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Full text of "Die Schmetterlinge in Abbildungen nach der Natur"

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WILLIAM SCHAUS 


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PRESENTED 


TO THE 
NATIONAL MUSEUM 
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Schmetterlinge 


Abbildungen nach der Natur 
mit Beſchreibungen 


Eugenius Johann Chriſtoph Esper. 


Herausgegeben 


mit Zuſätzen 


von 


Touſſaint von Charpentier, 
berbergamts-Direktor, Ritter des rothen Adler-Ordens 
dritter Claſſe, Mitglied der Leopoldin. Carolin. Academie der Naturforſcher zu Bonn; der Ges 
ſellſchaft naturforſchender Freunde zu Berlin; der mineralogiſchen zu Dresden und zu Jena; der 
helvetiſchen Naturforſcher; der ſchleſiſchen und lauſitziſchen Geſellſchaft für vaterländiſche 
Cultur und einiger anderen. N 


Königl. Preuß. Berg = Hauptmann und O 


Zweiter Theil. 
Europäiſche Gattungen. 


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Leipzig, 
T. O. Weigel. 


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Der 
fünften Claſſe des Thierreichs dritte Ordnung 


Nach dem Linneiſchen Syſtem 


Inſecten mit beſtäubten Flügeln 
f Lepidoptera oder Schmetterlinge. 


Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge, Abendfalter, 
Dämmerungsvögel, Schwärmer, Pfeilſchwänze, 
5 Unruhe, Sphinre. 


Papillon - bourdon. Pylstaart - Vlinder. Onrust. 


=. Ordnung des Syſtems führet uns auf die zwote Hauptabtheilung 
S der Inſecten, denen der Schöpfer beſtäubte Flügel zugelegt hat. 

Sie iſt die kleinſte nach der Anzahl der Gattungen. Kaum ſind 
bey dem emſigſten Nachſuchen, etliche dreyſig Europäer noch bekannt ge— 
worden. Die Ausländer haben dieſe Anzahl, ſo weit unſere Entdeckungen 
reichen, eben nicht beträchtlich überſtiegen. Wie viele hunderte von Papi— 
lionen, von Phalänenarten hingegen werden jetzt gezehlt. Gewiß Verhält— 
niſſe, welche etwas nicht allzuregelmäſiges haben. Mich deuchtet, die Na— 
tur habe für unnöthig gefunden, bey einem Geſchlecht der Thiere, deren 
Leben, was noch dazu die vorzüglichſten Gattungen betrift, in wenigen 
Stunden des Abends oder Morgens, ſeine Beſtimmung erreicht; um das 
Leere, in der Zeit, welche weder Licht noch Nacht, ſondern blos verworre— 
ne Dämmerung iſt, auszufüllen; mit einem vervielfältigten Fleiſe zu ver— 
weilen. Genug, wenn nur einige Gattungen dieſer Geſchöpfe, ſich auf der 
düſterwerdenden Schaubühne des Sichtbaren zeigen, wenn jede etwas ge— 
mäſigte Gegend, einige derſelben hat. Vielleicht aber iſt noch zur Ergän— 
zung der Stuffenfolge ein groſſer Theil derſelben verborgen; vielleicht hat 
es an unſeren Aufſuchungen ſelbſten Bi Man hat würklich viel neues 

A 3 


6 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


ſeit einigen Jahren gefunden. Heiſſere Länder machen das Vaterland der 
Sphinxe eigentlich aus. Sie wurden von da, mit vielem Fleiß herbey ge— 
höhlt. Man machte Entdeckungen, welche beträchtlich geweſen. Allein fie 
haben das erſtgedachte Verhältniß doch nicht mehr ins gleiche gebracht. 
Das Geſchlecht der Papilionen, und Phalänen, hatte zugleich einen noch 
mehr überſteigenden Zuwachs erhalten. Die Abendſchmetterlinge ſind bey 
dieſen Erweiterungen allen, die kleinſte Abtheilung der Lepidopterorum bis 
jetzo geblieben. Eine Betrachtung, wodurch die Maasregeln des Herrn von 
Linne vorläufig gerechtfertiget werden. Wir erblicken Gattungen in ſeinem 
Syſtem, die unter ſich mehr abweichendes, als bey den Tagſchmetterlingen 
haben. Sie ſind in Abſicht auf die Lücken der Stuffenfolge beträchtli— 
cher von einander getrennt. Man könnte ſie daher mit aller Befugniß in 
mehrere Geſchlechte vertheilen. Wie klein aber würde alsdann die Anzahl 
jeder unter geordneten Species werden. Noch ſind ihre Gränzen, ihre Ver— 
wandſchaften, theils zu ſehr abgeſondert, theils wieder zu nahe verbunden. 
In beyden werden durch den Anſchein der beſſeren Ordnung nur mehrere 
Schwürigkeiten gemacht. Genug, daß ſich generiſche Charactere fanden, 
welche weſentlich ſind, und die den Sphinx des Herrn Archiater von ſei— 
nem Papilio und der Phaläne unterſchieden. Ohne Abweichungen, ohne 
Ausnahme, iſt kein Syſtem möglich, ſo weit wir jetzt in dem Stückwerk 
unſerer Erkenntniſſe ſind. Das Vollkommenſte wird immer dasjenige ſeyn, 
wo die Mängel am erträglichſten ſind. Gerade bey dieſem Geſchlecht aber, 
dürfen wir uns über das Verfahren unſeres verewigten Verfaſſers, nicht 
im mindeſten beklagen. Er hat dieß kleine Volk in gut bezeichnete Hor— 
den, in gleich richtig beſtimmte Familien zu lagern gewuſt. Dieß erſetzt 
den Mangel der generiſchen Namen. Wir überſehen in dieſer Verbin— 
dung das Ganze leichter, die Lücken müſſen nach ſeiner Claſſification min— 
der auffallendes haben, und zum Eintragen, der neuentbeckten Gattungen, 
bedarf es eben ſo wenig eine Aenderung; es ſind offene Plätze da, um in 
dieſe das Gefundene zu vertheilen. 

Bevor ich aber erläutere, was ein Abendſchmetterling iſt, bedünkt 
mich, eine Erklärung des obſtehenden Namens nöthig zu ſeyn. Eine Be: 
nennung, welche ungemein viel bedeutendes hat. 

Wie bekannt iſt, gefiel es dem Ritter von Linne, das Geſchlecht der 
hier untergeordneten Gattungen mit dem Namen Sphinx zu bezeichnen. 
Die Benennung iſt aus der Mythologie, ohne es erinnern zu dürfen, ge— 
borgt. Auch die Ungeheuer des fabelhaften Alterthums, lieferten 49 1 groſ⸗ 


si 


Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 7 


ſen Reichthum von Namen. Dem Gedächtniß wird durch dieß neue der 
Fabelgeſchichte bey einer neuen Gattung von Schmetterlingen abermalige 
Aushülfe verſchafft. Der ſo rätzelhafte Sphinx mußte zu dem Allgemeinen 
der Benennungen Anlaß verſchaffen. Reaumür hat zuerſt ſich dieſes Na— 
mens bedient. Er belegt aber mit dieſem Wort nur eine einzige Gattung, 
es iſt der Sphinx Ligustri. Die Geſtalt der Raupe deſſelben, an der er 
eine beſondere Stellung bemerkt, ſcheint den Namen Sphinr ihm in 
das Gedächtniß gebracht zu haben. Sie richtet im Liegen den Kopf mit 
den ſechs vordern Füſſen gerade in die Höhe, und ſo haben wir eine Aehn— 
lichkeit mit dem Bilde des Sphinx, wie ihn die Künſtler der Alten in 
Bildſäulen zu Verzierungen vorgeſtellet haben. Nun iſt den meiſten Rau— 
pen unſerer Abendſchmetterlinge, wenigſtens denen von den gröſſeren Gat— 
tungen, gleiche Eigenſchaft, obwohl in etwas mindern Grad gemein. Ur— 
ſache genug, dieſem einmal gebrauchten Namen einen gröſſeren Umfang 
zu geben. Reaumürs Sphinx aber gieng nachher wiederum ein. Seine 
Raupe hatte ſchon vorhin, von der Futterpflanze, einen weit ſchicklichern 
Beynamen erhalten. Herr von Linne machte mit mehrerem Grund einen 
Abtheilungsnamen daraus. Darf ich alſo wohl noch einer andern An— 
ſpielung gedenken? Der fabelhafte Sphinx, beſtund aus Körpern von 
zweyfacher Geſtalt. Deſſen Vordertheil glich einem Menſchen, das hin— 
tere einem Drachen, einer Schlange, einem Hunde a). Uns liegt nichts 
daran, welches von dieſen Zwitterbildern das eigentlichſte geweſen. Ge— 
nug der Abendſchmetterling ſcheint ebenfalls ein zuſammengeſetztes Geſchöpf 
von Papilio und Phaläne zu ſeyn. Er hat den Leib und die Geſtalt 
der letzteren, und nach den Fühlhörnern kommt derſelbe dem erſteren nahe. 
Noch iſt die Zeit ſeines Fluges eben auch das Mittel zwiſchen beyden. 
Dämmerung gehört weder zur Nacht noch zum Tage, ſie iſt aus bey— 
den zuſammengeſetzt. Gewiß in dem Bilde des erdichteten Sphinx, eine 
mit vielem Scharfſinn erwehlte Bedeutung, für ein vor Linne noch unbe— 
nanntes Geſchlecht. 


Man hatte ehehin die hier beſchriebenen Gattungen, theils zu den 
Nachtvögeln, theils zu den Tagvögeln, gezogen. Nun liefert uns die 


a) Palaephatus xe arıgoy Cap. VII. — „Hinterleibs ſoll einem Hunde, das Haupt 
goαεα EV EXOv οο xuvog, v ονονι De xt „und Angeſicht einem jungen Frauenzim— 
MPOEGWTOy XUpmg, Tiepuyag dpviTog, po- „mer, die Flügel jenen der Pögel, ge— 
vv de ae Dοtme. — „Die Geſtalt des „glichen haben. ꝛc. 


8 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Geſchichte der Sphinxe eigene Namen genug. Was irgend die Mytholo⸗ 
gie abendtheuerliches nennt, unförmliche Bilder „ veränderte Geſtalten, 
ſchreckliche Ungeheuer, dieß alles wird auf unſere, das Düſtere liebende 
Schmetterlinge ganz ſchicklich zu Erleichterung des Gedächtniſſes überge— 
tragen, und hier iſt Vorrath ohne Zahl zu Benennungen, welche bis— 
weilen noch dazu etwas weſentliches erklaren. Ich muß der vorzüglich— 
ſten zum Beyſpiele erwähnen. Ocypete und Ello waren jene fürchter— 
lichen Harpyen, welche Virgil ungleich ſchöner, als ſie ſelbſten waren, be— 
ſchrieben. Alecto, Megära und Tiſiphone find mit Schlangenhaaren 
bekleidete Furien, Atropos die traurige Todenparce, Elpenor der in 
ein Schwein verwandelte Gefehrte des irrenden Ulyſſes geweſen. Tanta— 
lus und Ixion, waren beſtrafte Bewohner des Oreus. Auch die Na— 
men der Centauren bothen Vorrath zu Benennungen dar. Wir tref— 
fen aber noch andere Inſecten mit unbeſtäubten Flügeln, ähnlich gebil— 
dete Abendſchmetterlinge, unter dieſen ſo unſyſtematiſchen Sphinxen an. 
Ihre Geſtalt biethet für das Gedächtniß bequemere Namen. Sie glei— 
chen z. B. einer Hummel, einer Weſpe, oder einem Schnacken, ſie wur— 
den fuciformis, apiformis , vespiformis, tipuliformis genennt. Wo die 
Futterpflanze der Raupe, durch Erfahrungen entſchieden, da hatte des 
mindern Anſtand, von ſolcher den Namen zu borgen. Eine Pflanze dieſer 
Art aber muſte die vorzüglichſte und faſt eigene Speiſe derſelbigen ſeyn. 
Maasregeln, die ich ſchon bey den Tagſchmetterlingen bemerkt, und in 
dem geſammten Reiche der Inſecten von dem Herrn Archiater zum Grun— 
de gelegt ſind. Dieß aber wird bey jeder Gattung erſt ausführlich 
geſagt werden. 

Die teutſche Benennung Abendſchmetterling, und die verwandten 
Synonymen, können wohl aller Erklärung entrathen. Sie beſtimmen die 
gewöhnliche Zeit der flüchtigen Erſcheinung dieſer Geſchöpfe. Die Sache 
ſelbſten aber entbiethet dem nie müſſigen Geiſt des Naturforſchers, eine 
um ſo mehr fruchtbare Betrachtung dar. Die Dämmerung iſt es, wo 
wir die meiſten der gegenwärtigen Gattungen, und zugleich die gröſſeſten, 
als ihre anerſchaffene Flugzeit, erblicken. Bey Tage find fie träge, fie 
ruhen, ſie ſitzen unbeweglich an verborgenen Plätzen; ſehr lebhaft aber 
wird ihre Bewegung, wenn die alles belebende Sonne, ſich dem Geſichts— 
kreis entzieht. Nur dann, wenn die Natur zur Ruhe geht, tritt der 
Abendſchmetterling zur Thätigkeit auflebend herfür, wenn die durch erfri— 
ſchende Düfte, von neuen gefüllten Kelche der Blumen, ihm kühlenden 

Nectar 


Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 9 


Nectar zur Nahrung verſprechen. Die von der Hitze des Tages welkende 
Pflanze bietet feinen feurigen und höchſt flüchtigen Trieben, nicht ge— 
nugſam geiſtige Nahrungsmittel, aus den zerlechzten Kelchen, dar. Nun 
aber winken die in Wohlgeruch ſich öfnende Blüthen dieſe Gäſte herbey. 
Vielleicht haben noch die Organe ihres Geſichts einen ſo eigenen Bau, 
daß ſie gerade nur dieſe Mäſſigung der Strahlen vertragen. Man weiß 
wenigſtens, daß ſich dieſe Abendſchmetterlinge bey ſpäterer Nacht entfer— 
nen, und zur Ruhe begeben. Eine Zeit, welche dem Menſchen ſelbſten 
die angenehmſte iſt, dürfte nicht leer von belebten Zeugen der höchſten 
Güte und Allmacht ſeyn. Jede Stunde ſollte uns Antrieb zu ihrer Be— 
wunderung werden. Der kommende Abend hatte bereits den vom tändeln— 
den Herumflattern ermüdeten Tagfalter in tiefen Schlummer verſenkt. Für 
die Phaläne war es noch zu frühe, vom Schlafe zu erwachen, um als 
Nachtabentheuer, angeſtaunte Erſcheinung des die Ruhezeit zum finſteren 
Arbeitstage machenden Menſchen, zu ſeyn. Ein mittleres Geſchlecht, müſ— 
ſe das Leere dieſes mittleren Zeitraums erfüllen. Ein Geſchöpf war nöthig, 
das durch feineres Gefühl, wenig Licht und Wärme in die regſte Bewegung 
zu bringen vermocht. Eine beſondere Spannung ſeiner Fibern, in einem ihm 
eigenen Grad, iſt dazu nöthig geweſen; die Sphinxe wurden geſchaffen. Sie 
werden zum ſchnellen Flug belebt, wenn die alles belebende Sonne erſtirbt. 
So bald die düſtere Nacht ſich verbreitet, ſuchte er ſeine vorige Ruhe wie— 
der, es lößt ihn die Phaläne ab. Er geräth wieder in Bewegung bey 
dem anbrechenden Morgen, um abermaliges Luſtſpiel, das mit der Däm— 
merung den Tag ſeiner Mühe verlangenden Menſchens zu ſeyn. Abwechſeln— 
de Würkungen nach ganz einförmigen Geſetzen. Einerley Grad der Wärme, 
es mag das Licht zugleich mit würken, erweckt in dem Papilio, das raſche Le— 
ben, und legt den Sphinx und die Phaläne in unthätigen Schlaf. Jenen bringt 
die Nacht zum Schlummer, und dieſe wird durch ſie, wie von neuem belebt. 
Ich habe nicht erſt zu erinnern, daß bey den hier untergeordneten Gat— 
tungen, die Natur wieder Ausnahmen hervorgebracht hat. Einige Abend— 
ſchmetterlinge find von der Art der Phalänen, und fliegen bey Nacht; ans 
dere haben, wie der Papilio, ihre Flugzeit nur bey Tage. Eine einzige Fa— 
milie, eben aber die beträchtlichſte unter allen, nimmt ſich hier am vorzüg— 
lichſten aus. Dieſe kann man nach erſterwähnten Eigenſchaften, am eigent— 
lichſten Abendſchmetterlinge heiſſen. Ich habe ſie an ihren Ort mit mehre— 
ren anzuzeigen. 


II. Theil. 


10 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Eine andere Benennung dieſer Geſchöpfe iſt von der Art ihres Fluges 
entlehnt. Sie werden Schwärmer genennt. Die ſchnelle Bewegung ih— 
rer Flügel verurſacht einiges Geräuſche. Erſt erwähnte Gattungen pflegen 
auch nicht in ſitzender Stellung, wie andere, die Säfte der Blumen zu ſau— 
gen. Sie verrichten diß durch ein freyes Schweben in der Luft. Dieſe 
Benennung iſt etwas allgemeiner, ſie hat aber auch, gleich der erſteren, ihre 
beſonderen Einſchränkungen wieder. Die Herren Verfaſſer des ſyſt. Verz. 
haben fie den Geſchöpfen dieſer ganzen Abtheilung beygelegt. 

Der Name Unruhe will nicht mehr als erſt erörterter ſagen. Es 
pflegen dieſe Zweyfalter nie lange an einem Ort zu verweilen. Ein beſtän— 
diges Herumirren von einer Blume zur andern, iſt ihrer Natur eigen ge— 
macht. Das franzöſiſche Papillon — bourdon, und das holländiſche onrust, 
ſind eben dieß bedeutende Worte. 

Noch werden dieſe Schmetterlinge auch Pfeilſchwänze (Pylstaart) ge⸗ 
heiſſen. Die Raupe hat zu dieſem Ausdruck Anlaß gegeben. Es führen die 
meiſten auf dem letzten Ring eine hornartige verlängerte Spitze. Man 
glaubt, ſie dienen ihnen zu würklichen Waffen. Pfeile ſind nun die vorzüg— 
lichſten Werkzeuge der Wehr, und ſo ward die Aehnlichkeit, und der Name 
beydes zugleich von dem Erfinder gedacht, und wie die erſtere, die mit eben 
nicht zu groſſer Beurtheilungskraft erfundene Benennung, auf die ver— 
wandten Gattungen übergetragen. Andere wollen noch in die Geſtalt des 
Zweyfalters etwas mit dieſem Bilde Uebereinſtimmendes finden. Etwelche 
derſelben führen den Leib am Ende nicht in eine ſchlanke Spitze verloren. 
Er iſt durch hervorſtehende Haare ins breite gebaut. Diß ſollte vielleicht 
nach der Fläche und den Wiederhacken das pfeilähnliche ſeyn. In der 
That aber hat man Bild und Begriffe vergeſſen, und dieſe wenig ſagende 
Benennung an die Stelle gebracht. Doch genug von leidigen Namen, 0 
habe die Unterſcheidungskennzeichen jetzt zu erklären. 

Der Verfaſſer unſeres Syſtems hat mit dem gröſſeſten Scharfſinn 
drey Merkmale für den Abendſchmetterling veſte geſetzt. Für eine Claſſe 
von ſo wenigen Geſchöpfen, ſind Charactere von weiten Umfang nöthig ge— 
weſen. Doch muſten ſie hinreichend, und der Beſorgniß einer Verwirrung 
vorgebeugt ſeyn, da jede einzelne Gattung Ausnahme von der Regel geſchie— 
nen. Ich denke mir die Verlegenheit des Verfaſſers bey dem erſten Ent— 
wurf; ich wuſte aber bis jetzt keine Verbeſſerung darinnen zu machen. Man 
darf die Kennzeichen nur im Zuſammenhang bey jeder vorkommenden Gattung 
vergleichen, nie wird man den Sphinx mit dem Papilio, nie dieſen mit der 


Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 14 


Phaläne, nach den Linneiſchen Characteren verwechſeln. Genug es find folgen- 
de: der Abendſchmetterling beſitzt erſtlich Fühlhörner, welche in der 
Mitte dicker, und ſo nach an beyden Enden dünner gebildet ſind. Sie 
haben noch überdiß eine etwas eckigte Figur. (Antennae medio craſſiores, 
ſeu utraque extremitate attenuatae ſubpriſmaticae). Zum zweyten 
Merkmal giebt unſer Syſtem die niedergebogenen Flügel an. (Aae de- 
flexae.) Der dritte Character iſt zwar nicht allgemein, er beſtimmt 
aber, nach der natürlichen Ordnung, etwas von groſſer Beträchtlichkeit. 
Es iſt der Flug bey der Abend- und Morgendämmerung. (volatu gravio- 
re veſpertino ſeu matutino). Dieſe Merkmale find es, welche dem Abend— 
ſchmetterling weſentlich eigen verbleiben. Wir haben ſie noch etwas zu 
beſtimmen. 

Das erſte Kennzeichen geht, wie geſagt iſt, die in der Mitte ver— 
dickte Fühlhörner an. Es iſt allgemein, und ſonach ſicher genug. Der 
Papilio hat dieſe Werkzeuge ſo, daß ſie mit einer Kolbe an der äuſerſten 
Spitze ſich enden. Die Phaläne führt fie in kammförmiger Geſtalt, oder 
unten an der Wurzel dicker, und dann biß gegen das Ende ganz fadenför— 
mig ins Dünne verlohren. Hierinnen weicht ſchon die beträchtliche Stärke 
ab, in welcher wir die Antennen des Sphinres gebildet erblicken. Sie find, 
kaum einige ausgenommen, kürzer als an den Papilionen, nach ihrer kör— 

perlichen Maſſe aber ungleich gewichtiger, als jene ſie haben. An dem Ort, 
wo ſie aufſitzen ſowohl, als das Aeuſerſte ihres Endes, iſt geſchmeidiger und 
dünner gezogen, mit einem Wort, ſie bilden zu beyden Seiten kegelförmige Spi— 
tzen. Dieſe Geſtalt iſt den Fühlhörnern des Abendſchmetterlings faſt ohne er— 
hebliche Ausnahme allgemein eigen. In Rückſicht des Uebrigen der Bildung aber, 
hat die Natur Veränderungen von der mannichfaltigſten Art anzubringen gewuſt. 
Kaum ſind ein paar Gattungen hierinnen ſich gleich. Die Verzierungen, 
die verhältnißmäßige Länge, ihre Dicke, der Schnitt, die Bekleidung, die 
Farbe, der Umriß, die Richtung, und anderes, ſind faſt bey einer jeden 
nach eigener Mode verſchieden. Ich zeige die wichtigſten dieſer Abweichun— 
gen an. Beyſpiele werden die Sache am beſten erklären. In Rückſicht 
der Länge ſind ſie merklich verſchieden. Die Antennen des Atropos 
find ungemein kurz. Bei dem Sphinx Filipendulä hingegen find fie 
ohngeachtet des kleineren Körpers, noch um vieles mehr ins Lange gebaut. 
Erſterer hat ſie von der beträchtlichſten Dicke; andere, z. B. der Poreel— 
lus, führen ſie ins Geſchmeidige und Schmale verdünnt. Der Sphinx 
Convolvuli träge fie ſteif, nach einer geraden Richtung geſtreckt, bey 

B. 2 


12 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


den meiſten aber, werden wir eine gekrümmte, ausgeſchweifte Stellung 
dafür gewahr. Die Anlage der Maſſe, dadurch ſich der mittlere Theil 
merklich verdicket, hat gleiche Verſchiedenheiten. Jene Fühlhörner des Sphinx 
Atropos und Convolvuli, nähern ſich mehr einer cylindriſchen Form. 
Sie ſind nur nach beyden Enden in eine ganz jähgehende Spitze gezogen. 
Bey dem Sphinx Fuciformis, bemerkt man an dieſen Theilen eine faſt 
kegelförmige Geſtalt, und an dem Sphinx Fauſta, kommt diß Aeuſſerſte 
faft einem würklichen Knöpfgen gleich. Eben diß Ende, dieſe Kleinigkeit, 
iſt wiederum von der Natur nicht nach einerley Muſter geformt. Es iſt 
theils abgerundet, theils mehr oder weniger ins Lange geſtreckt. Ein 
kleines Häckgen, an dieſem Ort, hat die Natur vielen Gattungen, ich weiß 
nicht etwa als ein Werkzeug oder als Zierrath beygelegt. Man wird es 
bei dem Sphinx Convolvuli, Enphorbiä, und Atropos ohne Mühe bemer— 
ken. Das Aeuſere legt noch verſchiedene Manchfaltigkeiten vor Augen. 
Das Allgemeine deſſelben, beſtimmt der Herr Ritter durch eine etwas 
ins eckigte gebildete Form. (antennae ſubpriſmaticae). Man wird 
aber bey allen dieſen Geſtallten der Fühlhörner, die ich eben angezeigt habe, 
nie gleich viel regelmäßiges, wie an jenen des Papilio gewahr. Es ziehen 
ſich deutlich zu bemerkende Ecke der Länge nach hin, und werden beſonders 
auf der inneren Fläche ſichtbar genug. Man wird auch Ungleichheiten, zur 
Seite auslaufende Verdickungen, dieſem nach aber, eine etwas priſmatiſche 
Figur nicht minder gewahr. Zu Beyſpielen des letztern ſind die Antennen 
des Sphinx Filipendulä, und Fauſtä erläuternd genug. Die innere 
Seite der Fühlhörner hat bey den meiſten Gattungen eine ebene Fläche. 
Sie iſt entweder ganz, oder bey andern nur da, wo der dickere Theil ſich 
endiget, durch parallele Einſchnitte rauh und uneben gemacht, das Aehnlich— 
ſte von einer Feile. Doch die Vertiefungen ſind nie beträchtlich. Das 
Männchen des Sphinx Populi „ führt dieſelben am kenntlichſten unter al— 
len. Nach der Farbe ſiehet eben dieſe Seite gemeiniglich dunkler, als die 
obere iſt. Doch ſind auch Abendſchmetterlinge mit würklich kammartigen 
Fühlhörnern bekannt. Man hat aber nicht Urſache, die mindeſte Verwir— 
rung deßhalb zu beſorgen. Einige Ausländer kommen von dieſer Art vor. 
Unter den Europäern hat ſich nur eine einzige Gattung dieſer Art der 
Sphinre Statices bißhero entdeckt. Ueberdieß iſt nur deſſen Männchen 
mit. dieſer Abweichung gezeichnet. Sein Weibchen, der ähnliche Bau, die 
Geſtalt mit den genau verwandten Gattungen, machen, daß er feinen Platz 
unter den Sphinxen behält. An ſich iſt dieß Gefiederte der Fühlhörner nicht 


Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 13 


ſo beträchtlich, wie die Phaläne es hat. Die Rippe oder der mittlere 
Stiel, (rachis) bleibt überdies um vieles ſtärker, und gleicht den gewöhn— 
lichen Fühlhörnern der Sphinxe in allen. Dieſer Abendſchmetterling macht 
den Beſchluß, in dem natürlichen Uebergang zum folgenden Geſchlecht. 
Man kennt zwar noch ein paar, nach dieſem Theil ähnlich gezeichnete Gat— 
tungen, ſie ſind aber in den heiſſeren Erdſtrichen zu Haus. Ich habe noch 
von einer einheimiſchen Art ſagen gehört, die dieß Abweichende beſitzt. 
Doch hat eine einzelne Abweichung, von erſterwähnten Kennzeichen, nicht 
das Recht, erhebliche Ausnahmen zu machen. Auch Fühlhörner, von bey— 
nahe fadenförmiger Geftalt, wie die des Sphinx Phegea, ſind gleichfalls 
bekannt. Doch iſt ihnen das Weſentliche eigen, ob man es ſchon nicht fo 
gerade und ſtark ins Auge fallend bemerkt. Es iſt hiebey der folgende 
Character ſtets in ſorgfältige Vergleichung zu ziehen. Nach dieſem beſitzen 
Abendſchmetterlinge 
Zweytens niedergebogene Flügel. Könnte die Aehnlichkeit in dem 
Bau der Antenne, wo ſie ſich auch dem kolbenartigen, wie an dem Papilio, 
nähert, zu einer Verwechſelung verleiten: ſo entſcheidet doch dieſes Merkmal 
auf die bündigſte Art. Nie hat man einen Papilio mit dachförmignie— 
derhangenden Flügeln eutdeckt, nie einen Sphinx mit zuſammenſchlagenden, 
mit aufgerichteten, im ruhenden Stand geſehen. Schon der ganze Bau, 
die Dicke des Körpers, die Lage der Flügel ſelbſt, macht, daß dieſe Stel— 
lung etwas unmögliches bleibt. Es wird wenige Bekanntſchaft mit unſe— 
ren Geſchöpfen erfordert, um ſich von erwähnten Wahrheiten zu überzeu— 
gen. Doch die Phaläne hat ihre Fittige gerade auf ſolche Art zuſammen 
zu legen gelernt. Sonach hätte der Abendſchmetterling wieder nichts ge— 
gen jene voraus. Allerdings nichts, was dieſe Stellung betrift. Dafür 
aber hat die Phaläne nie die Antennen des Sphinx. Nie find fie bey » 
Gattungen jenes Geſchlechts, von der beträchtlichſten Stärke, ſo dick ge— 
ſtaltet, noch weniger kolbenförmig geworden. Ein Unterſcheid, der in die— 
ſer Rückſicht ſich bis zum Bündigſten des Characters erhebt. Die etwas 
veränderte Richtung an den Flügeln, eine mehr niederhangende, oder ho— 
rizontale Lage, mit der ſich nur einzelne Gattungen auszeichnen, dieſe Ver— 
ſchiedenheit, ſage ich, verdient kaum, daß man derſelben gedenkt. Ich an 
meinem Theil, weiß dieſen Character im allgemeinen Betracht nicht weiter 
und entſcheidender zu beſtimmen. Es iſt noch das 
Dritte Merkmal übrig: Der Flug bey der Morgen- oder Abend⸗ 
dämmerung. Eine Eigenſchaft, von der ich oben gedacht. Dieß ge— 
f B 3 


14 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


ſammte Geſchlecht hat von daher ſeine Benennung überkommen. Der Cha— 
raeter ſelbſten aber hat nicht Allgemeinheit genug. Nicht alle Abendſchmet— 
terlinge fliegen gerade zu dieſer Zeit. Viele derſelben, lieben, wie der Pa— 
pilio den lichtvollen Tag. Sie gehen nur zu der Zeit nach ihren Ge— 
ſchäften aus. Andere haben nichts gegen der Phaläne hierinnen bevor. 
Sie zeigen ſich, wie jene, bey dunkler Nacht. Wozu ein ſo ſchwankendes 
Merkmal, werden die Gegner unſeres Syſtems im Entſcheidungstone hier 
ſprechen. Einmal aber hat die Natur ſelbſten uns auf dieſen Character 
verwieſen. Wenigſtens einer ganzen Familie dieſes Geſchlechts, iſt der 
Flug bey der Morgen = oder Abenddämmerung zum unveränderlichen Geſetz, 
nach ihren Naturtrieben geworden. Die Gattungen deſſelben ſind eben die 
beträchtlichſten der Gröſſe nach. Sie ſind die bekannteſten, ſie kommen 
uns am gewöhnlichſten zu Geſicht. War es ſonach fehlerhaft, auch das 
mit in das Characteriſtiſche derſelben zu bringen? Ich habe dieſe Gigenfchaft 
bey der Behandlung jeder Familie ſowohl, als deren einzelnen Gattung mit 
mehreren zu gedenken. Es wird aber dieſer Character noch ſtärker, in 
Vergleichung der beyden übrigen Geſchlechte von Geſchöpfen, denen beſtäub— 
te Flügel zugelegt ſind. Das Fliegen bey Tage iſt dem Papilio als et— 
was Weſentliches ſchlechterdings eigen. Die größte Anzahl der Phalänen 
zeigen ſich meiſtens bey Nacht. Viele der Abendſchmetterlinge betretten in 
einer mittleren Zeit die Bühne, ſie kommen in der Dämmerung zum Vor— 
ſchein. Sonach Character und Name, der ſich von ſelbſten ergiebt. Ge— 
meinſchaft der Naturtriebe, ein ähnlicher Bau der Flügel und Fühlhöͤrner, 
geſellt demnach Gattungen zuſammen, die für ſyſtematiſche Bedürfniſſe, für 
den Umfang unſerer gegenwärtigen Kenntniſſe, Laß immer auf ſolche Wei: 
ſe am beſten geordnet ſind. 

Dieß ſind die beſtimmten Kennzeichen des Sphinx. Nach denſelben 
wird ſichs mit jeder verzeichneten Gattung leichte entſcheiden. Von der 
allgemeinen Theorie, iſt faſt nicht möglich, etwas Gewiſſeres feſte zu ſetzen. 
Die einzelnen Familien können ohne Einſchränkung eben ſo wenig berich— 
tiget werden. Insgemein wird dem Sphinxe ein ſehr langer Saugrüſſel 
zugegeben. Er ſoll ferner die kürzeſten Unterflügel haben, der Kopf, jagt 
man, ſey vou vorzüglicher Gröſſe, die Augen ſeurig, der Leib von unge— 
wöhnlicher Stärke. Dieß alles aber kann nur von einigen Gattungen gel— 
ten, dieß alles hat derſelbe auch mit Papilionen - und Phalänenarten ge— 
mein. Selbſten dasjenige Merkmal, welches Herr von Linne noch ange: 
hängt, der träge Flug, (volatus gravior), iſt nicht im allgemeinen 


— 


Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 15 


Verſtande gemeynt. Er ſelbſt erklärt ſich wiederum an einem andern Ort 5). 
Man weiß, welche Schnelle der Bewegung vielen dieſer Geſchöpfe ganz 
vorzüglich etwas eigenes iſt. Man bemerkt aber auch an anderen ein un— 
thätiges Weſen. Es ſoll daher das gravior nicht mehr ſagen, als daß eini— 
ge Gattungen einen ſehr gewichtigen, und zum Fliegen beſchwerlichen Kör- 
per beſitzen. Die Flügel hätten alsdann mehrere Stärke der Schnellkraft 
nöthig, ihre Laſt zu erheben; eben daher rührt jenes Geſumſe, welches ſie 
über den Blüthen der Pflanzen ſchwebend erregen. Die ganze Anlage des 
Abendſchmetterlings kommt dem Bau der Phaläne am nächſten, ſie ſtehet am 
meiſten vom Papilio ab. Die Fühlhörner, und die niedergebogenen Flügel, 
unterſcheiden ihn vom letztern Geſchlecht. Er iſt ſonach das Mittlere zwi— 
ſchen beyden. Dieß haben uns bereits die obigen Merkmale gelehrt. 

Man hat noch zwey beſondere Gliedmaſſen an dieſen Geſchöpfen ent— 
deckt. Die Phaläne beſitzt ſie zwar auch, nie aber wird man derſelben an 
dem Tagvogel gewahr. Um ſo erheblicher ſind die Umſtände, von denen ich 
jetzt zu reden geſonnen bin. Es iſt bekannt, daß man ſchon lange an 
einigen Inſeeten, auſſer den gewöhnlichen Augen, noch zwey halbrund 
erhabene Puncte entdeckt. Sie find glänzend mit einer Einfaſſung um: 
geben, faſt durchſichtig, und in der Mitte etwas helle. In dieſer Geſtalt 
werden ſie für würkliche Augen gehalten. Sie ſollen, nach Vermuthun— 
gen, zum Sehen in die Ferne dienen, ſo wie die gröſſeren für Gegenſtände 
in der Nähe gehören. Wir wiſſen es nicht. Eben dieſe ſphäriſchen Kör— 
per aber hat man nun auch bey Schmetterlingen geſucht, und fie würk— 
lich gefunden. Die Wahrnehmungen bezeugen, daß ſie nie an dem Papi— 
lio, jederzeit aber an den Sphinxen und Phalänen ſich finden. Bey eini— 
gen werden ſie durch die dichten Haare verdeckt, bey andern liegen ſie deut— 
licher in dem Geſicht. An Gattungen mit durchſichtigen Flügeln; z. B. 
dem Sphinx luciformis und apiformis, werden fie am leichteſten bemerkt ). 


b) S. N. p. 797. Nota. Sphinges bourdon a deux petits yeux liffes fort 


matutinae et veſpertinae imprimis volatu 
funt tardiores, ponderofiores quali, faepe 
fono abvolitantes, linguaque exferta hau- 
rientes nectar florum, nee in floribus fa- 
eile quieſcentes. 

c) Am Letzteren hate es Herr Degeer 
zuerſt bemerkt. Mem, T. II. P. I. pag. 230. 
“Il eft remarquable, que le papillon, 


brillants, places immediatement au deffus 
des yeux a refeau proche de leur bord 
fuperieur,, Herrn Paſtor Götzens Anmerk. 
in der Ueberſ. p. 461. — „Herr Klees 
mann hat dieſe Augen an einer von ihm 
beſchriebenen Phaläne, (es iſt nach Linne 
die byralis roltralis) beobachtet, und die 
Anmerkung allgemeiner gemacht, daß ſie nie 


16 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Eine Sache, die in der That zu vielen fruchtbaren Betrachtungen für Na— 
turforſcher eine Aufforderung iſt. Das andere Werkzeug, deſſen ich zu 
erwähnen habe, iſt von dem Herrn Degeer entdeckt. Er bemerkte es 
zuerſt bey einer, dem Sphinx Euphorbiae ſehr ähnlichen Gattung, ſie wird 
bey uns der Sphinx Galii genennt 4). Er verglich mehrere Arten, es 
ergab ſich, daß nur die Abend- und Nachtſchmetterlinge, nie aber die Tag— 
falter, dieß beſondere Werkzeug beſitzen. Es hat ſich weiter durch Erfah: 
rungen beſtättiget, daß es nie die Weibchen, beſtändig aber die Männchen 
haben. Zwar eine Kleinigkeit, wo anderſt bey ſo mit unendlicher Sorg— 
falt gebauten Geſchöpfen etwas Kleinigkeit wird. Auf der untern Seite der 
Oberflügel nämlich, und zwar nächſt' da, wo fie an dem Leib befeſtiget 
ſind, bemerkt man ein kleines Häckgen. Es ſtehet anf der Fläche ſenk— 
recht angewachſen. Der obere Theil iſt in einer runden Krümmung ab- 
wärts gebogen. Es iſt ganz mit Schuppen bekleidet. Noch wird es ſelb— 
ſten durch die dichte hier übereinander liegende Wolle etwas verdeckt. Durch 
die Oefnung dieſes Häckgens ziehet ſich ein langes, ungemein ſteifes Haar. 
Es iſt nur an dem innerſten Theil der Unterflügel, oder deren Wurzel be— 
feſtiget, gegen das andere Ende iſt es ganz frey. Wenn der Schmetterling 
ſeine Oberflügel ausbreitet, ſo liegt dieſes Haar in dem Häckgen gedränge 


an. Nach Maasgabe der Ausdehnung der Flügel umfaſſet es bald die 


Mitte, bald die Spitze dieſes Haares. 


bey Tagſchmetterlingen wahrgenommen wür— 
den. Siehe deſſen Beyträge zu den Röſel. 
Inſ. Bel. p. 274. §. 22. i 

d) Degeer Mem. Tom. I. pag. 173: 
(Götzens Ueberſ. pag. 154.) “Le male 
a encore une particularité qu'on n' ob- 
ferve point fur la femelle, ſavoir, que 
les ailes ſuperieures ont proche de leur 
origine en dellous une petite partie cour- 
bee en crochet et couverte de poils et 
d' ecailles, qui embraffe avec fa pointe 
eourbee un long poil roide, et ce poil 
a fon attache au coté exterieur de 1’ ori- 
gine de l’aile inferieure. Quand le pa- 
pelion écarte les ailes du corps, le chro- 
chet ne quitte point fon poil, mais il fe 


Es wird daher wahrſcheinlich, daß 
es 


laille gliffer fur lui et s'avance de plus 


en plus vers fa pointe a meffure que 
les ailes s’etendent ou s’eloignent da- 
vantage du corps. J’ ai obſervé un tel 
crochet avec le poil fur des papillons no- 
cturnes mäles de plufieurs autres efpe- 
ces, entre autres fur ceux du Sphinx, 
et fur ceux de grandes chenilles a qua- 
torze jambes et a double queué du Sau- 
le (Ph. Vinula Lin.) mais jamais on ne 
les trouve sur les femelles.,, Herr Sul 
zer meynt, es möchte dieſes Werkzeug bey 
dem Begattungsgeſchäfte etwelchen Nutzen 
haben, weil es nur bey den Männchen an— 
getroffen wird. S. deſſen abgekürzte Geſch. 
der Inf. pag. 150. 


Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 17 


es dienen möchte, um die Ausbreitung der Unterflügel zu erleichtern. Herr 
Degeer hat die Beobachtung gemacht, daß wenn er dieſes Haar abge— 
ſchnitten, und die Oberflügel geſtreckt, alsdenn die Unterflügel ſich nicht 
mehr nach denſelben gezogen. Doch wird es auch nicht an gegentheiligen 
Beobachtungen mangeln. Mich bedünkt, es habe dieß Häckgen, mit ſei— 
nem ſteifen Haar, einen anderen Endzweck zum Grund. Zur Richtung 
der Flügel koͤnnte es dienen, damit ſie genauer aneinander liegen, und die 
obern nicht von den untern überſchlagen werden. So wie etwa ein aus— 
geſpannter Spreize, oder ein Reif in den Schenkeln eines Zirkels, um de— 
ren Ausgleitung zu verhüten. Ich begreife ſonſten nicht, wie das gedach— 
te Häckgen, das noch mit Schuppen bekleidet iſt, ein ſo glattes Haar, 
das ſich noch überdieß am Ende verdünnt, fo feſte umfaffen kann, daß es 
den Hinterflügel nachzuziehen vermag. Dieß würden nur deſſen elaſtiſche 
Kräfte bewürken. Solche alleine aber ſind zum Ausſtrecken der Flügel, 
nach der Stärke dieſes Haares, nicht hinreichend genug. Wenn die Flü— 
gel aber dadurch einen genauern Zuſammenhang erhalten, ſo deuchtet mir, 
ſeye die Abſicht leichter erklärt. Es läßt ſich nach derſelben angeben, 
warum nur den Männchen alleine dieſes Werkzeug beygelegt worden. 
Ihre Flügel ſind kürzer, die obern werden im Fluge daher beträchtlich 
von den untern getrennt, ſie würden ſich leichte verwirren. Dieß Haar 
erhält ſie aber in ihrem Schluß. Das Weibchen bedarf deſſelbigen nicht. 
Deſſen Flügel ſind bey allen Gattungen um vieles breiter, und auch mehr 
in die Länge geſtreckt. Sonach werden die Flügel unter ſich, nahe bey 
der Einlenkung, in breiteren Räumen überdeckt. Und ſo iſt dem Ausgleiten 
derſelben gewehret. Die Natur des Männchens hatte überdieß bey der 
Schnelle des Fluges eine Erleichterung nöthig gehabt. Die Weibchen 
ſind träger, ihre Bewegung iſt nicht ſo gar behende. Der Papilio hin— 
gegen kann dieſes Werkzeug gänzlich entrathen. Er trägt ſeine Fluͤgel 
in die Höhe gerichtet. Ohne Gewalt könnten die obern von den untern 
nie überdecket werden. Sie ſind nicht vorwärts geſtreckt, nicht niederhan— 
gend zuſammengelegt. Es ſind jene Hinderniſſe ganz und gar nicht vor— 
handen, fie bedürften dieſer Fürſorge alſo auch nicht. In Abſicht auf die⸗ 
ſes Organ aber ſind noch lange nicht alle bekannte Gattungen gehörig un— 
terſucht. Man hat ſich nur bey den gröſſeren dieſe Mühe gegeben, doch 
aber bey kleinern ſie nicht unbemerkt gelaſſen. Dafür ſind auch keine Aus— 
nahmen bekannt. Es erfordert dieſe Unterſuchung ſehr vielen Fleiß, und 
öfters eine Zerſtöhrung manches werthgeachteten Stückes. Welche Reihe 
II. Theil. 6 


18 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


von Beobachtungen aber nur in Abſicht auf dieſen einzelnen Theil? Oh— 
ne bewaffnetes Auge wird man bey den meiſten Gattungen vergeblich in die— 
ſen Kleinigkeiten Beobachtungen machen. Doch ſie gehen dem Naturfor— 
ſcher näher, als unſerer Abſicht an. Genug, daß es man bey einer groſſen 
Menge der Sphinxe und Phalänen wirklich bemerkt. Wem es beliebt, ſelb— 
ſten Augenzeuge zu werden, dem habe ich die Männchen, der bey uns ge— 
meineren Abendſchmetterlinge, des Sphinx Euphorbiae und Elpenor als vor- 
zügliche Muſter zu empfehlen. Bei gröſſeren Gattungen iſt es zwar gröſſer 
und deutlicher, aber mehr in den dichteren Schuppen verhüllet, folglich müh— 
ſam zu finden. 


Meine Leſer erwarten keineswegs einen allgemeinen Entwurf des Merk— 
würdigen, in Abſicht der Raupen und Chryſaliden, dieſes unter ſich ſo man— 
nichfaltigen Geſchlechts. Ich kann deſſen nicht ohne beträchtliche Einſchrän— 
kung, faſt nicht ohne Irrthum erwähnen. Es wird für den engeren Be— 
zirk der einzelnen Abtheilungen der Horden und Familien vortheilhafter 
verſchoben. Und da ſind noch Ausnahmen zu viel. Doch nur etwas, 
um in der gewöhnlichen Einleitung keine Lücke zu laſſen, es kann in 
möglichſter Kürze geſchehen. Die hieher gehörigen Raupen haben ihre voll— 
kommenen ſechzehen Füſſe, wie jene des Papilio. Man hat noch keine 
mit acht oder vierzehen, wie bey den Phalänen gefunden. Sie ſind mei— 
ſtentheils von anſehnlicher Gröſſe. Viele beſitzen einen ganz eigenen Zuſatz, 
eine hornartige Spitze auf dem letzten Ring e). Sie gehen nach Art 
der meiſten Phalänenraupen zur Verwandlung in die Erde, wenigſtens die 
größte Anzahl derſelben. Was von unſeren europäiſchen Gattungen, noch 
mit der wenigſten Einſchränkung ſich behaupten läſſet, iſt: daß noch keine 
derſelben Verwüſtungen in den uns nutzbaren Gewächſen jemahlen gemacht. 
Es iſt noch keine Raupe eines Abendſchmetterlings ſchädlich geworden. Die 
Chryſalide gleicht nach ihrem Bau jenen der Phalänen. Ein paar der— 
ſelben haben einen eigenen Zuſatz, welchen man bey keinem der beyden übri— 
gen Geſchlechte, wenigſtens nicht in gleicher Maaſſe bemerkt. Es iſt eine be— 
fondere Scheide des Säugrüſſels, mit der fie verſehen. Keine dieſer Chry— 
ſaliden hängt ſich, wie jene des Papilio, am äuſſerſten Ende, oder durch 
einen um die Mitte umſchlungenen Faden, zu ihrer Verwandelung auf. Sie 
liegen frey, oder in einem ganz leichte überfponnenen Gewölbe. Doch ma— 


e) L. S. N. pag. 805. Not. Larvae quemadmodum Phalaena Mori. 
Sphingum supra anum cornu gerunt, 


Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 19 


chen andere ein würkliches Geſpinnſte. Wir haben dieſe Verſchiedenheiten bey 
den einzelnen Gattungen, entfernt von ſyſtematiſchen Zwang, bey ihrer Na— 
turgeſchichte ſelbſt, mit vortheilhafter Freyheit zu betrachten. Dank dem 
verewigten Verfaſſer unſeres Syſtems, der uns die Straſſe geweſen, in die— 
ſen Verwirrungen eine Reihe von Geſchöpfen zu überſehen. Leicht iſt es, als 
Zwerg auf den Schultern dieſes Rieſens neue Ausſichten zu bemerken. Aber 
auch da wieder dunkler Nebel in dem ganzen Geſichtskreis umher. Wenn 
wird der Zeitpunet erſcheinen, mit Syſtem fertig zu ſeyn? Wenn werden wir 
einmal ſo klug ſeyn, daß wir keine Palläſte aufführen, bevor wir alle da— 
zu erforderliche Materialien kennen. Für gegenwärtig noch zu frühe, das 
Ganze der Schöpfung zu ordnen. Immerhin genug, wenn uns geräumige 
Fächer angewieſen ſind, dahin wir unſeren Vorrath einzutragen vermögen. 
In kommenden Jahrhunderten wird es wieder, wie wir jetzt von den Ein— 
ſichten eines Aldrovands urtheilen, mit unſeren Verbeſſerungen ſeyn. Nie 
werden wir das Ganze erreichen. Genug, wenn jedes Zeitalter das Sei— 
nige beyzutragen nicht unterlaſſen. Alle Abſichten erreicht, wenn jedes Zeit— 
alter, durch ſolche Kenntniß veranlaßt, Verehrer der anbetungswürdigen 
Gröſſe des Schöpfers, zur Ehre der Menſchheit, erzeugt. 8 

Ich habe noch von den Eintheilungen der hier untergeordneten Gattun— 
gen das Nothwendigſte zu bemerken. Bey einer ſo geringen Anzahl derſel— 
ben, möchten unſere künſtlichen Entwürfe etwas zu Frühzeitiges ſeyn; viel— 
leicht mehr verwirren, als Ordnung gewähren. Doch bey der übereinſtim— 
menden Aehnlichkeit der Fühlhörner, und dem gleich allgemeinen Merkmal 
der niederhangenden Flügel, theilet die Natur dieß kleine Volk in zweh be- 
ſondere Claſſen, wir nennen es Horden. Der erſten kann der Name der 
Abendſchmetterlinge in eigenem Verſtande beygelegt werden. Sie fliegen 
meiſtens in dieſen Stunden des Tages. Ihr ganzer Bau, die Naturtrie⸗ 
be, die Raupe, die Chryſalide, die Geſetze ihrer Metamorphoſe haben unter— 
einander Aehnlichkeiten genug. Mit Recht werden ſie ächte Abendſchmet⸗ 
terlinge genannt. Die Gattungen der zweyten Horde beſitzen Eigen- 
ſchaften, welche den erſteren ganz entgegen ſind. Ihr Flug iſt würklich 
nur bey Tage. Die Wärme deſſelben ſetzt ſie in lebhafte Bewegung, die 
Kühle des Abends und der Nacht bringt ſie, wie den Papilio, zur Ru— 
he. Ihr Körper hat mit dem ſchlanken Bau der Erſteren nichts mehr 
gemein. Sie laſſen ſich nicht in ſchwebender Lage auf den Blüthen nie— 
der, ſie ſitzen auf denſelben. Die Raupe iſt ganz verſchieden. Sie ver— 
wandelt ſich nicht in der Erde, ſie bauet ſich gleich den Phalänen der 

C 2 


20 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Seidenſpinner, ob denſelben ein eigenes Gehäuſe. Ihnen iſt ſonach die Be— 
nennung der Unächten Abendſchmetterlinge ganz natürlich beygelegt 
worden. Die Gattungen der erſten Horde ſind nach dem Umriß der Flü— 
gel, unter ſich wieder verſchieden. Einige führen den Rand eckig ausge— 
ſchnitten, andere gleichlaufend. Sie geben zwey Familien ab, ächte 
Abendſchmetterlinge mit eckigten und mit glatten Flügeln. Die 
zweyte dieſer Familien enthält eine gröffere Anzahl, fie find durch den 
Zuſatz einer Auszierung wiederum unter ſich getheilt. Es entſtehen zwey 
Linien derſelben, ächte glatträndige Abendſchmetterlinge, mit einfa= 
cher, oder bärthigen Spitze des Hinterleibs. Mehrere Eintheilungen 
verftattete die Anzahl der Gattungen nicht. Man hat den Herrn von Linne“ 
aber unrichtig verſtanden, wenn man ihm eine Eintheilung von vier 
Claſſen angeſchuldiget hat 7). Es ſind nur zwey derſelben, für die erſte 
aber eine dreyfache Unterabtheilung nach den deutlich da liegenden Worten an— 
gegeben. Ich ſtelle das Ganze in gegenwärtiger Tabelle vor Augen. 

A. Erſte Horde. (Sphinges Legitimae.) Achte Abendſchmetterlinge. Sie führen ſämt⸗ 
lich in ihren Bau etwas Uebereinſtimmendes. Sie fliegen bey Abend. Der Umriß ihrer 
Flügel iſt von zweyfacher Art: 

J) mit eckigten Flügeln. (Alis angulatis). Dieſe geben die erſte Familie dieſer Hor⸗ 
de. Echflüglichte Abendſchmetterlinge. Die Anzahl iſt für die Unterabtheilungen zu 

eringe. 

9) ni ierten Flügeln. (Alis integris). Die Gattungen dieſer Art machen die 
zweyte Familie der ächten Abendſchmetterlinge aus. Sie können glatträndige heiſ— 
ſen. Sie ſind nach den Verzierungen am Ende des Hinterleibs verſchieden. Man 

at ſte 
5 1 einfachem oder unzertheiltem Schwanz. (Ano simplicı). 
die erſte Linie. 
b. mit zertheiltem oder bärthigem Schwanz. (Ano barbato). Zwote Linie. 

B. Zwote Horde. (Sphinges adscitae, habitu et larva diversae). Unächte Abendſchmet- 
terlinge. Sie find nach dem Flug, nach ihrer auszeichnenden Bildung und der Geſtalt der 
Raupe von jenen ganz verſchieden. Sie würden noch in gefleckte und einfürbige abzuthei⸗ 
len ſeyn: man kennt aber von Letzteren kaum ein paar Gattungen. 


Wir nennen ſie 


6) Sulzer in der abgekürzten Geſch. pag. 
154. nimmt nach Linne folgende Einthei- 
lungen an. ) Aechte Abendſchm. mit 
„eckigten Flügeln. 2) Aechte Abendſchm. 
„mit glattrunden Flügeln. 3) Aechte mit 
„ungekerbten Flügeln, und einem bärthigen 
„Schwanz. 4) Unächte, die ein wenig 
„von andern abgehen, auch in Anſehung 


„der Larve und Puppe., Hier wird der Lin- 
näiſche Character alis integris bey der zweyten 
und dritten Claſſe, einmal durch glattrund, 
und dann durch ungekerbt überſetzt, wel- 
ches, wenn es auch Synonyma ſeyn ſollten, 
doch hier unrichtige Begriffe erwecket. Ich 
vermuthe einen Druckfehler. Martini im 
Naturlexicon I. Th. p. 80. nennt dieſe 


Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 20 


Nach dieſer vorliegenden Ordnung habe ich nun die untergeordneten 
Gattungen mit mehreren zu erläutern. Sie enthalten ſämtlich eine Anzahl 
von 47 verſchiedenen Geſchöpfen. Die Hälfte derſelben iſt unſerm Welt— 
theil eigen. Neuere Entdeckungen haben beträchtliche Vermehrungen bey— 
gebracht. Ich werde ſie in der Folge darzulegen nicht unterlaſſen. 

Es iſt noch übrig, daß ich ſage, auf was Weiſſe dieß Geſchlecht der 
Abendſchmetterlinge andere Entomologen behandeln. Linne“ war es zuerſt, 
der einen eigenen Namen und ſtandhaften Character für daſſelbe erfand. 
Vor ihm wurden ſie zu den Nachtvögeln gezogen. Rai und Petiver 
hatten allein ein paar Gattungen von der Horde der adscitarum zu dem 
Papilio gerechnet. Nach denen in ſelbigen Zeiten ſyſtematiſchen Grundſätzen, 
half man ſich durch die aus mehr Nöthen rettende Endigung des Namens, 
fie wurden Papilionoides genennt. 

Röſel hat die ihm bekannten ächten Abendſchmetterlinge zur erſten 
Claſſe ſeiner Nachtvögel gezogen. Er hat 14 derſelben beſchrieben und ab— 
gebildet. Die Kennzeichen ſind folgende 9): 4. die Raupe führet ein Horn 
auf dem letzten Ring. 2. Die Haut derſelben iſt nicht glatt, ſondern hö— 
ckericht. 3. Die Chryſalide überwintert meiſtentheils. 4. Der Gang der 
Raupen iſt langſam, und die Nachſchiebfüſſe ſind für andern dick, breit und 
ſtumpf. Sie verwandeln ſich 5. in einem Geſpinnſte über und unter der 
Erde. Die Kennzeichen der Zweyfalter gab er nicht auseinandergeſetzt an, 
Es wird nur erzehlt, daß fie ſchmale, ſteiſe und ausgeſchweifte Flügel be— 


ſäſſen. Ihr Flug ſeye ſchnell, die Fühlhörner keilförmig, der Federſtaub 
dichte übereinanderliegend, die Zunge ungemein lang, aber öfters auch 
kurz. Von den unächten Abendſchmetterlingen wurde nur der einzige 


Sphinx Filipendulae von ihm beſchrieben. Er wurde zur zweyten Claſſe ſei⸗ 
ner Nachtvögel zu unſern Bombyeibus und Noctuis, wie ſyſtematiſch aber, 
ſiehet man von ſelbſten, geſchlagen. 

C 3 


Linneiſchen Eintheilungen vier Gattungen 
deren die erſte „die Abendvögel mit eckig— 
„ten Flügeln, die zweyte mit ganzen Flü⸗ 
„geln und einfachem Schwanz, die dritte 
„mit ganzen Flügeln und bärthigem Schwanz 
„enthielte. Die vierte, Abendſchmetterlin⸗ 
„ge von unterſchiedenem Anſehen und uns 
„gleichen Larven., — Müller in der 


Ueberſ. des Naturſyſt. V. Th. p. 635. giebt 
dieſen Abtheilungen folgende Namen: a“ Aech⸗ 
te Pfeilſchwänze miteckigten Flügeln. a“ Aech⸗ 
te, mit glattrunden Flügeln. a““ Aechte, 
mit rauhem After. b* Baſtarte. 

9) Siehe Vorbericht des I. Th. deſſen 
Inſ. Beluft. §. 2. seq. 


2 


22 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Geoffroi beſſerte blos die Reaumüriſchen Eintheilungen aus, und erwei— 
terte ſie. Er hat die Abendſchmetterlinge unter drey Claſſen nach Linne“ gebracht, 
und ſie mit den erwähnten Namen belegt. Es ſind ihm aber nicht mehr als 13. 
Gattungen einheimiſcher Arten bekannt geworden. Die erſte Claſſe bekommt 
den Namen Sphinx-Bourdon von ihm, denen die Sph. ocellatae, populi, ti- 
liae und tipuliformis untergeordnet find. Die zwehte wurde Sphinx épervier 
genennt. Nach den Linneiſchen Benennungen enthielte ſie den Sphinx Fucifor- 
mis, Stellatarum, Ligustri, Atropos, Convolvuli, Elpenor, Porcellus, 
und Euphorbiae. Die dritte hat den Namen Sphinx belliers überkommen. 
Sie enthielt aber nur eine einzige Gattung, den Sph. Filipendulae. Dieß iſt die 
ganze Claſſification deſſelben. Herr Degeer verbeſſerte dieſen Entwurf, er that 
noch ein paar Arten dazu, ob ihm gleich verſchiedene der erſteren, die es in 
Schweden nicht gab, wiederum fehlten. 

Von dem Herrn Fabricius wurden dieſe ſämmtlichen Gattungen unſeres 
Syſtems in drey eigene Genera gebracht 5). Er nennet das erſte blos 
Sphinr. Ihm find die Linneiſchen Gattungen von Sp. 1. bis 24. unter⸗ 
geordnet geworden. Es enthielte ſonach die ganze erſte Familie, und von 
der zweyten die erſte Linie unſerer ächten Abendſchmetterlinge ebenfalls mit. 
Es beträgt nach einer zahlreichen Vermehrung mit ausländiſchen Producten 
eine Anzahl von 37. verſchiedenen Geſchöpfen. Das zweyte Geſchlecht 
macht die zweyte Familie, die Sphinxe mit bärthigen Schwänzen, aus. Es 
überkam den Namen Seſia „ wurde aber nur durch eine Gattung vermehrt. 
Unter dem dritten ward die zweyte Horde, die unächten Sphinxe begrif- 
fen, ſie haben den Namen Zygaena erhalten. Dieß Geſchlecht wurde mei— 
ſtens durch fremde Arten zahlreich gemacht, und deren 28. in allem ange— 
geben. In der neueren Mantiſſa i) ſind dieſen ſämmtlichen Geſchlechtern noch 
15. Gattungen beygefügt. Sechſe find zu dem Sphinx, A. zur Seſia, 
und 8. zur Zygaena gekommen. Unter dieſen ſind 2. von dem erſten, und 
3. von dem letzten Geſchlecht, in unſerem Welttheil zu Haus. Sie ſind be— 
kannt, und an ihrem Orte werden Sie die Leſer abgebildet und beſchrieben 
erhalten. 


h) Syst. Ent. p. 536. gen. 139. 4) sprmz. 
Palpi duo reflexi, pilosi. Lingua spiralis 
plerisque exserta. Antennae squamatae 
2) sesıa, gen. 140, pag. 547. Palpi 
reflexi, lingua exserta truncata. Anten- 
nae cylindricae extrorsum crassiores 3) 


ZYGAENA. gen. 14. pag. 550. Palpi re- 
flexi. Lingua exserta setacea. Anten- 
nae saepius medio crassiores. Vid. Ge- 
nera Insect. pag. 158. 159. 160. 

‘) Fabricii Gen. Ins. Mantissa Spec. 
nuper detectarum pag. 272. 277. 


Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 23 


Die Herren Verfaſſer des ſyſt. Verz. der Schmetterlinge der Wie— 
ner Gegend waren bemüht; Raupen und Zweyfalter dieſes Geſchlechts, 
nach gemeinſchaftlichen Aehnlichkeiten, in Abtheilungen zu claßifieiren. Sie 
haben ſieben Claſſen derſelben entworfen. Die Linneiſchen Namen wurden 
beybehalten. Es find in allem 3%. denen noch 4. im Nachtrag beyge— 
fügt wurden, als europäiſche Arten, bemerkt. Ich habe ſie hier &) nach 


ihrer Ordnung ausgezeichnet: 

A. Spitzkopfraupen. (Larvae acrocephalae. Chenilles chagrinees Reaum.) Zackenflüͤglichte 
Schwärmer. (Sphinges angulatae. Sphinx-bourdons. Reaum. et Geoffr.) Die Raupen 
haben ein Horn auf dem Hinterleibe, einen oben zugeſpitzten faft dreyeckigten Kopf, eine 
bloſe aber gerieſelte Haut, bleichgelbe Queerſtriche an den Seiten. Die Verwandelung ge— 
ſchicht unter der Erde ohne Gewebe. Die Schwärmer haben eine ſehr kurze zweytheilige 
Zunge und ausgezackte Flügel. A. Ocellata L. 2. Sph. Quercus. 3. Tiliae L. 4. Po- 
puli L. 

B. Stumpfkopfraupen. (Larvaeamplocephalae). Ringleibige Schwärmer. (Sphinges fasciatae. 
Sph. éperviers Reaum. et Geoffr.) Die Raupen haben plattabgeſchnittene engrunde Kö— 
pfe, eine bloſe glatte Haut, ein langes krummes Horn auf dem Hinterleibe. Die Ver— 
wandelung geſchicht unter der Erde ohne Gewebe. Die Schwärmer haben lanzenförmigte 
unausgezackte Flügel, ſtarke Rollzungen, die ſich meiſtens durch eine naſenförmige Erhöhung 
auch an der Puppe zeigen. Auf dem ganzen Leib wechſeln zu beyden Seiten ſchwarz und 
helle Queerſtreife ab. Sp. 4. Convolvuli. 2. Ligustri, 3. Pinastri. 4. Atropos. 

C. Fleckraupen. (Larvae maculatae). Halbringleibige Schwärmer. (Sphinges semifasciatae). 
Dieſe Raupen haben kleine kuglichte Köpfe, die ſie nicht einziehen, eine bloſe glatte Haut, 
ein Horn auf dem Hinterleibe, durchaus bleiche Seitenmackeln. Die Verwandlung ge— 
ſchicht auf der Erde, mit über ſich geſponnenen Blättern. Die Schwärmer haben ſchma— 
le Rollzungen, länglichte ausgezadte Flügel, nur auf dem halben Leibe an beyden Seiten 
ſchwarze Queerſtreife. Sp. A. Euphorbiae L. Sp. 2. Galii. 

D. Augenraupen. (Larvae ophthalmicae). Spitzleibige Schwärmer. (Sphinges caudacutae). Die 
Raupen haben einen kleinen kuglichten Kopf, den ſie in die nächſten ſehr ſchwulſtigen Ringe 
zurück ziehen können, eine bloſe Haut, meiſtens ein Horn auf dem Hinterleibe, bald nach 
dem Kopf auf beyden Seiten ein paar Augenmackeln. Die Verwandlung geſchicht auf der 
Erde, mit über ſich geſponnenen Blättern. Die Schwärmer haben kleinere Rollzungen, 
länglichte, am untern und innern Rande ein wenig hohl ausgeſchweifte Flügel, und den Hin— 
terleib in eine Spitze auslaufend. Sp. A. Nerii L. 2. Celerio L. 3. Elpenor L. 4. Por- 
cellus L. 

E. Langleibraupen. (Larvae elongatae). Bartleibige Schwärmer. (Sphinges caudiberbes). 
Die Raupen haben einen kuglichten Kopf, einen langen eylindriſchen Leib, ohne Augen— 
mackeln an den Seiten, ein Horn, oder anſtatt deſſelben, ein Spiegelfleckgen auf dem 
Hinterleibe. Die Verwandelung geſchicht auf der Erde mit über ſich geſponnenen Graſe 


*) Syſt. Verz. pag. 10. 1. Gattung Schwärmer. (Sphinges Lin.) 
(Genus Lin.) Abendſchmetterlinge oder 


24 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


oder Blättern. Die Schwärmer haben lange Rollzungen, und faſt kurze Flügel, ſind an den 
Seiten unde am Ende des breitgedrückten Leibes bärthigt, fliegen auch bey Tage. Sp. A. Oe— 
notherae. 2. Stellatarum. 

F. mal (Larvae subpilosae). Glasflüglichte Schwärmer. (Sphinges hyalinae, 
Les Sphinx-mouches. Geoffr,). Dieſe Raupen, fo viel davon bekannt ift, haben einen 
halbkuglichten Kopf, einige auch ein Horn auf dem Hinterleibe. Die Haut ift mit ſehr 
feinen weißlichten Haaren beſetzt. Die Verwandelung geſchicht in einem Gewebe. Die 
Schwärmer haben feine Rollzungen, am Ende des Leibes insgemein ein breites Haarbüſch— 
gen, glasartige durchſichtige Flügel, fliegen auch in der Sonne. Sp. 1. Fuciformis L. 
2. Crabroniformis. 3. Culiciformis L. 4. Tipuliformis L. 5. Vespiformis L. 6. Tenthredi- 
niformis. 7. Ichnevmoniformis. 8, Fenestrina. (Sp. 9. Asiliformis. 40. Spheciformis. Nach- 
trag pag. 305.) 

H. Scheinſpinnerraupen. (Larvae phalaeniformes). Fleckigte Schwärmer. (Spbinges macula- 
tae. Les Sphinx acornes de beliers. Reaum. Geoffr.) Die Raupen find träg, haarigt, 
gewölbt, meiſtens mit zwo oder vier Reihen ſchwarzer Puncte, mit einem kleinen verdeck— 
tem Kopfe und verdeckten Fuͤſſen. Die Verwandelung geſchicht ober der Erde, in einer 
glänzenden gewölbten Hülſe. Die Schwärmer haben Rollzungen, ſchwarze faſt gekolbte 
Fühlhörner, und lange abhangende Flügel, mit hochfärbigten Fleckgen. Fliegen nur bey 
Tage. I. Mit fleckigten Oberflügeln. Sp. J. Minos. 2. Viciae. 3. Loti. 4. Filipendulae L. 
5. Onobrychis, Carniolica Scop. 6. Falcatae, Sph. Ephialtes L. 7. Coronillae. 8. Aeacus. 
9. Phegea. II. Mit einfärbigen Flügeln. 40. Statices I. (JJ. Fausta Lin. 42, Pruni. Nad)- 
trag p. 307. seg.) 


Soviel zur Anzeige von den bisherigen Bemühungen unſerer Entomologen, 
Eintheilung und Ordnung dieſes Geſchlechts zur Vollkommenheit zu bringen. 
Der Abendſchmetterlinge erſte Phalanx oder Horde. 

Sphinges Legitimae. Aechte, rechtmäßige, legitime Abendſchmetterlinge. 
Papillons-bourdons a antennes prismatiques. 

Was ächte Abendſchmetterlinge heiſen, darf ich wohl nicht wieder er— 
klären. Es beſtimmen ſie die oben angeführten Merkmale entſcheidend ge— 
nug. Die letzte Horde hatte zu dieſer Eintheilung Anlaß gegeben. Ihre 
Gattungen zeigen ſich im gewöhnlichen Flug nur bei Tag, ihre Fühlhör— 
ner ſind gegen die Spitze am meiſten verdickt, und in etwas ausgeſchweifte 
Krümmungen gezogen. Das Anſehen, der habitus in der characteriſchen 
Sprache, die von jenen abweichende Geſtalt der Raupe, und ihre eigenen 
Naturtriebe, ſchienen etwas Eigenes an ſich zu haben. Es war eine Tren— 
nung nöthig. Noch konnten ſie keinem anderen Geſchlecht beſſer als dieſem 
zugeſellt werden. Die einmal angenommenen Charactere, nach der Geſtalt 
der Antennen und den niedergebogenen Flügel, machten fie zu winflichen 
Sphinren. Nach dieſen ſind ſie nun nicht mit dem Papilio, nicht mit 
der Phaläne zu verwechſeln. Es ſcheint, der Herr von Linne“ habe in der 

Zeit 


Sphinges Legitimae. Aechte, rechtmäßige, legitime Abendſchmetterlinge. 25 


Zeit des Fluges zu viel Weſentliches geſetzt. Auch in dieſer Horde werden 
wir Abendſchmetterlinge antreffen, deren Flug lediglich bey Tage, und öf— 
ters in der Mittagshitze des Sommers am gewöhnlichſten iſt. Indeſſen hat 
die Geſtalt des Körpers, und der Ausſchnitt der Flügel, von anderen Abend— 
vögeln weiter nichts weſentlich Verſchiedenes an ſich. Sie ſind ohne Wider— 
ſpruch von einerley Art. g 

Um alſo eine deutliche Erklärung zu geben, was ächte Abendſchmet— 
terlinge ſind, hätten wir die unächten in ihrer geringen Anzahl zu betrach— 
ten. Unnöthige Wiederhohlungen aber zu vermeiden, will ich bis an ih— 
ren Ort die Sache ſelbſten verſchieben. Inzwiſchen werden wir dieſe erſte 
Horde nach ihren Familien und Linien entſcheidender kennen. Aus dieſen 
wird ſich alles mit mehrerer Deutlichkeit zeigen, als ich es jetzt im Allge— 
meinen darzulegen vermag. 

Wie ſchon gejagt iſt, theilen ſich dieſe ächten Sphinxe in zwey Bar: 
theyen. Die eine führet gleich den Nymphalen des Papilio eckigte und be— 
trächtlich ausgeſchnittene Flügel, die andere hat ſie glatträndig, faſt wie die 
Heliconier und Danaiden. Nach beyden Arten ſind dieſelben nicht weniger 
im Verhältniß des Körpers ſchmal, und mehr in die Länge geſtreckt. Da— 
für beſitzen ſie auch ſtärkere Sehnen, um ein gröſſeres Gewicht vom Kör— 
per, in der ſo verwundernswürdigen Schnelle des Fluges zu erheben. 
Ich komme alſo zur erſten Abtheilung derſelben. 


Die erfte Familie. Sphinges legitimae alis angulatis. 
Aechte eckflüglichte Abendſchmetterlinge mit winklichtem Rand. 

Mit dieſer Aufſchrift iſt ſchon alles Syſtematiſche, was man vielleicht 
erwartet, geſagt. An dem Rand der Flügel dieſer Sphinxe, gegen die äuſ— 
ſere oder ſchmale Seite derſelben, trift man ungleiche Vertiefungen an. Es 
find theils zackigte Einſchnitte, theils würklich eckigte Spitzen, oder auch 
Krümmungen, welche ungleich geſchweift. Nach ihrer Anlage gleichen ſie 
mehr den Phalänen. Sie find etwas minder ſchlank. Ihr Flug iſt flat- 
ternd, etwas ſchwärmend. In ſitzender Lage ſtehen die Unterflügel für den 
oberen herfür. Sie zeigen ſich auch noch in ſpäterer Nacht, ohngeachtet ſie 
des Abends bereits erſcheinen, um von den Blüthen ihre Nahrung zu ſu— 
chen. Sie ſaugen nicht in ſchwebender Lage den Nectar aus den Kelchen 
der Blumen. Sie laſſen ſich würklich darauf nieder, wiewohl mit einer flat- 
ternden Bewegung über denſelben. Ihre Zunge iſt ungemein kurz, und dieſe 


Stellung wird hierdurch für ſie nothwendig gemacht. 
II. Theil. D 


26 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Auch da, wo die Raupe häufig iſt, wird doch der Zweyfalter im Flu— 
ge ſeltener bemerkt. Ihr Leben ſcheint von kurzer Dauer zu ſeyn. Ihre 
Paarungen halten zu ganzen Tägen an, und in dieſem Zuſtande werden ſie 
von uns, vielleicht noch ehe ſie ſich einmal ins Freye gewagt, am meiſten 
gefunden. Sie legen dann ihre Eyer, und dem zufolge hat ihr Leben mehr 
in der Raupe, als in dem Zweyfalter, ſeine Abſicht erreicht. 

Nach den obbeſchriebenen Einſchnitten der Flügel iſt faſt jede Gattung 
verſchieden. Die noch gegenwärtig ſehr geringe Anzahl giebt keine Einthei— 
lungen zu. Von Ausländern find bishero nur wenige Species beygebracht 
worden, und ein paar Einheimiſche haben dieſe Familie, obwohl als Sel— 
tenheiten, vermehrt. Sie ſollen in der Folge abgebildet vorgezeigt werden. 
Herr von Linne“ hat in allen nur fünf Gattungen bemerkt. Es iſt ein 
einziger darunter, der Sphinx ocypete, deſſen Vaterland nach dem Mus. 
Lud. VIr. Indien, nach dem Syst. N. aber, als in wärmeren Gegen— 
den, angegeben wird. Ich werde in den Beyträgen von dieſem Zweyfalter 
meine wahrſcheinlichen Vermuthungen vorzulegen haben. Die Namen finden 
ſich in folgender Ordnung eingetragen. Sp. 1. Sph. ocellata. Sp. 2. S. 
Populi. Sp. 3. S. Tiliae. Sp. 4. S. Ocypete. Sp. 5. S. Nerii. 

Die bekannten Raupen dieſer Zweyfalter kommen nach der Geſtalt 
und an Naturtrieben, ohne beträchtliche Abweichungen, mit einander über— 
ein. Ihre Fläche iſt nach unſerem Gefühl ſehr rauhe, ſie iſt mit hervorra— 
genden Puncten bedeckt. Man hat fie daher chagrinartige larvae sca- 
brae), nach Aehnlichkeit gleicher Körper, genennt. Sie führen auf dem 
letzten Ring ein verlängertes Horn. Dieß giebt ihnen den Namen der ge— 
hörnten Raupen (larvae cornutae). Wir werden in den Supplementen 
bey einer neuen Gattung eine Abweichung dieſes Werkzeugs bemerken. Der 
Kopf iſt von beträchtlicher Gröſſe geformt, und der Geſtalt nach ganz eigen. 
Er iſt breit an dem Mund, und gegen oben ſpitzig. Die Zahl der Füſſe iſt 
der an der Larve des Papilio gleich. Es find 16. derſelben, ohne Aus— 
nahme, vorhanden. Sie ſind ungemein ſtark, und die Raupe hält ſich da— 
mit auſſerordentlich feſte an. Die Fläche ift mit Seitenſtreifen geziert. 
Zur Nahrung ſind ihnen die Blätter der Bäume angewieſen. Man hatte 
noch keine Raupe dieſer Familie auf niederen Gewächſen bemerkt. In Ab— 
ſicht der Naturtriebe ſind ſie durchgehends ſich gleich. Sie verwandeln ſich 
in der Erde ohne Geſpinnſt. Die Chryſalide iſt von länglicher Geſtalt, 
mit einem verdünnten Hinterleib. Das äuſſerſte Theil deſſelben iſt mit ei— 
nem kurzen doch ſehr ſpitzigen Stachel, andere haben es einem Horn ähn— 


Sphinx ocellata. Abendpfauenaug. Halbe Pfauenaug. Nachtpfauenaug. 27 


licher gefunden, bewahrt. Ihre Farbe iſt ein dunkles Braun. Sie über— 
wintern, und erſt der kommende Frühling bringt den Zweyfalter hervor. 


Der erſte europäiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX OCELLATA. 


Abendpfauenaug. Halbe Pfauenaug. Nachtpfauenaug. 
Le demi-paon. Geoffr. 
De Paauw - oogs Pylstaart. Sepp. Admir. Paauw-oog-onrust. Seba. 


Tab. 1. Der Zweyfalter von beyden Seiten. Die Raupe auf einem Weidenzweig. 
Die Chryſalide unter demſelben. 


LIN N. S. N. Ed. XII. Sph. legit. al. ang. Sp. A. Alis repandis: posticis angu- 
latis. Mit ausgeſchweiften Flügeln, die untern mit einem Aug gezeichnet. Fauna 
Suec. nr. 1083. Mus. Lud. VIr. 341. 

Müllers Nat. Syſt. V. Th. pag. 635. Sph. Ocellata. Der Glanzauge. 

r ABRIOII Entomol. pag. 536. Sphinx. Sp. A. ocellata. Alis angulatis: posti- 
eis rufis, ocello caeruleo. 

raıı pag. 148. Phalaena major, corpore crasso, alis amplis, interioribus macu— 
la ophthalmoide insignibus. pag. 149. nr. 3. 

sEorrroı Tom. II. pag. 79. nor. 4. Sphinx elinguis, alis angulatis, superiori— 
bus fuseis, inferioribus rubris ocello caeruscente. Long. 47. Lin. 


s«eororı Entom. Carneol, nr. 465. Sph. ocellata. Alae anticae subangulatae, 
posticae ocello magno superne notatae, Os elingue: Long. unc. 4, lin. 4-6. 
Lat. 9-9 ½. 


p OD Mus. Graec. pag. 80. 

Syſt. Verz. der Schmett. der Wiener Gegend. pag. 41. nr. 4. Sph. ocellata. 
Weidenſchwärmerraupe. Salieis albae. Weidenſchwärmer. 

Hufn. Tab. Berl. M. II. B. I. St. pag. 178. nr. 4. Sph. ocellata. Die Oberflügel. 
blaßroth, bald heller bald dunkler, die Unterfluͤgel mit einem Pfauenſpiegel verfe= 
hen, und die unteren Gelenke pfirſigblütbroth. Bey Tage an den Stämmen der 
Weidenbäume im Junius häufig. Von der erſten Grasraupe: hellgrün mit weiſſen 
Queerſtreifen an jeder Seite, der Kopf und die Schwanzſpitzen ſind blau. Die 
Haut iſt rauh wie Chagrin. Auf Weiden im Aug. und Sept. von der erſten 
Gröſſe. 

Fueßli Schweiz. Inf. nr. 614. Sph. ocellata. Das Blauaug, gemein. 

Gleditſch Forſtwiſſenſ. II. Th. pag. 735. nr. 12. Das Nachtpfauenaug. 

Schröters Abhandl. über verſch. Gegenſt. d. N. Geſch. I. Th. pag. 180. 

Eberts Naturlehre. II. Th. Tab. 36. 

Neuer Schauplatz der Natur. I. Th. pag. 51. 

Müller Faun. Fridr. pag. 37. nr. 344. 

— — Zoolog. Dan. Prodr. pag. 16 nr. 1334. 


D 2 


28 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Gladbachs Verzeichniß. Der Schnorrbock. Pr. 24 kr. 
8 E PHP. Neederl, Ins. III. St. II. Verh. Nachtvlind, I. Gez. I. Bende. Tab. II. 


De Paauwoog-Pylstaart- Vlinder. 

Röſel Inf. Bel. I. Th. Nachtvögel. I. Cl. Tab. I. Die einſame blaugeſchwänzte, 
dicke, grüne Raupe, mit ſchiefen weiſſen Seitenſtreifen ie. Eine Abänderung der 
Raupe. III. Th. Tab. XXVII. fig. 4. pag. 233. 

ADMIRAL Insecten. Tab. I. pag. 1. 

SCHAEFFER Ins. Rat. Tab. 99. fig, 5. 6. Sph. al. ang. A, 

VDDMANN. Diss. nov. Ins. sp. 58. fig. 8. 

Martini Naturlexicon. I. Th. pag. 77. Abendpfauenaug. 

DEGEER. Mem, Tom. II. P. I. pag. 243. nr, 2. Papillon - bourdon a antennes 
prismatiques et ä’ petite trompe, à ailes decoupees dont les superieures 
sont brunes nuancees de gris, et les inferieures rouges avec un oeil bleu 
et noir. Götzens Ueberſ. pag. 175. sed. Chenille chagrinee verte, à corne 
blanc, a rayes obliques blanches et une raye longitudinale blanche sur 
les trois premiers anneaux. pag. 244. Ueberſ. 176. 

DRVRV. Ins. II. Tab. XXV. fig. 2. 3. 

HARRIS Ins. II. Tab. V. fig. a- b. 

S ERA. Thes. Tom. IV. Tab. LI. fig. p. p. Sphinx pavonius ocellis insignis, 
Tab. LIV. fig. 5. 6. Tab. LIX. fig. 4-6, Inquieta nostras pavonia &c. 

Sulzer Kennzeichen der Inf. Tab. XV. fig. 89. 

ALBIN. Ins. Tab. VIII. fig. 2. 

MERIAN. Europ. II. Tab. 87. 


Zierrathen, welche wir Augen oder Spiegel nennen, hat die Natur bey 
dem Schmuck, mit dem ſie Abendſchmetterlinge putzt, äuſſerſt ſparſam an— 
gebracht. Bey dem Papilio iſt ſie verſchwenderiſcher damit geweſen, bey 
der Phaläne noch mehr kärglicher geworden. Hier hat ſie nur eine einzige 
Gattung mit dieſen Zierrathen begabt. Wenigſtens ſind nicht mehrere Eu— 
ropäer dieſer Art bis jetzo bekannt. Von Ausländern haben ſich keine ähn— 
liche Gattungen annoch entdeckt. 


Der Name äugiger Abendſchmetterling (Sphinx ocellata), iſt daher 
vortrefflich gewehlt. Er iſt ganz characteriſirend, er ſagt mit einem Worte, 
den Unterſcheid von allen übrigen Arten dieſes Geſchlechts. Um ſo kürzer 
darf ich in der Beſchreibung deſſelbigen ſeyn. Unſer Pfauenaug iſt gemein, 
und deſſen Raupe noch nie ſchädlich geworden. 

Es it dieſer Zweyfalter einer von der geringen Anzahl derer, welche 


unſeren älteſten Entomologen ſchon unter die Hände gekommen. Die vor— 
ſtehenden Schriftfteller erweiſen es, wie vielfältig, und fat in allen Gegen— 


Sphinx ocellata. Abendpfauenaug. Halbe Pfauenaug. Nachtpfauenaug. 29 


den unſeres Welttheils er ſich vorgefunden hat. Faſt möchte es überflüßig 
ſeyn, ihn nochmalen zu beſchreiben. Nur das Vorzüglichſte darf ich aus 
Pflicht nicht unangezeigt laſſen. 

Es haben ſich faſt keine Abänderungen deſſelben erheblich gemacht. 
Auch an beyden Geſchlechten iſt Farbe und Zeichnung einerley, nur ſind 
ſie in der Gröſſe und Dicke verſchieden. Der hier abgebildete iſt der Größ— 
te, der mir noch zu Geſicht gekommen. Gewöhnlich iſt er um etliche Linien 
kleiner. Ich habe ihn auch in der Gröſſe zweyer Zolle, nach dem Maas 
beyder ausgeſtreckten Flügel erzogen. Die Grundfarbe iſt zuweilen helle ins 
fleiſchfarbe gemiſcht, und die braunen Zeichnungen ſind auch um vieles dunk— 
ler bey manchen. Die blauen Augen aber öfters, beſonders bey dem Männ— 
chen, um die Hälfte geringer. Das Uebrige ſagt die Abbildung; und das 
Original ſelbſten wird nicht leicht eine Sammlung vermiſſen. 

Er findet ſich bey uns in dem May, wo wir ſchon die auf Blätter 
gelegten Eyer antreffen, ſo wie noch die beyden folgenden Monate durch. 
Oefters trift man ihn zu der Zeit an, wo die Raupe ſchon ganz ausgewach— 
ſen ſich zeigt. Ich habe dieſes bey verſchiedenen Gattungen gleichfalls be— 
merkt. Der Sphinx Convolvuli, Euphorbiae, Tiliae, und andere kön— 
nen Beyſpiele davon werden. Bey dieſem finden wir öfters zu einerley Zeit 
den Zweyfalter und die Raupe in vollkommener Gröſſe. Man hat die Ur— 
ſache hievon in der frühern oder ſpätern Entwickelung, und von dieſer, den 
Grund wiederum in der tieferen oder feuchteren Lage der Chryſalide zu ſu— 
chen. Bey jener bricht der Zweyfalter um ein paar Monate zeitiger hervor, 
er legt um ſo früher ſeine Eyer, und die daraus entſtandenen Raupen ha— 
ben ſchon ihre Gröſſe erreicht, ehe noch jene aus ihren Chryſaliden her— 
vorgebrochen ſind. Sonach wird es öfters mit Beſtimmung der Zeit der 
Raupe und des Zweyfalters ein ſehr irrſames Geſchäft. 

Man findet ſie des Tages an den Stämmen der Bäume, oder an 
Wänden, ſtille ſitzen. Nur des Abends oder in der Nacht erheben ſie ſich 
zum Fluge. Ihre Paarung a) dauert zu ganzen Tagen, und nach dieſer 
hat mehrentheils das Männchen ſeine Lebenskräfte erſchöpft. Das Weib— 
chen hat eben jo, nach Legung der Eyer, die Abſicht ihres Daſeyns, ihr 

D 3 


a) Hievon findet ſich im Naturforſch. die Befruchtung der Inſecteneyer, beſonders 
VI. St. pag. 13. vom Herrn P. Meine- wegen dieſes Sph. ocellata. 
cke einige merkwürdige Beobachtungen über 


30 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Leben und Sterben aber, ihr Hervorbringen des Aehnlichen, und Wieder— 


vergehen, 
Abſicht erreicht. 


Ich habe ein 


merkwürdiges Ereigniß hier zu erwähnen. 


wenn wohl dieſer immer von neuem anfangende Zirkel, ſeine 


Sie be⸗ 


trift die Paarung dieſer Gattung mit einer ganz weſentlich verſchiedenen, 


dem Männchen des Sphinx Pinastri. 


Eine Beobachtung, welche mir von 


einem ſchon oft erwähnten Kenner, Herrn Cammerrath Jung in Uffen⸗ 


heim 6) mitgetheilt worden. 
winterte Chryſaliden. 
wickelten. 
hüten. 
den, 


hat ſich 


Noch dauerte ihre Paarung einige Stunden fort. 


5) Ich kann nicht unterlaſſen, hier mei— 
nen Leſern eine ungemein nutzbare Arbeit, 
dieſes um das Reich der Schmetterlinge ſo 
verdienten Gelehrten, vorläufig anzuzeigen. 
Ich weiß, ſie wird unſeren meiſten Liebha— 
bern willkommen ſeyn; da ſchon längſtens 
ein Werk dieſer Art unter die nöthigen Be— 
dürfniſſe gehörte. Es iſt bekannt, wie vie- 
le Mühe das Aufſuchen der Namen der 
Gattungen, die in unſeren beſten entomolo- 
giſchen Schriften behandelt werden, erfor— 
dert. Die meiſten enthalten ganz und gar 
keine Regiſter. Auch der Geübteſte im 
Syſtem hat öfters lange zu ſuchen. Man— 
che Species, die den Namen nach bekannt 
iſt, liegt in Claſſen verſteckt, wo man 
fie am wenigſten ſuchte. In vielen find 
ſie ſelbſten gar nicht vorhanden, und doch 
werden wir von andern nicht ſelten auf ſol— 
che Werke verwieſen. Man hat in der 
Lage oft ganze Bände zu durchblättern, 
und andere in Beziehung auf Tabelle und 
Figur zu vergleichen, um einzelne Gattun— 
gen zu ſuchen, die doch öfters von vielen 
zugleich behandelt ſind. Mit unglaublichem 
Fleiß hatte daher erſtbemeldeter Gelehrte 


Derſelbe hatte in einer Schachtel beyde über— 
Es fügte ſich, daß die Zweyfalter zugleich ſich ent— 

Zufällige Umſtände muſten ihre Tödung auf ein paar Tage ver— 
Als dieſe endlich zu einer bequemeren Zeit ſollte vorgenommen wer— 
zur größten Verwunderung dieſer ſeltene Umſtand entdeckt. 


Da es endlich ſchien, 


einen Indicem über die meiſten und brauch— 
bareſten Schriften, die eigens Schmetter— 
linge behandelten, gefertiget. Um demſel— 
ben noch mehrere Bequemlichkeit zu erthei— 


len, wurde er in tabellariſcher Form, nach 


alphabetiſcher Ordnung, beyder der lateini— 
ſchen und teutſchen Namen eingerichtet. 
Man überſiehet hier zugleich, von welchen 
Schriftſtellern, und an welchem Ort jede 
Gattung beſchrieben iſt; und dieß in Bezie— 
hung eines jeden Syſtems, nach Anzeige 
der dahin gehörigen Stellen. Die vorzüg— 
lichſten Schriftſteller ſind: Linne“, Fabri— 
eius, Röſel, Friſch, Scopoli, der 
Naturforſcher, und das Verzeichniß 
der Wiener Schmetterlinge, ſo wie auch 
diejenigen Gattungen, die bisher behandelt 
worden, nebſt verſchiedenen anderen einge— 
tragen ſind. Zugleich ſind Claſſen und 
Ordnungen einer jeden Gattung bemerkt. 
Es iſt überdieß, zum Nachtrag neuerer Ent— 
deckungen, Platz gelaſſen. Ich kann noch 
beyfügen, daß die Anſtalten der Ausgabe 
bereits getroffen, und eine berühmte Buch— 
handlung dieſelbe beſorgt. 


Sphinx ocellata. Abendpfauenaug. Halbe Pfauenaug. Nachtpfauenaug. 34 


das Weibchen möchte alle Kräfte verliehren, ward es rathſam, eine gewalt— 
ſame Trennung vorzunehmen. Die vorgelegten Blüthen der Jerichoroſe, de— 
ren Säfte es eingeſogen, erfriſchten es wieder. Des andern Tages fan— 
den ſich etliche Eyer gelegt. Es folgten deren zu dreyſigen, noch weiter. 
Sie hatten die Gröſſe und Geſtalt, wie fie das Weibchen des Sphinx ocel- 
lata abzuſetzen pflegt. Nun war die Erwartung nicht geringe, welche es 
entſcheiden ſollte, ob dieſe Eyer würklich befruchtet geweſen, und von wel— 
cher Geſtalt und Natur die hervorkommenden Raupen ſeyn würden. Allein 
ſie waren würklich nicht befruchtet, ſie vertrockneten bey aller möglichſt ver— 
wendeten Sorgfalt. Ich habe von der Raupe des Sphinx ocellata noch 
das Nöthigſte zu ſagen. 

Sie nähret ſich von allen Gattungen der Weide, zuweilen wird ſie 
auch auf der Eſpe (populus tremula) und den Schlehen, ſehr ſelten 
aber auf den Aepfel- und andern Obſtbäumen gefunden. Die Eyer 
pflegen erſt nach vier und mehreren Wochen auszukriechen. Dann ſtehet 
es von dem Junius bis in den Auguſt und September an, bis die Rau— 
pen ihre vollkommene Größe erreichen. So langſam gehet ihre Erziehung 
von ſtatten. Bei der früheſten Zucht hat es doch nie gelungen, noch in 
dem nemlichen Jahr den Zweyfalter aus der Puppe zu überkommen. Sie 
durchleben im Chryſaliden Stande den ganzen Winter, und zum Theil auch 
den Sommer. Hierinnen aber beſitzen ſie nichts Vorzügliches für ſo vielen 
Gattungen, denen gleiche Naturtriebe eingepflanzt ſind. 

Die Raupe erreicht eine anſehnliche Gröſſe, wie ſich aus vorliegender 
Abbildung ergiebt. Im Ruhen pflegt ſie den vorderen Theil des Leibes bis 
zu den erſten Paar der Bauchfüſſe gerade aufrecht zu halten. Die Vorder— 
füſſe ſchlieſſen alsdenn enge gegen den Leib an. Dieſe Lage ſchützt ſie viel— 
leicht eher gegen ihre Feinde, und iſt etwa Anſtalt, um zur Vertheidigung 
gegen ihre Feinde, in ſteter Bereitſchaft zu ſeyn. Sie ſind auch den Ver— 
folgungen des Ichnevmons ſehr unterworfen. Die Stärke, mit der ſie ſich 
an die Zweige befeſtigen, iſt auſſerordentlich, doch lange nicht von der Art, 
daß ſie nicht durch eine jählinge Erſchütterung, oder wenn man ſie bereits 
wahrgenommen, nicht durch geringe Behutſamkeit können herabgenommen 
werden. 

Die ganze Oberfläche der Raupe hat einige Härte, und fühlt ſich ſehr 
rauh. Es ſind dieß kleine erhabene Puncte, welche ſchon längſtens dem Cha— 
grin ähnlich gefunden, und mit demſelben, nach unſerem Gefühl, etwas Glei— 
chendes haben. Sie ſind von weiſſer Farbe, und ſtehen auf einem blaulich 


32 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


grünen Grunde. Ueber die vordern Ringe ziehen ſich der Länge nach, und 
über die folgenden ſchräge hindurch, weiſſe Striche, welche etwas gelb zum 
Theil angelaufen ſind. Das Horn auf dem letzten Ring iſt blaulicht und 
ungemein hart. In der Jugend führen es dieſe Raupen verhältnißmäſig 
länger, aber auch von minderer Härte. Dieß wird man bey allen Raupen 
gewahr, welche dieſes Werkzeug beſitzen. Der Kopf iſt etwas mehr blaulich 
als die Grundfarbe des Leibes. Er iſt nach obenzu etwas zugeſpitzt, wo 
andere mehr ins Runde und Breite angelegt ſind. Sie vergräbt ſich nach 
vollendetem Wachsthum in die Erde, in Moos, in abgefallene Blätter, oder 
was ſonſten zu ihrer Sicherheit dienet. Doch hat man nicht bemerkt, daß 
ſie ſich ein Gewebe verfertiget, ſondern blos iſt es eine Höhlung, in der 
ſie die Chryſalidengeſtalt annimmt, und worinnen ſie den Winter durchlebt. 

Die Chryſalide iſt braun mit ſchwarz untermengt, und am unterſten 
Ende mit einer harten hervorſtehenden, jedoch ſtumpfen Spitze, verſehen. 

Einer merkwürdigen Abänderung dieſer Raupe habe ich noch zu geden— 
ken. Röſel hat ſie zwar ſchon, wie ich oben angeführt habe, bemerkt. Sie 
kann wegen ihrer Farbe die Vermuthung erwecken, man werde aus ihr eine 
ganz eigene Gattung erziehen, wenn ſie jemand das Erſtemal zu Geſicht be— 
kommt. Der Zweyfalter aber von ihr weicht nicht das mindeſte ab. Das 
Nachſtehende zeichnet ſich aus. Sie hat zu beyden Seiten zwey Reihen 
hochrother Flecken. Zum Theil find dieſelben von einer bis zu einer viertel 
Linie breit. An einem Exemplar von dem abgewichenen Jahre zehlte ich ſieb— 
zehen derſelben Flecken auf jeder Seite, vier und dreyſig alſo in allen. Das 
Original der Rößliſchen Figur hat deren mehrere, welche noch überdieß groͤſſer 
geweſen, gehabt. Ich bemerkte auch nichts rothes an den Füſſen. Der Ring, 
wo das letzte Paar Bauchfüſſe angeſetzt iſt, hatte nur zu jeder Seite einen ein— 
zelnen dieſer Flecken, ſo wie die drey vordern ebenfalls hatten. Die Grund— 
farbe iſt etwas mehr gelblich geweſen. Pflanzen ſich dieſe Arten in ihren Fa— 
milien fort, oder ſind es Zufälle der Zeugung, von denen wir die Urſachen 
noch nicht gefunden? Das iſt Stoff für weitere Unterſuchungen künftiger 
Zeiten. Dieſe Abänderung lebt von der Weide, wie die andern auch. 

