Skip to main content

Full text of "Die Schlacht bei Sempach. Gedenkbuch zur fünften Säcularfeier. Im Auftrage des h. Regierungrathes des Kantons Luzern"

See other formats


Google 


This  is  a  digital  copy  of  a  book  that  was  prcscrvod  for  gcncrations  on  library  shclvcs  bcforc  it  was  carcfully  scannod  by  Google  as  pari  of  a  projcct 

to  make  the  world's  books  discoverablc  online. 

It  has  survived  long  enough  for  the  Copyright  to  expire  and  the  book  to  enter  the  public  domain.  A  public  domain  book  is  one  that  was  never  subject 

to  Copyright  or  whose  legal  Copyright  term  has  expired.  Whether  a  book  is  in  the  public  domain  may  vary  country  to  country.  Public  domain  books 

are  our  gateways  to  the  past,  representing  a  wealth  of  history,  cultuie  and  knowledge  that's  often  difficult  to  discover. 

Marks,  notations  and  other  maiginalia  present  in  the  original  volume  will  appear  in  this  flle  -  a  reminder  of  this  book's  long  journcy  from  the 

publisher  to  a  library  and  finally  to  you. 

Usage  guidelines 

Google  is  proud  to  partner  with  libraries  to  digitize  public  domain  materials  and  make  them  widely  accessible.  Public  domain  books  belong  to  the 
public  and  we  are  merely  their  custodians.  Nevertheless,  this  work  is  expensive,  so  in  order  to  keep  providing  this  resource,  we  have  taken  Steps  to 
prcvcnt  abuse  by  commercial  parties,  including  placing  lechnical  restrictions  on  automated  querying. 
We  also  ask  that  you: 

+  Make  non-commercial  use  ofthefiles  We  designed  Google  Book  Search  for  use  by  individuals,  and  we  request  that  you  use  these  files  for 
personal,  non-commercial  purposes. 

+  Refrain  fivm  automated  querying  Do  not  send  automated  queries  of  any  sort  to  Google's  System:  If  you  are  conducting  research  on  machinc 
translation,  optical  character  recognition  or  other  areas  where  access  to  a  laige  amount  of  text  is  helpful,  please  contact  us.  We  encouragc  the 
use  of  public  domain  materials  for  these  purposes  and  may  be  able  to  help. 

+  Maintain  attributionTht  GoogXt  "watermark"  you  see  on  each  flle  is essential  for  informingpcoplcabout  this  projcct  and  hclping  them  lind 
additional  materials  through  Google  Book  Search.  Please  do  not  remove  it. 

+  Keep  it  legal  Whatever  your  use,  remember  that  you  are  lesponsible  for  ensuring  that  what  you  are  doing  is  legal.  Do  not  assume  that  just 
because  we  believe  a  book  is  in  the  public  domain  for  users  in  the  United  States,  that  the  work  is  also  in  the  public  domain  for  users  in  other 
countries.  Whether  a  book  is  still  in  Copyright  varies  from  country  to  country,  and  we  can'l  offer  guidance  on  whether  any  speciflc  use  of 
any  speciflc  book  is  allowed.  Please  do  not  assume  that  a  book's  appearance  in  Google  Book  Search  mcans  it  can  bc  used  in  any  manner 
anywhere  in  the  world.  Copyright  infringement  liabili^  can  be  quite  severe. 

Äbout  Google  Book  Search 

Google's  mission  is  to  organizc  the  world's  Information  and  to  make  it  univcrsally  accessible  and  uscful.   Google  Book  Search  hclps  rcadcrs 
discover  the  world's  books  while  hclping  authors  and  publishers  rcach  ncw  audicnccs.  You  can  search  through  the  füll  icxi  of  ihis  book  on  the  web 

at|http: //books.  google  .com/l 


Google 


IJber  dieses  Buch 

Dies  ist  ein  digitales  Exemplar  eines  Buches,  das  seit  Generationen  in  den  Realen  der  Bibliotheken  aufbewahrt  wurde,  bevor  es  von  Google  im 
Rahmen  eines  Projekts,  mit  dem  die  Bücher  dieser  Welt  online  verfugbar  gemacht  werden  sollen,  sorgfältig  gescannt  wurde. 
Das  Buch  hat  das  Uiheberrecht  überdauert  und  kann  nun  öffentlich  zugänglich  gemacht  werden.  Ein  öffentlich  zugängliches  Buch  ist  ein  Buch, 
das  niemals  Urheberrechten  unterlag  oder  bei  dem  die  Schutzfrist  des  Urheberrechts  abgelaufen  ist.  Ob  ein  Buch  öffentlich  zugänglich  ist,  kann 
von  Land  zu  Land  unterschiedlich  sein.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  sind  unser  Tor  zur  Vergangenheit  und  stellen  ein  geschichtliches,  kulturelles 
und  wissenschaftliches  Vermögen  dar,  das  häufig  nur  schwierig  zu  entdecken  ist. 

Gebrauchsspuren,  Anmerkungen  und  andere  Randbemerkungen,  die  im  Originalband  enthalten  sind,  finden  sich  auch  in  dieser  Datei  -  eine  Erin- 
nerung an  die  lange  Reise,  die  das  Buch  vom  Verleger  zu  einer  Bibliothek  und  weiter  zu  Ihnen  hinter  sich  gebracht  hat. 

Nu  tzungsrichtlinien 

Google  ist  stolz,  mit  Bibliotheken  in  Partnerschaft  lieber  Zusammenarbeit  öffentlich  zugängliches  Material  zu  digitalisieren  und  einer  breiten  Masse 
zugänglich  zu  machen.     Öffentlich  zugängliche  Bücher  gehören  der  Öffentlichkeit,  und  wir  sind  nur  ihre  Hüter.     Nie htsdesto trotz  ist  diese 
Arbeit  kostspielig.  Um  diese  Ressource  weiterhin  zur  Verfügung  stellen  zu  können,  haben  wir  Schritte  unternommen,  um  den  Missbrauch  durch 
kommerzielle  Parteien  zu  veihindem.  Dazu  gehören  technische  Einschränkungen  für  automatisierte  Abfragen. 
Wir  bitten  Sie  um  Einhaltung  folgender  Richtlinien: 

+  Nutzung  der  Dateien  zu  nichtkommerziellen  Zwecken  Wir  haben  Google  Buchsuche  Tür  Endanwender  konzipiert  und  möchten,  dass  Sie  diese 
Dateien  nur  für  persönliche,  nichtkommerzielle  Zwecke  verwenden. 

+  Keine  automatisierten  Abfragen  Senden  Sie  keine  automatisierten  Abfragen  irgendwelcher  Art  an  das  Google-System.  Wenn  Sie  Recherchen 
über  maschinelle  Übersetzung,  optische  Zeichenerkennung  oder  andere  Bereiche  durchführen,  in  denen  der  Zugang  zu  Text  in  großen  Mengen 
nützlich  ist,  wenden  Sie  sich  bitte  an  uns.  Wir  fördern  die  Nutzung  des  öffentlich  zugänglichen  Materials  fürdieseZwecke  und  können  Ihnen 
unter  Umständen  helfen. 

+  Beibehaltung  von  Google-MarkenelementenDas  "Wasserzeichen"  von  Google,  das  Sie  in  jeder  Datei  finden,  ist  wichtig  zur  Information  über 
dieses  Projekt  und  hilft  den  Anwendern  weiteres  Material  über  Google  Buchsuche  zu  finden.  Bitte  entfernen  Sie  das  Wasserzeichen  nicht. 

+  Bewegen  Sie  sich  innerhalb  der  Legalität  Unabhängig  von  Ihrem  Verwendungszweck  müssen  Sie  sich  Ihrer  Verantwortung  bewusst  sein, 
sicherzustellen,  dass  Ihre  Nutzung  legal  ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  ein  Buch,  das  nach  unserem  Dafürhalten  für  Nutzer  in  den  USA 
öffentlich  zugänglich  ist,  auch  für  Nutzer  in  anderen  Ländern  öffentlich  zugänglich  ist.  Ob  ein  Buch  noch  dem  Urheberrecht  unterliegt,  ist 
von  Land  zu  Land  verschieden.  Wir  können  keine  Beratung  leisten,  ob  eine  bestimmte  Nutzung  eines  bestimmten  Buches  gesetzlich  zulässig 
ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  das  Erscheinen  eines  Buchs  in  Google  Buchsuche  bedeutet,  dass  es  in  jeder  Form  und  überall  auf  der 
Welt  verwendet  werden  kann.  Eine  Urheberrechtsverletzung  kann  schwerwiegende  Folgen  haben. 

Über  Google  Buchsuche 

Das  Ziel  von  Google  besteht  darin,  die  weltweiten  Informationen  zu  organisieren  und  allgemein  nutzbar  und  zugänglich  zu  machen.  Google 
Buchsuche  hilft  Lesern  dabei,  die  Bücher  dieser  Welt  zu  entdecken,  und  unterstützt  Autoren  und  Verleger  dabei,  neue  Zielgruppcn  zu  erreichen. 
Den  gesamten  Buchtext  können  Sie  im  Internet  unter|http:  //books  .  google  .coiril  durchsuchen. 


' 


1 


JF- 


tfr- 


9  f 

» 


4 


•    ». 


V. 


► 


\i 


/ 


.    <^V^^..^a«w^  (Cc^^mJ),  Q^^J^^.^.^^'xt. 


Die 

Schlacht  bei  Sempach. 

Gedenkbuch 

zur  fünften  Säcularfeier. 

Im  Auftrage 
h.  Reglerungsrathes  des  Kantons  Luzern 

Dr.  Theodor  von  Liebenau 

Kit  10  UlastretlonsB. 


Luzern. 

Verlag  von  C.  F.  Prell. 


TP«    N"^      -^J^*     ,      ; 


Alle  Rechte  vom  Verfasser  und  Verleger  vorbehalten. 


Geschichte  des  Sempacher-Krieges. 


(r(ss&^ 


V_y 


/ 


I.  Einleitung. 


m  12.  Juli  1886  begehen  Volk  und  Behörden  von  Luzern 
in  Verbindung  mit  der  ganzen  Eidgenossenschaft  zum 
erstenmale  eine  Säcularfeier  der  Schlacht  bei  Sempach, 
die  von  jeher  als  eine  jener  Thaten  betrachtet  wurde,  denen  die 
Freiheit  und  Unabhängigkeit  der  Schweiz  vorzüglich  zu  ver- 
danken sei.  Eigenthümliche  Verhältnisse  hatten  jeweilen  eine 
solche  Säcularfeier  verunmöglicht. 

Im  Jahre  1484  war  der  Stand  Luzern  mit  den  übrigen  eid- 
genössischen Orten  der  Vereinigung  mit  Erzherzog  Sigmund  von 
Oesterreich  beigetreten.  Eine  Säcularfeier  der  Sempacher-Schlacht 
wäre  daher  in  jenem  Momente,  wo  der  Staat  österreichische  Erb- 
einigungsgelder  bezog,  in  einer  Zeit,  wo  3000  Schweizer  für  König 
Max  in  Flandern  unter  den  Waffen  standen,  höchst  unpassend 
gewesen.  Dazu  kam  der  Groll  der  Luzerner  gegen  die  Obwaldner 
wegen  des  Amstalden-Handels,  welchen  die  Tagsatzungsgesandten 
in  Zürich  im  Juli  i486  nicht  besänftigen  konnten. 

Im  Jahre  1586  hingegen  standen  die  Urschweizer,  deren  Ahnen 
den  Sieg  bei  Sempach  erfochten  hatten,  geeinigt  zusammen,  aber 
voll  banger  Ahnungen  für  die  Zukunft.  Die  Verhältnisse  in  PVank- 
reich  legten  die  Befürchtung  nahe,  die  protestantischen  Orte  der 
schweizerischen  Eidgenossenschaft  möchten  den  Kampf  gegen 
die  Katholiken  der  Urschweiz  beginnen.  Diese  Befürchtungen 
führten  1586  zum  borromäischen  Bunde.   Kriegsgerüstet  standen 


Llehennu,  Schlacht  bei  Sempach. 


die  beiden  Confessionen  einander  gegenüber.  Die  Erinnerung  an 
die  Heldenzeit,  wo  Eintracht  und  vereinte  Kraft  den  Ruf  der 
Schweiz  begründet  hatten,  war  fast  ganz  verschwunden. 

Im  Jahre  1686  hinwieder,  in  stiller  Friedenszeit,  wo  nur  die 
Franzosen  durch  die  Festungsbauten  an  den  Gränzen  der  Schweiz 
Anlass  zu  BeRirchtungen  gaben,  Oesterreich  dagegen  der  Schweiz 
befreundet  war,  schien  innerer  Verhältnisse  wegen  eine  Säcular- 
feier  der  Schlacht  nicht  angezeigt.  Die  Finanzlage  Luzerns  war 
damals  nichts  weniger  als  glänzend,  so  dass  der  Bezug  einer  Staats- 
steuer in  Aussicht  genommen  wurde.  Ueberdies  rief  die  Türken- 
glocke  zur  Abwehr  des  gemeinsamen  Feindes  der  Christenheit. 

Als  endlich  1786  die  vierte  Säcularfeier  der  Schlacht  von  Sempach 
herannahte,  herrschte  im  Gebiete  von  Luzern  Wohlstand  und 
Friede.  Erleuchtete  Staatsmänner,  voll  patriotischen  Sinnes,  stan- 
den an  der  Spitze  der  Republik  und  suchten  die  Jugend  fiir 
Erhaltung  der  Freiheit  und  Unabhängigkeit  des  Vaterlandes  zu 
begeistern.  Ihnen  fehlte  aber  auch  nicht  die  Einsicht,  dass  die 
Schweiz  ihrem  Untergange  entgegeneile.  Schon  studirten  die  Mit- 
glieder der  schweizerischen  Offiziersgesellschaft,  die  1786  ihre 
Jahresversammlung  in  Sursee  abhielt,  die  Frage  der  Landes- 
befestigung. Die  philosophisch  gebildeten  Staatsmänner  sprachen 
mit  Hochachtung  von  Kaiser  Josef  II.,  der  dem  edelsten  Schweizer, 
dem  grossen  Haller  von  Bern,  auf  seiner  Schweizerreise  die  Hand 
gedrückt  hatte.  Auch  in  Luzern  war  Kaiser  Josef  als  Graf  von 
Falkenstein  abgestiegen  und  hatte  den  Rathsherrn  von  Herten- 
stein,  seinen  angeblichen  Stammesgenossen,  mit  einem  Besuche 
geehrt.  Aber  die  Theilung  Polens  und  mehr  noch  der  Versuch, 
die  österreichischen  Niederlande  gegen  Bayern  einzutauschen 
(1785),  hatte  die  Begeisterung  der  Schweizer  für  Kaiser  Josef  II. 
in  ernste  Besorgniss  verwandelt.  Im  Auftrage  des  preussischen 
Ministers  am  churmainzischen  Hofe  verfasste  Johannes  Müller, 
der  gefeierte  Geschichtschreiber  der  Schweiz,  gegen  Kaiser  Josef 
zu  Gunsten  des  «Fürstenbundes»  jene  Staatsschriften,  welche 
zeigen  sollten,  welche  Gefahr  Deutschland  und  der  Schweiz  durch 
die  Vereinigung  Bayerns  mit  Oesterreich  erwachsen  würde. 


Schon  im  Januar  1786  war  es  daher  sehr  zweifelhaft,  dass 
der  Rath  von  Luzern  eine  grössere  Feier  anlässlich  des  Sempacher- 
Jubiläums  veranstalten  werde.  Seckelmeister  Felix  von  Balthasar, 
durch  Krankheit  und  Amtsgeschäfte  gehindert,  die  projectirte 
Darstellung  des  Sempacherkrieges  auszuarbeiten,  hoffte  vergeb- 
lich, dass  eine  geeignetere  Feder  diese  Heldenthaten,  namentlich 
jene  Winkelrieds,  würdig  darstellen  werde ^). 

Oekonomische  und  politische  Reflexionen  bestimmten  endlich, 
wie  Felix  von  Balthasar  seinem  Freunde  General  von  ZurLauben 
unter  dem  17.  Juni  1786  eröffnete,  den  Rath  von  Luzern,  anläss- 
lich  der  4.  Säcularfeier  vom  bisherigen  Programme  zur  Feier  des 
Jahrestages  der  Schlacht  von  Sempach  nicht  abzuweichen.  Man 
fand,  dass  im  15.,  16.  und  17.  Jahrhundert,  wo  die  guten  Schweizer 
ein  weit  grösseres  Gewicht  in  die  politische  Waagschale  Europa*s 
einzulegen  hatten  als  im  18.  Jahrhundert,  keine  Säcularfeier  ver- 
anstaltet worden  sei. 

Als  daher  der  Moment  der  Säcularfeier  gekommen  war, 
änderte,  wie  der  edle  Seckelmeister  Felix  von  Balthasar  bemerkt, 
cdie  Hoheit  des  Standes  Luzern  an  der  Feierlichkeit  nichts  ab, 
welche  die  Väter  dem  grossen  Tage  bestimmt.  Sie  ist  voll  Einfalt 
und  stiller  Grösse,  und  bedarf  keines  Glanzes  neuerer  Zeit». 

Helvezier  1  schreibt  Balthasar,  vierhundert  Jahre  sind  es,  seit 
Gundoldingens  und  Winkelrieds  Tod !  —  Wie  weit  stehst  du  heut 
entfernt  von  ihrer  Grösse?  wie  weit  stund  jedes  hunderte  Jahr 
entfernt  von  der  Grösse  der  Väter  im  selbigen  Jahre,  wo  sie  bei 
Sempach  siegten  ?  —  wie  weit  wird  das  künftige  Jahrhundert  sich 
entfernen  davon  ?  oder  wird  es  näher  treten  der  Kraft  der  Väter, 
der  Kraft:,  die  Wunder  wirkte?  —  Warum  sankst  du  nach  und 
nach  hinab,  von  dem,  was  du  wärest,  zu  dem,  was  du  bist?  — 
Bist  du  gesunken,  oder  hast  du  nur  mit  den  Zeiten  das  Aussen- 
werk  geändert,  und  bist  du  noch,  und  wärest  immer,  was  ehemals  ? 
Kannst  und  sollst  du  wieder  werden,  was  die  Sieger  bei  Sempach 
und  ihre  Väter  waren?   wie  kannst  du  dieses  werden,    und  wie 

^)  Brief  an  ZurLauben  vom  3.  Januar  1786. 


kannst  du  dich  erhalten,  und  wachsen  in  der  Kraft  des  Landes, 
und  in  dem  Ruhm,  der  sie  begleitet?  .  . .  Wird  nicht  das  1886.  Jahr 
auf  alle  diese  Fragen  Antwort  geben? 

Wenn  auch  früher  keine  Säcularfeier  des  Tages  von  Sempach 
begangen  wurde,  so  fand  doch,  dem  1386  nach  hartem  Streite 
abgelegten  Gelöbnisse  getreu,  alljährlich  eine  kleine  Schlachtfeier 
statt,  an  welcher  man  Gott  Rir  den  verliehenen  Sieg  dankte,  für 
das  Seelenheil  der  erschlagenen  Freunde  und  Feinde  einen  kirch- 
lichen Gedenktag  mit  feierlicher  Procession  abhielt  und  den  Armen 
eine  Spende  verabfolgte.  Seit  ältester  Zeit  hielt  bei  diesem  An- 
lasse ein  Geistlicher  eine  Ansprache  an  das  Volk,  in  welchem 
er  der  Heldenthaten  der  Väter  gedachte  und  die  Namen  der 
Helden  verlas,  von  denen  so  viele  auf  dem  Schlachtfelde  an 
jenen  Stätten  ruhen,  wo  jetzt  aus  hohem  Grase  einfache  Kreuze, 
Kapellen  und  Monumente  hervorragen. 

Wie  die  Chronisten  und  Geschichtschreiber,  betrachteten  auch 
die  Prediger  *)  und  Festredner,  welche  am  Gedenktage  der  Schlacht 
von  Sempach  auftraten,  Ursachen  und  Verlauf  des  Krieges  im 
Wechsel  der  Zeit  von  sehr  verschiedenen  Gesichtspunkten. 

Den  Zeitgenossen  erschien  der  Sieg  der  Eidgenossen  bei 
Sempach  als  eine  göttliche  Fügung.  Nicht  sich  selbst,  nicht  ihrer 
Weisheit,  Kraft  und  Kriegstüchtigkeit  schrieben  die  alten  Eid- 
genossen den  Sieg  über  einen  der  gefeiertsten  Kriegshelden  ihrer 
Tage  zu,  nicht  den  Terrain- Verhältnissen,  nicht  den  Zufällen, 
nicht  dem  blinden  W^alten  des  Schicksals.  Das  alte  Siegeslied, 
das  den  Kampf  so  lebhaft  schildert,  dass  man  die  mächtigen 
Gestalten  mit  ihren  eisernen  Muskeln  zu  sehen  glaubt,  jenes  Lied, 
wo  das  Heer  geschildert  wird,  das  wie  ein  Mann  marschirt,  wo 
man  die   wuchtigen  Schläge   der  Streitkolben   zu  fühlen  glaubt, 

^)  Diese  trugen  wesentlich  dazu  bei,  das  Andenken  an  die  Heldenthat  im 
Volke  zu  erhalten ;  leider  entwarf  mehr  denn  einer  ein  wahres  Zerrbild  der 
Schlacht  und  erging  sich  in  Schilderungen  der  Oesterreicher,  die  auf  einer  Kanzel 
sich  sonderbar  ausnahmen,  z.  B.  1792  der  berühmte  Stalder,  der  die  Feinde 
«Würger  der  Menschheit  und  ihrer  heiligen  Rechte»  nannte,  «Vasallen  voll 
niedriger  Selbstsucht«,  «Christen  dem  Namen  nach«.  Die  Eidgenossen  wollten 
•  nicht  bloss  Melkvieh  sein!« 


5 

das  Lied,  in  dem  das  Zomgebrüll  der  rauhen  Urschweizer  und 
die  stolze  Siegesfreude,  die  dem  Siege  der  Freiheit  folgte,  in 
kräftigsten  Akkorden  daherbraust:  dieses  alte  Siegeslied,  das 
noch  in  der  zweiten  Hälfte  des  i6.  Jahrhunderts  gesungen  wurde, 
gibt  Gott  allein  die  Ehre ;  denn  es  hebt  an : 

Im  tausend  dreihundert 

und  sechs  und  achtzigsten  Jahr, 

da  hat  auch  Gott  besunder 

sin  Gnad  gethan,  s'ist  wahr! 

He  !  der  Eidgenossenschaft  —  ich  sag, 

That  ihnen  grossen  Beistand 

Auf  Sanct  Cirillen  Tag. 

Damals  betrachtete  man  in  Frankreich  und  in  Italien  den 
Sieg  der  Eidgenossen  als  eine  Fügung  Gottes  schon  aus  dem 
Grunde,  weil  der  Kampf  der  Schweizer  gegen  Herzog  Leopold 
von  Oesterreich  auch  einen  kirchlichen  Charakter  hatte,  da  ja 
Herzog  Leopold  der  Hauptprotector  des  Gegenpapstes  war  und 
seine  Unterthanen  verpflichtete,  Papst  Clemens  VII.  anzuerkennen. 
Die  Niederlage  des  Herzogs  schien  somit  die  Herstellung  der 
kirchlichen  Einheit  zu  fördern.  Der  älteste  Vertreter  dieser  Auf- 
fassung ist  der  Spanier  Johann  de  Monte  Sono,  damals  Professor 
an  der  Universität  in  Paris.  —  Diese  Auffassung  erhielt  sich  am 
längsten  bei  den  katholischen  Festp redigem  an  der  Sempacher- 
Schlachtfeier  und  bei  den  protestantischen  Chronikschreibern  des 
i6.  Jahrhunderts,  welche  die  Schweizer  gewissermassen  als  das 
Volk  Gottes  darzustellen  suchten  und  alles  Unrecht  nur  auf  Seite 
üesterreichs,  das  vollste  Recht  dagegen  auf  Seite  der  Schweizer 
zu  finden  gewohnt  waren.  Bei  den  letztern  wirkte  hiebei  wohl 
weit  weniger  die  Stellung  Leopolds  im  Kirchenstreite  des  14.  Jahr- 
hunderts bestimmend  mit,  als  vielmehr  die  kirchliche  Richtung 
seiner  Nachkommen,  die  später  mit  den  religiösen  Gegnern  jener 
schweizerischen  Orte,  die  am  Siege  bei  Sempach  nicht  theil- 
genommen  hatten,  in  freundschaftlichen  Verhältnissen  lebten. 

In  Friaul  dagegen,  das  Herzog  Leopold  im  Kampfe  um  seine 
Freiheit  (nach  alter  Auffassung)  im  Stiche  gelassen,  sah  man  im 
Siege  von  Sempach  die  rächende  Nemesis  Rir  den  Verkauf  von 
Felltre  und  Belluno  an  die  Carrara. 


Von  seinen  Getreuen,  namentlich  von  der  Ritterschaft,  wurde 
Herzog  Leopold  als  ein  edler  Fürst  betrauert,  der  im  Kampfe 
gegen  grobe,  rebellische,  ihm  an  Zahl  weit  überlegene  Bauern, 
nicht  durch  Kriegskunst,  sondern  weit  mehr  in  Folge  eines  unglück- 
lichen Zusammentreffens  verschiedener  Factoren  besiegt  worden 
sei.  Zu  diesen  unglücklichen  Fügungen  rechnete  man  die  Krank- 
heit des  Herzogs,  die  ungeheure  Hitze,  in  Folge  deren  die  tapfersten 
Ritter  ohne  Wunden  in  ihren  Harnischen  erstickten,  das  Scheu- 
werden der  ungarischen  Pferde,  welche  die  Unordnung  im  Heere 
verursachten,  den  Streit  um  das  Vorkampfsrecht  zwischen  den 
Schwaben  und  Etschem,  die  ungezügelte  Kriegslust  der  jungen 
Ritter,  die  Flucht  des  Grafen  von  Hennenberg 

Einzelne  Cleriker  in  österreichischen  Landen  weinten  freilich 
auch  dem  Herzog  aus  dem  Grunde  keine  Thräne  nach,  weil  er 
die  Steuerfreiheit  der  Geistlichkeit  nicht  respectirt  hatte. 

Im  fernen  Norden  dagegen,  wo  man  über  die  Streitkräfte  der 
Parteien  durchaus  nicht  orientirt  war,  wollte  man  den  Sieg  nicht 
nur  der  numerischen  Ueberlegenheit  der  Schweizer  —  der  Francis- 
caner  Detmar  von  Lübeck  spricht  von  30,000  Mann  — ,  sondern 
auch  einer  Kriegslist  zuschreiben,  indem  man  vorgab,  die  Schweizer 
hätten  den  Herzog  in  einen  Engpass  gelockt,  dort  umzingelt  und 
mit  6000  Mann  erschlagen.  Selbst  in  Italien  sprach  man,  wie 
die  Biographie  Papst  Clemens'  VII.  zeigt,  von  dieser  schweize- 
rischen Uebermacht,  aber  auch  von  der  vorzüglichem  Bewaffnung 
der  Eidgenossen. 

Die  österreichische  Auffassung  und  Darstellung  der  Schlacht 
blieb  sich  verhältnissmässig  am  consequentesten ;  die  schweize- 
rische Darstellung  des  Krieges  dagegen  machte  verschiedene 
Stadien  durch. 

Im  15.  Jahrhundert,  wo  die  demokratische  Auffassung  der 
Geschichte  mehr  und  mehr  einer  aristokratischen  Darstellung  wich, 
so  dass  nicht  mehr  dem  Zusammenwirken  aller  Elemente  durch 
göttliche  Zulassung,  sondern  der  Weisheit  und  Kriegstüchtigkeit 
der  AnRihrer  und  der  Aufopfenmg  Einzelner  der  herrliche  Sieg 
zugeschrieben  wurde,  fiihrte  man  die  Veranlassung  des  Krieges 


mehr  auf  einzelne  Personen,  zunächst  auf  die  Härte  der  öster- 
reichischen Landvögte^  den  Treubruch  der  Amtsleute  im  Kyburger- 
kriege,  oder  wie  der  Autor  der  Cillier  Chronik,  wie  der  Ungar 
Martin  von  Zips,  Abt  im  Schottenkloster  zu  Wien  (1460)  und 
Veit  Arnpeck  (1488),  auf  die  österreichischen  Räthe  zurück, 
welche  Herzog  Leopold  bestimmten,  dreimal  die  Geistlichkeit 
zu  besteuren  und  sonst  auch  viele  Neuerungen  einzuführen.  Diese 
Kriegsursachen  wurden  zum  Theil  wirklich  auch  in  den  Klag- 
schriften der  eidgenössischen  Orte  angeführt.  Wie  anderwärts 
wurde  aber  auch  in  der  Schweiz  jede  grosse  Errungenschaft, 
welche  die  Geschichte  verzeichnet,  auf  den  Ehrgeiz  der  Fürsten, 
auf  die  Tüchtigkeit  der  Feldherm  und  auf  die  Tapferkeit  der 
Soldaten  zurückgeführt.  Diese  Factoren  lagen  ja  so  oflfen  vor 
Augen,  dass  es  rein  unmöglich  schien,  sie  negiren  zu  können. 
So  wurden  denn  die  Anführer  der  Eidgenossen,  namentlich  Peter- 
mann von  Gundoldingen ,  Heinrich  von  Moos  und  Stephan  von 
Silinen,  im  Anschlüsse  an  das  kurz  vorher  überarbeitete  grosse 
Lied  vom  Streite  zu  Sempach,  als  diejenigen  gepriesen,  deren 
Weisheit  man  den  Sieg  ganz  vorzüglich  zu  verdanken  hatte. 
Durch  das  dem  Halbsuter  von  Luzern  zugeschriebene  Lied  kam 
nach  und  nach  das  Andenken  an  Winkelrieds  Heldenthat  zu  all- 
gemeiner Verbreitung ;  seit  dem  Beginne  des  16.  Jahrhunderts, 
wo  das  Lied  die  letzte  Ueberarbeitung  erfahren  haben  wird,  galt 
Winkelried  unbestritten  als  der  Retter  des  Vaterlandes.  Den 
Zusammenhang  der  Schlacht  von  Sempach  mit  den  allgemeinen 
Zeitverhältnissen,  namentlich  aber  die  Folgen  des  verderblichen 
Bruderzwistes  im  Hause  Habsburg,  die  zur  Ländertheilung  und 
dadurch  zur  Schwächung  der  österreichischen  Macht  führten, 
Hessen  die  Historiker  des  15.  Jahrhunderts  ausser  Betracht.  Nicht 
nur  in  der  Schweiz,  sondern  fast  überall  verkannte  man  ja  damals 
die  allgemeinen  Gesetze,  nach  welchen  die  Reihenfolge  der  Er- 
eignisse sich  vollzieht,  und  flihrte,  statt  auf  allgemeine  Factoren, 
auf  einzelne  Individuen  die  geschichtliche  Entwicklung  zurück. 
So  wurde,  wie  die  allgemeine  Geschichte,  auch  der  Sempacher- 
krieg   von  gewissen  ScTiriftstellem   wie  eine  Epopöe  behandelt. 


8 


in  welcher  die  Kämpfe  des  gewaltigen  Herrschers  mit  dem  wider 
streitenden  Volkswillen  dargestellt  wurde.  Wie  in  einem  Drama 
erzählen  die  Chronisten  des  i6.  und  17.  Jahrhunderts  die  Ver- 
handlungen der  österreichischen  Kriegsräthe  vor  dem  Treffen  ob 
Sempach,  und  es  fehlt  selbst,  wie  in  jedem  ächten  mittelalter- 
lichen Schauspiele,  nicht  einmal  die  komische  Person,  die  in  der 
Gestalt  des  Hofnarren  Heini  von  Uri,  einem  Gegenstück  zu  Kuoni 
von  Stocken  in  den  Tagen  des  Morgarten- Krieges,  hier  auftritt. 
Schweizerische,  deutsche  und  österreichische  Schriftsteller  der 
letzten  Jahrhunderte  anerkennen  einstimmig  die  Tapferkeit  und 
den  Edelmuth  des  jugendlichen  Herzogs,  den  sie  gewissermassen 
als  ein  Opfer  gekränkten  Rittersinnes  bei  Sempach  fallen  lassen. 

Später  erkannte  man,  dass  doch  der  Geist  über  die  rohe 
Kraft  nur  zu  oft  den  Sieg  errungen  habe.  Die  Geschichtsphilo- 
sophen suchten  die  leitenden  Ideen  systematisch  darzustellen  und 
fanden  denn  auch  richtig  heraus,  dass  der  Geist  der  belebenden  Frei- 
heit den  Sieg  über  den  verknöcherten  Feudalismus  errungen  habe. 

Auf  diese  doctrinär  philosophische  Darstellung  des  Sempacher- 
krieges  folgte  die  Epoche  der  literatur-  und  kriegsgeschicht- 
lichen Forschungen. 

Durch  das  Studium  der  Poesie  wurde  die  Mythologie  mehr 
und  mehr  in  den  Vordergrund  gerückt.  Man  erkannte  in  vielen 
Erzählungen  aus  der  Schweizergeschichte  nichts  als  Anklänge 
an  das  klassische  Alterthum,  Reminiscenzen  aus  der  Mythologie. 
Die  ächten  Philologen  erblickten  in  Winkelried  den  Doppelgänger 
eines  Decius  und  Kodrus ;  die  modernen  Germanisten  bezweifelten 
Winkelrieds  Heldentod  schon  aus  dem  Grunde,  weil  er  in  alten 
Chroniken  als  ein  hünengcstaltiger  Held  geschildert  wurde  und 
weil  an  seine  F"amilie,  —  in  der  selbst  der  Name  Schruthan, 
eines  Helden  aus  dem  germanischen  Sagenkreise  vorkommt  —  auch 
sonst  so  viele  Traditionen  sich  knüpfen,  selbst  Erinnerungen  an 
Drachenkämpfe !  So  wurde  denn  die  Erzählung  von  Winkelrieds 
Heldenthat  als  einfache  Soldatenanekdote  behandelt,  die  aus 
der  Chronik  des  Johann  von  Winterthur,  wenn  nicht  aus  dem 
klassischen  Alterthum  entlehnt  sei. 


Durch  das  Studium  der  Kriegsgeschichte  hinwieder  kamen 
einzelne  Forscher  zur  Ansicht,  die  Schlacht  bei  Sempach  könne 
unmöglich  sich  so  entwickelt  haben,  wie  die  Chronisten  und 
Liederdichter  melden.  Das  Terrain  hätte  unmöglich  eine  so  grosse 
Zahl  schwerbewaffneter  Ritter  aufnehmen  können.  Der  Entscheid 
des  Kampfes  sei  vorzüglich  der  Ueberlegenheit  der  schweize- 
rischen Hellebarde  gegenüber  dem  schwerfalligen  Speere  auf  dem 
ungünstigen,  zum  Manöveriren  der  Reiterei  absolut  ungeeigneten 
Terrain,  und  vielleicht  auch  den  damals  im  österreichischen  Heere 
eingeführten  Plattenhamischen  zuzuschreiben.  Von  einem  durch 
den  Opfertod  Winkelried' s  herbeigeführten  Entscheide  könne  nicht 
die  Rede  sein ;  denn  einerseits  sei  das  Vorkommniss  nicht  durch 
gleichzeitige  Zeugnisse  bewiesen,  anderseits  wäre  der  Opfertod 
eines  Mannes  auf  den  Erfolg  des  Treffens  wirkungslos ;  es  müssten 
viele  nacheinander  oder  miteinander  die  selbeThat  ausgeführt  haben. 
Uebrigens  sei  diese  Heldenthat  in  frühern  Schweizerkriegen  wirk- 
lich vorgekommen  und  daher  bei  Sempach  schwerlich  noch  ein- 
mal ausgeführt  worden.  Man  verschwieg  dabei,  wie  Dr.  August 
Bemoulli  zuerst  bemerkte,  dass  später  noch  einmal  ein  Luzerner 
nach  dem  Berichte  eines  Augenzeugen  eben  diese  That  zu  Pferd 
ausführte,  indem  Conrad  Koyt  in  der  Schlacht  zu  Nancy  mit 
seinem  Rennfähnlein  in  die  Burgunder  einstürmte.  ^)  «Gewisse  Er- 
innerungen der  Familie  (Winkelried),  zu  deren  Verherrlichung  wohl 
das  historische  Lied  hauptsächlich  dienen  musste,  mögen  —  ver- 
sichert man  —  hier  vorhanden  gewesen  sein.»  Wie  die  alten 
Geschlechter  in  Rom  hätten  die  Unterwaldner  Familien  ihre 
Traditionen  gehabt.  —  Allein  hat  man  jemals  davon  gehört,  dass 
eine  Tradition  an  die  Epoche  der  Familiengeschichte  anknüpft, 
die  uns  den  tiefsten  Fall  des  Geschlechtes  zeigt?  Kannte  man  zu 
Ende  des  15.  und  Anfang  des  16.  Jahrhunderts,  wo  die  Winkel- 

*)  Schillings  Chronik  von  151 1  — 151 2,  Druckausgabe  91.  Diese  That  erwähnen 
die  andern  zeitgenössischen  Chroniken  ebenso  wenig,  als  die  in  Gast's  Tage- 
büchern von  1548  erzählte  Heldenthat  des  «Consianzer  Winkelrieds»  (Buxlorf- 
Falkeisen:  Gast's  Tagebuch,  Basel  1856,  74),  die  ebenfalls  gleichzeitigen  Con- 
stanzer  Georg  Vögeli  und  Christoph  Schullheiss.   Vgl.  der  Constanzer  Sturm  1846. 


\ 


lO 


riede  wieder  an  der  Spitze  ihres  Heimatlandes  standen,  noch  die 
bittere  Noth  der  Familie,  auf  welche  das  Lied  anspielt.  Denn 
nach  dem  Erlöschen  der  habsburg-österreichischen  Herrschaft  in 
Nidwaiden  waren  die  schönen  Tage  dieser  Familie  für  lange  Zeit 
vorüber.  Es  gab  eine  Zeit,  wo  mehrere  Glieder  der  Familie, 
Jenni,  Claus  und  Welti  Winkelried,  als  Diebe  vom  Rathe  von 
Nidwaiden  waren  verrufen  worden*),  wo  der  «lahme  Winkelried» 
um  Gottes  Willen  in  Luzern  um  Almosen  bat  (1397),  und  wo 
die  Familie  durch  Besorgung  der  F'ähre  auf  dem  Alpnachersee 
ihr  Auskommen  suchen  musste  (noch  1449).  Nur  Erni  Winkelried 
in  Stans,  1396  unter  den  Stiftern  der  Frühmesse  genannt,  ein 
einfacher  Bauer,  brachte  nach  den  Eschenthalerkriegen  seine 
Familie  wieder  zu  Ansehen  und  erhielt  1417  die  höchste  Würde, 
welche  die  kleine  Republik  verleihen  konnte.  Aber  mit  ihm  er- 
losch wieder  fiir  lange  Zeit  der  Glücksstern  seiner  Familie,  die 
nach  dem  Tode  des  Helden  von  Biccocca  arm  und  ungeehrt 
ausstarb. 

Während  die  Germanisten  und  Kriegshistoriker  in  solchen 
Spitzfindigkeiten  sich  gefielen,  gewann  die  rechtsgeschichtliche 
Forschung  immer  mehr  Bedeutung  und  förderte  eine  Reihe  von 
Thatsachen  zu  Tage,  welche  die  Rechtsfrage,  um  die  sich  der 
Sempacherkrieg  drehte,  in  neuem  Lichte  erscheinen  Hessen.  Man 
verfolgte  die  Entstehung  und  den  Verlauf  des  Schweizerbundes 
an  der  Hand  der  alten  Staatsverträge  der  Eidgenossen  unter- 
einander, mit  Kaiser  und  Reich,  wie  mit  dem  Hause  Oesterreich. 
Man  schenkte  den  parlamentarischen  Fragen,  auf  die  schon  die 
alten  Rechtsschriften,  die  Chronik  des  Detmars  von  Lübeck, 
namentlich  aber  Gilg  Tschudi,  der  Vater  der  Schweizergeschichte, 
hingewiesen,  immer  grössere  Aufmerksamkeit,  und  Hess  rationelle 
Philosophie  an  die  Stelle  der  Mythologie  und  der  Literatur- 
geschichte treten. 

Dank  der  allgemeinen  Zeitrichtung  konnten  in  sogenannten 
gebildeten  Kreisen   weder   die   philosophische,   noch   die  rechts- 

*)  Abschied  der  Tagsatzung  vom  2.  December  1398. 


II 


geschichtliche  Darstellung  des  Sempacherkrieges  sich  einbürgern ; 
vielmehr  fand  bei  der  grossen  Masse  des  Volkes  die  durch  Gilg 
Tschudi  und  Johann  von  Müller  traditionell  gewordene  Auffassung, 
bei  dem  «Volke  der  Denker ^  hingegen  mehr  die  auf  einzelne 
Vorgänge  des  Kampfes  sich  beziehende  skeptische  Untersuchung 
Anerkennung. 

Die  Neuzeit  sucht  jetzt  mehr  und  mehr  das  bewegende  Element 
der  Welt-  und  Staatsgeschichte  hervorzuheben,  und  findet,  dass 
das,  was  die  philosophischen  Ideen  erzeugt  und  was  die  mili- 
tärischen Kräfte  in  Bewegung  setzt,  was  die  politischen  und 
socialen  Kämpfe  hervorruft,  im  Grunde  nur  die  Frage  um  die 
menschliche  Existenz  sei,  die  in  allen  Epochen,  wenn  auch  in 
verschiedenen  Formen,  ihre  Lösung  verlangte.  So  scheint  denn 
heut  zu  Tage  die  richtige  Auffassung  der  Vergangenheit  von  der 
wahren  und  klaren  Darstöllung  der  rein  materiellen  Fragen, 
welche  jeweilen  die  Zeit  bewegten,  abhängig  zu  sein;  da  die 
materielle  Frage  die  philosophische  und  rechtliche  Auffassung 
beeinßusste. 

Nach  unserer  Auffassung  darf  an  der  Säcularfeier  eines  Er- 
eignisses, welches  im  Verlaufe  der  Zeit  so  verschieden  beurtheilt 
wurde,  ein  Historiker  ebenso  wenig  die  verschiedenen  Standpunkte 
früherer  Beurtheiler  ignoriren,  als  sich  einseitig  auf  irgend  einen 
Standpunkt,  und  wäre  es  auch  der  allerneueste ,  stellen.  Denn 
Ursache  und  Verlauf  des  Krieges  hingen  hier  wie  anderwärts  mit 
zu  vielen  und  verschiedenen  Factoren  zusammen.  Die  Parteistellung 
gruppirte  sich  durchaus  nicht  nach  rein  socialen  Verhältnissen; 
Religion  und  Politik  berührten  sich  zu  vielfach.  Was  die  Einen 
Zufall  nennen,  heissen  die  Andern  Fügung  Gottes;  was  Dieser 
als  entscheidenden  Moment  betrachtet,  findet  Jener  kaum  er- 
wähnenswerth,  weil  die  gleichzeitigen  Quellen  entweder  einander 
widersprechen  oder  ein  Ereigniss,  das  später  allgemein  erzählt 
wird,  nicht  erwähnen. 

Die  Urtheile  über  den  Werth  der  Tradition  aber,  auf  die  wir 
in  vielen  Fällen  angewiesen  sind,  stehen  noch  nicht  fest.  Bei- 
fällig wurde  zwar  von  kritischen  Forschern  die  Bemerkung  jenes 


12 


berühmten  Forschers  über  die  älteste  römische  Geschichte  auf- 
genommen, dass  über  den  Werth  der  Tradition  nur  das  Alter 
und  die  Glaubwürdigkeit  der  Quellen  entschieden.  —  Aber  gerade 
das  Alter  der  Quelle,  das  zur  Beurkundung  eines  Ereignisses 
entscheidend  sein  soll,  ist  sehr  oft  nichts  weniger  als  massgebend, 
man  vergleiche  nur  den  aus  dem  Jahre  1386  stammenden  Bericht 
des  Lübecker  Franciscaners  über  die  Schlacht  bei  Sempach,  oder 
die  Erzählung  des  Anonymus  Friburgensis  über  den  Einfall  der 
Oesterreicher  ins  Entlebuch  und  die  Zerstörung  von  Sempach 
durch  dieselben. 

Schon  Tacitus,  der  Meister  der  Geschichte,  bemerkt  in  seinen 
Annalen  weit  richtiger:  auch  die  bedeutendsten  Ereignisse  sind 
zweifelhaft ;  denn  die  Einen  halten  das,  was  sie  irgendwie  gehört, 
ohne  Weiteres  dir  wahr,  die  Andern  aber  fabuliren  geradezu. 
Und  dieses  Beides  —  die  absichtliche  und  unabsichtliche  Ent- 
stellung der  Wahrheit  —  wird  desto  grösser,  je  länger  das  Er- 
eigniss  her  ist. 

Kann  also  selbst  bei  der  Erzählung  gleichzeitiger  Ereignisse 
von  Zuverlässigkeit  keine  Rede  sein,  so  ist  das  bei  frühern  Vor- 
fällen noch   weniger  zu  erwarten.    Seit  dem  durch  Niebuhr  und 

> 

Hegel  bei  uns  erweckten  kritischen  Studium  der  Geschichte  aber 
hält  man  gewisse  Erzählungen  von  Ereignissen,  die  keine  100  Jahre 
nach  der  Zeit  niedergeschrieben  worden  sind,  wo  sie  vorgefallen 
sein  sollen,  auch  dann  für  unwahrscheinlich,  wenn  ein  Gegen- 
beweis nicht  erbracht  werden  kann. 

Wir  wollen  und  können  die  Fragen,  welche  seit  so  langer 
Zeit  schon  die  kritische  Geschichtsforschung  beschäftigt  haben, 
nicht  der  Reihe  nach  durchgehen ;  denn  wir  halten  hiezu  weder 
den  Anlass  fiir  gegeben,  noch  die  Zeit  ftir  geeignet.  Wir  sagen 
nur,  man  hat  bis  anhin  noch  viel  zu  wenige  Geschichtsquellen 
mit  in  den  Kreis  der  kritischen  Untersuchung  hineingezogen,  und 
man  hat  auch  die  Kritik  nicht  so  geübt,  wie  die  Verhältnisse 
es  erforderten. 

Wir  beschränken  uns  hier  auf  eine  kurze,  aus  den  zuverlässigsten 
Geschichtsquellen  geschöpfte  Darstellung  des  Sempacherkrieges, 


_  J3     _ 

lassen  dann  die  Quellen  in  ihrem  Wortlaute  selbst  sprechen,  und 
verweisen  endlich  auf  die  Literatur,  aus  der  sich  jeder  Leser  selbst 
noch  weitere  Belehrung  schöpfen  mag. 

lieber  die  ältesten  luzernerischen  Geschichtsquellen  aber,  aus 
denen  man  zunächst  die  genauesten  Berichte  über  die  Schlacht 
erwarten  dürfte,  erlauben  wir  uns  einige  erläuternde  Bemerkungen. 

Von  den  am  Kampfe  betheiligten  Streitern  scheint  keiner  einen 
einlässlichen  Bericht  verfasst  zu  haben.  Die  Versicherung  Gottlieb 
Emanuels  von  Haller,  dass  Conrad  von  Stein  von  Schwyz,  welcher 
der  Schlacht  als  gemeiner  Soldat  beigewohnt,  den  Kampf  in 
einem  Octavbändchen  von  zwei  Finger  Dicke  beschrieben  und 
mit  Abbildung  der  eroberten  Fahnen  geziert  habe,  «gar  sauber 
gemalt» ,  ist  nicht  sehr  glaubwürdig.  Im  luzernerischen  Hitz- 
kircherthale  erzählt  man  sich  ebenfalls,  es  existire  noch  in 
Ermensee  eine  Beschreibung  der  Schlacht  bei  Sempach,  welche 
ein  österreichischer  Ritter,  der  selbst  mitgefochten ,  in  Schrift 
verfasst  habe.  Ein  solcher  Bericht  muss  noch  nach  der  Mitte  des 
15.  Jahrhunderts  in  Wien  existirt  haben.  Es  war  die  Meldung 
des  österreichischen  Landvogtes  Reinhard  von  Wehingen,  die 
aber,  wie  wir  später  hören  werden,  jener  Kürze  sich  befliss,  die 
wir  an  den  ersten  Meldungen  von  verlornen  Schlachten  zu  be- 
wundern gewohnt  sind. 

Es  ist  geradezu  beschämend,  dass  die  einlässlichsten  Berichte 
älterer  Zeit,  die  uns  über  die  Heldenschlacht  von  Sempach  er- 
halten sind,  aus  solchen  Orten  stammen,  die  dem  Kampfe  fern 
standen :  aus  Strassburg,  Bern,  Constanz,  Zürich  und  dem  Thurgau, 
und  dass  erst  nahezu  100  Jahre  nach  der  Schlacht  endlich  auch 
ein  luzernerischer  Geschichtschreiber  sich  aufraffte,  um  die  bald 
in  Volkssagen  und  Volksliedern  ausklingenden  Nachrichten  über 
den  Ehrentag  seiner  Vaterstadt  in  Schrift  zu  fassen. 

Gerade  an  dem  Orte,  wo  man  zuerst  eine  einlässliche  Er- 
zählung von  dem  Siege  ob  Sempach  erwarten  sollte,  wurde 
während  und  unmittelbar  nach  dem  Kriege  so  zu  sagen  gar 
nichts  über  die  Kriegsereignisse  notirt. 

Die  Benedictinermönche  im  Hofe  zu  Luzern,  deren  literarische 


14 


Thätigkeit  sich  fast  nur  auf  die  Führung  ihrer  Rechnungsbücher 
und  Abfassung  von  Schriften  zur  Sicherstellung  ihrer  Rechte  und 
Einkünfte  beschränkte,  scheinen  schon  im  Jahre  1384  mit  Luzern 
wegen  kirchlichen  Fragen  in  Conflikt  gerathen  zu  sein.  Sie  hielten 
mit  Herzog  Leopold  von  Oesterreich  zum  Gegenpapste,  während 
der  Rath  von  Luzern  den  rechtmässig  erwählten  Papst  Urban  VL 
anerkannte.  Propst  war  Hugo  von  Signau,  Cämmerer  Friedrich 
von  Mülinen,  Custos  Wilhelm  von  Ougersheim,  deren  nächste 
Anverwandten  auf  dem  Schlachtfelde  ob  Sempach  in  den  Reihen 
der  Oesterreicher  fielen.  Die  übrigen  Mönche  waren  meist  Elsässer, 
so  Heinrich  von  Meienheim,  Friedrich  von  Hochfelden,  Heinrich 
von  Schauenburg,  Johann  Baselwind,  Andreas  Baselmann.  Nur 
Hartmann  von  Wissenwegen  und  Matthäus  von  Werd  stammten 
aus  der  Stadt  Luzern.  Desshalb  sahen  sich  die  Benedictiner  kaum 
veranlasst,  in  ihrem  Jahrzeitbuche  speciell  des  Sieges  bei  Sempach 
zu  gedenken;  sie  notirten  einfach  die  Jahrzeitstiftung  für  den 
Schultheiss  Petermann  von  Gimdoldingen.  Aus  dem  Jahrzeitbuche 
von  1445  geht  deutlich  hervor,  dass  damals  in  der  Stiftskirche 
noch  nicht  die  eigentliche  Schlachtjahrzeit  begangen  wurde.  Wie 
es  scheint,  wurde  diese  Feier  in  Luzern  bis  ins  16.  Jahrhundert 
nur  in  der  Peterskapelle  gehalten  und  erst  später  im  Hof 

Wie  die  Benedictiner  im  Hof  zu  Luzern,  hatten  auch  die 
Franciscaner,  die  zur  Zeit  des  Krieges  entschieden  auf  Seite  der 
Stadt  stunden,  seit  der  Zeit,  wo  Johann  von  W^interthur  Luzern 
verlassen  hatte  (um  1340),  keinen  Chronikschreiber  mehr  in  ihrer 
Mitte.  Irgend  ein  Mönch  schrieb  einfach  ins  Anniversarienbuch  die 
Jahrzeitstiftung  für  die  bei  Sempach  Gefallenen.  Da  die  eroberten 
Panner  in  der  Franciscanerkirche  —  nicht  in  der  Stadtpfarrkirche 
oder  deren  Filiale  zu  St.  Peter  —  aufgehisst  wurden,  ist  anzu- 
nehmen, dass  die  Franciscaner  damals  als  Feldprediger  mit  den 
Luzernern  zum  Kampfe  ausgezogen  seien.  Dieses  intimere  Ver- 
hältniss  leuchtet  auch  aus  der  Bewilligung  des  päpstlichen  Legaten, 
Philipp  von  Alengon,  Bischof  von  Ostia,  hervor,  der  den  Bürgern 
am  21.  September  1387  das  Recht  einräumte,  bei  den  Barflissern 
zur  Messe  zu  gehen,   wenn  die  Benedictiner  im  Banne  sich  be- 


15 

finden  sollten.  Hiefiir  spricht  auch  die  alte  Tradition ,  dass  die 
bei  Sempach  erschlagenen  Luzerner  bei  den  Franciscanern  ihre 
Ruhestätte  gefunden  haben. 

Derjenige  aber,  dem  nach  allgemeiner  Ansicht  die  Pflicht  zu- 
gefallen wäre,  einen  einlässlicheren  Bericht  über  die  Schlacht  von 
Sempach  abzufassen,  war  der  Stadtschreiber  von  Luzern.  Dieses 
Amt  bekleidete  damals  (1378 — 1400)  der  päpstliche  und  kaiser- 
liche Notar  Nikolaus  Schulmeister  von  Strassburg,  ein  Mann,  der 
mit  Vorliebe  mystischen  Studien  oblag.  Schulmeister,  ein  hablicher 
Mann,  schrieb  1396  in  deutscher  Sprache  Betrachtungen  über  das 
Leiden  Christi  und  das  Messopfer,  die  er  mit  25  Bildern  zierte. 
Schulmeister  war  in  deutscher  und  lateinischer  Sprache  sehr 
gewandt,  wie  sowohl  seine  Einzeichnungen  im  Raths-  und  Bürger- 
Buche,  als  die  Klageschriften  gegen  üesterreich  zeigen;  allein 
er  war  offenbar  der  politischen  Bewegung  abhold.  —  Allerdings 
hatten  die  Berner  zur  Zeit  auch  nicht  durch  ihren  Stadtschreiber 
den  Bericht  über  die  Schlacht  bei  Laupen  abfassen  lassen ;  dies 
that  vielmehr  ein  Deutschordensbruder.  Anderwärts  aber  griffen 
in  solchen  Fällen,  wo  es  sich  um  Verewigung  der  Thaten  der 
Bürgerschaft  handelte,  die  Stadtschreiber  zur  Feder,  so  z.  B.  in 
Strassburg,  wo  1262  die  Beschreibung  der  Schlacht  auf  dem 
Hausberge  entstand,  die  flir  Strassburg  wohl  die  gleiche  Be- 
deutung hatte,  wie  der  Tag  von  Sempach  flir  Luzern  und  die 
ganze  Eidgenossenschaft. 

Der  Unterschreiber  Ulrich  Wisse,  der  Gehülfe  des  Stadt- 
schreibers, scheint  hauptsächlich  mit  der  Führung  der  Protokolle 
über  die  Ausbürger  und  den  complicirten  Bezug  der  verschiedenen 
Steuern  und  Abgaben  sich  befasst  zu  haben. 

Zur  Entschuldigung  der  luzernerischen  Schreiber  mag  aller- 
dings angeführt  werden,  dass  unmittelbar  nach  der  Schlacht  die 
Friedensverhandlungen  eröffnet  wurden,  bei  denen  die  Kanzlisten 
von  Luzern  als  Protokollführer  sehr  in  Anspruch  genommen 
wurden,  und  dass  die  Pest  ausbrach.  So  mochten  sich  die  Schreiber 
in  Luzern  kaum  in  der  richtigen  Stimmung  befinden,  die  grossen 
historischen  Darstellungen  forderlich  ist.   Endlich  darf  auch  nicht 


i6 


übersehen  werden,  dass  Ereignisse  von  eminenter  Tragweite  auch 
früher  schon  in  Luzern  n\ir  im  Style  telegraphischer  Mittheilungen 
verzeichnet  wurden,  während  andere,  für  Luzern  belangreiche 
Vorkommnisse  gar  nicht  in  die  Protokolle  eingetragen  wurden. 
Zu  diesen  mit  Stillschweigen  übergangenen  Ereignissen  rechnen 
wir  z.B.  den  Verkauf  Luzerns  an  Oesterreich,  den  Beitritt  Luzerns 
zum  ewigen  Bunde  der  Waldstätte,  den  Torbergischen  Frieden, 
den  Einfall  der  Gugler,  das  Burgrecht  Luzerns  mit  dem  Lande 
Entlebuch. 

Dieses  Stillschweigen,  ist  um  so  auffalliger,  weil  daneben  im 
Stadtbuche  Ereignisse  verzeichnet  wurden,  die  dir  Luzern  nicht 
von  sichtlicher  Bedeutung  waren,  wie  z.  B.  die  Nachricht  über 
das  Gründungsjahr  von  Bern,  die  Schlacht  von  Laupen  u.  s.  w. 
Einlässlicher  wurden  dagegen  einige  civilrechtliche  Entscheide 
und  ein  Criminalurtheil  von  1385  notirt;  den  grössten  Umfang 
aber  beansprucht  die  Beschreibung  der  ersten  Thurmuhr.  Wir 
schliessen  hieraus,  dass  den  damaligen  Stadtschreibern  von  Luzern 
die  Begabung  und  der  Sinn  für  historische  Darstellung  fehlte, 
dass  aber  das  Stillschweigen  der  ältesten  luzernerischen  Berichte 
über  den  Verlauf  der  Schlacht  absolut  keinen  Anhaltspunkt  ftir 
die  Bestreitung  von  Vorkommnissen  bietet,  die  durch  anderweitige 
Quellen  verbürgt  sind*). 

')  Auch  die  spätem  Berichte  der  luzernerischen  und  urschweizerischen  Haupt- 
leute aus  dem  Felde  sind  in  der  Kegel  ungemein  kurz  gefasst,  während  diejenigen 
der  Züricher  zuweilen  einlässliche  Beschreibungen  der  einzelnen  Vorgänge  ent- 
halten, man  vergleiche  z.  B.  den  Bericht  an  Zürich  über  das  Treffen  zu  Roveredo 
vom  27.  Juni  1487,  welcher  manche  Seite  füllt,  während  der  Bericht  der  luzerne- 
rischen Hauptleute  vom  8.  März  1446  über  die  Schlacht  zu  Ragaz  nicht  40  Zeilen 
beansprucht. 


^•^^^ 


^rawtmjinj  Lniifiiiiiion  lun  •fiiDirjanmtnii 


tumuia]Miiiriiuinnniin«mruiiiininrnrTrTiiiLniiiiMii;iiifii]riininfmT;mmiiWTumTirTninTiiit)f  iTm^rmmmniTmTTiTTFTi 


fiiiuu4iiiiiimjui;e 


ntnmiu  inmiannilIinnWirTTiiiirrBnmiiiiit'tiiii:nuwtrTi''niinnrmTnnn»iJwmnBi»nfiii»iii 


II  Die  Kriegsursaehen. 


Is  die  Stadt  Luzem  im  Jahre  1332  dem  ewigen  Bunde 
der  Waldstätte  beitrat,  behielt  sie  allerdings  die  Rechte 
der  Herrschaft  Oesterreich  vor.  Allein  diese  landes- 
herrlichen Rechte,  wie  die  Freiheiten  der  Stadt  Luzern  waren  nicht 
klar  ausgeschieden.  Mit  diesem  Bunde  wurde  zugleich  der  Keim 
zu  neuen  Verwickelungen  gelegt,  die  durch  die  allgemeinen  Zeit- 
verhältnisse, namentlich  durch  den  Kampf  des  Hauses  Habsburg- 
Oesterreich  gegen  Ludwig  den  Bayer  und  das  luxemburg-böhmische 
Haus  rasch  entwickelt  wurden.  Der  Beitritt  der  Orte  Zürich,  Zug, 
Glarus  und  Bern  zum  eidgenössischen  Bunde  verschärfte  die  Gegen- 
sätze zwischen  Oesterreich  und  den  Elidgenossen.  Doch  gelang  es 
nach  dem  langwierigen  Züricherkriege,  wie  früher  durch  den  vom 
Bischof  Nikolaus  von  Constanz  1338  erlassenen  Spruchbrief,  durch 
den  brandenburgischen  Frieden  ein  Abkommen  zu  treffen,  welches 
wenigstens  einzelne  Streitpunkte  regulirte.  Allein  die  Erwerbung 
der  Landschaft  durch  die  Stadt  Luzern  einerseits,  und  die  Auf- 
nahme österreichischer  Landsassen  in  den  Bürgerverband  andrer- 
seits führten  in  Verbindung  mit  der  durch  die  Bundesbriefe  der 
eidgenössischen  Orte  geforderten  Hülfeleistung  an  die  Bundes- 
städte Zürich  und  Bern  zu  immer  neuen  Conflicten  mit  Oesterreich. 
Denn  wie  Zürich  das  Haus  Habsburg -Rapperswil  zermalmte, 
so  unterwarf  sich  Bern  im  Burgdorferkriege  das  Haus  Kyburg. 
So  waren   also    die   beiden,    im  heutigen   Gebiete   der   Schweiz 


lAehenau,  Schlacht  boi  Sompach. 


i8 


begüterten  jüngeren  Linien  des  Hauses  Habsburg  ihrem  Unter- 
gange nahe  und  konnten  nur  durch  Abtretung  ihrer  Rechte  an 
die  ältere  habsburg-österreichische  Stammlinie,  oder  durch  An- 
schluss  an  die  eidgenössischen  Orte  ihr  Dasein  fristen. 

Dem  begabtesten  österreichischen  Diplomaten  des  14.  Jahr- 
hunderts, Johann  Schultheiss  von  Lenzburg,  Bischof  von  Gurk 
und  Brixen,  war  es  gelungen,  ein  leidliches  Verhältniss  zwischen 
der  kräftig  aufblühenden  Schweiz  und  dem  von  allen  Seiten  be- 
drohten Hause  Oesterreich  herzustellen  und  namentlich  die  Ver- 
suche Kaiser  Karls  IV.  zu  vereiteln,  die  Eidgenossen  zum  Kampfe 
gegen  den  von  ihm  befehdeten  Herzog  Rudolf  IV.  zu  bewegen. 
Nicht  nur  blieben  die  Eidgenossen  in  diesem  Streite  neutral, 
sondern  die  Stadt  Luzem  leistete  in  der  Folge,  nachdem  der 
thorbergische  Friede  erneuert  worden  war,  den  Herzogen  auch 
Hilfe  gegen  Mümpelgard. 

Für  diese  dem  Hause  Oesterreich  bewiesene  Treue  ertheilte 
Herzog  Rudolf  IV.  der  Stadt  Luzern  Freiheiten  bezüglich  der 
Bürgeraufnahmen,  Zollbefreiung  vom  Gotthard  bis  zur  Fluh  bei 
Reiden  und  bis  nach  Windisch  (1361)  und  räumte  ihr  1365  das 
Präsentationsrecht  für  die  Caplanei  am  Stadtspital  ein.  Diesem 
freundlichen  Einvernehmen,  das  noch  lange  fortdauerte,  hatten 
die  Luzerner  auch  den  Vorschub  zu  verdanken,  den  ihnen  1377 
der  österreichische  Landvogt  Peter  von  Thorberg  in  der  Fehde 
gegen  die  Ritter  von  Rümlang  leistete. 

Da  aber  trat  nach  dem  Tode  Herzog  Rudolfs  IV.  (1365, 
27.  Juli)  und  dem  Rücktritte  Bischof  Johanns  von  Brixen  vom 
österreichischen  Staatskanzleramte  jene  Wendung  ein,  welche  die 
Vernichtung  der  österreichischen  Herrschaft  in  der  Schweiz  vor- 
bereitete :  die  Theilung  der  österreichischen  Lande  unter  die 
Herzoge  Albrecht  und  Leopold  von  Oesterreich.  Durch  diese 
in  den  Jahren  1372  eröffnete,  1373,  1375  und  1379  bestätigte 
Theilung  erhielt  der  bedächtigere,  friedliebende  ältere  Sohn  Herzog 
Albrecht  das  Herzogthum  Oesterreich  und  die  Länder  ob  und 
unter  der  Ens ;  der  jüngere,  kriegerisch  gesinnte  Herzog  Leopold 
dagegen  die  Grafschaft  Tyrol,  Kärnthen,  Krain,  Steiermark,  die 


19 


Vorlande,  d.  h.  Schwaben,  Burgaii,  Breisgau,  Sundgau  und  Elsass. 
Allerdings  verpflichtete  der  Theilungsakt  die  beiden  Brüder  zu 
Schutz  und  Trutz  und  verbot  ausdrücklich,  dass  einer  gegen  den 
andern  ein  Bündniss  abschliesse.  Thatsächlich  aber  ging  jeder 
der  Herzoge  fortan  seine  eigenen  Wege,  ohne  sich  um  das  ge- 
meinsame Interesse  sonderlich  zu  kümmern.  Einsichtsvolle  Männer, 
ja  selbst  der  Hofpoet  Suchenwirt, ^)  bedauerten  offen  diese  un- 
heilvolle Theilung. 

Zur  Zeit  der  ersten  Landestheilung  hatte  Herzog  Leopold 
erst  kürzlich  das  zwanzigste  Altersjahr  überschritten.  So  lange 
Bischof  Johann  von  Brixen  dem  jugendlichen  Herzog  zur  Seite 
stand,  blieb  das  gute  Einvernehmen  mit  den  Eidgenossen  noch 
bestehen. 

Aber  zu  der  durch  die  Landestheilung  herbeigeführten  Schwä- 
chung der  österreichischen  Macht  kamen  bald  noch  andere  Ca- 
lamitäten. 

In  Folge  des  langwierigen  Krieges  mit  Bayern  und  Venedig 
wie  durch  übermässigen  Luxus,  dem  die  Herzoge  ergeben  waren, 
wurde  die  Finanzlage  eine  kritische.  Schon  1368  hatten  die  Her- 
zoge sich  entschlossen,  die  Verwaltung  ihrer  Länder  fünf  treu- 
bewährten Dienern  auf  die  Dauer  von  vier  Jahren  zu  übertragen ; 
sie  behielten  sich  nur  eine  jährliche  Rente  von  17,000  Pfund  Wiener 
Pfennige  vor.  Die  übrigen  Einkünfte  sollten  zur  Tilgung  der 
Schulden  verwendet  werden.  Aber  dieses  löbliche  Streben  hatte 
ein  anderes  Uebel  im  Gefolge,  das  den  Herzogen  die  Liebe  ihrer 
Unterthanen  entzog :  die  Steuererhöhung. 


*)  Von  der  Fürsten  tailung. 

«:Tailt  ir  die  zwai,  also  das  Holtz, 
Ir  müsst  euw  lassen  pucken, 
Wärt  Ir  an  chreften  noch  so  stoltz 
Die  Herrschaft  wird  zu  stucken. 
Die  gült,  die  mögt  ir  tailen  wohl, 
Jeglicher  in  sein  kanimer; 
Burg  und  statt  bei  einander  sol 
Beleiben;    es  bringt  Jammer, 
Wo  man  aus  guten  Landen  weit 
Will  stuck  und  trümmer  machen. 
Das  muss  schier  in  kurzer  Zeit 
Gewalt  und  herrschaft  schwachen.  > 


I 


20 


Die  Steuern  mussten  nach  der  Landestheilung  auf  dem  gleichen 
Fusse  belassen  werden,  weil  die  Kriege  Herzog  Leopolds  in 
Preussen,  die  Kämpfe  gegen  Aquileja,  Padua  und  Venedig,  der 
Feldzug  gegen  die  Gugler,  wie  die  Käufe  der  Herrschaften  Nydau 
und  Büren,  Klein-Basel,  Haigerloh,  Feldkirch,  Rankweil,  Mont- 
fort  etc.  und  die  Befestigung  der  in  der  Nähe  der  eidgenössischen 
Orte  gelegenen  Städte  und  Burgen,  wie  Rothenburg,  Wolhusen, 
Windegg,  Weesen  u.  s.  w.,  ungeheure  Auslagen  verursachten. 

Durch  den  Beitritt  zu  dem  1370  gebildeten  Städtebunde,  wie 
durch  Vereine  mit  Fürsten,  namentlich  mit  dem  Bischof  von  Basel 
und  den  Grafen  von  Kyburg,  erregte  Herzog  Leopold  bald  die 
Aufmerksamkeit  der  um  ihre  Freiheit  sehr  besorgten  Städte.  Der 
Rath  von  Basel  regte  schon  1371  und  wieder  im  Jahre  1374 
den  Gedanken  eines  gegen  Oesterreichs  wachsende  Macht  sich 
richtenden  Städtebundes  beim  Rathe  von  Luzern  an. 

Allein  die  österreichische  Diplomatie  hatte  ihren  Höhepunkt 
schon  überschritten.  Tieferblickende  Staatsmänner  erkannten 
bereits  die  Symptome  der  Zersetzung.  Denn  Herzog  Leopold, 
ein  tadelloser  Ritter,  gehörte  nicht  zu  den  geriebenen  Diplomaten. 
Leopold  verfolgte  grosse,  nicht  gehörig  durchdachte  Projecte ; 
er  erwog  nicht  näher,  ob  ihm  auch  die  Mittel  zur  Erreichung  des 
Zweckes  ausreichend  zu  Gebote  stehen.  Sah  er  sein  Wirken 
nicht  gleich  vom  erwünschten  Erfolge  gekrönt,  so  nahm  er  ein 
neues  Project  in  Angriff.  Nichts  fehlte  ihm  mehr  als  Beharrlich- 
keit. Bald  in  Schwaben,  bald  in  Italien  auf  Schlachtfeldern  sich 
tummelnd,  zieht  er  plötzlich  vom  Schauplatze  des  Lebens  ftir 
einige  Zeit  sich  zurück,  weil  eine  schöne  Schwäbin  ihn  mehr 
entzückt,  als  die  Italienerin,  der  er  in  zu  jungen  Jahren,  war  an- 
getraut worden.  In  Herzog  Leopold  erkannte  freilich  die  Ritter- 
schaft ihren  edelsten  Protector,  während  der  Clerus  dem  Fürsten 
nicht  sonderlich  zugethan  war,  der  seine  durch  Jahrhunderte  sorg- 
fältig gewahrten  Steuerprivilegien  nicht  anerkannte.  Aber  diese 
Vorzüge  und  Schwächen  hatte  der  tapfere  Herzog  mit  vielen 
F'ürsten  seiner  Zeit  gemein.  Denn  wie  das  österreichische  Fürsten- 
haus, so  untergrub  z.  B.  das  bayerische  durch  Ländertheilungen 


21 


und  Luxus  die  Wurzeln  seiner  Kraft.  In  Frankreich,  Italien  und 
England  hatten  die  kleinen  und  grossen  Fürsten  die  gleiche  Kriegs- 
lust, die  gleiche  Prachtliebe,  die  gleiche  unglückliche  Finanzpolitik 
mit  Herzog  Leopold  von  Oesterreich  gemein.  So  murrte  man  in 
Frankreich  unmittelbar  nach  der  Thronbesteigung  König  Karl  VI. 
über  die  grossen,  nie  enden  wollenden  Steuern,  welche  durch  diese 
Verhältnisse  erforderlich  wurden.  Man  schob  die  Ursache  der 
allgemeinen  Unbehaglichkeit  auf  die  Juden  und  verlangte  deren 
Austreibung.  Es  kam  damals  in  Frankreich  zu  Excessen  gegen 
die  Hebräer.  1382  brach  in  Paris  und  Rouen  die  Revolution  aus. 
Das  Volk  war  durch  Wunder  und  Zeichen  aufgeregt,  wie  der 
Mönch  von  Saint  Denys  erzählt.  Mit  Waffengewalt  wurden  die 
Empörer  bezwungen  und  die  Steuern  mit  Gewalt  erhoben.  Die 
Pariser  wanderten  in  grosser  Zahl  aus. 

Ganz  ähnliche  Erscheinungen  finden  wir  aus  den  gleichen 
Gründen  im  Gebiete  der  heutigen  Schweiz.  Selbst  einen  Juden- 
kravall  erlebte  man  1382  in  Luzem');  unter  den  Antisemiten 
finden  wir  —  bezeichnend  für  den  Zusammenhang  der  politischen 
und  socialen  Verhältnisse  —  jenen  Klaus  von  Matt,  das  Haupt 
der  antiösterreichischen  Partei,  der  in  Folge  der  Staatsumwälzung 
den  Schultheissenstuhl  bestieg.  Wie  in  Frankreich  standen  auch 
in  den  österreichischen  Staaten  die  Juden  unter  dem  speciellen 
Schutze  des  Landesherrn,  so  dass  der  Auflauf  gegen  die  Juden 
zugleich  zu  einer  Empörung  gegen  den  Landesfiirsten  sich  ge- 
staltete. Und  wie  in  Frankreich  verkündeten  auch  in  der  Schweiz 
Astrologen,  wie  uns  ein  Züricher  Chronikschreiber  erzählt,  grosse 
Umwälzungen. 

Diese  revolutionären  Auftritte  mehrten  sich  rasch,  nicht  ohne 
Zuthun  des  römischen  Königs,  dessen  Politik  die  meiste  Zeit  nichts 
anderes  bezweckte,  als  die  Zerstörung  der  habsburgisch-österrei- 
chischen  Macht. 

So  ertheilte  König  Wenzel  unter  dem  16.  October  1379  nicht 
nur  den  Städten  Luzern  und  Zug,  sondern  auch  den  meisten  an- 

*)  RathsprotokoU  I,  3. 


22 


dem  aargauischen  Landstädten  die  Freiheit,  dass  Niemand,  wer  er 
sei,  den  Schultheissen,  den  Rath  und  die  Bürger  vor  ein  könig- 
liches Hofgericht,  vor  ein  Landgericht  oder  andere,  wo  immer 
gelegene  Gerichte  laden  dürfe ;  vielmehr  soll  jeder,  der  an  einen 
der  Ihrigen  oder  an  das  Gemeinwesen  irgend  welche  Ansprache 
habe,  seine  Klage  vor  dem  Richter  und  Rathe  der  Stadt  anbringen 
und  sonst  nirgends,  es  sei  denn,  dass  ihm  das  Recht  daselbst  ver- 
weigert würde.  Da  solche  Privilegien  nur  an  Reichsglieder  aus- 
gestellt werden  durften,  so  ist  die  Tendenz  des  Kaisers,  die  öster- 
reichischen Länder  nach  und  nach  an's  Reich  zu  ziehen,  unbestreit- 
bar. Dieser  Zweck  tritt  noch  deutlicher  in  einer  späteren  Urkunde 
zu  Tage.  König  Wenzel  verlieh  den  lo,  October  1381  dem  Rath 
und  den  Schöffen  von  Luzern  den  Blutbann  über  solche  Bürger, 
«die  mit  losem  Leymunde»  ins  Gefängniss  der  Stadt  kommen, 
ohne  dabei  das  Verhältniss  des  städtischen  Gerichtes  zu  den  Rechten 
des  Hauses  Oesterreich  über  die  Stadt  näher  zu  fixiren.  —  Herzog 
Leopold  that,  soweit  bis  jetzt  bekannt,  nicht  das  Geringste,  um 
diese  seine  Macht  untergrabenden  Erlasse  zu  entkräften.  Eigen- 
thümliche  Verhältnisse  machten  allerdings  dem  Herzog  eine  scho- 
nende Behandlung  der  Schweizer  zur  Pflicht. 

In  der  Stunde  der  Gefahr,  wo  der  Sire  von  Cougy  mit  einem 
Heere  von  nahezu  50,000  Mann  zur  Eroberung  der  österreichischen 
Länder  im  Aargau  heranrückte,  hatte  Herzog  Leopold  dadurch 
sich  eine  Blosse  gegeben,  dass  er  sich  als  Landesherr  nicht  nur 
direct  mit  den  Reichsstädten  Zürich  und  Bern,  sondern  indirect 
auch  mit  der  österreichischen  Landstadt  Luzern  im  October  1375 
in  einen  Bund  zur  Bekämpfung  der  «Gugler»  einliess.  Während 
der  Herzog  durch  seine  Truppen  diejenigen  Städte  und  Dörfer, 
die  sich  zur  Vertheidigung  nicht  eigneten,  z.  B.  die  Stadt  Wil- 
lisau, verbrennen  Hess,  überfielen  die  tapfern  Eidgenossen  die  in 
Klöstern  und  Dörfern  zerstreut  liegenden  Feinde  und  brachten 
denselben  eine  Reihe  von  Niederlagen  bei,  so  dass  sich  das  wegen 
Zügellosigkeit  berüchtigte  Heer  aus  Mangel  an  Verpflegung  zum 
Rückzuge  entschliessen  musste.  Der  Herzog  hielt  sich  mit  seinen 
Truppen   in   den   befestigten  Städten  und   überliess  die  Führung 


23 

des  Kampfes  gegen  die  feindliche  Uebermacht  den  Eidgenossen,' 
deren  Kriegsruhm  hiedurch  in  die  fernsten  Lande  sich  verbreitete. 

Mit  dem  Bunde  zur  Vertheidigung  des  Landes  gegen  die 
Gugler  wurde  zwischen  Oesterreich  und  den  Eidgenossen  der 
Friede  bis  zum  23.  April  1387  verlängert.  Hierdurch  wurde  für 
die  Eidgenossenschaft  namentlich  das  Territorium  von  Zug  ge- 
wonnen, das  die  Schwyzer  um  das  Jahr  1365  occupirt  hatten. 
Denn  die  beiden  Herzoge  gestanden  ausdrücklich  zu,  dass  der 
Beitritt  von  Zug  zur  Eidgenossenschaft  als  der  Preis  ftir  die 
Erneuerung  des  Friedens  bezeichnet  werde.  Im  folgenden  Jahre 
wurde  der  Friedbrief,  welcher  den  thorbergischen  Frieden  erläu- 
terte, in  Schrift  gefasst.  Durch  denselben  wurde  namentlich  das 
Verfahren  zur  Beilegung  von  Streitigkeiten  erläutert.  Der  öster- 
reichische Vogt  in  Rothenburg  wurde  bei  diesem  Anlasse  speciell 
mit  der  Einleitung  der  Verhandlungen  betraut. 

Gleichzeitig  regulirte  man  das  Recht  der  Stadt  Zug  betref- 
fend Bürgeraufnahmen.  Eb  wurde  festgestellt,  dass  nur  die  im 
Amte  Zug  gesessenen  Leute  in  den  Bürgerverband  dürfen  aufge- 
nommen werden.  Diese  Bestimmung  aber  verstiess  sich  gegen 
das  sonst  so  ängstlich  vertheidigte  Princip,  dass  keine  Ausbürger 
in  Städten  sich  einbürgern  dürfen.  Daher  konnten  die  Herzoge 
in  der  Folge  nicht  mehr  mit  Grund  gegen  den  Rath  von  Luzern 
auftreten,  wenn  er  nach  dem  Vorgange  der  ihm  an  Rechten  und 
Freiheiten  weit  nachstehenden  österreichischen  Landstadt  Zug 
ebenfalls  Ausbürger  in  beliebiger  Zahl  annahm. 

Diese  Schwächung  der  österreichischen  Macht  entging  den 
Eidgenossen  durchaus  nicht,  vielmehr  suchten  die  staatsklugen 
Männer,  welche  die  einzelnen  Kantone  regierten,  die  allgemeine 
Zeitlage  fiir  die  Interessen  der  gesammten  Eidgenossenschaft,  wie 
zum  Nutzen  der  einzelnen  Orte  so  rasch  und  gut  wie  möglich 
auszunützen. 

Zu  den  gemeinsamen  Massregeln  der  eidgenössischen  Orte, 
welche  die  Rechte  der  Herzoge  von  Oesterreich  verletzten,  ge- 
hörte u.  A.  die  Bestimmung  des  sogenannten  Pfaffenbriefes  vom 
7.  October  1370,  laut  welcher  Jeder,  der  den  Herzogen  von  Oester- 


24 

reich  durch  irgend  ein  Gelübde  verbunden  war,  sofern  er  im  Ge- 
biete'der  Eidgenossenschaft  sich  aufhalten  wollte,  eidlich  geloben 
musste,  der  eidgenössischen  Orte  Nutzen  und  Ehre  zu  fördern 
und  den  Schaden  zu  wenden  und  alles  dasjenige  zur  Kenntniss 
der  eidgenössischen  Orte  zu  bringen,  was  diesen  irgend  welchen 
Schaden  bringen  könnte.  Diese  Pflicht  sollte  allen  andern  eid- 
lichen Verpflichtungen  vorgehen. 

Zu  den  Mitteln,  welche  die  Macht  der  einzelnen  eidgenössischen 
Orte  verstärkten,  rechnen  wir  die  Erwerbung  der  Herrschaftsrechte 
ausserhalb  der  Stadt  und  die  Massenaufnahme  von  Ausbürgern. 

So  erwarb  die  Stadt  Luzern  die  Vogtei  Wäggis.  Der  dem 
Kloster  Pfafers  gehörige  Hof  Wäggis  war  mit  dem  benachbarten 
Vitznau  schon  1332  dem  Bunde  der  Waldstätte  beigetreten.  Die 
Vogtei  von  Wäggis  hatten  seit  dem  13.  Jahrhundert  die  Herzoge 
von  Oesterreich  inne.  Das  Afterlehen  der  Vogtei  besassen  die 
von  Hertenstein  und  von  Ramstein,  welche  ihre  Rechte  auf  Wäggis 
am  20.  Juli  1380  an  Schultheiss  und  Rath  von  Luzern  verkauften. 
Die  Erwerbung  stiess  auf  Widerspruch  von  Seite  eines  sehr  erheb- 
lichen Theiles  der  Bevölkerung,  der  sich  weigerte,  der  Stadt  Luzern 
zu  huldigen.  Auch  der  Herr  von  Hertenstein  scheint  nur  gezwungen 
in  den  Kauf  eingewilligt  zu  haben.  Wie  die  Herzoge  diese  Ver- 
kümmerung ihrer  alten  Rechte  aufnahmen,  ist  nicht  bekannt. 

Das  Recht  der  Bürgeraufnahme  war  durch  eine  Reihe  von 
Verträgen  und  schiedsgerichtlichen  Urtheilen  regulirt  worden.  So 
war  durch  die  Spruchbriefe  von  1351  und  1352  bestimmt  worden, 
die  Luzemer  sollen  keine  Leute  und  Diener  der  Herzoge  von 
Oesterreich  als  Ausbürger  aufnehmen;  vielmehr  solle  die  Stadt 
nur  befugt  sein,  solchen  Personen  das  Bürgerrecht  zu  öffnen,  die 
in  der  Stadt  selbst  wohnhaft  sind.  Hinwieder  sollen  solche  Bürger, 
die  zeitweise  auf  dem  Lande  wohnen,  für  dingliche  und  persön- 
liche Ansprachen  für  die  Zeit,  wo  sie  ausser  dem  Stadtbezirke 
wohnen,  dem  ordentlichen  Gerichte  ihres  temporären  Wohnsitzes 
unterworfen  sein.  Den  6.  März  1361  gestand  Herzog  Rudolfs 
Kanzler  der  Stadt  Luzern  ausdrücklich  das  Recht  zu,  solche  Leute 
als  Bürger  aufzunehmen,  die  nicht  österreichische  Angehörige  seien. 


2S__ 

Nach  der  an  Zug  ertheilten  Concession  bezüglich  der  Auf- 
nahme österreichischer  Landsassen  begannen  auch  die  Liteerner 
solche  in  ihren  Bürgerverband  aufzunehmen,  und  zwar  zuerst  — 
vor  1379  —  die  Leute  der  österreichischen  Vogtei  Ebikon.  Erst 
als  Herzog  Leopold  den  Schultheissen  Peter  von  Gundoldingen 
und  dessen  Sohn  Werner  mit  der  Vogtei  Ebikon  und  Rotsee  be- 
lehnte, entzogen  sich  die  österreichischen  Unterthanen  von  Ebikon 
des  Burgrechtes,  das  sie  mit  Luzern  geschlossen  hatten.  Aber 
diese  Vereitelung  der  Masseneinbürgerungen  durch  Verleihung 
von  Vogteien  an  das  Haupt  der  Stadt  hinderte  die  nach  Freiheit 
strebende  Bürgerschaft  nicht,  das  einmal  ins  Werk  gesetzte  Unter- 
nehmen fortzufuhren.  So  wurden  die  Leute  von  Wäggis,  Greppen, 
Vitznau,  Meggen,  Adligenschwil,  Udligenschwil,  Kriens,  Horw, 
Emmen,  Hohenrein,  Ruswil  und  Buchenrein  1380 — 1385  als  Bürger 
von  Luzern  aufgenommen,  unter  der  Verpflichtung,  dass  sie  den 
Vögten,  Kellern  und  Meyern  nach  Recht  und  Gewohnheit  dienen 
sollen.  Bürge  für  all'  diese  gegen  die  Staatsverträge  mit  Oester- 
reich  erfolgten  Einbürgerungen  war  kein  geringerer,  als  Schult- 
heiss  Peter  von  Gundoldingen.  Erwartete  er  vielleicht,  dass  ihm 
der  Herzog  auch  die  Vogtei  jener  Orte  übertragen  werde,  aus 
denen  diese  Neubürger  stammten  ? 

Als  diese  Ausdehnung  der  luzernerischen  Herrschaft  die  Be- 
sorgnisse der  österreichischen  Landvögte  zu  erregen  begannen, 
trat  unerwartet  ein  Ereigniss  ein,  welches  die  Spannung  zwischen 
Oesterreich  und  den  Eidgenossen  vermehrte  —  der  vom  Grafen 
Rudolf  von  Kyburg  projectirte  Ueberfall  der  Stadt  Solothurn. 

Als  die  Städte  Bern  und  Solothurn  im  November  1382  dess- 
wegen  mit  Hilfe  der  Eidgenossen  den  Krieg  gegen  den  Grafen 
von  Kyburg  eröffneten,  erklärte  Herzog  Leopold,  wohl  mit  Rück- 
sicht auf  das  1363  mit  Bern  geschlossene  Bündniss,  er  werde  dem 
Grafen,  der  ohne  seine  Zustimmung  den  Krieg  begonnen,  keine 
Hilfe  leisten,  sondern  sich  ganz  neutral  verhalten.  Allein  während 
des  Waffenstillstandes,  den  der  Graf  im  April  1383  mit  Bern  und 
Solothurn  abgeschlossen  hatte,  änderte  Herzog  Leopold  —  oder 
vielleicht  nur  sein  Landvogt  im  Aargau,  seine  Gesinnung.    Nicht 


26 


nur  gestattete  er,  dass  bewaffnetes  Volk  durch  den  Schwarzwald 
über  Waldshut  und  durch  den  Aargau  dem  Grafen  von  Kyburg 
zu  Hilfe  ziehe  und  in  den  Städten  Baden,  Brugg  und  Aarau  sich 
aufhalte,  sondern  er  stellte  dem  Grafen  selbst  30  vom  Grafen 
Heinrich  von  Montfort  befehligte  Ritter,  die  in  den  Städten  Wangen, 
Wietlisbach  und  Burgdorf  bei  dem  übrigen  Heere  lagen.  Wemher 
Schenk  von  Bremgarten  bemächtigte  sich  selbst  der  Schlüssel 
zum  Thore  von  Waldshut,  wo  der  Schultheiss  dem  frühem  Be- 
fehle gemäss  zur  Aufrechthaltung  der  Neutralität  Truppendurch- 
märsche verhindern  wollte.  Die  Luzerner  aber  wurden  im  Aargau 
während  des  Krieges  feindlich  behandelt,  so  namentlich  Jäckli 
Lineter,  der  auf  die  dem  Herzog  von  Oesterreich  offen  stehende 
Feste  Neu-Bechburg  gefuhrt  wurde. 

Da  in  diesem  Kriege  auch  die  im  Emmenthale  gelegenen 
Güter  des  Herrn  Matthias  von  Signau  und  seines  Sohnes  Hemmann 
von  den  Truppen  der  Städte  Bern  und  Solothum  und  der  eid- 
genössischen Orte  occupirt  und  geschädigt  wurden,  weil  "die  Grafen 
von  Kyburg  dieselben  während  der  Abwesenheit  der  ihnen  ver- 
wandten Herrn  von  Signau  inne  hatten,  drohte*  der  Krieg  weit 
über  die  Marken  des  ursprünglichen  Kriegsschauplatzes  sich  aus- 
dehnen zu  wollen.    Denn  nicht  nur  sendeten  am  St.  Michelstag 

1384  die  beiden  Herren  von  Signau,  Markgraf  Hans  von  Hoch- 
berg, die  Herren  von  Keppenbach  und  Rudolf  von  Bolsenheim, 
sondern  auch  Heinrich  von  Hornberg,  Erhard  von  Falkenstein, 
Hans  von  Brandis  und  48  Genossen  an  Bern,  Solothurn  und  Luzern 
ihre  Fehdebriefe.  Hiemit  schien  der  Krieg  in  ein  neues  Stadium 
treten  zu  wollen.  Da  erst  fanden  sich  die  Berner  und  Solothurner 
veranlasst,  die  Friedensverhandlungen  mit  Energie  an  die  Hand 
zu  nehmen.     Dieser   langwierige  Krieg,  welcher   erst   im   Jahre 

1385  geschlichtet  wurde,  untergrub  für  längere  Zeit  den  Wohl- 
stand der  Stadt  Bern,  verbitterte  aber  auch  die  Stimmung  zwischen 
Oesterreich  und  den  Eidgenossen,  wie  die  zahlreichen  Klageschrif- 
ten zeigen,  welche  die  Eidgenossen  in  der  Folge   einreichten.  ^) 

*)  Es  genügt  hier,  auf  die  von  mir  publicirte  Actensammhing  zur  Geschichte 
des  Sempacherkrieges  (im  Archiv  f.  schweizer.  Gesch.  XVII)  zu  verweisen. 


^ 


27 

Zu  dieser  Erbitterung  trug  viel  die  Art  und  Weise  bei,  wie 
die  Herzoge  von  Oesterreich  Stadt  und  Burg  Rothenburg  zu  be- 
festigen und  vergrössern  suchten. 

Seit  dem  Jahre  1291  war  Rothenburg  der  Sitz  eines  österreichi- 
schen Vogtes.  Die  Feste  Rothenburg  bildete  seit  dieser  Zeit  den 
Schlüssel  zum  Aargau.  Als  die  Waldstätte  den  Kampf  gegen 
Oesterreich  begannen,  erhielt  Rothenburg  eine  erhöhte  Bedeutung. 
Diese  stieg  noch,  als  Luzem  dem  Bunde  der  Waldstätte  beitrat  und 
die  österreichische  Zollstätte  von  Luzern,  mit  Bewilligung  Kaiser 
Karls  IV.,  nach  Rothenburg  verlegt  wurde.  In  den  Jahren  1354, 
1370 — 1371,  namentlich  aber  1379  unter  dem  Pfandherrn  Peter  von 
Grünenberg,  wurden  bedeutende  Bauten  an  der  Feste  Rothenburg 
ausgeflihrt.  Nur  im  Jahre  1379  wurden  670  Gulden  zu  diesem 
Zwecke  verwendet ;  die  zeitgenössischen  Chroniken  nennen  daher 
Rothenburg  ein  «herrliches  Schloss».  Auch  die  Stadt,  die  unter 
dem  bekannten  österreichischen  Landvogte  Peter  von  Stoffeln, 
Comthur  des  deutschen  Ordens  in  Hitzkirch,  ihre  Freiheiten  und 
Rechte  —  wie  es  scheint  durch  Brand  —  verloren  hatte,  wurde  mit 
Freiheiten  und  Rechten  von  den  Herzogen  von  Oesterreich  so 
bedacht,  dass  man  deutlich  sah,  sie  wollen  das  kleine  Städtchen 
zu  einem  Waffenplatze  erheben,  der  das  Vordringen  der  Luzerner 
nach  dem  Aargau  verunmöglichen  sollte.  Denn  die  Herzoge 
Albrecht  und  Leopold  verliehen  unter  dem  17.  November  1371 
den  Bürgern  von  Rothenburg  nicht  nur  die  Rechte  und  Freiheiten 
der  Städte  Lenzburg  und  Brugg,  sondern  auch  das  Recht,  Geist- 
liche und  Weltliche,  Prälaten  und  Herren,  Ritter  und  Knechte, 
Eigenleute  der  Herzoge  und  aller  Stifte,  wie  freie  Leute  und 
«Herkommenleute»  als  Bürger  aufzunehmen,  sofern  sie  Jahr  und 
Tag  ruhig  in  Rothenburg  ihren  Wohnsitz  gehabt  hätten,  weil  die 
Herzoge  dieser  gut  gebauten,  beständige  Bewachung  und  fort- 
währende Befestigung  erfordernden  Stadt  wohl  bedürfen.  Desshalb 
befreiten  sie  flir  alle  Zeiten  die  Bürger  von  Rothenburg  und  ihre 
Nachkommen  von  allen  Steuern  und  Kriegsdiensten,  mit  der  Ver- 
pflichtung, dafür  die  Stadt  beständig  zu  bewachen  und  in  wehr- 
haftem Stande  zu  erhalten.   Jeder  Bürger   sollte    desshalb    auch 


28 


seinen  ganzen  Harnisch  besitzen.  Die  Bürger  von  Rothenburg  soll- 
ten allein  das  Recht  geniessen,  für  Kaufleute  und  Fuhren  von  Salz, 
Tuch  und  Wein  Vorspannpferde  für  die  Strecke  von  Rothenburg 
nach  Luzern  zu  liefern.  Der  jeweilige  Vogt  von  Rothenburg  und 
sein  Statthalter  sollte  um  Leib  und  Gut,  Erbe  und  Eigen  richten ; 
die  Appellation  war  an  den  Schultheissen  und  Rath  von  Lenz- 
burg gestattet.  Die  Streitigkeiten  wegen  Lehengütern  dagegen 
sollte  der  Herzog  oder  sein  Landvogt  im  Aargau  entscheiden. 
Diese  für  jene  Zeit  erhebliche  Begünstigung  stieg  noch,  als  Herzog 
Leopold  dem  Vogte  und  Pfandherrn  von  Rothenburg  auch  die 
Gerichtsbarkeit  über  Sempach  übertrug.  Desshalb  siedelten  sich 
neben  zwei  Klöstern  ^)  bald  auch  Edle  in  Rothenburg  an,  wie  die 
Böcklin,  von  Meggen,  von  Lütishofen,  von  Elsass,  Andres  u.  A. 
Hiedurch,  wie  durch  die  Zutheilung  von  29  Höfen  zum  Städtchen 
gewann  Rothenburg  immer  mehr  an  Bedeutung;  doch  bot  die 
neue  Stadt  schwerlich  einen  schönen  Anblick  dar,  da  dieselbe 
fast  nur  aus  hölzernen  Häusern  bestand.*) 

^)  Noch  in  Acten  des  15.  Jahrhunderts  wird  des  Klosters  zu  Rothenburg  ge- 
dacht ;  das  eine  der  beiden  Klöster  scheint  ein  Beginenhaus,  das  andere  ein  Convent 
der  Karthäuser  gewesen  zu  sein. 

')  Die  Luzemer  führten,  nach  alter  Sage,  diese  Häuser  nach  Luzern,  wo  sie 
dieselben  dem  Kriensbach  entlang  aufstellten.  —  Hundert  Jahre  früher  hätte  man 
noch  andere  Mittel  zur  Beförderung  des  Stadtbaues  angewendet.  Graf  Rudolf  von 
Habsburg  ersuchte  z.  B.  Vogt  und  Bürger  von  Rheinau,  nachdem  der  grössere 
Theil  der  Bürgerschaft  stattliche  Häuser  auf  dem  Berge  gebaut  hatte  (domicilia 
satis  egregia  super  moniem  dicti  oppidi)  ihm  zu  Gefallen  auch  noch  die  übrigen 
Gebäude  binnen  Monatsfrist  auf  den  Berg  zu  versetzen,  ansonst  er  sie  verbrennen 
würde  (si  secus  feceritis,  eadem  igni  exponamus). 


in.  Die  Verwickelungen  wegen  des  Städte' 

bundes. 


|gm  Jahr  1382  erneuerten  die  schwäbischen  und  rheinischen 
Städte  ihren  zur  Wahrung  der  Unabhängigkeit,  Erhaltung 
des  Landfriedens  und  Förderung  des  Handels  geschlossenen 
Bund  auf  10  Jahre.  —  Der  Herzog  von  Oesterreich  hatte  vom 
König  Wenzel  schon  im  Jahre  1379  die  Reichslandvogtei  von 
Ober-  und  Nieder-Schwaben,  mit  der  die  Vogtei  über  die  dorti- 
gen Reichsstädte  verbunden  war,  pfandweise  erhalten,  obwohl 
König  Wenzel  das  feierliche  Versprechen  gegeben  hatte,  er  wolle 
die  Reichsstädte  niemals  verpfänden.  Durch  dieses  Vorgehen, 
wie  durch  die  Zusage,  den  Herzog  von  Baiern  zum  Reichsland - 
vogte  zu  ernennen,  erweckte  König  Wenzel  dem  von  ihm  schein- 
bar begünstigten  Herzog  zahlreiche  Feinde.  Aber  der  ritterliche 
Herzog,  seit  1378  selbst  mit  den  Städten  Schwabens  verbündet, 
wusste  mit  Klugheit  sich  in  dieser  gefährlichen  Lage  nicht  nur 
zu  behaupten,  sondern  selbst  noch  sein  Ansehen  zu  vermehren. 
Denn  es  gelang  ihm  nicht  nur,  als  im  Jahre  1382  der  Kampf 
zwischen  den  Fürsten  und  Ritterbünden  einerseits  und  den  Städte- 
bünden andrerseits  ausbrach,  in  Ehingen  die  Parteien  zu  ver- 
einigen, sondern  sich  auch  des  Schiedsrichteramt  und  die  Ver- 
theidigung  des  Landfriedens  zu  vindiciren.  —  Freilich  war  es  in- 
zwischen den  Herzogen  von  Baiern  gelungen,  den  Uebcrgang  der 


30 


Landvogtei  an  den  Herzog  von  Oesterreich  zu  verhindern.  Aber 
damit  war  der  Herzog  noch  keineswegs  seines  Einflusses  auf 
Schwaben  beraubt.  Denn  der  König  übertrug  schon  den  5.  Sep- 
tember 1382  aufs  Neue  wieder  die  Reichslandvogtei  an  Herzog 
Leopold.  Diese  Kränkung  der  Reichsstädte,  in  Verbindung  mit 
der  dem  Grafen  von  Württenberg  ertheilten  Bewilligung,  die  von 
den  Städten  zerstörten  Burgen  aufzubauen,  erregte  allgemeine 
Furcht.  Die  Städte,  für  ihre  politische  Unabhängigkeit  besorgt, 
sahen  sich  überall  nach  Bundesgenossen  um,  namentlich  seitdem 
König  Wenzel  im  März  1383  die  Städtebünde  als  eine  rechtswidrige, 
gegen  Gott,  König  und  Reich  gerichtete  Institution  erklärt  hatte. 
Während  so  Herzog  Leopold  fürchtete,  seine  dominirende 
Stellung  in  Schwaben  zu  verlieren,  bemühten  sich  die  schwäbischen 
Städte,  selbst  die  eidgenössischen  Orte  zum  Beitritte  zum  Städte- 
bundc  zu  bewegen.  Die  daherigen  Unterhandlungen  wurden  schon 
im  Jahre  1383  eröffnet.  Vom  Rathe  von  Luzern  aber,  in  welchem 
damals  Schultheiss  Peter  von  Gundoldingen  die  massgebende 
Persönlichkeit  war,  wurde  der  Beitritt  zum  Städtebunde,  vielleicht 
mit  Hinsicht  auf  die  Bestimmung  des  Brandenburgerfriedens  vom 
Jahre  1352,  der  ausdrücklich  bestimmte,  dass  die  Stadt  Luzern 
keine  Bündnisse  mit  Ländern,  Städten  und  Leuten  der  Herzoge 
abschliessen  dürfe,  wie  mit  Rücksicht  auf  den  Waldstätterbund, 
der  Luzern  den  Beitritt  zu  andern  Bünden  ohne  Zustimmung  der 
Waldstätte  verbot,  für  einmal  abgelehnt.  Gundoldingen  verfuhr 
damals,  wie  es  scheint,  in  ziemlich  autokratischer  Weise  bei  der 
Wahl  der  Rathsbotschaften,  welche  zur  Berathung  wichtiger 
Fragen  abgesendet  wurden;  nicht  einmal  die  Grossräthe  erhielten 
Kenntniss  von  den  wichtigsten  politischen  Vorkommnissen.  Da 
erwachte  nach  und  nach  der  demokratische  Geist  in  der  Bürger- 
schaft Luzerns.  An  die  Spitze  der  Opposition  gegen  Gundoldingen, 
der  seit  1361  das  Schultheissenamt  versah  und  in  kantonalen  und 
eidgenössischen  Fragen  eine  eminente  Stellung  einnahm,  traten 
Nikolaus  von  Matt,  Heinrich  zur  Linden,  Nikolaus  Kaufmann, 
Nikolaus  Kupferschmid  u.  A.  Zunächst  kam  es  1383  zu  einer 
Vereinbarung  zwischen  dem  Kleinen  und  Grossen  Rathe,  wonach 


31 


künftighin  wichtige,  ernstliche  Fragen,  wie  jene  wegen  der  Reichs- 
städte, oder  wegen  der  Sendung  wichtiger  Botschaften  in  ernsten 
Angelegenheiten  vor  den  Grossen  Rath,  die  Hundert,  gebracht 
werden  sollten,  die  Rathsgeheimniss  ebensogut  zu  bewahren  wissen, 
als  die  Kleinräthe.  Zugleich  aber  wurde  auch  von  der  Gegenpartei 
ein  ernstliches  Verbot  gegen  das  wilde  Treiben  der  Volkspartei 
erlassen,  die  zum  Kriege  gegen  Oesterreich  trieb,  auf  Beute  aus- 
ging und  den  kleinen  Krieg  eröffnen  wollte.  ^) 

Aber  damit  war  die  Frage  über  die  Stellung  I.uzerns  und  der 
Eidgenossenschaft  zum  Städtebunde  und  zur  Herrschaft  Oester- 
reich noch  keineswegs  erledigt  Vielmehr  wurde  jetzt  auch  von 
der  österreichisch  gesinnten  Partei  die  Lösung  der  Frage  versucht. 

Vom  29.  Juni  1384  datirt  der  von  Herzog  Leopold  von  Oester- 
reich vorgelegte  Vertragsentwurf  zu  einem  15jährigen  Bunde  mit 
den  Eidgenossen.  Als  Glieder  des  Bundes  werden  die  Städte 
und  Länder  Zürich,  Bern,  Solothurn,  Luzern,  Stadt  und  Amt  Zug, 
Uri,  Schwyz  und  Unterwaiden  bezeichnet.  Ein  bestimmter  Bundes- 
kreis wird  in  Aussicht  genommen,  der,  am  Ursprung  der  Aare 
an  der  Grimsel  beginnend,  dem  Laufe  der  Aare  nach  Hasle  fol- 
gend, über  Freiburg,  Nydau,  Biel,  Solothurn  an  den  Lebern  reicht, 
von  da  wieder  zur  Aare  und  in  den  Rhein  läuft,  rheinaufwärts 
nach  Schaffhausen  und  Stein  am  Rhein,  von  da  an  den  Bodensee 
und  bis  zum  Monstein  (Mann),  von  da  an  den  Wallensee  und 
ausserhalb  Glarus  bis  an  die  Furka  und  Grimsel.  Ueber  allfällige 
Streitigkeiten  zwischen  beiden  Theilen  sollte  ein  Schiedsgericht 
von  sechs  Personen  entscheiden.  Alle  fünf  Jahre  sollten  die  Eid- 
genossen den  Eid  auf  getreue  Haltung  des  Bundes  erneuern  und 
während  der  Dauer  desselben  kein  neues  Bündniss  eingehen. 


*)  Bürgerbuch  von  Luzern  I,  24 :  Dise  stücke  brachtent  die  hundert  fiir  den 
Rat  [anno  MCCC]  Ixxx^  IIP.  Vnd  was  ernstlicher  sache  für  den  rat  kumet,  als 
ietze  von  des  Riches  stetten  wegen  beschehen  ist,  oder  ob  ein  Rat  ein  ernstlich 
botschaft  von  ernstlicher  sache  wegen  tun  wolte,  das  sol  er  die  hundert  lassen 
wissen,  wane  sis  als  wol  wüssent  helen  als  der  Rat. 

Um  üppig  löuf,  das  ist  uf  pütt  oder  schmarmutz  von  wegen  der  kriegsläufen 
vnd  steter  vygends  gfar,  so  doinalen  gewesen,  vnd  das  man  alle  zyi  versehe,  das 
niemand  kein  üppige  lauf  tüye. 


32 


Glarus  war,  wie  früher  schon  durch  den  Regensburgerfrieden, 
von  dem  Bunde  der  Eidgenossen  ausgeschlossen. 

Der  Hauptzweck  des  Bundes  war  offenbar  auf  die  Verhinderung 
des  Beitrittes  der  Eidgenossen  zum  schwäbischen  Bunde  gerichtet. 

Wie  es  scheint,  wirkte  Schultheiss  Peter  von  Gundoldingen  ^) 
besonders  für  die  Annahme  dieses  Bundes.  Die  Majorität  der 
eidgenössischen  Orte  verwarf  denselben. 

Da  Gundoldingen  als  österreichischer  Lehensträger  der  Vogtei 
Ebikon  und  Rootsee,  wie  als  kyburgischer  Vasall  der  Kriegspartei 
in  Luzern  verdächtig  erscheinen  mochte,  wurde  im  Jahre  1384 
eine  Verfassungsrevision  vorgenommen,  in  Folge  deren  mit  dem 
Beginne  des  Jahres  1385  der  halbjährliche  Wechsel  im  Schult- 
heissenamt  eintrat.  An  die  Stelle  des  vom  Herzoge  von  Oester- 
reich  belehnten  Schultheissen  trat  der  auf  ein  halbes  Jahr  vom 
Rathe  gewählte  Schultheiss.  Damit  schied  der  einst  so  gewaltige 
und  einflussreiche  Peter  von  Gundoldingen,  der  eidgenössische 
Schiedsrichter  im  Ringgenberger  Handel  und  Kyburgerkriege,  aus 
dem  Amte,  ohne  indess  seine  Dienste  der  undankbaren  Repubh'k 
ganz  zu  entziehen.  Gundoldingen,  der  24  Jahre  dieses  Amt  be- 
kleidet hatte,  heisst  fortan  in  den  Urkunden  nur  noch  «der  be- 
scheidene Mann».^) 

Für  Geheimhaltung  der  Rathsverhandlungen  von  Luzern,  die 
jetzt  immer  grössere  Bedeutung  gewannen,  je  heftiger  die  Par- 
teien aneinander  geriethen,  wurden  Massnahmen  getroffen.^) 

Mit  welcher  Leidenschaft  die  Parteien  aneinanderstiessen,  zeigen 
die  Acten  über  die  Brandstiftung  in  Luzern,  deren  die  Angehörigen 


*)  Mit  ihm  wirkte  vielleicht  auch  Ulrich  von  Hertenstein,  gegen  den  sich 
die  Volksmissgunst  richtete.  Hertenstein  fürchtete,  dass  er  selbst  um  seine  Höfe 
komme  und  drohte  desshalb  dem  Schürmann  von  Hildisrieden,  er  wolle  ihm  ein 
Auge  ausstechen,  wenn  er  einen  Eid  schwöre,  durch  den  Hertenstein  seine  Höfe 
verliere.    Rathsprotokoll  I,  32. 

*)  Seilher  bedient  sich  Gundoldingen  nicht  mehr  des  grossen  Siegels,  worauf 
er  Scultetus  heisst,  sondern  des  kleinen  neuen,  das  wir  an  den  Urkunden  vom 
22.  März  und  5.  Juni  1385  finden.  Vgl.  Dr.  77/.  v.  Liebenau:  Die  Schultheissen  von 
I.uzern.   Geschichtsfreund  XXXV,   79 — 81. 

')  Bcschluss  wegen  Claus  Grotze.    Rathsprotokoll  I,  31. 


33 


verschiedener  Parteien  beschuldigt  wurden  (März  bis  Juli  1385), 
selbst  nachdem  der  Brandstifter  Luz  von  Hadstatt  sein  Verbrechen 
mit  dem  Tode  gebüsst  hatte.  Die  österreichische  Partei  war 
damals  im  Rathe  von  Luzern  noch  ziemlich  stark  vertreten. 
Durch  einen  dieser  Rathsherren  wurde  dem  österreichischen  Vogte 
von  Rothenburg  mitgetheilt,  dass  die  Luzemer  mit  dem  Plane 
umgehen,  die  Feste  Rothenburg  heimlich  zu  überfallen. 

Ueber  die  weitern  Verhandlungen  zwischen  den  schwäbischen 
Reichsstädten  und  den  Eidgenossen  waltet  noch  ein  unaufgeklärtes 
Dunkel.  Wir  wissen  nur,  dass,  nachdem  der  Nürnberger  Herren- 
bund sich  als  kraftlos  erwiesen,  die  auf  vier  Jahre  geschlossene 
Stallung,  d.  h.  ein  Landfriede,  zu  Stande  kam,  die  für  die  Städte 
zum  Nutzen  ausschlug,  weil  der  König  gegen  Herzog  Leopold 
von  Oesterreich,  der  seine  Pläne  auf  Ungarn  und  Polen  durch- 
kreuzte, Stellung  nahm,  indem  er  den  Herzog  wegen  seiner  Streitig- 
keiten mit  den  Reichsstädten  Basel  und  Giengen  auf  den  Weg  der 
Unterhandlungen  verwies  und  ihm  die  Reichsvogtei  Schwaben  ent- 
zog (1385,  August).  Inzwischen  traten  den  21.  Februar  1385  in 
Constanz  die  Städte  Zürich,  Bern  und  Solothurn,  Stadt  und  Amt 
Zug  auf  neun  Jahre  dem  Bunde  der  Reichsstädte  am  Rheine,  in 
Schwaben  und  Franken  bei.  Die  im  Züricher-  und  Zuger- Bunde 
mit  den  Waldstätten  bezeichnete  Grenze  wurde  auch  für  die 
Hülfeleistung  der  Reichsstädte  an  die  Schweizer  als  massgebend 
bezeichnet.  Angeblich  durch  den  Stand  Schwyz  wurden  die 
Stadt  Luzern  wie  die  Orte  Uri  und  Unterwaiden  verhindert,  dem 
deutschen  Städtebunde  beizutreten.  Dagegen  wurde  durch  einen 
Beibrief  zum  Bundesbriefe  vom  gleichen  Tage  bestimmt,  dass  die 
Reichsstädte  durch  Zürich  auch  zur  Hilfe  an  die  Stadt  Luzern 
gemahnt  werden  können,  wie  umgekehrt  unter  dem  28.  Februar 
1385  der  Rath  von  Luzern  sich  eidlich  verband,  auf  eigene  Kosten 
den  Reichsstädten  auf  Mahnung  von  Zürich  innerhalb  der  durch 
den  Züricherbund  bezeichneten  Grenzen  Hilfe  zu  leisten. 

Beachtenswerth  ist  besonders,  dass  der  Stand  Zug,  der  durch 
Schwyz  zum  eidgenössischen  Bunde  gekommen  war  und  der  nach 
Ablauf  des  Friedens  mit  Oesterreich  wieder  unter  Schwyz  zurück- 


lAebenau,  Sohlacht  bei  Sempach. 


34 

kehren  sollte,  von  Schwyz  nicht  am  Beitritte  zum  Städtebunde 
verhindert  wurde.  Ob  Schwyz  Luzem  nur  aus  Furcht  vor  einem 
Uebergewicht  der  Städte  im  Bunde  vom  Vereine  mit  den  Reichs- 
städten abhielt,  oder  ob  man  in  Schwyz  gerade  durch  Oester- 
reichs  Einfluss  bestimmt  wurde,  Luzern  und  die  Urschweiz  vom 
Städtebunde  fernzuhalten,  ist  nicht  zu  ermitteln.  Vielleicht  aber 
wirkte  die  Erwägung,  dass  die  Sache  der  ferngelegenen  Reichs- 
städte, die  wesentlich  andere  Zwecke  verfolgten,  als  die  Wald- 
stätte, ausschlaggebend.  Da  nur  in  solchen  Kriegen,  wo  Oesterreich 
als  Gegner  der  Reichsstädte  auftreten  würde,  die  schweizerischen 
Orte  Hülfe  leisten  sollten,  mussten  die  Schwyzer  sich  überzeugen, 
dass  der  Beitritt  zum  Städtebunde  zum  Kriege  mit  Oesterreich 
führe. 

Wir  wissen  überdies,  dass  es  mit  zur  österreichischen  Politik 
gehörte,  irgend  einen  eidgenössischen  Ort  durch  specielle  Be- 
günstigungen sich  verbindlich  zu  machen  und  dadurch  die  eid- 
genössischen Orte  zu  entzweien.  Schon  Rudolf  IV.  hatte  ja  auf 
diese  Weise  den  einflussreichen  Bürgermeister  von  Zürich,  Rudolf 
Brun,  sich  dienstbar  gemacht.  Etwas  Aehnliches  dürfte  1385  vor- 
gekommen sein. 

Die  Reichsstädte  Zürich,  Bern  und  Solothurn  dagegen,  die  im 
eidgenössischen  Bunde  standen,  hatten  schon  mit  Hinsicht  auf 
ihre  isolirte  Lage  und  zum  Theil  wegen  ihrer  Handelschaft  andere 
Interessen  zu  verfolgen. 

Mit  dem  Beitritte  zum  Städtebunde  schloss  sich  Zug  mehr  als 
je  an  Zürich  an^)  und  suchte  sich  dem  Einflüsse  des  Standes 
Schwyz  zu  entziehen,  um  seine  politische  Selbständigkeit  zu  be- 
gründen. 

Ohne  Zweifel  wäre  Herzog  Leopold  berechtigt  gewesen,  über 
die  Aufnahme  der  schweizerischen  Städte  beim  Könige  Klage  zu 
fuhren,  da  durch  Artikel  13  der  Heidelberger  Stallung  vom  Juli 
1384  den  Städten  verboten  war,  solche  Orte  in  ihren  Bund  aufzu- 

*)  Das  zeigt  sich  u.  A.  bei  Eröffnung  des  Krieges  im  Dccembcr  1385,  wie 
bei  der  Einholung  der  Absolution  für  die  im  Kriege  begangenen  Excesse.  Vgl. 
Urkunde  vom  6.  Februar  1387. 


_35    _ 

nehmen,  die  einem  in  der  Stallung  begriffenen  Fürsten  zugehörten. 
Dieser  Fall  lag  nun  für  Herzog  Leopold  sowohl  direct  hinsicht- 
lich Zug,  als  indirect  wegen  Luzern  vor.  Allein  Aussicht  auf 
Erfolg  konnte  damals  eine  solche  Klage  nicht  haben,  da  der 
König  gegen  den  Herzog  wegen  der  polnisch-ungarischen  Frage 
erbittert  war. 

Herzog  Leopold  suchte  desswegen  mit  eigenen  Mitteln  den 
gegen  ihn  gerichteten  Städtebund  zu  trennen.  Zu  diesem  Zwecke 
besuchte  er  die  Stadt  Zürich,  wo  er  im  Rathe  zahlreiche  Freunde 
hatte.  Er  wurde  zwar  von  den  Angehörigen  der  höhern  Stände 
freundlich  aufgenommen,  doch  gelang  es  ihm  keineswegs  den  Aus- 
tritt Zürichs  aus  dem  Städtebunde  zu  erwirken.  Auf  der  Rück- 
reise nach  Oesterreich  ertheilte  er  den  29.  März  1385  in  Rappers- 
wyl  den  Schwyzern  in  Anbetracht  der  ihm  geleisteten  Dienste 
die  Befreiung  vom  Geleitsgelde  in  Rapperswyl.  Die  Luzerner 
dagegen  soll  er  durch  die  Verweigerung  der  begehrten  Zoll- 
befreiung in  Rothenburg  verletzt  haben. 

Schon  während  der  Unterhandlungen  zwischen  den  schwä- 
bischen und  schweizerischen  Städten  hatten  sich  in  Basel  die  Keime 
zu  einem  neuen  Conflicte  zwischen  Oesterreich  und  dem  Städte- 
bunde entwickelt,  durch  die  Doppelwahl  der  Bischöfe  Schaler  und 
Ramstein.  Werner  Schaler  war  österreichisch  gesinnt  und  hielt 
zu  Papst  Clemens;  Immer  von  Ramstein  dagegen  stand  mit  der 
Majorität  der  Bürgerschaft  auf  Seite  des  von  König  Wenzel  an- 
erkannten Papstes  Urban.  Diese  Doppelwahl  bewog  den  i.  Juni 
1385  die  Stadt  Basel,  dem  schwäbischen  Städtebunde  beizutreten. 

Herzog  Leopold  suchte  nun  einzelne  einflussreiche  Basler 
dadurch  für  seine  Partei  zu  gewinnen,  dass  er  ihnen  nur  für  den 
Fall  den  Zinsenbezug  ab  den  in  seinem  Gebiet  gelegenen  Gütern 
bewilligte,  dass  sie  mit  dem  von  ihm  anerkannten  Bischöfe  zu 
Papst  Clemens  halten.  Da  die  Basler  auf  diesen  Vorschlag  nicht 
eintreten  wollten,  schien  ein  Krieg  unvermeidlich.  Schon  Ende 
Juli  1385  rief  Basel  die  schwäbischen  Städte  um  Hilfe  an  und  be- 
stellte den  Herrn  von  Hasenburg  zum  Feldhauptmann.  Doch 
gelang  es,   den  Krieg  zu  verschieben,   indem   am  7.  Juli  durch 


36 

Abgeordnete  aus  Rotweil,  Constanz  und  Ulm  ein  Waffenstillstand 
bis  zum  14.  September  vermittelt  wurde.  Die  Räthe  des  Herzogs, 
Johann  von  Ochsenstein,  Peter  von  Thorberg,  Pierre  de  Cly, 
Walther  von  der  Dick,  Herr  von  Rischach  und  Heinrich  Gessler, 
die  auf  dem  Tage  in  Basel  mit  den  Städteboten  von  Luzern, 
Zürich^),  Bern  und  Solothurn  verhandelten,  wichen  Schritt  für 
Schritt  und  gaben,  damit  der  Herzog  seine  Pläne  in  Ungarn  und 
Italien  ruhig  zur  Ausfuhrung  bringen  könne,  den  Begehren  der 
Basler  nach.  Am  6.  Januar  sollten,  laut  Vereinbarung  vom  16.  Oc- 
tober  1385,  in  Baden  die  Streitigkeiten  zwischen  Herzog  Leopold 
von  Oesterreich  einerseits  und  den  Reichsstädten  andrerseits  bei- 
gelegt werden ;  sollte  eine  Vereinbarung  nicht  möglich  sein,  so 
wollten  die  schwäbischen  Städte  sofort  zum  Schwerte  greifen. 
Während  die  Reichsstädte  ungemein  kriegslustig  sich  benahmen, 
traten  die  sonst  so  schlagfertigen  Eidgenossen  auffallend  bedächtig 
und  friedliebend  auf.  Sie  schützten  im  Juni  1385,  wo  die  Constel- 
lation  für  den  Städtebund  so  entschieden  günstig  war,  selbst  vor, 
die  bevorstehende  Ernte  erlaube  ihnen  nicht,  zum  Schwerte  zu 
greifen. 

Während  die  Eidgenossen  eine  kaum  begreifliche  Friedens- 
liebe zeigten,  ging  König  Wenzel,  bei  dem  sich  die  Luzemer  durch 
Bischof  Nikolaus  von  Constanz  im  April  1385  um  die  Ertheilung 
weiterer  Freiheiten  bewarben,  in  seinem  Hasse  gegen  Oesterreich 
immer  weiter.  Nicht  nur  entzog  er  den  17.  August  1385  dem 
Herzog  die  Landvogtei  von  Schwaben,  sondern  er  mahnte  auf 
den  I.  September  die  schwäbischen  Städte,  die  Anhänger  des 
Gegenpapstes  unter  dem  Reichspanner  offen  anzugreifen.  Der 
Hauptprotector  des  Gegenpapstes  in  Deutschland  war  niemand 
anders,  als  Herzog  Leopold  von  Oesterreich. 

Dieser  Befehl  konnte  im  nächsten  Augenblicke  bei  den  meisten 
Gliedern  des  schwäbischen  Städtebundes,  namentlich  bei  jenen  in 
der  Schweiz,  nicht  verfangen,  obwohl  dieselben  mit  König  Wenzel 
zum  rechtmässigen  Papste  Urban  hielten,    Denn  in  Zürich  z.  B. 


*)  Rechnungsbuch  von  Basel,  Fol.  377 ;  3.  post  Nativitat.  Mariae. 


37 

waren  vorher  schon  die  Verhältnisse  in  Kirchensachen  staatlich 
geordnet  worden.  ^)  —  In  der  Folge  allerdings  erblickten  fern 
wohnende  Theologen,  namentlich  die  Gegenpäpste,  welche  sich 
um  die  politische  Seite  des  Streites  zwischen  Oesterreich  und  den 
Eidgenossen  wenig  kümmerten,  in  dem  entbrannten  Kriege  einen 
Streit  um  Fragen  des  Glaubens  und  der  Hierarchie.  Dagegen 
tritt  auch  nicht  in  einer  der  vielen  Klageschriften  der  Parteien 
dieser  religiöse  Standpunkt  hervor.  Nur  ein  spanischer,  in  Paris 
lebender  Theologe  versichert,  Leopold  habe  wirklich  die  Anhänger 
des  Gegenpapstes  unterjochen  wollen.  Thatsache  ist  nun  aller- 
dings, dass  Herzog  Leopold  bis  an  sein  Lebensende,  wie  Bischof 
Heinrich  von  Constanz  aus  Avignon  an  den  Rath  von  Freiburg 
schrieb  «untz  an  sin  tod  uff  der  rechten  warheit  blieb»*)  und  dass 
er  auch  streng  darauf  hielt,  dass  keiner  seiner  Unterthanen  auf 
Seite  Papst  Urbans  sich  stelle;  allein  keiner  seiner  Erlasse  be- 
tont die  religiöse  Seite  des  Krieges;  er  erliess  z.B.  an  Zug  und 
Luzern  keine  Mahnungen  in  diesem  Sinne,  wie  er  denn  auch 
in  Schwaben  nie  in  diesen  Kampf  um  die  Frage  der  Hierarchie 
sich  einmischte.  Namentlich  aber  müssen  wir  betonen,  dass  Herzog 
Leopold,  wie  wir  aus  dem  Schweigen  französischer  und  italienischer 
Geschichtsquellen  schliessen  dürfen,  weder  den  König  von  Frank- 
reich noch  den  Papst  um  Hilfstruppen  oder  Geldbeiträge  ersucht 
hat,  obwohl  ihm  für  den  Fall  eines  Angriffes  unter  dem  Vorwande, 
er  sei  ein  Anhänger  des  Gegenpapstes,  eine  solche  Hilfe  zuge- 
sagt war.*) 

Die  Luzerner  kamen  dem  Wunsche  König  Wenzels  insofern 
entgegen,  dass  sie  die  Macht  des  Herzogs  neuerdings  durch  Auf- 

*)  Durch  die  Verordnung  von  1380,  dass  alle  Bürger  die  vom  Papste  zu  Avi- 
gnon erhaltenen  Bullen  über  Gottesgaben  dem  Rathe  einhändigen  sollen ;  fordert 
Jemand  eine  Bulle  zurück,  so  muss  er  so  lange  das  Gebiet  von  Zürich  meiden, 
bis  die  Spaltung  in  der  Kirche  ihr  Ende  erreicht  hat.  , 

*)  Schreiber:  Urkundenbuch  von  Freiburg  II,  54  —  56. 

^)  So  versprach  Papst  Clemens  den  16.  Juni  1380,  Herzog  Leopold  1000  Reiter 
zu  senden;  der  Vertrag  vom  6.  Februar  bestimmte  überdies  Hilfsgeldcr.  1379, 
28.  Jänner,  versprach  Prinz  Ludwig  von  Frankreich  2 — 3000  Lanzen  im  Kriegs- 
falle zu  senden.    Kurz:   Oesterreich  unter  Albrecht  III.    Band  I,  290,  291,  303. 


38 


nähme  von  Pfahlbürgern  zu  schwächen  suchten.  So  nahmen  sie 
im  Sommer  1385  Bewohner  von  Littau,  Malters,  Ruswyl  und 
Benzischwyl  und  am  Samstag  vor  St.  Michelstag  Leute  von  Menznau, 
Wangen  und  aus  dem  Markte  Wolhusen  in  grosser  Zahl  in  den 
Bürgerverband  auf. 

Trotzdem  suchte  der  Herzog,  der  noch  mit  der  Sicherung 
seiner  Besitzungen  in  Italien  beschäftigt  war,  den  Frieden  mit  den 
Eidgenossen  zu  bewahren,  indem  er  ihnen  für  den  Abschluss  einer 
€  ewigen  Richtung»^)  und  den  Rücktritt  vom  Städtebunde  um 
Martini  1385  Zollbegünstigungen  anerbieten  Hess.  Aber  hiemit 
waren  die  Angehörigen  des  Städtebundes,  welchen  der  Krieg  in 
der  Winterszeit  nicht  ungelegen  kam,  nicht  mehr  zu  befriedigen. 
Sie  verlangten  auf  den  Tag  in  Zürich  weitere  Concessionen,  unter 
welchen  besonders  die  Aufhebung  der  Zölle  in  Rothenburg,  Baden 
und  Lenzburg  genannt  werden.  Als  der  Herzog  am  Samstag 
vor  Thomastag  1385  diese  Postulate  als  nicht  genehmbar  be- 
zeichnete, war  der  Ausbruch  des  Krieges  stündlich  zu  gewärtigen. 

Im  Verlaufe  dieser  Verhandlungen  in  Zürich  war  ein  Waffen- 
stillstand bis  zum  4.  December  1385  beredet  worden,  während 
dessen  Dauer  freier  Handel  und  Wandel  den  Angehörigen  beider 
Parteien  und  den  Luzernem  die  Aufnahme  von  Bürgern  gestattet 
wurde.  Peter  von  Thorberg,  österreichischer  Pfandherr  von  Wol- 
husen, erlaubte  seinen  Leuten  in  Luzern  Bürgerrecht  zu  nehmen ; 
er  gelobte  auch,  dass  diejenigen,  die  bereits  Bürger  geworden 
seien,  straflos  bleiben  sollen.  Die  schweizerischen  Chronikschreiber 
versichern  nun,  Freiherr  Peter  von  Thorberg  habe  sein  Versprechen 
nicht  gehalten,  die  Leute  grausam  behandelt,  und  dadurch  den 
Ausbruch  des  Krieges  veranlasst.  Auch  die  andern  österreichischen 
Beamten  hätten  sich  im  Vertrauen  auf  die  Macht  des  Herzogs 
nach  dem  Tage  in  Zürich  übermüthig  benommen. 

Mit  Gewalt  suchten  sich  die  Eidgenossen,  ohne  vorherige 
Kriegserklärung,  der  österreichischen  Städte  und  Festungen,  welche 
den  Verkehr  zwischen  den  eidgenössischen  Orten  hemmten,  zu  bc- 

>)  Gilg  Tschudi's  Chronik  I,  518. 


39 


mächtigen.  So  versuchten  die  Zürcher  am  Thomastage  1385  den 
Ueberfall  der  Stadt  Rapperswyl,  die  Zuger  nahmen  die  Festung 
St.  Andreas  am  Zugersee  ein,  die  Luzerner  aber  bemächtigten 
sich  mit  Gewalt  der  schönen  Burg  Rothenburg,  die  sie  zerstörten ; 
die  aus  Holz  gebauten  Häuser  der  Stadt  aber  brachen  sie  ab.  — 
Die  Stadt  Sempach  schloss  ein  Burgrecht  mit  Luzern,  ganz  Entle- 
buch  trat  mit  Luzern  in  Burgrecht. 

Da  dieses  Burgrecht  als  Hauptanlass  des  Krieges  erscheint, 
wird  es  am  Platze  sein,  die  Veranlassung  desselben  genauer  dar- 
zustellen. 


'»^««^»Tiiiwrri^BiMi^MyrBrgMjrrE! 


WlWtf■lWU^O^wJ^J^J^J^MWJÜ^JJ^WJ^LMJJLIJBJlll^a^^lJyLIJ^LiufaWllJJ^ 


IV.   Die  Landschaft  Entlebueh  unter 
Peter  von  Thorberg. 


üdwestlich  von  Luzem  breitet  sich  zwischen  waldbewach- 
senen Bergen,  die  sich  trefflich  für  Viehzucht  eignen,  ein 
Thal  aus ,  das  seiner  ganzen  Länge  nach  vom  wilden 
Waldstrome  der  Emme  durchzogen  wird ;  es  ist  dies  das  Entle- 
bueh, bewohnt  von  einem  kräftigen  Menschenschlage,  der  bur- 
gundische  Abkunft  verräth.  Dort  hatten  seit  undenklichen  Zeiten 
die  Gotteshäuser  St.  Blasien  und  Trüb,  Benedictiner-Ordens,  die 
Deutschordenshäuser  Hitzkirch  und  Summiswald,  wie  die  Herren 
von  Grünenberg,  Arwangen  und  Thorberg,  Güter  und  Rechte.  Doch 
weitaus  die  reichsten  Grundbesitzer  waren  die  Freiherren  von  Wol- 
husen,  denen  auch  die  Festungen  Rothenburg  und  Kapfenberg, 
und  das  Land  um  Ruswyl,  Grossdietwyl  und  Grosswangen  bis 
nahe  an  Willisau  gehörte.  Denn  nicht  nur  nannten  sie  Schangnau, 
Trüb,  Hasle,  Marbach,  Romoos,  Dopple;schwand,  Escholzmatt, 
Entlebueh  und  Schüpfheim  ihr  Eigen,  sondern  sie  besassen  auch 
grosse  Alpen  und  Weiden  bis  in's  Gebiet  von  Unterwaldcn  hinein, 
bis  hinab  zum .  südwestlichen  Becken  des  Luzernersee's  und  von 
Stans  und  Alpnach  hinauf  bis  nach  Lungern.  Auch  in  der  Land- 
grafschaft Burgund  besassen  sie  einzelne  Güter,  ebenso  in  Menznau 
und  Malters.  —  Jetzt  noch  bezeugen  Volkssagen  die  Mildthätig- 
keit  dieser  Herren,  die  übrigens,  wie  die  meisten  Adelsgeschlechter 


_4i 

unserer  Lande,  gegen  Ende  des  dreizehnten  Jahrhunderts  von 
ihrem  Reichthum  bedeutend  verloren  hatten.  Noch  vor  Schkiss 
des  13.  Jahrhunderts  verkauften  sie  der  Herrschaft  Oestcrreich 
die  Burg  Rothenburg,  die  Kirche  Rüggeringen,  die  Burg  Werthen- 
stein  und  das  Gut  Rüdiswyl,  welches  das  ganze  Kirchspiel 
Rüggeringen  umfasste.  Bald  darauf  gaben  sie,  nachdem  —  wenn 
die  Volkssage  richtig  erzählt  —  sich  einer  des  Geschlechtes  des 
Vatermordes  schuldig  gemacht  hatte,  auch  die  Burg  Wolhusen 
an  Oesterreich   auf.     Von   dieser   Herrschaft   empfieng  um   das 

Jahr  13 13  Freiherr  Johann  von  Wolhusen  das  Erbe  seines  Vaters 

• 

zu  Lehen,  unter  der  Bedingung,  dass,  wenn  er  ohne  männliche 
Erben  sterben  sollte,  die  Herzoge  von  Oesterreich  die  Burg 
Escholzmatt  von  seiner  Tochter  mit  400  Mark  Silbers  einlösen 
sollten.  Aus  seiner  Ehe  mit  Freifrau  Helika  von  Schwarzenberg 
hatte  Johann  von  Wolhusen  nur  eine  Tochter  Margaretha,  die 
Gemahlin  des  Grafen  Immer  von  Strassberg  (f  1364)  hinterlassen, 
die  nach  ihrem  Gatten  kinderlos  aus  dem  Leben  schied.  In 
diesen  Tagen  nun,  als  die  reiche  Erbtochter  von  Wolhusen  Wittwe 
geworden  war,  warb  Thüring  von  Brandis  um  Margaretha's 
Hand.  Den  3.  October  1364  gelobte  Brandis  in  Wien  dem  Her- 
zog Rudolf  von  Oesterreich  mit  den  Festungen  und  Leuten  von 
Wolhusen  und  Kapfenberg  Oesterreich  treu  zu  dienen,  wenn  die 
edle  Frau  Margreth  von  Wolhusen  ihn  zu  ihrem  ehelichen  Mann 
nähme.  Allein  Margaretha,  die  auch  andere  Herrschaften,  wie 
z.  B.  St.  Andreas  am  Zugersee,  von  Oesterreich  zu  Lehen  hatte, 
starb  1369  als  Wittwe.  Um  ihre  Erbschaft  entspann  sich  ein 
Streit  zwischen  den  Herzogen  von  Oesterreich,  welche  die  Herr- 
schaft Wolhusen  als  durch  Vertrag  von  13 13  erledigtes  Lehen 
beanspruchten,  und  den  Testamentserben,  unter  welchen  sich  be- 
sonders die  Freiherren  von  Grünenberg,  die  Grafen  von  Arberg, 
und  Freiherr  Heinrich  von  Liechtenbcrg,  genannt  Humbcl ,  der 
Gemahl  der  Adelheid  von  Wolhusen,  aus  der  Jüngern  in  Gross- 
wangen sässhaften  Linie,  befanden.  Letzterer  erhielt  die  Burg 
Kapfenberg. 

So  wurden  dann  um  1369  die  Herrschaften  Rothenburg  und 


_42_ 

Wolhusen,  so  weit  letztere  nicht  dem  jungem  Zweige  des  Hauses 
Wolhusen  zustand,  vereinigt.  Aber  gerade  diese  Vereinigung  des 
innern  und  äussern  Amtes  Wolhusen  wurde  für  Oesterreich  ver- 
hängnissvoll. 

Als  die  Herzoge  von  Oesterreich  erst  die  eine  Burg  Wol- 
husen mit  dem  innern  Amte  oder  der  Landschaft  Entlebuch  be- 
sassen,  wählten  sie  Herrn  Peter  von  Thorberg,  den  Sohn  des  vor- 
maligen Vogtes  von  Rothenburg  und  Besitzer  des  Hofes  und 
Kirchensatzes  von  Escholzmatt,  zum  Vogte.  Dieser  talentvolle, 
junge  Mann,  der  später  als  die  Zierde  der  burgundischen  Ritter- 
schaft gepriesen  wurde,  hatte  sich  im  Dienste  der  Herzoge,  be- 
sonders im  Kriege  gegen  Zürich,  hervorgethan  (1350,  13 50-  ^^ 
war  aber  ungemein  geldgierig  und  bezog  immer  möglichst  hohe 
Steuern  von  den  Angehörigen  seiner  Vogtei.  Diese  Nutzungen 
der  Vogtei  waren  ihm  am  10.  October  und  6.  November  1354 
um  2400  Gulden  verpfändet  worden.  Zum  Schutze  des  Landes 
sollte  Peter  von  Thorberg  in  Wolhusen-Markt  eine  Festung  bauen; 
zu  diesem  Zwecke  sollte  das  Land  jährlich  21  Pfund  beisteuern 
und  überdies  Frohndienste  leisten.  Da  traf  Thorberg  mit  den 
Leuten  von  Entlebuch  eine  Vereinbarung,  wonach  er  sie  gegen 
Entrichtung  von  600  Pfund  des  Frohndienstes  entband,  und  selbst 
den  Bau  der  drei  Thürme  und  Thore,  der  Ringmauer  und  eines 
Thurmes  auf  der  Feste  übernahm.  Allein  Thorberg  führte,  ob- 
wohl im  Besitze  des  Entgeldes,  den  Bau  nicht  aus,  bezog  dazu 
noch  höhere  Steuern.  Auf  erfolgte  Klage  entschloss  sich  Herzog 
Rudolf  IV.,  der  in  seiner  prunkenden  Weise  seinen  vielen  Titeln 
auch  den  eines  Herrn  von  Wolhusen  beifügte,  bei  der  Stadt 
Sursee  am  12.  Mai  1358  ein  Anleihen  zur  Auslösung  der  Land- 
schaft Entlebuch  aus  der  Pfandhaft  des  harten  Peters  von  Thor- 
berg aufzunehmen,  und  gelobte  den  Leuten,  die  zu  diesem  Zwecke 
Beiträge  geleistet  hatten,  sie  femer  nicht  mehr  in  fremde  Hände 
zu  versetzen  (1358,  19.  Juli).  Allein  schon  fünf  Jahre  später,  am 
20.  März  1363,  als  die  Vertheidigung  Tyrols  die  ganze  Finanz- 
kraft üesterreichs  in  Anspruch  nahm,  bewilligten  die  Landleute 
von  Entlebuch  dem  Herzog  Rudolf  von  Oesterreich,  dass  er  die 


43 


Landschaft  dem  edlen,  weisen  Ritter  Peter  von  Grünenberg  ver- 
pfände. 

In  Folge  der  Erbstreitigkeiten,  welche  nach  dem  Tode  der 
Margaretha  von  Wolhusen  ausbrachen,  wurde  die  Pfandschaft 
von  Entlebuch  dem  Ritter  Peter  von  Grünenberg  entzogen  und 
wieder  auf  Peter  von  Thorberg  übertragen.  Allein  diese  Ver- 
letzung des  früher  gegebenen  Versprechens  veranlasste  einen 
Kampf,  in  den  sich  auch,  trotz  des  mit  Oesterreich  durch  Peter 
von  Thorberg  beredeten  Friedens,  die  Eidgenossen  von  Luzern 
und  Unterwaiden  einmischten.  Unter  Anftihrung  des  Heinrich  zur 
Linden  von  Luzern  nahm  man  Hermann  Wisse,  Thorberg's  Unter- 
vogt zu  Wolhusen,  Wemher  Hut  von  Wilzingen,  Johann  Stelli 
von  Lindenbühl  und  Conrad  Suter  in  Tann  gefangen  und  brachte 
sie  nach  Luzern.  Am  i8.  Juli  1369  wurde  der  Untervogt  auf 
Urfehde  aus  der  Gefangenschaft  in  Luzern  entlassen.  Tags  darauf 
gelobte  Peter  von  Thorberg  den  Entlebuchem,  die  mit  Hilfe  der 
Unterwaldner  und  Luzerner  seinen  Unter vogt  gefangen  hatten, 
Straflosigkeit  zu.  Thorberg  begründete  seine  Herrschaft  im  Entle- 
buch aufs  Neue,  indem  er  von  den  Herzogen  sich  den  9.  März 
1370  für  die  Summe  von  10,000  Gulden,  die  sie  ihm  für  seine 
Dienste ,  Kosten ,  Schaden  und  Anleihen  schuldeten ,  auch  die 
äussere  Burg  zu  Wolhusen  mit  dem  dazu  gehörigen  Amte  und 
dem  Thurme  zu  Wiggen  pfandweise  verschreiben  Hess.  —  So 
war  Thorberg  Pfandherr  des  innem  und  äussern  Amtes  Wol- 
husen geworden.  Diese  beiden  Aemter  waren  an  Rechten  und 
Freiheiten  ungleich;  Thorberg  aber  besteuerte  beide  gleichmässig. 
Umsonst  sendeten  die  Leute  von  Ruswyl  Götz  Meier  nach  Wien ; 
denn  Thorberg  bezog  trotz  der  von  den  Herzogen  gesetzlich 
regulirten,  auf  60  Pfund  stipulirten  Steuer  die  ihm  convenirende 
Steuerquote.  Die  Steuer  von  Entlebuch  erhöhte  er  um  80  Pfund. 
Von  den  Leuten,  die  sich  an  dem  Aufstande  betheiligt  hatten, 
wurden  1300  Pfund  Münze  erhoben.  Diese  Massnahmen  stehen 
zum  Theil  mit  den  allgemeinen  Zeitverhältnissen  in  Verbindung, 
mit  der  misslichen  Finanzlage  der  Herzoge ,  welche  die  Ver- 
pachtung der  Steuern  und  Abgaben  zur  Folge  hatten,  wie  wir 


44 


bereits  früher  erwähnten.  Diese  Unzufriedenheit  über  Thorbergs 
Finanzoperationen  dehnte  sich  auch  nach  Unterwaiden  aus.  Denn 
auch  von  den  Unter waldnem  suchte  Thorberg  grössere  Steuern 
einzutreiben,  als  sie  unter  Graf  Immer  von  Strassberg  und  Marga- 
retha  von  Wolhusen  entrichtet  hatten.  Als  die  Unterwaldner 
diese  erhöhte  Steuer  nicht  entrichten  wollten ,  griff  Peter  von 
Thorberg  nach  allgemeiner  Sitte  jener  Tage  zum  Kirchenbann,  mit 
dem  er  die  säumigen  Steuerpflichtigen  belegen  Hess.  Die  Herzoge 
von  Oesterreich  waren  mit  diesem  Vorgehen  ihres  Vogtes  durch- 
aus nicht  einverstanden;  sie  ersuchten  den  2.  Juni  1372  Schult- 
heiss  und  Rath  von  Luzern,  die  Unterwaldner  anzuweisen,  dass 
sie  dem  Ritter  Peter  von  Thorberg  Gerechtigkeit  widerfahren 
lassen,  und  machten  sich  dagegen  anheischig,  Thorberg  von  der 
Betreibung  seiner  Forderungen  mit  dem  geistlichen  Gerichte 
abwendig  zu  machen.  —  Mit  Beizug  des  Rathes  von  Zürich 
brachten  die  Luzerner  wirklich  ein  Abkommen  zu  Stande.  In 
Stans  und  Samen  nahmen  die  Boten  der  Eidgenossen  Kundschaft 
auf,  welche  deutlich  ergab ,  dass  die  von  Peter  von  Thorberg 
geforderte  Vogtsteuer  zuletzt  an  Gräfin  Margaretha  von  Strass- 
berg auf  jährlich  gestelltes  Ansuchen  freiwillig  —  als  »Bette»  — 
nicht  aus  Rechtspflicht  entrichtet  worden  sei,  und  zwar  haupt- 
sächlich für  den  Schutz  der  Wälder.  Diese  Steuerpflicht  be- 
trachteten die  Obwaldner  als  erloschen  und  beschlossen  desshalb 
am  14.  Mai  1373  kräftig  flir  diejenigen  einzustehen,  welche  dieser 
Steuer  wegen  belangt  werden  sollten. 

Während  der  Pfandherr  sich  einerseits  als  strenger  Steuer- 
beamter zeigte,  erwies  er  sich  andererseits  als  eifriger  Verfechter 
der  Rechte  seiner  Unterthanen,  als  1373  der  Vogt  von  Rothen- 
burg von  den  Entlebuchern  W'eggelder  erheben  und  den  Hof 
Schwanden  zum  Amte  Rothenburg  ziehen  wollte. 

Als  darauf  Herzog  Leopold  von  Oesterreich  in  die  vordem 
Lande  kam,  übertrug  er  das  Schiedsgericht  im  Streit  zwischen 
den  Unterwaldnern  und  Peter  von  Thorberg  unter  dem  i.  December 
1374  den  Räthen  Zürich  und  Luzern.  Es  sollten  diese  nicht  nur 
über  die  Steuern,  Nutzungen,  Rechte,  Fälle,  Zinsen  und  Bussen, 


45 


soweit  dieselben  streitig  waren,  entscheiden,  sondern  auch  über 
allfällige  «Besserungen»,  d.  h.  Concessionen  an  die  Unterwaldner 
sich  aussprechen.  Rasch  nahmen  die  Schiedsrichter  die  Sache  an 
die  Hand.  Schon  am  20.  December  1374  war  der  Vertrag  ab- 
geschlossen, wonach  Schultheiss,  Räthe  und  Bürger  von  Luzern 
dem  thorbergischen  Untervogte  auf  Wolhusen  300  Goldgulden 
und  50  Pfund  Heller  Pfenninge  für  die  Ansprüche  seines  Herrn, 
Peter  von  Thorberg,  an  die  Landleute  von  Unterwaiden  zahlten. 
Fortan  behielt  Oesterreich  in  Unterwaiden  nur  noch  den  Kirchen- 
satz und  das  Meieramt  Giswyl. 

Neue  Verwicklungen  zwischen  Thorberg  und  den  Entlebuchern 
brachte  der  Einfall  der  Gugler.  Die  Entlebucher  bedauerten  erst 
jetzt,  dass  der  Bau  der  Festung  in  Wolhusen  unterblieben  war; 
denn  sie  mussten  nun  ihre  beste  Habe  in  das  entfernte  Städtchen 
Sursee  flüchten.  Tapfer  stritten  die  Entlebucher,  geführt  von 
Peter  von  Thorberg,  bei  Buttisholz.  Aber  nach  dem  Kampfe 
beschuldigten  sie  den  Commandanten,  er  habe  sie  schlecht  an- 
geführt, dadurch  seien  ihre  Scha'aren  in  Verwirrung  gekommen 
und  sie  hätten  in  diesem  Kampfe  desswegen  manchen  biedern 
Mann  verloren.  ^) 

Neue  Streitigkeiten  zwischen  Entlebuch  und  Obwalden  wegen 
Alpen-  und  Landmarchen  führten  zu  blutigem  Conflicte;  Peter 
von  Thorberg  schlug  die  Obwaldner,  welche  einen  Einfall  in's 
Entlebuch  unternommen  hatten,  im  Jahre  1380  zurück  und  er- 
oberte bei  diesem  Anlasse  ein  mit  Sternen  besätes  Panner.*) 
Darauf  trat  am  15.  Juni  13  81  in  Luzern  mit  Zustimmung  des 
österreichischen  Landvogtes  Walther  von  der  Alten-Klingen  ein 
Schiedsgericht  zusammen.  In  demselben  waren  Peter  von  Thor- 
berg und  die  Landleute  von  Entlebuch  vertreten  durch  Rudolf 
Schultheiss  von  Lenzburg,  Propst  zu  Münster,  Rudolf  von  Hall- 


*)  Das  Treffen  zu  Buttisholz  fand  am   19.  December  1375  statt. 

")  Sollten  vielleicht  Walliser  an  diesem  Einfalle  sich  betheiligt  haben,  der 
in  der  Volkssage  wie  im  Volksliede  noch  fortlebt  ?  Vgl.  Stalder :  Fragmente  aus 
dem  Entlebuch  I,  81;  Grimm:  Deutsche  Sagen  I,  378;  Lütolf:  Sagen  414.  An- 
zeiger fiir  schweizerische  Geschichte  1885,  382  f. 


f  ti 


46 


wyl,  Ritter  Hemmann  von  Grünenberg,  Junker  Wernher  Schenk 
von  Bremgarten  und  Johann  von  Lütishofen,  Schreiber  zu  Rothen- 
burg. Die  Unterwaldner  hatten  als  Schiedsrichter  bezeichnet: 
Johann  Hösch,  des  Rathes  von  Zürich,  Gilg  Spielmann,  des 
Rathes  von  Bern,  Klaus  von  Matt,  Rathsherr  von  Luzern,  Johann 
von  Rudenz  und  Gilg  von  Engiberg  von  Schwyz.  Diese  be- 
stimmten vorerst,  Thorberg  solle  einen  Obmann  aus  den  Städten 
Zürich,  Bern  oder  Luzern  bezeichnen.  Nachdem  Peter  von  Gun- 
doldingen ,  Schultheiss  von  Luzern,  mit  diesem  Ehrenamte  be- 
traut worden  war,  wählten  die  Schiedsrichter  je  zwanzig  Männer 
aus  Entlebuch  und  Unterwaiden,  welche  die  Alpen  besichtigen 
und  den  Streit  beilegen  sollten.  Wäre  ihnen  dieses  unmöglich, 
dann  erst  sollte  das  Schiedsgericht  seines  Amtes  walten  und 
nach  Ehre  und  Nutzen  handeln.  Diese  vierzig  Ausgeschossenen 
brachten  unter  Gundoldingens  Leitung  wirklich  einen  Vergleich 
zu  Stande,  bestimmten  die  Grenzen  zwischen  Unterwaiden  und 
Entlebuch  und  trafen  Vorsorge  zur  Regulirung  alllällig  später  auf- 
tauchender Streitigkeiten. 

Allein  kaum  war  ein  Jahr  verflossen,  als  schon  wieder  ein 
Schiedsgericht  der  gleichen  Sache  wegen  zusammentreten  musste. 
Die  Landleute  von  Entlebuch,  Schüpfheim,  Escholzmatt  und  Trüb 
hatten  nämlich  einen  Einfall  der  Obwaldner  in's  Entlebuch  veran- 
lasst.  Der  österreichische  Landvogt,  Graf  Hans  von  Arberg,  rief 
desshalb  alle  Landleute  des  Entlebuchs,  die  das  14.  Altersjahr 
überschritten  hatten  und  nicht  durch  besondere  Urkunde  Peters 
von  Thorberg  als  schuldlos  bezeichnet  worden  waren,  auf  das 
Landgericht  unter  der  Buche  zu  Willisau.  Dort  wurde  auf  offener 
Strasse  das  Strafverfahren  nach  altgermanischem  Rechte  einge- 
leitet. Allein  die  eigentlichen  Anstifter  der  Empörung  hatten  schon 
durch  die  Flucht  sich  der  Strafe  zu  entziehen  gesucht.  Sie  wurden 
desshalb  verrufen.  Die  Anklage  lautete:  die  Vogteileute  des 
Ritters  Peter  von  Thorberg  haben  die  Landleute  von  Obwalden, 
uneingedenk  des  frühern  Gelöbnisses,  zu  einem  Einfalle  in's  Entle- 
buch ermuntert;  es  haben  dieselben  sich  ebenfalls  «verglüptet», 
d.  h.  ohne  Einwilligung  der  Herrschaft  mit  Auswärtigen  ein  un- 


47 


statthaftes  Bündniss  abgeschlossen.  Das  Urtheil  des  Landgerichts 
lautete  dahin:  den  Landleuten  von  Entlebuch  ist  nicht  nur  der 
Abschluss  eines  jeden  Burgrechtes  mit  Städten  und  Ländern, 
sondern  auch  jegliche  Verbindung  unter  sich  verboten.  Alljährlich 
sollen  sie  am  St.  Johannstag  zur  Sonnwendezeit  ihrem  Vogte  zu 
Händen  der  Herrschaft  Üesterreich  Huld  und  Treue  schwören.  Alle 
diejenigen,  welche  gegen  Oesterreich  feindlich  gesinnt  sind,  sollen 
dem  Vogte  Peter  von  Thorberg  verzeigt  werden.  Die  Anstifter 
der  Empörung  —  des  Mordes  wie  die  Urkunde  sagt  — ,  die  nach 
Obwalden  entflohen  und  die  dortigen  Landleute  zum  Einfalle  in's 
Entlebuch  gereizt  haben,  darf  niemand  hausen  noch  hofen;  mit 
diesen  ist  jegliche  Gemeinschaft  verboten ;  jedermann  soll  diesen 
Feind  sein,  es  wäre  denn,  dass  Thorberg  oder  die  Seinen,  eventuell 
der  jeweilige  Pfandinhaber  des  Entlebuchs,  eine  Begnadigung  ein- 
treten Hessen.  Sollte  auch  später  Jemand  von  zwei  ehrbaren 
Männern  des  «Mordes»,  d.  h.  der  Gehülfenschaft  an  dem  Einfalle 
der  Obwaldner,  überwiesen  werden,  so  soll  ihn  die  Strafe  der 
verrufenen  Mörder  treffen.  Macht  ein  Landmann  von  Entlebuch 
sich  später  der  Untreue  schuldig,  so  soll  er  mit  Leib  und  Leben 
dem  von  Thorberg  verfallen  sein.  Mit  zahlreichen  österreichischen 
Landvögten  und  Räthen  wohnten  dieser  Landgerichtsverhandlung 
vom  19.  Juli  1382  auch  die  Schultheissen  und  Räthe  der  Städte 
Zofingen,  Aarau,  Sursee,  Brugg,  Baden  und  Mellingen  bei. 

Am  22.  Juli  1382  wurden  in  Wolhusen  durch  Graf  Johann  von 
Arberg,  Hemmann  von  Grünenberg  und  Rudolf  von  Hallwyl  fiinf- 
unddreissig  namentlich  aufgeführte  Entlebucher  in  die  Kosten  ver- 
fällt, welche  durch  den  Einfall  der  Obwaldner  in's  Entlebuch 
entstanden  waren.  Die  Hälfte  der  auf  1600  Pfund  geschätzten 
Summe  sollten  diese  auf  künftigen  Martinstag,  die  andere  Hälfte 
auf  Waldpurgistag  im  nächsten  Mai  entrichten,  widrigenfalls  soll- 
ten die  Beklagten  in  Wolhusen-Markt  Giselschaft  leisten.  Sollten 
8  Tage  nach  Verfluss  des  Einlagers  die  Entschädigungssumme  noch 
nicht  erlegt  sein,  so  soll  Landvogt  Peter  von  Thorberg  befugt 
sein,  bei  Juden  oder  Geldwechslern  (Gavertschin)  die  ausstehende 
Entschädigungssumme  auf  Kosten  der  Entlebucher  aufzunehmen. 


Dieses  Urtliei!  des  Landgerichtes  Willisaii,  in  dessen  Kreis 
das  Entlcbuch  nicht  gehörte,  erregte  ungemeine  Erbitterung.  Dazu 
kam  die  Strenge  des  thorbergi sehen  Untervogtes  Claus  Trübe, 
welcher  die  Entlcbucher,  die  sich  nach  Luzern  geflüchtet  hatten, 
bis  unter  die  Stadtmauern  verfolgte  und  bei  Nacht  und  Nebel 
ihres  Gutes  beraubte.  Kr  wurde  desshalb  in  I.uzcrn  eingekerkert 
und  erst  den  9.  Januar  13S3  auf  Urfehde  freigelassen,  mit  der 
Verpflichtung,  nie  nach  LuKem,  Kriens,  Horw,  Brechli,  Byrolz 
oder  näher  als  eine  halbe  Meile  gegen  Luzern  zu  kommen. 

Ueber  solche  Härte  beklagten  sich  die  Entlebucher  beim 
Herzog,  und  als  die  Klage  nicht  gehörige  Beachtung  fand,  traten 
sie  mit  Luzem  in  ein  Rurgrecht.  Da  den  Entlebuchern  —  laut 
Spruch  des  Landgerichtes  von  Willisau  —  der  Abschtuss  eines 
solchen  Burg-  und  Landrechtes  verboten  war,  liess  Thorberg,  oder 
vielmehr  sein  Untervogt,  die  Urheber  des  Burgrechtes  hängen ; 
andere  wurden  gefangen,  einige,  nach  spätem  Berichten,  ertränkt. 
Während  der  Friedensverhandlungen  in  Zürich  gelobte  Thorberg 
allerdings  unter  dem  10.  November  1385,  die  Leute  in  seinen 
Aemtem  des  Eides  zu  entlassen,  nicht  in  Luzern  Bürger  zu  wer- 
den. Damit  war  off'enbar  nur  den  einzelnen  Personen,  nicht  aber 
der  Gesammtheit  erlaubt,  in  Luzern  Bürgerrecht  zu  nehmen.  Gerade 
diese  Urkunde  Thorbergs  gab  desshalb  den  Eidgenossen  Anlass 
zu  neuen  Klagen,  welche,  wie  es  scheint,  die  Mitglieder  des 
schwäbischen  Städtebundes  veranlassten,  ihre  Gesandten  im  De- 
cembcr  13S5  zu  I'eter  von  Thorberg  nach  Wolhusen  zu  senden.') 
Dort  konnte  eine  friedliche  Vereinbarung  nicht  erzielt  werden. 
Vielmehr  veranlasste  diese  Verhandlung  den  längst  befürchteten 
Kriegsausbruch. 

')  Basel  hnUe  dort  seinen  Gcsindlen.  .Sabtialo  posi  Lucie.  Nuiilio  in  Wol- 
husen,  4  ß.  Kccilitung.stlucli   von  Hasel   Fol.  401. 


ip^^  - 


•mt.iii  nutiMiiMi'ii'iMMi'MiH'iTiHUMiiiiMMiii[ii-miiiiiMii»mHiMiiiHimiiiHMmimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiMiMin.i'iiiiiiii;ii^ii^^^  tiiiiTiiin-i 


K  luiHI"lll  .'u.'Hiii  MH'  inilitHtlli  [IUI''  -.11111  •  I  l.llininili.'  iiilliillll'iini  I  i,lli|i|inilillliilii!i|'llii|illllllilil'l  l  l;n  in  lllili..  1  Hin  imMillljliiililliMM  _M'  I  ,ililill||||lUllii.uiill'i:= 


V.  Der  kleine  Krieg  vom  Deeember  1385  bis 
zum  Waffenstillstand  vom  22.  Februar  1386. 


m  Deeember  1385  rückten  Soldtruppen  in  Luzern  ein,  die  ver- 
muthlich  von  Basel  fiir  den  Fall  des  Krieges  gegen  Oester- 
reich  waren  angeworben  worden.  Da  zwischen  Frankreich 
und  England  gerade  damals  ein  Waffenstillstand  war  abgeschlossen 
worden,  dürften  diese  Söldner  aus  Frankreich  gekommen  sein. 
Wir  haben  zunächst  wohl  an  deutsche  Söldner  zu  denken,  deren 
damals  viele  in  Frankreich  ihr  Glück  versuchten,  wie  denn  später 
auch  die  Stadt  Zürich  den  Elsässer  Peter  Dürr  als  Stadthaupt- 
mann in  Sold  nahm. ')  Wie  gross  die  Zahl  der  Söldner  war,  lässt 
sich  nicht  ermitteln.*) 

Mit  solchen  Soldtruppen  eröffneten  die  Züricher,  Zuger  und 
Luzerner  fast  gleichzeitig  den  Krieg  im  Deeember  1385 :  die 
Züricher  durch  den  vereitelten  Ueberfall  von  Rapperswyl  am 
St.  Thomastag  (21.  Deeember),  die  Luzemer  durch  die  Einnahme 


^)  Dürr  von  Rosheim  erhielt  für  sich,  einen  Ritter  und  zwei  Schützen  nebst  freier 
Wohnung  350  Gulden  Jahressold ;  drei  Edelleute,  ein  Schütze  mit  sieben  Knechten 
zu  Pferd  600  Gulden.    Dürrs  erster  Soldvertrag  datirt  vom  i.  Juni  1386. 

')  Die  frömden  knecht  die  gesworn  hant  stant  an  den  zwey  jüngsten  blettern 
dis  Buchs  scilicet  folio  .  .  .  RathsprotokoU  I,  Fol.  61  b.  Aber  diese  Blätter  fehlen. 
Das  nächst  vorhergehende  Datum  lautet:  sabbato  ante  Thome  1385.  Rechnen  wir 
vier  doppelspaltige  Seiten  zu  je  25  Zeilen,  so  erhielten  wir  200  Söldner. 


Liebenau,  Sohlacht  bei  Sempach. 


so 

und  Zerstörung  der  Stadt  Rothenburg  am  28.  December*),  die 
Zuger  durch  die  Belagerung  von  St.  Andreas.  Alle  drei  Actionen 
erfolgten  ohne  vorherige  Kriegserklärung,  wie  der  österreichische 
Landvogt  Truchsess  von  Waldburg  den  31.  December  1385  dem 
Rathe  von  Freiburg  meldete.  Darauf  rückten  nach  der  Sonnen- 
finsterniss  vom  i.  Januar  1386  die  Luzemer  mit  ihren  Geschützen 
vor  die  Stadt  und  Burg  Wolhusen,  welche  der  österreichische 
Pfandherr  Peter  von  Thorberg  inne  hatte,  und  machten  die  beiden 
Schlösser  dem  Erdboden  gleich. 

Allein  nicht  bloss  mit  roher  Gewalt,  sondern  auch  auf  dem 
Wege  diplomatischer  Unterhandlung  suchten  die  Eidgenossen  ihre 
Macht  zu  verstärken.  So  schlössen  Ammann  und  Rath  von  Zug 
den  5.  Januar  1386  mit  Äbtissin  und  Convent  von  Frauenthal, 
Bürgermeister  und  Rath  von  Zürich  mit  Abt  und  Convent  von 
Einsiedeln,  als  Besitzer  der  Feste  Pfäffikon  am  Zürichsee,  auf  10 
Jahre  ein  Burgrecht.  Die  Luzemer  hingegen  nahmen  die  Leute 
von  Luthern,  Hochdorf,  Abtwyl,  Sins,  Giebelflüh,  Rüthi,  (Klein-) 
Dietwyl,  Ecktiswil,  Rinach,  Zezwyl,  Müllnau,  Merischwand,  Benzi- 
sch wyl,  Richensee,  Gundischwyl,  Urswyl,  Hochdorf,  Neudorf, 
Münster,  Buttisholz,  Knutwyl  und  Pfäffikon  in  ihr  Burgrecht  auf.*) 
Besonders  belangreich  war  das  Burgrecht  der  Stadt  Sempach 
mit  Luzern  vom  6.  Januar  1386. 

Die  Gründe,  welche  Sempach  zu  diesem  Schritte  veranlassten, 
sind  theils  finanzieller,  theils  politischer,  theils  persönlicher  Natur. 
Durch  die  Verpfändung  der  Vogtsteuer  von  Sempach  an  die  Herren 
von  Müllenheim  in  Strassburg  zur  Zeit  des  Morgartenkrieges  einer- 
seits,  und   andererseits  durch  die  Trennung  von  vierzehn  Höfen 

^)  Dass  die  Bewohner  von  Rothenburg  damals  in  der  von  der  Stadt  entfernten 
Pfarrkirche  Rüggeringen  sich  befanden,  wird  in  altern  Chroniken  vielfach  bezeugt ; 
unhaltbar  scheint  nur  die  Angabe,  dass  am  Tage  der  unschuldigen  Kindlein  die 
Kirchweihe  in  Rüggeringen  gefeiert  wurde ;  denn  die  Kirchweihe  der  den  Heiligen 
Pelagius  und  Georg  geweihten  Kirche  fand  laut  dem  altern  Jahrzeitbuche  jeweilen 
am  Sonntag  nach  S.  Pelag  (28.  August)  statt. 

')  Diese  Einbürgerungen  wurden  in  unmittelbarer  Nähe  von  Luzern  sehr  scharf 
beurtheilt.  Huber  von  Utenberg  wurde  1386  um  i  Pfund  gestraft  «daz  er  sprach, 
er  wolle  keim  Biderman  me  ralen  hie  burger  zu  werden».  RalhsprolokoU  I,  20  f. 


51 

vom  Steuer-  und  Gerichts-Kreise  Sempach  war  diese  ohnehin 
kleine  Stadt  in  finanzielle  Nothlage  gekommen,  die  sich  immer 
mehr  steigerte,  je  mehr  die  Herzoge  die  günstiger  gelegenen 
benachbarten  Städtchen,  in  welchen  Handel  und  Verkehr  Leben 
und  Verdienst  brachten,  mit  ihren  Huldbezeugungen  bedachten. 
Denn  dorthin  begaben  sich  in  der  Folge  fast  alle  hablichern  Leute, 
während  früher  namentlich  aus  dem  Amte  Ruswyl,  so  lange 
Gräfin  Margaretha  von  Strassberg,  die  letzte  Freifrau  von  Wol- 
husen,  lebte,  viele  Landsassen  nach  Sempach  zogen.  ^)  Allerdings 
bewilligten  die  Herzoge  Albrecht  und  Otto  von  Oesterreich  der 
Stadt  Sempach  die  Errichtung  eines  Marktes  (1332),  und  in  der 
Folge  gaben  sie  der  Stadt  auch  das  Recht  zum  Bezüge  eines 
Zolles  als  Schadenersatz  für  die  Schmälerung  des  Gerichts-  und 
Steuerkreises.  Allein  seit  dem  Ausbruche  des  Krieges  lag  der 
Handel  fast  ganz  darnieder.  Der  Zollertrag  war  daher,  nament- 
lich durch  die  den  Luzernern  ertheilten  Zollbegünstigungen,  un- 
bedeutend. Ohne  Verfügung  des  Herzogs,  auf  blosse  Anordnung 
der  Landvögte  kam  die  Stadt  Sempach  in  ein  Abhängigkeits- 
verhältniss  vom  Vogte  von  Rothenburg.  Man  richtete  über  Bürger 
von  Sempach,  die  einen  Todtschlag  begangen  hatten,  statt  in 
Sempach  nunmehr  in  Rothenburg.  Der  österreichische  Vogt  und 
Pfandherr  von  Rothenburg,  der  Freiherr  von  Grünenberg,  gab 
der  Stadt  Sempach  einen  von  ihm  gewählten  Schultheissen,  ohne 
den  Rath  zu  befragen,  während  der  Schultheiss  von  der  Herr- 
schaft früher  aus  den  von  der  Stadt  vorgeschlagenen  Räthen 
bezeichnet  worden  war.  Die  Gerichtsurtheile  wurden  zwar  vor 
dem  Schultheissen  in  Sempach  ausgefertigt,  doch  las  man  jetzt, 
dass  der  Schultheiss  statt  im  Namen  der  Herrschaft  Oesterreich 
im  Auftrage  des  Vogtes  von  Rothenburg  in  Sempach  zu  Gericht 
gesessen  sei.  Das  war  eine  arge  Kränkung  für  eine  Stadt,  die 
1367  selbst  den  Erbvertrag  zwischen  dem  Hause  Oesterreich  und 
Kaiser  Karl  IV.  als  König  von  Böhmen  bestätigt  hatte. 

Der  durch  die  Freiherren  von  Grünenberg  beseitigte  Schult- 
heiss Pantaleon  Diener,  der  1379  auch  als  Vogt  des  St.  Michels- 

*)  Rathsprot»koll  I,  79. 


amtes  genannt  wird,  flihlte  sich  ohne  Zweifel  persönlich  verletzt; 
er  nahm,  wie  sein  Amtsvorfahr  Pantaleon  von  Galmton  (1373), 
in  Luzern  das  Bürgerrecht  und  wirkte  hier  für  die  Verbindung 
seiner  Vaterstadt  mit  Luzern.  —  Allerdings  war  die  Vereinigung 
der  Stadt  Sempach  mit  der  Vogtei  Rothenburg  keineswegs  neu ; 
denn  schon  im  Jahre  1324  war  Hartmann  von  Ruda  Pfleger  der 
Herzoge  von  Oesterreich  in  Rothenburg,  Sursee  und  Sempach 
gewesen.  Aber  in  einer  Zeit,  wo  auch  das  kleinste  Städtchen 
auf  Erweiterung  seiner  Rechte  und  Freiheiten  bedacht  war,  musste 
die  Wiedereinführung  veralteter  Institutionen  die  dem  Fortschritte 
huldigende  Bürgerschaft  unangenehm  berühren. 

Auf  die  Kunde  von  der  formwidrigen  Eröffnung  des  Krieges 
gaben  sich  die  österreichischen  Landvögte  und  Räthe  im  Aargau, 
Thurgau,  Schwarzwald,  Sundgau  und  Elsass  alle  Mühe,  möglichst 
rasch  ein  grösseres  Heer  aufzubringen ,  um  während  der  Ab- 
wesenheit des  Herzogs  vorläufig  wenigstens  die  Schweizer  vom 
Vordringen  in  den  Aargau  abzuhalten.  Zu  diesem  Zwecke  wurde 
auch  unter  dem  14.  Januar  vom  österreichischen  Landvogte  Hans 
Truchsess  von  Waldburg  ein  Ausfall  aus  dem  Aargau  bis  vor 
die  Thore  Luzerns  unternommen,  bei  dem  7  Bürger  von  Luzern 
erstochen  wurden,  während  gleichzeitig  die  Herren  von  Thorberg 
und  Grünenberg  wahrscheinlich  durch  einen  Einfall  in  Unter walden, 
wie  1315  der  Graf  von  Strassberg  zu  der  Zeit  des  Morgarten- 
krieges,  die  Eidgenossen  vom  Vordringen  gegen  die  oberländischen 
Besitzungen  der  Herzoge  von  Oesterreich  abzuhalten  suchten.  Doch 
gelang  es  dem  Rathe  von  Bern  den  13.  Januar  1386  die  Stadt  Unter- 
seen und  den  2.  Februar  auch  den  mächtigen  Edelknecht  Peter- 
mann von  Ringgenberg,  Vogt  zu  Brienz,  auf  seine  Seite  zu  ziehen. 

In  Folge  dieses  Scharmützels  vom  14.  Januar  riefen  Schult- 
heiss  und  Rath  von  Luzern  durch  die  Eidgenossen  von  Zürich 
die  Städte  Basel,  Constanz,  Ulm,  Rotwyl  und  den  ganzen  schwäbi- 
schen Bund  um  Sendung  der  bundesgemässen  Hilfe  von  2CX) 
Spiessen  an.  Die  Stadt  Basel  übermittelte  das  Hilfsgesuch  von 
Luzern  an  die  schwäbischen  Städte,  damit  diese  auch  den  rhei- 
nischen Bund  zu  Hilfe  rufen.  Aber  gleichzeitig  ti^jlen  seit  dem 


53 

6.  Januar  1386  in  Baden  die  österreichischen  Gesandten  mit  den 
Boten  der  schwäbischen  Städte,  um  die  Streitigkeiten  zwischen 
Oesterreich  und  Basels  sowie  den  übrigen  Bundesgenossen  bei- 
zulegen. Die  Basler  entwickelten  für  Erhaltung  des  Friedens, 
trotz  energischer  Kriegsrüstung,  besondere  Rührigkeit,  indem  ihre 
Gesandten,  Murnhart,  Peter  von  Laufen  und  Jakob  Ziboll,  oft 
nach  Zürich,  Bern,  Luzern  und  Aarau  ritten.  Die  Gesandten 
Oesterreichs  machten  grosse  Schwierigkeiten,  den  zahlreichen 
Forderungen  der  Reichsstädte  zu  entsprechen.  Allein  die  com- 
plicirte  Organisation  der  Städtebünde  erforderten  zunächst  noch 
den  Zusammentritt  der  sämmtlichen  Städteboten,  ehe  die  Kriegs- 
erklärung erfolgen  konnte.  Um  diesen  Zusammentritt  zu  ermög- 
lichen, wurde  der  Waffenstillstand  zwischen  Oesterreich  und  den 
Reichsstädten  verlängert.  Die  Basler  hoben  mit  Recht  hervor,  dass 
sie  nicht  befugt  seien,  die  rheinischen  Städte  um  Hilfe  zu  mahnen, 
dieses  Gesuch  müsse  vom  schwäbischen  Städtebunde  ausgehen. 

Während  die  Grafen  Eberhard  und  Ulrich  von  Wirtenberg, 
Oesterreichs  getreue  Bundesgenossen,  Graf  Wölfli  von  Veringen, 
Freiherr  Zeisolf  von  Lupfen  mit  zahlreichen  Dienern  und  Freunden 
schon  am  24.  Januar  ihre  Fehdebriefe  an  die  Eidgenossen  sendeten, 
rückten  diese  in  den  Aargau  vor.  In  raschem  Siegeslaufe  nahmen 
die  Schweizer,  verstärkt  durch  neue  Soldtruppen,  welche  die 
gutmüthigen  österreichischen  Landvögte  und  Stadtbeamten  ruhig 
durch  den  Aargau  hinauf  ziehen  Hessen^),  die  Burgen  Baldegg, 
Lieli  und  Rinach,  die  Städtchen  Richensee  und  Meyenberg  ein. 
Allein  die  Bauern,  welche  den  Eidgenossen  sich  ergeben  hatten, 
wurden,  als  die  österreichische  Streitmacht  von  Tag  zu  Tag 
wuchs,  wieder  wankend  und  baten  die  österreichischen  Landvögte 
um  Gnade;  gern  wollten  sie  zur  Strafe  Rir  ihre  Untreue  selbst 
Gefangenschaft  erdulden. 

Diese  wankende  Gesinnung  des  Volkes  verursachte  in  Ver- 
bindung mit  einer  Kriegslist,  den  27.  (30.  f)  Januar  die  Niederlage 
der  Eidgenossen  auf  dem  Felde  vor  dem  aargauischen  Städtchen 


*)  Brief  des  ö^erreichischen  Laodvogtes  Hans  Truchsess  vom  23.  Januar  1386. 


54 

Meyenberg,  wo  140  Mann,  darunter  viele  aus  Luzern,  Zug,  Schwyz, 
Küssnacht  und  Unterwaiden,  von  einem  I3(X>  Mann  starken  öster- 
reichischen Heere  erschlagen  wurden.^)  Den  Siegern  fiel  das  Panner 
von  Nidwaiden  in  die  Hände.  Nach  dieser  Niederlage  verbrannten 
die  Eidgenossen  das  Städtchen  Meyenberg.  Die  österreichischen 
Truppen  dagegen  legten  das  Städtchen  Richensee,  dessen  Be- 
wohner mit  Luzern  verbündet  waren,  in  Asche  und  ertränkten 
die  Untreuen  im  Baldeggersee. 

Den  9.  Februar  marschirten  die  österreichischen  Truppen  in 
2  Colonnen  getheilt  gegen  die  Eidgenossen :  die  eine  über  Münster, 
das  Thal  hinauf,  die  andere  über  Richensee  bis  nahezu  eine 
halbe  Meile  an  die  Stadt  Luzern  heran,  immer  sengend  und 
brennend,  wie  vormals  noch  nie;  namentlich  sollen  die  Urheber 
des  Krieges^durch  diese  Verwüstung  stark  gelitten  haben ,  wie 
die  beiden  Heerflihrer,  Dompropst  Johann  von  Ochsenstein  und 
Hans  Truchsess  von  Waldburg,  den  10.  Februar  triumphirend 
der  treuen  Stadt  Freiburg  im  Breisgau  meldeten,  die  sie  immer- 
fort um  Verstärkung  des  Heeres  mit  Schützen  ersuchten.*) 

Während  so  mit  wechselndem  Glücke  im  Aargau  gefochten 
wurde,  suchten  die  Reichsstädte  Strassburg,  Basel,  Constanz, 
Ravensburg  und  Ueberlingen  einen  Waffenstillstand  zwischen 
Oesterreich  und  den  Eidgenossen  bis  nach  Ablauf  des  Städte- 
tages zu  Stande  zu  bringen,  wo  dann  ein  gemeinsamer  Krieg  des 
schwäbischen  Bundes  und  der  Eidgenossen  mit  Oesterreich  eröffnet 
oder  auch  ein  allgemeiner  Friede  allen  Parteien  zu  Theil  werden 
sollte.  Allein  die  beiden  österreichischen  Landvögte,  denen  der 
Zweck  der  Verhandlungen  klar  war,  wollten  schon  am  6.  Februar 
die  Unterhandlungen  abbrechen  und  die  Eidgenossen  schlagen,  um 
nicht  gegen  die  vereinigte  Macht  später  kämpfen  zu  müssen. 


*)  Wahrscheinlich  auf  diesen  Verrath  bezieht  sich  die  Stelle  im  Rathsbuch 
von  Luzem  I,  21  b.  ante  Joh.  Bapt.  1386.  Grezenbach  ein  pfunt  gegen  Heimen 
Vogt,  dz  er  sprach,  er  vvolt  unser  tusend  han  verroten  auf  ein  acker ;  reus  est. 

')  Sabbato  post  Agathe  laut  gütiger  Mittheilung  von  Herrn  Stadtarchivar  Haupt- 
mann Ad.  Poinsignon  in  Freiburg,  nicht  post  Mathye,  wie  Schreiber  irrig  im  Urkunden- 
buch  II,  i/|.8  anführt. 


4 


55 


Als  Herzog  Leopold  von  Oesterreich,  der  sich  inzwischen  all- 
mälig  wieder  von  seiner  Krankheit  erholte,  von  Völkamarkt  über 
Tyrol  nach  dem  Kriegsschauplatze  eilte,  erfolgte  den  7.  Februar 
1386  auf  dem  schwäbischen  Städtetag  nach  langem  Wortkampfe 
der  Beschluss,  dem  Herzog  von  Oesterreich  den  Krieg  zu  er- 
klären. Auf  Seite  des  Herzogs  stand  besonders  die  mächtige 
und  angesehene  Stadt  Nürnberg,  die  Herzog  Leopolds  Sache 
als  die  gerechte  betrachtete  und  ihn  auch  aus  dem  Grunde  unter- 
stützen wollte,  weil  er  der  ältere  Bundesgenosse  sei.  Nach  diesem 
Beschlüsse  sollte  der  rheinische  Bund  am  23.  Februar  in  Speier 
sich  darüber  aussprechen  und  am  11.  März  in  Mühlhausen  seine 
Truppen  in  Kriegsbereitschaft  halten.  Sichtlich  haben  die  Boten 
der  Reichsstadt  Basel,  Conrad  zur  Sonnen  und  Jacob  Zibol, 
diesen  Beschluss  erwirkt.  Hiedurch  wurde  der  Herzog  durch  die 
Städteboten  von  Strassburg,  Basel,  Regensburg,  Augsburg,  Con- 
stanz,  Ulm,  Rotwyl,  Nördlingen,  Ravensburg,  Ueberlingen  und 
Memmingen  bestimmt,  einen  Waffenstillstand  mit  den  Eidgenossen 
bis  zum  17.  Juni  abzuschliessen,  da  er  den  Kampf  mit  den  ver- 
einigten Städten  und  Schweizern  nicht  aufnehmen  konnte.  Den 
Eidgenossen  wurden  die  eroberten  Plätze  für  die  Dauer  des 
Waffenstillstandes  belassen.  Dieser  am  21.  Februar  geschlossene 
und  schon  am  folgenden  Tage  ratificirte  Vertrag  hatte  für  die 
Vermittler  insofern  hohen  Werth,  als  er  freien  Handel  und  Wandel 
garantirte.  Die  schwäbischen  Städte  aber  waren  dadurch  der 
Mühe  überhoben,  sich  gegen  den  Grafen  von  Wirtenberg,  die 
Herren  von  Geroldseck,  die  Truchsessen  von  Waldburg,  die 
streitlustigen  Herren  von  Hornburg  u.  a.  zur  Wehre  zu  setzen, 
die  an  die  Eidgenossen  bereits  ihre  Fehdebriefe  gesandt  hatten. 
Die  einzelnen  Glieder  des  Städtebundes  konnten  um  so  ungestörter 
statt  gegen  den  Feind  der  Schweizer  gegen  die  ihnen  näher- 
stehenden Gegner  sich  rüsten,  so  Regensburg  gegen  den  Herzog 
von  Baiern,  die  fränkischen  Städte  gegen  den  Bischof  von  Würz- 
burg und  den  Burggrafen  von  Nürnberg,  Worms  endlich  gegen 
seinen  Bischof. 


VI.  Neue  Kriegsrüstungen  und  Friedens' 

Verhandlungen. 

Vom  März  bis  Juni  1S86. 


^erzog  Leopold  von  Üesterreich,  der  auf  seiner  Reise  durch 
Steiermark,  Kärnthen  und  Tyrol  wie  durch  die  vorder- 
österreichischen Lande  überall  seine  Vasallen  und  Verbün- 
deten zu  Hilfe  rief,  traf  im  April  im  Aargau  ein.  Hier  aber  fehlte 
ihm  noch  das  Allerwichtigste  zur  Kriegsfiihrung  —  das  Geld.  Um 
dieses  so  rasch  wie  möglich  vor  Ablauf  des  Waffenstillstandes  zu 
beschaffen,  trat  er  den  ii.  Mai  1386  an  Franz  von  Carrara  und 
dessen  Sohn  um  die  Summe  von  60,000  Ducaten  die  Städte  Feltre 
und  Belluno  ab.  Allein  diese  Summe,  vielleicht  2  Millionen  Franken 
nach  unserem  Gelde,  wurde  nur  terminweise  bezahlt,  so  dass  der 
Herzog  seinen  Getreuen  für  ihre  Kriegsdienste  Schuldverschrei- 
bungen ausstellen  musste. 

Die  Rittergesellschaften  vom  Löwen,  St.  Georg,  St.  Wilhelm 
und  die  Sterner  im  Breisgau  und  Aargau  leisteten  bereitwillig 
dem  Herzoge  Hilfe.  Solche  suchte  er  aber  auch  aus  weiter  Feme 
zu  verschaffen,  indem  er  mit  Enguerrand  Sire  de  Cougy,  Grafen 
von  Soissons,  sich  1386  im  Mai  in  Verbindung  setzte.  Ebenso 
warb  er  Söldner  aus  Braband,  Burgund,  Lothringen,  aus  Schwaben, 
Elsass  und  in  den  Rheinlanden.  So  traten  die  Grafen  von  Sulz 
und  Thicrstein  zu  Herzog  Leopold  in  ein  Dienstverhältniss.  Auf- 
fälligerweisc   dagegen   wurde  Herzog  Albrecht   von  Oesterreich 


57 


von  seinem  Bruder,  so  viel  bis  jetzt  ermittelt,  nicht  um  Hilfe 
gebeten,  obwohl  laut  dem  Vertrage  über  die  Ländertheilung  auch 
dieser  pflichtig  gewesen  wäre,  zur  Vertheidigung  des  väterlichen 
Erbes  im  Kriegsfalle  zum  Schwerte  zu  greifen.  ^) 

Anstalten  zur  Aufnahme  von  Truppen  in  den  vorderöster- 
reichischen Städten  wurden  seit  dem  März  getroffen,  so  z.  B. 
in  dem  kleinen  Wietlisbach  an  der  Aare.  Allmählig  rückten  die 
hohen  Herren  auf  dem  Kriegsschauplatze  ein,  so  Sire  Jean  de 
Raye,  Herr  von  Rieux  und  Rochefort,  der  später  als  Marschall 
von  Frankreich  und  Sieger  über  die  Engländer  in  der  Bretagne 
(1404)  gefeiert  wurde.  Er  ist  der  Herr  von  Reye,  der  laut 
Rechnungsbuch  von  Basel  vom  16.  Juni  mit  dem  Marschall  von 
Burgund  und  dem  Herrn  von  Richenberg  in  Basel  bewirthet 
wurde.  Mit  ihm  kam  Sire  Jean  de  Vergy,  Herr  von  Fonvans 
(Fouvens),  Champlite,  Port-sur-Sa6ne ,  S^n^chal  und  Marschall 
von  Burgund,  genannt  le  Grand  oder  <la  Laffre»,  der  als  Be- 
gleiter Herzog  Philipps  des  Kühnen  von  Burgund  in  den  bur- 
gundischen  Chroniken  oft  erwähnt  wird,  und  in  der  Folge  (1408) 
sich  besonders  im  Treffen  zu  Montenay  auszeichnete.  *)  Vergy 
war  ein  eigentlicher  Condottieri,  der  früher  schon  für  Jean  de 
Vienne,  Bischof  von  Basel,  Krieg  geführt  hatte.  ^)  Später  trafen 
die  Grafen  von  Nassau  und  Katzenellenbogen,  der  Herr  von 
Rappoldstein  und  der  Herzog  von  Lothringen  mit  ihrem  Heere 
auf  dem  Sammelplatze  bei  Basel  ein.  Herzog  Johann  von  Loth- 
ringen war  ein  hochberühmter,  alter,  aber  vom  Kriegsglücke  oft 
verlassener  Held.  Schon  1356  kämpfte  er  bei  Poitiers  im  fran- 
zösischen Solde  gegen  die  Engländer,  in  deren  Gefangenschaft 
er  fiel ;  acht  Jahre  später  senkte  er  in  der  Schlacht  bei  Aurai 
wieder  den  Degen,  zum  Zeichen,  dass  er  sich  gefangen  gebe ; 
1365   focht  er  in  Preussen  gegen  die  heidnischen   Lithauer  und 


*)  Vertrag  vom  6.  August  1376.  Kurz  :  Oesterreich  unter  Albrecht  dem  Dritten, 
I.  272. 

•)  Diesen  Beiden  schuldete  der  Herzog  laut  Urkunde  vom  20.  Octobcr  138 7  für 
den  Krieg  gegen  die  Waldstätte  4265  Gld.  (circa  40,450  Fr.).  Lichnowsky  IV,  2087. 
')  Trouillat:  Monumens  de  Bale,  IV,  796. 


58 


am   7.  November   1382   in   der  berühmten   Schlacht   bei   Rose- 
becque.  *) 

Aus  Italien  eilte  Herzog  Conrad  von  Theck,  Gemahl  der  Mark- 
gräfin Viridis  von  Este,  und  mit  ihm  sein  Schwager,  Nikolaus, 
Markgraf  von  Este,  dem  Herzog  zu  Hilfe.  *)  An  ihn  schlössen 
sich  wohl  die  2CX>  Lanzen  an,  die  der  Herzog  von  Mailand  seinem 
Schwager  zu  Hilfe  sendete. 

Aber  selbst  in  dieser  kritischen  Lage,  wo  jeder  andere  Fürst 
rein  nur  den  Krieg  im  Auge  gehabt  hätte,  suchte  Herzog  Leo- 
pold noch  seine  Besitzungen  in  den  vordem  Landen  zu  arrondiren. 
So  erwarb  er  während  seines  Aufenthaltes  in  Brugg  (27.  April) 
von  Graf  Hans  von  Habsburg  die  Stadt  I-auffenburg  und  trat 
mit  Graf  Berchtold  von  Kyburg  wegen  des  Kaufes  der  Land- 
grafschaft Burgund,  der  Stadt  Wangen  und  der  Herrschaften 
Landshut  und  Utzistorf  in  Unterhandlung.  Solche  Unternehmungen 
lassen  sich  kaum  mit  dem  ernsten  Willen,  den  Krieg  bald  zu 
beginnen,  vereinbaren.  Diese  friedliche  Gesinnung  tritt  auch  in 
dem  ziemlich  barschen  Schreiben  des  Herzogs  an  den  Rath  von 
Freiburg  vom  29.  April  zu  Tage,  worin  er  die  Klage  der  Basler 
über  Statz  von  Freiburg  bespricht. 

Auf  dem  Tage  in  Zürich,  der  am  i.  Mai  1386  stattfand,  war 
ungeachtet  dieser  freundlichen  Gesinnung  des  Herzogs  die  Ver- 
einigung zwischen  Oesterreich  einerseits,  den  schwäbischen  und 
fränkischen  Städten  und  den  Eidgenossen  anderseits,  nicht  zu 
erzielen.  Die  Eidgenossen  der  Urkantone,  die  unter  Beizug  der 
Städte  Bern  und  Solothurn,  in  Anwesenheit  von  Gesandten  der 
rheinischen  Städte,  namentlich  von  Strassburg,  Speier  und  Mainz, 
verhandelten,  gaben  sich  Mühe,  die  Reichsstadt  P'rankfurt  zur 
Theilnahme  an  dem  Tage  in  Zürich  zu  bewegen,  der  am  3.  Juni 


*)  Er  beobachtete  während  der  Schlacht  die  Stellung  der  Berner  und  Solo- 
ihurner  und  zog  sich  dann  mit  seinen  Truppen  nach  Brück  zurück,  wo  er  am 
8.  August  lag.  Rechnungsbücher  v.  Basel.  Schreiber:  Urkundenbuch  von  Frei- 
burg, IT,  50. 

•)  Da  dieser  am  lo.  Juli  die  Leiche  Conrads  nach  Ferrara  führte,  wie  die 
Chronik  von  Este  erzählt. 


59 


stattfinden  sollte.  Auch  hier  noch  zeigte  Herzog  Leopold,  der 
am  24.  Juni  der  Hochzeit  seines  Sohnes  mit  der  Tochter  des 
Herzogs  von  Burgund  in  Dijon  beizuwohnen  gedachte,  ^)  die  gleiche 
Friedensliebe ;  denn  seine  Gesandten,  Landvogt  Hans  Truchsess 
von  Waldburg,  Graf  Rudolf  von  Sulz,  Heinrich  von  Randegg, 
Vogt  zu  Schaffhausen,  Hemmann  von  Bubendorf  und  Wernher 
Schenk  von  Bremgarten  schlössen  mit  den  Gesandten  der  Reichs- 
städte Basel,  Ulm,  Nürnberg,  Esslingen,  Memmingen,  Augsburg, 
Ueberlingen,  Rotwyl,  Reutlingen,  Ravensburg,  Biberach,  Rotten- 
burg und  Constanz  einen  Vergleich,  wonach  ihre  beiderseitigen 
Streitigkeiten  theils  erledigt,  theils  dem  Spruche  von  Schieds- 
richtern unterstellt  wurden. 

Mit  den  Eidgenossen  dagegen  war  eine  Einigung  nicht  mög- 
lich. Durch  die  Gesandten  der  Reichsstädte  liess  Herzog  Leo- 
pold, wie  Peter  von  Balm  an  den  Rath  von  Bern  unter  dem 
3.  Juni  berichtete,  folgende  Vorschläge  unterbreiten:  er  sei  bereit, 
auf  längere  Zeit,  etwa  auf  40  Jahre,  einen  Frieden  mit  den  Eid- 
genossen abzuschliessen,  sofern  diese  alle  Eroberungen  heraus- 
geben ^ ;  er  sei  aber  auch  zur  Verlängerung  des  Waffenstillstandes 
bis  zum  24.  Juni  oder  25.  Juli  oder  auf  ein  Jahr  einverstanden. 
Vorläufig  sei  der  Friede  bis  zum  2.  Juli  prolongirt  worden;  die 
eidgenössischen  Orte  aber  sollen  sich  bis  zum  10.  Juni  erklären, 
ob  und  für  wie  lange  sie  einen  WafTenstillstand  oder  einen  Frieden 
eingehen  wollen.  —  Die  Gesandten  von  Basel,  Peter  von  Lauffen 
und  Dietrich  Sürlin,  waren  21  Tage  in  Sachen  der  Städte  thätig; 
sie  unterhandelten  sowohl  in  Constanz,  als  in  Luzern  (zweimal), 
Zürich  und  Brugg.^)  Luzern  scheint  demnach  am  meisten  Schwicrig- 

*)  Brief  an  den  Raih  von  Basel  vom  15.  Mai.  Vgl.  dazu  W.  Hartl :  Die  öster- 
reichisch-burgundische  Heiraih  des  XIV.  Jahrhunderts  p.  46. 

')  Es  waren  dies  die  13  Städte  und  Schlösser,  von  denen  die  deutschen 
Chroniken  sprechen,  nämlich:  Rothenburg  mit  der  Vorburg,  die  beiden  VVolhusen, 
Schwanden  oder  Neu-Rothenburg,  Sempach,  Meyenberg,  Richeiisce,  Lieli,  Baldcck, 
Rinach,  St.  Andreas  bei  Zug  und  Pfäffikon. 

')  Rechnungsbuch  von  Basel,  fol.  443.  Sabbato  post  Joh.  Bapt.  Die  Auslagen 
betrugen  102  Florin.  Im  Juli  wurde  dann  noch  ein  Gesandter  einmal  nach  Luzern 
und  zweimal  nach  Baden  gesendet.  Rechnungsbuch,  fol.  444. 


6o 


keiten  bereitet  zu  haben,  weil  Luzem  auch  durch  die  Annahme 
des  Friedens  das  Meiste  zu  verlieren  hatte,  während  die  Erobe- 
rungen von  Schwyz,  Zug  und  Zürich  nicht  belangreich  waren. 
Um  diese  Vorschläge  eher  zur  Annahme  zu  bringen,  theilte  man 
im  Auftrage  des  Herzogs,  wie  in  Zürich  einige  Demokraten  be- 
haupteten, 1800  Gulden  an  einzelne  einflussreiche  Personen  aus; 
so  sollen  vier-  bis  sechshundert  Gulden  nach  Zürich  gekommen 
sein,  weitere  Summen  nach  Zug  und  in  die  Waldstätte.  Allein 
in  Zürich  suchte  der  politische  Agitator  Welti  Oechen  die  luzer- 
nerischen  Gesandten  zu  bestimmen,  dass  sie  ja  nicht  die  eroberten 
Städte  und  Schlösser  an  Oesterreich  zurückgeben.  So  wurde  denn 
der  von  Oesterreich  anerbotene  vierzigjährige  Frieden  wie  der 
Waflenstillstand  auf  ein  Jahr  von  Seite  der  Eidgenossen  abgelehnt. 
Die  Reichsstädte  aber  zogen  sich  vom  Kriege  gegen  Oesterreich, 
nachdem  ihren  Begehren  entsprochen  worden  war,  zurück  und 
überliessen  die  Eidgenossen,  deren  Begehren  ihnen  dermalen  un- 
billig scheinen  mochte,  ihrem  Schicksale.  Durch  dieses  Vorgehen 
wurde  der  Kampf  seiner  principiellen  Bedeutung  entkleidet  und 
zugleich  auf  einen  kleinern  Kreis  beschränkt. 

Das  verhängnissvolle  Wort  «Krieg»  muss  am  22.  Juni  1386 
von  der  Majorität  der  eidgenössischen  Orte  in  Zürich  ausgesprochen 
worden  sein.  Denn  schon  an  diesem  Tage  rief  Herzog  Leopold 
von  Oesterreich  die  Stadt  Strassburg  um  Hilfe  an  wegen  des 
Unrechtes,  das  ihm  die  Eidgenossen  von  Luzern  und  Zug  zugefügt 
hätten.  —  Der  Rath  von  Strassburg  berief  daher  auf  den  7.  Juli, 
die  rheinischen  Städte  zu  einer  Tagsatzung  ein,  die  über  die  Hilfe- 
leistung entscheiden  sollte. 


lai'  '■  '      Hl  'im|i  t'    I'  Uli  M"-nri   ■•i\  n  i  in  i  T  'uiiriMii'ün  iiiiiiiriiii'iii|i|lilT'>Miiml!iii''r"iii'MiiMiiM'ii       '  ■iiiirtiiiH'iii'j  ih'i'i'iii"iii  niuiiiii  in  •  ■•  iiihiiiiikhiiiHIwuI'  iiiiiIiTTiI'Ii  l'tilr 


^f^ 


m 


nll   H  ti    H      lil   IltIfc'H    »I   !■!>    Uli    ll't    t'H    l'i''l        M  .-ItM    ■♦  II      !■        n  jt|H"4   <      I    lilfi  IlM'l 


VII.  Die  ersten  Kriegsthaten  der  Eidgenossen 
nach  Ablauf  des  Waffenstillstandes. 

Vom  22.  Juni  bis  8.  Juli. 


^ie  kurze  Frist  zwischen  dem  Abbruche  der  Friedensver- 
^  handlungen  in  Zürich  und  dem  Ablaufe  des  Waffenstill- 
H^  ^  Standes  (22.  Juni  bis  2.  Juli)  wurde  von  den  Eidgenossen, 
die  ihre  Existenz  nach  dem  Abfalle  der  schwäbischen  Reichs- 
städte mehr  denn  je  bedroht  sahen,  aufs  Trefflichste  benützt. 
Nicht  nur  besetzten  sie  die  eroberten  Gebiete,  sondern  sie  warben 
auch  Bundesgenossen  zum  Kampfe.  Zwar  gelang  es  ihnen  nicht, 
die  Feste  Alt-Regensberg,  die  Ulrich  von  Landenberg  damals 
inne  hatte,  auf  die  Dauer  zu  behalten,  da  der  Inhaber  derselben 
plötzlich  zur  österreichischen  Partei  übertrat.  Dagegen  schloss 
Hummel  von  Liechtenberg,  Besitzer  der  Burg  Kapfenberg,  ein 
Burgrecht  mit  Luzem.  Von  grösster  Bedeutung  war  aber  der  Ueber- 
tritt  des  Landes  Glarus  zur  eidgenössischen  Partei,  indem  dadurch 
die  Stände  Uri  und  Schwyz  einen  grossen  Theil  ihrer  Truppen 
statt  zur  Grenzbewachung  zur  Verstärkung  der  eidgenössischen 
Armee  verwenden  konnten.  Die  Glarner  nahmen  sofort  das  Dorf 
Vilenspach  auf  Kirchentzen  ein.  Die  Schwyzer  dagegen  besetzten 
Einsiedeln  und  die  March;  die  Luzerner  endlich,  in  Verbindung 
mit  den  Waldstätten,  das  Michelsamt  mit  einem  Theile  des  Amtes 
Richensee,  das  Amt  Habsburg,  das  Gebiet  von  Willisau  und  die 


62 


Umgebung  des  Sempachersee's.  Sie  zerstörten  die  Burg  Schenken 
und  die  Peutschordenscomthurei  Tannenfels,  deren  Comthur,  Werner 
von  Brandis,  als  österreichischer  Rath  ihnen  verhasst  sein  mochte. 
Die  Zürcher  hingegen  legten  die  Burgen  Rümlang  und  Mörsberg 
in  Asche. 

Als  die  Eidgenossen  auf  dem  Tage  in  Zürich  die  Vermitt- 
lungsvorschläge der  Reichsstädte  verwarfen,  erliessen  sie  höchst 
wahrscheinlich  zugleich  die  Mahnung  an  die  Stadt  Bern  zur  Kriegs- 
hilfe gegen  Oesterreich.  Diese  kam  dem  Rathe  von  Bern,  dessen 
Adelspartei  mit  den  österreichischen  Räthen  vielfach  verwandt 
war,  nichts  weniger  als  gelegen.  Denn  seit  dem  Kyburgerkriege 
befand  sich  die  Stadt  in  misslicher  F'inanzlage.  Als  Glied  der 
schweizerischen  Eidgenossenschaft  konnte  die  Stadt  sich  freilich 
auf  die  Dauer  der  Mahnung  zum  Kriege  nicht  entziehen,  wie  sie 
denn  bereits  schon  im  Frieden  mit  dem  Grafen  von  Kyburg  die 
Eventualität  eines  Krieges  mit  Oesterreich  vorgesehen  hatte. 
Zu  einer  freudigen  Theilnahme  am  Kriege  konnte  sich  Bern  wegen 
des  Vorgehens  der  Stadt  Luzern  im  Entlebuch  und  gegen  Gräfin 
Maha  von  Vallengin  um  so  weniger  entschliessen.  Denn  die 
Landschaft  Entlebuch  wie  die  Herrschaften  Willisau  und  Hasen- 
burg hätten  ganz  wesentlich  zur  Stärkung  des  bernerischen  Staats- 
wesens beitragen  können,  wenn  nicht  den  annexionslustigen  Bernern 
dermalen  die  Luzerner  zuvorgekommen  wären.  Mit  der  Gräfin 
Maha  von  Vallengin,  Wittwe  des  Grafen  Johann,  waren  von 
Seite  Berns  bereits  diesbezügliche  Verhandlungen  angeknüpft 
worden.  Als  nämlich  die  Gräfin  sah,  dass  die  Leute  der  Herr- 
schaft Willisau  und  Hasenburg,  die  sie  von  Oesterreich  zu  Pfand 
und  Lehen  hatte,  ihrer  Herrschaft  durch  Abschluss  von  Burg- 
rechten mit  Luzern,  Burgdorf  und  Buchsee  sich  entziehen  wollen, 
bat  sie  Schultheiss  und  Rath  von  Bern  um  Hilfe.  Diese  waren 
sofort  bereit ,  der  Gräfin  sich  anzunehmen ,  sofern  diese  mit 
ihrem  Sohne  Wilhelm  in  Bern  sich  einbürgere  und  sich  verpflichte, 
bei  Aufgabe  des  Bürgerrechtes  die  Summe  von  1200  Gulden  an 
die  Stadt  zu  entrichten.  Nachdem  Matthias  von  Büttikon,  Hof- 
meister und  Amtmann  der  Gräfin  und  des  Grafen  Wilhelm  Zucht- 


63 

meister,  Namens  der  Herrschaft  von  Willisau  für  den  Abschluss 
des  Burgrechtes  die  Summe  von  loo  Gulden  entrichtet  hatte, 
ersuchten  Schultheiss  und  Rath  von  Bern  die  Luzerner,  die  Unter- 
thanen  der  Gräfin  aus  dem  Burgrechte  zu  entlassen.  Die  Luzerner 
kamen  diesem  Ansuchen  gewiss  nur  ungern  nach;  denn  die  von 
den  Oesterreichern  im  Guglerkriege  zerstörte  Stadt  Willisau'),  die 
sie  auf  dem  Wege  des  Burgrechtes  in  ihre  Gewalt  zu  bringen 
suchten,  war  erst  kürzlich  neugebaut  und  befestigt  worden.  Mit 
der  Stadt  war  auch  die  wohlgelegene  Feste  Hasenburg  auf  der 
einen  Seite,  die  Burg  ob  und  in  der  Stadt  und  die  Burg  Wädis- 
wyl ,  auf  dem  Hügel ,  wo  jetzt  die  St.  Niklauscapelle  auf  dem 
Berge  sich  erhebt,  an  der  andern  Seite  der  Stadt  verbunden, 
so  dass  sich  hier  ein  zu  Ausfällen  in  den  Aargau  wohlgelegener 
Waffenplatz  hätte  erstellen  lassen. 

Als  nun  die  Berner  nicht  sofort  zum  Kriege  gegen  Oesterreich 
schritten,  kamen  die  Luzemer  wieder  auf  ihr  Project,  Willisau 
zu  ihren  Händen  zu  bringen,  zurück. 

Bald  nach  St.  Johannestag  im  Sommer  1386  nahmen  auf  Betrieb 
des  Rathsherm  Heinrich  zur  Linden  von  Luzem  Angehörige  der 
Herrschaft  Willisau  aus  den  Dörfern  Hergiswyl,  Ettiswyl,  Gettnau, 
Wangen,  Dietwyl,  Menznau,  Luthem,  Ohmstall,  Schötz,  Zell, 
Dagmersellen,  namentlich  aber  auch  Bürger  von  Willisau  ^)  in 
grosser  Zahl  in  Luzern  Burgrecht.  Dieses  Vorgehen  musste  in 
Bern  Missstimmung  hervorrufen. 

Mit  andern  Gliedern  des  schwäbischen  Städtebundes  hatte 
Bern  seit  dem  Sommer  1385  den  Streit  mit  Oesterreich  auf  dem 
Wege  friedlicher  Unterhandlung  beizulegen  gesucht.  Diese  fried- 
liche Stimmung  wurde  allerdings  im  Mai  1386  getrübt,  als  Herzog 


')  1322,  25.  Juni,  ist  noch  von  dem  Z?^r/>  Willisau  die  Rede,  1330,  17.  Februar, 
erscheint  der  erste  Schultheiss  von  Willisau,  Ulrich  von  Beinwyl,  der  am  22.  De- 
cember  1323  noch  Ammann  in  Willisau  war;  1347,  26.  November,  ist  zuerst  von 
der  Stadt  Willisau  die  Rede. 

')  An  der  Spitze  der  Bürger  stand  Heinrich  von  Schweindorf,  dessen  Vater, 
ein  Edelknecht,  1358  Schultheiss  von  Willtsau.  gewesen  war.  Von  den  noch  leben- 
den Geschlechtern  aus  der  Gegend  von  Willisau  nennt  das  Protokoll  über  die 
Bürgeraufnahmen  die  Wechsler  und  von  Wyl. 


64 


Leopold  von  Oesterreich  durch  die  Erwerbung  der  dem  Hause 
Kyburg  zustehenden  Rechte,  namentlich  durch  den  Kauf  der  Land- 
grafschaft Burgund,  seine  Herrschaft  bis  in  die  Nähe  der  Stadt 
Bern  auszudehnen  suchte.  Allein  die  Friedensversicherungen  des 
Herzogs  scheinen  mit  den  bekannten  Mitteln  doch  so  beruhigend 
gewirkt  zu  haben,  dass  Bern,  wie  die  meisten  Städte  des  schwä- 
bischen Bundes,  namentlich  auch  Solothum,  geneigt  war,  im  Streite 
sich  neutral  zu  verhalten.  Hiezu  wirkte  überdies  der  Umstand, 
dass  Bern  sich  rings  von  feindlichen  Städten,  Burgen  und  Land- 
schaften umgeben  sah,  so  von  der  mächtigen  und  kriegslustigen 
Stadt  Freiburg,  von  den  kleinen,  aber  festen  Städten  Nidau, 
Büren  und  Wietlisbach. 

Den  25.  Juni  mahnten  Bürgermeister  und  Rath  von  Zürich, 
wie  früher  schon  die  Waldstätte,  den  Rath  von  Bern  nochmals 
um  Hilfe ;  allein  auch  diese  Mahnung  hatte  keine  sofortige  Mobil- 
machung zur  Folge.  Wahrscheinlich  war  die  österreichische 
Partei  in  Bern  der  Ansicht,  die  von  den  Eidgenossen  vorgebrach- 
ten Klagen  gegen  Oesterreich  reichen  zu  einer  Kriegserklärung 
nicht  hin. 

Erst  die  Eröffnung  des  Kriegszuges  gegen  Willisau  änderte 
die  Stellung  der  Stadt  Bern  zu  Oesterreich  und  führte  zum  activen 
Eingreifen  der  Berner  in  die  Kriegsereignisse. 

Inzwischen  fürchteten  die  Eidgenossen,  der  Herzog  von  Oester- 
reich möchte,  wie  einst  sein  Vater,  den  Krieg  mit  der  Belagerung 
von  Zürich  beginnen,  da  sich  sein  Volk  in  den  aargauischen  Städten 
sammelte.  Auf  erfolgte  Mahnung  zogen  daher  1600  Mann  angeb- 
lich schon  am  23.  Juni  nach  Zürich  und  unternahmen  von  hier  aus 
Streifzüge  in  die  Grafschaft  Kyburg  und  bis  in  den  Thurgau.  Diese 
Züge  waren  nach  übler  Sitte  jener  Tage  mit  Räubereien,  Sengen 
und  Brennen  verbunden.  Auf  einer  solchen  Fahrt  zerstörten  die 
Eidgenossen  die  Burg  Pfäffikon,  deren  Besatzung  sie  schmählich 
insuitirt  hatte. 

Während  die  Eidgenossen  in  Zürich  lagen,  galt  es  aber  auch 
die  österreichische  Partei,  die  in  der  Stadt  immer  noch  sehr  ein- 
flussreich war,  einzuschüchtern.   Diese  hatten  im  Jahre  1385  ihre 


65 

Sympathie  für  den  in  Zürich  anwesenden  Herzog  offen  zur  Schau 
getragen.  Zu  diesem  Zwecke  wollten  mehrere  Zürcher,  geführt 
von  dem  Demagogen  üehen,  mit  Hilfe  der  eidgenössischen  Be- 
satzung die  Häuser  der  österreichisch  Gesinnten,  namentlich  des 
Götz  Müllner,  der  Herren  Götz  und  Heinrich  von  Hünenberg,  der 
Schwend  u.  a.  plündern.  Allein  der  Rath  von  Zürich  schritt  ein 
und  erliess  unter  dem  7.  Juli  eine  Verordnung,  wonach  die  Urheber 
des  Planes  je  um  50  Pfund  gestraft  wurden;  sollte  einer  diese 
Summe  nicht  entrichten,  so  sollte  ihm  die  Hand  abgeschlagen 
werden ;  alle  sollten  sich  urkundlich  verschreiben,  dass  der  Rath 
befugt  sei,  ihnen  das  Haupt  abzuschlagen,  wenn  sie  seinen  Anord- 
nungen sich  widersetzen  würden.  ^)  Als  der  Rath  so  die  Ordnung 
innerhalb  der  festen,  von  Oesterreich  schon  so  ofl  vergeblich 
berannten  Mauern  hergestellt  hatte,  konnte  er  um  so  eher  den 
eidgenössischen  Hilfstruppen  die  Bewilligung  zum  Abzüge  ertheilen, 
als  inzwischen  die  Nachricht  eingetroffen  war,  die  Hauptmacht 
des  Herzogs  wende  sich  von  Brugg  gegen  Luzern.  Hiezu  kamen 
auch  noch  andere  Gründe.  Die  Bevölkerung  von  Zürich  war  damals 
z.  B.  auch  grösser  als  bei  den  frühern  Belagerungen ;  und  überdies 
hatte  ja  die  Stadt  durch  Erwerbung  der  Landschaft  ihre  Streit- 
kräfte vermehrt. 

In  den  Jahren  1384 — 1385  hatte  die  Stadt  Zürich  die  Vogteien 
Meilen,  Küsnacht,  Thalwyl  erworben  und  suchte  beim  Ausbruche 
des  Sempacherkrieges  namentlich  auch  den  See  in  ihre  Gewalt 
zu  bekommen,  wesswegen  auf  beiden  Seiten  von  Wädenswyl  und 
Männedorf  abwärts  starke  Besatzungen  gelegt  wurden ;  desshalb 
wurde  auch  das  Dorf  Horgen  besetzt,  wo  aber  die  Mehrheit,  ge- 
führt von  Jenni  Widmer,  noch  1388  treu  zu  Oesterreich  hielt.*) 
Während  die  Hauptmacht  der  Eidgenossen  nach  Luzern  marschirte, 

*)  Rathsbuch  von  Zürich  57 — 59.  Die  beiden  Parteien  traten  später  in  Gesell- 
schaften zusammen,  die  österreichisch  Gesinnten,  die  Herren  von  Trostberg,  von 
Seon,  Hoppler,  Kilchmatter,  Stagel,  Seiler,  von  Wolhusen  bildeten  mit  dem  Ritter 
Peter  Dürr  die  Gesellschaft  zum  Fuchse;  der  Name  der  von  Hagenauer  und  Ulrich 
Oehen  gestifteten  Gesellschaft  der  Demokraten  ist  nicht  bekannt.  Helvetische  Bib- 
liothek VI,   121  — 123. 

'J  Strickler:  Gesch.  v.  Horgen  29. 

Llebenau,  Schlacht  bei  Sempach.  5 


66 


unternahmen  die  Zürcher  den  muthwilligen  ^)  Streifzug  nach  Rüm- 
lang.  Vermuthlich  waren  es  Söldner,  die  bei  diesem  Anlasse  durch 
grossen  Uebermuth  sich  auszeichneten;  denn  Gilg  Tschudi,  der 
manche  seither  verlorne  Geschichtsquelle  benutzte,  versichert, 
selbst  während  des  Waffenstillstandes  habe  keine  Partei  die  cFry 
Knechte»  in  den  Schranken  zu  halten  vermocht.*) 


^)  Am  St.  Ulrichs  Abend  ....  do  gewunnent  wir  Rüxnlang  und  brachtend  vil 
genss  und  hüner  und  tuben  (heim)  und  stauchend  durch  better  und  stampfetend  häfen 
und  kessi  und  liessend  den  win  uss.  G.  Scherrer:  Kleine  Toggenburger  Chroniken, 
St.  Gallen  1874,  28. 

*)  Chronik  I,  522. 


1 


B'  ■.■■H. 


iMiinwinMwiiiiiimraiiiMiitmiinaiimwmwiaaflmiuiMmiimiiiinLiauini  cituraananiitinnyinwnBiinmniniinu 


mnuuDonniuuiiiiumikkii  1 1  Liuouiuiiuuui  u ' 


KnmiuiintuiiijiimMiitjuDiuuiuLuuaiiiBuiuiHiaiuiauuDiHuiiiuuiniwiiiiiuinMiniiiionnuiiawinniwmnmn^  iMiiiiuiüiirii^ 


^^WIBBIMIMIWlilllllllll— IIHIIIIH 


Vin.  Der  Vormarsch  der  Oesterreieher  gegen 

Willisau  und  Sursee. 


or  jenem  grossen  Hause  in  Brugg,  das  nach  einer  alten 
Sage  Herzog  Leopold  I.  von  Oesterreich  einer  schönen 
Aargauerin  zu  Ehren  erbaut  hatte  —  vor  dem  heutigen 
Effingerhofe  —  stieg  in  den  letzten  Tagen  des  Monats  Juni  Herzog 
Leopold  zu  Pferd  und  zog  mit  seiner  vereinigten  Armee  den  Aargau 
hinauf  gegen  Zofingen.  Um  seinen  rechten  Flügel  vor  einem  all- 
falligen  Angriffe  von  Seite  der  Bemer  zu  schützen,  entsendete 
er  eine  aus  dem  Contingente  der  aargauischen  Städte  gebildete 
Colonne  nach  Willisau.  Diese  hatte  eine  doppelte  Aufgabe.  Einer- 
seits sollte  sie  Willisau  besetzen  und  damit  das  Vorrücken  der 
Bemer  verhindern,  und  andrerseits  die  treubrüchigen  Bewohner 
für  ihren  Abfall  strafen,  sofern  Gräfin  Maha  von  Vallengin  den 
Befehl  hiezu  ertheilen  würde. 

Der  Hofmeister  Herzog  Leopolds,  Reinhard  von  Wähingen, 
unterhandelte  Namens  des  Herzogs  mit  der  Gräfin  betreffend 
Uebergabe  der  Stadt  Willisau  an  Oesterreich.  Die  Gräfin  stellte 
zunächst  vor,  dass  sie  mit  der  Stadt  Bern  für  die  von  Oesterreich 
zu  Lehen  gehende  Stadt  Willisau  ^)  ein  Burgrecht  abgeschlossen 


^)  Willisau  war,  wie  Sempach,  keineswegs  aus  der  Lenzburger  Erbschaft  an 
die  Grafen  von  Habsburg  gekommen,  wie  Alfons  Huber  in  der  Geschichte  Oester- 
reichs  I,  586,  behauptet,  sondern  1273  von  Graf  Rudolf  von  Habsburg  erkauft 
worden.    Kopp:  Gesch.  II,   i,  741. 


68 


habe,  so  dass  sie  nicht  sofort  die  Stadt  an  Oesterreich  übergeben 
könne.  Sie  verlangte  daher  Bedenkzeit  zu  einer  Besprechung  mit 
ihren  Anverwandten,  namentlich  ihrem  Bruder,  dem  Grafen  Theo- 
bald  von  Neuenburg.  Allein  der  Hofmeister  und  die  andern  öster- 
reichischen Räthe  wollten  hierauf  nicht  eintreten,  sondern  stellten 
ihr  vor,  wenn  sie  dem  Wunsche  des  Eligenthümers  der  Stadt,  dem 
Landesherm,  nicht  entspreche,  würde  der  Herzog  ihr  und  ihren 
Kindern  seine  Huld  entziehen.  So  kam  denn  der  am  30.  Juni  in 
Zofingen  von  Herzog  Leopold  von  Oesterreich  ratificirte  Vertrag 
zu  Stande,  wonach  die  Stadt  Willisau  von  Gräfin  Maha  und  ihrem 
Sohne  an  Herzog  Leopold  unter  der  Bedingung  übergeben  wurde, 
dass  der  Herzog  dafür  sorge,  dass  Niemand  in  der  Stadt  an  Leib 
und  Gut  geschädigt  werde,  dass  die  Gräfin  und  ihre  Kinder  bei 
ihren  Rechten  und  Freiheiten  bleiben ;  sollte  dagegen  ihm  die 
Stadt  nicht  freiwillig  sich  übergeben,  und  der  Herzog  desshalb 
genöthigt  werden,  sich  mit  Gewalt  der  Stadt  zu  bemächtigen,  so 
sollte  er  dafür  sorgen,  dass  die  Leute  von  Willisau  so  wenig  wie 
möglich  geschädigt  würden.  Sollte  endlich  der  Anschlag  auf 
Willisau  misslingen  und  die  Stadt  in  die  Hände  der  Feinde  fallen, 
so  soll  der  Herzog  keinen  Frieden  schliessen,  ehe  die  Stadt  Willisau 
wieder  in  den  Händen  der  Gräfin  sich  befände.  Beim  Friedens- 
schlüsse mit  den  Waldstätten  soll  der  Gräfin  von  dem  Herzog 
oder  seinen  Erben  die  Stadt  Willisau  unverzüglich  wieder  zurück- 
gestellt werden.  Inzwischen  soll  der  Herzog  die  Stadt  wie  sein 
Eigenthum  schützen  und  schirmen.  Der  Gräfin  aber  bleibt  das 
Recht  gewahrt,  ihre  Leute  in  Willisau  zu  züchtigen. 

