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Full text of "Die Sculpturen des Vaticanischen Museums"

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POIinCS  ÄND  FINE  ASTS 


FINE  ARTS  UBRARY 


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DIE  SCULPTUREN 


DES 


VATICANISCHEN  MUSEUMS 


IM  AUFTRAGE  UND  UNTER  MITWIRKUNG  DES 
KAISERLICH  DEUTSCHEN  ARCHÄOLOGISCHEN  INSTITUTS 

(RÖMISCHE  ABTEILUNG) 

BESCHRIEBEN 

VON  • 

WALTHER  AMELUNG 


BAND  I  TEXT 

MIT  121  TAFELN  IN  QUART 

BRACCIO  NUOVO.   GALLERIA  LAPIDARIA.    MUSEO  CHIARAMONTI.    CIARD1NO  DELLA  PIRNA 


BERLIN 

IN  KOMMISSION  BEI  GEORG  REIMER 

1903 


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Vorwort 


Eine  vollständige  und  wissenschaftliche  Beschreibung  der 
griechisch-römischen  Skulpturen  des  Vaticanischen  Museums 
mit  Abbildung  jedes  nicht  ganz  belanglosen  Stückes,  nicht 
sowohl  zu  künstlerischem  Genufs,  als  zu  anschaulicher  Unter- 
stützung des  geschriebenen  Wortes,  wird  einem  Bedürfnisse 
unserer  heutigen  Archäologie  entgegenkommen.  Denn  so 
grofs  auch  die  Zahl  und  so  verschieden  die  Art  der  be- 
schreibenden und  abbildenden  Bücher  über  diese  berühmteste 
aller  Antikensammlungen  vom  wortkargen  Führer  bis  zum 
tafelreichen  Prachtwerk  sein  mag,  so  gibt  es  doch  eine 
solche  Beschreibung  bisher  nicht. 

Adolf  Michaelis  hat  im  Jahrbuch  des  Instituts  1890 
V  5  ff.  die  Geschichte  des  Statuenhofes  beim  vaticanischen 
Belvedere  geschildert,  die  Anfänge  dieser  Sammlung  unter 
Julius  IL  durch  alle  Wechselfalle  bis  zumPontificatClemensXIV. 
im  Einzelnen  verfolgend:  wie  neben  der  ersten  öffentlichen, 
der  von  Sixtus  IV.  gegründeten  Sammlung  antiker  Werke 
auf  dem  Capitol,  unter  dem  Neffen  Julius  IL  eine  private 
des  Papstes  bei  dem  Gartenhause  Innocenz  VIII. ,  in  dem 
nachmals  so  berühmt  gewordenen  Cortile  del  Belvedere  ent- 
stand; wie  schon  damals  auch  die  langen  Bramantischen 
Hallen  vom  alten  Palast  bei  der  Peterskirche  zum  neueren 
Belvedere  hin  sich  dehnten,  gewaltige  Räume  für  künftig  zu 
erwerbende  Schätze  umspannend;  wie  dann  die  Zeichner 
und  Stecher,  die  Heemskerck,  Lafr6rie,  Cavalieri, 
Vaccaria,  Perrier,  auch  ferner  Lebenden  die  Anschauung 
der  bewunderten  Marmorwerke  vermittelten  und  Aldrovandi 
das  erste  beschreibende  Verzeichnis  der  im  »Giardino  di 
Belvedere«  gesehenen  Statuen  verfasste.     Diese  Sammlung 


IV  VORWORT. 

steht  bei  ihm  an  der  Spitze  der  »Statue  di  Roma«;  aber 
mehr  als  eine  Sammlung  römischer  Grofser  war  damals  noch 
reicher  als  die  öffentlichen  des  Capitols  oder  die  päpstlich 
private  des  Belvedere. 

Die  nächsten  Jahrhunderte  nach  Julius  II.  sahen  manchen 
Zuwachs ,  aber  auch  wieder  mancherlei  Abnahme  der  Vati- 
canischen  Skulpturenschätze.  Gewifs  darf  man  es  dann  auf 
die  von  Winckelmann  ausgegangenen  Anregungen  zurück- 
führen, dafs  sogleich  nach  seinem  Tode  der  gewaltige  Auf- 
schwung begann,  den  die  päpstlichen  Sammlungen  jetzt  durch 
ein  halbes  Jahrhundert  nahmen.  War  doch  der  Nachfolger 
Winckelmanns  im  Commissariat  der  Altertümer  sein  Freund 
G.B.Visconti,  der  Vater  von  Ennio  Quirino;  und  dieser 
Sohn  war  es,  der,  an  die  Stelle  des  Vaters  tretend,  erst  für 
Clemens  XIV.,  dann  für  Pius  VI.,  den  Auftrag  erbte  und  aus- 
zuführen fortfuhr,  durch  Ankauf  und  Ausgrabung  die  grofsen 
Erwerbungen  zu  machen,  die  den  Grundstock  der  neu  ge- 
gründeten Museen  bildeten,  erst  des  Clementinum,  danach 
des  weit  gröfseren  Pium.  Schon  zehn  Jahre  nach  Winckel- 
manns Tode  im  Jahre  1778,  erhielten  die  Visconti  durch  ein 
Breve  Pius  VI.  auch  den  Auftrag,  diese  Museen  zu  be- 
schreiben. So  entstand  das  Prachtwerk  des  Museo  Pio- 
Clementino,  das  in  sieben  Grofs-Folio-Bänden  in  Rom  von 
1782 — 1807  erschien,  dann  in  französischer  Übersetzung  mit 
einfachen  Umrifsabbildungen  in  den  Oeuvres  de  E.  Q.  V. 
Milan  1818— 1822  in  Oktav,  desgleichen  italienisch.  Die 
Bemerkungen,  welche  Zoega  zu  diesem  Werke  gemacht  hatte, 
wurden  von  F.  G.  Welcker  in  der  Zeitschrift  für  Geschichte 
und  Auslegung  der  alten  Kunst  1817  herausgegeben. 

Die  Entführung  des  Papstes  und  die  Plünderung  des 
Vaticanischen  Museums  durch  Napoleon  ward  nur  ein  neuer 
Sporn  für  Pius  VII.,  das  von  den  Vorgängern  Begonnene 
fortzusetzen  und  die  Verluste  durch  neue  Erwerbungen  oder 
Ausgrabungen  zu  ersetzen.  So  entstand  in  nur  drei  Jahren 
—  wo  wäre  das  möglich  aufser  in  Rom?  —  ein  neues  Museum, 
Museo  Chiaramonti,  dessen  Massen  sich  nun  ebenso  an 
der  Ostseite  der  gewaltigen  Vaticanischen  Bauanlage  aus- 
breiteten, wie  das  Clementinum  und  das  Pium  sich  vom 
Belvedere  aus  nach  Westen  hin  entwickelt  hatten. 


VORWORT.  V 

Für  seine  Sammlung  hatte  Clemens  XIV»  das  Cortile 
mit  einer  Halle  eingefafst  und  das  im  Norden  dahinter  ge- 
legene Lusthaus  Innocenz  VIII.  in  einen  Teil  der  Galleria 
delle  Statue  umgewandelt;  dann  Pius  VI.  diese  nach  Westen 
verlängert  und  daranstofsend,  an  die  Westseite  des  Cortile 
die  Sala  degli  Animali  angebaut,  zugleich  als  Durchgang 
zu  Musensaal  und  Rotonda.  Diese  lag  schon  in  der 
Axe  und  Verlängerung  der  Bramantischen  Westhalle,  mit 
welcher  die  Sala  a  croce  Greca,  die  grofse  Treppe  und  ein 
davorgelegtes  Vestibolo  die  Verbindung  herstellten,  und  die 
im  oberen  Stockwerk  dann  von  der  Galleria  dei  Cande- 
labri  besetzt  ward. 

Das  Museo  Chiaramonti  dagegen  füllte  die  östliche 
Halle  und  zwar  deren  südliche  Hälfte  mit  den  von  G.  Marini 
gesammelten  und  geordneten  Inschriften  der  Galleria  lapi- 
daria,  die  nördliche  mit  den  Skulpturen.  Als  dann  im 
Jahre  1816  die  geraubten  Marmorwerke .  von  Paris  zurück- 
kehrten, wurde  ihnen  in  einem  zweiten  Quertrakt  zwischen 
den  beiden  langen  Hallen  das  glänzende  Heim  des  Nu  ovo 
Braccio  geschaffen.  Jedes  der  beiden  Museen  wetteiferte 
mit  dem  andern,  den  Zugang  zum  ganzen  zu  eröffnen :  dort 
gelangte  man  ebensowohl  über  die  Treppe  durch  die  Sala  a 
croce  Greca  ins  Pio-Clementino,  wie  nach  der  andern  Seite  in 
die  Bibliothek;  hier  aus  den  Loggien  durch  die  Galleria  lapi- 
daria  sowohl  zur  Bibliothek  wie  zum  Museo  Chiaramonti  und 
weiter  in  das  Pio-Clementino. 

Aber  auch  in  prächtiger  Veröffentlichung  durch  grofse 
Kupfertafeln  mit  erläuterndem  Texte  wollte  man  hinter  E. 
Quirinos  Museo  Pio-Clementino  nicht  zurückbleiben,  und  jetzt 
war  es  der  Bruder  von  jenem,  Filippo  Aurelio  Visconti, 
der  mit  Guattani  den  ersten  Band  des  Museo  Chiaramonti 
aggiunto  al  Pio-Clementino  da  N..S.  Pio  VII.  P.M.  in 
Grofs-Folio  im  Jahre  1808  herausgab.  Auch  dieser  wurde 
dann  in  Mailand  1820  italienisch  nachgedruckt  und  1822 
französisch  übersetzt,  bescheidener  in  Format  und  Ab- 
bildungen. Ihm  folgte  1837  der  zweite  Band  mit  Er- 
läuterungen von  A.  Nibby  und  1843  der  dritte  von  dem- 
selben mitsammt  den  Monumenti  Amaranziani  descritti 
da  L.  Biondi.     Schon   vor   dem   zweiten   Band   erschienen 


VI  VORWORT. 

auch  die  drei  Foliobände  IV — VI  (alle  auf  dem  Titel  mit 
der  gleichen  Jahreszahl  1829)  von  II  Vaticano  descritto 
ed  illustrato  da  Erasmo  Pistolesi  (IV  Chiaramonti  bis 
Cortile,  V  Animali  bis  Croce  Greca,  VI  Biga  bis  Galleria 
geografica). 

Neben  diesen  grofsen  italienischen  Prachtpublikationen 
und  den  bescheideneren  französischen  und  italienischen  Aus- 
gaben erschienen  sogleich  auch  kleine  bildlose  Verzeichnisse, 
nicht  wie  jene  in  systematischer  Ordnung,  sondern,  für  den 
Gebrauch  der  Besucher  des  Museums,  der  wirklichen  Auf- 
stellung gemäfs.  Die  erste  Indicazione  antiquaria  del 
Museo  Pio-Clementino  in  Vaticano  stesa  da  Pasquale 
Massi  Cesenate  Custode  del  Museo  1792,  nach  der 
Herausgabe  der  vier  ersten  Bände  von  E.  Quirinos  grofsem 
Werke  erschienen,  unterschied  zweckmäfsig  durch  verschiedene 
Bezifferung  den  älteren  Bestand  (Lett.  A — S),  das  Clemen- 
tinum  (I — CLXXII),  und  das  Pium  (iff.,  mehrfach),  gab  ferner 
Provenienzen  an  und  citierte  Viscontis  Werk.  Nur  sehr 
summarisch  konnten  in  der  Nuova  descrizione  de*  monu- 
menti  antichi  ed  oggetti  d'arte  contenuti  nel  Vaticano 
e  nel  Campidoglio  (und  Forum)  von  C.  Fea  Rom  1819 
aufser  dem  Pio-Clementino  auch  das  Chiaramonti  mit  der 
Galleria  lapidaria  und  dem  Giardino  de  IIa  Pigna  durchge- 
gangen werden.  Einen  vollständigen  Elenco  degli  oggetti 
esistenti  nel  Museo  Vaticano  Rom  1821  mit  Appartamento 
Borgia  und  Museo  Chiaramonti,  1822  mitNuovoBraccio  lieferten 
(nur  im  Vorwort  genannt)  Giuseppe  ed  Alessandro  d'Este, 
Bildhauer  wie  der  Vater,  damals  Direktor  der  Sammlung 
und  Mitherausgeber  des  Museo  Chiaramonti.  Diese  kurzen 
Führer  wurden  unter  etwas  verschiedenem  Titel  als  Indica- 
zione antiquaria  oder  Descrizione  dei  Musei  Vaticani 
im  Museum  verkauft,  immer  neu  aufgelegt,  verbessert  und 
bereichert  (in  neueren  Zeiten  auch  verkürzt),  namentlich 
durch  vermehrte  Provenienzangaben,  so  z.  B.  die  36.  Aus- 
gabe, deren  Vorwort  von  C.  L.  V(isconti)  unterzeichnet  ist, 
auch  ins  Englische  und  Französische  übersetzt. 

Höheren  Ansprüchen  wollten  einige  von  hervorragenden 
Archäologen  verfafste  Führer  genügen,  so  die  von  E.  Ger- 
hard und  E.  Platner  verfafste  Beschreibung  des  Vaticanischen 


1 


VORWORT.  VII 

Museums,  im  IL  Band  der  Beschreibung  der  Stadt  Rom 
vom  Jahre  1834;  so  die  Ruinen  und  Museen  Roms  von 
Emil  Braun,  in  welcher  214  ausgewählte  Stücke  des  Vaticans 
besprochen  werden,  Braunschweig  1854;  so  neuestens  W. 
Helbigs  Führer  durch  die  öffentlichen  Sammlungen 
klassischer  Altertümer,  der  I.  Band,  vor  andrem  die 
Vaticanische  Skulpturensammlung  enthaltend  (407  Nummern) 
zuerst  Leipzig  1891  erschienen,  in  zweiter  Auflage  1899, 
französisch  1893,  englisch  1896. 

Nach  allem  diesem  fehlte  für  das  Vaticanische  Museum 
gleichwohl  immer  noch  eine  vollständige,  rein  wissenschaft- 
liche Beschreibung,  wie  sie  für  das  Lateranische  Museum 
von  Benndorf  und  Schöne,  für  die  Sammlung  Ludovisi  von 
Th.  Schreiber,  für  die  zerstreuten  Bildwerke  in  Rom  von  Fr. 
Matz  und  Fr.  v.  Duhn  geliefert  worden  war.  Sie  zugleich 
mit  getreuen  Abbildungen  auszustatten,  mufsten  neuere  Vor- 
bilder das  Verlangen  wecken.  Die  Anregung  zur  Erfüllung 
dieser  Aufgabe  erging  von  der  Centraldirection  in  Berlin, 
und  der  erste  nachhaltige  Vorschub  zur  Ausführung  wurde 
im  Jahre  1890  durch  Überweisung  der  auf  das  Vaticanische 
Museum  bezüglichen  Scheden  des  im  Auftrage  unseres  In- 
stituts angelegten  Repertoriums  für  antike  Skulptur  geleistet. 
Diese  Scheden  wurden  der  Museumsaufstellung  gemäfs  ge- 
ordnet und  vervollständigt,  sodafs  jedes  Stück  (mit  Ausnahme 
der  Architekturfragmente)  seine  Schede  hatte.  Es  wurde 
auch  versucht,  durch  jüngere  Archäologen  oder  Philologen, 
die  zu  vorübergehendem  Aufenthalt  nach  Rom  kamen,  kleine 
Teile  des  überreichen  Ganzen  verfassen  zu  lassen.  Das 
mochte  zur  Übung  für  die  Beteiligten  gut  sein:  eine  gleich- 
mäfsige  und  erschöpfende  Beschreibung  des  Ganzen  konnte 
dabei  nicht  herauskommen. 

Das  wurde  anders,  als  W.  Amelung  sich  in  den  Dienst 
dieser  Aufgabe  stellte.  Er  begann  damit,  auf  Grund  der 
vorhandenen  Scheden  das  ganze  Museum  in  genauer  Be- 
schreibung aufzunehmen,  bevor  er  an  die  Ausarbeitung  für 
den  Druck  ging.  Von  dem  Jahre  1894  an  wurden  in  den 
Sommermonaten  durch  G.  Luchetti  photographische  Auf- 
nahmen von  allem,  was  nicht  bereits  an  käuflichen  Photo- 
graphien zu  haben  war,  beschafft.    Die  gedrängte  Fülle  von 


M  I 


VIII  VORWORT. 

Monumenten  im  Chiaramonti  nötigte  dazu,  hier  jedes  Com- 
partimento  im  ganzen  zu  photographieren.  Wenn  dabei 
notwendig  immer  einzelne  kleine,  an  ungünstigem  Platze  ein- 
gemauerte Stücke  wenig  deutlich  wurden,  so  hatten  diese 
grofsen  Ensembles  dafür  den  Vorzug,  die  Erinnerung  an  das 
Museum  selbst  und  seine  Aufstellung  wachzurufen.  Das  wurde 
denn  auch  bei  den  von  der  Firma  Greve  &  Co.  in  Berlin 
hergestellten  Lichtdrucken  beibehalten.  Ebenso  geschah  es 
beim  Giardino  dellaPigna,  und  wo  die  Aufstellung  im  Museum 
das  gleiche  Verfahren  gestattete.  Sonst  waren  Einzelauf- 
nahmen auf  Tafeln  willkürlich  zusammenzustellen ,  wobei  in 
der  Regel  die  Ordnung  der  Beschreibung,  nur  ausnahmsweise 
andere  Rücksicht  massgebend  sein  mufste. 

Die  Veröffentlichung  nimmt  ihren  Anfang  da,  wo  er  seit 
Pius  VII.  eigentlich  sein  sollte,  und  auch  die  neueren  Be- 
schreibungen ihn  nahmen,  d.  h.  mit  dem  Nuovo  Braccio,  dem 
die  Galleria  lapidaria,  weiter  das  eigentliche  Chiaramonti  folgt, 
um  zum  Schlufs  des  ersten  Bandes  den  Giardino  della  Pigna 
anzuhängen.  Jeder  Abteilung  geht  eine  kurze  Nachricht 
über  die  Einrichtung  und  Eröffnung  dieses  Teiles  voran. 
Die  Beschreibung  geht  der  Aufstellung  des  Museums  nach, 
jedes  Stück  trägt  im  Text  wie  auf  den  Tafeln  seine  Mäseums- 
nummer;  Änderungen  der  Aufstellung  sind  angemerkt.  Den 
Mafsen  folgt  die  Charakterisierung  des  Marmors  und  die 
genaue  Angabe  der  modernen  Ergänzungen.  Die  Be- 
schreibung selbst,  die  sich  ihren  eigenen  knappen  Stil  ge- 
wählt hat,  giebt  den  gegenwärtigen  Zustand,  also  auch  die 
Ergänzungen,  doch  mit  Abweisung  dessen,  was  sich  als  vom 
Ursprünglichen  abweichend  erkennen  läfst.  Die  ausführ- 
lichere Erörterung  kunstgeschichtlicher  Fragen,  die  sich  an 
wichtigere  Stücke  knüpfen,  ebenso  die  Aufzählung  sonst  vor- 
handener Wiederholungen  wird  man  über  den  normalen 
Rahmen  von  Museumskatalogen  hinausgehend  finden.  Doch 
konnten  auch  dafür  Benndorf  und  Schönes  antike  Bildwerke 
des  Lateranischen  Museums  Vorbild  sein,  und  die  Fach- 
genossen werden  zu  würdigen  wissen,  was  der  Verfasser  aus 
seiner  ebenso  ausgebreiteten  wie  eindringenden  Kenntnifs 
antiker  Skulptur  beizubringen  wufste,  ebenso  wie  sie  seine  stil- 
geschichtlichen Bestimmungen  der  Skulpturen  prüfen  werden. 


VORWORT.  IX 

Die  Bezeichnungen  bei  der  Beschreibung  von  Porträtbüsten 
angewandt:  julisch-claudische  Brustbüste,  flavische  Schulter- 
büste, trajanische  Achselbüste,  hadrianische  (kleinere)  und 
antoninische  (gröfsere)  Oberarmbüste  sind  eben  die,  welche 
P.  v.  Bieiikowski  (Separatabdruck  aus  dem  Anzeiger  der 
Akademie  von  Krakau,  Dezember  1894  oder  Revue  archeo- 
logique  1895  II  S.  293)  aufgebracht  und  begründet  hat. 

Die  römischen  Sekretare  des  Instituts  hatten  die  Pflicht 
zu  erfüllen,  jeder  an  seinem  Teile  bei  der  Herstellung  dieser 
Beschreibung  mitzuwirken.  Chr.  Hülsen  hat  (hauptsächlich 
bei  den  inschriftlichen  Stücken)  mit  Rat  und  Nachweisung 
beigestanden;  der  Unterzeichnete  hat  die  ganze  Beschreibung 
in  Correctur  von  der  Galleria  lapidaria  an  —  bei  dem  Braccio 
nuovo  hatte  er  sich  zumeist  auf  sein  Gedächtnifs  verlassen  — 
je  vor  dem  Original  gelesen.  Seine  Bemerkungen  überliefs 
er  dem  Verfasser  zu  freier  Benutzung.  Umgekehrt  war  das 
Verhältnifs  beim  Giardino  della  Pigna,  dessen  Beschreibung 
sich  der  Unterzeichnete  von  Anfang  an  vorbehalten  hatte. 
Dafs  bei  ein  paar  historischen  Denkmälern  dieses  abge- 
sonderten Abteiles,  wie  z.  B.  bei  der  Pigna  und  dem  Sockel 
der  Antoninssäule,  die  Beschreibung  der  Geschichte  dieser 
Denkmäler  ein-  und  untergeordnet  ist,  wird  hoffentlich  das 
Verfahren  selbst  und  der  ungewöhnliche  Charakter  dieser 
Reste  rechtfertigen. 

Das  Generalsekretariat  hat  die  Drucklegung  und  Her- 
stellung der  Tafeln  in  Berlin  vermittelt. 

Ehrerbietiger  Dank  sei  endlich  an  dieser  Stelle  den 
Vaticanischen  Behörden  gesagt,  S.  E.  dem  Maggiordomo 
d'Azeveda  und  seinem  Vorgänger,  jetzt  Cardinal  Della  Volpe, 
wie  auch  dem  Generaldirektor  der  päpstlichen  Museen,  Alberto 
Galli.  Mit  uneingeschränkter  Liberalität  haben  sie  alles  Ge- 
wünschte gewährt,  den  Arbeiten  im  Museum  jedes  Hindernis 
aus  dem  Wege  zu  räumen,  die  Hand  geboten. 

Rom,  den  25.  März  1903. 

E.  Petersen. 


1 


Abkürzungen  im  Texte. 

Beschreibung  Roms  citiert  mit  Gerhard-Platner. 
Von  Heibig  sind  die  Nummern  der  2.  Auflage  citiert  mit  Hei  big. 
Pistolesi;  wo  keine  Band  zahl  angegeben  wird,  ist  der  IV.  Bd.  gemeint. 
Museo  Chiaramonti      I  citiert  mit  Visconti-Guattani. 
Museo  Chiaramonti    II  citiert  mit  Nibby    II. 
Museo  Chiaramonti  III  citiert  mit  Nibby  III. 

Fea  Nuova  descr.  de'  monumenti  antichi  etc.  citiert  mit   Fea  Nuova 
descrizione. 


Zu  den  Angaben  der  verkäuflichen  Photographieen  ist  folgendes  zu 
bemerken:  bei  Alinari  (Rom,  Corso  Umberto  I.  137a)  bezeichnet  die  an- 
gegebene Zahl  die  Nummer  des  Katalogs  von  1899;  steht  sie  ohne  Zusatz, 
so  ist  nur  die  Gröfse  20X25  cm.  (piccole)  zu  haben;  steht  in  Klammern 
dabei  2,  so  ist  auch  die  Gröfse  9V3X14V3  cm«  (album)  hergestellt;  steht 
3  dabei,  so  ist  aufserdem  die  Gröfse  33X43  cm-  (extra)  zu  beziehen;  steht  4, 
so  ist  endlich  auch  noch  die  Gröfse  43X53  cm-  (grandi)  hergestellt.  Bei 
Anderson  (p.  A.  Libreria  Spithöver,  Roma,  Piazza  di  Spagna  84)  sind  die 
Nummern  den  Katalogen  von  1899  und  1901  entnommen;  bei  ihm  haben 
die  durch  die  einfache  Zahl  bezeichneten  Aufnahmen  eine  Gröfse  von 
20X26  cm.  (normali);  das  Format  album  mifst  bei  ihm  iiXi5Vs  cm-J 
dem  Format  extra  bei  Alinari  entspricht  bei  ihm  mezzofoglio  (30X4°  cm.); 
dann  kommt  foglio  mit  42X56  cm.  Bei  Moscioni  (Rom,  Via  Condotti  76) 
bezeichnet  die  einfache  Zahl  Photographieen  von  ca.  2oX25  cm-  Gröfse; 
ebenso  bei  Rocca  (Rom,  Via  Babuino  92 B  93);  bei  beiden  sind  die  anderen 
Formate,  wenn  vorhanden,  besonders  angegeben.  Über  die  Photographieen 
des  Instituts  s.  Arch.  Anzeiger  1897  S.  137!!". 


r 


Braccio  nuovo. 


Die  Erbauung  dieses  Teiles  wurde  1806  von  Pius  VII. 
beschlossen,  kam  aber  wegen  der  darauf  erfolgten  Besetzung 
Roms  durch  die  Franzosen  und  der  Abfuhrung  des  Papstes 
erst  1817  nach  Plänen  des  Architekten  Raffaei  Stern  zur 
Ausführung;  die  Eröffnung  fand  gegen  Ende  1821  statt. 
Wappen  und  Inschrift  Pius  VII.  aufsen  über  der  Eingangs- 
thür,  seine  von  Canova  ausgeführte  Büste  in  dem  Halbrund 
hinter  der  Statue  des  Nil  zwischen  Nr.  100 A  und  103  A 
(Taf.  XVI  u.  XVII). 

Gerhard-Platner  S.  87 f.  (s.  dort  auch  Über  die  Herkunft  der  ver- 
schiedenen Säulen). 

Die  erste  officielle  Beschreibung  wurde  1822  ausgegeben: 
Giuseppe  ed  Alessandro  d'Este  Elenco  degli  oggetti 
esistenti  nel  Nuovo  Braccio  del  Museo  Chiaramonti.  Auf  sie 
ist  bei  Constatierung  des  ursprünglichen  Bestandes  im  Ver- 
lauf unserer  Beschreibung  stets  stillschweigend  Bezug  ge- 
nommen. 


Vatlcan.  Katalog  I. 


Mosaiken  aus  schwarzen  und  weifsen 

Marmorsteinen. 

Im  Fufsboden  sind  antike  Mosaiken  eingelassen;  von 
ihnen  stammen  die  aus  schwarzen  und  weifsen  Marmor- 
steinen zusammengesetzten  alle  von  den  Ausgrabungen  bei 
Tor  Maranci  vor  Porta  S.  Sebastiano,  die  vom  4.  April  1817 
bis  zum  12.  April  1823  im  Auftrage  der  Herzogin  von 
Chablais,  Maria  Anna,  der  Tochter  Victor  Amedeo  III., 
Königs  von  Sardinien,  unter  Leitung  des  Marchese  Luigi 
Biondi,  des  Bildhauers  Vescovali  und  des  Greg.  Castellani 
stattfanden.  Die  Errichtung  der  dort  blofsgelegten  Gebäude, 
eines  Hauses  der  Munatia  Procula  und  eines  der  Numisia 
Procula,  läfst  sich  nach  Bleiröhren,  Ziegelstempeln  und 
Marmorinschriften  in  die  Zeit  von  123  bis  165  n.  Chr.  datieren 
(siehe  CIL  VI  1465  cf.  31 661).  Über  den  Verbleib  der  dort 
gefundenen  Sculpturen,  Gemälde  und  eines  kleineren  Mosaiks 
vgl.  die  Bemerkungen  zu  Galleria  dei  candelabri  Abt.  III. 
Die  Mosaiken  wurden  schon  181 7  von  Pius  VII.  erworben. 

Guattani  Memorie  enciclopediche  VI  S.  119fr.  u.  137;  VII  S.  19 ff.; 
Biondi  I  Monuitienti  Amaranziani  an  verschiedenen  Stellen;  Gerhard- 
Platner  S.  88 f.;  Canina  Via  Appia  I  S.  92 f.;  Braun  Ruinen  und  Museen 
Roms  S.  258;  Heibig  S.  1. 

Sie  sind  alle  stark  restauriert,  die  Restaurationen  im 
einzelnen  aber,  wie  mit  wenig  Ausnahmen  bei  allen  Mosaiken, 
nicht  zu  erkennen.  Vgl.  Biondi  S.  4.  Unberechtigt  ist  es 
indes,  wenn  sie  in  der  Beschreibung  Roms  »Nach- 
ahmungen c  der  bei  Tor  Maranci  gefundenen  Originale  ge- 
nannt werden  (vgl.  Villet  u.  Overbeck  a.  d.  unten  a.  O.). 

a  und  c)  Mafse:  5,58/1,79  m. 

In  der  Mitte  schwarz  umränderte  Achtecke  und  Quadrate 


BRACCIO   NÜOVO.  3 

abwechselnd.  In  den  Achtecken  je  ein  schwarzer,  weifs 
durchkreuzter  Kreis.  Im  Rahmen  schwarzumränderte  Kreise; 
darin  kleinere  schwarze,  weifs  durchkreuzte  Kreise.  In  den 
Ecken  in  besonderem  Feld  je  eine  schwarze  Rosette. 

Beide  befanden  sich  in  einem  Räume  des  obersten  Stock- 
werks im  Hause  der  Munatia. 

Biondi  S.  13;  Pistolesi  Taf.  I. 
b)  Mafse:  5,58/6,69  m. 

An  der  einen  Schmalseite  r.  Skylla  von  vorn  gesehen, 
mit  beiden  Händen  ein  Ruder  über  dem  nach  1.  gewendeten 
Kopf  schwingend.  Um  die  Hüften  ein  Kranz  von  Blättern 
und  Zotteln;  darunter  drei  Vorderteile  von  Tieren,  halb  Hund, 
halb  Delphin  (letzteres  wohl  nur  durch  die  Ergänzung); 
jedes  packt  einen  nackten  Gefährten  des  Odysseus.  L.  steigt 
ein  grofser  Fisch-Schwanz  empor.  (Sehr  ähnliche  Composition 
auf  einer  Bronzeschale  aus  Boscoreale  im  British  Museum; 
Walters  Catal.  of  bronzes  S.  162  PI.  XXV.)  L.  und  über 
Skylla  je  ein  Delphin.  Weiter  1.  in  der  Ecke  ein  Meer-Greif. 
An  der  1.  Langseite  oben  Ino  mit  Kestos  und  wehendem 
Schleier,  sonst  nackend,  auf  Meerungeheuer  nach  1.  R.  über 
ihr  im  Mittelpunkt  nackter  Knabe  nach  r.  auf  delphinartigem 
Fisch,  mit  Stab  in  der  R.  (wohl  ursprünglich  Dreizack)  rück- 
wärts stofsend  (vielleicht  Palaimon  oder  Melikertes).  An  der 
r.  Langseite  oben  Schiff  des  Odysseus  nach  1.;  Delphinskopf 
am  Vorderteil;  Mast  mit  Segel  und  Fähnchen.  Am  Mast 
gebunden  Odysseus,  nackend.  Ein  Ruderer,  ein  Steuermann. 
L.  darüber  Felseninsel  mit  stehender  Sirene,  Saiteninstrument 
im  1.  Arm  (kaum  kenntlich).     R.  Felseninsel  mit  Baumstrunk. 

Gefunden  in  einem  Hof  des  untersten  Stockwerks  im 
Hause  der  Munatia. 

Guattani  S.  120;  Biondi  S.  4  u.  5fr.  Taf.  I;  Pistolesi  Taf.  I;  Villet 
Annali  d.i.  1843  S.  200  Anm.  2;  Ritschi  Ino  Leukothea  (Rhein.  Jahrb. 
XXXVII)  S.  88ff.  Taf.  II  3;  Overbeck  Gallerie  heroischer  Bildw.  S.  755 
Nr.  6,  S.  794  Nr.  69,  S.  798  Nr.  82;  Schirmer  bei  Röscher  Mythol. 
Lexikon  II  Sp.  2016;  Was  er  Skylla  u.  Charybdis  S.  142. 

d  und  f)  Maafse:  5,58/1,34  m. 

In  der  Mitte  eine  zweihenklige  Vase  (Krater),  aus  der 
nach  jeder  Seite  eine  Rebe  hervorwächst,  in  der  je  zwei 
Vögel  von  den  Trauben  essen. 


4  BRACCIO    NÜOVO. 

Gefunden  in  einem  Zimmer  des  untersten  Stockwerks  im 
Hause  der  Munatia. 

Guattani  S.  121 ;  Biondi  S.  13;  Pistolesi  Taf.  I. 
e)  Mafse:  5,625/5,645  m. 

In  der  Mitte,  jetzt  fast  ganz  verdeckt  von  der  Basis  der 
Basaltfase  Nr.  39,  die  Reste  eines  tanzenden  Paares:  Satyr 
mit  Thyrsus  1.,  r.  Mänade  mit  wehendem  Gewand.  Darum 
Arabesken,  die  von  den  Ecken  ausgehen  und  dort  je  eine 
Gestalt  umgeben:  nach  r.  laufender  Satyr  mit  Schlauch  und 
Gewandstreif  auf  der  Schulter;  Satyr  mit  Gewandstreif  und 
Thyrsus  im  Motiv  der  Matteischen  Amazone;  Knabe  mit 
Köcher  und  Gewandstück,  sich  kränzend;  Knabe  mit  Gewand- 
stück (über  den  Kopf  gelegt?)  im  Motiv  des  Diadumenos. 
Rahmen  mit  gedoppelten  Blättern. 

Gefunden  in  einem  Raum  des  obersten  Stockwerks  im 
Hause  der  Munatia. 

Guattani  S.  120  (?);  Biondi  S.  2  u.  12 f.;  Pistolesi  Taf.  I. 
g  Und  i)  Mafse:  5,58/1,79  m. 

Mäander-Motiv;  dazwischen  doppelt  umrahmte  Vierecke 
mit  Rosetten.  Im  Rahmen  Spiral-Motive;  in  den  Ecken  je 
eine  Rosette  wie  bei  a  u.  c. 

Gefunden  in  zwei  Zimmern  des  untersten  Stockwerks  im 
Hause  der  Munatia. 

Guattani  S.  120;  Biondi  S.  4;  Pistolesi  Taf.  I. 
h)  Mafse:  5,58/6,675  m. 

In  der  Mitte  ein  vom  Rücken  gesehener  Triton  nach  r. 
gewandt;  bekränzt,  eine  Trompete  blasend,  die  die  R.  hält; 
im  1.  Arm  eine  Keule.  Um  ihn  von  r.  unten  beginnend: 
Meerwolf  (?),  Meerpferd,  Meergreif  (s.  Biondi  S.  39),  Delphin, 
Meerstier. 

Gefunden  in  einer  Badeanlage  im  Hause  der  Numisia. 

Vgl.  über  analoge  Funde  P.  Visconti  in  Memorie  romane 
1824  II  S.  10. 

Guattani  S.  122;  Biondi  S.  37k;  Pistolesi  Taf.  I. 

In  dem  Halbrund  hinter  der  Statue  des  Nil: 


BRACCIO  NUOVO.  5 

Viereckiges  Mosaik  aus  vielfarbigen  Marmor- 
steinen. 

H.  u.  Br.  4,48  m. 

Weifser  Grund.  In  der  Mitte  ein  Lorbeerkranz  mit 
grünen  und  braunen  Blättern  und  roten  Früchten.  Darin 
ein  Bild  der  ephesischen  Artemis:  Kopf,  Hände,  Füfse  fleisch- 
farben; Turmkrone,  Haare  braun;  Schleier  rot;  Brustschmuck 
gelb  mit  grünem  Kranz;  Umhüllung  des  Körpers  gelb  mit 
roten  Ringen  und  grünen  kelchartig  emporstehenden  Blättern; 
über  jedem  Ring  ein  kleiner  Schild  aus  Pavonazzetto.  Über 
Artemis  ein  Adler  mit  Blitz  in  den  Fängen,  beide  braun. 
Ringsum  von  1.  unten  an :  Bäumchen  mit  länglichen  Blättern, 
braun;  Hahn  (gelb,  grün,  rot)  n.  1.  mit  rotem  Zweig  im 
Schnabel;  Vogel  n.  r.  mit  rotem  Rücken-,  grünem  Bauch- 
gefieder,  gelbem  Schnabel  an  einer  roten  Frucht  am  Boden 
pickend;  grünes  Schilfgewächs;  Ente  (grün,  braun,  rot,  schwarz, 
gelb)  n.  1.;  Vogel  n.  r.  mit  rötlichem  Leib,  einem  roten,  einem 
braunen  Flügel,  Schwanz,  Schnabel  braun,  Kopf  blau;  Olive, 
Stamm  braun,  Laub  grün;  Vogel  n.  1.,  Rücken  blau,  Brust 
rötlich,  Schnabel  schwarz;  Kranich  n.  r.  mit  kleiner  Schlange 
im  Schnabel,  braun;  Eiche,  braun,  grau,  grün;  Ente  n.  1.,  mit 
dem  Schnabel  die  Brust  krauend,  braun  u.  grau;  Eule  n.  r., 
braun  u.  grau.  Im  Rahmen  (schwarz  umrändert)  Arabesken 
von  Palmetten  in  der  Mitte  der  Seiten  und  von  den  Ecken 
ausgehend;  rot,  braun,  grün,  gelb,  blau,  schwarz.  In  den 
Ecken  in  elliptischen  roten  und  schwarzen  Rahmen  je  ein 
geflügelter  Blitz  (Keil  braun,  Strahlen  schwarz,  Flügel  grau). 

Gefunden  1801  zu  Poggio  Mirteto  im  Sabinerland.     Seit 
1822  an  seinem  jetzigen  Platz. 

E.  Qu.  u.  P.  Visconti   in  Memorie  romane   1824  I  S.  9 ff.  mit  Taf.; 
Pistolesi  Taf.  I.;  Gerhard-Platner  S.  89f. 


i.  Hermenfigur   des   Dionysos  (Taf.  I). 

H.  (ohne  die  moderne  Basis)  1)875.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  aus  Gyps:  Kopf  und  Hals  (Abgufs  des  Herakles -Kopfes 
Museo  Chiaramonti  Nr.  693),  Saum  des  Gewandes  am  Hals,  r.  Unterarm 
mit  Stütze  (Spuren  einer  antiken  Stutze  Über  und  unter  der  jetzigen  am 
Fell),  Flicken  im  Mantel  und  1.  Oberarm  aufsen,  Rand  des  1.  Ärmels  fast 
ganz,  an  der  L.  Teil  des  Gelenks,  Daumen,  Zeigefinger,  kleiner  Finger  bis 
auf  Spitze  (im  Zusammenhang  mit  dem  Goldfinger  erhalten)  und  die  Spitzen 
der  beiden  übrigen  Finger.  Diese  aufserdem  in  der  Mitte  gebrochen; 
die  Brüche  mit  Gyps  verschmiert.  Der  Herrn enschaft  ist  in  eine  moderne 
Basis  aus  Marmor  eingelassen.  Abgebrochen  Teile  des  Mantels  auf 
beiden  Schultern  und  unten  (an  der  1.  Körperseite  unten  am  vorderen  Zipfel 
des  Mantels  hinten  der  Rest  einer  kleinen  Stütze  für  den  hinteren  abge- 
brochenen Zipfel),  die  vorn  herabhängende  Tatze  des  Fells. 

Vollkommen  ausgeführter  männlicher  Oberkörper.  Der 
Übergang  in  den  Hermenschaft  verhüllt  durch  das  Gewand. 
Feiner  Ärmelchiton  (^sipi8o)To?  xi™»v)  mi*  tief  herabhängendem 
Bausch  gegürtet;  darüber  ein  grofses  Pantherfell  um  Hüften 
und  1.  Schulter  gelegt  und  mit  einem  breiten  Band  gegürtet; 
eine  Chlaina  aus  derberem  Stoff  mit  Salkante  ist  um  r.  Schulter 
und  Achsel  geschlungen ,  bedeckt  Rücken  und  Nacken  und 
hängt  mit  zwei  Zipfeln  vor  und  hinter  der  1.  Schulter  herab. 
R.  Arm  gesenkt;  1.  Unterarm  vorgestreckt.  Die  L.  ist  von 
Marmor  und  sicher  antik;  doch  ist  ihre  Zugehörigkeit  zu  der 
Herme  zweifelhaft.  Der  Marmor  scheint  nicht  ganz  identisch 
und  die  Arbeit  geringer  als  an  dem  Übrigen.  Eine  Ein- 
plattung  an  einer  Faltenhöhe  des  Mantels  neben  der  Hand 
scheint  für  diese  eine  andere  Haltung  vorauszusetzen.  Der 
Kopf  war  augenscheinlich  eingesetzt.  Die  Deutung  gegeben 
durch  Fell  (vgl.  Dionysos  Hope,  Clarac  695,  1614  [s. 
Kieseritzky  Kaiserl.  Eremitage  Nr.  156]  und  Dionysos 
vom    Monument    des    Thrasyllos    in    Athen,    Brunn- 


BBACCIO   NÜOVO    I.    2.  7 

Bruckmann  119;  vgl.  Reisch  Griecb.  Weihgeschenke  S.  125) 
und  Gewand  (s.  Amelung  bei  Pauly-Wissowa  Real-Ency- 
klopädie  IV  2215;  Benndorf,  Jahreshefte  des  österr.  arch. 
Inst.  1899  S.  261  Taf.  V).  Nach  Analogien  und  der  Haltung 
der  Arme  zu  schliefsen,  müfste  die  Rechte  den  Kantharos, 
die  Linke  den  Thyrsos  gehalten  haben.  Wenn  durch  einen 
Fund  auf  Melos  (Journal  of  hellen,  studies  1898  S.  74fr. 
Fig.  6)  die  Möglichkeit  gegeben  ist,  dass  diese  Herme, 
wie  die  sehr  ähnliche  dort  entdeckte,  den  Kopf  eines 
Hierophanten  getragen  habe,  so  bringt  das  principiell 
keinen  Unterschied  in  Bezug  auf  Deutung  und  Ergänzung 
mit  sich,  denn  hier  wie  dort  wäre  der  Priester  unter  dem 
Bilde  des  Gottes  dargestellt  gewesen  (vgl.  Nr.  47). 

Die  Arbeit  ist  römisch,  aber  sorgfaltig  und  gut.  Die 
Darstellung  des  feinen  Linnenchiton  entspricht  der  in  der 
zweiten  Hälfte  des  5.  Jahrhunderts  üblichen  Art.  Auch  die 
Salkante  am  Mantel  ist  für  diese  Zeit  charakteristisch.  Da- 
gegen entsprechen  die  hohe  Gürtung  und  die  reichen  Falten- 
motive des  Mantels  (Augen;  vgl.  den  Mantel  des  Diomedes 
in  München,  Brunn-Bruckmann  128)  mehr  der  Weise 
des  4.  Jahrhunderts.  Das  Original,  das  jedenfalls  in  Marmor 
gearbeitet  war,  wird  also  in  der  Übergangszeit  vom  5.  zum 
4.  Jahrhundert  oder  von  einem  neuattischen  Eklektiker  ge- 
schaffen worden  sein.     Vgl.  Giardino  della  Pigna  Nr.  234. 

Pistolesi  Taf.  V;  Gerhard-Platner  S.  105  Nr.  136. 


2.  Römische  männliche  Porträtbüste  (Taf.  I). 

H.  0,70  m.     Gelblicher,  ziemlich  grobkörniger  Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze,  r.  Schulter  mit  Armstumpf,  kleiner  Flicken 
unterhalb  des  Mantelknopfes,  1.  Schulter  mit  grofsem  Teil  der  Brust  und 
dem  entsprechenden  unteren  Teil  des  Halses  in  mehreren  Stücken.  Ge- 
brochen der  Kopf.  Der  Hals  bei  Bruch  und  Ergänzung  überarbeitet. 
Oberfläche  verwittert;    Ohren  bestofsen. 

Oberarmbüste  (erhalten  mit  Fufs  und  Indextäfelchen 
mit  Voluten),  bekleidet  mit  Tunica  und  Paludamentum,  das 
mittels  eines  verzierten  Knopfes  auf  der  r.  Schulter  gehalten 
wird;  darauf  ein  halb  nach  der  r.  Schulter  gewendeter  Jüng- 
lingskopf mit  rundem  wohlgenährten  Gesicht,  breitem  Mund  mit 


8  BRACCIO   NÜOVO   3.    4- 

vollen  Lippen,  Augen,  die  mit  den  inneren  Winkeln  tief,  den 
äufseren  flach  liegen,  ganz  niedriger  Stirn,  in  die  das  lange, 
schlichte  Haar  in  voller  Masse  gekämmt  ist;  blöder,  böser 
Ausdruck.     Geringe  Arbeit  hadrianischer  Zeit  (?). 

Gerhard-Platner  S.  105  Nr.  135. 

3.  Römische  weibliche  Porträtbüste   (Taf.  I). 

H.  0,715.  Feinkörniger  gelblicher  Marmor:  die  Qualität  des  Marmors  bei 
Kopf  und  Büste  nicht  genau  Übereinstimmend  (nach  der  Beschreibung  der 
Stadt  Rom  und  d'Este  Nuovo  Br actio  S.  75   Nr.  134    der  Kopf  aus  Palom- 

bino,  die  BUste  aus  weifsem  Marmor). 
Ergänzt  fast  die  ganze  Nase,  r.  Braue  fast  ganz,  Teil  der  linken, 
beide  Ohrläppchen,  Flicken  in  der  1.  Wange  unten  und  der  Haartour  Über 
dem  r.  Auge,  der  Hals  vorne  ganz,  hinten  der  untere  Teil,  viele  Falten- 
höhen, BUstenfufs  mit  Indextäfelchen.  Kleine  Sprünge  im  Innern  Teil  der 
r.  Braue  und  der  Oberlippe.  Die  Oberfläche  auf  dem  Oberschädel  ver- 
wittert, im  Gesicht  geputzt. 

Auf  eine  antoninische  weibliche  Oberarmbüste  ist 
der  Kopf  einer  Frau  in  den  mittleren  Jahren  gesetzt, 
nach  seiner  Frisur  aus  der  Zeit  der  jüngeren  Faustina; 
leichte  Wendung  nach  der  r.  Schulter;  längliches  Gesicht 
mit  unbedeutendem  Kinn;  ziemlich  breiter,  geschlossener 
Mund  mit  schmalen  Lippen  und  leise  lächelnden  Winkeln; 
kleine,  mit  blödem  Ausdruck  erhobene  Augen  mit  dicken 
Lidern;  Augensterne  und  Pupillen  eingegraben;  die  Brauen 
durch  Striche  angegeben;  niedrige  flache  Stirn;  die  Haare 
gescheitelt  und  in  stark  gewellten  Massen  über  die  oberen 
Teile  der  Ohren  zurückgestrichen,  hinten  in  ein  mäfsiges 
Nest  zusammengeflochten.  Die  Arbeit  am  Kopf  sorgfaltig, 
an  der  Büste  schlecht. 

Gerhard-Platner  S.  92  Nr.  134. 

4.  Römische  männliche  Porträtbüste   (Taf.  I). 

H.  des  Ganzen  0,78  m.,  des  Kopfes  0,28  m.  Marmor  des  Kopfes  dunkel- 
grau mit  grofsen  rotbraunen  Flecken.  Die  Büste  besteht  aus  Peperin,  der 
belegt  ist  mit  Platten  von  verde,  rosso  und  giallo  antico. 
Ergänzt  Nase,  beide  Brauen,  Ränder  beider  Ohren,  Hinterkopf, 
Unterteil  des  Halses,  BUstenfufs  mit  Indextäfclchen.  Die  Büste  bis  auf 
Flicken  antik. 

Auf  einer  hadrianischen  Panzerbüste  mit  Paludamentum 
(auf  der  r.  Schulter  geknöpft)  modern  aufgesetzt  der  gerade- 


BRACCIO  NUOVO    5.  9 

aus  gerichtete  Kopf  eines  bejahrten  Mannes  mit  knochigem 
hageren  Gesicht,  festgeschlossenem  breiten  Mund  mit 
schmalen  Lippen,  tiefen  Furchen  in  den  Wangen,  grofsen, 
ruhig  geöffneten  Augen,  niedriger  faltiger  Stirn;  die  schlichten 
Haare  sind  nach  vorn  gekämmt.  Der  Kopf  ist  ein  gutes 
Porträt  republicanischer  Zeit 

Gerhard-Platncr  S.  105  Nr.  133;  Bernoulli  Römische  Ikono- 
graphie I  S.  157  Nr.  9. 

5.  Karyatide     (Taf.  II). 

H.  (ohne  Basis)  2,23  m.     Grofskrystallinischer  grauer  streifiger  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  mit  Hals  und  Schulterlocken  bis  auf  die  auf  den 
Schultern  aufliegenden  Teile,  von  diesen  das  Ende  der  äufseren  Locke  vor 
der  1.  Schulter,  viele  Flicken  an  den  Faltenhöhen,  beide  Unterarme  (der  r. 
ohne,  der  1.  mit  Ellenbogen)  mit  den  Händen  und  dem  von  der  L.  ge- 
fafsten  Bausch  des  Mantels,  beide  Füfse,  soweit  sie  sichtbar  sind,  Saum  des 
Gewandes  hinten,  Basis.  Sehr  bestofsen.  Auf  der  Oberfläche  der  Basis 
vorne  links  die  Inschrift:  1823.  C.  C.  43  (Jahr  der  Erwerbung  für  den 
Vatican  durch  den  Cardinale  Camerlengo,  Inventarnummer). 

Jugendlich  weibliche,  aufrecht  stehende  Figur;  r.  Stand- 
bein; 1.  Fufs  leicht  zur  Seite  und  vorgesetzt;  Sandalen;  Peplos 
tief  gegürtet  mit  Bausch,  der  unter  dem  Apoptygma  sichtbar 
wird;  Mantel  auf  beiden  Schultern  befestigt;  beide  Arme 
herabhängend;  die  L.  fafst  den  Mantel;  im  Nacken  starke 
Haarmasse;  vor  jeder  Schulter  zwei  lange  gedrehte  Locken. 
Der  Oberkopf  umwunden  von  Flechten;  über  der  Stirn 
Haarschleife;  auf  dem  Kopf  capitellartiger  Aufsatz  mit 
Perlenschnur  oben. 

Die  Figur  ist  eine  schlecht  gearbeitete,  im  Oberkörper 
verschmälerte  Copie  der  vom  Erechtheion  stammenden,  jetzt 
im  British  Museum  befindlichen  Karyatide  (Brunn-Bruck- 
mann  176),  die  am  Erechtheion  in  der  vorderen  Reihe  an 
zweiter  Stelle  von  links  stand.  Die  Modelle  für  die  Er- 
gänzung hat  der  Überlieferung  nach  Thorwaldsen  gearbeitet, 
als  die  Figur  Anfang  1824  mit  Nr.  44,  56,  62  u.  71  an  ihren 
jetzigen  Standort  gebracht  wurde  (1822  stand  hier  die  jetzt 
im  Museo  Chiaramonti  als  Nr.  297  befindliche  Jünglingsstatue). 
Eine  an  sich  zuverlässige  Überlieferung  meldet  über  die  Her- 
kunft der  Statue,  dafs  sie  aus  dem  Palazzo  Paganica  stamme. 


IO  BBACCIO   NUOVO    5. 

einem  an  Piazza  Paganica  gelegenen  Teil  der  Palazzi  Mattei 
(Dodwell  s.  u.;  P.  Visconti  bei  Cardinali  s.  u.).  Dies 
wird  dadurch  bestätigt,  dafs  Piranesi  in  seinem  1778  er- 
schienenen Werke  Vasi  candelabri  cippi  II  Taf.  68  eine 
Karyatide  abbildet,  die  mit  unserer  in  allen  wesentlichen 
Punkten  übereinstimmt  und  sich  damals  im  Palazzo  Mattei 
all'  OImo  befand.  Die  Piazza  dell1  Olmo  war  der  nach 
dem  jetzigen  Corso  Vittorio  Emanuele  zu  gelegene  Teil  der 
Piazza  Paganica  (Nolli  Pianta  di  Roma  Nr.  887;  der  Pal. 
Paganica  ebenda  Nr.  1006).  Auffallend  scheint  zunächst  nur, 
dafs  Piranesi  der  Figur  einen  dem  heutigen  ganz  analogen 
Kopf  gegeben  hat.  Doch  war  dieser  Typus  des  Karyatiden- 
Kopfes  schon  den  Künstlern  des  16.  Jahrhunderts  bekannt, 
da  er  in  der  Stanza  d'Eliodoro  verschiedentlich  verwendet 
worden  ist.  In  den  Vatican  ist  die  Figur  i.  J.  1823  aus  dem 
Besitz  des  Malers  Camuccini  gekommen,  der  sie  augen- 
scheinlich schon  181 5  Wagner  für  die  Glyptothek  angeboten 
hatte  (Urlichs  Glyptothek  S.  67  »eine  sehr  beschädigte 
Karyatide,  angeblich  von  der  Akropolis«).  Dem  gegenüber 
bedeutet  die  zuerst  bei  Braun  auftauchende  Angabe,  die 
Figur  sei  in  den  Vatican  aus  dem  Palazzo  Giustiniani  ge- 
kommen, nichts;  augenscheinlich  ist  sie,  wie  auch  Braun 
angiebt,  nur  eine  Combination,  begründet  auf  den  Glauben, 
dafs  die  Karyatide  von  der  Akropolis  stamme,  auf  die  Ver- 
bindungen der  Giustiniani  mit  Griechenland  und  die  Existenz 
zweier  verwandter  Figuren  im  Palazzo  Giustiniani  (Matz-Duhn 
Antike  Bildwerke  in  Rom  Nr.  1363  u.  1364.  Vgl.  die  gleiche 
Combination  bei  Nr.  62).  Von  diesen  ist  jedoch  die  erstere 
(jetzt  im  Besitz  des  Herrn  Jacobsen  in  Kopenhagen)  wohl  eine 
Karyatide  gewesen,  aber  sie  stimmt  mit  keiner  der  Figuren  vom 
Erechtheion  genau  überein ;  am  ähnlichsten  ist  sie  unserer  Statue, 
so  dafs  man  in  ihr  höchstens  eine  ungenaue  Copie  der  gleichen 
Karyatide  vermuten  könnte.  Die  zweite,  die  in  Stellung  und 
Gewandung  mit  der  zweiten  Karyatide  von  rechts  in  der 
vorderen  Reihe  am  Erechtheion  übereinstimmt  (Stuart- 
Revett  The  antiquities  of  Athens  II  Chap.  II  PI.  XIX. 
Müller-Wieseler  Denkmäler  d.  alten  Kunst  I  Taf.  XX  101), 
hat  keine  Schulterlocken,  wodurch  ihre  Verwendung  als 
Karyatide  zweifelhaft  wird,  und  ist  von  anderem  (feinkörnigem 


BRACCIO  NÜOVO    6.  II 

gelblichen)  Marmor.*)  Endlich  sind  in  der  grofsen  Pu- 
blication  der  den  Giustiniani  gehörigen  Sculpturen,  der 
Galleria  Giustiniana,  wohl  die  beiden  genannten  Statuen, 
aber  nicht  die  vaticanische  abgebildet,  ein  Beweis,  dafs 
diese,  wenn  sie  je  im  Palazzo  Giustiniani  war,  jedenfalls 
dorthin  nicht  mit  den  beiden  anderen  gelangt  ist  Demnach 
sind  alle  Hypothesen  müfsig,  die  auf  die  Zusammengehörig- 
keit dieser  Figuren,  die  Herkunft  aus  dem  nahe  dem 
Pantheon  gelegenen  Palazzo  Giustiniani  begründet  worden 
sind  —  es  ist  unrichtig,  wenn  Braun  im  Bull.  d.  I.  den 
Palazzo  Paganica  »situato  nelle  adiacenze  del  Pantheon« 
nennt  — ,  um  sie  mit  den  bei  Plinius  n.  h.  XXXVI  38  ge- 
nannten Karyatiden  des  Diogenes  im  Pantheon  des  Agrippa 
zu  identificieren ,  ebenso  wie  die  Versuche,  die  Statuen  in 
dem  uns  erhaltenen  Pantheon  unterzubringen,  seitdem  dieses 
als  ein  Bau  des  Hadrian  nachgewiesen  ist.  Die  Karyatiden 
des  Diogenes  sind  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  bei  dem 
Brande,  der  den  Bau  des  Agrippa  unter  der  Regierung 
Trajans  zerstörte,  zu  Grunde  gegangen. 

Dodwell  Reise  durch  Griechenland,  Ubers.  v.  Sickler  I  2  S.  178; 
Cardinali  Memorie  romane  1825  S.  295;  Pistolesi  Taf.  V  2;  Nibby  II 
Taf.  XLIV;  Clara c  445,  814  C;  Gerhard  Hyperboreisch-röm.  Studien  I 
S.  116;  Gerhard-Platner  S.  105  Nr.  132;  Stephani  Philologus  V  S.  178; 
Brunn  Geschichte  d.  griech.  Künstler  I  S.  548;  Braun  Bullettino  d.  I.  1853 
S.  36 f.;  Ders.  Ruinen  u.  Museen  Roms  S.  229  Nr.  1;  Benndorf  Archäol. 
Zeitung  1866  S.  231;  Schreiber  Die  ant.  Bildw.  d.  Villa  Ludovisi  S.  164; 
Lanciani  Notizie  degli  scavi  1881  S.  265fr.;  Schreiber  Göttinger  gel. 
Anzeigen  1882  I  S.  6271".;  Ders.  Arch.  Zeitung  1883  S.  200 ff;  Michaelis 
Preuss.  Jahrbücher  LXXI  S.  2 10  f.;  Ray  et  Monuments  de  l'art  ant.  I  Taf.  41 
Brunn-Bruckmann  177;  Heibig  Nr.  1. 

Photographie  Alinari  6529  (4);  Anderson  1332(3);  Moscioni  2301 ; 
Rocca  814;  405  U  (cab.). 

6.  Römische  männliche  Porträtbüste  (Taf.  I). 

H.  0,82  m.     Marmor  des  Kopfes  feinkörnig  und  bräunlich,  der  Büste 

feinkörnig  und  gelblich. 

Ergänzt  Nase,  Ränder  beider  Ohren,  Ohrläppchen,  Flicken  in  Stirn, 
Brauen  und  Wangen;  von  der  Büste  das  Halsstück  mit  r.  Schulter,  r.  Arm- 


*)    Eine    Replik     derselben     Karyatide     ist     die     früher    im    Palazzo 
Cepparelli   zu  Florenz,  jetzt  im  Museo  archeologico  ebenda  befindliche,  bei 


12  BRACCIO   NUOVO    7. 

stumpf,  StUck  der  1.  Brust  unten  mit  dem  Zipfel  des  Paludamenium, 
Büstenfufs  mit  Indextäfelchen.  Das  Antike  mehrfach  gebrochen,  und  vielfach 
bestofsen. 

Der  Kopf  mit  Vollbart  und  ziemlich  dichtem  Haupthaar 
(nur  über  der  Stirn  gelichtet)  leicht  zur  r.  Schulter  gewendet; 
Brauen  durch  Striche  angegeben;  Augensterne  und  Pupillen 
eingegraben;  im  Bart  Bohrerarbeit;  gutes  Porträt  aus  anto- 
ninischer  Zeit.  Die  Büste  bekleidet  mit  Panzer  und  ge- 
franstem Paludamentum,  das  auf  der  rechten  Schulter  ge- 
knöpft ist,  stammt  ebenfalls  aus  antoninischer  Zeit;  sorg- 
faltige Arbeit.  Beide  Teile  gehören  nicht  zusammen  wegen 
der  Verschiedenheit  des  Marmors. 

Pistolesi  Taf.  V;  Gcrhard-Platner  S.  105  Nr.  131. 

7.    Kopf  der  Melpomene  auf  moderner  Büste 

(Taf.  I). 

H.  d.  Ganzen  0,64s  vn.,  d.  Kopfes  0,30  m.    Weisser  feinkörniger  Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Flicken  im  Ansatz  der  r.  Braue  und  in  der 
Stirn,  r.  Oberlid,  Oberlippe,  Teil  der  Locken  neben  der  r.  Wange,  Unter- 
teil des  Halses  mit  Kehle,  die  ganze  Büste.  Wenige  Lockenenden  abge- 
stofsen.  Das  Gesicht  vollkommen  tiberarbeitet.  Sprünge  in  seinem 
unteren   Teil.     In  den  Haaren  einige  Reste  rötlicher  Farbe. 

Replik  des  Kopfes  der  Melpomene  im  Musensaal  Nr.  499 
auf  einer  nach  dem  Oberkörper  jener  Statue  copierten, 
modernen  Büste.  Die  Haare  auf  dem  Ober-  und  Hinterkopf 
nicht  ausgearbeitet;  doch  ist  im  Nacken  das  Band,  das  die  Haare 
umschlingt,  angegeben,  und  die  Locken  darunter  sind  ausge- 
arbeitet. Ob  ein  Kranz,  wie  er  sich  bei  dem  Exemplar  im 
Musensaal  findet,  in  Bronze  angefügt  war,  ist  unsicher,  da  sich 
keine  Löcher  zur  Befestigung  vorfinden.  Im  National-Museum 
zu  Athen  (Nr.  193)  ist  eine  weitere  Replik  des  Kopfes  ohne  Kranz 
(Friederichs- Wolters  Nr.  1444;  abgeb.  bei  Collignon  Histoire  de 
la  sculpt.  gr.  II  Fig.  286).  Auch  der  Kopf  der  Replik  im  Thermen- 
Museum  zu  Rom  (vgl.  Sala  delle  Muse  Nr.  499)  ist  unbekränzt, 
während  eine  aus  dem  Besitz  der  Borghese  stammende,  jetzt 
in  Ny-Carlsberg  befindliche  Replik  (Katalog  von  1898  Nr.  308) 
ebenso   wie    die   im   Musensaal  einen  Kranz  von  Weinlaub 

Dütschke  Ant.  Bildw.  in  Oberitalien  II  Nr.  414  beschriebene  Figur.  Vgl. 
Schreiber  a.a.O. 


BRACCIO   NUOVO    8.  13 

trägt  Über  analoge  Abweichungen  der  einzelnen  Repliken 
von  einander  vgl.  hierselbst  Nr.  120  und  Museo  Chiaramonti 
Nr.  652.  In  diesem  Fall  dürfte  die  Wahrscheinlichkeit  dafür 
sprechen,  dafs  der  Kopf  des  Originals  bekränzt  war.  Ge- 
ringe, decorative  Arbeit,  beeinträchtigt  durch  die  moderne 
Überarbeitung  des  Gesichtes. 

Gerhard- Platner  S.  105  Nr.  130;  Amelung  Die  Basis  des 
Praxiteles  aus  Maotinea  S.  41  Anm.  2. 

8.    Männliche    bekleidete   Statue    mit   Kopf  des 

Kaiser  Commodus  (Taf.  II). 

H.  2,45  m-     Marmor  des  Körpers  feinkörnig  und  weifs  (pcntelisch), 
der  des  Kopfes  feinkörnig  und  gelblich. 

Ergänzt  Nasenspitze,  untere  Hälfte  des  Halses  mit  Bruststück,  Stück 
des  Chiton  am  Rande  oben,  r.  Arm  von  der  Mitte  des  Oberarms  mit  Hand, 
1.  Unterarm  vom  Mantel  an  mit  Hand,  Lanze,  viele  Faltenhöhen  des  Mantels 
(besonders  am  Ansatz  des  r.  Armes),  grosse  Stücke  des  Chiton  am  Rand 
vor  dem  r.  Bein  und  hinten,  der  1.  Unterschenkel  mit  Fufs  bis  auf  die 
Zehen,  Ecken  der  Basis  unter  der  1.  Ferse,  die  beiden  vordersten  Zipfel 
am  Stiefel  des  r.  Beines  und  der  hinterste  mit  einem  Stück  der  Wade,  zwei 
grosse  längliche  Stücke  im  Stamm  hinten  und  an  der  Seite.  Flicken  von 
Gyps  am  äufseren  r.  Knöchel,  dem  r.  Fufs  aufsen  und  sonst.  War  dicht 
oberhalb  des  Stammes  gebrochen.  Im  r.  Unterschenkel  lange  Sprünge, 
zum  Teil  verschmiert.  Die  Oberfläche  sehr  verwaschen.  Stark  über- 
arbeitet der  1.  Oberarm  aufsen,  das  Ende  des  Mantels  unter  dem  1.  Arm, 
die  Beine  und  besonders  Stamm  und  Basis.  Am  Stamm  und  1.  Oberschenkel 
Spuren  moderner  Aufschrift  mit  roter  Farbe. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs  mit  erhobener 
Ferse  seitwärts  und  rückwärts  gesetzt;  Stamm  neben  dem 
r.  Bein;  r.  Arm  gesenkt;  1.  Unterarm  vorgestreckt;  1.  Hand  mit 
senkrecht  aufgestellter  Lanze  ergänzt;  Kopf  leicht  zur  1.  Schulter 
gewendet.  Bekleidet  mit  einem  kurzen,  tief  gegürteten  Ärmel- 
chiton (xetpi8«*Toc  Xlt(*>v)*>  e*n  Mantel  (^Xaiva)  hängt  mit  einem 
Ende  hinten  über  die  r.  Schulter  herab,  ist  dann  unter  der 
r.  Achsel  durch,  um  Rücken  und  1.  Unterarm  geschlungen,  über 
den  innen  das  andere  Ende  herabhängt;  an  den  Füfsen  hohe 
geschnürte  Stiefel  mit  ausgezacktem  Rand  oben  (£v8pou.töes). 

Da  die  Figur  auch  ursprünglich  einen  eigens  gearbeiteten, 
in  den  Halsausschnitt  eingefügten  Kopf  getragen  hat,  so 
wäre   aus    der  Verschiedenheit  des  Marmors  von  Kopf  und 


14  BEACCIO   NÜOVO   8. 

Statue  noch  nicht  darauf  zu  schliefsen,  dafs  der  Kopf  nicht 
zu  der  Figur  gehöre:  dies  wird  vielmehr  bewiesen  durch  die 
bei  Guattani  erhaltene  Nachricht,  dass  die  Figur,  als  sie  sich 
noch  im  Giardino  Aldobrandini  befand,  den  Kopf  eines 
Kriegers  trug.  1805  stand  sie  in  ihrem  heutigen  Zustand  im 
Studio  Pierantonj. 

Die  Deutung  der  Figur  als  Jäger  gründet  sich  auf  die 
Tracht.  Mit  Unrecht;  sie  wird  auch  von  Jägern  getragen 
worden  sein,  war  aber  nicht  für  sie  allein  charakteristisch; 
wir  finden  z.  B.  dieselbe  Tracht,  abgesehen  von  der  Chlaina, 
bei  verschiedenen  Reitern  des  Parthenonfrieses  (Michaelis 
Parthenon  13,  XXXV  108,  XXXIX  122,  XLII  133).  Die 
einzelnen  Teile,  wie  xetpi8a>Tic  xiTC"v  uncI  4v8pojuöec  sind  ur- 
sprünglich barbarisch;  durch  die  Kriege  Alexanders  drangen 
sie  vollends  in  die  griechische  Mode  der  vornehmen  Stände 
ein  (vgl.  Amelung  bei  Pauly-Wissowa  Real-Encyklopädie 
III  Sp.  2210  f.).  Jedenfalls  mufs  also  die  Figur  auch  ur- 
sprünglich einen  Portratkopf  getragen  haben. 

Dafs  die  Arbeit  an  der  Figur  sehr  schlecht  ist  —  die 
Rückseite  ist  nur  angelegt  — ,  wird  besonders  klar  durch  den 
Vergleich  mit  einer  sehr  schön  gearbeiteten  Replik  des  Torso 
im  Vestibolo  Rotondo  des  Belvedere  Nr.  5,  bei  der  aufser- 
dem  die  Tracht  mit  gröfserer  Sorgfalt  und  jedenfalls  dem 
Original  entsprechender  wiedergegeben  ist:  wir  bemerken  an 
ihr  über  dem  Chiton  mit  Ärmeln  noch  einen  ärmellosen. 
Der  Stil  dieser  Replik  (s.  daselbst)  entspricht  dem  Stil  aus  der 
zweiten  Hälfte  des  4.  Jahrhunderts  v.  Chr.  Das  Original  wird 
demnach  einen  vornehmen  Griechen  jener  Zeit  dargestellt 
haben,  vielleicht  einen  aus  der  Umgebung  Alexanders,  wo- 
für die  Ausfuhrung  römischer  Copien  sprechen  würde. 

Der  Kopf  stellt  den  Kaiser  Commodus  in  reifen  Jahren 
dar,  was  von  Bernoulli  mit  Unrecht  in  Zweifel  gezogen 
worden  ist.  Leichte  Wendung  nach  der  1.  Schulter.  Die 
Arbeit  ist  relativ  gut.  Augensterne  und  Pupillen  sind  ein- 
gegraben. Bart  und  Haare  vorne  sind  mit  Hülfe  des  Bohrers 
ausgearbeitet;  die  Haare  hinten  nur  angelegt.  Den  Körper 
mit  einem  Kopf  dieses  Kaisers  auszustatten,  ist  man  angeregt 
worden  durch  Cass.  Dio  LXXII  17  und  die  Überlieferung 
von  der  Neigung  des  Commodus  zum  Jagdsport. 


BBACCIO   NUOVO   9.    IO.  15 

Guattani  Monumenti  antichi  inediti  1805  Taf.  XXVI  S.  122 ff.;  Pisto- 
lcsiTaf.  VI;  Nibby  II  Taf.  XLI;  Clarac  961,2472;  Gerhard-Platner 
S.  105  Nr.  129;  Heibig  Nr.  2;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II  2  S.  234 
Nr.  52  und  S.  239. 

Photographie  Alinari  6540  (2);  Anderson  1348  (3);  Moscioni  2304; 
1426  (cab.);  Rocca  1979  (Kopf). 

9.  Kopf  eines  Dacers  (Taf.  I). 

H.  0,92  m.  (Scheitel-Bartspitze  0,49  m.).     Feinkörniger   gelblicher  Marmor 

mit  braunen  Stellen. 

Ergänzt  untere  Hälfte  der  Nase,  r.  Hälfte  der  Unterlippe,  Ende  des 
Kinnbartes,  Enden  des  Haarschopfes  über  der  Mitte  der  Stirn,  einzelne 
Lockenenden  an  beiden  Seiten,  unterer  Teil  des  Halses  und  Büste.  Die 
Bartlocken  bestofsen.     Das  Gesicht  geputzt. 

Wirres  volles  Haupthaar;  dichte,  plastisch  ausgeführte 
Brauen;  Schnurrbart;  kurzer  Backenbart,  längerer  Kinnbart. 
Das  Gesicht  zeigt  den  von  den  Reliefs  der  Trajanssäule  her 
bekannten  dacischen  Typus.  Nach  der  Schwellung  des  1. 
Kopfnickers  zu  schliefsen,  war  der  Kopf  leicht  zur  1.  Schulter 
gewendet.  Haare  und  Ohr  sind  auf  der  r.  Kopfseite  nur  an- 
gegeben; der  Hinterkopf  nur  abbozziert.  Der  Kopf  sollte  also 
nur  schräg  von  seiner  1.  Seite  her  gesehen  werden.  Gefunden 
kurz  vor  1837  auf  dem  Forum  des  Trajan,  zu  dessen  Deco- 
ration die  Figur,  die  den  Kopf  trug,  gehört  haben  mufs. 
Vgl.  Nr.  118  u.  127. 

Pistolesi  Taf.  VI;  Nibby  II  Taf.  XL VII;  Gerhard-Platner  S.  105 
Nr.  128;  Baumeister  Denkmäler  des  klass.  Altertums  I  S.  250  Fig.  232; 
Brunn-Bruckmann  178;  Zimmermann  Allgemeine  Kunstgeschichte  I 
S.  317  Abb.  246;  Heibig  Nr.  3;  Winter  Kunstgeschichte  in  Bildern 
I.  Abt  Taf.  LXXXIII  3. 

Photographie  Anderson  1353  (2). 

10.  Kopf  der  Athena  auf  moderner  Büste  (Taf.  I). 

H.  d.  Ganzen  0,79  m.,  d.  Kopfes  (Helmspitze — Kinn)  0,30  m.     Feinkörniger 

weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Hinterkopf,  Hals,  Büste  (Fufs  aus  Giallo  antico).  Der 
Kamm  des  Helmes  z.  T.  beschädigt. 

Kopf  geradeaus  gerichtet;  Haare  in  Strähnen  seitwärts 
gestrichen;  Schläfenlöckchen;  korinthischer  Helm  mit  vorne 
abgestumpften  Spitzen  (der  Rand  ist  beiderseits  Schnecken- 


l6  BRACCIO   NUOVO    II. 

förmig  aufgerollt)  und  Kamm,  in  dem  sich  ein  ziemlich 
grofses  Loch  zur  Befestigung  eines  Busches  findet.  In  den 
Augenöffnungen  des  Helms  sind  die  darunter  liegenden  Haare 
angedeutet.  Auf  der  modernen  Büste  Aegis  und  Mantel. 
Ganz  schlechte  charakterlose  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  105  Nr.  1J7. 

11.  Statue  des  Silen  mit  dem  Dionysosknaben 

(Taf.  II). 

H.  1,995  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  an  dem  Silen:  Rand  und  Spitze  des  r.  Ohrs,  die  Epheu- 
blätter  auf  der  r.  Kopfseite,  Teile  der  Blätter  auf  der  1.  Seite,  Teil  des  r. 
Auges  und  Oberlides,  Teil  der  Bartlocken  an  der  r.  Wange,  r.  Armansatz, 
1.  Schulter,  Finger  der  1.  Hand  (bis  auf  das  unterste  Glied  des  Zeigefingers), 
Daumen,  Zeigefinger,  kl.  Finger  der  r.  Hand  und  die  beiden  vorderen 
Glieder  der  zwei  übrigen  Finger,  r.  Hüfte,  Teil  des  Schwanzes,  Flicken  im 
1.  Hinterbacken,  gröfsere  Stücke  im  r.  Oberschenkel  und  Knie,  kleinere  im 
1.,  Stück  am  Ansatz  des  r.  Fufses  und  seine  Zehen,  1.  Fufs  mit  Knöchel, 
Basis,  untere  Hälfte  des  Stamms  (bis  zur  Höhe  der  Kniee)  mit  der  unteren 
Stütze,  grofser  Teil  von  dem  am  tiefsten  herabhängenden  Stück  des  Fells 
mit  der  oberen  Stütze  und  den  beiden  benachbarten  Astansätzen,  die  vorne 
herabhängende  Pfote  (vom  Arm  an),  der  anstofsende  Rand  des  Fells  mit 
der  gröfseren  unteren  Hälfte  des  Kopfes;  an  dem. Kind:  Nasenspitze  mit  1. 
Nasenflügel,  Teile  beider  Lippen,  1.  Seite  des  Oberkopfes  mit  dem  1.  Auge, 
beide  Arme  mit  Schultern,  1.  Bein  mit  Hinterbacken,  r.  Fufs.  Sehr  viele 
Brüche  im  Hals  unten,  in  Armen,  Händen,  Bauch  und  Beinen. 

Farbenreste:  rotbraun  in  Bart  und  Haaren  des  Silen  und  den 
Haaren  des  Kindes,  dunkelgrün  (fast  schwarz)  auf  den  Blättern  der  Kränze, 
braun  auf  dem  Fell,  rotbraun  auf  dem  Stamm. 

Die  Oberfläche  hat  unter  Zusammensetzen  und  Überarbeiten  sehr 
gelitten. 

Silen,  kenntlich  am  Schwanz,  tierischen  Ohren  und  Epheu- 
kranz,  lehnt  mit  dem  1.  Ellenbogen  auf  einem  von  einer 
Weinrebe  umrankten  Stamm;  er  steht  fest  auf  dem  r.  Fufs 
und  setzt  den  1.  vollkommen  entlastet  gerade  vor;  über  den 
1.  Unterarm  hängt  ein  Bocksfell;  mit  beiden  Händen  hält  er 
quer  vor  der  Brust  ein  Knäbchen,  das  am  Epheukranz  als 
Dionysos  kenntlich  ist;  es  schlingt  den  r.  Arm  um  den  I. 
Oberarm  des  Silen  und  erhebt  den  1.  zu  dem  Kopf  des 
Alten,  der  sich  zu  ihm  herabneigt.  Die  Arbeit  war  gut,  ist 
aber  durch  die  zahlreichen  Ergänzungen  und  Überarbeitung 
stark  beeinträchtigt. 


BRACCIO   NUOVO    12.  \*J 

Die  Figur  wiederholt  ein  berühmtes  Original,  von  dem 
sich  mehrere  Wiederholungen  erhalten  haben  (Fried erichs- 
Wolters  Bausteine  Nr.  1430;  Klein  Praxiteles  S.  395 ff.). 
Das  Motiv  der  Stellung  entspricht  dem  des  ausruhenden 
Herakles  des  Lysipp  (Löschcke  Verhandl.  d.  43.  Vers, 
deutsch.  Philol.  u.  Schulmänner  zu  Köln  S.  159),  in  dessen 
Kreis  das  Werk  auch  durch  den  Realismus  in  der  Dar- 
stellung der  Körper  gewiesen  wird.  Bisher  sind  zwei  Ver- 
suche gemacht  worden,  das  Original  mit  einem  überlieferten 
Werk  zu  identificieren :  von  Welcker  (Akad.  Kunstmuseum 
zu  Bonn  S.  24)  mit  einem  von  PI  in.  n.  h.  XXXVI  29  ohne 
Künstlernamen  genannten  —  tertius  (seil,  satyrus)  ploratum 
infantis  cohibet  — ,  wogegen  die  Thatsache  spricht,  dafs  das 
Kind  nicht  weint  (vgl.  Petersen  Annal.  d.  I.  1863  S.  391 
Anm.),  und  von  Klein  (a.  a.  O.  S.  402)  mit  dem  Sym- 
plegma  des  jüngeren  Kephisodot  (PI in.  n.  h.  XXXVI  24);  da 
aber  Plinius  unter  Bezugnahme  auf  dieses  Werk  eine  andere 
Gruppe  stark  erotischen  Inhalts  alterum  in  terris  symplegma 
nobile  nennt  (a.  a.  O.  55),  so  ist  klar,  dafs  das  Wort  auch  an 
erster  Stelle  nicht  einfach  Gruppe  bedeuten  kann,  sondern 
dafs  das  Symplegma  des  Kephisodot  ebenfalls  erotischen 
Inhalts  war. 

Das  vaticanische  Exemplar  stammt  ebenso  wie  das  in 
der  Münchener  Glyptothek  befindliche  aus  dem  Palazzo 
Ruspoli  in  Rom,  dessen  Sammlung  181 1  aufgelöst  wurde 
(Urlichs  Glyptothek  S.  iof.).     Seit  1822  an  seinem  Platz. 

Pistolesi  T.VII;  Nibby  II  T.XII:  Gerhard-Platner  S.  105  Nr.  126; 
Braun  Ruinen  und  Museen  Roms  S.  231  Nr.  2;  S.  Reinach  Repertoire 
de  la  statuaire  II  I  S.  64  Nr.  7;  Hei  big  Nr.  4. 

Photographie  Alinari  6659  (3);  Anderson  1449  (3);  Moscioni  2290; 
Rocca  785;   1973  (Oberteil). 

12.  Römische  männliche  Porträtbüste  (Taf.  I). 

H.  0,945  m'     Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  bräunlichen  Stellen. 

Ergänzt  halbe  Nase,  I.  Braue,  Flicken  in  der  r.,  abstehende  Teile 
beider  Ohren,  unterer  Teil  des  Halses  mit  Brusteinsatz,  r.  Schulter,  Nacken, 
grofse  Stücke  in  der  wagerechten  Contabulatio  der  Toga  unten  und  in 
der  Mitte,  die  ganze  1.  Brusthälfte   darunter,   BUstenfufs  mit  Indextäfelchen. 

Sprung  in  der  Unterlippe. 

Vatican.  Katalog  I.  2 


l8  BRACC10   NUOVO    13. 

Auf  einer  Oberarmbüste  mit  Tunica  und  Toga  mit  drei- 
facher Contabulatio  (s.  darüber  zuletzt  Wilpert  Un  capitolo 
di  storia  del  vestiario  S.  7  in  der  Zeitschrift  L'arte  1899 
fasc.  III — V;  die  ältere  Litteratur  ebenda  S.  3  Anm.  1)  der 
Kopf  eines  Mannes  in  den  mittleren  Jahren,  lebhaft  nach  der 
1.  Schulter  gewendet;  längliches  Gesicht  mit  freundlichem 
klugen  Ausdruck;  kurzes  Lockenhaar;  kurzer  Schnurr-  und 
Vollbart;  tiefliegende  Augen;  Brauen  plastisch;  Augensterne 
und  Pupillen  eingegraben;  die  Haare  sind  vorne  mit  Hülfe 
des  Bohrers  ausgearbeitet.  Kopf  und  Büste  können  zusammen- 
gehören. Beide  aus  dem  3.  Jahrh.  nach  Chr.  und  von  guter 
Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  105  Nr.  125. 


13.  Kopf  der  Athena  oder  Roma  (Taf.  III). 

H.   d.  Ganzen  0,935  m.,   d.   Kopfes  (Ilelmspitze-Kinn)  0,40  m.     Gelblicher 
feinkörniger  Marmor  mit  einzelnen  bläulichen  Stellen. 

Ergänzt  Nase,  Lippen,  Kinn,  Stück  der  r.  Braue  und  des  r.  Ober- 
lides, 1.  Ohr  mit  Teil  der  Haare  und  der  entsprechenden  Seite  des  Helmes, 
Hinterkopf,  Hals  und  Büste.     Das  Gesicht  ganz  überarbeitet. 

Rundes  volles  Gesicht;  die  Unterlider  umrändert  (ebenso 
die  modernen  Lippen);  Haarsträhnen  zur  Seite  über  die  Ohren 
gestrichen;  grofse  Schläfenlöckchen;  Nackenschopf  im  An- 
satz hinter  dem  r.  Ohr  erhalten;  attischer  Helm;  am  vorderen, 
diademartig  geformten  Rand  Palmetten-Ornament  in  Relief, 
darüber  eine  Reihe  kleiner  gebohrter  Löcher  (die  jedenfalls 
für  sich  zur  Verzierung,  nicht,  wie  Michaelis  a.  unten  a.O.  meint, 
zur  Aufnahme  von  Bronzezieraten  dienen  sollten);  am  Helm 
Rankenornament  in  Relief;  oben  in  der  Mitte  Spuren  eines 
Tieres  mit  Pranken  (eine  Einbettung,  ein  Loch,  wohl  zur  Be- 
festigung des  Busches,  und  eine  Pranke  erhalten);  an  der  r. 
Seite  daneben  eine  unförmliche  Masse,  jedenfalls  auch  Spuren 
eines  Tieres  (die  entsprechende  Stelle  auf  der  anderen  Seite 
ergänzt).  Ganz  leichte  Neigung  zur  1.  Schulter.  Die  Arbeit 
an  den  unberührten  Teilen  decorativ;  sie  erinnert  an  vier  in 
der  Ausführung  allerdings  weit  bessere  Köpfe:  Kriegerkopf 
in  Berlin  (Beschreibung  der  antiken  Skulpturen  Nr.  960); 
Kriegerkopf,   ehemals  im    Palazzo  Torlonia    in  Rom  (Matz- 


: 


BRACCIO   NUOVO    14.  19 

Duhn  Antike  Bildwerke  in  Rom  Nr.  1199);  Kriegerkopf, 
ehemals  in  Catajo  (Dütschke  Antike  Bildwerke  in  Ober- 
italien V  Nr.  605;  Arndt-Bruckmann  Griech.  und  röm. 
Porträts  Nr.  43);  Kopf  des  Mars  oder  Romulus  bei  Barracco 
in  Rom  (Strena  Helbigiana  S.  19).  Die  gleichen  Eigen- 
heiten in  Formengebung  und  Wiedergabe  der  decorativen 
Einzelheiten  am  Helm  begegnen  uns  an  Reliefs  der  traja- 
nischen  Epoche,  z.  B.  denen  am  Constantinsbogen  (vgl.  das 
Relief  im  Louvre  Salle  de  Septime  Severe  Nr.  1079,  Clarac 
144,  326;  die  in  der  Beschreibung  der  Berliner  Skulpturen 
a.  a.  O.  genannten  Reliefs  vom  Bogen  des  Claudius  in  Villa 
Borghese,  Mon.  d.  I.  X  21,  weisen  die  oben  geschilderten 
stilistischen  Eigentümlichkeiten  nicht  auf). 

Gerhard -Platner  S.  105  Nr.  124;  Michaelis  Parthenon  S.  283 
Taf.  15  Nr.  33  (r.  Profil). 

14.   Panzerstatue  des  Augustus  (Taf.  II). 

H.  2,04  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Teil  des  1.  Ohres,  Teil  der  1.  Schulter,  kleines  Stück  am 
Rand  des  Brusteinsatzes,  Rand  der  r.  Schulterklappe  und  unterer  Teil  der 
1.  mit  Knopf,  Finger  der  r.  Hand  bis  auf  den  Goldfinger,  Zeigefinger  der 
1.  Hand,  Sceptcr,  der  am  tiefsten  herabhängende  Zipfel  des  Mantels,  Teile 
des  Rückens,  Teil  des  Gewandes  über  dem  Delphin  hinten,  Schwanzflosse 
und  Schnauze  des  Delphins,  die  Zehenspitzen  am  r.  Fufs  des  Amor,  auf 
dein  Panzer  ein  Teil  des  r.  Unterarms  des  römischen  Feldherrn.  Die 
Plinthe  ist  in  eine  moderne  Basis  eingelassen.  Gebrochen  war  der 
Rücken  mit  dem  Hinterteil  der  Schultern  mehrfach,  die  äufsere  Hälfte  der  r. 
Schulter,  der  r.  Arm  am  Rande  des  Panzers,  am  Gewände,  am  Ellenbogen 
und  an  der  Handwurzel,  der  r.  Goldfinger,  das  r.  Bein  oberhalb  des  Knöchels, 
der  r.  Fufs  in  der  Mitte  (zugleich  war  das  darunter  liegende  Stück  Plinthe 
von  dem  übrigen  abgebrochen),  das  1.  Bein  unter  dem  Knie  (die  Bruch- 
linie umschreibt  die  Wade)  und  der  1.  Fufs  in  der  Mitte.  Die  Bruchstellen 
vielfach  mit  Gyps  geflickt. 

In  dem  r.  Arm  und  1.  Bein  fanden  sich  Eisen ,  die  darauf  deuten, 
dafs  diese  Teile  schon  im  Altertum  gebrochen  waren  und  wieder  angesetzt 
worden  sind.  Die  Annahme,  dafs  der  r.  Arm  damals  ergänzt  worden  sei, 
ist  unwahrscheinlich,  da  man  hierzu,  wie  stets  bei  Ergänzungen  geschehen 
ist,  die  alte  Bruchfläche  glatt  zubehauen  hätte,  wovon  keine  Spur  zu  er- 
kennen ist. 

Farbenreste:  Haare  bräunlich:  Augensterne  von  einem  rötlichen 
Kreis  umzogen;  an  den  Fransen  der  Ärmelklappen  gelb  und  dunkelblau; 
an    den   Ärmeln,    den   Lederstreifen    darüber    und    dem    obersten  Teil    der 

2" 


20  BRACCIO   NUOVO    14- 

Panzerfläche  rosa;  an  dem  Caelus  Mantel,  Bart  und  Haar  rot,  Wange 
gelb,  die  Wolken  um  ihn  blau;  Gewand  des  Sol  rosa;  Wagen  gelb,  Rand 
des  Rades  blau;  Mähnen  des  Gespanns  gelb,  Geschirr  braun  und  blau; 
Gewand  der  Thaugöttin  rosa,  Flügel  oben  blau,  an  den  Spitzen*  gelb, 
Kopfschmuck  rot  und  gelb;  an  der  Aurora  Mantel  und  Gewand  rosa, 
Haare  rötlich,  Fackel  gelb;  an  der  sitzenden  Figur  dieser  Seite  Haare 
rötlich,  Kleidung  rosa,  Eber  bräunlich;  an  der  anderen  Haare  rotbraun, 
Mantel  blau,  Gürtel,  Schuhe,  Schwertscheide  und  Bänder  rosa,  Griff  gelb, 
Sitz  braun;  an  dem  römischen  Feldherrn  Helm  blau,  Lederklappen  des 
Panzers  abwechselnd  blau  und  rosa,  Untergewand  rosa,  Mantel  rot,  Hund 
braun;  an  dem  Parther  Haare  bräunlich,  Obergewand  rosa,  Untergewand 
blau,  ebenso  die  beiden  unteren  runden  Scheiben  des  Feldzeichens,  Köcher 
und  Bogen  rosa;  an  dem  Apollon  Gesicht  gelblich,  Gewand  rosa,  Leyer 
gelb;  an  dem  Greifen  die  Flügel  oben  blau,  an  den  Spitzen  rosa;  an  der 
Tellus  Haare  braun,  Tympanon  gelblich;  an  der  Artemis  Haare  goldgelb, 
Gewand  rosa,  Hirsch  rotbraun;  an  dem  Mantel  und  Untergewand  des 
Augustus  und  den  Lederstreifen  des  Kollers  rosa,  den  Fransen  gelb  und 
blau;  an  dem  Stamm  braun;    an  den  Haaren  des  Eros  rotbraun. 

Der  Kopf  ist  besonders  gearbeitet  und  eingesetzt.  Die  Augäpfel  sind 
an  der  Stelle  der  Augensterne  abgeplattet.  Die  nackten  Teile  leicht  geglättet, 
das  übrige,  besonders  das  Gewand  gerauht.  In  Haar  und  Bart  des  Caelus, 
in  den  Locken  des  Sol,  dem  Lockenschopf  der  1.  Provinz  und  Haar  und 
Bart  des  Parthers  finden  sich  kleine  Bohrlöcher.  Die  Brustwarzen  nicht 
nur  am  Panzer,  sondern  auch  am  Amor  umzirkelt.  Das  Gewand  und  der 
Delphin  an  der  Rückseite  gar  nicht  ausgeführt.  Hieraus  (vgl.  unten  die 
Bemerkungen  über  die  Rückseiten  des  Panzers),  wie  daraus,  dass  sich  im 
Rücken  der  Rest  eines  eisernen  Stabes  findet,  mittels  dessen  die  Figur  an 
der  Hinterwand  befestigt  war,  kann  man  schliefsen,  dafs  die  Statue  einst, 
wie  heute,  in  einer  Nische  stand. 