Die Naturgeſchichte von dem Sphinx ocelleta hat uns Goedart ſchon 
geliefert. Er giebt den 19. Sept. des 1663. Jahres an, wo ſich feine Raupe 
verwandelt hat. Wir haben ſie in der Mitte des Julius bereits in dieſem 
Zuftande gefunden. Seine Beſchreibung verdient, daß fie hier eingerückt wird. 
Sie dienet zur Probe, wie weit wir gegen die Kenntniſſe der Alten doch vor— 
gerückt ſind. Nur ihre Fehler ſollten ſich nicht wieder in unſere Beobachtun— 

gen 


Sphinx ocellata. Abendpfauenaug. Halbe Pfauenaug. Nachtpfauenaug. 33 


gen mengen, die ich doch in neueren Verzeichniſſen wörtlich eingerückt finde. 
Es ſagt dieſer an ſich ehrwürdige Entomolog von unſerer Raupe c), daß ſie 
ſchon vor Aufgang der Sonne mit ſo groſſer Begierde anfange zu freſſen, 
daß fie ſechs ganzer Stunden, ohne auszuſetzen, damit beſchäftiget iſt. Sie 
könne ihren Koth nicht von ſich geben, als bis er durch den neuen Fraaß 
ausgepreßt iſt. Sie ſeye ſo ſtark an die Blätter, (ſollte Zweige heiſſen) 
befeſtiget, daß fie ſaſt nie, ohne in Stücken zu gehen, konne weggebracht 
werden. Auf dem letzten Ring des Leibes führe ſie eine ſcharfe und giftige 
Spitze. Sie bediene ſich derſelben zur Vertheidigung, indem ſie, um ſolches 
zu thun, ſich mit einer beſondern Geſchwindigkeit im Kreis herum zu drehen 
vermöge, daß ſie jeden, der ſie berührt, damit verletze. Für die Zeiten ei— 
nes Goedarts waren dieſes leſenswürdige Wunder, die, um noch auffallender 
zu werden, eine Sprache in dergleichen Ausdrücken erheiſcht. Für uns ſind es 
alltägliche Sachen, wenn wir das Uebertriebene davon abſondern. Von dem 
Papilio ſagt er, daß das Weibchen nicht ſo ſchön ſeye, es wäre nemlich mehr 
aſchengrau, und hätte auf den Hinterflügeln jene Flecke nicht, die mit Au— 
gen ſoviel Aehnliches haben. Unſtrittig iſt der Papilio populi hiemit ge— 
meynt, deſſen Aehnlichkeiten, nach Goedarts Meinung, Geſchlechtsunterſcheid 


c) GoEDART de Insectis Ed. Liste- 
ri. Londini 1685. pag. 68. nr. 24. “Vi- 
ridis haec eruca salicum nutritur foliis — 
edere plerumque incipit prima apparente 
aurora, magnaque aviditate, quin aut 6. 
horas continuas, absque vllo intervallo, 
hoc solo occupata negotio. Excrementa 
nunquam potest excernere, nisi copia 
novi alimenti assumti expellantur; tena- 
eiter adeo se salicum foliis affigit, vt 
vix unquam ab iis avelli possit, sed po- 
tius in partes se dilacerari permittat. 
In corpusculi sui parte posteriore, pin- 
nulam gerit acutam ac venenatam, qua 
simulac attingi se sentit, ad defensionem 
vtitur, agitatione quadam celerrima, at- 
que in orbem, quaquaversum ad omne 
latus instituta, vt laedentem pinnulae mo- 
tu compungere possit. Qui hae Tabula ex- 
pressus est, masculus est, foemellae non 


II. Theil. 


sunt tam formosae, sed coloris magis ei- 
nerei, iisque carent rotundis maculis 
quae oculorum puendam speciem habe- 
re videntur. — Contigit haee mutatio 
19. Sept. 1663, et 5. d. Mensis Maii 166%. 
comparuit papilio validus, qui jejunus 
vixit usque 44. ejusd. Mensis. Nunquam 
ex hoc erucarum genere observare potui 
papilionem perfectum; suisque omnibus 
partibus absolutum provenisse, sed alis 
semper contractis et quasi ignis arlore 
corrugatis &e.,, — List. not. 3. „Ra- 
tio forsan probabilis, quod autor noster 
non potuit papilionem hujus generis 
omnibus partibus perfeetum adipisci, in- 
de peti potest, quod erucae materiam, 
folliculo faciendo commodam, non sup- 
peditaverit, adeoque ex parte fame pe- 
rire coegerit.“ 


34 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


waren. Noch wird bemerkt, daß er den Zweyfalter nie habe in vollkomme— 
nen Stand zu erziehen vermocht. Allezeit wäre derſelbe mit zuſammenge— 
ſchrumpften Flügeln, die wir im Feuer verbrannt geſehen, zum Vorſchein ge— 
kommen, ob er ſchon 9 Täge ohne alle Speiſe gelebt. Nach einem derglei— 
chen Original wurde auch deſſen Zeichnung gefertiget. Liſter macht die 
Anmerkung hierbey: die wahrſcheinliche Urſache dieſes Zufalls möchte darinnen 
zu ſuchen ſeyn, daß Gvedart der Raupe, die zur Fertigung ihres Gewebes 
dienliche Materie nicht gegeben, und ſie daher zum Theil verhungern laſſen. 
Genug zur Probe einer Erzehlung der Naturgeſchichte, welche da, wo die 
Kenntniſſe der Entomologie noch mit tauſend Vorurtheilen zu kämpfen ge— 
habt, immerhin die vollſtändigſte und richtigſte war. Wie viel aber iſt bis 
jetzt uns noch leider verborgen! 


Der zweyte europäiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX POPVLI. 


Der Pappelvogel. Schnorrbock. Le Sphinx à ailes dentelees. Geoff. 
Papillon-bourdon, du Peuplier. De gehakkelde Pylstaart 
Vlinder. Seba. Sepp. Admir. 


Tab. II. Der männliche Zweyfalter von beyden Seiten. Die Raupe auf einem Weidenzweig. 
Die Chryſalide ift von der des Sphinx ocellata kaum zu unterſcheiden. 


LINNE S. N. Ed. XII. Sp. 2. Sph. Leg. al, ang. Alis dentatis reversis: postieis 
basi ferrugineis; anticis puncto albo. Ed. X. Sp. 2. Faun. Su. edit. nov. 1084. 
Mus. Lud. VIr. 342. Mit gezähnten, zurückgebogenen Flügeln, an den Hinterflü— 
geln, gegen die Grundfläche, rothgelb, auf den vordern mit einem weiſſen Punet 
gezeichnet. 

Müllers Naturſyſt. V. Th. pag. 636. Sphinx populi Der Zahnflügel. 

F ABRIOII Entom. pag. 537. Sp. 3. Sphinx populi, Linneiſche Charactere. 

GEOFFROI Tom. II. pag. 81. nr. 3. Sphinx elinguis, alis serratis, cinereo ful- 
Seis, superioribus- fasciis obscurioribus transversis, inferioribus basi macula ful- 
va. Long. J. pouce. 

scopoLı Ent, Carn. nr, 466. Sphinx populi. Corporis alarumque color prima- 
rius utrinque einereus. Alae omnes dentatae anticae supra puncto albo medio, 
posticae basi mosdatinae. Antennae osseae. Long, unc. A. et lin. 6. Lat. 10, . 

Syſt. Verz. der Schmetterl. der Wiener Geg. pag. 41. nr. 4. Sphinx populi. Al⸗ 
bernſchwärmerraupe. (Populi nigrae). 

Hufn. Tab. Berl. Mag. II. B. I. St. Sph. populi. Die Kreuzmotte. Die Grund— 
farbe aller Flügel iſt blaulichgrau. Die Unterflügel find bey der Einlenkung zim— 
metfärbig. Bey Tage an den Stämmen der Weidenbäume, im Junius. Raupe 


Sphinx populi. Der Pappelvogel. Schnorrbock. 35 


Grünrauh, wie Chagrin, mit einer blauen Schwanzſpitze; auf jeder Seite ein weiſ— 
ſer horizontaler Streif durch alle Gelenke. 

Fueßli Schweitz Inf. nr. 612. Sph. populi. Die Kreuzmotte. Nicht ſelten. 

Gleditſch Forſtwiſſenſchaft. I. Th. pag. 681. ur. 2. Kreuzmotte. 

Müller Faun. Fridr. pag. 37. ur. 342. 

— — Zoolog. Dan. prodr. pag. 16. nr. 1335. 

Gladbachs Verz. Der groffe Ulmenvogel. Pr. 24 kr. 

se. pp. Neederl. Ins. III. St. I. Verh. Nachtvl. I. Gez. I. Bende. Tab. I. 

Röſel Inf. Bel. III. Th. pag. 187. Tab. XX. Die grüne Pappelraupe, nebſt fie- 
ben Paar ſchreger, gelblichweiſſer Streifen, einem horizontalen Seitenſtreif, und 
dem zugeſpitzten Kopf, nebſt deren Verwand. in einer zur Nachtv. I. Cl. gehöri— 
gen Papil. 

ADMIRAL Insecten. Tab. X. pag. 5. 

s AEF F. Ins, Rat. Tab, 100. fig. 5. 6. Sph. alis ang. 5. 6. 

DEGEER Mem, d. Ins, Tom. I. pag. 148. Tab. 8. fig, 4-5. Chenille rase, 
verte, a corne sur le dernier, dont la peau est chagrinee, la tete plate 
et triangulaire, et qui mange les feuilles du peuplier noir, Götzens Ueber— 
ſetzung — pag. 113, Tom. II. P. I. pag. 243. Papillon-bourdon à antennes 
prismatiques et a petite trompe, a ailes dentelées d'un gris cendré avec 
des rayes ondèes brunes, dont les inferieures sont rousses à leur base, & 


dont les superieures ont une tache blancheätre. Götzens Ueberſ. — p. 175. 
SEB A. Thes. Tom. IV. Tab. 53. fig. 5. Inquieta alis erosis. Tab. 54. fig. 1. 2. 
Inquieta cana, obscuriori colore picta &c. fig. 7-9. — Florum mali 


colore, cinereis signaturis distincta. Tab. 59. fig. 7-10. 
WILKES Butterfl. 414. Tab, B. C. 
ALBIN. Ins. Tab. 37. fig. C. 
MERIAN. Europ. III. Tab. 37. 


Von der Naturgefchichte des Sphinx Populi habe ich wenig Vorzügli— 
ches zu erzehlen. Schon beynahe alles iſt geſagt. Es iſt bei der Beſchrei— 
bung der vorſtehenden Gattung des Sphinx ocellata geſchehen. Die Natur 
hat ſeine Raupe nach einerley Muſter mit jener geformt. Sie hat uns ſo— 
gar keine Unterſcheidungsmerkmale übrig gelaſſen. Farbe, Zeichnung, Gröffe, 
Futterpflanze, Zeit, Ort und Gegend, hat ſie mit jener gemein. Auch die 
Abänderungen von jener ſind zugleich bey dieſer bemerkt worden. Sie wird 
in gleicher Abwechſelung des dunkleren und helleren Grün, oder des mehr 
oder minder Gelben gefunden. Man hat ſie ebenfalls mit rothen Flecken. 
Der Zweyfalter hingegen iſt deſto merklicher von jenem verſchieden. Die 
Flügel ſind mehr ausgezackt, und von einem etwas veränderten Schnitt. 
Die Augenſpiegel des Sphinx ocellata mangeln ihm ganz, und dadurch iſt 
er ſchon weſentlich gegen jenen ein ander Geſchöpf. 

E 3 


36 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Eine Abbildung der Raupe dieſes Zweyfalters könnte etwas ſehr Ueber— 
flüßiges ſcheinen. In der That iſt ſie es auch. Meine Leſer erblicken aber 
auf der gegenwärtigen Tafel eine von der Raupe der erſteren abweichende 
Farbe und Bildung. So gewiß es iſt, daß deſſen Original den Sphinx 
populi gab; ſo gewiß iſt es auch, daß wir aus Raupen, von ganz gleicher 
Bildung, den Sphinx ocellata erhalten. Man kann ſie daher als eine Ab— 
änderung von jener, oder zugleich von beyden betrachten. Wenigſtens kommt 
ſie uns in dieſer Geſtalt am gewöhnlichſten vor. Gewiß für die Naturge— 
ſchichte ein merkwürdiger Auftritt, und für den Zwang des Syſtems eine 
Sache, welche Verwirrungen macht. Beſtändig Ausnahmen bey unſeren be— 
ften Entwürfen. 

Ich komme auf unſere Raupen zurück. Längſtens war man bemüht, 
Merkmale ihres Unterſcheids zu beſtimmen. Kenner, welche beyde öfters er— 
zogen, haben ſie auch würklich durch Erfahrungen zu bemerken gelernt. 
Nur ſind eben dieſe Kennzeichen nicht beſtändig, nicht ſo entſcheidend, als wie 
bey anderen Gattungen, ich wollte ſagen, ſie laſſen ſich nie deutlich genug 
mit Worten angeben. Ohne gegründete Erfahrungen kann man ſich nicht 
ſicher genug auf fie verlaſſen. Dieſe Wahrnehmungen wollen, daß die Raus 
pe des Sphinx populi gemeiniglich, aber freylich nur gemeiniglich; Ausnah— 
men giebt es genug; eine mehr ins gelbliche ſich ziehende Grundfarbe be— 
ſitze, daß ſie etwas geſchmeidiger, und mehr in die Länge geſtreckt ſeye. Die 
Streifen, welche zu beyden Seiten die ſchrege liegenden durchkreuzen, ſollen 
bey der Raupe des Sphinx populi um ein beträchtliches mehr verlängert 
ſeyn als jene des Sphinx ocellata ſie hat. Bey erſterer ſollen ſie ſich nem— 
lich bis zu den ſechſten und ſiebenden Ring, bei letzterer aber nur bis zu den 
dritten oder vierten ziehen. Am gewöhnlichſten findet mans ſo; alleine, 
dieß Merkmal iſt noch lange nicht hinreichend genug. Auch die Raupe des 
Sphinx ocellata hat eben dieſe weiſſen Linien öfters gleich verlängert, und 
die von dem Sphinx populi hat ſie auch ſo kurz, als jene ſie immerhin 
zu haben vermag. Ich kann mich hier, auſſer eigenen Erfahrungen, auf die 
Abbildungen eines Sepps berufen, an deſſen beyden Raupen, in Abſicht 
dieſer Linien, kein Unterſchied iſt. Sie gehen nur bis zu den vierten Ring. 
Die Futterpflanze, von der ihr der Herr von Linne“ den Namen ertheilt, die 
Zitterpappel, (populus tremula), giebt einen gleichſchwankenden Charakter 
ab. Die Raupe nähret ſich von den Blättern dieſes Baums, da wo eine 
Gegend denſelben häufiger hat, weit lieber, als von der Weide, auf der 
man ſie nicht weniger ſiehet. Beſonder iſt es, daß an dem Ort, wo man 


Sphinx populi. Der Pappelvogel. Schnorrbod. 37 


fie in einem Jahre einmal entdeckt, fie auch wieder in dem folgenden ift, 
Ohnfehlbar verirret ſich der Schmetterling, der feine Eper zurückläßt, nicht 
weit von ſeinen Wohnplätzen, die er einmal gewehlet. Soviel ich bemerkt, 
iſt die Raupe des Sphinx ocellata äuſſerſt ſelten auf beſagten Pappelbäu— 
men, oder der Eſpe, vorhanden. Dieſe Umſtände zuſammen genommen, 
verſichern genug, daß ein erfahrner Kenner beyderley Raupen wohl zu un⸗ 
terſcheiden vermag, ob man ſchon ſtandhafte und weſentliche Merkmale feſte 
zu ſetzen, ſich vergeblich bemüht a). In ihren Naturtrieben, und der Zeit 
ihrer Verwandelung, hat ſich nicht der mindeſte Unterſcheid bemerkungswür— 
dig gemacht. In dieſer Rückſicht habe ich auch eine Abbildung der Chryſali— 
de für etwas ſehr entbehrliches gehalten. 

Der Schmetterling ſelbſt iſt noch zu beſchreiben übrig. Eine Sache, 
welche nicht ſo leicht iſt, als man es meynt. Vielleicht bin ich ſchon vielen 
Liebhabern, durch gegenwärtige Abbildung, anſtößig geworden, die in Ver— 
gleich ihrer Originale, nicht die genaueſte Aehnlichkeit wahrzunehmen ver— 
meynen. Sie haben auch vollkommen recht. Nur die Natur hat nicht 
gewollt, daß der Sphinx populi jo einförmig, fo regelmäßig nach allen 
Exemplaren ſollte gebildet ſeyn. Alle Abänderungen vorzuſtellen, würde 
viele Tafeln erheiſchen. Die gegenwärtige ſtellet ein Männchen für, ſo wie 
es nach meinem Original war. Ich fand an demſelben die kenntlichſten Aus— 
drücke, nach den Zeichnungen der Flecken, und den Miſchungen der Farben. 
Um ſo beſſer diente es mir zum Muſter, das Abweichende ſich nach dieſem 
zu denken. Gemeiniglich iſt ſeine Farbe ein ſehr blaſſes Grau, und die Zeich— 
nungen auf deren Fläche öfters noch mehr verlohren. Eine beſondere Ab— 
änderung hat ein ganz einfärbiges Grau. Sie wird in den Supplements— 
tafeln beygebracht werden. Zugleich iſt eben ſo ſehr die Gröſſe verſchieden. 
Man hat ihn um die Hälfte, und wohl um zwey Drittel kleiner. Das 
Weibchen beſitzt etwas mehr in die Länge geſtreckte Flügel. Der weiſſe Punet 

E 3 


Abſätze fänden ſich groſſe erhabene gelbe 


a) Der Chorherr Meyer bemerkte nach 
Puncte, der Kopf werde ferner von dem 


Fueßli Magaz. II. St. pag. 263. einige 


Merkmale dieſer Raupe, zum Unterſcheid, 
jener, des Sphinx ocellata. Sie ſind in 
der Kürze folgende: Es ſoll die Raupe 
des Sphinx populi eine mattere Farbe füh— 
ren, fie habe Seitenlinien durch alle Ge- 
lenke; auf den Rücken der drey vorderen 


Halſe durch ein gelbes Halskreisgen ab— 
geſondert, und dann ſtünden zwey rothe 
Puncte auf dem des eilften und ſechſten 
Abſatzes ꝛc. Merkmale, die eben nicht all— 
gemein genug ſind. 


38 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


in der Mitte der Vorderflügel, und die rothfärbige Grundfläche der Hinter— 
flügel, ob ſie wohl bald mehr ins Gelbe, bald mehr Röthliche fällt, geben 
ein ſehr weſentliches Unterſcheidungszeichen von den vewandten Gattungen ab.“ 
Mehr beyzufügen, kommt mir als Weitſchweifigkeit vor. 


Der dritte europäiſche Abendſchmetterling. 
SPH. LEG. AL. ANG. TILIAE. 


Der Lindenvogel. Der Lindenſchwärmer. Le Sphinx de tilleuk 
Geoffr. Papillon - bourdon du Tilleul.e. Degeer. Linde 
Pylstaart. Seba. 


Tab. III. Fig. J. Ein männlicher, Fig. 2. ein weiblicher Zweyfalter, beyde von der Ober- und 
Unterſeite. Fig. 3. Die Raupe nach der Farbe, ein oder zwey Tage ehe ſie zur Verwandelung 
in die Erde gehet. Fig. 4. In gewöhnlicher Farbe. Beyde auf einen Linden— 
zweig. Fig. 5. Die Chryſalide. 


LIN NE S. N. Ed. XII. Sp. 3. Sphinx alis angulatis virescentinebulosis saturatius 
subfasciatis; posticis supra luteo testaceis. Edit. X. Sp. 3. Fauna Suec. Edit. 
nov. 1085. Mus. Lud. VIr. 343 Mit eckigten, grünſchattirten, dunkleren und 
bindenförmigen Flecken, nebſt röthlichgelben Unterflügeln nach der Oberſeite. 

Müllers Naturſyſt. V. Th. pag. 636. Sphinx Tiliae. Der Lindenſauger. * 

rABRıcıı Entom. pag. 537. Sp. 4. Sphinx Tiliae. Linneiſche Charactere. 

G EOFFROI Tom, II. pag. 80. nr. 2. Sphinx elinguis alis laceris, superioribus ci- 
nereo virescentibus, fascia obscuriore transversa inaequali, inferioribus, fusco 
aurantiis, Long. A pouce, 

scoporı Entom. Carn. 467. pag. 183. Sphinx Tiliae, Alae anticae sinuaoto- den- 
tatae: maculis duabus, obscurioribus, fasciam prae se ferentibus: una ma- 
jore, aliaque alba ad apıcem basi dente notata. Long. une, A. lin. 4½ 3. la- 
tit. 6½ 8. 

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 41. nr. 3. Sphinx Tiliae, 
Der Lindenſchwärmer. 

Hufn. Tab. Berl. Magaz. II. B. I. St. pag. 188. nr. 20. Sphinx Tiliae. Die Lin⸗ 
denmotte. Die Grundfarbe iſt bey einigen grün, welches an manchen ins weißlich— 
gelbe fällt, mit dunkelgrünen Flecken; bey andern roͤthlichgelb, mit grünlichblauen 
Flecken. Im May und Junius. Sitzt bey Tage an den Zweigen der Bäume. 
Von der zwoten Gröſſe, häufig. 

Fueßli Schweiz. Inf. ur. 613. Die Lindenmotte. 

Gleditſch Forſtwiſſenſ. I. Th. pag. 387. nr. A. Die Lindenmotte. 

Gladbachs Verz. Der groſſe Lindenvogel. Pr. 24 kr. 


Sphinx legitim. alis angul. Tiliae. Der Lindenvogel. 39 


Röſel Inf. I. Th. I. Cl. Die Nachtvögel. Tab. II. Die grüne, geſchwänzte Lin— 
denraupe, mit ſchiefen roth und gelben Seitenſtreifen, nebſt ihrer Verwand. ꝛc. 
SCHAEFFER Ins. Rat. Tab. 100. fig. A. 2. Sphinx al. ang. 2. 3. Elem. 

Tab. 146, fig. A. 

DEGEER. Mem. Tom. II. P. I. pag. 246. Tab. III. fig. 1-7. Götzens Ueberſe—⸗ 
gung — p. 177. Papillon a antennes prismatiques et à tres petite trom- 
pe, a alles etroites et decoupees, d'un gris couleur de foye avec de ta- 
ches angulaires vertes, dont les inferieures sont d'un gris jaunatre. p. 248. 
Ueberſ. pag. 179. Chenille chagrinee verte a corne bleue et jaune, à points 
et a rayes obliques jaunes, avec une couronne jaune sur le derriere. 

Friſch Beſchreib. 7. Th. Tab. II. Die grüne Lindenraupe ꝛc. 

SEBA Thes. Tom, IV. Tab. 53. fig. F. 5. G. 6. Inquieta tiliarum. 

WILKES Engl. Butterfl, Tab. I, B. 4. 

AL IN. Ins. Tab. X. 

MERIAN Europ. II. Tab. 24. 


Die Natur hat hier abermals einerley Gattung eines Zweyfalters nicht 
in einerley Gewand, nicht mit beſtimmten Farbenmiſchungen zu malen beliebt. 
Es iſt unſer Lindenvogel ſehr vielen Abänderungen ausgeſetzt. Nicht nur das 
Colorit, ſondern auch die unterſchiedene Gröſſe, in der man ihn findet, giebt 
ihm ein ſo mannigfaltiges Anſehen, daß man faſt weſentliche Verſchiedenhei— 
ten vernuthen kann. Allein hier haben Erfahrungen die Sache entſchieden. 
Man hat von Raupen, die zuverläßig aus den Eyern eines einzigen Weib— 
chens entſtanden, faſt ſämtliche Abänderungen zugleich erzogen. Alſo im ei— 
gentlichen Verſtande zufällige Veränderungen. Ich habe die vorzüglichſten 
zu bemerken. Die dritte Tafel ſtellet die gewöhnlichſten für. Der Zweyfal— 
ter, nach der erſten Figur, führet eine blaßgelbe Ockerfarbe zum Grund. 
Die Flecken ſind dunkler und röthlichbraun. Nach der zweyten Figur hin— 
gegen iſt die Grundfarbe röthlichbraun, die Flecken aber ein dunkles Grün. 
Der Leib hat mit letzteren gleiche Farbe. Nun ſind an verſchiedenen Exem— 
plaren weiter noch mannichfaltige Miſchungen, nach den helleren oder dunkle— 
ren beyder Farben wahrzunehmen. Sie laſſen ſich aber leicht nach dieſer 
Maasgabe gedenken. Herr Scopoli erwähnet noch zweyer Abänderungen, 
einer mit röthlicher und der andern mit blaßgelber Grundfarbe. Beyde füh— 
ren dunkelbraune Flecken a). Ihm war hingegen diejenige Abänderung nicht 


* 


a) scor. I. c. Variat 1) corporis ala- que. 2) Partium omnium colore prima- 
rumque colore primario corticino, utrin- rio ochraceo: maculis cervinis. 3) Cor- 


40 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


nach dem Original zu Geſicht gekommen, die bey uns gar nichts ſeltenes iſt. 
Röſel hat nach derſelben ſeine Abbildung gegeben. Und die Charactere des 
Herrn von Linne“ haben eigentlich dieſe Varietät zum Grund 5). Sie ift in den 
Supplementen, nach den gewöhnlichſten Originalen von mir zu malen. Die 
Grundfarbe iſt weiß, und ins Grüne gemiſcht. Die Flecken ſind zwar dun— 
kelgrün, doch von ſehr friſchem Anſehen. Auch hier ſind wiederum mannich— 
faltige Erhöhungen und Vertiefungen beyderley Farben, in manchen Exempla— 
ren, zu bemerken. 


Dieß ſind die vorzüglichſten Abweichungen, welche die Natur bey dieſer 
Gattung hervorgebracht hat. Nach der Gröſſe habe ich ſie um die Hälfte 
kleiner, als die zwote Figur, und um ein ſehr beträchtliches gröſſer, als die 
dritte bemerkt. Die Zeichnungen der Flecken aber, ſo wie der Umriß, haben 
nichts erheblichverſchiedenes an ſich gehabt. Die Fühlhörner ſind bey allen 

8 Grempla- 


poris alarumque supra colore osseo(}): rescente. — Huie proxima roEssE- 


maculis ferrugineis: Subtus vero potius 
ferrugineo. 4) Alis antieis supra ma- 
eulis umbrinis; disco subrubente; limbo 
utrinque |fusco - limoniato. — Subtus 
basi ferrugineis; limbo virescente. — 
Postieis supra nuceis: subtus limbo vi- 


LIAN A fig. 5. 6. Tab. II. Pap. Noct. 
Cl. I. Huic etiam uni conveniret de- 
seriptio Cel. LIN NAREIT Faun. Suec. FR 
sI fig. 3. Tab. II. Ins. 7. alae ma- 
culam majorem subcordatam habet, 
quam ego nondum vidi. 


(+) Osseus nennt Herr Scopoli, nach der feiner Entomologie vorgeſetzten Erklärung der Far— 
ben, eine Miſchung von halb gelb halb weiß. (4 partes flavi, et 4 partes albi). Das 
Gelbe iſt gummi guttae, das Weiſſe Schieferweiß. Nach feiner Erfindung beſtimmten ſich 

die angeblichen Farben auf folgende Art. Er theilte eine kleine Scheibe aus dem Mittel- 
punct, und unterſchiedenen Halbmeſſern, in gleiche Theile. Er überſtrich dieſe Felder mit 
zwey oder mehreren Farben. Dieß ergab ſodann die Beſtimmung der Grade einer jeden Mi⸗ 
ſchung, welche durch die ſchnelle und ſtete Bewegung im Kreis, eines dergleichen bemahlten 
Scheibgens, ſich alsdenn einfärbig zu erkennen gab. Z. B. Wenn wir Abtheilungen gemacht, 
und zwey der entgegen geſetzten weiß, die beyden andern gelb angeſtrichen worden: ſo ergab 
das ſchnelle Umdrehen des Scheibgens eine blaßgelbe Miſchung, Sie wurde höher oder blaſ— 
ſer, nachdem eine oder die andere Farbe mehrere Räume füllte. Und ſo könnten die Grade 
nach dieſen Feldern beſtimmt werden. Vier Theile gelb, und vier Theile weiß, heißt dem— 
nach bey ihm, daß das Scheibgen aus acht Feldern beſtanden, deren wechſelsweiß eines mit 
gelber, und das andere mit weiſſer Farbe beſtrichen worden, als welches gerade die Mi— 
ſchung der angezeigten Varietät dieſes Lindenvogels ergeben. 


b) LIN N. Faun. Su. I. c. Deser. “Cor- Alae posticae supra luteo-testaceae an- 


pus et alae supra virescentes, in medio 
fascia s. maculis duabus obscurioribus; 
hae alae posticae repandae s. trilobae. 


gulo ani obscuriore. Margo posticus 
omnium alarum tam supra, quam sub- 
tus ferrugineus.“ 


Sphinx legitim. alis angul. Piliae. Der Lindenvogel. 40 


Exemplaren oben weiß, und unten ockergelb gefärbt. Die Oberſeite 
der Hinterflügel führet jederzeit ein röthliches oder mehr bräunliches Gelb. 
Durch dieſelbe ziehet ſich ſchräge eine auf beyden Seiten etwas verlohrne 
ſchwärzliche Binde. Auch dieſe iſt zuweilen ſehr blaß. Die Verſchiedenheit 
der braungelben und grünen Farbe der Oberflügel, bemerkt man in beyderley 
Geſchlechtern. Gemeiniglich iſt das Weibchen gröffer, und führet eine dunk— 
lere Farbe. 


Im May, und noch in den beyden folgenden Monaten, wird man 
Thon unſeres Lindenvogels gewahr. Man trift ihn öfters an den Stämmen 
der Bäume ſitzend an. Selten bemerkt man ihn an den Büthen, durch 
deren Geruch ſonſt andere Abendſchmetterlinge häufig beygelockt werden. Doch 
wenn es iſt, pflegt er ſich ſehr lange darauf zu verweilen. Die Kürze ſei— 
ner Zunge c), die nicht tief genug in die Saftgefäſſe einzudringen vermag, 
iſt vielleicht die Urſache hievon. Sein Flug iſt überdieß flatternd und ſchwer. 
Er hat ſich in allen Ländern Europens gefunden. 


Die Linde d), der Aufenthalt ſo vieler Merkwürdigkeiten im Reiche der 
Inſecten, iſt die eigene Futterpflanze von ſeiner Raupe. Nur ſelten wird ſie 
auch auf der Weide, oder auch auf Obſtbäumen wahrgenommen. Gemei— 
niglich aber da, wo erſtere Bäume ſeltener ſind. Man findet ſie bereits im 
Junius, und dann noch in unterſchiedener Gröſſe bis in den September. 
So ungleich ſind ihre Generationen an beſtimmte Monate gebunden. Ich 
habe ſchon den Schmetterling und die ausgewachſene Raupe zu einerley Zei— 


ten entdeckt. 


c) GEOFFROI l. c. will in keinem 
ſeiner Exemplare eine Zunge bemerkt ha— 
ben. Der Zweyfalter kann ſie in der That 
ſehr tief einziehen, daß ſie daher wenig 
ſichtbar wird. Ich fand fie bey allen ein 
bis zwey Linien lang, und von ſehr feiner 
Structur. Geoffroi gerieth ſogar, wegen 
dieſes Umſtandes in Zweifel, ob dieß eben 
die Linneiſche Gattung ſeyn möchte. Ich 
füge ſeine Worte hier bey. „Je doutois 
d’abord que cette espece fut la mème 
que celle que designe M. Linnaeus, d’au- 
tant que la nötre n’a point de trompe, 
et qu il en donne une a sienne, il l’ap- 


u. Theil. 


Dieß iſt bey vielen Arten, beſonders bey unſerer veränderlichen 


pelle spirilinguis. Il paroit cependant 
par la citation et la figure de M. de 
Geer, que c'est la meme. Le dernier 
lui donne une trompe tres courte. II 
faut qu'elle soit reellement bien cour- 
te, car je n’ai pü l’appercevoir quel- 
qu’attention que j'ai prise. Pai donc 
cr pouvoir mettre ce Sphinx parmi ceux 
de cette première famille, ne lui ayant 
point trouvé de trompe au moin sen- 
sible.,, 

d) Tilia Europaea. Linn. S. N. T. II. 
pag. 363. gen. 660. Sp. 1. 


12 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Witterung nichts ungewöhnliches. Sie bewohnen die hoͤchſten Gipfel der 
beſagten Bäume. Stürme und Regen bringen fie auf das Niedere, oder 
wenn die Zeit ihrer Verwandelung da iſt, ſenken ſie ſich durch einen Faden 
ihres eigenen Geſpinnſtes herab, um in der lockeren Erde eine Wohnung zu 
ihrem nächſten Stande zu bauen. Hier überwintert die Chryſalide, wenn ſie 
auch eine der Früheſten geweſen. Sie iſt ſchwarzbraun, und am Ende mit 
einer kurzen Spitze bewaffnet. Mehreres finde ich nicht zu bemerken. Von 
der Raupe ſelbſten aber, iſt noch etwas zu jagen. 

Sie iſt ungemein wohl gebauet. Die Dicke der mittleren Ringe ver— 
lieret ſich ſehr geſchmeidig gegen den Kopf. Gleich den Raupen der beyden 
erſten Gattungen iſt ſie mit einer rauhen Haut durchaus bezogen. Auf die— 
ſer ſind gleichfalls die erhabenen weiſſen Punete vorhanden. Der Kopf iſt 
dreyeckig, und gelblich eingefaßt. Er raget über den nächſten Ring etwas 
hervor. Die einem Horn ähnliche Schwanzſpitze iſt gemeiniglich von einer 
ins Blaue fallenden Farbe. Nächſt unter dieſem Horn bemerkt man noch 
ein anderes Werkzeug oder Zierrath, ich weiß ſelbſten nicht, mit welchen 
Namen ich dieſe ringförmige Erhöhung belegen ſoll. Sie gleichet einem 
Schilde, oder beſſer einem Kranz. Die Subſtanz iſt hornartig, und von 
gelber Farbe. Die mittlere Vertiefung iſt bey einigen roth, bey andern 
ſchwarz. Auf der erhabendſten Fläche, welche durch runde Einſchnitte ge— 
theilt iſt, find weiſſe Punete vorhanden. In der Figur find fie nicht aus— 
zudrucken geweſen, und in der That mangeln ſie auch nicht ſelten. Unter 
dieſem Werkzeug iſt der After verborgen. Ich bemerke dieß deswegen, weil 
man jene Vertiefung des vorbeſagten Theils dafür anſehen könnte. Es iſt 
noch ganz unbekannt, zu welchen Endzweck die Raupe, dieſen ihr ganz eige— 
nen Zierrath, führet. Bisher hat es dazu gedienet, dieſelbe von allen an— 
dern dadurch ganz weſentlich unterſcheiden zu können. 

In Abſicht der Farbe iſt die Raupe beinahe eben ſo verſchieden, wie 
es der Zweyfalter ſelbſten iſt. Einige führen ein ſehr friſches Grün, bey 
andern iſt es heller oder dunkler, und dieß wiederum bald mehr ins Gelb— 
liche bald ins Röthliche gemiſcht. Die ſchrägen Seitenſtreife, welche mit 
dem vierten Ring anfangen, find hochgelb, und gegen dem Rücken carmin— 
roth gefaßt. Sie ſtehen auf dem gelben in einer zackigten Geſtalt. An ei— 
nigen Abänderungen ſind dieſe Streife ſehr blaß, auch weißlich oder durch— 
aus verblichen. 

Nach vollbrachtem Wachsthum pflegt die Raupe, wiewohl es faſt bey 
allen übrigen Gattungen geſchieht, die Farbe zu verändern. Wenn aber 


Sphinx legitim. alis angul. Piliae. Der Lindenvogel. 43 


andere eine dunklere und faſt heßliche annehmen: ſo hat ſie dieſe heller, und 
wird um ſo ſchöner. Sie beginnet faſt ganz durchſcheinend, und röthlich, 
oder mehr ins Hellviolette verändert zu werden. Die Seitenſtreife verlieren 
ſich ganz, doch bemerkt man das Rothe derſelben noch; es fällt aber ins 
Blaſſe und mattfärbige aus. 


Die dritte Figur der vorliegenden Tafel ſtellet eine Abbildung nach 
dieſer Veränderung für, wie ſie an der Raupe der vierten Figur, drey Ta— 
ge vor der Verwandelung zur Chryſalide geſtaltet war. Die Urſache dieſes 
Farbenſpiels wäre vielleicht bald zu ergruͤnden. Die unter der Raupenhaut 
verborgene Membrane der Chryſalide bekommt mehrere Dichte: dadurch ver— 
trocknet die erſte, ſie verlieret wenigſtens die Säfte, welche bey allen Rau— 
pen grün ſind, ſie muß durchſichtiger werden. Die Farbe, mit welcher die 
Häute eigentlich gefärbt ſind, kommen uns denn nur zu Geſicht. In den 
verſchiedenen Berechnungen der Strahlen, welche dieſe durchſcheinende Mem— 
branen reflectiren, entſtehen denn fo mannichfaltige Farben. Der Naturtrieb 
einer Raupe, die ihre Verwandlung angehet, kann hieraus zugleich begreifli— 
cher werden. Man ſiehet zu ſeinem Erſtaunen, wie unruhig Raupen bereits 
einige Tage zuvor werden, ehe ſie ſich den Ort zu ihrem künftigen Stande 
gewehlt. Die Chryſalidenhaut wächſt heran. Sie ziehet ſich zuſammen, die 
Raupe verkürzt ſich immer mehr und mehr. Welche Veränderung mag alſo 
in ihr ſelbſt ſich begeben, wenn ihr ganzer Körper ſo enge zuſammen gezo— 
gen wird, wenn ſie ihre vorigen Neigungen verliert, wenn ſie würkliche 
Schmerzen empfindet, und zu Handlungen angetrieben iſt, die ſie vorhin nie— 
malen gekannt? Mag ſie wohl ihrer herrlichen Verwandelung zum voll— 
kommenern Inſect ſich bewußt oder unbewußt ſeyn? 


Dar vierte europäiſche Abendſchmetterling. 


SPHINX NERII. Der Oleandervogel. 


Tab. IV. Der weibliche Zweyfalter nach beyden Seiten. Die Raupe auf einem blühenden 
Oleanderzweig. Die Chryſalide. 


LIN NE S. N. Ed. XII. Sp. 5. Sphinx alis sucangulatis viridibus: fasciis variis 
pallidioribus saturatioribus flavescentibusque. Edit. X, Sp. 5. Mit etwas eckigten 
grünen Flügeln und ſchäckigten Binden, von bleicher, fattfärbig grüner und gelblicher 
Farbe. 

Müllers Naturſyſt. V. Th. pag. 636. Sphinx Neril. Der Oleandervogel. 

zABAICII Entom, pag. 538. Sp. 5. Sphinx Nerii. Linneiſche Charactere. 


F 2 


44 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Syſt. Perz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 42. nr. 4. Sphinx Nerii. 
Lorbeerroſenſchwärmerraupe. Nerii Oleandri. 

Hufn. Tab. Berl. Magaz. II. B. I. St. pag. 176. nr’ 2, Sphinx Nerii. Die Olean⸗ 
dermotte. Dunkelgrasgrün, mit Abwechſelung des hellen und dunkleren, des 
weißlichen und röthlichen marmorirt. Junius und October. Erſter Gröſſe, ſehr 
ſelten. Raupe: grün mit einem ſchönen blauen Flecken oder Augenſpiegel an je— 
der Seite, die oraniengelbe Schwanzſpitze kurz und ſtumpf. Auguſt und Septem— 
ber. Auf dem Oleander. 

Gladbachs Verz. Der Oleandervogel hat keinen beſtimmten Preiß. 

Röſel Inf. Bel. II. Th. pag. 85. Tab. XV. XVI. Die zu der Nachtvögel erſte 
Claſſe gehörige groſſe und ſchöne Oleanderraupe ꝛc. 

SCHAEFFER Ins. Rat. Tab. 100. fig. 3. 4. Sph. al. ang. 4. 

Friſch Beſchreib. der Inſ. 7. Th. Tab. I. Die Oleanderraupe ꝛc. 


Die Gattungen dieſer Familie der Abendſchmetterlinge führen eckigte 
Flügel. Es iſt dieß, wie bereits oben angemerkt worden, das weſentlichſte 
Merkmal derſelben. Der Oleandervogel aber hat ſelbiges eben nicht auf die 
deutlichſte Art. Deſſen Flügel ſind kaum eingeſchnitten, doch auch nicht 
gleichrandig zu nennen. Es ſind flache Vertiefungen, und unbeträchtliche 
Erhöhungen des ſchmaleren Randes, die fie begränzen. Allein eben dadurch 
wird er noch zu gegenwärtiger Abtheilung verwieſen. In unſerem Syſtem 
wird ihm dahero zum Uebergang auf die folgende Familie die letzte Stelle 
ganz regelmäßig eingeräumt. Nach der Gröffe würde die erſte für ihn ge— 
hören. 

Dieſer Zweyfalter iſt der Allerſeltenſte unter unſeren einheimiſchen Ar— 
ten. Seit der geraumen Zeit, binnen welcher er ſchon bekannt iſt, wurde 
er nie gemeiner, und nie häufiger als ſonſten entdeckt. Andere Gattungen 
ſind jetzt diejenigen Seltenheiten nicht mehr, welche ſie ſonſten geweſen. Man 
hat ſie ſeit 50. Jahren ſorgfältiger geſucht, und zahlreicher gefunden. Es iſt 
daher gar nichts auſſerordentliches, wenn ſich der Oleandervogel bey den Lieb— 
habern in einem vorzüglichen Werth erhalten. Die Schönheit ſeines Ge— 
wands hat noch überdieß ihn im Preiße erhöhet. Er iſt einmal zur größ— 
ten Zierde der einheimiſchen Sammlungen geworden. Wie oft hört man 
die Klage, daß zur Vollſtändigkeit nur noch dieſer Einzige fehlt. So rei— 
zend iſt der Beſitz deſſelben, und fo ſehr überwiegt er den Werth weit gröſſe— 
rer Seltenheiten, die wir noch täglich zu entdecken vermöchten. 

Es verdient alſo wohl nach dem Urtheil der Liebhaber, daß ich ſeine 
Naturgeſchichte erzehle. In dem Archiv der Lepidoptera wird ſogar die Zeit 
ſeiner erſten Entdeckung, und noch weiter die Jahre bemerkt, in denen er ſich 


Sphinx Nerii. Der Oleandervogel. 15 


vorzüglich gezeigt. Ich habe die Lebensart ſeiner Raupe zu betrachten. Nur 
nach dieſer wurde er zuerſt unſern Beobachtungen bekannt. Den Zweyfalter 
ſelbſten hatte man im freyen Flug bey uns noch kaum geſehen. Nach den 
übereinſtimmenden Zeugniſſen hat ſich deſſen Raupe nur in gewiſſen Jahren 
gefunden. Es muſte ein ſehr heiſſer und trockener Sommer ſeyn, und 
überdieß ein gelinder Winter vorangehen, wenn ſich dieſelbe zeigen ſollte. 
Dieß erzehlen uns einſtimmig alle, die ihn gefunden. Sonach möchte er 
wohl nicht für unſer Clima urſprünglich gemacht zu ſeyn ſcheinen. Wir 
weiſen Zärtlingen dieſer Art heiſſere Gegenden zum Vaterlande an, ohn— 
geachten wir ſelbſten noch gröſſere beſitzen. Doch ich habe dieſe Betrachtung 
auf das Weitere zu verſparen. 


Es iſt die Futterpflanze der Raupe merkwürdig. Der Oleander 4), 
die bekannte Zierde unferer Gärten, nähret fie ganz alleine. Man will fie 
noch auf keinem anderen Gewächſe entdeckt haben, wenigſtens hat man keine 
Verſuche gemacht. Mir deucht aber, wir haben Pflanzen von ähnlichen 
Säften, die ihm zur Nahrung ebenſo dienen. Der Oleander ſoll giftiger 
Art ſeyn, wie ältere Nachrichten behaupten. Ich habe es nicht zu unter— 
ſuchen. Wir wiſſen nur, daß die angenehmen Düfte ſeiner Blüthen, in 
eingeſchloſſenen Zimmern ſchädlich ſind. Von dieſen Würkungen aber iſt 
ſelbſt die Viole nicht ausgenommen. Genug, der Oleander iſt eine auslän— 
diſche Stande, die nie in unſerem teutſchen Boden das Ueberwintern im 
freyen Felde verträgt. Das heiſſere Italien iſt ihr vorzüglichſtes Vaterland. 
Er iſt dorten in groſſer Menge vorhanden, und beſchattet wie unſere Weide, 
die Ufer der Flüſſe, mit ſeinem beſtändig grünenden Laub. Man ſagt, 
unſer Zweyfalter ſeye dorten in Menge vorhanden. Mit Gewißheit läßt 
ſich, aus Mangel ſicherer Nachrichten, hier gar nichts behaupten. Es iſt 
zu beklagen, daß in dem gedachten Lande die Inſeetengeſchichte, eine noch 
am mindeſten bearbeitete Wiſſenſchaft bis jetzo geblieben. Seit den Zeiten 
eines Aldrovands, hat ſich faſt kein italieniſcher Entomolog, durch eine all— 
gemeine Bearbeitung derſelben bekannt gemacht. Wir kennen nur wenige 
derjenigen Seltenheiten, die uns Reiſende von dorther mitgebracht haben. 
Auch in Frankreich hat man den Oleandervogel, wie mir gemeldet wor— 
den, noch keinesweges gefunden. Es hat kein einziger Schriſſteller dieſer 

F 3 


d) LIN N. S. N. T. II. pag. 189. gen. nennt ihn auch die Baumroſe. 
294. Nerium. Sp. 4. Oleander. Man 


46 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Nation deſſelben gedacht. Die Beobachtungen der teutſchen Entomologen ſind 
daher die einzigen, die ich hier mitzutheilen vermag. 

Friſch entdeckte die Raupe zuerſt, und erhielt den Zweyfalter dar— 
aus noch in demſelbigen Herbſt. Er meldet, daß man ſie auf vorbeſagter 
Pflanze faſt in allen Gärten von Berlin, ſehr häufig gefunden. Dieß 
ſeye im Jahre 1727. bey einem ſehr heiſſen Sommer geſchehen. Seine 
Beſchreibung iſt genau, und die Abbildung auch kenntlich genug. Röſel 
giebt uns gleiche Nachricht von dem 1748. Jahr. Es wurden ihm drey 
Stücke dieſer Raupen gebracht. Verſchiedene Liebhaber bekamen noch meh— 
rere derſelben. Sie haben fie auf Oleanderbäumen, in verſchiedenen Gär— 
ten der Gegend von Nürnberg gefunden. Die Erziehung glückte vortreff— 
lich. Die Entwicklung des Zweyfalters eräugnete ſich noch in demſelben 
Herbſt. Herr Hufnagel bemerkt, daß er gleichfalls in der Gegend von 
Berlin dieſe Raupen in verſchiedenen Jahren öfters bekommen. Allein er 
beklagt, daß er nie den Zweyfalter ſeye zu erziehen im Stande geweſen. 
Die Chryſalide iſt ihm jedesmal in der Winterung zu Grunde gegangen. 
Erzehlungen, daß man ſie in unſerem Franken, in Schwaben und Sach— 
ſen gleichfalls entdeckt, ſind allzugemein. Bald aber waren es Unglücksfäl— 
le, bald natürliche Urſachen, welche die Hoffnung der Liebhaber getäuſcht, 
dieſe erwünſchte Seltenheit zu überkommen. Genug, daß wir in dem Beſitz 
dieſer vorzüglichen Gattung uns würklich befinden. 

Den Zweyfalter hat man ſeltener in ſeiner natürlichen Freyheit geſun— 
den. In der That hat ſich auch ein erlegter Oleandervogel, auf teutſcher 
Revier, zu einer wichtigen Eroberung gemacht. Ich kenne nur ein einziges 
Exemplar dieſer Art. Ich meyne dasjenige, welches in der berühmten Samm— 
lung, Ihro des Herrn Erbprinzen von Sachſen Coburg Hoch— 
fürſtl. Durchlaucht, unter andern Merkwürdigkeiten aufbewahrt wird. 
Es iſt um ſo ſchätzbarer, da es zuverläßig ein Product Höchſt Ihro Lande 
geweſen. Iſt es nun ſeine herumirrende Behendigkeit, oder ſind es ſpätere 
Nachtſtunden, die ihn unſerer Bemerkung zeithero entziehen, oder iſt es mehr 
die an ſich ſeltene Erſcheinung deſſelben? 

Eben dieß führet mich auf eine andere Betrachtung. Es iſt die Frage: 
ob dieſer Zweyfalter nur zuweilen aus wärmeren Gegenden zu uns her— 
über komme, oder ob derſelbe wie andere Gattungen jährlich bey uns fortge— 
pflanzt wird? Ich gebe zu, daß er nie unſerem Franken urſprünglich eigen 
geweſen. Alleine es iſt weder dieß noch das Gegentheil zu beweiſen. Die 
Futterpflanze, möchte man ſagen, iſt ausländiſch, und dieſe wehlet ſich die 


Sphinx Nerii. Der Dleandervogel. 47 


Raupe, nach ihren anerſchaffenen Trieben. Alleine wir haben noch ganz kei— 
ne Nachricht, ob ſie auch in wärmeren Gegenden von dieſer Pflanze ſich 
würklich ernähret. Kann dieſelbe nicht von Pflanzen ähnlicher Säfte ſich 
ſpeiſen? Selbſt die Todtenkopfrauve, die man anfangs auf dem Jeſmin 
fand, füttert ſich in den wärmeren Erdſtrichen, wie bey uns von den Blät— 
tern der Erdäpfel, oder ähnlichen Gattungen des Solani. Sie läſſet den 
dort wildwachſenden Jeſmin unberührt, wenn ſie letztere erhalten kann. Es 
iſt mit der angeblich eigenen Futterpflanze noch lange nicht, wie es ſeyn ſollte, 
alles ins Reine gebracht. Wir haben ſchon öfters bemerkt, daß bey zahlrei— 
chen Vermehrungen ſich mannichfaltige Ausnahmen ergeben. Freylich läßt 
ſich nach der Berechnung der Schnelle des Fluges, eine Flucht aus wärme— 
ren Gegenden zu uns, ſehr leicht gedenken. Eine ſolche Spazierfahrt aber 
hat mehrere Schwürigkeiten. Sie überwiget alle Kräfte eines Geſchöpfes 
dieſer Art. Schon einen Weg von ſechzig bis hundert Meilen in ſo ge— 
rader Richtung über ſo viele Gebürge zu finden, fordert für Schmetterlings— 
verſtand zu viel geographiſches Wiſſen. Noch können die Abende nur zur 
Reiſe angewendet werden, noch ſollen die Zweyfalter nüchtern dieſe Weiten 
durchſchwärmen. Wie kurz iſt dabei die ganze Lebensdauer dieſes Geſchöpfes. 
Nur gemächliche Ausbreitungen ſeit undenklichen Jahren, können fremde 
Gattungen zu uns herüber, und einheimiſche in fremde Gegenden bringen. 
Wir haben nicht nöthig zu Stürmen unſere Zuflucht zu nehmen. Auch Eyer 
an den Stämmen der Bäume, die aus anderen Ländern verſendet werden, 
können eben dieß bewürken. Ich ſehe nicht ein, was uns zu jenen Vermu— 
thungen nöthigen mag. Wir haben jährlich Gattungen, von denen noch nie— 
mand behauptet, daß fie unſeren Gegenden nicht eigen geweſen. Gewiſſe 
Zufälle aber machten ſie manche Jahre äuſſerſt ſelten, fo alltäglich wir ſie 
ſonſten gehabt. Eine günſtige Witterung vermehrt ſie zu unzähligen Schaa— 
ren, eine andere vermindert ſie eben fo beträchtlich. Ein einziges Weibchen 
bevölkert dann wieder eine ganze Revier. Wer hat noch eine einzige Qua— 
dratmeile nach allen Jahreszeiten durchſucht, und alle verborgene Winkel der— 
ſelben beſchaut? Wie viele Gattungen ſind nach der Raupe noch unbekannt, 
deren Zweyfalter zu unſeren täglichen Auftritten gehören? Kann es uns in 
dieſer Lage befremden, wenn wir einzelne Seltenheiten, in beträchtlichen Di— 
ſtrieten, noch nicht als einheimiſch entdeckt? Gewiß ſehr irrige Schlüffe. 
Beyſpiele, daß Gattungen ausgegangen, die man vorhin fand, daß ſie in 
dem Umfang eines ſo groſſen Landes, als Teutſchland iſt, nicht mehr ſollten 
beobachtet werden, davon, ſage ich, haben wir noch keinen Beweis. Uns 


18 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


mangelt keine der von den alten Beobachtern beſchriebenen Arten. Sie ſind 
noch ſo unverändert, als ſie damals geweſen. Mir deuchtet, dieß ſeyen Grün— 
de für das Indigenat unſeres Oleandervogels genug. 

Ich habe ihn ſelbſt näher zu beſchreiben. Er iſt viel zu kenntlich, als 
daß man die Beſorgniß hegen dürfte, ihn mit andern zu verwechſeln. De— 
ſto kürzer darf ich bei Characteriſirung deſſelbigen ſeyn. Die Hauptfarbe, 
mit welcher feine ganze Oberſeite bemahlt iſt, hat ein dunkles Grasgrün zum 
Grunde. So helle aber, wie derſelbe in Abbildungen vorgeſtellet wird, von 
der Höhe des Grünſpans, hat ihn die Natur wohl nie zum Vorſchein ge— 
bracht. Auf den Oberflügeln, nächſt an der Bruſt, ſtehet eine Linie von 
weiſſer Farbe, in zickzack gezogen. Von eben dieſer Farbe ſind gegen die 
Spitze verſchiedene in mancherley Lage vorhanden. In der Mitte wird man 
eine roſenrothabgetheilte Binde, die zuweilen blaſſer, zuweilen gegen den Rand 
höher gefärbt iſt, gewahr. Die Hinterflügel ſind mehr ins Violette gemiſcht. 
Eine weißliche ausgeſchweifte Linie ziehet ſich hier durch deren Fläche. Sie 
iſt auch auf der andern Seite vorhanden. Auf der Unterfläche der Flügel 
zeigt ſich ein wunderbares Gemiſche, von weiß, roth, gelb und grün, ſo wie 
es in unſerer Abbildung vorgeſtellet iſt. 

Das Männchen unterſcheidet ſich von dem andern Geſchlecht durch ſeine 
ſtärkeren Fühlhörner, in welchen ſich auch tiefere Einſchnitte befinden e). 
Es iſt um vieles fchlanfer gebaut, doch auch um ein beträchtliches kleiner. 
Die äuſſerſte Schwanzſpitze führet noch einen beſonderen Zierrath. Es ſind 
verlängerte Schuppen in büſchelförmiger Geſtalt, welche ſich aber wieder in 
ein Spitze verlieren. Das Weibchen hat dieſen entbehrlichen Aufputz nicht. 
Röſel bemerkte dieß ſchon, er hat dahero von beeden eine Zeichnung gege— 
ben, welche aber an ſich weiter nichts Verſchiedenes zeigt. Die Füſſe führen 
an den Gelenken ſehr verlängerte Spitzen, fie find von einiger Härte, auch 
würklich feſte genug in die Hände zu dringen, und erregen ſchmerzhafte 
Empfindungen, doch ohne den mindeſten Schaden. Der Windig, und andere 
gröſſere Arten der Abendſchmetterlinge, beſitzen dieſelben nicht minder. 

Unſer Zweyfalter erſcheint, ſoviel man weiß, zweymal im Jahre. Ein— 
mal in dem Junius, wo er ſeine Eyer legt. Aus dieſen kommen die entwi— 
ckelten Räupgen in dem Auguſt zur vollkommenen Gröſſe. Sodann im Sep— 

tember 


e) In der ſehr anſehnlichen Sammlung gleichen Männchen. Aus welcher Gegend es 
des Herrn Verlegers befindet ſich ein der- iſt, wurde bey dem Ankauf nicht gemeldet. 


Sphinx Nerii. Der Oleandervogel. 49 


tember und October, wo derſelbe auch durch künſtliche Erzeugung aus der 
Chryſalide ſich entwickelnd erſcheint. Nothwendig überwindern einige in die— 
ſem Stande, wie ich bereits oben geſagt. 

Ich habe von der Raupe noch etwas zu berichten. Der Wachsthum 
derſelben iſt ſehr ſchnell. Sie ſcheint faſt, von einem ſteten Hunger "ges 
trieben unerſättlich zu ſeyn, und könnte in kurzer Zeit anſehnliche Bäume 
ihres Grünen berauben. Deren Gröſſe iſt ſehr bedeutend, wie aus der Ab— 
bildung erhellt. Man hat ſie noch um ein beträchtliches gröſſer entdeckt. 
Abänderungen haben ſich gleichfalls hin und wieder verrathen. Sie bezie⸗ 
hen ſich aber auf die Farbe alleine. Unſere Raupe iſt gemeiniglich grün, 
wie ſie in der Abbildung vorgeſtellet iſt. Die vier vorderen Ringe ſind eitro— 
nenfärbig, oder kommen mehr dem Ockergelb nah. Beyde Farben hat man 
wenigſtens in unterſchiedener Miſchung bemerkt. Ein angenförmiger blauer 
Flecken, deſſen Mittelpunct ſich ins Weiſſe verliehrt, ſtehet an dem dritten 
Ring zur Seite. Er ſcheinet, wie aus zweyen zuſammengefloſſen zu ſeyn. 
Von da ziehet ſich bis zur gelben, hornartigen Spitze des Hintertheils, 
auf den zwo Seiten ein weiſſer Strife, von faſt gleicher Breite die Länge 
herab. Er hat gegen den unteren Theil des Körpers einen blaßviolettfärbi— 
gen Saum. Auf dieſem letzteren nimmt ſich eine Reihe weiſſer Flecken be— 
ſonders aus. Mehrere derſelben, in verſchiedener Lage, ſiehet man über die 
Fläche des Körpers zerſtreut. Die Bauchfüſſe ſind grün, wie der Kopf, 
die vordern aber mehr ins Bläuliche gefärbt. Es iſt noch eine Abände— 
rung da. Die ganze Raupe ſiehet ockerfärbig, in einer Miſchung, welche 
etwas heller, oder mehr ins Dunkele fällt. Der weiſſe Seitenſtreif nimmt 
ſich denn um ſo deutlicher aus. Der Winkel, welchen derſelbe mit jedem 
Ringe machet, iſt in einer ſchrägen Fläche mit einer dunkelbraunen Farbe 
gefüllt. Dieß giebt ihr in der That ein ſehr befremdendes Anſehen. 

Einige Tage vor der Verwandelung verändert ſich dieſe Raupe auf ei— 
ne ſeltſame Art. Die ganze Fläche des Rückens, ſo weit ſie an die Strei— 
fe zur Seiten gränzt, wird faſt, ſchwarz möchte ich ſagen, ganz dunkel— 
braun. Die weiſſen Puncte ſind dann um ſo heller, und zeigen ſich in 
gröſſerer Anzahl. Bei der grünen Varietät fallen Füſſe und Kopf ins Oder: 
färbige aus. Die blauen augenförmigen Flecken fangen an dunkler zu wer 
den, und der weiſſe Mittelpunet zu verſchwinden. Nur das Horn bleibt 
unverändert. Sie bauet ſich hierauf, vermittelſt ſehr ſtarker Seidenfäden, 
die Hülle für ihre Chryſalide. Dabey dienen ihr Blätter, nebſt andern 

II. Theil. G 


50 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Materialien, zu einem, obwohl wenig dauerhaften Gewölbe. Sie gehet 
nicht ganz in die Erde, fie leget nur auf die Fläche derſelben ihre Woh— 
nungen an. Vielleicht wird eben dadurch ihrer zahlreichen Vermehrung ge: 
wehrt, da Näſſe und Kälte ihr um ſo ſchädlicher werden. Ich habe ſchon 
oben geſagt, daß ſie meiſtens überwintern, zum Theil aber auch in der 
kurzen Zeit von vier Wochen ſich der Zweyfalter enthüllt. 


Die Chryſalide iſt anfangs ſchwefelgelb, färbt ſich aber ins Dunklere 
ab. Sie hat noch eine Reihe ſchwarzer Flecken an den Seiten. 


Die zweyte Familie. Sphinges legitimae alis integris. 
Aechte glattflüglichte Abendſchmetterlinge, oder Abendſchmetterlinge mit gleichem Rand. 


Die Gattungen dieſer Familie ſind ungemein kenntlich von den Erſte— 
ren unterſchieden. Statt jener winklichen Einſchnitte iſt hier der Rand an 
dem äuſſeren Umriß des Flügels ganz ins Gleiche geformt. Es iſt nichts 
Ausgeſchweiftes, nichts durch Winkel in ein- und ausgehende Ecke Gebilde— 
tes, vorhanden. Das Aeuſſerſte des Flügels (apex), wird durch eine ſtum— 
pfe Spitze geſchloſſen. Nicht alle Gattungen aber führen den Rand ganz 
ohne Verzierungen, ins völlig Glatte geformt (margine integerrimo). 
Verſchiedene haben auch da die Flügel mit Schuppen beſetzt. Sie ſtehen 
wenigſtens einigermaſſen hervor. Es ſind Franzen oder Borden, wie man 
ſolche Verſchöͤnerungen etwa zu nennen beliebt. Das Uebrige wird ſich aus 
den Abtheilungen zeigen, zu denen gegenwärtige Familie Anlaß gegeben. 
Der Hinterleib vorliegender Geſchöpfe iſt nach ſeiner Endſpitze verſchieden. 
Dem Herrn Verfaſſer unſeres Syſtem ſchien dieſer Umſtand bedeutend 
zu ſeyn. In der That hat uns auch die Natur durch dieſe auffallende 
Zierrathen ein weſentliches Merkmal gegeben, eine beträchtliche Reihe von 
Geſchöpfen in Ordnung zu ſtellen. Unſeren Kenntniſſen wird am meiſten 
nur durch Abtheilen geholfen, in dem Plan der Schöpfung hängt nun 
ſreylich alles im Ganzen zuſammen, das aber bleibt zu nnüberſehlich für 
uns. Wir haben für unſere Schwäche Hülfsmittel aufzuſuchen, und wie 
froh, wenn wir einzelne Trümmer, in eine zu überflügelnde Verbindung, 
nach kenntlichen Merkmalen zu bringen vermögen. Hier iſt eine einfache 
und zertheilte Schwanzſpitze für ſyſtematiſche Kenntniſſe der Leitfaden, aus 
vielen Anſtänden zu kommen. Sie theilen unſere gleichrandigen Sphinxe in 
zwey Haufen; wir legen ihnen den Namen Linien, den in genealogiſchen 
Kenntniſſen gewöhnlichen Namen der Seitenlinien bey. 


1 


Sphinges ligit. alis integr. ano simplici. Aechte Abendſchmetterlinge. 81 
Erſte Linie. 


Sphinges legitimae, alis integris, ano simplici. Aechte Abendſchmetterlinge, mit 
glatten oder gleichgerandeten Flügeln, und einfacher Endſpitze. 


Les Sphinx -eperviers. Sphinges accipitrinae, 


Von dieſen Gattungen hat das ganze Geſchlecht dieſes Volkes den 
Namen der Abendſchmetterlinge urſprünglich erhalten. Sie ſind es, 
denen die Natur in dem Zwiſchenraum, wo der Papilio flog, und die 
Phaläne erſcheint, den düſterwerdenden Schauplatz der Natur in der 
Abenddämmerung zu verſchönern den Auftrag ertheilt. Ihre Anzahl iſt 
beträchtlich, ihre körperliche Gröſſe auffallend, ihre Gegenwart in einzel- 
nen Gattungen nie ſelten, und die Zeit ihrer Erſcheinung ihnen allen ge— 
mein. Zu einer eigenen Benennung Befugniß genug. Wie ich eben er— 
wähnt, hat der Mangel dieſes in der zweyten Linie bemerkten Zierraths, ge— 
genwärtige Abtheilung gemacht. Die Schwanzſpitze iſt hier keineswegs ins 
Breite geformt. Die verlängerten Schuppen laufen in eine Spitze zuſam— 
men. Und hiermit hat man alles Unterſcheidende genugſam angegeben. 
Der Leib iſt bey den meiſten dieſer Geſchöpfe, ihrer beträchtlichen Gröſſe 
ungeachtet, ungemein ins ſchlanke gebauet. Sie führen die Zunge ſehr 
lang. Nur der Atropos hat ſie, weil einmal alles Syſtematiſche unter das 
Stückwerk gehören ſoll, nach dem Verhältniß außerordentlich kurz. Deſſen 
Körper fällt auch ins minder geſchmeidige aus. 

Der Herr von Linne“ hat ein Verzeichniß von 19. Gattungen dieſer 
Zweyfalter zuſammengetragen. Unter dieſen find acht einheimiſche, und 
eilf ausländiſche Arten. Beyde haben ſeit dieſer Zeit einen beträchtlichen 
Zuwachs erhalten. Der Herr Verfaſſer hatte Anſtand genommen, noch 
einige Ausländer, die er kannte, unterzuſchieben F). Es waren keine richtige 
Abbildungen, noch hinreichende Beſchreibungen von ihnen vorhanden; ſie 
ſind nicht characteriſtiſch zu beſtimmen geweſen. Man hat ſie gegenwärtig nach 
Originalen genauer zu unterſcheiden gelernt. Die einheimiſchen Arten un— 
ſeres Syſtems haben folgende Namen. Sp. 6. Sphinx Convolvuli. Sp. 8. 
Ligustri. Sp. 9. Atropos. Sp. 12. Celerio. Sp. 17. Elpenor. Sp. 18. 
Porcellus. Sp. 19. Euphorbiae. Sp. 22. Pinastri. Die Ausländiſchen! 

G 2 


D LIX XE S. N. p. 798. Nota. In- tur, ut merıan. Surinam. Tab. 13. 
dis Sphinges plurimae quae difficilius de- 38. 39. 46. 55. 61. 62. 
terminantur, et Synonymis distinguun- 


58 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


hier find ihre Namen: Sp. 7. Sphinx Carolina. Sp. 10. Capensis. Sp. 11. 
Caricae. Sp. 13. Ello. Sp. 14. Labruscae. Sp. 15. Ficus. Sp. 16. Vitis. 
Sp. 20. Alecto. Sp. 21. Megaera. Sp. 23. Tisiphone. Sp. 24. Theylia. 

Die Raupen der europäiſchen Arten ſind ſämtlich bekannt. Ich ha— 
be noch etwas von den vorzüglichſten Eigenſchaften derſelben zu ſagen. 
Auch nach dieſen kann man ſie von jenen der erſten Familie, leicht als 
verſchieden erkennen. Die ſie umkleidende Fläche iſt nicht rauh, ſie iſt 
glatt, ganz eben. Die meiſten pflegen im ruhenden Stande eine eigene 
Stellung zu nehmen. Sie können den Kopf nebſt den vorderen Ringen 
in die folgenden einſchieben, und ſich dadurch verkürzen. Bei dem Genuß 
des Futters verlängern ſie dieſe Glieder, und ſo gleicht dieß vordere Theil ei— 
nem Rüſſel; die Alten nennten fie daher erucae elephantinae, elephan⸗ 
tenartige Raupen. Andere dieſer Arten halten das Vordertheil ihres Körpers 
in die Höhe, und krümmen den Kopf einwärts. Faſt jede iſt in dieſer Stel— 
lung etwas verſchieden. Nur die des Celerio, Elpenor und Porcellus 
machen ſie auf einerley Art. Es iſt ein Horn über den letzten Ring 
hier gleichfalls vorhanden. Deſſen Geſtalt iſt aber von mannichfaltiger 
Art. Die Naturtriebe haben ſie mit den vorgeſchriebenen Raupen ge— 
mein. Sie gehen ihre Verwandlung in der Erde an. Die Zeit der 
Entwickelung des Zweyfalters erfolgt bey einigen noch in dem Jahre, 
wo ſie Raupen geweſen. Andere durchleben in dieſem Stande den Win— 
ter. Man hat bemerkt, daß Raupen von einerley Art, bald die erſte, 
bald die letztere Zeit zu ihrer Verwandelung bedürfen. Die Chryſaliden 
führen mit denen der vorhergehenden einerley Farbe und Geſtalt. Sie 
ſind nach Verhältniß etwas mehr in die Länge geſtreckt. Der Sphinx 
Convolvuli, Ligustri, Pinastri, unterſcheiden ſich durch eine Scheide, die 
ihnen zur Verwahrung der Zunge beygelegt iſt. Ich habe bey ihrer 
Naturgeſchichte das noch übrige zu erzehlen. 


Der fünfte europäiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX CONVOLVVLI. 
Der Windig. Le Sphinx à cornes de boeuf. Geofr. Merveille de 
Peru. Seba. De Winde Pylstaart-Vlinder. Sepp. 
Tab. V. Der männliche Zweyfalter. Die Raupe auf der gemeinen Ackerwinde. 
Die Chryſalide unter derſelben. 
LINNE S. Nat. Ed. XII. Sp. 6. Sphinx alis integris: posticis nigro, fasciatis 
margine postico albo punctatis, abdomine rubro, cingulis atris. Ed. X. Sp. 6. 


Sphinx Convolvuli. Der Windig. 53 


Mus. Lud. VIr. 345. Mit gleichrändigen Flügeln, ſchwarzen Binden auf den 
Hinterflügeln, und weiſſen Puncten an dem Rande, der Leib mit abwechſelnd roth und 
ſchwarzen Ringen. 5 

Müllers Naturſyſt. V. Th. pag. 637. Sphinx Convolvuli. Der Windenſchmetterling. 

ABRIGII Entom. pag. 544. Sp. 27. Sphinx Convolvuli, Alis integris nebu- 
losis: postieis subfasciatis, abdomine eingulis rubris, atris albisque, 

GEoFFRoı Tom, II. pag. 86. nr. 9. Sphinx Spirilinguis, alis omnibus fuscis 
fasciis dentatis, obscurioribus, abdomine fasciis transversis rubris. Long. 
2. pouces. f 

scoporı Entom, Carn, 468. pag. 184. Sphinx Convolvuli. Lingua alarum anti- 
carum longitudinem superans. Abdominis acuminati latera fasciis rubris et 
nigris alterne variegata. Long. unc. 2. Lat. unc. A. 

p Oo DA Mus, Graec. pag. 80. 

Syſtem. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend pag. 41. nr. 4. Sphinx Convol- 
vuli. Windeſchwärmer. 

Hufn. Tab. Berl. Magaz. II. B. I. St. pag. 176. nr. 3. Sphinx Convolvuli. Der 
Windigvogel. Braungrau mit vielen irregulären dunklen Zeichnungen. Der Hin— 
terleib hat auf jeder Seite einige blaßrothe Flecken. Im Junius des Abends auf 
der Blüthe des Caprifoli, im September auf der Jalappa. Von der erſten 
Gröſſe ſehr ſelten. Raupe. Braun oder grün mit einer zierlich langen ſcharfen 
Schwanzſpitze. Bey der grünen Art iſt die Schwanzſpitze gelb. Auf dem Win- 
dig in den Feldern, im Auguſt und September. 

Fueßli Schweiz. Inſ. nr. 614. Sphinx Convolvuli. Der Windigvogel. Die Raupe 
wohnt in den Kornfeldern, und nähret ſich vom Windig. Nicht ſelten. 

(„ladbachs Verz. Der Windig. Pr. 3 fl. 

Röſel Inf. Bel. I. Th. I. Claſſe. Der Nachtvogel Tab. VII. Die groſſe ge 
ſchwänzte Windigraupe 2. Abänderung einer Raupe III. Theil. pag. 35. 
Tab. VI. fig. 3. 

SCHAEFFER Ins, Ratisb. Tab. 98. fig. J. 2. Sphinx alis integris: cauda 
simpl. 9. 

MERIAN II. Tab. XXV. 

Gladbachs Beſchreib. ꝛc. Tab. XIII. fig, J. 2. Das Weibchen. 

8 EB A. Thes. Tom, IV. Tab, 53. fig. O. R. Inquieta nostratibus merveille de 
Perou dicta. 

DRV RV. Ins. I. Tab. 25, fig. K. 

WIL Es Engl. Butt. 40 Tab. I. B. 2. 

GO E DAR D Ins. III. Tab. 5. 

MERIAN Eur. 39. Tab. 75. fig. 2. 


Es iſt faſt keine Gegend der gemäſigten Erdſtriche unſeres Welt— 
theils, welche den Sphinx Convolvuli nicht hat. Unſerem Franken iſt 
G 3 


54 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


er beſonders eigen. Die Schweiz, Italien und Frankreich beſitzen denſelben 
nicht minder als etwas gemeines. In kälteren Provinzen hingegen, wird 
dieſer Abendſchmetterling unter die vorzüglichſten Seltenheiten gezehlt. 
Holland vermißt ihn ganz 9). Ich finde wenigſtens keine Nachricht 
von irgend einem Schriftſteller, der ſeiner als eines Bewohners der dor— 
tigen Erdſtriche erwähnt. Schweden und den nördlichen Ländern mangelt 
er gleichfalls. Degeer hat ihn daſelbſt vergeblich geſucht, und Linne“ 
in der Fauna Suecica gar nicht bemerkt. In dem Museo Ludovicae 
VIricae leſen wir eine genaue Beſchreibung deſſelben. Dorten find aber 
nur Seltenheiten, meiſtens Geſchöpfe fremder Länder beſchrieben. Doch 
eben dieſe kälteren Gegenden beſitzen, den unſrem Windig ſo ähnlichen 
Sphinx Ligustri, faſt häufiger, als ihn wärmere Erdſtriche aufzuweiſen 
vermögen. Zwar mangelt es dorten nicht an der Futterpflanze für bey— 
derley Raupen; ſollte aber eine zaͤrtlicher als die andere ſeyn? Fehlt es 
an den Nahrungsſäften für den Schmetterling ſelbſten? Sind ſeiner Aus— 
breitung ſo enge Gränzen geſetzt? Genug, es ward bey der Vertheilung 
der Geſchöpfe geſorgt, was für das Ganze, was für einzelne Gegenden, 
was eben ſowohl für die Erhaltung der Gattungen erforderlich war. 
Ich habe mich bey dieſen Betrachtungen noch etwas zu verweilen. 
Es ſind die Rangſtrittigkeiten in Abſicht der körperlichen Gröſſe, auf welche 
der Sphinx Convolvuli Anſprüche bey den Syſtematikern macht. Dieſe 
ſind noch zu berichtigen. Ich leſe nur allzuoft, er ſeye der Größte unſerer 
europäiſchen Schmetterlinge. Man hat ihn ſchlechthin für den Elephanten 
mit beſtäubten Flügeln dieſes Welttheils erklärt. Nur für unſer Franken 
möchte dieſes Vorgeben einigermaſſen ſeine Richtigkeit haben, wenn anderſt 
auf einem ſo erheblichen Streit etwas beruhet. Doch auch da wird von 
dem Sphinx Atropos eine beträchtliche Ausnahme gemacht. Nur wegen 
ſeiner Seltenheit mag er nicht in Vergleichung gekommen ſeyn, als man 
den Rang deſſelben feſte geſetzt. Die mittägigen Länder Teutſchlands beſitzen 
noch eine Phaläne: das groſſe Nachtpfauenaug; dieſelbe hat ſich nie 
in unſere Gegenden verirrt. Dieſer Nachtſchmetterling hat den größten 
Umfang der Flügel, unter ſämtlichen europäiſchen Arten. Das körperliche 
Ausmaas des Leibes aber, kömmt mit dem am Windig in keinen Ver— 


9) In dem Houttuyniſchen Werk wird ſer Fehler von ohngefähr auch mit ein. 
Indien zum Vaterlande ſogar angegeben. In Holland ſelbſten führt er den befrem⸗ 
In der Ueberſetzung des Linneiſchen Natur- denden Namen: Merveille de Perou, der 
ſyſtems, ang. O. pag. 637. ſchliech ſich die- genug Ausländiſches hat. 


Sphinx Convolvuli. Der Windig. 55 


gleich. Der Leib eines Nachtpfauenauges kann in der That klein genennet 
werden. Sonach iſt das Vorzügliche der Gröſſe dorten in die Breite der 
Flügel, und hier in das Gewicht und die Stärke des Leibes getheilt. Eine 
ganz neuentdeckte Gattung, der Sphinx Quercus, mengt ſich in dieſe 
gelehrten Zwiſtigkeiten. Er beſitzt eine beträchtliche Gröſſe der Flügel, 
und einen gleichgewichtigen Leib. Ich werde meinen Leſern in der Fol— 
ge ihn beſchreiben, er ſoll auch abgebildet erſcheinen. Dieß ſind die Rie— 
ſen unſerer europäiſchen Papilionen. Noch lange aber gleichen ſie jenen 
Coloſſen der Ausländer im mindeſten nicht. Ihre vaterländiſche Gegend 
bringt Rhinoceroten, Knochenberge vierfüßiger Thiere hervor. Iſt es daher 
befremdend, wenn die Natur bey den übrigen Claſſen der Geſchöpfe im 
Gleichmaaſſe geblieben? Wir kommen wieder auf die erſte Betrachtung zu— 
rück. 

Ich habe geſagt, der Sphinx Convolvuli feye in Franken gemein. 
Es hat dieß aber ſeine ganz gute Einſchränkung, die noch für mehrere 
Gattungen geltend iſt. Nicht jedes Jahr bringt ihn zahlreich hervor. 
Er iſt öfters ſelten. Kenner, die ſeinen Aufenthalt wiſſen, haben es läng— 
ſtens bemerket. Meinen Leſern ſollen hierüber nur die Erfahrungen bey dem 
abgewichenen Jahre zur Probe vorgelegt werden. Das 1777ſte brachte 
unſern Windig in ſehr groſſer Menge herfür. Bereits in den Monaten 
May und Junius, wo die frühere Jerichoroſe ihre Blüthen öffnete, 
fanden ſich dieſe Gäſte in zahlreicher Menge, um den für ſie bereite— 
ten Nectar zu holen. In den Monaten Auguſt und September iſt ihre 
Anzahl noch mehr beträchtlich geweſen. Wo nur in Gärten irgend eine 
Balſamine, eine Jalappe, oder Blume, die Nahrungsſäfte für fie ent— 
hielt, vorhanden war, hat man Windige des Abends um dieſelbe erblickt. 
Nach einer ungefähren Berechnung wurden in wenigen Tagen, zu Folge 
des geringſten Ausſchlags, ein paar Hunderte derſelben, von Kennern 
und Unkennern, in einem ganz kleinen Bezirke erlegt. So iſt es eben 
hier bis in die Gegend Altdorf, bis wieder zurück etliche Stunden hin über 
Nürnberg, von da gegen den ganzen Bezirk bis Frankfurth am Mayn ge— 
weſen. Wie viele hat das Ganze von dieſem Umkreis, welche Mengen die 
freyeren Lagen, wie viele das Land ſelbſten enthalten? Franken hat ihn 
ſonſt noch nie in ſolchen Schaaren bemerkt. Eben dieß haben wir von ent— 
fernteren Orten Teutſchlands erfahren. 

Nun ſollte man bey ſo zahlreicher Erſcheinung dieſes Papilio auf das 
folgende Jahr eine noch mehr beträchtliche Vermehrung erwarten. Aber 


56 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


gerade das Gegentheil. In dem 1778. Jahr waren Windige ein ſehr 
ſelten Geſchöpf. Mit aller Sorgfalt konnte ich an eben den Orten kaum 
einen einzelnen und dieſen nur als Flüchtling, in der ihm vielleicht zu 
dde an ſeines gleichen dünkenden Geſellſchaft erblicken. Die angenehme 
ſten Abende, die beſte Witterung, die ſo reichlich vorbereiteten Düfte, 
die ihn ſonſt lockenden Blüthen, ihre gefüllteſten Becher, waren nicht ver— 
mögend, die ſonſt ungebeten kommenden Gäſte herbeyzurufen. Eine Erfah— 
rung, welche ſich eben ſo allgemein als die von ſeiner ungewöhnlichen 
Menge aller Orten beſtättiget hat. Den Vermehrungen einzelner Gattun— 
gen der Geſchöpfe find eigene Gränzen geſetzt. Wie fürchterlich wür⸗ 
den ſonſt die geringſten derſelb¶en dem Menſchen werden! Durch dieſe 
Heere würden ähnliche Gattungen verdrängt; bey der zu groſſen Vermin— 
derung gienge die Gattung verlohren. ft es demnach Zufall, daß ſich 
einzelne Gattungen auſſerordentlich vervielfältigen: ſo muß es wiederum der 
abſichtvolleſte Zufall ſeyn, daß gerade eine Verminderung folgt, wo fie 
am mindeſten wahrſcheinlich geweſen. Sonach immer Zufälle, und doch 
weiſeſter Endzweck. Endzweck alſo und Zufall iſt Traum. 

Aber die Urſachen dieſer Eräugniſſe? Sie ſind meines Bedünkens 
leichte entdeckt. Die Erziehung einiger Raupen lehrt es von ſelbſten. Die 
frühzeitig gelinde Witterung des 1777. Jahres hatte viele Windige ſehr 
zeitig zur Entwickelung aus ihrer Chryſalide gebracht. Sonach wurden auch 
die Eyer um vieles früher gelegt. Bereits im Junius fand man zur 
Stelle gewachſene Raupen. Sonſten fand man ſie um einen auch zwey 
Monate ſpäter. Die auſſerordentliche Hitze des Sommers hat ihre Ent— 
wickelung der Puppen auch früher bewirkt. Auf dieſe Art muſten ſich 
noch mehr Zweyſalter in den obbemeldeten Monaten finden. Eben dieſe 
Umſtände ſind für das folgende Jahr Urſache ihrer Verminderung gewe— 
ſen. Es iſt wahrſcheinlich, daß bey der zweyten Generation Paarungen nicht 
minder erfolgen. Aber wie ſpat! Würklich ward man zu Ende des Oeto— 
bers Windige annoch gewahr. Hier war die Jahreszeit und Witterung de— 
nen eigenen Naturtrieben dieſer Geſchoͤpfe entgegen. Bey der Nachtkühle, 
bey dem Mangel des Grads der Wärme, welcher zu dem Umtrieb ihrer 
Säfte gehört, ſind etwa die Begattungen minder fruchtbar geweſen. Oder 
auch es wurden Eyer, die Hoffnung der künftigen Nachkommenſchaft, in 
größter Anzahl von den Weibchen gelegt. War für die Raupen das Spat⸗ 
jahr, oder für die Halberwachſenen die Strenge des Winters nicht etwa 
ihrer Natur ſo entgegen, daß eine faſt allgemeine Zerſtörung derſelben er— 

3 folgt 


Sphinx Convolvuli. Der Windig. 57 


folgt, daß nur diejenigen, jo den Puppenſtand würklich erreicht, durch— 
gekommen, daß auch viele der ſchwächern von dieſen zu Grunde gegangen. 
Wir wiſſen, daß der Junius und Julius, die heiſſeſten Monate, die be— 
ſtimmte Zeiten für dieſe Schmetterlinge ſind, und die Entwicklung aus dem 
Ey in wenigen Wochen erfolgt. Sie kann in dem vorliegenden Fall noch 
mehr beſchleuniget, dieſe Generation alſo ihren Untergang noch mehr nahe ge— 
bracht worden ſeyn. Wir wiſſen ja, daß es möglich iſt, Ey, Chryſalide, 
Zweyfalter, und ausgewachſene Raupe, an einen Tag von einer Faltergat— 
tung zu ſehen. In der Folge werde ich dieſen Satz mit noch mehrern Bey— 
ſpielen belegen. Wie viele Tauſende dieſer Thiere haben auf ſolche Art zu 
geſchwinde gelebt. Ich übergehe andere Zufälle, deren eine jede Gattung ausge— 
ſetzt iſt. Es gehet nach Geſetzen, von denen eines die Folge des andern iſt; 
deren erſtes aber von dem Herrn der Schöpfung in Bewegung geſetzt wird, 
wenn er die daraus kommende Auftritte beſchließt. Ich habe Naturgeſchichte 
jetzt zu erzehlen. 

Keinesweges aber pünctliche Beſchreibung aller einzelnen Züge, Flecken 
und Pünetgen, mit denen die Natur in fo manchfaltigen Verzierungen un— 
ſeren Sphinx Convolvuli bemahlt. Er iſt zu gemein, als daß es bey den 
Liebhabern zur Vergleichung an Originalien gebricht. In der vorſtehenden No— 
menclatur find die weſentlichen Farben gleichfalls bemerkt. Streitigkeiten 
des Syſtems haben ſich ob ihn eben ſo wenig erhoben. Kaum ſind auch 
Abänderungen erheblich geworden. Verwechſelungen mit anderen Gattungen 
ſtehen noch weniger zu befürchten. Der Sphinx Ligustri iſt der einzige der 
europäiſchen Abendſchmetterlinge, der mit ihm noch am meiſten Aehnlichkeit 
hat. Ich habe den Unterſcheid der Merkmaale dorthin verſpart. 

Das Weibchen iſt etwas in der Geſtalt, jo wie in Anlage der Flügel, 
verſchieden. Ich habe mit wenigen dieß zu bemerken, da es wohl nicht die 
Mühe der Abbildung verlohnt. Deſſen Flügel ſind etwas breiter, auch mehr 
in die Länge geſtreckt, und das Colorit einfacher ſtafirt. Man bemerkt jene 
breiteren braunen Flecken nicht, wenigſtes iſt kaum die Spuhr derſelben ſicht— 
bar vorhanden. Der gröſſere in der Mitte der Oberflügel fehlt ihm ganz. 
Dafür ſind die einzelnen Linien und zackigten Züge von ſchwarzer Farbe. Der 
Leib und die Hinterflügel ſind auf das vollkommenſte gleich, außer daß der 
erſtere etwas ins Dickere fällt. Kopf und Bruſt ſehen etwas blaſſer, und die 
Fühlhörner find um die Hälfte dünner, als fie das Männchen führt. 

Auf den Oberflügeln des Männchen wollte die Frau Merian Chara— 
eier gelefen haben. Einige der zackigten und runden Züge ftellten ihr die Buche 

1. Shell, 


58 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


ſtaben C. B. V. M. ungemein leſerlich vor. Wer Glück zu Einbildungen 
hat, wird hier noch mehreres leſen. Merkwürdig bedünkt mich die Zunge 
unſeres Zweyfalters zu ſeyn. Schade, daß Betrachtungen dieſer Art für den 
Bezirk meines Bearbeitungskreiſes etwas allzuweitläuftiges ſind. Ich habe 
Naturgeſchichte und nicht Phyſik zu behandeln. Es ſeye nur im Vorbeyge— 
hen bemerkt, daß die Zunge des Windigs, man mag dieſes Werkzeug beſ— 
ſer den Saugrüſſel nach der Sprache anderer nennen, eben unter allen Gat— 
tungen, welche ähnliche Gliedmaſſen beſitzen, die größte und längſte iſt. Sie 
iſts in Vergleichung mit dem übrigen Körper, und zwar gedoppelt länger, 
als das Ausmaas des ganzen Leibes, vom Kopf bis zur äuſſerſten Spitze. 
Sie behält dieſes Verhältniß, wenn auch unſer Zweyfalter nach ſeiner Gröſſe 
ſelbſten verſchieden iſt. Recht für die trichterförmigen Kelche gewiſſer Blu— 
men (Corallae infundibuliſormes) geſchaffen, um aus deren Boden die ihn 
nährenden Säfte zu ſchöpfen. Ich habe zu meinem Verwundern öfters be— 
merkt, wie dieſer Zweyfalter ſogar aus jener Gattung der Jalappe mit lan— 
gen Blüthen, (Mirabilis longiflora Lin.) die innerſt verborgenen Feuchtig— 
keiten herauszuholen vermag. Die Zunge wird in dieſe engen Behältniſſe 
ganz wie eine Sonde geſenkt. Der Kopf ſitzt auf der Krone (limbus) in 
dieſem Fall auf. Hierdurch aber hat ſich dieſer Sphinx ſehr oft in eine ſelbſt 
erwählte Falle gebracht. Er macht ſich ſo leicht nicht wiederum los. Er 
wird leichte gefangen, wenn man die Zunge in dem dünnen Trichter durch 
deſſen Zuſammendrücken ergreift. Noch artiger gehet es bey der Datura 
Metel L. an. Er kriecht in dieſer ihren gröſſeren Trichter faſt ganz. Man 
drückt die ſehr weite Corolle zuſammen, ſo iſt derſelbe wie in einer Dutte 
verwahrt. Die Augen ſind bemerkungswürdig an dieſem Geſchöpfe. Sie 
haben eine beträchtliche Gröſſe vor andern. Im Dunkeln werfen dieſelben 
ein eigenes Licht von ſich, ſie gleichen einer glühenden Kohle. Sind es die 
geſammelten Lichtſtrahlen, welche auch die dichteſte Finſterniß hat: oder iſt es 
ein eigenes Licht, ein Phoſphorus, der dieß Glänzen bewürkt? Die meiſten 
Nachtvögel haben etwas hievon, der Windig aber im vorzüglichen Grad. Auch 
in dem Bau der Fühlhörner hat unſer Abendſchmetterling einen abweichen— 
den Bau. So gerade geſtreckt, ſo ſteif und von dieſer Stärke führt ſie faſt 
keine dieſes Geſchlechts. Sie ſind beynahe gleich dick. Die äuſſerſte Spitze 
endiget ſich in ein kleines Häckgen. Die untere Seite iſt braun, die obere 
aſchgrau, gegen die Spitze weiß gefärbt. Herr Geoffroi hat von dieſem 
Werkzeug des Zweyfalters Namen geborgt, und ihn den Sphinr mit den 
Ochſenhörnern (Sphiox à cornes de beouf) geheiſſen. Der Atropos aber 


Sphinx Convolvuli. Der Windig. 59 


ſcheint an dieſer Benennung mit mehrerem Rechte Anſprüche zu machen. Dor— 
ten ſind ſie rund, kürzer und auch etwas gekrümmt. Die Füſſe des Win⸗ 
digs haben ziemliche Waffen, um vollends dieß Merkwürdige an ihm auch 
zu erwähnen. Es befinden ſich an den Gelenken derſelben ſehr feine ziemlich 
verlängerte Spitzen. Sie vermögen mit einer etwas ſchmerzenden Empfindung 
in unſere Hände einzudringen, wenn der Zweyfalter Gelegenheit hat, ſich ih: 
rer zu bedienen. Verſuche ſind niemand verſagt. Von der Zeit, den Auf⸗ 
enthalt und den Gegenden, iſt ſchon oben das Nöthige beygebracht wor— 
den. Nur die Raupe iſt noch nicht beſchrieben. Ihre Futterpflanze iſt die 
Ackerwinde A), welche aller Orten häufig gefunden wird. Wir haben eine 
gröſſere Gattung von dieſem Geſchlecht, welche gemeiniglich in Hecken wächſt, 
und bringt weiſſe ſehr groſſe Blüthen hervor 1). Beide ihrer Blätter bedient ſich 
unſere Raupe ohne einen Unterſchied zwiſchen dem ſpeeifiſchen zu machen. Auch 
die Ausländiſchen Arten des Convolvulus „), welche unſere Gärten ſich für 
eine Zierde eigen gemacht, ſind hier ein angenehmes Futter. Die Raupen ſelb— 
ſten finden wir öfters darauf. Von dieſen Futterpflanzen bekam der Schmet— 
terling den ihr eigenen Namen. 

Die Raupe hält ſich äuſſerſt verborgen. Man trift ſie ſtets nur auf 
dem Boden oder den unterſten Blättern ihres Futterkrauts an. Die Frau 
Merian glaubte deßwegen, ſie nähre ſich blos von den Wurzeln derſelben. 
So entgehet ſie unſeren Nachſuchungen leicht; es ſey denn, daß ſie zur Zeit 
ihrer Verwandlung eine weite Reiſe anzutreten genöthiget iſt. Hier aber ver— 
räth fie ihr eigener Unrath wiederum bald. Es iſt dieſer für die körper— 
liche Gröſſe der Raupe in der That auſſerordentlich ſtark, und beſtehet in 
eylindriſchen gleichgefurchten Stücken, von zwey bis drey Linien in der Länge, 
und anderthalben in der Dicke. Kein Geſchöpf weißt in ſeinem Koth regel— 
mäßigere Bildungen auf. Raupen der Schmetterlinge zeigen in ihren Aus— 
würfen ſogar formende Kunſt. Es zeigt ſich hier Manichfaltigkeit von ver— 
ſchiedener Art. Unſere neueren Syſtemmacher ſollte man von Rechtswegen 
zwingen, nach dieſen Claßificationen zu erſinnen. An ſich gienge es an, Ma— 


H 2 
h) Convolvulus arvensis. EIN NR S. N. Sp. 9. purpureus. Auch mit einer dem 
Tom II. pag. 155. gen. 214. Sp. 1. Convolvulo ähnlichen Pflanze, der Ipo- 


moea coceinea (Linn. I. c. p. 158. Sp. 6.) 
kann ſie ohne Unterſcheid gefüttert werden. 

7) Z. B. ebendaf. Sp. 35. tricolor, Nach Verſuchen würden ſich mehrere ange— 
mit den hochblauen oder gelben Blüthen. ben laſſen. 


i) Ibid. Sp. 2. Convolvulus sepium. 


60 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


terialien zu Characteren, zu Claſſen, zu den manchfaltigſten Eintheilungen 
zuſammen zu tragen. Strafe genug für die verderbte Zeit, ſie zuſammen zu 
tragen. Unſere Raupe wird gemeiniglich im Monat Anguſt in ausgewachſe— 
ner Größe gefunden, doch auch zuweilen früher, wie ich bereits oben erwähnt. 

Sie iſt von anſehnlicher Gröſſe, wie die Abbildung beſagt. Man trift 
fie noch weit beträchtlicher an )). Ihre Haut iſt glatt. Hier iſt nicht das 
mindeſte Rauhe jener chagrinartigen Fläche der vorerwähnten Gattungen. Bey 
einer Berührung ſchlägt ſie ſchnelle mit dem Vordertheil des Leibes um ſich. 
Ganz unbeweglich, wie betäubt, bleibt ſie hernach in einer vorwärts gekrümm— 
ten Stellung ruhend liegen. In Abſicht auf die Farbe kommt ſie uns in un— 
terſchiedenem Gewand zu Geſicht. Einige ſind grün, andere braun, und dieß 
wiederum in Miſchungen von mancherley Art. Kaum trift man ein Paar 
derſelben an, die pünktlich einerley Zeichnung führen. Ich gebe von der ab— 
gebildeten das Nöthigſte an. Sie iſt von der gemeinſten Art. Ueber den 
Rücken ziehet ſich auf der dunkelbraunen Grundfarbe ein ſchwärzlicher verlohr— 
ner Streif. Die Unterfläche des Körpers, ſo wie die Seitenſtreife, ſind 
hell ockerfärbig gemahlt. Ihre Geſtalt und Lage giebt die Abbildung ſelbſten 
zu erkennen. Die zur Seite ſtehende Luftlöcher ſind mit einer breiten Ein— 
faſſung umgeben. Sie ſehen wie groſſe Flecken, die als Zierde angebracht 
worden. Das Horn iſt dunkelbraun, der Kopf glänzend und von heller Far— 
be. Die zwote vorzüglichſte Abänderung iſt ſchöner bemahlt. Ihre ganze 
Fläche iſt mit einem ungemein friſchen Grasgrün bedeckt. Ueber den Rücken 
aber wird jener ſchwärzliche Streif gleichfalls bemerkt. Weiſſe Seitenſtreife, 
welche ſich ſchräge über jeden Ring hinziehen, verſchönern dieſe Raupe auf 
eine beſondere Art. Sie ſind von der Natur noch überdieß an der inneren 
Seite ſchwarz eingefaßt worden. Das Horn iſt röthlichgelb. Ueber einen 
jeden Ring, den erſten ausgenommen, ſtehen nächſt zur Seite des Rücken— 
ſtreifes ein paar ſchwarze Flecken. Ihre Gröſſe iſt gleich wie jene Einfaſſun— 
gen der Luftlöcher, welche auch hier einerley Farbe haben. Dieß ſeye zur 
Bezeichnung genug. Ich habe eine Abbildung für ſehr entbehrlich gehalten. 

In den Kunſttrieben ihrer Verwandelung hat ſie nichts vorzügliches, 
das Bemerkung verdient. Sie begiebt ſich in die Erde, wie die vorerwähn— 
ten Gattungen, wenn ſie ihren vollkommenen Wachsthum erreicht. 

Die Chryſalide iſt glatt und etwas glänzend. Ihre Farbe ein Caſta— 
nienbraun, das faſt ins Schwärzliche fällt. Die Natur hat ein dem künf— 


) Röſel IM. Th. Tab. VI. fig. 3 


Sphinx Convolvuli. Der Windig. 61 


tigen Schmetterling ſo wichtiges Werkzeug, die Zunge, hier in vorzügliche Ver— 
wahrung gebracht. Die Chryſalide führet eine eigene Scheide dazu. Nur 
bey wenigen Gattungen iſt dieſe Sorgfalt angebracht worden. Die Chryſa— 
lide des Liguſters, ſo wie einiger Nachtſchmetterlinge, führen ſie kürzer. Ih— 
re Zungen haben auch nicht die beträchtliche Länge der Windige. Dieſe muß— 
ten in eine geraumigere Scheide eingelegt werden. Wie leicht könnte ſonſt 
bey der Entwickelung der Theile dieß ſo vorzügliche Glied beſchädiget wer— 
den. Die ringförmige Geſtalt dieſer Scheide ſelbſten hat noch den Vor— 
theil, um die Zunge bey Schonung des Raums in die gewöhnlichſte Lage 
zu bringen. 


Ich habe ſchon oben bemerkt, daß die Entwickelung des Zweyfalters in 
dem Jahr, wo er Raupe geweſen, öfters erfolgt. Es pflegt ſich dies bey 
heiſſer Witterung in ohngefähr vier Wochen zu begeben. Gemeiniglich aber 
durchlebet ſie den kommenden Winter, und im Junius tritt der Zweyfalter 
herfür. Sowohl die Raupe als Chryſalide fordert unter unſeren Händen viele 
Behutſamkeit, um bey Leben zu bleiben. Kenner wiſſen die erforderlichen 
Maasregeln, ohne daß ich ſie anzuzeigen nöthig habe, dagegen zu ergreifen. 


Der ſechſte europäiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX LIGVSTRI. 


Der Liguſtervogel. Le sphings du Troöne. Geoffr. Papillon - bourdon 
du Troene. Degeer. De Liguster-Pylstaart -Vlinder. Sepp. 
Liguster -Onrust. Seba. 


Tab. VI. Die Zweyfalter von beiden Seiten. Die Raupe auf einem Zweig des 
x Liguſters. Die Chryſalide. 


LIN NE S. N. Ed. XII. Legit. al. integr. ano simpl. Sp. 8. alis integris: postieis 
incarnatis fasciis nigris. Mit ganzen Flügeln; die Hinterflügel fleiſchfarb mit 
ſchwarzen Binden. Ed. X. Sp. 8. Fauna Suec. Edit. nov. 1087. Mus. Lud. 
VIr. 347. 

Müllers Naturſyſt. V. Th. pag. 637. Sphinx Ligustri. Der Hartriegel. 

F ABRIOII Entom. pag. 545, Sp. 28. Sphinx Ligustri. Alis integris postieis ru- 
lis; fasciis tribus nigris, abdomine rubro: cingulis nigris. 

raıı Hist. Ins. pag. 144. ur. A. Phalaena maxima caudacuta, alis angustis longis 
acutis, abdomine roseo, sex septemve areolis transversis nigris. 

GEOFFROı Tom. II. pag. 84, nr. 7. Pphinx Spirilinguis alis superioribus fuseis, 
inferioribus abdominique fasciis transversis rubris. Long. 22. Linn. 


H 3 


62 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


scopoLı Entom. Carn. 470. pag. 185. Sphinx Ligustri. Alis posticae supra rus- 
seae: fasciis binis, nigris: Abdomen rosatum: lineola dorfali et fasciis lateralibus 
utrinque quinis atris. Long. unc. A. et lin. 8½. Lat. lin. 44, 
Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. AA. nr. 2. Sphinx Ligustri- 
Rainweidenſchwärmer. 2 
Hufn. Tab. Berl. Magaz. II. B. I. St. pag. 178. nr. 7. Sphinx Ligustri. Der 2i- 
guſtervogel. Der Hinterleib iſt mit ſechs roſenrothen und ſechs braunen Queer— 
ſtreifen geziert. Die Oberflügel bald hell- bald dunkelbraun, die Unterflügel röth- 
lich mit ſchwarzen Queerſtreifen. Im Junius: ſehr ſelten. Raupe: grün mit 
7 ſchrägen paar Seitenſtreifen, ſo halb purpurfärbig halb weiß ſind. Die Schwanz— 
ſpitze iſt wie eine Sichel gekrümmt, und halb purpurfärbig halb gelb. Auf dem 
Liguſter und ſpaniſchen Flieder. Im Auguſt und September. 
Fueßli Schw. Inſ. nr. 615. Sphinx Ligustri. Der Liguſtervogel. Die Raupe: etz 
was ſelten. . 
Gleditſch Forſtwiſſenſch. I. Th. pag. 342. Die Liguſterraupe. 
Müller Faun. Frid. pag. 37. nr. 344. 
- - Zoologiae Dan. prodom. pag. 146. nr. 1337. 
Gladbachs Verz. der Liguſter. Pr. I fl. 
S EP P. Neederl, Ins. III. St. III. Verh. Nachtvl. 4, Gez. 4. Bende. Tab. III. IV. 
Röſel Inf. Bel. III. Th. pag. 25. Tab. V. Die zur I. Claſſe der Nachtvögel gehö— 
rige Liguſterraupe, oder die ſchöne geſchwänzte grüne Raupe, mit ſieben Paar 
ſchrägen Seitenſtreifen, jo halb purpurfarb und halb weiß find x. 
R EA UMU R Hist. d. Ins. Tom. I. Tab. 14. fig. 1. Tom. II. Tab, 20. fig. 1. 2. 3. 4. 
pag. 4. Le Sphinx. 
DEGEBR Mem. Tom, I. Tab. I. pag. 14. Götzens Ueberſetzung. pag. 17. 
Die Raupe. Tom. II. P. I. pag. 238. Ueberſ. p. 172. Papillon-bourdon 
a ant, prismat, et a longue trompe, dont les ailes sup. sont brunes et nuan- 
ces gris blancheatre, et les inf. avec le ventre, couleur de rose a bandes 
noires. pag. 239. Chenille verte a corne, avec sept bandes, obliques 
violettes et blanches sur les cotés du corps. 
WIL k ES Engl. Butterfl. 10. Tab. I. B. 3. 
HARRNIUS Ins. Tab. II. fig. a -f. 
s EBA Thes. Tom. IV. Tab. 53. fig. O. P. Inquieta ligustrina. Tab. 55. fig. 
13-15. Inquieta russula nigroque commaculata? &c. Tab. 60. fig. 19. 20. 
Inquieta Ligustr. parvis colorum differentiis pariter singularis. 
AL BIN. Ins. 7. fie. 10. — Schwammerd. Bibl. nat. Tab. 29. fig. 1-3, — 
Ionston. Tab. XIX. Eruca viridis ligustrina, 


Es wurde, wie meine Leſer ſich zu erinnern belieben, bereits bey Beſchrei— 
bung der vorſtehenden Gattung, des Liguſterſchmetterlings von mir erwähnt. 
Beyde Falter ſind in der That genau mit einander verwandt. Jener iſt in 
kälteren Provinzen gar nicht vorhanden; dieſer dorten dagegen keine Selten— 


Sphinx Ligustri. Der Liguſtervogel. 63 


heit. Uns hat die Natur bey Vertheilung ihrer Schätze mit zwey ſo an— 
ſehnlichen Gattungen zugleich bedacht. Man kann ſich nach dem erſten An— 
blick faſt keine genauere Stufenfolge zweyer Geſchöpfe gedenken, als dieſe 
ſind. Ihre Gröſſe iſt faſt gleich beträchtlich. Einerley Bau des Körpers, 
einerley Schnitt der Flügel, und faſt einerley Hauptfarbe in der Anlage des 
Gewands. Beyde ſind ſogar geſellſchaftlich gegen einander; wir treffen fie an 
gleichen Orten an; einerley Zeiten bringen ſie herfür; gleiche Säfte der Blu— 
men ſind für ihren Geſchmack. In der Lebensart, in den Kunſttrieben äuſ— 
ſert ſich ein nicht im mindeſten beträchtlicher Unterſcheid. 

