUer's Alterthümcm.
2. Bild im Innern der Schlachtkapelle zu Sempach, 1886 bei der
Restauration der Kapelle aufgedeckt. Vgl. oben Seite 418.
3. 1 780. Bild von Gundoldingen von Troxler von Münster.
Stadtbibliothek Luzern, Bildergallerie von Balthasar. Als Balthasar 1785 General
Zur Lauben zu bestimmen suchte, den Neudruck der Schrift von Langhans über die
Scmpacherschlacht zu veransüilten, meinte er, man sollte dem Büchlein einige Portraits
beifügen: «Si M. de Mechcl veut y preter la main, je luy communiquerai volontiers la
copie ou le potit tibleau que j'ai de l'avoyer de Gundoldingen; mais ce Monsieur est
trop oeconomc, et il ne risque pas volontiers ses deniers. »
4. c. 1 830. Schwcgler Jakob, Gundoldingen's Tod. Lithographie auf
Eglins Wappcntafel der Schultheissen von Luzern. Inschrift:
Der erste Held kann dem Geschick erliegen;
Doch wird, was sein Gemüth bewegte, siegen.
5. 1863. Gundoldingen's Tod. Frescogemälde am Rathhausthurme
in Luzern von Anton Büttler von Auw.
J
427
d. Bilder von Gundoldingen und Winkelried.
1. Laut Zeughausinventar von 1774 befand sich daselbst eine Trophä:
Die Bildnuss des Herzogs Leopolds, samt dessen Pantzer, zwey Bildnussen,
als Herren Schultheiss von Gundelingen, und dess Winkelrieds, danne
zwey Pyramiden, an selben 9 Fähnlein, vier Schwerter, 4 Säbel, 2 Brust-
harnische und Kappen, 4 Hallbarten, 4 Höltzeme Feldharsthömer, 12
Pfeil, 4 eiserne Halskrägen, i Fausthammer.
e. Bilder verschiedener Personen.
1. Heini von Uri, Herzog Leopolds Hofnarr. Bild an der Thüre zur
angeblichen Zelle der Königin Agnes von Ungarn in Königsfelden, der
spätem Kanzlei, mit Inschrift : Ist ein Narrahus.
Abbildung in J. MüUer's Alterthümern I, Tafel 25 (Zürich 1773). Licbenau und
Ltibkc : Habsburg-österreichische Baudenkmalc, Nachtrag 3.
Nach Heini von Uri benennt sich eine in Sursee c. 1870 gegründete Fastnacht-
gcsellschaft. Dort tritt «Heini» in den Stadtfarben, roth und gelb, auf.
2. Ritter von Mörsberg, in kniender Stellung.
Nach dem Königsfelder-Bilde. Birken 1668, fol. 375.
3. Bild des Freiherm von Hasenburg in betender Stellung. Schlacht-
kapelle Sempach, ob der grössern Porte.
Abbildung in Johann MüUer's Alterthümern.
4. Der Graf von Cleve. In kniender Stellung in der Schlachtkapelle
zu Sempach ob der grossem Porte. Inschrift : Andreas Graff von Cleve
war in der Flucht mit seinem Diener von Hans Root Schiffmann von
Lucem in dem Sempacher See ertrünkt um dass sie ihn haben wollen töden.
Abbildung in Joh. Müller*s Alterthümern. Diese Scene wird auf fast allen altern
Sclüachtenbildern von Diebold Schilling (151 1) bis auf Hiltensperger dargestellt.
5. Johann Fink, Bürgermeister von Zürich, gestorben bei Sempach
1386 ! ! (1394) J. Meyer Fee.
6. Heinrich Ott, Burger von Luzern, ward in der Schlacht bey Sem-
pach erschlagen den 9. Juli 1386.
Kupferstich von Joh. Rudolf Schellenberg — mit dem Bilde der Schlacht von
Sempach in: Ciariorum Familiae Otiorum Virorum Alterum Monumentum 1790 ed.
Icones virorum gentis et stirpis Ottiorum in Helvetia praesertim Tiguri clarorum, cur.
Joh. Cap. Ottii. 23 tab. aen. S. 1. et a. Vgl. Neues Schweizer. Museum 1793, 7^9*
Büste im Besitz von Frau Margarith Eschmann-Ott in Baden.
7. Petermann von Moos, t 1386. Bild aus dem Anfange des 19. Jahr-
hunderts (von Reinhard?) bei Herrn X. von Moos in Luzern.
8. Albrecht von Mülinen. — Imitation des Bildes in Königsfelden in
der Bibliothek der Grafen von Mülinen in Bern.
9. Thut rettet das Panner von Zofingen. Künstlerbuch in Zofingen.
Vgl. Chronik der Stadt Zofingen i8ri, II, 86.
10. Ritterbilder in Königsfelden.
E. Osenbrüggen schreibt in seinen «Wanderstudien aus der Schweiz», Schaff-
hausen, 1869, n, 92 : «In der Kirche contrastiren zu dem schönen Kunstwerk der be-
rühmten Glasmalereien die wie zu einer himmlischen Heerschau an den Wänden ge-
malten Ritter, welche in der Schlacht von Sempach gefallen sind. Sie sind nach einer
428
Schablone gemacht, alle auf die Knie gesunken, und halten die Hände zu einem Unisono
Ora pro nobis. Zu ihren Häuptern sind ihre Wap})en und Namen ; man könnte sie alle
für Brüder halten. Die Helme imd Schnabelschuhe tragen besonders zur Einförmig-
keit bei.»
C. Heraldische Arbeiten.
Die heraldischen Arbeiten verdienen auch (ur die Geschichte des Sempacherkricgcs
Beachtung, da sie Namen und Wappen der Helden darstellen. Freilich sind dieselben nur
mit grosser Vorsicht zu benutzen, da sie sehr oft nur eitlen genealogischen Forschungen
dienten, von denen das alte Rochtssp rieh wort sagt: Gemalte Ahnen zählen nicht. Wir
können nur einzelne dieser Werke aufzählen.
1. Conrad Schnitt: Wappenbuch der Baslerischen Geschlechter.
Manuscript in gross Folio im Staatsarchiv in Basel.
Dieses 1530 entstandene Werk enthält am Schlüsse die Wappen der
zu Sempach Erschlagenen, deren Namen wir oben unter den Chroniken
eingereiht haben. Die Wappen sind ohne Helmzierden.
Vgl.Haller's Bibliothek der Schweizergeschichte II, Nr. 2088. Leu: Helvetisches
Lexikon XVI, 420. Dazu oben S. 222 — 226.
2. Ritter -Bilder in Königsfelden in kniender Stellung; Fresco-
Malerei von 1524.
Anzeiger der antiquarischen Gesellschaft in Zürich 1870, 181 — 184. Habsbui^-
östcrreich. Baudenkmale in der Schweiz von Th. v. Liebcnau u. W. Lübke. Nachtrag 3.
3. Nachahmung dieser Bilder auf Holztafeln. In Königsfelden noch
vorhanden. Gemalt 1597. Vgl. oben Seite 315.
4. 1563. «Ware Apkuntterfettung des Klosters zu Kunigfelden, wie
es noch in Wessen.» 208 Blätter.
Handschrift schweizerischen Ursprunges in Graz Nr. 914 (Johanneums- Archiv).
Enthält II. fol. 23 den Spruch «Sompach, wie schandlich sich diu
Trew brach», 21 — 22 Erzählung der Sempacherschlacht — Abschrift des
ig. Jahrliunderts. Dann die Abbildung Herzog Leopolds und der mit ihm
erschlagenen Ritter, je auf ihren Wappenschildem nach rechts oder links
kniend, über ihnen je Helm mit Decke und Wappenzier, Namen, gelegent-
liclie Bezeichnung ihrer Amtswürde, Landsmannschaft etc. Die Personen-
bikler machen, wie mir Herr Dr. von Zahn, Landesarchiv-Director in
Graz, bemerkt, in der Regel keinen Anspruch auf Portrait-Aehnlichkeit,
da sicli die Physiognomien, wenige ausgenommen, sämmtlich gleichen.
Copie des 17. Jahrhunderts in Linz (Museum Francisco-Carolinum),
mit Notizen über die Familien der erschlagenen Ritter, die bis in's 16.
Jahrhundert fortgeführt sind. Auch diese Handschrift zeigt die Bilder
von Habsburg, Königsfelden, die Bildnisse König Rudolfs I, König Rudolfs
von Böhmen, des Kimigs Andreas von Ungarn, der Königin Agnes, der
Herzoge Otto, Albrecht, Leopold, Rudolf, Heinrich, Herzog Rudolfs von
Lothringen, König Albrecht I. und der Königin Elisabeth etc.
Vgl. darüber: Zur Geschichte der Zopfgesellschaft v. Essenwein im Anzeiger für
Kunde deutscher Vorzeit 1867, Nr. 7, S. 193 — 197 (mit Bild des Schwarzgrafen von
Zollern). - Luschin von Ebcngreuth : dieältesten Ansichtender Habsburg, Mittheilungen
der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Histo-
rischen Denkmale. VI. Jahrg. N. F. Wien 1880. 62 ff.
Auf der Grazer Handschrift beruhen die Nachbildungen in Fugger-Birken, Spiegel
der Ehren 1668, S. 370, und in Burglechners Tyrolerchronik.
429
5. G. Tschudi's (f 1572, 28. Febr.) Wappenbuch mit c. 4c» Wappen
der Ritter und Edlen, die bei Scmpach erschlagen worden, versehen mit
einem alphabetischen Register, 128 Seiten in 4«.
Handschrift in St Gallen: Handschrift Nr. 643, fol. 258 der Stiflsbibliotbek
St. Gallen. — Vogel: Egidius Tschudi, Zürich, 1856, Seite 293. — St. Galler Mit-
tbeilungen I, 104. — G. Scherer: Katalog der Stiflsbibliotbck St. Gallen 210 — 211.
Copie in der Bibliothek des Klosters Muri.
6. Cysat Rennward, Stattschreiber der Statt Lucern : Wahrhafte und
wunderwürdige History dess namhaften Stritt und herrlichsten Sigs
zwüschen den loblichen vier Waldstetten und Ortten der Eydtgnoßschaft,
und Hertzog Lüpolt von Oesterreich und sinem Heerzug am anderen
Theile. In wölchem der gedacht Herzog persönlich samt sinem Adel und
grossem Volk von gedachten vier Waldstetten vor Sempach erschlagen,
und ritterlich überwunden worden den 9*"* Tag Höwmonath Anno 1386.
Zusammengezogen durch R. C. — Anno 1580. Mss.
Text der Beschreibung 51 Fol.-Seiten. Dazu eine Abbildung der
Schlacht^), ein Bild des Herzogs, Abbildungen der eroberten Fahnen
und der erschlagenen Ritter, in kniender Stellung.
Concept und Original in Liizem (Stadtbibliothek), Copien in I.uzern, Einsiedeln,
Innsbruck. — KaUdog der Bürgerbibliothek in Luzern 1840, S. 442 — 443, 529, 534.
— Haller XV, Nr. 131. — Cysat's Werk, im Wesentlichen eine Nachahmung des
unter Nr. 4 erwähnten Buches, wurde häufig copirt und andern Arbeiten inserirt, so der
Luzemer Chronik des Schullehrers Johann Schnyder (HtiUer V, N"r. 132).
Diese von einem Wappenmaler gesammelten Wappen wurden von zahlreichen
Heraldikern copirt und finden sich unter verschiedenen Titeln, so in der Solger'schen
Bibliothek als * Nahmen und Wappen deren Grafen, Herren und Adcls-Personen, so
mit Herzog Leopold aus Oesterreich von denen Schweizern A** 1386 7a\ Scmpach er-
schlagen, und zu Königsfelden im Kloster begraben worden» (Haller V, Nr. 1 19) oder
als « Catalogus Germaniais Comitum, Baronum et Nobilium, qui aim Archiduce Leo-
poldo probo occubuerant, apud Sempachum in praelio contra Helvetios 1386* auf der
kaiserlichen Bibliothek in Wien (Cod. Juris Civil. LXXXII, Nr. 23; Lambec II, LH.
c. VIII, 961. KolUr II, 883, Hallen Bibl. V, Nr. 118. — Böhm: Handschriften I,
22 — 23 und 40. Auch als «Reliquiae Sempacenses» kömmt das Werk vor (Haller,
Bibliothek V, Nr. 120); als «Beschreibung, erstlichen von dem Herkommen und Ge-
schlecht Erzherzog Leopolden . . . v. J. H. St., A. 1657», Mss. in St. Gallen (Haller V,
Nr. 134) und als «Beschreibung des t(>dtlichen Kriegs vnd blutigen Streits zu Sempach.
Geschrieben durch . . Hanss Gecirg Müller 1680 (Bürgerbibliothek in Zürich; Haller V,
Nr. 135).
In Einsiedeln findet sich das ebenfalls auf Cysat benihende Werk : «Panner und
Fahnen so die Eydsgenossen in unterschiedlichen Schlachten erobert, samt den Wappen
der Oestcrreichischen Ritterschaft, so zu Sempach erschlagen worden, und dem Bericht
der Schlacht zu Scmpach.» Mss. in Fol. Haller: Bibliothek V, N. 121.
7. Im Jahre 1571 Hess Abt Silberisen seiner Chronik durch einen
Wappenmaler aus Constanz viele Wappen der bei Sempach erschlagenen
Ritter beifügen.
Handschrift in Aarau, fol. 407 ff.
8. 1626 erschien in Augsburg in der deutschen Ausgabe von G. de
Rhoo: Annalen fol. 126 — 152, unter dem Titel «Register deren so vor
*) Diese beruht wesentlich auf dem Bilde des Hans Rudolf Manuel, doch ist die
Landschaft etwas mehr ausgedehnt. Auf der Bulge ist das Wappen Manuels durch ein
Monogramm ersetzt, welches die Buchstaben A und S darstellt.
430
Sempach geblieben» eine Sammlung von Holzschnitten und Wappen der
erschlagenen Oesterreicher.
Dieses Wappenbuch gibt nicht wie die vorhergehenden nur die Wappen der wirklich
bei Sempach laut alten Chroniken erschlagenen Oesterreicher, sondern fögt bereits audi
schon eine erhebliche Anzahl von Wap|>en jener Herrn bei, die vor oder erst nach der
Schlacht ihre Fehdebriefe an die Eidgenossen sendeten, wie der Graf von To^enburg.
9. Namen vndt Wapen der nachbewussten Edlen vndt Herren, welche
mit Ertzhertzog Leopolden zuo Oesterreich den 3. diss Namenss vff S. Cirilli,
den 9. July Anno 1386, vor Sempach vmkhommen vndt erschlagen worden.
Stiftsarchiv St. Gallen. Wappenbuch B, 122. 17. Jahrhundert
Dieses Wappenbuch enthalt auch die Abbildungen der Panner, so
die 2 Fahnen von Geroldseck (schwarzer Löwe in Gold ; rothes Kreuz in
Gold), Waldburg etc.; die Fahnen der aargauischen Städte sind mit dem
rothen Schwenkel versehen.
Die ungemein späte Entstehungszeit verrathen die Namen Graf Peter
von Arl)erg, Graf Rudolf von Neuen-Falkenstein, Graf Donat von Toggen-
burg, Pfalzgraf Ulrich von Tübingen, Graf Rudolf von Zollern, N. Graf
von Liechtenstein und Siegfrid von Erlach, die unter die Gefallenen ein-
gereiht werden. Von fol. 115 b an beginnt die Abbildung der bei Näfels
eroberten Panner.
10. Namen vnd Wapen der Edlen so bewust, die mit Leopolden dem
3. diss namens Herzogen zu Östrich vor Sempach erschlagen vnnd umb-
kummen vff S. Cirilli den 9. Juli Anno 1386. Gott thröst ihr Aller Sei.
Auf dcto Vorsetzblatte dieses in klein Octav geschriebenen, mit zier-
lichen Waj^pcn geschmückten Büchleins von 380 Seiten, gegenwärtig im
Besitze von Herrn Dr. Alfred Geigy in Basel, steht: Nota. Diese Wappen
hat Herr Hannss Christoph Giel von Gielsperg, genannt von Glattburg,
Teutsch Ordens Ritter Commenthur zu Hitzkirch heraussgegeben. ^)
Nach dem Bilde des auf einem rothen Kissen knienden Herzogs
folgen zunächst die Panner, worunter zwei von (}eroldseck, wovon eines
mit dem schwarzen Löwen in goldnem Felde, das andre mit den rothen
und gelben Querbalken, dann von S. 26 an die Wappen der Edlen; nur
Ochsenstein wird auch auf einem Kissen kniend abgebildet. Neu sind
diesem dem Göldlin'schen Wappenbuch nahestehende Namen, die bei
Rhoo noch fehlen: Graf Hans von Hochberg; Huseneg brachte 35 Ritter
und Knechte, Wilhelm Freiherr von Wissenburg, Andreas Bastend der
Hämischer von Goffenstein, N. (2), Thomas Geldervögeli, N. Peyer von
Landsberg; den Schluss bilden S. 371 — 380 die Städtewappen.
U. Namen der Edlen, so bewüst, die mit Leopolden dem 3. diss Na-
mens, Herzogen zu Oesterich vor Sembach erschlagen vnd vmkommen vft"
S. Cirilli, den Q.Juli A" 1380.
Handschrift in 4" im Besitze des Herni Rudolf Göldlin von Tieffenau in Luzern.
Diese Arbeit eines Wappenmalers aus dem 1 7. Jahrhundert bringt
zuerst das Bild Herzog Leopolds, dann 22 Panner und Fahnen, hierauf
2^30 Wappen von Edlen und Städten. Hier erscheinen u. A. Graf Peter
von Arberg, Graf Donat von Doggenburg, Pfalzgraf Ulrich von Dibingen,
*) Giel war 1605 — 1631 Comthur zu Hitzkirch, vorher Comthur zu Basel und
Rixheim, Hofmeister zu Beuggen, -j- 1631, i. August.
431
Graf Rudolf von Zollem, N. Graf von Sunnenberg, Andreas Graf von Cleffe,
N. Graf von Liechtenstein, Hans von Koni(g)sperg, Pfalzgraf zu Strass-
burg, Freiherr Ulrich von Hohen-Sax, Joss Truchsess von Klingenstein aus
Schwaben, Schwickhart von Grieningen, Heinrich von Esculon, Ulrich
von Annenberg fürt das Panner von Oesterich, Hans von Buobenheim
aus Kolmar, Hemman Beheim, Gissbräch Gifinger oder Effinger vonSchaff-
hussen, N. von Hertenstein, Peter von Luternau, N. von Oberhofen, Sig-
mund von Warten fels, Mathias von Trostburg, N. Deschli von S. Urban,
Diethelm der Schulthess underm Schopf
12. Selbst im Adelsarchiv des k. k. Ministeriums des Innern in Wien
findet sich ein Wappenbuch aus dem 1 7. Jahrhundert, welche diesem Kreise
heraldischer Arbeiten angehört. Es besteht aus 2 Theilen, deren einer über
600 Wappen des schweizerischen Adels enthält, der andere das Sempacher-
Wappenbuch. Herr Dr. Fr. X. Wöber, Scriptor der k. k. Hof bibliothek in
Wien, hatte die Gefälligkeit, mir über dieses Buch folgende Auskunft zu
crtheilen. Der zweite Theil dieses Werkes trägt den Titel : Namen und
Wappen der nachbewüsten Edlen vnd Herren, Wellche mit Ertzherzog
Leopolden zu Österreich dem 3. diss Namens uff S. Cirilli den 9. July
Anno 1386 (1683) vor Sempach vmbkomen vnd erschlagen worden.