Der  Kaiser  ist  aufrecht  stehend  dargestellt;  r.  Standbein; 
der  1.  Fufs  schreitend  mit  erhobener  Ferse  seitwärts  und 
etwas  zurückgesetzt;  r.  Arm  erhoben  und  vorgestreckt; 
1.  Arm  liegt  gebeugt  am  Körper  an;  der  Kopf  aufrecht  und 
leicht  zur  r.  Schulter  gewendet.  Bekleidet  mit  einer  bis  zur 
Mitte  der  Oberschenkel  reichenden  Tunica,  die  nur  an  Armen 
und  Beinen  sichtbar  wird;  darüber  Lederkoller  mit  läng- 
lichen umränderten  Streifen  an  Armen  und  Unterleib,  deren 
jeder  mit  einer  doppelten  Reihe  schnurartig  gedrehter  Fransen 
besetzt  ist;  darüber  der  augenscheinlich  in  Metall  gedachte 
Panzer,  den  Formen  des  Körpers  entsprechend  gebildet; 
Schulterklappen  mit  Scharnier  oben;  an  den  Seiten  ist  der 
Panzer  verschnürt  (Schleifen  unter  den  Achseln).  Ein  Mantel 
ist  mit  einem  Ende    über  den   1.  Unterarm  beim  Ellenbogen 


BRACCIO   NUOVO    14.  21 

mit  dem  Zipfel  nach  innen  gelegt,  dann  um  den  1.  Arm, 
den  Rücken  unten,  die  r.  Hüfte  gezogen  und  mit  dem 
andern  Ende  wieder  über  den  1.  Unterarm  mit  dem  Zipfel 
nach  aufsen  gelegt.  Die  1.  Hand  hielt  ein  stabartiges  Attribut 
(in  der  Ergänzung  ein  Scepter),  das  in  die  Falten  auf  dem 
Unterarm  eingebettet  war  und  dann  am  Oberarm  anlag. 
Neben  dem  Stamm  hinter  dem  r.  Bein  aufsen  ein  abwärts 
stofeender  Delphin,  auf  dessen  Rücken  ein  kleiner  Amor 
reitet,  das  Gesicht  leicht  nach  der  Seite  der  1.  Schulter  er- 
hoben; 1.  Arm  nach  oben,  r.  nach  unten  gestreckt;  in  die 
geschlossene  1.  Hand  ist  vorn  und  hinten  ein  rundes  Loch 
eingebohrt,  jedenfalls  für  die  beiden  Teile  des  Stiels  einer 
kleinen  Peitsche  (vgl.  Strena  Helbigiana  S.  4).  Relief- 
schmuck des  Panzers:  Auf  den  Schulterklappen  je  eine 
der  Mitte  zugekehrt  sitzende  Sphinx  mit  einer  erhobenen 
Vordertatze,  das  Gesicht  dem  Beschauer  zugekehrt;  darunter 
je  eine  Rosette  mit  Ring.  Auf  dem  Brustteil  oben  Caelus 
bis  zum  Nabel  aus  Wolken  aufragend,  bärtig,  nackend,  mit 
beiden  seitwärts  erhobenen  Händen  einen  wehenden  Mantel 
segelartig  ausspannend;  sein  Kopf  etwas  zur  r.  Schulter  ge- 
neigt; darunter  Sol  von  1.  nach  r.  auf  einem  zweirädrigen 
Wagen  mit  Viergespann  fahrend;  er  trägt  über  einem 
Ärmelchiton  den  langen,  ärmellosen  Chiton  griechischer 
Wagenlenker  und  die  Chlamys  gürtelartig  mit  flatternden 
Enden  um  den  Leib  geschlungen;  die  L.  hält  die  Zügel,  die 
R.  holt  augenscheinlich  zu  einem  Schlag  mit  der  Peitsche 
aus;  rechts  schwebt  in  der  gleichen  Richtung  ein  geflügeltes 
Mädchen  im  Peplos,  den  Kopf  rückwärts,  wendend,  mit  der 
gesenkten  R.  das  Gewand  fassend,  in  der  seitlich  erhobenen 
L.  einen  Krug  haltend  —  die  Göttin  des  Morgenthau's; 
ihr  Kopf  gleicht  in  der  Frisur  dem  der  Artemis  Nr.  38  auf- 
gesetzten Kopf;  die  Figur  wird  von  Robert  (Hermes  XXXV 
S.  664)  als  »Morgenwolke«  gedeutet;  doch  ist  es  wahrschein- 
licher, dafs  in  ihr  die  ständige  Erscheinung  des  Morgenthau's, 
als  eine  für  den  Morgen  nicht  durchaus  charakteristische  und 
nicht  immer  vorhandene  Erscheinung  einer  Morgenwolke 
personificiert  sei;  über  ihr  wird  der  Oberkörper  der  von  ihr 
getragenen  Aurora  mit  Band  im  Haar  und  Schopf  sichtbar; 
sie  sitzt  nach  1.  gewandt,  in  der  L,  eine  grofse  Fackel  haltend, 


22  BRACCIO   NUOVO    14- 

die  R.  auf  dem  oberen  Rand  des  r.  Flügels  der  Tragenden; 
ihr  Mantel  wird  im  Bogen  hinter  ihr  emporgeweht.  Rechts 
und  links  vom  Nabel  des  Panzers  stehen  sich  auf  be- 
sonderen Bodenleisten  zwei  Figuren  gegenüber;  1.  ein  jugend- 
licher Krieger  nach  r.  gewandt  mit  rundem  Helm  (geformt 
nach  Art  der  attischen  Helme  mit  niedrigem  Kamm),  hohen 
Stiefeln  mit  Randbesatz,  die  die  Zehen  freilassen,  Tunica 
bis  zu  den  Knieen,  Lederkoller  mit  Streifen,  Panzer  mit 
Metallklappen,  Cingulum  mit  Schwert  (von  der  L.  am  Griff 
gehalten),  Paludamentum  auf  (Jer  r.  Schulter  geknüpft; 
r.  Standbein;  die  R.  nach  rechts  geöffnet  ausgestreckt;  neben 
der  r.  Schläfe  legt  sich  ein  Büschel  Haare  an  den  Rand  des 
Helmes;  diese  der  römischen  Mode  widersprechende  Einzel- 
heit, die  dagegen  an  griechischen  Aresköpfen  häufig  ist,  so- 
wie der  ideale  Typus  des  Gesichtes  sprechen  dafür,  dafs  die 
Figur,  in  der  man  sonst  Augustus  selber  hat  erkennen 
wollen,  Mars  darstellt.  Hinter  ihm  steht  ein  Hund  nach  r., 
die  Vorderfüfse  vorgesetzt,  den  Kopf  vorgestreckt,  die  Ohren 
zurückgelegt;  Hunde  waren  dem  Ares-Mars  heilig  wie  der 
Wolf,  für  den  man  das  Tier  auch  hat  erklären  wollen;  doch 
fehlen  ihm  die  für  dieses  Tier  charakteristischen  sträubigen 
Haare  am  Hals  (vgl.  Dilthey  Jahrb.  des  Vereins  v. 
Altertfr.  im  Rheinl.  LIII  S.  37  Anm.).  Rechts  steht  mit  r. 
Standbein  ein  Barbar  mit  dichtem  Haupthaar  und  Vollbart, 
Schuhen,  Hosen,  kurzem,  gegürteten  Ärmelchiton  und 
Köcher  an  der  1.  Hüfte;  er  hält  schräg  vor  dem  Körper  in 
der  rückwärts  gesenkten  L.  und  der  vorwärts  erhobenen  R. 
ein  römisches  Feldzeichen  mit  drei  runden  Scheiben  am 
Schaft  und  einem  mit  ausgebreiteten  Flügeln  sitzenden 
Adler  auf  der  Spitze;  zu  diesem  ist  das  Gesicht  des  Barbaren 
erhoben.  R.  von  ihm,  etwas  erhöht,  sitzt  eine  jugendliche 
Gestalt  nach  1.  auf  einer  Bodenerhöhung  in  gebückter 
Haltung,  die  Füfse  über  einander  gelegt;  Schuhe,  Hosen, 
Ärmelchiton,  Mantel  auf  der  1.  Schulter  geknüpft;  in  den  in 
langen  Locken  herabfallenden  Haaren  ein  Band;  die  auf  dem 
1.  Oberschenkel  ruhende  L.  hält  eine  leere  kurze  Schwert- 
scheide, die  erhobene  R.  eine  Trompete,  die  in  einen 
Drachenkopf  mit  mäfsig  geöffnetem  Rachen  ausgeht;  links 
unten,  z.  T.  von  den  Füfsen  verdeckt,  auf  einem  von  unten 


BRACCIO  NUOVO  14.  23 

nach  oben  sich  verbreiternden  Untersatz  ein  nach  r.  stehender 
Eber  —  augenscheinlich  der  oberste  Teil  eines  Feldzeichens 
(eine  wagerechte  Linie  über  den  Borsten  des  Ebers  be- 
deutungslos; sie  ist  wohl  bei  der  Arbeit  stehen  geblieben 
und  verschwand  ehedem  unter  der  Farbe).  Dieser  Figur 
entsprechend  eine  andere  in  gleicher  Haltung  nach  r.  sitzend, 
das  Gesicht  in  die  erhobene  Hand  des  aufgestützten  1. 
Armes  gelegt;  Schuhe  mit  Bändern,  Hosen,  kurzer,  gefranster, 
gegürteter  Ärmeichiton,  gefranster  Mantel  auf  der  r.  Schulter 
geknüpft;  die  langen  Haare  hinten  in  einen  Schopf  aufge- 
bunden; der  r.  Ellenbogen  auf  das  r.  Knie  gestützt;  die  r. 
vorgestreckte  Hand  hält  ein  Schwert,  dessen  verzierter  Griff 
in  einen  Vogelkopf  endigt,  mit  Scheide  und  Gehänge. 
Unter  dieser  Figur  auf  einem  Greifen  seitlich  nach  rechts 
reitend  Apollon,  das  Gesicht  nach  der  Mitte  gewendet,  mit 
Haarschopf  hinten,  langem  Gewand  und  Mantel,  mit  dem  1. 
Arm  die  Kithara  haltend,  die  R.  auf  den  r.  Flügel  des 
Tiers  legend.  Ihm  entspricht  rechts  Diana  auf  einem  Hirsch 
seitlich  nach  1.  reitend,  das  Gesicht  nach  der  Mitte  gewendet; 
Haarschopf  hinten,  Peplos,  Köcher  über  der  1.  Schulter  sicht- 
bar; der  1.  Arm  hält  eine  grofse  Fackel,  der  r.  greift  um 
den  Hals  des  Tieres.  In  der  Mitte  unten  lagert  auf  be- 
sonderem Boden  nach  1.  gewendet  Tellus  auf  den  1.  Ellen- 
bogen gestützt,  das  Antlitz  leicht  erhoben;  die  Haare,  mit 
Schopf  hinten,  von  Ähren  umkränzt;  Chiton  und  Mantel,  der 
den  r.  Oberarm  und  den  Oberkörper  bedeckt;  die  erhobene 
R.  hält  ein  Füllhorn,  dessen  dünnes  Ende  auf  dem  1.  Ober- 
schenkel ruht;  über  dem  r.  Schienbein  wird  ein  Gegenstand 
wie  ein  Baumast  sichtbar,  hinter  dem  r.  Fufs  ein  um- 
rändertes Rund  —  wohl  ein  Tympanon  —  und  links  darüber 
aufragend  ein  Mohnkopf;  vor  der  L  Hüfte  am  Boden 
hockend,  einander  zugewandt,  zwei  nackte  Kinder,  die 
Armchen  erhebend. 

Über  der  r.  Hüfte  hinten  ist  an  dem  Panzer  noch  in 
Flachrelief  gebildet  ein  Tropaion;  an  einem  Baumstamm 
oben  runder  Helm  mit  Knopf  oben  und  herabhängenden 
Backenklappen,  darunter  Panzer  und  eine  quer  gebundene 
Drachentrompete  (mit  aufgerissenem  Rachen),  unten  zwei 
Beinschienen.     Darüber  wird    ein  grofser  1.  Flügel  sichtbar, 


24  BRACCIO  NÜOVO  14. 

zu  dem  die  Figur  nicht  etwa  abgearbeitet  ist,  sondern  nie 
vorhanden  war.  Das  Weitere  war  also  den  Blicken 
des  Beschauers  durch  die  Aufstellung  entzogen.  Die 
Phantasie  konnte  sich  das  Bild  zu  einer  Victoria  ergänzen. 
Bienkowski  (s.  unten)  hat  dieses  Tropaion  falschlich  in 
Zusammenhang  mit  der  sitzenden  Trauernden  vorne  1.  ge- 
bracht. Durch  die  Gebärden  der  beiden  Mittelfiguren  vorne 
wird  klar  ausgesprochen,  dafs  der  Barbar  im  Begriff  steht, 
das  Feldzeichen  dem  Mars  zu  übergeben.  Demnach  handelt 
es  sich  um  eine  symbolische  Darstellung  der  Rückgabe  der 
Feldzeichen,  die  die  Parther  in  der  Schlacht  bei  Karrhä 
(i.  J.  53  v.  Chr.)  den  Legionen  des  Crassus  abgenommen 
hatten  (die  Rückgabe  i.  J.  20  v.  Chr.).  Der  eine  durch  Haar- 
wuchs, Bart  und  Kleidung  als  Barbar  charakterisierte  Parther 
vertritt  sein  Volk,  wie  Mars,  in  dessen  Tempel  die  Feld- 
zeichen aufbewahrt  wurden,  das  römische  (vgl.  Ovid  FastV 
58off.).  Diese  Rückgabe  wurde  als  ein  besonders  rühmlicher 
Erfolg  der  Augusteischen  Politik  gefeiert  und  deshalb  an 
dem  Panzer  des  Kaisers  dargestellt.  Auf  ähnliche  Ereignisse 
müssen  auch  die  beiden  Figuren  r.  und  1.  von  der  Mitte 
deuten.  Nach  der  Frisur  der  linken  zu  urteilen,  sind  beide 
weiblich  und  nach  Analogie  derNationes,  die  einst  den  Neptuns- 
Tempel  schmückten  —  weibliche  Figuren  in  der  für  die  Frauen 
oder  Männer  des  betreffenden  Volkes  charakteristischen  Tracht 
— ,  haben  wir  in  ihnen  die  Vertreterinnen  von  zwei  barbari- 
schen Teilen  des  Reiches  zu  erkennen.  Die  Vereinigung  der 
Attribute  der  rechten  —  Eberstandarte,  Drachentrompete, 
kurzes  Schwert  —  giebt  ihre  Trägerin  als  Gallia  zu  erkennen 
(vgl.  S.  Rein  ach  Bronzes  figur^s  de  la  Gaule  romaine 
S.  255f.;  Bertrand  Revue  archeologique  1894  I  S.  I58ff). 
Die  Kürze  des  Schwertes  verbietet  an  eine  germanische 
Bevölkerung  zu  denken  (vgl.  Heibig  a.  unten  a.  O.).  Die 
linke  ist  an  dem  Schwert,  dem  gladius  Hispaniensis,  als 
Hispania  kenntlich;  sie  ist  durch  kostbarere  Kleidung  ausge- 
zeichnet, was  dem  höheren  Kulturzustand  der  Keltiberer  im 
Verhältnis  zu  den  Galliern  entspricht.  Die  Art,  wie  die 
Figur  das  Schwert  hält,  deutet  auf  Übergabe.  Im  Jahre  21 
v.  Chr.  sind  die  Keltiberer  durch  Agrippa  entwaffnet  und 
endgültig  unterworfen  worden.     Der  letzte    grofse  Aufstand 


BRACCIO  NUOVO  14.  2$ 

eines  gallischen  Stammes,  der  Aquitaner,  ward  im  Jahre  28 
oder  27  v.  Chr.,  als  Augustus  bereits  den  Imperatorentitel 
führte,  durch  M.  Valerius  Messalla  niedergeworfen.  Die 
vollständige  Beruhigung  beider  Provinzen  aber  vollzog 
sich  erst  durch  die  Neuordnung  während  eines  mehrjährigen 
Aufenthalts,  den  der  Kaiser  in  ihnen  nahm.*  Nachdem  er 
i.  J.  13  v.  Chr.  zurückgekehrt  war,  wurde  zur  Feier  dieses 
Erfolges  i,  J.  9  v.  Chr.  die  Ära  Pacis  geweiht,  wie  i.  J.  19 
v.  Chr.  nach  der  Rückkehr  aus  dem  Osten  der  Altar  der 
Fortuna  redux.  Auf  die  glückliche  Bezwingung  von  Ost  und 
West,  die  dem  römischen  Reich  nach  langer  Zeit  wieder 
Ruhe  gab,  deutet  also  die  mittlere  Reihe  der  Relief-Figuren. 
Apollon  und  Diana  sind  als  die  beiden  Lieblingsgcttheiten  des 
Kaisers  —  Apollon  war  zudem  der  Schutzgott  des  julischen 
Hauses  —  hinzugefügt,  denen  ein  Hauptteil  der  i.  J.  17  v.  Chr. 
gefeierten  Säcularspiele  galt;  sie  entsprechen  in  Gewandung 
und  Attributen  den  Statuen  des  Skopas  und  Timotheos, 
die  Augustus  im  palatinischen  Apollontempel  aufstellen  liefs 
(vgl.  Amelung  Rom.  Mitteilungen  1900  S.  199fr.).  Die 
übrigen  Gestalten  repräsentieren  die  Elemente,  wobei  die 
ausführliche  Darstellung  des  Sonnenaufgangs  vielleicht  nicht 
ohne  Bedeutung  ist,  da  sie  auf  den  Beginn  der  neuen  Zeit 
durch  Augustus  weisen  kann.  Dafs  die  Erde  mit  ihren 
Segnungen  dankbar  an  dem  Glück  des  vom  Kaiser  ge- 
schaffenen Friedens  teilnimmt,  ist  ein  Gedanke,  den  wir  oft 
von  den  Dichtern  jener  Zeit  ausgesprochen  hören  (vgl.  be- 
sonders Horatius  Carm.  IV,  5);  vielleicht  sind  mit  den 
beiden  Kindern  geradezu  die  Zwillinge  Romulus  und  Remus 
gemeint  und  soll  nicht  schlechthin  die  Erde,  sondern  der 
Orbis  Romanus  dargestellt  sein  (v.  Duhn  bei  Domaszewski 
a.  unten  a.  O.).  Die  Sphinx  wird  ohne  besondere  Bedeutung 
wappenartig  auf  den  Klappen  angebracht  sein;  doch  sei 
daran  erinnert,  dafs  Augustus  mit  dem  Bild  einer  Sphinx  zu 
siegeln  pflegte  (Sueton.  Aug.  50).  Nach  den  inhaltlichen 
Bezügen  der  Panzerreliefs,  wie  nach  dem  ganzen  Habitus  der 
Statue  zu  schliefsen,  soll  Augustus  hier  als  Imperator  dar- 
gestellt werden;  deshalb  hätte  der  Ergänzer  ihm  besser  eine 
Lanze  statt  eines  Scepters  in  den  1.  Arm  gelegt.  Die  Ge- 
bärde des   r.  Armes  ist  die  eines  Redners;   der  Kaiser  hält 


26  BRACCIO  NÜOVO  14. 

eine  Adlocutio  an  seine  Truppen  (vgl.  Cichorius  Die 
Reliefs  der  Trajanssäule  Bild  X,  LI,  LIV).  Dieser  realistischen 
Vorstellung  widerspricht  die  Zugabe  des  Delphins  mit  dem 
kleinen  Amor,  der  auf  die  Herkunft  des  julischen  Geschlechtes 
von  Aphrodite  anspielt,  und  die  Nacktheit  der  Füfse,  die  an 
Panzerstatuen  nicht  ohne  Beispiel  ist:  vgl.  Clarac  337,  2413 
(Trajan  aus  Gabii  im  Louvre,  Salle  des  Antonins  1150; 
Bernoulli  Rom.  Ikonogr.  II  2  S.  76  Nr.  6);  936  D  2486  B 
(sog.  Geta  in  Villa  Albani;  Visconti  Descript.  de  la  Villa 
Alb.  Nr.  318;  Bernoulli  a.  a.  O.  II  2  S.  201  Nr.  5);  936  E 
2362  A  (sog.  Germanicus  im  Lateran;  Benndorf-Schöne 
Die  ant.  Bildw.  d.  lat.  Mus.  Nr.  204);  964,  2449  A  (Marc 
Aurel;  Monum.  Gabin.  Nr.  19);  964,  2481  (sog.  Septimius 
Severus;  Furtwängler  Glyptothek  Nr.  331).  Vgl.  auch  die 
Figur  des  Drusus  d.  J.  (?)  auf  dem  Relief  von  S.  Vitale  in 
Ravenna  (Bernoulli  Rom.  Ikonogr.  II  1  Taf.  VI).  Durch  diese 
Einzelheit  den  Kaiser  in  eine  ideale  Sphäre  zu  erheben 
(vgl.  v.  Rohden  Bonner  Studien  S.  10),  kann  nicht  die  Ab- 
sicht des  Künstlers  gewesen  sein;  er  hätte  dann  das  ganze 
Motiv  anders  gestaltet,  d.  h.  den  Kaiser  in  ruhiger  Haltung 
als  Triumphator,  nicht  als  Imperator  in  einer  bestimmten 
practischen  Action  dargestellt.  Nun  finden  wir  aber  nackte 
Füfse  neben  vollständiger  Rüstung  häufig  auch  auf  griechischen 
Darstellungen  mythischen  Inhalts  oder  aus  dem  Leben  (z.  B. 
der  sog.  Herakles  und  Teukros  aus  den  Giebeln  von 
Ägina,  Furtwängler  a.  a.  O.  Nr.  77  u.  84;  Parthenonfries, 
Michaelis  Parthenon  Taf.  9,  VI  11;  12,  XII  47,  XXII  65; 
andere  Gerüstete  auf  dem  Fries  tragen  hohe  Stiefel;  Grab- 
stein des  Aristonautes,  Griech.  Grabreliefs  Nr.  1151 
Taf.  CCXLV;  viele  Figuren  auf  den  Friesen  von  Magnesia, 
Clarac  117  D — I;  auch  hier  andere  Gewaffnete  mit  Fufsbe- 
kleidung.  Auch  auf  italischem  Boden  begegnen  wir  in  älterer 
Zeit  der  gleichen  Erscheinung  (s.  S.  Reinach  Repertoire 
de  la  statuaire  II  S.  186 ff.).  Es  kann  demnach  in  älterer  Zeit 
weder  in  Griechenland  noch  in  Italien  etwas  Ungewöhnliches 
gewesen  sein,  einen  Krieger  in  Rüstung,  aber  mit  blofsen 
Füfsen  zu  sehen,  und  so  werden  auch  die  Bildhauer  des 
Augustus  und  der  übrigen,  oben  aufgezählten  Panzerstatuen 
in  diesem  Punkte  nur  älterer  Tradition   gefolgt  sein,   wahr- 


BRACCIO  NUOVO  14.  27 

scheinlich  griechischer,  von  der  sich  der  Künstler  des 
Augustus  auch  sonst  abhängig  zeigt  (Gewand  des  Sol; 
Göttin  des  Morgenthaus  =  Herse  oder  Pandrosos);  unbe- 
achtet blieb  ihm  der  Widerspruch,  der  durch  die  Ueber- 
nahme  jenes  Zuges  in  die  eigene  Schöpfung  kam. 

Die  Ausführung  mufs  nach  dem  Jahre  13  v.  Chr.  erfolgt 
sein.  Augustus  war  damals  ein  angehender  Fünfziger. 
Diesem  Alter  entsprechen  die  Züge  des  Gesichtes.  Die 
künstlerische  Arbeit  ist  hervorragend :  skizzenhaft  an  den  von 
Farbe  einst  bedeckten  Figuren  des  Panzers,  die  wie  in  Metall 
getrieben  und  emailliert  wirken  sollen,  überaus  sorgfältig  und 
etwas  überladen  in  den  Faltenmotiven  des  Mantels,  breit  und 
einfach  an  Kopf  und  Extremitäten;  der  kleine  Amor  mit 
dem  Delphin  ist  ganz  flüchtig  als  Nebensache  behandelt. 
Die  Absicht  des  Künstlers  ging  nicht  auf  monumentale  Ein- 
fachheit, sondern  auf  Eleganz,  Reichtum  und  Pracht  in  der 
Erscheinung,  wodurch  er  in  der  Bildung  des  Gewandes  zu 
einer  unplastischen  Überfülle  von  Motiven  verleitet  worden 
ist;  auch  die  mannigfach  gefärbten  Figuren  des  Panzers 
müssen  durch  ihre  zerstreuende  Wirkung  den  monumentalen 
Eindruck  beeinträchtigt  haben. 

Gefunden  am  20.  April  1863  zu  Primaporta  an  der  Via 
Flaminia  in  den  Ruinen  der  der  Livia  Augusta  gehörigen 
Villa  ad  gallinas,  »dinanzi  al  fabbricato  in  un  ripiano  rivolto 
verso  il  Tevere  che  probabilmente  formava  un  giorno  un 
portico  o  terrazzo  avanti  alla  facciata  del  palazzo«.  Die  Figur 
ging  alsbald  in  den  Besitz  des  Vatican  über,  wo  sie  unter  Tene- 
ranfs  Leitung  ergänzt  wurde.  An  ihrer  Stelle  stand  1822  die 
Statue  des  Asklepios,  jetzt  Nr.  17  (D'Este  Nuovo  Braccio  S. 72 
Nr.  123).  1834 — 1863  stand  hier  die  jetzt  im  Lateran  befindliche 
Statue  des  Antinous  (Gerhard- Platner  S.  105  Nr.  123). 

Henzen  Bullettino  d.i.  1863  S.  71fr.;  Köhler  Annali  d.  I.  1863 
S.  432fr.:  Monum.  d.  I.  VI— VII  Taf.  LXXXIV;  Garrucci  Dissertazioni 
archeologiche  S.  i,  Taf.  I;  O.  Jahn  Populäre  Aufsätze  S.  2 59 f.  u.  285 ff. 
Taf.  VI;  Rayet  Monuments  de  Part  ant.  II  Taf.  LXXI;  Baumeister 
Denkm.  d.  klass.  Altert. I  S.  229  Fig.  183;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie II 1 
S.  24fr.  u.  55 f. ,  Fig.  2,  Taf.  I:  Gardthausen  Augustus  u.  seine  Zeit  I  2 
S.  827  mit  Titelbild  u.  II  2  S.  278  Anm.  7;  Friederichs-Wolters  Bau- 
steine d.  Gesch.  d.  griech.  u.  röm.  Plastik  Nr.  1640;  Wroth  Journal  of 
hell,    studics    1886    S.   134;    Brunn  -  Bruckmann    225;    Kalkmann    53. 


28  BRACCIO  NÜOVO  15.  16. 

Berlin.  Winckelmanns-Progr.  S.  92  u.  103  Nr.  65;  Zimmermann  Allge- 
meine Kunstgeschichte  I  S.  309  Abb.  237;  Urlichs  bei  Furtwängler- 
Urlichs  Dcnkm.  gr.  u.  r.  Skulpt.  (Handausgabe)  S.  i7off.  Taf.  50;  Heibig 
Nr.  5;  Petersen  Vom  alten  Rom  S.  139  Abb.  120;  Courbaud  Le  bas- 
relief  romain  ä  representations  historiques  (Biblioth.  des  ecoles  franc. 
d'Athenes  et  de  Rome  LXXXI)  S.  66 ff.  Fig.  1  u.  Taf.  I;  v.  Domaszewski 
Strena  Helbigiana  S.  51fr.;  v.  Bierikowski  De  simulacris  barbararum 
gentium  apud  romanos  S.  26 ff.  Fig.  2  u.  3  11.  S.  100 ;  Michon  Bulletin  de 
la  soc.  des  antiquaires  de  France  1900  S.  214fr.;  Winter  Kunstgeschichte 
in  Bildern  I.Abt.  Taf.  LXXX  3;  Springer- Michaelis  Handbuch  der 
Kunstgeschichte  I  S.  387  f.  Fig.  603;  Reber-Bayersdorf  er  Skulpturen- 
schatt  Taf.  296;  Luckenbach  Abbildungen  zur  alt.  Geschichte  S.  67; 
ders.  Antike  Kunstwerke  im  klass.  Unterricht  S.  33  ff. 

Photographie  Alinari  6512  (4),  6513  (Kopf);  Anderson  1318  (4): 
4008  (Oberteil):  53io(Kopf);  Moscioni43i;  431 A;  Rocca  777;  2057  (fol.); 
398  (cab.);   1934  (Kopf). 

15.    Römische  männliche  Porträtbüste  (Taf.  III). 

H.  0,93  m.     Feinkörniger,  hellgrauer,  fleckiger  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Nasenwurzel,  Brauen,  Teil  des  1.  Oberlides,  Flicken  in 
den  Wangen,  Unterteil  der  Ohren,  Hals;  an  der  Büste  ist  nur  die  1.  Seite  antik; 
hier  wieder  erg.  Nase  der  Medusa,  Falten  oben,  Teil  des  Paludamentum  über 
dem  1.  Armansatz,  der  Teil  unter  der  Brust  mit  dem  Cingulum.  Stück  der 
Büste  mit  dem  r.  Flügel  der  Medusa  und  den  Locken  dieser  Seite  war  ge- 
brochen. Das  Gesicht  und  hauptsächlich  die  Büste  stark  geputzt.  Von 
der  Angabe  der  Augensterne  nur  die  Vertiefungen  der  Pupillen  erhalten. 

Kopf  mit  dichtem  krausen  Haupthaar,  langem  Vollbart, 
faltiger  Stirn,  leicht  zur  r.  Schulter  gewendet;  freundlicher,  ein- 
facher Ausdruck.  Panzerbüste  mit  Paludamentum  auf  der 
1.  Schulter  und  Cingulum;  Halsrand  des  Panzers  geschuppt; 
in  der  Mitte  vorn  Medusenmaske;  auf  der  Schulterklappe  Blitz, 
unten  Löwenkopf  und  Ring  mit  Schleife.  Sehr  starke  Bohr- 
arbeit in  Haar  und  Bart.  Kopf  und  Büste  könnten  nach  Marmor 
und  Stil  zusammengehören.    Ende  des  2.  Jahrhunderts  n.  Chr. 

Pistolesi  Taf.  IX  2;  Gerhard-Platner  S.  105  Nr.  122;  Bernoulli 
Rom.  Ikonographie  III  2  S.  11. 

16.    Römischer  männlicher  Porträtkopf 
auf  moderner   Büste    (Taf.  III). 

H.  d.  Ganzen  0,78  m.,  d.  Kopfes  (Scheitcl-Halsansatz)  0,37  m.    Grobkörniger 

gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  halbe  Nase,  beide  Ohren,  Kinn  mit  Spitzbart,  Hals  und  Büste, 
pie  Ober  fläche  ziemlich  zerfressen,     Risse  durch  Stirn  und  1.  Auge. 


BRACCIO  NUOVO  17.  29 

Auf  einer  kleinen  modernen  Büste  mit  Untergewand 
und  Mantel  auf  beiden  Schultern  der  Kopf  eines  bejahrten 
Mannes  geradeaus  gerichtet;  längliches  Gesicht  mit  starken 
Backenknochen;  Oberschädel  kahl;  Haar  an  den  Seiten  nach 
vorn  gestrichen;  schwacher  Vollbart;  kleiner  geschlossener 
Mund;  stark  gefurchte  Wangen;  tiefliegende  Augen  mit  ein- 
gegrabenen Augensternen  und  Pupillen;  sorgenvoller,  ver- 
grämter Ausdruck.     Einfache  derbe,  lebendige  Arbeit. 

Gerhard-Platncr  S.  104  Nr.  121. 


17.    Statue  des  jugendlichen  Asklepios    (Taf. IV). 

H.  2,185  m.  (mit  Basis).     Feinkörniger,  hellgrauer,  streifiger  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Unterlippe,  r.  Unterarm  (Hand  antik),  Finger  der  r. 
Hand,  Stütze  zwischen  Keule  und  Schenkel,  alle  freistehenden  Windungen 
der  Schlange  bis  auf  die  beiden  untersten,  die  beiden  Vorderecken  der 
Basis.  Gebrochen  war  der  ganze  Oberkopf,  der  freistehende  Teil  des 
Schlangenschwanzes.  Abgebrochen  ist  der  Himationzipfel,  der  auf  den 
Omphalos  niederfällt.  Die  Basis  ist  neben  der  Schlange  abgeschnitten. 
Farbenreste:  rotbraun  in  den  Haaren,  dunkelrot  am  Gewand  in  den  von 
unten  sichtbaren  Faltenwindungen  auf  der  1.  Körperseite.  Im  Ganzen  sehr 
stark  überarbeitet. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  der  r.  Fufs  mit  leicht 
erhobener  Ferse  seitwärts  und  zurückgesetzt;  der  unbärtige 
Kopf  leicht  zur  r.  Schulter  gewendet;  der  r.  Arm  hängt 
längs  eines  keulenartigen  Wanderstabes  herab,  auf  den  sich 
die  r.  Achsel  lehnt  und  um  den  sich  von  unten  bis  zur  Höhe 
der  Hand  eine  Schlange  windet;  er  hält  unter  der  Achsel 
zugleich  das  Himation,  das  zunächst  über  den  1.  Arm  mit 
Schulter  gelegt,  dann  um  den  Rücken,  unter  der  r.  Achsel 
durch  um  den  Leib  geschlungen  und  wieder  über  den  1.  Arm 
geworfen  ist;  die  L.  stützt  sich  auf  die  linke  Hüfte  und  hält 
dabei  das  Himation  fest;  an  den  Füfsen  starke  Sandalen  mit 
reichem  Riemengeflecht.  Neben  dem  1.  Fufs  aufsen  der 
Omphalos  mit  Netz  von  Wollenbinden.  Der  unbärtige  Kopf 
hat  dichtes  Lockenhaar,  das  ganz  im  Stil  der  antoninischen 
Zeit  mit  dem  Bohrer  ausgearbeitet  ist. 

Durch  diese  Behandlung  der  Haare  und  die  starke  Über- 
arbeitung, die  dem  Gesichte  etwas  Individuelles  gegeben 
hat,  erklärt  es  sich,  dafs  die  Mehrzahl  der  Gelehrten  bisher 


30  BRACCIO  NüOVO  1 7 . 

in  dieser  Figur,  die  im  übrigen  lediglich  einen  weitverbreiteten 
Typus  des  Asklepios  wiedergicbt,  das  Porträt  eines  Arztes 
hat  erkennen  wollen,  und  zwar  des  Antonius  Musa,  des  Leib- 
arztes des  Augustus.  Die  Beziehung  auf  diese  Persönlichkeit 
ist  aber  ausgeschlossen  durch  den  Stil,  in  dem  die  Haare 
gearbeitet  sind,  und  die  Thatsache,  dass  Antonius  Musa  bejahrt 
war,  als  er  den  Kaiser  in  Behandlung  nahm.  Bei  einem 
Porträt  aus  antoninischer  Zeit  würde  man  wieder  die  Angabe 
der  Augensterne  und  Pupillen  erwarten.  Thatsächlich  aber 
entspricht  alles,  was  von  den  ursprünglichen  Formen  des 
Kopfes  zu  erkennen  ist,  dem  Stil  der  jüngeren  attischen 
Kunst,  insbesondere  der  Schule  des  Skopas  (Wülste  über 
den  äufseren  Augenwinkeln;  Schwellung  der  Stirn  in  der 
Mitte;  feines  Oval  der  Gesichtsform).  Dafs  man  in  römischer 
Zeit  gelegentlich  bei  der  Herstellung  von  Copien  Einzel- 
heiten, wie  besonders  die  Haare,  dem  Zeitgeschmack  folgend, 
umgestaltet  hat,  ist  nicht  ohne  Beispiel  (vgl.  Amelung 
Führer  Nr.  198).  Dem  Stil  des  4.  Jahrhunderts  entspricht 
ferner  die  lebendige,  faltenreiche  Ausführung  des  Gewandes; 
man  vergleiche  dagegen  eine  ältere  Darstellung  desselben 
Typus  aus  dem  5.  Jahrh.  in  Florenz  (Amelung  a.  a.  O.  Nr.  94). 
Endlich  erklärt  es  sich  aus  dem  Streben  der  zweiten  attischen 
Schule  nach  jugendlicher  eleganterer  Verkörperung  der  Götter, 
dafs  auch  der  Heilgott  als  Jüngling  dargestellt  wird. 

Der  Überlieferung  zufolge  hat  Skopas  im  Asklepios- 
tempel  von  Gortys  in  Arkadien  den  Gott  in  pentelischem 
Marmor  jugendlich  gebildet  (Paus.  VIII  28,  1).  Mit  dieser 
Nachricht  ist  die  Figur  von  Furtwängler  zweifelnd  in  Zu- 
sammenhang gebracht  worden. 

Gefunden  kurz  vor  1784  auf  dem  Quirinal  «entro  il 
giardino  delle  monache  barberine,  compreso  nella  regione 
VI  di  Roma  antica,  nella  contrada  denominata  ad  Malum 
Punicum»  (auf  dem  Gebiet  des  heutigen  Kriegsministeriums; 
Nolli  Pianta  di  Roma  Nr.  192;  Lanciani  Pianta  di  Roma 
Taf.  16).  Bis  zur  Erbauung  des  Braccio  nuovo  stand  sie  im 
Museo  Chiaramonti  (Fea  Nuova  descrizione  I819  S.  88),  dann 
bis  ca.  1834  an  Stelle  der  Augustusstatue;  als  dorthin  der 
Antinous  von  Ostia  kam,  wurde  sie  an  ihrem  jetzigen  Standort 
aufgestellt,   den   bis  dahin  die    Statue    der  Julia    Domna  als 


BRACCIO  NUOVO  18.  31 

Omphale    (Clarac  965,    2484;    jetzt    in    den    Magazinen    des> 
Vatican;    Urlichs    Glyptothek    S.    11;    vgl.    Sieveking    in 
Roschers  Mythol.  Lexik.  III  Sp.  892)  eingenommen  hatte. 
Die  Arbeit  ist  geschickt,  aber  hart. 

E.  Q.  Visconti  Museo  Pio-Clementino  II  S.  8  nota  c;  ders.  Musee 
Pie-Clementin  II  S.  43  note  1;  Pistolesi  Taf.  VIII;  Nibby  II  Taf.  IX; 
Clarac  549,  1159;  Gcrhard-Platner  S.  104  Nr.  120;  Panofka  Asklepios 
und  die  Asklepiaden  (Abbandl.  d.  Bcrl.  Akad.  1845)  Taf.  III  7;  Mtiller- 
Wieseler  Denkmäler  der  alten  Kunst  II  Taf.  LX  Nr.  775;  Furtwängler 
Meisterwerke  S.  520  Anm.  1;  Arndt  bei  Arndt-Amelung  Einzel-Aufnahmen 
III  Text  S.  26;  Hei  big  Nr.  6. 

Photographie  Alinari  6568  (2);  Anderson  1372(2);  Moscioni  2297  ; 
Rocca  776;  1928  (Kopf). 

18.  Cölossalbüste  des  Kaiser  Claudius  (Taf.  III). 

H.  (ohne  Fufs)  0,87  m.  Grofskrystallinischer  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  halbe  Nase,  r.  Ohr  fast  ganz,  Flicken  unter  dem  Kinn, 
r.  Schulter,  fast  die  ganze  Brust  bis  auf  ein  Stück  der  r.  Brust  mit  Brust- 
warze und  eines  der  1.  Brust,  das  an  das  Gewand  anstöfst,  Faltenhöhen 
des  Gewandes,  seine  unteren  und  äufseren  Partien,  die  ganze  Rückseite  der 
Büste,  Büstenfufs  mit  Tafel.     Die  Oberfläche  leicht  angefressen. 

Wendung  und  leichte  Neigung  des  Kopfes  nach  der  1. 
Schulter,  auf  der  der  Mantel  aufliegt  (oben  links  zwei  Liege- 
falten angegeben).  Die  Fragmente,  aus  denen  die  Büste 
zusammengesetzt  wurde,  stammen  von  einer  Colossalstatue 
des  Kaisers,  die  ihn  augenscheinlich  sitzend  darstellte.  Die 
Auffassung  ist  ernst  und  würdevoll,  die  Ausführung  sehr  gut. 
Die  r.  Brustwarze  mit  einem  Kreis  umrissen. 

Die  Fragmente  wurden  mit  der  Colossalstatue  des  Tiberius 
im  Museo  Chiaramonti  Nr.  494  und  dem  fragmentierten  Unter- 
teil einer  ähnlichen  Statue  (jetzt  Galleria  lapidaria  Nr.  203) 
1796  in  Piperno,  dem  alten  Privernum,  unter  der  Leitung  von 
Gius.  Petrini  gefunden,  in  dessen  Studio  sie  zunächst  unter- 
gebracht wurden.  Von  dort  gelangten  sie  zur  Büste  restau- 
riert mit  dem  Übrigen  in  das  Museo  Chiaramonti;  bei  der 
Einrichtung  des  Br.  n.  kam  die  Büste  an  ihren  jetzigen  Platz. 

Über  die  Zusammengehörigkeit  dieser  Fragmente  mit 
dem  vorerwähnten  Unterkörper  gingen  die  Ansichten  bisher 
auseinander.  Die  Frage  erledigt  sich  dadurch,  dafs  der  Kopf 
im  Verhältnis  zu  grofs  ist. 


32  BRACCIO  NUOVO  19.  20. 

Guattani  Monuraenti  antichi  inediti  1805  S.  8off.  Taf.  XVI;  ders. 
Memorie  cnciclopediche  VII  S.  77  Taf.  XIV;  Fea  Nuova  descrizione  S.90; 
Nibby  II  Taf.XXXII;  Gerhard-Platner  S.  104  Nr.  119;  Bernoulli 
Rom.  Ikonographie  II  1  S.  332  Nr.  3  u.  S.  346;  Heibig  Nr.  7. 

19.  Jugendlicher  weiblicher  Idealkopf 
auf  moderner  Büste    (Taf.  III). 

H.  des  Ganzen   0,67  m.,   des  Kopfes  0,32  m.     Feinkörniger  weifser   Marmor 

mit  grauen  Streifen. 

Ergänzt  Nase,  Teile  der  Lider,  Unterlippe,  Stück  am  Kinn,  Büste. 
Durchweg  stark  geputzt. 

Auf  moderner  Büste  mit  Chiton,  der  die  r.  Brust  frei- 
läfst,  und  Mantel  auf  der  1.  Schulter  ein  antiker,  jugendlich- 
weiblicher Idealkopf  mit  leichter  Wendung  und  Neigung 
nach  der  1.  Schulter;  die  Haare  einfach  zurückgestrichen  und 
hinten  in  einem  Schopf  aufgebunden;  ein  Band  umgiebt  den 
Schädel.  Pathetischer  Ausdruck  in  den  Augen,  geöffneter  Mund. 
Sehr  geringe  Arbeit  nach  einem  Original  des  4.  Jahrh.  v.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  104  Nr.  118. 

20.  Togastatue  mit  einem  Gypskopf  des 
Kaiser  Nerva   (Taf.  IV). 

H.  2,22  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  aus  Gyps:  Kopf  und  Hals  bis  auf  das  unterste  Stück  der 
Kehle,  r.  Arm,  soweit  er  unbedeckt  ist,  mit  dem  Rand  der  Tunica;  aus 
Marmor:  Rücken  mit  beiden  Schultern,  1.  Hand  mit  Rolle  und  Stück  des 
Gewandes,  die  grofse  Togafalte  unter  dem  r.  Arm,  Flicken  im  Gewand, 
1.  Knie,  die  Stütze  neben  dem  1.  Bein,  beide  Füfse  mit  Gewand  bis  etwas 
über  die  Knöchel,  Basis.     Stark  geputzt. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  schreitend  zu- 
rückgesetzt; Kopf  leicht  nach  der  1.  Schulter  gewendet;  r. 
Arm  mit  geöffneter  Hand  leicht  vorgestreckt;  1.  Arm  gesenkt; 
Rolle  in  der  L.  Neben  dem  1.  Bein  aufsen  eine  stelenartige 
Stütze.  An  den  Füfsen  calcei  senatorii  oder  patricii  (vgl. 
no.  26);  Tunica;  Toga  im  üblichen  Wurf  des  ersten  Jahr- 
hunderts der  Kaiserzeit.  Liegefalten  durch  Rillen  angegeben. 
Unbedeutende  Arbeit.  Der  Kopf  ist  ein  Abgufs  von  Nr.  101a 
im  Cortile  del  Belvedere. 

Pistolesi  S.  76ff.;    Clarac   941,   2409;     Gerhard-Platner  S.  104 
Nr.  117;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II  2  S.  68   Nr.  2  u.  S.  70. 
Photographie  Moscioni  1453  (cab.);  Rocca  1950  (Kopf). 


BEACCIO  NUOVO  21.  2  2.  23.  33 

21.  Römische  männliche  Porträtbüste  (Taf.III). 

H.  (ohne  Fufs)  0,59  m.;  Scheitel — Gewandsaum  0,33  m.    Marmor  des  Kopfes 
grobkörnig  u.  gelblich;  Marmor  der  Büste  feinkörnig  u.  gelblich. 

Ergänzt  Nase,  Stück  der  1.  Braue  u.  der  1.  Wange,  Mitte  der  Ober- 
lippe, unterer  Teil  des  Halses,  viele  Flicken  im  Gewand,  Büstenfufs  mit 
Indextäfelchen.     Die  Haare  vorne  etwas  bestofsen. 

Kopf  eines  Mannes  in  den  mittleren  Jahren  nach  der  r. 
Schulter  gewendet;  volles  wirres  Lockenhaar,  vorne  mit  dem 
Bohrer  ausgearbeitet;  kurzer  Vollbart;  Brauen  plastisch; 
Augensterne  und  Pupillen  eingegraben.  Ernster,  trüber  Aus- 
druck. Der  Blick  nach  der  Seite  gerichtet  Büste  mit  Arm- 
ansätzen, Tunica  und  Paludamentum  auf  der  r.  Schulter  ge- 
knüpft. 

Kopf  und  Büste  können  nicht  zusammengehören,  da  der 
Kopf  etwa  aus  der  Zeit  des  Caracalia  stammt,  die  Büste  aus 
trajanischer  Epoche.     Beide  Teile  von  sehr  guter  Arbeit. 

Pistolesi  Taf.  IX  3;  Gerhard-Platner  S.  104  Nr.  116. 

22.  Jugendliche  männliche  Büste  (Taf.III). 

H.  d.  Ganzen  0,765  m.,  d.  Kopfes  0,25  ro.    Marmor  des  Kopfes  grobkörnig 
11.  gelblich  mit  braunen  Flecken;  Marmor  der  Büste  feinkörnig  u.  hellgrau. 

Ergänzt  gröfster  Teil  der  Nase,  Hals,  Büstenfufs  mit  Indextäielchen. 
Sehr  stark  bestofsen. 

Der  geradeaus  gerichtete  Kopf  ist  eine  sehr  schlecht 
gearbeitete  Copie  eines  Archaischen  Jünglingskopfes,  dessen 
Haartracht  der  des  sog.  Omphalos-Apollon  entspricht  (dichte 
Locken  um  Stirn  und  Schläfen;  zwei  Zöpfe  um  den  Schädel 
gelegt  und  oben  verbunden).  Langes  Gesicht  mit  sehr  star- 
kem Kinn.  Dicke  Lider.  Augensterne  und  Pupillen  wohl 
modern  eingegraben. 

Die  Büste,  deren  1.  Schulter  ein  Gewand  bedeckt,  ist 
aus  einem  Statuenfragment  ausgeschnitten.  Kopf  und  Büste 
gehören  nicht  zusammen. 

Gerhard-Platner  S.  104  Nr.  115. 

23.  Weibliche  Gewandfigur,  sog.  Pudicitia  (Taf.  IV). 

H.  2,085  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  mit  Hals  und  dem  entsprechenden  Teil  des  Himation, 
r.  Hand  mit  Teil  des  Unterarms  und  Rand  des  Himation,  viele  Faltenhöhen 
Vatican.  Katalog  L  3 


34  BRACCIO  NUOVO  23. 

auf  der  r.  Körperseite,  unterster  Zipfel  vor  dem  1.  Knie,  vordere  Hälfte  des 
gr.  Zehen  am  r.  Fufs  mit  oberstem  Rand  der  Sandale,  die  vier  grösseren 
Zehen  am  1.  Fufs  mit  dem  oberen  Rand  der  Sandale,  Kleinigkeiten  an  den 
Falten  des  Chiton. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs  ziemlich  weit 
zur  Seite  gesetzt.  Bekleidet  mit  zwei  Chitonen,  von  denen 
der  eine  nur  über  dem  r.  Fufs  sichtbar  wird;  der  obere  sehr 
stoffreich,  nach  unten  facherartig  sich  ausbreitend.  Beide 
von  feinem  Stoff.  Darüber  ein  Himation  aus  sehr  zartem, 
durchscheinenden  Zeug,  das  über  den  Hinterkopf  herabhängt, 
beide  Schultern  bedeckt  und  fest  um  die  Arme  geschlungen 
ist,  von  denen  der  1.  dicht  an  den  Körper  und  quer  vor  den 
Leib  gelegt  ist,  sodafs  die  1.  Hand  an  der  r.  Hüfte  ruht  und 
den  Eilenbogen  des  r.  Armes  stützt,  dessen  Hand  nach  dem 
Antlitz  zu  erhoben  ist,  wo  sie  den  in  breiter  Faltenmasse 
von  hier  nach  dem  1.  Knie  herabfallenden  Rand  des  Hima- 
tion fafst.  Natürlich  müsste  diese  Hand  ebenfalls  vom  Hima- 
tion bedeckt  sein,  was  der  Ergänzer  nicht  bedacht  hat;  eine 
von  ihr  jetzt  verdeckte  Bruchstelle  beweist  zudem,  dafs  sie 
nicht  so  hoch  erhoben  war;  so  ist  denn  auch  bei  der  in  Villa 
Mattei  befindlichen  Replik  (s.  unten)  die  ungebrochen  erhaltene 
Hand  unter  dem  Gewand  verborgen;  vgl.  auch  das  Brustbild 
einer  Frau  auf  einem  Grabstein  im  Palazzo  Mattei  (an  der 
Westseite  des  Hofs  zunächst  der  Loggia  scoperta;  wohl 
Matz-Duhn  Ant.  Bildwerke  in  Rom  Nr.  3831).  An  dem  r. 
Oberarm  durch  das  Himation  hindurchschimmernd  ein 
Schlangen-Armband.  An  den  Füfsen  sehr  hohe,  oben  und 
unten  umränderte  Sandalen,  eine  spätere  Abart  der  »tyrrhe- 
nischen  Sandalen«  (vgl.  Reisch  bei  Heibig  Nr.  1361).  An 
dem  modernen  Kopf  sind  die  Haare  zur  Seite  der  Stirn 
einfach  zurückgestrichen  und  von  einem  hohen  Diadem  um- 
rahmt, auf  dem  eine  Palmettenverzierung  in  Flachrelief 
angegeben  ist. 

Die  Arbeit  ist  an  den  vom  Himation  bedeckten  Teilen 
sehr  elegant,  weniger  gut  an  den  sichtbaren  Teilen  des  Chiton; 
im  Ganzen  mehr  auf  decorativen  Gesamteindruck,  als  feine 
Wirkung  des  Einzelnen  berechnet.  Der  Vorwurf,  den  man  der 
Arbeit  gemacht  hat,  die  r.  Schulter  sei  vernachlässigt,  ist  unbe- 
rechtigt.   Die  Schulter  ist  thatsächlich  ganz  vorhanden.     Die 


BRACCIO  NUOVO  23.  35 

Schuld  an  dem  Irrtum  der  Beurteiler  liegt  in  der  jetzigen  Auf- 
stellung; die  Figur  müfste  so  gestellt  sein,  wie  sie  die  ältesten 
Publicationen  zeigen,  d.  h.  der  r.  Fufs  gerade  auf  den  Beschauer 
zu  gerichtet  stehen;  dann  erscheint  neben  der  r.  Hand  die 
Schulter  und  es  verschwindet  die  nicht  vollkommen  ausge- 
arbeitete Falte  neben  dem  1.  Fufs.  Aufserdem  müfste  der 
Kopf  etwas  weiter  nach  der  r.  Schulter  hin  gedreht  sein, 
wofür  auch  die  erhaltenen  Falten  des  Himation  im  Nacken 
sprechen.  Wirklich  vernachlässigt  ist  die  r.  Brust,  die  unter 
dem  r.  Arm  nicht  so  vollständig  verschwinden  dürfte. 

Von  der  Figur  sind  sieben  Repliken  bekannt  (Clarac 
497»  971"»  764»  1880;  766,  1888;  929,  2371;  S.  Reinach  Re- 
pertoire de  la  statuaire  S.  669  Nr.  1 1 ;  ein  Exemplar  auf  dem 
Dach  des  Senatoren-Palastes;  eins  in  der  Villa  Mattei  in  Rom, 
Matz-Duhn  a.  a.  O.  Nr.  1427).  Die  hohen  Sandalen  finden 
sich  bei  keinem  anderen  Exemplar.  Figuren  mit  ähnlichen 
Motiven  giebt  es  in  grofser  Menge.  Alle  zeichnen  sich  durch  die 
gleiche  Haltung  der  Arme  aus,  durch  einen  Bau  mit  kurzem 
schmalen  Oberkörper  und  sehr  stark  ausladenden  Hüften,  den 
breiten  Stand,  durch  den  nach  unten  facherartig  sich  ausbreiten- 
den Chiton  und  das  durchsichtige,  eng  um  den  Körper  gezogene 
Himation.  Einen  Anhalt  für  die  Bestimmung  der  Zeit,  in  der 
diese  Typen  entstanden  sind,  und  des  Kunstkreises,  in  dem  sie 
geschaffen  wurden,  giebt  uns  die  Thatsache,  dafs  sich  ganz 
analoge  Gestalten  sehr  häufig  auf  spät-griechischen  Grab- 
steinen finden,  die  meist  von  den  ionischen  Inseln  oder  der 
kleinasiatischen  Küste  stammen  (z.  B.  Hannover  Arndt- Ame- 
lung  Einzelaufnahmen  Nr .  1085;  Smyrna  ebenda  Nr.  1350; 
Berlin  Beschreibung  der  antiken  Skulpturen  Nr.  769,  773,  774; 
Athen  Nationalmuseum  Nr.  1 156:  v.  Sybel  Katalog  d.  Skulpt. 
zu  Athen  Nr.  547;  hierher  ist  auch  der  Grabaufsatz  in  der 
Galleria  lapidaria  Nr.  198  zu  rechnen).  Sehr  verwandte  Ge- 
wandmotive finden  sich  ferner  auf  dem  Relief  mit  der  Apo- 
theose Homers  von  Archelaos  von  Priene  (am  besten  bei 
Brunn-Bruckmann  50),  auf  dem  eine  Musengruppe  darge- 
stellt ist,  von  der  einige  Figuren  auch  in  statuarischen  Copien 
erhalten  sind,  die  wiederum  nahe  stilistische  Verwandtschaft 
mit  den  »Pudicitia«-Typen  aufweisen;  diese  Gruppe  ist  mit 
grofser   Wahrscheinlichkeit    für    ein  Werk  des  Philiskos  von 

3* 


36  BBACCIO  NÜOVO  23. 

Rhodos   erklärt  worden,  eines  Künstlers   des    zweiten   Jahr- 
hunderts v.  Chr. 

So  vereinigt  sich  Alles,  um  die  Entstehung  jener  Typen 
in  einer  kleinasiatischen  Kunstschule  des  2.  vorchristlichen 
Jahrhunderts  wahrscheinlich  zu  machen.  Ebenso  wie  auf 
den  griechischen  finden  sie  sich  häufig  auf  römischen  Grab- 
reliefs, was  für  ihre  Popularität  in  Rom  spricht  und  woraus 
sich  schliefsen  läfst,  dafs  auch  die  Originalstatuen  keine 
Göttinnen  darstellen,  sondern  zum  Schmuck  von  Gräbern 
dienen  sollten.  Sie  werden  von  vorn  herein  Porträtstatuen 
vornehmer  Damen  gewesen  sein. 

Es  sei  daran  erinnert,  dafs  Plinius  (n.  h.  XXXIV  86) 
als  Bildner  vornehmer  Frauen  Antimachos  und  Athenodoros 
nennt,  und  dafs  der  Name  des  letzteren  in  der  Familie  der 
Künstler,  die  den  Laokoon  geschaffen  haben,  zweimal  wieder- 
kehrt (vgl.  Brunn  Geschichte  der  griech.  Künstler5 1  S.  328, 
wo  ohne  Grund  diese  Notiz  vielmehr  auf  Athenodoros,  den 
Schüler  des  Polyklet,  bezogen  wird,  und  S.  367;  vgl. 
E.  Seilers  The  eider  Pliny's  Chapters  on  the  History  of 
art  S.  208  f.). 

Die  Figur  ist  ehedem  nach  dem  für  antik  gehaltenen 
Kopfe  Livia  oder  Sabina  genannt  worden;  Winckelmann 
glaubte  wegen  der  hohen  Sandalen,  dafs  eine  dieser  beiden 
als  Melpomene  dargestellt  sei;  der  Name  »Pudicitia«  wurde 
der  Statue  in  Rücksicht  auf  einige  römische  Münztypen  der 
Kaiserzeit  gegeben,  auf  denen  eine  weibliche  Gestalt  durch 
die  Umschrift  als  Pudicitia  bezeichnet  wird.  Von  diesen 
Typen  haben  einige  mit  der  Statue  das  Motiv  gemeinsam,  dafs 
das  Gewand  über  den  Kopf  gezogen  und  von  der  Rechten 
in  der  Nähe  des  Gesichtes  gefafst  wird,  was  indes  bei  der 
weiten  Verbreitung  dieses  Motives  nichts  bedeutet;  da  die 
Typen  im  Übrigen  in  allen  Einzelheiten  von  der  Statue  ab- 
weichen, so  ist  es  sehr  unwahrscheinlich,  dafs  ein  antiker 
Römer  eine  derartige  Figur  jemals  Pudicitia  genannt  habe. 
Die  Figur  stand  ehemals  in  Villa  Mattei;  i.  J.  1774  von 
ClemensXIV.  fürden  Vatican  erworben,  wurde  sie  in  der  Galleria 
dclle  statuc  (an  Stelle  von  Nr.  410)  aufgestellt.  Bis  Mitte 
des  19.  Jahrhunderts  stand  an  ihrer  jetzigen  Stelle  die  seitdem 


BRACCIO  NÜOVO  24.  37 

im    capitolinischen   Museum    befindliche    Wiederholung    der 
Minerva  Giustiniani  ohne  Aegis  (Heibig  Nr.  446).*) 

Maffei  Raccolta  di  statue  Taf.  107;  Venuti  Monumenta  Matthaeianal 
Taf.  62;  Piranesi  Raccolta  di  statue  Taf.  7;  Winckelmann  Geschichte  der 
Kunst  XI  2,  6  (Donaueschinger  Ausgabe  der  sämmtl.  Werke  VI  171); 
Visconti  Museo  Pio-Clementino  II  Taf.  XIV;  Pasqu.  Masi  Indicazione 
antiquaria  (1792)  S.  94  Nr.  L;  CJarac  762  B,  1895  u.  764,  1879;  Braun 
Ruinen  und  Museen  S.  233  Nr.  3;  Heibig  Untersuchungen  Über  die  cam- 
panische Wandmalerei  S.  32;  Amelung  Basis  des  Praxiteles  von  Mantinea 
S.  82  Anm.  3;  Hclbig  Nr.  8. 

Photographie  Alinari  6646  (4);  Anderson  1440  (4);  Moscioni  2286; 
Rocca  775;  2054  (fol.). 


24.  Büste  mit  Jünglingskopf  (Taf.  III). 

H.  des  Ganzen  0,845  m.     Halsschnitt  bis  Scheitel  0,34  m. 
Marmor  des  Kopfes  grosskrystallinisch  und  gelblich. 

Ergänzt  Nase,  Kleinigkeiten  an  den  Locken,  die  ganze  Büste  mit 
dem  in  rotem  Alabaster  gearbeiteten,  auf  der  1.  Schulter  geknüpften  Fell. 
Lippen  und  Locken  bestofsen.  Der  Hals  mit  dem  Unterteil  der  Haare 
im  Nacken  war  abgebrochen.  Die  Oberfläche  an  den  Haaren  stark 
corrodiert.  Die  Fleischteile  waren  wohl  auch  in  antiker  Zeit  geglättet, 
müssen  aber  modern  übergangen  sein. 

Auf  einer  modernen  Büste  mit  Nebris  ein  idealer  Jünglings- 
kopf, leicht  zur  1.  Schulter  gewendet  (Falten  an  der  1.  Halsseite). 
Ernster  Ausdruck,  niedere  Stirn;  ziemlich  stark  vorquellende 
Augen;  verhältnismäfsig  grofses  Untergesicht.  Lange,  leicht  ge- 
wellte, an  den  Enden  aufgeringelte  Locken,  die  einen  grofsen 
Teil  der  Stirn,  Schläfen,  Ohrenpartie  und  Nacken  bedecken; 
über  der  Stirnmitte  sind  zwei  Locken  bogenförmig  nach  beiden 
Seiten  gestrichen.  Da,  wo  unter  den  Locken  die  Ohren  zu 
vermuten  sind,  erkennt  man  jederseits  einen  gerade  in  die 
Höhe  steigenden  gerundeten  Ansatz  und  daran  anstofsend 
nach  rückwärts  eine  halbkreisförmige  Bruchstelle,  zwischen 
beiden  eine  coneave  Vertiefung.  Diese  Spuren  lassen  sich 
nur  zu  tierischen  Ohren,  am  besten  zu  denen  eines  Stiers 
ergänzen.  Oberhalb  von  ihnen  und  den  Schläfen  findet 
sich   jederseits  eine  runde  Bruchstelle;   hier  müssen    runde 


*)  Bedeutungslos  ist  es  wohl,  dafs  auf  der  perspectivischen  Ansicht  bei 
Pistolesi  Taf.  IV  an  dieser  Stelle  eine  Jünglingsstatue  mit  r.  Standbein  und 
aufgelehntem  L  Ellenbogen  angedeutet  ist. 


38  BRACCIO  NUOVO  24. 

Hörner,    also,    im    Hinblick  auf  die    Ohren,   wahrscheinlich 
Stierhörner  abgebrochen  sein. 

Winter,  der  den  Kopf  zuerst  publiciert  hat,  erkannte  die 
oberen  Spuren  richtig;  in  den  unteren  sah  er  falschlich  Reste 
von  Tänien,  die  er  sich  um  die  Hörner  gewunden  dachte;  er 
deutete  den  Kopf  auf  Jakchos;  Sauer  widerlegte  dies  durch  die 
richtige  Deutung  der  unteren  Spuren  auf  Ohren  und  nannte  den 
Kopf  Aktäon*).  Mit  Recht  hat  jedoch  Petersen  daraufhin- 
gewiesen, dafs  die  Hörner  zu  weit  seitlich  am  Kopfe  stehen, 
was  für  ein  Hirschgeweih  unnatürlich  wäre.  Zuletzt  hat  Furt- 
wängler  den  Kopf  für  den  eines  Flusfgottes  erklärt,  was  viel 
Wahrscheinlichkeit  für  sich  hat;  doch  ist  es  auch  nach  richtiger 
Erkenntnis  der  Spuren  möglich,  an  der  Deutung  als  Jakchos 
oder  Aiovuaoc  Tsupouopcpoc  festzuhalten  (vgl.  Pistolesi  Taf. 
CXIII;  Berlin  Beschreibung  der  Skulpturen  Nr.  13—15). 
Diese  Benennung  wird  dadurch  gestützt,  dafs  der  Kopf  — 
es  ist  ungewifs,  ob  in  römischer  oder  schon  in  griechischer 
Zeit  —  durch  Weglassen  der  tierischen  Abzeichen  (sie 
sind  nicht  etwa  modern  abgearbeitet),  Hinzufügen  eines 
Bandes  im  Haar  und  aufrechte  Stellung  auf  dem  Hals  in 
einen  Hermenkopf  umgewandelt  worden  ist,  in  dem  man 
einen  Apollon  oder  einen  jugendlichen  Unterweltsdämon  ver- 
mutet hat  (im  Capitol;  Heibig  Nr.  507).  Thatsächlich 
stimmt  an  beiden  Köpfen  Locke  für  Locke  überein;  doch 
macht  der  capitolinische  Kopf  —  vielleicht  nur  infolge  der 
sehr  laxen  Arbeit  des  Exemplares  —  einen  stilistisch  ent- 
wickelteren Eindruck  (auf  die  Verwandtschaft  beider  Werke 
hatte  schon  Winter  hingewiesen).  Eine  dritte  Replik  im 
Museo  Torlonia  auf  einer  weiblichen  Statue  (I  Monumenti 
del  Museo  Torlonia  Taf.  CXXVII  Nr.  495);  es  ist  dem  Ver- 
fasser unbekannt,  ob  hier  die  tierischen  Abzeichen  vorhanden 
sind  oder  nicht. 

*)  S.  berief  sich  auf  ein  Vasenbild,  auf  dem  Aktäon  mit  Hirschhörnern 
und  -ohren  gemalt  ist  und  den  Kopf  der  Aktäon-Statuette  im  British 
Museum,  der  aber  nicht  ursprünglich  zu  seiner  Figur  gehört.  Der  Hals  ist 
zwischengesetzt,  der  Marmor  an  Kopf  und  Körper  nicht  identisch.  Hinter 
slem  dichten  Lockenkranz,  der  das  Gesicht  umrahmt,  haben  sich  5  Löcher 
erhalten,  eins  oben,  drei  auf  der  rechten,  eins  auf  der  linken  Kopfseite;  an 
Stelle  der  zur  Siebenzahl  fehlenden  auf  dieser  Seite  jetzt  Ergänzung.  Der 
Kopf  stellt  also  Helios  in  dem  von  dem  Portrait  Alexanders  d.  Gr,  abge- 
leiteten Typus  dar. 


BRAOGIO  NUOVO  25.  39 

Die  Strenge  der  Formengebung,  sowie  die  Proportionen 
(sehr  starkes  Untergesicht)  lassen  die  Entstehung  des  Origi- 
nales in  der  Mitte  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr.  voraussetzen. 
Man  hat  mit  Recht  zur  Vergleichung  Werke  herangezogen, 
wie  die  Athena  mit  dem  Wolfshelm  in  Villa  Albani  und  den 
»Kasseler«  Apollon. 

Die  Arbeit  des  Exemplares  ist  sehr  sorgfältig  und  macht 
den  Eindruck  einer  getreuen  Copie.  Die  Mundwinkel  und 
inneren  Augenwinkel  sind  durch  kleine  Bohrlöcher  markiert, 
gröfsere  Bohrlöcher  in  den  Lockenringeln.  Nach  der  Stili- 
sierung der  Haare  zu  urteilen,  ist  es  wahrscheinlich,  dafs 
das  Original  in  Bronze  gearbeitet  war. 

Über  die  Herkunft  des  Stückes  ist  nichts  bekannt. 
Zuerst  erwähnt  in  dem  officiellen  Catalog  (Nuovo  Braccio]del 
Museo  Vaticano.  Indicazione  antiquaria)  von  1856  S.  14 
Nr.  24.  An  seiner  Stelle  stand  ehemals  eine  weibliche  Büste 
(Pistolesi  Taf.  IV;  Gerhard-Platner  S.  104  Nr.  113). 

Winter  Bonner  Studien  S.  1436".  Taf.  VIII/IX;  Sauer  und  Petersen 
Römische  Mitteilungen  1891  S.  1 5 3 f . ;  Kalkmann  53.  Berlin.  Winckel- 
manns-Progr.  S.  28  u.  106  Nr.  17;  Furtwängler  Meisterwerke  S.  82,  115 
u.  138  Anra.  i;  Heibig  Nr.  9. 

Photographie  des  1.  Profils  beim  röm.  Institut  Nr.  621. 


25.  Büste  mit  dem  Kopfe  eines  Dioskuren 

(Taf.  III). 

H.  d.  Ganzen  0,785  m.,  d.  Kopfes  0,40  m.     Gelblicher  feinkörniger  Marmor. 

Ergänzt  Teil  der  Unterlippe,  grofses  Stück  der  1.  Wange,  fast  der 
ganze  Pilos,  Hinterkopf,  gröfster  Teil  des  Halses  und  Büste  (aus  schwarzem 
Marmor).  Sprünge  im  Oberteil  des  Gesichtes.  Die  Locken  vorne  etwas 
bestofsen.  War  augenscheinlich  stark  versintert;  das  Gesicht  geputzt 
und  geglättet. 

Kopf  geradeaus  gewendet;  zartes  jugendliches  Gesicht 
mit  ernstem  Ausdruck;  volle  Locken,  die  vorne  in  die  Stirne 
fallen;  darauf  der  eiförmige  Pilos.  Die  moderne  Büste  mit 
Mantel  und  Nebris  bedeckt. 

Die  einzelnen  Locken"  sind  durch  tiefe  Bohrergänge  ge- 
trennt.    Im  Übrigen  ist  die  Arbeit  sorgfältig,  aber  ausdrucks- 


40  BRACCIO  NüOVO  26. 

los.     Nach  den  stilistischen  Anzeichen  liegt  ein  Original  aus 
der  2.  Hälfte  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  zu  Grunde. 
Herkunft  des  Stückes  unbekannt. 

Pistolesi  Taf.  IXi;  Nibby  III  Taf.  XV;  Gerhard-Platncr  S.  104 
Nr.  112. 

Photographie  des  1.  Profils  beim  römischen  Institut  Nr.  623. 

26.  Statue  des  Kaiser  Titus  (Taf.  IV). 

H.  1,96  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  kleiner  Flicken  in  der  1.  Braue,  Teil  des  Randes  am  1.  Ohr, 
Ränder  der  Toga  und  Tunica  am  Halsausschnitt  und  Nacken,  r.  Unterarm 
mit  Hand,  1.  Hand  mit  Rolle,  Kleinigkeiten  am  Gewände  und  den  Bändern 
der  Fufsbekleidung.  Sprünge  im  r.  Fufs  und  sonst,  besonders  in  der 
unteren  Hälfte.  Abgebrochen  ein  Stück  der  Troddel  am  Toga-Ende 
zwischen  Beinen.  Der  Kopf  ist  besonders  gearbeitet  und  eingelassen. 
Ebenso  waren  der  r.  Unterarm  und  die  1.  Hand  besonders  gearbeitet  und 
angesetzt.  Nach  Farbenresten,  die  sich  in  einer  Falte  der  Tunica  an 
der  r.  Hüfte  erhalten  haben,  war  diese  rosa. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  zur  Seite  und 
etwas  vorgesetzt;  1.  Arm  gesenkt  und  etwas  seitlich  vom 
Körper  entfernt  (in  der  erg.  Hand  eine  Rolle);  r.  Arm  leicht 
erhoben  und  seitlich  vorgestreckt;  Kopf  leicht  zur  r.  Schulter 
gewendet.  Bekleidet  mit  Tunica,  die  am  Halse  gesäumt  ist, 
und  der  Toga  im  üblichen  Wurf  der  guten  Zeit.  An  den 
Füssen  Schuhe  mit  vorne  verknoteten  corrigiae  (nach  Mau 
Pauly-Wissowa  Realencyklopädie  III  Sp.  1342  Z.  53  calcei 
senatorii,  nach  Petersen  AraPacis  Augustae  S.84ff.  c.patricii). 
Neben  dem  1.  Fufs  aufsen  ein  kleines  Stück  Baumstamm 
mit  grofsem  Astloch,  in  dem  viele  Bohrlöcher  neben  ein- 
ander gesetzt  sind,  wodurch  jedenfalls  der  zerfressene  Zu- 
stand des  Holzes  angedeutet  sein  soll  (man  hat  darin  einen 
Bienenbau  erkennen  wollen,  durch  den  symbolisch  auf  die 
angestrengte  Thätigkeit  des  Kaisers  zum  Wohle  der  Mensch- 
heit hingedeutet  sei).  An  dem  Kopf,  der  im  Verhältnis  zur 
Figur  zu  grofs  ist,  sind  das  r.  Ohr  und  die  Rückseite  fast 
gar  nicht  ausgearbeitet.  Die  Figur  wird  also,  wie  jetzt,  in 
einer  Nische  gestanden  haben.  Sehr  sorgfaltige,  elegante 
Arbeit  an  den  Gewandpartieen.  Breiter  und  frischer  die 
Behandlung  des  Kopfes,  der  den  Kaiser  in  ziemlich  spätem 
Alter  darstellt. 


BRACCIO  NUOVO  27.  41 

Die  Statue  wurde  im  Beginne  des  Jahres  1828  mit  Nr. 
in  des  Braccio  nuovo  in  einem  dem  Baptisterium  des 
Lateran  benachbarten  Garten  gefunden,  in  Ruinen  eines  dem 
Plautius  Lateranus  gehörigen  Gebäudes  (s.  über  diesen 
Tacitus  Annal.  XV  60).  Da  beide  sorgfaltig  mit  Schutt 
bedeckt  gefunden  wurden,  kann  man  schliefsen,  dafs  sie  mit 
Absicht  vergraben  waren,  wohl  um  sie  vor  Zerstörung  zu 
schützen.  Nach  Urlichs  a.  unten  a.  O.  wurden  sie  1830  er- 
worben*). Die  Ergänzung  der  Figuren  leitete  D'Este,  der 
damalige  Director  der  päpstlichen  Museen. 

Nibby  II.  Taf.  XXXIII;  Clarac  939,  2401  A;  Braun  Museen  und 
Ruinen  Roms  S.  251  Nr.  16;  Urlichs  Glyptothek  S.  104  Anm.  u.  S.  106; 
Bern o ulli  Rom.  Ikonographie  II  2  S.  32  Nr.  2  u.  S.  37  f.  Taf.  XII; 
H eibig  Nr.  10. 

Photographie  Alinari  6665  (2);  Anderson  1455;  Moscioni  3248; 
1432  (cab.). 


27;  Maske  der  Medusa  (Taf.  VI). 

H.  0,68  m.     Feinkörniger,  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  fast  die  ganze  1.  Wange  mit  einem  Stück  der  Schlange 
darunter,  1.  Auge,  Lider  des  r.  Auges,  gröfster  Teil  der  Stirn,  Teil  der 
Haare  darüber,  Unterteil  der  Nase,  Unterlippe,  Stück  der  Schlange  unter  der 
r.  Wange.  Hinten  stark  geflickt.  Die  r.  Gesichtshälfte  war  schräg 
durchgebrochen;  der  Bruch  verschmiert.  Abgebrochen  sind  Locken- 
enden und  die  Schwänze  und  Köpfe  der  Schlangen. 

Effectvolle,  decorative  Darstellung  des  schönen  Medusen- 
Typus  mit  wildem  Ausdruck.  Wirre  Locken;  von  den 
Schlangen  sind  die  Schwänze  unten  verknotet;  die  Köpfe 
züngelten  oben  r.  und  1.  aus  den  Locken  hervor.  Die  Rück- 
seite ausgehöhlt  und  rauh.     War  also  jedenfalls  Teil  einer 


*)  Wenn  Pistolesi  Nr.  111  schon  an  seiner  heutigen  Stelle  nennt 
(S.  120 f.),  obwohl  das  Titelblatt  die  Jahreszahl  1829  trägt,  so  löst  sich 
dieser  Widerspruch  durch  den  auch  aus  anderen  Thatsachen  folgenden 
Schlufs,  dafs  die  Herausgabe  jenes  Bandes  1829  beabsichtigt  war,  aber  erst 
einige  Jahre  später  erfolgte  (vgl.  Nr.  38  u.  97  A).  Wenn  andrerseits  in  der 
Beschreibung  Rom 's,  deren  betreffender  Band  1834  erschien,  Nr.  111 
nur  in  einer  Anmerkung  (S.  92),  also  nachträglich,  an  seinem  heutigen  Platz 
genannt  wird,  so  erklärt  sich  das  dadurch,  dass  der  Druck  schon  erheblich 
früher  begonnen  war;  ebenso  ist  die  Entfernung  der  Chariten-Gruppe  und  ihrer 
Basis  nur  in  einer  Anmerkung  erwähnt,  obwohl  sie  schon  1826  stattgefunden 
hatte  (siehe  S.  58).  Auffallend  ist  dabei,  dafs  die  Statue  des  Kaisers  weder 
bei  Pistolesi,  noch  in  der  Beschr.  R.  genannt  wird. 


42  BRACCIO  NÜOVO  28. 

architektonischen  Decoration.  Damit  und  mit  der  Art  der 
Ausführung,  die  auf  spätere,  aber  doch  noch  gute  römische 
Zeit  schliefsen  läfst,  stimmt  die  Überlieferung,  nach  der  diese 
Maske  mit  ihren  beiden  Gegenstücken  Nr.  40  u.  93  —  Nr. 
110  ist  ein  Gypsabgufs  von  Nr.  27  —  bei  dem  von  Hadrian 
erbauten  Tempel  der  Venus  und  Roma  gefunden  sei.  Dieser 
Fund  müfste  bei  Gelegenheit  der  ersten  Ausgrabung  i.  J.  18 19 
geschehen  sein,  bei  der  nur  die  Nordwestseite  des  Gebäudes 
untersucht  wurde,  da  die  Masken  schon  in  dem  1822  er- 
schienenen Nuovo  Braccio  von  d'Este  erwähnt  werden  und 
die  zweite  Ausgrabung  erst  1827 — 29  stattfand  (s.  Reber 
Die  Ruinen  Roms  S.  405). 

Pistolesi  Taf.  XIII3;  Gerhard-Platner  S.  97  Nr.  102;  Braun 
Ruinen  und  Museen  Roms  S.  256  Nr.  20;  Furtwängler  Meisterwerke 
S.  325;  Heibig  Nr.  11. 

Photographie  Anderson   1401. 


28.  Statue  eines  Silens  (Taf.  V). 

H.   1,58  m.     Marmor  des  Körpers  feinkörnig  und  wcifs;  Marmor  des  Kopfes 
grobkörnig  und   hellgrau;    Marmor   des  Gefäfses   grobkörnig  und  gelblich. 

Ergänzt  Nase,  1.  Ohr,  die  beiden  Blätter  an  den  Schläfen,  die  beiden 
Träubchen  über  der  Stirn,  r.  Schnurrbart,  Unterlippe,  Hals  und  Nacken, 
1.  Schulter  mit  Fell,  1.  Arm  und  Hand,  r.  Arm  von  der  Mitte  des  Ober- 
arms abwärts  mit  Hand  und  Schale,  Stamm,  beide  Unterschenkel  mit  Füfsen 
und  Basis,  die  beiden  herabhängenden  Zipfel  des  Fells.  An  dem  Kopf 
viele  Verletzungen.  Ein  Teil  der  Spitze  des  r.  Ohres  war  abge- 
brochen; die  oberste  Spitze  fehlt.  Ein  Sprung  geht  durch  die  1.  Schläfe. 
Der  Schädel  oben  nicht  ausgeführt.  Der  Körper  ist  sehr  stark  geputzt. 
In  der  1.  Hüfte  ein  Loch  mit  Eisenstift. 

Der  Silen  steht  aufrecht;  r.  Standbein,  neben  einem  Stamm, 
an  dem  Schallbecken  hängen;  1.  Fufs  leicht  zur  Seite  und  vor- 
gesetzt; r.  Arm  gesenkt  (moderne  Schale  in  der  Hand); 
1.  Arm  erhoben,  schultert  eine  Amphora,  der  der  Kopf  eines 
Pantherfells  als  Unterlage  dient;  die  andern  Teile  des  Fells 
hängen  im  Rücken  herab,  sind  um  die  r.  Hüfte  gezogen  und 
über  die  Oberschenkel  gelegt ;  der  epheubekränzte  Kopf  nach 
der  r.  Schulter  geneigt;  Mund  geöffnet.  Dickbäuchiger  Silens- 
typus  der  hellenistischen  Zeit.  Weder  Kopf  noch  Gefafs  ge- 
hören zu  der  Figur  (Marmor  verschieden).     Das  Gefafs  durch- 


BBACCIO  NÜOVO  29.  43 

bohrt;  in  der  Öffnung  Kalksinter;  es  gehörte  also  zu  einer 
Brunnenfigur.  Die  Henkel  jederseits  in  Relief  angegeben; 
auf  der  Schulter  Reste,  wie  es  scheint,  von  Bändern  und 
einer  geknoteten  Wollbinde. 

Von  dem  Typus  der  Figur  besitzt  das  vaticanische 
Museum  zwei  weitere  Wiederholungen:  Museo  Chiaramonti 
Nr.  544  u.  Sala  delle  Muse  Nr.  491,  von  denen  sich  dies 
Exemplar  nur  dadurch  unterscheidet,  dafs  das  Fell  über  die 
Oberschenkel  gelegt  ist  (vgl.  eine  Bronze  in  Paris:  B ab e Ion 
et  Blanchet  Catalogue  des  br.  ant.  de  la  Bibl.  nat.  Nr.  377; 
S.  Reinach  Repertoire  de  la  statuaire  II  S.  52  Nr.  g).  Die 
Ergänzung  —  ausgeführt  von  C.  Albacini  —  trifft  in  der 
Neigung  des  Kopfes  das  Richtige,  in  der  Zufügung  des  Ge- 
fafses  kaum,  trotzdem  bei  Visconti  und  Pistolesi  ver- 
sichert wird,  es  wären  Spuren  eines  auf  der  1.  Schulter 
ruhenden  Gegenstandes  (Gefäfs  oder  Schlauch)  vorhanden 
gewesen. 

Die  Arbeit  an  dem  Körper  sehr  gering;  an  dem  Kopf 
ist  das  Obergesicht  gut  ausgeführt,  die  andern  Teile  mäfsig. 
Die  Figur  stammt  aus  dem  Besitz  der  Matte i. 

Vcnuti  Monumenta  Matthaeiana  I  Taf.  XLI;  Visconti  -  Guattaoi 
Taf.  XLI  1;  Pistolesi  Taf.  X  1 ;  Clarac  733,1769;  Gerhard-Platner 
S.  95  Nr.  97. 

29.  Statue  eines  Satyrs  mit  Kind  auf  der 

Schulter  (Taf.  V). 

H.  1,97  m.     Grofskrystallinischcr  weifser  Marmor. 

Ergänzt  aus  Gyps  der  ganze  Körper  des  KnHbchen  und  sein  r.  Fufs, 
an  dem  Satyr  Kopf  mit  Hälfte  des  Halses,  r.  Arm  mit  Hand  und  Traube, 
Mittel-  und  Zeigefinger  der  1.  Hand  mit  Ende  des  Pedum,  herabhängendes 
Ende  der  Nebris  mit  Stutze,  von  der  ein  Ansatz  am  Bein  vorhanden  ist, 
die  vor  der  1.  Brust  hängende  Klaue  und  ein  Flicken  an  dem  Knoten  auf 
der  Brust;  aus  Marmor  Flicken  in  der  Brust,  den  Bauchmuskeln,  im  r.  Ober- 
schenkel und  1.  Knie,  der  r.  grofse  Zehen.  In  eine  moderne  Plinthe  ein- 
gelassen. Die  Figur  war  in  der  Mitte  des  r.  Oberschenkels  (Höhe  des 
Stammes)  und  beim  1.  Knie  durchgebrochen.  Rest  einer  kleinen  Stütze 
für  die  Finger  der  1.  Hand  am  1.  Oberschenkel. 

Der  Satyr  hebt  sich  mit  beiden  Füfsen  —  der  r.  ist  vor- 
gesetzt —  auf  den  Zehen  empor.  Derbe  muskulöse  Formen. 
Um  die  Brustwarzen  und  eine  Warze  auf  dem  L  Oberschenkel 


44  BBACCIO  NÜOVO  30. 

vorne  sind  Haare  in  Relief  angegeben.  Der  r.  Arm  ist  er- 
hoben, die  Schulter  zurückgenommen;  in  der  Hand  eine 
Weintraube.  Ein  Ziegenfell  ist  um  den  Hals  geknüpft,  dann 
über  den  gesenkten  1.  Arm  gelegt.  Die  L.  hält  ein  Pedum. 
Auf  der  L  Schulter  sitzt  ein  Knäbchen,  das  sich  ebenso  wie 
das  lachende  Gesicht  des  Satyrs  zu  der  Traube  emporwendet. 
Neben  dem  r.  Bein  aufsen  ein  Stamm;   daran  eine  Syrinx. 

Sehr  derbe  Decorations-Arbeit.  Der  Typus  der  Figur 
ohne  das  Knäbchen  ist  aus  zwei  ehemals  in  der  Coli.  Ves- 
covali,  jetzt  in  St.  Petersburg  befindlichen  Repliken  bekannt: 
Clarac  705,  1677  u.  722,  1734  =  Kieseritzky  Kaiserl.  Ere- 
mitage 4  Nr.  319  u.  14.  Der  Kopf  des  Satyrs  ist  ein  Abgufs 
vom  Kopfe  des  roten  Satyrs  im  Gabinetto  delle  maschere 
Nr.  432.  Da  von  dem  Knäbchen  nur  die  Beine  z.  T.  antik 
sind,  läfst  sich  nicht  bestimmt  sagen,  ob  ein  Satyrkind  oder 
der  kleine  Dionysos  gemeint  sei;  doch  ist  das  erstere  wahr- 
scheinlicher: mit  dem  Götterkind  würde  der  Satyr  wohl  vor- 
sichtiger verfahren. 

Gefunden  1.794  bei  einer  Ausgrabung,  die  der  Herzog 
von  Sussex  auf  einer  Besitzung  der  Cesarini,  dem  sog.  Campo 
Jemini  zwischen  Ardea,  Pratica  und  Torre  Vaianico  ver- 
anstaltete (die  Angabe  bei  Sickler-Reinhart,  dafs  die  Aus- 
grabung 1802  stattgefunden  habe,  beruht  auf  Irrtum);  man 
fand  Reste  einer  Villa,  auf  den  Bleiröhren  die  Namen  eines 
T.  Flavius  Claudianus  und  eines  T.  Flavius  Euelpistus.  Eben- 
dort  gefunden  Museo  Chiaramonti  Nr.  6  u.  13  und  Galleria 
de'Candelabri  Nr.  264. 

Fea  Antologia  Romana  XX  S.  414  Nr.  7;  ders.  Relazione  di  un 
viaggio  ad  Ostia  S.  73fr.  Nr.  7;  Sickler-Reinhart  Almanach  aus  Rom 
181 1  S.  202  Nr.  7;  Pistolesi  Taf.  XI  2;  Gerhard-Platner  S.  95  Nr.  96. 

30.  Statue  eines  Satyrs  (Taf.  V). 

H.   1,59  m.    Marmor  des  Körpers  feinkörnig,  bellgrau,  streifig.    Marmor  des 

Kopfes  feinkörnig  und  gelblich. 

Ergänzt  der  ganze  Halseinsatz,  Knoten  des  Fells,  die  ganze  vor  der 
r.  Brust  hängende  Klaue,  Teile  der  anderen,  Schnauze  des  Fells  auf  der  1. 
Schulter,  r.  Unterarm  mit  Hand,  Zeigefinger  der  1.  Hand,  Teil  des  dahinter 
hängenden  Fells,  StUck  in  dem  Ast  des  Stammes,  grofses  Stück  zwischen 
Brust  und  Nabel,  fast  die  ganze  r.  Hüfte  mit  Unterteil  des  Bauches,  Scham 
und  Weichen    und    dem  ganzen    r.  Oberschenkel,    endlich    in  drei  Stücken 


BRACCIO  NUOVO  31.  45 

fast  der  ganze  1.  Unterschenkel  (Schienbein  antik)  mit  Ferse  des  Fufses, 
runder  Flicken  im  r.  Schienbein,  fast  die  ganze  Basis.  Eisenstift  in  den 
Haaren  vorne  von  einer  abgefallenen  Ergänzung. 

Die  Figur  war  in  viele  einzelne  Stücke  zerbrochen.  Der  Kopf, 
dessen  Gesicht  ganz  modern  Überarbeitet  ist  (die  antike  Oberfläche  an 
den  Haaren  sichtbar),  gehört  nicht  zu  der  Figur:  Marmor  verschieden,  zu 
klein  für  den  Körper.  Dem  Fell  hat  der  Ergänzer  fälschlich  eine  Panther- 
schnauze gegeben;  an  den  Klauen  ist  es  als  Bocksfell  kenntlich. 

An  einen  Pinienstamm  gelehnt,  auf  den  er  sich  mit  der 
1.  Hand  stützt,  steht  ein  Satyr  mit  über  einander  geschlage- 
nen Beinen  (r.  Standbein).  Der  r.  Unterarm  ist  gegen  die 
Brust  gehoben;  in  der  Hand  eine  Traube  (modern),  zu  der 
sich  das  lachende  Gesicht  des  epheubekränzten  Kopfes  neigt. 
Ein  Bocksfell  ist  mit  den  zwei  Vorderbeinen  um  den  Hals 
geknüpft;  der  Kopf  auf  der  1.  Schulter;  die  beiden  Hinter- 
beine über  den  Stamm  gelegt 

Entspricht  in  Typus  und  Bewegung  am  meisten  dem  »Satyr 
mit  der  Querflöte«  Nr.  38A.    Geringe  Decorationsarbeit. 

Gerhard-Platner  S.  95  Nr.  95. 

31.  Statue  der  Isis  (Taf.  VII). 

Höhe  1,61  m.     Weifser,  ziemlich  gTofskrystallinischer  Marmor  (schwarze 

Ader  auf  dem  r.  Oberschenkel). 

Ergänzt  fast  die  ganze  Lotosblume  und  fast  die  ganzen  Blätter  r. 
und  1.  davon,  Nase  und  Oberlippe,  Teil  des  Mantels  vor  den  Schultern  r. 
und  1.,  beide  Schultern,  Teil  des  Mantels  auf  der  1.  Brust,  1.  Unterarm  mit 
Ellenbogen,  einem  Teil  des  Ärmels,  der  Hand  und  dem  gröfsten  Teil  der 
Situla,  die  vordere  Seite  des  r.  Unterarms  mit  Hand  und  Sprengwedel,  das 
Stack  des  Armeis  unter  dem  r.  Ellenbogen  (Gyps),  Teile  des  Mantels,  die 
von  dem  Arm  herabhängen,  Flicken  in  den  Falten  vor  dem  r.  Oberschenkel, 
Zipfel  vor  der  Situla,  Flicken  in  der  Chitonfalte  darunter,  Vorderteile  beider 
Füfse  —  am  r.  der  kl.  Zehen  antik  —  mit  Stücken  des  Cbitonrandes.  In 
eine  moderne  Plinthe  eingelassen.  Die  ganze  Vorderseite  —  besonders  das 
Gesicht  —  ist  überarbeitet;  die  alte  Oberfläche  hinten  und  an  den  Seiten 
erhalten. 

Jugendliche  weibliche  Gestalt,  aufrecht  stehend;  1.  Stand- 
bein; r.  Fufs  leicht  zur  Seite  gesetzt.  Feinfaltiger  ionischer 
Chiton,  erst  mit  tiefem  Bausch  (sichtbar  an  dem  1.  Ober- 
schenkel), dann  nochmals  unter  den  Brüsten  gegürtet.  Ein 
Mantel  aus  dickerem  Stoff  mit  Fransen  liegt  mit  einem 
doppelt  gelegten  Teil  auf  dem  Kopf,  bedeckt  beide 
Schultern    und    fällt    in    Zipfeln    von    der    1.   Schulter    über 


46  BBACCIO  NÜOVO  3  2 . 

den  r.  Unterarm.  Die  Haare  um  die  Stirn  einfach  zu- 
rückgenommen; an  den  Seiten  fallen  künstlich  gedrehte 
Locken  bis  zu  den  Schultern  herab.  Über  der  Stirn  vor 
dem  Rand  des  Mantels  eine  Lotosblume  mit  zwei  Blättern 
r.  und  1.  Der  Kopf  leicht  nach  der  r.  Schulter  gewendet.  L. 
Arm  gesenkt;  die  Hand  hält  die  Situla.  Die  erhobene  Rechte 
mit  einem  Sprengwedel  ergänzt,  mit  Rücksicht  darauf,  dafs 
die  Figur  nicht  Isis,  sondern  eine  ihrer  Priesterinnen  dar- 
stelle, da  ihr  die  charakteristische  Tracht  mit  dem  vor  der 
r.  Schulter  geknoteten  Mantel  fehle.  Doch  läfst  sich  eine 
derartige  Scheidung  der  Bildwerke  nicht  durchführen,  da  es 
sichere  Darstellungen  der  Isis  in  durchaus  griechischer  Tracht 
giebt  (z.  B.  Clarac  988,  2574C;  Lafaye  Histoire  du  culte 
des  divinites  cTAlexandrie,  Bibl.  des  ecoles  frang.  d'Athenes 
et  de  Rome  1884,  S.  278  Nr.  48;  vgl.  Bulle  Rom.  Mitth. 
1894  S.  155).  Auch  würde  man,  da  unsere  Figur  in  römischer 
Zeit  gearbeitet  ist,  in  dem  Gesicht  Porträtzüge  erwarten,  die 
es  thatsächlich  nicht  hat.  Deshalb  ist  die  R.  sicher  mit  dem 
Sistrum  zu  ergänzen  (vgl.  Lafaye  a.  a.  O.  Taf.  II)  und  die  Statue 
Isis  zu  benennen  (s.  auch  Milchhöfer  Museen  Athens  S.  26). 

Die  Ausführung  ist  sehr  sorgfaltig,  die  Erfindung  anmutig. 
Jene  wird  aus  hadrianischer,  diese  wohl  noch  aus  helle- 
nistischer Zeit  stammen.  Zu  der  Gewandung  sind  zu  ver- 
gleichen: Vatican  Galleria  delle  statue  Nr.  282;  Louvre 
Salle  de  la  Pallas  de  Velletri  Nr.  444  =  Clarac  339,  1898. 

Ergänzung  und  Überarbeitung  ausgeführt  von  C.  Albacini. 

Visconti-Guattani  T.  III;  Pistolesi  T.  X  2;  Clarac  988,  2574B; 
Gerhard-Platner  S.  95  Nr.  94. 

Photographie  Rocca  775  A. 

32.    Statue   eines  sitzenden  Satyrs; 
Brunnenfigur  (Taf.  V). 

H.  (Scheitel  bis  Basis)  1,47  m.     Weifser,  graugefleckter,  feinkörniger 

Marmor. 

Ergänzt  aus  Gyps  Kopf  und  Hals,  1.  Hand  mit  Traube  und  Teil 
des  Unterarms,  gröfster  Teil  der  r.  Hand  mit  Öffnung  des  Schlauches,  Stück 
in  der  Mitte  des  Schlauchs  oben  und  im  1.  Oberschenkel  unten  und  dem 
darüber  liegenden  Fell,  Stück  des  Felsens  neben  dem  r.  Fufs,  gr.  Zehen 
des  1.  Fufses;  aus  Marmor  Spitze  des  Schlauches  r.  neben  der  Öffnung,  die 
ganze  untere  Hälfte  des  Felsens  und  ein  grofses  Stück  hinten.    Abgebrochen 


BRACCIO  NüOVO  33.  47 

zum  Teil  das  Schwänzchen  des  Satyrs  und  die  Schnauze  des  Fells.  Ge- 
brochen war  der  I.  Arm  an  der  Schulter  und  nahe  dem  Ellenbogen, 
kleines  StUck  der  r.  Hand,  die  äufsere  Seite  und  Hinterstack  des  Schlauchs, 
r.  Fufs,  1.  Bein  oberhalb  des  Knies,  der  Felsen  in  mehrere  Stücke.  Alle 
Fugen  sind  dick  verschmiert.  In  dem  Felsen  mit  darautliegendem  Kopf 
des  Fells  ein  tiefes  rundes  Loch  unklarer  Bedeutung  (wohl  modern). 

Auf  einem  Felsen  sitzt  nach  r.  gewandt  ein  jugendlicher 
Satyr.  Das  1.  Bein  ist  weit  vorgestreckt;  auf  dem  hoch- 
gestellten  r.  Oberschenkel  liegt  ein  Schlauch,  dessen  Öffnung 
von  der  R.  gehalten  wird.  Der  r.  Ellenbogen  ruht  auf  dem 
Schlauch.  Der  1.  Arm  ist  erhoben,  die  Hand  mit  einer  Traube 
ergänzt,  zu  der  das  Gesicht  emporblickt.  Ein  Bocksfell  liegt 
auf  dem  Sitz  unter  der  1.  Hüfte;  das  eine  seiner  Beine  ist 
über  den  1.  Oberschenkel  gelegt.  Der  Schlauch  ist  durch- 
bohrt und  diente  dem  Wasser  eines  Brunnens  zum  Ausflufs. 
Die  Ergänzung  der  L.  ist  sinnlos;  Clarac  schlägt  eine  Schale 
vor;  wahrscheinlicher  hielt  die  Hand  ein  Trinkhorn. 

Der  Kopf  ist  nach  dem  des  Pendants  Nr.  33  gearbeitet. 

Gute  Erfindung  wohl  noch  aus  früh-hellenistischer  Zeit 
und  einfache,  sorgfältige  Ausführung  aus  guter  römischer  Zeit. 
Gefunden  1819  mit  Nr.  33 — 35,  99,  103  u.  105  durch  den 
Bildhauer  Vescovali  und  Greg.  Castellani  an  dem  den 
Cascatelle  von  Tivoli  gegenüberliegenden  Abhang;  die  An- 
gaben schwanken  zwischen  der  Villa  der  Cynthia  und  der 
höher  gelegenen  des  Quintilius  Varus:  ausgeschlossen  ist 
die  auch  genannte  Villa  des  Cassius  wegen  der  Einstimmig- 
keit der  ältesten  Zeugen  für  jenen  erstgenannten  Platz.  Vesco- 
vali wird   auch  die  Ergänzungen  vorgenommen  haben. 

Pistolesi  Taf.  XI  i;  Clarac  719,  1721  u.  Text  zu  855,  2167;  Ger- 
hard-Platner  S.  103  Nr.  110;  Bulgarini  Notizie  storiche  ecc.  di  Tivoli 
S.  96;  Urlichs  Glyptothek  S.  74;  Heibig  Nr.  12 — 16.  Vgl.  Guattani 
Memorie  enciclopediche  VII  S.  139. 

33.  Statue  eines  sitzenden  Satyrs,  Brunnenfigur 

(Taf,V). 

H.  1,55  m-  (Der  Unterschied  von  Nr.  32  erklärt  sich  durch  die  gröfsere 
Höhe  des  Felsens.)    Marmor  des  Körpers  gelblicher  als  bei  32 ;  Marmor  des 

Gesichtes  grofskrystallinisch  und  hellgrau. 

Ergänzt  aus  Gyps  Nasenspitze,  Hinterkopf,  unterer  Teil  des  Halses, 
r.  Arm  mit  Hand,  Finger  der  1.  Hand  mit  Öffnung  des  Schlauches,  äufserer 


48  BBACCIO  NUOVO  34. 

und  oberer  Teil  des  Schlauches,  seine  Spitze  neben  dem  1.  Knie,  Teil  des 
1.  Oberschenkels  und  der  ganze  1.  Unterschenkel  (Knie  antik)  mit  Fufs, 
r.  Bein  von  der  Mitte  des  Oberschenkels  an,  Schnauze  am  Kopf  des  Felles; 
aus  Marmor  die  untere  Hälfte  des  Felsens.  Gebrochen  war  der  Körper 
über  den  Hüften,  der  1.  Oberschenkel  in  der  Mitte  und  der  Schlauch. 
SprUnge  im  Gesicht.  Das  Gesicht  kann,  trotzdem  es  stilistisch  gut  zu 
dem  Körper  pafst,  nicht  zu  ihm  gehören,  da  der  Marmor  an  beiden  ver- 
schieden ist 

Umkehrung  von  Nr.  32.     Arbeit  und  Herkunft  wie  dort. 

Pistolesi    S.  87;    Gerhard-Platner   S.  103  Nr.  106;    erwähnt    bei 
Clarac  und  Heibig  a.  a.  O.  (vgl.  Nr.  32). 


34.  Statuette  einer  Nereide  auf  einem  Seepferd 

(Taf.  V). 

H.  (Ohr  bis  Bauch  des  Pferdes)  0,60  m.     L.  (Brust  des  Pferdes  bis  zur 
hintersten  Schwanzwindung)    0,72  m.      Weifser,    feinkörniger    Marmor    mit 

schwarzen  Adern. 

Ergänzt  Untergesicht  mit  Hals,  unterer  Teil  des  1.  Unterarmes,  der 
vom  1.  Oberarm  herabhängende  Teil  des  Mantels  und  Teile  davon  im 
Rücken,  r.  Unterschenkel  mit  Fufs,  Zehen  des  I.  Fufses,  grofses  Stück  im 
Hals  des  Tieres  hinten,  seine  Ohren,  Stück  unter  dem  r.  Auge,  Unterkiefer, 
Beine,  Flosse  unter  dem  Ansatz  des  r.  Beins,  der  hintere  untere  Teil  der 
ersten  Schwanzwindung,  die  oberen  letzten  Windungen,  die  als  Basis  die- 
nende Welle  und  unbedeutende  Flicken.  Der  Körper  und  r.  Arm  der 
Nereide  und  der  Kopf  des  Tieres  waren  in  Stücke  gebrochen.  Die  frei- 
stehenden Teile  der  Zügel  fehlen  jetzt.     Ganz  überarbeitet. 

Eine  Nereide  reitet,  seitlich  sitzend,  auf  einem  gezäumten 
Seepferd  nach  rechts.  Die  L.  fafst  die  Mähne  des  Tieres 
und  hält  die  Zügel;  die  R.  stützt  sich  rückwärts  auf  den 
Leib  des  Tieres.  Ein  schmaler  Mantel  ist  um  den  r.  Ober- 
schenkel, den  Rücken  und  den  1.  Oberarm  geschlungen.  Ein 
Kettengehänge  um  Hals,  Brust  und  Hüften. 

Unbedeutende  Decorationsarbeit.  Pendant  zu  Nr.  35; 
deshalb  ist  anzunehmen,  dafs  die  Herkunft  bei  beiden  iden- 
tisch ist  (s.  Nr.  32),  obgleich  Nr.  34  bei  Urlichs  Glyptothek 
S.  74  nicht  erwähnt  ist. 