Eine genauere Vergleichung aber bringt uns deſto beträchtlichere Ab— 
weichungen zu Geſicht. Ich habe fie darzulegen. Nur aber das vorzüglich— 
ſte bey einem faſt hundertfältigen Abſtand iſt mir zu zeigen erlaubt. 

Schon in dem Umriß eine beträchtliche Verſchiedenheit. Der Leib iſt 
um vieles kleiner geformt. Er iſt weit kürzer und ſtumpfer, als jener des 
Windigs angelegt. Nach den Zeichnungen wechſeln hier nur ſchwarze und 
roſenrothe Ringe mit einander ab. Dorten find fie noch mit weiſſen ein— 
gefaßt. Bey jenen hat das Rothe nicht die Höhe oder das Friſche, wie es 
an dem gegenwärtigen iſt. Die Bruſt iſt faſt braunſchwarz bey dieſem. 
Bey dem Windig aſchgrau, mit ſchwarzen Einfaſſungen und Strichen be— 
mahlt. Der Liguſtervogel führet nicht die beyden hochrothen Flecken an der 
Bruſt, da wo der Hinterleib an ſelbige ſchließt. Die Fühlhörner find um 
vieles geſchmeidiger. Auf der Oberſeite weiß, unten dunkelbraun. Der 
Sphinx Convolvuli hat ſie aſchgrau. Bey jenen ſind ſie gerade geſtreckt, 
hier gebogen, und an beyden Enden beträchtlich verdünnt. Der Saugrüffel 
des Liguſtervogels kommt jenem an Länge bey weitem nicht bey. Er iſt hier 
von gleichem Maas mit dem Körper. Wir haben noch die Farbe der Flü— 
gel zu vergleichen. Wie beträchtlich iſt dieſer Abſtand nicht! Schon die 
Unterflügel werden durch die Röthe der Grundfarbe ganz auffallend ſchöͤn. 
Der Windig hat ſie blos grau. Sie haben drey gegen das Ende zuſam— 
menlaufende Binden von ſchwärzlicher Farbe. Hier ſind zwey in gleichen 
Abſtand und gleicher Breite, zur Verſchönerung nach Parallelen angebracht. 
Die Oberflügel haben zur Grundfarbe eine Miſchung von röthlichem Braun. 
Die dunkleren Zeichnungen ſind regelmäſiger an ihm gemacht. Nicht ſo vie— 
le zackigte, durcheinanderlaufende Striche, wie dorten. Sie ziehen ſich über— 
dieß meiſtens in die Länge. Faſt die Hälfte der Fläche iſt dunkelbraun. Ei— 
ne von der äuſſerſten Spitze ſchräge durchlaufende wellenförmige Binde von 
weiſſer Farbe nimmt ſich vortrefflich aus. Wie beträchtlich iſt noch die Un— 


64 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


terſeite verſchieden. Die durchlaufende ſchwarze Binde iſt für Anzeige zur 
Bemerkung des übrigen allein ſchon genug. Ich übergehe mehre Verglei— 
chungen, die ohne Mühe aus der Abbildung ſich ſelbſten ergeben. 

Sollten demnach Windige von Liguſtern, oder dieſe von jenen entſtan— 
den ſein? Hat die Futterpflanze, das Clima, eine zufällige Paarung, dieſe 
Veränderungen erzeugt? Beyde Zweyfalter ſind uns ſeit undenklichen Zeiten 
eigen; ſie leben in Geſellſchaft, nie iſt uns noch eine dritte ihnen ähnli— 
che bekannt geworden. Sie ſind weſentlich verſchieden; ſie ſind urſprüngli— 


che Arten. 
Das Männchen iſt etwas kleiner. Die Fühlhörner ſind kaum merklich 
ſtärker. Nur das Colorit ſieht etwas friſcher. Sonſten hat man keine er— 


hebliche Abweichung bemerkt. An dem Windig iſt dieſer Abſtand beträcht— 
licher. Mehr habe ich von dem Zweyfalter nicht zu ſagen. Degeer a) 
hält ihn für den größten in Schweden. 

Wir haben die Raupe zu betrachten. Hier ſind Verſchiedenheiten, die 
mit jener des Windigs kaum eine Vergleichung verſtatten. Die Naturtrie— 
be ganze alleine hat die Natur unverändert gelaſſen. Geſtalt, Gröſſe, Farbe 
und Zeichnung hingegen, haben nichts als Umbildung erlitten. 

Die Liguſterraupe iſt für ihren Geſchmack an andere Säfte gewöhnt. 
Ihre Atzung ſind Blätter von Bäumen und Stauden. Die Raupe des Win— 
digs liebt niedere Gewächſe. Doch iſt die erſtere eben nicht eckel, nicht an 
eine einzige verzärtelt. Man hat unterſchiedene Futterpflanzen derſelben be— 
merkt. Reaumur und Geoffroi fanden fie auf dem welſchen Hollunder 2). 
Merianin entdeckte fie auf der Roſe von Jericho, (Lonicera Perielyme- 
num, et Italicum), und erzog fie mit den Blättern derſelben. Degeer c) 
nennt noch die Eſche (Fraxinus L.) und eine Spiräa von deren Blättern 
er ſie gleichfalls genähret. Sepp d) erwähnt ſogar des Lorbeerbaums und 

des 


a) I. c. pag. 239. Il est le plus grand de 
tous ceux qu'on trouve dans ce pais &. 

b) EIN NR S. N. Tom. II. pag. 56. 
Syringa Sp. 1. vulgaris, iusgemein weiſſer 
oder blauer Holder; Sp. 2. persica, rother 
perſiſcher Hollunder. Er führet eigentlich 
den Namen Lilac, Lilas. 

c) I. c. pag. 240. Elle vit sur le Li- 


las, le Troenne, le Spiraea, et le Fres- 


ne, et on I’y trouve ordinairement en 
grand nombre au mois d’Aout Ke. — 
Scopoli I. c. Habitat in Fraxino, Sa- 
lice. 

d) SEP P. I. c. pag. 15. — men ont- 
moet deze Rups ook wel, doch maar 
zelden, op de Syringe en Laurier Boo 
men, als mede op de Hulst, en men kanze 
met derzelven Bladeren voeden &e. 


Sphinx Ligustri. 


Der Liguſtervogel. 65 


des Mäuſedorns, (Ruscus L.) Linne“ e) und Fabricius fügen noch den 


gemeinen beertragenden Hollunder (Sambucus L.) bey. 
daß die Blätter des Liguſters f) die 
gemeinſte und zugleich angenehmſte Koft unſerer Raupe ſey. 


ſind aber darinnen übereinſtimmend, 


Alle Beobachtungen 


Dieſer Strauch 


iſt häufig genug in unſerem ganzen Welttheil, und faſt nirgend ſelten. 


Reaumur, Degeer, Röſel, 
dieſes Falters bereits ſehr umſtändlich beſchrieben. 
Zu neuen Beobachtungen iſt faſt alles erſchöpft. 


vom Ey an erzogen. 


und Sepp haben die Lebensgeſchichte 
Letzterer hat ihn ſogar 
Ich 


kann von den übereinſtimmenden Erfahrungen nur in dem kürzeſten 5 


meinen Leſern das Erheblichſte ſagen. 


e) Linne“ und Fabricius erwähnen fo 
wie Scopoli noch der Weide als Fut— 
terpflanze. Ich zweifle gar nicht, daß un— 
ſere Raupe nicht auf dieſer Staude, die ſo 
viele Arten dieſer Thiere nähret, ſollte ent— 
deckt geworden ſeyn. Ihr Geſchmack ver— 
abſcheuet auch keinesweges weit ſtrengere 
Säfte. Nur bedünkt mich, dieſe Anzeige 
rühre nicht von Erfahrungen, ſondern von 
einem Irrthum her. Es iſt die Abbildung 
und eben ſo mangelhafte Beſchreibung eines 
Goedarts meines Bedünkens die einzige 
Urſache hievon. Herr von Linne“ beziehet 
fih ſowohl in S. N. als der Faun. Suec. 
auf die 25ſte Tafel, pag. 74. der Liſteriſchen 
Ausgabe, welche nach den Abbildungen mit 
den übrigen Editionen dieſes Entomologens 
einerley iſt. Die dorten gezeichnete Figur 
hielte er für unſern Liguſtervogel. Goe— 
dart ſagt in angezeigter Stelle, die Raupe 
nähre ſich von der Weide (Veseitur foliis 
Salicis). Liſter fügt in der Anmerkung 
die Liguſterblätter bey. (Eruca haec etiam 
Ligustri foliis paseitur, et apud angliam 
nostram circa sepes Ligustrales depre- 
henditur &c.) Sonach eine Raupe, die ſich 
von dem Liguſter nähret, wie leicht iſt voll— 
ends der Sphinx Ligustri ſelbſten. Liſter 
der Commentator des Goedarts mochte ſei— 
nen Autor ſelbſten nicht richtig verſtanden 

II. Theil. 


haben. Genug, wenn wir die Abbildung 
vergleichen, ſo kann niemand nach aller Ein— 
bildungskraft das Bild unſeres Zweyfalters 
daraus erzwingen. Die Raupe koͤnnte noch 
ehender die gewaltthätigſte Auslegung über— 
ſtehen. Sie kann in dieſer gar nicht für 
unſere Welt mehr erträglichen Figur noch 
immer die Liguſterraupe ſeyn, wenn auch 
der zugeſpitzte Kopf das Urbild erkannt. Am 
wahrſcheinlichſten ward hier der Sphinx po- 
puli von Goedart abgebildet. Damit tref— 
fen noch die Züge, Schattirungen und Aus— 
ſchnitte der Flügel am erträglichſten überein. 
Deſſen Raupe lebt allerdings ax der Wei⸗ 
de und auch von dem Liguſter. Linne“ hat- 
te ſelbſten Anſtand genommen. Er ſagt in 
der Faun. Suec. 1. c. daß der Schmet- 
terling aber nicht die Raupe dorten ge— 
hörig abgebildet feye. (Papilio non larva). 
Allein der Schmetterling entſpricht ſo wenig 
dem Bilde eines Liguſtervogels, wie ich ſchon 
erwähnet habe, als die Raupe. Urſache, 
daß ich eben dieſen Autor, nach andern, 
oben anzuführen, unterlaſſen. 

) Von dieſem Staudengeſchlecht iſt ge— 
genwärtig nur eine einzige Gattung vorhan— 
den. LIN NE S. N. T. II. p. 55. gen. 48, 
Ligustrum. Sp. 1. vulgare. An andern 
Orten wird er Rainweide, an andern 
auch Hartriegel genennt. 


66 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


So bald die Raupe ſich aus dem Ey entwickelt, es erfolgt dieß in 
Zeit von vier Wochen, und gemeiniglich im Julius iſt fie ganz blaßgelb von 
Farbe. Ihre hornartige Schwanzſpitze iſt nach den erſten Häutungen von be— 
trächtlicher Länge. Eben nichts vorzügliches in Vergleichung mit andern Ar— 
ten. Bey dieſem erſten Alter pflegen die Fäden von Seide aus dem Mund 
zu laſſen. Eine Kunſt, die ſie im reiferen Alter, ſo wie der Gelehrte die 
grammaticaliſchen Kenntniſſe gänzlich verlernen. Es iſt eben alsdann zu ih— 
rer Lebensart von keinem Gebrauch. Ihre Füſſe ſind ſodenn ſtark genug, 
ſich ſelbſten auf Blatt und Zweigen zu halten. Man hat eine Häutung zu 
vier verſchiedenen malen ganz zuverläſſig an ihr bemerkt, bevor ſie in ihre 
Verwandlung gehet. 


Die ausgewachſene Raupe in der anſehnlichen Dicke und Gröſſe, wie 
ſie unſere Abbildung darſtellet, führet eine grünliche Grundfarbe. Oft 
aber iſt die Miſchung dieſes Colorits ziemlich verſchieden. Es fällt gemeinig— 
lich mehr ins Gelbliche aus. Bey der Windigraupe werden ganz braune Ab— 
änderungen gefunden, hier aber hat man meines Wiſſens noch keine von be— 
ſagter Farbe entdeckt. Die ſchräge durchlaufende Seitenſtreife verſchönern ſie 
ungemein. Sie ſind roth ins Blaue ſpielend; violet, ſo mannichfaltig auch 
dieſe Farbe in ihren Miſchungen iſt. Eine weiſſe Einfaſſung gegen die untere 
Seite zieret dieſe Striche noch mehr. Obbeſagte Grundfarbe führet unſere 
Raupe nur von der Oberfläche ihres Körpers. Auf der untern und gegen 
die Seiten iſt ſie dunkelgrün. Der ablangrunde Kopf ſtehet in zwey ſchwar— 
zen Ringen gefaßt. Nur nach der dritten Häutung färben ſich die Seiten— 
ſtreife ins Violette um, vorhin ſahen ſie weißlichgelb. Das Horn iſt in ei— 
nem Bogen gekrümmt, ſehr ſpitzig, und von braunſchwarzer Farbe. Die 
ganze Fläche der Haut fühlt ſich glatt. Sie wird nur alsdenn etwas rauhe, 
und faſt wie Chagrin, wenn die Raupe die letztere Häutung antritt 9). Ih— 
re Stellung iſt noch beſonderer. Im ruhenden Stand iſt der vordere Theil 
des Leibes bis an die Bauchfüſſe erhaben, und faſt in einem rechten Winkel 
in die Höhe gekehrt. Wie ſchon oben bemerkt iſt, haben dieſe Eigenſchaft 
faſt die ſämtlichen Arten der Raupen gröſſerer Abendſchmetterlinge mit ein— 


g) peszeerl.e. T. II. P. I. p. 240. blancs et durs à toucher, qui disparois- 
La peau de cette chenille est très-lisse sent apres qu'elle s'est defait de sa peau 
et unie; mais avant sa derniere mue el- pour la derniere fois sans perdre la for- 
le est raboteuse et comme chagrinee, el- me de chenille &e. 
le est alors couverte de petits grains 


Sphinx Ligustri. Der Liguſtervogel. 67 


ander gemein. Doch dieſe beſitzt ſie im vorzüglichen Grad. Ihre Erziehung 
iſt etwas mißlich und ſchwer. Selten bringt man von einer beträchtlichen An— 
zahl auch nur wenige zur Vollkommenheit. Der größte Theil gehet durch 
unbekannte Zufälle zu Grunde. 


In ihren Naturtrieben äuſſert ſich mit der Windigraupe keine Verſchie— 
denheit. Sie bauet ſich wie jene ein Gewölbe in der Erde, ſie verwandelt 
ſich auf einerley Art. Man hat noch keine Erfahrungen von der Entwicke— 
lung des Schmetterlings in dem nämlichen Jahr. Er durchlebt in der Chry— 
ſalide den ganzen Winter, und tritt gemeiniglich erſt im Junius aus ſeinem 
engen Kerker herfür. Auch hier wird dasjenige, was bey den meiſten Chry— 
ſaliden nichts ungewöhnliches iſt, öfters bemerkt, daß einige zwey volle Jah— 
re in dieſem unthätigen Stande verbleiben. Die bisherigen Unterſuchungen 
haben die Urſache nicht zu ergründen vermocht. Hat gerade der Zweyfalter 
dieſe beträchtliche Zeit zur Ausbildung nöthig? Wie wird dem Vertrocknen ge— 
wehrt? Wodurch der Abgang der Säfte erſetzt? Iſt die Schaale feſter, er— 
fordert ſie länger Erweichung, verlangt der Zweyfalter für ſeine Natur eben 
einen höheren Grad der Wärme? Fragen, deren Beantwortung auf den feh— 
lenden Blättern unſeres Wiſſens zu ſuchen ſind. 

Die Chryſalide zeichnet ſich durch ihre vorzügliche Gröſſe gegen andere 
aus. Ihre Farbe iſt braunroth oder kupferfärbig. Die Zunge führet eine 
eigene Scheide. Sie iſt aber um vieles kürzer als an jener des Windigs. 
Reaumur glaubte, dieß Futeral ſeye zur Verwahrung der Fühlſpitzen (bar- 
billons, palpi Lin.) gemacht. Es iſt aber nur zu gewiß für die Zunge. 
Der äuſſerſte Theil des Leibes führt eine hornartige Spitze zur Wehr. Rö⸗ 
ſel will noch vier Nebenſpitzen beobachtet haben. Er äuſſert ſogar ſein Be— 
fremden, daß einem Reaumur dieſe Wahrnehmung entgangen jeye *). Es 
ſcheint aber mit mehrerem Grund, daß dieſe Anwüchſe nicht allgemein ſind. 
Degeer und Sepp gedenken derſelben im mindeſten nicht, ich habe ſie auch 
niemalen bemerkt. 


2 


7) Inſ. Bel. oben ang. O. p. 30. (Die 
„Stiel- oder Schwanzſpitze gegenwär— 
„tiger Raupe, (es ſoll Puppe heiſſen, 
„da nur von dieſer die Rede iſt, und auch 
„die Abbildung es zeigt) hat vier Ne— 
„benſpitzen, und es iſt ein Wunder, daß 


„Herr von Reaumür derſelben nicht ge— 
„denkt, als welcher ſonſt alles an jedem 
„Inſect ſehr genau bemerkt.“ Herr Fa⸗ 
brieius hat 1. c. ohnfehlbar aus Röſeln 
dieſe Bemerkung übergetragen, puppa fu- 
sca quadridentata. f 


68 Zweytes Gef chlecht, Abendſchmetterlinge. 


Sepp theilt uns noch einige merkwürdige Beobachtungen mit: ich muß 
ſie in der Kürze erzehlen. Er hatte ein Männchen und Weibchen dieſes Li— 
guſtervogels, die im Monat Junius gefangen wurden, in eine geraume 
Schachtel geſperrt, um ihre Paarung zu bewirken. Dieſe erfolgte erſt nach 
fünf Tagen, da unſer Beobachter bereits alle Hoffnung aufgegeben. Sie 
blieben einen halben Tag lang verbunden, und hätte vielleicht länger gedauert, 
aber ein Zufall hat ſie getrennt. Bereits nach drei Stunden entledigte ſich 
das Weibchen ihrer Eyer. In wenigen Tagen ſammelte er eine Anzahl von 
250 Stücken. Neugierde trieb ihn an, zu unterſuchen, wie viele derſelben 
etwa noch möchten zurück geblieben ſeyn. Das Thier ſchien auch bey ſeiner 
würklichen Entkräftung für anatomiſche Verſuche tauglich zu ſeyn. Daher 
wollte er es vollends tödten, und zwar aus Mitleiden, nach ſeinem Bedünken 
auf die kürzeſte Art. Er riß den Kopf ab. Damit aber war dem Leben 
noch nichts benommen. Er trennte den Leib. Das Bruchſtück flattere ohne 
beyde Theile noch eine geraume Zeit den Tiſch auf und ab. Nur ein Schnitt, 
der ohnfehlbar die Sehnen trennte, und nicht wie Herr Sepp dafür hält, 
das Herz traf, machte vollends aller Bewegung ein Ende. Noch des folgen— 
den Tages aber gab der Kopf Empfindungen des Lebens von ſich. Der 
Schluß aber hieraus iſt ſo bündig nicht, daß die motus vitales bey einem 
Inſect ſtärker und anhaltender ſind, als bey dem Menſchen und gröſſern 
Thieren. Er hat von der Irritabilität damals noch nichts gewußt. Dieſe 
Geſchöpfe nähern fie dem vielfachen Leben der Pflanzen. Genug, es wurde 
der erſtorbene Leib Feöffnet. Er entdeckte noch eine Anzahl von 300. Eyern. 
Sie waren meiſtens zur Stelle gewachſen, jo klein auch die übrigen geblie— 
ben. Er verwahrte die erſtern; erhielte aber keine Raupen, ſie vertrockneten 
in kurzem. Ohnfehlbar würde der Zweyfalter in ſeiner Freiheit, wenn er 
Säfte zu ſeiner Erhaltung genoſſen, auch eine zweyte Begattung angegangen 
haben. Aus den obgedachten Eyern, ſie waren am 19ten Junius gelegt, ka— 
men die Räupgen den 9 ten des folgenden Monats hervor. Herr Sepp hat— 
te ſie in beträchtlicher Anzahl ohne erhebliche Zufälle erzogen. Eine derſelben 
zog die Aufmerkſamkeit ihres ſorgfältigen Beobachters an ſich. Sie hat von 
den Geſetzen ihrer Naturtriebe eine beträchtliche Ausnahme gemacht. Nur 
zweymal hatte ſich dieſelbe gehäutet. Sie war dahero noch klein, als ſich 
demohnerachtet an ihr eben die Bewegungen, eben dieſe Unruhe hervorge— 
than, welche an den ausgewachſenen zeigt, daß nahe Verwandlung zur Chry— 
ſalide bevorſtehet. Sie verfügte ſich würklich in die Erde. Er nahm ſie 
von da wieder heraus, und ſetzte ſie auf einen grünenden Zweig. Es ſtunde 


Sphinx Atropos. Der Todtenkopfſchmetterling. 69 


aber nicht lange an, ſo ergriff ſie die Flucht, und eilte zum zweytenmal an 
den vorigen Ort. Hier fand ſie unſer Beobachter nach wenigen Tagen würk— 
lich als Puppe. Sie war den gewöhnlichen in allen aufs vollkommenſte gleich 
nur, wie man ſich leicht von ſelbſten vermuthen wird, auſſerordentlich klein. 
Jetzt aber der Zweyfalter; welche erwünſchte Seltenheit, der merkwürdig— 
ſte Auftritt! eine Geſtalt, die weniger als Zwergengröſſe betragen mußte, wur: 
de mit Verlangen erwartet. Binnen wenigen Tagen fand ſich aber die 
Puppe verdorrt. Faſt war auch bey dieſen Abweichungen keine Vollkommen— 
heit der Ausbildung zu vermuthen. Vorfälle dieſer Art ſind bey Erziehung 
der Raupen eben die ſeltenſten nicht. Kenner werden ähnliche Erfahrungen 
vielleicht öfters bemerken. Sollte es denn aber ganz wider die Möglichkeit 
ſtreiten, aus ſo frühe reif gewordenen Chryſaliden den vollkommenen Zwey— 
falter zu erziehen? Hier fallen zwey Sachen in die Augen. Trieb, eine 
Verwandlung anzugehen; und Mangel an Stoff ſie zu bewürken. Iſt das 
erſtere nicht offenbar Werk einer Seele? 


Der ſiebende europäiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX ATROPOS. 


Der Todtenkopfſchmetterling. Les Sphinx à tete de mort. Geoffr. 
De lIasmyn-Pylstaart, Doodshoofd - Pylstaart - Vlinder. 
Caput mortuum. 


Tab. VII. Der Zweyfalter von beyden Seiten. Die Raupe auf einem Stengel der Erdäpfel. 
Die Chryſalide zur Seite. 


LINNE S. N. Edit. XII. Sphinx Legitim. al. integr. ano simplici. Sp. 9. Alis 
integris: posticis luteis fasciis fuscis, abdomine luteo cingulis nigris. Edit X. 
Sp. 9, Mus. Lud. VIr. 348. Amden. acad, Tom. III. p. 324. Mit glattrandigten Flü— 
geln, die untern gelb mit ſchwarzbraunen Binden; einen gelben Leib mit ſchwarzen Ringen. 

Müllers Naturſyſt. V. Th. p. 638. Sph. Atropos. Der Todenkopf. 

raBRIC IVS Entomol. pag. 539. Sp. 14. Sphinx Atropos, Linneiſche Charactere. 

G EO FHFHROI Tom. II. p. 85. nr. 8. Sphinx Spirilinguis: alis superioribus fusco nebu- 
losis, inferioribus abdomineque fasciis transversis luteis, thorace maculis caput 
mortuum referentibus, Long. 22/,. pouces. Larg. 9. Lignes. 

DEGEER Mem. Tom. II. P. I. pag. 242. Götzens Ueberſ. pag. 174. 

scoPporı Ent. Carn. nr. 469. pag. 184. Sphinx atropos. Bicolor, nempe ochrea- 
cea et nigricans: antennae tamen apex et punctum medium alae anticae supra alba 
sunt. Alae posticae ochraceae; fasciis binis, nigris utrinque. Long, unc I. et 
Lin. II. Lat. unc. A. 


70 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


b O DA Mus. Graec. pag. 81. 

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 41. ur. 4. Sph. Atropos. 
Stechapfelſchwärmerraupe. (Daturae Stramonis.) 

Hufn. Tab. Berl. Magaz. II. B. I. St. pag. 176. nr. 4. Sph, Atropos. Der Todten⸗ 
kopf. Die Grundfarbe der Oberfläche iſt dunkel und hellgrau mit oraniengelben Flecken; 
die Unterfläche oraniengelb mit ſchwärzlichen Zeichnungen. Auf dem Rüden die Figur ei— 
nes Todtenkopfes. Im Junius und Auguſt des Abends auf dem Caprifolio und Jeſmin. 
Sehr ſelten. Erſter Gröſſe; Raupe: Citronengelb und grün von ſehr heller Farbe. 
Glatt mit einer krummgebogenen Schwanzſpitze von ockergelber Farbe. Auf dem Jeſmin, 
Caprifolio, wilden Hanf, Liguſtro, Färberröthe, im Auguſt und September. 

Fueßli Schw. Inf. nr. 616. Sph. Atropos. Der Todtenkopf. Die Raupe nähret ſich 
von Jeſmin, Erdäpfelkraut, Zoonymo, beſonders aber vom Hanf, auf den ſte bey uns 
faft alle Jahre gefunden worden. — Magaz. I. St. pag. 85. 

Schauplatz der Natur. I. pag. 429. 

Allgemeines Magaz. der Nat. 9. B. 931. 

AL D RO BAND VS de Ins. pag. 105. Ed. Francof. it. pag. 96. 

Gladbachs Verz. Der groſſe Todtenkopf. Pr. 8-4 fl. 

Röſel Inf. Bel. II. Th. pag. 5. Die zur Nachtv. I. Cl. gehörige ungemein groſſe, 
und mit Gelb und Blau wunderſchön gezierte Jaſminraupe, nebſt ihrer Verwandlung 
in den fo genannten Todtenvogel. Tab. I. II, ö 

S G HA E HF E A Ins. Rat. Tab. 99. fig. 4. 2 Sph. al. int. cauda simpl. 10. 

R E AUM UR Tom. I. Tab. 44. fig. 2. Tom, II. Tab. 24. Tete de mort. La che- 
nille du Jasmin. 

Martini Naturlex. III. Th. II. B. pag. 493. Tab. 143, fig. 1-6. 

Sulzer Kennz. der Inf. Tab. 15. fig. 88. 

WILE E Ss Engl. Butterfl. 9. Tab. I. B. 1. 

ALBIN. Ins. Tab. 6. 


Atropos war nach der Fabellehre eine Parce, die ſchrecklichſte jener un— 
erbittlichen Schweſtern, welche ehedeſſen den Lebensfaden der Menſchen ge— 
ſponnen. Dieß habe ich nun wohl nicht erſt meinen Leſern zu ſagen. Hier 
aber führet einer der ſeltenſten unſerer Abendſchmetterlinge dieſen fürchterlichen 
Namen. Die Urſache iſt leicht zu errathen. Für die Sphinxe wurden Na— 
en von Ungeheuern der fabelhaften Zeiten geborgt. Gegenwärtige Gattung 
führet die Zeichnung eines Todtenſchädels auf ihren Kopf. Einbildung dachte 
ſich die Figur natürlicher, als die Natur ſolche gemacht. Zweyfalter muß— 
ten Todtenköpfe werden. Der Teutſche, der Engelländer, der Franzoſe, und 
faſt alle Nationen unſeres Welttheils neunten ihn fo. Urſache genug, ihm von 
der fürchterlichen Parce auch im Syſtem einen Namen zu geben. 

Wenn die Natur von räzelhaften Geſtalten Bildniſſe mahlt, welche blos 
in einzelnen Zügen mit irgend einer Sache etwas Gleichendes haben; ſo iſt 


Sphinx Atropos. Der Todtenkopfſchmetterling. A 


unſere Einbildungskraft alfobald da, mit faſt ſchöpferiſcher Kraft das Fehlen— 
de vollends auszufüllen. Zum Schrecklichen, zum Abentheuer ſind wir ohne— 
dem mehr als zum Vernünftigen geneigt. In dieſer Lage iſt denn die Zeich— 
nung, welche unſer Zweyfalter auf der Oberfläche des Bruſtſtücks führt, ſeit— 
dem man ihn kennt, zu dem natürlichen Porträt eines knöchernen Schädels, 
eines Todtenkopfes worden. Ich tadle es nicht. Ich frage nur: warum eben 
ein runder Umriß mit zwey ſchwarzen Puneten 4) nichts anders, als gerade 
ein Todtenkopf iſt? Es mangelt doch der mittlere, der die Höhlung des Na— 
ſengerippes ausdrückende Zug. Warum iſt dieß Bild nicht eben ſo leicht ei— 
ne Maſque, der Kopf einer Nachteule, und von tauſend andern Dingen, aus 
denen ſich in der Zeichnung einer runden Fläche mit zweyen Puncten etwas 
Gleichendes denken läſſet, geworden? Es iſt bekannt, daß die Bruſt eines 
jeden Abendſchmetterlings mit ſehr langen und dichten Schuppen bekleidet iſt. 
Sie bilden zu beyden Seiten die Geſtalt zweyer Lappen. Der Theil, welcher 
an dem Unterleib gränzt, iſt gleichfalls in unterſchiedenen Lagen damit bewach— 
ſen, und der Rand derſelben faſt durchgehends mit helleren Farben bemahlt. 
So hat es der Windig, der Liguſter, und Atropos ſelbſt. Bey letzterem 
aber wurden aus dieſen Zügen wiederum Aehnlichkeiten geſchaffen. Sie muß— 
ten zur Vollſtändigkeit des ſchreckenden Bildes untergelegte Knochen, oder ein 
ganzes Gerippe werden 5). 

Es ſcheint aber, man habe ſich vereinigt, in dem Bilde dieſes Zweyfal— 
ters alles Furchtbare in einen Abriß zu bringen. Auch noch der ungeſittete 
Bewohner der Inſeln Frankreich und Bourbon giebt ihm einen faſt gleich 
bedeutenden Namen c). Nicht die Geſtalt alleine, auch der Laut, den der 


a) LINNE Mus. Lud. VIr. I. c. Tho- 
rax niger, villosus: dorsi macula magna 
flava: punctis duobus nigris. 

b) Röſel oben ang. O. p. 13. „Wä⸗ 
„re nur noch ein Naſenflecke da, fo wür- 
„den wir ein faſt vollſtändiges Bild eines 
„Todtenkopfes haben. Den übrigen Theil 
„dieſes Fleckens, und die mit ihm zuſam— 
„menhängende Striche, könnte man zwar 
„mit dem Hals, den Schlüſſelbeinen und 
„erſten Rippen eines Todtengerippes verglei— 
„chen; doch iſt ihre Aehnlichkeit ſchon et— 
„was ſchwerer zu finden., 

e) Wenn es anderſt derjenige Zweyfalter 


iſt, welcher in der Reife eines franzöſiſchen 
Officiers nach den Inſeln Frankreich und 
Bourbon mit nachfolgendem bemerkt worden, 
den man doch bishero ohne Widerredeu da— 
für gehalten. Es heißt daſelbſt im I. Th. 
p. 95. (Man hat hier einen groſſen Nacht— 
„zweyfalter, der auf ſeiner Bruſt die Ge— 
„ſtalt eines Todtenkopfes trägt. Man nennt 
„ihn Au; (Hai). Er fliegt in die Zim⸗ 
„mer. Man behauptet, daß der Staub, 
„womit ſeine Flügel bedeckt ſind, die Au— 
„gen, die er trift, blind macht. Sein Na— 
„me kommt von dem Erſchrecken her, den 
„feine Erblickung zuwege bringt. ,, 


72 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Sphinx Atropos von ſich giebt, hatte ihn ſchrecklicher als jene Parce ſelb— 
ſten gemacht. In der Sprache des Uebertriebenen gleicht er dem Wimmern 
eines Kindes, einem Wehklagen, wo man in Ausdrücken noch am leidentlich— 
ſten iſt. Natürlichen Ohren iſt es mit jenen ſchwirrenden Tönen, welche ge— 
meine Holzkäfer, oder auch Scarabaeus Fullo von ſich hören laſſen, faſt ei— 
nerley Laut d). Man hat ihn auch an dem Windig und einigen gröſſeren 
Gattungen, obwohl im mindern Grad, bemerkt. Es entſtehet nie von freyen 
Stücken. Der Zweyfalter muß zuvor in Unruhe gebracht werden. Man 
bemerkt bey dem Flattern der Flügel alsdenn auch eine Bewegung des Ko— 
pfes und der Brufſt. Nun iſt die Schale, welche die Fläche des Körpers 
bedeckt, ungemein hart; und gegen einander gerieben, bringt fie vielleicht 
jenes Geräuſche herfür? Hier iſt es nicht zu beſtimmen, ob es durch die 
Bewegung der Flügel an dem Bruſtſtück, oder durch das Reiben des an— 


d) DINNER S. N. I. c. 
dendo palpas ad linguam. Hufnagels 
Tab. oben ang. O. p. 190. „Etwas be- 
„ſonderes an dem Vogel iſt, daß er ein 
„Geräuſch verurſachen kann, ohngefähr ſo, 
„wie die fo genannten Holzböcke (ceramby- 
„ces Lin.), mit dem Rückenſchilde auf den 
„harten Flügeldecken.“ scorouı I. e. 
p. 185. „Irritata stridet ut Cerambix.,, 
Letzterer will auch gleichen Ton an der Rau— 
pe bemerkt haben, indem er ſagt: larva ir- 
ritata stridens & c. Röſel oben ang. O. 
p- 16. „Ich muß auch — noch etwas vom 
„Geſchrey unſers Papilions melden. Es 
„iſt daſſelbe nicht viel ſtärker als dasjeni— 
„ge, ſo der ſchäckigte Juliuskäfer mit dem 
„Reiben ſeiner Flügeldecken am Hinterleib, 
„und die ſo genannten Holzböcke, Geigers 
„oder Holzkäfer durch das Zuſammenreiben 
„ihres Hinter- und Vorderleibes machen. — 
„Es hat mich allezeit gedünkt, ſo oft mein 
„Papilion geſchryen, ich hätte mehr Bewe— 
„gung zwiſchen dem Bruſtſtück und Hinter- 
„leib, als zwiſchen den Rüſſel und ſeinen 
„Bartſpitzen wahrgenommen.“ Degeer 


Stridet alli- 


ſchlieſſen⸗ 


oben angez. O. — „Ce papillon est re- 
„marquable par un cri qu'il a, et dont il 
„fait sur tout usage lorsqu’il marche, 
„ou qu'il se trouve mal à son aise, se- 
„lon le rapport de M. de reaumur, 
„Cet auteur dit, qu'il crie dans les pou- 
„driers et dans les boites, ou on le 
„tient renferme, et que ces cris redou- 
„blent lorsqu' on le tient entre les doigts. 
„En general il fait grand usage de la 
„faculté de crier, que la nature lui a ac- 
„cordee, ajoute l’Auteur. Les observa- 
„tions de ce grand naturaliste nous ap- 
„prennent, que ce eri singulier est pro- 
„duit par le frottement de tiges barbues 
„de, la tete contre la trompe &c.,, — 
Herrn Paſtor Götzens Anmerkung zur Ueberſ. 
Ebendaſ. „Alle die im vorigen Herbſt das 
„Wimmern dieſes Vogels unterſucht haben, 
„bezeugen das Gegentheil, und verſichern, 
„daß er dazu innerlich ein anderes Organ 
„haben müſſe. Wenn ſich die Raupen ein⸗ 
„ander zu nahe kommen, ſollen ſie ordent— 
„lich ziſchen, ſich auch untereinander beiſ— 
„ſen , 


Sphinx Atropos. Der Todtenkopfſchmetterling. 73 


ſchlieſſenden Hinterleibs, oder ſelbſten des Kopfs an dem Bruſtſtück bewürket 
wird. Reaumür glaubt, es entſtünde dieſer Ton von dem Reiben der 
Fühlſpitzen und der Zunge gegen einander. Nun ſind dieſe mit Schuppen 
ganz bedeckt, und alſo an ſich gar nicht geſchickt einen Laut zu erregen. An— 
dere wollen ein eigenes Organ zur Hervorbringung deſſelben in dem Zwey— 
falter als das Wahrſcheinlichſte vermuthen. 

Was hat nicht vollends die düſtere Farbe unſeres gar nicht heßlichen 
Zweyfalters für Auslegungen zum Vorſchein gebracht? Deſſen beſondere 
Gröſſe, ſein rauſchender Flug, die ahndungsvollen Stunden, in denen er ſich 
vernünftigen Geſchöpfen nur zeigen kann; die Abenddämmerung, die Gewohn— 
heit ſogar in Zimmer zu fliegen, wohin ihn, wie andere, angezündete Lich— 
ter lockten, das Auslöſchen derſelben; alles dieß, ſage ich, hat das Seinige bey— 
getragen, daß er in jenen dunklen Zeiten (und vielleicht ſind dieſe noch nicht 
vorüber) Schreckniſſe zu verbreiten vermocht. 

Aberglaube, welcher über die heiligſten und reinſten Kenntniſſe feine 
Macht verbreitet, iſt im Reiche der Inſecten am meiſten geſchäftig geweſen. 
Es wurden die Geſchöpfe dieſer Art am ſpäteſten unterſucht. Kaum iſt es 
ein Jahrhundert, wo man den irrigen Wahn des zufälligen Entſtehens der— 
ſelben beſiegt. Wie wenig ſind dieſe Aufklärungen noch allgemein worden, 
bis ſie erſt zur Belehrung des Volks ſich eine Bahn gemacht haben. Hier 
würden ſie eben die beträchtlichſten Vortheile verſchaffen. Iſt es daher be— 
fremdend, wenn der Sphinx Atropos in dem Reiche des Aberglaubens eine 
wichtige Rolle geſpielt? Er wurde nicht für ein Geſchöpf, nicht für ein Mei— 
ſterſtück der Allmacht gehalten. Er mußte ein Bothe des Schreckens werden, 
Furcht und Wehklagen verkündigen, Sterben unter Menſchen und Vieh, ſo— 
gar das Ableben der Groſſen der Erde, Peſt und Seuchen anmelden unter 
den Menſchen. Dieß waren die einem unvernünftigen Geſchöpf mit mehr 
Unvernunft, als es ſelbſten beſaß, zugeeigneten Geſchäfte. Aber er trug ja 
das Bild des Todes auf dem Rücken, er zeigte ſich nur bey düſterer Nacht, 
und ſein Laut die verſtändlichſte Sprache e). 


e) Hufnagels Tab. ob. ang. O. „Wie 
„erfinderiſch iſt nicht der Aberglaube, wenn 
„es auf Bedeutungszeichen ankommt, und 
„wie geneigt zu ſchlieſſen: post hoc; ergo 
„propter hoc.“ — Martini Naturlex. 
1. Th. p. 499. Die Furcht vor dem To— 
de: das thörigte Verlangen ſein Schickſal 

II. Theil. 


„vorhero zu wiſſen: die geringe Aufmerk— 
„ſamkeit, welche man oft auf natürliche 
„Zufälle verwendet: u. ſ. w. machen, daß 
„der größte Theil der Menſchen Gefahr 
„oder Tod in Gegenſtänden vorhero ſiehet, 
„in welchen er blos die Allmacht, Weisheit 
„und Liebe des Schoͤpfers, blos die unüber— 
K 


7 


4 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Die Geſchichte hat uns vielfältige Beyſpiele dieſer Thorheiten faſt zur 
Schande der Menſchheit aufgezeichnet hinterlaſſen. Reaumür ſagt, es ſeyen 
ihm Klöſter bekannt geweſen, wo ein in das Schlafzimmer der Nonnen 
geflüchteter Todtenkopf dieſe Perſonen für weiſſagendem Schrecken und prophe— 
tiſcher Angſt beynahe ums Leben gebracht. In Bretagne war er einſtens in 
groſſer Anzahl zu ſehen. Zu gleicher Zeit, bey ſehr heftiger Hitze, wüthe— 
ten Seuchen daſelbſt. Hier konnte er zwar nicht die Vorbedeutung dieſer trau— 
rigen Ereugniſſe ſeyn, ſie waren ſchon da; er mußte es aber für die künftigen 
werden, und die noch bevorſtehende Todesfälle bedeuten. Wie viel erſt die 
Einbildungskraft aus einem verrückten Geſichtspunet Abentheuerliches erblickt, 
davon giebt der Atropos gleichfalls ein Beyſpiel ab. Es wurde vor ohnge— 
fähr 60 Jahren einer dieſer irrenden Nachtwanderer zu Gotha in dem Zim— 
mer eines daſigen Raths, Namens Weizen, geſehen. In richtigſten Schlüſ— 
ſen mußte er das Ableben des Bürgermeiſters Wallichs zu verkündigen den 
Auftrag haben. Es erſchien eine Abbildung und die ausführlichſte Be— 
ſchreibung davon )). In beyden iſt alles bis zum Furchtbaren umgeſchaffen. 
Ich will nur das Vorzüglichſte daraus bemerken. Der Vogel, heißt es, hat— 
te die Gröſſe eines Sperbers. Sollte vielleicht, wenigſtens nach dem Maas 
der Abbildung Sperling heiſſen, ſonſt hätte die Brille gar zu reichlich dabey 
gewürket. Auf dem Kopf iſt ein Horn, die Flügel glichen den Floſſen der 
Fiſche, gerade ſo durchſichtig und geſtaltet wie jene. Wenn ſie der Vogel 
zuſammenlegt, war augenblicklich das natürlichſte Bild einer Todtenbaare vor— 


„ſehbare Mannichfaltigkeit in den Werken ſagten Jahr gefertiget worden, würklich vor— 


„der Natur bewundern ſollte. Für einen 
„eben ſo traurigen Propheten hatten ehemals 
„viele dieſen unſchuldigen in Europa ſelten 
„erſcheinenden Todtenkopfſchmetterling ange— 
„ſehen ꝛc., Mehreres unter dem Titul 
Aberglaube pag. 89. Siehe Lin. amoen. 
acad. III. p. 221. Reaum. I. e. 


f) Siehe Breßlauer Kunſt- und Naturge— 
ſchichte. pag. 725. Es war im Jahr 1719,— 
Man hat die Richtigkeit des dorten beygefüg— 
ten Kupferſtiches in Zweifel gezogen. Ich 
kann dagegen meinen Leſern mit Gewißheit 
melden, daß noch die Originalabbildung von 
em Hofmahler Wolf zu Gotha, die im be— 


handen ſeye. Sie wird zu Erlang in der ſo 
koſtbaren Kunſt- und Naturalienſammlung des 
Herrn geheimden Raths und Groß— 
kreuzrittern, Freyherrn von Buirette 
zu Oelefeld, eines ſo wohlthätigen Förde— 
rers der Wiſſenſchaften, als berühmten Ken— 
ners derſelben, würklich als ein erhebliches 
Denkmal unter den groſſen Reichthum der 
übrigen Seltenheiten aufbewahrt. Man 
wird hier das Bild des Atropos, auſſer den 
übertriebenen Zuſätzen, am mindeſten verken— 
nen. Ohnfehlbar ſind nach dieſem Original 
die abentheuerlichen Copien ausgeartet, de— 
nen zur Vergröſſerung des Wunderbaren voll— 
ends alles Aehnliche entzogen worden. 


Sphinx Atropos. Der Todtenkopfſchmetterling. 75 


handen. Ueber dem Schwanz: wo haben denſelben die Todtenköpfe wohl bin— 
nen dieſer Zeit hingebracht? Ueber dem Schwanz, ſagt die Urkunde weiter, ſte— 
het ein weiſſes Kreuz. Es ward dieſer Schmetterling undem Zimmer öfters 
zu Boden geſchlagen, und im Fangen ganz verwiſcht. Dieß verwandelte ſei— 
ne Flügel in Floſſen, und der Saugrüſſel ward auf dieſe Weiſe zum Horn. 
Genug von dem Fabelhaften; man meynt ein Stück aus der Hottentottenphy— 
ſie ohnedem ſchon mit dieſem zu leſen. Nun wünſcht man dieſen Vogel öfters 
ſich nahe, und am liebſten ins Zimmer gepflogen zu haben, um die Mühe des 
Aufſuchens zu ſparen. Er hat ſich bey uns durch einen beträchtlichen Werth 
ſchätzbar gemacht. Ehemal wuſte man keine gröſſere Koftbarfeit unter den ein— 
heimiſchen Schmetterlingen zu nennen. — Ich habe nun ſeine Naturge— 
ſchichte vorzutragen. 

Nur wärmere Erdſtriche ſind die eigene Aufenthaltsgegend deſſelben. 
Die mittägigen Provinzen Frankreichs haben ihn alle Jahre häufig genug. 
Geoffroi fand ihn zwar nicht in der Gegend von Paris 9), er wurde aber 
durch Zeugniſſe verſichert. Engelland, Italien, die Schweiz, Ungarn, und 
deſſen benachbarte Länder weiſen ihn nicht weniger auf. Ganz Teutſchland be— 
ſitzt ihn gleichfalls. Man hat ihn vom Rhein bis an die Elbe ganz zuver— 
läſſig entdeckt. Doch iſt er bey uns mehr nach der Raupe als Zweyfalter 
bekannt. Es ſind die Beyſpiele bey uns würklich ſelten, daß man ihn im 
letzteren Stande gefangen. Kältere Länder vermiſſen ihn ganz. Er wurde 
in Schweden, Dänemark und Norwegen noch niemalen entdeckt. Die Mo— 
nate Junius und Julius, auch der ſpätere Auguſt und September, ſind die 
gewöhnlichen Zeiten, wo er im freyen Fluge ſich zeigt, und wo er auch bey 
unſerer Erziehung zum Vorſchein kommt. Man ſagt, er pflege ſich auf den 
Blüthen der Jörichroſe nieder zu laſſen. Man hat ihn auch an Stämmen, 
an Mauern ſitzend gefunden, und wie geſagt, verirrt er ſich auch zuweilen in 
unſere Zimmer. 

Er wird nicht minder in den heiſſeren Erdſtrichen entlegener Welttheile 
bemerkt 1). Oſbeck meldet, er habe ihn in China z) und Haſſelquiſt in Egy⸗ 


9) GEOFFROL|]. c. „Cet animal m'a h) vınne S. N. I. c. Aegypti du- 
été donné et je ne croyois pas qu'il plo major et Indiae. 
se trouve autour de Paris; mais Mons 1) Oſbecks Reiſen nach der teutſchen 
Bernard de Jussieu auquel on peut bien Ueberſ. des Herrn Adj. Georgi pag. 116. 
s' en rapporter, m'a assuré Ty avoir ren- Nahe bey der Inſel Kraka - to ohnweit 
contre &c. „Java, kamen einige Nachtſchmetterlinge zu 


76 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


pten 1e) geſehen. Beyde ſtimmen darinnen überein, daß er zweymal gröſſer als der 
europäiſche iſt. Ich habe nie das Glück gehabt, ein dergleichen ausländiſches Ex— 
emplar vergleichen zu können. Nach der ausführlichen Beſchreibung eines Haſ— 
ſelquiſt's finde ich die bündigſte Uebereinſtimmung ſeines egyptiſchen Exemplars 
mit dem unſrigen ſogar nach der Raupe. Jene des Oſbecks aber ſcheint mir bey 
dem Abweichenden mehr den Namen einer eigenen Gattung zu verdienen. 
Entfernt, daß ich in die Beobachtungen dieſes groſſen Mannes ein Mißtrauen 


ſetze. 
ſehr unbedeutend zu unterſcheiden. 


„uns auf das Schiff, und wurden gefangen. 
„Z. B. Sphinx Atropos, oder der Todten— 
„kopfſchmetterling. Die Oberflügel deſſelben 
„ſind ſchwarz mit weiſſen ſprenglichten Spi— 
„tzen: die Randkerben orangegelb. Unterhalb 
„ſind die Oberflügel, wie die beyden Seiten 
„der Unterflügel, mit ſchwarzen Linien. Die 
„Fühlhörner find priſmatiſch und ſchwärz— 
„lich, und haben auf der Spitze einen brau— 
„nen Fleck. Die Augen ſind groß und 
„ſchwarz. Der Rücken iſt ſchwarzbraun 
„mit der Figur einer Hirnſchaale bemahlt. 
„Der Leib iſt unten ſchwarz mit orangegel— 
„ben Ringen, oberhalb mit ſchwarzen und 
„blauen abwechſelnden Ringen bemahlt. 
„Die Füſſe ſind ſchwarz, und braun ſchat— 
„tirt, und die Stacheln derſelben, welche 
„wie Neſſeln ſtechen, habe eben dieſe Far— 
„be. Dieſer Schmetterling hat eine ſtark 
„gedrehete Zunge. Gefangen ſchreyet 
„er beynahe wie ein Vogel.“ Aus die— 
ſem wird man, ohne daß ich es anzuzeigen 
nöthig habe, Abweichendes genug bemerken. 

1) Haſſelquiſts Reiſen nach Paläſtina 
und Egypten. p. 456. der teutſchen Ueberſ. 
nr. 404. Sphinx (caput mortuum) thora- 
ce punctis duobus atris notato.— Lon- 
gitudo totiusarostro ad extremitatem ala- 
rum pollie.2. Locus Cairo inaedibusra- 
rissima. Die ausführlich angezeigten Cha— 
raktere treffen genau mit dem unſrigen über⸗ 


Die Natur iſt es gewohnt, Gattungen der Abendſchmetterlinge öfters 
Würden wir einen Elpenor und Porcel— 


ein. Das Zeichen auf der Bruſt, die Far— 
be, die Lage der Flecken, ſind nach ſeiner 
Beſchreibung ganz einerley. Auch die Zunge 
iſt von gleicher Gröſſe und Geſtalt. Blos 
die Fühlhörner ſind meines Bedünkens nicht 
ganz übereinſtimmend. Er nennt fie anten- 
nas compressas, latiusculas-lateribus, et 
antice lineis transversalibus plumosis 
striatas. Doch werden ſie nach der Farbe 


ſchwarz, zur Seite weißgrau angegeben. 


Vielleicht ſind die Gliedmaſſen bey ſo groſſen 
Exemplaren, wie die egyptiſchen ſind, auf 
dieſe Art vollſtändiger gebildet; pag. 459. 
nr. 105. wird die Raupe beſchrieben. Er 
meldet dabey, daß er den Zweyfalter nicht 
daraus erzogen. “Sphinges larva; an ca- 
put mortuum?,, Seine weitläuftige Be— 
ſchreibungen aber treffen auf das bündigſte 
mit der unſrigen überein. Die Seitenſtrei— 
fe giebt er nach der Farbe blaß purpur— 
färbig an; (pallidae purpureae, margine 
inferiore parum obscuriore). Dieß mag 
wohl von wenig bedeutender Erheblichkeit 
ſeyn. Er fand ſie in den Gärten von Cai— 
ro auf den Blättern des Badingam arabum, 
welches eine Gattung des Solani iſt, und 
mit unſern Cardoffeln viele Aehnlichkeit hat. 
Die Grundfarbe der Raupe wird gleichfalls 
citronengelb angegeben. Ihre Gröſſe betrug 
6. Zoll in die Länge. Im September er— 
reichte ſie ihren vollkommenen Wachsthum. 


Sphinx Atropos. Der Todtenkopfſchmetterling. 77 


lus, wenn ſie uns fremde wären, für etwas anderes als Abänderungen der 
Gröſſe erkennen? Wie reich iſt Indien in den mannichfaltigen Geſtalten die— 
ſer Geſchöpfe! Es iſt das ächte Vaterland der Sphinxe. 

Cramer giebt uns eine Abbildung eines ſurinamiſchen Originals J. 
Das Abweichende deſſelben hat mich in Verwunderung geſetzt. An ſich iſt der 
Gezeichnete gar nicht gröſſer, vielmehr etwas kleiner als bey uns die Gewöhn- 
lichſten ſind. Jenes bekannte Bildniß auf der Bruſt ſcheinet gar nicht kennt— 
lich zu ſeyn. Ich finde wenigſtens nicht das Uebereinſtimmende in dieſen Zü— 
gen. Die Oberflügel ſind noch mit einer ſchräge durchlaufenden Binde von 
weiſſer Farbe geziert. Eine dergleichen bemerkt man auf der Grundfläche in 
der Nähe des Leibes. Dieſe Zierrathen gehen dem unſrigen gänzlich ab. Die 
zackigten ſchwarzen Linien, und der mittlere braune Flecken, werden hier gleich— 
falls vermiſcht. Abweichung, welche für das Eigene einer Gattung, mich 
als etwas Weſentliches bedünkte. Mit gleicher Befugniß würde man den auf 
der 126. Tafel jenes vortreflichen Werks unter dem Namen Sphinx Cluen- 
tius abgebildeten Falter unter die Abänderungen eines Atropos zu zehlen be— 
rechtiget ſeyhn. Die Gröſſe iſi auſſerordentlich, die beyden Hauptfarben einer— 
ley, die Zeichnungen aber verſchieden. Noch wären zwiſchen dieſem und je— 
nen einige Stufenreihen in Anſatz zu bringen. Doch genug hievon! Ohne 
alle weitere Streitigkeiten ſeye noch etwas von der Geſtalt und Farbe un— 
ſeres Europäers geſagt. 

Eine pünktliche Anzeige aller einzelnen Striche des mannichfaltigſten 
Gemiſches, womit wir feine Flügel bemahlt ſehen, werden meine Leſer keines— 
wegs verlangen. Zeichnung kann die Stelle der ausführlichſten Worte ver— 
tretten. Der Zweyfalter iſt aus oben angezeigtem Merkmal bereits kenntlich 
genug. Schwarz und ein dunkles Gelb ſind faſt die einzigen Farben, aus de— 
nen ſein Colorit zuſammengeſetzt iſt. Beyde Miſchungen brachten den brau— 
nen Flecken in der Mitte der Oberflügel hervor. Nur etwas weniges von 

K 3 


l) eramer Papillons Exotiques. VIItes 
Heft. Tab. 78. Fig. A. — Atropos 
Lin. &e.,, — On trouve ces papillons 
„non seulement en Europe, mais aussi 
„dans les autres parties du monde. On 
„les tire de Batavia, du Cap de bonne 
„Esperance, et celuici est dessinè d’apres 
„un Original, qui se trouve dans la col- 


„lection de Mons. W. van der Meilen, 
„qui la recu de Surinam. — Le des- 
„Sous du corps et des ailes est d'un jau- 
„ne obscur, mais la pointe et les bords 
„des ailes sont brunes, et l’on voit de 
„ méme une bande transversale etroite de 
„la derniere couleur, sur la partie inter- 
„mediaire des ailes.,, 


78 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


weiſſer Farbe hat die Natur an ihm verbraucht. Der mittlere Punet der 
Oberflügel iſt damit gefüllt. Einzelne Stäubgen dieſer Farbe erblickt man 
auf dem Dunklen faſt wie gepudert. Aus dieſer Miſchung des Schwarzen 
entſtunde der aſchgrau faſt blauliche Streif über den Rücken. Ich weiß 
nicht woher es kam, daß man ſich um die Wette bemüht, den Atropos in 
den meiſten Abbildungen mit Farben von auſſerordentlicher Höhe zu mahlen. 
Man mahlte ihn ſo bunt als möglich m). Glaubte man, die Natur habe 
ihn nicht ſchön genug für die Verleger gemahlt? 

Es ſind noch andere denkwürdige Vorzüge zurück. Der Leib iſt auſ— 
ſerordentlich dick. Er iſt mehr in die Breite gedruckt, keinesweges ſo ſpitzig 
wie an dem Windig und Liguſter zugeſchnitten. Die Fühlhörner ſind die 
Kürzeſten, welche man irgend bey Abendſchmetterlingen in Verhältniß ihres Kör— 
pers noch zeithero bemerkt. Sie ſind ganz zugerundet, und in eine Krüm— 
mung gebogen. Die oberſte Spitze iſt weiß gefärbt. Man muß bemerken, 
daß ſie ganz mit Schuppen bekleidet ſind. Der Kopf iſt von ungewöhnli— 
cher Groͤſſe. Die Zunge zwar ſtark, aber auſſerordentlich kurz. Ihre Länge 
wird kaum etwas weniges über das Maas der Fühlhörner betragen. Die 
Augen ſind groß von brauner Farbe. Bey der Nacht ſo feurig als bey al— 
len gröſſeren Gattungen dieſes Geſchlechts. Den Vorderfüſſen hat die 
Natur eine ungemeine Stärke gegeben, und noch überdieß ſie mit langen 
Schuppen verwahrt. Die Gelenke derſelben ſind wie bey gröſſeren Gattungen 
der Abendſchmetterlinge gewöhnlich mit Stacheln beſetzt. 

Geſchlechtsunterſcheid hat nach dem Aeuſſerlichen die Natur kaum 
ſichtlich bemerkt. Das Männchen beſitzt eine dunklere Farbe. Abänderun— 
gen find nicht im mindeſten erheblich geworden. Der Atropos blieb ſich im— 
mer in ſeinem Bilde ganz gleich. Eine geringere oder mehr beträchtliche 
Gröſſe, ein fehlender Strich, eine dunklere oder blaſſere Farbe, ein breiterer 
Flecken: alles dieß verdient nicht erörtert zu werden. 

Ich komme auf den niederen Stand unſeres Geſchöpfes zurück; ich habe 
von der Raupe das Wichtigſte noch zu erzehlen. Wir erblicken hier gar nichts 
von dem Düſteren, von dem Furchtbaren, mit dem der Zweyfalter gezeichnet 
iſt. Die Natur hat im Gegentheil alles Schöne, das Erhabenſte im Putz her— 


m) So iſt eine Abbildung in Sulzers auf der Bruſt. Ich bemerke, daß Perſo— 
Kennzeichen der Inſecten Tab. XV. gera- nen, die zum erſtenmal einen Atropos nach 
then. Hier iſt der Streif über den Rücken der Natur erblickten, kaum nach dieſen Vor— 
des Hinterleibes hoch himmelblau, die Fle- ſtellungen von der Aechtheit des Originals 
cken auf den Flügeln ſo ſeltſam als das Bild zu überzeugen waren. 


Sphinx Atropos. Der Todtenkopfſchmetterling. 79 


vorgeſucht, eine Raupe für menſchliche Augen auffallend zu bilden. Unſer 
Welttheil bringt keine in gleich beträchtlicher Gröſſe herfür. Sie erhält 4 bis 
5. Zolle in der Länge. Jene, die Haſſelquiſt in Egypten gemeſſen, betrug 
ſechs derſelben. Die ganze Fläche iſt glatt mit dem ſchönſten und helleſten 
Gelb durchaus bemahlt. Die untere Seite iſt ein friſches Grün, es ziehet 
ſich etwas verlohren gegen die obere hin. Blaue Seitenſtreife, welche über 
den Rücken ſpitzige doch verlohrne Winkel bilden, geben ihr eine Zierde, wel— 
che Augenweide wird. Sie find mit ſchwarzen Puncten, jo wie die Zwiſchen— 
räume der gelben Grundfläche beſetzt. Zu beyden Seiten werden dieſe Streife 
dunkel, und mit dem Grünen vermiſcht. Eben da, wo ſie ſich ins Schwarze 
verliehren, ſind ſie durch eine weiſſe ausgekappte Linie begränzt. Das Horn 
an dem letzten Ring iſt dunkelgelb. Der Geſtalt nach weicht es ſo ſehr ab, 
als man es an keinen einheimiſchen Arten der Raupen bemerkt. Zweymal iſt 
es gekrümmt, und mit kleinen Höckern beſetzt. Das übrige iſt aus der Ab— 
bildung deutlich genug. 


Dieſe Raupe aber iſt nicht unverändert nach einerley Colorit gemahlt. 
Sie zeigt ſich auch grün, und dieß in unterſchiedener Miſchung, wie mir ſelb— 
ſten zu Geſicht gekommen. Man hat ſie von brauner Farbe bemerkt. Zu Fol— 
ge einer Nachricht, die mir durch einen Freund in Frankreich mitgetheilt worden, 
hat man fie öfters von der dunkelſten Farbe mehr ſchwarz als braun m). 
Dieſer Raupe iſt jene Stellung nicht weniger eigen, welche bey obigen Gat— 
tungen angezeigt worden. Sie ziehet den Kopf einwärts in eine Krümmung 
zurück, wenn ſie geſtöret oder in Schrecken geſetzt wird. Doch iſt der vorde— 
re Theil des Körpers keinesweges ſo weit wie bey jenen rückwärts gebogen. 
Er erhebt ſich nur etwas weniges, vielleicht wegen der Schwere, über den 
Ruhepunct in die Höhe. Sie nimmt ihr Futter mit einer ungemeinen Ge— 
ſchwindigkeit ein. Aus ihrer Gröſſe iſt ſchon zu ſchlieſſen, daß ſie die Re— 
geln der Mäſigkeit wenig zu beobachten gelernt. Der Koth, den fie abwirft, 
iſt nach dem Verhältniß des Körpers ganz auſſerordentlich groß. Die Mo— 
nate Julius und Auguſt ſind es, wo wir ſie bereits ausgewachſen antreffen. 
Man hat ſie aber auch da zugleich ohngefähr in dem Alter der zweyten oder 
dritten Häutung entdeckt. Die Erfahrung lehrt, daß ſie nur in heiſſeren Jah— 
ren in beträchtlicher Menge ſich zeige. Unter dieſen haben ſich das 1746ſte, 


n) In der teutſchen Ueberſetzung des Lin. ſchlichen. Da es allgemein heißt: die Rau⸗ 
Naturſiſt. oben ang. O. hat ſich auch aus pe iſt Schwarz. Dergleichen Abänderungen 
dem houttuyniſchen Werk ein Fehler einge- gehören nurunter die ſeltenſten Erſcheinungen. 


80 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


das 1756fte, wo Röſel fie entdeckte 0), und das 1776fte vorzüglich ausgezeich— 
net 5). In dem letztern ward fie nicht minder in unſerm Franken faſt aller 
Orten gefunden. Beſonders iſt ſie in den Gegenden von Erlang, Uffenheim 
und Bamberg ſehr zahlreich geweſen. Sonach iſt der Atropos mit Recht 
unter die einheimiſchen Arten zu zehlen, wenn er auch urſprünglich aus einem 
wärmeren Welttheil zu uns übergewandert iſt. Von Naturtrieben weiß ich 
nichts erhebliches zu bemerken. Unſere Raupe iſt darinnen von jener des Win— 
digs und anderer gar nicht verſchieden. Scopoli will auch einen Laut an der— 
ſelben beobachtet haben 7). Vielleicht iſt es ein Knarzen, das bey ſchneller 
Bewegung der zuſammengeſchobenen Ringe entſtehet. Ich habe es nie beob— 
achtet. Zu genauen Unterſuchungen iſt faſt noch keine Gattung gänzlich er— 
ſchöpft. Bey dem Atropos iſt die Naturgeſchichte ſchon in ihrem Urſprung 
mangelhaft. Man hat ihn nie von dem Ey an erzogen. Nachrichten von 
der jugendlichen Geſtalt der Raupe ſind uns nicht weniger unbekannt zeithero 
geblieben. 


Ich habe der Futterpflanze gedacht. Sie iſt merkwürdig genug, und 
einer eigenen Betrachtung werth. Die Blätter der jo nutzbaren Cardoffeln ) 
ſind die allgemeine, die vorzüglichſte Speiſe unſerer Raupe geworden. Man 
hat dieß beſonders ſeit ihrem allgemeinen Anbau in Teutſchland bemerkt. 
Eben dieſe Pflanze dient ſonſten keiner andern Raupe zum Futter, ſogar die 
Kohlraupe rührt ſie nicht an. Es iſt ein ſehr ſeltenes Beyſpiel, wenn irgend 
eine der Vielfräßigen auf gedachter Pflanze gefunden wird. Selbſten im mit— 
tägigen Frankreich und Italien wird die Raupe des Atropos auf dieſem Ge— 
wächſe angetroffen. Sie verläßt dorten die wildwachſende Jaſmine, wenn 
ſie erſtgedachte Blätter bekommt. Nur ſelten iſt ſie deswegen auf jenen zu 
finden. Der Jasmin war diejenige Pflanze, auf der man zuerſt unſere Rau— 
pe entdeckt. Schon Aldrovand und Cardanus s) haben dieſes bemerkt. 

Letzterer 


o) Inſ. Bel. IV. Th. pag. 234. Nach⸗ 
richt von der Jaſminraupe ꝛc. 

?) Neue Berliner Mannichfaltigkeiten. 
I. Jahrgang. p. 326. — Herrn Paſt. Gö— 
tzens Ueberſ. des Degeeriſchen Werks; oben 
ang. O. p. 174. Anmerk. 2. „Im Som— 
„mer 1776, haben die Bauern bey Halle 
„ganze Kober voll dieſer Raupen von den 
„Cardoffelfeldern zur Stadt gebracht., 


) Siehe obige Anmerk. pag. 72. 

r) DIN NH S. N. Tom. II. gen. 250. 
Sp. 10. Solanum tuberosum. An einigen 
Orten heiſſen fie Erdbirne, welchen Namen 
ſonſten der bey uns häufig angebaute He— 
lianthus tuberosus führt. Lin. I. c. p. 569. 
gen. 979. Sp. 3. 

s) GAR DAN xs in libro de subtilitate. 
pag. 124. Edit. Basil. in 8vo. 


Sphinx Atropos. Der Todtentopfſchmetterling. 5 


Letzterer läßt fie vollends recht kunſtvoll aus deren Blättern entſtehen. In ob- 
gedachten breßlauiſchen Nachrichten wurde gleichfalls angemerkt, daß ſie auf 
dieſem ausländiſchen Gewächs gefunden, und damit erzogen worden. Uns 
wurde ſie alſo erſt zu Anfang dieſes Jahrhunderts als eine einzelne Selten- 
heit bekannt. Sie iſt denen Bemühungen einer Merian, eines Friſchens, 
und anderer Aeltern entgangen. Erſt find es 24. Jahr, daß fie Röſel zum 
erſtenmal in unſern fränkiſchen Gegenden fand. Nun ift fie faſt alle Jahre 
vorhanden. Wahrſcheinlich iſt ſie durch Wanderungen von Italien zu uns 
herüber gekommen. Obgedachte Schriftſteller haben ſie ſchon ſeit zweyen Jahr— 
hunderten in jenem Lande entdeckt. Iſt es wider die Wahrſcheinlichkeit, daß 
die benachbarte Barbarey und Egypten, der ächte Sammelplatz der Inſeeten, 
ihr eigenes Vaterland ſeye? Haſſelquiſt hat ſie dorten auf ihrer eigenen 
Azung einem mit dem unſrigen ſehr ähnlichen Solano gefunden. Wir haben 
viele Pflanzen und Thiere mit jenen Ländern gemein. Ein geflüchtetes Weib— 
chen fand nicht ihr gewohntes Futter, ſie wählte das, welches dem Geſchmack 
der Säfte nach jenem am ähnlichſten kam. Wie viele Raupen aber ſuchten nach 
ſelbigem, bis eine Einzelne oder ein Paar wieder daſſelbige fand. Es iſt die— 
ſemnach der Atropos lange genug die wichtigſte Seltenheit der Papilionen— 
liebhaber geblieben. Bey dem ausgebreiteten Anbau der Cartoffeln hat nun 
aller Orten die Raupe ihre eigene Nahrungspflanze gefunden. Sie wurde 
nach und nach mit jenen bey uns häufiger, und jetzt iſt ſie ganz einheimiſch 
geworden. Ihrer jährlichen gleich zahlreichen Vermehrung ſind aber Gränzen 
geſetzt. Wie fürchterlich würde auch ein Heer dieſer Raupen bey ihrer Gefrä— 
ſigkeit werden. Kaum ſollten die ſo nutzbaren Erdäpfel in unſeren Gegenden 
gerathen. Dieſe zu befürchtende Plage verhütet der Landmann, ohne es ſelb— 
ſten zu wiſſen. Durch das Abräumen der Felder und Ausgraben der Cartof— 
feln, werden die in ſeichter Erde liegende Chryſaliden ihres Schutzes wider die 
Kälte und Näſſe des Winters beraubt. Das Umpflügen in Frühling zerſtört 
noch Tauſende derſelben. Ohnfehlbar werden von dem Weibchen bey der 
zweyten Erzeugung im Herbſt die Eyer an die Zweige dieſer Pflanze gelegt. 
Nach der gewöhnlichen Behandlung gerade der unſicherſte Platz. Dieſe Sten— 
gel werden ausgeriſſen, zur Feuerung oder zum Dünger benutzt. Noch wird 
es ſelten der Landmann zuträglich finden, einerley Platz auch das folgende 
Jahr mit dieſem Gewächſe zu bepflanzen. Hier iſt denen geretteten Eyern bey 
dem Auskriechen ihr Untergang ſchon ſo gut als gewiß bereitet. Die lebendig— 
gewordenen Raupen vermiſſen ihr eigenes Futter, ſie müſſen zu Grunde gehen. 
Von fo vielen widrigen Zufällen wird unſre Raupe bedroht. Förderte nicht 


II. Theil. L 


82 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


die erſte Generation ein hitziges Jahr? und ein gelinderer Winter und Um— 
ſtände, die ich eben erzählt, kaum Einzelne kämen davon. Ein paar glücklich 
entronnene Weibchen aber find hinreichend, eine ganze Gegend mit ihrer Nach— 
kommenſchaft wieder zu bevölkern. Sie ſetzen vielleicht noch zahlreicher ihre 
Eyer ab, als wir vermuthen. 

Es haben ſich noch Pflanzen von mancherley Art bekannt gemacht, die 
unſerer Raupe zur Fütterung dienen. Vielleicht war ſie genöthiget, einer widri— 
gen Koſt zu gewohnen, wenn die ihren Geſchmack anſtändigen Säfte nirgends 
anzutreffen geweſen. Vielleicht war auch die Pflanze zu ſelten, zu ſichrer Ver— 
wahrung der Eyer nicht einſam nicht gelegen genug. Wie wenn bey früherer 
Entwicklung das geliebte Solanum noch kaum aus der Erde gebrochen, noch 
im Herbſt für die Nahrung der zweyten Generation durch Abſchneiden des 
Krauts ſchon vom Felde geräumet, oder etwa in manchen Gegenden ganz nicht 
angebauet worden. Hier hatte ein Weibchen zur Anlage der Eyer, oder auch 
ſelbſten die auskommenden Räupgen eine nothwendige Aenderung anzugehen. 
Sonach gar nicht befremdend, wenn wir ſie zuweilen auf Gewächſen antref— 
fen, wo man ſie vorhin noch gar nicht bemerkt. Des weiſſen Jaſmins habe 
ich ſchon oben erwähnt. Seit den Zeiten eines Röſels ſagt uns niemand 
mehr, daß er ſie auf der gedachten Staude gefunden. In Frankreich, wo ſol— 
che Reaumur auf dieſer Staude noch fand, ift ihr jetzt das Solanum ei— 
gener geworden. Vielleicht hat eben der ſtarke Geruch jener Blüthe den erſten 
Zweyfalter gelockt, der alsdenn an gleichem Ort feine Eyer hinterließ. Die 
da zuerſt gefundene Raupen hieſſen alsdenn ganz natürlich die Raupen des Jaſ— 
mins. Die Herren Verfaſſer des oben angeführten ſyſt. Verz. fanden fie auf 
dem Stechapfel (Datura Stramonium Linn.) und ertheilten von daher unſe— 
rer Gattung einen ganz neuen Namen. Scopoli fand ſie in dem gebürgig— 
ten Kärnthen auf dem Spindelbaum, (Evonymus L.) welcher auch bey uns 
nichts ſeltenes iſt, und ſogar auf den Birnbäumen trift man fie an 5). 
Auf dem Hanf (Cannabis Sativa L.) ward fie bereits öfters entdeckt. Der 
Liguſter, (Ligustrum L.) hat ſie gleichfalls genähret. Eine Anzeige aller 
Pflanzen, die unſere Raupe genoſſen, würde was ſehr Weitläuftiges werden. 
Aus den bereits angeführten Schriftſtellern habe ich nur noch folgende anzu— 
zeigen. Die Blätter der Erdbeere (Fragaria L.) ſind es, der gelben Rüben 
(Daucus). des Waidtes (Isatis L.) der Färberröthe (Rubia L.), der Weinraute 
(Rula), womit und ſogar mit den Blättern des Keuſchlamms (Vitex Agnus 


) scoroLı Ent. Carn. Habitat in ipse vidi, iisque enutrivi. Visa etiam in 
Canabi et Evonymo, in quibus larvas pyro. 


Sphinx Atropos. Der Todtenkopfſchmetterling. 83 


eastus L., und des Maulbeerbaums (Morus), man fie würklich will gefüttert 
haben. 

Die Chryſalide iſt noch zu beſchreiben. Wie die Abbildung ſchon auf 
das hinlänglichſte zeigt, iſt ſie von beträchtlicher Gröſſe. Ganz ſchwarzbraun 
zur Seite der Luftlöcher mit dunklen Flecken gezeichnet. Es mangelt ihr je— 
ne Scheide für die Zunge, ſonach von der Chryſalide des Windigs weſentlich 
durch dieſes verſchieden. Der Zweyfalter konnte auch eine Verwahrung die— 
ſes Werkzeugs bey der Kürze der Zunge gar wohl entrathen. Die Raupe 
bauet ein Gewölbe in die Erde, wie die Vorerwähnten insgeſamt thun. 
Aus einigen dieſer Chryſaliden kommt der Schmetterling noch das erſte Jahr 
in einer Zeit von 4. Wochen hervor. Es ereugnet ſich dieſes gemeiniglich 
im Auguſt oder September. Andere durchleben den Winter, ohne daß man 
Kennzeichen oder Urſache anzugeben vermag. Bey der künſtlichen Erziehung 
hat man ſie für Staub und zu vieler Wärme in Obacht zu nehmen. Man 
läßt ſie am beſten in ihrem Lager, legt ſie in angefeuchtetem Sand, wo ſie ſo— 
gar die Wärme unter dem Ofen verträgt. Dem Vertrocknen wird wenigſtens 
dadurch am ſicherſten gewehrt. Durch dieſes Mittel hat man Spätlinge be— 
reits im Maymonat erzogen 14). 


Der achte europäiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX CELERIO. 


Der groſſe Weinvogel. Der groſſe Weinraupenfalter. 
Tab. VIII. fig. A. Der Zweyfalter von der Oberſeite. Fig, 2. Die Raupe auf einer Weinrebe. 
Fig. 3. Die Chryfalide nach Wöfeln. Fig. 4. Sphinx livornica eine eigene Gattung, 
die zur Vergleichung hier beygefügt worden. 


LI NN E S. N. Edit. XII. Sph. Leg. al. int. ano simpl. Sp. 12. Alis integris griseis 
lineola albo nigra; inferioribus basi rubris maculis sex. Ed. X. Sp. 12. Mit 
ganzen Flügeln, von graubrauner Grundfarbe, einer durchlaufenden ſchwarz und weiſſen 
Linie, und mit ſechs rothen Flecken auf den Hinterflügeln. 

Müllers Naturſyſt. V. Th. p. 639. Sph. Celerio. Der Traubenlecker. 

r A BRT II Entomol. pag. 545. Sp. 30. Sphinx Celerio. Alis integris griseis, strüs 
albis: posticis fuseis, maculis sex rubris, 


u) Kühns Anecdoten zur Inſectengeſch. ſchiedenen Freunden gemeldet, daß ihnen von 
Naturforſch. IX. St. p. 93. seg. — Doch 6. 12. auch 19, dieſer überwinterten Chryſa— 
haben bey aller Sorgfalt, der im vorigen liden nicht ein einziger Zweyfalter ausge— 
Jahr erzogenen Raupen, die dienlichſten Mit- brochen ſey. 
tel fehlgeſchlagen. Es wurde mir von unter— 

; 


8: Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 42. nr. 2. Sphim Celerio. 
Weinſtockſchwärmerraupe. 

Hufn. Tab. Berl. Magaz. II. B. I. St. pag. 482. nr. 42. Sphinx Celerio oder Phönix. 
Braun mit gelb und weiſſen Strichen, die Unterflügel an der Einlenkung roth. Im Ju⸗ 
nius. Von der zweyten Gröſſe, ſehr ſelten. Raupe: braun mit ſchwarzen Flecken, und 
zwey Spiegelpuncten. Die ſchwarzen Flecken find in der Mitte mit blauen Puncten 
verſehen. Die Schwanzſpitze iſt gerade. Im September. Auf den Weinblättern. 

Fueßli Schw. Inf. ur. 647. Sphinx Celerio. Der Phönix. In den italieniſchen Vogtheyen. 

Gladbachs Verz. Der rare groſſe Weinvogel. Unbeſtimmter Preis. 

Röſel Inf. Bel. IV. Th. Tab. VIII. fig, 1-3. Der aus der mit zwey Augenſpiegeln ge⸗ 
zierten Weinraupe entſpringende ſchöne braune, mit roſenroth gefleckten Unterflügeln 
prangende, zur I. Kl. der Nachtvögel gehörige Papilion zc. 

Friſch Inſ. XIII. Th. p. 4. Tab. II. Die braune Weinblattraupe, und deſſen Pap. 


Seit den Jahren, wo man anfteng die Werke der Schöpfung mit Auf: 
merkſamkeit zu betrachten, ſeit den Zeiten eines Aldrovands bis jetzt, hat 
gerade dieſe einzige Gattung der Sphinxe ſich im vorzüglichem Werth in ei— 
ner ganz eigenen Seltenheit zu erhalten gewuſt. Von der namentlichen Kennt: 
niß des Sphinx Celerio an bis auf alles Weitere, find wir in Rückſicht deſſel⸗ 
ben nun gar nichts klüger geworden. Wir wiſſen jetzt von ihm nicht mehr 
zu ſagen, als was Friſch und Röſel von ſeiner erſten Entdeckung geſagt. 
Unſere ſämtlichen Entomologen haben ſich immer nur auf vorbeſagte Urkunden 
bezogen. Nach allen Bemühungen bin ich gleich unvermögend hier ein meh— 
reres zu leiſten. So angelegen es mir geweſen, ein Original zum Abbilden 
habhaft zu werden: ſo wenig war es möglich, auch durch Verwendung groſſer 
Gönner, ſolches zu überkommen. Meine Leſer erblicken hier alſo blos röſeliſche 
Kopie. Originale ſind mir verheiſſen. Sollte Erfüllung aus Verheiſſung 
werden, ſollte am Urbild etwas Abweichendes ſeyn: ſo würde es in den Sup— 
plementen nachgeholt werden. Die größten Sammlungen vermiſſen dieſe Zier— 
de bis jetzt. Mir glückte es nur ein einziges mal, denſelben auf der Blüthe 
der Roſe von Jericho zu erhaſchen. Es war im Sommer des 1762ften Jah- 
res, in einer Gegend ohnweit Erlang. Der Flug deſſelben war ungemein 
ſchnell und ſchwebend. Schon dadurch kam er mir außerordentlich vor. 
Der Sphinx Elpenor und Euphorbiae, in deren Geſellſchaft er an jenem 
Gelage ſich einfand, hatten das Flüchtige nicht. So unterſchied er ſich ſchon da— 
durch von auſſen, daß ich hieran, ohne Farbe zu ſehen, was Beſonderes erkannt. 
Seine Gröffe übertraf vorbeſagte Zweyfalter eben nicht ſehr. Erwähntes Er: 
emplar kam nachgehends in die Hände eines Freundes, von da in andere, 
und nun find deſſen Schickſale nicht weiter zu erfahren. Röſel hatte ſelb⸗ 


Sphinx Celerio. Der Weinvogel. 85 


ſten nur ein einziges mal deſſen Raupe geſehen. Ein Rürnberger Gärtner 
überbrachte ſie ihm. Das von der gemeinen Weinraupe Abweichende fiel ihm 
ſogleich in die Augen. Die Erziehung gelang bis zur Verwandelung zur 
Chryſalide auf die glücklichſte Art. Kaum aber konnte er deren Zeichnung fer— 
tigen: ſo bemerkte er, daß ſie beſchädiget worden, und kein Zweyfalter aus 
derſelben zu hoffen. Sie vertrocknete würklich in wenigen Tagen. Röſel 
ſpricht mit Recht von empfindlichen Leidweſen ob dieſen Verluft. Er wurde 
aber erſetzt. Der ſelige Apotheker Edler in Lübeck, hatte im Jahre 1754. 
den Zweyfalter ſelbſten ihm mit der Anzeige überſendet, daß es eben derjenige 
ſeye, den Friſch auf der IIten Tafel ſeines XIIIten Theils abgebildet, und 
daſelbſten beſchrieben habe. Auch die erzogene Raupe ſtimme mit deſſen Zeich— 
nungen überein. Röſel verglich ſeine obengedachte Abbildung damit, und 
fand ſie übereinſtimmend mit jener. Die gegenwärtige Tafel legt ſie nach 
der erſten, zweyten und dritten Figur in Copien vor Augen. So kam Rau— 
pe und Zweyfalter zuſammen, ohne daß nach der Natur die eine den andern 
ergeben. Friſch ſagt, daß die Raupe in der Gegend von Berlin eine Sel— 
tenheit ſeye, doch erzog er ſie, und zwar nach beyden Geſchlechtern. Dieß ſind 
die ſaͤmtlichen Nachrichten von unſerm Celerio. Möchten ſie doch ergiebiger 
ſeyn. Vielleicht iſt derſelbe in irgend einigen Winkeln Teutſchlands, oder 
ſelbſten unſers Frankens gemein. Vielleicht werden ſeine eigene Wohnplätze 
bekannt. Die größten Seltenheiten haben immer gleiche Schickſale von je her 
gehabt. Man lernt endlich ihren Aufenthalt näher bemerken. Sie werden 
gemein. Sogar eine Wendeltreppe iſt das nicht mehr, was ſie ſonſten gewe— 
ſen, ſeitdem man ihr Vaterland fand. Bey den Mängeln einer vollſtändigen 
Naturgeſchichte dieſes Papilio, ſind nun vollends ſyſtematiſche Irrungen mit 
eingemiſcht worden. Zuvor aber muß ich kurz das Merkwürdigſte ſagen, 
was Röſel und Friſch in ihren Beſchreibungen uns hinterlaſſen. 

Röſel hat ſeine Raupe in gleicher Zeit mit den gemeinern Arten des 
Elpenors erhalten. Friſch bemerkt den Monat September, und ſonach ſtim— 
men Monat und Zeit beynahe zuſammen. Sie haben ſie beyde auf Wein— 
blättern gefunden, ſie giengen aber ihre Verwandelung zur Chryſalide ſchon an, 
ohne dieſe Koſt mehr zu genieſſen. Röſels Raupe hat noch ein paar 
Tage ſich dieſes Futters bedient, jene aber nahmen nichts mehr zu fich. Wir 
wiſſen keinesweges, ob ſich dieſelbe auch anderer Gewächſe zu ihrer Nah: 
rung bedient. Einſtimmend wird geſagt, daß ſie mit der Raupe des folgen— 
den Sphinxes des Elpenors ungemein viel Gleichendes hat. Sie führet ei— 
ne gleich glatte Oberfläche wie jene, ſie iſt von einerley Farbe, eben ſo braun 

L 3 


86 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmekterlinge. 


gefleckt und punctirt wie dieſelbe. Den ringförmigen Vorderleib vermag ſie 
auf gleiche Art zu verlängern; oder auch zu verkürzen. Zum weſentlicheit 
Unterſcheidungszeichen von jener werden die beyden augenförmigen Flecken ge— 
macht. Sie ſtehen zu zweyen Paaren an jeder Seite, wo die beyden leeren 
Ringe zwiſchen den Vorder- und Hinterfüſſen ſich befinden. Die Raupe des 
Elpenors beſitzt drey Paare, und ſolche oft noch in mehrerer Anzahl. Die— 
ſe Zierrathen ſind auch nach der Bildung von jenen der gemeinen Gattung ver— 
ſchieden. Sie find hier eireulirend, und noch mit einem gelblichen Ring ein— 
gefaßt. Ein weiſſer mehr blaulicher Punct iſt in dem dunkelſchwarzen Raum 
etwas auſſerhalb der Mitte, mehr gegen die Seite angebracht. Dorten ſind 
dieſe Flecken mondfärbig, noch mit einem länglichrunden in deren Mitte ge— 
mahlt. Dies ſey für Unterſcheidungsmerkmale genug. 


Die Chryſalide beſchreibt Röſel rothbraun, und grauſchwarz nach den 
Vordertheil. Sie gieng ihm, wie ſchon geſagt iſt, noch ehe ſie zur vollkomme— 
nen Reife gediehen, zu Grund. Sie hatte alſo ſich auch nicht gehörig gefärbt. 


Der Zweyfalter weißt uns mehr von Abweichungen auf. Er iſt ſchon 
nac dem erſten Anblick in Vergleichung des Elpenors abweichend genug. Dem 
Sphinx Ligustri kommt derſelbe, was Geſtalt und Farbe betrift, etwas nä— 
her. Herr Fabricius hat ihn daher in ſeinem Syſtem nach dieſem geſetzt. 
Die Oberflügel haben zum Hauptcolorit ein hellfärbiges Braun. Die durch— 
laufenden ſchwarzen Nerven, dergleichen Flecken und Striche, nehmen ſich be— 
ſonders aus. Mit ſehr auffallendem Putz find die Linien von hellweiſſer Far— 
be auf dieſer Fläche gezogen. In die mitten durch laufende iſt noch ei— 
ne feinere von ſchwarzer Farbe eingetragen. Der vordere und äuſſere Rand 
ſind damit gleichfalls eingefaßt. Wo die Flügel am Leibe ſitzen, bemerkt 
man noch eine dergleichen Linie, die durch ſchwarze Striche gleichfalls ge— 
theilt iſt. Am Ende iſt ein weiſſer Flecken, deſſen Mitte einen dunklen 
Punct führt. Die Hinterflügel find hochroth, mit ſchwarzen Binden und 
Sehnen, und in ſechs Felder getheilt. Dies ſtellt die Abbildung deutlicher 
vor. Kennzeichen, die das Eigene einer beſondern Gattung verrathen. Friſch 
bemerkt, daß in Abſicht auf das Geſchlecht in den Zeichnungen kein Un— 
terſchied iſt. Das Männchen, ſagt er, wäre blos dunkler, es habe jedoch 
mehr Rothes auf den Hinterflügeln. Das Weibchen, dies mag in der 
röſeliſchen Figur vorgeſtellt ſeyn, führe weiſſe Abſätze auf dem gelben Leib. 
Ich habe nun einiger Anſtände zu gedenken, die ſich bey den Citaten des 
Herrn von Linne“ erhoben. 


Sphinx Celerio. Der Weinvogel. 87 


Wir werden in dem Syſtem auf eine Abbildung des Petivers a) 
verwieſen, wo ſich unſer Zweyfalter befinden ſoll. Ich treffe aber hier kei— 
nesweges die geſuchte Aehnlichkeit an. Die Beſchreibung, welche unten 
beygefügt worden, iſt zu mangelhaft, ein Urtheil zu fällen. Es wird nichts 
weiter geſagt, als daß man ihn ehedeſſen in Livorno gefunden, und über 
Liſſabon erhalten, oder daß er gleichfalls daſelbſt ſeye gefangen worden. 
Seine Augen werden hellroth angegeben, zur Nahrung hat er die Blüthen 
des Jeſmins. Umſtände, die man eben ſo leicht von vielen andern Gattun— 
gen ſagt. Die Zeichnung ſelbſten, welche Petiver liefert, weichet beträcht— 
lich von der röſeliſchen ab. Sie führet dieſen Umriß der Flügel nicht, ſie 
iſt kleiner, der Leib breiter mit reihenförmigen weiſſen Puncten beſetzt. Nicht 
die ausſchweifenden Linien, nicht die ſchwarzen Flecken, zeigen ſich ſo wie 
in der röſeliſchen Figur. Abweichungen genug, welche Zweifel erregen. 
Weit näher fand ich deſſen Bild mit dem Zweyfalter übereinſtimmend, wel— 
cher nach einen Original gemahlt, auf der gegenwärtigen Tafel unter der 
Akten Figur vorgeſtellt iſt. In Vergleichung mit dieſem, wird immer Pe⸗ 
tivers Papilio minder räthſelhaft bleiben. Wir ſehen einerley Züge, Um— 
riß und Zeichnungen. Eben dies Original der vierten Figur unſerer Tafel, 
iſt aus Italien. Man hat dieſen Zweyfalter noch nie in Teutſchland gefun— 
den. Einer meiner Freunde, Herr Pfarrer Lips ins Petersaurach, deſſen 
weitere Beyträge ich in der Folge zu rühmen habe, hat denſelben von ei— 
nem Liebhaber aus Verona, durch Tauſch vaterländiſcher Produkte erhal— 
ten. Er iſt nur dem wärmeren Italien eigen, und ſo mag derſelbe, wenn 
es angeht, aus der Aehnlichkeit des Clima Schlüſſe zu ziehen, auch in Por— 
tugall würklich, wie Petiver meldet, vorhanden ſein. In der Unterſchrift 
der vorliegenden Tafel, iſt er aus gewiſſen Urſachen, nur als Varietät des 
Celerio, wofür er kann angeſehen werden, bemerkt. Das Abweichende aber 
iſt zu beträchtlich, als dieſes mit Grund behaupten zu können. Ich glaube 
meinen Leſern die Mühe zu erleichtern, wenn ich ihn zur Vergleichung mit 
dem röſeliſchen Celerio vorgeſtellt, und zugleich die Aehnlichkeit mit Peti— 
vers Abbildung gewieſen, um dieſe Irrungen etwa ins reine zu bringen. 
Dieſelben behalten die Freyheit ſelbſten zu entſcheiden. Er läßt ſich nicht 
als Varietät behandeln, er verdient einen eigenen Namen. Ich behalte den 
erſten, den älteften, den ihm Petiver gegeben bey, es ſeye ihm der Name 

a) rerıverı Gaz. Tab. XII. fig. 9. caugt flying about a candle in Oct. 1698, 


(oper. Tom. II. p. 3.) „Accipitrina li- Ites Eyes, whilst alive, are like rubies. 
vornica, perpelle striata. From Lisbon, It frequents the Jasmin flowers, 


88 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Sphinx livornica unſertwegen gelaſſen. 
ihn bey Ordnung der europäiſchen Gattungen mit zu regiſtriren. 


In den Supplementen haben wir 
Nur zu 


bedauern, daß ich nicht mehr von deſſen Naturgeſchichte beyzubringen ver— 


mag. 


Sehnen ſind hier nicht ſchwarz, 
längſt durch die Flügel laufende 
nicht durch eine mittlere ſchwarze 


Es iſt bereits in obigen alles geſagt. 
röſeliſchen Celerio iſt beträchtlich genug. 
ſie ſind weiß an demſelben gefärbt. 
Schleyer von weißlichter Farbe wird auch 
Linie, wie dorten, getheilt. 


Deſſen Unterſcheid von dem 
Die durch die Flügel ſich ziehende 
Der 


Sie iſt ein⸗ 


färbig, nicht ſo ſtark geſchweift, ſondern mehr gerade, breiter und gleichlau— 


fender als an jenem. 
gefärbte Sehnen und Flecken getheilt. 


weges die zuſammengekettete weiſſen Linien gleich am erſtern herab. 


Die Hinterflügel ſind nur blaßroth, nicht durch ſchwarz— 


Längſt des Leibes laufen auch keines— 
Sie 


beftehen hier vielmehr aus Ringen von abwechſelnd weiß und braunen läng— 


lich viereckigten Puncten. 
ge von ſelbſten. 
falters zu kennen? 


Zur Vergleichung giebt die Abbildung das übri— 
Sollten wir nicht wünſchen, auch die Raupe dieſes Zwey— 
Wer möchte ſich aber in ſeinem Vaterlande deßhalb 


bemühen, in einer Gegend, wo jede Tritte etwas Merkwürdiges zeigen. 


Unſer Syſtem beziehet ſich ferner auf die Beſchreibung eines Ray 6), 


hier aber weiß ich gar nicht zurecht zu kommen. 


b) rarı Hist. Ins. p. 159. n. 9. „Pha- 
laena media alis longis angustis, exterio- 
ribus lineis et areolis nigris albis atro- 
rubentibus transversis pulchre depictis, 
interioribus obscure rubris. Prick tail 
Eruca. (Stachelſchwanzraupe.) Alarum 
exteriorum superiorum pars e fusco ru- 
beseit, dein .lineae duo albicans et ni- 
gra dentatae transversae suecedunt, dein 
area transversa, e fusco rubra, in cuius 
medio nota o, literae figura: post area 
lata nigra, in qua ad marginem alae 
punctum albicans. Areamnigramtermi- 
nat linea albicans flexuosa. Infima pars 
alae iterum e fusco rubescit. Lineae 
tamen duae transversae angustae albi- 
cantes curiose intuentiapparent, inferior 
elineolis composita, imo margine paralle- 


Es iſt keine Aehnlichkeit 
mit 


la. Alae interiores rufae. Prona ala- 
rum facies, e rufo sordide lutescit. Non 
longe ab ima ora linea transversa lata 
arcuataalasdividit, supra quam punctum 
nigrum cernitur. Corpus supinum eine- 
reum, pronum fulvum, latera nigra li- 
neolis interiectis albis, tribus fere nu- 
mero. Pedes annulis nigris et albican- 
tibus varii. 


Ex eruca viridi, glabra, lineis albis 
secundum longitudinem ductis varia, an- 
gulosa in extremo dorso eminentia seu 
spina dotata oritur; quam sic deseripsi- 
mus: Digitali erat Jongitudine, pennae 
anserinae grassitie fere; colore e viridi 
caerulescente. In vtroque latere supra 
pedes inque medio dorso lineae albae a 


Sphinx Celerio. Der Weinvogel. 89 


mit deſſen hier unten angeführten Charakteren zu finden. Dieſer, für das 
damalige Weltalter jo pünktlich zu charakteriſiren gewohnte Entomolog, be— 
ſchreibt einen Zweyfalter, der gar nicht unſer röſeliſcher iſt. Wenigſtens iſt 
keiner nach den angegebenen Merkmalen gegenwärtig bekannt. Vielleicht 
zählt ihn Engeland unter feine eigenen Producte, welche noch nicht zu uns 
herüber die Straſſe gefunden, oder ſollte er unter die verlohrnen gehören? 
Wir kennen noch keinen von dieſen. Die angegebenen ſchmalen Flügel, mit 
weißgezeichneten Linien und ſchwarzen Feldern, mochten den Herrn von Lin— 
ne“ verleitet haben, dieſen von Ray beſchriebenen Schmetterling mit dem 
Celerio des Röſels für etwas Gleiches zu halten. Wie ſehr abweichend 
aber fällt deſſen jo ausführliche Befchreibung nicht in die Augen. Schon 
die Gröſſe, die er angiebt, ſtimmt nicht überein. Nach Ray würde ein 
Sphinx Celerio nicht unter die von dem mittleren Ausmaaſe (Sph. me- 
dia.) gehören. Schon ein Elpenor hat bey ihm ein beträchtliches Maas. 
Nur dieſe nennt er groß. (phal. major.) Ich finde hier nichts von roth— 
braunen Flecken auf der Oberſeite der Vorderflügel, nichts von dem Buch— 
ſtaben O ähnlichen Zeichen, auch nicht die röthlichbraune Fläche (area ni- 
gra e fusco rubra) mit einer weiſſen Linie begränzt. Anderer Abweichun— 
gen nicht zu gedenken, die meine Leſer aus deſſen Worten ſelbſten abzuneh— 
men belieben. Die Raupe iſt gleichfalls gänzlich verſchieden. Er giebt ih— 
re Gröſſe von der Dicke eines Federkiels an. Die Farbe iſt blaulich grün. 
Die Zeichnungen ſind weiſſe über den Rücken, und zu beyden Seiten die 
Länge hin laufende Linien, die wir hier gar nicht bemerken. Er gedenket kei— 
ner augenförmigen Flecken. Die pyramidenförmige Erhöhung auf dem letz— 
ten Ring, welche noch mit einem Horn beſetzt iſt, ſchien ihm ſelbſten etwas 
auſſerordentliches an dieſem Geſchöpfe zu ſeyn. Genug, ich kan weder dieſe 
Raupe noch den Zweyfalter, wie ihn Ray beſchreibt, unter keiner der uns 
gegenwärtig bekannten Arten entdecken. Mich dünkt, die Vergleichung älte— 


scapulis ad caudam decurrunt. Spatia, 
lineasintercedentia punctis albis adsper- 
guntur. Scapulas lineolae quinque lu- 
teae, secundum longitudinem ductae, vt 
et torques punctorumalbicantium ornant, 
Praecipuae notabilis est eminentia pyra- 
midalis in extremo dorso inapicemacu- 
tum elata, a cuius basi ad verticem li- 
neae aliquot rectae velut angulos pyra- 


II. Theil. 


midis constituentes ducuntur. Pruni fo- 
lis victitat, vt et malt armeniacae et 
vitis viniferae. Maio et lunio mensibus 


invenitur. 