Sobald  der  Herzog  im  Besitze  dieses  Versprechens  war,  rückten 
seine  Truppen  von  Zofingen  gegen  Willisau  vor.  Als  eine  böse 
Vorbedeutung  betrachtete  es  das  an  Wunder  und  Zeichen  glau- 
bende Volk,  dass  dem  Herzog  ein  Bienenschwarm  an  die  Waffen 
flog,  als  er  gegen  Willisau  heranrückte,  *) 


^)  Schon  im  klassischen  Alterthum  hielt  man  die  Bienen  (lir  Vorboten  kom- 
menden Unglücks.  So  verkündeten  die  Bienen,  die  sich  vor  der  Schlacht  bei 
Pharsalus  auf  dem  Altar  niedergelassen,  die  Niederlage  des  Pompejus,  wie  nach 
Livius  XXI,  46  und  Dio  Cassius  45,33  die  Niederlage  des  Drusus  an  der  Weser. 


69 

Wahrscheinlich  leisteten  die  Bürger  von  Willisau,  wie  der 
Herzog  richtig  vermuthet  hatte ,  Widerstand ;  denn  es  wurden, 
wie  eine  spätere  Klagschrift  des  Grafen  von  Arberg  meldet,  mit 
Zustimmung  des  Hofmeisters  Mathis  von  Büttikon  Bürger  von 
Willisau  gebüsst  und  in  Gefängnisse  fortgeführt,  wo  sie  noch  viele 
Jahre  später  schmachteten.  Die  Stadt,  welche  dem  Herzog  während 
seines  Aufenthaltes  in  Willisau  Futter,  Korn  und  Brod  im  Betrage 
von  200  Gulden  liefern  musste,  wurde  beim  Abzüge  des  öster- 
reichischen Heeres  geplündert  und  in  Brand  gesteckt.  Bei  diesem 
Anlasse  sollen  sich,  nach  später  Sage,  die  Bürger  von  Brem- 
garten  besonders  hervorgethan  haben. 

Obwohl  der  in  Zofingen  abgeschlossene  Vertrag  nur  die  Stadt 
Willisau  beschlug,  beredete  Hofmeister  Mathis  von  Büttikon  doch 
noch  die  Gräfin,  dass  sie  auch  die  Hasenburg  räume  und  dem 
Herzog  zur  Bewachung  übergebe.  Da  zogen  Bürger  von  Zofingen 
und  Sursee  mit  Karren  und  Wagen  heran  und  plünderten,  was 
sie  fanden.  Die  Gräfin  berechnete  den  Verlust,  den  sie  hiebei  an 
Hausrath  und  Waffen  erlitt,  auf  mehr  denn  1000  Gulden. 

Es  war  Sonntag,  der  8.  Juli  1386,  als  Herzog  Leopold  unter 
hellem  Klange  der  Feldmusik,  begleitet  von  seinem  Hofnarren, 
in  die  ihm  stets  getreue  alte  Stadt  Sursee,  am  Ausflusse  des 
Sempachersees,  einzog  und  hier  im  grossen  Hause  bei  der  dem 
heiligen  Georg  geweihten  Pfarrkirche,  das  die  Meyer  von  Reitnau 
von  ihm  zu  Lehen  trugen  ^),  sein  Nachtlager  aufschlug.  Leopold, 
wie  viele  seiner  Stammesgenossen,  ein  lebenslustiger  Fürst,  hatte 
besonders  Freude  an  der  Musik  *)  und  war  auf  seinen  Reisen  von 

Und  als  König  Albrecht  den  i.  Mai  1308  von  Baden  nach  Windisch  ritt,  da 
verfolgte  ihn  —  wenige  Augenblicke  vor  dem  schrecklichen  Attentate  —  nach 
der  Erzählung  des  Johannes  von  Winterthur,  ein  Bienenschwarm. 

*)  Am  22.  Januar  1376  hatte  Herzog  Leopold  dem  Lütold  von  Reitnau  das 
grosse  Haus  in  Sursee  (jetzt  Muri-IIof)  nur  unter  der  Bedingung  zu  Lehen  ge- 
geben, dass  es  den  Herzogen  jederzeit  offen  stehen  soll,  wenn  sie  nach  Sursee 
kommen.  Damals  befand  sich  das  Haus  im  Besitze  des  Johann  Meyer  von  Reit- 
nau, des  Jüngern,  der  seit  1384  das  Schultheissenamt  von  Sursee  bekleidete. 

*)  Aus  den  mir  gütigst  von  Herrn  Staatsarchivar  Dr.  Wackernagel  mitgelheilten 
Rechnungsbüchem  der  Stadt  Basel,  wo  Herzog  Leopold  oft  weilte,  notiren  wir  fol- 
gende Ausgaben:   1374  Joculatoribus  domini  ducis  Austrie  4  flor. ;   i  Hb.  VII  ß  des 


70 


jenem  lustigen  Hofnarren  begleitet,  dessen  Andenken  in  Sursee 
sich  bis  auf  den  heutigen  Tag  erhalten  hat. 

Natürlich  konnte  nicht  das  ganze  Heer  in  dem  kleinen  Städt- 
chen Quartiere  beziehen ;  es  lagen  also  wohl  in  den  benachbarten 
Dörfern  die  Truppen  weithin  zerstreut,  um  am  folgenden  Morgen 
sich  zu  dem  Marsche  anzuschicken,  der  über  das  Schicksal  der 
Schweiz  entscheiden  sollte.  Denn  der  eigentliche  Zweck  des 
Krieges  richtete  sich  auf  die  Niederwerfung  der  Eidgenossenschaft, 
die  politische  Vernichtung  des  Bundes  der  acht  Orte.  Dieser 
Zweck  schien  am  8.  Juli  noch  um  so  leichter  erreichbar,  als 
das  wichtigste  Bundesglied,  Bern,  dem  Kriege  überhaupt  abge- 
neigt war,  und  ein  anderes,  Zürich,  aus  Rücksicht  auf  die  Selbst- 
erhaltung mit  seinen  Truppen  sich  innerhalb  der  Stadtmauern 
kampfbereit  zur  Wehre  setzen  musste»  —  Die  Diplomatie  und 
Strategie  hatten  auf  Erreichung  dieses  Zweckes  trefflich  hinge- 
arbeitet. Jetzt  sollte  durch  einen  raschen  Vormarsch  auf  Luzem, 
den  Sitz  der  Kriegspartei,  das  letzte  Mittel  angewendet  werden. 
Der  Erfolg  schien  um  so  sicherer,  je  grösser  die  vorhandenen 
Mittel  auf  Seite  Oesterreichs  waren.  An  Willenskraft  fehlte  es 
dem  Oberbefehlshaber  nicht,  wohl  aber  mangelte  einzelnen  Ab- 
theilungskommandanten Muth  und  Ueberlegung.  Dazu  kam  der 
Zufall,  das  Wagen  der  Gegner,  ihr  Vertrauen  auf  Glück,  Kühn- 
heit, die  an  Verwegenheit  grenzte,  physische  Kraft  und  Ausdauer. 
Dabei  hatten  die  österreichischen  Heerführer  sich  in  dem  Wahne 
befunden,  die  Hauptmacht  der  Eidgenossen  liege  noch  in  Zürich 
und  werde  also  durch  die  bei  Baden  concentrirten  Truppen  des 
Freiherm  von  Bonstetten  an  der  wirksamen  Unterstützung  der 
geringen  Truppenzahl  verhindert,  welche  die  Grenze  des  Rothen- 
burgeramtes  gegen  Sursee  hin  bewache  und  in  Sempach  ihren 
Stützpunkt  habe.  Herzog  Leopold  war  gegen  dieses  Contingent, 
das   die  Belagerung  von  Sursee   schien   beginnen  zu  wollen,   zu 

Herzogen  lutenschlager.  —  1378  histrionibus  in  propinationibus  domini  ducis  10  ß.  — 
1380.  Joculatoribus  domini  ducis  Austrie  5Ya  lib.  2  ß.  —  Vgl.  dazu  Josef  .Sittard: 
Jongleurs  und  Menestrels  in  Adler's  Vierteljahrsschrift  für  Musikwissenschaft, 
Leipzig  1885,  I,   175 — 200. 


71 

Hilfe  geeilt.  ^)  Die  Schweizer,  vom  Vorhaben  des  Herzogs  recht- 
zeitig unterrichtet,  hatten  schon  am  7.  Juli  Zürich  verlassen  und 
sich  zum  Schutze  Luzerns  in  der  Nähe  von  Sempach  concentrirt. 
Fast  gleichzeitig  hatten  die  beiden  feindlichen  Heere  ihren  tak- 
tischen Aufmarsch  vollendet. 


^)  Considerandum  est,  sagt  die  österreichisch^  Rechtsschrift  von  1461,  quod 
Uli  de  Switz,  Lucern  et  alii  sui  subditi  opidum  dicti  ducis  nomine  Sorse  obsiderunt 
et  prefatus  dux  illud  redimere  volens,  et  ibidem  applicuit  et  inimici  prefati  recede- 
runt  ab  eodem  usque  ad  Sempach,  quod  etiam  ducis  ipsius  erat ....  ipsi  opidum 
Sorse  hostiliter  obsiderunt  et  guerram  primitus  moverunt,  idcirco  idem  dux  com- 
pulsus  fuit  sua  redimere  et  vim  vi  repellere. 


dki, 


«^- 


IX.  Die  Organisation  des  österreiehisehen 

Heeres. 


Is  Herzog  Leopold  von  Oesterreich  im  Aargau  eintraf, 
betrieb  er  neben  den  Friedensverhandlungen  zugleich  die 
T  Organisation  des  Heeres.  Alter  Uebung  gemäss  sammel- 
ten sich  die  Truppen  einer  jeden  Provinz  an  einem  bestimmten 
Platze.  Als  solchen  hatte  der  Landvogt  Ochsenstein  (iir  den  Breis- 
gau beim  Ausbruche  des  Krieges  das  Dorf  Schliengen  bezeichnet. 
Die  Soldtruppen  aus  Brabant,  Holland,  Lothringen  sammelten  sich, 
wie  Veit  Arnpeck  erzählt,  in  der  Nähe  von  Basel,  vielleicht  in  Klein- 
Basel.  In  Basel  finden  wir  zu  Anfang  Juni  wirklich  den  Landvogt 
Ochsenstein,  den  Kammermeister  des  Herzogs ;  um  Mitte  Juni  den 
Herrn  von  Reye,  den  Marschall  von  Burgund,  den  Herrn  von  Cly, 
die  wie  mehrere  nicht  genannte  Herren  von  ^Strassburg,  Freiburg, 
Colmar,  Neuenburg  und  Breisach,  und  die  bei  Sempach  erschlagenen 
Herren  von  Hochberg,  Heinrich  von  Rinach,  Lützelmann  von  Rath- 
samhausen  und  Roman  von  Küngstein,  vom  Rathe  von  Basel  nach 
der  damals  allgemein  üblichen  Weise  bewirthet  wurden. 

In  die  kleinen  Städtchen  des  Aargau's  wurden  Besatzungen  ge- 
legt. Aus  diesen  sendeten  die  aus  Schwaben,  Tyrol  und  Elsass 
herbeiströmenden  Ritter  und  Edelknechte,  wie  die  Grafen  und  Frei- 
herren ihre  Fehdebriefe  an  die  Eidgenossen,  so  am  24.  Juni  aus 
Bremgarten  die  Herren  von  Pfirt,  von  Nidegg,  Ritter  Grat,  Hctzel 
von  Zäsingen,  Hans  von  Masmünstcr,  Friedrich  Cappeler,  Schopp 
Truchsess  und  Hans  Günther. 


_^3 

Im  Juni  erhielten  die  Eidgenossen  von  i8  verschiedenen  Gesell- 
schaften mit  zusammen  162  namentlich  benannten  Personen  solche 
Absagebriefe.  Unter  den  hervorragenden  Feinden  der  Eidgenossen, 
die  nach  alter  Rittersitte  in  solcher  Weise  ihre  Theilnahme  am 
Kampfe  bekundeten,  nennen  wir :  die  beiden  Grafen  Johann  von 
Habsburg-Lauffenburg,  die  Markgrafen  Otto,  Johann  und  Hesso 
von  Hochberg,  Herren  zu  Susenberg,  Graf  Hans  von  Fürstenberg, 
Herr  zu  Haslach,  Graf  Rudolf  von  Sulz,  den  Bischof  von  Würz- 
burg, Herzog  zu  Franken,  den  Markgrafen  von  Baden,  Graf  Hans 
von  Werdenberg-Sargans,  Graf  Wilhelm  von  Montfort,  die  Grafen 
Walraf  und  Hans  von  Thierstein. 

Kurz  vor  Ende  Juni  scheinen  dieTyroler  im  Aargau  eingetroffen 
zu  sein  —  aus  dem  Etschlande  angeblich  500  Mann.  *)  Aus  Kärnten 
und  Steyermark  war  fast  Niemand  zum  Heere  gestossen;  denn 
unter  den  Erschlagenen  wird  nur  ein  Steyerer,  Berchtold  Gradler 
von  Grätz  erwähnt  *) ;  aus  Oesterreich  war  vielleicht  der  berühmte 
Ulrich  von  Meissau  ^)  mit  dem  Herzog  herangezogen.  Dagegen 
war  der  Adel,  die  Bürgerschaft  und  die  Bauersame  von  Aargau, 
Thurgau,  Höhgau,  Klettgau,  Schaffhausen,  Feldkirch*),  Schwaben, 
Breisgau,  Schwarzwald,  aus  der  Mortenau,  Grafschaft  Pfirt,  Sund- 
gau, aus  dem  Bisthum  Basel  und  aus  dem  Elsass,  bis  hinab  nach 
Strassburg  gut  und  zahlreich  vertreten.  Nach  einer  in  Wien  kurz 
nach  der  Schlacht  gemachten  historischen  Aufzeichnung  soll  die 
Heeresmacht  Herzog  Leopolds  im  Ganzen  auf  10,205  Mann  sich 
belaufen  haben,  ^)  worunter  gegen  700  Ritter,  wie  Elsässer-  und 
Nürnberger-Chroniken  versichern.  Wäre  es  gelungen,  diese  Truppen 
auf  einem  Punkte  zu  vereinigen  und  gegen  die  Schweizer  auf  einem 


1)  F.  X.  Wöber:  Götz  der  Müllner.  Wien,  1884,  22. 

')  A.  Dimitz:  Geschichte  Krains.  Laibach,  1875,  ^>  248,  versichert  dagegen, 
dass  mancher  Tapfere  aus  den  innerösterreichischen  Landen  bei  Sempach  blutete  — 
ohne  Beweise  zu  erbringen. 

')  Blätter  für  Landeskunde  von  Niederösterreich.  N.  F.  XIV,  401. 

*)  Aus  dieser  Stadt  sollen  viele  Bürger  bei  Sempach  gefallen  sein.  P.  Kaiser: 
Geschichte  des  Fürstenthums  Liechtenstein,  1847,  183. 

*)  1383  führte  Leopold  8000  deutsche  Reiter  und  zahlreiche  Infanterie  nach 
Treviso.  Kurz:  Albrecht  III,  i,  82. 


74 


für  die  Reiterei  günstigen  Schlachtfelde  zum  Streite  zu  fuhren,  so 
wäre  der  Sieg  des  Herzogs  wohl  bald  entschieden  gewesen.  Allein 
die  Heeresleitung  ging  wegen  des  Herzogs  Krankheit  wieder  an 
die  herzoglichen  Landvögte  über,  die  den  Krieg  bisanhin  geführt 
hatten.  Diese  theilten  das  Heer.  Der  linke  Flügel,  der  Zürich  im 
Schach  halten  sollte,  vielleicht  3000  Mann  stark,  blieb  unter  dem 
Commando  des  Freiherrn  Hans  von  Bonstetten  bei  Brugg  und  Baden. 
Der  rechte  Flügel  theilte  sich  nach  der  Einnahme  von  Willisau  ;  der 
eine  Theil  des  Heeres,  befehligt  von  dem  alten,  kriegserfahrnen 
Herzog  von  Lothringen,  beobachtete  die  Bewegungen  der  Städte 
Bern  und  Solothum  ^),  der  andere  Theil  sollte  den  Marsch  nach 
Luzem  ausfuhren. 

Die  Hauptmasse  der  gegen  die  Stadt  Luzem  marschirenden 
Colonne  bildeten  die  Ritter,  Bürger  und  Bauern  der  obgenannten 
Landschaften,  mit  Ausnahme  eines  Theils  der  Thurgauer,  die  unter 
Bonstetten  standen ;  dazu  kamen  die  Söldner  aus  Brabant  und  Hol- 
land, geführt  vom  Grafen  von  Salm,  der  im  Kriege  zwischen  Frank- 
reich und  England  als  Condottiere  sich  hervorgethan;  das  waren 
jene  «niederländischen  Herren»,  von  denen  das  älteste  Schlacht- 
lied spricht.  Ihnen  schlössen  sich  jene  500  Rheinländer  an,  die  der 
Graf  von  Hennenberg  befehligte,  wie  Dachers  Constanzer  Chronik 
meldet.  *)  Dazu  kamen  die  200  Lanzen  aus  Mailand,  die  «Walchen» 
in  Stulmanns  Chronik,  endlich  die  fränkischen  Ritter,  die  Herren 
der  Ritterbünde  vom  Löwen,  St.  Wilhelm  und  St.  Georg  sammt 
den  Etschem. 

Die  Oberbefehlshaber  der  Marschkolonne  waren  Freiherr  Johann 
von  Ochsenstein  und  Hans  Truchsess  von  Waldburg. 


*)  Das  Rechnungsbuch  von  Basel  vom  Juli  1386,  fol.  447,  gibt  hierüber  An- 
deutungen. Petro  de  Almswiler  et  sociis  suis  IUI  lib.  minus  V  ß  pro  expensis  prout 
missi  fuerunt  respicere  populum  dominorum  Luteringie.  Item  iterum  nuntio  in  Solo- 
dien et  Berna.  Bertschino  Brener  XXXß  gen  Walchen  ad  respiciendum  populum. 
Degenlin  V  ß  vf  das  velt  ratione  populi.  ItemDegenlino  et  Burger  XV  ß  ad  campos 
ratione  populi.  Petro  de  Almswiler  X  ß  ad  campos.  Domino  de  Schoenow  XXX  ß  ad 
campos  ratione  populi. 

•)  Schon  Gilg  Tschudi  bemerkte,  dass  beide  Parteien  Söldner  im  Dienste  hatten, 
denen  er  alle  Gräuel  zuschreibt,  die  damals  verübt  wurden. 


75 

Da  Geschichte  und  Sage  sich  mit  den  Anführern  der  öster- 
reichischen Armee  so  vielfach  beschäftigen,  so  wird  es  angemessen 
sein,  deren  militärische  Laufbahn  zu  verfolgen. 

Johann  von  Ochsenstein,  Sohn  des  Freiherm  Otto  V.  und  der 
Elisabeth  von  Hessen  (f  1339),  schon  1360  Domherr  von  Strass- 
burg,  seit  1366  Domdecan,  war  beim  Ausbruche  des  Sempacher- 
krieges  keineswegs  ein  junger  Mann.  Als  österreichischer  Land- 
vogt im  Elsass,  Sundgau  und  Breisgau  war  Ochsenstein  altem  Her- 
kommen gemäss,  bei  Kriegen  in  den  vorderösterreichischen  Landen, 
oberster  Feldhauptmann.  Aber  gerade  hiefiir  mangelten  dem  in 
allen  Unternehmungen  unglücklichen  Domdecan  dienöthigen  Eigen- 
schaften. Johann,  der  1365  vergeblich  um  das  Bisthum  Strassburg 
sich  beworben  hatte,  war  1370  vom  Dompropste  von  Strassburg, 
Graf  Hanemann  von  Kyburg,  gefangen  und  in  die  Burg  Windeck 
gebracht  worden.  1371  konnte  er  sich  mit  4000  Gulden  aus  der 
Gefangenschaft  ledigen.  Im  Jahre  1375  bedrängte  Domdecan  Johann 
von  Ochsenstein  den  Bischof  Lambert  von  Strassburg,  so  dass  sich 
der  Bischof  um  Hilfe  umsehen  musste,  da  sein  streitlustiger  Gegner, 
der  1373  Dompropst  geworden,  reich  an  Burgen  und  Herrschaften 
war.  Auch  mit  Graf  Heinrich  von  Saarwerden  lag  Dompropst 
Johann  1385  im  Kriege;  des  Dompropsts  Städtchen  Berse  wurde 
desswegen  verbrannt  und  geplündert. 

Am  Mittwoch  vor  Palmtag  1385  hatte  Herzog  Leopold  in  Rhein- 
felden  den  Dompropst,  seinen  Oheim,  wie  den  Markgrafen  Bern- 
hard von  Baden  und  Landvogt  Hans  Truchsess  von  Waldburg  zu 
seinem  Stellvertreter  in  den  obern  Landen  ernannt,  mit  Vollmacht 
zur  Kriegsfiihrung.  ^)  Ochsenstein,  der  an  zeitlichem  Gute  reich 
war,  streckte  aus  eignem  Vermögen  dem  Herzog  zum  Kriege  be- 
deutende Summen  vor,  ftir  die  ihn  der  Herzog  schadlos  zu  halten 
versprach.*)  Wie  sein  Ahnherr  Otto  III.,  der  1298  im  Dienste  König 
Albrechts  bei  GöUheim  fiel,  war  auch  Dompropst  Johann  von 
üchsenstein  dem  Hause  Oesterreich  treu  ergeben,  aber  diese  Opfer- 


*)  Lehmann:  Gesch.  d.  Grafschaft  Hanau  II,  72  —  73. 
')  1386,  Montag  vor  Lichtmess.  Lehmann,  73. 


76 


Willigkeit  war  nicht  mit  Kriegskunst  gepaart.  Allerdings  hatte 
Hasenburg  inzwischen  den  kleinen  Krieg  kennen  gelernt,  indem  seit 
Januar  kleine  Streifzüge  mit  wechselndem  Erfolge  von  den  Eid- 
genossen und  Oesterreichern  unternommen  wurden ;  im  Treffen  zu 
Meyenberg,  Ende  Januar,  hatten  Ochsenstein  und  Truchsess  von 
Waldburg  durch  Kriegslist  die  Luzemer,  Zuger,  Schwyzer  und 
Unterwaldner  besiegt,  140  Mann  erschlagen  und  das  Unterwaldner 
Panner  erobert.  ^)  Am  9.  Februar  1386  unternahmen  beide  den 
Streifzug  in  zwei  Colonnen  von  Baden  aus  gegen  Luzern ;  die  eine 
drang  am  Freitag  nach  Agatha  über  Münster,  die  andere  über 
Richensee  sengend  und  brennend  bis  nahezu  eine  halbe  Meile  an 
Luzern  heran*);  noch  nie,  rühmten  sie,  wurde  so  «grässlich  ge- 
brannt als  gestern,  ouch  die  recht  schuldigisten  die  Sach  gewesen 
sind».  Immer  bemühten  sich  die  Beiden  um  Schützen  aus  Freiburg 
im  Breisgau. 

Ochsenstein  besass  also  wohl  Opferwilligkeit  und  Ortskenntniss, 
er  entwickelte  eine  grosse  Thätigkeit,  aber  er  war  nicht  ein  Stratege. 

Ueber  die  militärische  Laufbahn  des  zweiten  Commandirenden, 
des  Landvogtes  Hans  Truchsess  von  Waldburg,  sind  wir  nicht  näher 
unterrichtet ;  wir  wissen  nur,  dass  er  mit  Ochsenstein  den  kleinen 
Krieg  gegen  die  Eidgenossen  seit  Januar  1385  gefiihrt  hatte. 

Der  Befehlshaber  des  Beobachtungsheeres,  das  gegen  Zürich 
aufgestellt  war,  Hans  von  Bonstetten,  war  ein  früherer  Kanzlei- 
Beamter  (1377,  ^9-  März  unterzeichnet  er  den  Schirmbrief  für  Ein- 
siedeln),  dem  jedenfalls  die  Gefechtsmethode  der  Eidgenossen  und 
die  Terrainkenntniss  —  er  war  seit  1377  Vogt  von  Kyburg  und 
Winterthur,  als  Herr  zu  Uster  bei  Zürich  —  nicht  mangelte.  Aus 
seiner  militärischen  Laufbahn  ist  besonders  die  Theilnahme  an  der 
Mordnacht  in  Zürich  bekannt,  die  ihm  5  Jahre  Kerkerhaft  zuzog 
(1350  bis  1354)  und  seine  Betheiligung  am  Kriege  gegen  Elicurt 
(1369)  und  nach  Treviso  (1382). 


*)  Bericht  von  Ochsenstein  und  von  Truchsess  vom  6.  Februar  an  Freiburg. 
Schreiber  II,  46. 

«)  Schreiber  II,  47—48. 


n 


Der  einzig  begründete  Vorwurf,  den  man  diesen  Heerführern 
gegenüber  erheben  kann,  besteht  nach  meiner  Ansicht  darin,  dass 
sie  mit  der  feindlichen  Armee  keine  Fühlung  hatten.  Sie  lebten  der 
Hoffnung,  trotz  des  lärmenden  Vormarsches  vom  Feinde  unbemerkt 
nach  Luzern  gelangen  zu  können,  während  dieser  in  ihrer  nächsten 
Nähe  sich  befand.  Beim  Ausbruche  des  Krieges  hatten  sie  aller- 
dings auch  diesen  Zweig  der  Kriegsfiihrung  nicht  vernachlässigt, 
indem  sie  zur  Beobachtung  des  Feindes  eine  «Hut»  an  den  Albis 
«gestossen  hatten»,  welche  die  Züricher  vertrieben.  Diese  Ver- 
nachlässigung des  Kundschaftsdienstes  trug  zur  Niederlage  bei 
Sempach  wesentlich  bei. 


X.  Die  Schlacht  bei  Sempach. 


;n  früher  Morgenstunde  marschirte  das  österreichische  Heer 
aus  den  Nachtquartieren  bei  Sursee  siegesbewusst  Montags 
den  9.  Juli  in  drei  verschiedenen  Colonnen,  die  sich  ausser- 
halb Sempach  auf  der  Strasse  gegen  Trutigen-Rümlikon- Rothen- 
burg zum  Marsche  gegen  Luzern  vereinigen  sollten,  dem  nördlichen 
Ufer  des  Sempachersees  entlang,  gegen  Sempach  vor. 

Die  von  Ritter  Rutschmann  von  Rinach  befehligte  Reiterei, 
welche  die  Vorhut  bildete,  zog  dem  rechten  Ufer  des  Sees  ent- 
lang über  Schenkon  gegen  Sempach,  auf  der  alten  Strasse  ^),  an 
der  sich  die  Zollstatt  befand. 

Die  Hauptmacht,  in  zwei  Züge  getheilt,  marschirte  theils  über 
die  mittlere  Strasse  Schenkon,  Eich,  Hundgellen,  Fluck,  Vogel- 
g'sang  gegen  Gallee,  theils  auf  der  obern  Strasse  von  Vogelg'sang 
gegen  Schupfen  und  Hildisrieden.  Diese  obere  Strasse  war  beson- 
ders für  die  schwere  Reiterei  geeignet,  während  diejenige  über 
Hundgellen  und  Fluck  an  Schluchten  vorbeifiihrte. 

Die  Nachhut,  befehligt  vom  österreichischen  Unterlandvogt 
Reinhard  von  Wähingen  und  Burkard  von  Ellerbach,  zog  wahr- 
scheinlich auf  der  Strasse  von  Hildisrieden  gegen  Sempach  heran. 

Dem  Heere  folgten  zweihundert  Mann  mit  Sicheln,  welche  die 
Ernte  auf  den  den  Eidgenossen  gehörigen  Feldern  einheimsen  sollten. 

^)  RathsprotokoU  von  Luzern  V,  82,  nennt  1437  diesen,  1427  von  der  Gemeinde 
Schenkon  wieder  verbesserten  Weg,  die  «alte  Strasse».  Die  Strasse  von  Sursee 
über  Nottwyl  kam  erst  um   1494  auf. 


79 


Herzog  Leopold  von  Oesterreich,  der  an  diesem  Tage,  dem 
heissesten  des  ganzen  Jahres,  an  der  Gicht  litt,  befand  sich  wahr- 
scheinlich bei  der  Colonne,  die  über  Eich  ritt ;  denn  eine  alte  Tra- 
dition berichtet,  der  Herzog  habe  in  der  Pfarrkirche  Eich,  deren 
CoUator  er  war,  am  Tage  der  Schlacht  einer  Messe  beigewohnt. 

Unbehelligt  ritt  die  von  Rutschmann  von  Rinach  geführte  Vor- 
hut vor  das  Städtchen  Sempach,  wo  sie,  wenn  die  alten  Schlacht- 
lieder Glauben  verdienen,  schon  eintraf,  als  der  Thau  noch  in  den 
Feldern  lag.  Nicht  ohne  Verletzung  des  Anstandes  und  der  guten 
Sitte  vertrieben  sie  Schnitter  und  Schnitterinnen,  die  sie  ihrer  Kleider 
beraubten.  Vor  Sempach  hielt  die  Vorhut  und  suchte  durch  Spott- 
reden die  kleine  Besatzung  zu  einem  Ausfalle  zu  bewegen. 

Die  Colonne  dagegen,  welche  die  mittlere  Strasse  gegen  Eich 
benützte,  stiess  nach  Zurücklegung  eines  Weges  von  etwas  mehr 
als  einer  Stunde  an  der  Grenze  des  Michelsamtes  gegen  den  Stadt- 
bami  von  Sempach,  am  Willibach,  wo  die  Strasse  von  Schenkon 
über  Vogelg*sang  nach  Sempach  fuhrt,  in  der  Nähe  der  Weiler 
Hundgellen  und  Fluck,  auf  eine  Letze,  die  von  Bürgern  von  Luzern 
und  Sempach  vertheidigt  wurde.  ^)  Nach  kurzem  Kampfe,  bei  dem 
ein  Reber*)  von  Sempach  an  der  Letze  erschlagen  wurde,  nahmen 
die  Oesterreicher  diese  Schanze  und  gelangten  in  der  Verfolgung 
des  fliehenden  Feindes  auf  ein  vor  dem  Meyerholze  liegendes 
Plateau,   das   grösstentheils  im  Gerichtskreise  Sempach®),  theil- 

^)  Die  Marche  zwischen  dem  Michelsamte  und  Sempach  bildet  laut  alter,  1 730 
erneuerter  Marchbeschreibung,  der  in  den  Sempachersee  fliessende  Willibach,  der 
bei  Eich  die  Gemeindegrenze  schliesst.  Die  Marche  geht  den  Willibach  hinauf  bis 
an  die  Blattmatt,  in  den  Eicher-Mühlebach,  dann  in  die  Hundgelle  zum  Baurenhaus 
der  Hausmatt,  wo  der  Bach  endet.  Von  hier  an  dem  Hag  nach  hinauf  das  Tannen- 
feld ;  dann  über  die  Hüslermatt,  die  Gurgelen  genannt,  bis  an  den  Hag  bei  der 
Letti.  Von  da  dem  Hag  nach  hinauf  bis  in  die  Gallisweid ;  dann  dem  Hag  nach 
bis  oben  in  die  Clausenweid ;  dann  neben  dam  Wäldlein  hinauf  bis  an's  Bächlein 
in  der  Frauenmatt,  wo  das  Kreuz  steht;  von  da  dem  Hag  nach  hinauf  an  den 
Hausecken  des  Hauses  «Schür»  bis  in  die  Hildisriederstrasse ;  dann  dem  Fussweg 
nach  bis  an  das  Moorenthal;  von  da  an  den  Horlacher-Baurenwald. 

')  Als  ein  Reber  zu  unserem  Schultheiss  Ulrich  Walker  geret  hat,  daz  er  zu 
Sempach  an  der  Lezi  geflohen  war.   Rathsprotokoll  von  Luzern  141 7,  III,  27. 

')  Das  Bächlein,  das  von  Rossbrunn  abwärts  bis  an  den  Kirchweg  fliesst,  der 
von  Hildisrieden  nach  Kirchbühl  geht,  bildete  in  alter  Zeit  die  Marche;  dann  lief  die 


8o 


weise  im  österreichischen  Amte  Rothenburg  lag  und  die  gemeine 
March  der  Gemeinden  Sempach  und  Eich  bildete.  In  der  Nähe 
liegt,  unfern  vom  römischen  Opferplatze  Hermannsbühl,  das  aus 
der  kyburgischen  Zeit  bekannte  Landgericht  Gundoldingen,  wo 
damals  freie  Bauern  sassen.  *)  An  dieses  Plateau  grenzt  der  dem 
Stifte  St.  Peter  im  Schwarzwald  gehörige  Meierhof  Sempach, 
den  Herzog  Leopold  von  Oesterreich  bei  seinem  Aufenthalte  in 
Rheinfelden  den  15.  Juli  1375  an  Hans  Schriber  (von  Lütishofen), 
Untervogt  von  Rothenburg,  als  Lehen  verliehen  hatte.*)  Dieses  vom 
Stampfibach,  Künzenbach,  Furtbach,  Mühlebach  und  Mühlethalbach 
durchflossene  Heideland®)  am  westlichen  Abhänge  des  Eicher- 
berges, zwischen  Hildisrieden  und  Sempach,  bietet  bei  massigem 
Aufstiege  gegen  Hildisrieden  auf  der  Stelle,  welche  als  Schlacht- 
feld ob  Sempach  benutzt  wurde,  eine  Fläche  von  nahezu  2000 
Meter  Breite^  die  südöstlich  gegen  das  Meyerholz  etwas  steiler 
als  westlich  gegen  Sempach  abfällt.  Der  Mühlebach  und  Mühle- 


Grenze  dem  Rain  nach  bis  in  Schurgels  Moos,  wo  das  Haus  in  der  sog.  vordem 
(obem)  Schlacht  die  Marche  bildete.  Dieses  Haus  gehörte  ins  Rothenburger  Amt. 
Von  da  führte  die  Marche  hinter  dem  «alten  Kach»  den  Bach  hinab.  Die  March- 
beschreibung  von  1415  kannte  die  Namen  «Schlacht»  und  «Wiederkehr»  noch  nicht. 

*)  Die  Steuer  der  freien  Höfe  zu  Gundoldingen  hatte  1379,  u.  Mär«,  Herzog 
Leopold  von  Oesterreich  dem  Flemmann  von  Grünenberg  als  Pfand  bestätigt,  das 
zum  Amte  Rothenburg  gehören  soll. 

')  Erst  1787  erwarb  der  Rath  von  Luzem  um  5600  Gulden  von  Rathsherr 
Egid  Balthasar  den  Twing  Sempach. 

')  Wie  viel  Land  damals  urbar  gemacht  war,  lässt  sich  nicht  ermitteln.  Aus 
dem  Urbar  des  Staatsgutes  Sempach  vom  Jahre  1601  geht  hervor,  dass  damals 
die  Sigersten-Güter  7  Jucharten  hielten ;  dazu  gehörte  noch  eine  Weid,  anstossend 
an  die  «Schlachtmatte»  des  Martin  Tammann,  an  den  «Schlachtacker»  des  Lazarus 
Bachoffner  und  an  den  «Schlachtacker»  des  Melchior  Stämpfli.  Ferner  gehörte 
dazu  eine  Jucharte  auf  dem  Schlachtfeld,  anstossend  an  das  « Schlacht weidli»  des 
Abraham  Thut,  ebenso  «eine  groiye  Jucharten  Achers  uff  dem  Schlachtfeld»  — 
anstossend  u.  a.  an  «S.  Martins  Schlachtweid,  an  Martin  Fryen  Schlachtacher  und 
an  Albrecht  Schnieppers  Schlachtacker».  Der  Name  Schnabelacker  kömmt  1601 
noch  nicht  vor ;  die  «gtossejuchart»  heisst  jetzt  «Strassacher»,  die  andere  «Schnabel- 
acher».  —  Gegenwärtig  umfasst  das  dem  Staate  gehörige  Schlachtgut,  mit  dem 
1864  erkauften  Lande,  welches  jetzt  im  Staatsurbar  «Winkelriedacher»  heisst  — 
frühere  Bezeichnung  Schlachtweid  und  Schlachtacker  —  12^/8  Jucharten.  Das 
anstossende  Land,  welches  der  Familie  Helfenstein  gehörte,  hält  6  Jucharten. 


( 


i 


\  4^ 


\ 


\ 


8i 


thalbach  fuhren  von  diesem  etwa  iioo  Meter  von  Hildisrieden  ent- 
fernten Felde  nach  dem  etwa  2670  Meter  ^)  abliegenden  Sem- 
pachersee  das  Wasser  zum  Städtchen  hinab,  dessen  Mauern  vom 
Schlachtfelde  aus  nicht  sichtbar  sind. 

Hier,  auf  diesem  von  Wald  und  Bächen  durchzogenen,  nach 
Norden  ansteigenden  Hochplateau,  im  Angesichte  der  grossartigen 
Gebirge  des  Schweizerlandes,  sahen  zu  ihrer  nicht  geringen  Ueber- 
raschung  die  österreichischen  Heerführer,  welche  hier  Mittagsrast 
zu  halten  gedachten,  plötzlich  den  ihnen  an  Zahl  allerdings  nach- 
stehenden Feind  ihnien  gegenüber  im  nahen  Meyerholz.  —  Der 
projectirte  Marsch  nach  der  nur  3  Stunden  entfernten  Stadt  Luzern 
war  also  vereitelt. 

Die  österreichischen  Hauptleute,  denen  Freiherr  Johann  Ulrich 
von  Hasenburg  nach  selbst  vorgenommenem  Augenschein  über 
die  Stellung  und  Zahl  der  Feinde  Auskunft  ertheilt  hatte,  mussten 
sich  rasch  über  die  Frage  entscheiden,  ob  sie  nach  dem  Rathe  des 
kriegskundigen  Herrn  von  Hasenburg  den  Rückzug  nach  der  be- 
festigten Stadt  Sursee  antreten,  oder  auf  diesem  flir  die  Reiterei 
ganz  ungünstigen  Terrain  mit  dem  Feinde  den  Kampf  aufnehmen 
wollen.  Die  letztere  Ansicht  drang  auf  Betreiben  des  Landvogtes 
Johann  von  Ochsenstein,  des  Oberbefehlshabers  der  österreichi- 
schen Armee,  durch.  Im  Vertrauen  auf  die  Tapferkeit,  Opferwillig- 
keit und  Ausdauer  der  Truppen  nahm  man  also  den  Kampf  auf  — 
Die  Armee  versuchte  aus  der  Zugsordnung  in  die  damals  übliche 
Schlachtordnung  überzugehen  und  sich  von  Nord  nach  Süd  aufzu- 
stellen. So  nahm  die  österreichische  Armee  der  eidgenössischen 
gegenüber  immer  noch  eine  dominirende  Stellung  ein  und  schien 
also  in  einem  Vortheile  sich  zu  befinden,  wenn  die  Eidgenossen 
zum  Angriffe  aus  der  tiefer  gelegenen  Position  sich  anschicken 
würden. 

Vom  höchsten  Punkte  des  Meyerholzes  aus,  aus  welchem  man 
durch  eine  Vorwärt.sbewegung  gegen  Sempach  und  Rothenburg 
die  Strasse  decken  konnte,  war  die  Stellung  des  Feindes  zu  über- 


*)  In  der  Luftlinie  gemessen. 


Lieben  au,  Schlacht  bei  Sempach. 


c 


82 


sehen.  Hier  fand  der  Kriegsrath  der  Eidgenossen  statt,  während 
die  Truppen  den  Gott  der  Heerschaaren  um  Hilfe  anriefen. 

Nicht  wie  später  beim  Heldenkampfe  zu  St.  Jakob  an  der  Birs, 
nicht  gegen  das  Abmahnen  von  Seite  der  Hauptleute,  sondern  wohl- 
geordnet, erst  nach  mehrstündiger  reiflich  gepflogener  Berathung 
stürzten  sich  die  Eidgenossen  auf  den  wohlgeordneten  Feind.  Denn 
auch  die  Position  der  Eidgenossen  war  ein  «Strich»  ^),  wo  die  öster- 
reichischen Reisigen  die  Eidgenossen  nicht  schädigen  konnten.  Diese 
lange  Berathung  im  Waldesschatten  diente  zugleich  zur  Erholung 
und  Erfrischung  der  Truppen,  die  vielleicht  erst  am  frühen  Morgen 
von  Luzem  aus  nach  Sempach  marschirt  waren.  Es  scheint  fast, 
als  hätten  die  Eidgenossen  durch  ihr  Zaudern  die  Üesterreicher 
veranlassen  wollen,  sie  in  der  durch  Wald  und  Wasserrunsen  ge- 
schützten Stellung  anzugreifen,  und  erst,  als  sie  die  Ueberzeugung 
gewonnen,  dass  der  Feind  ihrer  warte  und  an  Zahl  immer  wachse, 
den  Angrifi"  mit  grossem  Ungestüm  ausgeführt.  Es  war  um  Mittag, 
wo  die  Sonne  bereits  ihren  Einfluss  auf  die  in  Stahl  gepanzerten 
Ritter  in  empfindlichster  Weise  ausübte,  als  die  Angrifiscolonne, 
von  Süd  nach  Nord  gerichtet,  sich  in  Bewegung  setzte.  Von 
schlachtenkundigen  Hauptleuten  befehligt,  die  in  offenem  Felde  wie 
bei  Belagerungen  oftmals  Proben  der  Tapferkeit  abgelegt  hatten, 
rückten  die  Sieger  über  das  stolze  Guglerheer  mit  kurzen  Schwertern 
und  Dolchen  an  der  Seite,  in  treff'lichen,  leichten  Brusthamischen, 
meist  die  gefürchtete  Hellebarde  in  der  Hand,  die  seit  den  Tagen 
von  Morgarten  der  Schrecken  der  Feinde  war,  in  Keilordnung 
heran.  *)  Auf  dem  rechten  Flügel  standen  die  Luzerner,  gefuhrt 
von  Alt-Schultheiss  Petermann  von  Gundoldingen,  dessen  Stamm- 
haus in  der  Nähe  des  Schlachtfeldes  lag.  Neben  ihnen  die  Urner, 
befehligt  von  Landammann  Konrad  der  Frauen.  Ihnen  zur  Seite 
die  Schwyzer,  unter  Landammann  Gilg  von  Engiberg,  der  im 
Kyburgerkriege  vor  Burgdorf  gekämpft  hatte.  Ihr  Panner  soll  Urs 

^)  Sebastian  Münster. 

')  Die  Adelichen,  deren  es  in  Luzern  wie  in  der  Urschweiz  damals  noch  viele 
gab,  werden  wohl  nach  Weise  der  Oesterreicher  meist  mit  Speeren  bewaffnet  ge- 
wesen sein,  so  auch  die  deutschen  Söldner. 


83 


Schorno  getragen  haben.  ^)  Diesen  schlössen  sich  die  Obwaldner 
an,  als  deren  Befehlshaber  ein  Walther  Siegrist  von  Disselbach 
genannt  wird,  dessen  Geschlecht  hier  zum  ersten  Male  in  den 
schweizerischen  Annaleii  erscheint.  Zu  äusserst  standen  die  Nid- 
waldner  unter  Landammann  Hans  Spilmatter.  Die  Wäggiser,  mit 
eigenem  Panner,  die  Entlebucher,  die  Rothenburger,  sowie  die 
Söldner  standen  wohl  bei  Luzern ;  die  Zuger  und  Glarner,  die  nicht 
besonders  zahlreich  können  gewesen  sein^),  schlössen  sich  wohl 
an  die  Schwyzer  an.  Die  Front  der  Eidgenossen  kann  kaum  mehr 
als  80  Mann  betragen  haben,  doch  standen  sie  gegen  2$  Mann 
tief.  ^)  Schräg  aufmarschirend,  bildeten  die  Eidgenossen  durch  Vor- 
schieben des  rechten  Flügels  den  «Spitz»,  mit  dem  sie  die  feind- 
liche Schlachtordnung  zu  durchbrechen  hofften,  w^ie  die  Strass- 
burger  in  der  Schlacht  bei  Hausbergen  ihren  glänzenden  Sieg  der 
keilförmigen  Schlachtordnung  und  der  die  Helme  und  Harnische 
zertrümmernden  Streitaxt,  mit  welcher  die  Hellebarde  der  Schweizer 
die  grösste  Aehnlichkeit  hat,  zuschrieben.  *) 

Die  österreichische  Armee  hatte  durch  die  langandauernde  Be- 
rathung  der  eidgenössischen  Hauptleute,  welcher  man  später  den 
Haupterfolg  beimass  '*),  hinreichend  Zeit  gefunden,  sich  in  Schlacht- 
ordnung aufzustellen.  Da  die  Reiterei  auf  dem  Marsche  ohnehin 
vorauszog,  so  stellte  sich  der  Adel,  nachdem  er  die  waldigen 
Schluchten  passirt  hatte,    welche  das  Schlachtfeld  nördlich  be- 


*)  ZurLauben:  Stemmatographia  X,  336. 

•)  Ihre  Hauptmacht  lag  am  7.  Juli  vor  der  Burg  Windegg,  welche  Ritter  EgloiT 
von  Ems,  Vogt  und  Pfandherr  der  beiden  österreichischen  Aemter  Glarus,  innehatte 

•)  Die  Nürnberger  Weltchronik  von  1459,  der  auch  Naucler  folgt,  gibt  die 
Zahl  der  Schweizer  auf  2cxx)  Mann  an;  hievon  mögen  1600  eigentliche  Schweizer 
gewesen  sein. 

*)  Closener  und  Bellum  Walterianum.  Ascias  quas  Franci  haches  Danoises 
appellant. 

^)  Russ  in  Zusammenfassung  der  Stellen  in  Halbsuter's  Lied  : 

Die  vesten  von  Luzerne 
band  do  ir  bests  gethon. 
Desglichen  die  vesten  von  Schwize 
mit  mengem  clugen  man 
mit  ir  manheit  und  witze 
grifends  den  löuwen  an. 


grenzen,  als  linker  Flügel  auf.  Das  Fussvolk,  aus  Bürgern  und 
Bauern  bestehend,  und  der  Tross  blieben  hinter  demselben  stehen; 
sie  bildeten,  da  sie  nicht  auf  dem  beschränkten  Schlachtfelde  in  die 
Linie  rücken  konnten,  den  rechten  FlügeK  In  der  Folge  schlössen 
sich  wohl  auch  die  vor  Sempach  lagernden  Ritter,  die  ursprüng- 
liche Vorhut,  den  auf  der  Höhe  stehenden  Truppen  an.  Um  zum 
Heere  zu  gelangen,  hatten  diese  Ritter  den  Hohlweg  hinanzusteigen. 
Sie  Hessen  desshalb  den  vor  Sempach  lagernden  Knechten  die 
Rosse  zurück.  Die  Lage  des  Schlachtfeldes  nöthigte  die  Ritter, 
den  Kampf  mit  den  Schweizern  zu  Fuss  aufzunehmen,  nicht  die 
alte,  schon  von  Wilhelm  von  Tyrus,  dem  grossen  Geschichtschreiber 
der  Kreuzzüge  ^),  erwähnte  Sitte  der  Deutschen,  im  Augenblicke 
der  Gefahr  vom  Pferde  zu  steigen  und  mit  dem  Schwerte  —  damals 
noch  der  trefflichsten  Waffe  —  den  Feind  anzugreifen.  Wenn  auch 
der  Landvogt  Johann  von  üchsenstein  der  unter  ihm  stehenden 
Reiterei  den  Befehl  gab,  auf  verhältnissmässig  ebenem  Terrain 
vom  Pferde  zu  steigen,  so  leitete  ihn  vielleicht,  wie  König  Albrecht 
1298  in  der  Schlacht  auf  dem  Hasenbühl,  der  Gedanke,  die  Reiterei 
sei  im  Kampfe  gegen  das  Fussvolk  auf  solchem  Boden  im  Nach- 
theil, weil  die  Feinde  auf  die  Pferde  losschlagen  und  dadurch 
Verwirrung  anrichten  würden,  wenn  nicht  die  näher  liegende  Er- 
innerung an  die  Schlacht  bei  Merizen  von  1372  oder  an  die  Schlacht 
von  Reutlingen  vom  14.  Mai  1377.^)  Allerdings  bemerkt  schon 
Julius  Cäsar  in  seinem  Werke  über  den  spanischen  Krieg  (Cap.  15): 
man  ist  in  den  Heeren  bei  Reitertreffen  an  die  Erfahrung  ge- 
wöhnt, dass  ein  Reiter,  der  vom  Pferde  steigt  und  nun  einen 
Kampf  mit   einem  Fussgänger  beginnt,    diesem   durchaus   nicht 

1)  Arch.  IV,  20. 

*)  Ueber  das  Absitzen  der  römischen  Reiterei  in  der  Schlacht  gegen  die  Cala- 
donier  handelt  Tacitus  Agricola  35 — 36.  Auch  bei  den  Gothen  finden  wir  diese 
Erscheinung  im  Kampfe  gegen  Narses ;  bei  den  Römern  im  Streite  Julians  gegen 
die  Alemannen  bei  Strassburg  (Ammianus  Marcellinus  XII,  16).  Das  Absitzen  der 
Burgunder  beschreibt  Strophe  1955  des  Nibelungenliedes.  Bekannt  ist  der  Vor- 
gang in  der  Schlacht  bei  Hastings.  Lindenschmitt:  Handbuch  der  deutschen  Alter- 
thumskunde  297.  Studien  von  Herrn  Professor  Dr.  E.  L.  Rochholz  in  Aarau  zum 
Schlachtliede  Halbsuters.  (Handschrift  vom  Verfasser  mir  gütigst  mitgetheilt.) 


gewachsen  ist.  —  Dieser  alte  Erfahrungssatz  sollte  sich  auch  hier 
bewahrheiten. 

Auf  den  beiden  Flügeln  der  österreichischen  Armee  standen 
Schützen,  die  seit  EinRihrung  der  Feuerwaffen  das  Gefecht  eröff- 
neten, ohne  jedoch  irgendwie  auf  den  Verlauf  des  Kampfes  einen 
entscheidenden  Einfluss  auszuüben;  so  hatten  die  Genuesischen 
Schützen  bei  Cr^gy  1346  nicht  besondern  Ruhm  erworben.  Auch 
bei  Rosebecque  eröfüieten  Schützen  1382  das  Gefecht.  Grosse  Ge- 
schütze besassen  damals  die  Eidgenossen  ^)  wie  die  Oesterreicher  *) ; 
allein  diese  schwerbeweglichen  Kolosse  wurden  damals  wenigstens 
nur  zu  Belagerungen  gebraucht. 

*)  Die  Basler  besassen  schon  1371  Geschütze,  deren  Vorrath  sie  durch  Giessen 
von  kleinen  und  grossen  Büchsen  beständig  zu  vermehren  suchten.  1386  Hessen 
sie  4  Büchsen  von  Strassburg  heraufführen.  Aus  Luzern  bezogen  die  Basler  schon 
1374  Büchsenpulver.  Im  Juli  1386  nahmen  die  Basler  Nikolaus  von  Luzern  als 
Büchsenmeister  in  Dienst.  (Sabbato  post  Jacobi.  Nicoiao  de  Luzern  dem  nüwen 
büchsenmeister  XVI  ß.  pro  duabus  septimanis,  cui  dantur  Septem,  VIII  ß.  quia  receptus 
est  pro  famulo  sexta  post  Jacobi.  Rechnungsbuch  Fol.  449.) 

Die  Bemer  hatten  schon  1381  Büchsen  und  bezogen  bei  der  Belagerung  von 
Burgdorf  das  Pulver  ebenfalls  aus  Luzern,  theils  vom  Lombarden  Anselm,  theils 
von  Bürgern,  von  Claus  von  Matt  (dem  spätem  .Schul theissen),  Heinrich  Horver 
und  Hans  Spengler.  Die  Schwyzer  nahmen  die  Pulversäcke  von  Burgdorf  nach 
Hause  und  besassen  daher  wohl  auch  schon  Büchsen.  Die  .Stadt  St.  Gallen  hatte 
1377  bereits  ii  Büchsen;  Zürich  1386  9  Handbüchsen  im  Gewicht  von  9  Zentnern, 
eine  grosse  Büchse  von  8  Zentner  54  Pfund,  eine  kleine  Büchse  von  4*/«  Zentner 
24  Pfund,  12  kleinere  Büchsen  von  6  Zentner  6V«  Pfund.  Bei  der  Belagerung  von 
Ncu-Regensberg  verwendeten  die  Züricher  ihre  Büchsen  am  17.  August  1386.  Neu- 
jahrsblatt der  Feuerwerker  von  Zürich  1850,  II  — 12;  1869.  Auch  die  Gräfin  von 
Neuenburg  war  1383  im  Besitze  von  Büchsen,  die  sie  zur  Belagerung  von  Burgdorf 
den  Bernern  zur  Verfügung  stellte.  B.  Hidber :  Ueber  das  erste  Schiesspulver  und 
Geschütz  in  der  .Schweiz.  Bern  1866.  Fechter:  Ueber  das  erste  Vorhandensein  des 
Schiesspulvers  und  der  Feuergeschütze  in  Basel.  Basler  Taschenbuch  auf  das  Jahr  1853, 
167 — 185.  —  Die  Luzerner  beschossen  im  Januar  1386  Wolhusen  mit  Kanonen. 

'j  Etterlin's  Chronik.  R.Cysat  berichtet  in  seinen  CoUectan.,  P.,  4  :  Zwischen 
den  Burgen  Uffhusen  und  Waldsberg  befindet  sich  ein  zerstörtes  Schloss,  vom  Volke 
nur  die  Burg  genannt.  Kurz  vor  1587  fand  man  daselbst  in  den  Trümmern  «ein 
ysin  stücklin  grosses  geschützes,  doch  ungefasset  im  zerfallenen  gebüw  under  den 
steinen.  Das  hat  man  gen  Willisow  than.  Das  bezügt,  dass  das  geschütz  eltcr, 
denn  im  1440  jar  erfunden;  denn  es  findt  sich, -das  sydt  dem  Semi)acherkrieg  A" 
1386  in  der  Grafschaft  Willisow  kein  krieg  meer  gsin,  besonder  nachdem  sy  in 
miner  Herren  von  Lucern  banden  kommen  und  erkauft  worden  A**   1408. 


86 


Mit  Armbrusten  und  Tarrasbüchsen  schössen  die  österreichischen 
Schützen  zu  den  im  Schatten  des  Waldes  sich  lagernden  Eid- 
genossen, so  dass,  wie  das  Schlachtlied  berichtet,  die  Aeste  von 
den  Bäumen  fielen.  Mit  Schüssen  wurden  auch  die  anstürmenden 
Eidgenossen  empfangen. 

Hinterder  österreichischen  Schlachtlinie  befanden  sich  die  Karren 
und  Wagen,  auf  welchen  man  theils  die  Lebensmittel,  theils  das 
Pferdefutter,  die  Zelte,  und  in  Fässern  verpackt  auch  die  Stricke 
für  Pferde  und  Vieh  u.  s.  w.  nachfiihrte.  Diese  Fuhrwerke,  die 
durch  geschickte  Aufstellung  eine  Wagenburg  und  somit  eine  treff- 
liche Feldbefestigung  bilden  konnten,  waren  sehr  zahlreich.  Am 
Tage  nach  der  Schlacht  kamen  die  Oesterreicher  mit  80  Wagen, 
um  die  Leichen  der  Erschlagenen  abzuholen.  Denn  um  das  Jahr 
1333  kam,  wie  uns  der  Strassburger  Chronikschreiber  Königshofen 
erzählt,  die  Sitte  auf,  dass  die  «Antwerglütte»,  die  zu  Felde  zogen, 
nicht  mehr  wie  von  Alters  her  zu  Fuss  einhermarschirten,  sondern 
auf  Wagen  fuhren.  Auch  die  Pannerherren  sassen  je  zu  vieren  auf 
Wagen  und  stiegen  erst  aufs  Pferd,  wenn  sich  das  Heer  formirte.^) 
Solche  Pannerherren  waren  ob  Sempach  in  grosser  Zahl  da. 

Das  Panner  von  Oesterreich  Rihrte  Ulrich  von  Arberg,  das 
von  Tyrol  war  dem  Heinrich  Käl  anvertraut.  Auf  dem  linken 
Flügel  zu  äusserst  flatterte  die  Fahne  Ochsenstein's,  des  Com- 
mandanten  der  Armee.  Da  sah  man  die  Panner  der  Grafen  von 
Hohen-Zollern,  von  Thierstein,  von  Habsburg  und  Fürstenberg, 
jenes  der  Grafen  Albrecht  und  Hans  von  Werdenberg,  denen  der 
Herzog  3000  Gulden  für  den  Kriegsdienst  gegen  die  Schweizer 
schuldete ;  das  Panner  des  Markgrafen  von  Hochberg,  der  Graf- 
schaft Pfirt,  die  durch  Herzog  Leopold's  Mutter  an's  Haus  Oester- 
reich gefallen  war,  wie  die  Panner  der  Freiherren  von  Hasenburg, 
des  Freiherrn  von  Signau,  des  Landvogtes  Hans  Truchsess  von 
Waldburg,  jenes  des  Freiherrn  Walther  von  Alten-Klingen  und 
des  Freiherrn  von  Klingenberg.  Hier  wehten  die  Panner  der  Städte 
Breisach,  Neuenburg  am  Rheine,  Freiburg  im  Breisgau,  Villingen, 

^)  Abbildung  zu  Seite  1107  von  Königshofens  Chronik  von  J.  Schiller  von  1698 
nach  einem  alten  Bilde  in  Strassburg. 


87 


Waldshut,  Säckingen,  Klein-Basel,  Schaffhausen  und  Feldkirch, 
diejenigen  der  aargauischen  Städte  Aarburg,  Aarau,  Baden,  Brugg, 
Lauffenburg,  Lenzburg,  Mellingen,  Rheinfelden,  Sursee  und  Zofin- 
gen. Aus  dem  Thurgau  sollen  die  Fahnen  von  Winterthur,  Diessen- 
hofen,  Bülach,  Frauenfeld,  Steckborn,  Wyl,  wie  diejenigen  von 
Wesen,  Utznach  und  Rapperswyl  erschienen  sein. 

Die  Standarte  des  Löwenbundes  soll  ein  junger  Graf  von  Zollern 
geführt  haben.  Da  sah  man  auch  das  mit  rothen  und  schwarzen 
Ringen  und  Kreuzen  besäete  Feldzeichen  der  Rittergesellschaft  an 
der  Etsch,  das  offenbar  dem  Siegel  der  Stadt  Bruneck  im  Tyrol 
nachgebildet  war,  wozu  die  nächste  Veranlassung  schon  dadurch 
geboten  war,  dass  Bischof  Friedrich  von  Brixen  1385  den  Hof- 
meister Reinhard  Wähinger  mit  der  Hauptmannschaft  über  Stadt 
und  Feste  Bruneck  belehnte.  Wahrscheinlich  fiihrten  die  200  Reiter, 
die  der  Herzog  von  Mailand  dem  Herzog  von  Oesterreich  zu  Hilfe 
schickte,  das  Panner  ihres  Herrn:  die  blaue  Schlange  im  weissen 
Felde.  Ebenso  wird  der  Herzog  von  Teck  wie  der  Markgraf  von 
Este  unter  eigenem  Panner  gefochten  haben.  Von  den  Söldner- 
fiihrern  erschien  wenigstens  der  Graf  von  Salm  mit  seinem  eigenen 
Panner,  während  der  Graf  von  Hennenberg  und  der  von  Katzen- 
ellenbogen kaum  ein  solches  werden  gefuhrt  haben. 

Bunt  wie  dieser  Fahnenwald  war  auch  die  Bewaffnung  und 
Bekleidung  des  österreichischen  Heeres.  Einheitlich  dürfte  nur  die 
Bewaffnung  der  aus  den  vorderösterreichischen  Landen  stammen- 
den Mannschaft  gewesen  sein.  Diese  trug  theils  den  schweren  Plat- 
tenharnisch aus  Eisen,  theils  den  Kettenharnisch  ^) ,  den  Helm,  den 
eisernen  Halsberg,  Hosen,  oder  Beinschienen  aus  Eisen,  Schnabel- 
schuhe und  Handschuhe  aus  Kettengeflecht  oder  Platten.  Die  14  bis 
16  Fuss  lange  Lanze  mit  rothbemaltem  Schafte,  das  Schwert  und  der 
Dolch  bildeten  die  Offensivwaffen.  Schilde  waren  nicht  mehr  üblich. 
Weniger  zahlreich  waren  die  Armbrust-  und  Feuerschützen,  welche 
besonders  die  grössern  Städte  zu  stellen  hatten.  Bogenschützen  aus 
den  Niederlanden  werden  wenige  vorhanden  gewesen  sein. 

*)  Drei  solche  Kettenharnische  aus  der  Schlacht  bei  Sempach  finden  sich  noch 
in  Luzem. 


88 


Verhängnissvoll  wirkte  in  dieser  Jahreszeit  die  Bekleidungs- 
art der  österreichischen  Truppen,  da  ja  mehrere  der  zuverlässig- 
sten Berichte  die  Helden  von  Sempach  geradezu  als  «Opfer  der 
Hitze»  bezeichnen.  Denn  unter  dem  schweren  Eisenhelm  befand 
sich  ein  den  Kopf  schützendes  Polster.  Der  Helm  wurde  beim 
Beginn  des  Kampfes  geschlossen.  Ueber  der  Halsberge  trug  man 
den  langen,  ärmellosen  Waffenrock,  der  die  Wappenfarben  des 
Kriegers  oder  seines  Landes,  seiner  Stadt  oder  seines  Herrn  zeigte, 
unter  der  Halsberge  aber  ein  stark  wattirtes  Leingewand.  Ueber 
dieses  wurde  die  eigentliche  Rüstung  angezogen,  die  im  Verlaufe 
einer  kurzen  Zeit  viele  Wandlungen  durchmachte. 

Die  Limburgerchronik  bemerkt  zum  Jahre  1350:  In  dieser  Zeit 
vergingen  die  Platten  in  diesen  Landen,  und  die  reisigen  Leute, 
Herren,  Ritter,  Knechte  und  Bürger,  führten  alle  Schaubenpanzer 
und  Hauben.  —  Dieser  Schaubenpanzer  ist  das  Panzerhemd  (cotte 
de  mailles)  mit  den  Panzerbrüchen  (Hosen),  das  Geflecht  oder 
Drahtgewebe,  wobei  jeder  Eisen-  oder  Stahlring  vier  andere  auf- 
nahm. Das  Panzerhemd  Herzog  Leopolds  zeigt  unter  den  beiden 
Armen  eingesprengte  Messingringlein,  die  fniher  offenbar  vergoldet 
waren.  Dann  kamen  die  Plattenharnische  auf,  d.  h.  die  Harnische 
aus  dickem  Stahlblech,  die  vom  Kopfe  bis  zum  Fusse  den  Ritter 
in  Stahl  hüllten.  Nach  den  altern  Schlachtberichten  scheinen  nun 
die  Adelichen  bei  Sempach  gerade  diese  schwerfällige  Rüstung, 
die  später  auch  anderwärts  in  den  Sommermonaten  eine  verhäng- 
nissvolle Wirkung  ausübte  *),  getragen  zuhaben.  Hiezu  kamen  noch 
die  mit  langen  Sporren  ^)  versehenen  Schnabelschuhe,  welche  der 
österreichische  Hofpoet  Suchenwirth  als  eine  Entstellung  der  Gabe 
Gottes  verspottete.  Diese  hemmten  die  leichte  Bewegung  des 
vom  Pferde  steigenden  Reiters,  wenn  sie  auch  durch  Schrauben 
auf  die  Seite  gedreht  werden  konnten. 

*)  Aus  der  Selbstbiographie  des  Götz  von  Berlichingcn  vernehmen  wir,  dass 
z.  H.  auch  im  Feldzuge  gegen  Hochburgund  im  Juli  «burgundische  Küiisier  um  grosser 
Ililzc  willen»  von  den  Pferden  fielen  und  dass  bei  der  Nürnberger  Fehde  15 12  «mehr 
Lcut  erstickten,  denn  zu  todt  geschlagen  wurden». 

^)  Vgl.  die  Abbildung  der  Herren  von  Ochsenstein  und  Ilochberg  aus  dem 
Kloster  Königsfeldcn. 


89 

Die  Lanze  war  allerdings  eine  ganz  vorzügliche  Waffe  fiir  einen 
nur  kurze  Zeit  dauernden  Kampf,  verlor  aber  ihre  Treffsicherheit, 
wenn  sie  einmal  durch  Schlagwaffen  gebogen  war. 

Die  schwäbischen  Ritter  des  1380  in  Geisslingen  gegründeten 
St.  Wilhelms-Bundes,  die  dem  Herzog  zu  Hilfe  zogen,  trugen  einen 
blauen  Wappenrock  mit  einem  goldenen  Stern  an  der  Brust  und 
ein  blaues  Fähnlein  mit  einem  goldenen  Stern  an  der  Lanze ;  an 
einer  goldenen  Kette  ein  Bild  von  St.  Wilhelm  mit  goldener  oder 
silberner  Rüstung.  ^)  Aehnlich  werden  die  Ritter  der  St.  Georgs- 
Gesellschaft  in  Schwaben,  die  Ritter  des  Löwenbundes  von  Schwa- 
ben, Lothringen,  Elsass  und  Franken,  deren  Hauptleute  Graf  Hein- 
rich von  Montfort,  Graf  Ulrich  von  Würtemberg  und  Graf  Friedrich 
von  Zollem  waren,  ausgerüstet  gewesen  sein.  Ebenso  die  Ritter 
mit  dem  Stern  im  Aargau  und  zu  Freiburg  im  Breisgau.  Die  aargaui- 
schen Sterner  hatten  1371  fünf  Hauptleute:  Peter  von  Grünen- 
berg, den  österreichischen  Pfandherm  von  Rothenburg,  Ritter 
Rutschmann  von  Rinach,  Ritter  Rudolf  von  Hallwyl,  Mathis  von 
Büttikon,  den  Hofmeister  der  Gräfin  von  Vallengin  in  Willisau,  und 
Marquard  von  Baldegg,  dessen  Burg  die  Luzerner  1386  zerstört 
hatten.  Die  Stemer  zu  Freiburg,  unter  denen  die  Schnewelin  be- 
sonders zahlreich  vertreten  waren,  hatten  zu  Ehren  und  Nutzen 
der  Herzoge  von  Oesterreich  und  ihrer  Güter  am  23.  August  1370 
ihren  Bund  geschlossen.  Zahlreich  waren  sie  auf  dem  Felde  ob 
Sempach  erschienen. 

Allein  einträchtig  war  das  österreichische  Heer  auch  nicht  ein- 
mal in  der  Stunde  der  Gefahr ;  ein  edler  Ehrgeiz  beseelte  die  ein- 
zelnen Truppen.  Denn  als  sich  die  Armee  in  Schlachtordnung 
stellte,  erhob  sich,  wie  der  österreichische  Dichter  Suchenwirth  ver- 
sichert, zwischen  den  Schwaben  und  Etschern  ein  Zwist  um  die 
Ehre  des  Vorstreites.  Dieses  Vorkampfsrecht  hatten  die  Schwaben 
bekanntlich  seit  Jahrhunderten  für  sich  in  Anspruch  genommen  und 
selbst  im  schwäbischen  Rechtsbuche  hiefür  sich  auf  ein  angeb- 
liches Privilegium  Kaiser  Karls  des  Grossen  zu  Gunsten  Herzog 

*)  Forschungen  zur  deutschen  Geschichte  XIX,  57. 


90 


.Gerolds  von  Schwaben  berufen.  *)  Doch  kam  es  dermalen  nicht 
wie  1354  bei  der  Belagerung  Zürichs  durch  Herzog  Albrecht  von 
Oesterreich  (Leopold's  Vater)  zu  einem  so  ärgerlichen  Auftritte, 
dass  die  Schwaben,  wie  damals  unter  Bischof  Nikolaus  von  Con- 
stanz,  mit  ihrer  Rennfahne  das  Feld  räumten.  Vielmehr  überboten 
sich  Alemannen,  Schwaben  und  Etscher,  denen  der  Herzog  alter 
Sitte  gemäss,  vor  dem  Kampfe  den  Ritterschlag  ertheilte,  in  Be- 
weisen des  Muthes  und  der  Tapferkeit.  Mit  lautem  Geschrei*) 
stiessen  die  Schweizer  und  Oesterreicher  zusammen.  ^) 

Frick  von  Brandis,  angeblich  des  Bischofs  von  Constanz  Sohn, 
der  auf  dem  Streifzuge  gegen  Luzern  sich  besonders  ausgezeichnet 
hatte,  soll  der  Erste  gewesen  sein,  der  unter  den  Hellebarden  der 
Eidgenossen  den  Geist  aufgab.  Der  «Spitz»  der  Schweizer  muss 
sich  also  zuerst  gegen  die  Schwaben  gerichtet  haben,  die  also 
die  Ehre  des  Vorstreites  behaupteten.  Allein  die  16  Fuss  langen 
Speere  der  Oesterreicher  bildeten  eine  undurchbrechliche  Eisen- 
mauer. Der  erste  gewaltige  Angriff  der  Schweizer  wurde  nicht 
nur  mit  Verlust  von  60  Mann  abgeschlagen,  sondern  auch  die 
eidgenössische  Armee  dem  Bergabhang  zu  gegen  das  Meyerholz 
hingedrängt.  Durch  das  Vorrücken  der  österreichischen  Phalanx, 
die  weniger  tief  als  die  eidgenössische,  aber  viel  breiter  war,  drohte 
bereits  der  «Spitz»  der  Schweizer  von  drei  Seiten  umschlungen 
zu  werden.  Schon  näherte  sich  Herzog  Leopold  von  Oesterreich, 
dem  sein  Hofastronom  den  Tod  im  Kampfe  vorher  gesagt  hatte, 
um  den  Tapfern  den  Ritterschlag  zu  ertheilen*),  als  die  Unter- 
waldner,  welche  auf  dem  linken  Flügel  standen,  jetzt  durch  eine 
Schwenkung  und  das  damit  ausgeführte  Vorschieben  des  linken 


*)  Lassberg :  Schwabenspiegel  §  33,  20.  Kicker :  Spiegel  deutscher  Leute  p.  54. 
Lambert  v.  Hersfeld  ad  1075;  Gottfried  von  Vilerbo  ad  1190.  Uhlands  Schriften  i, 
487.  P.  Fr.  Stalin:  Der  Vorstreit  der  Schwaben  in  den  Kcichskriegcn.  Korrespon- 
dcnzblatt  des  Vereins  für  Kunst  und  Alterthum  in  Uhu  und  Oberschwaben.    1877, 

n,  43—45- 

')  Fortsetzung  von  Hagens  Chronik. 

^)  Nach  Arnpeck  hätten  die  Oesterreicher  angegriffen,  nach  Fabri  die  Schweizer. 

*)  Chronik  von  1436.  Gützmann  von  Baden,  Adelberg  von  Bärenfels  und  Götz 
Müliner  von  Zürich  sollen  wirklich  den  Ritterschlag  empfangen  haben. 


91 

F*Iügels,  an  der  Stelle  der  Luzerner,  den  Einbruch  in  die  feindliche 
Armee  versuchten. 

Es  war  die  höchste  Zeit ;  denn  bereits  lagen  Petermann  von 
Gundoldingen,  Alt-Schultheiss  von  Luzern,  Junker  Heinrich  von 
Moos  und  Stephan  von  Silinen,  die  Anführer  der  Luzemer,  in 
ihrem  Blute;  das  Panner  von  Luzern  war  verloren.  Der  Rath 
des  edlen  Antonio  della  Porta,  eines  in  Uri  niedergelassenen  mai- 
ländischen  Edelmannes,  auf  das  Holz  der  österreichischen  Lanzen 
loszuschlagen,  war  besser  gemeint,  als  leicht  ausfuhrbar,  da  die 
Lanzen  weithinunter  mit  Eisenbändern  versehen  waren,  so  dass 
die  Tapfem  nur  mit  Aufopferung  des  Lebens  mit  ihren  kurzen 
SchlagwafTen  dem  Feinde  sich  nähern  konnten. 

Wie  jener  habsburgische  Ritter  in  der  Schlacht  ain  Donner- 
bühl am  I7_.  Februariz^i  in  den  von  den  Bernem  gebildeten 
Ring  auf  die  Ermahnung  Graf  Rudolfs  von  Habsburg  einstürmte 
und  in  Stücke  zerrissen  niederfiel ;  wie  jener  tapfere  Stülinger  von 
Regensberg,  der  im  Heere  Graf  Eberhards  von  Kyburg  am  26.  Juli 
1332  mit  eingelegtem  Speere  durch  die  Schaar  der  Bemer  und 
Solothurner  einbrach,  und  den  Seinen  eine  Gasse  machte,  wie 
Johann  von  Winterthur  in  seiner  Chronik  erzählt  ^),  so  rief  nach 
alter  Ueberlieferung  ^  Arnold  Winkelried  von  Unterwaiden,  der 
Sprosse  eines  vormals  ritterbürtigen,  damals  aber  verarmten  Ge- 


*)  Per  hoc  iter  ad  eos  prosternendos  panderet. 

')  1438  (1476?)  ist  zuerst  von  dem  «rgetrüwen  mann«  die  Rede,  der  den 
Einbruch  versuchte.  In  Halbsuters  Lied  wird  zuerst  einlässlich  die  That  besungen, 
dieser  jüngere  Halbsuter  lebte  1431  — 1480;  sein  Lied,  worin  «ein  Winkelried» 
als  Held  gefeiert  wird,  copirte  circa  1531  der  Basler  Berlinger  und  1532  der 
Zuger  Werner  Steiner  in  Zürich.  Gualther  von  Zürich  schildert  1538  den  Helden, 
dessen  Namen  er  verschweigt,  als  einen  Decius  oder  Codrus.  Im  Texte  zu  Hans 
Rudolf  Manuels  Holzschnitt  von  1551  erscheint  «der  Winkelried»,  ebenso  in  den 
zahlreichen  Druckausgaben  des  Sempacherliedes  seit  circa  1547;  beim  Basler 
Pantaleon  1565  «ein  Winkelried»,  ebenso  bei  Bullinger  1571;  bei  Gilg  Tschudi, 
der  zuerst  das  Jahrzeitbuch  von  Stans  benutzte,  1564  *  Arnold  Winkelried»  ;  1577 
bei  Tettikofer  «Erni  Winkelried»,  1595  bei  Crusius  «einer  Unlerwaldner  Namens 
Winkclried».  Die  erste  bildliche  Darstellung  des  Einbruchs  findet  sich  in  Diebold 
Schillings,  des  Luzerners,  Chronik  von  151 1  ;  der  Held  trägt  aber  hier  die  Wappen- 
kleider von  Luzern. 


92 

schlechtes,  nachdem  er  seine  Familie  dem  Schutze  der  Seinen 
empfohlen:  Ich  will  Euch  eine  Gasse  machen I  Damit  umfasste 
er  eine  Zahl  feindlicher  Speere,  die  er  mit  sich  zu  Boden  drückte, 
während  die  Eidgenossen  über  seine  Leiche  in  den  durchbrochenen 
Eisenwall  stürzten  und  mit  ihren  kurzen  Waffen  die  in  ihren  schweren 
Rüstungen  mühsam  beweglichen  Ritter,  die  weder  Schwert  noch 
Speer  mit  Erfolg  verwenden  konnten,  schonungslos  niederschlugen. 
Der  einmal  durchbrochene  Lanzenwall  war  ungefährlich  geworden; 
denn  die  Eidgenossen  machten  bei  dieser  drückenden  Hitze,  in 
der  die  in  Plattenharnisch  steckenden  Ritter  unsägliche  Qual 
litten,  keine  Pausen,  wie  jene  kyburgischen  und  bischöflich-basel- 
schen  Ritter,  die  im  Treffen  zu  Schwadernau  im  Jahre  1376  alle 
zwei  Stunden  ruhten  und  den  Kampf,  oder  eher  das  allen  Regeln 
der  Turnierkunst  entsprechende  scharfe  Rennen  und  Buhurdiren 
wieder  aufnahmen.*)  Was  hier  ob  Sempach  stattfand,  war  kein  der 
mittelalterlichen  Kriegskunst  entsprechendes,  wohl  vorbereitetes 
Gefecht,  sondern  ein  improvisirter  Zusammenstoss ,  der  durch 
Schonungslosigkeit  sich  vor  allen  bisherigen  Schlachten  auszeich- 
nete. Niemand  wurde  gefangen,  sondern  jeder  Feind,  wess'  Namens 
und  Standes  er  sein  mochte,  schonungslos  erschlagen,  so  dass 
der  Tag  von  Sempach  zugleich  den  Moment  bezeichnet,  wo  viele 
der  edelsten  Geschlechter  erloschen.  Eine  Aufforderung  zur  cSchaft- 
lage»  kam  nicht  vor. 

Aber  noch  stand  der  rechte  Flügel  der  Oesterreicher ,  in 
welchem  die  Tyroler  mit  dem  jungen  Herzog,  dessen  Hofstaat 
und  den  Rittern  aus  Oesterreich  sich  befanden,  intact  da.  Auch 
diesen  griffen  die  Eidgenossen,  die  vom  Steine,  der  Winkelrieds 
Todesstelle  bezeichnet,  das  Plateau  hinauf  gegen  den  Kirchweg 
vorrückten,  der  von  Hildisrieden  nach  Kirchbühl,  der  Pfarrkirche 
von  Sempach,  hinabführt,  an.  Bei  diesem  siegreichen  Vorrücken 
schlössen  sich  ihnen  die  Leute  aus  der  Nachbarschaft  an,  welche 
auf  das  Kriegsgeschrei  herbeiströmten,  wie  jene  Leute,  die  beim 
Kampfe  an  der  Letze  am  frühen  Morgen  geflohen  waren.  Nach 

*)  Justingors  Berner  Chronik.  Ausgabe  von  Studer   149. 


93 


hartnäckigem  Kampfe,  als  schon  die  Sonne  zum  Untergange  sich 
neigte,  erfochten  die  Eidgenossen  auf  dem  ob  der  Strasse  ge- 
legenen Boden,  wo  jetzt  die  Kapelle,  das  Beinhaus  und  die  ein- 
fachen Steinkreuze  sich  erheben,  den  Sieg  über  den  rechten  Flügel 
der  Oesterreicher. 

Als  Ulrich  von  Arberg,  der  an  diesem  Tage,  wie  die  gleich- 
zeitige Chronik  von  Kremsmünster  erzählt,  das  Panner  von  üester- 
reich  führte,  sterbend  ausrief:  retta  Oesterreich,  retta  I  eilte  Herzog 
Leopold,  trotz  des  heftigen  Abmahnens  seiner  Freunde,  die  den 
kranken,  durch  seine  Schönheit  und  Jugend  imponirenden  Fürsten 
in  Sicherheit  bringen  wollten,  herbei,  lüftete  den  Helm,  aus  dem 
die  goldfarbenen  Locken  hervorwallten,  und  stürzte  tapfer  kam- 
pfend  in's  Schlachtgewühl  mit  dem  Rufe:  ich  will  mit  meinen  Rittern 
und  Knechten  heute  sterben  und  genesen,  mit  dem  Meinen,  auf 
dem  Meinen  und  um  das  Meine;  lieber  mit  Ehren  sterben,  als 
schändlich  leben !  Neben  ihm  fochten  der  tapfere  Martin  Malterer, 
der  König  der  Rittergesellschaft  vom  Löwen,  und  Werner  Schenk 
von  Bremgarten.  Als  Herzog  Leopold  an  der  Stelle,  wo  jetzt  die 
Schlachtkapelle  sich  erhebt,  tödtlich  getroffen  zu  Boden  stürzte, 
suchten  ihn  —  nach  der  Chronik  der  Truchsessen  von  Waldburg, 
Otto  Truchsess  —  oder  nach  andrer  Angaben  sein  Harnischer 
Harras  und  Franz  von  Castelnöf  aus  Tyrol  dadurch  zu  retten,  dass 
sie  auf  den  Verwundeten  sich  warfen  und  sich  vom  Feinde  auf  ihm 
erschlagen  Hessen.^)  Es  war  8  Uhr  Abends,  als  der  gefeierte 
Held,  erst  35  Jahre  alt,  seine  Seele  aushauchte.  Als  man  am  fol- 
genden Morgen  die  Gefallenen  besichtigte,  fand  man  den  Herzog 
im  goldenen  Lendner  mit  wehrenden  Händen. 

Da  flohen  mit  grossem  Geschrei,  das  die  ungarischen  Pferde 
so  scheu  machte,  dass  man  sie  nicht  mehr  halten  konnte,  die  vom 
Grafen  von  Hennenberg  befehligten  deutschen  Soldtruppen.  Und 
als  die  Ritter  nach  dem  Tode  des  Herzogs  sich  auf  ihre  Pferde 
werfen  und  dem  Feinde  entfliehen  wollten,  da  waren  die  Knechte 
schon  mit  denselben  davon  gerannt.  Vergeblich  erscholl  der  Hilfe- 


*)  Th.  Ebendorfer  1463. 


94 


ruf:  Hengste  her !  Da  half  es  wenig,  dass  die  schwerbeweglichen, 
von  der  Hitze  und  den  Mühen  des  Tages  erschöpften  Ritter  noch 
die  Schnäbel  von  ihren  Schuhen  schnitten,  um  rascher  die  Flucht 
bewerkstelligen  zu  können. 

Muthig  stritten  die  Bürger  aus  den  österreichischen  Städten, 
wie  die  Bauern  aus  dem  Schwarzwald  *),  die  man  mit  dem  Fuss- 
volk  in  die  hintersten  Schlachtreihen  gestellt  hatte.  Vor  allem 
leuchtete  Alt-Schultheiss  Nikolaus  Thut  von  Zofingen  hervor*), 
der  das  Panner  seiner  Vaterstadt  nur  dadurch  zu  retten  wusste, 
dass  er  das  Fahnentuch  abriss  und  sterbend  in  seinen  Mund 
schob.  Besondere  Erwähnung  verdient  auch  die  Opferwilligkeit 
der  Stadt  Mellingen,  die,  obwohl  wegen  des  Brandes  der  Stadt 
vom  Kriegsdienste  auf  lO  Jahre  befreit,  mit  ihrem  Panner  dem 
Herzog  Hilfe  leistete.  Da  fielen  auch  die  Panner  der  Grafen  von 
Hohenzollern,  Habsburg,  Fürstenberg,  Thierstein,  Hochberg  und 
Salm,  wie  dasjenige  des  österreichischen  Oberbefehlshabers,  des 
unglücklichen  Dompropstes  Johann  von  Ochsenstein,  in  die  Hände 
der  Sieger,  die  auch  die  Stadtfahnen  von  Aarburg,  Freiburg,  Lenz- 
burg, Mellingen,  Rheinfelden  und  Schaflfhausen  erbeuteten.  Auch 
das  Fähnlein  der  Rittergesellschaft  an  der  Etsch  ging  im  Kampf- 
gewühle  verloren. 

Noch  wogte  der  Kampf  hin  und  her,  bei  dem  besonders  der 
elsässische  Ritter  Heinrich  von  Mörsberg,   der  später  auch  im 


*)  Im  alten  Schlachtliede  heisst  es : 

Das  fuossvolk  soll  hinder  sich  gon  ! 

Die  red  geviel  manigem  man  wol, 

Der  uf  dem  Schwarzwald  haber  sayen  soll. 

Hiemit  werden  zugleich  die  auf  landesherrlichen  liefehl  vorgenommenen  Be- 
siedlungsversuche des  Schwarzwaldes  verspottet.  Dass  viele  Bauern  erschlagen 
wurden,  bezeugt  namentlich  ülman  Stromers  Geschlechterbuch  vom  Jahre  1407. 
Aus  dem  Jahrzeitbuche  von  Knutwyl,  einem  Orte,  wo  die  Luft  eigen  machte,  er- 
fahren wir,  dass  auch  Leibeigene  der  aargauischen  Stifte  am  Kampfe  theilnahmen. 

')  Als  Zeuge  erscheint  Thut  1366,  28.  November;  1373  erwirbt  er  eine  Gült; 
als  Schul theiss  urkundet  Thut  1375,  24.  September,  1376,  4.  März,  20.  März  und 
14.  November,  1377,  7.  April  und  1379,  5.  Deccmber;  doch  1382,  26.  März,  ist  er 
nicht  mehr  Schul  theiss,  sondern  einfacher  Zeuge  in  einer  Urkunde,  ebenso  6.  Mai 
1382,  1385,  6.  und  22.  Juni.  Verdankenswerthe  Mittheilungen  von  Herrn  Dr.  Hans 
Herzog,  Staatsarchivar  in  Aarau. 


95 


Freiburgerkriege  eine  Rolle  spielte  *),  durch  seine  Tapferkeit  sich  so 
hervorthat,  dass  man  ihn  später  noch  dieser  Thaten  wegen  zum 
Schiedsrichter  bei  Zweikämpfen  von  Wappen  genossen  erwählte. 

Als  die  Befehlshaber  der  Nachhut,  Reinhard  von  Wehingen, 
Landvogt  im  Aargau,  und  Burkard  von  Ellerbach,  der  Stammes- 
genosse so  vieler  Helden,  die  in  Europa  und  Asien  Wunder  der 
Tapferkeit  vollbracht  hatten,  die  Wahlstatt  aus  ihrer  Stellung  ob 
dem  Schlachtfelde  überschauten,  entschlossen  sie  sich,  das  Feld 
zu  räumen.  Wehingen  gelobte  beim  Anblicke  der  blutgetränkten 
Wahlstatt,  eine  Kapelle  zu  Kiens  in  Tyrol  zu  stiften,  wenn  er 
mit  dem  Leben  davon  komme.  Diesem  Versprechen  ist  er  1393 
getreulich  nachgekommen  *),  während  seine  Zeitgenossen  ihn  und 
Ellerbach  der  Feigheit  zeihen.  Und  doch  mochten  taktische 
Gründe  damals  das  Ausharren  auf  dem  Schlachtfelde  keineswegs 
erfordern.  Denn  die  Nachhut  hatte  keinen  Posten  zu  vertheidigen, 
der  sich  voraussichtlich  mit  Erfolg  halten  Hess  und  dadurch  Oester- 
reich  zu  neuem  Siege  verhelfen  konnte.  Unzweifelhaft  waren  die 
Truppen  von  den  Mühen  des  Tages  erschöpft  und  durch  Verluste 
geschwächt.  Durch  den  Rückzug  der  Nachhut  wurde  vielleicht 
die  Flucht  des  übrigen  Heeres  erleichtert  und  dadurch  die  Stadt 
Sursee,  bei  der  sich  die  Reste  des  geschlagenen  Heeres  sammelten, 
gerettet.  Befand  sich  der  Graf  von  Zollem,  der  Oettinger,  wie 
er  in  Halbsuters  Liede  heisst,  wirklich,  wie  spätere  Chroniken 
erzählen,  mit  dem  aus  der  Stadt  Oberehenheim  im  Elsass  stam- 
menden Johann  von  Oberkilch^)  in  der  Nachhut,  so  muss  auch 
diese  zum  Schlagen  gekommen  sein;  denn  das  Panner  von  Hohen- 
Zollern  wurde  bei  Sempach  von  einem  Manne  von  Gersau  erobert. 

Mehrmals  sammelten  sich  die  den  Berg  hinanfliehenden  Oester- 
reicher,  überfielen  die  im  Plündern  begriffenen  Eidgenossen,  und 


*)  Justinger  freilich  erzählt,  Mörsberg  habe  beim  Treffen  zu  Schönenberg  den 
7.  August  1388  irden  Harnisch  von  ihm  geschüttet,  daz  er  dester  bas  entrünnen 
möge*.  Studer  175;  430. 

*)  Th.  V.  Liebenau :  Beiträge  zur  Schweizergeschichte  aus  Tyroler  Archiven. 
Anzeiger  für  Schweizer-Geschichte  1864,  26. 

')  Klingenberg.  Tschudi  I,  526.  Oberkilch  lebte  noch  1397.  Gyss :  Histoire 
de  la  ville  d'Obemay  I,  151,  156,  177. 


96 


brachten  diesen,  wie  der  Sempacherbrief,  die  erste  grosse  Kriegs- 
ordnung der  Eidgenossen  vom  Jahre  1393  erzählt,  grosse  Ver- 
luste bei. 

Als  die  Abenddämmerung  hereinbrach,  knieten  die  Eidge- 
nossen auf  der  Wahlstatt  nieder,  die  mehr  denn  1500  Oesterreicher, 
worunter  400  Ritter,  und  gegen  200  Eidgenossen^)  bedeckten, 
dankten  nach  alter  Vätersitte  Gott  unter  Absingung  des  Kyrie 
eleison  flir  den  unter  seinem  Beistande  nach  so  hartem  Kampfe 
erfochtenen  Sieg  und  pflegten  ihre  Verwundeten. 

Während  die  Hauptmacht  alter  Sitte  gemäss  drei  Tage  auf 
dem  Schlachtfelde  blieb,  um  zu  gewärtigen,  ob  der  Feind  noch- 
mals sich  sammeln  wolle,  wagte  sich  eine  kleine  Schaar  von 
Unterwaldnem  und  Glamem  am  folgenden  Tage  vor  die  Thore 
von  Sursee  und  lieferte  hier  ein  kleines  Treffen. 

Der  österreichische  Landvogt  Reinhard  von  Wehingen  aber 
schrieb,  wie  eine  österreichische  Denkschrift  aus  dem  Jahre  1469 
erzählt,  an  Herzog  Albrecht  von  Oesterreich  nach  Wien :  Herzog 
Leopold  ist  gefallen,  das  Land  ist  verloren ;  es  bleibt  nichts  anders 
übrig,  als  einen  Frieden  zu  schliessen. 

Unter  dem  ersten  Eindrucke  dieses  Ereignisses,  das  von  der 
Fama  sehr  entstellt  nach  dem  fernen  Norden  wie  in  die  italienische 
Ebene  verbreitet  wurde,  schlössen  die  österreichischen  Landvögte 
mit  den  Eidgenossen  zunächst  einen  Waffenstillstand  auf  3  Tage 
ab,  während  welchem  dieTodten  bestattet  wurden.  Die  Leiche  des 
Herzogs  wurde  mit  vielen  seiner  Kampfgenossen  in  der  Stiftskirche 
zu  Königsfelden  beigesetzt,  während  andere  Gefallene  nach  Basel, 
Tennenbach,  Constanz,  selbst  bis  nach  Ferrara  abgeftihrt  wurden. 


*)  Ohne  die  Söldner.  Die  Zahl  derselben  dürfte  auf  800  sich  belaufen  haben, 
wenn  die  alle  Constanzer  Chronik  Glauben  verdient,  die  den  Verlust  der  Schweizer 
auf  1000  Mann  angibt.  Da  in  Constanz  während  der  Schlacht  Verhandlungen 
zwischen  Oesterreich  und  dem  Städtebund  stattfanden,  war  man  in  Constanz  von 
diesen  Vorföllen  wohl  besonders  gut  unterrichtet.  —  Das  gleichzeitige  Jahrzeit- 
buch von  Zurzach,  das  mir  in  zuvorkommendster  Weise  Herr  Staatsarchivar  Dr. 
Hans  Herzog  in  Aarau  mitlheilte,  gibt  die  Zahl  der  auf  beiden  Seiten  Gefallenen 
auf  je  1500  an.  Die  alte  Limburger  Chronik  schätzt  die  Zahl  der  gefallenen 
Schweizer  auf  annähernd  600. 


_  97 

Die  Uebrigen,  darunter  wohl  die  meisten  jener  zweihundert  mai- 
ländischen  Reiter,  wurden  auf  dem  Schlachtfelde  in  grossen  ge- 
meinsamen Gräbern  bestattet. 

Wir  wollen  den  femern  Verlauf  des  Krieges  nicht  weiter  ver- 
folgen. Wir  bemerken  nur,  dass  der  Sempacherkrieg  selbst  in 
österreichischen  Städten  der  Volkspartei  gegenüber  dem  Adel 
unerwartete  Erfolge  verschaffte,  so  in  Freiburg  im  Uechtland,  wo 
im  Jahre  1387  der  sogenannte  dritte  Vennerbrief  den  «Vennem», 
die  man  mit  Volkstribunen  zu  vergleichen  gewohnt  ist,  das  Recht 
sicherte,  dass  nur  in  ihrer  Gegenwart  amtliche  Schreiben  geöffnet 
und  nur  mit  ihrer  Erlaubniss  Gemeinden  einberufen  werden  dürfen. 
Diese  3  Venner,  welche  das  Polizeiwesen  besorgten,  hatten  das  Recht, 
je  4  Vertrauensmänner  aus  dem  Volke  zur  Berathung  beizuziehen. 

Wenn  heute  noch  der  Schweizer  die  Ehrentage  der  Nation 
aufzählt,  so  nennt  er  in  erster  Linie  den  grossen  Tag  von  Sempach. 
Diesseits  und  jenseits  des  Ozeans  ist  dem  Schweizer  kein  Helden- 
name bekannter,  als  deijenige  Winkelrieds.  Daher  findet  denn 
auch  die  fünfte  Säcularfeier  der  Sempacherschlacht  die  allge- 
meinste Zustimmung.  Der  Oesterreicher  dagegen  betrachtet  den 
Tag  von  Sempach  als  das  Symbol  jenes  Unglücks,  das  seit  der 
unseligen  Ländertheilung  bis  in  die  Tage  Kaiser  Maximilians  das 
Haus  Habsburg  verfolgte. 

Der  Tag  von  Sempach  aber  soll  allen  Schweizern  wie  Schult- 
heiss  Dr.  Anton  Philipp  von  Segesser  auf  dem  Schlachtfelde  ob 
Sempach  nach  dem  letzten  Siege  der  Montenegriner  über  die  Türken 
treffend  hervorhob,  die  alte  Wahrheit  in  Erinnerung  bringen,  dass 
keine  Veränderung  der  Zeiten,  der  Sitten,  der  W^ äffen,  keine  Com- 
bination  der  mechanischen  Kräfte  stark  genug  ist,  um  die  wesent- 
lichen Bedingungen  des  Sieges  zu  verändern,  dass  auch  ein  kleines 
Volk  stark  ist  unter  Grossen,  ein  armes  unter  Geldmächtigen,  so  lang 
es  den  Geist  bewahrt,  in  welchem  unsere  Väter  auf  diesem  Felde 
standen,  den  Glauben  an  den  Beistand  Gottes  und  die  aufopfernde 
Liebe  zum  freien  Vaterlaiid, 


lAeheMOM,  Schlacht  bei  Sempach. 


Berichte  über  die  Schlacht  bei  vSempach. 


GTS£J»ro 


A.  Chroniken  und  Annalen. 


I.  Bürgerbuch  von  Lu2em. 

XIV.  Jahrhundert,  I,  fol.  21  '>,  jj, 
geschrieben  von  Stadtschreiber  Niilati]  Schulmtisler. 

1 3B5.  Die  Innocentum  cepJraus  opidum  et  castruin  Rotenburg. 

1386.  Die  epiphanie  illi  de  Sempach  facti  sunt  cives  nostri. 

1386.  Die  lune  post  Volrici,  nona  mensis  Julii,  factum  est  prelium  coram 
oppido  Sempach  inter  nos  Lucernenses  et  coniuratos  nostros  Val- 
lenses  duntaxat  ex  una,  et  ex  parte  altera  quondam  Lupoldum 
ducem  Austrie,  qui  cum  suo  eicercitu  Marchionibus,  comitibus, 
baronibus,  militibus  et  amiigeri.s  est  interfectus,  et  nos  gloiiosissimaro 
obtinuimus  victoriam,  que  patet  in  vexiiÜs  apud  fratres  minores 
publice  elevatis  et  affixis. 

Cives  volunt  et  constituunt,  ut  isla  dies  perpetue  feriatur  in  hoiiore 
Domini  nostri  Jehsu  Christi  et  beatc  virginis  quoque  elargiatur  ele- 
mosina  videticet  homini  panis  unus  usque  ad  summaro  decem  flore- 
nonim. 

SchwMzerischer  Geschichtsrorscher  X,  2,  175,  196,  Note  83.  —  Geschieh tsfrenod, 

Einsiedlen,  XXII,  156.  Nikolaus  Schulmeister  von  Strassburg,  päpstlicher  und  kaiser- 
licher Notar,  war  Sladtscbreiber  in  Ltuera  1378 — 1400;  140a  wird  Schulmeister,  ein 
Cleriker,  der  calle  Schriberi  genannt. 

a.  Bemer-Chronik. 

ijS6,  9.  Juli. 

VII.  Idus  Julii  MCCCLXXXVI.  occisus  fuit  Lutoldus  dux  Austrie  cum 

suis  complicibtis  iuxta  oppidum  Sempach  hora  quasi  octava, 

ChmnicB  de  Bemo.  ^  Schweizerischer  Geschichtsforscher  II.  }0.  —  Böhmer, 
Fontes  IV,  6.  —  Monum.  Germania,  Scriptor.  XVII,  374.  —  Dr.  G.  Studer:  Die 
Beroer-Chronik  des  Conrad  Justinger,  Seite  301. 


I02 


3-  Frankfurter  Verlustliste. 

Noia,  Dis  sind  dy  erslagen  sint  ze  Sempach  off  den  nehisten  mandag 
nach  ste.  Virichs  tage  in  dem  Heumande  anno  etc.  LXXX.  sexto  der 
Herren,  darnach  Ritter,  damoch  knechte. 

Des  ersten  Hirtzog  Lupoid,  Herczog  zu  Osterich. 
Item  grave  Walrafe  von  Tirstain  von  blumberg. 

-  grave  Hans  von  Tierstein  sin  brudir. 

-  greve  Hans  von  Furstenberg,  Her  czu  Haselach. 

-  Herr  Johans  von  Hasinburg. 

-  Hern  Johans  von  Osinstain  Thum probest  czu  Strassburg. 

-  Her  Johan  von  Randegge,  tumhire  czu  Costentz. 

-  Her  Marti  maltrer. 

-  Her  Walter  von  der  tick. 

-  Her  Ott  truhses  von  Waltburg. 

-  Juncher  Walther  von  lar  (Larelar?)  von  gerolczegge. 

-  Her  Frederich  von  mynstrol. 

-  Her  Hans  Ulrich  von  stouffen. 

Dis  sint  dy  riiier» 

Her  Rudolff  von  Schonauwe  genand  Huruß. 
Item  Her  Peter  von  Ratzinhusen. 

-  Burkart  von  Masmunster. 

-  Wemli  von  berenfels. 

-  Lutolt  von  berenfels. 

-  Adelberg  von  berenfels  wart  Ritter  off  den  sclbin  tag. 

-  Wemli  von  Ra'perg. 

-  Contze  stom  (Stör  ?). 

-  Hanman  von  wytkenhain  genand  gygenagel. 

-  Nicolaus  von  bekelusen. 

-  Herman  Wäldern. 

-  Hans  bemhard  waldem  genand  grat. 

-  gotzc  mollitoris  sun  waz  ouch  Ritter  worden. 

-  ainer  dem  sprach  man  der  gusß. 

-  evner  von  bolsenhain. 

-  Her  Henrich  kuchli  von  friburg. 

-  Hanman  von  oschenz. 

-  Hans  ymraer  von  schaffhusen. 

-  Wemli  von  Hadstad  der  lang. 

-  Wernli  Waffler  von  hadstat. 

-  turing  von  halwiler. 

-  czwene  huni  von  cmps. 


I03 


Item  Her  Hartman  von  sehm. 

-  sin  svechir  \'Tid  Veter. 

-  Her  Petir  der  aide  arberg. 

-     Hilteprand  von  witkengen. 

-  der  von  Hunenberg  dez  huruß  tochtinnan. 

-  Ruman  von  kinigstain. 

-  Her  gotzman  von  stouffen. 

-  Her  Hans  von  Mulbach  von  brugge.    ^ 

Nota  diz  sint  dy  edelkncchi. 

Item  Cuntzli  von  Raperg. 

-  Heinr.  von  Ratzenhusen. 

-  czwene  von  oschentz. 

-  turing  von  optingen. 

-  peterman  von  optingen  genand  ym  hagg  son. 

-  Contzli  von  optingen. 

-  Francz  vIrich  von  Degerfeld. 

-  Hans  oswalt  zum  wyger. 

-  ein  gwissen  (Güssen  ?). 

-  Walthir  maigir. 

-  ainer  von  bolsenhain. 

-  ein  küchli  von  friburg. 

-  Hn.  Rudolff  staczin  sun. 

-  ain  bemloupp. 

-  Dypold  von  Morsperg. 

-  ain  Wäldern  ain  edel kn echt. 

-  Hans  Rud.  von  lubgassen. 

-  Wernli  onissen  von  morsperg. 

-  walther  von  morsperg. 

-  Wetzel  von  Morsperg. 

-  Eberlins  selgin  son  von  morsperg  petirman. 

-  Hanman  ^um  wyghusen. 

-  Hainr.  schenke  von  bremgarten. 

-  Hainr.  stockir. 

-  Hans  von  Wetteishain. 

-  von  friburg  in  brisgou  der  man  nit  nemen  kunt  der  woren  sehs. 

-  zwelff  von  schaffhusen  der  stat  die  man  nit  nemen  kunt. 

-  czwen  von  brisach  der  stat. 

-  ainer  von  nuwenburg  der  stat. 

-  czwene  von  Rinvelden  der  stat. 

-  funfe  des  von  wirthinberg  harsch  die  man  nit  nenen  kund. 

-  zwilff  Rithir  (richir  ?)  Herren  von  der  etsche. 


I04 


Item  wol  XXXX  des  von  ohsenstain  harsch  die  man  nit  nenen  kund. 

-  wol  XV  des  von  hasenburg  harsch. 

-  wol  XV  des  von  nuwenburg  harsch  vnd  von  mmnf)elgart  harsch. 

-  greve  Hanse  von  Hapspurg,  herre  zu  louffinburg,  harsch  warent 
fünf  die  man  nit  kante. 

-  Hensli  von  Boswilr. 

-  czwen  von  Butikrain  der  stat. 

-  czwen  von  Rinach. 

-  Wilhelm  von  Rantbach. 

-  Dieterich  von  Ratzinhusen. 

-  Hans  Bichart  von  Husen. 

-  Wemli  Hopeli  von  Rinveldin.  ' 

-  Diterich  von  beren  von  Rinveldin. 

Item  darczu  hant  se  ingcsint  gein  Luczem,  uwir  vnd  vnser  eyd- 
genossen  dy  von  Lucem,  dy  von  Switz  vnd  dy  von  vndem  walden  *),  daz 
paner  Tierol,  daz  paner  von  ohsenstain,  daz  paner  von  Hohberg,  daz  paner 
von  Saimcn,  daz  paner  von  Schafhusen,  daz  paner  Meilingen  vnd  andre 
fenli  vil,  der  si  nit  bekanten. 

Stadtarchiv  Frankfurt  a.  M. :  Buch  des  Bundes  fol.  98 — 100;  in  Cod.  C.  Nr.  65 
nach  einer  Copie  von  Joh.  Friedr.  Böhmer  gedruckt  bei  Dr.  H.  von  Liebenau:  Arnold 
Winkelried  209 — 21 1,  und  bei  Rössel:  Die  Reichsstadt  Frankfurt,  1862,  Seite  7 — 10. 

*)  Da  Uri  nicht  genannt  wird,  könnte  man  schliessen,  diese  Verlustliste  sei  von 
einem  Umer  geschrieben  worden,  allein  der  Dialekt  spricht  dagegen. 

4.   Chronik  des  Benedictinerklosters  Kremsmünster 

in  Oesterreich. 

1386. 

Anno  Doinini  1386,  die  nona  mensis  Julii,  que  fuit  feria  secunda  post 
Udalrici,  illustrissimus  princeps  et  dominus  Lewpoldus  dux  Austrie  inivit 
bellum  contra  Swidnicenses  propc  opidum  Sempach,  et  ibidem  interemptus 
est  idcm  dominus  Lewpoldus  et  cum  eo  plures  nobiles,  videlicet  Otto  mar- 
gravius  de  Hohenberg,  miles  Walrafus  comes  in  Timstain,  miles  Johannes 
de  Ochsenstain,  capitaneus  tocius  exerciiusy  prepositus  Argentinensis,  Alsacie 
et  Suntgowe,  advocatus  provincialis  dicti  domini  ducis»  Johannes  de  Hasen- 
burch,  miles,  Fridricus  de  Greiffenstain,  miles,  de  Athesi,  Wilhelmus  de 
Cued  miles  ^),  Petrus  dictus  örberger*)  de  Athesi,  miles,  vexilifer  Austrie, 
qui  ea  die  tenuit  vexillum  Australe,  Hainricus  Kel  de  Athesi,  qui  tenuit 
vexillum  Tirolense,  Lewtoldus  et  Wernlinus  de  Werenfels,  Petrus  Slanders- 
perger,  Otto  dapifer,  Ruedulfus  de  Schonaw  dictus  Huenis,  Johannes  de 
Randeckh  capitaneus  exercitus  de  Schaffhawsen,  canonicus  Constantiensis, 


L^_5 

Gotfridus  Muller  de  Rechperg  3),  Hainricus  de  Schellenberg,  Pruni  dictus 
Güzz,  miles,  Hermanus  Güzz,  et  quam  plures  alii  discreti  et  honesti  viri, 
qilorum  nomina  esset  nimis  proliximi  inscribi. 

Zusatz  aus  dem  14.  Jahrhundert  zu  den  Historiae  Bern.  Cremifanensis.  H.  Pez. : 
Script,  rer.  Austriac  I,  695 — 696.  —  Monumenta  Germaniae.  Scriptores  XXV,  665. 
—  Losert :  Die  Geschichtsquellen  von  Kremsmünster  im  XIII.  und  XIV.  Jahr- 
hundert Wien,  BraumüUer  1872,  61 — 62  (mit  vielfachen  Abweichungen  in  der 
Schreibweise  der  Personennamen). 


^)  Lies:  End;  andere  Handschrift:  Thnet. 
*)  Andere  Handschrift :  Ortenwerger. 
")  Friedberg? 

5.  Limburger-Chronik. 

14.  Jahrhundert. 
1386. 

In  dissem  jähr  streit  der  Herr  von  Osterreich  mit  den  Schweitzern, 
\*nd  wurd  erschlagen  mit  vielen  Rittern  vnd  Knechten.  Vnd  behielten  die 
Schweizer  das  feit,  wiewol  das  jhrer  bey  Sechshundert  erschlagen  wurden 
in  dissem  streit 

Limburger  Chronik,  herausgegeben  von  Rössel  in  den  Annalen  des  Vereins  für 
Nassauische  Alterthumskunde,  VI.  Band,  1860,  S.  481.  (Die  altern  Ausgaben  sind 
daselbst  verzeichnet  S.  v  ff.)  —  Monum.  German.  Scriptores  qui  vemacula  lingua 
usi  simt  T.  IV,  pars  i,  78  (1883). 

6.  Frommer  Wunsch  eines  Schwaben. 

1386. 

Anno  Domini  1386,  7  Idus  Julii  occisus  est  illustrissimus  princeps 
Lupoldus  dux  Austrie  cum  multis  nobilibus  viris,  quorum  omnium  anime 
requiescant  in  pace.  A  maledictis  Swiczensibus  prope  Sentbach,  qui  con- 
fundantur  et  semen  eorum  deleatur  in  etemum. 

Notiz  in  Ekkehardi  abbat.  Urac.  historia  (Mss.  fol.  411)  in  der  königl.  Bibliothek 
in  Stuttgart. 

7.  Chronik  des  Franciscaners  Detmar  von  Lübeck, 

geschrieben   1386 — 1395. 

m 

In  deme  sulven  iare  (1386)  do  ^)  was  ein  grot  strid  tusschen  den  her- 
togen  Lippolt  von  Osterriken  unde  den  Tzvitzeren,  de  dar  sitten  in  den 
bergeten.  De  Tzwitzeren  hadden  deme  hertogen  afghewunnen  in  deme 
jare  tovoren  XVI  stede  unde  slote ;  de  hadde  de  hertoge  gerne  ingekoft 
edder  geloset  Des  wolden  de  Tzwitzer  nicht  don.  Hertoge  Lippolt  brachte 


io6 


dit  vor  de  stede,  de  dar  in  deme  bunde  *)  weren,  dar  ok  de  Tzwitzer  ynne 
weren  unde  bevol  en  alle  sake  to  tonde  unde  to  latende.  Dessulven  weren 
de  stede  von  den  bunde  begherende  von  den  Tzwitzeren ;  de  wolden  des 
nicht  overgeven.  Se  spreken  so,  dat  se  stede  und  slote  gewunnen  hadden, 
dar  wolden  se  by  bliven  unde  nicht  ute  der  hand  geven.  Do  spreken  de 
van  deme  bunde:  Zo  kone  wy  uns  nicht  bewaren  in  den  hertogen,  de 
wedder  iw  wil  kywen ;  wi  en  sitten  darto  stille.  —  «Ja»  ^)  spreken  de  Tzwitzer, 
«dat  dot!  Wi  wellen  uns  alleyne  wol  wedder  eme  weren.»  —  Darna  nit 
langhe  do  besammelde  de  hertoge  grot  volk  unde  toch  uppe  de  Tzwitzer; 
se  schickeden  dre  dusent  enjegen,  dar  kiveden  mede  des  hertogen  volk, 
ze  slogen  erer  vele  unde  dreven  so  torughe  beth  an  den  enghen  wege  der 
berge.  Mit  des  breken  de  Tzwitzere  enen  anderen  wech  ute  dem  bergete 
wol  XXX  dusent,  unde  quemen  binden  to  den  hertogen,  unde  slogen  erer 
dot  wol  ses  dusent.  Dar  wart  de  hertoge  seghelos  mit  den  sinen;  he  wart 
dar  sulven  geslagen,  als  man  secht,  unde  XVIII  landesherren  mit  eme. 

Dr.  F.  H.  Grautoff :  Chronik  des  Frandscaner  Lesemeisters  Detmar.  Hamburg, 
1829,  I,  S.  337 — 338.  —  Die  Chroniken  der  deutschen  Städte,  19.  Band,  Lübeck. 
Leipzig  1884  (Die  Chroniken  der  niedersächsischen  Städte)  pag.  595 — 596. 


*)  Die  Melle*sche  Handschrift,  welche  den  ersten  Entwurf  Detmar's  von  1386 
enthält  (Städtechroniken  19,  XII  und  117)  lässt  (S.  186)  dieses  Wort  aus.  Diese 
Handschrift  enthält  auch  die  nachfolgenden  Abweichxmgen. 

*)  Melle  liest  statt  «bunde*  irrig  *  lande». 

')  Melle ;  Do  spreken  de  Switzeren :  «ja,  sittet  gy  stille ;  wy  willen  uns  allenen 
wol  weder  em  weren.*  —  se  slogen  der  Swytzeren  vele  unde  de  Swytzeren  slogen 
des  hertogen  volk  wedder,  men  de  hertoghe  dreff  de  Swytzeren  to  rugge,  beth  dat 
se  quemen  in  de  engen  w^ege  der  berghe.  mit  der  breken  de  Swytzeren  uth  wol 
mit  30,cxx)  uthe  eneme  anderen  wege,  deme  hertogen  uppe  den  rugge,  unde  slogen 
der  dot  wol  6000.  —  ok  sulven  geslagen,  also  men  sprickt,  unde  18  landesheren 
myt  eme.  —  Chroniken  der  deutschen  Städte  19,   186. 

8.  Conforti  Pulicis  Annales  Vicentini. 

Cum  strenuus  dominus  Lupoldus  Austriae  dux  vellet  sibi  subdere  cunctas 
villas  cujusdam  maximae  vallis  ingenti  apparatu  et  exercitu  equitavit  contra 
eas.  Ipsae  vero  habebant  quosdara  vicinos  suos  defensores,  ubi  conserto 
proelio  pars  Ducis  succubuit,  et  ipse  intcrfectus  fuit.  Sed  fuit  quoque  eodem 
die  maxima  et  gravissima  ccdes  utrinque ;  venerant  etiam  duceniae  lanceae 
ex  parte  Comitis  Virtutum  ad  solacium  Ducis^  de  quibus  pauci  r edier unt  et 
hoc  fuisse  narratur  1386  de  mense  Julii. 

Muralori,  Scriptores  rerum  Italicarum  XIII,  1265.  — Von  einer  spätem  Hilfe- 
leistung des  Herzogs  von  Mailand  erzählt  die  Rappcrswyler  Chronik;  die  100  Knechte 
sollten  ein  ganzes  Jahr  im  Dienste  des  Herzogs  stehen  « an  seiner  schwöster  heim- 
steurt».    Da  diese   1388  zum  Zuge  nach  Näfels  zu  spät  kamen,  schickte  man  sie  nach 


I07 

Rapperswyl,  wo  sie  noch  am  Maitag  1388  lagen,  als  die  Eidgenossen  den  Sturm 
wagten,  der  abgeschlagen  wurde.  Als  kurz  zuvor  die  Züricher  zwei  Mann  verloren 
hatten,  «da  namen  die  Einwoner  von  Mayland  den  einen  und  schnitten  ihm  sein 
Herz  aus,  brüöeten  das  und  assends,  und  sprachen,  dass  sich  Jederman  wol  gehuob, 
ihnen  möchte  mit  der  Hilf  Gottes  nit  mehr  misslingen. »  —  Mittheüimgen  der  anti- 
quarischen Gesellschaft  von  Zürich  VI,  233 — 234. 

g.  Johannes  de  Montesono,  aus  Aragonien, 

Mitglied  des  Prediger-Ordens,  Professor  an  der  Universität  in  Paris, 

1  nach   14 12. 

1387  verfasste  Johannes  de  Montesono,  sacrae  theologiae  professor, 
einen  dem  Cardinal  Bartholomaeo  Mezzavano  gewidmeten  Tractat  in 
5  Büchern  super  schismate  Ecclesiae  orto  tempore  Urbani  VI.  Hierin 
stellte  er  dar,  dass  Gott  an  allen  Fürsten,  die  das  Schisma  beschützt  hatten, 
sichtlich  Rache  genommen  habe,  wie  das  klägliche  Ende  derselben  zeige. 
So  sei  im  letzten  Jahre  Herzog  Leopold  von  Oesterreich,  der  die  Anhänger 
Papst  Urbans  VI.  unterjochen  wollte,  von  seinen  Unterthanen  und  Bauern 
getödtet  w^orden.  Videamus  si  in  tempore  huius  schismatis  sunt  facta  mira- 
cula  ad  testificandam  Ecclesiae  veritatem.  Et  nota  quot  miracula  sub- 
secuta.  Vides  in  principibus  contra  ipsam  insurgentibus  quales  fuerunt 
interitus  subsequenti . . .  Videas  de  domino  Bemabone  a  suo  nepote  capto 
et  interfecto,  et  de  suo  dominio  pro  se  et  suo  haerede  privato.  Videas  de 
Duce  Austrtae  infra  tmum  annum  suae  determinationis  a  suis  subditis  et 
rusiicis  interfecto, 

Handschrift  in  Rom,  Biblioth.  Barbarini,  Nr.  2304 ;  Manuscript  in  Paris.  Bibl. 
nat  Collect.  Colbert  Nr.  821  pag.  610  seq.  —  Quetif  et  Eccard.  Script  ordinis 
Praedicatorum  I,  691  —  692.  —  Raynald:  Annal.  Eccles.  ed.  Balluz.  Tom.  XVII, 
fol.  125,  166,  Nr.  24  und  25  ad  1391  (Colon.  1691).  —  Ueber  Joh.  v.  Mon9on, 
gestorben  um  141 2,  vergleiche  Baluzius,  Vitae  Paparum  Avenionensium  I,  1373  ff.,  II, 
991   ff.,   1007.  —  Höfer:  Biographie  universelle. 

10.  Chronique  des  chanoines  du  chapitre  de  Notre  Dame 

de  Neuchlitel. 

1373— »387- 

1386.  L'auteur  desapprouvait  la  conduite  violente  de  Mahault,  mere 
de  Jean  III,  Seigneur  de  Valangin.  Cette  Mahault,  disait-il,  risquait  de  tout 
perdre,  en  prenant  hautement  le  parti  de  Leopold  d'Autriche  et  de  la 
haute  noblesse  de  laSuisse  contre  les  Confederes.  II  reprcsentait  la  Comtesse 
Isabelle  comme  se  conduisant  par  des  principes  tout  differens,  menageant, 
caressant  les  Confederes,  et  ne  cessant  de  representer  ä  Mahault  que  ses 
engagemens  d'alliance  avec  Beme  (que  je  ne  connais  pas)  s'opposaient  ä 
la  conduite  qu'elle  tenait.  D'apres  le  recit  de  cet  ecrivain,  il  parait  que 
notre  Comtesse  Isabelle  etait  une  femme  habile  .  .  .  Diese  Chronik  ist  nur 


io8 


noch  aus  den  Auszügen  bekannt,  die  Samuel  de  Pury  (geboren  den  8.  De- 
cember  1675, 1 1752)  17 14  daraus  machte.  Das  Original  befand  sich  damals 
in  der  CoUegiatkirche  in  Neuenburg.  Ueber  die  Chronik  bemerkt  S.de  Pury : 
Selon  toutes  les  apparences,  le  Chanoine  ecrivain  etait  un  ancien  noble ; 
car,  quoiqu'il  fit  en  plus  d'un  endroit  l'eloge  de  la  conduite  adroite  par  la- 
quelle  la  Comtesse  Isabelle  cherchait  et  menageait  les  occasions  de  com- 
plaire  ä  Beme  et  ä  Soleure,  ses  allies,  il  exprimait  en  plus  d*un  endroit  aussi 
son  chagrin  sur  les  progres  de  la  forme  republicaine  en  Suisse,  aux  depens 
de  la  grande  et  petite  noblesse,  dont  il  prevoyait  le  prochain  ecrasement, 
du  moins  k  l'egard  des  hauts  barons.  Ce  Chanoine  n'etait  pas  bon  latiniste; 
mais  en  echange  sa  maniere  de  raisonner  sur  la  necessite  oü  etaient  nos 
anciens  Comtes  de  flatter  la  Confederation  des  villes  de  la  haute  AUemagne 
(villae  suprae  [sie]  Alleraaniae),  et  la  dexterite  qu'exigeait  alors  la  Situation 
de  ce  pays,  prouvaient  que  ce  Chanoine  ne  manquait  pas  de  sagacite. 

Extraits  des  Chroniques  ou  Annales  6crites  autrefois  par  des  Chanoines  du 
Chapitre  de  Notre  Dame  de  Neuchdtel,  suivis  du  Recueil  d'un  chanoine  anonjTne. 
Neuchalel  1839,  4  —  6.  —  Chroniques  des  Chanoines  de  Neuchatel.  Nouvelle  Edition. 
Neuchatel   1884,  6. 

II.  Chronicon  Regiense  ab  anno  1353  usque  ad  1388  auctore 
Petro  de  Gaza  Regiensi,  ab  anno  1384  usque  14 14  abbate 
S.  Prosperi  in  Regio. 

Et  eo  anno  1 386  mense  Julii  Leopoldus  dux  Austriae  equitavit  cum 
quingentis  lanceis  contra  quosdam  Nobiles,  qui  sibi  rebellaverant,  contra 
quem  occurrit  innumerabile  multitudo  rusticorum,  et  insultum  fecerunt 
in  ipsum,  et  occidenmt  eum  cum  omnibus  sociis  inter  quos  mortui  sunt 
plusquam  sexaginta  barones. 

Muratori,  Scriptores  rer.  Italicar.  XVIII,  94. 

12.  Fortsetzung  der  Chronik  des  Eberhard  Müller, 

Schultheissen  von  Zürich.^) 

Der  herzöge  kam  gen  Zürich. 
In  disem  vorgenanten  jar  (1385)  kam  herzöge  Liupolt  von  Oester- 
rich  gcri  Zürich  in  die  stat,  und  wolt  heim  gen  Oesterrich.  Do  enpfiengent 
In  die  von  Zürich  gar  erlich  und  schanktent  Im,  si  und  ir  aidgenozen, 
und  fuorent  mit  Im  hinuf  gen  Rapperswil,  und  taten  dem  herzogen  vil 
eren.  Die  von  Schwiz  baten  in,  daz  er  den  zol  abliez  zc  Rapperswil,  als 
die  strauz  durch  Rapperswil  und  durch  Schwiz  gan  Lamparten  gieng,  wan 
der  selbe  zol  kam  den  von  Schwiz  nit  wol;  also  erot  der  herzöge  die  von 
Schwiz  und  die  andern,  und  liez  den  selben  zol  ab.  Also  schied  er  von  In 
zuo  Rapperswil  und  enpfalch  in  sin  luit  und  land,  und  bat  si,  daz  si  den 


I09 


sinen  beholfen  wärint,  biz  er  wider  zuo  land  komen  möcht,  daz  si  im  ouch 
getriuwelich  verspreuchent  zuo  tuon.  Er  enpfalch  ouch  allen  den  sinen, 
daz  si  den  aidgenozen  tätint,  swaz  in  lieb  wäre,  und  den  puntnus  und  den 
frid  getriuwelich  an  in  hielten,  die  er  mit  in  gemacht  häte.  ^)  Also  schied 
der  herzöge  von  dem  land. 

*)  Müller  ist  gestorben   1382,   13.  Januar.  Historische  Zeitung,  Bern,   1854,  13. 

^  Des  selben  jars  anno  domini  1375,  schreibt  Müller,  machten  die  aidgenozen 
ainen  pund  mit  dem  herzogen  von  Oesterrich,  uf  den  nächsten  fritag  vor  Sant 
Galleotag,  und  solt  der  selbe  pund  XII  jar  weren ;  in  dem  selben  pund  warent  die 
von  Schwitz  nit. 

Die  von  Zürich  solten  Rapperswil  ingenomen  han. 

Dar  nauch  an  Sant  Thomas  aubent  des  selben  jars,  der  was  an  einem 

mitwuchen,  und  was  groz  markt  zuo  Rapperswil,  do  hatend  die  von  Zürich 

angeleit  die  stat  zuo  Rapperswil  in  ze  nemen,  und  was  ain  tail  von  Zürich 

gen  Rapperswil,  als  ob  si  marktliut  wärint.  Ez  was  ouch  ein  tail  da  zuo 

markt,  die  von  der  sach  niutes  niut  wisten.   Ez  lagen t  ouch  etlich  zuo 

Rapperswil,  die  gen  Zürich  nit  getorstent  komen  und  die  stat  verschult 

baten  von  ir  missetaut  wegen,  und  man  ze  Rapperswil  wond,  si  wärent 

der  von  Zürich  vigint,  an  die  man  sich  niutes  versach,  die  Inen  ouch  des 

wolten  geholfen  han :  also  kam  den  von  Rapperswil  wamung,  und  santen 

gen  Grüningen  nach  her  Hainrich  Gessler,  der  des  herzogen  raut  was,  und 

also  liufent  si  zuo  ainander  und  leiten  im  die  Sachen  für.  Und  do  daz  die 

sachent,  die  daz  getaun  wolten  han,  daz  die  burger  zuo  Rapperswil  also 

zuo  ainander  liufent :  do  versachent  si  sich  wol,  daz  si  gewamot  wärint, 

und  stalent  sich  ainer  nach  dem  andern  hinweg,  als  si  denne  mochten, 

und  wandent  diu  schif,  diu  von  Zürich  gen  Rapperswil  wolten  sin,  als  si 

daz  denne  geordnet  baten.  Ez  lagent  ouch  die  von  Glarus  zuo  Hürden 

und  zuo  Pfeffikon  da,  als  die  von  Rapperswil  niutes  niut  umb  wisten.  Also 

ward  Rapperswil  nit  ingenommen  von  den  aidgenozzen,  und  ward  diu 

sach  vertrucket,  daz  die  von  Zürich  mainten,  ez  war  nit  war,  si  bäten  sin 

nit  muot  gehan,  wan  des  herzogen  rät  imd  die  von  Rapperswil  retten  in 

übel  zuo. 

Ain  anthaiz  taten  die  von  Rapperswil. 

Die  von  Rapperswil  sazten  ouch  järlich  uf  Sant  Thomas  tag  ain  criuz- 
gang  zuo  tuonde  und  VI.  fiertail  kernen  armen  liuten  an  ain  spende  zuo 
geben,  darumb  daz  si  gott  behuot  hate  und  der  liebe  Sant  Thomas. 

Die  von  Entlibuoch  wurden  burger  zuo  Lucern. 

Anno  domini  MCCCLXXXVI  bald  nach  wichennächten  wurden  t 
die  von  Entlibuoch  burger  zuo  Lucem  und  enbrachent  ir  rechtem  hcrren, 
und  baten  ze  wort,  her  Peter  von  Torberg  wer  in  ze  hert,  der  si  do  inne 
hate.  Daz  tal  Entlibuoch  was  der  herschaft  von  Oesterrich. 


HO 


Wolhusen  'ward  gewunnen. 

Des  selben  jars  zugent  die  von  Ure,  von  Lucem,  von  Schwiz  vnd  von 
Underwalden  für  die  vesti  Wolhusen  und  gewunnent  die  imd  brachent 
die  nider.uf  den  herd. 

Anno  domini  MCCCLXXXVI,  an  dem  ingenden  jar  edasch  die 
sunne.  Momdes  ward  Wolhusen  gewunnen. 

Die  von  Lucern  nament  Rotenburg  in  in  ainem  fi?id. 

Anno  domini  Mccclxxxvj  an  der  kindlin  tag  ze  wichnächten  was 
kilchwichi  in  der  pfarrkilchen  ze  Rotenburg.  Die  selbe  kilch  lit  vor  der 
statt,  und  gieng  her  Hemman  von  Grüenenberg,  vogt  daselbs,  und  menig- 
lich  zuo  der  kilchen  on  alle  gewer;  wan  si  wisstent  nüts  denn  guots.  Also 
machtent  sich  die  von  Lucem  uf,  ungewamoter  sach  und  on  widersait, 
und  kament  hairalichen  in  das  stettlin  ze  Rotenburg,  do  meniglich  in  der 
kilchen  was,  und  nament  also  das  stättlin  und  das  sloss  in.  Und  do  das 
geschrai  in  die  kilchen  kam,  do  lüff  mengklich  zuo  der  statt.  Do  hattent  si 
die  tor  beslossen.  Also  nament  die  von  Lucem  Rotenburg  in  der  guten 
herschaft  in  friden  und  brachent  das  herlich  schloss  nider  und  wurfent  es 
in  das  tobel.  Sie  brachent  och  die  müren  an  dem  stättlin  und  fultent  die 
graben  darmit.  Die  selbe  herrschaft  was  deren  von  österrich  und  stuond 
her  Hemmann  von  Grüenenberg.  ^)  Also  huob  sich  da  der  krieg  mit  der  her- 
schaft von  Oesterrich  und  den  aidgenossen  mit  rouben,  brennen,  und  er- 
stechen, swie  iederman  den  andern  geschadgen  mocht,  wann  der  herschaft 
vögt  und  rät  sprachent,  der  frid  wäre  zerbrochen,  daz  aber  die  von  Lucem 
nit  maintent.  Der  herzöge  was  ouch  do  zuo  maul  nit  in  dem  land,  als  vor- 
geschriben  staut. 

*)  Henne:  Klingenberger  Chronik  1 14.  —  Fast  wörtlich  gleich  lautet  der  Bericht 
in  der  Fortsetzung  der  Chronik  Eberhard  Müllers  von  Zürich  (geschrieben  1446)  von 
Gebhard  Sprenger  von  Constanz.  —  Vgl.  L.  Ettmüller  in  den  MittheiL  der  antiquar. 
Gesellschaft  von  Zürich  1844,  II,  94 — 95.  St.  Galler  Codex  Nr.  645  oder  Henne: 
Klingenberger  Chronik  113  ff.  —  Vgl.  darüber  Scherrer:  Handschriften  der  Stifts* 
bibliothek  206,  211,  214.  Letztere  Handschrift  bringt  mit  ihren  verwandten  Codices 
auch  folgende  Capitel  (Cod.  631  und  657  in  St.  Gallen,  A  80  und  116  in  Zürich). 

Etwa  menig  burg  ward  gebrochen. 

In  dem  selben  jar  und  in  den  selben  tagen  gewunnen  die  von  Lucem 
ain  vesti,  hiez  Baldegg,  diu  was  hern  Rudolfs  von  Hünenberg,  und  brauten 
si  und  brachent  si  nider.  Sie  gewunnen  ouch  des  selben  mauls  die  vesti 
Lielen  und  die  vesti  Rinach  und  brachent  si  nider. 

Die  von  Sempach  wurden  burger  ze  Lucern. 

Aber  in  dem  vorgenanten  jar  und  in  den  selben  tagen  wurfent  sich 
die  von  Sembach  ab  ir  herren  von  Oesterrich,  und  wurdent  ingesezzen 
burger  zuo  Lucem  wider  ir  herren  willen. 


III 


Die  von  Maienberg  und  Richense  -wurden  ouch  burger 

ze  Lucern. 

Als  in  den  selben  tagen  brachent  die  von  Maienberg  und  die  von 
Richense  ouch  ab  ir  herm  imd  wurdent  burger  zuo  Lucem  wider  den 
herzogen. 

13.  Constanzer-Annalen  aus  dem  15.  Jahrhundert 

(1406— 1439) 

und  Zürcher-Chronik 

von  1313— 1433. 

Anno  MCCCLXXXVI  jar  ward  herzog  Lupolt  von  Oesterrich  und 
VII  graffen,  ouch  vil  herren,  ritter  und  knecht  erschlagen  vor  Sembach 
von  den  Schwitzem. 

Konstanzer  Annalcn,  Cod.  S.  Gall.  Nr.  630  pag.  402.  —  Henne :  Klingenberger 
Chronik  121,  Note;  und  Cod.  643  p.  146,  ebenso  Nr.  830  p.  401.  —  Schcrrer,  Kleine 
Toggenbiirger  Chroniken,  95.  —  Scherrer:  Handschriften  der  Stiftsbibliothek  St.  Gallen, 
pag.  205  und  210;  Hegel:  Strassburger  Chroniken  I,  217. 

14.  Augsburger  Chronik  aus  dem  Ende  des  14.  Jahrhunderts. 

1386. 

Dux  inclitus  Austriae  Luitolfus  a  suis,  in  suo  cum  suis,  propter  sua  a 
Suitensibus,  seu  de  magna  liga  dictis,  fuit  in  hello  interfectus;  sequenti 
tempore  maxima  coniuratio  Principum,  et  econtra  civitatum  imperialium, 
et  guerra  praevalida. 

Chronicon  Augustanae  ecclesiae.  Pistorius  Script.  Rer.  Germanic.  IH,  684.  — 
Herrgott,  Geneal.  Taphog.  IV,  53. 

15.  Chronik  des  Johann  Posilge,  Pfarrer  zu  Eilau  in  Preussen, 

Ofücial  von  Pomesanien. 

Ende  des   14.  Jahrhunderts. 
Herczog  Lupolt  von  Ostirich  wart  irslagen  von  den  Swyczern. 

In  desim  seibin  jare  uf  sente  Margreten  tag  wart  herczog  Lupolt  von 
Osterrich  irslagen  mit  IV k^  rittern^)  und  knechten  von  den  von  Sulg'^) 
und  Swiczem. 

Voigt  und  Schubert :  Jahrbücher  Johann  Lindeublalts  oder  Chronik  des  Johann 
von  der  Posihe.  Königsberg  1823,  61.  —  Chronik  von  Johann  von  Posilgc  (1  1405), 
in  den  Scriptores  rerum  Prussicarum,  Leipzig  1866,  III,   146. 


*)  d.  h.  250  rittem. 
«)  Suiz  (?). 


112 


i6.   Chronik  von  Ellwangen. 

Ende  des  14.  Jahrhunderts. 

1386  (statt  1385)  Liutpoldus  dux  Austriae  cum  magna  militia  ocdsus 
est  a  rusticis,  dictis  Schweitzer. 

Freher:  Germanicarum  rerum  scriptores.  Francof.  1600,  I,  460.  —  Chronicon 
Elvangense.    Monumenta  Germaniae,  Script.  XII,  41. 

17.  Chronik  von  Zwifalten. 

Ende  des   1 4.  Jahrhunderts. 

1386.    Hoc  anno  occisus  est  illustrissimus  princeps  Lupoldus  dux 
Austrie  cum  multis  nobilibus  a  Swiczensibus  in  Sembach. 

Annales  Zwifaltcnses.  Monumenta  Germaniae,  Script  X,  62.  —  Sulger :  Annales 
Zwifaltenses  I,  3 1 8  fügt  bei :  Cladis  istius  HistQria  passim  decaniaia  est.  Compendium 
dedit,  qui  scripsit:  Occisus  est  Lupoldus  a  suis,  cum  suis,  inter  suos,  pro  suis. 
Nobilissimo  Principi  et  advocato  nostro  üdeli  (quem  militiae  deais  et  gloriam  aura- 
torum  Equitum  dicebant),  viri  nobilissimi  in  morte  comites  fitere,  sexcenti  et  septua- 
ginta  sex  nimia  praefidentia  et  nisticorum  (quemadmodum  ferebatur)  hostium  con- 
temptu  mortis  vicdmae  facti. 


18.   Chronik  des  Benedictinerstiftes  Zwettel  in  Oesterreich, 

um   1390  geschrieben. 

Anno  Domini  1386,  die  nono  mensis  Julii  interemptus  est  Dominus 
Leopoldus  Dux  Austriae  prope  Sempach  a  Swicensibus,  et  cum  eo  multi 
Nobiles  notabiles  personae :  videlicet  primo  Otto  Margraphius  de  Hach- 
perg,  Wolfllraff  et  Johannes  Comites  de  Tiernstain,  Dominus  Johannes  de 
Hasenburk,  Fridericus  de  Grey^ffenstain,  Conradus  de  Stain,  Eglofhis  de 
Empcz,  et  f rater  suus,  Hermannus  de  Sehaym,  Petrus  de  Arberg,  vexillifer, 
Turingus  de  Hai  will,  et  ejus  avunculus  Johannes  de  Hai  will,  Albertus  de 
Mullein,  Wilhelmus  de  End,  Otto  Dapifer  de  Wallpurk,  Petrus  Sland- 
perger,  duo  de  Güssen,  tres  de  Rinach,  tres  de  Eptingen,  Hermannus  de 
Eschenz  et  duo  ejus  filii,  Gottfridus  Muller,  Hainricus  de  Schellemberg, 
Tharand  Reichperg,  Hainrich  Posch  et  frater  suus,  Hilbrandus  de  Wisen- 
bach,  Johannes  de  Randech,  Hainricus  Kell  vexillifer,  Martinus  Maltrer, 
Capitaneus  Hereser,  Franciscus  de  Castel,  Camerarius,  omnes  Nobiles  vel 
milites,  et  plures  alii,  quos  non  novi,  vel  eorum  nomina  jam  non  recordor. 

Anonymi  Coenobitae   Zwetlicensis  chronica  terrarum  Austriae,    Stiriae,   Karin- 
thiae  etc.  —  Pez:  Scriptores  rcrum  Austriae.  I,   looi. 


"3 


ig.  Kleine  Chronik  von  Klosterneuburg. 

1386  (statt  1380)  in  dem  selben  jar  zoch  herczog  Leopoldt  auch  gen 
Zirich,  daselbs  verdarb  er  von  Schweinczem,  und  der  Waechinger  was 
mit  im. 

Kleine    Chronik   von    Klosterneuburg   im  Archiv    für    Kunde    österreichisclier 
Geschichtsquellen  VII,  235. 


20.  Chronik  des  Oesterreichers  Gregor  oder  Matthäus  Hagen, 

geschrieben  um   1394. 

Herzog  Lewpolt  von  Oesterreich  rait  darnach  gen  Vngem,  und  an 
wider  reitten  ward  Er  mit  grosser  Kranckhait  begriffen,  alzo  daz  Er  zu 
Grecz  lang  tag  läge  in  grosser  Chranchhait,  vnd  verloss  die  chrefte  an 
henden  und  auch  an  füessen.  Do  Er  ain  wenig  cham  zu  Im  selber,  zwä 
Stett,  die  Er  nach  hett  in  Lomparten,  Veiters  und  Sibendat,  verseczt  Er 
auch  dem  vorgenanten  von  Padaw.  Mit  dem  gelt  zoch  Er  auf  gen  Swaben, 
wan  In  da  ain  Fraw  (alz  man  saget)  gefangen  hett  in  den  strickhen  der 
mynne.  Ein  grobes  bawem  volck,  die  Sweinczer  gehaissen,  daz  mit  rechte 
die  von  Oesterreich  angehörtt,  die  selben  torisch  Bawrn  vnderwunden  sich 
etleicher  Stete  in  Swaben,  die  Herzog  Lewpolten  angehörtten.  Herzog 
Lewpold  gedacht  umb  sein  vetterleich  Erb  zu  vechten  gerechtleich,  und 
besambt  sich  mit  seinen  Herrn,  Rittern  und  Knechten,  die  Er  zu  dcmmal 
bey  Im  hett,  von  der  Etsch,  von  Swaben,  vnd  zoch  mit  seiner  Pannyer 
gen  Sembach.  Doch  waz  der  hochgebom  Fürst  niht  redleich  geordent  zu 
streitten.  Er  sand  hinfür  ain  hauffen,  die  funden  die  Sweinczer  von  Gesicht 
auf  dem  Velde ;  do  waren  etleich  zu  vraidig  und  eilten  an  Ordnung  auf 
die  veind.  Do  waz  auch  des  Edeln  Fürsten  Pannyer ;  den  gieng  es  auch 
zum  ersten  wol.  Damach  hört  der  Edel  Fürst  ain  chlegleich  geschray :  o, 
retta,  Oesterreich,  retta !  vnd  sach  die  Bannyer  schweben  gar  sendleich, 
gleichsam  sie  wolt  vnder  gen.  Do  ruft  an  der  beherczent  Fürst  all  sein 
Ritter  und  Knecht,  daz  sie  mit  sambt  Im  tretten  von  den  Rossen,  und 
retteten  Ritter  und  Knechte.  An  demselben  dienst  waren  etleich  gar  treg. 
Alzo  tratt  der  Edell  Fürst  von  sein  Ross,  und  lewff  die  Veind  an  gar  rittcr- 
leich  mit  sein  getrewen  Rittern  und  Knechten  vraidigleich  alz  ain  Leu. 
Etleich  hüben  zu  Ross,  und  schawten  ain  weil  zu  dem  ernst,  und  begunden 
darnach  zu  fliehen.  Noch  hiett  man  den  Edeln  Fürsten  wol  davon  bracht 
mit  dem  Leben.  Der  sprach :  Er  wolt  lieber  sterben  mit  Eren,  wenn  Leben 
vnerberleich  auf  der  Erden :  vnd  vacht  wider  die  veind  mit  all  sein  ge- 
trewen Ritter  und  Knechten,  und  tötten  mannigen  veind,  uncz  die  veind 
überhant  gewunnen,  und  der  lobsam  Fürst  seinen  geist  Got  dem  Almcch- 


Liebenau,  Schlacht  bei  Sempach. 


8 


114 


tigen  in  sein  hend  must  empfelhen.  Vnd  also  vielen  die  starckhen  in  dem 
streit,  vnd  sind  die  streitlichen  wappen  vndergangen,  vnd  wurden  mit  dem 
Fürsten  gut  Ritter  und  knechte  mer  wan  hundert  vnd  zwainczig  erslagen. 
Der  wil  ich  etleich  besunderleich  hie  benennen.  Es  ward  do  erslagen  der 
Margraif  von  Hochberg,  vnd  die  von  Tierstain,  der  von  Hasenburg,  der 
von  Ochsenstain.  Herrn  Peter  dem  Arberger  ward  des  tags  die  Bannyer 
empfolhen,  der  danmder  ritterlich  hatt  gefaren.  Do  ward  auch  erslagen 
Wilhalm  von  Ent,  vnd  ain  Truchsecz  von  Walburg,  ain  Greiffenstainer. 
Der  ander  pederben  Ritter  vnd  Knechte  namen  waiz  Gott  von  Himmel- 
reich aller  best:  des  andern  tags  die  toten  zu  besuchen  und  ze  begraben 
ward  ain  frid  mit  den  veinden  gemacht,  vnd  do  ward  der  Edel  Stam,  des 
Schöne,  Arm  vnd  Reich  ofil  begerten  zu  sehen,  in  jemerlicher  haid  er- 
funden, und  gleich  bey  Im  fand  man  sein  Hamasch  Meister,  der  Herass 
wacz  genant.  O  Herr  vom  Himmelreich!  durch  deine  Güte  nym  des 
Edeln  Fürsten  vnschuldiges  blut  für  sein  Missetat,  und  geruch  Im  die 
gülden  Chron  schön  gezieret  mit  dem  böschen  der  Himelischen  und 
Engelischen  pfausfedern  in  der  Ewigkait  aufzuseczen.  Daz  vechten  und 
der  streit  ist  bcschehen  nach  Christi  geburt  drewzehen  hundert  sechs  und 
achczig  Jare.  Herzog  Lewpolt  ward  in  dem  Münster  zu  Chünigsveld  be- 
graben, an  derselben  stat  ouch  der  Romisch  Chunig  Albrecht  ist  begraben, 
den  seins  bruder  Sun  hat  getöttet  etc. 

Chronik  des  Matthäus  oder  Gregor  Hagen.  —  H.  Pez :  Scriptores  rerum  Austria- 
carum,  Tom.  I,  fol.  1154 — 1155  (Gregor  Hagen  1394 — 1395).  Heinrich  Gehrig: 
Die  Winkelried-Frage,  53 — 54.  —  Diese  Schrift  ist  auch  sis  Chronik  des  Hans 
Tunkel,  Capellan  in  Sierning,  bekannt,  der  dieselbe  1429  copirte.  —  Chmel:  Oester- 
reichisches  Notizenblatt,  H,  135. 


ai.  Oesterreichische  Chronik, 

entstanden  1394 — 1395. 

Hertzog  Lüppolt  von  Österrich  raitt  darnach  gen  Vngem  vnd  am 
wider  ritten,  do  ward  er  mitt  grosser  krankheitt  begriffen,  allso,  daz  er  ze 
Gretz  lang  lag  in  grosser  krankheitten  vnd  verlor  die  kreft  in  henden  vnd 
in  füessen.  Do  er  enklein  kam  zu  Im  selber,  zwow  stett,  die  er  noch  hett 
in  Lamparten  (fol.  231)  versetzt  er  öch  dem  vorgenanten  von  Badöw.  Mit 
dem  gelt  do  zoch  er  uff  gen  Schwaben,  wo  In  da  ein  frow,  als  man  seytt 
gevangen  hett  in  den  striken  der  minne.  Ein  grobes  purenvolk,  die  noch 
hütt  be  tag  die  schwitzer  heissent  vnd  sind,  die  mit  Recht  vnn  mitt  gott 
die  wirdigen  hochgebornen  durchlüchten  fürsten  vnd  herren  angehörent, 
die  selben  herten  sei bge>\  altigen  puren,  die  vnderwundent  sich  ettlicher 
stett  ze  Schwaben,  die  hertzög  Lüppolten  zugehortend.  Hertzög  Lüppolt 
gedacht  \Tnm  sin  vetterlich  erb  ze  vechten  gerechtiklich,  \Tid  besamlott 


"5 

sich  mit  sin  ritter  vnd  knechten,  die  er  zu  dem  mal  by  Im  hett  von  der 
Etzsch,  von  Schwaben,  vnd  zoch  mit  sin  panner  gen  Sempach.  BK"  Doch 
waz  der  hochgebom  fürst  nit  redlich  noch  wol  geordnet  mit  stritten.  Er 
sant  hinfür  einen  huffen,  die  fundent  die  schwitzer  von  gesicht  uff  dem 
feld.  Däw  warentt  ettlich  zu  fraydig  vnd  jltend  ön  Ordnung  uff  die  vygent 
■K"  Da  waz  öch  des  edlen  forsten  paner.  Die  gieng  aab  zu  dem  ersten 
mal.  Dar  nach  hört  der  edell  fürst  ein  kleklich  geschray :  O  retta,  Öster- 
rich,  retta !  vnd  sach  die  paner  schweben  gar  sennenklich,  gelich  als  ob 
sy  wölte  vnder  gon.  BK"  Do  ruft  an  der  beherzigost  fürst  alle  sin  ritter 
vnd  knecht,  daz  sy  mit  sampt  Im  trättind  von  den  Rossen  vnd  rattind 
Ritter  vnd  Knecht.  An  dem  selben  dienst  do  warent  ettlich  gar  treg,  die 
man  noch  wol  weist  vnd  nimer  vergessen  wirt.  Allso  tratt  der  edel  fürst 
von  sinem  pfert  vnd  gieng  ze  fus  vnd  lüff  die  vigind  an,  sin  eygnen  lütt 
gar  ritterlichen  mit  sinen  getrüwen  Rittern  vnd  knechten,  freuenlichen  als 
ein  low.  Do  hyeltend  ettlich  ze  Ross  vnd  lugeten  ein  wil  zu  dem  erst,  vnd 
begonnend  darnach  fliechen  vnd  töttend  nitt,  als  byderb  lütt,  daz  gott 
erbarm.  Noch  hett  man  den  edell  fürsten  wol  dar  von  bracht  mit  dem 
leben,  hette  Er  selbs  geweilen.  Do  sprach  er :  daz  verbitt  vns  gott ;  es  ist 
so  menig  gutt  trutt  frum  byderman,  gräven,  fryen,  Edell  gutt  Ritter  vnd 
knecht  durch  vnser  wülen  mit  vns  in  den  tod  gangen  vmm  vnser  eygen 
vetterlich  erb,  vm  daz  vnser  vnd  von  den  vnsern  vnd  uff  dem  vnseni,  so 
sterben  wir  hüt  hie  (fol.  232). 

(Folgt  das  Bild  der  Schlacht.    Am  Rande  steht: 

Hie  mach  den  stritt  for  Sempach,  wie  der  Edel  fürst  ist  erschlagen,  Herzog 
Lüppold). 

Er  sprach,  er  wölte  lieber  sterben  mit  eren,  won  leben  ön  erberlich 
uff  ertrich,  vnd  vacht  wider  sin  vigent  mit  allen  sinen  getrüwen,  die  by  Im 
belibent  gar  ritterlich,  vnd  erschlugent  och  mengen  vigent,  vntz  daz  die 
uigend  gewunnent  überhand  vnd  der  lobsam  fürst  sinen  geist  in  die  hend 
gott  dem  allmechtigen  must  enpfelchen.  Vnd  also  vielent  die  starken  in 
dem  stritt  vnd  sind  die  strittlichen  wappen  vTider  gegangen  vnd  wurdent 
mit  dem  fürsten  gut  Herren,  ritter  vnd  knecht  mer  denn  hundert  vnd 
zweinzig  erschlagen,  deren  will  Ich  ettlich  besunder  hie  nemen  mit  namen : 
Margräff  von  Hochberg  vnd  die  von  Tymstein,  der  von  Hasenburg,  der 
von  Ochsenstein.  Her  Pettern  dem  Harberger  ward  des  tag  die  panner 
enpfolchen,  der  därvnder  ritterlichen  hätt  geuaren;  doch  ward  er  er- 
schlagen. Da  ward  öch  erschlagen  Willhalm  von  End,  Her  Ott  Truchsäss 
von  Wallburg,  Her  Frid rieh  von  Griffenstein  ab  derettsch  vnd  einSchland- 
sperger  (fol.  233)  von  Riffenstein.  Der  andren  biderben  Ritter  vnd  knecht 
namen  weist  gott  der  allmechtig  vom  hymelrich,  denen  gott  allen  ge- 
nedig  sy. 


ii6 


Des  andren  tages  die  totten  ze  suchen  vnd  ze  begraben,  do  ward  ein 
frid  mit  den  vigent  gemachet.  Do  ward  der  Edell  stamm,  des  schöny  arm 
vnd  rieh  dik  begertend  ze  senhen,  der  ward  in  jemerlicher  heyd  funden, 
vnd  gelich  by  Im,  do  vand  man  sinen  harnasch  meyster,  der  hiess  Harras. 
O  herr  vom  hymelrych,  durch  die  güetti  nim  des  Edlen  Fürsten  unschuldig 
blutt  für  sin  missetätt  vnd  geruch  Im  die  guldin  krön  schön  geziert  mit 
dem  Böschen  der  hymelschen  ynd  Engeischen  pfäwen  fedren  in  der 
E^^ikeit  uff  zesetzen. 

Daz  vechten  Mid  der  stritt  ist  beschenhen  nach  Cristi  geburt  dry 
zechen  hundert  vnd  sechs  vnd  achzig  jar,  am  nünden  tag  jm  höwmonnt 
Idem  Hertzög  Lüppolt  ward  gen  Küngsfelden  gefüert  vnd  ettlich  herren 
vnd  ritter  vnd  knecht,  deren  namen  man  öch  da  hett  vnd  schilt  vnd  heim,  sy 
sygen  von  dissen  landen  oder  ab  der  Etsch.  Hertzög  Lüppold  der  ward 
in  dem  Münster  ze  Küngsfelden  begraben  in  der  kylchen.  An  der  selben 
statt  öch  küng  Aulbrecht  der  Römsch  küng  ist  begraben,  den  sins  Bruder 
sun  hett  getöttet  oder  fergunst,  daz  es  beschech  durch  sinen  willen  vnd 
t<ittend  daz  sine  rett,  als  daz  oben  in  der  Caronik  geschriben  statt.  Der 
selbe  küng  Aulbrecht  was  des  jetz  genanten  Hertzög  Lüppoltz  Eny.  Däw 
ist  öch  begraben  die  selig  frow  Eliszabeth,  Gräff  Meinhartz  tochter  von 
Thyroll  vnd  Hertzög  in  Kernten,  des  obgenanten  Hertzög  Lüppoltz  an, 
vnd  die  andechtig  frow  Angnes,  Ettwa  küngin  zu  Vngern,  des  obgenanten 
Hertz(')g  Lüppoltz  vatter  Schwester,  Die  waz  eines  heiigen  lebens,  alls  daz 
alles  gar  Eygenlichen  oben  in  den  Caronikcn  ist  geschriben. 

Oesterreichische  Chronik,  copirt  1480  von  Clemens  Specker  von  Sulgen,  Sacristan 
in  Königsfelden.  —  Codex  Man.  A  45,  fol.  in  der  Stadtbibliothek  Bern.  Ueber 
Specker  und  dessen  Chronik  vergleiche  Dr.  Th.  von  Liebenau :  Königsfelder  Chroniken 
zur  Geschichte  Kaiser  Friedrich  III.  Jahrbuch  der  k.  k.  heraldischen  Gesellschaft 
Adler  in  Wien,  1 884 ;  XIV.  Jahrgang,  S.  1 1  ff.  Die  Abweichungen  Speckers  von 
Hagen  sind  so  bedeutsam,  dass  die  Reproduction  des  ganzen  Textes  rathsam  schien. 

22.  Jakob  Twinger  von  Königshofen,  Stiftsherr  zu  Strassburg, 

geboren   1346,  -f   1420. 

1386. 

Der  krieg  und  strit  zwüschent  dem  Herzogen  von  Oesterrich 

und  den  Switzern. 

Do  man  zalte  MCCCLXXXVI  ior,  do  erhup  sich  aber  grosse  misse- 
helle und  krieg  zwüschent  herzöge  Lüpolt  von  Oesterich  und  den  Switzern 
und  iren  eitgenossen,  das  sint  die  von  Lucerne,  von  Urach  und  von  Under- 
walden,  wan  der  herzöge  meinde  das  die  vorgenanten  stette  und  ir  eit- 
genossen wider  reht  und  bescheidenheit  ime  hettent  abegezogen  vil  slos 
und  telre,  die  sin  wercnt,  und  enpfingent  sinre  eigen  lüte  vil  zu  bürgere, 


und  irretent  in  an  vil  rehten  die  ime  zugehortent.  Hie  widerumb  meindent 
die  vorgenanten  stette  un  ir  eitgenossen,  sy  hettent  nüt  anders  denne  reht 
geton,  unde  hettent  sich  zu  den  selben  slossen  und  telren  verbunden, 
das  sy  in  muesten  beholfen  sin  wider  aller  menglich,  und  hettent  ouch 
soliche  friheit  von  künigen  und  von  keysern,  das  sy  wol  mochtent  burger 
enpfohen.  So  geschehe  in  und  den  selben  iren  burgern  dicke  so  gros 
schade  und  widerdries  von  des  herzogen  vougten  und  ambahtlüten,  das 
sy  nüt  wol  möhten  geliden.  Und  her  umb  kricgetent  die  vorgenanten 
stette  und  Switzer  und  ir  eitgenossen  uf  den  herzogen,  und  er  herwider 
umb  uf  sy,  das  zu  beden  siten  gros  schade  geschach  von  roubende  und 
von  bürnende  in  dem  lande  do  umbe.  Und  in  diesem  kriege  wurdent  dem 
herzogen  ouch  ane  gewunnen  Rotenburg,  Zuge,  Sempach,  Entelbouch, 
Glarys  ^),  un  vil  andere  stette  und  dörffere. 

Do  disen  krieg  nieman  künde  verrihten,  wie  vaste  man  der  zwüschent 
rette,  do  zogetent  aber  die  von  Zürich  und  die  Switzer  us  mit  iren  eit- 
genossen in  des  herzogen  lant,  und  verhergetent  und  verbranten  do  vil 
dörffer,  und  gewunnent  eine  vesten  genant  Pfeffinkeim,  und  erslugent  uf 
der  selben  vesten  XXVI  manne,  und  verbrantent  do  die  vesten,  und 
zogetent  wider  heim  von  menglichem  unbekümbert.  Do  noch  über  ein 
monot,  am  nehesten  tage  noch  sant  Ulriches  tage  des  vorgenanten  iores, 
do  mähte  sich  der  herzöge  uf  mit  eime  grossen  volke,  uf  syben  hundert 
glefen  gutes  gerittens  volkes,  und  zugent  für  das  stettelin  Senpach,  und 
woltent  das  gestürmet  und  wider  gewunnen  han,  wan  es  dem  herzogen 
was  abe  gezogen,  und  vil  der  Switzer  logent  in  dem  selben  stettelin  zu 
lantwer.  Und  were  es  das  der  herzöge  das  selbe  stettelin  nüt  gewinnen 
möhte,  so  wolte  er  aber,  also  man  seite,  das  kom  vnd  die  frühte  do  umb 
verberget  und  abe  megen  geton  han  den  Switzern  zu  leide.  Und  der  umb 
hette  der  herzöge  ouch  bi  ime  uff  CC  meder,  mit  iren  senszen  und  mit 
irme  gezüge  das  darzu  gehorte. 

Ein  sirit,  Dis  befundent  die  von  Lucerne,  von  Switze,  von  Urach 
und  von  Underwalden,  und  mahtent  sich  ouch  uf  mit  zwei  tusent  ge- 
wafTenter  fusgenger.  Unde  worcnt  die  von  Berne  und  von  Zürich  ^)  nüt 
do  bi  in.  3)  Und  do  die  beide  her  einander  sihtig  wurdent,  do  was  der 
herzöge  und  ein  teil  sines  volkes  also  gyrig*)  zu  stritende,  das  sy**)  ze 
fusse  abe  sossent  von  iren  hengesten  und  gobent  die  iren  knechten*^)  ze 
habende,  und  ileten  ungeordet,  ie  einre  für  den  andern,  zu  den  Switzern. 
Ouch  worent  under  des  herzogen  volke  vil  junger  edeler  lüte,  die  woltent 
ritter  sin  worden  und  ire  frumekeit  crzougen,  und  iletent  ouch  unfürsih- 
tekliche  für  die  andern,  unde  schromvent  über  die  Switzer,  mensolte  die 
bueben  erstechen.  Hie  zwüschent  hettent  die  Switzer  iren  spitz  gemäht 
imd  sich  wol  geordent  zu  strite  und  stelletent  sich  zu  gewer,  und  strittent 


ii8 


do  mittenander  uf  eime  eben  velde  vor  Sempach,  das  zu  beden  siten 
ritterliche  gefohten  wart.  Nu  was  es  do  ze  mole  der  heiseste  tag  des  iores, 
und  von  der  hitze  und  erbeit  in  dem  strite  >Äairdent  die  Herren  ze  hant 
verwundet  und  swach,  das  sy  in  irme  hamasche  ersticken  woltent  Do 
von  wart  den  Herren  ze  Hant  der  drug  ane  gewunnen  '^)  und  gerietent 
vaste  under  ligen. 

Vil  fluhent,  Do  das  die  andern  des  herzogen  volkes®)  das  mereteil 
die  noch  do  uf  iren  hengesten  hubent,  und  ze  rote  wurdent  was  in  ze 
tunde  were,  sohent  wie  es  iren  gesellen  ging  in  dem  strite,  do  kertent  sy 
balde  wider  umb  und  rantent  der  von.  Do  dis  sohent  etliche  Herren  in 
dem  strite,  do  brochtent  sy  sich  us  dem  strite,  und  schruwent  und  ruftent 
noch  iren  Hengesten,  und  woltent  ouch  der  von  sin  gerant.  Da  worent 
die  knehte  mit  den  Hengesten  vor  enweg  geflohen,  das  vil  der  Herren  nüt 
möhtent  zu  iren  Hengesten  kumen,  die  do  wurdent  do  ze  hant  erilet, 
und  von  den  Switzem  ouch  erslagen.  Hie  mitte  was  der  strit  ergangen, 
und  gesigetent  die  Switzer  den  Herren  ane,  und  behubent  das  velt. 

Wie  viel  und  wer  erslagen  ivart.  —  In  disem  strite  nam  men  nieman 
gefangen,  und  wurdent  der  Switzer  erslagen  uf  CC,  und  uf  des  herzogen 
site  wurdent  erslagen  uff  CCCC  gutes  volkes,  das  vaste  grosse  landes- 
Herren  und  edel  lüte  worent,  der  ich  ein  teil  Hie  nennen  wil. 

Do  wart  erslagen  der  Herzoge  selber,  und  her  Johans  von  Ochsen- 
stein, dumprobcst  zu  Strosburg,  und  lantvougt  des  selben  herzogen,  item 
marggrofe  Otte  von  Hochberg,  grafe  Johans  von  Fürstenberg,  zwene 
grovcn  von  Tierstein,  her  Johans  Ulrich  von  Hasenburg,  her  Friderich 
von  Münstertal,  Her  Walter  von  Geroltzecke,  der  swarze  grofe  von  Zolre, 
der  von  Randecke,  her  Martin  Malterer,  her  Otte  von  Walpurg,  zwene 
von  Griffenstein,  zwene  von  Stouffen,  cinre  von  Sygenouwe,  Her  Albreht 
von  Rechberg,  her  Ulrich  von  Tierberg,  zwene  ritter  von  Clyngen,  einre 
von  der  Dicke,  zwene  von  Andelo,  drige  von  Rotzenhusen,  drie  von  Beren- 
fels,  drie  von  Rotberg,  Her  Werlin  von  Flahslanden,  zwene  ritter  von 
Hadestat,  zwene  Snewelin  von  Friburg,  vier  Waldener,  her  Hürus  von 
Schönouwe  und  sin  dohterman  her  Johans  von  Grünenberg,  einre  von 
Landesberg,  her  Werlin  von  Liehtenfels,  zwene  von  Wiswilre,  Her  Johans 
von  Huse,  her  Heinrich  vom  Steyne,  her  Heinrich  von  Schellenberg,  her 
Julians  Scholer,  her  Behtolt  Grut,  zwene  von  Hallenwilre,  einre  von 
Tegerfelt,  ein  Störe,  zwene  von  Eniptz,  viere  von  Eptingen,  vier  von 
Mörsberg,  Her  Heinrich  Köln,  Her  Obreht  von  Mülinen,  drie  von  Rynach, 
einre  zum  Wiher,  zwene  Güssen,  der  von  Bechburg,  der  von  Espendal ; 
Item  vier  von  Strosburg,  das  worent  zwene  Kletten,  einre  von  Mulnheim, 
und  ein  Kraft.  Item  einre  von  Goudertheim,  einre  von  Ettenheim,  zwene 
von  Bolsenlieim,  Anthies  von  Dürmenstcin,  einre  von  Liechtenstein,  ein 


"9 

Botzheim  von  Sletzstat.  Item  XXVIII  rittere  und  knehte  von  Oesterich. 
Item  XXXV  rittere  und  knehte  von  der  Etsche,  und  vil  andere,  das  ir 
zesamene  worent  uf  CCCC  gutes  volkes  die  erslagen  wurdent  in  des  her- 
zogen her,  als  vor  ist  geseit. 

Do  nu  der  strit  ergangen  was,  do  behubent  die  Switzer  das  velt  untz 
an  den  driten  dag,  und  lusend  die  iren  erslagen  us  den  andern,  und 
schihtent  sy  heim  zu  begrabende  jeglichen  do  er  hin  gehorte,  und  noment 
do  den  kospern  harnesch,  kleider  und  kleinötter  die  sy  bi  den  herren 
fundent,  die  do  erslagen  logent.  Hiezwüschent  getürste  von  der  herren 
wegen  nieman  hinzu  kumen.  Am  driten  tage  noch  dem  strite,  do  gobent 
die  Switzer  einen  friden  und  erloubetent  mengelichen  zu  den  doten  zu 
gonde.  Do  worent  die  doten  Übe  also  sere  smackende  worden,  wan  es 
gar  ein  heisse  zit  was,  da  men  mit  grossem  kumber  und  iomer  den  her- 
zogen und  andere  grosse  herren  uf  LX  gesuhte  us  den  andern,  der  begrup 
man  uf  XL  in  dem  closter  zu  Künigesfelt,  die  andern  XX  wurdent  enweg 
gefuert  ieglicher  in  sin  lont  zu  begrabede.  Do  noch  mit  den  überigen 
doten  getürste  nieman  wol  umbe  gon  vor  gesmacke  und  hitze.  Also  mähte 
men  an  der  selben  stat  ein  grübe,  und  werf  die  doten  drin,  do  sy  noch 
ligent.  Uf  die  selbe  grübe  ist  sither  ein  kleine  cappelle  gemäht. 

Noch  disem  strite  kam  des  herzogen  seligen  sun,  der  eilter,  genant 
herzöge  Lüpolt  an  die  herschaft  zu  Oesterrich  an  sines  vatter  stat.  Diser 
wolte  sinen  vatter  rechen  und  besamelte  ein  gros  volg  wider  die  Switzer, 
also  dotent  ouch  die  Switzer  her  wider  umbe.  Do  wart  der  zwüschent 
geret,  und  ein  fride  gemäht  ein  ior.  Do  zerreit  das  volg,  und  e  das  zil 
ergin,  do  ging  der  krieg  wider  uf,  und  die  Switzer  zersleiffetent  die  stat 
Rotenburg  und  die  bürg  in  der  stat  ze  gründe  abe,  wan  der  herzöge  gar 
einen  grossen  zol  do  hette,  und  die  Strossen  den  Switzern  abe  der  selben 
bürge  verhalten  und  verleit  wurdent.*)  Do  noch  für  der  junge  herzöge 
von  Oesterich  zu  herzöge  Albreht  sime  vetter  zu  Wiene,  und  hies  die 
wile  sine  stette  und  ambaht  lüte  kriegen  uf  die  Switzer;  das  dotent  sy 
ouch,  und  geschach  vil  roubendes  und  battellen  zwüschent  des  herzogen 
Volke  und  den  Switzern,  und  wurdent  die  lant  verberget  und  verbrant, 
und  geschach  grosser  schade  zu  beden  siten,  ^) 

Chronik  von  Jakob  Twinger  von  Königshofen  (f  1420).  —  Code  de  la  ville  de 
Strasbourg  I,  214 — 218.  — Henne:  Klingenberger  Chronik  121  — 123,  125  f.,  aus 
dem  St  Galler  Codex  632,  379—382.  —  Vgl.  Scherer,  Katalog  Nr.  629,  630—632. 
—  Hegel:  Städtechroniken;  Strassburg,  Band  IX,  825—831.  —  Schiller:  Königs- 
hofens  Chronik  1698,  342 — 345.  —  Gehrig:  Winkel ried-Frage  58 — 59.  —  Die  Bemer 
Handschrift,  A,  Nr.  49,  welche  dem  Tiebold  von  Erlach  und  der  Johanna  von  Esperlin 
von  Raron  gehörte,  enthält  obige  Beschreibung,  aus  der  wir  einige  Varianten  mit- 
getheilt  haben,  fol.  151b — 153.  —  Vgl.  Sinner:  Catalog.  Cod.  Bernens.  II,  407. 


*)  Wegen  Glarus  vgl.  J.  Blumer:  Urkunden  Sammlung  zur  Geschichte  von  Glarus  I, 
303—304- 


I20 


•)  Die  Berner  Handschrift  fiigt  bei  «ncKh  ander  lüte». 

•)  Der  Berner  Codex  fugt  bei  «und  zogetent  uf  den  vorgeschribnen  Mentag 
ouch  gen  Sembach». 

*)  Bemer  Codex  «geitig». 

')  Ibidem  «zu  stunt  aber  sassent». 

^)  Ibidem  «und  Rennern*. 

')  Die  Bemer  Handschrift  ergänzt  «angewunnen  der  trug». 

^)  Bemer  Handschrift  «harste  ersahent,  die  noch  do  uff  iren  hengesten- hüben t, 
wie  es  gieng  in  dem  strite,  do  brachent  sie  us  dem  stritte  und  schnigend  nach  ircn 
knechten  :  hengeste  her !  * 

")  SchiJter,  435:  «wan  die  s witzer  hant  die  lüt  die  umb  sü  sitzent  by  gerwe 
erslagen. » 

*)  Auch  die  besten  Handschriften  von  Könighofen  bringen  diese  unwahre  Angabe 
über  die  Zerstörung  Rothenburgs  fiac/i  der  Schiacht  bei  Sempach. 


23.  Vita  Clementis  VII,  incerti  autoris. 

c.  1394  scripta. 

Fuit  etiam  tempore  praedicto  (1386)  suscitata  guerra  et  niota  dis- 
cordia  inter  pracnominatiim  Lcupoldum  Ducern  Austriae  et  populäres 
ac  incohis  locorum  iraperialium  adjacentium  terris  suis;  quaeadeo  incaluit 
quod  ipse  de  viribus  suis  nimium  confidens,  eosque  spemens,  et  non 
cogitiuis  dubium  belli  eventum,  in  propria  ipsos  disposuit  debellare.  Ipsi 
vero  sil)i  viriliter  occurrentes,  ctdm  essent  numero  plures  et  armis  fortiores, 
ipsum  intcrfecerunt  cum  majori  parte  suorum,  aliis  dantibus  terga  fugae. 

Stephanus  Baluzius:  Vitae  Paparum  Avenionenisum.  Parisiis,  1693, 1,  513 — 514. 

24.  Johann  Seffner,  Dekan  der  Universität  in  Wien. 

Ain  1er  von  dem  streitten. 

1395- 

«Des  hochgeporen  durchleuchtigistcn  furstens  herczog  Leopolds  von 
Osterreich  vngtordneier  streift  ist  mir  Johanni  dem  Seffiier,  dy  zcitt  techantt 
der  schulen  ze  Wyene  in  geistlichen  rechten  als  ser  zu  hcrczen  gangen, 
daz  ich  ain  sunder  1er  der  strcitt  hab  gezogen  aus  den  puchern  der  weisen 
vnd  besunderlich  aus  dem  puch  Vegecii,  der  von  der  ritterschafft  hat  ge- 
sell ribcn.> 

SeflTnor  stellt  nun  Definitionen  und  Regeln  aus  der  heil.  Schrift, 
Kirchenvätern,  Historikern  etc.  zusammen.  Auf  den  Sempacherkrieg  be- 
ziehen sich  nur  wenige  Notizen,  so  die  Definition  des  gerechten  Krieges. 

^Der  gerecht  streit  ist  der  von  dem  Keiser  vnd  von  dem  rechten 
erlaubt  ist  durch   widerpringen   des   erbs  oder  ze  vertreiben  dy  veind 


121 


vTid  also  was  der  streit  gerecht  des  edelen  Fürsten  herczog  Leupolds  von 
Osterreich,  wann  er  hatt  vmb  sein  väterlich  erb  gestritten.» 

Gute  Spionen  und  Ortskenntniss  seien  nöthig:  «So  habent  wider 
den  edlen  Fürsten  herczog  Leopolden  dy  Sweinczer  gehabt  grossen  vor- 
tail,  wann  sy  der  walstatt  all  gelegenhait  gar  wol  westen.  Ich  hör  auch 
sagen,  das  er  ab  ayner  hochen  tal  zu  in  gelauffen.» 

Auch  ein  Gebet  soll  vor  der  Schlacht  verrichtet  werden ;  der  Feld- 
herr aber  soll  sich  nicht  der  Gefahr  aussetzen: 

«O  wer  des  hett  den  edelen  Fürsten  herczog  Leopolden  vnden^eiset, 
wan  er  doch  onchrefftig  was  vor  siechtumb  in  hennden  vnd  Fuessen. » 

Dr.  Franz  Martin  Mayer:  Untersuchungen  über  die  östcrr.  Chronik  des  MaUhäus 
oder  Gregor  Hagen.  Archiv  f.  Österreich.  Geschichte.  Band  LX,  S.  330 — 332. 

Seffner  schrieb  1394/5  ^°  Wien;  er  war  aus  Steiermark  gebürtig,  wo  er  bis 
1391  lebte  und  dann  nach  Wien  übersiedelte.  Sein  Werk  copierte  Hermann  Talner 
von  Treflfien.  Diese  Handschrift,  1456  Eigenthum  des  Ludwig  von  Kosyagk,  besitzt 
jetzt  Graf  Sigmund  von  Attems  auf  Schloss  Podgora  bei  Görz.  Die  Ausführungen 
von  Dr.  Mayer,  dass  Seffher  auch  die  österreichisclie  Chronik  geschrieben  habe,  die 
man  früher  dem  Gregor  Hagen  zuschrieb,  scheint  mir  nicht  zutreffend. 

25.  Augsburger-Chronik 

von   1395. 

Anno  Domini  1386  jar  do  zoch  herczog  Luipolt  von  Ocsterreich  gen 
Schweiz  Für  ein  stat,  diu  war  im  abgewunnen  und  diu  wollt  er  wider  ge- 
wunnen  haun.  Dez  wurden  die  von  Schweicz  innen  und  die  von  Luc- 
zerm  und  santen  dem  von  Oesterreich  brieF  ob  er  wölt  mit  jn  Fachten,  so 
wölten  sie  zu  jm  ziechen  uf!'  das  Feld  und  wolten  mit  jm  streiten.  Da 
sprach  der  Herczog  Luitpolt  von  Oesterreich:  er  gelepte  nie  (kein)  tag 
so  gerne,  und  also  zugen  sie  ze  beiden  teil  gegen  einander.  Das  beschach 
an  ainem  mentag  vor  siben  schlaffer  tag.  Do  ward  Herczog  Luipolt  von 
Oesterreich  erschlagen  vnd  mit  ihm  5  hundert  80  Grafen,  Freien,  ritter 
vnd  knecht.  Damach  umb  sant  Mangen  tag  {2^.  Aug.)  der  grauff  von 
Kaczcnelenbogen  vnd  vil  ritter  vnd  knecht  mit  im  wurden  erschlagen 
vor  Schweicz. 

Anonymi  Chronicon  Suevico-Bavaricum  ab  anno  1377  usque  in  annum  144S1 
veteri  idiomate  germanico  conscriptum  .  .  Würdtwein :  Nova  Subsidia  Diploniatica. 
Heidelberg,  1788;  Tom.  X,  310;  Augsburger  Chronik  von  1377  — 1445  im  Anzeiger 
von  AuFsäss  imd  Mone  1837,  257.  Mcme  hat  daselbst  S.  1 13  ff.  daraufhingewiesen,  dass 
diese  Chronik  von  Burkart  Zengg  benutzt  wurde.  Diese  Chronik  schloss  ein  unbekannter 
Autor  mit  Kapitel  93  1395  ab;  eine  Fortsetzung  umfasst  die  Jahre  1406 — 1445.  Mone 
S.  381 — 382.  Die  Chronik  wurde  noch  bei  Lebzeiten  Herzog  Leopolds  begonnen; 
denn  bei  Erwähnung  des  Friedens,  den  dieser  zwischen  den  Herzogen  von  Bayern  und 
dem  Bischof  von  Salzburg  zu  Stande  brachte,  steht  der  Wunsch  »der  edel  Herzog 
Luipolt  von  Oesterreich,  den  got  lang  behüt  vor  übel».  Mone  123. 


122 


26.  Elsässer  Annalen 

von  125 5-- 1396. 

Anno   MCCCLXXXVI   crastino  Kiliani   wart  herzog  Lupolt  von 

Oesterrich  und  VII  grafen  und  vil  Herren,  ritter  und  knechte  erschlagen 

vor  Sembach  von  Schwiczerlüten  under  walden. 

Handschrift  der  Universitätsbibliothek  Heidelberg,  Codex  Salemitanus  IX,  28. 
Dieselbe  bildet  den  Anhang  zu  einer  im  Elsass  geschriebenen  deutschen  Weltchronik 
von  einer  Hand  aus  der  ersten  Hälfte  des  XV.  Jahrhunderts.  Gütige  Mittheilung  von 
Herrn  Professor  Dr.  Julius  Winkelmann  in  Heidelbei^. 

27.  Chronique  de  Pierre  de  Visemeau  et  Claude  Mestral, 

Domicellus,  de  Neuchätel. 

1396—1405. 

A  cette  occasion  (Traite  d'alliance  du  Seigneur  de  Valangin,  Guil- 
laume  d' Arberg,  avec  la  ville  de  Berne,  en  1401)  le  meme  Pierre  de 
Visemeau  remarquait  judicieusement  que,  lorsque  les  bourgeois  firent 
une  course  en  1386  dans  le  Val-de-Ruz,  et  le  pillerent  pour  punir  Ma- 
hault,  Dame  de  Valangin,  qui,  malgre  les  remontrances  de  la  Comtesse 
Isabelle,  fournit  sa  banniere  ä  Leopold  d'Autriche,  contre  les  Confederes, 
il  serait  probablement  arrive  pis  encore,  sans  les  liaisons  d'Isabelle  avec 
les  Confederes,  qu'elle  avait  la  sagesse  de  captiver  en  toutes  occasions, 
comme  eile  le  fit  voir  alors  en  leur  ecrivant  des  lettres  de  felicitation  sur 
leur  victoire  de  Sempach,  quoique  cette  joumee  eüt  porte  un  coup  mortel 
ä  la  puissance  feodale  en  Suissc. 

Das  Original  dieser  Chronik  ist  längstens  verloren.  Der  Auszug 
wurde  um  das  Jahr  1724  von  S.  de  Pury  verfertigt. 

Extraits  de  Chroniques  ...  de  Neuchatel  1838,  pag.  7.  —  Chroniques  des 
Chanoines  de  Neuchatel   1884,    10. 

28.  Chronicon  Estense  Anonymi. 

Aus  dem  1 4.  Jahrhiuidert. 

Die  IX.  Julii  1386  Dux  Bertholdus^)  et  Dux  Austriae  cum  gentibus 
suis  debellati  fuerunt  et  conflicti  a  quibusdam  castellanis  et  popularibus, 
qui  ligam  contra  dictos  duccs  fec  crant,  ex  eo  quod  eorum  dominium 
nolebant.  Die  X.  Julii  corpus  Ducis  Deck  Theutonici,  qui  erat  conjux 
Doniinae  Viridis  natae  quondam  Illustris  Domini  Marchionis  Aldro- 
vandini,  receptum  fuit  in  Ferraria  ab  Illustre  Domino  Nicoiao  Marchione 
Estense,  et  apud  ecclesiam  fratrum  minorum  cum  maxima  honore  fuit 
tumulatum. 

Muratori:  Scriptores  rerum  Italicarum  XV,  513. 

*)  Recte  Conradus.  Vide  Stalin :  Würtenberg.  Gesch.  III,  699. 


123 

29«  Annalen  von  Paris  im  Elsass. 

Ende  des  14.  Jahrhunderts. 

Anno  domini  1386,  crastina  Kiliani, 
fuit  occisus  Lupoldus  dux  Austrie  cum  magno  dominio  apud  Senpach  a 
Switensibus. 

Annales  Parisenses,  herausgegeben  von  Aug.  BernouUi.  Neues  Archiv  der  Ge- 
sellschaft iiir  ältere  deutsche  Geschichte  VIII,   196. 

30.  Chronik  von  Molk  in  Oesterreich. 

14.  Jahrhundert. 

1386.  Hoc  anno  Dux  Leupoldus,  frater  Alberti  Ducis  Austriae,  in 
translatione  S.  Nicolai*),  interfectus  est  cum  centum  et  viginti  quatuor 
Baronibus,  exceptis  aliis  militibus  et  servis  infinitis,  apud  Turegum  in 
populo,  qui  dicitur  Sweinczer,  et  est  sepultus  in  Chunigsveld. 

Chronicon  Monasterii  MeUicensis.  —  Pez :  Scriptores  rerum  Austriacarum,  Viennae 
"743»  I»  pag-  249. 


^)   10.  Juli. 

31.  Schwäbische  Chronik 

aus  dem  Ende  des   14.  Jahrhunderts,  copirt  in  St.  Galleif  im   15.  Jahrhundert 

Handschrift  P  i  der  Stadtbibliothek  Lindau,  gütigst  mitgetheilt  von  Herrn  Bibliothekar 

Gustav  Reinwald. 

Anno  domini  M.CCC.L.XXXVI.,  VII.  Idus  Julii  dominus  Lupoldus 
dux  Austrie  et  electissimi  barones  et  milites  et  militares  Argogie,  Alsacie, 
Brisgogie  et  vallis  Atbasis  per  Lucemenscs  ceterosque  alpinenses  prope 
oppidum  (Sempach)  sunt,  prob  dolor,  interempti;  inter  quos  erat  Otho 
marchio  de  Hochberg,  Johannes  de  Fürstenberg,  Walramus  et  Johannes 
de  Tierstain,  comites,  Johannes  de  Ochsenstain,  baro,  praepositus  ecciesie 
Argentinensis,  ex  ceteris  socciis  erant:  Johannes  de  Randeck,  canonicus 
et  archidiaconus  curie,  Conradus  von  Stain,  capitaneus  Schaffliusensis,  et 
plures  clericiSchaffhusenses;  Otto  Dapifer  de  Walpurg,  miles,  Hilbrandus 
deWyssenbach,  miles,  Albertus  de  Rechberg,  nobiHs.  Sed  multi  ex  nobili- 
bus  superstitibus  dicuntur  improbe  fugam  dedisse.  Quidam  communis 
versivicator  predicto  anno  Lupoldo  duci  metricum  epitaphium  edidisse 
dicitur;  *)  hie  narrabo: 

Anno  MCCC  post  L,  tres  X  dato  sexque 
Septimo  Julii  mensis  huius  hunc  straverat  ensis. 
Latronum  Ducem  Lupoldum,  cui  dare  lucem 
Cuncti  potens  pia  dignetur  virgo  Maria. 


124 


In  terra  propria  pro  re  propriaque  necatus, 
Genteque  pro  propria,  pro  iustitia  trucidatus. 
Hie  ex  regali  generatus  stirpe  vigebat, 
Ac  humilis  tali  sub  nobilitate  nitebat. 
Mors  quid  fecisti,  quare  talem  rapuisti, 
Et  terram  tristi  patriam  vultu  statuisti 
Et  dextruxisti  vas  nobile,  cur  Deus  isti. 
Cur  non  parcisti,  quem  tarn  celsum  statuisti, 
Subjiciant  isti  subito  rogo  vulnera  Christi. 

*)   Vgl.   hiezu   die   Handschrift   aus   dem    15.  Jahrhundert   in  Donaueschingen. 

Epitaphia Serenissimi  domini  Leopoldi  auslrie  principis  a  switensibus  interfecto 

(sie).  —  Barrack:  Handschriflen  der  f.  fiirstenberg.  Bibliothek  S.  20. 

32.  Chronik  von  Zwettel  in  Oesterreich. 

Ende  des  14.  Jahrhunderts. 

Anno  ^)  M  ter  C  tres  X  simul  L  dato  sexque 

Sex*)  Idus  mensis  Julii  tunc  straverat'^)  ensis 

Pravorum  ducem  Lewpoldum,  cui  dare  lumen*) 

Omnipotens  que  pya  dignetur*)  Maria. 

Hie  ex  regali  generatus  stirpe  vigebat, 

Ac^)  humilis  tali  se  nobilitate  nitebat. 

Mors  quid  fecisti?  quare  tulem  rapuisti, 

Et  totam  tristi  vultu  patriam  statuisti, 

P^t  destruxisti  vas  nobile?  Cur  Deus  isti 

Tu  non  parcisti,  quem '')  tam  celsum  statuisti  ? 

Subveniant  isti  subito  rogo  vulnera  Christi! 

J.  Chmel:  Handschriften  der  k.  k.  Hofbibliothek   in  Wien  II,    494 — 49$.   — 
Annales  Zwetlenses.  Monumenta  Germaniae  Script.  IX, '688.  —  Rauch:  Scriptores  II, 

333—334- 


Die  Wiener  Handschrift  hat  folgende  Varianten :  ^)  Annis.  —  •)  Sept.  —  ')  Sta- 
tuerat. —  *)  lucem.  —  *)  virgo.  —  ®)  Ut.  —  '')  quod. 


33.  Chronik  der  Dominicaner  in  Wien. 

Ende  des  1 4.  Jahrhunderts. 

138Ö.  Hertzog  Leupolt  ward  erschlagen  bey  Zürich  von  den 
Schwcinczern  in  die  translationis  S.  Nicolai,  und  ist  begraben  worden  ze 
Königsfeld.  Item  hundert  und  24  Herren  wurden  mit  ihm  erschlagen, 
und  der  grossesten  Haubtmann  zwen  fluchen  ab  dem  Veld.  Ich  tör  Ihr 
nicht  gcncnnen ;  der  ain  führt  ain  krumpen  wissen  strich  durch  ein  blabs 
feldt  *);  der  ander  ain  Schilt,  der  ist  gevirteilt  grün  und  gelb*),  die  fluhen 


mit  400  Man.  Datz  Wien  ^)  hat  man  es  begongen  Hertzog  Leupolten  am 
Montag  nach  Sant  Michels  tag. 

Pez:  Scriptores  rerum  Austriacarum  I,  1 162. 

*)  Dieses  Wappen  führten  die  von  Wähingen.  Vergl.  Grünen bergs  Wappenbuch 
fol.  CLXXV.  Vgl.  dazu  die  Siegeltafel  mit  dem  Wappen  Wähingens  Nr.  3. 

•)  Wappen  der  Familie  von  Ellerbach.  Vergl.  Grünenbergs  Wappenbuch 
fol.  CXXXIIII. 

')  Den  kirchlichen  Gedenktag  hat  man  begangen. 

34.  Sequuntur  aliqua  gesta  de  morte  Domini  Lupoldi  Ducis 
Austrie  et  de  guerra  Dominorum  Friburgensium  contra 

Bernenses. 

Ende  des  14.  Jahrhunderts.  *) 

Anno  Domini  millesimo  tricentesimo  octuagesimo  sexto,  nona  dies 
mensis  Julii,  qui  fuit  dies  lune,  fuit  mortuus  ante  opidum  de  Sempach 
illustrissimus  Lupoldus  Dux  Austrie  cum  ducentis  lanceis  Nobilium  per 
infideles  rusticos  de  liga  superioris  Alamanie,  scilicet  de  Lucerna,  Uranea, 
Swytz  et  Unterwaiden,  qui  erant  in  numero  MVC  de  quibus  mortui 
fuerunt  centum  viginti  duo. 

*)  Freiburger  Handschrift  aus  dem  Ende  des  XIV.  oder  Anfang  des  XV.  Jahr- 
hunderts, zuerst  vollständig  veröffentlicht  1793  im  Neuen  Schweizerischen  Museum 
I,  7.  Heft,  613  ff.  —  Französische  Uebersetzung  bei  Bridel:  Conservateur  suisse 
III,  69 — 91.  —  Neuausgabe  im  Anhang  zii  Dr.  G.  Studer:  Berner  Chronik  von 
C.  Justinger  467.  Vgl.  Haller  Bibliothek  V,  141 ;  Anz.  f.  schweizerische  Gesch.  187 1,  97. 

Zum  Jahre  1388  (!)  berichtet  die  gleiche  Geschichtsquelle: 

Item  13*  die  mensis  Jugnii  anni  predicti  (1388)  venitdictus  Ballivus 
in  valle  una  vocata  Entlibuch,  et  illi  de  illa  valle  fuerunt  primi,  qui  rebel- 
laverunt  se  contra  dominum  eorum  proprium,  scilicet  dominum  ducem 
Austriae  Leopoldum,  et  hü  fuerunt  in  hello,  ubi  fuit  mortuus  dominus 
dux  predictus,  et  in  illa  valle  erat  una  Agia,  ^)  quam  Ballivus  cum  500 
lanceis  combuxit  et  intravit  vallem  predictam  ibique  occidit  quos  cumque 
ceperit  usque  ad  1000  personas  (100?),  combusitque  totam  vallem  illam 
et  omnia  spolia  secum  detulit.  Aliquos  enim  acceperat  ad  veniam.  Sed 
Ballivus,  qui  invenit  ipsos  rusticos,  dixit  quod  omnes  occiderentur.  Ipsi 
autem  pii  junctis  manibus,  genibus  flexis,  vulgabant  veniam,  volentes  se 
redimere.  Dominus  Ballivus  predictus  respondit,  quod  dominum  eorum 
proprium  noluerunt  recipere  ad  veniam  et  redemptionem,  qui  erat  multo 
magis  ipsis,  quod  ad  nullam  veniam  reciperentur,  et  sie  omnes  gladio  con- 
fossi  perierunt,  ultra  1000  personas. 

*)  Hag,  I-etze. 

Item  anno  predicto  scilicet  die  20*  mensis  Junii,  que  fuit  dies  Sabbati 
ante  festum  S.  Johannis  Bapt.,  fuerunt  800  gladii  gentium  armorum  domini 


126 


Ballivi  de  Ergowa,  et  interfuit  dominus  Comes  de  Thierstein,  ante  villam 
de  Sempach,  ^)  ante  quam  villam  impiam  abnegatam  fuit  mortuus  dominus 
Leopoldus  illustrissimus  princeps  et  dux  Austriae,  et  illam  villam  lucrati 
fuerunt  et  ipsos  omnes  morti  tradiderunt  ac  igni  villam  posuerunt  et  mu- 
rum  funditus  destruxerunt. 

*)  Studer:  Justinger  472 — 473.  An  ersterer  Stelle  kann  nur  ein  Ereigniss  von 
1386  gemeint  sein;  letztere  Stelle  verwechselt  offenbar  Sempach  mit  Richenscc. 

35.  Continuatio  Annonymi  Friburgensis. 

Anno  ejusdem  millesimo  CCCLXXX  (V)  III.,  quarta  die  mensis  Ap- 
rilis,  que  fuit  dies  Sancti  Ambrosii,  clamate  fuerunt  indutiae  predicti  belli 
in  Friburgo,  facte  vere  conditiose  et  turpiter  per  ducem  Albertum  qui 
Mediolanum  vindictam  fecit  de  fratre  suo  mortuo  et  occiso  perrusticos.  Sed 
fecit  pacem  sine  consilio  nostro  ad  dictamen  et  voluntatem  rusticorum  et 
inimicorum  nostrorum.  Quae  induciae  sunt  factae  quod  rustici  non  remittunt 
quicquam  nee  de  morte  fratris  sui  Ducis  non  sit  emenda  aliqua.  Debent 
autem  durare  induciae  a  festo  beati  Georgii  proxime  venturo  in  7.  annos. 

Nach  einer  Freiburger  Handschrift  aus  dem  XV.  Jahrhundert,  herausgegeben  von 
Zur-Lauben  im  Neuen  Schweizerischen  Museum,  Zürich,  1793,  ^3^*  ^^  d^'  neuen  Aus- 
gabe des  Anon.  Friburg.  wurde  diese  Stelle  von  G.  Studer  übersehen. 

36.  Urbar  von  Rheinfelden. 

Anno  domini  M "  CCC  "  LXXXV  **  (sie)  wart  herzog  Lewpolt  von 
Osterreych  erschlagen  von  den  swiczem  auf  sand  Margreten  tag. 

Codex  Nr.  425,  fol.  47  b.  des  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchivs  in  Wien. 

Dieses  Urbarium  von  1400  enthält  eine  wahrscheinlich  in  Donauw(^rd  geschriebene 
Chronik,  die  verschiedene  historische  Nachrichten  von  915  bis  1409  enthält  Veigl. 
Böhm.  Handschriften  fol.  142.  —  Die  Abschrift  verdanke  ich  Herrn  Franz  Xaver 
Wöber,  Scriptor  der  k.  k.  Hofbibliothek  in  Wien. 

37.  Thurgauer-Chronik 

aus  dem  Anfang  des   15.  Jahrhunderts. 

Die  von  Lucern  nomend  Rotenburg  jn. 

Damach  an  der  kindlin  tag  zu  wichnächten  (fol.  65)  zugend  die  von 
Lucem  haimlich  vnd  bosslich  us  und  nomend  Rotenburg  jn  ungewametter 
sach,  die  selb  Herschafll  was  och  der  Herschafft  von  Oesterrich  vnd  stund 
Heren  Hanman  von  Grünenberg.  Also  hub  sych  der  krieg  do  zwüschen 
der  Herschafft  von  Oesterich  und  den  aidgnossen  mit  roben,  prennen 
vnd  erstechen,  wie  yederman  den  andren  schadgen  mocht,  das  tätt  er.  Und 
der  Herschafft  rädt  und  vögt  sprachen:  die  aidgnossen,  die  Schelmen, 
hetten  den  frid  brochen;  den  der  Herzog  was  doze  mal  nit  jm  Land,  und 
taten  schantlich  und  lasterlich  an  Im,  als  schelmen. 


127 

Die  von  Endtlibuch  wurden  Burger  zu  Lucern.  ^) 

Anno  domini  M.ccc^lxxxvj."  Jar  glich  nach  wichnächt  wurden  die 
von  Endlibuch  Burger  zu  Lucem  und  brachend  sych  schantlich  und 
lasterlich  ab  Irem  Herren  und  hetten  anders  nütz  ze  wort,  den  Her  Peter 
von  Torberg  wer  Inen  ze  hertt,  der  sy  do  ze  mal  in  hielt. 

*)  Von  hier  an  stimmt  diese  Chronik  fast  wörtlich  mit  dem  s.  g.  Klingenberg 
von  Henne,  pag.  115  ff.  —  Für  die  4  nächsten  Capitel  vgl.  EttmüUer  in  den  Mit- 
theilungen der  antiquar.  Gresellschaft  von  Zürich  II,  95 — 96. 

Wollhusen  ward  gewunnen. 

Des  selben  Jars  zugend  die  von  Ure,  von  Lucem,  von  Schwitz  und  von 
Underwalden  für  die  veste  Wolnusen  und  gewunnend  sy  und  brachend 
sy  nider  uff  den  herd.  (fol.  66). 

Ett-wa  vil  Schlösser  wurden  gewunnen. 

Im  dem  selben  jar  gewunnendt  die  von  Lucem  ain  veste  hies  Bald- 
egg, die  was  Her  Rudolffs  von  Hünenberg  und  pranten  und  brachend 
sy  damider.  Item  sy  gewunnen  och  des  selben  mals  die  veste  Lielen  und 
die  veste  Rinach  und  brachend  sy  baide  nider. 

Die  von  Sempach  wurden  Burger  zu  Lucern. 

Anno  domini  M.ccc"lxxxvj.  jar  wurffend  sy(ch)  die  von  Sempach  ab 
Irem  Herren  von  Osterich  als  schanttlich  lasterlich  Bösswicht  und  wur- 
dent  jngesessen  Burger  zu  Lucem  wider  Ihrs  frummen  Herren  wissen 
und  willen. 

Die  von  Mayenberg  und  von  Richensee  wurdent  Burger 

zu  Lucern. 

Als  in  den  selben  tagen  prachend  die  von  Mayenberg  imd  die  von 
Richensee  och  ab  Irem  frummen  Herren  und  wurdent  och  Böswicht  und 
Schelmen  an  Ihrem  Heren  imd  wurdent  Burger  zu  Lucem  wider  Irs  Herren 
wissen  und  willen,  wann  die  von  Lucem  jm  viel  landes  abprachen. 

Die  von  Mayenberg  und  von  Richensee  wurden  verprennt. 

In  den  selben  zytten  und  tagen,  als  nun  die  von  Mayenberg  warend 
Burger  worden  zu  Lucem,  da  lagend  die  von  Lucem  und  ander  aid- 
gnossen  fast  zu  Mayenberg  und  behütten  das  stättlin  und  das  land  allent- 
halb  und  ains  mals  kam  des  Herzogs  landtvogt  für  die  statt  Mayenberg 
und  (fol.  76)  machett  do  ain  gezög;  also  ylten  sy  hinus,  die  soldner  und 
ander  aidgnossen,  die  da  lagend  und  komend  in  ain  hutt  und  wurdent  ir 
wol  Ixxxj  ^)  man  erschlagen  und  *)  verhubendt  dennocht  oder  sy  werend 
all  erschlagen  worden.  Also  zugend  die  aidgnossen  widerum  gen  Mayen- 


128 


berg  und  verpranten  die  statt  wan  die  aidgnossen  mainten,  sy  hetten  sy 
verratten  und  war  In  aim  faltsch  zu  gangen  und  bettend  es  wol  gewist. 
Darnacb  bald  in  den  selben  tagen  überfielend  die  Heren  von  Oestenich 
und  pranten  dz  stättli  Richensee  und  namend  was  da  wcis  und  erstachen 
wol  zwai  hundert  aidgnossen.  Es  verbran  och  vil  lütt  in  der  statt  und  er- 
truncken  och  vil  jn  dem  See. 


*)  Der  s.  g.  Klingenberg  bei  Henne  Ii6   «zwölf  minder  denn   zweihundert». 
•)  Klingenberg  «die  zwölf  verhubent». 

Rumlang  ward  verprennt. 

In  dem  vorgenanten  Jar  verbranten  die  von  Zürich  die  Burg  zu  Rum- 
lang und  die  Mülle  und  nomend  och  ain  rob  daselbig  um. 

Der  von  Landenberg  versprach  denen  von  Zürich,  er  weit 

In  Regensperg  jngeben. 

Zu  den  selben  zytten  kam  Ulrich  von  Landenberg  und  sin  Husfrow 
von  der  Alten  Regensperg  gen  Zürich  für  den  Ratt  und  vcrsprachend  in 
zu  dienen  mit  ir  veste  und  (fol.  68)  solt  Regensperg  Ir  offen  hus  sin  und 
Inen  och  domit  zu  warten  und  zu  dienen,  die  wil  der  krieg  weret  zwüschend 
der  Herschafft  von  Oesterrich  und  den  aidgnossen.  Also  schickten  die 
von  Zürich  ir  armbrost  und  Büchsen  und  Iren  züg  gen  der  alten  Regens- 
perg und  buwttcn  sy  och  mit  tecken  und  wo  mit  sy  sin  notturftig  was. 
Die  von  Zürich  wolten  och  dieselben  veste  besetzet  haben  mit  Ihr  soldner. 
Da  für  der  von  Landenberg  hin  und  gab  die  veste  dem  Herzog  von  Ostcrich 
jn  und  der  besetzet  sy  och  mit  söldneni,  die  den  von  Zürich  och  vil  ze 
laid  tattend  ab  der  selben  veste  und  die  von  Zürich  mainten,  der  von 
Landenberg  hett  in  nit  gehalten  das  er  in  versprochen  hat  und  warend 
och  um  den  zug  komen,  den  sy  uff  die  veste  gethon  hatten,  armbrust 
und  büchsen. 

Ain  ft?id  machten  die  richstett. 

Damach  zu  der  alten  fasnacht  des  vorgenannten  Jars,  do  machten 
die  richstett  ain  frid  zwüschend  der  Herrschafft  von  Osterich  und  den 
aidgnossen.  Der  selb  frid  solt  weren  bis  zu  vsgenden  pfingstwuchen  und 
ward  och  gehalten,  (fol.  69.) 

Pfäffikon  ward  verbrennt;  do  gieng  der  frid  us. 

Als  nun  der  frid  zu  Pfingsten  us  ging,  darnach  uff  die  nechsten 
mittwuch  vor  sandt  Peter  und  Pauls  tag  {ly.  Juni)  do  zugend  die  von 
Zürch,  von  Lucern,  von  Swicz,  von  Ure  und  von  Unden^'alden  zu 
Pfäffikan  zu  jn  Ky burger  ampt  und  verbranten  das  dorff  und  namend 
ain  rob  und  do  sy  wider  haim  wolten  ziechen,  do  schrugend  die  uff  der 


129 


Burg:  wo  wend  ir  hin,  ir  kükyer?  Also  machten  sy  das  mer  under  Jnen 
und  zugend  über  die  Burg  und  gewunnen  sy  und  verbranten  sy  und 
erstachen  alle,  die  daruff  warend.  Die  selb  bürg  was  Her  Albrechtz  von 
Landenberg.  *) 

*)  Der  s.  g.  Klingenberg  bei  Henne  ii8  bringt  noch  weitere  Erzählungen. 

Ober  Windeck  ward  gewunnen. 

Damach  an  sandt  Ulrichs  tag  des  selben  Jars  gewunnend  die  von 
Glaris  die  obren  Windegg  und  undergruben  sy  und  brachend  sy  nider. 

Bülach  das  stättli  ward  verprennt. 

Damach  an  dem  nechstcn  donstag  nach  sandt  Uolrichs  tag  (5.  Juli) 
verbranten  die  von  Zürch  das  stättli  Bülach  und  wüsten  och  daselbig  um. 

Torberg  und  Kopingen  wurden  gewunnen. 

In  dem  vorgenanten  Jar  zugend  die  von  Bern  für  Torberg  und  ge- 
wunnen die  Burg  und  branten  sy.  Sy  gewunnen  och  ain  veste,  hies 
Koppingen  und  warend  beide  Her  Peters  von  Torberg. 

(70.)  Zu  den  selben  zytten  und  des  selben  kriegs  ward  das  land 
gantz  gewüst  und  gebrannt  von  der  Herschafft  und  och  von  Eidgnossen. 
War  da  bas  mocht,  der  tat  pass,  das  man  es  nit  aigenlich  geschriben  kan. 
Doch  WZ  die  aidgnossen  geton  hand,  dz  ist  zu  guter  mas  als  geschriben. 
Und  do  dz  kom  riff  ward  des  selben  Jars,  do  erlobt  man  zu  Zürch  jeder- 
man  ushin  loffen,  das  kom  abzeschniden,  das  es  nit  gwüst  wurd. 

Herzog  Lüpolt  von  Oesterrlch  kam  zu  land. 

Anno  domini  MCCC^lxxxvj  jar,  do  kam  Herzog  Lüpolt  von 
Oesterrich  heruff  zu  land  und  ritten  vil  Heren  von  Graffen,  fryen,  rittem 
und  knechten  mit  Im.  Do  komend  sine  Heren  in  sin  landen  zu  Im  und 
klagten  Im  von  den  aidgnossen,  sy  betten  den  frid  nit  gehalten,  als  och 
war  was,  als  er  den  beredtt  was,  und  betten  in  Ir  land  jngenommen  und 
gewüst  und  gebrannt  und  kam  also  gross  clag  für  den  Herzogen  von 
sinen  Herren  und  och  von  Stetten  und  ward  fast  zornig,  dz  sych  die 
sinen  so  schantlich  ab  Im  geworffen  betten  und  on  alle  nott  und  maint 
ye,  er  weite  es  rechen  oder  er  weit  darum m  sterben. 

Von  der  geschlacht  zu  Sempach. 

Do  es  ward  an  dem  viiij  tag  des  monatz  Höwett  des  vorgenanten 
Jars,  do  zoch  (fol.  71)  der  hochgeboren  fürst  und  Her  Herzog  Lüpolt 
von  Oesterrich  mit  sinen  dieneren,  Herren,  rittem  und  knechten  für  das 
stättli  Sempach,  die  sych  so  schanttlich  ab  Im  gebrochen  betten  und  wolt 
das  kom  und  das  feld  da  wüsten,  das  wurdent  die  aidgenossen  jnnen, 


Lifhfnau,  Schlacht  bei  Sempach. 


9 


I30 


Switz,  Lucern,  Ure  und  Underwalden.  Und  do  es  ward  an  dem  nünden 
tag  des  Hüwmonatz  des  vorgenanten  Jar  uff  ain  Mentag,  do  was  es  fast 
hais  und  Herzog  Lüpolt  uff  dem  feld  lag  mit  sinen  diener  und  wüst  das 
feld,  do  zugend  die  aidgnossen  mit  Ir  paner  gegen  den  Herren.  Do^) 
nun  die  Herren  der  aidgnossen  sichtig  wurden,  do  mainten  sy  der 
aidgnossen  war  me  den  Iren.  Dennocht  hetten  ain  tail  Herren  gern  mit 
In  gefochten  und  ain  tail  wolt  nit  fechten  und  mainten  der  schwitzer  war 
me  und  Iren  war  zu  wenig;  sy  solten  me  hilff  baiten.  Also  wolt  kainer 
des  andren  zag  sin  under  den  Herren  und  stundent*)  ab  ze  fus  von  Iren 
pferden.  Denn')  es  warend  die  manlichesten  redlichesten  Heren  von  ritter 
und  knechten,  so  sy  in  disen  landen  warend;*)  und  do  sy  sich  also  beraiten 
zu  fechten,  do  sprachend  sy  zu  Herzog  Lupoid,  er  sölt  nit  fechten;  er  sölt 
da  still  halten  (fol.  72)  und  sechen,  wie  sich  yederman  hielte  und  sölte  die 
sinen  lassen  fechten.  Das  wolt  der  frumm  fürst  nit  tun  und  sprach :  das 
well  gott  nit,  ^)  sölt  ich  üch  lassen  hütt  sterben  und  ich  genesen.  Ich  wil 
htitt  Übels  und  gutz,  wol  und  wee  by  üch  han.  Ich  wil  hütt  py  minen  Heren, 
rittern  und  knechten  sterben  und  genesen  umb  das  min  und  uff  dem  minen 
und  umb  min  vätterlich  erb.  Also  zugend  sy  mit  ain  ander  nitt  wol  ge- 
ordnett,  wann  Inen  was  ze  nott,  doch  fröhlich  und  unverzagt  Und  des 
angriffs  schlugend  sy  die  aidgnossen  ser*)  hindersich  und  schlugend  ir  vil 
ze  tod  und  lag  ain  grosser  huff  tottner  schwitzer  vor  den  Herren/  Also 
warend  die  Herren')  wol  bezügt  vnd  überzügt  mit  hamesch,  das  sy  es 
nit  die  lenge  triben  mochten.  Wann  es  was  desselben  tags  us  der  massen 
hais  und  ir  ain  tail  hetten  gern  iren  züg  und  hamesch  von  In  geton.  Do 
mocht  jn  nit  so  vil®)  werden;  denn  die  aidgnossen  strengclich  wider  uif 
sy  truckten,  das  ir  vil  im  hamesch  erstickten  von  hytz.  Es  hielt  och  der 
schwartz  Graff  von  Zolm  und  Her  Hans  von  Oberkilch  mit  vil  folcks,  das 
sy  nie  zu  dem  gefacht  komend  und  ritten  och  also  mit  jrem  folck  (fol.  73) 
en  weg,  die  wil®)  und  die  andren  Herren  fachten.  Und  do  es  die  aid- 
gnossen Sachen,  do  schrugend  sy :  die  Herren  fluchend.  Und  luffend  Inen 
cttlich  zu  von  schwitzer,  die  da  vormals  warend  gewichen.  Also  namend 
sy  ^^)  erst  do  den  Truck  und  erschlugend  die  Heren  und  gewunnen  laider 
den  syg.  Also  enpfiegend  die  aidgnossen  ^^)  fast  grossen  schaden  ufif  den 
selben  tag;  wann  sy  verlurend  die  mannlichesten  und  die  besten  und 
ward  ir  vil  erschlagen  und  och  vil  wund. 

O  sempach,  sempach,  wie  schantlich  sych  din  trüwe  brach, 
von  dem  dir  nie  laid  beschach, 
Hin  gott  geb  dir  ungemach 
das  sye  hinfür  din  bestossen  tach; 
wann  dis  Übels  bistu  ain  ursach 
und  ist  im  doch  die  gestalt  zu  schwach 


und  verflucht  syestu. 
Wie  kan  man  das  ümer  gnug  ser  clagen 
das  von  denen  ist  erschlagen 
Der  Edle  fürst  Hochgeboren 
und  by  Im  so  mängen  frummen  man  hat  verloren. 
Hienach  statt  geschriben  aller  der  namen,  die  zu  Sempach   er- 
schlagen **)  sind  worden  von  der  Herschafft  tail,  es  seyen  Edel  oder  unedel. 

(fol.  74.) 

Des  Ersten  ward  erschlagen  der  hochgeboren  fürst  und  Her  Herzog 

Lüpolt  von  Oesterich. 
Marggraff  Ott  von  Hochberg. 
Graff  Wald  raff  von  Tierstain. 
Graff  Hans  von  Tierstain. 

Graff  Hans  von  Fürstenberg,  was  Her  zu  Hasslach. 
Her  Hans  von  Ochsenstain,  fry. 
Der  von  Hasenburg,  fry. 
Her  Walther  von  der  Dick,  fry. 

-  Walther  von  Geroltzsegg,       -  . 

-  Peter  der  jung  von  Bolwyl,    -  . 

Diss^^)  sind  parier  Herren  und  sirähherren: 

Herr  Ott  der  Trucksäss  von  Waltpurg. 

-  Fridrich  Griffenstainer. 

-  Fridrich  von  Munstrall. 

-  Ulrich  von  Stoffen. 

-  Ulrich  von  Rechberg.  (Klingenberg  123  «Albrecht».) 

-  Wilhelm  von  End,  ab  der  Etsch. 

-  Wemli  Waffeler  von  Hattstatt. 

-  Wemli  Waffeler  von  Hattstatt,  Her  Aeppen  sun. 

-  Bemhart  von  dem  Hus. 

-  Burekart  von  Masmünster. 

Es  verluren  och  des  selben  tags  XIII.  Edler  die  wapcnsgnos  warend, 
die  warend  von  Burgundien  us  wältschem  land. 

Dis  **)  sind  ritier  und  knecht  von  Schwaben, 

Her  Eglolff  von  Emps, »»)  Ritter. 

-  Ulrich  von  Emps,  sins  Bruders  sun,  Ritter. 

-  Burekart  von  Friberg,  ritter,  der  jung. 

-  Rudolf  von  Wächingen. 

-  Hans  Liechtenstainer  von  Francken. 

-  Hainrich  von  Schellenberg.  (fol.  75). 


132 


Burkart  Saltzvas. 

Her  Hans  von  Randegg,  Chorher  zu  Costentz. 

ainer  von  Grünenberg.  (Klingenberg  123  «Hans».) 

Felix  Ravenspurg. 

Her  Cunradt  von  Richenstain. 

Herman  von  Liechtenfels. 

Wolff  von  Bätzmingen  (Klingenberg  123  «Bettmaringen»)  vnd  zwen 

sin  vettern;  von  Tierberg.  (Klingenberg  «^Ulrich  von  T.>) 
Hans  Hulmer.  (Klingenberg  «Hilwer».) 
Cunradt  von  dem  Stain,  ritten 
Her  Fridrich  von  Ertzingen. 
Hans  Lusser. 

Schön  von  Hasenburg.  (Klingenberg  «Schan».) 
Cunradt  und  Diettrich  und  Hans  von  Hochdorff.  (Klingenberg  123 

«Cunrad  Dietrich.  Hans  v.  H.») 
Her  Güss,  der  Brün. 
Hanman  Güss,  sin  vetter. 
Hamann  von  Brandegg. 
Wilhelm  von  Glar.  (Klingenberg  124  «Glar».) 
Her  Haman  von  Wiswiler. 

-  Hans  von  Wisswiler. 

-  Lüttold  von  Mülhaim. 

Hans  von  Boswyl  von  nidren  ackern. 

Eberli  von  Mädingen,  des  von  Rechberg  diener. 

Hans  Locher  von  Villingen.  (Klingenberg  «Lächler».) 

Frick  von  Brandis,  der  baschart.  Item  fuit  filius  abbatis  augie  majoris 

et  fuit  primus  qui  mansit  in  hello. 
Des  Herzogs  Hamescher  Hofmaister  (Klingenberg  «Hofmann»), 

was  von  Bibrach. 
Des  alten  ftirsten  kuchimaister. 
Haintz  gasser  von  Winttertur,  des  fürsten  schnider. 

Dis  sind  riiier  und  knecht  ah  der  Etsch, 

Her  Ulrich  Arberger,  fürt  das  paner  von  Ocsterich. 

-  Hainrich  Kell  ab  der  Etsch,  fürt  das  paner  von  Tyrol. 

-  Peter  von  Schlandersperg. 

-  Cunradt  in  dem  Tum. 

-  Cunrad  Hiltbrant  von  Wissenbach. 

-  Niclaus  Gotsch  von  Botzen.  (fol.  76). 
CristofTel  Gotsch  sin  bruder. 

Her  Niclaus  von  Bebenhainn  von  Colmar. 


133 

Her  Hamman  von  Wiettenher,  genannt  Gigennagel.  (Klingenberg 
«Witenhain».) 

-  Haman  Schupfman  von  Türikon.  (K.  «Schupfner».) 

-  Hans  von  Schwandegg. 

-  Diethelm  der  schul thais. 

Gerye  des  jungen  Herren  kuchimaister. 

Dts  **)  sind  ritter  und  knechi  us  dem  obren  Elsas. 

Her  Peter  von  Ratzenhusen. 

-  Dietrich  von  Ratzenhusen. 

-  Hainrich  von  Ratzenhusen. 

-  Herman  von  Waldner.  (Königsfelder  Codex  «HamraannWaldner, 
Krafft  Waldner».) 

Cläwi  Waldiner,  ain  baschart. 

Walther  und  Wenceslaus  *'')  von  Mörsperg;  (K.  «Wetzel».) 

es  verluren  do  selbs  wol  fünff  von  Mörsperg. 
Her  Peter  von  Andelach.  (K.  «  Andelow».) 
Walther  von  Andelach. 
aber  ainer  von  Andloch. 

Her  Cuntz  Star  von  Empstain.  (K.  «Courat  Stör  v.  Engshain».) 
Hans  von  Wetzelshaim. 
Brugger  von  Berighain.  (K.  «Berkeim».) 
Her  Hans  Bemhart  von  Sultz.  (K.  «Graut  von  Sultz».) 
Diepolt  von  Kagnegg  von  Strasburg.  (K.  «ainer  von  K.».) 
Her  Walther  von  Nufron. 
Cuntz  von  Mülhaim. 

Her  Hans  von  Lobgassen.  (K.  «Hans  Rudolf».) 
Hügli  von  Glatt.  (K.  «Klatt».) 
Fridrich  von  Glatt,  baid  von  Strasburg. 
Burekart  von  Lobgassem. 
Adelberg  von  Berenfels. 
Wilham  von  Rottbach.  (K.  «Routbach».) 
Hainrich  Stocker  von  Brunnentrutt. 
Stucki  von  Waldküchen. 
Hans  von  Hagnowe.  (Fehlt  bei  K.) 

Dis  sind  ritter  vnd  knecht  us  dem  Ergöw. 

Her  Türing  von  Halwil. 

-  Hans  von  Halwil,  sin  vetter. 
Hensli  von  Halwil,  Her  Türings  Basthart. 
Her  Marquart  von  Baldegk. 

-  Rudolff  von  Hünenberg. 


n 


134 


Her  Roman  von  Küngstain. 

-  Hartmann  von  Sechsen.  (K.  «Sehen».) 

-  Götz  Müller  von  Zürich. 

-  Götz  Mayer  von  obren  Baden. 

Franz  Virich  von  Tägcrfeld.  / 

Her  Hainrich  von  Rinach. 

Günther  von  Rinach. 

Fridrich  Rinach.  (K.  ergänzt :  Rutschmann  u.  Ulrich  v.  R.) 

Her  Albrecht  von  Mülinen. 

-  Wemher  Schenck  von  Brämgarten. 

-  Haman  von  Bütekon. 

-  Ulrich  von  Butekon  sin  Bruder.  **) 

-  Haman  von  Aeschentz. 

-  Haintzman  von  Aeschentz  sin  sun. 

-  Herman  von  Aeschentz,  sin  Sun.  (K.  «Hartmann».) 

-  Götzman  von  Baden,  ward  da  ritter. 

-  Frantz  von  CastellnÖff,  ritter. 

Dis  sind  ritter  und  knecht  von  BasseL  *^) 

Her  Wemli  von  Berenfels. 

-  Cüntzli  von  Berenfels,  sin  Bruder. 

-  Lütti  von  Berenfels. 

-  Wemli  von  Rottfels  (sie)  (K.  125  *Roti>ergt>.) 

-  Cüntzli  von  Rottberg  (K.  «sin  bruder».) 

-  Wemli  von  Flachsland. 
Haman  zu  dem  Wyghus. 

Her  Rudolff  von  Schönnow,  den  man  nampt  der  alt  Hürus. 

Walther  Mayer  sin  dicner. 

Cunradt  von  Eptingen. 

Türing  von  Eptingen. 

Peter  von  Eptingen. 

Peterman  sin  sun  von  Eptingen. 

Dis  sind  ritter  und  knecht  i^on  friburg, 

(fol.  78). 

Der  von  Kappfenberg,  ritter.  (Krmigsfelder  Codex  «  Küppen bach».) 

Her  Martin  Maltrer.  ^) 

-  Haintzmann  Küchli. 

-  Egnolff  Küchli  (K.  fehlt.) 

-  Oschwalt  zu  dem  W^ger. 

-  Hanmann  zu  dem  Wyger. 


'n 


135 

Her  Cunrad  Statz. 

-  Eglolff  von  Stüsslingen.  (K.  «Tusslingen».) 

-  Cunrad  von  Balsenhaim. 

-  Peter  von  Balsenhaim,  baide  von  Nüwenburg. 
Thoman  Berenlapp.  (Fehlt  bei  K.) 

Lüttfrid  Schüssen.  (K.  Thoman  Lüpffrid  Schützen».) 

Hammann  Rott.  (K.  «Rat».) 

Bm-ckart  Gösler.  (K.  «Gassler».) 

Hainrich  Bächlin. 

Antis  von  Tirmenstain,  des  von  Ochsenstains  diener.  (K.  «  Antonius 

von  Dumstain».) 
Fritz  von  Gässaltz.  («K.  «Gössolt».) 
Hainrich  von  Ärtzingen. 
Cunrad  Starckmaister. 

Dis  sind  von  Schaffhusen, 

Eberhart  der  Löv. 

Hans  Hagense.  (K.  125  «Heggezi».) 

Eberhart  Hun. 

Wilhelm  in  dem  Tum. 

Hans  in  dem  Winckel. 

Hegnower. 

Hans  Filach.  (K.  «Fulach».) 

Hans  Brümse. 

Gerhart  Nechart  von  Ulenburg.  (K.  «Gebhard  Rochart  von  Ulen- 

berg».) 
Hans  jm  Mayenser.  (K.  «Hans  Irmensee,  Herman  Irmensee».) 
Albrecht  Pfluger. 
^ans  Amman. 
Cuntz  Brun. 
Hainrich  Lüttfaren.  (Die  2  letztem  fehlen  bei  K.  u.  Königsfelden.) 

Diss  von  Rinfelden  und  von  andren  stellen, 

Werali  Houptwin»!).  (K.  »Höupti».) 