Pistolesi  Taf.  XII  2;  Clarac  747,  1805;  Gerhard-Platner  S.  103 
Nr.  109;  Heibig  Nr.  12—16. 

Photographie  Moscioni  675. 


BRACCIO  NÜOVO  35.  36.  49 

35.  Statuette  einer  Nereide  auf  einem  Seepferd 

(Taf.  V). 

Pendant  zu  Nr.  34. 

H.  (Kamm  des  Pferdes  bis  tiefste  Schwanzwindung)  0.62  m.     L.  (Brust  des 
Pferdes  bis  Schwänzende)  0,84  m.     Marmor  wie  bei  Nr.  34« 

Ergänzt  Kopf  und  Hals  der  Nereide,  der  ganze  r.  Teil  des  segelartig 
geblähten  Mantels,  das  äufsere  Stück  des  von  der  1.  Hand  gehaltenen 
Zipfels,  1.  Knie,  1.  Fufs;  an  dem  Pferd  die  Schnauze,  beide  Ohren,  Spitzen 
der  Mähnenflossen,  Beine,  Flossen  am  Ansatz  der  Beine,  grofses  Stück  an 
der  Rückseite  des  Körpers,  letzte  Schwanzwindung,  die  als  Basis  dienende 
Welle.  Abgebrochen  die  freistehenden  Teile  der  Zügel;  an  dem  Kopf 
noch  zwei  Löcher  zu  ihrer  Befestigung  sichtbar.  Brüche  durch  r.  Ober- 
arm, Körper  und  1.  Handwurzel  der  Nereide.  Vollständig  überarbeitet; 
besonders  der  Kopf  des  Tieres. 

Eine  Nereide  reitet,  seitlich  sitzend,  nach  links  auf  einem 
Seepferd;  die  R.  hält  die  Zügel;  beide  Hände  halten  je  einen 
Zipfel  eines  im  Rücken  segelartig  geblähten,  schmalen  Mantels. 
Unbedeutende  Decorationsarbeit.      Herkunft  wie  bei  Nr.  32. 

Pistolesi  Taf.  XII  1;  Gerhard-Platner  S.  103  Nr.  107;  Urlichs 
Glyptothek  S.  74;  Heibig  Nr.  12— 16. 

Photographie  Moscioni  676. 


36.  Statuette  eines  lagernden  Satyrs, 
Brunnenfigur  (Taf.  V). 

H.  0,65  m.     L.  1,03  m.     Weifser,  grofskörniger  Marmor. 

Ergänzt  einzelne  Teile  des  Pinienkranzes  (der  ganze  Oberteil  des 
Kopfes  mit  Kranz  ist  angesetzt,  aber  augenscheinlich  antik),  unterer  Teil 
des  Halses,  Flicken  am  Ansatz  des  r.  Armes,  r.  Unterarm  mit  Hand  und 
Syrinx,  Flicken  am  Ansatz  des  r.  Beines  und  im  r.  Knie,  r.  Unterschenkel, 
r.  Fufs,  1.  Bein  von  der  Mitte  des  Oberschenkels  an  bis  zum  Knöchel, 
Vorderteil  des  1.  Fufses,  Öffnung  des  Schlauches,  zwei  Stücke  am  Schlauch 
unter  der  Hand,  Schnauze  des  Fells,  Stück  der  Basis  hinten  mit  einer 
Klaue,  zwei  grofse  Stücke  an  der  Unterseite  des  Felsens  hinten.  Abge- 
brochen das  Glied.  Die  Basis  war  unter  den  Knieen  durchgebrochen. 
Zahlreiche  Spuren  des  Wassers,  besonders  bei  der  Öffnung  des  Schlauches. 

Auf  felsigem  Boden,  über  den  ein  Bocksfell  ausgebreitet 
liegt,  lagert  nach  links  ein  pinienbekränzter,  jugendlicher 
Satyr.  Die  Hand  des  ausgestreckten  r.  Arms  mit  einer  Sy- 
rinx ergänzt;  der  1.  Arm  auf  einen  Schlauch  gestützt,  dessen 

Yatican.  Katalog  I.  4 


50  BRACCIO  NÜOVO  37. 

Öffnung  die  Hand  erhebt.  Diese  Öffnung  diente  als  Ausflufs 
des  Wassers.     Der  Kopf  leicht  zur  1.  Schulter  geneigt. 

Einfache  Decorationsarbeit. 

Gefunden  zu  Acquatraversa  in  der  Villa  des  Lucius 
Verus  (s.  Nibby  III  S.  87)*). 

Clarac  710,  1689;  Gerhard-Platner  S.  103  Nr.  108;  Heibig 
Nr.  12  —  16. 


37.  Weibliche  Gewandfigur  mit  Porträtkopf 

(Taf.  V). 

H.   1,59  m.     Feinkörniger  Marmor,  der  des  Körpers  gelblich,  der  des  Kopfes 

hellgrau. 

Ergänzt  aus  Gyps  alle  Blätter  des  Kranzes  mit  den  Stielen,  Teil 
des  Oberkopfes  rechts,  oberer  Teil  des  Schopfes  hinten;  aus  Marmor  die 
Finger  der  r.  Hand.  Der  unterste  Zipfel  des  Mantels  rechts  war  ergänzt, 
fehlt  jetzt. 

Der  Hals  war  unten  gebrochen;  Bruch  und  Nase  leicht  ttber- 
schmiert.  R.  Gesichtshälfte  und  besonders  der  ganze  Körper  stark 
überarbeitet. 

Aufrecht  stehend;  1.  Standbein;  r.  Fufs  mit  erhobener 
Ferse  seitwärts  und  zurückgesetzt.  Schuhe  an  den  Füfsen; 
Chiton;  Himation  von  der  1.  Schulter  um  den  Rücken, 
die  ganze  r.  Seite  (Schulter  bedeckt),  dann  vorne  herum- 
genommen und  über  1.  Schulter  und  1.  Arm  geworfen.  R. 
Arm  bis  auf  die  Hand  verdeckt  und  gebogen;  der  Unterarm 
quer  vor  die  Brust  gelegt.  L.  Arm  gesenkt;  die  Hand  fafst 
das  Himation.  Der  eingesetzte  Kopf  ist  leicht  zur  r.  Schulter 
gewendet.  Einfache  römische  Frisur  mit  kleinem  Knoten 
hinten.  Augenscheinlich  waren  Löcher  zur  Befestigung  eines 
Kranzes  vorhanden. 

Der  Kopf  gehört  nicht  zu  der  Figur.  Er  wurde  den 
Magazinen  des  vaticanischen  Museums  entnommen,  da  er  in 
der  Gröfse  auf  die  kopflos  gefundene  Statue  pafste.  Heibig 
vermutet  in  ihm  das  Porträt  einer  litterarisch  thätigen  Dame 
wegen  des  Lorbeerkranzes;  dieser  ist  aber  vollkommen  er- 
gänzt, und  mittels  der  Löcher  konnte  ursprünglich  auch  ein 
anderer  Kranz  (z.  B.  von  Ähren)  befestigt  sein.  Der  Ausdruck 

*)  Die  dort  publicierten,  aus  demselben  Fundort  stammenden  Capitelle 
stehen  heute  im  II.  Zimmer  des  lateranensischen  Museums. 


BBACCIO  NÜOVO  38.  51 

des  Kopfes  ist,  wie  H.  mit  Recht  hervorhebt,    unangenehm; 
die  Arbeit  unbedeutend. 

Der  Körper  giebt  einen  griechischen  Typus  der  Ge- 
wandfigur in  geschickter,  sorgfältiger  Arbeit  wieder.  Ge- 
funden 1851  an  der  Via  Appia  zwischen  dem  5.  und 
6.  Meilenstein;  zugleich  wurde  die  zugehörige  Basis  entdeckt, 
die  sich  noch  an  Ort  und  Stelle  befindet;  nach  ihrer  Inschrift 
war  die  Dargestellte  Pompeia  Attia,  Gattin  des  T.  Didius 
Euprepes.  Die  Buchstabenformen  weisen  nach  Hülsens  Urteil 
in's  I.  Jahrh.  n.  Chr.,  womit  die  elegante  Arbeit  der  Figur 
wohl  übereinstimmt  Für  den  Vatican  von  Pius  IX.  er- 
worben (s.  die  Inschrift  an  der  Vorderseite  der  Basis). 

Canina  Via  Appia  I  S.  133;  Nuovo  Braccio  del  Museo  Vaticano, 
Indicaxione  antiquaria  1856  S.  19  Nr.  37;  Hei  big  Nr.  17;  S.  Reinach 
Repertoire    de    la    statuaire  S.  665  Nr.  9;  CIL  VI  24526. 

38.  Statue  der  Artemis  (Taf.  V). 

H,  1,50  m;    vom   Halsausschnitt    abwärts    1,21  m.     Feinkörniger  gelblicher 
Marmor;    der  des   Kopfes   hat  etwas    gröfseres  Korn   als   der  des  Körpers 

und  ist  fleckig. 

Ergänzt  aus  Gyps:  grofses  Stück  über  dem  r.  Ohr,  Rand  des  Hals- 
ausschnittes, beide  Schultern  und  Arme,  Teile  der  Falten  vor  der  Brust 
und  an  der  I.  Seite;  aus  Marmor:  der  ganze  Rücken  z.  T.  bis  unter  den 
Gürtel,  Bausch  unter  der  r.  Achsel,  Zipfel  des  Überschlags  unter  der  r. 
Hüfte,  Flicken  in  den  Falten  vorne  und  besonders  in  der  Steilfalte  hinter 
dem  1.  Bein.  Sprünge  im  1.  Oberschenkel.  Die  Nasenspitze  bestofsen. 
Die  Oberfläche  des  Kopfes  verwaschen,  die  der  Figur  gut  erhalten. 

Die  schlanke  Mädchengestalt  steht  aufrecht;  r.  Stand- 
bein; 1.  Fufs  mit  erhobener  Ferse  zur  Seite  gesetzt.  Doppel- 
sohlige  Sandalen.  Peplos  mit  langem  Apoptygma,  an  der 
r.  Seite  offen;  mit  dem  Überschlag  ziemlich  hoch  gegürtet. 
Die  Brust  wird  schräg  von  dem  Köcherband  überschnitten. 
L.  Arm  gesenkt,  r.  leicht  erhoben.  Der  Kopf  geradeaus 
blickend;  das  Haar  vom  Wirbel  unter  dem  umschliefsenden 
Bande  durch  nach  vorne,  dann  nach  beiden  Seiten  auseinander 
gestrichen,  über  den  Ohren  und  hinten  aufgenommen  und 
um  das  Band  geschlungen;  eigenartig  die  wellige  Oberfläche 
und  die  Art,  wie  die  Strähnen  dicht  über  der  Stirn  zur  Seite 
laufen,    ohne  mit   den  vom  Scheitel   senkrecht  auf  sie   zu- 


52  BRACCIO  NÜOVO  38. 

kommenden  in  Zusammenhang  zu  stehen,    die  sie  vielmehr 
wie  ein  Rahmen  abschliefsen. 

Die  Zugehörigkeit  des  Kopfes  zum  Körper  ist  ausge- 
schlossen, nicht  wegen  der  Verschiedenartigkeit  des  Marmors, 
sondern  weil  beide  stilistisch  nicht  übereinstimmen. 

Der  Kopf  giebt  ein  Original  des  5.  Jahrhunderts  v.  Chr. 
wieder;  über  eine  Replik  in  der  Coli.  Barraceo*)  und  einen 
nah  verwandten  Kopf  in  Petersburg  (Kiese ritzky  Kaiserl. 
Ermitage4  Nr.  32)**)  vgl.  Furtwängler  Meisterwerke  S.  88, 
der  den  Typus  der  Frühzeit  des  Pheidias  zuschreibt;  vgl. 
Arndt  bei  Brunn -Bruckmann  Text  zu  517,  wo  mit  Recht 
auf  die  nahe  Verwandtschaft  dieses  weiblichen  Typus  mit 
einem  bärtigen  Götterkopf  im  Brit.  Museum  hingewiesen  ist, 
der  zweifellos  aus  der  Mitte  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  stammt. 
Möglich  ist  jedoch,  dafsd erKopf  mit  seinen  frischen  mädchen- 
haften Zügen  thatsächlich  Artemis  darstellen  sollte.  Die  Arbeit 
dieses  Exemplares  ist  flau  und  weichlich. 

Der  Körper  giebt  ein  Original  aus  der  I.  Hälfte  des 
4.  Jahrhunderts  v.  Chr.  wieder,  von  dem  wir  noch  zwei 
Wiederholungen  besitzen;  eine  im  Museo  di  Antichitä  zu 
Turin:  Dütschke  Ant.  Bildw.  in  Oberitalien  IV  Nr.  69; 
die  andere  ist  durch  Zufügen  eines  Füllhorns  im  1.,  einer 
Schlange  am  r.  Arm  und  des  Harpokrates  neben  dem  r.  Bein 
zu  einer  Isis  umgewandelt  (aus  Beirut,  in  Berlin;  Be- 
schreibung der  ant.  Skulpt  S.  528  Nr.  60a),  eine  Varia- 
tion, die  wir  indes  auch  bei  einem  anderen,  nahe  ver- 
wandten Artemis-Typus  wiederfinden  (Furtwängler  Coli. 
Somzee  Taf.  XVII)  und  die  sich  dadurch  erklärt,  dafs  Artemis 
und  Isis  beide  als  Göttinnen  des  Mondes  und  der  Natur  ver- 
ehrt wurden.  An  beiden  Repliken  sind  die  Oberarme  erhalten 
und  gesenkt;  deshalb  müssen  wir  diese  Haltung  auch  für  das 
Original  voraussetzen.  Der  r.  Oberarm  ist  in  Turin  mit  einem 


*)  Eine  dritte  Replik  bei  Schreiber  Villa  Ludovisi  Nr.  287;  eine 
sehr  zerstörte,  vierte  befindet  sich  im  römischen  Kunsthandel  (GaUeria 
Sangiorgi). 

**)  Eine  sehr  zerstörte  Replik  auf  einer  Figur,  zu  der  sie  nicht  ge- 
hört, im  rechten  Hof  des  Museums  in  Neapel  (s.  Schreiber  a.  a.  O.).  Eine 
Replik  ist  ehemals  im  Besitz  der  Mattei  gewesen  (Mon.  Matthaeiana  II 
Taf.  XII  2). 


BBACCHO  NÜOVO  38.  53 

einfachen  Reif  geschmückt.  An  der  Figur  in  Berlin  ist  der 
r.  Unterarm  vorgestreckt,  doch  ist  es  zweifelhaft,  ob  wir 
diesen  Zug  auch  bei  der  ursprünglichen  Darstellung  voraus- 
setzen dürfen;  es  bleibt  deshalb  unsicher,  mit  welchen  Attri- 
buten die  Hände  ausgestattet  waren,  nur  ist  der  Bogen  mit 
grofser  Wahrscheinlichkeit  in  der  L.  vorauszusetzen.  Der 
Köcher  war  an  den  beiden  Repliken  nie  vorhanden,  obwohl 
er  natürlich  an  dem  Original  nicht  gefehlt  haben  kann.  Nach 
dem  an  der  Berliner  Replik  erhaltenen  Halsstück  ist  zu 
schliefsen,  dafs  der  Kopf  geradeaus  gewendet  und  die  Haare 
im  Nacken  aufgenommen  waren. 

Die  Anlage  des  Gewandes  entspricht  in  den  allgemeinsten 
Zügen  derjenigen  der  Athena  Parthenos  des  Pheidias,  wes- 
halb man  die  Figur  zunächst  für  eine  Umarbeitung  jenes 
älteren  Werkes  hielt.  Die  Ähnlichkeit  liegt  aber  thatsäch- 
lich  nur  in  der  Tracht  und  Anlage  der  Falten  am  Unter- 
körper, Eigenheiten,  die  sich  in  typischer  Wiederholung  noch 
bei  vielen  anderen  Werken  in  der  Zeit  nach  der  Aufstellung 
der  Parthenos  bis  zur  Mitte  des  4.  Jahrhunderts  finden,  so- 
dafe  daraus  allein  auf  ein  derartig  directes  Abhängigkeits- 
verhältnis nicht  geschlossen  werden  darf.  Die  Art,  wie  jene 
allgemeine  Anlage  hier  durch  viele  kleine  realistische  Falten- 
motive belebt  ist,  beweist,  daf»  das  Original  in  der  ersten 
Hälfte  des  4.  Jahrhunderts  entstanden  ist,  wofür  auch  die 
schlanken  Verhältnisse  der  Figur  sprechen.  Die  Figur  ist  die 
directe  Vorläuferin  jenes  anderen,  schon  erwähnten  Typus, 
der  überzeugend  auf  ein  Werk  des  Praxiteles  zurückgeführt 
worden  ist  (Furtwängler  Meisterwerke  Taf.  XXIX);  zwischen 
beiden  findet  eine  Statuette  in  Venedig  ihren  Platz  (Furt- 
wängler am  zweiten  unten  a.  O.  Taf.  VII 1).  Einen  bestimmten 
Terminus  ante  quem  für  das  Aufkommen  des  Gewandstiles 
dieser  Figuren  bietet  uns  ein  Relief  über  der  Urkunde  eines 
Bündnisses  Athens  mit  Arkadern,  Achaiern,  Eleern  und 
Phliasiern  aus  dem  Jahre  362  v.  Chr.  (Arch.  Ztg.  1877 
Taf.  15,1  S.  171;  Brunn -Bruckmann  533);  das  Gewand 
der  1.  stehenden  Athena,  die  auch  in  der  Tracht  mit 
dem  vorliegenden  Artemis-Typus  übereinstimmt,  ist  durch- 
weg in  jenem  praxitelischen  Gewandstil  ausgeführt,  der 
also   damals   schon  in  voller  Ausbildung  existieren  mufste. 


54  BRACCIO  NÜOVO  38. 

Vgl.  auch  auf  einem  Votivrelief  in  Athen  (Arndt-Ame- 
lung  Einzelaufnahmen  Nr.  1235)  die  eine  Adorantin,  auf 
einem  anderen  (a.  a.  O.  Nr.  1237)  die  Athena,  auf  einem 
kyprischen  Grabrelief  in  Berlin  (Beschreibung  d.  a.  Sk. 
Nr.  796)  die  Figur  der  Dienerin,  eine  in  Epidauros  gefundene 
Statuette  der  Athena  in  Athen  (Nationalmuseum  Nr.  276; 
Ephem.  arch.  1886  Taf.  12)  und  den  Torso  einer  ähnlichen 
Artemisstatue  auf  Paros  (Sieveking  bei  Arndt- Amelung  a.a.O. 
Nr.  1333);  endlich  spricht  für  die  Beliebtheit  des  Typus,  dafs 
er  auf  dem  Proskenion-Relief  des  athenischen  Dionysos- 
theaters verwendet  worden  ist  (Mon.  d.  I.  IX  Taf.  XVI). 

Augenscheinlich  hat  die  Figur  ehemals  an  Stelle  von 
Nr.  in  gestanden;  s.  in  der  Beschreibung  d.  St.  Rom 
S.  92  Nr.  26:  «Bildsäule  der  Diana  unter  Lebensgröfse; 
gefunden  beim  Hafen  Trajans.  Neu  beide  Arme,  von  denen 
der  r.  emporgehoben  ist,  um  einen  Pfeil  aus  dem  Köcher 
zu  nehmen.»  Vgl.  ferner  die  perspectivische  Ansicht  des 
Br.  n.  bei  Pistolesi  Taf.  IV  (1.  die  zweite  Figur).  Dadurch 
würde  sich  auch  der  Fundort  sicher  herausstellen.  Etwa 
1831,  d.  h.  vor  dem  Jahr,  in  dem  Pistolesi  sein  Werk  that- 
sächlich  herausgab  —  vgl.  das  zu  Nr.  97  A  Gesagte  —  ist 
sie  der  Statue  der  Julia  Titi  gewichen,  denn  in  der  de- 
tailierten  Beschreibung  bei  Pistolesi  ist  diese  —  sie  wurde 
1830  erworben  —  an  ihrer  jetzigen  Stelle  genannt  (S.  120 f. 
Taf.  XXVIII 3).  Dem  widerspricht  nicht,  wenn  in  dem  1834 
erschienenen  Bande  der  Beschreibung  d.  St.  R.  nur  in 
einer  Anmerkung  gesagt  ist,  dafs  man  statt  der  Artemis 
jetzt  eine  weibliche,  zur  Ceres  ergänzte  Gewandstatue  unter 
Lebensgröfse  sehe;  damit  mufs  eben  jene  Julia  Titi  gemeint 
sein,  die  in  der  That  zur  Ceres  ergänzt  ist  («sotto  le  sembianze 
di  una  Cerere»  Pist);  über  die  Verzögerung  der  Drucklegung 
jenes  Bandes  der  Beschreibung  vgl.  das  S.  41  in  der  An- 
merkung Gesagte;  gegen  die  Identität  der  genannten  Gewand- 
statue mit  der  Julia  dürfte  die  Thatsache,  dafs  diese  eben 
lebensgrofs  ist,  kaum  etwas  zu  bedeuten  haben.  Die  Arbeit 
der  Figur  ist  gut  und  sorgfaltig  und  augenscheinlich  sehr 
stilgetreu. 

Clarac  571,    1220;  Berlin    Beschreibung  d.   a.  Skulpturen  S.   529; 
Furtw&ngler    Meisterwerke  S.  88  Anm.  5;  Amelung  Basis  d.  Praxiteles 


BBACCIO  NüOVO  38 A.  55 

aus  Mantinea  S.  22;  Studniczka  Berliner  philol.  Wochenschritt  1S95 
Sp.  724;  Furtwängler  Griech.  Originalstatuen  in  Venedig,  Abh.  d.  k. 
bayer.  Ak.  d.  Wiss.  I.  CK  XXI.  Bd.  II.  Abt.  S.  314;  Heibig  Nr.  20  u. 
S.  500  (wo  irrtümlich  Furtw.  die  Meinung  Studniczka's  zugeschrieben  wird, 
der  Kopf  sei  zugehörig,  während  F.  sie  gerade  mit  Recht  bekämpft). 

Photographie   Moscioni  3905;    Phot.  beim    röm.  Institut  Nr.  54/5. 


38  A.  Statue  des  Satyrs  mit  der  Querflöte 

(Taf.  V). 

H.  1,32  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor  mit  schwärzlichen  Flecken. 

Ergänzt  Wirbel  des  Kopfes,  Spitzen  einiger  Locken  über  der  Stirn, 
Oberteil  des  r.  Ohrs,  Rand  des  1.  Ohrs,  r.  Arm,  halber  1.  Unterarm,  beide 
mit  Händen  und  Flöte,  Flicken  am  Ansatz  des  1.  Armes  und  in  der  1. 
Schulter  oben,  Stücke  des  Fells  auf  der  Brust,  neben  der  1.  Schulter  und 
im  Rücken,  die  aufsen  hängende  Pranke  und  Schwanz  des  Fells,  hinterer 
Teil  des  dem  1.  Unterschenkel  als  Stütze  dienenden  Astes,  unterster  Teil 
des  Stammes  mit  einem  Stück  der  Basis,  Flicken  am  Ansatz  des  r.  Beines, 
grofser  Zehen  des  1.  Fufses  und  halber  zweiter.  Gebrochen  war  der 
Kopf,  1.  Schulter,  r.  Schulter  mit  Brust  und  Schulterblatt,  der  Körper  über 
den  Hüften,  der  Stamm  ober-  und  unterhalb  des  Pantherkopfes,  r.  Bein  am 
Ansatz,  in  der  Mitte  des  Unterschenkels  und  über  dem  Knöchel,  1.  Bein 
in  Knie  und  Knöchel  und  vom  r.  Bein.  Die  Brüche  leicht  verschmiert. 
Ein  Sprung  im  Bauch  und  über  dem  Gesäfs.  An  der  1.  Hüfte  ist  eine 
Stütze,  die  zum  Fell  herüberführte,  ausgebrochen.  Die  Zusammensetzung  ist 
vorsichtig  vorgenommen  und  die  Oberfläche  nicht  Überarbeitet. 

Der  Satyr  steht  mit  r.  Standbein,  das  1.  Bein  darüber 
gekreuzt,  mit  der  j.  Achsel  gegen  einen  Baumstamm  gelehnt. 
Die  Hände  halten  eine  Querflöte  an  den  Mund  des  zur  r. 
Schulter  geneigten  Kopfes,  um  dessen  kurzes  krauses  Haar 
eine  gerollte  Schnur  gebunden  ist.  Auf  der  r.  Schulter  ist 
ein  Pantherfell  geknüpft,  das  von  der  1.  Schulter  auf  Rücken 
und  Oberarm  herabgeglitten  ist  und  dann  über  den  Stamm 
herabhängt.  Volle,  kräftige,  knabenhafte  Formen.  Die 
richtige  Haltung  der  Arme  und  Hände  ist  an  zwei  fragmen- 
tierten Wiederholungen  im  Museo  nazionale  romano  er- 
sichtlich (Hei big  Nr.  1101/2).  Bekannter,  in  vielen  Repliken 
erhaltener  Satyr-Typus  aus  dem  Beginn  der  hellenistischen 
Zeit  (vgl  Collignon  Histoire  de  la  sculpt  gr.  Fig.  233).  Für 
seine  Berühmtheit  spricht,  dafs  die  Stadt  Caesarea  Paneas 
in  Palästina  ihn  unter  Marc  Aurel  und  Elagabal  als  Münzbild 
benutzt  hat  (Archäol.  Zeitung  1869  Taf.  23  Nr.  2 — 3  S.  97;  hier 


$6  BRACCIO  NUOVO  38B. 

Pan  genannt,  eine  Verwechselung,  die  in  römischer  Zeit  auch 
sonst  vorkommt;  vgl.  Amelung  Führer  S.  41). 

Die  Arbeit  des  Exemplars  ist  lebendig.  Die  gewundene 
Schnur  im  Haar  findet  sich  nicht  immer;  statt  ihrer  ge- 
legentlich auch  ein  Kranz. 

Gefunden  in  den  Trümmern  der  Villa  des  Lucullus  im 
Lago  Circeo,  wodurch  sich  die  schwärzlichen  Flecken  des 
Marmors  erklären;  vgl.  die  moderne  Inschrift  auf  der  Vorder- 
seite der  Basis.  Die  Figur  hat  ursprünglich  im  Museo  Chia- 
ramonti  an  Stelle  von  Nr.  543,  dann  im  Br.  n.  an  Stelle  von 
Nr.  41  gestanden. 

Pistolesi  Taf.  XXIV  1  (vgl.  S.  115  Anm.  1);  Gerhard-Platner 
S.  95  Nr.  93;  Braun  Ruinen  und  Museen  Roms  S.  246  (unter  Nr.  13); 
Friederichs-Wolters  Bausteine  Nr.  1501  (wo  fälschlich  der  Louvre  als 
Ort  der  Aufstellung  angegeben  ist,  trotzdem  auf  dem  Gyps  die  moderne 
Inschrift  des  vaticanischen  Exemplares  deutlich  zu  lesen  ist);  Sanford 
American  Journal  of  arch.  1894  S.  535.  Taf.  19;  S.  Reinach  Repertoire  de  la 
statuaire  II  S.  135,  5;   Heibig  Nr.  19;  Klein  Praxiteles  S.  212  Anm.  Nr.  3. 

Photographie  Anderson  1376  (2);   Moscioni  3065;  3695  (cab.). 

38 B.    Statue  des  Narkissos  (?),  Brunnenfigur 

(Taf.  V). 

H.  1,23  m.    Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  r.  Arm  (bis  auf  den  Ansatz)  mit  Hand  und  Schale,  1.  Unter- 
arm,  soweit  er  unbedeckt  ist,  mit  der  äufsersten  Gewandfalte,  Hand  und 
Krug,  Flicken  im  Bauch,  in  der  r.  Hinterbacke,  der  r.  Wade  und  über  dem 
Ansatz  des  r.  Fufses  vorne.  Gebrochen  war  die  Figur  vom  Stamm,  wo 
das  Gewand  aufliegt,  die  Stütze  an  Stamm  und  Hüfte,  das  Stück  der  Basis 
mit  dem  Stamm  vom  übrigen,  1.  Ellenbogen  mit  Gewand,  das  frei  herab- 
hängende Stück  Gewand  (ein  bei  der  Zusammensetzung  nicht  benutzter  Rest 
einer  Stütze  am  Stamm  erhalten),  r.  Bein  über  und  unter  dem  Knie,  unter 
der  Wade  und  über  dem  Knöchel,  1.  Bein  über  Knie  und  Knöchel.  Kleine 
Abarbeitung  an  der  r.  Hüfte  gegenüber  dem  Ellenbogen.  (Die  Angabe 
Fea's  a.  unten  a.  O.  S.  54  »La  testa  e  attaccata«  ist  unrichtig).  Sehr  ge- 
glättet; am  meisten  überarbeitet  die  Beinfragmente. 

Ein  Knabe  von  zarten  Formen  steht  mit  r.  Standbein, 
das  1.  Bein  darüber  gekreuzt,  und  lehnt  mit  dem  1.  Ellen- 
bogen gegen  einen  Baumstamm.  Eine  Chlamys  ist  über 
der  r.  Brust  geknüpft,  bedeckt  die  1.  Schulter  und  ist  dann 
mehrfach  um  den  1.  Arm  geschlungen.  Der  Kopf  mit  kurzem 
krausen  Haar  und  einer   langen  Locke,   die   vom  Wirbel  in 


BEACCIO  NUOVO  38  B.  57 

den  Nacken  fällt,  ist  nach  der  1.  Schulter  geneigt.  Träumen- 
der Ausdruck.  Der  Ergänzer  hat  in  die  L.  einen  Krug,  in 
die  R.  eine  Schale  gegeben.  Die  Haltung  des  r.  Oberarmes 
war  durch  den  Ansatz  gegeben;  der  Unterarm,  jetzt  quer 
vor  den  Leib  gehalten,  konnte  auch  mehr  gesenkt  sein.  Der 
Stamm  ist  in  seiner  ganzen  Höhe  durchbohrt;  eine  seitliche 
Öffnung  unter  dem  grofsen  Astansatz  hinten.  Nach  dem 
Text  des  Museo  Chiaramonti  (wiederholt  von  Pistolesi) 
wären  sichere  Spuren  eines  durchbohrten  Gefäfses  vorhanden 
gewesen,  die  Veranlassung  zu  der  Ergänzung  der  L.  gegeben 
hätten.  In  der  That  wäre  der  Einfall,  das  Wasser  direct 
aus  dem  Stamm  sprudeln  zu  lassen,  allzu  ungeschickt.  Das 
Gefafs  wird  der  Oberfläche  des  Stammes  näher  gewesen 
sein  als  in  der  Ergänzung,  sodafs  die  Bleiröhre  für  das 
Wasser,  die  innerhalb  des  Stammes  unsichtbar  emporgeführt 
war,  unauffällig  in  das  Gefafs  übergeleitet  werden  konnte. 
Von  dem  oben  hervorsprudelnden  Wasser  haben  sich  Spuren 
am  Stamme  unten  und  an  den  Füfsen  erhalten.  In  Knie- 
höhe am  Stamme  die  Inschrift: 

<DAIAr 

iM02 

Die  wahrscheinlichste  Deutung  der  Figur  ist  die  auf 
Narkissos,  der  am  Quell  steht  und  verliebt  sein  eigenes 
Bildnis  betrachtet  (sonst  auf  Ganymed  und  Hylas  gedeutet; 
ganz  unhaltbar  die  Deutung  K.  O.  Müller's  a.  unten  a.  O., 
der  darin  einen  attischen  Lutrophoros  sehen  will).  Jedenfalls 
stellt  die  Figur,  die  im  engsten  Zusammenhang  mit  dem 
Wasser  gedacht  ist  (s.  unten  über  den  Fundort),  einen  Melle- 
pheben  dar,  wie  aus  den  Formen  und  der  Haartracht 
(Wieseler  N.  Jahrb.  für  Philol.  und  Pädagogik  LXXI  S.  357  fr.) 
hervorgeht*),  ein  weichliches,  zartes,  empfindsames  Wesen, 
wie  der  Charakter  der  Formen  und  der  Ausdruck  des  Ge- 
sichts zeigen.  Die  Art,  wie  die  Chlamys  um  den  Arm  ge- 
schlungen ist  (Beispiele  bei  Jägern  auf  Sarkophagreliefs  und 
bei  Hermes),  deutet  auf  bewegliches  Leben  im  Freien.  All 
das  würde  für  Narkissos  passen,  ohne  doch  zwingend  zu 
sein.    Der  von   Furtwängler  (s.  unten)   versuchten  Identi- 

*)  Ein  ähnlicher  Kopf  mit  derselben  Haartracht  ist  im  archäologischen 
Museum  in  Mailand:  DUtschke  Ant.  Bildw.  in  Oberitalien  V  Nr.  1020. 


58  äraccio  nüovo  39. 

ficierung  dieser  Statue  mit  dem  in  den  'Extppcfasie  des  Kalli- 
stratos  geschilderten  Narkissos  widerspricht  das  dort  hervorge- 
hobene Detail,  dafs  die  Chlamys  bis  über  die  Kniee  herabfällt. 

Unverkennbar  aber  ist  der  idyllische  Charakter  des 
Werkes,  der  die  Entstehung  des  Typus  in  hellenistischer 
Zeit  sichert.  Das  Exemplar  ist  weich,  aber  leblos  gearbeitet. 
Die  Formen  der  Inschrift  weisen  in  das  2.  Jahrh.  n.  Chr. 
In  ihr  ist  zweifellos  T  für  I  verschrieben,  und  der  Name  ist 
demnach  4>cttötfxos  zu  lesen.  Es  ist  ganz  unsicher,  ob  der 
Künstler  damit  bezeichnet  werden  sollte. 

Gefunden  i.  J.  1800  durch  den  englischen  Consul 
R.  Fagan  in  Ostia  in  der  mit  Mosaik  verzierten  Nische  eines 
Caldariums.  Bis  zur  Erbauung  des  Braccio  nuovo  stand  die 
Figur  im  Museo  Chiaramonti  an  Stelle  von  Nr.  545  (Fea 
Nuova  descrizione  18 19,  S.  88),  dann  bis  gegen  1829  im 
Br.  n.  an  der  Stelle  von  Nr.  26,  von  da  an  seinem  heutigen  Platz. 

Visconti-Guattani  Taf.  XI;  Fea  Relazione  di  un  viaggio  ad  Ostia 
S.  53 ff. ;  Sickler-Reinhart,  Almanach  aus  Rom  1811  S.  242;  Welcker 
Schorn's  Kunstblatt  15.  Okt.  1827;  Pistolesi  Taf.  XIII  2;  Clarac  407, 
703;  Gerhard-PIatner  S.  loßf.  Nr.  in;  K.  O.  Müller  Göttinger  gel. 
Anzeigen  1836  S.  122 ff.;  Welcker  Rhein.  Museum  1848  S.  402;  Braun 
Ruinen  und  Museen  Roms  S.  255  Nr.  19;  Wiesel  er  Narkissos  S.  38  fr. 
mit  Abb.  Nr.  15;  v.  Sybel  Weltgeschichte  d.  Kunst  S.  276  Fig.  224; 
Furtwängler  Jahrb.  d.  Vereins  v.  Altertumsfr.  im  Rheinl.  1891  S.  66; 
S.  Reinach  Repertoire  de  la  statuaire  II  S.  100  Nr.  9;  Heibig  Nr.  18. 
Die  ganze  Litteratur  Über  die  Inschrift  verzeichnet  und  verarbeitet  bei 
Löwy  Inschriften  griech.  Bildhauer  S.  290  Nr.  433  u.  Kai  bei  Nr.  926a. 

Photographie  Alinari  6579  (2);  Anderson   1381  (2). 

An  Stelle  von  Nr.  37 — 38  B  stand  bis  1826  eine  mit 
Reliefs  geschmückte,  vierseitige  Basis  (Gerhard Hyperboreisch- 

römische  Studien  I  S.  149;  Gerhard-PIatner  S.  97  Nr.  105:  Friederichs- 

Wolters   Bausteine    Nr.    2149)    und    darauf  eine    Gruppe    der 

Chariten     (Gerhard    a.  a.   O.;    Gerhard-PIatner    S.  97   Nr.    104; 

Clarac  632,  1427);  beides  jetzt  in  den  Magazinen. 

39.  Kraterförmiges  Prachtgefäfs  (Taf.  VI). 

H.  1,42  m.     Schwarzer,  ägyptischer  Basalt. 

Wurde  von  Feuer  beschädigt  (daher  die  bräunliche  Färbung),  in  viele 
kleine  Stücke  zerbrochen  gefunden,  dann  zusammengesetzt.  Auf  dem 
Transport  nach  Paris  zerbrach  es  abermals  und  wurde  dort  wieder  zu- 
sammengesetzt.    Zu   den   wenigen,   sicher  erkennbaren  Ergänzungen  ge- 


BBACCIO  NUOVO  40.  59 

hören:  die  äufseren  Windungen  der  Henkel,  Teile  der  Thyrsen  und  Masken  und 
des  Randes;  doch  schliefst  sich  Alles  an  Antikes  ah.    Ganz  modern  der  Fufs. 

Am  Rande  oben  Kyma;  in  der  Hohlkehle  darunter 
stilisierte  Ranke;  unter  einem  vorspringenden  Leisten  auf- 
recht stehende,  einzelne  Palmetten;  dann  Flechtband;  an  der 
Wandung  zwischen  den  Henkeln,  die  aus  je  zwei  ver- 
schlungenen Rohrstengeln  (Ferula  graeca)  bestehen,  jederseits 
je  vier  aufrecht  stehende,  mit  einer  Schleife  geschmückte 
Thyrsen,  zwei  jugendliche  Masken  mit  Epheukranz  und 
Stirnband  und  eine  weibliche  tragische  Maske.  An  dem 
modernen  Fufs  Kyma,    cannellierte  Hohlkehle,    Flechtband. 

Ein  in  Material  und  Ornamenten  bis  auf  Kleinigkeiten 
entsprechendes  Gefafs  als  Taufbecken  im  Dom  zu  Neapel; 
da  es  etwas  kleiner  ist,  sind  Thyrsen  und  Masken  näher  zu- 
sammengerückt; zwischen  den  beiden  unteren  Henkelenden 
je  eine  tragische  Maske;  an  den  oberen  Enden  Trauben  und 
Weinblätter;  die  Henkel  fast  ganz  abgebrochen;  Fufs  fehlt 
auch  dort  (s.  Meyer  a.  zweiten  unten  a.  O.). 

Gefunden  1772  in  einer  Tiefe  von  25  palmi  im  Garten 
des  Klosters  S.  Andrea  di  Monte  Cavallo  auf  dem  Quirinal 
in  Ruinen,  die  vermutlich  von  dem  Hause  des  Pomponius 
Atticus  stammen  (Bufalini  Pianta  di  Roma  B2;  Nolli 
FÜR  Nr.  177;  Lanciani  Bullettino  comunale  XVII  S.  38of.; 
ders.  FÜR  Taf.  16).  Aufgestellt  zunächst  in  der  Mitte  des 
Treppenabsatzes  vor  dem  heutigen  Eingang  zum  Museo 
Gregoriano;  1797  kam  es  infolge  des  Vertrages  zu  Tolentino 
nach  Paris,  wo  es  im  Vestibül  des  Musee  Napoleon  seinen 
Platz  fand,  1816  nach  Rom  zurück. 

Piranesi  Vasi  e  Candelabri  II  Taf.  60;  Visconti  Museo  Pio- 
Clementino  VII  Taf.  XXXV;  ders.  Opere  varie  IV  S.  409  Nr.  249;  P.  Masi 
Indicazione  antiquaria  (1792)  S.  174;  Piroli-Radel  Musee  Napoleon  IV 
Nr.  78;  Bouillon  Musee  des  Antiques  III  Taf.  VII;  Pistolesi  Taf.  XIV; 
Meyer  bei  Winckelmann  Sämmtl.  Werke  (Donaueschinger  Ausg.)  III  S.  233 
Anm.  1;  V  S.  37  Anm.  2;  Gerhard-Platner  S.  97  Nr.  103;  Braun 
Ruinen  u.  Museen  Roms  S.  257  Nr.  21;  Heibig  S.  if. 

40.  Maske  der  Medusa  (Taf.  VI). 

H.  0,64  m.     Grofskörniger,  weifser  Marmor. 

Ergänzt  fast  die  ganze  r.  Wange,  gröfster  Teil  des  r.  Auges,  Nase, 
obere    Hälfte    der  1.  Wange,    Unterlippe,    Teile  der  Schlangen,    die  Haare 


ÖO  BRACCIO  NUOVO  41. 

über  der  Mitte  der  Stirn  und  deren  r.  Seite.  Hinten  stark  geflickt  Be- 
schädigt Oberlippe  und  Kinn.  Abgebrochen  viele  Lockenenden  (An- 
satz einer  Locke  über  der  1.  Braue)  und  der  Schlangenknoten  fast  ganz. 

Vgl.  das  zu  Nr.  27  Gesagte. 

Pistolesi   Taf.  XIII  1. 


41.  Statue  des  Apollon  (Taf.  VII). 

H.  1,92  m.     Feinkörniger  gelblicher  (wohl  pentelischer)  Marmor. 

Ergänzt  aus  Gyps  Kopf  und  Hals  mit  Saum  des  Gewandes,  r.  Arm 
mit  Hand  und  Teil  des  Gewandes  an  der  Schulter,  I.  Hand  mit  halbem 
Unterarm,  Hörn  der  Kithara  an  der  Schulter,  Steg,  anderes  Hörn  und 
gröfster  Teil  des  Kastens,  die  vorfallende  Falte  in  der  Mitte  der  Brust,  fast 
alle  freistehenden  Teile  des  Überschlags,  sehr  viele  Falten  an  dem  Bausch 
unter  dem  Gürtel,  fast  ganz  die  drei  grofsen  vorschlagenden  Falten  neben 
dem  r.  Bein  aufsen  (die  kleinere  vorderste  und  hinterste  fast  ganz  antik), 
kleiner  Teil  an  dem  wellenartig  aufgewehten  Rand  des  Gewandes  über  dem 
r.  Fufs,  fast  alle  Faltenhöhen  zwischen  den  Beinen,  die  äufsersten  Teile 
der  grofsen  Falten  vor  und  neben  dem  1.  Bein  aufsen,  Spitze  des  r. 
grofsen  Zehen. 

In  dem  unten  citierten  Catalogo  ist  angegeben:  »Mancano  la  testa 
e  le  braccia,  che  anche  in  antico  erano  State  riportate,  come  lo  provano 
i  fori  per  le  impernature.c  Die  Oberfläche  sehr  verwaschen.  Abge- 
brochen der  gröfste  Teil  eines  Himation;  s.  darüber  unten.  Ein  Bohr- 
loch in  dem  Ende  der  Locke  zunächst  der  Kithara  sollte  wohl  nur  die 
unterste  Windung  der  Haare  markieren. 

Apollon  ist  tanzend  dargestellt;  der  r.  Fufs  tritt  mit 
ganzer  Sohle,  der  1.  nur  mit  den  Zehen  auf.  An  den  Füfsen 
doppelsohlige  Sandalen,  deren  Bänder  oben  in  eine  Schleife 
gebunden  sind.  Bekleidet  mit  Chiton,  von  dem  sich  nur 
auf  dem  1.  Oberarm  eine  Spur  des  Armeis  erhalten  hat; 
darüber  der  rings  geschlossene,  mit  Salkante  gesäumte 
Peplos,  doppelt  gegürtet,  zu  oberst  mit  einem  breiten  Gürtel. 
Im  Rücken  fiel  ein  langer  Mantel  herab,  der  auf  den 
Schultern  befestigt  zu  denken  ist;  seine  Spuren  sind  an 
beiden  Seiten  im  Rücken  sichtbar,  wo  über  das  Apoptygma 
noch  ein  breites  Stück  Zeug  herabfällt,  das  von  dem  Peplos 
nicht  herrühren  kann  und  unten  abgebrochen  ist,  also  länger 
herunterhing;  dann  findet  sich  hinten  am  unteren  Ende  des 
zurückwallenden  Peplos  ein  breiter  Ansatz,  der  augenschein- 
lich von  dem  Mantel  herrührt,  der  hier  auflag,  im  Übrigen 
aber  frei  abstand.     An  der  1.  Seite  die  Kithara,  die  wir  uns 


BBACCIO  NÜOVO  41.  6l 

durch  ein  Band  gehalten  denken  müssen,  denn  die  Er- 
gänzung der  L.,  deren  Finger  in  die  Saiten  greifen,  ist 
jedenfalls  richtig.  Der  r.  Arm  ist  gesenkt,  die  Hand  leicht 
vorgestreckt  mit  der  Schale  ergänzt;  sie  müfste  natürlich  das 
Plektron  halten,  da  der  Gott  hier  in  der  Ausübung  seiner 
Kunst  dargestellt  ist.  Von  den  Haaren  hat  sich  ein  grofser 
flacher  Schopf  im  Nacken,  vor  jeder  Schulter  ein  Locken- 
paar erhalten.  Der  Kopf  mit  Lorbeerkranz  ist  nach  dem 
der  Statue  Nr.  582  in  der  Sala  a  croce  greca  ergänzt. 

Über  die  Ausfuhrung  läfst  sich  bei  dem  Erhaltungs- 
zustand schwer  urteilen,  doch  scheint  sie  nur  die  Haupt- 
sachen gegeben  zu  haben,  für  die  indes  eine  aufsergewöhn- 
liche  technische  Gewandtheit  notwendig  war;  so  für  die 
dünnen,  gewellten  Faltenzüge  und  vor  allen  Dingen  für  den 
frei  gearbeiteten  Mantel,  der  den  Eindruck  der  Figur 
wesentlich  gesteigert  haben  mufs.  Dieselben  Eigenheiten 
nebst  denen  des  Gewandstiles  (der  ganze  Körper,  auch  das 
Glied  wird  durch  Chiton  und  Peplos  sichtbar)  finden  sich 
vollkommen  übereinstimmend  an  der  Nike  des  Paionios  in 
Olympia  wieder,  aus  dessen  Kreis  das  Original  unserer 
Figur  stammen  mufs  trotz  der  für  das  5.  Jahrhundert  auf- 
fallend schlanken  Proportionen  des  Körpers,  durch  die  der 
jugendlich  zarte  Gott  charakterisiert  werden  sollte,  die  aber 
auch  vom  Copisten  übertrieben  sein  können.  Dem  5.  Jahr- 
hundert entsprechen  auch  die  Reste  der  Frisur.  Aufserdem 
giebt  es  eine  weiter  entwickelte  Darstellung  desselben 
Typus  (Nr.  495  in  der  Sala  delle  Muse),  deren  Stil  dem  der 
Nike-Balustrade  entspricht. 

An  der  Vorderseite  der  Plinthe  ist  vor  dem  r.  Fufs 
eine  kleine  horizontale  Rille  eingegraben,  wohl  nur,  um 
genau  die  Vorderseite  zu  markieren. 

Nach  den  Inschriften  an  der  modernen  Basis  gefunden 
1885  in  der  Villa  des  Q.  Voconius  Pollio  zu  Castel-Gandolfo 
und  erworben  1886  von  Leo  XIII.  An  ihrer  Stelle  hat 
ehemals  Nr.  38  A  gestanden. 

Catalogo  della  vendita  di  oggetti  antichi  ecc.  rinven.  nella  villa  di  Q. 
Voconio  Pollione,  18—24  Marzo  1886  S.47  Nr.  51 1  Taf.V  (ohne  Ergänzungen); 
Amelung  bei  Pauly-Wissowa  Real -Enzyklopädie  III  2  Sp.  2317  Z.  2off.; 
ders.,  Athen.  Mitth.  1897   S.  237. 

Photographie  Moscioni  417;  Rocca  835. 


62  BRACCIO  NÜOVO  42.  43. 

42.  Römische,  weibliche  Porträtbüste  (Taf.VI). 

H.  0,69  m.     Marmor  des  Kopfes  grofskrystallinisch  und  hellgrau  mit  gelb- 
lichen Flecken;  Marmor  der  Büste  feinkörnig  und  gelblich. 

Ergänzt  Nase,  gröfster  Teil  des  kleinen  Schopfes  im  Nacken,  zwei 
längliche  Flicken  beiderseits  am  Hals  unten,  kleiner  Flicken  an  der  BUste 
vorne  (ein  anderer  an  der  r.  Schulter  fehlt  jetzt)^  Teil  des  unteren  Randes 
der  Büste  neben  der  1.  Brust,  Büstenfufs  mit  Index-Täfelchen.  Bestofsen 
Ohrenränder,  Unterlippe,  Kinn.     Sehr  verwaschen  die  Haartour  vorne. 

Kopf  und  Büste  gehören  nicht  zusammen.  Der  Kopf 
—  die  Haare  bilden  vorne  ein  schwammartiges  Lockentoupet; 
hinten  sind  sie  glatt  zurückgestrichen  und  in  einem  kleinen 
herabhängenden  Schopf  zusammengebunden  —  stellt  in  ein- 
facher guter  Arbeit  eine  Frau  aus  der  Zeit  des  Titus  mit 
ernstem  Ausdruck,  vortretender  Oberlippe  und  vorquellenden 
Augen  dar  (vgl.  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II  2  Taf.  XX 
u.  Münztafel  II  Nr.  7,  12,  14,  15).  Die  Büste  mit  Tunica  und 
Mantel,  der  den  Nacken,  beide  Schultern  und  Brust  fast 
ganz  umhüllt,  stammt  aus  hadrianischer  Zeit. 

Pistolesi  Taf.  XV  3;  Gerhard-Platner  S.  95  Nr.  92. 

43.  Römische  weibliche  Porträtbüste  (Taf.VI). 

H.  0,68  m.  (ohne  den  Fufs  0,55  m.).     Marmor  des  Kopfes  grofskrystallinisch 

und  weifs,  der  BUste  feinkörnig  und  gelblich. 

Ergänzt  Nase,  Teil  der  r.  Wange,  Flicken  in  den  Lippen,  Fufs  mit 
Indextäfelchen.    Vielfach  bestofsen,  besonders  die  Locken  unter  dem  r.  Ohr. 

In  eine  mit  Tunica  bekleidete  Oberarmbüste  schlechter 
Arbeit  ist  von  moderner  Hand  ein  weiblicher  Porträtkopf 
eingelassen,  der  nach  seiner  Frisur,  die  sich  ähnlich  bei 
Orbiana  Salonina  findet  (vgl  Bernoulli  Rom.  Ikono- 
graphie II  3  Taf.  XXXIf.  Münztafel  II  3  Nr.  14fr.,  III  Nr.  4fr., 
IV  6ff.,  V  Nr.  13  fr.),  aus  dem  3.  Jahrh.  n.  Chr.  stammt 
Leichte  Wendung  nach  der  1.  Schulter;  breites  volles  Gesicht; 
geschlossener  ,Mund;  selbstgefälliger  Ausdruck;  Brauen  durch 
Striche  angegeben;  Augensterne  und  Pupillen  eingegraben; 
die  Haare  sind  oben  gescheitelt  und  in  leicht  gewellten 
Massen  nach  den  Seiten  gekämmt;  im  Nacken  ein  breiter, 
kissenartiger  Schopf;  vorne  kommen  einzelne  lose  Locken  vor, 
die  roh  mit  dem  Bohrer  ausgearbeitet  sind;  schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  95  Nr.  9z. 


BRACCIO  NUOVO  44-  ^3 

44.  Statue  einer  verwundeten  Amazone 

(Taf.  VII). 

H.  2,045  ro«     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Teil  der  Oberlippe,  die  ganze  r.  Hälfte  des 
Schädels  mit  Teil  der  r.  Wange  und  des  Halses  und  dem  Schopf  hinten, 
Ende  der  Locke  an  der  1.  Halsseite,  unterer  Teil  des  Halses,  Stück  des 
Mantels  oben  vor  der  1.  Schulter,  r.  Arm  ganz,  r.  Brust,  1.  Unterarm  (bis 
auf  das  am  Körper  anliegende  Stück)  mit  Hand  und  dem  erhobenen 
Gewandzipfel,  unterer  Teil  des  Gewandes  zwischen  den  Schenkeln,  der 
ganze  untere  Teil  des  Gewandes  vor  dem  1.  Oberschenkel  nach  dem  Stamm 
zu,  kleine  Falte  an  der  r.  Hüfte,  freihängender  Teil  des  Mantels,  Stück  im 
r.  Oberschenkel  vorn,  r.  Unterschenkel  mit  Fufs,  1.  Bein,  soweit  sichtbar, 
mit  Fufs,  Stamm,  Basis.  Runder  Flicken  im  r.  Oberschenkel  aufsen  zur 
Füllung  des  Gufsloches  (behufs  Verbindung  mit  dem  erg.  Unterschenkel); 
lange  senkrechte  Bahn  im  oberen  Ende  des  Stammes  hinten  und  im  Mantel 
darüber  zur  Verbindung  des  Antiken  und  Modernen.  Abgebrochen  war 
die  I.Brust.  Viele  Sprünge  und  Bestofsungen;  eine  grofse  verstofsene 
Stelle  unter  der  r.  Brust.     Die  nackten  Teile  sind  sehr  stark  überarbeitet. 

Die  Amazone  steht  aufrecht  mit  1.  Standbein  (dahinter 
ein  Stamm  als  Stütze);  r.  Fufs  mit  erhobener  Ferse  zurück 
und  zur  Seite  gesetzt.  Bekleidet  mit  einem  kurzen,  doppelt 
gegürteten,  feinfaltigen  Chiton,  der  die  r.  Brust  freiläfst,  da 
die  beiden  7rc£pu7es  auf  der  r.  Schulter  gelöst  sind.  Vor 
der  Brust  ist  ein  gedoppelter  Mantel  genestelt,  der  im  Rücken 
bis  zu  den  Waden  herabfällt.  Der  1.  Arm  liegt  eng  am 
Körper  an;  er  hat  mit  dem  Ellenbogen  die  untere  Lage  des 
Mantels  nach  vorne  gezogen  und  drückt  sie  an  die  Hüfte; 
die  L.  erhebt  den  vorderen  Zipfel  des  Chiton  zu  der  be- 
stofsenen  Stelle  unter  der  r.  Brust,  wo  nach  Analogie  anderer 
Darstellungen  des  gleichen  Typus  die  Wunde  angedeutet  war. 
Die  r.  Hand,  die  jetzt  klagend  erhoben  ist,  müfste  sich  nahe  am 
Kopfe  auf  einen  Speer  stützen.  Der  Kopf  ist  nach  der  r. 
Seite  gesenkt  und  gewendet.  Die  mannigfach  verschlungenen 
Haare  (hinten  ist  fälschlich  ein  Schopf  ergänzt)  sind  von 
einem  breiten  Band  umwunden,  das  nicht,  wie  Michaelis 
Jahrb.  d.  I.  a.  unten  a.  O.  angiebt,  erst  nachträglich  einge- 
arbeitet, sondern  ursprünglich  ist;  Schläfenlöckchen  und  kurze 
Schulterlocken. 

Wiederholung  der  Amazone  des  Sosikles  im  capitoli- 
nischen  Museum.     Der  Kopf  giebt  trotz  der  Abweichungen 


64  BRACCIO  NÜOVO  45. 

(Band,  Schläfenlöckchen,  Schulterlocken;  vgl.  zu  diesen  Arndt 
bei  Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen  Nr.  1 1 1 7/8)  den  gleichen 
Typus  wieder  und  gehört  danach  und  nach  Marmor  und 
Erhaltung  zu  der  Statue.  Die  Arbeit  ist  sehr  gering.  Die 
Haare  sind  nicht,  wie  an  den  anderen  Wiederholungen,  in 
runden,  dicken,  sondern  in  dünnen,  kantigen  Strähnen  ge- 
geben. 

Der  Typus  wird  jetzt  fast  allgemein  dem  Kresilas  (vgl. 
Furtwängler  Meisterwerke  S.  286ff.),  nur  von  Graef  (Jahr- 
buch d.  I.  1897  S.  81  ff.)  und  Mahler  a.  unten  a.  O.  dem  Poly- 
klet  zugeschrieben;  vgl.  dagegen  Amelung  Berl.  philol. 
Wochenschrift  1902  Sp.  275. 

«Wahrscheinlich  aus  Palazzo  Verospi  (so  Nibby),  wo 
schon  H.  Meyer  die  von  Winckelmann  dort  erwähnte  Amazone 
nicht  mehr  vorfand  (Winckelmann  Werke  IV  129.  358 
Anm.  376.  Mon.  ined.  S.  184),  daher  sie  schwerlich  beim 
Verkauf  des  Palazzo  an  den  Herzog  Giovanni  Torlonia  dort 
noch  vorhanden  war  (s.  Matz-Duhn  Antike  Bildwerke  in 
Rom  Nr.  941).»     Michaelis  a.  a.  0. 

Pistolesi  Taf.  XV2;  Nibby  II  Taf.  XIX;  Clarac  8n,  2036, 
Gerhard-Platner  S.  95  Nr.  90;  O.  Jahn  Berichte  der  Sachs.  Gesellsch.  d. 
Wissensch.  1850  S.  40C;  Michaelis  Archäologischer  Anzeiger  1862  Sp.  336*; 
ders.  Jahrbuch  d.  I.  1886  S.  17c  u.  S.  29;  Heibig  Nr.  22;  Mahler 
Polyklet  u.  seine  Schule  S.  82  I  3;  Collignon  Hist.  de  la  sc.  gr.  I  Fig.  257. 

Photographie  Alinari  6485  (2);  Anderson  1300  (3);  Moscioni  3064 ; 
1441  (cab.);  Rocca  790  A;  405  B  (cab.);   1962  (Kopf). 

45.  Römische  weibliche  Porträtbüste  (Taf.  VI). 

H.  0,72  in.     Marmor  des  Kopfes  feinkörnig  und  weifs.     Die  Büste  aus 

grünlich-grauem  Alabaster. 

Ergänzt  Nasenspitze  und  Büstenfufs  mit  moderner  Inschrift  «Giulia 
Soemia».  Ein  Bruch  geht  quer  über  Gesicht  und  Schädel.  Die  Büste 
vielfach  zusammengeflickt.  Das  Gesicht  fast  ganz  überarbeitet.  Die 
Büste  poliert. 

Kopf  und  Büste  gehören  nicht  zusammen.  Der  Kopf 
stellt  in  sorgfaltiger,  aber  harter  Arbeit  eine  Frau  mittleren 
Alters  aus  der  claudischen  Periode  mit  häfslichen  Zügen  und 
mürrischem  Ausdruck  dar.  Die  Haare  sind  von  der  Mitte 
des  Schädels  ungescheitelt  in  gedrehten  Locken  nach  vorne 
gelegt,  am  Hinterschädel  glatt  zurückgestrichen,  an  den  Seiten 


BRACCIO  NÜOVO  46.  47-  ^5 

aufgerollt  und  unten  in  einem  dünnen  Schopf  vereinigt. 
Vgl.  die  Frisur  der  sitzenden  Matrone  in  Neapel  (Bernoulli 
Rom.  Ikonographie  II  1  S.  186  Nr.  23  Taf.  XXII).  Die  Büste 
stammt  aus  hadrianischer  Zeit. 

Fca  Nuova  descrizione  S.  87 ;  Pistolesi  Taf.  XV  i;  Gerhard-Platner 
S.  95  Nr.  89. 

46.  Römische  weibliche  Porträtbüste  (Taf.  VI). 

H.  0,70  m.     Marmor  des  Kopfes  grofs  körnig  und  weifs,  der  Büste 

feinkörnig  und  gelblich. 

Ergänzt  Nase,  Lippen,  Flicken  in  der  1.  Wange,  fast  der  ganze  Hals, 
Falten  auf  der  r.  Brust,  Keil  in  der  Stütze  hinter  dem  Indextäfelchen.  Ge- 
brochen quer  durch  das  Täfelchen.  Bestofsen  das  1.  Ohrläppchen  und 
die  Ränder  der  Büste  und  des  Fufses.     Stark  geputzt  das  Gesicht. 

Trajanische  Achselbüste  (Indextäfelchen  mit  Voluten)  mit 
Tunica  und  Mantel,  der  den  Nacken,  die  r.  Schulter  aufsen, 
beide  Brüste  und  die  1.  Schulter  ganz  umhüllt;  sie  ist  decorativ 
wirksam  ausgeführt.  Darauf,  nicht  zugehörig,  mit  leiser  Wen- 
dung nach  der  r.  Schulter  ein  weiblicher  Porträtkopf  vom 
Ende  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.,  vielleicht  Manlia  Scantilla,  die  Ge- 
mahlin des  Didius  Julianus;  rundes  wohlgenährtes  Gesicht  mit 
kurzem  Kinn;  breiter  geschlossener  Mund  mit  vollen  Lippen; 
tiefliegende,  rund  vorquellende  Augen  mit  dicken  Lidern; 
Augensterne  und  Pupillen  eingegraben;  senkrechte  Falten 
über  der  Nasenwurzel;  niedrige  Stirn;  die  Haare  gescheitelt 
und  in  stark  gewellten  Massen  zur  Seite  gestrichen;  hinten 
in  einem  flachen  Nest  zusammengeflochten;  die  Ohrläppchen 
durchbohrt.     Geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  95  Nr.  88;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie 
II  3  S.  13. 

47.    Karyatide  (Taf.  VII). 

H.  2,39  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  der  ganze  Kalathos,    die  Unterlage  bis  auf  ein  Stück  über 

der  1.  hinteren  Schädelseite,  Haare  und  Schädel  über  der  Stirn,  Nase,  Kinn 

mit  Unterlippe,  Hals  und  Brust,  soweit  sie  nackt,  die  Haare  im  Nacken  fast 

ganz,  kleine  Flicken  am  Gewandrande,  Stück  hinter  der  1.  Hand,  diese  Hand 

selbst,  äufserstes  Glied  am  Zeigefinger  der  r.  Hand,  das  aus  der  Hand  frei 

herausstehende  Ende  des  gehaltenen  Gegenstandes,   Flicken  an  der  grofsen 

Mantelfalte    unter    der  1.   Hand,    r.   Fufs,    Spitze   des  1.  grofsen  Zehen.     In 
Vailcan.  Katalog  I.  5 


66  BBACCIO  nüoyo  47. 

moderne  Basis  eingelassen.  Abgebrochen  war  die  Vorderhälfte  des 
Kopfes,  Teil  des  r.  Unterschenkels  und  Gewand  über  dem  r.  Fufs.  Ver- 
schiedene Sprünge.  Vollständig  überarbeitet.  Auf  den  antiken  und 
modernen  Teilen  des  Gesichtes  sind,  um  die  Oberfläche  gleichmäfsig 
täuschend  als  antik  zu  gestalten,  einzelne  zerfressene  Stellen  künstlich  her- 
gestellt. Am  Rücken  rechts  ein  glimmeriger  schieferartiger  Sprung,  wie  er 
sich  häufig  bei  pentelischem  Marmor  findet. 

Die  Karyatide  steht  gerade  aufrecht  mit  1.  Standbein, 
den  r.  Fufs  leicht  zur  Seite  und  vorgesetzt.  An  den  Füfsen 
Sandalen.  Bekleidet  mit  Chiton  und  Himation,  das  mit  einem 
Ende  auf  1.  Schulter  und  Arm  aufliegt,  dann  um  Rücken, 
r.  Schulter  und  Arm  genommen  und  wieder  über  die  1. 
Schulter  zurückgeworfen  ist.  Die  L.,  bis  über  Brusthöhe 
erhoben  und  ganz  verhüllt,  rafft  den  Mantel  auf;  die  R.  ragt 
aus  dem  Himation  vor,  liegt  wagerecht  vor  dem  Leib  und 
hält  einen  runden  länglichen  Gegenstand  (an  dem  erhaltenen 
Ende  umrändert).  An  dem  Kopf  (der  erg.  Hals  mit  Kette 
und  Medaillon  geschmückt)  sind  die  Haare  über  der  Stirn 
gescheitelt  und  seitwärts  gestrichen,  hinten  von  einem  Bande 
zusammengehalten,  das  in  eine  Schleife  gebunden  ist(vgl.Museo 
Chiar.  Nr.  626);  darunter  fallen  sechs  grofse  gedrehte  Locken 
gesondert  über  den  Rücken.  Auf  dem  Kopf  ein  gewundener 
Tragring  und  darüber  ein  verzierter  Kalathos.  Die  Überarbeitung 
hat  den  ganzen  Charakter  der  Figur  verändert,  wie  besonders 
der  Vergleich  mit  einer  in  Athen  gefundenen  Replik  lehrt  (s. 
Bulle  a.  unten  a.  O.  S.  151  Fig.  4).  Aber  auch  ohnedem 
verraten  sich  die  kleinlichen  Querfaltchen  als  moderne  Er- 
findung, da  sie  sich  ebenso  an  keinem  intakten  antiken 
Werk  finden  und  dem  einfachen  Stil  widersprechen,  in  dem 
die  Figur  sonst  gehalten  ist.  Die  lebhaft  gewellten  Locken 
am  Kopfe  (vgl.  den  Weber 'sehen  Kopf  vom  Parthenon:  Brunn- 
Bruckmann  362,  die  dem  Alkamenes  zugeschriebenen  Köpfe 
und  die  Arethusa-Köpfe  sicilischer  Münzen),  die  grofsen  ge- 
drehten Locken  im  Nacken,  die  einfachen  Formen  des  Ge- 
sichtes (die  Lider  umrändert),  die  breiten  Proportionen,  der 
gleichmäfsige  Zug  der  Falten  —  alles  weist  auf  ein  Original  des 
5.  Jahrh.  v.  Chr.,  speziell  des  pheidiasischen  Kreises,  nicht  des 
4.  Jahrh.,  wie  von  Furtwängler  Meisterwerke  S.  570  Anm.  2 
behauptet  worden  ist.  Das  Attribut  in  der  R.  ist  an  der 
Replik  deutlich  als  ate^a  zu  erkennen.    Das  r.  Handgelenk 


BRACCIO  NUOVO  47.  6j 

hat  dort  einen  Armring.  Ein  Halsband  auch  dort,  aber 
anders.  Der  Kalathos  ist  nach  dem  einer  zweiten  Karyatide 
ergänzt,  die  mit  der  vaticanischen  zusammen  entdeckt  wurde 
(1786  von  dem  Engländer  Townley  erworben  und  nach 
England  gebracht,  jetzt  im  British  Museum;  s.  Bulle  a.  unten 
a.  O.  S.  138D).  Beide  wurden  unter  Sixtus  V.  (1585—90)  an 
der  Via  Appia  ungefähr  1  '/2  Miglien  jenseits  des  Grabmals  der 
Caecilia  Metella  gefunden  und  kamen  zunächst  in  die  Villa  des 
Papstes  bei  den  Diocletians-Thermen  (Villa  Montalto,  dann 
Negroni,  dann  Massimi);  es  mufs  ein  Irrtum  zu  Grunde  liegen, 
wenn  Winckelmann,  Gesch. d.K. VI  1,31  von  drei  Karyatiden 
in  Villa  Negroni  spricht;  irrtümlich  ist  auch  seine  Angabe 
ebenda,  dafs  sie  alle  drei  lebensgrofs  seien.  Claracs  Angabe 
(Text  zu  der  unten  angegebenen  Nr.),  die  Statue  sei  in 
Ostia  gefunden  worden,  ist  gegenüber  den  übereinstimmenden 
Berichten  der  älteren  Gewährsmänner  belanglos.  1766  ent- 
deckte man  an  derselben  Stelle  («in  einem  Weinberge  des 
Hauses  Strozzi,  etwa  zwo  Miglien  vor  dem  Thore  S.  Sebastian 
entlegen»  Winckelmann  Gesch.  d.  K.  XI  1,  14)  zwei 
weitere  Karyatiden,  die  die  Motive  der  beiden  ersten  mit 
geringen  Variationen  wiederholen,  und  den  Kopf  einer  dritten 
mit  der  Künstler-Inschrift  der  Athener  Kriton  und  Nikolaos 
(jetzt  in  Villa  Albani:  Heibig  Nr.  763.  878.  881)  nebst 
Resten  eines  Gebäudes.  Augenscheinlich  haben  alle  Karyatiden 
nebeneinander  gestanden,  vermehrt  um  eine  ganz  verlorene,  die 
die  Sechszahl  voll  machte  (möglicherweise  stammt  ebendaher 
eine  Replik  des  vaticanischen  Typus  in  Poggio  Imperiale  bei 
Florenz:  Arndt- Amelung  Einzelaufnahmen  Nr.  297);  und 
zwar  haben  sie  nicht  frei,  sondern  gegen  eine  Wand  gestanden 
(der  Kopf  mit  der  Inschrift  hat  hinten  einen  Pfeiler;  die  Rück- 
seite unserer  Figur  ist  aber  nicht  vernachlässigt).  Das  Gebäude, 
zu  dem  sie  gehörten,  war  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ein 
Heiligtum  im  triopischen  Gau,  den  Herodes  Atticus  zwischen 
161  und  171  n.  Chr.  zu  Ehren  seiner  verstorbenen  Gemahlin 
Regula,  die  Priesterin  der  Demeter  war,  und  der  Faustina,  der 
Gattin  des  Antoninus  Pius,  angelegt  hatte;  diese  wurde  dort 
neben  der  Deo-Demeter  vom  Vorgebirge  Triopion  bei  Knidos 
als  neue  Demeter  verehrt.  Thatsächlich  findet  sich  das  Ge- 
wandmotiv der  vaticanischen  Karyatide  häufig  bei   Figuren 


68  BEACCIO  NüOVO  48. 

der  Demeter  und  Köre  und  speciell  in  Knidos  (z.B.  Newton 
Discov.  at  Halicarn.  II  Taf.  57  =  Overbeck  Kunstmythologie 
Taf.  XV  Nr.  28  =  Baumeister  Denkmäler  des  Altertums 
Taf.  VI  Fig.  456;  Brunn-Bruckmann  65  =  Handausgabe 
Taf.  19;  vgl.  Amelung  Basis  des  Praxiteles  ausMantinea  S.  54). 
Die  Gewandung,  in  der  man  sich  die  Göttin  vorzustellen  pflegte, 
ist  hier  auf  ihre  Dienerinnen  übertragen  (vgl.  Nr.  1  und  die 
Schilderung  eines  Artemisfestes  bei  Xenophon  Ephes.  I  2); 
als  solche  sind  die  Karyatiden  ferner  charakterisiert  durch  den 
Kalathos,  ein  im  Kult  der  Demeter  bezeugtes  Gerät  (Bulle  a. 
unten  a.  O.  S.  147).  In  Athen  sind  aufser  der  erwähnten  Replik 
der  vaticanischen  Karyatide  eine  Replik  der  einen  in  Villa 
Albani  befindlichen  und  der  Kopf  einer  dritten,  entsprechend 
dem  der  Figur  in  London,  in  einer  Gegend  gefunden  worden, 
in  der  ein  Heiligtum  des  Sarapis  lag;  sie  werden  ein  der 
Isis  heiliges  Gebäude  verziert  haben,  die  in  Athen  mit  De- 
meter identificiert  wurde. 

Die  Figur  wurde  durch  Pius  VII.  für  das  Museo  Chiara- 
monti  erworben  (Fea  Nuova  descrizione  S.  89)  und  kam 
1821  an  ihre  jetzige  Stelle. 

Pinarolo  Antichitä  di  Roma  S.  167;  Piranesi  Vasi  e  Candelabri 
II  Taf.  68;  Guattani  Monumenti  anticbi  inediti  1788  S.  61;  Massiroo 
Notizie  storiche  della  Villa  Massimo  S.  167;  Pistolesi  Taf.  XVI  2;  Nibby  II 
Taf.  XLIII;  Clarac  444,  814;  Gerhard-PIatner  S.  95  Nr.  87;  Friede- 
richs-Wolters  Bausteine  Nr.  1554;  Bulle  Rom.  Mitt.  1894  S.  134 ff.; 
Collignon  Histoire  de  la  sculpture  grecque  II  S.  638  Fig.  334;  Heibig 
Nr.  23;  Homolle  Bulletin  de  corr.  bell.  1900  S.  632 f. 

Photographie  Alinari  6528;  Anderson  2235;  Moscioni  4044;  Rocca 
813  A;   1953  (Kopf). 

48.  Büste  des  Trajan  (Taf.  VI). 

H.    0,70  m.     (Scheitel -Büstenrand    0,56  m).     Feinkörniger    weifser    Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Mittelstuck  beider  Lippen,  Kinn,  beide  Ohren,  r. 
Schulter  mit  Teil  der  r.  Brust,  Flicken  in  dieser,  fast  alle  Runder  und 
Faltenhöhen  des  Paludamentum,  BUstenfufs  mit  Indextäfelchen.  Bestofsen 
die  1.  Wange.  Abgebrochen  Teil  d.  r.  Braue,  unbedeutende  Stücke  der 
Haare.     Sprünge  im  Hals. 

Der  Kopf  energisch  nach  der  r.  Schulter  gewendet.  Ein 
umrändertes  Schwertgehänge  von  der  r.  Schulter  zur  1.  Brust. 
Auf  der  1.  Schulter  ein  Paludamentum  mit  grofsem  Knopf. 


BEACCIO  NÜOVO  49.  50.  69 

Sehr  präcise,  lebendige  Arbeit.  Die  Oberfläche  leicht 
geglättet.    Die  Brauen  plastisch. 

Pistolesi  Taf.XVIIß;  Gerhard-Platner  S.  95  Nr.  86;  Bernoulli 
Römische  Ikonographie  II 2  S.  78  Nr.  17  u.  S.  86,  Taf.  XXVI;  Heibig  Nr.  24 ; 
Winter  Kunstgeschichte  in  Bildern  I.  Abt.  Taf.  LXXXIII  1;  Luckenbach 
Abbildungen  zur  alt.  Geschichte  S.  66  Fig.  171. 

49.  Römische  männliche  Porträtbüste  (Taf.  VIII). 

H.  (Scheitel-Büsten ran d)  0,70  m.    (Scheitel-Halsschnitt)  0,29  m.    Marmor  des 
Kopfes  grofskörnig  und  gelblich;  Marmor  der  BUste  feinkörnig  und  weifslich. 

Ergänzt  aus  Gyps:  Nasenspitze,  Stück  an  der  r.  Seite  des  Halses 
unten;  aus  Marmor:  Bttstenfufs  mit  Indextäfelchen.  Abgebrochen  die 
untere  Ecke  der  Büste  an  der  r.  Seite. 

Kopf  und  Büste  gehören  nicht  zusammen.  Der  Kopf 
ist  ein  vorzügliches  Porträt  eines  älteren  bartlosen  Mannes 
mit  kurzem  Haar,  eingesunkenen  Wangen  und  trübem  ent- 
schlossenen Ausdruck  (leichte  Wendung  nach  der  r.  Schulter) 
aus  der  letzten  Zeit  der  Republik.  Die  Büste  mit  Contabu- 
latio  stammt  aus  dem  3.  nachchristl.  Jahrhundert  (vgl.  Nr.  12). 

Gerhard-Platner  S.  94  Nr.  80. 

50.  Statue  der  Selene    (Taf.  IX). 

H.  2, 16  m.     Feinkrystallinischer  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  aus  Marmor:  Nase  bis  auf  den  Ansatz,  1.  Schulterlocke,  r. 
fast  ganz,  der  ganze  Brustausschnitt  mit  Halsansatz,  1.  Schulter  mit  Arm- 
ansatz und  Falten  unter  der  Achsel,  Teil  der  r.  Brust,  Teil  der  Falte 
zwischen  ihr  und  dem  Arm,  Teil  der  Hauptfalte  an  der  1.  Hüfte,  Streifen 
im  Apoptygma  hinten  1.,  Teile  der  vier  vorschlagenden  Falten  neben  dem  I. 
Bein  aufsen,  Oberteil  des  1.  Fufses  mit  dem  Rand  des  Peplos,  1.  gr.  Zehen 
mit  Teil  der  Sandale  darunter,  r.  Fufs  mit  Rand  des  Peplos,  Rand  des 
Peplos  zwischen  den  Füfsen,  neben  dem  r.  Fufs  aufsen  und  rückwärts  ein 
grofses  Stück;  aus  Gyps:  Mitte  beider  Lippen,  Teile  der  r.  Schulterlocke, 
beide  Arme  bis  auf  die  Ansätze  ganz,  Teile  der  Falten  vorne  und  an  den 
Seiten,  bes.  an  der  r.  Hüfte,  2.  u.  4.  Zehen  am  1.  Fufs;  an  den  Brüchen 
und  Fugen  sehr  stark  geflickt.  Vielfach  bestofsen  (Lider,  Ohren,  Falten, 
Ränder  der  Basis).  Gebrochen  war  ein  grofses  Stück  des  Apoptygma 
unter  der  1.  Hüfte  und  die  untere  Hälfte  des  1.  Beines  mit  Gewand  in  zwei 
Stücken.  Ferner  eine  Fuge  unter  dem  Rand  des  Apoptygma;  die  Figur 
ist  augenscheinlich  in  zwei  Stücken  gearbeitet,  die  hier  zusammengesetzt 
waren;  Verletzungen  haben  die  Fuge  vergrößert;  bei  der  modernen  Zu- 
sammensetzung hat  man  das  obere  Stück  wohl  um  eine  Kleinigkeit  nach 
hinten  verschoben.    Dann  ist  die  ganze  Figur  in  die  Basis  eingelassen,  was 


yO  BBACCIO  NUOVO  50. 

augenscheinlich  dem  antiken  Zustande  entspricht,  denn  die  Basis  ist  sicher 
antik  und  zugehörig.  Ihre  Vorderecke  ist  ganz  überarbeitet  und  nach 
unten  abgeschrägt,  um  auf  dem  Unterbau  Platz  zu  finden. 

Der  1.  Fufs  ist  vorgesetzt;  doch  ruht  die  Göttin  nicht 
fest  auf  dem  r.  Bein;  sie  scheint  mit  leise  vorgebeugtem 
Oberkörper,  den  Kopf  nach  der  1.  Schulter  vorwärts  geneigt, 
über  den  Boden  zu  gleiten.  Das  dünne  Gewand  wird  zurück- 
geweht und  an  den  Körper  gedrängt;  das  Vorschlagen  der 
Falten  r.  und  1.  deutet  darauf  hin,  dafs  die  Göttin  in  ihrer 
Bewegung  innezuhalten  beginnt.  Beide  Arme  waren  gesenkt; 
der  Ergänzer  läfst  beide  Hände  mit  der  Gebärde  des  Staunens 
und  der  Scheu  nach  unten  geöffnet  und  vorgestreckt  sein. 
Damit  ist  für  die  L.  sicher  das  Richtige  getroffen;  die  R. 
aber  scheint  das  Gewand  unter  der  Hüfte  gehoben  zu  haben, 
worauf  der  Zug  der  Falten  deutet.  Die  Göttin  ist  bekleidet 
mit  einem  an  der  r.  Seite  offenen,  hochgegürteten  Peplos  mit 
langem  Apoptygma;  auf  den  Schultern  je  ein  Knopf  zur 
Verbindung  der  Trcepu-ye?;  an  den  Füfsen  Sandalen.  An  dem 
nach  Marmor  und  Erhaltung  sicher  zugehörigen  Kopfe  (in 
den  Brustausschnitt  eingesetzt)  sind  die  Haare  über  der  Stirn 
gescheitelt,  zur  Seite  gestrichen  und  hinten  in  einen  Schopf 
aufgebunden;  auf  beiden  Seiten  Schulterlocken  (gesichert 
durch  einen  Ansatz  über  der  r.  Brust)  und  Schläfenlöckchen. 
Ein  Band,  das  sich  vorn  stark  verbreitert,  umgiebt  den  Kopf; 
diese  Verbreiterung  mufste  verdeckt  sein,  da  sie  unregelmäfsig 
und  formlos  ist;  dafür  sprechen  auch  zwei  Löcher,  die  sich 
dort  neben  einander  •  finden.  Da  an  der  1.  Kopfseite  noch 
eine  Stelle  der  Haare  über  dem  Bande  abgeplattet  ist,  so 
scheint  hier  ein  grofses  metallenes  Diadem  befestigt  gewesen 
zu  sein,  das  die  Mondsichel  trug,  oder  diese  war  direct 
mittels  Zapfen  in  den  beiden  Löchern  befestigt  und  verdeckte 
dem  Beschauer  die  Verbreiterung  des  Bandes. 

Die  Basis  hat  dreiseitige  Form  mit  abgerundeten  Ecken 
und  ist  mit  einer  Spitze  dem  Beschauer  zugekehrt.  Die 
beiden  vorderen  Seiten  sind  profiliert:  unter  einem  niedrigen 
Absatz  eine  gerundete  Ausladung,  dann  eine  Hohlkehle;  die 
Ausladung  darunter  mit  senkrechtem  Rand.  Die  Deutung 
auf  Selene,  die  dem  schlafenden  Endymion  naht,  ist  so 
selbstverständlich,    dafs    sie    keines  Beweises    bedarf.     Vgl. 


BBACCIO  NÜOVO  51.  Jl 

übrigens  die  Sarkophage  mit  Darstellung  des  Mythos  (Robert 
Die  antiken  Sarkophagreliefs  III  Taf.  XII  ff.)  und  eine  unter- 
lebensgrofse  Gruppe  in  Palermo  (Arndt- Amelung  Einzel- 
aufnahmen Nr.  551),  die  Selene,  von  einem  Eros  geleitet, 
ganz  analog  darstellt. 

Die  Ausfuhrung  der  Figur  ist  decorativ;  wesentlich  besser  an 
dem  Gewand,  das  leicht  geglättet  ist,  als  an  dem  breiten,  weich- 
lichen, ausdruckslosen  Kopf;  die  einzelnen,  durch  Bohrgänge  ge- 
trennten Haarsträhnen  sind  durch  kleine  Stege  verbunden:  Das 
Original  mufs  im  Beginn  der  hellenistischen  Periode  geschaffen 
worden  sein;  die  breite  Falte  in  der  Mitte  des  Apoptygma  vorne 
erinnert  noch  an  ähnliche  Motive  an  praxitelischen  Werken  (vgl. 
Nr.  38  des  Br.  n.  und  Nr.  16  u.  403  des  Museo  Chiaramonti). 

Die  Figur  wurde  gefunden  an  den  Ausläufern  des  vati- 
canischen  Hügels  wenige  Miglien  vor  Porta  Fabbrica  (=  Porta 
delle  fornaci;  s.  Beschreibung  der  Stadt  Rom  II  1  S.  49  und 
Plan;  jetzt  geschlossen)  und  von  Pius  VII.  erworben.  Un- 
sicher ist,  ob  Clarac's  Angabe  (Text  zu  der  unten  a.  Nr.), 
sie  sei  zunächst  von  Pacetti  erworben  und  restauriert  worden, 
zuverläfsig  ist,  denn  seine  andere  Behauptung,  sie  sei  in  der 
Villa  Adriana  bei  Tivoli  zu  Tage  gekommen,  beruht  jedenfalls 
auf  einer  irrtümlichen  Combination  mit  dem  Funde  der  jetzt  in 
Stockholm  befindlichen  Statue  des  Endymion,  die  nachweislich 
allein  gefunden  wurde  (Guattani  Monum.  inediti  1784  S.  VI; 
Winnefeld  Die  Villa  des  Hadrian  bei  Tivoli  S.  153). 

Pistolesi  Taf.  XVI  i;  Nibbyll  Taf.  VII;Clarac  577,  1244;  Braun 
Zwölf  Basreliefs  Text  zu  Nr.  9;  ders.  Ruinen  und  Museen  S.  235  Nr.  4; 
Hei  big  Nr.  25;  Arndt  bei  Brunn-Bruckmann  Text  zu  510. 

Photographie  Alinari  6551  (3);  6552  (Kopf);  Anderson  1360  (2); 
2236  (Kopf);  Moscioni  2291 ;  Rocca  783;   1924  (Kopf). 

51.  Römische  männliche  Porträtbüste  (Taf.  VIII). 

H.    0,84  ro.    (Scheitel    bis    unt.  Rand  der  Büste  0,67  m.).      Grofskörniger 

gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  1.  Schulter  mit  dem  gefransten  Teil  des  Mantels, 
groiscr  Teil  der  obersten  Mantelfalte  über  der  1.  Brust  bis  zum  Halse, 
Knopf  auf  der  r.  Schulter,  Büstenfufs  mit  Index-Täfelchen.  Der  Kopf  war 
gebrochen.  Der  Mantel,  soweit  antik,  ganz  überarbeitet,  um  ihn  mit 
dem  erg.  Stück  in  Einklang  zu  bringen;  an  den  anderen  Teilen  die  stark 
zerfressene  antike  Oberfläche  erhalten. 


72  BRACCIO  NüOYO  52.  53. 

> 

Die  Büste  bekleidet  mit  Tunica  und  gefranstem  Mantel, 
der  auf  der  r.  Schulter  geknüpft  ist.  Der  Kopf  leicht  nach 
der  r.  Schulter  gewendet.  Kurzer  Vollbart.  Ziemlich  hohe 
Glatze;  sonst  dichtes  kurzlockiges  Haar.  Trüber  Ausdruck; 
die  Stirn  besonders  stark  durchfurcht.  Brauen  plastisch; 
Augensterne  und  Pupillen  eingegraben. 

Früher  fälschlisch  Macrinus  genannt.  Nach  Büsten- 
form (gröfsere  Oberarmbüste)  und  stilistischer  Behandlung 
aus  der  Zeit  der  Antonine. 

Gerhard-Platner  S.  95  Nr.  83;  Bernoulli  Römische  Ikono- 
graphie II  3  S.  76  Nr.  4;  S.  79. 

52.  Römisches  weibliches  Porträt  auf  männlicher 

Büste  (Taf.  VIII). 

H.  des  Kopfes  0,29  m.  H.  der  Büste  ohne  Fufs  0,31  m.     Marmor  des  Kopfes 
feinkörnig  und  hellgrau.     Marmor  der  Büste  feinkörnig  und  gelblich. 

Ergänzt  Nase,  beide  Lippen  fast  ganz,  Flicken  in  r.  Wange  und 
Stirn,  r.  Braue  mit  Teil  des  Auges,  beide  Ohren,  fast  die  ganze  diademartige 
Haartour,  oberer  Teil  des  Chignon,  Stück  am  Mantel  vorne,  Büstenfufs  mit 
Index-Täfelchen.  Die  Haartour  vorne  stark  bestofsen.  Die  Büste  mehr- 
fach gebrochen.  Die  Fuge  am  Halse,  wo  der  Kopf  aufgesetzt  ist,  mit 
Gyps  verschmiert. 

Kopf  und  Büste  gehören  nicht  zusammen  (Marmor  ver- 
schieden); der  Kopf  giebt  in  mäfsiger  Ausführung  und 
schlechter  Erhaltung  (vor  der  erg.  diademartigen  Haartour 
hätte  noch  eine  zweite  ergänzt  werden  müssen;  vgl.  Bernoulli 
a.  unten  a.  O.  Taf.  XXXIV)  wahrscheinlich  das  Porträt  der 
Matidia,  der  Nichte  des  Trajan  und  Schwiegermutter  des 
Hadrian,  wieder.  Die  Büste,  bekleidet  mit  doppelter  Tunica 
(Doppelnaht  am  r.  Ärmel)  und  über  die  1.  Schulter  ge- 
worfener Toga  ist  männlich  und  stammt  aus  der  Zeit  des 
Hadrian  (kleinere  Oberarmbüste). 

Gerhard-Platner  S.  95  Nr.  82;  Bernoulli  Römische  Ikono- 
graphie II  2  S.  102  Nr.  4. 

53.  Statue  eines  Tragödien-Dichters   (Taf.  Dt). 

H.  2,34  m«     Grofskrystallinischer  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Schnurrbart,  Kinnbart,  Brauen  mit  Teil  der  Stirn, 
Locken  neben  den  Schläfen,   Hinterkopf,    Hals,  1.  Schulter,  r.  Schulter  mit 


BRACC10  NTJOVO  53.  73 

Arm,  Hand,  Rolle  und  Teil  der  r.  Brust,  unterer  Teil  der  1.  Brust,  Flicken 
darunter,  Nase  der  Maske,  Brauen  mit  Teil  der  Oberlider,  Mund  und  Kinn- 
bart mit  dem  gTöfsten  Teil  der  1.  Hand,  Teile  der  obersten  Querfalte  des 
Himation,  1.  kl.  Zehen,  Teil  der  beiden  nächsten  und  Spitze  des  gr.,  fast 
ganzer  r.  kl.  Zehen,  Spitze  des  gr.  und  der  beiden  nächsten.  Sprung 
schräg  von  der  r.  Hüfte  zum  1.  Knie.  Die  Oberfläche  ziemlich  zerfressen, 
am  Oberkörper  überarbeitet. 

Die  Figur  steht  aufrecht;  1.  Standbein;  r.  Fufs  zur  Seite 
und  etwas  vorgesetzt  Neben  dem  1.  Bein  eine  formlose 
Stütze.  Ein  umsäumter  Mantel  mit  Quaste  ist  um  den 
Unterkörper  und  den  1.  Unterarm,  der  an  der  Hüfte  anliegt, 
geschlungen.  Die  L.  hält  eine  männliche,  bärtige,  tragische 
Maske.  Der  r.  Arm  liegt  ganz  am  Körper  an,  die  Hand  mit 
einer  Rolle  vor  der  r.  Brust.  Athletische  Formen.  Der  Kopf 
—  ein  elendes  Porträt  des  Euripides  —  blickt  geradeaus. 
Er  gehört  nicht  zum  Körper,  für  den  er  viel  zu  klein  ist. 
Ehe  die  Figur  aus  dem  Palazzo  Giustiniani  in  den  Vatican 
kam,  trug  sie  einen  anderen  Kopf;  ja,  aus  dem  Inventar  der 
Giustinianischen  Sammlung  von  1793  (Documenti  inediti  dei 
musei  d'Italia  IV  S.  420:  Cortile  Nr.  3)  könnte  man  schliefsen, 
dafs  die  Statue  damals  kopflos  war;  doch  wird  mit  den 
Worten  »al  quäle  si  dovrebbe  supplire  una  testa  di  Euripide« 
wohl  nur  gemeint  sein,  dafs  der  unpassende  vorhandene  mit 
einem  Kopf  des  Euripides  ersetzt  werden  müsse  (vgl.  Nibby 
a.  unten  a.  O.  Anm.  1). 

Nach  dem  Charakter  der  Statue  und  der  Maske  liegt 
vielmehr  der  Gedanke  an  Aischylos  nahe,  für  den  auch  die 
einfache,  imponierende,  in  den  typischen  Zügen  an  Statuen 
des  Zeus  erinnernde  Erscheinung  passen  würde.  Da  die 
Figur  auf  ein  Original  aus  der  zweiten  Hälfte  des  4.  Jahrhunderts 
(einfache  Liegefalten  wie  bei  den  Statuen  des  Maussolos 
und  des  Aischines:  Brunn-Bruckmann  241  u.  428)  und 
wahrscheinlich  eine  Bronze  zurückgeht  (die  formlose  Stütze  1), 
hat  Studniczka  a.  unten  a.O.  die  Vermutung  geäufsert,  dieses 
Original  könne  die  Statue  des  Aischylos  gewesen  sein,  die 
Lykurg  im  Dionysos-Theater  in  Athen  errichten  liefs  (Over- 
beck  Schriftquellen  Nr.  1409— -11). 

Die  Arbeit  ist  decorativ;  an  manchen  Stellen  hat  der 
Bildhauer  den  Marmor  unbearbeitet  stehen  lassen.  Nur  die 
Hauptzüge    sind    gegeben,    diese    aber   mit   Nachdruck    und 


74  BRACCIO  NUOVO  54. 

Sicherheit.  Die  horizontalen  Falten  des  Himation  sind  nur 
durch  gerade,  tiefe  und  breite  Rillen  getrennt.  Die  Figur 
war  demnach  auf  Wirkung  in  die  Ferne  berechnet. 

Ehemals  in  dem  Hof  des  Palazzo  Giustiniani;  erworben 
von  Pius  VII. 

Galleria  Giustiniana  I  Taf.  108;  Clarac  845,  2123;  Pistolesi 
Taf.  XVII  2;  Nibby  II  Taf.  XXIII;  Gerbard-Platncr  S.  941".  Nr.  81; 
Braun  Ruinen  und  Museen  S.  236  Nr.  5;  Welckcr  Alte  Denkmäler  I 
S.  486f.  Taf.  VI;  Heibig  Nr.  26;  Studniczka  Neue  Jabrbücher  für  das 
klassische  Altertum  1900  S.  170 f.  Taf.  III;  Bernoulli  Griechische  Ikono- 
graphie I  S.  106  u.  151  Nr.  8. 

Photographie  Alinari  6565  (3);  6566  (Kopf);  Anderson  1373  (4); 
4796  (Kopf);  Moscioni  2305;  1444  (cab.);  Rocca8$6;  2053  (fol);  1951  (Kopf). 


54.    Porträtbüste  des  Kaisers  Pupienus 

(Taf.  VIII). 

H.  0,87  m.  (Scheitel  bis  zum  unteren  Rand  der  Büste  0,70  m.).    Feinkörniger, 

gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze,  1.  Braue  fast  ganz,  Ränder  beider  Ohren,  un- 
bedeutende Teile  der  vorderen  Bartlocken  und  der  Falten,  Büstenfufs  mit 
Indextäfelchen.     Abgebrochen  zwei  Enden  von  Falten  am  r.  Armansatz. 

Die  Büste  ist  ein  sicheres  Bildnis  des  Kaisers  Pupienus 
(238  n.  Chr.).  Der  Kopf  mit  kurzgeschnittenem  Haupthaar, 
ziemlich  langem  Vollbart,  stark  gefurchter  Stirn  ist  ganz  leicht 
nach  der  r.  Schulter  gewendet.  Die  Brauen  plastisch;  Augen- 
sterne und  Pupillen  eingegraben;  in  dem  Gelock  des  Bartes 
starke  Verwendung  des  Bohrers.  Die  Büste  ist  bekleidet 
mit  Tunica  und  Toga  mit  Contabulatio,  an  der  fünf  Lagen 
deutlich  zu  erkennen  sind  (vgl.  Nr.  12);  an  dem  senkrechten 
Teil  ein  erhobener  Streifen  (Liegefalte?).  Die  Ausfuhrung 
ist  sehr  sorgfältig  und  charaktervoll. 

Nach  der  Indicazione  antiquaria  von  1862  wäre  die  Büste 
beim  Bau  der  Eisenbahn  in  der  Nähe  von  Albano  gefunden 
worden,  was  unmöglich  richtig  sein  kann,  da  sie  seit  1822 
an  ihrem  Platze  steht;  auch  findet  sich  diese  Angabe  in  der 
Indicazione  antiqu.  von  1856  noch  nicht. 

Gerhard-Platner  S.  95  Nr.  85;  Bernoulli  Römische  Ikonographie 
II  3  S.  125  Nr.  1;  S.  126,  Taf.  XXXVI;  Heibig  Nr.  27. 


BRACCIO  NUOVO  55.  56.  75 

55.    Römische  weibliche  Porträtbüste  (Taf.  VIII). 

H.  des  Kopfes  0,27  m.,  der  Büste  ohne  Fufs  0,34  m. 

Ergänzt  Nase,  Büsten  fufs  mit  Indextäfelchen.  Bestofsen  die  I. 
Braue,  Lippen  und  Ränder  des  Mantels. 

Kopf  und  Büste  gehören  nicht  zusammen  (ein  Schnitt 
im  unteren  Teil  des  Halses  trennt  sie ;  Marmor  verschieden). 
Der  gutgearbeitete,  jugendliche  Kopf  mit  liebenswürdigem 
Ausdruck  ist  leicht  zur  r.  Schulter  gewendet.  Die  vollen 
gewellten  Haare  sind  gescheitelt,  über  die  Ohren,  die  kaum 
sichtbar  werden,  zurückgestrichen  und  bilden  hinten  ein 
Nest.  Die  Augensterne  sind  durch  einen  Punkt  angegeben. 
Früher  unrichtig  für  Manlia  Scantilla,  Gemahlin  des  Didius 
Julianus,  erklärt.  Nach  der  Frisur  aus  antoninischer  Zeit 
(vgl.  Bernoulli  a. unten  a. O.  II 2 Taf.  LIII.  Sog.  jung.  Faustina). 
Sehr  ähnlich  ist  das  Porträt  im  Museo  Chiaramonti  Nr.  525. 

Die  sehr  gut  ausgeführte  Büste  mit  geknöpftem  Unter- 
gewand und  lebhaft  drapiertem  Mantel  stammt  ebenfalls  aus 
antoninischer  Zeit  (gröfsere  Oberarmbüste). 