Es folgt hierauf das linkssehendc Bild des auf dem blossen Wappen
knienden Herzogs ; — links neben ihm der Helm ; — darauf 2 Panner
des Herzogs und die Panner des Ochsensteiners und des Hochberg.
Hierauf kommen die gegeneinander schauenden, wieder auf den
blossen Schilden knienden Hochberg und von Ochsenstein.
Darauf 20 Panner, je 2 gegen einander gestellt.
Hierauf folgendes neue Titelblatt: Male geritur quicquid geritur for-
tunae fide. Vertzeichnus der nachuolgentten Graffen vnd Freyherren
Wappen, So mit Ertzhertzogen Leopolden vor Sempach gebliben, sambt
der alten fürnambsten Kriegssrüstung, wie Mans damahls gebraucht hat
vnd jm Kloster Königssfelden Ordenlich vertzeichnet.
Hierauf folgen die Wappen, 291 an der Zahl, und zwar:
Otto von Hochberg.
Hanns von Hasen bürg vss dem Brissgöw.
Hanns Ulrich Freiherr von Hasenburg vss dem Brissgöw.
Graff Hans von Ochsenstain.
Heinrich Freyher zu Ober vnd Nidcr Göscon jm Ergöw.
Wilhelm Freiherr von Wisenburg.
Hanns von Hochberg.
Hanns Freyherr zu Iffen ab der Etsch.
Sigmundt Freyherr von Tägerfeldten.
Walthart Freiherr von Thiericon.
Peter Freiherr von Thiericon.
Peter Graff von Arberg vsm Ergöw, dess Hertzogen Rath.
Peter Freiher von Bolwyl vss dem Brissgöw.
N. Freiher von Bolwyler vss dem Brissgöuw.
Hanns Freiher von Grünenberg der jung Burggraff zu Rheinfelden.
Richard t Freiherr zu Mümpelgardt.
Rudolff Graff zu Nüwen Falkenstein jm Ergöw.
Hans Freiher zu Alten Falkenstein vss dem Ergöw.
Ott von Falckcnstein Freiherr vss dem Ergöw.
432
Donat Graf von Tokenburg.
Wilhelm Freiher von Endt ab der Etsch dess Hertzogen Rath.
Vierich Freiher von Endt ab der Etsch.
Egloff von Endt ab der Etsch, all drey Gebrüeder.
Niclauss Freiherr zu Alten Bechburg im Ergöw.
Hug Freiher zu Bechburg im Ergöw.
Hug der Ander Freiher zu Bechburg im Ergöw.
Vierich Pfaltzgraff von Tübingen.
Hannss Freiher von Bechburg im Ergöw.
Walthart Dyk Freyher vss dem Breysgäüw.
Ott Trugsatz von Waltburg vss Schwaben.
Hanns Freiherr von Tägerfelden.
Hanns Freiherr von Schwartzenbcrg.
Ott Hagner Freyherr von Rötteln vss dem Breisgöw.
Rudolf graff von Zoleren genambt der Schwartz vss Scliwaben.
N. graff von Liechtcnstain.
Haims von W^iswiler Freyherr vss dem Brissgöw.
Berchtold Gradner von Grat Freyherr von Grätz.
Ott Barisser vss Schwaben dess Hertzogen rath kam für Sempach selb 40.
Vlcrich von Arberg, welcher im Streith der Graffschaft Tyrol Fannen
füehret, Cron Austrie.
Hannss Graff von Firsten berg, Landtgraff in der Barr.
Vierich Freiherr von Dierberg vss Schwaben.
Heinrich Freiherr von Dierberg vss Schwaben.
Heinrich Freiherr von Klingen.
Walthart Freyher von Klingen.
Hans graff von Dyerstain, Her zu Hohen Küngstain, Pfaltzgraff zu
Hochen Stifft Basell.
Jacob Freyherr von Geroldseg vss dem Breisgöw.
Walthart Freiher von Geroldsek vss dem Breissgöw.
Hanns von Kränkingen Freyherr zu Wyssenburg.
Hug Freyher von Kränkingen etc. etc.
Hierauf folgen 28 Wappen von des Herzogs Räthen, darunter 2 von
Güssenberg aus Schwaben, 3 GreilTenstein, 2 Mülinen und Götz Müller
aus Zürich.
Endlich die Wappen «aller ybrigen adelss persohnen», zuerst genannt
Schweickhart von Grüoningen mit Hannss Schaller von Strassburgk, —
zuletzt genannt Hugo Kratzer von Schlettstatt und Herman Marquart
von Zürch.
Das jüngste Datum des Codex ist von 1653 auf Folio 214 und betrifft
den Kauf von Klingenberg durch Muri von den Heidenheimem.
13. Ulrich Fisch von Aarau malt 1624 und 1634 ein « Stammbuch des
Aargauws^, d. h. ein Wappenbuch der bei Sempach Gebliebenen (Mss,
Fol. der Stiidtbibliothek Luzern), worin u. a. folgende Personen als bei
Sempac h erschlagen, aufgeführt werden :
Hug Truchsess von Wolhusen. Dietrich und Giro von Bern.
Friz, genannt Schultheiss, trug das Conrad u. Dietrich von Heüwdorf.
Banner von Lenzburg. Hemmann Rhott von Basel.
Marquard Freyherr von Rud, ligt Johann von Schwandegk sammt 2
zu Rud in der Kirche begraben. Söhnen.
^33
Gebhard Effinger. Hans von Hungerstein.
Hans von Kageneck. Wernli Falkner.
Hans von Wippingen. Christoph von Botzheim.
Cunrad und Burkard der lange von Hemmann und Walther Meyer von
Ehingen. Arau.
Eberle von Endingen.
In der Stiftsbibliothek in St. Gallen findet sich Fisches Wappenbuch von 1624.
G. Scherer: Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek St. GaUen Nr. 1277.
14. Birken-Fugger: Spiegel der Ehren 1668, fol. 375. Ansicht von
Sempach, umgeben von den Wappen der erschlagenen Ritter.
15. Tschupp, Hans Jost, Stadtschreiber von Sursee: Wappenbuch.
Handschrift aus dem Jahre 1663, enthält die Wappen der bei Sempach
Erschlagenen, mit historischen Notizen. Beachtenswerth sind die Bei-
zeichen, die Tschupp für die Nebenlinien anbringt.
Handschrift im Besitze von Hm. Jost Meyer- Amrhyn in Luzern.
16. Wapen-Buoch Oesterreichischer Ritterschaft, dass ist der durch-
leüchtigen Hoch und Wohlgebohren Fürsten und Herren Hertzogen zu
Oesterreich etc. . . ., durch welche das herrliche und weitberühmte Kloster
Künigsfelden gestifflet, gehauen etc. und die darin begraben. D essgleichen
der Wohlgebohmen Edlen, Graffen, Fryen, Ridtem und Herren, welche
mit Leopoldo dem dritten diss nahmens, Hertzogen zuo Oesterreich, vor
Sempach A*" 1386 erschlagen, zu Königsfelden bey 40 begraben worden.
A° 1698 durch Johann /osi Schiffmann, Priester in Lucern.
Mss. in Zürich, Bürgerbibliothek, vormals im Besitz von Schöpflin. — Haller:
Bibliothek II, Nr. 1859. — Irrig wurde die Beschreibung des «Tödtlichen Kriegs»,
Leu'sche Sammlung Mss. 94, ebenfalls diesem Schiffmann zugeschrieben.
17. Wilhelm Dörflinger: Abschilderung und Abschrift aller der Fi-
guren, Wappen und Aufschriften, welche in der Schlacht-Capelle bey
Sempach zu sehen, sowie selbe nach den alten Urbildern im Jahr 1 756
erneuert worden. Mss. 4°. 80 Seiten.
Stadtbibliothek Luzern. — Haller V, Nr. 136.
18. 1826 wurde diese Arbeit Dörflinger's von Carl Martin Eglin,
Lithograph in Luzern, in 4° verkürzt herausgegeben. 65 S.
19. Wappen der bei Sempach Gebliebenen.
Papier in Fol. von 1738; 162 BU. und 6 Blätter Register.
Enthält: Abbildung der Sempacher-Schlacht (nach einem Kupfer-
stich) auf doppeltem Pergamentbogen und einem Auszug aus Tschudi's
Chronik, 1738 durch Leodegar Barth. Tschudi von Grepplang für Abt
Josef von St. Gallen zusammengestellt.
G. Scherer: Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen Nr. 1276.
20. (Dörflinger, Wilhelm Franz Xaver, Pfarrer von Rickenbach,
t 1799, 16. Februar): Gründtlicher und Eigentlicher Bericht von dem
Sembacher Krieg, auch was sich vor, und nach zugetragen. Als vor! dem
Anfang, und Ursprung des Klosters zu Königsfelden, beschrieben Anno
Domini 1786.
Manuscript in Folio, vormals im Kloster St. Urban, jetzt in der
Stadtbibliothek in Luzern M. 256.
TAehenaH, Schlacht bei Sempach. 28
434
Diese Handschrift enthält folgende Bestandtheile:
1 . Fol. 2 — 9. Von der Schlacht zu Sempach, wie diese zum allerersten von denen
Oesterreicheren, im Kloster zu Königsfelden beschrieben wurde. Mss. Vgl. oben S. 137.
2. Fol. 10 — II. Von der Schlacht zu Sempach, wie diese in der Schlacht CapeUe
verzeichnet ist.
1386. Hat mann uf dber Wallstatt hart gestritten,
Wo der Adel den Niderlag erlitten,
Hierdurch hat der vier Waldstetten Bund,
Gcwunnen sinen vesten Grund.
(Vgl. Eglin: Abschilderung 59 — 60.)
3. Fol. 17 — 22. Ein Gründt- und Eigentlicher Bericht des tödtlichen Sempacher
Kriegs, auch was sich vor und nach demselbigen zugetragen hat Und von dem Todt
Alberti, so zu Künigsfelden begraben ; auch wohaar das Kloster sinen Anfang, und
Ursprung häb genommen, von neuem beschrieben Anno 1594. (Die bekannte Arbeit
von BuUinger.) Fol. 22 Ansicht von Königsfelden.
4. Von Erz-Herzog Lupoid dem IH. zu Oesterrych und von Ursach des tödt-
lichen Sempacher Kriegs, und desselben Anfang. Fol. 25 — 30, 49 — 83.
Die bekannte Darstellung von Bullinger; doch ohne das Verzeichniss der Ge-
fallenen; dazu fol. 53 Abbildungen der 44 eroberten und geretteten Panner mit selb-
ständigen Zusätzen; fol. 75 Ansicht der Schlachtkapelle von Sempach; foL 83 Ansicht
der Stadt Sempach.
5. Folget ein gründliche Verzeichnus deren Namen der ehrenden Bürgern und
I^nd-Lüthen, der löblichen vier Waldstetten und Orten der EidgnoschaflBt, als Luoem,
Uri, Schwiz und Unterwaiden, so umb der lieben, uralten, wolhergebrachten Freyhcit
halber ires Vatterlands sind uff diser Waldstatt und an disem namhafften offnen Veld-
Strj'tt umb ir Leben kommen. Fol. 31 — 48.
Fol. 33. Bild von Gundeldingen mit Inschrift:
Petermann Gundeldinger ein tapferer Er hat mit Hilf, und Gottes-Kraffl
Mann, Gross Lob und Preiss der Eydgnoschafi)
Wie dicss die Figur zeiget ann. Herrlich erlanget, und erworben.
Von Manns-krafft war er ein Kern Vor Sempach ist er erlich gstorben.
Schultheis damal zu Lucem.
Die Namen meist nach Tschudi, doch vielfach ergänzt, ebenso Nachrichten über
die Theilnahme der Jkr. Ulrich von Hertenstein, Jkr. Lütold und Ludwig Feer, Jkr.
Jodocus Zurgilgcn *) und Hans Halbsuter von Luzern an der Schlacht.
Fol. 37. Bild des Antoni zur Port. — Fol. 40 En^'ähnung der Hülfstruppen von
Zug, Zürich, Glarus, Entlebuch und der Flüchtlinge, die «Weiber von Sempach» ge-
nannt wurden. — Fol. 41. Bild des Junker Anthoni An der Spillmatten von Staus;
Erwähnung des Scharmützels vor Sursee. — Fol. 45. Bild Winkel rieds.
6. Bild Herzog Leopolds und der Schlacht nach dem Gemälde in der Schlad)tkapelle.
I-eojx)ld Erzherzog von Oesterrich
Dess Namens der zweyte.
Ward auf disem Erdenrich
In offnem Feld erschlagen
Das hat er seinem Adel ze klagen.
7. Fol. 85. Wappen der erschlagnen Oesterreicher. Fol. 87 — 240. Versehen mit hi-
storisch-genealogischen Nachrichten von Dörflinger. Unter diesen wird z. B. genannt
Hans von Raitnau zu Obcr-Raitnau im Aargau, Schultheiss und Pannerherr zu Sursee.
Es ist damit wohl Hans Meyer von Reitnau gemeint, der 1384 als Schultheiss urkundet
und 1389 als verstorben erwähnt wird. Die angeblich eroberten 18 Panner und die 2
') Der Stammvater der Familie zur Gilgen war Hans Götzenheim von Drechlings-
hausen, der laut Bürgerbuch I, 41 nachweisbar erst 1428 Bürger zu Luzern wurde;
Buzelin ist vielleicht der erste, der 1672 in seiner Stemmatographia 11, 106, diesen
fabelhaften Junker Jost erwähnt.
geretteten Panner von Zofingen und Aarau hat Eglin abgebildet ; ebenso hat Eglin die
Wappen Dörflinger*s meist richtig und beinahe in der gleichen Reihenfolge copirt,
so weit dieselben in der Capelle in Sempach sich finden ; dag^en hat er die Zusätze
Dörflinger's beseitigt; Eglin überging die Wappen der Grafen von Solms und Mümpel-
gart, Toggenburg, Tübingen und Schwarzenburg, die Dörflinger aus Fugger ergänzte.
Handschriften dieses Werkes, welches Haller in seinen Schweizerschlachten 176
citirt, finden sich in Beromünster, Luzem (Balthasar'sche Sammlung) und Aarau (Biblio-
thek Zur Lauben). Vgl. Katalog der Stadtbibliothek Luzem 1840, 443.
21. Johann Peter Niclaus de Rupe Rusconi (geboren in Luzem 1 733
t als Chorherr in Münster 3. März 1788): Wappenbuch, enthaltend illu-
minirte Wappen von bei Sempach erschlagenen Eidgenossen. 4*^. Manu-
script der Stadtbibliothek Luzern Nr. 88/4, Concepts-Fragraente bei Dr.
Th. V. Liebenau.
Dieses Wappenbuch sollte nicht bloss die Wappen der aus schweize-
rischen Orten stammenden Leute enthalten, sondern auch diejenigen von
Angehörigen österreichischer Städte, die nachmals zur Schweiz kamen, wie
z. B. Zofingen, Lenzburg, Basel, Schaffhausen. Illuminirt sind nur 38 BI.
Die Verzeichnisse enthalten Wahres und Falsches durcheinander; so
erscheinen unter den Luzernem: Johann von Metten wyl, Jacob Sidler, Am-
mann im Hof, Simon Pfauw, Obmann, Johann von Willberg, Jacob Spengler.
Unter den Umern: Conrad von Attinghausen , Peter Schmid von
Bellikon, Rudolf von Bären.
Als bei Sempach erschlagene Schwyzer sind erwähnt : Jacob Ulrich,
Phil.Wäber, Heinrich Kätzin, Rudolph Schillinger, Anton Bürrin, Walther
Schomo, Anton in der Bützin, Jacob von Ehrlen, Rudolf Städelin, Meinrad
Steiner, Mathäus Sürlin, Peter Sidler von Küssnach, Georg Merz, Mathis
Büeller, Wernher von Matzingen.
Als Unterwaldner figuriren: Niclaus von Hunnwyl, Johann von
Anderhalden, Rudolf von Ambresten, Wernher Schwertzel, M. von Eyll-
wyll, Ludwig im Stäg der alte, Nicolaus Zeiger, Conrad Würdemann u. a. m.
Das Unglaubhafteste dieses Wappenbuchs, wie z. B. die Namen der
Attinghausen, Hunwyl, wurde von Dr. Kasimir Pfyffer getreulich der
Geschichte des K. Luzern I, 105 einverleibt.
22. Pusikan (Oskar Göschen, k. k. Major) : Die Helden von Sempach»
1886, wird ein mustergültiges heraldisches Werk werden, das der Anstalt
Burger & Hofer in Zürich wohlerworbenen Ruhm erneuert.
D. Pläne des Schlachtfeldes von Sempach.
1. 1826. Haller*s Schweizerschlachten. Tafel IV.
2. 1827. Wieland: Kriegsbegebenheiten.
3. 1829. Neujahrsblatt von Zürich (Feuerwerkergesellschaft).
4. Rudolf, J. M., Geschichte der Feldzüge und des Kriegsdienstes
der Schweizer im Auslande. 1845, Tafel IH.
5. 1865. Topographische Karte des Kantons Luzem i : 25,000,
Blatt Nr. 3.
6. Neujahrsblatt von Winterthur 1865.
7. 1867* J. Bölsterli: Heimathkunde von Sempach. Karte von Fr
Räber. i : 25,000.
1
8. Dändliker: Schweizergeschichte I, 506.
9, 1883. Manöverkarte für die Divisions- Uebungen der IV. Armee-
division, September 1883. Winterthur; Wurster, Randegger & Comp.
10. Zschokke, Olivier, Croqui des Schlachtfeldes. 1 885, — Diese Arbeit,
welche ich für die Beschreibung des Schlachtfeldes besonders benutzt habe,
verdiente eine Veröffentlichung. Sie sollte ursprünglich zur Erläuterung
des oben erwähnten Schlachten- Panoramas dienen.
E. Ansichten der Schlachtkapelle von Sempaeh.
Vgl. Neues Schweizerisches Museum 1793, 770.
1. 1779. Müller, Helvetische Alterthümer IX, Tab. III, 4*. (4 Bilder
Nr. 4 — 7 : Vorstellung der dermahligen Schlacht-Capelle zu Sempaeh.)
2. 1 780. Chenu : Vue de la chapelle et du Camp de Bataille de Sem-
paeh, dessine par Perignan, grave par Chenu, in Zurlauben : Tableaux
Topographiques etc. de la Suisse. Paris, Fol. Tab. 191.
3. 1783. Capell auf dem Schlachtfeld bey Sempaeh. Helvetischer
Calender, Zürich 1783, Nr. 3.
4. 1 785. v. J. W. Frygham sculpt Tab. V, Hirschfeld, Briefe über die
Schweiz, Kiel 1785, 8°. I. Heft.