Dietrich  von  Bem,  der  alt  Brändli.  (Klingenberg  ergänzt  «Hans 
Wemher.  Ain  Armbroster.  Zwen  zum  been.   Vogt  Jen tz».) 

Item.  Es  verlurend  och  us  der  klainen  statt  Basel  viiij  man.  (K.  acht.) 
Item  von  Zofingen  verlor  der  schulthaiss  selb  vierzechnest.  (K.  und 

Königsfelder  Cod.  czwölft».) 
Item  von  Nüwenburg  verlor  der  schulthais  selb  dritt. 
Item  von  Lenzburg  Wemli  von  Low,  panermeister  selb  sibend. 


136 


Item  es  verlor  och  ain  man  von  Arburg.  (K.  «nit  me  denn  ain  man».) 
(fol.  79.) 


*)  Bremgartner  Hschr.:  «da  Sachen  si  wol,  das  der  Eydtgnossen  me  was,  dann  der 
Hern  war.  Dennocht  het  gern  ein  theyl  mit  Inen  gefochten.  Da  wolt  auch  ein  theyl 
nit  fechten.» 

•)  Cod.  Bremgart.  «all». 

»)  Ibid.  «Wann». 

*)  Ibid.  «Und  also  si  sich  zu  bereiten  zu  fechten,  do  redten  Si  mit  Irem 
Herrn.» 

')  Königsfelder  Codex  «niemer». 

^)  Ibid.  «vast,  und  hatten  ir  auch  ze  tod  erschlagen,  das  ein  grosser  huif  todter 
lüt  vor  inen  lag.» 

^)  Ibid.  «gar  wol». 

®)  Ibid.  «da  möchten  sy  nit  wyl  han,  wann  sy  alwen  zu  enandem  streng  fachtend 
das  vil  Herren  zu  todt  erstickten  ce  sy  wund  wurden. » 

^)  Ibid.  «man  denocht  facht». 
^^)  Ibid.  «do  vest  den  truk». 
*')  Ibid.  «auch  ein  grossen  schaden». 
'*)  Cod.  Bremgart.  «verloren  hend». 
**)  Ibid.  «hienach  gemelt». 

")  Ibid.   «hienach  genant  sind  der  mertcil  Ritter». 
")  Ibid.   «ängts». 

**)  Ibid.  «hienachgeschriben  Hern  sind  uss.  ...   Zu  dem   ersten.  .  .  . 
*^)  Königsfelder  Cod.  «WetzeU, 
**)  Ibid.  «Hartmann  von  Büttikon^. 
'*)  Cod.  Bremgart.  «uss  der  grosen  stat». 
")  Ibid.,  fol.  30,  b.  «Malltzer». 
•»)  Ibid.  «Häuptin» 

Wesen  ward  gewannen  von  aidgnossen. 

Als  nu  Herzog  Lüpoit  von  Oesterich  erschlagen  was  und  schwarlich 
verloren  hett  von  Herren,  graffen,  fryen,  ritter  und  knechten  in  dem  höwet, 
als  vor  stat,  darnach  ze  mittem  Ogsten  des  selben  jars  zugend  die  von 
Zürch,  von  Schwitz,  von  Ure,  von  Glaris  für  die  stat  Wesen  und  lagend 
also  vor  der  statt  bis  uff  den  nechsten  fritag  nach  unser  frowen  tag  jm 
Oegsten,  do  goben  die  von  Wesen  uff  und  schwurend  ewigclich  zu  den 
aidgnossen  etc. 
(fol.  80.) 

Die  von  Lucern  gewunnen  die  veste  Arestowe. 

Damach  uff  den  nechsten  fritag  nach  sant  Michelstag  des  vorgenanten 
Jars  do  zugend  die  von  Lucern  und  von  Zug  mit  iiij  tusent  *)  manen  gen 
Brämgarten  für  die  veste  Arestowen,  wz  Walthers  von  Haydegg;  do  sy 
die  veste  gewunnen,  do  wurffend  sy  alle  die  über  us,  die  darufJ'  warcnd 
und  brachcnd  sy  nider. 

*)  Klingenberg   128  »drütusend». 


137 

Die  richstett  machten  ain  ft»id. 

(fol.  8i.)  Item  die  richstett  redten  vil  dazwüschen,  also  das  sy  etwa 
mengen  frid  machten.  Sy  machten  ain  frid  uff  sant  gallen  tag  anno  domini 
MCCCLXXXVI.,  der  solt  weren  ufF  die  liechtmess  anno  domini  MCCC** 
lxxx\aj  Jar  imd  machten  darnach  aber  ain  frid,  der  hies  der  böss  frid  und 
was  die  richstett  tatend,  das  tatend  sy  als  von  der  aidgnossen  wegen  und 
arbaiteten  sych  fast  in  der  aidgnossen  dienst  und  jn  dem  selben  bösen 
frid  do  kam  vil  körn  gen  Zürch.  Die  von  Rapperschwil  erstachend  och 
fünff  man  und  fiengend  sechs  man  uff  Hurdenfeld  den  von  Zürch  in  dem 
selben  bösen  frid. 

Handschrifl  €,52  des  historischen  Vereins  der  V  Orte  in  Luzem ;  Titel :  E.  Müller: 
Chronik.  Geschrieben  circa  1482.  Diese  Handschrift  enthält  ohne  Zweifel  den  ur- 
sprünglichen Originaltext,  der  später  von  den  eidgenössischgesinnten  Copisten  in  jenen 
Stellen  gemildert  wurde,  welche  Injurien  gegen  die  mit  Luzem  verburgrechteten  Orte 
enthalten.  Vrgl.  dazu  die  Handschrifl  645  der  Stiflsbibliothek  St.  Gallen  in  Hennefs : 
Klingenberger  Chronik.  Scherer's  Katalog  211.  Haller:  Biblioth.  V.,  N.  123.  Adrian, 
£poch.  Habspurg-Austr.  104  nennt  den  Autor  irrig  Albert  Müller.  —  Handschrift 
in  Bremgarten,  die  Jahre  1306 — 1388  umfassend,  fol.  28 — 30  b  fiir  Sempach,  welche 
Werner  Schodeler  für  seine  Chronik  benutzte;  aus  dem  1 6.  Jahrhundert  stammend. 

Jene  aus  Tschudi's  Nachlass  bekannte  Chronik,  die  unter  dem  Namen  Klingen- 
berger-Chronik  veröffentlicht  wurde,  nannte  Renn  ward  Cysat  von  Luzem,  der  eine 
andere  Handschrift  derselben  1596  excerpirte,  *  Thurgauer-Chronik ».  Cysat  hatte 
jenes  Exemplar  vor  sich,  das  1521  der  St.  Galler  Conventual  Conrad  Haller  für 
Herrn  Ludwig  von  Helmstorf,  Ritter,  copirte.  (Collectanea  F,  242  ff.)  Fol.  247 
bringt  Cysat  die  Verse:  Orta  lux  maus  et  rectis  corde  leticia;  fol.  249  die  Reime: 
Ach  Low  wess  schmuckst  du  etc. 

O  Sempach! 

Das  Lietl  *so  der  Halbsuttcr  von  Lucern,  so  selbs  an  der  schleicht  gsin,  gmacht», 
betrachtet  Cysat  als  eine  Antwort  auf  die  Spottversc  der  Oesterreicher. 

Das  Verzeichniss  der  gefallenen  Oesterreicher  ergänzt  Cysat  vielfach. 

Die  jetzt  verschollene  Königsfeldcr  Handschrift  copirte  1786  Dörflinger.  Cod.  256, 
fol.  2 — 9.  Handschrifl  der  Stadtbibliothek  Luzern. 

38.  Colmarer-Chronik 

von   1 440. 
Das  der  herczog  von  Osterrich  zu  Sentbach  erslagen  wart. 

Item  do  man  zalt  MGCCl.xx-wj  jor,  an  dem  mentag  vor  sant  Virichs 
tag,  do  wart  erslagen  herczog  Lupolt  von  Osterrich  vor  Sentbach  von 
den  Swiczem. 

Kurze  Colmarer  Chronik  1205 — 1400  (Fonds  de  Murbach).  Stöl^r:  Alsatia, 
Colmar  1875,  Seite  234. 

39.  Strassburger  Zusätze  zu  Königshofens  Chronik. 

15.  Jahrhundert. 

Wie  sich  bischoff  Lumpen ')  krieg  erhup  von  her  Brunen  von 

Roppilstein. 

Er  was  ouch  also  geitig,  es  künde  nie  kein  here  oder  dicnstman 
oder  richir  gebure  sterben,  der  under  das  bistum  oder  die  stifft  gehorte 


138 

oder  verlehent  were,  er  fiel  im  in  das  sine  und  mustent  denne  sin  frünt 
mit  im  über  komen  nach  sinem  willen.  Das  det  er  ouch  den  riehen  pfaffen. 

Do  wart  erslagen  zu  Sempach  grofe  Johannes  von  Fürstenberg,  do 
fiel  er  in  das  stettelin  Haselo*)  in  Kintzigerthal  und  sprach,  es  wer  ein 
lehen  von  dem  bistum  und  wer  lidig  worden;  und  hielt  es  grofe  Heinrich 
von  Fürstenberg  vor,  der  doch  sin  rechter  lehens  erbe  was. 

Do  wart  ouch  erslagen  marggrofe  Otte  von  Hochberg,  do  nam  er 
sinen  brudem  marggrofe  Hessen  und  marggrofe  Johannes  das  gute  dorff 
Herboltzheim^)  und  hielt  in  das  lange  zit  vor  und  sprach,  es  wer  sime 
stiffle  ouch  verfallen. 

Dozumol  was  ein  tumprobest,  der  hies  Johannes  von  Ohsenstein,  der 
gäp  demselben  bischoff  Friderich  in  getrüwe  hant  Barre*)  das  dorff  und 
vesten,  das  war  der  hercn  von  Osenstein  eigen,  und  ander  eigen  vesten 
und  guter  und  das  stettelin  Berse^),  das  waz  ein  pfandgut  von  dem  stiffte 
von  Strossburg,  do  er  die  selbe  reise  gon  Sempach  varen  wolt,  wenne  er 
do  zu  ziten  des  hertzogen  von  Osterich  oberster  lantfout  was.  Der  wart 
ouch  erslagen.  Do  das  der  bischoff  befant,  do  hup  er  alles  das,  das  im  in 
getruwe  hant  geben  was,  sinen  brüdem  juncher  Otteman  und  juncher  Ru- 
dolff  von  Ossenstein  vor,  alse  wer  es  sin  eigen  gut  gesin,  und  wolt  in  och  dar- 
umb  kein  reht  tun,  und  wenne  sü  das  reht  an  in  vordertent,  so  wolte  er  sü 
daran  kriegen.  Und  hielt  in  das  also  lange  vor  untz  an  die  zit,  das  er  den 
grossen  krieg  mit  der  stat  von  Strossburg  anfing.  Do  von  wurdent  sü  sin 
helffer  und  widersei tent  ouch,  do  lies  er  sü  do  noch  an  dem  iren  ungeirret 

Zusätze  einer  Strassburger  Handschrift  zu  Königshofen  Cod.  Nr.  844;   Mone: 
Quellensammlung  der  badischen  Landesgeschichte.  Karlsruhe  1848,  I,  266. 
Diese  Handschrift  ging  1870  beim  Brande  von  Strassburg  verloren. 

*)  Spitzname  des  Bischofs  Friedrich  von  Strassburg.  —  ')  Haslach.  —  •)  Stadt 
an  der  Grenze  des  Breisgaues.  —  *)  Barr,  3  Std.  nördl.  v.  Schlettstadt.  —  *)  Börsch 
bei  Rosheim,  südwestlich  von  Strassburg. 

40.  Chronik  von  Tegernsee  in  Bayern. 

15.  Jahrhundert. 

Item  1382  (1386)  feria  secunda  post  Margarethae  mortuus  est  Lew- 
poldus  Dux  Austriae,  frater  Rudolfi. 

Anonymi  Tegemseensis  breve  Chronicon  Austriae.  Pez:  Script,  rer.  Austr.  H,  470. 

41.  St.  Galler  Annalen 

aus  dem   15.  Jahrhundert.    (1452 — 1459.) 

A.  d.  MCCCLXXXVI.  am  donstag  vor  sant  ulrichs  tag  do  verlor 

hertzog  lütpolt  zu  sempach. 

St.  Galler  Annalen  aus  dem  15.  Jahrhundert,  Cod.  Nr.  610,  fol.  i.  —  Scherer: 
Kleine  Toggenburger  Chroniken  90;  Handschriften  der  Stiftsbibliothek  S.  196  f. 


139 
42.  Constanzer  Jahrgeschichten 

aus  dem  Anfang  des  15.  Jahrhunderts. 

Anno  domini  1386  uff  Kiliani  ward  herczog  Lüpolt  von  Oesterrich 
und  siben  graffen  und  vil  heren,  ritter  und  knechte  erschlagen  vor  Sem- 
pach  von  Swiczeren  sinen  eignen  lüten. 

Constanzer  Jahrgeschichte   in  Mone's  Quellensammlung  zur  hadischen  Landes- 
geschichte I,  302  (aus  der  Heidelberger  Handschrift  von  Königshofen  Nr.  475). 

43.  Constanzer -Chronik. 

15.  Jahrhundert. 

Item  anno  domini  1386  die  nona  mensis  Julii,  qui  fuit  die  lunae, 
hora  quasi  meridie,  do  ward  erschlagen  zu  Zentbach  der  erwirdig  fürst 
hertzog  Lütpold  von  Oesterrich,  und  mit  im  grafen,  ritter  und  knecht  von 
den  von  Lucem  und  von  Underwald  und  Urech  und  den  von  Schwytz, 
die  haind  sy  erschlagen. 

Des  ersten  so  ist  erschlagen  hertzog  Lütpold  von  Oesterrich,  graf 
Ott  von  Hochberg,  graf  Walraf  von  Tierstain,  graf  Hans  von  Tierstain 
sin  bruder,  graf  Hans  von  Fürstenberg  und  (ain)  herr  zu  Geritzegg,  herr 
Hans  von  Ochsenstain,  her  Hans  von  Hasenburg,  her  Wemher  von 
Berenfels  ritter,  her  Martin  Maltrer  ritter,  her  Wemher  von  Rätenberg  ^) 
ritter  und  sin  bruder  Cunrat  ritter,  und  vil  ander  ritter  und  vil  burger 
von  den  stättlin,  die  des  hertzogen  warent.  Irsind  aber  gewesen  166,  die 
namhafftig  sin,  und  88  sunst.   Der  seien  rubent  in  dem  frid  dess  herren. 

Item  diser  strit  hub  sich  darumb,  die  waltstett  noment  dem  hertzogen 
wol  1 2  schloss,  in  die  wil  er  nit  in  land  was,  an  als  absagen.  Darumb  hub 
sich  der  strit  und  sunst  vil  widerdriess,  die  zwüschent  in  beschahent  und 
dik  vil  lüt  verloren  wurdent ;  uff  des  hertzogen  syten  verlor  uff  800  man 
und  45  man,  und  sy  verlurent  1000  man. 

Chronik  im  Stadtarchiv  von  Constanz,  Blatt  102,  A;  in  Mone's  Quellensammlung 
zur  hadischen  Landesgeschichte  I,  324. 

*)  Rotberg. 

44.  Stuttgarter -Annalen. 

15.  Jahrhundert. 

1386.  Eodem  anno,  die  9,  mensis  Julii,  circa  meridiem  prope  Semt- 
bach  perierunt  in  hello  Switensium  infra  scripti  principcs,  comites,  barones, 
milites  et  cives  de  diversis  provinciis,  primo  illustris  princeps  et  magne 
strenuitatis,  fortitudinis  et  animositatis  dominus  gloriosus  dux  Luopoldus 
dux  Austrie  et  Otto  marggravius  de  Hochberg,  Johannes  comes  de  Fürsten- 
berg, dominus  Waltherus  de  Gerolczegh,    dominus  Martinus  Maltrar, 


I40 

dominus  Götzo  de  Stoffen;  item  de  Alsacia  dominus  Johannes  comes  de 
Ochsenstein,  dominus  de  Hasenburg,  dominus  Waltherus  de  Dick,  do- 
minus Wemlinus  de  Bemfels,  dominus  Petrus  de  Ratzenhusen  cum  multis 
aliis  nobilibus  et  servis  de  Alsacia,  qui  non  sunt  hie  notati;  item  de  Suevia 
dominus  Othmarus  Truchsaess  de  Walpurg,  dominus  Albertus  de  Rech- 
berg, dominus  Cunradus  vom  Stain  et  alii  quam  plures  quorum  multi 
nobiles  et  ignobiles  de  multis  provinciis  ibi  interierunt,  de  quorum  enume- 
ratione  oriretur  magnum  tedium. 

Annales  Stuttgartenses.  Jahrbücher  des  Stifts  zum  heiligen  Kreuz  in  Stuttgart. 
Herausgegeben  von  Stalin  in  den  Wirtenbergisch.  Jahrbüchern  f.  vaterländische  Ge- 
schichte, Geographie,  Statistik  und  Topographie,  Stuttgart  1849.  2.  Heft,  S.  12. 
Trouillat:  Monuments  de  THistoire  de  Tancien  feve^h^  de  Bale  V,  698. 

45.  St.  Blasianer  Handschrift  von  Königshofens  Chronik, 

geschrieben   1 403 . 

Nach  dieser  Handschrift  betrug  die  Stärke  des  österreichischen 
Heeres  «wol  uff  drütusint  gewaffneter»;  «was  der  herczogen  volk  ein  teil 
so  gittig  zu  stritten >>,  dass  sie  abstunden  von  den  Pferden.  Sie  «machten 
keinen  spicz  noch  ordenung  under  in,  also  man  zu  stritten  pfliget  ze  tund, 
sunder  ie  einer  ilt  für  den  andern  . . .  unfürsichtiklichen  und  wartet  nieman 
des  andern  ...»  Dann  «wart  denen  von  Schwyz  der  druck  ...  da  brochent 
sich  etlich  herren  von  dem  stritt  und  ruften  iren  knechten:  «hengst  har». 

Unter  den  Erschlagenen  erscheinen:  der  Graf  von  «Zorn»,  Martin 
Waldner  (statt  Maltrer),  dry  Küchlin,  zwen  Kneblin  von  Friburg  (statt 
Schnebelin),  fier  Wadner  (statt  Waldner),  Hans  von  Schönow,  her  Johans 
von  Schowenberg,  einer  von  Rinach,  zwen  Güsen,  her  Heinrich  Celer,  — 
Albrecht  von  Mülhan,  —  Göterthem,  zwen  von  Holenhein.  —  Item  der 
von  Bechburg,  der  von  Espental,  Anthoni  von  Tirmenstein,  ainer  von 
Liechtenstein  und  Bolczheim  und  Schietstat.  Item  XVI  ritter  und  edel- 
kneht  von  Oesterich. 

Nach  dieser  in  Karlsruhe  liegenden  Handschrift  wurden  ausser  den 
50  nach  Königsfelden  gebrachten  Rittern  «uff  XXX  herren  usgesucht 
und  heim  in  ir  land  gefürt». 

Auszug  in  Mone's  QueDensammlung  zur  badischen  Landesgeschichte  III,  500. 

46.  Zusätze  zu  Königshofens  Chronik 

aus  dem  Jahre  1406. 

Die  in  Strassburg  geschriebenen  Zusätze  zu  Königshofen,  welche 
Mono  in  seiner  Quellensammlung  zu  badischen  Landesgeschichte  nach 
der  dem  Herrn  Dr.  Karl  Bartholdi  in  Colmar  gehörigen  Handschrift 
veröffentlichte  (III,  492),  gibt  an,  die  österreichische  Armee  habe  «uff 


HI 

siben  hundert  guter  Ritter»  gezählt;  einige  waren  zu  «gittig»;  da  es  «als 
ein  heisser  tag  war,  als  er  des  selben  jares  je  was»,  so  ermüdeten  die 
Ritter,  einige  hielten  sich  ferne  und  als  der  «andern  je  ettliche  sahent, 
wie  es  gieng  —  do  rantent  sie  darvon ».  Als  die  Ritter  « diss  sachent  — 
schrüwent  si  nach  jren  knechten :  hengst  her ! » 

Die  Zahl  der  Erschlagenen  betrug  «wol  uff  CCCC».  Unter  den  Er- 
schlagenen erscheinen  «der  Graf  von  Zolre,  zwen  von  Klingen  —  her 
Wemli  von  Schianden,  zwen  von  Hattstatt,  zwen  Waldner  —  vier  von 
Rinach  —  ze  dem  Wiger  —  Her  Burkart  von  Massmünster  und  Hans 
Bemhart  vom  Hus,  und  ein  Stark  von  Grimmenstein,  XXX  ritter  und 
knecht  von  Oesterrich,  item  XXXX  ritter  von  der  Etschc. »  60  aus  den 
Todten  wurden  fortgeführt. 

47.  Chronicon  Moguntinum. 

c.  1406. 

Postea  in  Julio  mense,  habitis  multis  conflictis  et  dissensionibus  inter 
ducem  Lupoldum  Austrie  magnanimum  juvenem  prudentissimum  et  dei- 
ficum  principem  et  efferam  gentem  suam,  dictos  «die  Schwy.tzer»,  mon- 
tales  et  bestiales  homines  sine  domino,  quodam  die  suis  in  fugam . . .  ipso 
manente,  super  ipsum  irruerunt  et  crudeliter  cum  multis  comitibus,  baro- 
nibus,  terrarum  dominis  et  militibus,  videlicet  ad  ducentos  barones,  milites 
et  armigeros,  occiderunt  nuUi  parcendo,  cujus  principis  memoria  est  im- 
mortalis,  qui  similis  inde  Machabeo  pro  suo  gente  et  justicia  occubuit. 
Non  fuit  timc  temporis  ei  similis  in  virtutibus  et  nobilitate  morum  in  Om- 
nibus principibus  Alamanie.  Ipse  inter  justos  deo  placentes  estimabitur : 
maledicta  gens  que  perdidit  justum. 

Deutsche  Städtechroniken,  Leipzig  1882,  Band  XVIII,  215.  Der  Chronist  von 
Mainz  entwirft  unstreitig  das  günstigste  Bild  von  Herzog  Leopold  und  die  unflätigste 
Schilderung  der  Schweizer. 

48.  Chronik  des  Nicolaus  Stulmann 

vom  Jahre  1407. 

(Manuscr.  P,  I  in  Lindau,  herausgegeben  von  J.  Würdinger  im  32.  Jahresbericht  des 
histor.  Kreis- Vereins  von  Schwaben  und  Neuburg  für  das  Jahr  1866,  S.  21 — 25). 

Der  Verßasser  war  Cammerer  des  Dekanats  Laugingen  und  Pfarrer  in  Althaim  bei 

Dilingen. 

Anno  domini  1386  die  nona  Julii  prope  Sembach  oppidum  perierunt 
in  bello  ligae  Switensium  infra  scripti  Principes,  Comites,  Barones,  Milites 
et  Militares,  et  aliqui  cives  de  diversis  provinciis,  ut  patebit  infra. 


142 


Primo  illustris  princeps  et  magnae  strenuitatis,  fortitudinis  et  anlmosi- 
tatis  dominus  gloriosus  Lupoldus  dux  Austriae. 


Sequuniur  nobiles  de  provincia 
Brissgaude, 

Primo  Otto  Margrav  de  Hachbcrg. 

Johannes  comes  de  Fürstenberg. 

Dominus  Waltherus  de  Geroltzeck. 

D.  Martinus  Maltrar. 

D.  Götzo  von  Stoffeln. 

D.  Hermannus  von  Wisswiler. 

D.  Ostwaldus  zuo  dem  Wiger. 

D.  Hainricus  Hetitschlihüchtli. 

D.  Hamel  von  Koppenbach. 

D.  Eglolfus  Küechli. 

D.  Johannes  von  Wisswiler. 

D.  Hainricus  Maiger. 

D.  Conratus  Statz. 

D.  Eglofus  von  Stulingen. 

Ulricus  Welti  von  Stoffen. 

Johannes  Hagner. 

D.  Lütolt  von  Mülhain. 

D.  Conratus  et  Petrus  v.  Bölsenhain. 

Thomas  Lerlap. 

Vitfridus  der  Schütz. 

Hartmannus  Röt. 

Burckhardus  Gessler. 

Heinricus  Veschli. 

Sequuniur  nobiles  de  provincia 
Elsacia, 

Dominus  Johannes  de  Ochscnstain. 
Johannes  Comes  .  .  . 
Dominus  de  Hasenberg. 
D.  Waltherus  von  Tick. 
D.  Wemli  von  Berenfels. 
D.  Wemli  von  Kachberg. 
D.  Adelberg  von  Bemfcls. 
D.  Petrus  vcm  Ratzenhusen. 
D.  Petrus  von  Andelach. 
D.  Petrus,  dictusWaffelter  von  Had- 
statt. 


D.  Gottfridus  von  Minstrol. 

D.  Ruodolphus  Hürbs. 

D.  Waltherus  von  Naufas. 

D.  Conratus  Stör. 

D.  Johannes  Ruodolf  v.  Lobgassen. 

Sequuniur  nobiles  servi  de  Elsacia, 

Hainricus  von  Ratzenhusen. 
Waltherus  de  Andelbach. 
Johannes  Borchart  von  Hus. 
Huglinus  Kleit. 
Ccmradus  de  Milheim. 
Conradus  Raeperg  (Ratberg). 
Conradus  de  Optingen  (Eptingen). 
Waltherus  de  Mörsjxjrg  et  duo  de 

Mörsperg. 
Hainricas  Bürk  de  Bergkhain. 
Burkhardus  von  Lobgassen. 
Graft  Walder  et  duo  filii. 
Hammanus  de  Signow. 
Wilhelmus  de  Rapach. 
Domicellus  dictus  .  .  . 
Petrus  de  Bolwillcr. 
Franciscus  dictus  Uolricus  de 

Tagervelt. 
Hainricus  de  Schinesenhain. 
Waltherus  Maiger. 
Hainricus  de  Winhus. 

Sequuniur  Nobiles  de  ,  ,  , 

D.  Türing  de  Hallwiler. 

D.  Ruoman  de  Küngstein. 

D.  Hammanus  de  Kiurdeschah  et 

duo  filii. 
D.  Albertus  de  Muchmen. 
D.  Gottfridus  Maller. 
D.  Wcrnherus  Schenck. 
D.  Rutschmann  de  Humeisberg. 
D.  Georgius  de  Güssenberg. 


143 


Hainricus  Halwilr,  Her  Türings 

batschart. 
D.  Marquardus  de  Baldeck. 

Sequuntur  Nobiles  de  Ergöw. 

Rüschman  de  Riiiach. 
D.  Hainricus  de  Rinach. 
Ulrich  et  Fridericus  de  Rinach. 
Uolricus  de  Buitenkam. 
Gottfridus  Maiger  de  Baden. 
Item  der  Schul thaiss  von  Zewingen 

selb  zwölft. 
Item  von  Arau  der  schul  thaiss 

selb  24. 

Sequuntur  servi  Domini  Wirtem^ 
bergensis, 

Johannes  Brandecker. 
Dominus  Hochdorf. 
Hermanus  de  Liechtenfels. 
Johannes  Hilwer. 
Burckhardus  de  Friberg. 
Eberhardus  de  Erdingen. 
Der  lange  Burkhart  de  Ehingen. 
Wolf  von  Betmaringen. 
Duo  de  Ertzingen. 

De  Swewia. 

Dominus  Othmarus  der  Truchscss 

von  Waltpurg. 
D.  Uolricus  de  Empts. 
D.  Hartmannus  de  Sehen. 
D.  Eglofus  de  Emptz. 
D.  Hilprand  de  Wisenbach. 
D.  Brun  de  Grüss. 

Swaben, 

Dominus  Albrechtus  de  Rechberg. 

D.  Conradus  Stain. 

D.  Fridericus  de  Ertzingen. 

Nobiles  servi  de  Swewia, 

Hamman  Güss. 
Hainricus  von  Stellenberg. 


Franck  der  Liechtenstainer. 

Dominus  Riser. 

Hainricus  de  Bermadingen. 

Diethelm  von  Münchingen. 

Felix  von  Ravenspurg. 

Hans  Lächler  von  Villingen. 

Item  von  ....  13  Ritter  und  Edel- 
knecht. 

Der  Schulthaiss  von  Ninenberg  selb 
dritt. 

Fischer. 

Her  Peter  von  Arberg. 

-  Fridrich  von  Griffenstain. 

-  Wilhalm. 

-  Peter  von  Schandesperg. 

-  Hainrich  Keller. 

-  Nicolaus  Götsach  und  sin 

brüder  ^). 

^)  Später  erwähnt  Stulmann  auch  noch 
die  Theilnahme  des  Ulrich  von  Wien, 
Bischof  von  Brixen,  am  Kampfe:  ser- 
viens  duci  Leopoldi  in  Sembach.  S.  32. 

Tütscher, 

Her  Hainrich  Tum. 

-  Lüssener. 

-  Conrater. 
Frantz  von  Kastilnösse. 

Item  der  Herren  von  Oesterrich 
Kuchimeister. 

Von  Schauffhusen, 

Her  Hans  von  Randeck. 

-  Hans  von  Schwandcg. 

-  Dietlin,  Schulth. 

Edelknecht  von  Schauffhusen, 

Egkrecht  Leo  genant  Waissegk. 

Eberhart  Huon. 

Johannes  Brymuoss,  genannt  Ge- 

buren. 
Wilhelm  im  Turn. 
Hanns  Hcggentz(er). 


144 


Hanns  im  Winckel. 
Hanns  von  Fulach. 
Hanns  Amman. 
Hans  Irmensee. 
Albrecht  Phluoger. 
Sechs  burger  von  Rindweide. 
Dietrich  von  Beme.  Werli  Höpli. 
Vogt  Jense.  Brendli,  Hans  Werli 


der  armbroster.  Nicker,  der  her- 
ren  von  Oesterrich  Metzger.  Fritz 
von  Brandes,  abt  Eberhartz  von 
Brandes  uss  der  Rvchenow  hast- 
hart. 
Verlorns  ain  tail  Walhen  und  et- 
wevil  armer  knecht  der  egenant 
diener. 


49.  Geschlechtsbuch  des  Ulman  Stromer  von  Ulm. 

Anno  1386  die  von  Zurch,  Luczem  und  Fern  und  die  von  Sweitz 
und  die  von  Underwallen  und  Awren  etc.  die  gebunnen  dem  herczog 
von  Osterreich  herczog  Lewpolt  an  13  slos. 

Darnach  am  eritag  nach  sant  Johans  tag  zu  sunbenten  ^)  hat  herczog 
Lewpolt  von  Osterreich  gross  samnung  von  grafen,  freyen,  rittem  und 
knecht,  und  strait  mit  den  vorgeschrieben  steten  bey  aynerstat,  haistSant- 
pach,  und  herczog  Lewpolt  von  Osterreich  ward  siglos  und  ward  selber 
erslagen  zu  tod  und  mit  im  gar  vil  grafen  und  freyen,  ritter  und  knecht, 
der  waz  namhaftig  und  wolgebom  mer  dann  161,  an  alle  di  diner  und  dcz 
von  Osterreich  purger  und  pawrn,  der  vil  waz  und  auch  tod  beliben  ligen. 

Ulman  Stromer:  Püchel  von  meim  gesiechtet  und  von  abentewr  1349  bis  1407. 
—  Hegel:  Chroniken  deutscher  Städte.  I.  Ulm.  Leipz.  1862,  I,  38 — 39. 

*)  26.  Juni.  Vgl.  oben  S.  67. 

50.  Basler  Annalen. 

1308/1408  (Hdsch.  in  Frauenfeld), 
(fol.  138  b.) 

Anno  domini  1386,  2*  feria  post  Kiliani,  do  geschach  ein  strit  vor 

Sempach,  und  wart  herzog  Lüpolt  von  Oesterrich  erslagen,  der  von 

Hasenburg,  der  von  Ochsenstein  und  ander  herren  vil,  grafen  und  fricn, 

ritter  und  knechten,  und  wurdent  erslagen  von  den  von  Switz,  von 

Unden\'alden,  von  den  von  Lucern.  ouch  so  wurdent  der  selben  von 

Switze  und  dien  andren  ir  eitgnossen  vil  erslagen,  also  das  ze  beiden 

siten  me  den  2  tusingda  belibent,  und  nam  nieman  den  andren  gevangen. 

Die  Handschrift  ist  nach  giitiger  Mittheilung  von  Herrn  Dr.  August  Bcmoulli 
in  Basel  um  die  Mitte  des   15.  Jahrhunderts  geschrieben  worden. 

51.  Kurze  Basler  Annalen. 

1372/1408  (auf  I  eingeklebten  Blatt  in  Cod.  Bas.  EI,  4). 

Das  hertzog  Lüpolt  von  Oesterrich  und  vil  anderer  herren  zuo  Sem- 
pach erschlagen  ward  1 386  jar,  am  achten  tag  des  höwmonat,  zuo  imbtszzit. 


145 

Das  der  herschaft  von  Oesterrich  lantvogt  me  denn  mit  2  tusend 
man  zugent  gen  Glaris  in  das  land,  und  wurdent  da  me  denn  halb  er- 
schlagen, und  ward  Wesen  die  statt  von  den  fründen  verbrant,  1388  jor. 

Das  die  von  Zürich  und  Eidgnosen  Baden  und  Fricktal  verbranten, 
1388  jar. 

Diese  Annalen,  nach  der  Vermuthung  des  Herrn  Dr.  August  Bemoulli  in  Basel 
um  das  Jahr  1500  geschrieben,  scheinen  eine  Art  Register  oder  Auszug  von  einem 
bald  nach   1408  verfassten  Werke  zu  sein. 

52.  Züricher-Chronik 

aus  dem  Anfang  des  15.  Jahrhunderts. 
Gloggnerische  Handschrift. 

(fol.  35-) 

Dis  stund  also  vntz  vff  der  kindelinentag  in  den  wienächten  Anno 
domini  Ixxxvj.  Do  nament*)  vnser  aidgenossen,  die  von  Lutzern,  die 
vesti  Rotenburg  und  ouch  die  vorburg  daselbs  in  Iren  gewalt.  Die  selben 
von  Lutzem  namen  ouch  die  von  Sempach  und  die  von  Entlibuch  ze 
burger  und  für  sich  in  dem  selben  lovfFe  namen  die  von  Lutzem  und 
die  von  Zug  Mayenburg*)  die  Statt  jn,  und  laiten  unser  aidgnossen  etwe 
vil  lüten  von  Iren  statten  und  landen  gen  Meyenburg,  die  Statt  ze  be- 
hütten  und  besorgen.  Damach  kürtzlich  besamnot  sich  der  Herrschaft 
lantvogt  mit  vil  volker  ze  rosse  und  ze  fussz  und  verstachten  sich  vor 
Mayenberg  in  ein  hüte  und  ritten  Ir  etwe  vil  an  die  Statt  und  zochten 
die  erbren  lüte  die  von  unsem  aidgnossen  lagen  ze  Mayenberg  uss  der 
selben  statt  als  verr,  da  si  in  die  hüte  der  vy enden  kamen  und  Hessen  die 
vyent  ze  rossz  und  ze  fussz  über  die  selben  von  Mayenburg  löffen  und 
erschlugen  der  da  by  hunderten.  Doch  so  werten  sich  die  selben  unser  aid- 
gnossen als  ernstlich,  das  si  der  vyenden  ouch  etwe  vil  erslugen  und  kamen 
ouch  unser  frunden  etwe  vil  von  unsem  v}- enden,  kamen  erlich  mit  Ir  leben. 
Darnach  furderlich  brannten  und  wüsten  unser  aidgnossen  die  selben  Statt 
Mayenberg  und  zugen  da  mit  wider  in  Ir  lender  und  in  jr  Stett. 

In  den  zitten  da  vor  und  darnach  widersaiten  uns  und  unsem  aid- 
gnossen dis  nachgeschriben  fursten,  herren,  ritter  und  knecht  von  der 
Herschaft  von  Österreich. 
Die  graffen  von  Wirtenberg  und  von      Voltkart  von  Ow  und  Hodetzhoffen. 

Ir  wegen  Merkli  von  Homesingen. 

graff  Welfli  von  Veringen.  Die  (Dieni)  von  Liechtenvels. 

Zeisolf  von  Lupfen.  Die  von  Tettingen. 

Cunrat  Branthow.  Burkart  von  Ehingen. 

Uolrich  Veisat  (Venser).  Der  lang  Cunrat  Huser. 

*)  Cod,  651  p.  91  u.  631  p.  363.  Gloggner  *manten^. 
*)  Meyenberg  in  andern  Handschriften. 


Liebenau,  Schlacht  bei  Sempach.  10 


146 


Uolrich  von  Tierberg. 
Dietrich  von  Balgen. 
Bürgi  von  Blumenberg. 
Peter  Blöchlin. 
Cun  von  Brandegg. 


Hans  Hilwer. 
Hänsli  von  Ow. 
Hentz  Spät. 

Cunrat  Kai  von   Harthusen   und 
Muschen  wan  ff. 


Der  widersagbrieff  ward  geben  feria  quarta  post  Agnetis  anno 
domini  Mccclxxxvj*. 

(fol.  36.) 

Damach  kurtzlich  an  dem  mentag  nach  unser  frowentag  ze  der  Liecht- 
missen  Anno  Domini  Ixxxvj**  widersait  uns  Cuntz  Münch  von  Rosenberg, 
Stephan  von  Iselhaim.  Schönechi  von  Wachenheim. 

Der  Jung  Albrecht  vom  Nuwenhus.      Hans  von  Ruperspurg. 


Berchtold  sin  sun. 

Hans  von  Espach. 

Heinrich  von  Hirtzberg. 

Cuntzli  von  Hirtzberg. 

Hans  von  Urbach. 

Diether  von  Höfen. 

Bliker  von  Einfrid. 

Swend  von  Einham  (Emchcim). 

Frid.  von  Schelveld  (Michelfeld). 


Jacob  von  Altorf. 

Hainrich  von  Ripertzkilch. 

Cuntz  von  Talheim. 

Diether  von  Hilispach  (Gilispach). 

Cuntzli  von  Helmstad. 

Der  Rafinger. 

Diether  von  Volknant  von  Stokach. 

Albrecht  Göller. 

Welfli  von  Fröwenberg. 


Eberhart  von  Rangberg. 

Uff  den  vorgenanten  mentag  in  dem  Ixxxvj*'  Jar  widersaiten  uns  von 
graff  Ebcrharts  von  Wirtemberg  wegen 
Cunrat  v.  Geroltzegg,  Herr  ze  Sultz.      Hug  von  Bochingen. 
Emest  von  First.  Bentz  der  Bud  (Jud). 

Uff  den  selben  tag  widersaiten  uns 
Herr  Ott  der  Truchsätz  von  Wal-      Burkart  von  Tettingen. 
purg.  Eberhart  von  Sax. 

Damach  an  dem  sunnentag  vor  Valentini  Anno  Domini  Ixxxvj"  Jar 
widersait 


Pier  Hemmann  und  Her  Wernher 

von  Horenberg. 
Hainrich  von  Mundelfingen. 
Burkart  von  Bronburg  (Kronburg), 
und  Weczel  von  Grieshaim. 


Wolfgang  von  Swandegg. 
Cunrat  von  Rumlang. 
Lütolt  zem  Tor  vtm  Fröidnow. 
Göcz  Müller. 
Bernhart  von  Jestetten. 


(fol.  37.) 

Dis  stuond  also  in  krieg  untz  ze  sant  Mathias  tag  anno  Ixxxvj,  do 
rittend  des  richs  stett,  unser  aidgnosscn  von  dem  grossen  bunt  ze 
Swaben,  zwüschend  die  Sachen,  so  verr,  das  si  ain  frid  dor  under  mach- 
tend  von  demselben  sant  Mathias   tag  hin  untz  uf  den  sunnentag  ze 


^.17  __ 

usgender  pfingstwochen,  der  darnach  schierist  kam.  In  dem  selben  frid 
lüffend  vil  löffen  uf,  das  der  nit  als  redlich  gehalten  ward,  als  er  aber 
verschriben  und  verbriefet  ward ;  doch  beleih  er  also  des  entwedra  tail 
den  andren  mit  grossem  schaden  nit  angraif ;  denn  das  etlich  fry  knecht, 
die  man  ze  baiden  siten  nit  bezwingen  wolt  oder  enmocht,  etwas  angriffes 
dar  inne  tatend.  Und  do  der  selb  frid  us  kam,  do  besamnot  die  herschaft 
und  warb  in  alli  land  um  gross  volk,  die  zuo  im  kamend  ane  das  lantvolk, 
so  er  in  disem  land  hatt,  und  wuostend  baid  tail  enander  grösslich  mit 
roub,  mit  brand,  mit  totschlagen,  mit  geuanknuss.  Des  leitent  sich  die 
von  Lucem  für  Wolhusen  mit  etlicher  vnser  eidgenossenschaft  hilfe  vnd 
gewunnen  ouch  die  selben  vesty  vnd  ouch  die  vorburg. 

Damach  mantend  die  von  Lutzern  uns  und  och  die  waldstett,  und 
e  das  wir  von  Zürich  zuo  jnen  komen  mochtend,  do  zugend  die  von 
Luczem  imd  och  die  waldstett  in  das  Ergöw  untz  gen  Münster,  und 
warend  da  dry  tag  und  dry  nacht  uf  dem  veld  und  zugend  och  gen 
Sursee,  und  wuostend  und  brantend  was  in  dem  Ergöw  was,  und  in  den 
selben  ziten  namend  die  von  Luczem  jn  diss  nachgeschribenen  vestinen : 
Richense  ain  statt,  und  dry  Rinach,  Baldegg,  Liela,  Schefflangen, 
Schenken,  Aristow.  Do  namend  die  von  Schwitz  och  in  disen  löuffen  jn 
sant  Andres,  die  veste  und  die  vorburg. 

(fol.  38.)    Do  widersaitten  uns  aber  die  nachgeschriben  von  der 
Herschaft  wegen  von  Oesterreich.   Des  ersten  in  des  von  Wirtenbergs 
dienst  an  Sant  Johans  abent  ze  sungichten  Anno  domini  Ixxxyj  Jar, 
Wemher  von  Rosenveld,  vogt  ze      Volmar  Böklin. 

Herrenberg.  Herman  von  Licchtenvels. 

Hans  von  Brandegg.  Berchtold  Hans  (Hauck)  von  Hart- 

Manloch  von  Linstetten.  husen. 

Johans  von  Tierberg.  Hans  der  Ewatingen. 

Wolffv.Betrinnigen( Betmaringen).  Bertschi  u.  Hensli  die  Ewartingen. 
Bäldlin  von  Bisingen.  Johans  Schultheis  v.  Rosenveld  und 

Hainrich  von  Insplingen.  Johans  der  Bächler. 

Uff  den  selben  tag  widersait  uns  ouch 
H  er  DiethelmSchulthais  von  Schaff-      Rüdger  und  Wilhem  Im  Tum  von 

husen.  Schaff  husen,  die  jungen. 

Ritter  Albrecht  von  Blumenberg.         Her  Itel  Loey  v.  Schaffhuscn,  ritter. 

Uff  den  selben  tag  widersait  uns  ouch 
Hans  Ulrich  von  Pfirt.  Hans  von  Zässingen. 

Fridrich  Pfirt.  Fridrich  Kappeller. 

Peter  von  Nidegg.  Schopp  Truchsäss. 

Johans  Bemhartz  Grat,  Ritter.  Hans  Günther. 

Hetzel  von  Zässingen. 


148 


An  sant  Johans  tag  ze  sungichten  widerseit  uns  graf  Johans  von 
Habspurg,  der  junger. 
Gemör  und  Hartmann  von  Kussa-      Freitschi  von  Birchidorf. 

berg,  Hans  von  Runsperg. 

Diethclm  von  Münchingen.  Bertschi  von  Henkart. 

An  sant  Johans  tag  widersait  uns  ouch  graff  Johans  von  Habspurg. 
Egloff  von  Masmünster.  Bemhart  von  Flachslanden. 

Walther  von  Mörspurg.  Peter  von  Mörspurg. 

Glad  von  Blandschier.  Frum  uff  der  Habspurg. 

Walther  und  Wetzel  von  Mörspurg. 

Uff  den  selben  tag  widersaiten  uns  öch : 
Her  Peter  von  Andlou,  Ritter.  Hans  von  Lantsperg. 

Geory  von  Andlou,  sin  bruder.  Eberhart  von  Lantsperg. 

(fol.  39.)   Item  uff  den  selben  tag  widersait : 
Walther  von  Muntzingen.  Dietrich  Snewli. 

Anthis  von  Thirmstain.  Thoman  Berenlap. 

Hans  Snewli.  Wenili  von  alten  Castel. 

Uff  den  selben  tag  widersait  Dietrich  von  Ratzenhusen  zem  Stain. 
Helmant  Stamler.  Hans  u.  Fridrich  die  Botzen  bnider. 

Uff  den  selben  tag  widersait : 
Walther  von  Horburg,  hcrr  zu  Bil- 

stain. 
Hans  von  Amolt(r)en. 

Item  uff  den  selben  tag  widersait  uns : 
Her  Johans  von  Oberkilch,  ritter,         Heinzman  Wermland. 

der  junger.  Claus  Stang  von  Rosshain. 

Herman  Waldner,  ritter. 

Uff  den  selben  tag  widersait  uns : 
Hcmman  von  Lantsperg,  Ritter.  Hans   Neger   (Lieger?),    genannt 

Hans  Ulrich  vom  Hus.  Münch. 

Cunrat  von  Utenhain.  Hans  vom  Ramstain. 

Uff  denselben  Cinstag  nach  Sant  Johanstag  widersait  uns  Rudolf, 
Itel,  Herman  und  Ulrich  von  Landenberg  von  Griffensee. 

Item  an  der  mitwuchen  nach  sant  Johanstag  widersait  uns  graff 
Rudolf  von  Sultz. 


Thia  (Tönia)  von  Alwilr. 
Peter  Baselwind. 
Lutz,  der  Jung. 


Johans  von  Randegg,   Corherr  zu 

Costenz. 
Hainrich  von  Randegg,  Vogt   ze 

Schaffhusen. 
Hainrich  von  Ertzingen. 


Ott  Bökli,  der  Jung. 

Hennan  Einsold,  der  Jung. 

Cunrat  Eschinger. 

Hainrich  Buchsli. 

Johans  von  Riechen  (Rietheim). 


149 


An  der  selben  wuchen  widersait 
Otto,  Hans  und  Hessen  Margrafen 

V.  Habspurg  (sie,  statt  Hochberg), 
graff  Johans  von  Fürstenberg,  Herr 

ze  Haslach. 
Göcz,   Uolrich   und  Walther   von 

Stoffen,  gevettern. 
Hanman  von  Wiswilre. 
Dietrich  Snewli,  Ritter. 
Hans  Snewli  im  Hoff. 
Hemman  Wittenhain. 
Claus  von  Bäbenhaira. 
Jos  von  Witenhain. 
Götz  (Lib)  Lieberman,  ritter. 
Hans  und  Bemhart  vom  Hus. 
Hainrich  von  Wissenegg. 
Wemli  von  Wittenhein. 


Hiltolt  (Lütold)  von  Mülheim. 
Russz  Zäringer. 
Johans  von  Bärenheim. 
Feischt  (Fritschi)  Zund. 
Henczman  von  Miwenvels  (Nüwen- 

fels). 
Hans  von  Ramstain. 
Diem  von  Tettingen. 
Hanman  Mayer,  der  Jung. 
Othman  vom  Ampringen. 
Ernst  von  Fürst. 
Walther  von  Misar  (Nüfern  ?). 
Hensli  von  Gomer  (Hemer  ?). 
Henman  Hanger. 
Hans  Hergasser. 
Claus  Schulthaiss.  ^) 


(fol.  40)  An  mit  wuchen  vor  sant  Peters  und  Sant  Pauls  tag,  do  widersait  : 
Johans  v.  Elribach,  Kamermeister.      Cunrat  der  Gussz. 


Berschivall  von  Winegg. 
Brun  der  Gussz  von  Brentz. 
Fridrich  von  Griffenstain. 
Peter  Slandersperger. 
Peter  Arburger  von  Starenberg. 
Sigmund  und  Göry  von  Gufigun. 
Uelrich  von  Emptz,  pfleger  ze  Hall. 
Mathis  von  Riffenstain. 
Hainrich  der  Kolli. 
Peter  von  Spur. 
Cunrat  ab  dem  Eren. 
Nicolaus  der  Göcze,  all  Ritter. 
Blassan,  des  jungen  Hertzog  Lti- 
poltz  Hoffmaister. 


Hanman  der  Güssz  von  Liephein. 

Hainrich  von  Schellenberg  von 
Licrstain. 

Egloff  von  Sunthain. 

Mathis  von  Spur. 

Hans  von  Winegg. 

Albrecht  von  Hochen  Rechberg. 

Caspar  von  Slandelsperg. 

Wigelois  an  der  Blatten. 

Michel  von  Valkenstain  (Wolken- 
stein ?). 

Ulrich  von  Cun  von  Tramin. 

Hentz  von  Kinsegg. 

Sneberger. 


Siez  von  Altheim. 

An  sant  Peters  und  an  sant  Pauls  tag  widersait : 
Diethelm  von  Krenkingen,  fryherm,      Hans  ab  dem  Hus. 

gebrüder.  Peter  Sarwürker.   In  gottes  namen 

Fritschi  von  Ertzingen.  schrib  Ich  dis.  ^) 

Item  an  dem  selben  tag  widersait  Johans  Truchsätz,  genant  Brack, 
Rudolf  Spisser,  baid  von  Diessenhoffen. 

')  Innsbrucker  Hss. 


ISO 


Und  do  die  vorgenanten  unser  aidgnossen  mit  irem  volk  by  XIII. 
tagen  by  uns  warend  und  wider  haim  komend  unversert  und  unbe- 
kümbert  von  unsren  vyenden,  do  kam  unser  aidgnossen  für,  das  hertzog 
Lüpolt  gross  volk  zuo  enandren  bracht  hatt,  und  das  er  maint  gen  Sempach 
ze  ziehende.  Do  erloptend  wir  den  selben  unsren  aidgnossen,  das  si  haim 
söltind  vam.  Und  do  si  haim  komend,  do  ward  inen  aber  fürbas  kund 
getan,  das  der  hertzog  mit  sinem  volk  gen  Sempach  wölte.  Des  zugent 
die  vorgenanten  vnser  aidgnossen  von  Lutzern,  Ure,  Switz  und  Under- 
walden  gen  Sempach,  das  si  uff  den  mentag  fruo,  der  was  der  nünd  tag 
höwmanots,  anno  MCCClxxxvj"  daselb  warent.  Vnd  uff  die  selbe  zit  was 
der  egenant  hertzog  mit  sinem  volk  och  by  Sempach. 

Und  do  baid  tail  ain  andren  sahend,  da  scharatend  si  sich  uff  ain 
aker  und  zugend  also  gescharat  mit  bedachtem  muot  uf  flachem  veld  zuo 
ain  andren,  und  kamend  mit  ain  andren  ze  vechten,  und  gab  der  al- 
mächtig  gott  den  obgenanten  unsern  aidgnossen  signust  und  gelük,  das  si 
den  vyenden  ritterlich  ob  gelagend  und  das  si  das  veld  mit  grossen  eren 
behuobend,  und  ward  der  obgenant  hertzog  Lüpolt  und  mit  im  der  sinen 
wolt  xy  C  Ixxvj  ^)  und  mer  erschlagen,  und  das  alles  herren  und  vast  edel 
lüt  warend  und  gar  erber  lüt  gewesen  sind,  und  ist  iren  ain  tail  gross  herren 
gesin,  das  wol  schinbar  was  an  irem  guoten  harnasch  und  an  iren  kost- 
lichen klainod,  das  by  jnen  funden  ward.  Und  warend  der  vyenden  mer 
M.M.M.M.  ze  ross  und  vil  fuoss  volkes,  und  unser  aydgnossen  nit  mer 
XV^  man.  Und  do  der  stritt  also  gentzlich  ergangen  was,  do  zugend 
unser  aidgnossen  wider  haim,  das  nit  \il  me  denn  hundert  man  verlurend, 
und  fuortend  mit  inen  ab  der  walstatt  die  paner  von  Tyrol,  des  von  Ochsen- 
stain  paner,  des  grafen  von  Tierstain  paner,  der  margrafen  paner  von 
Hochberg,  der  statt  paner  von  Schaf  husen,  der  von  Mellingen  paner  und 
andri  klaini  venli,  der  si  nit  erkantand. 

Nach  dem  geschribnen  Stritt  widersaitten  uns  dis  nachgeschribnen : 

Adolf,  ertzpriester  ze  Mentz,  für  sich  und  für  sin  dienerund  für  die  sinen. 

Item  Lantprech  bischof  ze  Babenberg  für  sich  und  für  sin  diener, 
und  Fridrich  Burggraff  (ze)  Nürenberg  für  sich  und  sin  diener. 

Item  Albrecht  von  Hochenhart,  genant  der  fry,  Wiltbrecht  von 
Helmstad. 


Swendiman  von  Winhain. 
Hainrich  v.  Güringen  (Böringen?). 
Bemolt  von  Talhain. 
Diethcr  Roder. 
Eberhart  Rainhart. 


Swicker  Rainhart  von  Sikingen. 
Witbrccht  Swend  von  Winhein. 
Diether  Lantschade. 
Hämmi  von  Hentschusen. 
Hänni  von  Werberg. 


*)  Schultheiss   «ob  zwainhundert*.     Züricher    Handschrift   in   der   helvetischen 
Bibliothek  II,   i66  «2000  und  mer». 


151 

Hansel  Trigel.  Anshelm  von  Winhein. 

Ruprecht  Münch.  Cuntz  von  Nordlingen. 

Gerhart  von  Hochenhart.  Hainrich  von  Helmstad. 

Düntzel  von  Talheim.  Hans  von  Hagnow. 

Melchior  Weise.  Cuntz  Stiger  von  Epingen. 

Heimi  von  Stainheim.  Götz  von  Lutzeinbach. 

Fritschi  Stengel  von  Grosstad.  Hansel  von  Stämstain. 

Cuntz  von  Ellerbach.  Hans  von  Ulmspach. 

Hans  von  Swanden.  Hans  Stadel  von  Niderstain. 

Hans  von  Vehingen.  Claus  von  Winkel. 

Götz  von  Michelnbach.  Dietrich  von  Linden. 

Diether  Geiling.  Voltz  von  Claisel  von  Rode. 

Ulrich  von  Stein.  Cune  von  Gumane  (Culnowe). 

Hans  von  Mochenschein.  Walther   von   Berlichingen.    Hab 

Jost  von  Angeshein  (Angelheim).  vergut. 

An  sant  Margreten  tag  Anno  domini  Ixxxvj  Jahr  widersaiten  dis: 

Dicz  von  Scharffenstain.  Churt  von  Scharffenstain. 

Nithart  (Richard)  von  Buchnow.  Götz  Miden. 

Hanns  von  Ortenberg.  Hans  von  Motlibach   und   all  Ir 

Chun  von  Scharffenstain.  gesellen  und  knecht. 

Ulrich  Krieges  (?)  oder  Hans  Gloggner*s  Zürcher-Chronik,  aus  dem  Anfang  des 
XV.  Jahrhunderts,  nach  den  Handschriften  Nr.  657  u.  631  in  St.  Gallen  (vrgl.  Scherrer: 
Katalog  S.  206,  214),  gedruckt  in  Hennefs  Klingenberger  Chronik  (als  Note)  S.  114 
bis  121,  mit  Auslassung  der  von  Gilg  Tschudi  aufgenommenen  Nachrichten  über  die 
Fehdebriefe.    Vgl.  Helvetische  Bibliothek,  9.  Stück,   1735,  S.  164—167. 

In  der  Bibliotheca  Tirolensis  in  Innsbruck  (Cod.  Nr.  873  [Tom.  DCCCLXII]) 
findet  sich  diese  Chronik  in  einer  Copie  von  Claus  Schultheiss  als  «Chronik  der 
Stadt  Constanz».  Diese  Handschrift  ist  spätestens  1418  copirt,  wahrscheinlich  schon 
1407.  Vrgl.  Anzeiger  für  schweizerische  Geschichte  und  Alterthuraskunde  1863, 
37 — 39.  Hiemit  scheint  jene  Copie  von  Eberhard  Müllers  Chronik  von  Zürich  zu 
stimmen,  die  Burgermeister  Jakob  Reutlinger  1580  dem  XIV.  Bande  seiner  Collec- 
tanea  einverleibt  hat.  Handschrift  in  Ueberlingen.  Zeitsch.  f.  d.  Geschichte  des  Ober- 
rheins 1882,  XXXIV,  366—367. 

53,  Fortsetzung  von  J.  von  Königshofen  Chronik 

aus  dem  15.  Jahrhundert. 

Und  als  die  von  Bern  nit  in  dem  krieg  warent  und  sich  lang  über- 
hept  hattend  untz  nach  dem  stritt  ze  Sempach,  darumb  inen  die  eydignossen 
vhel  redtan  und  aber  der  jung  hertzog  Lüpolt  jnen  grossen  schaden  zuo- 
füegt  und  Meyenberg  von  deneydtgnossen  zerstört  ward,  also  widersaittent 
die  von  Bern  dem  hertzogen  und  ouch  den  von  Fryburg  und  wuostent 
inen  ir  land  umb  ir  statt 

Handschrift  der  Stiftsbibliothek  St,  Gallen  Nr.  629,  pag.  251.  Henne:  Klingen- 
berger Chronik  127  —  128.  —  Gustav  Scherrer:  Verzcichniss  der  Handschriften  der 
Stiftsbibliothek  von  St.  Gallen,  pag.  205. 


152 


54*  Stadtchroiük  von  Bern 

von  c.   14 14 

und  Conrad  Justingers  Bemer-Chronik 

von   1420. 
Der  strit  ze  Sempach. 

Und  do  sich  der  vorgenannt  hertzog  Lüpolt  gesamnet  hett  mit 
grossem  volk,  do  kamend  die  eidgnossen  von  Luceren,  Ure,  Swytz, 
Underwalden  zu  den  von  Zürich  von  ir  manung  wegen,  wol  mit  sech- 
zehen  hundert  mannen  im  brächet;  und  zugend  die  von  Zürich  und  die 
selben  eidgnossen  in  der  herschaft  von  Oesterrich  land  in  das  Turgöw,  und 
wüstend  und  brondend  was  si  funden  und  gewunnend  Pfäffiken  in  dem 
Turgöuw,  das  des  von  Landenberg  waz,  und  wurdend  uff  der  vesti  er- 
schlagen sechs  und  zweintzig  man,  die  werlich  warend.  Und  (do)  die  eid- 
gnossen also  Zürich  vierzehen  tag  gewesen  warend,  do  vcrnamend  si,  das 
der  hertzog  mit  grosser  macht  weite  ziehen  gan  Sempach.  Do  erloupten 
die  von  Zürich  den  eidgnossen  heim  ze  varn.  Und  also  beschach  es  ouch, 
das  uff  dem  mentag,  so  was  der  nünde  tag  höuwat  des  monotz,  der  ob- 
genant  hertzog  Lüpolt  von  Österrich  mit  grosser  herschaft  und  mit  grosser 
macht  ftir  Sempach  zoch.  Also  zugend  ouch  die  vorgenanten  eidgnossen 
von  Luceren,  Swytz,  Ure,  Underwalden  ouch  gan  Sempach  wol  mit  driz- 
zehenhundert  mannen.  Und  do  beid  teil  enandren  sahend,  do  scharrtend 
si  sich  uff  dem  aker  und  zugend  also  mit  bedachtem  (mut)  uff  flachem  *) 
velde  zu  enandren  und  vachtend  mit  enandren  manlich  und  ritterlich.  *) 
Do  gab  gott  den  eidgnossen  glük,  das  si  erlich  obgelagend  und  das  veld 
mit  grossen  eren  behubcnd.  Und  ward  der  obgenant  hertzog  Lüpolt  mit 
vil  grosser  herren,  rittern  und  knechten  mit  im  erschlagen,  und  warent 
der  herren  wol  viertusend  ze  ross  und  ze  fuss,  und  ward  da  gewunnen 
vil  gutes  an  hamasch,  an  kleinotem  und  ander  dingen,  und  verlurend 
die  eidgnossen  by  hundert  und  zwentzig  mannen,  und  furtend  mit  in  ab 
der  waltstat  die  paner  von  Tyrol,  dez  von  Ochsenstein  paner,  des  mar- 
grafen  paner,  des  von  Habspurg  paner,  der  von  Schaffhusen  paner,  der 
von  Mellingen  paner,  und  vil  vänlein,  der  si  nit  erkandend.  Und  wurden 
uf!'  der  vycnden  teil  erschlagen,  die  so  hie  nach  geschriben  stand. 

Der  edlen  namen  zem  teile,  so  ze  Sempach  erschlagen  wurdent. 


Hertzog  Lüpolt  von  Österrich. 
herr  Hans  von  Ochsenstein, 
margraf  von  Hochberg, 
graf  Hans  von  Fürstenberg, 
zwen  grafen  von  Tierstein, 
herr  Johans  von  Hasenburg. 
-     Fridrich  von  Monstral. 


herr  Walther  von  Geroltzegg. 
der  swartz  graf  von  Zolren. 
herr  Walther  von  der  Dik. 
der  von  Rand  egg. 
Herr  Marti  Maltrer. 

-     Otto  von  W^alpurg. 
zwen  von  Griffenstein. 


153 


zwen  von  Stoffen. 

der  von  Signow. 

her  Albreht  von  Rechberg. 

-    Ulrich  von  Tierberg. 
z>*'en  von  Klingen, 
zwen  von  Andelo. 
dry  von  Rozhusen. 
dry  von  Berenfelss. 
dry  von  Ratberg, 
herr  Wernher    von    Flachslanden 

(Luzerner  Hss.  Walther), 
zwen  von  Hadstatt. 
zwen  Schnöwli  von  Fryburg. 
zwen  Waldner. 
herr  Huruss  von  Schönouwen  und 

siner  tochter  man  herr  Johans 

von  Grünenberg. 
Der  von  Lantsperg. 
herr  Wernher  von  Lichtenfels. 


her  Johans  von  Hus. 

-  Heinrich  von  Stein. 

-  Heinrich  von  Schelcnbcrg. 

-  Johans  Schaler. 

-  Berchtolt  vom  Grat, 
zwen  von  Hallwil. 

der  von  Tegerveld. 

ein  Stör  von  Sultz. 

zwen  von  Eptingen.^) 

vier  von  Mörsperg. 

vier  von  Rinach. 

der  zem  Wyer. 

zwen  Güssen. 

der  von  Bechburg. 

zwen  Kletten. 

der  von  Mülheim. 

herr  Burkhart  von  Masmünster. 

Hans  Bernhart  von  Hus. 

der  Stark  von  Grimrainstein. 


zwen  von  Wiswiller. 

Item  acht  und  zwentzig  ritter  und  knecht  von  Oesterrich,  item  fünf 
und  trissig  ritter  von  der  Etsche  und  vil  andrer,  deren  namen  hie  nit 
geschrieben  stand. 

Dr.  G.  Studer:  Die  Berner  -  Chronik  des  Conrad  Justinger   S.  419  —  421.  — 
Handschrift  der  Stadtbibliothek  Liizern  Nr.  7,  fol.  375^—376*». 

*)  Justinger  «witem  velde». 

•)  vide  unten.  * 

')  Justinger:  zwen  von  Emps,  vier  von  Eptingen,  fiinff  von  Mörsperg.  Studer  164. 

*  Justinger,  der  fast  buchstäblich  die  Stadtchronik  ausschreibt,  fügt 
hier  bei : 

Den  herren  waz  gach  zu  den  Eydgnossen;  die  hetten  sich  so  nach 
gesmuockt,  und  vaehten  mit  dem  spitze,  und  namen  des  ersten  grossen 
schaden.  Bald  Hessen  die  eidgnossen  von  dem  spitze,  und  lieffen  in  die 
herren,  und  slugen  so  grülich  mit  den  halbarten,  daz  nüt  vor  den  streichen 
gestan  mocht.  Ze  band  gab  got  den  ey^enossen  daz  glügk,  daz  si  pb- 
gelagen  und  daz  veld  mit  grossen  eren  behüben. 

Justinger,  der  wahrscheinlich  in  Zürich  gestorben  ist,  fügt  dann  noch 
folgendes  Capitel  hinzu: 

Daz  die  von  Bern  gen  Rütols  zugen. 

In  den  selben  acht  tagen,  als  der  strit  ze  Sempach  bcschcclien  waz, 
zugent  die  von  Bern  gen  Rütols  in  daz  tal,  und  schedigoten  die  grefin 


154 


von  Vallendis.  Die  waz  burgerin  gewesen  und  hat  den  von  Bern  ir  burg- 
recht uffgeben;  sie  hat  aber  die  zwölfhundert  guldin  nit  geben,  darumb 
ir  burgrecht  haft  waz.  Und  alsbald  man  von  Rütols  kam,  do  zugent  die 
von  Bern  fiir  Torberg  und  gewunnen  das,  und  wart  zerbrochen.  Damach 
zoch  man  gen  Koppingen,  daz  dem  von  Torberg  zugehört;  wart  ouch 
zerbrochen.  Damach*)  zoch  man*)  gen  Willisow,  daz  der  grefin  von 
Vallendis  zugehorte,  und  gewunnen  die  stat  und  Hasenburg  die  vesti, 
und  branden  und  wuosten  sie  bede  und  zugent  wider  heim. 

Dr.  G.  Studer:  Justingers  Berner-Chronik  163 — 165,  —  Stierlin :  Justingers 
Chronik  213 — 216,  wo  bemerkt  wird,  einige  Handschriften  haben  das  Verzeichniss 
der  Erschlagenen  ergänzt.  Vgl.  dazu  Dr.  G.  Studer:  Studien  über  Justinger,  Archiv  des 
historischen  Vereins  von  Bern  VI,  537 — 542,  543.  Matile:  Histoire  de  la  Seigneurie 
de  Valangin,  Neuchatel,  1852,  86.  E.  von  Watten wyl:  Gesch.  v.  Bern  I,  14.  Anzeiger 
für  Schweiz.  Geschichte  1885,  464  ff.  sucht  das  Verhältniss  der  beiden  Chroniken  zu 
einander  anders  darzustellen. 

*)  Von  hier  an  ist  der  sonst  auch  chronologisch  verwirrte  Bericht  rein  unwahr. 

')  Die  Handschriften  weichen  hier  ab ;  diejenige  des  Herrn  von  Mülinen  liest  : 
«darnach  bald  zugen  die  von  Bern  gen  Willisouw»;  die  von  Stein'sche:  «darnach 
zugen  sy»;  die  Zürcher-  und  Basler- Handschrift  dagegen  «bald  damoch  zugen  die 
von  Bremgarten*. 

55.  Gobellni  Personae,  Decani  Bilefeldae  et  OfHcialis  episcopi 

Paderbornensis  (geb.  1338,  f  1421)  Cosmodromium 

(1418);  aetas  6,  cap.  87. 

Leopoldus  dux  Austriae  occidentalis  cum  magno  exercitu  intravit 
fines  Suicerorum,  qui  bellum  contra  cum  inicrunt,  et  ipse  dux,  qui  domino 
Papae  adversabatur,  cum  toto  exercitu  suo  vix  uno  evadente  deletus  est. 

Propter  hoc  frater  eius  Albertus  Dux  Austriae  orientalis  multis  con- 
gregatis  Principibus  profectionem  fecit  contra  Suiceros;  sed  priusquam 
procederetur  ad  bellum  treugae  factae  sunt  inter  eos,  et  Principes  ad  propria 
redierunt. 

Meibom:  Scriptores  rerum  Germanic.  Helmstad  1688.  Tom.  I.  309.  —  Odoricus 
Raynaldus:  Annales  ecclesiastici  Tom.  XVII,  (Coloniae  1691)  fol.  125. 

56.  Johannis  Fistenport,  Moguntini,  ordinis  Sepulchri  Dominici, 

continuatio  Chronici  ab  Hermanno  Jennensi  scripti, 

ab  anno  1352  ad  annum  1421. 

(1385  statt  1386)  Eodem  anno  Liupoldus  dux  Austriae  cum  magna 
militia  et  copioso  exercitu  occisus  est  a  Swizeris. 

Hahnii  CoUectio  Monumentonim  veterum.  Brunsvigae,  1724,  I,  398.  Vergl.  hiezu 
Stalin:  Wirtenberg.  Gesch.  III,  7—8. 


155 

57*  Constanzer-Weltchronik  mit  Zusätzen  des  Luzerners 

Johann  Fründ 

von   1422. 

Do  man  zalt  1386  jar  do  erlasch  die  sunne  an  dem  ingenden  jar, 
vor  mitten  tag,  vnd  momdes  wart  Wolhusen  gewannen. 

In  dem  selben  jare  1386  an  dem  achten  tag  Höwmanotz  do  zog 
Herzog  Lupoid  von  Osterich  gen  Sempach  vnd  swante  do  das  kom.-  Das 
vemamen  die  von  Lutzem,  von  Vre,  von  Switz,  A'on  Vnderwalden.  Die 
zugen  zu  im  vnd  fochten  mit  dem  Herzogen  Lüpolt  von  Osterrich.  Do 
wart  er  erslagen  mit  vil  Herschafft  vnd  beliben  da  vff  dem  velde  mit 
xiiij  paneren. 

Anhang  zu  einer  Schwabenspiegel-Handschrift,  Mss.  der  Stadtbibliothek  Luzern 
datirt  1426,  28.  März.  Nach  dem  Berichte  über  die  Hexen  im  Wallis  vom  Jahre 
1428  steht: 

Quis  me  scribebat  Johannes  Fründ  nomen  habebat. 

58.  Chronik  des  Klosters  Stambs. 

15.  Jahrhundert. 

Anno  Domini  MCCCLXXXVI.  VII.  Idusjulii  Nobilissimus  Princeps 
Dominus  Lewpoldus  Dux  Austriae,  praenominati  Domini  Alberti  Ducis 
filius,  occisus  estaSwicensibus  prope  oppid um  Sempach,  relinquens  super- 
stites  quinque  liberos,  videlicet  Wilhelmum,  Lewpoldum,  Emestum  et  Fri- 
dericum  Duces ;  ac  Domicellam  Elizabeth,  quae  et  ipsa  obiit  in  Marck 
Dumitz,  et  sepulta  est  in  Wienna  anno  MCCCXCL,  in  die  S.  Joannis 
Baptistae. 

Breve  chronicon  Monasterii  Stambsensis  in  Tiroli.  Pez :  Scriptores  rerum  Austria- 
caram  II,  459. 

59.   Salzburgische  Chronik. 

15.  Jahrhundert. 

1386.  Dux  Austriae  Leupoldus  bellavit  contra  Switenses:  ubi  ipse 
Dux  succubuit,  et  ipse  personaliter  cum  centum  et  octaginta  Comitibus, 
Dominis  ac  Militibus  Sweviae  et  Athesis  interfectus  est;  in  parte  victorum 
fere  septingenti  gladio  perierunt. 

Chronicon  Salisburgense.  Pez:  Script,  rer.  Auslriacarum  I,  429. 

60.  Chronik  der  Karthäuser  in  Zeitz. 

15.  Jahrhundert. 

Narrat  itaque  Cronica  ista,  quidquid  memoria  dignum  factum  est 
hie  in  nostris  partibus  usque  ad  Annum  Domini  MCCCXLII,  et  faciet 


156 


fincm  dictorum  suonim  de  Ducibus  Austriae,  referendo  in  Leojxildo,  qui 
cum  Sweicensibus  bellum  habuit,  et  Nobiles  multos  perdidit 

Anno  autem  Domini  MCCCLXXXVI.  mense  Julii  praefatus  Dux 
a  Sweitzianis  interfectus  cum  multis  Nobiiibus,  in  bello  justo  nobiliter 
occubuit. 

Fragmentum  historicum   de  IV.  Albertis  Austriae  Ducibus.   Autore  Carthusiano 
Seitzensi  (XV.  Jahrb.).  —  Pez :  Script,  rerum  Austriacarum  II,  382  u.  384. 

6x.  'Oesterreichische  Chronik 

von   1425. 

Anno  domini  tawsent  drewhundert  sechs  vnd  achzkch  an  dem  newn- 
zehnten  tag  des  monads  junii  (sie !)  ward  erslagen  der  durichlewchtig  fürst 
herczog  Lewpolt  von  den  trewenpnichigen  Sweinzem  \Tid  von  Zürich  mit 
vil  grafen,  herren,  rittem  vnd  chnechten,  edlen  vnd  vnedlen  von  dewzschen 
lewten  oberhalbcn  vnd  niderhalben  jn  seinen  aigen  lant  nahent  pey  Sem- 
pach  vnd  ist  gebesen  des  obgenanten  herczog  Albrechts  sun.  Der  herczog 
Lewpolt  hat  ain  gemehel,  die  waz  herren  Warlaba  *)  tochter  von  Mailan. 
Mit  der  liez  er  vir  sun :  herczt>g  Wilhalmen,  Lewpold,  Ernsten  vnd  Fried- 
reichen vnd  junkchfrawen  N.,  vnd  der  obgenant  fürst  herczog  Lewpolt 
hat  angehebt  die  purkch  ze  pawe  jn  der  Newestat  vnd  ist  pegraben  ze 
Kunigsfeld. 

Handschrift  von  c.  1425.  -     Studien  und  Mittheilungen  aus  dem  Benedictiner- 
Orden  1881,  II,  2,  341  -342. 

*)  Lies  Barnabo. 


62.  Chronicon  Tarvisinum 

ab  anno  1386  usque  ad  1428 
auctore 

Andrea  de  Redusiis  de  Quero,  cancellario  Tarvisii 

De  pretio  siquidem  conventum  exstit  inter  Ducem  Austriae  et  Car- 
rigerum,  proxeneta  existente  Comite  de  Duino,  qui  pro  LXXX  millibus 
ducatis  ^)  civitatem  illi  venderet  Tarvisinam  atque  districtum,  per  ipsum 
Ducera  possessam  atque  possessum.  Quibus  solutis,  atque  traditis  etiam 
ultra  predictos  XX  millc  pro  mercede  et  labore  personae  dictae,  dictus 
Leopoldus  contra  juramen tum  praedictum  civitatem  Tarvisii  et  districtum 
Francisco  seniori  de  Carraria  venderc  atque  tradere  fecit,  *)  et  in  vacuam 
illam  posscssionem  induccre.  Sed  vac  tibi  Dux,  quia  pretium  fuit  san- 
guinis tui.  Lcnto  euim  gradu  divina  procedit  ira,  tarditatemqüe  supplicii 
gravitate  compcnsat.   Nam  dux  habita  dicta  pecunia,  paravit  exercitum 


157 

contra  Svaiceros.   Qui  dum  contra  illos  hostiliter  perrexisset,  ipse  et  sui 
omnes  a  praedictis  fuerunt  trucidati,  et  per  frustra  concisi. 

Muratori  Scriptores   rer.   Italicarum  XIX,    780.  —  Vgl.   dazu  Bemardi  Scar- 
deonii  Historiae  Pata\'inae.  Graevii  Thesaurus  antiquitatum  Italiae  VI,  3,  323. 


')  118,000  Goldgulden  laut  Urkunde  vom  28.  Januar  1380. 
')  Feltre  und  Belluno   1386  für  60,000  Goldgulden. 


Q3.  Hermani  Corneri  Chronicon. 

Hermann  Korner  von  Lübeck,  Prediger-Mönch,  1406 — 1437  urkundlich  ge- 
nannt, schloss  seine  141 5  begonnene  imd  bis  143$  reichende  Chronik  vor  1445  ab. 

Lippoldus  Dux  Austriae  duro  hello  aggressus  est  Swyceros,  secun- 
dum  Chronicam  Francorum  ^),  pro  eo  quod  urbes  et  castra,  quae  ad  Du- 
catum  suum  alias  pertinuerant,  ad  redimendum  pro  pecunia  sibi  tradere 
nolebant.  Sed  Swyceri  conglobati  maxima  multitudine  miserunt  tria  millia 
virorum  fortium  in  occursum  Ducis,  ut  cum  eo  prcEliarentur.  Quos  Dux 
aggressus,  plures  ex  ipsis  stravit,  caeteros  fugans  ad  interiora  montium.  -) 
Tunc  totus  exercitus  Swycerorum  latitans  in  montibas  erupit,  et  Ducem 
cum  suis  circumdans  cum  XXXM  armatorum,  quasi  Universum  Ducis 
exercitum  contrivit.  Ubi  occumbens  Lippoldus  Dux  cum  fere  XVIII. 
Principibus,  cunctus  ejus  populus  aut  interfectus  est  aut  captivatus. 

Jo.  Georg  Eccard:  Corpus  Historicum  medii  aevi.  Lipsiae  1723,  Tom.  II, 
fol.  1152.  Die  deutsche  Bearbeitung  der  Chronik  Körners,  der  erst  von  1391  als 
Zeitgenosse  berichtet,  findet  sich  handschriftlich  in  Hannover  u.  Wien  (Hofbibliothek 
Nr,  3048);  vide  Pfeiffers  Germania  IX,  257  ff. 

*)  Unter  dem  Chronicon  Francorum  versteht  Komer  verschiedene  Chroniken, 
meist  aber  die  Chronik  des  Detmar  von  Lübeck  (Pertz :  Archiv  VI,  609),  dessen 
Bericht  er  hier  nach  der  spätem  Bearbeitung  im  Auszuge  mittheilt.  Vergleiche  oben 
Seite  105 — 106,  Bericht  Nr.  7. 

•)  Sollte  hiemit  der  Kampf  an  der  Letze  gemeint  sein? 


64.  Sozomeni  presbyteri  Pistoriensis  Historiae. 

1386,  mense  Julii.  Dux  Osterich  istis  temporibus  a  populis  suis  inter- 
fectus fuit,  ex  eo  quia  ipse  angariebat  eos  ultra  solitum  multis  expensis, 
qui  dicebatur  Leopoldus. 

Muratori:  Scriptores  rer.  Italicar.  XVI,   1130. 

Messer  Tomino  o  Zomino  di  Messer  Bonifazio  Sozzomeni  di  Pistoja,  Chorherr 
von  Pistoja,  Begleiter  Papst  Martins  V.  auf  dem  Concil  von  Constanz,  starb  1458« 


158 


65  •  Johann  Viler:   Chronica  von  Keisern,  Paepsten, 
Eidgenossenschaft  und  im  Elsass 

(bis   1430). 
Handschrift  in  Wolfenbüttel.  Cod.  Guelferbyt.  83.   15.  Aug. 

Der  krik  zwischen  dem  herzogen  vnd  den  pvergern  ward 

verichtet. 

Do  ma  zalt  MCCClxxxvj  jar  do  erhub  sich  grosse  zwitrechtikeit 
vnd  krig  zwischen  dem  herzogen  Leipolt  von  Östereich  vnd  den  sweizem 
vnd  Ir  eydgenossen,  daz  sein  dy  von  Luzerne,  von  Vrach  vnd  von  Untter 
Waiden,  wann  der  herzog  meinit  daz  dy  vorgenanten  staet  vnd  Ir  eyt- 
genossen  wider  Recht  vnd  Vnbescheidenheit  Im  hetten  abgezogen  vii 
sloszer  vnd  dörffer,  dy  sein  wem  vnd  entpfingen  sein  Eygenlewt  vil  zu 
bürgern  vnd  Irten  In  an  vil  Rechten,  dy  Im  zugehörten.  Hir  vmb  meinten 
dy  vorgenanten  stett  vnd  Ir  Eydgenossen,  sy  hetten  sich  zu  denselben 
slossen  vnd  stetten  verbunden  daz  sy  In  musten  beholffen  sein  wider 
Iderman  vnd  hetten  auch  sülich  freyheit  von  küngen  vnd  keisem,  daz  sy 
wol  möchten  bürger  entphahen.  So  geschehe  In  vnd  denselben  bürgern 
dike  so  grosser  schad  vnd  widerdrisses  von  des  herzogen  vöiten  vnd 
amptleiwten,  daz  sy  ez  nicht  möchten  erleiden  und  dor  vmb  krigten 
dy  vorgenanten  stet  vnd  Ir  Eydgenossen  auff  den  herzogen  vnd  Er  her 
wider  vmb  auff  sie,  daz  zu  beden  Seiten  grosser  schad  geschehe  von  rauben 
vnd  brynnen  In  den  landen  do  vmb.  Und  (in)  disem  krig  nymant  könd 
verichten,  wy  vast  ma  darz wischen  rett;  do  zogten  dy  von  Zürich  vnd 
sweizeraber  ausz  mit  Irn  Eydgenossen  in  dez  herzogen  lant  vnd  verherten 
vnd  verbranten  vil  dörffer  vnd  gewunnen  ein  vesten  genant  Pfeffekin  vnd 
erslugen  auff  der  selben  vesten  xxvj  man  vnd  verbranten  do  dy  vesten  vnd 
zogten  wider  heym  von  Iderman  vmbekümerten,  darnach  vber  ein  monet, 
an  dem  nechsten  montag  nach  Sant  Ulrichs  tag  des  vorgenanten  Jars,  do 
macht  sich  der  herzog  auff  mit  eym  grossen  volk  auff  7  ^  gleffen  guts  volks 
vnd  zöget  für  daz  stetlein  Sempach  vnd  wolt  daz  stürmen  vnd  wider  ge- 
wunnen haben,  wann  ez  dem  herzögen  waz  abgezogen  vnd  vil  Sweizer 
In  dem  selben  stetlein  lagen  zu  lantwer  vnd  wer  ez  daz  der  herzog  nicht 
möcht  Sempach  gewunen  haben,  So  wölt  Er  aber,  alz  man  sagt,  daz  kom 
vnd  dy  frucht  do  vmb  haben  verderbet  vnd  abe  mecn  mit  meern,  dy  Er 
bey  Im  hett.  daz  befunden  dy  von  luzeme,  von  Sweiz  von  Vrach  vnd  von 
Untterwalden  vnd  machten  sich  auch  auff  mit  ij  M  gewoffenter  fusgengel 
vnd  warn  dy  von  Zürich  noch  von  Bern  noch  ander  leut  nicht  bey  In, 
vnd  zogten  auff  den  vorgeschryben  montag  auch  gein  Sempach  vnd  do 
bede  her  an  einander  sichtig  warn  do  waz  der  herzog  vnd  ein  Teyl  seins 
Volks  also  geyrig  zu  streiten  daz  sy  zu  stund  absassen  von  Im  hengsten 


_I5?_  _ 

vnd  gaben  dy  Im  knechten  vnd  rennern  zu  haben  vnd  eylet  Je  einer 
für  den  andern  gegen  den  Sweizem.  Auch  warn  In  dez  herzogen  volk 
vil  Junger  Aedeler  leiut  Dy  wolten  ritter  sein  worden  und  Ir  redlikeit 
erzeiget  haben  vnd  eylten  auch  (un)fürsichtiklichen  für  dy  andern  vnd 
schryen  vber  die  Sweizer  vnd  solt  (man)  dy  buben  erstechen.  Do  zwischen 
hetten  dy  Sweizer  ein  spizen  gemachet  vnd  hetten  sich  wol  geordent  zu 
streiten  vnd  stehen  sich  zu  were  vnd  stritten  do  mit  einander  auff  eym 
eben  velde  vor  Sempach,  daz  zu  beden  Seiten  ritterlichen  gevochten 
ward.  Nu  waz  ez  dp  zu  mal  der  heissest  tak  dez  Jahrs  vnd  von  der  hitz 
vnd  arbeit  In  dem  streit  wurden  dy  herrn  zu  hant  müd  vnd  suach  daz  sy 
in  Irm  harnasch  erstikcn  wolten,  do  von  ward  den  herrn  zu  hant  der 
druck  angewunnen  vnd  wurden  ser  vntterligen.  Do  daz  dy  andern  etttlich 
vntter  den  Edeln  ersohen,  dy  noch  do  auff  den  hengsten  hilten  wy  ez 
ging  in  dem  streit  do  brachen  sy  ausz  dem  streit  vnd  schrien  nach  Im 
knechten :  hengst  her  vnd  wolten  auch  dervon  sein  gerant,  do  warn  dy 
knecht  mit  den  hengsten  wek  geflohen,  daz  Ir  vil  der  herrn  nicht  mochten 
zu  Im  hengsten  kumen.  Dy  wurden  do  zu  hant  ereylet  vnd  von  den 
Sweizem  erslagen.  Do  mit  waz  der  streit  ergangen  vnd  gesigten  dy  Sweizer 
den  herrn  an  vnd  behilten  daz  velt.  In  disem  streit  nam  man  zu  beden 
Seiten  nymant  gefangen  vnd  ^oirden  der  Sweizer  erslagen  aufFcc  vnd  auff 
dez  herzogen  Seiten  wurden  erslagen  auff  cccc.  guz  volks,  dy  vast  lands 
herm  warn  vnd  erber  leiwt  waren,  der  Ich  Ein  teyl  hie  nennen  wil. 

Wer  erslagen  ward: 
Do  ward  erslagen  der  herzog  selber  vnd  herr  Johans  von  Ohssenstein, 
dumprobst  zu  Strasburk  vnd  lantvoit  dez  selben  herzogen.  Item  markgraff 
Ott  von  Hochberk.  Item  graff  Johans  von  Fürstenberk.  Item  ij  graffcn 
von  Tirstein,  herr  Johans  von  Hasenburk,  herr  Fridrich  von  Münsterol. 
Item  herr  Walther  von  Gerolzeke.  Item  der  svarz  Graff  von  Zolre.  Item  der 
Randek.  Item  herr  Mertein  Malterer.  Item  herr  Ott  von  Walburg,  zwen 
vom  Greiffenstein,  ij  von  Stauff.  Einer  von  Sigenawe,  herr  Albrecht  von 
Rechberk,  herr  Virich  von  Tirberk,  ij  von  Clingen.  Einer  von  der  Deke, 
ij  von  Andelo,  iij  von  Rüzenhausen,  iij  von  Bemfels,  iij  von  Rottenberk 
herr  Wemher  von  Flachslanden,  ij  von  Hades  tat,  ij  Snebeling  von  Freyburk, 
ij  Waldemer,  herr  Hums  von  Schonaw  vnd  sein  tochterman  herr  Johans 
von  Grünenberk.  Einer  von  Landesberk,  herr  Wernlein  von  Lichtenfeis,  ij 
von  Weisweilre,  her  Johans  Bemhart  vom  Hause,  herr  Heinrich  vom  Stein, 
herr  Heinrich  vom  Schellenberk,  herr  Johans  Schaller,  her  Bertholt  Grot, 
ij  von  Halleweilre,  Ein  von  Degerfelt.  Ein  Stör,  ij  von  Empz,  iiij  von 
Eptingen,  iiij  von  Mörsberk,  iiij  Rynach,  j  vom  Wcyher,  ij  Güssen.  Der 
von  Reckberk.  Daz  warn  ij  Kletten,  j  von  Mülheim  vnd  j  Kraft  von  Boz- 
heym  von  Slezstat.   Item  xxxiij  Ritter  vnd  knecht  von  Östereich,  Item 


i6o 


XXXV  Ritter  vnd  knecht  von  der  Echsz  vnd  vil  ander,  daz  Ir  zu  samen 
wurden  auff  cccc  guz  volks  dy  erslagen  wurden  mit  dem  herzogen  alz 
vor  ist  gesaget.  Do  nu  der  streit  ergangen  waz,  do  behüten  dy  Sveizer 
daz  velt  vnz  an  den  dritten  tag  \Tid  losten  Ir  gefangen*)  dy  erslagen 
warn  ausz  den  andern  vnd  schikten  sy  heym  zu  begraben,  Itlichen  do  Er 
hin  gehöret  vnd  namen  auch  den  cospem  hamasch,  cleider  vnd  hamasch 
vnd  ander  cleinot  dy  sy  bey  den  herm  funden,  dy  do  erslagen  lagen. 
Do  zwischen  gedurst  von  der  herren  wegen  nymant  do  hyn  kumen.  An 
dem  dritten  tag  nach  dem  streit  do  gaben  dy  Sweizer  einen  frid  \Tid  er- 
laubten Iderman  hyn  zu  den  totten.  Do  warn  dy  totten  leib  also  sere 
smeke  worden,  wann  ez  gar  ein  heisse  zeit  waz,  daz  man  mit  grossem 
kumer  vnd  Jamer  den  herzogen  vnd  ander  grosz  herm  auff  Ix  gesuchen 
ausz  den  andern  totten,  der  begrub  man  auff  xl  In  dem  Closter  zu  Küngs- 
velt.  Dy  andern  xx  wurden  enwek  gefurt  Itlicher  in  sein  lant  zu  begraben. 
Dar  nach  mit  den  vberigen  totten  turst  noch  enmocht  man  nicht  wol 
vmb  gan  vor  gesmak  vnd  von  hiz ;  also  macht  man  auff  demselben  velde, 
do  der  streit  geschah,  ein  grosse  grub  vnd  warff  dy  totten  dor  eyn  do 
sy  noch  ligen,  auff  dy  selben  grub  ist  synt  ein  deine  Cappele  gemachet. 
Nach  disem  streit  kom  des  herzogen  seligen  Sun  der  elter,  genant 
Leypolt,  an  dy  herschafft  zu  östereich  vnd  ward  herzog  an  seins  vatters 
stat.  Der  wolt  seinn  vatter  rechen  vnd  samet  ein  grosz  volk  wider  dy 
Sweizer,  also  tetten  auch  dy  Sweizer  her  widervmb;  do  ward  der  zwischen 
gerett  vnd  ein  frid  gemacht  j  Jar;  do  su  reit  daz  volk  vnd  e  daz  zil  zu 
ging,  do  ging  der  krik  wider  auff  vnd  dy  Sweizer  zu  störten  vnd  zu  flirten 
dy  stat  Rottenburk  vnd  die  burk  in  der  selben  stat  zu  gnind  ab,  wann 
der  herzog  gar  einen  grossen  zol  do  hett  vnd  die  Strassen  von  derselben 
burk  den  Sw^eizern  verleit  wurden.  Dar  nach  zog  der  Jung  herzog  Albrecht 
sein  Vetter  zu  Wyn  vnd  hisz  sein  stett  vnd  amplciwt  krigen  auff  dy  Sweizer; 
daz  tetten  sy  auch  vnd  geschah  grosser  raub  \Tid  schermevsseln  vil 
zwischen  dez  herzogen  volk  vnd  der  Sweizer  vnd  grosser  schad  zu  beden 
Seiten,  daz  die  lant  verherret  wurden,  wann  dy  Sweizer  hetten  dy  edel- 
le'iwt  dy  vmb  sy  sassen  nahet  gar  erslagen  vnd  vertriben. 

Dieser  Bericht  ist  zum  grössten  Theile  eine  wörtliche  Reproduction  von  Königs- 
hofen,  enthält  aber  im  Verzeichniss  der  erschlagenen  Oesterreicher  Abweichungen 
und  sonst  auch,  abgesehen  von  dialektischen  Verschiedenheiten,  noch  mancherlei 
Zusätze. 


')  Twinger,  über  dessen  Abstammung  J.  Kindler  von  Knobloch  im  «Goldnen, 
Buch  von  Strassburg»,  Wien  1885,  I,  156 — 157  und  in  den  Bulletins  de  la  soci^t^ 
pour  la  conservation  des  monuments  histor.  d*Alcace,  Tom.  X,  neue  Beiträge  ver- 
öffentlichte, schreibt  richtiger  *die  iren  erslagen». 


i6i 


66.  Chronik  oder  beschribung  der  alten  eydgnossischen  ge- 
schichten,  schlachten  und  thaten  von  dem  iahr  der  gnade 
1320  bis  an  dem  iahr  1430,  fürnämlich  aber  betreffend 
Bern  und  Fryburg  durch  Niclaus  Kaltsch  von  Milhusen. 

Diese  Handschrift  der  Bemerchronik  von  Justinger  befand  sich  1 763 
im  Besitze  des  Barons  Gabriel  von  Reynold,  marechal  de  Camp  et  Capi- 
taine  du  Regiment  des  Gardes  Suisses;  damals  nahm  General  zur  Lauben 
eine  Abschrift  hievon,  die  er  dem  Band  X  der  Stemmatographia  Helvetica 
(Manuscriptin  Aarau)  fol.  2 — 92  einverleibte.  Diese  Handschrift,  welche  mit 
Capitel  103  von  Justinger  beginnt  (Studer  S.  57),  bringt  (fol.  160 — 163  des 
Originals,  56 — 56b  der  Copie)  nach  Justinger  die  folgenden  Capitel:  «Der 
Strit  von  Sempach»  und  «der  edlen  namen  zum  teil,  so  ze  Sempach  er- 
schlagen wurden»  mit  folgenden  bemerkenswerthern  Varianten :  «Und  do 
die  vigend  einander  sachend,  do  schroteten  die  herren  uf  dem  aker  die 
Schnebel  ab  und  zugend  also  .  .  .  .» 

Im  Verzeichniss  der  Gefallenen  ergänzt  Kaltsch  (richtiger  Kaltschmid) 
nach  «her  Johans  von  Ochsenstein,  ein  graf  von  Kazen elenbogen,  einer  von 
Impelgarten  » ;  nach  «  zwen  Waldner,  einer  von  Küngstein,  einer  von  Sengen, 
siben  von  Büttikon»,  später  «zwen  von  Emps,  vier  von  Eptingen,  fünf  von 
Mörsberg». 


Die  Einsicht  in  die  Original-Handschrift,  welche  die  Bibliothek  der  ökonomischen 
Gesellschaft  von  Freiburg  besitzt,  überzeugte  mich,  dass  der  Schreiber  der  Handschrift 
Nicolaus  Kaltschmid  hiess.  Die  Handschrift  D,  Nr.  1391  stammt  aus  der  Mitte  des 
15.  Jahrhunderts. 

Vgl.  über  die  Chronik  Hallers  Bibliothek  der  Schweizer-Geschichte  IV.  Nr.  774  und 
besonders  Dr.  Th.  v.  Liebenau  im  Anzeiger  ftlr  Schweiz.  Geschichte  1885,  385 — 388. 

67.  Zürcher-Chronik 

von  1313—1433- 

Und  wurden  die  von  Enüibuoch  burger  ze  Lucern  wider  ir  herren 
von  Torberg  willen;  wan  der  selb  her  Peter  von  Torberg  hat  jnen,  ee  dassi 
burger  wurden,  gross  guot  mit  unrecht  abgcnomen  und  si  geuangen  umb 
ir  aigen  guot,  und  umb  das  si  jm  nit  wolten  guot  geben,  hiess  er  ettlich  er- 
trenken,  ettlich  erhenken,  ettlich  schätz  er  süss  umb  guot  über  das  si  es 
nie  verschult  hatten,  und  hat  jnen  in  kurzen  jaren  abgenomen  me  den 
xvij  tusend  guldin,  die  wil  er  herre  was,  über  die  rechten  sturen,  die  si  jm 
jerlich  darzuo  muosten  gen.  Und  das  si  von  jm  solichs  Unrechts  über  wurdin, 
da  wurdent  si  burger  ze  Lucern. 

Zürcher  Chronik  (bis  1433  reichend),  Handschrift  in  St.  Gallen.  Cod.  643,  p.  144. 
Henne :  Klingenberger  Chronik  115.  St.  Galler  Mittheilungen  I,  104.  G.  v.  Wyss :  Ucber 
eine  Zürcher  Chronik  p.  9.  G.  Schcrrer:  Handschriften  der  Stiftsbibliothek  210 — 211. 


lAfhtnau,  Sehlacht  bei  Sempach.  ]  \ 


l62 


68.  Sigismund  Rosiczii:  Gesta  diversa  transactis  temporibus 

facta  in  Silesia  et  alibi. 

Occisio  Lcopoldi  ducis.  Eodem  anno  (1387  statt  1386)  Leopoldusdux 
Aiistriae  cum  multis  comitibus  et  nobilibus  occisus  fuit  in  Svecia. 

S<>minersl)crg :  Scriptor.  rerum  Silesiacarum  T.  I,  s.  III.  72.  —  Scriptores  rcnim 
Silcsiucamm.  Tom.  XII  (Breslau  1883),  pag.  41.  —  Rosicz,  gelx>ren  1406,  war  1434 
bis  1470  Domherr  in  Breslau. 

69.  Züricher-Chronik 

von  1438  (1476). 
Als  der  stritt  ze  Sempach  beschach,  merk  wie. 

In  den  Ziten  und  tagen,  als  die  von  Zürich  und  ander  unser  lieb 
getrüw  Eidgenossen  in  dem  velde  laugen t,  do  zoch  Hertzog  Lütpolt  von 
( )estcrrich  mit  einer  grossen  Herschafft  für  Sempach  das  stetli  und  trowte 
denen  ze  henken  und  zu  ertrenken  und  woste  da,  was  vor  der  stat  wz  und 
maugten  inen  das  körn  ab  und  spottoten  ir  dar  an  und  rüfften  in  die  statt, 
das  man  den  mädren  ze  morgen  brächte.  In  den  dingen  do  kamen  die 
Eidgenossen  mit  vier  houptpaneren  vcm  Lutzeni,  von  Switz,  von  Ure  und 
von  Underwalden.  Da  kam  die  Herschafft  den  Berg  herab  mit  einem 
grossen  geschray  und  würfen  mit  steinen  und  mit  hertem  angrifen,  das 
der  Eidgcnozen  wol  LX  man  wurden  ertöt  Ee  dz  der  herschaft  ye  üt 
beschclch,  und  der  von  Lutzem  paner  wz  undergangen  von  grozer  not 
wegen.  Und  do  kam  Hertzog  Lütpolt  und  ivand  die  sinen  wer  int  obgelägen 
und  wolte  ritcr  luorden  sin.  Und  da  half  der  allmechtig  ewig  gott  den 
getrüwen  Eidgenossen,  das  sie  ob  gelaugent  mit  grosser  arbeitt  und  die 
herren  erschlagen  wurden t  und  ouch  mit  inen  hertzog  Lütpold  von  Oester- 
rich.  Des  half  uns  ein  getrüwer  man  under  den  Eidgcnozen,  Do  der  sach  das 
es  so  übel  gieng  und  die  herren  mit  iren  glänen  und  spiessen  allwegen  die  vord- 
resten  niderstauchent,  ee  das  man  si  alda  erlangen  möchti  mit  den  hallen^ 
harten^  do  trang  der  erber  fr  om  man  hinfür  und  envusteso  vil  Spiesse  wz  er 
ergriffen  mochte  und  trukt  sinider,  dz  die  Eidgenossen  die  spiez  alle  abschlugen 
mit  den  hallenbarten  und  do  zu  inen  kamen  und  trost  si  und  gab  inen/rÖuwd 
und  rüfft  und  sprach,  si  fluchint  all  da  hinden.  Und  do  wurden  vil  grafen 
und  ritter  und  knecht  erschlagen  und  vil  Edellütt;  won  si  wolten  keinen 
armen  man  hv  inen  nit  lazen,  won  si  wolten  die  S witzer  selber  töten.  Und 
da  verlor  Hertzog  Lütpolt  von  Oesterrich  etc.  und  mit  Im  wol  vi  C  vi  und 
Ixx  man.  Und  es  wurdent  ouch  vil  in  den  höltzern  tod  funden  und  er- 
stikten  ouch  vil.  In  ward  ouch  wol  gehüott  untz  an  den  dritten  tage.  Und 
doze  mal  wart  den  Eidgenossen  groz  guot  an  silberund  an  gold,  an  hamast 
und  an  paneren.  Merk^die  paner.  Ein  paner  von  Triol;  des  von  Ochssen- 
stein  paner;  des  margraufen  paner,  (ein  paner)  von  Mümpelgart;  dcrge- 


i63 

selschaft  paner;  ein  paner  ab  der  Etsch;  der  von  Friburg  paner  im  Bryss- 
göuw;  der  von  Schaufhusen  paner;  der  von  Lentzburg  paner;  der  von 
Hasenberg  paner;  des  Grauffen  von  Balm  (Salm)  paner.  Und  da  verloren 
der  Eidgenossen  nit  me  denn  C  und  xlij  man.  Der  paneren  sind  XI,  die 
si  do  ze  mal  gewannen.  Da  ward  ouch  frid  gen  untz  an  den  dritten  tage, 
dz  man  die  totten  möchte  von  dannen  bringen  in  ire  lender.  Und  dieser 
stritebeschach  indemjaredomanzaltevongotzgeburtMCCCLXXXVI  (I) 
jar  am  IX.  tag  höuwmonotz  an  einem  mentag  frög  um  die  viij  stund.  Und 
also  hangent  die  selben  paner  noch  hüt  by  tag  zuo  Switz  in  der  kilchen 
und  zuo  Lutzem  ze  den  Barfuossen. 

Zürcher  Chronik  von  1438,  copirt  1476.  Stadtbibliothek  Zürich  Manuscript  B,  95, 
fol.  55  b — 58  b.  Dr.  G.  von  Wyss:  Ueber  eine  Zürcher-Chronik  aus  dem  fünfzehnten 
Jahrhundert  und  ihren  Schlachtbericht  von  Sempach.  Zürich  1862,  29 — 31.  —  Dr.  O. 
Hartmann:  Die  Schlacht  bei  Sempach  33 — 42. 

Eine  Copie  dieser  Handschrift  (aus  dem  18.  Jahrhundert)  schenkte  Xaver  Keller 
der  Stadtbibliothek  Luzern.  Codex  M.  46,  40.  Die  Stelle  über  die  Schlacht  fmdet  sich 
S.  56 — 59.  Die  in  diesem  Berichte  enthaltene  Nachricht  über  den  «getreuen  Mann*  ist 
nicht  die  einzige,  die  «inselartig»  «ins  der  ganzen  Gruppe  der  nämlichen  Chronik familie 
hervorragt,  sondern  es  haben  sich  auch  noch  andere  Zusätze,  die  wohl  von  einem 
Urschweizer  herrühren  dürften,  in  diese  Chronik  hineingewoben,  so  der  Bericht  über 
die  2^r5törung  von  Hasenburg  und  Kindhausen  1353,  die  Zerstönmg  des  dem  Ritter 
Marquart  von  Bärendingen  gehörigen  Raubschlosses  bei  Keyserstuhl  durch  Luzern  und 
Zug,  der  Feldzug  der  Luzemer  nach  Beromünster  1352  um  Mittefasten,  der  Bericht 
über  das  Treffen  bei  Küssnacht  am  Mai  tag  1353,  die  Relation  über  den  Ueberfall  der 
Stadt  Zug  durch  die  Schwyzer  1405. 

70.  Erhard  von  Appenwiler,  Kaplan  in  Basel 

c.  1439. 

Fortsetzung  der  Repgauischen  Weltchronik. 

Handschrift  der  Universitätsbibliothek  in  Basel.  Cod.  E  VI,  A  26,  fol.  198  — 199. 

Appenwiler  theilt  ein  Verzeidmiss  der  bei  Sempach  «2.  post  Ulrici* 
erschlagenen  Oesterreicher  mit,  das  im  Wesentlichen  eine  deutsche  Ueber- 
setzung  der  Stelle  im  Jahrzeitbuch  von  St.  Leonhard  von  Basel  ist.  Nach 
Herzog  Leopold  nennt  Appenwiler  «die  herren,  ritter  und  knechte  im 
Briszgowe»;  unter  den  Elsässern  ergänzt  er  her  Cuntz  Stör;  Hans  von 
Wetteltzhin;  statt  Wernli  Nüsse  von  Mörsperg:  «wisse»;  dann  «Peter  von 
Mörsperg,  Eberlins  sun,  und  vil  ritter  und  knechte»;  Peter  von  Belehin, 
Peter  von  Bolwiler;  der  jung  von  Grünenberg;  Hemann  Brügger  von  Berg- 
heim; Walther  Meyger  von  Hüningen;  Henmann  von  Eschenz  wird  «der 
alt»  genannt;  Albert  «von  Müle»  (statt  Mülinen) ;  Item  vil  des  von  Wirthin- 
berg harsch,  die  man  nit  nennen  kund;  bei  den  Schaffhausem  «und  ander 
wol  200  oder  me»;  bei  den  Schwaben:  her  Jerge  von  Wartowe,  her  Hug 
von  Schinen;  her  Hans  von  Rechberg;  item  der  HT)fman  und  ander  vil; 
bei  den  Etscher  «item  3  Vitztum»;  Her  Henrich  von  Göszkein,  item  4  von 


1 


164 

Bcchburg,  item  Hans  von  Krenkingen,  her  H^ns  von  Wiblingen,  her  Hans 
von  Wippingen,  her  Henrich  von  Faniergü,  her  Jost  Tnisses  von  Clingen- 
stein,  item  3  von  Falckenstein,  her  Hans  von  Hungerstein;  her  Jost  von 
Küssenberg;  item  3  von  Hödorff. 

Vgl.  Dr.  A.  Bernoulli:  Eine  Todtenliste  zur  Sdilacht  bei  Sempach.  Anzeiger  filr 
schweizerische  Geschichte,  1881.  Appenwiler  ist  nach  E.  La  Roche,  Bauhütte  des 
Basler  Münsters,  Basler  Beiträge  XII,  108,  gestorben  zwischen  März  1471  und  1472. 

71.  Waldshuter-Chronik 

von  1442. 

Item  der  vorgenant  hertzog  Lupoid  wart  erschlagen  ze  Sempach  Anno 
domini  M*^CCC^  vnd  LXXXVI  jar  nono  die  Julii. 

Clewy  Frygcr  von  Waldshut,  Lehrmeister  1442,  Chronik  v.  Waldshut.  —  Gerhert : 
Taphographia  178.  -  -  O.Lorenz:  Deutschlands  Geschichtsquellen,  Berlin,  1886, 1,  268. 

72.  Breisgauische  Liederhandschrift 

vom  Jahre  1445 
vormals  im  Besitze  von  Professor  Hug  in  Freiburg. 

Nach  der  <  I>assberg*schen  Copie»  in  der  Fürstlich  Fürstenberg'schen  Bibliothek  in 
Donaueschingen,  mitgetheilt  von  Herrn  Archivrath  Dr.  F.  L.  Baumann.  Vgl.  über  diese 
Handschrift  Dr.  K.  A.  Barack:  Die  Handschriften  der  Fürstlich  Fürstenbergischen  Hof- 
bibliothek, Tübingen,  1865,  47 — 49.  Die  gleiche  Handschrift  enthielt  Gedichte  von 
Suchen wirth ;  sie  wird  also  in  Wien  entstanden  sein. 

Anno  M  ter  C  post  L  tres  x  adde  sexque 
Sep.  Julii  ^)  mensis  idus  tunc  strauerat  ensis 
Prauorum  ducem  Luipoldum  cui  dare  lucem 
Cuncti  potensque  pia  dignetur  virgo  maria. 

In  terra  propria  Pro  re  propriaque  necatus 

Genteque  de  propria  Pro  justicia  trucidatus 

Hie  ex  regali  Generatus  stirpe  vigebat 

Hac  vmelis  *)  tali  Sub  nobilitas  *)  nitebat 

Mars  quid  fecisti  Quare  talem  rapuisti 

Et  totum  tristi  patriam  vultu  statuisti 

Et  detruxisti  Vas  nobile,  cur  deus  isti 

Tu  non  pepcrcisti  Quem  tuum*)  celsum  statuisti 

Subveniat  isti  ^)  Subito  rogo  vulnera  cristi. 

Disz  hernach  geschriben  herren  ritter  vnd  knecht  vnd  stett 
wnirdent  alle  vor  sempach  erschlagen  by  dem  biderben  herren 
herren  herzogen  luipolden  von  Osterrich  in  dem  jare  \Tid 
vfF  den  tage  alz  hyc  oben  statt  in  den  ferszen  geschriben,  der 
aller  seien  got  gebe  das  ewig  reich  AMEN. 


i65 


Am  ersten  der  hochgelobt  edel  fürst  Herzog  Luipoldt, 


Margrauß'von  Hochberg. 

Graif  hans  von  fürstenberg. 

Junckherr  Walter  von  Geroltzegg. 

Her  martin  maltrer. 

Her  götz  von  stouffen. 

Her  Ulrich  von  stouffen. 

Her  hanmann  von  wiszwiler. 

Her  hans  von  wiszwilr. 

Her  oszwalt  zem  wyger. 

Thoman  berenlapp. 

lütold  schäffrer. 

Haman  rott. 

Burckhart  gäszler. 

hainrich  väschlin. 


Her  haintzman  kuochlin. 

Her  egnolff  kuochlin. 

Her  hummel  von  keppenbach. 

Her  hanmann  maigemiea. 

Her  Conrat  stotz. 

Her  egnolff  von  stülingen. 

Her  peter  von  bolsenhaim. 

Her  liutold  von  mulheim. 

Her  conrat  von  bolsenheim. 

der  von  hasenburg. 

her  werlin  von  perenfels. 

Adelberg  von  perenfels. 

her  Rudolff  hurus. 

her  werlin  von  Rothberg. 


her  Walter  von  nuffen. 

Item  die  hernach  geschriben  sind  ausz  dem  Elssäsz, 


Der  techant  von  Ochsenstain. 

her  walther  von  der  digh. 

lier  peter  von  Ratzenhusen. 

hainrich  von  Ratzenhusen. 

her  peter  von  andlach. 

her  werlin  waffler  von  hattstatt. 

her  werlin  der  lang  von  hattstatt 

her  Berenhart  grat. 

her  hanman  waldner. 

Crafft  waldner. 

her  Burkhart  von  maszmünster. 

her  Werl  in  von  flachslanndt. 

her  hanman  von  wittenhain. 

her  das  von  bebelhain. 

her  contz  stör. 

her  gotzman  von  baden. 

her  fridrich  von  münstral. 

her  hainrich  von  regiszhaim. 

Cüntzlin  von  Eptingen. 

düring  von  eptingen. 

Walter  von  Mörsperg. 

Junckher  peter  bolwil. 

diepolt  von  mörsperg. 

wilhalm  von  rottbach. 


wötzel  von  mörsperg. 
werlin  nüs  von  mörsperg. 
hanman  zem  wigerhusz. 
hainrich  stötzer. 
hanns  stegher  (stogker?). 
hanns  prügker  von  berghain. 
her  hans  Rudolff  lobgassz. 
Burckhart  von  lobgassz. 
Burckhart  vom  hausz. 
Hüglin  Clett 
fridrich  Clett 
Contz  von  mülhain 


Grauff  hans  von  tyerstein. 
Grauff  walraff  von  tierstain. 
her  albrecht  von  mülinen. 
her  götz  müller. 
her  wemher  schenk, 
her  Rützman  hunenberg. 
her  Vir  ich  von  Rinach. 
Rustman  von  Rinach. 
fridrich  von  Rinach. 
her  hainrich  von  Rinach. 
Günther  von  Rinach. 


i66 


Marquart  von  Bildegk  (sie). 
VI  rieh  von  Büttenkaun. 
Hartman  von  Buttenham. 

Wirienberger. 

Hanns  von  Randegk. 

Herman  von  liechtenfels. 

Der  lang  Burckhardt  von  Ehingen. 

hanman  von  signaw. 

Die  von  Schwaben. 

Herr  Ott  der  truchsesz. 

her  vlrich  von  Ems. 

her  egnolff  von  Ems. 

her  hartman  von  behem. 

her  hilbrant  von  wissenbach. 

her  proun  der  güssz. 

her  albrecht  von  Rechberg. 

her  Conrat  vom  stain. 

hanman  güssz. 

hainrich  von  schellenberg. 

franck  der  liechtenstainer. 

der  herenser,  der  hofman  Kuchen- 

maister. 
frantz  vlrich  von  tegcrfelt 
walther  mävr. 

Von  Ergau. 

her  türing  von  hallwilr. 

hans  von  hallwilr. 

her  Ruman  von  Kingstain. 

her  haman  von  Eschentz  vnd  zwcn 

seiner  sün  am  ersten  haintzman 

vnd  haineman. 
her  fridrich  von  Ertzmgen. 


hainrich  von  bettmeringen. 
vlrich  von  tierberg. 
Diethelm  von  münchingen. 

Das  sind  Eizscher, 

her  peter  von  arberg. 
her  fridrich  von  gryffenstain. 
her  wilhalm  von  End. 
her  peter  landsperger. 
her  hainrich  koL 
her  niclass  Götsch. 
Cristoffer  götsch. 
her  conrat  im  turen. 
Der  Tarandt. 
Jörg  Kuchenmaister. 
Item  xvi  von  Burgundie  der  warend 
X  ritter  vnd  vi  edelknecht 

Von  schaffhusen, 

her  hans  von  Randegk. 

her  hans  von  schwandegk. 

her  diethelm  der  schulthaisz. 

der  schulthaitz  von  Rinfeldcn  selb 
dritt. 

der  schul  taisz  selb  dritt  v.  newenburg 

Item  disy  obgeschriben  erber  hem 
wurden  alle  erschlagen  by  sem- 
pach  mit  meinem  herren  hertzog 
luipolden  vffsinem  aygen  vnd  von 
sinen  aygen  livten  vnd  vmb  das 
sein  an  sanct  leonis  tag  \Tid  siner 
gesellen,  warent  x  tusent  ii  hundert 
vnd  iii  die  ob  got  wil  alle  mit  dem 
sellbcn  vnssers  herren  huld  ge- 
winnent. 


')  Vgl.  dazu  die  Schwäbische  und  Zwettlcr  Chronik  oben  S.  123 

*)  Lies  «^humelis  >. 

')  Statt  tse  nobilitatc  >. 

*)  Tarn. 

*)  Subvcnient. 


— 124. 


i67 
73.  Antonini  Archiepiscopi  Florentini  chronicon. 

•j-  Antonin,  geboren  in  Florenz  1389,  Erzbischof  1446,  f  1459,  compilirte  eine 
Chronik,  die  1480  in  Venedig,  1484  in  Nürnberg,  1491  in  Basel  und  1586  in  Lyon 
gedruckt  wurde.  —  (Lugduni  1586,  Tom.  III,  407.) 

Eo  anno  (1387,  recte  1386)  dux  Austriae  Leopoldus  captus  fuit,  et 
occisus  a  populis  suis,  ex  eo  quod  imponebat  eis  taleas  et  gravamina  in- 
debita,  ad  quae  non  erant  obligati. 

74.  Meister  Felix  Hämmerlein,  Chorherr  von  Zürich, 

tractatus:  de  nobilitate, 

geschrieben  1447. 

Item  anno  MCCCLXXXVI  quidam  frater  minor,  vir  magnae  peritiae 
ac  sermologus  largissimae  famae,  ipsa  die  circumcisionis  Domini  in  praedicto 
imperiali  oppido  Thuricensi  publicosermone  protulit,  seper  astrorum  motus 
cognovisse,  virum  nudum  cum  armigero  horrende  pugnasse  et  demum  ar- 
matum  succubuisse,  et  per  hoc  illico  demonstrari  nona  die  mensis  Junii  ^) 
proxime  futuri  principem  terrae  potentem  per  paucerculam  gentem  vin- 
cendum,  prout  eveniebat,  nam  ille  populus  scelestus  (Switensium)  cum 
suis  complicibus  iJlustrissimum  principem  Leopoldum  ducem  Austriae 
prope  castrum  suum  S^mpach  cnidehter  in  hello  in  solo  proprio  et  ratione 
proprii,  et  per  suos  homines  proprios  cum  mira  multitudine  comitum,  ba- 
ronum  et  nobiiium  die  praegnosticato  peremerunt.  Nunc  audi  mirandum ; 
nam  anno  revoluto  eodcm  in  loco,  quo  princeps  occisus  est,  quidam  flos 
monstruosae  pulchritudinis,  et  largissimae  magnitudinis  et  peregrinae  dis- 
positionis,  notus  est,  similitudo  cujus  per  filios  hominum  non  est  visa,  prout 
forma  deinde  compacta  et  his  diebus  proprie  demonstrare  videtur  figurata 
et  materialiter  conficta  in  rei  perpetuam  memoriam  apud  quandam  capel- 
lam  ibidem  conservata. 

Fei.  Malleolus:  de  nobilitate  (script,  1447)  cap.  XXVI,  fol.  XCIV,  b.  lieber  den 
\'ielgenannten  Hämraerlin,  geboren  1389  in  Zürich,  gestorben  c.  1461  in  Penthaz,  vergl. 
B.  Räber :  Felix  Hämmerlin,  Zürich  1846,  240  u.  Friedrich  Fiala:  Probst  F.  Hämmerlin. 
Urkundio  v.  Solothum  I.  —  O.  Lorenz :  Deutschlands  Geschichtsquellen,  1886,  I,  1 19  ff. 

>)  Statt  Julii. 

75.  Chronica  Heinrici  ordinis  minorum 

scripta  1449. 

Antipapa  Robertus  transfert  se  ad  Avinionem  et  a  rege  Francie  honori- 
fice  suscipitur.  Et  exinde  reges  et  principes  ac  prelati  divisi  sunt,  Rex 
Francie  cum  omni  regno  suo  et  fcre  tota  Hispania  et  regina  Sicilie  cum 
maiore  parte  regni  Roberto  antipape  adhcscrunt.  Imperator  vero  Karolus 


i68 


IUP"*  et  filius  suus  Wentzlaus,  romanorum  rex,  Ludivicus  rex  Bohemie, 
rex  Vngarie,  rex  Anglie  et  omnia  regna  septemtrionis,  nee  non  provincie 
Italie  extra  regnum  Sicilie  constitute,  regna  Cracovie  et  Polonie  cum  suis 
subditis  domino  Vrbano  adheserunt.  Quidam  tarnen  principes  Alraanie 
alte,  cum  episcopis  quibusdam  in  temporalibus  astrictis,  vt  Lüpoldus  dux 
Austrie,  qui  prope  Sempach  in  bello  cum  magna  comitiva  nobilium  a 
Switensibus  fuit  interfectus,  anno  domini  MCCCLXXVI*,  die  IX.  Julii, 
et  quidam  nobiles  Almanie  basse  Roberto  adheserunt.  Alberchtus  vero 
dux  Austrie  principalis,  frater  ducis  Lüpoldi  maior  natu  domino  Vrbano 
fideliter  adherebat. 

Handschrifl  der  Carthause  in  Basel,  jetzt  Universiläts-Bibliothek  Basel.  Cod.  D.  IV, 
lo,  fol.  XCVI,  a— b. 

76.  Sequuntur  hie  aliqua  in  Cronica  sequenti  non  scripta,  quae 
non  per  omnia  sunt  generalia,  scilicet  circa  Basileam  in 
propinquo  et  in  Basilea  gesta. 

Anno  MCCCLXXXVIII  Nobiles  vohnies  vindicari  bellum  Sempack 
inierunt  conflictum  ze  Nifers  (Näfels),  succubuerunt  et  IUI*'  citra  inter- 
fecti  manserunt. 

Handschrift  von  c.  1449.    Bibliothek  der  Carthäuser  in  Basel,  jetzt  Universitäts- 
bibliothek.   Codex  Manusc.  D,  IV,  10,  fol.  7,  b. 

77.  Chronica  der  Edlen  Grafen  von  Cilli. 

Verfasst  von  einem  Minoriten  1435;  fortgesetzt  bis  1458. 

Von  einer  grossin  zwitracht  in  der  Christenheit. 

...  da  von  lang  zu  schreiben  war,  was  grosser  und  schwehr  Leuff  sich  in 

der  Christenheit  haben  verloffen,  dann  in  der  Zeit und  darnach 

viel  Bluedt  vergossen  . .  wie  in  diesen  Landen  die  zwey  Fürsten  von  Oster- 
reich, Hertzog  Albrecht  und  Hertzog  Leopoldt  einen  grossen  Nahmen 
gaben,  also  dass  In  die  Tarueser  march  ward  eingeantwordet,  und  darnach 
Er  die  Pristerschafft  mit  Steuer  zu  dreyen  mahlen  angryff;  Ihm  gingen 
darnach  all  sein  Sachen  zurück,  und  ward  darnach  von  den  Schweitzern 
erschlagen.  Die  Bibel  setzt  in  dem  andern  Buch  der  Machabeorum  in  dem 
dritten  Cap. :  welcher  ratligeber  einen  Fürsten  nit  lieb  hat,  der  rath  Ihm, 
dass  Er  die  Kirchen  bcschwehre,  und  sein  Landt  und  Leuthen  neuerungen 
mach,  so  zcrgehetscin  reich  und  seines  Nahmens  wird  furbas  nimmer  gedacht 

Hahnii:  CoUectio  monumentorum  velerum,  Bninsvigae  1726,  II,  682.  —  O.  Lo- 
renz: Deutschlands  Geschichtsquellen,  1886,  I,  283 — 285. 


169 
78.  Chronik  Meinrad's  von  St.  Gallen. 

15.  Jahrhundert. 

A.  ä.  MCCCLXXXVI  jar 

am  Donstag  vor  sant  ulrichs  tag  verlor  hertzog  lupolt  von  Österrych  ze 
sempach. 

Und  wurdent  begraben  mit  dem  fursten  XXIII.  ritter  zu  küngveld. 

Meinrad's  Chronik  (in  Cod.  Vadianus  N.  67,  fol.  2)  in  St.  Gallen.  G.  Scherrer: 
Kleine  Toggenburger  Chroniken  82. 

79.  Nürnberger  Weltchronik, 

verfasst  von  Johannes  Plattenberger  dem  jungem  und  Theodorich  Truchsess,  Kanzlei- 
schreiber, um  1459« 

In  dem  zehenden  jar  der  reigirung  kunig  Wcntzeslai  nach  Cristi  gepurt 
1386  erhub  sich  grosse  zwitrechtikeit  und  krieg  zwischen  hertzogen  Leu- 
polten von  Osterreich  und  den  Sweitzeren  und  yr  eidgnossen,  den  von 
Zürch,  Peren,  Luceren,  Urach  und  Underwalden,  und  im  prachmond  zugen 
sie  auss  und  gewannen  ym  13  vesten  an,  besunder  Pfeffekin,  in  der  sie  26 
man  erslugen  und  die  purck  verpranten.  Damach  an  sant  Kilians  tag  er- 
hub sich  hertzog  Leupolt  von  Osterreich  mit  vil  herren  auff  700  gleven 
und  vil  fussvolks,  und  zoch  für  das  stetlein  Sempach,  welches  vor  sein 
gewesen.  Also  samten  sich  die  Sweitzer  auff  2000  fussknechten.  Also 
stund  der  hertzog  [vom  Pferde]  und  wurd  von  den  edelen  gross  geschrey 
über  die  kumelcker.  In  der  weil  die  Siveilzer  ir  spitzen  machten,  und  ward 
beder  seyten  ritterlich  gestritten  und  (es  so)  heiss  was,  das  die  ritter  im 
hamesch  swach  wurden  und  zun  pferden  nit  kummen  mochten,  das  die 
Sweitzer  den  sig  erlangeten,  und  der  Sweitzer  200,  des  hertzogen  auff  400 
reisiger,  under  den  vil  herm,  erslagen  wurden,  nemUch  hertzog  Leupolt 
von  Osterreich,  her  Johann  von  Ochsenstein  tumprobst  zu  Strasburg,  mar- 
graff  Ot  von  Hochperge,  graff  Hans  von  Furstenberg,  der  swartz  graff  vc^n 
Zoller,  zwen  greven  von  Tirstein  etc.,  vil  edel  von  der  Etzsch  und  Oster- 
reich. Und  wurden  begraben  in  das  closter  Kunig\'elde;  etlich  an  der 
walstatt  begraben  und  ein  capel  darüber  gemacht.  Nach  welchem  streit 
hertzog  Leupolt  sein  sun  wider  Sweitzer  kriegt ;  also  zerstörten  sie  Roten- 
burg mit  samp  der  purck,  und  der  adel  umb  sie  her  vertriben  wurd. 

Die  Chroniken  der  deutschen  Städte.  III.  Band,  I^eipzig  1864,  pag.  291.  —  O. 
Lorenz:  Deutschlands  Geschichtsquelkn  1886,  I,  172. 

Diese  Chronik,  erhalten  in  Excerpten  Hartmann  Schedels,  benutzte  der  Augsburger 
Mönch  Sigmund  Meisterlin,  einst  Novizenmeister  in  St.  Gallen.  Nürnberger  Chroniken 
III,  5 — 6.  Westdeutsche  Zeitschrift,  Trier  1885,  IV,  302  ff.  —  O.  Lorenz  a.  a.  O.  loi. 


I70 


8o.  Senatorium  Magistri  Martini  olim  abbatis  Scotorum 

Wyennae  per  modum  dialogi. 

c.  1440 — 1460. 

Albertus  et  Leopoldus  diviserunt  terras  et  cessit  Alberto  Austria, 
Leopoldo  Stiria,  Carinthia,  et  aliae  terrae.  Ille  Leopoldus  (ut  in  cronicis 
publice  scribitur)  quia  magnas  steuras  imposuit  Monasteriis  et  Clero,  amodo 
nuUam  fortunam  habuit,  licet  ante  talia  gravamina  fortunatissimus  esset, 
et  ultimo  occisus  et  a  Swetensibus  . . . 

B.  Pez :  Scriptores  renim  Austriacarum  II,  658.  —  Der  Autor  dieser  Schrift,  der 
Ungar  Martin  von  Zips,  1424  Professor  in  Wien,  soll  um  1470  gestorben  sein.  —  O. 
Lorenz:  Deutschlands  Geschichtsquellen,  1886,  I,  223 — 226. 

81.  Chronik  des  Thomas  Ebendorfer  von  Haselbach 

von  circa  1440 — 1463. 

Interea  quidam  rustici  et  populäres  vocati  Suitenses,  sui  naturales  et 
Donius  Austriae  subditi  in  Valle,  montibus  et  lacu  Lucemensi  vallati,  de 
paucis  villagiis,  Cella,  Stain  (en),  Altorff,  Suiz,  Morsach,  quarum  Ecclesiarum 
et  jus  patronatus  ad  ipsum  pertinebat,  sirailiter  Kusnacht  et  Beckenriedt 
rebellionem  contra  ipsum  intentarunt,  et  quaedam  loca  suae  temporali 
ditioni  subjecta  in  deditionem  susceperunt.  Quod  cum  vindicare  decre- 
visset  praefatus  Princcps,  collectis  suis,  paucis  numero,  se  versus  Sempach 
oppidum  recepit.  In  qua  via,  dum  quidam  de  suis  Suitenses  comperissent, 
et  eosdem  sine  ordine  aggressi  fuissent,  prostementes  multos  de  adversariis, 
tandem  praefatis  praevalentibus,  lugubrem  Princcps  audivit  clamorem :  retta, 
Oesterreich,  retta!  Videns  quoque  in  banderiis  flebilem  suorum  casum,  ad 
quem  dum  quosdam  lentus  conspiceret,  ipse  de  equo  prosiliens  animose 
irruit,  et  venit  in  hostem,  ibique  utrinque  magna  virtute  decertatum  est,  in 
conspectu  plurimorum  in  equis  residentium,  et  fuga  lapsonim,  sicque  Illu- 
stris  istc  Princcps  cecidit,  et  e  suis  militibus  et  nobilibus  circa  centum  et 
viginti.  De  quorum  numero  Otto  Marchio  de  Hochberg,  duo  comites  de 
Tyerstain,  Johannes  über  Baro  de  Hasenburg,  de  Ochsenstain,  Petrus  Ar- 
berger  Vcxillifer,  Wilhelmus  de  Endt,  Otto  Daj)ifer  de  Waldtburg,  Fride- 
ricus  Graiffenstainer  de  Athesi,  Petrus  Srhlandersberger,  et  unus  de  Raiffen- 
stain,  et  alii:  cum  quibus  Otto  Harasser,  Magister  armorum  praefati  Ducis 
Leopoldi,  Franciscus  de  Castelnuf,  qui  et  mane  in  laterc  Principis  inventus 
est  mortuus,  anno  Domini  1386.  Sepcliuntur  praefati  una  cum  Principe 
in  Monasterio  Krjuigsfeidt,  quorum  animae  Deo  vivant  in  aeterna  beatitu- 
dine.  In  hac  partiali  ctcasualipalaestra  non  defuerunt  Lucernenses,  Under- 
waldenses,  Oben^aldenses,  vasalli  Comitatus  Habspurg,  et  de  Glaris,  proprie 


1^71    _ 

ad  Monasterium  sancti  Fridolini  Abbatis  Seckingensis  pertinentes,  cuius 
et  imaginem  in  Vexillo  ferunt,  inductione  Turicensium  (von  Zürich),  tunc 
hostium  Ducum  Austriae,  in  hanc  ortam  rebellionem,  ut  ipsis  referentibus 
didid.  Et  quia  vasallos  nobiles  et  Advocati  Ducum  in  his  partibus  et  exac- 
tionibus  et  concussionibus  nimium  aggravabant,  filias  suas  humiliabant,  et 
uxores  vi  surripientes  etiam  propriis  in  domibus  polluebant,  aut  utrasque 
indignis  personis  conjugio  copulabant,  et  coram  ducibus  repetitis  vicibus 
super  his  conventi  se  justificabant,  hinc  desperantes  se  aliorsum  contule- 
runt  cum  Imperatore  Carolo  Quarto  Rege  Bohemie. 

Thomae  Ebendorfferi  de  Haselbach  Chronicon  Austriacum  (scriptum  c.  1463).  — 
Pez:  Scriptores  renim  Austriacarum  II,  816 — 817.  Ueber  Ebendorfer  vgl.  O.  Lorenz: 
Deutschlands  Geschichtsquellen,  2.  Ausgabe,  I,  226 — 235;  3.  Ausg.  I,  272 — 283. 

82.  Züricher-Chronik 

von  1466. 

Do  fuor  der  Herzog  Lüpolt  von  Osterich  mit  grosser  Herschafft  für 
Sempach  und  trowtend  denen  zuo  hencken,  und  wüstend  da,  und  kamen 
die  Eidgnossen  von  Lutzem  und  fuorend  gegen  Sempach,  und  Herzog 
Lupoid  und  sin  herschafft  namend  den  Berg  des  ersten  in,  und  do  unser 
Eidgnossen  auch  woltend  uff  den  berg,  do  kamend  die  Herren  ab  dem 
berg  mit  grossem  geschrey,  und  mit  werffen,  und  stachend  in  unser  Eid- 
gnossen, das  der  Eidgnossen  wurdend  LX  erstochen  das  keinem  herren 
nüt  was  geschähen,  und  do  der  von  Lutzem  panner  under  kam,  do  kam 
Herzog  Lupoid  hinzuo  und  wand  obgeligen.  Do  halff  der  allmechtig  got 
unsem  getrüwen  Eidgnossen,  das  sy  obgelagend  mit  grossen  arbeiten,  und 
die  herren  erschlagen  wurdend  und  Herzog  Lupoid  von  Osterich,  und  als 
grafen  und  ritter  und  edelknccht ;  wan  .sy  woltend  keinen  armen  man  nit 
by  inen  lan  ^) ;  sy  woltend  die  Schwyzer  selber  schlan.  Und  verlor  Herzog 
Lupoid  von  Osterich  und  mit  im  sechshundert  und  LXXVI,  und  dar  nach 
ward  vil  in  holtzcren  funden  todt  erstickt  und  ward  ir  gehut  untz  momdes 
am  zinstag,  und  ward  den  Eidgnossen  gross  gut  und  harnesch,  an  hüben, 
an  gold  und  silber,  und  das  panner  von  Tyrol,  und  des  von  Ochsenstein 
panner,  der  Graffen  panner  von  Hochberg,  des  Graffen  panner  von  Tiel- 
stein,  ein  panner  von  Mümpelgart,  ein  panner  der  geselschaft  ab  der  Etsch, 
ein  panner  von  Friburg  im  Brissgöw,  ein  panner  von  Schaffhusen,  und 
von  Lentzburg,  des  von  Hasenburg  panner,  und  verlor  der  Eidgnossen 
hundert  und  XVL  Da  ward  frid  gäben  am  dritten  tag,  und  kamend  LXXX 
wägen  und  furtend  die  herren  hinweg;  die  anderen  wurdend  begraben. 
Und  do  zerbrachend  die  von  Lutzern  Rotenburg  uff  den  herd  und  ward 
der  Zol  gemindret  als  er  hie  vor  was.  Dieser  stryt  geschach,  do  von  Gottes 


1/2 

geburt  warent  MCCCLXXXVI  jar  an  dem  IX  tag  hövmonat,  an  einem 
raentag. 

Zürcher-Chronik  von  1466.  —  Stadtbibliothek  Zürich  J,  245,  S.  58 — 60.  Dr. 
Georg  von  Wyss :  Ueber  eine  Zürcher-Chronik  aus  dem  fünfzehnten  Jahrhundert  und 
ihren  Schlachtbericht  von  Sempach.  Zürich  1862,  S.  34 — 35.  —  O.  Hartmann:  Schlacht 
bei  Sempach  33 — 42. 

*)  Man  beachte  die  Reime  *man»,  «lan»,  «schlan»,  die  auf  ein  Gedicht  hinweisen. 

83.  Von  den  Fürsten  von  Oesterreich. 

1466. 

1 386  des  9.  Juni  ward  erschlagen  Herzog  Leopold  von  den  Schweitzern 
und  von  den  von  Zürich  mit  vielen  Rittern  und  Knechten. 

Bibliotheca  Corsiniana  in  Rom,  Cod.  Nr.  821.  Dai  fatti  di  Alessandro  Magno. 
Der  Anhang,  der  eine  deutsche  Chronik  enthalt,  ist  geschrieben  von  Martinus  Delakh 
1466.  —  B.  Dudik:  Iter  Romanum  I  (1855),  p.  in. 


84.  Deutsche  Chronik,  bearbeitet  nach  Königshofen  für  Jakob 
von  Stein  von  Bern;  geschrieben  von  Melchior  Rupp, 
Schulmeister  von  Schwyz,  1469. 

Handschrift  in  Bern.   I,  Nr.  41,  fol.  CCCXXIX,  b. 

Von  dem  stritt  ze  Sempach. 

Und  dc)  sich  der  vorgenant  Hertzog  Lupoid  mit  grossem  volk  be- 
sanipnot  (fol.  CCCXXX)  do  kamen  die  Eydgenossen  von  Luzeren,  Schwitz, 
Vre,  Vnderwalden  zu  denen  von  Zürich  von  Ire  manung  wegen  mit  sechs- 
hundert mannen  vnd  zugen  mit  enandren  in  das  ergöw  uff  den  Herzogen 
von  Oesterich  vnd  wustent  vnd  branden  was  sy  funden.  Si  gew^unen  ouch 
Pfeffikon  in  dem  Turgöw,  das  des  von  Landenberg  was,  vnd  wurdend  ufF 
der  vesti  erslagen  sechsvndzwenzig  man  vnd  zugen  wider  gen  Zürich  vnd 
lagen  do  vierzechen  tag.  Do  vernamen  sy  das  der  Herzog  mit  grosser 
macht  wolte  ziechen  für  Sempach.  Do  erloupten  die  von  Zürich  den  eyd- 
genossen heim  ze  varen.  Das  ouch  beschach.  Darnach  uff  dem  Mentag, 
was  der  Nünde  tag  des  monetz  Höuwet  der  obgenant  Hertzog  Lüpolt 
von  Oesterich  mit  grosser  Herschaft  vnd  mit  grosser  Macht  slug  sich  für 
Sempach.  Also  zugen  ouch  die  vorgenanten  Eydgenossen  Luzeren,  Schwitz, 
Vre,  Vnderwalden  ouch  gen  Sempach  mit  me  denn  mit  dryn  hundert 
mannen.  Vnd  do  bede  tail  enandren  ansachen,  do  zugen  sy  zusamen  vnd 
schlugen  uff  enandren  manlicli  vnd  ritterlich.  Do  gab  gott  den  eidgenossen 
gelück,  das  sy  erlich  ohgelagcn.  Vnd  wart  der  obgenant  Herzog  Lüpolt 
mit  vil  grosser  Heren  erslagen,  Grafen,  frycn,  ritter  vnd  knecht  vnd  warent 
der  Herschaft  viertusent  vnd  wart  do  ge-(fol,  CCCXXX,  b)wunnen  gross 
gut  an  Harnaschs,  an  kleider  vnd  an  andren  dingen.  Doch  verluren  die 


173 


w 

eydgenossen  by  zwenz  vnd  hundert  mannen.  Vnd  fürten  die  eydgenossen 
mit  Inen  ab  der  walstatt  die  paner  von  Tryol,  das  von  Oschstensten  (!)  paner, 
des  grafen  von  Habspurg,  der  von  Schaff husen  paner,  der  von  Meilingen 
paner  vnd  vil  fennlin,  die  sy  nit  erkanten.  Vnd  wurdent  uff  der  vigen- 
den  tail  erschlagen  die  hienach  geschriben. 

Der  Edlen  namen  so  ze  Sempach  erslagen  wurden  ^). 

Des  ersten  Her  Lüppolt  von  Oesterrich. 

Der  schwarz  graff  von  Zollem. 

Zwen  von  Griffenstein. 

Zwen  von  Halbstat. 

Zwen  schnewli  von  friburg. 
(fol.  CCCXXXI).  Herr  Hüring  von  Schonöw  vnd  sin  tochterman  Her 
Hanss  von  Grünenberg. 

Der  von  Tegerwelt. 

Ein  Stör  von  Sulz.  Zwen  v.  Epptingen,  vier  v.  Mörspcrg,  vier  v.  Rinach. 

Der  starck  von  Grymmenstein.  Item  acht  vnd  zwenzig  ritter  vnd 
knecht  von  Oesterich.  Item  fünff  vnd  dryssig  ritern  von  der  Ettsche  vnd 
vil  ander,  die  hie  nit  geschriben  stand. 

Vgl.  über  diese  Handschrift  G.  Studer:  Justingers  Chronik  pag.  XXV — XXVI; 
dazu  oben  S.  152 — 153. 

*)  Wir  heben  nur  Einzelne  hervor. 


85.  Berner-Chronik  des  Venners  Benndicht  Tschachtlan  und 

des  Rathsherrn  Heinrich  Dittlinger 

gemeinsam  verfasst  circa  1470. 

Diese  Chronik  folgt  in  dem  von  der  Schlacht  bei  Sempach  handelnden 
Capitel  dem  Texte  Justingers  fast  wörtlich.  Das  Züricher- Exemplar  von 
Dittlinger  lässt  nur  die  Worte  in  der  Schlachtbeschreibung  weg:  «den 
herren  waz  gach  zu  den  eydgnossen,  die  hatten  sich  so  nach  gesmuockt, 
und  vachten  mit  dem  spitze,  und  namen  des  ersten  grossen  schaden.  Bald 
liessen  die  eydgnossen  von  dem  spitze,  und  lieffen  in  die  herren,  und 
slugen  so  grülich  mit  den  halbarten,  daz  nüt  vor  den  streichen  gestan 
mocht».  Sie  erzählt  wie  die  anonyme  Stadtchronik:  «Und  do  die  eyd- 
gnossen mit  denen  von  Zürich  vierzechen  tag  gereiset  hatten»,  hätten  sie 
den  Zug  des  Herzogs  nach  Sempach  vernommen;  da  «scharroten  sie  sich 
uf  flachem  velde  und  fochten  mit  einander  manlich  und  ritterlich,  da  gab 
gott  den  eydgnossen  daz  glügk  ...» 

Im  Verzeichniss  der  Gefallenen  ergänzen  die  beiden  Autoren  beim 
Markgrafen  von  Hochberg  den  Namen  Otto. 

Studer:  Justingers  Berncr-Chronik  163  — 164,  Vgl.  oben  S.  152  — 153. 


174 

Bemerkenswerth  ist  diese  Chronik  (Original-Handschrift  der  Stadtbibliothek  Zürich 
A,  1 20)  durch  das  von  Tschachtlan  beigelugte  Bild  der  Schlacht  Ixji  Sempach,  welches 
folgende  Unterschrift  trägt: 

Strit  ze  sempach  da  beleih 

herzog  luppolt  von  Österreich 

und  vil  herren  ritter  und  knecht. 
Der  Einbruch  wird  nicht  durch  Winkelried,  sondern  durch  einen  Widder  bcwerkstclligt. 
—  Vgl.  Heinrich  Gehrig:  die  Winkelried-Fragc  35.  —  Ueber  Tschachtlan  und  Dittlinger 
vgl.  G.  Studer.  im  Archiv  des  bist.  Vereins  von  Bern  VI,  627  ff.  —  O.  Lorenz :  Deutsch- 
lands Geschichtsquellen  3.  Ausg.  I,  1 12 — 1 13. 


86.  Gebhard  Dacfaer's  Konstanzer  Chronik 

vom  J.  309 — 1470. 
St.  Galler  Stiftshandschrift  No.  646  pag.  192 — 93  und 

Constanzer-Chronik  Nr.  2807  der  k.  k.  Hofbibliothek  in  Wien. 

Anno  MCCCLXXXVI  jar. 

Und  in  dem  jar  do  man  von  der  gepurt  cristi  unsers  Heren  zalt  Tuscnd 
drühundert  achtzig  und  sechs  jare  an  dem  ntinden  tag  des  höwatz  in  der 
zwölften  stund  desselben  tags,  Do  hub  sich  der  stryt  zu  Centbach  zwüschcn 
hertzog  lüpolten  vnd  vil  Edler  lütt  die  Er  by  im  hett  und  och  von  sinen 
stetten  und  ab  dem  land.  Und  den  von  lucem,  undenÄ'alden  den  von 
Urach  und  den  von  schwytz.  Wan  der  hertzog  maint  und  kl^  sich  wie 
im  die  walenstader  im  innhettend  wol  uff  zwölfF  schloss  und  bettend  die 
zu  iren  banden  gezogen.  Das  aber  sy  gar  erberclich  veranttwurtend  mit 
der  aidgenossen  hilff  und  nach  vil  worten  und  briefen  und  altem  herkomen 
kam  es  zu  disem  strit. 

Und  do  hübend  sy  an  ze  vechtend  und  vcrlurend  die  von  lucem  und 
die  aidgenossen  wol  uff  dryhundert  man  wan  der  hertzog  hett  gar  vil  volks 
und  vast  wolbezügdt  in  dem  veld.  Und  in  dem  was  ainer  von  hennen- 
berg  wol  mit  fünff  hundert  mannen  die  under  in  horttend  mit  sinem  banier 
fliehen  mit  ainem  grülichen  erschrokenlichen  geschray  und  also  kam  ain 
schreck  in  des  herzogen  volk  und  yltend  zu  den  rossen  weihe  mochtend 
und  wondend  dem  volk  ze  hilff  ze  koment  mit  den  Rossen;  da  wurdend 
inen  die  ungerochen  ungezämpten  ross  unsinnig  und  kündend  nichtes  mit 
inen  geschaffen  dann  das  sy  das  volk  groslich  und  vast  wüstend  und  nider- 
stiessend  und  ertrattend  mit  den  Rossen  und  wurdent  unbesint  und  ver- 
lurend  ir  kry  ^)  und  wyst  niemant  warnach  er  sich  halten  solt.  In  dem 
schlugend  stachend  und  schussend  die  aidgenossen  mit  guter  Ordnung 
und  mit  starken  krefften  in  sy  und  laitend  ir  gar  vil  uff  die  waltstat.  Und 
sunder  die  Edlen  die  dann  da  blibend  und  gern  bestanden  wärend  und 
nit  wychen  woltend  und  das  volk  gern  in  dem  veld  behabt  bettend  und 
die  wurdent  erschlagen  und  belibend  in  dem  velde.  Wie  wol  ir  nun  vast 
mer  was  und  des  halbtails  mer  dann  der  aidgenossen.  Der  durchlüchtend 


175 


först  Hertzog  lüpolt,  Grauff  Ott  von  Habspurg  und  graff  wald  raff  von  tier- 
stain  und  graff  Hans  von  tierstain  sin  bruder,  Graff  Hans  von  fürsten- 
berg,  her  gewesen  von  geroltzegk,  Her  Hans  von  ochsenstain,  Her  Hanss 
von  hasenburg,  Her  wernher  von  Berenvels,  Her  Martin  Maltrer,  Her 
wernher  von  Rättenberg  und  sin  Bruder,  Her  cunrat  und  vil  ander  Heren 
edellüt,  Ritter  und  knecht  der  namen  man  nit  wayst  und  vil  erber  lüt  von 
den  stetten  des  hertzogen  und  andern  richstetten  die  och  ir  volk  dahin 
geliehen  bettend  und  ander  herren  gaistlich  und  weltlich  und  och  gar  vil 
usslüte  ab  dem  land  dero  nun  gar  vil  och  erschlagen  sind  uf  der  waldstat 
und  och  an  andren  enden  und  stetten  als  die  aidgenossen  nachyltend 
funden  wurdend  der  nun  zalhaflftig  sind  by  sechshundert  und  sechs  und 
sechtzig  und  dan  sust  och  vierzehen  hundert  und  süben  und  trissig  dero 
namen  aber  ruwend  in  dem  fryd  unsers  heren  ewen.  2) 

Gebhard  Dacher  ist  1472  gestorben.  Gütige  Mittheilung  von  Herrn  Stiftsarchivar 
Dr.  Gustav  Scherer  in  St.  Gallen,  dessen  Handschriften -Katalog  der  Stiftsbibliothek 
St.  Gallen  S.  2 1 2  Auskunft  über  diesen  Codex  ertheilt.  O.  Lorenz  in  Pfeiffers  Germania 
VI,  185  f.  O.  Kleissner :  Die  Quellen  der  Sempacher  Schlacht,  65 — 66.  —  Dr.  H.  von 
Liebenau  :  Arnold  Winkelried  208 — 209.  —  O.  Lorenz :  Deutschlands  Geschieh tsqucllen 
3.  Aufl.  I,  93 — 94  hält  dafQr,  die  Handschrift  in  Wien  dürfte  noch  im  ersten  Deccnnium 
geschrieben  worden  sein. 


*)  Die  Wiener  Handschrift,  welche  nur  den  Dialekt  und  zuweilen  die  Wortstellung 
etwas  ändert,  bringt  die  Lesart  «crieg». 

•)  Wiener  Codex  «in  dem  ewigen  leben». 

87.  Johannis  Knebel,  Capellani  Ecclesiae  Basiliensis,  Diarium. 

1473. 

Eo  autem  tempore,  quo  dominus  imperatorhic  (Basileae)  fuit,  vocavit 
confederätos  Switenses  et  peciit  ab  eis,  ut  ipsi  ablata  domui  Austriac  resti- 
tuerunt,  ad  quod  ipsi  per  dominum  Nicolaum  de  Dieszbach,  militem  valde 
honestum,  multas  peragratas  eis-  et  ultramarinas  regiones,  patrias  et  regna, 
responderunt  serenissime  majestati  sue,  quod  ante  centum  et  citra  annos 
et  eo  tempore,  quo  illustris  domus  Austriae  patriam  illam  in  manibus  suis 
habuerant,  per  advocatos  et  balivos  nobiles  illius  patriae  regebant  non  eo 
quo  decebat  modo,  sed  tyrannico,  permittentes  spolia  in  ipsa  terra  fieri, 
comittentes  in  suos,  quos  pascere  debebant,  stupra,  adulteria,  et  impo- 
nentes  eis  stüras,  tallias  et  exacciones  insolitas  etalia  plurima  intollerabilia 
nefanda  negocia,  unde  communitates  et  villagie  permoti  prefatis  balivis 
et  terre  comitibus,  baronibus  et  nobilibus  talia  exercentibus  opposuerunt, 
eis  lites  movendo,  oppida  et  castra  ipsorum  expugnando  et  recipiendo. 
Qui  quidem  tunc  nobiles  se  volentes  vindicare  suis  principibus  se  junxc- 
runt,  false  eis  dicendo  subversionem  et  destructionem,  non  dicentes  veri- 
tatem  causae,  qua  dicta  et  falsitate  et  nuga  suggesta  tacita  princeps  extunc 


176 


sc  non  eis  opposuisset,  et  tantum  effecerunt,  ut  ipsi  Confederati  compulsi 
ad  defensionem  suam  se  eciam  principi  Lupoide  oposuissent,  qui  cum 
in  bellum  ad  Sentbach  venisset,  ab  ipsis  Confederatis  se  defendentibus 
et  nobilibus  prefatum  illustrem  principem  Lütpoldum  de  Austria  ducem 
male  et  dolose  instigantibus,  heu!  fuit  interfectus.  lUe  optimus  princeps  a 
suis  fuit  traditus  in  mortem,  et  per  hanc  tota  illa  terra  recepta  a  Confederatis. 

Basler  Chroniken,  herausgegeben  von  der  Historischen  und  Antiquarischen  Ge- 
sellschaft in  Basel.  Leipzig  1880,  II,  pag.  5 — 6.  —  K.  Buxdorf:  Chronik  des  Kaplans 
Johannes  Knebel.  Basel,  1851,  I,  i — 3,  185  — 186.  —  Dr.  W.  Vischer:  Die  Sage  von 
der  Befreiung  der  Waldstädte  44.  —  Dr.  Th.  v.  Liebenau :  Berichte  über  die  Schlacht  am 
Morgarten,  Mittheil,  des  hislor.  Vereins  des  Kantons  Schwyz,  III,  36.  —  Dass  Knebel 
1481  — 1482  im  März  gestorben  ist,  wies  zuerst  E.  I^  Roche  nach  (Bauhütte  des  Basler 
Münsters,  Basler  Beiträge  XII,  108). 


88.  Nicolaus  Blawstein,  ecclesiae  Basiliensis  Capellanus,  Origo 

ducum  Austriae, 

nunc  temporis  existentium  1475. 

Alberctus  dux,  filius  Albercti  regis  predicti  ex  comitissa  Pbirretarum 
genuit  IUP'  filios  Rudolfum,  Fridericum,  Alberctum  et  Lüpoldum.  Lu- 
poldus  III.  filius  nupsit  ducisse  Mediolanensi. 

Albertus  IUI.  filius  habuit  vxorem  nomine  Johanna.  Hie  fuit  con- 
tractus  et  tamen  totus  litigiosus,  obsedit  enim  Thuregum  vna  cum  fratre 
suo  Lüpoldo  et  Imperatore  Karolo  predicto  anno  domini  MCCCLIIP  sed 
non  vicerunt.  Item  iam  dicti  duo  fratres  omnibus  masculini  sexus  de  ge- 
nocilia  ducum  Austrie  mortuis  diviserunt  terras  Australium  inter  se  anno  do- 
mini MCCCLXXIX°.  Dux  Alberctus  obtinuittotam  Austriam,  dux  Lupoldus 
Stiriam,  Karinthiam,  Krayn,Tyrol  etSweviam.  Idem  Lupoldus  inconflictu 
habito  cum  Switensibus  IX.  die  mensis  Julii  anno  domini  MCCCLXXXVI* 
ante  opidum  Sempach  cum  multis  nobilibus  occisus  fuit.  Qui  reliquid  IUI** 
filios  duces  Wilhelmum,  Lüpoldum,  Eniestum  et  Heinricum.  Emestus 
genuit  duos  filios,  Fridericum,  qui  hodie  festo  assumptionis  Marie  Anno 
MCCCCLXXV°  est  et  per  XXIII  annos  precedentes  fuit  Imperator  ro- 
manus,  habens  filiura  ex  regina  Portigalie  noraine  Maximilianus.  Alius 
filius  Lupoldi  interfecti  etiam  nomine  Lupoldus  nupsit  ducisse  Burgundie 
nomine  Katherina,  qui  residebat  in  Ensisheim,  mortuus  est  sine  liberis  et 
ipsa  ducissa  rexit  propria  adiutorio  civitatis  Basiliensis  multum  bene  usque 
ad  ipsius  mortem.  Wilhelmus  autem  vel  Heinricus  genuit  Fridericum  du- 
cem, qui  nupsit  ducisse  de  Brunswig,  que  genuit  sibi  filium  Sigismundum 
hodie  viventem,  habens  conthoralem  reginam  Scothie  et  nullos  liberos.  Ex 
l^rescriptis  rccto  calculo  constat,  dominum  Imperatorem  Fridericum  et 
patrem  Sigismundi,  ducem  Fridericum,  fore  filios  fratrum,  vulgariter  ge- 
swisterd  kind,  filiorum  Lupoldi  occisi  prope  Sempach,  et  eundem  Lüjjol- 


177 

4.  -       -  _ 

dum  fore  filium  ducis  Alberli  et  conthoralis  comitisse  Phirretarum.  Et 
eundem  Alberchtum  fore  filium  regis  Ruodolfi  comitis  de  Hapsburg.  Ex 
quibus  Omnibus  clare  habetur,  omnes  duces  Austrie  qui  fuerunt  in  CLXX 
annis  habuisse  originem  a  rege  Ruodolfo,  qui  fuit  comes  de  Hapsburg  natus. 

Handschrift  der  Carthäuser  in  Basel,  jetzt  Universitäts-Bibliothek  Basel.  Codex 
D.  IV,  lo,  fol.  C. 

89.  Heinricus  de  Gundelfingen :  Historia  Austriaca. 

1476. 

Gundelfingen  gibt  sonderbarer  Weise  in  seiner  Historia  Austriaca 
(theilweise  gedruckt  bei  Adam  Kollar:  Analecta  monumentorum  omnis 
aevi,  Vindob.  1 76 1 ,  Vol.  I,  ^i"] — 825  und  bei  Petrus  Lambeccius :  Commen- 
tariorum  de  augustissima  bibliotheca  Caesarea  Vindobonensi  lib.  II.  Vin- 
dob. 1669,  II,  465 — 510)  keine  Darstellung  der  Sempacherschlacht ;  bei 
der  En^'ähnung  Herzog  Leopolds  sagt  er  nur:  qui  in  proelio  apud  Sem- 
pacum  cecidit. 

Ueber  Gundelfingen,  Chorherr  von  Münster,  gebürtig  von  Constanz,  vergleiche 
Haller's  Schweizerbibliothek  II,  Nr.  1888.  —  Rieger:  Heinrich  von  Klingenberg  und 
die  Geschichte  des  Hauses  Habsburg.  Archiv  für  Österreich.  Gesch.  1872,  Band  48, 
303 — 354.  —  O.  Lorenz:  Deutschlands  Geschichtsquellen,  3.  Aufl.  I,  266. 

90.  Zürcher-Chronik 

von  1313— 1477. 

Do  zoch  hertzog  Lüpolt  von  Oesterrich  mit  grossem  volk  in  das 
Ergöw  für  das  stettli  Sempach,  und  wolt  das  kom  und  land  gewüest  han. 
Do  zugen  die  von  Lucem,  Ure,  Switz  und  Underwalden  gegen  jm  mit 
fryem  muot,  und  stuonden  die  herren  von  den  rossen  all  ab  ze  fuoss,  und 
traten  frischlich  an  enander,  und  fochten  hertenklich,  und  ward  hertzog 
Lüpolt  erschlagen  und  XVI  graffen  und  fryen  und  ander  ritter  und  knecht 
der  edlesten  und  redlichosten  herren,  so  man  mocht  vinden  in  allen  landen 
da  und  me  den  VI  hundert  man,  und  warent  die  werdelichesten  herren 
und  die  reisigosten,  so  in  allen  landen  mochten  sin. 

Alte Zürcherchronik  von  13 13 — 1477  oder  Cod.  643,  146.  Henne:  Klingenberger 
Chronik  121.  Vgl.  St.  Galler  Mittheil.  I,  104.  Scherer,  Katalog  der  Stiftsbibliothek, 
S.  210 — 211. 

91.  Anonymi  Chronicon  Noribergense, 

geschrieben  um  1477. 

Anno  Domini  MCCCLXXXVI.  Nurembergenses  praedictac  ligae 
sociaverunt  se.  Eodem  anno  infrascriptae  civitates :  Zurgk,  Lucern,  Fem 
cum  Suitensibus  bellum  contra  Leupoldum  de  Austria  moverunt:  XIII. 


Liehettau,  Schlacht  bei  Soinpach.  12 


178 


castra  obtinuerunt.  Post  hoc  feria  secunda  post  Nativitatem  Joannis,  idem 
Leupoldus  magnum  contraxit  exercitum  una  cum  adjunctis  civitatibus 
praefatis,  juxta  civitatem  Sanbach  ubi  succubuit,  et  interfectus  fuit  cum 
multis  comitibus,  baronibus  et  nobilibus,  quorum  numero  erant  centum 
praeter  reliquum  vulgus. 

Oefele:  Scriptores  Rerum  Boicarum,  I,  324. 

ga.  Albertus  de  Bonstetten:  De  conflictu  in  Sempach. 

Diese  Schrift,  welche  jetzt  verloren  ist,  theilt  der  Dekan  Albert  von 
Bonstetten  in  Einsiedlen  im  Jahre  1479  ^^^  Bischof  Johann  von  Augs- 
burg mit. 

GeschichUfreimd  der  V  Orte,  III,  36 — 37. 

In  der  Descriptio  Helvetiae  von  Bonstetten  dagegen  findet  sich  nur 
eine  kleine  Stelle  über  die  Schlacht: 

De  silvis  praefata  quatuor  loca  insimul  congregata  coram  oppido  Sem- 
pach Leopoldum  divae  memoriae  ducem  Austriae  superillustrem  atque 
magnanimum  cum  magna  comitum,  baronum  et  ceterorum  nobilium  ca- 
terva  stipante  occiderunt. 

Mittheilungen  der  antiquar.  Gesellschaft  von  Zürich,  III,  103. 

93.  Incerti  auctoris  Chronica  Sclavica. 

1479— 1487. 

1386.  Eodem  anno  Lipoldus  dux  Austriae  cum  18  principibus  inter- 
fectus est  a  Swiceris,  habentibus  30.  mülia  armatorum. 

Erpoldi  Lindenbrogii  Scriptores  rerum  Germanicarum  Septentrionalium.  Ham- 
burg! 1706,  Tom.  I,  210.  Diese  Notiz  ist  sichtlich  der  Chronik  Detmars  von  Lübeck 
oder  derjenigen  Corners  entnommen. 

94.  Berner-Chronik  des  Gerichtsschreibers  Diebold  Schilling, 

geschrieben  1480 — 1484. 

Der  Text  der  Chronik  ist  als  Justingers  Chronik  1 8 1 9  von  Wyss  und  Stierlin  pu- 
blidrt  worden.  Vrgl.  diese  Ausgabe  S.  213 — 215,  dazu  G.  Studer:  Justingers  Chronik, 
Einleitung  I  ff,  Text  160. 

Die  Chronik  ziert  ein  Bild  der  Schlacht  und  zwar  sowohl  das  in  Bern 
befindliche,  auf  Pergament  geschriebene  Exemplar,  als  die  für  Schultheiss 
Rudolf  von  Erlach  c.  1480 — 1484  gemachte  Copie  auf  Papier,  vormals  in 
Spiez,  jetzt  im  Besitz  von  Herrn  Bürki  in  Bern.  Ersteres,  I  fol.  CXVII,  b, 
zeigt  die  Schlacht  am  Fusse  eines  Hügels,  auf  dem  die  abgeschnittenen 
rothen  und  schwarzen  Schnäbel  der  Schnabelschuhe  liegen.  Die  Schweizer 


179 

sind  mit  Hellebarden,  die  Oesterreicher  mit  Lanzen  bewaßhet.  Der  Panner- 
träger  ist  bereits  erschlagen;  im  Österreichischen  Heere  wehen  die  Panner 
von  Tyrol  (aber  der  Adler  ist  weiss  in  blau),  Thierstein,  Hallwyl,  Habs- 
burg (goldner  Lowe  in  roth)  und  Lenzburg  (blaue  Kugel  in  weiss).  Die 
That  Winkelrieds  ist  nicht  dargestellt. 

Vgl.  O.  Lorenz:  Deutschlands  Geschichtsquellen,  3.  Aufl.  I,  126. 

95.  Luzerner  Chronik  von  Melchior  Russ 

geschrieben  1482. 

Ein  grosser  Strytt  zwüschen  der  Herschafft  von  Oesterich 

und  den  vier  waldstetten  1388. 

Do  man  zalt  von  gottes  gepurt  tusent  drühundert  atzig  und  funff  Jar, 
hubent  sich  grosse  kryeg  zwuschent  der  herschafft  von  Oesterich  und 
Iren  helfferen  an  eynem  theyl  und  den  eidtgnossen  von  Lutzern,  von  Ure, 
von  Swytz  und  Underwalden,  den  vier  waldstetten,  zu  dem  andren  theyl. 
Was  aber  die  sach  des  kriegs  were,  württ  kurtzlich  hye  vergriffen.  Als  die 
eydtgnossen  vormal  bekriegt  hatten  die  Herrschafft  von  Kyburg,  als  davor 
geseyt  ist,  in  demselben  krieg  aber  Hertzog  Lupoid  von  Österich  den  eydt- 
gnossen versprochen  hatt,  er  wollte  still  sitzen  und  sich  der  sach  nüt  an- 
nemen,  noch  durch  sin  landt  noch  schloss  wyder  die  eydtgnossen  nyeman 
zyechen  lassen,  das  aber  der  obgenant  herzog  Lütpoldt  von  österich  nit 
gehalten  hatt,  wan  er  der  herschafft  von  Kyburg  wyder  die  eydtgnossen 
beraten  und  behulffen  was  heimlich  und  öffentlich.  Das  lag  den  eydt- 
gnossen in  und  deth  Inen  wee.  Dawyder  verdross  aber  den  herzogen 
und  vill  andere  Heren,  dz  die  grafen  von  Kyburg  also  vertriben  und  uss- 
kouft  waren,  und  hub  sich  ein  blast  zwüschen  der  herschaft  und  den  eydt- 
gnussen.  Nun  treyb  der  von  Torberg  grossen  mutwillen,  mit  ettlichen 
lüten  ze  Wolhusen  und  von  Rotenburg  so  vere,  dz  sy  sömlich  schmach- 
eytt  nit  wol  erlyden  mochten.  Und  luffent  gen  Lutzem  und  wurden  da 
burger.  Do  das  der  von  Torberg  vemam,  do  vieng  er  ettlich  und  erhanckt 
sy.  Es  wurden  ouch  die  von  Lutzern  und  die  Iren  an  dem  Zoll  ze  Roten- 
burg gar  ungnediglichen  gehalten,  über  dz  es  den  von  Lutzern  um  vier- 
tusend  und  achthundert  gülden  verpfendt  wz.  ^)  Dz  selb  Rotenburg  daze- 
mal  Her  Hemmann  von  Grünenberg  inn  hatt. 

Das  die  von  Lustern  Meyenberg  jngenommen  handt. 

Das  und  anders  verdross  die  von  Lutzern  und  wolten  dz  nit  mer 
liden,  und  zugen  mit  Ir  statt  zweyen  panern  uss  der  statt  Lutzern  für 

*)  Die  Verpfändung  des  Amtes  Rothenburg  an  Luzcm  durch  die  Herzoge  von 
Ocsterreich  erfolgte  wirklich  um  die  Summe  von  4800  Gld.,  aber  nicht  vor  dem  Kriege, 
sondern  erst  1395. 


i8o 


Rotenburg  fru  uff  die  Innocentii,  als  man  mess  hatt,  des  Jars  als  man  zalt 
tussant  drühundert  achzyg  und  sechs  jar  und  nament  Rotenburg  jn,  und 
griffent  auch  zu  dem  von  Torberg  gen  Wolhusen,  Und  als  nun  die  von 
Lutzem  Rotenburg  jngenummen  und  zu  Iren  banden  bracht  hatten,  do 
zugen  sy  darnach  bald  mit  Ir  statt  panner  für  Meyenberg,  und  najnent  dz 
in,  darinn  darnach  die  eydtgenossen  söldner  leyten,  die  statt  zu  behüten. 

Wye  ettlich  Knecht  von  den  Eydtgnossen  zu  Meyenberg 

erschlagen  wurdent. 

Darnach  kurtzlich  kam  der  herschafft  von  Osterich  landtvogt  mit 
etwan  vill  volkes  ze  ross  und  ze  fuss  und  verstacktent  sich  vor  Meyenberg 
in  ein  hut,  und  rittent  Iren  ettwe  vill  an  die  statt  und  zocktent  die  söldner, 
so  von  den  eydtgnossen  da  lagent,  haruss  und  wurden  der  söldner  vill  er- 
schlagen. Doch  wurden  uff*der  herren  they  11  ouch  vill  erschlagen.  Darnach 
bald  wardt  Meyenberg  von  den  eydtgnossen  zerbrochen  und  verprennt- 
Also  von  manung  wegen  deren  von  Lutzern  koment  die  überigen  eydt- 
gnossen ouch  in  krieg. 

Das  die  vier  waldstett  die  von  Bernn  mantent  ze  tagen 

in  dz  Kyenholtz. 

Darnach  bald  mantent  die  eydtgnossen  die  von  Bern  uff"  den  tag  in 
das  Kyenholtz  und  ouch  darumb  dz  sy  dem  hertzog  wyder  sagen  wöltent, 
das  aber  denen  von  Bern  gar  schwer  was,  wan  sy  erst  von  einem  grossen 
krieg  kummen  warent,  mit  der  herschafft  von  Kyburg,  und  von  des  kriegs 
wegen  schuldig  waren  worden  mer  dan  funffzyg  tussant  gülden.  Die  schuld 
Inen  schwarlich  uff"  dem  hals  lag.  Darzu  Friburg  ein  mechtig  statt,  die 
Inen  so  nach  lege,  und  mit  den  vigenden  ze  Nidow,  ze  Bürren,  umhuset 
weren,  und  vill  ander  nott,  die  Inen  doran  gelegen  was.  Darumb  sy  nit 
gern  in  den  krieg  kament.  Doch  am  letschen  viellen  die  von  Bern  in  den 
krieg,  und  wyderseytent  dem  herzogen,  und  den  von  Friburg  und  griffent 
den  krieg  redlich  an.  Und  weret  der  krieg  untz  uff"  sant  Matthiss  tag,  da 
man  zalt  von  gottes  gepurt  tussant  drühundert  achtzyg  und  sechs  Jar. 
Da  rittent  des  richs  stett  von  dem  grossen  punt  zwüschen  die  Sachen  und 
machtent  einen  friden  untz  ze  ussgender  pfingwuchen.  Derselb  frid  ward 
ouch  ze  massen  gehalten.  Damach  warb  sich  der  hertzog  und  herren, 
ritter  und  knecht,  ane  das  landvolk,  und  wüsten  beydt  theyl  einandren 
in  dem  Ergew  und  da  die  marcken  ze  samen  styessen. 

Wye  vill  schlössen  und  vestinen7die  von  Lutzern  gewannen 

handt. 

Item  in  den  Sachen  allen  und  die  wyl  der  krieg  im  aller  hosten  und 
offen  was  zwüschen  der  herschafft  und  den  eydtgnossen,  da  zugen  die 


i8i 


von  Lutzem  uss  mit  Irer  kleinen  statt  panner  und  gewunnent  Baldeck, 
Richensee,  Lieli,  Schöfflanden,  Schencken,  Aristo v,  die  Schlösser.  Aber 
die  von  Switz  namment  in  Sant  Andress. 

Das  die  von  Sempach  Burger  sindt  worden  deren 

von  Lutzern. 

An  dem  zwölften  tag  noch  wyenacht  da  man  zalt  von  Cristus  gepurt 
tussant  drühundert  achtzyg  und  sechs  Jar,  ist  der  Schultheys,  der  Rot  und 
die  burger  gemeinlich  ze  Sempach  für  sich  und  Ir  ewigen  nachkomen  zu 
Lutzem  burger  worden ;  dessglichen  die  von  Entlybuch  ouch,  und  handts 
ouch  die  von  Lutzem  in  jren  schirm  genümmen. 

Nun  furer  von  dem  krieg. 

Und  do  sich  nun  der  vorgenant  Hertzog  Lütpold  von  österrich  ge- 
samlet  hat  mit  grossem  volk,  da  koment  die  eydgnossen  von  Lutzern,  von. 
Ure,  von  Switz  und  von  Underwalden  zu  den  von  Zürich  von  Ir  manung 
w^egen,  wol  mit  sechszehen  hundert  mannen.  Also  zugent  die  eydtgnossen 
in  der  heren  von  Oestcrich  landt  in  das  Turgew  und  wüstent  und  prantent 
was  sy  funden  und  gew^unnen  Pfeffiken  in  dem  Thurgew,  dz  des  von 
Landenberg  was,  und  wurden  uff  der  selben  vesty  erschlagen  ein  und 
zwentzyg  man. 

Die  manschlacht  und  der  strytt  zu  Sempach. 

Do  nun  die  eydtgnossen  also  Zürich  vierzehen  tag  gewesen  warent, 
da  vernammen  die  eydtgnossen  durch  die  von  Lutzern,  das  der  Hertzog 
mit  grosser  macht  wölte  ziehen  gan  Sempach,  dess  die  von  Lutzern  durch 
kuntschaffler  eigentlich  bericht  warent.  Also  in  dem  zoch  Lutzern,  Ure, 
Switz  und  Underwalden  heym.  Und  also  beschach  es  ouch,  dz  uff  dem 
mentag,  so  da  was  der  nünde  tag  des  hewmondes,  der  obgenant  Hertzog 
Lütpoldt  von  Osterich  mit  grosser  herschafft  und  mit  grosser  macht  für 
Sempach  zoch.  Also  zugen  ouch  die  vorgenanten  von  Lutzem,  Ure,  Switz 
und  von  Underwalden  gan  Sempach  wol  mit  dryzehen  hundert  mannen. 
Und  da  beyd  theil  einanderen  Sachen,  da  scharrottent  sy  uff  dem  veld 
und  acker  und  zugent  also  mit  bedachtem  mut  uff  flachem  veld  zu  einan- 
deren, mannlich  und  ritterlich.  Da  gab  gott  den  eydtgnossen  glück,  dz  sy 
erlich  obgelagen  und  das  veldt  mit  grossen  ercn  behubent.  Und  wardt 
der  obgenant  Hertzog  Lütpold  mit  vill  grosser  heren,  ritter  und  knechten 
erschlagen  und  warent  der  vigenden  ob  sechs  tussant  ze  ross  und  ze  fuss 
und  ward  da  gewunnen  zwen  wegen  mit  stricken,  da  sy  in  meynung  warent 
die  eydtgnossen  daran  ze  hencken.  Es  was  so  vill  adels  da,  dz  sy  yemer 
den  vorstryt  haben  wolten  und  liessent  die  langen  spitz  an  stiff  len  abhöwen, 
und  dran  dz  die  heydt  ally  von  blut  des  adels  und  eydtgnossen  nass  wardt. 


l82 


Da  gewunnent  die  eydtgnc^ssen  gross  gut  an  hamesch,  an  kleyderen  und 
an  andren  dingen  und  kleynotteren.  Und  verlurent  die  eydtgnossen  acht- 
zyg  und  zwen  man.  Doch  sturbent  darnach  aber  zwen  da  heymen,  wann 
sy  gar  gröblichen  wund  waren.  Und  verlor  dhein  ort  ein  manss  mer  won 
das  andre,  sunder  verlurent  sy  glich.  Denen  gott  gnedig  und  bannhertzig 
sin  wolle.  Es  handt  die  frümmen  houptlüt  von  Lutzem,  Juncker  Peter- 
man  von  Gundellingen,  Schultheys  daselbs,  und  von  den  anderen  dryen 
waldstetten,  ouch  des  glich  die  wisen  und  frommen  houptlüte,  die  ich  mit 
namen  nit  genemen  kan,  die  alle  uff  den  tag  so  einhellig  warent,  und  die 
Sachen  so  wisslich  ordnettent  und  für  die  hendt  namen t,  damit  man  unseren 
vigenden  all  Ir  Ordnung  brach,  und  man  sy  überwandt,  mit  hilfFund  gnaden 
des  allmechtigen  gotz,  dem  wir  und  seiner  würdigen  muter  magt  Marien 
hüt  und  zu  ewigen  zitten  viren  und  begon  sollen  und  wollen  .  .  . 

Diss  sindt  die  panner  und  vennly  so  zu  Sempach  gewunnen  wurdent,  die  zu 

Lutzern  zun  Bar/üssen  hangen. 

Dise  panner  und  vennlin  wurdent  gewunnen  zu  Sempach  im  gefecht 
und  in  der  manlichen  ritterlichen  gedätt,  mit  namen :  die  pan ner  von Ty roll, 
des  von  Ochsenstein  panner,  des  margraffen  panner,  des  von  Habspui^ 
panner,  der  von  Schaffhusen  panner,  der  von  Mellingen  panner.  Und 
sust  vill  andere  vennlin  und  zeychen. 

Diss  sind  namen  so  von  Luizern  umkommen  sind: 


Item  zum  ersten  Juncker  Peterman 
von  Gundellingen,  Schultheys  zu 
Luz'ern,  undhouptman  desselben 
kriegs  zu  Sempach. 

Juncker  Heinrich  von  Moss,  und 
sin  Schwager 

Junckher  Steffan  von  Silinen. 

Ludwig  Schlierer. 

Heinrich  von  Glaruss. 

Jacob  Sutor  vor  dem  hoff. 

Heinrich  Spenny. 


Heinrich  Otto. 

Hartman  Brunner. 

Walther  Lirer. 

Ulrich  von  Matt. 

Peter  Buchman. 

Berttschv  von  Bomatt. 

Welti  Bemhart. 

Werni  voniberg,  Heinrich,  Anthoni 

sin  bruder. 
Rudv  Grotz. 
Rufl'  Meyer  an  der  Mülingasscn. 


Und  wurdent  uff  der  vygenden  theyl  von  heren  und  adel  erschlagen, 
die  so  hye  nach  mit  namen  geschriben  standt. 

Herzog  Lütpold  von  Östcrich.  Der  schwartz  graff  von  Zolr. 

Margraff  Ott  von  Hochberg.  Herr  Ott  von  Waldpurg. 
Graf  Hans  von  Fürstenberg.  -     Hans  von  Griffenstein. 

Graf  Hans  von  Thyerstein.  -     Caspar  von  Griffenstein. 

Her  Walter  von  Geroltzeckg.  -     Ludwig  von  Stouffen. 


183 


Herr  Ulrich  von  Thyerberg. 

Benedict  von  Rotzenhusen. 

Wolfgang  von  Rotzenhusen. 

Hans  Heinrich  von  Rotzenhusen. 

Ott  von  Rotperg. 

Wilhelm  von  Rotperg. 

Fridenrich  von  Rotperg. 

Her  Wemher  von  Flachsland t. 

Zwen  Waldner. 

Her  Hurus. 

Zwen  von  Schönouw,  und  des  einen 

tochterman. 
Her  Hans  von  Ochsenstein, 
graff  Ulrich  von  Thyerstein. 
Her  Johans  von  Hasenburg. 

-     Friderich  von  Munstrall. 
Herr  Walter  von  der  Deck. 
Der  von  Randeck. 
Her  Martin  Malterer. 
Der  von  Signow. 
Her  Albrecht  von  Rechberg. 
Cunratt  von  Clingen. 
Albrecht  von  Klingen. 


Hans  von  Berenfels. 

Hans  von  Berenfels. 

Melchior  von  Berenfels. 

Zwen  von  Hattstatt. 

Zwen  Schöwlin  von  Friburg. 

Her  Johanns  von  Grünenberg. 

Der  von  Landsperg. 

Her  Wemher  von  Liechtenfels. 

Zwen  von  Wisswiler. 

Her  Johanns  vom  Hus. 

-  Heinrich  von  Schellenberg. 

-  Hans  Schaler. 

-  Berchtold  Grätt. 
Zwen  von  Hallwill. 
Hanns  Bemhart  vom  Hus, 
Der  starck  von  Grünen  stein. 
Der  von  Tegerfeld. 

Ein  Stör  von  Sultz. 
Zwen  von  Emptz. 
Vier  von  Eptingen. 
Vier  von  Rinach. 
Der  zum  Wyger. 
Zwen  Güssen. 


Hans  Ulrich  von  Andlow. 

Item  acht  und  zwentzyg  Ritter  und  knecht  von  Österich,  deren  namen 
da  oben  nit  geschriben  standt,  koment  ouch  an  der  Schlacht  zu  Sem- 
pach  umb. 

Item  fünff  und  dryssig  Ritter  ab  der  Etsch  und  vill  andre,  der  namen 
da  oben  nit  geschriben  standt,  die  ouch  an  der  schlacht  zu  Sempach 
umbkomen. 

Item  was  ist  den  erst  gemeins  volcks  von  Burgeren,  Ritteren  und 
puren  umbkummen,  der  da  ob  sybenhundert  umbkommen  und  doth 
lagen.  Gott  sy  Inen  allen  gnedig. 

Item  diss  nachgendig  ist  geschrieben  uss  dem  Rodel  somanjerlichen 
lisst  uff  Sant  Cirillen  tag  jm  heumonat,  so  an  der  schlacht  umbkummen 
sindt  1383. 


Dise  wareni  uss  Aforinow : 
Hertzog  Lütpold  von  Oesterich. 
Margraf!  von  Hochberg. 
Walther  von  Geroldzegg,  fryherr. 
Ulrich  von  Geroldzegg,  fryherr. 


Graf  Hans  von  Fürstenberg. 
Graf  Ulrich  von  Fürstenberg. 
Graf  Hans  von  Lupfen. 
Her  Martin  Maltherer. 
Graf  Heinrich  von  Stouffen. 


i84 


Her  Hemman  von  Wisswiler. 

-  Hagen  von  Rötelen. 

-  Oswalt  von  Wiger. 

-  Heintz  Küchlin. 

-  Hummel  von  Kappenbach. 

-  Johanns  von  Wisswiler. 

-  Hemman  Mever. 

-  Cunrat  Schatz. 

-  Thoman  Bilappe. 

-  Lütfrid  Dietscher. 

-  Egolff  von  Stülingen. 

-  Hemman  Rotte. 

-  Burekart  Gesler. 

-  Peter  von  Bolsenhin. 

-  Heinrich  von  Feldhin. 

-  Cunrat  von  Lochenhin. 

-  Thoman  Schideler. 

-  Cunrat  von  Wegishin. 

-  Lütholt  von  Mülhin. 

Der  Schulteyss  von  Nüwenburg. 

Dtss  warent  von  Strasburg  und  uss 
dem  Elsass: 

Herr  Peter  von  Rotzenhusen. 

-  Niclaus  von  Rotzenhusen. 

-  Peter  von  Andlow. 

-  Werny  Wolffler  von  Hattstatt. 

-  Hans  Burekart  vom  Huss. 

-  Heinrich  vom  Huss. 

-  Niclaus  V.  Huss,  jrer  Vater. 

-  Hans  Burkart  Radt. 

-  Hemman  Waldinger. 

-  Hans  vcm  Lobgassen. 

-  Burkart  von  Masmünster. 

-  Huglin  Klett  von  Strasburg. 

-  Friderich  Klett  v.  Strassburg. 

-  Cunrat  von  Mülhin, 

-  Wernhcr  von  Fhidislandt. 

-  Hemman  von  Winterhin. 

-  Niclaus  von  Bclhin. 

-  Cunrat  von  Eptingen. 


Herr  Thüring  von  Eptingen. 

-  Petermann  sin  sun  von  Ep- 
tingen. 

-  Walter  sin  sun  von  Eptingen. 
Junker  Peterman  von  Bosswil. 
Her  Hans  von  Hasenburg. 

-  Ulrich  von  Hasenburg. 

Der  jung  Graf  von  Wallrach  von 

Thierstein. 
Graf  Hans  von  Thierstein. 
Graf  Ulrich  von  Thierstein. 
Graf  Marquart  von  Thierstein. 
Graf  Niclaus  von  Grünenberg. 
Der  Hegnower. 
Herr  Walther  von  Merspurg. 
Her  Hans  von  Ochsenstein  mit  sin 

panner. 
Her  Walther  von  der  Deck. 
Herr  Hans  von  Mümpelgarten  hat 

sin  paner  verloren  mit  vil  edlen 

lüten. 
Her  Götz  von  Baden. 

-  Wilhelm  von  Rinbach. 

-  Rudolf  von  Munstrall, 

-  Hemman  von  Schrighusen. 

-  Wemher  von  Berenfels. 

-  Lüpoldt  von  Berenfels. 

-  Albrecht  von  Berenfels. 

-  Hemman  Burger  von  Berghin. 

-  Wemher  von  Rottberg. 

-  Cunrat  von  Rottberg. 

-  Frantz  Ulrich  von  Tegerfels. 

-  Rudolf  Huruss. 

-  Walther  Meyer  von  Uringen. 

Diss  xvareni  uss  dem  Ergexv: 

Her  Rützmann  von  Kunstein. 

-  Thüring  von  Hallwill. 

-  Hans  von  Hallwill. 

-  Hemman  von  Eschantz. 

-  Heyntzman  von  Baldeck. 


185 


Her  Hemman  sin  sun. 

-  Heinrich  von  Rinach. 

-  Rützman  von  Rinach. 

-  Anthoni  von  Rinach. 

-  Friderich  von  Rinach. 

-  Albrecht  von  Mülinen. 

-  Marquart  von  Mülinen. 

-  Hans  von  Heydeck,  frj'her. 

-  Peterman  v.  Heydeck,  fryher. 

-  Hartman  von  Lyely,  fryher. 
Item  vier  von  Büttikenn. 

Götz  Müller  von  Zürich,  Ritter. 
Her  Wemly  Schenck  von  Prem- 

garten. 
Her  Götz  Mever  von  Arow. 

Diss  warent  des  von  Wyrtenbergs 
dyener : 

Her  Hanns  von  Brandeck. 

-  Hemman  von  Liechtenfels. 
Der  lang  Burekart  von  Echingen. 
Her  Hemman  vonSignow  und  noch 

vill  heren  deren  namen  man  nit 
weyst. 

Diss  luarent  uss  dem  Schiüuben  landt : 

Her  Otto  Trugses  von  Schwaben. 

-  Wilhelm  von  Emptz. 

-  Ulrich  von  Emptz. 

-  Egolff  von  Emptz. 

-  Hartman  von  Emptz. 

-  Cuntz  vom  Stein. 

-  Hildtprandt  von  Wissenbach. 

-  Brun  Guss. 


Her  Hemman  Guss. 

-  Rudolf  von  Echingen. 

-  Albrecht  von  Rechberg. 

-  Heinrich  von  Schellenberg. 

-  Hans  Frantz  von  Liechtenfels. 

-  Riss  der  hoffmeister. 

Dess  Heren  von  Burguns  dyener. 

Deren  sindt  vierzechen  Ritter  mit 
sampt  Iren  knechten  gsin,  deren 
namen  man  nit  weyst.  Ir  ist  ouch 
an  dhciner  heym  kummen. 

Diss  ivarent  ah  der  Et  sehe: 

Her  Peter  von  A. 

Der  Hoffmeister  von  Kalterun. 

Her  Friderich  von  Griffenstein. 

-  Peter  von  Landsperg. 

-  Heinrich  Colo. 

-  Niclaus  Götz  und 

-  Cunrat  Götz  sin  bruder. 

-  Hans  Schnellinger. 

-  Götz  Kuchymeister. 

-  Cunrat  Im  Thurn. 

-  Friderich  von  Ertzingen. 

-  Heinrich  von  Bethmaringen. 

-  Mor  von  Koppenberg. 

-  Ulrich  von  Torberg. 

-  Diethelm  von  Muntingen. 

-  Stark  von  Grünenstein,  und 
noch  villmer  Heren,  Ritter  und 
knecht,  deren  namen  man  nüt 
weyss,  on  das  gemein  volck. 


Gott  pflege  Ir  aller  und  allen  gläubigen  seien  in  gnaden,  Amen. 
Diss  ist  dz  lied  so  nach  der  Sempachtr  Sciacht  gesungen  wardt. 


Die  niderlenschen  Herren 
Die  zugent  ins  oberland, 
wendt  sy  der  selbe  reyse  pflegen, 
so  söndt  sich  bass  be waren ; 
sy  söllent  bicht  veryehen; 


von  den  oberlenschen  Hern, 
Ist  Inen  gar  we  beschechen. 
Wo  ist  nun  der  pfaffe, 
der  uns  nu  bichten  sol, 
Zu  Switz  ist  er's  gesessen 


i86 


Er  kan  wol  busse  geben, 

er  kan  wol  busse  geben, 

mit  scharpfen  hallenbarten, 

so  gibt  man  Inen  den  segen. 

das  ist  ein  scharpfe  busse, 

här,  pie  domine, 

die  wir  nun  tragen  müsse, 

dz  thut  uns  yemer  wee, 

wyr  müssentz  ymer  klagen, 

das  wir  die  Herten  busse 

von  eydtgnossen  müssen  tragen. 

Von  Lutzern,  von  Ure, 
von  Switz,  von  Unden\'alde 
vill  menig  gut  byderman, 
Zu  Sempach  vor  dem  walde, 
do  Inen  der  lewe  bekam, 
sy  waren  hochgement: 
^  Her  lewe,  wiltu  hie  vechten, 
es  ist  dir  unvcrseyt». 

Do  sprach  der  lewe  zum  stiere 

du  fügst  mir  eben  recht, 

Ich  han  uff  diser  hevden  brevtt, 

gut  ritter  und  ouch  knecht, 

Ich  will  dichs  wüssen  lan. 

Das  du  mir  hast  vor  Louppen, 

gar  vill  ze  leydt  gethan. 

An  dem  Morgarten, 

da  er  schlügt  mir  mengen  man, 

Ic  h  will  es  dir  hie  vergelten, 

ob  ich  es  gefügen  kan, 

s(^  ru(*k  har  zuhar  bass, 

das  dich  der  selbe  pfaffe, 

bichte  dester  bass. 

Der  lewe  begrind  russen, 
und  schmucken  sincn  wadel, 
do  sprach  der  stier  zum  lewe, 
wöll  wirs  versuchen  aber, 
so  trytt  her,  zu  her  bass, 


das  dise  grüne  heyde, 
von  blut  werde  nass. 

Sy  begonden  zusammen  treten, 
sy  griffents  frölich  an, 
biss  das  der  selbe  lewe, 
gar  schier  die  fluchte  nam, 
er  floch  hin  bis  an  den  berg, 
wo  wiltu,  richer  lewe, 
du  bist  nit  eren  wert. 
Wiltu  mir  hye  entwichen, 
uff  diser  heyde  breyt, 
Es  statt  dir  lasterlichen, 
wo  man  es  von  dir  sevt: 
es  ist  dir  gar  ein  schandt, 
du  hast  mir  hye  verlossen, 
gar  mengen  stoltzen  man. 


Dinen  hamesch  guten, 
hast  du  mir  hye  verlann 
darzu  zechen  houptpanncr, 
sy  steckent  uff  disem  plan. 
Ich  han  dir's  angewunnen, 
mit  ritterlicher  handt. 

Die  von  Mümpelgarten 
und  die  von  Ochsenstein, 
man  muss  Ir  lang  erwarten, 
ob  sy  komment  heym; 
sy  sindt  ze  todt  erschlagen, 
zu  Sempach  vor  dem  walde 
ligent  si  vergraben. 

Martin  Malterer  von  Friburg 
mit  sinem  grusse  bart 
darzu  die  von  Hasenburg 
hieltcnt  uff  der  fart, 
und  vill  der  Oettinger 
und  andern  landesherren 
i\{^\\  was  die  re)'ss  zu  schwer. 


i87 


Die  von  Bremgarten, 
Und  die  von  Winterthur 
und  andern  landesheren 
denen  wart  der  schimpf  zu  sur, 
von  Brugg  und  euch  von  Baden, 
Ein  ku  mit  Irem  schwantze, 
hat  Iren  vil  erschlagen. 

Ku  blümle  sprach  zum  stiere, 
Ich  muss  dir  yemer  klagen, 
mich  wolt  ein  schwöbischer  herre 
gemülhen  haben. 
Ich  schlug  In  in  den  graben, 


Ich  schlug  In,  dz  er  da  lag, 
Ich  In  und  noch  mer, 
dz  Im  der  köpf  zerbrach. 

Nun  sprach  der  stier  zum  lewe 
nun  bin  ich  hye  gewesen, 
du  hast  mir  dick  getrewet. 
Ich  bin  vor  dir  genesen, 
nun  ker  du  widerumb  heym, 
zu  diner  schönen  frawen, 
din  er  sind  warlich  klein. 


Vgl.  J.  Schneller :  Melchior  Russen,  Ritters  von  Liicern,  Eidgenössische  Chronik. 
Schweizerischer  Geschichtsforscher  X,  II.  Abtheil.  S.  174 — 201 ;  v.  Lilienkron:  Histor. 
Volkslieder  I,  119 — 121;  Uhland:  Volkslieder  S.  1016;  L.  Tobler:  Schweizerische 
Volkslieder.  Frauenfeld,  1884,  II,  10  —  14. 

Uebcr  den  Chronikschreiber  M.  Russ  f  1499,  vgl.  Th.  v.  Liebenau  in  den  Schweizer- 
blättern für  Wissenschaft  und  Kunst,  1870;  dazu  Dr.  Aug.  Bernoulli :  die  Luzerner 
Chronik  des  Melchior  Russ,  Basel  1872.  —  O.  Lorenz:  Deutschlands  Geschieh  tsquellcn, 
3.  Auflage,  I,  122. 


96.  Vemerkt  den  vsstzug  der  kronicken  des  landes  zu  Österlich. 

(Bearbeitet  von  Johann  Saltzmann,  Notar  von  Basel,  zu  Händen  des  Ritters 
Friedrich  zu  Rhyn,  Hofmeister  des  Bischofs  von  Basel,  c.  1485.) 

Hertzog  Leopold,  der  Tritt  sun  des  krummen  Hertzogen  Albrechtz, 
der  zoch  gon  swoben  vnd  wart  von  den  switzern  erslagen  zu  Sempach. 

Handschrift  der  Universitätsbibliothek  Basel,  EC  VI,  24. 


97.  Oesterreichische  Verlustliste. 

K.  k.  geheimes  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv  zu  Wien. 

Cod.  444  von  circa  1484. 

Vgl.  K.  v.  Böhm:  Die  Handschriften  des  k.  k.  Hof-  und  Staatsarchivs  146. 

(Fol.  la.)  Hec  primo  loco  posui  ut  omnibus  intucntibus  supplicium  et  in  \andictam  sit 

intentum. 

Zewisseri  das  auf  den  achtenden  tag  des  Monets  Julij  als  man  nach 
crist  vnsers  hern  gepurt  zait  Tawsent  drew  Hundert  Sechs  vnd  achtzig  Jar 
ward  der  durlewchtig  Hochgeboni  Fürst  Hertzog  Lüpolt  von  Osterreich 
vnd  mit  sein  gnaden  diss  nachgeschriben  Grauen  Herrn  Ritter  vnd  knccht 
vmb  das  sein  Auf  dem  sein  vnd  durch  die  sein  zu  Sempach  erm(")rdt. 


i88 


Des  ersten  der  Hochgelopt  Fürst 
Hcrtzog  Lewpold  von  Österreich. 

Item  von  der  Ritierschaffi  aus  dem 
Preisgeiv  : 

Marggraf  N.  von  Hochperg. 
Graf  Hans  von  Furstemberg. 
Walther  Her  zu  Geroltzeck. 
Her  Martin  Maltrer. 

-  Götz  von  Stauffen. 

-  VI  rieh  von  Stauffen 

-  Hamman  von  Wiswilr. 

-  Hans  von  Wiswilr. 

(f(3l.  I  b.)    Her  Oswalt  zum  Wiger. 
Her  Haintzman  Küciih'. 

-  Egnolff  Kuchli. 

-  Humel  von  Keppenbach. 

-  Hamman  Maigernies. 

-  Conrat  Stotz. 

-  Egnolff  von  StuHngen. 

-  Peter  von  Bolsenheim. 

-  Conrat  von  Bolsenheim. 

-  Lütold  von  Mülheim. 
Toman  Bemlapp. 
Lupffrid  S(  huser. 
Haman  Rot. 
Burckhart  (iessler. 
Hainrich  Veschlv. 

Her  Walther  von  Nuwr. 

I/em  von  der  Ritt  er  schafft  aus  dem 

Elsas  : 

Der  Tediant  von  Ochssenstain. 
Graf  Hans  von  Tierstain. 
Der  von  Hasemburg. 
Graf  Wolruff  von  Tierstein. 
Hern  Walter  von  der  Ditk. 
Herr  Peter  von  Ratsamluiwsen. 

Diethrich  V(  )n  Ratsamluiwsen. 
Hainri(h  von  Ratsamhawsen. 
Her  Peter  von  Andlach. 
Walther  von  Andlach. 


Her  Wernli  Waffler  von  Hadtstatt 

-  Wernli  der  Lang  von  Hadtstatt 
(fol.  2  a.)    Her  Bemhart  Grat. 
Her  Hamman  Waldner. 
Herman  Waldner. 

Kräfft  Waldner. 

Her  Burckardt  von  Masmunster. 

-  Werli  von  Flachsland. 

-  Hamman  von  Wittenheim. 

-  Claus  von  Bebelheim. 

-  Contz  Stör. 

-  Hans  Rudolff  von  Laubgass. 
Burckhart  von  Laubgass. 

Hans  Bemhart  vom  Haws. 
Hugli  Klett. 
Fridrich  Klett. 
Contz  von  Mulheim. 
Hern  Werli  von  Berenfels. 

Luti  von  Berenuels. 
Adelberg  von  Berenfels. 
Hern  Rudolff  Hürus. 

Wernli  von  Rotperg. 
Cuntzli  von  Rotperg. 
Her  Götzman  von  Paden. 
Hern  Fridrich  von  Munstral. 
Herr  Hainrich  von  Regissheim. 
Cuntzli  von  Eptingen. 
Peterman  vnd  sin  Sun  von  Eptingen. 
Turing  von  Eptingen. 
Walther  von  Mörsperg. 
Wetzel  von  Mörsperg. 
Werli  Nuss  von  Mörsperg. 
Diepolt  von  Mörsperg. 
(fol.  2  b.)   Wilhalm  von  Rotpach. 
Peter  von  Bollwilr. 
Haman  zum  Wighus. 
Hainrich  Stoster. 
Hans  Stekget. 

Haman  Brugker  von  Bergheim. 
Frantz  Ulrich  von  Tegeruelt. 
Walther  Maiger. 


i89 


Item  von  der  Ritterschaffi  aus  dem 
Ergeiv  : 

Her  Tu  ring  von  Hallwilr. 

Hans  von  Hallwilr. 

Her  Ruman  von  Kunigstein. 

Her  Hamman  von  Eschentz  vnd 
zwen  sein  Sün  an  dem  ersten 
Heintzman  vnd  darnach  Hen- 
man  von  Eschentz. 

Her  Albrecht  von  Mulinen. 

-  Götz  Müller. 

-  Wemher  Schenck. 

-  Rütschman  von  Hunemberg. 

-  Gmör  von  Küssemberg. 
VI  rieh  von  Reinach. 
Rütschman  von  Reinach. 
Fridrich  von  Reinach. 

Her  Hainrich  von  Reinach. 
Günther  von  Reinach. 
Marquart  von  Baldeck. 
Virich  von  Büttiken. 
Hartman  von  Büttiken. 

(fol.  3  ^..)Item  von  des  von  Wiriemhergs 

wegen  seind  nider gelegen  diss  nach^ 

geschrihen  : 

Hans  von  Ranndegk. 
Herman  von  Liechtenuels. 
Der  lang  Burckhart  von  Ehingen. 
Haman  von  Signow. 

Item  von  der  Ritter  schafft  aus  Swaben  : 

Her  Ott  der  Truchsäss. 

-  Virich  von  Emptz. 

-  Egnolff  von  Emptz. 

-  Hartman  von  Beheim. 

-  Hiltprand  von  Wisembach. 

-  Brun  der  Güss. 


Her  Albrecht  von  Rechperg. 

-  Conrat  vom  Stain. 
Haman  Güss. 

Hainrich  von  Schellemberg. 

Franck  der  Liechtenstainer. 

Der  Herweser. 

Der  Hofman. 

Der  Kuchenmaister. 

(f()1.3b.)  Her  Fridrich  von  Ertzingen. 

Hainrich  von  Betmaringen. 

Wolff  von  Betmaringen. 

Virich  von  Tierberg. 

Diethelm  von  Münchingen. 

Item  von  der  Ritterschafft  aus  der 
Etzsch  : 

Her  Peter  von  Arberg. 

-  Fridrich  von  Greiffenstain. 

-  Herr  Wilhalm  vom  End. 

-  Peter  Landsperger. 

-  Hainrich  Kelli. 

-  Niclaus  Gotsch. 
Cristoffel  der  Gotsch. 
Her  Conrat  im  Tum. 
Der  Tarant. 

Jerg  Kuchenmaister. 

Item  Sechszechen  von  Burgund  der 

waren  zechen  Ritter  vnd  Sechs 

Edelknecht. 

(fol.  4  a.)    Item  von  Schaffhawsen  : 

Her  Hans  von  Randeck. 

-  Hans  von  Swanndegk. 

-  Diethelm  der  Schulthais. 
Item  der  Schul thais  von  Rein  Felden 

selb  dritt. 
Item  der  Schulthais  von  Ncwenburg 
selb  dritt. 


Requiescant  in  pace. 

Grütige  Mittheilung  von   Herrn  Dr.  W.  Hartl,   Custos  der  k.  k.  Hofbibliothek 
in  Wien. 


190 


gS.  Oesterreichische  Chronik  des  Veit  Arenpeck, 

geschriel)en  1488 — 1495. 

Leopoldus  Dux,  cui  in  divisione  cum  fratre  Alberto  Tercio  Duce 
Austriae,  Stiria,  Carinthia,  Camiola,  Alsatia,  Tyrolis  et  Burgovia  cessit, 
Viridim,  filiam  Barnabonis  Principis  Mediolani,  uxorem  duxit  .  .  .  Hujiis 
temporibus  anno  Christi  1381  ^)  comraunitas  rusticorum  in  villa  dicta 
Suita,  Sita  in  inontanis  ultra  Alsatiam  versus  Lombardiam  seu  Sabaudiam, 
cum  suis  adhaerentibus  hinc  inde  in  eisdem  montanis  per  longum  passum 
conjunctis  opidis,  videlicet  Bern  in  Nuchtland,  et  Luceria,  ac  ad  Here- 
mitas  Beatae  Mariae,  isti  conglobati  et  concordati  simul  jugum  subjec- 
tionis  dorainii  Ducum  Austriae  penitus  tunc  abjecerunt,  immo  diffidarunt 
(ut  quidam  dicunt)  Duces  Austriae.  Porro  ista  apostasia  seu  rebelliosumpsit 
initium  ex  malo  regimine  officialium  Ducum,  immo  negligentia  et  inad- 
vertentia  Principum,  qui  non  prospiciunt  per  se,  quid  terris,  quid  populis 
suis  opus  foret,  aut  ubi  sit  defectus  in  utilitatibus  Reipublicae  necessariis, 
sine  quibus  etiam  Respublica  non  potest  crescere  aut  subsistere.  Quan- 
doquidem  dum  Principes  nimis  bene,  et  plus  quam  oportet  credunt  suis 
Castellanis,  Praefectis,  Judicibus,  et  aliis  quibuscunque  Oflicialibus  contra 
pauperes  vel  communitates  opidorum  et  villarum,  committentes  sibi  sub- 
ditos  ad  regendum :  qui  postquam  habuerint  dominium,  asperiores  sunt 
pauperibus  quam  ipsemet  Dominus.  Non  pascunt,  sed  tantum  continue 
absque  Domini  jussu  et  utilitate  tondunt;  immo  usque  ad  vivam  carnem 
et  ossa  corrodunt :  unde  generatur  impatientia,  inde  murmur,  contradictio, 
inobedientia  et  rebellio.  Et  postquam  pauperes  fidem  habent  de  bonitate 
Principis,  aut  piam  querimoniam  Principi  ofFere  volunt;  isti  Officiales,  aut 
quilibet  eorum  apud  Principes  habet  suum  advocatum  vel  duos,  vel  dili- 
gunt  munera  et  retributiones,  odium,  injustitiam,  et  pauperes  impediunt 
quantum  valent,  ne  ad  praesentiam  Principis  pauperes  cum  suis  queri- 
moniis  attingant :  et  sie  remanebunt  sine  consolatione,  in  inobedientia  et 
rebellione,  postquam  occulte  radices  longas  acquirunt,  et  plerumque  in 
publicum  pullulant,  ut  hie  contigit,  ut  communiter  narratur. 

Fuit  enim  ille  Princeps  Leopoldus  Senior  Dux  Austriae,  pronepos 
Regis  Rudolphi,  pius  et  mitis,  et  quasi  instinctu  naturae  propheta  sibj 
ipsi  mali  futuri;  non  serael  dixerat  suis  astantibus,  antequam  haec  dissensio 
fieret:  Eja!  propter  pium  Deum  adraittatis  pauperes  nostros  venire  coram 
nobis,  ut  suos  proponant  defectus.  Ulis  vero  superbis  et  arrogantibus  alia 
et  aliainferentibus,  et  illos  oppressores  pauperum  continue  et  fortiter  excu- 
santibus  dixisse  fertur  Principem :  Vos  Deum,  vos  Deum !  aliquando  ducetis 
nos  et  vos  ininconveniens  et  damnum,  dequounanobiscumlugebitis.  Itaque 


I 


I 


IQI 


non  multo  post  ista  rebellio  et  conjuratio  rusticorum  seu  communitatis^ 
hodie  dictorum  Suitensiura,  secuta  fuit.  Unde  in  principio  quidam  satelli- 
tum  Ducis  satis,  ut  audiebantur  verba,  videbantur  audaces  consuluerunt 
Duci  Leopoldo,  ut  mitteret  centum  vel  ducentos  equestres  ibidem,  ut  re- 
belles  compesceret,  et  ut  officiales  Domini  Ducis  regerent,  ut  consueverant. 
Qui  cum  venissent  illac,  et  verba  dura  in  illos  submitterent;  illi  conglobati 
omnes  in  ore  gladii  occiderunt.  Quod  factum  Nobiles  plus  propter  se  et 
suos  amicos,  qui  perierant,  pessime  actum  hinc  inde  fabulantes,  et  magnum 
tanto  Principi  fore  vituperium  talem  vielen tiam  non  vindicare;  instituerunt 
itaque  plurimum,  ut  Dux  contra  ipsos  exacerbatus  eis  in  simili  violentia 
occurreret.  Postquamautem  multis  vicibus  hujuscemodi  vindictaefaciendae 
unum  medium  invenirent,  ait  suis  dictus  Princeps  Consulibus :  Omne  illud, 
quod  in  hoc  facto  audetis  consulari,  scitote,  quiausque  ad  mortem  proseque- 
mur  etiam  in  propria  persona.  Tunc  illi  atroci  et  feroci  animo  dixerunt: 
Congreget  Vestra  Magniiicentia  omnem  Nobilitatem,  quae  in  dominus 
vestris  degit:  sed  et  de  aiiis  Principatibus  auxiliarios  indubie  plurimos  in- 
veniemus,  ut  hos  protervos  rusticos  edomemus. 

Audito  itaque  consilio  suorum,  quia  non  esset  aliud  in  facto,  nisi  ut 
gladio  Suitenses  reducerentur  sub  dominio  antiquo,  ex  quo  non  semel 
(ut  indubie  creditur)  pius  Princeps  mansuete  et  pie  illos  requisierit,  cum 
non  vellent  pacifice,  saltim  subjicerentur  gladio  caedente ;  magnum  igitur, 
fortem  et  electum  exercitum  congregari  fecit,  non  solum  in  suis  dominus, 
sed  et  de  Brabantia,  HoUandia,  Lotharingia,  Rheno,  Suevia  ac  Bavaria 
maximam  et  fortem  Nobilitatem  suo  stipendio  adduxit.  Et  congp-egatis 
suis  in  campis  circa  Basileam,  cum  jamdudum  eos  juxta  morem  diffidasset, 
minime  sunt  egressi  ad  pugnam;  sed  in  abditis  et  speluncis,  ac  petris  mon- 
tium  se  tutati  sunt,  dicentes:  quia  si  vult  nobiscum  pugnare,  veniat  ad 
nos.  Ingressus  igitur  intra  ipsorum  clausuras  forti  potentia,  volens  opidum 
Sempach  vi  et  sturma  reaccipere,  vel  saltem  segetes  ibidem  destruere.  In 
eodem  etiam  opido  plures  Suitenses  pro  custodia  positi  erant.  Quocirca 
cives  de  Luceria,  Suita,  Ura  et  Underwalden  cum  duobus  millibus  peditum 
armatorum  illac  venerunt,  feria  2.  post  Udalrici.  Cum  hostis  hostcm  con- 
spexisset,  illic  acies  suas  ordinarunt.  Dux  vero  et  sui  fervidi  ad  pug- 
nandum,  descendentes  de  equis,  ut  pedestres  pugnarent,  compiiserunt 
equos  suos  clientulis  suis,et  sine  ordinatione  in  hostes  irruenmt:  plures 
etiam  juvenes  nobiles  ibidem  militiam  sua  audacia  aquirere  optabant. 
Commissum  est  itaque  bellum  acerrimum,  et  diu  ex  utraque  parte  fortiter 
est  pugnatum  in  piano  campo  ante  Sempach,  in  magno  fervore  aestus 
diei.  Videntes  itaque  hi,  qui  in  montibus  expectabant  exitum,  quia  sui 
jam  paene  deficerent,  miserunt  in  fundis  lapides  contra  populum  Ducis 
quasi  imbrem  de  coelo  et  hoc  modo  magnum  damnum,  tam  in  hominibus 


192 

quam  in  jumentis,  id  est  equis  fecerunt.  Sed  et  semitas  evadendi  cunctis 
ingressis  praeduserunt,  et  magnos  postea  de  alto  moventes  ac  volventes 
lapides,  et  saxa  ingeutia^);  sicque  talibus  armis  in  decuplo  plures  inter- 
emerunt,  quam  lanceis  aut  gladio.  Audiens  itaque  Dux  qui  longe  aberat, 
quia  sui  nimia  caede  mactarentur,  et  jamomnes  paene  corruissent,  dixit: 
Sit  nobis  Deus  propitius,  quia  hodie  non  abscedemus,  sed  aut  vincemus, 
aut  cum  nostris  fidelibus  Baronibus  et  Militibus  moriemur.  Ingravatum 
est  igitur  bellum.  Sed  quia  aestus  maximus  ejusdem  diei,  et  labor  in  armis 
fecit  Nobiles  deficcre  ....  Quod  videntes  illi,  qui  adhuc  in  equis  erant 
(inter  hos  fuit  Comes  . . . . )  et  clientuli,  qui  equos  suorum  Dominoruni 
conservabant,  simul  fugam  inierunt:  Praedicti  itaque  egregii  et  strenui 
Milites  coangustati  undique  bello,  egressi  ad  suos  clientulos  pro  equis  suis 
damabant,  dicentes  vulgariter:  Ross  her,  Hengst  her,  volentes  vitam 
redimere  fuga.  Sed  cum  equos  invenire  poterant  minime,  ab  hostibus  mac- 
tantur.  NuUus  in  ea  pugna  captivabatur,  sed  omnes  interficiebantur.  Ter- 
minatum  est  igitur  crudele  et  funestum  bellum  ipso  die  lunae,  vii.  Id. 
Julii,  anno  Christi  1386  caesis  ducentis  ex  Suitensibus,  ex  parte  Ducis 
400  de  potioribus,  quorum  nomina  sunt  haec: 

Leopoldus  Senior  Dux  Austriae,  Stiriae  etc.  Johannes  Comes  de 
Ochsenstain,  Praepositus  Argentinensis,  et  Landgravius  in  Alsacia  dicti 
Ducis.  Otto  Marchio  de  Hochberg.  Johannes  Comes  de  Furstenberg. 
Duo  Comites  de  Tierstein.  Johannes  Dominus  in  Hasenburg.  Fridericus 
de  Munsterol.  Niger  Comes  Zolrensis.  Waltherus  de  Decke.  Waltherus 
de  Geroltzegk.  Martinus  de  Randegk.  Otto  de  Walburg.  DuodeGreyffen- 
stain.  Duo  de  Stauffen.  N.deSignaw.  Albertus  de  Rechberg  Miles.  Ulricus 
de  Gerberg.  Duo  de  Klingen.  Duo  de  Andelaw.  Tres  de  Ratzenhausen. 
Tres  de  Werenfels.  Tres  de  Rotberg.  Merlinus  de  Schlaslangen.  Duo 
de  Hadestat.  Duo  SnebeHni  de  Frey  bürg.  Duo  Waldner.  Johannes  de 
Schoenaw,  et  gener  ejus.  Johannes  de  Grünenberg.  N.  de  Landesberg. 
Otto  Truchsäs  de  Waldpurg,  Miles.  Bruno  Güssen  Miles.  Gotfridus  MuU- 
nerus  Miles.  Albertus  de  Mulinen  Miles.  Rudolfus  de  Hunenburg  Miles. 
Albertus  de  Lichtenstain  Miles.  Johannes  de  Randegk  Miles.  Hainricus 
de  Schellenberg  Miles.  Hermannus  Güssen.  Rudolfus  de  Vemach.  Ulricus 
de  Tierberg.  Johannes  Felix.  Johannes  Hilwars.  Item  Milites  ex  Athesi: 
Fridericus  de  Grcyffenstein  Miles.  Wilhelmus  de  End,  Miles.  Petrus  de 
Anneberg  Miles.  Petrus  de  Slandersperg  Miles.  Hilprandus  de  Weyssen- 
pach  Miles.  Nicolaus  Götz  Miles.  Hainricus  Käls  Miles.  Petrus  de  Moers- 
perg  Miles.  Fridricus  Tarraws.  Conradus  Hoffman.  Nicolaus  Hawiser, 
Otto  filius  ejus. 


^)  Verwechslung  mit  Morgarten. 


Item  finito  hello  Suitenses  dedenint  pacem  ad  interfectos  sepelien- 
dum»  sed  propter  aestum  maximum  tunc  temporis  cadavera  virorum  et 
equorum  vehementer  faetehant.  Quam  ob  rem  difficulter  corpus  Ducis 
repertum  est,  quod  cum  aliis  sexaginta  in  Monasterio  Kunigfelden  sepelitur. 
Aliorum  denique  Nobilium  sexaginta  vel  quasi  ad  proprias  suorum  Ma- 
jonim  sepulturas  sunt  devecta  corpora.  Postea  magna  fovea  in  campe 
helli  facta  est,  in  qua  reliqua  corpora  humata  simul  sunt.  Deinceps  super 
ea  parva  capella  constructa  fuit.  Fenint  quidam  tantam  Nohilium  multi- 
tudinem  interemptam,  ut  plurihus  de  post  annis  quasi  vacuac  visae  sunt 
curiae  Principum  nohilihus  et  incly tis  viris  ^),  et  (ut  illi  volunt)  ex  utraque 
parte  die  illa  interfecta  sunt  plus  quam  60,000  hominum,  quod  tamen  vix 
credo.  Dicunt  quidam  (et  credihile  est)  quod  illi  rustici  seu  communitas 
non  intendebant  mortem  Principis :  et  si  in  hello  fuisset  cognitus,  erat 
apud  eos  diffinitum,  ne  interficeretur,  quod  pie  credendum  est  propter 
viri  honitatem,  qui  nemini  quaerehat  obesse,  sed  quantum  in  se  erat, 
Omnibus  prodesse. 

Huius  Principis  memoria  diebus  lunae  in  praedicto  monasterio  Kunig- 
felden bis  vulgaribus  verbis  habetur :  Mementote  propter  Deum  nostri 
gratiosi  Domini  Ducis  Leopoldi,  apud  Sempach  in  suo,  pro  suis,  et  a  suis 
occisi,  hie  sepulti. 

Leopoldus  junior  natus  Leopoldi  Senioris  occisi . . .  statuit  genitorem 
vindicare,  congregans  grandem  exerci tum  contra  Suitenses;  sed  facta  pace 
ad  annum  solvitur  exerci tus.  Circa  finem  anni  *)  bellum  coeptum  est;  ac 
Suitenses  oppidum  Rottenburg  ad  fundum  usque  destruxerunt.  Dux  mag- 
num  habuit  exerci  tum,  et  strata  a  Suitensibus  ex  eodem  Castro  observaban- 
tur.  —  Deinceps  Dux  Leopoldus  Wiennam  descendit  ad  patruum  suum 
Ducem  Albertum,  mandans  suis  interim  bellare  cum  Suitensibus.  Depreda- 
tiones  et  conflictus,  damnaque  multa,  ac  terrarum  devastationes  per  partes 
hinc  inde  fiebant.  Sane  Suitenses  omnes  Nobiles  aut  occiderunt,  aut  e 
terra  fugarunt. 

Viti  Arenpeckii  Chronicon  Austriacum  (scriptum  c.  1488)  bei  H.  Pez:  Scriptores 
renim  Austriacarum  Tom.  I,  fol.  1270 — 1274.  —  Veit  Arnpeck  von  Landshut,  geb. 
c.  1440,  ist  um  1505  gestorben.  Riezler  in  der  AUgem.  deutschen  Biographie  I,  596  f. 


*)  Vgl.  den  Bericht  des  Johann  von  Winterthur  über  Morgarten.  Ausgabe  von  G. 
von  Wyss  pag.  73. 
*)  d.  h.  1385. 

99.  Eptingische  Chronik. 

Copie  einer  Handschrift  aus  dem  Jahre   1487. 

Anno  domini  da  man  zahlt  von  Gottes  geburth  1386  Jahre  blieben 
und  wurdent  erschlagen  bey  dem  durchleüchtigen  hochgebohmen  Fürsten 


LItbennu,  Schlacht  boi  Sampach.  ],'] 


194 


und  Herrn  Herrn  Luppolden,  Herzog  zu  Oesterreich  etc.  und  andern 
Herrn,  Grafen,  Ritter  und  Knecht  fünff  von  Eptingen  an  dem  streit  zu 
Sempach. 

Familienbuch  der  Herren  von  Eptingen  (Mss.  bei  Herrn  von  Sonnenlxirg  in  Luxem) 
fol.  48. 

Später  werden  genannt  (S.  402)  Thüring  von  Eptingen  von  Busch  und  (S,  406) 
Peter  von  Eptingen  von  Rheinfelden,  genannt  im  Hag,  und  sein  Sohn  Peter. 

Ueber  dieses  Werk  vergl.  Th.  v.  Liebenau:  Aus  einem  alten  Tumierbucbe.  An- 
zeiger fiir  schweizerische  Alterthumskunde,  Zürich,  1878,  835 — 839. 

100.  Pelicis  Pabri  ^),  monachi  Ulmensis,  historiae  Suevorum. 

1488  geschrieben. 
(Cap.  XV,  libr.  I.)  De  Ducibus  Austriae. 

Quartus  autem  Dux  .  .  .  Lupoldus  militiae  operam  dabat,  et  zelans 
hereditatem  paternam  conser^'are  studebat,  pro  ea  vitam  ponerc  paratus. 
Huic  de  consensu  Regis  Hungariae  et  Venetorum  sese  dedenmt  Foriu- 
lienses,  et  postea  Tarvisium  possedit  et  cepit,  et  Feitrum,  et  civitates, 
oppida,  quae  tarnen  postmodum  Francisco  Paduano  impignoravit.  Deinde 
in  natale  solium  rediit,  et  pro  Comitatu  Habspurg,  et  Ergowiae  defensione 
et  ceterarum  suarum  terrarum  certamina  multa  habuit  cum  Swiceris,  qui 
sui  erant  omnes  cum  solo ;  sed  obstinati  contra  naturalem  dominum  suum, 
ejus  praecepta  et  jussiones  penitus  spemebant,  in  tantum  ut  generosus  Prin- 
ceps  cogeretur  arma,  quae  in  suos  inimicos  acuerat,  in  servos  proprios 
convertere,  et  contra  eos  alios  Principes  concitare  et  communicare.  Porro 
CO  tempore  Wenzeslaus  filius  Caroli  IV.  regni  Romani  gubemacula  tenebat, 
et  inter  alia,  que  gessit,  hoc  recitatur,  quod  cum  civitates  imperii  con- 
quererentur  de  diversis  gravaminibus  et  incommodis,  colligavit  eos  omnes 
in  unam  ligam  per  Alemaniam,  in  qua  erat  colligatus  etiam  Archiepiscopus 
Saltzburgensis,  et  quidam  alii  Domini,  licet  pauci.  Ex  hac  liga  civitates  con- 
fortatae  contra  insultus  Nobilium  viriliter  stare  coeperunt,  et  non  modicum 
favebant  Swiceris  rebellibus  Dominis  suis.  Videbantur  enim  Swiceri  et 
civitates  habere  eandem  causam  colligandi  et  confederandi  se,  scilicet 
gravamina  Nobilium,  quamvis  multum  dissimilis  esset  colligatio,  quia  colli- 
gatio  Swicerorum  fuit  conspiratio  sine  auctoritate  Principis  contra  proprium 
Dominum :  colligatio  autem  civitatensium  imperialium  fuit  confederatio 
ex  ordinatione  sui  superioris  contra  injuste  molestantes.  Ex  hac  autem 
similitudine  utriusque  colligationis  orta  est  amicitia  quaedam  et  favor  inter 
civitatenses  et  Switenses,  non  tamen  secuta  fuit  confederatio  inter  eos,  quia 
Imperator  forte  non  admisisset  propter  alterius  partis  injustitiam.    Haec 

*)  Ueber  Felix  Schmid  von  Zürich,  Dominikanermönch  in  Ulm,  vgl.  Heinrich 
Escher  in  Ersch  und  Gruber's  Enc)'clop.  sub  Fabri.  —  O.  Lorenz:  Deutschlands  Ge- 
schichtsquell cn,  3.  Aufl,  T,  106. 