Pistolesi  Taf.  XIX  3;  Gerhard-Platner  S.  94  Nr.  79;  Bernoulli 
Römische  Ikonographie  II  3  S.  14. 

56.    Weibliche  Gewandstatue  mit  römischem 

Porträtkopf  (Taf.  IX). 

H.  2,18  m.     Marmor   des  Kopfes   grofskrystallinisch   und  hellgrau;    Marmor 
des  antiken  Teiles   der  Figur   feinkörnig  und  gelblich  (scheint  pentelisch). 

Ergänzt  fast  die  ganze  Nase,  Flicken  in  Oberlippe,  r.  Oberlid  und 
Diadem  auf  der  r.  Kopfseite,  der  ganze  Oberkörper  bis  zum  Ansatz  der 
Beine  mit  den  Armen  in  verschiedenen  grofsen  Stücken  aus  verschieden- 
artigem Marmor,  die  grofse  Falte  an  der  r.  Körperseite,  viele  kleinere 
Flicken  am  Gewände,  die  Spitze  bei  der  gr.  Zehe,  alle  Ecken  und  zum  gr. 
Teil  die  Ränder  der  Basis.  Vielfach  bestofsen.  Die  Gewandung  am 
1.  Oberschenkel  stark  überarbeitet. 

Der  Kopf  und  das  Fragment  der  Figur  gehören  nicht 
zusammen.  Der  leicht  zur  r.  Schulter  gewendete  Kopf  ist 
das  Porträt  einer  vornehmen  römischen  Dame,  nach  ihrer 
Frisur  —  über  der  Stirn  hoher  dicker  Lockenkranz,  dahinter 
Diadem;  dann  die  Haare  zurückgestrichen  und  in  Flechten 
zu  einem  grofsen  Nest  aufgesteckt  —  aus  der  Zeit  der 
flavischen    Kaiser.      Seine    Arbeit    ist    sehr    sorgfaltig    und 


j6  BBACCIO  NüOVO  56. 

delicat  (an  dem  Lockenkranz  keinfe  Bohrlöcher;  die  Brauen 
durch  Striche  angedeutet)  dies  und  das  Diadem  hat  den 
Gedanken  an  Julia,  die  Tochter  des  Titus,  nahegelegt. 
Erhalten  mit  dem  Bruststück,  das  zum  Einsetzen  in  eine 
Statue  hergerichtet  ist. 

Der  Unterteil  des  Körpers  —  r.  Standbein;  1.  Fufs  mit 
erhobener  Ferse  zur  Seite  und  zurückgesetzt;  gegürteter 
Chiton;  doppelt  gelegtes  Himation,  auf  der  r.  Schulter  ge- 
spangt;  hohe  Sandalen,  deren  Bänder  gemalt  waren  — 
stammt  von  einer  sehr  guten  Wiederholung  eines  am  voll- 
ständigsten durch  die  Athena  Farnese  (Furtwängler  Meister- 
werke S.  104  Fig.  15)  und  die  Athena  Hope  (Monuments 
Piot  III  PL  II)  vertretenen  Typus  aus  der  zweiten  Hälfte  des 
5.  Jahrh.  v.  Chr.  Die  Einzelheiten  der  Faltenmotive  stimmen 
mehr  mit  der  englischen  Replik  als  der  weniger  fein  aus- 
geführten in  Neapel  überein;  bei  beiden  aber  ist  der  Chiton 
länger  als  hier  (bei  der  in  Neapel  kürzer  als  bei  der  eng- 
lischen); da  dies  technisch  schwer  auszuführen  und  unser 
Fragment  auch  im  Übrigen  sorgfaltig  und  gut  gearbeitet  ist, 
so  dürfen  wir  diesen  Zug  für  das  Original  voraussetzen,  das 
demnach  wahrscheinlich  aus  Bronze  war.  Studniczka  hat 
a.  unten  a.  O.  angenommen,  das  Original  sei  die  Bronzestatue 
der  Athena  Hygieia  des  Pyrrhos  aus  dem  Beginne  des 
peloponnesischen  Krieges  gewesen,  deren  Basis  erhalten  ist, 
und  deren  Fufsstellung  mit  der  des  vorliegenden  Athena- 
Typus  übereingestimmt  haben  mufs. 

Die  Figur  war  ehemals  im  Palazzo  Barberini,  dann  im 
Besitz  von  Camuccini,  der  sie  an  den  Vatican  verkaufte.  An- 
fang 1824  kam  sie  an  ihren  jetzigen  Platz,  wo  bis  dahin  die 
Porträtstatue  einer  Römerin  mit  den  Attributen  der  Flora 
gestanden  hatte. 

Pistolesi  T.  XVIIIi;  Nibbyll  Taf.  XXXIV;  Clarac  975,  2514; 
Gerhard  Hyperboreisch-röm.  Studien  I  S.  116;  Gerhard-Piatrier  S.  94 
Nr.  78;  Braun  Ruinen  und  Museen  Roms  S.  252  Nr.  17;  Bernoulli 
Römische  Ikonographie  II  2  S.  41  u.  49  Nr.  3;  S.  Rein  ach  Repertoire 
de  la  statuaire  II  i  S.  243  Nr.  7;  Heibig  Nr.  28;  Studniczka  Archäo- 
logischer Anseiger  1899  S.  134  f. 

Photographie  Anderson  1344;  Moscioni  2307;  Rocca  837. 


BBACCIO  NUOVO  57.  58.  JJ 

57.  Römische  männliche  Porträtbüste  (Taf.  VIII). 

H.  0,77  m.     H.  des  Kopfes  0,28  in.       Marmor   des  Kopfes  feinkörnig  und 

gelblich;  der  der  Büste  von  dichterem  Korn. 

Ergänzt  Nase,  Teil  der  1.  Braue  und  beider  Oberlider,  Flicken  im 
r.  Teil  des  Schnurrbartes,  Kinn,  beide  Ohren,  kleine  Flicken  in  Stirn,  1.  Wange 
nnd  r.  Kinnladen,  Büstenfufs  mit  Indextäfelchen.  Da  die  Büste  jedenfalls 
durch  Überarbeitung  eine  ganz  moderne  Oberfläche  erhalten  hat,  läfst 
sich  nach  ihrer  Erhaltung  nicht  urteilen,  ob  sie  antik  sei;  doch  scheint  das 
wegen  der  durch  weitere  Beispiele  nicht  bekannten  Form  ausgeschlossen. 

Auf  einer  Oberarmbüste,  bei  der  die  1.  Schulter  und  ein 
Teil  des  Leibes  unter  der  Brust  mit  einem  Mantel  bedeckt  sind, 
der  leicht  nach  der  1.  Schulter  gewandte,  hagere  Kopf  eines 
alten  Mannes;  starke,  hinten  und  an  den  Seiten  von  dünnen 
kurzen  Haaren  umgebene  Glatze;  tiefe  Einsenkung  zwischen 
Brauen  und  Augen;  spärlicher  Lippen-  und  Backenbart.  Die 
Brauen  scheinen  durch  Striche  angedeutet  gewesen  zu  sein. 
Augensterne  und  Pupillen  eingegraben.  Gefurchte  Stirn; 
sorgenvoller  Zug  um  den  geschlossenen  Mund  mit  schmaler 
Oberlippe.  Einfache  lebendige  Arbeit  aus  der  Zeit  der  Anton  ine. 

Gerhard-Platner  S.  94  Nr.  77. 

58.  Römische  weibliche  Porträtbüste  (Taf.  VIII). 

H.  (ohne  Fufs  und  Indextäfelchen)  0,56  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Kinn,  viele  Falten,  Büstenfufs  und  Indextäfelchen. 
Überarbeitet  die  Augen. 

Auf  einer  bis  zur  Mitte  des  Leibes  ausgeführten 
Büste  —  Untergewand  auf  den  Schultern  geknöpft;  der 
Mantel  bedeckt  Rücken,  beide  Schultern,  Armansätze  und 
Unterteil  der  Büste  —  ungebrochen  der  leicht  erhobene 
Kopf  einer  Frau  in  den  mittleren  Jahren  mit  freundlichem 
Ausdruck.  Die  Haare  sind  glatt  gescheitelt,  lassen  die 
Ohren  frei  und  sind  hinten  in  einem  breiten,  kissenartigen 
Schopf  aufgenommen.  Die  Brauen  plastisch,  Augensterne 
und  Pupillen  eingegraben.  Grofse  Augen;  weiche,  an- 
genehme Züge;  Falten  im  Hals.  Vgl.  Museo  Chiaramonti 
Nr. 282  u.  639.  Vielleicht  ist  Julia  Soaemias,  die  Mutter  des 
Elagabal,  selbst,  jedenfalls  aber  eine  Frau  ihrer  Zeit  (Anfang 
des  3.  nachchristl.  Jahrh.)  dargestellt.    Einfache  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  94  Nr.  76;  Bern  ou  11  i  Römische  Ikonographie  II 3 
S.  94. 


7%  BHACCIO  NUOVO  59.  60. 

59.  Statue  der  Fortuna  (Taf.  IX). 

H.  2,32  m.     Marmor  des  Kopfes  feinkörnig  und  weifs;  Marmor  des  Körpers 

grofskrystallinisch  und  weifs. 

Ergänzt  Mitte  des  Diadems,  Nase  mit  Oberlippe,  Unterlippe,  Kinn, 
Hals  mit  Haaren,  r.  Hälfte  des  Rückens,  r.  Schulter  mit  Arm,  1.  Hand  mit 
Teil  des  Mantels  und  Füllhorn,  grofse  Flicken  in  allen  Falten,  beide  Füfse 
mit  aufstofsendem  Gewand,  Vorderteile  der  Basis.  Gebrochen  durch 
Hüften  und  1.  Oberarm.  Abgebrochen  war  der  1.  Ellenbogen  mit  Gewand. 
Die  Basis  war  mit  einem  Teil  des  Gewandes  hinten  in  drei  Stücke  zerbrochen 
(deshalb  hinten  zwei  moderne  grofse  Eisenklammern).  Das  Diadem  oben 
bestofsen;  die  Oberfläche  des  Kopfes  schlecht  erhalten,  die  des  Körpers 
ganz  überarbeitet;  die  antike  Oberfläche  hat  sich  nur  an  einigen  Falten  vorne 
unten  und  1.  aufsen  erhalten  (stark  durch  Wasser  corrodiert). 

Aufrechte  Haltung.  L.  Standbein.  Der  r.  Fufs  zur 
Seite  und  zurückgesetzt.  Sandalen;  hochgegürteter  Chiton; 
ein  Himation  liegt  auf  1.  Schulter  und  Arm,  läuft  schräg  über 
den  Rücken,  bedeckt  mit  dreieckigem  Überfall  vorne  den 
Unterkörper  und  wird  mit  dem  1.  Ellenbogen  an  der  Hüfte 
festgehalten.  Der  1.  Arm  hält  mit  vorgestrecktem  Unterarm 
ein  Füllhorn;  r.  Arm  gesenkt.  Der  Kopf  mit  einfach  zur 
Seite  gestrichenen  Haaren,  die  hinten  in  einem  Schopf  auf- 
gebunden sind,  Schulterlocken  und  Diadem  mit  markiertem 
unteren  Rande  ist  leicht  zur  1.  Schulter  gewendet. 

Kopf  und  Figur  gehören  nicht  zusammen;  von  dem 
Brustausschnitt  ist  der  untere  Teil  erhalten;  der  Kopf  war 
nicht  eingesetzt,  sondern  aus  demselben  Block  wie  der 
Körper  gearbeitet.  Der  jetzige  Kopf,  der  wegen  seiner 
weichen  vollen  Formen  vielleicht  zu  einer  Demeterstatue 
gehört  hat,  ist  von  sehr  schlechter  Arbeit,  der  Körper  eine 
geringe  Replik  von  Nr.  86;  der  Ergänzer  hat  demnach  dem 
1.  Arm  mit  Recht  das  Füllhorn  gegeben;  die  R.  wird  wie 
dort  das  Steuerruder  gehalten  haben.     S.  alles  Weitere  dort. 

Pistolesi  Taf.  XVIII  2;  Clarac  451,  824;  Gerhard-Platner  S.  94 
Nr.  75;  Overbeck  Kunstmythologie  III  S.  471  ,*  Hei  big  Nr.  29. 

60.  Römische  männliche  Porträtbüste  (Taf.  VIII), 

H.  des  Ganzen  0,755  m-5  H.  des  Kopfes  0,30  m.      Feinkrystallinischer  hell- 
grauer Marmor. 

Ergänzt  fast  die  ganze  Nase,  Flicken  in  beiden  Brauen,  1.  Hälfte 
des  Oberschädels  mit  entsprechendem  Teil  der  Stirn,  Rand  des  1.  Ohres, 
Hals  und  Büste.     Sprung  in  der  1.  Seite  des  Gesichtes. 


BRACCIO  NÜOVO  6l.  79 

Leichte  Wendung  nach  der  r.  Schulter.  Altes  Gesicht 
mit  hoher  gefurchter  Stirn,  gut  genährten  Wangen,  leicht, 
wie  bei  Kurzsichtigen,  zusammengekniffenen  Augen,  schmal 
geöffnetem  Munde  mit  dünnen  Lippen,  einer  Warze  neben 
dem  r.  gesenkten  Mundwinkel,  starkem  Kinn,  kurzgelocktem 
vollen  Haupthaar  auf  dem  breiten  Schädel.  An  den  drei 
Repliken  des  Kopfes  (i.  I  monumenti  del  Museo  Torlonia 
Taf.  CXXX  Nr.  508  [Photographie  beim  röm.  Institut 
Nr.  41/42];  2.  Lansdowije  House  bei  Michaelis  Ancient 
marbles  S.  444  Nr.  29  und  Clarac  894,  2284;  3.  Louvre, 
Catalogue  sommaire  Nr.  919)  fallen  die  Haare  oben  in 
einer  dreieckigen  Spitze  in  die  Stirn  (dieser  Teil  hier  er- 
gänzt). Die  Thatsache  der  Wiederholung  spricht  für  die 
Berühmtheit  des  Dargestellten,  den  zu  bestimmen  bisher 
nicht  gelungen  ist.  Man  hat  in  ihm  ohne  Grund  Sulla  er- 
kennen wollen.  Jedenfalls  war  es  ein  Mann  aus  der  letzten 
Zeit  der  Republik  oder  dem  Beginn  der  Kaiserzeit.  Vor- 
züglich als  Porträt  und  Arbeit. 

Vermutlich  identisch  mit  einem  »Caesaris  caput  collo 
oblongo  et  pendulo,  oculis  vigilibus  cum  Verruca  in  gena 
dextra«,  das  zu  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  »in  domo 
Roscia«  war  (E.  Müntz  Revue  archeologique  XLIII  1882 
S.  34).  Dann  sicher  im  Palazzo  Ruspoli  (vgl.  Nr.  11);  seit 
1822  an  seinem  Platz. 

Gerhard-Platner    S.  94  Nr.  74;   Urlichs    Glyptothek  S.  1 1 ;    Ber- 
noulli  Römische  Ikonographie  I  S.  91;  Heibig  Nr.  30. 
Photographie  Alinari  6590. 

61.  Römische  weibliche  Porträtbüste  (Taf.  VIII). 

H.  ohne  Fufs  0,53  m.     Marmor  des  Kopfes  feinkörnig  und  bläulich; 
Marmor  der  Büste  feinkörnig  und  weifs. 

Ergänzt  Nase,  Ränder  beider  Ohren,  Flicken  am  Halsschnitt,  BUsten- 
fufs.     Wenige  Verletzungen. 

Gut  gearbeitete,  jugendlich  weibliche  Büste  mit  um- 
rändertem Untergewand  und  Mantel,  der  die  1.  Schulter  und 
Brust  bedeckt,  und  einem  Indextäfelchen  mit  Voluten; 
nach  ihrer  Form  aus  hadrianischer  Zeit.  Darauf,  nicht  zu- 
gehörig (Schnitt  und  anderer  Marmor),  ein  jugendlich  weib- 
licher Porträtkopf,  geradeaus  gerichtet,  mit  weichen,  freund- 


80  BRACCIO  NOÜVO  62. 

liehen  Zügen..  Die  Haare  sind  vorn  gescheitelt  und  in  Wellen, 
die  sich  gegenseitig  und  die  Ohren  z.  T.  überdecken,  zur 
Seite  gelegt;  dahinter  in  parallelen  Rollen  nach  Art  der 
sogen.  Melonenfrisur  geordnet;  hinten  in  einem  Chignon  auf- 
genommen. Die  Brauen  durch  Striche  angegeben;  Augen- 
sterne und  Pupillen  eingegraben.  Wahrscheinlich  ein  mäfsig 
gearbeitetes  Porträt  der  Crispina,  Gemahlin  des  Commodus 
(177  bis  183  n.  Chr.). 

Gerhard- PI atner  S.  94  Nr.  73;  Bernoulli  Römische  Ikonographie 
II  2  S.  248  Nr.  2. 

62.  Porträtstatue  des  Demosthenes  (Taf.  XI). 

H.  2,07  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor  (an  den  Füfsen  gelblich; 

braune  Stelle  am  r.  Fufs  oben). 

Ergänzt  aus  Gyps  vorderer  Teil  der  Nase,  Flicken  an  der  r.  Braue, 
oben  auf  der  Stirn  und  an  der  1.  Schläfe,  am  Halse  vorn,  an  der  r.  Seite 
und  hinten  (besonders  grofs);  aus  Marmor  länglicher  Flicken  in  der  Mitte 
der  Brust,  grofses  Stück  im  r.  Oberarm,  kleines  in  dem  antiken  Teil  des 
r.  Unterarms,  der  ganze  untere  Teil  beider  Unterarme,  soweit  sie  freistehen, 
mit  den  Händen,  Stütze  am  r.  und  Schriftrolle,  viele  Flicken  an  dem 
Himation,  besonders  der  Zipfel  unter  der  1.  Hand  mit  der  Troddel  und  die 
erste  grofse  Falte  neben  dem  1.  Bein  aufsen,  Ferse,  Knöchel  und  die  Aufsen- 
seite  des  kl.  Zehen  am  r.  Fufs,  die  ganze  Basis  bis  auf  das  Stück  unter  1. 
Fufs  und  Scrinium.  Abgebrochen  war  der  Kopf  (aber  sicher  zugehörig: 
Marmor  der  gleiche;  Bruch,  nicht  Schnitt;  an  der  1.  Seite  war  ein  grofses 
Stück  ausgebrochen;  der  Hals  ist  bei  der  Zusammensetzung  Überarbeitet 
worden,  besonders  stark  an  den  beiden  Seiten),  die  r.  Schulter,  die  Mittel- 
partie des  r.  Armes,  das  Stück  der  Basis  mit  1.  Fufs  und  Scrinium,  an 
diesem  die  äufsere  obere  Ecke,  am  1.  Fufs  die  Spitze  des  gr.  Zehen, 
Vorderteil  des  r.  Fufses. 

Hie  und  da  zerstreut  winzige  Reste  einer  rotbraunen  Bemalung, 
mittels  deren  man  nach  Petersen  einst  der  Statue  Bronzefärbung  gegeben 
hätte  (mündliche  Mitteilung;  vgl.  Rom.  Mitteil.  190 1  S.  94). 

Auf  der  Basis  zwischen  den  Füfsen  eingegraben:  3~1»  die  Statue 
führte  diese  Nummer  (37)  in  der  Villa  Aldobrandini  nach  dem  Inventar 
von  1709  (s.  unten). 

Die  Erhaltung  der  Oberfläche  im  Allgemeinen  gut;  nur  am  Halse  und 
vorne  in  der  Mitte  des  Leibes  sind  Überarbeitungen. 

Aufrechte  Haltung.  L.  Standbein.  R.  Fufs  zur  Seite 
gesetzt.  Beide  Arme  vor  dem  Leib  gesenkt;  die  Hände 
halten  eine  Schriftroile  halb  entfaltet.  Das  Himation  liegt  mit 
einem  Teil  auf  der  1.  Schulter,  ist  dann  um  den  Rücken  und 


BBACCIO  NUOVO  62.  8l 

die  Mitte  des  Leibes  gezogen,  sodafs  es  den  ganzen  Körper 
unterhalb  der  Brust  bedeckt,  und  wird  vom  1.  Oberarm  am 
Körper  festgehalten.  Der  bärtige  Kopf  leicht  nach  der  r. 
Schulter  gewendet.  Sandalen.  Ein  Scrinium  mit  Schlofs 
und  Band  neben  dem  1.  Fufs  aufsen;  es  ist  hinten  glatt  ab- 
geschnitten, was  darauf  schliefsen  läfst,  dafs  die  Figur  für 
eine  Nische  bestimmt  war. 

Welke  Formen  am  Körper  und  dem  Kopf  mit  sorgen- 
vollem ernsten  Ausdruck  (s.  die  schöne  Schilderung  bei 
Michaelis  a.  unten  a.  O.  S.  421).  Die- Arbeit  ist  einfach,  derb, 
an  Einzelheiten  (z.  B.  den  Armen)  nicht  ohne  Feinheit.  Die 
Füfse  sind  flüchtiger  behandelt  als  das  Übrige  (Brunn  Annali 
d.  J.  1857  S.  191).  Die  Ergänzung  der  Arme  kann  nicht 
richtig  sein.  Etwas  oberhalb  der  jetzigen  Lage  der  Unter- 
arme sind  die  Falten  beiderseits  eingeknickt,  was  nur  da- 
durch motiviert  sein  kann,  dafs  die  Unterarme  dicht  anlagen. 
Auch  sind  an  dieser  Stelle  Abarbeitungen  deutlich.  Die  gleiche 
Ergänzung  findet  sich  an  einer  zu  Knole  in  England  befind- 
lichen Replik,  an  der  man  beide  Hände  mit  Schriftrolle  für 
gebrochen  und  antik  hielt  (Bernoulli  a.  unten  a.  O.  S.  71  f. 
Nr.  22  Abb.  7;  Zimmermann  Allgemeine  Kunstgeschichte  I 
S.  222  Abb.  176).  Eine  genaue,  kürzlich  vorgenommene 
Untersuchung  hat  jedoch  ergeben,  dass  auch  dort  die  be- 
treffenden Teile   ergänzt  sind*).     Der  1.  Unterarm,    der  dort 


*)  Die  folgenden  Worte  sind  einer  brieflichen,  von  Mrs.  Strong 
(geb.  Seilers)  stammenden  Mitteilung  über  jene  Untersuchung  entnommen, 
die  sie  so  liebenswürdig  war,  mit  ihrem  Gemahl  auf  Bitten  des  Verfassers  dieses 
Kataloges  vorzunehmen:  »Die  beiden  Hände  mit  der  Rolle  sind  augen- 
scheinlich modern.  Von  dem  1.  Unterarm  war  ein  Teil  gebrochen;  wo  jedoch 
die  Hand  ansetzt,  ist  nicht,  wie  Michaelis  (S.  418)  schreibt,  ein  ver- 
schmierter Bruch,  sondern  einfach  ein  Schnitt;  ebenso  in  der  Mitte  des  r. 
Unterarms.  Die  Oberfläche  an  den  Händen  ist  der  an  den  anderen  Teilen 
nicht  gleich,  obwohl  die  Verwitterung  des  Antiken  oberflächlich  nachgeahmt 
ist;  auch  findet  sich  an  ihnen  keine  Spur  von  Sinter,  der  im  Übrigen  reich- 
lich vorhanden  ist;  an  der  Rolle  zeigt  sich  eine  winzige  Spur  von  Erde, 
die  unmöglich  mit  echtem  Sinter  verwechselt  werden  kann.  Die  Einzelheiten, 
wie  z.  B.  Adern,  sind  an  den  Händen  sorgfältig  ausgeführt,  an  den  antiken 
Teilen  vernachlässigt.  M.  schreibt  das  Alles  moderner  Überarbeitung  zu. 
Wie  aber  könnte  es  sich  erklären,  dafs  man  gerade  die  Hände  mit  der 
Rolle  geputzt  und  überarbeitet  hätte,  allem  Übrigen  jedoch  die  antike  Ober- 
fläche liefsr  Uns  schien  es  einfach  moderne  Arbeit.  —  Man  mufs  zugeben, 
dafs  die  Hände  sehr  sorgfältig  ergänzt  sind,  während  die  Fufsspitzen  roh 
ausgeführt  und  angesetzt  sind.« 

Vatican.  Katalog  I.  6 


82  BRACCIO  NUOVO  62. 

fast  bis  zur  Handwurzel  antik  ist,  liegt  dicht  am  Körper; 
dasselbe  ist,  wie  gesagt,  für  die  vaticanische  Figur  ursprüng- 
lich anzunehmen.  Da  es  demnach  sehr  wohl  möglich  ist,  dafs 
die  Finger  der  beiden  Hände  einander  kreuzen  könnten,  liegt 
kein  Grund  mehr  vor,  daran  zu  zweifeln,  dafs  beide  Figuren 
Copieen  einer  Bronzestatue  sind,  die  dem  Demosthenes 
i.  J.  280  v.  Chr.  in  Athen  errichtet  worden  und  von  einem 
Künstler  Polyeuktos  gearbeitet  war  (Overbeck  Schrift- 
quellen Nr.  1365 — 6j\  Plutarch  Demosth.  30  :  Sanjxs  5e  tooc 
SaxxoXou*  aove^wv  8t'  dXX^Axov).**)  Der  Stil  der  beiden  Copieen 
entspricht  dem  jener  Epoche.  Vom  Copisten  ist  nur  als 
Stütze  das  Scrinium  zugefügt  (an  der  anderen  Copie  statt 
dessen  ein  kurzer  Stamm). 

Ehedem  in  der  Villa  Aldobrandini  in  Frascati.  Der  An- 
gabe bei  Nibby  a.  unten  a.  O.,  die  Statue  sei  1687  durch 
Morosini  aus  Athen  in  den  Besitz  der  Giustiniani  gelangt, 
widerspricht  Michaelis  (s.  unten)  mit  Recht,  da  die  Figur  be- 
reits in  dem  Inventar  von  1709  (Documenti  inediti  dei  Musei 
d'Italia  III  S.  185  Nr.  37)  unter  den  »statue  del  teatro«  der 
Villa  aufgezählt  wird;  vgl.  die  gleiche  Construction  der  Her- 
kunft bei  Nr.  5.  In  den  Jahren  1811/12  sah  sie  Wagner  bei 
Camuccini.  Vom  Vatican  1823  erworben  (vgl.  Michaelis 
Jahrbuch  des  Instituts  I  S.  15,  D),  kam  sie  Anfang  1824  an 
ihren  jetzigen  Platz,  den  seit  1822  die  heutige  Nr.  80  ein- 
genommen hatte. 

Fea  Storia  delle  arti  ecc.  di  G.  Winckelmann  trad.  (1783)  II  S.  254 
notaE;  Cardinali  in  Memorie  romane  1825  S.  296;  Pistolesi  Taf. XIX  2; 
Nibby  II  Taf.  XXIV;  Clarac  842,  2099  C;  Gerhard  Hyperboreisch-röm. 
Studien  I  S.  116;  Gerhard-Platner  S.  94  Nr.  72;  Wagner  Annali  d.  I. 
1836  S.  159 ff.;  Jahn  Zeitschrift  für  Altertumswissenschaft  1844  S.  239  f.; 


Ein  Abguss  der  Statue  steht  in  Rom  im  Hofe  des  Hauses  Via  del 
Babuino  41 ;  es  wird  derselbe  sein,  der  nach  Michaelis  (Bildn.  d.  D.  S.  401) 
bei  Jenkins  zurückblieb.  In  dem  Flur  des  gleichen  Hauses  stehen  die  von 
Bulle  Rom.  Mitteil.  1894  S.  139  F  erwähnten  Verkleinerungen  einer  Karya- 
tide und  eines  Barbaren  vom  Konstantinsbogen  in  Gyps;  der  Ausländer 
für  den  sie  gemacht  worden  sein  sollen,  wird  eben  Jenkins  gewesen  sein. 
•*)  Ende  d.  J.  1901  sind  in  der  Nähe  des  Pal.  Barberini  in  Rom  zwei 
roh  gearbeitete  Hände  mit  gekreuzten  Fingern  gefunden  worden,  die  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  von  einer  dritten  Replik  des  Dem.  stammen,  zu 
dem  sie  in  Grösse  und  Angabe  der  Anzeichen  des  Alters  stimmen  (Hartwig 
Rom.  Mitteilungen  1901  S.  370). 


BBACCIO  NÜOVO  6$.  83 

Braun  Ruinen  und  Museen  Roms  S.  237  Nr.  6;  Urlichs  Glyptothek  S.  12; 
Friederichs-Wolters  Bausteine  Nr.  1312;  Baumeister  Denkmäler  des 
klass.  Alterthums  I  S.  425  Fig.  465;  Michaelis  Die  Bildnisse  des  Dem. 
bei  Schäfer  Dem.  u.  seine  Zeit2  III  S.  402  Nr.  B  u.  S.  419fr.;  Brunn- 
Bruckmann  429;  Kalkmann  53.  Berliner  Winckelmanns-Progr.  S.  91 
Nr.  52;  Overbeck  Geschichte  der  gr.  Plastik4  II  S.  115  u.  137  Anm.  11. 
Colli gnon  Histoire  de  la  sculpture  gr.  II  S.  457  ff.  Fig.  239;  Christ 
Griech.  LitteTaturgeschichte  Abb.  15;  Heibig  Nr.  30;  Petersen  Vom  alten 
Rom  S.  128  Abb.  110;  Winter  Kunstgeschichte  in  Bildern  I  Taf.  LXII  6; 
Springer-Michaelis  Handbuch  der  Kunstgeschichte  I  S.  260  Fig.  461; 
Reber-Bayersdorf  er  Skulpturenschatz  Taf.  507;  Bernoulli  Griech. 
Ikonographie  II  S.  69  Nr.  2  Abb.  6  Taf.  XI. 

Photographie  Alinari  6548  (3);    6549  (Kopf);    Anderson  1358  (4); 
5320  (Kopf);  Moscioni  2298 ;  Rocca78o;  2049  (fol.);  399(ca^0»  i9i6(Kopf). 


63.  Römische  männliche  Porträtbüste  (Taf.  X). 

H.  des  Ganzen  0,73  m.     H.  ohne  Fufs  und  In dextäf eichen  0,33  m. 

Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt:  Nase,  beide  Brauen  fast  ganz,  1.  Auge,  Teil  des  r.  Ober- 
lides, Rand  des  r.  Ohres,  Flicken  im  Rand  des  1.,  fast  die  ganze  Oberlippe, 
Unterlippe  mit  Kinn,  Adamsapfel,  Flicken  im  Hals,  beide  Seiten  der  BUste, 
fast  alle  hervorstehenden  Ränder  der  Gewandung,  Büsten  fufs  und  Index- 
täfelchen. Tiefes  Loch  im  Schädel  behufs  einstiger  Befestigung  an  einer 
Wand. 

Auf  einer  mit  Tunica  und  Paludamentum  bekleideten 
Büste,  von  der  nur  das  Mittelstück  antik  ist,  ein  leicht  nach 
der  r.  Schulter  gewendeter,  jugendlich  männlicher  Kopf  mit 
dichtem,  schlichten  und  wirren  Haupthaar,  das  nur  vorne 
ausgearbeitet  ist,  und  kurzem  krausen  Vollbart  (viel  Bohrer- 
arbeit). Die  Brauen  plastisch;  an  den  vorquellenden  Augen 
die  Sterne  und  Pupillen  eingegraben.  Das  Nackte  und  die 
Gewandung  leicht  geglättet.    Trüber  leidender  Ausdruck. 

Technisch  und  physiognomisch  sehr  ähnlich  ein  Porträt- 
kopf im  Antiquarium  der  Residenz  in  München  (Arndt- 
Amelung  Einzel-Aufnahmen  Nr.  1018).  Sehr  verwandt  auch 
eine  Büste  im  Salone  des  capitolinischen  Museums  (Nuova 
descrizione  [1888]  S.  320  Nr.  38).  In  technischer  Hinsicht  zu 
vergleichen  ein  Porträt  des  Kaiser  Gallienus  (Bernoulli 
Römische  Ikonographie  II  3  Taf.  XLVIII),  aus  dessen   Zeit 


84  BRACCIO  NUOVO  64.  65. 

das   Porträt   stammen   wird.     Ehemals    im    Palazzo   Ruspoli 

(vergl.  Nr.  1 1). 

Pistolesi  Taf.  XIX  1;   Gerhard-Platner  S.  94  Nr.  71. 


64.  Römische  weibliche  Porträtbüste  (Taf.  X), 

H.    ohne    Fufs    und    Indextäfelchen    0,58  m.     Der    Kopf   aus    feinkörnigem 
weifsen  Marmor,  die  Büste  aus  braunem  Alabaster. 

Ergänzt  Nase,  Rand  des  1.  Ohrs,  zwei  Flicken  im  Brustausschnitt 
vorne,  Büstenfufs  und  Indextäfelchen. 

Auf  einer  bis  unter  die  Brust  ausgeführten  Büste  mit 
kurzen  Armansätzen  (bekleidet  mit  einfacher  Tunica)  ein 
Mädchenkopf,  ganz  leicht  nach  der  1.  Schulter  gewendet.  Die 
Haare  sind  vorne  über  dem  Scheitel  in  einer  künstlichen 
Rolle  geordnet,  dann  straff  zur  Seite  gestrichen,  ebenso  von 
hinten  aufgenommen  und  oben  in  einem  grofsen  und  dicht 
dahinter  einem  kleinen  Nest  von  kleinen  Zöpfen  aufgesteckt. 
In  den  Ohrläppchen  Löcher  für  Gehänge.  Das  Gesicht  mit 
seinen  weichen  Zügen,  den  grofsen,  flachliegenden  Augen, 
dem  breiten,  etwas  geöffneten  Munde  (in  den  Winkeln  je  ein 
Bohrloch)  erinnert  an  das  Porträt  des  Corbulo  (Heibig 
Nr.  490). 

Trotzdem  der  Kopf  ganz  in  den  Halsausschnitt  der  Büste 
hineinpasst  (das  kleine  Stück  der  Brust  vorne  unter  den  mo- 
dernen Flicken  ist  von  demselben  Marmor  wie  der  Kopf), 
können  beide  doch  nicht  zusammengehören.  Die  Büste  ist 
von  grober  Arbeit  und  stammt  ihrer  Form  nach  aus  hadria- 
nischer  Zeit;  der  Kopf  ist  sehr  fein,  sorgfaltig  ausgeführt  und 
stammt  nach  Stil  und  Frisur  (vgl.  Museo  Chiaramonti  Nr.  552) 
aus  der  letzten  republicanischen  oder  aus  augusteischer  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  94  Nr.  70. 

Photographie  (Vorderansicht)  beim  röm.  Institut  Nr.  644. 


65.    Hermenfigur  des  jugendlichen  Hermes   . 

(Taf.  X). 

H.  1,86  m.     Grofskörniger  grauer  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Kinn,  die  Finger  der  r.  Hand,  Falte  unter  der  1.  Hand. 
Der  Vorderteil  des  Kopfes  von  der  Oberlippe  aufwärts  war  abgebrochen. 


BBACCIO  NÜOYO  66.  85 

Über  einem  nach  oben  sich  verbreiternden  Hermenschaft 
der  Oberkörper  des  Hermes,  bedeckt  von  einer  auf  der  r. 
Schulter  geknüpften  Chlamys.  R.  Arm  gesenkt;  starke  Stütze 
zwischen  Handgelenk  und  Chlamys;  an  dieser  weiter  unten 
zwei  weitere  Stützen,  an  denen  die  Finger  und  das  Attribut 
der  Hand,  der  Caduceus,  angesessen  haben  müssen  (die  obere 
geht  zu  weit  nach  rückwärts,  als  dafs  sie  die  Finger  hätte 
stützen  können).  L.  Arm  ist  unter  dem  Gewand  aufgebogen;  die 
geballte  Hand  liegt  vor  der  Brust  und  zieht  die  Chlamys  in 
die  Höhe.  Der  jugendliche  Kopf  mit  einer  Binde  im  kurzen 
Lockenhaar  ist  leicht  nach  der  r.  Schulter  gewendet.  Zwi- 
schen den  zwei  Falten  unten  ist  ein  Verbindungsstück  der 
Sicherheit  halber  stehen  geblieben.  Liegefalten  in  der 
Chlamys. 

Sehr  grobe  decorative  Arbeit  nach  einem  Typus  des 
4.  Jahrh.  v.  Chr. 

Gefunden  1798  in  Ostia  durch  Fagan,  zusammen  mit 
Nr.  67  a  und  einer  dritten  verschollenen  Herme.  Stand  zu- 
nächst im  Museo  Chiaramonti  an  Stelle  von  Nr.  732  (Fea 
Nuova  Descrizione  S.  89). 

Fea  Relazione  di  un  viaggio  ad  Ostia  S.  48;  Sickler-Reinhart 
Almanach  aus  Rom  181 1  S.  242;  Gerhard-Platner  S.  94  Nr.  69. 


66.   Römische  weibliche  Porträtbüste  (Taf.  X). 

H.  des  Ganzen  0,69  m.,  d.  Kopfes  0,22  m.     Marmor  des  Kopfes  grofskörnig 

und  bläulich. 

Ergänzt  Nasenspitze,  grofser  Flicken  im  1.  Auge  und  der  1.  Wange, 
fast  der  ganze  Mund,  Kinn,  fast  das  ganze  r.  Ohr,  Hals  mit  Teil  des  r# 
Kinnladen,  Büste  und  Fufs.     Der  Oberteil  des  Kopfes  war  abgebrochen. 

Auf  der  modernen  mit  Untergewand  und  Mantel  beklei- 
deten Büste  der  geradeaus  gewendete  jugendliche  Kopf  mit 
sogen.  Melonenfrisur,  die  hinten  in  ein  Nest  endigt.  Augen- 
sterne und  Pupillen  eingegraben. 

Sehr  schlechte  Arbeit.  Vielleicht  Plautilla,  die  Ge- 
mahlin des  Caracalla. 

Gerhard-Platner  S.  94  Nr.  68;  Bernoulli  Römische  Ikonographie 
II  3  S.  68. 


86  BRACC10  NÜOVO  67. 

67.  Statue  des  Apoxyomenos 
nach  Lysipp  (Taf.  XI). 

H.  2,05  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor  mit  einigen  grauen  Stellen 

(z.  B.  Kinn). 

Ergänzt  untere  Hälfte  der  Nase,  Stück  des  r.  Oberlides,  1.  Ohr,  ein- 
zelne Locken  oben  und  links,  fast  die  ganze  Stütze  der  1.  Hand,  Ende  des 
Stieles  des  Strigel  und  ihre  Krümmung  mit  der  Spitze  des  Daumens,  alle 
Finger  der  r.  Hand  (waren  auch  in  antiker  Zeit  schon  ergänzt,  wie  sich 
aus  erhaltenen  Stiften  ergab)  mit  dem  Würfel,  die  Spitze  des  grofsen  Zehen 
und  grofse  Teile  der  übrigen  an  beiden  Füfsen,  die  Ränder  der  Basis  mit 
einem  Stück  des  Stammes  unten.  Gebrochen  war  1.  Schulter  mit  Arm, 
1.  Hand  am  Gelenk,  r.  Oberarm  in  der  Mitte,  r.  Hand  oberhalb  des  Gelenks 
und  der  Stütze,  1.  Bein  dicht  unter  dem  Gesäfs,  r.  Bein  unter  dem  Knie 
und  über  dem  Knöchel.     Stark  geputzt  und  weifs  getüncht. 

Ein  Jüngling  steht  aufrecht  mit  1.  Standbein.  R.  Fufs  mit 
erhobener  Ferse  seitwärts  gesetzt.  Hinter  dem  1.  Bein  ein 
Stamm.  R.  Arm  wagerecht  vorgestreckt.  L.  Arm  quer  vor  die 
Brust  erhoben;  die  Hand  hält  eine  Strigilis,  deren  Krümmung 
den  r.  Unterarm  dicht  vor  dem  Ellenbogen  berührt.  Der 
Kopf  mit  lockigem  Haupthaar  und  Bartflaum  auf  den  Wangen 
leicht  nach  der  rechten  Schulter  gewendet  und  geneigt. 
Eine  Stütze  verbindet  das  1.  Handgelenk  mit  der  Brust  (der 
Ansatz  an  der  Brust  antik);  eine  grofse  Stütze  verband  den 
r.  Oberschenkel  mit  dem  r.  Handgelenk  (beiderseits  Ansätze 
erhalten;  sie  wurde  mitgefunden,  dann  aber  der  störenden 
Wirkung  wegen  bis  auf  die  erhaltenen  Ansätze  weggearbeitet). 
Auf  der  Plinthe  finden  sich  zwischen  den  Füfsen  vorne  zwei 
Klammerbahnen,  dazwischen  ein  rechteckiges  Loch,  hinten  eine 
Bahn  und  nach  dem  Stamme  zu  ein  Loch;  jedenfalls  diente  all 
das  zur  Befestigung  der  Statue  auf  der  ursprünglichen  Basis. 

Die  nach  Angaben  von  Canina  durch  Tenerani  ge- 
leitete Ergänzung  (Bullettino  d.  I.  185 1  S.  91  f.)  hat  in  der 
Herstellung  der  rechten  Hand  geirrt:  der  Würfel  ist  ganz 
sinnlos  (nach  der  falsch  verstandenen  Stelle  des  Plinius  n. 
h.  XXXIV  55  wollte  Canina  dadurch  die  Figur  zu  einer 
Copie  des  nudus  talo  incessens  des  Polyklet  machen,  den  er 
für  ein  und  dieselbe  Figur  mit  dem  destringens  se  desselben 
Künstlers  erklärte);  der  kleine  Finger  müfste  den  Handballen 
berühren,  wo  sich  ein  Ansatz  von  ihm  erhalten  hat. 


BRACCIO  NüOVO  67.  8? 

Die  Figur  ist  bald  als  eine  vorzüglich  gearbeitete  Copie 
der  Bronzestatue  des  Apoxyomenos  von  Lysipp  erkannt 
worden;  dieses  Resultat,  das  man  bisher  aus  dem  Motiv  und 
Stil  des  Werkes  erschlofs,  kann  neuerdings  sicherer  basirt 
werden  auf  den  Vergleich  mit  den  Resten  eines  Weih- 
geschenkes in  Delphi,  der  griechischen,  in  Marmor  ausge- 
führten Copie  einer  gröfseren  Gruppe  von  Bronzestatuen,  in 
denen  Lysipp  die  Familie  des  Daochos  zu  Pharsalos  in  Thessa- 
lien dargestellt  hatte  (s.  den  Nachweis  bei  E.  Preuner  Ein 
delphisches  Weihgeschenk).  Insbesondere  die  mit  dem  Kopf 
erhaltene  Figur  des  Agias,  deren  Original  nach  der  Inschrift 
von  Lysipp  selbst  gearbeitet  worden  war,  bietet  die  deut- 
lichsten stilistischen  Analogien  zum  Apoxyomenos  (s.  die 
Publication  der  delphischen  Gruppe  durch  Homolle  im 
Bulletin  de  corr.  hell.  1900  S.  421fr.  Taf.  IX— XII  u.  XXIV 
—XXVI). 

Gefunden  unter  Canina's  Leitung  im  September  1849 
in  Trastevere  in  dem  ehemals  Vicolo  delle  Palme  genannten 
Sträfschen  (jetzt  Vicolo  dell'  atleta;  s.  Lanciani  Pianta  di 
Roma  Taf.  28)  vor  einem  noch  heute  an  seiner  äufseren  Treppe 
und  den  Resten  eines  mittelalterlichen  Porticus  kenntlichen 
Hause  ca.  36  Palmen  (=  8  m.)  unter  dem  Boden  in  den 
Trümmern  eines  umfangreichen  Gebäudes  aus  der  späteren 
Kaiserzeit  (wahrscheinlich  eines  Bades)  mit  dem  Bronzepferd 
des  Conservatoren-Palastes  (Heibig  Nr.  635).  Die  Arbeit 
der  Copie  stammt  aus  der  besten  Zeit;  das  Original  war,  wie 
eine  Stelle  des  Plinius  (n.  h.  XXXIV 19)  beweist,  seit  den 
Zeiten  des  Agrippa  in  Rom  und  besonders  beliebt.  Die 
Statue  wurde  sofort  vom  Vatican  erworben  und  an  ihrem 
jetzigen  Platze  aufgestellt. 

Eine  genaue  Replik  ist  bisher  nicht  nachgewiesen;  der 
Torso  einer  Figur  mit  gleichem  Motiv,  aber  verändertem 
Standbein  ist  in  Athen  (Köhler  Athen.  Mitth.  1877  s-  57 
Taf.  IV;  v.  Sybel  Katalog  der  Skulpturen  zu  Athen  Nr.  4787; 
Arndt-Amelung  Einzel-Aufnahmen  Nr.  722). 

Canina  Bullett.  d.  I.  1849  S.  161  ff.;  Braun  Annali.  d.  I.  1850  S. 
223 ff.;  Mon.  d.  I.  V  Taf.  XIII;  Clarac  848B  2168A;  Braun  Ruinen  und 
Museen  Rom'«  S.  239  Nr.  7;  Brunn  Geschichte  der  gr.  Künstler3  I  S.  256 
u.26if.;  Murray   History  of  greek  sculpture  II  St  342 f.  Taf.  XXXI;  Lucy 


88  BRACCIO  NÜOVO  67  A.  68. 

Mitchell  Hist.  of  anc.  sculpt.  S.  5i6ff.  Fig.  219;  Rayet  Monum.  de  l'art 
ant.  II  Taf.  47  (Text  von  Collignon);  Küppers  Der  Apoxyomenos  des 
Lys.  u.  die  griech.  Palästra;  Kekule  Gruppe  des  Künstl.  Menelaos  S.  34 ff.; 
Treu  Hermes  mit  dem  Dionysosknaben  S.  12;  Kekule  Über  d.  Kopf  des  praxit. 
Hermes  S.25ff.;  Fricderichs-Wolters  Bausteine  Nr.  1264;  Baumeister 
Denkm.d. klass.Altert.II  S.843  Fig. 925;  Löwy  Lysipp  und  seine  Stellung  ind. 
gr.  Plastik  S.  7  Fig.  2;  Paris  La  sculpture  ant.  S.  294  Fig.  150;  Ov  erb  eck 
Geschichte  d.  gr.  Plastik4  II  3  S.  157fr.  Fig.  182;  Brunn-Brackmann 
281  u.  487;  Kopp  52.  Berliner  Winckelmanns-Progr.  S.  iof.  Taf.  Ii;  Kalk- 
mann 53.  Berliner  Winckelmanns-Progr.  S.  41;  S.  91  u.  103  Nr.  46;  S.  97 
u.  108  Nr.  100;  Collignon  Histoire  de  la  sculpt.  gr.  II  S.  415fr.  Fig.  218; 
Zimmermann  Allgemeine  Kunstgeschichte  I  S.  230  Abb.  179;  S.  Reinach 
Repertoire  de  la  statuaire  II  S.  546,  2;  Heibig  Nr.  32;  Petersen  Vom 
alten  Rom  S.  122 f.  Abb.  105;  Kekule  Sitzungsber.  der  Berl.  Akad.  1S99 
S.  287;  B.  Graef  Strena  Helbigiana  S.  108 f.;  Winter  Kunstgeschichte  in 
Bildern  I  Taf.  LXI II;  Springer-Michaelis  Handbuch  der  Kunstgeschichte 
S.  254  Fig.  450;  Reber-Bayersdorfer  Skulpturenschatz  Taf.  85;  Lucken- 
bach Abbildungen  zur  alt.  Geschichte  S.  45  Fig.  96. 

Photographie  Alinari  6510  (4);  11 824  (Album  u.  Extra);  11 825; 
6511  (Kopf);  Anderson  1315  (4);  4026  u.  5300  (Kopf);  Moscioni  2249; 
2249A;  2251 ;  Rocca  781;  781 A;  2047  (fol.);   400  (cab.);  1921  (Kopf). 

f 

67  A.  Hermenfigur  des  jugendlichen  Hermes 

(Taf.  X). 

H.   1,84  m.     Grofskörniger  hellgrauer  Marmor  (Gesicht  bräunlich). 

Ergänzt  Nase,  1.  Hälfte  des  Kinns,  Stück  im  Hinterkopf,  Hals, 
Knopf,  r.  Hand  mit  Stütze,  Falten  der  Chlamys,  Stücke  im  Schaft,  Basis. 
Sehr  viele  Brüche  und  Sprünge.  Beide  Nebenseiten  des  Schaftes  abge- 
schnitten. 

In  Motiv  und  Schlechtigkeit  der  Arbeit  ganz  mit  Nr.  65 
übereinstimmend ;  siehe  dort.  Ehemals  im  Museo  Chiaramonti 
an  Stelle  von  Nr.  734  (Fea  Nuova  Descrizione  S.  89). 

Gcrhard-Platner  S.  94  Nr.  67. 

68.  Römische  männliche  Porträtbüste  (Taf.  X). 

H.  des  Kopfes  0,30  m. ;  der  Büste  ohne  Fufs  0,30  m.     Ziemlich  feinkörniger 

gelblicher   Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Flicken  an  der  r.  Halsseite,  Falten  auf  der  Brust  und 
1.  Schulter,   Büstenfufs  mit  Indextäfelchen. 

Kleinere  hadrianische  Oberarmbüste  mit  Tunica  und 
Mantel,  der  mit  Troddeln  umsäumt  und  auf  der  r.  Schulter 


BBACCIO  nuovo  69.  70.  8g 

geknöpft  ist.  Jugendlich  männlicher  Kopf  mit  vollem  kurzen 
Lockenhaar  leicht  nach  der  r.  Schulter  gewendet.  Augen- 
sterne und  Pupillen  eingegraben.  Der  Kopf  sitzt  mit  Schnitt 
auf,  gehört  also  nicht  zur  Büste.  Er  stellt  wahrscheinlich 
den  jugendlichen  Marc  Aurel  dar.  Sehr  geringe  Arbeit, 
die  noch  durch  Überarbeitung  (besonders  am  Mund)  ge- 
litten hat. 

Gerhard-Platner  S.94  Nr. 66;  Bernoulli  Römische  Ikonographie II 2 
S.  174  Nr.  10a. 

69.  Römische  männliche  Porträtbüste  (Taf.  X). 

H.  ohne  Büstenfufs  0,53  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  halbe  Nase,  Rand  des  1.  Ohres,  grofser  Teil  des  r.  Ohres, 
Flicken  im  Mantel,  Büstenfufs.     Zerstofsen  und  zerkratzt. 

Trajanische  Achselbüste  mit  Tunica  und  Toga  über  1. 
Brust  und  Schulter.  Darauf  ungebrochen  der  geradeaus  ge- 
wendete Kopf  eines  älteren  Mannes  mit  hoher  Glatze, 
schiefem  Mund,  sorgenvollem  beschränkten  Ausdruck. 
Brauen  plastisch.     Tüchtige  einfache  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  94  Nr.  65. 

70.  Römische  Porträtbüste  eines  Knaben 

(Taf.  X). 

H.  0,68  m.     Marmor  des  Kopfes  grofskörnig  und  hellgrau,   der  Büste  fein- 
körnig und  hellgrau ;  der  Büstenfufs  aus  gelbem  Alabaster. 

Ergänzt  Nase,  Flicken  in  der  Nasenwurzel,  dreieckiger  Keil  an  der 
Stütze  hinten  (an  dieser  hinten  ein  moderner  eiserner  Ring;  1.  neben  dem 
Indextäf eichen  aufsen  mit  schwarzer  Farbe  22;  die  roten  Spuren  auf  der 
Stirn  stammen  von  einer  verwischten  modernen  Nummer). 

Auf  einer  Panzerbüste  mit  Paludamentum ,  das  auf  der 
r.  Schulter  geknöpft  ist,  der  nicht  zugehörige,  ganz  leicht 
nach  der  r.  Schulter  gewendete  Knabertkopf  mit  krausem 
Lockenhaar;  Augensterne  und  Pupillen  eingegraben.  Der 
Kopf  stellt  wahrscheinlich  Annius  Verus,  Sohn  des  Marc 
Aurel,  dar  (Gypsabgufs  auf  der  Statue  Museo  Chiaramonti 
Nr.  240). 

Pistolesi  Taf.  XX  3;  Gerhard-Platner  S.  94  Nr.  64;  Bernoulli 
Rom.  Ikonographie  II  2  S.  201  Nr.  2. 


90  BRAcao  nüovo  71. 

71.  Statue  einer  verwundeten  Amazone  (Taf. XI). 

H.  1,985  m.     Grofs körniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Lippen  z.  T.Y  Stück  im  Halse  vorn  und  an  seiner  r. 
Seite,  r.  Arm  ganz,  1.  Arm  bis  auf  Ansatz,  Köcher  mit  Gewand  darüber, 
Flicken  an  den  Falten,  1.  Unterschenkel  mit  Fufs,  r.  Bein  von  der  Mitte  des 
Oberschenkels  abwärts  mit  Fufs,  Stamm  mit  Waffen,  Basis.  Der  Kopf  war 
gebrochen.     Oberfläche  zerfressen. 

R.  Standbein  (als  Stütze  dient  ihm  ein  Stamm  mit  Schild 
und  Beil).  L.  Fufs  mit  erhobener  Ferse  zur  Seite  und  zu- 
rückgesetzt; Spornhalter  an  diesem  Fufs.  Kurzer  Chiton 
aus  feingeripptem  Stoff;  doppelt  gegürtet;  auf  der  r.  Schulter 
befestigt;  vorne  ist  er  zwischen  den  Brüsten  zusammen- 
geschoben, sodafs  beide  freiliegen.  R.  Arm  erhoben;  die 
Hand  falsch  mit  dem  Stück  eines  Bogens  erg.;  sie  ruhte  auf 
dem  Scheitel,  wo  Ansätze  der  Finger  vorhanden  sind.  Die 
Wunde  unter  der  r.  Achsel  durch  einen  kleinen  Schlitz  an- 
gegeben. An  der  1.  Hüfte  ein  Köcher  (das  Stück  Gewand 
auf  ihm  hängt  mit  dem  übrigen  nicht  zusammen),  zu  dessen 
Anbringung  den  Restaurator  eine  Ansatzstelle  verführte,  die 
vielmehr  von  einer  Stele  herrühren  mufs,  auf  die  der  1. 
Ellenbogen  (1.  Arm  jetzt  gesenkt;  die  Hand  mit  einem  Stück 
Bogen  erg.)  sich  nach  Mafsgabe  einer  besser  erhaltenen 
Replik  in  Lansdowne-House  (Clarac  833B  2032C;  Michaelis 
a.  unten  a.  O.  S.  14A)  stützte. 

Mäfsige,  aber  wohl  getreue  Wiederholung  des  fast  all- 
gemein auf  Polyklet  zurückgeführten  Typus  der  verwundeten 
Amazone  (B.  Graef  Jahrbuch  d.  I.  1897  S.  81  ff.  schreibt  ihn 
dem  Kresilas  zu,  Mahler  Polyklet  u.  seine  Schule  S.  87  ff. 
dem  Phradmon;  vgl.  gegen  Beide  Amelung  Berl.  philo- 
logische Wochenschrift  1902  Sp.  275  f.). 

Ehemals  in  Villa  Aldobrandini  di  Belvedere  in  Frascati; 
s.  das  Inventar  von  1709  in  den  Documenti  ined.  dei  Musei 
d'Italia  III  S.  184  Nr.  26;  so  auf  einer  Zeichnung  der  Sammlung 
des  Cassiano  dal  Pozzo  in  WindsorIX27  Nr.  5  (Michaelis 
Archäol.  Zeit  1874  S.  67).  Von  dort  an  Camuccini  verkauft 
(Vitali  Marmi  Torlonia  Text  zu  I21;  Welcker  zu  Müller 
Handbuch  der  Archäol.  §  417,2),  1823  zugleich  mit  dem 
ebenfalls  aus  V.  Aldobrandini  stammenden  Demosthenes 
(Nr.  62;  s.  dort)  für  den  Vatican  erworben  (auf  der  Plinthe 


BRACCIO  NUOVO  72.  91 

die  Inschrift:  i823*C.C.44;  s.  darüber  die  Bemerkungen  zu 
Nr.  5;  vgl.  Memorie  romane  II  2  S.  295);  Anfang  1824  an  dem 
jetzigen  Platze  aufgestellt,  an  dem  seit  1822  die  Statue  einer 
Donna  Isiaca  gestanden  hatte.  Nibby's  Angabe,  die  Statue 
stamme  aus  Pal.  Barberini,  ist  falsch.  Clarac's  Angabe  »Coli. 
Pacetti«  wird  im  Text  V  S.  46  widerrufen.  Vielleicht  ist  die 
Figur  von  Pacetti  neu  ergänzt  worden;  wenigstens  zeigt,  die 
Zeichnung   des  dal  Pozzo  etwas  abweichende  Ergänzungen. 

Pistolesi  Taf.XX2;  Nibby  IITaf.XVIII;  Clarac  813, 2034;  Gerhard 
Hyperboreisch-röm.  Studien  I  S.  116;  Gerhard-Platner  S.  95  Nr.  63; 
Braun  Ruinen  und  Museen  S.  241  Nr.  8;  O.  Jahn  Berichte  der  sächs. 
Gesellsch.  d.  Wissensch.  1850  S.  47ß;  Michaelis  Archäol.  Anzeiger  1862 
S.  335*  Anm.;  Klügmann  Annali  d.  I.  1869  S.  267 f.;  Heibig  Zeit- 
schrift f.  bild.  Kunst  V  S.  191 ;  Michaelis  Jahrbuch  d.  I.  1886  S.  15D 
und  S.  29 ff.;  Kekule  Commentationes  Monimsen.  S.  484 B;  Overbeck 
Geschichte  d.  griech.  Plastik4  I  S.  527  Anm.  26;  Collignon  Histoire  de 
la  sculpt  gr.  I  S.  504;   Hei  big  Nr.  33. 

Photographie  Alinari  6486  (2);  Anderson  1302  (2);  Moscioni  3066 ; 
Rocca  790B;  405  T  (cab.);  1955  (Kopf). 

72.   Büste  mit  dem  Porträtkopf  des  Ptolemaios, 

des  letzten  Königs  von  Numidien  und 

Mauretanien  (Taf.  X). 

H.  des  Ganzen  0,72  m.;  des  Kopfes  0,305  m.   Grofskrystallinischer  gelblicher 

Marmor. 

Ergänzt  Nase  mit  Oberlippe,  beide  Ohren,  Flicken  im  Gesicht, 
Baste  mit  Fufs. 

Auf  einer  modernen,  mit  Mantel  drapierten  Büste  der 
Porträtkopf  des  Königs  leicht  nach  der  r.  Schulter  gewendet. 
Kurzes,  volles,  gelocktes  Haar  von  einer  hinten  geknüpften 
Binde  umzogen;  vorne  fallen  wirre  Locken  in  die  Stirn. 
Bartflaum  auf  den  Wangen  und  am  Kinn.  Volle,  etwas  ge- 
schwollene Formen.  Ernster  Ausdruck.  Das  Porträt  wurde 
von  P.  E.  Visconti  mit  Hülfe  einer  Münze  erkannt,  die  in  der 
Nähe  des  3.  Meilensteins  der  Via  Ostiensis  gefunden,  ehe- 
mals im  Besitz  von  A.  Visconti  war,  jetzt  im  Kaiserl.  Münz- 
cabinet  in  Wien  aufbewahrt  wird.  Diese  Benennung  hat 
sich  bestätigt,  seit  vier  Porträts  desselben  Fürsten  bekannt 
geworden    sind,    die   aus   der  Hauptstadt  von   Mauretanien 


92  BRACCIO  NUOVO  73.  74- 

(Caesarea,  jetzt  Cherchel)  oder  ihrer  nächsten  Nähe  stammen 
(vgl.  Gsell  Revue  arch£ol.  1901  S.  78f.);  ein  sechstes  befindet 
sich  in  Villa  Albani  (Heibig  Nr.  758),  ein  siebentes  in 
Woburn  Abbey  (Smith  Catal.  of  sculpt.  at  W.-A.  S.  39  Nr.  66 
Fig.  22). 

Flotte  lebendige  Arbeit.  Stammt  aus  Palazzo  Ruspoli 
(vgl.  Nr.  1 1). 

P.  E.  Visconti  bei  E.  Q.  Visconti  Opere  varie  III  S.  XXII ff.  Taf. 
2,3;  Gerhard-Platner  S.  93f.  Nr.  62;  Hcron  de  Villefosse  Monuments 
Piot  1895  S.  192  Nr.  1;  ders.  Bulletin  des  antiquaires  de  France  1896 
S.  72  ff.;  Heibig  Nr.  34. 

73.  Römische  weibliche  Porträtbüste  (Taf.  XII). 

H.  0,61  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Lippen  und  Ohren,  Teil  der  Haartour  vor  dem  1. 
Ohr,  unterer  Teil  der  Flechten  hinten,  Flicken  im  Gewand.  Die  1.  Gesichts- 
hälfte etwas  bestofsen;  sonst  die  Oberfläche  nur  wenig  zerfressen. 

Trajanische  Achselbüste  mit  Tunica  und  Mantel,  der  beide 
Schultern  bedeckt  und  die  Brust  quer  überspannt;  sie  sitzt 
ohne  Indextäfelchen  auf  dem  halb  erhaltenen  Büstenfufs. 
Der  jugendliche  weibliche  Kopf  etwas  nach  der  r.  Schulter 
gewendet.  Die  Frisur  bildet  über  der  Stirn  zwei  hohe  flache 
Rollen;  darüber  ein  in  der  Mitte  geteiltes  Diadem  von  zwei 
Reihen  Locken;  auf  dem  Hinterkopf  ein  grofses  von  Flechten 
gebildetes  Nest;  die  Haare  hinten  aufgenommen.  Vielleicht 
ein  geringes  Porträt  der  Matidia,  Nichte  des  Trajan  und 
Schwiegermutter  des  Hadrian;  jedenfalls  nach  der  Frisur  aus 
ihrer  Zeit. 

Pistolesi  Taf.  XX  1;  Gerhard-Platner  S.  93  Nr.  61. 

74.    Weibliche  Gewandfigur,  sog.  dementia 

(Taf.  XI). 

H.  mit  Basis  2,18  m.     Grofskörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  aus  Gyps:  Kopf  mit  Hals  und  Brustausschnitt;  aus  Marmor: 
r.  Arm  vom  Gewand  an  mit  Patera,  1.  Schulter  mit  Mantelzipfel  vom  und 
1.  Arm,  Zipfel  des  Mantelüberschlags,  r.  Knie  und  grofse  Stücke  ringsum  in 
seiner  Höhe.  Die  antike  Plinthe  in  eine  moderne  Basis  eingelassen.  War 
in  der  Höhe  des  r.  Knies  durchgebrochen.     Stark  überarbeitet. 


bbaccio  nüovo  75.76.  93 

Die  Figur  ist  eine  geringe  Wiederholung  von  Nr.  .59  und 
86  mit  der  einzigen  Abweichung,  dafs  das  Himation  hier 
nicht  über  den  Hinterkopf  gezogen  ist.  Über  Stellung  und 
Gewandung  s.  Nr.  86.  Das  Himation  hier  umsäumt.  Der 
Kopf  war  besonders  gearbeitet  und  eingesetzt.  Der  1.  Arm 
falschlich  erhoben,  der  gesenkte  r.  mit  der  Patera  ergänzt; 
er  mufs  vielmehr  das  Steuerruder,  der  1.,  ebenfalls  gesenkt, 
das  Füllhorn  gehalten  haben. 

NibbyllTaf.XV;  Clarac  768, 1897;  Gerhard-Platner  S.  93  Nr. 60. 
Photographie  Anderson  1343;  4029  (Kopf);  Rocca  799 A. 

75.  Römische  männliche   Porträtbüste  (Taf.  XII), 

H.  des  Ganzen  0,78  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  r.  Ohr  mit  Teil  der  Haare  und  des  Kinnladen,  unterer 
Teil  des  Halses  mit  Brustausschnitt,  Streifen-  des  Nackens  und  des  Mantels 
darunter,  Büsten fufs  mit  Indextäfelchen.  Abgestofsen  Locken  über  der 
Stirn,  1.  Braue  ganz,  r.  halb;  Loch  im  Hals  1.;  bestofsen  die  Falten. 
Sprung  im  Nacken. 

Antoninische  Oberarmbüste  mit  Tunica  und  Mantel,  der, 
mit  Fransen  umsäumt,  auf  der  r.  Schulter  geknöpft  ist. 
Darauf  der  Kopf  eines  Mannes  in  mittleren  Jahren  mit 
dichtem  krausen  Lockenhaar,  kurzem  schlichten  Vollbart, 
rohen  Zügen  und  ernstem  Ausdruck;  leicht  zur  r.  Schulter 
gewendet.  Brauen  durch  Striche  angegeben,  Augensterne  und 
Pupillen  eingegraben.  Bohrerarbeit  in  den  Haaren.  Grofse 
Ähnlichkeit  mit  dem  sog.  Probus  in  Neapel  (Bernoulli  Rom. 
Ikonographie  II  3  S.  189  Fig.  8).  Kopf  und  Büste  scheinen 
nicht  zusammenzugehören,  sind  aber  aus  gleicher  Zeit.  Die 
Büste  ist  technisch  geschickt,  der  Kopf  roh  gearbeitet. 

Gerhard-Platner  S.  93  Nr.  58. 

76.   Römische  Panzerbüste   mit  Porträtkopf  des 

Gordianus  III.  (Taf. XII). 

H-  °>735  m»     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  grofser  Teil  des  r.  Auges  mit  Braue,  r.  Ohr,  Hals, 
grofser  Teil  der  r.  Brust  mit  Ruckenstütze ,  Büstenfufs  mit  Indextäfelchen. 
R.  vom  Indcxtäf eichen  aufsen  die  mit  schwarzer  Farbe  geschriebene  No.  273. 

Antoninische  Oberarmbüste  mit  Panzer  und  befranstem, 
auf  der  r.  Schulter  geknüpften  Paludamentum.    Der  Jugend- 


94  BRACCIO  NUOVO  77. 

liehe  Kopf  des  Kaisers  mit  kurzgeschnittenem  Haar  leicht 
nach  der  r.  Schulter  gewendet.  Brauen  plastisch,  Augen- 
sterne und  Pupillen  eingegraben. 

Der  Kopf  sorgfaltig  aber  geistlos,  die  Büste  schlecht  ge- 
arbeitet. 

Gerhard-Platner  S.  93  Nr.  59;  ßernoulli  Rom.  Ikonographie  II  3 
S.  99  Nr.  2  u.  S.  132  Nr.  3. 

77.  Weibliche  Gewandfigur  mit  römischem 
Porträtkopf,    sog.  Antonia  (Taf.  XIII). 

H.  mit  Basis  2,22  m.     Feinkörniger,  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  aus  Gyps:  Nase,  Kinn,  Streifen  im  Halse  vorne,  fast  alle 
Falten  vor  der  Brust,  der  Bausch  zwischen  Brust  und  1.  Hand  mit  den 
Spitzen  der  Finger  bis  auf  den  Daumen,  Knöchel  der  1.  Hand,  der  vom  1. 
Unterarm  herabhängende  Teil  des  Himation  bis  auf  einige  Fragmente,  viele 
Falten.  In  eine  moderne  Basis  eingelassen.  Abgebrochen  eine  kleine 
Stütze  am  1.  Knie  zur  Verbindung  mit  dem  Gewand-Zipfel.  Gebrochen  war 
der  Kopf;  ist  aber  sicher  zugehörig,  da  Marmor  und  Erhaltung  mit  denen 
der  Figur  übereinstimmen;  nur  ist  die  Oberfläche  der  Figur  vorne  fast 
ganz  Oberarbeitet;  sonst  stark  verwaschen.  Im  Rücken  ein  grofses  Loch 
mit  Gyps  verschmiert;  die  Figur  war  also  an  einer  Wand  befestigt. 

Aufrechte  Haltung;  r.Standbein;  1.  Fufs  schreitend  zurSeite 
gesetzt.  Schuhe;  Chiton;  das  Himation  bedeckt  den  Rücken, 
liegt  mit  einem  Teil  auf  der  1.  Schulter  und  dem  wagerecht 
vor  die  Brust  erhobenen  1.  Unterarm,  umhüllt  rechts  die 
ganze  Seite  mit  dem  gesenkten  Arm,  dessen  Hand  das 
Gewand  aufrafft,  und  die  Vorderseite,  indem  es  z.  T.  eben- 
falls über  den  1.  Unterarm  gelegt,  z.  T.  vom  1.  Ellenbogen 
an  der  Hüfte  festgehalten  wird.  Armbänder  an  beiden 
Handgelenken;  ein  Siegelring  am  1.  Goldfinger.  Der  Kopf 
ist  nach  der  1.  Schulter  gewendet.  Sog.  Melonenfrisur; 
hinten  ein  kleiner  abstehender  Schopf.  Das  Gesicht  zeigt 
Porträtzüge,  in  denen  man  vermutungsweise  Antonia,  die 
Gemahlin  des  Drusus,  hat  erkennen  wollen;  jedenfalls  stammt 
der  Kopf  aus  ihrer  Zeit.  Die  gut  und  sorgfaltig  ausgeführte 
Figur  geht  auf  ein  Original  des  4.  Jahrhunderts  v.  Chr., 
speciell  der  praxitelischen  Richtung  zurück;  vgl.  Amelung 
Basis  des  Praxiteles  aus  Mantinea  S.  47,  wo  auf  eine  Replik 
in  Dresden  (Augusteum  Taf.  126  =  Clarac  975,  2513)  Be- 


BBACCIO  NUOVO  78.  95 

zug  genommen  ist;  eine  weitere  Replik:  Clarac  982  B  2423A; 
Oberteil  einer  dritten  im  1.  Zimmer  des  lateranensischen 
Museum  s.  (Benndorf -Schöne  Nr.  18;  der  Kopf  vielleicht 
zugehörig);  Torso  einer  vierten  gefunden  im  Quirinalhügel 
(Mariani  Bullettino  comunale  1901  S.  161  ff.  Fig.  2);  von  einer 
schlecht  gearbeiteten,  nicht  in  allen  Einzelheiten  getreuen, 
fünften  Replik  endlich  wird  der  Torso  im  Giardino  della 
Pigna  Nr.  4  stammen.  Sehr  ähnlich  Sala  a  croce  greca  Nr.  588. 
Die  Arbeit  des  Kopfes  ist  flau. 

Gefunden  im  Beginn  dieses  Jahrhunderts  bei  Aus- 
grabungen des  Principe  di  Canino  im  Theater  von  Tus- 
culum;  erworben  von  Pius  VII.  und  alsbald  an  dem  jetzigen 
Platze  aufgestellt. 

PistoIesiTaf.XXIz;  Nibby  II  Taf.  XXIX;  Clarac  928,  2359;  Ger- 
hard-Platner  S.  93  Nr.  57;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II 1  S.  219 
Nr.  3  u.  S.  228. 


78.  Römische  weibliche  Porträtbüste  (Taf.  XII). 

H.  des   Ganzen  0,94  m.;   des   Kopfes  0,39  m.     Kleinkrystallinischer    weifser 

Marmor. 

Ergänzt  r.  Teil  der  Haarschleife,  Nase,  Rand  des  r.  Ohrs,  1.  Ohr 
fast  ganz,  Teil  des  Nackens,  Büste  mit  Fufs.  Abgebrochen  der  dem  erg. 
gegenüberliegende  Teil  der  Haarschleife,  einzelne  Lockenenden. 

Auf  der  modernen  mit  Untergewand  und  Mantel  be- 
kleideten und  mit  Perlenhalsband  geschmückten  Büste  ein 
leichtzur  r.  Schulter  gewendeter,  jugendlich  weiblicher  Kopf  mit 
niedriger  gewölbter  Stirn,  grofsen  vorquellenden  Augen,  vollen 
Formen,  zurücktretendem  Kinn.  Die  Haare  sind  vorne,  nach 
Art  der  späteren  Venusfrisuren,  aufgenommen  und  über  dem 
Scheitel  in  einer  Schleife  gebunden,  hinten  in  einem  kurzen 
Schopf  aufgebunden.  Das  Gesicht  leicht  geglättet.  Die  Haare 
stark  mit  dem  Bohrer  unterarbeitet.  Geschickte  Arbeit  wohl 
hadrianischer  Zeit. 

Eine  Replik  des  Kopfes  (zum  Einsetzen  in  eine  Figur 
bestimmt)  in  der  Glyptothek  Ny-  Carlsberg  in  Kopenhagen 
(Catalog  1892  S.  324  Nr.  1264). 

Pistolesi  Taf.  XXIi;  Gerhard-Pl  atner  S.  93  Nr.  56. 


g6  bbaccio  nuovo  79.  80. 

79.  Oberteil  einer  Aphrodite-Statue  mit 
römischem  Porträtkopf  (Taf.  XII). 

H.  0,79  ni    (d.  Antiken  vorne  gemessen  0,43  m.).     Grofskrystallinischer 

weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  oberer  Teil  des  Diadems,  breiter  Streifen  im  Hals 
ringsum,  die  ganze  Brust  mit  1.  Armansatz,  Büstenfufs  und  Indextäfelchen. 
Abgebrochen  die  freistehenden  Teile  der  Schulterlocken.  Vielfach  be- 
stofsen.  Kopf  und  Fragment  des  Oberkörpers  gehören  sicher  zusammen, 
da  Marmor  und  Erhaltung  gleich  sind.  R.  vom  In dextäf eichen  aufsen  ist 
808  mit  schwarzer  Farbe  aufgemalt. 

Obere  Hälfte  eines  nackten  Oberkörpers  mit  gesenkten 
Armansätzen;  der  Kopf  nach  der  1.  Schulter  gewendet  und  ge- 
neigt. Augensterne  und  Pupillen  eingegraben.  Oberhalb  der 
Stirn  drei  flache  Haarrollen  über  einander,  durch  den  Scheitel 
getrennt;  dann  das  sehr  hohe  Diadem.  Hinten  sind  die 
Haare  zurückgekämmt;  auf  dem  Hinterkopf  ist  ein  hohes 
Nest  von  Zöpfen  zusammengeflochten,  von  dessen  Spitze 
zwei  starke  Strähnen  auf  die  Schultern  herabfallen.  Hinter 
der  1.  Schulter  der  Rest  eines  kleinen  r.  Armes.  Augenschein- 
lich hatte  sich  die  Dame  als  Venus  mit  dem  kleinen  Cupido 
darstellen  lassen,  dem  auch  das  Neigen  des  Kopfes  galt; 
vgl.  Clarac  632  D  1293  Au.  B;  S.  Rein  ach  Repertoire  de  la 
stat.  II  S.  376  Nr.  7,  8;  377  Nr.  1,  2  und  besonders  die  Venusfigur 
in  der  Nachbildung  des  Giebelreliefs  vom  Tempel  des  Mars 
Ultor:  s.  Mon.  d.  I.  V  T.  XL;  vgl.  Petersen  Ära  Pacis  Augusti 
S.  62.  Das  Porträt  stammt  seiner  Haartracht  nach  aus  traja- 
nischer  oder  hadrianischer  Epoche  (Sabina?).    Schlechte  Arbeit. 

Pistolesi  Taf.  XXI3;  Gerhard-Platner  S.  93  Nr.  55. 

80.  Weibliche  Gewandfigur  mit  römischem 

Porträtkopf  (Taf.  XIII). 

H.  d.  Ganzen  2,1 1  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor  mit  grünen 
schieferigen  Brüchen  (wohl  pcntelisch). 

Ergänzt  Nase,  Ohren,  Hals  mit  Haarschopf,  der  obere  Teil  der  r. 
Brust,  1.  Brust  und  Schulter  ganz,  der  gröfste  Teil  der  r.  Hand,  Flicken  in 
den  Falten  am  1.  Arm,  der  freihängende  Zipfel  darunter  mit  Stützen  (An^ 
Sätze  vorhanden),  1.  Hand  mit  Teil  des  Gewandes,  Unterteil  der  Unter- 
schenkel mit  Basis.  Abgebrochen  eine  kleine  Stütze  an  der  1.  Wade 
aufsen  für  den  Himationzipfel.     Sehr  überarbeitet  und  verschmiert. 


BEACCIO  NÜOVO  8l.  97 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs  leicht  zur  Seite 
gesetzt.  Schuhe;  Chiton;  das  Himation  bedeckt  die  1.  Schulter, 
den  Rücken,  die  ganze  r.  Seite  mit  dem  aufwärts  gebogenen 
Arm  und  ist  über  die  1.  Schulter  geworfen;  ein  Überschlag 
fallt  schräg  über  den  1.  Arm  herab  und  wird  von  der  r. 
Hand  an  dem  einen  Ende  gehalten.  Schlechte  Wieder- 
holung der  sog.  grofsen  Herculanenserin  in  Dresden  (Brunn- 
Bruckmann  310).  Der  nicht  zugehörige  Kopf  (zu  grofs) 
ist  leicht  nach  der  r.  Schulter  gewendet.  Die  Haare  sind 
vorne  gescheitelt  und  zur  Seite  gestrichen;  von  der  Höhe  des 
Scheitels  ist  ein  Teil  nach  vorne  genommen,  wo  er  einen 
diademartigen  Wulst  bildet;  das  übrige  ist  zurückgestrichen, 
am  Hinterkopf  von  einem  schmalen,  von  Ohr  zu  Ohr 
führenden  Band  umzogen;  darunter  ein  hängender  Schopf. 
Das  Gesicht  hat  wenig  ausgesprochene  Züge;  nach  der  Frisur 
könnte  man  Sabina  vermuten. 

Beide  Teile  sind  von  geringer  Arbeit.  An  Stelle  der 
Figur  stand  1822—24  die  jetzt  im  Lateran  befindliche  Statue 
des  Antinous,  während  sie  selbst  an  Stelle  von  Nr.  62  stand 
(s.  dort). 

Pistolesi  Taf.  XXII2;  Clarac  945,  2425;  Gerhard-Platner  S  93 
Nr.  51;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II 2  S.   132. 

81.    Porträtbüste  des  Hadrian  (Taf.  XII). 

H.  0,90  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Rücken  und  r.  Flügel  der  Nase,  das  obere  Ende  des  Nacken- 
aufschlags am  Panzer,  viele  Faltenränder,  fast  der  ganze  Knopf,  Teil  des 
Btistenfufses  unten.  Abgestofsen  Lockenspitzen,  Zipfel  des  Mantels  vor 
der  1.  Brust  (Ansatz  erhalten),  Nase  der  Medusa,  Kleinigkeiten.  Abge- 
brochen war  die  L  Schulter  u..  Brust.  In  der  r.  Schulter  ein  Sprung, 
dessen  Weitergehen  2  Bronzeklammern  hinten  verhindern. 

Panzerbüste  mit  Fufs  und  leerem  Indextäfelchen  mit 
Voluten;  in  der  Mitte  der  Brust  ein  Gorgoneion;  auf  der 
Schulterklappe  unten  Löwenkopf  mit  Ring;  das  Paludamentum 
auf  der  1.  Schulter.  Der  Kopf  des  Kaisers  lebhaft  nach  seiner 
1.  Seite  gewendet.  Brauen  plastisch;  Augensterne  und 
Pupillen  eingegraben.  Im  Haar  vorne  einige  Bohrergänge. 
Sorgfaltige,  aber  flaue,  conventionelle  Arbeit.  Das  Porträt 
augenscheinlich  getreu.    Wichtig  wegen  der  erhaltenen  Büste 

Yaticau.  Katalog  L  7 


98  BBACCIO  NUOVO  82.  83. 

mit  Fufs.  Eine  fast  ganz  übereinstimmende,  ebenfalls  vortreff- 
lich erhaltene  Büste  in  Neapel  (Bernoulli  a.  unten  a.  O. 
T.  XXXVII). 

Gerhard-Platner  S.  93  Nr.  53;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II  2 
S.  in   Nr.  31. 

82.    Panzerbüste  mit  Athenakopf  (Taf.  XXI). 

H.  des  Ganzen  1,06  m,  des  Antiken  0,39  m.     Grobkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  aus  Gyps:  Kopf  und  Hals;  aus  Marmor:  1.  Schulter  mit  fast 
ganzer  1.  Brust,  grofser  Teil  der  Rückenstütze,  Büstenfufs  und  Indextäfelchen. 
Vielfach  bestofsen. 

Kopf  und  Hals  ist  ein  Abgufs  von  der  Minerva  Giustiniani 
(Nr.  114).  Der  Panzer  bis  zur  unteren  Grenze  der  Brüste 
ausgeführt.  In  der  Mitte  Medusenmaske  mit  wildem  Aus- 
druck, umgeben  von  einer  kleinen  sternförmigen  Ägis.  An 
den  Rändern  Wellenornament.  Die  Schulterklappen  mit 
Zackenornament  am  Rand  und  einer  Reihe  von  Kreisen  in 
der  Mitte  sind  an  Ringen  festgebunden.  Lederstreifen  am 
Armansatz  mit  Fransen.  Unten  in  der  Mitte  Rest  eines 
oben  giebelförmig  abgeschlossenen  und  umränderten  Index- 
täfelchens.  Der  Form  nach  eine  trajanische  Achselbüste; 
doch  ist  eine  Panzerbüste  vor  der  Zeit  Hadrians  sonst 
nicht  bekannt.  Mit  einer  derartigen  Ägis  ähnlich  verziert 
sind  die  Schilde  der  Orientalen  auf  dem  grofsen  Pariser 
Cameo  (Furtwängler  Antike  Gemmen  Taf.  LX)  und  der 
kleine  Amazonenschild  unter  der  Büste  des  Commodus  im 
Conservatoren-Palast  (Bullettino  della  commissione  municipale 
1875  Taf.  I);  vgl.  auch  den  Schildbügel  des  Gegners  der  Ar- 
temis auf  dem  grofsen  pergamenischen  Altarrelief  in  Berlin 
(Die  Ergebnisse  d.  Ausgrab,  in  P.  S.  $7  Abb.  I). 

Gerhard-Platner  S.  93  Nr.  52. 

83.   Statue  der  Hera  (Taf.  XIII). 

H.  2,20  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  mit  Hals,  dem  nackten  Teil  der  Brust,  dem  oberen 
Rand  des  Chiton,  den  Schultern  und  r.  Arm,  Scepter,  Teil  der  Falten 
unter  der  r.  Achsel,  1.  Unterarm  mit  Hand  und  grofsem  Teil  des  Oberarms, 
viele  Flicken  in  den  Falten,  beide  Zipfel  des  Himation  neben  dem  1.  Bein, 
1.  Fufs  mit  Gewand,  Zehen  des  r.  Fufses,  fast  die  ganze  Basis. 


BBACCIO  NÜOVO  83.  99 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  mit  erhobener 
Ferse  seitwärts  und  zurückgesetzt.  Sandalen;  feiner  Chiton, 
der  die  1.  Schulter  und  Oberteil  der  Brust  freiläfst;  Himation, 
das  über  den  1.  Oberarm,  den  Rücken  und  mit  Überfall  um 
den  Unterkörper  gelegt  ist;  vom  1.  Ellenbogen  wird  es  an 
der  Hüfte  festgehalten.  Die  L.  mit  Schale  gesenkt  (früher 
war  sie  mit  Ähren  ergänzt),  die  R.  mit  Scepter  erhoben 
(richtig  ergänzt).  Der  mod.  Kopf  mit  Diadem  und  Schulter- 
locken ist  nach  der  1.  Schulter  gewendet;  auch  diese  Wendung 
entspricht  dem  einzigen,  mit  Kopf  erhaltenen  Exemplar  (ehe- 
mals in  Villa  Borghese,  jetzt  in  der  Glyptothek  Ny-Carlsberg 
in  Kopenhagen;  Arndt  a.  unten  a.  O.  Taf.  $6 — 58).  Die  Figur 
geht  auf  ein  Original  aus  der  2.  Hälfte  des  5.  Jahrhunderts 
v.  Chr.  zurück,  das  Werk  einer  Schule,  in  der  die  Künstler 
das  Gewand  wie  einen  durchsichtigen  Flor  darstellten; 
man  vergleiche  z.  B.  die  Gewandpartien  um  die  Beine  mit 
den  entsprechenden  an  der  fast  ganz  übereinstimmenden 
Variation  des  Typus,  der  Hera  Barberini  (Rotonda  Nr.  546; 
vgl.  über  das  Verhältnis  beider  Typen  Amelung  bei  Arndt- 
Amelung  Einzelaufnahmen  Text  zur  IL  Serie  S.  8  Nr.  280 
u.  Rom.  Mitteil.  1897  S.  73).  Für  das  Haupt  dieser  Schule 
und  den  Künstler  der  besprochenen  Statue  ist  Alkamenes 
erklärt  worden;  doch  hat  man  diese  Hypothese  nicht  ge- 
nügend beweisen  können. 

Die  Arbeit  ist  sorgfaltig,  entbehrt  aber  des  Lebens. 

Gefunden  in  den  ersten  Monaten  1857  bei  Tor  Bovacciana 
(Seeseite)  in  Ostia;  1859  durch  Pius  IX.  erworben  (s.  die  In- 
schrift an  der  Basis),  von  Pietro  Galli  ergänzt  und  an  dem 
jetzigen  Platz  aufgestellt,  an  dem  bis  dahin  eine  Statue  der 
Artemis  (heute  in  der  Sala  degli  animali  Nr.  210)  gestanden 
hatte» 

C.L.Visconti  Annali  d.  I.  1857  S.  3i6f.  tav.  d'agg.  L;  Overbeck 
Kunstmythologie  III  S.  55  Fig.  5  a,  S.  56  Nr.  2,  S.  115  Nr.  5;  S.  Rein  ach 
Repertoire  de  la  statu aire  II  S.  239  Nr.  2  u.  3;  Klein  Praxiteles  S.  64 
Anm.  1  Nr.  2;  Heibig  Nr.  35;  Arndt  La  Glyptotheque  Ny-Carlsberg  S.  92 
Nr.  5  (A.  nimmt  die  Schulterlocken  fälschlich  für  antik). 

Photographie  Alinari  6532;  Anderson  1336;  Moscioni  3052; 
Rocca  806. 


100  BBACCIO  NÜOVO  84.  85. 

84.    Römische  männliche  Porträtbüste  (Tat  XII). 

H.   ohne   Büstenfufs  0,60  m.,   des  Kopfes  0,26  m.     Feinkörniger  gelblicher 

Marmor. 

Ergänzt  Nase  mit  Mitte  der  Oberlippe,  1.  Ohr,    Hinterkopf,    oberer 
Teil  des  Halses,  Büstenfufs.     Verletzungen  am  Gewand. 

Antoninische  Oberarmbüste  mit  Tunica  und  Toga;  auf 
r.  Schulter  und  Oberarm  die  Naht  angegeben;  an  ihr  zwei 
einfache  Sterne  (Kreuzstich).  Die  Toga  ist  in  der  Art  gelegt, 
wie  bei  dem  Lucius  Verus  auf  dem  ehemals  im  Pal.  Torlonia 
befindlichen  Relief  (Matz-Duhn  Antike  Bildw.  in  Rom  III 
Nr.  3526)  und  an  der  Büste  eines  Freigelassenen  des  Marc 
Aurel  in  Petersburg  (Kieseritzky  Kaiserl.  Eremitage 
Nr.  62);  an  dem  senkrechten  Streifen  sind  r.  3,  1.  2  Lagen 
deutlich,  an  dem  schrägen  unten  2,  oben  1  Lage.  Der  bart- 
lose Kopf  ist  leicht  nach  der  r.  Schulter  gewendet;  dichtes, 
ziemlich  kurz  geschorenes  Haupthaar,  breiter  Mund,  schmale 
Lippen,  eingesunkene  Wangen,  tiefliegende  Augen  (Brauen 
durch  Striche  angegeben),  gefurchte  Stirn.  Der  Kopf  scheint 
nicht  zur  Büste  zu  gehören,  da  der  Marmor  an  dieser  etwas 
gröfsere  Krystalle  hat  (der  ursprüngliche  Kopf  war  mit  der 
Büste  aus  einem  Stück  gearbeitet;  s.  die  Ergänzungsangaben). 
Die  Arbeit  an  beiden  Teilen  gut. 

Gerhard-Platner  S.  93  Nr.  50. 

* 

85.  Büste  mit  jugendlichem  männlichen 

Idealkopf  (Taf.  XII), 

H.  d.  Ganzen  0,75  m.,   des  Kopfes  0,37  m.     Grobkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Lippen,  Kinn,  Hals,  Büste,  Fufs.  Vollständig 
überarbeitet.     Am  Fufs  vorne  mit  schwarzer  Farbe  49  aufgemalt. 

Auf  der  modernen  Büste  (Himation  auf  der  1.  Schulter) 
der  leicht  zur  r.  Schulter  gewendete  Jünglings-Kopf  mit 
idealen  Zügen,  die  auf  ein  Original  des  4.  Jahrh.  v.  Chr. 
weisen.  Nach  den  reichlich  mit  dem  Bohrer  gearbeiteten 
Haaren  aus  antoninischer  Zeit.     Schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  93   Nr.  49 

Photographie  des  1.  Profils  beim  röm.  Institut  Nr.  665. 


BBACCIO  NUOVO  86.  IOI 

86.  Statue  der  Fortuna  (Taf.  XIII). 

H.  2,21  m.     Marm.  des  Kopfes  feinkörnig  und  gelblich,  des  Körpers  grofs- 

krystallinisch  und  weifs. 

Ergänzt  Nase,  Lippen,  Kinn,  1.  Ohrläppchen  mit  Rand  der  Muschel, 
fast  der  ganze  Rand  des  Diadems,  das  Himation  auf  dem  Hinterkopf, 
Flicken  im  Hirn,  an  der  1.  Kopfseite,  Hals  mit  Brustausschnitt,  Locke  an  der 
r.  Seite,  Ende  der  andern,  Teile  vom  Inhalt  des  Ho  ms,  Stücke  an  diesem 
und  seine  Spitze,  Teile  des  1.  Mittelfingers,  beide  Spitzen  an  der  Quer- 
srange des  Steuers,  Mitte  des  senkrechten  Teils,  Flicken  am  Gewände. 
Gebrochen  war  die  1.  Locke,  das  Füllhorn  von  der  Schulter,  sein  unteres 
Ende,  Teile  der  Finger  der  1.  Hand,  r.  Unterarm,  Stütze  der  r.  Hand. 
Abgebrochen  eine  kleine  Stütze  hinten  für  das  Steuer. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  mit  erhobener 
Ferse  zur  Seite  gesetzt.  Sandalen;  hochgegürteter  Chiton; 
das  Himation  liegt  mit  einem  Teil  auf  1.  Schulter  und  Arm, 
ist  über  den  Hinterkopf  gelegt,  um  den  Rücken  und  mit 
dreieckigem  Überschlag  vorne  um  den  Unterkörper  gezogen 
und  wird  vom  1.  Ellenbogen  an  der  Hüfte  gehalten.  Die 
L.,  vorgestreckt,  trägt  das  mit  Akanthusblättern  in  Relief 
verzierte  und  mit  Früchten  und  Kuchen  gefüllte  Hörn;  die 
R.  ist  gesenkt  und  hält  das  Steuerruder,  das  auf  der  an  der 
äufseren  Seite  gerade  abgeschnittenen  Weltkugel  ruht.  Der 
Kopf  ist  leicht  zur  r.  Schulter  gewendet;  die  Haare  vorne 
gescheitelt  und  zur  Seite  gestrichen;  Schulterlocken;  hohes 
Diadem,  am  Rande  mit  Amazonenschildchen  verziert. 

Der  Kopf  gehört  nicht  zur  Statue,  die  kopflos  gefunden 
wurde;  die  Angabe  bei  Nibby,  der  Kopf  sei  bald  nach  dem 
Fund  der  Statue  in  derselben  Gegend  zu  Tage  gekommen, 
widerspricht  den  klaren  Angaben  bei  Fea;  N.'s  Behauptung, 
Kopf  und  Statue  seien  von  demselben  Marmor,  ist  falsch 
(s.  oben).  Der  Kopf  hat  den  Charakter  einer  ernsten 
matronalen  Gottheit;  seine  Arbeit  ist  sehr  gering,  besonders 
roh  die  Verwendung  des  Bohrers  in  den  Haaren  (vgl. 
Overbeck  Kunstmythologie  III  S.  96  Nr.  14,  der  den  Kopf 
sehr  überschätzt).  Die  Figur  ist  von  weit  besserer,  wenn 
auch  nur  decorativer  Arbeit.  Repliken  sind:  1.  hierselbst 
Nr.  59;  2.  hier  Nr.  74;  3.  Im  Hof  der  Casa  de  Pilatos  in 
Sevilla  (P.  Herrmann  Jahreshefte  des  österr.  arch.  Instit.  II 
S.  156  Anm,  I   u.  S.  155  Fig.  81;  Arndt-Amelung  Einzel- 


102  BBACCIO  NÜOYO  86. 

aufnahmen  Nr.  1819);  4.  Coli.  Mattei,  Clarac  454  A  839 C; 
Matz-Duhn  Ant  Bildw.  in  Rom  Nr.  868  (das  gesenkte  Füll- 
horn ist  natürlich  modern);  5.  Ste.-Colombe-les-Vienne, 
S.  Rein  ach  Rupert  de  la  stat.  II  S.  261  Nr.  4  (scheint 
den  Kopf  erhalten  zu  haben);  6.  Haus  der  Vestalinnen; 
eine  der  dort  verbliebenen  Ehrenstatuen,  natürlich  ohne  Füll- 
horn (Jordan  Tempel  der  Vesta  und  Haus  der  Vestalinnen 
Taf.  IX  7;  S.  Reinach  a.  a.  O.  II  S.  661  Nr.  6);  7.  Museo  nazio- 
nale  romano,  im  Kreuzgang  seit  dem  Sommer  1900  aufge- 
stellt; schlechte  Arbeit;  es  fehlen  Kopf,  r.  Arm,  1.  Hand; 
Schulterlocken;  Ansatz  des  Füllhorns  an  der  1.  Schulter  u. 
Stützenreste  für  das  Steuerruder  am  r.  Bein  erhalten  (ge- 
funden 1900  bei  den  Arbeiten  am  Ministero  dell'  Agricoltura 
in  Via  Tritone);  von  ihnen  haben  oder  hatten  Nr.  3,  4  u,  7 
das  Gewand  über  den  Kopf  gelegt,  wie  unsere  Figur.  Es 
mufs  ein  bekanntes  Original  zu  Grunde  liegen,  das  nach  der 
hohen  Gürtung  und  der  reichen,  mannigfaltigen  Bildung  des 
Gewandes  in  dem  4.  vorchristlichen  Jahrhundert  entstanden 
ist.  Man  wird  erst  in  römischer  Zeit  die  speciell  römischen 
Attribute  —  Steuer  und  Weltkugel  —  zugefügt  haben.  Die 
Existenz  des  Typus  im  4.  Jahrh.  v.  Chr.  wird  jedenfalls  be- 
wiesen durch  drei  athenische  Reliefs  jener  Zeit  (Schöne 
Griechische  Reliefs  Nr.  94  [jetzt  auch  bei  Arndt-Amelung 
a.  a.  O.  Nr.  12 16],  75  u.  63);  auf  dem  einen  stellt  die  be- 
treffende Figur  sicher,  auf  dem  anderen  wahrscheinlich  auch 
Bule,  auf  dem  dritten  Eutaxia  dar.  Sehr  verwandt  ist  ferner 
eine  Figur  auf  einem  im  Louvre  befindlichen  Relief  (Clarac 
200,  25;  Kekul6  Hebe  Taf.  III  2  S.  49fr.);  dargestellt  ist 
dort  eine  matronale  Gottheit,  die  sich  vertraulich  auf  die 
Schulter  der  zarten  Hebe  lehnt  (vgl.  Mus.  Chiaramonti  Nr.  55); 
da  ihr  eine  Figur  des  thronenden  Zeus  entspricht,  liegt  der 
Gedanke  an  Hera  nahe.  Der  Typus  der  Statue  ist  benutzt 
für  eine  zu  Kyrene  gefundene  Porträtfigur  (Smith-Porcher 
Discoveries  at  Cyrene  Nr.  68);  vgl.  auch  Clarac  885,  2262 
u.  427,  765. 

Gefunden  1798  in  Ostia  bei  Tor  Bovacciana  (Seeseite) 
unter  Fagan's  Leitung.  Erworben  von  Pius  VII.  in  den  ersten 
Jahren  des  folgenden  Jahrhunderts  und  zunächst  im  Museo 
Chiaramonti,  1822  an  ihrem  jetzigen  Standort  aufgestellt 


BBAcao  nüovo  87.  88.  103 

Fea  Relazione  di  un  viaggio  ad  Ostia  S.  49;  ders.  Nuova  dcscrizione 
S.  89;  Guattani  Monumenti  inediti  1805  S.  III  Taf.  XXIV;  Sickler- 
Reinhart  Almanach  aus  Rom  1811  S.  242;  Pistolesi  Taf.  XXIII 2. 
Nibby  II  Taf.  XIV;  Clarac455,  835;  Gerhard-Platner  S.  93  Nr.  48; 
Braun  Ruinen  u.  Museen  Roms  S.  243  Nr.  9;  Baumeister  Denkmäler  des 
klass.  Altertums  III  S.  1920  Fig,  2037;  Heibig  Nr.  36;  Winter  Kunst- 
geschiche  in  Bildern  I  Taf.  LXXIV  4. 