5. c. 1 780 s. d. e. n. Champ de Bataille pres de Sempaeh dans le
canton de Lucerne, grave par C. Wyss. Colorie. 30 : 20.
6. 1793. Capelle bey Sempaeh. Lang fee. Kleine Bibliothek für junge
Deutsehe. 8". I.
7. 1 823. Capelle auf dem Schlachtfeld bey Sempaeh. (S. G. Gessner ?)
Bei Folien : Harfengrüsse 35.
8. 1826. Eglin: Abschilderung der Schlachtkapelle v. Sempaeh, Luzem.
9. Kapelle zu Sempaeh. Lithographie zum Freien hof, Luzem, e. 1830.
10. 1836. Die Kapelle bei Sempaeh. Von H. Winkler (Stahlstich) in
Heinrich Zschokke : Die Schweiz. Carlsruhe. Creuzbaur I, Bild zu S. 1 24.
11. 1 870. Osenbrüggen : Urschweiz. C. Krüsi in Basel.
F. Ansichten von Sempaeh.
1. 1642 und 1655. Merian: Topographia Helvetiae, Franeofordiae,
Fol- — 33:1 5-
2. 1668. Birken - Fugger, Tafel zu S. 370.
3. 13. Bild auf der Kapellbrüeke in Luzem von circa 161 1, restaurirt
e. 1743. Inschrift:
Sempaeh sah die Freyheit Siegen, Der berühmt Sigreiehen Statt
Ihre Feinde Unterligen, Sieh in Treu Ergeben hat.
Vgl. Eglin : Gemälde Kapellbrücke in Luzern.
4. 1758, Herrliberger: helvetische Topographie. XXV, Nr. 235.
5. c. 1866. Sempaeh. Lithographie v.J. Hindemann. Verlag v.J. Räber.
— Stadt, Festhütte, Schlaehtkapelle, Hexenthurm, Winkelried -Denkstein.
437
G. Winkelried-Haus in Stans.
In Stans nennt man das unter dem Kapuzinerkloster, in der Nähe
des Landsgemeindeplatzes, im Ober-Dorf am Stempach gelegene Stein-
haus, dessen Bauart auf die zweite Hälfte des 1 6. Jahrhunderts hinweist,
das Winkelried-Haus. Es lag in der Stempach- Matt, durch welche laut
Urkunde von 1541 der Kirchweg führte. (Abbildung in der «Ill^strirten
Schweiz», 187 1, 320 und Tafel VII dieses Buches.) Unzweifelhaft nimmt
dieses Haus die Stelle jenes Gebäudes ein, das einst die letzten Glieder
des seit 1 248 erwähnten Geschlechtes der Winkelriede bewohnten, wie
aus Urkunden von 1506 hervorgeht. Seit dem Jahre 1474 wurden in
«Arnold Winckelried's Stuben» in Stans zuweilen Gerichtssitzungen ge-
halten. Da 1469 Heinrich Winkelried als Landschreiber von Nidwaiden
genannt wird (Geschichtsfreund XXVII, 83), so ist es auch nicht ganz
unwahrscheinlich, dass dieser Winkelried vielleicht die Traditionen der
Familie Winkelried, welche die spätem Chronisten ihren Werken ein-
verleibten, in Schrift fasste; denn in der Urschweiz sind die Landschreiber
die ältesten Chronikschreiber. Ueber das Winkelried- Haus, dessen Anti-
quitäten in neuester Zeit verkauft wurden, vgl. E. v. Berlepsch in Lief, 25
von Ortwein's deutscher Renaissance.
G. Monumente.
1. In Königsfelden. Ueber der habsburg-österreichischen Familien-
Gruft in Königsfelden wurde wahrscheinlich noch zu Ende des 14. Jahr-
hunderts eine Inschrift auf 2 Holztafeln angebracht, welche die in Königs-
felden begrabenen Personen nannte. Diese Inschrift endet mit den Worten:
Item Serenissimi Domini Leopoldi, filii domini Alberti Ducis Austrie, qui
prope Sempach in conflictu interiit Anno MCCCLXXXVI, IX. die Julü,
hie sepulti. Die 1600 auf Holz gemalte deutsche Inschrift schliesst mit
den Worten : Ferner auch unser gnediger Herr Hertzog Lupoid, der zu
Sempach verlohr 1386.
Leopolds Sarg trug die Inschrift: Leopoldus Dux Austriae.
Fr. Stamm: Pfarrgeschichte von Birmensdorf (Handschrift im dortigen Pfarr-
archiv). — Abbildungen : 1 580 in Wurstisens Basler Chronik, 1668 liei Fugger-Birken :
Spiegel der Ehren 373, bei Gerbert: Crypta S. Blasiana, bei Herrgott: Taphograpbia,
Tab. X.
Vgl. dazu den Bericht über den Besuch Konig Friedrichs in Königsfelden in der
s. g. Klingenberg. Chronik (Henne S. 290) und in der Chronik von £. Tschudi II, 348.
— Laut Rechnungsbuch der Anna Segesser, Jahrzeitmeisterin von Königsfelden, wurden
die Jahrzeiten der hier begrabenen Personen jeweilen mit einer sogenannten Pitanz
begangen; denn sie notirt unter den Ausgaben: «item uf scptum fratrum ist min her
hertzog Lupoid, item decolacio sancti Johans so ist min hertzog Albrecht mines heren
hertzog Lüppolds bruder, (der) ze Sempach verlor, der confent zieh es us. Dis sint d»e
in L grossen jarzit. . . Item uf septum fratrum so ist min her hertzig Lüppolds derzuo
Sempach verlor, usgen um junge huenli II. üb, XVß, um fle(i)sch IH fl" viiiß zu dem
6gil III., um den ziger xiiiß den jungfruowen.» Mittheilung von Herrn Staatsarchi\'ar
Dr. Hans Herzog in Aarau.
2. Grabdenkmal des Friedrich von Greifenstein aus Tyrol in Königs-
felden. ANNO. DOM. M.CCC.LXXXVI. NONA. DIE. IVLII. OCCISVS. EST. DOMINVS.
FRIDERICVS. GREIFFENSTEINER. MILES. IN. (sEMPACH).
Vgl. die Abbildung bei Uebenau imd Lübke : Kloster Königsfelden, Tafel 40.
— Greiderer: Germania Franciscana II, 642.
3. Denkmal Herzog Leopolds in St Blasien, ausgeführt nach 1776
von Michael Dixnard. Inschrift: Leopoldus Probus Dux Austriae obiit
MCCCLXXXVI. Auf dem Bindenschilde im weissen Felde die Buch-
staben S. P. S. P.
Abbildung bei Gerbert; Crypta S. Blasiana, und in Herrgott: Taphographia.
439
Nach der Aufhebung von St. Blasien wurde die Leiche Herzog
Leopolds, mit einem zerbrochnen Schwerte, in der Gruft der gothischen
Stiftskirche St. Paul im kämthnerischen Lavantthale beigesetzt.
4. Denkmal des Markgrafen Otto von Hochberg im badischen
Kloster Tennenbach. Inschrift: Anno MCCCLXXXVL VII. Id. Julii
Obiit Nobilis Dominus Otto, Marchio de Hachberg.
Schöpflin: Hist. 2^nngo-Badeos. I, 364.
5. Epitaph der Familie von Rinach im Kreuzgang zu Beromünster
(v. J. 1580?).
1386, Juli 9. Rutzman de Rinach, miles, obiit coram Sempach in Bello.
1386, Juli 9, Volricus miles, frater Rutzmanni de Rinach, in bello obiit.
1386, Sept. 22. Heinricus de Rinach miles, coram Sempach in bello
vulneratus obiit.
Dieses Monument ist seit mehr als 130 Jahren verschwunden.
Geschichtsfreund X, 16 — 17.
6. Das angebliche Monument in Wienerisch - Neustadt «Kaiser
Friedrich lässt dem Herzog Leopold, gestorben am 9. Juli 1386, in
Wienerisch-Neustadt ein Denkmal aus Stein setzen, das rückwärts des
hohen Altars der neuen Burgkapelle St. Georgi gegen den Hof, den
Herzog in Lebensgrösse zeigt, umgeben mit allen den Wappen jener
Ritter, die mit ihm gefallen sind: von Mülinen, von Fürstenberg, von
Dürnstein, von Arberg, von Lichtenstein, Hallwyl, von Spaur, von Fels,
von Wolkenstein, von Scharfenstein, Starkenberg etc. , in allem 656 Grafen,
Herren imd Ritter.»
Alois Gleich: Geschichte der k. k. Stadt Wienerisch-Neustadt. Wien, 1808, 8°,
pag. 31. Dr. Karl Lind, die St. Georgenkirche in der ehemaligen Burg zu Wiener-
Neustadt (Berichte und Mittheilungen des Alterthums- Vereines zu Wien, IX. B. 1865),
theilt S. 5 mit, dass in Wiener-Neustadt der bei Sempach erschlagene Herzog Leopold
für sich und seine Gemahlin eine Gruft erbaut hatte. Die 107 Wappen auf dem Denk-
male von 1453 (S. 24 — 32) stellen nach Lind die Wappen der alten, fabelhaften Re-
genten von Oesterreich dar, die in Hagen's Chronik erwähnt werden. Allein bei dieser
Deutung bleiben doch noch einzelne Wappen unerklärt. — Böheim (Ibid. in) fügt
bei, dass sich im Stadtarchiv von Wiener - Neustadt noch die Abschrift einer Tafel
findet, auf welcher die Entstehung dieser Todtenkapelle und der Burg dem Herzog
Leopold zugeschrieben wird «vnd der obgenante Herzog Leupold hatte angehoben die
Purck zu pauen in der Neustatt und ist begraben zu Königsfeldt. »
7. Die Kapelle zu Ocdwyl bei Stans. Die Winkelriedkapelle auf dem
Ennetmoos bei Stans, «einfach, fest, einsam, verehrt, bis der französische
General Schauenburg, Verwüster von Unterwaiden nid dem Wald, die
Ruhestätte der Helden entweiht — wie Joh. von Müller^) schreibt — , ist
abgebildet in J. H. Meyer's Ruinen von Unterwaiden, Zürich, 180L Diese
Kapelle soll zum Andenken an die Thaten Struthans und Arnolds von
Winkelried errichtet worden sein. Sie war 1670 dem hl. Magnus geweiht
worden.*)
8. Der Winkclriedbrunnen in Stans. Das älteste Standbild Winkel-
rieds — leider minimen Kunstwerthes — - ist wohl dasjenige auf dem Dorf-
*) Der Geschichten Schweizerischer Eidgenossenschaft zweyter Theil. Leipzig 482,
Note 124*.
*) Gut; Der Ueberfall in Nidwaiden, p, 552.
440
brunnen in Stans, das Winkelried mit den Speeren darstellt. Es dürfte
um 1723 entstanden sein ; damals wurde der untere Dorf brunnen erstellt,
an welchen der Landrath den 24. April 1723 einen Beitrag von 50 Gulden
leistete mit der Bedingung, «jedoch solle auf den Brunnenstock von gestein
ein Winkelried gesetzt und gemacht werden». 1750, i. April, wurde er-
kannt, «der auf dem brunnen stehende Winkhclriede sol mit fei ange-
strichen werden». 1823 wurde der Brunnen reparirt.
Gütige Mittheilujigen von Herrn Robert Durrer, junior, in Stans.
Bei den Kirch weih festen in Stans erhielt auch der alte Held Winkel-
ried auf dem steinernen Brunnenstock jedesmal sein «Kilbemahl», indem
man ihm auf einem Teller eine Portion Ziger und Butter vorstellte, die
nachher den Armen zufiel.
Businger: Geschichte des Volkes von Unterwaiden II, 306. Dr. Cläre Schubert:
Die Brunnen in der Schweiz, Frauenfeld, 1885, 46.
9. Die Walhalla zu Regensburg. Bayerns kunstsinniger König Lud-
wig I. liess bei Donaustauf ob Regensburg 1830 — 1842 nach dem Vorbilde
des Parthenon zu Athen im altdorischen Style, ganz aus weissem Marmor,
eine Ruhmeshalle ausführen, in welcher mit 1 1 andern Schweizern auch
Arnold von Winkelried bildlich dargestellt wurde.
Eigenhändig beschrieb König Ludwig Winkelrieds That in «Walhallas
Genossen». München 1842.
Vgl. Panghofer: Die Walhalla. 1843. — A. Müller: Donaustauf.
10. Das Winkelried-Denkmai in Stans. Den 29. Juli 1853 erliess ein
vom Gcmeinderathe in Stans aufgestelltes Comite, in Folge einer am eid-
genössischen Schützenfeste in Luzem geraachten Anregung, einen Aufruf
zur Zeichnung von Beiträgen und eine Einladung an die Künstler zur Ein-
sendung von Entwürfen für ein solches Nationaldenkmal. — Die ein-
gesendeten Entwürfe befriedigten nicht; desshalb beschloss das bestellte
Preisgericht den 15. Januar 1855, eine nochmalige Concurrenz- Ausschrei-
bung zu veranstalten. Der erste Preis wurde Ende Juni 1856 der Gruppe
des Bildhauers Schlöth von Basel, damals in Rom wohnhaft, zuerkannt
Diese stellt den sterbenden Winkelried dar, niedergestreckt auf einen
gefallenen Krieger, wie über seine Leiche ein junger Schweizer mit ge-
schwungener Keule in die feindlichen Reihen eindringt Den 16. Mai 1857
wurde der Vertrag über Erstellung des Denkmals mit Schlöth abgeschlossen ;
1 859 erfolgte der Entscheid, das Monument solle in Marmor erstellt wer-
den und zwar in einer Halle unterhalb dem Rathhause, in der Nähe des
Winkelriedhauses. Der Kosten Voranschlag lautete auf 140,000 Fr. Später
wurden die Auslagen auf 90,000 Fr. reducirt, nämlich 50,000 Fr. für die
Marmorgruppe, 30,000 Fr. für die Halle, 10,000 Fr. für Transport u. a,
Spesen.
Den 3. September 1865 wurde das Winkelried-Denkmal in Stans ent-
hüllt. Die Festrede hielt Landammann Wilhelm Vigier von Solothum.
Zur Literatur über das Winkelried-DenkmaL
1854. Dorer-Egloff, E., Uebcr das Winkelried-Denkmal. Zwei Briefe an Rath-
schreiber Wagner in Aarau. Baden, Zehnder. Lex. 8<*.
(S. d.) Klotz, M. Winkelricd-Dcnkmal. Der vaterländischen Jugend gewidmet.
Chiir, Grubenmann, 8".
441
(i854') Rechnung des Comite über die erhaltenen Beiträge für das Denkmal des
«Arnold von Winkelried». O. O. u. D. 4®.
1856. Meyer, T., Das Büchlein vom Winkelried-Denkmal. Wohlen. Lex. 8**.
1861. Aufruf zu einer Nationalsubscription für Erstellung eines Winkelried-
Denkmals.
1862. Protokoll über die Verhandlungen des Schweizerischen Kimstvereins.
Zürich. Anhang betreffend das in Stans zu errichtende Winkelried-Denkmal.
1866. Protokoll über die Verhandlungen des Schweizerischen Kunstvereins von
den Jahren 1864 und 1865. Solothum.
1865. Programm für die EnthüUungs-Feier des Winkelried-Denkmals in Stans,
den 3. September 1865. Stans, kl. 8^.
Abbildungen,
Das Winkelried-Denkmal fttr Stans in der Schweiz. Modellirt von Ferdinand Schlöth.
Nach einer Photographie von Cuccione in Rom. Druck von J. J. Weber in Leipzig. —
Lithographie.
Arnold von Winkelried MCCCLXXXVI. Ich will Euch eine Gasse machen.
Fee. Schlöth. IN V. Roma. MDCCCLVI. Verlag und Eigenthum von F. Paterno in
Wien. Chromolithographie von KoUarz. Druck von Reiffenstein und Rösch.
Das Winkelried-Denkmal in Stanz. Gewidmet dem Schweizerischen Heere. Verlag
von Franz Anton Öchslein Einsiedlen (1865) Fol.
Einsiedler-Kalender für 1867.
Zahlreiche Photographien. Vgl. Denkmünzen.
11. Winkelried-Denkmal in Sempach. Bis ungefähr 1822 oder 1823
soll südlich von der Schlacht-Kapelle, gegen das Meyerholz hin, ein grosser
Birnbaum gestanden sein, an dem mit grossen Buchstaben auf einer höl-
zernen Tafel die Inschrift angebracht war: Hier hat Winkelried eine Gasse
gemacht. *) Nach alter Sitte wurde am Schlachtjahrzeit hier gebetet.
Am eidgenössischen Freischiessen in Luzern wurde (vom spätem
Bundesrath Dubs ^) der Gedanke angeregt, dem Helden Winkelried in Stans
ein Monument zu errichten. Die Unterwaldner wünschten dasselbe in
Stans, der Heimath Winkelrieds, die Luzemer auf dem Schlachtfelde ob
Sempach. Für diesen letztem Ort trat besonders ein Pfarrer J. Bölsterlin
in Sempach, unterstützt vom Offiziersverein des Kantons Luzern (1863).
Dieser betrieb die Sammlung von Beiträgen für Erstellung eines beschei-
denen Denkmals auf der Todesstätte. Ein Granitblock von 12 Fuss Höhe
und 140 Zentner an Gewicht, vom Axenberg bei Sisikon hertransportirt,
vom Steinmetzen Peduzzi polirt, wurde den 12. August 1864 aufgerichtet.
Auf der granitenen Unterlage wurde die Inschrift angebracht:
HIER HAT
WINKELRIED
DEN SEINEN
EINE GASSE
GEMACHT.
1386.
Auf zwei Seiten der Pyramide sind je 2 Wappen der vier Waldstätte ein-
gemeisselt. Das Ganze ist von Epheu umrankt.
Bei der Jahresversammlung der luzern erischen Offiziersgesellschaft,
den II. September 1864, wurde das Denkmal mit Festreden der HH.
') Protokoll von 1861, aufgenommen von Pfarrer J. Bölsterli in Sempach. Dr. H.
von Liebenau: Arnold Winkclried 231 — 232.
*) Das officielle FestbüDetin kennt diese Rede nicht h
442
Oberstlieutenant Josef Vonmatt von Luzem und Pfarrer Josef Bölsterlin
eingeweiht. In der Schlachtkapelle waren die Trophäen aus der Schlacht
ausgestellt.
Verhandliingsprotokolle der OfTizicrsgesellschaft ; Circulare derselben vom 2 7. Au-
gust und 6. September 1864. Programm. — Erinnerung an die Feier der Einweihung
des Winkelried-Denkmals auf dem Schlachtfelde ob Sempach den 11. September 1864,
Mit der Abbildung des Denkmals. Luzern, Räber, 1864, 8°. '
12. Gundoldingen's Kreuz in Sempach. Das ob dem Hofe Galee,
unterhalb der Schlachtkapelle in Sempach an der Strasse nach Hildis-
rieden aufgerichtete grosse Kreuz in der Nähe des Schnabelachers soll
die Todesstätte Gundoldingen's sein.