195 


ergo  amicitia  Nobilibus  fuit  formidabilis  et  molesta,  quia  si  civitatenses 
confederati  fuissent  Switensibus,  extirpassent  nobiles  de  Alemania.  Et 
ideo  patiebantur  nobiles,  et  praesertim  Dux  Austriae  a  suis  subditis  mole- 
stabatur,  in  tantum  ab  invocato  auxilio  nobilium,  quimet  premebantiir  a 
civitatensibus  contra  Swiceros  bellare  se  pararet.  Sed  quemadmodum  ab 
antiquo  fieri  solitum  fuit,  ut  casus  magnorum  Principum  aliquo  prodigio 
praenuntiabatur,  sie  ante  hoc  Ducis  proelium  praecurrerunt  praesagia 
tristia  futurorurn. 

.  .  .  Eodem  modo  multa  praecurrerunt  signa  funestum  proelium,  de 
quo  intendo.  Nam  juxta  castrum  MeHingen  illo  tempore,  quo  Dux  Lupol- 
dus  regionem  gubemavit,  in  flumine  Rusa  videbant  incolae  erumpentem 
violenter  cruoris  rivulam  segregatim  in  altum  scaturientem,  sed  quid  signi- 
ficaret  prodigium,  eventus  rei  ostendit,  quem  non  solum  terrestria,  sed  et 
coelestia  corpora  ostendebant.  Nam  anno  Domini  M.CCC.LXXII.  visus 
est  in  Alemania  circulus  rubeus  circa  solis  orbem,  et  deprope  companie- 
runt  duae  cruces  notanter  eminentes.  Et  eodem  anno  per  cunctas  Sueviae 
civitates  imperiales  homicidia,  conflagrationes,  et  multa  mala  acciderunt. 
Et  sicut  antiqui  ex  dispositione  et  coniunctione  syderum  imaginabantur 
quaedam  animalia,  ut  scorpionem,  cancrum,  pisces,  thaurum,  capricor- 
num  etc.,  quae  signa  coelestia  sunt,  quia  tali  tempore  fit  conjunctio  syde- 
rum in  modum  cancri  vel  scorpionis  etc.  Sic  eodem  anno  ^),  scilicet 
M.CCC.LXXII.  (1386?)  quidam  doctus  Theologus  astrologizans  vidit 
coniunctionem  syderum,  sie  se  habentem,  ac  si  vir  nudus  cum  armato 
horribili  congrederetur  bello,  armatusquj  succumberet  nudo,  et  hanc 
Stellarum  compositionem  publice  praedicavit  idem  in  imperiali  civitate 
Thuricensi.  Quid  autem  significaret,  praedicere  non  potuit,  sed  statim 
nona  die  mensis  Junii  effectus  manifestus  declaravit.  Anno  enim  praefato 
et  mense  congregavit  Dominus  Lupoldus  Dux  Austriae  grandem  nobilium 
exercitum,  et  ad  reducendum  Swiceros  ad  obedientiam  debitam  processit. 
Swiceri  autem,  uti  Domino  suo  inobedientes,  venienti  occurrerunt  armati 
et  iuxta  castrum  Sempach  congressum  habuerunt,  et  horribili  impetu  pug- 
nantes  victoria  Swiceris  cessit,  qui  passim  Comites,  Baron  es,  Milites,  et 
Nobiles  prosternentes  inter  eos  ipsum  belli  Ducem,  et  terrae  illius  Domi- 
num Lupoldum  crudeliter  interfecerunt,  ut  manifeste  patesceret  inferiora 
configurari  superioribus,  ut  sicut  in  syderibus  nudus  suppressit  armatum, 
sie  in  hominibus  pauper  et  inermis  populus  prosterneret  armatum  etsplen- 
didura  exercitvun.  Videtur  quod  Dux  ille  non  adeo  fideles  servos  habuerit, 
sicut  Rex  Davit,  qui  cum  vellet  in  periculosum  praelium  exire  cum  populo 
dixit  populus:  Non  exibis  nobiscum  quia  tu  unus  pro  decem  millibus  com- 
putaris ;  melius  est  enim  nobis,  ut  sis  nobis  in  urbe  praesidium  . . .  Hie  vero 

*)  Vgl.  oben  den  Bericht  von  Felix  H«ämmerlin  von  T447. 


196 

in  funcsto  hello  nobilis  Princeps  ncc  fuit  donii  retentus,  nee  in  caniix»  a 
suis  defensus,  sed  a  propriis  veniaculis  in  proprio  solo  pro  suo  patrimonio 
truculenter  occisus,  et  de  loco  occisionis  deportatus  et  in  Campo  Regis 
sepultus.  Quis  non  turbctur  de  tarn  miserabili  occubitu  tanti  Principis? 
Dicitur  enim  quod  dum  percussus  cecidisset  in  terram,  nee  adstatim  sur- 
gere  posset  ponderearmorum  gravatus,  accurrit  quidam  vilissimus  Swicensis 
cadens  super  eum,  et  evaginato  pugione  quaesivit  crebris  punctionibus 
perfodere  Principem,  nee  locura  invenit,  quo  nudum  corpus  tangere  posset 
propter  armaturam.  Videns  autem  Princeps  vitae  periculum  sibi  imrainere, 
aperuit  quis  esset,  sperans  vitam  redimere.  Sed  ut  diabolicus  homo  ille 
audivit  hunc,  quem  tenebat,  Principem  esse,  ut  fera  crudelissima  desaevit 
in  Dominum  suum,  et  pugione  aliquas  corapagines  armorum  solvit  et  de- 
precantem  Ducem  interemit.  Quis  non  indignetur  isti  scelestissimo  homi- 
cidae  et  crudelissimae  genti?  Profecto  inhumanus  Turcus,  ferus  Sarracenus, 
bestialis  Tartarus,  atrox  Arabs,  vilis  Aegyptius,  invidus  Graecus,  fellitus 
Judaeus  pepercisset,  securasset,  suis  praefectis  captivum  praesentasset 
Principem,  et  gloriam  ac  praemium  reportasset,  et  pacem  celerem  terrae 
hoc  faciens  procurasset.  Sed  quia  inhumaniter  egit,  atrocissima  secuta  sunt 
bella  plurima,  et  multa  milia  hominum  perempta.  Sed  et  ipse  nequissimus 
homicida,  imo  principicida,  Stipendium  juxta  suum  meritum  statim  accepit. 
Dum  enim  nesciretur,  quis  Principem  occiderit,  et  de  hoc  miratio  et  mur- 
mur  inter  Swiceros  esset,  prosiluit  ille  maledictus  principicida,  homuncio 
strumosus  et  vilissimus  in  medium,  praedicens  se  publice  sie  et  sie  Ducem 
interfeeisse.  Quem  rapientes  tr^ditum  tortoribus  erudeli  morte  dilaceratum 
peremerunt  in  oppido  Bemensi.  Sed  improportionata  vindicta  est  illa,  nee 
opinandum  est  rem  sie  inultam  transire,  quin  potius  in  totam  illam  pere- 
grinam  Swieerorum  gentem  desaevitura  est  ira,  sed  non  nisi  completa 
fuerint  iniquitates  eorum,  sieut  et  de  Amorraeis  dicitur.  Porro  in  loco  ubi 
fusus  est  Principis  sanguis,  anno  revoluto  flos  quidam  crevit  in  calamo 
alto  in  modum  lylii,  non  tamen  erat  lylium,  sed  flos  magnus  mirae  pul- 
chritudinis  etperegrinae  dispositionis,  euiussimilidutopriusnonest  visa; 
eiusque  figura  habetur  depieta  in  eapella  quae  est  in  loco:  Simile  refert 
Ovidius  de  Ebalide,  qui  et  Jaeinthus  dicitur.  Hie  dum  esset  euiusdam 
regis  nobilissimi  filius,  in  quodam  interemptus  prato,  de  cuius  sanguine 
flos  naseebatur  mirabilis  et  deleetabilis,  et  in  singulis  foliis  syllaba  prima 
sui  nominis  fuit  inseripta,  scilieet  la  la.  Nee  mirum,  si  tantae  nobilitatis 
sanguis  terram  feeundet,  et  florem  speciosum  prodire  faeiat,  quia  ex  natura 
ingenuitatis  in  vita  et  in  morte  insolita  effidunt,  et  aliis  hominibus  rusti- 
cosis  impossibilia  ....  Nobiles  ergo  aliquo  singulari  dono  a  Deo  insigniti 
praeter  potentiae  et  divitiarum  praeeminentiam  simt  merito  magis  a  ple- 
bibus  honorandi,  metuendi,  supportandi,  iuvandi,  et  tuendi.  Iniuste  ergo 


I 


I 


opponunt  se  Swiceri  contra  tarn  insignes  nobiles  de  Habsburg,  Duces,  imo 
Archiduces  Austriae,  nee  patietur  Dens,  cuius  beneficiis  prae  aliis  ditantur 
et  gaudent,  iniustas  eorum  impugnationes  multas.  Porro  praedictus  Dux 
occisus  fuit,  non  tarn  per  inimicos  interfectus,  quam  per  amicos  suos  neg- 
lectus.  Non  enim  debuissent  eum  personaliter  ad  istum  periculosum  con- 
flictum  in  tarn  arto  districto  inter  montes  admisisse,  nee  exereitum  in- 
duxisse,  ubi  non  est  nisi  vel  victoria  vel  mors  et  nullus  effugii  loeus.  De- 
buissent etiam  eum  more  fidelium  militum  circumvallasse,  et  nullo  modo 
solum  reliquisse;  et  tune,  etiamsi  cunetos  interfeeissent,  eum  servassent, 
et  perpetuam  pacem  eum  eo  eomparassent  vel  divitias.  Insuper  Principe 
interfeeto  debuissent  omnes  sui  bellum  eontinuasse,  et  novis  exereitibus 
in  principieidas  irruisse,  et  filium  eius  Ernestum,  patrem  Serenissimi  Fri- 
derici  III.  Imperatoris  hodie  mundi  .  .  secum  in  bellum  duxisse  etiam  in 
cunis  iaeentem. 

Goldast:  Rerum  Suevicanim  Scriptores,  Ulmae  1727,  fol.  59 — 61 ;  vergleiche  dazu 
fol.  24.   Escher  in  den  Quellen  zur  Schweizer  Geschichte  VI,  179 — 186. 

In  X.  eap.  Cireumloeutio  Sveviae  kömmt  Fabri  wieder  auf  den  Sem- 
paeherkrieg  zu  sprechen  mid  sehreibt:  Quae  autem  causa  fuerit,  quod 
rustici  illi  a  suo  naturali  domino  se  subtraxerint,  non  aliam  opinor  fuisse, 
quam  tyrannieum  reginem  dominorum  et  gravamina  injusta  nobilium  et 
exactiones  peeuniarum  et  tributorum  aggravationes  et  huius  modi.  Quibus 
moti  eonjurationem  feeerunt  et  in  dedicatione  cuiusdam  villae,  ad  quam 
multi  nobiles  et  dominorum  officiales  una  cum  rustieis  eongregabantur, 
conglobati  rustici  in  nobiles  praesentes  et  in  officiales  irruerunt  eosque 
jugulaveruntinplatea,  ubi  choreizabant.  *)  Castra  etiam  oeeiso mm  ceperunt 
et  combussenmt  aliasque  villas  et  rusticosam  plebem  ad  se  attraxerunt  et 
in  dies  augmentabantur  in  tantum,  ut  oppida  et  civitates  oppugnarent. 
Contra  quos  duces  Austriae,  exercitus  ducentes,  parum  profecerunt.  Unde 
anno  Domini  1386  apud  Sempach,  proelio  commisso  inter  exereitum  ducis 
Austriae  Lupoldum  et  Suitenses,  interfectus  fuit  dux,  post  cuius  interfec- 
tionem  exaeerbati  duces  Austriae  et  nobiles  contra  Svitenses,  illique  magis 
animati  et  armati. 

Quellen  zur  Schweizer  Geschichte,  VI.  Band,  Basel  1884,  ^eite  129 — 130. 
*)  Einnahme  von  Rothenburg  1385,  28.  Dec. 

101.  Genealogia  Principum  Austriae. 

1493  verfasst. 

Darnoch  in  der  Jarczal  M**CCC**lxxxvi**  an  sant  Niklas  tag  als  er 
erhabt  wart,  wart  der  selb  herezog  Lewpolt  von  Osterreich  erslagen  von 


19« 


den  trewpruchigen  Sweinczcm  vnd  Lucemeni  auf  dem  veld  pey  Sempach. 
Vnd  wurden  mit  Im  erslagen  iij  ^  gut  Ritter  vnd  knecht  vnd  gratfen,  die 
auch  grossen  scliaden  teten  an  den  Swiczem,  der  sy  XV  ^  erslugen,  die 
auf  ain  hawfen  lagen,  vnd  die  Swiczer  pehuben  daz  velt  wenn  XI  Sweinczer 
was  albey  wol  an  ain  Österreicher.  Vnd  derselb  herezog  vnd  die  mit  Im 
erslagen  wurden,  warden  ze  Chunigfeld  in  dem  Closter  pegraben. 

Rauch:  Scriptores  rer.  Austriac.  I,  383  f. 

102.  Oesterreichische  Verlurstliste. 

Vennerckht  die  graffen,  freyen,  ritter  vnd  knecht,  vnd  etlich  von 
steten,  die  mit  dem  durchleüchtigen  fursten  hertzog  Leopolten,  hertzogen 
ze  Österreich  vnd  zwe  Steyr  etc.  löblicher  gedachtnuss  pey  Sempach  von 
den  wald  steten  vnd  von  den  trewpruhigen  sweytzem  erschlagen  sind 
worden  am  Montag  vor  Sand  Margrethen  tag  Anno  M**.ccc.lxxxvj, 

Von  erst  der  obgenant  fürst  hertzog      Herr  Bernhart  von  Huss  vnd  zwen 


Leopolt  von  ( )sterreich. 

Grajfen  vnd  freyen. 
Margkgraf  Ot  von  Hachtperg. 
Graff  Wallraf  von  Tierstein. 
Graflf  Hanns  sein  bruedcr. 
Graif  Hanns  von  Haslach,  Fursten- 
berg,  der  herr  zw  Haslach  wass. 

Die  freyen, 
Herr  Hanns  von  Ochsenstain. 

-  Walther  von  der  Wickh.  *) 

-  Walther  von  Gerozoch.^) 

-  Peter  der  jung  von  Wohveyl.  •*) 

Die  paner  Herren, 
Herr  Ot  Truogksäss. 

-  Fridorich  Grcyflenstaincr. 

-  Friderich  von  Munstral. 

-  Virich  von  StoutTcn. 

-  Wilhahn  vnd  Herr  Oötznian 
von  StoulTcn. 

-  Wilhelm  der  von  der  Endt  an 
der  F)lzsch. 

*-    Wernlein Watier  * )  \'<  )n  1  latslat. 

-  Wernlcin  von  Hatstat  Herrn 
Aspeni^)  sun. 


von  Seenhaym. 

-  Purgkhart  von  Maasmynster. 

liem  schilt  ig  ritter  vnd  knecht, 

Herr  Claus  v.  Weblhaym  v.  Kalmar. 

-  Hc'i  n  man  von  Witteher  genannt 
(Jeibackl. 

-  Mert  dierer  von  Fridpurg.®) 

-  Hermann   Schurffannen   von 
Turcken. 

-  Virich  Achberger,  fürt  das 
paner  von  Österreich. 

-  Hainrich  Kel,  fürt  das  paner 
von  T}Tol. 

-  Fridrich  von  Greyffenstayn. 

-  Peter  Schlau dersperger. 

-  C(  )nrad  ImTurm  an  der  Etzsch. 

-  Hillprant  von  Weyssenpach. 

-  Nidas  der  C  ji'Uzsch  von  Potzen. 

-  (Vistoff  (jötzsch  sein  prueder. 

-  Der  Torant,  Jörg  des  jungen 
hcrren  Kuchenmaister. 

/  'on  Pasel  der  i^rossen  stat. 

I  lerr  BeruhervonWcrnfclsund  zwcv 
Conrad  sein  prüder. 


J 


199 


Herr  Bemlein   von   Rattberg   vnd 
Conrad  sein  prueder. 

-     Bemher  von  Flaschlanden. 
Hermann  zwm  Wighoss. 
Der  allt  Hurrus. 
Walther  Mayr  vn  sein  dienner. 
Conrad  von  Epptingen. 
Peterman  sein  sun. 
Dreytzehen  herren  von  Wälschen 

landen  vndter  dem  hertzogtuomb 

von  Burgundten. 

Item  die  von  obern  Elsass, 

Herr  Herraan  Waldner,  aber  Her- 

man  Waldner. 
Crafft  Waldner. 
Claus  Waldner. 
Ain  Paschart. 
'Wilhalm  von  Ratpach. 
Drev  von  Andelo. 
Herr  Küentz  Göther  von  Empfen.  '^) 
Hang  von  Weltseshaym. 
Wurgkher  von  Bergkhaym. 
Herr  Hanns  Bemhart  graß'^)  von 

Sultz. 
Jörg  von  Kagenneikh  von  Stras- 

purgkh. 
Zwen  Klettern  von  Straspiirgkh. 
Hanns  Rud.  von  Lobgass.  ^) 

Item  von  Erga  (fem  lanndt, 

Herr  Turing  von  Halbing.  ^®) 
Herr  Hanns  von  Halbing  sein  veter. 
Hannsel  \o\\  Halbing,  herrn  Turings 

Paschart. 
Herr  Marckhart  von  Wakleckh.  **) 

-  Ruodolf  von  Himelberg.  *^) 

-  Hartman  von  Secham. 

-  Götz  Mulner  von  Zürg. 
Götz  Mavr  von  ober  Paden. 
Walter  von  Lufer.  ^^) 
Frantz  Virich  von  Tegerfcld. 


Herr  Hainrich,  Virich,  Fridrich  von 

Runach.  **) 
Herr  Albrecht  von  Munichen.  ^*) 
Hanns  von  Posswil. 
Herr  Hartman  von  Winttikan,  ^^) 

Virich  sein  prueder. 
Hanman  von  Aschschenntz,^')  zwen 

sein  sun. 
Herr  Frantz  von  Kastelneff. 

Item  die  von  Arazv. 

Herr  Ronan  von  Konigstain. 
Der  Schultass  von  Arow  selb  xiij.^*^) 
Herr  Gotzmann  von  Baden. 
Wetzel   von  Pemerspuren  **)   von 

Mosperg  selbfunffl. 
Hainrich  Staldcr  von  Widen- 

mantrut.  ^) 
Stuckv  von  Walkvlh. 
Kech  von  Kechenpach.^^) 
Herr  Eckloff  von  Emss  vonSwaben. 

-  Vlricli  v(  )n  Emss  seins  prueder 
sun. 

-  Purgkhart  von  Fridburgkh  von 
jnncr  SchiUlingcn.^^*) 

-  Virich  *^)  von  Wahingen. 

-  Hanns  von  Liochtenstain  von 
pTanckhen. 

-  Hainrich  von  Schellenberg. 

-  Albrecht  v.  Reyheubergkh.  **) 
Abcrly  v.  Wendingen  sein  dienner. 
Purgkhart  Saltzfass. 

Hofman  von  Pvbrach  Kuchen- 
maister  des  alten  fursten. 

Hayntz  Gasser  des  fursten 
s(^hneider.  ^^) 

Hanns  von  Rand  eck  h. 

Ainer  von  Grünnenbergkh. 

Felix  von  Raffenspurg. 

Mor^^)  von  Kussenbergkh. 

Herr  Hainrich  ^^)  von  Richenstain. 

Herman  von  Liechtenfels. 


2CX) 


WoU  von  Mettwaring  ^)  vnd 

Zwcn  sein  veteren. 

Virich  von  Triembergkli. 

Der  lang  Purgkhart  von  Kingen.  ^^) 

Hanns  der  Hulber. 

Hanns  Lusser. 

Harrasser  des  hertzogen  har- 

nascher. 
Fritz  von  Entzingen. 
Schon  von  Hasenburg. 
Conradt  Dietrich. 
Herr  Hanns  von  Randeckh.^) 
Hanns  von  Hachdorff. 
Herr  Bemhart  Schenckh  von  Pren- 
garten. 

-  Primi  Guss,  Hanns  sein  vetcr. 

-  Hanns  Lehrer  ^i)  v.  Fullingen. 
Wilhalm  von  Glerr.'**) 

Hanns  von  Pöhwill  von  Nider- 

acker. 
Zwen  von  Wiswil. 
Herr  Lucy  von  Mulhaym. 

I/gm  die  von  Fridhurg. 

Herr  Hanns  Kuchily  selb  xiiij  man- 
hafft. 

Anthes  von  Tiernstain.  *^) 

Friz  von  Gosloth.**) 

Diethelm  von  Munichen. 

Hainrich  von  Ertzingin.^) 

Conrad  Starchmaister. 

Fritz  von  Prandiss  der  Poss- 
harter. »6) 


Item  die  von  Schaffhawsen, 

Herr  Hanns  von  Schandeckh.'^) 
-     Diethelm  der  Schulthawss. 
Eberhart  der  Lw. 
Hanns  Hatzigi. 
Eberhart  Hunn. 
Wilhalm  im  Thurnn. 
Hanns  im  Winckel. 
Hanns  Vollach.  ^) 
Gerhart  Rochhart  von  Vllenperg. 
Hanns  Prunst.*^) 
Hanns  zwen  von  Mestcn.*^) 
Albrecht  Pflueger. 
Hanns  Ammann. 

lern  Neivnburg  vom  Rein, 

Herr  Conradt  von  Wollsenhaym.*^) 
Chuntz  Wagrshaym. 
Thoman  Sayler. 

Lern  von  Lutzelhurgkh,^'^) 

Berlein  von  Lev*®)  pawmaister  selb 
sibender. 

Die  von  Rein/elden, 

Gerlein  Haptz.***) 

Dietrich  von  Pemn. 

Hanns  Bernher**)  ain  ambster,  zwen 

von  Pemn. 
Vogt  Cency. 
DcralltBrendigkh.*«) 
Claus  Dotth  selb  xij. 
Ainer  von  Arburg. 
Von  kl  ain  Pasel  ix  man. 


Codex  Nr.  10/  des  k.  k.  Hans-,  Hof-  ii.  Staatsarchivs  in  Wien  aus  dem  1$.  (i6.?) 
Jahrhundert.  Die  Abschrift  verdanke  ich  der  Gefälligkeit  des  Herrn  Franz  Xaver 
Wöber,  Scriptor  der  k.  k.  Hofbibliothek  in  Wien.  Vgl.  über  diesen  Codex:  Die  Hand- 
schriften des  k.  und  k.  Haus-,  Hof-  und  Staats- Archivs ,  beschrieben  von  Constantin 
Edlen  von  Böhm.  Wien,  1873,  S.  39 — 40.  —  Beiträge  zur  Kunde  steiermärkischcrGe- 
schichtsqucllen  X,  146,  147.  —  Die  Handschrift  Nr.  84  daselbst  (Böhm  21 — 23),  die 
fol.  1 37  b  — 143  a  ein  Vcrzcichniss  der  bei  Sempach  erschlagenen  Ritterbringt,  ist  nach 
Mittheilung  von  Herrn  F.  X.  Wöber  eine  sehr  späte  Abschrift  des  Codex  Nr.  107, 
Wort  für  Wort  gleichlautend,  nur  dass  der  Schreiber  bei  der  Copiatur  sehr  böse  Lese- 
fehler sich  zu  Schulden  kommen  Hess.  So  schrieb  er  statt  «Herr  zu  Hoslach»  cHerr 
zu  Hasberg»,  statt  -  Mülner  von  Zürg^  « Mülner  von  Zug»  und  dergleichen  mehr.  Die 


20I 


Wiener  Handschriften  Nr.  8065  und  II,  190  aus  dem  Ende  des  16.  und  dem  17.  Jahr- 
hundert enthalten  die  gleichen  Verzeichnisse  der  Erschlagenen,  nicht  der  «  Entkomme- 
nen», wie  die  Beiträge  zur  Kunde  steiermärkischer  Geschichtsquellen  X,  147,  173  und 
VI,  23  und  33  berichten. 

Die  Vorlage  fiir  diese  Verlurstliste  ist  die  nur  in  schlechter  Copie  erhaltene  Liste 
in  der  Primisser*schen  Sammlung  im  Ferdinandeum  in  Innsbruck,  welche  ich  in  der 
Aktensammlung  zur  Geschichte  des  Sempacherkrieges  im  Archiv  für  schweizerische 
Geschichte  XVII,  1 26 —  1 30  veröffentlicht  habe.  Sie  stammt  aus  dem  Archiv  von  Trient. 


*)  Tick.  —  *)  Gerolzegg.  —  ')  Der  Verfasser,  ein  Südtyroler,  verwechselt  B  und 
W.  —  *)  Waffler.  —  *)  Appen.  —  ®)  Bei  Pappenheim:  Max  Malterer  von  Freiburg. 
—  ^)  Bei  P:  Contsster  von  Ensissheim.  —  *)  Grat.  —  ^)  P.  ergänzt:  Herr  Peter 
Dietrich  von  Ratsamhausen,  und  Heinrich  von  Ratsamhausen.  —  '*')  Hallwyl.  -  - 
")  Baldegg.  —  ^*)  Hünenberg.  —  *»)  P.:  Nuser.  —  ^*)  P.  ergänzt  Rutschmann;  statt 
Ulrich  nennt  er  Günther.  —  ")  Mülmen.  —  ")  Büttikon.  —  *^)  Eschenz.  —  1«)  P.: 
<vierzehend*.  —  **)  Bernesbewren.  —  ^)  Stocker  von  Pruntrutt.  —  '^)  P. :  Egg  von 
Kappenbach  von  Freyberg.  —  *•)  P.:  Freyberg  von  Neuwen-Steüsslingen.  —  ")  P. : 
*  Rudolf  >.  —  ")  P. :  Rechperg.  —  ")  P. :  Schmid.  —  «»)  P. :  Meyer.  —  ")  P. :  Conrad. 
—  •*)  Statt  Bettmaringen.  —  *•)  P. :  Ehingen.  —  '^)  P. :  Chorherr  zue  Costentz.  — 
**)  P. :  Lacher.  —  ")  P. :  Glor.  —  '^)  P. :  Mathis  von  Trymenstain,  des  von  Ochsenstain 
diener.  —  •*)  P. :  Gesselt.  —  '*)  P. :  Crezenngen.  —  **)  P. :  primus,  fuit  alius  filius 
abbatis  augie  majoris.  —  '')  P. :  Schwandegg.  —  '*)P. :  Fulach.  -  -  **)  P. :  Bronns.  — 
***)  P.:  Irmensee.  —  **)  Bolsenheim.  —  *•)  Lenzburg.  —  '*')  P. :  Lero.  —  **)  P. :  Wernli 
Hobati.  —  *»)  P.:  Wemher.  —  *^)  P.:  Von  Zofingen:  Claus  Thun. 


103.  Memoires  de  Philippe  de  Comines,  livre  V,  chapitre  XVIII. 

1498. 

Discours  sur  ce  que  les  guerres  et  divisions  sont  pernnises 

de  Dieu. 

La  maison  d'Autriche,  en  particulier,  les  Suisses :  et  ne  fut  le  commen- 
cement  de  leur  division  qu'un  village,  appele  Suitz  (qui  ne  S(;aurait  faire 
six  cens  hommes)  dont  les  autres  portent  le  nom :  qui  se  sont  tant  multi- 
pliez  que  deux  des  meilleurs  villes,  qu'cust  la  dite  maison  d'Autriche,  en 
sont,  comme  Zürich,  et  Fribourg:  et  ont  gagne  de  grandes  batailles, 
esquelles  ont  tue  des  Ducs  d'Austriche. 

Memoires  de  messire  Philippe  de  Comines,  Seigneur  d'Argenton,  contenans 
THistoire  des  Rois  Louis  XI.  et  Charles  VIII.  depuis  Tan  1464  jusqu'en  1498.  Tom.  I 
(Brusselle  1714)  pag.  416.  Comines  de  la  Clite,  geboren  1447,  gestorben  151 1,  18.  Oc- 
tober,  schrieb  diese  Memoires  nicht  vor  1 498.  Auflfallig  ist  hiebei,  dass  Comines  von 
mehreren  Herzogen  spricht,  die  von  den  Schweizern  sollen  getödtct  worden  sein  ;  kannte 
er  etwa  die  Chronik  von  Melchior  Russ,  der  nicht  nur  den  Tod  Herzog  Leopolds, 
sondern  auch  denjenigen  König  Albrechts,  des  ersten  Herzogs  von  Oesterreich,  auf  die 
Schweizer  (Luzemer)  zurückfuhrt.  Vgl.  Schweizerischer  Geschichtsforscher  X,  71. 

In  der  von  J.  Sleidanus  (Basil.  1599,  1656  in  Amsterdam)  veröffentlichten  latei- 
nischen Uebersetzung  der  ^  memoires  von  Commines  >  fehlt  diese  Stelle,  dagegen  bringt 
dieselbe  die  italienische  Uebersetzung  von  Girolamo  Bordoni,  Milano  16 10,  320. 


202 


104.  Chronik  von  Preiburg  im  Breisgau, 

verfasst  von  Kaplan  Sattler  c.  1500. 

Wie  die  Herren  das  Landt  teilten,  und  wenn  Hertzog  JLupolt 
zu  todt  erschlagen  wardt  zu  Sempach. 

Als  nun  die  vorgenanten  Fürsten  die  Landt  mit  einander  teilten, 
wardt  Hertzog  Albrecht  von  Ocstcrrcich  zugeteilt  Wien  in  Oesterreich 
mit  aller  seiner  zugehordt,  und  Hertzog  Lu[)olt  das  Ergow,  Schwaben  und 
Breisgew  und  Sunckaw,  und  war  hie  aussen.  Balt  darnach  auf  mondag 
nach  St.  Margarethen  tag,  da  wardt  der  gemelt  Hertzog  Lupolt  von  Oester- 
reich mit  merhtigen  grossen  Adell  aus  dem  Sungow,  Breisgew  und  Schwa- 
ben zu  Sempach  in  dem  seinen,  umb  das  seine,  und  von  den  seinen 
jemmerlich  und  kleglich  erschlagen,  im  jar  von  der  geburt  Christi  1386 
und  wardt  darnach  gemelter  Fürst  zu  Künigsvelden  mit  grosser  klag  der 
seinen  begraben  in  das  selbig  Closter  zu  etlichen  seinen  Altforderen. 

( angines  Civitatis  Frihurgi  in  Brisgovia.  Chronik  der  Stadt  Freyburg  im  Brisgaw 
( Anhang  zu  Schilters  Chronik  von  Königshofen).  Fol.  34-^3 S-  Ueber  den  Verfasser 
der  Chronik  vgl.  Leichtein:  Die  Zähringer,  p.  4. 

105.  Joh.  Naucleri  Volumen  Secundum  Chronographiae. 

(ieneratio  XL  VI. 

Diese  Chronik  des  15 10  in  Tübingen  verstorbenen  Johann  Vergenhans  ist  ge- 
schrieben um  1501,  mit  Benützung  der  Chronik  ICherhard  Müllers  u.a.  Ausgahe : 
Köln  1544,  fol.  8();  ;  Ausgabe  v.  15  i<). 

Aimo  domini  1385  itcrimi  lis  oritur  intor  Lu|)oldum  ducem  Austriae 
et  Thuriccnscs,  corumcjuc  confoedcratos.  Praetendebat  dux  quod  suos 
homincs  rc<'episs('nt  contra  ])romis.sa,  et  quod  ali(}uas  terras  suas  occu- 
passcnt.  Contradiccbant  confoederati,  asscrentes  se  privilegiatos,  quod 
possent  quoslibet  homines  in  cives  recipere ;  conquerebantur  autem, 
quod  ofhcialcs  ducis  cos  multis  adecisscnt  injuriis.  Durante  itaque  hello, 
confoederati  ccj)crunt  Zug,  Sempach,  Rotenburg,  Rntlibuch,  Glaris,  et 
non  nulla  alia  loca,  vastavcrunt  insuper  torram  ducis  sine  cessatione. 
Qua  de  rc  dux  ( ongrcgavit  cxcrcitum  scptingcntorum  lanceatorura,  eum- 
(|ue  duxit  ad  versus  (ful.  8()S)  opi)idum  ScMupach,  in  cuius  prcsidio  multi  ex 
confoetlcratis  ex[)cital)ant.  Supcrvenicrunt  ctiam  illis  rdiae  auxialiares 
copiac,  ut  hab<Tcnt  duo  millia  juignatorum,  unde  sine  cunctatione  egre- 
diuntur,  et  hostibus  c  (>j)iam  sui  faciunt.  His  visis,  dcscenderunt  nobiles  in 
cxercitu  (hu  is  de  equis,  et  sine  ordine  aggressi  sunt  occurrentes.  Erant 
in  parte  ducis  multi  adolesc  entes  inexperti,  cjuod  non  parvae  iacturae 
causam  praestitit.  Pugiia  enim  facta,  calore  solis  et  armis  fatigati  nobiles, 
dum  ad  etpios  rodiro  t(MUabaiit,  frustra  tamen,  fere  omnes  <.)ccisi  sunt,  et 
nemo  caj)tus.  Dux  t:tiam  ij)se  Lupoldus  in  acie  periit,  et  cum  eo  Johannes 


203 


de  Ochsenstein,  Otho  marchio  de  Hochberg,  Johannes  comes  de  Fiirsten- 
berg,  duo  comites  de  Thierstain,  Johannes  et  Vdalricus  de  Hasenburg, 
Niger  comes  de  Zollern,  Walterus  de  Geroltzeck,  Fridericus  de  Monstral, 
et  plures  alii  nobiles.  Ex  Suevia  Othmarus  Truchses  de  Waldpurg,  Albertus 
de  Rechberg,  Cunradus  vom  Stain,  et  nonnulli  alii  quorum  nomina  non 
constant. 

io6.  Anonyme  österreichische  Chronik  in  Stuttgart. 

Handschrift  des  i6.  Jahrhunderts,  Cod.  hist.  fol.  f79. 

(Fol.  68,  a.)    Anno  Domini  MCCCLXXXVI  nona  die  Mensis  Julii 
occisi  sunt  in  Sempach : 

Hertzog  Leupolt  von  Österreich.   Ist  raitt  noch  viertzig  Hern  unnd 
Edlen  Knechten  Im  Kloster  Köngsfeld  herrlich  begraben  worden. 

Margraf  Ott  von  Hochberg. 
Graf  Hanns  von  Fürstenberg. 
Herr  Martin  Mallterer  Ritter. 


Xrivenbitrg, 


Wallter  von  Geroltzcgkh. 
Herr  Götz  von  Stauffen. 

-  Ulrich  von  Stauffen. 

-  Oswaldt  zum  Wever. 
Hagner  von  Röteln. 

Herr  Lüttoldt  von  Mülheim. 
Ein  Graf  von  Zollern. 
Zwen  von  Klingen, 
Zwen  Waldner. 

Zwen  genant  Gasender  von  Rech- 
berg. 
Ainer  genannt  Stör. 
Morandt  von  Dürmenstein. 
Herr  Thoman  Bcrler  (Berlop?). 

-  Egnolff  Küechlin. 

-  Lupfrid  Schusser. 

-  Egnolff  von  Stülingcn. 
(fol.  68,  b.)  Hamman  Rott. 
Burckhardt  Gessler. 

]'on  Brevsach. 

Herr  Peter  von  Bolsenheim. 

-  Conradt  von  Bolsenheim. 
Heinrich  Vaschlin. 


Der  Schultheis. 
Conradt  Fegesheim. 
Thoman  Sedler. 


Vom  Elsas. 

Graf  Hanns  von  Ochsenstein. 
Herr  Wallter  von  der  Dickh,  Ritter. 

-  Peter  von  Rotzenhausen. 

-  Peter  von  Andlach. 
Der  Lanng  von  Hattstat. 
Hanns  Bernhart  von  Haus. 
Herr  Hanns  Bernhart  Grott. 

-  Hennan  Waldner. 

-  Hamman  Waldner. 
Ruodolff  von  Laubgass. 

Herr  Burckhardt  vom  Massmünster. 

Henzelin  (Heuglin  ?)  Klerkh. 

Friderich  Klerkh. 

(fol.  6(),  a.)  Conradt  vtm  Mülheim. 

Herr  Wernlin  von  Plachsland. 

Zwen  von  Freyberg. 

Herr  Hamman  von  Wittenheim. 

-  Clas  von  Böblheim. 
Cüntzlin  von  Flptingen  (Epfingen). 
Peterman  und  sein  Sohn  von  Ej)- 

tingen  (Epfmgcn). 


204 


Thüring  von  Eptingen  (Epfingen). 

Wallther  von  Mörsperg. 

Wetzel  von  Mörsperg. 

Diepoldt  von  Mörsperg. 

Peter  von  Mörsperg. 

Wernlin  von  Mörsperg. 

Haman  Zen  Wighaus. 

Heinrich  Starkher. 

Gr)tz  von  Baden. 

Wilhelm  von  Ronbach. 

Herr  Friderich  von  Münstral. 

Peter  von  Kalwyler. 

Herr  Ulrich  Diepol  t  von  Hasenburg. 

-    Hanns  von  Hasenburg. 
Graf  Hans  von  Thierstein, 
Graf  Walraff  (Warahp?)  von  Thier- 
stein. 
Der  Jung  von  Grünenburg, 
(fol.  69,  b.)  Herr  Wernlin  v.  Bemfells. 
Herr  Luittolt  von  Bemfells. 
Hegnower  von  Bemfells. 
Adelberg  (sie)  von  Bemfells. 
Herr  Wernlin  von  Rottberg. 
Cüntzlin  von  Rottberg. 
Hamraan  Bruckher  von  Berckheim. 
Franntz  Ulrich  von  Tegerfeld. 
Sigmund  von  Tegerfeld. 
Herr  Rudi  von  Schönaw. 
Hugo  von  Schönaw. 
Der  Hurraus. 
Wallter  Maier. 
Herr  Thüring  von  Hallwylr. 

Hanns  von  Hallwylr. 

Ruman  von  Küngstein. 

Hamman  von  Eschen tz, 
Heintzman  und 
Hamman  seine  Söhn. 
Ulrich  Russman  von  Reynach. 
Marquart  von  Baldegkh. 
Ulrich  von  Büttigkhen. 
Herr  Albrecht  von  Mülingen. 


Herr  Götz  Mülner  von  Zirch. 
(fol.  70,  a,)  Wernlin  Schennckh. 
Herr  Ratzsch  von  Hynenberg. 

Von  WürUmberg  Düner, 
Hanns  von  Branndegkh. 
Herman  von  Liechterafelss. 
Der  Lanng  Burckhart  von  Ehingen. 
Haman  von  Schinow. 
N.   • 

N.        der  vierer  Namen  man  nitt 
N.  waisL 

N.    ) 

Scha/husen, 

Herr  Dieterich  Schul tlieis. 

Hanns  von  Schwandegkh. 

Hanns  von  Randegkh. 

Viertzehen  deren  namen  man  nitt 

waist. 

Schwaben. 

Herr  Ott  Truchsess. 

Rudolff*  von  Erabs. 
Egnolff  von  Embs. 

-  Hartman  von  Khem.  (?) 
Hilleprand  von  Weyssenbach. 
Braun  Güsse. 

Herman  Güsse, 

(fol.  70,  b.)  Kacholff"  von  Wähingen. 

Herr  Albrecht  von  Rechberg  Ritter. 

-  Hanns  von  Schellenberg. 

-  Conradt  vom  Stein. 
Frannz  Lichtensteiner. 
Herr  Yscr  der  Hofman. 
Der  Küchenmeister. 

Von  Burgund, 
14  deren  Namen  man  nitt  waist. 

Ab  der  Etsck, 

Herr  Peter  von  Arberg. 

Friderich  von  Greiffenstein. 

Wilhelm  von  Ennd. 
Herr  Peter  von  Lanndtsperg. 


20S 

Rudolff  von  Lanndtsperg.  Herr  Friderich  von  Ertzingen. 

Herr  H.  Kechle  (Kethle?).  Hanns  von  Pettmaringen. 

Nichas  Götzsch.  Mör  von  Küssenberg. 

Der  Tarannt  (fol.  71,  a.)  Ulrich  von  Thierberg. 

Hännsel  von  Snellingen.  Dieterich  von  Münchinga  (Münth- 

Götz  Kuchimeister.  angu?). 

Conradt  Im  Thum.  Hännsl  von  Besswyler. 

Gütige  Mittheilung  von  Herrn  Oberbibliothekar  und  Oberstiidienrath  Dr.  Wilhelm 
von  Heyd  in  Stuttgart. 

X07.  Balci:  Descriptio  Helvetiae. 

C.  1501 — 1504  in  Mailand  geschrieben. 

Simul  iidem  populi  quattuor  effrenis  animis  ac  viribus  maximis,  per- 
petuo  foedere  juncto,  in  Leopoldum  Austriae  ducem  arma  moverunt.  Is 
ingentera  exercitum  comparaverat  bellumque  facturus  ad  castellura,  cui 
Semphac  nomen  est,  milites  eduxerunt.  Conjurati  pugnam  iniere,  atque 
hostibus  universis  ipsoque  etiam  duce  percusso  atque  interfecto,  sibi  et 
posteris  suis  incomparabilem  victoriam  pepererunt. 

Ausgabe  von  Dr.  A.  BemouUi  in  den  Quellen  zur  Schweizer.  Gesch.  VI,  82  (188 1). 

X08.  Albert  Krantz:  Saxonia. 

1504. 

Durch  Basilium  Fabrum  Soranum  verdeutscht.  Leipzig  1563,  fol.  CCXX,  b. 

Schweitzer  werden  überzogen. 

Auch  vberzog  dieses  MCCCLXXXVI.  jar  Christi,  Lupoldus  der 
Hertzog  zu  Osterreich  die  Schweitzer,  darumb  das  sie  ihm  etliche 
Schlösser,  die  er  jhn  verpfendet  hatte,  nicht  wolten  widerumb  zu  lösen 
folgen  lassen.  Es  sein  die  Schweitzer  ein  Volck,  das  zu  kriegen  geboren 
ist:  Darumb  begegneten  sie  jhm,  wie  er  kam,  mit  drey  tausent  Mann. 
Dieselbigen  nam  der  Hertzog  an  im  ebenen  felde,  setzet  auff  sie  zu, 
schlug  jhr  viel  todt,  vnnd  trieb  die  andern  zu  rücke.  Es  hielten  jhr  aber 
zwischen  den  Bergen  andere  XXX.  tausent,  die  sich  aussstreckten,  vnd 
beschlossen  des  Hertzogen  Heer  rings  vmbher,  vnd  lieffen  es  an  von  allen 
Seiten,  also  das  der  Hertzog  erleget  wardt  mit  seinem  gantzen  Kriegss- 
uolck,  biss  auff  achtzehen  personen  hohes  Adels  (denn  viel  mehr  blieben 
jhr  nicht  lebendig)  die  gefangen  wurden.  Vnnd  also  wardt  zum  andern 
mal  hie  erleget  fast  der  gantze  Adel  in  Oesterreich,  denn  erstmals  schlugen 
jhn  die  Hungern  todt,  im  jar  Christi  MCClvj. 

Albert  Kranz,  vor  der  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  in  Hamburg  geboren,  starb  in 
seiner  Vaterstadt  1517,  7.  Dec  Vgl.  Allgemeine  deutsche  Biographie  XVII,  43 — 44. 


206 


lateinische  Ausgaben  der  Saxonia  erschienen  in  Cöln  1520,  in  Frankfurt  1575 
und  1580. 

Die  Benutzung  von  Detmar's  Chronik  ist  auch  hier  sichtbar. 

m 

109.  Joannis  Staindelii  Chronicon 

(geschrieben  1507  in  Passau). 

1386.  LcopoUlus  Dux  Austriae  intcrficitiir  in  hello  qiiod  gessit  contm 
Suitcnses,  et  in  Monasterio  Kunigfeld  sepelitur. 

Oefelc  Rcr.  Boicar.  Scriptores  I,  525.  Ucber  Stiindcl  vgl.  Lorenz;  Deutschlands 
(loscliichtsquellen,  3.  Aufl.  I,  195. 

HO.  Petermann  Etterlin's  Chronik, 

Basel,  1507. 
Blatt  XLVII— XLVIII. 

Von  dem  Stritt  zu  Sempach,  da  der  froni  Fürst,  hertzog  Lupoid  mitt 
der  Ritterschafft,  von  Eydgnossen  angriffen,  vnd  erschlagen,  da  selhs  mit 
im  gar  menger  frommer  Edelman,  Ritter,  vnd  knecht,  vnd  smist  erenlült, 
ellendklich  vmb  kament  vnd  erschlagen  wurdent,  der  geschlechtten  harinn 
ettlich  bestympt  sind. 

Als  Hertzog  Lüpolt  so  mechtenklichen  widerumb  gesamlot  vnd  sich, 
mitt  grossem  volck  gesterckt,  die  sich  in  dem  land  legerten,  (wurdent)  die 
von  Lutzern,  von  Ury,  Switz  vnd  Underwalden,  von  denen  von  Zürich  ge- 
mant,  das  sy  mitt  Sechtzechen  Hundert  mannen  zu  ynen  da  mit  zugend; 
die  von  Zürych,  vnnd  die  Eidgenossen  in  der  herschaffl  von  oesterich 
Land,  in  das  Turgöuw,  wustent  vnd  brantent  wassy  funden.  Diegewunnent 
Pfeffingen  in  dem  Thurgöuw,  das  des  von  Landenberg  wz,  vnd  wurdent 
vff  der  festy  erschlagen  zweintzig  vnd  Sechss  man.  do  die  eidtgenossen 
also  viertzechen  tag  da  gewesen  warent,  vemoment  die  Eydgenossen, 
das  hertzog  Lupoid  von  österich  als  er  dennocht  im  Ergow  lag,  wolt  für 
Sempach  ziechen.  Dess  battent  die  von  Lutzern  die  von  Zürich,  das  sy 
ynen  mit  sampt  den  dryen  Lenderen,  Ury,  Swytz,  vnd  Unden\'alden, 
göndent  heym  ze  ziechen.  Do  erloupten  ynen  die  von  Zürich  das  sy  heim- 
lichen hynweg  zugcnt.  Als  sy  ouch  tattend  vnd  sumptent  sich  nit  lang  vff 
der  Strassen,  kament  eben  zu  rechten  zy  tten.  Dann  vff  einem  mentag  was 
der  nun  tag  des  Heüw  Monat,  In  dem  iare,  do  man  zalt  Tusent  Dry- 
hundert  Achtzig  Sechss  Jar,  doch  zoch  Hertzog  Lupoid  von  österich  mit 
grosser  herrschafft  vnd  macht,  für  Sempach,  in  meynung  dieze  gewynnen  ^), 
vnd  fürt  mit  im  ettlich  karren  oder  wegen  mit  ytelichen  stricken,  vnd  ver- 
meint sy  alle  ze  hencken,  wo  er  ober  band  gewunnen  möchte.  (Blatt  XLII,  b) 
Aber  der  almechtig  gott,  der  vor  die  sinen  nye  verlossen  hatt,  verliess  sy 
da  aber  nit.  Dann  wie  vff  den  tage  do  der  Hertzog  für  Sempach  zoch.  Also 


207 


zugent  die  vier  Waldstett,  Lutzern,  Ury,  Swytz  vnd  Underwalden,  ouch 
dahin  mit*)  drytzechenhundert  gutter  Reyssbaren  mannen.  Unnd  do 
bcvd  teyl  einanderen  ersachent  vielcnt  die  vier  Waldstett  nvder  vfl'  vre 
knüw,  als  noch  hüt  by  tag  der  Eydtgenossen  gewonheyt  ist,  vnd  ruftlcn 
gott  den  almechtigen  an,  bettent  yegld icher  Fünft'  pater  nostcr  vnd  fünft" 
Ave  maria,  da  mit  ynen  gott  gelück  gebe,  ir  fygende  zu  überwynden.  Als 
aber  der  hertzog  vnd  sin  züge  so  gross  vnd  mechtig  was,  sölichs  die  von 
der  herschafft,  das  der  eydgenossen  so  wenig  was,  ersachent,  da  wurden 
sy  frr)lich  vnd  muttwillig,  rettent  under  ein  anderen  sy  woltten  sich  an 
sy  ergeben,  das  aber  der  vier  waldstetten  will  nit  was,  dann  so  bald  sy 
vss  bettent,  do  stundent  sy  vff"  vnd  lüffent  strit  loufts  an  die  vygent,  dess- 
glichen  die  vygent  an  sy,  in  flachem  velde,  vnd  fachten  da  mit  einanderen 
ritterlich  vnd  trostlich.  Also  in  sölichen  stritten  vnd  fechten  gab  gott  der 
almechtig  den  vier  waldstetten  das  glück,  das  sy  erlichen  oblagent  vnd 
das  velde  mit  grossen  Eren  behubent,  vnd  ward  da  der  obgenant  hertzog 
Lupoid  von  Oesterich  selbs  persönlich  erschlagen,  dem  der  almechtig  gott 
barmhertzig,  ouch  allen  Herren,  Gräften,  Fryen,  Ritteren,  vnd  knechten, 
so  all  da  vmb  komen  vnd  seligklich  verscheiden  dero  on  das  gemein  volck, 
die  all  erschlagen  vnd  da  beliben  (sind)  vft'^)  Vierhundert  von  adel  vnd 
geburt,  der  Switzer  wurdent  by  Zweyhundert  erschlagen,  vnd  warent  des 
hertzogen  lütt  ob*)  vier  Tusent  ze  Ross  vnd  ze  fuss,  dera  wenig  wyder- 
umb  heimkam,  vnd  ward  da  gewunnen  vil  büchsen  vnd  merklich  vil  gutz 
an  Harnisch,  an  kleinotten,  vnd  anderen  dingen.  Da  verlurent  die  vier 
Waldstet,  Nämlichen  Lutzern,  Ury,  Schwitz,  vnd  Underwalden  yegklich 
Ort  Fünfflzig  man,  die  von  Lutzern  ein  vnd  Füntzig,  Und  furttent  die  von 
Lutzern  mit  ynen  heym  in  ir  statt  die  houptpanner  von  Tyrol,  vnd  des 
von  Ochssenstein  Paner,  des  von  Hapspurg  Paner,  dera  von  Schaflfhusen 
Paner,  dera  von  Mellingen  paner,  vnd  ander  vil  venHnen,  dera  sy  nit  er- 
kanten,  Mid  wurdent  die  abschrift'ten  sölicher  Pannem  vnd  fenlinen  gc- 
henckt  zu  den  Barfussen  ze  Lutzern,  zu  einer  Ewigen  gcdächtnüss.  Dann 
sy  die  ouch  Erlichen  vnd  Redlichen  gewunnen  hatten.  Da  hangent  sy 
noch  hütt  by  tag*)  vnder  ander  Paneren  vnnd  fenly,  ouch  ein  michel 
teyl,  so  sy  sydher  mit  gottes  hilf  erübriget  vnd  gewunnen  band  etc.  Und 
die  rechten  Houptpaneren  wurden  in  wasser  turn,  da  ligent  sy  noch 
hüt  bi  tage  wol  behalten  etc.  Und  sind  von  den  geschlechten  des  adels 
an  diser  schlacht  beliben  vnd  vmb  komen:  Die  wolgebornen  Edlen, 
Strengen,  Fromen,  vesten  etc.  Herr  Johans  von  Ochssenstein,  des  hert- 
zogen Landtuogt,  Herr  Otto  von  Hochberg  marckgraff",  Graft"  Hans  von 
Fürstenberg,  zwen  graffen  von  Tiersteyn,  herr  hans  von  Hassenburg, 
her  fridrich  von  Munstral,  her  Walther  von  Gerolzeck,  der  schwartz  graft' 
von  ZoUre,  herr  walther  von  Dick,  Ritter,  einer  von  Landeck,  herr  Martin 


Maltener  ritter,  her  Ott  von  Waldpurg  ritter,  zwen  von  Griffenstein,  z»en 

von  Stauffen,  zwt;n  (Blalt  XLVIIIJ  vim  Signow,  herr  Albrechl  von  Rech- 
herg,  her  Ulrich  von  Tierberg,*)  zwen  von  Klingen,  zwcn  von  Andlo»-, 
dryg  von  Rutzenhuscii ,  dr>g  \on  Berenfelss,  dng  von  Ratberg,  herr 
wemher  von  Flachssland,  zwen  von  Hattstat.  zwen  Schnewlin  von  Friburg, 
zwen  Waldncr,  herr  liug  von  Schönow,  vod  sin  lochlerman  Rudolff  von 
Laiidsperg,  her  wemher  von  Lüchlenfelss  ritter,  zwen  von  Wisswil,  her 
Hans  von  Huss  ritler,  herr  Heinrich  vom  Steyn  ritter,  her  Heinrich  von 
Schellenber^  ritter,  her  Bcchtold  Grat  von  grfltz,  zwen  von  Hallwil.  Sig- 
mund *on  Tegerfeld,  ein  Stfir,  zwen  von  Empss,  vier  von  Eptingen,  \ier 
von  Mörsperg,  vier  von  Rinacli,  einer  zum  Wiger,  zwen  Gussender  von 
Rechberg,  zwen  Kletten,  einer  von  Milheim,  her  Burekart  von  Massminster 
ritter,  zwen  von  Mülinen,  vnd  Morant  von  Durmenstein,  Alle  der  ge- 
schlechien  diser  landen  der  Stammen  i-nd  namen  domalen  in  wirden  vnd 
in  eren  stat  warent  Darzu  liatt  der  selb  Hertzog,  von  wo!  erbomen  edlen 
Rittern  vnd  knechten,  mit  im  vss  dem  Etzschland  bracht,  wOlche  namen 
der  geschlechten  nit  all  wüssenL  Aber  es  sind,  Schroffensteiner,  Kron- 
burger,  Landecker,  Husenecker,  Schowenburger.  Wartenfelser,  Gr\'mmen- 
berger,  Florensleiner,  Gottenburger  etc.  Der  xxxv.  Ritter  vnd  knecht  von 
der  Etzsch,  vnd  vil  ander  Redlicher  lütten  dy  by  vnnd  mit  dem  Hertzi:>gen 
erschlagen.  (Da  wurdent)  Eltlich  nämlich  by  Vierlzigen  mit  dem  Fürsten 
gen  Küngssvelden  in  das  Closter,  die  andern  herren  vnd  von  geschlechten 
in  ir  Landschall^en  gefQrt,  i'crgraben,  \'nd  beslattett,  aber  by  vierlhalb- 
hundert  in  ein  grub  vff"  der  waldstalt  ze  saroen  gelegt.  Da  sidhar  eyn 
schone  kilchen  mit  loblichen  gotzdienst  gestifft  vnd  erbuwen  isL  Nach 
disem  Stritt  ward  hertzog  Lupoid,  des  erschlagnen  Hertzogen  sun,  regierer 
des  lands  vnd  huss  österichs.  Der  wolt  sin  vatter  rechen,  versamlot  ouch 
ein  mecbtig  volck  wider  die  Eyd Ige nossen.  Do  sy  das  vemament,  brachten 
sy  zewegen  das  ein  fryd  ein  gantz  iar  beredt,  dar  zwischenl  der  züg  zer- 
streöwet,  das  darnach  nitt  me  vss  dem  selben  krieg  ward. 

Des  luzemcriBchen  Gerich Isschreibeis  Etlcrlio's  Berichl  hal  Diepold  SchillinK  von 
Luzem  fast  wOrÜich  in  seine  ijn  geschrieli«ne  Chronik  BufgeDommeo.  Vgl.  Diebold 
SchiUings  de*  Luceinets  Schwel Mr-Chronik.  l.meni  l86i,  4^  S.  lo — 12. 

Ebenso  verwendele  Elteriins  Bericht  Hicronymus  Brilinger  bei  der  Uebersetzung 
von  Hdnrich's  von  Beinheim  Chronik  fol.  CXLVIII-  CI.VI;  doch  ereile  er  das 
Verzeichnis»  der  (jefallenen  (Handschrift  in  Basel). 

Ueticr  Euerlin's  Chronik,  die  i;;i  neu  gednickt  wurde,  vgl.  besonders  Dr.  Aug. 
Bcmoalli.  Etlerlin's  Chronik  der  Eidgenossenschaft.  Jahrbuch  für  schweii.  Gesch.  i8;6. 

r,  tu— 131. 

')  Diepold  Schilling  von  Lunem  erEHn/l  in  seiner  Chronik:  Sy  haltend  aticr  des 
hertzogen  narren  nit  ratz  danimb  gerragel,  D<r  meint,  sy  soUend  ze  rat  werden,  wie 
sy  wider  uss  dem  land  wellen  kommen.  —  •)  Seh.  «oit  me  dann».  —  •)  Seh.  »ob«.  — 
•)  Seh.  .by.,  —  »)  Seh.  .obgemeh..  —  'j  Seh.  fFriberg*. 


209 


iTi.  Matthäus  von  Pappenheim:  Chronik  der  Truchsessen  von 

Waldburg, 

geschrieben  vor  151 1. 

Anno  Chr.  Tausent  drewhundert  sechs  und  achtzig,  erhüben  sich 
Hertzog  Lewpollts  von  Oesterreichs  Vnderthanen  jm  Ergew  wider  jne, 
deren  sich  die  Schweitzer  annamen,  und  sonderlich  die  Waldsteet,  da- 
rumb  versamellt  er  ainen  treffennlichen  raisigen  Zeug,  begert  an  Herr 
Otto  Truchsessen  jme  ettlich  Reitter  auflfzuebringen.  Vnnd  demnach  ge- 
meilter  Hertzog  mit  Gellt  nit  verfasst,  bat  er  jne  das  Gellt  auf  die  Reitter 
darzueleihen,  wölches  jme  Herr  Otto  auf  gut  vertrawen  seins  Vettern 
Herr  Hannsen,  das  der  selbig  jne  an  Gellt  nit  lassen  wurd,  zuesagt.  Die- 
weyll  aber  Herr  Hannsen  Hausfrau,  ain  Gräuin  von  Montfort,  mit  Herr 
Otto  nit  woU  zuefriden,  verhindert  sy  bey  jrem  Herren  Eegemahell  souil, 
das  er  jme  kain  Gellt  leihen  wollt,  welches  Herr  Otto,  mit  sonnderm 
Verdries  hart  verschmähet,  sagt,  die  weyll  er  jme  sollichs  abgeschlagen, 
wollt  er  ain  Sach  fürnemen,  die  jn'e  Herr  Hannsen,  vnnd  allen  seinen 
Nachkomen  zue  merckhlichen  Schaden  raichen  muest,  zoch  allso  wider 
anhayms  und  nam  von  denen  von  Ysni  acht  tausennt  Pfund  Heller, 
Costantzer  Werung  auf,  mit  ainem  sollichen  Pact,  wann  er  widerumb  an- 
hayms käme,  und  er  oder  seine  mannliche  Leibserben  jnen  die  achttausent 
pfund,  jnn  ainer  benannten  Zeit  wider  geben,  allssdann  sollten  sy  widerumb 
sein  unnd  seiner  Erben,  wie  vormalls,  aigen  sein ;  kam  aber  er  nit  mer, 
oder  wurd  das  Gellt  von  jme  unnd  seinen  Leibserben  jnn  der  benannten 
Zeit  nit  erlegt,  so  sollten  sy  frey  sein  und  ainen  Herren  nach  jrem  Geuallen 
nemen,  wo  sy  wollten.  Bracht  allso  damit  seinem  Herren  zue  imnder- 
thenigen  geuallen  ain  anzall  Raisiger  Pfert  auf,  zoch  demnach  sambt  seinem 
Leib  unnd  Guett  mit  gemelltem  Hertzog  LewpoUten  an  seine  Veind,  die 
sy  dann  auff  Sanct  Margrethen  tag,  am  aubent  Sancti  Kiliani  zue  Sem- 
pach  jnn  treffenlicher  anzall  versamellt  funden.  Griffen  die  Veind  an,  aber 
das  Glückh  wenndet  sich  von  Hertzog  LewpoUten  auf  der  Schweitzer 
seytten,  unnd  wurden  erschlagen,  wie  man  zue  Tiroll,  und  jnn  der  selbigen 
Cannizli  geschriben  findet  und  hemachfolgt. 

(Folgt  die  Liste  Nr.  102,  p.  198 — 200,  mit  den  dort  verzeichneten  Varianten.  Pappen- 
heim  ergänzt  nur  nach  dem  Grafen  von  Tierstein  «der  Schwartzgrave  von  Zollem». 

Alls  nun  Herr  Otto  auch  vssblieb,  unnd,  wie  man  sagt^  sollt  er  oben 
auff  Hertzog  LewpoUten  erschlagen  sein,  wurden  derhalb  die  von  Ysni  frey; 
dann  er  kainen  Son  verliess,  unnd  entschlugen  sich  Herr  Hannsen  Truch- 
sässen,  Herr  Otto  Vettern,  der  sonnst  sein  Erb  gewesen ;  gaben  sich  an 
das  Reich  zu  einer  Reichsstat.  Diser  Herr  Otto  hat  zu  Eelichem  Gemahell 
gehabt  Frow  Erentraut,  ain  Gräuin  zu  Druchperg. 

Druckausgabe :  Memmingen  1777,  I,  62 — 65. 


Lieb^nau,  Schlacht  bei  Sempach. 


14 


2IO 


112.  Aventin:  Annales  Boiorum, 

üb.  VII,  geschrieben  15 12. 
Luitpoldus  Austriacus  a  Suitonibus  caesus  est. 
Aiisgal^en  1554,  161 5,  1627,  Lips.  17 10,  fol.  767. 

113.  Diebold  Schilling's,  des  Luzemers,  Schweizer -Chronik. 

Geschrieben  1511  — 151 2. 

Schilling's  Bericht  über  die  Schlacht  ist  eine  fast  buchstäbliche  Copie 
von  Etterlin  (Druckausgabe,  Luzeni,  1862,4°,  S.  9 — 12),  einzig  bemerkens- 
werth  durch  das  grosse  Schlachtbild.  Vgl.  N.  1 10,  S.  206 — 208. 

lieber  Schilling*s  Leben  und  Schriften  vgl.  Dr.  Th.  von  Liebenau :  Un  Episode 
de  THistoire  de  Mulhouse  pr^^d6  d'une  Notice  Biographique  sur  le  Chroniquciir  Th. 
Schilling.    Bulletin  du  Musee  Historique  de  Mulhouse.   1882.  VII,  47. 

114.  Joh.  Tritthemii  Annales  Hirsaugienses. 

1514- 

Nobiles  itaque  tantara  conjuratorum  injuriam  diutius  ferre  non  va- 
lentes,  Lupoldi  Ducis  Austriae,  sub  cujus  militabant  signis,  auxilium  im- 
plorabant;  qui  tandem  victus  eorum  precibus  (etsi  admodum  invitus) 
bellum,  quod  anno  praecedente  Suitensibus  indictum  aliquot  mensibus 
ex  compacto  intermiserat,  denuo  fortius  instaurat.  Conctractis  igitur  copiis, 
oppidum  Sempach  imprimis  obsidione  vallavit;  contra  quem  adventantes 
conjurati  Suitenses  commissum  est  bellum,  et  per  utriusque  partis  homines 
in  multam  horam  acriter  pugnatum.  Campum  tarnen  postremo  pugnatores 
obtinuere  Suitenses,  et  Ducis  Lupoldi  exercitus  fusus  est.  Ceciderunt  in  eo 
hello  ex  parte  Ducis  memorati  plures  quam  Nobilium  quadringenti,  vul- 
garium  tria  millia,  sed  et  Dux  ipse  Lupoldus  in  acie  prima  fuit  occisus.  No- 
mina Comitum,  Baronum,  Militum  atque  Nobilium,  qui  in  eodem  prae- 
lio  ceciderunt,  quotquot  in  venire  potuimus  principalium,  haec  fuerunt  *) 
Aliorum  acque  nobilium  virorum  nomina,  qui  in  hello  memorato  cecide- 
runt, invenire  certo  nequivimus,  quorum  numerum  fuisse  quater  centum, 
supra  jam  diximus.  Corpus  autem  Ducis  Lupoldi  cum  aliis  ferme  quadra- 
ginta  ad  Monasterium  Koenigsfeld  cum  honore  delatum  sepultum  est 
Post  mortem  vero  ducis  memorati,  Lupoldus  filius  ejus  in  Ducatu  Austriae, 
et  in  reliquo  principatu  successit,  qui  mortem  patris  vindicare  cupiens,  sc 
hostem  conjuratorum  litteris  declaravit  apertis.  Coeperunt  ad  eum  undique 

^)  Folgt  das  aus  Etterlins  Chronik  entnommene  Verzeichniss,  in  welchem  der  Herr 
von  Hasenburg  und  der  von  Münstrol  als  Comes,  jeder  Ritter  als  «eques»  oder  «miles 
auratus»  genannt  wird. 


211 


convenire  nobiles  armati,  alius  patrem,  alius  filium,  alius  fratrem  in  Sui- 
tenses  optans  vindicare.  Quod  iibi  conjuratis  innotüit,  araicorum  medio 
facta  est  unius  anni  spatio  treugarum  concessio  instantibus  ipsis,  et  sie 
fervor  animi  refriguit  commoti  .  .  .  Factum  est  autem  bellum  atrox  prae- 
notatum  anno  praenotato,  in  mense  Septembri,  juxta  oppidum  Serapach, 
amplis  in  campis,  ubi  et  Suitensium  plures  ceciderunt. 

Joannis Trithemii :  Annales  Hirsangiensium  T.  II,  p.  283 — 284  (S.  GaUi  1690,  Fol.) 
Greschrieben  c.   15 14.   Trittheim  war  Abt  von  Spanheim  und  von  St.  Jakob  in 
Würzburg.  —  Dr.  J.  Silbernagel;  J.  Trithemius,  Regensburg  1885. 

115.  Chronik  des  Sebastian  Seemann  von  Aarau,  Conventual 

von  St.Urban. 

1516. 

Tandem  commissa  pugna  contra  Hei vetios  iuxta  oppidulumSempach, 
Septimo  Idus  Julii,  Anno  domini  millesimo  trecentesimo  octogesimo  scxto, 
dux  Austrie  Lupoldus  infoelici  pugna  occubuit;  cecidit  enim  ipse  et  de 
eins  parte  ingens  nobilium  numerus  Helueciis  victoria  potitis. 

P.  Sebastiani  Seemann :  Chronicon  S.  Urbani,  Script.  1 5 1 6.  Mss.  im  Staatsarchiv 
Luzern,  Nr.  496,  fol. 

116.  Chronik  der  Karthause  Gaming. 

1519. 

Iste  Leopoldus  (dux  Austriae)  in  initio  principatus  sui  fbrtunatus  fuit, 
sed  postea  depravatus  per  consiliarios  pessimos  valde  gravavit  clerum  et 
monasteria,  steuras  et  exactiones  eis  imponendo:  ideo  nuUam  deinceps 
fortunam  habuit.  Wyennae  quidem  natus,  tandem  a  Switensibus  anno  Do- 
mini MCCClxxxvi  occisus  fuit  in  Zurichensi  bello  inter  Lucemam  et  Zürich, 
et  sepultus  in  Kunigsfeld. 

Chronicon  Alberti  Ducis  Austriae  II.,  authore  anonymo  Carthusiano  Gemnicensi 
(c.  1519  scriptum).  Pez:  Scriptores  rerum  Austriacarum  II,  379. 

117.  OfTenburgische  Chronik 

von  c.  1520. 

Diese  der  Familie  von  Offenburg  in  Basel  gehörige  Handschrift,  jetzt 
Cod.  N.  K.  Nr.  169  der  Stadtbibliothek  in  Augsburg,  enthält  unter  den 
Zusätzen  zu  Königshofens  Elsässer  Chronik,  fol.  154  und  177 — 178  eine 
Aufzählung  der  bei  Sempach  «crastina  Kiliani»  erschlagenen  Oesterreicher, 
die  wesentlich  mit  dem  Jahrzeitbuche  von  St.  Leonhard  in  Basel  überein- 
stimmt; sie  hebt  besonders  die  Freiburger  hervor  und  die  von  Neuenburg; 
statt  Dietrich  nennt  er  Diepold  von  Ratsamhusen;  bei  den  Elsässern  wird 
eingefügt  Peter  von  Mörsperg;  der  jimg  von  Grünenberg;  Wemlin  von 


212 


Rotperg  und  Cünzlin,  sin  sun;  Herman  Brugger  von  Bergheim;  Walther 
Meyger  von  Hüningen;  unter  den  Aargauem  wird  ergänzt  her  Heinrich 
von  Rinach;  «Albert  von  MüHnen  und  dry,  der  namen  man  nit  weist;  her 
Rutsche  von  Hünenberg,  des  Htiris  tochterman».  Bei  den  Schaffhausem 
steht  «Johann  von  Randek  und  darzu  14,  der  namen  man  nit  weist».  Unter 
den  Schwaben  «her  Hans  von  Schellenberg;  item  der  Hofman  imd  ander 
vil.  Von  Burgundia  der  grafF  von  Montpelgart,  der  do  blind  was,  und  14 
unerkannt.»  Bei  den  Etschem  «der  Tarant,  Johann  von  Snelingen». 

Vgl.  Dr.  A.  Bernoulli :  Eine  Todtenliste  zur  Schlacht  bei  Sempach,  Anzeiger  für 
schweizerische  Geschichte  1881,  Nr.  i. 


118.  Chronik  des  Wernher  Schodeler  von  Bremgarten 

circa  1520. 
Der  gross  Krieg  zwüschen  der  Herrschaft  von  Oesterrich 

und  allen  Hydtgnossen. 

Hievor  ist  beschriben  *)  ein  grosser  handel,  so  die  von  Zürich  und 
etlich  mit  ihnen  wider  die  fromme  herrschaft  von  Oesterrich,  Raperschwil 
halb,  über  das  fründtliche  erbieten,  über  das  fründliche  abscheiden,  so 
herzog  Lüpoldt  von  Eydtgnossen,  und  sy  von  ihm  gethan  hatend,  für- 
genommen haben.  Daran  nit  genug  was,  sonder  findt  man  hernach  witer 
allen  bescheid,  wie  sich  die  ding  von  einem  an  das  ander,  und  biss  an 
den  Krieg  machten.  Und  welle  Gott,  das  man  wohl  von  mir  vor  gut  hab. 
Dann  das  muss  ich  aus  heischender  noturft  reden,  vne  wol  ich  Wernher 
Schodeler f  ein  gebor ner  Eydtgnoss  bin,  der  dann  dis  buoch  und  Chroneck 
US  vil  alten  geschribnen  Chronecken  zuosammen  colligirt  hab,  auch  vill 
Jahren  damit  umbgangen  bin,  villicht  weniger  lohns,  dann  Ungunst  em- 
pfachen;  bedunckt  mich  jedoch  ungesumpt  dis  alles,  das  ich  dis  Kriegs 
halb  hienach  volgende,  einer  Herrschaft  von  Oesterrich  kurtz  genug  ge- 
schechen  sy.  Doch  herinne  vorbehalten,  ob  die  in  ander  wegen  sömlich 
straf  von  vill  faltiges  mutswillen  wegen,  damit  sy  öftem  mals  und  nit  allein 
die  Herrschaft,  sonder  auch  ihr  amptlüte  umgangen  sind,  vor  Gott  dem 
allmechtigen,  welchem  ich  das  urteil  hiemit  heimsetze,  verdienet  hat;  also 
mercke  uf,  verstendiger  leser,  erwege  vor-  imd  nachgeschriben  Verhand- 
lung, demnach  geb  urteil. 

Hierauf  folgt  die  Erzählung  der  Kriegsursachen  fast  wörtlich  gleich  wie  bei  Russ. 

^)  In  einigen  Handschriften  «vermerckt».  Die  in  Bremgarten  liegende  Handschrift 
enthält  diesen  Eingang  nicht. 

Das  die  vorgemelten  Eydtgnossen  vernamend,  das  der  Hertzog 
in  ihr  land  zoch,  ouch  ge>A^unnend  die  von  Glaris  Windeck. 

Und  do  die  vorgenanten  Eydtgnossen  von  Lutzem,  Uri,  Schwitz  und 
Unterwaiden  vierzechen  tag  mit  denen  von  Zürich  gereisset  hatend,  und 


213 


by  (\Tis)  zu  (Zürich)  gewesen  waren  zu  einem  trost,  da  vemamend  sy,  das 
der  Hertzog  von  Österlich  mit  grosser  macht  ziechen  wolt  gen  Sempach, 
und  lag  der  zit  noch  im  Ergöw,  des  baten  die  Eydtgnossen  vorgenant  die 
von  Zürich,  das  sy  ihnen  erlauben  wolten  heimziechen,  und  seiten  ihnen, 
was  ihnen  fürkomen  was.  Also  erlaubtend  ihnen  die  von  Zürich  heimlich 
heimzuziechen,  als  sy  ouch  datend.  Item  und  uf  Sanct  Ulrichs  tag,  alles 
vorgemelts  Jar,  gewunnend  die  von  Glarus  die  veste  Ober- Windeck  und 
untergrubend  dieselben  veste  und  zerbrachend  sy. 

Das  der  durchlauchtig  hochgeborn  fürst  Hertzog  Lüpoldt  von 
Oesterrich  mit  gantzer  macht  gän  Sempach  zoch. 

In  dem  vorgemelten  Jar,  do  man  zalt  tusent  drühundert  achzig  und 
sechsy,  wie  dann  Hertzog  Lupoid  von  Oesterrich  wider  zu  land  komen 
wass,  *)  ritend  vil  vil  herren,  riteren  und  knechten  zu  ihm,  und  klagtend 
ihm  von  Eydtnossen,  wie  Sy  den  fryden  nit  an  ihm  gehalten  heten,  den 
er  mit  ihnen  gemacht  het,  auch  wie  sie  ihme  das  ihr  ingenommen,  gewüst 
und  verbrennt,  und  was  des  klagens  als  vill,  dass  er  auch  zornig  ward, 
und  insonders  von  desswegen,  dass  sich  die  synen  also  schantlichen  und 
ungezwungen  von  ihm  abgebrochen  hetend.  Das  meint  er  zu  rächen. 
Man  seit  von  ihm  auch,  das  er  vor  und  ee  der  streit  beschache,  redte: 
das  mercke  ein  jegklicher  wol,  ich  muss  uff  dem  minen  und  umb  des 
minen  willen  sterben  etc.  Ja,  damit  die  sach  kürtzeret  werd,  was  die 
sach  dem  Fürsten  so  vill  zu  hertzen  gangen ,  das  er  sich  mit  sinem  Adel 
erhuob.  Und  uf  den  nünten  tag  des  höwmonats  zoch  der  obgenant 
Hertzog  mit  grosser  macht  für  Sempach,  welche  sich  auch  also  von  ihm 
abgebrochen  hatend,  und  wolt  da  das  körn  und  das  feld  wüsten.  Also 
warend  die  vorgenanten  Eidtgnossen  des  innen  und  gewarnet  worden, 
als  davor  staht,  als  sy  denocht  nach  Zürich  warend  gewesen,  nämlich 
die  von  Lutzem,  Uri,  Schwytz  und  Unter^'alden,  und  uf  den  nünten  tag 
Höwmonat  im  vorgenanten  Jar,  das  was  uf  ein  montag,  zugen  dieselben 
sechzehnhundert  man  ouch  dar.  Nun  was  es  fast  heiss  uf  den  selben 
tag,  und  lag  Hertzog  Lüpoldt  mit  seinen  dienern  uf  dem  feldt.  Also 
zugend  die  Eydtgnossen  mit  ihren  pannem  dahar,  und  ergabend  sich 
den  Herren  vast  voll  in  äugen,  und  meintent,  der  Eydtgnossen  were 
mehr  dann  der  Herren.  Dennocht  thet  ein  theil  gern  mit  ihnen  ge- 
fechten,.  die  anderen  aber  meinten,  man  solt  me  hilf  warten.  Und  glicher 
span  was  under  den  Eydtgnossen  auch.  Dero  meint  auch  ein  theile,  der 
Herren  were  zu  vill,  und  weiten  auch  irer  oberen  hilf  und  sterckung  er- 
warten. Denocht  ward  das  mer  under  ihnen,  das  sy  die  herren  angriffen 
weiten,  und  wer  dann  unter  ihnen  war,  der  nit  striten  wolt,  möcht  wol 
davon  stan ;  es  sölt  ihm  auch  an  sinen  ehren  nit  schaden.  Also  stunden 
etlich  nebent  sich,  die  nit  striten  woltent.  Do  aber  die  anderen  den  angriff 


214 


thatend,  sprachend  sy  ze  sammen,  es  were  ihnen  schandlich,  das  sy  ihr 
fründ  not  leiden  lassend,  und  ihnen  nit  hilflich  sin  söltend.  Und  auch 
datent  als  from  handvestlich  lüt,  und  stritten  ritterlich,  das  auch  ihren 
mitgesellen  gar  wol  kam.  Die  herren  stunden  all  ab  von  ihren  rossen  und 
wolt  auch  keiner  des  anderen  zag  sin,  dann  es  die  mannlichsten  herren, 
ritter  und  knechte  waren,  die  der  Hertzog  in  diseren  landen  je  gehept  hat. 
Und  do  sy  also  hielten,  do  reten  sy  mit  ihrem  herren,  Hertzog  Lupoiden, 
er  sölt  nit  fachten,  sonder  da  halten  und  sehen,  we  sich  jedermann  hielt, 
und  sölt  die  sinen  lassen  fachten.  Das  wolt  der  fürst  nit  thun  und  sprach  : 
das  well  gott  nit;  sölt  ich  üch  hüt  lassen  sterben  und  ich  genesen;  ich  will 
hüt  Übels  und  gutz,  wol  und  wee  by  üch  haben.  Ich  will  hüt  by  minen 
herren,  ritteren  und  knechten  sterben  und  genesen  umb  das  min  und  uf 
dem  minen,  und  um  min  väterlich  erb.  In  den  dingen  knüweten  die  Eydt- 
gnossen  nider,  nach  ir  gewohnhcit,  fünf  pater  noster  und  fünf  ave  Maria 
mit  zerthanen  armen  ze  beten,  das  ihnen  Gott  glück  gebe  ihr  viend  zu 
überwinden,  und  do  das  der  Hertzog  und  die  sinen  sachend,  da  meinten 
sy,  sy  weltind  sich  ergeben,  das  aber  nit  was,  sunder  ward  gestritten. 

*)  Brcmgartner  Cocl.  «da>. 

Die  gross  seh  lacht  zu  Sempach,  da  Hertzog  Lupoid 

erschlagen  ward. 

Do  sich  nun  bcyd  theil  gerüst  baten  zu  stritcn,  da  scharrten  sy  sich 
uf  den  Aackeren  und  zugent  also  mit  bedachtem  mut  uf  witem  veld  an 
einanderen.  Die  herren  warend  frölichen,  doch  nit  wol  geordnet,  und 
was  ihnen  ze  gach  *)  an  die  Eydtgnossen.  Die  hetind  sich  zuosammen 
gesamlet^),  undfachtend  mit  dem  spitz.  Und  des  angrifls  schluogend  die 
herren  die  Eydtgnossen  fast  hinder  sich  und  namend  also  die  Eydtgnossen 
am  anfang  grossen  merklichen  schaden,  und  kamend  ihren  fast  vill  umb, 
das  ein  grosser  huff"  toter  lütcn  vor  den  herren  lag.  Damach  bald  liessend 
die  Eydtgnossen  von  dem  Spitz  und  lüflend  auch  ihnen  zuo,  als  vorstaht, 
die  P2}dtgn()ssen,  die  anfangs  sich  gcspert  und  gemeint  hatten  nit  ze  striten, 
bis  ihr  Herren  und  oberen  zu  ihnen  kJlmend,  und  schlugcnd  mit  ihr  hall- 
parten  also  grülich  an  die  herren,  dass  nit  vor  den  streichen  einer  sin 
eigen  wort  het  mögen  hören.  Also  warend  die  herren  gar  wohl  bezüget 
und  überzüget  mit  hämisch,  das  sy  das  striten  die  lenge  nit  mochtend  er- 
harren, wann  es  dcss  selben  tags  uss  der  mass  heiss  was.  Und  hetend  ein 
theil  gern  ihren  hämisch  von  ihnen  gethan ;  da  mochtend  sy  nit  so  vill 
wil  haben,  wann  sy  allwegcn  zu  streng  mit  einanderen  striten  und  fochten, 
das  vil  herren  zu  tod  ersticktend,  ee  dann  sv  wund  wurden.  Es  hielt  auch 
da  der  schwartz  Graf  von  Zollern  und  Herr  Hans  von  Oberkilch  mit  vill 
voicks  hinweg,  das  Sy  nie  zu  dem  gefechte  kamend.    Do  das  die  selben. 


~1 


215 


die  Eydtgnossen,  Sachen,  da  schruwend  sy,  die  Herren  fliechent.  Do  luffen 
ihnen  etlich  zu,  die  vorhin  nit  striten  wollen  und  gewichen  warend.  Und 
also  namend  Sy  erst  die  Oberhand  und  gäbe  ihnen  Gott  den  sig,  das  Sy 
obgelagen,  und  das  feld  mit  grossen  ehren  und  auch  mit  grosser  not  be- 
huobent,  dann  ihr  vill  umkamend,  nämlich  by  zweyhundert  mannen.  Es 
warend  der  fynden  mehr  dann  vier  thusend  gewesen  zu  ross  und  fuss ; 
von  denen  wurde  vill  gross  gut  gewunnen  an  hämisch,  rossen,  kleider, 
kleinoten  etc.  Nun  warend  ohne  all  gefert  von  den  obgemelten  vier  orten 
der  Eydtgnossen  von  jegklichem  ort  sunders  umbkomen  fünfzig  man,  und 
von  Lutzern  grad  ein  und  fünfzig,  auch  wurden  fast  vill  übel  wund,  desglich 
uf  der  herren  siten  auch  beschall.  Es  fürrten  die  Eydtgnossen  mit  ihnen 
ab  der  Walstat  die  Panner  von  Thiroll,  die  Panner  von  Ochsenstein,  des 
Marggrafen  Panner,  des  von  Habspurg  Panner,  der  von  Schaf  husen  Pan- 
ner, dero  von  Hellingen  Panner,  und  vill  ander  venly,  die  sy  nit  bekannten. 
Und  wurden  uf  der  fienden  theil  erschlagen,  allein  herren  und  ander  Edel, 
als  hamach  stat,  ohne  ander  Herren  und  volck  von  frömden  landen. 

Ein  Spruch,  den  ich  funden  hab  geschrieben,  den  ich  acht,  ein  Oester- 
richer  gemacht  hat 

O  Sempach,  Sempach,  wie  schantlich  sich  die  thrüw  brach. 

Von  dem  dir  nie  leid  beschach, 

hin  gott  geb  dir  ungemach, 

das  sy  hinfür  din  bestes  dach, 

wann  dis  Übels  bistu  ein  ursach, 

und  ist  ihm  doch  din  gestalt  ze  schwach ; 

und  verflucht  svestu. 

Ein  anderer  Spruch. 

Wie  kann  man  das  Jammer  gnüegen  klagen, 

das  von  den  puren  ist  erschlagen 

der  biderb  und  edle  fürst  hochgeboren, 

und  by  ihm  so  meng  from  Mann  hat  verloren, 

hin  ist  der  fürst,  darnider  gelegen, 

und  mit  ihm  so  meng  kühner  dägen. 
Das  sind  der  Fürsten,  Herren,  Rittern  und  Knechten  nammen,  so 
uf  des  Hertzogcn  sithcn  zu  Sempach  erschlagen  sind. 

Hierauf  folgt  das  Verzeichniss,  abgesehen  von  kleinern  Abweichungen 
in  der  Schreibweise  einzelner  Namen  und  von  der  Reihenfolge,  wie  in  der 
Handschrift  C,52  des  historischen  Vereins  in  Luzern.  Oben  pag.  131 — 135. 
<^Diss  hienach  genennt  sind  Panncrherr  und  Strabherrn,  diss  hienach  ge- 
schriben  sind  der  mer  theil  Ritter  und  Knächt  uss  Schwabenland  . . .  Ritter 
und  Knecht  ab  der  Etsch,  Herrn  uss  dem  Obeni  Elsass . . .  Ritterund  Knächt 
uss  dem  Ergeuw . .  Ritter  und  Knächt  von  Ery  bürg.  Diss  warend  von  Schaff- 


2l6 


husen,  von  Rinftllden  und  andern  Stetten.»  Bei  der  Aufzählung  der  Basler 
folgt  der  Zusatz  «und  kamen  auch  uss  der  kleinen  Stadt  nun  Mann». 
Dann  folgt  zum  Schlüsse :  Me  komend  umb. 


Zwen  von  Griffenstein. 

Zwen  von  Stauffen. 

Herr  Marti  Maltrer. 

einer  von  Signöw. 

Herr  Albrecht  von  Rechperg. 

Zwen  von  Klingen. 

dry  von  Rothberg. 


Der  von  Landtsperg. 

Wemher  von  Lichtenfels. 

Herr  Berchtold  Grat. 

Zwen  Güssen. 

Der  von  Bechburg. 

Zwen  Kletten. 

der  starck  von  Grimmenstein. 


Zwen  Schnebly  von  Fryburg. 

Item  acht  und  zwentzig  Ritter  und  Knecht  von  Oestereich. 

Item  fünf  und  dryssig  Ritter  von  der  Etsch,  und  vill  ander  Herren 
und  gemeins  volcks,  der  namen  hier  nit  geschriben  stant.  Gott  der  Herr 
well  sich  über  Sy  und  uns  alle  erbarmen. 

*)  Bremgartner-Handschrift  <'gecli^.  —  •)  B.  Cod.  «Gesumkt»  (geschmückt?). 

Handschrift  der  Stiflsbibliothek  St.  Gallen,  Nr.  1206,  284 — 292.  —  Bremgartner 
Handschrift  aus  der  2.  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts,  offenbar  Copie  des  ersten  Entwurfs 
von  Schodelers  Chronik.  *)  —  Handschrift  des  Klosters  Muri,  jetzt  Kantonsbibliothek 
Aarau,  Cod.  Mur.  15,  I,  fol.  176 — 191.  —  Bemer  Handschrift  des  Samuel  Grüner  vom 
Jahre  1585,  Cod.  V,  Nr.  21,  fol.  117  b  bis  118,  121  ff.  bis  126,  mit  der  Bemerkung: 
*Von  der  Sempacher  Schlacht  fynndt  man  ein  Hüpsch  Lied  im  Truck».  —  Bemer 
Handschrift  V,  17,  fol.  368  ff;  395 — 402,  das  Lied  von  Sempach.  Handschrift  aus 
dem  18.  Jahrhundert.  Werner  Schodeler  benutzte  für  seine  Chronik  hier  die  Thurgauer- 
Chronik  (vgl.  oben  Nr.  37)  die  nach  G.  v.  Wyss  in  Rapperswyl  entstanden  ist. 

Ueber  Werner  Schodeler  vergl.  meine  Abhandlungen  im  Anzeiger  f.  schweizer. 
Gesch.  1885^  356  ff  u.  in  F.  J.  Stocker*s  Zeitschrift  vom  Jura  zum  Schw^arzwald  1885, 
worin  Auskunft  über  die  Anschauungen  des  Stadtschreibers  und  die  Beschaffenheit 
dieser  Chronik  ertheilt  wird,  die  man  nach  ihrem  Copisten  zuweilen  einem  Balthasar 
Schodeler  zuschrieb.  —  G.  Scherer:  Verzeichniss  der  Handschriften  der  Stiftsbibliothek 
St.  Gallen  424. 

*)  Dieser  Entwurf  hat  folgende  Capitel : 

«Der  gross  Krieg  zwüschent  der  herschafft  von  Osterych  vnd  allen  Eydgnossen». 

Anfang:  In  dem  Jar. 

«Das  die  von  Lucem  Rottenburg  jnnoment  vnd  gewunnent».  —  Diss  vertross  die 

von  Lucern. 

«Wie  das  die  von  Entlibuch  vnd  die  von  Sempach  Burger  wurdent  wider  Ihres 

herren  Willen*.  —  Als  man  zalt  1386. 

«Das  die  von  Meyenberg  vnd  von  Rychense  ouch  burger  wurdent  zu  Lucern».  — 

Als  in  denselben  tagen. 

«Wie  Etliche  Knecht  von  Eydtgnossen  zuo  Meyenberg  erstochen  vnd  wie  darnach 

daselb  Meyenberg  vnd  Rychensee  verbrennt  worden».  —  Wie  den  nun. 

«  Das  der  durchlüchtig  hochgeboren  Fürst  Herzog  Lupoid  von  Osterrich  . . .  . » 


119.  Chronik  der  Familie  Feer  von  Luzern. 

Anno  domini  M*'CCClxxxvi,  Montag   nach  Volrici,  den  9*"*  Tag 
Hoeuwnat  ist  beschechen  die  Schlacht  by  dem  stettli  Sembach,  z>Ä'üschen 


J 


217 


vns  von  Lucem  vnd  vnser  zusammengeschwomen  vs  den  Lendern  allein 
eins,  so  dann  wyland  Lupoiden  Hertzog  von  Oesterrich,  welcher  mit  sinem 
zug,  Margrafen,  Grafen,  Fryherrn,  Rittern  vnd  Kriegsknechten  ist  er- 
schlagen worden,  vnd  wir  haben  ein  erlichen  Sig  erlangt,  das  sich  be- 
scheint by  den  venndlinen  by  den  barfussen  offenlich  vffgehenkt. 

Die  burger  wellent  vnd  band  geordnet,  dz  diser  tag  ewigklich  gefyrrt 
werd  ze  Eren  vnsers  Herren  Jesu  Christi,  der  hl.  Junckfrawen  Maria,  dz 
ouch  vssgetheyllt  werd  ein  allmussen  jedem  Menschen  i  brod  bis  x  gl. 

Fecr'scher  Sammelband.  Msß.  im  Pfarrarchiv  in  Buttisholz  (i  6.  Jahrhundert)  pag.  25. 
Vgl.  oben  Chroniken  Nr.  i. 

120.  Jacques  Baillods,  chanoine  de  Neuchätel,  chronique 

de  Neuchätel. 

1520— 1555. 

La  comtesse  Isabelle  (de  Neuchätel)  .  .  .  incontinent  apres  avoir  etc 
infonnce  de  la  deconfiture  de  Leopold  (d' Au  triebe),  envoie  deux  Chevaliers, 
Hugues  de  Wuillaufans  et  Vaulhier  de  Colombier  pour  complimenter  les 
confederes  sur  cette  grande  victoire,  avec  charge  de  rcvenir  par  Berne,  a 
Celle  fin  d'y  parlementer  au  regard  de  la  combourgeoisie.  Nos  Chevaliers 
re^oivent  force  courtoisies;  le  moment  d'ourdir  n'etait  pas  encore  venu. 

Georges  de  Montmollin  (1628^-1703):  M^moires  sur  le  Comt6  de  Neuchätel  en 
Stiisse.  Neuchätel  183 1,  II,  221.   lieber  Baillods  i,  4. 

Vgl.  hiezu  E.  Perrochet :  Histoire  militaire  des  Neuchätelois,  Musee  Neuchatelois 
i866,  III,  201.  Der  Vater  des  Chronikschreibers  ist  der  berühmte  Vertheidiger  der 
Brücke  zu  Thielle  gegen  die  Burgimder  (1476).  Jeanneret  et  Bonhöte:  Biographie  Neu- 
chateloise,  Lode,  1863,  I,  20 — 21. 


121.  Johannes  Cuspinianus:  de  Caesaribus  atque 

Imperatoribus  Romanis. 

1521. 

Quartus  autem  Alberti  fiUus  Leopoldus,  Militiae  decus  cognominatus : 
Dominium  Veitkirch  Austriae  adiecit,  cum  comitatu  Hohenberg  in  Suevia, 
et  cum  Tergesto  ac  Treuisana  Marchia:  ab  Heluetiis  prope  Sempach 
oppidum  occisus,  in  monasterio  Kongsfeld  sepultus:  relictis  ex  uxore 
Virida  Bamabonis  Mediolanensis  Principis  filia,  quatuor  liberis. 

Basil.  1561,  fol.  450. 

Cuspinian  oder  Johann  Spiesshammer  von  Schweinfurl,  geb.  1473,  ein  bekannter 
Humanist,  starb  1529  in  Wien. 

Pierer:  Universal-I^exikon  V,  571.  F.  X.  v.  Wegele:  Geschichte  der  deutschen 
Historiographie  1886. 


2l8 


122.  Willibald  Pirkheimer  von  Nürnberg:  Bellum  Helveticum, 

geschrieben  nach  1525. 

Anno  demum  incamationis  Dorainicae  MCCCLXXXVI  Leupoldus 
secundus  Dux  Austriae  magnis  contractis  copiis,  ac  nobilibus  innumeris 
in  auxilium  vocatis  opidum  Sempach  obsidione  cingere  molitus  est.  Foe- 
derati  vero  quamprimum  hostium  sensere  conatum,  urbem  praesidio  mu- 
nire  decreverunt.    Mille  igitur  et  quad ringentos  milites  electos  ad  urbis 
misere  tutelam :  Contigitque  eadera  die  Diicem  Sempach  obsidere  et  Sui- 
tensium  adventare  praesidium.  At  Dux  cum  hostium  cognovisset  accessum, 
eorum  paucitatem  adeo  contempsit,  ut  omni' peditatu  in  castris  relicto, 
cum  equitatu  tantum  congredi  statuerit,  existimans,  equorum  tantum  nu- 
mero  adversarios  obrui  posse.  Et  erat  equitatus  non  tarn  armis  ac  animis 
praestans,  quam  multitudine  conspicuus,  adeo  ut  in  duplum  hostium  ex- 
cederet  peditatum.  Interim  foederatorum  praesidium  minime  hostili  mul- 
titudine perterritum  urbi  appropinquare  coepit,  et  si  quis  prohiberet,  armis 
viam  parare,  vel  si  minus  posset,  honesta  morte  occumbere  paratum  est. 
Non  tamen  vage  et  fncomposite,  sed  structa  incedebat  acie,  siquidem  longo 
jam  belli  usu,  unusquisque  legitime  militare,  imperium  pati,  et  inprimis 
ordines  observare  didicerat.  Equites  igitur,  ut  primum  foederatorum  con- 
spexere  agmen,  laxatis  provolant  habenis,  atque  infestis  cuspidibus  in 
medium  ruunt.  Suitenses  vero  objectis  hastis  longioribus  *),  ferociter  hostes 
excipiunt.  Fit  atrox  proelium,  cum  illi  perrumpere  anniterentur,  alii  vero 
in  vestigiis  mori  potius,  quam  cedere  mallent.  Interim  Dux  pugnantes  hör- 
tati,  nunc  precandc^  nunc  castigando  accendere,  nonnunquam  ommissam 
I)ugnam  aliquot  in  locis  restituere,  et  egregii  Ducis  ac  strenui  militis  fun- 
gebatur  officio:  nee  quoad  superstes  fuit,  equites  cessere:  tandem  vero 
impigre  pugnans  interficitur,  cecidereque  cum  eo  quadringenti  circiter, 
Comites,  Barones  et  Nobiles,  cum  turha  alia  innumera.  Post  tantam  no- 
bilium  caedem,  equites,  qui  supererant,  se  fugae  mandarunt,  quos  et  pe- 
dites  qui  in  castris  remanserant,  sequuti  sunt,  tormenta  vero  bellica  et  signa 
militaria  quam  plurima  capta.  Direptis  inde  castris,  praeda  opulenta  parta 
est.  Occubuere  ex  victoribus  ducenti  circiter,  multi  sunt  vulnerati.  Verum 
quia  equitatu  carebant,  hostes  hmgius  persequi  nequibant.  Dux  cum  ple- 
risque  aliis  Principibus  in  monasterio  Künigsfeldt  sepultus  est.  Suitenses 
tanto  defuncti  praelio,  ad  propria  sunt  reversi;  ac  nova  inter  eos  initasunt 
foedera:  in  quibus  multa  prioribus  addita,  pleraque  innovata,  ac  diserte 
cautum  est,  ut  quam  primum  hostis  sociorum  fines  incursaret,  omnes  po- 
j)ulariter  supetias  ferrent,  siquidem  Leupoldus  defuncti  Ducis  filius,  repa- 
ratis  viribus  bellum  apparabat,  ac  ob  cacsum  patrem  vindictani  exigere 
nitebatur. 

^)  Diese  kamen  erst  nach  1422  auf! 


2ig 

Bilibaldi  Pirckheimeri  Bellum  Helveticum.  —  Freher:  Germanicar.  reram  scrip- 
tores,  1607,  III,  45.  —  Goldast:  B.  Pirkheimeri  .  .  opera  politica  etc.  Francof.  16 10, 
Fol.  —  Thesaurus  Historiae  Helveticae,  pag.  5. 

Deutsche  Uebersetzung  von  Ernst  Münch :  L.  Pirkheimers  Schweizerkrieg,  Basel, 
1826,  83 — 85.  —  Ueber  Pirkheimer  als  Greschichtsschreiber  vgl.  F.  X.  von  Wegele: 
Geschichte  der  deutschen  Historiographie  1886. 

123.  Anklag  vnd  ernstlichs  ermanen  Gott  des  AUmechtigen, 
zu  einer  Gemeinen  EydgnoschafTt,  dass  sy  sich  von  jren 
Sünden  zu  jm  kere.  ^) 

(Zürich,  Froscha^er  1525.) 

(Fol.  Aiiijb.)  Zu  Serapach  gab  ich  üch  vierhundert  gekrönter*)  helmen, 
die  jr  vff  die  walstatt  legtend.  Vnd  wiewol  üwer  nit  mee  warend  dann 
dr)'zehenhundert,  üwerer  fyenden  aber  by  den  viertusenden,  gondt  ich 
üch  doch  der  eeren  vnd  dess  grossen  guotes  das  jhr  da  gwunnend. 

*)  Autor  ist  Heinrich  Bullinger ;  Neuausgaben  1528,  1648;  Parodie  von  P.  I^urenz 
Forrer  1647.  —  Gereimte  Ausgabe  von  Hans  Caspar  Keyser,  Schuldiener  in  Altstetten. 
—  Haller III,  Nr.  306.  Weller:  Annalenl,  Nr.  696.  Pestalozzi:  Bullinger  48.  Strickler: 
Aktensammlung  zur  schweizer.  Reformat.-Gesch.  V,  48. 

•)  Ueber  gekrönte  Helme  vgl.  Löher:  Archiv.  Zeitschrift  X,  304. 

124.  Hieron3anus  Gebwyler:  Epitome  Regii  ac  Vetustissimi 
ortus  Sacrae  Caesareae  ac  Catholicae  Maiestatis  Seri- 
nissimi  quoque  Principis  et  Domini,  Dn.  Ferdinandi,  Vn- 
gariae  ac  Bohemiae  Regis,  omniumque  Archiducum  Au- 
Striae,  ac  Habsburgensium  comitum. 

1525,  Argent. ;  1530,  Hagenoac  40. 

Liber  III.,  Cap.  III. 
Leopoldus  .  .  duodecenale  foedus  cum  Helvetiis  circiter  annum  Dni. 
1382  iniit,  utriusque  partis  iureiurando,  ne  irritaretur  sancitum.  Sed  a 
discessu  Principis  in  Austriam,  post  temporispusillum,  culpa  (nessio  cuius) 
omnino  neglectam,  confoederatis  Leopoldi  Ducis  populos  et  terras  igni  ac 
ferro  devastantibus,  Austriacis  quoque  copiis  pro  virili  his  resistentibus. 
Quam  obrem  Leopoldus  suis  praesidia  allaturus,  coacto  ingenti  unde- 
quaque  equitum  et  ]')editum  exercitu,  in  Helvetios  bella  moturus,  haud 
procul  a  Sempacho  castra  metatur,  cui  prae  nimio  ultionis  ardore  plus  equo 
in  pugnam  festinanti,  Helvetii,  qui  Sempachi  in  praesidio  congregati  fue- 
rant,  occurrunt,  praelia  inituri.  Non  detrectavit  pugnam  fortis  ac  magna- 
nimus  Princeps,  etsi  modico  equitum  exercitu  uallatus  fuerit  (exierat  enim 
ad  hostem  spectandum,  non  ad  invadendum,  reliquo  exercitu  ipsum  in 
castris  manente)  quem  si  secum  habuisset,  citra  ullum  periculum  aut  la- 
borem  ad  extremos  Garamantes  *)  hostem  fugasset.  Verum  gcnerosae  nobi- 

*)  Im  Innern  Afrika's! 


220 


litatis,  ipsum  tunc  comitantis,  hortatu  ad  arma  calidior  redditus,  immemor 
lente  festinandum  esse,  morae  impatiens,  hosti  congreditur.  Victoria  tan- 
dem  ad  Helvetios  inclinante,  Leopolde  Duce,  omnique  nobilitate  quam 
secum  habuerat,  ad  unum  occisis,  cuius  exangue  corpus  una  cum  quadra- 
ginta  aliis  praeclari  sanguinis  militibus,  in  saepedicta  Regii  Campi  coe- 
nobio,  circiter  annum  Domini  M.CCC.LXXXIX.  sepulturae  traditur, 
caeterorum  ingenuorum  militum  cadaveribus,  quorum  plerique  ex  Alsatiis, 
Brisgoia,  Suntgaudia,  Hegovia,  Principem  comitati  fuerant,  ad  domestica 
et  gentilitia  conditoria  abductis.  Quam  lugubris  et  funesta  haec  clades 
equestri  ordini  fuerit,  si  ea  pugna  interemptorum  nomina  legeris,  facilius 
argues. 

Gebwiler,  geboren  1473  in  Kaisersberg  im  Elsass,  t  ^545  ^^^  21.  Juni,  gab  sein 
Werk  1527  auch  deutsch  bei  Johann  Grienynger  zu  Strassburg  heraus  unter  dem  Titel: 
Keiserlichcr  und  Hispanischer  Mt.  auch  Fürstlicher  durchlüchtigkeit,  und  aller  hievor 
Ertzherzogen  und  hertzogen  von  Oesterreich,  darzu  der  fürstlichen  graven  von  Habs- 
burg, alt  künglich  herkumen.  —  Charles  Schmidt:  Histoire  Litt6raire  de  l'Alsace. 
Paris,  1879,  Tome  H,  158-173,  410-  411. 

125.  Basiliensium  Antistitum  Catalogus. 

1 6.  Jahrhundert. 
Pag.  22.    Mss.  im  Staatsarchiv  Luzem. 

His  temporibus,  videlicct  Anno  M.CCC.lxxxvi.,  ix.  mensis  Julii,  Lu- 
poldus  dux  Austrie  cum  numeroso  nobilium  exercitu,  iuxta  opidum  Sem- 
pach  ab  Helvetiis  prosternitur. 

Ueber  diese  Chronik  vgl.  Th.  v.  Liebenau :  Zur  Basier  Chronik  des  Nikiaus  Gerung 
von  Blauenstein.  Anzeiger  f.  schweizer.  Gesch.  1879,  183 — 188;  217 — 221. 

126.  Chronik  von  Brieg  im  Wallis, 

geschrieben  um  1529. 

Anno  1 386,  die  Cirilli,  9.  Julii,  schlacht  zu  Sempach. 
Stumpfs  Copie  vom  Jahre  1 544.  —  Quellen  zur  Schweizergeschichte  1884,  VI,  248. 

127.  Dr.  Joachim  von  Watt  (Vadian) :  Chronik  der  Aebte 

des  Klosters  St.  Gallen. 

Geschrieben   1530. 
(Watt  geb.  29.  December  1484  zii  St.  Gallen,  f  1551,  6.  April.) 

Bald  darnach  kam  herzog  Lütpolt  von  Oesterrich  in  dise  land,  zu 
dem  sich  der  adel  unser  landschaft  tat  und  im  klaget,  wie  die  Aidgnossen 
den  gemachten  friden  gewaltigot  und  brochen,  dabi  dem  land  grossen 
schaden  zuogfuegt,  stet  und  Schlösser  ingenomen  und  ainen  guten  tail  zer- 
brochen hettind  und  witer  inncmen  imd  brechen  wurdend,  wo  man  inen 


221 


nit  widerstund  und  si  ze  strafen  undemäme.  Ward  der  herzog  erzürnt  und 
rust  sich  in  ainer  il  mit  vil  tapferer  ritter  und  knecht,  die  sinen,  so  von  im 
on  trang  und  ursach  abgfallen  warend  und  mit  den  Schwitzer  verstand 
gmachet,  als  Entlibuch,  Sempach  und  ander  mer  mit  der  hand  ze  strafen. 
Und  wie  er  demnach  uf  den  9  tag  des  heumonatz  im  1386  jar  mit  ainem 
wolgerüsten  zug  für  Sempach  sich  tun  hatt  und  allda  die  uraligend  land- 
schaft  ze  beschedigen  angefangen  hat,  begegentend  im  die  4  waldstett 
euch  mit  ainem  gwaltigen  hufen  und  griffend  den  fürsten  an,  welcher  in 
schlechter  Ordnung  stund  und  zum  strit  nit  am  besten  verfasset  was.  Dabi 
woltend  etlich  uf  merer  hilf  verzogen  han ;  etlich  aber  vermeintend,  straks 
ze  fechten ;  welich  ouch  fürbrachend.  Und  ward  der  herzog  gebeten,  er 
solte  nit  an  den  vigend  keren,  sonder  halten  und  sechen,  wie  sich  jeder- 
man  schicken  weit.  Do  sait  er  vor  allen :  das  solte  Got  nit  wellen,  dass 
er  nit  in  glichem  fal  tods  und  lebens  mit  sinen  rittern  und  knechten  stend 
solte ;  er  weite  uf  disen  tag  Übels  und  gutz,  wol  und  wee  mit  inen  tragen 
um  das  sin  und  uf  dem  sinen  und  mit  den  sinen ;  das  alles  sin  väterlich  erb 
wäre  (laudabilis  vox  Leopoldi  ducis).  Und  trat  also  frölich  und  unverzagt 
samt  den  sinen  den  Aidgnossen  endgegen.  Des  ersten  angrifs  schlugend 
die  herm  die  Aidgnossen  hindersich  und  hattend  iro  ouch  vil  libloss  tun. 
Doch  so  warend  iro  der  mertail  von  den  pferden  gestanden  und  mit  har-. 
nesch  und  waffen  so  vil  und  vast  beschwärt,  dass  si  die  hitz  nit  liden 
mochtend ;  dan  der  ganz  tag  gar  heiss  was,  und  bettend  gern  ain  tail  ir 
hamesch  »von  inen  geton.  Do  mocht  inen  nit  so  vil  wil  werden ;  dan  der 
strit  gar  streng  was.  Und  erstiktend  der  herren  vil,  ee  si  ienen  wund  wärind. 
Es  hielt  ouch  da  der  schwartz  graf  von  Zollem  und  herr  Hans  von  Ober- 
kirch mit  vil  Volks,  das  sie  nie  zu  dem  gefecht  komen,  und  ritend  also 
oneerlich  ab  der  Schlacht  in  allem  strit.  Do  das  die  Aidgnossen  ersachend, 
do  schruwend  si,  die  herren  fluchind ;  und  luffind  inen  do  etlich  zu,  die 
vor  von  inen  (so  ruch  gieng  es  zu)  geflochen  warend.  Und  also  nomend 
si  erst  den  truk  und  erschlugend  die  herren  und  gewonnend  den  sig ;  wie- 
wol  si  ouch  grossen  schaden  nomend.  Und  ward  der  fürst  selbs  erschlagen 
sampt  ainem  merklichen  adel,  und  komend  vil  lüt  um  von  Basel,  Schaf- 
husen,  Arow,  Arburg,  Baden,  Zofingen,  Bremgarten  und  daharum,  item 
uss  dem  Elsass  und  Etschland,  von  Schwaben  und  ab  dem  Schwarzwald. 
Wellchen  allen  übel  gelang.  Und  findt  man  iro  vil  mit  namen  verzaichnet 
in  den  alten  kroniken,  welich  hie  on  verdruss  nit  möchtind  gelesen  wer- 
den. Es  ward  ouch  ain  spruch  über  Sempach  gemachet  mit  wiss  und 
Worten,  wie  harnach  volgt : 

O  Sempach,  Sempach 
wie  schantlich  sich  die  trüw  brach, 
von  dem  dir  nie  laid  geschach. 


222 


wolhin,  Got  geb  dir  ungemach, 

das  si  hinfür  din  bestes  tach. 

Wan  an  disein  übel  hast  ursach 

und  ist  im  doch  die  gstalt  zu  schwach. 

Wie  kan  man  das  gnug  ser  klagen, 

dass  er  von  den  sinen  ist  erschlagen, 

der  edel  fürst  gar  hoch  gebom, 

bi  dem  mang  from  man  hat  verlorn. 

Nun  tet  küng  Wentzeslaw  von  Beham  gar  gemach  zu  den  dingen, 
wie  wol  er  römischer  künig  was  und  billich  sich  darin  gelegt  hand  solt, 
wie  sin  vater  kaiser  Karli  vormals  tun  hatt.  Darum  man  im  ouch  ain  spruch 
machet,  wie  er  hernach  stat: 

Ach  low,  wess  schmukstu  dinen  wadel 

und  last  vertriben  den  frommen  adel 

wider  recht  und  mit  gewalt? 

was  sol  dir  dan  din  grülich  gstalt? 

wiltu  nit  änderst  tun  darzu 

dich  frisst  der  tag  ain  Schwitzerku. 

Ernst  Götzinger:  Joachim  von  Watt  (Vadian)  Deutsche  Historische  Schriften, 
St.  Gallen  1875,  4®.  I,  S.  476 — 478.  In  meiner  Copie  von  Vadians  Chronik,  aus  dem 
17.  Jahrhundert,  füllt  dieser  Bericht  fol.  541 — 547.  Eine  kurze  Nachricht  über  Herzog 
Leopolds  Tod  bei  Sempach  findet  sich  auch  in  der  kleinem  Chronik  der  Aebte.  Götzinger 
I,  472.  Dass  Vadian  für  den  Sempacherkrieg  den  s.  g.  Klingenberg  benutzte,  erwähnt 
Götzinger  II,  XV.  —  Vgl.  Scherer:  Katalog  der  Stiftsbibliothek  von  St  Gallen  S.  431. 

128.  Conrad  Schnitt:  Wappenbuch  der  Baslerischen 

Geschlechter. 

Conrad  Schnitt,  Mahler  und  Burger  zu  Basel,  ^)  fieng  dieses  Wappen- 
buch an  zu  mahlen  den  i.  August  1530. 

(fol.  254.)  Anno  domini  1386  uflf  den  9.  tag 
heuwmonatz  zu  der  zit  kuning 
Wentzelaus  ist  hertzog  Lupoid  vonn 
Österrich  mit  dissen  hernach  volgenden 
herren  vor  Sempach  in  dem  sinnen 
und  uff  dem  sinnen  und  von  dem 
sinnen  erschlagen  wordenn. 

Sempach  wie  schamlich  sich  din  trüw  brach 
an  dem  dir  nie  laid  beschach. 
her  gott  geb  dir  ungemach 

*)  1528  Schaffe  er  des  Augustioerklosters,  f  1 54 1  vor  October.  —  Vgl.  Ochs :  Gesch. 
V.  Basel  VI,  522 — 523. 


J 


223 


das  sy  hiefür  din  bestes  tach 

wan  an  dissem  übel  bis  tu  ein  ursach 

und  ist  im  doch  din  gestaltt  ze  schwach 

wye  kan  man  das  ser  gnuog  klagen 

das  er  von  den  sinnen  ist  erschlagen 

der  edel  fürst  so  hochgeboren 

und  by  im  so  mennig  from  man  verloren. 

(fol.  255.  Auf  besonderem  eingeklebtem  Blatte,  aber  von  der  selben  Hand 
wie  das  übrige.) 

her  Gunthart  von  Rinach. 
her  Niclaus  von  Rotten. 
Cristoffel  von  Rotten  sin  bruoder. 
Davit  von  Inckenberg. 
her  Hermann  Schupffner. 
Bemhart  von  Lobgassen. 
Hanss  Gasser  von  Wintterthur. 
her  RuodolfF  von  Wechingcn. 

-  Hans  von  Liechtenstanner  von 
Francken. 

Burchart  Saltzfass. 

Hanss  Luser. 

Tschan  von  Hassenburg. 

Felix  Ravenspurger. 

her  Cuonrat  Richensteiner. 

Hans  Hilwer. 

Wilhelm  von  Pfar.  (!) 

her  Burchart  von  Friburg. 

Eberly  von  Endinngen  der  iung. 

her  Uolrich  von  Auenberg  ab  der 

Etsch,    ftlrt    das   panner    von 

Österlich. 

-  Niclaus  von  Bebelheim  von 
Colmar. 

-  Henman  von  Türeken. 
von  Kagenegg  von  Strassburg. 
her  Bernhart  Gent  (?)  von  Sultz. 

-  Walther  von  Nufren. 
Heinrich  Stocker  von  Brunnentrut. 
Stucky  von  Waltkilch. 
her  Götz  Meyer  von  oberen  Baden, 

ward  ritter. 


Hennan  sin  sun. 

her  Wernher  Schenck  von  Brem- 
gartten. 

-  Herman  ven  Wigkhuss. 

-  Cuonrat  Stotz.  * 
Heinrich  Böchlin. 
Anthony  von  Dumstcin. 
Thoman  Lupffrid  Schützen. 

(fol.  255  ordentliche  Blattfolge.) 

Die  ritter  und  kriecht  uss  dem 
Brissgouw. 

hertzog  Lupoid  von  Österrich. 
Margraflf  Ott  von  Hochberg. 
GrafF  Hans  von  Furstenberg. 
her  Walther  von  Geroltzeck. 

-  Martin  Maltterer  von  Friburg. 

-  Götz  von  Stouffen. 

-  Uolrich  von  Stouffen. 
Hagner  von  Rottelenn. 
her  Hemman  Wisswiller. 

-  Hans  von  Wisswiller. 

-  Oschwald  zuom  Wyger. 

-  Henntz  Kuochlin. 

-  Egloff  Kuochly. 

-  Hummel  von  Keppenbach. 

-  Hemman  Meyer. 

-  Walther  Meyer. 
Burchartt  Gessler  von  Brisach. 
Hemman  Veschly. 
Lüttoldt  von  Miilhen, 
EngenolfF  von  StuoUingen. 


224 


Henman  Rott  von  Basel. 

Petter  von  Bolsenheim  von  Nuwen- 

burg. 
Conrad  von  Bolsenheim. 
zwen  Schneuwly  von  Friburg  im 

Brissgouw. 

Die  ritier  und  knecht  uss  dem  Elsas. 

(fol.  255.)  her  Cunrat  Schage. 

Henman  Berenlape. 

Thoman  LupfFrid  Schuser. 

Thoman  Seider. 

Fogelhin. 

Der  Schultheiss  von  Nuwenburg. 

her  H5ns  von  Ochsenstein  thuom- 

probst  zuo  Strassburg,  des  hert- 

zogen  landvogt. 
graff  Hans  von  Tyerstein. 
her  Hans  Uolrich  vonn  Hassenburg. 

-  von  der  Dycke  ritter  genant  her 
Walther. 

-  Friderich  von  Münstral. 

-  Petter  von  Bebelheim. 

-  Hemman  von  Bebelheim. 

-  Petter  von  Bolwilr. 

-  RuodolfF  von  Landsperg. 

-  Hug  von  Schonouw  genant 
Hurus. 

Petterman  sin  sun. 
her  RuodolfF  von  Schonouw  ritter. 
Walther  von  Schonouw  sin  bruoder. 
her  Petter  von  Rotzenhussen. 

-  Diettrich  von  Rotzenhussen. 

-  Heinrich  von  Rotzenhussen. 
^   Petter  von  Andlouw. 

Walther  von  Andlouw. 

her  Wemher  Waffler  von  Hadstat. 

-  Wemher  der  lang  von  Hadstatt. 

-  Berchtel  Grat  von  Gretz. 

-  Cuontz  Stör. 

(fol.  256.)  her  Herman  Waldner  von 
Sultz. 


Kraafft  Wldner. 

Henman  Waldner. 

Hans  Ruodolff  von  Lobgassen  und 

Burchart  von  Lobgassen. 
Hans  von  Wettelzheim  zuo  Bercken. 
her  Buchart  von  Massmünster. 
Hans  vom  Huss  ritter. 
her  Cuontzman  von  Mülheim. 

-  Werlv  von  Flachssland. 

-  Henman  von  Wittenheim  ge- 
nant Gigen. 

Cuontzly  von  Eptinngen, 
Petter  im  hag  von  Eptinngen. 
Pettermans  sun  von  Eptinngen. 
Thurinng  von  Eptinngen. 
her  Diebold  von  Morsperg. 

-  Wemher  von  Morsperg. 

-  Walther  von  Morsperg. 

-  Hetzel  von  Morsperg. 

-  Petter  von  Morsperg. 
Götzman  von  Baden. 

der  Altt  von  Eschentz  mit  zweyen 

sünnen. 
her  Herman  von  Eschentz. 
Heintzman  von  Eschentz  sin  sun. 
Wilhelm  von  Rottpach. 
Henman  von  Wigerssheim. 
(fol.  256.)  Bernhartt  Klett 
Hugly  Klett  von  Strassburg. 

Die  ritter  unnd knecht  uf  dem  Hegouw 
und  Ergouw  und  am  Blauwenn, 

her  Hans  der  jung  von  Grünnenberg. 

-  Werly  von  Berenfels. 

-  Lüttoldt  von  Berenfels. 
Adelberg  von  Berenfels. 
her  Werlin  von  Rotberg. 
Cuontzly  und  sin  bruoder  von  Rott- 

perg. 
her  Lutzen  von  Raterstorff. 
Henman  Burger  von  Bergheim. 


225 


Sigmund  von  Tegerfeld  und  Frantz 

Uolrich  von  Tegerfeld. 
des  Huruss  dorhterman  von  Hal- 

wil,  genant  her  Hanss  von  Halwil. 
her  Türing  von  Halwil. 

-  Ruonman  von  Kungstein. 
Uolrich  von  Rinnach. 
Ruotschman  von  Rinnach. 
Friderich  von  Rinnach. 
Frantz  Uolrich  von  Rinnach. 
Marquart  von  Baldegg. 
Uolrich  von  Büttykon. 
Hartman  von  Büttykon. 
Albrech  von  Mülhin. 

(fol.  257.)  her  Götz  Müller  von 
Zürich,  was  herztog  Lüpolds  hoff- 
meister. 

her  Wernher  Schencke. 

Ruotsch  von  Hünnenberg. 

Des  von  Wiriienbergs  dtener, 
Hans  von  Brandeg. 
her  Werly  von  Liechtenfels. 
der  lang  Burchart  von  Eschingen, 
her  Herman  von  Signouw. 

-  Hans  von  Schwanndeg. 

-  Hans  von  Randegg. 

-  Diethelm  schultheiss  zu  Schoff- 
hussen  und  andere  ritter  und 
knecht  die  man  nit  nennen  kond 
ob  200  oder  mer. 

Von  Schwabenn, 
der  schwartz  graff  von  Zoller. 
her  Ott  truchsess  von  Waldpurg. 

-  Uolrich  von  Emps. 
Egolff  von  Emps. 

her  Hartman  von  Sechenn. 

-  Jörg  von  Warttenouw. 

-  Hug  von  Schinen. 

-  Hilprand  von  Wissenbach. 

-  Brun  Guss. 

-  Henman  Guss. 


(fol.  257.)  Kalchhoff  von  Echinngen. 
lier  Albrecht  von  Hochenrechberg. 

-  Hans  von  Hochenrechberg. 
einner  von  Landegg. 

zwen  von  Klingen. 
Morant  von  Dürmenstein. 
her  Heinrich  von  Schelienberg. 

-  Cuonrat  vom  Stein. 

-  Frantz  Liechtensteiner. 

-  Ott  Barisser  mit  40  personen. 
der  hoffmann,   der  kuochymeister 

und  andere  fil  der  geschlecht  man 
nit  nemen  kan. 

Uss  Burgund  sind  wol  300  die  man 
nit  nemen  kann. 

her  von  Yffan  uss  der  Etsch. 

-  Fetter  von  Arberg. 

-  Friderich  von  Gryffenstein. 

-  Wilhelm  vom  End  ab  der  Etsch. 

-  Fetter  von  Schlandensperg. 

-  Heinrich  von  Gösskenn, 
fier  herren  von  Bechburg. 

(fol.  258.)   her  Heinrich  Kall  fürt 

das  panner  von  Tyroll. 
her  Niclaus  Götsche  von  Botzen. 

-  Crystoffel  Götsche  von  Botzen. 
dry  von  Vitzythum. 

her  Hans  von  Krenckinngen. 
Hans  von  Krenckinngen. 
Henssly  Schnellinger. 
her  Hans  von  Wippinngen. 

-  Jost  trucksess  von  Klingenstein, 
dry  von  Falckcnstein. 

her  Jörg  Kuochymeister. 

-  Friderich  von  Ertzingen. 

-  Jost  von  Küssenburg, 

dry  von  Hoedorffer,  Conrad,  Diet- 

tcrich,  Hans, 
her  Uolrich  von  Tierberg. 

-  Diethelm  von  Muomiingen  (?). 

-  Cuonrat  v.Thuring  ab  der  Etsch. 


Liehenau,  Schlacht  bei  Sempach. 


1:1 


226 


her  Franlz  vun  Kastelnoth.  her  Hans  von  Hungerstein. 

-  Friderich  Tarant.  -    Heinrich  von  Bettmeringen. 
(fol.  258.)  her  Hans  von  Wiblingen.        -    Wolff  von  Bettinaringen, 
her  Hans  von  Famergü.  -    Hans  Schaller  ritten 

Von  Schaffliussen  Eberhardt  Löuw,  Hans  Hegitzy,  Eberhart  Hun,  Wil- 
helm im  Thurnn,  Hans  im  Winckel,  Hans  F'uolach,  Hans  Brünsy, 
Gebhartt  Stopler,  Hans  Myle,  Dyeterich  von  Bemn,  Zyren  von 
Benin,  Alt  Brendly,  vogt  Haincz,  Hegnouwer,  Gerhardt  Rolthartt 
von  Cllenburg,  Gissbrecht  Gfüger,  Hanss  Yrmense. 

von  Zoffingen  der  schultheiss  und  mit  im  12  man. 

von  Arow  der  schultheiss  und  mit  im  14  man. 

von  Nuwenburg  der  schultheiss  und  mit  im  3  man. 

von  Lentzburg  Werly  von  L der  paniermeister  und  mit  im  7  man. 

von  Arburg  ward  nit  mer  dan  ein  man  verlorenn. 

von  der  deinncn  stat  Basel  verlurend  .sy  8  man. 

die  von  Rinfelden  verluren  ö  man. 

(fol.  68.)    Hie  nach  volgcn  alle  die  so  mit  hertzog  Lupoid  von  Oster- 

rich  for  Sempach  erschlagen  sind  mit  irren  namen  und  stamen  und  mit 

hertzog  Lupoid  zuo  Küngsfeldenn  begraben  ligen  geschach  anno  1386  jar 

uff  den  9.  tag  heuwmonatz. 

her  Frideric  h  von  Grx^ffenstein.  her  Fetter  von  Schlandensperg. 

-  Fetter  von  Arberg.  -    Hiltprand  von  Wissenbach. 

-  Wilhelm  vom  Ende. 

Item  es  ist  zuo  wüssen  das  disse  herren  allein  mit  hertzog  Lupoid  in 
einem  kästen  gen  Küngssfelden  kommen  sind  und  sinne  rät  und  dienner 
gewessen  sindt. 


(fol.  68.)    her  Conrat  von  Thü- 

ring. 
her  Heinrich  Kai. 

-  Friderich  Tarant. 

-  Niclaus  Cjötsche.       > 

-  Frantz  von  Kastelnot. 

(fol.  69.)    her  Jörg  Kuochymeister. 
her  Brun  Guss. 

-  Egolff  von  Emps. 

-  Hartman  von  Sechenn. 

-  Uolrich  von  Emps. 

(fol.  69.)    her  Crystoffel  Götsch. 


her  Gottfrid  Müller  von  Zürich  was 

hertzog  Lüpoltz  hoffmeister. 
her  Albrecht  v.  d.  hochen  Rechberg. 

-  Albrecht  von  Mülineim. 

-  Heinrich  von  Schellenberg, 
(fol.  70.)   her  Henman  der  Guss. 
her  Ott  der  Barisser. 

-  Walther  von  Mörspurg. 

-  Diepolt  von  Mörspurg. 

-  Wernher  von  Mörspurg. 

(fol.  70.)  her  Hetzel  von  Mörspurg, 


her  Fetter  von  Mörspurg. 

Haller:  Bibliothek  II,  Nr.  2088;  Leu:  Lexikon  XVI,  420. 

Die  Original-Handschrift  findet  sich  im  Staatsarchiv  Basel;  die  Copie  dieses  Ver- 
zeichnisses der  Erschlagenen  wurde  mir  den  14.  Juli  1884  gütigst  von  Herrn  Dr.  Rudolf 
Wackemagel  mitgetheilt. 


227 


129.  Zusätze  zu  Petermann  Etterlins  Chronik, 

zusammengestellt  von  Magister  Heinrich  Berlinger  von  Basel  1531  — 1545. 

Do  meint  der  Herzog  von  Oesterrich,  die  Eidgnossen  hettent  im  die 
vorgenanten Stett (Rottenburg  und  Wolhusen)  wider  recht  vnd  bescheiden- 
hcit  abgezogen,  auch  vil  teler  vnd  Schloss,  vnd  empfiengent  siner  eignen 
lütt  ze  vil  ze  Burgern  vnd  irrten  in  an  vil  rechten,  die  Im  zugehortent. 
Hiewider  meintent  die  Eidgnossen,  sy  hetten  sich  zu  den  selben  schlössen 
und  teleren  verbunden,  das  sy  In  müstend  beholfen  sin  wider  all  mengk- 
lich  vnd  bettend  ouch  solliche  fryheit  von  küngen  vnd  keyseren,  das  sy 
wol  möchten  burger  empfachen.  So  gescheche  in  vnd  den  selben  Iren 
Bürgern  dick  so  gross  widerdriess  vnd  schraachheit  von  des  hertzogen 
wegen  von  sinen  vögten  vnd  amptlüten,  dz  sy  es  nit  möchtend  erliden. 
Vnd  harumb  kriegten  dio  Eidgnossen  vff'  den  Herzogen,  vnd  der  hertzog 
widerumb  vff  sy,  dz  zu  beden  sytten  gros  schad  beschach  von  rouben  vnd 
brennen.  Darumb  vnd  in  disem  krieg  wurden  dem  Hertzogen  abgewun- 
nen:  Rotenburg,  Zug,  Sempach,  Glaris,  Entlibuch,  Wyl  (Willisau?)  vnd 
ander  Stett  vnd  Täler. 

Als  die  IUI  waldstett  gen  Sempach  kamen,  do  reyt  der  von  Hasen- 
burg spähende  in  der  ban  vnd  sach  by  einander  mench  klugen  Eid- 
gnossen stan.  Also  reyt  er  gar  bald  in  sin  lager  sprechend :  Ach  gnediger 
fürst  vnd  Herr,  hetten  Ir  hüt  üwer  gemach  allein  vff  diesen  tag,  das  völcklin 
hab  ich  beschowet,  sy  sind  gar  vnuerzagt.  Do  redt  einer  von  Ochsen- 
stein :  Hasenburg,  hasenhertz.  Im  antwurt  der  von  Hasenburg :  Die  wort 
bringen  mir  schmertz ;  ich  sag  Dir  by  trüwen  min,  man  sol  noch  hütt  wol 
sehen,  wer  der  zeger  werd  sin. 

Sy  bunden  vff  Ir  helme  vnd  woltents  für  hin  tragen, 

von  schuchen  huwents  Schnäbel,  man  hett  gefült  zwen  wägen. 

Der  Adel  wolt  vomen  dran, 

Die  armen  gmeinen  puren, 

nun  musten  dohinden  ston. 

Zusammen  sy  nun  sprachen, 

Das  völcklin  ist  gar  klein, 

Solten  unser  puren  schlachen, 

Vnser  lob,  das  wurde  klein; 

Man  sprach :  die  puren  hands  gethan. 

Die  frommen  trüwen  Eydgnossen  rufften  got  von  himel  an: 

Ach  rycher  Crist  von  himel 
Durch  dinen  herten  tod, 
hilff  hütt  vns  armen  Sünder, 
vss  diser  angst  vnd  not, 


228 


vnd  thu  vns  by  gestan 

Vnd  vnser  land  vnd  lütte 

in  schirm  vnd  schützung  han. 

Ein  Winckelried  der  sevt: 

Trüwen  lieben  Eidgnossen 

wend  Irs  genicssen  lan, 

mine  arme  kind  vnd  frowcn, 

so  wil  ich  ein  freuel  bestan, 

min  leben  verlür  ich  mit, 

sy  band  Ir  Ordnung  gstossen, 

wir  mögent  ins  brechen  nit. 

Ich  will  ein  vnbruch  han, 

Dess  wollen  ir  min  geschlechte 

in  ewigkeit  geniessen  lan. 

Hiemit  do  thet  er  fassen  ein  arm  vol  spiess  behend, 

den  sinen  mj^ht  er  ein  gassen, 

sin  leben  hatt  ein  end; 

er  hatt  eins  löwen  mut, 

sin  dapfcr  manlich  sterben, 

was  dem  IUI  waldstetten  gut. 

Nota.  An  Sempacher  schlacht  ward  ouch  vnder  andern  dern  von 
Zofingen  vendrich  erschlagen.  Do  schob  ein  andrer  von  Zoffingen  Ir 
paner  inss  mul,  dann  es  klein  was,  vnd  brachts  also  wider  heim. 

Ein  Hertzog  von  Kle  kam  noch  der  schlacht  gen  Sempach  an  den 
see,  zu  eym  hiess  Hans  Rot,  sprach  zu  Im:  nun  thuns  durch  gott  vnd 
gelte,  füt  vns  vss  aller  not.  Fast  gern  sproch  Hans  von  Rot;  dess  Ions 
was  er  ouch  fro,  dz  er  in  solt  verdienen,  fürt  sy  über  see  also.  Do  er  gen 
Notwyl  kam,  do  winckt  der  herr  dem  knechte:  er  solt  den  furman  er- 
stochen han.  Das  wolt  der  knecht  verbringen,  am  schiffmann  an  der  statt. 
Hans  Rot  merckt  an  den  dingen,  gar  bald  er  dz  schiff  vmmtrat,  er  warff 
sy  bed  in  see,  nun  drinkent,  lieben  Herren,  Ir  stechent  kein  schifTman 
mer.  Hans  Rot  that  sich  bald  zu  sinen  herm,  seyt,  >Aie  es  gangen  was, 
zwen  fisch,  sprach  er,  han  ich  hütt  gefangen,  ich  bitt  üch  vmb  die  schupen, 
die  fisch  ich  üch  wil  lan. 

Von  diser  schlacht  lyss  wytter  Im  Sempacher  lyed. 

Do  bede  hör  eynander  sichtig  wurdent,  do  was  der  Hertzog  vnd  ein 
teyl  sins  volcks  also  girig  ze  strittende,  das  sy  ze  stund  absassen  von  Iren 
hengsten  vnd  gabent  die  Iren  knechten  vnd  Renneren  zu  habende,  vnd 
ylte  ye  einer  für  den  andern  gegen  den  Schwitzern  vngeordnet,  Ouch 
warent  \Tider  des  Hertzogen  volck  vil  junger  Edellüten,  die  woltent  ritter 
sin  worden  vnd  Ir  frombkeit  erzeygen,  vnd  yltent  ouch  für  die  andern; 


229 


schniwent:  Man  solte  die  buben  erstechen.  Hie  zwüschen  hetten  die 
Schwätzer  Iren  spitz  gemacht  vnd  sich  wol  geordnet  zu  stritten  vnd  stal- 
tent  sich  ze  wer,  vnd  stritten  mit  eynander  vff  eim  ebnen  velde  vor  Sem- 
pach,  das  zu  beden  sytten  ritterlichen  gefochten  ward. 

Nun  was  es  dazemal  der  heissest  tag  des  gantzen  Jares,  vnd  von  der 
hitze  vnd  ernst  vnd  arbeit  des  strits  wurdent  die  herrn  ze  band  vermüdet, 
das  sy  in  Irem  Harnisch  ersticken  wolten.  Davon  ward  den  herren  zu 
band  der  Druck  abgewunnen,  vnd  gerieten  vast  vnderliegen.  Do  das  die 
andern  ettlich  des  hertzogen  gesinde,  die  noch  da  vff  iren  pferden  hubent, 
Sachen  wie  es  gienge  in  dem  stritt,  do  rannten  sy  daruon.  Do  dis  er- 
sachent  ettlich  herren  in  dem  stritt,  do  brachent  sy  sich  vss  dem  stritt, 
vnd  schlugent  nach  Iren  knechten :  hengst  her,  vnd  wolten  ouch  sin  dar- 
von  gerant,  mochten  aber  nit  zu  iren  hengsten  kommen,  vnd  wurden  also 
erschlagen. 

Am  dritten  tag  nach  Sempacher  strit  erloubten  die  Schwitzer  mengk- 
lichem  hin  zu  den  toten  ze  gon.  Do  warent  die  toten  lyb  also  ser  schmecken 
worden  (wann  es  gar  heisse  zytt  was)  dz  man  mit  grossem  kumer  vnd 
Jamer  den  hertzogen  vnd  andere  grosse  herrn  vss  den  andern  toten  ge- 
suchte. — 

Von  den  Randglossen  zu  Etterlins  Text  heben  wir  folgende  hervor: 

«Was  er  (Herzog  Leopold)  willens,  so  er  das  stetlin  (Sempach)  nit 
möchte  gewinnen,  so  wolt  er  aber,  als  man  seyt,  das  körn  vnd  die  frucht, 
da  vmb  verwüsten  vnd  ab  lassen  meygen,  mit  den  mederen,  die  er  ouch 
bv  Im  hat.» 

«  Vnd  warent  die  von  Zürich  noch  die  von  Bern  noch  ander  lüt  nit 
by  Inen»  (den  Eydgnossen,  bei  Sempach), 

In  disem  strit  nam  man  zu  beden  sytten  nieman  gefangen.  350  ge- 
krönter heim  bliben  vff  der  walstatt. 

Däni  von  Costantz  Bauer  hangt  zu  Switz  in  der  kilchen.  * 

Etterlins  Verzeichniss  der  Gefallenen  ergänzt  unsere  Quellen  u.  a. 
mit  folgenden  Zusätzen :  Item  XXVIII  ritter  vnd  knecht  von  Osterrich. 

Von  Herrn,  Rittern  vnd  knechten  vss      Henman  Rotte. 


dem  Brissgoiü  vnd  Elsass   vnd 
Schwaben. 
Her  Heintz  Küchlin. 

-  Humbel  von  Keppenbach. 

-  Henmann  Meyer. 

-  Conradt  Schatze. 
Henmann  Berenlope. 
Svfrid  Schuser. 
Egenolffvon  Stülingen. 


Item  Vögelin. 

Herr  Virich  vnd  Götzman  von 

Stouffen. 
Burekart  Gesseler  von  Brvsach. 
Conradt  von  Bolsenhin. 
Thoman  Seider. 
Henman  Veschelin  (Vescheler  bei 

Brillinger). 
Peter  von  Bolsenhin. 


230 


Der  Schultheiss  von  Nüwenburg. 
Der  Techan  von  Ochsenstein, 
(jraff'  Hans  von  Tierstein, 

Walraff  von  Tierstein. 
Junckher  Peter  von  Bebelhin. 
Peter  von  Bollwüer. 
Peter  von  Mörsperg,  eberlins  sun. 
Götzman  von  Baden. 
Der  alt  von  Eschen tz.    Item  zwen 

siner  süne. 
Wilhelm  von  Ratperg. 
Werlin  von  Ratperg. 
Cüntzlin  von  Ratperg. 
Henman  vom  Wighus. 
Item  Hegen ower. 
Der  Jung  von  Grünenberg. 
Her  Werlin  von  Bärenfels. 

-  Lütolt  von  Bären fels. 

-  Adelberg  von  Bärenfels. 
Hcman  Bruger  von  Berckhin. 
Frantz  Virich  von  Tägerfeld. 
Walther  Meyger. 

Item  des  Hüruss  tochterman. 
Her  Thüring  von  Hallwilr. 

-  Roman  von  Künigstein. 
Virich  von  Rvnach. 
Rutschmann  von  Rynach. 
Fridrich  von  Rynach. 
Marquart  von  Baldec  k. 
Virich  von  Büttikon. 
Hartman  v(m  Büttikon. 
Albrecht  Mule. 

Her  Götz  Müller  von  Zürich. 

-  Weniher  Schenck. 
Rutsch  von  Hünenberg. 
Peter  von  Andlov. 
Walther  von  AndK)v. 

Her  Wemher  Wafler  von  Hadtstat. 

-  Wernher  der  lange  v.  Iladtslat. 

-  Hans  Bemhart  Grat. 

-  Cuntz  St()r. 


Krafil  Waldner. 
Henman  Waldner. 
Hans  Rudolff  von  Loubgass. 
Hans  von  Wettoltzhin. 
Bemhart  vom  Huss. 
Hüglin  Klette. 
Henman  von  Wittenhin. 
Henman  von  Bebeinhin. 
Cüntzlin  von  Eptingen. 
Peter  von  Eptingen  im  Hage. 
Petermans  .sun  von  Eptingen. 
Thüring  von  Eptingen. 
Theobald  von  Morsperg. 
Walther  v<m  Morsperg. 
Wetzel  von  Morsperg. 
Wemlin  Nüsse  von  Morsperg. 
Peter  von  Rotzenhusen. 
Herr  Dietrich  von  Rotzenhusen. 

Heinrich  von  Rotzenhusen. 

Henmann  Wysswiler. 

-  Johans  von  Wyss>Ail. 
Oswalt  zem  Wyger. 
Conrad t  von  Mülhem. 

-  Lütolt  von  Mülinen. 

Des  Würfenbergers  diener  : 

Hans  von  Brandeck. 

Heman  von  Liechtenfels. 

Der  lang  Burckhardt  von  Eschingen. 

Her  Herman  von  Signow  (Zusatz 
von  späterer  Hand:  vndt  sonst 
zwen  diss  gschlechts,  freyherrn). 

Her  Diethelm  der  Schultheiss  von 
Schaffhuscn. 

-  Hans  von  Swandeck. 

-  Hans  v<  )n  Randeck,  vnd  andere 
wol  CC\  oder  mer. 

Von  Schivaben: 

Herr  Otto  der  Trucksäss. 
VI  rieh  von  Ems. 
Egenolff  von  Ems 


231 


Herr  Hartman  von  Sechen. 

Jeörg  von  Wartow. 

Hug  von  Schinen. 

Hiltbrant  von  Wissenbach. 

Brun  der  Güsse. 
Item  Heini  Tüsse. 
Kalchoff  von  Wechingen. 
Her  Hans  von  Rechperg. 

-     Conradt  von  Stein. 
Franck  Liechtensteiner. 
Der  Herissher  mit  xl  personen. 
Der  Hoffman. 
Der  küchenmeyster  vnd  ander  vil. 

Von  Burgund, 

Wol  dryhundert  die  man  nit  nennen 

kan. 

Vss  der  Et  seh, 

Peter  von  Arberg. 

Friedrich  von  Griffenstein. 

Herr  Wilhelm  von  Ende. 

Peter  Lossberger. 

Herr  Heinrich  von  Goüsskein. 


Item  4  von  Bechburg.  (Spätere 
Hand :  Hanss  von  Bechburg  vnd 
sonst  noch  3  dieses  geschlechts.) 

Her  Heinrich  Kele. 

-  Niclaus  Götschi. 
Item  3  Vitzthum. 

Hensslin  Schnellinger. 
Herr  Hans  von  Wiblingen. 

Hans  von  Kränckingen. 

Hans  von  Wippingen. 

Heinrich  von  Famergü. 

-  Joss  Trucksäss  von  Clingen- 
stein. 

Item  3  von  Falckenstein. 
Her  Hans  von  Hungerstein. 
Hans  Kuchenmeister. 
Herr  Fridrich  von  Ertzingen, 

Heinrich  von  Botmaringen. 

-  Joss  von  Küssenberg. 
Diethelm  von  Münchingen. 

Item  3  von  Höwdorf. 


Universitätsbibliothek  Basel.  Etterlins  Chronik  von  150;,  fol.  XLVI  bis  XLVIII. 
Mit  Ausnahme  der  Stellen  aus  dem  Scmpacherliede  stimmt  hiemit  wesentlich  überein 
Hieronymus  Brilingers  Uebcrsetzung  der  Baslcr-Chronik  Heinrichs  von  Beinheim  von 
1545.  Mss.  in  Basel. 

130.  Chronik  des  Christoph  Hegner  von  Winterthur, 

nach  1531 ;  Handschrift  in  Lausanne. 
F.  51,  p.  89.   Die  Schlacht  von  Sempach. 

p.  89**  Anno  1386.  Am  nünten  tag  höuwmonet,  zog  der  Hertzog  mit 
4000  den  synen  vnd  dem  Adell  an  dass  Volck  gegen  der  Statt.  Als  sy  nmi 
einandem  sichtig  wurdend,  machtend  sy  Ihr  Ordnung;  daruff  theilt  der 
Hertzog  syn  volck,  vnd  wass  der  Schwartz  graff  von  Zoller,  vnd  Herr  Hans 
von  Oberkilch  dess  Fussvolcks  Houptlütt,  vnd  Her  Reinhart  Wahingen 
vnder  Landvogt  der  Schützen  houptman.  Als  man  nun  an  die  sach  wolt, 
wollend  die  Edlen  vornen  dran  svn,  schreiende  Gott  hatt  vns  die  Puren  in 
die  Hand  geben,  es  wer  vns  schandtlich  so  wir  vns  sclbs  rächen  mögend 
das  vns  jemands  hulfte.  Darzu  hand  wir  den  Vorteil  Bergshaiben  und  sind 
woll  gerüst,  so  sind  die  Puren  bloss  vnd  nacket,  wollend  von  Pferden  stahn 
vnd  an  Sy  hingratten,  die  knecht  aber  vnd  die  fussschützen  sollend  sy  zu 


232 


dreyen  orten  inschliessen  vnd  vns  sy  enthalten.  Disser  anschlag  gefiell 
dem  Freyherren  von  Hassenburg  nit,  meint  die  Eidtgnossen  ob  Ihren  glich 
wenig  nicht  zu  verachten  syn,  sonder  zu  schicken  nach  Herr  Hansseh  von 
Bonstetten,  so  ein  mechtigen  züg  zu  Brugg  uss  dem  Turgöw,  Ergöw,  Sunt- 
göw,  Bryssgöw,  Elsass,  Schwaben,  Basell,  Kyburg  und  Rapperschwyl  by 
Im  hate.  Und  als  der  Jung  von  Ochsenstein,  Thumpropst  von  Strassburg, 
dass  horte,  sprach  er :  Hassenburg  du  Hässis  hertz,  unsser  ist  gnug  an  disse 
Puren,  und  sprach  zum  hertzogen :  Wir  wollend  dir  disse  handvoll  Puren 
vor  nacht  gesotten  vnd  gebratten  geben  nach  dynem  willen.  Also  begert 
der  Adcll  die  Puren  allein  ze  straffen,  wolt  also  der  von  Hassenburg  auch 
nit  zag  syn,  that  sich  herfür  vnd  mit  Im  der  von  Ochsenstein,  lüff  also 
einer  dem  andern  nach  on  alle  Ordnung  den  Berg  nider,  woll  gerüst  an 
die  Eidtgnossen,  deren  woll  60  umbkamend  ehe  der  andern  einer.  Doch 
so  was  es  heiss,  und  wurdend  die  Herren  Im  hämisch  vast  gemttdet,  dass 
Ihren  vill  von  Hitz  ersticktend,  vnd  als  die  knecht  Ihre  Herren  gern  uff  die 
Ross  bracht  bettend,  gewunnend  die  Eidtgnossen  den  truck,  erschlugend 
der  machtlosen  Lütten  gar  vill,  als  das  dess  fussvolcks  houptlütt  ersachend, 
gabend  sy  die  flucht  mit  dem  gantzen  züg,  liessend  also  den  hertzogen  mit 
synem  volk  erschlagen,  kam  also  dess  tags  der  Hertzog  umb  und  mit  Im 
ob  200  graffen,  freyherren  vnd  rittem  ohn  das  gmein  volk. 
Paner  alda  geivunrten :  Dass  Paner  von  Tyroll  etc.  ^) 
(Fol.  C)2  a.)  Als  nun  die  Eidtgnossen  dass  veld  ehrlich  behalten,  fun- 
dend  sy  der  Ihren  200  todt,  die  fuhrtend  sy  hinweg.  Und  nach  dreyen 
tagen  als  den  Schaden  niemend  rechen  wolt,  erlaubtend  sy  die  find  zc 
begraben.  Alda  der  Hertzog  mit  viertzig  der  obersten  gen  Küngsfelden 
gefürth,  die  andern  all  von  dess  gestancks  wegen  uff  der  wallstatt  begniben 
worden. 

(Fol.  90a.)  «Dass  kain  Adell  uss  vnscrn  landen  (Thurgau)  da  um- 
kommen, ist  die  vrsach  dass  dieselben  by  dem  von  Bonstetten  zu  Brugg 
warcnd  >.  —  Es  werden  etwa  1 2  Aargauer  Herren  als  gefallen  erwähnt,  29  als 
Panncrherm,  24  aus  dem  Etschland,  55  aus  dem  Elsa.ss,  24  von  Freiburg 
aus  dem  Breisgau,  15  von  Sc  haffhausen,  45  vom  schwJibischen  Adel.  «Item 
es  verlurend  14  Herrn  uss  Burgund  der  jeder  hatt  3  Knecht  und  ain 
knabcn,  kam  keiner  darvon.  • 

Vgl.  über  diese  162;  copirtc  Chronik  des  Stadtschieihers  Hegner  (1538  — 1565) 
Dr.  E.  von  Miiralt  im  Anzeiger  für  schweizer,  (teschichtc  1879,  '^4 — ^08. 
Die  Copie  verdanke  ich  Herrn  Dr.  E.  von  Miiralt  in  T^iusannc. 

*)  Vgl.  den  Bericht  von  Brennwald,  Nr.  132. 


233 

« 

131.  Werner  Steiner  von  Zug: 
Historien  Zürich  vnd  Zug  beträffend. 

Geschrieben  1532. 

A°  1386  am  9.  July,  Montag,  geschach  die  Schlacht  vnd  Stryt  vor 
Sempach  von  den  4  Waldstätten  Lucem,  Vry,  Schwyz  vnd  Vnderwalden, 
vnd  ward  darvon  ein  Lied  gmacht. 

Copie  in  Aarau,  Zurlauben:  Stern matographia  Heh'etiae  Tom.  XXXII,  97. 

132.  Chronik  des  Heinrich  Brennwald,  1517  — 1525  Propst  zu 

Embrach. 

Geschrieben  c.  1536. 

(fol.  195  a.)  Als  man  zalt  von  der  geburt  Christi  MCCClxxxvi,  an 
dem  viiij  tag  Höwmonat,  zog  Herzog  Lupoid  von  Österich  mit  dem  adel 
vnd  Sinem  züg  ob  fier  tusend  stark  ze  ross,  ane  das  fuss  volk  für  die  stat 
Sempach,  vnd  e  er  sich  gelegeren  mocht,  warend  die  Eignossen  von  den 
fier  wallsteten  och  da  mit  fün(f)  zehen  hundert  guter  redlicher  man,  vnd 
als  nun  bed  teil  ein  ander  ersahend,  machtend  si  ir  Ordnung.  Darvf  teilt 
der  Herzog  sin  volk,  vnd  waren  der  Schwarzgraf  von  Zoller  vnd  Her 
Hans  von  Oberkilch  der  fuszugs  Hohtlüt,  vnd  Her  Reinhart  Wechinger, 
Miderlantvogt,  der  schüzen  Hobtman.  Also  fragt  Herzog  Lupoid,  wie  der 
sach  ze  tun  were.  Do  schrüwend  die  edlen  allgemein:  got  hat  vns  dise 
puren  in  vnser  hend  gen;  es  wer  schantlich,  das  wir  iemand  ze  hilf  nemind. 
Wir  wend  vns  selbs  an  inen  rechen  vnd  wend  die  sach  also  ansehen.  Wir 
sind  hergs  halb  vnd  alle  wol  bezügt,  so  sind  die  puren  nakend  Kit,  darvm 
sond  wir  von  vnseren  pferden  stan  vnd  mit  gcwait  in  si  lüfen;  so  sond 
vnsere  diener  mit  den  pferden  zu  einer  siten  vnd  der  fusszug  zu  der 
andern  vnd  die  schüzen  zu  der  triten  vfl'  vns  halten,  da  mit  so  mag  ir 
keiner  darvon  komen.  Diser  anschlag  gefiel  nun  dem  alten  fryhcrcn  von 
Hasenburg  nüt;  der  sprach :  genediger  fürst,  dise  lüt  sind  nüt  ze  ferachten, 
wie  wol  der  lüzel  ist,  so  schland  ir  die  an  merklichen  schaden  nüt.  Ich 
verhielti  aber  vnd  schikte  ilentz  nach  Her  Hansen  von  Bonstetten,  üwerem 
landvogt,  der  zu  Brugg  lit  (der  hat  nun  gar  ein  merklich  volk  bi  im,  näm- 
lich vss  dem  Ergöw,  Turgövv,  Sungöw,  Brisgüw,  Elses,  von  Schwaben,  Ki- 
hurg,  Raperschwil  vnd  dem  Gastal).  Und  als  der  jung  von  Ochsenstein, 
was  der  zit  tumbrobst  zu  Strasburg,  dise  red  hört,  sprach  er:  Hasenburg, 
du  hesis  herz,  vnser  ist  genug  an  dise  puren;  vnd  sprach  zu  dem  Her- 
zogen, wir  wend  dir  dise  handvol  lüt  vor  nacht  gen  gesoten  vnd  gebraten 
nach  dinem  willen.  Also  wolt  vnder  dem  adel  keiner  zag  sin;  begertend 
keiner  hilf,  sunder  die  puren  allein  (zu)  strafen. 


234 


(fol.  iQ5b.)  Als  nun  dem  fryherren  von  Hasen  bürg  nüt  gefolget  ward 
vff  des  von  Ochsensteins  red,  sprach  er:  ich  bin  all  min  tag  nie  keins 
mans  zag  gcsin.  Darum  ich  hüt  der  erst  die  figend  besuchen  \n\,  vnd  tot 
sich  hinfiir,  darnach  der  von  Ochsenstein  vnd  ie  einer  nach  dem  andren ; 
lüftend  vngeordnet  an  die  eignossen,  der  ietlicher  der  vorderst  begert  ze 
sin  vnd  sin  manheit  ze  erzögen,  wer  kein  zager  vnder  inen  was.  Also 
hatend  die  Heren  gar  ein  grossen  vorteil  des  halb,  das  si  vom  berg  nizich 
in  die  Eignossen  lüftend  vnd  j>o  wol  bezügt  warend,  das  der  eignossen  ob 
sechzig  mannen  vmkamend,  c  die  Heren  ie  kein  man  verlurend.  Nun 
was  es  des  tages  vast  heiss  vnd  wurdend  die  Heren  so  vast  gemüdet  im 
Harnisch,  das  ireu  etwa  fil  nider  fielend  vnd  an  alle  wunden  erstiktend. 
Allso  furend  ire  diener  zu  vnd  hetind  inen  gern  vff*  die  ross  gehulfen; 
indem,  als  ieder  sim  zu  schrcy,  da  gewunnend  die  eignossen  den  truk,  er- 
schlugend  deren  gar  vil,  won  si  ganz  machtlos  vnd  iez  zerstrüwt  warend. 
Und  als  das  der  schwarzgraf  von  ZoUem,  Her  Hans  von  Oberkilch,  der 
Wechinger,  so  des  fusvolks  hobtlüt  warend,  ersachend,  da  gabend  si  die 
ftucht  vnd  der  ganz  zug  mit  inen ;  leissend  den  Herzogen  vnd  allen  adel 
erschlachen,  das  si  inen  nie  kein  hilf  bewistend ;  ^)  so  kamend  mit  dem 
Herzogen  vf[  disen  tag  ob  zweyhundert  grafen,  fryen,  riter  vnd  knecht 
vm,  any  das  gemein  volk.  Es  ward  ouch  da  gewunnen  die  paner  von 
Tirol,  des  von  Ochsenstein  paner,  der  margrafen  von  Hochberg  paner, 
der  stat  Sohafhuscn  paner.  der  von  Mellingen  paner  vnd  sunst  fil  andre 
fenli,  die  zu  Lucern  im  barfusser  kloster  ze  gedechtnis  wurdent  vfgehenkt. 
(fol.  i(/).)  Nun  lagend  die  Heren  vss  keiner  andren  vrsach  so  schwar- 
lich  nider,  dann  das  si  die  eignossen  verachtetend ;  och  das  si  selbs  am 
angriff*  zwitrechtig  warend,  vnd  die  sach  an  alle  Ordnung  angriflfend,  nun, 
m('>cht  ein  wundren,  das  so  wenig  ad  eis  vff*  disen  landen  da  vmkomen 
ist  die  vrsach,  das  der  bi  dem  von  Bonstetten  in  dem  selben  züg  gsin  vnd 
keiner  bi  dem  Herzogen,  den  die  so  Hofgesind  vnd  teglich  bi  im  warend 
an  dem  end  erschlagen  wurdend,  deren  namen  etwa  vil  hie  nachvolgend, 
so  vil  ich  deren  erkunt  vnd  funden  han. 

Wie  kan  man  das  iemer  genug  ser  klagen, 

(las  von  den  sinen  ist  erschlagen 

der  edel  fürst  hochgeborn 

vnd  bi  im  so  meng  frum  man  het  verloren. 
Item  anno  1380  am  ().  tag  Hcnvmanot  ward  erschlagen  vt)r  Sempach 
der  Hochwirdig  fürst  Herzog  Lupoid  von  Ocsterich,  vnd  vintst  die  jarzal 
in  diesem  vers : 
EXORTA  EST.  LVX.  MALIS.  ET.  INIVSTIS  CORDE  LETICL\. 

Item  des  ersten  ward  erschlagen  der  hochwirdig  fürst  Herzog  Lupoid 
von  Österich  vnd  wirt  sin  mantel  den  er  im  her  fürt  zu  Rüti  in  dem 


235 


klüster  vnd  sin  seier  vnd  isenhut  zu  Lucern  behalten,  vnd  ward  mit  vil 
edler  zu  Küngsfelden  in  closter  bi  sinen  vordren  begraben. 

Item,  es  kamend  bi  im  vm  margraf  Ott  von  Hochberg,  der  graf  von 
Mümpelgart,  graf  Walraf  von  Tierstein,  vnd  sunst  zwen  grafen  von  Tier- 
stein, graf  Hans  von  Fürstenberg,  was  Her  zu  Haslach. 
Item  Her  .Hans  von  Ochsenstein,      (fol.  197.)    Dis  kamend  vm  i^ss  dem 


fry,  was  landvogt  im  Ergöw. 
Hans  Vrich  von  Hasen  bürg,  fry. 
Her  Walther  von  der  Tik,  fry. 

-  Peter  von  Bollwil,  fry. 

-  Walther  von  Gerolzegg,  fr}-. 

-  Berchtold  Gradler  v.  Grez,  fry. 

-  Hagen  von  Rötlen,  fry. 
Der  von  Grünenberg,  fry. 
G(")tz  von  Stöfen,  fry. 

Vrich  vnd  Egolf  von  End,  fry. 
Item  Her  Marti  Malterer,  riter,  ward 
vft'  dem  Herzogen  erschlagen. 

(fol.  196,  b.)    Jiem  so  sind  dis  paner 
heren  gesin. 

Her  Ott  Truksüs  von  Walpurg. 

-  Peter  Arburger  fürt  die  paner 
von  Osterich. 

-  Heinrich  Kai  fürt  die  paner 
von  Thirol. 

-  Friderich  Grifensteiner. 

-  Vrich  von  der  Hohen  Sax. 

-  Friderich  von  Münstral. 

-  Vrich  von  Stuffen. 

-  Albrecht  von  Rechberg. 

-  Wilhelm  von  End. 

-  Wenili  Waffler  von  Hatstat. 

-  Apen  sun. 

-  Bernhart  vom  Hus. 

-  Burkhart  von  Masmünster. 

Item  so  sind  dis  ab  der  Et  seh, 

(Aehnlich  wie  im   Edlii)ach's(h(Mi 
Codex.) 


Ergöiv. 

Her  Türing,  H.  Hans  vnd  Hensli 
der  baschart,  alle  von  Hallwil. 

-  Markwart  von  Baldcgg. 

-  Rudolf  von  Hünenberg. 

-  Herma  von  Küngstein. 

-  Hartman  von  Sehen. 

-  Götz  Müller  von  Friperg. 

-  Götz  Meyer  von  Baden. 
Franz  Vrich  vnd  Sigmund  von  Tä- 

gerfeld. 
Her  Heinrich,  Rutbchman,  Gün- 
ther, Friderich,  alle  vonRinach, 
vnd  was  Rutsch  der  verrümb- 
tist  vnd  türist  kriegsman  vnder 
allem  adel. 

-  Albrecht  von  Mülheim. 

-  Wernher  Schenk  von  Brem- 
garten. 

-  Hartman  vnd  Vrich  von  Büti- 
kon,  gebrüder. 

-  Hemman,  Heinzman  vnd  Her- 
man  sin  sün  v(m  Eschenz. 

-  Gözman  von  Baden  Hess  sich 
dis  mal  vor  allem  adel  zu  riter 
.schlachen. 

Hug  v(m  Sch()ii(jw. 
Rudolf  von  Lantsperg. 
Zwen  von  Signow. 
Zwen  von  Griff'enstein.*) 
Zwen  von  Kletten.**) 
Albrerh,  Markwart  vnd  suiist  zwen 
v<m  Müiinen. 


*)  Gehört  zw  den  Tyrolcrn.  —  '*)  (iehört  /.u  den  Elsässcrn. 


236 


Dis  kamend  vm  vss  dem  Eises, 

(Wie  im  Codex  von  Edlibach  *)  bis 
Stocker  von  Bruntrut ;  dann  fährt 
Brennwald  fort:) 

Stucki  von  Waltkilch. 

Her  Lienhart  von  Lichtenfels. 

Hans  von  Hegnow. 

Ainer  von  Hatstat. 

Her  Burkhart  vom  Hus. 

Hans  vnd  Burckhart  die  Rader. 

Her  Wemher  von  Flachland. 

-  Hama  von  Witenheim. 

-  Niclaus  von  Bubenheim. 

-  Curat  vnd  Türing  von  Eptin- 
gen,  Peter  vnd  Pcterman  vnd 
Walther  sine  sün.  ^) 

-  Göz  von  Baden. 

-  Herman  zum  Wighus. 
Wilhelm  von  Rietbach. 
Rudolf  von  Münstral. 
Peter  von  Boswil. 

Handschrift  der  Stadtbibliothek  Zürich 


(fol.  197,  b.)    Item  von  Basel  vnd 
des  vm, 
(Wie  bei  Edlibach.) 

Item  von  Frihurg  vss  Brisgmv. 
(Wie  bei  Edlibach,  doch  ergänzt 
Brennwald  noch  Heinrich  von 
Erzingen,  Cunrat  Starkraeister, 
zwen  Schnewlin.) 

Item  von  Schaffhusen, 

( Wie  Edlibach,  doch  ohne  Schidler. 
Ebenso  die  Stellen  über  Rhein- 
felden ,  Klein  -  Basel;  Zofingen, 
Aarau,  Neuenburg,  Lenzburg 
und  Arburg.) 

(fol.  1 98.)  I/em  so  Sind  von  dem  schivä^ 

bischen  adel  vmkomeny  so  hicnach 

stand, 
(Wie    im    Edlibach'schen    Codex. 

Ebenso  stimmt  der  Schluss  fast 

buchstäblich.) 
A,  Nr.  56. 


*)  FolgendeWorte  sind  durchgestrichen :  also  kam  daselbsvm  Herzog  Lupoid  vnd  wol 
<.'C(X^  vom  adel,  deren  merteil  vom  adel  warend,  als  denn  etlicher  namen  hienach  stand, 
vnd  allein  vss  der  vrsach.  vnd  in  dieser  schlacht  verlurend  die  eignossen  zwey  hundert  red- 
licher mann,  die  sie  demnach  mit  inen  wider  heimfürtend,  vnd  in  iren  lendren  bestatotend. 

')  Von  späterer  Hand  ist  ergänzt :  Als  Türing  von  Eptingen  vor  der  schlacht  sinen 
vier  süncn  die  spitz  an  den  stiften  abhtiw,  da  verwundet  er  den  jüngsten,  das  er  an  eim 
zehen  blutruns  ward ;  der  weinet,  also  ward  er  vnd  sine  brüder  zornig,  das  er  sy  also  vor 
allem  adel  geschante ;  schiktend  In  vor  dem  angriff  von  inen  ;  also  wurdend  sy  all  erschlagen, 
das  keiner  mer  was  dann  diser  Jung,  der  demnach  das  geschlecht  wider  vfbracht  hat. 

^)  Unten  Nr.  134. 

133.  Chronik  des  Hans  Füsslin  von  Zürich 

von  1533—1538- 
Von  dem  strängen,  nothvesten  stryt  vor  Sempach  A"  1886. 

Als  nun  Hcrtzog  Lupoid  vcrnam,  wie  die  von  Zürich  vnd  ihre  Bundt- 
gnossen  ihm  sein  Land,  auch  jetz  das  Turgöuw  verwüstend,  da  nist  Er 
seinen  züg,  den  Er  von  Edlen  vnd  Stätten  versamlet  hat  vor  dennen, 
\'nd  zog  hinauf  gegen  Sempach  zu.  Dess  kam  wamung  gen  Zürich,  wie 
der  Hertzog  hinden  auf  zuge,  vnd  erlaubtend  die  von  Zürich  ihren  Eidt- 
gnossen  auf  ihr  begehren,  dass  sie  heimlich  heim  zugend,  also  was  des 
Herzogen  meinung,  wie  sy  vernommen  hattend.  Darum  zugend  sy  auch 


V 


.^37 

dahin.  Körnend  auf  den  9.  tag  höuwmonat  morgens  gen  Sämpach.  Da 
lag  der  Fürst  in  freiem  feldt,  wol  mit  4000  wolgerüster  man,  verwüstet 
das  kom,  vermeint  sich  für  Sämpach  zu  lagern  vnd  zu  gewünnen,  fürt 
etlich  wägen  mit  stricken  mit  ihm.  Also  wurdend  sy  einanderen  sichtig  mit 
afien  Panneren.  Nachdem  aber  der  Fürst  die  seinen  mit  einer  hüpschen 
red  von  fryheit  und  eigenschaft  vermahnet  hat,  vnd  also  daran  woltend, 
sprachend  sine  lüt,  Er  sölte  nit  fechten,  sonder  also  halten,  vnd  lugen, 
wie  sich  die  seinen  hieltend.  Da  sprach  Er:  das  wöll  Gott  nit.  Ich  wil 
hüt  mit  Euch  sterben  vnd  gnesen.  Da  rüstend  sich  die  Edlen  zu  fuss, 
huwend  die  spitz  an  den  schuhen  ab.  Aber  die  Eidtgnossen  fielend  nider 
auff  ihre  knie  ze  bäten.  Da  das  die  Edlen  sahend,  vermeintend  sy,  sy  be- 
gärtind  gnad.  Also  nach  verbrachtem  gebät  gryfFend  sy  einanden  zu  beiden 
theilen  mannlich  an,  vnd  erschlug  der  Adel  anfangs  der  Eidtgnossen  vil. 
Dann  die  Edlen  warend  auss  der  massen  wol  bezüget.  Nun  was  es  gar 
ein  heisser  tag.  Desshalb  die  Edlen  von  hitz  vnd  schwäre  wägen  des 
hamists  den  streit  die  länge  nit  erharren  mochtend,  dann  dass  ihren  vil 
erstickten,  ee  dass  sy  wund  wurdend.  So  wäret  der  streit  also  lang,  dass 
auch  etlich  der  Eidtgnossen  anfiengend  fliehen.  So  hielt  der  Schwarz 
Graf  von  Zolr  und  Her  Hans  von  Oberkilch  mit  vil  volcks  nebent  halb, 
die  hübend  an  mit  den  ihren  hinwegreiten.  Als  da  die  Eidtgnossen  er- 
sahen, schruwend  sy :  Sy  fliehend,  die  Herren.  Das  machet  denen,  die 
abgeträten  warend,  widerum  ein  hertz,  das  sy  wider  kartend  zu  den  ihren, 
also  namend  sy  den  truck,  und  erschlugend  der  Herrn  so  vil  dass  sy  den 
syg  gewunnend;  doch  so  verluhrend  die  Eidtgnossen  fast  der  besten  by 
200  man.  Schier  grad  jeglichs  ort  50. 

«Wie  vil  vnd  weliche  von  der  Herschaft  an  der  Schlacht  verlohren 
hand,  als  vil  man  der  namen  hat  mögen  ankommen.» 

Folgen  160  der  bekanntesten  Namen,  dann  die  Aufzählung  der  Städte 
(Fol.  60 — 64). 

Von  Lentzburg  Wemli  von  Low,  Pannermeister. 

Item  auss  Burgund  xiij  die  wapens  gnoss  warend  selb  VII. 

Item  sonst  noch  viel  mer  Rittern  vnd  Edlen,  dass  die  Zal  der  er- 
schlagenen sich  betrift  auff*  die  IIII^  krönter  heim,  ohne  die  anderen 
Edlen,  knecht,  Söldner,  Landtvolck  vnd  gesamlet  volk. 

So  sind  gwunnen  worden  die  Panner  von  Thirol,  die  von  Ochsen- 
stein, Tierstein,  Salmen,  Hochberg,  Schafhusen,  Hellingen,  Habspurg, 
vnd  andere  kleine  Paner  die  man  nit  kant,  vnd  sonst  ist  auch  vil  kriegs- 
züg  gewünnen,  harnist,  vnd  gross  gut. 

Handschrift  der  Stadtbibliothek  Zürich  A,  Nr.  62,  fol.  57 — 64.  Die  Original-Hand- 
schrift scheint  verloren  zu  sein ;  eine  Abschrift  besitzt  Herr  Hauptmann  von  Hettlingen 
in  Schwyz.  Die  Zürcher  Handschrift  wurde  1662  von  Jörg  Werdmüller  der  Stadt- 
bibliothek geschenkt. 


238 


134*  Zürcher  Chronik  aus  der  I.  Hälfte  des  x6.  Jahrhunderts. 

Anhang  zu  Edlibach's  Chronik.     » 

Manuscript  B,  65,  fol.  370  a  der  Stadtbibliothek  Zürich. 

Die  Schlachtbeschreibung  ist  der  Chronik  des  Heinrich  Brenn wald  entnommen. 
Dagegen  finden  sich  zahlreiche  Abweichungen  in  der  Reihenfolge  und  in  den  XamCn 
der  (refallenen.  Wir  lassen  hier  den  Theil  folgen,  wo  die  erheblichem  Abweichungen 
beginnen.  Der  Sthluss  des  Schlachtberichtes  ist  wieder  in  l)ciden  Handschriften  gleich. 


(fol.  372  a.)   Item  so  sind  diss  ab  der 

Et  seh, 

Herr  peter  Schlanndersperger. 

(?uonnrat  jm  thumn. 

vonn  Kaltterenn,  was  Hof- 
meister. 

vonn  wysßennbach. 

Christoffel  vonn  Bötzen.  ^) 

Nicklouss  von  Bützenn. 

Hamma  (SchüpO*)  von 

Türickon. 

Hamma  von  wyten  der  gygen- 

nagel  genannt. 
Herr  Hannss  vonn  schwanndegg. 

Diethelm  schuldtheyss. 

Fridrich  vonn  gryffennstein, 

Niclouss  vonn  Landegg. 

Gorgius  dess  jungennHerrenn 

kuchimevstcr,  Friederich  tho- 

rannd. 
Herr  Hannss  schnallinnger. 

Cuonnrat  jm  thum. 

Fridrich  von  Eertzinngen. 

Heinrich  v.Bettschwanngen.^) 

mor  von  Kapffenbärg. 

Volrich  von  Thierbärg. 

Franntz  von  Castelnot. 

Diethelm  von  Münnchinngen. 
starch  von  Grinenstein.  (sie)  *) 

Jiem  es  kamend  vmb  vss  dem  ärgöihc. 

Herr  Thürinng,  Herr  Hanns  (vcm 
Hallwyl)  vnd  Herr  Müller 
vonn  Fridspärg. 


Herren  von  Hinwvl. 

Herr  Marquart  von  Balldegg. 

Ruodolff  von  Hünnenbärg. 

Herrman  von  künngßstein. 

Hartmann  von  Seehen. 

götz  meyer  von  Badenn. 

allbrächt  von  Müllheim. 

wemhart  schenck  von  bräm- 

garten. 

Hartmann  vnnd  sin  Bruder. 

V(^lrich  von  Buttikon. 

Hemman  Heitzman  vnnd 

Herrmann  vnnd  sin  sun  von 

Eschenntz. 

Diss  kamennd  vmb  vss  dem  Ellsass. 

Herr  peter,  Herr  Dietrich  vnnd 
Herr  Nicklouss  vonn  ratzen- 
husenn. 

Herrmann,  Herr  Hammann 
(Graft),  vnnd  nicklouss*)  (Cle- 
wi)  die  Waldner  von  Sultz, 
waltherr  vnnd  Wetzel  vTind 
sonst  dr\'g  vonn  Meerspurg. 
peter,  HerrHannss  vnnd 
Wallther  von  Anndlouw. 
Kuontz  stör  von  äppenheim 
(Äpenstein). 

Hannss  von  Wezelheim. 
Brugger  von  Bergheym. 
Hannss  Bernhart  thrut  (Grat) 
von    Sultz    vnnd    der    Herr 
Hannss  von  Raageneck. 
Hannss  ruodolff  vnd  Burck- 
hart  von  Loupgasßenn. 


239 


Herr  (Hügli  vnd)  Fridrich  v.  Klätt. 
Walthcr  von  Nüfron. 
Kuonrat  von  Müllheim. 

^*)  -  götz  von  Baden  Hess  sich  diss- 
mal  vor  allem  adel  zuo  Ritterr 
seh  lachen. 

Hug  vonn  Schönouw. 
Heinrich  ruotschmann,  die 
günnther  vnnd  Fridrich,  all 
V.  Rynach  vnnd  wass  Ruotsch- 
man  der  ferrümbttist  vnnd 
thürist  Kriegsman  vnnder  al- 
lem adell. 
Ruodolff  von  Landtspärg. 

Zwen  Herren  von  Signouw. 

Zwen  Herren  von  griffennste in  \Tind 
zwen  von  Klätten. 

Allbracht  Marquart  vnnd  sonnst 
zwen  von  Müllinen. 

(fol.  372  b).  Herr  Wülhälm  von  Rat- 
bach. 

Herr  Heinrich  stocker  von  Brunn - 
thruth. 

Herr  adelberger  von  Berenfelss. 

-  Liennhart  von  Liechtennfelss. 

-  Hannss  von  Hagnouw. 

-  Hanns  vonn  Hattstatt. 

-  Burckhart  vom  Huss. 

-  Hannss  vnnd  Burckhart  die 
Rader,  Herr  Burckhart  von 
Massmünster,  Herr  Wemherr 
von  flachsslannd. 

-  Hamman  von  Wittenhaim. 

-  Nicklouss  von  Bubenheim. 
Cuonnratt  vnnd  thürinng  vonn 
äpttinngen.  Herr  peter  vnnd 
petermann  vnnd  waltherr  sine 
Sün. 

-  Herrmann  von  Wighuss. 

-  Willhelm  von  Rietbach. 

-  Ruodolflf  von  Münnstral. 


I/em  vofi  Basel  vnnd  daselbss  umh. 

Herr  Wernnlj,  Herr  Küntzlj,  Herr 
Lüthj  vnnd  Herr  allbrächt 
von  Bärennfelss. 

-  Wernnlj "')  vnnd  Küntzlj  von 
Rottennburg ,  Herr  rudolfi' 
Hürruss  von  schöunouw. 

-  Herr  waltherr  Meyer  von  Hü- 
ningen, Herr  Herrman  vuger 
von  Bergheim,  Herr  franntz 
vnnd  volrich  von  thägenufelss. 

liem  so  sinnd  diss  von  Fryburg  vss 
dem  Bryssgj  vmbkommenn, 

Herr  Hunmel  von  Kopfennbach. 

-  Eggolff  Kuchj. 

-  Heinntzmann  (Küchli). 

-  Osswald  zum  Wyger. 

-  Herrman  Meyer  vnnd  zwen 
siner  Sün. 

-  Cuonnrat  schätz. 

-  Eggolff  von  stülinngen. 

-  Cuonnrat  vnnd  Herr  peter 
vonn  Baltzheim. 

-  Thommann  lütfrid. 

-  Hammann  Rot. 

-  Burckhart  gässler. 

-  Heinrich  Bächlinn. 

-  annthyss  von  tirnnastein  (sie). 

-  Fritz  von  götzfeldenn. 

-  Heinnrich  von  Ertzinngenn. 

-  Johanns  wysswyler. 

-  Cuonnrat  schätz. 

-  peter  von  Balsenheim. 

-  Cuonnrat  von  lohennheim. 

-  Heinnrich  von  fältheim. 

-  Cuonnrat  von  Wägissheim. 

-  lüthold  von  Müllheym. 

Item  von  Schaaffhussen  sinnd  vmb^ 
kommenn  : 

Äberhart  der  Löüw. 


240 


Hannss  Heggenntzerr. 
äberhart  Hunn. 
Willhelm  im  thumn. 
Hannss  im  Winnckel. 
Hegnouwer. 
Hannss  Brunnsser. 
Hannss  Fulach. 
gäbhart  vnnd  rochart  fon 

NäUennburg. 
(fül.  373  a.)  Hannss  Irmennsee. 
allbrächt  pfluogerr. 
Hannss  Ammann. 
Cuonnrat  Brun. 
Hciimrich  lütfarer. 
Thommann  schidlerr. 

Iten/on  Rinfäldenn, 
fogt  jenntz  selbachtennd. 
Item  vss  der  kleinen  statt  Basel  viij 

man. 
Item  der  schuld thess  von  Zof fingen 

selb  xiiij. 
Item  der  schuldthess  von  Arouw 

selb  xiiij. 
Item  der  schuldthess  von  Nüwenn^ 

bürg  selb  iij. 
Item  wemnlj   von  Löüw  panner- 

meister  vonn  Lenn/zburg  selb  vij. 
Item  von  Arhurg  ein  man. 

Item  so  sinnd  diss  vom  schwäbischen 
Adel  vmbkommen  so  hienaach  staand, 

Herr  Egolff  von  Empss  der  türist 
ritter. 
-     vrich  von  Empss. 

(fol.  373b.)  Item  Herr  Hannss  vnnd  Franntz  von  Liechtennfelss. 
Item  dess  Herrtzogenn  Harnnister.  Item  HofFman  vonn  Biberach,  dess 
Fürstcnn  Kuchjmeister.  Item  Heinrich  Gasßer  von  winnterthur  dess 
Fürsten  Hofschnyder. 

Item  ess  ward  erschlagenn  Frick  von  Brandyss  was  dess  aptss  Sun 
vss  der  rychenouw.  Er  wass  der  erst  mann,  so  dess  tags  vmbkam.  Er 
hatt  ouch  formaalss  (gar)  fil  redlicher  sachenn  follbraacht  vnnd  den  Eidt- 


Herr  Burckhart  von  Fryburg. 

-  Ruodolff  von  Wechinngen. 

-  Hanss  von  Liechtenstein. 

-  Heinrich  von  Schöllenberg. 

-  Burckhart  Saltzfass. 

-  Hannss  von  Randegk. 

-  Thuomherr  fon  Costenntz. 
Der  von  grünnennbärg. 

Felix  Raffenspurg. 

Herr  Cuonrat  von  Rychenstein. 

-  Herrman  von  Liechtenfelss. 
Zwen  von  Bebtmaringen. 
Volrich  von  Thierberg. 

Wolff  von  Bebtmarinngenn. 
H.  Hermann  von  Liechtennfelss. 
Friderich  von  eertzinngen. 
Hannss  lusser. 
tschan  von  Hassennburg. 
Herr  Cuonnrat  von  stein. 
Cuonnrat  Diethrich. 
Hannss  vom  Dorff. 
Herr  Brun  vnnd  Hamma  die  Güs- 
sen von  Güssennberg. 
Hamma  fon  Randegk.®) 
Willhelm  von  glär. 
Herr  Hamman  \Tind  Herr  Hans  von 
Wisswiler. 

-  Lüthold  von  Müllheim. 

-  Hannss  von  Bosswyl. 
äberlj  von  Mädinngen. 
Herr  Hannss  von  Filiingen.®) 
Hartman  von  stein. 
Hiltbrannd  von  Wysssenbach. 
Albrächt  von  Rechbärg. 


I 


£^3Z1 


;-^ 


^ 


m^^  'McAi, 


^ 


Abbildung  der  erobeiten  Panner. 


>*  .  .  -  : 

.    'S, 


€S 


'■5^ 


o 


^^rt, 


k/^ 


m 

/ 


Jv  .  ••">?;  :  t^ 


■^1 


'  S??-'^''^^.'''  'vo.«\r-;os 


^««w 


241 

gnosßen  von  Lutzern  mer  vberthranngss  anthaan,  dann  kein  annder.  man, 

jnnsonnderss  denen  von  Lutzern  hatt  er  ettlich  vnnder  jren  thoorenn 

erstochen. 

Item  dess  von  Wirtiennbärgs  dienner, 

Hannss  vonn  Branndegg,  Herrmann  von  Liechtennfelss,  der  Lanng 

Burckhart  von  Eehinngenn,  Herrman  von  Signouw. 

Item  ess  verlurennd  xiiij  Herrenn  vss  Burgunnd  deren  jeder  hatt  iij 

Knächt  vnnd  ein  Knabenn,  kam  keinner  (nit  einner)  darfon  etc. 

Nach  dem  nun  die  Eidtgnossen  die  not  erübriget  vnnd  dass  Fäld 

behaltenn,  ouch  die  iren  zuo  Sämpach  so  mit  grosser  not  entschütt  hat- 

tennd,  ward  das  fäld  ersuchtt  vnnd  thruogennd  der  Eydtgnossenn  200 

redlicher  mannen  zuosammenn,  die  sy  an  dissem  stryt  verlorenn  hattend, 

schicktennd  die  heym  jnn  jre  lannd  zuobestattenn  vnd  alss  sy  jetz  dryg 

tag  noch  der  niderlag  vff  der  Waldstatt  lagennd  vnnd  niemmannds  kam 

den  schadenn  zuo  rächen,  erlouptennd  sy  die  thodten  zuobegrabenn  vnnd 

ward  Herrtzog  Lupoid  vnnd  bj  Ix  zig  derr  gröstenn  Herrenn  zuosammen 

gethragen  derenn  bj  xxxx  zig  mitt  dem  Herrtzogenn  zuo  Künigsfälden 

begrabenn  liggend  vnnd  die  anndren  jnnn  jre  begrebtenn  gefürt  wurdennt, 

man  hetts  sy  ouch  gern  all  hinwäg  gefürt,  aber  sy  schmacktennd  so  starck, 

dass  niemanndt  belibenn  mocht;  allso  ward  ein  gruob  gemach tt,  darin  man 

sy  leydt  vnnd  jst  siderhar  ein  Cappel  (fol.  374  a)  vfF  die  Waldstatt  ge- 

buwenn  wordenn.  Gott  wöll  allenn  denen  gnedig  vnnd  barmherrtzig  sin, 

so  ann  dem  Ort  vnnd  anndren  ferscheidenn  sinnd. 

Ach  löüw,  wie  schmuckst  du  dinen  wadell 

vnd  lost  vertriben  den  frommen  adel. 

wider  recht  vnd  mit  gewalt; 

was  sol  dir  die  grülich  gestalt 

Wiltu  nit  anders  tun  darzu, 

Dich  frist  der  tag  eins  ein  schwitzerku. 

Vgl.  über  diese  Chronik  Anzeiger  für  schweizerische  Geschichte,  1 88 1 ,  427.  SJchon 
BuUinger  hat  diese  Chronik  ausgebeutet. 

*)  Bei  Brennwald:  «Her  Niclaus  vnd  Cristofel  Götsch  von  Bozen,  Her  Claus  von 
Babenheim».  —  ')  Bei  Br.  —  «)  Br.:  Betmangen.  —  *)Br.:  <  Der  stark  von  Grimmen- 
stein.» —  *)  Das  Eingeklammerte  bei  Br.  —  ^)  Die  folgenden  Namen  gehören  offenbar 
zu  den  Aargauem  bis  zu  W.  v.  Rotbach.  —  '*)  Die  folgenden  gehören  zu  den  Aar- 
gauern.  —  ®)  Br.:  «Brandeck».  —  °)  Br. :  *Der  Lächler». 

135.  Stadtbuch  von  Brugg  im  Aargau, 

geschrieben  1524 — 1537. 

1386.  Herzog  Lupoid  von  Oesterrich  versamlet  ein  mechtig  volk  zu 
ross  und  fus.s,  und  die  wil  sich  der  zug  samlet,  sas  er  selbs  persönlich  hie 
zu  Brugg,  und  als  der  zug  versamlet  was,  sas  er  liie  uf  der  hofstat,  da  iez 


Lifbeuau,  Schlacht  bei  Sempach.  IG 


242 


des  Efingers  hus  ist,  uf,  und  z(»ch  gen  Sempach,  alda  ward  er  mitsampt 
sinen  graffen,  frven  herren,  rittern,  edlen  und  knechten,  mit  dem  gemeinen 
Volk,  das  im  ze  hilf  zoch,  deren  gar  wenig  wieder  heimkomend,  erschlagen, 
ward  gen  Küngsfelden  gefürt,  da  lit  er  begraben,  und  hattend  wir  von 
Brugg  in  dissem  zug  28  Mann. 

Stadtbuch  von  Bnigj;  im  Aargau  Xr.  5,  fol.  35.  Ueber  die  s.  jj.  Rothen  Bücher 
von  Bnipg  vgl.  Dr.  J.  J.  Bäbler  im  Anzeiger  für  schweizer.  Geschichte  und  Alterthums- 
kunde  1865,  XI.  4 — 8,  und  meine  Abhandlung  im  Anzeiger  der  antiquar.  (Tesellschaft 
von  Zürich  1884,  8,  45.  Als  Schreiber  habe  ich  Stadtschreiber  Sigmund  Fr}-  von  Brugg, 
1524—  1536,  als  Autor  der  Chronik  den  Luzerner  Johann  Wirz,  Lehrer  in  Brugg 
1 528  —  1 546,  nachgewiesen. 


136.  Crato  Mylius  Selestadiensis: 

Paraleipomena  rerum  memorabilium,  a  Friderico  IL  usque  ad 

Carolum  V. ...  ex  probatioribus  qui  habentur  scriptoribus  in 

arctum  coacta,  et  historiae  abbatis  Urspergensis . .  annexa. 

(Argentorati  1537,  fol.  CCCLXXXIX  et  CCCXC.) 

Anno  mill.  CCCLXXXVI.  Austriae  dux  Leopoldus  apud  Sembach 
cum  Turricensibus,  Bernatibus,  Lucernatibus,  Vnternualden,  Vre,  Suiten- 
sibus,  et  aliis  confligit,  qui  de  praefectis  ducis  admodum  querebantur,  ni- 
mium  gravibus  populo  ad  libertatem  aspiranti:  sed  res  infoeliciter  cecidit, 
nam  dux  ipse  cum  insigni  et  numerosa  nobilitate  fuit  interemptus,  et  con- 
tigit  Helvetiis  victoria,  sed  non  incruenta. 

In  hoc  hello  nemo  capiebatur  ex  utraque  parte,  sed  neci  dabantur 
victi.  Fertur  ducem  Austriae  in  exercitu  suo  habuisse  messores  cc  cum 
falcibus  totidem,  ut  si  frustra  obsideret  Sempach,  tarnen  abmetendo  re- 
giones  ad  messem  albas  (erat  enim  circa  festum  Vlrichi)  noceret,  hoc  fu- 
rorem  incussit  confoederatis,  et  furor  arma  ministravit.  Inter  interfectos 
difficulter  inventus  dux,  tertio  post  die,  et  sepultus  cum  xl  nobilibus  in 
Kunigsfeldt. 

In  Sempach  contra  principem  Lupoldum  victoria  potiuntur  MCCC. 
contra  iiii.  millia. 

137.  Florus  Helveticas 

de  Helvetiae  origine,  successu,  incremento,  gloria,  statu  prae- 

senti,  quibus  causis  e  statu  felicissimo  ad  miserrimum  per- 

venerit,  quibus  artibus  cum  Deo  in  gratiam  redire  possit. 

Libri  tres  Rodolphi  Gualtheri  1538. 

Tunc  .  .  temporis  Leopoldus  Austriae  dux  copiis  magnis  et  exercita- 
tissimis  collectis  in  nostros  impetum  facere  instituit,  quo  vero  eventu  hoc 
factum  sit,  paulo  post  declarabitur.  Omnes  enim  nobiles  suos  congregans 
certissimam  victoriae  spem  conceperat;  agrum  enim  Lucernensium  intrans 


243 

Helvetiüs  in  proprla  ipsorum  terra  delere  vüluit.  Acciderunt  autein  hoc 
hello  raulta  praeclara  fadnora,  quae  latius  explicanda  videntur,  quo  no- 
hilium  ohstinaciam  cognitam  habentes  Dei  heneficium  eo  clarius  agno- 
scamus.  Helvetü  enim  suhitaneo  et  repentino  tumultu  excitati  tanta  tem- 
poris  hrevi  importunitate  copias  suas  colligere  vix  potuere,  tandcm  cum 
mille  trecentis  viris  hosti  atrocissimo  ohviari  conantur.  Nohiles  vero  cum 
tarn  parvum  nostrorum  esse  numerum  comperissent,  equis  descendentes 
omnes  ignohiles  removehant,  indignum  putantes,  si  suhditi  et  rustici  contra 
rusticos  proelium  inirent,  sibi  vero  hanc  victoriam  splendidissimam  reser- 
vare  volehant.  Jam  enim  nullae  apud  hos  cladis  erat  mentio;  non  recor- 
dabantur  veterum  excidiorum,  non  Dei  aestimabant  potentiam,  qui  per 
parvum  numerum  maxima  ipsorum  turmas  delere  posset,  sed  securi  nil 
nisi  ipsissimam  expectabant  victoriam,  jam  se  rusticorum  dominium  recu- 
peraturos  iactabant  et  tripudiabant,  ante  victoriam  triumphos  ducebant, 
et  ursinam  pellem  (ut  dici  solet)  ante  ursi  caedem  dividebant.  Inter  hos 
vero  quidam  Nobilis  a  Hasenburg,  vir  senex  et  circumspectus,  qui  avitam 
hujus  gentis  ferociam,  miram  audaciam,  fortitudinem  constantissimam 
cognitam  habens  suos  derelinquens  nostrorum  agmina  speculari  coepit. 
Quos  ubi  magna  cum  modestia,  prudcntia,  gravitate  stantes  vidit,  territus 
ad  suos  rediit,  rem  omnem  Duci  retulit,  industriam  ab  eo  flagitavit,  monuit, 
ut  contra  hos  circumspecte  et  prudenter  res  suas  institueret.  Ante  horum 
enim  oculos  patriam,  libertatem,  uxores,  liberos  tum  majorum  fortia  facta 
et  admonitiones  paternas  constituta  esse,  quae  non  parvum  fortitudinis 
stimulum  ipsis  moveant,  denique  omnia  quae  viderit  memorat.  Dux  vero 
Leopoldus  insipiens  stultusque  Principibus  stipatus  senis  consilia  nullo 
modo  recipere  voluit,  imo  junior  quidam  nobilium  timorem  huic  objecit, 
dicens  illum  non  immerito  a  lepore  nomen  deduxisse  (Germani  enim  Le- 
porem  Has  nominant)  sed  fatis  suis  nomen  prorsus  convenire,  ut  pote 
qui  pectore  suo  animum  leporinum  inclusum  habeat.  His  convitiis  affectus 
vir  prudens,  qui  summo  honore  erat  dignissimus,  irritiitus  proelio  inito 
declaravit,  se  non  leporinum,  sed  leoninum  gestare  animum.  Primus  enim 
fuit,  qui  in  Helvetiorum  turmas  irruens  pro  principi  suo  mortem  obiit. 
Cum  vero  Principes  Helvetiorum  copias  adventare  cognovissent,  aciem 
suam  ita  instruxerunt,  ut  n©stri  non  homines,  sed  ferreos  montes  ante 
oculos  habere  viderentur.  Atqui  hi  omnes  prioribus  ignominiis  incensi, 
damnis  irritati,  dolore  instigante  nescio  quid  tyrannicum  et  cruentum 
spirabant,  ita  ut  Helvetü  inde  colligere  poterant,  sibi  victis  nullam  prorsus 
restare  salutem,  quam  etiam  majori  cum  impetu  et  fortitudinis  veheraen- 
tiori  irruebant,  atque  in  praelium  utrinque  summa  vi  et  odio  maximo 
commissum  est.  Cum  vero  aliquamdiu  pugnatum  esset,  ita  ut  utrinque 
nulla  spes  victoriae  nisi  Cadmiae  esset,  Helvetü  enim  mori  quam  ccdere 


244 


mallebant,  ner  tarnen  liostium  acicm  ob  insignem  amiaturam  rump>ere 
valcbant  (nobilcs  enim  egrejj^ic  armati  priraain  occuparant  aciem)  atque 
sane  Helvetioruni  res  funditus  (ut  sie  dicam)  periissent,  nisi  de  repente 
emicuisset  Decius  quidam  Codrusve,  qui  admiranda  in  patriam  pietate 
aciem  perrumpere  ausus  est.  Cum  enim  nostrorum  aciem  pene  ad  interi- 
tum  inclinare  videret,  dolebat  viro  tanto,  talem  gentem,  qua  hactenus 
etiam  superbissimorum  cristas  contudisset,  nunc  ab  Austriae  nobilibus, 
hostibus  crudelissimis  vinci.  Tandem  inter  armonim  strepitus  patemae 
pietatis  non  oblitus,  Hclvetios  partim  ad  fortitudinem,  majorum  exempla 
ab  oculos  ponens,  adhurtatus  est.  partim  flagitavit  ut  parentibus  liberisve 
suis  bene  prospiciant.  Se  enim  rem  ausurum  que  non  modo  sibi  honestum 
mortis  genus,  sed  et  genti  asserat  victoriam.  Omnibus  ad  haec  accla- 
mantibus,  Deo  se  commendans,  pronum  super  hostium  arma  hastasque 
(se)  injecit,  ac  multis  hastis  praetensis  confossus  quidem  periit,  sed 
cos,  quorum  hastas  prehenderat,  a  pugna  impedivit,  Helvetii  interim 
avitae  fortitudinis  non  immemores  in  impeditos  impetum  facientes,  iis 
occisis  in  hostium  irrumpunt  aciem.  Cruenta  fuit  pugna  ad  modum,  nee 
alia  fuit,  in  qua  plures  eeeiderint  nobilium,  quadringenti  enim  clarissimae 
nobilitatis  viri  una  cum  Leopoldo  Austriae  duce  ceciderunt»  vexilla  in- 
numera  cum  praeda  ingenti  capta  sunt,  atque  haec  omnia  unius  viri  for- 
titudo  pietate  mixta  effecerat;  neque  enim  tarn  inhumani  erant  majores 
nostri,  ut  agrestes  corpore  animum  agrestem  impiumque  haberent,  imo 
in  corpore  agresti  et  rusticano  animum  ferebant  generosissimum,  fortitu- 
dine  et  pietate  insignem.  Quid  vero  hoc  mirum  esset,  cum  etScythas  apud 
majorum  monumenta  pro  liberis  uxoribus  acerrime  summa  cum  pietate 
pugnavisse  legamus.  Tanta  vero  nobilium  clade  non  nuUorum  animi  ne- 
quaquam  confracti  sunt,  sed  semper  vindietam  spirabant,  jam  tarn  vehe- 
menti  in  nos  laborabant  odio,  ut  etiam  in  fuga,  cum  nostrorum  egerent 
auxilio  adhuc  caedes  machinarentur,  quod  ne  nimia  verbositate  lectorem 
detineam  unico  exemplo  declarabo.  Ducum  quidam  cum  servo  unico  c 
praelio  elapsus  ad  Sempachiorum  lacum  pervenit,  juxta  quem  portitorem 
invenicns,  rogavit  ut  justo  pretio  se  servumque  traduceret.  Portitor  spe 
pracmii  illectus  hanc  provinciam  subirc  instituit;  cum  vero  jam  prope  ad 
ultcriorem  ripam  pervenissent,  dux  servum  signo  dato  ad  portitoris  necem 
eompcllere  voluit.  Quod  cum  portitor  animadvertisset,  navi  impulsa  et  in- 
versa  eos  in  lacum  armatura  gravatos  dejecit,  ipse  incolumis  ad  littus  per- 
venit. Itaque  hi  egregii,  si  Diis  placet,  viri,  perfidiae  suae  et  atrocitatis  ju- 
stum  debitumque  ceperunt  praemium ;  hinc  quoque  nobilium  vehemen- 
tiam,  obstinatiam  et  plus  quam  novereate  odium  eonjicere  licet;  qui  et- 
enim  co  tempore,  quo  maxime  nostrorum  indigebant  opera  et  auxilio,  cum 
a  vietorum  nutu  pendercnt,  tarnen  hujusmodi  meditari  ausi  sunt.  Tur- 


245 

pissimum  sane  fuisset  victori  perimere  miserum  nautam,  qui  fidelem  huic 
praestitisset  operam,  inhonestum  erat,  nobilem  ex  nautae  vilissimi  hominis 
caede  totius  praelii  vindictam  sumere  velle,  nedum  quod  victus,  fugitivus 
fide  soluta  miserum  perimere  conatur,  sed  incidit  in  foveam,  quam  aliis 
ipse  paraverat,  et  condignas  iniquitatis  suae  poenas  luit;  ostendit  quoque 
hoc  facto  Dominus,  se  etiam  infimae  sortis  hominum  Deus  et  tutorem  ipse, 
ut  pote  qui  paulo  ante  superborum  nobilium  supercilia  demolitus  sit,  nunc 
quoque  per  nautam  ducem  potentissimum  perdit.  Postproelium  vero  Hel- 
vetiorum  animi  pacati  permiserunt,  ut  nobilium  cadavera  abducta  honesto 
et  nobilium  more  sepelirentur.  Deducta  itaque  corpora  in  Monasterium 
Koenigsfelden  (quod  nunc  Bernensiura  ditionis  subditum  est)  honorifice 
sepulti  sunt.  Ducis  vero  Leopoldi  monumentum  marmoreum  ipsemet  cum 
aliorum  sepulchris  magna  admiratione  contemplatus  sum.  Nil  enim  ibi  vi- 
dere  licet,  quod  aulicum  splendorem  luxumque,  qui  hodie  est,  repraesentet, 
quare  et  hoc  manifestum  est  indicium,  quam  frugales  et  temperantes  no- 
biles  tum  fuerint,  cum  tam  potentis  ducis  monumentum,  hodie  non  equiti 
satis  facere  posset.  Discamus  autem  hinc,  quonam  Principes  deducant 
juvenilia  consilia.  .  .  . 

Mss.  der  Stadtbibliothek  Zürich  B,  521,  47 ;  Copien  in  Bern  (Stadtbibliothek)  und 
Aarau  (Zur  Lauben:  Stern matographia  Helvetica  Tom.  LXII,  fol.  15).  —  Dr.  G.  von 
Wyss:  Ueber  ehie  Zürcher-Chronik  aus  dem  fünfzehnten  Jahrhundert,  .S.  28 — 29. 

Ueber  Rudolf  Gualther,  den  Schwiegersohn  des  Reformators  Ulrich  Zwingli,  geb. 
1519,  f  1586,  25.Dec.,  vgl.  Leu:  Hclvet.  Lexikon  IX,  360—365.  —  Gödecke:  Grund- 
riss,  1885,  I,  97,  138,  191. 

138.  Chronica  darinn  aufT  das  kürtzest  begriffen  die  namhaff- 
tigsten  geschichten,  so  sich  von  der  geburt  Christi  vnder 
allen  Römischen  Kaisern,  sonderlich  inn  Teutscher  Nation, 
biss  auf  diss  gegenwärtig  M.  D.  vnd  XLII.  Jar  verlauffen 
haben. 

Augsburg,  PhiHpp  Vlhart,  4",  sign,  X. 

Anno  M.CCC.LXXXVI.  jar,  da  zoch  Hertzog  Leupoldt  von  Oster- 
reich an  die  Schweytzer  vnd  ward  erschlagen,  vnd  mit  jm  fünfFhundert 
vnd  fünff  vnnd  sibentzig  Grauen,  Freycn,  Ritter  vnd  knecht,  vnn  ander 
Edelleut  das  geschach  an  dem  Montag  vor  ^)  Petri  vnd  Pauli. 

*)  2.  Montag  nach  Petri  und  Pauli. 

139.  Sebastian  Münster:  Cosmographia. 

Basel  1544,  fol.  cclxiiij. 
Schlacht  zu  Sempach. 

Vff  den  ix.  tag  Hewmonats  dis  jar  1386  zug  liertzog  Lupoid  von 
Oesterich  für  Sempach  mit  grosser  macht,  do  gegen  zugen  die  von  Lucern, 


246 


Vri,  Schwytz  vnd  Vnderwalden,  gegen  dem  hertzogen,  die  von  Sempach 
zu  entschütten,  namen  ein  vortheil  yn  vnnd  zugen  gegen  des  hertzogen 
volck  an  einem  sirichy  do  der  reisig  zeug  sie  nit  schedigen  mochte  deshalb 
die  herm  zu  fuss  abstunden  vnd  zugent  gegen  den  Eidtgnossen.  Als  aber 
l)eid  partheyen  zu  streiten  begirig,  ward  zu  beiden  theilen  ritterlich  ge- 
fochten. Vnn  als  es  ein  fast  heisser  soramer  tag  was,  wurden  die  herren 
von  der  hitz  vnd  jrem  hämisch  schwach  vnd  muchtloss,  des  halb  etwan 
vil  erlagen.  Als  solichs  des  hertzogen  volck  sache,  so  vff  den  hengsten 
sasscn,  ritten  sie  hinweg.  Nach  dem  aber  die  herren  jren  knechten  zu 
srhruwen,  waren  sie  des  mehren  theils  hinweg.  Hertzog  Lupoid  ward 
erschlagen  vnd  mit  jm  Marggraue  Oth  von  Hochberg,  zwen  grauen  von 
Thierstein,  graue  Hans  von  Fürstenberg,  Thumprobst  von  Strassburg 
herr  Johann  von  Ochsenstein,  zwen  Herren  von  Hasenburg,  der  schwartz- 
graue  von  Zolleni,  herr  Walther  von  Geroltzeck,  vil  andere  freyherren, 
ritter  und  edlen  vff  die  vierhundert.  Der  Eidtgnossen  wurden  erschlagen 
l)cy  zwey hundert.  Der  hertzog  ward  darnach  mit  (^K)  edlen  in  das  Closter 
zu  Künigsfcldcn  begraben.  Es  wurden  gewunnen  die  paner  vnn  fenlin 
Tirol,  Ochsenstein,  Habsspurg,  Thierstein,  Schaffhusen,  Mcllingen. 

Ueber  die  verschiedenen  Ausgaben  von  Münsters  T(>po|Traphie  vgl.  Salomon  Vöjjclin 
im  Basler  Jahrbuch  1882,  lio — 152. 

140.  Volfgangi  Lazii  Rerum  Viennensium  libri  III. 

1545- 

SccuiKlum  bellum  gestum  a  Leopoldo,  Helueticum  fuit,  sub  annum 
Domini  MCCCLXXXVI.  cum  a  parente  quondam  deficientes  Tiguri- 
neiises  ac  Luccrnenses,  potentissimos  apud  Heluetios  populos,  in  ordinem 
redigere  conaretur,  auxiliaribus  in  hoc  manibus  adiutus  Caroli  quarti 
Caesaris  (!  —  t  1378),  ac  praecipuorum  Germaniae  principum  subsidiis. 
Scd  dum  secus  quam  disciplina  militaris  expostulat,  incaute  Heluetios, 
niultis  in  locis  aditus  obsidentes,  ac  ad  pugnam  praeter  spem  instructos 
adortus  fuisset,  fuso  exercitu,  ipse  ad  Sempach,  locum  ista  clade  nobi- 
lissimum  in  Helvetiis,  cum  multa  in  pectore  vulnera  adversa  accepisset, 
fortitcr  occubuit.  In  quo  desiderati  ex  principibus  pariter  sunt,  Otto 
marchio  ah  Hochberg,  Joannes  comcs  ab  Fürstenberg,  Joannes  et  Udal- 
ricus  comites  ab  Hasenberg,  Niger  comes  a  Zolern,  Waltherus  comes  a 
(ieroltzckh,  Albertus  dominus  a  Rechberg,  Joannes  ab  Oxenstayn,  Fride- 
ricus  a  Monstrall,  Otmarus  Drugsass  a  Waldpurg,  Petrus  comes  aTierstayn, 
et  ex  Austria  Styriaque.  Domini  ab  Arberg,  Reiffenstain,  Greifnstayn, 
Schlandcrsperg,  et  alii.  Porro  post  cladem  acceptam,  ducis  cadaver  in 
proximum  cocnobium,  et  praecipuum  Austriae  principum  conditorium 
Künigsveld  transportatum  ex  acie,  honorifice  conclamatum  est,  cum  ex 


247__ 

coniiige  Virida,  Barnabac  ducis  Mediolanensis  filia,  quatuor  filios  et  tres 
naUis  suscepisset. 

Vienna  Aiistriae.  Basileae  1546,  fol.  103.  Ueber  Wolfj^ang  La/ius,  Phil,  et  Med. 
Dr.,  kaiserlichen  Historiograph,  geb.  1505,  gestorben  1555,  vgl.  Pantaleon:  Deutscher 
Nation  Helden  III,  394 — 395. 

141.  Johann  Stumpfs  Chronik. 

Zürich  1548,  II,  240,  b. 

Damach  als  man  zalt  138,«^,  wurdend  die  von  Sempach  Burger  zu 
Lucern.  Vnd  als  sich  der  krieg  erhub  zwüschend  h.  Lupoiden  von  Oester- 
reych  vnd  gemeinen  Eydgnossen,  do  legtend  die  Lucerner  ein  zusatz  inn 
Sempach.  Die  vier  Waldstett  aber  zugend  auff  1600  mann  starck  in  die 
statt  Zürych,  ze  besähen  wo  der  hertzog  auss  wöltc.  Als  das  Leopoldus 
vernam,  eylet  er  von  Baden  auff  Sempach  mit  grossem  volck  zu  rossz  vnd 
fiiss,  in  hoffnung  den  selben  zusatz  auf  ze  opfferen  ee  die  Waldstett  jnen 
möchtind  ze  hilff  kommen.  Wie  bald  aber  die  Waldstett,  zu  Zürvch 
ligende,  das  fürnemen  vermercktend,  batend  sy  die  Züricher  jr  statt  selbs 
ze  bewaren,  vnd  eyltend  auch  auff  Sempach  den  jren  ze  hilff.  Vnd  kamend 
hiemit  zu  einer  stund  für  Sempach,  hertzog  Lupoid  vnd  die  Waldstett, 
nämlich  auff  den  i).  tag  des  monats  July,  im  i.^Hö.  jar. 

Wie  bald  h.  Lupoid  der  Eydgnossen  sichtig  ward,  vnd  sich  mit  dem 
Adel  befraget,  wie  die  sach  fürzenemmen  wJire,  schrüwend  die  hcrren 
gemeinlich:  Gott  hat  vns  diese  pauren  in  vnsere  hend  geben  ze  straaffcn, 
schantlich  wäre  es  vns,  so  vnser  so  vil,  vnn  wol  bewaapnet,  mer  hilff  söl- 
tind  begeren  dise  vnbewapnete  leüt  ze  sc:hlahen.  Summa,  es  wolt  der 
Adel  allein  an  die  pauren,  vnd  sich  an  jnen  erkülen.  Das  ander  volck 
ward  gestelt  zuzelugen,  vnd  ze  weeren  dass  der  pauren  keiner  daruon 
käme  etc.  Söliche  vermässenheit  missfiel  gar  übel  einem  alten  Freyherren 
vonn  Hasenburg,  der  riedt  man  sölte  die  pauren  nit  verachten,  ob  jren 
gleych  wenig  würind,  etc.  Dem  antwortet  einer  von  Ochsenstein,  spre- 
chende: O  Hasenburg  du  Hasenhertz,  vnser  sind  genug  an  diese  leüt. 
Hiemit  kart  er  sich  zum  Hertzogen,  sprechende :  Siehst  du  ?  Dise  handuoll 
leüten  wollend  wir  dir  noch  vor  nacht  gesotten  vnnd  gebraten  geben,  nach 
dinem  willen,  etc.  Hiemit  Hess  der  Adel  die  rossz  nel)end  sich  füren,  vnnd 
stundend  ze  fussdar,  begirlich  mit  den  Eydgnossen  ze  strcyten.  Sy  warend 
wol  bewaapnet,  vnnd  entleibtend  ob  60  der  Eydgnossen,  ee  ye  keiner 
vom  Adel  vergienge.  Ze  letst  aber  wurden  die  herren  durch  schwäre  des 
hämisch  im  gefacht  also  bemüdet,  das  etlich  ohn  alle  wunden  hinfallende 
ersticktend.  Die  Eydgnossen  aber  in  der  arbeit  steyff  beharrende,  Jagend 
der  herrschaffl  ob.  Darmit  fluhend  die  diener  vnnd  das  ander  volck  dar- 
uon, liessend  die  herren  im  schweiss.  Desshalb  auff  disen  tag  hertzo 


er 

O 


248 

Lupoid  vnd  mit  jm  ob  2000  Fürsten,  Grauen,  Freyen,  Ritter  \Tid  Ritter- 
mässig  erschlagen  wurdend.  Vnd  dieser  verlurst  volget  auss  lauterer  Ver- 
achtung. Es  verlurend  auch  die  Waldstett  in  disem  streyt  bey  200  mann. 
Dise  Schlacht  geschach  am  9.  Julii,  Anno  ut  supra. 

Folio  420b — 421  folgt  nochmals  eine  kurze  Beschreibung  der  Schlacht  von  Sem- 
pach  mit  2  Bildern,  deren  eines  die  Absage  der  Edelleute  an  die  Eidgenossen  darstellt, 
das  andere  das  Bnistbild  Herzog  Leopolds.  letzteres  findet  sich  auch  in  dem  1552 
gedruckten  Auszug  aus  Stumpfs  Chronik,  pag.  CLXXXI — II. 

Ueber  Johann  Stumpf  von  Bruchsal,  geboren  1 5 1 5,  Johanniter-Priester  in  Bubikon 
1522 — 1543,  dann  in  Stammheim,  f  1566  in  Zürich,  vgl.  Leu:  Helvet.  Lexikon  XVII, 
7 1 7  f.    Neujahrsblatt  der  Stadtbibliothek  in  Zürich  1 836. 

142.  Beschreibung  der  namhaften  und  verrühmten  Schlacht  zu 
Sempach,  welche  die  Eidgnossen  Ihr  Fürstl.  Durchl.  Ertz- 
hertzogen  Leopold  von  Oesterreych  im  M.CCC.LXXXVI. 
jähr,  den  IX.  tag  Häumonacs  aberhalten. 

(Holzschnitt  von  Rudolf  Manuel  Deutsch  1551.) 

DEmnach  Ihre  Fürstl.  Durchleucht,  Hertzog  Leopold  von  Oester- 
reych, dess  an  den  Reichsstätten  im  Elsass,  im  jähr  1385  eroberten  Sigs 
halben,  wie  auch  auss  Vertröstung  ihres  vast  grossen  Kriegsvolks,  sehr 
erhebt  worden :  kam  er  des  folgenden  jahrs  mit  vilen  seiner  Rähten,  Ritter 
und  Adelspcrsonen  gen  Brug  in  das  Ergäu :  dahin  sein  Heerzüg  zu  ross 
und  fuss  auch  kommen,  willens  den  Eidgnossischen  Bundt  gleichfalls  zu 
verhinderen.  Alss  nun  die  Oesterrevchische  vernommen,  dass  eine  Be- 
Satzung  Eidgnossen  in  Sempach  gelegt,  und  die  vier  Ohrt  in  die  Statt 
Zürich  gezogen,  wurden  sie  rähtig :  es  sollte  der  Hertzog  in  eigner  person, 
mit  4000  bester  Männercn  eylend  auf  Sempach  trucken,  dasselbig  eyn- 
nemmen  und  umkehren,  alssdann  in  die  Statt  Lucem  eyn fallen,  under 
dessen  aber  sollte  der  ander  hauff,  der  nit  geringer  war,  under  dem 
Freyherren  von  Bonstetten  um  Brug  und  Baden  ligend,  den  Züricheren 
und  vier  Waldstätten  under  die  äugen  ziehen,  und  dapfer  auf  sie  angreiffen, 
dass  weder  die  Sempacher  entsetzt,  noch  Lucem  entschüttet  wurde.  Alss 
nun  die  von  Zürich  des  Hertzogen  vorhaben  und  anzug  auf  Sempach  ver- 
nommen, zeigten  sie  solches  ihren  Eidgnosen  an :  dieselbigen  begehrten, 
dass  Zürich  ihnen  auf  Sempach  zu  eylen  erlauben  wollte,  damit  es  ent- 
schütlct,  und  Lucern  vor  dem  Überfall  erhalten  wurde:  hier  zwüschen 
sollten  die  Züricher  best  vennögens  ihre  Statt  wol  verwahren:  welches 
gut  geheissen,  und  einhelliglich  erlaubt  worden:  derowegen  dann  die 
Eidgnossen  mit  vier  Panneren  tag  und  nacht  auf  Sempach  zu  eyleten,  in 
masscn  ihrer  130c:)  redlicher  Männeren  den  9.  tag  Häumonats,  im  jalir 
1386,  alss  der  Hertzog  von  Sursee  auf  Sempach  zöge,  für  Sempach  in  den 
wald  kommen,  sich  zum  streit  gerüstet,  und  welche  mit  Harnisch  und 


39_ 

Pantzer  nicht  vK>\  versehen,  Briigel  daselbst  genommen,  und  sie  auf  die 
arme  für  armschinen,  den  streich  damit  aufzuhalten,  gebunden  haben. 

Zum  Vorzug  aber  hat  der  Hertzog  1400  Männer  geordnet,  denen  er 
wegen  der  Eidgnossen  ankunft,  mit  aller  macht  nachgezogen,  und  war 
des  Fussvolks  Hauptmann  der  schwartz  Graff  von  Zolleren,  H.  Hans  von 
Oberkirch  genennt,  Schützenhaubtmann  aber  H.  Reinhart  Wächumer, 
Vnderlandvogt :  ab  deren  ankunft,  wer  auf  dem  feld  und  der  emd  war, 
straks  in  das  Stättlein  geflohen,  doch  sind  etliche  weiber  ergriffen,  die 
kleider  under  der  gürtel  ihnen  abgeschnidten,  und  sie  von  den  Soldaten 
also  nakend  hingeschikt  worden. 

Es  führten  die  Oesterreycher  Mäder  Sägeysen,  Wägen  und  Fässer 
foll  striken  mit  ihnen,  willens  dem  armen  volk  das  körn  abzuschneiden. 
Alss  sie  nun  für  Sempach  kommen,  stuhnd  einer  von  Reihnach  auf  einen 
wagen,  name  einen  strik,  strekte  ihn  der  Statt  zu  und  sprach :  Disen  wird 
mandemSchultheissen  von  Sempach  schenken,  und  eh  es  tag  wird,  müssen 
sie  in  der  Statt  all  erhenkt  werden.  Ein  anderer  schrey,  sie  sollten  den 
Mädem  nunmehr  das  morgenbrot  und  ihren  lohn  heraussbringen.  Darüber 
ihm  geantwortet  ward :  Es  gebe  kein  Eidgnoss  den  lohn,  eh  man  ihn  ver- 
dienet hette,  so  wurd  man  ihnen  zu  morgen  bringen,  dass  mancher  seinen 
löffel  wurde  fallen  lassen  etc.  Sonderlich  aber  ist  zu  merken,  dass  des 
Hertzogen  Narr,  Heiny  genennt,  und  von  Vry  gebürtig,  alss  der  Edel- 
leuhten  etliche  ihm  von  weitem  seine  Landsleühte  im  Wald  gewisen,  also 
bald  dem  Wald  zugeloffen,  und  alss  er  das  volk  gesehen  und  gehört,  wie 
die  vier  Panner  von  newem  zusamen  geschworen,  von  einanderen  nicht 
zu  weichen  biss  in  tod,  er  ungestüraplich  dem  Hertzogen  widerum  zuge- 
loffen, sprechende,  dass  er  bei  seinen  Landsleuhten  gewesen:  die  ihn, 
den  Hertzogen,  mit  aufgehebter  hand  zu  erschlagen  sich  verbunden  etc. 
Es  hat  sich  auch  ein  alter  weyser  Held,  der  von  Hasenburg  genennt,  zum 
Wald  genahet,  vnd  so  vil  möglich  das  Eidgnössisch  veld  besichtiget.  Alss 
er  sie  nun  in  ziemlicher  anzal  vnd  guter  Ordnung  wol  gerüstet  befunden, 
zeigt  er  solches  dem  Herzogen  an,  beneben  dem,  dass  er  am  muhtwillen 
und  frechheit  der  jungen  Ritterschaft  ein  sehr  grosses  missfallcn  hatte, 
vermeinend,  dass  hoffart  und  Verachtung  des  feinds  nie  gut  getahn,  der 
wegen  er  fir  rahtsam  hielte,  dass  man  zu  H.  Johansen  von  Bonstetten 
naher  Bruk  schiken,  und  zum  anzug  auch  mit  seinem  volk  ihn  \'ermahnen 
sollte.  Das  nun  dem  von  Ochsenstein  nicht  gefallen,  sonder  sagt  zu  dem 
Hertzogen,  der  von  Hasenburg  trüge  einen  hasen  in  seinem  hertzen  : 
und  weren  ihrer  gnug,  dise  handfoU  aufrühriger  Bauren  des  selbigen  tags 
zu  straffen,  sintemal  so  mancher  dapferer  Held  im  feld  verbanden,  die  eh 
es  nacht  jene  gesodten  oder  gebrahten,  w'ic  es  Ihre  Fürstl.  Durchl.  nur 
haben  wollten,  Ihro  in  die  hand  lifTeren  wollten. 