Photographie  Alinari  6576  (3);  6577  (Kopf);  Anderson  1296  (3); 
2238  (Kopt);  Moscioni  3051;  Rocca  778;  191s  (Kopf). 

87.  Römische  männliche   Porträtbüste  (Taf.  XII). 

H.  der  Büste  ohne  Fufs  0,37  m.;  des  Kopfes  0,27  m.     Der  Kopf  von  fein- 
krystallinischem  gelblichen   Marmor,    die   Büste   von  griinlichem  Alabaster 

mit  weifslichen  und  gelblichen  Flecken. 

Ergänzt  Nase,  Flicken  in  der  r.  Braue,  Rand  des  r.  Ohrs,  1.  Kinn- 
laden mit  Teil  der  Wange  und  dem  Ohr  mit  Umgebung,  Hals  mit  Brust- 
einsatz, Flicken  der  Büste,  Büstenfufs  mit  Indextäf eichen  (aus  Nero  antico). 
Leichte  Verletzung  an  der  1.  Wange  (keine  Warze). 

Auf  der  gut  gearbeiteten  antoninischen  Oberarmbüste 
aus  Alabaster  mit  Tunica  und  Toga,  die  ebenso  getragen 
ist,  wie  bei  Nr.  84,  nur  dafs  die  senkrecht  fallenden  Teile  an 
der  1.  Seite  nicht  regelmäfsig  gefaltet  sind,  der  vorzüglich 
gearbeitete,  lebhaft  nach  der  r.  Schulter  gewendete  Kopf 
eines  Mannes  in  den  mittleren  Jahren  mit  kurzen  krausen 
Haaren,  ganz  kurz  geschnittenem,  das  Kinn  freilassenden 
Vollbart  und  bösem,  energischen  Ausdruck.  Brauen  plastisch; 
Augensterne  und  Pupillen  eingegraben.  Die  Zugehörigkeit  des 
Kopfes  zur  Büste  ist  möglich.  Die  früher  übliche  Benennung 
»Sallust«  —  s.  die  moderne  Inschrift  auf  dem  Indextäfelchen  — 
ist  ganz  grundlos.  In  Stil  und  Charakter  verwandt  mit  den  Bild- 
nissen des  Caracalla,  aus  dessen  Zeit  der  Kopf  stammen  mufs. 

Vgl.  die  gegenüberstehende  Büste  Nr.  45;  beide  standen 
ehemals  im  Museo  Chiaramonti  zusammen. 

Fea  Nuova  descrizione  S.  87;  Gerhard-Platner  S.  93  Nr.  47. 

88.  Römische  männliche  Porträtbüste  (Taf.  XIV). 

H.  d.  Ganzen  0,65  m.,  d.  Antiken  0,525  m.     Grofskrystallinischer  weifser 

Marmor  mit  grauen  Stellen. 

Ergänzt  Nase,  Teile  der  Lippen,  Kinn,  Ränder  beider  Ohren,  Flicken 
in   der  1.  Schläfe,    Fufs    mit  Indextäf  eichen.     In    der  Büste    unten    r.    zwei 


104  BEACCIO  NUOVO  89. 

wagerechte    Sprünge.      Durchweg    geputzt.     R.    vom    Täfelchen    aufsen 
die  Nr.  272. 

Auf  trajanischer  Achselbüste  mit  Tunica  und  Toga  sitzt 
ungebrochen  mit  leichter  Wendung  nach  der  r.  Schulter  der 
glatt  rasierte  Kopf  eines  älterenMannes  mit  hoherGlatze,  sonst 
aber  vollem  krausen  Haupthaar;  ernster,  sorgenvoller  Ausdruck. 
Geringe  Arbeit;  in  den  Haaren  der  Bohrer  stark  verwendet. 
Früher  fälschlich  für  ein  Porträt  des  L.  Antonius,  Bruder  des 
Triumvirn  M.  Antonius,  erklärt. 

Gerhard-Platner  S.  93  Nr.  46;  Bernoulli  Römische  Ikonographie 
I  S.  219. 

89.  Griechische  männliche  Porträtstatue  mit 
Kopf  des  greisen  Sophokles  (Taf.  XV). 

H.  2,135  m-     Marmor  des  Kopfes  feinkörnig  und  gelblich,  der  des  Körpers 

feinkörnig  und  grau. 

Ergänzt  Nase,  Oberlippe,  1.  Braue,  Teile  beider  Ohren,  grofser  Teil 
des  Hinterkopfes,  unterer  Teil  des  Halses,  r.  Arm,  soweit  er  nackend  ist, 
mit  Hand  und  Rolle,  1.  Hand  mit  Teil  des  Gewandes,  Flicken  in  den 
Falten,  r.  Fufs  mit  grofsem  Teil  des  Unterschenkels  und  dem  Gewand 
zwischen  den  Füfsen,  Basis  bis  auf  das  StUck  unter  1.  Fufs  und  Stutze. 
Stark  modern  überarbeitet. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs  mit  voller 
Sohle  etwas  zur  Seite  gesetzt;  aufsen  neben  ihm  eine  kleine 
Stütze.  Stiefel  mit  Riemenzeug  am  Fufs  und  oberhalb  des 
Gelenks;  Chiton  mit  kurzen  Ärmeln;  das  Himation,  von  der 
1.  Seite  um  Rücken  und  r.  Hüfte  genommen  und  wieder  über 
die  1.  Schulter  geworfen,  bedeckt  den  ganzen  Unterkörper 
und  die  1.  Seite  bis  auf  die  Hand,  die  den  Rand  des  Himation 
unter  der  1.  Brust  gefafst  hält  (richtig  erg.).  R.  Arm  mit 
Rolle  gesenkt  (in  der  Haltung  richtig  erg.).  Der  bärtige  Kopf 
mit  Schnur   im  Haar  leicht  nach  der  r.  Schulter  gewendet. 

Kopf  und  Statue  können  nicht  zusammengehören,  da 
sie  von  verschiedenem  Marmor  sind  und  der  Kopf  der  Statue 
nicht  besonders  gearbeitet  war  (s.  die  Ergänzungsangaben).  Die 
Statue  giebt  in  sehr  summarischer  Arbeit  ein  gutes  Original 
einer  männlichen  Porträtstatue  aus  dem  4.  Jahrh.  v.  Chr.  wieder. 
Der  Kopf  ist  ein  sehr  oberflächlich  gearbeitetes  Exemplar  des 
früher  Homer  oder  Hesiod  genannten  Porträts  des  greisen 
Sophokles  (vgl.  Sala  delle  Muse  Nr.  496).     Da  Schnur  und 


BBACCIO  NUOVO  90.  91.  I05 

Haare  hinter  dem  r.  Ohr  nicht  ausgearbeitet  sind,  mufs  dieser 
Teil  dem  Beschauer  unsichtbar  gewesen  sein,  der  Kopf  also 
zu  einer  Statue  gehört  haben,  auf  der  er  ungefähr  in  der- 
selben Wendung  safs,  wie  jetzt.  Die  Figur  war  in  den 
Jahren  1811/12  bei  Camuccini,  wo  sie  Wagner  sah;  1822 
stand  sie  bereits  an  ihrer  jetzigen  Stelle. 

Pistolesi  Taf.  XXIIIi;  Clarac  845,  2129;  Gerhard-Platncr  S. 
93  Nr.  45;  Braun  Ruinen  und  Museen  Rom's  S.  243  Nr.  10;  Welcker 
Alte  Denkmäler  I  S.  459 f.;  P an ofka  Archäologische  Zeitung  1856  S.  353 f.; 
Urlichs  Glyptothek  S.  12;  Bernoulli  Jahrbuch  d.  I.  1896  S.  167  Nr.  12 
(der  Kopf  allein);  Heibig  Nr.  37;  Bernoulli  Griechische  Ikonographie  I 
S.  28f.  und  S.  130  Nr.  13. 

Photographie  Alinari  11823  (Alb.  u.  Extra);  Anderson  2234. 

90.  Porträtbüste  der  Lucilla  oder  der  jung. 

Faustina  (Taf.  XIV). 

FL   ohne   Fufs  0,625  m.     Marmor   des   Kopfes   feinkörnig  und   hellgrau   mit 
braunen  Flecken,  der  der  Büste  feinkörnig  und  weifs. 

Ergänzt  Nasenspitze,  r.  Ohrläppchen,  viele  Flicken  in  den  Falten, 
Büstenfufs  mit  lndextäf eichen.  Je  ein  Stück  des  Brusteinsatzes  vorn  und 
hinten  abgebrochen. 

Antoninische  Oberarmbüste  mit  Tunica  und  Mantel,  der 
beide  Schultern  und  die  Brust  bedeckt.  Darin  eingelassen 
der  jugendliche,  leicht  nach  der  r.  Schulter  gewendete  Kopf, 
dessen  Haare  vorne  gescheitelt  und  in  breiten  Wellen  über 
die  Ohren  zurückgenommen  sind;  auf  dem  Schädel  liegt  das 
Haar  glatt  an;  hinten  ein  runder  Knauf.  Brauen  durch  Striche 
angegeben,  Augensterne  und  Pupillen  eingegraben.  Der  Kopf 
augenscheinlich  zugehörig.  Leichte  Politur  an  den  Fleisch- 
teilen und  dem  Gewand.  Geistlose,  sorgfältige  Arbeit.  Der 
Kopf  stellt  entweder  Lucilla,  die  Tochter  des  Marc  Aurel, 
oder  wahrscheinlicher  seine  Gemahlin,  die  jung.  Faustina,  dar 
(vgl.  Bernoulli  Rom.  Ikonogr.  II 2  Taf.  LIV). 

Gerhard-Platner  S.  93  Nr.  44. 

91.  Römische  weibliche  Porträtbüste  (Taf.  XIV). 

H.  0,67  m.    Marmor  des  Kopfes  kleinkrystallinisch  und  gelblich  mit  braunen 
Stellen,  der  der  Büste  feinkörnig  und  gelblich. 

Ergänzt  Nase,  Flicken  in  der  1.  Wange,  Hals,  r.  Schulter,  Teil  des 
Fufses  vorne.  Abgebrochen  die  r.  obere  Volute  des  Indextäfelchens.  An 
der  Stütze  hinten  ein  eiserner  Ring. 


IOÖ  BRACC10  NÜOVO  92. 

Büstenfufs,  Indextäfelchen  mit  Voluten,  trajanische 
Schulterbüste  mit  Tunica  aus  feinfaltigem  Stoff  und  Mantel, 
der  beide  Schultern  und  die  Brust  bedeckt.  Darauf  der  nicht 
zugehörige,  nach  der  1.  Schulter  gewendete  Kopf  einer  Frau 
in  mittleren  Jahren  mit  traurigem  Ausdruck  und  einer  turban- 
artig aufgeführten  Frisur:  erst  eine  Reihe  aufgerollter,  glatt 
anliegender  Löckchen,  dann  eine  einfache  schmale  Rolle, 
dann  wieder  eine  Rolle  von  Löckchen,  dann  vier  Reihen 
von  Flechten.  Man  hat  den  Kopf  früher  wegen  angeblicher 
Ähnlichkeit  mit  Trajan  für  ein  Bildnis  seiner  Schwester  Mar- 
ciana  erklärt;  jedenfalls  stammt  er  aus  ihrer  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  93  Nr.  43;  Bernoulli  Römische  Ikonographie 
II  2  S.  99. 

92.  Statue  der  Artemis  (Taf. XV). 

H.  1,83  m.    Marmor  des  Kopfes  feinkörnig  und  weifs  mit  schwarzen  Adern, 
der  des  Körpers  feinkörnig  und  weifs  mit  rötlichen  Stellen  und  schwärzlichen 

Adern. 

Ergänzt  Nase,  Flicken  unter  dem  r.  Auge  und  im  r.  Kinnladen, 
Teil  der  Unterlippe,  viele  Lockenenden,  der  freistehende  Haarschopf  zwischen 
Hinterkopf  und  Köcher,  oberes  und  unteres  Ende  des  Köchers,  Streifen 
rings  um  den  Peplosrand  am  Brustausschnitt,  1.  Arm  mit  Schulterblatt,  dem 
äufseren  Teil  der  Schulter  (bis  zu  dem  Knopf)  und  fast  dem  ganzen  Teil 
des  Peplos  unter  der  1.  Achsel,  r.  Arm,  soweit  er  nackend,  mit  einem 
grofsen  Teil  des  Gewandes  im  Rücken,  die  ganze  Hälfte  des  Apoptygma 
auf  dieser  Seite  hinten,  Spitze  der  r.  Brust,  Falten  zwischen  ihr  und  Arm, 
beide  Zipfel  und  unterer  Rand  des  Apoptygma,  Flicken  in  den  Falten, 
unterer  innerer  Teil  des  1.  Unterschenkels  mit  Teil  der  Ferse,  Zehen  des 
1.  Fufses  (ohne  Sandale),  Stückchen  am  zweitkleinsten  Zehen  des  r.  Fufses, 
Zipfel  des  Peplos  mit  Gewicht  aufsen  daneben.  Abgebrochen  war  der 
mittlere  Teil  des  Köchers  mit  dem  Locken büschel. 

Die  Göttin  schreitet  lebhaft  vorwärts  mit  vorgesetztem 
1.  Fufs.  Sandalen;  ungegürteter,  an  der  r.  Seite  offener  Peplos 
mit  langem  Apoptygma.  R.  Arm  gesenkt,  die  Hand  mit  einem 
Riemen  (?),  der  1.  Arm  erhoben,  die  Hand  mit  einer  kleinen 
Fackel  ergänzt.  Schräg  über  die  Brust  läuft  das  Band  des 
Köchers;  auf  letzterem  ein  von  einemRing  zusammengehaltener 
Bund  künstlich  gedrehter  Locken.  Der  Kopf  leicht  nach  der 
1.  Schulter  gewendet;  umränderte  Stirnbinde,  über  der  die 
Haare  einfach  gescheitelt  sind,    während  sie  seitwärts  stark 


BBACCIO  NUOYO  92.  IO7 

gelockt  zur  Seite  flattern  und  hinten  in  einen  Schopf  zu- 
sammengenommen sind,  der  durch  das  moderne  Zwischen- 
stück mit  dem  Lockenbündel  auf  dem  Köcher  verbunden  ist. 
Der  Kopf  ist  eingesetzt;  da  er  zu  klein  ist,  kann  er  nicht 
ursprünglich  zu  der  Figur  gehört  haben.  Über  der  Stirn- 
binde in  den  Haaren  zwei  schräg  übereinander  befindliche, 
kleine  Löcher;  wären  sie  sicher  antik,  so  würde  der  Kopf 
mit  Bestimmtheit  Selene  oder  Artemis  genannt  werden  können; 
doch  finden  sich  derartige  Löcher  noch  sonst  an  der  Figur 
und  zwar  für  noch  vorhandene  oder  ehemalige  Ergänzungen 
(in  den  Locken  und  unter  dem  r.  Zipfel  des  Apoptygma 
vorne);  als  die  Figur  in  Villa  Doria-Pamphili  stand,  war  sie  mit 
einer  Mondsichel  an  der  betreffenden  Stelle  ergänzt;  bei  dem 
heutigen  Zustand  des  Kopfes  läfst  sich  nicht  mehr  constatieren, 
ob  der  damalige  Ergänzer  vorhandene  Löcher  benutzte, 
oder  erst  welche  herstellte,  wofür  das  analoge  Verfahren  an 
anderen  Stellen  sprechen  würde.  Von  dem  Typus  des 
Kopfes  giebt  es  eine  Wiederholung  in  strengerer  Stilisierung 
(Stephani  Compte-rendu  1881  S.  130fr.  Taf.  VI  1  u.  2;  Kie- 
seritzky  Kaiserl.  Eremitage  Nr.  345),  bei  dem  an  jener  Stelle 
keine  Löcher  vorhanden  sind.  Er  giebt  jedenfalls  das  Ori- 
ginal, das  demnach  in  der  2.  Hälfte  des  5.  Jahrh.  entstanden 
sein  mufs,  getreuer  wieder,  während  der  römische  Kopf 
besonders  in  den  Haaren  dem  späteren  Stil  entsprechend 
umgemodelt  ist  und  durch  die  starke  moderne  Überarbeitung 
seinen  Charakter  vollends  verloren  hat. 

Das  best-erhaltene  Exemplar  des  Körpers  ist  die  sog. 
Artemis  Colonna  in  Berlin  (Beschreibung  der  Skulpt.  Nr.  59); 
bei  ihr  sind  beide  Arme  gesenkt  —  diese  Richtung  der  Arme 
bestätigt  sich  auch  an  anderen  Wiederholungen,  z.  B.  Sala 
degli  animali  Nr.  210  —  und  leicht  vorgestreckt;  die  L.  mufs 
den  Bogen  gehalten  haben;  die  R.  war  vielleicht  geöffnet,  als 
habe  die  Göttin  eben  geschossen.  Dafs  die  Jägerin  und  nicht 
die  Fackelträgerin  (man  nannte  die  Statue  Diana  lucifera) 
dargestellt  ist,  beweist  auch  die  Thatsache,  dafs  der  Copist 
des  Exemplares  in  der  Sala  degli  animali  einen  Jagdhund 
beifügte.  Der  Kopf  des  Typus  ist  bisher  nicht  nachgewiesen 
worden;  der  kleine  Bund  künstlich  gedrehter  Locken  auf  dem 
Köcher  ist  nicht  dafür  entscheidend,  dafs  der  ursprüngliche 


108  BRACCIO  NÜOVO  92. 

Kopf  «eine  etwa  archaistische  Haartracht»  gehabt  habe 
(Berlin  Beschreibung  a.  a.  O.),  denn  es  kommt  vor,  dafe 
bei  vollkommen  freier  Haartracht  die  Lockenenden  unterhalb 
des  den  Schopf  zusammenfassenden  Bandes  oder  Ringes 
künstlich  gedreht  werden  (vgl.  hierselbst  Nr.  42  u.  1 14).  Das 
Original  der  Figur,  deren  Stil  auf  die  1.  Hälfte  des  4.  Jahrh. 
v.  Chr.  weist,  mufs  berühmt  gewesen  sein;  zu  dem  Ver- 
zeichnis von  13  Repliken  bei  Klein  a.  unten  a.  O.  sind  hinzu- 
zufügen: 14.  Statue  im  Casino  Borghese  Hauptsaal  Nr.  18 
(erwähnt  bei  Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen  Text  zu  Nr. 
366);  15.  Unterkörper,  sehr  fragmentiert,  im  Museo  nazionale 
romano  (CasettaC;  Guida  [2.  ed.]  S.  17);  16.  Oberkörper  mit 
Kopf  Ex  Peloponneso  1706,  Alt.  pal.  R.  3:6  (=0,78  m.)  bei 
Paciaudi  Monum.  Pelop.  S.  163  =  S.  Reinach  Repert.  de 
la  stat.  II  S.  318  Nr.  5,  6.  Friederichs  (Praxiteles  u.  die 
Niobegruppe  S.  99  ff.)  hat  das  Original  in  Rücksicht  auf 
den  Kopf  der  Artemis  Colonna  dem  Praxiteles  zuge- 
schrieben; Furtwängler  (Archäol.  Anz.  1889  S.  10)  ver- 
setzte es  in  Rücksicht  auf  den  Kopf  des  vorliegenden 
Exemplares,  deren  drei  verschiedene  Abbildungen  bei 
Clarac  er  falschlich  auf  ebenso  viele  Repliken  zurück- 
führte, in  das  Ende  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.;  Wolters 
(Athen.  Mitth.  1889  S.  134)  hat  darin  ein  Werk  des  Damo- 
phon  in  Messene  vermutet,  das  nach  Pausanias  VI  31,  7  im 
Schema  mit  einem  archaischen  Werk  des  Menaichmos  und 
Soidas  in  Kalydon  (Paus.  VII  18,  10)  übereinstimmte;  von 
diesem  hatte  Studniczka  (Rom.  Mitth.  III  S.  277fr.)  in  der 
That  eine  in  den  allgemeinen  Zügen  mit  dem  vorliegenden 
Typus  übereinstimmende  Nachbildung  entdeckt.  Die  Hypo- 
these wurde  haltlos,  seit  originale  Sculpturen  des  Damophon 
bekannt  wurden,  nach  denen  dieser  in  spät-hellenistischer  Zeit 
gelebt  haben  mufs  (Kayvadias  Fouilles  de  Lykosura; 
vgl.  Robert  bei  Pauly-Wissowa  Realencyclopädie  IV 
Sp.  2077 ff.  [Der  Datierung  Roberts,  der  Damophon  in 
die  Zeit  des  Hadrian  versetzen  möchte,  kann  sich  der 
Verfasser  nicht  anschliefsen]).  Die  Arbeit  der  vorliegenden 
Replik  ist  sorgfältig,  aber  hart  und  glatt,  und  hat  zudem 
durch  modernes  Putzen  gelitten.  Die  Figur  stand  ur- 
sprünglich  in    der  Villa   Doria   Pamphili;    dort   war   ihr   r. 


BRACCIO  NOÜVO  93.  94-  109 

Arm  seitlich  gesenkt,  der  1.  mit  dem  Bogen  seitlich  erhoben 
und  die  Mondsichel  über  dem  Scheitel  ergänzt  (die  Angabe 
bei  Gerhard-Platner  a.  unten  a.  O.,  sie  sei  ehemals  in 
Villa  Mattei  gewesen,  ist  falsch);  Der  Principe  D.  Andrea 
schenkte  sie  Clemens  XIV.  (1769— 1774);  sie  wurde  zunächst 
im  Gabinetto  delle  maschere  an  Stelle  von  Nr.  429  aufge- 
stellt; hier  war  ihr  1.  Arm  mit  dem  Mittelteil  eines  Bogens 
gesenkt,  der  r.  erhoben  ergänzt,  als  wolle  die  Hand  einen 
Pfeil  aus  dem  Köcher  ziehen.  Erst  nach  1872  kam  sie  an 
ihren  jetzigen  Platz,  wo  bis  dahin  die  Statue  der  Aphrodite 
im  Gabinetto  delle  maschere  Nr*  433  gestanden  hatte. 

De  Rubeis  Villa  Pamphilia  (Romae  1647)  S.  9;  Winckelmann 
Monum.  ined.  S.  27  =  Sämmtl.  Werke  ( Don auesc hingen)  VII  S.  336; 
Pistolesi  V.  Taf.  LVIII,  LX,  LXIIi;  Visconti  Museo  Pio-Cleraentino  I 
Taf.  XXIX;  Clarac  568,  1209B;  569,  1213;  564,  1207;  Gerhard-Platner 
S.  203 f.  Nr.  6;  Braun  Vorschule  der  Kunstmythologie  S.  37  Taf.  54;  Bau- 
meister Denkmäler  d.  klass.  Altert.  I  S.  134  Fig  142;  Brunn-B ruck- 
mann 251;  Furtwängler  Meisterwerke  S.  143  Anm.  I  (Kopf);  Klein 
Praxiteles  S.  311  Anm.  Nr.  2;  Wernicke  bei  Pauly-Wissowa  Real- 
Encyklopädie  II  Sp.  1425   Z.  59fr.;  Heibig  Nr.  38. 

Photographic  Alinari  6553  (2);  Anderson  1361  (2);  Moscioni  2310; 
Rocca  841;  1935  (Kopf). 

93.  Maske  der  Medusa    (Taf.  VI). 

H.  0,64  m.     Grofskörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Stück  im  Kinn,  Teile  der  Locken  über  der  Stirn 
und  Kleinigkeiten.  Abgebrochen  Lockenenden,  beide  Schlangenköpfe  und 
fast  der  ganze  Schlangenknoten  unten. 

Vgl.  Nr.  27. 

Gerhard-Platner  S.  97  Nr.  100;  Heibig  Nr.  39. 

94.  Statue  einer  Priesterin  (Taf, XV). 

H.  1,47  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  mit  Hals,  r.  Arm  mit  Stütze,  1.  Unterarm  mit  Hand  und 
Gewandbausch,  Flicken  in  den  Falten  (aus  Gyps  und  Marmor),  Vorderteil 
des  r.  Fufses  und  Spitzen  der  drei  gröfsten  Zehen  am  1.  Fufs  mit  fast  der 
ganzen  Basis.     Sehr  stark   geputzt. 

Mädchenhafte  Gestalt  in'  aufrechter  Haltung;  1.  Stand- 
bein; r.  Fufs  leicht  vorgesetzt.  Keine  Sandalen;  rings  ge- 
schlossener, umsäumter,  einfach  gegürteter  Peplos,  der  von 
der  gesenkten  L.  aufgenommen  wird.    Der  r.  Arm  war  nach 


I IO  BRACCIO  NOUYO  94. 

dem  Ansatz  leicht  vorgestreckt.  (Die  Erg.  demnach  richtig; 
in  der  modernen  R.  Ähren.)  Auf  den  Schultern  je  eine  ge- 
knotete wollene  Binde,  die  von  dem  ursprünglichen  Kopf 
niederhing  (der  moderne  Kopf  mit  Binde  und  Ährenkranz 
nach  der  r.  Schulter  gewendet  und  geneigt). 

An  den  Wollbinden  ist  die  Figur  als  Priesterin  kenntlich 
(vgl.  Furtwängler  Meisterwerke  S.  557).  Dem  einfachen 
Stile  nach  stammt  das  Original  der  Figur  aus  der  2.  Hälfte 
des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  Das  Motiv  des  1.  Armes  erinnert  noch  an 
die  archaischen  weiblichen  Gestalten  (z.B.  die  von  der  Akropolis; 
Spiegelstützen  bei  S.  Rein  ach  Rupert,  de  la  stat.  II  S.  327fr.); 
vgl.  ferner  Arndt  La  Glyptoth&que  Ny- Carlsberg  Text  S.  12 f. 
Fig.  3.  Die  R.  mufs  ein  charakteristisches  Attribut  gehalten 
haben,  etwa  einen  Schlüssel  oder  eher  einen  Gegenstand,  den 
die  Priesterin  ihrer  Gottheit  darbrachte. 

Ergänzt  ist  die  Figur  als  Ceres;  dies  und  die  Thatsache, 
dafs  die  Arbeit  des  Kopfes  sicher  aus  dem  16.  Jahrh.  stammt, 
spricht  für  die  Angabe  des  Pirro  Ligorio,  dafs  die  Statue 
identisch  sei  mit  einer  im  Beginn  des  16.  Jahrh.  unter 
Alexander  VI.  in  der  sog.  Palestra  der  Villa  Adriana  ausge- 
grabenen Cerere.  In  die  Zeit  des  Hadrian  würde  auch  die 
sorgfaltige,  glatte  Arbeit  der  Copie  passen.  In  Rücksicht 
auf  das  Motiv  wurde  die  Figur  Spes  (De  Rossi),  wegen 
der  Ergänzung  Ceres  (Ligorio,  Pistolesi),  Proserpina 
(Braun),  Höre  des  Sommers  (Nibby)  genannt;  Hei  big 
hielt  den  Kopf  für  antik  und  zugehörig  und  erklärte  die 
Dargestellte  für  Julia,  Tochter  des  Augustus. 

Seit  dem  16.  Jahrhundert  war  die  Figur  auf  dem  Qui- 
rinal  in  den  Gärten  des  Ippoiito  d'Este,  Cardinais  von  Fer- 
rara,  und  ging  dann  mit  diesen  in  päpstlichen  Besitz  über. 
1822  kam  sie  an  ihren  jetzigen  Platz. 

Pirro  Ligorio  Trattato  dell'  antichita  di  Tivoli  Vat.  fol.  14',  Turin, 
fol.  36'  (s.  bei  Winnefeld  a.  unten  a.  O.);  De  Rossi  Insigniores  Statuarum 
Urbis  Romae  Icones  II  Nr.  107;  De  Cavalleriis  Antiquae  statuae  urbis 
RomaeI-IITaf.42;  Pistolesi  Taf.XXVII  2;  Nibby  II  Taf.  VIII;  Penna 
Viaggio  pittorico  della  villa  Adriana  III  Taf.  26;  Clarac  432,  783; 
Gerhard-Platner  S.  92 f.  Nr.  41  Braun  Vorschule  der  Kunstmythologie 
Taf.  32;  ders.  Ruinen  und  Museen  Roms  S.  245  Nr.  12;  Heibig  Archä- 
ologische Zeitung  1863  S.  30;  ßernoulli  Römische  Ikonographie  II  I 
S.  129;  Winnefeld  Villa  des  Hadrian  S.  156;  Heibig  Nr.  40. 


BBACCIO  NOUVO  95.  96.  III 

95.    Statue  des  Apollon  (Taf.  XVI). 

H.  1,47  m-     Grofskrystallinischer  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Teil  des  1.  Oberlides,  Oberlippe,  1.  Hand  mit  halbem 
Unterarm,  dem  vorderen  Hörn  der  Leyer,  Steg  und  halbem  hinteren  Hörn, 
r.  Arm  von  der  Mitte  des  Oberarmes  an  mit  Hand  und  fast  der  ganzen 
Stütze,  Unterschenkel,  Füfse,  Unterteil  des  Stammes,  Basis.  Die  ganze 
Vorderseite  geputzt;  die  alte  Oberfläche  hinten  erhalten. 

Jugendlicher  Körper  in  aufrechter  Haltung;  1.  Standbein; 
r.  Fufs  leicht  zur  Seite  gesetzt  (der  Erg.  hat  den  Fufs  zuweit 
zurückgestellt);  r.  Arm  mit  Plektron  gesenkt;  der  Unterarm 
mittels  einer  Stütze  mit  der  Hüfte  verbunden  (richtig  erg.). 
Der  1.  Arm  hält  die  Leyer,  die  auf  einem  Stamm  ruht  und 
deren  umränderter  Riemen  über  die  r.  Schulter  gelegt  ist. 
Der  Kopf  ist  mit  träumendem  Ausdruck  zur  1.  Schulter  ge- 
wendet und  geneigt;  die  Haare  vorne  gescheitelt  und  zurück- 
gestrichen, hinten  in  einer  Schleife  aufgebunden;  Schulter- 
und  Schläfenlöckchen;  Lorbeerkranz. 

Geringe  und  späte  Variation  des  archaischen  Apollon- 
typus,  der  am  besten  durch  die  Bronzestatue  aus  Pompei  in 
Neapel  vertreten  ist  (Wolters  Jahrbuch  d.  I.  1896  S.  iff.).  In 
den  Haaren  vorne  rohe  Bohrarbeit 

Aus  dem  Besitz  des  römischen  Bildhauers  Pierantoni 
in  den  des  Vatican  gelangt;  seit  1822  an  seinem  heutigen 
Platz. 

Clarac  487,  943;  Gerhard-Platner  S.  92  Nr.  40. 

96.  Römische  weibliche  Porträtbüste  (Taf.  XVI). 

H.  des  Kopfes  (Scheitel -Kinn)  0,26  m.,  der  Büste  (Halsgrube -unterer  Rand) 
0,38  m.     Marmor  des  Kopfes   feinkörnig  und  weifs,   der  Büste  grofskörnig 

und  bläulich. 

Ergänzt  Nase,  Kinn,  Hals,  Teile  der  Frisur  an  beiden  Seiten  mit  den 
Ohrläppchen.  BUstenfufs  mit  Indextäfelchen.  Die  Oberfläche  des  Kopfes 
verwaschen  und  bestofsen.  Auf  der  Stirn  ist  mit  roter  Farbe  19,  auf 
der  Büste  unten  10  aufgemalt. 

Antoninische  Oberarmbüste  mit  Untergewand  und  Mantel 
auf  beiden  Schultern  und  Brust.  Der  Kopf  einer  Frau  in 
den  mittleren  Jahren  mit  gleichgültigem  Ausdruck  leicht  nach 
der  r.  Schulter  gewendet.     Die  Haare  sind  vorne  gescheitelt 


112  BRACCIO  NOUVO  97-  97A. 

und  in  künstlichen  Wellen  zurückgestrichen;  hinten  bilden  sie 
einen  kissenförmigen  Wulst  und  sind  in  einem  breiten  ge- 
flochtenen Streifen  bis  zum  Scheitel  aufgenommen.  Augen- 
sterne und  Pupillen  eingegraben.  Kopf  und  Büste  gehören 
nicht  zusammen.  Die  Frisur  findet  sich  bei  den  Kaiserinnen 
gegen  und  um  die  Mitte  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.     Elende  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  92  Nr.  39. 
Photographie  beim  röm    Institut  Nr.  673. 

97.  Statue  eines  Athleten  (Taf.  XVI). 

H.  1,60  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  mit  Hals  (Gypsabgufs  von  Nr.  105),  r.  Unterarm  mit 
Hand,  Teil  der  Finger  und  Zweig  von  Gyps),  1.  Arm  von  der  Mitte  des 
Oberannes  bis  zur  Handwurzel,  Finger  der  1.  Hand.  Die  antike  Plinthe  in 
eine  moderne  Basis  eingelassen.  Auf  der  1.  Hüfte  rechteckige  Verletzung. 
Stark  geputzt. 

Knabenkörper  (kein  Schamhaar)  aufrecht;  1.  Standbein; 
r.  Fufs  mit  voller  Sohle  leicht  zur  Seite  gesetzt;  1.  Hand  ruht 
im  Rücken;  r.  Arm  gesenkt  (mit  Zweig  ergänzt).  Neben  dem 
1.  Bein  ein  Palmstamm.  Dadurch  kenntlich  als  Copie  nach  der 
Bronzestatue  eines  Knabensiegers,  die  den  schlanken  Pro- 
portionen gemäfs  im  4.  Jahrh.  v.  Chr.  von  einem  dem  Lysipp 
verwandten  Künstler  geschaffen  sein  mufs.  Einfache  Arbeit. 
War  ehemals  im  Pal.  Ruspoli  (vgl.  Nr.  11);  kam  1822  an 
den  jetzigen  Platz.  (Die  Figur  wird  von  Petersen  Bullettino 
comunale  1890  S.  192  [die  Nummer  dort  in  77  verdruckt] 
fälschlich  in   eine  Gruppe    mit  Nr.  99,    103   u.  105   gestellt). 

Clarac  86i,  2185;  Gerhard-Platner  S.  92  Nr.  38;  Furtwängler 
Meisterwerke  S.  523  Anm.  2;  S.  Rein  ach  Repertoire  de  la  stat.  II  S.  550 
Nr.  3;  Heibig  Nr.  42. 

Photographie  beim  röm.  Institut  Nr.  184. 

97A.  Römische  männliche  Porträtbüste, 
sog.  Marcus  Antonius  (Taf.  XVI). 

H.  o,68  m.     Feinkrystallinischer  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  untere  Hälfte  der  Nase,  Brauen  mit  Teil  des  r.  Oberlides, 
Randteile  des  r.  Ohrs,  viereckige  Basisscheibe.  Abgebrochen  war  die 
r.  Schulter.     Bestofsen  Locken  oben,  1.  Ohrläppchen,  Kinn,  Fufs. 

Oben  und  unten  profilierter,  runder  Fufs;  darüber  f la- 
vische Schulterbüste;    der  Kopf  ziemlich  stark  nach  der  r. 


BRACCIO  NOÜVO  98.  1 1 3 

Schulter  gewendet.  Volle  Formen;  Anlage  zu  Doppelkinn; 
schmale  Lippen;  weichlicher,  unbestimmter  Ausdruck.  Vorne 
starke,  wirr  gelockte,  sorgfaltig  mit  dem  Bohrer  unter- 
arbeitete, hinten  glatt  anliegende  Haare.  Gut  ausgeführt, 
aber  conventioneil. 

Gefunden  1830  oder  31  in  einer  Grotte  bei  TorSapienza 
vor  Porta  maggiore  zusammen  mit  Nr.  106  und  angeblich 
einer  Büste  des  Augustus,  die  in  den  Pal.  Casali  gekommen 
wäre.  Nachforschungen  haben  ergeben,  dafs  sich  dort  keine 
solche  Büste  befindet  (Köhler-Brunn  Bullettino  d.  I.  1864 
S.  8;  Archäol.  Zeitung  1864  S.  156*).  Allein  auf  jene  An- 
nahme hin  aber  wurde  Nr.  97  A  Marcus  Antonius,  Nr.  106 
Lepidus  genannt.  Es  kommt  hinzu,  dafs  beide  Büsten  nicht 
einmal  aus  derselben  Zeit  stammen,  sondern  diese  aus  der 
flavischen,  jene  der  trajanischen  Epoche,  also  doch  wahr- 
scheinlich Männer  der  betreffenden  Perioden  darstellen.  Dem 
gegenüber  bedeutet  es  nichts,  dafs  nach  Heibig  das  Profil 
von  97  A  mit  einem  Münzporträt  des  Marcus  Antonius  eine 
gewisse  Ähnlichkeit  zeigt. 

Nach  der  Inschrift  an  der  r.  Seite  der  Stütze  O  O  1831' 
wurde  die  Büste  in  jenem  Jahre  vom  Vatican  erworben. 
Wenn  sie  bei  Pistolesi  publiciert  ist,  dessen  Titelblatt  die 
Jahreszahl  1829  trägt,  so  mufs  man  annehmen,  dafs  die 
Ausgabe  jenes  Bandes  1829  beabsichtigt  war,  aber  erst 
einige  Jahre  später  erfolgte  (vgl.  Nr.  26  u.  38).  Die  Büste 
stand  nach  Pistolesi  zunächst  an  Stelle  von  Nr.  112  (s.  dort); 
in  der  Beschreibung  d.  St.  Rom  ist  sie  nicht  genannt. 

Pistolesi  Taf.  XXVIII 2;  Braun  Ruinen  und  Museen  Roms  S.  253 
Nr.  18;  Bernoulli  Römische  Ikonographie  I  S.  207  Fig.  30;  Heibig 
Nr.  41;  Crowfoot  Journal  of  hell,  studies  1900  S.  35  ff.  Taf.  IV. 

Photographie  Alinari  6597  (2);  Anderson  1400;  Moscioni  3670 
(cab.);  beim  röm.  Institut  Nr.  674. 

98.  Römische  weibliche  Porträtbüste, 
wahrscheinlich  der  Julia  Domna  (Taf.  XVI). 

H.  (ohne  Büstcnfufs)  0,74  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  die  rollenartigen  Enden  der  Frisur  unter  den  Ohren, 
Flicken  im  Gewand,  Büstenfufs.     Der  Kopf  war  gebrochen.     Es  fehlt  der 

unterste  Teil  des  Indextäfelchens. 

Vatican.  Katalog  1.  8 


1 


114  BRACCIO  NUOVO  99. 

Nabelbüste,  an  der  auch  der  gröfsere  obere  Teil  des 
Indextäfelchens  erhalten  ist,  bekleidet  mit  Tunica  (gegürtet 
mit  gedrehter  Schnur)  und  einem  Mantel,  der  vor  der  Brust 
in  einen  Knoten  gebunden  ist.  Darauf  —  gebrochen  und 
sicher  zugehörig  —  ein  jugendlicher  weiblicher  Porträtkopf 
mit  leichter  Wendung  nach  der  r.  Schulter.  Die  Haare  oben 
gescheitelt  und  kissenartig  in  Wellen  nach  beiden  Seiten 
über  die  Ohren  gelegt;  unten  sind  sie  von  einer  gewundenen 
Flechte  umsäumt  und  hinten  in  einem  flachen  Nest  aufge- 
nommen. Augensterne  und  Pupillen  eingegraben.  Wahr- 
scheinlich Julia  Domna,  die  Gemahlin  des  Septimius  Severus 
(vgl.  Bern o ulli  a.  unten  a.  O.  Münztafel  I  Nr.  14). 

Gerhard-Platner  S.  92  Nr.  37;  Berno ulli  Römische  Ikonographie 
II 3  S.  44. 

Photographie  beim  röm.  Institut  Nr.  675. 

99.   Statuette  eines  Athleten.  (Taf.  XVI). 

H.  1,60  m.  (Ohne  Basis  1,50  m.).     Feinkörniger  weifser  Marmor  mit 

grauen  Adern. 

Ergänzt  Hals,  r.  Arm  mit  Hand,  1.  Unterarm  von  der  Berührungs- 
stelle an  mit  Hand,  1.  Bein  mit  Stamm  bis  auf  kleinen  Ansatz,  r.  Bein  mit 
Teil  der  Geschlechtsteile  und  entsprechendem  Teil  des  Bauches  und 
Gesäfses,  Basis.  Abgestofsen  Nasenspitze  und  Rand  des  1.  Ohres.  An 
der  r.  Flanke  oben  ein  Loch,  augenscheinlich  modern,  um  eine  Eisenstutze 
des  r.  Armes  darin  zu  befestigen,  was  dann  unterblieb.  Ansatzstelle 
für  die  1.  Hand  auf  dem  Bauche. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein,  gestützt  durch  einen 
Stamm;  r.  Fufs  mit  voller  Sohle  schräg  vorgesetzt;  1.  Arm 
gesenkt;  der  Unterarm  mit  nach  oben  geöffneter  Handfläche 
quer  vor  den  Bauch  gehalten  (lag  ursprünglich  dicht  an). 
R.  Arm  erhoben;  in  der  Hand  ein  kleines  Ölgefafs  (richtig 
ergänzt).  Kopf  mit  kurzgeschnittenen  Haaren  geradeaus  ge- 
richtet. Die  sehr  mäfsig  ausgeführte  und  stark  überarbeitete 
Statuette  ist  eine  Replik  des  Typus,  der  durch  den 
Münchener  sog.  Salber  und  seine  Dresdener  Variation 
(Brunn-Bruckmann  132/133)  am  besten  vertreten  ist,  und 
zwar  scheint  sie  die  letztere  wiedergeben  zu  wollen. 

Der  flau  ausgeführte,  stark  geputzte  Kopf  ist  nicht  zuge- 
hörig, sondern  stammt  von  einem  stilistisch  verwandten  Typus 
(s.  Nr.  105;  Furtwängler  a.  unten  a.  O.  S.  470  Anm.  5). 


BRACCIONÜOVO  IOO.  IOOA.  II  5 

Die  Figur  wurde  zugleich  mit  Nr.  32 — 35,  103  u.  105 
im  Jahre  18 19  bei  Tivoli  in  der  sogen.  Villa  des  Quintilius 
Varus  oder  der  der  Cynthia  gefunden  (s.  Nr.  32)  —  die  drei 
Athleten-Statuetten  hatten  in  den  Nischen  eines  Zimmers 
gestanden  —  und  in  demselben  Jahre  vom  Vatican  erworben; 
sie  kam  1822  an  ihren  jetzigen  Platz. 

Guattani  Memorie  enciclopediche  VII  S.  139;  Clarac  855,  2167; 
Gerhard-Platner  S.  92  Nr.  36;  L.  Urlichs  Glyptothek  S.  74;  Dütschke 
Antike  Bildwerke  in  Oberitalien  IV  S.  53f.;  Bloch  Römische  Mitteil.  1892 
S.  93;  Furtwängler  Meisterwerke  S.  468  Anm.  1;  Petersen  Bullettino 
comunale  1890  S.  192;  S.  Reinach  Repertoire  de  la  stat.  II  S.  546  Nr.  8; 
Heibig  Nr.  43. 

Photographie  beim  röm.  Institut  Nr.  187. 

100.  Büste  mit  dem  Porträtkopf  des 
jugendlichen  Marcus  Aurelius  (Taf.  XVI  u.  XVII). 

H.  (ohne  Fufs  u.  Tafel)  0,80  m.     Marmor  des  Kopfes  feinkörnig  und 

dunkelgelblich,  der  der  Büste  heller. 

Ergänzt  Nase  mit  Teil  der  Oberlippe,  1.  Auge  fast  ganz  mit  Braue, 
Stück  des  Kinns,  Rand  des  1.  Ohrs,  Rand  u.  Läppchen  des  r.  Ohrs, 
Lockenschopf  über  der  Stirn,  Hals,  1.  Schulter,  Nacken,  Knopf,  viele 
Falten,  Büsten  fufs  und  Indextäf eichen. 

Kleinere  Oberarmbüste  mit  Panzer  und  Paludamentum 
(auf  der  r.  Schulter  geknöpft).  Darauf  mit  leichter  Wendung 
nach  der  r.  Schulter  ein  gering  ausgeführtes  und  schlecht 
erhaltenes  Porträt  des  Marcus  Aurelius  im  Alter  von 
15— 20  Jahren  (Augensterne  und  Pupillen  eingegraben),  das 
sicher  nicht  zur  Büste  gehört.  Eine  sehr  viel  bessere 
Replik  des  Kopfes  im  capitolinischen  Museum  (Bernoulli 
a.  unten  a.  O.  Taf.  Lau.  b). 

Gerhard-Platner  S. 92  Nr. 33;  Bernoulli  Römische  Ikonographie II 2 
S.  174  Nr.  101  u.  S.  181. 

Photographie  beim  röm.  Institut  Nr.  676. 

100A.  Römische  männliche  Porträtbüste 

(Taf.  XVI  u.  XVII). 

H.  (ohne  Fufs)  0,70  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor» 

Ergänzt  Nase,  Rand  des  r.  Ohrs,  Kinn  mit  Unterlippe,  Flicken  am 
Mantel,  BUstenfufs.    Rand  des  1.  Ohrs  bestofsen. 

8* 


Il6  BEACCIO  NÜOVO  10 1. 

Oberarmbüste  mit  Panzer  und  Paludamentum ,  auf  der 
r.  Schulter  geknöpft.  Darauf  mit  Schnitt  anschliefsend,  also 
sicher  nicht  zugehörig,  der  leicht  nach  der  r.  Schulter  ge- 
wendete Kopf  eines  bejahrten  Mannes  mit  kurzem  Vollbart, 
dichten,  ziemlich  kurz  geschnittenen,  wenig  gelockten  Haaren, 
die  sehr  roh  mit  dem  Bohrer  ausgearbeitet  sind,  und  trübem 
Ausdruck.  Brauen  plastisch;  Augensterne  und  Pupillen  ein- 
gegraben. 

Geringe  Arbeit  des  3.  Jahrh.  n.  Chr. 

Gcrhard-Platner  S.  92  Nr.  35. 
Photographie  beim  röm.  Institut  Nr.  677. 


101.  Statuette  eines  Athleten  (Taf.  XVI  u.  XVII). 

H.   1,55  m.     Ziemlich  feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase  mit  Teil  der  Oberlippe,  Rand  des  1.  Ohrs,  Hals,  beide 
Arme  bis  auf  Ansatz,  grofser  Flicken  in  der  r.  Htilfte  u.  im  Rücken, 
rundes  Stück  im  Rücken,  fast  ganze  1.  Hinterbacke,  Flicken  am  Ansatz  des 
I.  Beins  u.  am  r.  Knie  hinten,  Nagel  des  gr.  Zehen  am  r.  Fufs.  Ge- 
brochen in  der  Höhe  der  Hüften,  am  Ansatz  des  1.  Beins,  unter  dem 
1.  Knie,  über  dem  1.  Knöchel,  über  und  unter  dem  r.  Knie.  Sprünge  in 
der  1.  Schulter  hinten.  Ein  Loch  im  Rücken  zeugt  für  ehemalige  Auf- 
stellung vor  einer  Wand.  Die  Oberfläche  von  Wasser  versintert,  aber 
gereinigt 

Ein  Knabe  (ohne  Schamhaar)  steht  aufrecht  mit  r.  Stand- 
bein, das  von  einem  Stamm  gestützt  wird.  Der  1.  Fufs 
leicht  zur  Seite  und  etwas  zurückgesetzt;  die  Ferse  stark 
erhoben,  wodurch  auch  das  Knie  weit  vortritt.  R.  Arm 
gesenkt  (richtig  erg.);  die  Finger  halten  den  Pfropfen  des 
Alabastron,  das  die  L.  gerade  vorgestreckt  hält  (die  Erg. 
des  gesenkten  1.  Oberarms  richtig).  Der  Kopf  ist  zur  1. 
Schulter  gewendet  und  etwas  erhoben  (der  Erg.  hätte  ihn 
mehr  neigen  müssen;  an  seiner  Zugehörigkeit  ist  nach 
Marmor,  Erhaltung,  Arbeit  und  Stil  nicht  zu  zweifeln).  Die 
Brustwarzen  umrissen;  danach  und  nach  der  Stilisierung  der 
Haare  war  das  Original  in  Bronze  gearbeitet,  nach  dem 
Charakter  der  Formen,  besonders  des  Kopfes  im  Kreise  des 
Polyklet  entstanden.  Die  Stellung  stimmt  mit  der  des 
Doryphoros  oder  Diadumenos  nicht  überein  und  entbehrt 
des  freien  Rhythmus  und  der  sicheren  Ruhe  jener  Figuren; 


BRACCJO  NUOVO  IOI.  117 

in    der    gebrochenen    Haltung    des    1.    Beines    liegt    etwas 
Momentanes.     Doch    wäre    es    falsch,    hierin    eine  Vorstufe 
jener  vollkommeneren  Darstellungen  zu  vermuten,    die  sich 
vielmehr  durch  verhältnismäfsig   gröfsere  Strenge    und  Ein- 
fachheit auszeichnen  müfste,   während  die  Unruhe,  die  diese 
Figur  beherrscht,    dafür  spricht,    dafs  hier  der  Versuch  ge- 
macht wurde,  den  kanonischen  Typus  durch  eine  veränderte 
Stellung  des  Spielbeins  frischer  und  lebensvoller  zu  gestalten. 
Die  grofse  Verwandtschaft  des  Kopfes  mit  dem  des  Dory- 
phoros  spricht  dafür,  dafs  dieser  Versuch  von  Polyklet  selbst 
gemacht   worden    sei,    und    zwar    in    der    früheren    Periode 
seines    Schaffens,    ehe   er  den  Einflufs  der  attischen  Kunst 
erfahren    hatte,    wie    er    am  Diadumenos    unverkennbar   ist. 
Dieser  späteren  Zeit  wird  eine  andere  Statue  eines  Knaben- 
siegers   angehören,    die    man    mit    gröfster  Wahrscheinlich- 
keit Polyklet  zugeschrieben  hat,    der  sog.  Westmacott'sche 
Athlet,    und    aus  diesem  zeitlichen  Abstand    läfst   sich   der 
grofse  Unterschied  erklären,  der  zwischen  dieser  Figur  und 
der  vaticanischen  obwaltet,  und  der  graduell  gleich  ist  mit 
dem  zwischen  Doryphoros  und  Diadumenos. 

Die  Ergänzung  der  Hände  wurde  ausgeführt  nach 
einer  ähnlichen  Figur  in  der  Glyptothek  in  München 
(Furtwängler  Beschreibung  der  Glyptothek  Nr.  458).  Sie 
ist  von  Furtwängler  an  dem  eben  und  dem  unten  a.  O. 
mit  Unrecht  für  eine  Replik  der  vaticanischen  Figur  erklärt 
worden;  die  Köpfe  stimmen  nicht  überein,  und  die  Beine  — 
auch  angenommen  das  1.  sei  in  München  zum  gröfsten  Teil 
modern  —  können  niemals  eine  identische  Stellung  gehabt 
haben.  Ebenso  irrig  ist  Furtwängler's  Ansicht,  dafs  die 
Fufsstellung  der  vaticanischen  Figur  zu  den  Fufsspuren  auf 
einer  in  Olympia  gefundenen  Basis  stimme,  auf  der  einst 
die  von  Polyklet  gearbeitete  Statue  des  Pythokles  gestanden 
hat  Die  Füfse  stehen  hier  näher  und  in  einem  erheblich 
kleineren  Winkel  zu  einander. 

Die  Ausfuhrung  ist  sorgfältig  und  augenscheinlich  getreu, 
aber  trocken.  Die  Oberfläche  hat  durch  das  Abputzen  nicht 
gelitten. 

Vorne  an  der  bohnenförmigen  Plinthe  (die  Langseite 
hinten)  eine  moderne  Inschrift,   nach  der  die  Figur,    ebenso 


Il8  BBACCIO  NUOVO  102,  103.  103A. 

wie  Nr.  38  A,  in  der  angeblichen  Villa  des  Lucullus  am  Lago 
Circeo  gefunden  worden  ist.  Sie  kam  zunächst  in's  Museo 
Chiaramonti  (Fea  Nuova  descrizione  S.  88),  1822  an  den 
jetzigen  Platz. 

Clarac  861,  2184;  Gerhard-Platner  S.  92  Nr.  34;  Braun  Ruinen 
u.  Museen  Roms  S.  246  Nr.  13;  Furt wängler  Meisterwerke  S.  473fr.  Anna. 
lA,  Fig.  8i;  S.  Reinach  Repertoire  de  la  stat.  II  S.  549  Nr.  2;  Heibig 
Nr.  44. 

Photographie  beim  röm.  Institut  Nr.  183. 

102.  Angebliche  Büste  des  Augustus 

(Taf.  XVI  u.  XVII). 

Antik  ist  nur  der  r.  Armstumpf  mit  Teil  der  Brust  einer  Panzer- 
büste.    Der  Kopf  ist  eingesetzt. 

Die  Büste  ist  augenscheinlich  zur  Ergänzung  der  Trias 
mit  Nr.  97  A  und  106  aufgestellt  worden. 

Bernoulli  Römische  Ikonographie  I  S.  207. 

103.  Statuette  eines  Athleten  (Taf.  XVII). 

H.  1,59  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor   mit  schwachen  schwarzen  Adern. 

Ergänzt  Kopf  und  Hals  (Abgufs  von  Nr.  99),  1.  Unterarm  von  der 
Berührungsstelle  an,  r.  Unterarm  mit  Hand  und  Teil  des  Oberarmes,  beide 
Beine  bis  auf  die  Ansätze,  Stamm,  Basis.  Gebrochen  war  der  Teil  des 
r.  Oberarmes  zunächst  der  Schalter.     Ansatz   für  die  1.  Hand   am  Bauch. 

Stellung,  Motive,  Herkunft  wie  bei  Nr.  99.  In  der  Aus- 
führung etwas  weicher.     Ebenfalls  stark  geputzt. 

Gerhard-Platner  S.  92  Nr.  32;  Dütschke  Antike  Bildwerke  in 
Oberitalien  IV  S.  53c;  Heibig  Nr.  45;  Guattani,  Urlichs,  Bloch, 
Furtwängler,  Petersen  s.  bei  Nr.  99. 

Photographie  beim  röm.  Institut  Nr.  189. 

103A.  Römische  männliche  Porträtbüste 

(Taf.  XVII). 

H.  d.  Ganzen  0,765  m.,  des  Kopfes  0,31  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Unterteil  der  Nase,  Mitte  der  Lippen,  Flicken  in  der  r. 
Braue,  r.  Ohr,  1.  Ohrläppchen,  Büste  mit  Fufs.  Ziemlich  stark  bestofsen 
und  geputzt. 

Auf  einer  modernen,  mit  Tunica  und  Mantel  bedeckten 
Büste  der  Kopf  eines  älteren  Mannes  halb  nach  der  1.  Schulter 


BRACCIO  NUOVO  104.  105.  II9 

gewendet;  weiche  Formen ;  starkes  Kinn;  kleiner  geschlosse- 
ner Mund  mit  schmalen  Lippen  und  leicht  herabgezogenen 
Winkeln;  breite,  wenig  vorragende  Nase ;  kleine,  tiefliegende 
Augen;  mittelhohe  reich  modellierte  Stirn;  kurze,  schlichte 
Haare,  oben  in  die  Stirn  gekämmt.  Vornehmer,  freundlich 
beobachtender  Ausdruck.  Schönes  Porträt  der  ersten  Kaiserzeit. 

Photographie  beim  röm.  Institut  Nr.  678. 


104.  Römische  weibliche  Porträtbüste  (Taf.  XVII). 

H.  (Haaransatz — Halsschnitt)  0,25  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Antik  nur  die  Maske  mit  einem  Stückchen  Haare  über  der  Mitte  der 
Stirn  und  dem  Vorderteil  des  Halses.  Ergänzt  die  halbe  Nase.  R.  vom 
Indextäfelchen  aufsen  die  No.  882  mit  schwarzer  Farbe  aufgemalt 

Büste  mit  Tunica  und  Obergewand,  das  über  den  Kopf  ge- 
legt ist.  Leichte  Wendung  des  Gesichtes  nach  der  r.  Schulter. 
Frau  in  den  besten  Jahren.  Brauen  plastisch;  Augensterne  und 
Pupillen  eingegraben.  Ernster  Ausdruck.  Stammt  von  einem 
Porträt  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.  Vgl.  Bernoulli  Römische 
Ikonographie  II 3  Taf.  XXVII  (Julia  Soaemias?)  u.  XXXI a 
(Orbiana?). 

Gerhard-Platner  S.  92  Nr.  31. 
Photographie  beim  röm.  Institut  Nr.  679. 


105.  Statuette  eines  Athleten  (Taf.  XVII). 

H.  1,44  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  schwachen  schwarzen  Adern. 

Ergänzt  Flicken  zwischen  Hals  und  Schultern,  r.  Arm  bis  auf  den 
Ansatz,  Flicken  in  der  1.  Achselhöhle  hinten,  1.  Arm  bis  auf  die  obere 
Hälfte  des  Oberarms,  r.  Bein  bis  auf  die  obere  Hälfte  des  Oberschenkels, 
Stamm  bis  auf  ein  kleines  Stück  hinten  oben,  r.  Unterschenkel  mit  Knie, 
Füfse,  Basis.  Bestofsen  die  Nasenspitze.  Abarbeitung  einer  kleinen 
Stütze  auf  der  r.  Seite  des  Bauches  (hinter  der  r.  Handwurzel)  und  auf  dem 
1.  Oberschenkel  (dicht  bei  der  Öffnung  des  Alabastron);  hier  weiter  nach 
oben  andere  Spuren  von  Abarbeitungen. 

Aufrecht  stehender  Jüngling  mit  r.  Standbein,  das  von 
einem  Stamm  gestützt  wird;  1.  Fufs  mit  voller  Sohle  leicht 
zur  Seite  und  vorgesetzt.  L.  Arm  hängt  herab;  in  der  Hand 
ein  Alabastron.  R.  Oberarm  leicht  vorgestreckt;  der  Unter- 
arm quer  vor  den  Bauch  gehalten    (richtig  erg.).     Der  Kopf 


I 


120  BBACCIO  NUOVO  IOÖ. 

mit  kurz  gelockten,  vorne  straff  aufgebürsteten  Haaren  leicht 
zur  1.  Schulter  gewendet. 

Die  Figur  giebt  in  mäfsiger  Ausführung  einen  bekannten 
Typus  wieder.  Nach  den  vollständiger  erhaltenen  Repliken 
ergeben  sich  zwei  Möglichkeiten  der  Ergänzung  (vgl.  darüber 
Hartwig  a.  unten  a.  O.).  Nach  der  gröfseren  Anzahl  von 
ihnen  hielt  der  Athlet  in  der  R.  den  Stil  der  Strigilis,  deren 
gekrümmter  Teil  von  den  Fingern  der  L.  gefafst  wurde,  sodafs 
der  Daumen  von  oben  in  die  Hohlrinne  griff,  um  den  beim  Ab- 
schaben darin  angesammelten  Schmutz  zu  entfernen.  Nach 
einer  in  Material  (Bronze)  und  Gröfse  dem  Original  ent- 
sprechenden Replik,  die  in  Ephesos,  allerdings  in  viel  Stücke 
zerbrochen,  gefunden  worden  ist,  hätte  der  Athlet  vielmehr 
mit  der  Strigilis  das  1.  Handgelenk  gereinigt  (Ausstellung  von 
Fundstücken  aus  Ephesos,  Wien,  1901  S.  iff.  mit  Abb.  und 
Titelblatt).  Das  Original  mufs  im  Beginn  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  ent- 
standen sein,  in  derselben  Schule,  in  der  ein  älterer  Meister  das 
Original  von  Nr.  99  u.  103  geschaffen  hat,  mit  denen  die  Figur 
zusammengefunden  wurde;  s.  Nr.  99  u.  32.  Da  an  jener  Stelle 
zwei  Köpfe  des  Typus  Nr.  105  zu  Tage  gekommen  sind,  mufs 
dieser  ehemals  ebenso  wie  der  andere  (Nr.  99  u.  103)  in  zwei 
Exemplaren  vorhanden  gewesen  sein;  diese  augenscheinlich 
absichtliche,  doppelte  Gegenüberstellung  spricht  dafür,  dafs 
man  sich  schon  im  Altertum  über  den  kunstgeschichtlichen 
Zusammenhang  zwischen  beiden  Typen  klar  gewesen  ist. 

Guattani  Memorie  enciclopediche  VII  S.  139;  Clarac  861,  2183; 
Gerhard-Platner  S.  92  Nr.  30;  Bloch  Rom.  Mitth.  1892  S.  92k  (Ab- 
bildung); Petersen  Bullettino  comunale  1890  S.  192;  Furtwängler 
Meisterwerke  S.  470  Anm.  5;  Hei  big  Nr.  46;  Hartwig  Jahreshefte  d. 
österr.  arch.  Iustituts  1901  S.  156. 

Photographie  beim  röm.  Institut  Nr.  188. 

106.  Römische  männliche  Porträtbüste 

(Taf.  XVII). 

H.  0,78  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase  bis  auf  einen  Teil  der  1.  Seite,  Ränder  beider  Ohren, 
viereckige  Basisplatte.     Gewand  und  Armstumpf  bestofsen. 

Oben  und  unten  einfach  profilierter,  runder  Fufs;  darüber 
ein  in  der  gleichen  Weise  profiliertes  viereckiges  Zwischen- 


BRACCIONUOVO  107.  107A.  121 

stück  (kein  Indextäfelchen),  dann  trajanische  Achselbüste  mit 
ausgebildeten  Armstumpfen;  auf  der  1.  Schulter  ein  Stück 
des  Mantels  mit  Knopf.  Der  Kopf  energisch  nach  der  r. 
Schulter  gewendet;  kurzer  Vollbart,  lockiges  Haar  in  vollen 
Strähnen  gehalten;  Brauen  plastisch;  schmales  Gesicht;  zurück- 
tretendes Kinn.  Ein  Mann  in  den  Dreifsigen  mit  mattem 
Ausdruck.     Gute  Arbeit. 

Fälschlich  Lepid us  genannt;  s.  darüber,  wie  über  Her- 
kunft Nr.  97  A.  Auch  hier  an  der  r.  Seite  der  Stütze  O  O 
1831*     Stand  zunächst  an  der  Stelle  von  Nr.  24. 

Pistolesi  Taf.  IX 4;  Braun  Ruinen  und  Museen  S.  253  Nr.  18;  Ber- 
noulli  Rom.  Ikonographie  I  S.  221  ff.  Fig.  32;  S.  Reinacb  Chroniques 
d'orient,  2.  ser.  1891 — 95  S.  41 1;  Hei  big  Nr.  47;  Crowfoot  Journal  of 
hell,  studics  1900  S.  37. 

Photographie  Alinari  6593  (2);  beim  röm.  Institut  Nr.  680. 

107.  Bärtige  Panzerbüste  (Taf.  XVII). 

Moderne  Arbeit. 

Venuti  Monumenta  Matthaeiana  II  Taf.  XXIX  2;  Gerhard-Platner 
S.  92  Nr.  29. 

107 A.  Statue  der  Athena  (Taf.  XVII). 

H.   1,605  m.     Marmor  der  Figur  grofskrystallinisch  und  gelblich,  des 

Kopfes  feinkörnig  und  gelblich. 

Ergänzt  Nase,  Teile  der  Lippen,  vordere  Spitze  des  Helms,  die  auf- 
gerollte Backenklappe  1.  mit  Teil  der  Haare,  1.  Oberteil  des  Helmes,  unterer 
Teil  des  Halses  mit  Ende  des  Haarschopfes  im  Nacken,  r.  Arm  bis  auf  An- 
satz, 1.  Arm  von  der  Mitte  des  Oberarmes  an,  Schild  mit  Stützen  (Ansätze 
vorhanden),  Teile  der  Falten,  Stück  des  1.  Ägisrandes,  grofser  Flicken  unter 
dem  Apoptygma,  Saum  des  Peplos  mit  den  FUfscn  bis  auf  den  kl.  Zehen 
des  1.  Fufses,  unterster  Teil  des  altarfbrmigen  Untersatzes  u.  die  Basis.  Ab- 
gestofsen  die  Ränder  der  Agis;  Reste  von  Schlangen  vorhanden.  Dicht 
unterhalb  des  Apoptygma  quer  durchgebrochen. 

Die  Göttin  steht  aufrecht;  r.  Standbein;  I.  Fufs  mit  er- 
hobener Ferse  leicht  zur  Seite  gesetzt.  Dreisohlige  Sandalen; 
gesäumter  Peplos  mit  langem  Apoptygma,  an  der  r.  Seite 
offen,  hochgegürtet.  Die  Brust  von  der  Ägis,  mit  wildblicken- 
dem Gorgoneion  in  der  Mitte,  symmetrisch  bedeckt.  L.  Arm 
gesenkt,  hält  einen  kleinen  Schild  (richtig  erg.),  der  auf  einem 
kleinen,    oben  und  unten    einfach    profilierten    altarförmigen 


122  BRACCIO  NUOVO  107A. 

Untersatze  steht.  R.  Oberarm  gesenkt;  Unterarm  erhoben, 
in  der  Hand  Teil  des  Speeres  ergänzt;  war  wahrscheinlich 
ebenfalls  gesenkt  und  hielt  den  Speer  leicht  angelehnt.  Der 
Kopf  mit  lächelndem  Ausdruck  leicht  zur  r.  Schulter  ge- 
wendet; die  Haare  vorne  gescheitelt  und  zur  Seite  gestrichen; 
hinten  schmaler  Schopf.  Helm  korinthischer  Form  mit  auf- 
gerollten Backenklappen;  auf  seiner  Höhe  ein  tiefes  Loch  zur 
Befestigung  des  Busches. 

Der  Kopf  gehört  nicht  zur  Figur;  sein  Marmor  ist  anders; 
der  Kopf  der  Statue  hatte  keinen  Nackenschopf;  seine  Arbeit 
—  rohe  Verwendung  des  Bohrers  in  den  Haaren  —  ist  noch 
geringer  als  die  der  Statue.  Beide  Teile  überarbeitet  und 
geglättet. 

Die  Göttin  ist  als  ganz  junges,  unentwickeltes  Mädchen 
dargestellt.  Es  giebt  eine  Reihe  ähnlicher  Figuren,  die  so- 
wohl darin,  wie  in  der  Kleidung,  Gürtung  und  Gewandbe- 
handlung mit  der  vaticanischen  übereinstimmen;  auch  kehrt 
bei  zweien  der  altarförmige  Untersatz  neben  dem  1.  Fufse 
wieder  (vgl.  zu  diesem  Motiv  ein  athenisches  Votivrelief 
bei  Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen  Nr.  1237).  So  die 
schon  von  Clarac  genannte  Statue  des  Louvre:  Salle  de 
l'Ermafrodite,  Cl.  319,  839  u.  Giraudon  phot.  1127;  in 
Neapel:  Cl.  469,  888;  in  Konstantinopel  aus  Magnesia:  S. 
Reinach  Repertoire  de  la  statuaire  II  S.  799  Nr.  8  u.  S. 
800  Nr.  2;  in  Woburn  Abbey:  Furtwängler  Statuencopien 
I  (Abh.  d.  bayer.  Ak.  d.  Wissensch.  1897)  s-  57°  Taf-  VII3; 
in  Hannover:  Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen  Nr.  1075 
(auch  hier  wird  ein  Altar  vorhanden  gewesen  sein,  dessen 
Basis  erhalten  ist);  im  Conservatoren-Palast  vom  Esquilin: 
Bullettino  comunale  1876  S.  213  Nr.  2  (vgl.  Paciaudi  Monum. 
Peloponnesia  IS.  35  =  Museo  Naniano  Nr.  18;  C  I  Gr  6833). 
Furtwängler  hat  das  von  ihm  publicierte  Exemplar  mit 
Recht  in  Beziehung  zu  Praxiteles  gesetzt;  auch  alle  übrigen 
lassen  in  der  Gewandbehandlung  den  Einflufs  dieses  Meisters 
erkennen.  Der  Typus,  der  künstlerisch  nicht  gerade  hervor- 
ragend ist,  mufs  also  gegen  Ende  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  in  den 
Schülerkreisen  des  Praxiteles  geschaffen  worden  sein  (vgl.  Museo 
Chiaramonti  Nr.  354).  Dafs  er  Athena  als  friedliche  Göttin  dar- 
stellen sollte,  wie  schon  Clarac  voraussetzte,  versteht  sich  im 


BRACC10  NÜOVO  108.  123 

Grunde  von  selbst;  es  würde  noch  durch  die  Inschrift  des 
Paciaudischen  Exemplares:  AOHNA  •  EIPHNCWOPOC  bestätigt 
werden,  wenn  deren  Echtheit  als  ganz  gesichert  anzunehmen 
wäre,  was  Hülsen  bezweifelt  (mündliche  Mitteilung).  Nach 
Clarac  hätte  die  Figur  einst  im  Museo  Pio-Clementino  ge- 
standen; seit  1822  steht  sie  an  ihrem  jetzigen  Platz. 

Clarac  472,  898A;  Gerhard-Platner  S.  92  Nr.  28. 
Photographie  beim  röm.  Institut  Nr.  681. 


108.  Statue  der  Artemis  (Taf.  XV  u.  XXI). 

H.   1,65  m.     Marmor  des  Kopfes  grofskörnig  und  gelblich,  des  Körpers 

grofskrystallinisch  und  weifs. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Haarschleife  mit  Halbmond,  1.  Seite  des  Hinter- 
kopfes u.  der  Haare  an  der  Schläfe,  r.  Arm  bis  auf  Ansatz,  Oberteil  des 
Köchers,  1.  Arm  von  der  Mitte  des  Oberarmes  an,  Knopf  auf  der  r.  Schulter, 
Falte  zwischen  den  Brüsten  oben,  Teile  der  Falten,  1.  Unterschenkel  mit 
Kniekehle  u.  Fufs,  die  Spitzen  der  3  gröfseren  Zehen  des  r.  Fufscs,  Vorder- 
teil des  Hundekopfes.  Das  antike  Stück  der  Plinthe  unter  r.  Fufs,  Stamm 
und  Hund  in  moderne  Basis  eingelassen.  Abgebrochen  die  unteren  Teile 
der  Ohrläppchen,     Durchgebrochen  oberhalb  des  r.  Knies. 

Die  Göttin  steht  aufrecht;  r.  Standbein  neben  einem 
Stamm,  vor  dem  ein  emporblickender  Jagdhund  mit  Hals- 
band sitzt;  r.  Fufs  mit  erhobener  Ferse  leicht  zur  Seite  gesetzt. 
Jagdstiefel;  kurzer  Chiton  mit  tiefem  Bausch  hochgeschürzt; 
die  zusammengefaltete  Chlaina  hängt  mit  einem  Zipfel 
vor  der  1.  Körperhälfte  vorne,  ist  dann  schräg  über  den 
Rücken  und  um  den  Körper  geschlungen  und  an  der  r.  Hüfte 
noch  einmal  durchgesteckt,  sodafs  hier  der  andere  Zipfel 
kurz  herabhängt;  Köcherband  von  der  1.  Hüfte  zur  r.  Schulter; 
hinter  dieser  der  Köcher.  L.  Arm  gesenkt  mit  Teil  des 
Bogens  in  der  Hand;  r.  Arm  zum  Köcher  erhoben,  um  einen 
Pfeil  zu  nehmen  (beides  richtig  erg.).  Der  Kopf  mit  leichter 
Wendung  nach  der  1.  Schulter  etwas  erhoben;  die  Haare 
vorne  gescheitelt  und  zurückgestrichen,  hinten  kurz  aufge- 
nommen und  von  einem  schmalen  Band  umzogen.  Oben 
Schleife  und  Halbmond  falsch  ergänzt.  An  den  Halsseiten 
sind  Schulterlocken  abgearbeitet;  in  den  Ohrläppchen  Löcher 
für  metallene  Gehänge. 


124  BRACCIO  NÜOVO  109. 

Der  Kopf  gehört  nicht  zum  Körper:  Marmor  verschieden; 
am  Körper  keine  Spur  von  Schulterlocken.  Der  Kopf  ist 
von  sehr  guter,  weicher,  wohl  original  griechischer  Arbeit, 
wenn  auch  nicht  ersten  Ranges;  besonders  zart  behandelt  die 
Augen,  deren  Bildung  an  den  Stil  des  Skopas  erinnert.  Der 
Körper  von  ziemlich  grober,  äufserlich  decorativer  Arbeit 
nach  einem  guten  Original  des  4.  Jahrh.  v.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  92  Nr.  27. 


109.  Statue  des  Nil  (Taf.  XVIII). 

H.  1,65  m.     L.  3, 10  m.     T.   1,47  m.     Grofskörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  am  Nil:  Nase,  fast  ganze  Oberlippe  mit  Teil  des  Schnurr- 
bartes, Unterlippe,  viele  Enden  der  Bartlocken,  r.  Ohrläppchen,  Teile  des 
Kranzes,  alles  Freistehende  an  der  Schleife  und  den  Bändern,  Spitze  des 
1.  Daumens  und  Zeigefingers,  r.  Daumen,  Zeigefinger  und  fast  ganzer  r. 
Mittelfinger,  alles  Freistehende  an  dem  Ährenstraufs,  Spann  und  Zehen  des 
1.,  Zehen  des  r.  Fufses,  Stück  am  r.  Knie,  viele  Teile  der  Falten;  an  der 
Sphinx:  Nase,  Kinn;  am  Füllhorn:  die  freistehenden  Teile  der  Ähren, 
einzelne  Früchte,  fast  der  ganze  Kuchen.  Ad  dem  Knaben  im  Füllhorn 
antik:  Unterkörper  bis  Nabel;  an  dem  auf  dem  Hörn  sitzenden:  Beine  bis 
auf  die  Vorderteile  der  Füfse,  Unterkörper  bis  Nabel  (Ansatz  für  r.  Ellen- 
bogen und  1.  Unterarm  erh.);  an  dem  neben  der  Sphinx  stehenden:  r.  Bein 
mit  Fufs,  r.  Hand  und  Unterarm,  fast  ganze  1.  Hand  (Ansatz  des  1.  Fufses 
und  des  Leibes  an  der  Hand  des  Nil  erh.);  an  dem  über  der  Quelle 
sitzenden:  Unterkörper  bis  Nabel,  1.  Bein  bis  auf  den  Vorderfufs,  obere 
Hälfte  des  r.  Oberschenkels,  r.  Fufs  mit  halbem  Unterschenkel  und  Wade, 
1.  Unterarm  mit  Hand  bis  auf  Mittel-  und  Ringfinger;  an  dem  vor  der 
Quelle  hockenden:  alles  bis  auf  Kopf,  Schultern,  oberen  Brustkasten, 
r.  Arm ;  an  dem  am  Schwanz  des  Ichneumon :  1.  Weiche  mit  halbem  Hinter- 
teil, 1.  Hand  bis  auf  Zeigefinger,  r.  Hand,  1.  Bein  mit  Fufs,  Ansatz  des  r. 
Fufses;  an  dem  hinter  dem  Ichneumon:  beide  Beine  mit  Unterkörper  bis 
zum  Nabel  (Ansatz  für  den  1.  Unterarm  erh.);  an  dem  r.  neben  dem  Kopf 
des  Krokodils:  r.  Bein  mit  Hüfte  und  Fufs  bis  auf  den  gr.  Zehen,  1.  Fufs; 
an  dem  1.  neben  dem  Krokodil :  Unterkörper  mit  1.  Bein  bis  auf  die  Zehen, 
Vorderteil  des  r.  Fufses,  Finger  der  1.  Hand  bis  auf  den  kleinen;  an  dem 
auf  dem  Krokodil :  Bauch,  Gesäfs,  1.  Bein  bis  auf  das  Knie,  r.  Bein  bis  auf 
den  Fufs  (Ansatz  für  die  1.  Hand  erh.);  an  dem  zunächst  dem  r.  Fufs  des 
Nil:  Körper  bis  zu  den  Schultern,  r.  Bein  bis  auf  den  Vorderfufs,  gröfster 
Teil  des  1.  Oberschenkels;  an  dem  hinter  dem  r.  Knie:  1.  Bein  von  der 
Mitte  des  Oberschenkels  abwärts,  r.  Unterarm  mit  Hand  (Ansatz  für  den 
r.  Fufs  erh.);  an  dem  hinter  der  r.  Hand:  1.  Unterschenkel  mit  Fufs,  Finger 
der   r.  Hand;    an   dem   vor  der  r.  Hand:    Gesäfs,  1.  Bein  mit  Fufs  bis  auf 


BRACCIO  NUOVO  109.  I25 

Ferse,  äufsere  Hälfte  des  r.  Oberschenkels,  Vorderteil  des  r.  Fufses;  an  dem 
stehenden  mit  Kranz:  I.  Fufs  (Ansatz  vom  Gesäfs  erh.);  an  dem  auf  der  r. 
Schulter:  Unterkörper  mit  beiden  Beinen  bis  auf  die  Vorderteile  der  FUfse. 
An  dem  Ichneumon  ergänzt:  Kopf  mit  Hälfte  des  Halses,  Stück  im  Rücken, 
Schwanzende;  an  dem  Krokodil:  Kopf  und  Hals,  grofscs  Stück  im  Rücken 
hinter  dem  Knaben,  Kniestück  des  r.  Hinterbeins,  hinteres  Ende  des 
Schwanzes.     Auch    an   der  Basis   verschiedene   unbedeutende  Ergänzungen. 

Gebrochen  war  am  Nil  das  r.  Bein  am  Knie,  in  der  Mitte  des 
Unterschenkels,  beim  Ansatz  des  Fufses  (durch  die  Mitte  der  Ferse);  der 
r.  Fufs  von  der  Basis.  Abgebrochen  eine  Stütze  für  den  Straufs  in  der 
R.  am  Gewände.  Über  weitere  Ansätze  s.  unten.  Auch  an  der  Basis 
unbedeutende  Verletzungen.  Die  Oberfläche  ist  fast  durchweg  von 
Wasser  stark  zerfressen.  Unter  dem  r.  Oberschenkel  ist  das  Gewand  an 
drei  Stellen  durchbohrt,  wohl  um  Wasser,  das  sich  in  dem  von  dem  Ge- 
wand und  dem  1.  Bein  umschlossenen  Raum  sammeln  konnte,  abfliessen 
zu  lassen. 

Die  überlebensgrosse  Gestalt  des  Gottes  liegt  auf  der  1. 
Hüfte  und  dem  rechtwinklig  gebogenen  1.  Bein,  während  das 
Knie  des  r.  Beines  leicht  erhoben  ist  und  der  r.  Fufs  den  Boden 
nur  mit  der  Ferse  berührt.  Mit  dem  1.  Ellenbogen  stützt 
sich  der  Gott  auf  eine  liegende,  dem  Beschauer  gerade  ent- 
gegengerichtete Sphinx.  Die  L.  hält  ein  kunstvoll  mit 
Akanthus,  Riefelung  und  ornamentierten  Ringen  verziertes 
Füllhorn  mit  Ähren,  Trauben,  apfelartigen  Früchten  und 
einem  pyramidenförmigen  Kuchen.  Der  r.  Arm  liegt  lang- 
ausgestreckt mit  dem  Unterarm  auf  dem  r.  Oberschenkel; 
die  Hand  hält  einen  grofsen  Straufs,  dessen  Stengel  in  der 
Hand  erhalten  sind ;  zu  einem  Ährenstraufs  ergänzt  (es  könnte 
auch  ein  Straufs  von  Blumen  und  Früchten  gewesen  sein; 
an  der  Replik  im  Museo  Egiziano  des  Vatican  hält  die  Hand 
eine  apfelartige  Frucht;  s.  über  die  Repliken  unten).  Als 
Unterlage  dient  der  Figur  ein  grofser  Mantel,  von  dem  ein 
Zipfel  über  den  r.  Oberschenkel,  ein  anderer  über  den 
1.  Unterarm  gelegt  ist.  Der  Kopf  hat  langfliefsenden  Voll- 
bart und  langes  Haupthaar,  das  vorne  gescheitelt  und  zur 
Seite  gestrichen,  hinten  in  einem  Knauf  aufgenommen,  von 
einem  breiten  Bande  zusammengehalten  und  von  einem  Kranz 
von  Ähren,  Blüten  und  länglichen  Blättern  (wohl  Schilf) 
umgeben  ist.  Von  dem  Haar  lösen  sich  über  der  Stirn 
r.  und  1.  vom  Scheitel  einige  kleine  Strähnen.  Das  Band 
ist  hinten  in  eine  Schleife  gebunden;  die  langen  Enden  liegen 


126  BBACC10  NÜOVO  109. 

auf  den  Schultern.  Der  Kopf  ist  nach  der  1.  Schulter  leise 
geneigt  und  gewendet,  der  Mund  leicht  geöffnet;  in  den 
Augen  ein  Anflug  von  Schwermut.  Um  den  Gott  spielen 
und  klettern  sechzehn  kleine  Knaben  in  Kindesalter;  der 
Ergänzer  fand  von  ihnen  mehr  oder  weniger  deutliche 
Spuren,  die  er  meistens  gewissenhaft  benutzt  hat.  Einer 
ragt  oben  aus  dem  Füllhorn  und  sieht  sich  mit  unter- 
geschlagenen Armen  triumphierend  nach  dem  Gotte  um  (an 
den  Repliken  im  Museo  Egiziano  des  Vatican  und  in  der 
Sammlung  Cook  sitzt  der  Knabe  auf  den  Früchten).  Ein 
zweiter  sitzt  nach  1.  auf  der  Windung  des  Hornes,  nach 
unten  blickend,  den  r.  Arm  erhoben,  den  1.  mit  einer  Frucht 
auf  dem  Kopfe  der  Sphinx  ruhen  lassend  (die  Ergänzung 
nach  den  erhaltenen  Ansätzen  richtig,  doch  mufs  aufsen 
längs  dem  1.  Beine  ein  längliches  Attribut  angestofsen  haben, 
das  am  Fufs  begonnen,  einen  Ansatz  an  der  Wade  gelassen 
hat  und  dem  eine  kleine  Stütze  am  Kopf  der  Sphinx  zum 
Halt  diente).  Ein  dritter  steht  nach  1.  zwischen  Sphinx  und 
1.  Hand  des  Nil  mit  dem  r.  Fufs  auf  dem  Mantel,  mit  dem 
1.  in  den  Wellen;  die  L.  fafst  den  Daumen  des  Nil,  die  R. 
liegt  auf  dem  Unterarm  des  Gottes  (Ergänzung  richtig).  Ein 
vierter  sitzt  nach  links  zwischen  Füllhorn  und  1.  Hüfte  des 
Nil,  nach  unten  blickend,  die  L.  auf  dem  Hörn  ruhen  lassend, 
mit  der  R.  nach  dem  Dritten  weisend  (Ergänzung  im  Ganzen 
richtig;  die  r.  Wade  war  mit  den  Falten  dahinter  verbunden). 
Ein  fünfter  hockt  unterhalb  der  1.  Hüfte  des  Nil  nach  r. 
und  blickt  nach  oben,  die  L.  an  die  Falten  des  Mantels  legend, 
mit  der  R.  den  Rand  des  Mantels  erhebend,  unter  dem  eine 
volle  Quelle  hervor,  über  den  Rand  der  Basis  abwärts  und 
nach  beiden  Seiten  auseinander  strömt  (Ergänzung  richtig; 
der  Kopf  dieses  Knaben  an  der  Replik  im  Louvre  [s.  unten] 
erhalten);  da  an  diesem  Knaben  und  dem  nächst  dem  r. 
Fu.'s  des  Nil,  d.  h.  den  einzigen,  von  denen  der  Rücken  er- 
halten ist,  Tänien- Enden  im  Nacken  sichtbar  sind,  dürfen 
wir  annehmen,  dafs  alle  Knaben  mit  einer  Tänie  geschmückt 
waren.  Ein  sechster  liegt  vor  dem  1.  Oberschenkel  des  Nil 
nach  1.  mit  dem  Rücken  gegen  den  Beschauer  auf  der  1. 
Hüfte,  gestützt  auf  die  weit  nach  vorn  gesetzte  L.;  mit  der 
R.    drückt   er  den   Schwanz  des  Ichneumon  an  den  Boden 


BRACCIO  NUOVO  109.  127 

(Ergänzung  richtig).  Das  Ichneumon  (richtig  erg.)  ist  nach 
1.  gerichtet.  Hinter  seinem  Kopf  sitzt  ein  siebenter  Knabe 
nach  r.,  sich  mit  der  L.  an  den  1.  Unterschenkel  des  Nil 
haltend,  mit  der  R.  nach  dem  Tiere  greifend  (Ergänzung  in 
der  Hauptsache  richtig;  die  R.  müsste  nach  der  Pariser 
Replik  auf  dem  Kopf  des  Tieres  liegen).  Ein  achter  sitzt 
1.  von  dem  1.  Fufs  des  Nil  nach  vorne,  den  Oberkörper 
nach  dem  Krokodil  gewendet,  dessen  Kopf  er  mit  beiden 
Händen  berührt  (Ergänzung  im  allgemeinen  richtig);  vor 
seinem  r.  Bein  am  Rande  des  Mantels  eine  kelchartige 
Wasserblume,  wie  am  Rande  der  Basis  mehrfach.  Das 
Krokodil  schräg  nach  r.  vorne  gerichtet  (richtig  erg.).  Ein 
neunter  sitzt  1.  vom  Kopf  des  Tieres  nach  vorne,  Körper 
und  Kopf  rückwärts  gedreht,  die  Hände  am  Kopf  des  Tieres 
(Ergänzung  im  allgemeinen  richtig).  Ein  zehnter  reitet  auf 
dem  Krokodil,  die  L.  am  Hals  des  Tieres,  die  R.  erhoben 
(Ergänzung  im  allgemeinen  richtig;  in  der  R.  vielleicht  eine 
Peitsche  zu  erg.).  Ein  elfter  steigt  von  rückwärts  mit  dem  r. 
Bein  auf  den  r.  Unterschenkel  des  Nil,  sich  mit  den  Händen 
haltend  und  nach  r.  oben  blickend  (Ergänzung  richtig). 
Ein  zwölfter  steht  weiter  r.  hinter  dem  Unterschenkel  des 
Nil,  den  1.  Fufs  vorangesetzt,  die  R.  auf  dem  Schienbein  des 
Nil,  die  L.  am  Gewand  (Ergänzung  im  allgemeinen  richtig). 
Ein  dreizehnter  kniet  hinter  der  r.  Hand  des  Nil  mit  dem  1. 
Bein  voran,  mit  der  L.  über  den  Unterarm  des  Nil  greifend, 
den  r.  Arm  auf  das  Gewand  gestützt  (an  der  Falte  hinter 
dem  r.  Fufs  ein  Ansatz,  nach  dem  der  Fufs  hier  angestofsen, 
also  etwas  mehr  nach  r.  gelegen  hat;  sonst  im  allgemeinen 
richtig  erg.).  Ein  vierzehnter  steigt,  mit  dem  Rücken  gegen 
den  Beschauer,  an  dem  r.  Oberschenkel  des  Nil  mit  hoch- 
gesetztem  1.  Bein  in  die  Höhe,  mit  den  Händen  sich  am 
Oberschenkel  und  Unterarm  des  Gottes  haltend  (nach  dem, 
was  vom  Ansatz  des  Körpers  sichtbar  ist,  legte  er  sich  mehr 
vornüber;  Ansatz  für  die  1.  Hand  etwas  tiefer,  als  wo  die 
Hand  jetzt  liegt;  an  der  Falte  hinter  dem  r.  Ellenbogen  die 
Spur  eines  kleinen  Ansatzes;  wo  die  r.  Hand  liegt,  ein  glatt 
gearbeiteter,  länglicher  Ansatz  von  der  Form  eines  Fufses, 
der  zu  dem  folgenden  Knaben  gehörte;  also  hat  der  r.  Arm 
anders  gelegen;  richtige  Benutzung  dieser  Spuren  bei  Vaccari, 


1 


128  BBACCIO  NÜOVO  109. 

Montfaucon  und  Barbiellini  a.  unten  a.  O.,  gesichert  durch 
die  Replik  im  Louvre,  an  der  von  dem  13.  bis  15.  Knaben 
die  Unterkörper  erhalten  sind ;  an  der  Replik  im  Museo 
Egiziano  des  Vatican  findet  sich  an  der  beschriebenen  Stelle 
auf  dem  Gewand  ein  Ansatz;  s.  unten).  Ein  fünfzehnter 
steht  aufrecht  mit  1.  Standbein  auf  dem  r.  Oberschenkel  des 
Nil,  gegen  dessen  Oberarm  gelehnt,  wendet  sich  mit  einem 
Kranz  in  beiden  Händen  nach  r.  oben  (über  die  richtige  Er- 
gänzung s.  das  zu  dem  vorigen  Gesagte).  Ein  sechzehnter  sitzt 
nach  vorne  auf  der  r.  Schulter  des  Nil,  1.  abwärts  blickend,  mit 
der  R.  nach  r.  unten  weisend,  die  L.  gegen  den  Kopf  des 
Nil  erhoben  (Oberkörper  an  der  Replik  im  Louvre  zum  Teil 
erhalten  und  demnach  richtig  erg.). 

Diese  Knaben  personificieren  die  Ellen  (ttt^sic),  um  die 
der  Flufs  steigt,  und  ihre  Zahl  bezeichnet  die  höchstmögliche 
Steigung,  durch  die  die  gröfste  Fläche  Landes  überschwemmt 
und  fruchtbar  gemacht  wird  (PI in.  N.  H.  XXXVI  58;  Lukian 
'Pijxoptüv  8t8asxaX<K  VI;  Philostrat.  sen.  Imag.  I  5).  Ihr 
Emporklettern  soll  nach  Einigen  auf  das  allmähliche  Steigen 
des  Flusses  deuten;  doch  war  es  die  einzige  Art,  die  Knaben 
geschickt  zu  gruppieren;  auch  sind  sie  nicht  alle  mit  Klettern 
beschäftigt;  nach  Petersen  wäre  links  das  Steigen,  rechts 
das  Fallen  des  Flusses  in  der  Bewegung  der  Knaben  ange- 
deutet; diese  sei  aber  nicht  allein  durch  die  Rücksicht  auf 
jene  Idee  bestimmt  worden  (mündliche  Mitteilung).  Das 
Hervorströmen  der  Quelle  unter  dem  Mantel  ist  —  kaum  mit 
Recht  —  auf  die  Verborgenheit  der  Nilquellen  bezogen 
worden.  Ichneumon  und  Krokodil  können  hier  nicht  in  Be- 
ziehung zueinander  gedacht  sein  (s.  unten);  sie  sind  zu  weit 
voneinander  entfernt. 

Der  grössere  Teil  der  Vorderseite  der  Basis  ist  von  den 
plastisch  dargestellten  Wellen  des  Flusses  bedeckt.  Nur  r. 
lassen  sie  Raum  für  vier  Pflanzen  in  Flachrelief;  davon  drei 
übereinstimmende,  mit  langen  schmalen,  schilfartigen  Blättern 
und  einer  langen-  schmalen  Blütendolde  oben.  Die  andere 
Pflanze  hat  breitere  Blätter  und  kelchartige,  gefüllte  Blüten 
(wie  oben  vor  dem  Kopf  des  Krokodil).  Beide  Arten  wieder- 
holen sich  im  Reliefgrunde  der  übrigen  Seiten.  Auf  der 
r.  Nebenseite  zunächst  zwei  Rinder,  das  1.  mit  eingeknickten 


BRACCIO  NUOVO  109.  129 

Vorderfiifsen  im  Begriff,  sich  zu  legen  oder  aufzustehen,  das 
r.  weidend;    dann  ein   Ichneumon  mit   erhobenem  Schwanz 
nach  r.  gegenüber  einem  Krokodil  mit  geöffnetem  Rachen; 
augenscheinlich  ist  das  Ichneumon  im  Begriff,  dem  Krokodil 
in  den  Rachen  zu  springen  und  es  dadurch   zu  töten  (Fun. 
n.  h.  VIII  90).      Das  Krokodil   aber  sperrt  den  Rachen  auf, 
weil  es  —  damit  beginnt  die  Darstellung  der  Rückseite  — 
von  einem  nach  1.  stehenden  Nilpferd  in  den  Schwanz  gebissen 
wird.     Dann  ein  Nilpferd  nach  r.,  das  mit  den  Zähnen   den 
Schnabel  eines  Bootes  packt,  in  dem  ein  unbärtiger  (1.)  und 
ein  bärtiger  Pygmäe  sind;  der  1.  steht  stark  vorgeneigt  nach  r., 
auf  die  R.  gestützt,  der  das  Ruder  entfallen  ist,  und  umblickend; 
der  r.  sitzt  vorgebeugt  nach  1.,   in  der  L.  ein  Ruder.     Dann 
ein  zweites  Boot,  wieder  mit  einem  unbärtigen  (1.)  und  einem 
bärtigen  Pygmäen;  die  Bootspitze  1.  geht  in  einen  Vogelkopf 
aus.      Der  1.  Pygmäe  sitzt  nach  r.,    in  beiden  Händen   ein 
Ruder,  herabblickend  nach  einem  Krokodil,  das  nach  dem 
Ruder  beifst;  der  r.,  der  in  der  abgebrochenen  R.  das  Ruder 
hielt,  nach  r.  in  ähnlicher  Haltung  wie  der  1.  im  ersten  Boot. 
Dann  ein  Vogel  mit  hohen  Beinen,    langem  Hals   und    ge- 
öffnetem Schnabel  nach  r.  stehend ;  ihm  gegenüber  ein  Krokodil 
mit  geöffnetem  Rachen;  der  Vogel  wird  gedeutet  als  Trochilus, 
zu  dem  das  Krokodil  kommt,  um  sich  die  Blutegel  aus  dem 
Rachen  picken  zu  lassen;  doch  war  der  Trochilus  ein  kleiner 
Vogel;  hier  ist  augenscheinlich  ein  Kranich  gemeint.   Dann  ein 
nach  r.  stehendes  Nilpferd  mit  geöffnetem  Maul;    dann  ein 
Krokodil  nach  r.  mit  geöffnetem  erhobenen  Rachen.     Dann 
zwei  Vögel  nach  r.  stehend,  davon  der  1.  mit  kürzerem  Hals 
und  Schnabel  (geschlossen)  als  vorher,   der  r.  ganz  wie  der 
erste.    Vor  ihm  ein  Krokodil  nach  1.  mit  geöffnetem  Rachen, 
das  von   einem  nach  1.  schreitenden  Nilpferd  ins  Hinterteil 
gebissen  wird.    An  der  1.  Nebenseite  I.  ein  nach  r.  stehendes 
Nilpferd;  ihm  entgegen  ein  Krokodil  mit  geöffnetem  Rachen. 
Im  Hintergrund  zwei  Wasservögel  wie  vorher,  der  1.  nach  L, 
der  r.  nach  r.;   ihm  entgegen  ein  Krokodil  mit  erhobenem 
geöffneten   Rachen.      Dann    ein    Nilpferd    nach   r.,    das    ein 
Krokodil  am  Rücken  gepackt   im  Maule    trägt.      Dann    ein 
Krokodil  nach  r.,  im  Begriff,  einem  ihm  gegenüber  stehenden 
Nilpferd  in  die  Nase  zu  beifsen.      Darüber  auf  einer  Blüte 

Vaticao.  Katalog  L  g 


tßO  BBACCIO  NÜOVO  IO9. 

nach   1.  ein  Vogel   wie    vorher.      Die  Hauptfiguren    sind    in 
hohem  Relief,  der  Grund  in  Flachrelief  ausgeführt. 