Tela se involvit, et post menstruum 
e theca seu potius aurelia spadicea, in 
quam mutata est, phalaenae descriptae 
forma exiit.,, 


90 Zweytes Geſchlecht, Abends chmetterlinge. 


rer Entomologen haben den Nutzen, die für verlohren geachtete Gattungen 
mit deſto gröſſerer Sorgfalt zu ſuchen, aber ſtolz auf unſere Entdeckungen 
niemalen zu werden. Hier begreife ich nicht, wie ein Gelehrter unſerer Zei— 
ten, es eine Sucht nennen kan, die von Linne“, die von ältern beſchriebe— 
ne Gattungen aufzuſnchen, eine Sucht, die ſchon manche Augen, wie 
es heißt, geblendet hat. Ich glaube, es bedürfe dieſe Sucht vielmehr 
Empfehlungen, ſie bedürfe aufgemuntert zu werden. Dann ſind bald Natur— 
ſyſtemen gemacht, wenn man die Entdeckungen anderer nicht nöthig hat, in 
dieſelben zu bringen; wenn man fein hübſch nur bei ſeinen ſelbſt gefundenen 
bleibt; dann trägt jeder die nächſten Kohlſchmetterlinge zuſammen; dann wird 
freylich kein Auge durch die Menge der Geſchöpfe geblendet. 


Die Abbildung der Raupe nach Goedart c), auf welche ſich Herr 
von Linne“ bezogen, giebt auch nach deſſen Beſchreibung nichts entſcheiden— 
des zu erkennen. Blos dis fällt in die Augen, daß jene des Elpenors 
vorgeſtellt iſt. Ich finde wenigſtens die drey Paare der augenförmigen Fle— 
cken dorten deutlich angegeben. Den Zweyfalter ſelbſten hat er niemalen 
erzogen. Herr Fabricius ließ deßhalb dieſe Stelle in ſeiner Entomologie 
gänzlich weg, ohugeachtet er jene des Ray und die Petiveriſche beybe— 
halten. - 


Man giebt noch eine ausländiſche Art, die in den heiffen Indien wohnt, 
für eine Abänderung des Sphinx Celerio aus 4). Sie gleichet demſelbi— 
gen, ſie weichet aber wiederum in weſentlichen Stücken beträchtlich ab. Ich 
habe ſie als eine eigene Gattung zu behandeln. Sie verdient durch eine 
Abbildung bekannter zu werden. Ein verehrungswürdiger Gönner, der be— 
rühmte Herr Hofrath D. Rudolph zu Erlangen, hat das Original mir mit— 
zutheilen, die vorzügliche Güte gehabt, daß Er ſelbſten in Bengalen gefangen. 
Zu Berichtigung einer Gattung, die ſo vielen Anſtänden ausgeſetzt iſt, wird 
es dismal erlaubt ſeyn, einen Ausländer unter unſere Europäer zu men— 
gen. Er wird auf der XXII. Tafel, oder der IV. Platte der Supplemen— 
ten erſcheinen. Die Leſer ſind dadurch im Stande geſetzt, ſelbſten zu ver— 
gleichen, ſelbſten zu entſcheiden. Man hat ihn noch überdis mit dem röſeli— 
ſchen Celerio verwechſelt. 


c) or», Ins. Tab. III. fig. 4. Edit. d) cramer Vitland. Kapp. Tab. 
List. fig. 27. p. 73. Eruca Elephas. 125. fig. E. Celerio Linn, 


Sphinx Elpenor. Der gemeine Weinvogel. 9 


Der neunte europäiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX ELPENOR. 


Der gemeine Weinvogel. Le Sphinx de la vigne. Geofr. Papil- 
lon - bourdon - grand porceau. Degeer. De Olifant - Onrust 
of Pylstaart. Seba. 


Tab. IX. Der Zweyfalter von beyden Seiten. Fig. 2. Die Raupe in ihrer gemeinen Gröſſe 
und Farbe. Fig. 3. Eine grüne Abänderung. Beyde auf einer Weinrebe. 
Fig. 4. Die Chryſalide. 


LINNE S. N. Ed. XII. Sp. 47. Alis integris virescentibus: fasciis purpureis va- 
riis; posticis rubris basi atris. Edit. X. Sp. 47. Faun. Su. Edit. nou. 1089. Mus. 
Lud. VIr. 355. Oberflügel, von grünlich gelber Farbe mit hochrothen Binden und 
Strichen; Hinterflügel roth, an der Grundfläche ſchwarz. 

Müllers Naturſyſt. V. Th. pag. 640. Sphinx Elpenor. Der Elephantenrüſſel. 

r ABRIOII Entomol. pag. 543. Sp. 25. Sphinx Elpenor. Linn. Charaktere. 

n A 11 Hist. Ins, p. 145. nr. 2. Phalaena maior cauda acuta, alis angustis acutis, ex 
viridi fulvo, et purpureo rubente colore varia, pag. 146, et 281. Eruca porcellus 
dicta etc. 

G EO FF ROI T. II. pag. 86. nr. 10, Sp. spirilinguis, alis viridi purpureoque fascia- 
tis, fasciis linearibus transversis. Long. 16. lign. 

scoPporı Entomol. Carn. 472, pag. 186, Sphinx Elpenor. Bicolor, paleaceo nem- 
pe et pudorino colore tinctur; alis postieis supra basi nigris. Long, unc. 1, et lin. 2. 
Lat. 7. a 

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 43. nr. 3. Sphinx Elpenor. 
Schottenweiderichſchwärmer. (Epilobii hirsuti). 

Hufn. Tab. Berl. Magaz. II. B. I. St. pag. 180. nr. 7. Sphinx Elpenor. Die groffe 
Weinmolte. Die Oberflügel ſind theils roſenfärbig, theils bräunlich grün; die Unter— 
flügel roth, an der Einlenkung ſchwarz. Im Junius an der Blüthe des Caprifolium 
von der zwoten Gröſſe häufig. Raupe: entweder grün oder ſchwarzbraun ze. Im Au— 
guſt auf dem Wein und der Lysimachia, 5 

Fueßli Schw. Inf. nr. 618. Sphinx Elpenor. Der Weinvogel, Die Raupe ift ſehr ges 
mein in den Weinbergen, auch auf dem Weiderich. 

Müllers Zoolog. Dan. prodr, pag. 16. nr. 1338. 

Gladbachs Verz. Der groſſe Weinvogel. Pr. 30 kr. 

Röſel Inf, Bel. I. Th. I. Claſſe Tab. IV. Die groffe geſchwänzte und geſpiegelte Wein- 
raupe ꝛc. 

SCHAEFFER Ins. Rat. Tab. 96. fig. 4. 5. Sph. al, integr. cauda simpl. 8. 

Friſch Beſchreibung ꝛc. XII. Th. Tab. I. Die grüne Weinblattraupe und deſſen rofen» 
färbiger Papilion. 5 

perıvenrı Gazoph. Tab. 40. fig. 44-43. Phalaena aceipitrina Luzonica pul- 
chra — Eruca elephantina Luzonica virescens, maculis 4. flavis oculatis. 


M 2 


92 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


6 O E p. Ins. III. fig. 4. List. ed. fig. 26. pag. 73. Eruca Elephas etc. 

D E GE ER Mem, de Ins. T. I. pag. 154. Tab. IX. fig. 1-9. (Götzens Ueberſ. pag. 
148. Grande Chenille rase noire veloutee, et à corne sur le derriere, dont 
le devant du corps est gros et comme enfle, qui mange les feuilles de la 
Lysimachie rouge, (Epilobium). T. II. P. I, p. 470. (Götzens Ueberf. p. 170.) 
Papilion bourd. à ant. prism, et à longue trompe, d'un verd d’olive, dont les 
alles sup. ont 3 bandes obliques, couleur de rose etc. 

s E B A Thes. T. IV. Tab. 53. fig. H. I, K. Inquieta Elephantinae Erucae Elpenoris 
Linn, Tab, 55. fig. 1. 2.7 

WILKES Engl. Butt, AA, Tab, I. B. 

HARRIS Ins. 14, Tab. 7. fig. a- b. 

ALBIN. Ins, Tab, 9. fig. 43. 

M E RIAN. Europ. II. Tab. 33. fig. 73. 


Der ehrwürdige Dichter der Griechen, der unfterbliche Homer, hat 
feinem irrenden Ulyß, einen treuen Geſehrten, an dem Elpenor zugegeben. 
Alles abentheuerliche wird von ſeinen Begebenheiten erzehlt. Circe, die 
bekannte Zauberin, hatte ihn und ſeine ritterliche Gehülfin in Thiere, und 
dazu in häßliche, in Schweine verwandelt. Dem groſſen Verfaſſer unſeres 
Syſtems gefiel es, dieſe Geſchichte an dem gegenwärtigen Zweyfalter zu ver— 
ewigen. Der Name iſt mit großem Scharfſinn gewehlt, er kommt dem 
Gedächtniß zu ſtatten. Die Raupe dieſes Abendſchmetterlings hat, wie die 
vorige ſeltene, etwas eigenes in ihrer Geſtalt. Sie kann die vordern Ringe 
ihres Körpers in einer kegelförmigen Figur verlängern. Hierdurch iſt die 
Aehnlichkeit mit einem Rüſſel entſtanden. Weil denn obbeſagte Thiere dies 
Werkzeug beſitzen: jo hat die Raupe von daher den Namen erhalten. Sie 
wurde ohne weitern Beyſatz der Schweins rüſſel, und zum Unterſcheid einer 
kleinern Art, das groſſe Schwein genannt. Nach gleicher Aehnlichkeit, 
vielleicht aus mehrerer Beſcheidenheit, gefiel es ältern Entomologen fie den 
Elephanten zu nennen. In unſern Zeiten iſt ihr der Name der gemei— 
nen Weinraupe aller Orten eigen geworden. Sie nähret ſich eben vor— 
züglich von den Blättern dieſer Pflanze. Zur Erläuterung des Namens 
genug. 

Dieſe Gattung hat man faſt in keinem Verzeichniß der Schmetterlin— 
ge übergangen. Wir bemerken fie vielfältig, und ausführlich beſchrieben. 
Doch iſt verſchiedenes annoch zurück. Werden unſere Kenntniſſe auch nur 
bey einzelnen Geſchöpfen die Gränzen der Vollſtändigkeit jemalen erreichen? 
Es iſt Pflicht, das Zerſtreute zu ſammeln, und das Wichtigſte meinen Le— 
ſern vorzutragen. 


Sphinx Elpenor. Der gemeine Weinvogel. 93 


In allen Gegenden, wo Weinberge find, hat man bishero dieſe Rau— 
pe gefunden. Sie iſt auch dem gemeinen Mann merkwürdig geworden. Es 
ſollen gute Weinjahre erfolgen, wenn ſie ſich in beträchtlicher Anzahl zeigt. 
Rauhe Witterung und allzuviele Näſſe iſt vielleicht der Futterpflanze fo nach: 
theilig, als der Raupe, die ſich davon ernähret; ein günſtiger Winter aber 
der Chryſalide, wie der eingegrabenen Rebe, gleich zuträglich, und ſo kann 
ſie in der That ein Prognoſticon werden. Sie iſt noch nie ſchädlich gewor— 
den, auch wenn ſie ſich beträchtlicher vermehrt. Sogar in dem Fall kommt 
ſie uns wenig zu Geſicht. Sie enthält ſich im Niedrigen, und bedient ſich 
gemeiniglich nur der unterſten Blätter zu ihrer Nahrung. Doch iſt ſie nicht 
an einerley Pflanze gewöhnt. In Gegenden, wo Weinberge ſind, wird ſie 
auch auf dem Weiderich a) gefunden. Man hat nur bemerkt, daß fie 
in der Wahl der Gewächſe gemeiniglich der erſtern ſich lieber bedient. Auf 
dem Epilobio 6) wird ſie nicht minder ſehr oft gefunden. Auf der in Gärten 
ſo bekannten Balſamine, ſo wie jener in vielen Gegenden, nicht ſeltenen, 
wilden Art c) trifft man ſie ebenfalls an. Petiver hat ſogar zu ſeiner 
Verwunderung bemerkt, daß ſie die ſtrengen und bittern Säfte eines aus— 
ländiſchen Arums zu vertragen vermag 4). Vielleicht würde ſich das Na— 
menregiſter, der unſerer Raupe anſtändigen Speiſen, noch mehr erweitern, 
wenn uns alle Beobachtungen ſollten bekannt werden. Zuverläſſig iſt es, 
daß wo ſelbige die Blätter des Weinſtocks erhalten kann, ſie um ſo ſeltener 
auf andern Gewächſen angetroffen wird. Der Auguſt und September 
iſt die Zeit, zu welcher wir ſie, gemeiniglich in vollkommener Gröſſe finden. 
Frühere oder zweymalige Generationen hat man, meines Wiſſens, von ihr 
niemalen bemerkt. 

Wie ſich aus der gegenwärtigen Tafel erſehen läſſet, iſt dieſe Raupe 
nicht immer von einerley Farbe. Man hat ſie in dem Colorit des dunkel— 


M 3 
a) Lythrum, Sp. 1. Salicaria. S. N. ausgeſtreuet werden. In der Schweiz ſoll 
T. II. p. 328. die Raupe vorzüglich auf dieſer Pflanze ge— 
b) Epilobium, angustifolium, latifo- funden werden. Fueßli Entomol. Magaz. 
lium, palustre etc. Ibid. p. 264. II. St. p. 265. 


c) Impatiens, Sp. 7 noli tangere. lb. d)rerıver oben angef. O. “This Catter- 
p. 586. Es wächſt in ſchattigen und ſum- pillar eats the great philipine Arum, 
pfigen Orten. Die Blüthe iſt gelb, die zei- called there Biga, it's described by Mr. 
tigen Saamenkapſeln zerſpringen bey dem rar in his H. Pl. Vol. III. app. 35. 1. 
mindeſten Berühren, wodurch die darinnen I find this a biting plant, a peculiar food 
enthaltene Körner in beträchtlicher Strecke to 2 or 3 of these horned catterpillars.,, 


94 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


ſten Braun, bis hinauf zu unterſchiedenen hellern Miſchungen; und wieder— 
um von dem friſcheſten Grün, wovon in der dritten Figur ein Muſter nach 
einem Original dargeſtellet wird. Nach der letztern Farbe iſt ſie ungemein 
ſelten. Alleine nicht den mindeſten Unterſchied habe ich an dem erzogenen 
Zweyfalter abzunehmen vermocht. Kaum erreichte der aus einer ſo beträcht— 
lich ftarfen Raupe entſproſſene Schmetterling eine Gröſſe, die der Erwartung 
entſprach. Man will beobachtet haben, daß dieſe Raupen in den erſten 
Häutungen grün ſind, und nur in den letztern ſich des braunen Gewandes 
bedienen e). Nach meinen Erfahrungen hat ſich dieſes nie alſo befunden. 
Die von der braunen Farbe wurden etwas heller, mehr ins ockerfärbige 
gefleckt; jene von den grünen aber blieben bey den letzten Häutungen ganz 
unverändert. Vielmehr wurden ſie um ſo friſcher. Beyderley Sorten be— 
hielten dieſe Farbe bis auf den letzten Tag, bevor ſie ſich zum Geſchäfte 
ihrer Verwandlung zur Chryſalide angeſchickt haben. Aus den braunen Ar— 
ten habe ich den Zweyfalter nach beyderley Geſchlechtern zuverläſſig erzogen. 
Die grüne, die mir öfters zu Grund gegangen, hat ein einziges mal ein 
Weibchen ergeben. Mehrere Erfahrungen bin ich bishero nicht anzuſtellen 
vermögend geweſen. Die Verſuche durch Paarungen Eyer, und aus dieſen 
eine Zucht von Raupen zu erhalten, ſind mir bishero mißlungen. Sie blie— 
ben zu dreyen Wochen ohne alle Nahrung bey Leben. Sie ſturben aber, 
ohne jemalen meine Erwartung zu begünſtigen. So leicht dies Geſchäft bey 
andern Gattungen von ſtatten geht, ſo ſchwer iſt es hier. Dergleichen Ver— 
ſuche möchten entſcheiden, ob jene von der grünen Farbe eine eigene Race, 
oder etwas zufälliges ſind. 


Ich habe dieſe Verſchiedenheiten noch etwas genauer zu betrachten. 
Die grüne Art der zweyten Figur verdient am erſten vorgenommen zu wer— 


e) DEGEER.].c. p. 157. Il est remar- 
quable que ces chenilles ont avant la 
derniere mue, une toute autre couleur, 


daß dis ſo allgemein nicht ſeye. Er be— 
merkt hiebey, wie bey Sphinxen und Pha⸗ 
länen öftere Paarungen unſtrittig erfolgen, 


elles sont alors d'un verd gai de forte 
qu'elles ont l'air d’etre d'une espèce 
particuliere — de vertes, elles devien- 
nent noires etc. Es wird dies im III. St. 
des Stralſundiſchen Magazins gleichfalls 
als unſtrittig angegeben. Im Naturforſch. 
IV. St. p. 419. hat Herr Conr. Meine— 
cke ſchon die gründliche Bemerkung gemacht, 


indem er von einem gefangenen Weibchen 
noch 12 Eyer erhalten, aus denen ſich 6 
Raupen entwickelt. Erſt nach der zweyten 
Häutung bekommen ſie jene äugige Flecken. 
Die Schwanzſpitze war in dieſem Alter, wie 
bey mehreren Arten, von beträchtlicher Län— 
ge. Röſel meldet, daß die Eyer grün, 
länglichrund und groß ſind. 


Sphinx Elpenor. Der gemeine Weinvogel. - 95 


den. Röſel hat uns eine Abbildung auf oben angeführter Tafel von der— 
ſelben gegeben. Sie iſt von gegenwärtiger wieder verſchieden. Seine Rau— 
pe führt zur Seite eines jeden Ringes einen ſchwarzen Flecken mit einem 
hellen aber undeutlichen Mittelpunkt. Dieſe äugige Flecken find beynahe von . 
der Gröſſe wie jene der vordern Ringe, und ſtehen mit denſelben zu beyden 
Seiten in gleicher Linie. Bey unſerer Art ſind einzelne Striche ſtatt derſel— 
ben angebracht. Die Hornſpitze war äuſſerſt kurz. Dort finden ſich kei— 
ne, hier verſchiedene einzelne zerſtreute Striche und Punkte. Abweichungen, 
die vielleicht in einzelnen Exemplaren gleich beträchtlich ſich oft ergeben. Die 
braune Art hat noch weniger in ihren Abänderungen ein gleichförmiges Ge— 
wand. Sie iſt öfters ganz dunkelſchwarz. Kaum ſind die gegitterte Stri— 
che und Linien alsdenn auf derſelben zu ſehen. Wiederum iſt ſie heller. Man 
bemerkt eine zur Seite gerade durchlaufende verlohrne Linie, wie bey der 
Raupe des Sphinx Celerio, und unter derſelben, ſchräge gegen die Unter— 
fläche ſich ziehende Streifen von gleicher Farbe. Von dieſer Art hat Rö⸗ 
ſel eine Abbildung geliefert. Sie iſt überdieß von beträchtlicher Gröſſe. 
Bey allen gedachten Abweichungen iſt das charakteriſtiſche doch auffallend be— 
ſtimmt, und an den vorkommenden Raupen, eben dieſe des Elpenors, der 
mindeſten Verwirrung ausgeſetzt. Gegenwärtig haben wir nur drey Arten 
der Weinraupen bey uns entdeckt. Werden ſie auch auf andern Pflanzen 
gefunden, ſo ſind ſie doch dieſer am vorzüglichſten eigen. Ihre Verſchieden— 
heit bleibt immer ſehr weſentlich, und fällt leicht in die Augen. Obbeſagte 
des Celerio hat auf den vordern Ringen lediglich nur zwey augenförmige Fleckeu 
in gleichen Paaren zur Seite. An dieſer des Elpenors kommen immer meh— 
rere vor. Die dritte ähnliche Art iſt die nächſtfolgende des Sphinx Porcel- 
lus. Ich bemerke gegenwärtig nur noch, daß derſelben das Horn auf dem 
letzten Ring fehlt. Es iſt wenigſtens an deſſen Stelle eine kaum merkliche 
Erhöhung vorhanden. Dieſe erwähnten Raupen haben im übrigen nach ih— 
ren Bau, ihrer Geſtalt und den Kunſttrieben alles untereinander gemein. 
Die beyden Ringe, wo die augenförmigen Flecken ſtehen, ſind von beträcht— 
licher Dicke, in Rückſicht der andern. Gegen vornen zu, bis zu dem nach 
Verhältniß ſehr kleinen Kopf, vermindern ſie ſich in einer kegelförmigen Ge— 
ſtalt. Die geſammte Fläche iſt glatt, ohne die mindeſten Haare. Nach un— 
ſerm Gefühle ſcheinen ſie bey dem Berühren ſehr viele Kälte zu haben. Die 
Unterſeite iſt mit kleinen Wärzchen beſetzt. Mehreres anzuführen, mag für 
jetzt Ueberfluß ſeyn. Von ihrer Verwandlungsart finde ich eben jo wenig 
erhebliches zu bemerken. Sie vergräbt ſich nie in einiger Tiefe in die Erde. 


96 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Mehrentheils ſind es etwas leichte zuſammengewebte Blätter, deren ſie ſich 
zur Verwahrung bedient. Sie nimmt auch öfters, ohne dieſe Fürſorge, die 
Chryſalidengeſtalt auf dem Boden ganz unbedeckt an. 

Ihre Chrhſalide iſt beträchtlich groß. Man bemerkt auf derſelben et— 
was erhabene und faſt ſpitzige Punkte. Der Stachel an dem äuſſerſten En— 
de des Hinterleibs iſt ungemein hart, und einwärts gebogen. Die Farbe 
aber ein Gemiſche von Dunkelbraun, und etwas hellerm Ockergelb. Einzel— 
ne ſchwarze Punkte und Flecken machen ſie vor andern kenntlich. Es ſind 
noch keine Erfahrungen vorhanden, ſo frühe man auch die Raupe erzogen, 
daß die Entwickelung noch das erſte Jahr wäre bewirket worden. Der Zwey— 
falter kommt in dem April und in dem May hervor. Ich habe ihn noch 
bis in den Auguſt und September, auf den mehrern Abendvögeln ſo gemei— 
nen Gelage, den Blüthen der Roſe von Jericho nicht ſelten bemerkt. Er 
wird faft in ganz Europa gefunden. Doch in einigen gebürgigen Gegenden 
iſt er bis jetzt eine Seltenheit geblieben. 

Die Natur hat in der That alles Schöne in Miſchung der Farben an 
unſern Zweyfalter verwendet. Der Grund der Oberflügel iſt ein Gelb mit 
Grün vermengt, zu welchen kaum noch ein Name vorhanden iſt. Eine ro— 
ſenrothe Einfaſſung, und eine dergleichen durchlaufende Linie nebſt einer drit— 
ten kürzern, beyde in die Fläche verlohren, machen ſeine Verzierungen aus. 
In der Mitte der Flügel führet ſelbiger einen ungemein feinen Punkt von 
weiſſer Farbe, welcher öfters mit Mühe zu bemerken iſt. Die Hinterflügel 
ſind von friſcherm Roſenroth, und zur Hälfte gegen die Grundfläche ſchwarz 
gefärbt. Ein eben ſo einfaches Colorit führt der Leib. Deſſen Unterſeite 
iſt ganz mit jenem Roth gefärbt. Auf der obern ſind vier Linien an der 
Bruſt, eine über den Rücken von beſagter Farbe gezogen. Die Fühlhörner 
ſind von auſſen weiß, von innen braun. Die Füſſe ſo wie der Saum der 
Hinterflügel, und die Einfaſſung der Bruſt zur Seite, von gleich weiſſer 
Farbe. Die ganze Unterfläche der Flügel hat auf einem roſenrothen Grunde 
getheilte Binden von jenem grünlichen Gelb. Der Leib iſt ſehr ins ſchma— 
le geſpitzt. Die Zunge hellbraun, und von beträchtlicher Länge. Die Au— 
gen grünglänzend. In ſitzender Stellung hält der Schmetterling die Flü— 
gel etwas auseinander ſtehend, und ein wenig in die Höhe gekehrt. 

Abänderungen hat man auſſer der Gröſſe noch nicht bemerkt. Kaum 
iſt an der äuſſern Geſtalt der Sexus zu unterſcheiden. Das Weibchen 
macht ſich blos durch eine dickere Geſtalt des Leibes, ſowie die dünnern 


Fühlhörner uns kenntlich genug. 
Der 


Sphinx Porcellus. Der kleine Weinvogel. 97 


Der zehende europäiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX PORCELLVS. 


Der kleine Weinvogel. Le Sphinx a bandes rouges dentelées. Geoffr. 
Papillon - bourdon- petit porceau. Degeer. 


Tab. X. Fig. J. Der Zweyfalter von beyden Seiten. Fig. 2. Die Raupe auf einem blüs 
henden Stengel des Epilobiums. Fig. 3. Die Chryſalide. 


LIN NE S. N. Ed. XII. Sp. 18. Alis integris margind rubris; posticis basi fuscis. 
Ed. X. Sp. 18. Sp. 27. Sph. bombyliformis, Faun. Su. Ed. nou. 1090. Mit ganzen 
gegen den Rand rothen Vorderflügeln; gegen die Grundfläche ſchwärzlichen Hinterflügeln. 

Müllers Naturſyſt. V. Th. pag. 641. Sphinx Porcellus. Die Schweinsſchnanze. 

TA BRIO II Entomol, pag. 344. Sp. 26. Sphinx Porcellus. Alis integris, flavo pur- 
pureoque variis, abdomine subtus sanguineo. / 
GEOFFRO1T. II. pag. 88. nr. 42. Sp. spirilinguis, alis viridi purpureoque fascia- 

tis, fasciis ferratis transversis. Long. 4. pouce. 

D E G E ERA T. II. P. I. pag. 237. Papillon bourdon a ant. prism. et alongue trompe 
d'un verd d'olive, dont les ailes sup. ont une bande et deux taches couleur de ro- 
se et dont les infer, sont brunes a bande olive. Götzens Ueberſ. p. 170. 

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 43. nr. 4. Sphinx Porcellus. 
Labkrautſchwärmerraupe. (Galli veri.) 

Hufn. Tab. Berl. Magaz. II. B. I. St. pag. 180. Sphinx Porcellus. Die kleine Wein⸗ 
molte. Die Oberflügel theils roſenroth, theils olivengrün; die Unterflügel blaß 
roſenroth, theils ſchwarz, theils olivengrün. Im Junius. Bey Tage auf dem Graſe, 
wo viel Galium ſtehet; des Abends an der Blüthe des Caprifolii, von der zwoten 
Gröſſe. Nicht ſelten. Raupe: dunkel- oder hellbraun, mit 2 Spiegelflecken auf 
jeder Seite. Der Kopf und die nächſten Gelenke ſehr klein, hat keine Schwanzſpitze. 
Im Auguſt und September auf dem Galio. 

Fueßli Schw. Inf. nr. 619. Sphinx porcellus. Das Schweinchen. Die Raupe wohnt 
auf dem Galio, bey uns ſelten. 

Müller Zoolog. Dan. prodr. pag. 116. nr. 1339, 

ladbachs Verz. Der kleine Weinvogel. Pr. 30 kr. 

Röſel Inſ. Bel. I. Th. J. Claſſe der Nachtvögel. Tab. V. Die kleine ungeſchwänzte 
und geſpiegelte Raupe ꝛe. 

A L BI N. Ins. Tab. 9? 

ME RIAN Europ. III. Tab. 222 


Wir erblicken hier einen Zweyfalter in einem mit dem vorſtehenden 
ungemein ähnlichen Bild. Ich habe deſſelben bereits verſchiedene male er— 
wähnet. Hier iſt das wichtigſte, was noch nachgeholt zu werden verdient. 

Die Raupe kommt auffer der mindern Gröſſe an Geſtalt, Farbe und 
Zeichnung, jener des Sphinx Elpenor gleich. Ein einziges Merkmal das 

N 


98 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


ihr weſentlich iſt, zeichnet ſich von ſelbiger aus. Sie führet keine hornähn— 
liche Spitze auf dem letzten Ringe. Es iſt an deren Stelle nur eine kleine 
Erhöhung, ein etwas hervorragender Punkt. Dies iſt Unterſcheidungszeichen 
genug. Die Farbe hat ſie gemeiniglich um vieles dunkler, in Vergleichung 
mit jener. Man will fie auch grun gefunden haben 4). Sie iſt mir nie in 
dieſer Farbe zu Geſicht gekommen. Ich kann aber verſichern, daß diejenigen 
die ich erzogen, noch vor der letzten Häutung einerley braunſchwarze Farbe 
behalten. Es iſt dies bey obigen Raupen des Elpenors gleichfalls erwieſen. 

Die eigentliche Futterpflanze iſt Röſeln lange verborgen geblieben. Er 
fand ſeine Raupen auf Wieſen in tiefem Gras. Sie waren jedesmal in voll— 
kommener Gröſſe, und giengen gleich ihre Verwandlungen an, ohne die vor— 
gelegten Pflanzen, von den manchfaltigſten Gattungen zu genieſen. Nun 
wiſſen wir aus ſichern Beobachtungen, ſo, wie der eigenen Erfahrung, daß 
ihre gewöhnlichſte Futterpflanze das Galium iſt 5). Herr Fabricius bemerkt 
auch den Weiderich, und die Balſamine, als ein ordentliches Nahrungsmittel 
derſelben c). Ich habe einſt eine ganze Bruth dieſer Raupen von 12 Gtü- 
cken, in der Gröſſe, daß fie die dritte Häutung mochten zurückgelegt haben, 
auf einem Weinblatt geſellig angetroffen, und ſie mit dieſer Pflanze erzogen. 
Sonach möchte ſie mit Recht den Namen der kleinen Weinraupe verdienen. 
Von ihren Kunſttrieben hat man eben nichts merkwürdiges bis jetzo entdeckt. 
Sie kommt darinnen mit der Raupe des gröſſern Weinvogels überein. Die 
Chryſalide gleichet jener vollkommen. Sie iſt nur kleiner, und wenn ich ja 
einen Unterſcheid finden ſoll, jo iſt es dieſer, daß fie nach Verhältniß etwas 
kürzer, dafür aber dicker, geſtaltet iſt. 

Dieſer niedlich gebildete Zweyfalter iſt von erſterwähnter Gattung weit 
mehr, als man der Raupe nach muthmaſſen ſollte, verſchieden. Schon deſ— 
fen mindere Gröſſe nimmt ſich beſonders aus. Die Geſtalt hat noch mehr 
Abweichendes. Die Flügel ſind an dem äuſſern Rand ſtärker ausgeſchweift. 
Im Verhältniß iſt der Leib um ſehr vieles dicker, beſonders die Bruſt, wel— 


a) Ueberſetz, des Degeeriſchen Werks. b) Siehe vorſtehende Anmerk. Röſel 


Obenangef. Orts Anm. 1. „Nach dem Zeug— 
niß der Thereſianer iſt die Futterpflanze das 
Galium, Labkraut. Kleemann hat fie noch 
ganz jung und hellgrün auf dem Galium ge— 
funden, woraus er mit gutem Grund ſchließt, 
daß ſie kurz vor ihrer Verwandlung auch die 
Farbe verändern, und braun werden., 


IV. Th. p. 233. Fueßli Entomol. Magaz. 
II. St. p. 267. 

c) Entom. I. c. Habitat in Epilobio, 
impatiente LI XX. Faun. Su. I. c. Habi- 
tat in Epilobio angustifolio, Impatiente 
noli tangere, vt prior (Elpenor). Sed hu- 
ius larva corniculo caret. , 


Sphinx Porcellus. Der kleine Weinvogel. 99 


che längere Haare bedecken, die auch mehr aus einander ſtehen, und ins wol— 
ligte fallen. Der Hinterleib hat eine ungewöhnliche Dicke. Er endiget ſich 
nicht in eine ſo gleichlaufende ſchlanke Geſtalt, wie an dem Elpenor. Die— 
ſer fängt blos bey dem unterſten Ring an, ſich in eine feine Spitze zu zie— 
hen. Die Zunge iſt von einer Länge, welche dem gewöhnlichen gleicht. Ge— 
nug von der Geſtalt. Deſſen Farbe giebt bey einerley Miſchungen doch ein 
ganz verſchiedenes Colorit. Man wird an ihm keine ſchräg durch die Mitte 
der Oberflügel laufende Binden oder Striche gewahr. Die Grundfarbe iſt 
von einem ſtärkern Gelb. Der äuſſere Rand iſt in einer ungleichen Breite, 
und zwar gegen innen mit unordentlich zackigten Umriſſen geſüäumt. Bey dem 
Elpenor hat die Natur nur eine ſchmale gleichlaufende Linie von dieſer Farbe 
angebracht, hier ſind breite, weit in die Fläche dringende Flecken. Der Leib 
und die Bruft haben hier ohne kaum merkliche Miſchung eines unterlaufenden 
Gelben ein ganz einfärbiges Roſenroth. Keine Linien, keine Flecken find hier 
vorhanden. Sogar mangelt die weiſſe Einfaſſung zur Seite der Bruſt. 
Gleich abweichend ſind hier die Hinterflügel gemahlt. Die eigene Grundfar— 
be mag mehr zu dem Gelb als Rothen gehören. Gegen den innern Rand 
ziehet ſich eine nur ſchwärzliche Schattirung ſehr verlohren, bis über die Mit— 
te der Flügel. Der äuſſere Rand iſt breit mit einer ſchmutzig rothen Einfaſ— 
fung geſäumt. Dieſer wird durch eine weiſſe Linie, wie bey dem Elpenor, 
begränzt. Die Unterſeite weißt noch das meiſte Uebereinſtimmende auf. Doch 
die Oberflügel ſind hier bis über die Hälfte ſchwärzlich braun gefärbt, wo 
bey dem gröſſern Weinvogel nur ein gleichfärbiges Roth wahrgenommen 
wird. Fühlhörner und Füſſe ſcheinen im Verhältniß feiner gebildet zu ſeyn. 
Nach der Farbe ſind ſie dunkler. Genug von einer Gattung, wo ſich nie 
Streitigkeiten über deren Rechte erhoben. Ich habe zu einer umſtändlichen 
Anzeige mich vermüſſiget geſehen, da ſie dem Herrn Archiater ſelbſt erheb— 
lich bedünkt. In den unten angeführten Stellen iſt deſſen Vergleichung bey— 
der Schmetterlinge für meine Leſer bemerkt 4). Zeit, Ort und Aufenthalt 
N 2 


d) EIN NE S. N. p. 804. Elpenor — 
Differt a sequenti (Porcello) simillimo: 
magnitudine dupla. Thorace a tergo li- 
neis 4 longitudinalibus arcuatis rubris; 
Abdominis tergo linea rubra longitudinali. 
Alis in medio puncto albo, primoribus 
margine interiore albis, 


— ibid. Porcellus. — Simillimus 


priori, vt facile, idem insectum, sed lar- 
va minor, nigra, absque cornu; declara- 
tus vero thorace antice posticeque rubro. 
Alis primoribus absque fasciis, absque pun- 
ctoalbö, absque margine tenuiore albo: 
posticis vero basi fuscis. Abdomine supra, 
absque linea rubra. , 


100 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


hat derſelbe mit dem Elpenor gemein. Er iſt in unterſchiedenen Orten unſers 
Vaterlandes theils häufig, theils noch wenig bekannt. Im übrigen aber ha— 
ben auch die entfernteſten Gegenden von Europa denſelben aufzuweiſen. 

Der Herr von Linne“ mochte ein ſehr verflogenes Exemplar einſt erhal— 
ten haben, das ihn bewogen, bey der zehenden Ausgabe des Naturſyſtems 
eben dieſen Schmetterling zugleich unter einen eigenen Namen, nemlich Sphinx 
bombyliformis e) einzutragen. Es wurde dieſe Irrung in der zwölften Aus— 
gabe großmüthig verbeſſert. 


Der eilfte europäiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX EVPHORBIAE. 


Der Wolfsmilchvogel. Le Sphinx du Tithymale. Geofr. De 
Wolfsmelk Pylstaart. De bonte Olifant - Vlinder - Onrust. 
Sepp. Seba. 


Tab. XI. Fig. 1. Ein weiblicher Zweyfalter. Fig. 2. Ein männlicher, nach einer vorzügli⸗ 
chen Abänderung. Fig. 3. Die Raupe auf einem Zweig der Wolfsmilch. 
Fig. 4. Die Chryſalide. 


L INN. S. N. Edit. XII. Sp. 19. Euphorbiae. 

Müllers Naturſyſt. V. Th. pag. 641. Sphinx Euphorbiae. Die Wolfsmilchvögel. 

FABRrıcıı Entomol. pag. 54. Sphinx Euphorbiae. 

6 E OFF RH OI T. II. pag. 87. nr. AA. Sphinx spirilinguis; alis viridi-fusco purpureo- 
que varie fasciatis et maculatis, subtus purpureis. 

scoPporı Entomol. Carn 474. pag. 186. Sphinx Euphorbiae. Dorsum nuceum; 
lateribus albis. Alae omnes subtus, corpusque rosato colore tinclae; posticae su- 
pra basi fasciaque nigris; anticae subtus macula disci nigra. Long. unc. A. et lin. 4. 
Lat 9, 5 

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. Sphinx Euphorbiae. Wolfsmilch— 
ſchwärmer. 5 

Hufn. Tab. Berl. Magaz. II. B. I. St. pag. 180. ur. 9. Sphinx Esulae, Euphorbiae. 
Der Wolfsmilchvogel. Die Oberflügel blaßgelb mit etwas roth vermengt, und einigen 
groſſen dunkelgrünen Flecken. Die Unterflügel ſchoͤn roth, mit einem ſchwarzen Queer— 
ſtreif, und ſchwarzen Flecken an der Einlenkung. Im Junius, des Abends an der 
Blüthe des Caprifolii häufig. Raupe: dunkelgrün, mit ſchwarzen, rothen, gelben 
und weiſſen Flecken und Zeichnungen. Ueberhaupt ſehr bunt. Im Auguſt auf der 
Wolfsmilch. 

Fueßli Schw. Inf. nr. 620. Sphinx Euphorbiae. Der Wolfsmilchvogel häufig auf der 
Wolfsmilch. 


e) LIX XR S. N. Ed. X. pag. 493. Sp. barbato coceineo, alis hyalinis luteo variis 
27. Sphinx bombyliformis. Abdomine posticis margine albis. Conf. Ed. XII. I. e. 


Sphinx Euphorbiae. Der Wolfsmilchvogel. 100 


Gladbachs Verz. Die Eſula. Pr. 24. kr. 

Röſel Inf. Bel I. Th. I. Claſſe der Nachtvögel. Tab. II. Die groſſe ſchöne Wolfs- 
milchraupe ze. 

D R VA V Ins. I. Tab. 29, fig. 3. 

SCHAEFFER Ins. Rat. Tab. 78. fig. 4. 2. Sph. al. integr. cauda simpl. 40. 

Friſch Beſchreibung II. Th. Tab. XI. Die Wolfsmilchraupe ꝛc. 

s E BA Thes. T. IV. Tab. 53. fig. L. M. Inquieta elephantina variegata. Tab. 60. 
fig. 17. 18. 

REAUMUR Ins. I. Tab. 43. fig. 1-6. 


Raupen, die ſich nur ein einzelnes Geſchlecht von Pflanzen zur eigenen 
Speiſe bedienen, erwecken unſere Bewunderung. Es ſind ihrer in der That 
ſehr wenige. Faſt habe ich bishero, ohne alle Ausnahme, kaum hin und 
wieder eine Gattung bemerkt. Es waren die Neſſelraupen, und unter dieſen 
zeichneten ſich die des P. Vrticae und Atalantae am vorzüglichſten aus. 
Die meiſten find nicht fo edel gewöhnt. Sie finden zur Noth auch an ähn— 
lichen Gewächſen anſtändige Koſt. So werden die manchfaltigſten Geſchlech— 
te der Gräſer von verſchiedenen Raupen dieſer Art ſonder Anſtand angenom— 
men. Jene des P. Crataegi hält ſich an Obſtbäume, und verhungert bey 
den Blättern der niedern Gewächſe. Die Raupe des P. Brassicae und Ra- 
pae ziehet die Kohlarten als ein eigenes Futter vor, fie läßt ſich auf keine 
Art zu den erſten Pflanzengattungen zwingen. Andere ſind von noch fei— 
nerm Geſchmack. Sie lieben ſogar die Blätter von einer gewiſſen Lage und 
Wuchs. Viele haben gar keinen Unterſchied zu machen gelernt. Alles vege— 
tabiliſche, das ſich verzehren läßt, iſt ihnen anſtändig. Die gemeine Bären— 
raupe, (Ph. Caia.), dienet zum vorzüglichen Beyſpiel hierinnen. Doch von 
dieſer Art ſind wiederum nur wenige vorhanden. Bey allem dem iſt es ge— 
wiß, daß die meiſten ihre einmal in der Freyheit gewohnte Koſt ungerne ver— 
ändern. So mauchfaltige Gattungen dieſer Gefihöpfe unſere Eiche, Weide 
und Birke gemeinſchaftlich ernährt; ſo ſind doch beſagte Pflanzen den Raupen 
nach unſerer Beobachtung nie ganz gleichgültig geworden. Sie werden dieje— 
nige immer hervorſuchen, welche ſie vorhin gewohnt, oder die dem Geſchmack 
ihrer Säfte urſprünglich eigen geweſen. Im entgegen ſtehenden Fall wird 
man wenigſtens ſehr unvollkommene Schmetterlinge erziehen. 

Die Ordnung unſers Syſtems verbindet hier gerade zwey Gattungen, 
die ſich durch das Eigene ihrer Nahrungsſäfte vor allen ausgezeichnet haben. 
Beyde wiſſen ſogar die Specien ihrer Futterpflanze faſt botaniſch zu unter— 
ſcheiden, ſie pflegen ſich nur an eine einzelne Gattung zu halten. Gegenwär— 

N 3 


102 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


tige Raupe hat man noch nirgend auf einem andern Gewächſe als unſerer 
Wolfsmilch 4) im Freyen entdeckt. Die folgende des Sphinx Pinastri lebt 
allein auf der Höhe. Hier eine niedere Pflanze, dorten der ſtärkſte unter un— 
ſern Bäumen. Die Wolfsmilch nähret dagegen keine andere, als dieſe einzige 
Raupe, die Föhre weißt ihrer mehrere auf. 

So ſcharfe, ſo äzende Säfte, die auf unſern Körper ſo heftig würken, 
und ihn zerſtören, erhalten hier einen thieriſchen Bau, der ein weit feineres 
Gewebe, leichter zu vernichtende Fibern, als irgend ein anderer beſitzt. Ei— 
nerley Mittel lößt hier die veſtern Muſkeln auf, und verbindet die ſchwä— 
chern untereinander. Gewiß die wunderbarfte Verfügung der Allmacht. Sie 
hat eben die möglichſte Art organiſirter Geſchöpfe hervorgebracht. Nichts 
wurde in der Kette erſchaffener Weſen unbenutzt, ohne Abſicht nichts ver: 
geblich gelaſſen. 

Der angeſtammte Trieb unſerer Raupe, man kann es einen unbezwingli— 
chen Eigenſinn nennen, erweckt um ſo mehr Erſtaunen. Es ſind alle 
Verſuche noch gegenwärtig fehlgeſchlagen, ſie an eine andere Koſt, als juſt 
an dieſe, zu gewöhnen. Ich habe Raupen, die kaum die erſte Häutung über— 
ſtanden, ich habe ſie nach jeden Alter, wie ſie vorkamen, und noch überdies 
in beträchtlicher Anzahl zu dieſer Probe verwendet. Sie giengen ſämtlich 
durch Hunger verlohren, ohne das mindeſte von den ähnlichen, von den ſo 
manchfaltigen Arten vorgelegter Pflanzen zu genieſſen. Verſchiedene Blätter 
anderer Gewächſe hatte ich klein zerſchnitten, und mit wenigen Stückgen der 
Wolfsmilch vermengt. Sie fanden ſehr bald auch dieſe kleinſten Theile, und 
ſuchten ſie aus einem großen Haufen dieſes Gemengſels herfür. Noch über— 
ſtrich ich mit dem milchigten Saft dieſer Pflanze andere gleichzarte Blätter. 
Es waren die von der Weide und des Galiums. Meine Raupen bemerkten 
es ſogleich. Alleine weit gefehlt, daß ſie das ganze genoſſen. Sie benag— 
ten blos die dünneſte Haut, die Epidermis, auf welcher jene Säfte angelegt 
waren. Das markigte, die innere Subſtanz, lieſen ſie liegen. Doch mit 
andern Gattungen des ſo zahlreichen Geſchlechts der Euphorbia ſind meine 
Verſuche gelungen. Ich habe dieſe Raupen mit dem Springkorn 5), mit 


a) LIN NR. S. N. T. II. p. 330. Euphor- 
bia. Sp. 55. Cyparissias. Nach der gemeinen 
Benennung wird dieſe Gattung die Eſula 
geheiſſen. 

b) Ibid. Sp. 36. Lathyris. Die übrigen 
der gedachten Gattungen find: Sp.31. Pe- 


plus. Sp. 54. Esula. Sp. 53. Platyphyl- 
los. Sp. 40. Duleis. Ich glaube, daß fie 
ſogar mit den ausländischen Arten, und des 
nen für giftig gehaltenen Euph. antiquorum, 
officinarum und caputmedusae könnte ge— 
nährt werden. 


Sphinx Euphorbiae. Der Wolfsmilchvogel. 10. 


der in Gärten und auf Feldern wachſenden Wolfsmilch und verſchiedenen an— 
dern erzogen. Wann ich aber nur einzelne Blätter jenes gemeinen Euphor— 
biums beygelegt, ſo wurden ſie ſogleich für allen andern geſucht. Man hat 
ſie auch noch nie in ihrer Freyheit auf einer andern Species gefunden, als 
den beſagten Cypariſſias. 

In unſerm Syſtem iſt auch das Galium c) als Futterpflanze bemerkt. 
Nach allen ſehr genauen Beobachtungen liegt aber am Tage, daß der Herr 
Ritter nicht unſere Gattung hier eigentlich vor ſich gehabt. Es iſt nach al— 
len Zeugniſſen eine andere, die ſich auch in unſern Erdſtrichen gefunden. Ich 
habe ſie auf der folgenden XXI. Tafel in der Abbildung unter dem Namen 
Sphinx Galii vorzulegen. Herr Degeer bezeugt ſogar 4), daß er unſere 
Wolfsmilchraupe in Schweden nie geſehen. Er beſchreibt um ſo ausführli— 
cher die erſtbeſagte Gattung auf dem Galium. Es liegt mir ob, das übri— 
ge dort zu erzehlen. Hier muß ich nur noch gedenken, daß ich deßhalb eine 
Aenderung in den linneiſchen Charakteren anzugehen, mich für berechtigt ge— 
funden e). Sie bezeichneten lediglich den Sphinx Gali. Würde der Herr 
Archiater nicht den Namen von der Futterpflanze beybehalten haben, würden 
nicht ſo viele Schriftſteller dorten angeführt ſeyn, die ſich auf unſere vorlie— 
gende Gattung beziehen: jo hätte ich nach den Charakteren den Sphinx Galii 
hier einzurücken, den Sphinx Euphorbiae aber in den Supplementen nachzu— 
tragen gehabt. Jener iſt in unſern Gegenden etwas ſelten, der Wolfsmilch— 
vogel aber um ſo gemeiner. Er hat von je her dieſen Namen bey uns ge— 
führt. Alte 
e) Die Charaktere des Herrn Ritters 


c) LIN NE S. N. it. Faun. Su. I. I. c. c. 


Habitat in Euphorbia, Galio. AB RTC. 
N. e. 


d) Mem. T. II. P. I. pag. 236. D'au- 
tres auteurs, comme Ms. de EIN NE et 
GO FF ROT, paroissent aussi les avoir 
regardés, comme des papillons d'une me- 
me espèce, quoique leurs chenilles soient 
si differentes. Je n’ai pas encore ici la 
tres-belle chenille du Tithymale, pour 
pouvoir faire la comparaison entre son 
papillon-bourdon, et celui de la che- 
nille du caille-lait.,, etc. Götzens Ueber. 
p- 169. 


lauten unter vorſtehenden Namen nach an— 
geführter Stelle alſo: Sphinx alis integris 
fuseis: vitta superioribus pallida; inferio- 
ribus rubra, und damit ſtimmt die ausführ- 
liche Beſchreibung in der Faun. Suec. nr. 
1086. und dem Mus. L. V. pag. 356. auf 
das bündigſte überein. Charaktere, die ich 
nur für den Sphinx Galli anzuwenden habe. 
Zur ſyſtematiſchen Unterſcheidung deſſelben 
von dem Sphinx Euphorbiae, wurden daher 
für letzteren folgende etwa gemeſſener ſeyn: 
alis integris pallide rubentibus: maculis 
tribus vittaque triangulari fusco- viridi; 
inferioribus rubescentibus. 


10% Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Nun muß ich unſere Raupe ſelbſten nach vorliegender Abbildung mit 
wenigen noch charakteriſiren. Sie erreicht, wie meine Leſer hier ſehen, eine 
ſehr beträchtliche Gröſſe. Dieſe aber iſt eben nicht das genaueſte Maas, 
oder die beſtimmte Gränzen in ihren Wuchs. Sie übertrifft noch den Umriß 
dieſes Bildes, jo ſelten ſie ſchon in der gegenwärtigen Groͤſſe geſunden wird. 
Gemeiniglich iſt ſie in der Länge um einen halben Zoll kleiner, und im Ver— 
hältniß ihrer Dicke um etwas geringer. Recht buntſchäckigte Farben, und 
dies in auffallender, in würklich ſchöner Miſchung, hat die Natur zu ihren Ge— 
wand gebraucht. Wer nur unſere Raupe zum erſtenmal erblickt, denkt ſich 
unter derſelben das ſeltenſte und prächtigſte Thier. Sie ſcheint faſt die merk— 
würdigſte unter allen zu ſeyn. Dadurch zeichnet ſie ſich aufs hinlänglichſte 
aus. Nur jene des Sphinx Galii nähert ſich derſelben in einer etwas glei— 
chenden Zeichnung. Alles charakteriſtiſche iſt ſehr bald gejagt. Die Grund— 
farbe hat ein dunkles Schwarz, das auf der glatten Fläche ins Grünliche ſich 
ziehet. Reihen, von faſt gleichförmigen weiſſen Punkten, bedecken dieſelbe ganz. 
Ein hochrother Ring ziehet ſich über den Rücken. Der Kopf, die Bauchfüſ— 
ſe, und zur Seite eines jeden Ringes, die einzelnen Flecken ſind gleichfalls 
roth. Letztere mangeln zuweilen. Jeder dieſer Ringe hat noch zu beyden 
Seiten einen länglichrunden Flecken, von weiſſer öfters von gelber Farbe. 
Unter dieſen ſtehet ein kleinerer in verſchiedener Gröſſe und Geſtalt. 


Abänderungen haben dieſe Raupe nie unkenntlich gemacht. Sie bezie— 
hen ſich blos auf die dunklere und hellere Miſchung, auf die gröſſern oder 
kleinern Punkte und Flecken, auf mehr Rothes, Gelb oder Weiſſes das ein— 
gemiſcht iſt. In dem jugendlichen Alter aber iſt fie etwas verschieden. Es 
mangelt hier das Rothe gänzlich. Jener Rückenſtreif und die zur Seite ſind 
ganz gelb, und noch überdies um vieles breiter. Das Horn iſt im Verhält— 
niß auch um vieles länger. Mehr mag zur Beſchreibung überflüßig ſeyn. 
Die Abbildung legt das übrige dar. Ihre Bewegungen ſind ſehr träge, um 
jo geſchäftiger iſt fie aber bey ihrer Nahrung. Mit unglaublicher Geſchwin— 
digkeit pflegt ſie ihre Fütterung einzunehmen. In wenigen Augenblicken iſt 
ein dicht beſetzter Stengel der Wolfsmilch abgeleert. Wir haben ſie jedes 
Jahr in unſerm Franken, fo wie in allen Gegenden Teutſchlands, häufig ge— 
ung. Faſt wird man fie auf einerley Plätzen, wo obbeſagte Pflanze häufig 
ſtehet, auch in dem andern Jahr wiederum finden. So wenig verfehlt der 
weibliche Schmetterling die für ihn, und daher auch für die künftige Nach— 
kommenſchaft vortheilhaft geweſenen Plätze. 

Die 


Sphinx Euphorbiae. Der Wolfsmilch vogel. 105 


Die Eyer werden im May und Junius, und vielleicht auch noch ſpäter, 
gelegt. Eine Zeit von vierzehn Tagen bringt ſie zur Vollkommenheit, und in 
vier oder fünf Wochen haben die auskommenden Räupgen ihre vollſtändige Größe 
erreicht. Ob dieſe von der erſten Entwickelung an, zu einer andern Futterpflanze 
zu gewöhnen ſeyen, iſt noch nicht verſucht. In der Abſicht der weitern Kunſttriebe 
hat dieſe Raupe gar nichts gegen andere bevor. Sie ſucht ſich in der Erde, nach 
geringer Vertiefung, oder auch zwiſchen abgefallenen Blättern, eine Wohnung 
zu bauen, um ſich für ihren künftigen Stand zu verwahren. 

Die Geſtalt der Chryſalide kömmt mit jener des Sph. Elpenors faſt über— 
ein. Sie iſt nur etwas mehr verlängert, geſchmeidiger als jene. Nach der 
Farbe etwas heller, es mangeln ihr die einzelnen Punete oder Flecken. Sie 
durchlebt den Winter bis auf die wärmern Tage des Frühlings. Der Schmet— 
terling verläßt dieſen engen Kerker ſpäter in ſeiner Freyheit, als bey unſerer Zucht. 
Die friſchere Erde, ſo wie die kühlende Nächte, ſind die Urſache hievon. Noch 
nie habe ich ſie bey früheſter Zucht vor dieſer Zeit zur Entwicklung gebracht. 
Röſel erwähnt, daß es einem obwohl ungenannten Freund, würklich dahin ge— 
lungen. Es kann ſich dieſes ereignen, es iſt möglich, nur haben wir gegen— 
wärtig keine gründliche und gewiſſe Nachricht davon. 

Nach dem Bau des ganzen Körpers, hat unſer Zweyfalter mit dem Elpenor 
einerley Geſtalt. Er führet die Flügel von gleichen Schnitt, und der Leib iſt 
auch ſo geformt. Die Fühlhörner ſind ebenfalls weiß, nur dorten mit etwas 
roth zur Seite gemiſcht; hier auf der untern Seite bräunlich gefärbt. In Ab— 
ſicht der Größe, iſt der Sphinx Euphorbiä allezeit um ein beträchtliches ſtärker, 
ohngeachtet man ihn auch in gleicher Maaße aufzuweiſen vermag. Das Colorit 
hingegen um ſo mehr verſchieden. Es kömmt uns die Grundfarbe in einem 
manchfaltigen Gemiſche zu Geſicht. Dieſe der erſten Figur unſerer Tafel iſt die 
gemeinſte. Aber wieder hat man ihn heller und ganz lichtgrau von Farbe. Dieß 
verliehrt ſich in unterſchiedenen Stuffen, geht endlich in das roſenroth über, wo— 
von die zweyte Figur ein Muſter darſtellet. Dieſe letzte Abänderung iſt die 
ſchönſte, und auch würklich die ſeltenſte. Ich habe von einer großen Anzahl 
Raupen nur dieſen erzogen. Der vordere Rand, wo die dickere Sehne iſt, hat 
eine ſchmale dunklere Einfaſſung. Bey dem Sphinx Galii dringt fie ſehr breit in 
die Fläche ſelbſten ein. Doch ich habe dorten mehreres von ſeiner Verſchieden— 
heit zu ſagen. Der Wolfsmilchfalter macht ſich ſchon in Vergleichung mit jenen, 
durch die drey einzelnen Flecken von dunkelgrüner Farbe kenntlich genug. Sie 
ſtehen einzeln an Größe verſchieden. Der erſte, als der beträchtlichſte, nimmt 
die Grundfläche ein. Der zweyte befindet ſich in der Mitte. Er führet eine 

II. Theil. O 


106 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


unregelmäßige Geſtalt. Der dritte gegen die Spitze iſt der kleinſte, und öfters 
kaum als ein Punet wahrzunehmen. Eine ſchief gehende Binde, fie iſt etwas 
ausgeſchweift, und von dreieckigter Figur, ziehet ſich unweit des vordern Randes 
ſchräge durch die Fläche. Sie hat mit den erſten Flecken die gleich dunkelgrüne 
Farbe gemein. Die Ringe des Leibes find weiß eingefaßt. An den beyden er— 
ſtern, gegen die Bruſt, ſtehen zur Seite zwey Paar ſchwarzer Mackeln. Die 
Unterfläche ſämtlicher Flügel iſt roſenroth mit gelb ſchattirt. Auch hierinnen ift 
er von dem Sphinx Galü, wie ich an feinem Ort zeigen werde, beträchtlich ver— 
ſchieden. Das Weibgen pflegt eine mehr lichtgraue Grundfarbe, das Männchen 
hingegen eine etwas mehr röthliche zu führen. Er findet ſich mit den meiſten der 
erſtbeſchriebenen Abendſchmetterlinge, an gleichen Orten und zu eben der Zeit, ein. 
Wir beſitzen ihn häufig. Nur die kältern Länder unſers Welttheils haben den— 
ſelben nicht, wie bereits oben angemerkt iſt. 


Der zwölfte europäiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX PINASTRI. 


Der Fichtenvogel, Fichtenſchwärmer. 
Papillon-bourdon du Pin. Degeer. De Denne Pylstaart-Vlinder. Sepp. 


Tab. XII. Fig. 4. Der Zweyfalter von beyden Seiten. Fig. 2. Die Raupe auf einem 
Föhrenzweig. Fig. 3. Die Chryſalide. 


LINNE S. N. Ed. XII. Sp. 22. Alis integris canis margine postico albo maculato, 
abdomine fusco cingulis albis. Ed. X. Sp. 22. Faun, Su. Ed. nou. 1088, Gadd. 
dissert, 28. Mit ganzen graufärbigen Flügeln und weisfleckigen Rand, weiſſen Rin— 
gen auf dem ſchwärzlich braunen Hinterleib. 8 

Müllers Naturſyſt. V. Th. pag. 642. Sphinx Pinastri. Der Tannenpfeilſchwanz. 

FPABRICII Entomol, pag. 544. Sp. 46. Pinastri. Alis integris canis, anticis lineolis 
tribus confertis, nigris, abdomine fusco: cingulis albis. 

scopoLı Ent, carn. 473. pag. 187, Sphinx Pinastri, Alae canae; anticae in medio 
lineis tribus inaequalibus caffeatis; eingulis abdominis lineisque lateralibus in dorso 
thoracis pariter caffeatis. Long. unc. A. et lin. 4. Lat. 9. 

popA Mus. Graec, pag. 80. 

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 41. nr. 3. Sphinx Pinastri. 
Föbrenſchwärmerraupe (pini sylvestris). 

Hufn. Tab. Berl. Magaz. 2. B. I. St. pag. 182. nr. 40. Sphinx Pinastri. Die ſpitz— 
flüglichte Fichtenmolte. Alle vier Flügel grau mit einem weiſſen Rande. Die Ober— 
flügel mit einigen ſchwarzgrauen Strichen. Im Junius und Julius. Bey Tage an den Stäm⸗ 
men der Tannen- und Fichtenbäume. Zweyter Größe, haufig. Raupe: Grün, gelb, 


Sphinx Pinastri. 


Der Fichtenvogel, Fichtenſchwärmer. 


107 


weis und blau geſtreift, mit einer ſchwarzbraunen hinterwärts gebognen ſcharfen Schwanz— 


ſpitze. 
Fueßli Schweiz. Inf. nr. 624. 
uns ſelten. 

Gleditſch Forſtwiſſenſchaft. I. Th. pag. 501. 
Gladbachs Verz. Der Fichtenvogel. 
sepp Nedderl. Ins, III. St. V. Verh. I. 

Roͤſel Inf. Bel. I. Th. I. Kl. Tab. VI. 


Im Auguſt und September auf den Tannen und Fichten. 
Sphinx Pinastri. 


Der Fichtenvogel. Auf den Fichten bey 


D 


Die Spitzflüglichte Fichtenmolte. 


Pr. J fl. 


Gez. Nachtvl. I. Bende. Tab. V. 
Die geſchwänzte, ſchöne, grün, gelb, weiß 


und braun geſtreifte Fichtenraupe mit dem Heuſchreckenkopf ꝛc. 


SCHAEFFER Ins. Ratisb. 
pavray Ins. Tom, I. Tab. 27. fig. 2. 


DEGEER. Mem. d’Ins, Tom. I. pag. 169. Tab. X. fig. 3. 


Tab. 140. fig. 


4. 2. Sphinx al. int. cauda simpl. 12. 


Grande chenille rase a 


corne noire sur le derriere, dont le corps est couleur de lilas sale etc. Götzens 


Ueberſ. pag. 128. Tom. II. P. I. pag. 234. 


Pap. bourd. a anten, prism. et a 


longue trompe, d'un brun griseatre, dont les ailes sont bordees de blanc par 


derriere avec trois petits trais noirs au milieu etc. 


in ihrer jugendlichen Geſtalt. 
REAVM VI Mem. I. Tab. 13, fig. 8. 


Tab. II. fig. 4. Die Raupe 


Götzens Ueberſ. pag. 168. 


Ich habe ſchon oben bey vorſtehender Gattung erwähnt, daß die Raupe dieſes 
Abendſchmetterlings, ſich an eine einzige Futterpflanze gewöhnt. Die in unſerm 
Welttheil jo gemeine Föhre iſt es, wovon fie ſich nährt 4). Nie wird man ſie 


O 


a) Die Nahmen, Fichte, Föhre und Tan— 
ne, deren Unterſcheidung ſchon für Raupen- 
zucht ſo wichtig iſt, werden ſelbſten in unſern 
Franken, wo dieſe Nadelbäume die gewöhn— 
lichſten find, ſehr verwechſelt. Hier tft un— 
ter dem Nahmen Föhre nur diejenige Gat— 
tung gemeint, welche im 8. N. Tom. II. 
pag. 632. gen. 1077. Sp. 1. Pinus Sylve- 
stris genennet wird. Sie unterſcheidet ſich 
durch die vorzügliche Länge ihrer Blätter oder 
Nadeln. Sie ſind paarweiſe zuſammen ge— 
wachſen und an dem Stiel befeſtigt, wie ſie 
vorliegende Abbildung zu erkennen giebt. Lin— 
ne“ nennt ſie folia geminaglabra. Die Fichte 
hat fie kürzer, bey derſelben find fie ſpitziger, 
und ſtehen in zerſtreuter Lage, doch dichte, 
um den Zweig. Die Tanne hat die breite— 
ſten Nadeln, ſie find zugleich in zweien gerade 


2 


einander gegenüberſtehenden Reihen geordnet. 
Diefe Nahmen find im Syſtem nach den bey— 
gefügten Charactern, aus einer zufälligen Ir— 
rung verwechſelt worden, wie ſchon der Haus⸗ 
vater im V. Th. pag. 224. gezeigt. Dor⸗ 
ten iſt ſonach Abies Sp. 14. was ſonſt Tanne 
hieß, unſere Fichte (picea); und Picea Sp. 8. 
die eigentliche Fichte, iſt unſere bekannte Tan— 
ne (abies). Auſſer der Föhre pinus sylve- 
stris, beſitzen wir in unſern Franken nicht 
mehrere Gattungen dieſes Geſchlechts des pi- 
nus. Die Pinea Sp. 2. die eßbare Fichte, 
der Zirbelbaum, von der die Pinienkörner 
oder Pignolen kommen, und die eine eigene 
Raupe nährt, iſt nur in heiſſern Gegenden 
Frankreichs und Italiens, und nicht in 
Teutſchland anzutreffen. 


108 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


auf der ſo ähnlichen Holzart der Fichte und Tannen bemerken, wenigſtens in 
unſern Gegenden nicht. Auch bei Erziehung durch die Kunſt, nimmt ſie die vor— 
gelegten Blätter der beyden letztern Bäume nicht an. Kaum war ſie durch den 
äuſſerſten Hunger, nach meinen Verſuchen, dahin zu zwingen. Ich weiß aber 
nicht, ob ſie an andern Orten dieſen Eigenſinn im Geſchmack nicht etwa verlernt. 
Röſel beſchreibt nach ſeiner Art die Föhre ganz richtig, auf der er die Raupe 
gefunden. Sepp, der fie vom Ey erzogen, und fie auch auf deren Blättern ge— 
legt, angetroffen, hat auch die Futterpflanze genau beſchrieben, und noch die 
entſcheidenſte Abbildung, nach der ihm eigenen Kunſt, gegeben. Dem Namen 
nach, heißt ſie aber jener die Fichte, und dieſer die Tanne. Darauf kommt es 
eben nicht an, wenn nur wirklich einerley Pflanze damit bezeichnet wird. Die 
Verfaſſer des Wienerverzeichniſſes nennen fie nach beſtimmtern Nahmen, und 
den Zweyfalter von daher den Föhrenſchwärmer. Die übrigen Schriftſteller ha— 
ben es in dieſer Genauigkeit nicht zu nehmen beliebt. Iſt es daher wohl befrem— 
dend, wenn verſchiedentlich geklagt wird, daß in einigen Gegenden dieſer Zwey— 
falter Höchft ſelten ſey. Es find eben Orte, wo die Tanne oder die Fichte alleine 
ſich findet, die Föhre aber gar nicht vorhanden iſt. Eine oder die andere Be— 
deutung dieſer Nahmen wurden unrichtig verſtanden. Unter der Fichte hatte ſich 
jeder eine andere Holzart gedacht. Doch genug von der Futterpflanze, die ein— 
mahl beſtimmt iſt. Ich habe die Raupe ſelbſten meinen Leſern nach allem dem, 
was ich merkwürdiges zu beobachten finde, zur Betrachtung vorzulegen. 

Die ausführlichſte Beſchreibung aller ihrer Theile hat uns Degeer gegeben. 
Er fand aber nur eine einzelne Raupe, und dieſe auf einem Wege auf der Erde 
kriechend, ohne ihre Futterpflanze ausfindig zu machen. Sie wurde von ihm 
ſogar für eine neue Gattung gehalten. Kenner pflegen öfters aus allzupünetlicher 
Genauigkeit gleiche Anſtände zu hegen. Indeſſen erklärte er ſie nachhero für die 
Larve des Sphinx Pinastri, womit nach allen Verwandlungsarten, Zeichnung 
und Charactern fie ſich beſtens betragen. Röſel hat ſie gleichfalls nach allen Um— 
ſtänden ihrer Geſchichte bekannter gemacht, und die geläufigſte Schilderung nebſt 
dem gemeſſenſten Bilde in ſeinem Werke gegeben. Sepp erzog ſie gar vom Ey 
an mit beſondern Glück. Wir haben bey ihrer Naturgeſchichte alſo das vollſtän— 
digſte demſelben zu danken. 

Es ſchien dieſem ſorgfältigen Beobachter ſehr befremdend, eine Raupe in 
Holland zu finden, von der er glaubte, daß ſie nur in Teutſchland zu finden ſey. 
Doch bey emſigen Nachſuchen in unterſchiedenen Jahren, kamen ihm endlich auch 
die an den Nadeln befeſtigten Eyer zu Handen. Es wurden ihm mehrere nach— 
gehends von gepaarten Weibgen zu Theil. Bey denen in der Freiheit gelegten, 


Sphinx Pinastri. Der Fichtenvogel, Fichtenſchwärmer. 109 


hat ſein beobachtender Geiſt eine ihm neue Entdeckung gemacht. Er fand ver— 
ſchiedene dieſer Eyer ganz leer; nur eine ungemein kleine Oeffnung war 
auf der Spitze zu ſehen. Bald bemerkte er aus andern, die friſch und 
unbeſchädigt zu ſeyn ſchienen, daß wirkliche Fliegen aus ſolcher Oefnung gebro— 
chen. Ihre Größe war freylich für fo enge Wohnplätze Aufferft gering. Er 
nennt ſie Weſpen, und beſchreibt ſolche gelblich mit runden glänzenden Knöpfen. 
Entdeckungen, welche nun das neue verlohren. Dieß Inſect ift der Ichnevmon 
ovorum des Herrn von Linne, und bereits von Herrn Degeer im J. Theil 
einer Mem. pag. 594. beſchrieben, in deren 35ſten Tafel wir nach der [ten 
bis aten Figur die genaueſten Abbildungen haben. In der That erweckt es 
Erſtaunen, wie wunderbar der Uebermaße in der Vermehrung durch andere Ge— 
ſchöpfe von dem weißheitsvollen Urheber der erſchaffenen Weſen ein Ziel geſetzt iſt. 
Noch mehr, daß in einem fo kleinen Körper, wie Raupeneyer find, andere Thiere 
ihren Aufenthalt finden. Man denke ſich vollends die Organe, mittelſt deren ein 
ſo nomadiſcher Ichnevmon in einem ganzen Wald auf ſo unzähligen Blättern die 
einzelnen Eyer eines Schmetterlings auszuſpühren vermag. Man laſſe ſie ſelbi— 
gen finden, er legt ſein Ey auf das größere, das ihm für Neſt, Wiege oder 
Wohnhaus groß genug iſt, dieſes entwickelt ſich, die auskommende Made weiß ihre 
ächte Nahrung, ſie durchnagt die harte Schaale, auf die ſie geſetzt iſt, und nimmt 
von ihren Wohnplaz Beſitz. Noch ſind gegenwärtig beyderley Geſchöpfe vorhan— 
den, keines hat das andere aufgerieben 5). Wenn man hier keinen Einfluß der 
Vorſehung erkennt, ſo ſind ſolche Weltweiſe ſelbſten von Ichnevmons nicht be— 
deutend verſchieden. War es wenigſtens der Mühe werth, vernünftige Geſchöpfe 
hervorzubringen, wenn ſie nur da ſind, die Achtſamkeit der Allmacht herunterzu— 
ſetzen. Nach meinen Plan iſt die Abbildung des Eyes unſers Zweyfalters zu 
beſſerer Vergleichung mit andern auf eine eigne Tafel verſpahrt. Ich habe nun 
die Raupe vor mir. 

Sie pflegt, wie Sepp beobachtet, viermal ſich zu häuten. Eine Zeit von 
dreyßig Tagen bringt ſie vom Ausbrechen des Eyes an zur vollkommenen Größe, 
wie unſere Abbildung ſolche dargeſtellt hat. Vor der erſten Häutung iſt ſie bey— 
nahe ganz gelb. Bey der zweyten bemerkt man ſchon die in die Länge ſich ziehen— 

O 3 


5) Herr rABarıc. hat in feiner Philos. quid superfluum sit, ubi nil deest, — Di- 
Entom. dieſe Wahrheit ungemein bündig als scordibus hisce, bello hoc omnium contra 
einen Grundſatz vorgetragen. Er ſagtpag. 72. omnes, renovatur quotannis naturae thea- 
F. 2. Natura tota discordibus constat, quic- trum et conservatur nitor alae sempiter- 
quid alteri perit, in alterum transit, ne nus. 


410 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


den grünen Linien. Bey der dritten iſt ſie mehr dem vorliegenden Bild gleich. 
Noch bis zu dieſer Veränderung führet das Horn an dem äußerſten Ring einer— 
ley Geſtalt. Es hat nemlich bis dahin eine am Ende gedoppelte Spitze in Form 
einer Gabel. Eine Abweichung, die bisher noch von keiner Art der Raupen dieſer 
Abendſchmetterlinge bekannt geworden iſt. Die Abſicht iſt uns verborgen. Erſt 
bey der vierten Häutung kommt der roſenfarbene Rückenſtreif zum Vorſchein, und 
die übrigen Zierrathen zieren ſie alsdann auf diejenige Art, wie ſie in unſerer Ab— 
bildung vorgeſtellt iſt. War das Horn an dem äuſſerſten Ring ſonſt vorwärts 
gekrümmt, ſo iſt jetzt deſſen Richtung gerade entgegen geſetzt. Es iſt niederhan— 
gend, und geht nur in eine einzige Spitze aus. Die Grundfarbe unſerer Raupe 
iſt gelblich, zuweilen ſticht ſie mehr ins Grüne ab. Der Länge nach ziehen ſich 
ganz grüne Streifen durch die Fläche herab. Sie ſind gemeiniglich gleichlaufen— 
der und weniger unterbrochen. 

So ſtrenge die Säfte ſind, deren ſich unſere Raupe zu ihrer eigenen Speiſe 
bedient, ſo angenehm ſind ſie derſelben. Sie mag in der That den Gefräßigen 
zugezählet werden. In einem Augenblick iſt eine Nadel von ſo hartem Stoffe ver— 
zehrt. Es ſcheint, als wenn ſie durch den Mund nur eingeſchoben würde, ohnge— 
achtet ſie ſolche in einzelne Stücke durch ihren harten Kiefer zernagt. Es ſind eben 
unfruchtbare Bäume, an die ſie verwieſen iſt. Für die uns mehr nutzbaren würde 
ſie nach dieſen Trieben Verwüſtungen anrichten. Wegen der mit den Blättern 
ihrer Futterpflanze ſo ähnlichen Farbe iſt ſie ſchwer zu entdecken. Im Monath 
Julius und Auguſt, auch noch ſpäter, kommt ſie uns in ausgewachſener Größe zu 
Geſicht. Von ihren Kunſttrieben habe ich nichts vorzügliches zu erwähnen. Sie 
hat ſolche mit vorbeſagten gemein. Sie verfügt ſich in lockere Erde, oder in den 
für die Kälte des Winters ſie ſchützenden Moos. 

Die Chryſalide iſt die geſchmeidigſte nach der Geſtalt unter allen denen ge— 
genwärtig behandelten Arten. Die Natur hat zur Verwahrung der Zunge, wie 
an der Windig- und Liguſterpuppe, ihr eine Scheide gemacht. Sie iſt aber um 
vieles kleiner und liegt ſehr genau an. Kaum iſt ein leerer Zwiſchenraum, wo ſie 
in der Mitte von dem Körper abgeſondert iſt, zu ſehen. Ich weiß nicht warum 
Röſel dieſer Scheide nicht gedenkt, noch weniger ſolche in der Abbildung ausge— 
druckt hat. Degeer und Sepp haben ſie ſehr genau unterſucht und als merk— 
würdig gefunden. Ich habe ſie ohne Unterſchied bey allen vorkommenden Chry— 
ſaliden dieſes Fichtenvogels bemerkt. Sie iſt nur öfterd mehr oder weniger durch 
erſtgedachte Höhlung getrennt. Zur Farbe des ganzen Körpers hat ſie ein ins 
Rothe fallendes Braun mit wenigen dunklern Schattirungen. Erſt das kommende 
Jahr bringt den Zweyfalter zur Reife, und wie ich ſchon erwähnt, haben wir dieß 


Sphinx Pinastri. Der Fichtenvogel, Fichtenſchwärmer. aan 


im May und Junius zu gewarten. Von den Entwicklungen im erſten Jahr fehlt 
es noch an Erfahrungen. Man kann in dem Frühling in den lockern Erdlagen 
nahe an den Stämmen der Föhre und gemeiniglich an der Winterſeite die Chry— 
ſalide ſuchen und finden. 

Man hält es für ausgemacht, daß Raupen von hellen oder bunten Farben 
gerade die unanſehnlichſten Schmetterlinge ergeben. So wenig ſich dieß für all— 
gemeine Wahrheit behaupten läßt, ſo ſehr trift es doch bey gegenwärtiger Gattung 
auf das richtigſte ein. Eine Raupe von friſchen und ſcheckigten Colorit, und der 
Zweyfalter aſchgrau mit ſchwarzen Verzierungen, iſt in der That Abſtand genug. 
Man ließ ſich beygehen nach der Urſache zu fragen, warum das vollkommene In— 
ſect e) nicht ſchöner, als das unvollkommene, ſeine Raupe, gezeichnet iſt. Röſel 
ſagt: Raupe und Chryſalide ſind nur als Futterale zu betrachten, und dieſe haben 
unter ſich mit der ſie enthaltenden Sache keine Beziehung der Farbe aufeinan— 
der d). Es iſt zwar ohne die mindeſte Widerrede genugſam bewieſen, daß es 
Umkleidungen eines und des nemlichen Geſchöpfes ſind, und daß dieſe ſich in der 
Raupe ſchon vom Ey an enthalten. Dieß aber klärt die Urſache der Farbenände— 
rung lange nicht auf. Einmal kommt es bey der Vollkommenheit des Schmet— 
terlings nach der Regel unſers Geſchmacks eben auf die Farbe nicht an. Der uns 
am ſchlechteſten bedünkende hat unzählige Schönheiten, und alſo etwas, welches 
mit den angebrachten Zierrathen der Raupe als Gegenlage kann angeſetzt werden. 
Immer iſt es doch unſerer Aufmerkſamkeit würdig genug, wenn wir verſchiedene 


c) Linne“ nennt das vollkommne Inſect, 
als die letzte Verwandlung dieſer Thiere: 
Imago. Ein ſehr angemeſſener Ausdruck, 
wozu uns aber im teutſchen der gleichbedeu— 
tende fehlt. Man würde uns nicht verſtehen, 
wenn wir ſtatt des Wortes, vollkommenes 
Inſeet, uns des noch nicht aufgenommenen 
Nahmens eines Bildes bedienen würden. 
Es ſtehet überdieß in Gegenſatz mit Larva. 
Imago heißt ſo nach ein offenes natürliches 
Geficht, larva hingegen ein maſquirtes, und 
das iſt die Raupe wirklich. Fasrıcıı 
Phil. Ent. p. 69. Imago, perfecta, gene- 
rans, pariens, agilis plerumquealata vi- 
rilem inseetorum aetatem continet et ul- 
timo detractis omnibus tunicis provenit — 
haud amplius crescit etc. 


d) Röſel oben ang. O. p. 45. „Sollte 
aber von mir jemand zu wiſſen verlangen, wo— 
her es komme, daß faſt die meiſten Papilions 
gar nichts von den Farben an ſich führen, 
welche man an ihnen geſehen, als ſie Raupen 
waren, ſo kann ich nichts anders antworten als 
dieſes, die Raupe ſey nur blos ein Futteral, 
in welchen der Papilion verborgen liegt. 
Gleichwie aber nun ein Futteral, in welchen 
z. B. ein gläſerner Kelch aufbehalten wird, 
zu der Farbe die dieſer Kelch hat, nicht das 
geringſte beyträgt, und ſelbiger ſo wohl blau 
als roth oder grün ſeyn kann, eben ſo wenig 
kann der Raupenbalg die Farbe des in ihm 
enthaltenen Papilions ändern oder hervor— 
bringen ꝛc. 


112 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Gattungen wahrnehmen, wodurch alle Verwandlungsarten einerley und die nehm— 
lichen Farben richtig beybehalten ſich zeigen. Die Phal. grossulariata giebt ein 
Beyſpiel hievon. Wir gehen zu weit und fordern zu viel. Iſt doch nicht ein— 
mal noch die Urſache der Umänderung der Farbe unſers eignen Blutes aus den 
Säften, die wir genießen, einleuchtend erklärt. 

Bey allem Einfärbigen und Simpeln ift unfer Fichtenvogel ungemein characte— 
riſirend gezeichnet. Ich kenne keinen, mit dem er im mindeſten zu verwechſeln 
wäre. Ein etwas bräunliches Aſchgrau deckt die ſämmtlichen Flügel. Nur ein— 
zelne Staubchen von ſchwärzlichſter Farbe find mit untergeſtreut. In der Mitte 
der Oberflügel ſind drey längliche Striche als eine ſeltene Zierde angebracht. Ge— 
gen die Grundfläche ziehet ſich ein mehr verlängerter von brauner Farbe, und 
gegen den äuſſern Rand ſind ein paar dergleichen verlohrne Flecken. Von weiſſer 
Farbe ſind die Einfaſſungen der Bruſt, die Oberſeite der Fühlhörner, die Ringe 
des Hinterleibs, welche ſo abwechſelnd mit ſchwarzen wie der äuſſerſte Saum der 
Flügel gezeichnet ſind. Die untere Seite iſt noch einfärbiger, ſie iſt ohne alle 
Flecken und Zierrathen ganz aſchgrau gefärbt, doch etwas mit Gilbe gemiſcht. 
Mehr darf ich wohl zur Bezeichnung eines ſo kenntlichen Zweyfalters nicht ſagen. 
Sein Flug iſt ſehr ſchnell. Die Zunge von beträchtlicher Länge. Er verweilt 
ſich nicht lange auf den Blüthen, die er ſich zur Nahrung ausgeſucht hat. Wir 
haben ihn in unſern Franken an den meiſten Orten ſehr häufig, ſo ſelten uns ſeine 
Raupe zu Geſichte kommt. In Frankreich und den mittägigen Provinzen unſers 
Welttheils, iſt er, ſo viel wir wiſſen, nicht vorhanden. 

Die Abänderungen find kaum beträchtlich. Der bekleidende Staub iſt 
bald verflogen, und daher laſſen manche ſehr unanſehnlich; ihre Grundfarbe iſt 
faſt ein ſchmutziges grau. Bey manchen ſind die drey ſchwarzen Striche länger 
oder kürzer, breiter oder ſchmäler, oder auch bräunlich gefärbt. Das Weibchen 
iſt größer, die Fühlhörner ſind dünner, der Leib dicker, die Flügel aber mehr ins 
Lange geſtreckt. Dieß iſt alles, was ich zum Unterſchied zu bemerken habe. 


Zweyte Linie. 

Sphinges legitimae alis integris, ano barbato, Aechte Abendſchmetterlinge mit 
glatten oder gleichgerandeten Flügeln, und einer zertheilten oder bärtigen Endſpitze. 
Bartleibige, bärtige, pfauenſchwänzige Sphinxe. 

Die hier untergeordneten Gattungen ſind von jenen der erſten Linie durch 
ſehr ausfallende Merkmale getrennt. Sie führen zwar einerley Ausſchnitt der 
Flügel; hier ſind ſie aber nicht von der Breite, wie ſie vorige haben, ſie ſind im 
Verhältniß des Körpers ſehr kurz. Die Größe der Schmetterlinge ſelbſten be— 

zeich⸗ 


Zweyte Linie. 113 


zeichnet fo gar weſentlich unterſchiedene Arten. Wir treffen keinen von jenen Co» 
loſſen hier an, es ſind faſt die Zwerge des Sphinxengeſchlechtes da beyſammen. 
Die Zeit des Fluges iſt nicht minder von erſtern, die ſich die Abenddaͤmmerung 
eigen gemacht, verfchieden. Man ſiehet keinen derſelben feine Nahrung ſuchen, 
wenn die alles belebende Sonne ſich einmal unſerm Geſichtskreis entzogen. Sie 
find an das hellere Licht gewöhnt, am Mittage in der groͤſten Hitze kommen fie 
uns am gewoͤhnlichſten vor. 

Roch hat ihnen die Natur eine eigne Zierde bengelege. Der Hinterleib 
dieſer Sphinxe iſt mit verlängerten aus einander ſtehenden Schuppen geſchmuͤckt. 
So geringe die Anzahl der Gattungen dieſer Linie iſt, unſer Syſtem zehlet nur 
acht derſelben; ſo ſehr iſt doch dies kleine Volk, nach gedachter Verzierung, 
unter ſich ſelbſten verſchieden. Sie tragen ſie nicht auf einerley Art. Einige 
führen die hervorſtehenden Schuppen, zu beyden Seiten des Hinterleibes ver⸗ 
laͤngert. Man hat dieſe Geſtalt mit den Widerhacken der Pfeile verglichen, 
und die Falter von daher Pfeilſchwaͤnze geheiſſen. Andere haben fie an 
der Endſpitze ins Breite geformt, und uͤberdies in zwey Parthien getheilt. 
Dieſe Gattungen haben den Namen der Fiſchſchwaͤnze erhalten. Bey eis 
ner mehr ins Runde gebildeten Form und einer glaͤnzenden Farbe wurden ſie 
pfauenſchwanzige Sphinre genennt. Man wird dieſe Verzierung auch 
in eylindriſcher Form gewahr, und den Faltern, die fie führen, hat man 
den Namen der Sphinxe mit buͤſchelfoͤrmigen Schwaͤnzen gegeben. 
Manchfaltigkeiten genug bey fo geringer Anzahl! Sie wuͤrden zu eben fo vier 
len Unterabtheilungen dienen. Noch ſind aber nicht alle. Wir erblicken hier 
Sphinre von beſonderer Art. Die Natur hat den meiſten die Bekleidung 
mit Schuppen verſagt. Ihre Fluͤgel find unbedeckte, durchſichtige Membra⸗ 
nen. Nur der Rand hat feine Borte, und die durch die Flaͤche ſich hinzier 
hende Sehnen, ihre, obwohl ſparſamen Schuppen. Auch Einfaſſungen oder 
einzelne Flecken find zuweilen damit bedeckt. Dieſe Gattungen haben zu eige⸗ 
nen Namen Anlaß gegeben. Sie find die bekannten Sphinxe mit durchſich⸗ 
tigen, unbeſtaͤubten Flügeln, oder glasfluͤglichte Abendſchmetter⸗ 
linge (Sphinges alis feneſtratis). In der Aehnlichkeit, die ſie mit andern 
Inſecten haben, hat der Herr Archiater Namen aus der Klaſſe der Hymen⸗ 
optera und Diptera für fie gewehlt. Insgemein werden fie Muͤckenſchmet⸗ 
terlinge (Sphinx - mouches) geheiſſen. 

Unſer Syſtem hat diefe Gattungen in folgende Ordnung geſtellt. Aus⸗ 
laͤnder find: Sp. 25. Tantalus. Sp. 26. Ixion. Europäer: Sp. 27. Stella. 
tarum. Sp 28. fueiformis. Sp. 29. apiformis. Sp. 30. ceulieiformis. 

I. Theil. 


114 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Sp. 31. veſpiformis. Sp. 32. tipuliformis. Nach beyden Arten hat ſich 
neuerlich ihre Anzahl betraͤchtlich vermehrt. ; 

Von ihren Raupen läßt ſich im Allgemeinen nichts Beſtimmtes fagen. 
Man kennt kaum einzelne Paare derſelben. Jene, des Sphinx Stellatarum 
und fuciformis find fo genau ſich gleichend, daß fie mit Mühe zu unterfcheis 
den. Doch ergeben ſie Falter, die gerade unter ſich die groͤßte Verſchiedenheit 
haben. Sie haben da, wo man Rauven, mit ihren Schmetterlingen in fy» 
ſtematiſche Ordnung zu bringen, bemuͤhet geweſen, zu groſſen Schwuͤrigkeiten 
Anlaß gegeben. Der glasfluͤglichte Falter, der ſo ſchoͤn eine eigene Abtheilung 
gemacht, war eben von den Beſtaͤubten bey dieſer Aehnlichkeit nicht zu tren“ 
nen geweſen Die Raupen des Sph. apiformis und tipuliformis machen nach 
ihrer Azung eine beſondere Ausnahme von allen bekannten Arten der Sphinre. 
Sie naͤhren ſich nicht von Blaͤttern, ſondern von dem Holze und Mark einir 
ger Baͤume und Stauden. Das uͤbrige iſt auf ihre Beſchreibung verſpahrt. 


Der dreyzehende europaͤiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX STELLATARVM. 


Der Taubenſchwanz. Der Karpfenkopf. (Hufn. Fueßli.) 


L. 


Le Moro - Sphinx. Geoffr. Papillon - bourdon à ailes inferieures jau- 
nes. Degeer. Sphinx de la Garence. Cramer. 


Tab. XIII. Der Zweyfalter von beyden Seiten. Deſſen Raupe auf dem Galio vulgato. 
Die Chryſalide. 


LIN NE S. N. Ed. XII. Sphinx leg. al. int. ano barb. Sp. 23. Abdomine barbato: 
lateribus albo nigroque variis, alis pofticis ferrugineis. Ed. X. Sp. 27. Faun. Su. 
Ed. nou. nr. 1091. Mit baͤrthigen Hinterleib, weiß und ſchwarz gefleckten Seiten, und 
roſtfaͤrbigen Hinterfluͤgeln. 

Müllers Naturſyſt. V. Th. pag. 643. Sphinx Stellatarum. Die Buntſeite. 

ABRICII Entomol. pag. 543. Seſia. Sp. 3. Stellatarum. Linn. Char. 

RAII Hift. Inf. pag. 133. nr. 1. Pap. velociſſima, alis breuibus, corpore craſſo, inter 
volandum ſtridorem edens. 

6E OFF R. Tom. II. pag. 87. nr. 6. Sphinx Spiril. al. ſuper. fufcis nebulofis, inferio. 
ribus ferrugineis. Tab. LI. fig. 5. Long. 13. lign. 

DEGEER Tom. II. P. I. pag. 226. nr. 1. Papillon - bourdon. Les ailes fup. font d'un 
brun cendré à rayes obſcures et les inferieures d'un jaune orange. Götzens Ueber⸗ 
ſetzung. pag. 162. 

$corornı Entomol. Carn. nr 474. pag. 187. Sphinx Stellatarum. Alae ant. fupra 
vmbrinae: faſciis binis, obſcurioribus; poſticae ſupra ochraceae bafi et margi- 


Sphinx Stellatarum. Der Taubenſchwanz. 115 


ne obſcuriores. Pectus album. Volatus diurnus rapidiſſimus. Long. lin. g. 
Lat. 5. 

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 43. nr. 2. Sphinx Stellatar. 
Sternkrautſchwaͤrmer (galii veri). 

Hufn. Tab. Berl. Magaz. II. B. I. St. pag. 182. Sphinx Stellatarum. Die Oberfluͤgel 
ſchwaͤrzlichgrau e. Im Auguſt und September. Fliegt bey Tag ꝛc. Zweyter Groͤſſe, 
ſelten. Raupe: gelblichgruͤn e. Im Julius und Auguſt. Auf der Faͤrberroͤthe und 
Galio. 

Fueßli Schweiz. Inf. nr. 622. Sphinx Stellarum. Nicht ſelten auf dem Galio. 


Gladbachs Verz. Der Stoßvogel. Pr. 45 kr. 
Roͤſel Inſ. Bel. I. Th. I. Kl. Der Nachtvoͤgel. Tab. VIII. Die grüne, weißſtreiſig⸗ 
te, blau und gelbgeſchwaͤnzte Raupe. 
SCHAEFFER Icon. Inf. Ratisb. Tab. 16. fig. 2. 3. Sphinx al. int. cauda pil. 2. 
RE AUM R Mem. Tom J. Tab. XII. fig. 1 6. La chenille à corne du caille lait. 
NE RITA N. Europ. Inf, Tab. 29. Bradley nat. fig. 1. A. 


Die Raupe dieſes Falters iſt im Geſchmack der Saͤfte ſo wenig eckel, 
daß ſich dieſelbe ſogar von den zahlreichen Gattungen einer ganzen Pflanzen, 
familie ohne Unterſcheid naͤhrt. Es ſind dieß niedere Gewaͤchſe, die nach den 
in Kreiſen um den Stiel gelegten Blaͤttern ſternfoͤrmige, oder geſtirnte 
plantae ſtellatae heiſſen. Der Herr Archiater hat von daher unſerm Falter 
den Namen ertheilt. Die gewöhnlichfte iſt das gemeine Waldſtroh, (galium 
vulgare). Man trift fie feltener auf andern Gattungen an. Auf der Faͤrber⸗ 
roͤche (rubia tinctorum), auf dem fo rauhen Labkraut (aparine), auf der 
afperula und vielen andern Gewaͤchſen, gedachter Familie, wird fie nicht min 
der gefunden, und man kan ſie mit deren Blaͤttern erziehen. 

Sie iſt im Julius in unterſchiedener Groͤſſe, und noch bis zu Ende des fols 
genden Monats vorhanden. In ihrem Wuchs iſt ſie geſchwinde. Von dem 
Ey bis zur Chryſalide ſtehet es ohngefaͤhr drey Wochen nur an. Die Entwicke⸗ 
lung des Schmetterlings erfolgt noch das erſte Jahr, ſo ſpaͤte wir immerhin die 
Raupe erziehen. Ueberwinterte Chryſaliden find uns ſogar unbekannte Eräugnife 
ſe geblieben. Auch im Freyen erblicken wir den Zweyfalter noch bey ſpaͤteſtem 
Herbſt. Es ſind Saͤfte zur Nahrung noch da, die der kommende Winter erſt 
raubt. Die einzelnen Bluͤthen der Ritterſporne a) enthalten genugſamen Per 
etar, er ſucht ſie in weiten Fluren am angelegenſten auf. 

Ihre Grundfarbe iſt gelblichgruͤn. In unterſchiedenem Alter und in ein 
gen Abaͤnderungen iſt ſie heller oder dunkler gemiſcht. Die geſammte Flaͤche iſt 

P 2 


a) Delphinium, Sp. 1. Conſolida. LIN NE S. N. pag. 370. gen. 681. 


116 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


mit erhabenen kleinen Puncten von weiſſer und gelblicher Farbe bedeckt. Zu 
beyden Seiten ziehet ſich eine hellgelbe Linie, die auch oͤfters weiß iſt, die Laͤnge 
hindurch. Unter derſelben bemerkt man eine zweyte, die ſich mehr ins Dunkle. 
re färbt. Das Horn hat oben eine roͤthliche, unten gegen den Leib eine gleich 
gruͤne Farbe. Die Vorderfuͤſſe find roͤthlichgelb. Bey der angehenden Ver⸗ 
wandlung zur Chryſalide, aͤndert ſich die Grundfarbe in ein braͤunliches Roth. 
Die weiſſen Puncte aber bleiben unveraͤndert, ſo wie das Colorit der Fuͤſſe, des 
Horns, und der Luftloͤcher. Sie gehet nicht ganz in die Erde, fie bauer fich ob 
derſelben mit einigen ſparſam gezogenen Faͤden, mittelſt der naͤchſtliegenden Ma⸗ 
teralien, fuͤr baldige Entwickelung einen hinreichenden Schutz. Oefters wer⸗ 
den auch dieſe Arbeiten unterlaſſen, fie gehet auf freyem Boden ihre Verwand⸗ 
lung an. 

Die Chryſalide hat einen ganz eigenen Bau. Wir kennen faſt keine ihr 
ahnlich unter den Sphinxen. Sie iſt etwas ins Breite gedrückt, gegen den 
Kopf gerundet, in der Mitte des Leibes aber merklich verdickt. Ihre Schale 
iſt duͤnne, durchſichtig, und von lichtgrauer Farbe. Es laͤßt ſich der gemaͤch⸗ 
liche Wachsthum des eingeſchloſſenen Zweyfalters, nach den ſich faͤrbenden 
Theilen, in dieſer zarten Membrane faſt unter allen Chryſaliden am beften ber 
merken. Sie ſcheinet Anfangs grün, wie die mehreſten Arten. Nach eini⸗ 
ger Erhaͤrtung erhaͤlt ſie eine braͤunliche Farbe, die innere Maſſe hatte ſich eben 
ſchon mehr gebildet. In wenigen Tagen ſind die Augen, die Fuͤhlhoͤrner, und 
die Zunge, die vorzuͤglichſten Organe durch dieſe glaͤſerne Haͤute deutlich zu fer 
hen. Dann färben ſich erſt die Fuͤſſe, und endlich die Flügel. Nun erblickt 
man darinnen den ganz gebildeten Falter. Die Chryſalide wird unkenntlich, 
ſie zerſpringt in einigen Stunden, und der auskommende Schmetterling erreicht 
bald feine vollkommene Groͤſſe. Zu Beobachtungen, die wunderbare Entwicke⸗ 
lung einzelner Theile in ihrer Ordnung entſtehen zu ſehen, giebt dieſer Chryſalide 
einen belehrenden Verſuch. 

Die Fluͤgel ſind ſtark, fuͤr die betraͤchtliche Dicke des Leibes hingegen ſehr 
rurz. Die Oberſeite der Vorderfluͤgel iſt mit einem ins Graue fallenden Braun 
bemahlt. Sie haben in ſchiefer Richtung einen blaulichen Schiller. Durch 
die Flaͤche ziehen ſich drey gebrochene Binden von ſchwarzer Farbe. Einen 
dergleichen Punct bemerkte man in der Mitte derſelben. Das uͤbrige ſind ver⸗ 
lohrene Schatten. Die Unterſeite iſt gelb, und die Hinterfluͤgel ſind damit auf 
beyden Flächen gefärbt. Die Fuͤhlhoͤrner find kurz, und beynahe Feulfürmig 
geſtaltet. Die Fuͤſſe haben, ſo wie die Bruſt, auf der untern Seite eine 
weiſſe Farbe. Die Schuppen am Ende des Hinterleibes find von betraͤchtli⸗ 


Sphinx Stellatarum. Der Taubenſchwanz. 117 


cher Lange, fie ſtehen ſehr dichte beyfammen. Sie theilen ſich in zwey Par⸗ 
thien, man hat ſie deswegen einem Fiſchſchwanz verglichen. Mehr habe ich 
anzuführen nicht noͤthig. Unſer Zweyfalter iſt gemein, und eine Verwechſe⸗ 
lung bey fo characteriſtiſchen Zuͤgen iſt nie zu beſorgen. Er iſt in allen Ger 
genden unſers Welttheils, nach Anzeige obiger Schriftſteller, nicht ſelten. 
Unſer Franken hat ihn beſonders eigen. Sein Flug iſt ungemein ſchnell; er 
eilt von einer Bluͤthe zur andern mit größter Behendigkeit fert. Gewoͤhnlich 
erſcheint er ein paar Stunden vor Niedergang der Sonne. Nie hat man ihn 
aber in der Daͤmmerung, nie bey wirklicher Nacht im freyen Flug bemerket. 
Dagegen ſiehet man ihn öfters mit jeder Stunde des Tages im Suchen ſei⸗ 
ner Nahrung beſchaͤftigt. 

Einige Berichtigungen verdienen noch angezeigt zu werden. In der ze 
henden Ausgabe des Naturſyſt. hat Herr von Linne, unter dem Namen Sph. 
Belis, nach wenig abweichenden Characteren einen Zweyfalter als beſondere Gate 
tung behandelt. In der zwoͤlften Ausgabe wurde eben derſelbe als Varietaͤt 
des Sphinx Stellatarum mit eingeruͤckt b). Nach der letztern Verbeſſerung iſt 
es nicht zu entſcheiden, ob er zu den auslaͤndiſchen oder einheimiſchen Arten ge 
hoͤrt. Er foll ſich hauptſaͤchlich dadurch von dem Sphinx Stellatarum unterſchei— 
den, daß er nur gegen die Grundfläche gelbgefaͤrbte Hinterfluͤgel, dieſer aber 
ganz einfärbige führe. Herr Cramer hat einen auslaͤndiſchen Zweyfalter für 
dieſen Sphinx Belis erflärt e). Nach welchen Gruͤnden, wurde nicht geſagt. 
Ob es der Linneiſche ſey, iſt eben fo zweifelhaft gelaſſen. 

Die Abbildung, die wir dorten antreffen, iſt weſentlich verſchieden. Wir 
koͤnnen daher den Falter nicht einmal als Abaͤnderung behandeln, er iſt fuͤr ei⸗ 
gene Gattung characteriſirend genug. Noch finden wir uns in den Citaten des 


Y 3 


b) LINXNE S. N. Ed. X. p 493. Sp. 31. 
Sphinx Belis, abdomine barbato: ſupra 
nebuloſo, ſubtus fulueſcente; alis poſti- 
cis bafı flauis. M. L. V. Habitat in cali- 
dis regionibus. In der XII. Ausgabe ob. 
angeführten O. iſt er als Varietaͤt des Sph. 
Stellatarum mit gleichlautenden Worten ein 
geruͤckt, nur wurde das fuluefcens in fla- 
ueſcens dabey geaͤndert. 

c) CRAMER. Vitl. Kap. VIII. St pag. 
147. Tab. 94. fig C. Sph. Belis. Mr. 
LINNAEVS, nous donne preſentement 


ce Sph Epervier, comme une des variétés 
de Sph. de la Garence, (ſtellatarum). Ce- 
pendant P abdomen, eft non feulement 
plus velü et garni de poils, mais la tache 
d' un jaune obſcur, fur les ailes pofterieu- 
res, eſt aufli place plus en forme de ban- 
de, que dans celui de l’ Europe dont nous 
venons de parler. En deflous les ailes 
font au milieu jaunatre et pour le reſte de 
couleur brune. Il eſt de Chine et fe trou- 
ve dans le Cabinet de Mr. le Miniſtre AE - 
8E RT 1. 