-t 


2^0_ 

Alss  nun  die  Eidgenossen  auss  dem  wald  gegen  dem  weiten  feld,  darauf 
die  Herschafi  und  Ritterschaft  gelegen,  herfür  gerukt:  vermahnet  der 
Hortzog  die  scinigen,  dass  sie  sich  dapfcr  zum  angriff  rüsteten,  dann  er 
bev  ihnen  sterben  und  i?enesen  wolle.  Vnd  dieweil  aber  die  Bauren  nakende 
leüht,  were  sein  raht,  von  pferden  abzustehen  und  zu  fuss  in  sie  hinab  zu 
hiuffen.  Derwegen  dann  die  Diener,  samt  den  pferden  auf  der  einen,  das 
Fussvolk  auf  der  anderen,  und  die  Schützen  auf  der  dritten  seilen  halten 
sollten,  auf  dass  der  Bauren  keiner  davon  käme :  dises  alles  geschach, 
dann  der  Hertzog  samt  der  Ritterschaft  abgestigen,  und  den  Dieneren 
<\\(t  pferde  zu  verwahren  gegeben  wurden:  und  damit  sie  aber  im  feld 
etwas  fertiger  zu  fuss  streiten  könnten,  schnitten  sie  vor  allen  dingen  die 
langen  spitze  an  den  schuhen  ab,  so  damals  gebräuchig;  und  machten 
demnach  ihre  Ordnung. 

Es  machten  aber  auch  die  Eidgnossen  die  ihrige,  vnd  vermahnet  je 
einer  den  anderen,  gctrew  und  redlich  zu  seyn,  knyeten  nider  und  rüfflen 
Cjott,  nach  altem  gebrauch,  ernstlich  um  hilffjin:  hierüber  lüffen  beyde 
Heer  auf  weitem  feld  hitzig  und  dapfer  mit  grossem  geschrey  zusamen. 
Vnd  dieweil  des  Hcrtzogen  volk  sehr  vil,  die  Ritterschaft  wol  gebutzt, 
und  ihre  Ordnung  artig  geniachet  war,  umgaben  sie  die  Ordnung  der 
Kidgnossen,  deren  vorher  wenig  gewesen,  dermassen,  dass  ihnen  zum 
hr)chst(Mi  angst  und  bang  worden :  verluren  auch  60  redlicher  Männeren, 
eh  die  Ritterschaft  einen  Mann  verlöre,  in  massen  der  Kertzog  allbereit 
die  Schlacht  gewonnen  zu  haben  vermeint :  und  weren  auch  gewüsslich 
die  Eidgnossen  vast  überwunden,  al)er  Gott  hat  ihnen  sonderlich  bey- 
gestanden,  dann  deren  vonLuc  ern  Panner  gleichsam  schon  vndergetrukt, 
und  die  ehrliche  Leüht  ül)el  darbey  gelidten  hatten :  dann  es  kamen  gleich 
anfangs  um  der  Haubtmann  und  Schultheiss  von  Lucern,  Petermann  von 
Oundellingen,  Heinrich  von  Mooss,  und  Steffan  von  Silinen,  samt  vilen 
anderen :  welche  die  Ritterschaffl  mit  ihren  langen  Spiessen  überlangt  hat, 
weil  sie,  die  Eidgnossen,  mehrtheils  nur  mit  kurtzen  Wehren  verfasst  waren. 

In  disem  gefahrlichen  Streit  aber  waget  sich  einer  sonderlich,  der 
Winkelried  genennt,  von  \'nderwalden  gebürtig,  der  Hess,  ungeachtet  er 
dem  tod  in  den  rächen  hinevn  sähe,  sein  Wehr  fallen,  fasset  bevseits  einen 
arm  foU  spiessen  des  Feinds,  fiel  darauf,  verhinderet  und  trukt  sie  nider, 
dass  die  Eidgnossen  eine  straass  in  die  Ritlerschafft  gewunnen,  und  nach 
zertrennter  Ordnung  mit  ihren  Wehren  in  sie  kommen,  und  sie  nider 
hawen  mochten.  Alss  nun  dieser  Streit  also  weret,  stiess,  auss  anschickung 
(jottes,  noch  etwas  newer  hülffzu  den  Eidgnossen,  die  mit  grossem  eylen 
und  niä(  htigem  geschrey  ihnen,  die  sie  in  eüsserstcr  not  sahen,  zugeloffen, 
vnd  ihr  bestes  bey  ihnen  getahn  haben. 

l^s  werete  diser  Streit  sehr  lang,  dass  kein  Hauff  dem  anderen  weichen 


251 


wollte,  biss  endlich  die  Ritterschaft,  wegen  ihrer  schweren  Rüstung  und 
mächtigen  grossen  Hitz,  da  grössere  das  gantzjahr  nicht  gewesen,  ermüdet, 
hindersich  zu  weichen,  und  mit  grewlichem  geschrey  sich  in  die  flucht  be- 
geben musste,  denen  die  Eidgnossen  mannlich  nachgetruckt,  und  sie  in 
merklicher  anzal,  samt  dem  Hertzogen  selbst,  erschlagen,  und  niemand 
verschohnet  oder  gefangen  genommen  haben,  von  mittag  an,  da  die 
Schlacht  angangen,  biss  auf  den  abend.  Da  sonderlich  zu  mercken,  alss 
der  Hertzog  gefeilt,  dass  Herr  Martin  Malterer  Ritter  auf  ihn  gefallen, 
vermeinend,  ihn  zu  deken,  und  also  bey  dem  leben  zu  erhalten,  ward  aber 
samt  dem  Hertzogen  umgebracht. 

Ab  welcher  der  Eidgnossen  grimmigkeit  sich  destoweniger  zu  ver- 
wunderen, weil  sie  zuvor  auss  allen  Orten  übel  gclidten,  und  vil  fürnemmer 
ehrlicher  leuhten  verlohren  hatten,  darüber  ihre  gcmühter  sehr  verbitteret 
worden,  vnd  der  Adel  sonderlich  vil  trotzes  und  muhtwillens  mit  ihnen 
getriben,  ja  sie  gantz  und  gar  hinzurichten,  und  mit  feür  und  rauch  zu 
verderben  gedräwet  hatte. 

Nach  erlangtem  Sig  dankten  die  Eidgnossen  vor  allen  dingen  (iott, 
um  seinen  beystcind ;  suchten  demnach  die  ihrige  auf  der  Waldstatt,  my 
verwundt  und  verletzt  worden,  versorgten  und  verbunden  dieselbige,  die 
umkommenen  aber  fertigten  sie  heim  zur  begräbnuss,  deren  auss  obbe- 
mcldten  vier  Orten  in  die  200  redlicher  dapferer  Eidgnossen  gebliben, 
die  man  höchlich  beklagt  hatte. 

Was  dann  des  Hertzogen  und  seiner  Ritterschaft  Lügcr  belanget,  alss 
Zelten,  Silbergeschirr,  Gelt,  Kleinot,  Pferde,  Wagen  und  anders,  samt  den 
überauss  schönen  und  kostlichen  Kriegsrüstungen,  Wehr  und  Waaffen,  das 
alles  ward  den  4  Waldstätten  zur  peüt :  vnd  beneben  auch  nachfolgende 
Haubtpanner  gewunnen,  nämlich  das  Haubtpanner  der  OraafschaftTyrol 
(ward  getragen  von  H.  Heinrich  Kallen,  der  darbey  erschlagen,  und  bey 
dem  Hertzogen  zu  Königsfelden  begraben  worden),  des  Herren  von 
Ochsenstein,  des  Marggraaffen  von  Hochberg,  das  Panner  des  H.  von 
Hasenburg,  des  Graaffen  von  Thierstein,  des  Graaffen  von  Sohns:  item 
die  Panner  der  Stätten  Costanz,  Schafhausen,  Freyburg  im  Brissgäu, 
Lentzburg,  Mellingen,  und  eins  der  Gesellschaft  ab  der  Pltsch. 

Von  Niklauss  Thud  Schultheissen  und  Fähndri(^hen  von  Zofingen 
wird  vermeldet,  da  er  den  tod  vor  äugen  gesehen,  dass  er  sein  Panncr 
zerrissen,  und  darvon,  so  vil  ihm  müglich,  in  mund  geschoben,  welches 
nach  seinem  tod,  alss  er  <^c]\  Zofingen  geführt,  noch  bey  ihme  gefunden, 
und  also  sev  erhalten  worden. 

Sonst  sind  auf  des  Hertzogen  seitcn  2ück^  umkommen,  darunder  070 
von  der  Herrschaft  und  Adel  gewesen,  und  under  denselbigen  ^^50  ge- 
krönter Helmen. 


Am  folgenden  dritten  tag  sind  die  todte  ciirpcl  ein  jeder  an  sein  nhrt, 
des  Hertzogen  aber,  samt  etlicher  grosser  Herren  cörpel  gen  Küoigsfelden 
getragen  und  daselbst  begraben  worden. ') 

')  In  Hanns  SchjTenbrandü  Veraeichnuss  des  Truckera«^»  ündel  »ich  folgmd* 
Stelle: 

•  1 1  ScDipacher  SchladiC,  niD  6  hlappert  mlcr  3  haXzea  i  kr.  ■ 

Der  Hcrans^ber  dts  Inventaite  in^il  d'une  imprimeric  el  imagcric  populaiic  i]e 
Mulhouse  155" — 1551.  Jus-  Coudrf.  »chrcibl  hierüber;  Quelle  fonnc  tevflait  cdtt 
lllurificalion  du  palriotisme  snisse?  Celle  d'une  cbansnn  ^que  ou  d'un  rfcdl  popubire 
cn  pnisp?  A  en  jjiger  par  U  prix  (30  Centimes  l'eüeinplflirc),  ce  devml  ftre  non  nnc 
fcuillc  volanlp,  mais  unc  piaquelle  d'une  quarantnioc  do  pagcs.  •) 

Ich  vermuthe,  ^hyrenbiand  sei  der  Verleger  von  Miuiuets  Holzüchnitl.  den  er 
inil  dem  Texte  versali. 

*)  Bulletin  d.i  Mu>i-e  hUli.ri,]ue  de  MulhoiLse  18^;,  II,  p.  51.  (H-  »7- 

143.  Bcmhart  Brandt,  Vogt  zu  Homburg:  Volkumner  Begriff 
aller  lobwijrdigen  Geschichten  vnd  Thaten,  vorab  Gotts 
wunderwercken ,  so  er  an  seim  volck  von  Anfang  der 
Welt  erzeigt,  demnach  aller  Bäpsten,  Keyaern,  KUnigen, 
Landen  vnd  Stetten,  biss  auff  das  M.D.LIII.  jar,  mit 
schönen  figuren  erleüttcrt. 

H.T.fl.  I.SS3-  i*"-  S.  CCCXI.  b. 
Sempacher  Schlacht. 

Im  thusent,  dryhundert  vnnd  sechs  \-nnd  ailitzigsten Jar,  als  sich 
der  krieg  crliub  /wüsrlicn  Herlzog  Lupoiden  von  Oesterrj'ch  \Tid  ge- 
meinen Eydgnosseii,  dfj  legtend  die  Lucenier  ein  zusaU  in  Serapach  das 
stelle.  Die  vier  waldstctt  aber  zugend  mit  scchszehen  hundert  man  starck 
in  die  stat  Zürich,  ze  besahen  »o  der  Hertzog  auss  wölte.  In  dem  ruiket 
Lüpiildus  in  oyl  für  Serapach,  du  eyltend  die  Eydgnossen  atiss  Ztlricii 
den  jrcn  kc  hilfl',  vnnd  kamend  hiemit  zu  einer  stund  für  Sempach. 

Als  der  Hertzog  der  Eydgniisscn  sichtig  ward,  beschtossend  sy  d:i.ss 
allein  der  Adel  diese  paureu  aiigreyffen,  sy  an  jnen  erktUen,  vnii  das 
antler  hcrtxugisch  \-olck  nel)en  sich  ston  sült. 

Der  Adel  stund  ab  von  rossen  gantz  begirlich  mit  den  Eydgnusseji 
/i-  streyllen.  DicHvclgiiDsscnhültundmanlichfuss  wider  das  wolbewapnel 
vulck,  crsililugendt  Hert/ug  LOpuld  scibs.  \-nnd  nh  üwcy  thusent  Fttrsler, 
grauen,  Frcyen,  Ritter  vnn  rittermassig.  Es  verlurend  die  Waldstett  hci' 
zwcyhundert  luiirin  in  di.-cm  streit  vnd  erlangtend  ein  lobwirdigen  sig. 


253 


144«  Johann  Jacob  Fugger:  wahrhaftige  Beschreibung  zweyer 
in  einem  der  alleredelsten  Geschlechten  der  Christenheit 
des  Habsburgischen  und  Oesterreichischen  Geblüts. 

1555. 

Die  hier  enthaltenen  Nachrichten  über  die  Schlacht  haben  Rhoo  und 
Sigmund  von  Birken  (vgl.  unten)  reproducirt.  Fuggers  Orig.  (in  Wien  und 
Dresden)  enthält  auch  eine  Abbildung  der  Gruft  in  Königsfelden. 

Vgl.  über  dieses  Werk  Hallers  Bibliothek  V,  Nr.  26; ;  II,  Nr.  1895. 

145.   Conrad  Lycosthenes:   Wunderwerck 

(deutsch  von  Joh.  Herold,  Basel,  fol.  CCCCXXXVIII.) 

1557. 

(1386)  Hertzog  Lupoid  von  Oesterreich  lag  emider  gegen  den  Schwcy- 
tzeni,  ward  vmbbracht  sampt  vilen  vom  adel. 

146.  Chronik  des  Marx  Escher  vom  Luchs  von  Zürich 

von  c.  1560. 
Codex  4,  46,  fol.  71  der  Stadtbibliothek  Zürich. 

Escher  bringt  in  seiner  nicht  sehr  umfangreichen  Darstellung  der 
Schlacht  die  Mittheilung,  es  seien  4000  Oesterreicher,  wovon  350  «be- 
krönter Helme»,  und  «ob  200»  Eidgnossen  gefallen.  Von  Winkelried  findet 
sich  hier  noch  keine  Spur. 


147.  Gilg  Tschudi  von  Glarus;  Chronicon  Helveticum 

circa  1564, 

Die  Schlacht  vor  Sempaeh,  da  Hertzog  Lüpolt  mit  vil  Herr- 
schafft erschlagen  ward  von  den  Waldstetten. 

Als  dero  zit  Hertzog  Lüpolt  von  Oesterrich  mit  sinem  hör  gen  Sursee 
kommen  was,  und  ein  mercklich  volck  bi  Im  hat  ze  rosse,  wann  er  IUI*' 
gerüster  pferd  der  besten  Herren,  ritter  und  knechten  die  man  in  landen 
wusst,  in  sinem  dienst  allda  hat,  und  ouch  ein  michel  volck  ze  fuss,  da 
ward  er  ze  rat  für  Sempaeh  ze  ziechen,  und  meint  das  ze  erobern,  innert 
dem  zit  als  die  von  Lucem  und  die  Waltstett  ir  volck  zum  teil  bi  denen 
von  Zürich  imm  Thurgöw  hettind,  und  die  von  Sempaeh  von  deswegen 
nit  entschüttung  gehaben  möchtind.  Wann  er  wusst  nit,  dass  dieselben 
vier  Waltstett  etwas  der  Sachen  halb  gemerckt  und  wider  herumb  von 
TurgÖw  gezogen,  und  biss  in  Rotenburger  ampt  kommen  werind.  Also 
hat  Hertzog  Lüpolt  Im  endlich  fürgesetzt  die  Statt  Sempaeh  ze  über- 


ziehen,  und  jr  ungehorsami  und  abfalls  wegen  ze  zerstören,  ob  ers  aber 
doch  nit  erobern  möeht,  so  wolt  er  doch  schleitzen  was  da  was,  und  das 
koni  abmayen  und  verbrennen  lassen.  Wann  er  etUcli  hundert  mäder  ze 
solchem  ven^rdnen  Hess.  Nun  was  das  Stettli  durch  die  von  Lucern  zim- 
lich  wo!  besetzt.  Also  brach  der  Hertzog  am  morgen  früy  mit  sinem  hör  ze 
Sursee  uf,  und  zo(  h  für  Sempach  am  nündten  tagHöwmonatz  an  St.Cirillen- 
tag  des  1 3H( ).  Jars,  an  welchem  tag  die  von  Bern  die  Statt  und  Burg  ze  WillLsow 
erobertend,  und  verbrantend  als  obstat.  In  mittler  wil  hattend  sich  die  \ier 
Waldstett  Lucern,  Uri,  Switz  und  Unterwaiden  ouch  etwas  bas  gen  Sem- 
pach genächert,  und  als  Inen  witer  waniung  kam,  wie  jetz  der  Hertzog 
mit  siner  macht  gen  Sempach  geruckt,  zugend  sie  am  selben  tag  bi  guter 
zit  ouch  gen  Sempach  uff  das  veld.  Wie  aber  der  Hertzog  von  erst  für 
Sempach  mit  sinem  volck  kommen  was,  begund  er  lassen  schleitzen  und 
wüsten  vor  der  Statt,  und  Hess  das  körn  abmayen  und  verderben.  Do 
rannt  Rutschmann  von  Rinach  mit  etlich  mutwilligen  rütern  an  die  Statt, 
ruft  zun  Bürgern  spyender  wiss  hinein,  Sie  söltend  den  mädern  das 
morgenbrod  haruss  schicken.  Do  antwurt  Im  der  St  hultheiss  von  Sem- 
pach: P>  hoffti  sine  Herren  von  Lucem  mit  Irn  Eidtgnossen  wurdind 
bald  kommen  und  Inen  das  morgenbrod  bringen.  In  sölichem  st)  zuchend 
die  vier  waldstett  ouch  daher.  Dero  wass  biss  XIIP  knechten,  nämlich 
von  Lucern  IUP,  von  Uri  IIP,  von  Schwitz  IIF',  von  Underwalden  IF 
und  dann  allerlei  zugeloffener  knechten,  von  Zug  und  Glarus,  von  Entli- 
buch,  und  von  Rotenburg  bi  I^'  knechten.  Und  alsbald  si  der  vienden 
hör  ansichtig  mochtend  werden,  fielend  si  nider  uff  jre  knie,  und  betteten 
mit  zertonen  armen,  wie  dann  jr  bruch  ist.  Wie  das  die  viend  sahend, 
machtend  si  ein  gespött  daruss,  sprachend:  die  zagen  lüt  fallend  nider 
uff  jr  knie,  wellend  uns  um  gnad  bitten.  Aber  die  Eidtgnossen  stundent 
uff,  und  rucktend  gegen  viend  uss  dem  wald,  dardurch  si  gezogen,  uff  die 
wite  hinuss  in  das  veld.  Der  Hertzog,  als  er  der  Eidtgnossen  zukunft  ver- 
nam,  ruft  er  die  sinen  ouch  zum  Stritt.  Indem  so  rennt  Herr  Hanss  Ulrich 
von  Hasenburg,  Fry,  biss  an  die  Eidtgnossen  hinzu,  und  beschowet  jr 
Ordnung  gar  eigentlich,  kart  wider  umb  zu  sinem  hör,  und  zeigt  dem 
hertzogen  an,  wie  das  völckli  klein,  und  aber  gantz  unverzagt  daher  zugind, 
in  meinung  si  anzcgryffen.  Darumb  riet  er  dem  Hertzogen,  das  er  für  sin 
person  uff  den  tag  an  sin  gewarsami  gen  Sursee  s()lt  faren,  und  sin  volck 
lassen  fechten.  Do  fiel  Im  Herr  Hanss  von  Ochsenstein,  fry,  in  sine  red, 
und  sprach :  Hasenburg,  Hasenliertz !  Das  verdross  den  von  Hasenburg 
gar  sere,  und  sprach  zu  dem  von  Ochsenstein :  man  soll  noch  hütt  wol 
sehen,  ob  Du  oder  Ich  der  zager  werde  sin.  Also  stund  der  Hertzog  und 
die  Herrschafft  ab  den  Rossen,  und  woltend  zu  fuss  stryten,  huwend  die 
schnübel  ab  den  schuhen,  (wie  dann  domalen  der  bruche  wa.s,  langgc- 


schnäbelt  schuh  zu  tragen).  Si  machtcnd  jr  Ordnung  gut  und  vast,  und 
stalt  sich  der  adel  aller  vornen  dran  an  die  Spitz,  die  gemeinen  knecht, 
und  das  gemein  volck  so  nit  vom  adel  was,  musst  alles  dahinden  stan. 
Dann  diewil  der  Eidtgnossen  so  wenig  was,  do  wolts  der  adel  ze  tod 
schlachen,  und  woltend  nit,  dass  man  sagte,  die  gmcincn  knecht  hättinds 
geton.  Wann  si  meintend,  si  hettind  den  sig  gewüss  in  hiinden  und  was 
der  adel  gantz  begirig  zc  stritten,  wann  ouch  die  mannlichisten  Herren 
Ritter  und  Edelknecht  allda  warend,  so  man  in  landen  wusst.  Vil  junger 
Edellüten  liessend  sich  von  Hertzogen  ze  Ritter  schlachen,  die  uff  dem 
tag  jr  ritterlich  tat  bewisen  woltend.  Also  redtend  die  Herren  abermaln 
mit  hertzog  Lüpolten,  er  sölte  nit  mit  jnen  an  den  Strit  gon.  Er  sölte  da 
ze  ross  halten  und  sechen  wie  sich  Jederman  der  sinen  hielti,  und  sölt  die 
sinen  lassen  fechten.  Das  wolt  der  Fürst  nit  tun,  und  sprach:  das  welle 
Gott  nit,  sölt  ich  üch  lassen  sterben,  und  Ich  genesen.  Ich  will  Übels  und 
guts  mit  üch  han;  Ich  will  bi  minen  Rittern  und  knechten  hüt  sterben 
oder  genesen,  uff  dem  minen  und  umb  min  vätterlich  erbe.  Also  ward 
der  Swartz  Graf  von  Zolm  und  Herr  Johans  von  Oberkilch,  Ritter,  mit 
einer  anzal  volcks  ze  ross  und  ze  fuss  zu  einer  hinderhut  verordnet  an 
des  Hertzogen  teil.  Der  adel  was  mutig  und  freidig  von  Ir  grossen  macht 
wegen.  Gedachtend  nit  an  das  alt  sprüchwort,  das  Übermut  und  Ver- 
achtung des  viends  nit  wol  ussschlüeg.  Als  nun  beid  teil  jr  Ordnung  und 
spitzen  wol  gemacht  und  cinandern  genahetend,  do  griffend  si  einander' 
hertiglich  uff  frven  veld  mit  grimmen  mut,  und  ward  da  ein  gut  wil  gar 
streng  gestritten.  Nun  was  des  adels  Ordnung  starck  und  gross,  und  ouch 
so  wol  gestossen,  und  mit  hämisch  angetan,  das  die  Eidtgnossen  die  nit 
wol  brechen  und  trennen  mochtend.  Nun  hattend  die  Herren  vil  grosser 
glenen,  die  warend  innen  hol.  Do  was  einer  von  Uri,  hiess  Anthoni  zer 
Port,  ein  edelknecht  von  Meiland  pürtig,  und  sass  zu  Flülen  in  Uri,  der 
verstund  sich  wol  der  dingen,  wann  er  vor  vil  die  krieg  gebrucht  hat. 
Diser  rufft  denen  so  halenbarten  hattend,  das  si  ufi"  die  glen  schlugend, 
als  si  ouch  tatend,  damit  begundend  die  glen  brechen,  und  hielt  sich 
derselb  Juncker  Anthoni  gar  wol  an  disem  stritt,  und  facht  dass  er  ge- 
brochen ward.  Also  was  einer  von  Unterwaiden,  ^)  Arnold  von  Winckel- 
ried  genant,  ein  redlicher  ritter,  der  sprang  für  die  Ordnung  uss,  und  um- 
schlug mit  sinen  armen  ein  teil  der  vienden  spiesscn,  des  gab  er  sin  leben 
darumb.  Do  brachend  daselbst  die  Eidgnossen  den  Herren  in  jre  Ord- 
nung, und  begundend  die  mit  strits  not  trennen  und  brechen.  Nun  was 
CS  als  ein  heisscr  tag,  als  es  des  jars  je  gewesen,  und  leid  man  ze  beid 
siten  grosse  not  von  der  hitze.  Besonders  waren  die  Herren  gar  wol  be- 
zügt,  und  schwer  angelegt  mit  hamist  und  wurdent  der  hitz  und  des  strits 

*)  Ursprünglicher  Text:  von  geschlecht  ein  Winkelriet. 


256 

so  müd,  dass  jro  etliclie  in  dem  hamisten  crsticktend,  die  nie  wund  wur- 
dend.  Etlich  hettind  gern  jr  harnist  und  züg  von  jnen  geworffen  und 
barnisch  gestritten.  Do  moclit  jnen  nit  so  vil  wyl  werden,  also  not  tatind 
Inen  die  Eidtgnossen.  Wie  nun  des  Hertzogen  Ordnung  getrennt  v^-ard, 
do  hettind  die  Herren  gern  dem  Herzogen  davon  gehulffen  mit  dem 
Leben,  und  notcnd  In  das,  wann  er  das  noch  wol  hett  mögen  tun,  wann 
er  gewellen  het.  Do  widert  er  sich,  wolts  nit  tun,  und  sprach:  das  verbüt 
mir  Gott.  Es  ist  so  meng  fromm  bidermann,  Grafen,  Herren.  Ritter  und 
knecht  mit  mir  in  tod  gegangen,  um  minent  willen,  das  ich  von  denen 
wichen  sölt.  Ich  will  lieber  mit  eren  sterben,  dann  unerlich  uff  ertrich  leben. 
Indem  so  hört  und  sach  er,  das  sin  panner  von  Oesterrich  not  leid  und 
untcrgan  wolt.  Wann  die  selb  panner  gieng  zum  ersten  mal  ab  und  ze 
grund.  Und  wie  er  die  sach  so  ernstlich  Schwaben  und  not  lyden,  ouch 
Herrn  Ulrich  Arberger,  Ritter,  der  die  panner  trug,  hört  schryen :  Retta 
Oesterrich,  retta !  do  ylt  und  trang  der  gehertzt,  mannlich  fürst  derselben 
siner  panner  zu,  wolt  die  entschütten,  vnd  manet  die  sinen  hantlich  ze 
stryten.  Also  ward  er  am  selben  ort  erschlagen.  Wie  nun  der  Swartz  Graf 
von  Zolim,  und  Herr  Hanss  von  Oberkilch  (die  mit  eim  zug  in  die  nach- 
hut  geordnet  warend)  sachend,  dass  des  Hertzogen  Ordnung  getrennt 
was,  und  die  Eydgnossen  beguntend  obligen,  namend  si  die  flucht.  Do 
begund  des  herzogen  hör  überal  ze  wychen,  und  behubend  die  Eyd- 
gnossen das  veld  ritterlich.  Und  wie  die  flüchtigen  Herren  gern  wider 
zu  jren  gülen  wärind  gsin,  do  was  das  trossvolck  von  schrecken  mit  den 
pferden  dahin  geflochen,  und  müstent  die  Herren  so  davon  kamend, 
ze  fuss  entrünnen.  Die  Eidtgnossen  aber,  als  si  das  veld  behept,  fiengen 
si  angentz  an  ze  blündern,  und  jagtend  den  vienden  nit  nach.  Si 
hettind  sunst  noch  dero  vil  umbgebracht,  und  grössern  schaden  mögen 
tun.  Der  Grafen,  Fryherrn,  Rittern  und  Edelknecht  kamend  um  ob 
vi^  nammhafter  personen,  des  andern  kriegs  volcks  ob  III ^'a**  knechten. 
Do  ward  gross  gut  und  ']2  houptpanner  gewunnen,  darunder  warend 
Oesterrich,  Tirol,  des  marggrafen  von  Hochenberg,  der  Grafen  von  Habs- 
purg,  Montbelgart,  Salm,  Tierstein,  des  herren  von  Ochsenstein,  der  Stetten 
Costantz,  Ueberlingen,  Schaf  husen,  Lentzburg,  Hellingen  und  sunst  noch 
zwo.  Die  panner  von  Ueberlingen  so  gen  Schwitz  kam,  ward  hernach 
durch  pitt  denen  von  Ueberlingen  von  getrüwer  dicnsten  wegen  wider 
geben.  Die  Eydgnossen  verlurcnd  überal  1 16  ^)  mann,  dero  aller  jarzit  man 
bcgct,  und  sind  die  namen,  wie  die  in  jren  jarzitbüchern  geschriben  stand. 

I  \m  Lucern  kamend  umh  : 
Junker  Petermann  von  Gundeltingen,  dero  Zit  Schultheiss  und  Houptman 
dero  von  Lucern. 

')   I.u/cnuM-  Uainlschiift. 


257 

Junker  Heinrich  von  Moss,  alt  Schultheiss  daselbs,  der  ouch  Landtmann 
ze  Uri  und  ze  Schwitz  was,  sass  aber  zu  Lucem. 

Juncker  Steffan  von  Silinen,  des  gemelten  Schultheis  von  Moss  Schwager, 
was  ouch  Landtman  ze  Uri  und  ze  Schwitz,  wonet  aber  zu  Lucem,  hat 
ouch  ein  eigen  sitz  ze  Silinen  in  Uri,  und  das  Schloss  bi  Ktissnacht 
im  Switzergebiet  (?) ;  also  hat  ouch  der  Schultheiss  von  Moss  ein  Sitz 
in  Uri,  und  das  Bürgle  zu  Merlischachen  (?)  in  Switzergebiet. 

Ludwig  Schlierer.  Peter  Buchmann. 

Heinrich  von  Glarus.  Bertschy  von  Bonmatt. 

Jakob  Suter  im  Hof.  Välti  Bernhart. 

Heinrich  Späni.  Werni  von  Yberg, 

Heinrich  Ott.  Heinrich  Anthoni  und  sin  Bruder. 

Hartmann  Krämer.  Rudolf  Gross. 

Walther  Lyrer.  Rudolf  Meyer  an  der  Müligassen. 

Ulrich  von  Matt. 

l  on  Uri^)  sind  umbkommen  : 

Cunrat  der  Frowen,  dero  Zit  Landtammen  und  Houptmann  des  Landes 

Uri,  ouch  Landtmann  ze  Switz. 
Johannes  Schuler,  Landtschriber  zu  Vri,  ouch  Landtmann  zu  Switz. 
Juncker  Cunrat  von  Utzingen. 
Dietrich  von  Maggingen,  der  Elter. 
Heinrich  von  Maggingen. 
Dietschi  von  Maggingen,  der  Jünger,  sin  Sun,  die  ouch  Landtlüt  ze  Switz 

warend. 
Wernher  im  Albenschit,  was  ouch  Landtmann  zu  Schwitz. 
Walther  im  Albenschit.  Kuni  in  der  Gass. 

Claus  Cluser.  Werner  im  Acher. 

Kuni  ze  Hof,  Hans  ze  Hof,  sin  Jost  sin  Tochtermann. 

Bruder.  Werni  Oyster. 

Wemherr  Moser.  Heini  Brisi. 

Hanss  Zwyer.  Jänni  am  Ebnet. 

Peter  Jutz  von  Sisikon.  Peter  Claus. 

Johanss  Wyss.  Walther  Frumm. 

Peter  Lutzi.  Jänni  Rani. 

Werni  ob  dem  Isental.  Rudolf  von  Bern. 

Cunrat  Burgli.  Wemherr  Kupfferschmidt. 

Cunrat  Huter.  Petermann  Fütlo. 

Toni  Schötz  von  Flülen.  Peter  Schmidt. 

Heinrich  Aemi.  Rudi  Cuntz. 

*)  Im  Concept  A,  58,  fol.  347  sind  die  Namen  aus  dem  Jahrzeitbuch  von  Altdorf 
ohne  weitere  Zusätze  notirt. 


LiehrnaUf  Sohlacht  bei  Seuipach.  17 


258 


Ouch  stond  in  Irem  Jarzit-Buch  die  obgemelten  Juncker  Heinrich 
von  Moss,  alt-Schultheiss  zu  Lucem ;  und  sin  Schwager  Steffen  von  Silinen, 
beid  süsshaffl  zu  Lucem,  desglich  Amolt  im  Werd,  und  Toni  Grepper, 
beid  von  Switz.  Auch  Juncker  Antoni  an  der  Spilmatten  von  Stantz, 
und  Jänni  Br'tndli,  beid  von  Underwalden  nidt  dem  Wald,  die  all  Landt- 
Recht  zu  Uri  haltend,  darum  si  ouch  allda  inngeschribcn,  und  aber  nit 
allda  ScLsshaffl  gewesen. 

J  7?;/  Switz  sind  umbkommen  : 
Arnold  im  Werd,  was  ouch  Landt-      Hans  Sigrist  von  Goldau. 


mann  zu  Ure. 
Clauss  Stoss. 
Hanss  Holtzach. 
Rudi  Bruster. 
Hanss  uff  dem  Bül. 
Wemi  Hag. 
Ludwig  Oberist. 
Heini  im  Lützli. 
Wemi  Betzel. 
Wemi  im  Wyl. 
Anthoni  Betzschart. 
Jacob  Helbling. 
Jost  Hess. 

Cunrat  der  Wirtinen. 
Uli  Zubricg. 
Hanss  Zinkli. 
Cunrat  Imsling. 


Ulrich  Bisch ofiliuser. 

Rudolf  Hön  von  Art. 

Heini  Hartmann. 

Rachta  Heinli  von  Mutach tal. 

Der  Scherring  von  Mutachtal. 

Hanss  Früter  von  Mutachtal. 

Hanss  Sigrist  von  Goldau. 

Rudolf  Hön  von  Art. 

Hanss  von  Bach. 

Hanss  Suter  ab  Mörschach. 

Cunrat  im  Herolts  von  Riemen- 
stalden. 

Rudi  Mettmenstetten. 

Peter  Jutzen  der  Jung. 

Hanss  Brächer. 

Peter  Huter,  sass  zu  Schwitz,  und 
was  ouch  Landtmann  zu  Under- 
walden nidt  dem  Wald. 


Hanss  an  der  Rüti. 
Heini  Vogt  von  Steinen. 

Ouch  stond  in  Ir  Jarzit-Buch  ingeschriben  die  obgemelten  Juncker 
Heinrich  von  Moss  Alt  Schultheiss  zu  Lucem,  Juncker  Steffen  von  Silinen 
von  Lucern,  die  beid  Landtlüt  zu  Uri  und  zu  Schwitz  ouch  warend.  Cunrat 
der  Frowen,  Landtammann  zu  Uri,  Johannss  Schuler,  Landtschriber  in 
Ure,  Wernher  in  Albenschit,  Heinrich  von  Maggingen,  Dietrich  sin  sun, 
und  Wernher  in  Acher,  all  sesshafft  in  Uri.  Clauss  Rursch  von  Becken- 
riet, dessglich  Juncker  Antoni  Spilmatter  von  Stantz,  von  Underwalden 
nidt  dem  Wald,  der  bald  hemach  bi  Sursee  umkam.  Die  obgenanten 
all  hattend  ouch  Landtrecht  zu  Switz,  darumb  wurden ts  ouch  in  Ir  Jarzit- 
Buch  geschriben. 

Dessglich  ist  im  Jarzit-Buch  ouch  ingeschriben  Cunrat  Grüninger 
von  Glarus,  der  ouch  zu  Sempach  umkam,  dess  Sun  darnach  gen  Switz 
zoch,  und  ward  Im  Landtrecht  geschenckt. 


259 

Von  Underwalden  Ob  dem  Wald  sind  uvibkommen: 
Uss  der  Kilchhöri  Samen:  Wälti  Issner.  Heini  Infanger.  Erhart 
Ottenhuser.  Clauss  Sübenhass.  Jänni  Kiser.  Uss  der  Kilchhöri  Sachsien, 
Kerns,  Gysswil  und  Lungern:  Heini  Hclntzen.  Heini  Wübfering.  Jenni 
von  Wenighusen.  Jenni  bim  Bach.  Heini  von  Breitenloo.  Walther  von 
Breitenloo.  Walther  Sigrist  von  Tiesselbach  von  Lungeren,  dero  Zit 
Landt- Ammann  und  Houptmann.  Wälti  von  Eschholtz.  Heini  im  Nider- 
Wil.  Wälti  am  Stalden.  aber  Walther  Sigrist.  Clauss  Steinibach. 

Nidt  dem  Wa/d^) 
Herr  Arnold  von  Winckelriet,  Jenni  Blüssli. 

Ritter.  Rudi  Bertschi. 

Juncker  Wieldrich  von  W^olfen-  Jänni  Schweiger. 

schiessen.  Uli  Schmid  von  Oberd<^rff. 

Aerni  Niderwillcr.  Clauss  Wildrich. 

Clauss  Achermann  ab  Bürgen.  Jänni  von  Obstalden. 

Jänni  Brändli,  was  ouch  Landtmann      Amdreas  im  Boumgarten. 

zu  Uri  obgenant.  Heini  Schlierli, 

Clauss  Rursch  von  Beckenried,  was      Jänni  zum  Nüwenhuss. 

ouch  Landtmann  ze  Schwitz  ob-      Jänni  Stein. 

genant.  Mörderli  der  Junger. 

Andreas  Andachcrs.  Heini  Ziesack  und  Heini  Obsee. 

Ouch  stat  in  Irem  Jarzit-Buch  Peter  Huber  der  zu  Schwitz  sass,  und 
ouch  Landtmann  zu  Underwalden  was. 

Von  Glarus  kam  iimb  : 
Kuni  Grüninger  der  in  Schwitzer  Jarzit-Buch  ouch  genempt  wird  etc. 

Von  nachgemelten  Umbkommenen  wurdent  vil  vor  dem  Strit  ze 
Ritter  geschlagen. 

Hernach  stat  ein  teil  der  Fürsten,  Grafen,  Fryen,  Herren,  Rittern 
und  Edelknechten,  die  von  denen  Eidtgnossen  bi  Sempach  erschlagen 
sind.  *) 
Der  durchlüchtig  Fürst  Hertzog  Graf  Hanss  von  Fürstenberg,  Herr 

Lüpolt  von  Osterrich.  ze  Hasslach. 

Der  Hochgebom   Fürst   Marggraf      Graf  Ulrich  von  Mümpelgarten. 

Ott  von  Hochberg.  Herr  Johanss  von  Ochsenstein,  Fry, 

Graf  Waldrach  von  Tierstein.  was  Thum-Probst  zu  Strassburg. 

Graf  Hanss  v.  Tierstein  sin  Bruder. 

*)  Im  Concept  von  Tschudi  I.  Theil,  A,  58,  fol.  366  steht:  An  der  Sembachcr- 
schlacht  sind  vmbkommen  nid  dem  wald :  Arnold  Winckelriet,  Erni  Nidcrwyler  etc. 
—  im  Ganzen  22  Namen. 

*)  Dieser  Abschnitt  in  Tschudis  Chronik  ist  von  älterer  Hand  dem  Concept  der 
Chronik  beigeRlgt. 


26o 


HerrHansUlrichv.Hasenburg,Fry.  Herr  Egen  von  Rötelen,  Fry. 

-  Walther  von  der  Tick,  ^Vy.  Der  Alt  von  Grünenberg,  Fry. 

-  Walther  von  der  hohen  Herr  Peter  von  Bolwiler,  der  Jünger, 
Geroltzegg,  Fry.  Fr}-. 

Dise  nachgeschribene  Herren  sind  Panner- Herren  gewesen  und 
umkommen : 


Herr  Ott  der  TruchsAss  von  W^alt- 
purg,  Ritter,  von  Schwaben. 

-  Friderich  von  Gr}'ffenstein, 
Ritter,  ab  der  Etsch. 

-  Friderich  von  Mimstral  Ritter, 
uss  Elsass. 

-  Ulrich  von  Stouffen  Ritter,  uss 


Herr  Albrechtvon  Rech berg  Ritter, 
uss  Schwaben. 

-  W'ilh.  v.End  Ritter,  ab  d.  Etsch. 

-  Wemli  Waffler  von  Hattetatt 
Ritter,  uss  Elsass. 

-  Aposuno  von  ....  Ritter. 

-  Burekart  von    Massraünster, 
uss  Elsass. 


Brissgöw. 

Von  Burglind. 
Es  kamen  um  von  Burgund  uss  Weltschland  13  Edelknecht. 

]'on  Schivaben  merenieih: 
Herr  P-gloff  von  Empts,   was  der      Herr  Burckard  von  Frybcrg  der 


thürist  Ritter  den  man  doze- 

mals  fand. 

Ulrich  vonEmpts,  sinsBruders 

Sun. 

Hanss  von  Huss,  Ritter. 

Rudolf  von  Wähingen,  Ritter. 

Heinrich  von  Schellenberg, 

Ritter. 

Friedrich  von  Erntzingen, 

Ritter. 

Hammann  von  Wisswile, 


Jung,  Ritter. 

Hanss  von  Liechtenstein  uss 

Franken,  Ritter. 

Cunrad  von  Richenstein, 

Ritter. 

Bruno  der  Güss,  Ritter. 

Hanss  von  Wisswiler,  Ritter. 

Lütold  von  Mülheim,  Ritter. 

Cunrad  von  Stein,  Ritter. 

Hanss  vonRandegg,  Chorherr 

zu  Costentz. 


Ritter. 

Burkard  Saltzfass.  Hermann  von  Grünenstein.  Felix  Ravenspurg. 
Hermann  von  Liechtenfelss.  Wolf  von  Bätmeringen.  Heinrich  von  Bät- 
meringcn.  nocli  einer  von  Bätmeringen.  Ulrich  von  Tierberg.  Hanss  Hil- 
wer.  Hanss  Lusse.  Stan  von  Hessleberg.  Cunrat  Dietrich.  Hans  von 
Hochdorff,  Hemmann  Hüss.  Hemmann  von  Brandegg.  W'ilhelm  von 
Glär.  Hanss  von  Bosswil  von  Nideracker.  Aeberlin  von  Madigen,  des  von 
Rechbergs  Diener.  Hänssli  Lflchler  von  Villingen.  Hartman  von  Stein. 
Albrecht  von  Rechberg.  Hanss  und  Frantz  von  Liechtenfelss.  Frick  von 
Brandiss,  ein  Bastart,  was  Apt  Heinrichs  uss  der  Richenow  Sune,  und 
was  der  erste,  so  an  dem  Strit  umkam. 

Item,  des  Hertzogen  Harnister,  der  Hofmann  von  Bibrach,  was  der 


26l 

alten  Fürstinnen  Kuchimeister,  Hanss  Haffer  von  Winterthur,  was  des 
Fürsten  Hof-Schnider. 

Ad  der  Et  seh  sind  diss  mer  teils: 
Herr  Ulrich  Arburger,  Ritter,  fürt      Herr  PeterSchlandersperger,  Ritter, 
die  Panner  von  Oesterich.  -     CunratimThumabderEtsch. 

-  Heinrich  Kele  ab  der  Etsch,  -     Nicklauss  Götsch  von  Botzen, 
Ritter,  fürt  die  Panner  von  Ritter. 

Tyrol.  -     Christoffel  Götsch  sin  Bruder. 

Hiltbrand  von  Wissenbach.  Jörg  des  jungen  Hertzogen  Kuchimeister. 
Johanss  SchnäUinger.  Mor  von  Kappenberg.  Frantz  von  Castelnot.  Diet- 
helm  von  Münchingen.  der  Starck  von  Grimmenstein.  Christoffel  Arburger 
von  Starenberg.  Herr  Wernher  von  Liechtenfelss ,  Ritter.  Einer  von 
Florenstein,  einer  von  Hottenburg.  einer  von  Husenegk.  einer  von 
Schrofenstein.  der  Morant. 

Uss  ober  und  nider  Elsass, 

Es  kamend  um  uss  ober  und  nider  Elsass: 
Herr  Nicklauss  von  Bäbenheim,  Herr  Hermann  Waldner  von  Sultz 

Ritter,  von  Colmar.  Ritter. 

-  Hammann  von  Wittenheim,  -     Peter  von  Andlow,  Ritter, 
genant  Gigelinagel,  Ritter.  -     Cunrat  Störr  von  Appenstein, 

-  Hammann  Stuffner,  Ritter  von  Ritter. 

Turrickon.  -     Hanss  Bernhard  Grat  von 

-  Peter  von  Ratzenhusen,  Sultz,  Ritter. 

Ritter.  -     Hanss  Rudolf  von  Lobgassen, 

-  Dietrich  von  Ratzenhusen,  Ritter. 

Ritter.  -     Walther  von  Nüfern,  Ritter. 

-  Hammann  Waldner  von  Sultz,      Graft  Waldner  von  Sultz. 
Ritter.  Clävi  Waldner,  ein  Bastart. 

Walther,  Wetzel  und  Peter,  all  dry  von  Mörsperg.  Jörg  von  And- 
low, Herr  Peters  Bruder.  Walther  von  Andlow.  Hanss  von  Wetzelheim. 
Brügger  von  Bergheim,  einer  von  Kagenegg  von  Strassburg.  Hugli  von 
Klätt,  Friderich  von  Klätt,  beid  von  Strassburg.  Cuntz  von  Mülheim. 
Burekart  von  Lobgassen.  Adelberg  von  Bürenfelss.  Wilhelm  von  Root- 
bach.  Heinrich  Stocker  von  Bruntrutt.  Stucki  von  Waltkilch.  Rudolf  von 
Lantsperg.  noch  zween  von  Mörsperg.  Hanss  von  Andlow.  Hanss  von 
Hagnow.  Rudolf  von  Münstral.  einer  von  Hattstatt.  Han.ssRpder.  Burkart 
Roder.  Herr  Hug  von  Schönow,  Ritter. 

Von  Frihurg  im  Brissglhv,  vnd  uss  dem  ßrissglhu. 
Herr  Hammann  von  Kapfenbach,  Ritter.  Herr  Marti  Maltrcr,  Ritler. 
diser  trug  das  Panner  der  Statt  Friburg,  und  ward  uff  dem  Hertzogen 
erschlagen. 


262 


Herr  Hcintzmann  Küclili,  Ritter.         Herr  Heinrich  v.Veltheiin,  Ritter. 

Cunrat  Schatz,  Ritter.  -      Lutfrid  Tischer,  Ritter. 

Egloff  V.  Schüsslingen,  Ritter.  -      Thoraann  Schideler,  Ritter. 

Cunrat  v.  Bessenheim,  Ritter.  -      Heintzmann  zum  Wyger, 

Peter  von  Bessenheim,  Ritter,  Ritter. 

beid  von  Nüwenburg.  -      Oschwalt  zum  Wyger,  Ritter. 

Cunrat  v.  Lochenheim,  Ritter. 

Egloff  Küchli.  Hermann  Meyer  und  zween  siner  Sün.  Thoman  Lüt- 
pfrid.  Hammann  Rat.  Burckhard  Gässler.  Heinrich  Bächli.  Antis  von 
Tirmenstein,  des  von  Ochsenstein  diener.  Fritsch  von  Gossolt.  Heinrich 
von  Ertzingen.  Cunrat  Starckmeister.  Hanss  SnewH.  Dietrich  SnewH. 
Thoman  von  Berenlap.  Lütold  von  Mülheim. 

Noch  kam  um  von  Nüwenburg  uss  der  Statt  der  Schultheiss  selb  dritte. 

Von  Basel  uss  der  grossen  Siait, 
Herr  Wernli  von  Berenfelss,  Ritter.      Herr  Cuntzli  v.  Rotberg,  sin  Bruder. 

Cuntzli  von  Berenfelss,  sin  Hemmann  zem  Wygerhuss. 

Bruder,  Ritter.  Walther  Meyer  von  Hüningen,  des 

Lüti  (oder  Lütoldus)  von  von  Schönow  diener. 

Berenfelss,  Ritter.  Cunrat  von  Eptingen. 

RudolfvonSchönoWjdenman      Thüring  von  Eptingen. 

nennt  der  alt  Hüruss,  Ritter.       Peter  von  Eptingen  und  Petermann 

Wenier  von  Flachslanden,  von  Eptingen  sinn  Sunn. 

Ritter.  Albrecht  von  Berenfelss. 

Wernli  von  Ratberg,  Ritter. 

Von  Basel  uss  der  kleinen  Statt  kamend  um  8  Mann. 
Von  Rhinfelden  kamend  um  Wernli  Höupli.  Dietrich  von  Bemheini. 
Hanss  von  Bernheim.  Hanss  Werner  ein  Armbruster.  Vogt  Jäntz.  der 
alte  Br'lndli  und  sunst  noch  zwcv. 

Vom  Ergihr  und  7urgÖ7(\ 
Uss  dem  Ergöw  kamend  umb:  Herr  Heinrich  von  Stein,  Ritter.  Herr 
]\rarquart  von  Baldegg,  Ritter.  Herr  Rumann  von  Küngstein,  Ritter.  Herr 
Thüring  von  Hallwil,  Ritter.  Herr  Hanss  von  Hallwil,  Ritter,  sin  vetter. 
Herr  Thüring  (von  Hallwil),  Bastart,  Ritter.  Herr  Rudt)lf  von  Hünebei^^, 
Ritter.  Her  Hartmann  von  Sehen,  Ritter.  Herr  Götz  Müllner  von  Frid- 
berg  von  Zürich,  Ritter.  Herr  (}ötz  Meyer  von  obern  Baden,  Ritter.  Herr 
Heinrich  von  Rinach,  Ritter.  Herr  Werner  Schenck  von  Brcmgarten.  Ritter, 
Herr  Hammann  von  Aeschentz,  Ritter.  Herr  Albrecht  von  Mülinen,  Ritter. 
Herr  Hartmann  von  Büttikoii,  Ritter.  Herr  Götz  Liebermann  von  Baden, 
ward  da  zu  Ritter  gesclilagen.  Hrmssli  von  Hallwil.  Frantz,  Ulrich  und  Sig- 
mund, all  (Iry  von  Tilgerfelden.  Herr  Hannss  von  Schwandegg,  Ritter. 
Cunrad  von  Wagenhusen.  Ulrich  von  Rinach.  Rutschmann  von  Rinach, 


263 


der  ze  Sempach  das  Morgenbrod  geheischen  hat,  das  ward  Im.  Günther 
von  Rinach.  Friedrich  von  Rinach.  Diethelm  von  Mülinen.  Ulrich  von 
Büttickon.  Herr  Hartmanns  Bruder.  Heintzman  von  Aeschentz.  Hartman 
von  Aeschentz,  beid  Herrn  Hammanns  Süne. 

Von  Zofingen  kam  um  der  Schul theiss  selb  zwölflfte. 

Von  Arhurg  kam  um  ein  Mann. 

Von  Arow  kam  um  der  Schultheiss  selb  vierzehende. 

Von  Lentzburg  kam  umWemii  vonLoro,  Pannermeister  selb  sibendc. 

Von  Schaffhusen  kam  um  Herr  Diethelm  der  Schultheiss,  Ritter. 
Eberhard  der  Löwe.  Hanss  Heggetzi.  Eberhard  Hun.  Wilhelm  im  Thurn. 
Hannss  im  Winckel.  der  Hegnover.  Hanss  Fulach.  Hanss  Brümsi.  Geb- 
hard  Rochart  von  Ylenberg.  Hanss  Imiensee.  Albrecht  Pfluger.  Hannss 
Ammann.  Cuntz  Brun.  Heinrich  Lutfarer. 

Von  Werdettberg  (!)  und  Schwaben  sind  umbkommen :  Hanss  von 
Brandegg.  Herman  von  Liechtenfelss.  Lienhard  von  Liechtenfelss.  Her- 
man  von  Signow.  der  lang  Burekart  von  Ehingen. 

Concept  von  circa  1564  in  der  Stadtbibliothek  Zürich  A,  58,  2.  Band.  Abschrift 
der  Kantonsbibliothek  Luzem.  Druckausgabe  von  Iselin,  Basel,  1734,!,  525 — 529; 
hieraus  Wackernagel:  Proben  der  deutschen  Prosa,  Basel,  1841.  Ueber  die  verschie- 
denen Handschriften  von  Tschudis  Chronik  vgl.  meine  Schrift  über  Morgarten  S.  65. 

Die  von  GilgTschudi  (1505 — 1572)  mitgetheilten  Lieder  und  Sprüche  vergleiche 
unten  bei  den  Liedern.  Quellen  Tschudis  ausser  dem  grossen  Liede  die  Chroniken  20, 
22.  37.  52,  54.  "O,  142. 


148.  Heinricus  Pantaleon:  Prosographia  Heroum. 

1565. 
N.  Winckelriedtus  Helvetius. 

Win  ekel  riedtus  ille  apud  Vnde^^'aldenses  in  Helvetia  nfitus  et  edu- 
catus  fuit.  Is  magna  fortitudine  animi  et  corporis  erat  praeditus,  atque  suis 
virtutibus  magnam  autoritatem  nactus  erat.  Cum  autem  eins  tempore  anno 
1386  potens  Austriae  dux  Leopoldus  Helvetiorum  hostis  magno  exercitu 
Helvetiorum  ditionem  ingrederetur,  atque  presidiarios  eorum  milites  in 
oppido  Sempach  tollere  studcret,  Helvetii  Lucernates,  Vranienses,  Sui- 
tenses,  et  Vnderwaldenses,  qui  hactenus  Tiguri  in  pracsidio  fuerant,  aliis 
sibi  adiunctis,  magno  animo  9  die  Juiii  hosti  obviam  profecti  sunt.  Erat 
Leopoldi  acies,  quae  ex  optima  eius  nobilitatc  c(^nstabat,  armoruni  si)len- 
dore  formidabilis,  atque  arcta  coniunctione  firmissima.  Nobiles  enim  cquis 
remotis  pedes  pugnare  statuerant.  Itaque  prelio  acerrimo  inito  multi  Hel- 
vetiorum initio  cadebant,  atque  horrcnda  clades  timebatur. 

Id  cum  Winckelriedtus  fortissimus  vir  observasset,  communicato  cum 
ducibus  copiarum  consilio,  magno  inipctu  in  medium  hostium  ordinem 
irruit,  atque  ambabus  ulnis  eorum  hastas  fortiter  comprehendendo  pluri- 


264 

inij-i  tmpedivit,  quüminiiä  suis  lanceis  Helvetios  ferire,  atque  procul  a  se 
repcllere  possenl.  Itaque  irati  hostes  ad  cum  cunversi  ipsuin  unicuin  [«- 
lierunt,  atque  pluribus  vulneribus  confossum  occiderunL  Interea  Helvetii 
imic  Winckelriedto,  qui  sc  pro  palria  devoverat,  subsequentes,  nobilium 
ordines  diviserunt,  et  magno  animo  sese  cohortantes,  memorabilem  vic- 
toriam  impetrarunt,  eo  enim  prelio  dux  ipse  Leopoldus  cum  plurimis  co- 
niitibus,  baronibus  etnobilihusinterfecti.aliicumcastris partim capti,  partiin 
fug;ati  sunt.  Itaque  dux  cum  sexagintis  proceribus  ad  monasterium  Kmg:^- 
fcklen  perduclus,  et  ibidem  sepultus  fuit.  Huius  Winckclriedti  memoria 
iib  [ireclarum  eius  facinus  etiamnum  apud  Helvetios  recens  existit,  atque 
eins  fortitudo  passim  cantu  celebratur.  {Monst.  StumpfT.) 

Iloinriois  Hantalcon,  l'hysicus  Basiliensis,  Prosographiae  Heroum,  Basil.  i;fij. 
11,  341, 

14g.  Zimmerische  Chronik 

vcrfasst  von  Hans  Müller  von  M^isskirch   1566. 

Anno  domini  ijio  (14TO?)  dci  haben  herzog  Reinold  von  Urslingen 
und  lierr  Uirich  freiherr  von  Hornberg  ein  kämpf  uf  S.  Matheustag  zu  . . 
....  von  etlicher  reden  und  schmachwort  w^en  gethon  vor  herzog  Lu- 
poiden und  lierzog  Friderrichen  von  Österreirh.  Wie  nun  die  baid  kempfer 
ein  guete  weil  mit  ainandern  gefochten,  das  niemands  wol  wissen  ixicr 
urthailn  mncht,  welcher  der  bftsser,  <la  warden  sie  mit  bewilligen  und  usser 
sonderm  be\'elch  der  heritngen  durch  den  frommen  rilter  herr  Hainricti 
von  Merspurggcschniden,  auch  volgends  aller  irer  spruch  und  vorderungen 
guetlichen  gericht  und  vertragen.  Diser  lierr  Hainrich  \on  Merspurg  hal 
sich  vor  Sempach  in  der  schlai'ht  ganz  ritterlichen  erwiesen  imd  kam  usser 
der  Schlacht  darvon  mit  werhafter  liandt  und  grossen  ehren. 

Dr.  K.  A.  Barack ;  Zimmerische  Chronik,  Bibliothek  d«s  litterar.  Vcreios  in  Slutt' 
gnrt.  Baodc)!.  I,  356.  S.  213  wird,  anlasslich  einer  PTandschBll  auf  Rebbergm  in  Ucbrr- 
linKcn,  Henog  Leopolds  gedacht,  der  -vor  Sempach  von  den  Schweiiem  eischlagHi 
worden..  BomI  I.  [«■;  -iS;  .-t/rilill,  dipS.iRcv™  Maniii  Mnltroi,  der  veui  einem  tekhen 
Meuger  in  Biri. ,  ',  .[.  ,  ll.r  in  .  ■,  .  ,,,  <.\\n  mi  ,1-  U  ■r;.  -  Kiii.!  ■;  ,li.  r  -  l.iNinncwn 
sab,  Bdi)ptitt  \ii'i  ■  "•.       .   i;  ^  ■  ri  .'j 

nobililirtund   •  ■  .  ■    1  !         ,  .     Ikt. 

die  drille  blieb  W'U^.  ■  llvii..^.l>  /:.i:>.-  •■ i  U-i,.,^  i.u|,.>l,U'ii   ■.:.„  <  i^i.;ii-i^[,  .„i  -hr 

Scbweifcr,  do  ».iid  er  mit  9<^>iieiii  betreu,  auch  uiidci 
knechten  vor  Scmjiach  anno  14.  .  erschlaj^n  und  zi 

150.  Adam  Reissner;  Historia  Herrn  Georgen  vnnd  Herrn 
Caspam  von  Frundsberg. 

r5[.5.  Keiner  Maximilian  kehrt  aus  dem  I-ager  vor  Mailand  plötzii.  b 
lieimweil'jin  dieselfa  Nacht  im  schloft"  sein  Uranherr,  Leopold  Ertzherzng 
zu  Österreich,  den  die  Schweitzer  zu  Scm]jacli  erschlagen,  dessgleicheii 


265 

sein  Schwäger  Hertzog  Carl  zu  Burgund,  den  die  Schweytzer  zu  Nanse 
umbgebracht,  beyde  in  blutigen  Kleidern  fürkommen,  das  sey  im  ein 
Warnung,  dass  er  sich  do  nicht  wöl  in  Gefahr  begeben. » 

151.  Heinrich  Pantaleon:  Teutscher  Nation  Helden. 

Basel  1568,  II,  433—434;  1578,  II,  433—434- 
Winckelriedt  ein  Eydgenoss. 

Winckelriedt  ist  zu  Vnderwalden  in  der  Eydgnossschaflt  crborcn, 
vnd  rauch  aufferzogen,  er  was  mit  grosser  stercke  an  leib  vnd  gemüt 
begäbet,  vnd  hat  durch  sein  tuget  vnd  mannhcit  bey  den  seinen  ein 
grossen  Nammen  bekommen.  Alss  aber  in  dieser  zeit  Lüpoldt  der  gewaltig 
Ertzhertzog  zu  Oesterreich  der  Schweytzer  feind,  mit  einem  gewaltig 
zeug,  in  die  Eydgnossschafft  gezogen,  vnd  jhm  fürgenommen  jhr  volck 
so  zu  Sempach  in  der  Besatzung  gelegen,  anzugreiffen,  haben  die  Eyd- 
gnossen  von  Lucern,  Vry,  Schweytz,  vnd  Vnderwalden,  (welche  bisshar 
zu  Zürich  in  dem  zusatz  gelegen),  etliche  andere  mannlich  leuth  zu  sich 
genommen,  vnnd  seind  dem  feindt  am  Q.  tag  Heümonat,  da  man  zellt  1386 
jähr,  frölich  entgegen  gezogen.  Es  was  Leopoldts  gezeug  so  auss  dem 
besten  adel  gewesen,  durch  der  waffen  glantz  forchb^am,  vnd  stunden 
in  vester  Ordnung  starck  bey  einander.  Dann  der  Adel  hat  die  pfeid 
hinweg  gethon,  vnd  jnen  fürgenommen,  zu  fuss  zu  fechten.  Wie  nun 
der  streyt  ernstlich  angangen,  und  zc  anfang  ctlich  Eydgnossen  zu 
grund  gangen,  musste  man  sich  einer  grossen  niderlag  besorgen.  Alss 
Winckelriedt  der  mannlich  Held  dieses  vermercket,  hat  er  sich  mit  den 
Oberisten  Hauptleüten  eylend  berahthen,  vnd  ist  vnverzagt  dem  feind 
mitten  in  die  Ordnung  gelauffen,  auch  mit  beyden  armen  viel  spiess 
dapffer  erwütschet,  vnnd  hart  zusammen  getrucket,  also  dass  diese  ihm 
vordersten  glid  ^mit  jhren  spiessen  die  Eydgnossen  weder  stechen  noch 
hinder  sich  treyben  können.  Desshalben  wurden  die  feind  sehr  zornig, 
stelteten  fümemlich  jhm  zu,  gaben  jhm  viel  wunden  vnd  stich,  biss  er 
letstlich  vmbkommen.  Hierz wischen  rucketen  die  Eydgnossen  diesem 
Winckelriedt,  so  zu  gutem  dem  vatterland  sein  leben  verloren,  mannlich 
nach,  trenneten  des  adels  Ordnung  von  einander,  s(  hrauwen  einander 
männlich  zu,  vnd  erlangten  einen  nammhafften  sieg.  Dann  in  dieser 
Schlacht  wurde  Hertzog  Lüpoldt  selbs,  mit  viel  grauen,  freyen  vnd  Edel- 
leüth  erschlagen,  ein  theil  mit  sampt  dem  leger  gefangen,  vnnd  etliche 
in  die  flucht  gebracht.  Nach  diesem  warde  der  Fürst  mit  scchtzig  todter 
Herren  ghen  Königsfelden  gefüret,  vnd  daselbeu  begraben.  Es  ist  dieses 
Winckelriedten  gedcclilnuss,  durch  sein  ehrliche  tath,  noch  auff  den 
heutigen  tag  bey  i\(;n  Eydgnossen  vorhanden,  vnd  wirt  sein  mannhcit 
mit  dem  gesang  allenthalben  gepriesen.  i^Monst.  et  Stumpff.  in  Ilel.) 


In  ilicseti  l«i(len  ilnitM.-hpii  Au^abon  fehlt  das  Bild  der  lalelni^rhen  Edilion.  lUi 
fiir  KrieK^helden  liei  l'onlalenn  j^wühnlich  gelirauchl  wird. 

FasI  buchstäblich  nachgcilmckl  —  ohne  Quell enanRalie  —  bei  Joh.  Jak.  tjtiSMt: 
Schwoi/cri«:h  HeWenbuch.   Basel  1(124,  4'>,  Seite  »3-S},. 

153.  Joannes  Horolanus,  Pfarrer  zu  Lucern,  gcdechtnus- 
wirdig  geschichten  von  allen  orten  und  zugewanten. 

r.  IS''J- 

Aiini.ilnmini  1,580  jar  den  d.  tag  July  uff  S.CirilÜ  liabent  von  4  w^ld- 
sielten  ilioo  man  Hertzcjgen  Lojxjid  vonOeslerich  ersclilagen,  8  grafcn, 
12U  fryeu  rilter  vnn  grnsem  adcl.  4000  strytparer  man.  Uff  der  4  wald- 
stetten  syten  blibend  122  man.  Der  Hertzog  und  mit  im  3,^  edclkncdil, 
rilter  und  grafen  sind  gan  Klnigsfelden  gfürt,  daselbs  begraben.  350  in 
ein  grub  uff  der  waldstatt,  da  jetzt  die  Capel  stat,  begraben. 

Die  Eidtgndsscn  gewonen  die  paner  von  Tyrol,  des  von  Ochsenstein, 
deren  von  SL-liaflliusen  paner,  fil  fendli.  die  man  nit  bekant  hat. 

Folgcnt  die  fürslen,  grafen,  fryen,  ritler  und  eilelknecht,  so  zu  Sem- 
|i;u'li  erschlagen  wurden. 

Hert!i>g  Lüpoldt  von  österydi. 

l'ss  il(r  Murlnouw  und  Brvsgouw. 
Marggraffvon  Hochberg,  Herr  Egolff  Kilrhli. 

Zwcn  Grafen  von  Tierslein.  -      Humberl  vun  Kcp]M:nl>[idi. 

liraf  Hans  von  Fürstenber^.  Herten.') 

Der  .sdiwar/.graf  von  ZoÜer.  Joaiin  von  Wyswilcr. 

Herr  Joann  vnn  Odisenslein,  des      Herman  Meyer. 

liertziigen  Landtvogt.  Conrad  Statz. 

Juncker Jacobv.GerolLscck.  frylierr.      Tlioman  Bemlappel. 
Herr  Marti  Maltrer,  ein  fryherr.  Lüdtfrid  Geischer, 

Hans  von  Ha.senburg.  F.golf  von  Stülingen. 

-  Götz  von  Stouffen.  fryherr.  Hcman  Rote. 

-  Ulridi  von  Kluuffen,  fryherr.        Burckarl  Gessler. 
Herman  von  Wyswjler,  fry-      Peter  von  Bolssenheiin. 
Iicrr.  Heinridi  Vesdi. 
Hagener  von  Röto!.                      Cunrad  von  Lochenlieim. 

-  Oswald  zum  Wycr.  ."idiuldieis.!*  von  Nüwenburg. 

-  Heinridi  KtU-hiin.  Lütold  von  Mfinschrion. 

Vim  Slrtissl'iirg  und  usi  item  Elisas. 
WhIiIut  von  ThieriL-kcn,  Fryherr,        Heinridi  von  Rolzcuhusen. 
IVti-r  Vi  m  Thicrirken.  NIklaus. 


26/ 


Peter  von  Andlouw. 

Werni  Waffler. 

Werni  der  lenger  von  Hattstatt. 

Hans  Bemhart  von  Huss. 

Hans  Bemhart  Rat. 

Joanns  Rudolph  von  Lobgassen. 

Burekart  von  Masmünster. 

Hürli  Klette. 

Fridrich  Klette. 

Cunrad  Müliheim. 

Wemli  vofi  Flachsland t. 

Hermann  von  Wicttenhcim. 

Cüntzli,  Türing,  Walchern  (Wal- 
ther?) und  Diepold  von  Mers- 
perg. 

Götzmann  von  Baden. 

Wilhelm  von  Rotbach. 

Peter  von  Busswyler,  Frvherr. 

Hennan  zum  Wyerhus. 

Fridrich  von  Monstral,  Fryherr. 

Hans  Ulrich  von  Hasenburg,  Fry- 
herr. 

Graf  Walraf,  der  jung. 

Graf  Hans  von  Tierstein. 

Der  jung  Grünburger. 


Der  Hegnouwcr. 
Wem  her,  ein  fryherr. 
Lütold  N. 

Fryherr  von  Berenfuss  (Bürenfcls). 
Adelberg  von  Berenfuss. 
Wemli  von  Rottberg. 
Cünlin  syn  Bruder. 
Herman  Brücker  von  Bertheim. 
Frantz  Ulrich  von  Tegerfelss. 
Rudolf  der  Hürruss. 
Walther  Meyer  von  Hünigen. 
Walther  von  Geroltzeck. 
Walther  von  Teck,  ritter. 
Einer  von  Landeck. 
Ott  von  Walpurg,  ritten 
Zwen  von  Gryffenstcin. 
Ulrich  von  Tierberg. 
Zwen  von  Clingen. 
Zwen  von  Andlouw. 
Drey  von  Berenfels. 
Zwen  Schnewli  von  Fryburg. 
Zwen  Waldner. 

Hug  von  Schönau  und  sin  Tochter- 
mann. 


Rudolf  von  Landtsperg. 

Css  Burgimdt 
jren  14  ritter  mit  jren  edellüten  und  on  zal ;  jren  namen  die  man  nit  weys. 

Uss  der  Ersötiw, 


Herr  Türing  von  Hallwyl. 

Hans  von  Hallwyl. 
Ruman  von  Küngstein. 
Herman  von  Eschentz  und  1  Sön. 
Rutschmann  von  Rinach. 
Ulrich  von  Rinach. 
Friedrich  von  Rinach. 
Marquard  von  Rinach. 


Fier  von  Bütickon. 
Mathis  von  Trostberg. 
Albrecht  von  Mülinen  selb  ander. 
Götz  Müller  von  Zürich. 
Wernher  Schenck  von  Bremgarten. 
Rutsch  man  von  Hünenberg. 
Götz  Mever. 


Lss  IVirienOerg, 


Hans  von  Brand  egg. 
Herman  von  Liechtenfcls. 
Burekart  von  Echingen. 


Hermann  von  Signouw. 
Fill  vom  Adel  unbekannt. 


26<S 


Otto  der  Trucksüss. 
Wilhelm  von  Embd. 
Ulrich  von  Emz,  Fryherr. 
Egolff,  (sin)  bruder. 
Hartmann  von  Stein  selb  ander. 
Hildtprand  von  Wyssbach. 
Albrecht  von  Rechberg. 
Heinrich  von  Schellcnberg,  fryherr. 
Frantz  von  Liechtenfels. 


Sehn  )ffen  Steiner. 

Kronburger. 

Landecker. 

Hussnecker. 

Schouwenburger. 

Warten  felser, 

Grimmenbergcr. 

Helmstein. 

Kronburger. 

Bottenburger. 

Hofmeister  von  Kalier. 

Friedrich  von  Gryffenstein. 


Css  Schwaden, 

Keysser,  ein  hoflfmeister. 

Götz,  der  Kuclümeister. 

Berthold  Graff  von  Gretz. 

Sigmund  von  Tegenfeld. 

Ein  Stör. 

Zwen  von  Empss. 

Einer  zum  Wyer. 

Zwen  Güssen. 

Morant  von  Turanenstein. 

Css  Ettschlandt, 

Peter  von  Landsperg. 
Heinrich  Köli. 
Niclaus  G(")tscht. 
Der  Torandt. 
Hans  Schmellinger. 
Ulrich  von  Tierburg. 
Herr  Cunrat  in  Tüene. 
Friedrich  von  Etzingen. 
Mor  von  Kussenberg. 
Heinrich  von  Batwaringen. 
Wolf  N'on  Batwaringen. 
Dietli  von  Mürchigen. 

Von  Zo /'fingen. 

Hans  Jentziner. 
Bentz  Schmid. 
Albrecht. 
Jacob  Hüniger. 
Heine  Muss. 
Heine  Bertrosa. 


Niclaus  Thut,  Schulthess. 
Hans  Teschler. 
Petermann  Schnyder. 
Bürgi  Albrecht. 
Hans  Gelterchinger. 
Hans  Magelsperg. 

Was  umkamen  ist  von  den  4  waldstettcn  lug  an  jedes  Ortsbeschribung 
jrer  geschieh tcn  am  cndt. 

Lnterivaldni, 

Ludwig  ( )brister.  Hans  uf  dem  Bül.  Rudi  Mettmeister.  Jung  Peter 
Jutz.  Heini  im  Lugli.  Hans  Holtzach.  Hans  Lächler  (bis).  Rudolf  Tropf. 
Erni  Winckelried.  PLrni  Niderwylcr.  Claus  Achermann  ab  Bürgen.  Jenni 
Brendli.  Claus  Würsch  von  Beckenried.  HansVogli^  Andreas  Amdacher. 
Welti  Vsner.  Uli  Schribor.  Rudi  S}>ringer.  |acob  Blustlin  mit  sinem  bruder. 
Jenni  Fanger.  Erhart  Ottenhuscr.  Claus  SibenhHs.  Hartmann  Eigel.  An- 
toni  Spillmatter  blyb  zu  Sursce. 


26g 

Unter  der  Rubrik  «  Nüwenkilch  »  steht :  1 386  Hertzog  Lüpoldts  wapen- 

rock  ward  nach  der  schlacht  in  das  gotshuss  zu  einem  messach  geben. 

Handschrift  von  1626,  im  Besitz  des  historischen  Vereins  der  V  Orte  in  I.uzem. 

153.  Heinrich  Bullinger,  Antistes  von  Zürich :  Von  den  Tigu- 

rinem  und  der  Statt  Zürich 

1572. 

Von  vill faltiger  Absag  vnd  wie  Hertzog  Lupoid  selbs  mit 
seinen  Herren  und  Adel  zu  Sempach  geschlagen,  und  der 
Herzog  selbs  mit  vilen  Herren  und  Adels  erschlagen  ward. 

Cap.  XVIII. 
Dess  Herzogen  Rathschlag  uff  Sempach  und  Lucern, 

Und  als  der  Hertzog  Lupoid  selbs  eigner  person  gen  Bnigg  kommen, 
ward  er  räthig  ein  guten  theil  siner  Herren,  Adels,  sampt  dem  Ärgöuw 
zemmen,  und  in  vi  uff  Sempach  ze  züchen,  das  umkehren,  und  dann  in 
Lucem  ze  fallen;  der  ander  theil  sines  Heerzuges  under  dem  Freyherren 
von  Bonstetten  sölte  denen  von  Zürich  under  die  äugen  ziehen  oder  ligen, 
dass  sie  mit  Ihren  Eydgnossen  uffzehalten,  denen  zu  Sempach  nit  möch- 
tend  ze  hilff  kommen.  Also  zugend  mit  dem  Herzogen  in  vierthusend 
wolgerüster  mannen  und  begirlich,  vast  vil  von  Adel. 

Die  von  Zürich  aber  hattend  ihrspäch,  und  dadurch  vernommen  dess 
Herzogen  zug  uff  Sempach.  Das  wölkend  sie  ihren  Eydtgnossen  nit  ver- 
halten. Die  batend  Zürich,  diewyl  sie  ein  gute  veste  Statt  und  redUch 
burger  hattend,  sölltind  sie  ihnen  erlauben  uff  Sempach  ze  ylen,  und  sie 
zu  entschütten.  Das  ward  ihnen  gutwillig  erlaubt.  Dess  zugend  sie  in  yl 
uff  Sempach,  der  schnalle,  dass  sie  uflf*  Cy rilli,  was  der  9.  July,  in  den  wald 
gen  Sempach  kamend,  eben  als  jetzund  der  Hertzog  uff  Sursee,  ouch  uff 
Sempach  zog.  Und  warend  by  den  4  pannern  Luzem,  Ur}%  Schwytz  und 
Underwalden  etwas  by  1300  mann. 

Der  Herzog  hatt  in  vorzug  geordnet  und  gerüst  1400  mann;  die 
rucktend  uff  Sempach,  und  begiengend  \\\\  mut>Ä'illens,  ouch  mit  armen 
purswyberen  uff  dem  fäld,  denen  sie  die  kleidet  under  dem  gürtel  ab- 
schnittend, und  also  nackend  gähn  liessend.  Dess  die  wyber  umb  raach  zu 
Gott  wider  sie  anruftend.  Sie  zeigtend  ouch  strick  (da  sonderlich  einer  von 
Rynach  trotzlich  und  übermütig  was)  denen  in  der  Statt  Sempach,  an 
denen  sie  noch  vor  nacht  erhangen  und  erworgen  müesstind,  und  ward  vill 
Übermuts  gebrucht. 

Wie  vor  Sempach  geschlagen  worden. 
Als  aber  beid  Schlachtordnungen  gägen  ein  anderen  gemacht,  warend 
die  Herren  und  der  Adel  gar  wol  bezügt,  dargegen  die  Eydgnossen  nit  so 


270 

wol.  Es  was  ouch  der  Eydtgnossen,  als  vor  erzeilt,  wenig  gegen  der  grossen 
macht  dess  Hcrtzogen.  Der  selb  verachtet  gar  die  Eydtgnossen,  und  was 
der  Adel  von  pferden  abgestanden,  woltend  zu  fuss  von  freyer  hand  mit 
den  puren  schlachen.  Es  was  ouch  der  Herzog  selbs  ze  fuss,  und  in  der 
Schlachtordnung,  und  die  Herrschaft  thet  den  anlauff  mit  grossem  pracht 
und  grimmen,  hattend  ein  breyte  Ordnung,  und  umschlachend  der  Eydt- 
gnossen schmale  Ordnung,  und  erschlugend  ihren  gar  vill,  eh  dann  sie 
etwass  Schadens  erlittend.  Es  was  aber  gar  ein  heysser  tag,  und  was  der 
angriff  umb  den  mitten  tag  beschechen,  und  ward  der  adel  von  den  har- 
nischen  überlestiget,  und  von  der  hitz  entkrefftiget.  Ihren  vil  ersticktend 
in  den  hämischen  ohne  stich  und  wunden,  und  mochtend  der  Eydtgnossen 
starcke  Cörpel,  so  der  arbeit  gewtmt,  arbeit  und  hitz  bass  erleiden,  warend 
auch  mit  hämisch  nit  überladen.  Als  sie  nun  mit  ihren  hallparten  und 
kurtzen  weeren  in  und  under  den  adel  kamend,  was  es  eingrusames  nider- 
schlachen  und  niderstechen.  Es  warend  gar  lang  beide  Ordnungen  gegen 
ein  andren  gestanden,  ehe  das  eintwedere  hindersich  wichen  wollt.  Endtlich 
gewunnend  die  Eydtgnossen  den  truck,  und  hub  an  der  adel  weichen.  Die 
schrouwend  wol  heftig  ihren  dieneren  zu  umb  ihre  hängst.  Wie  die  diener 
aber  gesehen,  wie  die  Eydtgnossen  so  grob  und  grimmig  darufl'schlugend, 
namend  sie  zeitlich  die  flucht,  und  mocht  der  adel  nit  entrünnen.  Da  ward 
im  nachjagen  niemand  verschont;  dann  beidersyts  hattder  zom  und  be- 
gird  der  raach  in  ihren  hcrtzen  heftig  gesotten,  und  lüff  jetz  dann  über. 

Da  ward  der  Hertzog  Lupoid  selbs  erschlagen  mit  sehien  allerliebsten 
Fürsten,  Herren  und  dem  besten  adel,  deren  ein  theil  mit  dem  Herren 
gen  Küngsfälden  geführt  und  da  vergraben  ward. 

Dise  histori  hab  ich  kurtz  mit  wenig  worten  verzeichnet,  darumb  dass 
sie  gantz  vollkommen  in  der  Eydgnössischen  Histori  beschriben  ist,  mit 
eigentlicher  beschrybung  der  Schlacht,  auch  mit  den  namen  deren,  die  an 
der  Schlacht  umbkommen  sind,  ouch  was  gewunnen  worden. 

Der  Eydtgnossen  blibend  uff  der  wallstatt  zweyhundert  redlicher 
mannen;  uff  des  Hcrtzogen  s}'ten  aber  blibend  2000  mann;  darunder  sind 
gsyn  von  der  herrschafft  vom  Adel  und  fürnämmen  lüthen  676  mann,  und 
derselben  krönter  lullmen  350.  Und  wirt  nit  bald  ein  Schlacht  funden,  in 
deren  so  vill  grosser  Herren  und  Adels  erlegt  und  erschlagen  worden 
seyge.  Doctor  Hemmerli  schreibt  in  vorerzelltem  buch  und  Capitel  (de 
nobilitate  cap.  2b)  das  zu  Jahr  umb  ufi  der  Wallstatt,  da  der  Herzog  um- 
kommen was,  ein  wunderschr>ne  grosse  blumen,  dergleichen  nit  mehr  ge- 
sehen worden,  gewachsen  seyge,  ab  deren  sich  mänigklich  verwundert  habe- 

Hier  nach  der  Handschrift  im  Besitz  von  Dr.  Th.  v.  Liebenau,  fol.  411  fl'. 


271 

154-  CoUectanea  Helvetica  in  Wien. 

Vormals  Cod.  12  der  k.  k.  Hofbibliothek,  jetzt  Cod.  739  des  k.  k.  Staatsarchivs. 

Diese  Handschrift  des  16.  Jahrhunderts  (vgl.  Böhm,  Handschriften 
S.  234 — 237)  enthält  ausser  der  Mittheilung  Über  den  Tod  Leopold's 
nichts  über  Sempach,  wie  mir  Herr  Scriptor  Fr.  X.  Wöber  in  Wien  mit- 
theilte. 

155.  Heinrich  Bullinger:  Von  den  edeln  Grafen  von  Habs- 
purg,  Hertzogen  ze  Oesterreich  und  Schwaben,  und  der 
Stifftung  des  Fürstlichen  Klosters  Königsfelden  im  £r- 
gew,  auch  etwas  von  der  Sempacher  Schlacht,  in  welcher 
Hertzog  Lupoid  von  Oesterreich  durch  die  Eydgenossen 
erschlagen,  und  zu  Königsfelden  begraben  ist  (157 1). 

Ohne  Angabe  des  V^erfassers  zuerst  j^ednickt  bei  Senkenberg:  Selecta  Juris  et 
historiarum  1738;  T.  IV,  i  — 160.  (Vgl.  Haller:  Bibliothek  II,  Nr.  1892),  nach  dem 
Langhans  sich  das  Werk  zugeschrieben.  Nach  der  Winterthurer  Handschrift  als  Neu- 
jahrsblatt der  Stadtbibliothek  Winterthur  1865  publicirt  von  G.  Geilfus. 

In  seinen  Ephemeriden  schreibt  Bullinger: « 1571.  Ich  verbessere  die  zwey  Bücher, 
so  ich  hievor  geschrieben,  zu  Gefallen  Herrn  Samuelen  Tylmann,  Hofmeistern  zu 
Königsfelden,  von  Herzogen  zu  Schwaben  und  Oesterreich,  und  den  Grafen  von  Habs- 
purg,  auch  von  der  Stiftung  Königsfelden,  und  von  dem  Sempacher  Krieg,  machts  uss 
im  z*»**.»  Haller  II,  S.  162.  Diese  ältere  Bearbeitung  liegt  vor  in  der  Handschrift  von 
1570  in  Donaueschingen.  Barack:  Katalog  479.  -Später  wurde  das  Werk  oft  — 
meist  ohne  Nennung  des  Verfassers  —  copirt. 

Zwei  Handschriften  besitzt  die  Stadtbibliothek  Bern,  eine  die  in  Aarau,  Einsiedlen 
Cod.  Nr.  397  von  1721,  in  Gotha.  Anzeiger  f.  schweizer.  Geschichte  1872,  260,  u.  s.  w. 

Viele  Handschriften  in  Zürich,  z.  B.  in  der  Simmler'schcn  Sammlung  Nr.  56. 

Den  II.  September  1573  theilt  Heinrich  Bullinger,  «^pfarrer  der  kylchen  Zürych 
zu  dem  grossen  münster»  dem  Rathsherrn  Holdermeyer  in  Luzern  seine  Beschreibung 
der  Schlacht  von  Sempach  mit  und  bat  ihn  «die  namen  der  eeren  redlichen  lüthen,  die 
an  der  schlacht  zu  Sempach  um  des  vatterlands  willen  umkommen,  deren  namen  ewiger 
gedächtnuss  würdig  sind»  zu  ergänzen.  «Das  ir  ouch  die  history  an  iren  selbs  besähind, 
wo  mangel  wäre  oder  ir  mer  und  eigentlicher  bettend,  da  bitte  ich,  das  ir  mir  dasselb 
mitteylind.»  Er  bittet  auch  um  Mittheilung  «der  history,  so  ich  nu  lange  zyt  zusamen 
gesamlet  hab»  an  «heren  Seckelmeister  zur  Gylgen,  von  dem  ich  hören,  das  erder 
historien  und  antiqiuteten  wol  bericht  seye,  ob  er  mir  hiezu  etwas  mittheilen  könnte».*) 

Diese  Abschrift  findet  sich  jetzt  in  Rennward  Cysat's  CoUectanea  Q,  fol.  31 — 57. 

Cysat  ergänzt  fol.  48  b  —  52  das  Verzeichniss  der  Gefallenen.  Er  fügt  fol.  54  noch 
die  Stelle  aus  dem  Stadtbuche  bei.  Fast  ganz  umgearbeitet  ist  das  Verzeichniss  der 
Schwyzer.  Fol.  Q,  31,  bringt  Cysat  die  Verlurstliste  von  Luzern  aus  dem  Verkünd- 
buche. Bei  den  Unterwaldnern  ergänzt  er  u.  a.  <r  Arnold  von  Winkelried»  und  stellt 
fol.  57 — 61  das  ergänzte  Verzeichniss  nochmals  zusammen. 

Wir  lassen  hier  die  von  Bullinger  an  Holdermeyer  mitgetheilte  Copie  —  ohne 
die  Zusätze  von  Cysat  —  folgen,  mit  Beiseitelassung  der  Einleitung,  welche  über  die 
Kriegsursachen  und  die  Anfange  des  Krieges  handelt,  da  der  von  Geilfuss  veröffent- 
lichte Text  namentlich  im  Verzeichniss  der  Gefallenen  sehr  ungenau  ist,  indem  z.  B.  die 
Schwyzer  fol.  18  in's  Verzeichniss  der  Obwaldner  hinein  geschoben  wurden.  Wir 
lassen  auch  den  Schluss,  der  den  Krieg  nicht  berührt,  bei  Seite. 

*)  Gütige  Mittheilung  von  Herrn  Staatsarchivar  Dr.  Paul  Schweizer  in  Zürich. 


272 

Herzog  lupoid  zücht  mit  sinem  heer  vnd  dem  Adel,  ouch  die 
4  ortt  der  Eidgnoschafft,  mit  iren  4  paneren  vff  Sempach. 

Herzog  lupoid  der  3.  jn  eigner  person  erhept  durch  den  sig,  den  er 
verschines  jar  an  den  Rinstetten,  in  Elsass  erlanget  hatt  vnd  vs  vertrösten 
sines  fürtreffenlichen  volchs  von  Herren  und  vom  Adel,  kam  mit  \i\  siner 
Herren  Ritter  vnd  rätHen,  oucH  wol  grüstem  volcH  gen  Brugg  in  das  Ergow, 
doHin  sin  Herzüg  stark  als  Hie  oben  gmeldet  worden,  scHon  zuo  ross  vnd 
zuo  fuos  wol  versamlet  was,  vnd  als  sy  vernamend,  das  ein  zusatz  gen 
SempacH  gleit  vnd  die  vier  ort  mit  iren  pannem  gen  züricH  in  die  Statt 
zogen  warent,  do  irs  vinds  zuo  warten,  wurdend  sy  rätliig,  das  er,  der 
Herzog,  selbs  in  eigner  person  mit  einem  tHeil  sins  zügs,  mit  den  besten 
siner  Herren  vnd  sines  Adels,  mit  ctlicHen  der  ErgöwiscHen  stetten  vnd 
in  summa  mit  4000  wolgerüster  in  vi,  vff  SempacH  zu  weitend  ziecHen  das- 
selbig  flux  umb  keercn  vnd  dan  in  Lucem  fallen,  darzwüscHet  sölte  der 
überig  tHeil  dess  Herzügs  der  minder  was,  dan  der  mit  dem  fursten  zog, 
under  dem  frvHerren  von  Bonstetten  zu  Brugg  vnnd  Baden,  ovcH  da 
herumb  lagend,  den  ZüricHeren  vnd  den  vier  paneren  der  waldstetten, 
jn  der  gsicHt  sicH  erzeigen,  vff  sy  ritcn  vnd  angriffen,  domit  sy  zuo  Zürich 
beHalten  vnd  vff  geHalten,  weder  den  SempacHem  zu  Hilff  kämen,  noch 
Lucem  entscHütten  mögen,  welcher  Ratschlag  svnst  nit  böss,  so  er  wol 
grathen  were. 

Wie  bald  aber  ZüricH  durch  Jr  späch  vernamm,  dess  fürsten  rath  \Tid 
anscHlag  vnd  das  der  Herzog  schon  vorruckte  vnd  vff  Sempach  zoch,  wei- 
tend sy  iren  Eidtgenossen  von  den  vier  orten  sömlicht  nit  verhalten,  Mid 
zeigtend  jnen  alles  was  sy  durch  ir  kundtschaffl  vernomen  haltend,  die 
begerttend,  das  ZüricH  inen  ouch  vff  Sempach  zu  ylen  erloubtend  domit 
SempacH  entscHütten  vnd  die  Stadt  Lucern  von  dem  überfal  verhüten 
mochtind  vnd  das  darzwüschen  ZüricH  sich  Gott  befehlen  vnd  selbs  ver- 
hüten vnd  sich  der  vienden  er\\'eren  weitend;  diewil  sy  ein  gut  statt  Het- 
tend ;  sömlicHs  ward  inen  gutwilig  bewilget. 

Also  warend  sy  vf[  mit  iren  vier  paneren,  vnd  zugend  in  grosser  yl 
tag  vnd  nacht  ouch  vff  SempacH  zu,  das  sy  vff  den  9.  tag  Julii,  was  der  tag 
Cyrilli,  wie  der  Herzog  uff  Sursee,  vff  Sempach  zoch,  sy  ouch  für  Sem- 
pach in  den  wald  kommend,  sycH  do  enthieltend  vnd  zum  stryt  rüstend, 
yrer  aller  was  nit  über  1300.  Doch  redHcHs  starks  vnd  lustigs  volch.  Von 
alten  Hab  ich  etwan  ghört,  das  etliche  der  Eidgenosen,  die  nit  wol  mit 
pantzeren  vnd  mit  Hamist  versorget  domeis  im  wald  desselben  morgens 
pengel  grüst  vnd  vff  die  arm  für  armscHinen  mit  neslen  gebunden  haltend 
vnd  gehefftet  domit  inen  sömicHs  die  streich  vffhübe. 


273 


Was  vor  dem  Angriff  von  beden  parthyen  bschechen,  geredt, 

vnd  thon. 

Im  anzug  für  das  Stettli  Serapach  hat  der  herzog  in  Vorzug  verordnet 
1400,  dem  selben  zoch  er  nach  mit  aller  macht,  dann  er  ouch  zitlich  innen 
worden,  dass  die  Eidgnossen  mit  iren  4  paneren  ouch  vorhanden  vnd  was 
der  Schwarzgraf  von  Zoleren  sampt  herm  Hansen  von  Oberkilch,  des 
fussvolchs  houptlüth,  herr  Reinhard  Wähinger,  vnder  landvogt,  was  der 
schützen  houptman.  Alles,  was  im  veld  waz  wie  es  dan  in  der  emd  was, 
floch  dem  Stettli  zuo.  Etliche  wyber  wurdend  ergriffen  von  kriegslüten, 
die  furend  übel  vnnd  schantlich  an  inen,  dann  sie  inen  Ire  kleider  under 
dem  gürtel  abschnittend  vnd  sy  also  nackend  vnd  schantlich  von  Inen 
liesend.  Welche  arme  purswyber  von  sömlicher  vnerhörten  schmach  vnd 
schand  wegen  inen  mutwilig  wider  alle  zucht  vnd  er  bewissen,  Gott  den 
allmechtigen  vmb  räch  über  die  vnverschampten  hünd  anruofftend. 

Die  österricher  furtend  mit  inen  etliche  wägen  vnd  fässer  die  vol 
helsingen  vnd  stricken,  ouch  gar  vil  mäder  mit  sägissen,  in  willen,  dem 
armen  landtvolch  das  körn  abzuschnyden  vnd  abzemeyen  vnd  vnderze- 
trucken,  vnd  als  die  nun  für  die  stat  Sempach  kummen,  stund  einer  von 
Rynach  vff  dem  wagen,  nam  ein  strick,  zeigt  in  gegen  der  statt  vnd  schrey : 
den  schankte  man  dem  Schulthesen  zu  Sempach  vnd  ee  es  nacht  wurde, 
müstend  sy  in  der  statt  all  erhenkt  werden.  Ein  anderer  Edelman  schrey, 
sy  soltend  nun  fürhin  den  mäderen  das  morgenbrott  vnd  den  meder  Ion 
hervs  bringen.  Daruff  ward  us  der  statt  geantwortet,  kein  Eidgnoss  gebe 
Ion,  er  were  dan  verdienet ;  so  werde  man  inen  bald  zu  morgen  bringen, 
vnd  anrichten,  das  manchem  der  löffel  werde  entpfallen.  Der  tratzreden 
vergiengend  beider  sits  noch  wol  mee,  nitt  nott  zu  verzeichnen,  vnd  wüs- 
tend die  in  Sempach,  das  ire  gute  fründ  nit  wyt  do  danen  warend,  mit 
den  4  paneren,  dess  sy  sich  in  dem  überfal  tröstend. 

Der  Herzog  aber  hat  einen  Narren,  der  hies  Heinj  vnd  was  von  Vri 
pürtig  vnd  im  vast  lieb,  zum  selben  seilend  etlich  hoff  junckeren:  Schow 
Heinj  dine  landslüt  sind  grad  dert  vor  in  dem  wald,  warum  gast  nit  zu 
Inen  vnd  grüzisch  sy  ?  tribend  also  fatzwerch ;  der  Narr  aber,  als  man 
sinen  nit  achtet,  lüff  er  dem  wald  zu  vnd  kam  in  die  wachten,  die  fiengend 
vnd  fragtend  in  so  vil  vnd  lang,  bis  sy  marcktend,  was  er  für  ein  gsell  was, 
liesend  in  gon  vnd  hiesend  in  wider  zuo  sinem  herren  louffen.  Wie  er 
aber  by  Inen  vffenthalten  ward,  schickt  es  sich,  dass  die  vier  paner  von 
nüwen  zu  samen  schwurend,  vnd  das  sy  von  einanderen  nit  wichen  wol- 
lend bis  in  tod  hinin,  dasr  hat  der  Narr  gsechen ;  darumb  als  er  wider  zu 
des  fürsten  herzüg  kam,  lüff  er  ungestüm  dem  fürsten  zu,  seit  wie  er  im 
wald  by  sinen  landtlüthen  were  gsin,  die  habend  all  ir  hend  vffghept  vnd 
gschworen  In,  den  fürsten,  zu  tod  schlachen.   Er  seit :  sy  werdent  dich  by 


LiefteHfiH,  Schlacht  bei  Sempach. 


18  . 


2/4 


gott,  by  gt)tt,  zu  tod  schlachen,  desshalben  solle  er  do  nienen  bliben,  sonder 
flux  hinder  sich  ziechen  vnd  nit  da  stritten.  Das  macht  er  so  mechtig  vnd 
so  grtiwenlich,  das  sich  der  fürst  darab  entsatzt  vnd  die  herren  den  Narren 
vff  Sursee  fertigetend,  nur  das  er  schwige. 

Es  hatt  sich  ouch  der  hcrr  von  Hasenburg,  ein  alter  wiser  vnd  dapfer 
held  vnd  kriegsman,  dem  wald  in  stille  genechert,  das  veld  beritten  vnd 
die  Eidgnossen,  den  fiend,  so  vil  inüglich  bsichtiget  vnd  beschetz,  das  die 
Eidgnossen  in  zimlicher  anzal,  ein  stark,  redlich  volch  vnd  in  gueter  Ord- 
nung fast  wol  grüst  vnd  unverzagt  verbanden,  vnd  grad  zunechst  vor  dess 
fürsten  volch  im  wald,  zum  angriff  sich  schicktend.  Sömlichs  alles,  \ne 
vnd  was  er  funden,  zeigt  er  trülich  vnd  eigentlich  mit  allem  flyss  vnd 
ernst  dem  fürsten  selbs  an,  vnd  sinen  räthen  vnd  was  gar  vndultig,  das 
er  sach,  wie  sich  der  Adel  vnd  die  jung  herschafft  fräch  gar  mutwilig  stelt, 
den  fiend  verachtet,  vnd  seit  wir  dr)rffend,  dz  wir  sorg  habend  dann  ich 
dermasen  unsere  fiend  gsclchcn  hab  das  wir  gwüslich  hüttigs  tags  mer 
dann  gnug  mit  Inen  wcrdent  zu  scliaffen  haben.  Ich  hab  min  tag  nie  ge- 
hr)rtt,  das  hoffart  vnd  der  ficndcn  Verachtung  ie  guct  gethan  habe.  Dorum 
were  wol  zu  thun,  das  ^cn  Brugg  zu  herren  Hansen  friherren  von  Bon- 
stetten  gsant  vnd  im  erbotten  wurde,  das  er  ohne  Verzug  hcruff  mit 
sinem  volch  zuo  vns  zuge,  dann  er  ein  gross  stark  volch  by  im  hatt  vss 
dem  Ergöw,  Turg(")w,  Suntg(')w,  Brisgöw,  Elsas,  Schwaben,  Kyburg,  Rap- 
perschwyl  vnd  us  dem  Gastall.  Dise  red  enpfieng  im  einer  von  Ochsenstein, 
der  by  dem  fürsten  ambrfit  zu  oberist  was,  gar  übel  vnd  seit  vordem  fürsten 
zu  dem  von  Hasenburg,  der  by  dem  fürsten  ouch  in  hocher  achtimg  waz: 
mich  will  schier  bedunken  du  wellist  vff  den  hüttigen  tag  sin,  wie  du 
gnempt  wirst,  du  heisset  Hasenburg  vnd  wilt  ein  hasen  in  dinem  hertzen 
tragen.  Dorvff  redt  in  zorn  der  von  Hassenburg :  weder  du,  noch  andere 
werdend  hüttigs  tags  kein  zagen  an  mir  finden ;  das  wil  ich  noch  hüttigs 
tag  mitt  gotts  hilff  mit  der  that  erzeigen  vnd  din  zag  nit  sin;  darvf  der  von 
Ochsenstein  nüt  wjtters  antwortett;  sonder  kart  sich  zum  fürsten  v-nd 
sprach :  unser  ist  diser  tags  gnug,  dise  vffrurigen  puren  zu  straffen  vnd  zu 
schlachen.  Es  ist  so  n^enger  dapffer  held  hie  im  feld  das  wir  noch  vor 
nacht  dise  band  vol  btiser  puren  gsotten  vnd  bratten,  wie  du  es  haben 
wilt,  dir  geben  wellend,  vnnd  was  also  by  dem  von  Ochsenstein,  anderen 
herren  vnd  edel  lüten  grosse  Verachtung  irer  vienden  vnd  gros  übermuot. 

Von  dem  angriff  vnd  blutigen  strengen  stryt  des  Herzogen 
von  Österrich  vnd  der  Eidgnossen  vor  Sempach. 

Wie  nun  der  Adel  sach  das  sich  die  Eidtgnossen  im  wald  harfür 
gegem  witen  veldt,  darin  die  herschaft  vnd  adel  lag,  liessend,  vermanet 
der  herzog,  das  sich  die  sinen  dapfer  zum  angriff  nistend  vnd  den  viend 
enpfiengend,  vnd  do  etlich  vermeintend,  er  sölte  nit  zum  strytt  gan,  ant- 


I 


275 

wertet  er,  hie  welle  er  trostlich  by  den  sinen  ston  ouch  tod  vnd  läbendig 
bliben.  Etliche  Chroniken  sagen  von  des  fürsten  Ordnung  also,  der  Adel 
riedt  dem  herzogen  der  gefraget,  wie  nun  die  sach  anzugriffen  were.  Seit 
der  Adel :  Gott  hat  vns  die  schandtlichen  puren  ein  mal  in  die  hend  geben 
vnd  were  ia  schantlich,  das.  wir  vom  Adel  iezund  mer  hilff  zu  vns  nemind, 
wir  sind  reins  halb  vnd  all  wol  bezüget  vnd  sind  die  puren  nackend  Kit, 
dorumb  welend  wir  von  unseren  pferden  stan,  vnd  zu  fuosz  nitzich  in  sy 
mit  gwalt  louffen  vnd  söltend  unsere  diener  mit  den  pferden  zuo  einer  sitten 
vnd  der  fuoszüg  by  der  anderen  vnd  die  schüzen  zu  der  dritten  vff  vns 
halten,  hiemit  wird  der  puren  keiner  darvon  komen.  Vnd  zwaren  hatt  der 
Adel  ein  grossen  vorteil,  das  er  gar  gwaltig  mit  grosser  macht  nidt  sich  in 
die  Eidgnossen  lüff.  Des  stundend  die  herren  ab  von  iren  hengsten.  Dann 
ouch  der  fürst  selbs  zu  fuosz  was  vnd  zu  fuss  an  stryt  gan  wolt.  Die  Herren 
gabend  Ire  Hengst  iren  dienern,  sy  zu  bewaren,  vnd  vff  die  Herren  ze 
warten,  vnd  woltend  auch  nit  zu  Ross,  st)nder  ze  fuss  vnd  von  fryger  band 
mit  den  puren  die  ouch  zu  fuos  warend,  strytten  vnd  sich  also  gegen  alles 
vortheils  beschämen.  Sie  woltend  ouch  nit,  das  iemand  dess  gm  einen 
volchs  herfür  zum  angriff  zu  inen  stünde,  die  selben  mustend  hinder  die 
paner  vnd  zeichen  stan.  In  summa  sy  warend  gar  ergrimmet  vnd  der- 
massen  vnd  woltend  es  als  allein  an  den  puren  thun. 

Nun  was  domalen  der  bruch,  das  man  an  den  schuven  und  stifflen 
zu  forderst  lang  spitz  trug,  die  hüwend  die  herren  in  veld  an  dem  ort,  do 
sy  von  den  h(}ngsten  abgstanden  warend,  ab,  domit  sy  zu  fus  ze  fechten 
dest  gschickter  werend ;  als  iren  4  von  Rjnach  pürtig,  ouch  ire  schnebel  ab- 
hüwend  vnd  sich  der  jüngst  in  den  zechen  hüw,  grein  er.  Also  bschalch- 
tend  in  die  bruder,  schicktend  in  zum  tross;  der  kam  dorvon,  sonst  wer 
das  gschlecht  z'grund  gangen.  Hiemit  bundend  sy  vff  ire  heim,  stalten 
sich  dar  in  iren  schwären  hamisten  vnd  ward  die  schlacht  Ordnung  von 
herren  bereidt  vnd  vest  gemacht  vnd  sonst  ouch  das  volch  gar  wol  ge- 
ordnett,  gegen  den  Eidgnossen  gfürt. 

Es  hattend  ouch  die  Eidgnossen  ir  Ordnung  gemacht,  vermanetend 
ouch  ein  anderen  trüw  vnd  redlich  zu  sin,  knüwetend  nider  vnd  ruftend 
gott  an,  noch  irem  alten  bruch.  Welchs  Halb  Suter  von  Lucern,  der  an 
diser  schlacht  gewesen,  in  sinem  lied  also  beschriben  hat. 

Die  fromen  trüwen  Eidgnossen 
Rufflend  Gott  von  himmel  an : 
Ach  rjcher  Christ  von  himmel, 
Durch  dinen  herten  todt 
Hilff  hütt  uns  armen  sünderen 
Vss  angst  vnd  not. 
He!  Vnd  thu  vns  bine  stan 


276 

Und  unser  land  vnd  lüt 

In  schütz  vnd  schirm  behan. 

Da  sie  ir  bet  volbraclitend 

Gott  zuo  lob  vnd  Eer 

Und  Gottes  liden  gedachtend 

Sandt  inen  gott  der  herr 

He!  streng  herz  vnd  manes  krafft 

Und  das  sy  tapfer  trucktind 

Wol  gegen  der  Ritterschafft. 

Vff  das  gebett  lüffend  beide  her  im  witen  feld,  gar  durstig  mit  grosem 
gschrey  vnd  brastlen  an  vnd  die  wil  dess  Fürsten  volchs  \dl  was,  der  Eid- 
gnossen  hargegen  wenig  vnd  die  herren  wol  bezüget  warend  vnd  ire  Ord- 
nung breit  graacht  bettend,  umgabend  vnd  unischlugend  sy  die  schmal 
der  Eidgnossen  vorhar,  vnd  betten  sy  zum  aufang  streng  yn,  erschlugend 
inen  ob  (X)  redlicher  man;  ee  dann  die  lierschaft  ieraands  verlor,  das  der 
herzog  nit  änderst  vermeint,  dann  die  schlaclit  were  schon  eroberet  Es 
hat  ouch  den  Eidgnossen  gwüsslich  gnuog  gfält,  wo  nit  gott  bsunders  sin 
gnedigc  vnd  starcke  hilff  gethon. 

Dann  do  deren  von  Lucern  paner  ein  gute  wil  so  vil  als  vndertruckt 
was  vnd  littend  die  eeren  lüth  darby  gar  übel;  do  kam  grad  im  anfang 
vmb  deren  von  Lucern  hauptman  vnd  schulthess,  herr  petter  von  Gundel- 
dingen  Ritter  vnd  mit  ihm  Heinerich  von  Moss,  vnd  Stephan  von  Silenen, 
sampt  vilcn  Eeren  vnd  tapferen  lüthen,  dann  die  Herrn  mit  Iren  langen 
spiessen  überlangeten  vnd  trangtend  gar  hefftig  die  Eidgnossen  die  mer- 
teils  gefasset  warend  mit  iren  kurzen  weren.  In  disem  gfahrlichen  gefacht 
waget  sich  ein  Winckclrieth  von  Vndcrwalden,  der  Hess  sin  weer  fallen 
vnd  ergab  sich  in  wüssenhaftcn  tod  (wie  er  dann  ouch  da  für  das  vatter- 
land  vff  der  statt  tod  bleib)  vnd  fasset  bisitz  der  fienden  spies  sin  arm 
vol,  fiel  daruff,  verhinderet  vnd  truckt  sy  so  vil  nider,  dass  die  Eidgnossen 
die  herren  gwunnend,  in  sy  kamend  vnd  mit  iren  kurzen  weren  (als  sem- 
pacher  hällenparten)  inen  ir  Ordnung  brachend  vnd  die  herren  dapfer  und 
die  heim  knütschtend  vnd  gar  hefftig  dar  nider  schlugend. 

Vnd  in  disem  gf^lcht  kam  vss  gottes  gnediger  Schickung  den  Eid- 
gnossen noch  vss  dem  wald  etwas  nüwen  zulavfls  vnd  hilff,  von  welchem 
zulauff  die  Cronicken  vnd  alten  nit  glich  sagend.  Alle  zwaren  sagend 
glich  vnd  einhellig  von  diser  hilff  vnd  zulouff,  das  der  beschechen  sye. 
Etlich  aber  melden,  diser  zuluff  sy  von  denen  bschechen,  die  im  anzug 
der  paner  in  dem  wald  bliben,  von  groser  forcht,  dorum  auch  die  by  den 
paneren  iren  nit  geweit,  die  selben  aber  als  sy  die  iren  in  höchster  not 
vnd  letzter  gfar  gsehnn  band,  sy  vs  gott  wider  ein  hertz  gefasset  vnd 
sigend  den  iren  in  nöten  dapfer  mit  grossem  gschrey  zuglauffen  vnd  ir 


I 


277 


bests  gethon  dorab  der  Adel  vast  übel  erschrocken,  als  der  vermeint,  es 
were  noch  grösere  hilff  in  dem  wald.  Die  anderen  aber  meldent  das  sonst 
ein  völchli  den  Eidgnossen  zustendig  sich  besamlet,  den  4  paneren  nach 
zogen,  zum  angriff  aber  nit  komen  mögen,  doch  iezund  zu  allen  statten 
disen  guten  nachtruck  vnd  infall  gethon  habend,  vnd  nie  rechter  bettend 
kommen  mögen. 

Wie  nun  demselben,  so  hat  nun  mer  der  stryt  lang  gewärt,  das 
entweder  theil,  ioch  vmb  ein  wenig  hinder  sich  wichen  wolt,  aber  die 
herschafft  hatt  sich,  wie  ob  vermeldt,  mit  schwärem  züg  oder  harnisten 
überlestiget,  das  sy  anhubend  fast  müd  werden.  So  warend  ouch  etliche 
zarte  Jünckerli,  die  der  Arbeit  wenig  gwon  die  arbeit  nit  erliden  mochtend 
vnd  zu  ross  vü  besser  gsin  werend.  Darum  wurdent  hernach  etliche  herren 
vff  der  waldstatt  funden,  die  weder  würff,  stich,  noch  wunden  hattend, 
sonder  vor  hitz  in  hamist  erstickt  warend.  Also  wurdent  hernach  in  höl- 
zeren  etliche  erstickte  funden  vnd  was  ein  grose  plag  gotts  über  den  über- 
mütigen stolzen  Adel,  das  sy  sich  von  Rossen  vnder  das  stark  puren  volch 
gelassen  hattend.  Dan  die  Eidgnossen  die  mertheils  grösser  vnd  schwerer 
arbeit  gwon,  auch  mit  hamist  vnd  gr^-^eer  nit  überladen,  grösser,  grader 
starker,  vnd  krefftiger  korplen  warend,  trucktend  hin  durch  im  stritt, 
stachend  vnd  hüwend  vnd  knutschtend  gar  gwaltig  vfF  die  herren,  das  sy 
anfiengend  hinder  sich  wichen  vnd  sich  in  ein  grüliche  flucht  begeben, 
mitt  grossem  gschrey. 

Wie  sömlichs  das  ander  volch  vnd  insonders  die  dicner,  di  by  den 
pferden  hütend,  sahend,  wutschtend  sy  flux  vff  die  hengst  vnd  ranten 
darvon,  die  herren  aber,  die  sich  in  ir  flucht  der  hengstcn  tröstet,  schrüwend 
wol  vast :  die  hengst  har,  die  hengst  har ;  do  warend  aber  die  alle  trüwe 
dienst  vs,  vnd  warend  die  hengst  darvon,  vnd  da  gieng  es  erst  an  ein  not 
knutschen  vnd  tod  schlachen  dann  die  herrn  ermüdet  vnd  zum  theil  wund, 
mochtend  nienen  hin  komen,  wurdend  erylt  vnd  one  gnad  grimig  vnd 
jämerlich  nidergeschlagen,  vil  wurdend  in  der  flucht  elendikglich  ertretten. 
Der  fürst  selbs,  Herzog  Lupoid,  ein  schöner  fürst,  vnd  sin  besten  und 
liebsten  lüth  wurdent  da  erschlagen ;  vnd  wie  der  fürst  gfelt  ward,  fiel  her 
Marthin  Maltercr  von  Fryburg  vff*  den  fürsten,  der  raeiuung,  in  also  zu 
decken  vnd  sin  laben  zu  schirmen,  auch  mit  sinem  sclbs  todt,  wie  er  ouch 
dan  vff  dem  fürsten  erschlagen  ward,  doch  grose  trüw  vnd  ein  redlich 
manlich  stuck  an  sinem  fürsten  vnd  herren  begieng,  das  zwaren  ewigs  lobs 
wert  ist  Niemand  ward  in  disem  stryt  vnd  nachjagen  verschonett,  wer 
er  ioch  wer,  niemand  ward  gfangen  vnd  weret  das  grüwenlich  mezge  bis 
vff  den  abent,  als  die  schlacht  angangen  uff  den  mittag,  dann  diewyl  die 
Eidgnossen  uss  allen  4*  ortten  gar  übel  vnd  gar  eerlich  glidten  vnd  ver- 
loren hattend,  dorzuo  die  gmütter  (vff  beden  syten)  jar  vnd  tag  gegen  ein 


278 


anderen  gar  verbitteret  vnd  der  Adel  grossen  tratz  vnd  mutwillen  getriben, 
vil  lüthen  an  vilen  orten  umbracht,  vnd  den  tod  getröwet  haltend,  on 
alle  gnad  die  Eidgnossen  in  für  vnd  blut  hin  zu  richten  vnd  in  grund  zu 
vertilgken ;  so  was  ietz  by  den  sighaften  Eidgnossen  kein  gnad,  sonder  nyt 
überig,  dann  ein  grimiger  zom  vnd  lang  gwüntschte  räch.  Es  ward  auch 
doinalen  gmeinklich geredt:  Gott  were  vff  disen  tag  ze  gricht  gsessen  vnd 
hette  durch  dise  räch  recht  gricht  über  die  herschafft  vnd  muotwiligen 
Adel  gan  lassen. 

Was  nach  der  schlacht  beschechen  vnd  von  groser  fröid  der 
Eidtgnossen,  vnd  grossem  leidklagen  der  Österricheren- 

Nach  erlangtem  sig  dancktend  die  Eydtgnossen  Gott  gemeinlich  im 
veld  mit  grosem  ernst.  Demnach  suchtend  sy  uff  der  waldstatt  die  Iren, 
die  wundten  vnd  verlezten,  versorgtends  (vnd  verbundends).  Ire  um- 
komnen  oder  todten  fertigends  heim  zur  begreptnus  vnd  warend  der 
vmkomnen  vss  den  vier  orten  an  disem  stryt  etwas  ob  200  redlicher  Eidt- 
gnossen, die  wurdend  gar  übel  geklagt;  dann  es  eeren  lüt  warend.  Deren 
namen  hernach  verzeichnet  sind,  wie  volget. 

Ich  hab  nach  flisiger  nachfrag  disse  anzal  der  umbkomnen  eidgnossen 
funden,  aber  die  von  Schwyz  noch  nit  überkomen  mögen;  weis  nit  ob 
deren  etlich  under  den  Vnderwaldneren  bnamset  vnd  ob  nur  etlich  vnd 
nit  al  das  vilicht  ist  verzeichnet  worden. 


Petermann  v.  Gundelingen,  Ritter, 
.  alt  Schultheis. 
J.  Heinrich  von  Mooss. 
J.  Steffim  von  Silenen. 
Heinrich  von  Glarus. 
Jakob  Suter  vor  dem  Hoff. 
Heinrich  Späni  v.  Lamp  rechtin  gen. 
Heinrich  Otto. 
Hartman  Brunner. 
Walther  Lyrer. 


Von  Lucern, 

Volrich  von  Math. 

Peter  Buchman. 

Bertschi  von  Bomat 

Wälti  Bernhard. 

Wemi  ab  yberg. 

Heinrich  ab  yberg. 

Anthoni  ab  yberg. 

Rudi  Grotz. 

Ruf  Meier  in  der  Müligassen. 

Ludi  Schlierer. 


Von  Vru 

Cunrad  der  Frowen,  vogt,  Ammann      Dietschi  vnd  sin  sun. 

vnd  houptman. 
Johannes  Schuler,  Landschryber. 
J.  Hemmann  von  Mooss. 
J.  Cunrat  von  Vttziiigen  vnd*sin  Sun. 
Diethrich  von  Magigen. 


Wernher  im  Albenschvt. 
Claus  Ckiser. 
Anthoni  Spillmatter. 
Cuni  ze  Hoff. 
Hans  ze  Hoff. 


279 


Wemher  Moser. 

Hans  Zwyer. 

Thoman  G reber. 

Peter  Jütz  von  Fussicken. 

Johans  Wyss. 

Peter  Lugli  von  Schattorff. 

Wemli  ab  dem  ysenthal. 

Cunrath  Bürgli. 

Cunrad  Suter. 

Thöngi  Schötz  von  Flülen. 

Heinrich  Emi  von  Gronen. 

Cuni  ab  der  Gass  ab  Sewlisperg. 

Wemher  im  Acher. 


Jost  Wemhers  dochterman. 

Werni  öuster. 

Heini  Byssi. 

Jenni  ab  Ebeth. 

Peter  Claus. 

Walther  Frum. 

Tenni  Khämi. 

Peterman  Fullo. 

Peter  Schmid. 

Jenni  Brendli. 

Rudolf  von  Bern. 

Wemher  Kupferschmid. 

Rudi  Cuntz. 


Anthoni  Betschart. 
Jost  Hess. 
Hans  Zinckli. 
Werni  im  Wyl. 
Hans  Holtzach. 
Rochus  Helmli. 
Heini  Hartman. 
Cunrad  Insling. 
Hans  Suter  ab  Morsach. 
Rudolf  Hön  von  Art. 
Volrich  Bischofhuser. 
Voli  Bosshart. 


Von  Schwytz, 

Jacob  Helbling. 

Voli  zum  Brig. 

Heini  Vogt  von  Steinen. 

Clous  Stoss. 

Werni  Hagg. 

Scharing  von  Mutenthai. 

Hans  Sigrist  von  Goldaw. 

Werni  Bäzer. 

Hans  an  der  Rüti. 

Heini  im  Lützly. 


Jost  Hess. 

Cunrad  im  Gretz  im  Riemerstalden. 

Von  Vnderwalden  ob  dem  Wald, 

Erni  Winckelrieth. 

Hans  Bächler. 

Thoma  Grepper. 

Rudolf  Tropf. 

Antoni  Spilmatter,  verlor  sin  laben 

vor  Surse. 
Hartman  Engel. 
Rudi  Springer. 
Vli  Schryber. 

Von  Vnderwalden  nidt  dem  wald, 

Emi  Niderwiler.  Claus  Würsch  von  Begkenricth. 

Claus  Acherman  ab  Bürgen.  Andres  Adacher. 

Jenni  Brendli.  Jenni  Blutschli  vnd  sin  bruder. 


Arnold  am  Werd. 

Rudi  Bruster. 

Hans  vff  dem  Bül. 

Ludwig  Oberist. 

Wemli  im  Wyl. 

Cunrat  der  Wirtinnen. 

Cunrad  Grüninger  von  Glarus. 

Rudi  Mattmeister. 

Peter  Yutz  der  Jung. 


28o 


Welti  Issner.  Erhard  Ottenhuser. 

Jenni  Fanger.  Claus  Sibenhas. 

Und  nach  dess  selben  abends  schickt  man  botschaffl  ab  der  waldstatt 
gen  Zürich,  Bern,  Glarus  vnd  Zug  zu  verkünden  den  grosen  sig  von  Gott 
erlangt;  darab  mencklich  gross  freud  in  der  Eidtgnoßschaft  empfieng,  die 
Widerpart  ein  gar  grosen  schrecken,  leid  vnd  jamer  ab  der  unversechnen 
unerhörten  niderlaedes  fürsten  selbs,  vndsovil  fümemer  herm  vnd  grosen 
Adels,  vnd  ward  vil  geklagt,  wie  der  fürst  umbüich  were  umbracht,  in  dem 
sinen,  von  den  sinen  vnd  vmb  das  sin,  vnd  ist  diser  Spruch  von  alterher 
vorhanden. 

Sempach  wie  schantlich  sich  din  trüw  brach 

An  dem,  von  dem  dir  nie  kein  leid  geschach. 

He,  Gott  gebe  dir  vngemach. 

Das  sy  fürhin  din  bestes  tach 

Dann  an  disem  übel  bist  ein  vrsach 

Und  ist  im  doch  din  gstalt  zu  schwach. 

Wie  kan  man  das  seer  gnug  klagen« 

Das  er  von  den  sinen  ist  erschlagen. 

Der  edel  fürst  so  hoch  geboren, 

Vnd  by  im  so  meng  biderman  verloren. 

Ach  loüw  wie  schmuckst  du  dinen  wadel, 

Vnd  last  erschlachen  so  vil  herlichen  Adel 

Wider  rächt  vnd  mit  gewalt. 

Was  sol  dir  din  grusame  gstalt, 

Wilt  du  nit  anders  thun  darzu, 

Dich  frist  der  tagen  eins  ein  Schwyzer  ku. 

Nun  ist  es  aber  grundtlich  war,  das  die  3  lender  Vry,  Schwytz  ^^ld 
Vnderwalden  fryge  richslender  gsin  vnd  nie  vnderworffen  weder  dem  huss 
Habspurg  noch  der  herrschaflfl  Österrich,  dann  das  Rodolphus  vnd  Al- 
bertus beide  Römische  künig  vögt  geben  in  vermelte  dry  lender,  habend 
sy  das  gethon  als  Römische  Künig  vnd  nit  als  grafen  zuo  Habspurg,  oder 
Herzogen  zu  Österrich,  dann  es  fry  rychs  vögt  gsin,  do  sy  in  lenderen  do- 
mals.nit  süshaft  gsin,  sonder  sind  etwan  des  jars  einst  oder  wann  sy  be- 
schriben  wurdent,  in  die  lender  kumen.  Darum  die  vögt  in  ennclten  landen 
nit  landvögt,  sonder  richsvögt,  nit  ir  halsherren  oder  oberherren,  sonder 
nur  Regenten  oder  richter  von  alter  har  gesin.  Vilen  Stetten  vnd  Richs- 
stetten  werdend  noch  geben  Richsvögt,  allein  über  das  blut  zu  richten, 
wie  es  dann  auch  etwan  die  fry  vnd  rieh  stat  Zürich  ghept,  die  sich  sonst 
anderer  regierung  nit  annamcnd,  noch  vil  minder  sich  herren  vnd  oberen 
zu  sin  der  orten  sich  anniassend,  do  sy  alein  rychsvögt  sind,  dient  auch 
vil  gedachts  bevogten  nit  dohin,  das  sie,  denen  die  vögt  geben,  eigen  lüt 


28l 


siend,  sonder  allein  des  rychs  vnd  irer  fryheit  sonst  wol  gebruchen  mögend. 
Vnd  also  vnd  nit  anders  hat  es  ein  gstalt  ghept  mit  den  vögten  in  den  dryen 
richslenderen  vnd  hette  Albrecht  herzog  zu  österlich  keine  dohin  geben, 
wo  er  nit  ovch  Römischer  künig  gesin ;  do  aber  sine  richsvögt  vnd  anwält 
ouch  woltent  sin  landvögt  vnd  wider  gott  vnd  der  lenderen  fryheit,  biderb 
lüt  trucken  vnd  trengen  vnd  sy  von  irer  fryheit  zwingen  vnd  triben  vnder- 
stundend,  als  der  landvögt  Grissler  thet  zu  Vri  vnd  Schwyz;  haben  sich 
die  fromen  landlüt  mit  gott  vnd  eer  für  jr  fryheit,  wider  öffentliche  Ty- 
rannen gesetzt  vnd  sy  von  inen  giagt  vnd  das  wol  mögen  thun.  Ja  mit 
besseren  fugen,  dann  die  Osterrichischen  ovch  ire  landvögt  vnd  halsherren 
sin  weitend,  darum  ist  grundtlich  war,  das  die  lender  dem  hus  österrich 
nie  zu  gehört  habend  als  eigen  lüt  vnd  \Tiderthanen.  Deshalben  sy  herzog 
Lupoiden  erschlagen,  vnd  nit  als  iren  herren  vmb  das  sin  sonder  als  iren 
viend,  zu  dem  sy  gut  kriegsrecht  in  offnem  abgsagtem  krieg  bettend.  So 
vil  dann  Lucern  blanget,  ist  die  auch  anfangs  kein  Österrichische  statt  gesin, 
sonder  hat  ghörtt  an  das  gottshuss  Murbach  glich  wie  Glarus  an  das  Gotts- 
hus  Seckingen,  sind  gwäsen  fry  Gotzhusslüt  vnd  nit  österrichische  vnder- 
thanen,  wie  aber  König  Albertus  (?)  mit  listen  hinter  das  Land  Glarus,  als 
obgemelt  komen,  also  hatt  er  ouch  durch  ein  dusch  und  zum  theil  durch 
ein  erzwungnen  kauf  Lucern  an  das  hus  Österrych  gebracht,  doch  sin  zu- 
sagen das  er  gethan,  nit  ghalten.  Ja  die  Östericher  haben  sych  also  gegen 
inen,  wie  die  historien  zügen,  gehalten,  das  sy  sich  mit  fugen  vnd  usz  ver- 
midelicher  not  mit  den  3  lenderen  vnd  demnach  mit  der  statt  Zürich  ver- 
bunden hatt,  dazu  warend  sy  iez  auch  mit  den  herzogen  in  offnem  ob- 
gsagtem  krieg,  in  dem  sy  sich  weeren  mustend  als  die  gwaltigklichen  über- 
zogen wurdend ;  darum  lut  auch  nit  das  Österrichisch  schryen  umb  das  sin 
vnd  in  dem  sinen  vnd  von  dem  sinen  ward  der  edel  fürst  erschlagen.  Vnd 
über  das  alles  hatt  ob  gemelter  Halb  Sutter  von  Lucem  sömliche  vnbe- 
gründte  red,  nit  vngebürlich,  in  sinem  lied  also  verantwortett :  In  vnd  umb 
vnd  vff  dem  sinen  sige  der  herr  erschlagen,  das  thuond  die  nit  berichtett 
sind  von  Eidgnossen  fräfenlich  sagen.  He  ich  setz  aber  ein  anders  dran, 
wer  er  daheimen  bliben,  im  hette  niemand  nüt  vnfugs  than,  hett  er  kein 
unfuog  getriben  vnd  sölichen  übermuot,  vnd  werend  die  Herrn  bliben 
ieterlicher  by  sinem  gutt.  He,  sy  tribends  aber  zuvil,  dess  ist  inen  drus  er- 
wachsen ein  sömlich  blutig  spil. 

Von  treffenlichem  grosen  Verlust  herzog  Lupoiden 

vnd  der  sinen. 

Das  ganz  läger  Herzog  Lupoiden  das  do  was  gross  voll  aller  dingen, 
zelten,  wägen,  ross,  gold  vnd  gellt,  silbergschir  vnd  kleinoter,  vnd  alles  was 
er  sampt  siner  herschafft  vnd  Adel  dargebracht :  insonders  harnist,  gweer 
vnd  kriegsrüstung  vnd  dess  vil  vnd  schön,  ward  den  4  waldstetten  zur 


282 


])üth,  welches  man  als  thür  vnd  hoch  schätzt,  da  wurden  ouch  gewunen 
XV  havptpaner,  deren  ich  noch  volgende  namen  überkommen. 

Die  havptpaner  der  Graflfschaift  Tjrol,  die  hatt  getragen  her  Heinrich 
Kö\f  ward  darby  erschlagen  vnd  by  dem  herzogen,  wie  hernach  volgen 
wirdt,  zuo  Küngsfelden  begraben. 

Die  havptpaner  dess  herren  von  Ochsenstein. 

Die  havptpaner  dess  Margraffen  von  Hochberg. 

Die  paner  dess  herren  von  Hasenburg. 

Die  paner  dess  graifen  von  Thierstein. 

Die  paner  des  grafen  von  Salms. 

Die  paner  der  stetten  Costantz,  Schaf husen,  Fryburg  im  Brisgow, 
Lenzburg,  Mclingen  vnd  ein  paner  der  gsellschaft  ab  der  Etsch,  der  anderen 
vier  namen  habich  noch  nie  erfaren.  Niclaus  Thut,  Schulthess  zu  Zofingen 
und  fendrich,  als  er  sach,  das  er  mit  dem  laben  nir  mer  mocht  darvon 
komen,  zerreis  er  die  paner,  die  er  truog,  und  schob  sy  der  mertheil  in 
mund,  das  sy  also  erhalten  widervmb  gen  Zoffingen  kam,  dann  als  man  in  ab 
der  waldstatt  gen  Zoffingen  fürt,  fand  man  das  stuck  vnd  mertheils  by  im 
in  sinem  Mund,  das  auch  ein  wunder  ist.  Der  umkomenden  vnd  erschlagen 
vfTdes  Herzogen  sytten,  werdend  mertheils  erzelt  einhelig  verzelt  2CXX) 
man,  darunder  sind  gsin  von  der  herschafft  fürnemen  lüthen  \Tid  von  dem 
Adel  6yb  man  vnd  vnder  denselben  350  krönter  helmen. 

Begrebtnus  dess  fürsten  sampt  etlicher  herren,  ovch  erzelung 
vnd  benamsung  etlicher  so  zuo  Sempach  erschlagen  wurden. 

Am  dritten  tag  vff  bschechne  schlacht  gab  man  mengklichem,  der 
d(j  wolt,  gleitt,  die  toten  hin  weg  zuo  füren  vnd  zuo  bstatten,  vnd  die  \n\ 
es  gar  überschwencklich  hciss  was,  warend  die  toten  cörpel  fast  schmückend 
worden,  das  es  gros  müy,  arbeit  vnd  vnlust  was,  die  herren  zuo  suochen 
vnd  vs  anderen  todtnen  zuo  erlesen.  Man  hat  von  vilen  orten  har  wägen 
vnd  kcisten  grüst  vnd  vff  die  waldstatt  gfürt,  der  gross  kästen  Stadt  noch 
zuo  Küngsfelden,  darin  leit  man  den  fürsten  vnd  etlich  grosz  herren  zuo 
im,  ovch  andere  der  besten  vnd  fuort  sy  mit  ein  anderen  gen  Küngsfelden 
zuo  begraben,  auch  andere  mer  andcrschwo  hin  an  ire  ort  \Tid  end  zu 
bestatten.  Mit  den  überigen  todten,  die  nit  hinweg  durch  die  iren  gefurt, 
wurdend  vff  der  waldstatt  begraben,  dann  man  macht  grosze  gruoben,  vnd 
leit  die  cörpel  darin.  Man  kont  im  ouch  V(^r  hitz  vnd  gschmack  nit  anderist 
thuon.  Hernach  ward  ein  kapelli  dahin  gebuwen,  das  man  diser  zytt  noch 
sieht. 

Vss  dem  iarzvtt  buoch  dess  klosters  Küngsfelden  hab  ich  diese  nach 
volgende  gschrift  vss  gschriben. 

Anno  Domini  1386  Nona  die  Mensis  Julij  occisus  est  illustrissimus 
princeps  et  Dominus  D.  Leopoldus  Dux  Austriae  in  terra  propria,  pro  re 


283 

propria,  genteque  de  propria,  scilicet  a  Lucernensibus  et  Suitensibus  in 
campo  prope  oppidura  Sempach  versus  Luceriam.  Hie  ille  sepultus  est 
cum  Dominis  infra  scriptis  qui  de  loco  occisionis  cum  eo  ad  locum  Campi- 
regis  fuerunt  adducti.  Quorum  primus  est  Dominus  Johannes  de  Ochsen- 
stein, prepositus  cathedralis  Ecclesiae  in  Argentina,  Dorhinus  Otho  Da- 
pifer  de  Waltburg. 

Das  ist  zu  Tütsch :  im  iar  desz  herren  1386,  vffden  9.  tag  des  Monats 
July  ist  erschlagen  worden  der  durchlüchtig  fürst  vnd  herr,  herr  Lupoid 
herzog  zuo  Österrich  vff  sinem  eignen  erdterich,  vmb  sin  eigenthurab;  vnd 
von  sinen  eignen  lüthen.  Nämlich  von  Lucerneren  vnd  Schwyzeren  im 
frygen  veld  noch  by  der  Statt  Sempach  gegen  Lucem.  Derselb  ist  hie 
vergraben  mit  hienach  verschriebenen  herren,  welche  ab  der  waldstatt 
mit  im  hie  har  gen  Küngsfelden  gfürt  worden  sind,  vnder  welchen  der 
erst  ist  Herr  Johann  von  Ochsenstein,  propst  der  thuomstifft  Strasburg. 
Her  Otho  Trugsiss  von  Waltburg.      Her  Ruodolph  von  Hünenberg. 

-  Albrecht  von  der  hohen  Rech-  -    Albrecht  von  Liechtenstein, 
berg.  -    Heinrich  von  Schellenberg. 

-  Bruno  der  Güss.  -    Herrman  Güss. 

-  Gotfrid  Müller  von  Zürich  dess  -    Johann  von  Branndegger. 
herzogen  hofmeyster.                         -    Volrich  der  Tierberger. 

-  Albrecht  von  Mülinen.  -    Johann  Hulwer. 

Jez  volgend  die  namen  der  erschlagnen  ab  der  Eisch,  welche  ouch  alhie 

begraben  sind. 
Her  Johann  Rauenspurg.  Her  Heinrich  Khall  panerherr  zuo 

-  Fridrich  von  Griffenstein.  Tyrol. 

-  Wilhelm  von  Endt.  -    Fridrich  Tarant. 

-  Peter  von  Arberg.  -    Cuonrat  Hoffman  des  forsten 

-  Peter  von  Schlandersperg.  kuchimeyster. 

-  Hiltibrand  von  Wysenburg.  -    Jörg  Hussman. 

-  Niclaus  Götzscli.  -    Oto  Parysser  oder  Haryser. 

-  Christoffel  sin  bruder. 

So  vil  sind  verzeichnet  im  jarzytbuch  zuo  Küngsfelden. 

Volgend  andere,  die  auch  vor  Sempach  erschlagen,  deren  sampt 
denen  im  Jarzitbuch  verzeichnet  sind  vngefar  in  die  630  personen. 
Marggraf  Otto  von  Hochberg.  H.  Henmann  von  Wysswiler. 

G.  Hans  von  Fürstenberg.  -  Hans  von  Wysswiler. 

H.  Walther  von  Geroldzeck.  -  Hagner  von  Rötclen. 

-  Martin  Malterer  von  Fryburg,  -  Osswald  zum  Wyger. 
der  vff  dem  fürsten  erschlagen.         -  Heintz  Kuchli. 

-  Götz  von  Stauffen.  -  Egolff  Kuchli. 

-  Vrich  von  Stauffen.  -  Humel  von  Keppenbach. 


284 


H.  Hemman  Meyer. 

-  Walther  Meyer. 
Burekart  Gessner  von  Brvsach. 
Heman  Veschli. 

Lüthold  von  Mülheim. 
Egenolf  von  Stüllingen. 
Hemman  Rodt  von  Basel. 
Peter  von  Belssheim. 
Cunrad  von  Belssheim. 
Zwen  Schnewli  von  Friburg  im 

Brissgöw. 
Her  Cunrad  Schlag. 
Heman  Bärenlapp. 
Thoman  Lüpfrid  Schüsser. 
Thoman  Gelder  (von  Vogelheim). 
Graff  Hans  von  Thierstein. 
H.  Hans  Volrich  von  Hasenburg. 

-  Walther  von  der  Tick. 

-  Friderich  von  Munstral. 

-  Peter  von  Bäbelnheim. 

-  Heman  von  Bäbelnheim. 

-  Peter  von  Bollwvler. 

-  Rudolf!"  von  Landsperg. 

-  Hug  von  Schönow. 

-  Peterraann  von  Schönow, 
sin  sun. 

-  Walthart,  H.  Rudolff  von  Schö- 
now, gebrüderen. 

-  Heinrich,  H.  Peter,  H.  Diethrich, 
all  drv  von  Ratzenhusen. 


H.  Peter  von  Andlow. 

-  Walther  von  Andlow*. 

Her  Wemher  Wafler,  vnd  Wemhcr 

der  Lang,  beid  von  Hattstat 
H.  Berchtold  Gradler  von  Grätz. 

-  Cuntz  Stör. 

-  Herman,  Graft  vnd  Hemmann, 
al  dry  von  Waldner  von  Sultz. 

Hans  Rudolf  vnd  Burckhardt  von 

Lobgass. 
Hans  von  Watteisheim. 
H.  Burckhart  von  Massmünster. 

-  Hans  vom  Huss. 

-  Cuntzman  von  Mülheim. 

-  Wemli  von  Flachsland. 

-  Heman  von  Wytenheira. 
Cüntzli,  Peter  im  Hag,  Peter,  Peter- 
manns Sun  und  Thüring,  all  vier 
von  Eptingen. 

HerDiebolt,  H.Wemherr,  H.  Wal- 
ther, H.Wetzel,  H.  Peter,  all  5  von 
Mörsperg. 

Der  alt  vnd  sine  sün  Herr  Her- 
man vnd  Heintzman,  all  dr\'  von 
Eschentz. 

Wilhelm  von  Rotbach. 

Heraann  von  Wygersheim. 

Bernhard  vnd  Hügli  die  Klosen  von 
Strassburg. 


Vss  dem  Hegöiu  vnd  Ergihv, 


H.  Hans  von  (jrünenbcrg. 

-  Wernii  von  Bärenfels. 

-  Lütold  von  Bürenfels. 

-  Adel  bort  von  Bärenfels. 
Hemann  von  Berckheira. 

H.  Wernii  vnd  Cüntzli  sin  bruder, 
beid  von  Rotberg. 

-  Hanss  vot\  Hallwil,  H.  Thüring 
von  Hallwil,  H.  Marquart  von 


Baldegk,  sind  zu  Capel  all  dry 

bestattet. 
Henssli  Hallwyler  der  Baschart. 
Sigmund  von  Tägerfelden. 
Franz  von  Tägerfelden. 
Vrich  von  Tägerfelden. 
H.  Roman  von  Küngstein. 
-  Rutschman  von  Rinach,  der 

thürist  kriegsmann  im  Adel. 


285 

Virich  von  Rinach.  H.  Virich,  H.  Hartman  von  Bütti- 

Friderich  von  Rinach.  ken,  gebrüderen. 

Frantz  von  Rinach.  -  Wemher  Schenck  von  Brem- 

Vlrich  von  Rinach,  der  itinger  kam  garten. 

darvon  wie  hievor  stoth.  -  Götzmanv.BadenvssdemErgow. 

Vss  dem  Ergöw  sind  darum  so  wenig  vmkommen,  dass  der  Mertheil 
da  niden  zu  Brugg  by  vnd  vnder  dem  von  Bonstetten  sind  gsin,  allein 
warend  die  fürnempsten  vnd  liebsten  bim  fürsten. 

Wirtenher gisch, 
H.  Wernli  von  Liechtenfels.  H.  Hans  von  Schwandegk. 

Der  lang  Burckhart  von  Eschingen.        -  Hans  von  Randegk,  auch  andere 
H.  Herman  von  Signow.  by  200. 

Schaff husen, 
H.  Diethelm  Schulths  zu  Schaf-  Hans  Fulach. 

husen.  Hans  Yrmisee. 

Eberhart  Low.  Bernhard  Strapler. 

Eberhart  Hun.  Wilhelm  im  Thurn. 

Hans  Heggizi.  Hans  im  Winckel. 

Hans  Brümsy.  Yvo  von  Bern. 

Hans  Myle.  Vogt  Heintz. 

Diethrich  von  Bern.  Gerhard  Rothart  vnd 

Der  alt  Brendli.  Gisprech  Gfinger  ^)  (Giffinger). 

Der  Hegnower. 

Niclaus  Thut,  Schultheis  zu  Zoffingetiy  vnd  12  burger  mit  im. 

Der  Schultheis  von  Arow,  vnd  14  burger,  redliche  lüth. 

Schultheis  von  Lenizburg  Fendrich,  18  burger  mit  im. 

Schenck  von  Bremgarten  vnd  mertheils  der  Burgeren  kamend  vmb, 
tiie  hattend  gstritten,  dz  ire  arm  rot  von  Blut  warend,  dohar  sy  noch  Ir 
stat  farw  füren,  ein  wyssen  rock  mit  zweyen  roten  Ermlen,  vnd  die  hosen 
Innen  wyss  vnd  ussen  rot,  welche  farw  Inen  von  Eren  wegen,  vnd  zur 
sredechtnus  Irer  trüw  vnd  redlichkeit  von  dem  fürsten  zu  Österrich  her- 
nach  vergäbet  vnd  gschenckt  ist. 

So  ist  in  disem  stryt  bliben  der  Schultheis  von  Nüwenhurg  vnd  dry 

burger  mit  im. 

Von  Basel  uss  der  kleinen  stat  sind  erschlagen  8  man,  von  Rhinfehlen 
8  Man,  vnd  sonst  noch  gar  vil  von  Osterrichischen  Stetten,  alls  von  Winter- 
Ihur,  Diessenho/en,  Meilingen,  Surse  vnd  anderen  mer. 

*)  Später  wird  hiefür  ein  Effioger  genannt,  so  von  Buzelin  Stemmatograph.  II,  10 1, 
in  Fischs  Wappenbuch  von  1672,  bei  Giel  von  Gielsberg,  Leu  Lexikon,  und  im  Stamm- 
buch der  Familie  EfHnger  von  Wildegg,  Seite  29,  nach  gütiger  Mittheilung  von  Fräulein 
Juliette  von  Efünger. 


286 


Jss  Schwaden  vnd  Francken: 

Der  scliwartz  Graff  von  Zoleren.  2  von  Klingen. 

Her  Volrich  von  Embs.  H.  Hans  von  Hochen  (Klingen?). 

H.  Egolf  von  Embs.  Morand  von  Tirmenstain. 

H.  Hartman  von  Sehen.  H.  Cunrad  von  Stein. 

H.  Jörg  von  Warthow.  H.  Frantz  von  Liechtensteiner  vnd 

H.  Hugo  von  Schinen.  andere  noch  gar  vilvss Schwaben, 

Der  Kalchof  von  Ehingen.  deren  namen  nit  verbanden. 

einer  von  Landeck. 

Item  vss  Burgund  mer  dann  300,  deren  namen  vnd  gschlecht  auch 
verborgen. 

Ah  der  Etsch: 

H.  von  Yfen  ab  der  Etsch.  H.  Hans  von  Famergkü. 

H.  Heinrich  von  Gössken.  H.  Christoffel  Götschi  von  Botz- 

4  herm  von  Bechburg.  heim. 

3  Fitzthum.  H.  Hug  vnd  Hans  von  Krenchingen. 

H.  Hans  von  Wippingen.  H.  Hanss  Schnelliger. 

H.  Joss  Trucksäss  von  Klingenstein.      H.  Jörg  Kuchimeister. 

3  von  Falckenstein.  H.  Jörg  von  Küssenberg. 

H.  Fridrich  von  Ertzingen.  H.  Thüring  von  Thüringen. 

Cunrad  von  Höwdorf.  Hans  von  Wiblingen. 

Diethrich  von  Höwdorf.  H.  Hanss  von  Hungerstein. 

Hans  von  Höwdorf.  H.  Heinrich  vnd  Wolff  von  Bech- 

H.  Diethelm  von  Münchingen.  maring. 

H.  Frantz  von  Gastelnöff.  H.  Hans  Schnallen 

Frick  von  Brandis  (was  dess  Apts  vss  der  Richenow  lediger  sun)  \Tid 
der  erst  man,  so  vff  dess  hertzogen  syten  umb  komen,  ein  fräfen  man,  hat 
denen  von  Lucem  etliche  burger  grad  an  iren  thoren  erstochen;  mit  disem 
Fricken  kam  auch  umb  der  lang  Friesshart,  ein  tratzlicher  fräfner  man, 
der  alles  allein  tod  haben  wolt. 

156.  Chronik  des  C.  H.  RoUenbutz  von  Zürich. 

Handschrift  in  der  Aargauischen  Kantonsbibliothek,  Mss.  Bibl.  nov.  3 1 . 

Diese  Handschrift,  ein  eigentlicher  Sammelband,  enthält  fol.  56 — 92 
denjenigen  Theil  von  Bullingers  Schrift  vom  Herkommen  der  Herzoge 
von  Ocsterreich,  der  sich  auf  die  Schlacht  von  Sempach  bezieht,  nämlich 
*von  ertzhertzog  Leüpolden  dem  3.  zu  Österrich,  von  sinem  geschlächt 
und  harkommen,  ouch  von  Ursachen  des  töttlichen  Sempacher  kriegs  und 
desselbigen  beschribung. » 


28; 


157-  Johannis  Latomi,  CoUegii  S.  Bartholomaei  apud  Franco- 
fordiam  decani,  Catalogus  Archiepiscoporum  Moguntinensium. 

1575. 

Anno  sequenti  1385  Lupoldus  Diix  Austriae  a  seditiosis  Helvetiis 
extinguitur. 

Menken:  Scriptores  rerum  Germanic.  III,  541  (1730).  —  Vgl.  dazu  Dr.  R.  Fro- 
ning:  Die  beiden  Frankfurter  Chroniken  des  Joh.  Latonius.  Archiv  f.  Frankftirts  Ge- 
schichte. 1882,  VIII,  238. 

158.  Josias  Simler  von  Zürich:  Von  dem  Regiment  loblicher 

Eidgenossenschaft. 

1576. 

Aber  Hertzog  Leopold,  alss  er  solches  vernam  (dass  i6ooEidgnossen 
in  Zürich  liegen),  zog  er  mit  aller  macht  auff  die  Waldstätt.  Dessgleichen 
baten  die  vier  Ort,  alss  sie  jhr  kundtschafft  hatten,  wo  der  Hertzog  hin- 
zöge, die  Burger  von  Zürich,  dass  sie  jhre  Statt  mit  trewen  verwahrten, 
vnd  eylten  sie  tag  vnd  nacht  mit  guter  Ordnung  auff  Sempach,  dahin  sie 
vnd  der  Hertzog  auff  einen  tag  kamen,  welches  do  war  der  9.  tag  Höw- 
monats,  vnd  gleich  desselbigen  tags  stritten  sie  mit  einandern,  vnd  ward 
da  erschlagen  Hertzog  Leopold  von  Oesterreych,  Hertzog  Albrechten 
söhn,  vnd  König  Albrechten  enckel,  vnd  mit  jhm  676  mann  vom  Adel, 
vnder  denen  350  gekrönter  helmen  waren.  Alss  nun  die  Eidgnossen 
einen  solchen  herrlichen  sig  erlanget  hatten,  brauchten  sie  denselbigen 
angends  vnd  bekriegten  die,  so  jhnen  vor  in  jhr  Land  gefallen,  vnd  ihre 
Burger  beraubet  hatten,  brachen  vil  Schlr)sser,  vnd  gewonnen  etliche  Statt. 

Ausgabe  von  1645,  S.  153 — 154;  S.  462  findet  sich  ein  zweiter  Bericht,  laut 
welchem  zu  Sempach  mit  dem  Herzog  erschlagen  wurden  *  16  Graafen  vnd  Freyen, 
vnd  sonst  vil  Ritter  vnd  knecht,  vnd  gross  volck  ward  da  erschlagen  vnd  nidergelegt ». 

Lateinische  Ausgabe  der  Respubl.  Helvct.  Tiguri  1608,  56. 

159.  Vita  Rodolphi  CoUini, 

scripta  1576. 

GundeUum  (Gundenlingen)  vicus  est,  in  agro  Lucernensi  sub  comi- 
tatu  Rottenburgensi,  in  medio  itineris,  inter  Lucernam  et  Beronam.  In 
ditionem  Lucemensium  venit,  una  cum  arce  Rotenburgo,  quae  cepta  est 
a  Lucernensibus,  Anno  1385,  festo  die  Innocentium  pucrorum.  Cum  ipse 
Comes  Rottenburgensis,  in  parrochia  sua,  quae  extra  arcem  et  oppidulum, 
in  propinquo  sita  est,  rebus  divinis  interesset,  et  arcem  suam  incendio 
flagrantem  respiciens,  fugam  capere  cogeretur  ex  ipso  templo,  rebus  om- 
nibus  omissis  et  amissis. 


288 


Mox  anno  ante  pugnam  ad  Sempach  commissam,  Gundelium^)  ab 
Austriacis  incendio  funditus  vastatum  est.  Ibi  ejus  incolae  ad  Sylvam 
proximam,  Lucemam  versus,  confugerunt,  ibique  cum  jumentis  et  homini- 
bus  consederunt.  Atque  in  colle,  qui  adhuc  dicitur  Z'Huben  (id  est,  zum 
Bül)  speculam  habebant,  unde  prospectantes,  hostium  turmas  advenire, 
signo  cornu  dato,  ex  agris,  quos  armati  colere  cogebantur,  concurrebant, 
hostesque  profligebant. 

Miscellanea  Tigurina;  Zürich  1722,  I,  2. 

*)  Da  Gundclingen,  wo  Ambühl  (Collinus)  1499  geboren  wurde,  unter  der  Vogtei 
des  Herrn  von  Grünenberg  stand,  so  ist  die  Angabe  über  die  Zeit  der  Verbrennung 
jedenfalls  ungenau. 

160.  Chronik  des  Christoph  Silberisen,  Abt  zu  Wettingen, 

vollendet  1576. 

Die  Original -Handschrift  dieser  Chronik  findet  sich  in  der  Aar- 
gauischen Kantonsbibliothek;  Bibliothek  Wettingen,  Manuscript  16,  Fol. 
407 — 24  enthält  die  Beschreibung  der  Schlacht,  die  sich  als  wörtliche 
Reproduction  jener  Zürcherchronik  erweist,  die  den  Anhang  zu  Edli- 
bachs  Chronik  bildet  (Manuscript  B,  65,  Fol.  370,  a  der  Stadtbibliothek 
Zürich).  Vgl.  oben  S.  238,  233 — 236. 

Was  der  Chronik  Silberisens  dagegen  besondern  Werth  verleiht,  ist 
die  Ausstattung  mit  schönen  Bildern,  so  Fol.  407  das  Bild  der  Schlacht 
von  Sempach;  410  das  Bild  Herzog  Leopolds. 

161.  Johannes  Schnider,  Bürger  und  alter  Schulmeister  im 
Hof  zu  Luzern:  Die  dryzehen  Ort  der  loblichen  Eyd- 

gnosschafft. 

1577- 

(Fol.  115).  1386  zugend  die  vier  waldstett  mit  1600  man  für  Sempach 
vff  Hertzog  Lupoiden,  der  da  40,000  starck  do  lag.  Also  gab  gott  glück 
den  Eidtgnossen,  das  sy  sigtend  und  erlegtend  Hertzog  Lupoiden  selber 
mit  300  krönter  Helmen  vnd  verloren  die  Eidtgnossen  122  man,  und 
sind  das  die,  so  von  Lucern  umbkommen  wie  volgt.  (Folgen  19  Namen; 
fol.  138  —  139  die  Namen  der  Umer,  38  ander  Zahl;  fol.  158  die  25 
Schwyzer;  fol.  171  die  Unterwaldner,  worunter  als  der  fünfte  von  «^Emi 
Winckelried'>  unter  18;  der  zehnte  dagegen  ist  «Erni  Nidwiler».) 

Im  Anhang:  «Kurtzer  begriff  aller  Eidtgnossischen  schlachten,  striten, 
mordtnachten  und  veldzügen»  wird  fol.  308 — 309  die  Ursache  des  Krieges 
also  erzählt:  1385  verkauft  Hertzog  Lupoid  Wolhusen  das  stetli  einem 
von  Torberg,  und  Rotenburg  einem  von  Grüningen ;  die  hieltend  sich  so 
unmilt  gegen  iren  underthanen,  dass  sy  gen  Lucern  wurbend  ums  bürg- 


289 


recht.  Das  verdross  die  selben  hern,  liessend  etlich  hencken.  Es  wurden 
die  von  Lucem  auch  ungütig  ghalten  mit  dem  zol  zu  Rotenburg.  Dess- 
halb  die  von  Lucem  Rotenburg  überfielend  und  stürmptend.  Ess  wurdent 
auch  die  von  Sempach  burger  zu  Lucem.  Do  samlet  Hertzog  Lupoid 
ein  grosse  vile  volck,  überfielend  Richensee,  das  Lucern  mit  knechten 
bsetzt  hatt.  Das  ward  anzündt  und  200  man  darin  erschlagen ;  was  uss- 
kam,  ward  ertrenkt.  Dess  zogend  gmein  Eidtgnossen  für  Meyenberg,  das 
stettle,  gwanends  und  verbrantends.  Do  verloren  die  Eidtgnossen  81 
man.  Damach  zerstortend  sy  Wolhusen,  Kapfenberg;  vertribend  den 
von  Torberg,  verbrantend  das  Argöw.  Es  hattend  die  von  Lucern  auch 
ein  Zusatz  gen  Sempach  gleidt.  Damach  mantend  die  Zürcher  die  vier 
waldstett  ins  Turgöw  mit  1600  mannen;  gwanend  Pfefficken,  erschlugend 
26  man.  Als  herzog  Lupoid  das  vemam,  zog  er  gen  Sempach.  Also  na- 
mend  die  vier  waldstett  urloub  von  denen  von  Zürich,  zugendt  uff  Sem- 
pach, die  iren  zu  entschütten.  Also  greiffend  sy  die  herschaft  an.  Also 
gab  Gott  gnad,  das  die  Eidtgnossen  sigten,  erlegten  ein  unzalich  volck. 

162.  Johann  Schnyder,  Schullehrer  und  Notar  in  Luzern: 

Verzeichnuss  Eidtgnössischer  Gedächtnusswürdiger 
Geschichten,   und   aller  Eidtgnösslschen  Reysen,   Feldzügen, 

Stritten  und  Mordnachten, 
c.  1577. 

Handschrift  Nr.  18  der  Stadtbibliothek  Luzern,  fol.  10 1 — 168  nimmt  BuUingers 
Beschreibung  des  Sempacherkrieges  ein ;  doch  wird  der  Name  des  Autors  übungs- 
gemäss  verschwiegen.  .■ 

163.  Wohrhafte  und  wonderwirdige  Histori  dess  namhafften 
Streits  und  herlichen  Sigs  zwüschen  den  vier  waldstätten 
Lucem,  Ury,  Schwytz  und  Underwalden  an  einem,  und  dem 
österichischen  Hertzog  Lüpoldten,  sambt  dem  adel  am  andern 
theil,  zu  eren,  dienst  und  wohlgfallen  den  edlen,  strengen, 
ehren-  und  nothvesten,  hochgeachten,  fiirsichtigen,  ehrsamen 
und  wysen  Herren  Herrn  Schultheisen  und  Rhet  einer  alten 
catholischen  Statt  Lucern,  us  angeben  dess  erwirdigen,  geist- 
lichen und  gelehrten  Herren  Heinrich  Ulrichss,  Pfarherren 
zu  Sefnpach,  in  disen  zwo  taflen  verfasst  und  zusammen  ge- 
schriben  durch  Mathiam  Dettikoffery  domalen  unwürdigen 
Leutpriesteren  zu  Sursee^). 

Im  Jahr  Christi  1577. 

*)  Die  lateinische  Beschreibung,  welche  den  Titel  trägt:  Continet  hacc  tabula  hi- 
storiam  conflictus  . .  .  übergehen  wir.   Eine  Copic  dieser  Arbeit,  für  welche  Dettikofer 


LiehtnaUf  Schlacht  bei  Sempach. 


10 


Hie  wird  begrilTen  die  Echlecht  zwüschen  hertzog  LÜpoll  von 
österich  am  einen  und  den  Eydtgnossen  von  Lucern,  Ury, 
Schwitz  und  Underwalden  am  anderen,  us  angaben  herren 
Heinrich  Ulrichs,  domalen  pfarher  zu  Sempach,  also  geordnei 
im  Jahr  von  der  getaurt  Chrisli  gezalt  1S77. 

Zu  wüssen  und  kund  sey  aller  mcncklichcn.  dass  nach  der  geburi 
Cbriäti  13S6  sich  ein  vHst  bluotiger  und  grosser  krieg  erhuob  zwflschend 
der  herschaft  (')stericli  und  den  Eydtgnossen  und  was  des  Kriegs  ursach 
Die  Eydtgnossen  hatten  Kybutg  bekriegt,  darinnen  der  hertzog  vor 
österich  den  F.vdtgnossen  verhcisen,  sich  der  herschaft  Kyburg  nüt 
zenehmen,  und  wider  sy  (die  Eydtgnossen)  nüt  handien  noch  fTimehmen, 
welchs  er  aber  nit  gleistet,  sunder  der  Herschafl  Kvburg  mit  sinem 
heimliche  und  öffentliche  hilf  »ider  sin  zusag  than  ha(.  Darab  die  Eyik- 
gnossen  ein  grosen  Widerwillen  empfieugend.  Hergegen  vertross  dcD  H( 
zogen  von  Österich  samt  vilen  anderen  Herren,  grafen,  freilierren,  riti 
und  knechten  nit  wenig,  dass  die  Herrn  viin  Kyburg  also  von  den  Evdl- 
gnossen  soltend  vertribcn  werden.    Das  wäre  dis  kriegs  erste  ursach. 

Die  ander  ursach  war  die,  das  glich  in  selbigen  zyten  der  herr  vim 
Torenberg  mit  etlichen  lüten  von  Wohlhusen  imd  Rotenburg  so  vil  muot- 
wilien.  schänden  und  tyrannci  Irib.  das  es  die  armen  löt  nit  mcr  erliden 
mochten.  Zogcnd  derhalben  gen  Luceni,  begertend  und  crlangtend  da 
das  burgrecht(?).  Do  das  der  \-on  Torenberg  vernam,  fieng  er  derselben 
clüch  und  hanckt  si.  Daran  halend  die  \on  Lucem  ein  gross  missfalien 
zu  sampt  dem,  das  die  ihren  an  dem  zohl  zu  Rothenburg  übel  ghalten  und 
beschwert  wurdend.  Und  stuond  das  Stetli  und  schloss  Rothenburg  do^- 
mohl  in  Her  Hermans  von  Grünenberg  handen. 

Nun  pitichiend  die  von  Lucern  söUiche  tvranni  und  unbillichheit  nit 
mehr  erliden,  namend  uf  der  hl.  unschuldigen  kindlenen  tag  Rotenburg  in, 
vertreibend  ouch  den  von  Grünenberg  und  den  von  Torberg,  namend 
^'olithusen  zu  ihren  handen,  und  die  \'un  Sempach  samt  denen  von  Entli- 
buoch  namend  sv  zu  bürgeren ;  sy  gwunnend  ouch  (aber  nit  ohn  merck- 
lichen  schaden  der  herschafft)  das  stetli  Mcyenberg,  welches  sy  zerstör- 
tcnd  und  verbrann tend.  Ouch  gwunnend  sv  Baldegg,  Liel  und  Umach, 
welche  s_v  ouch  zeretßrt  und  verbrent  hanl,  Richensec  und  ander  stett, 
Schlösser,  dörfer  und  Hacken,  die  herinnen  um  kürze  willen  nit  gemeldet 
werdend. 

Under  dem  nun  die  Eydtgnossen  \il  herlicher  stritenthon,  undruoni- 
würdig  sig  am  hus  Oesterich,  am  Morgarten  und  zu  Louppen,  mit  sighafter 

1578  ein  Hononir  von  6  Kronen  crhieU  [Rolhsprotokol]  36,  fol.  385)  findet  sich  aucb 
in  der  Sibliolh.  myiile  (jetzt  nslionBlcl  in  Pnri«;  eine  Abschrift  der  Puiier-Copie  \ti- 
ferlii;lc  iGSöProEperCindy  von  Freiburg.  Bcrchlnld;  Hisl.  dacanlondcrriburylll,  4ji. 


291 

hand  erlangt,  hat  sich  Hertzog  Lüpolt  von  Oesterrich  mercklichen  mit 
grossem  volk  vom  adel, .  grafen,  ritteren  und  knechten  us  allen  landen 
versamlet  wider  die  Eydtgnossen  gsterckt.  Bracht  die  erstlich  in  das  Er- 
geüw,  dess  Vorhabens,  das  gantz  Land  zu  bezwingen  und  zu  eroberen. 
In  dem  wurden  die  von  Lucem,  Ury,  Schwitz  und  Underwalden  von 
denen  von  Zürich  gmahnet,  mit  i6  hundert  stritbarer  Menneren  zu  ihnen 
(den  Zürchem)  zu  ziehen,  welches  als  es  nun  geschach,  zugend  sy,  die 
von  Zürich,  samt  den  Eydtgnossen  in  der  herschafft  von  österich  land 
in  das  Turgeüw,  wuostend,  verhergtend,  und  verbrantend  was  sy  fundend. 
Gwanend  ouch  Pfäffingen  im  Turgeüw,  so  dess  von  Landenberg  war, 
und  wurdend  26  mann  uf  der  veste  erschlagen. 

In  dem  sich  nun  die  Eydtgnossen  14  tag  da  sumptend,  wirt  ihnen 
kund  thon,  wie  das  herzog  Lupoid  von  österich  für  Sempach  zu  ziehen 
fümehmens  were.  Darum  battend  die  von  Lucem  die  von  Zürich,  ihnen 
sambt  den  drien  Länderen  Ury,  Schwitz  und  Underwalden  zu  vergünstigen, 
heim  ze  zien.  Welches,  als  es  ihnen  von  denen  von  Zürich  zuoglon  ward, 
sumptend  sy  sich  nit  lang,  kamend  eben  zuo  rechter  zit,  als  uf  einen  mentag, 
war  der  9.  tag  heumonats  in  dem  jähr,  als  man  zalt  1 386.  Da  zog  ouch 
hertzog  Lupoid  mit  grosser  Macht  und  herschafft  für  Sempach,  in  meinung 
die  ze  gwünnen,  und  als  einer,  der  des  sigs  gwüss  were,  fürt  er  mit  ihm 
etlich  wägen  mit  striken,  der  meinung,  wo  er  den  sig  erhilte,  die  Eydt- 
gnossen all  zu  erhenken. 

Als  nun  uf  den  obgenampten  tag  der  hertzog  für  Sempach  zog,  da 
zogend  die  4  waldstätt  Lucem,  Ury,  Schwitz  und  Underwalden  ouch  dahin 
mit  16  huftdert  reisbarer  Mannen.  Indem  nun  beide  theil  einanderen  an- 
sichtig werdend,  sprachend  die  Eydtgnossen  einanderen  mit  disen  worten 
an :  Welcher  vermeint,  dass  er  eines  mans  nit  wohl  wärt  sey  und  zehen 
man  pston  müg,  der  stand  in  den  wald  hinder  sich ;  dann  wirs  ihm  zu 
ewigen  ziten  in  keinem  argen  fürhalten  noch  ufrupfen  wellend.  Da  stuon- 
dend  by  3C0  mann  in  ein  wald,  genempt  dess  Meyers  holtz.  Die  überigen 
dreizehenhundert  rüstend  sich  zum  Strit.  Einer  aber  us  ihnen,  genannt 
Emi  Winckelrieth  von  Underwalden,  starckt  die  sinigen  mit  disen  worten 
und  sprach :  Si,  der  adel,  hand  ihre  Ordnung  beschlossen,  das  wir  schwar- 
lich  ein  ynbruch  mügend  han.  Dorum,  so  ihrs  mich,  min  wib  und  kind, 
ouch  min  gantz  gschlecht  in  ebigkeit  wellend  gnüssen  Ion,  so  wil  ich  einen 
frävel  bston.  Das  gloptend  Im  die  Eydtgnossen.  Damach  fi elend  sy  nach 
loblichem  bruch  der  Eydtgnossen  nider  uf  ihre  knüe,  opfertend  ein  yeder 
Christo  in  sine  helge  fünf  wunden  V  pater  noster,  V  ave  maria  und  ein 
glauben. 

Nun  nach  gethonem  gebett  stuonden  sy  uff,  rantend  die  feind  mit 
manlichem  hertzen  an.    Do  bettest  wunder  gsähen.    Dann  der  obgenielt 


292 


Eriii  Winckelrielli  siiicr  /upsaß  unvergessen  lufT  niit  gwait  in  die  spies, 
fasset  deren  ein  arm  voll  und  luff  sy  iiberen  zwerch,  also  dass  er  ein  gassen 
und  inbruch  in  des  adels  gan^e  Ordnung  macht;  da  gschairh  ein  hertes 
striten  von  beiden  theilen 

Als  aber  die  300  in  dem  wald  versteckt  solHchs  sahend,  sprachend 
sy  einanderen  uf  solche  meinung  an  gesigend  die  unseren,  so  isfs  uns 
ein  ewige  scliand,  ligend  sj  dann  undcn,  so  kompt  ouch  unsers  keins  nii 
darvon.  Wurdend  rätig,  fielend  mit  grossem  gschrei  US  dem  wald,  den 
ihren  ze  helfen.  Als  das  der  adel  sach,  vermeintend  sv.  der  recht  schwärm 
were  noch  dahinden,  kartend  derhalben  den  ruggen  und  namend  die 
flucht  Vil  aber  der  feinden  heöwend  die  scbnebel  von  den  schuochen. 
damit  sy  also  in  die  flucht  dester  bass  gslaliert  werend. 

Also  in  süllichem  striten  und  vHchten  gab  Gott  den  4  waldstatten 
einen  unerhörten  herlichen  sig  und  dass  sv  mit  grossen  eren  das  feld 
bhieltend,  und  ward  do  der  obgenanipt  hertzog  Lüpolt  von  Oslerich  selbs 
erschlagen  und  mit  ihm  vierhundert  \'om  adel,  bekrönter  helmen.  Der 
Eydtgnossen  wurdend  by  200  erschlagen  und  warend  der  hertzogen  lüt 
by  viertusent  zu  ross  und  ze  fuoss,  dereii  wenig  darvon  kam.  Und  ward 
da  ein  gross  gut  von  hämisch,  gweer,  klcinoten  und  anderen  dingen 
gwunnen.  Die  von  Lucem  verkirend  51  man,  die  von  Ury,  Schwitz  und 
Underwalden  jedes  ohrt  50.  Und  fuortend  die  von  Lucem  mit  ihnen  heim 
diss  nachgende  panier:  nämlich  die  haubtpannier  von  Tirol,  dessen  von 
Ochsenstein,  dessen  von  Hapspurg,  deren  von  Scbafhusen,  deren  von 
Mellingen  samt\illen  anderen  unbekanten  ßlnlenen.  Die  wurdend  alle 
sampt  zu  LuLcra  zu  den  barfuossen  (do  sy  dan  noch  uf  den  hütigen  tag 
by  anderen  fönlenen  und  panneren,  die  sy  vor  und  nach  diser  Schlacht 
rilerlicb  gwunen  und  erstritten  band)  zu  ewiger  gedechtnuss  ufghenctt. 
Die  rechten  houptpanier  aber  wurdend  in  den  wasserthum  (do  sy  dan 
noch  uf  den  hütmen  tag  w  uh!  ghalten  sind)  gelegt.  Der  barmhertzig  Gott 
welle  ein  löblich  Eidgnoschafl't  zu  allen  ziten  vor  sollichen  und  derglichen 
kriegen  und  vor  allem  übel  gnedigklich  bewaren. 

Alhiehar  sind  verzeichnet  die  namen  der  fürsten,  grafen,  freiherren, 
ritter  und  knecbt,  so  in  obgenaraplcr  Sempacher  Schlacht  uff  beiden  theücn 
umkommen  sind. 
Herzog  Lüpolt  von  Oesterridi. 

l'nd  US  der  Moil. 
Der  Margraf  von  Hochberg. 
Graf  Hans  von  FQrslenberg. 
Der  schwartzgraf  von  Zolleren, 
Herr  Johannes  von  Ochsenstein, 
des  hertzogen  Landvngt. 


mv  und  Brissgfihv. 
Zwen  grafen  von  Tierstein. 
Junker  Jacob  von  Geroltsegg,  Frei- 
herr. 
Her  Marti  Maltrer,  ein  freiherr. 
-    Johann  v.  Hasenburg,  freiherr. 


293 


Her 


Götz  von  Stouffen,  freiherr. 
Ulrich  von  Stouffen,  freiherr. 
Herman  von  Wiswil,  freiherr. 
Hagner  von  Röteln,  freiherr. 
Osswald  zum  Wever. 
Heinrich  Küechli. 
Egolf  Küechli. 
Humel  von  Kappenbach. 
Johann  von  Wiswiler. 
Hemman  Meyer. 


Her  Tommann  Bernlapell. 

-  Lütfrid  Trischer. 

-  Egolf  von  Stüelingen. 

-  Herman  Rotte. 

-  Burekart  Gesler. 

-  Peter  von  Bolsenheim. 

-  Heinrich  Vesch. 

-  -  Conradt  von  Lochenheim. 

-  Schultheis  von  Neüwenburg. 

-  Lütold  von  Mülsheim. 


Conrat  Statz. 

Diss  warend  von  Sirassburg  und  us  dem  Elsas, 


Her 


Peter  von  Rotzenhusen. 
Heinrich  von  Rotzenhusen. 
Niclaus  von  Rotzenhusen. 
Peter  von  Andlach. 
Wemi  Waffler  von  Hatstat. 
Werni  der  lang  von  Hatstat. 
Hans  Bemhart  von  Huss. 
Hans  Bernhart  Rat. 
Rudolf  von  Lobgassen. 
Burkart  von  Massmünster. 
Hügli  Klette. 
Fridli  Klette. 
Curat  Müliheim. 
Werni  von  Flachsland. 
Herman  von  Wittenheim. 
Cuonrat  Düring  von  Eptingen. 
Peter,  aber  Peter,  beid  sinesün, 
von  Eptingen. 

Walther  Wetzcl  und  Dieb(^ld, 
beid  von  Mcrsperg. 
Wilhelm  von  Rotbach. 
Herman  zum  Weyerhus. 
Fridrich  Monstral,  ein  freiherr. 
Peter  von  Bus>\'iler,  ein  freiherr. 
Hans  Ulrich  von  Hasenburg, 
freiher. 

Graf  Walraf,  der  jung,  von 
Tierstein. 
Graf  Hans  von  Tierstein. 


Her  Grünenberg,  der  jung. 

-  Hagnauwer. 

-  Werner,  ein  freiherr,  Lütold 
ein  freiherr,  Adelberg,  ein  frei- 
herr, all  von  Berenfels. 

-  Werni  von  Rattberg  und  Cun- 
rat  sin  bruder. 

-  Hermann  Brugger  von  Beit- 
heim. 

-  Frantz  und  Ulrich  von  Täger- 
feld. 

-  Ruodolf  der  Hürus. 

-  Walther  Meyer  von  Hüningen. 

-  Walter  von  Geroltzegg. 

-  Walther  der  Dick,  Ritter  von 
Landeg. 

-  Otto  von  Walpurg,  ritter. 
Zwen  von  Griffenstein. 

Her  Ulrich  von  Dierberg. 
zwen  von  Klingen, 
zwen  von  Andlouw.' 
drey  von  Rotzenhusen. 
drey  von  Bärenfels, 
zwen  Schnöuwli  von  Friburg. 
zwen  Waldner. 

Her  Hug  von  Schünouw,  und  sein 
dochtermann. 

-  Ruodolf  von  T^indsperg. 


Dm  -.mren. 
Her  Türig  von  Hal»-il. 

-  Hans  von  Haiwil. 

-  Ccinrat  von  Küugsleiii, 

-  Herman  von  Eschentz. 

-  Heinrich  und  Hennann  sin  si 
(von  Eschentz). 

-  Heinrich  \<i\\  Rinarh. 

-  Rudolf  von  Rinach. 

-  Ulrich  von  Rinach. 

-  Kridcrich  vnn  Rinach. 


Her  Hans  von  Brandegg. 

-  Herman  von  Lieclilenfels 

-  BurVart  von  Ehingen. 

Dm  UK 
Her  Otlo  der  Trugsass. 

-  Wilhelm  von  EntI,  Freyhi 

-  Ulrich  von  End,  Freyher. 

-  Egolf  von  End,  Freyher. 

-  Hartman  von  Stein. 

-  Hihbrand  von  Wisbach. 

-  Albrecht  von  Rechberg, 
freiher. 

Überblibne  Namen,  so  in 

sind: 

Her  Sigmund  von  Ta^rcrfHld. 

Ein  Stör. 

zwen  von  Eins  (Ems). 

Diss  -,varend  i 

Schrofenstciner,  Kronburger,  Land- 
egger,  Husenegger,  Schouwen- 
burger,  Wartenfelser,  Grüncii' 
berger,  Floren  stein  er, 

Uatlenbcrg  Hofmeister  von  Kaier 

Her  Peler  von  Ouw. 

-  Torant 

-  Krideridi  von  Grifenslein. 

-  Peter  von  Lands]]erg. 

-  Heinrich  KeU. 


Her  Marquart  von  Rinach. 

Vier  von  Bttliken. 

Hör  Mathias  von  Trostberg. 

-  Albrecht  von  Mahnen, 

-  Götz  Müller  von  Zürich. 

-  WemiSchenk von Bremgarten. 

-  Rudolf  von  Hönenberg. 

-  Götz  Meyer. 
Zwen  i'on  Mülcnen. 

•nd  von  WirltiiUrg. 

Her  Hemian  von  Signouw 
sambt  vilen  Edellöten  meer,  deren 
namen  man  nit  kennen  könnt 
•fnd  VKn  Schwahtn. 

Her  Heinrich  vonSchellenberg,  ein 
frei  her. 

-  Cuonrat  von  Stein. 

-  Frantz  Liechtenfels. 

-  Reistcr,  ein  hofineister. 

-  GiStz  der  Kuchimeister. 
ein          - .  Berchtold  Grat  von  Greiz. 


ibgemelter  Sem pachersch lacht  umkommen 

Einer  zum  Weyer. 
zwen  von  Güssen. 
Her  Morand  von  Düraienstein. 
nd  iiss  dem  Elschland. 

Her  Nidaus  Götscb. 

-  Hans  Schneliinger. 

-  Cuonrat  im  Thum. 

-  Fridcricb  von  Ertzingcn, 

-  Heinrich  von  Betwartingen. 

-  Wolf  von  Beiwartingcn. 

-  Mor  \'on  Küssenberg. 

-  Ulrich  von  Tierbiug. 

-  Dietrich  von  Münchigen. 


Diss  warend  von  Zofingen, 

Her  Niclaus  Tucher,  Schulthes.  Her  Bemhart  Schmid  von  Ravens- 

-  Peter  Schnider.  purg. 

-  Johann  Täschler.  -  Albrecht  Schmid. 

-  Johann  Seterhinger.  -  Jakob  Hüniger. 

-  Burkart  Albrecht.  -  Heinrich  Muos. 

-  Johann  Magelsperg.  -  Heinrich  Bertwig. 

-  Hans  Lenzinger. 

Uss  Burgund  warend  14  ritter  mit  ihren  edellüten  und  vil  ander  vom 
adel  allenthalben  har,  deren  Namen  man  nit  wüssen  mocht,  und  darum 
hie  nit  beschriben  sind. 

Volgend  jetz  die  namen  deren,  so  von  den  Eydtgnossen  der  4  wald- 
steten umkomen  sind. 

Von  Lucern, 

19  Namen  (wie  bei  Tschudi,  doch  Hartmann  Krämer  statt  «Brunner»). 

Von  Uri. 

37  Namen,  wovon  34  bei  Tschudi,  dazu  Rudolf  von  Bern,  Rudolf 
Cutz,  Wemi  Kupferschmid  (statt  Futlo  —  Fullo;  statt  Brisi  —  Bisi;  Peter 
Fritz  —  statt  Jütz;  dagegen  fehlt  Heinrich  von  Maggingen  und  der  jün- 
gere Dietschi  von  Maggingen). 

l'^on  Schvüz, 

41  Namen,  wovon  34  bei  Tschudi  (Hingli  ztatt  Zinkli,  Cunrat  im 
Stig  statt  Imsling,  Rudolf  Metmünster  statt  Mettmenstetter,  Conrad  im 
Geroldsseg  statt  im  Herolts,  Hans  Bär  statt  Brächer,  Hans  Bächler  statt 
von  Bach),  dazu  Antoni  Greppen,  Hartmann  Eygel,  Ulrich  Schriber, 
Ruodi  Springer,  Ulrich  Betzhart,  Hans  Vogli,  Rudolf  Tropf. 

Von  Un/erwalden, 

12  Namen,  worunter  «x\mold  Winkelrieth»;  die  übrigen  wie  bei 
Bullinger,  doch  Iff  statt  Issner. 

Scripta  et  peracta  per  Mathiam  Dettikoverum  plebanum  in  fortunae 
ludibrium  in  Surse  anno  virginei  partus  millesimo  quingentesimo  septua- 
gesimo  septimo. 

Nach  der  Copie  im  Staatsarchiv  Luzern.  Dieses  Ver/eichniss  der  gefallenen  Eid- 
genossen MTurde  einigen  späten  Copien  von  Diebold  Schillings,  des  Luzerners,  Eid- 
genössischer Chronik  beigefilgt,  so  der  Handschrift,  die  1693  Josefan  der  Allmend, 
Leutpriester  zu  Hegglingen,  besass.  Codex  C,  19,  a,  fol.  17.  Handschrift  des  histor. 
Vereins  in  Luzern.  —  Ungenau  bei  Jos.  Businger:  Schweizerische  Bilder  -  Galleric, 
Luzern  1826,  II,  4 — 23  und  bei  Eglin:  Abschilderung  und  Abschrift  aller  der  Figuren, 
Wappen  und  Gemälde  in  der  Schlacht-CapcUe  bey  Sempach,  Luzern  1826,  1—27. 


164.  Verzeichniss  Lobwürdiger  geschichtet!  vnd  Feldt- 

schlachten, 

so  die  Eydignossen  geihoii  liabendt,  sambl  ihren  Reysszügen 

vsserthalb  der  Eydignoschari. 

Diese  Arbeit  eines  unbekannleii  Verfassers  bringt  den  Sempacher- 

krieg  fast  buchst äblidi  nach  Bullingers  Darstellung  von  1571. 

Vgl.  <tiF  Kanduhrin  v.  I<i3]  in  drt  ZurLaulwnVhen  BibiioltiEk  in  Aarau.  Nr.  tS. 
fol.  69  ff.,  und  rinc  ttitcrc  Handschrift  ohne  Titel  in  liei  Sl.idlliilili.ithek  I.iiwm.  Jetten- 
falJi  ist  liie  Völlige  n.ich  1577  entstanden. 

165.  Anton  HafTner's,  Gerichtsschrcibcr  zu  Solothurn,  Chronika. 

Die   Slatl  Soioihui'n  schickhl  den    vier  Waidstellen    ir  Hyiff 
gen  Sempach. 

Als  man  lalt  nacli  Cristi  gepurt  1,586  Jare.  schickhl  die  Statt  Solotliuni 
den  Vierwaldsteten  ir  Hijff  wider  Hertzog  Lupoid  von  Österreicli  ihnen 
helfen  die  Schlacht  tliun,  in  welicher  der  Hertzog  selbs  personlicli  mit 
Villen  sinem  Adell  erschhigen,  mit  wenig  Verlust  der  Eidgnossen.  Gott  si-e 
inen  allen  gnlldig  vnd  barmherzig.  Amen. 

Chronika  vnn  Anlon  Haffncr,  Solfilhiirn,  1849,  21  —  22. 

166.  Wahrhaftige  und  wunderwürdige  history 
des  manhafien  Feldslriils  und  herrlichen  Sigs,  z\vischen  den 
löblichen  vir  Waldstellen  und  Of  lender  Eidgnolischaft,  Lucepn, 
Ure,  Schwitz  und  Underwalden,  sodan  auch  Leopolden  Erlz- 
herzogen  zu  Oesterrich,  des  Namens  der  Ander,  sampl  silier 
HerrschalX  und  Adels,  welcher  sich  begeben  und  zugetragen 
d.  9.  dag  Jully  im  Jar  1386. 

Als  damals  vil  Krieg,  Zwictracbl  und  unruw/wLschen  den obemannlen 
virWaldstetteii,  ouch  etlichen  Grafen,  so  als  Tflgt  \'on  der  herrschaft  Oestrich 
in  diesen  Landen  gesetzt,  sicli  Liglichen  begeben  und  zutragen,  zog  ge- 
dachter Herzi>g  in  eigener  Person  mit  vüen  Grafen,  Herren,  Rittern  und 
KneclUen,  desgleichen  ouch  von  Stctteu,  zu  Russ  und  Fuss,  mit  grossem 
volle,  in  meinung,Lucem  milden  drei  lenderen zu  besiegenund linder sinen 
Gewalt  zu  bringen,  fiiniem blichen  und  ersilichen  für  die  Statt  Sempach. 

Wiebald  nun  diese  4  waldslell,  die  dann  damals  zu  Zürich  lagen,  diss 
verhahmen,  sumpten  sie  sich  nit,  die  Ihrigen  zu  erretten,  sondern  machten 
ihren  Abschied,  zogen  mit  i.ioo  Mann  gcstrackten  wegs  dem  Herzogen 
zegegen  ouch  dorthin,  und  legerten  sich  in  den  wald  oder  holt/,  so  mans 
nerapt  des   Mej'ers  Holt/:    sie  schwuren  cinaudren   den   langgeüblcn 


297 


Drangsal  des  Adels,  ihrer  Finden,  dermalen  aufzuheben,  oder  denn  darüber 
zu  sterben,  beysammen,  fest  und  unverzagt  untz  an  den  letzten  Mann. 
Äussert  alles  des  grossen  volks,  das  zugegen  war,  hatten 's  noch  und  er 
dem  Freyherren  v.  Bonstetten  zu  Baden  in  der  Nachhut  ligen  5000  Mann. 
Und  diewil  denn  das  dem  v.  Hasenburg,  über  dem  erstgefassten  Wyder- 
stand  der  4  Waldstetten  aufgewutscht,  Alles  bewusst  war,  rieth  er  Ett- 
liehen,  dermalen  kein  Angriff  zu  thun,  sonder  er,  der  Hertzog,  solle  die 
obemannten  5000  Mann  zu  ihme  berufen  und  abfordern  lassen,  auch 
sich  dem  ungewissen  Ausgang  des  Strits,  one  die  so  unerwegen  (unter- 
wegen)  seien  (nämlich  die  5000),  selbst  etwen  zum  Reywen  (vielleicht 
ihm  selbst  zur  Reue),  dem  Glück  zuvil  nit  trouwen.  Diejenigen  aber, 
deren  dann  vil  waren,  weiche  inen  fürgenomen,  diese  4  Waldstet  dem 
Hertzogen  gesotten  oder  braten,  wie  er's  nur  begerte,  mit  strick  und  schwert 
zur  Gehorsam  zu  bringen,  hatten  sin^s  rats  kein  Gefallens;  sonderlich 
harr  hanns  v.  Ochsenstein  sagt:  er,  Hasenburg,  ein  alter  Kriegsmann, 
bette  des  tags,  welches  er  sich  nit  versechen,  ein  hasenhertz,  focht  also, 
sines  ratts  halber,  mit  dieser  Hand  voll  Buren,  dem  Hertzogen  zu  nach- 
theil, gleichsam  mit  dem  Schatten. 

Das  Fussvolk  wurd  bald  umb  der  Red,  weil  er  des  Hertzogen  Land- 
vogt was,  zusamen  in  die  Ordnung  gebracht,  dero  ein  Theil  der  schwartz 
Graff  von  Zollem  (von  dem  —  v.  Z.)  der  Ander  aber  (von)  Herr  Rutsch- 
man  v.  Reinach,  der  dann  damals  under  allem  Adel  der  berümtest  Kriegs- 
mann was,  gefürt  ward.  Er,  Herr  Rutschmann,  umbiegt  ouch  die  Stadt 
Sempach  mit  I4CX>  Mann.  In  währendem  Stritt  die  Ritterschaft,  vor  zu 
Ross,  stunden  ab  und  namen  ein  mit  sampt  dem  Herzogen,  welcher  sich 
gesteh  in  einen  Wall,  der  (die)  Mitte;  ergab  inen  Herr  Ullrich  von  Kron- 
berg aus  Etschland  und  Herr  Hansen  von  Oberkirch  zu  hauptleuten. 
Das  Fussvolk  hat  zu  den  Seiten  seine  schützen,  deren  hauptleut  waren  der 
v.  Wächingen,  des  Hertzogs  Underlandvogt  und  Herr  Fetter  v.  Schlanks- 
perg  aus  Etschland,  also  dass  alle  drey  ornungen  ganz  fest  und  glichsam  in 
eine  geschlossen  wurden,  und  das  über  demmassen  dick  und  breit.  Dem 
übrigen  volk  war  ihr  läger  und  der  tross  zu  bewaren  anbefolchen,  ouch,  das 
von  den  4  waldstetten  niemants  etwa  durch  die  Üucht  —  so  für  gewiss 
hielten  sie  den  Sieg  —  entrinnen  möcht,  Achtung  zu  geben. 

Auf  das  zog  Lucern  sampt  ihren  Eidgenossen  von  Ury,  Schwitz  und 
Underwalden  auch  in  ihr  ornung,  die  si  gemacht,  manlich  aiif  den  Feind 
aus  dem  wald,  kneuwten  nider  und  mit  ausgerechten  henden  batens,  das 
Gott  ihnen  beisten  welle  zu  eren  seines  heil.  Jeidcns  in  semlicher  Not  auf 
disen  tag,  stunden  auf,  und  mit  begicr  luffen  si  also  das  grosse  her  samt 
dem  läger  an  im  weiten  feld.  Aber  es  erleite  inen  der  Adel  mit  samt  dem 
panner  von  Lucem  zu  dem  ersten  Anfang  60  redlicher  Mann,  darundcr 


298 

• 

ihr  Hauptman  Jkr.  Peterman  v.  Gundenlingen,  Jkr.  Heinr.  v.  Mos,  Jkr. 
Stefen  v.  Sinlana  und  ander  frombe  Eidgenoss  mer  waren.  Dann  beede 
omungen  des  Adels  fussvolk,  so  zu  den  Seiten  sampt  den  Schützen  sich 
liielten,  die  lüffen  hinab  und  urabschhigen  die  kleine  omung  der  4  wald- 
stetten  mit  überlengung  der  spiessen,  so  das  si,  unangesechen  übel  ge- 
litten, keineswegs  ein  einbruch  haben  mochten.  Einer  aber  unter  inen 
mit  Namen  Arnold  Winkelried,  von  Underwalden  gebürtig,  als  er  die 
Gefar  ersach,  bedurt  es  ihn,  und  mit  beiden  armen  überschlug  er  so  vi! 
spiess,  die  dann  zu  begriffen  waren,  luf  mit  besits  und  legt  sich  daruf. 
Also  trennt  er  des  Adels  orung  u.  macht  ein  gewissen  Anfang  durch  disen 
Einbruch  zur  gasscn,  den  Seinigen  zum  Sieg;  die  sich  dann  nit  sumpten, 
sondern  mit  schlagen  und  stechen  durchdrangen  sie  die  omung  mit  viler 
grimmer  niderlag  untz  an  den  wall.  Diser  Ort  war  vest,  stunden  in  dem 
dämm  mit  einem  laufgraben  breit  ümbgeben,  und  weil  si  Sachen,  das  inen 
an  dem,  sich  mit  ernst  zu  weren,  stachens  wild  in  gantzer  rüstung  angends 
von  nüwen  auf  heftigist  mit  acht  umb  sich.  Zu  dem  ouch  hattens  einen 
harten  widerstand  zu  beiden  siten  mit  dem  Fussvolk;  die  Edlen,  sonder- 
lichen herr  hans  v.  Hasenburg,  h.  Schenk  v.  Bremgarten,  der  Götz  v.  Baden, 
der  lang  Frieshart  und  Andere  fochten  so  heftiglichen,  das  sie  mit  Finden- 
und  Fründen  Blut  übergössen  wurden,  gleich  wanns  si  rote  ermel  hetten. 

Also  und  indem  dieweil  der  strit  beden  theilen  zuglich  stund  als  uff 
der  wag,  kam  aus  anschickung  Gottes  den  4  waldstetten  ein  neuwe  hilf 
zu;  denn  (nAmlich)  300  Mann,  welche  ihre  lieben  burger  und  landlütin 
h(")chster  Not,  mit  finden  allecklichen  umgeben,  beherziget  ansachen; 
derowegen  fielen  si  aus  dem  wald,  bewisen  inen  einen  redlichen  beystand, 
richteten  erstlich  wiedrumb  auf  ihr  Panner  von  Lucem,  und  stritten  mit  so 
grosser  Kühnheit  zusamenhaft,  das  si  entlichen  durch  sovil  bestendiges 
anlaufen  eroberten  den  wall,  durbrachen  den  und  erlegten  den  Hertzogen 
eigner  Person  samt  aller  Ritterschaft,  Räthen  u.  Adels,  den  er  im  dämm 
umb  und  bey  sich  hatt. 

Wiebald  das  Fussvolk  zu  den  Seiten  und  die  nachhut  hinter  siner 
ornung  ersach  den  wall  erstritten,  den  Hertzog  mit  so  vilen  Herren  er- 
legt, ir  omung  zertrent,  auch  das  Alles  darin  voll  blutvergiessens  u.  Nider- 
schlachens  was,  dessgelichen  die  neuwe  hilf  der  Eidgenossen,  erschraken 
sie  und  namen  die  flucht  aus  erholter  Scham  (aus  der  Schmach,  die  sie 
geholt  hatten)  mit  grossem  Geschrey,  sy  eilten  inen  nach  und  namen  nie- 
mants  gefangen,  sonder  erschlugen  was  (si)  begrifen.  Die  diener  sassen 
auf  die  ross,  verlicsson  ihre  Heren  und  ritten  davon.  Also  das  auf  diser 
Waldstatt  an  diesem  Stryt  zu  beider  Seyts,  under  denen  so  mancher  Held, 
fürnämblich  aber  des  Adels,  deren  an  der  Zal  28  grafen,  46  freyherren, 
600  hoche  Adelspersonen,  480  Edelknecht,  zwen  Fürsten  sampt  dem 


299 

Herzogen  eigner  Person,  one  des  gemeinen  Volks,  dessen  nit  ein  wenig, 
alles  ritterlichen  erleyt  geblieben  ist.  Hiemit  gewannen  auch  die  4  Wald- 
stett  das  gantze  Lager,  silber,  Gold,  Harnisch  und  Wer,  alle  Kriegsmunition, 
und  was  darinnen  zu  finden  was,  18  Hauptpanner  (iro  ein  Theil  die  wurden 
verrissen,  viel  aber  entrannen  durch  die  Flucht),  welche  Panner  —  wem 
sie  zustanden  und  wohin  sie  kommen,  alda  mit  sampt  derjenigen  Heren 
wapen,  die  man  aus  aller  Anzal  kantlich  gebliben  findt,  aldo  gemalt  ver- 
zeichnet stand. 

Und  durch  disen  Stritt,  welcher  gewert  hat  von  mittem  tag  an  in 
grosser  Hitz  untz  auf  den  Abent,  schlugen  und  verjagten  die  4  Waldstett 
mit  viler  Not  und  surem  Schweiss  letstHch  ihren  Find  zu  grund  hinweg 
gantz  aus  dem  Feld,  erlösten  die  Ihrigen  zu  Sempach,  und  wider  ir  Ver- 
hoffen des  Adels  erlangten  vilemampte  4  Waldstett  als  Lucem,  Ury, 
Schwytz  und  Underwalden  nit  allein  einen  schr)nen  und  herrlichen  Syg, 
sondern  si  schätzten  (setzten)  sich  selbst  —  also  jedoch  dür  gnug  durch 
Gottes  Hilf  und  Bystand  —  unangesechen  ihr  kleines  Heuffele  Volkes, 
sampt  anderen  ihren  hernach  verpündten  Eidgenossen,  in  dise  jetzmals 
inhabende  Freyheit  auf  disen  Tag:  kneuwten  nider  und  sagten  Gott  Dank, 
verbanden  die  Verletzten  mit  Fliss  und  suchten  ihre  Todten  zusamen, 
deren  si  dann  als  von  Lucern  52  Mann,  von  Ury  50,  von  Schwytz  50,  und 
von  Unterwaiden  50  (fanden);  das  also  202  Mann  innen  geblieben  und 
umbkommen  sind:  di  fertigenten  si  heim  zur  bestettnuss,  zogen  denen 
Finden  nach  und  zerstörten  alle  Schlösser,  di  si  funden,  namen  letzlichen 
ihren  Raub,  zogen  also  mit  sonderem  Friden  und  grossen  Ehren  wider  heim. 

Der  Hertzog  aber  ist  mit  vilen  siner  Herren  in  denen  kästen  und  druken, 
in  denen  er  helsigund  strick,  di  Eidgenossen  der  4  Waldstetten  zu  erhenken, 
gan  Künigsfelden  gefürt  und  aldo  begraben ;  vil  Herren,  einer  hie  der  Ander 
dort  auf  die  gestift  und  Klöster  und  in  ihre  Herschaften;  Deren  sich  aber 
Niemands  beladen,  aldo  in  4  grosse  gruben,  deren  eine  vor  dem  Koraltar, 
di  ander  ausserthalb  der  Kapellen,  aldo  di  Krütz  stand,  begraben,  andere, 
die  in  der  Flucht,  alda  si  sind  gebliben,  da  dötli  die  gebein  nachwerts 
zusammen,  wo  man*s  gfunden,  in  di  kleiner  Kapellen  glegt  worden. 

Hiemit  endet  sich  dise  wahrhaftige  Gschicht.  Der  allmechtige  Gott 
welle  derwegen  dise  4  Waldstett,  insonderheit  aber  ein  lobliche  Statt  Lucem, 
vor  somlichen  grimmigen  Liden  und  schweren  Blutvergiessungen  gnedik- 
lichen  behüten  und  bewaren,  auch  allen  denen  die  aldo  geblieben  zu  bei- 
den Thcilen  ir  sünd  verzeichen  und  nachlassen.  Und  das  umb  sines  all- 
heiligesten  Verdienst,  Lebens,  Lidens  und  Sterbens,  und  umb  der  Fürbit 
seiner  lieben  Mutter,  auch  Aller  lieben  Heiligen,  Gottes  Auserwelten, 
willen,  sonderlichen  aber  umb  das  Vürbitt  des  heil.  Bischofs  und  Martirers 
Ceryllen,  auf  welches  Tag  denn  dise  Schlacht  beschechen  ist.   Amen. 


300 

Also  folget  erstlich  und  fümemlich  der  Herzog  mit  sampt  denjenigen 
Herren  aus  Etschland,  dero,  so  vil  mans  wissen  mag,  die  an  dieser  Schlacht 
gebliben  und  umbkomen  sind,  dero  an  der  Zal  125.  (Fehlen  einige 
Blätter,) 

Hans  Scherer  v.  Spirigen,  Hns.  Zuwyer,  Werner  Kupferschmid  ge- 
nampt  Hard. 

Zu  disen  sind  noch  16  Man  gebliben  oder  umbkomen  von  Cry^  deren 
Namen  sind  unbewist,  also  das  von  Ure  in  Allem  sind  ,50  Man  umbkomen. 

Das  sind  die  Namen  deren  von  SchwyiZy  so  an  diser  Schlacht  umb- 
komen sind : 

Vogt  Jkr.  Hrch.  v.  Steina,  Anth.  Betschart,  Ulrich  Bettschart,  Ulr. 
Zieberrig,  Cunrad  der  Wirdteman,  Claus  Stössi,  Hans  Holmach,  Hns.  in 
der  Rütti,  Werni  Feger,  Ludwig  Oberist,  Emi  im  Inwil,  Heini  im  Lützlei, 
Jac.  Helblig,  Werni  im  Hag,  Hans  Züngli,  Con.  Grüniger  v.  Glarus,  Hns. 
uf  dem  Büel,  Heinr.  Imhaus,  Werni  Betzel,  Cunr.  im  Grotts  am  Riemen- 
stalstalen,  Recha  Helmli,  Hns.  Schön  v.  Art,  Cunr.  im  Stig,  Ulr.  Bossart 
Ulr.  Bischofhause r,  Knecht  Hörli  aus  Muotterthal,  Scharring  aus  Muotter- 
thal,  Hans  Bär  aus  Muotterthal,  Rud.  Küen,  Hns.  Frutter,  Rdif.  Heim, 
Hans  Studer  ab  Morsach,  Pet.  Jütz  der  Jünger,  Cunr.  im  Schling.  —  Zu 
disen  sind  noch  16  Mann  gebliben  oder  umbkomen,  die  mans  mit  Namen 
iiit  wissen  mag.  Also  sind  in  Allem  von  Schwitz  umbkomen  in  diser 
Schlacht  50  Mann. 

Dise  sind  umbkomen  von  l'nderwalden  ob  dem  Wald  an  diser 
Schlacht : 

Arnold  Amwortt,  Ruedi  Brüster,  Rudi  Tropf,  Hartm.  Engel,  Rud. 
Wertmeister,  Hns.  Bächler,  Hns.  Vögeli,  Anth.  Fäger,  Anth.  Brändli, 
Walth.  Isoner,  Kunr.  Fresling,  Rudi  Kutz,  Hns.  Siegrist  v.  Goldau. 

Anzüglich  zuerst  veröflentlicht  von  Dr.  H.  von  Licbenau  in  «Arnold  Winkclried» 
pag.  1 1 9  ff. 

Ungenau  publicirt  von  Dr.  G. Studer  im  Archiv  des  hist. Vereins  von  Bern  V.Band, 
S.  274  f.  —  Handschrift  vormals  im  Besitze  des  Herrn  Hauptmann  F.  von  Jenner  in  Bern. 

167.  Christian  Wurstisen,  Frey  er  Mathematischer  Künsten 
Lehrer,  bey  der  Löblichen  Hohen  Schul  zu  Basel,  Bassler 
Chronik. 

Hasel,  1580,  fol.CXCIHI— VI. 

Feindtschafft  vnd  stoss  der  Herrschafft  Oesterreich  wider  die 

Eydtgnossen  Anno  1386. 

Obwol  nun  durch  den  grossen  Pundt  der  Reichstetten»  in  welchen 
sich  verschienens  jars  zu  Costentz  die  Eydtgnossen  auch  begeben,  von 
Mathic  biss  Pfingsten,  zwischen  den  Partheien  ein  Friedstand  beredt  war: 


_  30^ 

mochte  doch  kein  bestendiger  Friede  gefunden  noch  angerichtet  werden, 
dann  das  jhnen  Hertzog  Lupolt,  nach  Ablauffung  des  termins,  mit  zweien 
Marggrauen  von  Hochberg,  acht  Grauen,  fünff  vnn  zwentzig  Freien,  127 
Adelspersonen  ernstlich  widersaget,  vnd  den  nechsten  für  Sempach  zohe, 
Vorhabens  die  Eydtgnossen,  so  daselbst  in  besatzung  lagen,  auss  zunem- 
men.  Hierauff  säumet  sich  auch  das  Gegentheil  nicht,  die  ihren  zu  er- 
retten, kamen  i6oo  starck  den  Herren  vnd  Edlen  entgegen,  welche  auss 
Vertröstung  jhrer  Macht  von  Pferden  abgestanden,  der  meinung,  dise 
geringe  anzal  Bauren  leichtlich  zu  vertilgen. 

Es  gieng  aber  ein  anderen  weg.  Dann  als  den  9.  tag  Juli  in  aller 
Sommerhitz,  von  der  Herrschaffl  gleich  wol  ein  ernstlicher  angriff  be- 
schehen,  vnnd  vil  der  Eydtgnossen  erlegt  worden,  ehe  dann  einer  von 
dem  wol  bewaffneten  Adel  vmbkommen,  wendet  sich  doch  endtlich  das 
Glück,  das  die  Edlen  nach  Mannlichem  gefecht,  in  jhren  Helmen  vnd 
Rüstungen  vor  hitz  vnd  strenger  arbeit  abgemattet,  in  die  flucht  getrieben, 
vnd  als  sich  die  Diener  mit  den  Pferdten  aus  dem  Staub  gemacht,  leicht- 
lich ereilet,  vnd  in  grosser  anzal  erschlagen  wurden.  Hertzog  Lupolt  er- 
läge daselbst  eigner  Person  mit  etlich  hundert  vom  Adel,  deren  bey 
viertzigen  mit  dem  Fürsten  zu  Königsfelden  in  der  Kirchen  begraben 
wurden. 

(Abbildung  des  «Fürstlich  Grab  zu  Königsfelden:».) 

Es  vergiengen  da :  Marggraue  Oth  von  Hochberg,  Graue  Hans  vnd 
Walraf  von  Thierstein,  Graue  Hans  von  Fürstenberg,  der  Schwartz  Graue 
von  ZoUem,  Johans  von  Ochsenstein,  Waltherr  von  Geroldtseck,  Virich 
von  Hasenburg,  zwen  von  Stauffen,  zwen  von  Signow  etc.  Von  Edlen 
auss  dem  Suntgow,  Elsass  vnd  der  Statt  Basel  nachbaurschafft  blieben 
auff  der  Wallstatt :  Hans  Schaler,  Wilhelm,  Wemher  vnd  Cüntzlin  von 
Rotperg,  Wemher,  Lutold  vnd  Adelberg  von  Berenfelss,  Cüntzlin,  Peter 
vnd  Thüring  von  Eptingen,  Virich,  Rutschman  vnd  Friderich  von  Rhei- 
nach, Diebolt,  Wetzel,  Waltherr  vnd  Wemher  von  Mersperg,  Peter  vnd 
Walther  von  Andlo,  Wemher  von  Flachslandt,  Peter,  Dietrich  vnnd  Hen- 
rich von  Rahtsamhausen,  Götzman  von  Baden,  vnd  sonst  auss  dem  Elsass, 
Ergow,  Breissgow,  Schwaben,  Wirtenberg,  Etschlandt,  Oesterreich  etc.  ein 
grosse  anzal.  Daher  dieses  so  ein  nammhaffte  Niderlag  gewesen  ist,  als 
vor  oder  nach  diser  Zeit  kein  andere.  Bey  diesem  Heer  hat  Hertzog 
Lupolt  auss  seiner  Pfandtschafft  der  Minderen  Statt  Basel  etliche  Kriegs- 
leüte  gehept,  welche  auch  mit  verlurst  acht  Mannen  widerumb  heim- 
kamen. 

Neue  Ausgabe,  Basel  1765  und  1884. 


302 

i68.  Renn  ward  Cysat,  Stattschreiber  der  Statt  Lucem: 

\A^arhafXe  und  wunderwürdige  History  dess  namhaften  Stritt 
und  herrlichsten  Sigs  zwüschen  den  loblichen  vier  Wald- 
stetten  und  Ortten  der  Eydtgnoßschaft,  und  Hertzog  Lüpolt 
von  Oesterreich  und  sinem  Heerzog  am  anderen  Theile.  In 
wölchem  der  gedacht  Herzog  grosslich  samt  sinem  Adel  und 
grossem  Volk  von  gedachten  vier  ^A^aldstetten  vor  Sempach 
erschlagen  und  ritterlich  überwunden  worden  den  9»"  Tag 

Höwmonath  Anno  1386. 

(Zusammengezogen  durch  R.  C.  1580.) 

Cysat  Hess  durch  einen  unbekannten  Wappenmaier  das  Bild  der 
Schlacht  nach  dem  Manuel'schen  Holzschnitt,  das  Bild  des  Herzogs,  die 
Abbildungen  der  eroberten  Panner  und  die  Wappen  der  Erschlagenen 
malen.  Die  Ritter  knien  neben  den  Schilden.  Abweichend  ist  nur  von  dem 
nachfolgenden  Werke  Müllers  (Nr.  180)  die  Reihenfolge  der  Ritterund  die 
Beigabe  einiger  Insignien  von  Rittergesellschaften  späterer  Zeit.  Ein  eigent- 
licher Text,  d.  h.  eine  Schlachtbeschreibung  fehlt,  dagegen  hat  Cysat  seinem 
2()8  Folio-Blätter  zählenden  Buche  (Manuscript  M.  1 24  der  Stadtbibliothek 
Luzcrn)  einige  historische  Notizen  über  die  crschlagnen  Ritter  beige- 
schrieben, so  z.  B.  fol.  57 :  Hans  Fryherr  von  Grünenberg,  der  Jung,  diese 
Fryen  sind  Burggrafen  gsin  zn  Rynfelden  vnd  band  jnngehept  den  Stein 
daselbs,  den  die  von  Basell  hernach  zerstört  band. 

fol.  5() :  Heman  Brun  von  Güssenberg  von  Schwaben,*  dess  Herzogen 
Rhaat.    Etterlin  nempts  den  Güsen  von  Reechberg. 

fol.  7 1 :  Peter  von  Meersperg,  genannt  Brechter,  Ritter,  dess  Herzogen 
Rhaat,  und  dess  Bischoffs  von  Basel  Lähenmann. 

fol.  1 26 :  Vss  Burgund  sind  ob  250  man  vmbkommen,  deren  geschlecht 
vnd  namen  vnbewüsst. 

fol.  153:  Hümel  von  Heppenbach.   fol.  iio.  Meyer  von  Sigen. 

fol.  180:  Hemmann  von  Eschenz  der  Jung.  Basler.  Diser  Adel  ist 
vor  dem  Erdbibem  zu  Basel  in  dem  Dorf  Eptingen  gesessen ;  da  band  sy 
ein  Schloss  ghan,  wöllichs  der  Erdbibem  zerworffen,  davon  man  noch  ett- 
liche  Thürn  vnd  Muren  sieht,  hatt  den  Namen  Eschentz  behalten. 

fol.  207 :  Martin  Malterer . . .  by  dem  Herzogen  tod  funden. 

fol.  215  fügt  Cysat  eine  Notiz  über  das  Schloss  Baldegg  bei;  ähnliche 
Zusätze  bei  Wver. 

Handschrift  der  Stadtbibliothek  Luzcrn,    Ueber  verwandte  Werke  vgl.  unten  F. 

Abbilduuj^en,  Heraldische  Arbeiten. 


I 


L 


I 


303 


169.  Züricher-Chronik  des  Zacharias    Schörli, 

Pfarrer  in  Turbenthal, 

geschrieben  1582. 
Handschrift  in  Lausanne  F,  Nr.  474,  I.  pag.  54. 

Von  denn  Stryt  vor  Sempach. 

Als  nun  hertzog  Lüpoldt  vemam,  wie  die  Züricher  und  Ire  Pundt- 
gpiossen  Im  syn  Land  verwüstend,  rüst  er  synen  zug  und  zog  gaan  Sem- 
pach. Dess  kam  wamung  gan  Zürich  und  erlauptend  also  die  Zürcher 
Iren  Eydgnossen,  dass  sy  heimlich  heimzugend,  kamend  also  uff  den 
9  tag  höu^ÄTnonat  gan  Sempach  in  wald.  Da  lag  der  Fürst  im  frygen  väld 
mit  4000  woll  gerüsten  mannen.  Als  sy  aber  einander  sichtig  wurden, 
ermannt  der  Herzog  die  Synen.  Die  Eydgnossen  battend  Gott  um  Hilff, 
und  da  beschach  der  Stryt  und  ward  erschlagen  Hertzog  Lupoid  mit 
sampt  IIII^  bekrönter  Helmen,  ohne  die  anderen  Edellüt.  So  sind  gwun- 
nen  worden  die  Paner  von  Thirol,  Ochsenstein,  Tierstein,  Salmun,  Hoch- 
berg, Schaffhusen,  Mellingen,  HapSpurg  und  viel  kleine  Paner  die  man 
nit  bekandt.  Der  Adell  war  seer  woll  bezüget.  Darum  trieb  er  die  Eyd- 
gnossen zum  ersten  hinder  sich,  und  die  Eydgnossen  verloren  ob  200  man. 

Vgl.  über  diese  Chronik  Dr.  Ed.  von  Muralt  im  Anzeiger  für  schweizerische  Ge- 
schichte 1879,  108 — "o» 

170.  Johann  Schnyder,  Schullehrer  in  Luzern: 

Eidtgnösische  gedechtnus  wirdiger  geschichten  vnd  allen  Eidt- 
gnosischen  Reisen  veldzüg,  stryten  vnd  mordnechten. 

1586. 

Original-HandschriA  im  Besitze  von  Herrn  Rudolf  Göldlin  vonTieffenau  in  Luzern. 
Fol.  47 — 65.  Vrsach  des  Sembacher  blutigen  Kriegs. 
Auszug  aus  Bullingers  Werk. 
Im  Verzeichniss  der  Obwaldner:  Arnold  von  Werd  genampt  Winckelriedt. 

17  X.  Ein  grund  und  eigentlicher  Bericht  des  tödtlichen 

Sempacher  Kriegs, 
auch  >A^as  vor  und  nach  demselben  zugetragen,  und  von  dem 
Tod  Alberti,  so  zu  Küngsfelden  begraben,  auch  wohar  das 
Closter  Küngsfelden  seinen  anfang  und  Ursprung  hab  ge- 

nomen. 

Autor  est  Joannes  Incisor  vulgo  Schnyder,  Lucemensis  Ludi  moderator. 

Handschrift  der  Leu'schen  Sammlung  auf  der  Stadtbibliothek  Zürich.  Mss.  4, 
90 — 92. 

Dieses  Werk  ist  nur  eine  Copie  von  Bullingers  Arbeit ! 

Ebenso  findet  sich  dieser  Bericht  als  Anhang  zu  einer  1695  in  Schwyz  angelegten 
.Sammlung  eidgen.  Bundhricfe.  Handschrift  des  histor.  Vereins  in  lAizern,  C,  Nr.  8, 
fol.  376 — 476. 


304 


17  2.  Gerardus  de  Roo:  Annales  Rerum  Belli  Domique  ab  Au- 
striacis  Habspurgicae  Gentis  Principibus  . .  gestarum. 

Oeniponti,  1592,  fol.  131  — 134. 

Exacto  tempore  induciarum,  Lucemates  suis  et  sociorum  copüs  in- 
structi,  W'ülhusiura  oppidum  una  cum  arce  expugnant.  Capfenbergo  capto, 
Torbergicum  inde  pellunt,  perque  omnem  Ergoviam,  pagorum  villarumque 
incendia  excitant,  Tigurini  quoque,  situ  loci,  Austriacis  proximi,  ex  con- 
fedcratis  civitatibus,  mille  sexcentos  milites  evocant,  Serapachium  oppi- 
dulum  presidio  muniunt,  quo  evasurus  sit  hostium  conatus,  intentiori  cura 
observant.  Leopoldus  interim  cum  suis  Sempachium  propere  dudt,  loci 
presidium,  antequam  ei  auxilia  a  Tigurinis  adferantur,  aggressurus.  Qui 
Tiguri  erant,  itinere  eius  explorato,  arreptis  et  ipsc  armis,  eo  advolanuit, 
factumquc  est,  uti  eodem  fere  tempore,  utique  ad  eundem  pervenerint 
locum,  Archidux  conspecto  preter  opinionem  hostium  agmine,  suorum 
consilia  exquirit.  Ibi  nobiles  plerique  pugnae  avidi,  in  hec  verba  prorum- 
punt.  IIos  nobis  rusticos  Deus  male  multandos  in  manus  dedit.  Arripienda 
igitur  rei  bene  gerendae  occasio,  neque  ex  nostra  dignitate  est,  tot  amiati 
cum  simus,  alias  operiri  copias.  Haec  cum  insolentius  itentidem  jactitarent 
unus  inter  ipsos  Joannes  Hasenbergicus,  temerarium  sociorum  consilium, 
nimiamque  virium  fiduciam,  repraehendens,  non  contemnendos  esse  ru- 
sticos, quantumvis  paucos,  contendebat,  dubiam  esse  belli  aleam,  et  saepe 
a  contempto  hoste  cruentam  edi  pugnam.  Haec  prudens  viri  aetate  pro- 
vecti  oratio,  iuvenibus  a  timore  proficisci  visa,  quos  inter  Joannes  Ochsen- 
steinius :  Hasenbergi,  inquit,  satis  jam  apparet  te  non  agnomen  solum,  sed 
et  cor  leporis  habere,  sat  nobis  contra  hos  paucos  semiermes  virium  est 
Inde  ad  principem  se  vertens:  hunc  inquit  rusticorum  manipulum,  hodie 
tibi  ad  vesperam,  ut  volueris,  vel  assum  vel  clixum  exhibebimus.  Hoc  dicto, 
equos  suis  quisque  famulis  tradunt,  et  propter  loci  naturam,  equiti  minus 
idoneam,  pedites  in  hostem  ire  pergunt,  famulos  adstare  spectatores  jubent, 
et  rusticis  fugam  inituris,  effugii  vias  intercludere.  Neque  Helvetii  pugne 
moram  faciunt,  magnis  utrique  anirais  concurrunt.  Nobiles  egregie  se  primo 
conflictu  gercre,  hostium  ad  sexaginta,  antequam  quisquam  eorum  vulne- 
ratus  esset,  dcijcerc.  Mox  vero  pugna  gravescente  Helvetiis  acriter  se  de- 
fcndcntibus,  cum  diutius  teneret  pugna,  sub  pondere  armorum  depressi, 
aestu  et  lassitudine  defectis  viribus,  cedere  paulatim  hosti  expedito,  etla- 
boribus  assucto,  coacti  sunt,  multique  passim  cecidere,  inter  quos  nonnulli 
ctiam  absque  vulncre  inventi  sunt.  Principem  ipsum,  sunt  qui  asserant,  a 
suis  monitum,  uti  ex  tuto  loco  pugnam  spectaret,  id  facere  noluisse,  alii 
viso  suorum  pcriculo  equo  disiliisse,  suamque  cum  reliquis  fortunam  con- 
iunxissc,  necjue  tot  vin)s  egregios  deserere  voluisse  prodidere.   Id  vero 


3Q5 

constat,  strenue  inter  primos  pugnantem  esse  occisum.  Inclinata  nobilium 
acie,  multi  ex  famulis  fugere,  desertis  heris.  Ita  victoria  penes  Helvetios 
fuit,  occisorum  praecipui  nominis,  catalogum,  ex  variis  manuscriptis  col- 
lectum,  ex  amicorum  auctoritate,  inserere  volui.  (Folgen  195  Namen.) 

Numerantur  et  Burgundi  sedecim,  quorum  sex  erant  equestri  dig- 
nitate,  reliqui  nobiles.  Praetores  item  Rhinfeldensis  et  Neoburgicus,  cum 
binis  uterque  commilitonibus.  Caesi  cum  iis  dicuntur  duo  hominum  millia; 
ex  Helvetiis  ducenti.  Incidit  haec  pugna  in  septimum  Id.  Julii.  Principis 
corjius  una  cum  optimatibus  Campi  regii  monasterii  tumulatum  est. 

S.  von  Birken,  der  Herausgeber  von  J.  J.  Fugger*s  Spiegel  der  Ehren  des  Erzhauses 
Oesterreich  (Nürnberg  1668)  hat  fol.  368  f.  den  Bericht  von  Rhoo  wörtlich  übersetzt 
und  dazu  den  Bericht  von  Crusius  über  Leopolds  Tod  angefügt.  —  Rhoo,  Bibliothekar 
des  Erzherzogs  Ferdinand  von  Oesterreich,  ist  -j-  1590.  Sein  Weik  gab  Conrad  Dietz 
von  Weidenbach  heraus. 

X73.  Annales  Novesienses, 

Script.  1592. 

I376(!).  Sub  haec  tempora  Helvetica  foedera.  coepere  et  gencrosissi- 
mus  dux  Austriae  Lupoldus,  ab  Helvetiis  victus  occubuit. 

Martenc  et  Durand:  Amplissima  coUectio  IV,  593. 

174.  Bernhart  Hertzog,  Hanau-Liechtenbergischer  Amtmann 
zu  Wördt,  Chronicon  Alsatiae,  Edelsasser  Cronik. 

Strassburg,  1592,  fol.;  V.  Buch  fol.  57. 

Dieser  Johann  (von  Ochsenstein)  ist  hernach  Thumprobst  vnd  Land- 
vogt im  Elsassworden,  wurde  anno  1386  vnder  Keyser  Friederichs  Bruders 
Son,  Hertzog  Lupoiden  von  Oesterreich,  neben  andern  Graffen,  Herrn 
vnd  vom  adel,  durch  die  von  Lucem,  Vri,  Schwitz  vnd  Vnderwalden,  vor 
Sempach  erschlagen,  die  in  dem  Kloster  Königsfelden  begraben  ligen, 
deren  Rüstung  vnd  Panern  so  hochermelter  Hertzog  Lupoldt  von  Oester- 
reich, sampt  desselbigen  Rhäten,  inn  der  Sempacher  Schlacht  gebraucht 
worden,  neben  einer  verzeichnus  etlicher  Graffen,  Herrn,  Ritter  vnd 
vom  Adel  Wappen,  deren  Namen  von  Sebastiano  Münstero  vnd  andern 
Historienschreibem  gemelt,  so  in  gedachter  Schlacht  mit  dem  Hertzogen 
vmbkommen,  vnd  zum  theil  auch  in  dem  Closter  Königsfelden  ordenlich 
vnd  mit  fleiss  verzeichnet,  auch  zuut)r  in  offnem  truck  sein,  hab  ich  auch 
hiebei  setzen  wollen. 

(Hierauf  folgt  der  Auszug  aus  Münster,  doch  mit  einigen  Fehlem, 
z.  B.  zogen  gegen  des  Hertzogen  Volck  in  einen  streit  [statt  strich],  das 
der  Reisig  Zeug  sie  nicht  bc^chcdigen  möchte  . .  .) 