Über  die  richtige  Ergänzung  aller  Einzelheiten  würde 
ein  festeres  Urteil  zu  gewinnen  sein,  wenn  die  Repliken  der 
Statue  genauer  bekannt  wären;  alle  sind  von  kleinen  Dimen- 
sionen: 1.  Magazin  des  Louvre;  Clarac  749C  1811B. 
2.  Sammlung  Cook  zu  Montserrat  bei  Lissabon;  Clarac 
748,  1813;  Gurlitt  Arch.  Ztg.  1868  S.  84  Nr.  1;  Michaelis 
Arch.  Ztg.  1874  S.  14  u.  57;  ders.  Anc.  Marbles  S.  240; 
Heydemann  Ber.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  1878  S.  114; 
aus  der  Sphinx  ist  in  der  Abbildung  ein  17.  Knabe  ge- 
macht. 3.  Galleria  Giustiniani  I  85;  Clarac  745,  1812; 
Heydemann  a.  a.  O.;  heute  im  Museo  Egiziano  des  Vatican 
Nr.  56,  s.  Marucchi  II  Museo  egizio  vaticano  S.  315. 
Doch  ist  zu  bemerken,  dafs  diese  Copieen  weder  unter  ein- 
ander, noch  mit  der  Colossal-Gruppe  in  allen  Einzelheiten 
übereinstimmen.  Ähnliche  Gruppen,  wie  die  in  Villa  Panfili 
(Matz-Duhn  Antike  Bildw.  in  Rom  Nr.  575)  oder  im  Pal. 
Caetani  (Matz-D uhn  Nr.  576;  E.  Caetani  Lovatelli  Monum. 
ant.  S.  95  Nr.  5)  gehören  nicht  in  die  Reihe  der  Repliken 
(das  Gewand  bedeckt  beide  Beine);  vgl.  auch  I  Monum.  del 
Museo  Torlonia  ripr.  in  fotot.  Taf.  CIX  Nr.  434  =  Clarac 
748,  1816;  Michaelis  Ancient  Marbles  S.  315  Nr.  41  = 
Clarac  749,  1814A;  Win ckelm an n  Versuch  einer  Allegorie 
§  158  (kleine,  jetzt  verschollene  Gruppe  in  Villa  d'Este  zu 
Tivoli  mit  13  Kindern,  von  denen  das  oberste  auf  der  Achsel 
des  Nil  sitzt);  Notizie  degli  scavi  1901  S.  560.  Sie  beweisen 
indes,  dafs  es  nicht  nur  eine  originale  Darstellung  der  reizvollen 

Gruppierung  des  Flufsgottes  mit  den  16  mfo61*  Sa^»  UI?^  w*r  s*nc* 
infolgedessen  aufser  stände  zu  bestimmen,  welchem  Typus  die 
von  Plinius  (n.  h.  XXXVI  58)  als  Weihung  des  Vespasian  im 
Templum  Pacis  beschriebene  Darstellung  dieses  Gegenstandes 
aus  dunklem  Marmor  angehörte.  Für  die  Verbreitung  des  Mo- 
tives  auch  charakteristisch  ein  Relief  im  Conservatoren -Palast 
(E.  Caetani  Lovatelli  Monum.  ant.  Taf.  X),  zwei  Münzen 
(Trajan:  Zoega  Num.  Ägypt.  Taf.  IV  =  Miliin  Mythol. 
Gallerie  Taf.  LXXVIII  306;  Hadrian:  Cohen  Description 
hist.  des  m£d.  rom.  II  S.  188  Nr.  997)  und  aus  später  Zeit, 
dem  4.  od.  5.  Jahrh.  n.  Chr.,  eine  Elfenbein-Pyxis  im  Museum 


BRACCIO  NTJOVO  109.  I3I 

in  Wiesbaden  (Donner  von  Richter  u.  aus'm  Weerth 
Annal.  d.  Vereins  für  nassauische  Altertumskunde  1896 
S.  287  fr.  Taf.  II). 

Die  Gruppe  ist  von  einem  sehr  geschickten  Meister  in 
der  römischen  Kaiserzeit  gearbeitet,  aber  wahrscheinlich  nach 
einem  hellenistischen  Vorbilde  copiert  worden.  Jedenfalls 
ist  zu  bestreiten,  dafs  das  Original  der  mit  ihr  zusammen- 
gefundenen Statue  des  Tiber  (s.  unten)  in  derselben  Epoche 
entstanden  sei,  denn  es  ist  leicht  kenntlich,  dafs  diese, 
weil  sie  als  Pendant  dem  Nil  entsprechen  sollte,  in  Nach- 
ahmung der  bei  ihm  vorhandenen  Motive,  und  zwar  nicht 
gerade  glücklich,  componiert  worden  ist.  Die  Vertrautheit 
mit  Pflanzen-  und  Tierformen  Ägyptens  und  dem  Leben  der 
Tiere,  die  Vorzüglichkeit  der  schwierigen  Composition,  die 
Lebendigkeit  aller  Motive,  die  grofse  poetische  Kraft,  mit  der 
die  an  und  für  sich  ganz  äufserliche  Allegorie  zu  einem  unmittel- 
bar verständlichen  Bilde  voll  märchenhaften  Humors  entwickelt 
ist,  —  all  das  spricht  dafür,  dafs  das  Original  der  Gruppe  schon 
in  der  hellenistischen  Zeit  von  einem  alexandrinischen  Künstler 
geschaffen  ist.  Dieser  Zeit  entspricht  der  Typus  des  Gottes  und 
besonders  die  vollendete  Darstellung  der  Kinderkörper,  die 
speciell  in  der  alexandrinischen  Kunst  ausgebildet  wurde  (vgl. 
Birt  a.  unten  a.  O.  S.  XXIXff.).  Auch  gehen  ähnliche  Compo- 
sitionen,  wie  Herakles  mit  Pygmäen,  kleinen  Satyren  oder  Eroten 
(vgl.  zuletzt  Löwy  Rom.  Mittheil.  1897  S.  69)  und  der  ruhende, 
von  Eroten  umspielte  Hermaphrodit  (Herrmann  bei  Röscher 
Mythol.  Lexikon  I  Sp.  2328 f.)  sicher  auf  die  hellenistische 
Zeit  zurück  (ferner  erinnere  man  sich  an  das  Gemälde  des 
Aetion  von  der  Hochzeit  der  Rhoxane:  Lukian  Herod.  s. 
Eetion  5 ;  vgl.  dazu  das  pompejanische  Gemälde  von  Herakles 
bei  Omphale:  Jahn  Ber.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wissensch.  1855 
S.  21 5 ff.  Taf.  VI  =  Baumeister  Denkm.  d.  klass.  Altert. 
S.  1105  Abb.  1302.  Nicht  zu  vergessen  ist,  dafs  schon  im 
5.  Jahrh.  Timanthes  ein  ähnliches  Thema  in  seinem  Bildchen 
eines  schlafenden,  von  winzigen  Satyrn  umgebenen  Kyklopen 
behandelte;  Plin.  n.  h.  XXXV  74). 

Die  Gruppe  ist  wahrscheinlich  im  Jahre  1513  zwischen 
den  Kirchen  S.  Maria  sopra  Minerva  und  S.  Stefano  del  Cacco 
(nach  Pistolesi    S.  116  Anm.  1   in  einem  Hause  »presso  la 

9* 


132  BRACCIO  NUOVO  109. 

porta  laterale  della  Minerva«,  d.h.  an  der  südlichen  Lang- 
seite der  Kirche)  gefunden  und  alsbald  in  den  Vatican  ge- 
bracht worden,  (Andreas  Fulvius  Antiquitates  Urbis  II 
fol.  XCII  u.  XCIII).  An  derselben  Stelle  war  im  Januar  15 12 
die  Gruppe  des  Tibers  mit  der  Wölfin  und  den  Zwillingen 
ausgegraben  worden,  die  noch  vor  dem  2.  Februar  in  den 
Vatican  geschafft  wurde  (Grossino  bei  Luzio  Archivio 
della  r.  societä  di  storia  patria  1886  S.  534  u.  535  Anm.  1). 
Dafs  der  Nil  nicht  sofort  mit  gefunden  wurde,  beweist  das 
Schweigen  des  Grossino  in  den  eben  citierten  Briefen;  auch 
spricht  dafür,  dafs  an  dem  Hause,  in  dem  beide  Funde  gemacht 
wurden,  an  den  Tiber  durch  ein  Epigramm  (Schrader  Monum. 
Italiae  II  fol.  201),  an  den  Nil  durch  ein  Gemälde  in  Chiaroscuro 
(Flamini o  Vacca  bei  Schreiber  Ber.  d.  sächs.  Ges.  d. 
Wiss.  1881  S.  64  Nr.  26)  erinnert  wurde;  wären  beide  Funde 
ganz  gleichzeitig  gewesen,  hätte  man  beide  auf  gleiche  Weise 
verewigt.  Endlich  beschreibt  Andr.  Fulvius  in  der  1513 
erschienenen,  versificierten  Antiquaria  Urbis  im  Belvedere 
wohl  den  Tiber,  aber  nicht  den  Nil  (s.  Michaelis  a.  unten 
a.  O.  S.  21;  M.  meint  falschlich,  Fulvius  habe  den  Tigris 
gemeint,  den  man  mit  Wölfin  und  Zwillingen  habe  ergänzen 
wollen).  Immerhin  wird  die  Entdeckung  des  Nils  der  des 
Tibers  bald  gefolgt  sein,  da  beide  schon  im  Altertum  Gegen- 
stücke gebildet  haben,  also  nahe  einander  aufgestellt  gewesen 
sein  müssen,  wenn  wir  auch  Fulvius  seinem  eigenen  Zeugnis 
folgend  nicht  glauben  dürfen,  dafs  Tiber  und  Nil  schon 
unter  Julius  IL  in  den  Vatican  gelangt  seien,  wie  er  in  den 
Antiquitates  II  fol.  XXVI  angiebt.  Es  ist  sehr  zweifelhaft, 
ob  eine  der  beiden  Figuren  schon  einmal  gegen  Mitte  des 
15.  Jahrhunderts  zum  Teil  zu  Tage  gekommen,  dann  aber 
wieder  verschüttet  worden  sei,  wie  mit  Berufung  auf  eine 
Notiz  des  Poggio  angenommen  worden  ist  Dieser  be- 
richtet in  der  um  1447  verfafsten  Schrift  De  Fortunae 
varietate  urbis  Romae  (Sallengre  Novus  Thesaurus  antiquit. 
rom.  I  S.  504;  Urlichs  Codex  urbis  Romae  topographicus 
S.  238)  von  der  Existenz  der  Colossalstatue  eines  Liegenden 
nahe  bei  der  Porticus  Minervae  (d.  h.  bei  S.  Maria 
sopra  Minerva),  deren  vollständig  erhaltener  Kopf  beim 
Pflanzen    von    Bäumen    sichtbar    geworden    sei;    der    Fund 


BRACCIO  NÜOVO  TO9.  I33 

habe  aber  eine  solche  Menge  Neugieriger  angezogen,  dafs 
der  Besitzer  des  Gartens  aus  Ärger  über  das  Aufheben,  das 
die  Sache  erregte,  den  Kopf  wieder  verschüttet  habe.  Die 
Worte  des  Poggio  besagen  allerdings  nicht,  wie  Lanciani 
im  Bullettino  comunale  1883  S.  40  meint,  die  Statue  wäre 
damals  schon,  wer  weifs,  wie  lange  über  der  Erde  gewesen, 
während  bei  jener  Gelegenheit  nur  der  Kopf  gefunden  worden 
sei;  und  sie  könnten  sich  deshalb  sehr  wohl  auf  Tiber  oder 
Nil  beziehen.  Doch  widerspricht  dem  die  Angabe,  der  Kopf 
sei  so  grofs  gewesen,  »ut  signa  omnia  urbis  excedat«;  die 
Köpfe  der  Dioskuren  von  Mte.  Cavallo,  der  Flufsgötter  vom 
Capitol  und  des  Marforio,  die  alle  ebenso  grofs  oder  gröfser 
sind  als  die  des  Nil  und  Tiber,  waren  damals  für  jeden  sicht- 
bar und  bekannt. 

Die  Figuren  hatten,  nach  ihrem  Fundort  zu  urteilen, 
das  grofse  Heiligthum  der  Isis  und  des  Serapis  in  jener 
Gegend  geschmückt  (s.  Kiepert-Hülsen  Formae  urbis 
Romae  ant.  nomenclator  topographicus  S.  81;  Lanciani  FÜR 
fol.  XXI).  Im  Vatican  wurden  sie  im  Garten  des  Belvedere 
einander  entsprechend  als  Brunnen-Figuren  aufgestellt  (Alb er i 
L'Italia  nel  secolo  XVI  [Relazioni  degli  ambasciatori  Venet 
1523]  III  S.  115;  A.  Fulvius  a.  a.  O.  fol.  XXVI;  Mauri- 
Aldrovandi  Antichitä  della  cittä  di  Roma  [1556]  S.  1 1 5 f . ;  s. 
weiteres  bei  Michaelis  a.  unten  a.  O.). 

Clemens  XIV.  ordnete  kurz  vor  seinem  Tode  (1774)  die 
Restauration  beider  Statuen  an.  Wenn  also  ältere  Abbildungen 
die  rafaet;  in  verschiedener  Weise  ergänzt  wiedergeben,  so 
sind  diese  Ergänzungen  von  den  Zeichnern  erdacht,  waren 
aber  in  Wirklichkeit  nicht  vorhanden.  Pius  VI.  liefs  den 
Auftrag  sofort  nach  seiner  Thronbesteigung  durch  Gaspare 
Sibilla,  den  Bildhauer  des  Museums,  ausführen  und  die  Figuren 
in  der  von  ihm  eingerichteten  Sala  degli  animali  aufstellen 
(s.  Visconti  Museo  Pio-Clementino  Titelblatt  des  III. Bandes). 
Infolge  des  Vertrags  von  Tolentino  (1796)  kamen  beide  im 
Sommer  1802  (Geffroy  Melanges  d'arch^ologie  et  d'histoire 
1890  S.  151  Anm.  1)  nach  Paris,  18 16  der  Nil  allein  zurück, 
der  seit  1822  an  seiner  jetzigen  Stelle  steht. 

Vaccari  Antiquarum  statu arum  icones  (Romae  1 584)  I  Taf.  LIII ;  ders. 
(Ausgabe  von  1621)  II  Taf,  L;  De  Cavalleriis  Ant.  s  tat.  Urbis  Romae  I— II 


134  BKACCIO  NOUVO  HO.   III. 

(1585)  Taf.  III;  ders.  III— IV  (1594)  Taf.  LI;  Pcrrier  Segmenta  nobilium 
signorum  (Romac  1638)  Taf.  93—95;  Rubeis  Insign.  statuar.  icones 
(Romae  1645)  I  Taf.  III;  Sandrar t  Admiranda  statuariae  (1680)  S.  58 
Taf.  JJ;  Cartari  Imagini  delli  dei  de  gl'antichi  S.  144;  De  Rossi  e 
M  äff  ei  Raccolta  (1704)  Taf.  VII;  Montfaucon  Antiquite  expliquee  III 
1  PI.  CVIII;  Winckelmann  Sämtl.  Werke  (Donaueschingen)  I  S.  171, 
VIII  S.  9,  IX  S.  132  u.  238  Anm.  2  (Meyer);  Barbiellini  Ele- 
gantiores  stat.  ant.  (Romae  1776)  Taf.  17;  Visconti  Museo  Pio  -  Cle- 
mentino  I  Taf.  XXXVIII;  Zoega  bei  Welcker  Zeitschrift  S.  322«".; 
Piranesi  Statue  ant.  Taf.  XXXV;  Hirt  Bilderbuch  S.  245  Taf.  XIX  6; 
Piroli-Radel  Musee  Napoleon  IV  PL  59;  Visconti  Opere  varic  IV 
S.  420  Nr.  264;  Bouillon  Musce  des  Antiques  I  PL  61;  Mi  11  in  Gal. 
mythol.  PL  LXXIV;  Guigniaut  Religions  de  l'antiquite  Taf.  CXXXIII 
Nr.  518;  Thiersch  Über  die  Epochen  der  bild.  Kunst3  S.  305fr.;  Pistolesi 
Taf.  XXV— XXVI;  Clarac  748,  1811;  Gcrhard-Platner  S.  96  Nr.  98; 
Braun  Ruinen  und  Museen  Roms  S.  259  Nr.  23;  Hei  big  Untersuchungen 
über  die  camp  an.  Wandmalerei  S.  29  f.;  Friederichs- Wolters  Bausteine 
Nr.  1543;  Mitchell  A  history  of  anc.  sculpt.  S.  607  Fig.  245;  Baumeister 
Denkm.  d.  klass.  Altert.  II  S.  1028  Fig.  1244;  Sybel  Weltgeschichte  der- 
Kunst  S.  286  Fig.  228  u.  S.  347;  Birt  De  Amorum  in  arte  ant.  simulacris 
S.  XXI  u.  sonst,  Taf.  III;  Michaelis  Jahrbuch  d.  I.  1890  S.  24 f.;  Collignon 
Histoire  de  la  sculpt.  grecque  II  S.  561  ff.  Fig.  287;  Brunn-Bruckmann 
196;  Zimmermann  Allgemeine  Kunstgeschichte  I  S.  259 f.  Abb.  209; 
Heibig  Nr.  48;  Wagner  bei  Röscher  Mythol.  Lexikon  III  Sp.  95  ff. 
Abb.  2;  Petersen  Vom  alten  Rom  S.  134  Abb.  116;  Winter  Kunst- 
geschichte in  Bildern  I  Taf.  LXXV  i;  Springer- Michaelis  Handbuch 
der  Kunstgeschichte  I  S.  274  Fig.  485;  Reber-Bayersd orfer  Skulpturen- 
schatz Taf.  537;  Luckenbach  Abbildungen  zur  alten  Geschichte3  S.  38 
Fig.  77;  Lanciani  Storia  degli  seavi  di  Roma  I  S.  155fr. 

Photographie  Alinari  6626  (4);  Anderson  1426  (4);  5340  (Kopf); 
5341 — 4  (Putten);  Moscioni  2251 A;  Rocca  792;  404  (cab.);  2037  (fol.); 
1929  (Kopf). 

110.  Medusen-Maske. 

Gypsabgufs  von  Nr.  27. 

in.   Römische    weibliche   Porträtstatue,    wahr- 
scheinlich Julia  Titi. 

H.  1,70  m.     Grofskrystallinischer  Marmor    mit    breitem    grauen  Streifen    in 

Höhe  der  Kniee. 

Ergänzt  grofse  Teile  der  Ohrmuscheln,  fast  der  ganze  Hinterkopf 
mit  einem  Teil  der  schleifenartig  gebundenen  Locken  beiderseits  (doch  ist 
das     oberste    Stück    Hinterkopf    und     der    Chignon     antik),    Flicken    am 


BRACCIO  NOU VO  1 1  T .  f  3  5 

Halseinsatz  und  dem  Mantel  im  Nacken,  r.  Unterarm  mit  Hand  und  grofsem 
Teil  des  Ärmels  und  Mantels  hinten,  1.  Hand  mit  Stück  des  Mantels, 
Mantelzipfel  mit  Stütze  (Ansatz  vorhanden),  Spitze  des  2.  Zehen  am  r.  Fufs 
und  die  Vorderecken  der  Basis,  1.  mit  dem  Rand  der  r.  Sandale.  Abge- 
brochen die  obersten  beiden  Haarschleifen  an  der  r.  Kopfseite,  die 
Troddel  an  dem  Mantelzipfel  vorne  (war  erg.;  Eisenstift  vorhanden). 

Die  Figur  steht  aufrecht;  1.  Standbein;  r.  Fufs  zur  Seite 
und  vorgesetzt.  Sandalen;  Chiton;  dasHimation  mit  Troddeln 
liegt  mit  einem  Zipfel  auf  1.  Schulter  und  Arm,  bedeckt  dann 
den  Rücken,  r.  Schulter  und  ist  vorne  um  den  Unterkörper 
gelegt,  indem  oben  ein  Teil  in  mehreren  horizontalen  Falten 
zusammengerafft  ist  und  ein  Zipfel  dreieckig  herabhängt; 
an  der  1.  Hüfte  wird  es  vom  Ellbogen  festgehalten.  L.  Unter- 
arm und  Hand  mit  Straufs  vorgestreckt  (ergänzt).  R.  Arm 
gesenkt  und  leicht  vorgestreckt.  Der  Kopf  ein  wenig  zur 
r.  Schulter  gewendet.  Die  Haare  bilden  vorne  eine  Reihe 
mit  dem  Bohrer  ausgearbeiteter  Löckchen;  darüber  in  der 
Mitte  ein  stark  gewellter  Scheitel,  r.  und  1.  hintereinander  je 
zwei  Reihen  von  fünf  Haarschleifen  (die  obersten  an  der 
r.  Kopfseite  antik);  am  Hinterkopf  ist  das  Haar  zurück  und 
hinauf  gestrichen  und  oben  in  einem  Nest  aufgenommen. 
In  den  Tiefen  der  Himationfalten  haben  sich  Spuren  von 
Rosa  erhalten.  Nibby  spricht  a.  unten  a.  O.  auch  von  traccie 
di  color  aureo  am  Mantel.  Sonst  sehr  stark  geputzt.  Der 
Körper  nach  einem  griechischen  Vorbilde  vom  Ende  des 
5.  Jahrh.  v.  Chr.  Der  Kopf  ist  besonders  gearbeitet  und  ein- 
gesetzt. Das  Gesicht  hat  ausgesprochenen  Porträtcharakter. 
Die  Thatsache,  dafs  die  Figur  mit  der  Statue  des  Titus  Nr.  26 
zusammengefunden  worden  ist,  die  Übereinstimmung  mit 
dieser  in  Bezug  auf  Reste  der  Bemalung  und  Art  der  Arbeit 
—  letzteres  leugnet  Bernoulli  a.  unten  a.  O.  mit  Unrecht; 
der  Unterschied  besteht  nur  darin,  dafs  dort  die  aus  starkem 
Stoff  gearbeitete,  regelrecht  gelegte  römische  Gewandung, 
hier  ein  aus  zartem  Stoff  gearbeiteter  Chiton  und  ein  mannig- 
fach gelegtes  Himation  dargestellt  ist  — ,  endlich  die  unleug- 
bare Ähnlichkeit  des  Gesichtes  mit  dem  des  Titus  machen 
die  seit  Nibby  fast  allgemein  anerkannte  Deutung  auf  Julia 
Titi  sehr  wahrscheinlich.  Von  den  Münzporträts  ist  besonders 
Bernoulli  Münztafel  II  Nr.  7  zu  vergleichen;  ob  der  Pariser 


I36  BRACCTO  NÜOVO  112. 

Aquamarin  des  Euodos  (Furtwängler  Antike  Gemmen  T. 
XL VIII  8)  die  Tochter  des  Titus  darstellt,  ist  zweifelhaft; 
der  Kopf  kann  ebensogut  Domitia  sein  (vgl.  Bernoulli 
Münztafel  II  Nr.  13  u.  15).  Wenn  Bernoulli  gegen  die 
Benennung  der  Statue  anfuhrt,  das  Porträt  sei  für  die  ver- 
führerische Julia  nicht  schön  genug,  so  genügt  es,  auf  die 
Münzbilder  der  Kleopatra  zu  verweisen;  für  eine  Dreifsig- 
jährige  endlich  —  so  alt  kann  Julia  geworden  sein  —  scheint 
das  Gesicht  der  Statue  nicht  zu  bejahrt,  besonders  da  die 
Gestalt  ziemlich  fett  ist;  auch  ist  zu  berücksichtigen,  dafs 
Julia  ein  bewegtes  Leben  geführt  hat. 

Über  den  Fundort  vgl.  das  zu  Nr.  26  Gesagte.  Die  Statue 
wurde  1830  erworben  und  kam  alsbald  an  ihre  jetzige  Stelle, 
wo  bis  dahin  Nr.  38  gestanden  hatte  (s.  dort). 

Clarac  939,  2402  (ohne  Ergänzung  der  Hände);  Pistolcsi  Taf. 
XXVIII  3;  Nibby  II  Taf.  XXXV;  Gerhard  -  Platner  S.  92  Anm.;  Braun 
Ruinen  u.  Museen  Roms  S.  251  Nr.  16;  Urlichs  Glyptothek  S.  104  Anm. 
und  S.  106;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II  2  S.  45  f.  Taf.  XV;  S. 
Reinach  Repertoire  de  la  stutuaire  II  S.  662  Nr.  9;  Heibig  Nr.  50. 

Photographie  Alinari  6583;  Anderson  133$;  Moscioni  3063. 

112.  Büste  einer  Göttin,  sog.  Giunone  Pentini. 

H.  0,835  m'     Kleinkrystallinischer  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Lippen  fast  ganz,  grofser  Teil  der  1.  Braue,  gröfster 
Teil  des  Diadems  oberhalb  des  1.  Auges,  Rand  auf  der  anderen  Seite, 
untere  Teile  der  Haarschleifen  hinter  den  Ohren  und  Schulterlocken,  Hals 
bis  auf  den  obersten  Teil,  BUste  mit  Fufs.  Kleine  Verletzungen  an 
Stirnmitte,  1.  Auge,  Kinn.  Gesicht  geglättet;  die  alte  Oberfläche  an 
Haar  und  Diadem  über  dem  1.  Ohr  erhalten. 

Auf  der  modernen,  mit  Chiton  bekleideten  Büste  ein 
überlebensgrofser,  jugendlicher,  weiblicher  Idealkopf,  nach 
der  r.  Schulter  gewendet  und  geneigt.  Die  leicht  gewellten 
Haare  sind  vorne  gescheitelt  —  r.  und  1.  vom  Scheitel  je 
eine  kleine  Erhöhung  —  und  nach  den  Seiten  gestrichen; 
hinten  in  einem  einfachen  Knoten  über  Kreuz  gebunden, 
hängen  sie  jetzt  hinter  den  Ohren  je  in  einem  Halbkreis 
herab;  ursprünglich  fielen  die  Enden  auf  die  Schultern 
nieder,  wo  sie  neben  je  einer  Strähne  lagen,  die  hinter  den 
Ohren  da,  wo  jetzt  die  falsch  ergänzten  Bogen  endigen, 
begann.     Das  Haar   ist   von    einem    Band    durchzogen  und 


BRACCIO  NUOVO  H2.  I37 

mit  einem  sehr  hohen  halbmondförmigen  Diadem  geschmückt, 
auf  dem  in  Relief  aus  einem  Akanthuskelch  in  der  Mitte 
zwei  Arabesken  mit  Blättern,  Blüten  und  Früchten  nach 
den  Seiten  spriefsen.  Die  wenig  vertieften  Rillen  in  den 
Haaren  sind  durch  reihenweise  neben  einander  gesetzte,  kleine 
Bohrlöcher  angegeben;  Verwendung  des  Bohrers  in  ähnlicher 
Weise  am  Diadem.  Schläfenlöckchen,  schmales  Gesicht; 
runde,  vorquellende  Augen;  die  Unterlider  stark  umrändert; 
kleiner  Mund  mit  umzogenen  Lippen.  Demnach  Copie 
eines  Bronze-Originals.  Es  ist  nicht  richtig,  dafs  die  Lage  der 
Pupillen  durch  leise  Abplattung  der  Augäpfel  angedeutet  sei 
(Kekul£  a.  unten  a.  O.).  Die  1.  Gesichtshälfte  ist  stärker  als 
die  r.  Danach  und  nach  der  Wendung  des  Kopfes  auf  die 
Ansicht  von  ihrer  1.  Seite  her  berechnet.  Die  Rückseite  nicht 
vollständig  ausgeführt.  Nach  alledem  zu  einer  Statue  gehörig. 
Der  Deutung  auf  Hera  widerspricht  der  ausgesprochen  jugend- 
liche Charakter  des  Kopfes.  Eine  Entwickelung  des  Hera- 
Ideales,  nach  der  das  Gesicht  immer  schmaler,  das  Diadem 
immer  gröfser  geworden  sei,  ist  thatsächlich  nicht  nachzu- 
weisen. Wegen  der  lebhaften  Wendung  des  Kopfes  liegt  es  nahe, 
zu  vermuten,  dafs  die  Statue  zu  einer  Gruppe  gehört  habe.  Die 
Figur  wird  Köre  dargestellt  haben  (nach  Petersen  Selene  mit 
Endymion).  Das  Original  mufs  im  Beginn  der  hellenistischen 
Periode  geschaffen  worden  sein.  Der  Gedanke  an  Praxiteles 
(Overbeck  a.  unten  a.  O.)  ist  aufzugeben,  da  die  Formen 
des  Kopfes  nichts  mit  denen  praxitelischer  Werke  gemein 
haben.  Ein  sehr  verwandter  Kopf,  an  dem  man  auch  die  Er- 
höhungen der  Haare  rechts  und  links  vom  Scheitel  bemerkt, 
auf  einer  hellenistischen  Terracotta  aus  Myrina  (Pottier- 
Reinach  La  ndcropole  de  Myrina  PI.  XXXIX  i.  d.  Mitte). 

Stammt  aus  dem  Pal.  Pentini.  Im  Jahre  1838  von  Monsig- 
nore  Pentini  dem  Papst  geschenkt  und  alsbald  an  seinem  jetzigen 
Platz  aufgestellt,  wo  bis  dahin  Nr.  97  a  gestanden  hatte. 

Abeken  Ann.  d.  I.  1838  S.  2off.;  Mon.  d.  I.  II  Taf.  LH;  Kekule  Hebe 
S.  joff.;  Overbeck  Kunstmythologie  II  S.  97  Nr.  17,  Taf.  IX  13;  Friede- 
richs-Wolters  Bausteine  Nr.  1516;  Röscher  Mythol.  Lexikon  I  Sp.  2121; 
Kalkmann  53.  Berlin.  Winckelmanns-Progr.  S.  100  und  in  Nr.  49;  Heibig 
Nr.  51;  Mtiller-Wieseler-Wernicke  Denkmäler  der  alten  Kunst II  S.  113 
Taf.  X4;  Winter  Kunstgeschichte  in  Bildern  I  Taf.  LXXIV  3. 

Photographie  Alinari  6587;  Anderson  1391  (2);  Rocca  874. 


I38  BRACCIO  NOUVO  II 3.   II 4. 

113.  Römische  weibliche  Porträtbüste. 

H.  d.  Ganzen  0,7903,   des  Kopfes  0,30  m.     Marmor   des  Kopfes   feinkörnig 
und  gelblich;   die  Büste  aus  rotem  Alabastro  fiorito. 

Ergänzt  Nase,  fast  ganze  Oberlippe,  Obren,  Büstenfufs.  Abge- 
schnitten das  Ende  des  Haarschopfes  im  Nacken  (war  erg.). 

Über  der  hadrianischen  Oberarmbüste  mit  Tunica  und 
Mantel,  der  beide  Schultern,  Armansätze,  Rücken  und  Unter- 
leib umhüllt,  ein  voller  römischer  Matronenkopf,  leicht  nach 
der  1.  Schulter  gewendet.  Die  Haare  bilden  vorn  einen 
Kranz  mit  dem  Bohrer  gearbeiteter  Löckchen,  der  sich  an 
den  Schläfen  verbreitert;  darüber  vier  verschieden  breite 
Reihen  ungleichmäfsiger  Erhebungen  des  sehr  krausen,  in 
flachem  Relief  angegebenen  Haares;  hinten  ist  noch  der  Rest 
eines  kleinen  herabhängenden  Schopfes  erhalten.  Augen- 
sterne und  Pupillen  sind  eingegraben. 

Da  der  Kopf  mit  Schnitt  aufsitzt,  kann  er  zur  Büste  nicht 
gehören.  Von  Bernoulli  a.  unten  a.  O.  zu  den  Köpfen 
gerechnet,  die  möglicherweise  Julia  Domna,  die  Gemahlin 
des  Septimius  Severus,  darstellen.  Doch  ist  die  physio- 
gnomische  Ähnlichkeit  mit  den  sicheren  Bildnissen  dieser 
Kaiserin  nicht  grofs  genug,  und  entschieden  -widerspricht  der 
rückwärtige  Teil  der  Frisur,  der  sich  zuletzt  an  Münzporträts 
der  Julia  Titi  und  Domitia  findet  (s.  Bernoulli  a.  a.  O.  II  2 
Münztafel  II  Nr.  7;  12;  14;  15).  Da  nun  Augensterne  und 
Pupillen  in  so  früher  Zeit  noch  nicht  angegeben  wurden, 
müssen  wir  annehmen,  dafs  sie  an  diesem  Kopf  in  moderner 
Zeit  eingegraben  worden  sind. 

Stammt  aus  Pal.  Ruspoli  (vgl.  Nr.  11). 

Gerhard-Platner  S.  92  Nr.  24;  C.  L.  Visconti  Descrizione  dei 
Musci  Vaticani  (1870)  Br.  n.  113;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II  3  S.  40 
Nr.  6. 

114.  Statue   der  Athena,   sog.  Minerva  Giustiniani. 

H.  2,225  m-     Grofskrystallinischer  gelblicher  (parischer)  Marmor. 

Ergänzt  Sphinx  bis  auf  Vordertatzen  und  Ansätze,  Vorderspitze  des 
Helms,  Flicken  an  der  r.  Seite  des  Halses  und  im  Haarschopf,  r.  Hand  mit 
halbem  Unterarm  und  dem  -Speer  (Spitze  aus  Marmor,  Schaft  aus  Holz)  bis 
auf  das  untere  Ende,  kl,  Finger  und  Unterteil  des  Ringfingers  an  der  1.  Hand, 


BRACCIO  NUOVO  II 4.  139 

Teile   der  Aigisschlangen    und   der  Falten,    Spitze   des  r.  gr.  Zehen,    Kopf 
der  Schlange,  Stück  der  Schwanzkrümmung,  Seite  der  Basis  daneben. 

Mehrfache  Brüche  im  Hals  und  den  Fingern  der  1.  Hand.  Abge- 
brochen die  äufsere  Hälfte  der  grofsen  Stütze  zwischen  Speer  und  r.  Ober- 
schenkel, und  zwei  kleine  Stützen  an  der  1.  Seite  für  die  Mantelzipfel 
(waren  erg.;  Eisenstift  und  Loch  für  einen  zweiten  vorhanden).  Unbe- 
deutende Verletzungen.     Sehr  stark  geputzt  und  geglättet. 

Die  Göttin  steht  aufrecht.  L.  Standbein;  r.  Fufs  leicht 
zur  Seite  und  zurückgesetzt.  Sandalen;  Chiton  mit  Apo- 
ptygma.  Die  Brust  schräg  überdeckt  von  der  am  unteren 
Rande  mit  Schlangen  umsäumten  Aigis  mit  Gorgoneion 
(struppiges  kurzes  Haar;  häfslich,  aber  ohne  Verzerrung;  keine 
Schlangen).  Himation,  das  mit  einem  Teil  die  1.  Schulter, 
Oberarm  und  Brust  bedeckt;  dann  den  Rücken  quer  über- 
schneidend, vorne  um  den  Unterkörper  gelegt,  mit  schmalem 
Überfall  oben;  an  der  linken  Körperseite  hoch  in  die  Höhe 
genommen,  um  unter  dem  von  der  1.  Schulter  herabhängen- 
den Teil  über  der  Hüfte  vom  1.  Oberarm  festgehalten  zu 
werden.  Dieser  liegt  demnach  dicht  am  Körper,  der  Unter- 
arm horizontal  unter  der  Brust;  die  L.  fafst  spielend 
den  Rand  des  Himation.  R.  Oberarm  gesenkt;  Unterarm  ge- 
hoben; die  R.  hält  den  einst  ganz  marmornen  Speer,  vor  dem 
sich  unten  neben  dem  r.  Fufs  die  Schlange  windet,  deren 
Schwanz  neben  dem  1.  Fufs  über  die  Kante  der  Plinthe 
herabhängt.  Der  Kopf  ist  leicht  nach  der  1.  Schulter  gewendet 
und  etwas  geneigt.  Schmales  Gesicht  mit  ernstem  Ausdruck. 
Die  lebhaft  gewellten,  in  einzelnen  dünnen  Strähnen  ge- 
arbeiteten Haare  vorne  gescheitelt,  über  die  Ohren  zurück- 
gestrichen und  hinten  mittels  eines  Ringes  zusammengehalten, 
unter  dem  die  Lockenenden,  künstlich  gedreht,  über  den 
Rücken  fallen.  Auf  den  Haaren  der  korinthische  Helm, 
*  vorne  mit  Widderköpfen  in  Flachrelief  verziert;  auf  der 
Spitze  eine  liegende  Sphinx  (in  ihrem  Rücken  ein  moderner 
Eisenpflock).  An  den  Seiten  und  hinten  kommt  das  schleifen- 
förmig  umgeklappte  Lederfutter  zum  Vorschein. 

Die  Arbeit  ist,  soweit  sich  trotz  der  modernen  Glättung 
urteilen  läfst,  nicht  fein  gewesen  und  hat  sich  mit  äufserlicher 
Wirkung  begnügt.  Doch  ist  dem  Gesicht  seine  ernste  Stimmung 
nicht  verloren  gegangen;  das  Himation  ist  weit  besser  behandelt 
als  die   feinen,   gerundeten   Falten   des   Chiton,   deren   Aus- 


I40  BHACCIO  NUOVO  II 4. 

fuhrung  in  den  unteren  Partieen  geradezu  roh  ist.  Eine 
gröfsere  Anzahl  von  Repliken  läfst  auf  Berühmtheit  des 
Originales  schliefsen.  Furtwängler  Meisterwerke  a.  unten 
a.  O.  zählt  fünf  Repliken  der  ganzen  Gestalt  auf,  von  denen 
allerdings  die  fünfte  (Neapel  Inv.  6399;  vielmehr  Variation 
der  Köre  Albani)  zu  streichen  ist  (mit  Fragezeichen  hinzu- 
zufügen eine  verdächtige  Statuette  bei  S.  Rein  ach  Reper- 
toire de  la  statuaire  II  S.  289  Nr.  5  nach  Adam  Recueil  de 
sculpt.  ant.  gr.  et  rom.  13  und  eine  Replik  ohne  Unterarme 
und  mit  fremdem  Kopf  ebenda  S.  291  Nr.  3  nach  Bishop 
Icones  sign.  vet.  Taf.  95;  beide  im  Gegensinne  gezeichnet),  und 
vier  Repliken  des  Kopfes  (aufser  den  zwei  Köpfen  an  den 
Statuen  im  Vatican  und  Capitol),  zu  denen  eine  fünfte  mit 
Teil  der  Brust  und  Schultern  in  der  Glyptothek  Ny-Carlsberg 
in  Kopenhagen  (Aigis  und  Sphinx  vorhanden)  und  das 
Fragment  einer  sechsten  auf  einer  Athenastatue  in  Ince 
Blundell-Hall  (Furtwängler  Abhandl.  d.  königl.  bayer.  Akad. 
d.  Wissensch.  1897  S.  557  Taf.  V)  zu  fügen  sind.  Diese  Re- 
pliken aber  weichen  in  Einzelheiten  so  stark  von  einander  ab, 
dafs  es  schwer  ist,  sich  darüber  ein  Urteil  zu  bilden,  welche 
von  ihnen  das  Original  am  getreuesten  wiedergiebt.  Stellung 
und  Motiv  des  1.  Armes  waren  bei  allen  gleich  (an  der 
Replik  Torlonia  ist  der  1.  Arm  mit  Schild  und  Speer  erg. ; 
an  der  im  Pal.  Pitti  erkennt  man  an  der  Einbiegung  der 
Falten  über  der  1.  Hüfte,  dafs  der  Unterarm  hier  anlag). 
Statt  des  Speeres  in  der  R.  giebt  die  Replik  Torlonia  einen 
von  einer  Schlange  umwundenen  Ölbaum,  den  Furtwängler 
mit  Recht  für  Copistenerfindung  erklärt;  zweifelhafter  ist 
die  gleiche  Behauptung  inbetreff  der  Schlange  bei  dem 
vaticanischen  Exemplar,  die  zwar  bei  denen  im  Pal.  Pitti 
und  M.  Torlonia  fehlt ;  doch  ist  zu  bedenken,  dafs  an  beiden 
die  Teile,  wo  die  Schlange  liegt  und  die  Figur  berührt, 
modern  sind.  Die  Aigis  fehlt  bei  der  Replik  im  Capitol,  ist 
dagegen  sicher  im  Vatican,  M.  Torlonia,  Pal.  Pitti,  Ny-Carls- 
berg und  war  vorhanden  an  der  Statue,  zu  der  der  Berliner 
Kopf  gehört  hat  (der  Halsausschnitt  an  der  capitol.  Statue 
hat  andre  Form);  also  fünf  sichere  Zeugnisse  für,  eins  gegen  die 
Aigis.  Andrerseits  ist  zu  bedenken,  dafs  dem  römischen 
Geschmack  die  breite,  ununterbrochene,  gleichmäfsige  Reihe 


BRACCIO  NUOVO  114-  141 

von  Falten  auf  der  Brust,  wie  sie  das  capitolinische  Exemplar 
zeigt,  langweilig  erscheinen  mufste;  es  ist  also  wahrscheinlicher, 
dafs  Copisten  diese  Partie  durch  die  querüberschneidende 
Aigis  zu  beleben  suchten,  als  dafs  sie  durch  Fortlassung  dieser 
Einzelheit,  deren  Ausführung  ihnen  zudem  keine  Schwierig- 
keiten bereitete,  die  Statue  für  den  Geschmack  ihres  Publicums 
weniger  reizvoll  gemacht  hätten.  Deshalb  kann  man  zweifeln, 
ob  nicht  Furtwängler  recht  hat,  wenn  er  das  Original 
ohne  Aigis  annimmt  (dafür  kann  man  jedoch  die  That- 
sache,  dafs  das  Gorgoneion  in  den  drei  Fällen,  in  denen  es 
erhalten  ist,  jedesmal  anderen  Typus  zeigt,  nicht  anführen; 
vgl.  den  analogen  Fall  bei  einem  anderen  Athena-Typus 
Galleria  lapidaria  Nr.  29,  an  dessen  Original  die  Aigis 
ohne  Zweifel  vorhanden  war).  Die  Sphinx  auf  dem  Helme 
findet  sich  an  den  Repliken  im  Vatican,  in  Petersburg  (Vorder- 
und  Hintertatzen  antik;  s.  Kieseritzky  kaiserl.  Ermitage 
Nr.  325,  wo  nach  Rostowzew's  Angabe  falschlich  die  ganze 
Sphinx  als  ergänzt  angegeben  wird)  und  in  Ny-Carlsberg, 
nicht  an  denen  im  Capitol  und  in  Berlin.  Auch  sie  ist 
vielleicht  von  den  Copisten  hinzugefügt  worden.  In  den 
Proportionen  stimmen  alle  Repliken  überein,  bis  auf  die  im 
Pal.  Pitti,  die  im  ganzen  schlanker  ist;  da  sie  aber  von 
geringer  Arbeit,  so  bedeutet  dies  im  Verhältnis  zu  dem  ein- 
stimmigen Zeugnis  der  übrigen  nichts.  Die  Abweichungen 
in  den  Falten  des  Himation  am  capitolinischen  Exemplar 
von  denen  am  vaticanischen  erklären  sich  durch  die  Er- 
gänzung des  capitolinischen;  dasselbe  wird  inbetreff  der 
Replik  Torlonia  der  Fall  sein.  Bedeutsamer  sind  die  Unter- 
schiede in  der  Stilisierung  des  Chiton;  doch  stimmen  auch 
hier  die  Repliken  im  Capitol  und  Vatican  im  wesentlichen 
überein. 

Für  die  allgemeine  Vorstellung  des  gemeinsamen  Ori- 
ginales giebt  deshalb  das  vaticanische  Exemplar  wegen  seiner 
guten  Erhaltung  (bes.  des  Halses,  der  im  Capitol  zu  steif 
ergänzt  ist)  am  meisten  aus;  nur  müssen  wir  wahrscheinlich 
die  Aigis  und  vielleicht  die  Sphinx  fortdenken  und  uns  die 
Brust  nach  dem  capitolinischen  Exemplar  vorstellen,  das 
auch  in  den  erhaltenen  Teilen  besser  gearbeitet  und  weniger 
modern  übergangen  ist.     Ein  Detail  ist  wohl  von  dem  Ber- 


142  BRACCIO  NUOVO  II 4. 

liner  Kopf  zu  übertragen:  kleine  rollenförmige  Ansätze  an 
den  Seiten  des  Helms  (auch  oben  an  Stelle  der  Sphinx?). 

Nach  der  strengen  Stilisierung  der  Haare  zu  schliefsen, 
und  weil  die  Lippen  an  dem  vaticanischen  Exemplar  um- 
rändert sind,  war  das  Original  aus  Bronze  gearbeitet.  Für 
seine  Datierung  ist  es  wichtig,  dafs  die  Göttin  in  ernstes 
Sinnen  tief  versunken  dargestellt  ist;  nur  im  Zusammenhang 
damit  erklärt  sich  auch  das  Motiv  der  L.,  die  den  Rand  des 
Gewandes  spielend  greift,  ohne  dafs  diese  Bewegung  der 
ganz  mit  ihren  Gedanken  beschäftigten  Göttin  zum  Bewufst- 
sein  käme.  Eine  derartig  von  einer  Stimmung  beherrschte 
Darstellung  ist  in  der  pheidiasischen  Periode,  in  die  man  die 
Figur  wegen  der  strengen  Einfachheit  der  Formen  versetzen 
möchte,  undenkbar,  findet  vielmehr  seine  nächsten  Parallelen 
in  der  folgenden  Zeit.  So  zeigen  sich  denn  auch  in  der 
Gewandbehandlung  Einzelheiten,  die  dem  einfach  monumen- 
talen Sinn  jener  frühen  Epoche  nicht  entsprechen.  Andrer- 
seits mufs  zugegeben  werden,  dafs  diese  Einzelheiten  zurück- 
treten gegenüber  dem  strengen  Charakter  des  Ganzen,  und 
dafs  auch  die  Wiedergabe  der  Stimmung  noch  etwas 
Befangenes  hat,  sodafs  das  Werk  nicht  an  Figuren  aus  der 
praxitelischen  Zeit,  wohl  aber  an  solche  vom  Übergang  des 
5.  zum  4.  Jahrhundert  gereiht  werden  kann,  wie  etwa  die 
Eirene  des  Kephisodot.  Anders  urteilen  in  letzter  Zeit 
Arndt,  der  das  Original  dem  3.  Viertel  des  5.  Jahrh.  zu- 
schreibt, und  Furtwängler,  der  in  ihm  eine  Schöpfung  des 
Euphranor  vermutet. 

Gefunden  nach  einer  Tradition  bei  Porta  Maggiore 
in  der  »Minerva  Medica«  genannten  Ruine  (s.  Ficoroni, 
Pistolesi,  Nibby  u.  a.).  Diese  Angabe  gründet  sich  augen- 
scheinlich auf  eine  Notiz  des  Pirro  Ligorio  von  dem  Fund 
einer  Minervastatue  mit  Schlange  an  jenem  Ort  (Lanciani 
bei  Mariani  Bullett.  arch.  comun.  1897  S.  289  Anm.  5) 
—  eine  Notiz,  die  aber  von  Flaminio  Vacca  (Schreiber 
Ber.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wissensch.  1881  S.  61  Nr.  17)  nicht 
bestätigt  wird,  —  und  darauf,  dafs  man  'die  Statue  wegen 
der  Schlange  Minerva  Medica  nannte.  Einen  glaubhafteren 
Eindruck  macht  die  andere  Überlieferung,  nach  der  die  Figur 
bei  der  Kirche  S.  Maria  sopra  Minerva  gefunden  ist  (Bartoli 


BRACCIO  NOUVO  114.  143 

bei  Fea  u.  Guattani).  Nach  einer  Familien -Tradition  der 
Giustiniani,  in  deren  Besitz  die  Figur  zunächst  kam,  wäre 
die  Statue  ohne  Kopf  gefunden  worden;  dieser  sei  erst  bei 
der  Erbauung  des  Collegio  romano  entdeckt  und  von  den 
Jesuiten  für  teures  Geld  an  die  Giustiniani  verkauft  worden 
(Guattani).  Da  der  Kopf  thatsächlich  gebrochen  war,  ist 
nichts  gegen  die  Wahrscheinlichkeit  dieser  Überlieferung 
einzuwenden,  für  deren  Erfindung  sich  kein  Grund  absehen 
liefse.  Die  Statue  wird  also  in  dem  in  jener  Gegend 
gelegenen  Heiligtum  der  Minerva  Chalcidica  (Kiepert- 
Hülsen  Formae  urbis  Romae  ant  nomencl.  topogr.  S.  86) 
gestanden  haben.  1805  etwa  gelangte  die  Statue  in  den 
Besitz  des  Fürsten  Lucian  Bon  aparte,  von  dem  sie 
Pius  VII.  1817  für  den  Vatican  kaufte,  wo  sie  1822  an 
ihren  jetzigen  Platz  kam. 

Bartoli  bei  Fea  Miscellanea  I  S.  CCLIV  Nr.  112;  Galleria 
Giustiniani  I  3;  Sandra rt  Teutscbe  Academie  der  Bau-,  Bild-,  und 
Mahlereikünste  I  2  S.  39 f.  Taf.  S  u.  Titelblatt  zu  I  3;  ders.  Admiranda 
statuariae  S.  19  Taf.  S;  Perrier  Segmenta  nobilium  signorum  Romae 
Taf.  54;  Montfaucon  Antiquite  expliquee  I  Supl.  PI.  XXXIX  2.  u.  3 
(verschiedene  Zeichnungen  nach  ders.  Figur;  3  fälschlich  fllr  das  capito- 
linische  Exemplar  ausgegeben);  Ficoroni  Vestigia  e  raritä  di  Roma 
ant.  S.  119;  VVinckelmann  Geschichte  der  Kunst  V  5  §  4  (Donau- 
eschinger  Ausg.  d.  säratl.  Werke  IV  S.  247  mit  Anm.  4  von  Meyer;  vergl. 
S.  159  Anm.  2);  Montagnani-Mirabili  Campidoglio  I  S.  37;  Guattani 
Monum.  ined.  1805  Taf.  XII  S.  59  fr.;  Sickler-Reinhart  Almanach  aus 
Rom  1811  S.  295;  Urlichs  Glyptothek  S.  68  f.;  Pistolesi  Taf. 
XXVIII  i;  Nibby  U  Taf.  IV;  Clarac  465,  875;  Braun  Kunstblatt  1838 
S.  354;  ders.  Ruinen  u.  Museen  Roms  S.  247  Nr.  14;  Welcker  (Zoega) 
Akadcm.  Kunstmuseum  in  Bonn  (2.  Aufl.)  S.  68;  Gerhard-Platner  S.  91 
Nr.  23;  Gerhard  Gesammelte  akadem.  Abhandl.  I  S.  234  Taf.  XXIII  2; 
MUller-Wieseler  Denkm.  d.  a.  Kunst  II  Taf.  XIX  Nr.  205;  Conze 
Heroen-  u.  Göttergestalten  Taf.  XXVIII;  Friederichs-Wolters  Bau- 
steine Nr.  1436;  Furtwängler  bei  Röscher  mythol.  Lexikon  I  Sp.  702; 
Brunn-Bruckmann  200;  Kalkmann  53.  Berliner  Winkelmanns-Progr, 
S.  92  u.  104  Nr.  11,  S.  99  u.  110  Nr.  28;  Furtwängler  Meisterwerke 
S-  593;  DUmmler  bei  Pauly-Wissowa  Realencyklopädie  II  Sp.  2018; 
Arndt  bei  Arndt-Amelung  Einzel-Aufnahmen  Text  zu  Nr.  226;  Amelung 
ebenda  Text  zu  Nr.  497;  ders.  Bonner  Jahrbücher  CI  S.  163  Anm.  2; 
Heibig  Nr.  52;  Furtwängler  Abhandl.  d.  kgl.  bayer.  Akad.  d.  Wissensch. 
1899  S.  288. 

Photographie  Alinari  6609  (4);  6610  (Kopf);  Anderson  1408  (3); 
4801  (Kopf);  Rocca  795;  1925  (Kopf). 


144  BRACCIO  NÜOVO  II 5.   II 6. 

115.  Römische  männliche  Porträtbüste. 

H.  0,79  m.,  des  Kopfes  0,30  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  untere  Hälfte  der  Nase,  Hinterkopf  mit  Nacken,  Büste  mit 
Fufs.     Ränder  beider  Ohren  bestofsen. 

Der  leicht  nach  der  1.  Schulter  gewandte  Kopf  eines 
Fünfzigers  eingesetzt  in  die  moderne  Togabüste  mit  Conta- 
bulatio.  Sehr  starker  Hals;  fettes  Doppelkinn;  leicht  ge- 
öffneter Mund  mit  schmalen  Lippen;  gebogene  Nase;  hohe 
Stirn;  spitzer  Schädel;  Haare  wellig  anliegend ;  Scheitel  kahl. 
Jovialer,  etwas  ironischer  Ausdruck.  Vorzügliche  Arbeit  der 
Übergangszeit  von  der  Republik  zur  Monarchie.  Den  sogen. 
Cicero-Porträts  verwandt.  Unleugbare  Ähnlichkeit  mit  dem 
auf  Goldmünzen  geprägten  Profil  des  Gnaeus  Domitius 
Ahenobarbus,  eines  Parteigängers  erst  des  Antonius,  dann 
des  Augustus. 

Seit  1822  an  seinem  Platz. 

Gerhard -PI  atner  S.  91  Nr.  22;  Bcrnoulli  Rom.  Ikonographie  I 
S.  200  Taf.  XX;  Heibig  Nr.  53. 

116.  Römische  weibliche  Porträtbüste. 

H.  des  Ganzen  0,675  m-»  des  Kopfes  0,23  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  r.  Braue  mit  Teil  der  Stirn,  untere  Hälfte  der  Nase  und 
des  Halses,  Büste  mit  Fufs.  Abgebrochen  Teil  des  Nestes.  Sprung 
beim  1.  Ohr.     Die  Haartour  vorn  an  mehreren  Stellen  bestofsen. 

Auf  der  modernen,  mit  Unter-  u.  Obergewand  bekleideten 
Büste  geradeaus  gerichtet  der  Kopf  einer  Frau  in  den  mittleren 
Jahren.  Tiefe  senkrechte  Furche  von  dem  r.  Mundwinkel 
abwärts.  Kinn  vorgebaut;  schmale  Oberlippe;  sonst  regel- 
mäfsig.  Gemeiner  Ausdruck.  Die  Haare  bilden  vorne  einen 
runden  Wulst  kleiner,  mit  dem  Bohrer  ausgearbeiteter 
Löckchen;  dann  sind  sie  in  vielen  kleinen  Flechten  zurück- 
genommen und  in  einem  grofsen,  auch  von  Flechten  ge- 
bildeten Nest  oben  um  den  Hinterkopf  geordnet.  Sorgfältige 
Arbeit  aus  der  Zeit  des  Titus. 

Gerhard-Platner  S.  91  Nr.  21. 


BBA.CCIO  NÜOVO  II 7.  II 8.  145 

117.  Togastatue    mit  Kopf  des  Kaisers 

Claudius. 

H.  2,39  m.     Marmor  des  Kopfes  grofskrystallinisch  und  grau ,    des  Körpers 

feinkörnig  und  schmutzig  gelblich. 

Ergänzt  Nase,  r.  Seite  des  Halses  mit  Kinnladen,  Ohr,  grofsem  Teil 
der  Haare  und  des  Nackens,  Flicken  im  Gewand,  fast  der  ganze  kleine  und 
Zeigefinger  der  1.  Hand,  r.  Hand  mit  halbem  Unterarm,  Spitze  des  r.  Fufses, 
Vorderteil  des  1.  Fufses,  Basis  bis  auf  das  Stück  unter  der  Figur.  Die 
Oberfläche  am  Körper  verwaschen.  Im  Rücken  2  Löcher  zur  Be- 
festigung an  einer  Rückwand. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  mit  erhobener 
Ferse  zur  Seite  und  zurückgesetzt.  Neben  dem  1.  Fufs  aufsen 
kleiner  Stamm.  Schuhe  mit  vorne  verknoteten  corrigiae 
(vgl.  Nr.  26).  Üblicher  Togawurf  des  ersten  Jahrhunderts 
der  Kaiserzeit.  Der  Ärmel  der  Tunica  umsäumt.  R.  Arm 
hängt  herab  (in  der  mod.  Hand  eine  Schriftrolle).  Die  L. 
fafst  den  Rand  der  Toga  vor  der  Brust.  Siegelring  am  1. 
Ringfinger.  Kopf  eingesetzt;  leicht  zur  1.  Schulter  gewendet. 
Gutes  Porträt  des  Kaisers  Claudius.  Es  gehört  nicht  zum 
Körper,  da  die  Togafalten  unter  dem  1.  Ohr  in  den  Hals 
einschneiden.  Auch  ist  die  Figur  identisch  mit  der  »consu- 
larischen  Statue«  aus  dem  Pal.  Ruspoli,  die  1811  dem  Kron- 
prinzen Ludwig  von  Bayern  angeboten  wurde  und  dann  in 
den  Vatican  kam;  damals  war  von  dem  Kopf  nicht  die 
Rede  (Urlichs  Glyptothek  S.  11).  Die  Haare  nur  vorne 
ausgearbeitet.  Der  gut  ausgeführte  Körper  sehr  langgestreckt; 
wohl  für  hohe  Aufstellung  berechnet.  Zu  der  Herkunft  aus 
Pal.  Ruspoli  vgl.  Nr.  11.     Seit  1822  an  ihrem  Platz. 

NibbyU  Taf.  XXXI;  Clarac  935,  2384;  Gerhard-Platner  S.  91 
Nr.  20;  C.  L.  Visconti  Descrizione  dei  Musei  Vaticani  (1870)  Br.  n. 
Nr.  117;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II  1  S.  332  Nr.  4.  u.  S.  346; 
Heibig  Nr.  54. 

Photographie  Moscioni  1454. 

118.  Kopf  eines  Dacers. 

H.    1,045  z*1**    des    Kopfes    0,445  m->      Feinkörniger    weifser    Marmor    mit 

braunen  Flecken. 

Ergänzt    Nase    mit    Oberlippe,    beide  Brauen,    die    in    den  Nacken 

hängenden    Haare,    unterer    Teil    des    Halses  mit  Büste    und   Fufs.     Stark 
überarbeitet. 

Vaitcan.  Katalog  I.  10 


I46  BRACCIO  NÜOVO  119.  I20. 

Geradeaus  gerichtet.  Volles,  wenig  gewelltes  Haar; 
Brauen  zusammengewachsen,  plastisch  ausgeführt  Energischer 
Blick  der  tiefliegenden  Augen.  Schnurrbart;  Haarbüschel  an 
den  Kinnladen;  Kinnbart.  Im  Typus  identisch  mit  Nr.  9; 
also  Dacer;  das  Individuum  edler.  Auch  in  der  Arbeit  über- 
einstimmend mit  Nr.  9  und  118;  also  auch  aus  trajanischer 
Zeit.  Nach  der  Beschreibung  Roms  und  C.  L.  Visconti 
Descrizione  dei  Musei  Vaticani  (1870)  Br.  n.  Nr.  118  beim 
Hafen  Trajans  gefunden.     Seit  1822  an  seinem  Platz. 

Gerhard-Platner  S.  91  Nr.  19;  Brunn-Bruckmann  180;  Heibig 
Nr.  55. 

Photographie  Anderson  1354  (2). 

119.  Römische  männliche  Porträtbüste. 

H.  d.  Ganzen  0,79  in.,  des  Kopfes  0,28  m.    Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Lippen,  Kinn,  r.  Kinnlade,  r.  Ohr,  Vorderteil  und 
r.  Seite  des  Halses,  r.  Seite  des  Schädels,  Hinterkopf,  Teil  des  1.  Auges, 
Rand  des  r.  Ohres,  Büste  mit  Fufs  (aus  Bigio).     Das  Antike  verwaschen. 

Auf  moderner  Panzerbüste  mit  Paludamentum  leicht  nach 
der  r.  Schulter  gewendet  ein  jugendlicher,  männlicher,  bart- 
loser Kopf  mit  schlichtem,  nach  vorn  gekämmtem  Haar.  Zeit 
der  Julier.     Schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  91   Nr.  18. 

120.  Statue  des  ausruhenden  Satyrs  (Taf.  19). 

H-   1,835  m«     Grofskörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Lippen  fast  ganz,  Stück  im  Nacken,  Flicken  an  der 
Schnauze  des  Fells,  r.  Unterarm  mit  Ellenbogen,  Hand  und  Pedum  (bis  auf 
die  Krümmung  oben),  kleiner  Finger  und  Stück  des  Goldfingers  an  der  1. 
Hand,  der  von  der  Hand  zurückgeschobene  Teil  des  Fells,  Schwanz  und 
Tatze  im  Rücken,  beide  Unterschenkel  (der  r.  ohne,  der  L  mit  Knie)  mit 
Füfscn,  Stamm  (bis  auf  ein  Stück  des  Astes  an  der  r.  Hüfte)  und  Basis  in 
verschiedenen  Stücken  (entweder  mit  Absicht  so  ergänzt,  oder  nachträglich 
gebrochen).  Abgebrochen  war  Kopf,  1.  Arm,  r.  Oberschenkel  (die  Fugen 
aller  Brüche  stark  verschmiert).  Längliche  An  satzspur  aufsen  am  r.  Ober- 
schenkel.   Beschädigt  an  der  r.  Hüfte. 

Ein  zart  gebildeter  Satyr  lehnt  sich  mit  dem  r.  Ellen- 
bogen auf  einen  Stamm.  L.  Standbein;  r.  Fufs  mit  senkrecht 
erhobener  Ferse  hinter  den  1.  gesetzt.  Die  L.  hält  mit  dem 
Rücken  auf  die  Hüfte  gestützt  das  schärpenförmig  um  die  r. 


BRACCIO  NUOVO  121.  1 47 

Schulter  und  1.  Hüfte  gelegte  Pantherfell  zurück,  dessen  Kopf 
vor  der  r.  Brust  und  dessen  Schwanz  im  Rücken  lang  herab- 
hängt. Die  R.  hält  ein  Pedum,  dessen  oberes  gekrümmtes 
Ende  am  Oberarm  anliegt.  Der  Kopf  mit  dicht  gelocktem 
Haar  und  Fichtenkranz  nach  der  1.  Schulter  geneigt,  nach 
der  r.  gewendet.  Im  Nacken  ist  ein  viereckiger  Klotz  Marmor 
stehen  geblieben.  Rotbraune  Farbenreste  an  Stammrest,  Fell 
und  Haaren.  Geringe  Replik  des  weitverbreiteten  Typus, 
der  vielleicht  mit  Recht  für  den  Periboetos  des  Praxiteles 
erklärt  worden  ist  (wenn  der  auch  mit  Dionysos  und  Methe 
ein  Ensemble  bildete,  braucht  dieses  doch  keine  geschlossene 
Gruppe  gewesen  zu  sein).  Der  Fichtenkranz  und  das  Pedum 
sind  Zuthaten  des  Copisten,  wenigstens  hat  sich  von  letzterem 
an  keiner  andern  Replik  eine  Spur  gefunden.  Ob  die  R.  über- 
haupt ein  Attribut  hatte,  ist  unsicher,  da  sie  sich  an  keiner 
der  bekannten  Copieen  erhalten  hat. 

Stammt  aus  Pal.  Ruspoli;  s.  Nr.  n.  Seit  1822  an  ihrem 
Platz. 

Pistolesi  Taf.  XXXI  I ;  Gerhard-Platner  S.  91  Nr.  17;  Braun 
Ruinen  und  Museen  Roms  S.  249  Nr.  15;  Urlichs  Glyptothek  S.  10  Anm.; 
Furtwängler  Annali  d.  J.  1877  S.  218  Anm.  i;  Ders.  Meisterwerke 
S.  559 f.  Anm.  5;  Klein  Praxiteles  S.  204  Anm.  Nr.  15;  S.  Reinach  Reper- 
toire de  la  statuaire  II  S.  134  Nr.  1;  Heibig  Nr.  56. 

Photographie  Alinari  6569  (2);  Anderson  1375  (3);  5346  (Kopf); 
Moscioni  2288;  Rocca  813;  1932  (Kopf). 

121.    Porträtbüste   mit   dem   Kopf  des  Kaisers 

Com  modus  (Taf.  20). 

H-  0,975  m>?  des  Kopfes  0,345  m.     Grofskrystallinischer  weifser  Marmor. 
Ergänzt    Vorderteil    der    Nase,    die    Locken    über    der    Stirnmitte, 
Unterteil  des  Halses,  Büste  mit  Fufs. 

Auf  der  modernen  Panzerbüste  mit  Paludamentum  der 
leicht  nach  der  r.  Schulter  gewendete  Kopf  des  Kaisers  Com- 
modus  etwa  aus  seinem  24.  Lebensjahr.  Bohrarbeit  in  dem 
Bart  und  den  Haaren  vorne.  Brauen  durch  Striche  angegeben; 
Augensterne  und  Pupillen  eingegraben.  Das  Gesicht  geglättet. 
Sorgfaltige,  aber  ausdruckslose  Arbeit. 

Gefunden    1797    in    Ostia    (bei    Tor    Bovacciana);    von 

Pius  VII.  erworben,    erst   im  Museo  Chiaramonti,    1822    an 

ihrem  jetzigen  Platze  aufgestellt. 

10* 


I48  BEACCIO  NUOVO  12  2.   123. 

Fea  Relazione  die  im  viaggio  ad  Ostia  S.  44;  Pistolesi  Taf.  XXIX 4; 
Nibby  II  Taf.  XLII;  Gerhard-Platner  S.  91  Nr.  16;  Bcrnoulli  Rom. 
Ikonographie  II  2  S.  230  Nr.  3  und  S.  238. 

Photographie  Anderson  1347. 

122.  Römische  männliche  Porträtbüste  (Taf.  20). 

H.  des  Ganzen  o,S3  m.,  des  Kopfes  0,36  m.,  der  Büste  (ohne  Fufs)  0,31  m. 

Ziemlich  feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Teil  des  r.  Ohres,  Flicken  im  Halseinsatz.  L.  Ohr 
z.  T.  abgebrochen  (war  erg.).  Von  der  Büste  nur  die  r.  Schulter  und 
Brust  antik;  ergänzt  die  äufserste  Ecke  und  Kleinigkeiten;  abgebrochen 
war  der  oberste  Teil.  Ergänzt  ferner  Büstenfufs  mit  viereckigem  Aufsatz 
(aus  hellrotem  Marmor). 

Auf  der  fast  ganz  modernenBüste  mitTunica  und  befranstem 
Paludamentum  das  Porträt  eines  Mannes  in  den  Dreifsigen, 
stark  nach  der  r.  Schulter  gewendet.  Langer  Hals;  breites, 
kurzes  Kinn;  kurzgeschnittener  Schnurr-  und  Backenbart  durch 
rauhe,  etwas  erhobene  Fläche  angegeben;  breiter,  fest  ge- 
schlossener Mund  mit  vortretender  Unterlippe,  schmaler  Ober- 
lippe; grofse  Augen  mit  energisch  zusammengezogenen 
Brauen;  volles,  gelocktes  Haar,  das  vorne  in  die  Stirn  fallt 
(hier  leicht  mit  dem  Bohrer  unterarbeitet).  Ziemlich  stark 
versintert.     Gute  Arbeit  hadrianischer  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  91   Nr.  15. 

123.  Männnliche  Statue  mit  Kopf  des 
Lucius  Verus  (Taf.  19). 

H.  2,25  m.    Marmor  des  Kopfes  feinkörnig  und  hellgrau,  des  Körpers  grofs- 

körnig  und  hellgrau  mit  dunkleren  Adern. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Teil  des  Nackens  mit  Haaren,  runder  Flicken 
unterhalb  des  Nackens,  r.  Arm,  1.  Arm  mit  Schulter  und  Victoria,  Scham- 
haare bis  auf  die  äufserste  Locke  r.,  Geschlechtsteile,  länglicher  Einsatz  im 
r.  Oberschenkel,  halber  1.  Oberschenkel,  beide  Unterschenkel  und  Füfse,  Basis, 
an  dem  über  den  Stamm  gelegten  Gewand  der  Teil  oberhalb  des  Knopfes, 
Flicken  in  den  Falten  und  am  Rand  des  Schwertes.  Abgebrochen  der 
Schwert -Riemen.  Sprung  im  oberen  Teil  des  Schwertes.  Stark  modern 
übergangen. 

Ein  voll  entwickelter  männlicher  Körper  steht  aufrecht 
mit  r.  Standbein;  1.  Fufs  mit  erhobener  Ferse  zur  Seite  und 
etwas  zurückgesetzt.    Neben  dem  r.  Bein  aufsen  ein  Stamm, 


BEACC10  NUOVO  124.  I49 

an  dem  Schwert  und  Mantel  hängen  (vorne  und  r.  unten 
Spuren  von  rosa  Farbe).  R.  Arm  erhoben;  1.  Arm  abwärts 
und  vorgestreckt;  auf  der  L.  Weltkugel  und  Victoria.  Der 
Kopf  —  gutes  Porträt  des  Lucius  Verus  —  nach  der  r. 
Schulter  gewendet. 

Der  Kopf  gehört  nicht  zur  Figur  (Schnitt;  anderer 
Marmor);  ebensowenig  der  Stamm  (zugefügt  in  Rücksicht 
auf  die  Ergänzung  als  Lucius  Verus;  war  ehemals  in  der 
Sammlung  Mattei,  Monum.  Matthaeiana  II  Taf.  LXXXIII) 
Der  Körper  ist  von  vorzüglicher  Arbeit,  Copie  eines  Originales 
aus  der  2.  Hälfte  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  Der  Kopf  hatte  die  gleiche 
Wendung  wie  jetzt;  r.  Oberarm  war  erhoben;  Haltung  des  1. 
Arms  unsicher;  wo  der  Flügel  der  Victoria  an  der  1.  Brust  an- 
setzt, ist  die  Spur  eines  Ansatzes  erhalten.  Der  l.Fufs  war  weniger 
zurückgesetzt,  die  Ferse  weniger  gehoben.  Der  Körper  ruht 
nicht  so  stark  auf  dem  Standbein,  wie  beim  Doryphoros  des 
Polyklet  (Nr.  126);  die  r.  Hüfte  tritt  weniger  stark  heraus.  Die 
Durchführung  im  Einzelnen  lebendiger  als  dort.  Das  Original 
wird  also  vielleicht  von  einem  attischen  Meister  gearbeitet  sein. 

Von  dem  Bildhauer  Pacetti,  der  die  Figur  ergänzt  hat 
(Clarac),  für  den  Vatican  im  Beginn  des  Jahrhunderts  er- 
worben, zunächst  im  Museo  Chiaramonti  an  Stelle  von  Nr.  450 
(Fea  Nuova  descrizione  S.  88),  1822  am  heutigen  Platz  auf- 
gestellt. 

PistolesiTaf.XXXI;NibbyIITaf.XL;Clarac958,246i;Gerhard- 
Platner  S.  91  Nr.  14;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II  2  S.  206  Nr.  1  u. 
S.  217;  Baumeister  Denkm.  d.  kl.  Altert.  III  S.  201 1  Fig.  2165; 
Heibig  Nr.  57. 

Photographie  Alinari  6594  (2) ;  Anderson  1398  (3);  Moscioni  2287; 
Rocca  779;  1971  (Kopf). 

124.  Porträtbüste   des  Kaisers  Philippus  Arabs 

(Taf.  20). 

H.  0,945  m*>  ohne  Fufs  0,71  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  Vorderteil  der  Nase,  Rand  des  1.  Ohres.  Kleine  Be- 
stofsungen,  besonders  an  dem  Indextäfelchen  oben,  wo  die  Voluten 
abgebrochen  sind.  Büsten  fufs  mit  Index  täfeichen  ist  angesetzt,  nicht  ge- 
brochen, und  gehört  deshalb  nicht  zur  Büste;  auch  der  Marmor  etwas  dunkler. 

Über  dem  Büstenfufs  und  Indextäfelchen  mit  Voluten 
die  mit  Tunica  und  Toga  im  Wurf  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.  be- 


I  SO  BB ACCIO  NUO VO  125. 

kleidete  Nabelbüste  (Contabulatio  mit  vier  Lagen);  der  Kopf 
nach  der  r.  Schulter  gewendet.  Porträt  des  Philippus 
Arabs  (244 — 249  n.  Chr.);  der  kurz  geschorene  Vollbart 
durch  kleine  Striche  auf  rauhem  Grund  (ebenso  das  kurze 
Haupthaar),  die  Brauen  plastisch  angegeben;  Augensterne 
und  Pupillen  eingegraben.  Vorzüglich  als  Porträt;  das  best- 
erhaltene und  bestgearbeitete  des  Kaisers.  Gefunden  1778 
bei  den  Ausgrabungen  des  Principe  Chigi  in  Porcigliano 
(Guattani);  dem  widerspricht  die  bei  Fea  publicierte  Nota 
über  die  dortigen  Ausgrabungen  nicht,  denn  in  ihr  ist  ver- 
zeichnet »Scoltura  ed  altro  trovato  nella  Cava  di  Torre 
Paterno  neu'  anni  1779,  1780,  compreso  qualche  cosa 
rimasta  nel  1778c     Seit  1822  an  ihrem  jetzigen  Platz. 

Guattani  Monum.  ant.  inediti,  1784  Luglio  S.  LX  Taf.  II  u.  S.  LXII; 
Fea  Miscellanea  II  S.  216  Nr.  2  u.  S.  220  Nr.  2;  Pistolesi  Taf.  XXIX  3; 
Gerhard-Platner  S.  91  Nr.  13;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II  3 
S.  141   Nr.  1  u.  S.  I43f.  Taf.  XL;  Heibig  Nr.  58. 

125.  Oberteil  eines  Torso  mit  Apollonkopf  (Taf.  21). 

H.  0,895  m»    onne  Kopf  und  Fufs  0,33  m.   Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  aus  Marmor  Kopf  und  Hals,  r.  Armansatz,  Fufs  (Bigio); 
aus  Gyps  Oberteil  der  Schulterlocken. 

Obere  Hälfte  eines  unbekleideten  Torso  durch  Aushöhlen 
des  Rückens  zur  Büste  hergerichtet;  1.  Schulter  leicht  erhoben; 
jederseits  zwei  Schulterlocken  und  Armansatz.  Darauf  nach 
der  1.  Schulter  gewendet  eine  moderne  Copie  vom  Kopf  des 
Apoll  vom  Belvedere. 

Der  gering  gearbeitete  Torso  stammt  von  einer  Statue 
des  Dionysos,  deren  Typus  am  besten  durch  den  Bacchus 
Richelieu  im  Louvre  (Fröhner  Notice  de  la  sculpt.  ant. 
Nr.  217)  und  eine  Statue  in  Madrid  (Hübner,  Die  ant.  Bildw. 
in  M.  S.  43  Nr.  18)  vertreten  ist.  Mit  letzterer  stimmt  der 
Torso  am  vollkommensten  überein.  Vgl.  Galleria  lapidaria 
Nr.  67  und  Galleria  delle  statue  Nr.  258. 

War  ehemals  in  der  Sammlung  Mattei;  seit  1822  an 
seinem  Platz. 

Monum.  Matthaeiana  II  Taf.  II 1 ;  Nibby  II  Taf.  VI  6;  Gerhard- 
Platner  S.  91  Nr.  12;  Amelung  bei  Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen, 
Text  zu  Nr.  1142. 


BBACCIO  NÜOVO  126.   127.  151 

126.  Statue  des  Doryphoros  des  Polyklet  (Taf.  19). 

H.  2,n  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Oberlippe,  Flicken  an  der  Unterlippe  u.  der  1.  Wange, 
Kinn,  r.  Arm  von  der  Mitte  des  Oberarms  abwärts  mit  Stütze  u.  Hand, 
1.  Hand  mit  halbem  Unterarm,  Speer  mit  Stütze  (Ansatz  erh.),  Unterteil  des 
r.  Oberschenkels  mit  Knie,  Oberteil  des  Stamms,  Zehen  des  r.  Fufses,  die 
des  1.  z.  T.,  Unterteil  des  Stamms  mit  gröfstem  Teil  der  Basis.  Ge- 
brochen war  der  Kopf,  der  Körper  über  den  Hüften,  in  der  Höhe  der 
Schamhaare,  1.  Bein  im  Oberschenkel  zweimal,  am  Knie,  in  der  Mitte  des 
Unterschenkels,  am  Knöchel  zweimal,  r.  Unterschenkel  unter  der  Stütze 
u.  über  dem  Knöchel. 

Nackter  aufrecht  stehender  Jüngling;  r.  Standbein;  aufsen 
daneben  ein  Stamm;  1.  Fufs  mit  erhobener  Ferse  seitwärts 
und  zurückgesetzt.  R.  Arm  abwärts;  1.  Arm,  rechtwinklig 
gebogen,  schultert  einen  Speer.  Kopf  nach  der  r.  Schulter 
gewendet  und  geneigt.  Copie  nach  dem  Doryphoros  des 
Polyklet.  Die  Arbeit  war  sorgfaltig,  wie  man  aus  der  Um- 
ränderung der  Unterlippe  und  den  Haaren  am  Hinterkopf 
sieht,  ist  aber  durch  Verwaschung,  Putzen  und  Überarbeiten 
ganz  unkenntlich  geworden.  Ehedem  mit  einem  Diskos  in 
der  R.  ergänzt.     Seit  1822  an  ihrem  Platz. 

Pistolesi  Taf.  XXX  2;  Clarac  862,  2195;  Gerhard-Platner  S.  91 
Nr.  11;  Michaelis  Annal.  d.  J.  1878  S.  7  D;  S.  Reinach  Repertoire  de  la 
statuaire  II  S.  545  Nr.  10;  Heibig  Nr.  59. 

Photographie  Alinari  6561;  Anderson  5321  (3);  4032  (Kopf); 
Moscioni  2300;  Rocca  845. 

127.    Kopf  eines  Dacers    (Taf.  21). 

H.  1,05  m,   des  Kopfes  allein  0,60  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor   mit 

braunen  Flecken. 

Ergänzt  1.  Braue  mit  Teil  des  Oberlides  u.  Auges,  1.  Ohr  und  Bart 
fast  ganz,  r.  Ohr,  grofse  Flicken  an  dem  senkrechten  Bruch  in  Haaren 
und  Mütze,  Spitze  der  Mütze,  fast  der  ganze  Hals  mit  Büste  u.  Fufs.  Der 
Vorderkopf  war  vom  Hinterkopf,  dieser  über  den  Ohren  quer  durch  ge- 
brochen. Spuren  von  Wasser  an  r.  Braue  und  Bart.  L.  Seite  vollständig, 
r.  weniger  stark  überarbeitet. 

Kopf  geradeaus  gerichtet.  Vollbart;  buschige  Brauen; 
nicht  sehr  langes  Haar  fast  ganz  von  einer  weichen  Mütze 
mit  breiter,  vorfallender  Spitze  oben  bedeckt.  Tiefliegende 
Augen  mit  ernstem  Ausdruck;  breite  Nase  mit  etwas  ein- 
gesunkenem Rücken;   starke  Backenknochen;  breiter  Mund. 


152  BRACC10  NÜOVO  128.  129. 

Nach  Typus  und  Kopfbedeckung  (pileus)  ein  vornehmer 
Dacer  (pileatus;  vgl.  Cichorius  Die  Reliefs  der  Trajans- 
säule  II  S.  113).  Helbig's  Vermutung,  der  Kopf  stelle  einen 
Parther  dar,  ist  falsch. 

Brauen  plastisch;  die  decorative,  sehr  wirksame  Arbeit 
nur  noch  an  der  r.  Seite  erhalten  (besonders  am  Auge).  Hinten 
ist  der  Marmor  unmodelliert  gelassen.  Stand  also  gegen 
eine  Wand. 

Gefunden  wie  Nr.  3  auf  dem  Forum  des  Trajan  bei  der 
von  der  französischen  Regierung  geleiteten  Ausgrabung.  Seit 
1822  an  seinem  Platz. 

Pistolesi  Taf.  XXIX  1 ;   Nibby  II  S.  104  Nr.  1 ;   Gerhard-Platner 
S.  91   Nr.  10;  Brunn-Bruckmann  178;  Heibig  Nr.  60. 
Photographic  Anderson  1352  (2). 

128.  Ägyptisierende  Büste.    (Taf.  20). 

H.  ohne  Fufs  0,52  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  aus  Marmor:  Nase,  beide  Brauen  mit  Oberlid,  Mund»  Kinn, 
Ohren,  Büstenfufs;  aus  Gyps:  Ränder  der  Kopfbedeckung,  Flicken  im 
Bruststück.     Stark  geputzt. 

Jugendlicher  Kopf  mit  ägyptischer  Kopfbedeckung  (Cal- 
vatica;  vgl.  Wüscher  -Becchi  Bullettino  comunale  1901 
S.  112  ff.),  dem  durch  die  Ergänzung  Ähnlichkeit  mit  An- 
tinous  verliehen  ist.  Augen  waren  eingesetzt.  Oben  auf 
dem  Schädel  ein  grofses  Loch  zur  Einfügung  der  besonders 
gearbeiteten  Lotosblume.  Steif  geradeaus  gerichtet.  Modern 
zur  Büste  gemacht.  Stammt  von  einer  stehenden  Figur  oder 
auch  von  einer  Sphinx. 

Unbedeutende  Arbeit  hadrianischer  Zeit.  Steht  seit  1822 
an  ihrem  Platz. 

Gerhard-Platner  S.  91   Nr.  9. 

129.  Panzerstatue  des  Kaisers  Domitian  (Taf.  21). 

H.  2,45  m.     Marmor    des    Kopfes    feinkörnig    und    hellgrau    mit    dunkleren 
Streifen,  der  Körper  feinkörnig  und  gelblich  mit  grauen  Stellen. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Stück  des  Kinns,  Rand  des  1.  Ohrs,  Oberteil  des 
RUckens,  beide  Arme  mit  Händen  und  Attributen,  1.  Schulter  mit  ganzem 
Gewandbausch,  Teil  der  1.  Flanke,  der  über  den  1.  Unterarm  hängende  Teil 
des    Mantels    mit    Stütze,    r.  Bein    vom    Gewand    abwärts,    1.  mit    Gewand, 


BBACCIO  NÜOVO  129.  153 

gröfstem  Teil  der  Ledcrklappen  des  Panzers  beinahe  bis  zur  Hälfte,  Stamm, 
Basis.  R.  Schulter  war  zweimal  gebrochen,  dann  der  Leib  von  der 
r.  Hüfte  zur  I.Schulter.     Die  Relieffiguren  des  Panzers  bestofscn. 

Der  Kaiser  steht  aufrecht  mit  1.  Standbein;  r.  Fufs  mit 
erhobener  Ferse  zur  Seite  und  zurückgesetzt.  An  den  Füfsen 
calcei  patricii  oder  senatorii  (von  Mau  bei  Pauly-Wissowa 
Realencyklopädie  III  Sp.  1342  Z.  18  falschlich  für  antik 
gehalten;  vgl.  Nr.  26).  Neben  dem  1.  Bein  Stamm  als 
Stütze.  Kurze  Tunica  mit  zu  lang  ergänzten  Ärmeln;  Panzer 
mit  Metall-  und  betroddeiten  Lederklappen;  vom  Palu- 
damentum  ruht  der  eine  Teil  mit  Knopf  auf  der  1.  Schulter; 
das  Übrige  ist  von  da  quer  über  den  Rücken  um  die  r.  Hüfte 
genommen  und  über  den  1.  vorgestreckten  Unterarm  geworfen 
(in  der  Hand  die  Weltkugel);  r.  Arm  seitlich  erhoben  (in  der 
Hand  Teil  des  Speerschaftes).  Kopf  mit  Porträtzügen  des 
Domitian  leicht  nach  der  1.  Schulter  gewendet.  Reliefschmuck 
am  Panzer:  auf  der  Achselklappe  Blitz;  auf  der  r.  Hüfte 
Eros  mit  erhobenem  rechten  Arm  (war  eine  Peitsche  gemalt?) 
auf  einem  nach  r.  sprengenden  Stier  reitend;  unter  dem 
Nabel  1.  Nymphe  mit  dem  r.  Bein  nach  1.  knieend,  den 
Oberkörper  geradeaus,  den  Kopf  nach  r.  gewendet;  Unter- 
körper und  Rücken  vom  Himation  umhüllt,  das  beide  ge- 
senkte Arme  halten  und  in  dessen  Bausch  vor  dem  Schofs 
Früchte  liegen;  r.  Triton  mit  Steuerruder  im  gesenkten  r.  Arm 
nach  rechts  schwimmend,  umblickend;  auf  der  1.  Hüfte 
Delphin  nach  1.  Mit  diesen  Figuren  werden  die  Elemente 
der  Erde  und  des  Meeres,  das  Herrschgebiet  des  siegreichen 
Kaisers,  dargestellt,  das  Meer  durch  Triton  und  Delphin,  die 
Erde  durch  die  Nymphe  und  den  von  Eros  geleiteten  Stier; 
in  diesem  haben  wir  wohl  nur  ein  Gegenstück  zu  dem 
Delphin  zu  erkennen,  das  der  Erde  besonders  charakteristische 
Tier  (vgl.  Heibig  Nr.  902),  wenn  wir  nicht  annehmen  wollen, 
dafs  der  Künstler  an  den  Vegetationsgott  Dionysos  unter 
dem  Bilde  des  Stiers  gedacht  habe  (s.  Voigt  bei  Röscher 
Mythol.  Lex.  I  Sp.  1057  f.).  Zu  der  Darstellung  der  Elementar- 
götter am  Panzer  und  ihrer  Bedeutung  an  dieser  Stelle 
vgl.  Nr.  14.  Auf  den  sichtbaren  Metallklappen  Kopf  eines 
Löwengreifen  und  Gorgoneion. 

Der  hinten    nicht    ausgeführte  Kopf  ist    eingesetzt  und 


154  BRACCIO  NÜOVO  130. 

kann  zu  der  Statue  gehören.  Die  Arme  in  der  allgemeinen 
Haltung  richtig  ergänzt.  An  dem  Paludamentum  Liegefalten. 
Die  Ausfuhrung  effectvoll,  aber  äufserlich  decorativ;  im 
Gewand  gesuchte  Motive.  Die  Formen  des  Körpers  derb. 
Eigentümlich  die  Beschränkung  des  Reliefschmucks  auf  den 
Unterleib.  Ehemals  im  Pal.  Giustiniani.  Von  Pius  VII.  er- 
worben und  seit  1822  an  ihrem  Platz. 

Galleria  Giustiniana  I  Taf.  XCVIII;  Maffei-De  Rossi  Raccolta 
di  statue  ant.  Taf.  LXXXIX;  Montfaucon  Antiquite  expliquee  Supl.  IV 
PI.  IV;  Win  ekel  mann  Sämtl.  Werke  (Donaueschingen)  VI  S.  244  mit 
Anm.  3  u.  4;  Nibby  II  Taf.  XXXVI;  Clarac  974,  2502;  Gerhard-Platner 
S.  91  Nr.  8;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II  2  S.  55  Nr.  1,  S.  58  u.  59, 
Taf.  XIX;  v.  Rohden  Bonner  Studien  S.  15:  Heibig  Nr.  61. 

Photographie  Alinari 6560  (2);  Anderson  1367(2);  Moscioni  2308; 
1433;  Rocca  809;  1967  (Kopf). 

130.  Römische  männliche  Porträtbüste  (Taf.  20). 

H.  0,815  m->  des  Kopfes  0,27  m.,  der  Büste  (ohne  Fufs)  0,37  m.  Marmor  des 
Kopfes   kleinkrystallinisch   und   gelblich,    der  Büste   grofskrystallinisch  und 

hellgrau. 

Ergänzt  Nase,  grofser  Teil  des  r.  Ohres,  Rand  des  1.,  Hals,  r.  Schulter, 
Füfse.  Braune  Flecken  an  der  1.  Braue,  Wange  und  Mund.  Gesicht  ver- 
waschen. Abgearbeitet  die  Seiten  des  Stücks  mit  dem  Index  täfeichen, 
dessen  r.  untere  Volute  abgebrochen  ist.  In  der  Stütze  der  Büste  hinten 
moderne  Eisenklammer. 

Nabelbüste  mit  Tunica  und  Toga  mit  Contabulatio,  an 
der  zwei  Lagen  deutlich  sind.  Darauf  mit  leichter  Wendung 
nach  der  r.  Schulter  der  Kopf  eines  Mannes  in  den  Dreifsigen; 
kurzer  Vollbart;  lockiges,  über  der  Mitte  in  zwei  symmetrischen 
Locken  auseinander  gekämmtes  Haupthaar.  Schmales  Gesicht ) 
unbedeutender,  trüber  Ausdruck.  Brauen  durch  Striche  an- 
gegeben; Augensterne  und  Pupillen  eingegraben.  Die  Haare 
nur  vorne  mittels  des  Bohrers  ausgearbeitet. 

Kopf  und  Büste  gehören  nicht  zusammen.  Der  Kopf 
aus  der  Zeit  des  Gallienus  (vgl.  Nr.  63  und  Bernoulli  Rom. 
Ikonographie  II  3  Taf.  XLVIII). 

Ehemals  im  Pal.  Ruspoli;  s.  Nr.  11.  Seit  1822  an  seinem 
Platz. 

Pistolesi  Taf.  XXIX  2;  Gerhard-Platner  S.  qof.  Nr.  7. 


BRACCIO  NUOVO  131.   132.  1 55 

131.  Römische  männliche  Porträtbüste  (Taf.  20). 

H.  ohne  Fufs  0,59  m.     Marmor   des   Kopfes   grofskörnig   und   gelblich,   der 

der  Büste  etwas  feinkörniger. 

Ergänzt  aus  Gyps:  Nase,  untere  Hälfte  des  Halsausschnitts,  Nacken; 
aus  Marmor:  Teil  des  Paludamentum  unter  dem  Knopf,  Büstenfufs  mit 
viereckigem  Aufsatz.  Der  Kopf  ganz  verwaschen  und  bestofsen;  die 
Büste  stark  überarbeitet. 

Gröfsere  Oberarmbüste  mit  Tunica  (Ärmel  mit  doppeltem 
Längssaum)  und  befranstem  Paludamentum  mit  Knopf  auf 
der  r.  Schulter.  Darauf  mit  leichter  Wendung  nach  der 
r.  Schulter  ein  unbärtiger  Jünglingskopf,  dessen  Züge  bei  dem 
schlechten  Erhaltungszustand  kaum  noch  zu  erkennen  sind; 
nach  den  Haaren  aus  der  ersten  Kaiserzeit.  Kopf  und  Büste 
gehören  nicht  zusammen;  ersterer  zum  Einsetzen  in  eine 
Statue  bestimmt;  nach  der  Anspannung  des  r.  Haismuskels 
mufste  er  stärker  nach  der  r.  Schulter  gedreht  sein. 

Auf  dem  Zwischenstück  zwischen  Fufs  und  Büste  die 
moderne    Inschrift:    OST«EFFOS-      Ob    beide   Teile    oder 

* 

welcher  von  beiden  aus  Ostia  stammt,    ist  unbekannt.     Seit 
1822  an  ihrem  Platz. 

Gerhard-Platner  S.  90  Nr.  6. 

132.-  Statue  des  Hermes  (Taf.  21). 

H.  2,275  m.     Marmor  des  Kopfes  feinkörnig  und  gelblich,  des  Körpers 

feinkörnig  und  weifs  (pentelisch). 

Ergänzt  aus  Marmor:  Nase,  Lippen,  Flicken  an  der  1.  Wange, 
unterer  Teil  des  Halses,  oberer  Teil  der  Chlamys  mit  Knopf,  kleiner  Finger 
der  r.  Hand,  Zehen  beider  FUfse,  Teil  des  1.  Fufses  innen,  1.  u.  r.  Rand 
der  Basis;  aus  Gyps:  Vorderteil  des  1.  Oberarms,  1.  Unterarm,  Goldfinger 
der  r.  Hand,  Teile  am  Rand  der  Chlamys,  Teile  an  den  Zehen,  Rand  des 
].  Fufses  aufsen,  1.  Ferse  innen;  aus  Holz:  Caduceus.  Am  Rand  der  Chlamys, 
wo  Teile  fehlen,  und  an  der  Stütze  des  1.  Fufses  hinten  kleine  Löcher, 
Spuren  ehemaliger  Ergänzungen.  Die  Überfläche  des  Körpers  sehr  ver- 
waschen; schieferige  Sprünge  und  Verletzungen  (charakteristisch  für 
pentelischen  Marmor).     Der  Kopf  besser  erhalten. 

Der  Gott  steht  aufrecht;  r.  Standbein;  1.  Fufs  mit  er- 
hobener Ferse  zur  Seite  und  zurückgesetzt.  Neben  dem 
r.  Bein  ein  Stamm  als  Stütze.  R.  Hand  mit  dem  Daumen 
nach  oben  und  ausgestreckten  Fingern  auf  die  Hüfte  gestützt; 
1.  Arm  mit  Kerykeion  gesenkt  (richtig  ergänzt).    Die  Chlamys 


I56  BRACCIO  NUOVO  132. 

mit  umsäumtem  Rand,  auf  der  r.  Schulter  geknüpft,  hängt 
vorne  und  hinten  lang  herab;  auf  der  1.  Schulter  ist  sie  auf- 
genommen. Unbärtiger  Kopf  mit  kurzem  Lockenhaar  leicht 
nach  der  r.  Schulter  gewendet  und  geneigt. 

Kopf  und  Körper  gehören  nicht  zusammen.  Letzterer 
ist  bei  der  in  der  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  für  den  Cardinal 
Ippolito  d'Este  in  der  Palästra  der  Villa  des  Hadrian  bei 
Tivoli  ausgeführten  Ausgrabung  gefunden,  und  zwar  wahrschein- 
lich 1554  oder  kurz  vorher.  Man  hielt  die  Statue  für  Hadrian 
und  ergänzte  sie  mit  einem  modernen  Kopf  dieses  Kaisers 
und  einer  Weltkugel  in  der  vorgestreckten  L.  In  den  von 
Venturi  Archivio  storico  deir  arte  italiana  III  S.  196fr. 
publicierten  Auszügen  aus  Rechnungsbüchern  des  Cardinais 
ist  am  10.  September  1554  eine  Summe  verzeichnet  »per 
un  modello  d'una  testa  da  farsi  alla  statua  d'Adriano  venuto 
da  Tivoli«,  eine  andere  am  26.  Oktober  »per  marmo  per 
far  la  testa  alla  sopta  statua  d'Adriano«  (a.  a.  O.  S.  197). 
Es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dafs  beide  Angaben  sich  auf  die 
fragliche  Statue  beziehen,  da  wir  von  keinem  anderen  Fund 
einer  kopflosen,  für  Hadrian  erklärten  Statue  in  jenen  Jahren 
Kunde  haben.  So  ergänzt  stand  die  Statue  in  dem  Garten 
des  dem  Cardinal,  später  dem  Papst  gehörigen  Palastes  auf 
dem  Quirinal  —  die  Angabe  bei  De  Cavalleriis  »in 
aedibus  Farnesiis«  ist  falsch,  vgl.  Visconti-Guattani  S.  61 
Anm. — ,  bis  sie  auf  Canova's  Veranlassung  in  den  Vatican 
versetzt  und  mit  dem  bei  den  Ausgrabungen  Pius  VII.  im 
Colosseum  gefundenen  Kopf  ergänzt  wurde.  So  kam  sie  zu- 
nächst in  das  Museo  Chiaramonti.  An  ihrer  Stelle  stand 
1822  bis  1829  (Pistolesi)  eine  Panzerstatue  des  Tiberius 
(Clarac  924,  2353),  deren  heutiger  Standort  unbekannt  ist 
Der  Körper  geht  auf  ein  Original  des  vierten  Jahrh.  v.  Chr. 
zurück,  das  augenscheinlich  in  Bronze  ausgeführt  war  und 
sich  in  Proportionen  und  Stellung  noch  ganz  an  den  poly- 
kletischen  Kanon  hielt.  Sehr  ähnliche  Darstellungen  des 
Hermes  finden  sich  auf  Gemmen  (Heibig  am  unten  a.  0.  und 
Fröhner  Coli.  Tyszkiewicz  Taf.  XXXIII  3)  und  unter  kleinen 
Bronzen  (S.  Reinach  Repertoire  de  la  statuaire  II  S.  164fr.). 
Vgl.  auch  Schreiber  Die  ant.  Bildw.  d.  Villa  Ludovisi 
Nr.  28  (Reinach  a.  a.  O.  S.  166  Nr.  8)   und  222.    Die  Aus- 


BRACCIO  NÜOVO  133.  157 

fuhrung  ist  nur  in  grofsen  Zügen  gehalten.  Der  Kopf  ist 
eine  gut  gearbeitete  Replik  vom  Kopfe  des  praxitelischen 
Hermes  von  Andros  (vgl.  Belvedere  Nr.  53). 

P.  Ligorio  Trattato  dell*  antichitä  di  Tivoli  S.  14;  DeCavalleriis 
Antiquae  statuae  urbis  Romae  (1585)  I — II  Taf.  41;  Penna  Viaggio  pittorico 
dclla  Villa  Adriana  111  Taf.  XX VII;  Fea  Nuova  dcscrizione  S.  87;  Visconti- 
Guattani  Taf.  XXII;  Pistolesi  Taf.  XXX  1 ;  Clarac  663,  1535;  Ger- 
hard-Platner  S.  90  Nr.  5;  Winnefeld  Die  Villa  des  liadrian  in  Tivoli 
S.  156;  Amelung  Florentiner  Antiken  S.  37;  Klein  Praxiteles  S.  392 
Anm.,  Nr.  1;  Hei  big  Nr.  62. 