118 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Herrn von Linne auf eine Abbildung des Herrn Rath Schaͤffers verwieſen d). 
Dorten treffen wir aber gar nicht den Sphinx Stellatarum, fondern den Sph. 
fueiformis an. Auch die Stelle in unſerm Syſtem, die ſich auf Godard be 
ziehet e), gehoͤret nicht hieher. Es iſt aber nicht zu entſcheiden, welche Gat⸗ 
tung derſelbe wirklich gemeynt. Abbildung und Beſchreibung ſind aͤuſſerſt raͤth⸗ 
ſelhaft gerathen. Es ſeye jeder andere Falter, nur iſt es der Sphinx Sellata- 
rum nicht. Die Flügel führen dorten dunkle und helle Flecken. Die Fuͤhlboͤr⸗ 
ner ſind fadenfoͤrmig, und in eine Kruͤmmung gelegt. Seine Raupe naͤhret 
ſich vom Graſe und Salat; es mangelt das fo weſentliche Horn. Ihre Groͤſſe 
iſt gering. Nach der Geſtalt, wie die Beſchreibung und das Bild ſelbſt be 
lehrt, gehoͤrt ſie zu den Spannenmeſſern. Herr Geoffroi beſchreibt zwar un. 
ſern Zweyfalter ſehr buͤndig. Der Kuͤnſtler aber hat ihn in der Abbildung 
unkenntlich gemacht. Niemand wird nach derſelben den Sphinx Stellatarum 
errathen. 


Der vierzehende europaͤiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX FVCIFORMIS. 


Der Droͤhnenſchwaͤrmer. 
Le Sphinx vert a ailes tranſparentes. Geoffr. Papillon - mouche. Reaum. 


Tab. XIV. Der Schmetterling von beyden Seiten. Die Raupe auf dem Galio luteo. 
Die Chryſalide zur Seite. 


LIN N. S. N. Ed. XII. Sph. Leg. al. int. ano barb. Sp. 28. Abdomine barbato nigro: 
fafcia flaueſcente, alis feneſtratis margine nigro atro purpuraſcente. Faun Suec, 
1092. Mit ſchwarzem baͤrthigem Leib, einen breiten gelben Gürtel an demſelben, und 
durchſichtigen Fluͤgeln, die einen dunkelrothen Rand fuͤhren. 

Muͤllers Naturſyſt. V. Th. pag. 643. Sphinx fuciformis. Der Hummelſchmetterling. 

AnRICII S. Ent. pag. 548. Seſia. Sp. 5. fuciformis. Linn. Charact. 

GEO FF R. Tom. II. pag. 82. nr. 5. Sphinx ſpirilinguis viridis alis vitreis pellucidis, 
venis limboque fufco ferrugineis. Long. 10. lign. Le Sphinx vert etc. 

DEGEER Men. Tom. II. P. I. pag. 222. Papillon - bourdon à antennes en maſſue et 
à longue trompe, à ailes vitrdes bordées de brun rouflatre, avec des poils olives roux 
et jaunes fur le corps. Goͤtzens Ueberſ. pag. 162. 

scororıEnt. Carn. 475. Sphinx fuciformis. Abdomen barbatum nigrum; fafcia 
flaueſcente. Alae hyalinae venis et margine obſcurioribus. 


d) SCHAEFF, Elem. Tab 116. fig. 3. in der Anmerkung pag. 162. der Ueberſetzung 
Herr Fabricius beziehet ſich ebenfalls dahin. des Degeeriſchen Werks, erinnert. 
Es iſt dieſe Irrung ſchon vom Herrn Goͤtze, e) GO Eb. Inſ. pag. Ar. fig. 14. 


Sphinx Fuciformis. Der Droͤhnenſchwaͤrmer. 119 


20 DA Muf. Graec. pag. 82. 

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend, pag. 44. nr. 1. Sphinx fucifor- 
mis. Scabioſenſchwaͤrmerraupe (ſcabioſae aruenſis) . 

Hufn. Tab. Berl. Mag. II. B. I. St. pag. 184. nr. 13. Sphinx fuciformis. Die Hum- 
melmolte. Die Flügel durchſichtig wie Frauenglaß, mit einem braunen Rande. Der 
Leib theils gelblichgruͤn, theils ſchwarz. Im Junius. Fliegt bey Tage auf die Blu— 
men, iſt von ſchnellem Fluge. Nicht felten von der dritten Groͤſſe. Raupe: gelblichgruͤn 
mit einem hellen Strich auf jeder Seite durch alle Gelenke, uͤber welchen auf jedem Ge— 
lenke ein violetter Fleck ſtehst. Die Schwanzſpitze unten violet oben braun. Im Auguft 
und September auf der Piloſella. 

Fueßli Schw. Inf. Sphinx fuciformis. Der Durchſichtige. Nicht felten auf der Lo- 
nicera. 

Muͤller Faun. Fridr. pag. 37. nr. 345. — Zoolog, Dan. prodrom. p. 116. nr. 1342. 
Roͤſel Inſ. Bel. III. Th. pag. 232. Tab. 38. fig 2. 3. Der zur IJ. Klaſſe der Nachtvo. 

gel gehörige Papillion mit durchſichtigen Fluͤgeln. Die Raupe; IV. Th. Tab. 34. 


fig. 1 4. f 
SCHAEFF. Inſ. Ratisb. Tab. 16. fig. 1. Sphinx al. integr. cauda piloſa ſ. barboſa 1. 


RE AUM RR Mem. Inf. Tom. I. Tab. 12. fig. 9. 10. 


Mit dieſem Zweyfalter nehmen in der Ordnung unſeres Syſtems jene 
Gattungen den Anfang, denen die Natur das Beſtaͤubte der Flügel entzogen. 
Unter den bishero entdeckten, iſt dieſer der groͤßte. Nach der Aehnlichkeit, 
die er mit dem folgenden hat, gefiel es dem Herrn Archiater, Namen von 
beyden Geſchlechtern der Biene, auf Schmetterlinge uͤberzutragen. Dieſer, 
der Groͤſſere von beyden, wurde von fucus, der Drone dem Männchen der 
Biene, fueiformis; jener, der Kleinere, von den Arbeitern oder der eigentli— 
chen Biene, apiformis geheiſſen. In richtiger Ueberſetzung muͤſſen wir da— 
her erſtern den Dronenaͤhnlichen, dieſen den Bienenaͤhnlichen nennen. 
Fueus hatte ſchon in den aͤlteſten Zeiten dieſe Bedeutung a), und der Herr 
Ritter nahm fie für gültig an 5). Sonſten hatte man ihn, und vielleicht 
mit naͤherm Recht, den Hummelfalter genennt. Hummeln find aber ans 
dere Gattungen dieſes Geſchlechts. Die apis lapidaria und terreſtris ſind 
die vorzuͤglichſten Arten unſerer Gegend. Sie kommen der Groͤſſe nach die 


a) Virgilii Georg. Lib. IV. v 243. — 
Immunisque fedens aliena ad pabula fucus. 
Lib. IV. v.168 — — aut agmine facto 
Ignauum, fucos pecus a praefepibus arcent, Aeneid. J. v. 438. 


6b) LIN N. S. N. Ed. XII. pag.956, Apis mellifica. — Fuci (Mares) etc. 


129 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


ſem Falter am naͤchſten; fie haben auch in dem Bau mehr Gleichendes als die 
Droͤnen: und ſo glaubte man, unſer Syſtem habe ſich dahin bezogen. Doch 
zu viel vom bloſen Namen. Ich habe in Erzehlung ſeiner Naturgeſchichte 
mich kuͤrzer zu faſſen. Ich mache von der Raupe den Anfang. 

Wir treffen fie mit jener, des Sphinx ſtellatarum, zu einerley Zeiten 
und auf der nemlichen Futterpflanze, dem Galio, an. Einer meiner Freun⸗ 
de fand fie auch auf der Lychnis dioica L. und ich habe fie vollends mit de⸗ 
ren Blaͤttern erzogen. Herr Fueßli ſagt, daß fie ſich in der Schweiz auch 
von der Lonicera Xylofteum naͤhrt. In unſerm Franken hat man fie, mei⸗ 
nes Wiſſens, nie auf dieſer Staude bemerkt. Herr Scopoli fand ſie auf 
der Scabioſe. Vielleicht ſind es noch mehrere Gewaͤchſe, die ihr ohne Un⸗ 
terſcheid zur Speiſe dienen. 

Nach den ganzen Bau der Farbe und der Geſtalt kommt dieſe Raupe 
mit letztern ganz überein. Kaum hat die Natur zur Unterſcheidung ein Merke 
mal gelaſſen. Sie iſt gemeiniglich etwas kleiner, und nach der Grundfarbe 
mehr ins Hellgruͤne gemahlt. Doch hier machen Abaͤnderungen einige Aus . 
nahme. Kenner haben ein anders Merkmal gefunden, das mehr weſentlich 
iſt. Der unterſte Streif gegen die Bauchfuͤſſe, oder vielmehr die untere Sei⸗ 
te des Koͤrpers, hat eine Miſchung von violetter Farbe. Die Raupe des 
Sphinx ſtellatarum hingegen iſt an dieſen Theilen weiß, oder ins Gelbliche 
abſtechend gefaͤrbt. In dem jugendlichen Alter aber ſind beyde nach dieſem 
Merkmale nicht zu unterſcheiden. Jene roͤthlich blaue Miſchung findet ſich erſt 
bey der letztern Haͤutung ein. 

Nach den Kunſttrieben iſt dieſe Raupe noch minder verſchieden. Sie 
gehet wie jene ihre Verwandlung an, ſie bauet ſich in der Erde, oder aus den 
naͤchſtliegenden Materialien, mit ſparſamen Fäden ein leichtes Gewoͤlb. Def 
ters bedarf ſie auch dieſer Kuͤnſte nicht, ſie gehet auf freyem Boden dieſe 
Verwandlung an. Um ſo mehr war es unſern Kennern bishero befremdend 
geweſen, wenn ſie auf oben angezeigter Roͤßliſchen Tafel ein wirkliches Gehaͤuſe, 
das ſie verfertigen ſoll, abgebildet geſehen. Es hat ſich dieſer Umſtand erſt 
ſpaͤte erklärt. Herr Fueßli uͤberſchickte Roͤſeln eine Puppe dieſes Falters, 
er legte ſie zur Verwahrung in das Geſpinſte der Phalaena potatoria c). 

Roͤſel 

6) Fueßli Ent. Mag. II. St. pag. 267. weniger Schaden litten, in die Geſpinſte der 
Aumerk. 1. “ Als ich Herrn Roͤſel einige Ph. potatoriae geſteckt, dabey aber vergeſſen, 
Puppen von diefem Sphinxe uͤberſandte, hat dieſes Herrn Roͤſel zu melden, daher hielt er 
ich felbige vorhero, damit fie auf der Neife fie für die Geſpinſte vom Sphinx fuciformis. , 


Sphinx Fuciformis. Der Droͤhnenſchwaͤrmer. 121 


Roͤſel hielte es Für das Eigene der Raupe, er mahlte es ab, doch ſagte er, 
die ſchriftliche Nachricht ſtimme nicht damit uͤberein. 


So gleichend ſich beyde Raupen ſind, ſo viel Abweichendes nimmt man 
an ihren Chryſaliden gewahr. Hier erblickt man keine durchſcheinende Schar 
le. Sie iſt vielmehr dunkel und ſchwarzbraun gefaͤrbt. Nur die Einſchnitte 
der Ringe fallen ins roͤthliche aus. Die Geſtalt iſt noch mehr verſchieden. 
Der obere Theil iſt in eine ſtumpfe Spitze gerundet, und der Hinterleib ins 
Schlanke gebaut, keinesweges ſo flach wie jene gebildet. Das Abweichende 
gehet noch weiter. Dieſe Chryſalide uͤberwintert, bey jener erfolgt das Ent 
wickeln noch in dem erſtern Jahr. Es ſcheint, daß dieſe Eraͤugniß nicht fuͤr 
beſtimmte Monate iſt. Wir haben den Zweyfalter im May, wir haben ihn 
zugleich mit ſeiner ausgewachſenen Raupe im Julius und Auguſt gefunden. 
Er kan ſich ſonach fruͤher und auch ſpaͤter aus derſelben enthuͤllen. Nach 
fruͤheſter Zucht haben wir wenigſtens nie im erſten Jahr fein Entwickeln ber 
wuͤrkt. 


Ich muß mich bey ſeiner Beſchreibung noch etwas verweilen. Unſere 
vorliegende Tafel ſtellt ihn in dem Ausmaaß der betraͤchtlichſten Groͤſſe auf 
das genaueſte dar. Man hat ihn um die Hälfte auch kleiner. Sämtliche 
Fluͤgel ſind durchſichtige, duͤnne Membranen. Sie haben einen ins Blaue 
ſpielenden Schein. Nur die Sehnen und der breite Rand, von roͤthlich ; 
brauner Farbe, ſind mit Schuppen bekleidet. Friſche Exemplare ſind in der 
mittlern Flaͤche noch mit einigen derſelben, obwohl ſparſam, bedeckt. Die 
mindeſte Bewegung, noch mehr der ſchnelle Flug bringt ihn bald um die 
ſen zu leicht befeſtigten Flitter. Der ganze Koͤrper iſt um ſo dichter mit 
Schuppen bewachſen. Sie gleichen nach ihrer betraͤchtlichen Laͤnge und fei⸗ 
nen Geſtalt einer Wolle weit näher. Die Bruſt iſt gelblichgruͤn, die mittlern 
Ringe des Hinterleibes aber ſind rothbraun gefaͤrbt. Die baͤrtige Endſpitze 
hat eine Einfaſſung vom Weiſſen, ſo wie der Rand der mittleren Ringe. 
Die Fuͤhlhoͤrner find von betraͤchtlicher Staͤrke, und kolbenfoͤrmig gebildet. 
Ihre Farbe iſt ein dunkles Stahlblau. Die untere Seite des Kopfes, der 
Bruſt und der Fuͤſſe führen ein ins gelblich fallendes Weiß. Der Hinter 
leib aber iſt ſchwaͤrzlich, oder mehr ins Braune gefaͤrbt. Das uͤbrige iſt 
aus der genaueſten Abbildung von ſelbſten erſichtlich. Abaͤnderungen habe 
ich, auſſer der unterſchiedenen Groͤſſe der etwas minder oder mehr beſtaͤubten 
Fluͤgel, einer bellern oder dunklern Farbe, noch nicht zu bemerken gehabt. 
Beyde Geſchlechter find nach ihren Gewand im mindeſten nicht verſchieden. 

IL. Theil. Q 


122 


Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Herr von Linne gedenket einer Varietaͤt, unter dem Namen: Sphinx 


Tityus. 
eigenen Gattung gemacht d). 


Er hatte fie vorhin bey der zehenden Ausgabe des Syſtems zur 
Sie wird durch einen ſchwarzen Rand der Flür 
gel, und einen dergleichen Ring um den Hinterleib bezeichnet. 
Exemplare aͤndern ſich buͤndig in dieſe Geſtalt, wie ich oͤfrers bemerkt. 


Verflogene 
Die 


buntfaͤrbigen Schuppen gehen da am erſten verlohren, dann iſt jener Ring 
vollſtaͤndig gebildet, und der Rand der Fluͤgel verliert das Roͤthliche ganz, 


er faͤllt ins Duͤſtere aus. 


Dies mag der Sphinx Tityus ſeyn. 


Geoffroi hat nach feinen Citaten unſern Falter mit dem aplformis 


und noch mit einer dritten Gattung verwechſelt e). 
durch eine Irrung in unſerm Syſtem verwieſen. 
tung, wie ich oben angefuͤhrt, eigentlich gemeynt. 


Auf letztere ſind wir 
Es iſt feine folgende Gat. 
Dorten finden wir den 


Sphinx fueiformis ſehr ſorgfaͤltig befchrieben. . 
Der funfzehende europaͤiſche Abendſchmetterling. 


SPHINX APIFORMIS. 


Der Bienenſchwaͤrmer. 


Papillon - bourdon - guep. Degeer. 


Tab. XIV. Fig. 2. 


Der Zweyfalter von beyden Seiten. 


LINNE S. N. Ed. XII. Sphinx leg. al. int. ano barb. Sp. 29. Alis feneſtratis, ab- 


domine flavo, inciſuris atris, thorace nigro maculis duabus flauis. 


Mit durchſich. 


tigen Fluͤgeln, gelben Hinterleib mit ſchwarzen Guͤrteln, und gelben Flecken an der Bruſt. 
Faun. Su. nr. 81g. Ed. nou. nr. 1093. Acta Vpfal. 1736. pag. 26. nr. 85. 


Muͤllers Naturſyſt. V. Th. pag. 644. Sphinx apiformis. 
Sp. 6. apiformis. 


A ARRICII Entomol. pag. 449. Seſia. 


Der Bienenſchmetterling. 
Linn. Char. 


Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 44. nr. 2. Sphinx crabroni- 
formis. Der Pappelbaumfchwärmer. pag. 305. Anm. 1. Sph. apiform. L. 
Hufn. Tab. Berl. Magaz. II. B. I. St. pag. 184. nr. 14. Sphinx veſpiformis. Die 


Weſpenmolte. 
mit gelben und braunen Ringen. 


d) LIN N S. N. Ed. X. pag. 493. Sp. 
24. Tityus. Sphinx abdomine barbato, 
cingulo nigro. M. L. V. Habitat in cali- 
dis regionibus. Alarum margo niger eft. 
Ed. XII. I. c. B. Sph. Tityus, nach glei 
chen Characteren. 8 

e) GeorFrFRr. Inf. Tom. II. p. 82. nr. 4. 
Faun Su. it. Act. Vpf. Sphinx apiformis. 
Roͤſel am obenangefuͤhrten Ort. Der Fal⸗ 


Die Flügel durchſichtig mit gelblichbraunen Rand und Adern. Der Leib 
Von der dritten Groͤſſe, ſelten. 


ter, den er hier beſchreibt, und Sphinx mou 
che nennt, kommt nach ſeinen Merkmalen 
naͤher mit demjenigen uͤberein, welchen Herr 
von Rottemburg im VII. St. des Naturf. 
pag. 110. unter dem Namen Tabaniformis 
als eine Gattung bekannt gemacht. Ich wer⸗ 
de in der Fortſetzung dieſer Tafeln durch Ab⸗ 
bildung das Entſcheidende meinen Leſern vor⸗ 
zulegen nicht unterlaſſen. J 


Sphinx Apiformis. Der Vienenſchwaͤrmer. 


123 


Muller Zoolog. Dan. prodrom. p. 116. nr. 1341. 


LER CK Icon. phal. Tab. 9. fig. 2. 


SCHAEFF. Inf. Ratisb. Tab. IT. fig. 2. 3. Sphinx al. integr. cauda piloſa 3. 


DEGEER Men. Tom. II. P. I. nr. 2. pag. 222. Tab. II. fig. II. 


Papillon - bourdon 


à antennes en maſſue et à longue trompe, Aailes vitrées bordees de brun rouſſa- 


tre, avec de poiles olives roux et jaunes fur le corps etc, 


Goͤtzens Ueberſ. p. 163. 


Sulzers abgekuͤrzte Geſchichte pag. 152. Tab. 20 fig. 6. Der Bienenſchmetterling. 
Fueßli entom. Mag. I. St. Tab. I. fig. A. Schweiz. Inf. nr. 624. Sphinx apifor- 


mis. Der Bienenvogel. 


Bey Winterthur ſehr ſelten. 


Hier iſt wiederum mehr von Irrungen als von Naturgeſchichte zu fa 


gen. 
iſt vieles zuruͤck. 


Mit erſtern iſt man endlich ins Reine gekommen, von letztern aber 
Der Herr Archiater hat dieſen Falter ſehr bündig ber 


ſchrieben a), und es befremdet ſogar, wie man deßhalb Anſtaͤnde erhoben. 


Nur zufaͤllige Eigenſchaften waren es, die man abweichend befand. 


Bald 


war die Groͤſſe nicht paſſend, bald ein Flecken zu wenig, bald die Farbe 


nicht genugſam beſtimmt. 


Nach den Namen wurde ein mit der Biene zu 
genau gleichendes Bild ſich weiter gedacht. 
liſchen Tabellen fuͤr den Sph. veſpiformis gehalten. 
zeichniß als eine neue Gattung crabroniformis Anfangs genennt 5). 


So wurde er in den Hufnage ; 
In dem Wiener Ver⸗ 
Ein 


Name, der ihm zwar mit nähern Rechte, als der Linneiſche, zukommt. Es 


gleichet einer Hornis mehr als einer Biene. 
der Gattung erklaͤrt, was zu dieſer Benennung Anlaß gegeben. 
2 2 


a) LI NN. S. N. obenangef. O. Act. Vpf. 
I. c. Faun. Su. I. ce. Deſc. magnitudo et 
facies Apis. ſ. veſpae. Alae hyalinae, venis 
luteſcentibus ſ. fuſcis, margine poſtico ni. 
grae. Antennae nigrae, ſubtus albae, abdo 
men luteum ſegmentorum, excepto primo 
et quarto, quae tota nigra, marginibus nigris. 
Thorax niger maculis lateralibus flauis. 
Pedes ſpinoſi. Iter Oel. nach der deutſch. 
Ueberſetzung pag 167. Sphinx apiformis 
abdomine aureo, war hier (den 19. Jun. 
1741.) unter den Baͤumen; er hatte die Gröfs 
fe und Geſtalt einer Biene; durchſichtige Fluͤ⸗ 
gel mit ſchwarzen Adern; die Oberfluͤgel wa⸗ 
ren in der Mitte und an der Spitze ſchwarz, 
die Unterfluͤgel aber hatten nur einen ſchwar— 
en Rand. Dit Fuͤhlhoͤrner waren gleichſam 


Ich habe ſchon bey vorftehene 


Eine an 


ſchwarz, aber in der Mitte dicker und weiß. 
Der Leib war ſchwarz mit zwey gelben Stri⸗ 
chen und einen gelben Guͤrtel, an der Spitze 
rauher und braͤunlich. f 


b) Syſt. Berz. obenangef. O. Sph. cra- 
broniformis. ( Soll dieſes der apiformis L. 
ſeyn? Unſer crabroniformis iſt eben fo groß 
als der fuciformis, hat neben dem Kof vier 
gelbe Mackeln auf dem Ruͤcken, die Fuͤhlhoͤr⸗ 
ner unten braun, u. a. m. das mit Herrn 
Linne Beſchreibung des apiformis nicht uͤber⸗ 
einſtimmt ꝛc.), Dies Urtheil wird im Nach— 
trag p. 305. geändert, wo es heißt: Dieſer 
Sphinx crabroniformis mag doch des Linne 
apiformis ſeyn, obſchon unſere Stuͤcke von 
ſeiner Beſchreibung ſehr abgehen. 


124 


Ztweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


dere Irrung ſcheint erheblicher zu ſeyn. Unſer Syſtem verweißt uns auf 
den Sphinx ſeopigera des Herrn Bergrath Scopoli c). Hier iſt nach 
deſſen Beſchreibung der Abſtand von unſerm apiformis betraͤchtlich. Seine 
geringe Groͤſſe, die geſaͤumten Einſchnitte der Ringe, und fo viel anderes 
mehr, läßt ſich gar nicht mit jenem ins Gleichende bringen. Dieſer beruͤhm⸗ 
te Entomolog kannte den apiformis nach der Fauna Su. zu genau, als ihn 
mit Sphinx ſeopigera füc einerley Gattung zu halten. Er füge ſelbſten die 
Frage bey: ob letzterer nicht der Sphinx vefpiformis der ſchwediſchen Fau⸗ 
na ſey? In der That kommt er demſelben am naͤchſten, er iſt kaum erheb⸗ 
lich verſchieden. Mich deucht, es ſeye dieß Citat bey der zwölften Ausga⸗ 
be aus zufaͤlliger Irrung an den unrechten Ort gekommen. Es ſollte zu 
veſpiformis eingetragen werden, und wurde zu dieſer Gattung geſetzt. Ein 
Irrthum, der ſich bey ſo muͤhſamen Aendern, ſehr leicht eraͤugnet. Wir 
find zu dieſer Vermuthung berechtigt, da beyder Charactere gar nicht zu vers 
einigen find. Von dem Sphinx fcopigera werde ich in der Folge noch eis 
nige Erlaͤuterungen beyzubringen nicht ermangeln. Damit vom Strittigen 
genug. 
Die Raupe kennen wir nicht. Doch wird uns zuverlaͤßig erzehlt, daß 
ſie ſich in dem Holze des Pappelbaums enthaͤlt, und von demſelben ſich naͤhrt. 
tan bat auch die Huͤlſe der Chryſaliden in den Löchern, die die Raupe 
nothwendig bey der Entwickelung des Falters gemacht, gefunden ). So⸗ 
nach iſt es gar nicht befremdend, wenn fie uns fo lange verborgen geblie⸗ 
ben. Sie fordert zur Entdeckung mehr gluͤckliche Umſtaͤnde, als jene der 
Ph. Coſſus, die ſich in Eichbaͤumen enthält, und ſich durch den hervordrine 
genden Saft von widrigem Geruch nicht ſelten verraͤth. 


nigris lineato. Abdomen nigrum; ſcopa 
terminali binis flauis lineolis in medio no» 
tata. Pedes nigri. Tibiae pilofae; ſpi- 
nis fuluis,, An haec Sphinx Veſpiformis 
L. Faun. Suec. 


c) Scopoli Ent. carn, pag. 188. nr. 477. 
Sphinx ſcopigera. Ich füge feine Beſchrei⸗ 
bung hier bey. “Diagn. Statura vefpae 
Parietum. Abdominis ſegmenta margine 
flaua, apex terminatus pilis rotundum ven- 


tilabrum praefeferentibus. Habitat in her- 
bidis et ſyluoſis collibus Carnioliae ſuper: 
interdiu nectar florum hauriens. Nigra. 
Inter caput et thoracem annulus flauus. Ad 
baſin alae anticae punctum flauum. Tho. 
fax villo fordido pubeſcens. Alae margi- 
ne faſciaque nigris: apice fuluo venisque 


d) Erxlebens phyſ. Biblioth. VIII. B. 
I. St. in der Recenſion der Sulzeriſchen ab⸗ 
gekuͤrzten Geſchichte. — Die Verfaſſer des 
Wiener Verzeichniſſes haben ſie daher die 
Pappelbaumſchwaͤrmerraupe genennt. (popu- 
li albae). Fueßli Ent. Mag. I. St. p. 98. 
Anm. X. 


Sphinx Apiformis. Der Vienenſchwaͤrmer. 125 


In unfern Gegenden iſt er eine etwas ſeltene Erſcheinung. Man trift 
ihn gemeiniglich fißend an den Staͤmmen der Bäume an. Sein Flug iſt 
ſchwer. Er waget ſich nicht ins Freye, er kommt uns daher auch wenig vor die 
Augen. Oefters hat ſchon ſeine eigene Geſtalt ihn fuͤr Nachſteung geſchuͤtzt. 
Er gleicht in ſitzender Stellung nach den zurückgeſchlagenen und uͤberdeckenden 
Flügeln einer Horniß fo bündig, daß man ihn öfters für jenes bewährte In. 
fect gehalten. Herr Degeer erzehlt, er habe bey dem erſten Anblick mit 
bloſſen Haͤnden ihn nicht zu beruͤhren getraut. Dagegen iſt er zum Fang 
ſehr gut geartet. Man kan ihn kaum mit Mühe verſcheuchen. Er behau⸗ 
ptet aus natuͤrlicher Traͤgheit den ihm angewieſenen Poſten auch mit dem 
Verluſt des Lebens. Nur die heiſſern Strahlen der Sonne bringen ſeine 
Säfte in Umlauf, und ihn zu belebenden Flug. Bey dieſer unthaͤtigen As 
he ift es in der That befremdend, daß ihn unſere Sammlungen ſelten in voll. 
ſtaͤndigſten Muſtern aufzuweiſen vermögen. Gemeiniglich find die Flügel zer, 
riſſen, und die ohnedies leicht befeſtigten Schuppen vollends verflogen. Das 
vollſtändigſte Exemplar, das ich noch jemalen geſehen, habe ich aus der ſchon 
oft gerühmten Sammlung des Herrn Hofrath Rudolphs zu Erlangen er- 
halten. Es iſt zugleich aus daſiger Gegend. 

Wir haben ihn in dem Junius und Julius zu ſuchen. In eben dieſen 
Monathen bringen ihn auch die noͤrdlichen Laͤnder unſers Welttheils hervor, 
wie ich ſchon oben bemerkt. Nach der Groͤſſe iſt er beträchtlich verſchieden. 
Man hat ihn in der Laͤnge der ausgebreiteten Flügel, und ſonach im übrigen 
Verhaͤltniß um zwey bis drey Linien kleiner, als unſere Abbildung beſagt e). 

2 3 


e) Die Abbildung des Herrn Fueßli oben, füge feine Worte bey: “Die Groͤſſe iſt dor⸗ 
angez. O. iſt um vieles als gegenwärtige klei. „ ten nicht recht natuͤrlich, und die gelben 
ner. Er hält die Sulzeriſche Zeichnung deß. „ Ringe ſollten auch auf dem Ruͤcken nicht 
halb fehlerhaft, da es nicht mit dem Ausmaas „ zuſammenſchlieſſen, nicht fo breit ſeyn. 
des Originals, das er verglichen, überein: „Es ſcheint, der Mahler habe geglaubt, 
gekommen. Der grauliche Ruͤcken des Hin. „ daß die Ninge da, wo er fie ſchwarz ſahe, 
terleibs bey feinem ſchillernden Glanz, und 7, abgemifcht, und in natuͤrlichen Zuſtand 
denen hier in verſchiedener Richtung bald ab „ ganz gelb geweſen ſeyen. — Dies konnte 
geſondert bald vereinigt ſcheinenden Ringen, „ der um ſo leichter glauben, da auch an un 
iſt wohl einem jeden Künftler zum Ausdruck „ ſerm Schwaͤrmer, wenn man ihn nach 
unmöglich. Mich duͤnkt, es ſeye mehr in „ gewiſſen Richtungen gegen das Licht haͤlt, 
der bunten und hohen Anlage der Farben „ das Schwarze der Ringe wie mit einem 
dorten übertrieben. Indeſſen iſt er für an. „ gelben Staub bedeckt ſcheint.,, In der 
dern eben am kenntlichſten getroffen. Ich Abbildung der Regenſpurger Inf, des Herrn 


126 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Die Fluͤgel ſind durchſcheinend, und ihre Membrane iſt gelblich gefaͤrbt. Die 
mit Schuppen bekleidete Sehnen ſind braun, zum Theil auch ſchwaͤrzlich, 
ſehr auffallend gebildet. In der Mitte der Vorderflügel zeigt ſich ein gelber 
Flecken. Die Fuͤhlhoͤrner find auf der Oberſeite ſchwarzbraun, auf der un 
tern lichtbraun oder ins hellgraue gemiſcht. Sie ſtehen zuweilen in gerader, 
zuweilen in gebogener Richtung. Umſtaͤnde, die ich zu erwaͤhnen habe, weil 
andere ſo viel Weſentliches darinnen zu finden vermeynt. Die Bruſt iſt 
ſchwarzbraun. Zu beyden Seiten ziehen ſich die Laͤnge hin zwey gelbe Fle⸗ 
cken, unter welchen noch zwey einzelne Punete von gleicher Farbe ſich finden. 
Dieſe Puncte ſind nicht deutlich begraͤnzt, ſie mangeln zuweilen gaͤnzlich. 
Nach der Hauptfarbe iſt der Hinterleib gelb, fie nimmt wenigſtens den größe 
ten Theil der Flaͤche ein. Sonach ſind fuͤnf ſchwarze Ringe auf demſelben 
deutlich zu ſehen. Die Zwiſchenraͤume find ungleich, der mittlere hat die ber 
traͤchtlichſte Breite, wie die Abbildung von ſelbſten belehrt. Der Ruͤcken iſt 
ins Graue gefaͤrbt, er führt noch überdies einen ſchillernden Glanz. Die ſich 
auf demſelben durchziehende Ringe ſcheinen daher nicht ſo deutlich, wie zur 
Seite begraͤnzt, ſie ſind in der Mitte etwas verlohren. Die Endſpitze fuͤhrt 
verlaͤngerte gelbe Schuppen. Sie ſind etwas auseinander geſtellt, ſie gehen 
bey dem mindeſten Flug beynahe gänzlich verlohren. Nach den Geſchlecht 
habe ich keinen Unterſcheid des abweichenden Colorits fuͤr gegenwaͤrtig entdeckt. 
Abaͤnderungen ſind mir gleichfals auſſer der Groͤſſe unbekannt geblieben. 


. Der ſechzehende europäifche Abendſchmetterling. 
SPHINX CVLICIFORMIS. Der Muͤckenſchwaͤrmer. 


Papillon - bourdon - Couſin. Degeer. 
Tab. XV. Fig. 1. Der Schmetterling von beyden Seiten. 


INN. S. N. Ed. XII. Sph. Leg. al. int. ano barb. Sp. 30. Alis hyalinis margine fa- 
ſciaque nigris, abdomine barbato: cingulo fuluo. Ed. X. Sp. 29. Fauna Suec. Ed. 1. 
p. 21. Ed. II. nr. ogg. Amoenit, acad. T. V. Tab III. fig. 204. Mit durchſichtigen 
blaulichſchimmernden Fluͤgeln, einem ſchwarzem Rand, nebſt dergleichen Binde und baͤr⸗ 
thigem Leib mit rothem Gürtel. 

Muͤllers Natur ſyſt. V. Th. pag. 644. Sphinx culiciformis. Der Muͤckenſchmetterling. 


ABRICII Ent. pag. 549. Seſia. Sp. 8. culiciformis. Linn, Charact. 


Schaͤffers it die Groͤſſe von gleichemMaas. ge Genauigkeit verwendet. Indeſſen iſt er 
Der Kuͤnſtler hatte im übrigen nicht die noͤthi⸗ kenntlich genug. 


Sphinx Culiciformis Der Muͤckenſchwaͤrmer. 127 


scOPOLI Ent. Carn. 476. pag. 188. Sphinx culiciformis. Alae ſubnudae: anticae 
lanceolatae; margine fafciaque nigris. Abdomen barbatum pilis lateralibus apice 
albis, atro caeruleum; eingulo medio fuluo rubro. 

0 DA Muf. Graec. pag. 81. 

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend, pag. 44. nr. 3. Sphinx culici. 
formis. Schnackenaͤhnlicher Schwaͤrmer. Unbekannte Raupe. 

Hufn. Tab. Berl. Mag. II. B. I. St. pag. 184. nr. 15. Sphinx culiciformis. Die Muͤ⸗ 
ckenmolte. Die Fluͤgel durchſichtig mit einem braunen Flecken auf jedem Fluͤgel, der Rand 
der Fluͤgel iſt braun. Der Leib ſtahlblau, mit einem breiten orangefarbenen Ringe. 
Sitzt auf den Bluͤthen der Bäume. Im Junius von der dritten Groͤſſe, ſelten. 

Fueßli Schw. Inf. ar. 625. Sphinx culiciformis. Der Muͤckenvogel. Auf Blumen 

ſelten. 

Gleditſch Forſtwiſſenſch. II. Th. pag. 975. nr. 14. Die Muͤckenmolte. 

Müller Zoolog. Dan. prodromus. pag. 116. nr. 1343. 

BEGEER Mem. d' Inſ. Tom. II. P. I. pag. 232. Tab. II. fig. 13. Papillon. bourdon 
à antennes en maſſue et Alongue trompe, à ailes vitrèes bordees de brun noir, dont 
le corps eft noir avec une feule bande transverfe rouſſe au milieu. Goͤtzens Ue⸗ 
berſetzung. pag. 166. 

Fueßli Ent. Mag. I. St. Tab I. fg. B. Sphinx culiciformis, pag. 133. 

Gladbachs Beſchreib. pag. 61. Tab. XXVI. fig. 7.8. Das rare kleine Glasvoͤgelgen 
mit dem rothen Ringel. Pr. 3. fl. 5). 


Zum Beſchluß dieſer Horde hat unſer Syſtem drey Gattungen gewaͤhlt, 
welche ihren angewieſenen Platz auch nach richtiger Stufenfolge behaupten. 
Sie ſind die kleinſten, ſie ſtehen mit vorigen in genaueſter Verbindung, ſie 
machen den Uebergang zur Klaſſe der Inſecten mit netzartigen Fluͤgeln. Un⸗ 
ſerm verewigten Herrn Verfaſſer haben wir es zu danken, daß er uns 
zuerſt mit dieſen niedlichen Geſchoͤpfen bekannt gemacht. Sie blieben lange 
verborgen, auch Roͤſel kannte ſie nicht. Nur Petiver hat einen einzigen 
derſelben in Abbildung geliefert. Jezt, da ſie Linne gezeigt, befremdet es 
uns, wie ſie andern entgangen. Bereits hat ſich dies kleine Verzeichniß 
beträchtlich vermehrt. Sie beduͤnkten vorhin Geſchoͤpfe von anderer Art als 
Schmetterlinge zu ſeyn, man hatte ſich mit ihrer Unterſuchung faſt gar nicht 
beſchaͤftigt. Wir erſtaunen jezt, welche manchfaltige Gattungen die Natur 
bey ſo wenig auffallendem Bild in einer doch weſentlichen Verſchiedenheit 
vor Augen geſtellt. Da Umriß, Zeichnung und Farbe oͤfters bey dem er— 
ſten Anblick kaum abweichend zu ſeyn beduͤnkt. Sie ſind um ſo mehr fuͤr 


) Wie doch Herr Gladbach von die. gen oͤnnen: fie ſeyn noch von gar ke neu 
ſem und vielen andern Gattungen hat fo Schriftſteller erwahnt? 


128 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


unſere Betrachtungen da; ſie ſollen uns zur Aufmerkſamkeit reizen. Der 
rothgelbe Gürtel auf der Mitte des Hinterleibs iſt das vorzuͤglichſte Kenn 
zeichen dieſes Falters. Nach dieſen iſt er von allen Arten mit durchſichtigen 
Flügeln kenntlich gezeichnet. Es iſt dieſe Zierde zuweilen breiter, öfters 
ſchmaͤler, bald mehr ins Helle bald ins Dunkelgelbe gefärbt. Bruſt, Fühl 
hoͤrner, Fuͤſſe und die Sehnen der durchſichtigen Flügel find mit Schuppen 
von ſtahlblauer Farbe bedeckt. Nur da, wo die Oberfluͤgel an der Bruſt 
befeſtiget ſind, bemerkt man einen roͤthlichen Flecken. Die Unterſeite der 
Fluͤgel hat nur an dem aͤuſſern Rand etwas von dieſer Farbe. Auch die 
Fuͤhlſpitzen und die vorderſten Glieder der Fuͤſſe find roͤthlich bemahlt. Das 
mit habe ich nun alles Characteriſirende geſagt. Nach der Gröffe iſt derſel⸗ 
be betraͤchtlich verſchieden. Wir haben ihn auch um ein Drittel kleiner, als 
die Groͤſſe unſerer Abbildung zu erkennen giebt. In unſern Gegenden iſt er 
ſelten. Im Monat Junius und dem folgenden kommt er auf verſchiedenen 
Blumen, wo er ſeine Nahrung ſucht, uns zu Geſicht. Herr Scopoli fand 
ihn auf den in Haiden und Wäldern oft häufigen Attig (Sambucus Ebu— 
lus). Man wird ihn gemeiniglich in der Mittagshitze gewahr. Der Herr 
Ritter hat ihm den Namen vom Geſchlecht des Culex, den uns fo ver» 
haften Schnacken, wegen feiner gleichenden Groͤſſe, ertheilt a). Von der 
Raupe haben wir noch gegenwaͤrtig nicht die mindeſte Entdeckung gemacht. 
Nach obſtehenden Characteren des Syſtems iſt die Uebereinſtimmung 
unſers Originals auſſer Zweifel geſetzt. Die Beſchreibung des Herrn von 
Scopoli, nach dort beygefuͤgtem Citat, beſtaͤttigt die Erklaͤrung des Herrn 
Ritters nicht minder 5). In der Fauna Suecica c) wurde er vorhin et⸗ 
was abweichend beſchrieben. Wenigſtens iſt ihm dorten die Geſtalt und 
Groͤſſe 


a) Auch im Franzoͤſiſchen, hat er ſeinen Fa · 
Nahmen von daher erhalten. Er wird 
papillon couſin genannt. Couſins ſind 


Blutsfreunde. Dieſe Thiere naͤhren ſich 


c) Faun. Suec. Ed. n. l. c. — 
cies et magnitudo apis. Antennae ni- 
grae, breues, pectinatae. Corpus fuſcum. 
Abdominis ſegmentum 4. fuluum; lateri- 


vom menſchlichen Blut, und ſonach ſind ſie 
freylich verwandt. 

6) Scopoli oben angef. Ort. Sphinx 
euliciformis. Ich füge das Uebrige der 
Beſchreibung bey. — Inueni in floribus 
ſambuci ebuli, ſub Arce Veldenſi. Iulio M. 
Corpus ſemiunciale. Volatus tardus, 
diurnus. Alarum margopiloſus. 


bus litura fulua. Baſis alarum et palpi ful- 
ui. Litura niuea ante et poft oculos. Nach 
der ältern Ed. nr. gı7. wird er phalaena pe- 
ctinicornis alis fublinearibus fuſcis beſchrie . 
ben. In dem zınn. S. N. Edit. XII. iſt 
eben dieſe Stelle unter folgenden Worten ver⸗ 
ändert: “Phal. al. linearibus fufcis, anten · 
nis pectinatis: mas. 


Sphinx Culiciſormis. Der Mückenſchwärmer. 129 


Groͤſſe einer Biene beigelegt. Dem Männchen aber find gekämmte Fühl— 
hörner zugegeben. Letzteres Merkmahl vermiſſen wir gänzlich. Herr Sco— 
poli und Fueßli haben es gleichfalls nicht an ihren Exemplaren gefunden 4). 
Herr Degeer erwähnt derſelben als ganz und unzertheilt (en massue). Nur 
unter der Vergröſſerung wird man etwas beträchtliche Einſchnitte gewahr. 
Vielleicht gehet dies Gefiederte im Trocknen verlohren, oder es ſchlieſſet ſo 
dichte zuſammen, daß keine Lamellen mehr zu erkennen, oder iſt eine andere 
Gattung von neuem verwechſelt. Wir ſind noch auf eine Abbildung der 
Amoenitat. acad. e) verwieſen. Nach der Größe iſt er dorten um die Hälf— 
te kleiner, als unſere Abbildung erweißt. Der Künſtler aber hat das Ge— 
kämmte der Fühlhorner, jo wie den rothen Ring um den Hinterleib, unaus— 
gedrückt gelaſſen. Genug, daß wir nach obigen entſcheidende Merkmale ha— 
ben. Herr Fabricius erwähnet, die Fühlhörner ſeyen nächſt an der Spitze 
weiß gefärbt 7). Ein Merkmal, das wir an unſern Exemplaren vermiſſen. 
Wir finden dafür zwey Puncte an dem Ort, wo beſagte Antennen an dem 
Kopf befeſtiget ſind. Der eine ſtehet über den Augen, der andere unter den— 
ſelben. Auch die bärtige Endſpitze führet zu beiden Seiten eine ſchmale Ein— 
faſſung dieſer Farbe. Die damit bemalten Schuppen gehen aber ſehr bald 
verlohren. Die Abbildung, welche Herr Sulzer 9) unter dem Namen 
Sphinx culiciformis geliefert, hat das Uebereinſtimmende nicht. Es iſt eine 
andere Gattung, und am wahrſcheinlichſten jene, welche ich in den Supple— 
menten, nach Herrn von Rottemburg, Oestriformis genennt. 
. 
Der ſiebenzehende europäiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX VESPIFORMIS. Der Weſpenſchwärmer. 
Tab. XV. Fig. 2. Der Zweyfalter von beyden Seiten. 


LINNE S. N. Ed. XII. Sp. 34. Alis fenestratis, abdomine barbato nigro: incisuris 
tribus posterioribus margine flauis, capite annulo flauo, Faun. Suec, Ed. nou. nr, 
1095. Mit durchſichtigen Flügeln, einen bärtigen Hinterleib, drey gelbgeſäumten Rin— 
ge an demſelben, und dergleichen Einfaſſung gegen den Kopf. 


a) Scopoli obenangef. O. — Fueßli ) Sulzers abgekürzte Geſch. Tab. XX. 
Ent. Mag. angef. O. — Die Fühlhörner fig. 5. Fueßli entomologiſch. Mag. I. St. 
find klein, ſchwarz, faſt gleich dick, nicht ge- p. 120. und 133. Mehreres hievon iſt unten 


kämmt. Tab. XXIII. suppl. V. fig. 3. in der Be⸗ 
e) Obenangef. Ort vom Jahr 11736. ſchreibung des Sphinx Oestriformis er- 
F) rasrıcıvs Ent. I. c. — an- wähnt. 


tennae ante apicem albae.,, 


II. Theil. N 


130 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Müllers Naturfoft. V. Th. pag. 644. Sphinx vespiformis. Der Fenſterflügel. 
Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 44. nr. 5. Sphinx vespifor- 
mis. Weſpenähnlicher Schwärmer. Unbekannte Raupe. 


Dieſer Zweyfalter gleichet ganz bündig der bekannten Schlupfweſpe, 
(vespamurorum), zumahl bey ſitzender Lage, in zurückgeſchlagenen und über— 
deckenden Flügeln. Der Name, weſpenähnlicher Falter, iſt ſonach für ihn 
ſehr paſſend gewählt. In einem ſo ähnlichen Bilde iſt er von der letztern 
und folgenden Art leicht zu' unterſcheiden. Der dunkelbraungefärbte Hinter— 
leib führet drey gelbe Einſchnitte von auffallender Breite. Es iſt auch öfters 
ein vierter noch da. Auch die Bruſt iſt mit einem Ring dieſer Farbe be— 
gränzt, und noch überdies in der Mitte zu beyden Seiten mit einem derglei— 
chen Punet geſchmückt. Die durchſichtigen Oberflügel find an dem vordern 
und äuſſern Rande, jedoch an letztern in gröſſerer Breite, braun geſäumt. 
Gegen die Spitze ziehet ſich eine dergleichen Binde ſchräge hindurch. Sie 
iſt nach der äuſſern Seite des Flügels noch mit einem gelben Flecken begränzt. 
Ein Kennzeichen, das der Herr Archiater als Unterfcheidungscharacter von 
dem culiciiormis und tipuliformis ſorgfältig bemerkt a). Er legt ihm noch 
eine gedoppelte Gröſſe des letztern bey. Und dieſe hat derſelbe, ſo wie wir 
ihn gemeiniglich finden, unſtrittig. Der Kopf iſt mit einem gelben Ring 
gefäumt, und die Füſſe, führen eben dieſe Farbe. Sie find nur an den Ge— 
lenken ſchwarz angeflogen. Ich darf eine genauere Beſchreibung umgehen. 
Ohnfehlbar iſt dies eben derjenige, welchen Herr von Rottemburg unter 
dem Namen Sph. asiliformis ausführlich beſchrieben 5). Ich finde die an— 


a) Faun. Suec. I. c. Sphinx vespiform. 
“Deser. Magnitudo sequentis (tipulifor- 
mis), sed dublo major, (Hier ift ein Druck— 
fehler; es foll heiſſen: statura; anſtatt: ma- 
geitudo; weil nicht einerley Maas zugleich 
groß und klein ſeyn kann). Corpus totum 
nigrum, sed abdominis tria segmenta po- 
steriora, margine flaua. Alae sequentis, 
sed macula flauescente. Caput annulo lu- 
teo cinetum. „ 

b) Naturforſch. VII. St. p. 108. Herrn 
von Rottemburgs Anm. zu den Hufnagel. 
Tab. „Sphinx asiliformis. Es gehört 
„dieſer kleine Vogel unter die Sphinges ano 


„barbato, und zwar mit durchſichtigen Flü— 
„geln. Er iſt von der Groͤſſe des Sphinx 
„culiciformis. Seine Ober- und Unter— 
„flügel ſind mit einem dunkelbraunen un— 
„durchſichtigen Saum eingefaßt, der im 
„äuſſern Rand der Oberflügel ziemlich breit 
„iſt, und auch den obern Rand derſelben, 
„jedoch nur ſchmal, einfaßt. Quer durch 
„die Oberflügel gehet ein kleiner halbmond— 
„förmiger Fleck von glänzend orange gel— 
„ber Farbe, deſſen concave Seite nach der 
„Spitze der Oberflügel zugekehrt, und der 
„an der convexen Seite mit einer ſchwarzen 
„Linie eingefaßt iſt. Dieſer kleine Fleck er— 


Sphinx Vespiformis. Der Weſpenſchwärmer. 134 


gegebenen Merkmale auf den vespiformis übergetragen auf das genaueſte paſ— 
ſend. Meine Leſer entſcheiden es ſelbſt. Der Abſtand einer ähnlichen Art, 
ich meyne den Sphinx Oestriformis, den ich in den Supplementen beyge— 
bracht, wird dorten aus der Beſchreibung von ſelbſten erhellen. Herr Fa— 
bricius hat den Sphinx vespilormis unſers Syſtems in feiner Entomologie 
einzutragen ermangelt. Die Urſachen, die ihn dazu bewogen, ſind mir ver— 
borgen. In den Hufnageliſchen Tabellen iſt unter dieſem Namen der Sph. 
apiformis beſchrieben, wie ich ſchon dorten erwähnt. Herr Scopoli hielte 
den von ihm beſchriebenen Sphinx scopigera mit dieſem nach wahrſcheinlicher 
Vermuthung, da in der That die Charactere nicht zureichend geweſen, für 


einerley Gattung. 
ſchon gedacht. 


Ich habe deſſelben in Beſchreibung des Sphinx apiformis 
Zur Genauigkeit muß ich Originale vergleichen, um das Ent— 


ſcheidende in der Folge meinen Leſern darlegen zu können. 
Dieſen Sphinx finden wir in den Monathen Junius und Julius. Er 


läßt ſich auf den Blüthen verſchiedener Pflanzen nieder. 


träg. 


Man wird ihn nur in der Mittagshitze, wie vorige gewahr. 


Sein Flug iſt ſehr 
Seine 


Raupe iſt noch jetzt eine angelegene Entdeckung geblieben. 


Der achtzehende europäiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX TIPVLIFORMIS. 


Der Schnackenſchwärmer. 


Der Erdſchnackenpapilio. 


Papillon - bourdon - tipule. 


Tab. XV. Fig. III. 


Der Schmetterling von beyden Seiten. 


Fig. 3. Eine vergröſſerte Ab- 


bildung deſſelben. 


LINN. S. N. Ed. XII. Sph. Leg. al. int. ano barb. 
ne barbato nigto: ineisuris, alternis margine flauis. 


R 


„ſcheinet auf der Unterſeite ſchön ziegelroth. 
„Der Kopf, Rücken, Hinterleib und Fühl— 
„hörner ſind ſchwarz. Dieſe ſind kolben— 
„förmig, wie bey denen andern Abendvö— 
„geln dieſer Klaſſe. Der Hinterleib iſt mit 
„drey ſchmalen gelben Ringen umgeben, de— 
„ren zwey in der Mitte, einer aber ganz 
„am Ende deſſelben befindlich. Am Ende 
„des Hinterleibes ſtehet ein ſtarker ſchwar— 


Sp. 32. Alis fenestratis, abdomi- 
Mit durchſichtigen Flügeln, ei— 


0 


2 


„zer Haarbüſchel, der auf der Unterſeite 
„mit einigen gelben Haaren vermengt iſt. 
„Die Bartſpitzen (palpi) find gelb, mit ei— 
„nem ſchwarzen Strich, zwiſchen dieſem 
„und denen Augen iſt eine kleine weiſſe Li— 
„nie. Die Schenkel ſind ſchwarz mit einem 
„gelben Strich, die Füſſe find aber gelb., 
Die Herren Verfaſſer des Wiener Verzeich— 
niſſes haben unter dem Namen Sphinx asili- 


132 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


nen bärthigen ſchwarzen Leib, an dem die Einſchnitte der Ringe abwechſelnd gelb gefärbt 
find. Ed. X. Sp. 30. Sphinx Salmacus. Fauna Suec. nr. 1096. 
Müllers Naturſoſt. V. Th. p. 644. Sp. 32. Sph. tipuliform. Der Schnackenſchmetterling. 
FABRICII Ent. pag. 549. Sesia. Sp. 9. tipuliformis. Alis fenestratis, margine fa- 
sciaque nigris, abdomine barbato, nigro: ineisuris alternis, margine flauis. } 
Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend, pag. 44. nr. 4. Sphinx tipuli- 
formis. Erdſchnackenähnlicher Schwärmer. Unbekannte Raupe. 
Hufn. Tab. Berl. Mag. II. B. I. St. pag. 188. nr. 19. Sphinx Salmachus. Der Zwerg 
Die Flügel durchſichtig mit braunem Rande und braunen Flecken auf jedem Oberflügel. 
Der Leib iſt ſtahlblau, mit drey gelben ſchmalen Ringen. Von der dritten Gröſſe fo 
klein wie eine Mücke; ſelten. 
Naturforſcher VII. St. pag. 106. 
CLERCK Phal. Tab. 9. Fig. 1. 
DEGEER Mem. d’Ios. Tom. II. P: I. pag. 230. Papillon-bourdon ä antennes en 
massue et à longue trompe, A ailes vitrees bordees de brun-noir, à corps noir 
dont les anneaux sont alternativement bordées de jaune. Götzens Ueberf. pag. 465. 
SCHAEFF. Icon. Ins, Ratisb. Tab. 435. fig. 3. Sphinx al, cauda pilosa, quarta, 
Fueßli Ent. Mag. I. St. Tab. I. fig. C. Sphinx tibuliformis? 
Gladbachs Schmetterl. Tab. XXVI. fie. 5. 6.2 pag. 60. Der Mückenſchmetterling. 
Das rare kleine Glasvögelgen. Pr. 2 fl. 


Hier hat die Natur abermahl einen Falter nach dem Urbild jener Ge— 
ſchöpfe mit pergamentenen Flügeln zu zeichnen beliebt. Er iſt der Kleinſte in 
dieſer Ordnung, ſonach der Letzte in dem ihm angewieſenen Platz. Er gleicht 
nach dem Bau einigen Gattungen des Geſchlechts der Tipula bündig. Dies 
hat dem Herrn von Linne“ zur Benennung Anlaß gegeben. Es ſind aber 
mit dieſem Namen nicht jene gehäſſigen Thiere, die ſich ſo oft zur Plage der 
Menſchen gemacht, unſere gemeinen Schnacken gemeynt. Die Gattungen der 
Tipula find uns nie zur Beſchwerde geworden. Sie unterſcheiden ſich von 
jenen des Culex durch einen verlängerten Leib, der öfters mit Ringen von 
bunten Farben geziert, durch die vorzügliche Länge der Füſſe und durch Fühl— 
hörner, die ein kurzes Maas betragen. Sie werden von ihrem gemeinen 
Aufenthaltsort Erdſchnacken, Waldſchnacken, Waſſerſchnacken geheiſſen. Vom 
Namen genug! 


lormis pag. 305. gleichfalls eine Gattung ganz braun, nach den untern aber durchſich— 
verzeichnet, welche aber nach angegebenen tig. Sie ſcheint mit jener, welche gleichfalls 
Merkmalen, von vorſtehender gleiches Na- Herr von Rottemburg Naturf. VII. St. 
mens des Herrn von Rottemburg gänzlich pag. 110. genauer geſchildert, und tobani- 
verſchieden. Sie iſt nach den Oberflügeln formis genennt, einerley zu ſeyn. 


Sphinx Tipuliformis. Der Schnackenſchwärmer. 133 


Unſere vorliegende Tafel ſtellt ihn zugleich nach einer beträchtlichen Ver— 
gröſſerung vor. Hier iſt das Schillernde ſeiner glatten Membrane, das ihn 
um ſo mehr verſchönert, zugleich bemerkt. Ich darf mich bey einem ſo kennt— 
lichen Bild gar nicht verweilen. Das Characteriſtiſche iſt mit wenigen Wor— 
ten geſagt. Der ganze Körper führt ein glänzendes Stahlblau, in dunkel— 
ſter Miſchung. Ob der Bruſt ziehen ſich ſchräge zwey gelbe Striche herab. 
Mit gleicher Farbe ſind drey Einſchnitte des Hinterleibes geſäumt. Der da— 
zwiſchen ſtehende Abſatz iſt einfärbig gelaſſen. Dieſe hellgelben Einfaſſungen 
ſind öfters, beſonders bey dem Männchen, kaum zu erkennen. Durch die 
Oberflügel ziehet ſich eine ſchwarzblaue Binde. Nach einem leergelaſſenen 
Zwiſchenraum zeigt ſich mächft derſelben eine andere ſchmäler geformt. Von 
da bis an die Spitze des Flügels iſt der mittlere Raum mit einem goldenen 
Glanz bemahlt. Auf demſelben ſind ſchwarze durchlaufende Sehnen ſehr 
deutlich zu ſehen. Der Herr Archiater hat dies Gelbe der Flügel, es iſt 
auch wirklich mehr Schiller als deckende Farbe, unangezeigt gelaſſen. Es 
ſchiene vielleicht nach den übrigen ſo entſcheidenden Characteren keine Bemer— 
kung zu verdienen. Ich gedenke dieſes Umſtandes, weil es mich ein Unter 
ſcheidungsmerkmal von dem Sphinx vespiformis zu fein bedünkt. Dorten 
iſt der Raum nächſt der Binde gelb gefärbt, hier aber durchſcheinend gelaſ— 
fen. Herr von Linne“ hat dagegen ein anderes Kennzeichen zum bündigen 
Unterſchied ähnlicher Arten mit eigener Sorgfalt bemerkt a). Er ſagt, an 
dem Hinterleib müſſe es gerade der letzte Einſchnitt ſeyn, der ſich ins Gelbe 
färbt, er verdiene näher ein wirklicher Ring genennt zu werden, er ſeye auch 
öfters doppelt vorhanden. Ich habe wenigſtens an einigen Exemplaren zwey 
feine Gürtel an deſſen Stelle gefunden. Die Schuppen der Endſpitze ſind 
beträchtlich verlängert, und in einer runden Lage verbreitet. Im ruhenden 
Stand überdecken die Flügel den Leib. Hierdurch wird dieſer Falter jenen 
Inſecten noch mehr ähnlich, von denen er den Namen erhalten. Herr De⸗ 
geer hat die Bemerkung gemacht, daß er auch in der Art die Flügel auszu— 
breiten den Ichnevmons, oder einigen Gattungen aus der Klaſſe der Hymen— 
optera gleiche 5). Die Hinterflügel werden nehmlich nicht von den vordern 

R 3 


a) Faun. Sue. I. c. Deser. Magni- na margine flaua, vltimo annulo flauo, 
tudo culicis pipientis. Thorax subtus lu- saepe dupliei. 
teus et supra ante alas, linea lutea. Alae 5) Degeer obenangef. Ort. pag. 232. 
hyalinae venis apice et fascia nigris. Cor- “L’aile inserieure s’accroche par son 
pus nigrum, at abdominis segmenta alter- bord exterieur à Faile superieure (qui 


134 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


überdeckt, ſie ſchlieſen genau an ihre Ränder an, und ſcheinen einen einzigen 
Flügel zu bilden. Sie ſind in dem holen und erhabenen Ausſchnitt parallel. 
In dem Rand des obern iſt eine Furche, in deſſen Höͤlung ſich die Seiten— 
ſehne des Hinterflügels klemmt. Er wird nachgezogen, wenn erſterer zum 
Flug ſich öffnet. Beyde bilden eine ebene unter ſich ſehr feſt und genau ver— 
bundene Fläche. In unſerer Abbildung muſten ſie in getrennter Lage vorge— 
ſtellt werden: da beyde ſonſten nicht nach ihren Gränzen und den Ausſchnitt 
zu unterſcheiden geweſen. Dies Eigene aber hat der Sphinx Tipuliformis 
nicht für ſich alleine, wir finden es auch an allen Arten der glasflüglichten 
Sphinxe. 


Wir beſitzen ihn um die Hälfte, auch wohl um ein ganzes Drittel klei— 
ner, als vorliegende Abbildung erweißt. Dann hat er wirklich die Gröſſe 
des gemeinen Schnackens (culex pipiens) wie unſer Syſtem denſelben beſchrie— 
ben. Wir finden ihn nur einmal im Jahr. Er iſt gemeiniglich in der Mit— 
te des Junius da. Sein Flug iſt träge, er pflegt ſich wenig in die Ferne 
zu wagen. Die Wohnplätze ſind verſchiedene Blüthen. Insgemein treffen 
wir ihn auf den Blättern der Johannisbeerſträuche (Ribes rubrum) in ruhi⸗ 
gem Gelage an. Eben in der Mittagshitze, die ihn einzig belebt, wird man 
ihn gewahr. Seine Raupe ſoll von dem Mark vorbeſagter Staudenzweige 
ſich nähren o). Nach allen Bemühungen habe ich ſie noch nicht entdeckt. 
Beyde Geſchlechter fand ich öfters gepaart, es hat mir aber nie geglückt, 
Eyer zur Erziehung der Raupen davon erhalten zu können. Ich bemerke 
noch, daß das Männchen nur durch eine etwas mindere Gröſſe von dem Weib— 


chen verſchieden. 
beyden gleich. 


pour cet effet est courbe en forme de 
rainure) — de sorte qu’alors les deux ai- 
les sont ensemble un plan continu; il y 
a seulement cette difference, que je n’ai 
vu de crochets, (die Häckgen, von denen 
in der Einleitung dieſes Theils pag. 16. 
gedacht worden) sur la nervure exterieure 
de Paile inferieure, elle se place etse mou- 
le seulement dans la concavite de ner- 
vure interieure de l’aile superieure. „, 


c) Syſt. Verz. der Schm. der Wiener Geg. 


Die Farbe, die Geſtalt, und die bärtige Endſpitze ſind in 


Nachtrag. p. 305. „Bey unſerer Aten Art 
„(tipuliform. L.) heißt es unbekannte Raupe, 
„doch jetzt iſt ſie uns bekannt, und wir ha— 
„ben es dem jungen Herrn von Goldegg 
„zu verdanken, der uns Puppen und Raupen 
„brachte, die ſich, nachdem ſie geſchildert wa— 
„ren, glücklich verwandelt hatten. Dieſe 
„Art lebt in dem Marke der Johannis— 
„beerſträuche (Ribes rubra), und verur⸗ 
„lacht das Verdorren fo vieler gröſſern 
„Sproſſen., 


Sphinges adseitae, Unächte Abendſchmetterlinge. 135 


Nach der zehenden Ausgabe des Syſtems hat dieſer Falter den Namen 
Salmacus geführet 4). Die Aehnlichkeit aber, mit vorſtehenden Gattungen, 
hat eine harmoniſche Benennung nöthig gemacht. In beyden Ausgaben ſind 
wir noch auf ein Citat des Petivers verwieſen e). So genau dieſe Zeich— 
nung gerathen: ſo iſt doch Petivers Falter durch eine gelbe Endſpitze von 
unſerer Art verſchieden. Dieſe Gattung hat ſich erſt vor kurzem entdeckt. 
Sie wird in der Fortſetzung beygebracht werden. Die Abänderung, welche 
Herr Fueßli /) beſchreibt, kenne ich nicht. Vielleicht iſt es eine von den 


kleinern Arten des Sphinx culiciformis, wie es der Herr Verfaſſer ſelbſten 


vermuthet. 


Der Abendſchmetterlinge 
Sphinges adscitae. 
länen. 


Unächte Abendſchmetterlinge. 
Bocksſphinxe. 


zweyte Phalanx oder Horde. 


Baſtard⸗Sphinxe. 
Widder. 


Papilionen-Pha⸗ 


Papillons à corne de beliers. Reaum. Papillons-phalaines. Degeer. Sphinx-beliers. Geoffr. 


Bastard-Onrust. 


Dieſe Geſchöpfe find es, 
Anlaß gegeben. 


d) LINNR S. N. Ed. X. Sp. 30. p. 493. 
Salmacus, (dorten heißt er Salmachus) 
Sphinx abdomine barbato toto nigro. M. 
L. V. magnitudo culieis. Alae lunula 
nigra. In der XII. Ausgabe, wo unter 
dieſem Namen gleiche Charactere beygeſetzt 
ſind, wird er durch 8. als Varietät, von 
dem Tipuliformis unterſchieden. Das Ab— 
weichende wäre ſonach, daß dem Salmacus 
die Ringe des Hinterleibes mangeln, und der— 
ſelbe ganz einfärbig ſchwarz gefärbt ſey. Ich 
habe ſchon oben erwähnt, daß man dies an 
dem Männchen unſers Falters öfters bemerkt. 
Beſonders gehen bey dem Trocknen dieſe Zie— 
rathen verlohren. Auch Herr Fabricius 
gedenket dieſer Abweichung J. c. “Variat. 
interdum abdomine toto atro.,, 

e) pErıvEer, Gazoph. Tab: 42. fig. 6 
“Phalaena Bombylus, paruus, corpore 
nigro, ano croceo. Caugt in Hornsey- 
wood in lune.“ 


Seba. 


welche zur zweyten Abtheilung der Sphinxe 
Schon aus dem Obengeſagten haben meine Leſer ihre be— 


f) Entom. Mag. obenanger. O. — Aber 
„bier ſtößt eine Schwürigkeit auf, die ich 
„nicht zu beben weiß, ich beſitze nemlich in 
„meiner Sammlung einen ſolchen Schwär— 
„mer, der noch etwas kleiner, und deſſen 
„Fühlhörner, Kopf, Bruſt und Flügel voll— 
„kommen die Farbe und Zeichnung des hier 
„abgebildeten (tipuliformis) haben, deſſen 
„Hinterleib aber hingegen wie bey fig. B. 
„(iſt eulieiformis) ſtahlblau, und mit ei⸗ 
„uem breiten Gürtel verſehen iſt. Der 
„Schenkel ebenfalls ſtahlblau, die Füſſe 
„gelblicht. Dieſer wäre alſo eine Mittel— 
„art, zwiſchen B. (euliciformis) und ©. 
„(tipuliformis). Er hat von bepden gleich— 
„viel ähnliches, und macht einen faſt un— 
„merklichen Uebergang zwiſchen beyde Ar— 
„ten. Sein ganz dünner Leib, und ſpitzi— 
„ger Haarbüſchel, laſſen mich zwar vermu— 
„then, daß er ein Männchen, und vielleicht 
„das von B. (culiciformis) ſeye. 


136 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


zeichnenden Merkmale erſehen. Faſt habe ich zur genauern Erklärung nicht 
mehreres beyzufügen nöthig. Das Verfahren des Herrn von Linne“ bedarf 
es eben ſo wenig. Wir vermögen ſie nicht beſſer zu ordnen. Die Natur 
hat ſie ſelbſten in dieſe Verbindung gebracht. Sie weichen zwar von jenem 
der erſten Horde beträchtlich ab, ſie haben aber vieles mit ihnen wieder ge— 
mein. Man kann ſie nicht zu dem Papilio, nicht zur Phaläne zählen. Viel— 
leicht ein eigenes Geſchlecht? Dazu ſind aber keine entſcheidende Merkmale, 
keine bey ſo enger Verwandſchaft übrig gelaſſen. Ihre noch geringe Anzahl, 
das ungleiche Verhältniß mit den übrigen gröſſern Geſchlechtern, bedünkt mich, 
fordere es nicht. Niedergebogene Flügel, in der Mitte verdickte Antennen, 
ſind die weſentlichen Kennzeichen des Sphinr. Wir vermiſſen ſie an dieſen 
Gattungen nicht; ſie vereinigen ſich eben dadurch mit dieſem Geſchlecht, ſie 
ſchlieſen da am genaueſten an. Das Abweichende im Bau, der Flug bey 
Tage, und das Beſondere ihrer Raupen hat ſie von jenen, aber nur als 
Horde, getrennt. 

Die Benennung Sphinges adscitae, unächte Abendſchmetterlinge, 
zugeſellte, bͤygerechnete Arten, Baſtarde, erkläret ſich von ſelbſten. 
Reaumur und Geoffroi fanden in der Geftalt der Antennen etwas ähnli— 
ches mit den Hörnern der Widder; unſere Gattungen wurden von ihnen Sphinx 
beliers, Widder genannt. Der Herr Ritter hat ſie zu den Abendſchmet— 
lingen zuerſt gezogen, und dies kleine Geſchlecht damit vermehrt. Peti⸗ 
ver, Merianin, Jonſton, und Röſel haben ſie als Phalänen behan— 
delt. Kaum war ihnen nur eine oder die andere Gattung bekannt. Rai hat 
ſie mit näherer Befugniß zu den Tagfaltern gezehlt. Ich finde aber nur den 
Sphinx Polymeda und Statices von ihm beſchrieben. Herr Fabricius hat 
fie, wie ich oben erwähnt, von den Sphinxen getrennt. Er hat ihnen den 
Namen Zygaena gegeben. 

Ich habe einige Bemerkungen über dieſe Geſchöpfe, ſo weit es das 
Allgemeine erlaubt, in der Kürze noch vorzutragen. Wie finden ſie nach 
der Gröffe nicht bedeutend verſchieden. Nach dem Umfang des Körpers, 
nach der Länge der Flügel, iſt das Maas wenigſtens nie ſo auffallend 
als bey andern Arten. Auch nach dem Ausſchnitt der Flügel ſind ſie bey— 
nahe übereinſtimmend geſtaltet. Sie führen ſolche ſchmal und gegen die 
Spitze gerundet. Man hat ſie nicht winklicht, in Ecken gebildet, bey dieſen 
Arten geſehen. In dem Putz, nach Farbe und Zeichnung, iſt noch mehr Ein— 
förmiges da. Bey ſo ſimplen Colorit mit ſolchen Zierrathen, die nichts als 
einzelne Flecken oder Puncte find, hat die Natur eine manchfaltige Reihe 

von 


Sphinges adfeitae. Unaͤchte Abendſchmetterlinge. 137 


von Gattungen faſt nach einem Modell entworfen. Es erweckt unſer Erſtau. 
nen, hier bald durch geringe bald durch maͤſige Verbreitung, oder durch Ver. 
kleinerung einzelner Flecken, durch veränderte Lage, durch Einfaſſung derſel⸗ 
ben, oder durch eine ſonſt zufällig beduͤnkende Anzahl, einer hoͤhern oder tiefern 
Miſchung, einer ſonſt unerheblich ſcheinenden Zierde, ich ſage: durch ſo unbedeu⸗ 
tende Merkmale ganz weſentliche Gattungsverſchiedenheiten gebildet zu ſehen. 
Verſchiedenheiten, die bey andern Arten kaum Abaͤnderungen bezeichnen. Die 
Natur wollte nicht immer im Auffallenden Bildgeſchoͤpfe mahlen. Uns iſt 
es genug, wenn fie nach elnzelnen Zügen für das Syſtem Charactere gelaſ. 
fen. Die Flügel find dachfoͤrmig, niederhangend im ruhenden Stand ger 
legt. Sie decken den ganzen Hinterleib, da er beyden Gattungen der erſten 
Horde offen ſich zeigt. Der Leib iſt von betraͤchtlicher Staͤrke. Hier hat 
die Natur keine baͤrtige Endſpitze, zur Zierde anzubringen, noͤthig gefunden. 
Der Kopf iſt klein. Die Zunge iſt in eine Spiral gelegt, aber von keiner 
beträchtlichen Laͤnge. Die Fuͤhlhoͤrner find bey den meiſten Arten von eige 
nem Bau. Im Verhaͤltniß des Körpers ſehr lang, und am Ende betraͤcht · 
lich verdickt. Sie kommen der Antenne des Papilio nahe. So krummge ⸗ 
bogen, in eine abermahlige Spitze verlohren, hat ſie aber jener wiederum 
nicht. Einige Arten, es iſt aber nur ein einziger Europaͤer darunter, bar 
ben fie mit kammfoͤrmigen Gefieder. Sie find hierinnen jenen der Gattun⸗ 
gen des Bombyx, ahnlich. Dagegen iſt die Stange oder Stiel (ra- 
chis), an dem die Lamellen befeſtiget find, von groͤſſerer Staͤrke. Es fihlie 
ſet ſich dies Gefiederte an dieſelbe an, wenn es der Falter noͤthig hat. Sie 
find oben und unten verduͤnnt, fie bilden Fuͤhlhoͤrner in der Form, wie fie 
dem Sphinx weſentlich ſind. 

Nach den Naturtrieben zeigt ſich ein auffallender Abſtand von jenen 
der erſtern Horde. Hier erblicken wir keinen in ſo fluͤchtigem und ſchweben⸗ 
den Flug, wie bey den meiſten der erſtern Art. Sie find träge, fie ent 
fernen ſich wenig, ihre Bewegung iſt flatternd und ſchwer. Nur die Mit 
tagshitze bringt ihre Saͤfte in Umkreis, ſie ſcheinen dann erſt zu leben; der 
Abend legt ſie zur Ruhe. Man trift ſie auf den Bluͤthen niederer Pflan⸗ 
zen geſellig an. Sie verbringen den ganzen Tag im Ausſaugen der Saͤfte 
mit faſt unerſaͤttlichem Durſt. Man trift ſie da nicht ſelten in ihren Paa⸗ 
rungen an, welche zu mehreren Taͤgen wider die Geſetze der meiſten von er⸗ 
ſterer Horde dauern. 

Von ihren Raupen laͤßt ſich im Allgemeinen wenig Beſtimmtes ſagen. 
Wir haben kaum noch einige derſelben entdeckt. Mit rauher, chagrinfoͤrmi⸗ 


II. Theil. S 


138 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


ger Oberfläche, mit einem Horn, iſt hier keine bekannt. Sie ſind kurz, 
den Schildraupen in vielem aͤhnlich. Die Fuͤſſe und der Kopf ſind 
klein. Die Fläche des Körpers iſt mit einzelnen Haaren bedeckt. Nur die 
Raupe des Sphinx Statices hat zur Bekleidung etwas eigenes. Es find 
Schildgen, die ihre Flaͤche bedecken. In den Kunſttrieben ſind ſie noch 
mehr verſchieden. Sie gehen nicht in die Erde, ſie bauen ſich ob derſelben 
zur Chryſalidenverwandelung ein Gehaͤuſe von beſonderer Art, ein feſtes per⸗ 
gamentenes Geſpinſt. Darinnen ſind ſie mit dem naͤchſten Geſchlecht der 
Phalaͤne ſehr nahe verwandt. 


Unterabtheilungen find bey der noch zu geringen Anzahl der Gattun⸗ 
gen entbehrlich geworden. Nach dem einfärbigen Gewand, nach den rothen 
oder weiſſen Flecken, die unſere Europaͤer fuͤhren, nach den bindenfoͤrmigen 
Querſtrichen, dem blauen oder gelben Colorit, der Auslaͤnder, wuͤrde ſich 
dazu hinreichende Befugniß von ſelbſten entbieten. In unſerm Syſtem fin⸗ 
den wir funfzehen dieſer unaͤchten Sphinre in Ordnung geſtellt. Unſere Erd⸗ 
ſtriche haben ſechs, die uͤbrigen Welttheile neun derſelben dazu geliefert. Er⸗ 
ftere find Sp. 34. Filipendulae. Sp. 35. Phegea. Sp. 36. Ephialtes. 
Sp. 37. Caffra. Sp. 42. Faufta. Sp. 47. Statices. Letztere: Sp. 33. Auxo. 
Sp. 38. Cerbera. Sp. 39. Creuſa. Sp. 40. Polymeda. Sp. 41. Caſſandra. 
Sp. 43. Infauſta. Dieſe ſoll mit zu den Europaͤern gehoͤren, ſie hat ſich 
aber zeither noch nicht gefunden. Sp. 44. Pectinicornis. Sp. 45. Pugione. 
Sp. 46. Auge. Neuere Entdeckungen haben beyde Arten in gedoppelter An⸗ 
zahl vermehrt. 


Der neunzehende europaͤiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX FILIPENDVLAE. 


Die Filipendulaͤ. Der Rothfleck mit ſechs Puncten. 


Le Sphinx belier. Geofr. Papillon - phalaine belier. Degeer. 
St. Iacobs- Beſtje. Seba. 


Tab. XVI. Fig. a. Die Raupe auf einem Halm des Flittergraſes (briza minor). Fig. b. Das 
pergamentene Gehaͤuſe. Fig. c. Die Chryſalide. Fig. d. Der männliche, Fig. e. der weib⸗ 
liche Zweyfalter. Beyde nach der Ober- und Unterſeite. Fig. k. Eine Abaͤnderung. 
(Nach naͤherer Entdeckung, eine eigene Gattung, unter dem 
Namen tranſalpina). 


ILIX N. S. N. Ed. XII. Sp. 34. Sphinx alis ſuperioribus cyaneis: punctis fex rubris: 
inferioribus rubris immaculatis. Ed, X. Sp. 32. Faun. Suec. ur. 1097. Mit ſtahl⸗ 


Sphinx Filipendulae. Die Filipendula. 139 


blauen (des Männchen) Oberfluͤgeln, ſechs rothen runden Flecken, und dergleichen ein, 
farbigen Unterflägeln ohne Flecken. 
Muͤllers Ueberfegung des Natur ſyſt. V. Th. pag. 645. Sphinx Filipendulae. Der 
Steinbrechſchmetterling. 
FABRICIIEnt. pag. 550. Zygaena. Sp. T. Filipendulae. inn. Char. 
RE AUMA R Mem. Tom. I. Tab. XII. fig. 15-17. Tom. II. Tab. II. fig. 2. 
DEGEER Mem. Tom. II. P. I. pag. 252. Papillon - phalaine à antennes en maſſue 
fimples, dont les alles faperieures font d' un bleu verdatre luiſſant à taches rouges 
etc. p. 254. Chenille etc. Goͤtzens Ueberſ. p.481. 
a EO HF R. Tom. II. pag. 88. nr. 13. Sphinx ſpiriling. alis ſuperioribus ſubcaeruleis, 
punctis 6. rubris, inferioribus rubris. Long. 8 f. lin, 
Syſt. Verz. bag. 45. nr. 4. Sphinx Filipendulae. Erdeichelſchwaͤrmer. (Spiraeae 
Filipendulae, 
Roͤſel Inſ. Bel. I. Th. Nachtvoͤgel. II. Kl. Tab. 57. fig. 1 fl. 7. Die dicke hell⸗ 
gelbe ſchwarzgefleckte Raupe. 
SCHAEFFE, Icon. Inf. Ratisb. Tab, 69. fg. 4.5. Sphinx alis int. cauda ſimpl. 4. 
Fueßli Ent. Mag. I. St. Tab. I. fig. 2. pag. 126. 139. II. St. pag. 299. 269. 
Sechsfleckigter Steinbrechſchwaͤrmer. Schweizeriſche Inf. nr. 626. Sphinx Filipen- 
dulae. Der Rothfleck. 
ALBIN, Inf. Tab. 82. Leopardus ſylueſtr. 
MERIAN. Europ. Tab. 62. GO ED ARP. Inſ. Kann, II. Tab.31. zıster, 
GOED. pag.ıoo. fig 37? 
EBA Thef. Tom. IV. Tab.63. fig. G. 1. 3. Phalaenula St, Iacobo inſoripta. 


So gemein ſich dieſer Falter faſt in allen Gegenden unſers Welttheils 
gemacht, fo wenig er den aͤlteſten Kennern unbekannt geweſen: fo viele Ir. 
zungen, fo viele Streitigkeiten hat derſelbe, bis wir damit ins Reine gekom⸗ 
men, gehäuft. Alle zu erzehlen, werden von mir meine beſer nicht fordern. 
In ſo einfoͤrmigem Bilde, in der Anlage zweyer Farben, in ſo ſimplen Pun⸗ 
eten, blos durch veränderte Lage einer groͤſſern oder geringern Anzahl der» 
ſelben, iſt hier eine betraͤchtliche Reihe von Gattungen weſentlich verſchieden. 
Sie wurden als zufaͤllige Entſtehungen behandelt. Man ſchob die Schuld 
auf die Natur, man ließ dieſer betagten Mutter ihre Spiele treiben, wo 
doch unſere Schwäche fie trieb. Die rothfleckigten Sphinxe wurden ſaͤmt⸗ 
lich für Abaͤnderungen von unbedeutender Art erklaͤrt. Man hat erſt ſpaͤte 
ſich mit ihrer Unterſuchung beſchaͤftigt. Man ſonderte endlich Gattungen 
ab, wie es ihr auffallendes Bild ergab. Bey den uͤbrigen war man wegen 
des Geſchlechts nicht einig. Männchen und Weibchen wurden, nach jedes 


140 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Beduͤnken, in willkuͤhrlicher Einbildung verbunden, und wieder getrennt. Der 
eine hielt den fuͤnffleckigten, der andere, den mit breiten Strichen, oder jenen 
mit weiß eingefaßten Puncten, für den Sexus des andern. In dem rothen 
Ring des Hinterleibes, eines aͤhnlichen Falters unſerer 25. Tafel, erblickte 
man vollends das ſichere Zeichen der ehelichen Trauung. Er muſte wider 
die Geſetze der Natur das Männchen unſers Sphinx Filipendulae werden. 
Ich uͤbergehe andere Irrungen. Unſern Entomologen wurde es eine angele 
gene Sache, aus dieſem Gewirre den Leitfaden zu finden. Nur Erfahrungen, 
buͤndig angeſtellte Erfahrungen, waren hier zu entſcheiden vermoͤgend. Dieſe 
ſind es, welche ſich jetzt beſtaͤttiget, welche ich nach oͤftern Wiederholen nicht 
minder erprobt, nun mit Gewißheit darzulegen vermag. 


Man hat unſern Falter vielfaͤltig aus feiner Raupe erzogen. Nie aber 
hat man fo erhebliche Veränderungen, als die eben angezeigten geweſen, dar⸗ 
aus erhalten. Die Raupe iſt in der Farbe und Zeichnung einerley geblieben. 
Der Falter war es nicht minder. In unveraͤnderter Lage fanden ſich die 
ſechs hochrothe Flecken der Oberſeite der Vorderfluͤgel, das Kennzeichen def 
ſelben. Sein Weibchen hatte fie gleichfalls jedesmalen gehabt. Es unter 
ſcheidet ſich von auſſen nur durch die mehr ins Gruͤne ſpielende Flaͤche, die 
bey dem Maͤnnchen mehr ins Stahlblaue ſich miſcht. Im Freyen fand man 
ihn nie mit andern Arten gepaart. Noch wird er in einigen Gegenden ganz 
lich vermißt, wo es, die ihm aͤhnlichen Arten, ſehr haͤufig giebt. Andere 
haben ihn alleine. Auch dies kan Beweiß fuͤr die Rechte einer eigenen Spe⸗ 
cies ſeyn. Umſtaͤndliche Beſchreibung bedarf dieſer gemeine Schmetterling 
nicht. Es wird ihn keine Sammlung vermiſſen. Ich habe ihn in Behand ⸗ 
lung der ihm aͤhnlichen Gattungen ohnedies nach ſeinen Abſtand oͤfters zu ver⸗ 
gleichen. Nur zur noͤthigen Anzeige iſt etwas zu bemerken übrig, Wir ber 
fißen ihn von der Mitte des Junius bis in den September. Nicht befrem⸗ 
dend daher, wenn verflogene und abgenutzte Exemplare ſo was Gemeines ge⸗ 
worden. Sie haben zu Irrungen Anlaß gegeben. Man glaubte, bey den 
unkenntlichen Flecken, ihn in der Paarung mit andern Gattungen gefun⸗ 
den zu haben. Sorgfaͤltige Kenner aber werden noch da deſſen characteriſi 
rende Zuͤge leicht zu unterſcheiden vermoͤgen. Lichte Waldungen und Wieſen 
find fein gewoͤhnlicher Aufenthaltsort. Wir treffen ihn auf den ſchirmtragen⸗ 
den Pflanzen, und den meiſten aus der Klaſſe der Syngeneſia, beſonders den 
Diſteln an. In Schweden iſt die Spiraea Filipendulae haͤufig. Der Herr 
Ritter nahm ihn auf dieſer Pflanze am meiſten gewahr, und gab ihm von 


Sphinx Filipendulae. Die Filipendulaͤ. 141 


daher den Namen 4). Keinesweges hat derſelbe die Futterpflanze der Raus 


pe damit gemeynt 5). 

Abaͤnderungen, wenn ich jene nach obiger Anzeige geſondert, die ſich 
zu wirklichen Gattungen gemacht, verdienen kaum erwaͤhnt zu werden. Man 
hat unſern Falter um die Haͤlfte kleiner, man hat ihn auch um ein merkli— 
ches gröffer gefunden. Die beffere oder ſchlechtere Nahrung der Raupe iſt oh» 
ne Zweiſel Urſache hieran. Bergige, duͤrre Gegenden bringen ihn kleiner; 
fruchtbare Thaͤler oder Wieſen groͤſſer hervor e). In beyden find die Fler 
cken nicht von buͤndig einerley Maas. Ich habe auch das letzte Paar zuſam⸗ 
mengefloffen bemerkt, fie ſchienen faſt einen einzigen zu bilden. Das erſtere 
Paar, oder die naͤchſt an der Grundflaͤche, ſind gleichfalls zuweilen mehr ge⸗ 
trennt, und nur durch eine Sehne abgeſondert; zuweilen bemerkt man auch 
dieſes nicht, fie machen einen Einzigen aus 4). 

S 3 


a) Linne Neifen nach Oeland und Goth⸗ 
land, der keutſchen Ueberſetzung pag. 257. 
„ Den 6. Jul. zwiſchen Naͤhr und Burs — 
„Die abgeweideten Wieſen ſahen von der 
„ Spiraea Filipendula ganz weiß aus. „, 
Dieſe Pflanze haben wir in unſern Gegenden 
nicht, wenigſtens wird fie nur in Ödrten ge» 
zogen. Die andere Gattung dieſes Ge⸗ 
ſchlechts, die Ulmaria, iſt um ſo haͤufiger 
da. Doch habe ich nur ſelten unſern Zwey— 
ſalter auf derſelben gefunden. Auf der Spi- 
raea falicifolia finden wir ihn gar nicht. 
Sie bluͤhet gemeiniglich eher, als wir den 
Zweyfalter haben. 

6) Man hat verſchiedentlich, ohne daß 
es einer Aufuͤhrung bedarf, die Meynung 
gehabt, unſer Syſtem bezeichne damit die 
Futterpflanze der Raupe. Es wird aus dem 
bishero behandelten noch erinnerlich ſeyn, daß 
der gewoͤhnliche Aufenthaltsort eines Fa⸗ 
ters gleiches Recht als die Nahrungspflanze 
ſeiner Raupe zur Benennung habe. Hier hat 
die Meynung des Herrn von Linne nicht den 
mindeſten Anſtand. Er ſagt von unſerm Fal, 
ter: Faun, Suec, I. c. Habitat in Filipen- 


dula, volitans de die, licet tarde.,, Wenn 
man dieſe Erklärung von der Raupe anneh— 
men wollte, muͤßte man glauben, ſie waͤre 
gefluͤgelt. 

c) Herr Fueßli Ent. Mag. I. St. Tab. II. 
fig. 2. 3. pag. 139. macht zwey beſondere 
Arten daraus: den eitzen nennt er den Stein— 
brechſchwaͤrmer, den bergigten; den andern „ 
den der niedern Gegenden. Ich bin aber 
nicht vermoͤgend das Weſentliche im Unters 
ſcheid zu finden. Fig. a. iſt nach der ins 
Blauliche fallende Oberflaͤche der Vorderfluͤ— 
gel ein Maͤnnchen, Fig. 3. welche zur Grunds 
farbe mehr Gruͤnliches hat, ein Weibchen. 
Wir finden fie eben fo untermengt, wir fin» 
den ſie auch an duͤrren Gegenden, beſonders 
in dieſem kleinern Maas der Flecken. In 
der Nacherinnerung II. St. pag. 299. wird 
vom Herrn D. Amſtein erwaͤhnet, daß man 
den mit kleinern Flecken auch in Geſellſchaft 
jenes mit den groͤſſern gefunden. Demohn— 
geachtet ſollen beyde verſchiedene Gattungen 
ſeyn. 

d) Ich habe dieſes bey einigen Weibchen 
bemerkt. Herr von Linne hat es für ein mer 


142 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Die Figur vorliegender Tafel, welche ich mit F. bezeichnet, ſtellet der 
Unterſchrift nach eine Abaͤnderung vor. Sie iſt aber nur zu bequemerer Ver⸗ 
gleichung hier beygebracht. Nach flüchtigen Blicken möchte fie kaum verſchie⸗ 
den beduͤnken. Man wird aber bald das Weſentliche einer eigenen Gattung 
daran bemerken. Wir haben ihn nicht in unſern Gegenden. Er hat Italien 
zum Vaterland. Durch einen ſchon oͤfters erwaͤhnten Freund hatte ich ihn 
aus Verona erhalten. Unter dem Namen des Sphinx tranfalpina führen 
wir ihn in der Folge unter der Zahl der Abendſchmetterlinge mit; hier aber 
iſt er zu beſchreiben. Wie meine Leſer erſehen, iſt er nach der Geſtalt um 
vieles geſchmeidiger, und nach den Fluͤgeln mehr ins Schmale geformt, als 
fie der Sphinx Filipendulae hat. Die Grundfarbe der vordern iſt ungemein 
glänzend, und von hoͤherm Blau. Auch das Rothe der Hinterfluͤgel und 
der Flecken ſind von einer Miſchung, die jene weit uͤbertrift. Dieſe Flecken 
find betraͤchtlich kleiner. Sie find in ihrer Form und Lage, wie aus ber⸗ 
der Vergleichung erſichtlich, auch wirklich verſchieden. Die Natur hat ſie 
noch durch ein eigenes Merkmahl auszeichnend gemacht. Es führt ein jeder 
derſelben einen ſchwaͤrzlichen Saum, der ihn von der Grundfarbe trennt. 
Dieſen hat der Sphinx Filipendulae im mindeſten nicht. Noch ſehen wir, 
daß die Hinterflügel eine ſehr breite Einfaſſung von jenem Stahlblau har 
ben. Auch dieſe werden wir dorten niemalen gewahr. Die Fuͤhlhoͤrner ſind 
kuͤrzer, und in ihrer Form verſchieden. Es iſt ein Maͤnnchen, das ich hier 
beſchrieben. Von dem Weibchen mangeln mir gegenwärtig zuverlaͤßige Nach. 
richten, ſo wie das uͤbrige ſeiner Naturgeſchichte ſelbſten. 

Ich habe nun von der Raupe das Merkwuͤrdigſte noch zu erzehlen. 
Sie hat ſich eben nicht ſelten gemacht, man kennt ſie, wie ihren Falter, 
ſchon lange. Von dem May bis in den Junius kommt ſie uns, und ge— 
meiniglich in ausgewachſener Groͤſſe, zu Geſicht. Sie begiebt ſich dann eben 
aus dem naͤchſt an dem Boden verborgenen Winkeln ins Freye, um zur 
Verwandlung bequemere Plaͤtze zu ſuchen. Ihr Wachsthum iſt langſam, 
fo wie fie ſelbſten in ihren Bewegungen und Gang gemaͤchliche Weile ver» 
raͤth. Sie hat groſſe Reifen gemacht, wenn fie ſich des Tages etliche Zol . 


ſentliches Kennzeichen deffelben gehalten, Man ſondern das erſte Paar fuͤr einen einzelnen Fle⸗ 
glaubte, der Herr Ritter habe den fünffles cken gehalten. Faun. Suec. I. c. Sphinx 
ckigen Falter, oder unſern Sphinx Lonicerae, mas gaudet maculis ſex rubris in ala ex- 
für das Weibchen des Filipendulae gehalten, teriore. Foemina vero maculis quinque, 
weil er ihm fünf Puncte zugegeben. Alleine, connatis feilicet duabus baſeos. 

er hat nach dieſer Erklaͤrung nicht das letztere, 


Sphinx Filipendulae. Die Filipendulaͤ. 143 


le von ihrem Wohnplatze entfernt. Im Genuß ihres Futters iſt fie aus 
natürlicher Traͤgheit ſehr mäßig. Auch groſſe Schaaren würden wohl we, 
nig zu ſchaden vermögen. In dieſem ruhigen Betragen find ihr die Ichnev⸗ 
mons die gehaͤßigſten Feinde. Sie iſt nicht vermoͤgend den Verfolgungen 
derſelben Widerſtand zu leiſten. Wir erziehen oͤfters aus der gefundenen 
Raupe die darinn wohnende Maden. Sie hat ſich nicht an eine einzelne 
Futterpflanze gewöhnt. Niedere Gewaͤchſe: der Klee, der Wegerich, befon» 
ders aber weiche Graͤſer, find die gewöhnliche Koſt. Ich fand fie am meis 
ſten auf dem Flittergras (Briza minor). Ihr zur Verwandlung gefertig. 
tes Gehaͤuſe traf ich auch oͤfters an den Halmen deſſelben befeſtigt an. Roͤ— 
ſel erwaͤhnet, er habe fie auf dem Wullkraut, (Verbaſeum Thapſus L.), 
gefunden, wo ſie mir nie zu Geſicht gekommen. Merianin giebt ſogar 
Blätter der Baͤume zur Fuͤtterung an. Sie will dieſelbe mit der Schwarz— 
buche (Carpinus Betulus) erzogen haben. Meine Raupen, die ich zu dieſer 
Fütterung zu gewöhnen geſucht, haben ihren Abſcheu durch den Tod dagegen 
wohl am ſtaͤrkſten bewieſen e). Sie iſt kurz geſtaltet, von betraͤchtlicher Di— 
cke, einer Schildraupe nicht ungleich. Ihre Fläche iſt glatt, doch mit ein- 
zelnen Haaren bekleidet, und von hellem Citronengelb. Vier Reißen erhabe , 
ner Flecken von ſchwarzer Farbe, wie ſie die Abbildung ergiebt, machen ihre 
Verzierungen aus. Der Kopf iſt ſchwarz, ſehr klein, und im ruhenden 
Stand, wo er einwaͤrts gezogen, kaum ſichtlich. 

Sie bauet ſich zur Sicherheit des naͤchſten Standes ein eigenes Ges 
haͤus, ein pergamentenes Gewebe in cylindriſcher Form. Es iſt ſchwefelgelb, 
öfters mehr helle, zuweilen dunkler, auch aſchgrau von Farbe. In dieſer 
ſehr geraumigen Wohnung iſt die Chryſalide ohne weitere Befeſtigung ent» 
halten. Die ſie umkleidende Schaale iſt duͤnne, ſie bedarf eben zu ihrer 
Beſchuͤtzung keine fo feſte Verwahrung. So träge die Raupe geweſen, fo be. 
lebt iſt jetzt ihre Chryſalide. Sie geraͤth bey dem mindeſten Beruͤhren in 
ſchnelle Bewegung. Der obere Theil und die Spitze iſt braun, der mittlere 
gelb gefärbt. Die Entwickelung des eingeſchloſſenen Falters erfolgt gewoͤhn— 
lich in Zeit von dreyen Wochen. Er pflegt bey dem Ausſchliefen die Schaa⸗ 
le der ihn enthaltenden Chryſalide bis zur Hälfte mit aus dem Gehaͤuſe ber, 


e) Auch Geoffroi gedenket dieſes Baums, angef. Ort. “La chenille de ce Sphinx 
ohnfehlbar nach dem Angeben der Frau Me⸗ „ eſt jaune, liſſe à ſeize pattes char- 
rian. Er erwaͤhnet zugleich der Spiraea Fi. „ gées de taches noires. — Elle vient 
lipendulae, wovon wir doch gar keine Er „ fur le charme, la filipendule, le gra- 
fahrungen haben. Seine Worte find oben „ men etc. y 


144 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


vorzuziehen. Vielleicht liegt die duͤnne Membrane zu feſte an, er hat ſie 
durch dieſes Mittel abzuſtreifen noͤthig. 


Die Eyer werden in groſſer Anzahl dichte übereinander klumpenweiſe an 
das Niedere der Graͤſer gelegt. Sie ſind gelb von Farbe, und kegelfoͤrmig 
geſtaltet. Eine Zeit von 14. Tagen bewuͤrket das Ausſchliefen der Raͤupgen. 
Sie überwintern ſchon, wenn die erſte oder zweyte Haͤutung vorüber. Dar 
mit iſt für das erſte Jahr, auch bey fruͤheſter Zucht und der guͤnſtigſten Wi 
terung, die Haͤlfte ihres Lebens bey ſo langſamen Wuchs vollbracht. 


Der zwanzigſte europaͤiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX PHEGEA. 


Die Phegea. Der Weißfleck. 


Tab. XVII. Fig. 1. Der männliche, Fig. 2. der weibliche Zweyfalter, beyde nach ihrer 
g Ober- und Uaterſeite. 


LINNE S. N. Ed. XII. Sphinx adſcit. Sp. 35. Viridi atra, alis punctis feneſtratis: 
ſuperiorum ſex, inferiorum duobus, abdomine cingulo luteo. Ed. X. Sp. 33. Muſ. 
Lud. VIr. 364. Ganz ſchwarzgruͤn mit weiſſen durchſichtigen Puncten, ſechs auf den 
vordern, und zwey auf den hintern Fluͤgeln, nebſt cinem gelben Guͤrtel um den Leib. 

Müllers Naturſyſt. V. Th. pag. 645. Sphinx Phegea. Die Riugelmotte. 

FAsrıcıı Entomol. pag. 550. Zygaena. Sp. 2. Phegea. Linn. Merkmahle. 

sco POI Ent. Carn. pag. 480. Sphinx Phegea. Atro caerulea, alis anticis macu- 
lisalbis (6.) abdominis macula bafeos, cinguloque palleaceis. Long. lin. 8. Lat. 52. 

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 45. nr. 9. Sphinx Pbeges. 
Kahneichenſchwaͤrmerraupe. (Quercus Roboris). 

Hufn. Tab. Berl. Mag. II. B. I. St. pag. 186. nr. 18. Sphinx Phegea. Die Ringel 
molte. Glaͤnzendſchwarz mit ſechs weiſſen Flecken auf jedem Oberfluͤgel; um den Leib 
ein gelber Ring. Im Junius. Von der dritten Groͤſſe felten. 

Naturforſcher X. St. pag 95. 

Friſch. Beſchreibung VI. Th. Tab. XV. Die Raupe mit acht Federkielbuͤſcheln ꝛc. 

Fueßli Ent. Mag. I. St. pag. 10. 135. Tab. I fig. E. II. St. pag. 300. Schweiz. 
Inſ. or. 627. Sphinx Phegea. Der Weißfleck. Im Veltlein, Wallis, bey 
Luggaris. 

PETIVER Muf. nr. 133. fig. 19. Phalaena pufilla nigra, punctis albis notata. 
Ex Etruria. 


Der Sphinx Phegea hat ſich meines Wiſſens in unſern Gegenden nie⸗ 
malen gezeigt. Um ſo weniger iſt er in andern Provinzen Teutſchland ſelten. 
Die benachbarten Kraiſe, Bayern und Sachſen haben ihn haͤufig. Auch in 

Ungarn, 


Sphinx Phegea. Die Phegea. 145 


Ungarn, Italien und in der Schweiz iſt er gemein. Haſſelquiſt giebt fo 
gar Egypten und Syrien fuͤr deſſen Vaterland an. 