J. Bölsterlin: Heimathskunde von Sempach, 133 — 134.
13. Denkmal zur fünften Säcularfeier der Schlacht bei Sempach.
Die Einwohner von Sempach regten 1885 den Gedanken an, im Städtchen
ein Denkmal zu erstellen. Am 28. Februar 1886 ^oirde von einer Anzahl
Delegirter schweizerischer Vereine beschlossen, aus dem Ertrage einer
Sammlung zu Gunsten des «Winkelriedfondes» die Summe von 15,000
bis 18,000 Franken für ein solches Monument zu verwenden. Am 4. März
1880 wurde von einer Jury in Zürich aus 51 Projecten für dieses Denk-
mal der I. Preis dem Plane der Herren Architekten Hirsbrunner und
Baumgart in Bern zuerkannt. Dieses Project stellt auf einem viereckigen
Piedestal eine runde Säule dar, auf welcher ein 2 Meter hoher Löwe das
schweizerische Wappen hält. Auf der Säule sind die Jahrzahlen 1386 und
1 886, die Namen Gundoldingen und Arnold von Winkelried angebracht,
samt folgender Inschrift, die weder die poetische Kraft eines Hailer, noch
die Formvollendung eines Platen erreicht:
Hier war es, lieber Wanderer, hie
Hier kämpften und hier stritten sie.
Hier opfert sich mit fester Hand
Held Winkelried für's Vaterland.
Es starb hier sonder Ruhm und Ehr
Herrn Luitpold's stolzes Ritterheer.
Von allen 51 Entwürfen brachte auch nicht einer eine monumentale
Inschrift. Ob diese nicht die unglücklichste war? Das Vorbild dieses
Monumentes, die Säule im Hafen zu Lindau, ist durch eine solche In-
schrift nicht entstellt. Hoffentlich wird das Monument, das für schweize-
rischen Kunstsinn und schweizerische Poesie kein besonders günstiges
Zcugniss ablegt, aus leicht verwitterndem Sandstein nicht erstellt.
= I
R Denkmünzen.
1. Um das Jahr 1780 begann der luzemische Medailleur Josef
Schwendimann*von Ebikon aus Auftrag des Seckelmeisters Felix von
Balthasar eine Medaille auf die Sempacherschlacht zu stechen. Der Avers
derselben zeigt die geflügelte Victoria mit dem Lorbeerkranz in der
Linken, und dem Freiheitshute auf einem langen Stabe, den sie in der
rechten Hand hält. Die Umschrift lautet: libertas. asserta. Im Ab-
schnitte unten auf 2 Zeilen: ad. sempacum. mccclxxxvi.
Revers: Lucema, mit der Städtekrone auf dem Haupt, hält im linken
Arme das Standeswappen, während sie mit der Rechten eine Opferschale
auf den flammenden Opfertisch ausgiesst. Legende : vota. fvblica. s. p. q.
lvcernensis.
Im Abschnitte der 34 Millimeter messenden Denkmünze auf 2 Zeilen :
j. schwendimann fecit. Gewicht 10 Gramm.
Variante hievon : Statt des obigen Revers der Avers des Luzemer
Dukaten von Tiebaut, welcher das von wilden Männern gehaltene Luzemer
Wappen darstellt.
Vgl. Gottl. Em. Haller : Schweizerisches Münz- und Metaillenkabinet. Bern 1780,
I, Nr. 15, 10. — Luzemerisches Wochenblatt 1783, 118. — Schweizer. Museum 1787,
894 — 895. — Zürcherischer Sammler monatlicher Neuigkeiten 1785, 123 fF. — Adolf
Innwyler im Bulletin de la Soci6t6 suisse de Numismatique 1 883, p. 54 ; auch separat. —
H. Bolzenthal : Skizzen zur Kunstgeschichte der modernen Medaillen-Arbeit. Berlin 1 840.
Solche Medaillen in Gold (zu 3 bis 4 Dukaten) wurden jeweilen dem
Ehrenprediger an der Schlachtfeier und — in Silber zu einem Münzgulden
— den Ehrengästen geschenkt. Neuprägungen fanden laut Staatsrech-
nung statt 1 785 durch Wardein Studer ; der officielle Name hiess damals
« Sempacherpfennig».
2. Für die Sempacherschlachtfeier von 1786 war die Prägung einer
Medaille in Aussicht genommen worden; Schwendimann sendete aus
Ravenna 2 Entwürfe ein, die dem berühmten Nidwaldner Maler J. M.
Wyrsch, damals Zeichnungslehrer in Luzem, zur Begutachtung vorgelegt
wurden. Beide befriedigten Wyrsch nicht. Er Hess dem Rathe Schwendi-
manns Modelle sammt einer von ihm verfertigten Zeichnung der «Standes-
medaille» vorlegen. Der Rath beschloss, letztere durch Schwendimann
444
III
ausführen zu lassen. Ehe noch Schwendimann sich an die Ausführung
der Medaille gemacht hatte, AÄ'urde er den 24. November 1786 in Rom
ermordet. Die Acten über die Hinterlassenschaft Schwendimann's er-
wähnen den Entwurf Wyrsch's nicht. Schwendimann*s Entwürfe kamen
an 's Sclckelamt, wo sie verloren gingen.
StaatsprotokoU V, 545. Acten über Schwendimann im Besitze von Herrn Obeist
Walther AmRhyn in Luzem.
3. Schulprämie von Stans. Avers : Das von einem Löwen gehaltene
Wappen von Nidwaiden. Legende : Virtuti Debitum. Unten : Gas. Bru-
pacher. — Revers: Winkelried 1386. victima. vita. salvs.
In einem Zelte die Zahl 398, unter einem Baume 755. Unten C. B.
Varianien'. i. Der Name Bnipacher fehlt — 2. Verschiedene Trommelschläger.
4. Luzemer Schtttzenthaler 1853. Dem von Speeren durchbohrten
Winkelried reicht der Genius, der in der Linken den Freiheitshut auf
dem Stabe trägt, den Lorbeer. Unter dem Abschnitte : Dem Arnold von
Winkclried, das dankbare Vaterland. J. B. Frener.
5. Nid waldner Schützen tlialer von 1861. Winkelried-Denkmal in
Stans. Inschrift : Arnold winkelried. Auf dem Sockel : J. Schlöth inv.
Unter dem Abschnitte a. bovy.
6. Denkmünze auf die Einweihung des Winkelried-Denkmals in
Stans. Avers : Arnold Winkelried (Denkmal von Schlöth). A. Bovy. —
Revers: Das Haus des Arnold Winkelried in Stans. 1386.
7. Denkmünze auf den Eintritt von Genf in die Eidgenossenschaft
Avers: Geneva und Helvetia als Frauen. Legende: Hoc erat in votis.
Geneva Helvetiaeadnexa XIX. Sept. MDCCCXIV. (Anton Bovy.) Revers:
Die Schilde von Genf und der Eidgenossenschaft an einen Felsen ge-
lehnt, an dem die Inschrift angebracht ist : tell-winkelried. sempach.
MORGARTEN. Legende : Tutela Praesens. Societas Artibus Promovendis
Instituta Excudi Curavit. MDCCCXXIV. A. Bovy.
8. In Stahl ciselirtes Winkel ried-Denkmal — in silbernem Reif —
als Uhrgehänge.
9. Medaille auf die 5. Säcularfeier von Bovy — nach den Zeichnungen
der Herren Goldschraid Bossard und J. Meyer-Amrhyn in Luzem. Avers:
Die Wappen der 4 Waldstätte zwischen den Schenkeln des eidgenössischen
Kreuzes. Revers : In einer gothischen Nische Winkelried als Ritter. In-
schrift: He! Er hat eins loewen mut. Sin mannlich tapfer sterben, kam
den vierwaldstetten gut.
^^^^
iui>^ iiiur iiiiiiuiiiuiiiniiiniiia«
namnTmno>inHU?iiui!uuui
•nfTfr.
V* 'r~.im ' i
BiiiiuiiiuiuiiKiUiUiui!inmaiiiuiriuuB«niiMuiiin]utBWiit)iiunuii»n>hii(i"
■BEumLoiuiiuiicjna
UWJIBiMUllllllMHUUillMIIlHLIllUflinaTlÜJLmui^liilllJI
iiiiUiiiiiuiiuuHJiiuiuiniatuuraiaiTiiiQniiuiuuiuMiiuuniniiainaiiuaiu
J, Volkssagen von der Sempaehersehlaeht
An jedes für ein Land bedeutsames Ereigniss knüpfen sich Volks-
sagen an, welche theils die Thaten hervorragender Männer, theils den
Boden betreffen, auf dem die Begebenheit sich zugetragen. So finden wir
denn auch im Sagenkreise von der Sempaehersehlaeht Erinnerungen an
Herzog Leopold, an den Hofnarr desselben, an Martin Malterer, an
Winkelried und Gundoldingen u. s. w. Wir heben aus diesen Volkssagen,
die schon im 15. Jahrhundert üppig emporwucherten und im 16. und
17. Jahrhundert in den Erzählungen von der Sempaehersehlaeht den
wesentlichsten Theil beanspruchen, folgende hervor:
1. Der Tod Herzog Leopolds. Schon Fabri erzählt: «Ein krummer
buckliger Schweizer fand Herzog Leopold ohnmächtig auf dem Schlacht-
felde liegen und suchte ihn, obwohl er sich zu erkennen gab, mit einem
Dolche zu erstechen. Dann erwürgte er den Herzog. Als der Bucklige sich
seiner That rühmte, wurde er in Bern hingerichtet.» Diese Sage erhielt
durch Birken und die schwäbische Chronik von Crusius grössere Ver-
breitung. — Nach andern Berichten warfen sich Harras und Martin
Malterer auf den verwundeten Herzog, um ihn zu retten. Leopolds Leiche
zeigte keine Kopfwunde; desshalb erschien die Sage über jene Todes-
ursache nicht ganz unglaubwürdig. — Die Bernerchronik meldet, Leopold
sei um 8 Uhr gestorben; da nach übereinstimmenden Berichten der
Hauptkampf um Mittagszeit stattfand, Leopold aber erst fiel, als das
Panner von Oesterreich schon verloren war, so kann darunter, wie mir
scheint, nur 8 Uhr Abends verstanden werden ^). Wie lange Herzog Leopold
im Todeskampfe lag, lässt sich nicht ermitteln.
2. Leopolden-Käppcli. Eine bekannte Volkssage meldet: Die Leiche
Herzog Leopolds wollte man vom Schlachtfelde zur Beisetzung nach
Münster bringen 2); allein die Chorherren fürchteten, die Eidgenossen
würden das Stift hiefür strafen. Darum blieb die Leiche am Ende des
*) Oder wäre es, bemerkt Herr Dr. A. Bemoulli, nicht möglich, dass mit «hora
octava» Nachmittags 2 Uhr gemeint wäre, nämlich nach der kirchlichen Standenzählung,
welche 12 Uhr Mittags als «sexta» bezeichnet und Vesper (5 Uhr) zuweilen als «hora
duodecima»? — Grotefend: Chronologie 44.
*) M.Ried weg: Geschichte des CoUegiat-Stiftes Bero-Münster. Luzerni88i, 146.
446
Friedkreises von Münster (Geschichtsfreund XVIII, 314) in der Nähe
von Gunzwyl, wo später «sTeopolden Chäppeli» erbaut wurde.
Dörflinger's Beschreibung der Schlacht bei Sempach ; Schweizerischer Gesdiichts-
forscher X, 197 ; K. Pfyffer: Geschichte von Luzem I, 106.
Diese Sage taucht erst sehr spät auf; die Kapelle bei Gunzwyl ist
dem hl. Diebold *) geweiht; an diese Namensähnlichkeit knüpft die Volks-
sage an. Diese Sage verliert ihre Bedeutung auch noch aus dem Grunde,
weil kein öffentlicher Weg von Münster nach Gunzwyl durch diese Gegend
nach Sempach führte, so lange das Land angesäei war. Dieses geht aus
der gerichtlichen Aussage hervor, die um 1424 Claus in dem Grüt von
Schöpfen machte, « der nach der schlacht ze Sempach by zwein oder dry
Jaren ongeverd kommen si gen Walde». (Codex 102, Sachen und gewar-
sarainen antreffend Sanct Michaels arapt, fol. 12 im Staatsarchiv Luzem.)
Der Weg führte damals durch die Locheten.
Das auf einem erratischen Blocke erbaute «Diebolden-Käppeli» steht
also mit der Schlacht bei Sempach so wenig in Connex, als z. B. das
«Lüpoldsbüel» bei Neudorf, das schon 1326 erwähnt wird.^)
Dass man daran dachte, Herzog Leopold in Bero- Münster beizu-
setzen, ist übrigens schon aus dem Grunde unwahrscheinlich, weil die
Gruft des Hauses Habsburg-Oesterreich in Königsfelden sich befand,
und die Stiftskirche von Münster wahrscheinlich schon vor der Schlacht
von den Eidgenossen verbraiyit worden war, als die Eidgenossen nach
Ablauf des Waffenstillstandes im Juni 1386 drei Tage und Nächte in
Münster lagen (vgl. oben bei den Chroniken S. 147) «und wuostend und
brantend was in dem Ergöw was». Allerdings erzählt Halbsuters Sem-
pacherlied, der Befehl zur Beisetzung Herzog Leop)olds in Königsfelden
sei von der Herzogin -Wittwe, die sich in Oesterreich aufgehalten habe,
ertheilt worden. Allein diese Angabe ist kaiun richtig. Mit dem Herzog
und seinem Sohne befand sich wahrscheinlich auch Leopolds Gemahlin
in den vorderösterreichischen Landen, wahrscheinlich in Zofingen, indem
sie nach der Schlacht den Zofingern den Kleinzehnten nachliess.
Chronik der Stidt Zofingen 181 1, I, 2, 131.
3. Heini von üri. Zu den Volkssagen über die Schlacht von Sempach
gehört auch jene von <^ Heini von Uri», dessen Bild «in dem Kloster
Königsfelden, an der Thür des Schlafzimmers der Königin Elisabeth, zu
sehen ». Vgl. die Abbildung in J. Müller's Alterthümem I, Tafel 25 vom
Jahre 1773.
Müller erzählt hierüber I, S. 32 : Eine sehr alte Handschrift (Bullinger
ist gemeint, vergl. Neujahrsblatt von Winterthur 1865, 9) meldet, dass
dieser Hofnarr mit dem Herzog Leopold von Oesterreich in der Sem-
pacher-Schlacht gewesen, und erzählt zugleich Folgendes von ihm. «Der
Herzog hatte einen Narren von Uri gebürtig, der Ihme vast lieb. Zum
selben sagten etliche Hofjunkern : Heini ! Dyne Landslüth sind grad dort
vor vns in dem Wald, warum gehest du nit zu ihnen, und grüssest sy !
Tribend also ihr Fazwerk mit dem Narren. Der Narr aber, als man synen
*) So sagt das Amtsbuch von 16 13 ausdrücklich: Die Gränze des Bussenbezirks
des Propstes bilde das v he) gen Käppiin bim Buochholz oben bei sant Thiebold genannt».
Zeitschrift für schweizerisches Recht N. F. II, 161.
■) Estermann : Heimathkunde von Neudorf 31.
447
nüt achtete, lief er dem Wald zu, und kam in die Wachten. Die fiengend
ihn und fragtend ihn so vil und lang, bis das sy vennerkten, was er für
ein Gsell war, hiessend ihn gehen, und widerum zu synera Herren lauffen;
wylen er aber by ihnen ufenhalten war, schiket es sich, dass die 4 Panner
eben nüwlich zusamen schwuren, und das sy von einander nit wichen
wollen, bis in den Tod hinein. Das hat der Narr gesehen, darum als er
wider zu des Fürsten Herzüg kam, lief er ungestüm dem Fürsten zu,
sagt, wie er niden in dem Wald by synen Landtsleuten gsyn, die habend
alle ihre Hand ufghebt, und gschworen jhne, den Fürsten, zu tod zu
schlahen, deshalben solle er da nirgend blyben, sonder flux hinter sich
zühen, und da nit stryten. Das trib er so mächtig und grülich, dass sich
der Fürst darab entsezt, und die Herren den Narren auf Sursee fertigen,
nur das er schwyge.»
Dieser Bericht Bullinger's wurde übrigens sc?hon durch die Chronik
Michael Stettler's von Bern 1626, 1, 92 — 93 bekannt, welche auch J. LaufTer
für seine helvet. Gesch. IV, 226 f benutzte, wie Grimm für seine Kleine
Schweitzer Kronika 1 723, 86 u. 1 733 ; ebenso die Kleine Schweizer-Chronik,
Bern 1 804, 523- 525. Die altern Chronikschreiber, z. B. Schilling von Luzem,
Bebel Facetiae 81, b, Zincgref Apophtheg. I, 388, Flögel : Gesch. d. Hof-
narren 1 789, 267, wissen nur zu berichten, der Narr habe den Herzog
gefragt, ob er auch daran gedacht habe, wie er wieder aus dem I^nde
heimkommen könne. (Oben Seite 208.) Also ganz wie die Sage von dem
übrigens historisch beglaubigten Hofnarr Herzog Leopolds I., Kuni von
Stocken, bei der Schlacht von Morgarten.^) — Der Text zum Holzschnitte
Manuels von 1551 (oben S. 249) meldet, Heini von Uri habe dem Herzog
mitgetheilt, die Eidgenossen hätten zusammen geschworen, ihn zu er-
schlagen. — Iji Sursee erzählte man sich, Heini von Uri habe in der Löffel-
oder Mangelburg in Sursee gewohnt und sei dann aus Betrübniss über
den Tod des Herzogs nach Königsfelden. In Sursee, wo heute noch eine
«Zunft der Schildbürger unter dem Patronate des Heini von Uri» existirt,
lief der Stadtnarr (1626 in den Rathsprotokollen von Sursee bereits er-
wähnt) am Unschuldigen- Kindlein-Tag im Kostüm Heini's herum.
Attenhofer : (jeschichtliche Denkwürdigkeiten der Stadt .Sursee 107 — 1 09 ; Pfyffer :
Gesch. V. Luzern I, 98 — 99; vgl. dazu Dr. Th. v. Liebenau: Die Schlacht am Mor-
garten. Mittheilungen des historischen Vereins von Schwyz III, 1884, 37 — 39.
Ueber der Figur in Königsfelden, welche man schon 1480 als Kuni
von Stocken bezeichnete, stand die Inschrift «Narra-Hus», womit die
Wohnung des Schreibers (Narr) bezeichnet war.
4. Die Sagen über Martin Malterer, der auf dem Herzog soll er-
schlagen worden sein (oben S. 251, 261 — 262) hat zuerst die Chronik
der Grafen von Zimmern in Umlauf gesetzt; vgl. oben bei den Chroniken
149, S. 264.
*) Vgl. über K. v. Stocken meine «Berichte über die Schlacht am Morgarlen»
37 — 38, dazu A. Birlinger: Aus Schwaben, Wiesbaden 1874, II, 47 — 50, und «Volks-
thümliches aus Schwaben», Freiburg 1862, II, 36. Auch sonst wird die Schlacht von
Morgarten mit der von Sempach verwechselt, vgl. oben Seite 192 — 193. Ebenso be-
zieht sich die in der Beschreibung des deutschen Baurenkrieges von 1525 enthaltene
Anspielung auf Herzog Leopolds Kampf mit den Bauren auf Morgarten, nicht auf
Sempach. (Dr. F. L. Baumann in der Bibliothek des Litterar. Vereins von Stuttgart,
Band 129, 596.)