Photographie  Alinari  660S  (2);  Anderson  1407  (3);  Rocca  852; 
399  B  (cab.). 

133.  Römische  weibliche  Porträtbüste  mit  Kopf 

der  Julia  Domna   (Taf.  20). 

H.  des  Kopfes  0,30  m,  der  Büste  (ohne  Fufs)  0,33  m.     Marmor  des  Kopfes 
feinkrystallinisch  und  bläulich,  der  Büste  feinkörnig  und  gelblich. 

Ergänzt  Nase,  Teil  der  Unterlippe,  1.  Seite  des  Kinns,  r.  Schulter 
und  halbe  r.  Brust,  Büstenfufs  mit  Indextäfelchen.  Abgebrochen  war  die 
1.  Schulter.  Bestofsen  die  Falten  auf  der  1.  Schulter  und  Brust.  Büste 
überarbeitet. 

Weibliche  antoninische  Oberarmbüste  mit  gegürteter 
Tunica  und  Mantel,  der  beide  Schultern  und  Armansätze 
bedeckt.  Darauf  mit  leichter  Wendung  nach  der  r.  Schulter 
guter  Porträtkopf  der  Julia  Domna,  kenntlich  an  der  physio- 
gnomischen  Ähnlichkeit  mit  anderen  Bildnissen  dieser  Kaiserin 
(s.  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II  3  S.  39  ff.  und  bes. 
Taf.  XVI;  man  beachte  die  senkrechte  Einsenkung  in  der 
Mitte  der  Stirne  und  das  zurücktretende  Untergesicht)  und 
der  Frisur;  die  Haare  auf  dem  Oberkopf  gescheitelt  und  in 
dichter  Masse  künstlich  gewellt  über  die  Ohren  abwärts 
gelegt,  hinten  in  einem  grofsen,  flachen  Chignon  aufgesteckt. 
Brauen  durch  Striche  angegeben;  Augensterne  und  Pupillen 
eingegraben. 

Kopf  und  Büste  gehören  nicht  zusammen  (Schnitt; 
Marmor  verschieden).  Die  Büste  von  geringer  Arbeit;  der 
Kopf  sorgsam  gearbeitet,  aber  unbedeutend. 

Seit  1822  an  ihrem  Platz. 

Gcrhard-PUtner  S.  90  Nr.  4. 


I58  BBACCIO  NÜOVO  134-  135- 

134.  Römische  männliche  Porträtbüste    (Taf.  20). 

H.  (ohne  Fufs)  0,68  m.     Ziemlich  grofskrystallinischer  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  halbe  r.  Braue  mit  Teil  der  Stirn,  Ränder  beider 
Ohren,  Flicken  rings  um  den  Hals,  Teil  des  Knopfes,  viele  Flicken  an  der 
Büste,  grofses  Stück  in  der  Mitte  unten  mit  Teil  der  Rückenstutze,  Büsten- 
fufs  mit  viereckigem  Aufsatz.  Bestofsen  am  r.  Auge,  Oberlippe  und  Kinn. 
Stark  tiberarbeitet  der  Hals. 

Antoninische  Panzerbüste  mit  dem  auf  der  r.  Schulter 
geknöpften  Paludamentum.  Darauf  mit  ganz  leichter  Wendung 
nach  der  r.  Schulter  ein  bartloser  Jünglingskopf  mit  vollem, 
in  die  Stirne  gekämmten,  schlichten  Haupthaar;  breites 
Gesicht;  starke  Unterlippe;  ernster  Ausdruck.  Augensterne 
und  Pupillen  eingegraben;  das  Gesicht  war  geglättet;  die 
Haare  sind  rauh  gelassen.  Einfache  Durchschnittsarbeit. 
Kopf  und  Büste  können  nach  Marmor,  Erhaltung,  Arbeit  und 
Büstenform  zusammengehören.  Der  Kopf  aus  der  Zeit  des 
Geta  (vgl.  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II 3  Taf.  XXII). 

Bis  1856  wenigstens  (Indicazione  antiquaria)  stand 
hier  eine  Büste  aus  porta  santa  und  verde  antico  mit  einem 
dem  Vespasian  ähnlichen  Kopfe  (Gerhard-Platner  S.  30 
Nr.  3). 

135.  Hermenfigur   des   Zenon  von   Aphrodisias 

(Taf.  21). 

H.  1,81  m.     Marmor  des  Kopfes  feinkörnig  und  gelblich,    der  Herme  fein- 
körnig und  hellgrau  mit  dunkleren  Adern. 

Ergänzt  aus  Marmor:  Nase,  Teil  der  Oberlippe,  Unterlippe,  Kinn, 
Hals  mit  Locken,  r.  Schulter  mit  Knopf,  Flicken  im  Gewand,  1.  untere  Ecke 
des  Hermenschaftes  (war  1666  noch  vorhanden);  aus  Gyps:  r.  Arm  mit 
Stütze.  Oberfläche  sehr  verwaschen;  eine  starke,  jetzt  vortretende  Ader 
läuft  quer  über  das  ganze  Gewand.     Viele  Sprünge  und   Verletzungen. 

Auf  dem  vorne  mit  Inschrift  versehenen  Schaft  ein 
männlicher  Oberkörper;  r.  Arm  hängt  herab  (richtig  erg.); 
1.  Unterarm  unter  der  umsäumten  Chlamys  erhoben,  die  die 
geballte  Hand  aufrafft;  Rand  d.  Chi.  umsäumt.  Jünglings- 
kopf mit  langen,  auf  der  Stirn  symmetrisch  geordneten 
Locken  geradeaus  gerichtet;  Augensterne  und  Pupillen  ein- 
gegraben. Der  Kopf  von  ganz  elender  Arbeit  und  ausdrucks- 
los; nicht  viel  besser  die  Arbeit  der  Herme. 


BRACCIO  NÜOVO  135.  I  59 

Die  Inschrift  ist  1666  von  Francesco  Tolomei  (s.  CIL  VI 
S.  LX  Nr.  LXXXII)  abgeschrieben  worden,  als  sie  noch 
besser  erhalten  war  (cod.  Sen.  VIII  2,  407).  Über  weitere  Ab- 
schriften siehe  Kaibel  Nr.  1627,  der  die  Inschrift  nach  Tolomei 
publiciert.  Zu  seinem  Text  sind  folgende  Bemerkungen  zu 
machen:  3.  nach  HAIAI  ist  noch  ein  Buchstabenrest,  augen- 
scheinlich eines  U)  (die  erste  Rundung  und  Ansatz  der 
zweiten  deutlich;  diese  mufs  verkümmert  gewesen  sein,  da 
für  eine  der  ersten  entsprechende  Rundung  kein  Platz  ist), 
sodafs  trotz  der  metrischen  Ungeheuerlichkeit  iraio(<p  zu 
lesen  ist  (vgl.  V.  1);  4.  für  TAC  ist  kein  Raum;  6.  sicher 
KAYM6NH  zu  lesen,  da  das  Y  bis  auf  die  r.  schräge  Hasta 
erhalten  ist  und  €1  den  leeren  Raum  nicht  füllen  würde; 
7.  der  senkrechte  Strich  nach  KYKAA  mufs  auf  einem  Irrtum 
des  Steinmetzen  beruhen,  da  im  Anfang  von  8  (Zeile  des 
Marmors)  deutlich  TTTAKI  zu  lesen  ist;  9.  der  Schlufs  bleibt 
unsicher;  zu  lesen  ist  heute  TOCYriA'.  Es  ergibt  sich  also 
folgender  Text: 

9[sotc]  Kfaxa/ftoviou] 
1  Haxplc  ipoi  Zr^vam  fiaxapxa'xr)  lax'  'Acppoöiaia?* 
iroXXA  hi  aaxsa  tci[<jxoc]  IjxaTai  xe^vaiat  8ieXfta>[v] 
xal  xeüjoc  Z^vam  v£[q>]  irpoxeövnjxoxt  iraioup 
xujißov  xal  ottjX>]v  xal  e?xov[a]c  aöxos  e^Xu^Ja, 
5  [x]ai<nv  ipat?  iraXa'fjLaiai  [x]exvaaad|Aevos  xXüx[6v]  ep7o[v], 
[ev]da  cpiXß  aXöx<p  KXo[fis]vTß  xal  iraiol  [<p]iXota[t] 
[x]sö£a  ^[a]©o[v]  Zffias  [ixejcov  xuxXa(i )  £^xaxt  8exa. 
ivOa'oe  vüv  [xst][iS(J&a  aXaXot,  [^u^as]  ^saavxec 
x[at  irais  xal]  aXo^o;  xal  effä) ]xoc  6Tra[px«>v]. 

Zu  der  Herme  vgl.  Nr.  65  und  67  A.  Der  Typus  wird 
für  Hermes  erfunden  worden  sein;  Verstorbene  in  der  Gestalt 
des  Hermes  darzustellen,  kam  im  Altertum  häufig  vor.  Nach 
dem  Stil  der  Sculptur  und  den  Buchstabenformen  aus  dem 
2.  Jahrhundert  n.  Chr. 

Über  die  Bildhauerschule  von  Aphrodisias  s.  Löwy  In- 
schriften griech.  Bildhauer  S.  257fr. 

Die  Herme  stand  mindestens  seit  1655  (Documenti 
ined.  dei  musei  d  Italia  IV  S.  6:  un  termine  con  manto 
con    un    braccio    nudo)    mit    einem    andern    Kopf    ergänzt 


IÖO  BRACCIO  NUOVO  136. 

(Winckelmann)  in  Villa  Montalto  (Peretti,  Negroni,  Massimi); 
von  dort  kam  sie  in  den  achziger  Jahren  des  18.  Jahrh.  in 
den  Besitz  des  englischen  Kunsthändlers  Jenkins  (Winckel- 
mann Sämmtliche  Werke,  Donaueschingen,  XII  S.  281), 
dann  ohne  Kopf  (Massimi  a.  unten  a.  O.  Anm.)  in  den  Besitz 
des  Vatican,  wo  sie  ihren  heutigen  Kopf  erhielt  und  zunächst 
»a  destra  della  porta  per  la  quäle  dalla  biblioteca  si  ascende 
al  Museo  Pio-Clementino«  (Nibby),  also  augenscheinlich  in 
der  Galleria  lapidaria  aufgestellt  wurde;  seit  1822  an  ihrem 
jetzigen  Platz. 

Winckelmann  Geschichte  der  Kunst  XI  3  §  26;  Dcrs.  Vorlauf. 
Abhandl.  von  d.  Kunst  d.  Zeichn.  d.  alten  Völker  §  195;  Visconti  Opere 
varie  I  S.  92  fr.;  Massimi  Notizie  istoriche  della  Villa  Massimi  S.  181; 
Visconti  Museo  Pio-Clementino  VII  S.  96;  Nibby  Giornale  arcadico  I 
S.  161;  Pistolesi  Taf.  Vi;  Gerhard-Platner  S  90  Nr.  2. 

136.  Römische  männliche  Porträtbüste    (Taf.  20). 

H.  des  Ganzen  0,705  m.,  des  Kopfes  0,24  m.    Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  Unterteil  des  Halses,  Büste  mit  Fufs.  L.  Ohr  sehr  bestofsen. 
Vollkommen  und  stark  überarbeitet  das  Gesicht. 

Auf  der  modernen  Büste  mit  Tunica  und  Toga  gerade- 
aus gerichtet  der  Kopf  eines  bartlosen  alten  Mannes  mit 
eingesunkenen  Wangen,  schmalen  Lippen,  verdriefslichem 
Ausdruck,  nach  vorn  gekämmten,  wenig  gelockten,  vollen 
Haaren,  nach  denen  der  Kopf  aus  der  letzten  Zeit  der  Re- 
publik oder  der  ersten  Kaiserzeit  stammen  mufs.  Das  Ge- 
sicht sehr  ausdrucksvoll;  wieviel  aber  davon  dem  ehemaligen 
Zustand  entspricht,  ist  bei  der  Überarbeitung  des  Gesichtes 
nicht  auszumachen. 

Gerhard-Platner  S.  90  Nr.  1. 


Galleria  lapidaria. 

Der  Corridor  zwischen  den  Appartamenti  Borgia  und 
dem  Palazzetto  del  Belvedere,  jetzt  Galleria  lapidaria  und 
Museo  Chiaramonti  umfassend,  wurde  von  Bramante  unter 
Julius  II.  erbaut.  Clemens  XIV.  begann  eine  Inschriftensamm- 
lung in  dem  nach  dem  Palazzetto  zu  gelegenen  Teile  unter- 
zubringen. Pius  VI.  und  VII.  vermehrten  sie  beträchtlich; 
letzterer  liefs  sie  in  die  heutige  Galleria  lapidaria  überführen 
und  diesen  Teil  von  dem  Museo  Chiaramonti  durch  ein 
Eisengitter  trennen.     Die  Einrichtung  war  1810  beendigt. 

Sickler-Reinhart  Almanach  aus  Rom  1810  S.  291  ff.;  Pistolesi 
III  S.  113;  Gerhard-Platner  S.  2$ff. 

In  dieser  Beschreibung  sind  von  den  Inschriftensteinen 
nur  solche  berücksichtigt,  die  mit  einer  ornamentalen  oder 
figürlichen  Darstellung  geschmückt  oder  mit  einer  der  fort- 
laufenden Nummern  versehen  sind;  aufserdem  die  vor  den 
Wänden  aufgestellten  Sarkophage  und  Skulpturen.  Je  nach 
der  Bedeutung  des  Monuments  ist  die  Beschreibung  aus- 
führlich oder  ganz  summarisch.  Sie  beginnt,  der  Numerierung 
der  Wände  und  Monumente  folgend,  an  dem  Eingang  von 
den  Appartamenti  Borgia  her. 

Die  Grabaufsätze  sind  abweichend  von  der  im  Corpus 
inscriptionum  latinarum  durchgeführten  Benennung  (cippus) 
mit  ihrem  inschriftlich  bezeugten  Namen  Ära  bezeichnet 
worden  (De  Ruggiero  Dizionario  epigrafico  I  S.  602,  3),  und 
zwar  die  gewöhnlichen  als  »Grabara«,  die  mit  einer  Höhlung 
zur  Aufnahme  der  Aschenreste  versehenen  als  »Cinerar- 
Ara«.  Die  Litteraturangaben  des  CIL  und  Kaibel's  in  den 
Inscriptiones  graecae  Italiae  et  Siciliae  sind  nicht  wiederholt, 
die  Verzierung  der  Arae  mit  Kanne  1.  und  Schale  r.  ist,  weil 
stereotyp  wiederkehrend,  nicht  verzeichnet  worden.  Auf  den 
Tafeln  sind  nur  die  bedeutenderen  Stücke  abgebildet. 


Vatican  Katalog  I*  1 1 


Abteilung  I. 
i.  Weibliche  Gewandstatue  (Taf.  22). 

H.  1,97  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  aus  Gyps:  Oberkopf,  Haare  der  r.  Kopfseite,  Nasenspitze, 
Hals,  Teile  der  Falten,  bes.  im  Rücken;  aus  Marmor:  r.  Unterarm  mit  Hand 
u.  Schale,  1.  Unterarm  mit  Gewand  und  ganzem  Füllhorn,  Flicken  in  den 
Falten,  Basis. 

Unterkörper  mehrfach  gebrochen.     Nabelpartie  überarbeitet. 

L.  Standbein.  R.  Fufs  mit  leicht  erhobener  Ferse  und 
auswärts  gedrehter  Spitze  zur  Seite  und  zurückgesetzt.  Auf- 
rechte Haltung.  Schuhe;  Chiton;  das  Himation  liegt  mit  einem 
Teil  auf  der  1.  Schulter  und  Oberarm,  ist  um  den  Rücken  ge- 
zogen, unter  der  r.  Achsel  vorgenommen,  über  die  Brüste  mit 
einem  Überschlag  gelegt,  unter  dem  vor  der  r.  Brust  ein  Teil 
nach  oben  vorgezogen  ist,  und  wieder  über  1.  Schulter  und  Arm 
geworfen,  dessen  Ellenbogen  einen  Teil  mit  Bausch  an  die 
Hüfte  drückt.  L.  Unterarm  vorgestreckt;  mit  Füllhorn  er- 
gänzt; r.  Arm  in  ähnlicher  Haltung  mit  Schale  (der  Unterarm 
stärker  gehoben).  Kopf  leicht  nach  der  1.  Schulter  geneigt. 
Haare  oben  gescheitelt,  unter  einem  umschliefsenden  Bande 
durchgezogen,  über  den  Ohren  in  starker  Masse  zurückge- 
nommen; hinten  Schopf. 

Kopf  und  Körper  gehören  nicht  zusammen,  da  der 
erstere  im  Verhältnis  zu  klein  und  der  Marmor  etwas  ver- 
schieden ist.  Der  Kopf  giebt  einen  weiblichen  Idealtypus 
des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  wieder,  dessen  Augenbildung  derjenigen 
entspricht,  die  für  Werke  aus  dem  Kreise  des  Skopas  charak- 
teristisch ist.     Geringe  Arbeit. 

Der  Körper  ist  in  zwei  Stücken  gearbeitet;  die  Fuge 
unterhalb  des  Nabels.     Er  zeigt    einen   besonders  im   praxi- 


GALLERIA  LAPIDARIA   ib.  2.  163 

telischen  Kreise  üblichen  Typus  der  Gewandanordnung,  der 
mit  Vorliebe  für  Darstellungen  der  Persephone  verwendet 
wurde  (vgl.  Amelung  Basis  des  Praxiteles  aus  Mantinea 
S.  5off.).  Danach  ist  wahrscheinlich  in  der  L.  ein  Straufs 
von  Mohn  und  Ähren,  in  der  R.  die  lange  Fackel  zu  ergänzen. 
Geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  32  Nr.  1. 

ib.  Fragment  eines  Gesimses. 

H.  0,25  m.     L.  0,68  m.     T.  0,27  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Vielfach  bestofsen.     R.  und  1.  glatte  Ans chlufs fläche. 

Starke  Platte,  deren  Kyma  vorne  abgeschlagen  ist,  ge- 
tragen von  zwei  Consolen  mit  Stützblatt  von  Akanthus,  Volute 
vorn,  halben  Palmetten  an  den  Seiten;  ein  Kyma  läuft  oben 
um  die  Consolen  und  an  der  Fläche  zwischen  ihnen.  An  der 
Unterseite  der  Platte  zwischen  den  Consolen  tiefe  Cassette 
mit  fünfblättriger  Blüthe. 

Derbe  Arbeit  der  späteren  Kaiserzeit. 

2.  Weibliche  Gewandfigur  (Taf.  22). 

H.  1,97  m-    Marmor  des  Kopfes  feinkörnig  und  gelblich,  des  Körpers  grofs- 

körnig  und  gelblich. 

Ergänzt  Nase,  StUck  des  Kinns,  Rand  des  Gewandes  am  Halse, 
r.  Hand  mit  Teil  des  Unterarmes,  die  drei  ausgestreckten  Finger  der  1.  Hand, 
Stück  an  dem  Gewandzipfel  neben  dem  1.  Knie,  Basis. 

Der  Hals  war  in  fünf  Stücke  zersprungen.     Stark  geputzt. 

Aufrechte  Haltung.  R.  Standbein.  L.  Fufs  mit  erhobener 
Ferse  und  auswärts  gedrehter  Spitze  zur  Seite  und  etwas 
zurückgesetzt.  Sandalen;  Chiton;  das  Himation  liegt  mit  einem 
Teil  auf  der  1.  Schulter,  ist  um  Rücken,  r.  Seite  mit  Arm 
gezogen  und  über  1.  Schulter  und  Arm  zurückgeworfen. 
L.  Arm  gesenkt;  die  Hand  hält  den  Rand  des  Himation 
aufgenommen;  Daumen,  Zeige-  und  Mittelfinger  ausgestreckt, 
die  beiden  andern  eingebogen.  Der  r.  Arm  ist  gebeugt, 
straff  vom  Himation  umzogen;  Unterarm  und  Hand  mit  nach 
vorne  geöffneter  Handfläche  erhoben.  Der  Kopf  wendet  sich 
nach  der  r.  Schulter.  Brauen  durch  Striche  angegeben, 
Augensterne  und  Pupillen  eingegraben.  Der  Kopf  ein- 
gesetzt;    er     kann,     wie     unten     gezeigt    wird,     nicht     zur 


ii* 


164  GALLERIA  LA  PI  DA  RIA  2. 

Figur  gehören.  Die  Frisur  identisch  mit  der  der  Julia 
Domna  (s.  Braccio  nuovo  Nr.  133),  der  auch  die  Züge 
ähnlich  sind.  Ganz  schlechte  Arbeit.  Der  Körper  gibt  in 
geringer  Arbeit  einen  weitverbreiteten  Demeter-Typus  wieder 
von  dem  ein  besonders  gut  erhaltenes  Exemplar  mit  Straufs 
von  Mohn  und  Ähren  in  der  L.  und  der  langen  Fackel  in 
der  R.  aus  Tunis  bei  O verbeck  Kunstmythologie  II 4 
S.  465fr.  Nr.  17,  Taf.  XIV  Nr.  23  (=S.  Reinach  Repertoire 
de  la  statuaire  II  S.  243  Nr.  8)  publiciert  ist;  das  Himation 
über  den  Kopf  gelegt;  der  Kopf  auch  dort  römisches  Porträt. 
Weitere  Repliken  sind: 

1.  Clarac  415,  718  (Coli.  Torlonia). 

2.  Clarac  426,  763  (Dresden). 

3.  Clarac  944,  2417  (München,  Glyptothek  Nr.  233). 

4.  Clarac  979,  2518  (Villa  Borghese). 

5.  S.  Reinach  a.  a.  O.  II  S.  240  Nr.  1  (Louvre  Nr.  1139). 

6.  S.  Reinach  II  S.  241  Nr.  9  (Coli.  Torlonia). 

7.  S.  Reinach  II  S.  241  Nr.  10  (Florenz;  =  Arndt- 
Arn  elung  Einzelaufnahmen  Nr.  294). 

8.  Unpubliciert,  in  der  Durchfahrt  zum  Museo  nazionale 
romano  delle  Terme. 

9.  Gauckler  Musöe  de  Cherchel  PI.  XVII  3  (nach  Pe- 
tersen befinden  sich  noch  mehrere  unpublicierte 
Exemplare  des  Typus  in  den  nord-africanischen 
Museen,  die  meisten  mit  dem  Straufs  in  der  L.). 

Bei  allen  ist  oder  war  das  Himation  über  den  nach 
der  1.  Schulter  gewendeten  Kopf  gezogen.  Für  das  gleiche 
Motiv  an  dieser  Replik  sprechen  die  Faltenreste  auf  der 
r.  Schulter,  wie  überhaupt  die  Ergänzung  des  oberen 
Randes  des  Himation.  Der  Kopf  gehört  also  augenschein- 
lich nicht  zur  Figur.  Der  ursprüngliche  Kopf  des  Typus 
unbekannt;  an  den  Repliken  entweder  ergänzte  Köpfe  oder 
Porträts.  Zweifelhaft  ist,  ob  die  Fackel  überall  vorhanden 
war;  der  Copist  konnte,  wenn  der  Kopf  Porträt  war,  ebenso 
wie  hier  der  Ergänzer,  der  R.  den  Gestus  der  Adoration 
geben. 

Ohne  Fackel,  aber  mit  dem  Straufs  verwendet  für 
die  Figur  der  Maria  in  der  Scene  der  Verkündigung  in 
einer    Miniaturmalerei    des    9.  Jahrhunderts    n.  Chr.    (M.  G. 


GALLERIA  LAPIDABIA  3.  3  a.  4.  165 

Zimmermann  Kunstgeschichte  des  Altert,  und  des  Mittel- 
alters S.  377  Abb.  297  u.  S.  380).     Das   Original    mufs    in 
der  früh-hellenistischen  Zeit  entstanden  sein. 
Gefunden  bei  Monte  di  Pietä. 

Gerhard-Platner  S.  38  Nr.  244. 

3.  Cinerar-Ara. 

Eine  Höhlung  der  Oberfläche,  die  jedenfalls  zur  Bergung  der  Aschen- 
reste bestimmt  war,  ist  mit  Kalk  ausgefüllt. 

An  der  r.  Seite  Schale,  an  der  1.  Kanne  mit  Epheuranke 
als  Ornament. 

CIL  VI  1911. 

Darauf  stand  bis  wenigstens  1834  die  Statue  Museo 
Chiaramonti  Nr.  357  (Gerhard-Platner  S.  32  Nr.  2),  und 
bis  1902  das  Unterteil  einer  weiblichen  Gewandfigur,  jetzt 
hierselbst  Nr.  45. 

3a.  Fragment  eines  Grabreliefs. 

H.  0,30  m.,  Br.  0,22  m.     Grofskrystallinischer  grauer  Marmor. 

Erhalten  die  1.  obere  Ecke.  Breite  Randleiste,  auf  der 
oben  der  Beginn  der  Inschrift  steht:  D  •  M  •  SCELES.  In 
dem  wenig  vertieften  Feld  in  Flachrelief  der  Oberkörper 
einer  jupiterartigen  Gestalt  nach  r.  gewandt;  ein  Mantel  von 
der  r.  Hüfte  zur  1.  Schulter;  1.  Arm  mit  Scepter  erhoben; 
r.  Arm  gesenkt  (Unterarm  fehlt  fast  ganz). 

Schlechte  Arbeit  des  2.  Jahrh.  n.  Chr. 

Wurde  1902  aus  den  vaticanischen  Magazinen  hierher 
gebracht  und  eingemauert. 

4.  Cinerar-Ara. 

H.  0,60  m.,  Br.  0,40  m.,  T.  0,35  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Vielfach  beschädigt. 

Vorderseite:  r.  u.  1.  je  eine  Säule  mit  spiralförmigen 
Canelluren.  Daneben  Waffengehänge.  In  der  Mitte  unten 
auf  Basis  zwei  nach  aufsen  sitzende  Greife  mit  erhobener 
Tatze  und  umgewandtem  Kopf.  Darüber  Vertiefung  für  An- 
bringung der  Inschrift;  in  ihrer  Mitte  tiefes  Loch  (Bestimmung 


l66  GALLERIA  LAPIDARIA   4  a.  5. 

unklar;  vgl.  Nr.  8).  Nebenseiten:  hinten  je  ein  Pilaster  mit 
Rankenornament;  Klammerspur  oben.  Oberfläche:  vier- 
eckige Vertiefung,  mit  Gyps  gefüllt. 

Zwei  Grabinschriften  mit  Kranz  verziert. 

4a.    Grabinschrift  der  Aelia  Auxanusa. 

An  allen  vier  Seiten  von  je  einer  breiten,  aus  Wein- 
blättern gewundenen  Guirlande  umrahmt;  die  Blätter  liegen 
von  der  Ecke  nach  der  Mitte  der  Seite  zu  gerichtet;  wo  sie 
sich  treffen,  an  der  unteren  Seite  eine  palmettenartige  Figur, 
an  der  oberen  Seite  eine  phantastische  Maske.  An  der 
ringum  laufenden  Randleiste  r.,  1.  und  oben  Reste  von  Blatt- 
ornamenten.    Arbeit  des  2. — 3.  Jahrh.  n.  Chr. 

Im  16.  Jahrhundert  in  einem  Garten  nahe  dem  Campo 
santo. 

CIL  VI  10852. 

5.    Sarkophag  mit   Darstellungen   des  Adonis- 

Mythus. 

H.  0,51-0,53  m.,   L.  2,13  m.,   T.  0,58  m.      Grofskry stall inischcr    hellgrauer 

Marmor. 

Vorderseite  von  links  nach  rechts:  Venus  und  Adonis 
sitzend,  Hund  liegend,  Amor,  Diana,  junger  Jäger  stehend,  alle 
vor  einem  Vorhang;  bärtiger  Jäger,  Hund,  Adonis  mit  Pferd 
stehend ;  Thorpfeiler;  zwei  bärtige  Jäger  mit  Hund  stehendjunger 
Jäger  den  Adonis  haltend,  der  vorne  liegt,  anspringender 
Hund,  Eber  aus  der  Felsenhöhle  ragend,  darüber  drei  junge 
Jäger  stehend,  Baum,  rechts  Bärtiger  ausweichend.  Neben- 
seiten: sitzende  Greife. 

Ausfuhrliche  Beschreibung  bei  Robert  a.  unten  a.  O. 

Arbeit  des  2.  Jahrh.  n.  Chr. 

Ehemals  in  Villa  Giustiniani.  Wahrscheinlich  von  dort 
durch  Pius  VII.  erworben. 

Welckcr  Annali  delF  Istituto  1833  S.  155  Nr.  5;  Gerhard-Platner 
S.  32  Nr.  5;  Engel  Kypros  S.  629  Nr.  5  =  Nr.  6;  De  Witte  Annali  d. 
Ist.  1S45  S.  402  Nr.  2;  Petersen  Annali  d.  Ist.  1S62  S.  161  E;  Hirzel  Annali 


GALLEBIA  LAPIDARIA  5  a.b. C.  6.  6a.  7.  167 

d.  Ist.  1864  S.  68  f.  Nr.  1  (E  =  M)  Tav.  DE  Nr.  1;  Kalkmann  Archäolo- 
gische Zeitung  1883  S.  in  A.  18;  Robert  Die  antiken  Sarkophagreliefs  III 
S.  ißf.  Nr.  12  Taf.  II  Fig.  12,   12a  und  b. 

Darunter:  5a.b.  Zwei  sehr  fragmentierte  korinthische 
Pilastercapitäle. 

5c.    Fragment  vom  Sarkophagdeckel  eines 

Igorios. 

H.  0,40  m.,  L.  0,685  m'     Grofskrystallinischer  hellgrauer  Marmor. 

In  der  Mitte  die  umrahmte  Inschriftplatte.  R.  davon: 
Baum,  Hirt,  von  vorn  gesehen,  mit  Exomis,  Fell  um  die 
Schultern,  Stiefeln,  einen  Becher  in  der  R.  (fehlen  Kopf,  1.  Arm, 
r.  Unterschenkel  bis  auf  Ansatz  des  Fufses),  dann  Schaf  nach 
r.  (fehlen  Kopf,  r.  Vorderbein  bis  auf  Fufs);  im  Hintergrund 
ein  Bein  einer  zweiten  Figur.  Links  von  der  Inschrift  un- 
deutlicher Rest.     Aus  dem  3.-4.  Jahrh.  n.  Chr. 

Kaibel  1663. 

Verschiedene  Reste  von  Grabinschriften,  umgeben 
von  dicken  Kränzen. 

6.    Grabara  des  2exovvdo$. 

Oben  i.  d.  Mitte  Brustbild  des  Verstorbenen:  Knabe  in 
Tunica  und  Toga  mit  Contabulatio.    Aus  dem  3.  Jahrh.  n.  Chr. 
Gefunden  in  einer  Vigna  vor  Porta  S.  Giovanni. 

Kaibel   1996. 

6a.    Vorderseite  der  Grabara  eines  Iucundus 

Aug.  Lib.  Augustianus. 

Oben  Aetom  mit  Blumenornament  und  Voluten.    Anfang 
des  1.  Jahrh.  n.  Chr. 
CIL  vi  19746. 

Abteilung  IL 

7.    Cinerar-Ara  des  P.  Livius  Larensis 

Pontif.  minor. 

Stammt  aus  den  Orti  Giustiniani. 

CIL  VI  2126;  über  den  Verstorbenen  s.  Dessau  Prosopographia  imp. 
rom.  II  S.  290  Nr.  207. 


l68  GALLBBIA  LAP1DARIA  8.  8a.  9. 

Darauf  stand  bis  wenigstens  1834  die  Statue  Museo 
Chiaramonti  Nr.  355  (Gerhard-Platner  S.  38  Nr.  243),  bis 
1902  der  Torso  einer  weiblichen  Gewandfigur,  der  jetzt  in's 
Magazin  versetzt  worden  ist*). 

8.    Cinerar-Ara  einer  Herennuleia. 

H.  0,56  m.,  Br.  0,46  m.,  T.  0,34  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  grosse  Teile  der  Säulen,  1.  obere  Ecke  vorne,  r.  Ecke  hinten, 
die  unterste  Partie  in  Höhe  von  3—5  cm.,  runde  Scheibe  in  der  Mitte  der 
Inschrifttafel. 

Vorderseite:  r.  u.  1.  je  eine  Säule  mit  gewundenen 
Canelluren;  r.  u.  1.  von  der  Inschrifttafel  Lorbeerguirlande; 
oben  Adler,  unten  Eber  zwischen  drei  Hunden  (sehr  frag- 
mentiert). Neben seiten:  je  ein  Dreifufs  mit  Rabe  oben 
darauf;  an  den  hinteren  Ecken  Pilaster  mit  Ornament.  In 
der  Mitte  der  Inschrifttafel  war  wohl  ein  Loch,  wie  bei  Nr.  4. 
Aus  dem  1.  Jahrh.  n.  Chr. 

CIL  vi  19351- 

Einige  Grabsteine  mit  Kranz  oben. 
8a.    Grabstein  des  [Aujrelius  Magnus. 

H.  0,20  m.,  Br.  0,42  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
In  der  Mitte  Bruch  von  oben  nach  unten. 

Unter  der  Inschrift  beschädigtes  Relief  von  zwei  kämpfen- 
den Hähnen.     Aus  dem  3. — 4.  Jahrh.  n.  Chr. 

»Extra  urbem  per  duo  milia  passuum  a  latere  S.  Pauli 
in  quadam  domo«  (Cod.  Redianus). 

CIL  vi  13144- 

9.    Römischer  Sarkophag  mit  Tritonen  und 

Nereiden    (Taf.  24). 

H.  0,50  m.,  L.  1,99  m.,  T.  0,64  m.     Grofskrystallinischer  hellgrauer  Marmor 

Aufs  er  Kleinigkeiten  fehlen:  der  Kopf  der  mittelsten  Nereide  vorne, 
die  Gesichter  der  beiden  äufsersten  Nereiden  und  des  letzten  Triton  rechts, 


•)  Diese  Versetzung  ist  vorgenommen  worden,  nachdem  unsre  Tafel  32 
schon  hergestellt  war,  auf  der  der  Torso  oben  in  der  Mitte  abgebildet  ist. 
Wir  geben  deshalb  hier  eine  kurze  Beschreibung:  H.  1,19  m.  Feinkörniger 
gelblicher  Marmor.  Erhalten  vom  Hals  bis  in  die  Mitte  des  r.  Unterschenkels. 
In  der  Mitte  der  Oberschenkel  quer  durchgebrochen.  Aufrechte  Haltung. 
L.  Standbein.  R.  Knie  gebeugt.  Peplos  an  der  r.  Kürpeiseite  offen.  Mäfsige 
Copic   nach   einem  Original  aus  der  Zeit  der  Karyatiden  vom  Erechtheion, 


GALLERIA  LAPIDARIA  9 a.b.  10.  1 1.   1 1  a.  169 

der  r.  Unterarm  mit  Hand  der  zweiten  Nereide  von  links.  Rauhung  und  Stifte 
zur  Ergänzung  (wohl  in  Gyps)  vorhanden.  Ergänzt  aus  Gyps  Stück  über 
der  mittelsten  Nereide  und  dem  zweiten  Triton  von  links.  Ein  Stück  zwischen 
diesen  Stellen  mit  den  Oberkörpern  der  Figuren  war  ausgebrochen.  Ab- 
aufstach  in  der  Mitte  der  Rückseite  unten. 

Vorderseite:  über  Wellen  mit  Delphinen  zwei  Züge 
von  jugendlichen  Tritonen  mit  Nereiden  auf  den  Fisch- 
schwänzen, 1.  drei  nach  1.,  r.  zwei  nach  r.  In  ihren  Armen 
Ruder;  nur  der  zweite  v.  1.  hält  ein  Hörn  (?).  Die  Nereiden 
bis  auf  die  zweite  von  links  z.  T.  mit  Gewand  bedeckt. 
Hochrelief.  Nebenseiten:  sitzende  Greife  in  Flachrelief; 
oben  je  eine  Klammerspur. 

Gute  ruhige  Composition.  Sorgfaltige  Arbeit  des  2. 
Jahrh.  n.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  38  Nr.  241. 

Darunter:  9 a.b.  Zwei  Fragmente  von  korinthischen 
Pilaster-Capitälen  (Taf.  24).  L.  in  der  Volute  ein 
Kinderkopf  im  Profil  nach  aufsen.  R.  ein  Adler  in  der 
Mitte. 

10.    Grabara  einer  Articuleia  Athenais. 

CIL  VI  12470. 

Verschiedene  Grabsteine  mit  unbedeutenden  Skulptur- 
Resten. 

Abteilung  III. 

11.    Grabara  des  Rustius  Philetus. 
Im  Aetom  ein  Kranz. 

CIL  VI  25627. 

na.    Fragment  des  Grabsteins   eines  Aurelius 
Vitorinus,  eques  singularis    (Taf.  23). 

H.  und  Br.  0,475  m.     Grofskörniger  grauer  Marmor. 

Über  der  Inschrift  Rest  eines  Reliefs:  R.  ein  Eber  aus 
einer  Höhle  nach  1.;  ihm  entgegen  ein  Hund;  1.  Reste  von 
Pferdebeinen;  oben  Fufsspitze  des  Reiters. 

CIL  VI  3236. 


I70  GALLERIA  LAPIDARIA  1 1  b. 

11b.    Votivrelief  eines  M.  Quartinius   M.  F.  Sa- 
bin us    (Taf.  23). 

H.  0,50  m.,  Br.  0,68  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  die  1.  obere  Ecke  mit  dem  Saturn  von  den  Knicen  aufwärts 
und  r.  Schulter  und  Arm  des  Mars.  Teil  des  oberen  Randes  verschmiert. 
Der  Inschriftsockel  überarbeitet  und  die  Inschrift  erneut  (s.  unten).  Be- 
schädigungen s.  in  der  Beschreibung. 

Über  dem  Sockel  mit  der  Weihinschrift  fünf  Götterfiguren 
in  vertieftem  Felde  neben  einander  stehend;  Hochrelief. 
Auf  dem  oberen  Leisten  z.  T.  stark  verstümmelte  Inschriften 
zur  Bezeichnung  der  einzelnen  Götter.  Von  1.  nach  r.:  1. 
bärtiger  Mann,  nackend  bis  auf  Stiefel  an  den  Füfsen  (diese 
allein  antik);  r.  Standbein;  1.  Arm  gesenkt;  R.  hält  vor  dem 
Leib  eine  kurzstielige  Sense;  (moderne)  Inschrift  darüber: 
SATVRNO.  2.  Krieger  in  Panzer,  Beinschienen;  r.  Stand- 
bein; Mantel  auf  der  1.  Schulter,  dann  um  1.  Unterarm 
geschlungen;  die  gesenkte  L.  hält  den  Schild,  die  erhobene 
R.  (fehlt  jetzt)  den  Speer  (obere  Hälfte  fehlt);  Kopf 
fehlt;  von  der  Inschrift  nur  ein  M  auf  dem  ergänzten  Stück, 
nach  der  Absicht  des  Ergänzers  in  MARTI  zu  vervoll- 
ständigen. 3.  Bärtiger  Mann;  r.  Standbein;  Mantel  um  1. 
Schulter  und  Arm,  Rücken  und  Unterkörper  gelegt;  in  der 
gesenkten  L.  der  Blitz,  in  der  erhobenen  R.  (fehlt  jetzt)  das 
z.  T.  fehlende  Scepter;  Inschrift:  10 VI.  4.  Mercurius  kennt- 
lich am  Caduceus  in  der  gesenkten  L.  und  dem  Beutel  in  der 
ges.  R.;  r.  Standbein;  Chlamys  auf  der  r.  Schulter  geknöpft, 
dann  um  den  1.  Unterarm  geschlungen;  Kopf  fehlt:  Inschrift: 
MERCVRIO.  5.  Hercules,  kenntlich  an  Fell  auf  dem  1. 
Unterarm,  Äpfeln  auf  der  vorgestreckten  L.,  Keule,  von  der 
gesenkten  R.  gehalten  und  ruhend  auf  einem  Stierschädel; 
r.  Standbein;  bärtig;  Inschrift:  HERCVLI. 

Von  dem  Stein  sind  im  codex  Pighianus  (f.  9b  und  340b; 
Jahn  Ber.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  1868  S.  190  Nr.  74)  und 
Coburgensis  (172;  Matz  Ber.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1871 
S.  56)  Zeichnungen  aus  der  Zeit  vor  der  Ergänzung  erhalten, 
denen  zufolge  1.  eine  stehende  Diana  dargestellt  war  (s.  die 
Stiefel  an  den  erhaltenen  Füfsen),  die  in  der  L.  den  Bogen  hielt, 
mit  der  R.  nach  dem  Köcher  griff;  darüber  die  Inschrift 
ARDVINNE  (s.  über  diese  der  Diana  entsprechende  Göttin 


GALLERIA  LAPIDABIA  HC  171 

des  Ardennenwaldes  Ihm  bei  Pauly-Wissowa  Real-Ency- 
klopädie  IL  Sp.  616);  über  dem  Mars  stand  die  Inschrift 
CAMVLO  (s.  über  diesen  dem  Mars  entsprechenden  kelti- 
schen, wie  es  scheint,  hauptsächlich  im  Lande  der  Remi 
verehrten  Gott  Ihm  a.  a.  O.  III  Sp.  1450).  Der  Stein  taucht 
zuerst  auf  in  der  Sammlung  Colocci.  Die  Ergänzung,  der 
eine  mutwillige  Zerstörung  vorhergegangen  sein  mufs,  ist  im 
17.  Jahrhundert  vorgenommen  worden;  damals  hat  man  auch 
die  Weihinschrift  erneut  (s.  Bouchard  Barberinius  XXX 
182 f.  in).  Sie  lautet:  M.  Quartinius  M.  f.  cives  Sabinus 
Remus  [d.  h.  cives  Remus,  Sabinus  ist  Cognomen]  mil(es) 
coh(ortis)  VII  pr(aetoriae)  Antonian(a)e  p(iae)  v(indicis)  vis(u). 

Arbeit  ans  der  Zeit  des  Caracalla. 

Eine  Weihung  desselben  Mannes  an  die  dii  patrienses 
wurde  auf  dem  Esquilin  gefunden  (CIL  VI  32574);  dorther 
stammt  wahrscheinlich  auch  unser  Relief. 

Nibby  III  Taf.  Ib;  CIL  VI  46  (vgl.  Hübner  Excmpla  scripturae 
Nr.  490). 

iic.    Grabstein  des  T.  Tertinius  Marcianus, 

eques  singularis  (Taf.  23). 

H.  1,10  m.,  Br.  0,6 1  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Oben  beschädigt. 

Unten  in  vertieftem  rechteckigen  Feld  Hochrelief:  der 
Verstorbene  in  der  Mitte  von  vorne  sichtbar,  stehend  (r.  Stand- 
bein) mit  Paludamentum  (auf  der  r.  Schulter  geknöpft),  den 
Kopf  wendend  nach  zwei  von  der  R.  gehaltenen,  nach  r. 
stehenden,  mit  befransten  Satteldecken  belegten  Pferden;  r. 
der  Puer  stehend  (r.  Standbein),  mit  kurzer  gegürteter  Tunica, 
mit  der  R.  ein  hinter  ihm  nach  1.  stehendes  Pferd  haltend. 
Auf  der  Leiste  darüber  Inschrift  des  Verstorbenen.  R.  u.  1. 
je  eine  korinthische  Säule  mit  gewundenen  Canelluren;  darüber 
Halbmasken  (die  r.  fehlt  ganz).  Zwischen  ihnen  in  vertieftem 
Aetom  Hochrelief:  der  Verstorbene  auf  Sopha  nach  1.  liegend, 
davor  kleiner  dreibeiniger  Tisch  mit  Speisen.  L.  nach  r. 
stehend  der  Puer,  dann  grofse  Kanne;  r.  grofser  Korb;  vgl. 
Museo  Chiaramonti  Nr.  69,  wo  auf  einer  Darstellung  schmau- 
sender Knaben  solch  ein  Korb  wiederkehrt;  damit  und  durch 
die  grofse  Verschiedenheit  der  Körbe  auf  den  Grabsteinen 
der  eq.  sing,  erledigt  sich  die  auch  von  Cavedoni  (Bull.  d.  I. 


172  GALLERIA  LAP1DARIA  1 1  d.   12. 

1851  S.  77)  schon  bestrittene  Hypothese  Brunn's  (bei 
Henzen  Annali  d.  I.  1850  S.  50),  dafs  sie  die  Cista  mystica 
aus  dem  Culte  der  Bellona  wiedergäben;  vgl.  darüber,  dafs 
diese  Göttin  von  den  eq.  sing,  wahrscheinlich  nicht  verehrt 
wurde,  Müller  im  Philologus  1881  S.  267fr.  Durch  die  An- 
zahl der  Pferde  im  unteren  Relief  ist  die  Charge  des  Ver- 
storbenen als  Decurio  angegeben. 

Gefunden  1762  zusammen  mit  Nr.  ud,  137I  und  einer 
jetzt  im  Pal.  Rondanini  befindlichen  Grabschrift  (CIL  VI 
3205)  beim  zweiten  Meilenstein  der  Via  Labicana  jenseits 
der  Brücke  bei  Tor  Pignattara.    Vgl.  hierselbst  Nr.  137  a— p. 

CIL  VI  3290. 

ud.  Grabstein  des  T.  Aur.  Vitellianus,  eques 

singularis    (Taf^  23). 

H.  1,17  m.,  Br.  0,68  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  grauen  Stellen. 
Links  oben  beschädigt 

Auf  dem  Sockel  in  rechteckiger  Vertiefung  Flachrelief: 
Puer  nach  r.  stehend  mit  kurzer  Tunica,  vorgesetztem  1.  Fufs 
und  in  der  vorgestreckten  R.  die  ringförmig  aufgerollte  Leine 
des  r.  stehenden,  nach  r.  gewandten  Pferdes  mit  befranster 
Satteldecke  und  erhobenem  1.  Vorderbein.  Darüber  die  um- 
rahmte Inschriftplatte,  flankiert  von  zwei  korinthischen  Säulen 
mit  gewundenen  Canelluren.  Darüber  in  Flachrelief  zwei 
schwebende  Genien,  einen  Kranz  haltend,  zwischen  zwei 
Pilastern.  Oben  zwei  Halbmasken  an  den  Ecken;  dazwischen 
im  Aetom  Flachrelief:  der  Verstorbene  auf  dem  Sopha  nach 
1.  liegend  mit  Schale  und  Kranz  in  den  Händen;  davor  ein 
dreibeiniger  kleiner  Tisch  mit  Speisen;  1.  der  Puer  nach  r. 
stehend  mit  Guirlande  in  der  erhobenen  L.,  r.  Korb. 

Vgl.  hierselbst  Nr.  137  a— p;  dies  Exemplar  stimmt  in 

den  Reliefs  und  Ornamenten  vollkommen  überein  mit  Nr.  137  a 

Fundort  s.  bei  Nr.  1 1  c. 
CiL  vi  3239. 

12.  Sarkophag  mit  Grazien  und  Genien 

(Taf.  24). 

H.  0,63  m.,  L.  2,15  m ,  T.  0,62  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  aus  Gyps  das  Tuch  der  Grazien.  Unbedeutende  Ver- 
letzungen. 


GALLERIA  LAPIDAEIA  I2a.  b.  C.  d.  e.  I73 

Vorderseite:  in  der  Mitte  in  rechteckigem  vertieften 
Feld  auf  hoher  Basis  mit  eingezogener  Mitte  die  Gruppe  der 
drei  Grazien  (Typus  von  Siena);  die  Linke  hält  in  der  R. 
einen  Apfel,  die  beiden  andern  legen  die  seitlich  ausge- 
streckten Hände  in  einander;  am  Boden  jederseits  ein  hohes 
schlankes  Gefafs.  R.  und  1.  von  dem  Relief  in  profilierter 
Umrahmung  zweifach  gewellte  Riefelung.  An  den  Enden  auf 
einer  der  anderen  gleichen  Basis  je  ein  Genius  in  Kindesalter 
nach  aufeen  schreitend  mit  umgewandtem  Kopf,  die  Fackel  mit 
beiden  Händen  vor  dem  Leibe  haltend  (Phosphoros  und 
Hesperos  oder  decorative  Verdoppelung  des  Todesgenius?). 

Nebenseiten:  eingeritzte  Zeichnung  von  je  zwei  ge- 
kreuzten sechseckigen  Schilden  mit  einfacher  Ornamen- 
tierung und  zwei  Speeren. 

Arbeit  des  2.  Jahrh.  n.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  32  Nr.  7. 

Darunter:  12  a.  b.  Zwei  Fragmente  von  orna- 
mentierten Pilastern  mit  Weinrebe  (Taf.  24). 

12  c.   Grabinschrift  der  Domitia  L.  F.  Maxima 

und  des  L.  Domitius  L.  F. 

Die  Fläche  leicht  gewölbt.     Rand   mit  Kyma   verziert. 

Gefunden  Ende  des   15.  Jahrhunderts  auf  dem  Campus 

Martius.    Stammt  von  einem  Rundgrab  des  1.  Jahrh.  n.  Chr. 

CIL  VI  3542. 

i2d.  Grabinschrift  des  Prätor  Cassius  Agrip- 
pinus,  mit  erhobenen  Buchstaben. 

Rand  der  Tabula  ansata  mit  Eierstab  verziert.  Die  in 
die  Fläche  einspringenden  spitzen  Winkel  mit  je  einem 
Akanthusblatt  ausgefüllt. 

CIL  VI  1372. 

12c  Platte  mit  Darstellung  eines  Sackes 
und  einer  Kelle  in  Hochrelief. 

H  0,55  m.,  Br.  0,52  m.     Grobkörniger  gelblicher  Marmor. 

Die  Kelle  r.  vom  Sack,  senkrecht  mit  dem  Stiel  nach 
oben.     Der  Sack  scheint  in  einem  kugelförmigen  Gefäfs  zu 


174  GALLERIA  LAPIDABIA  13.  14.  14a«!). 

stecken;  wenigstens  ist  die  Rundung  unter  dem  Ring  ganz 
glatt,  während  darüber  der  faltige  Stoff  des  Sackes  deutlich 
wiedergegeben  ist.  Oben  ist  der  Sack  zugeschnürt.  Auf 
der  glatten  Rundung  die  Inschrift  (u  Jahrh*  n.  Chr.): 

VIATÖR 

AD 

AERARIVM 

Die  Viatoren  am  Staatsschatz  gehörten  zu  den  Subaltern- 
beamten (Kubitschek  bei  Pauly-Wissowa  Real-Encyklo- 
pädie  I  Sp.  671  Z.  51). 

Von  Ficoroni  1734  bei  dem  Rundtempel  am  Tiber 
unter  einer  Masse  von  Marmorsteinen  gefunden.  Dann  im 
Pal.  Capponi. 

Pistolesi  III  Tav.  XLVII,  III;  CIL  VI  1932. 

13.  Grabara  einer  Atinia  Bule. 
Im  Aetom  ein  Kranz. 


CIL  VI    12672. 


Abteilung   IV. 


14.  Cinerar-Ara    des   Q.  Pomptinus  Apollonius. 
R.  Schale,  1.  reichverzierte  Kanne. 

CIL  VI  24683. 

14a.  Grabinschrift  des  Cn,  Turpilius 

Aphrodisius. 

Oben  Aetom  mit  Voluten  und  Pflanzenornament  (1.  Jahrh. 
n.  Chr.). 

CIL  vi  27777. 

14b.  Architrav  vom  Grabe  einer  Herennia 

Tertulla. 

H.  0,30  m.f  L.  0,61  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Rechts  Ecke,  links  unvollständig.  Oben  abwechselnd 
Akanthus  und  schmale  Blätter  nach  oben  gerichtet;  dann 
Kyma  von  kleinen  Blättern;   dann   Epistyl  mit  Inschrift  auf 


GALLERIA  LAPIDABIA  14c.  15.  I75 

dem  oberen  Streifen.     Hinter  dem  letzten  A  eine  unregel- 

mäfsige  Vertiefung.   Aus  dem  i.— 2.  Jahrtun.  Chr. 

Gefunden  im  18.  Jahrh.  auf  dem  Gut  Salone  (Bahnlinie 

Rom-Tivoli). 

CIL  VI  19338. 

14c.  Vorderseite  der  Grabara  eines  Q.  Marcius 

Iulius  Heracia. 

H.  1,57  m.,  Br.  0,68  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Rand  oben  beschädigt. 

Über  der  Inschrift  das  bärtige  Brustbild  des  Verstorbenen 
(1.  Jahrh.  n.  Chr.). 

Gefunden  Ende  des  18.  Jahrh.  in  einer  Vigna  nahe  dem 
Kloster  S.  Sebastiano. 

Fea  Antologia  Romana  t.  20;    CIL  VI  22073. 

15.  Sarkophag  mit  Amor  und  Psyche, 
Mänade  und  Satyr.    (Taf.  24). 

H.  0,63  m.,  L.  1,99  m.,  T.  1,62  m.     Grofskrystallinischer  wcifser  Marmor. 

Vielfach  beschädigt.  Abflufslöcher  vorne  und  hinten  neben  der  für 
den  Kopf  bestimmten  Erhöhung,  am  Fufsende  in  der  Mitte  unten,  in  der 
Rückseite  oben  1. 

Vorderseite:  in  der  Mitte  in  vertieftem  rechteckigen 
Feld  auf  Basis  mit  oben  und  unten  vortretendem  Profil  Gruppe 
von  Amor  und  Psyche;  Amor  links  mit  vorgesetztem  1.  Fufs, 
umfafst  mit  derR.  das  Kinn  der  Psyche;  diese  im  gegürteten 
Chiton,  der  von  der  1.  Schulter  gleitet,  mit  Schmetterlings- 
flügeln, Melonenfrisur,  steht  mit  gekreuzten  Beinen,  legt  die 
L.  an  den  Leib  Amors;  neben  diesem  aufsen  am  Boden 
stehend  sein  Köcher  (?  Über  die  sepulcrale  Bedeutung  der 
Gruppe  vgl.  zuletzt  Petersen  Rom.  Mitteil.  1901  S.  92f.). 
R.  und  1.,  mit  Profil  oben  und  unten,  zweifach  gewellte 
Riefelung.  An  der  r.  Ecke  auf  Basis  wie  vorher  nach  1. 
tanzende  Mänade,  1.  Bein  vorgesetzt,  mit  gegürtetem  Peplos, 
und  wehendem,  von  den  Händen  gefafsten  Mäntelchen 
(1.  Arm  fehlt  ganz).  L.  Ecke:  auf  gleicher  Basis  nach  r. 
tanzender  Satyr;  r.  Fufs  vorangesetzt  (1.  Unterschenkel  fehlt, 
1.  Fufs  fast  ganz);  Kopf  zurückgewendet  nach  dem  auf  dem 


I76  GALLERIA  LAPIDARIA  I5a.t>.  16.  l6a.  17.  17  a. 

r.  Arm  sitzenden  Bacchusknaben;  auf  der  1.  Schulter  Fell  und 
Schlauch  (?)  vom  Arm  gehalten. 

Nebenseiten:  sitzende  Greife;  je  zwei  Klammerspuren. 
Arbeit  des  2.  oder  3.  Jahrh.  n.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  38  Nr.  238. 

Darunter:  15a.  b.  Zwei  Fragmente  von  orna- 
mentierten Pfeilern  mit  Weinrebe  (Taf.  24). 

16.  Cinerar-Ara  des  Q.  Propertius  Secundus. 

CIL  VI  25090. 

16a.  Vorderseite  der  Grabara  des  Cn.  Turpilius 
Hilarus  und  der  Turpilia  Gemina. 

H.  1,48  m.,  Br.  0,89  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Ränder  oben  beschädigt. 

Über  der  umrahmten  Inschrift  r.  und  1.  von  einer  stili- 
sierten  Blüthe  je  ein  sitzender  Sperber  einander  zugewandt  in 
Relief;  an  den  Seiten  Voluten,  in  jeder  eine  schräg  einwärts 
gewandte  Medusenmaske. 

Gute  Zeit. 

CIL  vi  27783. 

Abteilung    V. 

17.  Grabara  des  Q.  Dasumius  Agathopus. 

Kranz  im  Aetom. 

CIL  VI  16745. 

17a.   Vorderseite   der  Grabara  eines  L.  Plotius 

Anthus. 

H.  0,50  m.,  Br.  0,30  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Oben  Relief:  umgestürzter  Fruchtkorb  und  Vogel. 
Gefunden  1748  in  Vigna  Antoniniana  vor  Porta  Latina. 

CIL  VI  24302. 


GALLERIA  LAP1DARIA  f]b.  l8.  \JJ 

17b.  Fragment   vom   Grabrelief  der  Acilia  P.  F. 
Magnilla  und  des  M.  Cocceius  Attilianus. 

H.  0,33  m.,  Br.  0,57  m.     Grofskrystallinischer  hellgrauer  Marmor. 

Unten  vorspringende  profilierte  Basis  mit  Inschrift.  Dar- 
über vom  Relief  erhalten :  1.  vier  beschuhte  Füfse,  r.  ein  Rest, 

vielleicht  von  einer  grofsen  Ochsenklaue. 
CiL  vi  10527. 

18.  Sarkophag  mit  Meerkentauren,  Nereiden 

und  Eroten    (Taf.  24). 

H.  0,50  m.,  L.  1,93  m.,  T.  0,535  m»    Grofskrystallinischer  gelblicher  Marmor. 

Sehr  viele  starke  Beschädigungen.  Abflufslöcher  an  der  Vorder- 
seite unten  in  der  Mitte,  r.  und  l.t  an  der  r.  Nebenseite  unten,  hinten  r. 
unten.  Auf  der  Innenfläche  der  Rückseite  ist  mit  schwarzer  Farbe  aufge- 
schrieben: N.  741. 

Vorderseite  mit  Hochrelief:  unten  naturalistisch  aus- 
geführte Wellen;  darüber  wird  in  der  Mitte  ein  runder  Schild 
mit  Gorgoneion  von  zwei  einander  zugewandten  bärtigen 
Meerkentauren  mit  beiden  Händen  gehalten  (der  1.  trägt 
kurzen,  der  r.  langen  Bart);  darunter  zwei  mit  den  nach 
oben  gerichteten  Schwänzen  verknotete  Delphine.  Die  Köpfe 
der  Kentauren  umgewandt  nach  der  auf  ihrem  Rücken  sitzen- 
den Nereide  mit  Kestos  und  Gewand,  das  auf  dem  vorderen 
Oberschenkel  aufliegt  und  sich  über  dem  Kopf  von  beiden 
Händen  gehalten  bläht.  Beiderseits  werden  zwischen  den 
Köpfen  die  Reste  eines  Eroten  sichtbar;  der  r.  hielt 
ein  Tänie;  die  Köpfe  der  Nereiden  umgewandt  nach 
den  Gruppen  an  den  Ecken,  je  einem  nach  aufsen  ge- 
richteten Meerkentauren  mit  Nereide  auf  dem  Rücken;  der 
Kentaur  trägt  um  die  Schultern  ein  Fell  mit  Früchten  im 
Bausch;  Kopf  umgewandt;  Nereide  mit  Kestos  vom  Rücken 
sichtbar,  das  Gewand  ums  Gesäfs  geschlungen,  oben  von 
der  einen  Hand  gefafst  segelartig  wehend;  die  andre  Hand 
aufgestützt;  Kopf  dem  Kentauren  zugewendet;  auf  den  em- 
porgeringelten Schwanzflossen  der  Kentauren  je  ein  Erot 
sitzend,  der  1,  die  Lyra  spielend,  der  rechte  ursprünglich  die 
Querflöte  oder  Syrinx  blasend;  die  Gesichter  nach  aufsen 
gewendet  (zu  dem  ersteren  vgl.   Furtwängler  Antike  Gem- 

Vatican.  Katalog  I.  12 


I7&  GALLERIA  LAPJDARIA   l8a.  b.  C.  d.  e. 

men  Taf.  XXVII  6  u.  dens.  Beschreibung  der  geschn.  Steine 
im  Antiquarium  [Berlin]  Nr.  1576  u.  11257).  Nebenseiten: 
je  ein  Erot,  1.  auf  einem  Meergreifen,  r.  auf  einem  Meerrofs 
reitend  in  Flachrelief;  1.  eine  Klammerspuroben,  r.  zwei. 

Gute  Komposition,  geschickte  Arbeit,  wohl  noch  des 
1.  Jahrh.  n.  Chr. 

Gerhard-Platncr  S.  32  Nr.  10. 

Darunter:  18a. b.  Zwei  Fragmente  von  Pilaster- 
capitälen  (Taf.  24). 

18c.  Fragment  vom  Sarkophag  einer  Sellia 

Celerina. 

H.  0,33  in.,  Br.  0,29  m.     Grofskrystallinischer  hellgrauer  Marmor. 

Oben  Rand  (beschädigt).  Darunter  runder  Schild  ge- 
halten von  vier  Händen  von  Genien  (oben  Flügelreste).  Dar- 
auf Inschrift  (3.  Jahrh.  n.  Chr.). 

CIL  VI  26140. 

i8d.    Inschrift  über  die  Erneuerung  einer 

Aedicula. 

H.  0,43  m.,  Br.  0,915  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Unten  jederseits  ein  Erot  mit  Pedum  stehend,  eine  grofse 
Fruchtguirlande  tragend  (fehlt  teilweise).  Darüber  umrahmt 
die  fragmentierte  Inschrift.    (Der  Rahmen  ist  unten  gerundet). 

Stammt  aus  dem  Jahre  156  n.  Chr.     Gefunden  ca.  1540 

auf  dem  Caelius  in  der  Station  der  V.  Cohorte  der  Vigiles. 
CiL  VI  222. 

i8e.  Fragment  eines  Sarkophages. 

H.  0,36  m.,  Br.  0,95  m.     Grofskrystallinischer  hellgrauer  Marmor. 

Rand  oben  erhalten.  Rechts  Rest  von  Inschrift.  Links 
davon  bärtiges  Brustbild  von  vorne  gesehen,  bekleidet  mit 
Tunica  und  Toga  mit  Contabulatio  (Brauen,  Augensterne  und 
Pupillen  angegeben);  die  R.  liegt  vor  der  Brust,  die  L.  hält 
eine  Rolle  seitlich  erhoben;  jederseits  schlägt  ein  umblicken- 
der Erot  einen  Vorhang  zurück.  Links  ein  Diener  an  zwei 
Fässern  beschäftigt.    Flachrelief.    Arbeit  des  4.  Jahrh.  n.  Chr. 

Gerhard-Piatner  S.  31   Nr.  4. 


GALLERIA  LAPIDARIA  19.  19a.  20.  20 A.  \J9 

19.  Cinerar-Ara  eines  Aelius  Patrius. 

H.  0,74  id.,  Br.  0,40  mM  T.  0,31  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  die  ganze  1.  obere  Ecke  der  eigentlichen  Ära  und  der  obere 
Teil  der  r.  Nebenseite  hinten.  Der  Aufsatz  nicht  zugehörig,  da  Mafsc  und 
Marmor  nicht  genau  stimmen  und  r.  ein  Klammerloch  fehlt,  das  dem  in 
der  Ära  entsprechen  nrüfste. 

Vorderseite:  unten  r.  und-  1.  von  einem  Candelaber, 
ihm  zugewandt,  je  eine  sitzende  Sphinx;  darüber  die  Inschrift 
in  besonderem  Feld;  an  den  Ecken  auf  Untersatz  —  daran 
in  Flachrelief  vorn  je  eine  Pansmaske,  aufsen  je  eine  Syrinx 
—  je  ein  Adler;  oben  jederseits  ein  Erot  mit  grofser  Frucht- 
guirlande;  in  der  Mitte  statt  der  ergänzten  Eule  eher  ein 
Adler  vorauszusetzen.  Nebenseiten  glatt;  an  der  r.  oben 
ein  Klammerloch     Arbeit  des  i.  Jahrh.  n.  Chr. 

Am  Aufsatz  vorne:  r.  und  1.  von  einem  grofsen  Kantharos, 
ihm  zugewandt,  je  eine  Sphinx;  an  den    Ecken    Palmetten. 

CIL  VI  34249. 

19a.   Fragment   einer   Grabinschrift   mit   Relief. 

H.  0,435  m->  Br.  0,60  m.     Grofskrystallinischer  weifser  Marmor. 

Unten  Flachrelief  (nur  der  obere  Teil  erhalten):  Knabe 
mit  Peitsche  in  kleinem  Wagen  mit  Pferd  nach  r.  fahrend. 
Darüber  die  Inschrift,  die  die  Mahnung  enthält,  die  Gebeine 
ungestört  ruhen  zu  lassen.     Arbeit  des  3.  Jahrh.  n.  Chr. 

Gefunden  1761  in  der  nächsten  Umgebung  Roms  (Pa- 
ciaudi  Mon.  Peloponn.  I.  S.  203). 

CIL  VI  29947. 

Abteilung    VI. 
20.   Grabara  der  Manneia  Primiila. 

CIL  VI  22010. 

20a.  Vorderseite  der  Aschenurne  eines  L.  Iulius 

Heuretus. 

H.  0,19  m.,  Br.  0,26  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 


12* 


l8o  GALLEBIA  LAPJDAE1A  2ob.  C.  d.  e. 

Unten  Brustbild  in  Muschel;  r.  und  1.  je  ein  Delphin.  An 
den  Ecken  je  ein  Trapezophor  (Löwengreif).  Aus  dem 
i.  Jahrh.  n.  Chr. 

CIL  vi  20072. 

20b.  Grabplatte  einer  Coelia  Elpis. 

H.  0,62  ra.,  Br.  0,31  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Rechts  fehlt  ein  Stück.    Oben  schräger  Bruch.   Unten  ein  rundes  Loch. 

Unten  Blätterkelch.  Darüber  Lorbeerguirlande  um 
Schale.  Dann  Inschrift.  Oben  Kranz;  r.  und  1.  Blüthen.  Aus 
dem   1. — 2.  Jahrh.  n.  Chr. 

CIL  VI  15977. 

20c.  Fragment  vom  Sarkophag  eines 
M.  Annaeus  Saturninus  Clodianus  Aelianus. 

H.  0,25  m.,  Br.  0,53  m.     Grobkörniger  weifser  Marmor. 

Rand  oben  bis  auf  kleine  Beschädigungen  erhalten.  Die 
Inschrift  (liniert)  auf  rechteckigem  Feld;  r.  Rest  eines  jagen- 
den Eroten  mit  Mantel  und  Speer  nach  r.;  1.  Flügelspitze. 
Ende  des  2.  oder  Anfang  des  3.  Jahrh.  n.  Chr. 

CIL  VI  1337;  Klebs  Prosopographia  imp.  rom.  I  S.  58  Nr.  456. 

2od.  Fragment  eines  Votivsteines. 

H.  0,26  m.,  Br.  0,13  m.     Feinkörniger. weifser  Marmor. 

Unten  zwei  nach  oben  gerichtete  Fufssohlen  in  ganz 
flachem  Relief  (die  1.  nur  halb  erhalten).  Oben  Rest  der 
Inschrift. 

CIL  VI  Add.  31080. 

20e.  Fragment  von  dem  Grabstein  eines 

Ti.  Iulius  Gratus. 

H.  0,21  m.,  Br.  0,20  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  grauen  Adern. 

Rechts  und  oben  Rand  erhalten.  Unten  umrahmte  In- 
schrift. Darüber  Relief:  Auf  einem  Sopha  liegt  ein  Mann  in 
Tunica    und    Toga    (fehlen   Gesicht   und   Füfse);    in    der  L. 


GALLERIA  LAPJDARIA  20f  21.  l8l 

Trinkgefäfs.  Auf  seiner  Schulter  ein  Vogel,  der  augenschein- 
lich etwas  unter  der  Toga  sucht.  Aus  dem  i. — 2.  Jahrh. 
n.  Chr. 

Gefunden  1766. 

CIL  VI  20038. 

2of.  Grabplatte  einer  Iulia  Agele  resinaria. 

H.  0,32  m.,  Br.  0,49  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Unten    Inschrifttafel.      Darüber   Unterteil    eines    Reliefs: 

Rechts  eine  auf  einem  grofsen  Stuhl  sitzende  Figur,   deren 

Gewand  die  Beine  frei  lässt;   die  Füfse  auf  einem  Schemel; 

in  der  Mitte  auf  kleinerem  Stuhl  nach  r.  sitzende  Frau;  links 

Geräth  (vielleicht  kleiner  Herd  auf  drei  kurzen  Beinen  mit 

flachem  Gefäfs    zum   Kochen    des    Harzes f).     Die    auf  dem 

niedrigen  Stuhl  Sitzende    ist  trotz  ihrer  Kleinheit  wohl  die 

Verstorbene,  und    das  Relief  sollte   sie  in  ihrer  Thätigkeit 

als  resinaria  darstellen.     Aus*  dem  1. — 2.  Jahrh.  n.  Chr. 
CIL  9835. 

21.  Sarkophag  mit  Darstellung  von  Wagen- 
rennen   (Taf.  24). 

H.  0,50  m.,  L.  1,83  m.,  T.  0,51  m.     Grofskörniger  hellgrauer  Marmor. 

Sehr  viele  starke  Verletzungen  (s.  Beschreibung).     Abflufsloch  an  der 
1.  Nebenseite  unten. 

Vorderseite  mit  Hochrelief:  1.  im  Grunde  Meta  mit  drei 
Kegeln,  dann  Gebäude  mit  korinthischen  Säulen  und  spitzem 
Dach;  davor  Zweigespann  nach  r.  (es  fehlen  dem  Lenker  r. 
Arm,  r.  Bein,  Gesicht;  Teile  der  Zügel;  dem  r.  Pferd  Schwanz 
u.  die  r.  Beine;  Teil  des  Rades);  unter  den  Pferden  am  Boden 
nach  r.  mit  dem  Gesicht  nach  unten  ein  spartor;  hinter  dem 
Gespann  ein  Reiter  (desultor?)  nach  r.,  die  R.  (fehlt)  rück- 
wärts erhoben  und  nach  dem  Lenker  umblickend;  weiter  im 
Grunde  auf  zwei  korinthischen  Säulen  Gebälk  mit  sieben 
Delphinen  (fehlen  z.  T.),  dann  Obelisk;  davor  zweites  Zwei- 
gespann nach  r.  (es  fehlen  dem  Lenker  r.  erhobener  Arm,  r. 
Bein,  1.  Hand;  Teil  der  Zügel  u.  des  Wagens;  dem  r.  Pferd 
Schnauze,  Schwanz,  die  r.  Beine,  Teil  der  anderen  Beine); 
unter  den  Pferden  am  Boden  nach  r.  ein  spartor,  das  Gesicht 
erhoben,  die  R.  auf  den  Boden  gestützt  (Arm  fehlt),  mit  der 


l82  GALLERIA  LAPIDARIA  21. 

L.  (fehlt)  ein  hohes,  schlankes,  umflochtenes  Gefafs  haltend  (s. 
Heibig  I  S.  S03);  hinter  dem  Gespann  ein  Reiter  nach  r.  (ihm 
fehlt  der  r.  Arm,  dem  Pferd  die  Schnauze),  nach  dem  Lenker 
umblickend;  weiter  im  Hintergrund  Statue  einer  Victoria  nach 
r.,  auf  einer  Säule  stehend  zu  denken;  vorne  stürzendes 
Zweigespann  nach  r.,  der  Lenker  oben  kopfüber  fallend 
(es  fehlen  dem  Lenker  r.  Unterschenkel,  r.  Arm;  Teile  des 
Rades;  dem  Pferd  r.  Hinterbein  und  Knie  des  r.  Vorder- 
beins); von  r.  tritt  ein  spartor  helfend  hinzu  (fehlt  r.  Unter- 
schenkel, 1.  Arm,  Teile  des  Gesichts):  hinten  Reiter  nach 
r.,  umblickend,  die  R.  auf  den  Kopf  legend  (fehlt  der  r. 
Unterarm);  weiter  im  Hintergrund  auf  zwei  korinthischen 
Säulen  Gebälk  mit  Eiern  (sichtbar  vier),  Ädicula  mit 
korinthischen  Säulen,  Meta  mit  drei  Kegeln  (die  beiden 
links  sehr  beschädigt);  davor  Zweigespann  nach  r.  (es  fehlen 
dem  Lenker  r.  Arm  [war  rückwärts  ausgestreckt],  1.  Unter- 
arm, Teile  des  Gesichtes;  Teile  der  Zügel  und  des  Rades; 
dem  r.  Pferde  Kopf  und  die  r.  Beine,  dem  1.  Pferd  die 
Schnauze);  unter  den  Pferden  eine  nach  1.  gelagerte,  männ- 
liche, nur  mit  dem  Himation  bekleidete  Idealgestalt,  einen 
Zweig  in  dem  aufgestützten  1.  Arm,  die  Haare  nach  hinten 
genommen  und  aufgebunden  (fehlt  das  Gesicht);  hinter  dem 
Gespann  ein  Reiter  nach  r.  mit  rückwärts  ausgestrecktem  r. 
Arm  (fehlt  jetzt  fast  ganz;  ebenso  sein  Gesicht  und  Kopf 
des  Pferdes). 

Die  Wagenlenker  haben  alle  das  übliche  Costüm  und 
Helm.  Auf  dem  Rücken  des  zweiten  und  dritten  bemerkt 
man  einen  kleinen  Gewandbausch,  der  gebildet  wurde,  um 
das  Gewand  vorne  recht  fest  anzuziehn  (s.  Homolle  Monu- 
ments et  m^moires  publ.  par  l'acad.  des  inscr.  et  belles-lettres 
IV  S.  18);  das  Gleiche  sehen  wir  an  verschiedenen  Stellen 
auf  den  Reliefs  der  Trajanssäule  bei  Soldaten,  die  mit  Rudern 
und  Strafsenbau  beschäftigt  sind  (Cichorius  Die  Rel.  d.  Tr. 
Taf.  25,  26,  58—61,  67,  71;  IIS.  157;  IIIS.  107 f.  C.  glaubt, 
dafs  dadurch  die  Leute  als  Flottensoldaten  bezeichnet  wären), 
einmal  auch  bei  der  Darstellung  eines  Opfers  (Taf.  76,  77). 

Die  spartores  und  von  den  Reitern  der  zweite  sind  eben- 
so wie  die  Lenker  mehrfach  umgürtet;  sonst  tragen  alle  die 
kurze  Tunica;    an  dem  ersten  spartor  deutlich  hohe  Stiefel 


GALLERIA  LAPIDAR1A  21  a.  b.   2  2.  2  2a.  23.  1 83 

mit  Riemenverschnürung.  Die  Pferde  haben  aufgebundene 
Schwänze.  Über  die  Gebäude  und  Monumente  im  Hinter- 
grund, d.  h.  auf  der  spina  s.  zuletzt  Hülsen  bei  Pauly- 
Wissowa   Real  -  Encyklopädie  III   Sp.  2579. 

Die  gelagerte  Idealfigur  r.  ist  eine  Personification  des 
Circus  (vgl.  Baumeister  Denkmäler  d.  klass.  Altert.  S.  I298f- 
und  Steuding  bei  Röscher  Mythol.  Lexikon  II  Sp.  2132);  nach 
Analogie  mit  anderen  Darstellungen  wird  das  Gesicht  auch 
hier  unbärtig  gewesen  sein. 

Nebenseiten:  Links  Reiter  in  kurzer  Tunica  nach  r. 
sprengend  mit  rückwärts  ausgestreckter  R.;  am  Boden  eine 
Hacke.  Rechts  Reiter  in  kurzer  Tunica  mit  Kranz  in  der  er- 
hobenen R.  nach  1.  reitend.     Flachrelief. 

Nibby  III  Taf.  XXVII;  Gerhard-Platncr  S.  38  Nr.  235. 

Darunter:  r.  21a.  Ein  fragmentiertes  korinthisches 
Capital  (Oberteil  erhalten);  1.  21  b.  Ein  Composit-Capitäl; 
beide  von  Pfeilern  (Taf.  24). 

22.  Altar  des  Juppiter,  geweiht  von  T.  Caesernius 
Statius  Quinctius  Macedo  Quinctianus  cos.     (2.  Jahrh. 

n.  Chr.). 

CIL  XIV  2253;  Klebs  Prosopographia  imp.  rom.  I  S.  266  Nr.  144. 

22a.  Fragment  eines  Grabsteins. 

H.  0,20  m.,  L.  0,49  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Links  fragmentierte  Inschrift.    Rechts  Flachrelief:  grofse 

Amphora  mit  Früchten;    die  Henkel  jederseits    gefafst  von 

einem  lagernden  Knaben  mit  Mantel  und  Pedum  (von  dem 

R.  nur  r.  Unterarm  und  Beine  erhalten).    Sehr  schlecht.    Aus 

dem  4.  Jahrh.  n.  Chr. 
CIL  vi  30553,1. 

Abteilung   VII. 
23.  Fragment  eines  Architravs. 

H.  0,53  m.,  L.  0,65  m.,  T.  0,52  m.     Ziemlich  grofskrystallinischer  grauer 

Marmor. 

An  dem  oberen  Teil  in  Hochrelief  Rankenwerk  von 
Akanthus;  darin  r.  ein  Löwe  nach  r.,  1.  Putto,  unten  in 
Blätter  ausgehend,  die  R.  erhoben,  in  der  L.  eine  Schachtel. 


184  GALLERIA  LAPIDABIA  24.  24a. 

R.  gebrochen;  1.  entweder  auch  Bruch  oder  Gehrungs- 
schnitt (uncontro liierbar,  da  eingemauert).  Schlecht  erhalten. 
Von  demselben  Architrav  stammen  Gall.  lapidaria  Nr.  82 
und  Museo  Chiaramonti  Nr.  297  a. 

Späte  rohe  Arbeit. 


24.  Kleiner  Springbrunnen. 

H.  0,12  m.     Untere  Br.  0,60  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Ergänzt  fast  alle  Ecken»  Kanten  und  die  Masken  fast  ganz. 

Der  Grundrifs  bildet  ein  längliches  Achteck.  Über 
einem  glatten  Sockel  und  vorspringender  Leiste  an  den 
durch  Leisten  getrennten  aufsteigenden  Flächen  abwechselnd 
Treppen  und  je  eine  Flufsgott-Maske.  In  der  Mitte  der  um- 
ränderten Oberfläche  rauhes  Rund  mit  fünf  Löchern  für  die 
Leitung;  ein  gerade  nach  unten  gebohrtes  in  der  Mitte,  die 
vier  sternförmig  darum  liegenden  schräg  nach  aufsen  gebohrt 
An  Stelle  des  Rundes  war  eine  Erhebung,  wohl  in  Form 
eines  Gefafses  (vgl.  hierselbst  Nr.  58a);  durch  das  Loch  in 
der  Mitte  stieg  das  Wasser  nach  oben,  durch  die  vier  andern 
flofs  es  zu  den  Masken  ab,  die  ursprünglich  als  Wasserspeier 
dienten. 

Gerhard-Platner  S.  36  Nr.  139. 

24a.  Grabstein  einer  Procope  mit  Beschwörung. 

H.  0,28  m.,  Br.  0,30  m.    Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Bruch  von  oben  nach  unten. 

In  Flachrelief  zwei  emporgestreckte,  mit  den  Daumen 
einander  zu,  mit  dem  Handteller  nach  aufsen  gewendete 
Unterarme.  Die  ganze  übrige  Fläche  von  der  Inschrift  einge- 
nommen: Procope  manus  lebo  contra  deum  qui  me  inno- 
centem  sustulit,  quae  v[i]xit  ann[is]  XX.  Pos[uit]  Proclus. 

Über  das  Symbol  der  Hände,  die  flehend  zu  den 
Göttern  erhoben  sind,  um  einen  Feind  abzuwehren  oder 
Rache  gegen  ihn  zu  beschwören,  wie  hier,  s.  zuletzt  Wilhelm 
Jahreshefte  des  österr.  archäol.  Instit.  1901  Beiblatt  S.  iöfT.; 
andere  Beispiele  bei  Hicks  Journal  of  hell,  studies  XII  S. 
229f.  (Grabstelen  aus  Kilikien)  und  Cumont  Revue  de  Vitr 


GALLERIA  LAPIDARIA  24b.  C.  d.  e.  185 

struct.  publ.  en  Belgique  1898  S.  3  mit  Tafel  (Grabstein  eines 
röm.  Soldaten  aus  dem  Orient).  Aus  dem  2. — 3.  Jahrh.  n.  Chr. 

Sickler-Reinhart  Almanach  aus  Rom  1810  S.  293 f.;  CIL  VI  25075; 
Cozza-Luzi  Dissertazioni  della  pootif.  accad.  rom.  di  archeol.  1894 
S.  91  ff.  Taf.  II. 

24b.  Fragment  von  dem  Sarkophag  einer 

Eraclia. 

H.  0,21  m.,  Br.  0,30  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Rand  oben  erhalten.  Runder  Schild  mit  Inschrift  des 
Namens  gehalten  von  zwei  Eroten  (vom  R.  nur  die  Hände, 
vom  L.  der  Oberkörper  erhalten).  Aus  dem  3. — 4.  Jahrh.  n.  Chr. 

Gefunden  in  einer  Vigna  bei  dem  Kloster  S.  Sebastiano 
an  der  Via  Appia  (Fea  Antologia  Romana  1794  S.  92  und 

179). 

CIL  VI  19293. 

24c.  Kleine  weibliche  Grab-Herme  mit 

Warnungs-Inschrift. 

H.  0,35  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Nase  fehlt. 

Kopf    geradeaus     gerichtet.       Ausdrucksloses     Gesicht. 

Haare  zurückgestrichen.     Gewand  über  den  Kopf  und  um  die 

Brust    gelegt.     An    dem  Hermenschaft   vorne    die  Inschrift: 

Quisquis  hoc  sustuler[it]  aut  iusserit,  ultimus  suorum  moriatur. 

Aus  dem  2.  Jahrh.  n.  Chr. 
CIL  VI  29946. 

24a.  Fragment  eines  einfach  profilierten 
Epistyls  mit  Inschrift. 

H.  0,27  m.t  L.  3,04  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Oben  geflickt.     Mittendurch  gebrochen. 

Die  Inschrift:    m  cum  praediolo  in  quo  et  taberna  et 

HORTÜLUM    MACERIA   CINCTTJM   SI   QÜIS    VENDIDER1T   AUT  O  Steht  auf 

dem  Geison.     Aus  dem  1.— 2.  Jahrh.  n.  Chr. 

CIL  VI  29964. 

24c  Grabstein  eines  A.  Considius  Hermes. 

H.  0,86  m.,  Br.  1,57  m.     Grofskrystallinischer  grauer  Marmor. 

Ein  Bruch  quer;  ein  andrer  senkrecht  bis  zu  dem  horizontalen,  setzt 
sich  nach  unten  als  Sprung  fort. 


l86  GALLEBIA  LAP1DAR1A  25. 

Runde  flache  Vertiefung;  darin  über  einem  Akanthuskelch 
zwei  einander  zugekehrte  Brustbilder,  das  1.  bekleidet  mit 
Tunica  und  Toga,  das  r.  mit  Tunica  und  Paludamentum  (auf 
der  r.  Schulter  geknüpft);  das  1.  mit  längerem,  das  r.  mit 
kurzem  Vollbart;  Brauen,  Augensterne  und  Pupillen  einge- 
graben.    Aus  dem  3.  Jahrh.  n.  Chr. 

Kann  trotz  der  Inschrift  (A.  Cons.  H.  vivus  fecit  sibi  hoc 
sarchofagum)  nicht  zu  einem  Sarkophag  gehört  haben.  Die 
Zweizahl  der  Büsten  könnte  sich  dadurch  erklären,  dafs 
Vater  und  Sohn  dargestellt  sind,  der  eine  in  bürgerlicher 
(Toga),  der  andere  in  militärischer  Tracht. 

Man  vergleiche  einen  christlichen  Sarkophag  in  Arles 
(E.  Le  Blant  Gazette  arch^ologique  1878  S.  1  PI.  I  und  Les 
sarcofages  chr&iens  d' Arles  S.  38  PI.  XXIII;  Bazin  Arles 
gallo-romain  S.  119  Nr.  17),  dessen  Vorderseite  durch  Säulen 
und  Bogen  in  vier  Teile  geteilt  ist;  1.  und  r.  je  ein  Dioskur, 
der  1.  unbärtig,  lockig,  der  r.  bärtig  mit  schlichtem  Haar, 
beide  mit  Porträtköpfen;  in  den  beiden  mittleren  Nischen 
je  ein  Ehepaar;  der  Mann  trägt  jedesmal  einen  dem  benach- 
barten Dioskuren  gleichenden  Porträtkopf,  und  zwar  ist  der 
1.  unbärtige  bekleidet  mit  Schuhen,  Hosen,  kurzer  Tunica  und 
Paludamentum,  der  r.  bärtige  mit  Schuhen,  langer  Tunica 
und  Toga.  Die  beiden  Porträts  können  natürlich  nicht  die 
gleiche  Persönlichkeit  darstellen  —  am  naheliegendsten  ist, 
wegen  ihrer  Wiederholung  bei  den  Dioskuren  daran  zu  denken, 
es  seien  zwei  Brüder  gemeint  — ;  der  Sarkophag  hat  aber 
seiner  Gröfse    nach  nur    einen    Toten  beherbergen    können. 

Das  Motiv,  eine  Büste  auf  einen  Akanthus- Kelch  zu 
setzen,  stammt  vielleicht  schon  aus  hellenistischer  Zeit 
(Schreiber  Alexandr.  Toreutik,  Abh.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wiss. 
1894  S.  453). 

CIL  VI  16067. 

25.  Fragment  einer  Statuette   des   über  Waffen 

sitzenden  Hercules  (Taf.  24). 

H.  0,47  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Abgebrochen  die  1.  Vorderecke  der  Basis  und  das  Oberteil  der 
Rüstung  an  derselben  Seite.  Von  der  Figur  nur  das  Gesäfs  mit  Teil  der 
Oberschenkel  und  das  Vorderteil  des  1.  Fufses  erhalten. 


GALLERIA  LAPIDARIA  25  a.  1 87 

Der  Heros  safs  aufrecht  mit  angezogenem  1.  Bein  auf 
einem  Sitz,  um  den  Waffen  gelagert  sind :  auf  seiner  1.  Seite 
ein  Panzer  ohne,  auf  seiner  r.  einer  mit  Cingulum;  der  1.  Fufs 
tritt  auf  einen  Helm;  1.  von  diesem  und  halb  von  ihm  ver- 
deckt ein  Schwert;  zwischen  dem  Helm  und  zweiten  Panzer 
ein  länglicher  Schild  mit  eingebogenen  Seiten  und  ein  runder. 
An  der  nicht  ausgeführten  Rückseite  zwei  Schilde  angedeutet. 
Über  Sitz  und  Waffen  ist  das  Löwenfell  gelegt,  sein  Kopf 
über  den  ersten  Panzer;  eine  Tatze  hängt  neben  ihm  herab; 
eine  andere  war  über  den  rechten  Oberschenkel  gelegt 
Flüchtige,  einfache  Ausführung. 

Die  Statuette  giebt  einen  Typus  wieder,  der  noch  durch 
drei  andere  Statuetten,  durch  eines  der  trajanischen  Rund- 
reliefs am  Bogen  des  Konstantin  und  römische  Medaillons  be- 
kannt ist.  Demnach  fafste  die  R.  die  auf  den  entsprechenden 
Panzer  gestützte  Keule,  die  seitlich  vorgestreckte  L.  ein  Attri- 
but, am  wahrscheinlichsten  ein  Akrostolion.  An  dem  Original 
scheint  hinter  dieser  Hand,  wohl  auf  dem  Panzer,  eine 
schwebende  Victoria  angebracht  gewesen  zu  sein.  Der  Kopf 
ist  auf  dem  Relief  und  den  Medaillons  jugendlich  und  mit 
einer  Tänie  geschmückt,  an  einer  der  Statuetten  bärtig 
(Petersen  a.  unten  a.  O.  Fig.  2). 

Das  Original  war  augenscheinlich  eine  unter  Trajan 
dem  Hercules  Invictus  gesetzte  Votivstatuette.  Die  Waffen  er- 
innern an  die  römische  Sitte,  dafs  siegreiche  Feldherren  diesem 
Heros  Trophäen  weihten,  und  kennzeichnen  ihn  als  den 
Helfer  im  Kriege  zu  Lande;  das  Akrostolion  würde  auf  die 
gleiche  Eigenschaft  in  Bezug  auf  Seekriege  deuten. 

Gerhard-Platner  S.  32  Nr.  14;  C.  L.  Visconti  Bulleltino  della 
comm.  archeol.  comunale  1887  S.  303 f.  Taf.  XVII/XVI1I  3;  Petersen  Rom. 
Mitteilungen  1889  S.  330 ff.;  E.  Caetani  Lovatelli  Bullettino  comunale 
1900  S.  260  nota. 


25a.    Vorderseite   der  Grabara  einer  Claudia 

Aug.  lib.  Opsequens 
mit  einer   Kanne  in  Relief,   die  von    der  Inschrift   umgeben 

wird. 

CIL  VI  15526. 


l88  GALLERIA  LAPIDAR1A  25b.  26.  27.  28. 

25b.    Fragment  eines  Grabsteins. 

H.  0,32  m.,  Dr.  0,50  m.    Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Rand  rechts  erhalten.  Unten  fragmentierte  Inschrift. 
Darüber  Relief:  jederseits  sitzt  nach  der  Mitte  gewandt  eine 
Nymphe  mit  Schilf  und  Urne;  zwischen  ihnen  ein  Flufsgott 
nach  1.  gelagert,  d.  R.  erhebend;  1.  neben  ihm  ein  Baum. 
Aus  dem  i — 2.  Jahrh.  n.  Chr. 

CIL  VI  30533,  33. 

26.    Cinerar-Ara  einer  Herennia  Sophe. 
mit  Eckpilastern  und  oberem  Abschlufs  von  Rankenwerk,  in 
dem  Tiere  erkennbar  sind.     Aus  dem  1.  — 2.  Jahrh.  n.  Chr. 

CIL  VI  19337. 

Abteilung  VIII. 

27.   Cinerar-Ara   eines  Numularius  M.  Cornelius 

Euhodus. 

*       CIL  VI  9707. 

Darauf  ein  wohl  ursprünglich  nicht  zugehöriges  kugel- 
rundes Aschengefäfs  mit  Deckel  und  darüber:  Ovales 
Aschengefäfs  eines  Epaphroditus  und  einer  Plusias. 

Hinterseite  des  Körpers  ergänzt.  L.  Henkel  und  Deckelknopf  (in 
der  Bruchstelle  ein  EiscndUbel)  fehlen.  Vorderseite  war  in  mehrere  Stücke 
gebrochen. 

CIL  VI  17194. 

28.    Oberteil  eines  Hermenschaftes. 

H.  0,46  m.    Br.  oben  0,31  m.,  unten  0,29  m.    T.  oben  0,205 — °i21  m«i  unten 

0,20  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Die  Kanten  bestofsen.  Oben  biegt  die  Vorderfläche 
in  flachem  Winkel  zurück  (H.  0,04  m).  In  der  Mitte  der 
Oberfläche  eine  elliptische  Stelle  rauh  und  vertieft;  im 
Mittelpunkt  ein  Eisendübel.  An  der  r.  Seitenfläche  oben  in 
der  Mitte  eine  rechteckige,  senkrecht  gestellte  Vertiefung 
(H.  0,04  m.,  T.  0,03  m.).     Die  Inschrift  der  Vorderseite 

EYBOYAEYC 
TTPAXITEAOYC 


GALLERIA  LA  PI  DAR]  A  28  a.  189 

0,24  m  unter  der  oberen  Kante.  Nach  ihr  —  sie  stammt 
nach  den  Formen  der  Buchstaben  aus  dem  2.  Jahrh.  nach  Chr. 
—  hat  die  Herme  einst  den  Kopf  des  Eubuleus,  eine  Copie 
nach  einem  Werk  des  Praxiteles,  getragen.  Dieser  Praxi- 
teles kann  nur  der  berühmte  Künstler  des  4.  Jahrh.  v.  Chr. 
gewesen  sein. 

Über  das  Wesen  des  Eubuleus  giebt  es  zwei  verschiedene 
Ansichten:  die  eine  hält  ihn  für  einen  dem  Triptolemos  ver- 
wandten, jugendlichen,  in  Eleusis  verehrten  Unterweltsdämon, 
die  andere  für  einen  bärtigen  chthonischen  Zeus,  der  auf  den 
griechischen  Inseln  als  Zeus  Eubuleus  mit  Demeter  und  Köre 
verehrt  wurde;  die  Frage  kann  durch  das  Hermenfragment 
nicht  entschieden  werden.  Stand  bis  zu  Winckelmann's  Zeit 
in  der  Villa  Montalto-Negroni  (Massimi),  war  dann  zu  Vis- 
contis Zeit  bei  dem  Bildhauer  C.  Albacini,  aus  dessen  Be- 
sitz das  Fragment  wohl  direct  in  den  Vatican  kam. 

Stosch  Pierres  gravees  S.  X;  Winckelmann  Gechicbte  d.  Kunst 
IX  3  §  19  Anm.  (Donaueschinger  Ausg.  d.  Werke  V  S.  433  mit  Anm.  von 
Meyer);  Venuti  Roma  moderna  S.  69;  Zeune  bei  Christ  Abh.  üb.  d. 
Litt.  u.  Kunstw.  S.  245;  Bracci  Meroorie  d.  ant.  incis.  II  S.  267;  Vis- 
conti VI  S.  36  Anm.  c;  Sillig  Catalogus  artificum  S.  202;  Raoul- 
Rochctte  Lettre  a  Mr.  Schorn  S.  3051".;  CIGr  III  6148;  Brunn  Ge- 
schichte d.  griech.  Künstler  I1  S.  394;  Hirsch feld  Tituli  statuari- 
orum  sculptorumque  gr.  S.  150  Nr.  [220];  Löwy  Inschriften  griech.  Bild- 
hauer Nr.  504;  Kaibel  Hermes  1887  S.  151fr.;  Benndorf  Anzeiger  d. 
phil.-hist.  Classe  d.  Akad.  zu  Wien,  16.  Nov.  1887  S.  4s  Furtw&ngler 
ßerl.  philol.  Wochenschrift  1887  Sp.  1295;  Benndorf  Ant.  Denkmäler  I, 
Text  zu  Taf.  XXXIV;  Kern  Berl.  philol.  Wochenschr.  1888  Sp.  951;  Heyde- 
mann  Marmorkopf  Riccardi,  13.  Hall.  Winckelm.-Progr.  S.  10;  S.  Reinach 
Revue  archeologique  1888  I  S.  65  =  Cbroniques  d'Orient  i8£8  S.  401; 
Furtwängler  Archäol.  Anzeiger  1889  S.  47;  Kern  Athen.  Mittheil.  1891 
S.  1  ff.;  S.  Reinach  bei  Daremberg  et  Saglio  Dictionn.  d.  antiq.  II  S.  850; 
Furtwängler  Meisterwerke  S.  561fr. 


28a.  Grabstein  einer  M.  Flavia  1.  Aug.  Iucunda. 

H.  0,47  m.f    Br.  0,31  m.     Feinkörniger  hellblauer  Marmor. 

Auf  dem  oberen  vorspringenden  Rand  der  Name  der 
Verstorbenen;  die  übrige  Inschrift  unten.  Dazwischen  in 
vertieftem  Feld  Relief:  Oben  Lorbeerguirlande  mit  Bändern; 
darunter  auf  Sopha  nach  1.  lagernd  die  Verstorbene  in  Tunica; 


I90  GALLERIA  LAPIDARIA  28b.  29. 

in  der  R.  ein  Kranz,  in  der  L.  ein  Becher;  davor  ein  drei- 
beiniger Tisch,  auf  dessen  Platte  ein  runder  Kuchen,  ein 
Gegenstand  in  Parallelogramm- Form,  einer  wie  eine  kleine 
Keule.  L.  unter  dem  Sopha  zwei  Sandalen.  Ende  des  i. 
oder  Anfang  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.  Gefunden  bei  den  Aus- 
grabungen von  1820—22  in  Vigna  Amendola. 

Roh;   doch  ist  versucht,   in  dem  Gesicht  das  Alter  der 
Verstorbenen  (83  Jahre)  anzudeuten. 

CIL  VI  7528. 


28b.    Grabstein  eines  Pletorius  Primus. 