Friſch hat uns zuerſt ſeine Naturgeſchichte beſchrieben. Er hatte einſt 
ein Weibchen in der Gegend von Berlin erhalten. Durch den Fang wurden 
deſſen Flügel fo ſehr beſchaͤdigt, daß er eine ſeltene Fliege, und nicht einen 
Schmetterling gefunden zu haben vermeynt. An eine Nadel geſteckt, legte 
es Eyer. Die auskommende Näupgen wurden zwar ſorgfaͤltig erzogen, fie 
giengen ihm aber, bey ihrer Verwandlung zur Chryſalide, durch einen Zufall 
wieder zu Grund. Die wie Federn geſtalten Haare ſchienen ihm merkwuͤr⸗ 
dig, und in der That iſt dieſe Raupe von allen andern dadurch verſchieden. 
Ich theile meinen Leſern hier unten a) die ganze Beſchreibung mit, die uns 
dieſer ehrwuͤrdige Entomolog von derſelben gegeben. Noch gegenwaͤrtig iſt 
fie die beſte geblieben, wir haben ſeitdem keine in beſſerer Vollſtaͤndigkeit zu 
erhalten vermocht. Die Herren Verfaſſer des Syſt. Verz., die in ihren Ge. 


genden dieſe Raupe haͤufig erzogen, haben uns von der Futterpflanze noch eie 


a) Friſch. obenangef. O. — “Es wurde 
mir im Frühling eine groſſe Fliege gebracht, 
welche doppelte Flügel hatte, welche, als die 
„ Flügel der Weſpen, durchſichtig waren, 
„ auch Fuͤhlhoͤrner mit mehr als 40 Gelen⸗ 
„ken; daß ich fie als einen Ichnevmon oder 
„ groſſe Schlupfweſpe auf eine Nadel ſteck⸗ 
„te. Auf dieſe Nadel legte fie, ehe ſie 
„ ſtarb, eine Anzahl Eyer, aus welchen 
gr hernach, da ich ſie auf friſche Erde legte, 
„ kleine Raͤupgen auskrochen, braun von 
„Farbe, mit roͤthlichen Haaren und gel⸗ 
„ ben Kuöpfen. Sie fraſſen Mehl, und 
/ nagten bisweilen ein Loͤchlein in ein Mels 
„ denblatt; ,, (Es iſt zu vermuthen, daß 
hier Friſch unter dem Mehl den mehlichten 
Staub der Melde moͤchte gemeynt haben, den 
fie auf den Blaͤttera fraſſen. Doch nach 
den Erfahrungen der Herren Verfaſſer des 
Wiener Verzeichniſſes bedient fie ſich auch ei- 
ner noch mehr befremdenden Koſt); “/ krochen 
„ dabey immer in die Erde, und wieder 
„heraus. Sie haͤuteten ſich wie alle Rau⸗ 
gr pen zu ihrer Zeit, und bekamen endlich auf 


II. Theil. 


= 


= 


— 


= 


— 


„ acht Abſaͤtzen auf den Ruͤcken, neben der 
„ Pulsader, fo mitten auf dem Rüden länge 
„ herabgehet, Buͤſchlein von Haaren, oder 
„vielmehr von kleinen Federkielen. Die 
„andern Haare, ſo dieſe Raupen hatten, 
„ ſtunden auf ſchwarzen Knoͤpflein, deren 
„ auf beyden Seiten mit den vier Federknoͤ— 
„ pfen zehen auf jedem Abſatz waren. Auf 
„dem Schwanz aber ſtunde nur eines allein. 
„Die zwey Schwanzfuͤſſe waren nahe bey⸗ 
„ ſammen, und ſtunden lang heraus. Das 
yr erfie Knoͤpfgen unten vom Bauch an war 
„ das kleinſte, mit kurzen braunen Haͤrlein. 
„Das naͤchſt darüber aufwärts gegen den 
„ Rüden zu war etwas gröffer, und hatte 
„, laͤngere Haare, und fo auch das dritte. 
„ Aber auf dem vierten und fünften ſtunden 
„die Federkiele, alles zuſammen braun 
„ ſchwarz. Dieſe Raupen krochen im Mer; 
„ zu ihrer Veraͤnderung in die Erde. — 
„Eine Goldkaͤfermade, die ich unbedachtſa · 
„mer Weiſe in der Erde des Geſchirres ges 
„ laſſen, fraß fie alle auf ꝛc. , 


T 


— = 


146 


Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


nige Nachricht gegeben b). Hiemit aber find alle Urkunden der Geſchichte 


dieſes Falters erſchoͤpft. 


Die vorliegende Tafel ſtellt nach der erſten Figur das Maͤnnchen, nach 


der zweyten deſſen Weibchen in genaueſter Abbildung vor Augen. 


Man hat 


ſie ſo in dieſen Paarungen gefunden, und ich habe die zuverlaͤßigſte Nachricht 


davon beſtaͤttigt erhalten. 
es ſelbſten belehren. 
ſonſten erklaͤrt. 
dulae Anlaß dazu. 
dung unrichtige Folgerungen gezogen. 


characterifivend für die Species werden. 
Oefters ſind ganz entgegen geſetzte Miſchungen 


nach einerley Regeln zu Werk. 


Auch ohne Erfahrung koͤnnte ſchon der Gliederbau 
Man hat beyde Falter nur für Gattungsverſchiedenheit 
Vielleicht gaben die verwandten Arten des Sphinx Filipen- 
Aus zu groſſer Behutſamkeit wurden in gleicher Anwen⸗ 


Ein einzelner Flecken muſte auch da 
Allein, die Natur gehet nicht immer 


der Farbe, Zeichnungen und Zuſaͤtze von mancherley Art, im mindeſten nicht 


weſentlich geworden. 
beduͤnken. 
entſchieden. 
liche ſpielendes Blau. 


ſo ſchoͤn, nicht ſo glaͤnzend wie dorten. 


Beyſpiele werden von beyden noch erinnerlich ſeyn. 
Das Männchen hat nach der Grundfarbe ein dunkles ins Roͤth⸗ 
Das Weibchen hat es nicht minder, nur iſt es nicht 


Sie ſind es aber zuweilen, wo ſie uns kaum erheblich 


Hier iſt es 


Auf den Vorderfluͤgeln des erſtern 


finden ſich ſechs weiſſe durchſcheinende Flecken in der richtigen Lage und Form, 


wie ſie die Abbildung ergiebt. 


die gegen den Koͤrper, mit Gelb angelaufen. 


6) Syſt. Verz. Nachtrag pag. 307. — 
u Wir haben verſchiedene Jahre dieſe Rau⸗ 
„ pen auf Eichen, meiſtens nicht hoch an 
„ dem Stamme, manchmal doch auf den 
„ Aeſten angetroffen, und damit ernährt. — 
„Dieſes Jahr fanden wir in einem Wald 
„viele Stücke unter verſchiedenen ganz nie⸗ 
„dern Gewaͤchſen, und zwar zwey Mona 
the früher, als die Eichen zu treiben pfle. 
„gen., — — Wir erzogen ſie jetzt in 
der That mit Ampfer (Rumex acutus und 
Acetoſa L) mit Wegrich (Plantago lanceo- 
lata) und vornemlich mit den Blumen und 
Blaͤttern des Löwenzahns, oder der Butter⸗ 
blume, (Leontodon Taraxacum) bis zur 
Verwandelung mehr denn zwey Monathe. 
Indeſſen brachte uns jemand noch viele Stuͤ⸗ 


Bey einigen Exemplaren ſind ſie, beſonders 


Zuweilen iſt einer oder der 


cke, die er im Walde ſaͤmtlich bey vertrock⸗ 
netem Hirſchkothe angetroffen hatte, der von 
ihnen hin und wieder benagt war. Nun 
ſchien es uns nicht mehr ſo zu bewundern, 
daß Friſch die Raͤupgen dieſer Art — blos 
mit Mehl erzog. Unſere Raupen wollten 
ſich doch mit einer oder der andern dieſer 
trockenen Speiſen nicht recht begnügen; fie 
ſchmachteten gewiſſermaſſen, erhohlten ſich 
aber vollſtaͤndig, als wir ihnen nach acht Tas 
gen und dann oͤfter ein Blatt von der erwaͤhn⸗ 
ten Butterblume reichten, das ſie jedesmahl 
ſogleich verzehrten. — — — Die Raupe 
iſt vermoͤge ihrer federartigen Haare noch ſon⸗ 
derbarer — und hat vielleicht in andern 
Welttheilen naͤher verwandte Arten. 


Sphinx Phegea. Die Phegea. 147 
\ * 


andere kleiner, zuweilen breiter geſtaltet. Die Hinterfluͤgel find etwas dunk— 
ler von Farbe. In der Mitte derſelben ſtehen zwey Flecken, von der Ge 
ſtalt und Farbe, wie ſie die Oberfluͤgel haben. Der kleinere mangelt auf 
der Unterſeite, öfters auch auf der obern ſelbſten. Das Weibchen hat groͤſ. 
ſere Flecken, ſie ſind auch in mehrerer Zahl vorhanden. Die Bruſt und der 
Leib haben ein etwas mehr ins Gruͤnliche fpielendes Blau. Erſtere führe am 
Ende, und letzterer in der Mitte einen gelbgefaͤrbten Guͤrtel. Er ſchlieſſet 
ſich aber auf der untern Seite nicht zuſammen, er iſt da in die Fläche ver⸗ 
lohren. Die Fuͤhlhoͤrner find dünne faſt fadenfoͤrmig geſtaltet, und in der 
Mitte kaum merklich verdickt. 

In den Abbildungen der Regenſpurger Inſeeten finden wir bereits dieſen 
Falter gemahlt. Man hat ihn aber zur beſondern Gattung gemacht. Mich 
beduͤnken aber die Gruͤnde nicht hinreichend zu ſeyn. Ein mangelnder Flecken 
iſt da, wie ich oben erwähnt, für beſondere Species nicht characteriſirend 
genug. Wie leicht hat auch der Kuͤnſtler ihn auszudrucken vergeſſen c ). Es 
werden noch ähnliche Arten bemerkt. Ich ſehe aber auch da das Abweichen⸗ 
de nicht, das fie zu eigenen Gattungen macht 4). Meine Leſer haben nach der 

T 2 


c) sc HAE f. Icon. Inf. Rat Tab. 165. 
fig. 3. 4. Herr Paſtor von Scheven, Na 
turf. X St. pag. 122. hält ihn für eine iger 
ne Gattung, unter dem Namen Sphinx 

SC HAFFERI. // Er unterſcheidet ſich, 
‚ſagt er, vom vorigen (Phegea) dadurch, 
„ daß die Oberfluͤgel nur fünf Flecken ba: 
„ben, davon viere weiß ſind, einer iſt gelb, 
„Rund die Uuterfluͤgel haben nur einen einzi⸗ 
„gen weiffen Flecken., Herr Fueßli haͤlt 
ihn für eine Mittelart zwiſchen Phegea und 
Ephialtes. Siehe Entom. Mag. p. 135. 
d) Herr Fueßli bemerkt eine Abaͤnde⸗ 
rung, die eben nicht ſehr verſchieden iſt. Ent. 
Mag. II. St. pag 30. Von fig. E. (Phe - 
„ gea) hab ich Muſter aus dem Veltlein, 
„ die ein wenig anders ausfallen. Die weiſ— 
jr fen durchſichtigen Flecken find merklich klei⸗ 
„ner, und zwar iſt der vorderſte einzelne 
„rund, von den folgenden der aͤuſſere der 
‚, größte, und genau viereckig, fein gugefelß 


„ter entweder halbmondfoͤrmig, mit dem 
„ Ausſchnitt hinterwaͤrts gekehrt, oder eis 
„ nem Querſtrich ahnlich. Die drey hinter⸗ 
„Rſten find laͤnglich rund. Auf den Hinter 
„ fluͤgeln befindet ſich faſt in der Mitte nur 
„ ein einzelner kleiner auch runder Fleck. — 
„Doch beſitz ich aus eben dieſer Gegend auch 
„einen mit zwey Flecken auf jeden Hinters 
5 fluͤgel ꝛe., In dem Syſt. Verz. wird ei⸗ 
ner eigenen Gattung unter dem Namen Sph. 
Coronillae ( Cronwickenſchwaͤrmer) nr. 7. 
pag. 45. erwaͤhnet. Da derſelbe nur durch 
die Länge des Leibes und etwas duͤnnern Fuͤhl⸗ 
hoͤrnern am weſentlichſten ſich unterſcheiden 
ſoll: fo iſt fait zu vermuthen, es moͤchte unſer 
fig 1. abgebildeter ein Männchen ſeyn. Es 
heißt im Nachtrag pag. 308. ‚Co ähnlich 
„ dieſe Schmetterlingsart Phegea) bey dem 
„ erſten Anblick der ihr vorgehenden fiebens 
„den Art (Sphinx Coronillae) zu ſeyn 
„ ſcheint, fo ſehr unter ſcheidet fie ſich bey ges 


= 


148 


Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 
U 
Abbildung die dahin ſich beziehende Charactere ſelbſten zu vergleichen. 


Herr 


von Linne hat das Männchen, Herr Scopoli das Weibchen, beyde aber 
einerley Falterart, und dies ſehr buͤndig beſchrieben e). 
Phegeus iſt, ſoviel uns Homer von ihm erzehlt, ein tapferer Troja» 


ner geweſen, den aber doch Diomedes mit einem Wurfſpieß erlegt. 
Sphinre war eine weibliche Endung nöthig, fie wurde dahin geändert. 


Für 
Ein 


Weibchen war es, das Friſch zuerſt entdeckt, und das an eine Nadel ger 


ſpießt Eyer acer 
dieſe Falterart anfangs bekannt. 


Nur nach deſſen Beſchreibung war dem Herrn Ritter 


Der ein und zwanzigſte europaͤiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX EPHIAL TES. 


Der Ephialtes. 


Tab. XVII. Fig. 3. 


LIN NE S. N. Ed. XII. Sphinx adſcit. 


Der bunte Rothfleck. 
Der maͤnnliche Zweyfalter nach beyden Seiten. 


Sp. 36. Viridi atra, alis ſuperioribus pun- 
&is fex rubris, inferioribus vnico, abdomine cingulo ſanguineo. 


Dunkelſchwarz ins 


Gruͤnliche ſpielend, mit ſechs roth und weiſſen Puncten, einen blutfärbigen Gürtel um 


den Hinterleib. 


Muͤllers Naturſyſt. V. Th. pag. 645. Sphinx Ephialtes. 
Zygaena. 


FABRICII S. Entomol. pa 
Charactere. 


8˙551. 


Der Rothringel. 


Sp. 3. Ephialtes cyanea etc. Linn. 


Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 45. nr. 6. Sphinx Falcatae. 


(S. Ephialtes L.) Sichelkleeſchwaͤrmer. 


„ nauerer Betrachtung von derſelben, und 
„ andern durch die faſt fadenfoͤrmigen Fuͤhl / 
„ hoͤrner und den auſſerordentlich langen 
„ Leib.), Die Phegea ſelbſten haben fie 
nicht beſchrieben. Ohnfehlbar werden fie 
das Weibchen damit gemeynt haben, wie 
unſere zweyte Figur es vorſtellt. 

e) LIRNE S. N. I. c. „Habitat in 
Germania. P. Forskohl. Syria. HAs- 
5 E IL O VIS T. Magnitudo et ſtatura prio- 
sis, fed tota viridi- atra: Antennae filifor- 
mes, apicibus fupra albicantes. Alae ma- 
culis ſ. punctis feneſtratis: in ſuperioribus 
3.2. 3. in inferioribus, 2. altera minore 


(Medicaginis Falcatae.) 


verfus baſin alae. Abdomen in medio 
cingulo luteo vnius fegmenti, quod ſubtus 
non coit; ad baſin abdominis rudimentum 
cinguli lutei., scororı Ent. Carn. 
l.c. In ſylueſtribus Carnioliae, vmbro- 
ſisque locis. Antennae filiformes, nigrae 
apice albae. Macula in alis anticis, vna 
minor ad baſin, duo in medio, tres prope 
limbum, vtraque in pagina. Alae poſti- 
cae vtrinque maculis binis albis. Abdo- 
minis ſegmentum quartum, ſuperne et la- 
teraliter, paleaceo colore tindtum, macula 
fimili ſuperne ad baſin abdominis, duaeque 
aliae vtrinque ad latera pectoris, fub 
alis. , 


Sphinx Ephialtes. Der Ephialtes, 149 


Naturforſcher X. St. pag 95. Tab. II. fig. 2. Sphinx Ephialtes. 
Fueßli Ent. Mag. I. St. pag. 135. fig. F. Sphinx Ephialtes. 


Der Sphinx Epkialtes hat unter den beſtaͤubten Fluͤglern eine wichtige 
Rolle geſpielt. Wir kennen ihn mehr nach den Verwirrungen, zu denen er 
Anlaß gegeben, als nach ſeiner Naturgeſchichte, wo uns ſo vieles verborgen 
geblieben. Fur unſere Zeiten iſt es genug, wenn wir mit den Rechten ſei— 
ner eigenen Gattung, mit der Berichtigung des Syſtems, damit ins Reine ge 
kommen. Die Zukunft kan uns dann das Fehlende um ſo leichter ergaͤnzen. 
Hier iſt das Strittige ſchon in den Characteren enthalten, die Herr von 
Linne davon gegeben. Er beſchreibt, nach oben angezeigten Worten, den 
Sphinx Ephialtes dunkelgruͤn, mit ſechs rothen Puncten auf den Vorderfluͤ— 
geln, einen einzigen weiſſen auf den Hinterfluͤgeln, und weiter mit einen ro. 
then Ring um den Leib. In den beygefuͤgten Anmerkungen aber 4) find dies 
ſe Charactere geaͤndert. Es heißt, das erſte Paar beſagter Flecken waͤre nicht 
weiß, ſondern roth, das mittlere etwas braͤunlich gelb angelaufen, nur das 
dritte, wie es die Erklaͤrung nicht anders mit ſich bringt, waͤre weiß gelaſ⸗ 
fen. Damit ſtimmet nun der Zweyfalter unſerer vorliegenden Abbildung vor» 
treflich uͤberein. Das mittlere Paar beſagter Flecken iſt hier wirklich bey den 
meiſten fo gefärbt, wie fie Linne beſchrieben. Das an der Grundfläche iſt 
roth, und das letztere weiß. Hier iſt auch der Flecken der Hinterfluͤgel vor» 
handen. Er iſt ſonach unſtrittig derjenige Falter, den der Herr Ritter bey 
der genauern Beſchreibung vor Augen gehabt. In dem Anhang des Sy 
ſtems ſind wir auf eine Abbildung verwieſen. Sie beziehet ſich auf eine 
Zeichnung des Schaͤfferiſchen Werks 5). Hier erblicken wir aber ein ganz 

83 


a) LIN NE S. N. I. c. Statura Sph. Syſtem nach den Characteren bezeichneten er» 
Phegeae, Antennae vtrinque attenuatae kannt. Sie beſchrieben den Ephialtes, der 
nigrae. Alae fuperiores viridi atrae pun. mit unſerm einerley iſt, in folgendem deutlich 
&is 2 fanguineis, approximatis ad baſin; genug. pag. 147. “ Bey unſern Stuͤcken 
2 rufis in medio; 2 verfus apicem. Infe- „ iſt auch wirklich das erſte oder oberſte paar 
riores nigrae, puno albo. Corpus ni- „F Mackeln, nebſt dem Ning des Hinterleibes 
grum abdomine eingulo vno ſanguineo. „ jedesmahl hochroth, das zweyte ſchielt faſt 

b) LIXN ES. N. Append. Synon. Sph. „ nur ein wenig aus dem Weiſſen ins Noch» 
Ephialtes. SCHAEFF, Icon. LXXI. „lichte; das dritte iſt meiſtens weiß. „, 
fig. 1. Die Herren Verfaffer des Syſtem. Herr Fabricius hat unter dem gleichlautens 
Verz. haben bereits dieſe Irrungen bemerkt, den Linneiſchen Characteren, und in eben die⸗ 
und gedachten Zweyfalter nicht fuͤr den im ſer Beziehung der Schaͤfferiſchen Abbildung 


— 


150 


Zbweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


anders Bild. Man wird nicht den weiſſen Flecken auf den Hinterfluͤgeln 
gewahr. Es iſt derjenige Sphinx, den Roͤſel für das Männchen des Sph. 
Filipendulae gehalten. Wir haben ihn nun genauer kennen gelernt. Er iſt 
eine eigene Gattung. Unſere 25. Tafel ſtellt ihn auch nach Abbildung feir 
ner Raupe unter dem Namen des Sphinx Peucedani vor. Dorthin ſeye 
auch das Uebrige zur Berichtigung verſpahrt. Zwey weſentlich verſchiedene 
Gattungen find ſonach auſſer allen Zweifel hier unter einerley Namen enthal⸗ 
ten. Es kommt nicht darauf an, welchen von beyden wir den Ephialtes nen» 
nen. Der in der Beſchreibung ſo genau bezeichnete Falter, beduͤnkt mich, 
habe das naͤhere Recht. Jenen kannte Herr von Linne vielleicht nur nach 
Abbildung des Schaͤfferiſchen Werkes, dieſen bey ſo genauer Bezeichnung 
nach der Natur ſelbſt. Dem groſſen Verfaſſer unſers Syſtems kan die Ber 
wechslung beyder Gattungen nicht zur Laſt gelegt werden. Vor ihm war ein 
Sphinx Filipendulae, Caffra, Fauſta und andere noch nicht fuͤr weſentlich 
verſchieden erkannt. Er hat zuerſt, aus dieſen Verwirrungen zu kommen, 
den Weg gezeigt. Jetzt iſt es leichter durch Forſchungen weiter zu gehen, 
und das mangelnde in Ergaͤnzung zu bringen. 

Mit dieſem tft faſt alles geſagt, was wir von dem Sphinx Ephialtes 
wiſſen. In unſern fraͤnkiſchen Gegenden hat man ihn noch nicht entdeckt. 
In Sachſen, in der Schweiz, und andern Gegenden wird er, ob wohl ſel⸗ 
ten, gefunden. In Oeſterreich, von da wir die meiſten Exemplare erhalten, 
ſoll er haͤufiger ſeyn. Die Herren Verfaſſer des Wiener Verzeichniſſes fan⸗ 
den ſeine Raupe auf dem Sichelklee, ſie nenneten den Falter von daher den 
Sphinx Falcatae. Nut haben ſie uns nicht mehreres von derſelben zu ſagen 
beliebt. Nach den verſchiedenen Exemplaren, welche ich verglichen, habe ich 
in der Farbe und Zeichnung beyder Geſchlechter keinen erheblichen Unterſchied 
bemerkt. Beyde fuͤhren nach der Grundfarbe ein dunkles Stahlblau. Es 
iſt an dem Maͤnnchen ſchoͤner, etwas heller gemiſcht. Der Hinterleib des 
Weibchens iſt betraͤchtlich dicker geſtaltet ce). Der Ring iſt hochroth von 


den Sphinx Ephialtes in S. Ent. pag. 851. ge Gattung, welche ich auf der folgenden 


unter dem Namen Zygaena eingetragen. 
Sp. g. eyanea, alis anticis punctis ſex ru- 
bris, poſticis vnico, abdomine cingulo ru- 
bro. SCHAEFF. Icon. Tab. 71. fig. I. 
In den Gen. Inf, aber findet ſich eben dieſes 
Citat unter dem Namen der Zygaena Fuluia 
wiederhohlt. Es iſt dies ohnſtrittig diejeni⸗ 


XXV. Tafel, fig. I. a b. unter dem Namen 
Sphinx Achilleae in Abbildung geliefert. Ich 
habe in der Beſchreibung derſelben dorthin 
das weitere zu erzehlen verſpahrt. 

c) Die Abbildung in Fueßli Mag. oben⸗ 
angef. Ort, ſtellet nach der Dicke des Hin⸗ 
terleibes ein Weibchen vor, und diejenige, 


Sphinx Ephialtes. Der Ephialtes. 151 


Farbe, und von gleicher Breite. Die Fuͤhlhoͤrner ſind duͤnne, und in der 
Mitte etwas verdickt. Abaͤnderungen beziehen ſich hier auf die wenig bedeu⸗ 
tende Miſchung der Flecken. Das erſte Paar auf den Vorderfluͤgeln, oder 
das naͤchſt der Bruſt, iſt ohne Ausnahme von rother Farbe, oͤfters aber mit 
einem weiſſen Saum eingefaßt. Das mittlere Paar iſt, wie ich ſchon erwaͤh⸗ 
net, zuweilen roͤthlich geſaͤumt, oder fleiſchfarben auch braͤunlichgelb angelau⸗ 
fen. Das dritte iſt unveraͤndert von weiſſer Farbe, ſo wie auch der Flecken 
auf den Hinterfluͤgeln. Nur iſt dieſer auch groͤſſer und kleiner vorhanden. 
Die Unterſeite iſt der obern an Colorit und Zeichnungen gleich. Die Flecken 
hingegen find, wie die Abbildung erweißt, in ihrer Figur etwas veraͤndert. 
Vorbeſagte Bemerkungen, wegen des Unterſcheids beyder Geſchlechter, giebt 
der unſtrittige Gliederbau hinreichend zu erkennen. Herr von Scheven er ⸗ 
klaͤrt dieſen Ephialtes für das Weibchen des oben gedachten Sphinx Peuce- 
dani, oder welches einerley iſt, für den Sphinx, den Roͤſel im I. Theil feie 
ner Inſ. Bel. auf der 57. Tafel unter der 6. Figur als das Männchen des 
Sphinx Filipendulae in Abbildung geliefert d). Wir haben dieſe Art nach 
beyden Geſchlechtern genauer kennen gelernt. Gruͤnde, die mich noͤthigen, 
von der Meynung obenerwaͤhnten Kenners abzugehen, ſo ſehr ich ſonſten die 
erprobten Erfahrungen deſſelben verehre. 

Ephialtes war nach der Fabellehre ein Ungeheuer, von deſſen Urſprung 
die Erdichtung eben nichts Beſtimmtes geſagt. Auch der Rieſe, der den Per 
lion auf den Oſſa geſchleudert, und den Himmel beſtuͤrmt, hatte, wie Ovi— 
dius ſagt, gleichen Namen gefuͤhret. Sinnreiche Bedeutung auf Schmet⸗ 
terlinge uͤbergetragen! die ſich von ſelbſten ergiebt. 


welche Herr Paſtor von Scheven im Natur- „g fel Tom. I. Tab. 57. fig. 6. abgebildet 
ſorſch. obenangef Orts geliefert, iſt nach de „ hat, ebenfalls für das Maͤnnlein von uns 
fen Bemerkung unſtrittig der nemliche Falter. 7, ferm Ephialtes. Die Raupen hatten die 
groͤßte Aehnlichkeit mit denen vom Sphinx 

d) Naturforſch. obenangef. Ort. Sphinx „ Filipendulae; nur war die Farbe etwas 
Ephialtes nr. 3. + Das Maͤnuchen unters „ grünlich gelb. Ich habe nur ein einzig⸗ 
„ ſcheidet ſich von dem Sphinx Filipendulae „ mal drey Stuͤck derſelben an einem Eich— 
„ blos durch den rothen Guͤrtel. — Das „ ſtamme gefunden , und da fie ihrer Ver— 
„Weibchen würde ich für eine beſondere „ wandlung nahe waren, fo weiß ich ihr 
„Art gehalten haben, wenn ich nicht ſelbi“ „‚ Futter nicht anzugeben.), Herr Fueßli 
z ges zu gleicher Zeit aus eben derſelben Art hat bereits nach Ent. Mag. I. St. pag. 135. 
„ von Raupen erhalten hätte, aus welcher wegen des fo beträchtlichen Abſtandes der 
„ ich das Männchen erhielt, — Uebrigens Farbe Herrn Paft. von Scheven um genaue⸗ 
„ halte ich denjenigen Vogel, welchen Roͤ- re Unterſuchung gebeten. 


> 


152 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 
Der zwey und zwanzigſte europaͤiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX CAFFRA. 
Der Rothfleck mit weißgerandeten Puncten. 


Tab. XVII. Fig. 4. a. Ein männlicher Zweyfalter, von beyden Seiten. Fig. 4. b. Ein Weibchen 
aber beſonderer Art, durch den rothen Ring verſchieden. Von beyden Seiten. 


LI NN. S. N. Ed. XII. Sphinx adfeit. Sp. 37. — nigra, alis ſuperioribus fuſeo - ci- 
nereis: punctis quinque ſanguineis, inferioribus rubris. Muſ. L. VIr. pag. 362. 
(Dieſe Charactere beziehen ſich auf eine auslaͤndiſche Art, welche mit vorliegender 
verwechſelt worden). Zur Differentia fpecifica hat ſich folgende Aenderung nd» 
thig gemacht: — atra, alis ſuperioribus cyaneis, maculis quinque rubris: ſingulis 
albo marginatis, vltimo lunari, inferioribus rubris. Dunkelſchwarzer Leib, blaufpies 
lende Oberflügel, mit fünf rothen weiß eingefaßten Flecken, unter welchen der aͤuſſerſte 
mondfoͤrmig geſtaltet, nebſt einfärbig rothen Hinterfluͤgeln. 

Müllers Naturſyſt. V. Th. pag. 646. Sphinx Caffra. Der Caffer. 

scorporı Ent. Carn. pag 473. Sphinx Carniolica. Nigra alis anticis vmbrinis: 
maculis (g.) cinnaberinis: margine albo; poſticis cinnaberinis immaculatis. Long. 
lin. 2. Lat. 3. 

FABRICII Ent. pag.55t. Zygaena Caffra. Linn. Char. Gen. Inf. pag. 275. Zy- 
gaena carniolica, atra, alis anticis cyaneis, punctis quinque fanguineis fubocella- 
tis, poftieis rubris, limbo nigro. 

Naturforſch. III. St. pag. 26. VI. St. pag. 22. X. St. pag. 96. 

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 45. nr. 5. Sphinx Onobry- 
chis. (Carniolica scor.) Hahnenkopfſchwaͤrmer. (Hedyfari Onobrychis). 
SAE FF. Icon. Inf. Ratisb. Tab. go. fig. 4. 5. Sphinx alis int, cauda ſimpl. 7. 
Fueßli Ent. Mag. I. St. pag. 108. 124. 139. Tab. I. fig. G. Schpweizeriſche Inf. 

nr. 628. Sphinx Caffra. 


Unter dem befremdenden Namen eines Falters aus der fo entfernten ca 
friſchen Kuͤſte, erblicken wir hier einen ganz bekannten Bewohner unſerer Ge. 
gend. Auf Namen kommt es eben nicht an. Hier haben ſich in dem ſo 
truͤglichen Bilde des ähnlichen abermahl Irrungen ergeben. Es ſeye kurz er» 
zehlt. Der Herr Archiater fand den Zweyfalter, den er hier beſchrieben, 
in dem Naturaliencabinet der Königin in Schweden. Der Kommendant der 
bollaͤndiſchen Veſtung des Vorgebuͤrgs der guten Hoffnung, der ber 
ruͤhmte Herr Tulbagh, hatte denſelben nebſt fo vielen Seltenheiten dahin 
geliefert. Linne gab ihm ſonach von feinem Vaterlande den bündig paſſen⸗ 
den Namen Sphinx Caffra. In dem Muſ. Lud. VIr. wurde er zuerſt ber 
ſchrieben. Bey der XII. Ausgabe des Syſtems iſt ihm nach der * 

es 


Sphinx Caffra. Der Rothfleck mit weißgerandeten Puncten. 


des Schaͤfferiſchen Werkes, und der Beſchreibung des Herrn Scopoli, um 
fer in Abbildung vorliegender Europaͤer bekannt 2). Er hielte dieſen für 
einerſey mit jenen caffriſchen Sphinn. So wurden Citate, auf die wir jetzt 
verwieſen find, dahin gebracht. Nun ergiebt ſich aus vorliegender Beſchrei⸗ 
bung des Mufeums 5), daß der capiſche Falter des Herrn Tulbagh was 
ganz anders iſt. Er hat braͤunlich aſchgraue Flügel, (fuſeo - einereae)z 
der vordere Theil des Kopfes iſt roth, und die Bruſt hat zwey dergleichen 
Flecken. Auch die Einſchnitte des Hinterleibes find mit dieſer Farbe ge. 
ſaͤumt. Verſchiedenheit genug. Die weitere Beſchreibung aber giebt noch 
mehrere an. Merkmahle, die unſer vorliegender Falter nicht im mindeſten 
hat. Zwey ganz verſchiedene Gattungen find unter einerley Namen hier wirk . 
lich vermenget. Es entſtehet die Frage: welcher von beyden der Sphinx 
Caffra eigentlich ſey? Ohne Zweifel jene auslaͤndiſche Art, nach der Bes 
deutung des Namens, nach den Erklaͤrungen des Herrn von Linne ſelbſt, 
wird man hier ſagen. Ich gebe es zu, wenn auch jene Anfuͤhrungen gleich 
entſcheidend unſern Falter bezeichnen. Einmahl haben ſich wegen jener aus 
laͤndiſchen Art wiederum Strittigkeiten erhoben. Es find aͤhnliche Gattun⸗ 
gen da, es iſt nicht zu entſcheiden, welche unter ihnen die Linneiſche iſt. 
Hier haben wir neue Benennungen noͤthig, wir koͤnnen nicht jene zugleich 
behalten. Genug, wenn einmahl unſere Entomologen ſich an dieſe gewoͤhnt. 
Man kennt unter Caffra keinen andern, als eben dieſen in Abbildung vor⸗ 
liegenden Sphinx. Hierdurch find mehrere Verwirrungen vermieden. 


em 
173 


Die Grundfarbe der Vorderfluͤgel iſt ein glaͤnzendes Gruͤn, das etwas 


ins Grauliche fällt e). 


a) LIN NE S. N. I. c. Caffra. — 
scO POL, Carn. 478. Sphinx Carnioli- 
ca. — Habitat ad. C. B. ſpei. D. T v. 
BAG H inque Carniolica. — Appendix 
Syn. S. N. Ed. XII. — SCHAEFFERI 
Tab. 80. fig. 4. 5. 

6) Mul. Lud. VIr. I. e. Filipendulae 
dimidio minus. Antennae longitudine di- 
midii corporis, fubclauatae atro - caerule- 
ſcentes. Caput nisrum. Lingua ſpiralis. 
Os ſanguineum. Punctum ſanguineum an- 
te et pone oculos. Thorax niger punckis 
duobus ſanguineis. Abdomen fufcum, 
ſegmentis margine rubris. Pedes fufci, 


II. Theil. 


Die Flecken find roth, mit einer weiſſen Einfafe 


ſubtus rubeſcentes. Alae fuperiores Au- 
co - canefcentes, puncłis quinque fangui- 
neis: primo ad bafin alae e rotundo in li- 
neolam elongato; reliquis rotundis aeter- 
nis, at punctum transverfo - oblongiuſcu- 
lum. Inferiores fanguineae, limbo pofti- 
co nigro. In dem Syſt. Ders. der Wiener 
Schmetterlinge haben die Herren Verfaſſer 
einige der gedachten Anſtaͤnde bereits erwaͤh⸗ 
net. Herr Fueßli hat fie Ent. Mag. I. Th. 
pag. 139. daraus wiederhohlet. 

c) Herr Scopoli hat einen eigenen Na⸗ 
men für dieſe Farbe erfunden. Er nennt fie 
color ymbrinus. Nach deſſen Verfahren, 


Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Der aͤuſſerſte gegen die Spitze iſt mondfoͤrmig geſtaltet, und da⸗ 
durch iſt unfere Caffra von allen ähnlichen Arten verſchieden. Durch erſt⸗ 
gedachten Flecken ziehen ſich Nerven von ſchwaͤrzlicher Farbe. Sie ſcheinen 
eine Abtheilung von mehreren Flecken zu machen, an ſich find fie aber in ei⸗ 
nem verbunden. Der Kopf und die Bruſt ſind mit einem Saum von 
weißgrauer Farbe, welche zwey parallellaufende Linien bilden, geſaͤumt. Zu 
beyden Seiten ziehen ſich zwey andere, da wo die Fluͤgel befeſtiget ſind, 
die Laͤnge herab. Sie find eirkelfoͤrmig, oder mehr wie Haͤckgen, geſtaltet. 
Der Hinterleib hat mit der Bruſt einerley Farbe, ein duͤſteres Schwarz, 
es ſpielet kaum merklich ins Blaue. Die Fuͤhlhoͤrner verdicken ſich gegen 
die Spitze betraͤchtlich. Die einfaͤrbigen Hinterfluͤgel find mit einer ſchma⸗ 
len ſtahlblauen Borte beſetzt. 

Farbe und Zeichnung iſt in beyderley Geſchlechtern kaum merklich vers 
ſchieden. An dem Maͤnnchen iſt die Grundfarbe mehr ins Blaue, an dem 
Weibchen aber ins Gruͤnliche ſpielend. An letzterem ſind gemeiniglich die 
Einfaſſungen der rothen Flecken etwas breiter mit Weiſſem gerandet. Ab 
änderungen ſind mir nicht vorgekommen, die ſich zu einer Anzeige erheblich 
gemacht. Die Gröffe ſelbſten iſt wenig verſchieden. Nur das mittlere Paar 
der Flecken iſt oͤfters durch die Grundflaͤche in breiterem Raum von einander 
getrennt, oͤfters in einem zuſammengefloſſen. 

Wir beſitzen noch eine ſeltene Art. Sie iſt nach Fig. 4. b. unſerer 
Tafel beygefuͤgt worden. Der rothe Ring um den Hinterleib, und der 
kaum ſichtliche Saum der Hinterfluͤgel, find der einzige Abſtand von dem 
erſtbeſchriebenen Falter. Ich weiß es nicht zu entſcheiden, ob er Varietät, 
oder mit naͤherem Recht eigene Gattung iſt. Dies Abweichende möchte viel 
le icht nicht erheblich beduͤnken. Die Natur iſt bey Verzierungen dieſer Art, 
die wie Ringe find, doch nie verſchwendend geweſen. Sie hat damit, oh⸗ 


154 
fung. 


welches ich oben pag 40. Anmerk. CH) erwaͤh. rotundae in difco, quinta in limbo oblon- 
net, enthaͤlt dieſe Miſchung 4. Theile ſchwarz, 
1. Theil blau, 1. Theil grün, x. Theil gelb, 
1. Theil roth. S. deſſen Einleitung zur Ent, 
Carn. Der Zweyfalter ſelbſt wird im folgen: 
den von ihm ſchr buͤndig beſchrieben. 
„Statura Sphinx Filipendulae. Inter ca- 
put et thoracem lineae duae transuerſae al 
bae, linea alia in thoracis latere vtroque. 
Maculae alarum anticarum vna vel duae 
eonnatae cuneiformes ad baſin, tres ſub 


ga transuerſa. Subtus ala eadem ſimiliter. 
maculata, fed albus margo macularum ob- 
foletur. Alae pofticar vtrinque cinnabe- 
rinae: margine nigro. Herr Fabricius 
hat, wie aus oben angeführten zu erſehen, 
in den Gen. Inſ. dieſen Falter nach Sco⸗ 
poli beſchrieben, und auf das Schaͤfferiſche 
Citat dahin eingetragen, da es vorhin nach 
Linne bey Zygaena Caffra geſtanden. 


Sphinx Caffra Der Rothfleck mit weißgerandeten Puneten. 155 


ne Ausnahme, weſentliche Merkmale vereint. Wir haben ihn nach beyder— 
ley Geſchlechtern, beyde find mit dieſen Ringen geſchmuͤckt. Er iſt in einis 
gen Gegenden gar nicht vorhanden, die den gemeinern Falter in Menge ber 
ſitzen d). In unſerm Franken wird er nur ſelten gefunden. Die einzigen, 
die mir von da bekannt geworden, wurden auf einer Wieſe bey Uffenheim 
gefangen. Für das Eigene einer Gattung vorzuͤgliche Rechte! Nur von 
deſſen wirklichen Paarungen ſind noch keine Erfahrungen da. Herr Pal⸗ 
las e) beſchreibt unter dem Namen Sphinx Cruenta einen ſehr ähnlichen 
Falter, den er in Sibirien fand. Die Vorderfluͤgel ſind dunkelblau, ſie 
führen fünf rothe weißeingefaßte Flecken. Das mittlere Paar derſelben iſt 
gleichfalls zuſammengefloſſen. Die Hinterfluͤgel find roth, und ſchwarz ein 
gefaßt. Ein rother Ring um den Hinterleib iſt nicht minder vorhanden. 
Nur die Groͤſſe und Geſtalt, nach der er dem Sphinx Phegea gleichet, 
hat derſelbe nicht. 

In hieſigen Gegenden iſt der Sphinx Caffra ſehr ſelten. Doch find 
auch einige Plaͤtze bekannt, wo er manche Jahre ſehr zahlreich erſcheint. 
Sein Aufenthalt ſind Wieſen, lichte Waldungen, und blumenreiche Fluren, 
die ihm Nahrung entbiethen. Man findet ihn im Julius, gemeiniglich in 
Geſellſchaft des Sphinx Filipendulae, mit dem er nach den Trieben der 
Natur auch gleich geartet. 

Seine Raupe kenne ich nicht. Die Herren Verfaſſer des Wiener Der» 
zeichniſſes melden, daß ſie ſolche ſehr haͤufig auf Wieſen in ihren Gegenden 
fanden. Sie haben die Eſparcette als Futterpflanze bemerkt, wenigſtens dem 
Schmetterling von daher dem Namen ertheilt. Herr Scopoli 7) beſchreibt 

u 2 


d) Syſt. Vers. pag. 148. — „Er fuͤh⸗ 
„ ret einen ſchwarzblauen Hinterleib, um 
„ denſelben meiſtens einen breiten rothen 
„ Ring. /, Fueßli Eatom. Mag. I. St. 
pag. 108 / Dergleichen (mit rothem Ring) 
„habe ich an keinem hielaͤndiſchen geſehen. 
Anmerf. ebendaſelbſt. Auch an den Exem⸗ 
„ plaven, die ich aus Halle erhalten, ver- 
„ miffe ich den rothen Ring., In der Ab⸗ 
bildung, die Herr Fueßli gegeben, hat der 
Illuminiſte die Einfaſſung der rothen Flecken, 
welche weiß ſind, ganz hochgelb gemacht. 
Vermuthlich hat er dieſe Einfaſſung mit der, 


welche die Fauſta hat, fuͤr einerley gehal⸗ 
ten. 

e) Pallas Reiſen II. Th. Anh. nr. 94. 
Sphinx Cruenta. — Magnitudine et for · 
ma Sphinx Phegeae, cyaneo atra, ſeri- 
cea. Cingulum abdominis rubrum. Alae 
primariae maculis rubris, albo marginatis 
quinis quarum mediae confluentes, ſecun- 
dariae rubrae nigro - marginatae. In au- 
ſtralioribus ad Volgam et Irtin, locis her- 
bidis, non infrequens menfe lulii., 

f) scororıl.c. “Folliculus, pal. 
leaceus, laeuis, latere adhaerens folio, 


156 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


das Gehaͤuſe „ welches die Raupe zur angehenden Chryſalidenverwandelung 
baut. Dieſe Arbeit iſt von jener, welche die Raupe des Sphinx Filipen— 
dulae verfertigt, verſchieden. Es iſt glatt, eyrund, nicht runzlicht, nicht 
cylindriſch, wie bey jener; im übrigen aber eben fo angelegt. Der aus» 
kommende Falter ziehet gleichfalls die Chryſalidenhuͤlſe zum Theil aus dem 
Gehaͤuſe hervor. 


Der drey und zwanzigſte europaͤiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX FAVS TA. 
Die Fauſta. Der Freudenfalter. 


Tab. XVIII. Fig. 1. a. Der weibliche, Fig. 1. b. der männliche Schmetterling, nach einer vor⸗ 
zuͤglichen Abaͤnderung. Beyde von der Ober- und Unterſeite. 


LIN N. S. N. Ed. XII. Sphinx adſcit. Sp. 42. alis rubris concoloribus: fuperioribus 
maculis nigris margini nigro annexis. Mit rothen auf beyden Seiten gleichfaͤrbigen 
Flügeln, einen ſchwarzen Rand, und mit demſelben zuſammenhangenden ſchwarzen Flecken. 

Müllers Natur ſyſt. V. Th. pag. 647. Sphinx Fauſta. Der Gluͤcksvogel. 

ABRITCII Ent. pag. 353. Zygaena. Sp. 15. Fauſta. Linn. Char. | 

GEOFFR. Tom. II. pag. 89. Sphinx fpirilinguis alis rubris, fuperioribus limbo ma- 
culisque 6. nigris. 

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. Nachtrag pag. 307. Sphinx 
Fauſta. Rothfüͤͤglichter ſchwarzgeſleckter Schwaͤrmer. Unbekannte Raupe. 

Sulzers abgekuͤrzte Geſchichte der Inſ. pag. 152. Tab. XX. fig. 2. Sphinx Fauſta. 
Der Gluͤcksvogel. Die vordern Fluͤgel blutroth, ein ſchwarzer Fleck beym Grund, 
und vier andere mit dem ſchwarzen Saum verbunden; die hintern blutroth, ſchwarz 
geſaͤumt. Aus Buͤnten. 

Fueßli Ent. Mag. I. St. pag. 128. Sphinx Fauſta. Tab. I. fig. H. — Schpeile⸗ 
riſche Inſ. nr. 629. Sphinx Faufta, Bey Pfeffers. 


Der Herr Archiater hat für einen fo ſchoͤn, fo buntgezeichneten Fal. 
ter einen vielbedeutenden Namen gewaͤhlt. Er nennte ihn Fauſta, den 
fröfichen , den feſtlichgekleideten Sphinr. Die naͤchſt folgende Gat 
tung in dem Syſtem hatte zu einer gerade entgegen geſetzten Benennung An 
laß gegeben. Er kommt in der Geſtalt ihm gleich, er führt aber ein duͤ— 
ſter gefaͤrbtes Gewand, er wurde Infauſta, der trauernde, in dieſer Ver 


Pupa poft partum, prominens ex apice tri- den unterſchieden. “Felliculus, rugoſus, 
ualui.,, Jenes Gehaͤuſe des Sphinx Fili oblongus, vtrinque acuminatus, membra - 
pendulae wird von ihm pag. 190. im folgen- naceus. „ 


Sphinx Faufta. Die Fauſta. 157 
So entbothen ſinnreich erfundene Namen dem Gedaͤcht⸗ 
Nur iſt es zu beklagen, daß wir eben dieſen Sphinn 
Infauſta nicht kennen. Alle bisher verwandte Muͤhe war fruchtlos geweſen, 
ihn irgend zu finden. Es iſt in der That gluͤckliche Entdeckung, wenn ich 
dieſen faſt fuͤr verlohren geachteten Falter einſtens beyzubringen vermag. 
Herr von Linne erhielte ihn aus den ſuͤdlichen Erdſtrichen. Wir ſuchen 
ihn wohl vergebens im teutſchen Vaterland auf a). 

Auch der Sphinx Faufta iſt ein Bewohner der waͤrmeren Laͤnder. Wir 
haben ihn nicht. Wir erhalten ihn aus dem mittaͤgigen Frankreich. Er iſt 
in Italien und auch in der Schweiz nach obiger Anzeige vorhanden 5). 
Mehr iſt uns nicht von ſeiner Geſchichte bekannt. Hier ſind fuͤr Ergaͤnzung 
groſſe Lücken gelaſſen, nichts als feine Beſchreibung zur Anzeige vorliegender 
Abbildung bleibet mir uͤbrig. Er zeichnet ſich von allen Arten der rothfle. 
ckigten Sphinxe aus. # Jene haben eine blaue, oder grünlichblau gemiſchte 


gleichung geheiſſen. 
niß ergiebige Huͤlfe. 


Grundfarbe der Vorderfluͤgel mit rothen Flecken. 
roth, und die Flecken ſind dunkel, ganz ſchwarz gefaͤrbt. 
Sie find nicht abgeſondert, fie hängen 
zu beyden Seiten an dem Rande des Fluͤgels zuſammen. 


Form iſt nicht minder verſchieden. 


Hier iſt die Grundfarbe 
Ihre Lage und 


Nur bey einigen 


Exemplaren iſt der letztere Flecken, wie hier bey fig. I. a. gänzlich durch die 


a) Ich habe hier die Charactere des Hrn. 
Ritters, die dieſen von ihm alleine verzeich⸗ 
neten Falter beſchrieben, beyzuſetzen, und 
bitte alle Kenner um geneigte Mittheilung, 
denen er irgend etwa bekannt geworden. LIN. 
NE S. N. Sp. 43. Sphinx Infauſta, nigra, 
alis fuſcis: inferioribus interius fangui- 
neis, antennis pectinatis. Habitat in Euro 
pa auſtrali. GO VAN: Corpus totum ni 
grum, magnitudine Sphinx ſtatices. Alae 
nigricantes: ſuperiores margine exteriore 
antice fanguineo. Inferiores, dimidia ſua 
parte verfus corpus, fanguineae, Er hat 
einen ganz dunkelſchwarzen Leib. Seine Groͤſ— 
fe iſt der des Sphinx ftatices gleich. Die 
Fluͤgel find braun, oder ſchwaͤrzlich gefärbt. 
Die obern find an dem aͤuſſern Rand ger 
gen den Anſang roͤthlich geſaͤumt. Die 
untern aber, zur Haͤlfte von dem Leib an, 


u 3 
ganz roth. Er hat gekaͤmmte Fuͤhlhoͤr⸗ 
ner. 

db) Fueßli Ent. Mag. angef. Orts. — 
Er befindet ſich auch hier noch felten. (Ans 
„ merk. Ich habe dieſen kleinen Schwaͤrmer 
vor einigen Jahren in den Bergwieſen bey 
„ Pfeffers im Julio ziemlich häufig auf den 
„ Blumen angetroffen). Herr D. Sulzer 
„ hat in feiner Inſectengeſchichte Tab. XX. 
„ fig. 2. eine Abbildung davon gegeben, die 
„ doch etwas zu groß gerathen iſt ꝛc.),, Ber 
ſagte Abbildung uͤbertriſt im Maas die unſe⸗ 
rige nach fig. 1. a. eben nicht merklich, und 
man hat dieſen Zweyfalter auch noch groͤſſer 
entdeckt. In der Sulzeriſchen Abbildung iſt 
mehr nach den Umriß dee Flügel, der uns 
fürmlichen Lage der Flecken, den aufferors 
dentlich breiten Halsring, und der Geſtalt 
der Fuͤhlhoͤrner gefehlt. 


Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


ihn umgebende Grundfarbe getrennt. Sie ſind zuweilen mehr ins Schmale 
gezogen, wie die Zeichnung nach fig. b. in genaueſter Abbildung vor Augen 
gelegt. Der Rand iſt mit einem ſchmalen Saum von Gelb umzogen. Ih⸗ 
re eigene Form iſt aus der Abbildung erſichtlich. Die Bruſt fuͤhret naͤchſt 
dem rothen ſie begraͤnzenden Saum, noch vier die Laͤnge herab ſich ziehender 
Striche, von weißlicher Farbe. In beyden Geſchlechtern iſt der Hinterleib 
mit einem rothen Gürtel verſchoͤnert. Die Fuͤhlhoͤrner find nach der kolben. 
foͤrmigen Verdickung ganz abweichend geſtaltet. Die Unterſeite der Fluͤgel 
iſt nach dem Umriß der Flecken etwas verſchieden. Nach der Gröffe hat 
man ihn um die Haͤlfte kleiner, als die Abbildung fig. b. die nach einem 
Maͤnnchen genommen, ergiebt. Die rothe Grundfarbe findet ſich oͤfters ſehr 
blaß. Es ſcheint, der Schmetterling verliere im Flug ſehr bald das Schoͤ. 
ne derſelben. Er iſt mit dichten Schuppen nicht allzureichlich bedeckt. Die 
Exemplare, die ich verglichen, ſind aus den Provinzen des mittaͤgigen Frankreichs. 

Geoffroi fand dieſen Zweyfalter auch in der pariſer Gegend. Er ber 
ſchreibt ihn nur als Abänderung des Sphinx Filipendulae c). Doch ſchien 
er ihm merkwuͤrdig genug, er hat daher feinen Abſtand von jenem ſorgfaͤl⸗ 
tig beſtimmt. 


158 


Der vier und zwanzigſte europaͤiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX STATICES. 
Der Tuͤrkis. 
Green Meadow Butterfly. Petiver. 
Der maͤnnliche, Fig. 2. b. der weibliche Zweyfalter. 


La turquoife. Geoffroi. 
Tab. XVIII. Fig. 2. a. 


I. IN NE S. N. Ed. XII. Sphinx adſcit. Sp. 47. Viridi caerulea, alis inferioribus 
fuſcis. Ed. X. Sp. 38. Faun. Suec. Ed. nou. 1098. Ganz gruͤnlichblau mit ſchwaͤrz⸗ 
lichen Unterffuͤgeln. 


Muͤllers Naturſyſt. V. Th. pag. 648. Sphinx Statices. Der Taubenhals. 


c) GEO FF R. I. c. N. B. Sphinx fpiri- 
Unguis etc, — “Cette variete un peu 
plus petite que l’efpece prècedente (Sph, 
Filipendulae) en differe, primo, en ce que 
le haut de fon corcelet eſt bord& d' un peu 
de rouge qui forme une efpece de collier; 
fecunde, par la couleur de ſes alles fupe- 
rieures, qui font rouges, avec fix taches 


noires, toutes rangdes deux a deux, ex- 
ceptè celles d' en haut et celles d'en - bas 
qui font feules et iſolèées. Enfin le noir, 
et le rouge de ces alles font ſeparès, l'un 
de l' autre par un contour gris bien mar- 
que. Les parties de l' inſecte font groſa · 
tres. „ 


Sphinx Statices. Der Tuͤrkis. 159 


rAsrıcıy Entomol. pag. 3555. Zygaena. Sp. 26. Statices. Finn. Merkmahle. 

ATI Hiſt. Inf, pag. 134. nr. 3. Papilio parua alis pendulis, corpore et alis vndique 
viridibus, aut caeruleis. 

GEOFFR, Tom. II. pag. 129. nr. 40. Phalaena pectinicornis ſpirilinguis viridi caeru- 
lea niters, alis inferioribus fuſcis. Long. 6. lign. 

scOoPOTLI Ent. Carn. 481. pag. 190. Sphinx Statices. Alae anticae ſupra viridi- 
caeruleſcentes, ſubtus vnacum poſticis vtringue vmbrinae. Antennae maris pecti. 
natae. Long. lin. 6. Lat. 3. 

O0 DA Muf. Graec. pag. 83. 

Soft. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 46. nr. 10. Sphinx Statices, 
Seenelkenſchwaͤrmer. (Statices Armeriae). 

Hufn. Tab. Berl. Mag. II. B. I. St. pag. 186. nr. 17. Sphinx Statices. Der Tau- 
benhals. Die Oberfluͤgel und der Leib find glaͤnzendgruͤn, die Unterflügel braun. Sitzet 
auf den Blumen und in Waͤldern, iſt im Fliegen ſehr langſam. Im Julius und Aug. 


Von der dritten Groͤſſe, haͤufig. 

Fueßli Schw. Inf. nr. 630. Sphinx Statices. Der Taubenhals. Nicht felten in Wie⸗ 
zen und Feldern, auf Blumen. 

Müller Faun. Fridr. pag. 38. nr. 347. — Zoolog. Dan. prodrom. pag. 112. nr. 1346. 
SCHAEFFER Icon. Inf. Ratisb. Tab. 1. fig. 8. 9. Sphinx al. int. cauda ſimpl. 1. 
BEGEER Mem. d' Inſ. Tom. II. P. I. pag. 255. Papillon phaléne, à antennes en 

maflue et à barbes, d' un verd dore et luifant, et A alles inferieures brunes, 
Goͤtzens Ueberſ. pag. 183. Die Tuͤrkispapilionsphalaͤne. 
PET TVE R. Muf. 329. Papiliunculus pratenſis minor viridis etc. 


Gladbachs Beſchreibung europaͤiſch. Schmetterlinge. Tab. XVI. fig. 1-3. Pr. 30 kr. 


In der Ordnung unſers Syſtems iſt dieſer Falter der letzte unter den 
Gattungen der Sphinxe, auch nach den auslaͤndiſchen Arten. Er kommt in 
dem Bau der Antennen, der Phalaͤne am naͤchſten, fie find kammfoͤrmig ges 
ſtaltet, er ſchlieſſet ſonach genauer an die mit ſtaͤrkerem Gefieder bezeichnete 
Nachtſchmetterlinge an. Nach den Naturtrieben iſt er von den eben behan⸗ 
delten Arten gar nicht verſchieden. Er zeigt ſich an gleichen Orten, er hat 
einerley Nahrung, einerley Zeiten und Wohnplaͤtze mit ihnen. Im Flug iſt 
er gleich traͤge, wie es erſtere ſind. Seine Geſtalt bringt ihn ohnedies in 
genaue Verbindung mit dieſen unaͤchten Sphinxen. 

In den fraͤnkiſchen Gegenden iſt derſelbe gemein. Die kaͤltern wie die 
waͤrmern Erdſtriche unſers Welttheils zählen ihn zugleich unter ihre Produ— 
ete. In den nördlichen Landern traf ihn Herr von Linne auf der Seenelke, 
(Statices Armeria ), am haͤufigſten an a). Er hat ihm von daher den 


a) Faun. Suec. l. e. Habitat in cam- Vpfalise ad Lilieholmen., 
pis, vbi Statice Armeria frequens, vti 


160 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Namen, nicht aber daß er die Futterpflanze der Raupe bezeichnet, ertheilt. 
Wir beſitzen dieſe Pflanze gleichfalls in Menge, jedoch iſt fie nicht aller Or⸗ 
ten vorhanden. Ich habe ihn unzaͤhliche mahle auf derſelben gefunden, doch 
eben fo häufig auch auf der Heyde (erica. vulg.) den Gattungen der Diſteln, 
der Scabioſe, und andern Pflanzen. 

Bey fo ſimplen Gewand, in dem wir dieſen Sphinx bemahlt erblicken, 
hat die Natur die abgehende Zierde durch andere Verſchoͤnerung zu erſetzen 
beliebt. Das Einfaͤrbige der Vorderfluͤgel hat einen ungemein auffallenden 
Schiller. Dies Helle, dies fo angenehme Grün, zeichnet ſich durch die duͤſte 
re Farbe der Hinterfluͤgel um ſo erhabener aus. Das Maͤnnchen hat es 
mehr ins Blaue, das Weibchen aber ins Gruͤne gemiſcht. Der Hinterleib 
fuͤhret bey letzterm gemeiniglich einen ins Guͤldene ſpielenden Glanz. Die 
Unterſeite iſt in beyden ſchwaͤrzlich gefärbt. Die Fuͤhlhoͤrner find, wie ich 
ſchon öfters erwähnt, von ganz eigenem Bau. ie find gefiedert, doch dar 
innen von dem, wie es die Bombyces haben, auszeichnend verſchieden. Der 
Stiel (rachis) iſt von betraͤchtlicher Dicke. Er iſt mit gruͤnglaͤnzenden Schup⸗ 
pen bedeckt. Die kammfoͤrmigen Fiedern ſchlieſſen im ruhenden Stande des 
Falters gedraͤngt an demſelben an. Die Antenne hat dann eine gerundete, 
glatt ſcheinende Flaͤche. Sie behält dieſe Geſtalt bey getrockneten Exempla⸗ 
ren. Ihre Spitze iſt kolbig, ſie hat das Kammfoͤrmige nicht. Darinnen iſt 
ſie wieder von jener Form, wie die Phalaͤne ſie hat, abweichend gebildet. 
An dem Weibchen iſt die Antenne laͤnger und um vieles duͤnner geſtaltet. 
Das Gefiederte daran iſt weniger merklich. Nach der Groͤſſe haben wir ihn 
um die Haͤlfte noch kleiner, als die Abbildung fig. a. im Umriß erweißt. 

Die Raupe kennen wir nicht. Sie ſoll ſich nach Anzeige des Wiener Ver⸗ 
zeichniſſes auf den Bluͤthen des Sauerampfers, (Rumex Acetofa L.), ent 
halten, und ſich davon ernähren 5). Doch fie geben zwey verſchiedene Gat⸗ 

tun · 

6) Auch nach Lyontet, wenn es diejenige ,, dem dritten Jahrgang der neuen Berlin. 
Raupe iſt, welche derſelbe in den Anmerkun- ,, Mannigſalt. pag 99. habe ich Sphinx Ru- 
gen über Leſſers Inſectoth. Tom J. p. 162. „ micis angeführt, wenn ich aber dieſe Bes 
beſchreibt, wofuͤr fie Herr Paſtor Goͤtze in „ ſchreibung des Sphinx Statices mit der 
der Ueberſetzung des Degeeriſchen Werkes „, Degeeriſchen vergleiche, fo trift ſie voll 
Tom. II. P. I. pag. 184. erklaͤrt. Daſelbſt „ kommen zu, befonders den Character der 
wird in der zweyten Anmerk. geſagt: 4 Ohm: 7, Borshoͤrner. Inzwiſchen lernen wir doch 
„ ſtrittig zielet Lvonmer (obenangef. 5, aus Lyonnets Zeugniß fo viel, daß die 
„ Orts) auf die Raupe diefes Sphinx, weun „„ Raupe dieſes Sphinx auf dem Saueram⸗ 
„ ker ſagt: daß fie ſich neunmal haͤute. In „ öpfer lebe, und ſehr felten ſehe. Daß das 


Sphinx Statices. 
Der erſte, deſſen Grundfarbe ins Gruͤnliche fallt, fie nennen 


tungen an. 


ihn Sphinx Pruni, wird durch die mindere Groͤſſe bezeichnet. 


Der Tuͤrkis. 161 


Der andere 


hat fie ins Blaue gemiſcht, er iſt groͤſſer, und dieſes ſoll der Linneiſche Sta- 


tices ſeyn. 


„ Männchen dieſes Vogels kaminartige Fuͤhl⸗ 
„ hoͤrner habe, hat der Herr von Rottem⸗ 
„ burg in feinen Anmerkungen zu den Huf, 
„ ragel. Tab. ſchon angefeigt. Naturforſch. 
„ WI. St. pag. 106. Ich füge hier bey, 
daß Linne bereits das Kammartige der Fuͤhl⸗ 
hoͤrner bemerkt. Faun. Suec. I. c. heißt es, 
antennae in mare pectinatae. In der cn 
flern Ausgabe nr. 838. wurde dieſer Sphinx 
phalaena pectinicornis genennt, ſo wie auch 
in der Weſtgothiſchen Reiſe. pag. 27. Syſt. 
Verz. obenangef. Orts. Sphinx Statices. 
Anmerk. „Von dieſen Raupen haben wir 
„Jin verſchiedenen Jahren wohl hundert auf 
„Schlehen, niemalen aber eine auf 
„ Seenelken gefunden, die doch in hieſi— 
„ gen Gärten nicht felten find. Kan Herr 
„ von Linne nicht etwa unrecht berichtet 
„ worden ſeyn? Eine dieſer ſchr ähnlichen 
„Raupe, die denn gewiß hieher gehoͤrt, 
„ haben wir einige male auf den Kugelblu⸗ 
men (Globularia vulg. et cordifolia L.) 
gefunden, aber noch nicht gar zur Ver 
In dem Nach⸗ 


— — 


— 


77 
7 
„ wandelung gebracht., 


— 


trag pag 308. wurde nun der Sphinx Pruni 


als die zwoͤlfte Art der Familie G. eingetra— 
gen. Ich füge die dorten in der Anmerk. x. 
gegebene Erklarung hier bey. “ Wir ſetzten 
„ unter dieſem Namen (Sphinx Pruni) eine 
„ kleine Schwaͤrmerart an, die wir ſchon 
„ vorlaͤngſt entdeckt, aber mit einer andern 
„ verwechfelt haben. Es iſt oben S. 46. er 
„ innert worden, daß in hieſiger Gegend 
„auf Schlehen eine Raupe, die zu jener Fa⸗ 
„ milie gehört, haufig erſcheint. Wir hiel⸗ 


II. Theil. 


„ ten fie damals für die Raupe desjenigen 
77 Schwaͤrmers, den Linne Sphinx Statices 
„nennt. Zuweilen machte uns doch irrig, 
„daß wir auf Wieſen Schwaͤrmer fliegen 
„ ſahen, die zwar an Geſtalt den ſtahl⸗ 
„ blauen, dergleichen uns aus den Schle⸗ 
„ henraupen kamen, gaͤnzlich ahnlich, meiſt 
„ aber doppelt ſo groß und glaͤnzend meer⸗ 
„ grün waren. Endlich brachten wir die 
„Raupe, die uns, wie eben in der An⸗ 
„ merfung gemeldet wird, einige mal auf 
„ Kugelblumen, und nach der Zeit viel dfs 
„ters zwiſchen den Bluͤthen des Saueram⸗ 
„ pfers vorkam, zur Verwandlung, und far 
„ hen, daß dieſe jenen blankgruͤnen groͤſſern 
„ Schwaͤrmer gebe. Die Raupe mag wohl 
„ manchmahl, wie auf den Kugeldlumen, 


„ ſo auch auf den Seenelken zu finden ſeyn, 


„Rund kan daher die Art den Namen davon 
„ beybehalten, ob wir ſchon auch auf unſern 
„Alpen, wo dieſe Pflanze haufig waͤchſet, 
„nie einen Schmetterling dieſer Art fliegen 
„ſehen. Man kennt alſo von ſolchen Fleis 
„ nen Schwaͤrmern, die ſich von den übris 
„ gen der fleckigten Familie durch die einfaͤr⸗ 
„ bigten Fluͤgel unterſcheiden, nunmehro 
„doch zwo Arten. Mit einem paar indie 
„ ſcher Arten koͤnnten wir fie auch ſchon 
„Raus unſerer Sammlung vermehren. Soll⸗ 
„te man ſie daher nicht lieber in eine be 
„ ſondere Familie trennen? Grund hiezu 
„ würde auch die Verſchiedenheit ihres Leis 
„ bes und ſelbſt ihre Fuͤhlhoͤrner reichen. 
„Ihre Raupen, von denen die der erſtern 
„Art über den Ruͤcken eyrunde, die der 


1 


162 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Nun habe ich ſchon bemerkt, daß unſere Falter nach dem Unter 
ſcheid des Sexus beyderley Miſchungen fuͤhren. Ich weiß es aber nicht zu 
entſcheiden, ob nicht dieſe Gattungen von den unſerigen gaͤnzlich verſchieden, 
oder ob jenes Blau des Sphinx Pruni nicht etwa auffallender iſt, mit einem 
Wort: ob ihre Falter mit den unſerigen einerley find. Man hat den Sphinx 
Statices aller Orten in beyden ſchillernden Farben zugleich gefunden. Doch 
ſie geben den Unterſcheid der Raupen auch an. Eine, ſagen ſie, naͤhrt ſich 
von Schlehenblaͤttern, ſie iſt mit eyrunden Schildgen bekleidet, und ergiebt 
den Sphinx Pruni, jenen mit gruͤnlichen Oberfluͤgeln. Die andere, aus 
welcher der blauliche Falter, der Sphinx Statices, wird, bediene ſich des 
Ampfers zum Futter, ſie habe eckigte Schildgen. Mir will dieſer Unter⸗ 
ſcheid, ſo wenig hierinnen eigene Erfahrungen anzugeben das Gluͤck gehabt, 
nicht erheblich beduͤnken. Ich wuͤnſche mit ihnen die Familie dieſer einfaͤrbi 
gen Sphinre europaͤiſcher Arten, wo der Statices noch der einzige iſt, ver. 
mehrter zu ſehen. Wenn es aber auf das mehr ins Blaue oder gruͤnlich 
Spielende ankommt; ſo iſt eben das Verzeichniß der Gattungen nicht reicher, 
fie koͤnnen mit gleichem Rechte Abänderung heiſſen. Die Futterpflanze iſt 
wohl ſo weſentlich nicht. Wir haben Raupen, die ſich von Baͤumen und 
niedern Pflanzen zugleich, und dies zu unterſchiedenen Zeiten, ernaͤhren, und 
auſſer Zweifel einerley Species ſind. Die eckigten und runden Schildgen? 
ſollten fie nicht den Geſchlechtsunterſcheid der Raupe bezeichnen? Wir wif 
fen, wie verſchieden öfters einerley Larve nach Farbe und Groͤſſe geftalter, 
und wo die maͤnnliche und weibliche gar nicht einerley Gattung zu ſeyn be 
duͤnkt. Entfernt, daß ich in die gruͤndlichen Erfahrungen bemeldeter Herren 
Verfaſſer das mindeſte Mißtrauen ſetze. Moͤchten dieſe Einwuͤrfe vielmehr 
unfere Lebhaber zu wiederholten Verſuchen ermuntern. Nur dadurch iſt der 
Erweiterung unſerer Kenntniß geholfen. Die erwartetete Entſcheidung ſeye 
auf die Fortſetzung verſpahrt. 


* andern eefrgte Schildgen führt, koͤnnten „,aber der neuen Familie, in Anſehung der 
„ vielleicht Schildgenraupen/ wie jene „„ Einfaͤrbigkeit, nicht nur der Flügel, fon» 
„ der ſieckigten Schwaͤrmer, von der dop: ,, dern auch gemeiniglich des Leibes und der 
„ pelten Reihe ſchwarzer Puncte, Pun- „ JFuͤſſe, die einfaͤrbigten Schwaͤrmer 
„ etenſchnurraupen, die Schmetterlinge „ heiſſen. , 


eu m 
Beytraͤge 


oder 
Supplemente zu den Abendſchmetterlingen, 


Von der neunzehenden bis zur fuͤnf und zwanzigſten Tafel, 
oder 


Suppl. Tab. V. bis VII. 


Auch von dieſem kleinen Geſchlecht der Sphinxe haben ſich, ſeitdem Linne 
das vollſtaͤndigſte Verzeichniß zu Stande gebracht, eine betraͤchtliche Zahl von 
Gattungen wieder entdeckt. Um ſo angenehmer fuͤr mich, meinen Leſern Er⸗ 
weiterungen in deren Geſchichte vortragen zu koͤnnen. Es ſeye dadurch das 
Unangenehme erſetzt, wo ich bey dem Bekannten, fo vieles zu wiederholen, 
noch mehr auseinander zu ſetzen noͤthig gehabt. Ohne eben jene Gattungen 
zu kennen, welche das aͤlteſte Bürgerrecht haben, würden neuere Beytraͤge 
den Werth verlieren. Dorten waren es Berichtigungen, um aus dem Ge 
wirre ins Reine zu kommen. Hier iſt fuͤr unſere Zeiten der Abſchluß der 
Entdeckungen ſelbſt. So weit ſind mir europaͤiſche Sphinxe bekannt, ſo weit 
war ich, Abbildung und Beſchreibung vor Augen zu legen, vermoͤgend. Aber 
noch lange nicht find fie es alle. Noch täglich tritt ein neues, ein vorhin 
unbekanntes Geſchoͤpf auf die Bühne Mit jedem Jahr entbiethen ſich neue 
Erſcheinungen, neue Ausſichten in das Unermeßliche der Schoͤpfung. Dem 
Kenner ſind ſie reiche Belohnung, wahre Ergoͤtzung; dies um ſo mehr, wo 
das Alltaͤgliche kaum erſchoͤpft, wo noch in dem Gemeinſten faſt keine Ent 
deckungen vollendet. Noch taͤglich werden wir unbegruͤßten Mitbuͤrgern unſers 
gemeinſchaftlichen Wohnplages begegnen. Schon find verſchiedene da, kaum 
daß ich dieſe geliefert. Wie viele ſind annoch zuruͤck. Der großmuͤthige 
Freund cheile nun diejenigen mit, die ein gluͤcklicher Zufall, doch keineswe— 
ges ihm alleine eigen gemacht. Nur dadurch iſt der Werth des Beſitzes er⸗ 
höher, wenn ihn mehrere ſchaͤtzen. Welche Reichthuͤmer gerathen eben dem 
Unkenner oͤfters in die Haͤnde. Die aͤrmſte Gegend bringet Wunder herfuͤr, 
die der reichſten entgehen. Dort kan es befremden, wie das Gemeine ſich 
ſo lange verborgen gehalten, hier erweckt es Erſtaunen, wie gemeinnuͤtzige 
Kentniſſe ſich fo langſam verbreiten. Genug! meine Leſer haben für kuͤnftige 
Fortſetzungen ſich ergiebige Beytraͤge ſicher zu verſprechen. Eine Tafel mit 
vergroͤſſerten Ehern iſt gleichfalls dahin verſpahrt. Bey Spyhinxen find fie 
4 


164 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


ſeltener zu haben, fie find noch nicht in genugſamer Anzahl zu Ausfuͤllung 
einer Platte vorhanden. 


Der fuͤnf und zwanzigſte europaͤiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX LEc. AL. ANG. OVER CVS. 
Der Eichenſchwaͤrmer. Eichenſphink. 


Tab. XIX. Suppl. I. Der Zweyfalter nach der Ober- und Unterſeite. Die Raupe auf einem 
Eichenzweig. Die Chryſalide. 

Sphinx alis dentato - erofis, ſuperioribus teftaceo - flaueſcentibus: ſtrigis tribus ſ. 4. 
fuſcis; faſcia intermedia pallida, pofticis rufis, angulo ani albo. Mit gezaͤhnten, 
ausgezackten Fluͤgeln, die obern mit roͤthlichgelber Farbe, drey bis vier braunen Quer 
ſtrichen, in der Mitte einer breiten hellen Binde. Die Unterfluͤgel braͤunlich rothgelb. 

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 244. Tab. I. a. fig. 1. b. fig. r. 
Der Eichenſchwaͤrmer. Sphinx Quercus. Alis Angulatis, primoribus teſtaceis, bi- 
faſciatis, poſticis rufis. Larua viridis, ſtriis obliquis pallidis, alternis latioribus. 


Fueßli Ent. Mag. I. St. pag. 106. 


Ein Zweyfalter von fo nettem Gewand, von einem im Rang der Sphin⸗ 
xe fo betraͤchtlichen Groͤſſe, hat ſich lange dem Forſchen unſerer Kenner ent» 
zogen. Sind denn Gattungen von fo auffallendem Maas bis jetzt noch une 
bekannt geblieben: ſo moͤchten ſich mehrere finden; ſo ſind wir im Verzeichniß 
der Sphinxe kaum da, wo wir mit ihnen den Anfang gemacht. In der 
That wird nie unſere Kenntniß begraͤnzt, täglich kommen neue Entdeckungen 
vor. Nur dieſer Falter belehret es nicht. Wir irren, wenn wir von deſſen 
beſondern Groͤſſe gerade auf die Abgaͤnge mehrerer ſchlieſſen, die in gleichem 
Maaſe vorhanden Ein entdeckter Hypopotamus beweiſet lange nicht eine zwi— 
ſchen ihm und dem Elephanten fehlende Reihe gleicher Coloſſen. Eben fo wer 
nig find wir befugt auf das Mangelnde im Kleinen von daher zu ſchlieſſen. 
Jede Gattung iſt in der Art ſich zu verbergen, von der andern verſchieden. 
Hier kommt es nicht auf den Umfang des Koͤrpers eben an. Unſer Falter 
iſt einer von jenen, die ſich ſehr ſtille halten, und ſelten im Fluge ſich zei ' 
gen. Er lebt in verborgenen Winkeln, er ſucht ſeine Nahrung nicht auf 
Blumen, wenigſtens nicht in weiter Entfernung. Er blieb ſonach in einzel» 
nen Plaͤtzen, vielleicht nach langen Generationen, verſteckt. Nur aus der 
Erziehung der Raupe wurde er uns bekannt. Dieſe gleichet jener des Sph. 
Ocellata und Populi ganz buͤndig. Sie wurde vollends damit verwechſelt, 


Der Eichenſchwaͤrmer. 


man hat ſich wenig um ihre Erziehung bemuͤhet. Gerade iſt dieſe ſehr miß. 
lich. Von hunderten belohnen öfters nur wenige den ohnehin gluͤcklichen 
Fund durch erzogene Falter. So ſind viele geartet, von den Kleinern aber 
find uns mehrere als von den Groͤſſern bekannt. Die Entdeckung deſſelben 
haben wir denen ſorgfaͤltigen Bemuͤhungen der Herren Verfaſſer des Syſt. 
Derz. der Wienerſchmetterlinge zu danken. Sie haben uns das meiſte ſei— 
ner Naturgeſchichte zugleich geliefert. Es hat ſich der Sphinx Quereus noch 
jetzt zu einer wichtigen Seltenheit gemacht. Er ſtehet bey Liebhabern in bes 
traͤchtlichem Werth. Das Original vorliegender Abbildung iſt aus der Ges 
gend von Wien 4). Es iſt zu erwarten, ob ihn nicht auch andere haben. 
In unſerm Franken hat bereits ein forgfältiger Beobachter ganz buͤndig gleir 
chende Raupen auf Eichen entdeckt. Ihr noch jugendliches Alter, ihre eige. 
ne Zaͤrtlichkeit aber hat ihre Erziehung erſchwert. Sie giengen zu Grunde, 
und ſomit war die Erfahrung vernichtet, ob ſie es wirklich geweſen. 

Bey einem ſo kenntlichen Bilde, bey ſo eigener Zeichnung, duͤrfen wir 
keine Verwechſelung mit andern beſorgen. Um ſo kuͤrzer kan ich bey deſſen 
Beſchreibung das Noͤthige fagen. Er kommt nach dem Umriß der Flügel 
dem Sphinx Populi, beſonders deſſen mit laͤngern Flügeln begabten Weibchen 

u 


Sphinx leg. al. ang. Quercus. 165 


a) Nach vielfaͤltigem Bemuͤhen, dieſen 
Zweyfalter zu erhalten, hat ſich endlich Herr 
N. N. Welpert verwendet, und denſelben 
aus beſagter Gegend verſchaft Es findet 
ſich ſolcher in der Sammlung des Herrn Vers 
legers, und kam im Ankauf auf 9. Gulden 
zu ſtehen. Es wird meinen Leſern angenehm 
ſeyn, von dieſem durch lange Erfahrung ge: 
uͤbten Kenner einige Nachricht zu erhalten. 
Er enthält ſich zu Frankfurth am Mayn, 
und macht aus dem Handel mit Inſecten ein 
eigenes Geſchaͤft. Jede bekannte Gattung, 
ſo wohl auslaͤndiſcher als einheimiſcher Arten, 
iſt derſelbe erböthig, Liebhabern zu verſchaf— 
fen, und dies in moͤglichſt billigen Preiſen. 
Er beſitzt einen betraͤchtlichen Vorrath derfel: 
ben. Jaͤhrlich durchreißt er Teutſchland ein— 
mahl. Er gehet uͤber Nuͤrnberg, Regen⸗ 
ſpurg, Paſſau, Wien, Preßburg und an 


dere Orte. Der geſammelte Vorrath einhei« 
miſcher Arten wird nach vollbrachter Nuͤck⸗ 
reiſe dann in Holland umgeſetzt. Von da 
erhält derſelbe auslaͤndiſche Seltenheiten, 
von den ausgeſuchteſten Exemplaren. Jede 
find auf das ſchoͤnſte geſtellt, und nach moͤg⸗ 
ligſter Vollſtaͤndigkeit erhalten. Was die 
Preiſe betrift, ſo wird es keinen Liebhaber 
befremden, wenn Schmetterlinge in Feine ber 
ſtaͤndig gleiche oder beſtimmte Anſaͤtze noch 
jetzt zu bringen geweſen. Es kommt auf 
das Neue, den Vorrath, den Abgang, die— 
ſer oder jener Gattung an. Dies macht ein 
unterſchiedenes Fallen und Erhoͤhen des 
Werths. Oeſters wurde manches Exemplar 
in gedoppeltem Preis von ihm ſelbſten wieder 
erkauft. Zu Vertauſchung iſt derſelbe nicht 
minder erboͤthig. 


166 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


am naͤchſten. Nur hat hier der ungleiche Rand keine fo welt herausſtehende 
Spitzen. Sie ſind ſtumpfer, und die einwaͤrts gehenden Hoͤhlungen haben 
nicht gleiche Vertiefung. Der Umriß der Hinterflügel ift von jenen gaͤnzlich 
verſchieden. Sie haben keine Einſchnitte, ſie ſind nur in flachen Kruͤmmun⸗ 
gen geſchweift. Die Grundfarbe ſaͤmtlicher Flügel, fo wie des Körpers, iſt 
ein helles Ockergelb. Es faͤllt bey einigen Exemplaren mehr in das Gemiſche 
von Oraniengelb und des Roͤthlichen aus. Durch die Vorderfluͤgel ziehen 
ſich ſchrege drey ausgeſchweifte Linien von braͤunlicher Farbe. Auch eine vier⸗ 
te, die jedoch weniger merklich, iſt in ſchmaͤlerem Zwiſchenraum gegen die 
Grundflaͤche des Fluͤgels vorhanden. Zwiſchen den beyden mittlern Linien iſt 
die Farbe um vieles heller. Dieſe breite Flaͤche iſt ſonach eine wirkliche 
Binde. Zu beyden Seiten derſelben verbreitet ſich ein brauner in die Grund⸗ 
farbe ſich verlierender Schatten. An dem innern Winkel ſtehet ein laͤnglicher 
und runder Flecken von dunklerer Miſchung. Die Unterſeite dieſes Fluͤgels 
hat wenige Zierde; man bemerkt nur einen einzigen Streif. Er iſt wie die 
Sehnen und der Rand roͤthlichbraun gefärbt. Der mittlere Raum iſt mit 
einer feinen Wolle bekleidet, und fuͤhret ein verlohrenes Gemiſch von blaſſem 
Oraniengelb. Die Hinterfluͤgel ſind nach der mittlern Flaͤche mit gleicher 
Farbe, die ſich ins gelbliche ziehet, bemahlt. Die innere Winkelflaͤche iſt 
weiß gelaſſen, und in der Mitte mit zwey braͤunlichen Flecken geziert. Auf 
der Unterſeite wird man zweyer dunkleren Linien gewahr. Die geſchmeidig 
dünnen Fuͤhlhoͤrner haben eine weiſſe Farbe. Die Fuͤſſe find dunkelbraun. 
Von der Zeit, in der wir ihn zu ſuchen, iſt keine Nachricht vorhanden. 
Die Abbildung der Raupe iſt aus obgedachtem Werke der Wiener⸗ 
ſchmetterlinge geborgt. Ich theile zugleich im kuͤrzeſten Auszug von deren 
Beſchreibung das Nörhigfte mit. Sie naͤhret ſich von den Blaͤttern der ger 
meinen Eiche. Man findet ſie nur auf niedern und jungen Baͤumen. Bey 
dem vorgelegten Laub bejahrter Stamme ſoll fie fogar verhungern. Die Jah. 
reszeit finde ich nicht dorten bemerkt. Die Grundfarbe zeigt ein angenehmes 
Gruͤn. Bey einigen Exemplaren ſoll es mehr ins Dunkle auch ins Hellere 
fallen. Die ganze Flaͤche iſt mit erhabenen weiſſen Puncten beſetzt. Die 
Querſtreifen find von blaßgelblicher Farbe. Sie find von abwechſelnder Brei» 
te, und dadurch unterſcheidet ſich die Raupe von jener des Sphinx Ocellata 
und Populi ſehr kenntlich. Der mittlere iſt allezeit ſehr ſchmal, und gleichet 
einer feinern Linie. Der Kopf iſt hellgruͤn, vornen flach, dreyeckig, mit 
zwey kleinen Spitzen, und an dem Rand rothgelb geſaͤumt. Die Vorderfuͤſſe 


Sphinx leg, al. ang. Oenotherae. Der Nachtkerzenſchwaͤrmer. 167 


haben letztere Farbe. Die Puppe iſt braun, und es wird noch erwähnt, 
daß ſie lebhafte Bewegungen aͤuſſert. Der eingeſchloſſene Falter pflegt in 
Zeit von drey Wochen aus derſelbigen ſich zu enthuͤllen. 


Der ſechs und zwanzigſte europaͤiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX LE OG. AL. ANC. OENOTHERAE. 


Der Nachtkerzenſchwaͤrmer. Der Sphinx Proſerpina. 


Tab. XX. Snppl. II. Die Raupe nach jugendlicher Geſtalt auf dem Bluͤthenknopf, in aus⸗ 
gewachſener Groͤſſe auf dem Stengel der Cenotherae oder Nachtkerzen. Die 
Chryſalide. Der Zweyfalter von beyden Seiten. 

Alis finuato - erofis, fuperioribus viridibus, faſcia in medio obfeuriori: inferioribus 
flauis, limbo nigro. Mit benagten eckigten Fluͤgeln. Die vordern hellgruͤn, mit einer 
dunkelgruͤnen Binde in der Mitte; die Hinterfluͤgel gelb, mit einem breiten ſchwarzen Saum. 

PALLAS Spicileg. Zoolog. Faſc IX. pag. 26. Tab. II. fig. 2. Sphinx Proferpina, 

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 43. nr. 1. Sphinx Oenothe. 
rae Der Nachtkerzenſchwaͤrmer. Eine verkleinerte Abbildung auf dem Titulkupfer. 

Fueßli Ent. Mag. II. B. I. St. pag. 56. Tab. I. fig. 9. 10. Sphinx Oenotherae. 


Der Sphinx Oenotherae iſt ein Bewohner unſers Frankens. Die Na 
tur hat alles Schoͤne des Putzes hervorgeſucht, um ihn unſern Augen reizend 
zu bilden. Auswärtige Kenner aber wuſten es eher als wir, daß er zu um 
ſern Producten gehoͤret. Sie hatten ihn laͤngſtens als die vorzuͤgliche Zierde 
ihrer Cabinete geſchaͤtzt, und uns blieb er verborgen. Die größten Selten, 
heiten haben von jeher dieſe Schickſale gehabt. Sie werden auswärts höher 
geachtet, und beſſer vergütet. Nicht befremdend daher, wenn fie dahin die 
Straſſe geſchwinder gefunden. Es verdient, daß ich die Schickſale unſers 
Falters erzehle. Der groſſe Naturforſcher, der berühmte Herr Paklas bat 
ihn zuerſt bekannt gemacht. Er bemerkte denſelben bey einigen Sammlern. 
Der um die Naturgeſchichte fo verdiente Herr Legationsrath Meuſchen im 
Haag theilte ihm die Abbildung eines Exemplars mit, deren er nur zwey be 
ſaß. Sie wurde nebſt genaueſter Beſchreibung in den Spicilegiis dann ein. 
geruͤckt, die uns ſchon fo viele der wichtigſten Entdeckungen mitgetheilt ha. 
ben. Er wurde Sphinx Proſerpina genennt, und jenen ſichern Nachrichten 
zufolge das mittlere Teutſchland zu feinem Wohnplatz dort angegeben a). 

a) PALLAS fpicilegia Zool. Faſc. IX. na. Tab. II. fig. 2. “In media Germa- 
Berolini 1772. pag. 26. Syhinæ Proſerpi- nia, praeſertim circa Francofurtum ad 


Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Bey fo genauer Schilderung, bey fo treffendem Bilde, war dennoch die Fra 
ge entſtanden: ob wir den Sphinx Proſerpina haben? Man kannte ihn nicht. 
och war er Ausgabe geworden ö). In dem drey. Jahre darauf erſchiene⸗ 
nen Werke des Syſt. Verz. der Wienerſchmetterlinge wurde, obwohl nur ger 
legenheitlich, eine ausgemahlte Abbildung von demſelben geliefert. Nach der 
entdeckten Futterpflanze der Raupe, haben fie ihm den Nahmen Sphinx Oe- 
notherae gegeben. Aber keinesweges, iſt dorten der erſten Entdeckung eis 
nes Pallas erwähnt. Er wurde als neu beſchrieben, doch find einige Nach. 
richten von deſſen Raupe mit beygefuͤgt. Fueßli entdeckte ihn nachgehends 
auch in der Schweiz. Er hat uns auch im abgewichenen Jahr, die erſte 


168 


vollſtaͤndige Abbildung von demſelben 


Moenum, habitat rariſſima haecce et auto. 
ribus indicta Species, quae habitu et figu- 
ra alarum eundem, cum Sphinge Tiliae, 


Ocellata, Nerii et populea, in cenſum col- 


locari meretur. Vidi inſectum apud per- 
paucos Phyſiophilos; iconem , qui duo 
poſſidet eius fpecimina , communicauit, 
Cel. MEVSCHEN, de hiſtoria naturali 
egregie meritus. De larua tamen et eius 
vitae genere, plantaque cui addicta eſt, 
neſcire nihil plane potui. ,, Deſer. — 
Magnitudo Sphingis Porcelli, figura vero 
et colore Sphingem Tiliae aemulatur. — 
Corpus totum exſolete viride, ſubtus pe 
desque albidum. — Alae primariae ero- 
ſae, ſupra griſeo ex albidae, poſtice vire- 
ſcentes, faſeia in medio transuerſa obſcu 
re viridi, extrorfum latiore, punctoque 
lunato atro notata. Secundariae Saturate 
luteae, fafcia marginali atra ad angulum 
ani obſoleſcente. Subtus omnes viridi- oli- 
uaceae, ſecundariae faſcia integra alba 
primariis tantum verfus marginem craflio- 
rem expreſſa, interius verfus bafin occu- 
pante fufcedine. , 

6) Einige haben ihn für den Sphinx Por- 
cellus, andere für den nächfifolgenden Sphinx 


Hiemit find alle Urkuns 
den 


Galii, andere vollends fir eine auslaͤndiſche 
Art erklart. Herr von Rottemburg hat 
ihn als einheimiſche Gattung zu weitern Un⸗ 
terſuchungen empfohlen. Ich füge ſeine Ers 
klaͤrung hier bey. Naturforſch. 7. St. pag. 
112. / Auſſer denen im Linneiſchen Syſtem 
„enthaltenen Arten, find mir keine eurvpaͤi⸗ 
„ Shen Sphinxe bekannt, als noch ein ſehr 
„ ſeltener Vogel, welchen Pallas in feinem 
, Spicil. Zool. Faſc. IX. p. 26. beſchreibt, 
„ welcher er Sphinx Proferpina nennt, und 
„ davon Tab. II. fig. 7. eine Abbildung lies 
„fert. Es ſoll dieſer Vogel, nach des 
„ Herrn Pallas Bericht, in der Gegend 
„ von Frankfurth am Mayn wohgen. Es 
„, iſt dieſer Vogel gewiß noch ſehr wenig ber 
„ kannt, und es wäre daher zu wuͤnſchen, 
„ daß deſſen Geſchichte denen Freunden der 
„Entomologie bekannt gemacht würde ꝛc. „ 
In dem Auszug dieſes Stuͤckes des Naturfor⸗ 
ſchers hat Herr Fueßli Ent. Mag. I. St. 
pag. 119. dabey erwaͤhnet. „Zuletzt wird 
„ Kaus Pallas Spicil. Sphinx Proferpina 
„ als ſelten und einheimiſch angeführt. ), 

c) Ent. Mag. obenangef. Orts. Seine 
Raupe wurde im Junius 1777. gefunden. 
Von deren Beſchreibung wird nichts weiter 


geliefert c). 


Sphinx leg. al. ang. Oenotherae. Der Nachtkerzenſchwaͤrmer. 169 


den von der Geſchichte unferes Falters erſchoͤpft. Weiter haben wir ihn 
nicht gekannt. g 


Die Bemühungen des Herrn Cammerrath Jung in Uffenheim, haben 
mich in den Stand geſetzt, nun das Fehlende vollſtaͤndig ergänzen zu koͤnnen. 
Bereits vor etlichen Jahren entdeckte derſelbe einige dieſer Raupen in daſiger Ges 
gend. Sie giengen aber bey ſo mißlicher Erziehung wieder zu Grund. Ver⸗ 
geblich wurden ſie nachgehends verſchiedene Jahre an ihren gewohnten Plaͤtzen 
geſucht. Erſt in dem abgewichenen 77ten, kamen ihm ein paar in ausgewachſe 
ner Groͤſſe wieder zu Handen. Sie wurden gluͤcklich erzogen, ihre Falter ent⸗ 
wickelten fi) aus den uͤberwinterten Chryſaliden vortreflich. Bet fruͤherm Su⸗ 
chen wurde eine ganze Bruth derfelben im vorigen Jahr gefunden. Sie waren 
von geringer Groͤſſe, fie ſchienen kaum die erſte Haͤutung uͤberſtanden zu haben. 
Vorliegende Abbildungen ſind von den daher mitgetheilten Originalen genommen. 
Nun habe ich die weitern Bemerkungen ſelbſten meinen Leſern darzulegen. 


Der Juliusiſt die gewohnliche Zeit, wo dieſe Raupe ſchon in ausgewachſener 
Groͤſſe ſich zeigt. Ihre Futterpflanze iſt das an den Ufern der Bäche und ſumpfi. 
gen Orten ſehr häufige Epilobium paluſtre, der bekannte Schotenweiderich. 
Man hat ſie auch auf andern Gattungen dieſes Pflanzengeſchlechtes angetroffen, 
und damit erzogen. Auch der gemeine Weiderich (Lytkrum Salicaria) dient 
ihr nicht minder zur Koſt. Die Herren Verfaſſer des Wiener Verz. fanden fie auf 
der Nachtkerze, Oenothera biennis). Wir erziehen dieſe Pflanze in Gärten. 
Ihre den rothen Ruben gleichende Wurzel iſt als gemeine Speiſe unter den Naß⸗ 
men Rapunzeln bekannt. Ich habe bemerkt, daß die friſchen Blaͤtter derſelben 
die angenehmſte Fuͤtterung dieſer Raupen geweſen. Sie zogen ſie allen andern 
vor, beſonders wurden die Bluͤthenknoͤpfe geſucht, und mit größter Begierde 
verzehrt. In dem auſſerordentlich ſchnellen Wuchs kommt dieſer Raupe keine 
der bekannten gleich. Von der Größe, wie ſie in unſerer Tafel auf einem Bluͤ— 
thenknopf figend vorgeſtellt iſt, gehet fie die letzte Haͤutung ſchon an. Nach 
dreyen Tagen erreicht fie dann das fo beträchtliche Maas der größeren in Abbil⸗ 
dung hier vorliegenden Figur. Dann iſt ſie nach zweyen Tagen zur Chryſalide 
ſchon reif. Vielleicht iſt dieſer geſchwinde Wuchs Urſache daran, daß fie fo lange 
unentdeckt geblieben. In ihren jugendlichen Alter entgehet fie leicht unfern Aus 
gen, ſie iſt mit Muͤhe zu ſuchen. Iſt die letzte Haͤutung voruͤber, ſo ſuchen wir 


erwahnt, als daß ſie der Raupe des Sphinx gehalten worden. Der Unterſchied iſt doch 
Porcellus gleiche, für die fie auch Anfangs ſehr auffallend! 
I. Theil. 9 


170 Zbweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


in Zeit von ſechs Tagen vergebens, ſie hat ſich bereits sur Verwandlung in die 
Erde verborgen. 

Vorbeſagte kleinere Raupe habe ich ein paar Tage genaͤhrt, ohne daß f e 
betrachtlich zuzunehmen geſchienen. Sie hatte zwey derſelben endlich ausgeſetzt, 
und gaͤnzlich ohne Speiſe geledt. In dieſer Geſtalt war fie mir unbekannt, fie 
würde es einem jeden ſeyn, der fie zum erſtenmal ſieht. Nur aus etwelcher 
Wahrſcheinlichkeit wegen des hellen Punctes auf der Ruͤckenflaͤche des letzten Rin. 
ges und der Futterpflanze kam es mir wahrſcheinlich vor, daß ſie die Raupe des 
Sphinx Oenotherae fey. Doch gar nichts ähnliches hatte fie mit jener gemein. 
Ihre Geſtalt war eylindriſch, und die Fuͤſſe ſo klein, daß man ſie kaum bemerkte. 
Ihre Farbe hatte ein helles Gruͤn, und der Koͤrper ſchten beſonders nach den letz · 
ten Ringen beynahe durchſichtig zu ſeyn. Nur uͤber den Ruͤcken zog ſich ein 
dunklerer Strich, und zur Seite einige ſchraͤg von gelblicher Farbe. Auf dem 
letzten Ringe, wie ich ſchon erwaͤhnt, erblickte man einen hellern Flecken von 
runder Figur. Der Kopf ſchien im Verhältnis des Körpers ſehr klein, war Fur 
gelfoͤrmig geſtaltet, und beträchtlich hervorgeſtreckt. In fo. abweichender Bil 
dung wird die Naupe des Sph. Oenotberae, einem jeden rätzelhaft ſeyn. Faſt 
gab ich die Hofnung ihrer Erziehung und die Befriedigung meiner Neugierde 
verlohren. Sie ſchien zu verhungern, fie aͤuſſerte keine Bewegung, ſie faͤrbte 
ſich vollends ins dunkle. Doch dies waren nur die noͤthigen Vorbereitungen zu 
dem kuͤnftigen Auftritt. Unter meinen Augen zerſprang plotzlich die fie umklei⸗ 
dende Haut. Der Kopf drang aus feiner duͤnnen Schaale zuerſt hervor. Dieſe 
erhob ſich uͤber denſelben, und ſo hatte ich dann eine zweykoͤpfige Raupe wirklich 
vor mir. Der neue Kopf war von befonderer Größe. Bald loͤßte ſich das übrige 
der Haut nun vollends ab. In wenigen Augenblicken ſtunde ein ganz anderes 
Geſchoͤpf nun da. Eine Raupe von verſchiedener Geſtalt und Farbe. Sie 
hatte in dem unbedeutenden Zeitraum von etlichen Minuten ſchon eine gedoppelte 
Länge und betraͤchtliche Dicke erreicht. Ihre Grundfarbe war ein helles ange⸗ 
nehmes Grün, ganz mit dunkleren Puncten und Flecken der nemlichen Farbe ber 
deckt. Die rothgelben Flecken der Luftloͤcher nahmen ſich als eine befondere Ders 
ſchoͤnerung aus. Auf dem Rücken des letzten Ringes erſchien die gewölbte Platte, 
das eigene Kennzeichen derſelben. Dieſes Werkzeug war um vieles erhabener 
und duechſichtiger als es nachgehends geworden. In wenigen Stunden änderte 
ſich die Farbe; das Gruͤne verlohr ſich ganz, es bildete ſich die Raupe wie ich ſie 
im vorigen Jahr gezeichnet. Nach drey Taͤgen nahm ſie bey reichlich genoſſenen 
Futter nicht mehr an Groͤße zu, ſie erreichte ihren vollkommenen Wuchs. 
Ein anderes Paar derſelben hatte ſich auf gleiche Art verwandelt. Vorlie⸗ 


Sphinx leg. al. ang. Oenotherae. Der Nachtkerzenſchwaͤrmer. 171 


gende Abbildung ſtellt ſie nach ihrer unveraͤnderten Farbe auf das genaueſte 
vor. 

Die ganze Flaͤche der Haut iſt glatt, etwas glaͤnzend, hellockergelb, zur 
Seite aber mehr weißlich gefärbt. Sie iſt über den Ruͤcken und nächſt den Fuͤſ. 
ſen, die weiß gelaſſen Flecken ausgenommen, ganz mit unzaͤhlbaren kleinen Stris 
chen und Puncten von dunkelbrauner Farbe bedeckt. Die Luftlöcher, die vor» 
hin rothgelb geweſen, haben nun eine blaue Einfaſſung erhalten. Sie ſtehen 
auf Pen Flecken, die ſich ſchraͤge in unregelmaͤßiger Figur zur Seite hin 
ziehen. Linien von ſchwarzer Farbe, der Laͤnge und Breite nach e ges 
zogen, zieren die Fläche der unteren Seite. Der Kopf iſt grün, die Füfe von 
blaſſerer Miſchung. Die ganz eigene Zierde dieſer Raupe, oder iſt es ein Werkz zeug 
zur nöchigen Beſchuͤtzung, wir wiſſen es nicht, das Schildgen auf dem letzten 
Ring, verdient noch unſere Bemerkung. Nach dieſem iſt ſie die einzige ihrer Art. 
Andere haben hier ein Horn, andere eine erhoͤhte Spitze, dieſe führer an deren 
Stellen ein gewoͤlbtes Schild. Würden wir mehrere haben, ſo waͤre der Nahme 
ſchildtragender Raupen, (larvae ſeutellatae) gewiß für dieſelben ſehr pafe 
ſend. Es iſt ſphaͤriſch erhoͤht, von hornartiger Subſtanz, ungemein glatt und 
glaͤnzend, in einer Circulflaͤche gezogen, und ſchwarz gerandet. In der Mitte 
ſtehet ein dunkler Punct. Um denfelben iſt die Flaͤche gelb, faſt durchſichtig 
gelaſſen. 