448
5. Die Rettung des Zofinger- Panners durch alt Schultheiss Nikolaus
Thut wird zuerst in Halbsuters Lied en^'ähnt.
Diese Sage l>eleuchtet Ed. Osenbrfiggen in seinen Wanderstudien aus der Schweiz
II, 99 — 102. Vgl. dazu oben Seite 251.
6. Die Kanonen zu Sempach. Wir ergänzen hier noch eine andere
Nachricht, die uns nachtraglich durch Herrn Pfarrer Dr. Karl Schröter
aus dem Jahrzeitbuche von Rheinfelden mitgetheilt worden ist Die Ver-
zeichnisse der Gefallenen erwähnen unter den Rheinfeldnem einen Arm-
brester Johann Werner ; dieser wird aber im Jahrzeitbuche von Rhein-
felden als Büchsenmeister bezeichnet Diese Einzeichnung lautet : VII. Jdus
Julii. ObiitVogtJentzi. Ob. Wernherus zem Hobt (Häuptli). Ob. Johannes
Wemherus qui fuit magisier pixidis domini ducis Atistrie. IH. Non.
Julii. Berchtoldus de Bema, Hartmanni filius. Dietricus de Bema, Hein-
ricus de Bema. Hemmann Truchsess armiger.
Die Stelle in Etterlin's Chronik über die Büchsen, sowie die Andeu-
tung im grossen Schlachtliede, w^onach die fremden Gäste (Söldner) wegen
der herabfallenden Aeste verdriesslich wurden, ist also nicht ohne Weiteres
von der Hand zu weisen. Ueber pixis = Kanone vgl. DuCange, Dictionn.
7. Winkclried, Dem grossem Publicum wurde Winkelried 's That
zuerst durch das Halbsuter'sche Lied und dann den Gelehrten durch
Heinrich Pantaleon's Heldenbuch, Basel 1565, bekannt Nach Münster
und Stumpf erzählt Pantaleon die Schlacht und ergänzt dann die That
Winkelried's, dessen Taufname ihm unbekannt war, aus dem Schlachtliede
«Es ist dieses Winckelriedten gedechtnuss durch sein ehrliche tath
noch auff heutigen tag bey den Eydgenossen vorhanden, vnd wirt sein
mannhcit mit dem gesang allenthalben gepriesen.» Die Zahl der Speere,
die Winkelried umfasste, wird verschieden angegeben; Kirchenrath Mieg
von Heidelberg sagt: «über fünfzig Spiesse!»*)
Auf ganz abweichende Weise erzählt die That Winkel rieds das
«Schweizerische Kriegs-Recht», Frankfurt 1704, S. 203: «Einer under
ihnen, so etwas ungewöhnliches anzusehen, tragte einen gantzen Arm voll
Spiess, zu was Vorhaben wusste noch nicht jedermann. Als nun dieser
Schlacht-hauffen auff gestellet, und die Losung zum Schlagen beyder-
seits gegeben worden, sähe man, was der mit seinen vielen Spiessen im
Sinn zu thun hatte. Er fassete selbige under bejde Arme, dränge damiit
dem Feind in sein Schlachtordnung ein, und bahnete seinen Mitbrüdem
vermittelst einer forcirten Lücke den Weg, ihme nachzuhauen, welches
so viel würckete, dass also bald eine Confusion under dem Gegentheil
entstanden.» Diese Darstellung lehnt sich an das Bild in Grasser's Helden-
buch und an das Glasgemälde im Museum zu Luzem an. Vgl. S. 419.
Johann Leopold Cysat handelt in der « Beschreibung des Berühmbten
Luccrner- oder 4-Waldstätter-Sees» von 1645 (gedruckt 1661) von den
3 berühmten Winkelried, namentlich von«/ir;/ö/</ Winckelried, der nächst
Gott, die meiste Vrsach des gewaltigen Sigs gewesen».*) Spät erst wurde
*) Göcking's Journal von und für Deutschland 1784; daraus Balthasar: Merk-
würdigkeilen 11, 237.
•) Schon Jakob Vogel (Gilg Tschudi, 1856, 172) fand es auffällig, dass Tschudi
«die That Winkelrieds nur beiläufig mit ein Paar Worten erwähnt».
449
der Sempacher- Winkelried «Schrutaa» (nicht Struthan) genannt. ^) Bu-
singer erwähnt die Sage, Winkelried sei erst auf der Heimkehr auf dem
See verschieden. Halbsuters Lied dagegen lässt durchblicken, Winkelried
sei unmittelbar nach Vollbringung der Heldenthat gestorben.
8. Gundoldingen. Als Petermann von Gundoldingen sterbend auf
dem Schlachtfelde lag, traf ihn ein Luzemer, den der alte Held anredete :
«Sage unsem Mitbürgern, sie sollen keinen Schul theissen länger als ein
Jahr an dem Amt lassen ; das rathe ihnen der Gundoldingen, und er
wünsche ihnen glückliche Regierung und Sieg.* Diese Nachricht wird
zuerst erwähnt 1775 in Balthasar*s historischer und moralischer Erklärung
der Bilder auf der Kapellbrücke der Stadt Luzem 68 — 69, 1 784 in Bal-
thasar's Nachrichten von der Stadt Luzem 95 — 96, 1 786 in Joh. von Müller
II, 444 (Leipzig 1825, II, 476 — 477), 1819 in der Festpredigt vonThad-
däus Müller 46, 1820 in Businger's Bildergallerie II, 21 und in Vögelin's
Schweizer-Geschichte 1820. Da bereits 1384 Gundoldingen vom Schult-
heissenamte abgetreten, und seit 1385 der halbjährliche Wechsel im
Schultheissenamte eingeführt war, ist Gundoldingen's Mahnung unter die
Sagen einzureihen, deren Gehalt nicht hoch anzuschlagen ist. Wir haben
oben hervorgehoben, dass Gundoldingen in ziemlich autokratischer und
nichts weniger als selbstloser Weise die Regierung führte. Die demo-
kratische oder Kriegs-Partei führte mit dem halbjährlichen Wechsel des
Schultheissenamtes auch die halbjährliche Rechnungsablage ein. Sie ver-
langte, dass um ernstliche Sachen unverzüglich Recht gesprochen werden
soll, namentlich um Erbsachen. Die Amtleute sollen geloben, mit Treue
und Wahrheit umzugehen. Es scheint somit in administrativer wie in
richterlicher Beziehung die Staatsverwaltung zu sehr viel berechtigten
Wünschen Anlass geboten zu haben.. Dass die sociale Frage damit in
Berührung stand, zeigen die gleichzeitig eingereichten Begehren betreffend
Regelung des Münzwesens, Beschränkung der den Geldwechslern ein-
geräumten Vorrechte in Bezug auf Zinsfuss und Schuldbetrieb, auf die
den Cawertschen anderwärts gewährten Rechte, und Verpflichtung der
Letztem, sich jederzeit so mit Geld zu versehen, dass sie den Bedürfnissen
des Publicums zu genügen im Stande seien. Hiezu kam das Begehren
betreffend Errichtung einer Staatsbank (Wechsel), d. h. das Gesuch, dass
die aus dem Geldwechsel sich ergebende Provision dem Fiscus zukomme.
Die Besorgung der Wechselgeschäfte sollte einem «Biedermanne» über-
tragen werden.
Zu den Bemerkungen über die nicht selbstlose Haltung Gundol-
dingen's, die sich besonders bei der Erwerbung der Vogtei Ebikon mani-
festirte, habe ich noch auf eine weitere interessante Thatsache aufmerksam
zu machen, die auf Gundoldingen 's Pläne hinzudeuten scheint. Rudolf
von Büttikon, Herr zu Ruod und Wiggen, war in erster Ehe verheirathet
mit Bertha von Gundoldingen — die höchst wahrscheinlich eine Schwester
des Schultheissen war. Dieser Rudolf und sein Sohn, Ritter Hemmann,
Bürger von Luzern (1386 — 14 12), traten nach und nach in den Besitz
derjenigen österreichischen Lehen, die — wie die Vogtei Ebikon — von
') Ein Winkelried dieses Namens wird in Urkunden von 1275 — ^3^3 erwähnt,
Heinrich W. genannt Schruthan. Arnold Winkelried wird zuerst von Tschudi «Ritter»
genannt,
Hthtnau, Sohlaoht bei Sempaoh.
29
den Eidgenossen am" meisten bedroht waren. So besitzen diese als öster-
reichische Lehen : die Kirchensätze von Gersau und Art, den Meyerhof
zu Kriens und die Vogtei zu Horw. Wie mir scheint, wollten die Her-
zoge sich in den schweizerischen Städten nach und nach durch solche
Lehenstr<4ger eine Partei sichern, die, wie in Zürich die Brun, Müllner,
Maness, Stagel, Seiler u. s. w., in Bern die Madstetten, die Buben berg als
Herren zu Spiez (seit I3()8) u. a. m. durch Lehensverband Oesterreich
zu Diensten verpflichtet waren. In Luzem wurde Gundoldingen's Name
im letzten Jahrhunderte durch die vaterländischen Schauspiele Zimmer-
mann's populär; frühere Chronikschreiber wissen von den Verdiensten
dieses um Luzcrn und die Eidgenossenschaft hochverdienten Mannes
wenig zu erzählen.
9. Der Eidbruch der Herren von Rinach. In Halbsuter's Siegeslied
Strophe 65 lesen wir :
Desglichen die von Rinach
die hand ein mord getriben,
wie sie des selbig hand verbracht,
das ist noch unverschwigen,
he! ouch wurdends meineid,
und e der schimpf ein ende nam,
da hat mans inen gcseit.
Der Eidbruch beruht darauf, dass Bertschmann von Rinach auf Ober-
rynach in Luzcrn Burgrecht nahm, dann aber bei der Ankunft Herzog
Leopolds sich doch wieder auf Seite Oesterreichs stellte und einzelne
Bürger von Luzem gefangen nahm. (Liebenau: Actensammlung zur
(jcschichte des Sempacherkrieges 182 — 184.)
Der Mord steht wohl in Connex mit einer That Junker Rutsch-
mann's von Rinach, der von Sempachem mit einer Axt erschlagen wurde
(Sempacher Acten 203).
10. Die Weiber von Sempach. Noch im Jahre 1 792 zeigte man das
Ester ^) (Feldthürlein) beim Meierholz, bei dem sich 200 Eidgenossen von
der Hauptmacht abtrennten, weil es ihnen am Muth fehlte, die Schlacht
mitzumachen. Diese 200 Mann wurden, wie Haller mit Hinweis auf
Schodeler versichert, spottweise die Weiber von Sempach genannt In
Schodelcrs Chronik aber findet sich diese Sage noch gar nicht, sie wird
zuerst 178(3 in DörÜinger's Beschreibung der Schlacht erwähnt und wurde
in weitern Kreisen bekannt durch Haller: Schweizerschlachten 184. Die
Sage ist derjenigen von Laupen nachgebildet.
Archiv des histor. Vereins von Bern IV, 3, 40, 53. Vgl. hieza Th. v. Liebenau:
Die Schlacht von Morgarten 20 — 21.
11. Die Solothurner und Berner zu Sempach. Als nach der Aufnahme
Basels in den Bund der Eidgenossen unter einzelnen eidgenössischen
Orten ein Streit über die Rangordnung der neueren Bundesglieder er-
wachte, suchten Schulthciss und Rath von Solothum ihr Anrecht auf den
bisanhin an den Tagsatzungen behaupteten Stand mit Schreiben vom
^) Durch ein Ester marsch irten die Schweizertruppen gerne, wenn man sie zahlen
wollte, so z. B. 1531 vor der Schlacht auf dem Gubel die Katholiken. Vgl. Th. v.
Liebenau: Beschreibung des II. Cappelerkrieges von Werner Steiner von Zug. Anzeiger
f. schweizer. Geschichte 1884 S. 338.
r
451
6. November 15CX) auch mit Hervorhebung der Verdienste um die Eid-
gcftObsenschaft zu motiviren. Wir lesen in diesem Schreiben : « Lieben
Herren und sonders lieben Eidgenossen. Ir wüssent, wie wir von anfang
(sie!) der loblichen Eidgnosschafft her biss uff" disen tag unwandelbar
angehängt, unser lip, sely er und gut zu Sempach und an andern orten, als
der pfaffenbrüff luter anzöigt, zugesetzt und nie nützit abgezogen habent
und noch ungern thun woltent, als Ir von unsern botten muntlich ouch
bericht sind. Darumb in bedenken desselben wellent uns den Eren nach
verdenken und bi unserm Stand Sitzens und Siglens halb unverendert
beliben lassen.» Hier liegt nun zunächst eine Verwechslung zwischen dem
Pfaffenbrief von 1370 und dem Sempacherbriefe vor.
»Allerdings nennt der Sempacherbrief vom 10. Juli 1393 mit Bern
auch Solothurn. Allein die gleichzeitigen Chroniken und Acten wissen
nichts von der Betheiligung der Bemer und Solothurner am Kampfe zu
Sempach und der Sempacherbrief unterscheidet auch ganz genau zwischen
den Orten, die zu Sempach waren und solchen, die am Kampfe gegen
Oesterreich überhaupt Theil nahmen, indem er sagt : « Es ist ouch ze
wissende dz in dem obgenanten gefechte der vyenden vil entwichen,
do dz velde behept wart, die alle uff" der walstatt und do umb beliben
warent, hettent die unsern, so dabi warent, inen nachgefolget und nüt
geplündert» etc.
Da Solothurn zur Zeit des Sempacherkrieges nicht mit den Wald-
stätten, wohl aber mit Bern verbündet war, so ist es begreiflich, dass der
Eintritt Solothurns in den Kampf erst mit der nach der Schlacht erfolgten
Absage Bern's an Oesterreich beginnen konnte. — Wir sehen aus diesem
Beispiele klar, dass flicht einmal amtliche Actenstücke, die auf frühere Ver-
hältnisse zurückgreifen, durchaus glaubwürdig sind. Uebrigens scheinen
die Solothurner später selbst den vorgebrachten Irrthum eingesehen zu
haben, da sie in einem Schreiben vom Montag nach Verena 1501 das
gleiche Gesuch damit begründeten, «das unser altvordern und wir je
daher, so lang der stand der Eidgnosschaffl in namen gewesen ist, dem
on alles mittel in trüwen angehängt und unser vermögen, sei, eren, Ups
und guts in deheinen nöten nie entzogen». Der Solothurner Chronik-
schreiber Franz Hafner berichtet dann im 17. Jahrhundert, nach dem
Vorgange des Anton Haffher von 1577, die Solothurner seien mit den
Bernern den in höchster Noth befindlichen Eidgenossen bei Sempach
zu Hilfe gekommen und durch dieses Eingreifen neuer Streitkräfte seien
die Oesterreicher zur Flucht gezwungen worden. Diese sagenhafte Nach-
richt taucht seither in verschiedenen Schweizergeschichten auf, so auch
in Leu's helvetischem Lexikon XVII, 62.
Zur Entstehungsgeschichte dieser Sage vergleiche Seite 250.
12. Die Standesfarbe von Bremgarten, 1612. '<So ist es zu wissen,
dass Lütenampt Meyer, als Ine Hanss Jacob Rysser ein Burger zu ßrem-
garten nach Bünzen begleitet, geredt und Ine, Rysser, befragt: Ob er
wüsse, warum die Herrn von Bremgarten in Irer Stattfarb den Rock oder
Mändlen rote Ermel tragent? Rysser gsagt Nein. Daruff* Lütenampt
gerett : die Bremgarter habent uff' ein zit Willisouw verbrennt. Darumb
M. g. H. Inen, dass sy an Iren Mändtlen, die zuvor gantz wyss gewesen,
rot Ermel tragen söllent zuo einer ewigen straff" uffgesetzt habent.»
Staatsarchiv Luzern. Acten : Unruhen.
452
Nach dem Jahrzeitbuche von Bremgarten und dem sogenannten
Jennerschen Schlachtberichte dagegen bilden die rothen Ermel eine Aus-
zeichnung für die bei Sempach bewiesene Tapferkeit. Vgl. oben S. 334, 298.
Schon vor der Schlacht bei Morgarten hatte Bremgarten den rothen
habsburgischen Löwen im weissen Felde als Stadtwappen angenommen;
es ist daher natürlich, dass diese Farben auch auf den Mänteln erscheinen.
13. Die Sagen über die Rettung der Adelsgeschlechter von Rinach
und von Eptingen — erstere z. B. in der Chronik Bullinger's, letztere bei
M. Stettier 1,93 und oben Nr. 132, S. 236 — durch je einen jungen Ritter,
der sich beim Abschneiden der Schuhschnäbel verletzte, sind haltlos.
Denn der bei Sempach gefallene Rutsch mann von Rinach z. B. hinterliess
zwei Söhne, Hans Rudolf und Werner. 1396, 22. October, bestätigte
Herzog Leopold von Oesterreich dem Hans Rudolf von R}Tiach, dessen
Vater mit seinem Vater, Herzog Leopold, bei Sempach umgekommen,
die Pfandschaften, die jener von diesem erhielt, 20 Mark Silber und 13
Viertel Kernen auf der Vogtei zu Esch und 9 Mütt auf dem Hofe zu
Müswangen. Lichnowsky V, Regest Nr. 103. Die Mutter dieses Hans
Rudolf war nach dem Familienbuch der Rynach Adelheid (Truchsess)
von Wolhusen. Bader: Bademia III, 147 ff. Es sollen 7 Rynach bei
Sempach gefallen sein : Albrecht, Franz, Fritz, Günter, Heintzmann, Föll-
mann (Ulmann, Ulrich) und Rutschmann (Familienbuch bei Herrn Egbert
Friedrich von Mülinen in Bern). Die Inschrift in Sempach fügt noch Anton,
Burkard und Cunz von Rynach hinzu, die wie Franz nicht nachweisbar
sind. Als den Stammhalter nennt das Familienbuch Hemmann von Rv-
nach, Gemahl der Cäcilia von Homburg, 1409 Vogt auf Lauffen bürg, der
von seiner Gemahlin 1389 aus der von den Bemem und Solothumem
belagerten Burg Auenstein auf dem Rücken herausgetragen wurde. (Repe-
tition der Sage der Weibertreue von Weinsberg.) Vgl. Rochholz in der
ArgoviaXV, 34 — 40. — Sieben Eptinger fielen wirklich bei Sempach, aber
daneben gab es noch zahlreiche Glieder der Familie, deren Aufzählung
zu weit führen würde; vgl. z. B. Boos: Urkundenbuch von Basel-Land.