Liehenau,  Schlacht  boi  Sempach.  20 


n 


306 


Alda  noch  die  begräbnus.  Es  wurden  genommen  die  Fänlin  vnd 
Paner  Tyrol,  Salm,  Ochsenstein,  Habspurg,  Thierstein,  Hasenburg  vnd 
andere,  von  grösserer  Niderlag  der  Ritterschaffl  in  einer  Schlacht,  würt 
nit  wol  von  solcher  zeit  an  gefunden,  deren  Namen,  zunamen  vnd  Wappen, 
so  viel  man  zusamen  pringen  mögen,  seind  hiebei  verzeichnet : 

Abcontrafeyung 
der  Rüstung  vnd  panem  so  Keyser  Friedrichs  Bruders  Sohn  Hertzog 
Leüpolt  von  Oesterrcich,  sampt  desselbigen  Käthen,  in  der  Sempachcr 
Schlacht  Anno  1389  (sie!)  gebraucht.  Neben  einer  Verzeichnus  etlicher 
Graffen,  Herren,  Ritter,  vnd  vom  Adell  Wappen,  deren  Namen  von 
Sebastiano  Munstero  vnd  andern  Historiscliriebern  gemeldet  vnd  inn 
gedachter  schlacht  mit  dem  Hertzogen  vmbkommen  sindt. 

(Folgt  das  Bild  Leopolds,  Ochsenstein  und  Hochberg,  der  Pannerem, 
und  ']']  Wappen.) 

175.  Liber  vitae  CoUegii  Beronensis  novus. 

Fol.  689 — 719.  —  1592. 

Nomina  et  insignia,  quotquot  inveniri  potuerunt  interemptorum  in 
memorabili  illa  pugna  ante  oppidum  Sempach,  VH.  Nonas  Julii  die  D. 
Cyrillo  sacro  anno  post  Christum  natum  MCCCLXXXVI. 

In  quo  proelio  Leopold us  huius  nominis  secundus  Dux  Austriae  victus 
et  cum  sua  nobilitate  ad  internecionem  prostratus  est,  inter  occisos  a  parte 
Austriacorum,  praeter  praedictum  Ducem,  reperti  sunt  Comites  octo,  Ba- 
rones  centum  viginti,  milites  sive  equites  aurati  quadringenti  praeter  mi- 
lites  gregarios  etc. 

Praedicti  ducis  corpus  cum  triginta  praecipuis  ex  suis  in  monasterium 
Campi  Regii,  vulgo  Küngsfelden,  translatum,  ac  ibidem  honorifice  sepul- 
tum  est.  Caeteri  autem  in  loco  pugnae,  ubi  nunc  sacellum  erectum  est, 
humati  sunt.  Victoria  mansit  penes  quatuor  Cantones  antiquiores,  Lucerna, 
Uri,  Schwytz  et  Underwalden,  quorum  numero  fuere  1600,  ex  quibus  in 
proelio  perierunt  et  122  et  qui  etiam  ibidem  sepulti  sunt. 

Ecclesia  Beronensis  celebrat  Anniversarium  Illustrissimi  et  Serenis- 
simi Domini  Leopoldi,  Ducis  Austriae,  et  omnium  interemptorum  ante 
oppidum  Sempach,  ut  patet  ex  libro  Anniversariorum  ad  octavam  diem 
Julii,  ubi  notandum :  Anno  1575  in  pleno  capitulo  decretum  esse,  hoc  anni- 
versarium  solemnissime  a  canonicis  in  almutiis  esse  celebrandum. 

Praeterea  A"  1592  ex  senatus  consulto  Lucernensi  cautum  est,  ut 
Collegium  Beronense  tam  ex  Canonicis  quam  ex  Capellanis,  singulis  annis 
in  die  anniversarii,  qui  semper  est  die  lunae  post  festum  S.  Cyrilli,  aliquos 
mittat  ad  Sacellum  et  locum  pugnae,  ut  praedictum  anniversarium  solem- 
nius  celebretur. 


\ 


307 

Im  Verzeichniss  der  erschlagenen  Eidgenossen  erscheint  fol.719  «Er- 
nestus  Winckelrieder,  qui  arrepto  longarum  hastarum  manipulo,  hostium 
cuneos  penetravit,  et  aciem  alioquin  ordinatissimam  confregit». 

Die  dem  Liber  vitae  beigefügten  Wappen  sind  von  Meister  Hans  Jakob  Krüsi, 
Maler  zu  Münster,  gemalt.  Das  Verzeichniss  der  gefallenen  Oesterreicher  —  ohne  sy- 
stematische Ordnung  angelegt  —  weist  294  Namen  und  schliesst  mit  den  Worten :  Ex 
Arrow  praetor  cum  14  aliis;  Ex  Basilea  minore  8,  Ex  Rheinfelden  6,  ex  Neuwenburg 
ad  Rhenum  praetor  cum  3  aliis.  Eigen  sind  diesem  Verzeichniss  nur  wenige  Namen, 
z.  B.  Werner  de  Lerow,  Labarifcr  de  Lenzburg,  N.  Täschlin  ex  S.  Urbano  in  Argowia. 

Dieses  Verzeichniss  findet  sich  auch  als  Anhang  zu  der  1692  von  Josef  an  der  All- 
raend,  Leutpriester  von  Hegglingen,  verfertigten  Copie  von  Diepold  Schillings  Chronik. 
HandschriA  des  histor.  Vereins  der  V  Orte  in  Luzern. 

176.  Felix  Oggenfuss  von  Zürich:    Verzeichniss  der  Bürger- 
meister von  Zürich. 

1594- 
Hierin  findet  sich  eine  kurze  Erwähnung  der  Schlacht  bei  Sempach. 

Handschrift  in  Simmler's  Sammlung  auf  der  Stadtbibliothek  in  Zürich. 

177.  Chronica  Annalium, 

coUigiert  durch  Johannem  Schnyder,  Burger  vnd  Schulmeister  zu  Lucern  1595, 
fol.  193,  Mss.  im  Besitze  von  Dr.  Th.  v.  Liebenau. 

1386  do  geschach  der  blutig  stryt  zu  Sempach  in  Lucemer  gepiet 
zwüschen  Hertzog  Ltipolden  von  Osterich  vnd  den  vier  waldstetten  Lu- 
cem,  Vri,  Schwitz,  Vnderwalden,  die  den  hertzogen  selbst  und  der  sinen 
by  2COO  alda  erschlagen,  deren  gsin  vom  Adel  676  vnd  vnder  den  selben 
363  krönter  helmen,  vnd  verlorend  die  Eidtgnossen  nit  mer  dann  200  man. 

178.  Schwäbische  Chronik  von  Martin  Crusius 

vom  Jahre  1595. 
(Aus  dem  Lateinischen  übersetzt  von  Joh.  Jakob  Moser,  1733,  I,  961 — 962.) 

Der  Bericht  beginnt  mit  einem  Auszuge  aus  Felix  Malleolus  über 
die  Predigt  des  Minoriten  in  Zürich  (Moser  übersetzt  «Türckheim»). 
Dann  fährt  er  fort:  «Leopold  beklagte  sich,  dass  ihm  die  Schlösser  und 
Thäler  von  den  Schweitzern  weggenommen,  und  denjenigen,  welche  von 
ihm  flohen,  Aufenthalt  gegeben  würde.  Die  Schweitzer  hingegen  ant- 
worteten, sie  hätten  einen  Bund  mit  selbigen  Schlössern  und  Thälerri, 
und  von  Königen  und  Kaysern  Erlaubniss,  die  flüchtigen  Bürger  auf- 
zunehmen, weil  ihnen  von  den  Herzoglichen  Land-Vögten  viel  Unrecht 
geschehe.  Weil  nun  die  Schweitzer  in  dem  ohnweit  der  Stadt  Lucern, 
(da  die  beede  Flüsse  Urs  und  Emme  zwischen  hin  fliessen)  am  Sempacher 
See  gelegenen  Stüdtlcin  Sempach,  welches  in  vorigen  Zeiten  von  Ocster- 


3oS 

reich  an  die  Sihweiz  abgefallen,  ihre  Besetzung  halten,  so  zog  Leopold 
den  y.  Juli  mit  einem  grossen  Heer  wider  dieses  Stitdtlein  aus,  um  die 
alldasige  Besatzung  zu  unterdrücken.  Als  aber  die  Wald-Stadte,  Lucem, 
Uri,  Schweilz  und  Unterwaiden  dieses  Dessein  Leüp()ldi  innen  wurden, 
zogen  auch  sie  zur  Defension  dieses  Studtleins  aus,  und  lagerten  sich  an 
einem  bequemen  und  sichern  Ort,  wo  ihnen  die  feindliche  Cavallerie 
nicht  schaden  konnte.  Feindlicher  Seits  war  man  so  vermessen  und  trotz^, 
dass  der  Adel  zu  dem  HerUog  sagle:  Gelobet  sey  Gotl,  dass  er  diese 
Bauren  in  unsere  Hände  gegeben,  da,ss  wir  sie  züchtigen  können  etc.- 
(Folgt  der  Dialog  zwischen  Hasenburg  und  Ochsenstein.) 

-  Alsbald  stiegen  alle  Edelleutc  und  andere  Vornehme  samt  dem 
Hertzog  selbst  von  ihren  Pferden,  Hessen  selbige  durch  ihre  Bedicnie 
halten,  griffen  den  Feind  hertzhafll  und  tapfer  an,  und  erlegten  gleich 
anfänglich  gegen  60  Schweitzer,  eh  und  denn  ein  einiger  vom  Adel  um- 
gekommen. Dessen  ungeachtet  hielten  sich  die  Bauren  sehr  standhafit, 
und  wichen  auf  keinerley  Weise  zurück.  Die  Edelleutc  hingegen  (wor- 
unter auch  einige  Schwaben  waren),  wurden  durch  die  allzugrosse  Sonnen- 
Hitze,  und  allzuvielc  Slrappazen,  wie  auch  durch  die  Last  der  Waffen 
dergestallen  abgemattet,  dass  sie  anfiengen  zu  weichen,  und  sich  wieder- 
um zu  ihren  Pferden  begeben  wollten.  Weilen  aber  ihre  ungetreue  Be- 
diente auf  den  selbigen  allhercit  entritten,  so  lidten  sie  eine  erbärmliche 
Niederlage,  und  wurden  ihrer  nicht  wenig  gefangen.  Doch  kamen  auch 
Schweitzerischer  Seits  gegen  2cx)  um.  Die  Gelegenheit  zu  diesem  Sieg 
war  einer  von  Unterwaiden,  Namens  Winckelriet,  welcher  sich  und  sein 
Leben  vor  die  gemeine  Frejheit  aufgeopffert,  und  nachdem  er  zuvor  dieses 
sein  Vorhaben  seinen  Hauptleüten  entdecket,  mit  dem  Begehren,  (wann 
ich  mich  recht  erinnere),  dass  nach  seinem  Tod  seine  Frau  und  Kinder 
von  den  Siegern  ernllhret  werden  sollten,  gantz  hertzhaflt  unter  die  Feinde 
hinein  gedrungen,  ihre  Lantzen  mit  beeden  Armen  gefasst,  und  sie  also 
gehindert.  Worauf  zwar  er  selbst,  weil  alsdann  alles  auf  ihn  allein  loss- 
stürmte,  mit  vielen  Wunden  erstochen  worden;  die  Schweitzer  aber  in- 
zwischeTi  die  Gelegenheit  ergriffen,  den  Adel  in  eine  Desordre  gebracht, 
und  also  einen  herrlichen  Sieg  erhalten.  ^Fulgt  die  Inschrift  in  Königs- 
felden :  Diss  ist  die  alt  Contrafactur  Herren  Leupold  von  Oesterreicb,  der 
zu  Sempach  mit  dieser  seiner  Ritterschafft  erschlagen  ward:  AUFF  dem 
seinen,  VON  den  seinen,  MIT  den  seinen,  und  VMB  das  sein:  auf 
St,  Cyrillen  Tag,  im  dreyzehen  hundersten  und  sechs  und  achtzigsten 
Jahr.. 

Crusius  theilt  ausser  den  Namen  der  in  Königsfelden  begrabenen 
Oesterreicher  noch  jene  der  Schwaben  mit;  «Summa  676  Edelleüte,  wor- 
unter ,1,^0  Vornehmere  waren,  welche  gekrünte  Helme  filhrelen.  Mehr 


309 

gemeldter  Hertzog  Leopold  ist  biss  daher  durch  die  Krafft  des  Balsams 
gantz  und  unversehrt  erhalten,  und  ehedessen  jedermann  gezeiget  worden. 
Als  aber  einige  seinen  Leib  oder  vielmehr  seine  Aschen  durch  den  An- 
griff Versehrten,  verwahrte  man  ihn  mit  einem  grossen  Stein.  Die  Baar, 
worauf  er  und  andere  gebracht  wurden,  war  ziemlich  lang,  und  mit  seinem 
Blut  besprützt,  so  noch  daran  zu  sehen. » 

Dann  folgt  aus  Frater  Felix  Fabri  die  Erzählung  über  die  Ermordung 
des  Herzogs  durch  einen  «kropffigten  Schweizer»,  der  in  Bern  später 
«durch  eine  erschröcklicheTodes-Straffe  büssen  müssen;  folgenden  Jahres 
seye  an  demjenigen  Ort,  wo  dieses  Fürsten-Blut  vergossen  worden,  an 
einem  langen  Stengel  eine  grosse  und  schöne  Blume  einer  Lilien  gleich 
hervor  gewachsen.»^) 

*)  Als  sonstige  Quellen  führt  Cnisius  an :  Münster,  Stumpf,  Simler  und  Lazius. 

179.  Johann  Conrad  Mecker  von  Balgheim:  Chronicka. 

^579«  —  Constanz,  fol.  340. 

Im  1386  Jahr  Christi  den  neundten  Tag  Julii,  ist  Herzog  Alberti  dess 
lahmen  Sohn,  mit  vilen  stattlichen  Personen  von  Fürsten,  Graffen,  Frey- 
herren, Rittern  vnd  Burgern,  vor  Sempach,  in  einer  Schlacht  mit  den 
Schweytzern  gehalten,  vmbkommen,  sein  Leib  gehn  Königsfelden  geführt 
und  daselbst  begraben  worden. 

x8o.  Beschreibung  dess  Tödtlichen  Kriegs  vnd  blutigen  Streits 

zu  Sempach. 

Ouch  von  Vrsach  desselben  vnnd  Erstlichen  von  Herkommen 
vnnd  Geschlecht  Ertzhertzog  Leopolds . .  .  wie  derseltaige  mit 
Villen  Herren,  Rittern  vnnd  Knechten  von  den  vier  Wald- 
stetten  vohr  Sempach  erschlagen  vnnd  zu  Küngsfelden  be- 
graben \A^orden.  Auss  alten  glaubwürdigen  Historien  vnd 
Jahrzythbüchern  mit  flyss  zusammen  gezogen  sampt  etlichen 

derselben  schilt  vnd  helmen. 

(Manuscript  der  Stacltbibliothek  Zürich,  Leu  94,  Haller's  Bibliothek  V,  Nr.  135.) 

Diese  mit  Wappen  und  Bildern  gezierte,  illustrirte  Ausgabe  von 
Heinrich  Bullingers  Werk  enthält  in  ihrem  ersten  Theile  nur  wenige 
Aenderungen  des  Bullinger'schen  Textes ;  so  wird  die  Zahl  des  öster- 
reichischen Heeres  verdoppelt  (8000  statt  4000  Mann) ;  dann  wird  das 
Verzeichniss  der  Gefallenen,  das  Bullinger  dem  Jahrzeitbuche  von  Königs- 
felden entnommen  hatte,  beseitigt.  Hierauf  beginnt  ein  selbständiges 
Werk :  die  Beschreibung  der  Gruft  von  Königsfelden  und  die  Abbildung 
der  Wappen  der  Erschlagenen. 


3IO 

Dieser  2.  Theil  der  Schrift  wurde  von  zahlreichen  Wappenmalem 
des  16.  und  17.  Jahrhunderts  copirt.  Es  lassen  sich  hier  3  Darstellungs- 
arten unterscheiden.  Diejenige,  die  nur  die  Wappen  mittheilt  (Schnitt 
von  Basel),  diejenige,  wo  die  Ritter  au/ den  Schilden  knien  und  endlich 
jene,  wo  die  Ritter  nförn  den  Schilden  knien  (Cysat,  Müller). 

Dieses  Wappenbuch,  das  man  einem  Hans  Jörg  Müller  von  Zürich 
zuschreibt,  gehörte  1628  der  Familie  Zoller  von  Zürich.  Eis  bringt  212 
Namen  und  Wappen  der  Erschlagenen.  Diesem  Buche  wurden  ver- 
schiedene Zusätze  einverleibt,  so  die  «treuwhertzige  Vermanung  an  ein 
lobliche  Eidtgnossschaft »  aus  dem  17.  Jahrhundert  und  der  Auszug  aus 
dem  Jahrzeitbuch  von  Uster  (von  Leu). 

Die  Wappen  sind  hier  noch  frei  von  spätem  willkürlichen  Bei- 
malungen  von  Ritterbundsinsignien. 

Irrig  wurde  von  neuer  Hand  in  diesem  Manuscript  als  Verfasser  Hans  Jost  Schiflf- 
mann  genannt  und  das  Werk  mit  dem  bei  Hallcr,  Bibliothek  H,  Nr.  1859  verzeichneten 
Buche  verwechselt. 

x8i.  Pontus  Heuterus:  De  Habspurgicorum  atque  Austria- 
corum  Principum  origine  ac  successione.  Deducta  ab 
anno  Christi  4x7  ad  usque  eiusdem  annum  1599. 

Leopoldus  Archiducis  Alberti  filius  tertius  dictus  Probus,  feliciter 
contra  Venetos  gesto  hello,  dum  ingentes  vir  bellicosus  et  acer  e  tota 
Germania  copias,  auxiliis  etiam  Caesaris  Caroli  quarti  adiutus(!),  contra 
defectores  ac  rebelles  Helvetios  ducit,  inexploratos  montium  aufractus, 
angustasque  fauces  ingressus,  undique  ab  Helvetiis  conclusus,  cum  Omni- 
bus fere  copiis,  multisque  viris  nobilibus  nomen  suum  secutis,  haud  procul 
Sempacho  to.  Junii  anno  1386  interficitur. . . 

Ponti  Heuten,  Delfii  Praepositi  Amhemensis  opera  Historica.  Austriaca.  Lovanü 
1643,  fol.  14.  —  Hcuter,  geboren  1535,  j  1602. 

182.  Kurtze  Verzeichnuss  uss  einem  uralten  Document 

dess  hertzog  Leopoltz  von  Österrich  sampt  desen  anzal  er- 

sc)ilagenen   graffen,    herrn    und   adel  wie   zu   Sempach  be- 

schehen,  mit  namen  vermeldt,  und  würt  naehvolgendes  mit 

sampt  der  ataconterfetung  im  rechten  original  gefunden. 

.1610,  7.  Februar. 

Diese  Arbeit  bildet  ein  Folio-Heft  von  14  Blättern,  welches  Haller  in  der  Bibliothek 
der  Schwoi/er.  (iesch.  TV,  Nr.  531  unter  dem  Titel  Chronicon  anonymum  Tigurinum 
aus  der  Sininder'schen  Sammlung  in  Zürich  (jct/.t  .Stadtbibliothek)  anführt.  Cod.I,  Nr.  54. 

Die  Abbildungen   fehlen.     Die  Arbeit  beginnt  mit  der  Stiftungs- 
geschichte von  Krmigsfcldcn,  dem  Tode  Albrechts,  Erinnerung  an  Her- 


3" 


zog  Leopolds  Niederlage  zu  Morgarten,  und  endet  mit  dem  Verzeichniss 
der  bei  Sempach  Gefallenen.  Am  Schlüsse  steht :  Hie  endet  sich  so  vil 
ich  uss  dem  uralten  Document  abzuschriben  gefunden  hab,  adi  7.  Fe- 
bruar 16 10. 

Die  ganze  Arbeit  ist  also  eine  Combination  des  Werkes  von  Bullinger 
und  des  bekannten  Wappenbuches  aus  dem  1 6.  Jahrhundert.  Nach  diesem 
Buche  betrug  die  Zahl  der  bei  Sempach  kämpfenden  Eidgenossen  1300 
Mann,  von  welchen  1 1 6  umgekommen  sind. 

Im  Verzeichniss  der  gefallenen  Oesterreicher  wird  zuweilen  auf 
Etterlin  verwiesen.  Ueber  einzelne  Ritter,  deren  219  aufgeführt  werden, 
sind  historisch-genealogische  Nachrichten  beigefügt,  so  über  die  Klingen, 
Eschenz  etc. 


183.  Matthias  Burgklechner,   beider  Rechten  Doctor,   öster- 
reichischer Regimentsrath,  Tyrolischer  Adler. 

1608. 

Als  Er  (Herzog  Leopold)  nun  mit  dem  Krieg  in  Italien  Vil  Zeit  Vn- 
cüsten,  Mie  vnd  Arbait  obgehortermassen  zuepracht,  haben  Entzwischen 
seine  Landt  Vogt,  Räthe  vnd  Beambten,  so  Er  in  Schweizer-Landt  ge- 
habt, grose  Gefahr  vnd  vnruehr  ausstehen  müesen,  damit  aber  diserStrith 
zu  kainen  offnen  Khrieg  Erwachse,  ist  solcher  im  Jar  Christi  1374  in  der 
Güete  hingelegt,  vnnd  zwischen  den  Partheycn  (ausserhalb  deren  von 
Schweiz,  so  nit  darein  vcrwilligen  wolten)  auf  zw(")lf  Jahr  lanng  ain  An- 
stant  gemacht,  aber  schlechtlich  gehalten  worden.  Dann  die  von  Lu- 
zeeren  haben  in  Werendten  anstaatt  zu  aussganng  des  1382*"**"  Jahrs 
(1386)  an  der  Vnschuldigen-Kindlen-Tag  das  Schlosß  vnd  Statt  Rotten- 
burg vberfallen  \Tid  Eingenomben,  zu  der  zeith  als  Herman  von  Grienen- 
berg.  Österreichischer  Landtuogt  daselbsten,  sambt  der  Gmain  bei  dem 
Gottsdienst  in  der  Pfarrkhirchen,  so  ausserhalb  der  Statt  gelegen,  gewösen 
ist.  Zu  dem  haben  Sie  auch  die  Österreichische  Statt  Sempach,  vnd 
anndere  orth  mer,  in  Iren  Schuz  angenomben,  Inen  Burger-Recht  göben, 
vnd  im  Ergau  den  Österreichischen  Vnterthonen  mit  Schwertt  vnd  Brantt 
grosen  Schaden  zuegefiegt. 

Nach  solchen  haben  auch  die  (österreichischen  nit  gefeirt,  dann  Syie 
auch  zu  Eingang  des  Jahrs  Christi  1386  die  Statt  Reichensee,  so  diser 
Zeith  dern  von  Luzeren  gewösen,  mit  Gewalt  Eingenomben,  Im  Ersten 
Einfall  bei  zwayhundert  Persohnen  Erschlagen,  hernach  die  Statt  zu 
Äschen  verprennt,  vnd  das  übrige  Volkh  darinnen  von  Mann  Weib  vnd 
Khindern  ainss  Thaills,  anders  Thaills  ohne  alle  gnad  in  dem  dabcj  ge- 
legen Baldegger  See  Getrieben  vnd  darinnen  Ertrenckht  haben.  Gleich 


^12 


darauf  haben  in  dem  Monnath  Jänuärj  den  Aydtgenossen  abgesagt,  An- 
fangs von  wr)ögcn  des  hochlöblichen  Hauss  Österreich,  die  Gefierssteten 
Orafen  von  Wirtenberg,  dann  mit  Inen  zween  Grafen,  Söx  Freyherren, 
vnd  Zwaiundfünfftzig  Namhaffte  vnd  Rittermessige  von  Adel.  Dise  alle 
y herschickten  Inen  vier  Absag- Brief,  in  Jedem  Ain  Rott  mit  Namen  ver- 
zaichnet.  Die  3  Brief  waren  Datiert  den  andern  Februäry  auf  Liechtmössen, 
der  viert  aber  auf  Montag  vor  Valentini. 

Alss  nun  vil  ansr>chenliche  Pcrsohnen  Insonderheit  aber  die  Reichs 
Statt  des  Grosen  Pundt  in  Schwaben  vnd  am  Rhein-Stromb  wargenomben 
den  ausgang  diser  Hanndlung,  haben  Sie  sich  Slarckh  bemiehet  ob  Sye 
solchen  Streitt  hinl'lgen,  vertragen  vnd  auf  ewig  vergleichen  möchten.  Es 
hat  aber  Kainem  Thaill  annemblich  oder  verfenckhlich  sein  wollen,  auch 
Änderst  nicht  erlangen  Kinnen,  Als  ainen  blosen  Anstant,  von  St.  Martini- 
Tag  biss  Pfingsten.  Sobaldt  solcher  auss  war,  zugendt  die  Eidtgenossen 
denen  von  Luzeren  zu  hilf,  fir  das  Stättlin  Wolhusen  nit  weit  von  Luzem 
im  Aargau  gelegen,  so  Österreichisch  war.  Dises  Eroberten  vnd  Namben 
Sie  ain,  Sambt  dem  Schlosß  daselbsten,  verbrennen  auch  gar  nache  das 
ganze  Aargau.  Drauff  absagen  abcrmallen  denen  Aydtgenossen,  überob- 
beraeldte  Pcrsohnen,  zween  Marggraffen  vnnd  firstcn  von  Hochburg,  vnd 
mit  Inen  vier  ansckhenliche  Grafen,  Neinzüchen  freyherren,  vnd  Ain- 
hundert  Neinzikhen  Rittermessige  vom  adl,  darunter  auch  vile  Ritter 
waren.  Die  alle  übcrschickhen  18  absag  brief,  darinnen  jeden  ain  Rott 
mit  Nctmcn  verzaichnet  was.  Deren  Brief  werden  zr>chen  auf  Sanct  Jo- 
hannes Tag  den  24.  Junj,  Zwen  am  Ziusstag  nach  Johannis,  Vier  am 
Mitwoch  hernach,  vnd  Zwen  auf  Petry  vnd  Pauly  aussganngen  vnd  über- 
antwortt. 

Auf  solch  Ernstliches  finiemben  ziehen  die  Vier  Waldt-Stätt,  Luzeren, 
Vri,  Schweiz  vndt  Vndtcrwalden  mit  Sechtzöhenhundert  Mannen  in  die 
Statt  Zirich,  bleiben  dasclbss  14  Tag  mit  Verwartten.  wo  der  hertzog  sampt 
dem  Adl  den  Angritf  thuen  wollen.  Beinöbens  haben  Sie  auch  ainen  zue- 
satz  in  das  Stnttle  Sem])ach  gelegt.  Entgögen  hat  offt-  vnd  hochgedachter 
herzog  Leopoldt  ain  grose  Anzahl  Volckhs  in  dem  Elsass,  Hegaue  vnd 
Tyrol  angent)mbcn,  darmit  in  das  Ergaue  kommen,  des  Willens  fir  Sem- 
j)ach  zuziehen. 

Da  nun  solches  die  Aydtgenossen  vernomben,  Sye  alsspald  wieder 
auss  der  Statt  Zirich  gezochen  vnnd  bitten  die  Ziricher,  Sie  sollen  Ihre 
Statt  Selbsten  bewahren,  Sie  W(")lten  auf  Sempach  zueziehen;  so  auch  mit 
solchem  Ern»<t  alsspaldt  beschöchcn,  dass  Sie  gleichsamb  zu  aincr  stundt 
mit  dem  Herzogen  darfir  khomben  sein.  Alss  nun  baide  Thail  einander 
Ersachen,  machen  Sic  Ir  Ordnung,  vnnd  thailt  der  herzog  sein  Volckh. 
Graf  Fridrich  von  Zollern.  der  Sc  hwarz  genant,  vnd  Herr  Hans  von  Ober 


313 


Kilch  werden  Haubt-Leüth  über  das  Fuess-Volkh,  vnd  Herr  Reinhart 
Wächinger,  vndter  Landt  Vogt,  der  Schizen  haubtman. 

Darauf  halt  der  herzog  ainen  Kriegs-Raht,  vnd  fragt,  wass  hierinnen 
fürzunemben  sein  möchte.  Darauf  haben  die  vom  Adl  in  Gemain,  als 
welche  zum  Strit  gar  Beging  waren,  dahin  geschlossen,  man  solle  dise 
Paum  alsspald  mit  Gwalt  angreifen,  die  Erschlagen,  vnd  solche  guete 
Glegenhait  nit  auss  henden  lassen,  man  soll  auch  nit  auf  merere  hilff 
warten,  dann  Sye  allain  dise  haillose  Pauren  zu  Tott  schlagen  oder  ver- 
jagen wollen.  Gott  hab  Ihnen  Sie  in  die  Hende  göben,  so  seien  Sie  wol 
gerüsstet.  Entgegen  die  Pauren  alle  Nackhent  Leüth,  so  haben  Sie  auch 
dem  Perg  (sie)  in  Vorthaill.  Darumben  wollen  Sye  von  denen  Pferd ten 
abstehen,  mit  Gwalt  an  Sie  lauffen  vnd  Ire  dienner  mit  denen  Pfertten 
auf  ainer  seiten  dem  fuesszug,  zu  der  anderen,  vnd  die  Schizen  auf  das 
drite  orth  Stollen,  halten  vnd  wartten  lassen,  damit  nur  der  Pauren  Kainer 
entrinen  möge. 

Da  sye  nun  vil  dergleichen  Roden  sich  vememben  Hessen,  Ist  ain 
alter  betagter  Kriegsobrister  mit  Namen  Johannes  von  Hasenburg,  ain 
freyherr  herfir  khomben,  die  mit  Wortten  gestrafft,  vnd  vermelt,  wie  das 
die  frechait  selten  ainen  guetten  Ausgang  gcwünne.  Mann  soll  die  Schwei- 
zerischen Pauren,  ob  Ir  gleich woll  wenig,  nit  verachten,  dann  von  ver- 
achten Feindten  mann  oft  geschlagen  werde,  so  solle  mann  auch  in  acht 
nemben  die  Gelegenheit  des  orths,  alda  man  den  Feindt  angreiffen  wölte, 
wie  zu  gleich  auch  die  grose  hiz  der  hundtstägen,  vnd  das  Sie  alle  Schwäre 
Risstung  tragen ;  ohne  vnsern  Merckhlichen  Schaden,  spricht  Er,  werden 
Wür  Sie  nit  schlagen.  Er  vermainte,  man  solle  Eillent  schickhen  nach 
herm  Hannsen  von  Bonstetten,  der  zu  Prugg  lag,  mit  ainem  Mörcklichen 
Volckh,  so  der  herzog  annemben  lassen  in  dem  Ergau,  Thurgau,  Sunt- 
gau,  Brissgau,  Elsass,  Schwaben,  Khiburg,  Raperssweil  vnd  Bassl. 

Disse  sein  threuhertzige  Vermahnung  wirt  verachtet,  verschimpft, 
vnnd  dergestallt  aussgelegt,  alss  ob  solche  von  ainem  Clain-Müethigen 
Herzen  vnnd  verzagten  Cremüeth  hergeflossen,  wie  dann  herr  Johannes 
von  Ochsenstein,  Thuemb- Probst  zu  Strassburg,  Ihme  dise  Andtwortt 
göben:  Brueder  Hasenpurger,  ietz  Sicht  man,  wie  dein  herz  vnd  Nümen 
fein  zu  samben  stimben,  Tragt  billich  aines  Hasen  Namen.  Wür  aber 
fürchten  vnss  vor  disen  Wöhrlosen  Pauren  nit.  Vndt  gleich  darauf  Spricht 
er  zu  hertzog  Leopoldt,  dises  händ  voll  Pauren  wollen  Wür  dir  heut  Ge- 
soten  oder  Gepraten  Bringen,  wie  Es  dir  gef  ■)llig  sein  wird. 

Nach  dissem  ziechen  Sie  samben tlich  wider  den  Feindt  vnd  weillen 
Sie  gesechen,  das  der  Feindt  zu  Fuess,  auch  das  orth  daselben  also  be- 
schaffen, das  man  die  Rosß  nit  wol  brauchen  mögen,  sein  Sie  dauon  ab- 
gestanden, solche  Iren  diennern  hin  umb  gelassen,  vnd  bcfolchen  Sye 


314 

s<iilcn  allain  zuesfichen,  wie  Sie  die  Pauren  liernemben  wollen  vn<\  fleissig 
aclitung  göbeii,  das  die  PasC  gespürt  bleiben,  damit  tler  Feind  nil  auss 
nder  durchreisße. 

Darauf  zieehen  Sie  zu  baiden  tailen  Slarkh  zusamben.  Die  vom  Adl 
haben  sich  bei  dem  Ersten  Angriff  so  Ritterlich  verhalten,  dass  Sie  alss- 
pald  60  Paurn  Erschlagen  haben,  ehe  das  Ir  ainer  verwandt  worden. 

Alss  aber  die  Schlacht  lang  geweret,  die  hitz  gross  vnd  der  PasC  gar 
eng  gewösscn,  scint  Sie  allgemach  dem  feindt  gewichen,  in  dem  Schweren 
Harnisch  mied  worden,  vniid  Iren  diennem,  smi  die  Rosß  gehalten,  imb 
hilf  zuegeschricen :  in  dem  gewinnen  die  Aydtgenossen  den  dnikh,  Er- 
schlagen deren  von  Adl  gar  vil,  dan  Sie  gar  Machtlosß  und  zerstrevt 
worden. 

Alss  solchs  der  Schwarz  Graff  von  Zollem,  herr  Hannss  von  Ober- 
Kilch  vnd  der  Wjlchinger,  so  des  Fuess  Vtilcklis  Haubt-Leulh  waren, 
Ersachen,  da  gaben  Sie  die  Flurhl  vnd  lassen  den  Herzog  samt  dem  Adl 
in  groser  Noth. 

Darauff  haben  die  Pauren,  als  welche  geringe  Claidler  angehabt 
vnd  nach  der  hiz  \Tid  arbeit  wenig  gefragt  weil  Sye  derselben  wol  ge- 
wohnt waren,  gar  auf  den  Österreichischen  häufen  Gesözt,  vnd  In  ge- 
schlagen. Herziig  Leopold  ist  von  den  Seinen  Threülich  gewarnt  wor- 
den, dass  Er  sich  auf  ain  Sichers  nrlh  verfiegen  vnd  der  Schlacht  allain 
zucsiichen  solle.  Er  aber  hat  sich  von  seinem  Volckh  durchauss  nit  be- 
giiben,  sonder  bei  Inen  Ritterlich  Sterben  nder  überwunden  wollen,  so 
auch  geschi'ichen.  Dann  als  Er  mit  seiner  handt  sich  Tapfer  gewöhrt  vnd 
gestriten,  hat  er  Liitstlich  pleiben  vnd  seinen  Geist  in  werendem  Streit 
aufgüben  möessen.  Die  andern  sein  Thails  Erschlagen  worden,  Etliche 
im  See  ertrunckhen,  Thaills  mit  der  Flucht  sich  salviert  vnd  Etliche  in 
Harnisch  Todt  verbliben,  ohne  Straich  oder  Wunden,  sonder  altein  der 
grosen  Hitz  halber. 

Nach  solcher  Nidcrlaag,  darinen  Kainer  Gefencklich  angenomben, 
siinder  alle,  so  beträten  worden,  haben  Toth  verbleiben  müessen,  sein 
die  Schweüzer  zuegefahren,  haben  auf  den  Raub  sich  begöben,  vnd  in 
dreyen  Tagen  niemand  Frembden  zu  Ihnen  gelassen.  Hemach  aber  ist 
allem  »'nd  Jedemiennigclich  zuegclassen  \iid  bewilligt  worden,  die  ploseii 
Cörper  zu  begraben. 

Darauf  wird  Herzog  Leopuldt  \nd  bei  Sechzig  der  vomembsteii 
herren  zusamben  Getragen,  daruon  bej  vierzig  mit  Herzog  zu  Khünigs- 
felden  begraben,  die  Andern  aber  in  Ihre  vndlerschidliche  Begröbnuscn 
gefierth  worden.  Die  Andern,  so  auf  der  Wahlstatt  gebliben,  hat  man 
zusamben  in  ain  Grueben  dasclbslcn  geworffen,  die  beschitel,  vnd  her- 
nach darauf  ain  Capellen  gepaut. 


315 


Auf  diesen  Schlachtbericht  gibt  die  Handschrift: 

1 .  Die  Urkunde  des  Pfarrers  Ludwig  Kääs  von  Sempach  vom  Jahre  1 5 1 6. 

2.  Die  Grabschrift  des  Herzogs  Leopold. 

3.  Die  Angabe  über  die  Bildnisse  der  bei  Sempach  gefallenen  Ritter, 
welche  im  Chor  zu  Königsfelden  gemacht  wurden  mit  der  Angabe, 
diese  Bildnisse  seien  Anno  1597  renovirt  worden. 

4.  Der  Bericht  über  eine  alte  Holztafel  zu  Königsfelden,  welche  ein 
Bild  der  Schlacht  soll  gegeben  haben. 

5.  Ein  Citat  aus  des  Wolfgang  Lazius  lib.  H  histor.  Austr.  (Vgl.  S.  242). 

6.  Bericht,  wohin  die  Leibwaffen  des  Herzogs  Leopold  gebracht  wurden. 

7.  Eine  Strophe  auf  die  Schlacht  von  Sempach  und  eine  auf  den  öster- 
reichischen L(")wen  (aus  Königsfelden  stammend). 

8.  Aufzählung  der  von  den  Eidgenossen  eroberten  Panner. 

9.  Verzeichniss  der  Gefallenen. 

Die  Namen  der  Vornembsten  Persohnen,  so  in  discr  Schlachte 
Vmbkhomben,  hab  Ich  auss  allten  Schrifften,  vnd  Büecheren,  nachuol- 
gendermassen  zusambcn  zogen. 

Neben  hochgedachten  hertzog  Leopoldt  von  Österreich  verbleiben 
todt  auf  der  Waldstatt:  ^) 


Herr  von  Grunenberg,  freyherr. 

-  Vlrich  vnd  Egloff  von  End, 
freyherrn. 

-  Schweikhart  von  Gundel- 
fingen. 

-  Theobald,  Peter,  Wcrlc  vnd 
Walter  von  Märspurg,  frey- 
herrn. 


Graff  Meinhardt  von  Mimpelgardt. 
Graf  Donatus  von  Dockhenburg. 
Graffjohannes  vonSchwartzenburg. 
Herr  Hannss  vnnd  Vlrich  von 
Hasenburg  freyherrn. 

-  Berchtolt  Gradner  von  Graz, 
freyherr. 

-  Hagen  von  Röttlen,  freyherr. 

Dann  die  Ritter  vnd  Paner  Herren, 

Herr  Martin  Maltnerer  von  Frey-  Herr  Vlrich  von  der  hochen  Sax. 

bürg  Ritter,  ward  auff  dem  -     Albrecht  von  Rechberg. 

Hertzog  erschlagen.  -     Wilhelm  von  End. 

-  Otto  Truckhsciss  V.  Waltburg.  -     Wcrnhardt  vnd  Hannss  von 

-  Peter  Urburger  (sie)  fiert  den  Isenhaimb. 
Paner  von  Österreich. 

Item  so  seind  ab  der  Ei  seh  Erschlagen  ivordien, 

Herr  Friedrich  von  Eschenloch.  Hainrich  von  Petterwangcn. 

Friedrich  Tarant.  Mohr  von  Kappen bcrg. 

Francz  von  Castelnöt  (sie).  Der  Starckh  von  Grimenstain. 
Hannss  Schnalinjrer. 


*)  Wir  lassen  die  in  Liste  Nr.  102  verzeichneten  Namen  aus. 


3'^ 
Item  so  bleiben  aus  dem  Ergau. 


Herr  Herman  von  Kinigstain. 

-  Wernhart  Schenckh  vonPren- 
gartten. 

-  Hartman   vnd  sein  Brueder 
Virich  von  Butickhen. 

-  Herman  von  Aschenz  mit  z  wen 


seinen  Söhnen  H  an  mann  vnd 
Heinzmann. 

Herr  Heinrich,  Rutschmann,  Fried- 
rich, Gunter  vnd  Friedrich, 
alle  von  Reinach. 

Hennsslin  vnd  Basswill  (sie). 

Dann  so  komben  vmb  auss  dem  Elsass. 


Herr  Peter,  Dietrich  vnd  Heinrich 
von  Razmannsshausen. 

-  Hermann,  Hanmann  vnd 
Graft  die  Waldner. 

Glawi  Waldner,  ein  Bastart. 
Herr  Peter,  Heinrich,  Diepolt  vnd 
Walter  von  Andlau. 

-  Cuenz  Star  von  Appenstain. 
Hannss  von  Wezelsshaimb. 
Burger  von  Berckhairab. 
Hannss  Bemhart  graf  von  Sultz. 
Hannss  von  Hagenegg. 
Hannss,  Ruedolff  \Tid  Burckhardt 

von  Laubgassen. 
Higli  vnd  Fridrich  Kletter. 
Herr  Walter  von  Nüffern. 

-  Guenz  von  Milhaimb. 

-  Adelberg  von  Berenfälss. 

-  Wilhalm  von  Rotterbach. 


Herr  Hainrich  Stockher  von  Prun- 

traut. 
Stuckhi  von  Waldtkhilch. 
Herr  Leonhardt  von  Lichtenfölss. 
Hannss  von  Hagau. 
Herr  Burkhardt  von  Huss. 
Hannss  vnd  Bemhart  von  Pader. 
Herr  Burkhardt  von  Massmünster. 

-  Bemherr  von  Flachsslandt 

-  Hammann  von  Wytenhaim. 

-  Niclaus  von  Puebenhaim. 

-  Gonrad  Tyring  von  Eptingen 
auch  Peter  vnd  Walther  seine 
herren  Söhn. 

-  Göz  von  Baden. 

-  Hörmann  zu  Weghauss. 
Wilhelm  von  Rietpach. 
Ruedolf  von  Münstrol. 
Peter  von  Posswil. 


So  seindt  von  Bassel  vnd  daselbst  vmbgesessne  vom  Adl  erschlagen  ivorden. 

Herr  Lütterli  vnnd  Albrecht  von        Walter  Mayer  von  Weiern  vnd  sein 

Bernfälss.  diener. 

-  Ruedolph  Huruss   von  HermannAeger(??)  vonBerghaimb. 
Schenau.  Frantz  vnd  Ulrich  von  Tögenfölss. 

So  sc  int  von  Freüburg  aus  dem  Breissgau  todt  verbliben. 

Herr  Hummel  von  Kapfcnbach.  Herr  Gonrad  Schaz. 

-  Egloff  Küchlj.  -     Egloff  von  Stuelingen. 

-  Hainzmann   vnd   Herr  Oss-  -     Conrad  vnd  Peter  von  Holz- 
waldt  zu  Wiger.  haim. 

-  Hermann  Weyer  vnd  zwen  -     Thoman  Leutfrid. 
seiner  Söhn.  Hama  Rotter. 


317 


Herr  Burckhart  Gessler. 
Zwen  Sdmeuwlein. 
Herr  Johannes  vnd  Henmann  von 
Wissweiler. 
-     Conrad  Schaz. 
Hain  rieh  Bachlj. 
Toma  Berenlapp. 
Conrad  Starckhmaister. 


Lenssfridt  Schusser. 
Peter  von  Passehaimb. 
Conrad  von  Lochenhaimb. 
Hainrich  von  Feldthaim. 
Herr  Toma  Schidcrloo. 
Conrad  von  Wageschin. 
Litolt  von  Wil. 


Hagenauer. 
Cuentz  Bruz. 


Dann  von  Schaffhaussen, 

Gerhardt  vnd  Rochart  v.Nellenburg 
Hainrich  Lutfarer. 


Item  von  Reinfelden  Vogt  Genz  selb  achtend. 

Aus  der  Ciain  Statt  Basse/  8  Mann. 

Der  Schultheiss  von  Aarou  selb  14. 

Der  Schultheiss  von  Zoffingen  selb  14, 

Der  Schultheiss  von  Nürnberg  (Neuenburg)  selb  3. 

Wernlj  von  Leyr,  Pannermaister,  selb  7. 

Von  Arhurg  ain  Mann. 

So  seint  von  dem  Schwäbischen  Adl  vmbkhomben, 
Herr  Egloff  von  Embss  der  Türist      Aberlj  von  Medingen. 


ritter. 
-     Ruedolff  von  Wähingen. 
Frantz  von  Lichtenfölss. 
Herr  Conradt  von  Stain. 
Hainrich  von  Erzingen. 
Hammann  von  Brandegg. 


Der  Lächler  von  Villingen. 

Hartmann  von  Stain. 

Hofmann  von  Bibrach,  des  fiersten 

Kuchenmaister. 
Heintz  Gasser  von  Winterthur,  des 

fiersten  Hofschneider. 


Item  ess  ward  auch  erschlagen :  Frickh  von  Brandiss,  des  Abbtes 
Sohn  auss  der  Reichenau,  war  der  Erst  Mann  so  \Tnbkhomben.  Hat  vill 
herlicher  Sachen  offtermalls  beganngen  vnnd  denen  Aydtsgenosscn  mer 
übertrangs  gethan  dan  Kain  anderer.  Insonderheit  aber  denen  von  Lu- 
zeren,  denen  er  Etlich  vnder  Ihrer  Statt  Thor  Erstochen  gehabt. 

Item  des  Wiertembergers  diener  Hanss  von  Brandegg.  Hermann 
von  Signau. 

Item  es  waren  verlohm:  Viertzöchen  herren  auss  Burgundt,  deren 
jeder  3  Knecht  vnd  ain  Knaben  bei  sich  gehabt,  aber  khainer  dauon 
khomben  war. 

Hernach  uolgen  die,  so  von  den  Aydtgenoßßen  der  vier  Waldstetten 
vmbkhomen  vnd  von  den  österreichischen  erschlagen  worden,  aber  biss 
dato,  souil  mier  bewüsst,  niemahlen  in  Drugkh  aussganngen  scindt. 


(Fulgen  18  Namen  aus  Luzern,  meist  im  Tvro! er- Dialekt,  einzelne 
Namen  verschrieben,  worunter  nur  bemerken swerth  »Heinrich  Spaur 
vom  Lant  Pertigau  >.  Von  Uri  38  Mann,  von  Schwvz  und  Undenralden 
zusammen  40  Mann,  an  deren  Spitze  «Arnold  am  Wert  von  Winckhiried, 
Conrad  im  Schleig,  Ulrich  Petzhart,  Ulrkh  Schriber  und  Hans  Vögell 

Neben  dissem  sein  zu  bayden  Thavllen  noch  vil  mehr  Persohnen 
vmbkhumben,  deren  nämen  vmbckant  gewösen.  Also  das  sich  die  Zahl 
der  gekröhntcn  Helmen  allain  so  hcmider  lagen,  auffdie  virhundert  sich 
vetloffen,  vnd  seint  auff  der  •"•sterreichischen  Seiten  vber  zwaitaussendl, 
bei  den  Schweizern  aber  nit  mer  als  bei  zwaihundett  Pcrscihnen  tfxlt 
vcrbliben. 

Handschrift  im  Ferdinandeum  in  Innsbrack.  Hier  nach  dem  Kxemplar  dts  Harn 
Rillcrs  August  von  Miller  von  Aichhob  in  Wien,  vormals  Eigenlhum  des  Grafen  Pub 
/u  WnlkcnsIcin-TrostburE,  nach  RÜtimT  Milthciluni;  vnn  Heim  F.  X.  Wülwr,  Script™ 
dcrk.  k.  Hofbibhcilhek  in  Wien. 

184.  Ludwig  Birchcr:  Chronica  ecclesia  Bcronensis. 

1611  — lÜJI). 

Vix  jam  inccndio  restituta  el  instaurata  Ecciesia  iiostra,  cum  statim 
subsccuta  est  mcmurabilis  illa  pugna  in  Scmpach,  in  qua  Duce  Leopoldo 
cum  nobilitate  iiiterfecto  Helvetii  victoria  potiti  sunt.  In  quam  pugnam 
cum  prepüsitus  cliam  suos  müites  contra  Helvetios  misisset.  tndignati  ipsi 
Helvetii  concremaverunt  Ecclesiam  totumque  pagum  Beronensem,  ul 
patet  ex  Bulla  Clemeutis  septinii  antipapae,  in  qua  aperte  insinuatur,  quod 
inlcrfectores  Leopoldi  concremaverint  villam  et  ecclesiam  Beronensem, 
quam  ecclesiam  indicant  littere  fuisse  insignis  et  sumpluosissime  structure. 

Diese  Arbeit  bildet  gewissermassen  die  Einleitung  zu  dem  von  Bircher  beorbeileten 
I,ilicr  ViUe. 

Handschrift  im  BcsiUe  von  Dr.  Th.  von  Licbenau.  —  Ueber  Birdier's  lilerari. 
sehe  Thatigkeit  vgl.  M.  Ri&tweg  :  (ieschichte  des  Coli egiatsli fies  Beroniünster.  I.uzern, 
18B1.  335. 

185.  Nicolai  Henelii  ab  Henneofeld  Annales  Silesiae. 


Fuit  et  alio  nomine  infaustusbicannus(  1380)  famiüs' 
mcmorabilem  nempe  coiiftictum  ad  Sempachium,  in  quo  Helvetii  Leo- 
poldum  in.  Auslriacum  Friderici  imperatoris  avum  cum  multa  nobililate 
interfccerunt. 

Siimnicriibern:  Scriplores  rcrum  Silcsiacariim  1730,  1,  301. 


319 

i86.  Nicol.   Belli:    Politicarum  dissertationum  de  statu  Im- 
periorilm,  Regnorum,  Principatuum  et  Rerumpublicarum, 

Tomi  IV.    Francofurti  1615,  4'%  fol.  612. 

Populäres  Helvetiorum  Status  ab  arrogantia  quidem  et  libidine  Pre- 
fectorum  originem  habuerunt;  sed  incremen ta  maxima  sequuta  sunt  vic- 
toriam  Sempachiam,  circiter  annum  I357(!)  quibus  teraporibus  optimatcs 
ac  nobiles  fusi  et  prostrati,  popularibus  cesserunt. 

187.  Johann  Guler  von  Weineck:  Raetia. 

Zürich  1616,  fol.  S.  152,  b. 

Im  MCCCLXXXVI.  jähr,  führt  Hertzog  Leupold  der  III.  von 
Oesterreich  ein  schwären  krieg  wider  die  Eydgnossen,  in  welchem  etlich 
Retier  ihme  beystand  thaten.  Wie  es  aber  vor  Sempach  an  ein  träffen 
gieng,  ward  der  Hertzog  selbs,  nach  mannlichem  gefecht,  erschlagen,  vnd 
mit  ihm  viel  Herren  vnd  viel  vom  Adel:  vnter  welchen  auch  waren 
Retisches  härkommens  fünff  vnd  dreyssig  Vinstgöuwer,  als  Liechten- 
steiner, Greiffensteiner,  Schlandersberger  vnd  andere:  item  Virich  vnd 
Egolff  von  hohen  Embs,  vnd  einer  von  Landeck  auss  dem  Ihnthal :  vnter 
andern  zeichen  ward  auch  das  Tyrolisch  fendlin  verlooren. 

Es  war  discs  ein  so  nammhafflte  denckwürdige  niderlag,  der  gleichen 
vor  oder  nach  diser  zeit  keine  andere  gewesen.  Geschach  alles  wegen 
dess  vbermuts  vnnd  sehr  grossen  hochfahrt  dess  Adels :  der  den  feind, 
seiner  geringen  anzahl  vnd  vbel  bewaapnete  halben,  verachtet:  welches 
in  keinen  kriegen  niemalen  gut  that.  Dann  das  Glück  ist  sinnwel  vnd  der 
sieg  in  allen  schlachten  vngewüss. 

Ueber  den  Autor  vgl,  G.  Leonhardi:  Ritter  J.  Guler.  Bern,  1863. 

188.  Beschreibung  des  tödtlichen  Kriegs  vnd  blutigen  Streits 

zu  Sempach, 

auch  von  Vrsach  desselben :  Vnd  erstlichen  vom  herkommen  vnd  Ge- 
schlecht Ertzhertzog  Leupolden  des  dritten  zu  Oesterreich,  wie  derselbige 
mit  vielen  Herren,  Rittern  vnn  Knechten,  von  den  vier  Waldstätten  hoch- 
loblicher  EydtgnossschafÜt,  durch  Ritterliche  Gegenwehr,  vor  Sempach 
erschlagen,  vnd  zu  Königsfelden  begraben  worden. 

Auss  alten  glaubwürdigen  Historiis,  vnd  Jahrzeit  Büchern,  mit  fleiss 
zusammen  gezogen,  durch  Jacob  Langhans  Notarium,  der  zeit  Schreiber 
der  Herrschafft  Wattenweyl,  im  Landtgericht  Sefftingen. 

Concordia  parvae  res  crescunt ;  discordia  vero  maximae  dilabuntur. 

Getruckt  zu  Basel,  durch  Johann  Jacob  Geneth,  Acad.  Typogr.  Anno 
M.DC.XIX. 

Von  dieser  Schrift,  die  ohne  das  Vor>vort  und  den  Anhang  (Trew hertzige  Ver- 


320 


mahnung)  56  paginirtc  Seiten  zahlt,  gibt  es  2  Ausgaben.  Die  eine,  die  Haller  V,  Nt.  133 
eine  <  elende  Schmiererey  »  nennt  *),  ist  den  Landleuten  von  Saanen  gewidmet,  die  andere 
dem  Abt  «  Hulderico  und  gantzem  Convent  des  Würdigen  Gottshauses  zu  S.  Vrban » 
und  *  Herrn  Ludwig  Bürher,  Probst  vnd  Capitel  der  alten  loblichen  StifiTt  Münster  im 
Argöw  * !  Die  Widmimg  ist  datirt  vom  «  2.  Januarii,  Anno  16 19»  und  lobt  diese  als 
*  sonderbare  liebhaber  aller  freyen  Künsten  und  Historien  *.  Der  grösste  Theil  der 
Schrift  ist  nichts  weiter  als  ein  unverschämtes,  durch  zahlreiche  Druckfehler  entstelltes 
Plagiat ;  nicht  einmal  die  Capitelüberschriften  von  BuUingers  Arbeit  hat  Langhans 
geändert.  Erst  Seite  43  erlaubt  sich  Langhans  eine  Kürzung  bei  der  Stelle  aus  dem 
Jahrzeitbuch  von  Königsfelden ;  dann  ändert  Langhans  den  Schlusssatz.  Die  zwei 
letzten  Seiten  füllt  eine  .  Trewhertzige  Vennahnung  an  eine  lobliche  Eydlgnoßschafft  ■ 
von  J.  J.  G.,  die  anhebt : 

O  du  mein  liebe  Eydtgnoßschafft, 

Die  durch  besondre  Gottes  Kraflft 

Bisshar  mit  grosser  Lustbarkeit 

Florierst  in  Fried  vnd  Einigkeit  .  .  . 
In  seiner  Unverschämtheit  ging  L;mghans  noch  so  weit,  1641  auf  ähnliche  Weise 
auch  den  ersten  Theil  von  BiiÜingers  Schrift  als  sein  Werk  herauszugeben.  Dieses 
erschien  unter  dem  Titel:  ^ Genealogie  und  Herkommen  der  Grafen  von  Habsburg  .  . . 
mit  kurzem  Begriff',  wonmib  Ktinig  Albrecht,  Graf  zu  Habspurg,  von  Herzc^  Johann 
zu  Windisch  erstochen  worden,  und  von  Stifftung  des  Klosters  Königsfelden^.  4*».  48S. 
Haller  H,  Nr.  1903. 

*)  Dieses  Urtheil  gehörte  eher  zu  Nr.  1945  und  1903  in  Hallers  Band  H,  wo  ganz 
unrichtig  bei  der  Schrift  des  I^nghans  *  von  Auff-  und  Abgang  der  Hertzogen  zu  Zä- 
ringen  »  (Bern  1642)  bemerkt  ist :  «n Diese  Schrift  ist  von  Wort  zu  Wort  von  BuUingers 
ungednickter  Arbeit  abgeschrieben  ;  es  gehört  also  der  Verfasser  mit  allem  Recht  unter 
die  Classe  der  groben  gelehrten  Diebe. » 

189.  Warhafftige  beschrybung  der   grossen  mannlichen  und 
ritterlichen  Schlacht  ...  zu  Sempach. 

Diese  1621  von  Ludwig  von  Wyl,  des  Raths  zu  Luzern,  1621  copirte  Arbeit 
BuUingers  über  den  Sempacherkrieg  bildet  den  Anhang  zu  einer  Abschrift  von  Diebold 
Schillings  Beschreibung  der  Burgimderkriege ;  von  Wyl  zierte  die  Handschrift  (M.  212 
der  Stadtbibliothek  Luzern,  fol.  328 — 358)  mit  einigen  Bildern.  Blatt  331,  b  stellt 
den  Brand  der  Städte  Meienbcrg  und  Richensee  dar;  Blatt  333,  b  die  Belagerung  von 
Wolhusen;  Blatt  335  den  Brand  von  Pfäffikon.  Auf  Blatt  336  sehen  wir  Herzog 
Leopolds  Ritt  von  Brugg  nach  Sempach.  Blatt  336,  b  stellt  die  Belagerung  von  Sem- 
pach dar.  Auf  Blatt  337,  b  sind  die  Pannerherm  der  vier  Waldstätte  in  der  Tradit 
des  17.  Jahrhunderts  dargestellt. 

Blatt  358,  b — 364,  b  füllt  das  Lied  Halbsuters,  von  dem  es  heisst:  He!  er  wass 
ein  bidrer  Mann ! 

igo.  Annales  oder  Historische  Chronick 

der  durchieüchtigisten  Fürsten  vnd  Herren,  Ertzhertzogen 
zu  Oester reich,  Habsspurg Ischen  Stannmens  .  .  .  erstlich  durch 
Gerardum  de  Roo  .  .  .  zusamm  getragen,  vnnd  nachmals  auff 
vnkosten  Herrn  Conrad  Dietzen  von  Weidenberg  .  .  .  auch 
von  jhme  auss  Lateinischer  in  vnser  Teütsche  Sprach  vber- 
setzt,  jetzo  von  neweni  durchsehen,  vnnd  in  Druck  gegeben. 

Augspurg,  162 1,  Fol. 

(fol.  124).  Wie  nun  die  zeit  dess  anstandts  für  über,  \Tind  sich  die  von 
Liu  crn  mit  jhr  vnd  jhrer  Mitverwandten  Kriegsvolck  gefast  gemacht, 


321 

haben  sie  das  Städtl  Wolhausen  sampt  dem  Schloss  eingenommen,  vnnd 
als  sie  auch  Kopffenberg  erobert,  treiben  sie  den  von  Torberg  von  dan- 
nen  hinweg,  stecken  durch  das  gantze  Ergew,  Flecken  vnd  Dörffer  mit 
brandt  an.  Es  beruffen  auch  die  von  Zürich,  weil  sie  zu  nechst  an  deren 
von  Oesterreich  Landt  gestossen,  von  jhren  Bundtsverwandten  Städten 
eintausent  sechshundert  Kriegsknecht  zu  sich,  besetzen  das  Städtl  Sem- 
pach,  vnnd  geben  fleissig  acht,  wo  dess  Feinds  vorhaben  auss  wolle. 
Vnder  diesem  zeucht  Hertzog  Leopold  mit  den  seinigen  eylends  aufF 
Sempach,  vnd  will  die  belägerung,  ehe  dann  denen  von  Zürich  hilff  zu 
käme,  angreiffen ;  die  zu  Zürich  waren,  als  sie  seinen  weg  aussgespächt, 
nemen  auch  die  Wehr  zur  hand,  vnd  ziehen  daselbst  hin,  vnd  hette  sich 
schier  geschickt,  dass  gleich  zu  einer  zeit  beede  Partheyen  an  (fol.  125) 
eim  ort  zusammen  gestossen  hettcn.  Als  nun  der  Ertzhertzog  dess  Feinds 
Kriegsschar,  deren  Er  sich  zwar  nit  versehen,  gewar  worden,  erforscht 
Er  der  seinen  rath.  Da  sagen  die  vom  Adel,  die  mehrernthails  dess 
Kriegs  begierig  waren,  also :  Hie  hat  vns  Gott  dise  Bauren  recht  zu  züch- 
tigen in  die  Hand  geben,  darumben  wir  der  sach  w^ol  war  nemmen 
müssen,  es  ist  vns  kein  Ehr,  die  weil  vnser  so  vil  gewehrter  seyen,  dass 
wir  mehrer  hilff  erwarten.  Vnnd  als  sie  sich  eines  solchen  für  vnnd  für 
vermesslich  rühmbten,  strafft  einer  vnder  jhnen,  mit  namen  Johann  von 
Hasenburg,  seiner  Mitgesellen  freuentlichen  rath,  vnd  dass  sie  jhren 
kräfften  zu  vil  zugaben,  sagend,  es  wären  die  Bauren,  wie  wenig  auch 
deren  seyen,  nicht  gar  zu  uerachten,  der  Krieg  sey  zweiffenlich,  vnd 
werde  offl  von  einem  schlechten  Feind  anzusehen,  eine  blutige  Schlacht 
begangen.  (Am  Rande:  der  von  Hasenburg  Freyherrn  Wappen.) 

Dieses  Manns  fürsichtige  red,  so  auss  seinem  alter  vnnd  verstand 
hergeflossen,  hat  dise  Junge  Gesellen  gedunckt,  als  käme  sie  von  forcht 
her,  darunder  einer  Johann  von  Ochsenstain  genandt,  saget :  Mein  von 
Hasenburg,  Es  ist  wol  schein,  dass  du  nit  allein  den  Zunamen,  sondern 
auch  ein  Hasenhertz  hast,  wir  weren  disen  wenigen,  da  vnser  nur  halb 
so  vil,  starck  gnug.  Damach  wendt  Er  sich  gegen  den  Fürsten  vnd  sagt, 
dises  häufflin  Bauren  wollen  wir  dir  heut  abends,  wie  du  wilt,  gebraten 
oder  gesoten  vberantworten. 

Nach  dem  Er  nun  diss  gesprochen,  geben  sie  die  Ross  jhren  Knechten 
an  die  hand,  vnd  weil  der  ort  zum  Reiten  vngelegen,  tretten  sie  zu  Fuess 
gegen  dem  Feindt,  vnd  befehlen  den  Knechten,  dass  sie  zuschawen,  vnd 
wann  die  Bauren  fliehen  wolten,  jhnen  den  weg  verschliessen  solten.  Die 
Schweitzer  brauchten  mit  der  Schlacht  auch  keinen  verzug,  vnnd  lauffen 
beederseits  behertzt  zusammen,  die  vom  Adel  hielten  sich  in  dem  ersten 
Treffen  ritterlich,  vnd  eriegtcn  der  Feinden  biss  in  die  sechtzig,  dass  nit 
einer  vnder  jhnen  Wund  worden,  bald  aber  als  die  Schlacht  stärcker  an- 


Lithenau,  Schlacht  bei  Sempach.  21 


322 


gehen,  die  SchweiUer  sich  keines  wegs  ergeben,  vnd  der  Streit  langer 
wehren  wollte,  sind  sie  vnder  dem  Last  der  Waffen  erlegen,  \'nn  weil  sie 
wegen  der  Hitz  vnd  müde  je  iiit  mehr  möchten,  haben  sie  alsbald  den 
Feind,  der  wo!  gerüst  v-nd  der  Arbeit  gewohnt  gewesen,  das  Veld  räumen 
müssen,  deren  seind  jhrer  vil  hin  vnd  wider  gefallen,  daninder  man  et- 
lichen keine  Wunden  angesehen. 

Man  sagt,  der  Fürst  sey  selbs  von  den  seinigen  ermahnt  worden 
dass  Er  an  einem  sichern  ort  der  Schlacht  zuschawen  solle.  Er  habe 
aber  nit  thun  wollen.  Andere  melden,  d;i  Er  die  gefahr  der  seinigen  ge- 
sehen, sey  Er  von  dem  Ross  gesprungen,  vnd  hat  sein  Leben  neben 
andern  auch  Ritterlich  gewagt,  vnd  so  vi!  dapffere  Mflnner  nit  verlassen 
wollen.  Diss  aber  ist  offenbar,  dass  Er  \nder  den  ersten,  nach  dem  Er 
männlich  gestritten,  erschlagen  worden. 

Wie  sich  der  Sieg  von  denen  vom  Adel  gewendt,  seind  auss  jhren 
Knechten  vil  davon  geflohen,  iTid  haben  jhre  Herrn  verlassen.  Also  ist 
den  Schweitzern  die  überhand  gebiiben.  Ich  hab  aber  das  Register  deren, 
so  auss  den  fürtrefflichen  Geschlecht  vmbkommen,  wie  ich  solches  auss 
manclierley  handgeschriboen  Büchern  zusammen  gelesen,  jhrer  Freünd- 
schafll  zu  ehren,  auch  hierein  setzen  wollen.  Deren  waren  ausser  dess 
Fürsten  dise. 

(Fol.  126 — 151  folgen  je  (1  Wappen,  fol.  152  4  Wappen  in  Holz- 
schnitten von  7  cm.  Höhe  und  5  cm.  Breite  mit  Inschriften;  einzelne 
Schilde  sind  leer.) 

191.  Canicularcs  Jacobi  Andree  Baronis  de  Brandis :  Beschrei- 
bung aller  vnd  jeder  Landshaubtleüte  etc.  von  Tyrol. 


Diese  Handschrift,  Nr.  864  in  der  Collectio  Dijiai'liana  in  Innsbruck, 
enthalt  u.  a.  die  Urkunde  Über  die  Lilie  auf  dem  Schlachtfeld  von  Sem- 
pach  und  das  Verzeichniss  der  gefallenen  Tvroler,  worunter: 
Herr  Peter  von  Scilla ndersbcrg.  Herr  Egioff  von  Embs,  Ritlfr. 


Conrad  z 

-  Friedrich  von  Greiflenslein. 
Heinrich  von  Esclienioh. 

-  Hiltprand  von  Weissenbach. 

-  Nidaus  von  BoLsch,  Ritter. 

-  Christoph  Bolsch  von  ßotzeii. 

-  Lory,  Sohn,  des  jungem  stein. 
Herrn  Küchenmeister. 

Item  so  füret  Herr  Peter  von  Arberg  (so  auch  ein  Tyroler  war)  das 
Panuer  von  Ocsterreich,  vnd  Heinrich  Kai,  Ritter,  das  Panner  von  Tvrol. 


Friedrich  Tarant. 
Franz  von  Castelnöf 
Hans  Schmilling. 
Heinrich  von  Bottirangen. 
Mor  von  Kappenberg. 
Der  Stakh  von  Grimmen- 


3^3 


192.  Nikiaus  Holdermeyer  von  Luzern:  CoUectanea  Helvetica. 

Manuscript  Nr.  20  der  Stadtbibliothek  Luzern. 

Dieser  Sammelband  enthält  folgende  Materialien  zur  Geschichte  des 
Sempacherkrieges : 

1.  Fol.  I — IV,  VII.  Abbildungen  der  habsburg-österreichischen  Gruft 
und  der  Glasgemälde  in  Königsfelden,  copirt  aus  Rennward  Cysats 
Wappenbuch  1624. 

2.  Fol.  IV.  Bilder  und  Wappen  der  österreichischen  Ritter,  die  bei 
Sempach  erschlagen  wurden.  Die  meisten  Ritterbilder  wurden  bei 
Seite  gelassen,  dagegen  die  Wappen  mit  der  Feder  nachgezeichnet 
und  die  Blasonirung  notirt. 

3.  IV  b — V  e.  Wappen  österreichischer  Ritter  aus  Gerhardus  de  Rho. 

4.  Fol.  I — lob;  2"] — 36.  «Ein  grundt  und  eigentlicher  Bericht  des 
tödtlichen  Sempacherkriegs . .  auch  woher  das  Kloster  Königsfelden 
syn  vrsprung  habe,  von  Nüwem  beschriben  Anno  1594-»  —  Eine 
Copie  des  Werkes  von  H.  Bullinger,  jedoch  mit  einzelnen  Hin- 
weisen auf  venÄ'andte  Arbeiten,  z.  B.  bezüglich  der  Blutrache  auf 
die  «Sonnenbergische  Chronik»  fol.  75 — 82,  sowie  auf  Liber  vitae 
Beronens.  Ecclesiae.  Die  Copie  Bullingers  hatte  der  Autor  1626 
von  Rathsherr  Ludwig  von  Wyl  erhalten. 

5.  Fol.  C. — IV;  fol.  II — 24.  Cysats  Buch:  Warhaffte  und  wunder- 
würdige Histori  des  nambhaften  Strytt  vnd  herlichisten  Sigs  . . .  vor 
Sempach  —  von  1580.  Vide  sub  Nr.  2. 

Daneben  finden  sich  die  Abweichungen  in  Bezug  auf  die  Wappen 
notirt,  die  im  Liber  vitae  von  Münster  gemalt  sind ;  ebenso  die  ab- 
weichenden Namen  der  Ritter. 

6.  Fol.  26 — 28.  Auszüge  aus  dem  Liber  vitae  von  Münster;  Abbil- 
dungen der  Panner  und  Wappen,  die  bei  Cysat  fehlen  oder  anders 
gemalt  sind. 

Auch  einzelne  Wappen  der  Eidgenossen  sind  hineingezeichnet. 

7.  Fol.  36  b.  Verzeichniss  der  erschlagenen  Oesterreicher,  die  nur 
Roo  und  Münster  erwähnen. 

Holdermeycr  ist  1633,  11.  April,  gestorben. 

193.  Jodoc  Kraft  von  Lucern:  Compendium  Chronicorum. 

1628. 

Reproduction  von  J.  Schnyders  Chronica  Annalium  (oben  Nr.  177);  die  Zahl  der 
gekrönten  Helme  wird  auf  363  erhöht. 

Handschrift  der  Kantonsbibliothek  Luzern,  Fol.  218b. 


194.  Verzeichnuss  der  lobwürdigen  Geschichten  und  Feld- 
schlachten, so  die  Eydtgenossen  gethan,  sammt  ihren 
Reisszügen»  usserhalb  der  Eydtgnosschafft. 

Diese  Handschrift  Nr.  19  der  Stadtbibliothek  Luzern  ist  nach  F.  v.  Balthassar's 
Vermuthung  die  1622  gefertigte  Abschrift  einer  von  Stadtpfarrer  Johann  Hüriimann 
in  Luzern  (1562 — 1577)  verfertigten  Arbeit;  der  Abschnitt  aber  über  Sem pach,  der 
Blatt  86 — 103  b  einnimmt,  ist  in  Wirklichkeit  nur  eine  Copie  des  oft  citirten  Werk» 
vcm  Heinrich  Bullinger.  Vgl.  oben  Nr.  152,   162,  164,  170. 

X95.  Johann  Jakob  Grasser:  Schweizerisch  Heldenbuch. 

1628. 

Fast  wörtlich  Reproduction  des  Artikels  Winkelried  aus  Pantaleons  deutscher 
Nation  Helden,  1568  und  1578.  Vgl.  oben  Nr.  148  und  151. 

196.  Wolfgang  Kilian  in  Augsburg:  des  allerdurchleuchtigsten 

Haus  Österreichs  Herzogen 

1629. 

Kurze  Erwähnung  der  Schlacht  mit  Hinweis  auf  die  Chronik  des  Albert  Müller, 
Ritter  und  Vogt  zu  Zürich. 

197.  Michel  Stettier  von  Bern  (1580 — 1642):  Zeitbuch. 

Dasselbe  enthalt  ausser  der  Schlachtbeschreibung  die  Sage  von  der 
Rettung  Heramanns  von  Rynach. 

P'üsslin:  Schweizer.  Museum  IV,  II.  Heft.  S.  801  (1788). 

198.  Jacob  Langhans,  Notarius  Publicus  Bernensis: 

Von  Auff-  und  Abgang  der  Hertzogen  zu  Zä ringen,  auch 

der  Hertzogen  zu  Oesterreich. 

1642. 

Erwähnung  der  Schlacht  zu  Sempach  pag.  40,  51,  60,  ohne  Belang.  Die  Original- 
handschrift  von  1640  findet  sich  in  Donaueschingen.  Vgl.  Barrack :  Handschriften  der 
f.  fürstenbcrg.  Bibliothek  S.  427 — 428.  Ueber  Langhans,  der  in  die  «Classe  der  groben 
gelehrten  Diebe ^  gehört,  vgl.  Hallers  Bibliothek II,  Nr.  1945  "•  ^9^3-  Oben  S.  319 — 320. 

199.  Samlung  Historischer  Notizen  aus  dem  Bügerbuch  von 
Luzern  von  Rathsherr  Ludwig  Meyer. 

Wan  die  Schlacht  zue  Sempach  geschähen  seige. 

Anno  domini  Miii^Mxxxvj,  Montag  nach  Volrici,  den  9.  tag  heüw- 
nionats  ist  bcschnhen  die  Schlacht  hcy  dem  Stettli  Sempach,  zwüschent 
uns  von  Lucern  und  unser  zuesamen  geschwornen  auss  den  Lenderen 


325 

allein,  eins,  Sodan  wylandt  hertzog  Lüppoldcn  zue  Oesterreich,  welcher 
mit  seinem  zeug,  Margraffen,  Graffen,  freyherren,  Ritteren  vnd  Kriegs- 
knächten  ist  erschlagen  worden. 

Austriacos  acies  galeati  syrmata  pavi 
Umbrant,  et  Martern  cassis  aperta  vocat. 
Candida  purpereo  volitant  insignia  lyrabo, 
In  nova  rostratus  proelia  sultat  eques. 
Scilicet  Helveticas  gens  non  experta  secures, 
Rustica  ridendos  credidit  arma  jocos. 
At  collata  novus  Sylvanae  gentis  Achilles, 
Unus  in  obstantes  cum  tulit  arma  globos. 
Austria  cum  cecidit  summo  de  culmine  Troia, 
Condidit  unde  suos  Hclveta  sparsa  domos. 
Hinc  etiam  galeas  scutis  gentibus  infert, 
Nata  quod  e  primis  plurima  cassis  erat. 

Und  w^ir  habendt  einen  ehrlichen  Sig  erlanget,  das  sich  beschint  bey 
den  fendlinen  bey  den  baarfüessen  öffentlich  aufgehenkt. 

Die  burger  wöllendt  und  handt  geordnet,  dass  diser  tag  ewig  gefyret 
werdt,  zu  Ehren  unsers  Herren  Jesu  Christi  und  der  heiligen  Jungfrau 
Marie,  dass  auch  aussgetheilt  werde  ein  Allmuesen,  jedem  Menschen  ein 
brot,  biss  auf  die  Summ  X  guldi. 

Landvogt  Ludwig  Meyer  (geb.  1589,  gestorben  1663,  23.  Mai)  übersetzte  die  la- 
teinischen Notizen  des  Bürgerbuches  (vgl.  oben  S.  loi)  und  fiigte  zu  den  Schlachtbe- 
richten kleinere  oder  grössere  lateinische  Gedichte  hinzu. 

Handschrift  bei  Herrn  Oberst  Walther  amRhyn  in  Luzern. 

200.  Franciscus  Haffner:   Der  Klein  Solothurner  Allgemeine 

Schaw-Platz. 

Solothum  1666,  I,  362  f. 

1386,  den  9.  Julii  Erzeigt  sich  das  Glück  den  Eydtgnossen  zwar  an- 
fangs etwas  abhold,  aber  bald  daraufFsehr  günstig :  dann  nachdem  Hertzc^g 
Leopold  von  Oesterreich  ihm  fürgenommen  hatte,  nit  allein  die  Eydt- 
gnossische  Besatzung  mit  Gewalt  in  Sempach  auffzuheben,  sondern  auch 
die  verbündete  vier  Waldstält,  Lucem,  Vry,  Schweitz,  Vnderwalden  mit 
Fewr  vnd  Schwordt  äusserst  zu  verfolgen,  haben  die  Eydtgnossen  sich 
gleichfahls  in  guter  Postur  zur  Gegenwehr  wol  verfasst  gehalten.  Nun 
kam  es  dissmal  zu  einem  sehr  blutigen  vnd  namhafften  Treffen :  der  Adel 
lag  in  dem  ersten  Angriff  ob,  die  Eydtgnossen  vnden,  das  behertziget  den 
dapffcm  Winckelried  von  Vnderwalden  so  sehr,  dass  er  sich  selbst  zu 
einem  Opffer  für  das  Vatterland  auffwarff,  mit  dem  Armb  vil  Spiess  er- 
griffe, den  Adel,  so  zu  Fuss  in  schwerer  Rüstung  stritte,  zertrennet,  vnd 


326 

durch  sein  Todt  den  Weeg  zu  völliger  Victory  baanet,  darzu  halff  auch 
der  frisch  Hauffen  Volck,  von  Bern  vnd  Solothum,  so  den  ermühdeten 
Eydtgnossen  vn verhofft  zukommen  ist,  davon  di?  History  vngleich  redet ; 
das  lass  jch  aber  anstehen,  vnd  befrewe  mich  mit  den  jetzt  sighafften 
Waldstätten,  welche  allein  mit  Verlurst  200  der  jhrigen,  durch  Gottes 
augenscheinlichen  Beystand,  dess  Feinds  grosse  Macht  gedemütiget  \Tid 
bestritten  haben :  Ich  finde  so  wol  in  geschribenen  als  getruckten  Ge- 
schieht- vnd  Zeitbüchem,  dass  Hertzog  Leopold  selbs  in  Persohn,  vnd 
mit  jhme  zugleich  über  350  Herrenstands,  676  Ritter  vnd  Adenliche 
Persohn en,  neben  2000  gemeinen  Knechten  Todt  auff  der  Wallstatt  ge- 
bliben  etc. 

Im  IL  Band  S.  140  kömmt  Haffner  nochmals  auf  die  Schlacht  zu 
sprechen : 

An.  1 386  den  6.  Julii,  Haben  sich  die  von  Solothum  und  Bern  an 
der  Sempacher-Schlacht  ritterlich  gehalten,  und  hernacher  den  Sempacher 
Brieff  mit  andern  Eydtgnossen  helffen  auffrichten  . . .  Die  zwey  Fändlin 
vnd  Volck,  von  welchen  die  Scribenten  melden,  dass  sie  in  allem  Treffen 
vnvcrsehens  daher  kommen,  seynd  eben  die  2  Fändlein  oder  Panner  von 
Bern  vnd  Solothum  gewesen,  welche  den  4  Waldstätten  in  der  höchsten 
Noth  dess  Kampffs  zu  Hilff  kommen,  dass  die  Victory  erhalten  worden ; 
darum  jrren  vnn  Verstössen  sich  Johann  Stumpff  von  Zürich,  Peterman 
Etterlin  von  Lucern  vnd  andere  Chronisten  gar  mächtig,  welche  vermeint, 
dise  vnversehene  Hilff  oder  Hauffen  weren  eben  diejenigen,  so  vor  dem 
angriff  sich  verschossen,  einen  Abtritt  genommen,  oder  aus  der  belagerten 
Statt  Zürich  daher  komen :  Deren thalben  wird  mein  Opinion  desto  mehr 
auss  zwo  Vrsachen  bekräfftiget,  i.  weilen  vnlaugbar  ist,  dass  beyde  Statt 
Bern  und  Solothum  eben  vor  dem  Streit  ein  schöne  anzahl  Volcks  in 
Zürich  gehabt,  vnd  von  den  fünff  Orthen  schrifftlich  vmb  Hilff  ersucht 
worden.  2.  Dass  Bern  vnd  Solothurn  hernacher  die  Eydtgnossischc 
Kriegs- Ordnung,  genandt  der  Sempacher  Brieff,  haben  auffsetzen  helffen. 

201.  Sempacher  Schlacht,  so  ist  beschähen  im  Jahr  1386. 

Grundtliche  und  wahrhafte  verzeichnuss  aller  namen  und 
geschläeht,  so  vil  man  kundtlich  und  wüssen  mag,  deren  so 
an  dlsem  ^vunderlhätigen  und  mannhaften  streith  zue  beiden 

Bits  gebliben  oder  umkommen. 

(Copie  in  ZurLaubens  Stemmatographia  Helvetica  X,  fol.  303  ff  in  Aaraii.) 

Zuerst  kommen  die  Namen  der  Eidtgenossen,  wovon  28  aus  Luzem, 
darunter  Heinrich  Hartraann,  Jost  Haas,  Anton  von  Mättiwyl  und  Tho- 
man  (jrebel,  35  von  Uri,  32  von  Schwyz,  12  von  Obwalden,  13  von  Nid- 


327 


walden,  darunter  « Arnold t  Winckelriedt,  diser  zertrant  dem  adel  sein 
Ordnung  und  macht  den  Seinigen  ein  gassen  zum  inbruch». 

Das  Verzeichniss  der  Oesteireicher  eröffnen  128  Etschländer,  hievon 
sind  aber  nicht  namentlich  erwähnt  82  Ritter  und  Knechte,  welche  Herr 
Hans  von  Huseneck  gebracht  hatte,  und  41  aus  dem  Gefolge  Ulrichs  von 
Kronberg,  dann  folgen  die  Elsässer  und  Strassburger.  Graf  Hans  von 
Fürstenberg  verlor  30  Mann.  Daran  reihen  sich  die  Leute  aus  Sundgau 
und  Breisgau.  «Sunst  sollen  us  disen  orthen  aller  herren,  ritter  und  knächt 
in  die  700  gebliben  sin. »  Die  Basler  sind  genau  notirt.  Die  Allgäuer  und 
die  Leute  aus  «dem  schwäbischen  Kreis»  befehligte  Graf  Rudolf  von 
Hohen-Zollern.  Otto  Truchsess  von  Waldburg  fiel  mit  45  Mann;  Otto 
der  Bariser  mit  40,  Jörg  von  Wernauw,  genannt  der  Kuchemeister,  mit 
28  Mann.  Aus  Schw^aben  fielen  auch  100  Unbekannte.  Aus  Wirtenberg, 
Hegau  und  Franken  werden  8  Mann  genannt.  Dann  folgen  die  Aar- 
gauer,  meist  bekannte  Namen,  doch  darunter  auch  Nikiaus  und  Hemann 
von  Signau,  Graf  Peter  von  Arberg,  Graf  Rudolf  von  Neuen  Falkenstein, 
Graf  Hans  von  Alten  Falkenstein  und  Freiherr  Hans  von  Neu-Bechburg, 
Graf  im  Aargau.  Eine  anderwärts  nicht  vorkommende  Gruppe  bilden 
die  Herrn  von  Zürich  und  aus  dem  Thurgau,  worunter  die  Herren  Heinrich 
und  Walther  von  Klingen.  Zu  den  Herren  von  Neuenburg  am  See  gehört 
der  Herr  von  «Famarin,  Heinrich  von  Stockheim,  genannt  der  Koli  zu 
Bruntrut,  Wolf  und  Dietrich  von  Bremgarten  ^.  Markgraf  Otto  von  Baden 
und  Hochberg  fiel  mit  i70o(?)  Mann.  «Us  Burgund  sind  umkommen  3 
grafen  von  Salms  und  mit  ihnen  zu  3<30  herren,  Ritter  und  knechten.  Us 
Schottland  9  fürneme  herren  samt  anderm  volck. »  Aus  Schaffhausen  und 
vom  Schwarzwald  200  Mann,  wovon  16  aus  Schaffhausen  mit  Namen 
aufgeführt  werden.  13  Mann  aus  Zofingen  sind  namentlich  erwähnt;  die 
14  Aarauer  sind  nicht  bekannt.  Der  Schultheiss  von  Lentzburg  hiess 
«Wemi  von  Leien»;  den  Schul theissen  von  Mellingen  weiss  der  Autor 
nicht  zu  nennen,  ebenso  wenig  denjenigen  von  Neuenburg  und  Rhein- 
felden.  Ferner  sollen  Leute  gefallen  sein  aus  den  Städten  Breisach, 
Rapperswyl,  Sursee,  Seckingen,  Waldshut,  Lauffenburg,  Baden,  Brem- 
garten, Kaiserstuhl,  Tann  im  Elsass,  Diessenhofen,  Frauenfeld,  Winter- 
thur  und  Utznach.  Gesammtverlurst  der  Oesterreicher  13CO  von  Adel, 
darunter  350  gekrönte  Helme,  28  Grafen,  46  Freiherren,  2  Fürsten. 

Dieses  Verzeichniss  bildete  den  Anhang  zu  einem  1662 — 1673  gemalten  Wappen- 
buche, das  1684  Jost  Wilhelm  Schumacher  in  Luzern  bcsass. 


328 


202.  Copie  von  Diebold  Schillings  Luzemer-Chronik 

mit  dem  einlässlichsten  Verzeichniss  der  bei   Sempach   er- 
schlagenen Oesterreicher. 

Diese  Handschrift  vom  Jahre  1 701,  gegenwärtig  im  Besitze  von  Herrn 
Oberrichter  Georg  Bossard  in  Luzern,  führt  393  Erschlagene  mit  Namen 
auf.  Bei  Einzelnen  finden  sich  historische  und  genealogische  Notizen, 
z.  B.  «Wernli  von  Leraw  führt  das  Panner  von  Lenzburg». 

«Uss  Burgimd  seind  ob  250  Mann  umkommen,  deren  Namen  un- 
bewusst.» 

203.  Jahrgeschichten  des  Grafen  Wilhelm  Werner 

von  Zimmern 

von  1557. 

Anno  domini  1386  ward  erschlagen  auf  den  7  tag  Julii  illustris  do- 
minus Leopoldus  dux  Austriae., 

Mone:  Quellensammlung  zur  badischen  Landesgeschichte  II,  134.  Die  Nachricht 
stammt  wahrscheinlich  aus  dem  Nekrolog  von  St.  Georgen  oder  Alpirsbach. 

204.  Ein  Handbuch, 

darinn  kurtz  vergriffen  sind  alle  die  gschichten,  so  sich  ver- 
louffen  hand,  von  anfang  der  Statt  Zürich  biss  vff  Keyser 
Carolum  den  fünften,  vssgezogen  vss  einer  gloubwyrdigen 
Chronik,   so   von  einem   eersamen  Burger   von  Zürich  ge- 

schriben  ist  im  Jar  1811. 

Ramend  also  uff  den  9.  tag  Höimonats  gen  Sempach.  Do  lag  der 
Fürst  in  fryem  fäld  mit  4000  wollgerüstcr  mannen.  Und  als  sy  einandeni 
sichtig  wurdend,  ermant  der  Hertzog  die  sinen,  das  sy  mannlich  wärind. 
Die  Eidtgnossen  battend  gott,  das  er  inen  den  sig  verlyhe.  Do  gschach 
ein  herte  schlacht  und  ward  erschlagen  Hertzog  Lüpolt  mit  sampt  350 
bekrönter  Helmen  on  die  andern  Edellüt,  die  do  umbkamend. 

Die  Copie,  Handschrift  der  Bibliothek  der  ökonomischen  Gesellschaft  in  Freiburg 
D,  379,  stammt  aus  dem  Jahre  1580.    Blatt  74 — 78  handeln  vom  Sempacherkrieg. 
Gütige  Mittheilung  von  Herrn  Staatsarchivar  Josef  Schneuwly  in  Freiburg. 


^•^^^ 


B.  Jahrzeitbüeher  und  Nekrologien, 


I.  Aeltestes  Jahrzeitbuch  der  Pfarrkirche  Aarau. 

II.  Non.  Julii.  (6.  Juli.)  Anniversarium  illustrissimi  principis  ac  domini 
ducis  Liupoldi  de  Austria  ceterorumque  dominorum  militum  armigero- 
rum  atque  honestorum  hominum  secum  occisorum  in  bello  Sempach. 
anno  domini  MCCCLXXXVI**  crastino  Kiliani  quorum  anime  requie- 
scant  in  sancta  pace. 

Jahrzeitenbuch  von  Aarau  Nr.  i,  fol.  48,  im  Stadtarchiv  Aarau.  (Pcrgam.)  Argovia 
VI,  420. 

2.  Zweitältestes  Jahrzeitbuch  der  Pfarrkirche  Aarau. 

VII.  Idus  Julii.  Cirilli  episcopi  et  martiris.  (9.  Juli.) 
Anno  MCCCLXXXVI  illustrissimus  princeps  Liupoldus  dux  Austrie 
cum  nobilium  magno  numero,  militibus  armigeris  quibusdam  etiam  huius 
opidi  civibus  prope  opidum  Sempach  bello  occubuit.  Requiescant  in  pace. 

Jahrzeitenbuch  von  Aarau  Nr.  2,  pag.  52.  Stadtarchiv  Aarau.   1504  geschrieben 
(Pergam.)  Rauchenstein:  Winkelrieds  That  6. 

3.  Drittes  Jahrzeitbuch  der  Pfarrkirche  Aarau. 

IL  Non.  Julii.  Octava  apostolorum  Petri  et  Pauli. 
Anno  Domini  MCCCLXXXVI  crastino  Kiliani  anniversariura  re- 
verendissimi  in  Christo  et  illustrissimi  principis  ac  domini  ducis  Lipoldi 
de  Austrija  ceterorumque  dominorum  militum  armigerorum  atque  hone- 
storum hominum  (heu!)  occisiorum  (!)  secum  manentiumin  bello  Sempach 
quorum  anime  requiescunt  in  pace. 

Jahrzeitenbuch  Aarau  Nr.  3,  fol.  96.  Stadtarchiv  Aarau.   15.  Jahrh.  (Papier.) 


330 

4-  Jahrzeitbuch  des  Frauenklosters  in  Aarau. 

VII.  Id.  Julii.  (g.  Juü.)  Her  Roman  von  Küngstein  hett  hie  dem  con- 
vent  gesetzt  durch  siner  sei  heil  i  iß  denar  geltz  jerlichs,  gangint  ab  dem 
hus,  dz  da  ist  Hans  Wemlis  von  Küngstein,  gelegen  in  der  Statt,  daz  da 
rürt  einhalb  an  Recherin  hus. 

Jahrzeitbuch  des  Fraiienklostcrs  in  Aarau  im  Stadtarchiv  in  Aarau.  XV.  Jahr- 
hundert. 

5.  Jahrzeitbuch  Altdorf. 

1480,  Suntag  nach  vnsers  herren  fronlichnamstag. 

Beschluss  von  Landammann,  Rath  und  Landleuten  von  Uri  betreffend 
Feier  der  Schlachtjahrzeiten  von  Morgarten,  Laupen,  Sempach,  Bellenz, 
an  der  Letzi,  Zürich  am  Silfeld,  Ragatz,  Basel,  Castilione,  Elicurt,  Granse, 
Murten,  Nanse,  Imis  und  Livinen  am  10,000  Ritter  Tag.  Die  Stelle  über 
Sempach  lautet: 

In  dem  jar  des  herren  MCCClxxxvj  jar,  vff  dem  nechsten  mendag 
nach  Sant  Volrichstag,  was  der  IX  tag  höuwmanetz,  beschach  der  stritt 
zu  Sempach  mit  hertzog  Lupoid  von  Österich,  da  der  selb  hcrtzog  er- 
schlagen ward  mit  fil  graffen,  Fryen,  Ritter  vnd  knechten,  so  da  mit  jm 
erschlagen  wurden.  Vnd  verlurent  da  von  vnserem  land,  nämlich :  Cuon- 
rat  der  Frouwen,  Landamman  vnd  huoptman,  Johannes  Schuoler,  lant- 
schriber,  Junker  Heinrich  von  Mos,  Junker  Steffan  von  Silinen,  Cuonrat 
von  Votzingen,  Dietrich  von  Maggigen,  Hainrich  von  Maggigen,  Dietschy 
sin  sun,  Wernher  jm  Albenschit,  Walter  jm  Albenschit,  Gauss  Cluser, 
Antoni  Spilmatter,  Kuoni  ze  Hoff,  Hans  ze  Hoff,  sin  bruoder,  Wernher 
Moser,  Hans  Zwyer,  Toni  Grepper  von  Sisikon,  Peter  Jutz  von  Sisikon, 
Hans  Wiss,  Peter  Lützly  von  Schatorff,  W^emi  ob  dem  Weg  von  Isental, 
Cuonrat  Burgle,  Cuonrat  Suter  von  Tegerli,  Toni  Schötz  von  Flülen, 
Heinrich  Emi  von  Grünen,  Cuoni  jn  der  Gass  ab  Sewlisperg,  Wernher 
jm  Acher,  Jost,  was  Wernhers  jm  Acher  tochterman,  Werni  Öyster,  Heini 
Bristy,  Jennijm  Ebnet,  Peter  Claus,  Walter  From,Jenni  Reni,Jenni  Brendly, 
Ruodolff  von  Bern,  Wernher  Kupferschmid,  Peterman  Fullo,  Peter  Schmid 
Arnold  jm  Werd  und  Ruody  Kountz. 

Jahrzeitbuch  von  Altdorf  von  1518.  Geschichtsfreund  VI,  174. 

6.  Jahrzeitbuch  der  Kirche  Arth  im  Kanton  Schwyz 

vom  Jahre  1 640. 

Cyrilli  Episcopi  et  Martyris.  Hoc  die  facta  pugna  et  obtenta  victoria 
est  in  Sempach. 


J31_ 
7.  Jahrzeitbuch  der  Pfarrei  Baar,  Kanton  Zug, 

von  1544. 

VIII.  Idus.  9.  Juli.  Do  man  zalt  MCCCLXXXVI  ist  geschechen 
die  Schlacht  zu  Sempach. 

8.  Jahrzeitbuch  des  Stiftes  St.  Leonhard  in  Basel. 

Nota  quod  anno  a  nativitate  domini  1386,  7.  idus  Julii,  presentis  folii 
inscripti  hujus  diei  quasi  in  meridie  prope  Sempach  interfecti  fuerunt :  Illu- 
strissimus  princeps  Lut(p)oidus  dux  Austrie.  Comes  Otto  de  Hachberg. 
Comes  Johannes  de  Fürstenberg.  Waltherus  de  Geroltzecke.  Martinus 
Malterer  miles.  Götzmannus  de  Stouffen  miles.  Ulricus  de  Stouffen  miles. 

HermannusdeWiswilermiles.  Oswaldus  zem  Wier.  Henricus  Kuechli. 
Humboldus  de  Keppenbach.  Johannes  de  Wiswiler.  Henmannus  Meiger. 
Conradus  Statz.  Thomas  Bemlop.  Lutfridus  Schüsser.  Egelolfus  de  Stü- 
lingen.  Henmannus  Root.  Burkardus  Gesseler. 

Hi  subscripti  sunt  de  Brisaco, 
Petrus  de  Bolsenheim  miles.  Henricus  Veschli.  Thomannus  Seider. 
Conradus  Vcgesheim  de  Mulhusz.  Conradus  de  Bolsenheim.  Lutoldus 
de  Mülnheim  miles. 

Hi  de  Alsatia, 

Der  von  Ochsenstein,  prepositus  Argentinensis  und  landvogt  ze 
Elsas.  Waltherus  von  der  Dicke  miles.  Petrus  de  Ratsamhusen  miles. 
Paulus  filius  suus.  Henricus  de  Ratsamhusen  miles.  Dietricus  de  Ratsam- 
husen miles.  Petrus  de  Andelahe  miles.  Waltherus  de  Andelahe  miles. 
Wernherus  Waffeler  de  Hatstat  miles.  Wemherus  Longus  de  Hatstat 
miles.  Johannes  Bemhart  vom  Husz.  Johannes  Bemhart  Grat  miles.  Hcr- 
mannus  Waldener  miles.  Henmannus  Waldener  miles.  Kraffto  Waldener. 
Johannes  Rudolfus  von  Loubgassen.  Burkardus  de  Masmünster  miles. 
Huglinus  et  Fridericus  dicti  Klett  fratres.  Conradus  de  Mülnheim.  Wern- 
linus  de  Flachsland  miles.  Henmannus  de  Wittenheim  miles.  Nicolaus 
de  Bebeinheim.  Thuringus  de  Eptingen.  Cüntzlinus  de  Eptingen.  Petrus  de 
Eptingen  alias  im  Hag.  Petrus  filius  ejus.  Waltherus  de  Mörsperg.  Wetzc- 
linus  de  Mörsperg.  Wernlinus  Nüsse  de  Mörsperg.  Heinricus  Stocker. 
Hen.  zem  Wighusz.  Götzmannus  de  Baden.  Wilhelmus  de  Rotbach.  Fride- 
ricus de  Münstrol  miles.  domicellus  dictus  Burkardus  de  Bolwilr.  dominus 
Johannes  Ulrich  de  Haszenburg.  Johannes  et  Walramus  comites  de  Tier- 
stein fratres.  dictus  Grünburger  junior,  dictus  Hagnower.  Wernlinus,  Lu- 
toldus et  Adelbertus  de  Berenfels  fratres  milites.  Wernlinus  et  Cüntzlinus 
de  Ratberg,  milites.  dictus  Brüger  de  Bergheim  miles.  Frantz  Uolrich 
de  Tegerfelt.  Waltherus  Meygcr.  Waltherus  Schönower  alias  Hurus  miles. 


332 

Thuringus  et  Johannes  de  Hal^iler  milites.  Romanus  de  Künigstein 
miles.  Hen.  de  Eschentz  miles.  Hentzmannus  et  Hen.  filii  sui.  Ulricus, 
Rutschmannus  et  Fridericus  de  Rinach.  Marquardus  de  Baldecke.  Ul- 
ricus et  Hartmannus  de  Büttikon.  Albertus  de  (Mülinen).  Götzmannus 
Müller  de  Thurego  miles.  Weniherus  Schenck  miles. 

Subscripti  fuerunt  famuli  domini  de  Wirienberg.  Johannes  de  Brand- 
ecke. Hermannus  de  Liechtenfels.  Longus  Burk.  de  Chungen  (Ehingen !). 
Henmannus  de  Signow;  quatuor  socii  sui,  quonim  nomina  non  sunt  no- 
tata. 

Diethelmus  Scultetus  de  Scaphusa.  Johannes  de  Swandeck  miles. 
Johannes  de  Randeck  miles. 

Hi fuerunt  de  Suevüi, 

Otmanus  Trugsese  miles.  Ulricus  et  Egilolfus  de  Emps  miles.  Hart- 
man us  de  Sehen  miles.  Hiltprandus  de  Wisenbach.  dominus  Bruno  der 
(Jüsse  miles.  Hen.  Güsse.  Rutholfus  de  Wehingen  miles.  Albertus  de 
Rechberg  miles.  Hen.  de  Schellenberg.  Conradus  de  Stein  miles.  Frantz 
de  Liechtenstein.  Architriclinus  et  Magister  coquinae  (domini)  ducis 
prcscripti. 

Item  13  de  Brugk,  quorum  nomina  non  sunt  nobis  nota. 

De  A/tza. 

Petrus  de  Arberg  miles.  Fridericus  de  Grifenstein  miles.  Wilhel.  von 
End.  Petrus  Glantzfeger  (Schiandersberg!)  miles.  Hen.  Kell  miles.  Nico- 
laus G()schz  miles.  Christoforus  Göschz.  dictus  de  Tarant.  Con.  im  Tum 
miles.  Johannes  Snelingen.  Götzmannus  Kuchimeister.  Fridericus  de  Er- 
tzingen  miles.  Heinr.  de  Betwaringen,  dictus  Wolf  de  Betwaringen,  dictus 
der  Mör  von  Küssenberg.  Uolrich  de  Thierberg.  Diethelmus  de  Muntzcen- 
berg.  et  aliorum  plurium,  quorum  nomina  non  sunt  nobis  nota. 

Ob  quorum  anniversariam  recordationem  constituerunt  domini  ad 

S.  Leonhardum  annuatim  de  ipsorum  redditibus  15  s.  denariorum  censua- 

lium,  qui  cedunt  eis  de  domo  dicto  Guonach  et  coUiguntur  in  jejuniis 

(juatuor  tcmporum.  • 

Wurstisii  Annalecta.  Handschrift  der  Universitätsbibliothek  in  Basel  p.  397. 
llrstisii  Rhapsodiae  von  1574 — 1584.  Mss.  der  Stadtbibliothek  Bern;  vgl.  Hallers 
Bibliothek  IV,  Nr.  745.  —  Erstere  Handschrift  mit  Zusätzen  aus  verwandten  Hand- 
schriften herausgej^cben  von  Dr.  Aug.  Bernoulli  im  Anzeiger  f.  schweizer.  Gresch.  1 882 
Nr.  I.  Wurstisen  bringt  fol.  398  noch  ein  1542  copirtes  Verzeichniss  aus  einer  andern 
()sterreichischen  Quelle. 

9.  Jahrzeitbuch  des  Frauenklosters  Klingenthal  in  Basel. 

Geschrieben  1460.  Anzeiger  für  Schweiz.  Gesch.  1882,  15. 

10.  Juli.  Item  sol  man  ouch  began  uff  Septem  fratrum  der  von  Ep- 
tingen,  die  do  zu  Sentbach  erschlagen  wurdent,  Jungkher  Peterman  von 
Eptingcn  ym  hag  vnd  J.  Burkard  und  Junghker  Hansen  vnd  aber  J.  Peter- 


j 


333 

raanns  vnd  siner  kinden  vnd  J.  Cüntzlis  vnd  J.  Thürings  vnd  J.  Heinrichs 
von  Eptingen. 

10.  Beromünster. 

S.Juli.  Anno  Domini  1386,  VIII.  Idus  Julii,  datur  ad  anniversarium 
Illustrissimi  principis  Domini  Leopoldi  ducis  Austrie  et  omnium  peremp- 
torum  coram  opido  Sempaco  tria  frustra  siliginis,  et  V  modii  spelte,  et  vnum 
Maltrum  avene  de  decima  in  Entfeld,  conpertinenti  Ecclesie  in  Sure,  sie 
dividendum :  Canonicis  qui  visitationi,  misse  et  vigilie  interfuerint  et  ob- 
tulerint,  IX.  quartalia  siliginis  et  V  quartalia  spelte,  II.  mod.  avene ;  resi- 
duum  Prebendariis  et  Pauperibus  equaliter  dividendum,  ita  tamcn,  quod 
prebendarii  celebrent  ea  die  Missa  pro  Defunctis,  et  qui  non  celebraverint 
sine  rationabili  causa,  portio  ipsorum  datur  Canonicis  interessentibus  et 
offerentibus. 

Jahrzeitbuch  von  Beromünster.  XI V.  Jahrhundert.  Geschichtsfreund  V,  125.  Die 
Einzeichnung  im  Liber  vitae  ecclesiae  Bcronensis  (oben  S.  306)  glauben  wir  hier  nicht 
auffuhren  zu  dürfen,  da  dieselbe  durchaus  einen  chronikartigen  Charakter  tragt. 

IX.  Jahrzeitbuch  der  Kirche  St.  Stephan  in  Münster. 

8.  Juli.  Hac  die  peragitur  anniversarium  illustrissimi  principis  domini 
Leopoldi,  ducis  Austriae,  et  omnium  peremptorum  ante  oppidum  Sempach 
die  Cyrilli  anno  J386. 

Gütige  Mittheilung  von  Herrn  Dr.  Arnold  Nüscheler  in  Zürich. 

12.  Jahrzeitbuch  von  Birmensdorf  bei  Baden  im  Aargau. 

S.Juli.  Dominus  dux  Lüpoldus  fuit  occisus  prope  Sempach  et  plures  alii 
cum  eo  anno  domini  M"ccc"lxxxvj".  Intra  claustrum  et  habebis  prandium. 
Handschrift  des  XV.  Jahrhunderts. 

13.  Aeltestes  Jahrzeitbuch  von  Bremgarten. 

im.  Id.  Julii.  (12.  Juli.)  Anno  domini  ^PCCC"  octuagesimo  sexto 
übiit  illustrissimus  princeps  et  dominus  Leopoldus  dux  Austrie,  Stirye, 
Kraintye{!),  Camiole,  Comes  Tyrolensis  in  prelio  seu  bello  prope  Sempach 
cum  multis  militibus,  dominis  armigeris  et  civibus  pugnantibus  iusto  bello 
pro  territorio  ergowe,  quorum  anime  requiescant  in  pace  et  anniuersarium 
ipsorum  hoc  die  celebretur. 

Wernherus  Schenk  armiger  et  Katherina  vxor  sua'obiit,  qui  con- 
stituit  III.  modios  tritici  pauperibus  .  .  . 

VI.  Id.  Julii.  (10.  Juli.)  Septem  fratrum.  —  Dominus  Rummannus 
de  Küngstein  miles,  occisus  prope  Sempach  obiit,  qui  dedit  huic  eclesie. 
Xs.  den. 

Handschrift  aus  dem  Ende  des  14.  Jahrhunderts;  Stadtarchiv  in  Bremgarten, 


334 

14-  Neueres  Jahrzeitbuch  der  Stadt  Bremgarten  im  Aargau. 

Do  man  zehlt  von  Christi  geburt  1 386  Jahr,  da  war  erschlagen  der 
durchleuchtigste  fürst  Lüppold  von  Östrich  zu  Sempach  von  des  Ergöws 
wegen  mit  sambt  vill  anderen  Ritteren  und  Herren  und  Bürgeren,  in- 
sonderheit auch  von  Bremgarten  der  edle  Ritter  Schenk  sambt  etlich 
Burgeren,  so  für  ihren  Hertzog  so  manlich  gestritten,  das  sie  ihre  Arm 
und  vordere  Kleider  mit  Bluot  gesprenkt  gantz  roth  geschienen,  und  das 
Panner  bis  in  die  neündt  Hand  kummen  und  ritterlich  errettet  worden, 
welches  noch  auf  dem  Rathhaus  in  dem  Schrein  aufbehalten,  dessentwegen 
der  Stadt  Bremgarten  von  dem  Haus  Ostrich  diese  Ehrenfarb  ertheilt  wor- 
den, benandtlich  ein  wisser  Mantel  mit  rothen  Ermlen.  Es  geschähe  dise 
ernsthafte  schlacht  am  9.  Juli  in  Festo  S.  Cirilli,  wäre  ein  überus  grosse  und 
unleidliche  Hitz,  deswegen  vill  Ritter  und  Herren  in  ihren  Harnischen 
und  Helmen,  wie  vermuthlich,  verstickt,  vil  mer  als  durch  Streich  und 
Wunden  umkumen. 

Jahrzeitbuch  fol.  85  a  (von  1700)  im  Pfarrarchiv. 

15.  Jahrzeitbuch  von  Buochs  in  Unterwaiden. 

Claus  Achermann,  der  ze  Sempach  blib,  Anni  von  Holtzen  Vrau, 
Claus  Achermann  sin  sun,  Grcti  Würsch  sin  vrau,  I^ini  Achermanns 
muter  was  auch  Claus  Achermanns  vrau.  Hensli  Achermann  der  an  der 
Letzi  blib  und  Trini  Horlacher  sin  Vrau.  Merchi  Achermann,  der  ze  Basel 
blib,  Hema  v<m  Kirsiten  sin  vrau  etc.    Fol.  66. 

Claus  Achermannzuo  Sempach  blibenanno  1380,  Anni  von  Holtzen  sin 
frauw  (Fol.  38,  ( >(),  82)  Stiftet  ab  den  Spielhöfcn,  zinset  Uli  Hermann.  Fol.  3g. 

Auszug  aus  dem  1798  verlornen  Jahrzeitbuch  von  Buochs,  enthalten  in  dem  vor 
1713  vcrfassten  Stammbuch  der  Uerthe  Boden  in  Wolfenschiessen.  Gütijje  Mittheilung 
von  Herrn  Dr.  Jakob  Wyrsch  in  Buochs. 

16.  Jahrzeitbuch  von  Büron,  Kanton  Luzern. 

15.  Jahrhundert.  Geschichtsfreund  XV,  277. 

9.  Juli.  Hie  erit  anniversarium  Illustrissimi  principis  et  domini  Lüpoldi 
(Iuris  Austric  etomnium  alit)rum  qui  secum  succubuerunt  in  strage  et  bello 
Sempach,  Anno  domini  MCCCLXXXVI. 

17.  Nekrolog  der  Kirche  Buttisholz,  Kanton  Luzern. 

XIV.  Jahrhundert.  Geschichtsfreund  XXV,  84. 

c).  Juli.  Anno  doni.  incarn.  1 38()  hac  die  strages  magna  facta  est  per  con- 
fcderatorcs  Lucemcnscs,  Schwiteiises,  UraniensesetVnderwaldenses  ante 
Sempach,  vbi  Lupoldus  dux  Austrie  interemptus  est  cum  magno  populo  suo. 


335 

i8.  Jahrzeitbuch  der  Dominikanerinnen  in  Constanz. 

8.  Juli.   Anniversarius  sepultorum  in  coimiteriis  nostris. 

lo.  Juli.  Obiit  herzog  Luepolt  von  Oesterreich,  occisus  est  ad 
Sempach. 

Thurgauische  Beiträge  zur  vaterländischen  Geschichte  III,  47 — 48 ;  dazu  Baumann 
im  Neuen  Archiv  der  Gesellschaft  für  ältere  deutsche  Geschichte  1883,  P^g-  43^' 

19.  Jahrzeitbuch  von  Emmetten  in  Underwalden. 

Eidgenossen- Schlacht- Jahrzeit,  gestiftet  1860.  —  Sennbach. 

Darnach  Als  mann  zeit  von  der  geburt  Christi  Jhesu  vnsers  Lieben 
Henrenn  Thusennt,  drii  hundert,  Achzig  vnnd  Sechs  Jar,  Vf  sant  Cirillenn 
tag,  war  am  montag  an  dem  nünden  tag  Heümonat,  da  zoch  Herzog 
Ltipoldt  von  Österich  mit  grosser  Herschaft  vnnd  macht  für  Sembach, 
wol  mit  fünfzechennthalb  Thusennd  mannen  zu  Ross  und  zu  fuss,  mit  den 
Edlen  Lüten,  So  er  besteh  hat,  Us  der  Mortnouw,  Brisgow,  vnnd  von 
etlichen  Stetten  von  Strassburg  vnnd  ouch  von  anderen  Stetten,  Vnd  Edel 
lüten  vs  dem  Wirtenberger  lanndt,  Etschlanndt  vnnd  vs  Schwaben,  Vnnd 
vierzenn  Ritter  vs  Bürgündt,  vonn  Thiroll,  ab  der  Etsch  vier  vnnd  zwentzig 
Ritter,  zugennt  wider  die  vier  Waldstett,  Nämlich  Lüzern,  Ury,  Schwitz, 
vnnd  Underwalden,  Vnnd  also  zugent  die  vier  Waldstett  vnnd  Wäggis  mit 
Irem  fendli,  mit  drizechenhundert  gutter  Reissbarer  manen,  ouch  gan 
Sembach,  vnnd  griffennt  die  Vigennt  an,  Vnnd  mit  der  Hilf  gottes  hatten 
sy  oberhanndt,  vnnd  erschlugent  vnnd  erstachennt  By  vier  thussent 
mannen,  zu  Ross  vnnd  zu  fuss.  Vnnd  ward  der  vorgemelt  Herzog  Lüpolt 
von  österich  selbs  persönlich  erschlagen,  Vnnd  sindt  ouch  da  beliben  vf 
vierhundert  vom  Adel  vnnd  geburt,  on  das  gmein  volch,  die  dann  all  er- 
schlagen vnnd  Belibenn  sindt.  Der  Eydtgnossenn  wurdennt  by  Hundert 
erschlagen,  Vnnd  ward  gewunncn  vyl  Büchsen  vnn  merklich  vyl  gutz,  ann 
Harnis,  an  kleinoten  vnnd  an  anderenn  dingen,  Vnnd  ward  gewunen  die 
Haupt  Baner  von  Thiroll,  vnd  des  Ochssenstein  Bauer,  des  von  Haps- 
purg  Baner,  dero  von  Schafhussen  Baner,  dero  von  Mellingen  Baner,  vnnd 
ander  vyl  fendlin,  die  sy  nit  erkanten.  Wirt  vf  ietz  sant  Cirillen  tag. 

Vnd  sindt  ann  obgemelter  Schlacht  zu  Sembach  vmbchon,  von  Under- 
walden nidt  dem  wald,  der  winkelriedt,  Erni  niderwyler,  Claus  Acher- 
man  ab  Bürgen,  Jenny  Brendly,  Claus  Würsch  von  Beggenriedt,  Anthoni 
Spylmatter,  Andres  Andachers,  Jennj  Blusli  sin  bruder,  Jennj  vom  Bach, 
Heini  sin  bruder,  Rudi  Bertschi,  Jennj  wSchweiger,  Vli  Schmidt  von  Ober- 
dorf, Claus  Wildrich  von  Albertzwyl,  Jennj  von  Obstalden,  Andres  im 
Baumbgarten  am  Stad,  Heini  Schilicrer  ab  Stad,  Jenj  zum  Nütrenhus, 


336 


Jcnnj  am  Stein,  Willis  ann  Steins  Sun,  Wüttherich  von  Wolfenschiessen, 
Mörderli  der  Jünger,  Heini  Ziesack,  Peter  Huter,  Hein]  Obsee. 
Gütige  Mittheilung  von  Herrn  Rem.  Odermatt,  Pfarrer  in  Emmetten. 

ao.  Jahrzeitbuch  von  Engelberg. 

XIV.  Jahrhundert.    Geschichtsfreund  XXVI,  275. 

10.  Juli.  Peter  von  Gundeldingen,  Schultheiss  ze  Lucem,  Wemher 
vonGundeldingen,  sin  vatter  vnd  sin  rauoter,  vnd  Wernhers  des  egenanten 
Peters  sun,  vnd  Claus  sin  vetter  vnd  sin  wirttinen,  des  von  Garten  tohter, 
vnd  Nesen  siner  wirtinen,  Hern  Jostes  thoter  von  Moss,  vnd  aller  ir  vor- 
dem. Hand  vns  geben  den  Hof  ob  dem  Moss  etc. 

ai.  Jahrzeitbuch  des  Frauenklosters  Engelberg. 

XIV.  Jahrhundert.  Anzeiger  für  Schweiz.  Geschichte  1883,  16. 

8.  Juli.  Es  ist  ze  wissen,  dz  ze  Sempach  wart  der  edel  fürst  herzog 
Lupoid  erschlagen  und  vil  edcler  hcrren  mit  im;  geschach  des  jares  do 
man  zalt  MCCCLXXXVI  jar. 

aa.  Nekrolog  des  Klosters  Fahr  aus  dem    14.  Jahrhundert. 

Neues  Archiv  der  (rescllschaft  f.  ältere  deutsche  Geschichtskunde  VIII,  435. 

().  Juli.  Vff  disen  tag  beschach  die  manschlacht  ze  Sempach  >\ider 
die  herschafft  von  Österreich  anno  1386  iar. 

33.  Nekrolog  des  Klosters  Feldbach. 

Angelegt  1470.    Diocesan-Archiv  VII,  295. 

9.  Juli  1386  occubuit  gladio  per  Lucerienses  Luppoldus  dux  Austrie 
et  milites  multi  nimis. 

34.  Jahrzeitbuch  von  Frauenthal,  Kanton  Zug. 

Erneuert  1623. 

().  Julius  starb  Herr  Wemhartt  Schenck  von  Bremgarten,  des  sol 
man  gedencken. 

25.  Nekrolog  der  Franciscaner  zu  Freiburg  im  Breisgau. 

Aus  der  Mitte  des  15.  Jahrhunderts.  Archiv  f.  ältere  deutsche  Geschichte.  N. F.  VIII, 445. 

4.  Juli.  O.  illustrissimus  princeps  dominus  Lupoldus,  dux  Austrie, 
1386  anno,  obiit  inter  confactos,  in  Senpach  cum  aliis  dominis  a  suis 
bonis  a  Switensibus  interfectus  est. 

O,  dominus  Johannes  Meygcr  miles,  qui  fuit  interfectus  cum  domino 
Lupoldo,  duce  Austrie. 


33_7 
a6.  Jahrzeitbuch  des  Decanates  Frickgau. 

FoL  13. 

Anzeiger  für  schweizerische  Geschichte  1882,   15 — 16.    Rauchenstein:  Winkelried*s 

That  S.  27,  Note. 

9.  Juli.  VII.  Id.  Julii.  Hodie  occisus  fuit  illustrissimus  princeps  do- 
minus Lüppoldus  dux  Austrie  etc.  et  cum  eo  multi  comites  domini  liberi 
milites  armigeri  et  burgenses  prope  Sempbach  in  terra  propria  pro  re 
propria  a  populo  Swytensium  et  a  populo  proprio  anno  domini  MCCC- 
LXXXVI^  VII  Mdus  Julii. 

27.  Jahrzeitbuch  der  Pfarrei  Preienbach  im  Kanton  Schwyz 

von  1435. 

Anno  domini  M.CCC.LXXXVI.  est  interfectio  in  Serapach. 
Mittheilung  von  Herrn  Dr.  Arnold  Nüscheler-Usteri  in  Zürich. 

a8.  Jahrzeitbuch  Gebenstorf  im  Aargau. 

1 4.  Jahrhundert. 

9.  Juli.  Obiit  Dominus  Lupoldus  dux  Austrie,  qui  occisus  est  prope 
Scmpach  cum  ceteris  suis  nobilibus. 

ag.  Jahrzeitbuch  Gersau  von  1595. 

Geschieh tsfreiind  XIX,  13. 
Sonntag  vor  Ulrich.  Sempacher  Schlacht  (roth). 

30.  Jahrzeitbuch  von  Gontenschwyl  im  Aargau. 

Cirilli  episcopi  et  martiris.  Hertzog  Lüppold  von  Oesterich  ist  er- 
schlagen zu  Sempach  cum  suis  anno  MCCCLXXXVI"  huius  anima  re- 
quiescat  in  pace. 

Handschrift  aus  dem  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  im  Staatsarchiv  Aarau.  Mit- 
theilung von  Herrn  Dr.  Hans  Herzog,  Archivar  in  Aarau. 

31.  Jahrzeitbuch  der  Pfarrei  Grossdietwyl  im  Kanton  Luzern 

vom  Jahre  1433. 

6.  Juli.  Uff  hütt  begatt  man  Jarzit  aller  der  unsren,  so  zu  Sempach 
und  an  der  Birs  by  Basel  umb  sind  kon. 


Liehenau,  SohlBohi  bei  Sempach.  22 


3a.  Jahrzeitbuch  der  Cisterzienserinnen  von  Güntersthal  bei 

Freiburg  im  Breisgau. 

Anzeiger  für  Schweiz.  Gesch.  1882,  15. 

8.  Juli.  Johannes  de  StÜlingen  ob.  Hans  Humel  von  Keppenbach 
miles.  Martinus  Malterer  miles.  Hans  Oschwald  von  Twiger  miles.  Hans 
Meiger  miles.  Hans  Burkart  von  Wisnegg. 

1 2.  Juli.  Hanmanus  Snewli  dictus  Eilend. 

20.  Juli.  Thoma  Snewelin  Berenlop  miles. 

21.  Juli.  Cunradus  Snewli  dictus  Büfel,  Vlricus  de  Homberg  miles. 
25.  Juli.  Hans  Humel  de  Keppenbach. 

33.  Jahrzeitbuch  von  Kirchdorf  bei  Baden. 

8.  Juli.  Luppolt  dux  Austrie  occisus  est  cum  plus  quam  ducenti  sep- 
tuaginta  Baronibus,  militibus,  armigeris  ante  opidum  Sempach  in  terra 
propria  a  suis  propriis  cum  suis  famulis  et  pro  suis  rebus  Anno  ab  in- 
carnatione  christi  MCCClxxxvj,  isto  die. 

34.  Jahrzeitbuch  der  Pfarrei  Klingnau  im  Aargau. 

HI.  Id.  Januarii.  obiit  her  Götz  Manes,  miles  ordinis  S.  Johannis,  et 
her  Götz  pater  predicti  et  dicte  Anne  Manassin  et  Margarethe  eius  Mater 
de  Hallwil  et  junior  her  GötZy  qui  occisus  fuii  in  Sempach  *)  et  Verena 
eius  soror  de  Schellenberg  et  her  Hanns  von  Schellenberg  et  her  Hanns 
filius  predicte  et  Rudgcrs  Manasses  pro  quorum  omnium  frow  Anne 
Manes  filia  her  Götz  Mullers  constituit  i  quartalö  tritici  et  i  herbsthun. 

Handschrift  «ins  dem  Ende  des  1 5 .  Jahrhundert.  Gütige  Mittlieilung  von  Herrn 
Staatsarchivar  Dr.  Hans  Herzog  in  Aarau. 

*)  Es  ist  hiemit  Götz  Müllner  der  jüngere  gemeint,  nicht  ein  Mancss. 

35.  Jahrzeitbuch  von  Knutwyl,  XV.  Jahrhundert. 

Geschichtsfreund  XIV,  310. 

9.  Juli.  Anno  domini  MGCClxxxvj,  crastino  Kyliani  et  sociorum  eius 
dux  Lüpoldus  Austrie  occubuit  iuxta  opidum  Sempach  et  Hiltzisrieden, 
et  quam  plures  domini  et  nobiles  sccum  per  illos  de  Luceria  et  suorum 
Confederatorum.  —  Ileinricus  Tübiker  fuit  occisus  in  Sempach. 

36.  Jahrzeitbuch  der  Franciscaner  von  Königsfelden. 

Uodalrici  episcopi  et  confessoris. 

Obiit  Dominus  Ruodolfus  de  Hünaberg  miles  hie  sepultus.  In  cuius 
anniuersarius  (sie)  celebretur  Et  domine  Vrsule  vxoris  eius,  nee  non  do- 


_  339 

mine  Elyzabeth  de  Eptingen  germane  predicti  domini  et  Ruodolfi  et  Ag- 
netis  librorum  predictorum  a  quibus  habemus  II.  quartalia  tritici  de  una 
scoposa  in  dem  wil  sita  in  Recheltzwil,  quam  nunc  possidet  Erni  Talheim. 

Fragment  im  Besitze  der  antiquarischen  Gesellschaft  in  Zürich ;  Manuscript  1 6,  b. 

Das  Jahrzeitbuch  v.  Königsfelden  kam  schon  um  die  Mitte  des  1 6.  Jahrhunderts  nach 

Zürich,  wo  man  die  einzelnen  Blätter  zu  Einbänden  theologischer  Streitschriften  benützte. 

37.  Jahrzeitbuch  von  Königsfelden. 

Anno  Domini  1386  nona  die  mensis  Julii  occisus  est  illustrissimus 
princeps  et  Dominus  Leopoldus  dux  Austriae  in  terra  propria,  pro  re 
propria  genteque  de  propria  a  Lucemensibus  et  Suitensibus  in  campo 
prope  oppidum  Sempach  versus  Luceriam.  Hie  ille  sepultus  est  cum  Do- 
minis  infra  scriptis  qui  ex  loco  occisionis  cum  eo  ad  locum  Campiregis 
fuerunt  adducti.  Quorum  primus  est  dominus  Johannes  de  Ochsenstein, 
prepositus  cathedralis  Ecclesiae  in  Argentina,  Dominus  Otho  de  Waltburg. 

(Die  übrigen  Namen  sind  nur  in  deutscher  Ucbersetzung  bei  Bullinger 
erhalten.  Vgl.  oben  S.  282.) 

Müller:  Ueberbleibsel  VI,  Heft  9.  Diese  Jahrzeit  beruht  auf  einer  Stiftung  Herzog 
Leopolds  von  Oesterreich  vom  23.  Jänner  1392.  —  Vgl.  die  Urkunde  bei  Th.  v.  Lie- 
benau:  Dokumente  zur  Geschichte  des  Sempacherkrieges  214 — 215.  —  Jahrzeitbuch 
von  Königsfelden,  copirt  von  Bullinger  1565.  Vgl.  Neujahrs- Blatt  von  der  Bürgerbib- 
liothek in  Wintcrthur.  Auf  das  Jahr  1865.  H.  BuUingers  Erzählung  des  Sempacher 
Kriegs,  S.  23. 

Vgl.  oben  die  Stelle  aus  dem  Jahrzeitbuche  von  Königsfelden  in  Ampecks  Chronik, 
Seite  193. 

38.  Jahrzeitbuch  von  Küssnach  von  1639:  Schlachtjahrzeit 

von  Sempach, 

—  nach  Kopp's  Auszügen  —  fol.  367,  b.  Daselbst  werden  14  Männer  aus 
dem  Kirchgang  Küssnacht  aufgezählt,  die  im  Treffen  zu  Meyenberg  von 
den  Oesterreichern  erschlagen  worden  waren. 


'o' 


39.  Jahrzeitbuch  der  Pfarrkirche  Luthern,  K.  Luzern, 

vom  Jahre  1502. 

4.  Juli.  Item  am  nesten  mentag  nach  sant  Ulrichs  tag  so  begat  man 
jartzitt  aller  der,  so  zu  Sempach  und  zu  Basel  erschlagen  wurden.  Und 
ist  bc  tten  by  III.  über  von  unsren  herren  von  Luzern. 

40.  Jahrzeitbuch  der  Franciscaner  von  Luzern  von  15 17. 

Geschichtsfreund  XIII,  3. 

Feria  ij  post  Ulrici,  So  begat  man  die  Schlacht  zu  Sempach,  und  alle 
die  schlachten  die  da  sind  geschechen  in  dem  schwabenkrieg. 


340 


Ibidem. 


2.  Juli.  Visitacionis  Marie,  wir  sond  Jarzit  began  mit  vigily  vnd  selmes 
Junkherm  Petters  von  Gundeldingen,  der  zu  Sempach  erschlagen  ward 
vnd  schulthes  was  in  diser  löblichen  stat  Darum  hat  der  Convent  jerlich 
I  malter  kom  ze  Hochdorf. 

41.  Jahrzeitbuch  der  Benedictiner  in  Luzem. 

Geschrieben  um  1450.  Geschichtsfreund  IV,  232 — 233. 

10.  Juli.  Obiit  Ruo.  Meiger  in  der  müli  gassen,  qui  dedit  presentibus 
unam  Hb.  den.  et  V.  sol.  pauperibus.   Sempach  dat. 

12.  Juli.  Obijt  Petrus  de  Gundeldingen  quondam  scultetus  oppidi 
Lucemensis,  qui  dedit  XXX  sol.  presentibus  et  cuilibet  celebranti  ij  soL, 
et  pauperibus  ijj  sol.  minus  ijjj  denarios  von  schultheiss  gelt  jm  mos. 

4a.  Schlacht-Jahrzeit-Rodel  von  Luzern. 

1562. 

Item  die  Schlacht  zu  Sempach  ist  geschechen  auff  S.  Zyrillen  tag,  was 
an  einem  Montag,  do  man  zeit  1386  Jar,  vnd  handt  disse  nachbeschribene 
da  ir  Leben  verloren:  (Folgen  die  bei  M.  Russ  oben  S.  182  enÄ'ähnten 
Namen.)  Staatsarchiv  Luzem. 

43.  Altes  Jahrzeitbuch  der  St.  Peterskapelle  in  Luzern. 

Diss  seynd  die  Nähmen  der  Bürgern  dieser  Statt,  so  in  dem  nam- 
haften Streitt  wider  Hertzogen  Leopolden  von  Oesterrich  vor  Sempach 
vmkommen  vffS.  Cyrillen  tag  im  jar  des  Herrn  1386. 

Junckher  Petermann  von  Gundelingen,  alter  schultheiss  und  houpt- 
mann  der  stat. 

Junkher  Heinrich  von  Moos,  sin  Schwager. 

Junckher  Steffan  von  Silinen. 

Heinrich  Spenis  von  Lamprechtingen. 

Welti  Bernhard. 

Vgl.  Schneller:  Chronik  des  M.  Russ  II,  188.   Das  Buch  ist  seit  1834  verloren. 


44.  Jahrzeitbuch  des  Klosters  Maria  Hof  bei  Neidingen. 

Fürstlich  Fürstenbergisches  Urkundenbuch  II,  332.   Anzeiger  fiir  schweizerische 

Geschichte  1882,  15. 

6.  Juli.  ob.  der  wolgeboren  herr  und  graff  Hans  von  Fürstenberg  von 
Hasla.   ob.  Wilhelm  im  Tum  von  Schaffhusen. 


45.  Necrologium  von  Montecosino. 

V.  Kai.  Augusti  Leopoldns  Dux  Austriae  et  Styriae. 
Graevius:  Thesaurus  antiquitatum  Italiae,  IX,  i,  505. 

46.  Jahrzeitbuch  der  Stadtpfarrkirche  Rapperswyl, 

geschrieben  drca  1400. 

Rickenmann:  Regesten  von  Raperswyl  Nr.  33.  Anzeiger  für  schweizerische  Geschichte 

1882,  16. 

9.  Juli  1386  hatt  der  Edel  Durchluch tigest  Hochgeborn  fürst  Hertzog 
Lütpold  von  Oesterraich  mit  ander  Herrschaft  ze  Serapach  verloren,  den 
Gott  Gnad. 

47.  Jahrzeitbuch  der  Pfarrkirche  Root  im  Kanton  Luzern 

erneuert  1584  durch  Stadtschreiber   Rennward  Gysat  und 

Landvogt  Jost  Pfyffer. 

VII.  Idus  Julii.  Cirilli  episcopi.  In  dem  Jar  dess  Herrn  1386,  den 
9.  tag  Höwmonats  beschach  der  nammhaffl  Strytt  zu  Sempach  zwüschen 
den  Eydtgnossen  vnd  dem  Herzogen  Lupoiden  von  Oesterrych,  vnd  sig- 
tend  die  Eydtgnossen,  also  das  der  Herzog  selbs  mit  vil  Adels  erschlagen 
ward,  deren  aller  seelen  im  friden  ruwen  wöllent 

48.  Jahrzeitbuch  von  Ruswyl, 

geschrieben  1488.  —  Geschichtsfreund  XVII,  20. 

9.  Juli.  In  dem  jar  do  man  zeit  von  Cristi  geburt  vnsers  herren 
M.CCC.lxxxvj  wart  erschlagen  der  durchlucht  Herr  Hertzog  Lüpolt  von 
Oesterrich  mit  siner  ritterschafft  vor  Sempach,  von  den  fier  waldstetten, 
das  ist  Lutzem,  Ure,  Switz  vnd  Vnderwalden.  Bittend  got  für  die,  die 
verluren. 

49.  Jahrzeitbuch  der  Minoriten  zu  SchafThausen. 

Anzeiger  für  schweizerische  Gesdiichte  1882,  16. 

9.  Juli.  Item  domicellus  Johannes  Heggentzi,  Niclaus  sins  suns  hie 
sepultus.  Item  domicellus  Wilhelmus  Scultetus  miles.  Item  domicellus 
Egbrechtus  Lev.  Item  domicellus  Wilhelmus  in  Turn,  omnes  hie  sepulti. 

19.  Juli.  Nota  des  durchlüchten  fürsten  vnd  Herren  hertzog  Lüboltz 
von  Oestrich,  der  erschlagen  wart  zu  Sembach. 


342 

50.  Jahrzeitbuch  der  Benedictinerinnen  von  St.  Agnes 

in  SchafFhausen. 

Anzeiger  fiir  schweizerische  Geschichte  1882,  16. 

9. Juli.  duxLütpoldux  occisus.  Joh.laicus  occisi.  Goetfridus  I.Winkel. 
Heinrichus  wolf.  Job.  puer.  Gmoer  1.  Egbrecht.  Wilbelm.  Dietbelm  Scbul- 
tais  l.  Job.  I.  occisi.  Leo  occisus.  Job.  puer  occisi.  Marquart  ocdsus. 

51.  Jahrzeitbuch  von  Schattdorf  von  15x9. 

Geschichtsfreund  VI,  165. 

7.  Juli.  Werni  im  Albenscbit  verlor  zu  Sempacb,  vnd  Jobannes  Scbuler 
was  lantscbriber  im  land,  verlor  oucb  zu  Sempacb,  vnd  Jenni  sin  bruder 
vnd  Ruedy  sin  sun. 

8.  Juli.  Ruodi  Kuontz  verlor  oucb  zu  Sempacb.  Item  Peter  Lützlin 
verlor  oucb  zu  Sempacb. 

5a.  Jahrzeitbuch  Schwarzenbach ;  XV.  Jahrhundert. 

Geschichtsfreund  III,  200,  202. 

9.  Juli.  Anno  domini  MCCClxxxvi  obiit  Ruotscbmannus  nobilis  de 
Rinacb,  occisus  in  bcllo  coram  opido  Sempacb. 

22.  September.  Anno  domini  MCCClxxxvi  obiit  dominus  Heinricus 
de  Rinacb,  miles,  in  bello  Sempacb  vulneratus. 

53.  Auszug  aus  dem  Jahrzeitbuch  von  Schwyz 

(geschrieben  von  Conrad  Heinrich  Ab  Yberg  ca.  1 589— 1 590,  nach  einem  altem  Original). 

fol.  251.  E.  Octava  petri  el  pauli. 

Diese  Jabrzytt  begadt  man  alwügen  am  näcbsten  Montag  nacb  der 
Scbwyzer  Kilcbwycbung. 

In  gottes  namen  und  siner  wirdigen  mutter  Maria,  do  ist  zu  wüssen, 
das  in  dem  Jar  da  man  zallt  von  Gottes  geburtt  MCCClxxxvj  Jar  an  dem 
näcbsten  Montag  nacb  Sannt  Ulericb  tag,  das  die  Waldstett,  von  Scbwyz, 
Ure,  von  Vnderwalden  und  die  von  Luzem  usß  zugen  mitt  wenig  Volks 
gän  Sempacb  nit  wol  gewarnett  zu  strytten,  vnd  ^nirdendt  da  under^'ägen 
bestanden,  von  Herzog  Leopold  von  Oestricb,  vnd  stryttend  do  mitt  ein- 
ander berttenklicb,  docb  gab  uns  Gott  der  Allmäcbtige,  und  die  reingeber- 
rcrin  gottes  Maria  glück  vnd  beyll  das  derselb  Hertzog  Lüpoltt  selbs 
erscblagen  ward  vnd  vil  der  Landsberrn  mit  Im,  vnd  bebuben  docb  die 
Waldstett  mitgwaltt  vnd  boben  Eren  das  velldt.  Allda  verluren  aucb  vnnser 
Lieben  Landlütt,  vnd  oucb  vnnser  Eidgenossen  mit  grossen  Eren  vnd 
Manbeytt.  Der  Namen  ein  teyll  bienacb  gcscbryben  standt  der  geden- 


343 

kendt  t  Lutterlich  t  (gestrichen)  durch  gottes  Wyllen,  vnd  sol  man  Ewigklich 
Iren  Järlichen  Tag  began  vfF  den  vorgeschribenen  tag  nach  gottes  Lob 
vnd  der  Seelen  trost.  Item  vnd  sind  dis  Ire  Namen. 

Amoldt  Imwerdt.  Jost  Hess. 

Claus  Roßs.  Cunrad  der  Wirttinen. 

Hans  Holzach.  Uly  Zyebring. 

Rudy  Brüsterr.  Hans  Zinckly. 

Hans  vff  dem  Bull.  Cunrad  Yssling. 

Wemy  Hag.  Cunrad  Gruniger. 

Ludwyg  Obrost.  Hans  an  der  Rütty. 

Heiny  Imlützly.  Heini  Vogt  von  Stein. 

Wemy  Betzell.  Hans  Sygrist  von  Goldow. 

Wemy  Imwyl.  Ulrich  Byschoffhusser. 

Antony  Betzschartt.  Rudolf  Hön  von  Artt. 

■ 

Jakob  Helbling.  Heinerich  Harttman. 

Rechta  Heiraly  von  Mutochtal.  Junker  Steffan  von  Silinen.  Wemherr 
am  Halbenschytt.  Cunrad  der  Frowen  Landtman  zu  Ure.  Heinrich  Mag- 
gingen, Dietterich  Sin  Sun.  Wemi  Imacker.  Johannes  Schuler  was  Land- 
schreiber zu  Ure.  Claus  Wursch  von  Begkenried.  Petter  Hütter.  Hans 
von  Bach.  Der  altt  Schultheyss  von  Lucern.  Heinerich  von  Moss.  Hans 
Sutter  ab  Morschach.  Cunrad  Im  Geroltz  von  Riemerstalden.  Rudy  Mett- 
menstetter.  der  Jung  Petter  Jutzer.  Hans  Bücher.  Thoni  Grepper.  Rudolf 
Tropff.  Anthoni  Spillmatter,  verluren  vor  Sursee.  Hartmann  Eygell.  Rudy 
Springer.  Hans  Beer  von  Mutochtall.  Uly  Betschart.  Uly  Schriber,  ver- 
luren vor  Raperswyll.  Hans  Vogly,  verluren  zu  Wesen.  Heinerich  Suter 
von  Altorff,  vnd  Thoman  Mussler  t  die  Handt  f  (gestr.)  verloren  vor 
Bellenz  etc. 

Gütige  Mittheilung  von  Herrn  Fürsprech  Dr.  J.  von  Hettüngen  in  Schwyz. 

54.  Jahrzeitbuch  von  Sempach, 

1604  von  Walther  Wanner  geschriehen,  fol.  38,  b« 

9.  Juli.  Feriatur  secundum  consuetudinem.  Uff'  diesen  Tag  beschach 
der  gewaltige  Strit  vor  Sempach  von  denen  vier  Wal tstetten  wider  Hertzog 
Lupoiden  von  Oesterrich,  do  man  zalt  von  Christi  geburt  1386. 

Patrocinium  in  Sacello  quod  vulgo  dicitur  in  der  Schlacht;  ibi,  si  fieri 
potest,  missa  dicatur. 

55.  Jahrzeitbuch  von  Steinen,  Kanton  Schwyz. 

In  dem Jar  do  man  zallt  von  Cristus  geburt  1 386 Jare,  vfifdem  nechsten 
mentag  nach  Sant  Volrichs  tag,  do  geschach  der  Strit  ze  Sempach  zwüschen 


344 


Hertzog  Lüpolt  von  Oesterrich  vnd  den  vyer  waltstetten,  nämlich  Lutzem, 
Vri,  Schwytz  vnd  Vnderwalden,  vnd  behüben  die  vorgenanten  Eytgnossen 
den  strj't  vnd  das  veldt  mit  Gottes  Hilff,  mit  Eren,  manheit,  vnd  ward  der 
obgenampt  Hertzog  Lüpolt  selber  erschlagen,  vnd  vil  der  Lantzherren  mit 
Im.  Da  verluren  ouch  dise  nachgenempten  erbem  lüte  an  der  eydtgnossen 
nöten,  dero  Jartzit  man  Järlich  began  soll  vffden  selben  Mentag  nach  sant 
Volrichs  tag. 

Amolt  in  dem  Werdt,  Johans  an  der  Rüty,  Johans  Wattinen  schmid, 
Johans  Metzzmer, Johans zedem Gattern,  Heinrich RichentzaSteltzinasun 
vss  dem  Stocklin,  Rudolf  Tropf,  Jost  Hess  von  Bül,  Rudolf  von  Bischoff- 
huscn,  vnnd  Rudy  Spiringer,  verlor  zu  Rapperschwyl. 

Jahrzeitbuch  von  Steinen,  geschrieben  1529.  Geschichtsfreund  XXIX,  362. 
Im  gleichen  Jahrzeitbuch  wird  unter  dem  20.  December  nochmals  erwähnt :  Hans 
an  der  Rüty,  der  zu  Sempach  verlor,  Gret  Schornin  sin  wrtin. 

Mit  der  Jahrzeitstiflung  war  zugleich  eine  Armenspende  verbunden,  wie  beifolgende, 
gütigst  von  Herrn  Kantonsschreiber  B.  Kälin  in  Schwyz  mitgetheilten  Urkundenaus- 
züge beweisen. 

1396.  I.Juni  (Frohnleichnamstag). 

Kunrad  Fön,  Landmann  zu  Schwyz,  verkauft  den  Unterthanen  ge- 
meinlich der  Kirche  zu  Steinen  um  52  Pfd.  Pfennig  gewöhnlicher  Münze 
im  Lande  Schwyz  eine  Gült  von  zwei  Gulden  ewigen  Geldes  auf  dem 
Gute  an  dem  Feld  zu  Steinen.  Von  dem  jährlich  auf  U.  Frauentag  zu  Mitte 
Winter  fälligen  Zinse  von  2  Gl.  gehören  ^/2  Gulden  dem  hl.  Bild  an  eine 
Frühmesse,  und  V2  Gulden  an  die  Spende,  die  man  ausi heilt  zu  der  ehrbaren 
Leute  Jahr  zeit  y  die  zu  Sempach  ihren  Leih  verloren  haben, 

Gült:  Kirchenlade  Steinen. 

1424.  29.  Nov.  (St.  Andreas  Abend). 

Ital  Mad,  Hartmann  und  Margaritha  Mad,  Pritschen  Mader  eheliche 
Kinder  mit  ihrem  Vogte  Ulrich  Bogo,  Landmann  zu  Schwyz,  verkaufen 
den  gemeinen  Kirchgenossen  zu  Steinen  um  ']!  Pfund  Pfennige  drei 
(julden  jährlichen  ewigen  Geldes  an  Gold  auf  der  <^  Kündingen»  Matten 
zu  SchafTstetten  (am  Sattel)  zinsbar  auf  U.  Frauentag  zu  Mitte  Winter. 

Zwei  Gulden  dieses  ewigen  Geldes  gehören  dem  hl.  Kreuz  und  Marter- 
bild u.  Herren  Jesu  Christi  an  eine  Frühmesse:  der  dritte  Gulden  gehört 
an  die  Spende  y  die  man  aust  heilt  zu  der  erbern  Leute  Jahrzeit  y  die  zu  Sempach 
ihr  Leben  verloren  haben, 

Orig.  Gült.  Kirchenbuch  Steinen  (Zehntenfond). 


345 
56.  Jahrzeitbuch  von  Sursee.    Aus  dem  15.  Jahrhundert. 

Greschichtsfreund  XVI,  149. 

Anno  ab  incamatione  domini  nostri  Jehsu  Christi  MCCClxxxvi,  nona 
die  Julii,  videlicet  Cirilli,  occisus  est  in  hello  prope  Sempach  Illustrissimus 
princeps  Lütpoldus  dux  Austrie  vna  cum  multis  tarn  nohilihus  quam  igno- 
hilibus,  quorum  anniversarius  dies  celebrari  dehet  proxima  feria  secunda 
post  Vdalrici.   Horum  anime  requiescant  in  sanctissima  pace. 

57.  Schlachtjahrzeitbuch  von  Stans. 

Handschrift  aus  dem  17.  Jahrhundert. 

Vnd  sind  an  obgemeldter  Schlacht  zu  Sempach  vmbkhommen  von 
Vnderwalden  nitt  dem  wald :  Amoldt  Winckellriedt,  Erny  Niderwyler, 
Claus  Achermann  von  Bürgen,  Jenni  Brandly,  Claus  Würsch  von  Beggen- 
riedt,  Anthoni  Spillmatter,  Andres  Andacher,  Rüödi  Bärtschi,  Jenni  Schwi- 
ger,  Vly  Schmidt  von  Oberdorff,  Claus  Wildrich  von  Alpertzwyl,  Jenni  von 
Obstalden,  Andres  Im  Baumgarten,  Amstad  Heini  Schilliger,  Abstat  Jenni 
zum  Nüwen  Hus,  Jenni  Amstein,  Willis  am  Stein  Sohn,  Wüötterich  von 
Wolfenschiessen,  Mürderli  der  Jünger,  Heini  Zinsackh,  Peter  Hurter,  Heini 
Obsee,  Jenni  Blüöstli,  sin  Bruoder,  Jenni  von  Bach  vnd  Heini  sin  Bruder. 

Mittheilung  von  Herrn  Dr.  Jakob  Würsch  in  Buochs. 

58.  Jahrzeitbuch  von  St.  Urban, 

geschrieben  1390.  —  Geschichtsfreund  XVI,  24. 

Anno  Domini  MCCCLXXXVI  obiit  dominus  Lüpoldus  dux  Austrie 
multique  nobiles  pariter  et  ignobiles  cum  eo  in  hello  contra  Switenses ; 
eius  anniversarium  agitur  pro  donatione  ecclesie  in  Obernkilch. 

59.  Jahrzeitbuch  von  Uster. 

9.  Juli.  In  dem  jar  do  man  zalt  nach  Christus  geburt  tusig  drü- 
hundert  vnd  LXXXVI  jar  ist  der  allerdurchlütigster  vnd  hochgebomer 
fürst  vnd  herr  herzog  Lupoid,  herzog  ze  oestrich,  erschlagen  ze  Sentbach 
von  den  Eidgenossen  mit  namen  Lutzem,  Schwitz,  Vri  vnd  Vnderwalden, 
ouch  darzu  mit  ander  graffen,  fryen,  ritter  vnd  edelknecht  mit  namen  ein 
graff  vnd  Ritter  von  Hasenburg,  ouch  ein  graff  vnd  Ritter  von  Ochsen- 
stein, houptlüt.  Dise  alle  Ritter  vnd  knecht  von  gehorsamkeit  ires  lieben 
herren  umkomen  sind  vnd  erschlagen  wurdent.  Der  allmechtig  gott  inen 
allen  gnedig  sin  well.  Bittet  Gott  für  sy. 

Jahrzeitbuch  der  Pfarrkirche  Uster.  —  Gerbert :  Crypta  S.  Blasiana  nova  1 50.  — 
J.  Müller :  Merkwürdiger  Ueberbleibseln  von  Alterthümmeren  der  Schweitz  VI.  Theil 
S.  9.  —  S.  Vögelin;  Die  Kirche  von  Uster.  —  Trouillat:  Monuments  de  Bale  IV, 
476.  Anzeiger  für  Schweiz.  Gesch.  1882,   15. 


346 


6o.  Jahrzeitbuch  der  Kirche  Villmergen  im  Aargau. 

9.  Juni  1386  ward  Hertzog  Lupoid  von  Oesterich  vor  Sempach  er- 
schlagen. 

Mittheilung  von  Herrn  Dr.  Arnold  Nüscheler  in  Zürich. 

6z.  Jahrzeitbuch  von  Wäggis. 

Seite  57. 

22.  Juni.  Allerliebste  in  Christo,  an  diesem  Tag  werden  A^dr  begehen 
den  Jahrtag  deren,  die  zu  Sempach  und  an  andern  Orten  in  der  Schweiz 
umgekommen  sind. 

62.  Jahrzeitbuch  der  Cisterzer  in  Wettingen. 

Hergott:  Geneal.  II,  pag.  846.   Anzeiger  für  schweizerische  Geschichte  1882,  16. 

Q.Juli.  (VII.  Idus  Julii.)  Anno  domini  MCCCLXXXVI«»  facta  est 
strages  magna  circa  civitatem  Sempach,  vbi  occisus  est  illustrissimus  prin- 
ceps  dominus  Lüpoldus  dux  Austrie  et  multi  comites,  barones  et  milites 
cum  eo. 

63.  Jahrzeitbuch  der  luzernerischen  Pfarrei  Willisau 

vom  Jahre  1477.  —  Geschichtsfreund  XXIX,  215. 

4.  Juli.  Udalrici  episcopi.  Post  festum  Vodalrici  2  da  feria  proxima 
celebratur  aniversarium  illorum  qui  interfecti  sunt  in  Sempach.  Uff  den 
tag  hett  man  ein  crüzgang  gen  Lutren. 

64.  Jahrzeitbuch  der  Stadtpfarrkirche  in  Winterthur. 

Geschichtsfreund  XIV,  203. 

viii  Idus  Julii.  (8.  Juli.)  Obiit  dominus  Hartmannus  de  Sehen  miles, 
et  dominus  Eglolfus  de  Empsz,  miles,  pater  domine  de  Sal,  et  Dominus 
Ulricus  de  Emptz  patruus  eius  et  miles,  occisi  cum  duce  Austrie  in  Sem- 
pach. Obiit  Illustrissimus  Dux  Austrie  Lüpoldus  occisus  in  Sempach  Anno 
M'CCC-'Ixxxvi.   vij  Idus  Julii. 

65.  Jahrzeitbuch  der  Pfarrei  Wohlen. 

Anzeiger  für  schweizerische  Geschichte  1882,  16. 

8.  Juli.  Anno  domini  tusent  drühundert  sechs  und  achtzig  jar  occisus 
est  illustris  princeps  Leopoldus  dux  Austrie  vor  Sempach ;  zu  Küngsfelden 
lit  er  vergraben. 


._347 

66.  Kirchenbuch  von  Wolfenschiessen, 
angelegt  von  Philipp  Barmettler,  Kirchmeyer  im  Jahre  1607. 

In  Gottes  Namen  Amen.  Auf  der  zehen  Tusent  Rittern  Tag  hat  der 
Allmächtig  Gott  den  Eydgnossen  glück  und  heyl  geben  etc. 

Nach  En^'ähnung  der  Schlacht  bei  Sempach  folgt :  «  Und  seind  an 
obgemeldter  schlacht  zuo  Sempach  vmb  kon  von  Vnderwalden  nidt  dem 
wald :  der  Winckhelried,  Erni  Niderwyler,  Claus  Achermann  am  Bürgen, 
Jenni  Brendli,  Claus  Würsch  von  Beggenried,  Antoni  Spilmatter,  Andres 
Endacher,  Jenni  Blustli  sein  bruoder,  Jenni  von  Bach,  Heini  sein  bruoder, 
Ruodi  Bertschi,  Jenni  Schweiger,  Voli  Schmidt  von  Oberdorff,  Claus  Wild- 
rich  von  Albertzwyl,  Jenni  ob  Stalden,  Andres  im  Baumgarten  am  Stad, 
Heini  Schilliger  ab  Stad,  Jenni  zum  Neüwen  Hus,  Jenni  am  Stein,  Willis 
am  Steins  Sohn,  Wuchberig  von  Wolfenschiessen,  Mörderli  der  Jünger, 
Heini  Ziesackh,  Peter  Huodter,  Heini  Obsee. 

Dieses  «Schlachtenbüchli»  ist  nach  Mitttheilimg  von  Herrn  Dr.  Jakob  Würsch  in 
Buochs  erst  um  die  Mitte  des  17.  Jahrhunderts  dem  Jahrzeitbuch  beigefügt  worden. 

67.  Jahrzeitbuch  des  Chorherrnstiftes  Zofingen. 

Vn.  Idus  Julii  Dominus  Leopoldus  Dux  Austrie  1386  occisus  Sem- 
pach. Dominus  Hemann  de  Eschenz,  miles,  Henzenmann  et  Hemmann 
filii,  armigerii  obierunt  1386. 

Hü  cives  Zoffingenses  occubucrunt  in  proelio  Sempachensi : 
Nicolaus  Tuto,  scultetus,  vexilifer.       Albrecht  Schwab,  camifex. 
Johannes  Henzinen,  institor,  pater      Hans  Magelsperg,  aurifaber. 
Adelheidis  Eschlin.  Benz  Schmid  de  Ravenspurg, 

Johannes  Teschler,  panicida.  institor. 

Johannes  Gelterchinger,  calcifex.         Jacob  Hüninger,  faber. 
Petermann  Schnider,  pannicida.  Heinrich  Mus,  Hospes. 

Bürgi  Albrecht,  sutor.  Jenni  Brüting,  agricola. 

Nikolaus  Friedrich  von  Mülinen's  Auszüge  aus  dem  alten  Jahrzeitbuch  des  Chor- 
hermstiftes Zolingen.  Handschrift  in  der  Bibliothek  der  Grafen  von  Mülinen  in  Bern. 

Vgl.  Decan  Frickert:  Chronik  von  Zofingen  I,  2,  81 — 82.  Ueber  dieses  Jahrzeit- 
buch vgl.  Th.  V.  Liebenau  im  Anzeiger  für  schweizerische  Alterthumskunde  1885, 
148 — 149. 

Die  Bemerkung  in  den  Historischen  Notizen  von  Zofingen,  1825,  24,  dass  Berch- 
told  von  Mülinen,  Chorherr,  für  zehn  aargauische  Edle,  die  bei  Sempach  umgekommen, 
in  Zofingen  Jahrzeit  gestiftet  habe,  ist  kaum  richtig,  da  weder  eine  diesbezügliche  Ur- 
kunde vorliegt,  noch  eine  entsprechende  Einzeichnung  in  einem  Jahrzeitbuche  von 
Zofingen.  Auch  die  Familienschriften  der  Herren  von  Mülinen  bestätigen  diese  Angabe 
nicht. 


68.  Jahrzeitbuch  der  Ciarissen  von  Zofingen 

vom  Jahre  1499.  —  Geschichtsfreund  XXII,  41. 

9.  Juli.  Des  fuirsten  von  österlich  Hertzog  Luipolds  jarzit  der  ze 
Sempach  erschlagen  ward  nach  cristus  geburt  MCCClxxxvj.  Ein  ietliche 
Swester  sol  all  tag  betten  V  pater  noster  vnd  V  ave  Maria  fuir  die  Herr- 
schafft  von  Osterrich  von  der  fryheit  wegen,  domitt  sy  begäbet  sind  .  .  . 

69.  Jahrzeitbuch  der  St.  Oswaldskirche  in  Zug. 

Handschrift  aus  dem  17.  Jahrhundert.  —  Zur  Lauben:  Stemmatographia  54,  269. 

A°  1 386  den  ().  heuwmonath  zu  Sempach  alss  die  Eidtgnossen  von 
Lucem,  Vry,  Schweitz  vnd  Vnderwalden  dem  hertzog  Leopoldt  auss 
Österreich  ob  20CX) Fürsten,  freyherren,  Rytter  vnd  Ryttermessig  erschlagen, 
vnd  der  herzog  selbst  sambt  400  gekrönter  helmen  auf  der  waldstatt  ge- 
bliben  vnd  der  Eidtgnossen  bey  200  vmbkommen. 

70.  Jahrzeitbuch  des  Chorherrenstiftes  Zurzach 

aus  dem  1 4.  Jahrhundert. 

VII.  Idus  Julii.  Notum.  sub  anno  domini  M"CCC"LXXXVI.  hac  die 
circa  meridiem  prope  oppidum  Sempach  illustris  princeps  Lupoldus  dux 
Austrie  cum  suis  commilitonibus  per  Switenses  occisus  est  quorum  anime 
in  pace  requiescant  et  in  hac  strage  a  partibus  hinc  Inde  circa  M.  quin- 
genti  viri  occubucrunt  e  quibus  plures  nobiles  de  partibus  Ergoeye  exti- 
terunt. 

Anniversarium  des  Stiftes  Zurzach  fol.  32  (b)  im  Staatsarchiv  Aarau. 
(lütij^  Mittheilun^;  von  Herrn  Staatsarchivar  Dr.  Hans  Herzog  in  Aarau. 
Diese  Notiz  ging  auch  in  das  Zweitälteste  Jahrzeitbuch  aus  dem  Jahre  1472  über, 
das  in  Zurzach  liegt. 


/^^^^^^ 


.^ 


jrTTTiTiTTifrrtiiTTmimF*""*'''"»^''""-'--Ttfwvt»rrfi*^'^^^ 


-iiaft.«*«ii*»wiirtHA^^^..,,.^i,««..-«..a-u-.»«--',«^»>»«M»-...-..-,«--,.--.-»T«*,.^..y^pp^^ 


s 


C.  Lieder  und  Sprüche. 


z.  Auf  die  Schlacht  von  Sempach. 


O  Sempach !  wie  schandtlich  sich  die 

Treuwe  brach, 
von  dem  dir  nie  laid  geschach. 
Fürbass  geb  dir  got  ungemach, 
Das  si  hin  für  din  bestes  tach, 
wan  dis  Übels  bistu  ain  ursach 


und  ist  im  doch  gestah  ze  swach! 
(Wie  kan  man  das  genuog  verklagen, 
dass  von  den  sinen  ist  erslagen 
der  edel  fürste  hoch  erboren 
und  bi  im  so  mänig  from  man  hat 

verloren  I) 


Henne:  Klingenberger  Chronik  187  (Cod.  St.  Gallen  654);  St.  Galler  Cod.  D  33 
(Stadtbibliothek).  Hüplis  Chronik  in  Zürich  (Mss.  B.  23,  a).  —  H.  Heinr.  Wyss:  Die 
Schlacht  vor  Sempach,  Zürich,  1783,  33 — 34.  —  v.  Liliencron:  Volkslieder  I,  in. 
—  Cysat:  Collect.  Q,  fol.  46.  —  Haller:  Bibliothek  V,  S.  45  nach  der  Copie  v.  1657 
v.J.  H.  St  Nach  der  Copie  von  1654  in  einer  Einsiedler  Handschrift  Nr.  482,  fol.  TJ^  b, 
im  Geschichtsfreund  XVIII,  276.  Zahlreiche  Varianten  haben  wir  oben  in  den  Chroniken 
des  16.  Jahrhimderts  mitgetheilt.  Vgl.  S.  215,  221,  223,  234. 


2.  Ein  Spruch  von  der 

Ach  richer  Christ  wie  gross  sind 

vnser  schulde  ^) 
wie   sollen  wir  erwerben  der   ei- 

gnosen  hulde,  *) 
vmb  dich  vnd  alss  himelsch  herr^) 
das  so  manig  man  verlürtt  an*)  gewer 
in  eignossen  von  rub  vnd  ouch  von 

brand,^) 
den  sy  begangent^)  jn  dem  land, 
damit  so  ist  der  Herschafft  wol  ^) 
vil  anders,  den  es  billich  sol,^) 
das  niemantt  redt  vnd  ein  sun^) 
Es  solt  ein  kunig  von  Behem  tun*®) 


Sempach  schlacht  1386. 

Darzu  das  vil  heilig  rieh**) 
Sy  tund  im  sieben  vnglich  *2) 
Dz  ward  vns  ouch  vorgescit.  *^) 
Ein  edler  fürst  für  Sempach  reitt  **) 
Selb  vierzechenist  reitt  er  für  dz 

toriö) 

Er  zeigett  jn  die  Helsig  vor;*^) 
Von  Sempach  dz  sig  üch  gewenckt * '^) 
Noch  hütt  so  werdent  jr  al  er- 
henkt. *8) 
Für  dz  tor  recht  also  schon*®) 
Bringent  den  medem  ze  morgen 

vnd  den  lon.^®) 


350 


Hin  wider  do  der  schulthess 

sprach:  ^^) 
Lieber  herr,  band  üwer  gemach,  2*) 
Es  ist  keines  schwitzers  recht,  *^) 
Dz  er  lone  sinem  knecht**) 
E  dz  er  jm  den  tagwan  tutt.  ^) 
Die  von  Luzern  sind  vffder  hutt^^) 
Mit  der  2^)  paner  plaw  vnd  wiss 
Sy  züchen*^)  daher  mitt  gantzem 

fliss. 
Schwizer  paner  die  ist  rott*^) 
Sy^)  hilffl  vns  hütt  vss  aler  nott 
Dz  Vry  vnd  hattderschüzenhom,*^) 
Es  ward  kein  man  nie  so  hocher- 

born^*) 
Es  stosset  jn  nider  vff  den  grund. 
Den  von  Vnderwalden  jst^^)  kuntt 
Mitt  der**)  paner  wys  vnd  rott. 
die  man  die  schlachent*^)  die  her- 
schafft ztod. 
Hin  wider ^^)  do  der  herzog  sprach: 
Hoerest  du  schulthes  von  Senpach, 
Die  red  ist  gar  *')  hertt 
Der  tüffel  ist  din^^)  gewertt, 
Dem  hast  du  gedienet  also*^)  schon 
Er  gitt  dir  zittlich*^)  den  Ion. 
Hiewider  reitt  der  herr  zum*^)  heer; 
J  r  hcren  j  r  söllent  üch  stelen  zu  **)  wer 
Die  eidgnosen  züchen**)  durch  den 

than, 


Mich  duncht  si  welent  vns  griffen  an. 
Doch  nement  jr**)  vil  eben  war. 
Mich  dunckt,  jr  sig  ein  kleine  schar. 
Die  hem  sprachent  al  gemein*^) 
Ist  das  Volk*®)  also  klein, 
So  wellent  wirs*')  allein  bestxm. 
Dz  fussvolck  sol*^)  hindersich  gan. 
Die*^)  red  geviel  manigem  man  wol 
Der  vff  dem  schwarzwald  haber 

sayen  sol. 
Do  hub  sich  ein  groser  stosß  ^) 
keiner*^)  da  sines  ad  eis  genoss; 
Kam  er  den  eidgenossen  jn  die***-) 

hend, 
Er  must  da  nemen  sin  lest^)  end. 

Handschrift  aus  der  2.  Hälfte  des  XV. 
Jahrhunderts.  Cysats  Collectanea  P.  168 
Mss.  Geschichtsfreund  XVKI,  196  bis 
198.  —  Liliencron:  histor.  Volkslieder  I, 
116 — 118.  —  Folien:  Harfengrüsse  175, 
—  Soltau:  Deutsche  histor.  Volkslieder 
Nr.  10,  a.  Seite  74,  Leipzig  1836.  —  Kurz: 
Die  Schweiz  255.  —  E,  Tschudi  I,  532, 
fügt  folgende  Verse  bei: 

Also  kam  all  Ir  Hamist-Gw^and 
gen  Underwalden  in  das  Land:  **) 
Do  ward  es  ussgeteilt  mit  Bscheid, 
Und  wärs  dem  Adel  im  Hertzen  leid. 
Also  hat  diser  Spruch  ein  End, 
Gott  unser  aller  Kummer  wend, 
Und  verlieh  sin  Frid  und  Einigkeit, 
Uns  und  der  gantzen  Christenheit 


(iilg  Tschudi's  Chronik  I,  532  f.  hat  folgende  Varianten:  *)  Ach  Gott  wie  gross 
ist  unser  Schuld.  —  *)  Wie  sollend  wir  Eydgnossen  erwerben  die  huld.  —  •)  Wir 
klagcnds  allem  himmlischen  Hör.  —  *)  Das  so  meng  man  verdirbt  am  . .  .  —  *)  In  der 
Eydgnoßschaft't  von  Roub  und  Brand.  —  ^)  So  die  Herrschafft  begat .  .  —  ')  Und  tribt 
und  ist  Ir  damit  wol.  —  *)  Vil  änderst  dann  es  aber  soll.  —  *)  Da  solt  der  Küng  von 
Behem  dcsjjlich.  —  *°)  Solchem  vor  sin  mit  samt  dem  Rieh.  —  **)  So  sinds  zu  andern 
dingen  bereit.  —  '*)  Wie  von  dem  von  Rinach  wird  nun  geseit.  —  **)  Für  samt  vier- 
zehen  hundert  fiir  das  Thor.  —  **)  Zu  Sempach,  zeigt  Inen  dhäsling  vor.  —  **)  Und 
sprach :  Herr  Schultheiss,  das  sig  üch  gschenkt.  —  *")  Hütt  werdent  jr  noch  aU  erhenkt. 
—  "^)  Fürs  Thor  nun  bringend  den  Mädern  schon  —  '°)  Ir  Morgenbrodt  darzu  den 
Lon,  —  *^)  Hinwider  do  der  Schultheiss  von  Sempach  sprach:  —  *•)  Lieben  Herrn  tund 
gemach.  —  '^)  Kein  Schwitzer  lonet  sinem  Knecht,  —  '*)  Er  verbring  dann  vor  sin 
Tagwan  recht.  —  *^)  Min  Herren  von  Lucern  sind  vffder  Ban.  —  '•)  Mit  mengen  stoltzen 
tapffem  Mann.  —  ").Bi  jncn  jr.  .  —  ^'^jDie  ziend .  .  .   —  *)  So  ist  der  Schwitzer 


351 


Panner .  .  —  '°)  Die  .  .  —  *')  Der  Stier  von  Uri  hat  scharffe  Hörn.  —  *")  Kein  Herr 
ward  Im  nie  zhoch  geborn ;  —  '*)  Ist  denen  von  Underwalden  .  .  —  '^)  Ir.  —  •*)  Dabi 
man  schlagt.  —  **)  Wider  In.  —  *^)  statt  gar  —  ungestalt  und .  .  —  '^)  Span  und  .  .  — 
•®)  allzit .  .  —  *®)  Er  wird  dir  hüt  noch  gen  .  .  **)  Darnach  redt  Er  zu  sinem  .  .  —  *^)  Ir 
Herren  umstellet  üch  ze .  .  *•)  ziehend.  —  **)  Ouch  nemend  Iro.  —  *^)  Im  antwurtend 
der  Adel  gmein.  —  "•*)  Das  HüfHi  ist  ja.  —  *"*)  Dass  wirs  wend .  .  —  **)  Der  gmein 
Knecht  soll  nun  .  .  —  *®)  Diese  und  die  folgende  Zeile  fehlt  bei  Tschudi.  —  *°)  Da  hub 
sich  nun  ein  Fechten  gross.  —  **)  Kein  Herr .  .  —  *')  Ward  Er  den  Eydgenossen  in 
Ir .  .  —  **)  So  must  sie  Leben  haben  ein .  .  —  **)  Dort  scheint  der  Nachtrag  zu  diesem 
Spruche  entstanden  zu  sein.  Absolut  haltlos  scheinen  mir  die  Bemerkungen  von  Dr.  O. 
Hartmann :  Die  Schlacht  bei  Sempach  43  bezüglich  der  Entstehungszeit  dieses  Spruches 
um  14 15)  da  ja  Raub  und  Brand  1386  mehr  denn  genug  vorkam. 


3.  Peter  Suchenwirth's  Gedicht  von  der  Schlacht  bei  Sempach. 

1386. 


Schimph  und  freüd  und  hocher  mut, 

Euch  darf  wol  belangen; 

Verretnüss,  mort,  manslechtig  blut 

Haben  ew  übergangen; 

Vil  chlagender  not  sich  fügen  wolt 

Schir  in  churtzen  tagen : 

Von  Osterreich  hertzog  Lewpolt 

Laider  wart  erschlagen. 

Daz  unvermessenleich  geschach 

Zu  Ergaw  in  der  gegent, 

Ein  stat  gehaizzen  ist  Sempach, 

Da  man  mit  chrieg  was  pflegent. 

Die  Schweintzer  wolten  nicht  enlan. 

Si  zogten  durch  beschawen,  ^) 

Die  wart  man  schir  da  sichtig  an, 

Daz  was  von  missetrawen. 

Ain  veint  wcst  vondem  andern  nicht. 

So  si  zu  velde  chamen. 

Es  geschach  an  Zuversicht; 

Ich  clag  den  edeln  stamen! 

Der  fürst  wolt  rawmen  nicht  daz  velt 

Den  veinden  da  zu  tratze, 

Chlain  waz  sein  her,  groz  waz  die  weit 

Auf  seinem  widersatze, 

Man  riet  im :  herre  reyt  davon, 

Wir  wollen  mit  in  vechten. 

Er  sprach :  die  schand  tet  mir  gedan 


Vor  fürsten,  ritter  und  knechten. 
Biderbery  helt,  nu  rat  darzue, 
Wir  suUen  preys  erwerben, 
Daz  yederman  daz  peste  tue, 
Genesen  oder  sterben. 
Wil  ich  mit  ew  in  diser  not, 
Das  sult  ir  mir  getrewen, 
Pezzer  ist  mit  eren  tot. 
Den  schentlich  sten  vor  frewen. 
Swaben  und  Etscher  hetten  stotz, 
Daz  waz  umb  daz  vorvechten,  • 
Yeglicher  nach  dem  alten  loz 
Wolt  bleiben  pey  den  rechten. 
Die  piderben  helt  die  vielen  ab. 
Und  traten  zu  dem  hawffen; 
Ain  veint  dem  andern  lutzel  gab 
Sein  harnasch  da  tzu  chauffen, 
Mordax,  swert  und  auch  die  spicz 
Sach  man  nicht  vermeiden. 
Den  veinden  man  zu  widerdriez 
Daz  leben  chund  versneiden, 
Daz  si  lagen  in  dem  blut 
Tot  in  tiefen  wunden; 
So  wart  der  edl  fürste  gut 
Mit  wernden  henden  funden, 
Piz  daz  er  sein  ende  nam 
Pey  seinen  getrewen  herren. 


^)  Zogen  zum  Auskundschaften  aus. 


352 


Der  hochgctewrt  cdl  stam 

Chund  sich  von  schänden  vcrren. 

Grafen,  ritten  edl  knecht 

Mit  cren  da  verdürben, 

Di  mit  gantzen  trewen  siecht 

Pey  den  fursten  stürben. 

Got  der  hab  ir  aller  sei, 

Die  mit  im  sind  verschaiden, 

Der  heilig  engel  sand  Michel 

Sol  si  zu  himel  chlaiden! 

Ir  hielten  vil  zu  rossen  still, 

Und  Sachen  zu  mit  schänden, 

Ir  hertz  und  auch  ir  eigen  will 


Het  tzeglich  mut  bestanden. 

Hieten  all  die  recht  getan. 

Die  mit  dem  fursten  riten, 

Den  veinden  war  gesiget  an; 

Die  selde  si  vermiten. 

Hertzog  Lewpolt  von  Osterreich, 

Got  hab  sein  sei  in  hüte, 

Er  hat  gelebet  wirdigleich 

Mit  eren  und  mit  gute. 

Daz  sechs  und  achtzigst  jar  regnirt 

Mit  maniger  hande  smertzen; 

Daz  chlag  ich  Peter  Suchenwirt 

Mit  trewen  in  dem  hertzen. 


F.  H.  von  der  Hagen,  Docenund  Büsching:  Sammlung  für  altdeutsche  Literatur  und 
Kunst,  Breslau  1 8 1 2,  I,  i .  —  Peter  Suchenwirt's  Werke  von  Alois  Primisser,  Wien, 
1827,  67 — 68.  —  Soltau:  Deutsche  historische  Volkslieder  71—73.  —  O.  Lorenz: 
Deutschlands  Geschichtsquellen  im  Mittelalter.  3  Aufl.  Berlin  1886  I,  236 — 240,  mit 
der  treffenden  Bemerkung:  Suchenwirt's  Darstellung  zeigt  mehr  Mitgefühl  und  Theil- 
nahme  als  grosse  Kenntniss  von  der  Schlacht.  —  Dr.  O.  Hartmann :  Die  Schlacht  bei 
Sompach.  Frauenfeld,  1886,  5 — 8.  —  Der  Name  Suchenwirt  findet  sich  in  den  Mat- 
rikeln der  Universität  Wien.  Vgl.  F.  X.  Wöber:  Die  Reichersberger  Fehde  und  das 
Nibelungenlied,  Meran,  1885,  S.  156. 

4.  Spruch  eines  Reichsstädters  von  Herzog  Leopold  von 

Oesterreich. 


1 .  Herzog  Lewpolt*)  v.Österreiche 
sein  raiz  weiten  warb 

az  daücht  in  nicht  gcleich 
daz  manger  do  verdarb 
vnd  do  er  ward  erslagen 
man  sach  vil  manigen  zagen 
fliehen  ane  jagen 
der  do  nicht  gern  starb. 

2.  Wol  auf,  gen  Sweitz  raisen, 
la  lent  vnd  lawt  vernaisen 

la  witiben  vnd  waisen 

machen  one  zal. 

Vil  manger  sich  dez  frawte 

vnd  eilet  dar  genot 

dem  Sterbens  wol  gczawet 

alle  in  dem  rewn  tal. 

*)  Die  Handschrift  hat  irrig  Albrecht. 


3.  Vil  Fürsten  vnd  vil  herren 
nicht  wider  wolten  cheren 

mit  ritterleichen  ern 
beleiben  auf  der  pan. 
Daz  ich  die  posen  chande, 
wie  gern  ich  si  nande 
die  do  mit  grozzen  schänden 
fluhen  vast  hindan. 

4.  Dy  solt  man  alle  enthauten, 
alz  man  daz  viech  tut, 

dy  do  pey  frumen  lawten 
verzagen  an  dem  mut 
Ir  laster  wil  ich  chünden, 
schupfen  viide  schinden 
daz  in  von  roten  münden 
geschcch  nymmer  gut. 


h 


k 


353 


5-  Zürcher  vnd  Lutzem 
Sweitzer  vechten  geren 
sprechen  dy  von  Peren 
Saluter  an  der  ar. 
Dy  han  zu  samm  gesworen 
daz  tet  den  herren  zorn 
vnd  der  da  ward  verloren 
demselben  gelt  ez  gar. 

6. . . .  Der  (Adel  ?)dez  well  rechen, 
der  Wappen  sich  daz  paz 
ich  sach  vil  manigen  frechen 
der  chainer  nie  genaz. 
Mit  iren  helmparten 
slahen  sie  tieffew  scharten 
wer  chan  dem  auz  gewarten 
ez  ist  ein  alter  has. 

7.  Ir  ritter  vnd  ir  chnechte, 
wol  auf  dy  gern  vechten 
vnd  rechet  ditz  geslächt 

vnd  manig  edel  plut 
az  selten  wirt  vergolten 
dez  wem  dy  gescholten 
dy  ez  pilleich  rechen  sollen 
vmb  manger  fürstcn  gut. 

8.  Manieich  trew  vnd  er 
dy  pracht  in  vmb  daz  leben 
man  gab  im  dykch  dy  1er 
er  scholt  sich  sein  erwegen. 
Do  wolt  er  lieber  sterben 
dann  an  der  er  verderben, 
sein  ritterleichez  werben 
chunde  wol  noch  cren  sterben. 

g.  (W)er  Sweitzer  well  hazzen, 
der  schol  sich  nicht  verlazzen 
zu  paiden  hend  fazzen 
sein  Waffen  vnd  sein  wer, 
Vnd  well  er  dann  nicht  peiten, 
er  weit  yez  mit  yn  streiten 
der  hab  zu  paiden  seilen 
daz  in  vor  tod  erner. 


10.  Wirt  er  dar  vmb  erslagen 
man  lat  euch  im  den  schaden 
sy  machen  manigen  wunder 
der  da  wirt  vber  laden. 

Mit  angst  gern  Sachen 
mag  er  sein  nicht  gelachen 
wirt  in  zu  hazzen 
er  muz  in  sorgen  paden. 

11.  Von  Wirtenberg  der  grozzc 
wo  lebt  nu  dein  gnozzen 

wirstu  an  ern  plozze 
daz  stat  dir  vbel  nu, 
Wez  hestez  du  gedingen 
daz  du  die  stat  weist  twingen 
du  schikchtz  gen  Lutringen 
nach  deiner  tochter  man. 

12.  Hastu  die  stät  betwungen 
ze  Swaben  überal, 

seint  dir  als  wol  gelungen, 
so  zeuch  den  Rein  ze  tal ; 
gein  Sweize  solt  du  jähen 
und  la  dir  nicht  versmahen, 
chumstu  in  also  nahen, 
werd  dir  ein  poser  val. 

13.  Irfürsten  und  herren  alle, 
ob'ss  eu  gefalle  gar, 

ich  red  in  meinem  schalle, 
ess  ist  wol  halbess  war : 
Von  Wirtenberg  der  hetzet 
wie  er  dy  stet  geletzet 
darauf  hat  er  gewetzet 
sein  sporn  manig  jar. 

14.  Mit  ritter  vnd  mitchnecliten 
so  hat  er  sein  gesprech 

wie  er  den  punt  möcht  prechen 
vncz  daz  er  sich  geräch. 
Ein  tail  an  Rewttlingern 
vnd  möcht  er  sy  erfarn 
ez  war  im  nicht  zu  swar 
daz  er  den  schimpf  zu  präch. 


fJebeHaH,  Schlacht  bei  Bempach. 


23 


354 

Obiges,  aus  einer  Rejyensburgcr  Handschrift  stammende  Lied,  welches  wahr- 
scheinlich schon  vor  dem  23.  August  1388  niedergeschrieben  wurde,  ist  von  Baron  von 
Liliencron  1876  in  RiehPs  historischem  Taschenbuche,  Seite  268 — 273,  herausgegeben 
worden.  Liliencron  suchte,  da  das  Lied  nur  nach  dem  Gehör  aufgezeichnet  ward,  viel- 
fache Verbesserungen  anzubringen,  die  jedoch  nicht  ausreichen,  um  einen  vollständig 
verständlichen  Text  herzustellen. 


5.  Spruch. 

Ach  low,  was  schmückest  du  dinen  wadel 

und  lausst  vertriben  den  fromen  adel 

wider  recht  und  mit  gewalt? 

was  sol  dir  die  grülich  gestalt? 

wüt  du  nüt  anders  tun  darzu, 

dich  frisst  der  tag  ains  ain  schwizer  ku ! 

Hüpplin*s  Chronik  Mss.  B,  23,  a.,  S.  60.  —  v.  Liliencron  I,  123.  —  Folien, 
A.  L.,  Harfcn-Grüsse.  Zürich,  S.  166.  —  Die  Chronisten  des  1 6.  Jahrhunderts  beziehen 
diesen  Spruch  auf  den  König  Wenzel.  Vgl.  oben  Seite  222,  241. 

6.  Aargauer  Lied 

von  1415. 

Hieby  so  mag  man  wc^l  vcrstan,  und  sind  erlichen  wol  bestanden. 

Daz  das  Ergciw  hat  wol  getan  Gottbehüett  sy  noch  vor  schänden. 

Der  Herscliaft  her  in  alter  zitt,  Sy  band  gehept  gross  ungemach, 

in  stürmen,  reisen  und  in  stritt,  Das  weist  der  Morgart  u.  Sempach . . 

Königsfeldcr  Handschrift  des  Clemens  Specker  von  Sulgen  von  1480.  Zuerst  ge- 
druckt bei  J.  R.  Sinner:  CaLilog.  Codic.  Mss.  Bibl.  Bernensis  1770,  II,  81 — 87.  Auf 
spätem  Hand>chriftcn  bcniht  die  Ausgabe  bei  Langhans,  Senkenberg  Select.  Juris  IV. 
61,  Tschudi  Chronik  II,  28  und  bei  Liliencron:  bist.  Volkslieder  I.  268 — 272. 

7.  Isenhofers  Schmachlied  gegen  die  Schweizer. 

1443- 

In  Strophe  32  dieses  Liedes,  das  auf  das  Sempacherlied  anspielt*), 
wird  auch  Herzog  Leopolds  gedacht,  der  bei  Sempach  erschlagen  wurde. 
Man  hat  Inen  lang  vertragen,  Vertriben  sind  die  Frommen, 

Gewalt  und  Übermut  Als  vor  der  Puren  Spott, 

Ein  Fürst  band  si  erschlagen,  Das  Ire  band  si  ingnommen, 

Darzu  meng  Edel  Blut,  Nun  helffs  uns  rächen  Gott. 

E.  Tschudi's  Chronik- II,  414. 

*)  Z.  B.  in  Strophe  2:  «fBlüemi,  lass  din  lucjen.»  Tobler:  Schweizer.  Volkslieder, 
II,  29. 


8.  Diss  ist  das  lied  so  nach  der  Sempacher  Schlacht 

gesungen  wart. 

Die  niderlenschen  Herren  die  zugent  inns  oberlandt  etc. 

Vgl.  oben  Chronik  von  Melchior  Russ  von  1482,  S.  185 — 187.  Lütolf  hat  zuerst 
behauptet,  Russ  habe  durch  die  Worte  «Diss  ist  das  lied . .»  gegen  das  später  en*'eiterte 
Lied  Protest  erhoben ;  allein  diese  Hypothese  passt  entschieden  nicht  zu  einem  so  durch 
und  durch  unkritischen  Geschichtschreibcr  vom  Schlage  dieses  Melchior  Russ.  Man 
beachte  z.  B.,  dass  dieser  Historiker  u.  a.  das  Treffen  bei  Bintzenrein  statt  auf  den 
24.  December  1388  in's  Jahr  1399  verlegt,  die  Schlacht  von  Döfhngen  statt  in's  Jahr 
1388  in's  Jahr  1399.  Die  Schlacht  von  Näfels  lässt  Russ  durch  Graf  Hans  von  Werden- 
berg eröffnen,  welcher  derselben  gar  nicht  beiwohnte. 

9.  Fragmente  eines  Sempacherliedes. 

Solche  finden  sich  in  einer  Zürcherchronik  (B,  65),  die  auch  Silber- 
isen  und  Brennwald  (oben  Seite  233)  copirten.  Hier  lesen  wir  bei  der 
Berathung  der  österreichischen  Ritter,  wie  der  Angriff  geschehen  soll : 

wir  wend  uns  selbs  an  inen  rechen, 

und  die  sach  also  ansechen, 

wir  sind  bergshalb  und  alle  wol  bezügt, 

so  sind  die  puren  alle  nackent  Kit; 

darum  so  wellend  wir  allsam' 

von  unsren  pfärden  stan. 

zo.  Chronik  von  Zürich 

von  1466. 

Auch  hier  finden  wir  Spuren  eines  alten  Liedes: 

wann  sy  woltend  keinen  armen  man 
nit  by  inen  lan, 

sy  woltend  die  Schwyzer  selber  schlan. 
Vgl.  G.  V.  Wyss:  Ueber  eine  Züricher  Chronik  34;  dazu  oben  S.  171. 

IX.  Das  Lied  von  Sempach  und  demnach  wie  Wesen  Ein- 
genommen und  gewunnen  Ward. 

1 .  Im  tausend  dreihundert  und  sechs  und  achzigosten  Jar : 
hat  auch  Gott  besonder  sin  gnad  gethan,  ist  war. 

He  der  Eidgnosschaft  Ich  sag, 

det  Inen  grossen  bistand  uff  Sannt  Zirillen  Tag. 

2.  Es  kam  ein  Herr  gezogen  von  Wilisöw  uss  der  Stat. 
da  kam  ein  ymb  geflogen,  In  d'Linden  er  genistet  hat. 
He  der  Imb  an  sinen  wagen  flog, 

als  do  der  selbig  Herre  für  die  Linden  zog. 


356 


3-  Das  dütet  frömbde  Gäste,  So  ret  der  gemeine  Man. 
da  sah  man  wie  die  Vesty  dahinden  Z'Wilisow  brann. 
He  Sie  redtend  uss  Übermuet 
die  Schwitzer  wand  wir  töden,  das  Jung  und  alte  Bluot. 

4.  Sie  zugen  mit  richem  schalle,  gän  Sursee  in  die  staL 
dieselben  Herren  alle,  So  da  die  Landschaft  hat. 
He  und  kostet  es  unsr  Lib  und  Leben 

die  Schwitzer  wend  wir  zwingen  und  Inen  einen  Herren  geben. 

5.  Sy  fiengen  nun  an  ziehen,  mit  Ir  köstlichem  Wath. 
dz  fölkly  fieng  an  fliechen,  gan  Sempach  in  die  Stat 

He,  das  uff  den  ackemn  war,  den  Herzogen  sah  man  ziechcn, 
Mit  einem  Herr  was  gross. 

6.  Was  froewen  Sy  begriffen,  namend  Sy  zehand 

hand  innen  abgeschnitten,  ob  der  Gürtel  Ihr  gewand. 

He  und  Hessens  So  lasterlich  stan. 

da  batens  Gott  vom  Himel,  Er  söltz  nit  vngerochen  lan. 

7.  Die  niderländischen  Herren,  zugen  ins  oberland, 
wend  sich  des  bemernn,  sy  sölten  sich  bass  bewaren 

He,  und  vor  ihr  bicht  veryechen,  in  oberlandischen  amen 
Ist  Inen  Wee  beschechen. 

8.  Und  wo  Ist  dann  der  pfaffe,  dem  Einer  bichten  muss. 
Zu  Schwitz  ist  er  beschafTen,  er  gibt  ein  herti  Buss. 
He,  die  wirt  er  vch  schier  geben. 

und  auch  mit  Hallebarten  wirt  er  vch  genn  den  Segen. 

9.  Das  war  ein  herti  Busse,  O  lieber  Domine. 

So  wir  die  tragen  mussten,  es  det  vur  jemer  wee. 

He,  wem  sollen  wir  es  klagen. 

So  wir  ein  söliche  Busse,  Von  Schwizernn  müssten  tragen. 

10.  An  einem  montag  fru,  da  man  die  mähder  sach. 

Jez  müesscn  In  dem  thauwe,  davon  Inen  wee  beschach. 

He,  da  Sy  gemäyct  hand. 

man  glopt  Inen  ein  morgenbrot.  Vor  Sempach  uff  dem  land. 

11.  Gar  bald  ruft  Hans  Von  Küssnacht,  gann  Sempach  in  die  Stat 
Gend  nun  den  Mildern  zeessen,  denn  sy  sind  an  dem  Mad. 
He,  das  wend  die  Mader  han. 

und  thund  Ihr  das  nid  balde,  Ihr  werden  sin  schaden  han. 

1 2.  Da  antwort  Im  geschwinde,  ein  Burger  aus  der  Stat. 

wir  wend  sy  schlachen  umb  Grinde,  gar  schier  In  Ihrem  Mad. 

He,  Inen  gen  ein  morgenbrot. 

Das  Ritr  und  auch*  knechte  am  Mad  wirt  bliben  tod. 


357 

13.  Wan  komt  daselbe  morgenbrot,  das  Ir  Vns  wollend  gänn. 
wann  wir  die  kü  gemelken,  So  sölt  ihrs  wol  vemen. 

He,  Wir  wend  Vch  richten  an. 

Das  Vwer  etwa  menger,  den  löffel  wird  fallen  lann. 

14.  Gar  bald  Sy  da  vemamen,  von  Sempach  vss  der  Burg. 

Vnd  das  die  Eidgnossen  kamen,  da  reyt  der  von  Hassenburg. 

He,  Er  spächet  Ime  derpann. 

da  sach  er  bieinander,  mengen  klugen  Eidgnossen  stan. 

15.  Die  von  Luzern  starktend  sich  Vestiklich. 

an  manheid  gar  ein  Here,  keiner  sach  nie  hinder  sich. 

He !  Sie  begerten  Vomen  daran. 

do  das  sach,  der  von  Hassenburg,  wie  bald  er  gritten  kam. 

16.  Und  det  zum  leger  keren,  gar  bald  er  zu  Ipen  sprach, 
ach  gnädiger  fürst  und  Herre,  Heten  Ir  Hut  Vwer  gmach. 
He,  allein  auf  disenn  Tag. 

das  fölkli  hab  Ich  beschauwet,  es  ist  gar  unverzagt. 

1 7.  Do  ret  einer  von  Ochsenstein :  Hassenburg  hassenhertz ! 

Im  antwort  der  von  Hassenburg,  dine  wort  bringen  mir  schmertz. 

He,  Ich  sag  dir  by  thrüwe  min, 

noch  hüt  wellen  (wir)  Sachen,  wer  der  zager  wirt  sin. 

18.  Sy  bunden  vff  Ihr  Hellme,  Vnd  woltenss  fürhinth ragen. 

Von  schuhen  hüwends  die  Schnäbel,  man  het  gefült  zwen  wägen. 

He,  der  adell  wolt  Vomen  dran. 

die  armen  gmeinen  puren,  mussten  dahinden  stan. 

19.  Zue  samen  sie  nun  sprachen,  das  Völkli  ist  nit  klein, 
sölten  es  die  puren  schlachen,  unser  lob  das  wurd  klein. 
He,  man  sprach  die  puren  Hannds  than. 

Die  frommen  trüwen  Eidgnosse,  Ruffen  Gott  Von  Himel  an, 

20.  Ach  Richer  Christ  von  Himel,  durch  deinen  Herten  tod, 
Hilf  hüt  vns  armen  sünderen  Vss  diser  Angst  und  Not. 
He,  und  thuo  Uns  bygestann 

Vnd  unser  land  und  lüte,  in  schütz  und  Schirm  behau. 

21.  Do  sy  Ir  pet  Volbrachtend,  Gott  ze  lob  und  auch  ze  Er 
und  Gottes  liden  gedachten,  sannt  Inen  Gott  der  Herr. 
He,  strenge  Hertz  und  Mannes  kraft. 

Vnd  das  sy  dass  er  karten,  Jetz  gegen  der  Riterschaft. 

22.  Lutzem,  Vry,  Schwitz,  Underwalden,  mit  mängem  Bidermann. 
Zuo  Sempach  vor  dem  walde,  do  Inen  der  Low  bekam. 

He,  sy  warend  hoch  gemeyt, 

und  low  wilt  du  fechten,  das  sy  dir  unverseyt. 


35« 


23-  Der  low  sprach:  Vf  mine  Eide  du  fügst  mir  äbenrechL 
Ich  han  vf  diser  Heyde,  gar  manchen  Ritter  und  Knecht 
He,  ich  will  dich  wüssen  lan. 
da  du  mir  hast  ze  Loupen,  gar  vil  zuo  leid  gethan, 

24.  Und  an  dem  Morgartqn,  erschlugst  mir  mengen  Man, 
das  must  von  mir  erwarten,  ob  ichs  gefüegen  kan. 
He,  das  sy  dir  zuo  geseyt. 

do  sprach  der  stier  zum  löwen,  din  thröwen  würd  dir  leyd. 

25.  Der  low  fing  an  ze  russen,  Vnd  schumken  sinen  Wadell. 
da  sprach  der  ruchy  stiere,  wend  wirs  versuochen  aber. 
He,  so  trit  hie  zuohar  bass. 

wann  disse  grüne  Heide,  von  Blut  rauss  werden  nass. 

26.  Sy  fiengen  nun  an  schiessen,  zuo  Inen  in  den  tän. 

man  griff  mit  langen  spiessen,  die  fromen  Eidgnossen  an. 

He,  der  schimpf  der  war  nit  süss. 

die  äst  von  hochen  bäumen  fiellend  für  Ihrer  Herren  füss. 

2'j,  Des  ad  eis  hör  was  veste,  Ir  Ordnung  dik  und  breit. 
Verdross  die  fromen  Gäste,  ein  Winkelried  der  seit, 
He,  wend  irs  geniesen  lan. 
mine  armen  kind  und  frowen,  so  wil  Ich  ein  frefel  bestann. 

28.  Thrüwen  lieben  Eidgnossen,  min  leben  verlür  ich  damit; 
sy  hcnd  ir  Ordnung  gemachet,  wir  mogens  Inbrcchen  nit. 
He,  ich  will  ein  Inbruch  han. 

des  wellen  Ir  min  Geschlechte,  in  ewigkeit  geniessen  lan. 

29.  Hiemit  do  det  er  fassen  ein  arm  vol  spiessen  behend, 
den  sinen  macht  er  ein  gassen,  sin  leben  hat  ein  End. 
He,  er  hat  eins  lowen  muoth. 

Sin  dapfer  mannlich  sterben,  war  den  vier  waldstetten  gut 

30.  Also  begonde  brechen,  des  adels  omung  bald. 

mit  hoewen  und  mit  stechen,  Gott  siner  seilen  walt 

He,  wo  er  das  nit  het  gethan, 

müsste  noch  manger  fromer  Eidgnoss  sin  leben  verloren  han, 

31.  Sy  schlugen  vn  verdrossen,  und  erstach  end  mengen  Man. 
und  rufen  die  fromen  Eidgnossen,  einanderen  trüwlich  an. 
He,  den  löwen  es  sehr  verdross. 

Der  stier  fieng  sich  an  sperren,  dem  löwen  gab  er  ein  stoss. 

32.  Der  adel  stach  um  sich  wüste,  das  treibe  er  mit  macht, 
die  Schwitzer  zuo  der  zit  namen  Inen  die  spiess  mit  macht 
He,  und  grifends  erst  frölich  an. 

mit  Ihren  Hallbarten,  erschlugen  mängen  edelman. 


359 

33-  Der  low  fieng  an  zuo  möewen,  und  trat  nun  hinter  sich 
der  stier  startzt  sine  brawen,  und  gab  dem  Löwen  ein  stich. 
He,  das  er  gar  kumb  enthran. 
Ich  sag  dir  rucher  löwe,  du  must  mir  min  Weid  da  lan. 

34.  Fluch  hin  du  rucher  löwe,  Ich  bin  by  dir  gewessen. 

du  hast  mir  hört  getröwet,  doch  bin  Ich  vor  dir  genessen. 

He,  jetzt  züch  recht  wider  heimb. 

Zu  dinen  schonen  frowen,  din  ehr  ist  worden  klein. 

35.  Es  stat  dir  lasterlichen  an,  Wo  man  es  von  dir  seit, 
du  mich  bist  gefiochen,  Vss  disser  witen  Heid. 
He,  das  stat  dir  ye  übel  an. 

du  hast  mir  hie  gelassen,  gar  mengen  stolzen  Man. 

36.  Und  darzu  dinen  Harnisch  han  ich  dir  gwunen  an 
darzuo  fünfzechen  panner  und  vciily  hastu  mir  gelan. 
He,  das  ist  dir  jemer  ein  schan  1. 

doch  han  Ichs  dirs  abgwunen,  mit  riterlicher  Hand. 

37.  Die  notvesten  Eidgnossen,  Hand  da  Ihr  bestes  gethan. 
und  band  dem  Adel  grosse,  zur  rechten  Adern  gelan. 
Hc,  sy  hands  zetod  erschlagen, 

zu  Köngsfelden  in  das  Closter,  do  hat  man  Ir  vill  begraben. 

38.  Also  vertrib  der  Stiere,  den  Löwen  vss  dem  Korn, 
Sin  throwen  und  prangnieren,  was  ime  gar  verloren, 
He,  es  stat  Im  Vbel  an. 

Ja  das  der  Low  dem  Stiere,  Sin  weid  mit  gewalt  must  lan. 

39.  Herzog  Lupoid  von  Österreich,  war  gar  fröelich  Man, 

dheins  guten  rats  volget  Er  nit,  weit  mit  den  puren  selb  schlann. 

He,  gar  frischlich  wolt  er's  wagen. 

da  er  an  die  puren  kam  hands  In  zetod  erschlagen. 

W.  Schodeler*s  Chronik.  Manuscript  V,  17,  fol.  395 — 402.  Handschrift  aus  dem 
18.  Jahrhundert  in  der  Stadtbibliothek  Bern.  Hier  nach  der  mir  von  Herrn  Dr.  E.  von 
Muralt  in  Lausanne  mitgetheillcn  Copie. 

Einsiedler  Handschrift  Nr.  384,  fol.  301  b.  Vgl.  Geschichtsfreund  XVIII,  27 1  -274. 
Eine  Copie  dieser  Handschrift  vom  Jahre  1604  ist  die  Berner  Handschrift. 

Vgl.  dazu  die  Zusätze  von  Berlinger  zu  Etterlins  Chronik  von  1531  — 1545,  oben 
Seite  227 — 228. 

12.  Kleineres  Sempacher-Lied 

in  Werner  Stciner*s  Chronik. 

Die  niderlenschen  herren,  sy  sond  die  bicht  verjehen, 

sy  ziend  ins  Oberland,  von  handhaften  Schwyzeren, 

wend  sy  sich  da  erweren,  ist  Ihnen  wee  geschehen, 
sy  sond  sich  bass  bewaren, 


36o 


Wo  ist  nun  der  pfaffe, 

dem  sy  gen  bichten  sond  ? 

ze  Schwyz  ist  er  gesessen, 

er  kan  die  buss  gar  wol, 

er  kan  die  buss  gar  wol  geben, 

mit  sinen  scharpfen  halenparten, 

gibt  er  inen  den  segen. 

Es  wer  doch  uns  ein  schwere  busse, 

min  her  domine, 

die  wir  da  tragen  musstend, 

die  thet  uns  iemer  wee, 

wir  musstend  uns  iemer  klagen, 

das  wir  die  schwere  busse, 

von  Schwyzern  musstend  tragen. 

Von  Lucem,  Uri,  Schwiz,  Under- 

walden, 
vil  menger  kluger  man, 
ze  Sempach  vor  dem  walde. 
da  inen  der  löwe  beckam, 
sy  warend  hochgemeit, 
her  Icuwe,  *)  wilt  du  fechten, 
das  sy  dir  unvcrseit. 

Der  low  begund  russen, 

und  schmucken  sinen  wadel, 

do  sprach  der  stier  zum  l(*)wcn, 

wend  wirs  versuchen  aber, 

so  tritt  her  zu  her  bass, 

das  die  grüne  beide, 

von  rotem  blut  werd  nass. 

Bemerkung  von  Steiner:  das  han  ich  funden  in  einem  alten  buch 
hatt  mir  her  Heinrich  Uettingcr,  chorherr  ze  Zürich,  glien,  vnd  andere, 
als  du  hernach  finden  wirst.  Diss  lied  ist  im  truck  vssgangen.  Ein  ander 
lied  findst  schier  am  end  diss  büchlins,  kurapt  von  Zug,  1533  jar. 

StacUbibliothek  Zürich  Mss.  B  138  — 523,  Blatt  5.  R.  v.  Liliencron:  histor.  Volks- 
lieder I,  119 — 122. 

Das  von  Werner  Steiner  mitgetheilte  Gedicht: 

Die  Nidcrländischen  Herren 
sind  zoj^en  ins  Oberland 

existirte  schon  zur  Zeit  der  Biirgiinderkricjje,  wo  Veit  Weber  sein  Lied  «von  Bünter- 
lin»  in  dieser  Weise  sang.  Schilling's  Chronik  183.  Weiler:  Annalen  I,  S.  41. 

*)  Der  Löwe  ist  das  Stamm wappcn  der  Habsburg. 


Sy  hüwend  an  ein  anderen, 

sy  griffend  ein  anderen  an, 

unz  das  der  ruche  löwe, 

die  sinen  flucht  gewan, 

er  floch  dort  wol  an  einen  berg, 

nun  fluch  dar  von  löwe, 

keiner  eeren  bist  du  wert. 

Lcüw,  wilt  du  mir  entwichen, 
hie  uff"  diser  beide  breit 
das  statt  dir  lasterlichen, 
und  wo  man  es  von  dir  seit, 
es  stat  dir  übel  an, 
du  hast  mir  hie  gelassen 
vil  mengen  klugen  man. 

Du  hast  mir  hie  gelassen, 

auch  dinen  hamist  gut, 

wol  13  panner 

hab  ich  dir  gewunnen  an, 

mit  ritterlicher  band, 

gang  heim  zu  dinen  frouwen, 

du  hast  sy  iemer  schand. 

Die  von  Mümpelgarten, 
und  die  von  Ochsenstein, 
man  muss  ir  lang  zyt  warten, 
ee  sy  komend  wider  heim; 
sy  sind  ze  tod  erschlagen, 
zu  Sempach  vor  dem  walde 
ligend  sy  vergraben. 


36i 


13.  Halbsuters  Sempacher  Lied 

nach  den  Handschriften  von  Tschudi,  Steiner  und  den  Druckausgaben. 


A.  Gilg  Tschudi's  Text  des 

1.  Im  tusent  und  dryhundert 
und  sechs  und  achtzgisten  jar, 
do  hat  doch  gott  besunder 

sin  gnod  ton  offenbar, 

he !  der  eidgnoßschaft,  ich  sag : 

tat  jren  gross  bis  tan  de 

uff  Sant  drillen  tag. 

2.  Es  kam  ein  herr  gezogen 
gen  Willisow  in  die  statt ; 

do  kam  ein  imb  geflogen, 

in  d'linden  er  gnistet  hat : 

he!  an's  herzogen  wagen  er  flog, 

als  do  der  selbig  herzog 

wol  für  die  linden  zog. 

3.  «Das  dütet  frömbde  geste»: 
so  redt  der  gmeine  man. 

Do  sach  man  wie  die  veste 
dahinder  z'Willisow  brann. 
He !  si  redtend  uss  Übermut : 
«die  Switzer  wend  wir  töden, 
das  jung  und  alte  blut.» 

4.  Si  zugend  mit  richem  schalle 
von  Sursee  uss  der  statt, 
dieselben  herrcn  alle, 

so  der  hertzog  gesamlet  hat : 
«He!  und  kosts  uns  Hb  und  leben, 
die  Switzer  wend  wir  zwingen 
und  inen  ein  herren  geben.» 

5.  Si  fiengend  an  ze  ziechen 
mit  ir  kostlichen  watt : 

das  völcklin  fieng  an  fliechen 
gen  Sempach  in  die  statt, 
he !  das  uff  den  ackern  was ; 
den  hertzog  sach  man  ziechen 
mit  einem  hör,  was  gross. 

6.  Welch  frowen  si  begriffen 
namend  si  zu  der  hand 


grossen  Sempacherliedes. 

hand  Inen  abgeschnitten 

wol  ob  dem  gürtel  ir  gwand 

He !  und  liessends  so  schmächlich 

ston: 
do  batends  gott  von  himmel, 
er  welts  nit  ungrochen  Ion. 

7.  Ir  niderländschen  herren, 
ir  ziend  in*s  Oberland : 

wend  ir  üch  da  emeren, 

es  ist  üch  noch  unbekandt; 

He !  ir  soltentz  vor  bycht  verjechen ; 

in  oberländscher  eme 

möcht  üch  wol  wee  beschechen. 

8.  «Wo sitzt  dann  nun  der  pfaffc, 
dem  einer  da  bychten  muss?» 
«Zu  Switz  ist  er  beschaffe; 

er  gibt  eim  herte  buss ; 

He !  die  wirt  er  üch  ouch  schier 

geben ; 
mit  scharpfen  halenbarten 
wirt  er  üch  gen  den  segen.» 

9.  «Das  wer  ein  schwere  busse, 
gnad  herr !  her  doraine ! 

so  wir  die  tragen  mussten, 

es  tat  uns  jemmer  wee. 

He !  wem  söltind  wir  es  klagen, 

wo  wir  ein  solche  busse 

von  Switzem  müstind  tragen?» 

10.  An  einem  mentag  früe 
do  man  die  mäder  sach 
jetz  musen  in  dem  tauwe 
davon  Inen  wee  beschach. 
He !  und  do  si  gmayet  hand, 

do  bracht  man  in  z'morgenbrote 
vor  Sempach  uff  das  land. 

11.  Gar  bald  ruft  Rutschmann 

von  Rinach 


362 


Gen  Sempach  in  die  statt: 
«Den  mädem  bringend  ze  essen 

hernach, 
wann  si  sind  an  dem  mad. 
He !  das  wend  die  mäder  han, 
und  tund  Ir  das  nit  balde, 
Ir  werdend  sin  schaden  han.» 

1 2.  Do  antwurt  Im  gar  gsch winde 
ein  burger  uss  der  statt : 

«Wir  wend  si  schlan  umbd'grindc 
gar  schier  in  irem  mad. 
He !  In  gen  ein  morgenbrot 
das  ritter  und  ouch  grafen 
am  mad  wirt  ligen  todt.» 

13.  «Wenn  kumpt  das  selbig 

morgenbrot 
das  ir  uns  wellend  gen?» 
d'Eidgnossen  kommend  jetzt  gar 

gnot: 
so  sollend  ir's  wol  vernen  ; 
He!  si  werden  üch  richten  an, 
da  üwer  etwa  menger 
den  löffel  wirt  fallen  lan.» 

14.  Gar  bald  si  da  vemamend 
von  Sempach  uss  der  bürg 

wie  das  d'Eidgnossen  kamend. 
do  reit  der  von  Hasenburg, 
He!  er  spächet  in  der  ban: 
do  sach  er  bi  einandern 
meng  klugen  eidtgnossen  stan. 

15.  Die  herren  von  Lucerne 
strecktcnd  sich  vestigklich, 

an  mannhcit  gar  ein  kerne : 
keiner  sach  nie  hinder  sich ; 
He !  jeder  b'gert  vomen  dran. 
Do  das  sach  der  von  Hasenburg, 
wie  bald  er  geritten  kam ! 

16.  Er  ttitt  zum  lager  keren: 
gar  bald  er  zum  hertzog  sprach : 
«Ach  gnediger  fürst  und  herre, 


hettind  ir  hüt  üwer  gemach, 
He!  allein  uff  diesen  tag! 
das  völcklin  hab  ich  b'schowet : 
si  sind  gar  unverzagt.» 

1 7.  Do  redt  ein  herr  von  Ochsen- 

stein : 
«O  Hasen  bürg  hasenherz!» 
Im  antwurt  der  von  Hasenburg: 
«Dine  wort  bringend  mir  schmerz. 
He!  Ich  sag  dir  bi  der  trüwe  min: 
man  sol  noch  hüt  wol  sechen 
wedrer  der  zager  werde  sin!v 

18.  Sie  bundend  uf  ir  helme 
und  tatends  fürher  tragen, 

von  schuchen  huwentz  d'schnäbel: 
man  hett  gefüllt  ein  wagen. 
He!  der  adel  wolt  vomen  dran: 
die  andern  gmeinen  knechte 
mustend  dahinden  stan. 

19.  Zusamen  si  da  sprachend: 
«Das  völckli  ist  gar  klein: 
söltind  uns  die  puren  schlachen, 
unser  lob  das  wurde  klein; 

He !  man  sprach  «  puren  hands  tan  *. 
Die  biderben  eidgnossen 
ruftend  gott  im  himel  an. 

20.  «  Ach  richer  Christ  vom  himel, 
durch  dinen  bittem  tod 

hilf  hüt  uns  armen  sündem 
uss  diser  angst  und  not 
He!  und  tu  uns  byestan 
und  unser  land  und  lüte 
in  schirm  und  schützung  han.* 

2 1 .  Do  si  ir  bett  voUbrachtend 
gott  zu  lob  und  ouch  zu  eer, 
und  gottes  lyden  g'dachtend, 

do  sandt  inen  gott  der  herr 
he!  das  hertz  und  manneskrafft 
und  das  si  tapfer  kartend 
jetz  gegen  der  ritterschaft. 


363 


22.  Lucern,  Uri,  Switz,  Under- 

walden 
mit  mengem  biderman 
zu  Sempach  vor  dem  walde, 
da  inen  der  low  bekam, 
he !  der  ruch  stier  was  bereit, 
«und  low,  wilt  mit  mir  fechten, 
das  sig  dir  unverseit.» 

23.  Der  low  sprach :  «uffmineide, 
du  fügst  mir  eben  recht: 

ich  hab  uff  diser  beide 
meng  stoltzen  ritter  und  knecht: 
he !  ich  wil  dir  g^n  den  Ion 
unib  das  du  mir  einst  ze  Loupen 
gar  vil  ze  leid  hast  ton. 

24.  Und  an  dem  Moregarten 
erschlugst  mir  mengen  man; 
von  mir  must's  hüt  erwarten, 
ob  ichs  gefügen  kan: 

hc!  das  sig  dir  zugeseit» 

Do  sprach  der  stier  zum  löwen : 

«fdin  tröuwen  wirt  dir  leid.» 

25.  Der  low  fieng  an  ze  müssen 
und  schmucken  sinen  wadel. 

Do  sprach  der  stier:  «ruck  usshen: 

wend  wir's  versuchen  aber? 

he!  so  tritt  hie  zuher  bas, 

das  dise  grüne  beide 

von  blut  mög  werden  nass.» 

26.  Sie  fieng  an  ze  schiessen 
zu  inen  in  den  thann; 

man  greiff  mit  langen  spiesscn 
die  frommen  eidgnossen  an; 
he!  der  schimpf,  der  was  nit  süss; 
die  äst  von  hochen  bäumen 
fi elend  für  ire  füss. 

2J,  Des  adels  her  was  veste, 
ir  Ordnung  dick  und  breit: 
verdross  die  frommen  geste; 
ein  Winkelried  der  seit 


hc!  «wend  ir's  gniessen  lan 
min  arme  kind  und  frowen, 
so  wil  ich  ein  frevel  bstan. 

28.  Trüwen  lieben  eidtgnossen, 
min  leben  verlür  ich  mitt. 

Si  band  ir  Ordnung  gslossen: 
wir  mögends  in  brechen  nitt. 
He!  ich  will  ein  inbruch  han: 
das  wellend  ir  min  gschlechte 
in  ewig  gemessen  lan.» 

29.  Hiemit  do  tätt  er  fassen 
ein  arm  voll  spiess  behend : 
den  sinen  macht  er  ein  gassen; 
sin  leben  hat  ein  end. 

He!  er  hat  eins  löwen  mut; 
sin  mannlich  dapfer  sterben 
was  den  vier  waldstetten  gut. 

30.  Also  begundentz  brechen 
des  adels  Ordnung  bald, 

mit  houwen  und  mit  stechen, 
Gott  siner  seien  walt: 
he!  wo  er  das  nit  het  gethan, 
so  wurd's  eidgnossen  han  kostet 
noch  mengen  biderman. 

31.  Sie  schlugend  unverdrossen, 
erstachend  mengen  mann; 

die  frommen  eidgenossen 
sprachend  einandern  trostlich  an. 
He,  den  löwen  es  ser  verdross, 
der  stier  tätt  vintlich  sperren, 
dem  löwen  gab  er  ein  stoss. 

32.  Der  low  fieng  an  ze  mauwen 
und  tretten  bind  er  sich; 

der  stier  startzt  sine  brauwen 
und  gab  ihm  noch  ein  stich, 
He !  das  er  bleib  uff  dem  plan : 
«ich  sag  dir,  rucher  löwe, 
min  wcid  must  mir  hie  lan.» 

33.  Der  pfaff  hat  inen  gebychtet, 
die  buss  ouch  jetzund  geben. 


364 


Der  low  fieng  an  ze  wychen, 
die  flucht  fügt  im  gar  eben; 
he !  er  floch  hin  gen  dem  berg. 
Der  stier  sprach  zu  dem  löwen: 
«du  bist  keiner  eeren  wert.» 

34.  «Züch  hin,  du  rucher  löwe: 
ich  bin  bi  dir  gewesen, 

du  hast  mir  hert  getröwet, 
und  bin  von  dir  genesen, 
he!  züch  recht  wider  heim 
zu  dinen  schönen  frouwen : 
din  cer  ist  worden  klein. 

35.  Es  stat  dir  lasterlichen, 
wo  man's  nun  von  dir  seit, 
das  du  mir  bist  entwichen 
uff  diser  grünen  heid ; 

he!  es  stat  dir  übel  an. 
Du  hast  mir  hie  gelassen 
gar  mengen  stoltzen  man. 

36.  Darzu  die  harnist  klare 
han  ich  dir  gwunnen  an; 
ouch  funfzehen  houptpanere, 
die  hast  du  mir  gelan: 

he!  das  ist  dir  jemer  ein  schand: 
ich  han  dir's  angewunnen 
mit  ritterlicher  band.* 

37.  Die  vesten  von  Luccme 
band  da  ir  bests  getan 

und  band  den  frömden  herre 
zur  rechten  adem  gl  an: 
he!  si  hand's  ze  tod  geschlagen; 
ze  Küngsfelden  im  closter 
ligend  ir  vil  vergraben, 

38.  Desglich  die  vesten  von  Switze 
mit  mengem  klugen  man, 

mit  mannheit  und  mit  witze 
griffends  den  löwen  an: 
he !  sie  schlugcnd  in  uff  den  tod ; 
sie  houwend  in  in  grinde, 
das  er  im  blut  lag  rot. 


39.  Darzu  die  vesten  von  Ure 
mit  irem  swartzen  stier, 

vil  vester  dann  ein  mure 
bestrittends  das  grimme  thier; 
he!  in  irem  grimmen  zorn 
schlugend  si  durch  die  helme 
die  herren  hochgebom. 

40.  Und  ouch  von  Unterwaiden 
die  vesten  usserkom, 

die  beiden  wunderbalde, 

in  irem  ruchen  zorn, 

he!  si  schlugend  tapfer  drin, 

und  hiessend  die  frömbden  herren 

mit  spiessen  gotwillkom  sin ! 

41.  Also  vertreib  der  stiere 
den  löwen  uss  dem  kom: 

sin  tröwen  und  prangnieren 
was  gar  und  gantz  verlorn : 
he!  es  stat  im  übel  an, 
ja,  das  der  low  dem  stiere 
sin  weid  mit  gwalt  muss  lan. 

42.  Hertzog  Lüpolt  von  Oesterrich 
was  gar  ein  freidig  man: 

keins  guten  rats  belud  er  sich, 
wolt  mit  den  puren  schlan; 
he !  gar  fürstlich  tat  er*s  wagen. 
Do  er  an  d'puren  käme, 
hand's  in  ze  todt  geschlagen. 

43.  Sin  fürsten  und  ouch  herren 
die  littend  grosse  not; 

si  tatend  sich  mannlich  weren: 
d'puren  band  si  gschlagen  z'tod; 
he !  das  ist  nun  unverschwigen : 
dann  ob  sechshundert  helme 
sind  uff  der  waltstat  bliben. 

44.  Ein  herre  was  entrunnen, 
der  was  ein  herr  von  Gree: 

er  kam  zur  selben  stunden 
gen  Sempach  an  den  see; 
he !  er  kam  zu  Hans  von  Rot : 


365 


«nun  tu's  durch  got  und  gelte, 
führ  uns  uss  aller  not.» 

45.  « Vastgern»,  sprach  Hans  von 

Rote, 
des  Ions  was  er  gar  fro, 
das  er  in  verdienen  solte; 
fürt's  übern  see  also. 
He!  und  do  er  gen  Notwyl  kam, 
do  winckt  der  her  dem  knechte, 
er  solt  den  schifTman  erstochen  han. 

46.  Das  wolt  der  knecht  voll- 

bringen 
am  schififmann  an  der  statt. 
Hans  Rot  merckts  an  den  dingen: 
das  schiffli  er  bhänd  umtrat : 
he!  er  warf  si  beid  in  see: 
«nun  trinkend,  lieben  herren, 
ir  erstechend  kein  schiffman  me.» 

47.  Hans  Rot  tet  sich  bald  keren, 
seit  wie  es  gangen  was, 

zu  sinen  lieben  herren: 

«  nun  merckents  dester  bas : 

he !  zwen  fisch  ich  hüt  g'fangen  han ; 

ich  bitt  tich  um  die  schuppen, 

die  fisch  will  ich  üch  lan. 

48.  Si  schicktend  mit  Im  dare, 
man  zog  si  uss  dem  see; 

der  bulgen  namcnts  wäre 
und  anders  noch  vil  me. 
he !  si  gabend  Im  halben  teil, 
des  lobt  er  gott  von  himel, 
und  meint  es  war  wolfeil. 

49.  In  wätschgem  warend  zwo 

schalen, 
die  warend  von  silber  gut, 
die  wurden  Hansen  Roten : 
des  was  er  wol  ze  mut. 
He !  er  hat  si  nit  verthon : 
z'Lucem  bi  sinen  herren 
sind  si  behalten  schon. 


50.  Do  kam  ein  bott  gar  ändlich 
gen  Oesterrich  ze  hand: 

«ach  edle  frow  von  Oesterrich, 
üwer  herr  ligt  uff  dem  land, 
he !  zu  Sempach  im  blute  rot 
ist  er  mit  fürsten  und  herren 
von  puren  geschlagen  z'tod. » 

51.  «  Ach  richer  Christ  von  himel, 
was  hör  ich  grosser  not ! 

ist  nun  min  edler  herre 
also  geschlagen  z*tod, 
he !  wo  sol  ich  mich  hin  han  ? 
het  er  mit  edlen  gstritten, 
man  hett  In  gfangen  gnon. 

52.  Nun  ylend  wunderbalde 
mit  ross  und  ouch  mit  wagen 
gen  Sempach  für  den  walde : 
da  söIt  ir  In  ufladen; 

he !  fürend  In  ins  Closter  in 
hinab  gen  Künigsvelden : 
da  sol  sin  begrebnus  sin. 

53.  In  und  umb  und  uff  dem  sin 
sig  herzog  Lüpolt  erschlagen, 

das  tund  die  herren  ennert  Rin 
von  den  eydgnossen  sagen : 
he !  ich  setz  ein  anders  dran : 
war  er  daheim  beliben, 
Im  het  niemand  leids  gethan. 

54.  Mit  Im  so  tätt  er  führen 
uff  wägen  etlich  fass, 

mit  hälsling,  strick  und  schnüren, 
dann  er  der  meinung  was, 
he !  möcht  er  gesiget  han, 
so  wolt  er  die  eidgnossen 
allsamen  erhencken  lan. 

55.  Hett  er  kein  unfug  triben 
und  nit  solch  Übermut, 

so  wärind  die  edlen  bliben 
jetlicher  bi  sinem  gut. 
He !  si  tribends  aber  z'fil : 


366 


des  ist  inen  druss  erwachsen 
ein  sölich  hantvest  spil. 

56.  Die  frow  von  Mümpelgarten 
und  die  von  Ochsenstein, 

si  mustind  langzit  warten 
ob  ir  man  kämind  heim; 
he !  si  sind  ze  tod  erschlagen : 
man  hörtz  in  iren  landen 
gar  jrimerlichen  klagen. 