Unſere Raupe iſt ins ſchlanke gebaut. Die voͤrdern Glieder, vom Kopf 
bis zu den Bauchfuͤſſen aber, find nicht fo gemaͤchlich verlängert, wie wir fie an 
jener des Elpenors und Porcellus ſehen. Sie iſt nicht vermoͤgend die Ringe ſo 
beträchtlich einwaͤrts zu ziehen oder hervor zuſtrecken. Im übrigen aber hat fie 
gleiche Naturtriebe mit jenen gemein. Man hat ſie nach der Grundfarbe ſtatt 
des ockergelben, auch gruͤn gefunden. In der Art, ſich ihre kuͤnftige Wohnung 
zu bauen, iſt ſie gar nicht vor andern verſchieden. Die Geſtalt der Chryſalide 
hingegen giebt mehr abweichendes an. Wir erſtaunen, eine ſo große Raupe in 
einer ſo kleinen Huͤlle zu ſehen. Ihre Geſtalt iſt von andern, wie fie die Chry 
ſaliden der Sphinxe haben, etwas verſchieden. Ihre Grundfarbe iſt rothbraun. 
Die ſtachlichte Schwanzſpitze, ſo wie der Kopf, ſind dunkler gefaͤrbt. Sie 
uͤberwintert, und erſt in dem May und Junius des kommenden Jahrs, haben 
wir bey behutſamer Pflege die Entwicklung des Falters zu gewarten. 4). 

2 
d) Eine Chryſalide, die ſich aus der Ende deſſelben Monaths reif geworden, hiel- 
Raupe entwickelt, welche ich im Julius des te ſich bis in den December, alſo 17. ganzer 
1778. Jahres erhalten, und die bereits zu Monathe unverändert. Sie lag in einem 


Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Er hat keine umſtaͤndliche Beſchreibung nöthig, er iſt nach der Abbildung 
ſchon kenntlich. Iſt eine woͤrtliche Anzeige aber zur Pflicht geworden, ſo iſt ſie 
hier bald geleiſtet. Die Grundfarbe iſt ein helles ins Graue fallendes Grün. 
Eine dunkelgruͤne Binde ziehet ſich mitten durch die Oberfluͤgel von betraͤchtlicher 
Breite. Sie iſt zu beyden Seiten weiß, wie der Rand der Flügel, geſaͤumt. 
Die Lange hin verbreitet ſich ein Strich von gleicher Farbe, der auch durch die 
dunklere Binde geht. Der Rand hat einen dunkeln verlohrnen Schatten. Die 
Unterſeite iſt, wie die Abbildung beſagt, mehr ins Helle gemiſcht. Die Hin⸗ 
terflügel find gelb und dunkelſchwarz geſaͤumt. Die kolbigen Fuͤhlhoͤrner find 
dunkelgrau, ihre Spitze aber weißlich gefaͤrbt. Der Hinterleib hat von grau 
und dunkelgruͤn abwechſelnde Ringe. Zur Seite und an der Endſpitze ſtehen 
verlaͤngerte Schuppen. Es entſteht hier die Frage, in welche Ordnung wir 
unſern Falter nach dem Syſtem zu bringen berechtigt find? Er hat einen baͤr⸗ 
tigen Hinterleib, er hat eckigte Fluͤgel, eine Gattung alſo, die ſich nothwendig 
für beyde Abtheilungen ſchickt. Alleine die Stelle iſt leicht gefunden. Er ge 
Hört zu den Sphinxen mit eckigten Flügeln. Dorten hat ſich eine Unterabthei⸗ 
lung der Arten mit baͤrtiger Endſpitze gar nicht noͤthig gemacht. Er hat ſonach 
zwiſchen den Sphinx Tiliae und Nerii feinen angewieſenen Plaz. Zu Rangſtrit⸗ 
tigkeiten ſind unſere Schmetterlinge zu friedlich. Noch jetzt haben ſich deßfalls 
reine erhebliche Umſtaͤnde erhoben. 


172 


glaͤſernen Gefäß an einem temperirten Ort. 
Ich bemerkte, daß fie ſich zu faͤrben anſieng. 
Die einfallende Kaͤlte hinderte den Wachs⸗ 
thum des ſich entwickelnden Zweyfalters. Sie 
in eine geheitzte Stube zu bringen, ſchien gar 
nicht rathſam zu ſeyn. Die eindringende 
Waͤrme wuͤrde ſie vertrocknet, die aͤuſſere 
Schale verhaͤrtet, und ſonach den Zweyfal⸗ 
ter erſlickt haben. Sie bey dieſer Entwicke⸗ 
lung in der Kaͤlte zu laſſen, haͤtte nicht min⸗ 
der den Tod deſſelben verurſacht. Erfahrun⸗ 
gen, die genugſam bekannt ſind. In dieſer 
Verlegenheit fuͤllete ich ein Zuckerglas zur 
Haͤlſte mit Moos, ich befeuchtete denſelben 
ſehr ſtark, und ſetzte das Glas ein paar 
Schritte vor den geheitzten Ofen, doch ſo, 
daß die Warme nicht unmittelbar auf daſſel⸗ 
be gewirket. Es entſtunden Dünfte, die Scha 


le wurde weicher gemacht, vielleicht erhielt 
auch der Zweyfalter durch Anziehung der 
Feuchtigkeit einige Nahrung. Umſtaͤnde, die 
derſelbe auch im Freyen erfordert. Nach ei⸗ 
nen warmen Regen wird man gemeiniglich der 
meiſten Schmetterlinge gewahr, beſonders 
von denjenigen Arten, deren Chryſaliden in 
der Erde gelegen. Genug, in dreyen Tas 
gen erhielt ich den vollſtaͤndigſten Falter. Ein 
Mittel, das nachgehends bey mehreren Ver⸗ 
ſuchen mit einigen Puppen Probe gehalten. 
Doch iſt es ſo allgemein nicht. Viele lieſen 
ſich nicht dazu zwingen. In einem Glashau⸗ 
fe, oder in der Wärme des gemaͤchlich erhitz⸗ 
ten Roß miſtes, find dieſe Verſuche, wenig⸗ 
ſtens bey verſchiedenen Arten, beſſer gelun⸗ 
gen. 


Sphinx leg. al. integr: an. ſimpl. Galii. Der Galiumſchwaͤrmer. 173 


Der ſieben und zwanzigſte europaͤiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX LEC. AL. INT. AN. SIM PL. GALII. 


Der Galiumſchwaͤrmer. Der Waldſtrohſchwaͤrmet. 


Le Sphinx du caille - lait. Degeer. 


Tab. XXI. Suppl. III. Der männliche Zweyfalter von beyden Seiten. Die Raupe auf einem 
blühenden Stengel des Waldſtrob, oder Galium luteum. Die Chryſalide. 


Alis integris fuſcis: vitta ſuperioribus pallida: inferioribus rubra. (L INN. S. N. 
Ed. XII. Sp. 19. Faun. Suec. 1086. Muf. Lud. VIr. pag. 356. nach den Characteren. 
Sphinx Euphorbiae). Mit unzertheilten vlivenbraunen Oberfluͤgeln, einem blaſſen 
Schleyer auf denſelben, einem dergleichen roͤthlichen auf den Hinterffuͤgeln. 

VDDNANNI Diff 57. Phalaena prifmicornis ſpirilinguis, alis planiufeulis fufeis: 
faſcia longitudinali albida. 

rABRICII Genera Inf. Mant. pag. 273. Sphinx Galii. Alis integris vireſcentibus, 
vitta alba: pofticis pallidis bafı ſtrigaque atris, antennis fuſois. 

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 42. nr. 2, Sphinx Gali. 
Der Waloſtrohſchwaͤrmer. pag. 148. 

Berliner Mag. II. B. pag. 192 Hufnageliſche Tabellen. Anmerk. 4. 

Naturforſcher I. St pag 244. III. St. pag. 22. VII. St. pag. 107.121. IX. St. p. gl. 

Fueßli Ent. Mag. I. St. pag. 101. 11g. 


Zimmermanns Harzreiſe. pag. 192. Aumerk. 4. 
DE GEHE R Men. Tom. I. pag. 162, Tab 8. fig 6. Grande chenille tres raſe, cou- 


leur d' olive verdatre, ä grandes taches couleur de ſouſſre, bordées de noir, et 
à corne rouge fur le dernier, du caille lait. Tom. II. P. I. pag. 236. Papillon- 
bourdon à antennes priſmatiques, et à long trompe, d' un verd obſcur, dont les 
alles ſuperieures ont une bande longitudinale decoupee blanche, et les inferieures 
une tache rouge. Goͤtzens Ueberſ. p 169. Der Galiumſchwaͤrmer. 

Roͤſel Inf. Bel. III. Th Tab. VI. fig 1.2.3. Die Raupe. 

SCHAEFFER Icon. Inf. Ratisb. Tab 78. fig. 1. 2. Sphinx al. int. cauda ſimpl. 6. 

Gladbachs Beſchreibung Tab. IX. fig. Z. 2. Die rare oder ſchwarze Eſula. Pr. 3fl. 


Dies iſt derjenige Abendſchmetterling, welchen unſer Syſtem nach den 
Charaktern Sphinx Euphorbiae nennt. Ich habe ſchon oben bey deſſen Be 
ſchreibung bemerkt, daß der Herr Ritter hier zwey verſchiedene Gattungen mit 
einander vermengt. Beyde ſind nach der Futterpflanze ihrer Raupen verſchieden. 
Gegenwaͤrtiger Falter iſt in Schweden zu Haus. Jener hingegen hat ſich dorten 
gar nicht gezeigt. Ihn kommt der Name Sphinx Euphorbiae zu. Seine 
Raupe bedient ſich dieſer Pflanze zur einzigen Koſt. Er iſt es, auf den ſich 
Linne, nach Anführung einiger Schriftſteller, dorten bezogen. Nach dieſen 

9 3 


* 
174 N Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Umſtaͤnden iſt uns keine andere Wahl in Trennung beyderley Gattungen übrig. 
Durch Namen find hier ganz weſentliche Merkmale beſtimmt. 

Ueber dieſen Sphinx Galii haben fich viele Strittigkeiten erhoben. Man 
hat ihn lange als zufällige Abänderung des obbeſchriebenen Sphinx Euphorbiae 
behandelt. Nachgehends aber haben ſich alle Kenner für deſſen Gattungsrechte 
einſtimmig erklaͤrt. Roͤſel hatte die Raupe erzogen, den Falter aber nicht fuͤr 
abweichend gehalten. Doch meine Leſer verlangen nicht urkundliche Belege ſei⸗ 
nes Proceſſes. Es befremdet fo gar, wie man deßhalb Anſtaͤnde gehabt. Wuͤr⸗ 
den wir bey aͤhnlichen Arten ſo entſcheidende Merkmale finden, waͤre uns jede 
gleich buͤndig, nach Raupe und Geſchlechtsunterſcheid bekannt, ſollte ihre Na⸗ 
turgeſchichte eben dies vollftändige haben; dann fage ich, bey ſolchen Erfahrun ⸗ 
gen wäre es leicht, aus einem groſſen Gewirre zu kommen, in welchen noch ver. 
ſchiedene liegen. Er hat mit dem Wolfsmilchfalter einerley Bau, einerlen 
Groͤſſe. Auch nach dem Ausſchnitt der Flügel iſt nichts veraͤndertes da. Er 
kommt mit jenen, jedoch zuweilen ſpaͤter, zum Vorſchein. Der Flug, der 
Aufenthalt, die Naturtriebe, die Art der Verwandlung, haben nichts eigenes 
bevor. Die Farbe und Zeichnung iſt es beynahe allein, doch zugleich auch die 
Raupe und ihre gewohnte Azung, die ihn zur beſondern Gattung beſtimmt. 
Dies habe ich jetzt zu erklaͤren. 

Unſere vorliegende Abbildung legt ein Maͤnnchen dieſes Syhinxes vor Au · 
gen. Das Weibchen iſt nur durch länger ausgeſtreckte Flügel einer etwas dunk⸗ 
leren Farbe und breitern Saum, nach aͤuſſerlichen Kennzeichen verſchieden. Eine 
Abbildung deucht mich, ſeye bey fo wenig bedeutenden Abſtand eben nicht erheb . 
lich geweſen. Die Flaͤche der Oberſeite der Vorderfluͤgel iſt dunkel olivenbraun. 
Mitten durch die Laͤnge hin ziehet ſich ein blaſſer, fleiſchfarbener, oder mehr Fichte 
grau gefärbter Schleyer. Er gehet an die Spitze des ne bey gleich abſte · 
hender Breite in einen ſpitzigen Winkel zuſammen. Dieſen Schleyer hat der 
Sphinx Euphorbiae nicht. Dorten iſt der aͤuſſere Rand nie ins Dunkle ge. 
faͤrbt. Die abgeſonderten Flecken ſtehen daſelbſt auf einer ins Helle gefaͤrbten 
Fläche. Hier find fie im dunkleren Gemiſche vorhanden. Sie gehen einwaͤrts 
in den Schleyer; ſie ſind in dem braunen Rand verlohren. Vergleichen wir die 
Unterſeite dieſer Flügel mit jener Gattung, fo erblicken wir noch gröffere Ver 
ſchiedenheit. Hier iſt nichts von jenem roſenfaͤrbigen da. Nur ein blaͤſſerer 
Schleyer iſt faſt unmerklich mit dieſer Farbe gemiſcht. Hier ſind, wie auf der 
Oberſeite, die Zeichnungen einerley gelaſſen, die doch bey jenem fo ſehr verſchie⸗ 
den. Die Hinterfluͤgel haben mindern Abſtand. Nur iſt hier der mittlere Raum; 
er verdient den Namen eines Schleyers (vitta), ſehr blaß. Ein roſenrother 


Sphinx leg. al. integr. an. fimpl. Galii. Der Galiumſchwaͤrmer. 175 


Flecken nimmt ſich an dem untern Theil ſehr deutlich aus, den jener nicht hat. 
Die dunkle Einfaſſung ziehet ſich bis an den aͤuſſerſten Rand. So weit gehet ſie 
bey dem Sphinx Euphorbiae nicht. Es iſt noch mehr Verſchiedenes da. Ue⸗ 
ber den Rücken des Hinterleibes ziehet ſich eine Reihe weiſſer Puncte, die jedoch 
nicht allezeit deutlich zu ſehen. Die Fuͤhlhoͤrner find braun, wenigſtens nur an 
der Spitze weißlich gefärbt. Die Fuͤſſe haben eine noch dunklere Farbe, bey je. 
nen waren fie weiß. Doch ich werde nicht fertig, die ſaͤmtlichen Abweichungen 
wirklich zu zeigen. In unſerm Syſtem finden wir eben dieſe Charaktere ber 
merkt a). Es wird noch als weſentlich eines ſchwarzen Punetes neben dem 
mittlern Flecken der Vorderfluͤgel gedacht. Nur hat ihn zuweilen der Sphinx 
Euphorbiae auch. Es iſt die Raupe zu beſchreiben noch uͤbrig. 
Ihre Futterpflanze iſt das gemeine Waldſtroh, (Galium luteum). 
Wo die Faͤrberroͤthe (Rubia tinctorum) angebauet iſt, trift man fie nicht min. 
der da an. Man will fie auch auf dem Weiderich (Lythrum Salicaria), und der 
Weide ſelbſten, gefunden haben. Nie aber hat man ſie in ihrer Freyheit auf 
einer Euphorbia jemalen entdeckt. Ein erfahrner Kenner verſicherte mich, daß 
fie dennoch durch Hunger zur Annahme dieſer Koft zu zwingen geweſen. Bey 
der Wolfsmilchraupe hingegen hat es nie angeſchlagen, fie zu einer andern Speiſe 
zu gewöhnen. | 
In der Beſchreibung, die uns Linne von derſelben gegeben, iſt der Uns 
ſcheid von jener des Sphinx Euphorbiae deutlich bemerkt 5). Sie hat zu bey⸗ 
den Seiten eine Reihe von zehen ſchwarzen, gelb gerandeten Flecken. Dorten 
war die Fläche mit unzähligen weiſſen Puneten bedeckt, hier iſt fie dunkelgruͤn, 
ganz einfaͤrbig, gelaſſen. Der rothe Strich über den Ruͤcken, die gleichgefaͤrb . 
ten Flecken zur Seite, mangeln nicht minder. Der Rand gegen die Fuͤſſe, iſt 


a) LI NN. S. N. I. c. — Imago. Alae fügt: Habitat in Galio, Europae vſque 
ſuperiores, baſi anguſtatae: puncto nigro, Cap b. fpei. — Corpus quartae magnitu- 
in medio difei, minimo; vitta longitudi- dinis, nitidum, laeue, grifeum. Anten- 
nalis ex tribus coadunata. Inferiores ſu- nae griſeae aut albae. Thoracis latera li- 
pra difco rubro, lineis nigris diuiſo. Faun. nea alba, a pectore diſtincta. Abdomen 
Suec. I. e. — fubgrifeae, area longitudi- griſeum, fegmentis ſubtus et lateribus 
nali in aequali pallida f. flaueſcente; mar- margine albis. Punctum faepe album a 
gine poftico rufeſcentes. Alae poſticae tergo, in fingulo fegmento; fegmenta 2. 
ſanguineae, bafi atrae et fafcia lineari atra ad bafın, nigra, albo interſtincta.— — 
ante marginem poſticum. Subtus alae Alae pofticae — fubtus rufae etc. 
omnes fanguineae cum macula nigra in b) vınneS.N. J. c. Larua liuida, 
difco primorum. Antennae albae. In ocellis 10. vtrinque, flauicantibas iride Bi- 


dem Mul. Lud. VI. I. c. wird noch beyger gricante. 


176 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


von röthlichem Selb. Das Horn allein iſt roth gefaͤrbt. Man hat fie in manch⸗ 
faltiger Abaͤnderung bemerkt. Die Grundfarbe iſt nemlich von dem hellen bis 
in das dunkelſte Gruͤn zuweilen gemiſcht. Man hat fie auch braun, aber dies 
wiederum nicht nach einerley Grad. Wie ich ſchon geſagt, hat fie in der Art 
ihrer Verwandlung nichts Eigenes vor jener. Sie wird auch zu gleichen Zei⸗ 
ten gefunden. Die Chryſalide iſt nach ihren Bau abweichender gebildet. Da, 
wo die Fluͤgelſcheiden ſich finden, iſt ſie um vieles breiter und dicker als jene ge⸗ 
ſtaltet. Der Unterleib iſt dunkler, rothbraun gefaͤrbt, und wie die Bruſt mit 
verſchiedenen Flecken und Schattirungen gezeichnet. Erſt das folgende Jahr, ge⸗ 
meiniglich im May, kommt der entwickelte Falter zum Vorſchein. Im Freyen 
haben wir ihn bis in den September oͤfters bemerkt. 


Tab. XXII. Supplem. IV. 


Sphinx indiae orient. vulgo Varietas Sph. Celerionis. Ein india⸗ 
niſcher Sphinx, dem Celerio aͤhnlich. 


Fig. 1. Der Zweyfalter von beyden Seiten. 


Ich habe bereits in der Beſchreibung des Sphinx Celerio von dieſer Fale 
terart das noͤthigſte geſagt. Dorten ſind zugleich die Urſachen erwaͤhnt, die 
mich bewogen, einen Ausländer unter einheimiſchen Gattungen hier in Abbil 
dung zu liefern. Er hat mit jenem die groͤßte Aehnlichkeit, er wurde vollends 
damit verwechſelt. Noch iſt derſelbe in Indien gemein, er wird haͤufig nach 
Europa gebracht, und für unfern weit feltenern Celerio öfters ausgegeben. Um 
nicht hintergangen zu werden, koͤnnen meine Leſer nun aus beyder Vergl:ichung ſich 
ſelbſten belehren. Herr Cramer hat von demſelben eine Abbildung gegeben a), 
und ſie unter erſtgedachtem Namen beſchrieben. Wir haben ihn als eigene 
Gattung zu behandeln. Es ſind weſentliche Merkmahle gelaſſen, der ganze 
Habitus zeigt ſich von jenem verſchieden. Der Leib iſt ins Schlanke gebaut, 
im Verhaͤltniß der fo kurz geſtalteten Flügel beträchtlich verlängert, und noch 
überdies mit weiſſen ſilberglaͤnzenden Linien geſchmuͤcket. Jener hat ſie nicht fo 
abgeſetzt, nicht von dieſem metalliſchen Glanz. Das Abweichende in der Zeich⸗ 
nung und Farbe iſt nach den Abſtand, wie es jener ergiebt, leicht zu untere 


ſcheiden. 
a) CRAMER Papil. Exot. XI. Heft. deſſous les alles font le fond de couleur 
Tab. 125. fig. E. — “Ce Sphinx reſſem - de cendre, et pourvues de pointes d' un 


ble beaucoup a ceux de ! Europe, qui ont jaune brunätre. Ils paroiſſent etre fort 
ete reprefentds par FRISCH et GSE L. communs à la cöte de Coromandel à Tran- 
La trompe eſt longue et en ſpirale. En quebar et au Cap. de b. Efp., 


Beytraͤge oder Supplemente zu den Abendſchmetterlingen. 177 


ſcheiden. Die Unterſeite iſt vollends verſchieden, ſie iſt nach der Grundfarbe 
ein ſeltſames Gemiſche von Braun. 

In beyden Indien iſt dieſer Zweyfalter vorhanden. Das Original 
vorliegender Zeichnung iſt aus der Kuͤſte von Bengalen, wie ich ſchon oben 
erwähnt. Es haben jene heiſſen Erdſtriche mehrere Gattungen, welche dies 
ſem Falter faſt noch vollkommener gleichen, hier iſt aber der Ort nicht, ſie 
anzeigen zu koͤnnen. 

ö Tab. XXII. Supplem. IV. 


Sphinx Populi Varietas. Abänderung des Pappelſchwaͤrmers. 
Fig. 2. Der Zwepfalter von beyden Seiten. 


Von dieſer Abänderung des Sphinx Populi iſt mir nur ein einziges 
Exemplar bekannt, eben basjenige „von dem ich hier die genaueſte Abbildung 
geliefert. Es Sünde ſich in der ſchon oft geruͤhmten Sammlung des Herrn 
Cammerrath Jung zu Uffenheim. Derſelbe hat ſie aus einer Raupe er⸗ 
zogen, die eben in ihrer Anlage von der gewöhnlichen Art nichts Verſchie⸗ 
denes zu erkennen gegeben. Sie naͤhrte, ſie entwickelte ſich, wie jene. Nach 
der Gröffe iſt fie freylich um vieles kleiner geweſen. Der Falter hat nach 
uͤbereinſtimmenden Ausſchnitt den blaß roſtfaͤrbig gelaſſenen Flecken der Uns 
terflügel beynahe nichts mit dem Sphinx Populi weiter gemein. Die Grund» 
farbe iſt ein einfärbiges Lichtgrau, ohne weitere Zeichnung. Die ganze la 
che iſt dennoch dichte mit Schuppen bedeckt, und nach der Vollſtaͤndigkeit 
des Exemplars nicht das mindeſte mangelhaft gelaſſen. Iſt er eigene Gat⸗ 
tung, Race, oder zufällige Abaͤnderung, das haben uns weitere Erfahrun⸗ 
gen zu lehren. 


Tab. XXII. Supplem. IV. 


Sphinx Tiliae Variet. (zu Tab. III. pag. 40.) Eine Abaͤnderung des 
Lindenvogels. 


Fig. 3. Der männliche Zweyfalter von beyden Seiten. 


Dies iſt die in unſern Gegenden gemeinere Art des oben beſchriebenen 
Lindenvogels. Röſel bat fie zum Mufter gewehlt, und Linne die Chara. 
etere nach derſelben in dem Syſtem entworfen. Ich finde nichts beyzufuͤ. 
gen, als daß die dunkeln Flecke in der Mitte der Oberfluͤgel nicht immer, 
wie die Abbildung beſagt, getrennet ſind. Man findet ſie auch zuſammen 
1 dann ſcheinen ſie eine einzige un zu bilden. 


U. Theil + 3 


178 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Der acht und zwanzigſte europaͤiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX LEG. AL. INTE GR. AN O ARB. VESPERTILIO. 


Der Fledermausſchwaͤrmer. 
Tab. XXII. Supplem. IV. 
Fig. J. Der Zweyfalter von behden Seiten. 


Corpore alisque fuperioribus fufco. eineraſcentibus immaculatis, inferioribus baſi rubris. 


Hier erblicken meine Leſer eine Seltenheit Italiens, die uns bishero uns 
bekannt geblieben. Sie dient uns nicht minder zum Beweiß, wie ſelten 
Producte dieſer Art zu uns heruͤber kommen, wie wenig fie dorten aufge . 
ſucht werden. Ich habe dieſen Falter, nebſt obgedachten Sphinx Liuorni- 
ca, von da mitgetheilt erhalten. Er iſt aus der Gegend von Verona. Von 
feiner Naturgeſchichte bin ich nicht vermoͤgend mehreres zu erzehlen. Er fuͤh⸗ 
ret dorten den Namen Veſpertilio, ich fand ihn wenigſtens damit bezeich 
net. Mich deucht, er ſeye ſehr ſchicklich gewehlt, und wir hätten nicht Ur“ 
ſache, denſelben zu ändern. Seine Oberfluͤgel und der ganze Körper führ 
ret ein einfaͤrbiges etwas braͤunliches Aſchgrau. Gerade ſo haben es jene 
Geſchoͤpfe, ſie kommen mit ihm bey der Abenddaͤmmerung nicht minder zum 
Vorſchein. Damit iſt aber alles Unterſcheidende zugleich geſagt. Man wird 
keiner Schattirung, keiner Flecken auf der Oberſeite gewahr; fie iſt ganz ein 
färbig gelaſſen. Der Kopf iſt zur Seite mit weiſſer Farbe gefaumt, und 
die Einſchnitte des Hinterleibes find gleichfalls damit begraͤnzt. Die Hinter» 
flügel find bleich, und gegen die Grundflaͤche mit Roth gemiſcht. Auf der 
Unterſeite ſaͤmtlicher Flügel iſt eben fo wenig Veraͤndertes da. Sie ſind et» 
was heller und mehr ins Röthliche gefärbt. Nach der Groͤſſe und dem Aus 
ſchnitt der Flügel iſt er dem Sphinx Euphorbiae gleich. 

Unter dem Namen Sphinx Capenfis beſchreibt Herr von Linne a) er 
nen ausländifchen Falter, der nach allen Merkmalen mit dieſem uͤbereinſtimmt. 

a) LIN NE S. N. Sp. 10. Sphinx Ca- cinerafcens, immaculatum, laeuigatum, 
penfis. — „Alis integris eineraſcentibus acutiuſculum. Pedes cinerafcentes. Alae 
immaculatis: paginis occultatis fanguineis, primores ſupra caneſcentes, immaculatae 
abdomine cineraſcente., Muſ. Lud. VIlr. — fubtus rubrae, ſed limbo exteriore ei- 
pag. 349. — „Habitat ad Cap. b. ſpei. nereo, et margine tenui; ad baſin vero 
TVLBAGH. Corpus magnitudine Sphinx albo — pofticae ſupra rubrae verſus baſin, 
Liguſtri, cineraſcens. Antennae ſubfili- extrorfum albae — ſubtus einerafcentes, 
formes, rufeſcentes, apice acuto vncina- vix rubicundae, , 
to, ſuperciliaris regio albida. Abdomen 


Sphinx Feneſtrina. Die Glasſcheibe. 179 


Nur iſt dorten die Groͤſſe betrachtlich, und die Unterſeite der Vorderfluͤgel 
iſt hier fleiſchfarb, dorten wird ſie roth angegeben. Ich laſſe es unentſchie. 
den, da mir zur Vergleichung das auslaͤndiſche Exemplar gemangelt. Auch 
in dem Crameriſchen Werke vermiſſen wir dieſen capiſchen Sphinx. 


Der neun und zwanzigſte europaͤiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX FENESTRINA. 


Die Glasſcheibe. 
Tab. XXIII. Supplem. V. 
Fig. 1. Der Schmetterlins von beyden Seiten in natürlicher Groͤſſe. Fig. 1. Vergroͤſſert. 


FABRIGCII Gen. Inf. Mant. pag. 272. Sphinx Feneſtrina. Alis eroſo- dentatis fu- 
ſco aureis: maculis duabus feneſtratis. 

Syſt. Verz. der Schmetterlinge der Wiener Gegend. pag. 44. nr. 2. Sphinx Feneſtri. 
na. Glasmacklichter Schwaͤrmer. Unbekannte Raupe. 

Fueßli Ent. Mag. Sphinx Feneſtrina. I. St. pag. 112. 134. Tab. I. fig. D. 


Die Herren Verfaſſer des ſyſtematiſchen Verzeichniſſes haben dieſem 
Schmetterling den Namen Sphinx Feneſtrina gegeben. Wir haben ihn in 
unſern Gegenden auch, er hat ſich aber bisher ſelten gemacht. In dem 
mittaͤgigen Frankreich iſt er zahlreicher vorhanden. Ich habe die erſten Exem⸗ 
plare von da durch Mittheilung eines ſchon öfters geruͤhmten Freundes erhal, 
ten. Er iſt auf Wieſen in der Mitte des Sommers zu ſuchen. Seine ge 
ringe Groͤſſe, der behende Flug, und ſelbſten die ſo wenig auffallende Farbe, 
entziehen ihn leicht unſern Blicken. Er zeigt ſich bey Tage, er laͤßt ſich bey 
heiſſer Sonne auf Blumen nieder, deren Säfte ihm Nahrung entbiethen. 

Nach der Groͤſſe iſt derſelbe beynahe kleiner als der Sphinx Tipulifor- 
mis. Die Fluͤgel find breiter, aber um fo kuͤrzer geſtaltet. Sein ganz ei 
gener Bau macht ihn von allen bekannten Arten einheimiſcher Abendſchmetter⸗ 
linge verſchieden. Vielleicht moͤchte man Anſtand nehmen, ihn zu dieſem 
Faltergeſchlecht zu zehlen. Nach dem Kennzeichen der niederhangenden Fluͤ⸗ 
gel iſt wohl nicht der mindeſte Zweifel deßhalb uͤbrig. Die Fuͤhlhoͤrner muͤſ. 
fen es alleine entſcheiden. Dieſe möchten der Phalaͤne allzugleichend beduͤn— 
ken, ſie ſind duͤnne, faſt fadenfoͤrmig gezogen. Jene aber hat ſie nie von 
gleicher Geſtalt. Es iſt ihre Dicke im Verhaͤltniß des kleinern Körpers bes 
traͤchtlich. Sie ſind cylindriſch, faſt von gleicher Staͤrke, nicht am Ende in 
fadenfoͤrmige Spitze, wie bey der Phalaͤne, verlohren. Ihre innere Seite 
iſt geribt, und ſonach find es Fuͤhlhoͤrner, wie es die Charactere dieſes Ge 

3 2 


180 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


ſchlechtes erfordern. Noch keiner unſerer Entomologen hat ihm dieſe Rechte 
ſtrittig gemacht. Weit erheblicher ſcheint dieſe Frage zu ſeyn, in welche Klafe 
ſe und in welche Linie wir denſelben zu ordnen berechtiget ſind. Zur Horde 
der unaͤchten Sphinxe gehört er wohl nicht. Dieſe haben keine eckigten Fluͤ. 
gel. Vielleicht näher zu den glasflüglichten Sphinren der andern Familie der 
erſtern Horde, und deren zweyten Linie. Nach der Groͤſſe und den durchſchei⸗ 
nenden Flecken fände er da feinen richtigen Platz. Allein, die dahin gehoͤri⸗ 
gen Gattungen haben glattraͤndige Fluͤgel, und zugleich baͤrtige Endſpitzen. 
Beydes hat der Sphinx Feneſtrina nicht. Es bleibt uns daher nur die er. 
ſte Familie der erſten Horde, die Gattungen mit eckigten Fluͤgeln uͤbrig. 
Hier behauptet er ſeine angewieſene Stelle mit Recht. Herr Fabricius hat 
ihn bereits zwiſchen der dritten und vierten Gattung ſeiner Sphinxe, oder den 
Populi und Tiliae in dem Syſtem geordnet a). Dahin beſtimmen ihn die 
allgemeinen Charactere, wenn wir auch dorten keinen in dieſem geringen Maas, 
keinen mit durchſichtigen Flecken noch haben. Die Raupe kennen wir nicht. 

Ich ſollte dieſen Falter ausführlich beſchreiben. Die beygefuͤgte ver» 
gröͤſſerte Abbildung ſcheint es aber uͤberfluͤßig zu machen. Eben fo wenig iſt 
es noͤthig, ſeinen Abſtand von andern Arten zu zeigen. Die weiſſen Flecken 
find durchſcheinend, und die dunkelbraun und gelblich ſchattirte Oberfläche fuͤh⸗ 
ret einen dem polirten Gold gleichenden Schiller. Der Hinterleib hat einen 
weiſſen Ring. Er iſt zuweilen gedoppelt vorhanden. 


Der dreyſigſte europaͤiſche Abendſchmetterling. 
S PHINX BOMBYLIFORMIS. 


Der Schwebfliegenfalter. 
Tab. XXIII. Supplem. V. 
Fig. 2. Der Zweyfalter von betzden Seiten. 
Sphinx leg. alis integr. ano barb. Abdomine barbato fuluo faſcia nigra, alis fe- 
neſtratis, margine fuſco. 

Den Namen Sphinx Bombyliformis hat Herr von Linne bereits zur 
Bezeichnung eines Abendſchmetterlings gebraucht. Allein, nach näherer Ber 
richtigung wurde derſelbe zu dem Sphinx Porcellus gezogen. Er war, wo 

a) Fabricius Gen. Inf. I. c. 3 4. — domen cingulis duobus albis anteriore te- 
Sphinx Feneſtriua. Ich füge feine Beſchrei / nujore. Alae concolores fufco aureae, 
bung mit bey. Magnitudo maioris mu. nitidae punctis flauis ſparſis. In medio 
ſcae. Corpus fuſcum palpis albidis, Ab- maculae duae approximatae feneſtratae, in. 


Sphinx Oeſtriformis. Der Afterbremenfalter, 181 


nicht ein verflogenes Eremplar, wenigſtens eine unbedeutende Abaͤnderung von 
jenem geweſen. Ich glaube mich berechtiget zu ſehen, dieſen verlornen Nas 
men nun auf eine eigene Gattung uͤberzutragen. Unſer gegenwaͤrtiger Zwey— 
falter hat die naͤchſten Anſpruͤche dazu. Er kommt in ſeiner Bildung dem 
Bombylius, der ſchwebenden Fliege, ſehr nahe. Einmal werden für 
Sppinxe mit durchſichtigen Flugeln Namen von jenen Inſectengeſchlechtern 
geborgt. Mich deucht, dieſer ſeye gerade fuͤr gegenwaͤrtige Art der bequem— 
ſte geweſen. 

Faſt moͤchte man dieſen in genaueſter Abbildung vorliegenden Falter 
nur als Varietaͤt des Sphinx Fueiformis betrachten. Er gleicher ihm uns 
gemein, er hat einerley Groͤſſe und durchſcheinende Fluͤgel. Jenen hat man 
oft aus ſeiner Raupe erzogen, dieſen noch nie. Die Anlage der Farben 
und die abweichende Zeichnung ſtellet uns weſentliche Verſchiedenheit dar. 
Der Saum der Oberflügel iſt ſehr ſchmal, braun von Farbe, und nicht, 
wie ihn der Sphinx Fuciformis hat, ins Dunkelrothe gemiſcht. Der durch 
die Mitte ſich ziehende Querſtrich iſt ſehr fein, dorten iſt ein rothbrauner 
Flecken an deſſen Stelle. Der Hinterleib iſt gegen die Endſpitze Orange 
faͤrbig, gegen die Bruſt aber in betraͤchtlicher Breite ſchwarz bemahlt. Zu 
Bemerkung des Weſentlichen einer Gattung genug. 

Es hat ſich dieſer Falter in verſchiedenen Plaͤtzen unſers Frankens ger 
zeigt. Er wird faſt zu gleicher Zeit mit erſtgedachter Art, obwohl ſehr ſel. 
ten, gefunden. Das Original, deſſen ich mich hier bedient, iſt aus der 
Gegend von Erlang, und von der Güte des Herrn Hofrath Rudolphs mir 
mitgetheilt worden. 


Der ein und dreyſigſte europaͤiſche Abend ſchmetterling. 
S PHINX OE STRIFORMIS. 
EL als te te ee 
Tab. XXIII. Supplem. V. 
Fig. 3. Der Zweyfalter von beyden Seiten. 


Sphinx leg. alis integr. ano barbato. Abdomine barbato fuſeo: faſciis tribus flauis, 
alis feneſtratis, apice fuluo, venis nigris. 


33 


poſtieis fere faſciam eonſtituentes. Margo Feneſtrina. SCHIEFFERM. Prodr. 44. 
poſticus niger maculis duabus albis, S;b. Habitat in Auftria Dr, s HVL Z., 


182 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Naturforſch. VII. St. pag. 109. 
Fueßli Ent. Mag. I. St. pag. 117. 


Herr von Rottemburg, deſſen ergiebige Beytraͤge zur Entomologie 
jede Kenner verehren, hat uns auſſer andern auch dieſe neue Gattung eines 
glasfluͤglichten Sphinres bekannt gemacht. Die Beſchreibung unter obfte 
hendem Namen iſt ſo buͤndig, daß ich derſelben nichts beyzufuͤgen vermag. 
Ich heile fie hier a) unten in ihrer Vollſtaͤndigkeit mit. Meine Leſer wer⸗ 
den nach vorliegender Abbildung alles Uebereinſtimmende finden. Wir Ha 
ben dieſen Schmetterling auch in unſerer Gegend. Noch iſt er aber wenig 
bekannt, er iſt wirklich Seltenheit geblieben. Ich habe ihn gleichfalls den 
guͤtigen Beytraͤgen vorgedachten Goͤnners zu danken. Wie ich berichtet wor⸗ 
den, findet er ſich in einigen Plaͤtzen der Gegend von Erlangen, zugleich 


Sphinx Oeſtriformis. 


mit dem Sphinx Bombyliformis, zuweilen häufiger ein. 
Dieſer Falter kommt derjenigen Abbildung am naͤchſten, welche Herr 


Sulzer 5) unter dem Namen des Sph. Culieiformis geliefert. 


a) Naturforſch. obenangef. O.  Diefer 
„Vogel — hat durchſichtige Flügel. Er iſt 
„etwas groͤſſer als der Sphinx Tipulifor · 
„ mis, jeboch kleiner als der vorige, (Aſili- 
„ formis). Seine Fluͤgel find auf eben die 
„Art gezeichnet, (mit einem dunkelbraunen, 
„ undurchſichtigen Saum eingefaßt, der am 
, aͤuſſern Rand der Oberfluͤgel ziemlich breit 
„ iſt, und auch den obern Rand, jedoch nur 
„ ſchmal, einfaßt. Quer durch die Dberflü- 
„gel gehet ein Heiner halbmondfoͤrmiger Fle⸗ 
„cken, von glaͤnzend orange gelber Farbe, 
„ deſſen concave Seite, nach der Spitze der 
„ Oberfluͤgel zugekehrt, und der an der con: 
„ vexen Seite mit einer ſchwarzen Linie einge: 
„ ſaßt iſt. Dieſer kleine Fleck erſcheint auf 
„der uutern Seite ſchoͤn Ziegelroth) nur iſt 
„der kleine halbmondförmige Fleck auf bey: 
„den Seiten Ziegelroth. Kopf, Ruͤcken, 
„Hinterleib und Fuͤhlhoͤrner ſind ſchwarz, 
„und die letztern kolbenſoͤrmig. Der Hals 
iſt mit einem gelben Bande eingefaßt, und 
„oben auf dem Ruͤcken gehen zwey gelbe Li⸗ 
„nien der Laͤnge nach. Der Hinterleib hat 


Es ſcheint 


ö drey breite gelbe Ringe, zwey in der Mitte, 
z und einen am Ende deſſelben. Der Haar⸗ 
„ buſch am Hinterleib iſt in der Mitte gelb, 
„und an beyden Seiten ſchwarz. Die 
„Bartſpitzen find wie bey vorigen (gelb 
mit einem ſchwarzen Strich.) Die Fuͤſſe 
„ find ganz gelb, und haben in der Mitte ei⸗ 
„nen breiten ſchwarzen Ring ic. 

b) Abgek. Geſch. pag. 152. Tab. XX. 
fig. 5. „Der Muͤckenſchmetterling Sph. 
Culicif. Lin. die Fluͤgel find federlos, durch⸗ 
„ ſichtig, die vordern mit zwey rothen Quer⸗ 
„baͤudern, der Hinterleib ſchwarz mit zwey 
gelben Ringen.“ Herr Fueßli hat Ea— 
tom. Mag. 1. St. pag. 119. dieſer Irrung 
gedacht. Er beſchreibt daher jenen Falter 
mit nachfolgenden genauer. „Fig. 5. ſoll 
„ euliciformis Lin. ſeyn. Die Oberffuͤgel 
„ find auſſenher faſt bis auf die Hälfte, und 
„am vordern Rand gelb, mit einer laͤnglich- 
„ten, von der Mitte des Fluͤgels gegen die 
„Einlenkung zugeſpitzten Glaßmacul. Am 
„ aͤuſſern gelben Theil des Flügels, befinden 
„ ſich 2, braunrothe Binden, von der vor 


Sphinx Oeſtriformis. Der Afterbremenfalter. 183 


eine Verwechſelung ſich derten eraͤugnet zu haben. Die angegebenen Chara · 
etere ſtimmen mit der Abbildung nicht überein. Daſelbſt ift dasjenige, was 
roth beſchrieben worden, gelb gemahlt, und von den beyden Guͤrteln des 


Hinterleibes findet ſich nur ein einziger ausgedruckt. 


Nach dieſen Umſtaͤnden 


iſt unſere Bemuͤhung vergebens, das Gewiſſe entſcheiden zu koͤnnen. 
Es find noch einige dieſer glasflüglichten Sphinxe bekannt, welche 


nach der Groͤſſe und Geſtalt dieſem erſtbeſchriebenen gleichen. 


Ich bin aber 


erſt in der Fortſetzung vermoͤgend, ſie in Abbildung meinen Leſern vorlegen 


zu koͤnnen c). 


Der zwey und dreyſigſte europaͤiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX A DSC. LONICERAE. 


Der Rothfleck mit fuͤnf Puneten. 
Tab. XXIV. Supplem. VI. 


Fig. 1. a. Der maͤnnliche, 


Fig. 1. b. der weibliche Zweyfalter. 


Beyde nach der Ober- und 


Unterſeite. 


Alis ſuperioribus cyaneis, maculis quinque rotundatis rubris: inferioribus rubris 


immaculatis. 


Naturforſch. X. St. pag. 97. 


Sphinx Lonicerae. 


SCHAEFFER Icon. Inf. Ratib, Tab. 16. fig. 6. 2. Sphinx alis int. eauda ſimpl. 3. 
Fueßli Ent. Mag. I. St. pag. 109. 125. 139. Tab J. fig. 1. II. St. pag. 299. fuͤnffleckig 
ter Steinbrechſchwaͤrmer, an Zygaena FAB R. 2 


Beyde vorliegende Tafeln ſtellen die dem Sphinx Filipendulae glei⸗ 


chende Arten unſerer Gegend vor Augen. 
der Beſchreibung erſtgedachter Gattung erwaͤhnt. 
faltige Verwirrungen veranlaßt haben, 


„dern breitern, umfaßt ein gleichfaͤrbiger 
„Saum die Glaßmacul: der Fluͤgel ſelber 
„ hat hintenher auch einen ſolchen Saum. 
„Die Unterfluͤgel find durchſichtig, mit einem 
„braunen Saum, und gleichfaͤrbigen Flecken, 
„mitten gegen den vordern Rand. Der Leib 
„ iſt braun; zwiſchen 2. gelben Guͤrteln, wo— 
„von der breitere zunaͤchſt hinter der Bruſt 
„liegt, befiadet ſich fait auf der Mitte des 
„Hintertheils ein gelber Fleck. Der Haar: 
„ buͤſchel iſt gelb und braun geſtreiſt. Da 


Ich habe derſelben ſchon oben in 
Sie ſind es, die ſo manch⸗ 
deren Unterſuchung hingegen die an⸗ 


dieſer Schwaͤrmer von des Linne Beſchreib. 
ſeines culicif. zu ſehr abweicht, fo glaube 
„ ich ihn mit Recht für eine beſondere Gat⸗ 
„tung halten zu koͤnnen “ 

c) Von dem Sph. aſiliformis und fpeci- 
formis, des Syſt. Verz. der Wiener ſchm. hat 
bereits Herr Gerning zu Frankſurth am 
Mapyn, deſſen groffe und koſtbare Sammlung 
genugſam bekannt ift, in daſigen Wochenblat, 
III. St. 1780. pag. 33. eine genaue Abbil⸗ 
dung und Beſchreibung geliefert. 


184 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


gelegenſte Sache geworden. Ich uͤbergehe, meinen Leſern ihre Geſchichte, 
die fo gemaͤchlichen Schritte unſerer Kenntniß puͤnetlich zu erzehlen. Es find 
wenige Jahre vorüber, wo es noch Problem geweſen: ob dieſe Verſchieden⸗ 
heiten auch eigene Gattungen ſind. Eben als ob die Natur nie gewohnt 
geweſen, durch unbedeutende Zuſaͤtze, durch den Mangel einzelner Zierrathen 
nicht minder weſentliche Merkmahle, als durch buntſcheckigtes Colorit, und 
mit groben Pinſel gemahlter Striche zu bilden. Doch kaum war es ge 
wagt, ſie als eigene Arten zu behandeln: ſo hatten ſich ſchon mehrere aus 
dieſem Gewirre geſondert. Hier waren auch am leichteſten Erfahrungen ans 
zugeben. Kennen wir ihre Raupen zwar nicht, ſo hat uns die Natur auf 
eine andere Art, was Species ſey, gelehret. Wir treffen eben dieſe Falter 
am haͤufigſten in der Begattung an. Nie hat man einen derſelben in der 
Freyheit mit dem andern, der Zeichnung nach verſchiedenen, gepaart gefun⸗ 
den. Bey einem fo auffallenden Kennzeichen des Sexus war es um fo 
mehr befremdend, wie man oft in deren Verbindung die Natur ſo wenig 
befragt. Noch haben ſich Irrungen eingeſchlichen. Eigene Beobachtungen 
waren daher bey ſo verworrenen Haͤndeln um ſo noͤthiger geweſen. Ich 
hatte mich ſeit verſchiedenen Jahren damit beſchaͤftiget. Ohne weitere Rück 
ſicht theile ich meinen Leſern diejenigen Bemerkungen mit, die mich hievon 
uͤberzeugend belehrt. 


Ich behalte fuͤr dieſen Falter denjenigen Namen bey, welchen Herr 
Paſtor von Scheven a) demſelben bereits ertheilt. Man hat ſichs zur Res 
gel gemacht, dieſe dem Sphinx Filipendulae ähnliche Arten von Pflanzen zu 
benennen, auf denen ſich die Falter als ihrem aͤchten Gelage finden. Unſer 
gegenwaͤrtiger Schmetterling bedient ſich aber der Blumenſaͤfte der Lonicera 
im mindeften nicht. Ihre Kelche find viel zu lang dazu. Die Falter vers 
moͤgen nicht mit denen um ſo kuͤrzern Zungen den Nectar daraus zu ſaugen. 
Man wird ſie auch nie auf derſelben gewahr. Die Raupe hat man auf 
dieſer Pflanze auch keinesweges entdeckt. Doch es kommt auf dieſe Benen— 
nungen nicht an. Unſern Liebhabern iſt fie bereits gewohnt. Herr Fueß⸗ 

li 


a) Naturforſch. obenangef. Orts.“ Sph. gem halten, wenn ich nicht beyde Arten oft 
Lonicerae. Dieſer unterſcheidet ſich von in der Begattung angetroffen, und jederzeit 
dem vorigen (Sphinx Filipendulae) blos da- gleiche mit gleichen gepaart gefunden haͤtte. 
durch, daß er nur fünf rothe Flecken hat. so HAEF F. Icon. Tab. 16. fig. 6.7. 

Ich wuͤrde ihn fuͤr das Weibchen von ſelbi⸗ 


Sphinx adsc. Lonicerae. Der Rothfleck mit fünf Puncten. 185 


li 5 meynt, es möchte dieſer Sphinx die Zygaena Fuluia des Herrn Fa— 
bricius ſeyn. Ich finde aber gar nicht die dorten bemerkten Charactere. 
Der Sphinx Lonicerae hat keine weißgefleckte Bruſt, (chorax cyaneus albo 
maculatus). Es mangelt auch der weißliche Saum der Flügel: (margo 
parum albicat). Charactere, die ſich bündiger auf den Sphinx Achilleae 
beziehen, den die folgende Tafel, nach beyden Geſchlechtern, meinen Leſern 
vor Augen legt. Das übrige iſt dorthin zu erzehlen verſpahrt. Auf der 
ſechzehenden Tafel der Regenſpurger Inſecten des Herrn Schäffers treffen 
wir von dieſem Falter eine ganz richtige Abbildung an. Wenn ſich aber 
Herr von Linne“ in dem Append. Synonym., unter dem Namen Sphinx 
Filipendulae, dahin beziehet, ſo wird dieſe Irrung niemand befremdend 
bedünken. 


Ich habe nicht Urſache, hier Beweiſe für die Gattungsrechte deſſelben zu 
führen; ſie ſind längſtens auſſer Zweifel geſetzt. Ich habe dieſen Falter un— 
zähligemal in ſeinen Paarungen, die gewöhnlich ganze Täge dauern, gefun— 
den. Wir treffen ihn häufig in Geſellſchaft des Sphinx Filipendulae an. 
Doch vermiſſen ihn viele Gegenden, die jenen ſehr zahlreich beſitzen. Auch 
hier iſt, wie bey erſtgedachtem Sphinx, das Männchen durch die mehr ins, 
Stahlblaue ſpielende Grundfarbe von dem Weibchen, das dieſelbe im Gemi— 
ſche vom Grünen hat, anffallend verſchieden. Auſſer der Gröſſe des Kör— 
pers iſt nach der Anzahl der Flecken und der übrigen Zeichnung nichts Ab— 
weichendes da. Die Farbe iſt gänzlich mit dem Sphinx Filipendulae einer- 
ley. Hier ſind nur fünf rothe Flecken vorhanden, da jener ſechs derſelben 
hat. Das erſte Paar nächſt an dem Körper iſt nach der Figur im minde— 
ſten nicht von jenem verſchieden. In dem zweyten iſt der eine Flecken gegen 
die Hinterflügel von beträchtlicher Gröſſe, öfters herzförmig geſtaltet. Anſtatt 
des dritten Paars gegen die Flügelſpitze iſt nur ein einzelner da. Er iſt von 
runder Geſtalt, und um vieles gröſſer, als die übrigen ſind. Die Hinter— 
flügel führen einen breitern Saum von ſtahlblauer Farbe. Abänderungen be— 
ziehen ſich lediglich auf die unterſchiedene Gröſſe dieſer Flecken, und auf das 
körperliche Maas des Zweyfalters ſelbſt. Man hat ihn um die Hälfte auch 
kleiner gefunden. 


5) Ent. Mag. I. St. pag. 139. Es wird erinnerung zum II. St. pag. 299. werden 
dabey unentſchieden gelaſſen, ob derſelbe hingegen vom Herrn D. Amſtein deſſen 
eine eigene Art, oder nur Abänderung des Gattungsrechte wieder eingeräumt. 
Sphinx Filipendulae iſt. In der Nach- 

II. Theil. A a 


186 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Der drey und dreyſigſte europäiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX Absc. PILOSELLAE. 
Der Rothfleck mit breiten Strichen. 
Tab. XXIV. Supplem. VI. 8 


Fig. 2. a. Der männliche, Fig. 2. b. der weibliche Zweyfalter, beyde nach der Ober- und 
Unterſeite. 


Alis superioribus caeruleo virescentibus, maculis tribus oblongis dilatatis, inferioribus 


rubris immaculatis. 
Fueßli Ent. Mag. I. St. p. 140. Tab. A, fig. 6. Sph. Pythia AB R., das Weibchen? 


Auch von dieſem Falter iſt es nun genugſam erwieſen, daß er eine ei— 
gene Gattung iſt. Die untrüglichen Kennzeichen des Geſchlechtes legen es 
jedem Kenner vor Augen. Er iſt in unſern Gegenden zahlreich vorhanden. 
Man hat ihn in feiner Begattung, die im mindeſten nicht ſeltene Ereigniſſe 
ſind, öfters gefunden. Er zeigt ſich in Geſellſchaft des Sphinx Filipendulae 
und erſtbeſchriebenen Arten an gleichen Plätzen. An einigen Orten aber it 
er ſehr ſelten, an andern gar nicht vorhanden. Das Männchen iſt, wie je— 
ne, nach der Grundfarbe verſchieden. Doch hat das Grüne des Weibchen 
keinen ſo beträchtlichen Abſtand, wie es erſtgedachte Arten ergeben. In bey— 
den fällt es mehr ins Schwärzliche aus. Die ganze Fläche iſt dünne mit 
Schuppen bedeckt, ſie iſt beynahe durchſcheinend. In wenigen Tagen gehet 
öfters dieſe Bekleidung gänzlich verlohren, und dann iſt kaum an der Grund— 
fläche etwas von den rothen Flecken übrig gelaſſen. Unter allen ähnlichen Ar— 
ten hat dieſer Falter die breiteſten Flügel. Sie ſind, wie die Abbildung be— 
lehret, an der Spitze mehr ſtumpf, und überdies nach beſonderem Ausſchnitt 
gebildet. Eine ſehr ſchmale Borte von dunkelblauer etwas glänzender Farbe 


umgiebt den Rand ſämtlicher Flügel. Die vordern führen drey hochrothe 


Flecken. Die beyden erſtern derſelben, oder die gegen den Körper find lang, 
und beynahe von gleicher Breite. Sie werden von den durchlaufen— 
den ſchwärzlichen Adern getrennt. Der dritte gegen die Flügelſpitze; er hat 
die beträchtlichſte Gröſſe, und iſt in die Fläche verlohren. Er ziehet ſich ein— 
wärts in keulförmiger Geſtalt zwifchen die beyden erſten hin. Oefters iſt der— 
ſelbe mit jenen zuſammengefloſſen, und nur durch die dazwiſchen ſich ziehende 
Adern getheilt. Die Bruſt, der Hinterleib, und die Fühlhörner ſind dunkel— 
ſchwarz, mit kaum merklich blaulichen Schiller. Letztere find auch an der 
Spitze um vieles ſtumpfer gebildet. 


rr 


Sphinx adsc. Scabiosae. 


Der Rothfleck mit ſchmalen Strichen. 


187 


Von gepaarten Weibchen, wie nicht minder von jenem des Sphinx Lo- 


nicerae habe ich öfters Ever in groſſer Anzahl erhalten. 


übereinander in Klümpgen gelegt. 
Sphinx Filipendulae nicht 
Räupgen entwickelt. 
ften Häutung, verlohren. 
wintern. 


Sie waren dichte 


Ihre Geſtalt und Farbe iſt von jenem des 
verſchieden. 
Sie giengen aber in etlichen Wochen, noch vor der er— 
Es ſcheint, daß fie ſchon in dieſem Alter ſich über— 
In dieſer Geſtalt war kein bedeutender Abſtand zu bemerken. 


Nach 44 Tagen hatten ſich die 


Ich habe dieſe Gattung durch einen bekannten Pflanzennamen unterſchie— 


den, da es mich unnöthig bedünkt, lange zu wählen. 
den Blüthen des Hieracium Pilosella gewöhnlich, 


Wir finden ihn auf 
ohngeachtet auch andere 


Gattungen dieſes Geſchlechtes, ſo wie die meiſten Syngeneſiſten ihm zum Auf— 


enthalt dienen. 


Herr Fueßli hat ihn für das Weibchen des Sphinx Py- 


thia des Herrn Fäbricius erklärt a). Jener iſt, wie ich jetzt zu erzehlen 


habe, eine ganz verſchiedene Speei s. 


Der vier und dreyfi.fte europäiſche Abendſchmetterling. 


Tab. XXIV. 


SPHINX Absc. 


Supplem. VI. 
SCABIOSAE. 


Der Rothfleck mit ſchmalen Strichen. 


Fig. 3. a. Eine Abänderung eines männlichen Falters. 


Geſchlechtern nach den Flecken einerlei. 


Fig. 3. b. Der weibliche, in beyden 


Sämmtlich von der Ober- und Unterſeite. 


Alis superioribus obsolete nigro-virescentibus; maculis tribus oblongis, rubris, binis 


maioribus medio compressis (saepe interruptis); inferioribus rubris immaculatis. 


FABRICOII Gen, Ins. Mant. pag. 275. 


Zygaena Pythia. 


Atra, alis antieis viridibus 


maculis tribus oblongis approximatis sanguineis, postieis rubris, 


Naturforſch. X. St. pag. 97. 


Sphinx Scabiosae. 
SCHAEFFER Icon. Ius. Ratisb. Tab. 16, fig. 


4. 5. Sphinx alis int. cauda simpl. 2. 


Fueßli Ent. Mag. I. St. pag. 113, 125. 127. 140. Tab. I. fig. 4. 5. 
a 2 


a) Obenangef. Orts. Sphinx Pythia, 
das Weibchen? (Nur die groſſe Aehnlich— 
„keit dieſes und des vorhergehenden (Sph. 
„Scabiosae) läßt mich vermuthen, daß ſel— 
„bige nur dem Geſchlecht nach von einander 
„verſchieden ſeyen ꝛc. — Auch dieſe drey 
„Schwärmer fig. 4. 5. 6. (nebſt dieſem 


„auch der Sphinx Pilosellae), bin ich ge= 
„neigt, nur für eine, dann aber auch für 
„eine von den drey vorhergehenden (Sphinx 
„Lonicera und Filipendulae mit gröſ— 
„ſern und kleinern Puncten) ganz verſchie— 
„dene Art zu halten ꝛc., 


188 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Der Sphinx Scabiosae, ſo hat ihn Herr von Scheven a) von ſeinem 
gewöhnlichen Aufenthaltsort ganz bündig geheiſſen, war lange unſern Kennern 
ein räthſelhaftes Geſchöpf. Men hat ihn bald für das Weibchen des Sphinx 
Filipendulae, bald für eine Abänderung des Sphinx Pilosellae oder für deſ— 
ſen Serus erklärt. Durch öfters beobachtete Paarungen haben ſich endlich 
die eigenthümlichen Rechte feiner Gattung erprobt. Er kommt mit erſtern Ar— 
ten zu gleichen Zeiten zum Vorſchein. Doch haben ihn viele Diſtriete in 
Teutſchland, und auch unſer Franken nicht. 

Der Sphinx Pilosellae kommt ihm in der Aehnlichkeit am nächſten. Er 
iſt aber in ſehr weſentlichen Stücken wieder von ihm verſchieden. Die Flü— 
gel ſind an dieſem um vieles ſchmäler, und am Ende ſpitziger geformt. Die 
Schuppen ſind noch ſparſamer, als an jenem, aufgetragen. Die Grundfar— 
be iſt nicht grün, ſie iſt ein dunkles Gemiſche, eine ſchwärzlich blaſſe Schat— 
tirung. Die Flecken ſind von dünne aufgetragenem Roth. Ihre Geſtalt 
giebt den beträchtlichſten Abſtand. Die durchlaufende Sehnen ſondern das 
erſte Paar nächſt an dem Körper ab. Hier iſt derſelbe gegen den äuſſern Rand 
des Flügels ſehr ſchmal; der nächſt den Hinterflügeln aber um vieles brei- 
ter. Er iſt noch überdies in der Mitte verdünnt. Der dritte von der Flü— 
gelſpitze iſt oval geformt, keineswegs wie bey dem Sphinx Pilosellae am 
Ende verbreitet, noch in die Fläche verlohren. Die Fühlhörner ſind auſſeror— 
dentlich ſchmal. So geſchmeidig hat ſie noch keiner der rothfleckigten 
Sphinxe gehabt. 

Dieſe Beſchreibung beziehet ſich lediglich auf diejenige Abbildung vorlie— 
gender Tafel, welche ich mit fig. 3. b. bezeichnet. Sie ſtellet einen weibli— 
chen Falter dieſer Gattung vor. Nach der Grundfarbe iſt deſſen Männchen 
ſo wenig, als nach der Anlage der Flecken, verſchieden. Höchſtens iſt es 
von minderer Gröſſe, und etwas dunklerer Farbe. So haben mich die Paa— 
rungen vielfältig belehret. Allein, wir treffen auch einen Falter von der ab— 
weichenden Art an, wie fig. 3. a. einen derſelben vorgeſtellet hat. Dieſer iſt 
nach dem Geſchlecht ein Männchen. Hier find die Flecken abgefondert, nicht 


a) Naturforſch. obenangef. Orts. “Sph. ſchlieſſe ich daraus, weil dieſer Vogel in 
Scabiosae. So nenne ich denjenigen, wel- hieſigen Gegenden gar nicht angetroffen 
cher drey lange rothe Flecken auf den Ober- wird; Sphinx Filipendulae aber demohn— 
flügeln hat. Es wird dieſer Vogel von man- geachtet ſein Geſchlecht hieſelbſt auf eine 
chen, z. E. vom Scopoli für das Weibchen rechtmäſige Art fortpflanzet. Abbildungen 
vom Sphinx Filipendulae gehalten. Es ge- ſtehe in Herrn R. scuarrrer Icon. 
ſchiehet ihm aber hierinnen unrecht. Dieſes Tab. 16. fig. 4. 5. 


— 


Sphinx adsc. Achilleae. Der Rothfleck mit fünf eckigten Mackeln. 189 


in einzelne lange, wie an jenem, verbunden. Die Grundfarbe ift um etwas 
dunkler. Er wurde in der Paarung mit einem Weibchen gefunden, das eben 
ſchon verflogen, und wo es nicht zu entſcheiden geweſen, ob es eben mit die— 
ſem Sphinx Scabiosae einerley Zeichnung gehabt. 

Einzeln iſt mir derſelbe verſchiedentlich vorgekommen. Das Gewiſſe bin 
ich noch nicht zu entſcheiden vermögend, ich muß es auf weitere Unterſuchung 
verſparen. Genug, daß der Sphinx Scabiosae wirkliche Gattung iſt, wenn 
ſich auch jener als Abänderung oder weſentlich verſchieden ergiebt. 


Der fünf und dreyſigſte europäiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX ıansc. ACHILLEAE. 
Der Rothfleck mit fünf efigten Mackeln. 

Tab. XXV. Supplem. VII. 

Fig. J. a. Der weibliche, Fig. 1. b. der männliche Zweyfalter. Beyde nach der Ober- und 

Unterfeite. 
Sphinx adsc, nigra, thorace, annulo lineisque duabus lateralibus albidis, alis superioribus 
pallide viridibus, maculis latis quinque, rubris, inferioribus rubris immaculatis. 


FABRIcII Gen, Ins. Mant. pag. 275. Zygaena Fulma. Cyanea, alis anlieis viridibus, 
punctis quinque rubris, postieis sanguineis immaculatis, 


Der Sphinx Achilleae iſt eine ganz neue Entdeckung in unſerm Fran— 
ken. Wir haben ſie den Bemühungen des Herrn Kammerrath Jung zu Uf⸗ 
fenheim zu danken. Bisher hat ſich dieſer Falter nur an einem einzigen 
Platz in daſiger Gegend, obwohl in beträchtlicher Anzahl, gezeigt. Er fand 
ſich auf einer Wieſe in lichten Waldungen, in Geſellſchaft des Sphinx Caffra 
und andern ähnlichen Arten. Ich habe ihm den Namen von einem Pflan— 
zengeſchlecht gegeben, deſſen Gattungen das Millefolium und Ptarmica dem— 
ſelben zum gewöhnlichen Aufenthalt dienen. Deren Blüthen ſind ihm, ſo 
wie den meiſten Gattungen feiner Horde, die gewöhnlichſte Kofi. Vielleicht 
iſt er in andern Provinzen Teutſchlands bekannter. Es ſcheint, Herr Sco— 
poli habe ihn ſchon als eine Abänderung des Sphinx Filipendulae gekannt 4). 

A a 3 


a) Ent. Carn. pag. 190. Sphinx Fili- ne gröſſere Flecken der Oberflügel deutlich 
pendulae. “Variatthorace canis pilis to- vorhanden. Herr Fueßli ziehet dieſe Stelle 
mentoso, maculis duabus posticisalae an- Ent. Mag. I. St. p. 127. auf nr. 4. feines 
ticae in vnam coadunatis.,, Hier find die Sphinx Scabiosae, auf welchen aber dieſe 
weißlichen Haare der Bruſt, und der einzel- Merkmale im mindeſten nicht paſſen. 


190 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Herr Fabricius hingegen hat unter obſtehendem Namen, der Zygaena Ful- 
uia 5), denſelben kenntlicher geſchildert. Er hat an ihm fünf rothe Flecken 
der Oberflügel, eine weißgefleckte Bruſt, und einen blaſſen Saum ſämtlicher 
Elügel bemerkt. Kennzeichen, die wir gerade bey dieſer, und ſonſt keiner 
andern Gattung finden. Doch werden wir dort auf eine Abbildung der Re— 
genſpurgiſchen Inſeeten verwieſen, wo wir eben dieſe Kennzeichen ſämtlich ver— 
miſſen. Es iſt jener bekannte Falter mit dem rothen Ring, der Sphinx Pen- 
cedani, der in nächſtfolgender Tafel erſcheint, dorten gemahlt. Jener füh— 
ret dieſe Zierde nicht. Herr Fabrieius hat ſie auch in den Characteren gar 
nicht bemerkt, und ſonſt iſt der Abſtand in beyden noch ſehr beträchtlich. Al— 
lein hier, wo öfters genaue Abbildungen nicht hinreichend ſind, können dem 


berühmten Verfaſſer dieſe Irrungen nicht zur Laſt gelegt werden. 


Ich habe ſchon oben erwähnt, daß Herr Fueßli vermuthet, dieſe Zy- 


gaena Fuluia ſeye der Sphinx Lonicerae c). 
Strittigkeiten, bedünkt mich, ſeyen nun beygelegt. 


ihn genauer beſchreibe. 


Die deßhalb entſtandenen 
Es iſt nöthig, daß ich 


Die Bruſt iſt auf gleiche Art gezeichnet, wie fie der Sphinx Caffra 
hat. Sie führet gegen den Kopf einen gedoppelten Saum von weiſſer Far⸗ 


0 5 : | x { I 0 0 ich Hä 0 8 
be, und zur Seite gegen die Flügel zwey dergleichen Häckgen 


len öfters mehr ins Grauliche aus. 


Dieſe fal⸗ 


Schon dadurch iſt dieſer Sphinx von 


allen bekannten ähnlichen Arten weſentlich verſchieden. Die Fühlhörner find 


5) Obenangef. Orts. Ich füge die Be— 
ſchreibung bey. Sphinx quinta soHAR PF. 
Icon. Tab. 7. fig. . „Habitat in Austria 
D. scnuvrz. Nimis affinis Z. Filipen- 
dulae. Antennae extrorsum crassiores, 
atrae. Thorax cyaneus, albo maculatus 
(dieſen Character hat derſelbe auch dem Sph. 
Caffra oder deſſenCarniolica beygelegt. Bey⸗ 
de Falter führen dieſe weiſſen Flecke oder 
Striche auch auf einerley Art). Abdomen 
caerulescens, immaculatum. Alae anti- 
cae virides maculis quinque sanguineis 
duabus baseos connatis. Margo parum 
albicat. Posticae sanguineae, immacula- 
tae. Subtus concolores. , 

e) Ent. Mag. I. St. pag. 139. Tab. I. 
fig. 1. Fünffleckigter Steinbrechſchwärmer. 
Sphinx Scabiosae, — an Zygaena Fuluia 


FABRICIT® — Er bemerkt indeſſen die 
Irrung wegen des Schäfferiſchen Citats, Anz 
merk. pag. 114. “abdomen caeruleum im- 
„maculatum, ſagt Fabricius, und doch 
„finde ich in meinem Schäfferiſchen Werke, 
„bey dem vom Fabricius angeführten 
„Schwärmer den drittletzten Ring des Hin— 
„terleibes roth, Ueberdies iſt dieſer Schäf— 
„feriſche Schwärmer nach Herrn Paſtor von 
„Scheven Beobachtung das Männchen 
„vom Sphinx Ephialtes.,, Auf den Cha— 
racter thorax albo maculatus, den keiner 
der eben erwähnten führt, hat Herr Fueßli 
nicht Rückſicht genommen. Pag. 135. wird 
dorten bey dieſen Verwirrungen wohl mit 
Recht die Klage erhoben: „Was ſoll nun 
„aus Sphinx Filipendulae mit dem rothen 
„Ring gemacht werden!, 


Sphinx adsc. Peucedani. Der Haarſtrangſchwärmer. 194 


am Ende gerundet, und jo wie der Hinterleib, der Kopf und die Bruſt 
von ſchwarzer ins Stahlblaue glänzender Farbe. Die Füſſe find weißlich 
gelb von auſſen; doch gegen die innere Seite etwas blaulich angelaufen. Die 
Flügel haben eine etwas dünne Bedeckung mit Schuppen. An dem Weib— 
chen iſt das Grünliche der Grundfarbe noch mehr mit Gelb gemiſcht. Das 
Männchen hat ſie blau, doch fällt es mehr ins Schwärzliche aus. Es läßt 
düſter, ohne merklichen Glanz. Sämtliche Flügel ſind mit einem ſehr 
ſchmalen Saum von ſchwärzlichem Blau umzogen, den vollends eine weiß: 
liche Borte begränzt. Sie iſt ſehr fein, und in der Abbildung kaum aus— 
zudrücken geweſen. Die rothen Flecken der Vorderflügel ſind von ganz ei— 
gener Lage und Form. Das erſte Paar derſelben nächſt der Bruſt hat 
zwar eben die Geſtalt, wie fie der Sphinx Filipendulae und Lonicerae ha- 
ben, doch ſind ſie breiter, und um vieles mehr verlängert. Das mittlere 
Paar iſt von ungleicher Geſtalt. Der Flecken gegen die innere Seite hat 
nemlich eine beträchtliche Gröſſe. Er iſt mondfärbig, an einigen Exempla— 
ren mehr rhomboidaliſch geſtaltet. Ich habe ihn auch, obwohl nur in ei— 
nem einzigen Stück, mit dem innern Flecken des erſten Paars zuſammen— 
hangend bemerkt. Nach dieſem zweyten Paar kommt eine einzelner in der 
Mitte gegen die Flügelſpitze. Er iſt unter allen der größte. Ich habe ihn 
nie im Zuſammenhange mit erſtern gefunden, er iſt beträchtlich von jenen 
getrennt. Gegen die Breite des Flügels hat er eine ſchräge Richtung, ſei— 
ne größte Ausdehnung iſt gegen den äuſſern Rand. Sämtliche Flecken ſind 
nicht ſcharf begränzt, doch auch nicht in die Grundfläche verlohren. Die 
Unterſeite iſt um vieles bläſſer gefärbt. 


Der ſechs und drepfigfte europäiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX ansc. PEYVCEDANI. 


Der Haarſtrangſchwärmer. Der Rothfleck mit ſechs Puncten, 
und einen Ring auf dem Hinterleib. 
Tab. XXV. Supplem. VII. 


Fig. 2. a Der männliche Zweyfalter. 8. Die Chryſalide. yy. Zwey Raupen nach ver— 
ſchiedener Lage auf einem Blüthenſtengel des Peucedanum oflicin. &. Das Ge— 
häuſe der Chryſalide. 


Atra, abdomine eingulo rubro, alis superioribus maculis sex rotundatis rubris, inferiori- 
bus rubris in maculatis. 


Röſel Inf. Bel. I. Th. Tab. 57, fig. 6. (Das Weibchen.) 


192 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


SCHAEFFER Icon. Ins. Ratisb. Tab. 74. fig. 1. Sphinx alis integris cauda 

simp. 5. 

Bey Erzehlung der Naturgeſchichte dieſes Falters muß ich meinen Leſern 
zuvor jene Strittigkeiten in Erinnerung bringen, die ich in Beſchreibung des 
Sphinx Ephialtes erwähnt. Beyde Gattungen ſind in dieſem Gewirre am 
genaueſten verbunden. Dorten habe ich den Anfang ihres Proeeſſes gedacht, 
hier iſt der Abſchluß deſſelben. Man hatte ihn, wie geſagt, für Abänderung 
des Sphinx Filipendulae, oder für einen oder den andern Serum deſſelben 
erklärt. Er wurde endlich zum Männchen des Ephialtes gemacht. In un— 
ſerm Syſtem iſt es frey geſtellt, dieſer oder jener Gattung letztern Namen zu 
geben. Dies beyſeite lieget mir ob, hier die eigenthümlichen Rechte feiner 
Species nach unſtrittigen Merkmalen vor Augen zu legen. Man hat in dem 
Bau der Gliedmaſſen, auſſer allem Zweifel, die Kennzeichen beyder Geſchlech— 
ter bemerkt. Der rothe Ring des Hinterleibes fand ſich in dem einen wie 
dem andern. Er iſt weſentlich und ohne Ausnahme vorhanden. Auch hier 
ift der Unterſcheid in dem Blauen und Grünlichen der Grundfarbe gelaſſen. 
Es iſt ſogar noch auffallender, als in irgend ähnlichen Arten. Unſere vor— 
liegende Abbildung ſtellet ein Männchen vor. Das Weibchen iſt nach körper— 
lichem Umfang gröſſer und dicker geſtaltet; es hat eine Miſchung von Grün. 
Zur Abbildung, bedünkte mich, ſey es gerade nicht erheblich geweſen, da 
das Aehnliche aus voriger Tafel, bey gleichen Arten, eben ſchon deutlich ge— 
worden. Die Anlage der Flecken auf den Oberflügeln iſt keinesweges mit de— 
nen, wie ſie der Sphinx Filipendulae hat, ganz von übereinſtimmender Art. 
Das zweyte oder mittlere Paar hat ſie in breiterm Abſtand getrennt. Sie 
ſind von ungleicher Gröſſe und Form. Nach der Farbe iſt das eine, wenig— 
ſtens wie hier an dem Männchen, mehr blaß faſt roſenſarb bemahlt. Die 
Flecken des dritten Paars ſind in noch breitern Zwiſchenräumen von einander 
geſondert. Der gegen den innern Rand iſt hier von beſonderer Gröſſe. Auch 
die Unterſeite iſt abweichend gezeichnet. Bey dem erſtgedachten Falter iſt die 
Grundfarbe blaß, ins Gelbliche verlohren; hier hat ſie mit der von auſſen 
einerley Miſchung. Die Flecken ſind nicht verblichen, ſie ſind deutlich begränzt. 
Die Länge hin ziehet ſich ein blaßröthlicher Streif. Der Kopf, die Fühlhör— 
ner, und der Leib, ſind nach der Farbe von jenen nicht verſchieden. Seine 
Raupe legt uns vollends die unſtrittigen Beweiſe des weſentlichen Unterſcheids 
vor Augen. Ich habe dieſe ſo wichtigen Beyträge der Gütigkeit eines der 
größten Naturforſcher, des berühmten Herrn Profeſſor Pallas in Petersburg 
zu danken. Vorliegende Tafel ſtellet die genaueſte Abbildung derſelbigen vor, 

die 


Sphinx adsc. Peucedani. Der Haarſtrangſchwärmer. 193 


die ich von da erhalten. Ich theile zugleich meinen Leſern die beyge— 
fügte Beſchreibung mit, die uns auf das bündigſte ſeine Naturgeſchich— 
te erzehlt. Dieſe ſo gründliche Erfahrungen beſtätigen es genugſam, 
daß unſer vorliegender Falter eine eigene Gattung iſt. Bey zahlrei— 
cher Erziehung der Raupe, iſt er dieſen Nachrichten zufolge, in der 
Zeichnung unverändert geblieben. Nie iſt daraus jener Ephialtes der 
XVII. Tafel zum Vorſchein gekommen. Da ich jenem Falter nach 
den Characteren dieſen Namen gelaſſen, ſo war hier eine andere Be— 
nennung nöthig. Ich entlehne fie von ſeiner Futterpflanze, dem Peu- 
cedanum offieinale, von der ſich die Raupe nährt a). Ob ſich aber 
ſeine Raupe bey uns an dieſe allein, oder auch zugleich an andere Pflan— 
zen gewöhne? das haben uns künftige Erfahrungen zu lehren. Hier 
ſind die ausführlichen Nachrichten dieſes groſſen Gelehrten, die uns 
bündig unterrichten. 


Der Sphinx Ephialtes, den der Herr von Linne“ durch den 
„Herrn Hofrath Schreber kennen lernte, und der auch beym Schäf⸗ 
75 fer auf der 71. Platte der Ins. Ratisb., ingleichen ſchon beym 
„Rösel im . Theile zweyter Phalänenklaſſe Tab. 57. fig. 6. abge⸗ 
„ bildet iſt, wird in den Steppen des ſüdlichen Rußlands häufig an— 
„getroffen. Auf eben dieſen Steppen iſt an vielen Orten Peuceda- 
„num officinale gemein, an deſſen Kraut man zu Ausgang des May- 
„monaths die Raupen häufig finden kann. Sie haben mit den Raus 
„pen des Sphinx Filipendulae viele Aehnlichkeit, ſind auch eben ſo 
„groß. Ihr flaches papierartiges Geſpinſt und die Puppe ſind eben— 
„falls wie an der nächſtverwandten Art. Bald nach Anfang des 
„Junius ſchicken ſich die Räupgen nach und mach zur Verwandelung 
„an. Man findet ſie aber von ſehr ungleichem Alter, ſo, daß noch 
„tief in dem Junius hinein unverwandelte Raupen vorhanden ſind. 
„Diejenigen, welche ich im Jahr 4769. um die Samara und die 


a) LINNE S. N. Tom. II. pag. 208. uns wird ſie der Haarſtrang geheiſ— 
gen. 336. Peucedanum officinale. Bey ſen. 


II. Theil. B b 


194 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


„mittlere Gegend des Jaiks ſammelte, haben alle innerhalb achtzehen 
„bis zwanzig Tagen nach dem Einſpinnen die Eulchen gegeben, wel— 
„che ſich beſtändig durch den rothen Ring des Unterleibes von der 
„Nebenart unterſchieden. — Die Grundfarbe der Raupe iſt blau— 
„lich weiß, oder poreellanfärbig, und auf jedem Abſatz zur Rechten 
„und zur Linken je ein ſchwarzer und gelber Punet. Die Härchen 
„ſehr ſanft, zart und weißlicht.,, 


Dieſe gründlichen Erfahrungen ſind es, die nun alle Zweifel ob 
dem Zufälligen dieſer Falterart entſcheiden. Sie geben überzeugende 
Beweiſe, daß er eine eigene Species iſt. Für die Zeiten eines Rö— 
ſels war es nicht, dieſe ähnlichen Arten mit aufmerkſamen Blicken un— 
terſuchen zu können. Er hat von den geſamten unächten Sphinxen 
nur den Filipendulae in Abbildung geliefert. Da wurde freylich 
nicht an ſyſtematiſche Genauigkeit gedacht, noch daß ein rother Ring 
etwas bezeichnendes ſey. Es kam ihm vielleicht ein Weibchen gerade 
in die Hände, und ſo muſte es der Sexus jener Gattung werden. 
Herr von Scheven, der dieſen Sphinx für das Männchen unſeres 
obenbeſchriebenen Ephialtes gehalten, hatte nur einzelne Raupen erzo— 
gen. Sie können ſich ähnlich ſeyn, ſie wurden vielleicht, ehe ſie 
ſich verwandelt, nicht in dieſer Abſicht auf das genaueſte unterſucht. 
Wäre es auch ſo, haben wir Erfahrungen genug, daß gleichende 
Raupen, wie z. B. die Ocellata und Populi ſind, doch verſchiede— 
ne Falter ergeben. 


Ich kann mich noch auf die Erfahrungen eines berühmten Ken— 
ners berufen, in deſſen Gegenden dieſer Sphinx Peucedani etwas Ge— 
meines iſt. Nie fand ſich da ein Sphinx Filipendulae mit demſel— 
ben gepaart; nie hat ſich noch der Sphinx Ephialtes Tab. 17. daſelb⸗ 
ſten jemahlen gezeigt. Wenn ſich aber in andern Plätzen nur ein 
einzelnes Weibchen oder Männchen fand; ſo ſcheint dies eben nicht be— 
fremdend zu ſeyn. Es iſt bey mehreren Gattungen gewöhnlich. Zu 
Uffenheim hat ſich ſeit verſchiedenen Jahren nur ein einzelnes Exemplar 
dieſes Falters entdeckt. In der Gegend von Erlangen ſind ſie alle 


Beyträge oder Supplemente zu den Abendſchmetterlingen. 195 


Jahre um ſo häufiger da. Die Männchen kommen an ſich bey den 
mehreſten Gattungen am ſeltenſten vor. Das Original der vor— 
liegenden Abbildung habe ich, nebſt verſchiedenen Bemerkungen, die 
ich hier benutzet, aus der ſchon öfters gerühmten Sammlung des 
Herrn Hofrath Rudolphs mitgetheilt erhalten. 


Tab. XXV. Supplem. VII. 


Sphingis adsc. Lonicerae Variet. 


Eine Abänderung des Rotfleck mit fünf 
Puncten. 


Fig. 3. Der Zweyfalter von beyden Seiten. 


Mit dieſem Namen bezeichne ich gegenwärtigen Falter, den ich 
bisher nur einzeln gefunden. Er kommt dem Sphinx Lonicera nach 
der Zeichnung und der Anzahl ſeiner Flecken am nächſten. Die Gröſſe 
iſt, wie meine Leſer erblicken, für Abänderung beynahe zu klein. Es 
iſt auch im übrigen keine ganz bündige Uebereinſtimmung mit jener 
vorhanden. Die Grundfarbe iſt ſchwärzlich, kaum mit Blau ge— 
miſcht. Das Rothe der Flecken ſowohl, als der Hinterflügel, iſt 
ſehr blaß. Sie ſind noch überdieß von etwas veränderter Form. Ich 
habe ſonach nöthig, nähere Erfahrungen abzuwarten, um das Gewiſſe 
entſcheiden zu können. 


Dieß find diejenigen Sphinxe unſeres Welttheils, die ich, bis 
auſſer dem Celerio, nach Originalen in Abbildung vorzulegen vermö— 
gend geweſen. Sie ſind zugleich der ſämtliche Vorrath. Neuere Ent— 
deckungen, die ſich bereits bekannt gemacht, habe ich auf die Fortſe— 
gung zu verſparen. Nach den Abbildungen, die ich vorgelegt, ha— 
ben ſich unter dem Namen der Abänderung zwey eigene Gattungen er— 
geben. Wir haben ſie in der Anzahl dieſes Geſchlechtes mit in Anſatz 
zu bringen. Es iſt ſonach 


B b 2 


196 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


Der ſieben und dreiſigſte europäiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX ALIS INTEGR. ANO SIMPL. LIVORNICA. 


Der Celerio von Livorno. g 


Alis superioribus griseis, vitta pallida venis albis; inferioribus rubris nigro 
fasciatis, segmentis abdominis fusco alboque tesselatis. 


Er iſt Tab. VIII. fig. 4. abgebildet, und pag. 87. und 88. 
beſchrieben. Ferner 


Der acht und dreyſigſte europäiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX ADSC. TRANSALPINA. 


Der Rothfleck mit ſechs kleinern ſchwarzgerandeten 
Puncten. 


Alis cyaneis, maculis sex rubris minoribus nigro marginatis; inferioribus im- 
maculatis rubris limbo caerulescenti, 


Auf der XVI. Tafel ift er nach fig. F. in Abbildung vorgeſtellt, 
und pag. 138. ſeine Beſchreibung beygebracht worden. Mit dieſem Fal— 
ter zehlen wir gegenwärtig zwölf der unächten Sphinxe europäiſcher Ar- 
ten. Sie ſind nach ihrer natürlichen Stufenfolge zu ordnen. Ich 
mache mit dem Sphinx Phegea dem größten, der ſich eben durch die 
weiſſen Flecke auszeichnet, den Anfang, und ſchlieſe mit dem einfärbi— 
gen Sphinx Statices. Sie kommen ſonach in folgende Reihe zu ſte— 


hen. Sphinx Phegea. Ephialtes — — Filipendulae, Transalpi- 
na. Peucedani. — — Lonicerae. Achilleae. Scabiosae. Pilosel- 
lae. — Caffra — Fausta. — — Statices. Dieſer letztere ſcheint noch 


auf lange Entdeckungen hin, die Gränze des Geſchlechts der Sphinxe 
zu ſeyn. Wenigſtens haben ſich hier bey dem Schluß des 
zweyten Theils der Schmetterlinge noch keine Anſtände 
deßhalb ergeben. 


| Fortſetzung | 
‚der europaͤiſchen Schmetterlinge. 


Zweyter Abſchnitt. 
Zu dem Geſchlecht der Abendſchmetterlinge, 


oder 


Fortſetzung des zweyten Theils. 


Tab. XXVI. oder Cont. I. 


Das Männchen zu Sphinx Quercus. (Zu Tab. XIX. Suppl. I. 
II. Th. pag. 164.) 


Fig. 1. Der Falter von beyden Seiten. 


F. vorerwähnter Beſchreibung dieſes noch jetzt ſehr ſeltenen Falters iſt 
deſſen Geſchlechtsunterſchied nicht angezeigt worden. Er war noch 
damals ſelbſt Kennern, die ihn in ihren Gegenden haben, nicht genugſam 
bekannt. Die berühmte Sammlung des Herrn Gerning hat mir auch 
hierin Aushülfe verſchafft. Ich habe von deſſen ſchon öfters gerühmter 
Güte das in Abbildung hier vorliegende Männchen mitgetheilt erhal- 
ten. Der Abſtand iſt in der That beträchtlich, er beweißt die eigenen 
Gattungsrechte deſſelben. Die Fühlhörner ſind ſehr lang, und von beſon— 
derer Stärke. Der Stiel iſt weiß, und die rippenförmige Einſchnitte 
ſind von brauner Farbe. Der Grund des ganzen Körpers iſt mit blaſſem 
ins Gelbe fallendem Grau angelegt. Auf der Oberſeite der Vorderflügel 
zeigt ſich anſtatt der braunen Binde ein ſchwärzlich verlohrener Schatten. 
Die Hinterflügel haben mehr Roſenroth als das Weibchen, gegen den Rand 
aber einen gleichlaufenden Saum von blaſſem Ockergelb. Das übrige läſſet 
ſich leicht aus der Vergleichung des auf der XIX. Tafel abgebildeten Weib⸗ 
chens erſehen. 
Fortſetzung der Abendſchmetterlinge. [Cc] 


198 ee der Abendſchmetterlinge des zweyten Theils. 
Tab. XXVI. Cont. I. 
Abänderung des Sph. Oenotherae. (Zu Tab. XX. Suppl. II.) 


Fig. 1. Mit gelber Binde. Fig. 2. Mit einer dunkelbraunen. Beyde von der 
Ober- und Unterſeite. 


Bey den Abänderungen des Sphinx Oenotherä wird man gleiche Ver⸗ 
ſchledenheit, wie an dem Sphinx Tiliae, gewahr. Er zeigt ſich nach der 
Farbe des verlohrnen Schattens in dem Rand und nach der Binde der 
Oberflügel in gleicher Miſchung des Röthlichbraunen, Grünen und Gelben. 
In der düſtern Anlage hingegen, wie die zweyte Figur erweißt, hat man 
den Lindenvogel noch niemalen geſehen. Beyde Falter geben ſo viel Eigenes 
zu erkennen, daß ſie faſt weſentlich verſchiedene Gattungen bey dem erſten 
Anblick bedünken. Allein von dem Falter der dritten Figur haben mich 
eigene Erfahrungen des gewiſſern belehrt. Seine Raupe war von der, wie 
ſie auf der XX. Tafel in Abbildung beygebracht worden, im mindeſten nicht 
verſchieden. Sie fand ſich unter einer beträchtlichen Anzahl von gleichem 
Alter und Wuchs, ohne etwas Eigenes zu erkennen zu geben, mit ein. 
Wie ich ſchon erwähnt, hat man die Raupen des Sph. Oenotherae auch 
von grüner Farbe öfters gefunden. Die auskommenden Falter hingegen, 
waren mit dem vorhin beſchriebenen ganz übereinſtimmend . Ich 
habe vorliegende Varietäten nun kürzlich zu beſchreiben. 

Der Falter nach der zweyten Figur wurde bereits vor fünf Sohlen 
zu Frankfurt am Mayn im Freyen gefangen. Er findet ſich als eine vor- 
zügliche Seltenheit in der Sammlung des Herrn Gerning. Der Leib iſt 
von düſterm Grau. Die Vorderflügel führen an dem äuſſern Rand einen 
dunklen in die Fläche verlohrenen Schatten. Die Binde iſt ſchwarz, mit 
kaum merklichem Grün vermengt. Die Unterſeite iſt bis auf ein e 
lichtgrau, faſt gänzlich mit ſchwärzlichem Braun bezogen. ’ 

Von dieſem weicht die Abänderung nach der dritten Figur um fo 
beträchtlicher ab. Hier nehmen wir im Gegentheil eine ganz helle Miſchung 
der Farben gewahr. Nur der Rand iſt etwas mit ſchwärzlichem Schatten 
geſäumt. Die Binde führt ein leichtes Ockergelb, doch iſt ſie dunkler, als 
die Grundfarbe der Oberſeite der Hinterflügel, die mit ſchönerm Gelb be 
mahlt erſcheinet. Der ſchwarze Punkt in der Mitte nimmt ſich darauf um 
fo deutlicher aus. Der Leib iſt grau, und zur Seite mit Braunem ange 
flogen. Er endiget ſich mit einem Büſchel, dichte beyſammenſtehender Schup⸗ 


Das Männchen des Sphinx Nerii. 199 


pen, in ſpitziger Form. Zur Seite aber ſind zwey abgeſonderte Parthien 
wahrzunehmen. Sie ſind von dunkelbrauner Farb. Bey der Erziehung 
haben ſich dieſe Arten niemalen vollkommen entwickelt. Sie ſind in der 
Chryſalide, wie ihre Enthüllung gezeigt, gänzlich erſtickt. Doch hat Herr 
Kammerrath Jung denſelben vollftändig erzogen. Ich habe die Abbildung 
nach einem vom Herrn Gerning ſchon im abgewichenen Jahr mir zuge: 
ſendeten Original genommen. 


Tab. XXVII. Cont. II. 
Das Maͤnnchen des Sphinx Nerii. (Zu Tab. IV.) 
Die Raupe nach einer Abänderung, auf einem blühenden Zweig des gefüllten Oleanders. 
Fig. 2. Der männliche Falter. 
Der von unſern Liebhabern ſo ſehr geſuchte Oleandervogel iſt noch jetzt 
eine eben fo ſeltene Erſcheinung als vorhin geblieben. Man hat feine eige- 
nen Wohnplätze ſo wenig als vorhin ausfindig gemacht. Auch Italien, das 
die ihm anſtändige Futterpflanze in ſo groſſer Menge erzeugt, beſitzt denſel— 
ben nicht zahlreicher als unſere Gegend. Verſchiedene Liebhaber hatten ver— 
gebliche Mühe verwendet, von da ihn beyzubringen. In Oeſterreich haben 
ſich ſeitdem verſchiedene entdeckt. Daß derſelbe einige Jahre hindurch— 
ſich in der Gegend von Nürnberg an einerley Orten gezeigt, iſt doch für 
unſere Beobachtung ein merkwürdiger Umſtand. Röſel erhielte ihn von 
daher zuerſt, nachgehends kam er andern Liebhabern faſt jährlich, jedoch nur 
einzeln, zu Handen, Es glückte dem in der Mahlerkunſt ſo berühmten Herrn 
Lang, in den Beſitz deſſelben zu kommen. Er fand zu verſchiedenen malen 
die Raupe in einigen Gärten auf der gewöhnlichen Futterpflanze der Baum— 
roſe. Vor drey Jahren erhielt er fünf derſelben. Sie wurden glücklich 
erzogen, und es entwickelten ſich noch in dem nemlichen Jahr die vollſtändi⸗ 
gen Falter daraus. 5 wurden in anſehnlichen Preiſen verkauft ). Er 
[Cc 2 


Fig. 1. 


a) Das erſte Eremplar hatte der Herr 
Verleger im Werth von 235 fl. erhalten; 
das andere wurde in Nürnberg für 30 fl. 
verkauft. Zwey übernahm Herr Ger— 
ning, das Stück zu 3 Carolin. Das fünf- 
te wurde auswärts für 7 Louisd'or ver- 
kauft. Anſehnliche Preiſe! — — Wie 


mir erſt kürzlich ein Freund in Wien 
gemeldet, ſind im abgewichenen 1781. 
Jahr, 15 dieſer Falter daſelbſt gefangen 
worden. Sie ſtehen in dem Preis, das 
Stück zu 20 fl. Wiener Cour. zum Ver⸗ 
kauf, und ſind ſo vollſtändig als man ſie 
wünſcht. 


200 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theile. 


hatte die rühmliche Sorgfalt, nach eigener Kunſt die Raupe und den 
männlichen Falter auf das genaueſte abzubilden. Beyde find mir als ſchätz⸗ 
bare Beyträge von ihm mitgetheilt worden. Ich habe ſie auf gegenwärtiger 
Tafel meinen Leſern vor Augen zu legen. 

Mich bedünkt zur Anzeige einer ſo genauen Abbildung keine weitere 
Erklärung nöthig zu haben. Sie weicht von den Rösliſchen Zeichnungen 
beträchtlich ab. Die Grundfarbe dieſer Raupe iſt von blaſſem Grün, über 
dem Rücken aber weiß, das ins Röthliche oder Fleiſchfarbene fällt. Die Sei- 
tenſtreife ſind noch heller angelegt. Verſchiedene einzeln zerſtreute und gerun— 
dete Punkte von gleicher Farbe, nehmen ſich auf der Fläche ſehr deutlich 
aus. Die vordern Ringe find hellgelb, und die beyden augenförmigen Flek— 
ken führen einen nierenförmigen Sehſtrahl in der Mitte. An ſich iſt dieſe 
Raupe vor allen andern durch erſtgezeigte Merkmale ſchon kenntlich genug, 
ſo verſchieden ſie auch in Abänderungen iſt. 

Die Bildung des männlichen Falters weichet von dem weiblichen ab. 
Der ganze Körper iſt geſchmeidiger gebildet. Die Farben zeigen ſich auf der 
Fläche der Oberſeite der Vorderflügel in einem ſanft verlohrenen Gemiſche 
des Grünen und Weiſſen. Dennoch iſt erſtere Farbe um vieles mehr als 
an jenen erhöht. Die Unterſeite iſt blaß, ſie hat das Röthliche nicht, wie 
wir ſolches an dem Weibchen ſehen. Die Endſpitze des Hinterleibs bildet 
einen gerundeten Schopf dicht übereinanderliegender und verlängerter Schup⸗ 
pen. In der Mitte iſt derſelbe durch einen dunkelgrünen Flecken verſchö—⸗ 
nert. Füſſe und Fühlhörner ſind von gilblichem Lichtgrau. 


Tab. XXVII. Cont. II. 
Eine Ausart des Sphinx Elpenor. (Zu Tab. IX.) 


Fig. 3. Der Falter von beyden Seiten. 

Man hat den Sphinx Elpenor, bey ſehr zahlreicher Erziehung, doch be— 
ſtändig von einerley Farbe und faſt unverändert gefunden. Eine ſo ſeltſame 
Ausart, welche ich meinen Leſern hier vorlege, verdient daher unſere Auf— 
merkſamkeit um ſo mehr, da ſie vielleicht die einzige iſt, welche ſich nach dieſer 
Farbe von dem Weinvogel bekannt gemacht. Sie wurde um einen Preiß ver 
kauft, um welche anſehnliche Juwelen zu ſtehen kommen 5). Es fand ſich dieß 

6) Sie kam in dem baaren Preiß von Gerning, wo ſie noch verwahret wird. 
9 Louisd'or in die Sammlung des Herrn 


Das Maͤnnchen des Sphinx Gelerio 201 


Exemplar zu Frankfurt am Mayn, und iſt jetzt eine der vorzüglichſten Zierden 
der ſo koſtbaren Sammlung des Herrn Gerning. Aus einer beträchtlichen 
Anzahl von Raupen, welche zugleich erzogen wurden, kam auch dieſer Falter 
zum Vorſchein. Ob ſie von übrigen verſchieden geweſen oder nicht, dahin 
hatte der Beſitzer keine Unterſuchung verwendet. Sie wurden auch nicht in 
Erwartung einer ſo merkwürdigen Abweichung erzogen. Faſt ſollten wir eige⸗ 
ne Gattungsrechte vermuthen. Einzelne Erſcheinungen aber fordern hierinnen 
Anſtand zu nehmen. An ſich erſehen wir, nach der weſentlichen Bildung, 
keine ſpecifiſche Abweichung daran. Es iſt lediglich die Farbe verändert. 
Vielleicht würde ſich der Falter, wenn er im Freyen ausgekommen, ſich in 
eigenen Racen oder Untergattungen fortgepflanzt haben. Wenigſtens wieder— 
ſtreitet es der Möglichkeit nicht. So kann es etwa auch ſeyn, daß wir ver— 
ſchiedene Gattungen für urſprünglich erklärt, die neuerlich entſtanden und le— 
diglich Untergattungen ſind. Doch dieſe kommen in Erzeugungen wieder in 
ihre erſte zurück, aus der fie entſproſſen. Nur Erfahrungen, und dieſe in 
langen Jahren können das Gewiſſe entſcheiden. 

Wie ich ſchon erwähnt hat dieſe ſeltſame Ausart ſtatt des gilblichen 
Grün zur Grundfarb ein düſteres Braun. Die hellgraue, dem Elpenor ſo 
eigene Schleyer, iſt hier ins Schwärzliche und die rothe Linie in eine dun— 
kelbraune verwandelt. Auch die Unterſeite iſt auf ähnliche Art verändert. 
Die Bruſt alleine hat noch das Rothe in der Mitte, ſo wie die Endſpitze 
des Hinterleibs, unverändert behalten. Die übrige Fläche des Leibs hingegen 
iſt mehr mit gelber Farbe erhöht, Füſſe und Fühlhörner find weiß wie an 
der gemeinen Art. 

Tab. XXVIII. Cont. III. 
Das Maͤnnchen des Sphinx Celerio. (Zu Tab. VIII. und XXII. 
Suppl. IV.) 
Fig. 1. Der Schmetterling von beyden Seiten. 

Auch der Sphinx Celerio iſt noch bey unſern Liebhabern eine fo ſehr ger 
ſchätzte Seltenheit als vorhin geblieben. In dem Anſatz, nach welchem man 
Preiſe für Schmetterlinge beſtimmt, kommt er mit dem Oleandervogel in glei— 
chen Rang zu ſtehen. Beynahe hat ſich dieſer noch ſeltener als jener gemacht. 
Er wird in den größten Sammlungen öfters vermißt. Auf der achten Tafel 
habe ich denſelben nach einer Kopie beyzubringen mich genöthiget geſehen. Es 
war nach aller Mühe ein Original damals nicht ausfindig zu machen. Endlich 


202 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theils. 


hat mir die fo reihe Sammlung des Herrn Gerning abermal Aushülfe vers 
ſchaft. Ich lege meinen Leſern die getreueſte Abbildung eines der vollſtändig— 
ſten Exemplare deſſelben vor Augen. Er iſt nach zuverläßigen Berichten ein 
teutſches Produkt. Unſer Falter wurde in Straßburg aus der Raupe erzogen. 
Die Röſeliſche Abbildung iſt von einem Weibchen genommen, die vorliegende 
aber ſtellt ein Männchen vor. In beyden zeigt ſich einige Verſchiedenheit. 