Diese Sagen sind also ebenso haltlos als die Relation von Albert
Krantz (oben S. 205), wonach alle Adelichen, mit Ausnahme von 18, die
in Gefangenschaft fielen, bei Sempach umgekommen sein sollen. Zu die-
sen Adclssagen gehört auch jene über die Auswanderung der adelichen
Familie von Schwendi aus dem Entlebuch in Folge des Sempach erkrieges
nach Schwaben. Pfarrer Zell in den Würten bergischen Jahrbüchern für
Statistik und Landeskunde 1884, II, i, 40. In Urkunden wird einer solchen
Familie des Entlebuchs nie gedacht. Es scheint eine Erinnerung an den
Hof * Schwanden ^j vorzuliegen, dessen Hofrecht ich in den Luzemerischen
Rechtsquellen publicirt habe. Ein Hans von Schwanden befindet sich unter
den fränkischen Edelleuten, die nach der Schlacht bei Sempach den Eid-
genossen ihre Fehdebriefe sandten. Oben Seite 151.
14. Das Wappen der Peer von Luzern. Nach Leu's Lexikon VII,
57, vom Jahre 1757, erzählt Dörflinger 1786 in seiner Beschreibung der
Schlacht von Sempach : Junker Ludwig Feer habe sich vor Sempach so
w^ohl gehalten, dass ihme Ehren halber des erschlagenen Herzogs Lüpolds
Namen und Wappen, das ist ein Low in weissem Feld, zu tragen geschenkt
worden.
453
Diese Sage ist ganz haltlos; die Feer wurden erst später «Junker»,
etwa 1470; sie führten auch bis tief in's XV. Jahrhundert hinein zur
Erinnerung an ihren frühem Beruf ein Stossruder. *) Erst König Mathias
von Ungarn verlieh 1488 den Brüdern Feer das Wappen mit dem Löwen.
Etwas älter ist die Sage, Feer habe für die bei Sempach bewiesene
Tapferkeit das Panzerhemd Herzog Leopolds geschenkt erhalten. Wahr-
scheinlich fand sich eine Handschrift vor, in welcher es hiess, Feer habe
die Wa^en Herzog Leopolds erhalten; daraus machte man später das
Wappen. Allein schon desswegen, dass der Herzog in seinem gewöhn-
lichen Siegel den Bindenschild, nicht den Löwen führte, hätte man längst
schliessen können, dass die Sage keine Beachtung verdient.
15. Die Blume von Sempach. Als man um das Jahr 1430 das Fun-
dament zum Kaplaneihause in Hildisrieden grub *), fand man — nach
Meister Felix Hämmerlin — auf dem Schlachtfelde von Sempach^) den
Körper eines Ritters, aus dessen Herz eine Blume von solcher Grösse
und Schönheit hervorwuchs, wie solche noch nie von Menschen gesehen
worden.^) Diese Blume war 1484 in der Schlachtkapelle gemalt*) und
auch 1516 vor dem Fronaltare der Kirche in Hildisrieden und 1592 in
der Kirche zu Sempach zu sehen.
Im Jahre 15 15 sprosste an S. Cirillentag neben dem Fronaltar der
Schlachtkapelle — an der Stelle, wo Herzog Leopold gefallen — aus
«hertem Erdrich» wieder eine wunderbare Blume hervor, «voll kleiner
plumli mit rotten plettlin usswendig und das inwendig pizlin wiss geferbt».
Es war ja gerade in der Zeit, wo der kaiserliche Einfluss sonst auch
manche wunderbare Blüthe trieb. Diese Blume kam durch den Pfarrer
zu Käss von Sempach, welcher 1516 eine Urkunde über die Wunder-
blume ausstellte, auf das Schloss Tyrol, wo sie in einer Schachtel noch
1 703 aufbewahrt wurde. ^)
16. Die Verbrennung des Dorfes Gundelingen. Im 16. Jahrhundert
erzählte man sich, die Oesterreicher haben 1386 das Dorf Gundelingen
bei Sempach verbrannt (Collin, Miscell. Fig. 1,2; Leu, Lexikon IX, 346,
anno 1 745.) Ein eigentliches Dorf Gundelingen existirte nicht, wohl aber
ein kleiner Weiler mit Mühle bei der 1256 erwähnten Landgerichtsstätte.
Die freie Genossame Gundelingen gehörte zum Dinghofe Ludiswyl. Mög-
licherweise wurde Gundelingen im Januar 1386 auf dem Streifzuge der
*) Nach der Feer*schen Grenealogie Fol. 2 sind die Feer i486 von K. Maximilian
geadelt «ihnen ein waapen geben worden mit zweyen schalten kreützweis über einanderen
geschrencket». Vorher hatten sie nur eine Schalte.
•) Cysat: Collect. B, 212. — Geschichtsfreimd der V Orte, IV, 84—85, XV, 59.
*) De nobilitate cap. 26. — Reber: Fei. Hämmerli 240. — Lütolf : Sagen 374—375.
*) Vgl. dazu Steigers Flora 614. — Registerband zum Geschichtsfreund I — XX,
490. Ob eine Calla palustris ? Aehnliche Geschichten bei Abraham a Sancta Clara :
Judas der Erzschelm V, 309. — Wie schon Fabri erzählt, lehnen sich diese Liliensagen
an Ovids Metamorphosen an.
*) Felix Fabri. Oben S. 196.
*) Brandis, Jak. Andreas, Die Geschichte der Landeshauptleute von Tyrol, Inns-
bruck 1850, 137. — Ig. Vit. Zingerle : Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tyrol. Inns-
bruck 1859, 392 — 393. — Nigrinus : die von Natur wohlverschantzte und fast unüber-
windliche, gefürstete Grafschaft Tyrol, Frankfurt 1703, 202. — Neue Alpenpost,
Zürich 1876, Nr. 25, S. 390. Vgl. dazu oben S. 400.
__ 454
österreichischen Landvngte gegen Luzern eingeäschert. — Schon R, Col-
Hnus, «Ambühl», der I4c)q in GundeHngen geboren wurde, erwähnt die
Siigc, dass nach der Verbrennung von GundeHngen die Leute in den
Wald von Hüben geflohen seien und von hier aus durch Homer das
bewaflnet auf dem Felde arbeitende Volk jeweilen vom Anrücken der
Feinde unterrichtet haben.
17. Die Rettung der Burg Hcidegg. Zur Zeit der Sempacherschlacht
lebte auf der Burg Heidegg ob dem Baldeggersee eine wohlthälige Edel-
frau, welche beim Ausbruch des Krieges gelobte, der Himmelskönigin
eine Kapelle zu erbauen, wenn die Burg vor dem Untergange bewahrt
werde. Als die Eidgenossen nach der Zerstörung von Lieli nach Heidegg
hinüberstürmten, legte sich plötzlich über die Gegend ein solch' undurch-
dringlicher Nebel, und tobte zugleich der Dinkelbach so gewaltig, dass die
Krieger bald vom rechten Wege abkamen und dermassen sich verirrten,
dass sie erst auf der Höhe der obem Illau sich wieder zurecht fanden.
In Folge dieser wunderbaren Rettung Hess die Edelfrau die Schloss-
kapelle bauen, die jetzt noch die Inschrift trägt : Procul estotc prophani.
Diese Erzählung erschien zuerst in Pfyffer's «Wanderer durch die
Schweiz« 1840, VII, 2'j()\ dann in K. Pfyffer's «Gemälde des Kantons
Luzern», i, 238. Die Sage ist sichtlich dem Gedichte von Clemens Bren-
tano: <^ Die Gottesmauer» nachgebildet. Die Schlosskapelle von Heidegg
wird erst im 16. Jahrhundert erwähnt.
Herzog Leopold hatte 1385, den 15. Februar, Pantaleon von Heidegg,
Johanns Sohn, für sich, dessen Mutter Gertrud von Heidegg und deren
Tochter Margarcthe von Heidegg mit Gütern unter der Burg Heidegg
belehnt. Die halbe Burg Heidegg gehörte den Herzogen von Oesterreich,
die andere Hälfte der zahlreichen Familie von Heidegg, aus welcher ein-
zelne Glieder mit Luzern in Burgrecht standen. Wegen dieses 1400 er-
neuerten Burgrechtes wurde die Burg gerettet.
18. Der schwarze Ritter auf der Thurmmauer von Richensee. Als
bei Sempach geschlagen wurde, hörte man in Richensee eine wimmernde
Stimme leise rufen: Konrad, Konrad! Dieser antwortete eine dumpfe
Stimme : Hie Oesterreich ! Ein schwarzer Ritter steht plötzHch auf der
Thurmmauer, mit blutigem, fast bis zur Hälfte gespaltenem Haupt und
einer tiefen Stichwunde in der Brust.
PfyfTer: Gemälde I, 239.
19. Das Panner von Lenzburg. ^Nachdem und die von Lenzburg,
im Dienst ihres Fürsten, Herzog Lüpolds von Oesterrych, am Stryt vor
Sempach ihre Panner hatten t verloren, und desshalb ein schmöchlichen
Zipfel daran haben musstent, uf ihr hoche Bitt, und Ermahnung redlicher
Diensten, in vergangenem burgundischen Krieg bewisen, hat ein ehren-
ryche Stadt Bern ihnen, als ihren ehrlichen Unterthanen, den Zipfel ab-
genommen, und ihr alte Panner fry ze führen, mit verschribner Fr}''ung,
nachgelassen, uf letsten Tag Merzen 1487.
V«ilerms Anshclms Chronik von Stierlin und Wyss I, 437. — Aehnlich Johann
Ilallcrs Berner Chronik I, 46, fol. 18 in der Stadtbibliothek Bern. — J. Müller: Die
Stadt Lenzburg 1867, S. 48. Archiv des histor. Vereins v. Bern V, 604.
455
Die altem Abbildungen der Schlacht zeigen alle das Panner von
Lenzburg mit dem Pennon. Dieser Zipfel bedeutet nach O. T. von Hefner's
Handbuch der Heraldik 164 das Zeichen des Blutbannes. Aber diesen
besass Lenzburg nicht.
20. Die Ortsnamen. Eine eigene Kategorie von Volkssagen schliesst
sich an die Ortsnamen an., die man mit der Schlacht in Beziehung zu
bringen suchte. Diese Erklärungsversuche der Ortsnamen greifen wohl
sammt und sonders nicht über das letzte Jahrhundert zurück. Ihren Ur-
sprungverdanken sie vielleicht dem «Schlachtbruder», der den Reisenden
die Schlachtenbilder in der Kapelle zu erklären pflegte. Allerdings dürfen
wir diesen Cicerone, der die alten Eidgenossen als hünengestaltige Männer
zu schildern gewohnt war, «deren Finger so gross waren wie Bratwürste»,
nicht für alle diese verunglückten Erklärungsversuche verantwortlich
machen, namentlich nicht für die Namen jener Orte, die weit vom
Schlachtfelde entfernt lagen, wie z. B. Kulmerau,
Dieser Ortsname Kulmerau soll daher rühren, dass eine Rittersfrau
dem ab dem Schlachtfeld nicht heimkehren wollenden Gemahl entgegen-
rief: «Kum mer au!» Rochholz: Schweizersagen II, 242. — Der ur-
sprüngliche Name lautet 1045 ^^<i ^^^Q Cholumbari, 1178 Cholenbare,
1 179 Cholumbrowo. Diese letztere Namensform kömmt noch im 14. Jahr-
hundert vor, neben Kulerow (c. 1310).
Geschichtsfreund XVIII, 200.
Hildisrieden (Ried des Hilto?) bei Sempach erhielt den Namen da-
her, dass hier die Eidgenossen niederknieten und riefen: Maria, hilf uns
kriegen! Aber schon um 11 78 bezog das Kloster Engelberg Einkünfte
von Hiltinsriedin.
Der Ort, wo die Oesterreicher die Schnäbel ab den Schuhen schnitten,
um zu Fuss kämpfen zu können, hiess seither der Schnabelacher. — Der
Name Schnabelacher kömmt für diese Localität im 16. Jahrhundert noch
nicht vor. Bölsterlin will in der Heimathkunde von Sempach S. iii den
Namen von der «Höhe in der Form eines Vogelschnabels» ableiten.
Hör lach heisst der Ort, wo ein Schweizer einem fliehenden Herrn
von Rinach zurief: Gelt! Du hörst jetz lachen! — Schade, dass Horlachen
schon um 1178 im Urbar des Klosters Engelberg erwähnt wird.
Auf einem Acher bei Sempach zeigten die Oesterreicher die Stricke,
mit denen sie die Eidgenossen hängen wollten ; daher datirt der Name
« Hänggelenacker » !
Geschichtsfreimd XVIII, 201.
Wiederkehr, Am nördlichen Ende des Meierholzes befindet sich am
Tobel eine Localität «Wiederkehr». Hier kehrten sich die Eidgenossen,
die beim Beginne der Schlacht geflohen waren, wieder, um in's Schlacht-
gewühl sich zu stürzen.
Pfyffer: Geschichte von Luzem I, loi. — DäDdliker: Schweizergeschichte I, 506
und 510. — Prof. Dr. Rochholz dagegen hält dafür, dass diese Localität von ihrem
frühern Besitzer den Namen empfieng.
Oberschlacht. In der Nähe der Schlachtkapelle gegen Hildisrieden
zu findet sich das Gut Oberschlacht; dasselbe hielt man für den Ort, wo
das eine Treflfen stattgefunden, während das andere mehr um das Denk-
mal herum vorgefallen sein soll. Nach Dr. Rochholz ist Oberschlacht eine
4S6
Viehweide, in die man «das Vihe schlat». Diese Erklärung scheint mir
aber nicht ganz zutreffend, obwohl gerade auf dem in Frage stehenden
Boden der Weidgang üblich war. ^)
Brodkorb. In der Nähe des Schlachtfeldes findet sich der Hof Brod-
korb, der seinen Namen davon soll erhalten haben, dass hier die Eid-
genossen vor der Schlacht den Imbiss einnahmen.
21. Die Eroberung von St. Andreas durch die Schwyzcr. Züricher
Chroniken bringen zuerst die Meldung, die Burg St. Andreas am Zuger-
see sei durch die Schwyzer erobert worden (vgl. oben Chroniken Nr. 52,
S. 147); allein diese Mittheilung ist unter die Sagen einzureihen. Denn
nie haben Schwyzer eine Burg eingenommen, die sie später nicht mit Ge-
walt behaupteten. St. Andreas aber blieb nach der Zerstörung im Besitze
des rechtlichen Eigen thümers. Am 31. December 1385 berichtet Hans
Truchsess von Waldburg ausdrücklich, die Burgen Rotenburg und St An-
dreas seien von denen von Luzem und Zug eingenommen worden (Schrei-
ber: Urkundenbuch von Freiburg H, 43). Die Zuger allein hatten ein
sichtliches Interesse an der Zerstörung dieser Burg. Es mag hier noch
bemerkt werden, dass in späterer Zeit (zuerst von Tschudi I, 523) die
Einnahme irrig in den Juni 1386 verlegt wurde, z. B. bei Fassbind: Ge-
schichte von Schwyz II, 5.
Was Rothenburg nach österreichischer Idee für Luzem werden sollte,
das schien auch St. Andreas für Zug werden zu wollen. Um diese feste
Burg siedelte sich allmählig ein Flecken an, so dass man bereits von einem
«Städtlein» sprach. Zu Weihnachten 1361 hatte Kaiser Karl IV. in Nürn-
berg seinem getreuen lieben Gottfried von Hünenberg gestattet, einen
Markt zu St. Andreas bei Zug zu errichten (Urkunde im Schlosse zu Hall-
wyl). Von Gottfried von Hünen berg kaufte Herzog Leopold «Stadt und
Feste St. Andreas am Zugersee» (1370)*), nachdem ihm 1366 Margarethe
von Wolhusen Burg und Vorburg übergeben hatte.
Oesterreichischer Pfandherr von St. Andreas war der Züricher Götz
Müllner, dem Herzog Leopold die Festung unter der Bedingung übergeben
hatte, dass er <n damit wider die Burger von Zürich und wider Ire Eid-
genossen nit sin noch tun soll», er habe denn einen Monat zuvor den-
selben seinen Fehdebrief gesendet. *) Von feindseliger Haltung Müllner's
gegen die Eidgenossen ist nirgends die Rede ; es gab also bei diesem Zuge
nach St. Andreas ein rein sachliches Interesse den Ausschlag.
*) '535 waltete ein Streit zwischen der Bürgerschaft Sempach und der Gemeinde
Kirchbühl wejjen AllmendeinschUigen ; aus dem Entscheide geht hervor, dass ein Durch-
lass aus der Weid des Gall Gassmann «gegen der Schlacht» seit alter Zeil exisdrte.
« Hinter der Schlacht» hatten fünf Private Güter ; diese sollten «ihre weiden auch lassen
ussgan». *Uff die Zeig gegen der Schlacht mögent die von Sempach mit iro vech und
Schwinen faren nach irem gefallen.» Die Scmpachcr durften drei Tage in der Woche
das Vieh auftreiben.
1726 suchte der Rath von .Sempach um die Bewilligung nach, den Weidgang
aufheben zu dürfen, namentlich in einem »Stuck feld grad ob der Schlacht; etwa un-
gofehr von 8 Jucharten grosse; dadurch würde auch «das undere Schlachtfeld inge-
schlossen». Der Hath von Luzern trat auf dieses Begehren nicht ein. Erst 1814 wurde
dieses Weiderecht losgekauft.
•) Urk. Herzog Friedrichs von Ocsterreich vom Donnerstag vor der Auffahrt 140C
") Geschichtsfreund V, 31.
457
22. Die Sempacherschalen des Herrn von Cr^. Das Sempacherlied
von Halbsuter erzählt, wie der Fischer Roth im Wätschger des Herrn
von Cre (oder Cleve), der ihn heimtückisch ermorden wollte, nachdem er
ihn gerettet, zwei Schalen fand.
In Wätschgem warend zwo Schalen,
Die warend von Silber gut.
Die wurdent Hansen Roten,
Da ward er wol ze mut ;
He, er hat si nit verton,
ZXucem bi sinen Herren
Sind sie behalten schon.
Nun besass der Staat c. 1599 ^^^^ Sempacher-Schale und 1592 die
Gerwerzunft 4 solcher Schalen. Erstere hatte Statthalter Wendel Pfyffer
dem Rathe geschenkt
Die Sage vom Herrn von Cly, der bei Sempach ertränkt wurde, hat
übrigens eine zu auffällige Aehnlichkeit mit jener von dem Fischer Bachs
in der Mordnacht zu Zürich, die von unsern Sagenforschem schon oft
hervorgehoben worden ist. Nur muss man dabei nicht übersehen, dass
die Sempacher-Sage viel früher in Schrift gefasst wurde, als diejenige von
Zürich, so dass man mit Fug sagen könnte, die Zürichersage sei eine Re-
production der Sempacher-Historie,
Dass weder ein Herzog von Cleve, noch ein Herr von Gre, sondern
ein Herr von Cly der treulose Mann gewesen sein muss, der seinen Retter
umbringen wollte, ist sicher. Denn Herzogen von Cleve gab es damals
überhaupt noch nicht. Nach dem Tode des letzten Grafen von Cleve trat
Graf Adolf von der Mark in den Besitz der Grafschaft Cleve, der von
seiner Gemahlin Margaretha von dem Berge 16 Kinder hinterliess, von
denen keines den Namen Andreas führt, den die Inschrift der Schlacht-
kapelle, Cysat's Beschreibung des Vierwaldstättersee*s 1661, 202 und
mehrere Wappenbücher diesem Grafen oder Herzog beilegen. Erst 141 7
wurde der Graf von Cleve von Kaiser Sigismund auf dem Concil von
Constanz zum Herzog erhoben. Lacomblet : Urkundenbuch IV, Nr. 102.