57.  Die  burger  von  Schafhusen 
und  die  von  Winterthur, 

si  kund  gar  sere  grusen : 
der  schimpf,  der  dunkt  si  sur. 
He !  Diessenhofen  und  Frowenfeld, 
die  hand  dahinden  glassen 
meng  man  uff  witem  veld. 

58.  Do  rett  sich  ein  burgermeister 
von  Friburg  uss  der  statt : 

« wir  han  ein  reiss  geleistet, 

die  uns  geruwen  hat. 

hc !  wir  müssend  gross  schmache 

tragen 
das  wir  uff  fryer  heide 
von  Switzern  sind  geschlagen. 

59.  Die  herren  ab  dem  Rine 
und  ab  dem  Bodensee, 
hettend's  z'mayen  lan  sine, 

so  war  in'  nit  gschechen  wee. 
He !  wem  wend  si  das  nun  klagen  ? 
Man  sach  dieselben  mäder 
gar  wenig  fuder  laden. 

60.  Desglichen  die  von  Costcnz, 
die  warend  hoflich  dran, 

hand  mit  dem  stier  gefochten  : 
die  flucht  hand  si  genon, 
hc !  ir  paner  dahinden  glon, 
zu  Switz  hangts  in  der  kilchen, 
da  sichts  meng  bidcrman. 


6 1 .  Von  Lentzburg  an  dem  tantze 
da  warend  ouch  die  von  Baden, 
ku  Brüni  mit  irem  schwantze 

hat  ire  vil  z'tod  erschlagen. 
He !  das  tut  den  herren  wee : 
si  glust  kein  solchen  pfaffen 
ze  bichten  niemerme. 

62 .  Und  ouch  der  lange  Friesshart 
mit  sinem  langem  bart, 

des  glich  der  Schenk  von  Baden  *) 

die  blibend  uff  der  fart ; 

he !  si  sind  ze  tod  erschlagen : 

ze  Sempach  vor  dem  walde 

da  ligend  si  begraben. 

63.  Und  nämlich  die  von  Zo- 

fingen 
warent  ouch  an  der  not : 
si  hand  gar  redlich  gfochten ; 
Ir  vendrich  ward  geschlagen  z'tod ; 
he !  ir  paner  das  was  klein : 
einer  hat's  in's  mul  geschoben, 
so  kam  es  wider  heim. 

64.  Des  glichen  die  von  Rinach 
die  hand  ein  mord  getriben : 

wie  sie  das  selbig  hand  volbracht, 
das  ist  noch  unverschwigen ; 
he !  ouch  warend  si  meineid : 
und  ee  der  schimpf  ein  ende  nam, 
do  hat  man's  inen  gseit 

65.  Ku  Brüne  sprach  zum  stiere : 
«  Ach  sol  ich  dir  nit  klagen  ? 
mich  wolt  uff  diser  rc\'iere 

ein  hcrr  gemulcken  haben, 
he !  ich  hab  Im  den  kübel  um- 

gschlagen ; 
ich  gab  Im  eins  zum  ore, 
das  man  In  musst  vergraben.» 


*)  Spätere  Corrcctur :  Brcnigart. 


36; 


66.  Halbsuter  unvergessen, 
also  ist  ers  genant; 
z'Lucem  ist  er  gesessen 
und  alda  wol  erkant; 


he !  er  was  ein  frölich  man : 

dis  lied  hat  er  gedichtet 

als  er  ab  der  schlacht  ist  kan. 


B.  Das  grössere  Sempacherlied 
in  Werner  Steiner's  Chronik  von  1532. 

Mit  diesem  Liede  stimmt  die  datumlose  Druckausgabe  9  des  Liedes  beinahe  wört- 
lich. Wahrscheinlich  ging  die  erste  Druckausgabe  aus  der  Officin  des  Fries  hervor,  der 
das  Lied  aus  Steiner's  Nachlass,  wenn  nicht  noch  von  Steiner  selbst  (j-  6.  Octobcr  1543) 
erhielt ;  denn  Fries  war  mit  Steiner  befreundet. 


1.  Im  thusent  drühundert 
und  sechs  unnd  achzig  iar, 
do  hatt  auch  gott  besunder 
sin  gnad  gethan,  ist  war, 

he,  der  Eidgnoschaffl  ich  sag, 
thett  inen  gross  bistand, 
uff  sant  Cirillen  tag. 

2.  Es  kam  ein  herr  gezogen, 
von  Wilisouw  uss  der  statt, 

da  kam  ein  imb  geflogen, 
in  dlinden  er  gnistet  hat. 
he,  der  im  an  wagen  flog, 
als  derselbig  herr 
wol  für  die  linden  zog. 

3.  Das  thutend  fremde  geste, 
so  redt  der  gmeine  man, 

da  sach  man  wie  die  veste 
dahinden  zWilisouw  bran, 
he,  sy  rettend  uss  übermuot, 
die  schwizer  wend  wir  tr)den, 
das  jung  und  alte  bluot. 

4.  Sy  zuogend  mit  richem  schalle 
gen  Sursee  in  die  statt, 

die  selben  herren  alle, 
so  da  die  landschafl\  hatt, 
he,  und  cost  es  lib  und  leben, 
die  schwizer  wend  wir  zwingen, 
und  inen  ein  herren  geben. 


5.  Sy  fiengend  nun  an  ziehen 
mit  irem  kostlichen  watt, 

das  völklin  fieng  an  fliehen, 
gon  Sempach  in  die  statt, 
he,  das  uff*  den  ackern  was, 
den  herzog  sach  man  ziehen 
mit  einem  her,  was  gross. 

6.  Welche  frouwen  sy  begriöend, 
sy  namends  zuo  der  band, 

band  inen  abgeschnitten 

ob  dem  gürtel  ir  gewand, 

he,  und  liessends  so  lasterlich  stan, 

da  battcns  gott  von  himmel 

er  sötts  nit  ungrochen  lan. 

7.  Die  niederlendschen  heren, 
sy  zugend  ins  oberland, 

wend  sy  sich  des  bemeren, 
so  sollen  sy  sich  bas  bewercn, 
he,  und  vor  ir  bicht  veriehen, 
in  oberlendscher  erne 
ist  inen  wee  beschehen. 

8.  Und  wo  sizt  denn  der  pfaffe, 
dem  einer  bichtcn  muoss, 

zuo  Schwiz  ist  er  beschaffen, 
er  gipt  ein  herte  buoss, 
he,  die  wirt  er  üch  schier  geben, 
und  auch  mit  haleparten 
wirt  er  üch  gen  den  segen. 


;68 


9.  Das  wer  ein  herte  buosse, 
ü  lieber  domine, 

wenn  wir  die  tragen  musstend, 
es  tett  uns  yemer  wee, 
he,  wem  sollend  wir  es  klagen 
wenn  wir  ein  solche  buosse 
von  Schwizem  musstend  tragen. 

10.  An  einem  mentag  früe, 
da  man  die  ma;der  sach 
sich  müssen  in  dem  thouwe, 
davon  inn  wee  geschach, 

he,  da  sy  gemayet  band, 

man  glopt  inn  ein  morgenbrotte, 

vor  Sempach  uff  dem  land. 

11.  Gar  bald  ruofil  Hanns  von 

Küssnacht 
gen  Sempach  in  die  Stadt, 
gend  nun  den  mädem  zessen. 
dan  sy  sind  an  dem  mad, 
he,  das  wend  die  minder  han, 
und  tuond  ir  das  nit  balde, 
ir  werdind  sy  schaden  han. 

1 2.  Do  anntwurtt  im  geschwinde 
ein  burger  uss  der  sUitt, 

wir  wend  sy  schlan  um  dgrinde 
gar  schwer  in  ihrem  madt, 
he,  inen  gen  ein  morgenbrott, 
das  ritter  und  auch  knechte 
am  mad  wird  hüben  todt. 

1 3.  Wen  kumpt  das  selbig  morgen- 

brott, 
das  ir  uns  wellend  ^cn\ 
won  wir  die  küw  gemelchet, 
so  sond  irs  wol  vernen, 
hc,  wir  wend  üch  richten  an, 
das  üwer  etwer  menger 
den  löffel  wirt  fallen  lan. 

14.  Gar  bald  sy  das  vernamend 
von  Sempach  uss  der  bürg 

und  daz  die  Eidgnossen  kamend, 


do  ritt  der  Hasenburg, 
he,  er  spaehet  in  dem  ban, 
da  sach  er  by  einanderen 
mengen  duogen  Eidgnossen  stan. 

15.  Die  herren  von  Luceme, 
die  starcktend  sy  vestenklich, 
an  manheit  gar  ein  kerne, 
keiner  sach  nie  hindersich. 

he,  sy  begärtend  vomen  dran, 
do  das  sach  der  von  Hasenburg, 
wie  bald  er  gritten  kam. 

16.  Und  thett  ziun  läger  kehren, 
gar  bald  er  zuo  inen  sprach, 

ach  gnediger  fürst  und  herre, 
bettend  ir  hüt  noch  üwer  gmach, 
he,  allein  uff  disen  tag, 
das  völckli  hab  ich  beschouwet, 
sy  sind  gar  unverzagt. 

1 7.  Do  redt  einer  v.  Ochsenstein, 
Hasenburg  hatt  hasenherz, 

im  antwurtt  der  von  Hasenburg: 
dine  wort  bringend  mir  schmerz, 
he,  ich  sag  dir  by  trüwen  min, 
Ein  man  sol  noch  hütt  wol  sehen, 
wer  der  zeger  werde  sin. 

18.  Sy  bundend  uff  ir  helme, 
und  woltends  fürhin  tragen. 

von  schuchen  huwends  schnäbel, 
man  hett  gefüllt  zwen  wagen, 
he,  de  adel  wollte  fornen  dran, 
die  armen  gemeinen  puren, 
die  muosstend  dahinden  stan. 

1 9.  Zuosammen  sy  nun  sprachend, 
das  völckli  ist  also  dein, 
sölltind  unser  puren  schlahen, 
unser  lob  das  wurde  dein, 
he,  man  Sprech,  die  puren  handsge- 

than, 
die  fromen  schlechten  puren, 
die  muosstend  dahinden  stan. 


i 


3^9 


20.  Ach  richer  Christ  vom  himmel, 
durch  dinen  hertten  tod, 

hillf  hütt  uns  armen  sünder, 
he,  und  thu  uns  bystand 
unser  land  und  lütte 
im  schirm  und  schuoz  behon. 

21.  Do  sy  ir  bätt  vollbrach tend, 
gott  zuo  lob  und  auch  zur  eer, 
und  gottes  liden  gedachtend, 
sant  inen  gott  der  herr 

he,  strenge  herz  und  mannes  craft, 
und  daz  sy  dapfer  kartend 
iez  gegen  der  ritterschafft. 

22.  Lucern,  Uri,  Schwiz,  Under- 

walden, 
mit  m€ngem  biderman, 
zuo  Sempach  vor  dem  walde, 
do  inen  der  löuw  bekam, 
he,  sy  warend  hochgemeyt, 
und  löuwe  witt  du  fechten, 
das  sy  dir  unverseit 

23.  Der  löuw  sprach :  uff  min  eide, 
du  fügst  mir  eben  rächt, 

ich  han  uff  diser  beide, 
gar  mengen  ritter  und  knächt, 
he,  ich  will  dich  wüssen  lan, 
das  du  mir  zuo  Lauppen, 
gar  vil  zuo  leid  hast  than. 

24.  Und  an  dem  Morgarten 
crschluogest  mir  mengen  man, 
das  muost  von  mir  erwarten, 
ob  ichs  auch  füegen  kan, 

he,  das  sy  dir  unverseit, 

do  sprach  der  stier  zum  löuwen, 

din  tröuwen  wirt  dir  leid. 

25.  Der  leuw  fieng  an  zu  müssen, 
und  schmucken  sinen  wadel, 

do  sprach  (der)  ruche  stiere, 
wend  wirs  versuochen  aber, 
he,  so  tritt  herzuoher  bass, 


das  dise  grüne  beide 

von  bluot  muos  werden  nass. 

26.  Sy  fiengend  an  zuo  schiessen 
zuo  inen  in  den  than, 
man  griff  mit  langen  spiessen 
die  frommen  Eidgnossen  an, 
he,  der  schimpf,  der  was  nit  süss, 
die  est  von  hohen  bäumen 
fielend  inen  vor  die  füss. 

2"^.  Des  adels  her  was  feste, 
ir  Ordnung  dick  und  breit, 
verdross  die  frömden  geste. 
Ein  Winckelriet  der  seit : 
he  wend  irs  gniessen  lan 
min  arme  kind  und  frouwe, 
so  wil  ich  ein  frävel  bstan. 

28.  Thrüwen  lieben  Eidgnossen, 
min  loben  verlür  ich  mit, 

sy  band  ir  Ordnung  bschlossen. 
wir  mögends  in  brechen  nit, 
he,  ich  wil  ein  ynbruch  han, 
des  wellind  ir  min  gschlechte 
in  ewikeit  geniessen  lan. 

29.  Hiemitt  da  thett  er  fassen 
ein  arm  vol  spiessen  bhend, 
den  sinen  macht  er  gassen, 

sin  laben  hatt  ein  önd, 
he,  er  hat  eins  löuwen  muot, 
sin  dapfer  manlich  sterben 
was  den  4  waldstettcn  guot. 

30.  Allso  begund  brachen 
des  adels  Ordnung  bald 

mit  houwen  und  mit  stechen, 
gott  siner  seien  walt, 
he,  wo  er  das  nit  hett  gethan, 
müesst  menger  fromme  Eidgnosse 
sin  Itiben  verloren  han. 

31.  Sy  schluogend  unverdrossen 
und  stach  end  mCngen  man, 

und  ruofflend  die  fromen  eidgnossen 
einander  trülich  an. 


LUb4naut  Sohlaoht  bei  8empaoh. 


24 


370 


he,  den  löuwen  es  seer  verdross, 
der  stier  ficng  sich  an  speren, 
dem  lüuw  gab  er  ein  stoss. 

32.  Der  adel  stach  um  sich  wüste, 
das  tribend  sy  mit  acht 

die  Schwyzer  zuo  der  zytte 
namend  inen  die  spiess  mit  macht, 
he,  und  grifcnds  erst  frölich  an, 
mit  iren  hellenparten 
da  erschluogend  sy  mOngen  man. 

33.  Derlüuwfienganzuomauwen, 
und  trat  nun  hinder  sich, 

der  stier  stützt  sine  brawen, 
und  gab  dem  löuwen  einen  stich, 
he,  das  er  gar  kum  entran, 
ich  sag  dir  rucher  löuwe, 
du  rauüsst  mir  min  weid  hie  lan. 

34.  Der  pfaff  hatt  sy  gebichtet, 
die  buoss  auch  iezen  geben, 

der  löuw  fieng  an  ze  wichen, 
die  flucht  fuogt  im  gar  äben, 
he,  er  floch  hin  an  den  berg, 
der  stier  sprach  zuo  dem  löuwen, 
du  bist  nit  eeren  wßrtt 

35.  Züch  hin,  du  ruher  löuwe, 
ich  bin  by  dir  gewäsen, 

du  hast  mir  hert  getröuwet, 
doch  bin  ich  vor  dir  gnäsen, 
he,  iez  züch  recht  wieder  heim, 
zuo  dinen  schönen  frouwen, 
din  cer  ist  worden  klein. 

36.  Es  Stadt  dir  übel  ane, 
wo  man  es  von  dir  seit, 
das  du  mir  bist  entwichen 
utT  dieser  grünen  heid, 

he,  das  Stadt  dir  übel  an. 
du  hast  mir  hie  gelassen 
gar  mengen  stolzen  man. 

37.  Und  darzu  dinen  harnest 
han  ich  dir  g\v'unen  an, 


auch  fünf  z€hen  hauptpanner 
die  hast  mir  müssen  lan. 
he,  das  ist  dir  immer  ein  schand, 
ich  bans  dir  angewunnen 
mit  ritterlicher  hand. 

38.  Die  vesten  von  Luceme 
hand  da  ir  bests  gethan, 
und  hand  den  frömden  herm 
zuor  rechten  adem  glan. 
he,  sy  hands  zuo  tod  erschlagen, 
zuo  Küngsvelden  im  closter 
da  hatt  man  sy  begraben. 

3g.  Desglichen  die  vesten  von 

Schwize, 
mit  mengem  cluogen  man, 
mit  irer  macht  und  wize, 
griffends  den  löuwen  an, 
he,  sy  tröwent  im  uff  den  tod, 
sy  hüwends  uff  die  grinde 
das  sy  lagend  im  bluot  gar  rott 

40.  Darzuo  die  vesten  von  Uri, 
mit  irem  schwarzen  stier, 

vil  vester  dan  ein  mure 
bestundends  das  grimme  thier, 
he,  in  irem  wütenden  zom, 
sy  schluogend  durch  die  helme 
die  hcrren  hochgeboren. 

41.  Und  auch  von  Unden^-alden 
die  vesten  userkoren, 

die  beiden  wunderbalde 

mit  irem  grimmen  zom, 

he,  sy  schluogend  mit  fröwden  drin 

und  hiessend  die  frömden  herren 

mit  halbarten  wilckom  sin. 

42.  Allso  vertreib  der  stiere 
den  löuwen  uss  dem  kom, 

sin  gross  tröwen  und  practizieren 
was  ganz  und  gar  verloren, 
he,  es  Stadt  im  übel  an, 
ja  das  der  löuw  dem  stiere 
sin  weid  mit  gwallt  muost  lan. 


371 


43-  Der  herzog  von  Oesterrich 
was  gar  ein  froidig  man, 
keins  guoten  ratt  beluod  er  sich, 
wollt  mit  den  puren  schlan, 
he,  gar  fürstlich  wollt  ers  wagen, 
do  er  an  die  buren  kam, 
hand  sy  in  zetod  erschlagen. 

44.  Sin  Fürsten  und  auch  heren, 
die  lyttend  grosse  not, 

sy  wottend  sich  dapfer  weren, 
die  puren  hands  gschlagen  ztodt, 
he,  das  ist  nun  unverschwigen, 
vierthalb  hundert  bekrön nter  heim e, 
sind  uff  der  w^aldstatt  bliben. 

45.  Ein  herr,  der  was  entrunnen, 
der  was  ein  herzog  von  Klee, 

der  kam  zur  selben  stunde 
gen  Sempach  an  den  see, 
he,  er  kam  zuo  Hansen  von  Rot, 
nun  thuos  durch  Gott  und  göllte 
für  uns  uss  aller  not. 

46.  Fast  gern,  sprach  Hans  von 

Rot, 
des  Ions  war  er  auch  fro, 
das  er  in  sollt  verdienen, 
fuort  sy  über  see  allso, 
he,  da  er  gen  Nottwyl  kam, 
da  winckt  der  herr  dem  knechte, 
er  sollt  den  fuorman  erstochen  han. 

47.  Das  wolt  der  knßcht  verbringen 
am  schiffman  an  der  statt, 

Hans  Rot  merkt  an  den  dingen, 
gar  bald  er  das  schiff  umtrat, 
he,  er  warff  sy  beyd  in  den  see, 
nun  trinckend  lieben  herren, 
ir  stechend  kein  schiffmann  me. 

48.  Hans  Rot  thet  bald  keren, 
seit  wie  es  gangen  was 

zuo  sinen  lieben  herren, 
nun  merkend  dester  bass. 


he,  zwen  fisch  ich  hütt  gefangen  han, 
ich  bitt  üch  umb  die  schuppen, 
die  fisch  wil  ich  üch  lan. 

49.  Sy  schick tend  mit  im  dare, 
man  zog  sy  uss  dem  see, 

der  bulgen  namends  wäre 
und  anders  noch  vil  mee, 
he,  sy  gabends  im  halben  theil, 
da  lopt  er  gott  von  himmel 
und  meint,  es  wer  wolfeil. 

50.  Im  wetschger  warend  zwo 

schalen, 
von  Silber  warends  guot, 
die  wurdend  Hansen  Roten, 
des  was  er  wolgemuot, 
he,  er  hat  sy  nit  verthan, 
zu  Lucem  by  sinen  herren 
hett  er  si  bhalten  schon. 

51.  Do  kam  ein  bott  gar  heimlich 
gen  Oesterrich  in  das  land, 

ach,  edle  frouw  von  Oesterrich, 
üwer  herr  ligt  uff  dem  land, 
he,  zuo  Sempach  in  dem  bluote  rot, 
ist  er  mit  fürsten  und  herren 
von  puren  gschlagen  ztod. 

52.  In  und  um  und  uff  dem  sin 
sye  der  herr  erschlagen, 

das  tuond  die,  so  nit  holder  sind 
den  Eidgnossen,  von  in  sagen ; 
he,  ich  sez  aber  ein  anders  dran, 
wer  er  daheimen  bliben, 
im  hett  niemand  nüt  gethan. 

53.  Mit  im  so  thett  er  füeren 
uff  wögen  ettlich  fass, 

mit  hälsig  und  mit  schnücren, 

dan  er  der  meinig  was, 

he,  möcht  er  in  gsigen  an, 

so  wett  er  die  fromen  Eidgnossen 

allsamen  erhencken  lan. 


372 


54-  Hett  er  kein  unfuog  triben 
und  nit  sölich  überm uot, 
und  werind  die  edlen  bliben 
jeder  by  sinem  guot, 
he,  sy  tribends  aber  zvil, 
des  ist  inen  druss  erwachsen 
ein  sr>lich  handfeste  spil. 

55.  Die  von  Münipelgarten 
und  die  von  Ochsenstein, 

sy  müssend  lang  zyt  warten, 
eb  die  iren  kömind  heim, 
he,  sy  sind  zuo  tod  erschlagen, 
man  hörtts  in  iren  landen 
gar  jemerlichen  klagen. 

56.  Die  herren  ab  dem  Ryne, 
auch  ab  dem  Bodensee, 
hettends  das  mäyen  lasen  syne, 
es  thuot  inn  yemer  wee. 

he,  wem  wend  sy  es  nun  clagen, 
man  sach  der  selben  mäder 
gar  wenig  fuoder  laden. 

57.  Desglichen  die  von  Constanz, 
die  warend  hoflich  dran, 

band  mit  dem  stier  gefochten, 
die  fluocht  band  sy  genon, 
he,  ir  panner  hands  hinter  in  glon, 
zuo  Schwiz  hangets  in  der  kilchen, 
sichts  menger  biderman. 

58.  Von  Lenzburg  an  dem  tanze, 
auch  warend  die  von  Baden, 

kuo  brüni  mit  irem  schwänze 
hatt  sy  all  erschlagen, 
he,  das  thuot  den  herren  wee, 
sy  glust  keim  solchen  pfafien 
zuo  bichten  nimmer  mec. 


59.  Und  auch  der  lange  Friesshart 
mit  sinem  langen  hart, 
desglichen  der  Schenk  von  Baden, 
die  blibend  uff  der  fart, 

he,  sy  sind  ze  tod  erschlagen, 
zuo  Sempach  vor  dem  walde, 
da  ligends  sy  begraben. 

60.  Auch  nämlich  die  von  Zofingen 
warend  mit  an  der  nodt, 

sy  band  gar  redlich  gfochten, 
ir  ßlndrich  ward  gschlagen  ztod. 
he,  ir  panner  dz  was  dein, 
einer  hatte  ins  mul  geschoben, 
so  kam  es  wieder  heim. 

61.  Desglichen  die  von  Rynach, 
die  band  ein  mord  getrieben, 

wie  sy  das  band  verbracht, 

ist  noch  unverschwigen, 

he,  auch  wirt  ir  meineid, 

und  ee  der  schimpf  ein  end  nam, 

do  hatt  mans  inen  gseit. 

62.  Kuo  brüni  sprach  zum  buren, 
und  sol  ich  dir  nit  clagen, 

ein  herr  wolt  mich  han  gemulchen, 
ich  han  im  den  kübel  umgschlagen, 
he,  zuo  Sempach  uff  dem  land, 
die  vier  ort  band  es  g^^unnen 
mit  ritterlicher  band. 

63.  Halbsuter  unvergessen, 
allso  ist  er  genant, 

zuo  Lucern  ist  er  gesössen, 
er  was  gar  wohl  erkannt, 
hc,  er  was  ein  bidermann, 
diss  lied  hat  er  gemachet, 
alls  er  ab  der  schlacht  ist  kan. 


Zur  Fixininj^  der  Entstchungszeit  des  grossen  Sempacher-Liedes,  welches  einem 
Halbsuter  von  Lu/ern  zugeschrieben  wird,  tragen  innere  und  äussere  Anhaltspunkte  bei. 
In  Strophe  i  heisst  es: 

do  hat  doch  Gott  besunder  sin  gnad  thon  offenbar. 
Hans  Rosenblütt  der  Schnepperer  singt  1450,  wie  Dr.  E.  L.  Rochholz  bemerkt, 

do  maclu  got  sein  gnad  offenbar. 
Lilicncron  I,  431. 


373 

Der  Umstand,  dass  vom  Herzog  von  Cleve  die  Rede  ist,  zeigt,  dass  erst  nach  141 7 
das  grosse  Lied  kann  entstanden  sein.  Damals  mochte  auch  die  Erinnerung  erloschen 
sein,  dass  Ochsenstein  Domprobst  war  und  somit  keine  Frau  hatte  (Strophe  bei  Tschudi). 
Auf  eine  späte  Entstehungszeit  deutet  auch  die  Sprachform ;  wir  finden  hier  nicht  die 
gewählten  Ausdrücke  der  höfischen  Dichter,  sondern  die  derbe  Sprache  des  Aelplers, 
der  dem  Reime  zu  lieb  grobe  Ausdrücke  wie  z.  B.  «Grind*  einflicht.  Die  Sprache  steht 
dem  Volkslied  aus  der  Zeit  der  Burgimderkriege  nahe,  wo  z.  B.  im  Liede  vom  Mül- 
hauser-Zuge  Strophe  3  sich  die  Worte  finden : 

Wir  müessend's  ein  fort  an  d*grind  schlan. 

In  dieser  Z^ii  haben  Mischformen  der  Sprache  und  Unreinheiten  des  Reimes,  wie 
solche  in  Strophe  42  und  68  sich  finden*) ,  nach  Dr.  Rochholz  nichts  Aussergewöhnliches 
an  sich. 

Ebenso  deutet  auf  die  späte  Entstehung,  resp.  Ueberarbeitung  des  Liedes  die  Er- 
wähnimg des  Fähndrich  **)  in  Strophe  60. 

Das  späteste  Stück  des  ganzen  Liedes  ist  ohne  Zweifel  die  Schlussstrophe  63, 
welche  von  Halbsuter  spricht ;  hier  tritt  die  Unfähigkeit  des  Poeten  am  deutlichsten  zu 
Tage.  Da  noch  16 18  ein  Sempacherlied  ohne  diese  unbeholfene  Strophe  publidert 
wurde,  so  dürfle  der  Schluss  gestattet  sein,  diese  Strophe  sei  von  dem  ersten  Heraus- 
geber des  Liedes  im  16.  Jahrhundert  beigefügt  worden. 

Die  einzelnen  Züge,  welche  dieses  Lied  sowohl,  als  die  einzelnen  Chroniken  von 
dem  Verlaufe  der  Schlacht  enthalten,  lassen  sich  nur  dann  mit  einander  vereinigen,  wenn 
wir  annehmen,  das  österreichische  Heer  sei  auf  verschiedenen  Wegen  und  zu  ver- 
schiedener Zeit  auf  dem  Schlachtfelde,  resp.  vor  der  Stadt  Sempach,  eingetroffen. 

Druckausgaben . 

1.  Das  Lied  von  der  Schlacht  beschehen  vor  Sempach,  im  Lucemerbiet  gelägen. 
Getruckt  zu  Zürich  by  Augustin  Friess  v.J.  (c.  1545).  —  In  München  P.  O. 
Germ.  1697,  Nr.  27.  —  Diese  Ausgabe  kannte  Lessing.  Ausgabe  von  Lach- 
mann XI,  780,  wo  der  Dichter,  offenbar  in  Folge  eines  Druckfehlers,  Halb/uter 
genannt  wird. 

2.  Das  Lied  vonn  der  schlacht  vor  Sempach,  im  Lucemerbiet  gelegen.  8  Bl.  8** 
zu  Basel  by  Rudolph  Deck.  v.J.  (c.  1545).  Weller:  Annalen  I,  Nr.  183,  In  Bern. 

Im  tusent  dryhundert  do  hatt  Gott  besunder 

vnd  sechs  vnd  achtzisten  jar,       gnad  gethon  ist  war. 

3.  Lied:  8  Bl.  v.  O.  1572  (Basel,  S.  Apiarius).  WeDer  (Basel,  Sarasin'schcr 
Sammelband). 

4.  Das  Lied  von  der  Schlacht,  beschehen  vor  Sempach,  im  Lucerner  Biet  gelegen. 
8  Bl.  8".  Gedruckt  zu  Zürich  bey  Rudolff  Weyssenbach  1598.  Weller  I,  S.  40 ; 
II,  503.    Zwei  verschiedene  Ausgaben. 

Im  tusent  dryhundert 

Vnd  sechs  vnd  achtzigsten  Jar. 

5.  Scmpacher  Schlacht.  So  beschehen  ist  im  1386.  Jahr.  8  Bl.  8°.  Basel  bey 
Johann  Schröter  1607.  Weller,  Ann.  II,  S.  503. 

6.  Sempacher  Schlacht.  So  beschehen  ist  im  1386.  Jahr,  aufT  S.  Cyrillen  Tag  . . 
8  Bl.  8".  Zürich  by  Jonas  Gessner  1608.    Titelholzschnitt.  Weller  II,  503. 

7.  Sempacher  Schlacht.  So  beschehen  ist  im  1386.  Jahr.  Mit  Titclholzschnitt. 
8  Bl.  8".  O.  O.  (Basel,  J.  Schröter)  161 8.  Weller  I,  Nr.  183. 

Im  tusent  vnd  drey  hundert 

vn  sechs  und  achtzigsten  Jahr  etc. 


*)  also  vertreib  der  stiere  Str.  68.   Ku  Brtlne  sprach  zum  stiere : 

den  löwen  uss  dem  körn,  ach  sol  ich  dir  nit  klagen, 

sin  trüwen  und  prattgieren  mich  wolt  uf  diser  riviere 

was  gar  und  gantz  verlorn.  ein  her  gcmulken  haben. 

*♦)  In  amtlichen  Akten  Luzerns  ist  1425 — 1489  ein  «Fenncr»  zu  finden;  «.Fähn(d)- 
rich»  finde  ich  zuerst  1490  und  1499  in  der  Chronik  des  Stadischreibers  Ludwig  Feer. 
Geschichtsfre\jn4  II»  134,  139»  14I1  144,  147. 


374 


Dieser  Ausgabe  fehlt  die  Schlussslrophe,  welche  den  Dichter  nennt,  nach 
Uhland's  Angabe. 

8.  Sempacher  Schlacht  So  beschehen  im  1386.  Jahr,  auff  CyriDen  Tag.  8  BL  8*. 
Getnickt  zu  Basel,  bey  Johann  Jacob  Decker,  im  Jahr  Christi,  1664.  Weiler  I, 
S.  40.  (Aarau.) 

9.  Die  Schlacht  vor  Sempach.  So  besehen  im  1386.  Jar,  ufF  Sanct  Cirillen  tag,  in 
Lucemerbiet  gelägen.  (Holzschnitt:  Pannerträger,  im  Hintergrund  eine  Kirche, 
—  Monogramm  D.)   Schluss :  Gott  allein  die  ehr.   O.  O.  v.  J.  —  Bern. 

10.  Die  Schlacht  vor  Sempach.  So  besehen  im  1386.  Jar,  vff  Sanct  Cirillentag,  in 
Lucemer  biet  gelägen.  (Basel,  S.  Apiarius,  c.  1580.)  S*».  15  S.  —  (Halbsuter.) 
HaUer  V,  N.  126.  Weiler  I,  183. 

IM  Tusent  vnd  dryhundert, 

vnd  sechs  vnnd  achtzigsten  jar  etc. 

11.  Sempacher  Schlacht . . .  1666.  8«.  14  S.  (8  BL).  Weller. 

12.  Sempacher  Schlacht.  So  beschehen  im  1386.  Jahr,  auff  Cyrillen  Tag.  S*».  16  S. 
Gedruckt  zu  Lucern,  bey  Heinrich  Rennward  Wyssing,  im  Jahr  Christi  1694. 
Mit  Titelholzschnitt.  65  Strophen.  (Bern.)  Weller  I,  S.  40. 

13.  Sempacher  Schlacht . . .  1 705.  8<>.  16  S.  8  Bl.  o.  O.  Weiler  I,  40.  —  Haller  1. 1. 
Leu  Lex.  XVII,  782. 

14.  Summarischer  Innhalt  der  Alten  Schweizer-Schlachten  und  Geschichten.  Ants 
neue  gedruckt  im  J.  Chr.  1723.  8°.  5.  Sempacher  Schlacht  So  beschehen  im 
1386.  Jahr,  auff  Cyrillen  Tag.  Gedruckt  im  J.  Chr.  1705.  (Mit  TiteU-ignette, 
65  Strophen.) 

Nachdrucke  von  Halbsuters  Schlachtlied. 

1.  Nach  der  Copie  von  Gilg  Tschudi*s  Chronik  II,  76.  Mss.  in  Zürich. 

Vgl.  Mittheil.  d.  antiq.  Gesellschaft  II,  65 — 71.  Tschudi  Chronik  I,  5  29 — $33. 
Folien :  Harfen-Grüsse  aus  Deutschland  und  der  Schweiz  167  — 164.  W.  Wadcer- 
nagel:  altdeutsches  Lesebuch  9 1 9 — 922(Äalbsuter!).  —  M.Klotz:  Winkelried- 
Denkmal  9 — 16.  —  Kurz:  die  Schweiz  249 — 254.  —  1858.  Pfyffer  Kanton 
Luzem  I,  218 — 228  (Tschudi  u.  modemisirt  v.  Müller). 

2.  Nach  der  Copie  von  Werner  Steiner. 

Rochholz:  Liederchronik  38 — 50.  —  Rauchenstein:  7  — 18.  —  Liliencron: 
125  —  142.—  Liebenau :  Halbsuter.  —  G ehrig  73 — 7  9 .  —  J.  A.  Henne :  Schweirer- 
chronik  1840,  455 — 465.  —  Hormayer:  Taschenbuch  1839,  201  — 15. 

3.  Nach  den  Druckausgaben  von  c.  1543 — 1705.  Liliencron  125 — 140. 

4.  Einzelne  Strophen  stehen  z.  B.  in  sämmtlichen  Copien  von  Bullingers  Sempacher- 
krieg,  z.  B.  in  Senken berg:  Selecta  Juris  IV,  147,  bei  Langhans  u.  s.  w. 

Dr.  Ludwig  Tobler  theilt  im  zweiten  Bande  der  c Schweizerisch.  VolksHeder», 
Frauenfcld  1884,  S.  15 — 20  aus  dem  grossen  Sempacher-Liede  23  Strophen  mit,  sammt 
kritischen  und  literar.-histor.  Bemerkungen,  S.  21 — 22.  —  67  Strophen  bei  Dändliker: 
Gesch.  d.  Schweiz.  1884,  I,  657 — 664.  Hans  Ziegler:  deutsche  Soldaten-  und  Kriegs- 
lieder aus  fünf  Jahrhunderten.  Leipzig  1885. 

Ausser  dem  Züricher  Exemplar  von  Steiners  handschriftlichem  Liederbuche  existirt 
noch  eines  mit  zahlreichen  Varianten  —  im  Besitze  von  Herrn  Bibliothekar  Fr.  Sdiiff- 
mann  in  Luzem. 


14.  (Thomas  Murner,  Leutpriester  in  Luzern)  des  alten 

Christlichen  beeren  Testament. 

1528. 

Nun  hfirt,  ir  Eydtgnossen,  kläglich      Dem  ir  mit  uwerem  lib  und  gut, 

meere!  Land  und  lüt,  manlichem  mut. 

Ich  bin  der  alt  verständig  beere,  Habt  vil  grosser  frindtschafft  than. 


375 


Das  ich  als  sampt  wol  kan  ver-  Da  mit  ich  mich  hab  jngeflochten, 

stan.  In's  Ergow,  und  ouch  ettlich  stett, 

Ir  habt  vor  Sempach  mir  gefochten,  So  gut's  mir  uwer  striten  dedt. 
(Ohne  Dnickort,  Luzem.  8**.) 

15.  Simon  Lemnius,  Professor  in  Chur:  Reteis, 

c.  1550,  Lib.IX,  vers.'sSß— 395. 

Quid  memorem  Majum  montem  pulsasque  catervas, 

Et  captas  urbes,  castellaque  molibus  altis. 

Utque  etiam  funes  veheret  Leopoldus  in  arma 

Saeva  minans,  fusasque  acies  in  littore  toto, 

Helvetium  et  Martern  Sempactia  tecta  prementem, 

Helvetiasque  manus  edentes  funera  campis, 

Nobilium  stragem  quatuor  centena  ferentem 

Corpora;  jamque  ducem  crudeli  funere  raptum, 

Et  bis  quae  mordent  tellurera  millia  bina; 

Aggressosque  equites  turmarum  Marte  trecentos 

Helvetios  armis,  bis  centum  Marte  peremptos, 

Attamen  horum  acies  referentes  fronde  triunphos 

Post  Charitinos  populos  et  Norica  castra 

Fuderit  Helvetius  prope  Tun  fluminis  arva. 

PL  Plattner:  Die  Raeteisv.  Simon  Lemnius.  Chur  1874,  157 — 158.  Ueber  Lemnius 
vgl.K.Güdecke:  Gnindriss  zur  Geschichte  der  deutschen  Dichtung.  Dresden  1885, 1,  95 . 

16.  Aus  Hans  Rudolf  Manuel  Lied  von  1557. 

Der  gott,  der  alle  Ding  vermag,  da  wir  den  Lupoid  gurten, 

lebt  noch  uf  den  hütigen  tag.  im  Bruderholz  und  auch  vor 

Der  in'  den  sig  hat  geben  Gransen, 

zu  Bellitz  und  am  Morengart,  z'Ragaz,  desglich  Nanse, 

vor  Ellegurt  und  Murten,  zu  Domach  und  im  Schwaderloch : 

zu  Sempach  an  dem  strit  so  hart,  der  selbig  gott  lebt  noch. 

Hans  Rudolf  Manuel  von  Bern:  Ein  Hüpsch  nüw  Lied,  vnnd  friindtlich  Warnung 
an  ein  Lobliche  EydgnoschafFt.  1557. 

Bibliothek  älterer  Schriftwerke  der  deutschen  Schweiz.  Frauenfeld  1878,  Band  II, 
S.  384. 

17.  Holzius  Johannes,  substitutus  Brugensis:  „Die  Sempacher 

Schlacht". 

Spruch  10  Fol.  Seiten.  Anfang: 
Gestrenge  edle  und  ouch  Veste  Ein  Spruch  weit  ich  euch  fahen  an 

Gnädig  myn  Herren  und  ihr  Gäste      Von  dem  blutigen  Krieg  zu  Sem- 
Wend  ihr  mir  nüt  für  übel  han,  pach. 

Haller:  Bibliothek  V,  Kr.  124. 


3/6 


x8.  Lied  auf  die  Dätwyler-Schlacht  von  X35X. 

gedichtet  zu  Ende  des  i6.  JahHitmderts. 

Titel :  Dättweiler  Schlacht,  in  deren  Zürich  wider  Herzog  Albrechten 
von  Oesterreich  gesiget,  den  24.Christmonat,  auf  S.  Stephanstag  im  1 351 .  8*. 

Neudruck  im  Neujahrsblatt  der  Feuerwerker-Gesellschaft  von  Zürich,  1 826, 1 8 —2  2. 

Schlussstrophe : 
Ich  lob  die  frommen  Alten,  zTättwyl,  Näfels,  Sempach, 

Dass  sie  mit  frcycr  Hand,  Hand  auch  gar  viel  erlitten, 

Ihr  Freyheit  redlich  bhalten,  Den  Herren  thatends  bitten, 

Zu  Lob  dem  Vatterland;  Der  half  jhnn  bhaupten  d'sach. 

Sie  hand  gar  tapfer  gstritten 


ig.  Trewhertzige  Vermahnung 

O  du  mein  liebe  Eydtgnoßschaffl 
Die  durch  besondere  Gottes  KrafH 
Bissher  mit  grosser  Lustbarkeit 
Florierst  in  fried  und  Einigkeit 
Hüct  dich  vor  Unfried  und  Zwy- 

tracht 
Damit  nit  werdt  zertrennt  dyn 

Macht. 
Halten  fest  üwers  Eydes  Band, 
So  bleibt  Ihr  Herren  in  dem  Land. 
Kein  fremden  Herren,  der  da  ist, 
Landtgierig  und  voll  arger  List 
Treu  wen  kurtzum  nit,  wann  er  gleich 
Verschrieb  ein  gantzes  Königreich. 
Gedenckend  an  die  alten  Tag 
Da  Ihr  hand  gführet  manche  Klag, 
über  der  Landvögt  Tyranney, 
und  der  Zwingherren  schinderey. 
Gedenckt  an  die  Sempacher 

Schlacht, 


an  ein  lobliche  Eydtgnossschaft. 

da  üwere  Feind  trieben  gross  Pracht 
Gedenckt  an  Carle  von  Burgund, 
der  euch  wolt  richten  gar  zu  grund. 
Lassend  kein  fremde  Gast  ins  Land 
Sonder  thut  ihnen  widerstand. 
Verwahrend  üwere  Berg  und  Thal, 
So  sind  Ihr  rühwig  überal. 
Halten  ein  andern Threw  und  Eydt, 
So  gehts  euch  wol  in  ewigkeidt. 
Kombt  euch  fremds  Volck  einmahl 

ins  Land, 
So  geht  es  Übel  ewerem  Stand, 
Diewyl  Ihr  aber  Brüder  seind, 
und  gleichsam  einer  Mutter  Kind, 
so  halten  Euch  zusammen  fest, 
und  thu  ein  jedes  Ort  das  best : 
Bsitzen  in  Rhuw  das  schöne  Land 
das  Ewere  Vätter  gwunnen  hand, 
ehren,  lieben  und  förchten  Gott, 
So  hilft  er  euch  aus  aller  Not. 


Vj^l.  oben  S.  320. 


20.  Lateinisches  Gedicht. 


Zu  den  ältesten  poetischen  Erzcujjnissen  über  die  Schlacht  bei  Sempach  gehört  die 
lateinische  Todtenklajjc  um  Herzog  Leopold,  die  in  verschiedenen  Handschriften  mit 
vielen  Varianten  erhalten  ist.    Vgl.  oben  unter  den  Chroniken  Nr.  31,  32,  72. 
Sie  wird  auch  als  «metricum  epitaphium*  bezeichnet. 


JOK  nVOSAJ«». IWCMK^l*«^  «et -iMl  «fi^ M».  >lBOW('M*c'<M(.'>M(X0C>«>..>M<Lie«JMk«*k>«ai.}a>O«BC:<QK>MUM<; 


D.  Urkunden,  Rathsbeschlüsse,  Rechnungen. 


X.  Projekt  eines  Bundes  zwischen  Oesterreich 

und  den  Eidgenossen. 

1384,  29.  Juni. 

Wir  Lüpolt  von  gottes  genaden  Herzog  ze  Oesterrich  etc.  Bekennen 
vnd  tun  kunt  offenlich  mit  disem  brief,  für  vns  vnd  vnser  erben,  für  vnser 
Lantfogt,  für  all  vnser  amptlüt,  die  wir  Jetz  haben  oder  noch  gewünnen,  für 
all  vnser  Stett,  Schulthes,  purger  vnd  all  ander  vnser  lüt,  Edel  vnd  vnedel 
in  vnsem  Stetten  vnd  in  vnsem  Landen,  das  wir  mit  des  selben  vnsers  Lant- 
fog(t)s,  vnsers  Rates  vnd  aller  andern  vnsem  lüten  Rat,  mit  guter  vorbe- 
trachtung,  durch  schirm  vnd  friden  willen  vnsers  landes  vnd  vnser  lüten 
gemeinlich  eins  getrüwen  frides  überein  komen  syen  mit  den  erbem  wisen, 
mit  dem  Burgermeister,  dem  Schultheis,  den  Ammannen,  den  Räten  vnd 
bürgern  vnd  lantlüten  gemeinlich  der  Stetten  vnd  lendem  Zürich,  Bern, 
Solotem,  Luzem,  Zug  vnd  dz  ampt,  Vre,  Switz  vnd  Vnderwalden  vnd  allen 
den  zu  in  gehören t,  den  selben  frid  wir  für  vns  vnd  vnser  erben  vnd  all 
ander  vnser  lant  vnd  lüten,  als  vor  bescheiden  ist,  bi  vnsem  fürstlich  trüwen 
gelopt  vnd  offenlich  zu  den  Heiligen  gesworn  haben  luter  vnd  getrüwlich 
ze  halten  vnd  die  obgenanten  von  Zürich,  von  Bern,  von  Solotum,  von 
Luzem,  von  Zug  vnd  dz  ampt,  von  Vre,  von  Switz  vnd  von  Vnderwalden 
ze  schirmen  vntz  vff  den  nechsten  Sant  Jörgen  tag,  vnd  dannenthin  fünf- 
zechen gantze  Jar,  so  dann  schierest  nach  einander  koment,  mit  den 
stucken  als  hie  nach  bescheiden  ist,  vnd  in  den  zun  vnd  kreissen  als  hie 
nach  geschriben  stät.  Das  ist  des  ersten  da  die  Ar  entspringet,  dz  man 
nempt  an  Grimseln  vnd  die  Am  ab  für  Hasly  vnd  von  Hasle  die  Richte 
über  vnz  gen  Friburg  in  öchtland  vnd  als  verre  ir  gebiet  gat  vnd  dannen 
die  Richte  nider  vnz  gen  Nydow  vnd  als  verre  von  Nydow  vnd  ir  gerichtc 
gand  von  Nydow  vnz  gen  Bielln,  von  Bielln  vnz  gen  Solottern,  von 
Solottern  die  Arn  vnd  vor  dem  Lebern  ab  vnz  da  die  Ar  in  den  Rin  gat 
vnd  den  Rin  vf  vnz  gen  Schaf  husen,  von  Schaf  husen  den  ^in  vf  vnz  gen 
Stein,  von  Stein  den  \Tidersew  uf  vnz  in  den  Bodense,  den  Bodense  uf 


vnz  an  den  Berg  den  man  nemmet  den  Manen,  von  dem  selben  Manen 
die  Richte  über  als  vTiser  grafschaft  gat  vntz  an  den  Walase  vnd  von  dem 
Walase  die  richte  vzzem  Glarus  vf  vntz  an  die  Furgken  vnd  von  der 
Furken  wider  an  die  Grimseln,  da  die  Ar  entspringt  Vnd  wer  dz  yeman, 
wer  der  were,  die  vorgenanten  von  Zürich,  von  Bern,  von  Solotum,  von 
Lutzem,  von  Zug  vnd  dz  ampt,  von  Vre,  von  S>Äatz  vnd  von  Vnderwalden 
oder  Jemand  der  zu  inen  gehört,  an  lüt  oder  an  gut  in  dehein  wise  wider 
recht  schadgote  oder  angriff,  den  sulln  wir  vnd  alle  vnser  amptlüt  all 
vnuerzogenlich  in  allen  vnsern  landen  vnd  gepieten,  so  in  den  vorgeseiten 
ziln  vnd  kreissen  gelegen  sint  vnd  die  zu  vns  gehörent  zu  vam  vnd 
schiken  mit  aller  vnser  macht,  dz  den,  so  dann  geschadgot  sint,  widertan 
vnd  abgeleit  werd  als  verre  wir  vermugen,  als  getrüwlich  vnd  als  ernstlich 
als  ob  es  vnser  selbs  sach  wer,  an  all  geuerd.  Dasselb  suUen  die  vor- 
genanten  von  Zürich,  von  Bern,  von  Solottem,  von  Luzem,  von  Zug  vnd 
dz  Ampt,  von  Vre,  von  Switz  vnd  von  Vnderwalden  vnd  all  die  zu  inen 
gehörent  in  iren  gebieten  vns  vnd  den  vnsern  ze  gelichen^'ise  her  wider 
tun,  vnd  suUend  ovch  wir  vnd  all  vnser  Amptlüt  vnd  all  vnser  lüt,  die  zu 
vns  gehörent,  in  allen  vnsern  Stetten  verhüten  vnd  verguomen  als  verre 
wir  kunnen  oder  vermugen,  das  enkein  frömd  volk,  lüzel  noch  vil,  vff  die 
vorgenanten  von  Zürich,  von  Bern,  von  Solottem,  von  Luzem,  von  Zug, 
vnd  dz  ampt,  von  Vre,  von  Switz,  vnd  von  Vnderwalden  vnd  all  die  zu  in 
geh(")rend  zieche,  noch  si  in  den  vorgeseiten  kreissen  schadgen  an  all 
geuerd.  Were  ouch,  das  wir  oder  vnser  erben,  ob  wir  enweren  oder  vnser 
amptlüt  ald  vnser  lüt  in  Stetten  oder  uf  dem  land,  die  in  den  vorgeseiten 
kreissen  gesessen  sind,  gemein  lieh  oder  deheiner  sunderlich  stöss  oder 
mishell  gewunn,  mit  den  obgenanten  Stetten  vnd  Lendem  old  den,  so  zu 
in  gehörent  gemeinlich  oder  mit  deheiner  Statt  oder  land  ald  im  bürgern 
vnd  lantlüten  deheiner  sunderlich  dar\'mb  sullen  wir  zu  beiden  siten  bi 
vnsern  eiden  vnuerzogenlich  ze  tagen  komen  gen  Zürich  oder  gen  Luzem. 
Wenn  deweder  teil  darvmb  von  dem  andern  ermant  wirt  in  den  nechsten 
vierzechen  tagen  vnd  ouch  in  weder  statt  dann  gemant  wurdet  Mid  sol  jet- 
wedcr  teil  dry  erber  man,  die  in  disen  kreissen  gesessen  sint  zu  der  sach 
setzen,  vnd  die  selben  Sechs  süllen  dann  zu  den  Heiligen  swerren,  die 
selben  mishcllung  vnd  die  sttiss  vnuerzogenlich  vszerichten  zu  der  Minn 
oder  zu  dem  Rechten,  vnd  wie  es  die  selben  Sechs  gemeinlich  oder  der 
merer  teil  vnder  Inen  dann  vsrichtend,  das  süllen  beid  teil  stet  halten 
vnd  volfüren  ane  widerred.  Wer  aber  das  die  sechs,  so  darzu  gesezet 
werdent  sich  glich  teilten  vnd  stössig  vnder  einander  wurden,  so  süllen 
si  bi  den  eiden,  so  si  gesworn  hant,  vnuerzogenlich  inwendig  den  ob- 
genanten zilen  einen  gemeinen  man  zu  inen  erkiesen  vnd  nehmen,  der 
si  bi  iren  eiden  schidlich  vnd  gemein  dar  zu  dunkt,  vnd  welchen  si  darzu 


379 

kiesend,  den  sol  der  teil,  under  dem  er  gesessen  ist,  vnuerzogenlich 
heissen  vnd  wisen,  dz  er  sich  der  sach  mit  den  sechsen  annem  vnd  sich 
mit  sinem  eid  verbind  mit  den  selben  Sechsen  usze  richten  als  vor  be- 
scheiden ist,  vnd  was  sach  vnd  stöss  in  disem  frid  vnd  in  den  vor- 
genanten kreissen  von  dewederm  teil  vflöft,  darvmb  ensol  der  vorgenant 
frid  nicht  zertrenet  noch  zerbrochen  werden,  denn  daz  man  vmb  Jeklich 
sach  für  die  schidlüt  komen  sol  als  vor  bescheiden  ist.  Vnd  dz  diser  frid 
in  aller  siner  macht  stät  vnd  vest  beliben  sol  als  vor  vnd  nach  geschriben 
stat,  an  all  arglist.  Wer  och  dz  vf  dewedrem  teil  yemand  der  in  deheinen 
Sachen  vngehorsam  vnd  widerspenig  wurd  oder  ob  der  so  den  schaden 
tutt,  als  arm  wer,  dz  er  mit  gut  den  schaden  nicht  ablegen  möcht,  da  sol 
Jetweder  teil  vnder  dem  der  vngehorsam  oder  der  vnhabend  gesessen  ist, 
den  oder  die  wisen,  als  verr  vnd  si  mugent  vnd  mit  guten  trüwen  nach  im 
stellen  vnd  si  also  halten,  dz  si  mit  dem  lip  ablegen  vnd  bessern  den  schaden, 
so  uf  si  vor  den  vorgenanten  schidlüten  bracht  wirt  vnd  sich  die  selben 
schidlüt  erkennent  an  all  geuerd.  Wir  haben  ouch  in  disem  frid  vns  vnd 
vnsem  erben  allen  vnsem  Herren,  Rittern  vnd  knechten  vnd  den  vnsern 
vorbehept  vnd  vsgelassen  gerichte,  twing,  penn,  stür  vnd  dienst  vber 
stett  vnd  lender  vnd  lüt  vnd  gut,  so  in  den  egenanteh  ziln  vnd  kreissen 
gelegen  sind  als  wir  vnd  si  die  von  alter  vnd  guter  gewohnheit  vnz  an  disen 
frid  bracht  vnd  gehept  haben.  Doch  das  wir  noch  unser  erben  noch  nie- 
mand von  unsem  wegen  si  all  gemeinlich  noch  ir  keinen  sunderlich  nicht 
heissen,  wisen  noch  twingen  sÜllen,  das  wider  disen  frid  sy  in  dehein  wise 
an  all  geuerd.  So  haben/  die  vorgenanien  Sieii  und  lender  in  selber  in  disem 
frid  vorbehept  vnd  vsgelassen  ir  eid  vnd  bünd,  so  si  vor  disem  frid  mit  eiden 
oder  mit  briefen  zu  femand getan  haben.  Es  ist  ouch  beret,  das  wir  noch  die 
egenanten  Stett  noch  Lender  an  beiden  teiln  sich  nufurbaz  in  den  egenanten 
fünf  zechen  faren  zu  niemand  verbinden  süllent  noch  wellen,  das  dewederm  teil 
an  sin  landen  vnd  lüten  schedlich  sy  noch  disem  gegenwärdigen  frid  'dn  all 
geuerd.  Es  ist  ouch  luterlich  berett  durch  das  diser  frid  Jungen  vnd  alten 
dester  wissentlicher  sy,  das  all  vnser  lüt,  sy  syen  edel  oder  vnedel  in  Stett 
oder  vflf  dem  land  vnd  die  in  den  egenanten  kreissen  gesessen  sint  vnd 
die  zu  uns  gehörent  vnd  ouch  die  vorgenanten  von  Zürich,  von  Bern,  von 
Solothurn,  von  Luzem,  von  Zug  vnd  dz  ampt,  von  Vre,  von  Swiz  vnd  von 
Vnderwalden  vnd  die  zu  in  gehörent  ye  zu  fünf  Jaren,  wenn  es  von  de- 
wederm teil  an  den  andern  geuordert  wirt  zu  den  Heilgen  sweren  süllent, 
was  manhafter  lüt  ob  Sechzechen  Jaren  alt  sint,  dz  si  disen  frid  mit  allen 
puncten,  als  diser  brief  wiset,  war  vnd  stät  halten  vnd  volfüren,  die  vor- 
genant Jarzal  vs  an  all  geuerd,  vnd  mag  ouch  yetweder  teil  sin  botten  dabi 
haben  ob  si  wellent.  Herüber  zu  einem  offenn  vrkund,  das  dis  vorge- 
schriben  alles  von  vns  vnd  vnsem  erben  vnd  von  allen  den,  so  zu  vns 


380 

gehörent  war  vnd  stät  belib,  so  haben  wir  vnser  fürstlich  Insigel  offenlich 
gehenkt  an  disen  brief  vnd  wir,  die  Schultheis,  die  Rät  vnd  all  Burger  ge- 
meinlich in  des  vorgenanten  vnsers  Herren  von  Oesterrich  Stetten  Schaf- 
husen,  Friburg  in  öchtland,  Zouingen,  Aröw,  Wintertur,  Diessenhouen, 
Frowinueld,  Rapreswil,  Wesen,  Baden,  Bremgarten,  Hellingen,  Brugg, 
Surse,  veriechen  vnd  tun  kunt  offenlich,  als  der  obgenant  Hochgebom 
durluchtig  fürst,  vnser  genediger  lieber  Herr  Herzog  Leupold,  Herzog  ze 
Oesterrich  etc.  den  frid,  als  diser  brief  wiset,  ufgenomen  hat,  mit  den  vor- 
genanten von  Zürich,  von  Bern,  von  Solotem,  von  Luzem,  von  Zug  vnd 
dz  ampt,  von  Vre,  vnd  von  Schwitz  vnd  von  Vnderwalden  vnd  den  so  zu 
inen  gehörent,  dz  wir  da  all  gemeinlich  vnd  vnser  jekl icher  sunderlich  mit 
guten  trüwen  glopt  vnd  offenlich  uf  den  Heilgen  geswom  haben  gelert  eid, 
den  vorgeschribnen  frid  war  vnd  stet  ze  halten  vnd  ze  volfüren  an  all  arg- 
list  vnd  des  zu  eim  offenn  vnd  waren  vrkund,  so  hat  vnser  Jeklicher  der 
vorgenanten  Stett  vnser  Statt  gemein  Insigel  zu  des  obgenanten  vnsers 
genedigen  Herren  Herzog  Leupolden  Insigel  offenlich  gehenkt  an  disen 
brief.  Geben  ze  Prugg  an  sant  Peters  vnd  sant  Pauls  tag  apostolorum 
Anno  doraini  Millesimo  Trecentesimo  octuagesimo  quarto. 

Concopt  auf  Papier  im  Staatsarchiv  Luzem.  Vgl.  hiezu  oben  Seite  31 — 32. 

a.  Burgrecht  von  Sempach  mit  Luzem. 

1386,  6.  Januar. 

Wir  der  Schultheis,  der  Rat  vnd  die  Burgere  gemeinlich  ze  Sempach 
veriehen  offenlich  mit  disem  briefe  für  vns  vnd  alle  vnser  nachkomen,  die 
wir  har  zu  vesteklich,  wissentlich,  vnd  eweklich  verbinden.  Als  vns  ge- 
raeinlich  vnd  ieglichen  sunderlich,  vnd  vnuerscheidenlich .  .  die  wisen 
bescheiden  lüte,  der .  .  Schultheis,  der  Rat  vnd  die  Burger  gemeinlich  ze 
Luceni  ze  Burgern  habcnt  enphangen  als  ir  Ingesessene  Burgere,  do  ge- 
lobe wir  vesteklich,  von  dem  selben  Burgrechten  nüt  ze  scheidende  noch 
das  vf  ze  gebende  in  keinen  weg  nu,  noch  in  künftigen  ziten,  ane  der  vor- 
gcnanten  von  Lucern  \Tlop,  gunst,  wissend  vnd  willen.  Mit  vrkund  dis 
briefcs  versigelt  mit  vnser  stat  Ingesigel.  Vnd  geben  an  dem  zwölften  tage 
nach  der  wienacht.  Do  man  zalte  von  Cristus  geburt  drizehen  hundert 
Achtzig  vnd  Sechs  Jar. 

Das  Stadt-Sic^cl  von  Sempach  hän^^. 
Originalurkunde  im  Stiuitsarchiv  Luzem. 

3.  Wochenausgaben  der  Stadt  Basel  1386. 

Sahbato  quinto,  quod  fuit  ante  Purific.  (Jan.  27). 

Item  so  hant  Murnhart,  Her  Peter  von  Louffen,  Jacobe  Zibolle  etc. 
verzert  gen  Baden,  Zürich  vnd  Luczern  xlvi  gülden. 


381 

fol.  413.   Sabatto  septimo  quod  fuit  ante  Valentini  (10.  Febr.). 
xvj  ß  nuntio  in  Thurego  et  Luceria. 
ix  ß       -       -  Bema. 
ix  ß       -       -  Solotren  et  Beme. 
ix  ß       -       -  Arowe. 

ß  -  -  Zürech  et  Lucem. 
ß  -  -  Solotren  et  Bema. 
ß       -       -  Baden  et  Luzem. 

-  418.   Sabbato  ante  Esto  (3.  März). 

Conrado  ad  Solem  et  Jacobo  Zibollen  pro  expensis  in  Balneis 
et  Thurego,  Luzem  et  Ulma  L  xxiiij  *"  flor. 

-  422.   S.  post  Reminiscere  (24.  März).   Item  domino  de  Ochsenstein 

iij  ß  pro  vino. 

-  427.   Sabbato  ante  festum  pasce  (21.  April). 

Item  domino  de  Grandwilr  iiij  ß  pro  vino. 

-   Hasenburg  iiij  ß  pro  vino. 
advocato  ducis  Burgundie  iiij  ß  pro  vino. 

-  428.   Sabbato  ante  quasi  modo  (28.  April). 

Marchioni  de  Hochperg  iiij  ß  pro  vino. 

-  429.   Sabbato  ante  Misericordia  (5.  Mai). 

Domino  Romano  de  Kungstein  iiij  ß  pro  vino. 

-  431.   Sabbato  ante  Jubilate  (13.  Mai). 

Domino  de  Windegg  iiij  ß  pro  vino. 
Comitisse  de  Vallisis  iiij  ß  pro  vino. 
Item  comitisse  de  novo  Castro  xvi  ß  pro  vino. 

-  432.   Sabbato  ante  cantate  (Mai  19.). 

domino  de  Cly  iiij  ß  pro  vino. 

-  433.   xl  Hb.  dem  Snider  pro  buchsenbulfer. 

-  433.   s.  ante  pentecost  domino  Heinrico  de  Rinach  iiij  ß  pro  vino 

(9.  Juni). 

-  434.   S.  post  cantate  (26.  Mai). 

Lucelmanno  de  Razenhusen  iiij  ?  pro  vino. 
Advocato  de  Ochsenstein  iiij  ß  pro  vino. 
magistro  camere  ducis  iiij  ß  pro  vino. 

-  435.   sab.  post  Ascensio.  (2.  Juni). 

.  domino  de  Ochsenstein  viij  ß  pro  vino. 
Ulis  de  Argentina  iiij  ß  pro  vino. 

-  Friburgo  iiij  ß  pro  vino. 

-  Columbaria  iiij  ß  pro  vino. 

-  novo  Castro  iiij  ß  pro  vino. 


382 

fol.  436.   Sab.  post  Ascensio  (2.  Juni). 

pro  expensis  Cunradi  ad  Solem  Petro  de  Louffen  et  Jacobo  Zi- 
boUen  in  Thurego  et  Baden  pro  xxxvi  diebus  L  xvi  flor. 

-  437.   Sab.  ante  Pentechost.  (9.  Juni). 

Ulis  de  Friburgo  viij  ß  pro  vino. 

-  Brisaco. 

-  novo  Castro. 

domino  Henrico  de  Rinach  iiij  ß. 
Conr.  Haggen  de  cann.  iiij  ß. 
domino  de  Keppenbach. 

-  438.   Sabb.  ante  trinitatis  (16.  Juni). 

domino  de  Reye  iiij  ß  pro  vino. 

marscalco  Burgundie  pro  vino. 
de  Richenberg. 

-  440.   Sabb.  post  trinitatis  (23.  Juni). 

-  442.   Sabbato  post  Nativit.  S.  Johannis  Baptiste  (30.  Juni). 

Nuntio  in  Thurego  x  ß. 

Vinco  Spalier  x  ß  pro  copia  domini  de  Cly. 

-  443.   Item  pro  expensis  Petro  die  Loufien  et  Dietrico  SCirlin  in  Con- 

stancia,  Lucern  et  in  Brugg  cij  fioren.  et  tangmit  communia 
civitatum,  xxj  dies  in  Zürich,  Lucem  et  Brugg. 

-  444.   Sabbato  post  Vlrici  (7.  Juli). 

Nuntio  in  Luzern  et  Baden  xvj  ß. 
-  Baden  v  ß. 

-  445.    I  fl.  notario  advocati  ducis. 

-  447.   Sabbato  ante  Margrethe  (14.  Juli). 

Nuntio  qui  venu  de  Luzeria  ei  dixit  faiurn  ducis  ei  suorum  viij^ 

Item  nuntio  in  Thurego  viij  ß  pro  stilliggen. 

per  nos  missos  ad  dominum  Johannem  comitem  de 
Thierstein  et  alios  in  guerra  viij  ß. 
in  Liestal  ij  ß. 

-  Birsegg  j  ß. 

-  Thurego  et  Luzeria  xv  ß. 

-  Solotren  et  Berna  xij  ß. 

Item  nuntio  in  Balneis  vj  ß. 

-  -       -  Surse  et  Luzeria  xij  ß. 

-  Thurego  et  Luzeria  viij  ß  salva  computationc, 

-  eidem  nuntio  in  Brugg  vj  ß. 

-  447.   Sabbato  ante  Jacobi  (21.  Juli). 


ü 


383 


Item  von  der  Eptinger  wegen  olirn  fratrurn  domini  Johannis 
Puliant  pro  vino  xviij  ß. 

pro  vino  Grünburger  ratione  quondam  sui  filii  iij  ß. 
iiij  ß  pro  vino  ratione  domini  de  Masmünster, 
illis  de  novo  Castro  viij  ß  pro  vino. 
domino  de  Nassow  iiij  ß  pro  vino. 
-         -  Rapolzstein  iiij  ß  pro  vino. 

Gesseler  et  Randegge r  iiij  ß  pro  vino. 
domine  de  Masmünster  iiij  ß  pro  vino. 
nuncio  de  Brisaco  der  vns  warnet  x  ß. 
Petro  de  Louffen  pro  expensis  in  Constantia,  Thurego  et 
Luceria  viij  dierum  post  recessum  magistri  Zunftanim  xij 
flor.  minus  iiij  ß  qui  tangunt  coramunes  civitates. 

4.  Klage  des  Rathes  von  Luzern  gegen  die  Herrschaft 

Oesterreich  *). 

1386,  Januar. 

Als  die  richtunge  beschach  zwischent  der  herschaft  von  Oesterrich, 
vnd  vns,  do  wart  berett,  das  wir  wol  möchten  Burger  nemen  nach  vnser 
stat  recht  als  vor  aUer  har  komen  ist.  Die  richtunge  ist  an  vns  gebrochen 
vmb  dis  stucke.  Wand  der  herschaft  diener,  Ritter  vnd  knechte  vnd  ander 
edel  lüte  sit  mals  erber  lüte  hant  in  trostunge  genomen,  vf  dem  lande  ze 
Ergowe  vnd  in  geuengnisse  geleit,  das  si  nüt  vnser  Burger  wurdent*)  Vnd 
die  vnser  Burger  wurden t,  die  wurdent  darnach  bekümbert  an  irem  libe 
vnd  an  irem  gute  vber  das  si  nieman  solte  bekümbert  han. 


*)  Diese  Klage  ist  in  4  verschiedenen  Redactionen  vorhanden.  Die  umfangreichste 
Version  habe  ich  in  den  Akten  zur  Geschichte  des  Sempacherkrieges  S.  92 — 97  publicirt. 
Einzelne  Punkte  enthalten  2  andere  Klagschriften  (daselbst  87  ff).  Die  hier  folgende 
Klage  scheint  in  dem  Schlusssatze  gcwissermassen  die  Einnahme  von  Rothenburg  be- 
schönigen zu  wollen,  während  in  den  andern  Redactionen  dieser  Punkt  weniger  her- 
vortritt. 

*)  Wie  Aargauer  behandelt  wurden,  die  in  Luzern  über  solche  Bürgeraufnahmen 
nach  der  in  ihrem  Lande  üblichen  Ansicht  sich  aussprachen,  zeigt  folgende  Stelle  im 
Ratlisprotokoü  I,  61  von  1385  :  «sabbato  post  Michahelis  Peter  Amze  de  Tütwil  cauet 
cum  Petro  Suter  de  Butwil  et  Jo.  an  der  Hube,  filio  Erni  an  der  Hube  pro  centum 
libris  et  insuper  juravit  tercio  Marci  exire  ultra  fluvia  Ruse,  Are  et  Lindemage  ad  an- 
num  unum  sine  gratia  et  postea  ad  graciam  civium  pro  eo  quod  dixit  novos  nostros 
cives  fore  in  arbore  suspendendos. » 

Als  Gegenmittel  gegen  die  eidliche  Verpflichtung  von  Landsassen,  sich  in  Luzeni 
nicht  einzubürgern,  wendeten  die  Luzerner  Streifzüge  an,  auf  denen  sie  solche  Leute 
gefangen  nahmen.  Rathsprotokoll  I,  40  ad  1386,  erste  Hälfte  des  Jahres.  Heini  Kerne 
de  Pheflikon,  Heini  von  Birwile,  Jenni  zem  Sewe  de  Rinach,  Jenni  Smit  de  Rinach, 
Heini  Snider  de  Rickenbach  cavent  pro  c  libris  pro  Heini  Agnesen  de  Rickenbach, 
captivato  quod  juravit  Rutschmanno  de  Rinach  servire  post  prescntem  litem  ut  ante 
litem  sibi  serviebat  et  notandum  quod  prcdicti  captivati  omnes  juraverunt  vruediam. 


384 

Sunderlich  habent  die  von  sant  Johans  ze  Honrein  ir  lüte  in  soliche 
trostunge  genommen,  das  si  zügent  war  si  woltent,  also  das  si  ze  Lucem 
nüt  burger  wurdent.  *) 

Darzu  wart  beret  in  der  richtunge,  das  alle  landuögte  nocheinander 
die  richtunge  soltent  sweren  stete  ze  haltende  das  vns  nie  gehalten  ist 

Vnd  als  wir  für  Burgdorf  zugent,  do  hatte  vns  die  Ilerschaft  vnd  ir 
Rete  verheissen,  das  si  nieman  woltent  durch  der  Herschaft  lant  lassen 
der  vf  vns  züge  vnd  musten  wir  dar  vmb  ziehen  vber  den  Brünig,  das 
die  Herschaft  dis  stucke  versprechen  möchte  mit  besserm  gelimphe  gegen 
den  die  dur  ir  lant  ziehen  wollen;  vber  das  wurden  wir  vnd  vnser  Eit- 
genossen  groslich  geschadigt,  vnd  zoch  volk  durch  der  herschaft  lant,  das 
vns  vbel  tct,  vnd  wart  das  selbe  volk  darnach  enthalten  ze  Arowe,  ze 
Zouingen,  vnd  ze  Baden,  vnd  in  andern  slossen  ze  Ergöwe,  vnd  wart  vns 
vnser  Burger  Jeckli  Bermenter  gefangen  bi  Zouingen,  vnd  geschach  das 
vs  Zouingen  vnd  wider  darin,  vnd  wart  geschetzet  vmb  das  er  hatte  do 
ze  male. 

Es  wart  ouch  vnsenn  tcchan  ein  phert  genomc  bi  der  Emmen,  vber 
das  die  vnsern  schirm  vnd  fride  haben  soltent  in  der  Herschaft  lande, 
das  der  fridebrief  eigenlich  wiset,  vnd  die  selben,  die  dem  techan  das 
phert  nament,  wurdent  verbotten  ze  Meilingen,  vnd  wurdent  dar\'ber  lidig 
gelüssen  lideklich;  daran  vns  gros  vnrecht  ist  beschehen. 

Es  fugte  sich  ouch  vor  ziten  das  der  Knutiman  vnscni  Burger  Vollin 
Phister  seligen  erslug  vnd  wart  vmb  den  totslag  gefangen  vnd  mochte  vns 
nüt  von  ime  gericht  werden.  Wand  wir  santen  ze  graf  Johans  seligen  von 
Valladis  vnd  baten  In,  das  er  vns  richtete  nach  recht.  Der  gap  vnsera 
botten  ze  antwurt,  er  wolte  vns  gerne  richten  vnd  do  vns  vnser  hotten 
das  gescitent,  do  santen  wir  wider  zu  Ime,  das  er  vns  dis  recht  Hesse  vol- 
langen.  Do  zwischent  was  Ime  ein  brief  kommen  von  der  Herschaft  von 
Oesterreich,  den  zeugte  er  vnsern  botten,  daran  stunt,  das  Ime  die  Her- 
schaft gebot  bi  Übe  vnd  bi  gute,  das  er  nüt  richtete.  Do  wir  das  vemomen, 
do  santen  wir  vnser  botten  zu  der  Herschaft  gen  Rinfelden,  die  botent 
gnedeklich,  das  man  vns  richtete,  vnd  mochte  vns  nüt  gelangen. .  wand  das 
der  selbe  Knutiman  lidig  wart  gelassen  vs  geuangnisse  ane  \Tiser  wissend 
vnd  willen.  Vnd  darnach  wartet  er  vnser  Burgere  Johans  seligenvon  Bürren, 
vnd  Weltis  Bernhartz  zu  Escholtzmatte  vnd  wolte  si  han  erstochen. 

Es  fügte  sich  ouch  vor  ziten,  das  die  von  Friburg  in  Brisgowe  vnserm 
Burger  seligen  Heinrich  Schönenbül  sin  fleischs  nament  ane  recht  darumb 

*)  Hic7Ai  die  Stelle  im  RathsprotokoU  von  1386  (I,  44  b): 

Xotandum  Jcnni  Müller  de  Scmpach  cavet  (aim)  Vinco  fratre  et  Jo.  Hechdc  de 
Rickenhach  pro  c  florcnis,  Bürpi  Bülcr  cum  Heini  Rietm«itter  pro  4  fiorenis,  Erni 
(nj^or  de  (iiindelswile  cum  R.  Fuchs  de  Rüde  seniore  et  H.  Ludis  de  Zezwil  pro  c 
flurenis  obedire  conbulibiis,  qut)d  vim  alTeccnmt  commendatori  de  Honrein. 


.    385   ^ 

greif  er  si  wider  an  vnd  nam  Inen  etwas  vardel  mit  schürlitztuch  vf  der 
Rüse.  Dise  sache  wart  gentzlich  gericht;  nach  der  richtunge  seite  vns  ir 
Burger  Clewi  Ederlin  ab,  vnd  embot  vns  das  mit  vnsem  Bürgern  Johans 
in  der  Owe  vnd  Jost  von  Malters;  dar  vmb  schriben  wir  den  von  Friburg. 
Die  schribent  vns  herw'ider,  das  Clewi  Ederlin  ein  wilder  man  were,  vnd 
das  si  In  nüt  erlangen  kündent  zu  den  ziten,  vnd  als  balde  si  In  erlangen 
möchten,  so  woltent  si  In  wisen,  das  er  bi  der  richtunge  blibe,  vnd  schri- 
bent vns  ouch  darnach,  das  si  In  gewiset  hettent,  das  er  do  bi  blibe.  Vber 
das  lag  er  darnach  vber  nacht  ze  Tottnowe  in  eim  huse  bi  vnserm  Burger, 
dem  Vogler,  vnd  as  vnd  trank  mit  Ime  vnd  mornendes  nam  er  Ime  bi 
Tottnowe  was  er  hatte,  des  er  verdorben  ist. 

Vns  ist  ouch  gros  vnrecht  beschehen  von  des  geleites  wegen  ze 
Meilingen,  vnd  von  des  Zolles  wegen  des  wir  solten  fri  sin,  vntz  gen  Win- 
desch  vnd  gen  Reiden  an  die  flu,  als  vnser  briefe  wisent. 

Darzu  ist  vns  vil  vnrecht  es  beschehen  von  der  Strasse  wegen  durch 
die  Swande,  die  do  har  menglichem  gewert  ist,  der  die  Strasse  zu  vns 
wandeln  wolte. 

Vnd  eins  mal  es  kam  Her  Heneman  von  Grünenberg  in  vnsem  Rat 
vnd  Seite  vns  offenlich,  das  er  gen  Basel  wolte  riten.  Do  kam  Ime  vnder 
wegen  ein  erber  man  vnd  sprach  war  er  wolte.  Do  sprach  er,  er  wolte 
gen  Basel.  Do  sprach  der  zu  Ime:  rittent  ir  wider  heim  gen  Rottenburg 
vnd  warnetent  vnd  besorgetent  die  vesti,  wand  die  von  Lucem  meinent  si 
In  ze  nemende.  Das  duchte  vns  ein  herte  vngewonliche  rede,  vnd  baten 
In  gar  ernstlich,  das  er  vns  ze  verstände  gebe,  wer  die  rede  von  vns  ge- 
seit  hette.  Des  weite  er  vns  nüt  sagen.  Das  beswerete  vns  gröslich,  vnd 
rettent  von  diser  sache  wegen  so  verre  mit  Ime  vnd  embutten  Ime  so  vil, 
wolte  er  vns  den  nüt  nennen,  der  Ime  dis  von  vns  geseit  hette,  wir  wolten 
Ime  nüt  dest  holder  sin.  vnd  wolten  Ime  dar  vmbe  (nüt)  ze  leide  tun.  Vnd 
rettent  so  vil  mit  Ime,  das  er  dar  noch  in  vnser  stat  nüt  kam  vnd  si  ver- 
miet  lange  zit  vnd  vntz  har  von  diser  sache  wegen,  vnd  darvmb  hatten 
wir  solich  recht  zu  Ime,  das  wir  truwen  bi  gelimphe  ze  stände,  vnd  dis 
stucke  luterlich  ze  verantwortende,  ob  dehein  anrede  an  vns  keme. 

5.  Luzern  mahnt  Zürich  und  die  Eidgenossen  zu  Hülfe  und  be- 
gehrt auch  Mahnung  Basels  und  der  schwäbischen  Städte. 

14.  Januar  1386. 

Den  wisen  fürsichtigen  vnsem  sundem  guten  frunden  vnd  lieben 
Eitgen.  dem  Burgermeister,  dem  rat  vnd  den  Bürgern  gemeinlich  der  stat 
Zürich.  Embieten  wir  der  schulth. ,  der  Rat  vnd  die  Burger  gemeinlich 
ze  Lucem  vnserr.  willigen  dienst  vnd  was  wir  ere  vnd  gutes  vermügen  .  . 


Liebenau,  Schlsoht  bei  Sempach.  25 


3S6 

lieben  fründe,  wir  bringen  für  üch  mit  ernstlicher  klage,  den  gcwalt  vnd 
gros  vnrecht,  so  die  herschaft  von  Oester.  vnd  die  iren  an  vns  vnd  den 
unsem  begangen  hant  sunderlich  in  dem  stucke  das  vnser  Burger  siben 
vf  disen  tag,  als  diser  brief  geben  ist,  leider  sint  erstochen,  in  eim  fride, 
daz  die  erbern  wisen  des  heiligen  riches  stette  botten  geworben  vnd  an 
vns  bracht  hatten t,  der  ouch  weren  solte  disen  egenanten  tag  allen,  der 
an  vns,  als  da  vor,  frevenlich  gebrochen  ist.  Darumb  wir  bi  einander  ge- 
sessen sin  in  rates  wise  vnd  vns  einhelleklich  erkent  haben  vf  vnser  eide, 
das  vns  sollich  vnrecht  beschehen  ist,  das  wir  üch  vnd  alle  ander  vnser 
Eitgcnossen  billich  haben  ze  manende,  vnd  ouch  geherig  hilff  von  üch 
notdürftig  sint.  Manen  üch  ouch  mit  disem  offene  briefe,  der  eiden  vnd 
bünde,  die  wir  zesaraen  gelobt  vnd  gesworn  haben,  vnd  alles  des  wir  üch 
ze  manende  haben,  nach  lute  vnd  sag  vnser  geswornen  briefen,  das  ir  üch 
darnach  richtet  vnd  haltet,  als  balde  wir  üch  embieten  das  ir  vnuerzogen- 
lich  mit  aller  macht  zu  vns  ziehent,  vns  beholffen  vnd  beraten  sient,  wie 
dis  vnrecht  gerochen  vnd  abegeleit  werde.  Vnd  manen  üch  darzu  mit 
sunderheit  das  ir  die  vier  stette  Basel,  Costencz,  Vlm  \Tid  Rolwil  manet, 
an  alles  verziehen,  das  si  die  andern  swebschen  stette  des  gemeinen  bundes 
vnuerzogenlich  manen  vmb  hilf,  sunderlich  vmb  die  zweihundert  spiesse 
die  si  zuo  vns  senden  vnd  legen  süllen  nach  dem  vnd  ir  wol  wisset  vnd  der 
Buntbrief  harüber  eigenlich  wiset.  Vnd  tunt  har  Inne  als  vvii  üch  ge- 
trüwen  vnd  ouch  wir  billich  gegen  üch  teten  in  solichen  vnd  andern  nöten, 
was  üch  liep  vnd  dienstber  von  vns  were,  als  verre  wir  lip  vnd  gut  betten, 
ze  vrkunde  diser  manunge  haben  wir  vnser  stat  heimlich  Ingcsigel  ge- 
trucket  vf  disen  brief  Datum  dominica  post  hilarii  Anno  ec.  Ixxx^vj". 

Concej)t,  Papier:  Staatsarchiv  Lucern.  Acten:  Sempacherkrieg. 

6.  Wie  Oesterreich  die  Friedensvermittlung  betrieb. 

1386,  vor  Pfingsten  (10.  Juni). 

Beschluss  des  Rathes  von  Zürich :  Man  sol  nachgan  und  richten,  als 
Jccli  Tegerfelt,  Bluntsch,  Uli  und  Jecli  Gerung  in  C.  Stuckis  hus  etzwas 
geret  hant,  wie  vier  hundert  oder  sechshundert  Guldin  geteilt  syen  Zürich. 

Jecli  Tegerfelt  dicit,  dz  Hans  Hutter  in  C.  Stuckis  hus  geseit  hab,  man 
sciti  Zug,  dz  achzehen  hundert  guldin  geben  syen  etlichen  lüten  und  dz 
das  gelt  zerteilt  si  in  die  waldstett  und  har  gen  Zürich,  er  nant  aber  nüt 
wer  die  syen,  dien  dz  gelt  worden  sye. 

Zürcher  Raths-  und  Richtebuch  IV,  16. 

Man  sol  nach  gan  und  richten,  als  Welti  Oechen  zu  der  von  Lutzem 
Botten,  als  si  von  Lucern  dem  Rat  und  Bürgern  her  gesent  wurden,  gieng 


387 

und  sprach  zu  inen :  biderben  lüt,  hant  fest  und  gend  die  Sloss  nit  wider, 
da  tunt  ir  uns  ein  dienst  an.^) 

Züricher  Raths-  und  Richtebuch  IV,  24. 


^  Die  Vermuthung  von  Professor  Dr.  G.  Tobler  (Archiv  des  historischen  Vereins 
von  Bern  XI,  169),  dass  das  datumlose  Schreiben  der  Gesandten  von  Bern,  das  E.  von 
Wattenwyl  in  der  Geschichte  von  Bern  II,  268  und  Dr.  A.  Ph.  von  Segesser  in  den  eid- 
genössischen Abschieden  I,  71  mitgetheilt  haben,  statt  zum  3.  Juni  1386  zum  Januar 
1387  gehöre,  scheint  mir  nicht  stichhaltig;  denn  nach  dem  Tage  von  Sempach  hätte 
auch  der  unverfrorenste  Diplomat  kaum  gewagt,  den  Eidgenossen  nur  unter  der  Be- 
dingimg einen  langdauernden  Frieden  anzubieten,  dass  sie  auf  alle  bisherigen  Eroberungen 
verzichten.  Bern  hatte  zudem  Willisau  auf  dem  Wege  des  Burgrechtes  annexirt. 

7.  Absagebrief  an  die  Eidgenossen. 

1386,  24.  Juni. 

Dem  burgermeister,  dem  Rat  vnd  der  Stat  gemeinlicb  ze  Zürich,  dem 
Scbulth.,  dem  Rat  vnd  der  Stat  gemeinlicb  ze  Lucern  vnd  allen  üwem 
Helffern  widersag  ich  Hans  Volr.  von  Pfirt,  Fridrich  von  Pfirt,  Peter  von 
Nidegg,  Hans  Bemhart  Grat,  Ritter,  Hetzel  von  Zaesingen,  Hans  von 
Masmuenster,  Fridrich  Cappeller,  Schowpp  Truchsaetz,  vnd  Hans  Günther, 
Edelknecht,  von  unsers  gnedigen  Herren  wegen  Herren  Herzog  Lüpolts 
von  Oesterrich  jn  des  frid  vnd  unfrid  wir  sin  wellent,  vnd  wellent  vns  wol 
besorgt  haben  gegen  üch  mit  disem  brief,  besigeltmit  mim  Bernhart  Grats, 
Ritters,  Ingsigel,  vnd  Hans  Ulrich  von  Pfirts  Ingsigel,  von  vnser  aller 
wegen  von  gebrestens  der  vnsern,  geben  ze  Bremgarten  an  sant  Johans  tag 
ze  sungicht  Anno  Ixxxvi". 

Die  beiden  aufgedrückten  Sigel  sind  abgefallen. 
Original  im  Staatsarchiv  Zürich,  Acten  Oesterreich. 

8.  Vertrag  betreffend  Uebergabe  von  Willisau  an  Oesterreich. 

1386,  30.  Juni. 

Wir  Leupolt  von  Gots  gnaden  Herzog  ze  Oesterreich,  ze  Steyr,  ze 
Kemden  vnd  ze  Krain,  Graf  ze  Tyrol  etc.  Tun  kunt,  daz  wir  mit  der 
edeln  vnser  lieben  Mumen  Grefinn  Maha  geborn  von  Nüwemburg,  wilcnt 
Graf  Hansen  von  Vallensins  eliche  wirtinn  vnd  auch  si  mit  vns  der  nach- 
geschriben  teding  vbereinkomen  syen,  des  ersten,  daz  si  vns  gegenwärtik- 
lich  ingeben  vnd  antwürten  sol  ir  Stat  Willisow  mit  der  bescheidenheit, 
daz  wir  versorgen,  daz  niemand  in  der  selben  Stat  gewüst  werde,  an  libe 
noch  an  gut  vngeuerlich,  vnd  daz  wir  auch  dieselben  vnser  Mumen  vnd 
ire  kinder  beliben  lazzen  by  allen  im  rechten  vnd  gewohnheiten  die  si 
vntz  her  pracht  hant,  fügte  sich  aber,  daz  vns  die  vorgen.  Stat  nicht  in- 
geben wurde,  vnd  daz  wir  si  mit  gewalt  nötten  vnd  gewinnen  müsten,  noch 


388 


dem  Süllen  wir  schaffen,  daz  die  Lüt  darinn  vngewüst  beliben,  vnd  das 
vnderstan,  so  wir  pest  mügen  an  geuerde.  Wer  auch,  das  es  missgienge, 
daz  vns  die  Stat  nicht  inwurde,  vnd  den  vyenden  wurde,  so  sullen  wir 
dhain  richtung  mit  vnsem  vyenden  vfnemen,  der  egen.  \Tiser  Mumen 
werde  denn  die  obgen.  ir  Stat  ouch  wider.  Es  ist  auch  beredt,  wenn  der 
krieg,  so  wir  ytzund  haben  mit  den  Waltstetten,  verriebt  wirdt,  daz  wir 
denn  oder  vnser  erben,  ir  oder  ire  erben  die  obgenant  Stat  Willisow  wider- 
geben vnd  antwurten  sullen  an  verziehen,  vnd  stillen  si  lazzen  beliben  by 
allen  im  rechten  vnd  gewonheiten,  vnd  auch  by  der  phantschaft,  so  si  von 
vns  habent,  nach  ir  brief  sag,  vnd  dartzu  sullen  wir  dieselben  Stat  auch 
halten  vnd  schirmen,  als  ander  vnser  aigen  Stet  an  geuerde;  die  egen. 
Grefinn  vnser  Mum  mag  auch  wol,  wenn  si  wil  ir  Lüt  kestigen  vnd  pezzem, 
an  all  vnser  irrung  vnd  hindemuzz  auch  an  geuerde.  Mit  vrchund  diz 
briefs,  Geben  ze  Zouingen  an  Samztag  vor  sand  Virichs  tag  Nach  krists 
gebürt  Drüzehen  hundert  Jar  darnach  in  dem  Sechs  vnd  achtzigistem  Jar. 

d,  d. 

Das  kleine  Siegel  des  Herzogs  mit  den  5  Schilden  hängt  in  rothcm  Wachse. 
Original  im  Staatsarchiv  Neuenburg.  G*.  Nr.  24. 

Mit  irrigem  Datum  «Samstag  nach  Ulrich»  wurde  diese  Urkunde  gedruckt  bei 
Matile,  Monumens  11 15  f.,  Kopp,  Urkunden  I,  183,  und  im  Schweizer.  Geschichts- 
forscher X,  239 ;  das  richtige  Datum,  aber  keinen  fehlerfreien  Text,  bringt  M.  v.  Stürler 
im  Anzeiger  für  Schweiz.  Gesch.  u.  Alterlhumskunde  1864,  S.  22. 

Im  Staatsarchiv  Neuenburg  liegen  5  Documente  mit  dem  richtigen  Datum,  nämlich  : 
I.  Das  Original  G'  Nr.  24;  2.  eine  Copie  aus  dem  Ende  des  XI V.  Jahrhunderts,  E* 
Nr.  30;  3.  ein  Vidimus  von  141 1,  9.  Febr.,  ausgestellt  von  Graf  Conrad  von  Freiburg, 
ilerrn  zu  Neuenburg,  F'  Nr.  13 ;  4.  eine  gleichzeitige  Copie  auf  Pergament,  F*  Nr.  32, 
und  5.  eine  französische  Uebersetzung  von  circa  14 10. 

Daneben  findet  sich  noch  eine  Copie  aus  dem  Anfang  des  XV.  Jahrhunderts  mit 
dem  iiTigen  Datum  «Samstag  nach  Ulrich». 

9.  Anzeige  vom  Tode  Herzog  Leopolds. 

1386,  15.  Juli  (sunnentag  vor  Alexii)  Prukk.  Herzog  Leopold  von 
Oestcrreich  schreibt  an  «Purgermeister  und  Rath  Von  Freiburg  in  Bris- 
göw» :  «Wir  klagen  ew  vnser  grozz  hertzlaid  vmb  vnsem  lieben  Herren  vnd 
vatter  Hertzog  Leupolten,  der  nu  an  dem  nästen  vergangen  mentag,  vnd 
etlich  Herren,  ritter  vnd  knecHt  mit  im,  von  den  Switzern  vnd  von  im 
aidgnossen  laider  erslagen  sint,  getruwen  wir  wol  daz  ücH  daz  oucH  laid 
si,  vnd  bitten  ücH  ernstlicH,  daz  ir  vns  zwainzig  üwer  pesten  scHützen 
vnuerzügcnlicH  Hersendet,  daz  si  vns  Helffen  wider  vnser  viend,  vnd  ge- 
truwen ÜcH  oucH  wol,  daz  ir  vns  daran  nit  lasset,  wan  es  vnser  erste  pet 
ist.  Daz  wellen  wir  gen  ücH  fürbasser  gern  erkennen.» 

Schreiber:  Urkundenbuch  II,  i,  48 — 49. 


389 


10.  Beschuldigungen  von  Luzemern  wegen  der  Flucht  bei  der 

Schlacht  zu  Sempach. 

1386,  post  Johannis,  emende  accusate. 

Heinrich  von  Wissenwegen  tröstet  mit  Peter  von  Mose  gegen  dem 
Jungen  Sidler  vnd  der  Sidler  mit  Gatwil  iedweder  vmb  xx  mark  pro  verbis 
et  factis  von  der  flucht  wegen  ze  Sempach;  de  hoc  constat  Rudio  Müller. 

Rathsprotokoll  von  Luzcm  I,  23. 

11.  Streit  wegen  der  Haltung  des  Claus  vom  Stege  in  der 

Schlacht  zu  Sempach. 

1386,  post  Johannis. 

Wilhelm  Meier  vnd  Claus  von  Stege  cum  Muri  tröstent  für  Hundert 
marg  für  wort  und  werk. 

Peter  von  Mose  sprach:  C/aus  von  Stege  habe geuarn  an  der  stacht  als 
ein  verhiter  hösewicht  für  houbtlug. 

Rathsprotokoll  I,  42. 

12.  Zeugniss  über  den  Einfall  der  Oesterreicher  ins  Entlebuch. 

1386. 

Cuni  Seiler  sprach,  der  tecke  ennet  brücke  hette  gefarn  als  ein 
Schelme,  das  er  nüt  ze  Entlibuch  was,  ^)  für  ein  houbtlug;  wand  er  was 
do  ze  male  ze  Sempach. 

Rathsprotokoll  I,  44. 

*)  Dieser  Vorwurf  bezieht  sich  auf  den  Einfall  der  Oesterreicher  in  das  Entlebuch, 
worüber  der  Anonimus  Friburgensis  jene  befremdende  Mittheilung  aus  dem  Jahre  1388 
bringL  Vgl.  oben  Seite  125.  —  Auch  andere  Kriegsereignisse  werden  in  eidgenössischen 
Chroniken  kaum  angedeutet,  so  z.  B.  dass  die  Ocaipation  von  Einsiedlen  im  Juni  1386 
unter  Theilnahme  der  Luzerner  vor  sich  ging,  sagt  doch  das  Rathsprotokoll  von  Luzem 
I,  43  Johannas  Sekler  von  Basel  sprichet,  ein  pancer  sie  verlorn  zen  Einsidlen  das 
habe  Johannas  Büler  von  Zürich.  Vgl.  oben  S.  6 1 . 

13.  Papst  Clemens  VII.  incorporirt  dem  Stift  Beromünster, 
das  durch  die  Feinde  des  erschlagenen  Herzogs  Leopold 
von  Oesterreich  mit  Brand  heimgesucht  worden,  die  Pfarr- 
kirchen Neudorf  und  Hegglingen. 

1387,  6.  September. 

Clemens  episcopus  servus  servorum  dei.  Ad  futuram  rei  mcmoriam. 
Apostolicae  sedis  circumspecta  benignitas  desideria  iusta  petencium  be- 
nigno  favore  prosequitur  et  circa  ea  que  ecclcsiarum  ecclesiasticorumque 
locorum  utilitates  et  commoda  ccmunt  se  libenter  exhibet  propiciam  et 


390 


benignam.  Exhibita  siquidem  nobis  pro  parte  dilectonim  filiorum. .  Pre- 
positi  et  Capituli  Collegiate  ecclesie  sancti  Michaelis  Beronensis,  Con- 
stantiensis  diocesis,  peticio  continebat,  quod  quondam  Leopolde  duce  Austrie 
per  suos  emulos  interempto,  Interemptores  huiusmodi  nedum  contra  secu- 
lares  personas  et  terras  ipsius  ducis,  verum  eciam  contra  ecciesias  ecde- 
siasticaque  loca  infra  ipsius  ducis  dominium  situata  insurrexerunt  et  ea 
hostiliter  inuaserunt  et  eadem  ignis  incendio  concremarunt  et  inhumaniter 
destnixenint  propter  quod  ecclesia  et  locus  huiusmodi  nedum  cultu  di- 
vino,  qui  solemniter  vigere  consuevit  ibidem,  sed  quasi  omnium  perso- 
narum  serviencium  in  ca  habitacione  dinoscitur  destitutus.  Quare  pro 
parte  ipsorum  Prepositi  et  Capituli  nobis  fuit  humiliter  supplicatum  ut 
parrochiales  ecciesias  de  Nudorf  et  Hegglingen  prefate  diocesis,  quarum 
ius  patronatus  ad  Prepositura  et  Capitulum  huiusmodi  spectare  dinoscitur 
annectere  fabrice  predicte  ecclesie  sancti  Michaelis  ac  incorporare  per- 
petuo  et  unire,  reservata  tamen  congrua  portione  pro  perpetuis  vicariis 
earundem  de  benignitate  apostolica  dignaremur.  Nos  igitur  huiusmodi 
supplicationibus  inclinati  prefatas  parrochiales  ecciesias  cum  omnibus 
iuribus  et  pertinenciis  suis,  eciam  si  sint  sedi  apostolice  specialiter  quo- 
modolibet  reservate  aut  earum  collatio  secundum  lateranensis  statuta 
Concilii  fuerit  ad  sedem  huiusmodi  devoluta,  eidem  fabrice  portione  huius- 
modi ut  prcdicitur  reservata  auctoritate  predicta  annectimus  ac  incorpo- 
ramus  perpetuo  et  unimus  ita,  quod  cedentibus  vel  decedentibus  Rectoribus 
ipsarum  ecclesiarum,  vel  eas  alias  dimittentibus,  liceat  dilectis  filiis  pro- 
visoribus  eiusdem  fabrice  pro  tempore  existentibus  per  se  vel  procuratores 
eorum  corporalem  possessionem  ecclesiarum  ipsarum  apprehendere  libere 
et  nancisci  ac  perpetuo  retinere,  nee  non  fructus  redditus  et  proventus  ac 
obventiones  et  emolumenta  quecunque  ecclesiarum  ipsarum  reservata 
portione  prcfata  in  usus  dicte  fabrice  convertere  diocesani  loci  et  alterius 
cuiuscunque  Ucencia  minime  requisita,  non  obstantibus  felicis  recorda- 
cionis  Urbani  pape  V.  et  quibuscunque  aliis  constitutionibus  apostolicis 
ac  statutis  et  consuetudinibus  ecclesiarum  ipsarum  contrariis  iuramento 
confirmatione  apostolica  vel  quacunque  firmitate  alia  roboratis.  Seu  si 
aliqui  suj)cr  provisionibus  sibi  faciendis  de  huiusmodi  ecclesiis  aut  aliis 
beneficiis  ecclesiasticis  in  illis  partibus  speciales  vel  generales  dicte  sedis 
vel  legatoruni  eius  litteras  impetrarint,  eciam  si  per  eas  ad  inhibitionem, 
rcscrvationem  et  decretum  vel  alias  quomodolibet  sit  processum,  quas  et 
Processus  habitos  i)er  eosdem  ad  prefatas  ecciesias  volumus  non  extendi, 
sed  nullum  per  hoc  eis  quoad  executionem  ecclesiarum  et  beneficiorum 
aliorum  preiudicium  gencrari  et  quibuslibet  privilegiis,  indulgenciis  et 
littcris  apostolicis  generalibus  vel  specialibus  de  quibus  quorumcunque 
totis  tenoribus  habcnda  sit  minimis  in  nostris  litteris  mencio  specialis. 


391 

Proviso,  quod  in  eisdem  ecclesiis  deserviatur  laudabiliter  in  divinis  et  ani- 
marum  cura,  que  eis  minirae  nullatenus  negligatur.  Nos  enim  ex  nunc 
irritum  decemimus  et  inane,  si  secus  super  hiis  a  quoquam  quavis  aucto- 
ritate  scienter  vel  ignoranter  contingent  attemptari.  Nulli  ergo  omnino 
hominum  liceat  hanc  paginam  nostre  annectionis  incorporationis  unionis, 
voluntatis  et  constitutionis  infringere  vel  ei  ausu  temerario  contraire.  Siquis 
autcm  hoc  attemptare  presumpserit,  indignationem  omnipotentis  dei  et 
beatorum  Petri  et  Pauli  apostolorum  eius  se  noverit  incursurum.  Data 
Avinionis  VIII.  Idus  Septembris,  Pontificatus  nostri  anno  vndecimo. 

Pontificatus  nostri  anno  vndecimo. 

G.  Prefecti.  J.  de  Neapoli. 

Expedita  II.  Non.  Octobris  anno  duodecimo.  H.  de  Monte 

R.  DE  Valle.  n.  VI. 

Die  Bulle  hängt  an  Seidenf^en. 
Original  im  Stiftsarchiv  Münster. 

14.  Der  Sire  von  Coucy  als  Rächer  Herzog  Leopolds* 

1387,  20.  September.   Dijon. 

Herzog  Philipp  von  Burgund  entscheidet  die  Streitigkeiten  zwischen 
den  Herzogen  von  Oesterreich  und  dem  Herrn  Inguerram  von  Coucy ; 
der  Herr  von  Coucy  soll  auf  Ansuchen  Herzog  Albrechts  von  Oesterreich 
innerhalb  3  Monaten  1000  Lanzen  und  400  Schützen  stellen,  welche  den 
Tod  Herzog  Leopolds  rächen  sollen  —  in  servitium  pariter  et  auxilium 
ducis  Austrie,  ad  vindicandum  necem  Illustrissimi  principis  Domini  Leu- 
poldi  ducis  Austrie. 

Lichnowsky :  Geschichte  des  Hauses  Habsburg  IV,  Beil.  7. 

15.  Näfelser  Fahrt-Brief. 

1389,  2.  April. 

In  den  selben  zitten  zoch  der  vorgemelt  herzog  Lüpoldt  von  Oester- 
rich  mit  grossem  volck  für  das  stätlin  Sempach,  jm  Aergöw  gelegen,  vnd 
wolt  vnser  Eidgnossen  han  geschädiget  an  jr  Hb  vnd  an  jrem  guot.  Des 
vnderstuonden  sich  vnser  guoten  fründ  vnd  getrüwen  lieben  Eidgenossen 
von  Lucem,  Vre,  Schwitz  vnd  Vnderwalden  ze  weeren  vnd  zugent  an 
dem  nünden  tag  im  höwmonat  in  dem  jar  do  man  zalt  MCCC  vnd  im 
LXXXVI  jar,  vnd  ward  der  vorgemelt  herzog  Lüpoldt  von  Oesterrich  er- 
schlagen vnd  mit  jm  XVI  graffen  vnd  fryen,  vnd  sust  vil  ritter  vnd  knecht 
vnd  gross  volck  ward  da  erschlagen  vnd  nider  geleyt . . . 

E.  Tschudi's  Chronik  I,  557.    Blumer:  Urkundensammlung  zur  Geschichte  des 
Kantons  Glanis  I,  306. 


392 
z6.  Stiftung  der  Sempacher  Schlachtjahrzeit  in  Sursee. 

1395,  8.  Januar. 

Wir  Lüpolt  von  gotes  gnaden  Hertzog  zu  Oesterrich,  zu  Styr,  zu 
Kerndcn  vnd  zu  Krain,  graue  zu  Tyrol  etc.  thun  kunt  vmb  den  altar,  so 
die  von  Saffaton  in  den  eren  der  Heiligen  dryer  künig  vnd  aller  Heiligen 
zu  Surse  in  der  kirchen  gestifft  vnd  mit  willen  vnd  gunst  vnser  vordem 
gelihen  habent,  Ist  für  vns  komen  vnser  getrüwer  Heinrich  von  Saffaton 
vnd  bat  vns  demüteclichen,  das  wir  vnsern  gunst  vnd  willen  darzugeben, 
das  er  dasselb  lehen  vnsern  getrüwen  lieben  dem  Schultheizzen  vnd  dem 
ratte  ze  Surse  vfgebe,  wann  er  sich  des  gentzlich  in  ir  band  verzihen  wolt, 
wann  ouch  daz  an  in  angeuallen  war,  vnd  das  vdr  das  gerüchten  zu  be- 
stäten.  Wan  nu  das  lehen  desselben  alters  nach  tod  des  egenanten  von 
Saffaton  an  vns  viele,  So  haben  wir  doch  durch  siner  vnd  ouch  des  Schult- 
heizzen vnd  des  rats  daselbs  zu  Surse  flizzigen  vnd  demütigen  bett  -willen 
von  sondern  gnaden  vnsern  willen  und  gunst  darzu  geben  vnd  geben  ouch 
wissentlich  mit  disem  brieff  für  die  Hochgebomen  fursten  \Tiser  lieben 
vettern,  vnser  lieben  brüdem,  vns  vnd  unser  erben,  das  die  egenanten 
Schultheizz  vnd  rate  denselben  alter  einem  erbem  priester  lihen  vnd  den 
einem  kirchherren  daselbs  fürsenden  süllend  vnd  mügend,  der  in  zu  der 
selben  pfrund  bestritt,  an  alle  Widerrede,  als  oft  dez  zuo  schulden  kompt, 
doch  also,  das  derselb  Caplan  järlich  vff  den  nechsten  montag  nach  Sant 
Volrichs  tag  selb  sechster  priestem  vnser  vordem,  vns  vnd  unser  nach- 
komen  iartzit  erberlichen  begeen  süllen  mit  vigilyen  des  nachtes  vnd  des 
morgens  mit  funff  gesprochen  vnd  einer  gesunger  Sei  mezze  vnd  unser 
vordem,  vnser  vnd  vnser  nachkomen  an  der  kantzel  offenlich  gedencken. 
Mit  vrkund  ditz  briefs.  Geben  zu  Baden  an  fritag  nach  dem  zwölfften  tag 
ze  Wichennüchten  nacli  Christi  geburt  drewtzechen  hundert  iar,  darnach 
in  dem  fünff  vnd  Nüntzigisten  Jar. 

Copie  in  Johann  Tcgerfeld's  Formelbuch  Fol.  CCXXV  im  Stadtarchiv  Sursec. 

17.  Klage  des  Grafen  Wilhelm  von  Arberg  und  seiner  Mutter, 
der  Gräfin  Maha  von  Neuenburg  gegen  die  Herzoge  von 
Oesterreich  v^egen  der  im  Sempacherkriege  erlittenen 
Verluste. 

circa  1406 — 1407. 

Diss  sind  die  forder  vnd  zusprüche,  die  wir  Graff  Wilhelm  von  Ar- 
berg, Herren  ze  Valendis,  vnd  Macha  von  Nüwenburg,  fröw  ze  Valendis, 
sin  muter,  habend  zu  vnser  Herschafft  von  Oesterrich,  vnd  fordrent  wir 
Graff  Hanns  von  Arberg,  Herrn  ze  Valendis,  als  der  obgenanten  Herren 
vnd  fröw  elich  kind  vnd  erbe  etc. 


393 

Des  ersten,  als  wir  verbunden  warend  zu  den  von  Beme  durch  das 
wir  vnser  lüte  ze  Willisöw  dester  bess  in  gehorsami  gehaben  möchtend, 
des  vns  ouch  die  von  Beme  getrüwelich  hulffend  vnd  riettend,  vnd  darzu 
die  selben  vnser  lüte  lidig  vnd  loss  machtend  von  dem  burgrecht  als  sy 
sich  wider  vns  zu  den  von  Luzem  vereinbart  hattend  vnd  vns  aber  der- 
selben Lüten  wider  In  gewalt  vnd  in  gewere  brachtend,  gefügte  sich,  das 
vnser  Herre  Herzog  Lüpolt  selig  den  Wachinger,  sinen  Hoffmeister,  vnd 
ander  sin  Räte  vnd  diener  zu  mir  Machan  von  Nüwenburg,  vorgenant, 
schickte,  mit  mir  ze  Redende  vnd  ze  Ratende,  das  Ich  von  dem  burgrecht 
ze  Beme  gan  wolte  vnd  Willisöw  die  stat  dem  selben  minem  Herren 
wölte  jngeben,  das  were  genzlich  mines  Herren  meinung  vnd  wille.  Do 
si  mir  das  also  Rietend  ze  tunde,  hette  ich  mich  gerne  genomen  daruff 
ze  bedenckende,  als  mir  notturff  tig  gewesen  wer,  zu  minem  bruder  Graff 
Thiepoltt  vnd  andren  minen  fründen.  Do  gabend  mir  die  selben  mines 
Heren  botten  ze  verstände,  wie  das  kein  bedencken  daran  were;  wölte 
ich  es  nit  vnuerzogenlich  tun,  So  hette  ich  vnd  mine  kind  miner  Herren 
gnad  vnd  huld  verloren  vnd  müste  denocht  gan.  Wand  ich  nu  do  ze 
male  ein  arme  witwe  was,  vnd  mine  kind  ouch  nüt  zu  Iren  tagen  komen 
warend,  Ire  sachen  nach  Ir  notdurfft  ze  verhandelende  vnd  aber  Ich  mir 
vnd  minen  kinden  vnser  Herren  gnad  vnd  hulde  nit  verlieren  wolte,  dar 
vmbe  gab  ich  minen  Herren  die  statt  Willisöw  in,  mit  der  bescheiden- 
heit,  das  min  Herrn  vnd  die  sinen  mir  versprachend  ze  besorgende,  das 
niemand  in  der  statt  gewüst  wurde  an  lib  noch  an  gut,  als  ein  brieff  wol 
wiset,  den  min  Herre  darüber  geben  hat,  vnd  wir  die  vorgenanten  graff 
Wilhelm  vnd  Machan  von  Nüwenburg  Inne  band.  Dar  über  ist  vns  die 
vorgenant  stat  verbrönnet  vnd  verwüstet  an  lüte  vnd  an  gute  vnd  vnser 
lüte  gefangen  vnd  geschetzet  vnd  noch  hütt  diss  tags  in  gefangnisse  vnd 
in  bussen  ligend,  hinder  vnser  Herschafft  vnd  iren  dieneren,  da  si  der 
Hoffmeister  hin  gab  nach  vnsers  Herren  tode.  Da  getrüwend  wir  vnd 
vorderent,  das  man  vns  vnser  lüte  ledig  wider  gebe  vnd  den  schaden 
wider  kere,  der  vns  hie  von  vff  erstanden  ist,  den  selben  schaden  wir 
schetzend  mer  denne  für  zwenzig  Tusend  guldin. 

Item  vmbe  daz,  daz  ich  Manchen  von  Nüwenburg  vorgenant  min  burg- 
recht zu  Beme  vff  gab  vnd  min  stat  Willisöw  minen  Herren  in  antwurte, 
zugen  die  von  Beme  vflf  vns  graff  Wilhelmen  vnd  Machan  von  Nüwenburg 
in  vnser  Tale  ze  Rütolff  vnd  brantend  vns  do  vier  vnd  zwenzig  dörffer  vnd 
kilchen  vnd  alles  das,  so  wir  vor  der  vestin  hattend,  des  wir  mer  denne 
vmb  zwölff  Thusend  guldin  schaden  genomen  band,  vordrent  wir  vnd 
getrüwend,  das  man  vns  die  vffrichten  vnd  widerkeren  sollen  etc. 

Item  zu  den  zitten,  als  der  Herre  von  Güssin  in  das  land  Ergöw 
zoch,  do  hiess  der  obgenant  vnser  Herrn  Herzog  Lüppolt  selig  von 


394 


Oesterrich  Herrn  Schlachen  von  Rischach  seligen  die  obgenanten  \Tiser 
statt  Willisöw  verbrennen  vnd  wüsten  über  das,  daz  der  selb  vnser  Herre 
von  Oesterrich  vnserra  vettern  vnd  man  seligen  Graff  Hansen  von  Valen- 
dis  gelopt  vnd  verheissen  hatte  hilff  in  die  statt  ze  gebende  vnd  das  ouch 
vnsers  oechem  selig  Graff  Rudolff  von  Habspurg,  der  doze  mal  lantvogt 
was,  vnd  meister  Peter,  vnsers  Herren  von  Oesterrich  Werkmeister,  von 
demselben  vnserm  Herren  geschickt  wurdent  gen  Willesöw  ze  be- 
sechende,  ob  die  statt  ze  behabende  were  vnd  als  si  die  besechen  hattend, 
do  emphalend  Si  die  statt  ze  buwende  an  ettelichen  enden,  do  si  das  be- 
düchte  notdürfftig  sin,  das  ouch  von  Ires  emphelhendes  wegen  beschach 
vnd  kcistlich  vnd  wol  gebuwen  w^ard.  Dar  über  ward  die  selbe  statt  von 
emphelhendes  wegen  des  obgenanten  vnsers  Herren  verbrent  vnd  ver- 
wüstet, den  schaden  wir  schetzent  mer  denn  für  zweinzig  Thusent  guldin, 
vnd  getruwent  an  got  vnd  dem  Rechten,  das  vns  der  schade  von  vnser 
Herschafft  wider  kert  solle  werden  etc. 

Item  vnser  Herre  vatter  vnd  man  selig  vorgenant  der  hat  \^  vnser  Her- 
schafft von  Oesterrich  verleistet  mer  denne  fünffzehend  hundert  guldin,  die 
er  an  schaden  genomen  hat  vnd  noch  hüt  diss  tages  an  schaden  stand  an e  die 
phärit,  die  dar  vff  verkoufft  sind,  da  wir  getruwent  vmb  das  selb  gelt  den 
schaden  vnd  die  phärit  gut  kun tschaft  ze  habende,  briefen  \Tid  lüten,  vnd 
vordrent  das  man  vns  dar  vmbe  ouch  entschedigen  vnd  abtragen  solle  etc. 

Item  als  ouch  vnser  vestin  Hasenburg  Mathisen  von  Büttiken  em- 
pholhen  ward  von  vnserm  Heren  von  Oesterrich  vnd  der  selb  Mathis  von 
Büttiken  mit  vns  Rette,  das  wir  die  vestin  rumen,  daruss  ziechen  vnd  Ime 
die  von  vnsers  Heren  wegen  von  Oesterrich  ingeben  mustent,  wend  er 
vns  gelopte,  die  vestin  ze  behütende  vnd  das  vnser,  so  wir  darufT  hattend, 
nit  ze  verlierende  noch  ze  wüstend,  darüber  so  sint  die  von  Zoffingen  vnd 
von  Surse  vff  die  selben  vestin  komen  mit  karren  vnd  wagenen  vnd  hend 
vns  da  alles  das  genomen,  das  si  da  fundent  vnd  über  voiser  slösser  ge- 
brochen vnd  vil  plunders  vnd  Husrates,  Armprest  vnd  büchsen  gross  vnd 
klein  vnd  was  si  da  fundent  genomen  vnd  hingefürt  dasselb,  das  si  vns 
also  gciKnnen  vnd  noch  vor  hand,  besser  denne  thusend  guldin  gewesen 
ist.  Dar  noch  sint  die  vient  komen  vnd  hond  vns  die  vestin  verbrant,  die 
besser  gewesen  ist,  denne  zwey  tusend  guldin,  vordrent  wir  vnd  getruwent 
gott  vnd  dem  Rechten,  das  man  vns  dar  vmb  ouch  gnug  tun  vnd  den 
verlurst  vnd  schaden  keren  solle  etc. 

Item  ouch  vordrent  wir,  als  vnser  Herre  von  Oesterrich  selig  ze 
Willisöw  lag  vnd  sin  Hofmeister  von  vnser  armen  lüten  futer,  kom  xnd 
brot  nam  vflzwey  Hundert  guldin  vnd  Inen  dasselb  gelopte  ze  bezallende, 
der  Inen  aber  noch  nützit  worden  ist,  das  vnser  Herschafft  die  selben 
vnser  armen  lüte  darvmb  vssrichte  vnd  schaffe  entschediget  werden  vnd  ge- 


I 


395 

truwent  got  vnd  dem  Rechten,  das  was  von  der  obgenanten  vriser  Herschafft 
von  Oesterrich  vmb  die  vorgeschriben  vnser  Zuspruch  vnd  vordrangen 
gnug  tun  vnd  dar  vmb  abtragen  vnd  vssrichten  solle.  Doch  so  behabent 
wir  vns  selben,  dise  vnser  anrede  ze  merende  vnd  minrende  von  munde 
oder  in  geschrifll  \'nd  zu  jedem  stucke  jnsunders  ze  redende  vnd  ze  ant- 
wurttende  als  dicke  vns  notdurfflig  ane  geuerde  etc. 
Concept  auf  Ochsenkopf-Papier  im  Staatsarchiv  Neuenburg. 

Ein  Auszug  hieraus,  nach  der  Copie  in  v.  Mülinen's  Collect  Dipl.,  findet  sich  im 
Anzeiger  für  schweizer.  Gesch.  und  Alterthumskunde  1862,  27 — 28.  Im  Archiv  von 
Neuenburg  findet  sich  auch  eine  defecte  französische  Redaction  dieser  Klage,  welcher 
die  Uebersetzimg  der  Uebergabsurkunde  an  Herzog  Leopold  von  1386  vorangestellt 
ist  (R  Nr.  10,  12).  Die  deutsche  Stelle  über  Val  de  Ruz  bei  Matile:  Monumens  II, 
1183.  Eine  Ergänzung  zu  dieser  Klage  bildet  das  Actenstück  über  den  Fordenmgs- 
streit  zwischen  Graf  Wilhelm  von  Arberg  und  Hemmann  von  Büttikon  (Dr.  H.  v. 
Liebenau:  Arnold  Winkelried  218 — 220),  worin  u.  a.  über  die  Einbürgerung  der  Leute 
aus  dem  Freien  Amte  Willisau  in  Buchse,  Luzern  imd  Burgdorf  die  Rede  ist. 

1 8.  Klage  des  Grafen  Wilhelm  von  Arberg  beim  römischen  Könige 
wegen  des  durch  Herzog  Leopold  selig  erlittenen  Schadens. 

Circa  1407. 

Durchluchtiger  fürst,  aller  gnädigester  Her  vnd  Roemscher  künig  etc. 

Ich  gräff  Wilhalm  von  Arberg,  Her  zu  Vallesis,  üwer  küngklich  gnaden 
gehorsamer  vnd  williger  diener  bring  für  üwer  künglich  gnad.  Als  ich 
grossen  verderplichen  schaden  emphangen  vnd  gehept  han  von  mimem 
Herren  Herzog  Lüpoltz  säligen  wegen  von  Oesterrich  vnd  sinen  helfFem, 
do  er  in  lib  was  vnd  die  klag  ich  nu  für  üwer  küngklich  gnad  bracht  han, 
vnd  ich  och  Herzog  Frid.^),  minem  Herrn  von  Oesterrich  die  selben 
Zuspruch  voelleklich  verschriben  geben  han,  dar  vmb  aber  er  mir  vor 
üwem  küngklich  gnaden  nit  antworten  wil  zu  vsstrag  der  selben  Zuspruch, 
vnd  ich  mich  aber  gar  swaerlich  vnd  kostlich  verzert  han,  das  ich  aber  nu 
fürbas  nit  me  volbringen  mag  noch  dem  vssgewarten  in  kains  wis,  vnd  das 
ich  och  min  Sachen  von  üwer  gnad  vnmuss  wegen  an  üwer  küngklich  gnad 
nit  wol  bringen  kan  noch  miner  noturft,  als  ich  gern  tat:  Dar  vmb  so  bit 
ich  üwer  küngklich  gnad,  vnd  das  nit  für  übel  hab,  vnd  mir  gunni  haim 
ze  riten  vnd  ander  min  sachen  ze  versorgen,  vnd  och  die  anzegriffen,  die 
ich  vormals  in  minen  zusprüchen  begriffen  han  von  den  selben  Zuspruch 
wegen,  vnd  die  mich  och  geholffen  hand  ze  schedgen  vnd  ze  verderben 
wider  recht,  das  ich  nie  bekomen  kund,  es  sig  denn,  das  mir  üwer  gnad 
der  Inn  beholffen  sig  als  ich  üwer  künigklich  gnad  wol  getrüw. 

Staatsarchiv  Neuenburg,  Liasse  EEE,  Nr.  13. 

*)  Herzog  Leopold  übernahm  die  Regierung  der  Vorlande  1406;  der  Streit  be- 
treffend die  Entschädigungsforderung  für  Willisau  dauerte  aber  noch  bis  ins  Jahr  141 1, 
wo  Graf  Conrad  die  Urkunde  Herzog  Leopolds  von  1386  (oben  Nr.  8)  \adimirte. 


396 
19«  Zeugniss  über  den  Kampf  an  der  Letze  zu  Sempach. 

1417,  18.  Juni. 

14 17,  feria  sexta  ante  Johannis. 

Als  ein  Reber  zu  vnserm  Schultheis  Volrich  Walker  gerett  hat,  dz  er 
ze  Sempach  an  der  letzt  geflochen  wer,  da  aber  sin  vatter  erslagen  wart, 
darumb  vnser  Herren  gericht  hant,  da  hat  Cuenzli  Probst  gerett,  dz  si 
zwen  bienander  warent  vnd  bed  enander  hulfent  erlich,  dz  si  bi  leben 
blibent  vnd  were  ouch  Walker  gesin,  si  werent  bed  erstochen,  vnd  hat  da 
Volrich  Walker  gefam  vnd  getan  alz  ein  biderbman,  vnd  ist  nit  geflochen 
vnd  wil  darumb  sin  recht  tun. 

Luzemer  RathsprotokoU  III,  27,  c.   Segesser,  Rechtsgeschichte  I,  272. 

20.  Ist  Tripscher  bei  Sempach  geflohen? 

1417. 

Plasphemie  accusate  post  Johannis  baptiste  anno  MCCCCxvii**  (141 7). 

Aber  klagent  Heinrich  Tripscher  vnd  bed  sin  sün,  das  Werne  Güpfer 
ist  für  offnen  rat  gangen  vnd  hat  da  offenlich  inen  vnder  ougen  gerett,  dz 
in  der  Statt  buch  verschriben  stünt,  dz  Hans  Tripschers  Eni  werschantlich 
vnd  mit  vneren  ab  dem  veld geflochen  vor  Sempach y  darumb  sötten  sine  Jiinde 
niemer  hie  ze  Lucern  an  kein  geivalt  noch  an  rat  gesetzt  werden.  Das  klagten t 
si  all  dry,  so  si  h()chst  könnent  ald  mögent,  das  er  an  ir  iegklichem  frid 
gebrochen  habe  mit  disen  worten,  sid  er  vnd  Hans  Tripscher  vnd  Heinrich 
sin  bruder  noch  in  friden  stant ;  want  ouch  Güpfer  für  offnen  rat  ist  gangen, 
vnd  hat  gebetten,  dz  man  im  richte  gegen  Hans  Tripscher,  want  er  stant 
nit  gern  in  frid  gegen  im,  vnd  vmb  dz  er  gen  im  us  frid  kome.  Also  ist 
im  Hans  Tripscher  zem  rechten  gestanden  vnd  hant  vnser  Herren  die 
sach  für  die  Hundert  gezogen,  vnd  getrüwen  da  gott  vnd  den  rechten, 
vnd  ouch  der  Stattbücher  ^),  dz  nieman  si  verschriben,  als  er  gerett  da  vor 
hat,  vnd  hat  inen  damit  gröslich  an  ir  er  in  dem  friden  gerett,  vnd  ouch 
villicht  eim  ganzen  rat  vnd  den  c  (hundert),  die  si  bi  iren  eiden  gesetzt  hand. 

Luzerner  RathsprotokoU  I,  285  b. 

^)  Die  Stadtbücher  sind  nicht  entscheidend,  denn  zwischen  Blatt  42  und  43  im  Raths- 
protokoU I,  wo  die  Verhandlungen  vom  2.  Halbjahr  1386  stehen,  sind  schon  bald  nach 
der  Schlacht,  wohl  vor  1400,  zwei  Blätter  herausgeschnitten  worden. 

Die  Sage  von  der  Flucht  Tripschers  bei  Sempach  erhielt  sich  trotzdem  noch.  Als 
bei  Beilenz  1422  die  Anführer  der  Luzemer  theils  flohen,  theils  sich  gefangen  gaben, 
hiess  es,  es  sei  in  der  Stadt  Luzem  ein  anderer  Tripscher,  oder  2  oder  3  solcher  im 
Rathe.  RathsprotokoU  von  Luzern  III,  84,  b.  Heinrich  Tripscher  war  zur  Zeit  der 
Schlacht  bei  Sempach  Stadtammann  von  Luzem.  Urkunde  vom  6.  Februar  1386.  Ge- 
schichtsfreund XX,  191. 


.  I 


21.  Bewilligung  zur  Bestattung  der  auf  dem  Schlachtfeld  in 

Sempach  zerstreuten  Todtengebeine. 

5.  Januar  1429. 

1429  (quarta  post  circumcisionis). 

Wir  haben  Hern  Rudolf  von  Hallwil  gönnet,  das  gebein  vfFder  slacht 
ze  Sempach  ze  samen  tuon  ze  lasen,  vnd  mit  des  lüpriesters  daselbs  vnd 
ander  priester  raten  an  gewicht  stett  legen. 

Luzemer  RathsprotokoU  IV,  138,11.  Schweizerischer  Geschichtsforscher  X,  2,  197. 

22.  Auszug  aus  einer  Rechtsschrift  der  Herzoge  von  Oesterreich, 

vorgelegt  auf  dem  Tag  in  Constanz. 

1461. 

Das  Land  Schwitz  mit  siner  Zugehörd  Grund  und  Boden  mit  aller 
Herrlichkeit  und  Gerechtigkeit  Ir  gnädigen  Herrschafit  und  Ir  Vordem 
eigen  gewesen  und  noch  ist,  habend  Im  ouch  gehuldet,  geschworen  und 
geton,  als  Lüt  Irem  natürlichen  Herren  tun  sollend  und  schuldig  sind, 
und  über  semlichs  sich  entfrömbdet  und  abgew^orfen  von  der  Herrschafft, 
und  usser  aller  Gehorsami  getretten,  und  Widerstand  geton  hand,  und 
Hertzog  Lüpolten  erschlagen  uff  dem  sinen,  vor  den  sinen,  und  umb  das  sin. 

Tschudi's  Chronik  II,  617. 

23.  Rechtsschrift  der  Herzoge  von  Oesterreich  über  ihre  An- 
sprachen an  die  Eidgenossen,  vorgelegt  auf  dem  Tage  in 

Constanz. 

1461. 

Respondetur  pro  parte  domini  ducis 2.  quod  Switz  non  sit  nee 

fuit  unquam  dominorum  Austrie,  sed  a  centum  annis  privilegia  ab  imperio 
habet,  in  quibus  appellantur  liberi  Switenses,  et  quod  dux  Lupoldus  non 
fuit  per  suos  et  in  suo  interfectus,  sid  quod  ipsi  conpulsi  sua  et  se  defen- 
dentes  vim  vi  repellerunt  etc. 

Respondetur  quod  . . .  a  suis  et  in  suis  dominus  tunc  idem  dux  inter- 
fectus fuit  etc.  Considerandum  est  quod,  cum  illi  de  Switz,  Lucern  et  alii 
sui  subditi  opidum  dicti  ducis  nomine  Sorse  obsiderunt  et  prefatus  dux 
illud  redimere  volens,  et  ibidem  applicuit  et  inimici  prefati  recederunt  ab 
eodem  usque  ad  Sempach,  quod  etiam  ducis  ipsius  erat  et  iam  proxime 
rebellauerat  et  se  obiecit  illis  sie  facientibus  venerunt  subditi  sui  de  Willesaw 
rogantes,  quod  ad  eos  venire  dignaretur  et  opidum  suum  dictum  videret, 
quod  propter  rogatum  huius  modi  fecit  et  cum  eis  pemoctavit  ac  mane- 


398 


facto  recedens  ab  eisdem  et  ad  Surse  reverti  volens  non  ea  intentione 
quod  cum  inimicis  ea  die  concertare  vellet,  eo  quod  maiorem  partem  sue 
armate  cum  eo  non  habuit  sed  ad  alia  loca  destinavit,  a  casu  inimicos  cum 
extenso  bannerio  respiciens  ac  ipsum  et  suos  invasuros  arbitrans  conilic- 
tum  iniit  cum  eisdem«  ubi  occubuit  in  domino.  Ex  quo  manifeste  constat  a 
suis  et  in  terris  suis  id  factum  fuisse,  cum  confederati  predicti  antequam 
eis  dux  resistentiam  fecit,  ipsi  opidum  Sorse  hostiliter  obsiderunt^)  et 
guerram  primitus  mouerunt,  idcirco  idem  dux  compulsus  fuit  sua  redi- 
mere  et  vim  vi  repellere  et  non  Switenses  cum  confederatis,  qui  utique 
causam  et  inceptum  omnium  ut  premittitur  fecerunt  et  dederunt  manifeste. 

Chmel:  Monumenta  Habsburgica  I,  i86  mit  irrigem  Datum  1474.  Vgl.  Jäger  in 
der  Denkschrift  der  k.  k.  Akademie  IV,  289,  Note  1.  Amtliche  Sammlung  der  altem 
eidgenössischen  Abschietle  II,  313  f. 

*)  Vgl.  oben  Seite  147. 

24.  Klage  gegen  den  Pfarrer  von  Zofingen  wegen  der  Rede 
bei  der  Sempacher-Schlachtfeier  in  Zofingen. 

1463,  6.  Juli  (quarta  post  Volrici). 

Item  bring  an  vnser  Eidgnossen  von  Vre,  Swyz  vnd  von  Vndenvalden 
botten,  wa  sy  zum  nechsten  zu  tagen  zu  samen  kommen,  vnd  an  ander 
der  Eidgnossen  botten,  ob  die  ouch  da  werint,  wie  der  kilchher  ze  Zofingen 
üffenlich  in  gcgenwürtikeit  der  fürsten  vnd  Herren,  so  jetz  gen  Rom  ge- 
zogen vnd  gen  Zofingen  komen  sind,  für  Hertzog  Lüpolten,  so  ze  Sempach 
erschlagen  wart,  gebetten  vi>d.gerett  hat,  dz  der  selb  Herzog  Lütpolt  von 
Oesterrich  vff  dem  sincn  vnd  vmb  dz  sin  vnd  von  den  sinen  erschlagen 
sye*)  etc.,  was  man  darumb  mit  dem  pfaffen  reden  vnd  fümemen  welle. 

I.uzerncr  RathsprotokoU  V,  B,  205. 

*)  Die  älteste  Klage  über  diese  Rede,  gerichtet  gegen  Schätzen  von  Waldshut, 
vgl.  in  meiner  Actensammlung  zur  Geschichte  des  Sempacherkrieges ,  Archiv  für 
schweizer.  Geschichte  XVII.  203. 


25.  Auszug  aus  einer  österreichischen  Denkschrift. 

1469. 

Vnd  haben  (die  Schweizer)  auf  daz  also  der  gantz  punt,  wie  oben 
genielt  ist,  sich  gar  vast  wider  die  herschaft  gesetzt  vnd  gar  in  vil  weg 
vnderstanden,  der  herrschaft  an  iren  herrlikaitten,  landen  \Tid  leüten  ab- 
zubrechen, die  herrschafFt  vast  vnleidlich  als  das  auch  pillich  gewesen  ist 
vnd  sich  in  die  sach  gesetzt  vnd  die  in  solcher  mazz  getrieben,  daz  dar- 
vmb  ain  streytt  gescheen,  darynn  dann  hertzog  Lewpolt  loblicher  ge- 
dechtnuss  zu  Sempach  vmb  das  sein,  von  den  seinen  \Tid  auf  dem  seinen 


399 

erslagen  worden  ist  (in  margine  von  der  Hand  König  Friedrich  IV.  Anno 
M'>CCC°Ixxxvj°  an  dem  nunden  tag  des  höwraonncz). 

Nach  dem  selben  streytt  ist  ain  landtuogt  gewesen,  hat  gehaissen  der 
Wehinger,  der  hat  ainen  frid  gemacht,  den  hat  man  den  pösen  frid  ge- 
nennt vnd  ist  also  zugangen.  Als  hertzog  Leupolt  erslagen  worden  war, 
do  tett  der  selb  Wehinger  als  ain  landtuogt  nicht  mer  dartzu,  weder  mit 
aufbietung  im  lande  vnd  anderm,  wann  er  mit  solchem  fleiss  dannoch 
wol  souil  geschafft  biet,  daz  ain  widerstandt  den  Eytgenossen  ioch  nach 
dem  streyt  bescheen  wäre,  sonder  er  embeut  hertzog  Albrechten  von 
Osterrich,  der  hertzog  Lewpolts  bruder  was,  hertzog  Lewpolt  war  erslagen 
und  das  lannd  verloren  vnd  wie  er  ainen  frid  auf  ain  jar  gemacht  hiet^) ; 
der  selb  frid  hielt  ynnen,  daz  kain  tayl  den  andern  mit  aufgeworffnem 
banyr  vberziehen  solt;  was  aber  sust  jederman  ynnemen  wurde,  daz  solt 
im  bleiben. 

Oesterreichische  Rechtsschrift  von  1469. 
Sitzungsberichte  der  Wiener  Akademie  II,  465 — 466. 


*)  Es  kann  sich  bei  der  Meldung  vom  Tode  des  Herzogs  nur  um  den  Abschluss 
des  3tägigen  Waffenstillstandes  gehandelt  haben ;  zum  Abschlüsse  des  Friedens  wurde 
Reinhard  von  Wähingen  legitimirt  durch  Urkunde  Herzog  Albrechts  von  Oesterreich 
vom  27.  December  1389.  Staatsarchiv  Zürich. 


26.  Zeugniss  über  die  Wallfahrt  auf  das  Schlachtfeld 

zu  Sempach. 

15 16,  2.  Mai. 

Propst  und  Capitel  des  Stiftes  im  Hof  zu  Luzem  bitten  den  Bischof 
Hugo  von  Constanz  um  Genehmigung  der  Stiftung  der  Kaplanei  Hiidis- 
rieden,  wo  eine  durch  «grosse  wunderzeichen»  berühmte  Muttergottes- 
kapelle sich  befinde,  zu  der  eine  stark  besuchte  Wallfahrt  stattfinde  «ouch 
uss  der  ursach,  dass  die  selbig  Capell  nahend  by  dem  stettlin  Sempach 
gelegen,  by  den  orten  und  enden,  da  vor  alten  ziten  ein  gefecht  zwüschen 
der  Herrschaft  Oesterrich  vnd  den  vier  waldstetten  der  Eidgenoßschaft 
beschehcn,  darumb  vil  menschen  die  wirdigen  muter  gots  mit  irem  al- 
muosen  und  handreich ung  besuchend». 

Stiftsarchiv  Luzem.  Geschichtsfreund  II,  203. 

1739,  2^.  Febr.,  schreibt  der  Caplan  von  Hildisrieden  an  den  Land- 
vogt: «das  dise  wahlfart  uralt  seie,  bescheinet  mein  stiftbrief,  darin  gemelt 
wird,  das  Hiltisrieden  in  der  Sempacherschlacht  anno  1 386  schon  ein  wahl- 
fart gewesen  sein,  und  kommen  von  uraltem  alle  Jahr  bis  auf  26  Pfarreien 
auf  Hiltisrieden  mit  Creutz.» 


400 

27-  Zeugniss  wegen  der  in  Sempach  gefundenen  Blumen. 

1516,  2"].  Juni  (Freitag  vor  Peter  und  Paul). 
Ludwig  zu  Käss,  Pfarrer  zu  Sempach,  urkundet,  « als  man  zeit  nach 
der  geburt  Christi  unsers  lieben  herm  1386  uf  S.  Cirillentag,  den  9.  tag 
Heumonats,  hat  der  edel  hochgeborn  durchleuchtig  fürst  und  herr,  herr 
Leopoldt,  Erzherzog  zue  Oesterreich,  loblicher  gedechtnus,  einen  ehr- 
lichen ritterlichen  veldstritt  vor  der  statt  Sempach  mit  den  vier  w-ald- 
stetten  der  eidgnosschafft  gethan,  und  an  dem  orth,  da  sein  fürstlich  gnad 
erschlagen  und  sein  Hb  erfunden  worden  (so  jezmals  zu  Königsfelden  ruht 
und  rastet),  ist  desselben  Jars  ein  schöner  plumb  uf  der  selben  walstatt 
gefunden  worden,  als  ich  solches  von  vil  der  eitern  miner  unterthonen 
und  kilchgenossen  (die  solches  handeis  och  von  Iren  eitern  warlich  be- 
richtet) gehört,  welcher  plumb  och  zu  einem  wunderzeichen  und  angezeig 
noch  heut  bei  tag  vor  dem  fronaltar  der  Capell  unser  lieben  frouwen  zu 
Hildisrieden  hanget  Diesel b  Capell  miner  Pfarrkirchen  zu  Sempach,  ouch 
unterwirfig,  und  ist  der  vermelt  plum  voller  kleinen  plumli  mit  rotten  plettlin 
uswendig,  und  das  innwendig  pizlin  wiss  geferbt  gsin.  Und  alsdann  ouch 
bi  vergangner  zitti  ein  lobliche  Capell  mit  dreyen  altäm  auf  die  obgemelte 
walstatt  gehauen,  in  welcher  Capell  der  fronaltar  an  dem  ort  und  ende, 
do  des  gemelten  Herzog  Leopolden  Cörpel  glegen  und  usgezaichnet,  uf- 
gericht  und  gesetzt  ist,  soll  menigclich  wissen,  dass  ich  obgenanter  Ludo- 
vicus  zu  Käs  in  dem  jar  als  man  zält  voir  der  geburt  Christi  unsers  lieben 
Herm  15 15  Jar,  uf  den  tag  Sanct  Cirilli  gleich  ainen  solchen  plumen,  wie 
der  obengezaigt  ist,  und  zu  Hildisrieden  hangt,  in  der  vorgedachten  Capell, 
so  man  nennt  die  Schlacht,  miner  pfarrkilchen  auch  zugehörig,  neben  den 
bcrüerten  fronaltar  derselbigen  Capell  uss  dem  herten  ertrich  gewachsen 
erfunden,  und  denselben  plumen  zu  meinen  banden  genomen  hab,  so 
manig  biderbmensch,  mann  und  frau,  gesehen,  und  sich  des  merklichen 
verwundert  han.» 

J.  A.  von  Brandis:  Geschichte  der  Landeshauptleute  von  Tirol,  137. 


wrrtf'^mm 


iiitirimiiuiHitjiiiiii 


E.  Trophäen  und  Reliquien  aus  der  Sempacher- 

schlaeht 


A.  Eidgenössische. 

Bis  zum  Jahre  1 798  zeigte  man  im  Zeughause  zu  Stans,  wie  Johann 
von  Müller  erwähnt,  das  Panzerhemd  Arnolds  von  Winkelried;  es  ging 
beim  Einfalle  der  Franzosen  in  den  Septembertagen  1 798  verloren. 

Luzem  bewahrt  noch  das  von  Blut  getränkte  Stadtpanner  aus  der 
Schlacht,  das  erst  1840  aus  dem  Staatsarchiv  an  das  Zeughaus,  und  von 
da  1881  an's  Museum  abgegeben  wurde. 

B.  Oesterreichische. 

I.  Unter  diesen  Trophäen  nehmen  den  ersten  Rang  ein 
die  Waffen  Herzog  Leopolds: 

/.  Das  Panzerhemd  Herzog  Leopolds, 

Dasselbe  soll  von  den  Eidgenossen  bei  der  Beutetheilung  den  Junkern 
Lütold  und  Ludwig  Feer  von  Luzern,  beide  des  Raths,  geschenkt  worden 
sein,  weil  sie,  nachdem  die  Luzernerischen  Anführer  gefallen,  sich  in  der 
Schlacht  besonders  ausgezeichnet  hatten,  wie  zuerst  im  17.  Jahrhundert 
versichert  wurde.  ^)  Lütold  Feer  soll  nach  Gundoldingen's  Tod  «  Haupt- 
mann über  der  statt  Lucem  folk»  gewesen  sein. 

Dieses  seit  1744  (Genealogie  der  Feeren  fol.  26)  im  Zeughause,  jetzt 
im  Museum  im  alten  Rathhause  zu  Luzem  aufbewahrte  Maschen-Panzer- 
hemd von  ungemein  feiner  Arbeit  ist  82  cm.  lang;  die  Aermel  messen 
44  cm.  Am  Panzerhemd  ist  ein  Rundschild  von  8,3  cm.  Länge  und  6  cm. 

*)  Vgl.  Haller's  Schweizerschlachten  201.  Geschieh tsfreund  II,  131.  Ludwig  und 
Lupoid  Feer  werden  erst  1396  und  1406  als  Grossräthe  erwähnt.  «Junker»  waren  die 
Feer  damals  noch  nicht. 

Von  dieser  Auszeichnung  spricht  zuerst  die  1629 — 1631  geschriebene  Genealogie 
von  Auf-  und  Herkommen  auch  Succession  des  Adelichen  Geschlechts  der  Feeren  von 
Castelen  pag.  3 — 4,  25,  26.  Handschrift  bei  Herrn  Franz  Pfyffer-Segesser  in  Luzem. 


LUhntau,  Sohlaobt  bei  Sempach. 


26 


402 


Breite  angebracht,  welcher  den  österreichischen  Bindenschild,  von  einem 
Goklrande  umgeben,  darstellt.  (Ungenaue  Abbildung  in  Eglin's  Abschil- 
derung.) Das  Knöpfchen,  an  welchem  der  Schild  befestigt  ist,  zeigt  das 
Wappen  der  Stadt  Nürnberg  —  fast  kaum  mehr  erkennbar  —  um  das  sich 
in  gothischen  Buchstaben  die  Inschrift  zieht  t  STATT  V  NVRMBERG. 

Die  älteste  Abbildung  dieses  Panzerhemdes  in  der  aus  dem  17.  Jahr- 
hundert stammenden  Genealogie  der  Feeren  (fol.  26)  zeigt  das  Panzer- 
hemd in  seiner  ursprünglichen  Gestalt ;  den  Kragen  mit  breitem  Goldrand, 
so  auch  die  Aermel  und  die  untere  Einfassung.  Heute  noch  sind  an  dem 
einen  Aermel  und  an  den  Seiten  die  Vergoldungen  sichtba.r. 

Im  Zeughause  war  vor  Zeiten  folgende  Inschrift  aus  dem  18.  Jahr- 
hundert dabei  zu  lesen : 


Der  Harnisch  Leopolds 
Als  Beut'  und  Siegeszeichen 
Dem  Cberwindcr  solt 
mehr  zur  Ehr  gereichen, 
als  unter  diesem  stahl 
lag  solcher  Heldenmuth, 


Der  nit  zu  weichen  wüst 
vor  letztem  Tropfen  blut, 
Der  nur  im  Schweizerarmb 
ein  solche  sterk  gefunden 
die  seiner  stärke  gleich 
und  Seine  überwunden. 


Die  oben  citirte  Genealogie  der  Familie  Feer  enthält  von  späterer 
Hand  den  Zusatz:  dieser  «Pantzer  ist  A'"  1744  in  das  Zeughaus  gegeben 
worden».  Ob  nicht  ein  früherer  Zeugherr  Feer*)  dieses  Panzerhemd  für 
anderweitige  Verdienste  vom  Staate  zum  Geschenk  erhalten  habe,  lässt 
sich  nicht  ermitteln. 

2.  Helm  und  Mantel  Herzog  Leopolds» 

Eine  Zürcher  Chronik  (B,  65),  die  Silberisen  benutzte,  erzählt,  der 
Mantel  Herzog  Leopolds  sei  in's  Kloster  Rüti  gekommen^),  «sin  salar 
und  vscnhut  zu  Lutzern  behalten  worden  ».  Diesen  Bericht  benutzte  auch 
Johann  Heinrich  Rahn  für  seine  <Eidgen.Geschichtsbeschreibung»,  Zürich 
1600,  p.  21.^,  statt  Salar  brauchte  er  den  damals  bekanntem  Ausdruck 
«Beckclhaubc».  Leu  fügte  in  seinem  Helvetischen  Lexikon  XII,  71  die 
Bemerkung  bei,  aus  dem  Mantel  sei  eine  «Korkappe»  gemacht  worden. 

In  altern  Acten  finden  sich  keine  Nachrichten  über  diesen  Helm 

Leopolds. 

^.  Vtrschiedenc  Wajfen, 

1786  zeigte  man  im  Zeughause  zu  Luzern  <^Sempacher  Helme  mit 
Rissen,  die  von  Helleparten  herrührten»,  wie  Haller  in  seinen  Schweizer 
Schlachten  versichert  (Seite  190,  Note  28). 

*)  So  war  1 5  5 1  — 1577  und  1593  —  1 60 1  ein  Peter  Feer  Oberzeugherr,  1 69 1  —  1 704, 
Carl  I.udwijT  Fccr  zuerst  Unter-,  seit  1705  Obcrzeughausraeister. 

*)  Höchst  unjjlaub würdig  ist  dieser  Bericht  schon  desshalb,  weil  das  Kloster  Ruti 
im  heutijjcn  Gebiete  von  Zürich  damals  nocli  unter  den  Herzogen  von  Oesterreich  stand. 


403 

4»  Der  goldene  Ländner  und  der  Wappenrock. 

Der  luzemerische  Stadtschreiber  R.  Cysat  sagt :  1575  sei  das  Kloster 
Neuenkirch  mit  vielen  Schätzen  ein  Raub  der  Flammen  geworden  «unter 
andern  ouch  des  zu  Sempach  gebliebenen  Herzog  Leopolds  goldener 
Wappenrock,  der  zu  einem  Messgewand  in  die  Kirch  verehrt  worden». 

Ba]th<isar,  Merkwürdigkeiten  II,  202.  Vgl.  eine  ähnliche  Relation  (im  Geschichts- 
freund XXI,  47)  von  Pfarrer  Ulrich  Gut. 

5.  Die  Fahnenstange  in  Zofingen. 

Auf  der  Stadtbibliothek  in  Zofingen  zeigt  man  « eine  abgebrochene 
Fahnenstange  von  Mannshöhe  und  von  der  Dicke  der  Fahnenstangen  (sie !) 
aus  der  Schlacht  bei  Sempach,  welche  in  der  Schlachtkapelle  von  Sempach 
aufbewahrt  werden.  Sie  soll,  was  auch  sehr  möglich  ist,  von  jenem  Schlacht- 
felde herkommen  und  die  Erinnerung  an  den  tapferen  Schultheissen  Nikiaus 
Thut  von  Zofingen  (oben  Seite  94)  wach  erhalten,  der  bei  Sempach  fiel ». 

Ed.  Osenbrüggen :  Wanderstudien  aus  der  Schweiz  II,  99 — 102. 

6.  Das  gerettete,  mit  Blut  bespritzte  Panner  der  Stadt  Bremgarten, 
Vgl.  darüber  neueres  Jahrzeitbuch  von  Bremgarten.  (Oben  Seite  334.) 

II.  Die  eroberten  Panner  und  Fähnlein. 

Die  Zahl  der  bei  Sempach  eroberten  Panner  und  Fähnlein  wird 
verschieden  angegeben.  Die  ältesten  Berichte  erwähnen  nur  die  Panner 
von  Tirol,  Ochsenstein,  Hochberg,  Salm,  Schaffliausen  und  Meilingen 
«und  andre  fenli  vil,  der  sie  nit  bekanten». 

Russ  zählt  1482  bereits  10  «Houptpanner».  Das  Halbsuter'sche  Lied 
in  Strophe  37  15  Hauptpanner. 

Die  Originalien  der  meisten  dieser  Panner  sind  verschwunden;  so 
vermissen  wir  das  Panner  der  Grafen  von  Habsburg  und  das  von  Arberg 
(Arburg?),  das  nach  Berichten  des  16.  Jahrhunderts  nach  Uri  kam. 

Unten^'alden  soll  die  Panner  von  Signau,  Rheinfelden  und  Neuen- 
burg am  Rheine  erhalten  haben;  Schwyz  die  Städtepanner  von  Lenzburg, 
Ueberlingen  und  Constanz;  ersteres  soll  nach  Steinen  gekommen  sein. 
Die  Republik  Gersau  erhielt  nach  alter  Tradition  das  Panner  von  Hohen- 
Zollern.  Allein  diese  Angaben  sind  sehr  unzuverlässig.  Man  hatte  im 
16.  Jahrhundert,  wo  die  Berichte  über  die  Sempacherbeute  niederge- 
schrieben wurden,  an  verschiedenen  Orten  alte  Panner  in  den  Kirchen,^) 
die  man  mit  einander  verwechselte,  weil  nicht  mehr  bekannt  war,  wem 

*)  So  erwähnt  Pellikan  in  seiner  Chronik  zum  Jahre  1504  beim  Besuche  des 
Cardinais  Raimund  von  Gurk  in  Schwyz:  in  parrochia  non  magis  ornata  quam  victri- 
cibus  vexillis  dependentibus  cum  insigniis  Caroli  Ducis  Burgimdionis,  et  quorundam 
imperialium.  Riggenbach  30. 


404 

dieselben  angeh(")rt  hatten.  Das  scheint  namentlich  in  Schwyz  der  Fall 
gewesen  zu  sein,  vielleicht  auch  in  Gersau. 

Das  Panner  der  Stadt  Ueberlingen  kam,  wie  Gilg  Tschudi  ver- 
sicherte, nach  Schwyz,  wo  es  bis  1448  in  der  Kirche  hing.  Mit  Schreiben 
von  S.  Antonien  Abend  1448  ersuchten  Bürgermeister  und  Rathe  von 
Ueberlingen,  Landammann  und  Räthe  von  Schwyz,  in  Anbetracht  der 
zwischen  ihnen  herrschenden  Freundschaft  «die  Panner  so  Üch  von  uns 
in  etlichen  Geschäften  und  Kriegen  zu  üwem  Händen  sind  worden,  ab 
weg  zu  tund  und  zu  vernichten».  Am  Montag  vor  Pauli  Bekehrung  1448 
erfolgte  die  Rückantwort,  mein  habe  von  des  Pänners  wegen  dem  Am- 
mann Ital  Reding  befohlen,  «dieselben  Panner  abzunemmen  und  damit 
zu  tun  in  massen,  dass  üch  üwer  Will  vollgat».  Von  der  Schlacht  bei 
Sempach  ist  also  durchaus  nicht  die  Rede. 

Gilg  Tschudi's  Chronik  II,  525.  Fassbind:  Geschichte  von  Schwyz  II,  404 — 406. 

Da  Ueberlingen  als  Reichsstadt  zum  schwäbischen  Bunde  gehörte, 
so  ist  die  Theilnahme  der  Ueberlinger  an  der  Schlacht  bei  Sempach 
höchst  zweifelhaft. 

Vgl.  über  Ueberlingen :  Roth  von  Schreckenstein :  Zur  Geschichte  der  Stadt  Ueber- 
lingen.  Zeitschrift  f.  Gesch.  d.  Oberrheins  XXII,  9. 

Höchst  wahrscheinlich  ging  nicht  das  bei  Sempach,  sondern  ein  in  den 
Appenzellerkricgcn  verlornes  Panner  von  Ueberlingen  an  Schwyz  über. 

Nicht  besser  beglaubigt  ist  die  Nachricht  über  das  Panner  von  Con- 
stanz,  das  nach  Heinrich  Berhnger's  Chronik  von  c  1531  ebenfalls  in  der 
Kirche  zu  Schwyz  hing.  Denn  auch  Constanz  blieb  als  Reichsstadt  mit 
dem  schwäbischen  Städtebunde  im  Kriege  neutral.  Die  Erzählung  von 
der  Schlacht  auf  dem  Holzschnitte  von  1551  nennt  zwar  das  Stadtpanner 
von  Constanz,  das  übrigens  auch  heute  noch  in  der  Kapelle  zu  Sempach 
abgebildet  ist  Die  älteste  Nachricht  hiefür  bringt  das  Halbsuter'sche  Lied, 
worin  es  heist: 

Desglichen'dic  von  Costanz  he !  ir  panner  hands  hinder  in  glan, 

die  warend  hoflich  dran,  zuo  Schwitz  hangts  in  der  kilchen, 

band  mit  dem  stier  gefochen,  da  sichts  meng  biderman ! 
die  flucht  band  si  genon, 

Das  Banner  Graf  Rudolfs  von  HohenzoUern  ist  gen  Gersau  kommen, 
und  by  200  mit  dem  Graf  darby  gebliben,  sagt  die  Inschrift  der  Schlacht- 
kapelle zu  Sempach;  dieser  ft)lgen:  Leu:  Helvetisches  Lexikon  XVII,  63, 
Halier:  Schweizerschlachten  204.  Balthasar:  Merkwürdigkeiten  II,  247 
und  verschiedene  Wappenbücher  des  XV.  Jahrhunderts,  während  ältere 
Bericlite  den  Schwarzgrafen  Friedrich  nennen,  der  die  Schlacht  über- 
lebte und  1393  für  seine  Anforderungen  für  verlorne  Pferde  entschädigt 


405 

wurde,  die  er  dem  Herzog  selig  gestellt  hatte.   Lichnowsky  IV,  Reg. 
Nr.  1595, 

Färber  Joh.  Georg  Hertel  von  Falkenstein,  Kirchenvogt  in  Gersau 
(1732),  soll  dieses  Panner  bei  der  Kirchenrenovation  in  sein  Haus  ge- 
nommen haben.  Seither  ist  es  verschwunden. 

Kurzgefasste  Geschichte  des  Freystaates  Gersau,  Zug,  18 17,  25.  Geschichtsfreund 
19,  12. 

Es  wird  behauptet,  dieses  Panner  sei  blau  und  weiss  gestreift,  in  der 
Mitte  mit  einem  rothen  Querbalken  geziert  gewesen.  Diese  Beschreibung 
würde  eher  für  das  Panner  von  Signau  zutreffen,  als  für  Zollern,  das  von 
jeher  das  schwarz  und  weiss  quadrirte  Feld  zeigte.  J.  Barth  meldet  in 
seiner  Hohenzollem'schen  Chronik,  Sigmaringen,  1861,  I,  114:  Eitel 
Friedrich  von  ZoUem,  Sohn  des  Schwarzgrafen  Friedrich  VI.  und  der 
Gräfin  Adelheid  von  Hohenberg  sei  mit  der  Standarte  des  Löwenbundes 
gefallen.  —  Allein  diese  trug  schwerlich  die  oben  bezeichneten  Farben. 
Die  Thatsache  ist  übrigens  sehr  zweifelhaft;  denn  der  Schwarzgraf  hei- 
rathete  erst  imi  1373. 

Stalin :  Wirtenberg.  Geschichte  III,  719.  —  Vgl.  Stillfried  und  Merker :  Hohen- 
zollerische  Forschungen.  Berlin,  1847,  182. 

Die  meisten  Panner  aus  der  Sempacher  Beute  kamen  nach  Luzem. 
Hier  wurden  diese  zuerst  bei  den  Franciscanem  aufgehängt,  dann  im 
Wasserthurm  aufbewahrt,  von  hier  an's  Staatsarchiv  oder  an's  Zeughaus, 
zuletzt  an's  Museum  im  alten  Rathhause  abgegeben. 

Bei  feierlichen  Anlässen  wurden  diese  Panner  im  Triumphe  herum- 
getragen, so  z.  B.  im  Jahre  1 598,  als  Erzherzog  Albrecht  von  Oesterreich 
auf  seiner  Hochzeitsreise  nach  Luzern  kam.  ^) 

Von  diesen  Pannem  sind  nur  noch  zwei  ächte  vorhanden,  nämlich 
das  des  Markgrafen  von  Hochberg,  welches  ich  vor  einigen  Jahren  aus 
der  Amtskanzlei  in  Schupf  heim  für  das  Museum  requirirte,  und  das  Panner 
von  Thierstein. 

Das  Originalpanner  von  Hochberg,  arg  zerrissen,  von  feinster  Seide, 
damastartig  gewoben,  ist  136  cm.  lang  und  92  cm.  breit;  der  rothe  Quer- 
balken ist  25  cm.  breit.  Den  Näthen  des  Balkens  entlang  sind  23  grüne 
Rosen  zu  sehen.  In  den  beiden  obem  Ecken  sind  zwei  Wappen  ange- 
bracht; zunächst  der  Stange  der  rothe  Balken  in  goldnem  Felde  in  grüner 
Einfassung,  16  cm.  lang  und  1 2  cm.  breit ;  die  Einfassung  von  grüner  Seide 
ist  2 — 3  cm.  breit.  In  der  obem  Ecke  des  rothen  Fahnentuches  ist  das 
Wappen  Oesterreichs,  der  Bindenschild;  weisser  Balken  in  roth,  ebenfalls 
in  grüner  Einfassung,  15  cm.  lang  und  13  cm.  breit.  —  Otto  von  Hochberg, 

*)  Hallers  Chronik.   Neujahrsblatt  der  Stadtbibliothek  von  Zürich  1826,  Seite  4. 


4o6 

der  Schwager  des  Martin  Maltrer,  soll  zuerst  die  Avant-garde,  dann  den 
rechten  Flügel  konimandirt  haben.    May,  histoire  militaire  II,  285,  290. 

Von  dem  Panner  des  Grafen  von  Thierstein  liegen  dürftige  lieber- 
reste  vor.  Es  war  124  cm.  lang  und  102  cm.  breit;  der  rothe  Schwenke! 
war  12  cm.  breit.  ^) 

Dieses  Panner  gehörte  wahrscheinlich  dem  Grafen  Walraf  von  Thier- 
stein, Herrn  zu  Blumberg  (Florimont),  nicht  dem  Domherrn  Johann,  den 
man  irrig  als  Herrn  von  Höhen-Königsberg  nennt.  Dieses  Schloss  kam 
erst  1479  in  den  Besitz  der  Thierstein.  Spach :  Chateaude  Hohenkoenigs- 
bourg,  Strasbourg  1856,  8.  Die  angeblich  bei  Sempach  erschlagenen 
Grafen  Ulrich  (Russ:  Chronik),  Peter  (Lazius :  de  gentium  migrationibus 
1557,  5()i)  und  Sigmund  von  Thierstein  (May:  histoire  militaire  II,  ßCXD) 
existirten  nicht. 

Die  übrigen  Panner  sind  entschieden  spätems  Datums,  denn  1491, 
"Samstag  post  Grütze»  zahlte  der  Umgeldner  « i  Gulden  Nicklasen  Maler, 
als  Er  die  paner  emüwert  hat  von  der  Schlacht  ze  Sempach».  Zu  diesen 
erneuerten  Pannern  gehört  dasjenige  von  Schaflfhausen,  mit  Wasserfarbe 
auf  Leinwand  gemalt,  wo  der  Bock  von  der  Fahnenstange  wegspringt 
Sdum  151 1  schreibt  Diebold  Schilling:  die  Panner  hangen  nur  in  ^^Ab- 
geschrift»  bei  den  Barfüssem;  doch  anerbot  sich  1600  Hans  Meyer  von 
Hallau,  das  St.  Moritzen-Panner,  das  vor  1 8  Jahren  in  den  Thebäergräbem 
zu  Hallau  gefunden  worden  sei,  nach  Luzem  zu  bringen,  wenn  man  ihm 
das  bei  Barfüsscrn  hangende  Schaffhauser-Panner  schenke  (Thurmbuch 
XI,  fol.  26). 

Ebenso  sind  1491  auf  grobe  Leinwand  gemalt  worden  die  Panner 
von  Ochsenstein,  Salm,  Tyrol,  Rittergesellschaft  von  der  Etsch,  Thier- 
stein, Meilingen  und  Freiburg. 

Ein  altes  Panner  von  Willisau  wurde  in  Luzem  als  habsburgisches 
Panner  ausgegeben,  während  das  bei  Sempach  verlorne  Habsburger- 
Panner  nach  Uri  kam. 

Im  Jahre  1622  wurden  die  imitirten  Panner  aus  der  Kirche  weg- 
genommen und  anlässlich  der  Kirchenrestauration  durch  Frescobilder 
ersetzt.  Diese  Abbildungen  von  42  Pannem  und  andere  Malereien  kamen 
auf  53()  Gulden  7  Schilling  zu  stehen,  wie  das  Protokoll  des  Franciscaner- 
klosters  meldet.   Im  Jahre  1734  wurden  die  verblichenen  Frescogemälde 

')  Dass  die  Frajinientc  dieses  Panners  nicht  zum  Panner  von  Schaffhausen  gehören 
kimnen,  erf^ibt  sich  daraus,  dass  das  Feld  entschieden  gelb  ist ;  die  ursprüngliche  Farbe 
des  SchaHhaiiser-Panners  aber  Mar  weiss  und  erst  15 12  erscheint  der  Bock  in  dem  von 
Cardinal  Schinner  »geschenkten  Panner  im  j^elben  Felde.  Dr.  Stanz  im  Archiv  des  histor. 
Vereins  von  Bern  VI,  734 — 735.  Weiss  ist  das  Feld  des  Schaffhauser-Panncrs  z,  B. 
in  Diebold  Schillin^'s  Chronik  (j.'jenialt  um  15 1 1)  und  auf  dem  Bilde  Manuels  von  1551 
im  Museum  zu  Lu/ern. 


I 


i 


407 


durch  Johann  Suter  aufgefrischt.  Nach  diesen  Bildern  wurden  1780  in 
Joh.  Müllers  «Merkwürdigen  Ueberbleibseln  von  Alterthümern»,  X. Theil, 
Tafel  XI.  die  Panner  von  Ochsenstein,  Thierstein,  Hochberg,  Tirol,  Pfirt, 
Freiburg,  Schaffhausen,  Lenzburg  veröffentlicht. 

1790  wurden  die  Fahnen  durch  die  Meister  Jakob  Businger  und 
Thomas  Grederer  auf  14  Holztafeln  gemalt^),  so  dass  je  3  Panner  eine 
Gruppe  bilden.  Diese  Bilder  wurden  1867  durch  Maler  Zemp  restaurirt. 
Auf  jedem  dieser  kunstlos  gemalten  Bilder  ist  die  Jahrzahl  angebracht. 
In  älterer  Zeit  scheint  diese  Jahrzahl  gefehlt  zu  haben,  sonst  hätte  der 
Franciscaner  in  seiner  «Kurzen  Geschichte  des  Franciscanerklosters  in 
Luzern  von  1735»  schwerlich  geschrieben: 

Ceterum  in  navi  ecclesiae  ex  utraque  parte  in  perpetuum  rei  memo- 
riam  depicta  sunt  in  parietibus  42  vexilla  bellica,  quae  in  uno,  eodemque  con-^ 
flictu,  quoLeopoldus  3.  archidux  Austriae  A"  1386,  die  4.Julii,  cum  nume- 
rosa  Austriae,  Franconiae,  Sueviae  et  Alsatiae  nobilitate  ab  Helvetis  victus, 
etsuperatus  est,  intercepta  fuerant.  Haec  ipsa  vexilla  anno  proxime  elapso, 
vivacioribus  coloribus  fuerant  renovata. 

Handschrift  im  Staatsarchiv  Luzern. 

Die  meisten  dieser  Panner  zeigen  auf  den  alten  Abbildungen  den 
Schwenkel,  während  derselbe  bei  den  jetzt  vorliegenden  Copien  fehlt. 

Das  Panner  von  Ochsenstein  besteht  aus  je  3  weissen  und  rothen 
Balken.  Das  von  Thierstein  zeigt  auf  goldnem  Felde  eine  rothe  Hirschkuh 
(Thier)  auf  4  grünen  Hügeln  stehend.  Hochberg  den  schrägen  goldnen 
Querbalken  in  rothem  Felde.  Tyrol  führt  den  rothen  Adler  in  weissem 
Felde.  Das  Reiterfähnlein  des  Grafen  von  Salm  zeigt  zwei  weisse  von 
einander  gekehrte  Salmen  im  rothen  Feld.  Irrig  wird  dieses  Panner  in 
einer  Züricher  Chronik  einem  Grafen  von  Balm  zugeschrieben.  Freiburg 
das  rothe  Kreuz  im  weissen  Felde.  Schaff  hausen  den  schwarzen  Bock  im 
weissen  (?)  Felde,  mit  schwarzem  Schwenkel.  Mellingen  hat  eine  weisse 
Kugel  in  rothem  Felde.  Auf  den  spätem  Abbildungen  wurden  die  Farben 
verwechselt,  so  dass  jetzt  das  Lenzburger  Panner  in  der  Franciscaner- 
kirche  zu  sehen  ist :  die  blaue  Kugel  im  weissen  Felde,  sofern  nicht  ur- 
sprünglich schon  das  Lenzburger-Panner  statt  nach  Unterwaiden,  nach 
Luzern  gekommen  ist. 

Das  Reiter-Fähnlein  der  Rittergesellschaft  an  der  Etsch  erinnert  an 
das  Stadtsiegel  von  Bruneck  bei  Brixen,  dessen  Thurm  sich  auf  einem 
ebenfalls  mit  Kreuzen  und  Ringen  bedeckten  Grunde  abhebt. 

*)  Bei  diesem  Anlasse  wurden  die  Farben  einzelner  Panner  willkürlich  verändert, 
so  wurde  der  Bock  von  Schaff  hausen  in  ein  gelbes  Feld  gemalt. 


4o8 

Auch  die  imitirten  Panner,  oder  die  «Abgeschriften»,  wie  Diebold 
Schilling  in  seiner  Chronik  von  151 1  sie  nennt,  kamen  in's  Zeughaus, 
dessen  Inventar  von  1661  «13  Oesterreichische  Contrafet  Fahnen»  erwähnt. 
Allein  diese  Nachahmungen  sind  sehr  roh,  so  besonders  das  Fähnlein  der 
Rittergesellschaft.  Das  Panner  von  Freiburg  ist  gefiert,  92  cm.  lang  und 
breit,  das  Kreuz  ist  19  cm.  breit;  der  Schwenkel  ist  statt  oben,  wie  auf 
allen  altem  Abbildungen,  in  der  Mitte  angebracht,  d.  h.  der  Mittelbalken 
des  Kreuzes  ist  einfach  verlängert,  so  dass  er  jetzt  166  cm.  misst  Aller- 
dings finden  sich  Panncr  in  dieser  Form  auch  in  der  zürcherischen  Wappen- 
rolle abgebildet. 

III.  Schmucksachen. 

Die  Chroniken  berichten  übereinstimmend,  dass  die  Eidgenossen  bei 
Sempach  eine  grosse  Beute  an  Gold,  Silber  und  andern  Werthgegenständen 
gemacht  haben.  Noch  im  letzten  Jahrhundert  ^^Tirden  auf  dem  Schlacht- 
felde zuweilen  goldene  Ringe,  Zierrathen  und  dergleichen  aus  der  Erde 
gegraben,  wie  Balthasar  in  seinen  histor.  Merkwürdigkeiten  II,  241  be- 
merkt. Haller  weiss  in  seinen  Schweizerschlachten  190,  Note  29,  zu  be- 
richten, es  sei  ein  goldener  Ring  «mit  gelblichem  Stein»  ausgegraben 
worden,  dessen  Wappen  —  «ein  Vogel»  —  auf  den  Bastard  von  Brandis 
hinweise.  Nun  führten  aber  die  Brandis  gar  keinen  Vogel,  sondern  eine 
Brandfackel  im  Wappen.  Aus  der  Correspondenz  zwischen  General  zur 
Lauben  und  Felix  von  Balthasar,  der  kurz  vor  Juli  1783  diesen  Ring  er- 
worben hatte,  geht  hervor,  dass  der  Ring  gar  keinen  Stein,  auch  kein 
Wappen  zeigte,  sondern  einfach  zwei  gothische  Buchstaben,  die  Balthasar 
für  H  und  V,  zur  Lauben  für  R  V  ansah.  Balthasar  schrieb  daher  den 
Ring  dem  Heinrich  von  Veitheim  zu,  der  bei  Sempach  gefallen,  zur 
Lauben  (Stemmatographia  67,  289)  dachte  an  Rudolf  von  Wähingen. 

IV.  Verschiedene  Trophäen. 

Möglicher  Weise  stammen  von  Sempach  noch  2  im  Museum  auf- 
bewalirte  Maschen-Panzer  von  82  und  86  cm.  Länge.  Die  Inventarien 
von  1Ö23  erwähnen  13  Panzerhemde  ohne  Bezeichnung  der  Herkunft. 
Die  Halseiscn,  welche  Herzog  Leopold  nach  Sempach  mitgefiihrt  haben 
soll,  wurden  später  im  Zeughause  zu  Luzem  gezeigt.  ^)  Allein  das  alte 
Sempacherlied  sagt  nur : 

mit  Im  so  tet  er  füren 

uff  wagen  etlich  fass, 

mit  häsling,  strik  und  schnüren. 

*)  Businger:  Luzern  und  seine  Umgebung.   181 1,  49. 


409 


Bullinger  hat  bereits  den  Ausdruck  Hälsling  missverstanden  oder  ver- 
gröbert, indem  er  aus  Hälsling  «Halsisen»  machte.  Schon  der  alte  Spruch 
von  der  Sempacherschlacht  redet  deutlich  genug  nur  von  « Helsig».  ^) 

DieluzemerischenZeughausinventarienvon  1623  und  1680  erwähnen 
die  «4Halsysen,  so  Hertzog  Carl  uss  Burgund  mitgeführt»;  seit  1744  wer- 
den dieselben  dem  Herzog  Leopold  von  Oesterreich  zugeschrieben;  je 
eines  soll  dem  Schultheissen  von  Sempach  und  Luzern  zugedacht  gewesen 
sein.  Vgl.  die  Abbildimg  in  Eglin's  «Abschilderung». 

Das  Zeughausinventar  von  1680  verzeichnet  ein  langes  dickes  SchifFs- 
seil  als  Bestandtheil  der  Burgunderbeute;  1774  wird  dasselbe  als  Beute- 
stück von  Sempach  erwähnt. 

Das  Zeughausinventar  von  Luzern  von  161 5  führt  zuerst  «26  neue 
Sempacher  Hälbarten»  an,  das  von  1623  «25  Sempacher  Hellebarden»; 
jetzt  ist  vielleicht  noch  eine  ächte  Sempacher-Hellbarde  da ;  dafür  zeigt 
man  jetzt  mehr  denn  100  Landsknechtenspiesse  aus  dem  16.  Jahrhundert, 
deren  Stiefel  abgesägt  sind,  als  «Sempacher-Lanzen». 

V.  Reliquien  in  Sempach. 

Im  Umgeldbuche  von  Luzern  steht:  1574,  Sampstag  nach  Vicentzi. 
Item  ussgeben  vgl.  x  ß  von  wegen  der  gruben  uff  ze  thund  und  die  Totten- 
bein  zu  suchen,  wo  die  Sempacherschlacht  beschehen  ist 

1574,  19.  Juni,  schreibt  der  Seevogt  von  Sempach,  Hans  Vötzer,  an 
Schultheiss  Rochus  Helmlin  in  Luzern :  Sodann . .  mir  von  üch  bevolchen, 
die  greber  an  der  Schlacht  uff  zu  thun,  hab  ich  üwerem  befelch  stat  und 
gnug  gethon  und  2  man  lassen  siben  tag  ussert  der  kilchen  und  dorinnen 
lassen  graben  uff  die  12  schuch  tieff,  aber  an  keinem  ort  nüt  funden,  dan 
allein  ein  bein  oder  drü,  die  noch  gar  früsch  und  vnversert  gesin,  also  das 
ich  acht  noch  etlicher  lüten  vorsag,  so  sy  von  iren  eiteren  gehört,  man 
habe  die  greber  mer  dann  vor  100  iaren  uff  gethon  vnd  das  gebein  in  das  bein- 
huss  by  vnser  pfarkilchen  gen  kilchbul  gelegeth.  Es  handelte  sich  damals 
(1473)  wohl  um  den  Neubau  der  Kapelle  zu  Sempach.  Die  Rechnung  der 
Seevogtei  Sempach  zeigt,  dass  1594  ein  «Beinhüsslin  by  der  Schlacht»  — 
ein  Gegenstück  zum  berühmten  Beinhaus  von  Murten  —  gebaut  wurde. 
Die  Knochen  wurden  wohl  von  «Kilchbühl»  herauftransportirt. 

VI.  Reliquien  in  Königsfelden. 

In  Königsfelden  zeigte  man  noch  um  die  Mitte  des  17.  Jahrhunderts 
die  mit  Blut  gefärbte  Bahre,  auf  welcher  Herzog  Leopold  und  die  2'] 

*)  Ein  edler  fürst  für  Sempach  reit, 
. .  er  zeiget  Inen  die  helsig  vor ; 
von  Sempach,  das  sig  üch  gewenckt, 
noch  hüt  so  werdent  Ir  all  erhenkt. 


4IO 


(resp.  40)  Ritter  mit  ihm  zur  Bestattung  nach  Königsfeldcn  gebracht 
worden  waren,  ebenso  2  Krüge  mit  Asche  der  Erschlagenen  und  etliche 
schwere  Helme. 

Fiiggcr-Birken :  Spiegel  der  Ehren  I,  376. 

Die  Krüge  waren  nach  Haller's  Schweizer-Schlachten  205,  Note  53  «zuverlässig 
nichts  anderes  als  römische,  in  der  (jegend  bei  Windisch  gefundene  Aschenkrüge  >. 

Bis  zum  Jahre  1774  sah  man  in  Königsfelden  den  Sarg  Herzog 
Leopold's,  der  6  Fuss,  10  V2  Zoll  lang  war.  Der  Leichnam  ruhte  auf  Stroh. 
Der  Herzog  hatte  —  wie  die  meisten  seiner  in  Königsfelden  ruhenden 
Stammesgenossen  —  rothes  Haar,  das  fast  einen  halben  Fuss  lang  war, 
wie  die  Chronik  des  Pfarrer  Fridolin  Stamm  in  Birminsdorf  und  die  Be- 
richte über  die  Uebersiedelung  der  Leiche  nach  St.  Blasien  bezeugen. 
1 776  sah  J.  Müller  von  Zürich  (Ueberbleibsel  VI,  10)  in  St.  Blasien  das  Ge- 
rippe Leopolds  <  so  ganz,  dass  äussert  einigen  Fingern  und  Zehen  nicht 
das  geringste  daran  fehlet,  auch  nicht  die  geringste  Spur  einiger  Veru-undung 
an  dem  Gebein  zu  entdecken».  Der  mit  reicher  Phantasie  begabte  Haller 
von  Königsfelden  dagegen  (Schweizerschlachten  208)  will  im  Spätjahre  1806 
am  Vorderhaupte  und  neben  dem  rechten  Ohre  Narben  von  Hieben  und 
Stichen  an  Leopolds  Schtldel  bemerkt  haben.  Crusius  bemerkt  in  seiner 
schwabischen  Chronik  1, 962 :  ^«^  Herzog  Leopold  ist  bis  daher  ( 1 596 !)  durch 
die  Kraft  des  Balsams  gantz  und  gar  unversehrt  erhalten,  und  ehedessen 
jedermann  gezeiget  worden.  Als  aber  einige  seinen  Leib  oder  vielmehr 
seine  Aschen  durch  den  Angriff  Versehrten,  verwahrte  man  ihn  mit  einem 
grossen  Stein.» 

VIL  Reliquien  in  Bern. 

Im  Besitze  der  Grafen  von  Mülinen  in  Bern  befindet  sich  ein  goldener 
Becher,  den  laut  alter  Tradition  Herzog  Leopold  dem  mit  ihm  zu  Sem- 
pach  erschlagenen  Rathe  Albrecht  von  Mülinen  zu  dessen  Hochzeit  ge- 
schenkt hatte.  Dieser  goldene  Becher,  von  18  cm.  Höhe,  hat  oben  einen 
Durchmesser  von  13,5  cm.,  unten  6,5  cm.  Im  Innern  des  Deckels,  der 
einen  Durchmesser  von  14  cm.  hat,  befindet  sich  in  schwarzem,  goldum- 
randetem Kreise  das  österreichische  Wappen  in  halbrundem,  oben  ein- 
gekerbten Schilde  von  Email;  über  demselben  ein  goldener  Bügel.  Im 
Grunde  des  i  ^h  Pfund  schweren  Bechers  das  Wappen  der  Mülinen. 


aV 


Mr 


». 


F.  Abbildungen. 

Bilder  der  Schlacht,  Bilder  der  Helden  von  Seinpach,  Ansichten 
von  Sempack.  Schlachtpläne,  Herardische  Arbeiten, 


A.  Schlaehtenbilder. 

I.  In  Lr.  Stacke:  Deutsche  Geschichte, 

Bielefeld  und  Leipzig,  1880,  I,  645 

findet  sich  ein  Bild  mit  der  verführerischen  Inschrift:  «Schlacht  bei  Sem- 
pach».  Ritter  im  Schlachtgetümmel,  Miniaturen  vom  Jahr  1385,  aus  einer 
Handschrift  der  Weltchronik  des  Rudolf  von  Hohenems  in  der  stän- 
digen Landesbibliothek  zu  Kassel. 

«Zur  Veranschaulich  ung  der  damals  aufgekommenen  schweren  Platten- 
panzerung dieser  Zeit  —  erklärend  für  die  Niederlage  der  österreichischen 
Ritterschaft  bei  Sempach.»  Durch  Weglassung  dieses  letzten  Satzes  in 
von  Essenwein  «Kulturhistorisch.  Bilderatlas».  IL  Mittelalter  (Leipzig, 
Seemann.)  Tafel  LXXXVI  könnte  man  zur  Ansicht  verleitet  werden, 
diese  phantastische  Darstellung  eines  ReitertrefTens  sollte  wirklich  die 
Schlacht  bei  Sempach  darstellen.  Die  Handschrift  erwähnt  Gödecke's 
Grundriss  I,  127  (2.  Aufl.). 

2.  Bild  der  Sempacher-Schlacht 

in  Bendicht  Tschachtlans  Chronik  in  Zürich.  Handschrift  der  Stadtbibliothek  Zürich 

lA,  120,  von  c.  1470. 

Ob  der  mit  6  Thoren  und  Thürmen  (!)  versehenen  Stadt  Sempach 
findet  am  Fusse  eines  von  Wald  bewachsenen  Abhanges  ein  Treffen 
zwischen  dem  im  Cuneus  heranrückenden  Eidgenossen  und  den  Oester- 
reichem  statt.  Die  Eidgenossen,  kenntlich  an  den  rothen  Bändern  auf 
dem  Eisenhute  und  den  rothen,  mit  weissem  Kreuze  versehenen  Schau- 
ben, kämpfen  mit  Schwertern  bewaffnet  unter  den  Pannem  der  vier  Wald- 
stätte. Einige  rücken  mit  einem  Maurenbrecher  (Widder)  gegen  die  Oester- 
reicher  vor.  Gegen  den  Herzog,  der  zu  Pferd  kämpft,  holt  ein  Eidgenosse 
mit  dem  Schwerte  aus.  Die  O  esterreich  er,  von  denen  nur  einer  am  Boden 
liegt,  wenden  sich  mit  den  Pannem  von  Oesterreich,  Tyrol,  Thierstein, 
Oettingen,  Rechberg,  Signau,  Eptingen  (wenn  nicht  Reichspanner)  und 
2  Phantasie- Fahnen  zur  Flucht. 


412 


3*  Bild  der  Seropacherschlacht 

in  Diebold  Schillings  Chronik  von  Bern  von  1480.   Handschrift  der  Stadtbibliothek 

Bern  I,  fol.  CXVIIb. 

Am  Fusse  einer  Anhöhe,  auf  welcher  die  abgeschnittenen  rothen  und 
schwarzen  Schnäbelschuhe  liegen,  findet  ein  Kampf  statt.  Auf  dem  linken 
Flügel  der  Eidgenossen,  die  mit  Hellebarden  bewaffnet  sind,  fällt,  von 
Speeren  durclibohrt,  ein  Krieger  zu  Boden,  in  der  rechten  Hand  krampf- 
haft einen  Speer  haltend.  Der  Pannerträger  Oesterreichs  ist  bereits  ge- 
fallen. Noch  flattern  die  Panner  von  Habsburg,  Tyrol,  Oesterreich,  Lenz- 
burg und  Hallwyl  (theilweise  mit  irrigen  Farben). 

Vgl.  Gehrig:  Winkelried-Frage  34 — 35. 

4.  Bild  der  Sempacher-Schlacht 

in  Clemens  Speckers  Chronik  von  1480,  Tafel  IV  zu  dieser  Schrift.  Vgl.  oben  S.  115. 

Dieses  Bild  aus  Königsfeldcn  ist  höchst  wahrscheinlich  die  Nach- 
bildung einer  auf  Holz  gemalten  Darstellung  der  Schlacht,  die  nach  dem 
Zeugnisse  Burglechners  noch  im  17.  Jahrhundert  in  Königsfeldcn  vor- 
handen war  (oben  Seite  315).  Beachtung  verdient  die  kunstlose  Dar- 
stellung wegen  des  Bildes  Herzog  Leopolds,  der  Zeichnung  der  Waffen 
und  Fahnen. 


Die  älteste  Abbildung  der  Schlacht  in  einem  Druckwerke  ist  jene  in 
Petermann  Etterlin's  Chronik,  Basel  1507,  fol.,  Blatt  XLVH. 

Aber  dieses  Bild,  welches  ein  Reitertreffen  darstellt,  ist  ohne  allen 
Wertli  und  ohne  Bezug  auf  die  Schlacht  von  Sempach.  Das  gleiche  Bild 
venvendete  Michael  Furter,  Etterlin's  Verleger,  auf  Blatt  XVHI,  b,  für 
das  Bild  der  Schlacht  bei  Laupen  und  fol.  XLV,  b,  für  den  Kampf  der 
Eidgenossen  mit  den  Grafen  von  Kyburg. 

6.  Diebold  Schillings  Lruzerner-Chronik  von  15x1 

enthält  auf  2  Blättern  in  Fol.  eine  Abbildung  der  Schlacht,  welche  die 
verschiedenen  Momente  in  einem  Bilde  vereinigt.  Während  die  Sonne 
unmittelbar  über  den  an  einem  Waldrande  unterhalb  der  Kirche  von 
Hildisricden  kifmpfenden  Rittern  und  Eidgenossen  steht,  ftlllt  von  den 
feindlichen  Speeren  durchbohrt,  ein  Mann  in  Luzemer- Farben ,  der 
Winkelried's  Heldenthat  vollbracht  hat.  Die  Oesterreicher  sind  kenntlich 
an  den  Wajopen,  die  sie  auf  den  Harnischen  führen,  so  die  Füretenbei^g, 
Arberg,  Ochsenstein,  Rotberg,  Mülinen;  Frauen  beweinen  die  Todten. 
Im  TreOen  stehen  die  Panner  von  Tyrol,  Constanz,  Hochberg,  Ochsen- 
stein, Sahn,  Etsch,  Schaflliauscn,  MeUingen  und  Thierstein;  das  Panner 
von  Oesterreich  llicht.  Die  Eidgenossen  sind  kenntlich  am  schwarzen 
Schilde  mit  weissem  Kreuze,  den  sie  am  Harnisch  tragen.  —  Rechts  vom 
Beschauer  der  Siegeszug  mit  den  eroberten  Pannern.  Links  fliehende 
Ritter,  selbst  eine  Frau  in  rothem  Gewände,  und  auf  dem  Hügel  neben 
Bäumen  die  abgeschnittenen  rothen  Schuhschnäbel  der  Oesterreicher. 


413 


Im  schweizerischen  Heere  ist  besonders  bemerkenswerth  eine  Marke- 
tenderin mit  ihrer  grossen  Bulge. 

Handschrift  der  Stadtbibliothek  Luzern. 

7- 

1 548.  Holzschnitt  in  Stumpf 's  Schweizerchronik  II  fol,  240 ;  wiederholt 
in  den  Ausgaben  der  Chronik  von  1586  und  1606,  ebenso  161 6  in  Guler's 
Raetia  fol.  152,  b. 

Vgl.  unten  1551,  1719  u.  s.  w. 

Prof.  Salomon  Vögelin  nimmt  an  (Die  Holzschneidekunst  in  Zürich 
im  sechszehnten  Jahrhundert,  Neujahrsblatt  der  Stadtbibliothek  in  Zürich 
1882,  Zusätze  zu  S.  46),  dieses  Bild  und  Manuels  Holzschnitt  haben 
wohl  ein  älteres  Original  als  Vorlage  gemein. 

Stumpfs  Chronik  enthält  in  der  Ausgabe  von  1548  fol.  420b  noch 
ein  Bild,  welches  die  Ueberreichung  des  Fehdebriefes  an  die  Eidgenossen 
darstellt. 

Auf  dem  Bilde  von  Stumpf  und  Manuel  ist  jeweilen  das  Umer- Panner 
auf  dem  rechten  Flügel ;  auf  den  Bildern  der  Capellbrücke  und  auf  Weg- 
mann's  Schlachtenbild  dagegen  sehen  wir  das  Luzerner- Panner  auf  dem 
rechten  Flügel,  daneben  das  von  Uri,  Schwyz  und  zu  äusserst  auf  dem 
linken  Flügel  das  Unterwaldner- Panner. 

8.  Die  Schlacht  von  Sempach. 

Holzschnitt  mit  Wappen  und  Monogramm  von  Hans  Rudolf  Manuel.  R.M.D.   155 1. 

Dieser  aus  sechs  Stöcken  bestehende  Holzschnitt,  schon  erwähnt  bei 
Haller:  Bibliothek  V,  Nr.  128  und  im  N.  Schweizer.  Museum  (1793,  769, 
Nr.  159  und  166)  ist  116  cm.  lang  und  46  cm.  hoch.  —  Das  Mittelstück, 
welches  die  Schlacht  darstellt,  ist  mit  verschiedenen  Varianten  in  Stumpfs 
Chronik  in  verjüngtem  Massstabe  zu  sehen.  Die  Nebengruppen,  Lager- 
scenen,  sehr  lebhaft  gezeichnet,  sind  wohl  eine  Zuthat  Manuels,  während 
das  Mittelbild  wohl  schon  damals  traditionell  war;  das  Ganze  ist  «mit 
auffallender  antiquarischer  und  heraldischer  Genauigkeit  ausgeführt». 
Unten  steht  eine  Beschreibung  der  Schlacht,  mit  der  Ueberschrift :  Be- 
schreibung der  namhaften  und  verrühmten  Schlacht  zu  Sempach,  welche 
die  Eidgenossen  Ihr  Fürstl.  Durchl.  Ertzherzogen  Leopold  von  Oester- 
reich  im  M.CCCLXXXVI.  jar,  den  IX.  tag  Haeumonats  aberhalten. 

Dr.  L.  Sieber  in  Basel  Hess  1878  eine  Photographic  dieses  Holzschnittes  erstellen; 
er  hatte  auch  die  Gefälligkeit,  uns  das  der  Universitätsbibliothek  in  Basel  gehörige 
Exemplar  zur  Reproduction  (Tafel  i  dieses  Buches)  zu  übennachen.  Vgl.  dazu  S.  Vögelin 
in  Dr.  J.  Bächtold's  Werk:  Nikiaus  Manuel,  Frauenfeld,  1878,  Seite  CXII. 

9.  Schlacätbild  auf  Holz, 

132  cm.  lang,  73  cm.  hoch;  vormals  im  alten  Rathhause  in  Luzern,  jetzt 
im  Museum  (Eigenthum  des  hist.  Vereins).  Dieses  in  neuester  Zeit  arg 
beschädigte  Bild  aus  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  zeigt  Winkel- 
ried in  Unterwaldner-Tracht.  Es  stimmt  mit  Manuel's  Bild  und  zeigt  alle 
im  Halbsuter'schen  Liede  erwähnten  Panner,  z.  B.  auch  das  von  Constanz, 
das  von  Baden,  Hohenzollern. 


Der  Maler  dieses  Bildes  ist  Hans  Rudolf  Manuel,  dessen  Wappen 
auf  einer  Bulge  angebracht  ist.  Das  Bild  stammt,  wie  der  Holzschnitt, 
aus  dem  Jahre  1552,  denn  im  Umgeldbuch  von  1553,  Sampstag  nach 
trium  regum,  lesen  wir  i  fl^  3  ß  von  der  Sempacherschlacht  zfassen.  Wäh- 
rend des  Neubaues  des  Rathhauses  (1599)  w^urde  dieses  Bild  im  Zunft- 
haus zum  Fritschi  aufbewahrt  (Dr.  Th.  von  Liebenau:  Altes  Luzem  195), 
1609  wurde  dieses  Bild  mit  den  Abbildungen  der  Murtner-  und  cBe- 
munder-Schlacht*  von  Hans  Heinrich  Wegmann  und  Rennwart  Forer 
restaurirt  (L. :  Altes  Luzem  199);  seit  dieser  Zeit  ragt  Winkel ried,  wie 
Folien  singt,  hochhäuptig  über  alle,  die  selbst  gewaltig  sind,  aus  dem  Harst 
von  Unterwaiden  hervor. 

Eine  alte,  aus  Brem<jarten  stammende  Copie  dieses  Bildes  besitzt  Herr  General 
Felix  von  Schumacher  in  Luzern. 


Nach  Manuels  Schema  ist  das  Bild  der  Schlacht  am  Hause  der  Familie 
Rickenmann  in  Rapperswyl  am  Zürichersee  al  Fresco  um  die  Wende  des 
XVI.  zum  XVn.  Jahrhundert  angebracht,  doch  sind  die  Panner  ab- 
weichend und  sorgfältiger  ausgeführt. 

Mittheilung  von  Herrn  Xationalrath  Dr.  S.  Vögelin  in  Zürich.    Näheres  darüber 
wird  der  Anzeiger  der  Antiquarischen  Gesellschaft  von  Zürich  1 886,  Nr.  2  oder  3  bringen. 

II.  Bild  der  Sempacher-Schlacht 

im  sogenannten  Klingenberger  Codex,  p.  187  des  Staatsarchivs  St.  Gallen. 

Nachbildung  in  Henne's  Klingenberger  Chronik,  Tafel  4  zu  Seite 
121.  Rohe  Federzeichnung  aus  der  Mitte  des  16.  Jahrhunderts,  walir- 
scheinlich  von  Gilg  Tschudi  selbst  entworfen,  wie  Gustav  Scherer  in  den 
Mittheilungen  des  historischen  Vereins  von  St.  Gallen  I,  106  bemerkt. 

12.  Darstellung  der  Sempacherschlacht.  1571. 

Federzeichnung  in  Silberisens  Schweizerchronik  in  der  Kantons- 
bibliothek in  Aarau,  fol.  407.  Imitation  des  Holzschnittes  von  Manuel 
in  verjüngtem  Masstabe. 

13.  Sempacher  Schlacht- Abcontrafeytung, 

so  die  Eydtgcnossen  gethan  haben  Anno  1386.  —  Zürich  1568  (?). 

Hallor's  HilUiothck  V.  Nr.  129  citirt  hiefür:  Dnaudii  Bibliotheca  Classica.  Bassei 
Catal.  1592,  P.  II,  324. 

14. 

Im  Kreuzgange  des  Klosters  Wettingen  findet  sich  ein  ausgezeichnet 
schönes  Glasgemülcle  vom  Jahre  1579,  welches  über  dem  Standes-Wappen 
von  Luzern  die  S(  hlacht  von  Sempach  darstellt.  Rechts  sehen  wir  Winkel- 
ried's  Tliat,  links  die  Sc  cne  mit  dem  Schnäbelabschneiden.  Dazv^ischen 
steht  die  Inschrift: 


I 


I 


! 


i 


415 

Hie  Sich  Wie  Gott  mit  syner  Krafft  Lucern.  Desshalb  die  Selbig  Statt 
Erstlich  er  Hielt  die  Eydgnoschafft  Ein  Bunt  mitt  den  3  orten  Macht 
Gross  vff  Satz  ouch  vom  Adel  hatt      Zu  Sempach  Tetten  sy  die  Schlacht. 

1386. 

Vgl.  Tafel  II.  zur  Abhandlung  von  W.  Lübke :  Die  Glasgemälde  im  Kreuzgange 
zu  Kloster  Wettingen  1863.  Mittheil.  d.  antiq.  Gesellschaft  von  Zürich  B.  XIV. 

15- 

c.  161 1.  Bild  der  Schlacht  auf  Tafel  44  der  Kapellbrücke  in  Luzern, 
gemalt  auf  Kosten  des  Oberst  Rudolf  Pfyffer,  Pannerherrn  von  Luzern 
von  Hans  Wegmann.  Restaurirt  1728.  Inschrift: 

Niderlag  der  Adel  litte 

Als  er  toll  vor  Sempach  stritte 

Drauf  der  Vier  Waldstätter  Fund 

Hat  gesetzet  festen  Grund. 
Das  von  Manuel  entworfene  Schema  ist  im  Wesentlichen  beibehalten. 
Doch  sind  die  Lagerscenen  beseitigt,  dafür  lebhafte  Schützengruppen 
hingemalt;  die  Reihenfolge  der  eidgenössischen  Panner  ist  verändert; 
das  Luzernerpann  er  zeigt  im  untern  blauen  Felde  das  weisse  Kreuz;  die 
Hellebarden  haben  grösseres  Eisenwerk  als  bei  Manuel,  die  Zahl  der 
österreichischen  Panner  ist  erheblich  vermehrt.  In  der  Ecke  rechts  ist 
ein  Knappe,  der  dem  Ritter  zwei  Pferde  bringt,  sowie  die  Flucht  ein- 
zelner Ritter,  besonders  gut  gemalt.  Die  über  die  Anhöhe  fliehenden 
Ritter  hauen  die  Schnäbel  von  den  Schuhen.  —  Das  Kostüm  ist  ganz 
verändert.  Hienach  eine  kleine  Photographie,  die  auf  der  Kapellbrücke 
in  Luzern  verkauft  wird. 

Nachbildung  von  J.  Schwegler  in  Eglin's  Gemälde  der  Kapellbrücke. 

16.  Sempacher-Schlacht. 

1678.  —  Neujahrskupfer  der  Bürger- Bibliothek  in  Zürich. 

17.   Schweizer-Karte 

von  Henriais  Ludovicus  Muoss  Patricius  et  Praefectus  Xenod.  Civitatis  Tugiensis: 
Hclvetia,  Rhaetia,  Valesia.  —  Aug.  Vind.  Jo.  G.  Bodenehr.  —  1 698. 

Am  Rande:  Schlacht  zu  Sempach  Lucerner-Gcbiets,  so  geschehen 
Anno  1386  —  Fantasiebild;  Sempach  liegt  ob  dem  Schlachtfelde! 

18.  Contrafactur  der  Rüstung  und  Panner, 

so  Keyser  Friedrichs  Bruders  Sohn,  Hertzog  Lupoid  von  Oesterrcich,  samt  desselbigen 
Räthen  in  der  Sempacherschlacht  Anno  1386  gebraucht,  neben  einem  Verzeichnuss 
ettlicher  Grafen,  Herren,  Ritter  und  vom  Adell  Wappen,  deren  Namen,  von  Sebastiano 
Munstero  und  andern  Histori-Schreibern  gemeldet,  und  in  gedachter  Schlacht  mit  dem 

Hertzogen  umkommen  sind. 

Grosser  Kupferstich. 

Abbildung  der  Schlacht,  der  Panncr  und  130  Wappen,  mit  den 
Bildern  des  Herzogs,  des  Markgrafen  Otto  von  Hochberg  und  des  Grafen 
von  Ochsenstein.  Darunter  ein  Spruchvers  : 

0    du  mein  liebe  Eydgnoschafft  etc. 


1 


4i6 


Haller  IV,  Nr.  125. 

Ohne  den  Spruch  und  mit  einigen  orthographischen  Abweichungen  gedruckt  1592 
als  Beilage  zu  Hertzog,  Chronicon  Alsatiae,  V.  Buch,  mit  der  Ueberschrift :  Abcontra- 
feyting  der  Rüstung  .  .  , 

ig.  Das  grosse  Bild  in  der  Schlachtkapelle  zu  Sempach 

von  c.   1551  imd  1638 — 1641   und  die  damit  in  Verbindung  stehenden  Malereien. 

Höchst  wahrscheinlich  wurde  schon  im  15.  Jahrhundert,  vielleicht  bei 
der  1472/73  ausgeführten  Restauration  der  Schlachtkapelle  ein  Bild  der 
Schlacht  bei  Sempach  angebracht,  das  jenem  von  151 1  in  der  Chronik 
Diebold  Schilling's  von  Luzern  —  wie  dem  1 504  am  Rathhause  in  Luzem  — 
zur  Vorlage  gedient  haben  dürfte.  Dann  wurde  um  1551  entweder  von 
Hans  Rudolf  Manuel  von  Bern  selbst,  oder  aber  nach  seinen  Entwürfen 
von  einem  nicht  bekannten  Meister  das  Bild  entworfen,  das  bereits  alle  in 
Halbsuters  Lied  erwähnten  Schlachtscenen  darstellt.  Damals  nämlich 
( 1 55 1 — 1 552)  wurde  die  Kapelle  mit  einem  Kostenaufwande  von  648  Gld. 
restaurirt.  ^)  Noch  sind  die  Reste  jenes  a  tempera  gemalten  Bildes  theil- 
weise  erhalten,  die  ihrer  Behandlungsweise  nach  auf  diese  Zeit  hinweisen 
—  und  unter  diesem  Bild  sind  Spuren  einer  älteni  Malerei  sichtbar.  Dieses 
Bild  von  1551  zeigt  auf  der  1885  blossgelegten  Lagerscene  eine  relief- 
artige Behandlung  auf  schwarzem  und  grünem  Grunde. 

Im  Jahre  1576  stellte  Pfarrer  Heinrich  Ulrich  von  Sempach  an  den 
Schultheissen  Rochus  Helmlin  in  Luzem  das  Gesuch,  in  Anbetracht,  dass 
der  Rath  schon  im  vorigen  Jahre  beschlossen  habe:  «die  kilchen  an  der 
Schlacht  zu  putzen,  zwei  Fenster  darin  zu  machen  und  die  Schlacht  zu 
malen;  auch  anders  mer  mit  stülen  und  was  darin  manglet»,  die  Aus- 
führung der  Kirchenbauten  anzuordnen,  da  schon  das  Baumaterial  «uff 
der  Waldstatt  ^  Hege,  damit  der  Bau  bis  zur  Schlachtjahrzeit  nach  dem 
Vers})rechen  des  Schultheissen  Pfyffer  vollendet  sei. 

Aus  der  Rechnung  des  Seevogtes  von  Sempach  von  1576 — 1577  ist 
ersichtlich,  dass  man  eine  «Tafel»  hertransportirte,  Tischmacher  und 
Glaser  beschäftigte  und  für  Malereien  13  Gulden  10  Schilling  verausgabte. 
Die  Restauration  hielt  sich  also  in  den  bescheidensten  Schranken.  (Vide 
Beilage  I.)  Um  1590  muss  etwas  mehr  für  die  Kapelle  gethan  worden 
sein ;  denn  für  das  «  malen  und  zieren  »  der  Kapelle  wurden  nach  Cysat's 
CollcctaneaC,  344  icx) Gulden  verwendet.*)  Eine  wesentliche  Aenderung 
ain  alten  Schlarhtcnbilde  wurde  erst  1638 — 1641  vorgenommen  durch 
Meister  Hans  Ulrich  Wegmann  von  Luzern  (geboren  1583,  30.  Jan.),  einen 
in  Luzern  sehr  angeschenen  Maler. 

Wegmann  Hess  die  Composition  Manuel's  in  der  Hauptsache  bestehen, 
ersetzte  aber  die  Grui)pe  der  Marketenderinnen  und  die  Figuren  mit  den 
<^Semiiarher-Gefässen »,  über  welche  bereits  der  Satyriker  Fischart  von 
Strassburg  (1575  i"  seinem  Gargantua  IV)  seinen  Spott  ergossen  hatte, 
durch  eine  sehr  gelungene  Gruppe  von  Armbrust-Schützen.  Er  vermehrte 
die  Zahl  der  Pann erträger,  änderte  die  Reihenfolge  der  Panner  und  die 
Form  der  Wallen  —  eigen  sind  ihm  die  sensenartigen  Hellebarden  der 

*)  Weitere  Bauten  wurden  1553/54  und  1558/61  ausgeführt. 
2)  Kejiaraluren  j^erin^crn  Umfan^s  sind  durch  die  Rechnungen  von  1584,  1599» 
1607  und  1609  conslatirt. 


417 


Schweizer  — ,  brachte  besonders  an  den  untern  Ecken  des  Bildes,  die 
vermuthlich  von  der  Feuchtigkeit  am  meisten  gelitten  hatten,  neue  Scenen 
an.  So  auf  der  Seite  der  Eidgenossen  die  Berathung  der  Flüchtigen,  ob 
sie  am  Kampfe  sich  wieder  betheiligen  wollen,  den  Anmarsch  durch  das 
Meyerholz.  Auf  Seite  der  Oesterreicher:  den  Befehlshaber  zu  Pferd,  der 
das  Zeichen  zum  Rückzuge  gibt,  das  Auf-  und  Absteigen  der  Oesterreicher, 
den  Abmarsch  einer  Gruppe  und  die  in  Vertiefungen  stehenden  Truppen. 
Auch  der  landschaftliche  Hintergrund  ist  auf  der  Seite  gegen  Sempach 
wesentlich  verändert ;  endlich  hat  Sempach  einen  Thurm  mehr  erhalten 
als  auf  dem  Bilde  Manuel's.^)  —  Bei  diesem  Anlasse  wurde  auch  der 
Boden  der  Kapelle  fast  um  einen  Fuss  gehoben. 

Die  Restauration  von  1638 — 1641  war  eine  so  eingreifende,  dass  in 
den  Staatsrechnungen  (vide  Beilage  II)  die  Kapelle  als  eine  «neue»  be- 
zeichnet wurde.  Eine  Reproduction  dieses  Bildes  Wegmann's  findet  sich 
in  Müller's  Alterthüraern  und  danach  im  Thüringischen  (Luzemer)  Ka- 
lender für  1886;  ebenso  in  Eglin's  Abschilderung  1826. 

Schon  1694  wurde  der  Seckelmeister  von  Luzern  wieder  beauftragt, 
mit  einem  erfahrnen  Meister  die  Schlachtkapelle  zu  besichtigen  und  einen 
Ueberschlag  über  die  muthmasslichen  Reparaturkosten  vorzulegen  (Raths- 
protokoll  LXXXIII,  537).  Im  Jahre  1695  wurde  die  Restauration  der 
Kapelle,  die  einen  Aufwand  von  832  Gulden  36  Schilling  verursachte, 
durch  Maler  Balthasar  Wiederkehr  und  den  italienischen  Meister  Gervin 
durchgeführt  Wie  es  scheint,  wurden  damals  die  Panner  und  Wappen 
besonders  aufgefrischt  und  neu  geraalt.  1731  wurde  die  Kapelle  und  das 
Schlachtbild  nochmals  von  Maler  Konrad  Fischer  (von  Grosswangen  ?), 
dessen  Namen  in  der  untern  Ecke  des  Bildes  steht,  restaurirt.  1 747  erhielt 
der  Seckelmeister  wieder  den  Auftrag,  die  Kapelle  in  gehörigen  Stand 
setzen  zu  lassen.  Daher  wurde  unter  Seckelmeister  Aurel  zur  Gilgen,  dem 
spätem  Schultheissen,  die  Vorhalle  mit  den  Bildern,  der  Chor  und  das 
Hauptportal  neubemalt  Zur  Gilgen  Hess  bei  dieser  auf  Staatskosten  aus- 
geführten Restauration  sein  Wappen  an  der  Kapelle  anbringen. 

Beilage  I  zu  Seite  416. 

Der  Pfarrer  Ulrich  scheint  übrigens  selbst  einen  Beitrag  zur  Kirchenrestauration 
geleistet  zu  haben ;  denn  im  März  1886  fand  man  über  der  Seitenthüre  innen  das  Bild 
der  Mutter  Gottes,  vor  welcher  ein  Geistlicher  kniete  mit  dem  Wappen  Heinrich  Ulrich*s. 
Das  Kostüm  des  Geistlichen,  der  mit  Brevier  und  Rosenkranz  abgebildet  ist,  deutet  auf 
Ulrich's  Zeit»  der  1565 — 1584  in  Sempach  wirkte. 

Neben  der  Madonna :  rechts  S.  Jakob,  links  Cirillus.   Auf  den  Schriftrollen  liest 

man :  Domine  Cyrille  pastor  alme,  exaudi  famulos  tuos  precantes  pro  nostr 

propagantur. 

Du  heiliger  Märtyrer  Cyrill,  bitt  Gott,  das  wir  die  .... 

Aus  gleicher  Zeit  stammen  die  Bilder  an  der  östlichen  Wand,  die  1886  zum  Vor- 
schein kamen.  Drei  Eidgenossen  in  Panzerhemden,  auf  dem  Topf  heim  grüne  Zweige, 
die  Hellebarde  in  dc'r  Hand,  in  Wappcnkleidem.    Darunter  folgende  Inschriften : 

I.  Zu  Schwiz  ward  ich  Sthaufacher  (ge)haist 
Das  manch  frommer  Eidgnoss  weiss. 
Arnold  uss  Melchthal  hat  auch  geschworen 
Und  Wilhelm  Teil  .  .  gesch  .  .  . 

*)  Wie  auf  andern  Bildern  in  Kapellen  der  Schweiz  haben  auch  hier  verschiedene 
Personen  ihre  Namen  eingekrizt,  die  später  übermalt  wurden,  so  in  Sempach  16 19  eine 
Agatha  Schürmann,  die  man  desshalb  fiir  die  Malerin  des  Bildes  hielt. 


Liebenau,  Schlacht  bei  Sempach. 


27 


4i8 


2.  In  Uri  heiss  ich  Wilhelm  Teil  3.  Arnold  us  Melchthal  bin  ich  genannt, 

Arnold  uss  Melchthal  hoch  genant  In  Unterwaiden  wohl  bekannt, 

hat  auch  geschworen  einen  Kid  Zusammen  hand  geschworen  schnell 

Wie  der  Sthaufacher  beid  samen  glih.  Staufacher,  Ich  imd  Wilhelm  Teil. 

Diese  Bilder  wurden  später  zugedeckt ;  man  brachte  darüber  die  Wappen  der  4 
Waldstätte  und  das  Verzeichniss  der  Gefallenen  an. 

Innerhalb  der  Kirche,  ob  dem  Hauptportal,  stehen  rechts  und  links  von  einem  ver- 
mauerten Fenster  Schultheiss  Gundoldingen  im  Harnisch,  mit  grossem  Bart,  in  der  Hand 
einen  Streitkolben,  und  Winkelried  in  ritterlicher  Kleidimg.  Ueber  denselben  Teil  und 
sein  Sohn. 

Die  Kenster  waren  mit  Decorationen  versehen.  Alle  diese  Malereien  scheinen  aus 
der  gleichen  Zeit  zu  stammen. 


Beilage  II  zu  Seite  417. 


Seckelainfsbuch  Ay.  18. 


280  Gld.  —  ß  —  Angster. 

84  39  — 

87  21         3 

10  —  — 

80  -  -  - 


1638.  Item  hat  sich  das  vsgeben,  so  Herr  Seckelmcister  bisher  gebebt  mit  der 
niiwcn  Capell  bi  der  Schlacht  ze  Sempach,  beioffen  mit  alterhandt  verdingen,  Materialien 
und  der  handtwerksliiten  arbeit,  wie  solches  von  posten  zu  posten  Herr  Seckelmeister 
in  der  speciticalion  hat,  1900  Gld.  21  ß. 

1639.  So  dann  hat  Herr  Seckelmcister  diss  Jahrs  wegen  der  nüwen  Schlachtkapell 
zu  Sempach  zalt: 

den  Tischmachem  in  7  posten  .... 

Sagerlohn  vnd  fuhr  ...... 

dem  glaser       ....... 

fuhr  von  bsetzblatten  und  die  Cappell  ze  besetzen 

Mr.  Hans  Ulrich  Wegmann  der  Maler  hat  vff  syn 

verding  empfangen    ..... 

Summa  der  vsgab  wegen  diser  Cappell     542  Gld.   20  ß     3  Angster. 

Ibidem. 

1639.  Den  17.  Decenibris  ward  mit  Mr.  Hans  Ulrich  Wegmann  dem  flachmalcr 
abgerechnet,  was  er  in  der  seh  lach  tcappcll  biss  dato  vür  arbeit  gemacht;  vnd  hat  sich 
beioffen  (H.  187,  daran  hat  er  hie  vor  empfangen  Gl.  80,  also  ist  ihme  noch  gut  gemacht 
worden  107  Gld. 

1640.  H.  sekellmeistcr  zalt  Mr.  Hans  Volrich  Wegmann  dem  Mahler  vff  ein 
Nüwe  Rechnung  der  arbeit  in  der  schlacht  Cappell  ze  Sempach  13  Gld. 

Mcr  ward  ihme  vff  Rechnung  zalt  den  10.  Aprilis  32  Gld. 

1640.  Mr.  Hans  Ulrich  Wegmann  dem  flachmaler  den  10.  Juny  vff  s\ti  arbeit  bei 
der  schlacht  Cappell  ze  Sempach  zalt  50  Gld. 

Den  10.  Augiisti  Mr.  Hans  Virich  Wegmann  dem  Mahler  vff  syn  Verding  bei 
der  schlacht  Cappell  zc  Sempach  zalt  30  Gld. 

Mr.  Hans  Volrich  Wegmann  dem  maliler  wegen  seiner  arbeit  in  der  schlacht- 
cappell  Zcilt  21  Gld. 

Mr.  Hans  Volrich  Wegmann  dem  Maler  wegen  der  arbeit  bi  der  schlacht  Cappell 
ze  Sempach  zalt  19  (ild. 

1641.  Zalt  Mr.  Hans  Volrich  Wegmann  wegen  siner  arbeit  in  der  schlacht  Cappell 
ze  Sempach,  vnd  ist  hieniit  vmb  alles  vsgericht  50  Gld. 


Von  den  Malereien  am  Chorbogen,  die  vor  diese  Restauration  zuriickreichen,  fand 
sich  1886  nichts  mehr  vor;  denn  damals  wurde  das  Chor  entschieden  erhöht.  Im  Chore 
dagegen  fanden  sich  noch  aus  älterer  Zeit  die  Abbildimgen  der  Panner  Ochsensteins 
und  der  Rittergesellschaft  an  der  Etsch. 


419 


20. 


Ein  schönes  Bild  der  Sempacher-Schlacht  findet  sich  bei  Fugger  von 
Birken:  Spiegel  der  Ehren  1655,  pag.  369.  Es  stellt  Winkelried's  That  dar; 
hinter  Winkelried  steht  der  Pannerträger  von  Unterwaiden  (Winkelried's 
>\ird  im  Texte  nicht  gedacht). 

Ein  zweites  Bild  zu  pag.  370  stellt  die  Ansicht  von  Sempach  dar, 
umgeben'  von  100  Wappen  der  Gefallenen. 

Ein  drittes  Bild  pag.  373  Königsfelden  und  die  Gruft  daselbst.  Dann 
folgt  S.  375  das  Wappen  und  Bild  eines  knienden  Ritters,  umgeben  von 
den  Wappen  der  20  in  Königsfelden  begrabenen  Ritter  und  S.  377  das 
Brustbild  Herzog  Leopolds  —  viel  zu  jugendlich. 

21.  Glasgemälde, 

welches  die  Stidt  Sempach  1660  der  Kapelle  St.  Katharina  bei  Eschenbach  im  Kanton 

Luzern  schenkte. 

Dieses  von  Hans  Jost  Tschupp  von  Sursee  (erst  Grossweibel,  1667 
Stadtschreiber,  i676Schultheiss  von  Sursee)  gemalte  Bild  zeigt  die  Banner 
des  österreichischen  Heeres  mit  willkürlich  gewählten,  sinnlosen,  un- 
heraldischen Bildern.  Freunde  von  Curiositäten  machen  wir  darauf  auf- 
merksam, dass  Winkelried  hier  dargestellt  wird,  wie  er  mit  einem  durch 
Lederriemen  zusammengeschnallten  Speerbündel  den  Einbruch  in  die 
feindliche  Armee  bewerkstelligt. 

22.  Sempacherschlacht, 

so  die  Eydtgnossen  mit  Ertzhertzogen  Lüpoldt  von  Österreych  gothan  aufF  den  9.  Tag 

July  im  Jahr  1386.  —  1719. 

Fresco-Bild  von  Carl  Leonz  Püntiner  in  der  vormaligen  Tellskapelle 
am  Vierwaldstättersee.  —  Professor  Dr.  Rudolf  Rahn,  der  1878  dieses 
Bild  sah,  gibt  hievon  im  Geschichtsfreund  (Einsiedlen  1880)  XXXV, 
13 — 14,  folgende  Beschreibung:  «Im  Hintergrunde  sieht  man  den  See 
und  davor  die  ummauerte  Stadt  Sempach.  Mitten  auf  dem  Felde  hält 
die  Schaar  der  Eidgenossen.  In  drei-  oder  vierfacher  Reihe  aufgestellt, 
suchen  sie  vergebens  mit  den  Hellebarden  die  Phalanx  der  Ritter  zu 
durchbrechen,  die  zu  Fuss  und  meist  mit  geschlossenem  Visir  den  An- 
greifern ihre  Speere  entgegenstrecken.  Nun  aber  ist  Winkelried  seinen 
Genossen  vorangeeilt.  Mit  beiden  Armen  raß't  er  einen  Haufen  feind- 
licher Speere  zusammen,  und  wie  er  so  den  Seinen  eine  Bresche  bahnt, 
fängt  auch  die  Flucht  der  Gegner  an.  Von  der  dreieckigen  Schlacht- 
ordnung der  Ritter  ist  die  hintere  Spitze  im  Wanken  begriffen.  Einige  der 
Gewappneten  sind  schon  davongelaufen;  sie  schneiden  die  langen  Schuh- 
schnäbel ab,  um  rascher  fliehen  zu  können.  Im  Vordergnmde  harren 
rechts  zwei  Knappen  mit  Pferden,  Imks  werden  Verwundete  gepflegt  und 
naht  sich  der  Zug  der  Eidgenossen.  Diese  ganze  Composition  stimmt 
genau  mit  einem  wohl  aus  dem  17.  Jahrhundert  stammenden  Tafelgemälde 
überein,  das  sich  ehemals  im  Stadtarchive  von  Luzern  befand.  ...» 

Vgl.  S.  413,  Nr.  9. 

23.  Vorstellung  der  Sempacher  Schlacht.  1763. 

Zur  Lauben:  Stemmatographia  60,  327. 


420 

24-  Sempacher'Schlacht.  1776. 

Titelblatt  zum  VI.  Theile  von  Job.  Müller*s  helvetischen  Antiquitäten. 

25.  Vorstellung  der  Sempacher-Schlacht, 

wie  solche  in  der  Schlacht-Capell  daselbst  zu  sehen  ist.  —  1779-  —  Job.  Müller:  helvet. 

Antiquitäten  IX,  Tab.  VII. 

Das  oben  erwähnte  Schlachtbild  von  Wegmann,  das  1886  im  Thü- 
ring'schen  Luzemer- Kai  ender  reproducirt  wurde. 

26.  L.  Midart  ä  Soleure:  Bataille  de  Sempach  le  9  JuiUet  1386. 

(Xr.  3  des  Batailles  Helv6tiques).  —   1779« 

In  2  Ausgaben.  Gehört  zu  den  Illustrationen  in  Zur  Lauben:  Ta- 
bleaux  de  la  Suisse  1780 — 1786.  Paris  fol.  und  quart  —  Laut  Brief  vom 
3.  August  1779  an  Zur  Lauben  bearbeitete  Fran^ois  Midart  dieses  Bild 
nach  den  ihm  von  Seckelmeister  Balthasar  in  Luzern  gegebenen  Instruc- 
tionen. 

Zur  Lauben :  Stemmatographia  102, 395.  —  Mittheilung  von  Herrn  Dr.  H.  Herzog 
in  Aarau. 

27.  Die  Schlacht  bei  Sempach. 

1786.  Dörflinger,  Wilhelm  ("f  1799).  —  Aquarelle  im  Capitelsaale  zu  Münster. 

28. 

1790.  Schellenberg:  Schlacht  bei  Sempach  mit  Winkelried  auf  phan- 
tastischem Hintergrunde,  auf  dem  Bilde  von  Heinrich  Ott  in  «Ciariorum 
Familiae  Ottiorum  Virorum  Alterum  Monumentum»  von  J.  Casp.  Ott, 
1790. 

29.  Die  Sempacher  Schlacht  im  Luzemergebiet 

so  geschehen  Anno  1386.-  —  Von  Hiltensperger,  Job.  Jost. 

Herr  Dr.  Alfred  Göldlin  von  Tiefenau,  Scriptor  der  k.  k.  Hofbiblio- 
thek  in  Wien,  beschreibt  diesen  Holzschnitt  also :  Im  Vordergrunde  das 
Schlachtgetümmel  mit  der  Helden that  Arnolds  von  Winkelried,  dahinter 
weite  Perspective  mit  der  Ansicht  von  Sempach  und  einer  Reihe  anderer 
Ortschaften  links  bis  Neuenkirch,  rechts  bis  Sursee,  und  dahinter  das 
Hochgebirge.  Im  Vordergrunde  rechts  Pferde  und  die  abgeschnittenen 
Spitzen  von  den  Schuhen  der  österreichischen  Ritter,  links  w^erden  Ver- 
wundete gepflegt;  dort  auf  einem  Stein  der  Name  des  Künstlers.  Unten 
auf  angefügtem  Blatte  die  Erklärimg,  die  Abbildung  der  Schweizer- 
Kantons-  und  der  Österreichischen  Herren wappen,  zwischen  welchen  die 
kniende  Gestalt  des  Herzogs  Leopold.  Zu  unterst  nochmal  der  Name 
des  Künstlers  als  Kupferstechers  und  Formschneiders  1772  und  1780. 