Von jener ausländiſchen Art der XXII. Tafel, iſt dieß ächte Original nicht 
minder ſehr abweichend gebildet. Ich habe dieſe Umſtände kürzlich anzuzeigen. 


Nach dem Umriß iſt der männliche Falter, um ein Beträchtliches kleiner. 
Auch der Hinterleib führet nicht die Dicke wie jener, er iſt geſchmeidiger ge— 
baut. Die Fühlhörner ſind weiß, gegen ihre Grundfläche aber mehr ins 
Fleiſchfarbene verlohren. Auf den Vorderflügeln erſcheinen die weiſſe Striche 
und Linien ſehr ſchmal. Doch es erfordert eine eigene Vergleichung, die mei— 
ne Leſer anzuſtellen belieben, um den übrigen Abſtand zu erſehen. Er iſt 
ohne Weitläuftigkeit nicht anzugeben. Ich habe die Unterſeite hier beygefügt. 
Sie iſt von der des Weibchen Falters kaum erheblich verſchieden. Ihre 
Grundfarbe beſtehet aus einem Ockergelb mit dunkelbraunen Schattirungen, 
welche bindenförmige Züge bilden. Die geſammte Fläche iſt noch uͤberdieß 
mit ſchwärzlichen und hochrothen Atomen beſtreut. 

Von jenem ausländiſchen Eelerio der zwey und zwanzigſten Tafel un⸗ 
terſcheidet ſich dieſer hauptſächlich durch die längſt des Oberflügels gezogene 
Schleyer. Unſere europäiſche Art hat fie von einer beynahe ganz gleichen 
Breite. An jenem iſt ſie gegen die Grundfläche, um vieles ſtärker, und 
ſtatt des Weiſſen mehr gelblich gefärbt. Jener hat die ſchwarzen Flecken nicht 
von gleicher Gröſſe, ſie nehmen ſich auch nach der Form nicht in gleicher 
Deutlichkeit aus. Die weiſſen Punkte, mit welchen der Hinterleib in geraden 
Reihen gezieret iſt, führen nicht den ſilbernen Glanz, den jene haben. Auch 
die Unterſeite hat ihre Abweichung. Dorten iſt die Hälfte des Flügels ge— 
gen die Grundfläche mit einem dunklen Braun überzogen, hier aber iſt ſie 
ockerfarbig gelaſſen. Die bindenförmige Schattirungen find gleichfalls in ab— 
weichender Verſchiedenheit angelegt. Es mangeln die röthlichen Atomen 
darauf. Ob auch die Raupe ihre Verſchiedenheit habe, wird für ſpätere 
Zeiten eine wohl noch lange zu erwartende Entdeckung bleiben. Bey Aus— 
ländern hat man noch die wenigſte Sorgfalt dahin verwendet. 


Sph. Legit. al. integr. Celaeno. Der Celaͤno. 203 
Der neun und dreiſigſte europäiſche Abendſchmetterling. 


Sph. Legit. al. integr. Celaeno. Der Celaͤno. 
n Tab. XXVII. Cont. III. 
Fig. 2. Der Falter von beyden Seiten. 


Alis integris subrepandis fuscis, superioribus supra vittis duabus albis, intermedia 
nigricante; posticis fuscis, fasciis duabus crenatis pallidis. 


Nach zuverläßigen Berichten ſoll ſich dieſer noch ganz unbekannte Falter 
in der Gegend von Straßburg aufhalten. Herr Gerning, deſſen Sammlung 
eine ſo vorzügliche Seltenheit verwahrt, hat ihn unter dieſer Verſicherung vom 
Hrn. Welpert erkauft. Er kommt zwar in der Zeichnung der Flügel einigen 
ausländiſchen Sphinxen ſehr nah. Doch keiner iſt, fo viel wir zur Zeit noch 
wiſſen, damit übereinſtimmend gezeichnet. Auch in dem Crameriſchen Werk findet 
ſich keiner, der mit dieſem eine Aehnlichkeit hat. In unſerm Welttheil ſind 
vielleicht noch mehrere dieſer Arten verborgen. Es haben ſich doch ſeit kurzem 
verſchiedene derſelben, ein Sph. livornica und Vespertilio ausfindig gemacht. 
Man hat ſie nun zahlreicher entdeckt. Von der Naturgeſchichte unſers Falters 
hat ſich zur Zeit noch keine Nachricht verbreitet. Er iſt das einzelne Exemplar, 
welches wir kennen. An der Vollſtändigkeit deſſelben iſt nicht der mindeſte 
Mangel. Wir ſind nach dem Verfahren des Herrn von Linne angewieſen, 
aus dem Abentheuerlichen der Mythologie Namen für dieſe Gattungen zu bor— 
gen. Ich habe denjenigen gewählt, welchen Virgil einer Harpie beygelegt, 
und fie mit fo groſſer Schönheit als Kunſt beſungen ). 

Die Gröſſe, die Form und die Geſtalt der Flügel kommt mit dem Sphinx 
Celerio genau überein. Die Farbe und Zeichnung hingegen iſt ganz eigens da— 
von verſchieden. Mitten durch den Vorderflügel ziehet ſich von der Grundflä— 
che bis zur Spitze eine geradlaufende Schleyer von ſchwarzbrauner Farb. 
Sie iſt zu beyden Seiten mit einer weiſſen von gleicher Breite begränzt. Die 
Linie gegen den äuſſern Rand iſt etwas verblichen. Eine ſpitzwinklichte Binde 
von ſchwarzbrauner Farbe wird man noch gegen den Vorderrand ſehr auffallend 
gewahr. Dies ſind die weſentlichſten Charaktere deſſelben. Die Hinterflügel 
find nicht minder ganz eigens gebildet. Sie haben eine braune Grundfarbe, 
durch welche ſich zwey Binden von ſehr blaſſem Roſenroth ziehen. Dieſe ſind 
in der Mitte durch eine andere von ſchwarzer Farbe getheilt. Die Unterſeite 


c) Virg. Aeneid. Lib. III. Vna in praecelsa consedit rupe Celaeno etc. 


204 Fortſetzung der Abendfchmetterlinge des zweyten Theil. 


zeigt beynahe gleiches Gemiſche, wie der Sphinx Celerio hat. Auf dem Vor⸗ 
derflügel iſt die braune Schleyer wie auf der Oberſeite vorhanden. Eine rothe 
ſpitzwinklichte Binde auf mehreren Atomen von dieſer Farbe, nehmen ſich 
hier beſonders aus. Auch die Hinterflügel führen in der Mitte eine kappen⸗ 
förmig ausgeſchnittene Binde von eben dieſer Farbe, welche an jenem mans 
gelt. Die Bruſt iſt zur Seite mit Weißgrauem ſchattirt. Man bemerkt hier 
jene Linien nicht, welche den Celerio fo vorzüglich verſchönern. Die Fühl— 
hörner find grau. Nach angeblichen Kennzeichen iſt dieſer Falter weiblichen. 
Geſchlechts. Vielleicht haben wir von ſeiner Naturgeſchichte in e N 
Aufklärungen zu hoffen. 
Tab. XXVIII. Cont. III. 
Eine Abänderung des Sphinx Stellatarum. (Zu Tab. XIII.) 
Fig. 3. Der Falter von beyden Seiten. 

Nach der Beſchreibung des Herrn von Linne hat der Sphinx Stellatarum 
roſtfärbige Hinterflügel (alis posticis ferrugineis). Unſere gemeine Arten und 
ſelbſt diejenige, auf welche wir in den ſämtlichen angeführten Schriftſtellern 
verwieſen ſind, haben ſie von hellem, ſehr erhöhten Gelb, mit einem Dunkel⸗ 
braunen in die Fläche verlohrenen Saum. So wird uns gerade diejenige 
Varietät charakteriſirt, welche der Herr Ritter unter dem Namen Sphinx 
Belis dieſem beygefügt hat 4). Unſer gemeiner Falter wäre ſonach die unter 
letztem Namen in dem Syſtem erwähnte Varietät. Jener mit ganz roſtfärbi⸗ 
gen Unterflügeln, war uns bisher unbekannt geblieben. Er mochte vielleicht 
in Schweden häufiger feyn, und der Herr Ritter hatte daher die Gattungs⸗ 
merkmale nach dieſen entworfen. Erſt neuerlich hat ſich auch jene Art würk⸗ 
lich vorgefunden. Vorliegende Tafel legt dieſelbe nach genaueſter Abbildung 
vor Augen. Dieſe ſchätzbaren Beyträge find abermahls aus der ſo vollſtän— 
digen Sammlung des Herrn Gerning entlehnt. Die mir mitgetheilten Ori⸗ 
ginale wurden in der Gegend von Frankfurt am Mayn gefunden und aus 
Raupen erzogen. Auf die Verſchiedenheit derſelben hat man bey ihrer Erzie— 
hung noch nicht die nöthige Unterſuchung verwendet. 

Wie ich ſchon erwähnt, zeichnet ſich dieſe Art lediglich durch die roſt⸗ 
färbigen Hinterflügel von erſteren aus. Im übrigen iſt nicht die mindeſte 

Ab⸗ 
d) LIN N. 8. N. Sp. 27. Var. Z. he Schmetterlinge II. Th. pag. 117. An⸗ 
Belis — alis posticis basi flavis. Sie- merk. b. 


Sp.alisintegr.an. barb. Asiliformis. D, Raubfliegenſchwaͤrmer 205 


Abweichung zu ſehen. Sie ſind ganz einförmig mit dieſer Farbe bemahlt. 
Man bemerkt keine dunklere Einfaſſung des Randes wie an jenem darauf. 
In Vergleichung verſchiedener Exemplare habe ich nach der körperlichen Gröſ— 
ſe ſowohl, als nach der Anlage der Farbe etwelche Abweichung wahrgenom— 
men. Einige waren um die Hälfte kleiner, andre hatten dieſe Grundfarbe 
der Hinterflügel noch um vieles dunkler, und faſt ins Schwärzliche gemiſcht. 
In unſern fränkiſchen Gegenden hat ſich noch keine dieſer Arten meines Wiſ— 
ſens gezeigt. 
Der vierzigſte europäiſche Abendſchmetterling. 
Sphinx alis integr. an. barbato. Asiliformis. Der Raubflie⸗ 
genſchwaͤrmer. 
Tab. XXIX. Cont. IV. 
Fig. 1. Der Falter von beyden Seiten. 


Alis superioribus tectis fuscis; inferioribus fenestratis, abdomine nigro, cingulis 
tribus flavis. 

Syſt. Verz. der Wiener Schmetterlinge; Nachtr. pag. 305. nr. 9. zur Fam. F. 
Milchhaarraup. Sph. asiliformis Raupenfliegen ähnlicher Schwärmer. Unbekann⸗ 


te Raupe. 
Frankf. Beytr. II. St. 1780. pag. 33. Tab. I. fig. 1. 


Wenn die glasflüglichten Sphinxe eine natürliche Abtheilung von je— 
nen mit beſtäubter Fläche ergeben: ſo iſt unſer vorliegender Falter in rich— 
tiger Stuffenfolge mit beyden zugleich vereint. Die Vorderflügel ſind dich— 
te mit Schuppen bedeckt, die Hinterflügel hingegen ganz durchſichtig ge— 
laſſen. In der bewundernswürdigen Kette der Schöpfung können wir zwar 
nach jenen Merkmalen eine genaue Verbindung uns denken. Sie ſämmtlich 
zuſammen genommen, mit allen Abſichten vereint, würde dann erſt ein Sy— 
ſtem in ſeiner Vollkommenheit ſeyn. Dies ſind aber menſchliche Kräfte nie 
zu erreichen vermögend. Wir wählen unter tauſend weſentlichen Merk— 
malen ein paar einzelne, auf deren Aehnlichkeit und gemächlichen Abwei— 
chung unſere Ordnung beruht. Damit iſt auch für unſere Bedürfniſſe hin— 
reichend geſorgt. Genug, nach den ſo auffallenden Kennzeichen der beſtäub— 
ten Flügelfläche hält unſer Falter zwiſchen beyderley Arten das Mittel. 
Die Vorderflügel ſind mit Schuppen von brauner Farbe bekleidet; die 
Hinterflügel aber haben bloſe Membranen. Sie ſpielen etwas ins Blaue. 
Die Bruſt, die Fühlhörner und der Hinterleib ſind dunkelblau. Letzterer 

Fortſetzung der Abendſchmetterlinge. D d] 


206 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theile. 


iſt noch mit drey gelben Ringen verſchönert. Die Füſſe ſind gelb. In 
den Haarbüſcheln ſtehen zur Seite zwey Parthien von gleicher Farbe. Dis 
ſind auſſer jenem genugſam „ Unterſchied die e ER 
raktere unſeres Falters. 


Obigen Namen hatten die Herrn Verf. des Wiener Verz. demſelben 
beygelegt. Herr Gerning entdeckte ihn zu Frankfurt am Mayn. Er 
fand ſich einzeln auf den Blüthen des Jeſmins, im Monath Junius, mit 
andern ähnlichen Gattungen ein. Das Original der vorliegenden Abbildung 
hat bereits Herr Gerning in oben angeführten Frankf. Beyträgen unter 
dieſer Benennung den Liebhabern vor Augen gelegt. 


Den Namen Sph. asiliformis hat Herr v. Rottemburg ſchon vorhin e) 
einer andern Gattung beygelegt. Ich halte fie für diejenige, welche ich 
den Sph. cynipiformis geheiſſen, und auf der XXXI. Tafel nach der 3. 
und 4. Figur vorgeſtellt habe. Der Falter hingegen, welchen derſelbe un: 
ter dem Namen Tabaniformis beſchrieben 75) kommt mit dieſem näher über⸗ 


e) Naturforſch. VII. St. p. 108. Sie⸗ 


he die Beſchreibung des Sph. cynipifor- 


mis der folgenden XXXI. Tafel. 

7) Ebend. p. 110. Sph. Tabaniformis. 
„Die Gröſſe dieſes Vogels hält die Mitte 
zwiſchen den Sph. Apiform. und Culicif. L. 
indem er etwas kleiner iſt, als der erſte, 
jedoch doppelt ſo groß als der letztere. — 
Seine Unterflügel ſind durchſichtig, und 
ohne allen Federſtaub — die Oberflügel 
aber ſind völlig undurchſichtig, und gänz— 
lich mit Staubfedern bedeckt. — Es find 
dieſe Flügel auf der obern Seite dunkelkaf— 
feebraun, aufder untern Seite ſtehet 
nicht weit vom äuſſern Rande ein 
kleiner halbmondförmigerFleckvon 
orangegelber Farbe. Von dieſem Fleck 
bis an das äuſſerſte Ende ſind die Oberflügel 
auch hier dunkelbraun, wie auf der obern 
Seite, von der Einlenkung aber bis an 
den gedachten Fleck find dieſelben roth> 
braun, und werden nach dem obern Ran⸗ 


de zu gelblich. Die Unterflügel fi ſind völlig 
durchſichtig, wie reines Marienglaß, mit 
dunkelbraunen Adern durchzogen, und mit 
einem undurchſichtigen Saume von eben 
der Farbe eingefaßt. In der Mitte die⸗ 
ſer Flügel ſtehet an dem obern Rand ein 
kleiner gekrümter dunkelbrauner Streif. 
Der Kopf, Rücken und Hinterleib ſind 
ſchwarz. Die Fühlhörner ſind von eben 
der Farbe und kolbenförmig. Der Hin⸗ 
terleib iſt mit drey citronengelben Ringen 
umgeben, daran der breiteſte am Ende, 
die andern beyden aber weiter hinauf ſtehen, 
fo daß durch dieſe beyden letztern der ganz 
ze Hinterleib in drey gleiche Theile abge— 
theilt wird. Der Haarbüfchel am Ende 
des Hinterleibs iſt eben nicht ſo groß; es 
iſt derſelbe ganz ſchwarz, und nur an jeder 
Seite mit einer feinen gelben Linie der 
Länge nach geziert. Ganz nahe an der 
Einlenkung ſtehet auf jedem Oberflügel ein 
hellgelber, und ganz dicht, an dieſem, 


Beyde Geſchlechter des Sphinx Apiformis. 207 


ein. Doch iſt er abermal davon verſchieden. Jener hat nach Angabe der 
Merkmale auf der Unterſeite der Vorderflügel einen orangefärbigen Flecken. 
Es wird weiter erwähnt, daß ſolche rothbraun und geblich gefärbt hier er— 
ſcheinen. Bey dem ganz einfärbigen Gewand unſeres Falters ſind dieſe Zu— 
ſätze nicht zu bemerken. Sonach iſt jener unſtrittig abermal eine eigene Spe— 
ties. Es wird mir angelegen ſeyn, dieſelbe noch beyzubringen, Großmüthi⸗ 
ge Beförderer meiner Arbeit, habe ich deswegen um gefällige Mittheilung 
dieſer fehlenden Gattung zu bitten. 


Tab. XXIX. Cont. IV. 
Beyde Geſchlechter des Sphinx Apiformis. (Zu Tab. XIV.) 


Fig. 2. Der männliche, Fig. 3. der weibliche Falter. 


Die Herrn Verf. des Syſt. Verz. der Wiener Schmetterlinge, hat— 
ten vorhin den Sphinx apiformis von einem andern, den fie crabroni- 
formis genennt, unterſchieden. In dem Nachtrag haben ſie dieſe Meynung 
wiederrufen, und beyde für einerley Gattung erklärt. In der That er— 
ſcheint dieſer Falter in ſehr veränderter Geſtalt. An ſich aber ſind ledi— 
glich Zufälle Urſache daran. Es gehet ſeine dünne Bekleidung leicht ver— 
lohren. Im Flug und bey einem Alter von wenigen Tagen iſt ſchon die 
meiſte Zierde dahin. Durch das ausſchwitzende Oel, bekommt derſelbe in 
unſeren Sammlungen, nicht ſelten eine ganz düſtere Farb. Auch jenes 
Exemplar der XIV. Tafel, iſt noch lange nicht eines der vollſtändigſten 
geweſen. Ich habe daher eine wiederhohlte Abbildung beyzubringen, mich 
vermüſſigt geſehen. Sie ſtellt unſeren Falter zugleich in beyden Geſchlech— 


tern vor Augen. Man könnte ſie leicht für verſchiedene Arten erklären. 
b [Od 2] 


derſte Paar derfelben in der Mitte mit 
einem breiten ſchwarzen Ring umgeben. 
Die Füſſe haben ziemlich lange gelbe Dor— 
nen. Ich habe dieſe drey letztern Fal— 
ter (asiliformis, oestriformis und tabani- 
form.) niemalen ſelbſt gefangen, ſondern 
von jeden derſelben nur ein Stück, durch 
einen Freund von Landsberg an der War— 
the erhalten. Ich kann daher von ihrer 
Geſchichte nichts weiter ſagen.“ 


an jeder Seite des Rückens ſelbſt ein weif- 
fer Punkt. Der Hals iſt mit einer hell- 
gelben Linie umgeben, eben dergleichen 
kleine Linie gehet von jeder Seite des Rük— 
kens bis an die Vorderfüſſe. Die Bart⸗ 
ſpitzen ſind halbgelb, unten und an der 
äuſſern Seite aber ſchwarz. Zwiſchen die— 
ſen und denen Augen iſt eine ſchneeweiſe 
Linie. Die Schenkel ſind ſchwarz, die 
Füſſe ſelbſten aber orangegelb, das vor⸗ 


208 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theils. 


Er iſt in unſeren Gegenden nicht ſonderlich ſelten. Die Aehnlichkeit die er 
mit Horniſſen hat mag Urſache ſeyn, daß er auch anderer Orten verborgen 
geblieben. 8 

Das Männchen unterſcheidet ſich durch die ſchmalen Flügel, ſo wie 
durch den geſchmeidigen und kürzern Hinterleib. Die Endſpitze iſt in einiger 
Breite mit dichten Schuppen beſetzt. Die Fühlhörner ſind auf der Unterſeite 
grau, wie fie Herr von Lin ne beſchreibt. 

An dem weiblichen Falter iſt der Hinterleib um vieles ſtärker gebildet. 
An ſich iſt der ganze körperliche Umriß, um ein beträchtliches gröffer als an 
dem erſten Geſchlecht. Damit ſtimmt die Abbildung, welche Clerk geliefert, 
und auf die ſich Herr von Linne beziehet, genau überein 8). Sonach find 
da alle Strittigkeiten gehoben. Die Füſſe ſind in beyden Rothbraun. Das 
übrige habe ich ſchon in der Beſchreibung ſelbſten erwähnt. 


Der ein und vierzigſte europäiſche Abendſchmetterling. 


Sph. Der al. integr. an. barb. Sireciformis. Der Schwanz: 


weſpenſchwaͤrmer. 
Tab. XXIX. Cont. IV. 
Fig. 4. Der Männliche Fig. 5. der weibliche Falter. 
Alis fenestratis, abdomine ferrugineo, incisuris atris, ihorace maculis duabus 
flavis. 

Für dieſe ganz eigene Art habe ich einen von den Geſchlechtern der 
Hymenoptera übrigen Nahmen den Sirex, gewählt. Herr Sulzer hat die 
Gattungen dieſes Inſects wegen des Legeſtachels des Weibchens, und der 
Aehnlichkeit der Weſpe, die Schwanzweſpe geheiſſen. Auf unſeren Falter 
übergetragen iſt nothwendig jene teutſche Benennung entſtanden. Er kommt 
mit dem Sirex gigas der Gröſſe nach überein und gleichet 117 der Geſtalt 
nach, am nächſten. 


Von dem Sphinx Fuciformis iſt er faſt lediglich durch die Farbe des 
Hinterleibs verſchieden. Hier ſind keinesweges die gelben und ſchwarzen 


80 Dieſes koſtbare Werk, welches 55 Bearbeitung, nach einem eigens beſtellten 
gemahlte Quarttafeln enthält, und in An⸗ Exemplar von Herrn Walther angeſchafft 
kauf auf 24 Louisd or zu ſtehen kommt, worden. Es find davon in Deutſchland 
iſt zur möglichſten Vollſtändigkeit unſerer kaum ein paar Exemplar vorhanden. 


Sphinx leg. al. integr. an. barb. Tenebrioniformis. Erdſchab. 209 


Gürtel noch wie an jenen in ſo abwechſelnden Reihen wahrzunehmen. Er 
führt ein röthliches Braun, an dem nur die Einſchnitte ſchwarz gerandet 
erſcheinen. Dazwiſchen iſt etwas vom Grauen mit eingemengt. Der Rand 
der Vorderflügel, und der mittlere Flecken iſt mit einem dunkleren Gelb, 
faſt ſchwärzlich angelaufen. Die Bruſt hat wie jener zur Seite die bey— 
den hellgelben Flecken, in der Mitte aber find fie von verblichener röthlicher 
Farb. 

Nach der Geſchlechtsverſchiedenheit kommen beyde Falter mit dem 
Sphinx apiformis faſt gänzlich überein. Nur an dem Weibchen wie die 
fünfte Figur erweißt, iſt der Hinterleib nicht von gleicher Stärke, er iſt 
weniger gegen die Endſpitze gewölbt. Dieſe Gattung haben wir noch nie— 
malen in unſeren teutſchen Gegenden entdeckt. Er wird aus Ungarn zu uns 
herüber gebracht. Nach der Anzahl der Exemplare, die in verſchiedenen 
Sammlungen ſind, ſcheint derſelbe keine ſonderliche Seltenheit zu ſeyn. Ich 
habe ihn auch in minderer Gröſſe wahrgenommen. Man möchte auf die 
Vermuthung gerathen, als ſeyen dieſe Falter von dem apiformis nicht we⸗ 
ſentlich verſchieden, und etwa nur verflogen, oder durch eine oelichte Feuch⸗ 
tigkeit durchdrungen. Genaue Unterſuchungen aber haben mich des Gewiſ— 
fen belehrt. Es find die Schuppen in beſter Vollſtändigkeit da, man be: 
merkt keine der gedachten Veränderungen daran. In Vergleichung jener 
Exemplare iſt der Unterſcheid ſehr deutlich zu ſehen. 


Der zwey und vierzigſte europäiſche Abendſchmetterling. 
Sphinx leg. al. integr. an. barb. Tenebrioniformis. 
Erdſchabenſchwaͤrmer. 
Tab. XXX. Cont. IV. 
Fig. 1. Der weibliche Falter von beyden Seiten. 
Alis fenestratis, fascia, marginibus, corporeque atris; thoracis maculis duabus 


flavis. 
Hier erblicken wir abermahl einen Falter, der mit dem erſtbeſchriebe— 


nen die nächſte Aehnlichkeit hat. Er iſt nach der Größe, den Schnitt der 
Flügel, und der Anlage des Körpers ganz wie jene übereinſtimmend gebildet. 
Nur macht hier die Farbe den weſentlichen Unterſchied aus. Die Flügel 
ſind durchſichtig, und ihre Membrane ſpielet ins Gelbe. Der Rand und die 
mittlere Binde der Vorderflügel ſind ſchwarzbraun eingefaßt. Die Bruſt hat 


210 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theils. 


die beyden hochgelben Flecken zur Seite wie letztbeſchriebener Falter. Der 
obere Theil hingegen führet einen ſtahlfärbigen Schiller, mit zwey dergleichen 
Flecken daneben. Der Hinterleib, die Fühlhörner und Füſſe find mit einem dü⸗ 
ſtern Braun bemahlt. Es findet hier eben fo wenig, wie bey dem Sirecifor- 
mis, die Vermuthung ſtatt, daß derſelbe durch einen Zufall eine Veränderung 
erlitten. Es ſind die Schuppen ohne die mindeſte Beſchädigung, in der na⸗ 
türlihen Anlage, wie bey jeden vollſtändigen Falter zu ſehen. Noch weniger 
iſt eine Spur von velichter Benetzung wahrzunehmen. Auch dieſer Falter ent 
hält ſich in Ungarn, wiewohl er noch eine groſſe Seltenheit iſt. Meine Leſer 
haben dieſen Beytrag der ſo ergiebigen Unterſtützung des Hrn. Gerning zu 
danken. Der männliche Falter, kommt auſſer dem etwas dünnern Körper, 
mit dieſem Weibchen, gänzlich nach der äuſſeren Anlage überein. Für unſere 
glaßflüglichten Sphinre, ift der Vorrath von Namen aus der Klaſſe der Hy— 
menoptera und Diptera, nach der Vorſchrift unſeres Syſtems beynahe er— 
ſchöpft. Wenigſtens wird in deren Vertheilung die Aehnlichkeit gänzlich ver— 
miſt. Ich habe von andern Klaſſen der Inſekten Benennungen zu entlehnen 
mich genöthigt geſehen. Der Tenebrio macht ſich durch ſeine düſtere Farbe 
leicht kenntlich. Unſer Falter unterſcheidet ſich eben dadurch von andern, und 
ich glaube damit dem Gedächtniß die bequemſte Aushülfe geleiſtet zu haben. 


Der drey und vierzigſte europäiſche Abendſchmetterling. 
Sphinx leg. al. integr. an. barb. Chrysidiformis. 


Der Goldweſpenſchwaͤrmer. 
Tab. XXX. Cont. V. 
Fig. 3. Der Falter von beyden Seiten. 


Alis fenestratis superioribus rubris, abdomine nigro, eingulis duobus flavis. 


Unter den Arten unſerer Sphinxe mit durchſichtigen Flügeln, hat die 
Natur an dieſem einen vorzüglichen Putz verwendet. Wir ſehen an einem fo 
kleinen Geſchöpf alles vereint, was ihn in unſerm Anblick zu verſchönern vermag. 
Der Körper iſt mit dichte überlegten Schuppen von glänzendem Stahlblau bedeckt. 
Auch die dünnkolbige Fühlhörner ſind mit eben dieſer Farbe bemahlt. Auf 
der Bruſt ſtehen zur Seite zwey weiſe Punkte. Der Hinterleib iſt mit zwey 
blaßgelben Ringen gezieret. Die beträchtlich verbreitete Endſpitze, führt in 
der Mitte einen Büſchel hochrother Schuppen. Die Membrane der ſchmalen 


Sphinx leg. al. int an. barb. Chrysidiformis. Der Goldweſ. 211 


Vorderflügel ift auf beyden Seiten mit ungemein friſchen Mengroth gefärbt. 
Nur in der Mitte zwiſchen den bindenförmigen Flecken von dunkelblauer Far— 
be, iſt ſie weis gelaſſen. Der Rand ſämmtlicher Flügel führt einen Saum 
von ſtahlfärbigen Borden. Die Fuüſſe und die Bartſpitzen find rothgelb. 

Es iſt dieſer Falter eine ganz neue Erſcheinung und vielleicht das ein— 
zelne Exemplar, das noch in deutſchen Sammlungen iſt. Wir haben deſſen 
Entdeckung, der ſo rühmlichen Aufmerkſamkeit des Herrn de Villers zu 
danken, welcher mich mit dieſen ſchätzbaren Beyträgen abermahlen bereichert. 
Er fand denſelben im abgewichenen Jahr, in den Gebürgen von Languedoc. 
Von der Geſchlechtsverſchiedenheit, und ſeiner Naturgeſchichte kann ich zur 
Zeit, nichts gewiſſes berichten. 


Der vier und vierzigſte europäiſche Abendſchmetterling. 
Sphinx leg. al. integr. an. barb. Tentrediniformis. Der 


Schlupfweſpenſchwaͤrmer. 
Tab. XXX. Cont. V. 
Fig. 2. Der Falter von beyden Seiten. 
Alis fenestratis, apice utringue rubro, fascia nigra; abdomine barbato nigro, ein- 
gulo rubro. 

Von dieſem Abendſchmetterling iſt mir nur ein einzelnes Exemplar be— 
kannt. Gegenwärtige Tafel legt es in genaueſter Abbildung vor Augen. In 
der Höhe der Farbe, und dem bunten Kolorit, kommt er dem erſtbeſchriebe— 
nen würklich ſehr nach. Dieſer Falter iſt aus hieſigen Landen, Herr Straß 
kircher fand ihn bereits vor funfzehen Jahren auf einer Wieſe bey der Ere— 
mitage zu Bayreuth. Der Zeit aber hatte ſich keines dieſer Exemplare wei— 
ter entdeckt. Es iſt die Natur dieſer kleinen Sphinxe, daß fie nur einzeln 
erſcheinen. Bey ſo einſamen und geruhigen Aufenthalt wird man ihrer nur 
ſelten gewahr, und es iſt ein glücklicher Zufall, wenn ſie uns in die Hände 
gerathen. 

Nach der Gröſſe und dem Umriß kommt er dem Sphinx culiciformis 
gleich. Er hat damit faſt einerley Zeichnung. Nur ein geringſcheinender 
Zuſatz macht ihn weſentlich verſchieden. Der Ring des Hinterleibs iſt um 
vieles breiter, und überdies von auſſerordentlich erhöhetem Roth. Die 
Spitze der Vorderflügel iſt zu beyden Seiten mit gleicher Farbe bemahlt. 
Dadurch wird derſelbe unter allen ihm ähnlichen Arten leicht kenntlich. Wir 


212 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theile, 


haben ihn noch von dem auf der folgenden XXXII. Tafel beygefügten 
Sphinx formicaeformis zu unterſcheiden. Er iſt mit dieſem der Aehnlich⸗ 
keit nach, näher verwandt. Den Namen Tentrediniformis finden wir 
zwar in dem Wiener Verzeichniß. Welche Gattung aber die Herren Verfaſ— 
ſer damit gemeynt, war nach allen Bemühungen nicht ausfindig zu machen. 


Der fünf und vierzigſte europäiſche Abendſchmetterling. 


Sphinx leg. al. int. an. barb. Spheciformis. Raupentoͤdter 
Schwaͤrmer. 
Tab. XXX. Cont. V. 
Fig. 1. Der Falter von beyden Seiten. 
Alis fenestratis, apice et fascia rubescenti- fusca, abdomine barbato nigro: cingulis 
duobus luteis. 
Syſtemat. Verz. der Wiener Schmetterlinge. Nachtrag pag. 305. n. 9. Sph. 
Spheeiformis Raupenfreſſer ähnlicher Schw. Unbek. R. 
Frankfurt. Beytr. II. St. 1780. pag. 33. Tab. I. fig. 2. Sph. Sphecif. 

Die Entdeckung dieſer neuen Gattung der glaßflüglichten Sphinxe ha: 
ben wir dem Herrn Gerning zu danken. Er fand denſelben vor einigen 
Jahren zu Frankfurt am Mayn. Die Herren Verfaſſer des Syſt. Verz. ha⸗ 
ben ihm obſtehenden Namen gegeben. Die erſte Abbildung davon wurde 
durch deſſen Veranſtaltung in den obenangezeigten Frankfurter Beyträgen be: 
reits geliefert. Hier iſt nach den mir zugeſendeten Originalen die zweyte. 
Der Aufenthalt, dieſes Falters ſind gemeiniglich die Blüthen des Jeſmis. Er 
findet ſich da im Junius und gewöhnlich in Geſellſchaft des Sph. Asiliformis ein. 
Man wird ihn nur einzeln gewahr, und er zeigt ſich überdieß ſehr ſelten. 

Der Gröſſe nach, kommt er dem Sphinx Asiliformis gleich. Die Vor⸗ 
derflügel find durchſichtig, und nur gegen die Spitze mit braunen Schup— 
pen bedeckt. Auf der Unterſeite ſind ſie in gleicher Lage vorhanden, aber 
mehr röthlich gefärbt. Die Binde in der Mitte derſelben iſt von ſehr 
dunklem Roth. Nach der Beſchreibung des Herrn von Rottemburg hätte 
derjenige Sphinx, den er Tabaniformis genennt, mit dieſem nach der Unter: 
feite einerley Farbe und Zeichnung %), dorten aber iſt die Oberfläche von ein: 
färbigen Braun. Der Hinterleib iſt dunkelſtahlblau, die Bruſt aber mehr 
ins Braune gefärbt. Nächſt derſelben ſtehen ein paar hellgelbe Ringe, wor— 
an der zweyte ſich nicht ganz um den Hinterleib ziehet. Er bildet mehr 


einen 
„) Siehe vorſtehende Anmerk. f S. 208. 


Sphinx leg. al. int an. barb. Conopiformis. Erdfliegenſchw. 213 


einen mondfärbigen Flecken. Die Fühlhörner find zu beyden Enden blau, 
in der Mitte aber in der Form eines Ringes weiß gefarbt. Einige Gattun— 
gen des Tenthredo und Sphex haben ſie auf eben dieſe Art geſtaltet. 
Die Endſpitze des Hinterleibs iſt ſtahlblau, deren mittlere Schuppen aber 
fallen bräunlich aus. 


Der ſechs und vierzigſte europäiſche Abendſchmetterling. 
Sphinx leg. al. integr. an. barb. Conopiformis. Der Erb- 
fliegenſchwaͤrmer. 
Tab. XXXI. Continuat. VI. 


Fig. 1. Der männliche, Fig. 2. der weibliche Falter. Sämtlich auf dieſer Tafel von der Ober— 
und Unterſeite. 
Alis fenestratis, apice fulvis, fascia nigra; abdomine barbato nigro, annulis qua- 
tuor flavis. 


Dieſer Falter hat die gröſte Aehnlichkeit mit dem Sphinx tipulifor- 
mis. Man möchte ihn beynahe für zufällige Varietät deſſelben erklären. 
Seine ſehr auffallende Gröſſe, die eigene Wohnplätze, und die im Putz 
angebrachte Verſchönerung, geben ihm Rechte eigener Gattung. Vorer— 
wähnten Abendſchmetterling haben wir in unſern Gegenden nicht ſelten. 
Dieſer aber hat ſich da meines Wiſſens noch niemahlen gezeigt. Er wird 
in der Gegend von Wien gefunden. Man hat ihn in Paarungen nach 
beyden Geſchlechtern, wie die vorliegende Abbildung erweißt, würklich ent— 
deckt. Die Vorderflügel ſind zwar auf die nemliche Art wie an dem tipu- 
liformis gezeichnet, doch iſt das Rothgelbe an der Endſpitze mehr erhöhet, 
und in einer gröſſern Fläche verbreitet. An jenem find die drey Abſätze 
des Hinterleibs nur mit einem ſchmalen Rand von gelber Farbe geſäumt. 
Hier find ſie würkliche Ringe von beträchtlicher Breite. Dabey iſt noch 
ein vierter, oder eigentlich eine gröſſere Makel nächſt an der Bruſt zu ſehen. 
Dieſen Zuſatz werden wir nie an dem vorerwähnten Falter gewahr. Das 
Männchen iſt auf einerley Art gezeichnet. Die pfauenſchwänzige Endſpitze 
iſt in zwey Partheien getheilt. An dem Weibchen iſt ſie mehr büſchelför— 
mig gebildet. Die Originale vorliegender Abbildung ſind aus der Samm— 
lung des Herrn Gerning. 


Fortſetzung der Abendſchmetterlinge. E el 


214 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theils. 
Der ſieben und vierzigſte europäiſche Abendſchmetterling. 
Sphinx legit. al. integr. an. barb. Cynipiformis. Gallweſpen⸗ 
ſchwaͤrmer. 


Tab. XXXI. 
Der männliche, Fig. 4. der weibliche Falter. 


Fig. 3: 


Cont. VI. 


Alis fenestratis apice nigris, fascia superiorum fulva nigro interne inducta, abdo 
mine barbato nigro, annulis quinque flavis. 


Dieß iſt ohnfehlbar derjenige Falter, welchen Su von Rottembur g 


unter dem Namen des Sph. asiliformis beſchrieben. 
ten 2) deſſen ausführliche Merkmahle bey. 


meine Leſer das Gewiſſe erſehen. 


Ich füge hier un: 
Aus deren Vergleichung werden 


Der einzige Abſtand iſt der gelbe Flecken 


nächſt an der Bruſt, deſſen der Herr von Rottemburg nicht erwähnt. 
Vielleicht fehlt in einigen Arten dieſer vierte Ring, oder war er an jenem 


einzelnen Exemplar nicht deutlich zu ſehen. 
formis iſt er ſehr weſentlich verſchieden. 


Von erſtbeſchriebenen conopi- 
In Vergleichung mit jenem, ift 


hier nicht die Flügelſpitze: ſondern die mittlere Binde mit rothgelb bemahlt. 


Dorten iſt ſie von ſtahlblauer Farbe. 


An der Endſpitze des Hinterleibs ſte- 


het ein Schopp dichte übereinanderliegender Schuppen, welche in eine ſtum— 


pfe Spitze ſich ſchlieſen. 
da ihn Herr Gerning erhalten. 


2) Naturforſch. VII. St. pag. 108. 
Sph. asiliformis. — Er iſt von der Gröf- 
fe des culiciformis. Seine Ober- und 
Unterflügel ſind mit einem dunkelbraunen 
undurchſichtigen Saum eingefaßt, der an 
äuſern Rand der Oberflügel ziemlich breit 
iſt, und auf den obern Rand derſelben 
jedoch nur ſchmal eingefaßt. Quer durch 
die Flügel gehet ein kleiner halbmondför— 
miger Flecken von glänzend orangegelber 
Farbe, deſſen concave Seite nach der 
Spitze derer Oberflügel zugekehrt, und 
der an der converen Seite mit einer ſchwar— 
zen Linie eingefaßt iſt. Dieſer kleine Fleck 
erſcheinet auf der untern Seite ſchön zie— 
gelroth. Der Kopf, Rücken, Hinter 
leib und Fühlhörner find ſchwarz. Die 


Auch dieſer Falter iſt von der Wiener me von 


ſe ſind kolbenförmig wie bey denen an⸗ 
dern Abendvögeln dieſer Klaſſe. Der Hinz: 
terleib iſt mit drey ſchmalen gelben Rin- 
gen umgeben, deren zwey in der Mitte, 
einer aber ganz am Ende deſſelben be— 
findlich. Am Ende des Hinterleibs ſtehet 
ein ſtarker ſchwarzer Haarbüſchel, der 
auf der untern Seite mit einigen gelben 
Haaren vermengt iſt. Die Bartſpitzen 
(palpi) ſind gelb, mit einem ſchwarzen 
Strich. Zwiſchen dieſen und den Augen 
iſt eine kleine weiſſe Linie. Die Schen— 
kel ſind ſchwarz mit einem gelben Strich, 
die Füſſe ſelbſt aber gelb. Er hatte ein 
einzelnes Exemplar durch einen Freund 
von Landsberg an der Warthe erhalten. 
p- 112. 


Sn leg. al. int. an. barb. Empiformis. Der Fliegenſchnepf. 215 
Tab. XXXI. Cont. VI. 
albenderme des Sphinx Culiciformis. (zu Tab. XV.) 


| Fig. 5. Der männliche, Fig. 6. der weibliche Falter. 

Der Sphinx Culiciformis iſt nach beyden Seiten der Flügel einfärbig 
gezeichnet. Hier habe ich eine Abänderung vorzulegen, wo die Unterſeite 
eine andere Farbe beſitzt. Die Spitze ſo wie die Binde, ſind von ſehr 
glänzendem Rothgelb. Die Auſenſeite derſelben ift nicht dunkelbraun wie an 
jenem, ſondern ſchwarz mit einem goldfärbigen Glanz zwiſchen den Sehnen. 
Beyde Exemplare fand ich auf einem Blatt der Datura ferox in Begat— 
tung verbunden. Es war im Julius des abgewichenen Jahres, in einem 
eine Stunde von hier gelegenen Garten. Weitere Erfahrungen werden es 
beſtättigen, ob wir hier wiederum eine eigene Gattung haben. 


Der acht und vierzigſte europäiſche Abendſchmetterling. 
Sph. leg. al. int. an. barb. Empiformis. Der Fliegenſchnepfen⸗ 
ſchwaͤrmer. 
— Tab. XXXII. Cont. VII. 


Fig. 1. Der männliche, Fig. 2. der weibliche Falter. Sämtliche Falter dieſer Tafel von der 
181 50 a Ober- und Unterſeite. 


Alis fenestratis apice flavis, fasciis duabus nigris, abdomine nigro, annulis macu- 
lisque flavis. 

Auch hier hat die Natur mit geringen Zuſatz und unmerklichſcheinen— 
der Veränderung weſentliche Verſchiedenheiten gebildet. Die durchſichtigen 
Vorderflügel find mit einer gedoppelten Binde von ſchwarzer Farbe bezeich— 
net. Zwiſchen der letztern und den braun geſäumten Rand iſt der Raum 
mit Eitronengelb ausgefüllt. Durch fo geringem Zuſatz wird dieſer Falter 
von allen vorhin beſchriebenen Arten leicht kenntlich. Der Hinterleib hat ei— 
ne nicht minder veränderte Zeichnung. Es ſind drey Ringe von gelber Far— 
be auf demſelben zu ſehen. Dazwiſchen finden ſich dergleichen einzelne Schup— 
pen hin und wieder zerſtreuet. Das Männchen führet dieſe Ringe gedoppelt, 
doch etwas verblichen. Nächſt der Bruſt ſtehen noch zwey einzelne Flek— 
ken in ſchreger Lage. Die Endſpitze iſt gelb, zur Seite aber ſchwarz ge— 
fäumt. Auch dieſe Gattung hat ihre Wohnplätze in Oeſterreich. Ich bar 
be ſie mit den vorigen aus der ſo reichen Sammlung des Herrn Gerning 


erhalten. 
[Ee 21 


216 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theils. 


Nach der Zeichnung des Hinterleibs, ich verſtehe darunter die gilbli— 
chen Ringe, habe ich verſchiedene Abweichungen bemerkt. Bey einigen 
Exemplaren mangelten die in der Mitte gänzlich. Andere hatten bey der 
ſonſt übereinſtimmenden Bildung hier einen breiten Gürtel von hellem Gelb. 
Auch die Flecken auf der Bruſt waren nicht bey allen gleich deutlich zu 
ſehen. Nach der Gröſſe fand ich die Verſchiedenheit eben fo beträcht— 
lich. Einige übertrafen im Umriß das hier in Abbildung vorliegende Weib— 
chen. Andere waren um die Hälfte noch kleiner. Die gewiſſe Entſchei⸗ 
dung ihrer Gattungsrechte iſt nothwendig auf weitere Erfahrungen annoch 
verſpahrt. 25 . 

Der neun und vierzigſte europäiſche Abendſchmetterling. 
Sphinx leg. al. int, an. barb. Formicaeformis. Der Ameiſen⸗ 
ſchwaͤrmer. ; 
Tab. XXXII. Cont. VII. 
Fig. 2. Der männliche, Fig. 3. der weibliche Falter. 
Alis fenestratis apice utrinque fulvo, fascia tenuiori nigra, cingulo abdominis fulvo. 


Nach der Aehnlichkeit dieſes Falters mit dem obenbeſchriebenen Sph. 
tenthrediniformis hat man vielleicht ſchon bey dem erſten Anblick denſelben 
für eine unbedeutende Abänderung von jenem erklärt. Ich finde deſſen 
Abſtand ſehr beträchtlich. Schon die mindere Gröffe zeichnet ihn aus. Er 
wurde auf Wieſen zu Frankfurt am Mayn, wo man jenen noch niemalen 
wahrgenommen, öfters gefangen. Die Flügel ſind im Verhältniß ihrer 
Länge um vieles ſchmäler gebildet. Die Endſpitze der vordern hat nicht ein 
gleicherhöhtes Roth, fie iſt pomeranzenfärbig bemahlt. Der ſchwarzen Bin; 
de mangelt die gelbe Einfaſſung von auſſen, und die Borden haben in glei- 
chem Verhältniß nicht die Breite, wie ſie jener beſitzt. Nach der Lage iſt 
auch der rothgelbe Gürtel des Hinterleibs beträchtlich verſchieden. Er ſtehet 
zwey Einſchnitte näher an der Bruſt. Bey jenem iſt er in geringem Ab⸗ 
ſtand von der Endſpitze entfernt. An dem Weibchen, wie aus der vier- 
ten Figur erſichtlich, iſt derſelbe durch einen ſchwärzlichen Streif in der 
Mitte getheilt. Die verlängerten Schuppen des Hinterleibs ſind zur Seite 
weiß, bey jenem aber ganz ſchwarzblau gefärbt. Das Männchen hat nächſt 
denſelben noch zwey hervorſtehende Büſchel. Merkmale, die meines Bedün⸗ 
kens bey ſo ähnlichen Arten weſentlich ſind. 


Sph. leg. al. int. an. barb. Muscaeformis. Der Muͤckenſchw. 217 
Der funfzigfte europäifhe Abendſchmetterling. 


Sphinx leg. al. integr. an. barb. Muscaeformis. Der Muͤcken⸗ 
ſchwaͤrmer. 
f Tab. XXXII. Cont. VII. 
3 Fig. 5. Der männliche, Fig. 6. der weibliche Falter, von der Ober- und Unterſeite der 
Flügel. 
Alis hyalinis fascia nigra, abdomine nigro luteoque barbato, annulis quatuor lu- 
tescentibus. 

Dieſer kleinſte unter den glasflüglichten Sphinxen kommt dem erſtbe— 
ſchriebenen Empiformis am nächſten. Er weichet auſſer der Gröſſe zwar 
weſentlich, doch nur durch geringe Veränderung von ſelbigem ab. Hier 
wird man keine gedoppelte Binde an den Vorderflügeln gewahr. Die gelbe 
Spitze iſt nur durch eine feine faſt ganz verblichene Linie von dem durch— 
ſichtig gelaſſenen Raum geſondert. Die Flügel ſelbſten ſind auſſerordent—⸗ 
lich ſchmal. An dem Männchen iſt der Hinterleib ſpitzig geſtaltet. Die 
Grundfarbe iſt ein blaſſes Gelb, und die Einſchnitte davon ſind ſchwärzlich 
geſäumt. Der mittlere iſt braun wie die übrige Fläche des Körpers. Die 
gelbe Endſpitze wird durch einen Schopp ſchwarzer Schuppen in zwey Par— 
thien getheilt. An dem Weibchen ſind die Ringe des Hinterleibes gröſſer, 
und daher auch deutlicher wahrzunehmen. Wegen einiger Verſchiedenheit 
dieſer Ringe ſtehe ich noch in Zweifel, ob es auch würklich das ächte Weib— 
chen iſt. Von dem Männchen habe ich mehrere Exemplare verglichen, die 
ganz übereinſtimmend in ihren Bildungen waren. Auch dieſe Art wurde 
durch die eifrige e des Herrn Gerning in der Gegend von 
Frankfurt entdeckt. 


Der ein und funfzigſte europäifche Abendſchmetterling. 


Sphinx Adscita. Aeacus. Der Aeacus. 
e eee e one Fi 
Fig. 1. Der männliche Falter von beyden Seiten, 
Syſtem. Verz. der Wiener Schmetterlinge; p.45. nr. S. Sph. Aeacus. Schwar⸗ 
zer Schw. mit gelben Unterflügeln. Unbekannte Raupe. 


Alis superioribus atrocoerulescentibus maculis binis baseos flavis, tribus disci al- 
bis; inferioribus utrinque flavis macula alba limboque cyaneo. 


218 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theils. 


Unter dieſer Benennung haben die Herren Verfaſſer des Wiener Ver: 
zeichniſſes, den in Abbildung hier vorliegenden Falter, eine vorhin ganz 
unbekannte Gattung, anzuzeigen beliebt. Er iſt ihren Gegenden lediglich 
eigen. So ergiebige Beyträge bin ich den gütigen Verwendungen des Hrn. 
Gerning abermahl ſchuldig. Oberwähnte Herren Verfaſſer haben dieſen 
Falter mit wenigen doch hinreichenden Merkmalen, wie ich oben bemerkt, 
bezeichnet. Es hat ſich auch unter ähnlichen Arten noch keiner entdeckt, 
der nach der Grundfarbe der Vorderflügel und des Körpers ſo dunkel ange⸗ 
legt iſt, wie dieſer. Dieſes Gewand iſt zwar nicht von düſterm Schwarz, 
ſondern mehr ein glänzendes Stahlblau. In ſo genauer Bedeutung aber, 
war auch dieſes Merkmal keines weges gemeynt. Nach dem zweyten Cha— 
rakter, den gelben Hinterflügeln, iſt er ohnedieß von allen Arten ganz 
auszeichnend gebildet. Das übrige iſt mit wenigen vollends geſagt. Die 
Vorderflügel führen fünf Flecken. Zwey derſelben ſind von hellem Gelb, 
und ſtehen an der Grundfläche. Die drey übrigen ſind von dem ſchönſten 
Weiß, und in der nehmlichen Lage geordnet, wie wir ſolche an dem Sph. 
Lonicerae /) ſehen. Die Hinterflügel haben zu beyden Seiten ein einfär⸗ 
biges Citronengelb, und führen einen weiſſen gerundeten Flecken gegen die 

Spitzen. Hin und wieder zeigen ſich darauf eingeſtreute Atomen von ſchwaͤrz⸗ 
licher Farbe. Ein breiter Saum von etwas heller gefärbten Stahlblau, um⸗ 
giebt den äuſſeren Rand. Der Körper iſt von dunklerer Miſchüng, und mit 
einem gelben Ring verſchönert. Es hat ſich dieſer Falter ſehr ſelten gemacht. 
Noch jetzt wird er in einem anſehnlichen Preis verkauft. Die Wehre 
heit des a nal n äuſſern Merkmalen, iſt mir noch nicht bekaune 


Der zwey und funfzigſte euröpäiſche Abendſchmetterling,. 1125 N 


Spliinx Coronillae. Der Kronwigenſcwörner. 
J Tab. XXXIII. Cont. VIII. 
Fig. 2. Der männliche Zweyfalter von beyden Seiten. 
Syſtem. Verz. der Wiener Schmetterlinge; pag. 45. vr. 7. Sph. Coronillae. Kron⸗ 
wickenſchwärmer. | 
A) Der Sph. Lonicerae ift in dem Wie- in folgenden beygebracht. Der Sph. Vi- 
ner Verzeichniß unter dem Namen Sph. ciae iſt der Sph. Pilosellae. Auf dieſe 
Minos, ſchwärzlicher dreyfleckigter Schw. Art ſind nun die in der Klaſſe der fle— 
(pag. 45. nr. 1.) eingetragen worden. ckigten Schwärmer verzeichnete 9 Gattun⸗ 
Den Sph. Loti und Coronillae habe ich gen ſämtlich berechtiget. 


Sphinx Coronillae. Der Kronwickenſchwaͤrmer. 219 
Alis omnibus utrinque atro- eoerulescentibäs, superioribus maculis quatuor disci al- 
bis, binis baseos fla vis; inferioribus macula maiori ef adiacente minori alba. 
Dem erſtbeſchriebenen Sphinx Aeacus kommt dieſer Falter ſehr nahe. 
Die Vorderflügel haben über jener Anzahl einen einzelnen Flecken mehr als 
jener. Hier iſt ſonach eine dreyfache Reihe von ſechs einzelnen Punkten 
vorhanden. Die Unterflügel haben wie die vordern einerley Farbe, und der 
weiſſe Flecken ſtehet in gleicher Lage. Man bemerkt noch einen kleinern da: 
neben, eigentlich einen ſehr fein gezeichneten Punkt. Die Grundfarbe bey— 
der Flügel auf der obern und untern Seite ſpielet ins Röthlichblaue, faſt 
ſo, wie bey dem Sphinx Phegea. Die Kolbe der Fühlhörner iſt etwas 
mehr als an dem Sphinx Aeacus verdickt. Der Ring des Hinterleibs 
hat wie an jenem eine gleichförmige Bildung. Den Namen Coronillä 
haben die Herren Verf. des Syſt. Verz. demſelben ſchon längſtens gege— 
ben. So haben mich die Belehrungen des Herrn Gerning verſichert, 
deſſen ſchon öfters gerühmte Unterſtützung mich in Stand geſetzt, auch dieſe 
fehlende Gattung beyzubringen. Es haͤlt ſich dieſer Falter in Oeſterreich 
und Ungarn auf. Von der Verſchiedenheit des Geſchlechts, und den übri— 
gen Umſtänden ſeiner Naturgeſchichte möchten uns in der Folge zuverläſſige 
Nachrichten 1 0 N 


Der drey und funfgigfte antpteſche Abendſchmetterling. 


Sphinx Adsc. Trigonellae. Der Trigonellenſchwaͤrmer. 
Tab. XXXIII. Cont. VIII. 
Fig. 3. Der weibliche Falter von beyden Seiten. Fig. 4. Eine Abänderung deſſelben. 
Alis omnibus utrinque . superioribus maculis disci tribus al- 
bis, binis baseos flavis, inferioribus macula unica alba. 

Mit einem Grund von dunkelm Stahlblau und weiſſen Flecken, hat die 
Natur nach dem Muſter der rothfleckigten Sphinxe, bey ähnlichen Umriß 
und Bildung eine faſt gleich beträchtliche Reihe von Gattungen, eben fo 
manchfaltig zu bilden beliebt. Dieſe Arten waren uns bisher noch am we— 
nigſten bekannt. Ihr Aufenthalt ſind wärmere Länder unſers Welttheils. 
Noch hat man ſie nicht mit gehörigem Fleiß geſammelt, und wie jene nach 
ihren unbedeutendſcheinenden Abſtand zu ſondern ſich die Mühe gegeben. 
Der in Abbildung hier vorliegende Sphinx iſt von dem vorigen auf gleiche 
Art, wie der Sph. Lonicerae von dem Filipendulae verſchieden. Es man- 


220 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theils. 


gelt ihm der ſechſte Flecken gegen die Flügelſpitze. Damit iſt zugleich alles 
Charakteriſirende angegeben. Der Ring iſt etwas breiter, und die Flecken 
um vieles gröſſer. Er iſt weiblichen Geſchlechts. Man hat ihn wegen ähn⸗ 
licher Farbe für den Sexum des Sph. Coronillae gehalten. Sollte denn 
die Natur bey dieſen weißfleckigten Faltern eine Ausnahme machen? Iſt nur 
bey jenen von rother Farbe, ein fehlender Zierrath weſentlich worden? Ich 
glaube, ſie habe auch hier in der Stuffenfolge keine Lücken gelaſſen. Die 
genaue Verwandtſchaft der eben beſchriebenen Arten kann uns davon überzeu— 
gend belehren. Ich hoffe, durch zuverläſſige Nachrichten die gewiſſe Entz 
ſcheidung vorlegen zu können. In dem Wiener Verzeichniß wurden dieſe 
Gattungen mit dem Namen der Pflanzengeſchlechter aus der Klaſſe der Dia— 
delphia bezeichnet. Unter ſo zahlreichen Vorrath habe ich den Namen von 
der Trigonelle gewählt. Die meiſten Gattungen derſelben ſind, ſo wie der 
Falter ſelbſten nur jenen ſüdlichen Gegenden eigen. 

Die vierte Figur dieſer Tafel ſtellet eine Art dieſer e Wh 
linge vor Augen, die mit erſtern wiederum das nächſtgleichende hat. Nach 
den körperlichen Umriß iſt ſie aber um vieles geringer. Auch die Flecken 
ſind im Verhältniß kleiner. Die Grundfarbe iſt mehr ins Hellblaue gemiſcht. 
Der zweyte Flecken an der Grundfläche hat mit dem andern daneben einer— 
ley Maas. Er iſt nicht mit einem weiſſen Rand geſäumt, ſondern von ein: 
färbigem Gelb. Ich kann es zur Zeit nicht entſcheiden, ob dieſe Abweichung 
abermahl ſpecifiſch iſt. Das Original habe ich nebſt den erſtbeſchriebenen, 
aus der Sammlung des Herrn Gerning entlehnt. Beyde wurden demſel— 
ben aus Wien mit der kurzen Nachricht beliefert, daß ſie in daſiger Gegend 
noch ſeltene Erſcheinungen ſind. 5 

Tab. XXXIV. Cont. IX. 
Eine Abänderung des Sph. Phegea. (zu Tab. XVII.) 
Fig. 1. Der männliche Falter von beyden Seiten. 

Der in Abbildung hier vorliegende Falter iſt zur Zeit eine einzelne 
Seltenheit geblieben. Er wird in der berühmten Sammlung des Herrn 
Gerning verwahrt. Herr Welpert hat ihn bey Tyrnau in Ungarn ge— 
fangen. Bey ſo ſparſamen Urkunden kann ich ſeine Gattungsrechte noch nicht 
mit Gewißheit entſcheiden. Nothwendig ſind aufklärende Erfahrungen noch 
abzuwarten. Er kommt nach der Gröſſe und dem körperlichen Umriß dem 
Sph. Phegea gleich. Sonach haben wir ihn einſtweilen zu den Varietäten 

deſſel⸗ 


U 


Sphinx Adsc. Lavandulac. Der Lavendelſchwarmer. 221 


deſſelben zu zehlen. Die Grundfarbe der Flügel iſt mehr, als an jenem, 
ins Violette gemiſcht. Ein einzelner Punkt von weiſſer Farbe, gleichförmig 
zu beyden Seiten auf jedem Flügel gezeichnet, iſt die einzige Verzierung 
daran. Die Bruſt und der Hinterleib ſind nach den gelben Ringen und 
der Grundfarbe von jenem gar nicht verſchieden. 


Der vier und funfzigſte europäiſche Abendſchmetterling. 


Sphinx Adsc. Lavandulae. Der Lavendelſchwaͤrmer. 
Tab. XXXIV. Continuat. IX. 
Fig. 2. Der männliche Falter von beyden Seiten. 
Alis viridi - coerulescentibus, superioribus utrinque maculis quinque rubris nigro 
inductis ; inferioribus supra unica; collari albo. 

Mit dieſer neuen Entdeckung hat ſich abermahl die Zahl der unächten 
Sphinxe vermehrt. Nach der Höhe der Farbe und den ausnehmenden Putz, 
verdient ein ſo nett gezeichneter Falter unter jenen den vorderſten Rang, 
wenn anders bey dieſen Geſchöpfen würkliche Vorzüge gelten. Sein Aufent— 
halt ſind die ſüdlichen Länder unſeres Welttheils. Herr De Villers hat 
ihn nebſt andern neuen Gattungen, deren ich vorhin erwähnt, auf den Ge— 
bürgen von Languedoc entdeckt. Ich habe als einen der ſchätzbareſten Bey⸗ 
träge das in Abbildung hier vorliegende Exemplar von deſſen Güte erhal— 
ten. Nach den mir mitgetheilten Bemerkungen halten ſich dieſe Sphinxe auf 
den Blüthen der Lavandula Stoechas auf. Dieſe Pflanze, welche un; 
ter den wohlriechenden eine der vorzüglichſten iſt, bringet nur jener wärme— 
re Erdſtrich im Freyen hervor. Sie iſt oft mit Mühe in Winterungen durch— 
zubringen. Auch die Raupe ſoll ſich von den Blättern derſelben nähren. 
Wir haben ſonach mit Recht, den Namen jenes Pflanzengeſchlechtes, dieſer 
eigenen Gattung beyzulegen. 


Er kommt nach dem Umriß und der Gröſſe dem Sphinx Filipendu- 
lae gleich. Der Körper iſt von düſterem Schwarz mit etwas blaulichen 
Schiller überzogen. Zwiſchen den Kopf und der Bruſt iſt von weiſſen in 
die Höhe gerichteten Schuppen eine Einfaſſung, nach unſerer gewöhnlichen 
Benennung ein Halsband, zur Verſchönerung angebracht. Die Grundfar— 
be der Vorderflügel iſt ein dunkles Grün mit Blauem vermengt. Es zeigen 

Fortſetzung der Abendſchmetterlinge. [F f! 


222 Fortfeßung der Abendfchmetterlinge des zweyten Theile. 


ſich fünf hochrothe Flecken darauf, welche mit einem ſchwarzen Rand als 
Ringe umzogen, erſcheinen. Die Hinterflügel haben ein dunkles Stahlblau 
zur Grundfarb mit einem vorzüglichen Glanz. Gegen die Spitze ſtehet ein 
einzelner hochrother Flecken ohne ſichtliche Einfaſſung, in der Mitte aber 
find noch Spuren eines zweyten darauf wahrzunehmen. Auf der Unter: 
ſeite ſind dieſe Hinterflügel größtentheils mit Roth ausgefüllt, in der Ge⸗ 
ſtalt wie die Abbildung deutlich erweißt. 


Der fünf und funfzigſte europäiſche Abendſchmetterling. 


Sph. Adsc. Polygalae. Der Creutzblumenſchwaͤrmer. 
Tab. XXXIV. Continuat. IX. 
Fig. 3. Der männliche Falter von beyden Seiten. 


Alis rubicundis concoloribus, limbo sinuato superiorum atro coerulescente. 


Obſtehenden Namen lege ich einem Falter lediglich zur Bezeichnung bey, 
an dem weitere Erfahrungen die Gattungsrechte noch zweifelhaft gelaſſen. 
Für Charaktere des Syſtems iſt die Verſchiedenheit ſo weſentlich, als wir 
ſie fordern. Nur iſt er noch eine einzelne Erſcheinung, man hat kaum ein 
paar derſelben entdeckt. Dieſer Umftand bedünkt mich, bey fo auffallender 
Verſchiedenheit, doch nicht erheblich genug, er hat ſich bey allen neuen Gat— 
tungen ſchon öfters ereignet, bis man fie endlich genauer kennen gelernt. 
Erſt im Sommer des abgewichenen 1780. Jahrs wurde er von einem Lieb— 
haber entdeckt, dem dieſer Unterſcheid bemerkungswürdig geſchienen. Es 
war in der Gegend von Brauenheim, einem in dem Hanauiſchen der Reichs— 
ſtadt Frankfurt nahe gelegenen Dorf. Ein Exemplar deſſelben wurde Herrn 
Gerning geliefert. Durch deſſen gütige Mittheilung bin ich vermögend, 
hievon die Abbildung darlegen zu können. 


Dem Sph. Pilosellae kommt er unter allen ähnlichen Arten am näch⸗ 
ſten. Man hat ihn auch für eine Abänderung deſſelben erklaͤrt. So häu— 
fig wir dieſen Falter in unſerm Franken beſitzen, ſo hat ſich doch nie eine 
gleiche Abweichung entdeckt. An jenem ſind die Schuppen ganz dünne auf 
getragen, hier aber ſtehen fie ſehr dichte beyfammen, Auf beyden Seiten 
ſind die ſämmtlichen Flügel von einfärbigem Roth. Eben dieſe Farbe un— 
terſcheidet ihn ganz eigen durch die auſſerordentliche Höhe. Es iſt faſt un: 


Sphinx Adsc. Trifolii. Der Wieſenkleeſchwaͤrmer. 223 


möglich, fie in gleicher Schönheit mit unſern Farben nachahmen zu können. 
Die Auſſenſeite der Vorderflügel iſt mit einem Saum von ſchwärzlichem 
Blau, in buſenförmigen Ausſchnitten umzogen. Auf der Unterſeite iſt le— 
diglich die Spitze damit gefärbt. Man wird darauf keiner ſchwärzlich ge— 
färbte Sehnen, wie an jenem Falter, gewahr. Nach den übrigen Theilen 
kommt er dem Sph. Pilosellae gänzlich gleich. Sind ſeine Gattungsrechte 
nicht zuverläſſig entſchieden; ſo hätten wir ihn dennoch als eigene Race von 
der gemeinen Gattung billig zu ſondern. 


Der ſechs und funfzigfte europäiſche Abendſchmetterling. 


Sph. Adsc. Trifolii. Der Wieſenkleeſchwaͤrmer. Der Rothfleck 
mit drey Punkten. 
Tab. XXXIV. Continuat. IX. 
Fig. 4. Der männliche, Fig. 5. der weibliche Falter, beyde von der Ober- und Unterſeite. 


Alis superioribus virescenti - cyaneis, maculis tribus rubris Iongitudinaliter dige- 
stis, coadunatis. 


Diefe Gattung der rothfleckigten Sphinre hat ſich erft neuerlich in der 
Gegend von Frankfurt am Mayn entdeckt. Anfangs fand ſich nur ein 
einzelnes Exemplar, das man für eine ſeltene Ausart gehalten. Bey emſi⸗ 
gen Nachſuchen kamen mehrere zu Handen, man hat ſie endlich auch in 
Paarungen angetroffen. Vorliegende Abbildungen legen ſie nach beyden Ge— 
ſchlechtern vor Augen. Den ſorgfältigen Beobachtungen des Herrn Ger— 
ning haben es meine Leſer zu danken, daß dieſe Entdeckungen nicht länger 
verborgen geblieben. Es ſind mir verſchiedene Exemplare davon zur Vers 
gleichung mitgetheilt worden. 


Nach der Gröffe des ganzen Körpers und dem Schnitt der Flügel, iſt 
nichts verändertes von jenem mit dem Sphinx Filipendulä hierinnen über— 
einſtimmenden Arten, zu ſehen. Lediglich die Zeichnung der Oberflügel ma— 
chen den weſentlichen Unterſcheid aus. Man wird hier nur drey einzelner 
gerundeter Flecken, die Länge hin geordnet, gewahr. Der mittlere iſt der 
gröſte, der an der Grundfläche aber kleiner. Er iſt von der ſich durchzie— 
henden Sehne kaum merklich getheilt. Ihre Farbe fällt ins Mengrothe, 

[5f2] 


224 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theile, 


ſie iſt ſonach weniger als an erſtbeſchriebenen Arten erhöht. An dem Weib— 
chen ſind dieſe Flecken durch Zwiſchenräume der Grundfarbe getrennt. Die— 
fe Abweichung iſt in der That ſehr auffallend. Ich habe von dem gemei- 
nen Wieſenklee, dem gewöhnlichen Ae dieſer ſämmtlichen Gattungen den 
Namen entlehnt. 8 
Der ſieben und funfzigſte europäiſche Abendſchmetterling. 
Sphinx Adsc. Loti. Der Kraͤhenklauſchwaͤrmer. 
Tab. XXXV. Continuat. X. 
Fig. 2. Der männliche Zweyfalter von beyden Seiten. 

Syſtem. Verz. der Wiener Schmetterlinge; rege 45. nr. 3. Sph. Loti. Krähen⸗ 
klauſchwärmer. 


Alis superioribus lutescenti- ric ‚maculis r tribus partibus coadunatis; in- 
ferioribus rubris. 


Mit dieſer ren haben die Herren Verfaſſer des Wiener Ver⸗ 
zeichniſſes den in Abbildung vorliegenden Falter als eigene Gattung bezeich⸗ 
net. Die genaue Aehnlichkeit mit dem Sphinx Filipendulae läßt nach den 
erſten Anblick nur eine Abänderung deſſelben vermuthen. In genauer Ber 
trachtung aber findet ſich dennoch ein ſehr erheblicher Abſtand. Die Grund⸗ 
farbe der Vorderflügel iſt von einem hellen ins Gelbe fallenden Grün. Bey 
unſern Arten iſt ſie dunkler, entweder ſchwärzlich oder ins Blaue gemiſcht. 
Die Flecken ſelbſten ſind bey der ſo geringen Gröſſe des Falters doch ſehr 
beträchtlich. Sie haben eine eigene Form, indem ſie nicht, wie an jenem, 
einzeln, ſondern zuſammen gefloſſen erſcheinen. Der Rand der rothen Hin⸗ 
terflügel iſt mit einem ſehr feinen Saum von ſtahlblauer Farbe bordirt. An 
dem Sphinx Filipendulae iſt er hingegen von ſehr merklicher Breite. Die 
Unterſeite iſt beynahe ganz mit rother Farbe bezogen. Die Uebereinſtim— 
mung mehrerer Exemplare, und ihr eigentlicher Aufenthaltsort, beſtaͤtigen 
noch mehr die Rechte einer weſentlich verſchiedenen Gattung. Es iſt e 
Falter in der Gegend von Wien ſehr zahlreich vorhanden. 


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or 


Sphinx Adsc. Pruni. Der Schlehenſchwaͤrmer. 2 
Der acht und funfzigfte europäiſche Abendſchmetterling. 


Sphinx Adsc. Pruni. Der Schlehenſchwaͤrmer. 
1 Tab. XXXV. Continuat. X. 
Fig. 3. Der männliche, Fig. 4. der weibliche Falter von der Ober- und Unterſeite. 
Syſte m. Verz. der Wiener Schmetterlinge; Nachtr. p. 308. nr. 12. Sph. Pruni. 
Schlehenſchwärmer. 


Corpore viridi-aureo$ alis omnibus fuscis, superioribus supra basi virescentibus. 


Ich habe bereits in Beſchreibung des Sphinx Statices dieſes Falters 
gedacht “). Er iſt derjenige, dem, wie ich dorten erwähnt, die Verfaſſer 
des Syſtematiſchen Verzeichniſſes der Wiener Schmetterlinge, obſtehenden 
Namen gegeben. So haben mich verſchiedene Nachrichten zugleich verſichert. 
Bey den wenigen Charakteren, welche erwähnte Entomologen vorhin von 
demſelben gegeben, war es nicht zu entſcheiden, ob ſie dieſe Gattung damit 
würklich gemeynt. Sie haben beyde Species mit den einzigen Merkmalen 
der meergrünen und ſtahlblauen Farbe bezeichnet. Wir bemerken die— 
ſes Colorit auch an den beyden Geſchlechtern unſeres Sphinx Statices, deſ— 
ſen Unterſcheid ſie unerwähnt gelaſſen. Nothwendig war zu vermuthen, ſie 
hätten beyderley Sexus für verſchiedene Gattungen erklärt. Der Sphinx 
Pruni aber, den ſie unter dem Namen des Stahlgrünen wollten verſtanden 
wiſſen, hat dieſe Farbe wiederum in ganz anderer Miſchung. Es iſt deſſen 
Weibchen, davon ſie uns keine Nachricht gegeben, von beyden nach der Far— 
be ganz abweichend gebildet. Die zweyte und dritte Figur dieſer Ta— 
fel, ſtellt ſie auf das genaueſte in Abbildung vor Augen. 


Bey einem ſo ſimplen Gewand macht die Oberſeite der Vorderflügel 
den einzigen Abſtand. Sie iſt ſehr dunkel faſt ſchwärzlich angelegt. Nur 
gegen die Grundfläche iſt ſie mit einem glänzenden Stahlblau vermengt. 
Doch in einigen Exemplaren iſt dieſe Farbe auch bis gegen die Spitze ver— 
breitet. Nur das Männchen führt dieſe Verzierung, dem Weibchen man— 
gelt ſie gänzlich. Wir erblicken hier ein dünn aufgetragenes Braun ohne 


0 II. Th. pag. 161. u. d. f. 


/ 


226 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theils. 


den mindeſten Glanz. Die Unterſeite und die Hinterflügel ſind in beyden 
Geſchlechtern nach der Farbe von dem Sphinx Statices nicht verſchieden. 
Der Hinterleib iſt an dem Männchen ganz dünkelgrün, an dem Weibchen 
aber mehr gelb, oder mit güldenen Glanz verſchönert. Die Fühlhörner ſind 
kammförmig geſtaltet, an dem Männchen aber weniger als an dem Weibchen. 
Die Lamellen ſchlieſen ſich im trocknen an dem Stiel ſehr gedränge an. 


Man hat dieſe Gattungen bereits in verſchiedenen Ländern entdeckt. 
Exemplare, die ich aus den Gegenden von Wien, Inſpruck und Frankfurt 
erhalten, waren ganz übereinſtimmend gezeichnet. Wir beſitzen ihn auch in 
unſerm Franken. In denen nahegelegenen Gebürgen hieſiger Gegend iſt er 
nicht ſonderlich ſelten. Seine Flugzeit iſt im Junius, zugleich mit dem 
Sphinx Statices, gemeiniglich aber etwas fruͤher. Nach dem Berichten des 


Wiener Verzeichniſſes ſoll ſich ſeine Raupe auf Schlehen aufhalten, wie ich 


ſchon in der Beſchreibung erſtgedachten Falters erwähnt. 


Der neun und funfzigſte europäiſche Abendſchmetterling. 
Sphinx Adsc. Infausta. Der Trauerfalter. Der Ungluͤcks⸗ 
ſchwaͤrmer. 

Tab. XXXV. Continuat. X. 

Fig. 4. Der männliche Falter von beyden Seiten. 


I IN N. 8. N. Ed. XII. Sp. 43. Sph. adsc. infausta; nigra, alis fuscis: inferioribus 
interius sanguineis antennis pectinatis 7). 


Müllers Ueberſetzung des Naturſyſt. V. Th. I. B. pag. 647. nr. 13. Sphinx infau- 
sta. Der Unglücksvogel. 


rABRIcII Syst. Ent. Zygaena infausta. nr. 16. Linn. Char. 
Götzens Entom. Beytr. III. Th. II. B. pag. 199. nr. 43. 
Fueßli Archiv der Inſ. Geſch. I. Heft. Tab. III. fig. 1. 2. vergröſſert. Der Trauer⸗ 
ſchwärmer. Sph. inf. L. N 
Faſt hatte ich die Hoffnung aufgegeben, dieſe fehlende Gattung bey— 
bringen zu können. Ich zählte ſie unter die ausgegangenen Arten. Er war 


m) Siehe II. Th. pag. 156. und folgende Anmerkung a. 


ö 


Sphinx Adsc. Appendiculata. Der geſchwaͤnzte Schwaͤrmer. 227 


der einzige, der mir von den europäiſchen Gattungen der Geſchlechte der 
Tag x und Abendſchmetterlinge des Linneiſchen Syſtems gemangelt. Kaum 
aber waren die Supplemente des zweyten Theils ausgegeben, als ich dieſen 
ſo ſehr geſuchten Falter von zweyen Orten zugleich erhielt. Hr. De Vil— 
lers fand ihn in dem ſüdlichen Frankreich auf den Gebürgen der Provence 
und Languedoc und hatte die Gütigkeit, mir einige Exemplare zu überſen— 
den. Noch mehr wird es aber befremden, daß er auch unter die Produkte 
Deutſchlands gehört, und ſich dennoch ſo lange verborgen gehalten. Er 
wurde bey Frankenthal in der Pfalz neuerlich entdeckt. Von daher bekam 
Herr Gerning einige Exemplare. In Vergleichung mit jenen habe ich 
nicht die mindeſte Verſchiedenheit wahrgenommen, ſie hatten auch einerley 
Gröſſe. 


Herr Fueßli iſt mir bereits in der Abbildung dieſes Falters zuvorge— 
kommen. Er hat denſelben von letztern Orten erhalten, und in dem erſten 
Stück ſeines Archives beygebracht. Zur Beſchreibung weiß ich den genauen 
Merkmalen, die Herr von Linne davon gegeben, keine beyzufügen. Er iſt 
ohnedies ungemein kenntlich gezeichnet. Der Leib iſt ſchwarz mit einem ro— 
then Halsband verſchönert. Die Flügel ſind ſehr dünne mit Schuppen be⸗ 
legt. Ihre Farbe iſt grau, mit einer etwas roͤthlichen Miſchung vermengt. 
Das Männchen hat ſie von etwas dunklerem Braun. Die Hinterflügel ſind 
zur Hälfte mit erhöhtem Roſenroth bemahlt, das ſich gegen den Rand ins 
Bräunliche verliert. Die Vorderfluͤgel hingegen find an dem vordern Rand 
mit einem ſchmalen Saum von letzterer Farbe angelaufen. Die Fühlhör— 
ner führen zu beyden Seiten des Stiels ſehr dünne Lamellen. Von ſeiner 
Naturgeſchichte iſt noch vieles zur Ergänzung übrig geraten, Man ſagt, die 
Raupe halte ſich auf Schlehen auf. 


Der ſechzigſte europäiſche Abendſchmetterling. 


Sphinx Adsc. Appendiculata. Der geſchwaͤnzte Schwaͤrmer. 
Tab. XXXV. Continuat. X. 
Fig. 5. Der weibliche Falter von der Ober- und Unterſeite der Flügel. Fig. 8. Der männli— 
che, in ſitzender Lage. 
Alis superioribus viridi - atris, inferioribus fuscis; abdomine barbato, dimidioque 
elongato. 


228 Fortſetzung der Abendſchmetterlinge des zweyten Theile. 


Der Sphinx Statices war vorhin unter den unächten Abendſchmetter— 
lingen die einzige Gattung von einfärbigem Gewand. Man hatte ihn laͤng⸗ 
ſtens von jenen, welche die Fläche der Vorderflügel mit bunten Flecken ge— 
zeichnet führten, geſondert. Zu einer Abtheilung aber, war eine einzelne 
Gattung nicht hinreichend genug. Nothwendig hatte unſer Syſtem in die— 
ſer Rückſicht ihm unter jenen die letzte Stelle angewieſen. Allem Vermu— 
then nach glaubten wir auch, es ſeyen damit die einheimiſchen Arten dieſes 
Geſchlechts, bis auf ſpäte Entdeckungen würklich begränzt. Seit kurzem 
aber hat ſich auch da die weitere Stufenfolge ergeben. Der Sphinx In- 
fausta ſchließt ſich an jenem mit an, und der vorbeſchriebene Sphinx Pruni 
iſt noch näher verwandt. Nach vorliegender Abbildung füge ich auch die 
vierte Gattung dieſer einfärbigen Abendſchmetterlinge hinzu. Die Bildung 
des Körpers iſt von allen vorhin bekannten Arten ganz eigen geſtaltet. Die 
Flügel ſind ſehr kurz, und im Verhältniß der Länge von beſonderer Brei— 
te. Die Auſſenſeite der Vorderflügel führet ein ſchwärzliches Grün mit ſtar— 
kem Glanz. Die Unterſeite iſt röthlichbraun, wie auch die Hinterflügel ge— 
färbt. Die beſondere Verlängerung des Hinterleibs, welche die Hälfte der 
Flügel beträgt, macht ihn vor allen ſehr kenntlich, Er iſt wie die Flügel 
ſelbſten von einfärbigem Colorit. Die Endſpitze iſt mit einem Schopp dich— 
te übereinander liegender Schuppen in vorzüglicher Länge bewachſen. In 
ſitzender Lage kommt er der Geſtalt einiger Arten der Käfer, beſonders vom 
Geſchlecht der Leptura ſehr nah. In dieſer Stellung habe ich ihn unter 
der fünften Figur vorgelegt. Er iſt männlichen Geſchlechts, und von 
dem Weibchen durch den kürzern, aber mehr ſpitzig gebildeten Hinterleib 
verſchieden. Herr Gerning hat ihm nach der Aehnlichkeit eines Käfers, 
mit verlängerten Fühlſpitzen, den Herr Sulzer 2) Sylva appendiculata 
geheiſſen, obſtehenden Namen gegeben. Er iſt mir aus deſſen reichen 
Sammlung als ein ſehr ſchätzbarer Beytrag zugeſchickt worden. Beyde 
Exemplare wurden nach der Verſicherung des Hrn. Welpert in der Ge— 
gend von Wien gefangen. Ich bemerke noch, daß die Fühlhörner ſehr lang 
und faſt fadenförmig, doch in der Mitte etwas merklich verdickt ſind. Die— 
ſer Charakter, und der im übrigen ähnliche Bau, ordnet ihn ſonach ganz 
richtig hieher. 

Der 
7) Abgekürzte Geſchichte Tab. II. fig. 15. g 


Sphinx. adsc. Flaveola. Der gelbe Schwärmer, 229 


up ein und ſechzigſte europäiſche Abendſchmetterling. 
SPHINX& AD SC. FLAVEOLA. 


Der gelbe Sure Abendſchmetterling mit gelben, weiß— 
lichgerandeten Flecken. 
Tab. XXXVI. Cont. XI. Fig. 1. Der Falter von beyden Seiten. 
Atra, alis superioribus cyaneis, maculis quinque flavis, singulis albido - margi- 
natis, ultimo lunari; inferioribus flavis. 

Hier erblicken meine Leſer einen Falter, an welchem ſie von dem Sph. 
Caffra nichts abweichendes, als nur die Farbe, finden. Die Gröffe, 
die Lage und Bildung der Flecken, alles übrige kommt pünktlich mit demſel— 
ben überein. Wir ſollten ihn ſonach lediglich für zufällige Abänderung hal— 
ten. Ich hatte ihn ſelbſten anfangs als eine einzelne Erſcheinung, dafür 
erklärt. Möchten etwa einige auf die Meynung gerathen, die bey jeder neu— 
en Gattung an ſich die erſte beyfällige iſt; es könnte ſich dis Gewand durch 
irgend einige Zufälle verändert haben, es wäre ein verflogenes und etwa 
durch Kunſt verſtelltes Exemplar, fo ſehr an ſich die Behutſamkeit dieſe 
Maasregeln hierinnen befiehlt. Allein dis alles iſt weit entfernt. Es 
wurde dieſer Falter nuch ſehr friſchem Gewand gefangen, und es haben ſich 
auch nun mehrere entdeckt. Ich hatte ihn durch die Güte des Herrn Cano— 
nicus und Pfarrer Zach zu Weidling bey Wien, einem ſehr erfahrnen Ken— 
ner, mitgetheilt erhalten. Er wurde im Junius des abgewichenen 1785ten 
Jahrs in daſigen Gebürgen, auf einer hochgelegenen Wieſe mit Mühe er— 
haſcht. Nach aller Beeiferung waren nicht mehrere zu erobern. Ich weiß 
nicht ob nach emſigen Forſchungen in dieſem Jahr die Entdeckungen ergiebi— 
ger waren. Aus einem einzelnen Exemplar lies ſich alſo wohl nicht auf 
die ihm zukommende Gattungsrechte ſchlieſſen. Doch kann man nach gleichen 
Gründen auch vermuthen, er möchte eine neuentſtandene Race ſeyn, die ſich 
in ihren Erzeugungen gleich geblieben, oder eben ſo alt als irgend eine andere 
iſt, wir haben etwa nur ihren verborgenen Aufenthalt noch nicht entdeckt, 
und es hat ſich vielleicht nur dieſer einzige Flüchtling uns gezeigt. Dergleichen 
Vorſtellungen machte ich mir, als ich unerwartet vom Hrn. Straßkircher 
in Neuſtadt an der Aiſch die Nachricht erhielt, daß er in daſigen Gegenden 
ein ganzes Paar dieſer Falter wirklich gefangen. Sie hatten ein gleiches 
Gelb wie dieſer, und die Flecken waren ebenfals gilblich eingefaßt. Bey 
einem verflogenen Exemplar würde dieſer Saum von weiſſer Farbe wie an 

Fortſetzung der Abendſchmetterlinge. G1 


230 Au Zweytes Geſchlecht, 


dem Sph. Caffra geblieben ſeyn, dieſe aber iſt ihm eigen. Es mangelte noch 
der gelbe Ring an dem Hinterleib, den jener hat. An ſich hat die Natur, 
an den Abendſchmetterlingen, das Gelbe ſehr ſparſam verwendet, und um ſo 
merkwürdiger ſind uns Erſcheinungen in dieſem Gewand. Weitere Rachrich⸗ 
ten hoffe ich in der Folge mitzutheilen. 


Tab. XXXVI. Cont. XI. f 
Fig. 2. Die Raupe des Sphinx Apiformis auf einem Stück gefaulten Holzes. Fig. 3. Die 
männliche, Fig. 4. die weibliche Chryſalide, zu Tab. XIV. S. 122. u. f. 
Tab. XXIX. Cont. IV. ö 

Die Raupen der glasflüglichten Sphinxe, die des Sph. Fuciformis 
etwa allein ausgenommen, leben in dem Holz, den Wurzeln und den Rin⸗ 
den verſchiedener Bäume. Dis iſt von dem Sph. Tipuliformis bekannt, und 
von dem Aſiliformis hat es ſich ebenfals neuerlich beſtättigt, daß ſi ch ſeine 
Raupen in den Stämmen der Pappelweide finden. Es iſt ihre Gegenwart 
an den mit den Auswürfen bedeckten Gängen, und durch die hervortriefende 
Feuchtigkeit leicht wahrzunehmen. Sie ſind ſehr mühſam aufzuſuchen, und 
ſo mußten ſie uns, nach ihren unbekannten Aufenthalt, lange genug verbor— 
gen bleiben. Wenn ſie uns auch zu Handen gekommen, wurden ſie nach 
ihrer ahnlichen Geſtalt für Larven der Käfer, denen fis ganz ähnlich find, 
gehalten, und öfters keiner Aufmerkſamkeit gewürdigt. 

Hier habe ich meinen Leſern die gröſte unter dieſen e a eben die 
feltenfte, in Abbildung vorzulegen, es iſt die Raupe des Sph. Apiformis. 
Wir haben ihre Entdeckung denen emſigen Forſchungen des Herrn Oel— 
manns in Leipzig zu danken. Ich erhielte nach deſſen freundſchaftlichen 
Mittheilungen ſechs derſelben zu Anfang des May des abgewichenen Jahres. 
Sie waren nach ſeiner eigenen Sorgfalt auf das beſte verwahrt, und kamen 
ſo geſund als in ihrem eigenen Aufenthalt an. Ein Paar hatten zwar ſchon 
während der Reiſe, ſich in der Erde ein Gehäuſe gefertigt, ſie waren aber 
noch nicht in ihre Chryſaliden übergegangen. Nach deſſen Bericht leben ſie 
in den Wurzeln der Aſpen und Pappelbäume ſehr verborgen, wie ich zugleich 
aus denen zur Nahrung beygelegten Stücken erſah. Man trift ſie auch in 
verfaulten Stämmen dieſer Bäume an, und ſie können mit deren befeuchte⸗ 
ten Splittern erzogen werden. Zur Stelle gewachſen, kommen ſie näher an 
die Rinde, und dann werden ſie auch um ſo leichter entdeckt. Wie viele Zeit 
fie von dem Ey an, bis zu ihrer Vollkommenheit nöthig hatten, war nicht 


Abendſchmetterlinge. 231 


mit Gewißheit zu beſtimmen, vermuthlich aber verbrauchen fie ein Paar Jah⸗ 
re, da ihr Wachsthum ſehr gemächlich iſt. Die Kenntnis ihrer Naturge⸗ 
ſchichte hat ſich für die Forſtwiſſenſchaft, wie aus dem Aufenthalt und der 
Nahrung dieſer Thiere von ſelbſten erhellet, ſehr wichtig gemacht, wenn an— 
derſt Kenner, wo es hier gerade am meiſten fehlt, ſie benutzen mögen. 
Wie oft werden Krankheiten der Bäume, ganz anderen Urſachen beigemeſ— 
ſen, und der Anflug gewiſſer Plätze durch eigenes Verſchulden gehindert. 


Die Raupe gleicht der Schröderlarve vollkommen, und man würde 
ſie, nach flüchtigem Blick, für die nehmliche erkennen. In der Gröffe iſt fie 
freilich genugſam verſchieden, die Freßwerkzeuge ſind auch im Verhältnis 
von minderer Stärke. Der Kopf iſt ſehr groß, und von rothbrauner Farbe, 
vornen aber mehr ins Schwarze verlohren. Die ganze Fläche des Körpers, 
führt ein ſchmutziges oder giblichtes Weis, ohne irgend einige Zeichnungen 
darauf wahrzunehmen. Ueber den Rücken bemerkt man einen dunkleren 
Streif, der aber nur feine Farbe von den darunter liegenden Saftgefaͤſſen 
erhält. Die erſten drey Ringe ſind breit geformt, und oben ganz platt, die 
folgenden ſchmäler, die nächſten alsdenn abermahl breiter, die letzten dar— 
auf gemächlich verdünnt. An ſich iſt der Körper mehr zuſammengedruckt 
als gerundet. Bey einer Stöhrung legt ſich die Raupe nach Art der Kä— 
ferlarven, in ſchneckenförmiger Krümmung mit hervorgeſtreckten Kopf zu— 
ſammen. Bey andern Raupen iſt dieſer gewöhnlich gegen den Leib ein— 
wärts gezogen. Die ſechs Vorderfüſſe ſind ſehr ſtark und ſpitzig, die acht 
Bauchfüſſe aber kaum wahrzunehmen. Im Gehen ſtreckt die Raupe lediglich 
an deren Stelle etwas verlängerte glänzende Wärzchen hervor, und man 
ſollte fi e kaum für die Raupe eines Zweyfalters erkennen. 


In der Gröſſe, wie hier die Abbildung zeigt, hat ſie ihren ſtärkſten 
Wachsthum erreicht. Die männliche Raupe iſt insgemein um vieles klei— 
ner. Sie fertiget ſich in der Erde von zuſammengewebten Sandkör— 
nern und zernagter Rinde ein ziemlich geräumiges Gehäuſe von eyrunder, 
doch nicht allezeit regelmäſſiger Form. Nach unſerer Erziehung hat man 
dieſe befeuchtet zu erhalten, und der freien Luft auszuſetzen. Man vergräbt 
ſie in die Erde, doch muß der obere Theil hervorragen, indem der Falter 
wenn ſolche zu tief liegen, oder auch zu trocken gehalten wird, nothwen⸗ 

169 2] 


232 Zboeytes Geſchlecht, 


dig nicht ausbrechen kann. Die Chryſalide iſt dunkelrothbraun, und glei⸗ 
chet der Ph. Coſſus am nächſten. Sie iſt in Verhältnis der Gröſſe etwas 
länger geſtreckt, beſonders nimmt ſich die weibliche darinnen vorzüglich aus, 
wie nach der Abbildung erſichtlich iſt. Jede Ringe' haben in der Mitte, er— 
habene eckigte Reife, die über den Rücken in ſtumpfe Spitzen ausgehen. Sie 
ſind zur Seite ſchwarz eingefaßt. Die Bruſt iſt an dem Obertheil ſehr ge— 
wölbt, vornen aber zugeſpitzt. Bey dem Auskommen dringt die Chryſalide 
über die Hälfte aus der dicken Rinde des Geſpinſtes hervor. Bey denen, 
wo ich durch eine Oefnung den Ausgang erleichtert hatte, drang ſie ganz 
heraus, und der Falter entwickelte ſich in gleicher Vollkommenheit. Zur 
Beſchreibung deſſelben habe ich noch beyzufügen, daß die Fühlhörner an 
ihrer Spitze einen Büſchel feiner, doch ſteifer Haare beſitzen. An dem 
Männchen hat die innere Seite ſehr tiefe Einſchnitte, es find wirklich Zäh⸗ 
ne, welche mit feinen Seitenfaſern verwebt ſind. 


Tab. XXXVI. Cont. XI. 
Fig. 5. Eine Abänderung der Raupe des Sph. Stellatarum von dunkelrothbrauner Farbe, 
Fig. 6. eine dergleichen dunkelgrüne auf Zweigen des Galiums. Zu 
Tab. XIII. S. 114. u. f. f.) 


Nach dieſem ſo ſehr verändertem Gewand möchte man die ſonſt 
allzubekannte Raupe des Sph. Stellatarum leicht verkennen. Ich habe 
deßhalb dieſe Abbildung beygefügt, um etwa den Liebhabern die Mühe 
der Erziehung zu überheben, wenn ſie vermeynen ſollten, einen neuen 
Falter daraus zu erhalten. Es wurde mir die nach der fünften Fi⸗ 
gur abgebildete Art aus der Gegend von Uffenheim mitgetheilt. Es 
fanden ſich an einer einzigen Pflanze des Galiums ſehr viele von gleicher 
Farbe beyſammen, die auch in ihren Häutungen ſich gleich geblieben. 
Sie ergaben aber nach ihrer Entwicklung nicht die mindeſte Verſchieden— 
heit. Die Farbe dieſer Raupen iſt dunkelbraunroth, auf der ſich die 
hellweiſen Punkte und Seitenſtreifen um ſo mehr erhöhen. Die Raupe 
nach der ſechſten Figur wurde ebenfalls in Geſellſchaft mehrerer, nach 
übereinſtimmender Bildung, auf einer einzigen Pflanze angetroffen. Sie 
hat eine dunkelgrüne Grundfarbe. An der Stelle der Luftlöcher finden 
ſich gerundete weißlichte Flecken, welche augenförmigen Verzierungen glei: 
chen. Die ausgekommenen Falter hatten ebenfalls keine Abweichung zu er— 
kennen gegeben. 


Abendſchmetterlinge. 233 


E 2 a 


Eyer der Abendſchmetterlinge. 


Nach meinem Verſprechen habe ich einige Eyer der Gattungen der Abend— 
ſchmetterlinge in gewöhnlicher Vergröſſerung hier beyzufügen. Sie ſollen 
zur Probe dieſer Arten dienen, die ich auf mehrere, nach ihrer merkwürdi— 
gen Verſchiedenheit, in der Folge den Bedacht zu nehmen habe. An ſich 
ſind ſie ſeltener zu erhalten geweſen, und die meiſten hatten keine allzumerk— 
liche Verſchiedenheit zu erkennen gegeben. 


Fig. 7. ſtellt das Ey des Sph. Liguſtri vor. Zu Tab. VI. S. 61. ser». I. 
D. III. St. Tab. III. Fig. 1. 2.) Es werden dieſe Eyer im Junius, zerſtreut, auf 
der untern Seite der Liguſter-Blätter befeſtigt, gefunden. Die Form derſelben iſt 
ablangrund, und oben etwas eingedrückt, die Fläche aber glatt und glänzend. 
Ihre Farbe iſt ein blaſſes Gelb. Vor dem Auskommen färben ſie ſich dunkler, 
und werden dann wiederum heller und durchſichtig. Man kann hierauf die Raupe 
darinnen deutlich wahrnehmen, welche den innern Raum ganz ausfüllet. Nach 
der Abbildung iſt ein kleiner Zwiſchenraum gelaſſen, um ſie deutlicher auszudrü— 
cken. Unter der Vergröſſerung läßt ſich die Bewegung des Kopfs erkennen, ſo 
wie man auch wahrnimmt, wie die Raupe die äuſſere Schaale benagt und ſich 
in ein paar Stunden eine Oefnung bahnt. Sie haben alſo dieſe Kunſttriebe 
ſchon in dem Ey ſelbſten in Uebung gebracht, und es iſt nicht mehr zu befrem— 
den, wenn fie nach dem Auskommen, ſich noch einige Zeit der Schaale zur Nah- 
rung bedienen. Von dem Ey des Sph. Oecellata iſt es wenig, auſſer der min— 
dern Gröſſe die jenes hat, verſchieden. Ihr Auskommen erfolgt in vierzehn Ta— 
gen. Nach der 


Fig. 8. habe ich ein Ey des Sph. Filipendulä vorgeſtellt. Zu Tab. XVI. S. 138.) 
Auch an dieſer Bildung wird man das Abweichende der unächten Sphinxe ge— 
wahr, es kommen dieſe Eyer denen der Tagſchmetterlinge am nächſten. Sie ſind 
ablangrund, und gegen den Oberntheil etwas zugeſpitzt. So gleichen ſie den 
Eyern des Papilio Cratägi und Braffick, nur find fie ganz glatt und glänzend. 
Die Farbe hingegen iſt ein gleich erhöhtes Gelb. Sie werden dichte übereinan— 
der in einförmigen Klumpen zuſammen abgeſetzt, und kommen gewöhnlich in 
14 Tagen aus. Die Räupgen aber pflegen, bey ſehr gemächlichem Wuchs, kaum 
die zweyte Häutung noch vor Winters anzugehen. An denen nächſtähnlichen 
Gattungen des Sph. Piloſellä, Scabioſä und Lonicera, habe ich nach dieſem 
keine Verſchiedenheit wahrgenommen. 


Fig. 9. giebt nach mäſſiger Vergröſſerung, das Ey des Sph. Pinaſtri zu erken— 
nen. Zu Tab. XII. S. 106. ser». D. III. St. Tab. V. Fig. 1. 2.) Es hat 
faſt gleiche Geſtalt und Farbe wie das des Sph. Liguſtri, nur iſt es dunkler und 


234 Zweytes Geſchlecht, Abendſchmetterlinge. 


mehr ablangrund geſtaltet. Auch hier wird bei dem Auskommen die Schaale 
durchſichtig, und man kann die Raupe darinnen deutlich ſehen. Die Eyer wer— 
den ebenfalls einzeln an die Nadelblätter der Fornbäume gelegt. Die auskom— 
mende Räupgen, haben eine gelbe Grundfarbe, eine braune Hornfpige und 
ſchwarzen Kopf. Ihre Entwicklung erfolgt in zehen oder vierzehen Tagen. Die 


Fig. 10. Zeigt das Ey des Sph. Populi. (Zu Tab. I. S. 34. serr. I. D. III. St. 
Tab. I. Fig. 1. 2.) Es hat wenig Abweichendes von vorigen. Die Form iſt 
gerundet, und die Farbe blaßgelb. Man wird nicht minder bey der durchſich⸗ 
tigen Schaale, kurz vor dem Aufbrechen, die Raupe darinnen gewahr. Die 
Oberfläche iſt mehr eingedrückt, an ſich aber eben und glänzend. Ueberhaupt | 
find die Eyer der ächten Sphinre, deren Raupen ein Horn an den lezten Rin— | 
gen führen, ſehr wenig unter fich verſchieden. Die beträchtliche Abweichung er— a 
giebt das Ey nach 


Fig. 11. des Sphinx Apiformis. (Zu Tab. XIV. S. 122. XXIX. S. 207.). Es 
iſt ablangrund, und von dunkelrother Farbe. Man bemerkt aber keine Ungleich⸗ 
heiten darauf. Nach Verhältnis des Körpers ſind dieſe Eyer auſſerordentlich 
klein, und ſie werden, in ſehr zahlreicher Menge abgeſetzt. Bey meiner Er— 
ziehung wurden ſie klumpenweiſe übereinander gelegt. Es ſcheint aber, daß 
das Weibchen ſie im Freyen mehr zu vertheilen gewohnt iſt, wiewohl die Rau— 
pen geſellig beyhſammen gefunden werden. 


Ende des zweyten Theils. 


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