Vgl. Teschenmacher : Annales Cliviae 282. U. v. Richenthal: Concil von
Constanz.
Schon Gilg Tschudi sah deutlich ein, dass der Herzog von Cleve
hier nicht genannt werden könne, darum schrieb er in seiner Chronik I,
529: «der Fry-Herr von Gren uss Burgund, was ein richer Herr, und
was von Gsellschaffl wegen sines Vettern des Grafen von Mümpelgart in
dise Reiss gezogen». Dem entsprechend änderte er die Stelle in Halb-
suter*s Liede um :
Ein Herre was entrunnen, der was ein Herr von Gree.
Man könnte desswegen an den Herrn von Cran (Craon), den Freund
des Minnesängers Bertran de Guescelin denken (Chronique de Bertrand
du Guesclin II, 2']^ 35). Allein alle Merkmale deuten darauf, dass wir
hier nur Pierre de Cly, Sire de Roche d'or, Gemahl der Ursula von Hasen-
burg, vor uns haben (Quiquerez : Monuments de l'ancien Eveche de Bäle
1870, 39; Trouillat: Monum. IV, Table; Ochs: Gesch. v. Basel II, 289),
dem Herzog Leopold von Oesterreich 1386 das Schloss Rosenfels um
n
458
7000 franz. Franken auf Lebenszeit verpfändet hatte. Dieser Cly befand
sich vor Ausbruch des Krieges bei dem österreichischen Heere in Basel.')
Durch die Herren von Hasenburg waren die Cly allerdings mit den
Graferf von Mümpelgart verwandt. Allein auch die Anwesenheit des Herrn
Hans, Ulrich oder Reinhard von Mümpelgart bei Sempach ist schwer er-
wcisbar*). Nach Kaltschmid fiel allerdings einer «von Impelpart»; Russ
nennt einen Hans, der sonst nirgends erwähnt wird ; Tschudi fuhrt einen
Ulrich an. Am wahrscheinlichsten ist es, dass der blinde Graf Reinhard,
Sohn des Grafen Heinrich und der Agnes von Mümpelgart (Giere: Essai
sur l'histoire de la Franche-Corate; P. E. TrefTard: Histoire des comtes
souverains de Montbeliard, Art de vcrifier les dates XI, 185) bei Sempach
fiel, den zuerst die Offen burgische Chronik nennt Dass selbst Blinde in
mittelalterlichen Schlachten mitfochten, wissen wir aus den Erzählungen
über den Tod des blinden Königs Johann von Böhmen in der Schlacht
bei Cre(;y. Nichts scheint mir unstatthafter, als solche von verschiedenen
Autoren erzählte Begebenheiten desswegen in's Reich der Fabel zu ver-
weisen, da ja bei einer Reihe von Schlachten gleiche und ähnliche Vor-
kommnisse sich immer wiederholen. Auf dieser durchaus falschen Basis
bewegt sich z. B. die Schrift von Dr. O. Hartmann : Die Schlacht bei
Sempach, vgl. z. B. 12 — 17.
23. Das Wappen von Wäggis. Wie rasch sich Volkssagen bilden,
beweist folgende Thatsache. In Wäggis zeigt man ein Stück gelben Da-
masts, das vielleicht aus dem 17. Jahrhundert stammt, mit einer Schrift
vom Jahre 1835, wonach dieses Fragment von dem Panner des Grafen
von Eglisau stammt, das die Wäggiser in der Schlacht bei Sempach erobert
hätten. Wegen dieser Heldenthat, wird versichert, haben die Wäggiser
das Recht erhalten, im Wappen ein blaues Egli im rothen Felde zu führen.
Nun gab es aber keine Grafen von Eglisau ; das Städtchen Eglisau, dessen
Panner die Wäggiser laut Bericht von 1824 in der Schlacht bei Näfels
1 388 erobert hatten, führte im Wappen einen Hirsch auf einem Dreiberg,
das Amtssiegel von Wäggis von 1378 aber zeigt bereits das Egli im Schilde,
den Maria, die Patronin das Stiftes Pfäffers, dessen Gotteshausleute die
Wnggiser waren, in der Linken hält.
Vgl. E. Schulthess: Städte- und Länder-Siegel der Schweiz, S. 63 — 64. Mit-
theilung von Herrn Lithograph Anton Eglin in Luzem.
1) Videoben Seite 381.
') Ein Dienstbrief für denselben wird nirgends erwähnt Ich bemerke hier noch,
dass leider die nach Lichnowsky im bayerischen Reichsarchiv liegenden Quittungen für
die im Solde Herzog Leopolds gegen die Schweizer geleisteten Kriegsdienste, von
welchen oben (S. 57) die Rede war, nach gütiger Mittheihmg des Herrn Reichsarchiv-
direktors Dr. F. von Löher, trotz eifriger Nachforschung in München und Speier nicht
aufgefunden werden konnten.
'^»sr
! I
i
I
iB-^BwnwiiwrrrriT-viBr-r""TriflrirTT."itirr^""rr
«■■^«■■■■■irniiinBBnBiirrjrigrni
wfMMmSrmjfMfS«fj/mM»«fJ^MMJFaf^^
K- Feier der Sehlaehi^'ahrzeit
1. Eidgenossenjahrzeit in Unterwaiden. Ueber die Entstehungszeit
der Schlachtjahrzeitfeier in Unterwaiden sind wir im Ungewissen. In Engel-
berg wurde wahrscheinlich schon im 14. Jahrhundert für Gundol dingen
und Conrad der Frauen eine Jahrzeit gestiftet. Dagegen sind Jahrzeit-
stiftungen für einzelne hervorragende Unterwaldner in den Pfarrkirchen
Ob- und Nidwaldens bis jetzt nur spärlich nachgewiesen worden.
Aus dem Jahre 1566 datirt die Eidgenossen-Jahrzeit in Emmetten.
Dort, wie zu St. Jost am Bürgenberg, in Buochs, Wolfenschiessen, Hergis-
wyl und Beckenried wird jeweilen am Montag nach St. Ulrichs Tag ein
feierlicher Gottesdienst abgehalten, bei welchen die Namen der in den
Kämpfen für das Vaterland gefallenen Unterwaldner verlesen werden.
Das alte Landbuch enthält eine 1776 erwähnte^), 1806 und 1857 revidirte
Verordnung, wonach «wegen dem Eidgenossen Jahrzeit» der Staat an die
Pfarr- Kirche in Stans 2385 Schilling, an die Kirchen Buochs, Wolfen-
schiessen, Hergiswyl, Beckenried imd Emmetten je loflf zahlt. — Seit
Erstellung des Winkelried-Denkmals in Stans findet jeweilen am Schlacht-
tage von den Sängervereinen eine weltliche Schlachtfeier, oft mit Fackel-
zügen, zu dem Monumente statt, vor dem patriotische Reden gehalten
werden.
Im Jahre 1786 wurde die Säcularfeier der Schlacht am 17. Juli mit
einer Predigt des Kaplans Zeiger begangen, sowie mit einem historischen
Umzüge, an dem sich 400 Männer betheiligten. ^)
2. Schlachljahr zelten in Uri, Schwyz und Zug. Die Schlachtjahrzeit-
feier in Uri datirt aus dem Jahre 1 489 ^) und wird, wie in Schwyz und Steinen,
gemeinsam mit dem Andenken an die andern Schlachten begangen. Es
werden bei diesem Anlasse, wie in Unterwaiden und Sempach, die Namen
der Gefallenen verlesen. In Zug stheint die Feier erst im 16. Jahrhundert
eingeführt worden zu sein. — In Uri und Steinen w^urde mit der Jahrzeit-
feier eine Armenspende verbunden.
') Blumer: Rechtsgeschichte II, 301. — Gesetzbuch von Nidwcilden 1867, 1, 169.
*) Holzhalb: Supplement zu Leu's Lexikon VI, 413. Luzernerisches Wochen-
blatt 1786, 121 — 122.
') Geschichtsfreund VI, 172 — 173 (wo die Jahrzahl irrig).
46o
3. Schlach^ahrzeit in Luzern. Diese wurde in Luzem schon 1386
eingeführt; der Schlachttag galt als gebotener Feiertag; für einzelne Ge-
fallene wurden seit dem 14. Jahrhundert Jahrzeiten in der Stiftskirche im
Hof und bei Franciscanem gehalten. Wie inSempach fand zugleich eine ein-
fache Festfeier in Luzem statt. Thatsache ist jedenfalls, dass eine grössere
Schlachtfeier in der Stadt Luzem im 14. und 15. Jahrhundert nicht üblich
war. Im 15. Jahrhundert wurde der Gedenktag der Sempacherschlacht
zuerst in der Peterskapelle, später im Hof begangen. 1562 (1582 ?) ^) wurde
dann das allgemeine Schlachtjahrzeit mit Verlesung der Namen jener
Luzemer eingeführt, die in den Schlachten von Sempach anno 1386,
Bellenz 1422, an der Letze 1443, zu Basel 1444, zu Granson und Murten
1476, zu Nancy 1477, im Schwabenkriege 1499, zu Novarra 15 13, zu
Marignano 15 15, zu Biccocca 1522, im Kappelerkrieg 1531 und zu Blain-
ville 1562 gefallen waren.
Ueber die Schlachtfeier in der Stadt liegen uns folgende Nach-
richten vor :
« 1428, 2» ante Johannis baptiste. (21. Juni.) — Item wir versinnent
sich, dz si mer wond einist sind in einkomen, vnd sind och des aber in
einkommen, das man dero die ze Sempach wurdent erschlagen vnd öch
dero, die ze Bellenz wurdent erschlagen, jetwedrer jarzit besunder \Tind
öch vff die zit so es fallet, wil began» *). Der Umgeldner verrechte die
Ausgaben für das Schlachtjahrzeit in Luzem, z. B. «1450, Sabbato post
Kiliani. 2 Va flf 6 ß 8 den. an das gross bett der Schlacht ze Sempach und
Basel.»
«1528, Donstags vor purificationis B. Mariae. {ly, Februar.) — Vnd
alls dann zu tagen, da man nach allt christlichen bruch im Hoff die
Schlacht Jarzit beget, vss hinlässigkeit schier niemant von M. g. H. ze
kilchen gat, das aber von vnsern Altvordren ordenlich vnd styff gehalten
worden, ist angesehen, das vff sölliche tag die Rhatstag v%eschlagen vnd
die Rhät sonderlich vnd flyssig ze kilchen gan sollen.»')
1594, 21. Juni. Freitag St. Johann des Täufers Tag. — Der Rath von
Luzern bcschliesst im Einverständniss mit dem Bischof von Constanz,
diejenigen Feiertage sollen nicht mehr gehalten werden, die von der
Kirche nicht geboten und ohne kirchliche Genehmigung im Kanton seien
eingeführt worden. Dieses Verzeichniss nennt den «Schlachtfirtag» unter
denjenigen, an welchen man nach vollendetemGottesdienst arbeiten dürfe.*)
1750, 25, Juni. — Geheimer Raihsanzug : Mit schlechtem decor vnd
sehr wenigen Kertzen werden die Schlachtjahrzeit gehalten, denen auch
vast niemand beywohne, dem eint- und andern könnte oberkeitlich zu
begegnen getrachtet werden.
Seit 1 798 scheint der Besuch der Schlachtjahrzeit im Hof zu Luzem
fast ganz in Abgang gekommen zu sein.
') Die Jahrzahl ist im Exemplar des Staatsarchivs mit einer Correctur versehen;
1562 scheint richtiger zu sein; denn im Umgeldbuch von 1564 steht: Samstag nach
Petri et Pauli. 5 batzen umb i bermenthut dem lüpriester zum schlachtrodel aller
schlachten der vmkommnen namen darin zu stellen.
*) Rathsprotokoll IV, 128, a. Vgl. Schweizerischer Geschichtsforscher X, 2, 197.
•) Rathsprotokoll fol. 23. Schweizerischer Geschichtsforscher X, 2, 197.
*) Rathsprotokoll XLIV, fol. 98.
401
Bei der vierten Säcularfeier der Schlacht wurde in Luzem den ii.,
12. und 14. Juli 1786 von den Bürgern das von dem jungen Salzmann
verfasste Schauspiel : «Der Helden tag, oder die Schlacht vor Sempach*,
als Nachspiel «der triumphirende Arlequin» mit musikalischer Begleitung
von Professor Reindl aufgeführt. Das Schauspiel Hess an Grässlichkeit
nichts zu wünschen übrig ; Herzog Leopold wurde auf offener Bühne er-
würgt. Vgl. Monatliche Nachrichten aus der Schweiz. Zürich 1786, 100;
Luzemerisches Wochenblatt 1 786, in, 115; Briefe von Haller von Königs-
felden und Joh. v. Müller. Schweizerischer Geschichtsforscher X, 488 — 489.
4. Die Schlachtfeier in Sempach. Die Schlachtfeier wurde schon
1386 angeordnet und blieb sich 500 Jahre hindurch im Wesentlichen gleich.
Nach Abhaltung eines Gottesdienstes für die Gefallenen, Freunde und
Feinde, und einer Predigt, welche die Heldenthaten der Eidgenossen
feiert, verliest der Leutpriester von Sempach einen kurzen Schlachtbericht
und die Namen der bei Sempach erschlagenen Eidgenossen und Oester-
reicher. ^) Wahrend des Gottesdienstes findet ein Opfergang, nach dem-
selben eine Procession auf dem Schlachtfelde statt, unter Absingung des
«Libera». Hierauf vertheilt der Pfarrer den anwesenden Armen die von
der Regierung angewiesenen 57 Fr. — Die Regierungsabgeordneten be-
geben sich mit den Geistlichen, die von nah und fern zahlreich herbei-
kommen, sowie mit den Laien zu einem gemeinsamen Mittagessen im
Städtchen, wobei patriotische Reden gehalten werden. *) Denn seit älte-
ster Zeit wurden die Todten in Alemannien nicht betrauert, sondern man
pries ihre Heldenthaten an den kirchlichen Gedenktagen.
In Bezug auf den kirchlichen Theil der Feier liegen folgende Be-
schlüsse vor:
1590. Man hat vor zitten so vil priester ghan, als man von Münster,
Surseew vnd anderen vmbligenden flecken bekommen mögen vnd z wüschen
6 vnd 7 hora sol der gotsdienst angfangen werden, vnd singt man dry
officia : primum pro defunctis bis vis offertorium. 2 '*°" de Trinitate vnd
3. de Beata Virgine.
Ein Herr von Eich haltet zu Cilpel (Kirchbühl bei Sempach) mess,
visitirt im Beinhus, den ouch der erschlagenen vil doselbst begraben
liegen. ')
1 592. Ex Senatus consulto Lucernens. cautum est, ut collegium Bero •
nense ex canonicis quam ex capellanis singulis annis in die anniversarii
aliquos mittat ad sacellum et locum pugnae, ut anniversarium solemnius
celebretur.^)
16 19, auf Kreuz-Erhöhungs-Tag, beschloss der Grosse Rath von
Luzem : dass ein Seevogt zum ussgang siner Jaren ein mäsgwant sambt
zugehörig in die Cappel, do die schlachtjarzit zu Sempach gehalten wer-
den hinfüro, ufs minst 10 Gl. wert, dahin verehren söl.^)
*) Schon 1482 nimmt Melchior Russ in seine Chronik den Rodel der Gefallenen
auf, «so man jerlichen list uff Sannt Cirillentag im hcwmonat».
') Beschreibung der üblichen jährlichen Feyerlichkeiten an der Sempacherschlacht.
Zürcherischer Sammler monatlicher Neuigkeiten 1783, 122 — 127, 169 — 172. — Dr.
K. PfyfFer: Kanton Luzern I, 325. — Luzemerisches Wochenblatt 1783, 117 — 118.
*) Widmer's Diumale im Pfarrarchiv Sempach. Geschichts freund XV, 84.
*) Liber vitae Beron. 340. Geschichtsfreund XV, 84.
*) Rathsprotokoll Nr. LVI, fol, 410, b.
402
W^T. Whitattonshericht über die Schlachikapelh, Praeter votfva sacra
leguntur singulis mensibus duo. In anniversario vero occisorum inagnus
est concursus sacerdotum. Monumentum non tarnen rei dignitatis aequi
pollens, sed simplex et curtae sacrae supellectilis. ^)
Im Jahre 1 865 stellte die Gemeinnützige Gesellschaft von Luzem das
Ansuchen, dass jeweilen auf Sonntag vor der Schlachtjahrzeit in allen
Kirchen des Kantons eine auf die Schlacht bezügUche Predigt von Seite
des bischöflichen Commissars möchte angeordnet werden; von allen
Kirchen sollte feierliches Geläute erschallen. — Seit Erstellung des Denk-
males wird die Procession bis zum Winkelriedsteine ausgedehnt.
♦ ♦
♦
Weit mehr Acten liegen über den «weltlichen» Theil der Feier vor.
Diese hatte zuerst einen rein kantonalen Charakter, indem nur die Luzemer
sich an dem zweiten Theile des Festes betheiligten. Schon im lO. Jahr-
hundert wurde aber auch der Versuch gemacht, das Fest zu einer gemein-
samen Feier für die 4 Waldstütte zu erheben.
1580, 9. Juni. Brunnen. Auf der Conferenz der Kantone Uri, Schwyz
und Nidwaiden wird von Rathsherrn Wolfgang Lussi beantragt, eine
zweifache Rathsgesandtschaft auf die Jahrzeitfeier nach Sempach abzu-
ordnen, indem dieses ohne Zweifel zur Beförderung guter Freundschaft
beitragen werde. Weil aber die Gesandten von Uri und Schw^vz darüber
nicht instruirt sind, wird der Antrag in den Abschied genommen.
Amtliche Sammlung der eidgenössischen Abschiede IV, 2, 715. — J. Bölsterlin :
Die Schlachtkapelle ob Sempach. W(k:hentliche Unterhaltungen. Beilage zum Luzerner
Tagblalt 1885, Nr. 18, 140—142.
Im 1 0. Jahrhundert begann das lustige Leben am Schlachtjahrzeit,
an welchem die Rathsherren und Geistlichen sich betheiligten ; die Kosten
stiegen beständig 2), namentlich seitdem die Tagsatzungsgesandten sich
an der Feier betheiligten *'^) und der Staat seit 1592 die Kosten der Mahl-
zeit übernahm. An derselben wurden nicht nur Priester, sondern auch
Klein- und Cirossräthe und «jeder ehrliche Bürger» gastfrei gehalten.
1502, Zinstag vor Mariae Heimsuchung. VfThütt hand M.g. H. aber-
mahlen angsehen vnd Lütterung gethan, von wegen der Ordnung vnd
kostcns, so vff dem järlichen Schlachtjarzyt vff Cirilli in der Schlacht Cappell
by Sempach vffgat vnd ein Seevogt in namen M.g. H. zu versorgen hatt,
nämlich das man jedem priester, so diss tags by dem Gotsdienst alda
1) Gcschichtsfreund XV, 85, 86.