Das  Bild  selbst,  in  Holzschnitt,  ist  von  6  Stöcken  zusammengesetzt, 
die  oben  angeführte  Ueberschrift  und  die  Unterschriften  und  Wappen 


421 

auf  besondem  Blättern  mit  Typendruck.   Zusammengefügt  das  Ganze 
c.  750  :  1155  mm.   Imp.  qu.-fol. 

Das  Bild  ist  eine  Reproduction  von  ManueVs  Holzschnitt  mit  einigen  unwesent- 
lichen Aenderungen ;  selbst  ManuePs  Wappen  wurde  reproducirt. 

30- 

181 2 — 1814  malte  Xaver  Hecht  von  Willisau  das  grosse  Bild  in  der 
Schlachtkapelle  zu  Sempach,  das  bis  1885  blieb.  Als  Vorlage  fiir  die 
Harnische  der  Oesterreicher  dienten  Solothumer  Harnische  aus  dem 
1 7.  Jahrhundert  —  Die  Landschaft  skizzirte  Professor  Schmid,  Zeich- 
nungslehrqr  in  Luzem.  Das  Bild  ist  Über  30  Fuss  lang  und  12  Fuss  hoch. 
Hecht  verlangte  hiefür  292  Gulden,  die  endlich  18 16  bezahlt  wurden. 

Dieses  Bild  fügt  den  früher  dargestellten  Scenen  folgende  bei :  Tod 
Gundeldingen's,  Stephan  von  Silinen ;  Heinrich  von  Moos  rettet  das  Panner 
von  Luzem ;  Tod  Leopolds  und  des  Frick  von  Brandis ;  Thut  rettet  das 
Panner  von  Zofingen. 

31.  Abschilderung  und  Abschrift 

aller  der  Figuren,  Wappen  und  Gemälde,  nebst  Aufschriften,  welche  in  der  Schlacht- 
Kapelle  bei  Sempach  gemalt  zu  sehen.  —  1826.  —  ( Von  K.  M.  Eglin.)  Luzem  1824,  4*». 

S.  56.  Nach  S.  9  und  60  das  Bild  der  Schlacht  von  Wegmann;  Panzerhemd  des 
Herzogs  und  die  angeblichen  Halsringe. 

3a. 

Die  Schlacht  bei  Sempach  (Winkelried's  Tod).  —  Steiger  litho. 

33- 

M.  Disteli:  Schlacht  bei  Sempach.  —  Lithographie  (kömmt  auch 
colorirt  vor).  —  Wie  alle  Bilder  Disteli's  für  das  grössere  Publicum  be- 
berechnet, das  Verstösse  gegen  Cos  tum  etc.  nicht  beachtet. 

Gedenkblatt  zur  5.  Säcularfeier  der  Schlacht  bei  Sempach  nach  Distelis  Entwurf 
gezeichnet  von  J.  Hindemann.  Luzem,  Burri,  1886. 

34. 

Denzer:  Schlacht  von  Sempach  den  13.  (!)  Juli  1386.  Denzer  compt. 
et  del.  Lith.  v.  Bemh.  Gessler  in  Basel. 

35- 

1834.  Rethel  Alfred:  Schlachtgebet  der  Schweizer  zu  Sempach.  — 
Oelbild.  —  Auch  als  Lithographie  und  Holzschnitt  oft  reproducirt. 
Vgl.  Regnet  in  Pierer's  Universallexikon  XV,  154. 

36. 

c.  1835.  Rethel:  Schlacht  bei  Sempach.  —  Jugendarbeiten  dieses 
später  so  berühmten  Künstlers,  ohne  Kenntniss  der  Waffen,  Kleidungen, 


422 


Gegend  etc.  —  selbst  das  Bemer-Panner  erscheint  auf  der  Walstatt  — 
Zahlreiche  Nachbildungen  in  illustrirten  Zeitschriften  etc.  meist  nach  einem 
Holzschnitte  von  Oertel. 


37. 

1 885.  Auf  Betrieb  von  Herrn  Olivicr  Zschokke,  Ständerath  in  Aarau, 
bildete  sich  1885  unter  dem  Namen  «Panorama-Gesellschaft»  ein  Comite, 
welches  in  der  Ntlhe  des  Löwendenkmals  mit  einem  Kostenaufwande  von 
400,000  Fr.  durch  den  Schlachten-  und  Panorama-Maler  Professor  Louis 
Braun  in  München  ein  grosses  Schlachtenbild  von  Sempach  wollte  er- 
stellen lassen.  Die  Kosten  des  Panorama-Gebäudes  nach  dem  Plane  von 
Architekt  Carl  Planer  in  Leipzig  waren  auf  160,000  Fr.,  die  des  Panorama- 
Gemäldes  sammt  plastischem  Anbau  auf  165,000  Fr.  berechnet  worden; 
—  der  Brutto-Ertrag  auf  jährlich  60,000  Fr.  —  Das  Unternehmen  fand 
nicht  die  gehoff'te  Unterstützung  und  wurde  desshalb  für  dermalen  die 
Ausführung  nach  dem  ursprünglichen  Plane  aufgegeben. 


B.  Bilder  einzelner  Personen. 


a.  Bilder  Herzog  Leopolds  von  Oesterreich. 

1.  Bild  auf  dem  grossen,  seit  c.  1374  vorkommenden  Reitersiegcl 
Herzog  Leoj)()lds.  Leopold  erscheint  in  der  Tumierrüstung  mit  ge- 
schlossenem Stechhelm,  die  habsburgische  Fahne  in  der  Hand. 

Abbildungen:  I.  Schlikenrieder:  Chronologia  diplomatica  Universitatis  Vindobon- 
ncnsis.  —  2.  Schönleben:  Dissertatio  de  origine  domus  Auslriae  II.  Taf.  i,  Fig.  2.  — 
3.  Hcirgott:  Monumenta  Aug.  Domus  Austriae  I,  Tab.  VII,  Fig.  V.  —  4.  Monumcnta 
Boica  XI,  Tab.  9,  Fig.  45.  —  5.  von  Sava:  Die  Siegel  der  österreichischen  Regenten. 
Mittheilungen  der  K.  K.  Central-Commission  für  Erforschung  und  Erhaltung  der  Bau- 
dcnkmale.  Wien  1867;  XII,  181  — 183;  Tafel  9,  Fig.  45.  Hienach  die  Reproduction 
auf  der  Siegeltafcl  zu  diesem  Werke. 

2.  Bild  Herzog  Leopolds  in  der  Bemer-Handschrift  von  Klemens 
Specker's  österreichischer  Chronik  vom  Jahre  1480.  Dieses  Bild  ist  ent- 
schieden die  Vorlage  für  das  Brustbild  in  Königsfelden.  Es  zeigt,  vielleicht 
in  verjüngtem  Massstabe  nach  einem  altern  in  Königsfelden  vorhandenen 
Bilde,  den  erschlagenen  Herzog  mit  vollem  Gesichte,  im  rothen  wallenden 
Haare,  wie  er  sich  in  den  Kampf  stürzt. 

3.  Aelteres  Brustbild  Herzog  Leopolds,  1 760  im  Besitze  des  Grafen 
Weissenwolf  in  Linz,  ähnlich  dem  Königsfelder  -  Brustbilde.  Leopold 
bartlos,  mit  wallendem  Haar,  das  Schwert  an  der  Seite,  den  Helm  auf 
einem  Tische  vor  sich  (Herrgott:  Pinacotheca,  Tafel  XXVIII,  Fig.  5). 
Inschrift:  Dis  ist  die  Abconterfeyung  Hertzog  Lupoldus,  der  Mit  diser 
Siner  Ritterschaft  Adel  und  Räthen  Erschlagen  Ward  Uff  dem  Sinen, 
von  den  Sinen  Und  Um  das  Sinn  Ulf  Sanct  Cyrillen  Tag,  Im  Dreyzehen- 
hundert  Und  Sechs  Und  Achzigisten  Jar. 

Herrgott:  Pinacotheca  pag.  108. 


_423_ 

4.  Brustbild  in  Königsfelden,  den  Kopf  etwas  nach  vomen  geneigt. 
Langes  Haar,  sehr  jugendliches,  bartloses  Gesicht. 

Abbildung  bei  Herrgott:  Pinacoth.  Taf.  XXVIII,  Fig.  4.  —  Müller:  Ueber- 
bleibsel  VI,  Bl.  5. 

Herrgott  erklärt  die  Buchstaben  S.  P.  S.  P.  auf  dem  Brustschilde:  Sempachi 
Periit  (Taphogr.  IV,  XX). 

5.  Brustbild  in  Silberisens  Chronik  zu  Aarau,  fol.  409,  v.  J.  1571. 
Copie  des  Königsfelder  Bildes. 

6.  Brustbild  in  der  deutschen  Ausgabe  von  Rhoo :  Annalen,  Augs- 
burg 1628  und  1629,  fol.  333. 

7.  Brustbild  in  Fugger-Birken :  Spiegel  der  Ehren,  Nürnberg,  kl.  Fol. 
1668,  377. 

8.  Obiges  —  nachgestochen  von  Blaschke,  Wien,  kl.  8°. 

9.  Wolfgang  Kilian,  Kupferstecher  in  Augsburg,  «dess  allerdurch- 
leuchtigsten  Haus  Ostereichs  Herzogen,  Ertzhcrtzogen,  König  vnd  Kayser 
Eigentliche  Contrafacturen»,  1629,  fol.  R.  Brustbild  mit  dem  angeblichen 
Wahlspruche :  Virtuti  nil  invium.  —  Nach  dem  Ambraser-Stammbaum. 
Diese  Bilder  sollten  ursprünglich  zu  dem  Werke  Guillimann's :  «Principes 
Austriae»  als  Illustration  dienen. 

Vgl.  Alex.  Daguet:  Biographie  de  Fran9oisGnillimann.  Fribourg  1843,  33,  56 — 59. 

10.  Brustbild  in  Guler's  Rhätia  152,  b,  aus  Stumpfs  Chronik  v.  1548. 

11.  Brustbild  in  der  Schlachtkapelle  zu  Sempach,  Sacristei. 
Hienach  die  Abbildung  bei  Eglin  57. 

12.  Brustbild  im  Museum  zu  Luzem  (vormals  im  Zeughaus).  Ab- 
bildung auf  der  Photographic  von  1 884,  ausgestellt  in  den  Gasthöfen  zu 
Luzem  als  Prospect  zur  permanenten  Kunstausstellung  in  Luzem. 

13.  Kniende  Figur  ob  dem  Chorbogen  zu  Sempach,  mit  Inschrift. 
Abbildung  in  J.  Müllers  Alterthümem. 

14.  Brustbild  in  der  Bibliothek  der  Grafen  von  Mülinen  in  Bern. 
Vgl.  Schweizerischer  Geschichtsforscher,  Band  9,  Seite  CCCCXX. 

15.  Bild  Herzog  Leopolds  von  Oesterreich,  auf  dem  Rathhause  in 
Gersau;  die  Inschrift  lautet:  Dies  ist  der  Herzog  Lüboltus  von  Oesterrych, 
der  in  der  Sempacher  Schlacht  ward  erschlagen  mit  84  streitbaren  Riters- 
man  und  ward  Erschlagen  bey  den  seinen  und  von  den  Seinen  und  in 
dem  seinen  und  liegt  begraben  im  Künglichen  kloster  kinstfelden  (!)  Im 
Aergöw.  ANO  1.3.83. 

Geschichts freund  XIX,  12. 

16.  Bild  von  Herzog  Leopold,  Marltgraf  Otto  von  Hochberg  und 
Graf  Johann  von  Ochsenstein,  nach  der  Darstellung  in  Königsfelden. 

Marq.  Herrgott:  Genealogia  diplomatica  Augustae  gentis  Habsburgicae,  Wien 
^7Z7t  I»  2i8;  reproducirt  in  Gcrbert:  De  transbitis  Habsburgo-Austriaconim  Prin- 
cipum  eorumque  conjugum  cadaveribus  etc..  S.  Blasien   1782,  Tafel  i.  Hieraus  bei 
J.  MüUer  VI.  Theil,  Bl.  Nr.  23  und  Tafel  IH  dieser  Schrift. 

17.  Obiges  Bild  auf  Tuch  gemalt  (im  Regierungsgebäude  zu  Luzem), 
umgeben  von  den  Wappen  von  34  in  Königsfelden  begrabenen  Edlen, 
den  Pannern  von  Tyrol,  Salm,  Thierstein.  Ochsenstein  wird  auf  diesem 


4^4 

aus  dem  Jahre  1605  stammenden,  und  mit  den  Wappen  der  Familie  von 
Erlach  und  von  Luternau  gezierten  Bilde  Graf  genannt  Der  Maler  des 
Bildes  signirt:  W.  G.  W.  W. 

18.  iSzq.  Herzog  Leopolds  Tod.  F.  Hegi.  Neujahrsblatt  der  Feuer- 
werker von  Zürich,  4*'. 

Ueber  F.  Hegi  vgl.  Neujahrsblatt  der  Künstlergesdlschafl  Zürich  1881. 

19.  Bild  wie  oben  16  und  17  auf  Tuch  gemalt,  erwähnt  in  Zur  Lauben 
4.  tom.  VII,  124  (b)  (Mise,  helv.)  in  einer  Mittheilung  Beat  Jac.  Ant 
Hiltenspergers  (Zurl.  1779):  also  habe  nit  ermanglen  wollen  Hochseiben 
einen  Bericht  zu  erstatten,  dass  ich  in  meiner  durch -reiss  mitgenommen: 

I.  wahrhaffte  und  eigentliche  abconterfetung  dess  herzogss  Leopold 
von  Oesterreich,  samt  seinen  Räthen,  wappen  und  pannem,  welche  er 
ano  1386  gebraucht  hat.  Auf  Thuch  mit  Öelfarben  gemahlet  anno  1605; 
ungefehr  5  */2  schuh  lang  und  4^/2  schuh  hoch. 

20.  Ein  von  all  diesen  ganz  abweichendes  Bild  bringt  der  «Grosse 
österreichische  Stammbaum  in  2  Blättern»  in  der  Ambraser-Sammlung 
in  Wien.  «Leopolt  ein  zier  der  Ritterschaft,  Ertzherzog  zu  Österreich 
vnd  Graue  zu  Tirol.» 

Dieses  Bild,  gemalt  um  1501 — 15 10  auf  Betrieb  Kaiser  Maximilians 
(Primisser:  der  Stammbaum  des  a.  d.  Hauses  Habsburg -Oesterreich, 
Wien  1821),  zeigt  Leopold  in  starkem  Vollbart,  mit  dem  Barett  auf  dem 
Haupte.  Alle  früher  erwähnten  Bilder  stellen  den  Herzog  bartlos,  mit 
langem,  wallendem,  rothem  Haare  dar.  Auf  dem  Ambraser-Bilde  erscheint 
Leopold  mit  düsterem  Blicke  und  langer  Nase;  die  übrigen  Bilder  zeigen 
ein  freundliches,  wohlproportionirtes  Gesicht. 

Reproductionen  dieses  Bildes  bei  Primisser;  C.  Mayer,  gestochen  v.J.  Hyrtl  (Wien, 
Schaumburg,  S%  l>ei  E.W.  Fürst  von  Lichnowsky :  Gesch.  d.  Hauses  Habsburg,  IV,  B. 

Näheres  über  dieses  Bild  findet  sich  vielleicht  im  Jahrbuch  der  kunsthistonschen 
Sammlungen  des  allerhöchsten  Kaiserhauses,  Wien  1883 — 86,  das  mir  leider  nicht  zm 
Verfügung  stand. 

21.  Diesem  Bilde  Nr.  20  ist  jenes  im  Habsburg.  Stammbaume  bei  Rhoo 
von  1592  entnommen. 

22.  Erzbild  beim  Mausoläum  Kaiser  Maximilians  in  Innsbruck. 

Da  dieses  Bild  in  dem  ursprünglichen  Plane  Kaiser  Maximilians  nach 
den  Aufzeichnungen  Gilg  Sesselschreibers  vom  Jahre  1508  noch  nicht  vor- 
gesehen war,  sondern  erst  später  statt  des  Bildes  Herzog  Leopolds  I.,  des 
Frommen,  ausgeführt  wurde,  so  kann  es  nicht  von  Peter  Fischer  von  Nürn- 
berg (t  c.  1530)  herrühren,  sondern  muss  wahrscheinlich  als  Arbeit  des 
Georg  Löffler  (c.  1535 — 1548)  bezeichnet  werden.  Die  Zeichnung  dürfte 
von  Christoph  Amberger  in  Augsburg  herrühren.  Das  schöne  Erzbild  zeigt 
Leopold  mit  Schwert  und  Dolch  umgürtet,  in  einer  Rüstung  des  16.  Jahr- 
hunderts, mit  geschlossenem  Helm.  «An  Adel  der  Auffassung  und  an- 
spruchloser SclKinheit  steht  es  dem  Bilde  des  Königs  Arthur  und  Theoderich 
fast  gleich».  Schinkel  freilich  (Nachlass  117)  sieht  in  diesen  viel  bewunderten 
Statuen  nur  eine  « Fahnen sclimiedsarbeit». 

Abbildung  in  Herrgott's  Pinacotheca  Austriaca,  Tab.  XXVIII,  fig.  2.  —  Zur 
Literatur  über  dieses  Bild  vgl.  Primisser:  Denkmäler  der  h.  Geistkirche  zu  Innsbruck 
18 12.  —  Schedler:  biographische  Skizzen.  Innsbruck  1823.  Fol. 


425 

Kurze  Beschreibung  der  Abbildungen  der  in  der  Hof  kirche  zu  Innsbruck-  aufge- 
stellten 28  erzenen  Statuen.  Innsbruck  1826.  —  Tyroler  Künstler- Lexikon  1830.  — 
Beda  Weber :  Das  Land  Tyrol  I,  264  ff.  Beilage  zur  AUgem.  Augsburger  Zeitung,  1 863, 
Nr.  107  und  127,  besonders  S.  1 762  und  2 105.  —  Döbner  im  Anzeigerdes germanischen 
Museums  1864,  91  ff,  123  ff.  —  Nagler:  Monogrammisten  I,  482.  —  A.  von  Perger: 
Peter  Fischer  und  die  Standbilder  beim  Grabdenkmale  Kaiser  Maximilian's  I.  zu  Inns- 
bruck. Mittheilungen  der  k.  k.  Central-Commission  für  Erforschung  und  Erhaltung  der 
Baudenkmale.  Wien  1864;  IX;  XVIII;  X,  LXIII  f.  Ueber  den  Codex  mit  den  Ent- 
würfen zu  den  bronzenen  Standbildern  in  der  Hof  kirche  zu  Innsbruck.  —  Baader: 
Beiträge  zur  Kunstgeschichte  Nürnbergs  II,  43.  Zahn'sjahrbücher  für  Kunstwissenschaft 
II,  243.  Anzeiger  des  germanischen  Museums  in  Nürnberg  1869,  365  ff. 

23.  Statue  von  Dominicus  Custos  von  Augsburg  von  1622.  Imitation 
des  Ambraser  Bildes.  Leopold  in  wallendem  Haar  mit  starkem  Bart. 

Abbildung  bei  Herrgott:  Pinacotheca  Tafel  XXVIII,  IV. 

24.  Statue  (Brustbild)  in  Königsfelden,  auf  einem  Piedestal,  in  dessen 

Mitte  der  Schild  mit  den  Buchstaben  t  J; 

Arbeit  aus  dem  17.  Jahrhundert.  Abbildung  bei  Joh.  Müller:  Merkwürdige  Ueber- 
bleibseln  von  Alterthümern  in  der  Schweiz.  V.  Theil  1776,  Tafel  5. 

b.  Bilder  Winkelrieds. 

1.  Pantaleon:  Bild  eines  Kriegers,  das  auch  für  jeden  andern  schwei- 
zerischen Kriegshelden,  z.  B.  Bär  von  Basel,  In  der  Halden  von  Schwyz  etc., 
benutzt  wird.  Prosographia  Heroum.  1565. 

2.  Winkelried  mit  den  Speeren.  Monogramm  aus  2  H  und  G  (Hans 
Heinrich  Glaser).  Grassers  Heldenbuch  84.  1625. 

3.  Bild  der  Schlacht  von  Sempach  von  Glasmaler  Tschupp  von  Sursee 
von  1660.  Vormals  im  Kloster  Eschenbach,  jetzt  im  Museum  in  Luzern. 
Winkelried  dringt  mit  den  durch  Lederriemen  zusammengehaltenen 
Speeren  in  die  Feinde. 

4.  Arnold  Winkelried  kniet  mit  den  Speeren.  Ob  der  grossem  Porte 
in  der  Schlachtkapelle  in  Sempach.  —  Abbildung  in  Müller's  Alterthümern. 

5.  Arnold  Winkelried.  Brustbild  eines  bärtigen,  die  Speere  haltenden 
Hamischmannes.  Holzschnitt. 

Kleine  Schweizerchronik.  Bern  1804,  I,  nach  S.  36. 

6.  In  Holz  geschnittenes  Bild  von  Bildhauer  Abart.  Bibliothek  der 
Grafen  von  Mülinen  in  Bern. 

Schweizerischer  Geschichtsforscher  9,  pag.  CCCCXX. 

7.  Ditto  bei  Dr.  Th.  v.  Liebenau  in  Luzern. 

8.  König  F.  N.,  Arnold  von  Winkelried  opfert  sich  für  das  Vaterland. 
Neiijahrsblatt  von  Bern,  18 18,  2.  Aufl. 

9.  Rethel  Alfred  (t  1859),  Arnold  von  Winkelried  1835. 
Vgl.  Pierer:  Universallexikon  XV,  154. 

10.  Vogel  Ludwig,  Winkelrieds  Abschied  1838.  —  1839  i^  den  «Alpen- 
rosen» mit  Veränderungen. 

Vgl.  Salomon  Vögelin  im  Neiijahrsblatt  der  Künstlergesellschaft  in  Zürich  für 
1882,  21  und  57. 


426 


U.  i86i.  von  Deschwanden  Theodor,  Winkelried's  Abschied.  Grosses 
Oclbild  im  Bundesrathhause  in  Bern. 

Oft  photographisch  reproducirt,  z.  B.  1863  im  Einsiedler  Kalender.  Vgl,  hiezu 
F.  O.  Pestalozzi :  Die  Unterwaldner  Maler  Paul  und  Th.  v.  Deschwanden.  Neujahrs- 
blatt der  Künstlergesellschafl  in  Zürich  1883. 

12.  i86i.Thoinmen,  Decorationsmalerin  Basel,  Bild  derSchlöthischen 
Gruppe,  gemalt  im  Auftrage  der  schweizerischen  Kunstgesellschaft  für  das 
Schützenfest  in  Stans. 

Protokoll  der  Kunstgesellschaft.    Anhang  Seite  31. 

13.  Holzschnitt  von  Schlöth's  Gruppe.  1 861  / 1 862  in  4000  Exemplaren 
in  Leipzig  erstellt 

14.  Vogel,  Ludwig,  Auffindung  von  Winkelrieds  Leiche. 

In  Kupfer  gestochen  von  Karl  Gonzenbach  (1839 — 1842);  Holzschnitt  von  Burri 
und  Jccker.  Ueber  die  verschiedenen  Bearbeitungen  dieses  Bildes  von  Vogel  in  den 
Jahren  18 12 — 1856  vgl.  Salomon  Vögelin:  Neujahrsblatt  der  Künstlergesellschaft  in 
Zürich  für  1882,  Seite  18 — 21,  56.  —  Kleine  Nachbildung  oft  verwendet,  z.  B.  in 
Dändliker*s  Schweizergeschichte  1884,  515;  Neuer  Einsiedler  Kalender  pro  1886. 

15.  1873.  Grob,  Konrad,  von  Andeliingen:  Winkelried.  —  Oelbild 
im  Ständerathssaale  in  Bern. 

Vgl.  Neue  Zürich.  Zeitung  1885,  Nr.  252,  wonach  der  Entwurf  aus  dem  Jahre 
1850  stammt. 

16. 1 874.  Moritz  von  Beckerath :  Arnold  von  Winkelried  (Oelgemälde). 

c.  Bilder  Gundoldingen's. 

1.  Bild  in  der  Schlachtkapelle  zu  Sempach,  ob  dem  Chorbogen. 


Der  hat  mit  hilff  Gottes  und  Kraft 
gross  lob  und  preis  der  Eidgnoss- 

schaft 
herrlich  erlangt  und  erworben, 
vor  Sempach  ist  Er  erlich  gestorben. 


Jkr.  Petermann  von  Gundoldingen, 

ein  tapfer  Man 
wie  die  Figur  zeiget  an, 
von  Mannskraft  war  er  ein  kern 
alt  Schul theiss  damals  zu  Lucern, 

Abbildung  in  MüUer's  Alterthümcm. 

2.  Bild  im  Innern  der  Schlachtkapelle  zu  Sempach,  1886  bei  der 
Restauration  der  Kapelle  aufgedeckt.  Vgl.  oben  Seite  418. 

3.  1 780.  Bild  von  Gundoldingen  von  Troxler  von  Münster. 

Stadtbibliothek  Luzern,  Bildergallerie  von  Balthasar.  Als  Balthasar  1785  General 
Zur  Lauben  zu  bestimmen  suchte,  den  Neudruck  der  Schrift  von  Langhans  über  die 
Scmpacherschlacht  zu  veransüilten,  meinte  er,  man  sollte  dem  Büchlein  einige  Portraits 
beifügen:  «Si  M.  de  Mechcl  veut  y  preter  la  main,  je  luy  communiquerai  volontiers  la 
copie  ou  le  potit  tibleau  que  j'ai  de  l'avoyer  de  Gundoldingen;  mais  ce  Monsieur  est 
trop  oeconomc,  et  il  ne  risque  pas  volontiers  ses  deniers. » 

4.  c.  1 830.  Schwcgler  Jakob,  Gundoldingen's  Tod.  Lithographie  auf 
Eglins  Wappcntafel  der  Schultheissen  von  Luzern.  Inschrift: 

Der  erste  Held  kann  dem  Geschick  erliegen; 
Doch  wird,  was  sein  Gemüth  bewegte,  siegen. 

5.  1863.  Gundoldingen's  Tod.  Frescogemälde  am  Rathhausthurme 
in  Luzern  von  Anton  Büttler  von  Auw. 


J 


427 

d.  Bilder  von  Gundoldingen  und  Winkelried. 

1.  Laut  Zeughausinventar  von  1774  befand  sich  daselbst  eine  Trophä: 
Die  Bildnuss  des  Herzogs  Leopolds,  samt  dessen  Pantzer,  zwey  Bildnussen, 
als  Herren  Schultheiss  von  Gundelingen,  und  dess  Winkelrieds,  danne 
zwey  Pyramiden,  an  selben  9  Fähnlein,  vier  Schwerter,  4  Säbel,  2  Brust- 
harnische und  Kappen,  4  Hallbarten,  4  Höltzeme  Feldharsthömer,  12 
Pfeil,  4  eiserne  Halskrägen,  i  Fausthammer. 

e.  Bilder  verschiedener  Personen. 

1.  Heini  von  Uri,  Herzog  Leopolds  Hofnarr.  Bild  an  der  Thüre  zur 
angeblichen  Zelle  der  Königin  Agnes  von  Ungarn  in  Königsfelden,  der 
spätem  Kanzlei,  mit  Inschrift :  Ist  ein  Narrahus. 

Abbildung  in  J.  MüUer's  Alterthümern  I,  Tafel  25  (Zürich  1773).  Licbenau  und 
Ltibkc :  Habsburg-österreichische  Baudenkmalc,  Nachtrag  3. 

Nach  Heini  von  Uri  benennt  sich  eine  in  Sursee  c.  1870  gegründete  Fastnacht- 
gcsellschaft.    Dort  tritt  «Heini»  in  den  Stadtfarben,  roth  und  gelb,  auf. 

2.  Ritter  von  Mörsberg,  in  kniender  Stellung. 
Nach  dem  Königsfelder-Bilde.    Birken  1668,  fol.  375. 

3.  Bild  des  Freiherm  von  Hasenburg  in  betender  Stellung.  Schlacht- 
kapelle Sempach,  ob  der  grössern  Porte. 

Abbildung  in  Johann  MüUer's  Alterthümern. 

4.  Der  Graf  von  Cleve.  In  kniender  Stellung  in  der  Schlachtkapelle 
zu  Sempach  ob  der  grossem  Porte.  Inschrift :  Andreas  Graff  von  Cleve 
war  in  der  Flucht  mit  seinem  Diener  von  Hans  Root  Schiffmann  von 
Lucem  in  dem  Sempacher  See  ertrünkt  um  dass  sie  ihn  haben  wollen  töden. 

Abbildung  in  Joh.  Müller*s  Alterthümern.  Diese  Scene  wird  auf  fast  allen  altern 
Sclüachtenbildern  von  Diebold  Schilling  (151 1)  bis  auf  Hiltensperger  dargestellt. 

5.  Johann  Fink,  Bürgermeister  von  Zürich,  gestorben  bei  Sempach 
1386 ! !  (1394)  J.  Meyer  Fee. 

6.  Heinrich  Ott,  Burger  von  Luzern,  ward  in  der  Schlacht  bey  Sem- 
pach erschlagen  den  9.  Juli  1386. 

Kupferstich  von  Joh.  Rudolf  Schellenberg  —  mit  dem  Bilde  der  Schlacht  von 
Sempach  in:  Ciariorum  Familiae  Otiorum  Virorum  Alterum  Monumentum  1790  ed. 
Icones  virorum  gentis  et  stirpis  Ottiorum  in  Helvetia  praesertim  Tiguri  clarorum,  cur. 
Joh.  Cap.  Ottii.  23  tab.  aen.  S.  1.  et  a.  Vgl.  Neues  Schweizer.  Museum  1793,  7^9* 

Büste  im  Besitz  von  Frau  Margarith  Eschmann-Ott  in  Baden. 

7.  Petermann  von  Moos,  t  1386.  Bild  aus  dem  Anfange  des  19.  Jahr- 
hunderts (von  Reinhard?)  bei  Herrn  X.  von  Moos  in  Luzern. 

8.  Albrecht  von  Mülinen.  —  Imitation  des  Bildes  in  Königsfelden  in 
der  Bibliothek  der  Grafen  von  Mülinen  in  Bern. 

9.  Thut  rettet  das  Panner  von  Zofingen.   Künstlerbuch  in  Zofingen. 
Vgl.  Chronik  der  Stadt  Zofingen  i8ri,  II,  86. 

10.  Ritterbilder  in  Königsfelden. 

E.  Osenbrüggen  schreibt  in  seinen  «Wanderstudien  aus  der  Schweiz»,  Schaff- 
hausen, 1869,  n,  92  :  «In  der  Kirche  contrastiren  zu  dem  schönen  Kunstwerk  der  be- 
rühmten Glasmalereien  die  wie  zu  einer  himmlischen  Heerschau  an  den  Wänden  ge- 
malten Ritter,  welche  in  der  Schlacht  von  Sempach  gefallen  sind.   Sie  sind  nach  einer 


428 


Schablone  gemacht,  alle  auf  die  Knie  gesunken,  und  halten  die  Hände  zu  einem  Unisono 
Ora  pro  nobis.  Zu  ihren  Häuptern  sind  ihre  Wap})en  und  Namen ;  man  könnte  sie  alle 
für  Brüder  halten.  Die  Helme  imd  Schnabelschuhe  tragen  besonders  zur  Einförmig- 
keit bei.» 

C.  Heraldische  Arbeiten. 

Die  heraldischen  Arbeiten  verdienen  auch  (ur  die  Geschichte  des  Sempacherkricgcs 
Beachtung,  da  sie  Namen  und  Wappen  der  Helden  darstellen.  Freilich  sind  dieselben  nur 
mit  grosser  Vorsicht  zu  benutzen,  da  sie  sehr  oft  nur  eitlen  genealogischen  Forschungen 
dienten,  von  denen  das  alte  Rochtssp  rieh  wort  sagt:  Gemalte  Ahnen  zählen  nicht.  Wir 
können  nur  einzelne  dieser  Werke  aufzählen. 

1.  Conrad  Schnitt:  Wappenbuch  der  Baslerischen  Geschlechter. 
Manuscript  in  gross  Folio  im  Staatsarchiv  in  Basel. 

Dieses  1530  entstandene  Werk  enthält  am  Schlüsse  die  Wappen  der 
zu  Sempach  Erschlagenen,  deren  Namen  wir  oben  unter  den  Chroniken 
eingereiht  haben.  Die  Wappen  sind  ohne  Helmzierden. 

Vgl.Haller's  Bibliothek  der  Schweizergeschichte  II,  Nr.  2088.  Leu:  Helvetisches 
Lexikon  XVI,  420.  Dazu  oben  S.  222 — 226. 

2.  Ritter -Bilder  in  Königsfelden  in  kniender  Stellung;  Fresco- 
Malerei  von  1524. 

Anzeiger  der  antiquarischen  Gesellschaft  in  Zürich  1870,  181  — 184.  Habsbui^- 
östcrreich.  Baudenkmale  in  der  Schweiz  von  Th.  v.  Liebcnau  u.  W.  Lübke.  Nachtrag  3. 

3.  Nachahmung  dieser  Bilder  auf  Holztafeln.  In  Königsfelden  noch 
vorhanden.  Gemalt  1597.  Vgl.  oben  Seite  315. 

4.  1563.  «Ware  Apkuntterfettung  des  Klosters  zu  Kunigfelden,  wie 
es  noch  in  Wessen.»  208  Blätter. 

Handschrift  schweizerischen  Ursprunges  in  Graz  Nr.  914  (Johanneums- Archiv). 

Enthält  II.  fol.  23  den  Spruch  «Sompach,  wie  schandlich  sich  diu 
Trew  brach»,  21 — 22  Erzählung  der  Sempacherschlacht  —  Abschrift  des 
ig.  Jahrliunderts.  Dann  die  Abbildung  Herzog  Leopolds  und  der  mit  ihm 
erschlagenen  Ritter,  je  auf  ihren  Wappenschildem  nach  rechts  oder  links 
kniend,  über  ihnen  je  Helm  mit  Decke  und  Wappenzier,  Namen,  gelegent- 
liclie  Bezeichnung  ihrer  Amtswürde,  Landsmannschaft  etc.  Die  Personen- 
bikler  machen,  wie  mir  Herr  Dr.  von  Zahn,  Landesarchiv-Director  in 
Graz,  bemerkt,  in  der  Regel  keinen  Anspruch  auf  Portrait-Aehnlichkeit, 
da  sicli  die  Physiognomien,  wenige  ausgenommen,  sämmtlich  gleichen. 

Copie  des  17.  Jahrhunderts  in  Linz  (Museum  Francisco-Carolinum), 
mit  Notizen  über  die  Familien  der  erschlagenen  Ritter,  die  bis  in's  16. 
Jahrhundert  fortgeführt  sind.  Auch  diese  Handschrift  zeigt  die  Bilder 
von  Habsburg,  Königsfelden,  die  Bildnisse  König  Rudolfs  I,  König  Rudolfs 
von  Böhmen,  des  Kimigs  Andreas  von  Ungarn,  der  Königin  Agnes,  der 
Herzoge  Otto,  Albrecht,  Leopold,  Rudolf,  Heinrich,  Herzog  Rudolfs  von 
Lothringen,  König  Albrecht  I.  und  der  Königin  Elisabeth  etc. 

Vgl.  darüber:  Zur  Geschichte  der  Zopfgesellschaft  v.  Essenwein  im  Anzeiger  für 
Kunde  deutscher  Vorzeit  1867,  Nr.  7,  S.  193  —  197  (mit  Bild  des  Schwarzgrafen  von 
Zollern).  -  Luschin  von  Ebcngreuth :  dieältesten  Ansichtender  Habsburg,  Mittheilungen 
der  k.  k.  Central-Commission  zur  Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst-  und  Histo- 
rischen Denkmale.  VI.  Jahrg.  N.  F.  Wien  1880.  62  ff. 

Auf  der  Grazer  Handschrift  beruhen  die  Nachbildungen  in  Fugger-Birken,  Spiegel 
der  Ehren  1668,  S.  370,  und  in  Burglechners  Tyrolerchronik. 


429 


5.  G.  Tschudi's  (f  1572,  28.  Febr.)  Wappenbuch  mit  c.  4c»  Wappen 
der  Ritter  und  Edlen,  die  bei  Scmpach  erschlagen  worden,  versehen  mit 
einem  alphabetischen  Register,  128  Seiten  in  4«. 

Handschrift  in  St  Gallen:  Handschrift  Nr.  643,   fol.  258  der  Stiflsbibliotbek 
St.  Gallen.  —  Vogel:  Egidius  Tschudi,  Zürich,   1856,  Seite  293.  —  St.  Galler  Mit- 
tbeilungen I,   104.  —  G.  Scherer:  Katalog  der  Stiflsbibliotbck  St.  Gallen  210 — 211. 
Copie  in  der  Bibliothek  des  Klosters  Muri. 

6.  Cysat  Rennward,  Stattschreiber  der  Statt  Lucern :  Wahrhafte  und 
wunderwürdige  History  dess  namhaften  Stritt  und  herrlichsten  Sigs 
zwüschen  den  loblichen  vier  Waldstetten  und  Ortten  der  Eydtgnoßschaft, 
und  Hertzog  Lüpolt  von  Oesterreich  und  sinem  Heerzug  am  anderen 
Theile.  In  wölchem  der  gedacht  Herzog  persönlich  samt  sinem  Adel  und 
grossem  Volk  von  gedachten  vier  Waldstetten  vor  Sempach  erschlagen, 
und  ritterlich  überwunden  worden  den  9*"*  Tag  Höwmonath  Anno  1386. 
Zusammengezogen  durch  R.  C.  —  Anno  1580.  Mss. 

Text  der  Beschreibung  51  Fol.-Seiten.  Dazu  eine  Abbildung  der 
Schlacht^),  ein  Bild  des  Herzogs,  Abbildungen  der  eroberten  Fahnen 
und  der  erschlagenen  Ritter,  in  kniender  Stellung. 

Concept  und  Original  in  Liizem  (Stadtbibliothek),  Copien  in  I.uzern,  Einsiedeln, 
Innsbruck.  —  KaUdog  der  Bürgerbibliothek  in  Luzern  1840,  S.  442 — 443,  529,  534. 
—  Haller  XV,  Nr.  131.  —  Cysat's  Werk,  im  Wesentlichen  eine  Nachahmung  des 
unter  Nr.  4  erwähnten  Buches,  wurde  häufig  copirt  und  andern  Arbeiten  inserirt,  so  der 
Luzemer  Chronik  des  Schullehrers  Johann  Schnyder  (HtiUer  V,  N"r.  132). 

Diese  von  einem  Wappenmaler  gesammelten  Wappen  wurden  von  zahlreichen 
Heraldikern  copirt  und  finden  sich  unter  verschiedenen  Titeln,  so  in  der  Solger'schen 
Bibliothek  als  *  Nahmen  und  Wappen  deren  Grafen,  Herren  und  Adcls-Personen,  so 
mit  Herzog  Leopold  aus  Oesterreich  von  denen  Schweizern  A**  1386  7a\  Scmpach  er- 
schlagen, und  zu  Königsfelden  im  Kloster  begraben  worden»  (Haller  V,  Nr.  1 19)  oder 
als  « Catalogus  Germaniais  Comitum,  Baronum  et  Nobilium,  qui  aim  Archiduce  Leo- 
poldo  probo  occubuerant,  apud  Sempachum  in  praelio  contra  Helvetios  1386*  auf  der 
kaiserlichen  Bibliothek  in  Wien  (Cod.  Juris  Civil.  LXXXII,  Nr.  23;  Lambec  II,  LH. 
c.  VIII,  961.  KolUr  II,  883,  Hallen  Bibl.  V,  Nr.  118.  —  Böhm:  Handschriften  I, 
22 — 23  und  40.  Auch  als  «Reliquiae  Sempacenses»  kömmt  das  Werk  vor  (Haller, 
Bibliothek  V,  Nr.  120);  als  «Beschreibung,  erstlichen  von  dem  Herkommen  und  Ge- 
schlecht Erzherzog  Leopolden  .  .  .  v.  J.  H.  St.,  A.  1657»,  Mss.  in  St.  Gallen  (Haller  V, 
Nr.  134)  und  als  «Beschreibung  des  t(>dtlichen  Kriegs  vnd  blutigen  Streits  zu  Sempach. 
Geschrieben  durch  .  .  Hanss  Gecirg  Müller  1680  (Bürgerbibliothek  in  Zürich;  Haller  V, 
Nr.  135). 

In  Einsiedeln  findet  sich  das  ebenfalls  auf  Cysat  benihende  Werk :  «Panner  und 
Fahnen  so  die  Eydsgenossen  in  unterschiedlichen  Schlachten  erobert,  samt  den  Wappen 
der  Oestcrreichischen  Ritterschaft,  so  zu  Sempach  erschlagen  worden,  und  dem  Bericht 
der  Schlacht  zu  Scmpach.»  Mss.  in  Fol.  Haller:  Bibliothek  V,  N.  121. 

7.  Im  Jahre  1571  Hess  Abt  Silberisen  seiner  Chronik  durch  einen 
Wappenmaler  aus  Constanz  viele  Wappen  der  bei  Sempach  erschlagenen 
Ritter  beifügen. 

Handschrift  in  Aarau,  fol.  407  ff. 

8.  1626  erschien  in  Augsburg  in  der  deutschen  Ausgabe  von  G.  de 
Rhoo:  Annalen  fol.  126 — 152,  unter  dem  Titel  «Register  deren  so  vor 

*)  Diese  beruht  wesentlich  auf  dem  Bilde  des  Hans  Rudolf  Manuel,  doch  ist  die 
Landschaft  etwas  mehr  ausgedehnt.  Auf  der  Bulge  ist  das  Wappen  Manuels  durch  ein 
Monogramm  ersetzt,  welches  die  Buchstaben  A  und  S  darstellt. 


430 


Sempach  geblieben»  eine  Sammlung  von  Holzschnitten  und  Wappen  der 
erschlagenen  Oesterreicher. 

Dieses  Wappenbuch  gibt  nicht  wie  die  vorhergehenden  nur  die  Wappen  der  wirklich 
bei  Sempach  laut  alten  Chroniken  erschlagenen  Oesterreicher,  sondern  fögt  bereits  audi 
schon  eine  erhebliche  Anzahl  von  Wap|>en  jener  Herrn  bei,  die  vor  oder  erst  nach  der 
Schlacht  ihre  Fehdebriefe  an  die  Eidgenossen  sendeten,  wie  der  Graf  von  To^enburg. 

9.  Namen  vndt  Wapen  der  nachbewussten  Edlen  vndt  Herren,  welche 
mit  Ertzhertzog  Leopolden  zuo  Oesterreich  den  3.  diss  Namenss  vff  S.  Cirilli, 
den  9.  July  Anno  1386,  vor  Sempach  vmkhommen  vndt  erschlagen  worden. 

Stiftsarchiv  St.  Gallen.  Wappenbuch  B,  122.   17.  Jahrhundert 

Dieses  Wappenbuch  enthalt  auch  die  Abbildungen  der  Panner,  so 
die  2  Fahnen  von  Geroldseck  (schwarzer  Löwe  in  Gold ;  rothes  Kreuz  in 
Gold),  Waldburg  etc.;  die  Fahnen  der  aargauischen  Städte  sind  mit  dem 
rothen  Schwenkel  versehen. 

Die  ungemein  späte  Entstehungszeit  verrathen  die  Namen  Graf  Peter 
von  Arl)erg,  Graf  Rudolf  von  Neuen-Falkenstein,  Graf  Donat  von  Toggen- 
burg, Pfalzgraf  Ulrich  von  Tübingen,  Graf  Rudolf  von  Zollern,  N.  Graf 
von  Liechtenstein  und  Siegfrid  von  Erlach,  die  unter  die  Gefallenen  ein- 
gereiht werden.  Von  fol.  115  b  an  beginnt  die  Abbildung  der  bei  Näfels 
eroberten  Panner. 

10.  Namen  vnd  Wapen  der  Edlen  so  bewust,  die  mit  Leopolden  dem 
3.  diss  namens  Herzogen  zu  Östrich  vor  Sempach  erschlagen  vnnd  umb- 
kummen  vff  S.  Cirilli  den  9.  Juli  Anno  1386.  Gott  thröst  ihr  Aller  Sei. 

Auf  dcto  Vorsetzblatte  dieses  in  klein  Octav  geschriebenen,  mit  zier- 
lichen Waj^pcn  geschmückten  Büchleins  von  380  Seiten,  gegenwärtig  im 
Besitze  von  Herrn  Dr.  Alfred  Geigy  in  Basel,  steht:  Nota.  Diese  Wappen 
hat  Herr  Hannss  Christoph  Giel  von  Gielsperg,  genannt  von  Glattburg, 
Teutsch  Ordens  Ritter  Commenthur  zu  Hitzkirch  heraussgegeben.  ^) 

Nach  dem  Bilde  des  auf  einem  rothen  Kissen  knienden  Herzogs 
folgen  zunächst  die  Panner,  worunter  zwei  von  (}eroldseck,  wovon  eines 
mit  dem  schwarzen  Löwen  in  goldnem  Felde,  das  andre  mit  den  rothen 
und  gelben  Querbalken,  dann  von  S.  26  an  die  Wappen  der  Edlen;  nur 
Ochsenstein  wird  auch  auf  einem  Kissen  kniend  abgebildet.  Neu  sind 
diesem  dem  Göldlin'schen  Wappenbuch  nahestehende  Namen,  die  bei 
Rhoo  noch  fehlen:  Graf  Hans  von  Hochberg;  Huseneg  brachte  35  Ritter 
und  Knechte,  Wilhelm  Freiherr  von  Wissenburg,  Andreas  Bastend  der 
Hämischer  von  Goffenstein,  N.  (2),  Thomas  Geldervögeli,  N.  Peyer  von 
Landsberg;  den  Schluss  bilden  S.  371 — 380  die  Städtewappen. 

U.  Namen  der  Edlen,  so  bewüst,  die  mit  Leopolden  dem  3.  diss  Na- 
mens, Herzogen  zu  Oesterich  vor  Sembach  erschlagen  vnd  vmkommen  vft" 
S.  Cirilli,  den  Q.Juli  A"  1380. 

Handschrift  in  4"  im  Besitze  des  Herni  Rudolf  Göldlin  von  Tieffenau  in  Luzern. 

Diese  Arbeit  eines  Wappenmalers  aus  dem  1 7.  Jahrhundert  bringt 
zuerst  das  Bild  Herzog  Leopolds,  dann  22  Panner  und  Fahnen,  hierauf 
2^30  Wappen  von  Edlen  und  Städten.  Hier  erscheinen  u.  A.  Graf  Peter 
von  Arberg,  Graf  Donat  von  Doggenburg,  Pfalzgraf  Ulrich  von  Dibingen, 

*)  Giel  war  1605 — 1631  Comthur  zu  Hitzkirch,  vorher  Comthur  zu  Basel  und 
Rixheim,  Hofmeister  zu  Beuggen,  -j-  1631,  i.  August. 


431 


Graf  Rudolf  von  Zollem,  N.  Graf  von  Sunnenberg,  Andreas  Graf  von  Cleffe, 
N.  Graf  von  Liechtenstein,  Hans  von  Koni(g)sperg,  Pfalzgraf  zu  Strass- 
burg,  Freiherr  Ulrich  von  Hohen-Sax,  Joss  Truchsess  von  Klingenstein  aus 
Schwaben,  Schwickhart  von  Grieningen,  Heinrich  von  Esculon,  Ulrich 
von  Annenberg  fürt  das  Panner  von  Oesterich,  Hans  von  Buobenheim 
aus  Kolmar,  Hemman  Beheim,  Gissbräch  Gifinger  oder  Effinger  vonSchaff- 
hussen,  N.  von  Hertenstein,  Peter  von  Luternau,  N.  von  Oberhofen,  Sig- 
mund von  Warten fels,  Mathias  von  Trostburg,  N.  Deschli  von  S.  Urban, 
Diethelm  der  Schulthess  underm  Schopf 

12.  Selbst  im  Adelsarchiv  des  k.  k.  Ministeriums  des  Innern  in  Wien 
findet  sich  ein  Wappenbuch  aus  dem  1 7.  Jahrhundert,  welche  diesem  Kreise 
heraldischer  Arbeiten  angehört.  Es  besteht  aus  2  Theilen,  deren  einer  über 
600  Wappen  des  schweizerischen  Adels  enthält,  der  andere  das  Sempacher- 
Wappenbuch.  Herr  Dr.  Fr.  X.  Wöber,  Scriptor  der  k.  k.  Hof  bibliothek  in 
Wien,  hatte  die  Gefälligkeit,  mir  über  dieses  Buch  folgende  Auskunft  zu 
crtheilen.  Der  zweite  Theil  dieses  Werkes  trägt  den  Titel :  Namen  und 
Wappen  der  nachbewüsten  Edlen  vnd  Herren,  Wellche  mit  Ertzherzog 
Leopolden  zu  Österreich  dem  3.  diss  Namens  uff  S.  Cirilli  den  9.  July 
Anno  1386  (1683)  vor  Sempach  vmbkomen  vnd  erschlagen  worden. 

Es  folgt  hierauf  das  linkssehendc  Bild  des  auf  dem  blossen  Wappen 
knienden  Herzogs ;  —  links  neben  ihm  der  Helm ;  —  darauf  2  Panner 
des  Herzogs  und  die  Panner  des  Ochsensteiners  und  des  Hochberg. 

Hierauf  kommen  die  gegeneinander  schauenden,  wieder  auf  den 
blossen  Schilden  knienden  Hochberg  und  von  Ochsenstein. 
Darauf  20  Panner,  je  2  gegen  einander  gestellt. 
Hierauf  folgendes  neue  Titelblatt:  Male  geritur  quicquid  geritur  for- 
tunae  fide.  Vertzeichnus  der  nachuolgentten  Graffen  vnd  Freyherren 
Wappen,  So  mit  Ertzhertzogen  Leopolden  vor  Sempach  gebliben,  sambt 
der  alten  fürnambsten  Kriegssrüstung,  wie  Mans  damahls  gebraucht  hat 
vnd  jm  Kloster  Königssfelden  Ordenlich  vertzeichnet. 

Hierauf  folgen  die  Wappen,  291  an  der  Zahl,  und  zwar: 

Otto  von  Hochberg. 

Hanns  von  Hasen  bürg  vss  dem  Brissgöw. 

Hanns  Ulrich  Freiherr  von  Hasenburg  vss  dem  Brissgöw. 

Graff  Hans  von  Ochsenstain. 

Heinrich  Freyher  zu  Ober  vnd  Nidcr  Göscon  jm  Ergöw. 

Wilhelm  Freiherr  von  Wisenburg. 

Hanns  von  Hochberg. 

Hanns  Freyherr  zu  Iffen  ab  der  Etsch. 

Sigmundt  Freyherr  von  Tägerfeldten. 

Walthart  Freiherr  von  Thiericon. 

Peter  Freiherr  von  Thiericon. 

Peter  Graff  von  Arberg  vsm  Ergöw,  dess  Hertzogen  Rath. 

Peter  Freiher  von  Bolwyl  vss  dem  Brissgöw. 

N.  Freiher  von  Bolwyler  vss  dem  Brissgöuw. 

Hanns  Freiher  von  Grünenberg  der  jung  Burggraff  zu  Rheinfelden. 

Richard t  Freiherr  zu  Mümpelgardt. 

Rudolff  Graff  zu  Nüwen  Falkenstein  jm  Ergöw. 

Hans  Freiher  zu  Alten  Falkenstein  vss  dem  Ergöw. 

Ott  von  Falckcnstein  Freiherr  vss  dem  Ergöw. 


432 


Donat  Graf  von  Tokenburg. 

Wilhelm  Freiher  von  Endt  ab  der  Etsch  dess  Hertzogen  Rath. 

Vierich  Freiher  von  Endt  ab  der  Etsch. 

Egloff  von  Endt  ab  der  Etsch,  all  drey  Gebrüeder. 

Niclauss  Freiherr  zu  Alten  Bechburg  im  Ergöw. 

Hug  Freiher  zu  Bechburg  im  Ergöw. 

Hug  der  Ander  Freiher  zu  Bechburg  im  Ergöw. 

Vierich  Pfaltzgraff  von  Tübingen. 

Hannss  Freiher  von  Bechburg  im  Ergöw. 

Walthart  Dyk  Freyher  vss  dem  Breysgäüw. 

Ott  Trugsatz  von  Waltburg  vss  Schwaben. 

Hanns  Freiherr  von  Tägerfelden. 

Hanns  Freiherr  von  Schwartzenbcrg. 

Ott  Hagner  Freyherr  von  Rötteln  vss  dem  Breisgöw. 

Rudolf  graff  von  Zoleren  genambt  der  Schwartz  vss  Scliwaben. 

N.  graff  von  Liechtcnstain. 

Haims  von  W^iswiler  Freyherr  vss  dem  Brissgöw. 

Berchtold  Gradner  von  Grat  Freyherr  von  Grätz. 

Ott  Barisser  vss  Schwaben  dess  Hertzogen  rath  kam  für  Sempach  selb  40. 

Vlcrich  von  Arberg,  welcher  im  Streith  der  Graffschaft  Tyrol  Fannen 
füehret,  Cron  Austrie. 

Hannss  Graff  von  Firsten berg,  Landtgraff  in  der  Barr. 

Vierich  Freiherr  von  Dierberg  vss  Schwaben. 

Heinrich  Freiherr  von  Dierberg  vss  Schwaben. 

Heinrich  Freiherr  von  Klingen. 

Walthart  Freyher  von  Klingen. 

Hans  graff  von  Dyerstain,  Her  zu  Hohen  Küngstain,  Pfaltzgraff  zu 
Hochen  Stifft  Basell. 

Jacob  Freyherr  von  Geroldseg  vss  dem  Breisgöw. 

Walthart  Freiher  von  Geroldsek  vss  dem  Breissgöw. 

Hanns  von  Kränkingen  Freyherr  zu  Wyssenburg. 

Hug  Freyher  von  Kränkingen  etc.  etc. 

Hierauf  folgen  28  Wappen  von  des  Herzogs  Räthen,  darunter  2  von 
Güssenberg  aus  Schwaben,  3  GreilTenstein,  2  Mülinen  und  Götz  Müller 
aus  Zürich. 

Endlich  die  Wappen  «aller  ybrigen  adelss  persohnen»,  zuerst  genannt 
Schweickhart  von  Grüoningen  mit  Hannss  Schaller  von  Strassburgk,  — 
zuletzt  genannt  Hugo  Kratzer  von  Schlettstatt  und  Herman  Marquart 
von  Zürch. 

Das  jüngste  Datum  des  Codex  ist  von  1653  auf  Folio  214  und  betrifft 
den  Kauf  von  Klingenberg  durch  Muri  von  den  Heidenheimem. 

13.  Ulrich  Fisch  von  Aarau  malt  1624  und  1634  ein  «  Stammbuch  des 
Aargauws^,  d.  h.  ein  Wappenbuch  der  bei  Sempach  Gebliebenen  (Mss, 
Fol.  der  Stiidtbibliothek  Luzern),  worin  u.  a.  folgende  Personen  als  bei 
Sempac  h  erschlagen,  aufgeführt  werden : 

Hug  Truchsess  von  Wolhusen.  Dietrich  und  Giro  von  Bern. 

Friz,  genannt  Schultheiss,  trug  das      Conrad  u.  Dietrich  von  Heüwdorf. 

Banner  von  Lenzburg.  Hemmann  Rhott  von  Basel. 

Marquard  Freyherr  von  Rud,  ligt      Johann  von  Schwandegk  sammt  2 

zu  Rud  in  der  Kirche  begraben.  Söhnen. 


^33 

Gebhard  Effinger.  Hans  von  Hungerstein. 

Hans  von  Kageneck.  Wernli  Falkner. 

Hans  von  Wippingen.  Christoph  von  Botzheim. 

Cunrad  und  Burkard  der  lange  von  Hemmann  und  Walther  Meyer  von 

Ehingen.  Arau. 

Eberle  von  Endingen. 

In  der  Stiftsbibliothek  in  St.  Gallen  findet  sich  Fisches  Wappenbuch  von  1624. 
G.  Scherer:  Verzeichniss  der  Handschriften  der  Stiftsbibliothek  St.  GaUen  Nr.  1277. 

14.  Birken-Fugger:  Spiegel  der  Ehren  1668,  fol.  375.  Ansicht  von 
Sempach,  umgeben  von  den  Wappen  der  erschlagenen  Ritter. 

15.  Tschupp,  Hans  Jost,  Stadtschreiber  von  Sursee:  Wappenbuch. 
Handschrift  aus  dem  Jahre  1663,  enthält  die  Wappen  der  bei  Sempach 
Erschlagenen,  mit  historischen  Notizen.  Beachtenswerth  sind  die  Bei- 
zeichen, die  Tschupp  für  die  Nebenlinien  anbringt. 

Handschrift  im  Besitze  von  Hm.  Jost  Meyer- Amrhyn  in  Luzern. 

16.  Wapen-Buoch  Oesterreichischer  Ritterschaft,  dass  ist  der  durch- 
leüchtigen  Hoch  und  Wohlgebohren  Fürsten  und  Herren  Hertzogen  zu 
Oesterreich  etc. . . .,  durch  welche  das  herrliche  und  weitberühmte  Kloster 
Künigsfelden  gestifflet,  gehauen  etc.  und  die  darin  begraben.  D essgleichen 
der  Wohlgebohmen  Edlen,  Graffen,  Fryen,  Ridtem  und  Herren,  welche 
mit  Leopoldo  dem  dritten  diss  nahmens,  Hertzogen  zuo  Oesterreich,  vor 
Sempach  A*"  1386  erschlagen,  zu  Königsfelden  bey  40  begraben  worden. 
A°  1698  durch  Johann /osi  Schiffmann,  Priester  in  Lucern. 

Mss.  in  Zürich,  Bürgerbibliothek,  vormals  im  Besitz  von  Schöpflin.  —  Haller: 
Bibliothek  II,  Nr.  1859.  —  Irrig  wurde  die  Beschreibung  des  «Tödtlichen  Kriegs», 
Leu'sche  Sammlung  Mss.  94,  ebenfalls  diesem  Schiffmann  zugeschrieben. 

17.  Wilhelm  Dörflinger:  Abschilderung  und  Abschrift  aller  der  Fi- 
guren, Wappen  und  Aufschriften,  welche  in  der  Schlacht-Capelle  bey 
Sempach  zu  sehen,  sowie  selbe  nach  den  alten  Urbildern  im  Jahr  1 756 
erneuert  worden.  Mss.  4°.  80  Seiten. 

Stadtbibliothek  Luzern.  —  Haller  V,  Nr.  136. 

18.  1826  wurde  diese  Arbeit  Dörflinger's  von  Carl  Martin  Eglin, 
Lithograph  in  Luzern,  in  4°  verkürzt  herausgegeben.  65  S. 

19.  Wappen  der  bei  Sempach  Gebliebenen. 
Papier  in  Fol.  von  1738;  162  BU.  und  6  Blätter  Register. 

Enthält:  Abbildung  der  Sempacher-Schlacht  (nach  einem  Kupfer- 
stich) auf  doppeltem  Pergamentbogen  und  einem  Auszug  aus  Tschudi's 
Chronik,  1738  durch  Leodegar  Barth.  Tschudi  von  Grepplang  für  Abt 
Josef  von  St.  Gallen  zusammengestellt. 

G.  Scherer:  Handschriften  der  Stiftsbibliothek  St.  Gallen  Nr.  1276. 

20.  (Dörflinger,  Wilhelm  Franz  Xaver,  Pfarrer  von  Rickenbach, 
t  1799,  16.  Februar):  Gründtlicher  und  Eigentlicher  Bericht  von  dem 
Sembacher  Krieg,  auch  was  sich  vor,  und  nach  zugetragen.  Als  vor!  dem 
Anfang,  und  Ursprung  des  Klosters  zu  Königsfelden,  beschrieben  Anno 
Domini  1786. 

Manuscript  in  Folio,  vormals  im  Kloster  St.  Urban,  jetzt  in  der 
Stadtbibliothek  in  Luzern  M.  256. 


TAehenaH,  Schlacht  bei  Sempach.  28 


434 


Diese  Handschrift  enthält  folgende  Bestandtheile: 

1 .  Fol.  2 — 9.  Von  der  Schlacht  zu  Sempach,  wie  diese  zum  allerersten  von  denen 
Oesterreicheren,  im  Kloster  zu  Königsfelden  beschrieben  wurde.  Mss.  Vgl.  oben  S.  137. 

2.  Fol.  10 — II.  Von  der  Schlacht  zu  Sempach,  wie  diese  in  der  Schlacht  CapeUe 
verzeichnet  ist. 

1386.  Hat  mann  uf  dber  Wallstatt  hart  gestritten, 
Wo  der  Adel  den  Niderlag  erlitten, 
Hierdurch  hat  der  vier  Waldstetten  Bund, 
Gcwunnen  sinen  vesten  Grund. 
(Vgl.  Eglin:  Abschilderung  59 — 60.) 

3.  Fol.  17 — 22.  Ein  Gründt-  und  Eigentlicher  Bericht  des  tödtlichen  Sempacher 
Kriegs,  auch  was  sich  vor  und  nach  demselbigen  zugetragen  hat  Und  von  dem  Todt 
Alberti,  so  zu  Künigsfelden  begraben ;  auch  wohaar  das  Kloster  sinen  Anfang,  und 
Ursprung  häb  genommen,  von  neuem  beschrieben  Anno  1594.  (Die  bekannte  Arbeit 
von  BuUinger.)  Fol.  22  Ansicht  von  Königsfelden. 

4.  Von  Erz-Herzog  Lupoid  dem  IH.  zu  Oesterrych  und  von  Ursach  des  tödt- 
lichen Sempacher  Kriegs,  und  desselben  Anfang.  Fol.  25 — 30,  49 — 83. 

Die  bekannte  Darstellung  von  Bullinger;  doch  ohne  das  Verzeichniss  der  Ge- 
fallenen; dazu  fol.  53  Abbildungen  der  44  eroberten  und  geretteten  Panner  mit  selb- 
ständigen Zusätzen;  fol.  75  Ansicht  der  Schlachtkapelle  von  Sempach;  foL  83  Ansicht 
der  Stadt  Sempach. 

5.  Folget  ein  gründliche  Verzeichnus  deren  Namen  der  ehrenden  Bürgern  und 
I^nd-Lüthen,  der  löblichen  vier  Waldstetten  und  Orten  der  EidgnoschaflBt,  als  Luoem, 
Uri,  Schwiz  und  Unterwaiden,  so  umb  der  lieben,  uralten,  wolhergebrachten  Freyhcit 
halber  ires  Vatterlands  sind  uff  diser  Waldstatt  und  an  disem  namhafften  offnen  Veld- 
Strj'tt  umb  ir  Leben  kommen.  Fol.  31 — 48. 

Fol.  33.  Bild  von  Gundeldingen  mit  Inschrift: 

Petermann  Gundeldinger  ein  tapferer  Er  hat  mit  Hilf,  und  Gottes-Kraffl 

Mann,  Gross  Lob  und  Preiss  der  Eydgnoschafi) 

Wie  dicss  die  Figur  zeiget  ann.  Herrlich  erlanget,  und  erworben. 

Von  Manns-krafft  war  er  ein  Kern  Vor  Sempach  ist  er  erlich  gstorben. 

Schultheis  damal  zu  Lucem. 

Die  Namen  meist  nach  Tschudi,  doch  vielfach  ergänzt,  ebenso  Nachrichten  über 
die  Theilnahme  der  Jkr.  Ulrich  von  Hertenstein,  Jkr.  Lütold  und  Ludwig  Feer,  Jkr. 
Jodocus  Zurgilgcn  *)  und  Hans  Halbsuter  von  Luzern  an  der  Schlacht. 

Fol.  37.  Bild  des  Antoni  zur  Port.  —  Fol.  40  En^'ähnung  der  Hülfstruppen  von 
Zug,  Zürich,  Glarus,  Entlebuch  und  der  Flüchtlinge,  die  «Weiber  von  Sempach»  ge- 
nannt wurden.  —  Fol.  41.  Bild  des  Junker  Anthoni  An  der  Spillmatten  von  Staus; 
Erwähnung  des  Scharmützels  vor  Sursee.  —  Fol.  45.  Bild  Winkel rieds. 

6.  Bild  Herzog  Leopolds  und  der  Schlacht  nach  dem  Gemälde  in  der  Schlad)tkapelle. 

I-eojx)ld  Erzherzog  von  Oesterrich 
Dess  Namens  der  zweyte. 
Ward  auf  disem  Erdenrich 
In  offnem  Feld  erschlagen 
Das  hat  er  seinem  Adel  ze  klagen. 

7.  Fol.  85.  Wappen  der  erschlagnen  Oesterreicher.  Fol.  87 — 240.  Versehen  mit  hi- 
storisch-genealogischen Nachrichten  von  Dörflinger.  Unter  diesen  wird  z.  B.  genannt 
Hans  von  Raitnau  zu  Obcr-Raitnau  im  Aargau,  Schultheiss  und  Pannerherr  zu  Sursee. 
Es  ist  damit  wohl  Hans  Meyer  von  Reitnau  gemeint,  der  1384  als  Schultheiss  urkundet 
und  1389  als  verstorben  erwähnt  wird.  Die  angeblich  eroberten  18  Panner  und  die  2 

')  Der  Stammvater  der  Familie  zur  Gilgen  war  Hans  Götzenheim  von  Drechlings- 
hausen,  der  laut  Bürgerbuch  I,  41  nachweisbar  erst  1428  Bürger  zu  Luzern  wurde; 
Buzelin  ist  vielleicht  der  erste,  der  1672  in  seiner  Stemmatographia  11,  106,  diesen 
fabelhaften  Junker  Jost  erwähnt. 


geretteten  Panner  von  Zofingen  und  Aarau  hat  Eglin  abgebildet ;  ebenso  hat  Eglin  die 
Wappen  Dörflinger*s  meist  richtig  und  beinahe  in  der  gleichen  Reihenfolge  copirt, 
so  weit  dieselben  in  der  Capelle  in  Sempach  sich  finden ;  dag^en  hat  er  die  Zusätze 
Dörflinger's  beseitigt;  Eglin  überging  die  Wappen  der  Grafen  von  Solms  und  Mümpel- 
gart,  Toggenburg,  Tübingen  und  Schwarzenburg,  die  Dörflinger  aus  Fugger  ergänzte. 

Handschriften  dieses  Werkes,  welches  Haller  in  seinen  Schweizerschlachten  176 
citirt,  finden  sich  in  Beromünster,  Luzem  (Balthasar'sche  Sammlung)  und  Aarau  (Biblio- 
thek Zur  Lauben).  Vgl.  Katalog  der  Stadtbibliothek  Luzem  1840,  443. 

21.  Johann  Peter  Niclaus  de  Rupe  Rusconi  (geboren  in  Luzem  1 733 
t  als  Chorherr  in  Münster  3.  März  1788):  Wappenbuch,  enthaltend  illu- 
minirte  Wappen  von  bei  Sempach  erschlagenen  Eidgenossen.  4*^.  Manu- 
script  der  Stadtbibliothek  Luzern  Nr.  88/4,  Concepts-Fragraente  bei  Dr. 
Th.  V.  Liebenau. 

Dieses  Wappenbuch  sollte  nicht  bloss  die  Wappen  der  aus  schweize- 
rischen Orten  stammenden  Leute  enthalten,  sondern  auch  diejenigen  von 
Angehörigen  österreichischer  Städte,  die  nachmals  zur  Schweiz  kamen,  wie 
z.  B.  Zofingen,  Lenzburg,  Basel,  Schaffhausen.    Illuminirt  sind  nur  38  BI. 

Die  Verzeichnisse  enthalten  Wahres  und  Falsches  durcheinander;  so 
erscheinen  unter  den  Luzernem:  Johann  von  Metten wyl,  Jacob  Sidler,  Am- 
mann im  Hof,  Simon  Pfauw,  Obmann,  Johann  von  Willberg,  Jacob  Spengler. 

Unter  den  Umern:  Conrad  von  Attinghausen ,  Peter  Schmid  von 
Bellikon,  Rudolf  von  Bären. 

Als  bei  Sempach  erschlagene  Schwyzer  sind  erwähnt :  Jacob  Ulrich, 
Phil.Wäber,  Heinrich  Kätzin,  Rudolph  Schillinger,  Anton  Bürrin,  Walther 
Schomo,  Anton  in  der  Bützin,  Jacob  von  Ehrlen,  Rudolf  Städelin,  Meinrad 
Steiner,  Mathäus  Sürlin,  Peter  Sidler  von  Küssnach,  Georg  Merz,  Mathis 
Büeller,  Wernher  von  Matzingen. 

Als  Unterwaldner  figuriren:  Niclaus  von  Hunnwyl,  Johann  von 
Anderhalden,  Rudolf  von  Ambresten,  Wernher  Schwertzel,  M.  von  Eyll- 
wyll,  Ludwig  im  Stäg  der  alte,  Nicolaus  Zeiger,  Conrad  Würdemann  u.  a.  m. 

Das  Unglaubhafteste  dieses  Wappenbuchs,  wie  z.  B.  die  Namen  der 
Attinghausen,  Hunwyl,  wurde  von  Dr.  Kasimir  Pfyffer  getreulich  der 
Geschichte  des  K.  Luzern  I,  105  einverleibt. 

22.  Pusikan  (Oskar  Göschen,  k.  k.  Major) :  Die  Helden  von  Sempach» 
1886,  wird  ein  mustergültiges  heraldisches  Werk  werden,  das  der  Anstalt 
Burger  &  Hofer  in  Zürich  wohlerworbenen  Ruhm  erneuert. 

D.  Pläne  des  Schlachtfeldes  von  Sempach. 

1.  1826.  Haller*s  Schweizerschlachten.  Tafel  IV. 

2.  1827.  Wieland:  Kriegsbegebenheiten. 

3.  1829.  Neujahrsblatt  von  Zürich  (Feuerwerkergesellschaft). 

4.  Rudolf,  J.  M.,  Geschichte  der  Feldzüge  und  des  Kriegsdienstes 
der  Schweizer  im  Auslande.  1845,  Tafel  IH. 

5.  1865.  Topographische  Karte  des  Kantons  Luzem  i  :  25,000, 
Blatt  Nr.  3. 

6.  Neujahrsblatt  von  Winterthur  1865. 

7.  1867*  J.  Bölsterli:  Heimathkunde  von  Sempach.  Karte  von  Fr 
Räber.  i  :  25,000. 


1 


8.  Dändliker:  Schweizergeschichte  I,  506. 

9,  1883.  Manöverkarte  für  die  Divisions- Uebungen  der  IV.  Armee- 
division, September  1883.   Winterthur;  Wurster,  Randegger  &  Comp. 

10.  Zschokke,  Olivier,  Croqui  des  Schlachtfeldes.  1 885,  —  Diese  Arbeit, 
welche  ich  für  die  Beschreibung  des  Schlachtfeldes  besonders  benutzt  habe, 
verdiente  eine  Veröffentlichung.  Sie  sollte  ursprünglich  zur  Erläuterung 
des  oben  erwähnten  Schlachten- Panoramas  dienen. 

E.  Ansichten  der  Schlachtkapelle  von  Sempaeh. 

Vgl.  Neues  Schweizerisches  Museum  1793,  770. 

1.  1779.  Müller,  Helvetische  Alterthümer  IX,  Tab.  III,  4*.  (4  Bilder 
Nr.  4 — 7 :  Vorstellung  der  dermahligen  Schlacht-Capelle  zu  Sempaeh.) 

2.  1 780.  Chenu :  Vue  de  la  chapelle  et  du  Camp  de  Bataille  de  Sem- 
paeh, dessine  par  Perignan,  grave  par  Chenu,  in  Zurlauben :  Tableaux 
Topographiques  etc.  de  la  Suisse.  Paris,  Fol.  Tab.  191. 

3.  1783.  Capell  auf  dem  Schlachtfeld  bey  Sempaeh.  Helvetischer 
Calender,  Zürich  1783,  Nr.  3. 

4.  1 785.  v.  J.  W.  Frygham  sculpt  Tab.  V,  Hirschfeld,  Briefe  über  die 
Schweiz,  Kiel  1785,  8°.  I.  Heft. 

5.  c.  1 780  s.  d.  e.  n.  Champ  de  Bataille  pres  de  Sempaeh  dans  le 
canton  de  Lucerne,  grave  par  C.  Wyss.  Colorie.   30  :  20. 

6.  1793.  Capelle  bey  Sempaeh.  Lang  fee.  Kleine  Bibliothek  für  junge 
Deutsehe.  8".  I. 

7.  1 823.  Capelle  auf  dem  Schlachtfeld  bey  Sempaeh.  (S.  G.  Gessner  ?) 
Bei  Folien :  Harfengrüsse  35. 

8.  1826.  Eglin:  Abschilderung  der  Schlachtkapelle  v.  Sempaeh,  Luzem. 

9.  Kapelle  zu  Sempaeh.  Lithographie  zum  Freien hof,  Luzem,  e.  1830. 

10.  1836.  Die  Kapelle  bei  Sempaeh.  Von  H.  Winkler  (Stahlstich)  in 
Heinrich  Zschokke :  Die  Schweiz.  Carlsruhe.  Creuzbaur  I,  Bild  zu  S.  1 24. 

11.  1 870.  Osenbrüggen :  Urschweiz.  C.  Krüsi  in  Basel. 

F.  Ansichten  von  Sempaeh. 

1.  1642  und  1655.  Merian:  Topographia  Helvetiae,  Franeofordiae, 
Fol-  — 33:1 5- 

2.  1668.  Birken  -  Fugger,  Tafel  zu  S.  370. 

3.  13.  Bild  auf  der  Kapellbrüeke  in  Luzem  von  circa  161 1,  restaurirt 
e.  1743.  Inschrift: 

Sempaeh  sah  die  Freyheit  Siegen,      Der  berühmt  Sigreiehen  Statt 
Ihre  Feinde  Unterligen,  Sieh  in  Treu  Ergeben  hat. 

Vgl.  Eglin :  Gemälde  Kapellbrücke  in  Luzern. 

4.  1758,  Herrliberger:  helvetische  Topographie.  XXV,  Nr.  235. 

5.  c.  1866.  Sempaeh.  Lithographie  v.J.  Hindemann.  Verlag  v.J.  Räber. 
—  Stadt,  Festhütte,  Schlaehtkapelle,  Hexenthurm,  Winkelried -Denkstein. 


437 


G.  Winkelried-Haus  in  Stans. 

In  Stans  nennt  man  das  unter  dem  Kapuzinerkloster,  in  der  Nähe 
des  Landsgemeindeplatzes,  im  Ober-Dorf  am  Stempach  gelegene  Stein- 
haus, dessen  Bauart  auf  die  zweite  Hälfte  des  1 6.  Jahrhunderts  hinweist, 
das  Winkelried-Haus.  Es  lag  in  der  Stempach- Matt,  durch  welche  laut 
Urkunde  von  1541  der  Kirchweg  führte.  (Abbildung  in  der  «Ill^strirten 
Schweiz»,  187 1,  320  und  Tafel  VII  dieses  Buches.)  Unzweifelhaft  nimmt 
dieses  Haus  die  Stelle  jenes  Gebäudes  ein,  das  einst  die  letzten  Glieder 
des  seit  1 248  erwähnten  Geschlechtes  der  Winkelriede  bewohnten,  wie 
aus  Urkunden  von  1506  hervorgeht.  Seit  dem  Jahre  1474  wurden  in 
«Arnold  Winckelried's  Stuben»  in  Stans  zuweilen  Gerichtssitzungen  ge- 
halten. Da  1469  Heinrich  Winkelried  als  Landschreiber  von  Nidwaiden 
genannt  wird  (Geschichtsfreund  XXVII,  83),  so  ist  es  auch  nicht  ganz 
unwahrscheinlich,  dass  dieser  Winkelried  vielleicht  die  Traditionen  der 
Familie  Winkelried,  welche  die  spätem  Chronisten  ihren  Werken  ein- 
verleibten, in  Schrift  fasste;  denn  in  der  Urschweiz  sind  die  Landschreiber 
die  ältesten  Chronikschreiber.  Ueber  das  Winkelried- Haus,  dessen  Anti- 
quitäten in  neuester  Zeit  verkauft  wurden,  vgl.  E.  v.  Berlepsch  in  Lief,  25 
von  Ortwein's  deutscher  Renaissance. 


G.  Monumente. 


1.  In  Königsfelden.  Ueber  der  habsburg-österreichischen  Familien- 
Gruft  in  Königsfelden  wurde  wahrscheinlich  noch  zu  Ende  des  14.  Jahr- 
hunderts eine  Inschrift  auf  2  Holztafeln  angebracht,  welche  die  in  Königs- 
felden begrabenen  Personen  nannte.  Diese  Inschrift  endet  mit  den  Worten: 
Item  Serenissimi  Domini  Leopoldi,  filii  domini  Alberti  Ducis  Austrie,  qui 
prope  Sempach  in  conflictu  interiit  Anno  MCCCLXXXVI,  IX.  die  Julü, 
hie  sepulti.  Die  1600  auf  Holz  gemalte  deutsche  Inschrift  schliesst  mit 
den  Worten :  Ferner  auch  unser  gnediger  Herr  Hertzog  Lupoid,  der  zu 
Sempach  verlohr  1386. 

Leopolds  Sarg  trug  die  Inschrift:  Leopoldus  Dux  Austriae. 

Fr.  Stamm:  Pfarrgeschichte  von  Birmensdorf  (Handschrift  im  dortigen  Pfarr- 
archiv).  —  Abbildungen :  1 580  in  Wurstisens  Basler  Chronik,  1668  liei  Fugger-Birken : 
Spiegel  der  Ehren  373,  bei  Gerbert:  Crypta  S.  Blasiana,  bei  Herrgott:  Taphograpbia, 
Tab.  X. 

Vgl.  dazu  den  Bericht  über  den  Besuch  Konig  Friedrichs  in  Königsfelden  in  der 
s.  g.  Klingenberg.  Chronik  (Henne  S.  290)  und  in  der  Chronik  von  £.  Tschudi  II,  348. 

—  Laut  Rechnungsbuch  der  Anna  Segesser,  Jahrzeitmeisterin  von  Königsfelden,  wurden 
die  Jahrzeiten  der  hier  begrabenen  Personen  jeweilen  mit  einer  sogenannten  Pitanz 
begangen;  denn  sie  notirt  unter  den  Ausgaben:  «item  uf  scptum  fratrum  ist  min  her 
hertzog  Lupoid,  item  decolacio  sancti  Johans  so  ist  min  hertzog  Albrecht  mines  heren 
hertzog  Lüppolds  bruder,  (der)  ze  Sempach  verlor,  der  confent  zieh  es  us.  Dis  sint  d»e 
in L  grossen  jarzit. . .  Item  uf  septum  fratrum  so  ist  min  her  hertzig  Lüppolds  derzuo 
Sempach  verlor,  usgen  um  junge  huenli  II.  üb,  XVß,  um  fle(i)sch  IH  fl"  viiiß  zu  dem 
6gil  III.,  um  den  ziger  xiiiß  den  jungfruowen.»  Mittheilung  von  Herrn  Staatsarchi\'ar 
Dr.  Hans  Herzog  in  Aarau. 

2.  Grabdenkmal  des  Friedrich  von  Greifenstein  aus  Tyrol  in  Königs- 
felden. ANNO.  DOM.  M.CCC.LXXXVI.  NONA.  DIE.  IVLII.  OCCISVS.  EST.  DOMINVS. 

FRIDERICVS.  GREIFFENSTEINER.  MILES.  IN.  (sEMPACH). 

Vgl.  die  Abbildung  bei  Uebenau  imd  Lübke :  Kloster  Königsfelden,  Tafel  40. 

—  Greiderer:  Germania  Franciscana  II,  642. 

3.  Denkmal  Herzog  Leopolds  in  St  Blasien,  ausgeführt  nach  1776 
von  Michael  Dixnard.  Inschrift:  Leopoldus  Probus  Dux  Austriae  obiit 
MCCCLXXXVI.  Auf  dem  Bindenschilde  im  weissen  Felde  die  Buch- 
staben S.  P.  S.  P. 

Abbildung  bei  Gerbert;  Crypta  S.  Blasiana,  und  in  Herrgott:  Taphographia. 


439 


Nach  der  Aufhebung  von  St.  Blasien  wurde  die  Leiche  Herzog 
Leopolds,  mit  einem  zerbrochnen  Schwerte,  in  der  Gruft  der  gothischen 
Stiftskirche  St.  Paul  im  kämthnerischen  Lavantthale  beigesetzt. 

4.  Denkmal  des  Markgrafen  Otto  von  Hochberg  im  badischen 
Kloster  Tennenbach.  Inschrift:  Anno  MCCCLXXXVL  VII.  Id.  Julii 
Obiit  Nobilis  Dominus  Otto,  Marchio  de  Hachberg. 

Schöpflin:  Hist.  2^nngo-Badeos.  I,  364. 

5.  Epitaph  der  Familie  von  Rinach  im  Kreuzgang  zu  Beromünster 

(v.  J.  1580?). 

1386,  Juli  9.  Rutzman  de  Rinach,  miles,  obiit  coram  Sempach  in  Bello. 
1386,  Juli  9,  Volricus  miles,  frater  Rutzmanni  de  Rinach,  in  bello  obiit. 
1386,  Sept.  22.  Heinricus  de  Rinach  miles,  coram  Sempach  in  bello 
vulneratus  obiit. 

Dieses  Monument  ist  seit  mehr  als  130  Jahren  verschwunden. 
Geschichtsfreund  X,  16 — 17. 

6.  Das  angebliche  Monument  in  Wienerisch  -  Neustadt  «Kaiser 
Friedrich  lässt  dem  Herzog  Leopold,  gestorben  am  9.  Juli  1386,  in 
Wienerisch-Neustadt  ein  Denkmal  aus  Stein  setzen,  das  rückwärts  des 
hohen  Altars  der  neuen  Burgkapelle  St.  Georgi  gegen  den  Hof,  den 
Herzog  in  Lebensgrösse  zeigt,  umgeben  mit  allen  den  Wappen  jener 
Ritter,  die  mit  ihm  gefallen  sind:  von  Mülinen,  von  Fürstenberg,  von 
Dürnstein,  von  Arberg,  von  Lichtenstein,  Hallwyl,  von  Spaur,  von  Fels, 
von  Wolkenstein,  von  Scharfenstein,  Starkenberg  etc. ,  in  allem  656  Grafen, 
Herren  imd  Ritter.» 

Alois  Gleich:  Geschichte  der  k.  k.  Stadt  Wienerisch-Neustadt.  Wien,  1808,  8°, 
pag.  31.  Dr.  Karl  Lind,  die  St.  Georgenkirche  in  der  ehemaligen  Burg  zu  Wiener- 
Neustadt  (Berichte  und  Mittheilungen  des  Alterthums- Vereines  zu  Wien,  IX.  B.  1865), 
theilt  S.  5  mit,  dass  in  Wiener-Neustadt  der  bei  Sempach  erschlagene  Herzog  Leopold 
für  sich  und  seine  Gemahlin  eine  Gruft  erbaut  hatte.  Die  107  Wappen  auf  dem  Denk- 
male von  1453  (S.  24 — 32)  stellen  nach  Lind  die  Wappen  der  alten,  fabelhaften  Re- 
genten von  Oesterreich  dar,  die  in  Hagen's  Chronik  erwähnt  werden.  Allein  bei  dieser 
Deutung  bleiben  doch  noch  einzelne  Wappen  unerklärt.  —  Böheim  (Ibid.  in)  fügt 
bei,  dass  sich  im  Stadtarchiv  von  Wiener  -  Neustadt  noch  die  Abschrift  einer  Tafel 
findet,  auf  welcher  die  Entstehung  dieser  Todtenkapelle  und  der  Burg  dem  Herzog 
Leopold  zugeschrieben  wird  «vnd  der  obgenante  Herzog  Leupold  hatte  angehoben  die 
Purck  zu  pauen  in  der  Neustatt  und  ist  begraben  zu  Königsfeldt. » 

7.  Die  Kapelle  zu  Ocdwyl  bei  Stans.  Die  Winkelriedkapelle  auf  dem 
Ennetmoos  bei  Stans,  «einfach,  fest,  einsam,  verehrt,  bis  der  französische 
General  Schauenburg,  Verwüster  von  Unterwaiden  nid  dem  Wald,  die 
Ruhestätte  der  Helden  entweiht  —  wie Joh.  von  Müller^)  schreibt  — ,  ist 
abgebildet  in  J.  H.  Meyer's  Ruinen  von  Unterwaiden,  Zürich,  180L  Diese 
Kapelle  soll  zum  Andenken  an  die  Thaten  Struthans  und  Arnolds  von 
Winkelried  errichtet  worden  sein.  Sie  war  1670  dem  hl.  Magnus  geweiht 
worden.*) 

8.  Der  Winkclriedbrunnen  in  Stans.  Das  älteste  Standbild  Winkel- 
rieds —  leider  minimen  Kunstwerthes  — -  ist  wohl  dasjenige  auf  dem  Dorf- 

*)  Der  Geschichten  Schweizerischer  Eidgenossenschaft  zweyter  Theil.  Leipzig  482, 
Note  124*. 

*)  Gut;  Der  Ueberfall  in  Nidwaiden,  p,  552. 


440 


brunnen  in  Stans,  das  Winkelried  mit  den  Speeren  darstellt.  Es  dürfte 
um  1723  entstanden  sein ;  damals  wurde  der  untere  Dorf  brunnen  erstellt, 
an  welchen  der  Landrath  den  24.  April  1723  einen  Beitrag  von  50  Gulden 
leistete  mit  der  Bedingung,  «jedoch  solle  auf  den  Brunnenstock  von  gestein 
ein  Winkelried  gesetzt  und  gemacht  werden».  1750,  i.  April,  wurde  er- 
kannt, «der  auf  dem  brunnen  stehende  Winkhclriede  sol  mit  fei  ange- 
strichen werden».    1823  wurde  der  Brunnen  reparirt. 

Gütige  Mittheilujigen  von  Herrn  Robert  Durrer,  junior,  in  Stans. 

Bei  den  Kirch  weih  festen  in  Stans  erhielt  auch  der  alte  Held  Winkel- 
ried auf  dem  steinernen  Brunnenstock  jedesmal  sein  «Kilbemahl»,  indem 
man  ihm  auf  einem  Teller  eine  Portion  Ziger  und  Butter  vorstellte,  die 
nachher  den  Armen  zufiel. 

Businger:  Geschichte  des  Volkes  von  Unterwaiden  II,  306.  Dr.  Cläre  Schubert: 
Die  Brunnen  in  der  Schweiz,  Frauenfeld,  1885,  46. 

9.  Die  Walhalla  zu  Regensburg.  Bayerns  kunstsinniger  König  Lud- 
wig I.  liess  bei  Donaustauf  ob  Regensburg  1830 — 1842  nach  dem  Vorbilde 
des  Parthenon  zu  Athen  im  altdorischen  Style,  ganz  aus  weissem  Marmor, 
eine  Ruhmeshalle  ausführen,  in  welcher  mit  1 1  andern  Schweizern  auch 
Arnold  von  Winkelried  bildlich  dargestellt  wurde. 

Eigenhändig  beschrieb  König  Ludwig  Winkelrieds  That  in  «Walhallas 
Genossen».   München  1842. 

Vgl.  Panghofer:  Die  Walhalla.  1843.  —  A.  Müller:  Donaustauf. 

10.  Das  Winkelried-Denkmai  in  Stans.  Den  29.  Juli  1853  erliess  ein 
vom  Gcmeinderathe  in  Stans  aufgestelltes  Comite,  in  Folge  einer  am  eid- 
genössischen Schützenfeste  in  Luzem  geraachten  Anregung,  einen  Aufruf 
zur  Zeichnung  von  Beiträgen  und  eine  Einladung  an  die  Künstler  zur  Ein- 
sendung von  Entwürfen  für  ein  solches  Nationaldenkmal.  —  Die  ein- 
gesendeten Entwürfe  befriedigten  nicht;  desshalb  beschloss  das  bestellte 
Preisgericht  den  15.  Januar  1855,  eine  nochmalige  Concurrenz- Ausschrei- 
bung zu  veranstalten.  Der  erste  Preis  wurde  Ende  Juni  1856  der  Gruppe 
des  Bildhauers  Schlöth  von  Basel,  damals  in  Rom  wohnhaft,  zuerkannt 
Diese  stellt  den  sterbenden  Winkelried  dar,  niedergestreckt  auf  einen 
gefallenen  Krieger,  wie  über  seine  Leiche  ein  junger  Schweizer  mit  ge- 
schwungener Keule  in  die  feindlichen  Reihen  eindringt  Den  16.  Mai  1857 
wurde  der  Vertrag  über  Erstellung  des  Denkmals  mit  Schlöth  abgeschlossen ; 
1 859  erfolgte  der  Entscheid,  das  Monument  solle  in  Marmor  erstellt  wer- 
den und  zwar  in  einer  Halle  unterhalb  dem  Rathhause,  in  der  Nähe  des 
Winkelriedhauses.  Der  Kosten  Voranschlag  lautete  auf  140,000  Fr.  Später 
wurden  die  Auslagen  auf  90,000  Fr.  reducirt,  nämlich  50,000  Fr.  für  die 
Marmorgruppe,  30,000  Fr.  für  die  Halle,  10,000  Fr.  für  Transport  u.  a, 
Spesen. 

Den  3.  September  1865  wurde  das  Winkelried-Denkmal  in  Stans  ent- 
hüllt. Die  Festrede  hielt  Landammann  Wilhelm  Vigier  von  Solothum. 

Zur  Literatur  über  das  Winkelried-DenkmaL 

1854.  Dorer-Egloff,  E.,  Uebcr  das  Winkelried-Denkmal.  Zwei  Briefe  an  Rath- 
schreiber  Wagner  in  Aarau.    Baden,  Zehnder.    Lex.  8<*. 

(S.  d.)  Klotz,  M.  Winkelricd-Dcnkmal.  Der  vaterländischen  Jugend  gewidmet. 
Chiir,  Grubenmann,  8". 


441 


(i854')  Rechnung  des  Comite  über  die  erhaltenen  Beiträge  für  das  Denkmal  des 
«Arnold  von  Winkelried».  O.  O.  u.  D.  4®. 

1856.  Meyer,  T.,  Das  Büchlein  vom  Winkelried-Denkmal.   Wohlen.    Lex.  8**. 

1861.  Aufruf  zu  einer  Nationalsubscription  für  Erstellung  eines  Winkelried- 
Denkmals. 

1862.  Protokoll  über  die  Verhandlungen  des  Schweizerischen  Kimstvereins. 
Zürich.   Anhang  betreffend  das  in  Stans  zu  errichtende  Winkelried-Denkmal. 

1866.  Protokoll  über  die  Verhandlungen  des  Schweizerischen  Kunstvereins  von 
den  Jahren  1864  und  1865.    Solothum. 

1865.  Programm  für  die  EnthüUungs-Feier  des  Winkelried-Denkmals  in  Stans, 
den  3.  September  1865.    Stans,  kl.  8^. 

Abbildungen, 

Das  Winkelried-Denkmal  fttr  Stans  in  der  Schweiz.  Modellirt  von  Ferdinand  Schlöth. 
Nach  einer  Photographie  von  Cuccione  in  Rom.  Druck  von  J.  J.  Weber  in  Leipzig.  — 
Lithographie. 

Arnold  von  Winkelried  MCCCLXXXVI.  Ich  will  Euch  eine  Gasse  machen. 
Fee.  Schlöth.  IN  V.  Roma.  MDCCCLVI.  Verlag  und  Eigenthum  von  F.  Paterno  in 
Wien.  Chromolithographie  von  KoUarz.   Druck  von  Reiffenstein  und  Rösch. 

Das  Winkelried-Denkmal  in  Stanz.  Gewidmet  dem  Schweizerischen  Heere.  Verlag 
von  Franz  Anton  Öchslein  Einsiedlen  (1865)  Fol. 

Einsiedler-Kalender  für  1867. 

Zahlreiche  Photographien.  Vgl.  Denkmünzen. 

11.  Winkelried-Denkmal  in  Sempach.  Bis  ungefähr  1822  oder  1823 
soll  südlich  von  der  Schlacht-Kapelle,  gegen  das  Meyerholz  hin,  ein  grosser 
Birnbaum  gestanden  sein,  an  dem  mit  grossen  Buchstaben  auf  einer  höl- 
zernen Tafel  die  Inschrift  angebracht  war:  Hier  hat  Winkelried  eine  Gasse 
gemacht.  *)  Nach  alter  Sitte  wurde  am  Schlachtjahrzeit  hier  gebetet. 

Am  eidgenössischen  Freischiessen  in  Luzern  wurde  (vom  spätem 
Bundesrath  Dubs  ^)  der  Gedanke  angeregt,  dem  Helden  Winkelried  in  Stans 
ein  Monument  zu  errichten.  Die  Unterwaldner  wünschten  dasselbe  in 
Stans,  der  Heimath  Winkelrieds,  die  Luzemer  auf  dem  Schlachtfelde  ob 
Sempach.  Für  diesen  letztem  Ort  trat  besonders  ein  Pfarrer  J.  Bölsterlin 
in  Sempach,  unterstützt  vom  Offiziersverein  des  Kantons  Luzern  (1863). 
Dieser  betrieb  die  Sammlung  von  Beiträgen  für  Erstellung  eines  beschei- 
denen Denkmals  auf  der  Todesstätte.  Ein  Granitblock  von  12  Fuss  Höhe 
und  140  Zentner  an  Gewicht,  vom  Axenberg  bei  Sisikon  hertransportirt, 
vom  Steinmetzen  Peduzzi  polirt,  wurde  den  12.  August  1864  aufgerichtet. 
Auf  der  granitenen  Unterlage  wurde  die  Inschrift  angebracht: 

HIER  HAT 

WINKELRIED 

DEN  SEINEN 

EINE  GASSE 

GEMACHT. 

1386. 

Auf  zwei  Seiten  der  Pyramide  sind  je  2  Wappen  der  vier  Waldstätte  ein- 
gemeisselt.  Das  Ganze  ist  von  Epheu  umrankt. 

Bei  der  Jahresversammlung  der  luzern erischen  Offiziersgesellschaft, 
den  II.  September  1864,  wurde  das  Denkmal  mit  Festreden  der  HH. 

')  Protokoll  von  1861,  aufgenommen  von  Pfarrer  J.  Bölsterli  in  Sempach.  Dr.  H. 
von  Liebenau:  Arnold  Winkclried  231 — 232. 

*)  Das  officielle  FestbüDetin  kennt  diese  Rede  nicht  h 


442 


Oberstlieutenant  Josef  Vonmatt  von  Luzem  und  Pfarrer  Josef  Bölsterlin 
eingeweiht.  In  der  Schlachtkapelle  waren  die  Trophäen  aus  der  Schlacht 
ausgestellt. 

Verhandliingsprotokolle  der  OfTizicrsgesellschaft ;  Circulare  derselben  vom  2 7.  Au- 
gust und  6.  September  1864.  Programm.  —  Erinnerung  an  die  Feier  der  Einweihung 
des  Winkelried-Denkmals  auf  dem  Schlachtfelde  ob  Sempach  den  11.  September  1864, 
Mit  der  Abbildung  des  Denkmals.   Luzern,  Räber,  1864,  8°. ' 

12.  Gundoldingen's  Kreuz  in  Sempach.  Das  ob  dem  Hofe  Galee, 
unterhalb  der  Schlachtkapelle  in  Sempach  an  der  Strasse  nach  Hildis- 
rieden  aufgerichtete  grosse  Kreuz  in  der  Nähe  des  Schnabelachers  soll 
die  Todesstätte  Gundoldingen's  sein. 

J.  Bölsterlin:  Heimathskunde  von  Sempach,  133 — 134. 

13.  Denkmal  zur  fünften  Säcularfeier  der  Schlacht  bei  Sempach. 

Die  Einwohner  von  Sempach  regten  1885  den  Gedanken  an,  im  Städtchen 
ein  Denkmal  zu  erstellen.  Am  28.  Februar  1886  ^oirde  von  einer  Anzahl 
Delegirter  schweizerischer  Vereine  beschlossen,  aus  dem  Ertrage  einer 
Sammlung  zu  Gunsten  des  «Winkelriedfondes»  die  Summe  von  15,000 
bis  18,000  Franken  für  ein  solches  Monument  zu  verwenden.  Am  4.  März 
1880  wurde  von  einer  Jury  in  Zürich  aus  51  Projecten  für  dieses  Denk- 
mal der  I.  Preis  dem  Plane  der  Herren  Architekten  Hirsbrunner  und 
Baumgart  in  Bern  zuerkannt.  Dieses  Project  stellt  auf  einem  viereckigen 
Piedestal  eine  runde  Säule  dar,  auf  welcher  ein  2  Meter  hoher  Löwe  das 
schweizerische  Wappen  hält.  Auf  der  Säule  sind  die  Jahrzahlen  1386  und 
1 886,  die  Namen  Gundoldingen  und  Arnold  von  Winkelried  angebracht, 
samt  folgender  Inschrift,  die  weder  die  poetische  Kraft  eines  Hailer,  noch 
die  Formvollendung  eines  Platen  erreicht: 

Hier  war  es,  lieber  Wanderer,  hie 
Hier  kämpften  und  hier  stritten  sie. 
Hier  opfert  sich  mit  fester  Hand 
Held  Winkelried  für's  Vaterland. 
Es  starb  hier  sonder  Ruhm  und  Ehr 
Herrn  Luitpold's  stolzes  Ritterheer. 

Von  allen  51  Entwürfen  brachte  auch  nicht  einer  eine  monumentale 
Inschrift.  Ob  diese  nicht  die  unglücklichste  war?  Das  Vorbild  dieses 
Monumentes,  die  Säule  im  Hafen  zu  Lindau,  ist  durch  eine  solche  In- 
schrift nicht  entstellt.  Hoffentlich  wird  das  Monument,  das  für  schweize- 
rischen Kunstsinn  und  schweizerische  Poesie  kein  besonders  günstiges 
Zcugniss  ablegt,  aus  leicht  verwitterndem  Sandstein  nicht  erstellt. 


=  I 


R  Denkmünzen. 


1.  Um  das  Jahr  1780  begann  der  luzemische  Medailleur  Josef 
Schwendimann*von  Ebikon  aus  Auftrag  des  Seckelmeisters  Felix  von 
Balthasar  eine  Medaille  auf  die  Sempacherschlacht  zu  stechen.  Der  Avers 
derselben  zeigt  die  geflügelte  Victoria  mit  dem  Lorbeerkranz  in  der 
Linken,  und  dem  Freiheitshute  auf  einem  langen  Stabe,  den  sie  in  der 
rechten  Hand  hält.  Die  Umschrift  lautet:  libertas.  asserta.  Im  Ab- 
schnitte unten  auf  2  Zeilen:  ad.  sempacum.  mccclxxxvi. 

Revers:  Lucema,  mit  der  Städtekrone  auf  dem  Haupt,  hält  im  linken 
Arme  das  Standeswappen,  während  sie  mit  der  Rechten  eine  Opferschale 
auf  den  flammenden  Opfertisch  ausgiesst.  Legende :  vota.  fvblica.  s.  p.  q. 
lvcernensis. 

Im  Abschnitte  der  34  Millimeter  messenden  Denkmünze  auf  2  Zeilen : 
j.  schwendimann  fecit.  Gewicht  10  Gramm. 

Variante  hievon :  Statt  des  obigen  Revers  der  Avers  des  Luzemer 
Dukaten  von  Tiebaut,  welcher  das  von  wilden  Männern  gehaltene  Luzemer 
Wappen  darstellt. 

Vgl.  Gottl.  Em.  Haller :  Schweizerisches  Münz-  und  Metaillenkabinet.  Bern  1780, 
I,  Nr.  15,  10.  —  Luzemerisches  Wochenblatt  1783,  118.  —  Schweizer.  Museum  1787, 
894 — 895.  —  Zürcherischer  Sammler  monatlicher  Neuigkeiten  1785,  123  fF.  —  Adolf 
Innwyler  im  Bulletin  de  la  Soci6t6  suisse  de  Numismatique  1 883,  p.  54 ;  auch  separat.  — 
H.  Bolzenthal :  Skizzen  zur  Kunstgeschichte  der  modernen  Medaillen-Arbeit.  Berlin  1 840. 

Solche  Medaillen  in  Gold  (zu  3  bis  4  Dukaten)  wurden  jeweilen  dem 
Ehrenprediger  an  der  Schlachtfeier  und  —  in  Silber  zu  einem  Münzgulden 
—  den  Ehrengästen  geschenkt.  Neuprägungen  fanden  laut  Staatsrech- 
nung statt  1 785  durch  Wardein  Studer ;  der  officielle  Name  hiess  damals 
«  Sempacherpfennig». 

2.  Für  die  Sempacherschlachtfeier  von  1786  war  die  Prägung  einer 
Medaille  in  Aussicht  genommen  worden;  Schwendimann  sendete  aus 
Ravenna  2  Entwürfe  ein,  die  dem  berühmten  Nidwaldner  Maler  J.  M. 
Wyrsch,  damals  Zeichnungslehrer  in  Luzem,  zur  Begutachtung  vorgelegt 
wurden.  Beide  befriedigten  Wyrsch  nicht.  Er  Hess  dem  Rathe  Schwendi- 
manns  Modelle  sammt  einer  von  ihm  verfertigten  Zeichnung  der  «Standes- 
medaille» vorlegen.    Der  Rath  beschloss,  letztere  durch  Schwendimann 


444 
III 


ausführen  zu  lassen.  Ehe  noch  Schwendimann  sich  an  die  Ausführung 
der  Medaille  gemacht  hatte,  AÄ'urde  er  den  24.  November  1786  in  Rom 
ermordet.  Die  Acten  über  die  Hinterlassenschaft  Schwendimann's  er- 
wähnen den  Entwurf  Wyrsch's  nicht.  Schwendimann*s  Entwürfe  kamen 
an 's  Sclckelamt,  wo  sie  verloren  gingen. 

StaatsprotokoU  V,  545.  Acten  über  Schwendimann  im  Besitze  von  Herrn  Obeist 
Walther  AmRhyn  in  Luzem. 

3.  Schulprämie  von  Stans.  Avers :  Das  von  einem  Löwen  gehaltene 
Wappen  von  Nidwaiden.  Legende :  Virtuti  Debitum.  Unten :  Gas.  Bru- 
pacher.  —  Revers:  Winkelried  1386.  victima.  vita.  salvs. 

In  einem  Zelte  die  Zahl  398,  unter  einem  Baume  755.   Unten  C.  B. 
Varianien'.  i.  Der  Name  Bnipacher  fehlt  —  2.  Verschiedene  Trommelschläger. 

4.  Luzemer  Schtttzenthaler  1853.  Dem  von  Speeren  durchbohrten 
Winkelried  reicht  der  Genius,  der  in  der  Linken  den  Freiheitshut  auf 
dem  Stabe  trägt,  den  Lorbeer.  Unter  dem  Abschnitte :  Dem  Arnold  von 
Winkclried,  das  dankbare  Vaterland.  J.  B.  Frener. 

5.  Nid  waldner  Schützen  tlialer  von  1861.  Winkelried-Denkmal  in 
Stans.  Inschrift :  Arnold  winkelried.  Auf  dem  Sockel :  J.  Schlöth  inv. 
Unter  dem  Abschnitte  a.  bovy. 

6.  Denkmünze  auf  die  Einweihung  des  Winkelried-Denkmals  in 
Stans.  Avers :  Arnold  Winkelried  (Denkmal  von  Schlöth).  A.  Bovy.  — 
Revers:  Das  Haus  des  Arnold  Winkelried  in  Stans.  1386. 

7.  Denkmünze  auf  den  Eintritt  von  Genf  in  die  Eidgenossenschaft 
Avers:  Geneva  und  Helvetia  als  Frauen.  Legende:  Hoc  erat  in  votis. 
Geneva  Helvetiaeadnexa  XIX.  Sept.  MDCCCXIV.  (Anton  Bovy.)  Revers: 
Die  Schilde  von  Genf  und  der  Eidgenossenschaft  an  einen  Felsen  ge- 
lehnt, an  dem  die  Inschrift  angebracht  ist :  tell-winkelried.  sempach. 
MORGARTEN.  Legende :  Tutela  Praesens.  Societas  Artibus  Promovendis 
Instituta  Excudi  Curavit.  MDCCCXXIV.  A.  Bovy. 

8.  In  Stahl  ciselirtes  Winkel ried-Denkmal  —  in  silbernem  Reif  — 
als  Uhrgehänge. 

9.  Medaille  auf  die  5.  Säcularfeier  von  Bovy  —  nach  den  Zeichnungen 
der  Herren  Goldschraid  Bossard  und  J.  Meyer-Amrhyn  in  Luzem.  Avers: 
Die  Wappen  der  4  Waldstätte  zwischen  den  Schenkeln  des  eidgenössischen 
Kreuzes.  Revers :  In  einer  gothischen  Nische  Winkelried  als  Ritter.  In- 
schrift: He!  Er  hat  eins  loewen  mut.  Sin  mannlich  tapfer  sterben,  kam 
den  vierwaldstetten  gut. 


^^^^ 


iui>^  iiiur  iiiiiiuiiiuiiiniiiniiia« 


namnTmno>inHU?iiui!uuui 


•nfTfr. 


V*    'r~.im  '  i 


BiiiiuiiiuiuiiKiUiUiui!inmaiiiuiriuuB«niiMuiiin]utBWiit)iiunuii»n>hii(i" 


■BEumLoiuiiuiicjna 


UWJIBiMUllllllMHUUillMIIlHLIllUflinaTlÜJLmui^liilllJI 


iiiiUiiiiiuiiuuHJiiuiuiniatuuraiaiTiiiQniiuiuuiuMiiuuniniiainaiiuaiu 


J,  Volkssagen  von  der  Sempaehersehlaeht 


An  jedes  für  ein  Land  bedeutsames  Ereigniss  knüpfen  sich  Volks- 
sagen an,  welche  theils  die  Thaten  hervorragender  Männer,  theils  den 
Boden  betreffen,  auf  dem  die  Begebenheit  sich  zugetragen.  So  finden  wir 
denn  auch  im  Sagenkreise  von  der  Sempaehersehlaeht  Erinnerungen  an 
Herzog  Leopold,  an  den  Hofnarr  desselben,  an  Martin  Malterer,  an 
Winkelried  und  Gundoldingen  u.  s.  w.  Wir  heben  aus  diesen  Volkssagen, 
die  schon  im  15.  Jahrhundert  üppig  emporwucherten  und  im  16.  und 
17.  Jahrhundert  in  den  Erzählungen  von  der  Sempaehersehlaeht  den 
wesentlichsten  Theil  beanspruchen,  folgende  hervor: 

1.  Der  Tod  Herzog  Leopolds.  Schon  Fabri  erzählt:  «Ein  krummer 
buckliger  Schweizer  fand  Herzog  Leopold  ohnmächtig  auf  dem  Schlacht- 
felde liegen  und  suchte  ihn,  obwohl  er  sich  zu  erkennen  gab,  mit  einem 
Dolche  zu  erstechen.  Dann  erwürgte  er  den  Herzog.  Als  der  Bucklige  sich 
seiner  That  rühmte,  wurde  er  in  Bern  hingerichtet.»  Diese  Sage  erhielt 
durch  Birken  und  die  schwäbische  Chronik  von  Crusius  grössere  Ver- 
breitung. —  Nach  andern  Berichten  warfen  sich  Harras  und  Martin 
Malterer  auf  den  verwundeten  Herzog,  um  ihn  zu  retten.  Leopolds  Leiche 
zeigte  keine  Kopfwunde;  desshalb  erschien  die  Sage  über  jene  Todes- 
ursache nicht  ganz  unglaubwürdig.  —  Die  Bernerchronik  meldet,  Leopold 
sei  um  8  Uhr  gestorben;  da  nach  übereinstimmenden  Berichten  der 
Hauptkampf  um  Mittagszeit  stattfand,  Leopold  aber  erst  fiel,  als  das 
Panner  von  Oesterreich  schon  verloren  war,  so  kann  darunter,  wie  mir 
scheint,  nur  8  Uhr  Abends  verstanden  werden  ^).  Wie  lange  Herzog  Leopold 
im  Todeskampfe  lag,  lässt  sich  nicht  ermitteln. 

2.  Leopolden-Käppcli.  Eine  bekannte  Volkssage  meldet:  Die  Leiche 
Herzog  Leopolds  wollte  man  vom  Schlachtfelde  zur  Beisetzung  nach 
Münster  bringen  2);  allein  die  Chorherren  fürchteten,  die  Eidgenossen 
würden  das  Stift  hiefür  strafen.   Darum  blieb  die  Leiche  am  Ende  des 


*)  Oder  wäre  es,  bemerkt  Herr  Dr.  A.  Bemoulli,  nicht  möglich,  dass  mit  «hora 
octava»  Nachmittags  2  Uhr  gemeint  wäre,  nämlich  nach  der  kirchlichen  Standenzählung, 
welche  12  Uhr  Mittags  als  «sexta»  bezeichnet  und  Vesper  (5  Uhr)  zuweilen  als  «hora 
duodecima»?  —  Grotefend:  Chronologie  44. 

*)  M.Ried  weg:  Geschichte  des  CoUegiat-Stiftes  Bero-Münster.  Luzerni88i,  146. 


446 

Friedkreises  von  Münster  (Geschichtsfreund  XVIII,  314)  in  der  Nähe 
von  Gunzwyl,  wo  später  «sTeopolden  Chäppeli»  erbaut  wurde. 

Dörflinger's  Beschreibung  der  Schlacht  bei  Sempach ;  Schweizerischer  Gesdiichts- 
forscher  X,  197  ;  K.  Pfyffer:  Geschichte  von  Luzem  I,  106. 

Diese  Sage  taucht  erst  sehr  spät  auf;  die  Kapelle  bei  Gunzwyl  ist 
dem  hl.  Diebold  *)  geweiht;  an  diese  Namensähnlichkeit  knüpft  die  Volks- 
sage an.  Diese  Sage  verliert  ihre  Bedeutung  auch  noch  aus  dem  Grunde, 
weil  kein  öffentlicher  Weg  von  Münster  nach  Gunzwyl  durch  diese  Gegend 
nach  Sempach  führte,  so  lange  das  Land  angesäei  war.  Dieses  geht  aus 
der  gerichtlichen  Aussage  hervor,  die  um  1424  Claus  in  dem  Grüt  von 
Schöpfen  machte,  «  der  nach  der  schlacht  ze  Sempach  by  zwein  oder  dry 
Jaren  ongeverd  kommen  si  gen  Walde».  (Codex  102,  Sachen  und  gewar- 
sarainen  antreffend  Sanct  Michaels  arapt,  fol.  12  im  Staatsarchiv  Luzem.) 
Der  Weg  führte  damals  durch  die  Locheten. 

Das  auf  einem  erratischen  Blocke  erbaute  «Diebolden-Käppeli»  steht 
also  mit  der  Schlacht  bei  Sempach  so  wenig  in  Connex,  als  z.  B.  das 
«Lüpoldsbüel»  bei  Neudorf,  das  schon  1326  erwähnt  wird.^) 

Dass  man  daran  dachte,  Herzog  Leopold  in  Bero- Münster  beizu- 
setzen, ist  übrigens  schon  aus  dem  Grunde  unwahrscheinlich,  weil  die 
Gruft  des  Hauses  Habsburg-Oesterreich  in  Königsfelden  sich  befand, 
und  die  Stiftskirche  von  Münster  wahrscheinlich  schon  vor  der  Schlacht 
von  den  Eidgenossen  verbraiyit  worden  war,  als  die  Eidgenossen  nach 
Ablauf  des  Waffenstillstandes  im  Juni  1386  drei  Tage  und  Nächte  in 
Münster  lagen  (vgl.  oben  bei  den  Chroniken  S.  147)  «und  wuostend  und 
brantend  was  in  dem  Ergöw  was».  Allerdings  erzählt  Halbsuters  Sem- 
pacherlied,  der  Befehl  zur  Beisetzung  Herzog  Leop)olds  in  Königsfelden 
sei  von  der  Herzogin -Wittwe,  die  sich  in  Oesterreich  aufgehalten  habe, 
ertheilt  worden.  Allein  diese  Angabe  ist  kaiun  richtig.  Mit  dem  Herzog 
und  seinem  Sohne  befand  sich  wahrscheinlich  auch  Leopolds  Gemahlin 
in  den  vorderösterreichischen  Landen,  wahrscheinlich  in  Zofingen,  indem 
sie  nach  der  Schlacht  den  Zofingern  den  Kleinzehnten  nachliess. 

Chronik  der  Stidt  Zofingen  181 1,  I,  2,  131. 

3.  Heini  von  üri.  Zu  den  Volkssagen  über  die  Schlacht  von  Sempach 
gehört  auch  jene  von  <^ Heini  von  Uri»,  dessen  Bild  «in  dem  Kloster 
Königsfelden,  an  der  Thür  des  Schlafzimmers  der  Königin  Elisabeth,  zu 
sehen ».  Vgl.  die  Abbildung  in  J.  Müller's  Alterthümem  I,  Tafel  25  vom 
Jahre  1773. 

Müller  erzählt  hierüber  I,  S.  32 :  Eine  sehr  alte  Handschrift  (Bullinger 
ist  gemeint,  vergl.  Neujahrsblatt  von  Winterthur  1865,  9)  meldet,  dass 
dieser  Hofnarr  mit  dem  Herzog  Leopold  von  Oesterreich  in  der  Sem- 
pacher-Schlacht  gewesen,  und  erzählt  zugleich  Folgendes  von  ihm.  «Der 
Herzog  hatte  einen  Narren  von  Uri  gebürtig,  der  Ihme  vast  lieb.  Zum 
selben  sagten  etliche  Hofjunkern :  Heini !  Dyne  Landslüth  sind  grad  dort 
vor  vns  in  dem  Wald,  warum  gehest  du  nit  zu  ihnen,  und  grüssest  sy ! 
Tribend  also  ihr  Fazwerk  mit  dem  Narren.  Der  Narr  aber,  als  man  synen 

*)  So  sagt  das  Amtsbuch  von  16 13  ausdrücklich:  Die  Gränze  des  Bussenbezirks 
des  Propstes  bilde  das  v  he) gen  Käppiin  bim  Buochholz  oben  bei  sant  Thiebold  genannt». 
Zeitschrift  für  schweizerisches  Recht  N.  F.  II,  161. 

■)  Estermann  :  Heimathkunde  von  Neudorf  31. 


447 


nüt  achtete,  lief  er  dem  Wald  zu,  und  kam  in  die  Wachten.  Die  fiengend 
ihn  und  fragtend  ihn  so  vil  und  lang,  bis  das  sy  vennerkten,  was  er  für 
ein  Gsell  war,  hiessend  ihn  gehen,  und  widerum  zu  synera  Herren  lauffen; 
wylen  er  aber  by  ihnen  ufenhalten  war,  schiket  es  sich,  dass  die  4  Panner 
eben  nüwlich  zusamen  schwuren,  und  das  sy  von  einander  nit  wichen 
wollen,  bis  in  den  Tod  hinein.  Das  hat  der  Narr  gesehen,  darum  als  er 
wider  zu  des  Fürsten  Herzüg  kam,  lief  er  ungestüm  dem  Fürsten  zu, 
sagt,  wie  er  niden  in  dem  Wald  by  synen  Landtsleuten  gsyn,  die  habend 
alle  ihre  Hand  ufghebt,  und  gschworen  jhne,  den  Fürsten,  zu  tod  zu 
schlahen,  deshalben  solle  er  da  nirgend  blyben,  sonder  flux  hinter  sich 
zühen,  und  da  nit  stryten.  Das  trib  er  so  mächtig  und  grülich,  dass  sich 
der  Fürst  darab  entsezt,  und  die  Herren  den  Narren  auf  Sursee  fertigen, 
nur  das  er  schwyge.» 

Dieser  Bericht  Bullinger's  wurde  übrigens  sc?hon  durch  die  Chronik 
Michael  Stettler's  von  Bern  1626, 1,  92 — 93  bekannt,  welche  auch  J.  LaufTer 
für  seine  helvet.  Gesch.  IV,  226  f  benutzte,  wie  Grimm  für  seine  Kleine 
Schweitzer  Kronika  1 723, 86  u.  1 733 ;  ebenso  die  Kleine  Schweizer-Chronik, 
Bern  1 804, 523-  525.  Die  altern  Chronikschreiber,  z.  B.  Schilling  von  Luzem, 
Bebel  Facetiae  81,  b,  Zincgref  Apophtheg.  I,  388,  Flögel :  Gesch.  d.  Hof- 
narren 1 789,  267,  wissen  nur  zu  berichten,  der  Narr  habe  den  Herzog 
gefragt,  ob  er  auch  daran  gedacht  habe,  wie  er  wieder  aus  dem  I^nde 
heimkommen  könne.  (Oben  Seite  208.)  Also  ganz  wie  die  Sage  von  dem 
übrigens  historisch  beglaubigten  Hofnarr  Herzog  Leopolds  I.,  Kuni  von 
Stocken,  bei  der  Schlacht  von  Morgarten.^)  —  Der  Text  zum  Holzschnitte 
Manuels  von  1551  (oben  S.  249)  meldet,  Heini  von  Uri  habe  dem  Herzog 
mitgetheilt,  die  Eidgenossen  hätten  zusammen  geschworen,  ihn  zu  er- 
schlagen. —  Iji  Sursee  erzählte  man  sich,  Heini  von  Uri  habe  in  der  Löffel- 
oder Mangelburg  in  Sursee  gewohnt  und  sei  dann  aus  Betrübniss  über 
den  Tod  des  Herzogs  nach  Königsfelden.  In  Sursee,  wo  heute  noch  eine 
«Zunft  der  Schildbürger  unter  dem  Patronate  des  Heini  von  Uri»  existirt, 
lief  der  Stadtnarr  (1626  in  den  Rathsprotokollen  von  Sursee  bereits  er- 
wähnt) am  Unschuldigen- Kindlein-Tag  im  Kostüm  Heini's  herum. 

Attenhofer :  (jeschichtliche  Denkwürdigkeiten  der  Stadt  .Sursee  107 — 1 09 ;  Pfyffer  : 
Gesch.  V.  Luzern  I,  98 — 99;  vgl.  dazu  Dr.  Th.  v.  Liebenau:  Die  Schlacht  am  Mor- 
garten.  Mittheilungen  des  historischen  Vereins  von  Schwyz  III,  1884,  37 — 39. 

Ueber  der  Figur  in  Königsfelden,  welche  man  schon  1480  als  Kuni 
von  Stocken  bezeichnete,  stand  die  Inschrift  «Narra-Hus»,  womit  die 
Wohnung  des  Schreibers  (Narr)  bezeichnet  war. 

4.  Die  Sagen  über  Martin  Malterer,  der  auf  dem  Herzog  soll  er- 
schlagen worden  sein  (oben  S.  251,  261 — 262)  hat  zuerst  die  Chronik 
der  Grafen  von  Zimmern  in  Umlauf  gesetzt;  vgl.  oben  bei  den  Chroniken 
149,  S.  264. 

*)  Vgl.  über  K.  v.  Stocken  meine  «Berichte  über  die  Schlacht  am  Morgarlen» 
37 — 38,  dazu  A.  Birlinger:  Aus  Schwaben,  Wiesbaden  1874,  II,  47 — 50,  und  «Volks- 
thümliches  aus  Schwaben»,  Freiburg  1862,  II,  36.  Auch  sonst  wird  die  Schlacht  von 
Morgarten  mit  der  von  Sempach  verwechselt,  vgl.  oben  Seite  192 — 193.  Ebenso  be- 
zieht sich  die  in  der  Beschreibung  des  deutschen  Baurenkrieges  von  1525  enthaltene 
Anspielung  auf  Herzog  Leopolds  Kampf  mit  den  Bauren  auf  Morgarten,  nicht  auf 
Sempach.  (Dr.  F.  L.  Baumann  in  der  Bibliothek  des  Litterar.  Vereins  von  Stuttgart, 
Band  129,  596.) 


448 


5.  Die  Rettung  des  Zofinger- Panners  durch  alt  Schultheiss  Nikolaus 
Thut  wird  zuerst  in  Halbsuters  Lied  en^'ähnt. 

Diese  Sage  l>eleuchtet  Ed.  Osenbrfiggen  in  seinen  Wanderstudien  aus  der  Schweiz 
II,  99 — 102.  Vgl.  dazu  oben  Seite  251. 

6.  Die  Kanonen  zu  Sempach.  Wir  ergänzen  hier  noch  eine  andere 
Nachricht,  die  uns  nachtraglich  durch  Herrn  Pfarrer  Dr.  Karl  Schröter 
aus  dem  Jahrzeitbuche  von  Rheinfelden  mitgetheilt  worden  ist  Die  Ver- 
zeichnisse der  Gefallenen  erwähnen  unter  den  Rheinfeldnem  einen  Arm- 
brester  Johann  Werner ;  dieser  wird  aber  im  Jahrzeitbuche  von  Rhein- 
felden als  Büchsenmeister  bezeichnet  Diese  Einzeichnung  lautet :  VII.  Jdus 
Julii.  ObiitVogtJentzi.  Ob.  Wernherus  zem  Hobt  (Häuptli).  Ob.  Johannes 
Wemherus  qui  fuit  magisier  pixidis  domini  ducis  Atistrie.  IH.  Non. 
Julii.  Berchtoldus  de  Bema,  Hartmanni  filius.  Dietricus  de  Bema,  Hein- 
ricus  de  Bema.  Hemmann  Truchsess  armiger. 

Die  Stelle  in  Etterlin's  Chronik  über  die  Büchsen,  sowie  die  Andeu- 
tung im  grossen  Schlachtliede,  w^onach  die  fremden  Gäste  (Söldner)  wegen 
der  herabfallenden  Aeste  verdriesslich  wurden,  ist  also  nicht  ohne  Weiteres 
von  der  Hand  zu  weisen.  Ueber  pixis  =  Kanone  vgl.  DuCange,  Dictionn. 

7.  Winkclried,  Dem  grossem  Publicum  wurde  Winkelried 's  That 
zuerst  durch  das  Halbsuter'sche  Lied  und  dann  den  Gelehrten  durch 
Heinrich  Pantaleon's  Heldenbuch,  Basel  1565,  bekannt  Nach  Münster 
und  Stumpf  erzählt  Pantaleon  die  Schlacht  und  ergänzt  dann  die  That 
Winkelried's,  dessen  Taufname  ihm  unbekannt  war,  aus  dem  Schlachtliede 

«Es  ist  dieses  Winckelriedten  gedechtnuss  durch  sein  ehrliche  tath 
noch  auff  heutigen  tag  bey  den  Eydgenossen  vorhanden,  vnd  wirt  sein 
mannhcit  mit  dem  gesang  allenthalben  gepriesen.»  Die  Zahl  der  Speere, 
die  Winkelried  umfasste,  wird  verschieden  angegeben;  Kirchenrath  Mieg 
von  Heidelberg  sagt:  «über  fünfzig  Spiesse!»*) 

Auf  ganz  abweichende  Weise  erzählt  die  That  Winkel rieds  das 
«Schweizerische  Kriegs-Recht»,  Frankfurt  1704,  S.  203:  «Einer  under 
ihnen,  so  etwas  ungewöhnliches  anzusehen,  tragte  einen  gantzen  Arm  voll 
Spiess,  zu  was  Vorhaben  wusste  noch  nicht  jedermann.  Als  nun  dieser 
Schlacht-hauffen  auff  gestellet,  und  die  Losung  zum  Schlagen  beyder- 
seits  gegeben  worden,  sähe  man,  was  der  mit  seinen  vielen  Spiessen  im 
Sinn  zu  thun  hatte.  Er  fassete  selbige  under  bejde  Arme,  dränge  damiit 
dem  Feind  in  sein  Schlachtordnung  ein,  und  bahnete  seinen  Mitbrüdem 
vermittelst  einer  forcirten  Lücke  den  Weg,  ihme  nachzuhauen,  welches 
so  viel  würckete,  dass  also  bald  eine  Confusion  under  dem  Gegentheil 
entstanden.»  Diese  Darstellung  lehnt  sich  an  das  Bild  in  Grasser's  Helden- 
buch und  an  das  Glasgemälde  im  Museum  zu  Luzem  an.  Vgl.  S.  419. 

Johann  Leopold  Cysat  handelt  in  der  «  Beschreibung  des  Berühmbten 
Luccrner-  oder  4-Waldstätter-Sees»  von  1645  (gedruckt  1661)  von  den 
3  berühmten  Winkelried,  namentlich  von«/ir;/ö/</ Winckelried,  der  nächst 
Gott,  die  meiste  Vrsach  des  gewaltigen  Sigs  gewesen».*)  Spät  erst  wurde 

*)  Göcking's  Journal  von  und  für  Deutschland  1784;  daraus  Balthasar:  Merk- 
würdigkeilen 11,  237. 

•)  Schon  Jakob  Vogel  (Gilg  Tschudi,  1856,  172)  fand  es  auffällig,  dass  Tschudi 
«die  That  Winkelrieds  nur  beiläufig  mit  ein  Paar  Worten  erwähnt». 


449 


der  Sempacher- Winkelried  «Schrutaa»  (nicht  Struthan)  genannt.  ^)  Bu- 
singer  erwähnt  die  Sage,  Winkelried  sei  erst  auf  der  Heimkehr  auf  dem 
See  verschieden.  Halbsuters  Lied  dagegen  lässt  durchblicken,  Winkelried 
sei  unmittelbar  nach  Vollbringung  der  Heldenthat  gestorben. 

8.  Gundoldingen.  Als  Petermann  von  Gundoldingen  sterbend  auf 
dem  Schlachtfelde  lag,  traf  ihn  ein  Luzemer,  den  der  alte  Held  anredete  : 
«Sage  unsem  Mitbürgern,  sie  sollen  keinen  Schul theissen  länger  als  ein 
Jahr  an  dem  Amt  lassen ;  das  rathe  ihnen  der  Gundoldingen,  und  er 
wünsche  ihnen  glückliche  Regierung  und  Sieg.*  Diese  Nachricht  wird 
zuerst  erwähnt  1775  in  Balthasar*s  historischer  und  moralischer  Erklärung 
der  Bilder  auf  der  Kapellbrücke  der  Stadt  Luzem  68 — 69,  1 784  in  Bal- 
thasar's  Nachrichten  von  der  Stadt  Luzem  95 — 96,  1 786  in  Joh.  von  Müller 
II,  444  (Leipzig  1825,  II,  476 — 477),  1819  in  der  Festpredigt  vonThad- 
däus  Müller  46,  1820  in  Businger's  Bildergallerie  II,  21  und  in  Vögelin's 
Schweizer-Geschichte  1820.  Da  bereits  1384  Gundoldingen  vom  Schult- 
heissenamte  abgetreten,  und  seit  1385  der  halbjährliche  Wechsel  im 
Schultheissenamte  eingeführt  war,  ist  Gundoldingen's  Mahnung  unter  die 
Sagen  einzureihen,  deren  Gehalt  nicht  hoch  anzuschlagen  ist.  Wir  haben 
oben  hervorgehoben,  dass  Gundoldingen  in  ziemlich  autokratischer  und 
nichts  weniger  als  selbstloser  Weise  die  Regierung  führte.  Die  demo- 
kratische oder  Kriegs-Partei  führte  mit  dem  halbjährlichen  Wechsel  des 
Schultheissenamtes  auch  die  halbjährliche  Rechnungsablage  ein.  Sie  ver- 
langte, dass  um  ernstliche  Sachen  unverzüglich  Recht  gesprochen  werden 
soll,  namentlich  um  Erbsachen.  Die  Amtleute  sollen  geloben,  mit  Treue 
und  Wahrheit  umzugehen.  Es  scheint  somit  in  administrativer  wie  in 
richterlicher  Beziehung  die  Staatsverwaltung  zu  sehr  viel  berechtigten 
Wünschen  Anlass  geboten  zu  haben..  Dass  die  sociale  Frage  damit  in 
Berührung  stand,  zeigen  die  gleichzeitig  eingereichten  Begehren  betreffend 
Regelung  des  Münzwesens,  Beschränkung  der  den  Geldwechslern  ein- 
geräumten Vorrechte  in  Bezug  auf  Zinsfuss  und  Schuldbetrieb,  auf  die 
den  Cawertschen  anderwärts  gewährten  Rechte,  und  Verpflichtung  der 
Letztem,  sich  jederzeit  so  mit  Geld  zu  versehen,  dass  sie  den  Bedürfnissen 
des  Publicums  zu  genügen  im  Stande  seien.  Hiezu  kam  das  Begehren 
betreffend  Errichtung  einer  Staatsbank  (Wechsel),  d.  h.  das  Gesuch,  dass 
die  aus  dem  Geldwechsel  sich  ergebende  Provision  dem  Fiscus  zukomme. 
Die  Besorgung  der  Wechselgeschäfte  sollte  einem  «Biedermanne»  über- 
tragen werden. 

Zu  den  Bemerkungen  über  die  nicht  selbstlose  Haltung  Gundol- 
dingen's,  die  sich  besonders  bei  der  Erwerbung  der  Vogtei  Ebikon  mani- 
festirte,  habe  ich  noch  auf  eine  weitere  interessante  Thatsache  aufmerksam 
zu  machen,  die  auf  Gundoldingen 's  Pläne  hinzudeuten  scheint.  Rudolf 
von  Büttikon,  Herr  zu  Ruod  und  Wiggen,  war  in  erster  Ehe  verheirathet 
mit  Bertha  von  Gundoldingen  —  die  höchst  wahrscheinlich  eine  Schwester 
des  Schultheissen  war.  Dieser  Rudolf  und  sein  Sohn,  Ritter  Hemmann, 
Bürger  von  Luzern  (1386 — 14 12),  traten  nach  und  nach  in  den  Besitz 
derjenigen  österreichischen  Lehen,  die  —  wie  die  Vogtei  Ebikon  —  von 

')  Ein  Winkelried  dieses  Namens  wird  in  Urkunden  von  1275 — ^3^3  erwähnt, 
Heinrich  W.  genannt  Schruthan.  Arnold  Winkelried  wird  zuerst  von  Tschudi  «Ritter» 
genannt, 


Hthtnau,  Sohlaoht  bei  Sempaoh. 


29 


den  Eidgenossen  am"  meisten  bedroht  waren.  So  besitzen  diese  als  öster- 
reichische Lehen :  die  Kirchensätze  von  Gersau  und  Art,  den  Meyerhof 
zu  Kriens  und  die  Vogtei  zu  Horw.  Wie  mir  scheint,  wollten  die  Her- 
zoge sich  in  den  schweizerischen  Städten  nach  und  nach  durch  solche 
Lehenstr<4ger  eine  Partei  sichern,  die,  wie  in  Zürich  die  Brun,  Müllner, 
Maness,  Stagel,  Seiler  u.  s.  w.,  in  Bern  die  Madstetten,  die  Buben berg  als 
Herren  zu  Spiez  (seit  I3()8)  u.  a.  m.  durch  Lehensverband  Oesterreich 
zu  Diensten  verpflichtet  waren.  In  Luzem  wurde  Gundoldingen's  Name 
im  letzten  Jahrhunderte  durch  die  vaterländischen  Schauspiele  Zimmer- 
mann's  populär;  frühere  Chronikschreiber  wissen  von  den  Verdiensten 
dieses  um  Luzcrn  und  die  Eidgenossenschaft  hochverdienten  Mannes 
wenig  zu  erzählen. 

9.  Der  Eidbruch  der  Herren  von  Rinach.  In  Halbsuter's  Siegeslied 
Strophe  65  lesen  wir : 

Desglichen  die  von  Rinach 

die  hand  ein  mord  getriben, 

wie  sie  des  selbig  hand  verbracht, 

das  ist  noch  unverschwigen, 

he!  ouch  wurdends  meineid, 

und  e  der  schimpf  ein  ende  nam, 

da  hat  mans  inen  gcseit. 
Der  Eidbruch  beruht  darauf,  dass  Bertschmann  von  Rinach  auf  Ober- 
rynach  in  Luzcrn  Burgrecht  nahm,  dann  aber  bei  der  Ankunft  Herzog 
Leopolds  sich  doch  wieder  auf  Seite  Oesterreichs  stellte  und  einzelne 
Bürger  von  Luzem  gefangen  nahm.  (Liebenau:  Actensammlung  zur 
(jcschichte  des  Sempacherkrieges  182 — 184.) 

Der  Mord  steht  wohl  in  Connex  mit  einer  That  Junker  Rutsch- 
mann's  von  Rinach,  der  von  Sempachem  mit  einer  Axt  erschlagen  wurde 
(Sempacher  Acten  203). 

10.  Die  Weiber  von  Sempach.  Noch  im  Jahre  1 792  zeigte  man  das 
Ester  ^)  (Feldthürlein)  beim  Meierholz,  bei  dem  sich  200  Eidgenossen  von 
der  Hauptmacht  abtrennten,  weil  es  ihnen  am  Muth  fehlte,  die  Schlacht 
mitzumachen.  Diese  200  Mann  wurden,  wie  Haller  mit  Hinweis  auf 
Schodeler  versichert,  spottweise  die  Weiber  von  Sempach  genannt  In 
Schodelcrs  Chronik  aber  findet  sich  diese  Sage  noch  gar  nicht,  sie  wird 
zuerst  178(3  in  DörÜinger's  Beschreibung  der  Schlacht  erwähnt  und  wurde 
in  weitern  Kreisen  bekannt  durch  Haller:  Schweizerschlachten  184.  Die 
Sage  ist  derjenigen  von  Laupen  nachgebildet. 

Archiv  des  histor.  Vereins  von  Bern  IV,  3,  40,  53.  Vgl.  hieza  Th.  v.  Liebenau: 
Die  Schlacht  von  Morgarten  20 — 21. 

11.  Die  Solothurner  und  Berner  zu  Sempach.  Als  nach  der  Aufnahme 
Basels  in  den  Bund  der  Eidgenossen  unter  einzelnen  eidgenössischen 
Orten  ein  Streit  über  die  Rangordnung  der  neueren  Bundesglieder  er- 
wachte, suchten  Schulthciss  und  Rath  von  Solothum  ihr  Anrecht  auf  den 
bisanhin  an  den  Tagsatzungen  behaupteten  Stand  mit  Schreiben  vom 

^)  Durch  ein  Ester  marsch irten  die  Schweizertruppen  gerne,  wenn  man  sie  zahlen 
wollte,  so  z.  B.  1531  vor  der  Schlacht  auf  dem  Gubel  die  Katholiken.  Vgl.  Th.  v. 
Liebenau:  Beschreibung  des  II.  Cappelerkrieges  von  Werner  Steiner  von  Zug.  Anzeiger 
f.  schweizer.  Geschichte  1884  S.  338. 


r 


451 


6.  November  15CX)  auch  mit  Hervorhebung  der  Verdienste  um  die  Eid- 
gcftObsenschaft  zu  motiviren.  Wir  lesen  in  diesem  Schreiben :  «  Lieben 
Herren  und  sonders  lieben  Eidgenossen.  Ir  wüssent,  wie  wir  von  anfang 
(sie!)  der  loblichen  Eidgnosschafft  her  biss  uff"  disen  tag  unwandelbar 
angehängt,  unser  lip,  sely  er  und  gut  zu  Sempach  und  an  andern  orten,  als 
der  pfaffenbrüff  luter  anzöigt,  zugesetzt  und  nie  nützit  abgezogen  habent 
und  noch  ungern  thun  woltent,  als  Ir  von  unsern  botten  muntlich  ouch 
bericht  sind.  Darumb  in  bedenken  desselben  wellent  uns  den  Eren  nach 
verdenken  und  bi  unserm  Stand  Sitzens  und  Siglens  halb  unverendert 
beliben  lassen.»  Hier  liegt  nun  zunächst  eine  Verwechslung  zwischen  dem 
Pfaffenbrief  von  1370  und  dem  Sempacherbriefe  vor. 

»Allerdings  nennt  der  Sempacherbrief  vom  10.  Juli  1393  mit  Bern 
auch  Solothurn.  Allein  die  gleichzeitigen  Chroniken  und  Acten  wissen 
nichts  von  der  Betheiligung  der  Bemer  und  Solothurner  am  Kampfe  zu 
Sempach  und  der  Sempacherbrief  unterscheidet  auch  ganz  genau  zwischen 
den  Orten,  die  zu  Sempach  waren  und  solchen,  die  am  Kampfe  gegen 
Oesterreich  überhaupt  Theil  nahmen,  indem  er  sagt :  « Es  ist  ouch  ze 
wissende  dz  in  dem  obgenanten  gefechte  der  vyenden  vil  entwichen, 
do  dz  velde  behept  wart,  die  alle  uff"  der  walstatt  und  do  umb  beliben 
warent,  hettent  die  unsern,  so  dabi  warent,  inen  nachgefolget  und  nüt 
geplündert»  etc. 

Da  Solothurn  zur  Zeit  des  Sempacherkrieges  nicht  mit  den  Wald- 
stätten, wohl  aber  mit  Bern  verbündet  war,  so  ist  es  begreiflich,  dass  der 
Eintritt  Solothurns  in  den  Kampf  erst  mit  der  nach  der  Schlacht  erfolgten 
Absage  Bern's  an  Oesterreich  beginnen  konnte.  —  Wir  sehen  aus  diesem 
Beispiele  klar,  dass  flicht  einmal  amtliche  Actenstücke,  die  auf  frühere  Ver- 
hältnisse zurückgreifen,  durchaus  glaubwürdig  sind.  Uebrigens  scheinen 
die  Solothurner  später  selbst  den  vorgebrachten  Irrthum  eingesehen  zu 
haben,  da  sie  in  einem  Schreiben  vom  Montag  nach  Verena  1501  das 
gleiche  Gesuch  damit  begründeten,  «das  unser  altvordern  und  wir  je 
daher,  so  lang  der  stand  der  Eidgnosschaffl  in  namen  gewesen  ist,  dem 
on  alles  mittel  in  trüwen  angehängt  und  unser  vermögen,  sei,  eren,  Ups 
und  guts  in  deheinen  nöten  nie  entzogen».  Der  Solothurner  Chronik- 
schreiber Franz  Hafner  berichtet  dann  im  17.  Jahrhundert,  nach  dem 
Vorgange  des  Anton  Haffher  von  1577,  die  Solothurner  seien  mit  den 
Bernern  den  in  höchster  Noth  befindlichen  Eidgenossen  bei  Sempach 
zu  Hilfe  gekommen  und  durch  dieses  Eingreifen  neuer  Streitkräfte  seien 
die  Oesterreicher  zur  Flucht  gezwungen  worden.  Diese  sagenhafte  Nach- 
richt taucht  seither  in  verschiedenen  Schweizergeschichten  auf,  so  auch 
in  Leu's  helvetischem  Lexikon  XVII,  62. 

Zur  Entstehungsgeschichte  dieser  Sage  vergleiche  Seite  250. 

12.  Die  Standesfarbe  von  Bremgarten,  1612.  '<So  ist  es  zu  wissen, 
dass  Lütenampt  Meyer,  als  Ine  Hanss  Jacob  Rysser  ein  Burger  zu  ßrem- 
garten  nach  Bünzen  begleitet,  geredt  und  Ine,  Rysser,  befragt:  Ob  er 
wüsse,  warum  die  Herrn  von  Bremgarten  in  Irer  Stattfarb  den  Rock  oder 
Mändlen  rote  Ermel  tragent?  Rysser  gsagt  Nein.  Daruff*  Lütenampt 
gerett :  die  Bremgarter  habent  uff'  ein  zit  Willisouw  verbrennt.  Darumb 
M.  g.  H.  Inen,  dass  sy  an  Iren  Mändtlen,  die  zuvor  gantz  wyss  gewesen, 
rot  Ermel  tragen  söllent  zuo  einer  ewigen  straff"  uffgesetzt  habent.» 

Staatsarchiv  Luzern.  Acten  :  Unruhen. 


452 

Nach  dem  Jahrzeitbuche  von  Bremgarten  und  dem  sogenannten 
Jennerschen  Schlachtberichte  dagegen  bilden  die  rothen  Ermel  eine  Aus- 
zeichnung für  die  bei  Sempach  bewiesene  Tapferkeit.  Vgl.  oben  S.  334,  298. 

Schon  vor  der  Schlacht  bei  Morgarten  hatte  Bremgarten  den  rothen 
habsburgischen  Löwen  im  weissen  Felde  als  Stadtwappen  angenommen; 
es  ist  daher  natürlich,  dass  diese  Farben  auch  auf  den  Mänteln  erscheinen. 

13.  Die  Sagen  über  die  Rettung  der  Adelsgeschlechter  von  Rinach 
und  von  Eptingen  —  erstere  z.  B.  in  der  Chronik  Bullinger's,  letztere  bei 
M.  Stettier  1,93  und  oben  Nr.  132,  S.  236  —  durch  je  einen  jungen  Ritter, 
der  sich  beim  Abschneiden  der  Schuhschnäbel  verletzte,  sind  haltlos. 
Denn  der  bei  Sempach  gefallene  Rutsch  mann  von  Rinach  z.  B.  hinterliess 
zwei  Söhne,  Hans  Rudolf  und  Werner.  1396,  22.  October,  bestätigte 
Herzog  Leopold  von  Oesterreich  dem  Hans  Rudolf  von  R}Tiach,  dessen 
Vater  mit  seinem  Vater,  Herzog  Leopold,  bei  Sempach  umgekommen, 
die  Pfandschaften,  die  jener  von  diesem  erhielt,  20  Mark  Silber  und  13 
Viertel  Kernen  auf  der  Vogtei  zu  Esch  und  9  Mütt  auf  dem  Hofe  zu 
Müswangen.  Lichnowsky  V,  Regest  Nr.  103.  Die  Mutter  dieses  Hans 
Rudolf  war  nach  dem  Familienbuch  der  Rynach  Adelheid  (Truchsess) 
von  Wolhusen.  Bader:  Bademia  III,  147  ff.  Es  sollen  7  Rynach  bei 
Sempach  gefallen  sein  :  Albrecht,  Franz,  Fritz,  Günter,  Heintzmann,  Föll- 
mann  (Ulmann,  Ulrich)  und  Rutschmann  (Familienbuch  bei  Herrn  Egbert 
Friedrich  von  Mülinen  in  Bern).  Die  Inschrift  in  Sempach  fügt  noch  Anton, 
Burkard  und  Cunz  von  Rynach  hinzu,  die  wie  Franz  nicht  nachweisbar 
sind.  Als  den  Stammhalter  nennt  das  Familienbuch  Hemmann  von  Rv- 
nach,  Gemahl  der  Cäcilia  von  Homburg,  1409  Vogt  auf  Lauffen bürg,  der 
von  seiner  Gemahlin  1389  aus  der  von  den  Bemem  und  Solothumem 
belagerten  Burg  Auenstein  auf  dem  Rücken  herausgetragen  wurde.  (Repe- 
tition  der  Sage  der  Weibertreue  von  Weinsberg.)  Vgl.  Rochholz  in  der 
ArgoviaXV,  34 — 40.  —  Sieben  Eptinger  fielen  wirklich  bei  Sempach,  aber 
daneben  gab  es  noch  zahlreiche  Glieder  der  Familie,  deren  Aufzählung 
zu  weit  führen  würde;  vgl.  z.  B.  Boos:  Urkundenbuch  von  Basel-Land. 

Diese  Sagen  sind  also  ebenso  haltlos  als  die  Relation  von  Albert 
Krantz  (oben  S.  205),  wonach  alle  Adelichen,  mit  Ausnahme  von  18,  die 
in  Gefangenschaft  fielen,  bei  Sempach  umgekommen  sein  sollen.  Zu  die- 
sen Adclssagen  gehört  auch  jene  über  die  Auswanderung  der  adelichen 
Familie  von  Schwendi  aus  dem  Entlebuch  in  Folge  des  Sempach erkrieges 
nach  Schwaben.  Pfarrer  Zell  in  den  Würten bergischen  Jahrbüchern  für 
Statistik  und  Landeskunde  1884,  II,  i,  40.  In  Urkunden  wird  einer  solchen 
Familie  des  Entlebuchs  nie  gedacht.  Es  scheint  eine  Erinnerung  an  den 
Hof  *  Schwanden  ^j  vorzuliegen,  dessen  Hofrecht  ich  in  den  Luzemerischen 
Rechtsquellen  publicirt  habe.  Ein  Hans  von  Schwanden  befindet  sich  unter 
den  fränkischen  Edelleuten,  die  nach  der  Schlacht  bei  Sempach  den  Eid- 
genossen ihre  Fehdebriefe  sandten.    Oben  Seite  151. 

14.  Das  Wappen  der  Peer  von  Luzern.  Nach  Leu's  Lexikon  VII, 
57,  vom  Jahre  1757,  erzählt  Dörflinger  1786  in  seiner  Beschreibung  der 
Schlacht  von  Sempach :  Junker  Ludwig  Feer  habe  sich  vor  Sempach  so 
w^ohl  gehalten,  dass  ihme  Ehren  halber  des  erschlagenen  Herzogs  Lüpolds 
Namen  und  Wappen,  das  ist  ein  Low  in  weissem  Feld,  zu  tragen  geschenkt 
worden. 


453 

Diese  Sage  ist  ganz  haltlos;  die  Feer  wurden  erst  später  «Junker», 
etwa  1470;  sie  führten  auch  bis  tief  in's  XV.  Jahrhundert  hinein  zur 
Erinnerung  an  ihren  frühem  Beruf  ein  Stossruder.  *)  Erst  König  Mathias 
von  Ungarn  verlieh  1488  den  Brüdern  Feer  das  Wappen  mit  dem  Löwen. 

Etwas  älter  ist  die  Sage,  Feer  habe  für  die  bei  Sempach  bewiesene 
Tapferkeit  das  Panzerhemd  Herzog  Leopolds  geschenkt  erhalten.  Wahr- 
scheinlich fand  sich  eine  Handschrift  vor,  in  welcher  es  hiess,  Feer  habe 
die  Wa^en  Herzog  Leopolds  erhalten;  daraus  machte  man  später  das 
Wappen.  Allein  schon  desswegen,  dass  der  Herzog  in  seinem  gewöhn- 
lichen Siegel  den  Bindenschild,  nicht  den  Löwen  führte,  hätte  man  längst 
schliessen  können,  dass  die  Sage  keine  Beachtung  verdient. 

15.  Die  Blume  von  Sempach.  Als  man  um  das  Jahr  1430  das  Fun- 
dament zum  Kaplaneihause  in  Hildisrieden  grub  *),  fand  man  —  nach 
Meister  Felix  Hämmerlin  —  auf  dem  Schlachtfelde  von  Sempach^)  den 
Körper  eines  Ritters,  aus  dessen  Herz  eine  Blume  von  solcher  Grösse 
und  Schönheit  hervorwuchs,  wie  solche  noch  nie  von  Menschen  gesehen 
worden.^)  Diese  Blume  war  1484  in  der  Schlachtkapelle  gemalt*)  und 
auch  1516  vor  dem  Fronaltare  der  Kirche  in  Hildisrieden  und  1592  in 
der  Kirche  zu  Sempach  zu  sehen. 

Im  Jahre  15 15  sprosste  an  S.  Cirillentag  neben  dem  Fronaltar  der 
Schlachtkapelle  —  an  der  Stelle,  wo  Herzog  Leopold  gefallen  —  aus 
«hertem  Erdrich»  wieder  eine  wunderbare  Blume  hervor,  «voll  kleiner 
plumli  mit  rotten  plettlin  usswendig  und  das  inwendig  pizlin  wiss  geferbt». 
Es  war  ja  gerade  in  der  Zeit,  wo  der  kaiserliche  Einfluss  sonst  auch 
manche  wunderbare  Blüthe  trieb.  Diese  Blume  kam  durch  den  Pfarrer 
zu  Käss  von  Sempach,  welcher  1516  eine  Urkunde  über  die  Wunder- 
blume ausstellte,  auf  das  Schloss  Tyrol,  wo  sie  in  einer  Schachtel  noch 
1 703  aufbewahrt  wurde.  ^) 

16.  Die  Verbrennung  des  Dorfes  Gundelingen.  Im  16.  Jahrhundert 
erzählte  man  sich,  die  Oesterreicher  haben  1386  das  Dorf  Gundelingen 
bei  Sempach  verbrannt  (Collin,  Miscell.  Fig.  1,2;  Leu,  Lexikon  IX,  346, 
anno  1 745.)  Ein  eigentliches  Dorf  Gundelingen  existirte  nicht,  wohl  aber 
ein  kleiner  Weiler  mit  Mühle  bei  der  1256  erwähnten  Landgerichtsstätte. 
Die  freie  Genossame  Gundelingen  gehörte  zum  Dinghofe  Ludiswyl.  Mög- 
licherweise wurde  Gundelingen  im  Januar  1386  auf  dem  Streifzuge  der 

*)  Nach  der  Feer*schen  Grenealogie  Fol.  2  sind  die  Feer  i486  von  K.  Maximilian 
geadelt  «ihnen  ein  waapen  geben  worden  mit  zweyen  schalten  kreützweis  über  einanderen 
geschrencket».  Vorher  hatten  sie  nur  eine  Schalte. 

•)  Cysat:  Collect.  B,  212.  —  Geschichtsfreimd  der  V  Orte,  IV,  84—85,  XV,  59. 

*)  De  nobilitate  cap.  26.  —  Reber:  Fei.  Hämmerli  240.  —  Lütolf :  Sagen  374—375. 

*)  Vgl.  dazu  Steigers  Flora  614.  —  Registerband  zum  Geschichtsfreund  I — XX, 
490.  Ob  eine  Calla  palustris  ?  Aehnliche  Geschichten  bei  Abraham  a  Sancta  Clara : 
Judas  der  Erzschelm  V,  309.  —  Wie  schon  Fabri  erzählt,  lehnen  sich  diese  Liliensagen 
an  Ovids  Metamorphosen  an. 

*)  Felix  Fabri.  Oben  S.  196. 

*)  Brandis,  Jak.  Andreas,  Die  Geschichte  der  Landeshauptleute  von  Tyrol,  Inns- 
bruck 1850,  137.  —  Ig.  Vit.  Zingerle :  Sagen,  Märchen  und  Gebräuche  aus  Tyrol.  Inns- 
bruck 1859,  392 — 393.  —  Nigrinus :  die  von  Natur  wohlverschantzte  und  fast  unüber- 
windliche, gefürstete  Grafschaft  Tyrol,  Frankfurt  1703,  202.  —  Neue  Alpenpost, 
Zürich  1876,  Nr.  25,  S.  390.  Vgl.  dazu  oben  S.  400. 


__  454 

österreichischen  Landvngte  gegen  Luzern  eingeäschert.  —  Schon  R,  Col- 
Hnus,  «Ambühl»,  der  I4c)q  in  GundeHngen  geboren  wurde,  erwähnt  die 
Siigc,  dass  nach  der  Verbrennung  von  GundeHngen  die  Leute  in  den 
Wald  von  Hüben  geflohen  seien  und  von  hier  aus  durch  Homer  das 
bewaflnet  auf  dem  Felde  arbeitende  Volk  jeweilen  vom  Anrücken  der 
Feinde  unterrichtet  haben. 

17.  Die  Rettung  der  Burg  Hcidegg.  Zur  Zeit  der  Sempacherschlacht 
lebte  auf  der  Burg  Heidegg  ob  dem  Baldeggersee  eine  wohlthälige  Edel- 
frau,  welche  beim  Ausbruch  des  Krieges  gelobte,  der  Himmelskönigin 
eine  Kapelle  zu  erbauen,  wenn  die  Burg  vor  dem  Untergange  bewahrt 
werde.  Als  die  Eidgenossen  nach  der  Zerstörung  von  Lieli  nach  Heidegg 
hinüberstürmten,  legte  sich  plötzlich  über  die  Gegend  ein  solch'  undurch- 
dringlicher Nebel,  und  tobte  zugleich  der  Dinkelbach  so  gewaltig,  dass  die 
Krieger  bald  vom  rechten  Wege  abkamen  und  dermassen  sich  verirrten, 
dass  sie  erst  auf  der  Höhe  der  obem  Illau  sich  wieder  zurecht  fanden. 
In  Folge  dieser  wunderbaren  Rettung  Hess  die  Edelfrau  die  Schloss- 
kapelle bauen,  die  jetzt  noch  die  Inschrift  trägt :  Procul  estotc  prophani. 

Diese  Erzählung  erschien  zuerst  in  Pfyffer's  «Wanderer  durch  die 
Schweiz«  1840,  VII,  2'j()\  dann  in  K.  Pfyffer's  «Gemälde  des  Kantons 
Luzern»,  i,  238.  Die  Sage  ist  sichtlich  dem  Gedichte  von  Clemens  Bren- 
tano: <^ Die  Gottesmauer»  nachgebildet.  Die  Schlosskapelle  von  Heidegg 
wird  erst  im  16.  Jahrhundert  erwähnt. 

Herzog  Leopold  hatte  1385,  den  15.  Februar,  Pantaleon  von  Heidegg, 
Johanns  Sohn,  für  sich,  dessen  Mutter  Gertrud  von  Heidegg  und  deren 
Tochter  Margarcthe  von  Heidegg  mit  Gütern  unter  der  Burg  Heidegg 
belehnt.  Die  halbe  Burg  Heidegg  gehörte  den  Herzogen  von  Oesterreich, 
die  andere  Hälfte  der  zahlreichen  Familie  von  Heidegg,  aus  welcher  ein- 
zelne Glieder  mit  Luzern  in  Burgrecht  standen.  Wegen  dieses  1400  er- 
neuerten Burgrechtes  wurde  die  Burg  gerettet. 

18.  Der  schwarze  Ritter  auf  der  Thurmmauer  von  Richensee.   Als 

bei  Sempach  geschlagen  wurde,  hörte  man  in  Richensee  eine  wimmernde 
Stimme  leise  rufen:  Konrad,  Konrad!  Dieser  antwortete  eine  dumpfe 
Stimme :  Hie  Oesterreich !  Ein  schwarzer  Ritter  steht  plötzHch  auf  der 
Thurmmauer,  mit  blutigem,  fast  bis  zur  Hälfte  gespaltenem  Haupt  und 
einer  tiefen  Stichwunde  in  der  Brust. 

PfyfTer:  Gemälde  I,  239. 

19.  Das  Panner  von  Lenzburg.  ^Nachdem  und  die  von  Lenzburg, 
im  Dienst  ihres  Fürsten,  Herzog  Lüpolds  von  Oesterrych,  am  Stryt  vor 
Sempach  ihre  Panner  hatten t  verloren,  und  desshalb  ein  schmöchlichen 
Zipfel  daran  haben  musstent,  uf  ihr  hoche  Bitt,  und  Ermahnung  redlicher 
Diensten,  in  vergangenem  burgundischen  Krieg  bewisen,  hat  ein  ehren- 
ryche  Stadt  Bern  ihnen,  als  ihren  ehrlichen  Unterthanen,  den  Zipfel  ab- 
genommen, und  ihr  alte  Panner  fry  ze  führen,  mit  verschribner  Fr}''ung, 
nachgelassen,  uf  letsten  Tag  Merzen  1487. 

V«ilerms  Anshclms  Chronik  von  Stierlin  und  Wyss  I,  437.  —  Aehnlich  Johann 
Ilallcrs  Berner  Chronik  I,  46,  fol.  18  in  der  Stadtbibliothek  Bern.  —  J.  Müller:  Die 
Stadt  Lenzburg  1867,  S.  48.  Archiv  des  histor.  Vereins  v.  Bern  V,  604. 


455 

Die  altem  Abbildungen  der  Schlacht  zeigen  alle  das  Panner  von 
Lenzburg  mit  dem  Pennon.  Dieser  Zipfel  bedeutet  nach  O.  T.  von  Hefner's 
Handbuch  der  Heraldik  164  das  Zeichen  des  Blutbannes.  Aber  diesen 
besass  Lenzburg  nicht. 

20.  Die  Ortsnamen.  Eine  eigene  Kategorie  von  Volkssagen  schliesst 
sich  an  die  Ortsnamen  an.,  die  man  mit  der  Schlacht  in  Beziehung  zu 
bringen  suchte.  Diese  Erklärungsversuche  der  Ortsnamen  greifen  wohl 
sammt  und  sonders  nicht  über  das  letzte  Jahrhundert  zurück.  Ihren  Ur- 
sprungverdanken sie  vielleicht  dem  «Schlachtbruder»,  der  den  Reisenden 
die  Schlachtenbilder  in  der  Kapelle  zu  erklären  pflegte.  Allerdings  dürfen 
wir  diesen  Cicerone,  der  die  alten  Eidgenossen  als  hünengestaltige  Männer 
zu  schildern  gewohnt  war,  «deren  Finger  so  gross  waren  wie  Bratwürste», 
nicht  für  alle  diese  verunglückten  Erklärungsversuche  verantwortlich 
machen,  namentlich  nicht  für  die  Namen  jener  Orte,  die  weit  vom 
Schlachtfelde  entfernt  lagen,  wie  z.  B.  Kulmerau, 

Dieser  Ortsname  Kulmerau  soll  daher  rühren,  dass  eine  Rittersfrau 
dem  ab  dem  Schlachtfeld  nicht  heimkehren  wollenden  Gemahl  entgegen- 
rief: «Kum  mer  au!»  Rochholz:  Schweizersagen  II,  242.  —  Der  ur- 
sprüngliche Name  lautet  1045  ^^<i  ^^^Q  Cholumbari,  1178  Cholenbare, 
1 179  Cholumbrowo.  Diese  letztere  Namensform  kömmt  noch  im  14.  Jahr- 
hundert vor,  neben  Kulerow  (c.  1310). 

Geschichtsfreund  XVIII,  200. 

Hildisrieden  (Ried  des  Hilto?)  bei  Sempach  erhielt  den  Namen  da- 
her, dass  hier  die  Eidgenossen  niederknieten  und  riefen:  Maria,  hilf  uns 
kriegen!  Aber  schon  um  11 78  bezog  das  Kloster  Engelberg  Einkünfte 
von  Hiltinsriedin. 

Der  Ort,  wo  die  Oesterreicher  die  Schnäbel  ab  den  Schuhen  schnitten, 
um  zu  Fuss  kämpfen  zu  können,  hiess  seither  der  Schnabelacher.  —  Der 
Name  Schnabelacher  kömmt  für  diese  Localität  im  16.  Jahrhundert  noch 
nicht  vor.  Bölsterlin  will  in  der  Heimathkunde  von  Sempach  S.  iii  den 
Namen  von  der  «Höhe  in  der  Form  eines  Vogelschnabels»  ableiten. 

Hör  lach  heisst  der  Ort,  wo  ein  Schweizer  einem  fliehenden  Herrn 
von  Rinach  zurief:  Gelt!  Du  hörst  jetz  lachen!  —  Schade,  dass  Horlachen 
schon  um  1178  im  Urbar  des  Klosters  Engelberg  erwähnt  wird. 

Auf  einem  Acher  bei  Sempach  zeigten  die  Oesterreicher  die  Stricke, 
mit  denen  sie  die  Eidgenossen  hängen  wollten ;  daher  datirt  der  Name 
«  Hänggelenacker  »  ! 

Geschichtsfreimd  XVIII,  201. 

Wiederkehr,  Am  nördlichen  Ende  des  Meierholzes  befindet  sich  am 
Tobel  eine  Localität  «Wiederkehr».  Hier  kehrten  sich  die  Eidgenossen, 
die  beim  Beginne  der  Schlacht  geflohen  waren,  wieder,  um  in's  Schlacht- 
gewühl sich  zu  stürzen. 

Pfyffer:  Geschichte  von  Luzem  I,  loi.  —  DäDdliker:  Schweizergeschichte  I,  506 
und  510.  —  Prof.  Dr.  Rochholz  dagegen  hält  dafür,  dass  diese  Localität  von  ihrem 
frühern  Besitzer  den  Namen  empfieng. 

Oberschlacht.  In  der  Nähe  der  Schlachtkapelle  gegen  Hildisrieden 
zu  findet  sich  das  Gut  Oberschlacht;  dasselbe  hielt  man  für  den  Ort,  wo 
das  eine  Treflfen  stattgefunden,  während  das  andere  mehr  um  das  Denk- 
mal herum  vorgefallen  sein  soll.  Nach  Dr.  Rochholz  ist  Oberschlacht  eine 


4S6 


Viehweide,  in  die  man  «das  Vihe  schlat».  Diese  Erklärung  scheint  mir 
aber  nicht  ganz  zutreffend,  obwohl  gerade  auf  dem  in  Frage  stehenden 
Boden  der  Weidgang  üblich  war.  ^) 

Brodkorb.  In  der  Nähe  des  Schlachtfeldes  findet  sich  der  Hof  Brod- 
korb, der  seinen  Namen  davon  soll  erhalten  haben,  dass  hier  die  Eid- 
genossen vor  der  Schlacht  den  Imbiss  einnahmen. 

21.  Die  Eroberung  von  St.  Andreas  durch  die  Schwyzcr.  Züricher 
Chroniken  bringen  zuerst  die  Meldung,  die  Burg  St.  Andreas  am  Zuger- 
see  sei  durch  die  Schwyzer  erobert  worden  (vgl.  oben  Chroniken  Nr.  52, 
S.  147);  allein  diese  Mittheilung  ist  unter  die  Sagen  einzureihen.  Denn 
nie  haben  Schwyzer  eine  Burg  eingenommen,  die  sie  später  nicht  mit  Ge- 
walt behaupteten.  St.  Andreas  aber  blieb  nach  der  Zerstörung  im  Besitze 
des  rechtlichen  Eigen thümers.  Am  31.  December  1385  berichtet  Hans 
Truchsess  von  Waldburg  ausdrücklich,  die  Burgen  Rotenburg  und  St  An- 
dreas seien  von  denen  von  Luzem  und  Zug  eingenommen  worden  (Schrei- 
ber: Urkundenbuch  von  Freiburg  H,  43).  Die  Zuger  allein  hatten  ein 
sichtliches  Interesse  an  der  Zerstörung  dieser  Burg.  Es  mag  hier  noch 
bemerkt  werden,  dass  in  späterer  Zeit  (zuerst  von  Tschudi  I,  523)  die 
Einnahme  irrig  in  den  Juni  1386  verlegt  wurde,  z.  B.  bei  Fassbind:  Ge- 
schichte von  Schwyz  II,  5. 

Was  Rothenburg  nach  österreichischer  Idee  für  Luzem  werden  sollte, 
das  schien  auch  St.  Andreas  für  Zug  werden  zu  wollen.  Um  diese  feste 
Burg  siedelte  sich  allmählig  ein  Flecken  an,  so  dass  man  bereits  von  einem 
«Städtlein»  sprach.  Zu  Weihnachten  1361  hatte  Kaiser  Karl  IV.  in  Nürn- 
berg seinem  getreuen  lieben  Gottfried  von  Hünenberg  gestattet,  einen 
Markt  zu  St.  Andreas  bei  Zug  zu  errichten  (Urkunde  im  Schlosse  zu  Hall- 
wyl).  Von  Gottfried  von  Hünen berg  kaufte  Herzog  Leopold  «Stadt  und 
Feste  St.  Andreas  am  Zugersee»  (1370)*),  nachdem  ihm  1366  Margarethe 
von  Wolhusen  Burg  und  Vorburg  übergeben  hatte. 

Oesterreichischer  Pfandherr  von  St.  Andreas  war  der  Züricher  Götz 
Müllner,  dem  Herzog  Leopold  die  Festung  unter  der  Bedingung  übergeben 
hatte,  dass  er  <n  damit  wider  die  Burger  von  Zürich  und  wider  Ire  Eid- 
genossen nit  sin  noch  tun  soll»,  er  habe  denn  einen  Monat  zuvor  den- 
selben seinen  Fehdebrief  gesendet.  *)  Von  feindseliger  Haltung  Müllner's 
gegen  die  Eidgenossen  ist  nirgends  die  Rede ;  es  gab  also  bei  diesem  Zuge 
nach  St.  Andreas  ein  rein  sachliches  Interesse  den  Ausschlag. 

*)  '535  waltete  ein  Streit  zwischen  der  Bürgerschaft  Sempach  und  der  Gemeinde 
Kirchbühl  wejjen  AllmendeinschUigen ;  aus  dem  Entscheide  geht  hervor,  dass  ein  Durch- 
lass  aus  der  Weid  des  Gall  Gassmann  «gegen  der  Schlacht»  seit  alter  Zeil  exisdrte. 
«  Hinter  der  Schlacht»  hatten  fünf  Private  Güter ;  diese  sollten  «ihre  weiden  auch  lassen 
ussgan».  *Uff  die  Zeig  gegen  der  Schlacht  mögent  die  von  Sempach  mit  iro  vech  und 
Schwinen  faren  nach  irem  gefallen.»  Die  Scmpachcr  durften  drei  Tage  in  der  Woche 
das  Vieh  auftreiben. 

1726  suchte  der  Rath  von  .Sempach  um  die  Bewilligung  nach,  den  Weidgang 
aufheben  zu  dürfen,  namentlich  in  einem  »Stuck  feld  grad  ob  der  Schlacht;  etwa  un- 
gofehr  von  8  Jucharten  grosse;  dadurch  würde  auch  «das  undere  Schlachtfeld  inge- 
schlossen». Der  Hath  von  Luzern  trat  auf  dieses  Begehren  nicht  ein.  Erst  1814  wurde 
dieses  Weiderecht  losgekauft. 

•)  Urk.  Herzog  Friedrichs  von  Ocsterreich  vom  Donnerstag  vor  der  Auffahrt  140C 

")  Geschichtsfreund  V,  31. 


457 

22.  Die  Sempacherschalen  des  Herrn  von  Cr^.  Das  Sempacherlied 
von  Halbsuter  erzählt,  wie  der  Fischer  Roth  im  Wätschger  des  Herrn 
von  Cre  (oder  Cleve),  der  ihn  heimtückisch  ermorden  wollte,  nachdem  er 
ihn  gerettet,  zwei  Schalen  fand. 

In  Wätschgem  warend  zwo  Schalen, 

Die  warend  von  Silber  gut. 

Die  wurdent  Hansen  Roten, 

Da  ward  er  wol  ze  mut ; 

He,  er  hat  si  nit  verton, 

ZXucem  bi  sinen  Herren 

Sind  sie  behalten  schon. 

Nun  besass  der  Staat  c.  1599  ^^^^  Sempacher-Schale  und  1592  die 
Gerwerzunft  4  solcher  Schalen.  Erstere  hatte  Statthalter  Wendel  Pfyffer 
dem  Rathe  geschenkt 

Die  Sage  vom  Herrn  von  Cly,  der  bei  Sempach  ertränkt  wurde,  hat 
übrigens  eine  zu  auffällige  Aehnlichkeit  mit  jener  von  dem  Fischer  Bachs 
in  der  Mordnacht  zu  Zürich,  die  von  unsern  Sagenforschem  schon  oft 
hervorgehoben  worden  ist.  Nur  muss  man  dabei  nicht  übersehen,  dass 
die  Sempacher-Sage  viel  früher  in  Schrift  gefasst  wurde,  als  diejenige  von 
Zürich,  so  dass  man  mit  Fug  sagen  könnte,  die  Zürichersage  sei  eine  Re- 
production  der  Sempacher-Historie, 

Dass  weder  ein  Herzog  von  Cleve,  noch  ein  Herr  von  Gre,  sondern 
ein  Herr  von  Cly  der  treulose  Mann  gewesen  sein  muss,  der  seinen  Retter 
umbringen  wollte,  ist  sicher.  Denn  Herzogen  von  Cleve  gab  es  damals 
überhaupt  noch  nicht.  Nach  dem  Tode  des  letzten  Grafen  von  Cleve  trat 
Graf  Adolf  von  der  Mark  in  den  Besitz  der  Grafschaft  Cleve,  der  von 
seiner  Gemahlin  Margaretha  von  dem  Berge  16  Kinder  hinterliess,  von 
denen  keines  den  Namen  Andreas  führt,  den  die  Inschrift  der  Schlacht- 
kapelle, Cysat's  Beschreibung  des  Vierwaldstättersee*s  1661,  202  und 
mehrere  Wappenbücher  diesem  Grafen  oder  Herzog  beilegen.  Erst  141 7 
wurde  der  Graf  von  Cleve  von  Kaiser  Sigismund  auf  dem  Concil  von 
Constanz  zum  Herzog  erhoben.  Lacomblet :  Urkundenbuch  IV,  Nr.  102. 
Vgl.  Teschenmacher :  Annales  Cliviae  282.  U.  v.  Richenthal:  Concil  von 
Constanz. 

Schon  Gilg  Tschudi  sah  deutlich  ein,  dass  der  Herzog  von  Cleve 
hier  nicht  genannt  werden  könne,  darum  schrieb  er  in  seiner  Chronik  I, 
529:  «der  Fry-Herr  von  Gren  uss  Burgund,  was  ein  richer  Herr,  und 
was  von  Gsellschaffl  wegen  sines  Vettern  des  Grafen  von  Mümpelgart  in 
dise  Reiss  gezogen».  Dem  entsprechend  änderte  er  die  Stelle  in  Halb- 
suter*s  Liede  um : 

Ein  Herre  was  entrunnen,  der  was  ein  Herr  von  Gree. 

Man  könnte  desswegen  an  den  Herrn  von  Cran  (Craon),  den  Freund 
des  Minnesängers  Bertran  de  Guescelin  denken  (Chronique  de  Bertrand 
du  Guesclin  II,  2']^  35).  Allein  alle  Merkmale  deuten  darauf,  dass  wir 
hier  nur  Pierre  de  Cly,  Sire  de  Roche  d'or,  Gemahl  der  Ursula  von  Hasen- 
burg, vor  uns  haben  (Quiquerez :  Monuments  de  l'ancien  Eveche  de  Bäle 
1870,  39;  Trouillat:  Monum.  IV,  Table;  Ochs:  Gesch.  v.  Basel  II,  289), 
dem  Herzog  Leopold  von  Oesterreich  1386  das  Schloss  Rosenfels  um 


n 


458 

7000  franz.  Franken  auf  Lebenszeit  verpfändet  hatte.  Dieser  Cly  befand 
sich  vor  Ausbruch  des  Krieges  bei  dem  österreichischen  Heere  in  Basel.') 
Durch  die  Herren  von  Hasenburg  waren  die  Cly  allerdings  mit  den 
Graferf  von  Mümpelgart  verwandt.  Allein  auch  die  Anwesenheit  des  Herrn 
Hans,  Ulrich  oder  Reinhard  von  Mümpelgart  bei  Sempach  ist  schwer  er- 
wcisbar*).  Nach  Kaltschmid  fiel  allerdings  einer  «von  Impelpart»;  Russ 
nennt  einen  Hans,  der  sonst  nirgends  erwähnt  wird ;  Tschudi  fuhrt  einen 
Ulrich  an.  Am  wahrscheinlichsten  ist  es,  dass  der  blinde  Graf  Reinhard, 
Sohn  des  Grafen  Heinrich  und  der  Agnes  von  Mümpelgart  (Giere:  Essai 
sur  l'histoire  de  la  Franche-Corate;  P.  E.  TrefTard:  Histoire  des  comtes 
souverains  de  Montbeliard,  Art  de  vcrifier  les  dates  XI,  185)  bei  Sempach 
fiel,  den  zuerst  die  Offen  burgische  Chronik  nennt  Dass  selbst  Blinde  in 
mittelalterlichen  Schlachten  mitfochten,  wissen  wir  aus  den  Erzählungen 
über  den  Tod  des  blinden  Königs  Johann  von  Böhmen  in  der  Schlacht 
bei  Cre(;y.  Nichts  scheint  mir  unstatthafter,  als  solche  von  verschiedenen 
Autoren  erzählte  Begebenheiten  desswegen  in's  Reich  der  Fabel  zu  ver- 
weisen, da  ja  bei  einer  Reihe  von  Schlachten  gleiche  und  ähnliche  Vor- 
kommnisse sich  immer  wiederholen.  Auf  dieser  durchaus  falschen  Basis 
bewegt  sich  z.  B.  die  Schrift  von  Dr.  O.  Hartmann :  Die  Schlacht  bei 
Sempach,  vgl.  z.  B.  12 — 17. 

23.  Das  Wappen  von  Wäggis.  Wie  rasch  sich  Volkssagen  bilden, 
beweist  folgende  Thatsache.  In  Wäggis  zeigt  man  ein  Stück  gelben  Da- 
masts, das  vielleicht  aus  dem  17.  Jahrhundert  stammt,  mit  einer  Schrift 
vom  Jahre  1835,  wonach  dieses  Fragment  von  dem  Panner  des  Grafen 
von  Eglisau  stammt,  das  die  Wäggiser  in  der  Schlacht  bei  Sempach  erobert 
hätten.  Wegen  dieser  Heldenthat,  wird  versichert,  haben  die  Wäggiser 
das  Recht  erhalten,  im  Wappen  ein  blaues  Egli  im  rothen  Felde  zu  führen. 
Nun  gab  es  aber  keine  Grafen  von  Eglisau ;  das  Städtchen  Eglisau,  dessen 
Panner  die  Wäggiser  laut  Bericht  von  1824  in  der  Schlacht  bei  Näfels 
1 388  erobert  hatten,  führte  im  Wappen  einen  Hirsch  auf  einem  Dreiberg, 
das  Amtssiegel  von  Wäggis  von  1378  aber  zeigt  bereits  das  Egli  im  Schilde, 
den  Maria,  die  Patronin  das  Stiftes  Pfäffers,  dessen  Gotteshausleute  die 
Wnggiser  waren,  in  der  Linken  hält. 

Vgl.  E.  Schulthess:  Städte-  und  Länder-Siegel  der  Schweiz,  S.  63 — 64.  Mit- 
theilung von  Herrn  Lithograph  Anton  Eglin  in  Luzem. 

1)  Videoben  Seite  381. 

')  Ein  Dienstbrief  für  denselben  wird  nirgends  erwähnt  Ich  bemerke  hier  noch, 
dass  leider  die  nach  Lichnowsky  im  bayerischen  Reichsarchiv  liegenden  Quittungen  für 
die  im  Solde  Herzog  Leopolds  gegen  die  Schweizer  geleisteten  Kriegsdienste,  von 
welchen  oben  (S.  57)  die  Rede  war,  nach  gütiger  Mittheihmg  des  Herrn  Reichsarchiv- 
direktors Dr.  F.  von  Löher,  trotz  eifriger  Nachforschung  in  München  und  Speier  nicht 
aufgefunden  werden  konnten. 


'^»sr 


!  I 

i 

I 


iB-^BwnwiiwrrrriT-viBr-r""TriflrirTT."itirr^""rr 


«■■^«■■■■■irniiinBBnBiirrjrigrni 


wfMMmSrmjfMfS«fj/mM»«fJ^MMJFaf^^ 


K-  Feier  der  Sehlaehi^'ahrzeit 


1.  Eidgenossenjahrzeit  in  Unterwaiden.  Ueber  die  Entstehungszeit 
der  Schlachtjahrzeitfeier  in  Unterwaiden  sind  wir  im  Ungewissen.  In  Engel- 
berg wurde  wahrscheinlich  schon  im  14.  Jahrhundert  für  Gundol dingen 
und  Conrad  der  Frauen  eine  Jahrzeit  gestiftet.  Dagegen  sind  Jahrzeit- 
stiftungen für  einzelne  hervorragende  Unterwaldner  in  den  Pfarrkirchen 
Ob-  und  Nidwaldens  bis  jetzt  nur  spärlich  nachgewiesen  worden. 

Aus  dem  Jahre  1566  datirt  die  Eidgenossen-Jahrzeit  in  Emmetten. 
Dort,  wie  zu  St.  Jost  am  Bürgenberg,  in  Buochs,  Wolfenschiessen,  Hergis- 
wyl  und  Beckenried  wird  jeweilen  am  Montag  nach  St.  Ulrichs  Tag  ein 
feierlicher  Gottesdienst  abgehalten,  bei  welchen  die  Namen  der  in  den 
Kämpfen  für  das  Vaterland  gefallenen  Unterwaldner  verlesen  werden. 
Das  alte  Landbuch  enthält  eine  1776  erwähnte^),  1806  und  1857  revidirte 
Verordnung,  wonach  «wegen  dem  Eidgenossen  Jahrzeit»  der  Staat  an  die 
Pfarr- Kirche  in  Stans  2385  Schilling,  an  die  Kirchen  Buochs,  Wolfen- 
schiessen, Hergiswyl,  Beckenried  imd  Emmetten  je  loflf  zahlt.  —  Seit 
Erstellung  des  Winkelried-Denkmals  in  Stans  findet  jeweilen  am  Schlacht- 
tage von  den  Sängervereinen  eine  weltliche  Schlachtfeier,  oft  mit  Fackel- 
zügen, zu  dem  Monumente  statt,  vor  dem  patriotische  Reden  gehalten 
werden. 

Im  Jahre  1786  wurde  die  Säcularfeier  der  Schlacht  am  17.  Juli  mit 
einer  Predigt  des  Kaplans  Zeiger  begangen,  sowie  mit  einem  historischen 
Umzüge,  an  dem  sich  400  Männer  betheiligten.  ^) 

2.  Schlachljahr zelten  in  Uri,  Schwyz  und  Zug.  Die  Schlachtjahrzeit- 
feier in  Uri  datirt  aus  dem  Jahre  1 489  ^)  und  wird,  wie  in  Schwyz  und  Steinen, 
gemeinsam  mit  dem  Andenken  an  die  andern  Schlachten  begangen.  Es 
werden  bei  diesem  Anlasse,  wie  in  Unterwaiden  und  Sempach,  die  Namen 
der  Gefallenen  verlesen.  In  Zug  stheint  die  Feier  erst  im  16.  Jahrhundert 
eingeführt  worden  zu  sein.  —  In  Uri  und  Steinen  w^urde  mit  der  Jahrzeit- 
feier eine  Armenspende  verbunden. 


')  Blumer:  Rechtsgeschichte  II,  301.  —  Gesetzbuch  von  Nidwcilden  1867, 1,  169. 
*)  Holzhalb:  Supplement  zu  Leu's  Lexikon  VI,  413.   Luzernerisches  Wochen- 
blatt 1786,  121  — 122. 

')  Geschichtsfreund  VI,  172 — 173  (wo  die  Jahrzahl  irrig). 


46o 


3.  Schlach^ahrzeit  in  Luzern.  Diese  wurde  in  Luzem  schon  1386 
eingeführt;  der  Schlachttag  galt  als  gebotener  Feiertag;  für  einzelne  Ge- 
fallene wurden  seit  dem  14.  Jahrhundert  Jahrzeiten  in  der  Stiftskirche  im 
Hof  und  bei  Franciscanem  gehalten.  Wie  inSempach  fand  zugleich  eine  ein- 
fache Festfeier  in  Luzem  statt.  Thatsache  ist  jedenfalls,  dass  eine  grössere 
Schlachtfeier  in  der  Stadt  Luzem  im  14.  und  15.  Jahrhundert  nicht  üblich 
war.  Im  15.  Jahrhundert  wurde  der  Gedenktag  der  Sempacherschlacht 
zuerst  in  der  Peterskapelle,  später  im  Hof  begangen.  1562  (1582  ?)  ^)  wurde 
dann  das  allgemeine  Schlachtjahrzeit  mit  Verlesung  der  Namen  jener 
Luzemer  eingeführt,  die  in  den  Schlachten  von  Sempach  anno  1386, 
Bellenz  1422,  an  der  Letze  1443,  zu  Basel  1444,  zu  Granson  und  Murten 
1476,  zu  Nancy  1477,  im  Schwabenkriege  1499,  zu  Novarra  15 13,  zu 
Marignano  15 15,  zu  Biccocca  1522,  im  Kappelerkrieg  1531  und  zu  Blain- 
ville  1562  gefallen  waren. 

Ueber  die  Schlachtfeier  in  der  Stadt  liegen  uns  folgende  Nach- 
richten vor : 

« 1428,  2»  ante  Johannis  baptiste.  (21.  Juni.)  —  Item  wir  versinnent 
sich,  dz  si  mer  wond  einist  sind  in  einkomen,  vnd  sind  och  des  aber  in 
einkommen,  das  man  dero  die  ze  Sempach  wurdent  erschlagen  vnd  öch 
dero,  die  ze  Bellenz  wurdent  erschlagen,  jetwedrer  jarzit  besunder  \Tind 
öch  vff  die  zit  so  es  fallet,  wil  began»  *).  Der  Umgeldner  verrechte  die 
Ausgaben  für  das  Schlachtjahrzeit  in  Luzem,  z.  B.  «1450,  Sabbato  post 
Kiliani.  2  Va  flf  6  ß  8  den.  an  das  gross  bett  der  Schlacht  ze  Sempach  und 
Basel.» 

«1528,  Donstags  vor  purificationis  B.  Mariae.  {ly,  Februar.)  —  Vnd 
alls  dann  zu  tagen,  da  man  nach  allt  christlichen  bruch  im  Hoff  die 
Schlacht  Jarzit  beget,  vss  hinlässigkeit  schier  niemant  von  M.  g.  H.  ze 
kilchen  gat,  das  aber  von  vnsern  Altvordren  ordenlich  vnd  styff  gehalten 
worden,  ist  angesehen,  das  vff  sölliche  tag  die  Rhatstag  v%eschlagen  vnd 
die  Rhät  sonderlich  vnd  flyssig  ze  kilchen  gan  sollen.»') 

1594,  21.  Juni.  Freitag  St.  Johann  des  Täufers  Tag.  —  Der  Rath  von 
Luzern  bcschliesst  im  Einverständniss  mit  dem  Bischof  von  Constanz, 
diejenigen  Feiertage  sollen  nicht  mehr  gehalten  werden,  die  von  der 
Kirche  nicht  geboten  und  ohne  kirchliche  Genehmigung  im  Kanton  seien 
eingeführt  worden.  Dieses  Verzeichniss  nennt  den  «Schlachtfirtag»  unter 
denjenigen,  an  welchen  man  nach  vollendetemGottesdienst  arbeiten  dürfe.*) 

1750,  25,  Juni.  —  Geheimer  Raihsanzug :  Mit  schlechtem  decor  vnd 
sehr  wenigen  Kertzen  werden  die  Schlachtjahrzeit  gehalten,  denen  auch 
vast  niemand  beywohne,  dem  eint-  und  andern  könnte  oberkeitlich  zu 
begegnen  getrachtet  werden. 

Seit  1 798  scheint  der  Besuch  der  Schlachtjahrzeit  im  Hof  zu  Luzem 
fast  ganz  in  Abgang  gekommen  zu  sein. 

')  Die  Jahrzahl  ist  im  Exemplar  des  Staatsarchivs  mit  einer  Correctur  versehen; 
1562  scheint  richtiger  zu  sein;  denn  im  Umgeldbuch  von  1564  steht:  Samstag  nach 
Petri  et  Pauli.  5  batzen  umb  i  bermenthut  dem  lüpriester  zum  schlachtrodel  aller 
schlachten  der  vmkommnen  namen  darin  zu  stellen. 

*)  Rathsprotokoll  IV,  128,  a.  Vgl.  Schweizerischer  Geschichtsforscher  X,  2,  197. 

•)  Rathsprotokoll  fol.  23.  Schweizerischer  Geschichtsforscher  X,  2,  197. 

*)  Rathsprotokoll  XLIV,  fol.  98. 


401 


Bei  der  vierten  Säcularfeier  der  Schlacht  wurde  in  Luzem  den  ii., 
12.  und  14.  Juli  1786  von  den  Bürgern  das  von  dem  jungen  Salzmann 
verfasste  Schauspiel :  «Der  Helden  tag,  oder  die  Schlacht  vor  Sempach*, 
als  Nachspiel  «der  triumphirende  Arlequin»  mit  musikalischer  Begleitung 
von  Professor  Reindl  aufgeführt.  Das  Schauspiel  Hess  an  Grässlichkeit 
nichts  zu  wünschen  übrig ;  Herzog  Leopold  wurde  auf  offener  Bühne  er- 
würgt. Vgl.  Monatliche  Nachrichten  aus  der  Schweiz.  Zürich  1786,  100; 
Luzemerisches  Wochenblatt  1 786,  in,  115;  Briefe  von  Haller  von  Königs- 
felden  und  Joh.  v.  Müller.  Schweizerischer  Geschichtsforscher  X,  488 — 489. 

4.  Die  Schlachtfeier  in  Sempach.  Die  Schlachtfeier  wurde  schon 
1386  angeordnet  und  blieb  sich  500  Jahre  hindurch  im  Wesentlichen  gleich. 
Nach  Abhaltung  eines  Gottesdienstes  für  die  Gefallenen,  Freunde  und 
Feinde,  und  einer  Predigt,  welche  die  Heldenthaten  der  Eidgenossen 
feiert,  verliest  der  Leutpriester  von  Sempach  einen  kurzen  Schlachtbericht 
und  die  Namen  der  bei  Sempach  erschlagenen  Eidgenossen  und  Oester- 
reicher.  ^)  Wahrend  des  Gottesdienstes  findet  ein  Opfergang,  nach  dem- 
selben eine  Procession  auf  dem  Schlachtfelde  statt,  unter  Absingung  des 
«Libera».  Hierauf  vertheilt  der  Pfarrer  den  anwesenden  Armen  die  von 
der  Regierung  angewiesenen  57  Fr.  —  Die  Regierungsabgeordneten  be- 
geben sich  mit  den  Geistlichen,  die  von  nah  und  fern  zahlreich  herbei- 
kommen, sowie  mit  den  Laien  zu  einem  gemeinsamen  Mittagessen  im 
Städtchen,  wobei  patriotische  Reden  gehalten  werden.  *)  Denn  seit  älte- 
ster Zeit  wurden  die  Todten  in  Alemannien  nicht  betrauert,  sondern  man 
pries  ihre  Heldenthaten  an  den  kirchlichen  Gedenktagen. 

In  Bezug  auf  den  kirchlichen  Theil  der  Feier  liegen  folgende  Be- 
schlüsse vor: 

1590.  Man  hat  vor  zitten  so  vil  priester  ghan,  als  man  von  Münster, 
Surseew  vnd  anderen  vmbligenden  flecken  bekommen  mögen  vnd  z wüschen 
6  vnd  7  hora  sol  der  gotsdienst  angfangen  werden,  vnd  singt  man  dry 
officia :  primum  pro  defunctis  bis  vis  offertorium.  2  '*°"  de  Trinitate  vnd 
3.  de  Beata  Virgine. 

Ein  Herr  von  Eich  haltet  zu  Cilpel  (Kirchbühl  bei  Sempach)  mess, 
visitirt  im  Beinhus,  den  ouch  der  erschlagenen  vil  doselbst  begraben 
liegen. ') 

1 592.  Ex  Senatus  consulto  Lucernens.  cautum  est,  ut  collegium  Bero  • 
nense  ex  canonicis  quam  ex  capellanis  singulis  annis  in  die  anniversarii 
aliquos  mittat  ad  sacellum  et  locum  pugnae,  ut  anniversarium  solemnius 
celebretur.^) 

16 19,  auf  Kreuz-Erhöhungs-Tag,  beschloss  der  Grosse  Rath  von 
Luzem :  dass  ein  Seevogt  zum  ussgang  siner  Jaren  ein  mäsgwant  sambt 
zugehörig  in  die  Cappel,  do  die  schlachtjarzit  zu  Sempach  gehalten  wer- 
den hinfüro,  ufs  minst  10  Gl.  wert,  dahin  verehren  söl.^) 

*)  Schon  1482  nimmt  Melchior  Russ  in  seine  Chronik  den  Rodel  der  Gefallenen 
auf,  «so  man  jerlichen  list  uff  Sannt  Cirillentag  im  hcwmonat». 

')  Beschreibung  der  üblichen  jährlichen  Feyerlichkeiten  an  der  Sempacherschlacht. 
Zürcherischer  Sammler  monatlicher  Neuigkeiten  1783,  122 — 127,  169 — 172.  —  Dr. 
K.  PfyfFer:  Kanton  Luzern  I,  325.  —  Luzemerisches  Wochenblatt  1783,  117 — 118. 

*)  Widmer's  Diumale  im  Pfarrarchiv  Sempach.    Geschichts freund  XV,  84. 

*)  Liber  vitae  Beron.  340.    Geschichtsfreund  XV,  84. 

*)  Rathsprotokoll  Nr.  LVI,  fol,  410,  b. 


402 

W^T.  Whitattonshericht  über  die  Schlachikapelh,  Praeter  votfva  sacra 
leguntur  singulis  mensibus  duo.  In  anniversario  vero  occisorum  inagnus 
est  concursus  sacerdotum.  Monumentum  non  tarnen  rei  dignitatis  aequi 
pollens,  sed  simplex  et  curtae  sacrae  supellectilis.  ^) 

Im  Jahre  1 865  stellte  die  Gemeinnützige  Gesellschaft  von  Luzem  das 
Ansuchen,  dass  jeweilen  auf  Sonntag  vor  der  Schlachtjahrzeit  in  allen 
Kirchen  des  Kantons  eine  auf  die  Schlacht  bezügUche  Predigt  von  Seite 
des  bischöflichen  Commissars  möchte  angeordnet  werden;  von  allen 
Kirchen  sollte  feierliches  Geläute  erschallen.  —  Seit  Erstellung  des  Denk- 
males wird  die  Procession  bis  zum  Winkelriedsteine  ausgedehnt. 

♦  ♦ 

♦ 

Weit  mehr  Acten  liegen  über  den  «weltlichen»  Theil  der  Feier  vor. 
Diese  hatte  zuerst  einen  rein  kantonalen  Charakter,  indem  nur  die  Luzemer 
sich  an  dem  zweiten  Theile  des  Festes  betheiligten.  Schon  im  lO.  Jahr- 
hundert wurde  aber  auch  der  Versuch  gemacht,  das  Fest  zu  einer  gemein- 
samen Feier  für  die  4  Waldstütte  zu  erheben. 

1580,  9.  Juni.  Brunnen.  Auf  der  Conferenz  der  Kantone  Uri,  Schwyz 
und  Nidwaiden  wird  von  Rathsherrn  Wolfgang  Lussi  beantragt,  eine 
zweifache  Rathsgesandtschaft  auf  die  Jahrzeitfeier  nach  Sempach  abzu- 
ordnen, indem  dieses  ohne  Zweifel  zur  Beförderung  guter  Freundschaft 
beitragen  werde.  Weil  aber  die  Gesandten  von  Uri  und  Schw^vz  darüber 
nicht  instruirt  sind,  wird  der  Antrag  in  den  Abschied  genommen. 

Amtliche  Sammlung  der  eidgenössischen  Abschiede  IV,  2,  715.  — J.  Bölsterlin : 
Die  Schlachtkapelle  ob  Sempach.  W(k:hentliche  Unterhaltungen.  Beilage  zum  Luzerner 
Tagblalt  1885,  Nr.  18,  140—142. 

Im  1 0.  Jahrhundert  begann  das  lustige  Leben  am  Schlachtjahrzeit, 
an  welchem  die  Rathsherren  und  Geistlichen  sich  betheiligten ;  die  Kosten 
stiegen  beständig 2),  namentlich  seitdem  die  Tagsatzungsgesandten  sich 
an  der  Feier  betheiligten  *'^)  und  der  Staat  seit  1592  die  Kosten  der  Mahl- 
zeit übernahm.  An  derselben  wurden  nicht  nur  Priester,  sondern  auch 
Klein-  und  Cirossräthe  und  «jeder  ehrliche  Bürger»  gastfrei  gehalten. 

1502,  Zinstag  vor  Mariae  Heimsuchung.  VfThütt  hand  M.g.  H.  aber- 
mahlen angsehen  vnd  Lütterung  gethan,  von  wegen  der  Ordnung  vnd 
kostcns,  so  vff  dem  järlichen  Schlachtjarzyt  vff  Cirilli  in  der  Schlacht  Cappell 
by  Sempach  vffgat  vnd  ein  Seevogt  in  namen  M.g.  H.  zu  versorgen  hatt, 
nämlich  das  man  jedem  priester,  so  diss  tags  by  dem  Gotsdienst  alda 

1)  Gcschichtsfreund  XV,  85,  86. 

*)  1543  betrugen  die  Kosten  16  Gulden  4  Schilling. 

1572         »  »         ^        22        »10        -^ 

Niemals  kamen  vor  1798  die  Kosten  so  hoch  zu  stehen,  wie  z.  B.  diejenige  für 
den  Musegger-Umgang,  der  1786  621  (rld.  12  Seh.  kostete,  während  die  Auslagen  für 
die  Mahlzeit  an  der  Säcularfeier  von  1786  sich  auf  248  Gulden  30  Schilling  beliefen; 
1785  auf  247  (iki.  15  Schill. 

®)  Die  Auslagen  beliefen  sich  1825  auf  14 16  Fr.  a.  W. 

182O  -  1214  - 
1829  -   711  - 

1831  -  1482  - 

1832  -  1600  - 
2443  -  '»43  - 


4^3 


gegenwirtig  für  dz  mal  vnd  präsenz  zalen  solle  xx  ß ;  demnach  wo  ettlich 
Leyen  von  klein  vnd  gross  Rhäten  vnd  Eerlichen  Burgern  ouch  zugegen 
wären,  denselbigen  ouch  Iren  Imbiss  zalen,  aber  sonst  ferners  noch  wy  tters 
nützit  noch  Jemand  anderm. 

RathsprotokoU  XLIII,  fol.  ii6.  —  Balthasar:  Merkwürdigkeit^»  W,  63. 

Die  Kosten  für  die  Jahrzeit  wurden  in  frühcaWr  Zeit  aus  dem  Ein- 
kommen der  Seevogtei  Sempach  bestritt«« 

Das  RathsprotokoU  Nr.  LV,  fbl.  291,  gibt  hierüber  folgenden  Auf- 
schluss:  «161 7,  Samstag  affcFi  Ulrich. 

Als  dann  Hex»  Vogt  Gebhart  Fötzer,  diser  zit  Seevogt  zu  Sempach, 
diewyl  künftiger  tagen  das  Schlachtiartzit  zu  Sempach  werd  gehalten 
werde»,  Erbracht,  wie  daz  bishärr  nach  altem  bruch,  wer  dis  besucht  von 
deifl  innemmen  der  Verwaltung  der  gedachten  vogti  der  umbkosten  bezalt 
werd  und  aber  verschiner  Jaren  wenig  innemens,  hingegen  aber  zimliche 
vsgeben  des  erstens  der  rechnung  M.  gn.  H.  möchten  ein  turen  han  und 
aber  darumben  M.  gn.  Hm.  raht  begert,  wie  sich  er,  gedachter  Seeuogt, 
in  künftigem  oder  sine  nachkommenden  zu  verhalten  wüssten  etc.  ufF  ver- 
hör dis  handeis,  in  Ansehen  und  in  betrachtung,  dass  unsere  lieben  Alt- 
vordern als  vil  zu  Sempach  den  Anfang  mit  Vergiessung  ires  schweisses 
und  Bluts  unsers  jetzund  regierend t  freyen  vatterlands  vnd  Eydtgnoschaft 
angefangen,  derhalbcn  es  nachmalen  vnd  zu  ewigen  ziten  bin  alten  wol 
angefangenen  Bruch  wie  obgehort  vnd  fürbracht  verbliben  soll,  es  gebe 
Innemmens  vnd  hingegen  vsgebens  inskünftigen  ziten,  vill  oder  wenig, 
diesem  ein  Seevogt  iederzit  us  bevelch  sines  tragenden  ampts,  one  fürkeren 
für  M.  g.  H.  nachgehn  und  sich  altzit  also  verhalten.» 

Allein  die  sich  stets  mehrenden  Kosten  bestimmten  bald  nachher 
den  Rath,  den  Seevogt  der  Sorge  für  das  Schlachtjahrzeit  zu  entbinden 
und  die  Obsorge  hiefür  dem  Seckelmeister  zu  übertragen.  Gleichzeitig 
wurde  zum  ersten  Mal  fixirt,  wer  bei  diesem  Anlasse  gastfrei  zu  halten 
sei,  wie  folgender  Beschluss  zeigt. 

1640,  23.  Juli.  Beschluss  des  Rathes  von  Luzern  wegen  der  Sempacher- 
Schlacht'/ahrzeit.  Uff  das  von  Minen  g.  Herren  gantz  wolmeinlich  dis- 
curriert  und  red  gehalten  worden,  welcher  gestalten  der  vmbkosten  vfT 
dem  gewonlichen  Schlacht-Jahrzy  tt  zu  Sempach,  So  ein  zytthar  von  einem 
Jahr  zu  dem  anderen  sich  mercklich  gemeeret,  ein  gwüsse  Ordnung  könne 
angestellt  vnd  gemacht  werden,  alls  habcndt  sy  sich  dessen  crkhendt  und 
entschlossen,  das  wylen  man  us  bedencklichen  Ursachen  uff  gemelten  tag 
ein  eerliche  mahlzytt  nit  wol  abgehen  lassen  könne,  so  solle  vürterhin, 
wan  dis  Jahrzytt  sich  werde  machen,  allwägen  ein  Sekelmeister  mit  einem 
wirt  überkommen  und  ein  Seevogt  sich  dessen  gantz  nützitt  annemen  noch 
beladen  solle.  Und  werdent  uff  diser  mahlzyt  gast  fry  gehalten  werden : 
Eerstlich  die  ankommenden  fremden  Priester  und  andere  geistliche  ordens 
persohnen.  Item  min  gnädig  Herren  von  Kleinem  und  Grossem  Rhat, 
wie  auch  ire  burger  und  so  sonsten  von  den  loblichen  4  Catholischen  Orten 
Eeren- Personen  ankommen  möchten.  Item  auch  Schultheiss  vnd  Rhat 
zu  Sempach,  und  das  im  übrigen  sowohl  die  bysässen  alhie  alls  andere 
glych  burger  ald  weidlütt,  wie  auch  die  wyber  vsgeschlossen  syn  vnnd 
hiemit  ein  Sekelmeister  by  diser  Ordnung  verblyben,  wie  er  dan  sich  all- 
wägen mit  einem  wirt  ze  verglychen  wol  wüssen  wirt. 

RathsprotokoU  Nr.  LXVI,  fol.  279  b — 280. 


464 


' 


Die  Beschreibung  der  Schlachtfeier  anlässlich  der  4.  Säcularfeier  findet 
sich  in  den  Züricher  Monatlichen  Nachrichten  von  1786,  iio — 112,  die- 
jenige der  schweizerischen  Offiziersgesellschaft  von  Sursee,  welche  das 
Schlachtfeld  besuchte,  im  Helvetischen  Museum  1786,  in  den  Zürch. 
Monatl.  Nachrichten  1786,  122 — 125.  Die  Regierung  hatte  von  Veran- 
staltung einer  grossem  Feier  Umgang  genommen ;  die  grosse  Medaille 
zur  Erinnerung  an  die  Schlacht  konnte  wegen  des  gewaltsamen  Todes  des 
Medailleur  Schw^endimann  nicht  zur  Ausführung  gelangen.  Auch  der  von 
Seckelmeister  Felix  von  Balthasar  projectirte  Neudruck  der  Schrift  von 
Langhans  über  den  Sempacher-Krieg  von  16 19  unterblieb,  weil  es  sich 
herausstellte,  dass  hier  nur  ein  Plagiat  vorliege.  So  verlief  die  Feier  sehr 
einfach.  *)  Dafür  schilderte  Johann  von  Müller  in  hochpatriotischer  Weise 
den  Heldentag  von  Sempach.  Seine  Darstellung  bildet  eine  der  schönsten 
Abschnitte  der  Geschichten  der  schweizerischen  Eidgenossenschaft, 

Glänzender  verlief  die  Feier  in  den  sogenannten  Direktorialjahren, 
wo  Luzern  eidgenössischer  Vorort  war,  und  sämmtliche  Tagsatzungs- 
gesandten, sowie  die  meisten  fremden  Gesandten  an  der  Feier  sich  bethei- 
ligten *),  namentlich  aber  am  6.  Säcularfeste  zur  Erinnenmg  des  Beitrittes 
von  Luzern  zum  Schweizerbunde  ( 1 832),  1 836  '),  und  beim  eidgenössischen 
Freischiessen  in  Luzern  (1852).  Bei  letzterm  Anlasse  wurde  in  Sempach 
die  Idee  zur  Erstellung  eines  Winkelried-Denkmals  angeregt. 

Im  Jahre  18O5  stellte  die  Gemeinnützige  Gesellschaft  auf  Anregung 
von  Herrn  Professor  Johann  Pfister  in  Luzern  an  den  Regienmgsrath 
das  Ansuchen,  die  Serapacherschlachtfeier  in  der  Weise  umzugestalten, 
dass  diesem  Feste  eine  allgemeine  Betheiligung  gesichert  und  dasselbe 
zu  einem  allgemeinen  Volksfeste  erhoben  würde. 

-  Die  Festfeier  in  Sempach  war  in  alter  Zeit  eine  vorwiegend  religiöse; 
sie  schloss  sich  an  die  Kirchweihe  an,  die  am  Sonntag  vor  dem  Schlacht- 
jahrzeit  stattfand.  Aber  diese  beiden  Festtage  waren  keinesw^s  die  ein- 
zigen Tage,  an  welchen  in  der  Schlachtkapelle,  die  zeitweise  sehr  besucht 
war,  Gottesdienst  gehalten  wurde.  Das  alte  Jahrzeitbuch  von  Sempach 
gibt  folgenden  Aufschluss  über  die 

Einiüeihung  der  Schlachtkapelle, 

Anno  Domini  1387,  prima  die  post  festum  S.  Udalrici  Episcopi,  con- 
secratum  est  saccllum  nominatum  ann  der  Schlacht  ad  laudcm  et  gloriam 
Dei  omnipotentis,  et  in  honorem  B.  V.  M.  et  S.  Cyrilli  Episcopi,  quo  die 
factus  contiictus  contra  principem  Leopoldum  de  Austria,   et  omnium 


*)  Die  Rechnung  gibt  folgende  Auskunft : 

Gld.  Seh. 
Allmosen 24     — 


Gld.  Seh. 
6     — 


Opfcrgeld      .     .     .     . 

Kirche 

(lloUation  .  .  .  . 
Ehrenprediger  GöldÜn 
Schiftleute  .  .  .  . 
Trinkgeld  der  Magd    . 


12 

I 
I 


20 

35 

30 
20 
20 


Küche 

Ehrenwein 3  — 

Almosen  auf  der  Reise    .     .  i  — 

Messgelder 36  — 

2  Mahlzeiten 248  30 

Pferdelohn  samt  Trinkgeld  .  r3  20 

Reparatur  der  Kapelle     .     .  72  9 


^)  1819,  1820,  1825,  1826,  1831,  1832,  1837,  1838,  1843,  1844. 

*)  (lesänge  aufgeführt  von  den  Luzerner'schen  Sängervereinen  an  der  Sempacher 
Schlachtfoier  am  ii.  Heumonat  1836.  Sursee;  Schnyder.  —  Danmter  kein  einziges 
Lied,  das  mit  dem  Tage  von  Sempach  in  irgend  welcher  Verbindung  steht! 


1 


465 


apostolorum  et  Evangelistanim,  decem  Millium  Martynim,  Undecim  mil- 
lium  Virginum,  trium  Regum,  S.  Christophori,  S.  Catharinae. 

Vnnd  hat  ouch  der  Bischoff  doselbst  Abblas  geben  allen  mentschen, 
so  mit  waarer  rüw  vnd  Leid  ihrer  Sünden  darkommend  uff  der  heillig 
tagen  obbemelt,  ouch  an  der  Kilchwychung  der  Capell,  die  dann  Järlich 
gehalten  werden  soll  an  dem  nächsten  Sonntag  nach  Sanct  Vlrichstag, 
vnd  ouch  alle  hochzitliche  tag.  Vnd  war  alda  Mass  lisst  oder  Mass  höret 
oder  Mass  frownt  mit  andacht,  oder  sin  almusen  daar  gibt,  oder  für  die 
Seelen  so  alda  vmbhkommen,  vnd  alle  Chris tgleubigen  Seelen  bittet  fünf 
Vater  vnser  vnd  Ave  Maria  zu  lob  vnd  ehren  Got  dem  almechtigen,  vnd 
trost  obgenanten  Seelen,  omnibus  his  nominatus  Episcopus,  auctoritate  Sedis 
Apostolicae  indulgentias  centum  dierum  mortalium  in  Domino  concessit. 
Jahrzeitbuch  von  Sempach  vom  Jahr  1604.  Geschichtsfreund  IV,  83 — 84 ;  XV,  82. 

Die  älteste  Inschrift  der  Schlachtkapelle  ^)  lautete : 

Ab  ortu  Christi  transactis  mille  annis  ac  trecentis, 

Quinis  simul  octaginta  plene  completis 

Anno  quoque  posteriori  Julii  septimo  Idus  luce  quoque  lune, 

Peremit^^gladio  Lucem,  Schwiz,  Vri,  Vnterwalden, 

Lupoldum  nobilem  cum  suis  Austrie  Ducem. 

Abbildungen  der  Schlachtkapelle  s.  S.  436.  Ueber  die  Restaurationen 
an  der  Kapelle  liegen  zahlreiche  Acten  vor;  laut  Rechnungen  wurden 
solche  in  grösserm  Umfange  besonders  ausgeführt  in  den  Jahren  1551  bis 
1554»  1558  bis  1561,  1590,  1785. 

Nachdem  im  Jahre  1473  die  Schlachtkapelle  in  Sempach  neugeweiht 
worden  war^),  suchte  man  den  Herzog  von  Oesterreich  zu  bestimmen,  in 
Sempach  eine  ewige  Messe  zu  stiften.^) 

Der  «Schlachtbruder»,  der  wie  alle  Staatsbedienten  vom  Staate  be- 
kleidet wurde*),  besorgte  schon  vor  1426  die  Kapelle,  und  hatte  hiefür 
vom  Staate  freie  Wohnung  und  etwas  Land  inne;  als  erster  Schlacht- 
bruder wird  Hans  Grüning  von  Petershausen  genannt.  Den  Gottesdienst 
versah  seit  dem  Jahre  1482  der  Kaplan  in  Hildisrieden,  wie  folgender 
Beschluss  zeigt  ^) : 


>)  L'Etat  et  Les  Delices  de  La  Suisse.  Basle,  1764,  IT,  385.  —  Balthasar:  Merk- 
würdigkeiten II,  249. 

*)  Wir  ünden  hierüber  folgende  Nachrichten : 

1473.  Zahlung  von  1 1  Gulden  dem  Weihbischof  für  Einweihung  der  «Kapell  an 
der  Schlacht»  durch  den  Kaufhausmeister  Rudolf  Sidler :  aber  hat  er  daran  gewert  XI 
guldin  dem  wichbischofT  ze  Ion,  als  er  die  kappel  an  der  schlacht  wicht.  —  Rechnungs- 
buch der  Stadt  Luzcrn  Vogteien  I,  290. 

Der  Seevogt  von  Sempach  bringt  in  der  Rechnung  von  1473,  Donnerstag  vor 
Jakob,  in  Ausgabe  «an  die  kappel  an  der  schlacht  ze  Sempach  4  liber  haller».  —  Rech- 
nungsbuch der  Vogteien  II,  472. 

•)  1474,  18.  April.  Luzem.  Abschied  der  Tagsatzung:  Item  gedenken,  ob  es  fug 
hat,  an  den  forsten  zu  bringen,  ein  ewig  mess  zu  Sempach  an  4er  Schlacht  zu  stiften, 
den  armen  seien  zu  trost  vnd  hilff. 

Amtliche  Sammlung  eidgenössischer  Abschiede  II,  487. 

*)  Das  Umgeldbuch  von  i486  sagt  z.  B. :  3  */«  flf  um  tuch,  hand  min  Herrn  dem 
bruder  an  der  schlacht  bracht. 

*)  Luzemer  Rathsprotokoll  V,  B,  536. 


Liebenau,  Schlacht  bei  Sompach. 


30 


466 


Vff  dem  obgenanten  tag  hant  bed  Rätt  gönnen  eim  priester  zu  Hil- 
gisrieden  alle  jar  xe  geben  sechs  gülden  us  irem  seckel  und  darumb  sol 
er  al  wuchen  ein  mess  haben  in  der  Cappel  an  der  Schlacht  und  sol  man 
im  geben  und  daz  teilen  ze  geben  al  fronfasten  4  ff  untz  uff  miner  Herren 
widerruffen,  die  daz  wol  absagen  mögen  wan  sy  wellen. 

Im  Jahre  1600  übernahm  der  Kaplan  von  Sempach  die  Lesimg  der 
Wochenmesse  gegen  eine  vom  Staate  zu  leistende  Entschädigung,  seit 
1602  aber  der  Frühmesser. 

Das  Beinhäuslein  neben  der  Schlachtkapelle  wurde  1594  erbaut 

1866  wurde  am  9.  Juli  zum  ersten  Male  nach  dem  neuen  Programm 
die  Festfeier  in  Gegenwart  der  kant.  Behörden,  mit  Zuzug  von  Militär, 
Feldmusik,  unter  Betheiligung  der  städtischen  Vereine,  gehalten.  Neu 
war  die  Abhaltung  einer  Rede  eines  weltlichen  Abgeordneten  der  Regie- 
rung beim  Winkelried-Stein  und  die  Absingung  von  Liedern  daselbst. 

Früher  hielt  je  ein  Abgeordneter  der  Studentenschaft  und  ein  Schüler 
des  Lehrerseminarsfgersterer  unter  einem  Nussbaum,  letzterer  unter  einem 
Zwetschgenbaume,  eine  Festrede.  Die  Wahl  des  Redners  war  seit  1844 
mit  einem  Kampfe  der  beiden  politischen  Parteien  unter  den  Studenten 
verbunden. 

Nach  Einvernahme  des  Erziehungsrathes  wurde  das  Programm  zu 
einer  erweiterten  Schlachtfeier  festgesetzt  und  dabei  namentlich  bestimmt, 
dass  jewcilen  ein  vom  Regierungsrathe  bezeichneter  Festredner  auftreten 
soll.  In  Folge  dieser  Neuerung  wurde  auch  der  Bau  einer  Festhütte 
erforderlich.  Die  Studentenschaft  und  die  Zöglinge  des  Lehrerseminars 
sollten  namentlich,  mit  successiver  Betheiligung  der  Schüler  der  Mittel- 
schulen, zur  Belebung  des  Festes  beitragen.  Erst  seit  dieser  Zeit  wurden 
durch  gedruckte  Circulare  (Programme)  die  Vereine  zur  Betheiligung  am 
Feste  eingeladen. 

* 

Schon  in  alter  Zeit  wurde  die  Schlachtkapelle  oft  besucht ;  man  be- 
trachtete den  Ort,  wo  die  Helden  im  Kampfe  für  das  Vaterland  ihr  Blut 
vergossen,  als  einen  Wallfahrtsort  (vgl.  die  Urkunde  über  die  Stiftung  der 
Kaplanei  Hildisrieden  vom  2.  Mai  15 16,  Geschichtsfreund,  Einsiedeln, 
II,  203).  1608  besuchten  Gabriel  Herman,  Schullehrer,  Hans  Jakob 
Wäber,  ebenfalls  Lehrmeister  zu  Bern,  und  Josef  Hermann,  Prädicant  zu 
Rud,  Sempach,  um  «die  Antiquitäten  der  vor  Zeiten  geschehenen  Schlacht 
zu  besichtigen».  Miscellanea  Tigurina  II,  52. 

* 
In  den  österreichischen  Städten  wurde  jeweUen  am  9.  Juli  för  Herzog 
Leopold  und  seine  Getreuen  ein  kirchlicher  Gedenktag  gehalten.  *) 

*)  Vgl.  oben  S.  329 — 348.  Dazu  ist  nachzutragen,  dass  auch  in  Oberwinterthur 
sich  eine  solche  Jahrzeit  nachweisen  lässt.  Ein  besdiädigtes  Blatt  des  Jahrzeitbuches, 
das  nach  gütiger  Mittheihing  von  Herrn  Dr.  A.  Hafner  in  der  Stadtbibliothek  Winter- 
thur  liegt,  meldet :  Anno  domini  etc.  CCCLXXX  VI.  periit  et  succubuit  nobilis  d(ominus) 
Lütoldus  dux  Austriae  et  multi  nobiles,  milites  et  barones  (per  ülos)  de  Switz  et  de  Lu- 
cema  ante  oppiduro  Semppach. 


-T^^ypr^ 


Inhalts  -Verzeichniss. 


Geschichte  des  Sempacher-Krieges. 

I.  Einleitung  .......... 

II.  Die  Kriegsursachen 

III.  Die  Verwickelungen  wegen  des  Städtebundes    . 

IV.  Die  Landschaft  Entlebuch  unter  Peter  von  Thorberg 

V.  Der  kleine  Krieg  vom  December  1385  bis  zum  Waffenstill- 
stand vom  22.  Februar  1386 

VI.  Neue  Kriegsrüstungen  und  Friedensverhandlungen.   Vom 

März  bis  Juni  1386 

VII.  Die  ersten  Kriegsthaten  der  Eidgenossen  nach  Ablauf  des 

Waffenstillstandes.  Vom  22.  Juni  bis  8.  Juli 
VIII.  Der  Vormarsch  der  Oesterreicher  gegen  Willisau  und  Sur- 

IX.  Die  Organisation  des  österreichischen  Heeres    . 
X.  Die  Schlacht  bei  Sempach  ...... 


Seite 
I 

29 
40 

49 
56 
61 

67 
72 
7.8 


Berichte  über  die  Schlacht  bei  Sempach. 


A.  Chroniken  und  Annalen 

B.  Jahrzeitbücher  und  Nekrologien      .... 

C.  Lieder  und  Sprüche 

D.  Urkunden,  Rathsbeschlüsse,  Rechnungen 

E.  Trophäen  und  Reliquien  aus  der  Sempacherschlacht 

F.  Abbildungen: 

A.  Schlachtenbilder 

B.  Bilder  einzelner  Personen  .... 

C.  Heraldische  Arbeiten 

D.  Pläne  des  Schlachtfeldes  von  Sempach 


lOI 

329 

349 

377 
401 

411 
422 
428 

435 


468 


E.  Ansichten  der  Schlaclitkapelle  von  Sempach 

F.  Ansichten  von  Sempach    .... 

G.  Winkelried-Haus  in  Stans 

G.  Monumente 

H.  Denkmünzen 

J.  Die  Volkssagen  von  der  Sempacherschlacht    . 
K.  Feier  der  Schlachtjahrzeit       .... 


Seite 

437 

438 
443 
445 
459 


I. 

IL 
III. 

IV. 

V. 

VII. 

VIII. 

IX. 

X. 

XL 


Verzeichiiiss  der  Abbildungen. 


Schlacht  zu  Sempach  von  Rudolf  Manuel,  genannt  Deutsch,  von 

Bern,  vom  Jahre  1551.  Vgl.  Seite  248  und  413. 

Siegeltafel.  Vgl.  S.  42,  124,  91,  95. 

Bild  Herzog  Leopolds,  Johanns  von  Ochsenstein  und  Markgraf 

Otto's  von  Hochberg. 

Bild  der  Schlacht  aus  der  österreichischen  Chronik  von  Königs- 

felden  vom  Jahre  1480.  Vgl.  Seite  115. 

und  VI.  Abbildungen  der  eroberten  Panner.  Zu  S.  403 — 408. 

Winkelried-Haus  bei  Stans.  Vgl.  Seite  437. 

Schlachtkapelle  bei  Sempach.  Seite  98. 

Sempacherbrief.    Aelteste  Kriegsordnung  der  Eidgenossen  vom 

10.  Juli  1393. 

Panzerhemd  Herzog  Leopolds.  Zu  Seite  401. 

Plan  des  Schlachtfeldes  von  Sempach. 


Druck  der  Zollikofcr'stlicn  Biichdnickerei  in  St. 
Pa|iicr  aus  der  Pa[iierfabrik  Biberist. 


L 


ST?