*) 1543 betrugen die Kosten 16 Gulden 4 Schilling.
1572 » » ^ 22 »10 -^
Niemals kamen vor 1798 die Kosten so hoch zu stehen, wie z. B. diejenige für
den Musegger-Umgang, der 1786 621 (rld. 12 Seh. kostete, während die Auslagen für
die Mahlzeit an der Säcularfeier von 1786 sich auf 248 Gulden 30 Schilling beliefen;
1785 auf 247 (iki. 15 Schill.
®) Die Auslagen beliefen sich 1825 auf 14 16 Fr. a. W.
182O - 1214 -
1829 - 711 -
1831 - 1482 -
1832 - 1600 -
2443 - '»43 -
4^3
gegenwirtig für dz mal vnd präsenz zalen solle xx ß ; demnach wo ettlich
Leyen von klein vnd gross Rhäten vnd Eerlichen Burgern ouch zugegen
wären, denselbigen ouch Iren Imbiss zalen, aber sonst ferners noch wy tters
nützit noch Jemand anderm.
RathsprotokoU XLIII, fol. ii6. — Balthasar: Merkwürdigkeit^» W, 63.
Die Kosten für die Jahrzeit wurden in frühcaWr Zeit aus dem Ein-
kommen der Seevogtei Sempach bestritt««
Das RathsprotokoU Nr. LV, fbl. 291, gibt hierüber folgenden Auf-
schluss: «161 7, Samstag affcFi Ulrich.
Als dann Hex» Vogt Gebhart Fötzer, diser zit Seevogt zu Sempach,
diewyl künftiger tagen das Schlachtiartzit zu Sempach werd gehalten
werde», Erbracht, wie daz bishärr nach altem bruch, wer dis besucht von
deifl innemmen der Verwaltung der gedachten vogti der umbkosten bezalt
werd und aber verschiner Jaren wenig innemens, hingegen aber zimliche
vsgeben des erstens der rechnung M. gn. H. möchten ein turen han und
aber darumben M. gn. Hm. raht begert, wie sich er, gedachter Seeuogt,
in künftigem oder sine nachkommenden zu verhalten wüssten etc. ufF ver-
hör dis handeis, in Ansehen und in betrachtung, dass unsere lieben Alt-
vordern als vil zu Sempach den Anfang mit Vergiessung ires schweisses
und Bluts unsers jetzund regierend t freyen vatterlands vnd Eydtgnoschaft
angefangen, derhalbcn es nachmalen vnd zu ewigen ziten bin alten wol
angefangenen Bruch wie obgehort vnd fürbracht verbliben soll, es gebe
Innemmens vnd hingegen vsgebens inskünftigen ziten, vill oder wenig,
diesem ein Seevogt iederzit us bevelch sines tragenden ampts, one fürkeren
für M. g. H. nachgehn und sich altzit also verhalten.»
Allein die sich stets mehrenden Kosten bestimmten bald nachher
den Rath, den Seevogt der Sorge für das Schlachtjahrzeit zu entbinden
und die Obsorge hiefür dem Seckelmeister zu übertragen. Gleichzeitig
wurde zum ersten Mal fixirt, wer bei diesem Anlasse gastfrei zu halten
sei, wie folgender Beschluss zeigt.
1640, 23. Juli. Beschluss des Rathes von Luzern wegen der Sempacher-
Schlacht'/ahrzeit. Uff das von Minen g. Herren gantz wolmeinlich dis-
curriert und red gehalten worden, welcher gestalten der vmbkosten vfT
dem gewonlichen Schlacht-Jahrzy tt zu Sempach, So ein zytthar von einem
Jahr zu dem anderen sich mercklich gemeeret, ein gwüsse Ordnung könne
angestellt vnd gemacht werden, alls habcndt sy sich dessen crkhendt und
entschlossen, das wylen man us bedencklichen Ursachen uff gemelten tag
ein eerliche mahlzytt nit wol abgehen lassen könne, so solle vürterhin,
wan dis Jahrzytt sich werde machen, allwägen ein Sekelmeister mit einem
wirt überkommen und ein Seevogt sich dessen gantz nützitt annemen noch
beladen solle. Und werdent uff diser mahlzyt gast fry gehalten werden :
Eerstlich die ankommenden fremden Priester und andere geistliche ordens
persohnen. Item min gnädig Herren von Kleinem und Grossem Rhat,
wie auch ire burger und so sonsten von den loblichen 4 Catholischen Orten
Eeren- Personen ankommen möchten. Item auch Schultheiss vnd Rhat
zu Sempach, und das im übrigen sowohl die bysässen alhie alls andere
glych burger ald weidlütt, wie auch die wyber vsgeschlossen syn vnnd
hiemit ein Sekelmeister by diser Ordnung verblyben, wie er dan sich all-
wägen mit einem wirt ze verglychen wol wüssen wirt.
RathsprotokoU Nr. LXVI, fol. 279 b — 280.
464
'
Die Beschreibung der Schlachtfeier anlässlich der 4. Säcularfeier findet
sich in den Züricher Monatlichen Nachrichten von 1786, iio — 112, die-
jenige der schweizerischen Offiziersgesellschaft von Sursee, welche das
Schlachtfeld besuchte, im Helvetischen Museum 1786, in den Zürch.
Monatl. Nachrichten 1786, 122 — 125. Die Regierung hatte von Veran-
staltung einer grossem Feier Umgang genommen ; die grosse Medaille
zur Erinnerung an die Schlacht konnte wegen des gewaltsamen Todes des
Medailleur Schw^endimann nicht zur Ausführung gelangen. Auch der von
Seckelmeister Felix von Balthasar projectirte Neudruck der Schrift von
Langhans über den Sempacher-Krieg von 16 19 unterblieb, weil es sich
herausstellte, dass hier nur ein Plagiat vorliege. So verlief die Feier sehr
einfach. *) Dafür schilderte Johann von Müller in hochpatriotischer Weise
den Heldentag von Sempach. Seine Darstellung bildet eine der schönsten
Abschnitte der Geschichten der schweizerischen Eidgenossenschaft,
Glänzender verlief die Feier in den sogenannten Direktorialjahren,
wo Luzern eidgenössischer Vorort war, und sämmtliche Tagsatzungs-
gesandten, sowie die meisten fremden Gesandten an der Feier sich bethei-
ligten *), namentlich aber am 6. Säcularfeste zur Erinnenmg des Beitrittes
von Luzern zum Schweizerbunde ( 1 832), 1 836 '), und beim eidgenössischen
Freischiessen in Luzern (1852). Bei letzterm Anlasse wurde in Sempach
die Idee zur Erstellung eines Winkelried-Denkmals angeregt.
Im Jahre 18O5 stellte die Gemeinnützige Gesellschaft auf Anregung
von Herrn Professor Johann Pfister in Luzern an den Regienmgsrath
das Ansuchen, die Serapacherschlachtfeier in der Weise umzugestalten,
dass diesem Feste eine allgemeine Betheiligung gesichert und dasselbe
zu einem allgemeinen Volksfeste erhoben würde.
- Die Festfeier in Sempach war in alter Zeit eine vorwiegend religiöse;
sie schloss sich an die Kirchweihe an, die am Sonntag vor dem Schlacht-
jahrzeit stattfand. Aber diese beiden Festtage waren keinesw^s die ein-
zigen Tage, an welchen in der Schlachtkapelle, die zeitweise sehr besucht
war, Gottesdienst gehalten wurde. Das alte Jahrzeitbuch von Sempach
gibt folgenden Aufschluss über die
Einiüeihung der Schlachtkapelle,
Anno Domini 1387, prima die post festum S. Udalrici Episcopi, con-
secratum est saccllum nominatum ann der Schlacht ad laudcm et gloriam
Dei omnipotentis, et in honorem B. V. M. et S. Cyrilli Episcopi, quo die
factus contiictus contra principem Leopoldum de Austria, et omnium
*) Die Rechnung gibt folgende Auskunft :
Gld. Seh.
Allmosen 24 —
Gld. Seh.
6 —
Opfcrgeld . . . .
Kirche
(lloUation . . . .
Ehrenprediger GöldÜn
Schiftleute . . . .
Trinkgeld der Magd .
12
I
I
20
35
30
20
20
Küche
Ehrenwein 3 —
Almosen auf der Reise . . i —
Messgelder 36 —
2 Mahlzeiten 248 30
Pferdelohn samt Trinkgeld . r3 20
Reparatur der Kapelle . . 72 9
^) 1819, 1820, 1825, 1826, 1831, 1832, 1837, 1838, 1843, 1844.
*) (lesänge aufgeführt von den Luzerner'schen Sängervereinen an der Sempacher
Schlachtfoier am ii. Heumonat 1836. Sursee; Schnyder. — Danmter kein einziges
Lied, das mit dem Tage von Sempach in irgend welcher Verbindung steht!
1
465
apostolorum et Evangelistanim, decem Millium Martynim, Undecim mil-
lium Virginum, trium Regum, S. Christophori, S. Catharinae.
Vnnd hat ouch der Bischoff doselbst Abblas geben allen mentschen,
so mit waarer rüw vnd Leid ihrer Sünden darkommend uff der heillig
tagen obbemelt, ouch an der Kilchwychung der Capell, die dann Järlich
gehalten werden soll an dem nächsten Sonntag nach Sanct Vlrichstag,
vnd ouch alle hochzitliche tag. Vnd war alda Mass lisst oder Mass höret
oder Mass frownt mit andacht, oder sin almusen daar gibt, oder für die
Seelen so alda vmbhkommen, vnd alle Chris tgleubigen Seelen bittet fünf
Vater vnser vnd Ave Maria zu lob vnd ehren Got dem almechtigen, vnd
trost obgenanten Seelen, omnibus his nominatus Episcopus, auctoritate Sedis
Apostolicae indulgentias centum dierum mortalium in Domino concessit.
Jahrzeitbuch von Sempach vom Jahr 1604. Geschichtsfreund IV, 83 — 84 ; XV, 82.
Die älteste Inschrift der Schlachtkapelle ^) lautete :
Ab ortu Christi transactis mille annis ac trecentis,
Quinis simul octaginta plene completis
Anno quoque posteriori Julii septimo Idus luce quoque lune,
Peremit^^gladio Lucem, Schwiz, Vri, Vnterwalden,
Lupoldum nobilem cum suis Austrie Ducem.
Abbildungen der Schlachtkapelle s. S. 436. Ueber die Restaurationen
an der Kapelle liegen zahlreiche Acten vor; laut Rechnungen wurden
solche in grösserm Umfange besonders ausgeführt in den Jahren 1551 bis
1554» 1558 bis 1561, 1590, 1785.
Nachdem im Jahre 1473 die Schlachtkapelle in Sempach neugeweiht
worden war^), suchte man den Herzog von Oesterreich zu bestimmen, in
Sempach eine ewige Messe zu stiften.^)
Der «Schlachtbruder», der wie alle Staatsbedienten vom Staate be-
kleidet wurde*), besorgte schon vor 1426 die Kapelle, und hatte hiefür
vom Staate freie Wohnung und etwas Land inne; als erster Schlacht-
bruder wird Hans Grüning von Petershausen genannt. Den Gottesdienst
versah seit dem Jahre 1482 der Kaplan in Hildisrieden, wie folgender
Beschluss zeigt ^) :
>) L'Etat et Les Delices de La Suisse. Basle, 1764, IT, 385. — Balthasar: Merk-
würdigkeiten II, 249.
*) Wir ünden hierüber folgende Nachrichten :
1473. Zahlung von 1 1 Gulden dem Weihbischof für Einweihung der «Kapell an
der Schlacht» durch den Kaufhausmeister Rudolf Sidler : aber hat er daran gewert XI
guldin dem wichbischofT ze Ion, als er die kappel an der schlacht wicht. — Rechnungs-
buch der Stadt Luzcrn Vogteien I, 290.
Der Seevogt von Sempach bringt in der Rechnung von 1473, Donnerstag vor
Jakob, in Ausgabe «an die kappel an der schlacht ze Sempach 4 liber haller». — Rech-
nungsbuch der Vogteien II, 472.
•) 1474, 18. April. Luzem. Abschied der Tagsatzung: Item gedenken, ob es fug
hat, an den forsten zu bringen, ein ewig mess zu Sempach an 4er Schlacht zu stiften,
den armen seien zu trost vnd hilff.
Amtliche Sammlung eidgenössischer Abschiede II, 487.
*) Das Umgeldbuch von i486 sagt z. B. : 3 */« flf um tuch, hand min Herrn dem
bruder an der schlacht bracht.
*) Luzemer Rathsprotokoll V, B, 536.
Liebenau, Schlacht bei Sompach.
30
466
Vff dem obgenanten tag hant bed Rätt gönnen eim priester zu Hil-
gisrieden alle jar xe geben sechs gülden us irem seckel und darumb sol
er al wuchen ein mess haben in der Cappel an der Schlacht und sol man
im geben und daz teilen ze geben al fronfasten 4 ff untz uff miner Herren
widerruffen, die daz wol absagen mögen wan sy wellen.
Im Jahre 1600 übernahm der Kaplan von Sempach die Lesimg der
Wochenmesse gegen eine vom Staate zu leistende Entschädigung, seit
1602 aber der Frühmesser.
Das Beinhäuslein neben der Schlachtkapelle wurde 1594 erbaut
1866 wurde am 9. Juli zum ersten Male nach dem neuen Programm
die Festfeier in Gegenwart der kant. Behörden, mit Zuzug von Militär,
Feldmusik, unter Betheiligung der städtischen Vereine, gehalten. Neu
war die Abhaltung einer Rede eines weltlichen Abgeordneten der Regie-
rung beim Winkelried-Stein und die Absingung von Liedern daselbst.
Früher hielt je ein Abgeordneter der Studentenschaft und ein Schüler
des Lehrerseminarsfgersterer unter einem Nussbaum, letzterer unter einem
Zwetschgenbaume, eine Festrede. Die Wahl des Redners war seit 1844
mit einem Kampfe der beiden politischen Parteien unter den Studenten
verbunden.
Nach Einvernahme des Erziehungsrathes wurde das Programm zu
einer erweiterten Schlachtfeier festgesetzt und dabei namentlich bestimmt,
dass jewcilen ein vom Regierungsrathe bezeichneter Festredner auftreten
soll. In Folge dieser Neuerung wurde auch der Bau einer Festhütte
erforderlich. Die Studentenschaft und die Zöglinge des Lehrerseminars
sollten namentlich, mit successiver Betheiligung der Schüler der Mittel-
schulen, zur Belebung des Festes beitragen. Erst seit dieser Zeit wurden
durch gedruckte Circulare (Programme) die Vereine zur Betheiligung am
Feste eingeladen.
*
Schon in alter Zeit wurde die Schlachtkapelle oft besucht ; man be-
trachtete den Ort, wo die Helden im Kampfe für das Vaterland ihr Blut
vergossen, als einen Wallfahrtsort (vgl. die Urkunde über die Stiftung der
Kaplanei Hildisrieden vom 2. Mai 15 16, Geschichtsfreund, Einsiedeln,
II, 203). 1608 besuchten Gabriel Herman, Schullehrer, Hans Jakob
Wäber, ebenfalls Lehrmeister zu Bern, und Josef Hermann, Prädicant zu
Rud, Sempach, um «die Antiquitäten der vor Zeiten geschehenen Schlacht
zu besichtigen». Miscellanea Tigurina II, 52.
*
In den österreichischen Städten wurde jeweUen am 9. Juli för Herzog
Leopold und seine Getreuen ein kirchlicher Gedenktag gehalten. *)
*) Vgl. oben S. 329 — 348. Dazu ist nachzutragen, dass auch in Oberwinterthur
sich eine solche Jahrzeit nachweisen lässt. Ein besdiädigtes Blatt des Jahrzeitbuches,
das nach gütiger Mittheihing von Herrn Dr. A. Hafner in der Stadtbibliothek Winter-
thur liegt, meldet : Anno domini etc. CCCLXXX VI. periit et succubuit nobilis d(ominus)
Lütoldus dux Austriae et multi nobiles, milites et barones (per ülos) de Switz et de Lu-
cema ante oppiduro Semppach.
-T^^ypr^
Inhalts -Verzeichniss.
Geschichte des Sempacher-Krieges.
I. Einleitung ..........
II. Die Kriegsursachen
III. Die Verwickelungen wegen des Städtebundes .
IV. Die Landschaft Entlebuch unter Peter von Thorberg
V. Der kleine Krieg vom December 1385 bis zum Waffenstill-
stand vom 22. Februar 1386
VI. Neue Kriegsrüstungen und Friedensverhandlungen. Vom
März bis Juni 1386
VII. Die ersten Kriegsthaten der Eidgenossen nach Ablauf des
Waffenstillstandes. Vom 22. Juni bis 8. Juli
VIII. Der Vormarsch der Oesterreicher gegen Willisau und Sur-
IX. Die Organisation des österreichischen Heeres .
X. Die Schlacht bei Sempach ......
Seite
I
29
40
49
56
61
67
72
7.8
Berichte über die Schlacht bei Sempach.
A. Chroniken und Annalen
B. Jahrzeitbücher und Nekrologien ....
C. Lieder und Sprüche
D. Urkunden, Rathsbeschlüsse, Rechnungen
E. Trophäen und Reliquien aus der Sempacherschlacht
F. Abbildungen:
A. Schlachtenbilder
B. Bilder einzelner Personen ....
C. Heraldische Arbeiten
D. Pläne des Schlachtfeldes von Sempach
lOI
329
349
377
401
411
422
428
435
468
E. Ansichten der Schlaclitkapelle von Sempach
F. Ansichten von Sempach ....
G. Winkelried-Haus in Stans
G. Monumente
H. Denkmünzen
J. Die Volkssagen von der Sempacherschlacht .
K. Feier der Schlachtjahrzeit ....
Seite
437
438
443
445
459
I.
IL
III.
IV.
V.
VII.
VIII.
IX.
X.
XL
Verzeichiiiss der Abbildungen.
Schlacht zu Sempach von Rudolf Manuel, genannt Deutsch, von
Bern, vom Jahre 1551. Vgl. Seite 248 und 413.
Siegeltafel. Vgl. S. 42, 124, 91, 95.
Bild Herzog Leopolds, Johanns von Ochsenstein und Markgraf
Otto's von Hochberg.
Bild der Schlacht aus der österreichischen Chronik von Königs-
felden vom Jahre 1480. Vgl. Seite 115.
und VI. Abbildungen der eroberten Panner. Zu S. 403 — 408.
Winkelried-Haus bei Stans. Vgl. Seite 437.
Schlachtkapelle bei Sempach. Seite 98.
Sempacherbrief. Aelteste Kriegsordnung der Eidgenossen vom
10. Juli 1393.
Panzerhemd Herzog Leopolds. Zu Seite 401.
Plan des Schlachtfeldes von Sempach.
Druck der Zollikofcr'stlicn Biichdnickerei in St.
Pa|iicr aus der Pa[iierfabrik Biberist.
L
ST?