H.  0,72  m.,    Br.  0,34  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  grauen  Streifen. 
Bruch  von  oben  nach  unten. 

Über  der  umrahmten  Inschrift  halbkreisförmige  Nische  mit 
dem  bärtigen  Brustbild  des  Verstorbenen  in  Tunica  und  Toga  mit 
Contabulatio  (Gesicht  unkenntlich);  Rand  nur  oben  erhalten. 
Aus  dem  3.  Jahrh.  n.  Chr. 

Unten  moderne  Inschrift:  i823-C»C-8o;  demnach  in 
dem  genannten  Jahre  für  das  Museum  erworben. 

CiL  vi  2544. 

29.   Torso   einer  Statue  der  Athena 
(Taf.  22;  bez.  mit  45;  s.  unten). 

H.  0,80  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Erhalten  von  den  Schuhern  bis  oberhalb  der  Kniee.  Der  Kopf  war 
besonders  gearbeitet  und  eingesetzt  (Eisendübel  in  der  Höhlung  erhalten). 
Der  r.  Arm* mit  Schulter  fehlt.  Falten,  r.  Brust  und  Gorgoneion  bestofsen. 
Unter  der  r.  Brust  am  Ägisrand  ein  Loch  zur  Befestigung  einer  besonders 
gearbeiteten  Schlange. 

L.  Standbein;  r.  Fufs  war  seitwärts  vorgesetzt.  Aufrechte 
Haltung.  Über  dem  Chiton  die  schräg  von  der  r.  Schulter 
zur  1.  Weiche  verlaufende,  mit  Sternen  und  Gorgoneion  be- 
setzte Ägis;  das  Gorgoneion  häfslich,  aber  nicht  verzerrt, 
ohne  Schlangen,  mit  vollem  Kranz,  regelmäfsig  gekräuselter, 
kurzer  Locken.  Der  Mantel  aus  dünnem  Zeug  von  der  1. 
Schulter  ausgehend,  unter  dem  r.  Arm  vorgenommen  und 
über  die  1.  Schulter  wieder  zurückgeworfen.  Der  1.  Arm  ist 
ganz  bedeckt  und  die  Hand  auf  die  Hüfte  gestützt. 


GALLER1A  LAPIDABIA  29.  191 

Stammt  von  einer  gut  gearbeiteten  Replik  einer  Statue 
der  jugendlichen  Athena,  deren  besterhaltene  Copie  in  Florenz 
steht  (Amelung  Führer  durch  die  Antiken  in  Florenz  Nr.  77). 
Weitere  Wiederholungen  aufgezählt  bei  Furtwängler  Meister- 
werke S.  527  Anm.  1. 

Bei  zweien  von  ihnen,  einer  Berliner  Statue  (Beschreibung 
der  ant.  Skulpturen  Nr.  73)  und  der  Replik  im  Pal.  Rospi- 
gliosi  (Arndt- Amelung  Einzelaufnahmen  Nr.  in)  fehlen  die 
Sterne  auf  der  Ägis;  doch  ist  die  erstere  ganz  überarbeitet, 
während  die  zweite  auch  sonst  (Wendung  des  Kopfes)  von 
dem  Typus  der  übrigen  abweicht  (vgl.  wegen  der  Sterne  die 
Athena  der  ficorinischen  Ciste,  Annali  delT  Istituto  1844 
S.  119fr.;  ferner  Müller- Wieseler  Denkmäler  d.  alten 
Kunst  II  Nr.  920).  Das  Gorgoneion  hat  bei  allen  Repliken 
verschiedenen  Typus  (vgl.  den  analogen  Fall  bei  den  Repliken 
der  Minerva  Giustiniani,  Braccio  nuovo  Nr.  114);  den  eigen- 
artigsten zeigt  das  vaticanische  Exemplar  und  wird  deshalb 
das  Original  am  treuesten  wiedergeben. 

Über  die  Entstehung  des  Originales  im  4.  Jahrh.  v.  Chr.  s. 
Furtwängler  und  Amelung  a.  a.  O.,  von  denen  es  der 
erste  dem  Skopas,  der  zweite  dem  Thimotheos  zuschreibt 
(man  vgl.  zu  der  zweiten  Ansicht  z.  B.  eine  so  charakteris- 
tische Gewandpartie,  wie  die  zwischen  1.  Hüfte  und  Arm,  mit 
der  entsprechenden  an  der  nach  r.  reitenden  Nereide  von 
Epidauros  und  dem  verwandten  Ledatypus;  s.  Athen.  Mit- 
teil. 1894  T.  VI). 

Als  Fundort  wird  in  der  »Beschreibung  d.  St.  Rom«  Ostia 
angegeben,  bei  Nibby  (s.  unten)  die  Südecke  des  Palatin; 
doch  liegt  bei  letzterem  eine  Verwechselung  dieses  Torso 
mit  einem  anderen  des  gleichen  Typus  vor,  der  thatsächlich 
am  Palatin  zu  Tage  gekommen  ist  und  sich  heute  in  St.  Peters- 
burg befindet  (Kieseritzky  kaiserl.  Ermitage4  Nr.  24a). 
Um  beide  ist  die  Liste  der  Repliken  bei  Furtwängler 
a.  a.  O.  zu  vermehren. 

Stand  bis  1834  im  Museo  Chiaramonti  an  Stelle  von 
Nr.  546,  bis  1902  an  Stelle  von  Nr.  45. 

Gerhard-Platner  S.  73  Nr.  544;  Gerhard  Prodromus  S.  139; 
Nibby  III,  Taf.  III. 


192  GALLERIA  LAPIDARIA  29  a.  30.  31.  31a.  b. 

29a.  Grabara  einer  Fabia  Amaryllis  und  des 

A.  Fabius  Felix. 
Gefunden  bei  der  Porta  S.  Pancrazio. 

CIL  VI  17579. 

Abteilung  IX. 

30.    Grabara  einer  Caecilia  Sperata. 

In  der  Mitte  der  Oberfläche  eine  runde  schalenartige  Ver- 
tiefung mit  einem  grossen,  runden,  senkrecht  nach  unten  führen- 
den Canal  in  der  Mitte,  in  den  zwei  kleinere  nach  kurzem 
Verlauf  einmünden.  Wieweit  sich  der  Canal  erstreckt,  lässt  sich 
nicht  feststellen;  nach  unten  scheint  er  sich  zu  erweitern. 
Wahrscheinlich  diente  er  zum  Eingiessen  der  Spenden. 

Gefunden  in  der  Vigna  Amendola. 

CIL  VII  7524;  Mau  Rom.  Mitteil.  1888  S.  139. 

31.    Ära  taurobolata. 

Der  Stein  wurde  der  Inschrift  zufolge  am  15.  Mai  199 
n.  Chr.  unter  dem  Consulat  des  Anullinus  II  und  Fronto 
von  einer  Aemilia  Serapias  errichtet     Aus  Ostia. 

CIL  XIV  39. 

31a.    Brustbild    eines   Q.  Marcius  Q.  1.  Malchio 

mit  fragmentierter  Inschrift. 

H.  0,51  m.,  Br.  0,41  m.     Travertin. 
Nase  fehlt. 
CIL  VI  22082. 

31b.    Gebälkstück  eines  Grabbaues  mit  Inschrift 

(Taf.  24). 

H.  0,26  m.     L.  0,58  m.     Feinkörniger,   leicht  bläulicher  Marmor. 
Rechts  gebrochen.     L.  Nebenseite  rauh  gelassen. 

Vorderseite:  oben  auf  glatter  Fläche  der  erste  Teil 
der  Inschrift  (Claudiae  •  Semne  •  coniugi  •  dulc );  da- 
runter vortretende  Leiste,  Kyma  mit  kleinen  Akanthusblättern, 
niedrigere  Fläche  mit  dem  zweiten  Teil  der  Inschrift  in 
kleineren  Buchstaben  (M.  Ulpius  Aug.  Lib.  Crotonensis); 
dann  abermals  Kyma  mit  kleinen,   lanzettförmigen  Blättern. 


GALLERIA  LAPIDARIA  3 IC.  I93 

Unterseite:  Lorbeerguirlande  in  vertieftem  Feld;  1.  davon 
in  glatter  Fläche  ein  viereckiges  Dübelloch  zur  Befestigung 
des  Gebälkes  auf  einem  Capital.    Zeit  des  Trajan. 

Gefunden  1792  an  der  Via  Appia  in  der  Nähe  des 
Klosters  S.  Sebastiano.  Ueber  die  damit  zusammengefundenen 
Reste  s.  Zoega  De  origine  et  usu  obeliscorum  S.  37of. 

CiL  vi  15592. 


31c.    Grabstein  eines  A.  Antestius  und  seiner 

Familie  (Taf.  24). 

H.  0,47  m.f  L.  1,02  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  ein  grofses  Stück  an  der  1.  oberen  Ecke.    Den  drei  Köpfen 
fehlen  die  Nasen. 

R.  in  einer  stark  vertieften,  rechteckigen  Nische  drei 
Brustbilder  in  sehr  hohem  Relief  geradeaus  blickend  neben 
einander;  die  Büsten  sind  alle  gleichmäfsig  mit  dem  umge- 
legten Mantel  drapiert;  1.  das  Bildnis  eines  unbärtigen,  alten 
Mannes  —  nach  der  Inschrift  A  •  Antestius  A  •  1  •  Anti- 
ochus  — ,  in  der  Mitte  das  einer  Frau  mit  Frisur  der  auguste- 
ischen Zeit  —  Antestia  Rufa  — ,  r.  das  eines  unbärtigen, 
jungen  Mannes  —  A  •  Antestius  A  •  1  •  Nicia  — ;  die  Männer 
haben  kurzes,  schlichtes,  nach  vorn  gekämmtes  Haar,  alle 
drei  häfsliche,  sehr  charakteristische  Züge  mit  auffallend 
breitem  Mund  und  stark  abstehenden  Ohren.  Die  Aus- 
fuhrung bäurisch  derb.  Auf  der  Fläche  1.  von  der  Nische 
in  halber  Höhe  die  Inschrift  A  •  Antestius  •  A  •  A  •  1  • 
Salvius  (vielleicht  später  zugefügt);  darunter  in  Flachrelief: 
ein  Kantharos;  1.  davon  ein  Löffel;  darunter  quer  liegend 
eine  Greifzange;  r.  davon  kleines  Gefafs  mit  graden 
Wänden  (?);  darüber  ein  in  spitzem  Winkel  umbrechen- 
des, stabartiges  Geräth  mit  Ausladung  am  kurzen  Schenkel. 
Die  Zange  deutet  auf  die  Tätigkeit  des  Antestius,  die  anderen 
Gegenstände  stellen  Erzeugnisse  seiner  Kunstfertigkeit  dar. 
Grobe  Arbeit. 

CIL  VI  11896. 
Vatican.  Katalog  I.  13 


J94  GALLERIA  LAPIDARTA  3ld.  32.  33.  34. 

3  id.  Vorder  sei  teder  Grabara  ein  er  Fabia  Call  ist  e. 

H.  0,25  m.,  Br.  0,26  m.     Feinkörniger,  weifser  Marmor. 

R.  und  1.  Pilaster;  dazwischen  Portal  mit  Bogen;   alles 

reich    ornamentiert.     Unter  dem  Bogen  die  Inschrift,  deren 

dritte  Reihe  verbessert  scheint.    Aus  dem  i.— 2.  Jahrh.  n.  Chr« 
CIL  VI  17584. 

32.   Grabara  einer  Iunia  Chia. 

In  der  Mitte  der  Oberfläche  der  Rest  einer  runden 
Sdhale  (der  Rand  ringsum  abgeschlagen);  sie  war  bestimmt 
zur  Aufnahme  der  Spenden. 

CIL  VI  20865. 

33.   Grabara  eines  C.  Bennius  Zoticus. 

In    der  Mitte  der  Oberfläche  eine  runde,  schalenartige 

Vertiefung  zur  Aufnahme  der  Spenden. 
CIL  vi  13556. 

■ 

34.    Cinerar-Ara  eines    Sextus  Caesonius  Apol- 

lonius  (Taf.  22). 
a.  Ära. 

•         ■ 

H.  0,42  m.,  Br.  0,33  m.,   T.  0,325  m.     Feinkörniger  Marmor  mit  bläulichen 

und  gelblichen  Streifen. 

Vorderseite:  r.  und  1.  je  eine  korinthische  Säule  mit 
spiralförmig  gewundenen  Canelluren;  dazwischen  in  der  oberen 
Hälfte  die  umrahmte  Inschrift;  zwischen  ihr  und  den  Säulen 
flattert  je  ein  Band;  unten  in  Hochrelief  eine  Hochzeitsdar- 
stellung: zu  den  Seiten  eines  runden,  umkränzten,  mit  Früchten 
belegten  Altares  (confarreatio)  stehen  1.  ein  älterer  Mann  (Tunica, 
Mantel  um  die  Hüften  geschlungen  und  vorne  verknotet, 
Stiefel),  r.  eine  Frau  (Haarknoten  im  Nacken,  Tunica,  Mantel 
um  1.  Schulter,  r.  Hüfte  und  1.  Unterarm  gelegt,  Schuhe) 
einander  zugewandt  und  sich  über  dem  Altar  die  R.  reichend 
(dextrarum  iunetio),  während  er  mit  der  L.  eine  Schriftrolle 
(tabulae  nuptiales)  erhebt,  sie  in  der  wagerecht  vorgestreckten 
L.  eine  Frucht  hält;  r.  von  ihr  ein  Knabe  mit  zierlicher 
Lockenfrisur  und  in  gegürteter,  kurzer  Tunica  nach  1.  stehend 


GALLERIA  LAPIDARIA  35.  36.  I95 

(Camillus).  Vgl.  das  Relief  einer  Aschenkiste  in  Berlin,  Be 
Schreibung  d.  ant.  Skulpturen  Nr.  1125.  Der  Mantel  des 
Mannes  scheint  vor  dem  Unterleib  verknotet  zu  sein  (vgl.  über 
diese  speciell  ländliche  Tracht  Mus eo  ChiaramontiNr.  580). 
Nebenseiten:  an  den  hinteren  Ecken  je  ein  Pilaster;  i.  d.  M. 
in  Flachrelief  ein  an  einer  geknoteten  Wollbinde  hängender 
Amazonenschild,  dessen  beide  äufseren  Spitzen  je  in  einen 
nach  innen  blickenden  Greifenkopf  auslaufen,  während  von 
der  mittleren  Spitze  nach  unten  eine  Palmette  ausgeht  (Pisto- 
lesi  III  Tav.  XLVII  unten  i.  d.  M.);  derartige  Schilde  wurden 
in  Heiligtümern  als  Weihgeschenke  aufgehängt  (vgl.  Cam- 
pana Ant.  opere  in  plastica  Taf.  95  u.  96  u.  Zoega  Basso- 
rilievi  ant.  I  S.  80  T.  A.).     Arbeit  des  1.  Jahrh.  n.  Chr. 


b)  Deckel  (nicht  zum  Cippus  gehörig). 

H.  0,10  ra.,  Br._  0,34  m.,  T.  0,295  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
An  den  Nebenseiten  je  eine  Vertiefung  zur  Verklammerung. 

Giebeldach;  an  den  Seiten  Voluten  in  Form  von  zwei 
mit  dem  Kelch  an  einander  gefügten  Blüthen.  Vorderseite: 
Im  Giebel  Flachrelief;  i.  d.  M.  von  vorne  gesehen  Brustbild 
der  Africa  (die  Büste  bekleidet  mit  umsäumtem  Gewand;  auf 
dem  Kopf  die  Exuvien  eines  Elephanten);  1.  Füllhorn,  r.  zwei 
Ähren  und  ein  Mohnkopf  (vgl.  zuletzt  Höfer  in  Roscher's 
Mytholog.  Lexikon  II  Sp.  2039fr.).  In  den  Voluten  je  eine 
sechsblättrige  Blume.  Darunter  der  ganzen  Länge  nach  drei 
schmale  Streifen,  deren  oberster  ebenso  wie  der  untere 
Streifen  der  Giebelgeisa  als  Schnur  gebildet  ist. 

Gerhard-Platner  S.  32  Nr.  20;  CIL  VI. 

35.   Grabara  eines  Aur.  Amphiktyon. 

Kaibel  1448. 

36.    Cinerar-Aedicula  eines  Polycletus. 

H.  0,91  m.,  Br.  0,57  m.,  T.  0,33  ra.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Die  Kanten    bestofsen.     Auf   dem  Boden   unten  ist  eine  moderne 
viereckige  Platte  eingelassen. 

i3* 


I96  GALLERIA  LAPIDARIA  37.  38.  39.  39a. 

Ädicula  mit  Pilastern  seitlich.  An  der  Rückwand  in 
Flachrelief  ein  elend  ausgeführtes  Brustbild  mit  Tunica  und 
Pallium,  von  vorn  gesehen;  das  Gesicht  nicht  ausgearbeitet. 
Nach  der  deutlich  angegebenen  Melonenfrisur  ist  das  Brust- 
bild merkwürdigerweise  weiblich  (unklar  ist  die  Bedeutung 
des  von  der  r.  Schulter  senkrecht  abwärtsführenden  Streifens); 
vielleicht  ist  das  Grabmal  wiederholt  benutzt  worden.  Die 
Inschrift  (2.  Jahrh.  n.  Chr.)  verteilt  auf  Giebelfeld  und  Architrav. 
Unter  der  eingelassenen  Platte  liegt  wahrscheinlich  die  Öff- 
nung zum  Eingiefsen  der  Spenden. 

Ehemals  in  einer  Vigna  vor  Porta  del  Popolo. 

Gerhard-Platner  S.  32  Nr.  22;  CIL  VI  24414. 

37.  Grabara  zweier  Schwestern  Flavia  Cypris  u. 
Optata  und  ihres  Bruders  T.  Flavius  Glycon. 

Im  Aetom  Kranz. 

CIL  VI  9022. 

38.    Grabara  einer  Titia  Primigenia. 

H.  0,88  m.     Br.  0,53.     T.  0,34  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Im  Aetom  kleines  Brustbild  (flavische  Frisur)  in  Muschel, 
von  zwei  knieenden  Eroten  gehalten. 
CIL  vi  7535. 

39.    Grabara  einer  Larcia  Aprylla. 
Im  Aetom  Kranz. 

CIL  VI  21113. 

39a.    Grabstein  eines  C.  Livius  C.  1.  Alexander 

und  seiner  Familie. 

H.  0,56  m.     Br.  0,69  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt:  Stück  in  der  1.  Wange  der  weibl.  Büste.  Die  Nasen  ab- 
geschlagen. 

In  rechteckiger  Vertiefung  neben  einander  drei  von  vorn 
gesehene  Brustbilder:  1.  Mann,  unbärtig,  nackt:  i.  d.  M.  Knabe 
in  Tunica;  r.  Frau  mit  Tunica  und  Frisur  der  augusteischen 
Epoche  mit  Stirnlöckchen.    Auf  dem  breiteren  unteren  Rand 


GALLERIA  LAP1DARIA  4°-  4°*-  41-  42.  197 

die  Inschriften,  nach  denen  C.  Livius  der  Mann,  der  Knabe, 
Aemilia  die  Frau  ist. 

Eine  Grabinschrift,  auf  der  nur  C.  Livius  und  Aemilia 
verzeichnet  sind,  hat  sich  in  Villa  Doria-Panfili  gefunden 
(CIL  VI  II 146). 

CIL  VI  21381. 

Aufserdem:  eine  Grabinschrift  mit  Ornamentrand  aus 
augusteischer  Zeit  (CIL  VI  27686),  eine  mit  Umkränzung,  zwei 
mit  kleinen  unausgeführten  Brustbildern  oben,  eine  mit  Adler 
oben,  andere  mit  Ornamenten  oder  Kranz. 

Abteilung  X. 

40.    Cinerar-Ara  eines  P.  Sestius  P.  lib.  Blastus. 

Die  Vordervvand  der  Höhlung  ist  ausgebrochen. 

Gefunden  in  Ostia. 
CIL  XIV  1613. 

40a.  Fragment  von  der  Aschenurne  einer  Alcime. 

Neben  der  eingerahmten  Inschrift  je  ein  aufrecht  stehen- 
des Füllhorn  (vom  r.  nur  die  Früchte  erhalten). 

CIL  VI  11378. 

41.    Grabara  einer  Claudia  Tertia  und  eines 

Ti.  Claudius  Telesphorus. 

Gefunden  bei  den  Ausgrabungen  von   1820—22  in  der 

Vigna  Amendola. 
CiL  VI  7526. 

42.    Behältnis  für  drei  Aschenreste. 

H.  0,365  m.,  L.  0,73  m.,  T.  0,24  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  das  ganze  1.  Drittel  und  die  obere  r.  Ecke,  Deckplatte, 
Kleinigkeiten. 

Die  beiden  Langseiten  sind  parallele  Kreissegmente;  in 
drei  gleiche  Teile  zerlegt.  Die  mit  Palmettenornament  um- 
gebenen Inschriften  an  der  inneren  Seite;  erhalten  nur  die 
mittlere  eines  Cn.  Cossutius  Cn.  1.  Felix  und  von  der  r.  der 
untere  Teil.     Stammt  nach  Angabe  des  Consulats  aus  dem 


I98  GALLERIA  LAPIDARIA  42  a.  b. 

Jahre  62  n.  Chr.    Gefunden  auf  dem  Mte.  Celio  bei  Sta.  Maria 
in  Domnica. 

CIL  VI  16521. 

42  a.    Fragment  eines  grofsen  spätrömischen 

Sarkophags. 

H.  0,47  m.,  Br.  0,83  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Vielfach  bestofsen. 

Giebel,  dessen  Bodengebälk  in  der  Mitte  halbkreisförmig 
zurückweicht,  mit  Muschelfüllung.  Alle  Gesimse  sehr  reich 
ornamentiert.  Im  Centrum  der  Muschelradien  ist  ein  runder 
Gegenstand  abgemeifselt,  wohl  der  Kopf  einer  Figur,  die 
unter  der  Wölbung  stand.    Setzte  sich  nach  r.,  1.  u.  unten  fort. 

Gerhar d-Platner  S.  38  Nr.  223. 

42b.    Console  in  Form  eines  Schiffsschnabels. 

H.  0,20  m.,  Br.  0,25  m.,  L.  0,36  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Spitze  abgebrochen.     Auf  der  Oberfläche  Vergufsloch  mit  Canal. 

R.  und  1.  in  Flachrelief  über  plastischen  Wellen  je  eine 
Nereide  auf  Meerstier;  ganz  vorne  r.  und  1.  je  ein  Delphin 
(Köpfe  fehlen).     Oben  Bord  und  Gitter  angegeben. 

Nach  dem  Vergufsloch  mufs  ein  Aufsatz  darauf  befestigt 
gewesen  sein.  Welcher  Art,  beweisen  zwei  analoge  Stücke, 
eins  in  Villa  Albani  (Zeichnung  beim  Institut),  bei  dem  auf 
der  betreuenden  Stelle  eine  Säulenbasis  erhalten  ist,  eines  mit 
reich  ornamentierter  Säule  darauf  in  St.  Petersburg  (Kiese- 
ritzky  kaiserl.  Ermitage4  Nr.  116).  Ein  viertes,  dem  vatica- 
nischen  entsprechendes  Stück  mit  Vergufsloch  und  Canal  an 
entsprechender  Stelle  im  letzten  Zimmer  des  Magazzino  arche- 
ologico  in  Rom,  ein  fünftes  ist  im  16.  Jahrhundert  von  Pighius 
und  Pierre  Jacques  in  Rom  gezeichnet  worden  (Jahn  Sachs. 
Ber.  1 868 S.  1 86, 55;  Re i n  ac h  Taf.  3 bis).  Während  dieExemplare 
in  Villa  Albani  und  Petersburg  ganze  Schiffe  darstellen  und 
bestimmt  sind,  auf  einem  Boden  zu  stehen,  ist  in  den  anderen 
Fällen  nur  das  Schiffsvorderteil  gegeben,  das  consolenartig 
aus  einer  Wand  ragen  sollte,  wie  sich  aus  der  Behandlung 
der  Unterfläche  ergiebt  (so  jetzt  im  Vatican  und  im  Magazzino 
archeologico  angebracht);  man  vergleiche  die  bei  Pistolesi 
III  Taf.  LH  ohne  Beschreibung  abgebildete,  ehemals  auch 
in  der  Galleria  lapidaria  befindliche  Console  mit  einer  Säulen- 


GALLEPJA  LAP1DAR1A  43.  44.  44a.  b.  199 

basis  auf  ihrer  Oberfläche.  Der  bei  Reinach  gedruckte  Ge- 
danke Torr's,  diese  Reste  stammten  vom  Monument  des 
Duilius,  ist  natürlich  abzuweisen.  Vielleicht  waren  es  Vo- 
tive  an  den  Juppiter  redux  (siehe  Becker  Handbuch  der 
röm.  Altert.  I  S.  504). 

S.  Reinach  L'album  de  Pierre  Jacques  S.  112  f. 

43..  Ciqerar-Ara  eines  M.  Cartilius  Rhodon. 
Die  Aushöhlung  der  Oberfläche  jetzt  verschmiert. 

CIL  VI  14446. 

44.    Cinerar-Ara   mit  Vertiefung  in  der  Oberfläche. 

Der  Oberteil  der  Vorderwand  mit  dem  gröfsten  Teil 
der  Inschrift  ausgebrochen. 

Der  hier  genannte  Q.  Servaeus  InnQcens  ist  vielleicht 
mit  eincip  Consul  d.  J.  101  n.  Chr.  identisch. 

CIL  VI  9285. 

44a.    Aschenurne  eines  P.  Cassius  Helenus. 

H.  0,24  m.  (ohne  Deckel).     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Ergänzt  der  Deckel.     Sehr  verrieben. 

Rund.  Die  umränderte  Inschrift  jederseits  von  einem 
Triton  mit  einer  Hand  gehalten;  in  der  andern  Hand  je  eine 
Muscheltrompete.  Unter  der  Tafel  Okeanos,  nach  r.  lagernd, 
1.  von  ihm  ein  Meerdrache,  r.  Wellen.  Aus  dem  1. — 2.  Jahrh. 
n.  Chr. 

Gefunden  in  Vigna  Amendola  bei  den  Ausgrabungen 
von  1820 — 82. 

Gerhard-Platner  S.  38  Nr.  220;  CIL  VI  7538. 

44b.   Aschenurne  eines  A.  Livius  Epictetus. 

H.  0,29  m.  (ohne  Deckel).     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Ergänzt  der  Deckel.     Ziemlich  bestofsen. 

Rund.  Hinten  Riefelung.  Vorne  die  umränderte  Tafel. 
Jederseits  von  ihr  eine  Victoria  mit  Füllhorn.  Unter  der 
Tafel  zwei  nach  aufsen  hockende  bärtige  Männer,  die  Hände 
auf  den  Rücken  gebunden;  sie  sind  augenscheinlich  nackend 
und  durch  die  Torques  als  Gallier  bezeichnet.  Aufserdem 
neben  den  Victorien  oben  und  unten  je  ein  kleines  Klammer- 


200  GALLERIA  LAPIDARIA  44c.  45.  45  a.  b. 

loch,  oben  zur  Befestigung  des  Deckels,  unten  zu  der  der  Urne. 
Arbeit  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.     Gefunden  in  Ostia. 

Gerhard-Platner  S.  37  Nr.  218;  CIL  XIV  1241. 

44c.   Fragment  eines  Votivreliefs. 

H.  0,34  m.,  Br.  0,22  m.    Ziemlich  grobkörniger  bläulicher  Marmor. 

Links  Rest  der  Inschrift.    Rechts  in  vertieftem  Feld  auf 

unregelmäfsigem  Boden  ein  nach  r.  sitzender  Vogel.     Aus 

dem  3.  Jahrh.  n.  Chr. 
CiL  vi  31094. 

45.  Unterteil  einer  weiblichen  Gewandfigur. 

H.  1,08  m.     Feinkörniger  yreifser  Marmor. 

Aufser  dem  Oberkörper  von  den  Hüften  an  fehlen  die  Vorderteile 
beider  Füfse. 

L.  Standbein.  R.  Fufs  zur  Seite  gesetzt.  Chiton; 
Himation;  mufs  zu  einer  ähnlichen  Figur  wie  Nr.  1  gehört 
haben.     Schlechte  Arbeit. 

An  dieser  Stelle  stand  bis  wenigstens  1834  die  Statue 
Museo  Chiaramonti  Nr.  357  (Gerhard-Platner  S.  32  Nr.  2), 
bis  1902  die  jetzige  Nr.  29  (deshalb  auf  Taf.  22  noch  mit  45 
bezeichnet).    Das  Fragment  selbst  stand  bis  1902  auf  Nr.  3. 

45  a.   Ionisches  Capital. 

H.  0,30  m.,  Br.  0,83  m.,  T.  0,68  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  bestofsen. 

Der  vordere  Canal  ist  mit  Blattwerk  gefüllt,  das  aus 
einem  centralen  Kelch  entspringt.  Von  demselben  Bau 
stammen  Nr.  58  b  und  60a. 

45b.   Altar  des  Mercurius, 
errichtet  von  einem  Q.  Flavius  Hedistus. 

H.  0,66  m.  Br.  0,52/0,62  m.  T.  0,43/0,49  m.     Ziemlich  grobkörniger  grauer 

Marmor. 

Ergänzt  Vieles  an  den  Rändern,  ganz  die  unteren  Profile.  Der  obere 
Teil  fehlt.     Sehr  bestofsen. 

Vorderseite:  Rechteckiges  vertieftes  Feld;  darin  in 
Flachrelief  Mercur  stehend,  von  vorne  sichtbar,  in  der  L.  den 
Caduceus,  in  der  R.  den  Beutel;  1.  neben  ihm  der  Widder. 
Darunter  die  Inschrift.  R.  Nebenseite:  Oben  Schale;  da- 
runter kleines  vertieftes  rechteckiges  Feld  mit  dem  Hahn  nach 


GALLERJA  LAPIDARIA  46.  47.  201 

1.  in  Relief.  L.  Nebenseite:  Oben  Kanne;  darunter  kleines 
vertieftes  rechteckiges  Feld  mit  Schildkröte  nach  r.  in  Relief. 
Rückseite:  Baum  in  ganz  flachem  Relief.  Arbeit  des  i.  Jahrb. 
n.  Chr.     Ehemals  in  Villa  Giustiniani; 

Gerhard-Platner  S.  37  Nr.  217;  CIL  VI  516. 

Abteilung   XI. 
46.  Grabara  des  Phileinos. 

Kaibel  3070.  >/ 

47.  Sarkophag  eines  .Knaben  (Taf.  22). 

H.  0,54  m.,  L.  1,09  in.  T.  0,41  m.     Marmor  des  Sarkophags  grobkörnig  und 
hellgrau,  des  Deckels  feinkörnig  und  gelblich. 

Ergänzt  das  1.  Viertel  des  Deckels,  Streifen  an  der  r.  Schmalseite  oben. 
L.  und  r.  untere  Vorderecke  waren  abgebrochen.  Der  ganze  Sarkophag 
war  in  einzelne  Platten  zersägt.  An  der  Vorderseite  unten  drei  Löcher 
unter  den  drei  Figuren;  in  dem  1.  ein  Eisenrest  erhalten.  An  der  r.  Neben- 
seite oben  Spur  von  Verdübelung. 

Der  Deckel  hat  die  Form  eines  Sophas  ohne  Beine  mit 
niedriger  Lehne  (die  L  Schmalseite  der  Lehne  fehlt  jetzt). 
Darauf  ausgestreckt  (Kopf  nach  r.)  ein  Knabe  (Nase  fehlt) 
in  Tunica  und  Pallium,  mit  kurzgeschorenen  Haaren;  in  der 
ausgestreckten  L.  eine  kleine  Guirlande.  R.  vorne  sitzt  ein 
kleiner  Amor  nach  1.  (fehlt  Kopf  u.  r.  Unterarm);  die  L. 
liegt  an  der  r.  Schulter,  der  r.  Ellenbogen  auf  dem  r.  Knie; 
der  Kopf  wird  sich  auf  die  R,  gelegt  haben;  1.  ein  Ka- 
ninchen an  einer  Traube  fressend  nach  r.  Ganz  elende, 
späte  Arbeit  Der  Deckel  kann  nicht  zu  dem  Sarkophag 
gehören,  da  er  zu  kurz  ist. 

Vorderseite  des  Sarkophags:  In  der  Mitte  vertieftes 
Feld;  darin  in  mäfsigem  Relief  ein  nach  r.  schreitender,  von 
vorn  sichtbarer  Knabe,  kurzgeschoren,  in  Tunica,  Mantel,  der 
von  dem  r.  Arm  lang  herabhängt  und  Schuhen  (Nase  fehlt). 
Er  trägt  auf  beiden  Händen  quer  vor  dem  Leib  einen  Vogel 
(Kopf  nach  1.);  ein  zweiter  sitzt  r.  am  Boden,  aufschauend. 
R.  und  1.  folgen  neun,  unten  gefüllte  Canelluren.  Dann  aber- 
mals in  vertieftem  Feld  in  gleichartigem  Relief  je  ein  Genius, 
r.  des  Herbstes,  1.  des  Winters,  aufrecht  stehend;  der  erste 
mit  Chlamys  (Rand  mit  rotgemaltem  Streifen),  Thyrsus 
in  der  L.,  Trauben  im  Bausch  der  Chi.,  Trauben  in  der  er- 


202  GALLERIA  LAPIDARIA  47  *•  48. 

hobenen  R.;  der  zweite  mit  Mäntelchen  (vor  der  Brust  ge- 
knüpft), schuf  bekränzt,  mit  Stamm  in  der  R.  (bestofsen), 
Ente  in  der  erhobenen  L.  (an  Stamm  und  Vogel  rote  Farben- 
reste). Nebenseiten;  stehender  Fruchtkorb  in  ganz  flachem 
Relief.    Mäfsige  Arbeit  später  Zeit;  viel  Bohrarbeit. 

Gerhard-Platner  S.  32  Nr.  27. 

Darunter,  zwischen  zwei  Tischfüfsen  mit  je  vier 
flachen  Canelluren  vorne  und  Löwentatzen  unten,  ein- 
gemauert: 

47a.    Grabstein  eines  Knaben  Marcianus 

(Taf.  22). 

H.  0,39  m.,  Br.  0,49  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Rechteckig;  einfach  profilierter  Rand.  R.  auf  besonderer 
vorspringender  Basis  mit  flacher  Rinne  im  Rand  die  Figur 
des  Knaben  im  Hochrelief:  aufrecht  stehend  in  Tunica, 
Mantel,  der  mit  einem  Zipfel  über  die  1.  Schulter  gelegt, 
dann  um  die  Hüften  geschlungen  ist,  und  Bulla,  in  der  ge- 
gesenkten L.  eine  Rolle,  die  R.  abwärts  ausgestreckt,  den 
Kopf  mit  kurzen  Haaren  nach  der  r.  Sehulter  gewendet; 
neben  dem  L  Fufs  ein  viereckiges  Scrinium  mit  Schlofs. 
h,  eine-  lange  metrische  Inschrift,  nach  der  der  Knabe  ge- 
storben ist,  als  L.  Catilius  Severus  zum  zweiten,  und  An- 
tonius Pius  vor  seiner  Adoption  zum  ersten  Mal  Consul  war, 
d.  h.  im  Jahre  120  n.  Chr. 

Gefunden  181 7  in  der  Vigna  Amendola. 
CiL  vi  7578. 

Darüber  einige  Grabsteine  mit  unbedeutenden  Orna- 
menten. 

Abteilung  XII. 

48.    Grabara  einer  Ulpia  Aug.  Hb.  Acte. 

Im  Aetom  Kranz.    Auf  der  Oberfläche  Loch  zum  Ein- 

giefsen  von  Spenden.     Stammt  nach  der  Inschrift  der  r.  Seite 

aus  d.  J.  110  n.  Chr.     Gefunden  an  der  Via  Appia. 
CIL  vi  8821. 


GALLERIA  LAPIDARIA  49.  50.  50a.  51.  203 

49.    Auf  korinthischem  Capital  Aschenurne  eines 

Euelpistös. 

«  * 

Der  Deckel,  dachförmig  mit  Schuppenziegeln,  Akro- 
terien  und  zwei  Füllhörnern  im  Giebel,  nicht  zugehörig. 

Kaibel  1600. 

50.  Altar. 

H.  0,55  in.,  Br.  0,34  u.  0,23  m.   T.  0,31  11.0,19  m*     Feinkörniger  gelblicher 

Marmor. 

Vierkantig.  Oben  und  unten  stark  ausladende  Profile, 
die  unteren  ornamentiert  (Torus  mit  umwundener  Lorbeer- 
guirlande;  darüber  lesbisches  Kyma).  Oberteil  sehr  beschädigt; 
die  Löcher  r.  wohl  von  beabsichtigter  Ergänzung  herrührend. 
Vorder-  und  Rückseite:  Doppelranke  aus  Akanthuskelch  auf- 
steigend in  Relief.  Nebenseiten:  je  ein  natürlich  gebildeter 
Eichenzweig  in  Relief. 

50a.  Grabara  eines  Cornicularius  Q.  Caecilius 

M.  f.  Martialis. 

H.  0,34  m.,  Br.  0,26  m.,  T.  0,2 1  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Die  Inschrift  vorne.  An  den  Nebenseiten  ■  je  eine 
schwebende  Victoria  (die  1.  verstümmelt;  die  r.  mit  Palme 
in  der  gesenkten  L.  Kranz  in  der  erhobenen  R.).  In  der 
Mitte  der  Oberfläche  Rest  einer  runden  schalenartigen  Ver- 
tiefung zur  Aufnahme  der  Spenden  (Rand  verstümmelt).   Aus 

dem  i. — 2.  Jahrh.  n.  Chr. 
CiL  vi  2775. 

Darüber  einige  Grabsteine  mit  unbedeutender  orna- 
mentaler Verzierung. 

51.  Männlicher  Torso  mit  Exomis    (Taf,  22). 

H.  1,00  m.     Feinkörniger  weifcer  Marmor. 

Ergänzt  aus  Gyps:  ein  Flicken  vorn  unter  dem  Gürtel.  Im  Gürtel 
über  der  r.  Hüfte  vorn  ein  grofses  tiefes  Loch,  wohl  zum  gröfsten  Teil  von 
moderner  Hand  herrührend.  Vielfach  bestofsen.  Es  fehlen  Kopf  und  Hals, 
r.  Arm  mit  Schulter,  1.  Unterarm,  beide  Unterschenkel.  Die  Figur  sollte 
vollständig  ergänzt  werden  oder  war  es  einst;  dazu  hergerichtet  die  Ansatz- 
stellen des  Halses  (Loch),    des  r.  Armes  (Loch  und  längliche  Einarbeitung 


204  GALLERIA  LAPIDARIA  $12L  $2.  53. 

in  der  Brust  zur  Verdübelung),  des  1.  Unterarmes  (Eisenstift).  Grofses 
Loch  im  Rücken  für  den  Dübel,  der  die  Figur  .ehemals  an  der  Rück- 
wand halten  sollte. 

R.  Standbein.  L.  Bein  'im  Knie  leicht  gebeugt.  Auf- 
rechte Haltung.  Gegürtete,  rings  geschlossene  Exomis,  die 
die  r.  Schulter  und  Brust  freiläfst  und  den  1.  Oberarm  mit 
kurzem  Ärmel  bedeckt.  Ansatz  des  Stammes  am  r.  Bein. 
Darüber  am  Gewand  aufsen  Stützenrest.  Der  Kopf  war  nach  der 
r.  Schulter  gewendet.  L.  Unterarm  war  vorgestreckt.  Haltung 
des  r.  Armes  nicht  genau  zu  ermitteln;  die  R.  scheint  ein 
Attribut  gehalten  zu  haben,  das  mit  dem  Gewand  durch  die 
Stütze  verbunden  wurde,  deren  Rest  erhalten  ist. 

Nach  der  breiten  Anlage  der  Brust  und  der  einfachen 
Darstellung  des  Gewandes  mufs  das  Original  noch  im  5.  Jahrh. 
v.  Chr.  gearbeitet  worden  sein.  Es  stellte  vielleicht  einen 
Jäger  dar. 

Gerhard-Platner  S.  37  Nr.  217. 

51a.  Ehrenbasis  des  Kaisers   Fl.  Julius  Constantius, 

errichtet  ca.  356—59  n.  Chr. 
Gefunden  am   1.  September  1803  beim  Severus -Bogen. 

CIL  VI  1161. 

Abteilung  XIII. 

52.  Cinerar-Ara  mit  fragmentierter  Inschrift. 

Deckel  fehlt.    Die  Höhlung  oben  jetzt  ausgefüllt. 
CiL  vi 

53.  Cinerar-Ara  eines  P.  Durdenus,  lictor  trium 

decuriarum  und  vascularius. 

H.  0,89  m.,  Br.  0,58  xn.t  T.  0,37  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Deckel  und  r.  obere  Ecke  fehlen.  Letztere  war  wohl  beim  Aushöhlen 
abgebrochen  und  dann  gestückt  worden ;  zur  Befestigung  diente  eine  grofse 
Klammer,  deren  eines  Loch  mit  Bleivergufs  sich  auf  dem  erhaltenen  Teil 
der  Vordrwand  findet.  Der  obere  Teil  der  Vorderseite  abgearbeitet  und 
darauf  die  ersten  drei  Reihen  der  Inschrift  modern  eingegraben. 

Auf  der  Vorderseite  r.  und  1.  von  der  Inschrift  Fasces. 
C I L  vi  9952. 


GALLERIA  LAPIDARIA  54.  55.  56.  56a.  b.  C.  205 

54.  Grabara  einer  Tertulla, 
Frau  eines  Q.  Sabinius  Statutus. 

Unten  an  beiden  Seiten  Klammerlöcher  zur  Befestigung 
der  Ära  über  der  Grube. 

Stammt  aus  der  Nähe  von  Albano. 

CIL  XIV  2374. 

55.  Grabara  einer  Claudia  Prepontis. 

CIL  VI  15550. 

56.  Grabara  eines  C.  Iulius  Censor. 

CIL  VI  19894. 

56a.  Grabstein  einer  Tullia  Veneria. 

H.  0,38  m.,  Br.  0,20  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Oben  zwei  Paare  von  je  einem'  grofsen  und  einem 
kleinen  Vogel,  die  einander  zugewandt  sitzen,  in  Relief;  der 
grofse  Vogel  hält  ein  Insekt  im  Schnabel.  Aus  dem  i.  Jahrh. 
n.  Chr. 

CIL  VI  27764. 

« 

56b.  Fragment  von  dem  Deckel  des  Sarkophags 
einer  Crepereia  Petronia  Marciana. 

H.  0,23  m.,  L.  0,91  m.     Grofskrystallinischer  weifser  Marmor. 
Rechts  unvollständig.     Links  ein  nach  oben  sich  gabelnder  Brach. 

Hochrelief:  Links  Hütte,  fressendes  Schaf  nach  I.,  Baum, 
davor  Schaf  nach  r.,  bärtiger  Hirt  in  Exomis  nach  1.,  auf 
Keule  gelehnt,  das  Schaf  mit  der  R.  unter  dem  Kopf 
krauend;  dann  umrahmte  Inschrifttafel;  rechts  davon  Hirt  in 
Exomis  auf  einem  Korb  nach  r.  sitzend  (die  Hände  fehlen). 
Bäurisch  lebendige  Ausfuhrung.    Aus  dem  3.  Jahrh.  n.  Chr. 

Stammt  aus  Nomentum. 

Nibby  IHTaf.XXXIIa;  Gerhard- PlatnerS.31Nr.5j  CIL XIV 3968. 

56c.  Fragment  von  dem  Grabstein  einer 
.  .  .  lia  Arte  .  .  .    (Taf.  22). 

H.  0,79  m.,  Br.  0,36  m.    Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  grauen  Adern. 

R.  und  1.  unvollständig.    An  der  Figur  fehlen  Gesicht  mit  Vorderteil 
der  Frisur,  beide  Hände,  1.  Knie. 


206  GALLERIA  LAPIDARIA  56  a. 

Oben  und  unten  Reste  des  stark  vorspringenden  Randes 
erhalten.  Über  dem  unteren  auf  besonderer  niederer  Basis- 
platte (beschädigt)  in  Hochrelief  die  Figur  der  Verstorbenen: 
r.  Standbein;  1.  Fufs  leicht  zur  Seite  gesetzt;  aufrechte 
Haltung;  Schuhe,  Chiton,  Himation  von  der  1.  Schulter  aus- 
gehend, unter  der  r:  Achsel  vorgenommen  und  über  die  1. 
Schulter  und  den  Kopf  mit  hoher  Frisur  zurückgeworfen. 
Kopf  geradeaus  gewendet;  der  1.  Unterarm  seitlich  abge- 
streckt; daran  hängend  eine  Situla;  r.  Unterarm  erhoben  (die 
Hand  war  wohl  betend  geöffnet).  Zu  Grunde  liegt  ein 
griechisches  Original  (vgl.  den  Typus  der  Hygieia  Hope). 
Rechts  und  links  von  den  Oberschenkeln  die  Reste  der 
Inschrift.    Aus  dem  i. — 2.  Jahrh.  n.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  31  Nr.  7;  CIL  VI  12454. 

56d.  Fragment  von  dem  Deckel  des  Sarkophags 

einer  Aurelia  Paulina,  Frau  eines  M.  Aurelius 

R[e]gulus,  praef.  class.  Ravenn.    (Taf.  22). 

H.  0,36  m.,  L.  1,10  m.    Grofskrystallinischer  weifser  Marmor  mit  grauen 

Streifen. 

Rechts  unvollständig.  Links  von  der  umrahmten  In- 
schrifttafel Hochrelief:  links  sind  zwei  Satyrn  beschäftigt, 
von  zwei  Weinstöcken  Trauben  zu  lesen,  der  1.  nach  1.  ge- 
wendet, mit  Pedum  im  1.  Arm,  der.r.  nach  r.,  mit  Winzer- 
messer in  der  R.;  am  Boden  zwei  mit  Trauben  gefüllte 
Körbe;  r.  davon  trägt  ein  Satyr  auf  der.  1.  Schulter  einen  ge- 
füllten Korb,  den  er  mit  der  L.  hält,  nach  r.;  im  r.  Arm  das 
Pedum;  r.  davon  grofse  Wahne,  verziert  mit  Arabesken  und 
zwei  Löwenköpfen,  unter  denen  je  ein  runder  Topf  mit  um- 
gebogenem Rande  steht;  in  der  Wanne  Trauben  und  in  diese 
tretend  drei  Satyrn,  einer  nach  r.,  zwei  nach  1.  gewendet, 
der  mittlere  mit  gefülltem  Henkelkörbchen  in  der  L.,  die 
beiden  andern  mit  Pedum  in  der  R.;  sie  keltern;  aus  den 
Löwenmäulern  fliefst  der  Most  in  die  Geföfse;  alle  Satyrn 
haben  ein  Fell  als  Schurz  umgeschlungen. 

Starke  Verwendung  des  Bohrers;  späte,  bäurisch  derbe 
Arbeit,  nach  den  Buchstabenformen  aus  dem  3.  Jahrh.  n.  Chr. 

Nibby  IU  Taf.  XXXIIIa;  Gerhard-Platner  S.  31  Nr.  6;  CIJ-  VI  3150. 


GALLERIA  LAPIDARIA  $6er  f.  57.  58.  58a.  207 

56c  Grabstein  einer  Vafria  Athenais. 

Im  Aetom  zwischen  zwei  Rosetten  eine  Truhe  (?)  in 
Flachrelief. 

cil  vr  27905. 

56f.  Grabstein  eines  M.  Ulpius  Cerialis. 

H.  0,465  m.,  Br.  0,30  ra.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

R.und  Lvon  der  Inschrift  in  Flachrelief  geöffnete  Flügelthiir 
zwischen  zwei  korinthischen  Pilastern  (fast  von  den  Flügeln  ver- 
deckt); darüber  Bogen  mit  Muschelnische.  Seltsamer  Versuch, 
eine  Architectur  in  Relief  perspectivisch  darzustellen.  Ende 
des  1.  oder  Anfang  des  2.  Jahrh.  n.  Chr. 

CIL  VI  29150. 

Abteilung   XIV. 

57.  Grabara  einer  Ma^ya^is. 

Oben  zwischen  6  und  K  die  Umrisse  eines  Kantharos 
eingegraben. 

Kaibel  1831. 

Darüber  steht  eine  reich  ornamentierte  Aschenurne 
mit  der  (nach  Hülsen)  gefälschten  Inschrift  eines  C.  Luci- 
ferus  Aug.  lib. 

Auf  kleinem  ionischen  Capital: 

58.  Aschenurne. 

H.  0,17  m.,  Br.  0,25,  m.  T.  0,23  m.     Feinkörniger  hellgelblicher  Marmor. 
Ergänzt  der  Deckel. 

Vorne  unter  der  umrahmten  leeren  Inschrifttafel  Medaillon 
mit  Kinderkopf  zwischen  zwei  Delphinen.  An  den  Vorder- 
ecken oben  je  eine  bärtige  Maske;    darunter  je  ein  Schwan» 

58a.  Brunnenaufsatz. 

H.  0,56  m  ,  Br.  0,70  m.,  T.  0,58  m.   Ziemlich  grobkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  der  Deckel  des  mittleren  Behälters.  Abgebrochen  die 
eine  Ecke  und  das  untere  Ende  der  Treppe  unter  der  r.  Nymphe.  Auch 
sonst  sehr  bestafsen. 


208  .    GALLERIA  LAPIDARIA  58b.  59.  59a.  b. 

Gruiidrifs  viereckig;  an  den  Ecken  oben  je  ein  Widder- 
kopf; in  der  Mitte  jeder  Seite  eine  nach  unten  etwas  vor- 
tretende Treppe;  darüber  r.  u  1.  je  eine  schlafende  Nymphe 
(Unterkörper  mit  dem  Himation  bedeckt;  der  r.  Arm  liegt 
vor  der  Brust,  die  Hand  unter  der  Wange  auf  einem  liegenden 
Gefäfs,  aus  dessen  Öffnung  Wasser  flpfs;  bekannter  Typus, 
vgl.  Cortile  del  Belvedere  Nr.  30),  vorn  und  rückwärts 
in  einer  halbkreisförmigen  Einbuchtung  je  eine  bärtige  Maske 
(als  Wasserspeier).  In  der  Mitte  der  Oberfläche  ragt  das  Ober- 
teil eines  runden,  starkgebauchten  Gefafses  mit  schmalem 
Rand  empor  (darauf  der  moderne  Deckel);  hier  quoll  das 
Wasser  auf,  flofs  über  und  dann  durch  die  Masken  und  die 
Gefafse  der  Nymphen  über  die  Treppen  abwärts. 

An  der  Wandung  des  Gefafses  ist  vorne  mit  roter  Farbe 
150,  r.  mit  schwarzer  47  aufgemalt. 

Vormals  in  der  Domkirche  zu  Tivoli. 

Pistolesi  III  Tav.  LH;  Gerhard-Platner  S.  36  Nr.  142. 

58b.  Ionisches  Capital. 

Sehr  zerstört  Stammt  von  demselben  Bau  wie  Nr.  45  a 
(s.  dort)  und  60a. 

59.  Grabara. 

•  *  ■* 

59a.    Doppelurne   eines  C.  Licinius  C.  1.  Marius 

und  einer  Licinia  C.  1.  Nysa. 

Eingeritztes  Rankenornament  r.  und  1.  auf  der  Vorder- 
seite und  ein  ebenso  angegebener  Lorbeerzweig  zwischen  den 
Inschrifttafeln;  der  Deckel  vorn  eigentümlich  verziert.  Arbeit 
des  1.  Jahrh.  n.  Chr. 

CIL  vi  21274.  . 

59b.  Fragment  von  dem  Deckel  des  Sarkophags 

eines  Marcellinus. 

H.  0,13  m.f  L.  0,91  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Auf  beiden  Seiten  unvollständig.  In  der  Mitte  die  In- 
schrifttafel.    Links  davon  drei  Delphine  nach  r.  schwimmend. 


GALLERIA  LAPIDARIA  60.  6oa.  b.  6l.  209 

R.dasBrustbild  eines  Knaben  in  Tunica  und  Toga,  vor  dem  zwei 
Eroten,  r.  und  1.  stehend,  einen  Vorhang  zurückschlagen.  Aus 
dem  4.  Jahrh.  n.  Chr. 

Zacharia  Excursus  litter.  S.  364  Nr.  XIII;  Donati  Ad  nov.  thesaur. 
vet.  inscr.  Muratorii  supplem.  II  S.  368  Nr.  7;  Passion  ei  Iscrii.  ant.  S.  122 
Nr.  67  (Litteratur  von  Gatti  mitgeteilt  aus  De  Rossi's  Scheden). 

60.  Männlicher  Torso    (Taf.  22). 

H.  0,85  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen:  Kopf  mit  Hals,  r.  Arm,  1.  Hand  (alle  drei  waren  besonders 
gearbeitet  und  eingesetzt;  Höhlungen  gerauht  und  Löcher  mit  Eisendübeln 
in  jeder),  r.  Hüfte  mit  Teil  des  Gewandes,  die  Beine. 

R.  Standbein;  aufrechte  Haltung;  r.  Arm  war  erhoben; 
1.  Oberarm  liegt  an,  Unterarm  ist  vorgestreckt;  Himation  um 
1.  Arm  und  den  Unterkörper  geschlungen. 

Verbreiteter  Typus,  der  in  verschiedenen,  leicht  variierten 
Fassungen  vorliegt  und  auf  eine  Originalschöpfung  vom  Be- 
ginn des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  zurückgeht.  Vgl.  Museo  Chia- 
ramonti  Nr.  591.  Nach  der  Zurichtung  zum  Einsetzen  des 
Kopfes  zu  schliefsen,  war  dies  Exemplar  dazu  bestimmt,  einen 
Porträtkopf  zu  tragen.     Ausführung  gut. 

Gerhard-Platner  S.  37  Nr.  202. 

60a.  Ionisches  Capital. 

Ziemlich  bestofsen;  stammt  von  demselben  Bau  wie 
Nr.  45  a  (s.  dort)  und  58  b. 

60b.  Puteal  mit  Riefelung. 

H.  0,72  m. 

Abteilung  XV. 

61.    Basis  des  Iuppiter  Dolichenus,  errichtet  von 

einem  T.  Flavius  Cosmus. 

H.  0,68  m.,  Br.  0,445  m->  T-  °i32  m*     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Auf  der  Oberfläche  eine  jetzt  mit  Stuck  ausgefüllte  Ver- 
tiefung (ca.  0,34X0,22  m)  für  die  Plinthe. 

Stammt  vom  Aventin,  also  aus  dem  dort  gelegenen 
Dolichenus-Tempel  (Kiepert-Hülsen  F.  U.  R.  A.  S.  83). 

CIL  VI  411! 
Yatican.  Katalog  I.  14 


2IO  GALLERIA  LAPIDARIA  62.  62a.  63.  63a.  b. 

62.  Cinerar-Ara  eines  Parthenius. 

CIL  VI  23829. 

62a.  Ornamentirte  Pilasterbasis. 

H.  0,30  m.,  L.  0,82  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben  sehr  bestofsen.  Auf  der  Oberfläche  drei  grofse  rechteckige  und 
zwei  kleine  runde  Vertiefungen  zur  Verdübelung,  die  mitteleren  zur  Ver- 
bindung mit  dem  Schaft,  die  seitlichen  zur  Verklammerung  nach  hinten. 

Platte;  Torus  mit  umwundener  Eichenguirlande;  statt 
des  zweiten  Torus  lesbisches  Kyma  mit  Schnur  und  schmalen 
aufrecht  stehenden  Blättern. 

63.    Altar  oder  Basis  des  Sol  Invictus,   errichtet 
von  einem  M.  Aemilius  M.  M.  1.  Chrysanthus  und  M. 

Limbricius  Polides. 

H.  0,61  m.,  Br.  0,29  m.,  T.  0,315  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

In  dem  untersten  Profil  vorne  eine  Verletzung.  Die 
Oberfläche  rauh;  darin  zwei  viereckige  Vertiefungen  zur  Be- 
festigung eines  Aufsatzes. 

CiL  vi  717. 

63a.  Vorderseite  der  Grabara  einer  Claudia  M.  f. 

Gemellina. 

H.  0,95  m.,  Br.  0,56  m.     Grobkörniger  bläulicher  Marmor. 
Links  ein  Sprung. 

Nur  die  Vorderseite  sichtbar.    Über  der  Inschrift  in  sehr 

roher   Ausführung  eine  Maske  zwischen  zwei  auf  Delphinen 

nach  der  Mitte  zu  reitenden  Eroten;  aufsen  neben  diesen  je 

eine  Guirlande,  die  soweit  wie  das  Gesims  ausladet  und  auf 

die  Nebenseite  umbiegt.    Über  dem  Gesims  an  den  Ecken  je 

eine  unbärtige  Halbmaske;  dazwischen  zwei  Sphinxe,  einem  in 

der  Mitte  stehenden  Thymiaterium  (?)  zugewandt  sitzend,  das 

sie  mit  einer  erhobenen  Vordertatze  berühren.     Flachrelief, 

Aus  dem  2.  Jahrh.  n.  Chr. 
CIL  VI  15448. 

63b.  Fragment  von  dem  Sarkophagdeckel  eines 
M.  Lucceius  Onesimus  (Taf.  24). 

H.  0,18  m.,  L.  1,82  m.    Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Senkrechter  Sprung  r.  neben  der  Inschrift. 

Rand  oben  und  unten  erhalten;  links  und  rechts  unvoll- 


GALLERIA  LAPIDARIA  63  C.  d.  211 

ständig.  Die  umrahmte  Tabula  ansata  mit  der  Inschrift  wird 
r.  und  1.  von  je  einem  schwebenden  Eroten  gehalten.  Im 
Winkel  über  und  unter  den  Ansäe  je  eine  Rosette.  R.  zwei 
Delphine  über  plastisch  angedeuteten  Wellen,  mit  den  Köpfen 
einander  zu  und  abwärts  gewendet;  zwischen  ihnen  eine  ge- 
riefelte Muschel.     Links   nur  der  Schwanz    des   r.  Delphins 

erhalten.    Mittleres  Relief.    Aus  dem  2.  Jahrh.  n.  Chr. 
CIL  VI  21542. 

63c.  Fragment  von  dem  Sarkophagdeckel  einer 
Aurelia  Cassia  Firmina  (Taf.  24). 

H.  0,25  m.y  L.  1,78  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
In  drei  ungefähr  gleiche  Teile  gebrochen;  der  r.  Bruch  unten  gegabelt. 

R.  und  1.  unvollständig.  In  der  Mitte  die  mit  einfacher 
Leiste  umrahmte  Inschrift,  r.  und  1.  gehalten  von  je  einem 
lebhaft  ausschreitenden,  umblickenden  Eroten  mit  Chlamys. 
L.  davon  ein  zweirädriger,  mit  Korn  beladener  Karren  von 
zwei  Ochsen  nach  r.  gezogen;  der  Lenker  (in  Exomis)  geht 
weit  ausschreitend  voraus,  hält  einen  an  der  Deichsel  be- 
festigten Strick  in  der  L.,  blickt  zurück  und  schlägt  den  r. 
Ochsen  mit  der  Peitsche  auf  den  Rücken;  links  hinter  den 
Ochsen  und  rechts  je  ein  kleiner  Laubbaum.  Rechts  von 
der  Tafel  ein  entsprechendes  Ochsengespann  nach  1.;  von 
dem  Wagen  nur  die  Deichsel  und  ein  Rest  oben  erhalten; 
der  Lenker  geht  ebenso  voraus,  den  Strick  mit  der  L.,  die 
Peitsche  in  der  R.  haltend;  hinter  den  Ochsen  ein  Laubbaum. 
Flachrelief.  Rohe  Ausfuhrung,  aber  lebendig  in  den  Motiven. 
Aus  dem  3.  Jahrh.  n.  Chr. 

NibbyUITaf.  XXXIIb;  Gerhard-Platner  S.  3iNr.  8;  CIL  VI3605. 

63a.  Fragment  von  dem  Sarkophagdeckel  einer 

Melitine. 

H.  0,20  m.,  L.  0,42  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 
Sehr  bestofsen. 

Rand  oben  erhalten;  sonst  unvollständig.  Die  Inschrift 
von  breitem  einfachen  Rand  umgeben.  R.  davon  Hochrelief: 
Hirt  in  Exomis  nach  r.  stehend,  mit  den  Armen  auf  einen 
Stab  gelehnt,  schaut  rückwärts;  r.  davon  auf  Terrain  mit 
Baum  ein  liegendes  Schaf;  darunter  undeutliche  Reste.  Aus 
dem  4.  Jahrh.  n.  Chr. 

14* 


212  GALLERIA  LAPIDARIA  63  e.  64. 

Gatti  teilt  aus  De  Rossi's  Scheelen  dazu  mh:  „Christiani  certe  aevi 
nscriptio;  an  ipsa  christiana,  quamvis  plura  sunt  in  hanc  sententiam  indicia, 
tarnen  decernere  non  ausira." 

63c  Fragment  von  dem  Sarkophag  einer 
Eutychia,  Fraii  eines  Blastus  (Taf.  24.) 

H.  0,62  m.,  Br.  0,90  m.     Grofskrystallinischer  bläulicher  Marmor. 
Links  waren  drei  Stücke  abgebrochen. 

Rand  oben  und  unten  erhalten;  r.  und  1.  unvollständig. 
Über  der  erhaben  gearbeiteten,  randlosen  Inschrifttafel  mit 
kleinen  Ansäe  wird  das  runde,  umränderte,  stark  vertiefte 
Medaillon  mit  der  Halbfigur  der  Verstorbenen  in  hohem  Relief 
(Tunica,  Mantel;  Kopf  mit  gescheitelten,  glatt  zurückgestriche- 
nen Haaren  geradeaus  gerichtet;  Arme  gesenkt)  von  zwei  stark 
ausschreitenden  Eroten  gehalten.  Hochrelief.  Augensterne 
gebohrt.  R.  und  1.  schlofs  sich  daran  geschwungene  Riefe- 
lung,  von  der  nur  wenige  Reste  erhalten  sind.  Aus  dem 
2.-3.  Jahrh.  n.  Chr. 

CIL  vi  17429. 

Ferner  die  Vorderseite  der  Grabara  einer  Alvia  Ve- 
nu st  a,  an  der  im  Giebel  ein  Vogel  und  zwei  Kirschen  in 
mittlerem  Relief  dargestellt  sind  (CIL  VI  11503),  und  einige 
andere  mit  unbedeutender,  rein  ornamentaler  Decoration,  da- 
runter fünf  mit  länglichen,  fensterartigen  Öffnungen  r.  und  1.  von 
der  Inschrift  (z.  B.  CIL  VI  25856);  durch  sie  sollte  Luft  und 
Licht  in  die  Grabkammern  dringen  (siehe  Bartoli  Gli  ant 
sepolchri  Taf.  4  Nr.  C). 

> 

64.  Fragment  eines  ionischen  Capitäls. 

H.  0,35  m.,  Br.  oben  0,64  m.,   T.  0,41  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  beschädigt.     Ein  Sprung  geht  mitten  durch. 

Erhalten  eine  Volute  (geschuppter  Gurt  mit  Akanthus 
r.  und  1.)  und  Teile  beider  Fronten  (über  dem  Eierstab 
Ranken,  die  aus  einem  Akanthuskelch  spriefsen);  darüber 
ein  entsprechender  Teil  des  Abacus  mit  lesbischem  Kyma. 
In  der  r.  Volute  oben  eine  rechteckige  Vertiefung.  Auf  der 
Oberfläche  Rest  eines  Vergufsloches  mit  Canal.  Vorne  in 
der  Mitte  ein  viereckiges  Loch.  An  der  Rückseite  zwei 
viereckige  Klammerlöcher.  Die  fehlende  Hälfte  war  also 
einmal  gebrochen  und  wurde  wieder  angestückt. 


GALLERIA  LAPIDARIA  64a.  b.  65.  65  a.  66.  213 

64a.  Obere  Hälfte  eines  Frieses. 

H.  0,33  m.,  Br.  1,15  m.,  T.  0,85  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  bestofsen;  besonders  r.  zerstört. 

Vorderseite:  Oberteil  eines  Akanthus-Gewindes;  darin  ein 
Erot.  Oberfläche  und  1.  Seite  rauh  gelassen,  als  wäre  das  Stück 
nie  zur  Verwendung  gekommen.  L.  oben  eine  halbe  Klammer- 
bettung, hinten  Rest  eines  Dübelloches,  beide  nicht  ausgearbeitet. 

64b.  Korinthisches  Capital. 

H.  0.74  m.,  Br.  oben  0,92  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Die  hervorragenden  Teile  sehr  zerstört. 

Abteilung   XVI. 

65.  Korinthisches  Pfeilercapitäl. 

H.  0,405  m.,  Br.  oben  0,43  m.,  T.  oben  0,32  m.     Feinkörniger  gelblicher 

Marmor. 
Einige  Spitzen  -abgebrochen. 

65a.  Deckel  einer  Aschenurne. 

H.  0,27  m.,  Br.  0,50  m.,  T.  0,40  m.    Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  der  untere  Rand  vorn  und  hinten,  Teil  des  seitlichen  Randes 
hinten,  Teil  der  hinteren  Giebelspitze.  Ein  Teil  des  oberen  Nischenrandes 
▼orne  fehlt  (war  ergänzt). 

Das  Ganze  ist  aus  zwei  Teilen  zusammengesetzt.  Vor- 
derer Teil  (T.  0,27  m.):  Vorne  r.  und  1.  je  eine  Palmette; 
dazwischen  eine  halbkreisförmige  Nische  mit  Muschelfüllung; 
darin  das  kleine  Brustbild  eines  Knaben  mit  Sagum 
(Augensterne  vertieft).  Hinterer  Teil  (Br.  0,45  m,  T. 
0,11  m.):  Vorne  r.  und  1.  je  eine  Palmette  (etwas  bestofsen); 
dazwischen  Giebel  mit  Relief;  i.  d.  M.  Amor  auf  Ziegenbock 
nach  r.  (fehlt  Schnauze  und  r.  Vorderbein),  r.  Kaninchen  mit 
Trauben,  1.  kleines  Tier  (Hund?).  Bei  beiden  Teilen  ist  der 
Dachfirst  modern  abgearbeitet  und  i.  d.  M.  ein  Adler  mit  Blitz,  1. 
Kanne,  rechts  Schale  im  Relief  ausgearbeitet.  Beide  Teile  ge- 
hören nicht  zusammen,  da  sie  von  verschiedener  Breite  sind. 

Gerhard-Platner  S.  37  Nr.  200. 

66.  Korinthisches  Pilastercapitäl. 

H.  0,40  m.,  Br.  oben  0,36  m.,  T.  oben  0,28  m.    Feinkörniger  hellgrauer 

Marmor. 
Besonders  oben  stark  bestofsen. 


214  GALLERIA  LAPIDARIA  66a.  67.  67a. 

66a.  Deckel  einer  Cinerar-Ara. 

H.  0,25  m.,  Br.  0,56  m.,  T.  0,44  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Die  Kanten  bestofsen. 

Aetom  mit  Rankenornament;  an  den  Schmalseiten  Vo- 
luten. Unten  das  Gesims  der  Ära.  An  der  r.  Schmalseite 
unten  Loch  zur  Verklammerung.  An  der  Unterfläche  ringsum 
ein  Rand  zum  Einfalzen  der  Ära. 

67.  Torso  einer  Dionysos-Statue    (Taf.  25). 

H.  0,87  m.     Ziemlich  grofskrystallinischer  weifser  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Nacken,  1.  Arm,  r.  Arm  von  der  Mitte  des 
Oberarms  abwärts,  beide  Beine.  Rest  einer  grofsen  Stütze  an  der  1.,  einer 
kleinen  an  der  r.  Hüfte. 

Die  Figur  hatte  r.  Standbein;  der  1.  Oberschenkel  ging 
leicht  nach  vorne.  L.  Schulter  stark  gehoben;  der  1.  Ober- 
arm ging  etwas  zurück;  danach  war  der  1.  Ellenbogen  auf- 
gestützt und  die  grofse  Stütze  an  der  1.  Hüfte  verband  diese 
mit  dem  Gegenstand,  auf  den  er  sich  stützte.  Der  r.  Ober- 
arm geht  leicht  zurück;  der  Unterarm  war  zweifellos  in  der 
Richtung  des  kleinen  Puntello  an  der  r.  Hüfte  vorgestreckt. 
Der  Kopf  war  nach  der  1.  Schulter  gewendet.  Jederseits 
fallen  zwei  grofse,  stark  geringelte  Locken  vorne  auf  die 
Schultern;  im  Rücken  eine  breite  Masse  von  sechs,  nach 
archaischer  Weise  gewellten  Locken.    Volle,  weiche  Formen. 

Fragment  einer  mäfsig  ausgeführten  Copie  des  sog. 
Bacchus  Richelieu  im  Louvre;  vgl.  über  diesen  Typus 
Braccio  nuovo  Nr.  125  und  Galleria  delle  statue  Nr.  258. 

Wahrscheinlich  identisch  mit  dem  Bacchus-Torso,  der 
bis  1834  im  Museo  Chiaramonti  an  Stelle  von  Nr.  548  ge- 
standen hat  (Gerhard-Platner  S.  73  Nr.  546). 

Amelung  bei  Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen,  Text  zu  Nr.  1142. 

67a.  Pfeiler-Basis  oder  -Capital  mit  drei 
ornamentierten  Seiten    (Taf.  25). 

H.  0,11  m.,  Br.  0,46  m.,  T.  0,31  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Ecken  bestofsen.     Rückseite  abgeschlagen. 

An  drei  Seiten  unten  Platte,  dann  schnurartiger  Wulst, 
darüber  ein  Kyma  mit  schmalen  herzblattförmigen  Blättern. 


GALLERIA  LAPIDARIA  67  b.  C.  68.  69.  70.  71.  21  5 

Oberfläche  glatt  gesägt,  nur  hinten  ein  6  cm.  breiter  Streifen 
rauh  (Bruch  des  ungesagten  Restes). 

67b.  Dorisches  Capital  mit  Säulenhals. 

H.  0,35  m.,  Durchmesser  oben  ca.  0,80  in.,  unten  ca.  0,52  m. 
Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Besonders  oben  stark  bestofsen. 

Zwanzig  Canelluren.  Darüber  drei  Ringe  mit  rundem 
Profil.  Der  Echinus  gerundet,  ohne  Einziehung  oben.  Auf 
der  Oberfläche  links  Teil  eines  Gufskanals  sichtbar,  hinten 
eine  kleine  rechteckige  Vertiefung  und  eine  längliche  Ein- 
arbeitung; Scamillumrest. 

67c.  Puteal. 

H.  0,64  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Zwischen  den  einfach  profilierten  Rändern  schräg  laufende 
Riefelung.    Vorne  mit  schwarzer  Farbe  aufgeschrieben:  208. 

Abteilung   XVII. 

68.    Grabara  des  Q.  Pompeius  Proculus,  des  M. 
Veratius  Matutinus  und  der  Aegnatia  Fortunata. 

CIL  VI  2550. 

69.  Cinerar-Ara  eines  A.  Aulius  Strenuus. 

Deckplatte  modern.    Zur  Befestigung  des  antiken  Deckels 

an  den  Nebenseiten  oben  Klammerlöcher. 
CiL  vi  12935. 

70.  Grabara  einer  Claudia  Lais  und  einer 

Claudia  Spur.  f.  Helene. 

Die  Aetomwölbung  oben  abgeflacht  (für  Spenden). 

CIL  VI  15488. 

71.  Cinerar-Ara  eines  M.  Gavius  Parthenius. 
Deckplatte  modern. 

CIL  VI  18914. 


2l6  GALLERIA  LAPIDARIA  72.  72  a.  b.  73. 

72.  Cinerar-Ara  eines  A.  Fulvius  Celer. 

Die  Höhlung  modern  geschlossen.    Vorn  unten  ein  ver- 
schmiertes Loch  (vgl.  hierselbst  Nr.  4  und  8). 
Gefunden  bei  S.  Paolo  fuori. 
CIL  vi  18658. 

72a.  Fragment  von  der  Vorderseite  der  Aschen- 
urne eines  C.  Ovidius  C.  f.  Capito. 

H.  0,255  m->  Br«  °i3x  m«     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Schräger  Bruch  von  oben  nach  unten. 

Umränderte  Inschrifttafel;  1.  davon  Guirlande,  r.  Rest 
einer  Guirlande  und  einer  Säule;  unten  Rest  eines  Giebels. 
Aus  dem  2. — 3.  Jahrh.  n.  Chr. 

CIL  VI  23633. 

Vier  Vorderseiten  von  Grabaren  mit  dem  Brustbild 
des  Verstorbenen;  darunter  zu  bemerken: 

72b.  Vorderseite  der  Grabara  eines 
D.  Cornelius  Priscus. 

H.  0,42  m.,  Br.  0,215  m*     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Oben  eine  nischenartige  Vertiefung;  darin  das  Brust- 
bild des  Verstorbenen  mit  Tunica  in  Profil  nach  1.  Zur  Seite  des 
Medaillons  je  ein  Füllhorn  und  Delphin  in  Flachrelief.    Arbeit 

des  1.  Jahrh.  n.  Chr. 
CIL  VI  16291. 

Ein  Sarkophag-  und  ein  Ara-Fragment  mit  Kranz. 

73.  Basis  der  Statue  des  Attius  Insteius  Tertullus, 
Stadtpräfecten  d.  J.  307  n.  Chr.    (Taf.  25). 

H.  1,42  m.,  Br.  unten  0,99  ra.,  T.  unten  0,80  m.     Feinkörniger  grauer 

Marmor. 

Ergänzt  ein  breiter  Streifen  etwas  Über  der  Mitte  in  mehreren  Stücken. 
Stark  zerstört,  besonders  der  obere  Teil  (Einzelheiten  in  der  Beschreibung 
erwähnt). 

Rückseite  glatt;  sonst  reich  ornamentiert:  über  der  Basis, 
an  den  drei  Seiten  gleich,  geknotete  Wollbinde,  Kyma   mit 


GALLERIA  LAPIDARIA  73.  2\J 

Akanthusblättern,  Einkehlung  mit  stilisierter  doppelter  Blatt- 
reihe. Dann  an  der  Vorderseite  Inschrift  umrahmt  von  einem 
Streifen  mit  Rebengewinde  und  einem  Kyma  mit  doppelter 
Blattreihe;  an  den  Nebenseiten  je  eine  Reliefgruppe  umrahmt 
von  einem  Streifen  mit  Rebengewinde  oben  und  unten  und 
je  einem  Thyrsos  an  den  Seiten,  dann  einem  einfachen  Kyma. 
Darüber  an  den  drei  Seiten  gleich:  Kyma  mit  doppelter 
Blattreihe,  Zahnschnitt  mit  je  .zweimal  durchbohrten  Brücken, 
Sima  mit  Akanthusblättern.  Oben  noch  ein  niedriger  Auf- 
satz mit  Reliefdarstellung. 

Relief  der  r.  Nebenseite:  auf  einem  besonders  ausge- 
arbeiteten Stück  Boden  steht  in  der  Mitte  Dionysos  (nur 
der  Unterkörper  erhalten;  vom  Kopf,  Thyrsos  und  Kantharos 
nur  Ansätze  vorhanden)  mit  r.  Standbein,  nackend;  der  Kopf 
mit  hinten  aufgebundenem  Haar  war  nach  der  r.  Schulter  in 
Profil  gewendet;  mit  der  erhobenen  L.  hielt  er  den  Thyrsos, 
mit  der  gesenkten  R.  den  Kantharos.  R.  der  kleine  Pan, 
Dionysos  umfassend  (fehlt  Oberkopf,  Gesicht,  1.  Arm  bis 
auf  Teil  des  Oberarms  und  die  am  1.  Oberschenkel  des 
Dionysos  erhaltene  Hand,  1.  Bein,  für  das  Stütze  vorhanden). 
L.  sitzt  nach  1.  vorne  gewendet  ein  Panther,  dem  Kopf  (Stütze 
vorhanden)  und  Vorderbeine-  fehlen.  Von  dem  Relief  des 
Aufsatzes  ist  nur  r.  ein  weiblicher  Unterkörper  mit  Gewand 
und  ein  nacktes  Bein  erhalten. 

Relief  der  1.  Nebenseite:  auf  Boden,  der  wie  gegenüber 
gestaltet  ist,  1.  der  mit  Chiton  bekleidete  Unterkörper 
der  Ariadne,  die  mit  gekreuzten  Beinen  dasteht  und 
sich  augenscheinlich  r.  auf  eine  kleine  männliche  Ge- 
stalt stützte,  von  der  nur  der  Unterkörper  (1.  Standbein), 
die  L.  mit  dem  unteren  Teil  des  von  ihr  senkrecht  ge- 
haltenen Thyrsos  —  die  Spitze  oben  erhalten  —  und  ein 
Teil  des  um  den  Rücken  und  den  1.  Unterarm  geschlungenen 
Mantels  erhalten  ist;  nach  ihrer  Gorpulenz  und  dem  Scham- 
haar zu  urteilen,  Silen.  An  dem  Aufsatz:  auf  einem  vier- 
rädrigen Wagen,  dessen  Nebenseite  in  der  Mitte  eingezogen 
ist  (vgl.  das  Exemplar  im  Museo  Gregoriano  [Reisch  be 
Heibig  Nr.  1352];  das  r.  der  zwei  sichtbaren  Räder  beschä- 
digt), lagert  Dionysos  und  sitzt  Ariadne  (Gesichter  fehlen), 
er    in   Himation,    sie    umschlingend,    sie   vollbekleidet    mit 


2l8  GALLERIA  LAPIDAEIA  74.  74a.  b. 

Thyrsos;  der  Wagen  wird  von  zwei  Kentauren,  denen  die 
freistehenden  Beine  und  die  Oberkörper  fast  ganz  fehlen, 
nach  r.  gezogen.  Von  ihnen  verdeckt  Pan  mit  Schlauch  auf 
der  1.  Schulter  nach  r.  gehend.  Links  Mänade,  vollbekleidet, 
mit  einer  Schlange  in  der  erhobenen  L.,  einem  Tympanon 
in  der  gesenkten  R.  nach  r.  stürmend. 

Starkes  Hochrelief.  Sorgfaltige  Arbeit  ohne  inneres 
Leben  etwa  antoninischer  Zeit.  Zur  Basis  des  Attius  wurde 
der  Stein,  der  ursprünglich  ein  Dionysos-Altar  gewesen  sein 
mag,  in  zweiter  Verwendung. 

Gerhard-Platner  S.  33  Nr.  43;  CIL  VI  1696. 

Abteilung  XVIII. 
74.  Korinthisches  Capital  (Taf.  26). 

H.  0,27  m.,  Br.  oben  0,34  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  bestofsen.     Unbedeutend. 

74a.  Männlicher  Torso  mit  Exomis  (Taf.  26). 

H.  0,80  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  mit  Hals,  r.  Arm,  1.  Unterarm»  beide  Beine  von  der 
Mitte  der  Oberschenkel  abwärts.  Stark  bestofsen.  Die  Ansatzfläche  des 
Halses  und  r.  Armes  zur  Ergänzung  hergerichtet.  Auf  der  Stutze  unter  dem 
1.  Oberschenkel  die  Zahl  93  aufgemalt. 

Aufrecht  stehend;  r.  Standbein;  daneben  Rest  der  Stütze; 
1.  Oberschenkel  leicht  vorgestreckt.  Ringsum  geschlossene 
Exomis,  die  die  r.  Schulter  freiläfst  und  auf  der  1.  geknotet  ist 
gegürtet  über  den  Hüften.  Derber  Stoff  mit  starken  Falten 
Beide  Oberarme  gehen  abwärts;  kleine  Stütze  für  den  r.  Ellen 
bogen  am  Gewände  über  der  Hüfte,  eine  andere  für  den  1.  Unter 
arm,  der  demnach  schräg  vorgestreckt  war,  auf  dem  1.  Ober 
Schenkel.  Der  Kopf  war  nach  der  1.  Schulter  gewendet 
Spuren  des  Alters  an  Halsansatz,  r.  Schulter  und  Brust. 

Stellte  wahrscheinlich  einen  Hirten  dar  (vgl.  Arndt- 
Amelung  Einzelaufnahmen  Nr.  1152U.  1171).  Derbe,  deco- 
rative  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  37  Nr.  209. 

74b.  Geflochtener  Korb  mit  Deckel  (Taf.  26). 

H.  0,32  m.,  Durchm.  ca.  0,32  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Der  jetzt  fest  gekittete  Deckel  war  abnehmbar;  als  Griff 
in  seiner   Mitte   eine   Troddel  (oben    abgebrochen;    zur   Er- 


GALLERIA  LAPJDARIA  74c.  75.  219 

gänzung  hergerichtet).  Wird  ein  Votiv  in  einem  Bacchus- 
oder Ceres -Tempel  (vgl.  die  auf  Sarkophagen  häufig  dar- 
gestellte Cista  mystica,  aus  der  eine  Schlange  entchlüpft) 
oder  das  Cinerar  eines  Bacchusdieners  gewesen  sein. 

Gerhard-Platncr  S.  37  Nr.  188. 


74c.  Fragment  der  Statuette  eines  Gottes 

(Taf.  26). 

H.  0,785  m.     Feinkörniger  weifser  (wahrscheinl.  pentelischer)  Marmor. 

Ergänzt  ein  breiter  Streifen  im  Oberkörper  von  oben  nach  unten, 
entsprechend  einem  weiter  über  die  1.  Hüfte  verlaufenden  Bruch. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  Teile  des  Rückens,  r.  Arm  von  der  Mitte 
des  Oberarms  an,  1.  Hand  (war  angestückt),  Teile  des  Gewandes  unter  dem 
1.  Unterarm,  beide  Fttfse  mit  Teilen  der  Unterschenkel  und  Gewandsaum. 
Auf  dem  r.  Oberschenkel  eine  ovale  Abarbeitung. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Bein  leicht  vorge- 
stellt; aufsen  daran  Rest  der  Stütze;  ein  Himation  bedeckt 
1.  Arm  und  Schulter,  ist  dann  um  den  Rücken  gelegt,  an 
der  r.  Hüfte  vorgenommen  und  über  den  1.  Unterarm  gelegt, 
sodafs  es  den  Unterkörper  vollständig  verhüllt;  beide  Ober- 
arme gesenkt,  der  1.  Unterarm  vorgestreckt;  auf  der  Brust 
jederseits  zwei  steif  gewellte  Locken. 

Haltung,  Körperformen,  Locken  streng  archaisch;  weniger 
das  Gewand,  sodafs  man  zweifeln  kann,  ob  der  Copist  hier 
den  strengen  Stil  weniger  getreu  wiedergegeben  hat,  oder 
ob  die  Statuette  auf  ein  Original  der  Übergangszeit  vom 
archaischen  zum  freien  Stil  zurückgeht.  Unbedeutende  Arbeit. 
Die  Deutung  auf  Apollon  liegt  nahe;  doch  könnte  auch 
Dionysos,  selbst  Zeus  dargestellt  sein. 

Gerhard-Platner  S.  37  Nr.  196. 


75.  Aufsatz  einer  Cinerar-Ara. 

H.  0,24  m.,  Br.  o,6i  m.t  T.  0,52  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

An  den  vier  Ecken  unbärtige  tragische  Masken  (die 
beiden  r.  oben  abgebrochen).  An  den  vier  Seiten  je  ein 
Aetom;  im  vorderen  Kranz  mit  Schleife  von  zwei  weit  aus« 
schreitenden  Eroten  gehalten.  R.  und  1.  Palmetten  (oben 
abgebrochen).    Hinten  glatt.    Oben  abgeplattet. 


220  GALLEEIA  LAPIDARIA  75  a.  b.  C.  76.  76  a. 

75  a.  Gefäfs  (?) 

H.  0,26  m.,  Durchm.  oben  ca.  0,40  m.    Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Deckplatte  modern. 

Über  einem  runden  Boden  (Ornamentband  abgearbeitet) 
eine  bauchige  echinusartige  Ausladung,  umgeben  von  einem 
Blätterkelch.  Oben  ausgehöhlt;  hinten  ein  Stück  des  Randes 
ausgebrochen.     Vorne  unten  ein  Klammerloch. 

75b.  Composit-Capitäl. 

H.  0,27  m.,  Br.  oben  0,32  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Ziemlich  bestofscn. 

Reich  ornamentiert.    Aus  später  Zeit. 

75c.  Rundes  Gefäfs. 

H.  0,42  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Ergänzt  der  Deckel  und  Fufs. 

Schlanker  Körper  mit  geschwungener  Riefelung.  Zum 
Anfassen  dienen  zwei  bärtige  Masken  mit  gefurchter  Stirn 
zwischen  je  zwei  abwärts  gekehrten  Delphinen. 

Gerhard-Platner  S.  37  Nr.  186. 

76.  Korinthisches  Capital. 

H.  0,28  m.,  Br.  oben  0,32  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
In  den  oberen  Teilen  sehr  bestofsen. 

76a.  Fragmentierte  weibliche  Statuette  (Taf.  26). 

H.  0,91  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  r.  Arm,  Vorderteile  der  1.  Hand,  Teile 
der  Falten.     Ergänzt  Splitter  im  Gewand. 

Aufrecht  stehend;  r.  Standbein;  1.  Fufs  mit  voller  Sohle 
zur  Seite  und  vorgesetzt.  Hochsohlige  Schuhe;  geschlossener 
Peplos,  dessen  Apoptygma  bis  zu  den  Knieen  reicht  und 
von  einem  breiten  Gürtel  dicht  unter  den  Brüsten  zu- 
sammengefafst  wird.  Der  Mantel  bedeckt  r.  Schulter 
und  Arm,  lang  herabhängend,  ist  dann  um  den  Rücken 
und  die  r.  Hüfte  herumgenommen,  doppelt  gelegt,  so- 
dafs  sich  die  beiden  Lagen  kreuzförmig  vor  dem  Unter- 
leib  überschneiden,   oben   umgerollt  und   wurde   an    der  L 


GALLERIA  LAPIDARIA  76  b.  221 

Hüfte  von  dem  ehemaligen  Attribut  der  L.  am  Herabgleiten 
gehindert.  Lockenreste  im  Nacken;  ebenda  ein  Klammer- 
loch und  -canal  wahrscheinlich  zur  Versicherung  des  ehe- 
mals ergänzten  Kopfes,  der  auf  der  gerauhten  Halsfläche 
mittels  eines  Dübels  befestigt  war,  von  dem  sich  in  der 
Mitte  noch  ein  Rest  erhalten  hat.  An  der  Bruchstelle  des 
r.  Armes  Rest  eines  Dübelloches;  ein  anderes  Loch 
über  der  Hüfte,  zwei  darunter.  In  der  Mitte  der  Schnitt- 
fläche der  1.  Hand  ein  Dübelloch;  darunter  r.  längliche  Ab- 
arbeitung, 1.  kleine  Stütze;  am  1.  Arm  länglicher  Ansatz,-  in 
dessen  Mitte  ein  Loch. 

Die  richtige  Ergänzung  ergiebt  der  Vergleich  mit  einer 
in  gröfseren  Dimensionen  ausgeführten  Replik  im  Museo 
Lateranense  (Benndorf-Schöne  Die  ant.  Bildw.  des  later. 
Museums  Nr.  442),  bei  der  sich  wenige  Locken  einer  von 
der  gesenkten  R.  gehaltenen  Maske  erhalten  haben ;  demnach 
wy  eine  Muse  dargestellt.  An  dem  lateranensischen  Exemplar 
sieht  man  an  dem  erhaltenen  r.  Oberarm  unter  dem  Peplos  den 
Chiton  mit  langen  Ärmeln  (xetpiSwxo?  xtttuv)  der  Schauspieler. 
Nach  der  würdevollen  Erscheinung  zu  schliefsen,  ist  Mel- 
pomene  dargestellt;  der  Ansatz  am  1.  Arm  wird  also  von 
dem  dort  anliegenden  Schwert  oder  Keule)  herrühren..  Copie 
eines  Originals  der  früh -hellenistischen  Zeit;  in  den  regel- 
mäfsigen  Steilfalten  unten  hat  der  Künstler  mit  Absicht  den 
Stil  des  5.  Jahrhunderts  nachgeahmt,  um.  seiner  Figur  etwas 
Strenges,  Würdevolles  zu  verleihen;  harte,  sorgfältige  Arbeit. 
Vgl.  die  ähnliche  Statuette  im  Giardino  d.  Pigna  Nr.  162. 
In  der  Gröfse  würden  zu  unserer  auch  die  Musenstatuetten 
im  Museo  Chiaramonti  Nr.  349 — 51  passen,  aber  nicht  in  der 
Arbeit,  die  dort  wesentlich  geringer  ist. 

Gerhard-Platner  S.  37  Nr.  176. 

76b.  Fragmentierte  weibliche  Statuette. 

(Taf.  26). 

H.  0,88  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  mit  Hals,  r.  Schulter  und  Brust,  Stttck  an  Stelle 
der  1.  Hand,  r.  Fufs  mit  Gewand  und  Basisecke.  Vertiefung  zum  Einfügen 
des  besonders  gearbeiteten  Kopfes.    Das  Erhaltene  ziemlich  stark  bestofsen. 


222  GALLERIA  LAPIDARIA  76  c. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  war  mit  erhobener 
Ferse  zurückgesetzt.  Sandalen;  Chiton ;  der  ganze  Oberkörper 
mit  den  Armen  verhüllt  vom  Himation,  das  mit  einem  Teil  auf 
der  L  Schulter  aufliegt,  dann  um  Rücken,  r.  Schulter  und  Brust 
und  wieder  über  die  1.  Schulter  gelegt  ist.  R.  Arm  gesenkt; 
die  Hand  rafft  das  Gewand  leicht  empor.  L.  Oberarm  ge- 
senkt, Unterarm  vorgestreckt;    die  Hand  unter  dem  Mantel. 

Eine  in  den  Motiven  ganz  übereinstimmende,  aber  um- 
gekehrt bewegte  Statuette  ist  bei  Clarac  775,  1932  abge- 
bildet, eine  andere  mit  dieser  bis  auf  den  Kopf  und  die 
r.  Hand  übereinstimmende  Figur  bei  S.  Rein  ach  Repertoire 
de  la  statuaire  II  S.  656  Nr.  10.  Vgl.  ebenda  S.  671  Nr.  1 
eine  Figur  aus  Magnesia  in  Constantinopel  und  Arndt- 
Amelung  Einzelaufnahmen  Nr.  923  (Münchener  Residenz). 
Während  die  beiden  letzteren  Figuren,  die  die  Motive  raffi- 
nierter ausgebildet  zeigen,  sicher  aus  vorgeschrittener 
hellenistischer  Zeit  stammen,  gehen  die  drei  ersten  noch  auf 
Originale  des  4.  Jahrhunderts  zurück. 

Dafs  derartige  Typen  auch  als  Grabstatuen  verwendet 
wurden,  beweist  das  Vorkommen  einer  der  vaticanischen 
Statuette  entsprechenden  Figur  an  einem  Sarkophag  im  Giardino 
Colonna,  an  dem  in  Nischen  die  einzelnen  Familienmitglieder 
in  statuarischen  Typen  dargestellt  sind  (Matz-Duhn  Ant. 
Bildw.  in  Rom  II  Nr.  3150;  die  r.  Figur  der  r.  Nebenseite). 

Geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  37  Nr.  169. 

76c.  Reliefplatte  (Taf.  26). 

H.  0,84  m.t  Br.  1,12  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Grofser,  nach  oben  gegabelter  Bruch  verläuft  von  r.  unten  nach  1. 
oben.    Die  beiden  oberen,  wie  die  1.  untere  Ecke  abgebrochen. 

In  der  Mitte  ein  rechteckiges,  aufrecht 
stehendes,  umrahmtes  Feld;  im  oberen  Teil  des 
Rahmens  an  den  Nebenseiten  je  ein  Loch.  In 
der  Mitte  des  Feldes  das  Monogramm  Christi 
mit  vertieften  Umrissen. 

L.  und  r.  neben  dem  Feld  je  ein  anderes  gröfseres 
vertieft;  in  beiden  die  Relieffigur  eines  aufrecht  stehenden 


GALLERIA  LAP1DARIA  77.  223 

Jünglings;  beide  gleich,  nur  beiderseits  mit  dem  Standbein 
auf  der  Aufsenseite  und  dem  Kopf  nach  der  Mitte  gewendet; 
Fufs  des  Spielbeins  leicht  zur  Seite  gesetzt;  bekleidet  nur 
mit  Himation,  das  1.  Schulter,  Rücken  und  Oberschenkel  be- 
deckt; im  1.  Arm  ein  Füllhorn,  auf  der  seitlich  ausgestreckten 
R.  ein  dreistöckiger  Leuchtturm;  auf  dem  Kopf  mit  langen 
Haaren  die  Turmkrone.  Die  Umrisse  der  Gestalt  und  Falten 
z.  T.  vertieft.  Unter  beiden  Reliefs  je  ein  kleines  vier- 
eckiges Feld;  1.  die  Inschrift  (€)YTTAOIA  darunter  Rest  einer 
Umrifszeichnung  (Kopf  einer  gehörnten  Schlange  von  vorn 
gesehen);  r.  z.  T.  undeutliche  Inschrift  TCCOPOAIC,  darunter 
Umrifszeichnung  einer  geringelten  Schlange  mit  Hörnern 
(der  Kopf  von  der  Seite  gesehen). 

Die  Erscheinung  der  Jünglinge  entspricht  einem  ver- 
breiteten, statuarischen  Typus;  vgl.  hierselbst  Nr.  6o.  Die 
Attribute  kennzeichnen  sie  als  Genien  einer  Hafenstadt  und 
ihres  Reichtums,  worauf  sich  auch  die  Inschrift  1.  bezieht, 
während  die  Hornschlangen  die  Beziehung  der  Darstellung 
auf  Ägypten  sichern.  Wahrscheinlich  sind  also  die  Jüng- 
linge Genien  der  Hafenstadt  Alexandreia  mit  dem  berühmten 
Pharos  auf  der  Rechten  (vgl.  Adler  Der  Pharos  von 
Alexandria  S.  9  Abb.  13). 

Die  Vereinigung  des  christlichen  Monogramms  mit  den 
heidnischen  Figuren  erklärt  sich  dadurch  dafs  die  Platte  von 
christlicher  Hand  zum  zweiten  Mal  verwendet  wurde;  that- 
sächlich  ist  die  Fläche,  bevor  das  Monogramm  eingeschnitten 
wurde,  abgearbeitet  worden;  nur  unten  ist  ein  kleiner  Streifen 
von  der  ursprünglichen  Fläche  stehen  geblieben;  man  kann 
annehmen,  dafs  sich  auf  den  abgearbeiteten  Teil  eine  Inschrift 
befand.  Die  Ausführung  der  Relieffiguren  spricht  für  Ent- 
stehung im  2.  Jahrh.  n.  Chr. 


77.  Torso  einer  Replik  des  ausruhenden  Satyrs 

(Taf.  26). 

H.  0,75  in.     Grofskrystallinischer  weifser  Marmor. 

Es   fehlen  Kopf  und  Hals,   1.  Arm    (von  der  Hand  swei  Finger  auf 
der    Hüfte    erhalten),    r.  Arm  von  oberhalb  des  Ellenbogens  abwärts,  viele 


224  GALLERIA  LA  PI  DA  RIA  77  a.  b. 

Teile  des  Fells,  beide  Beine.      GrbCse  Ansatzstelle  Über  der  r.  Hüfte,  wo 
eine  Stutze  zu  dem  Stamm  hinüberführte. 

Einfache,  harte  Arbeit.  Über  den  Typus  vgl.  Braccio 
nuovo  Nr.  120. 

Gerhard-Platner  S.  37   Nr.  183;  Klein  Praxiteles  S.  204  Nr.  29. 

77a.  Korinthisches  Capital. 

H.  0,47  m.f  Br.  oben  0,46  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Sehr  bestofsen. 

Von  demselben  Bau  wie  Nr.  103. 
77b.  Fünfeckiger  Untersatz  mit  Reliefs    (Taf.  26). 

H.  0,65  m.,  Br.  0,73  m.,  T.  0,92  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
An  verschiedenen  Stellen  stark  verstofsen. 

An  eine  schmale  Seite  (hinten)  schliefst  sich  jederseits 
eine  Langseite,  an  jede  von  diesen  eine  Schmalseite;  die 
beiden  letzteren  stofsen  vorne  zusammen.  Auf  der  r.  ein  Erot 
auf  gezäumtem  Meerpanther,  auf  der  1.  ein  andrer  mit  Peit- 
sche in  der  L.  auf  einem  Meerwidder,  beide  über  ausgeführten 
Wellen,  einander  zugewendet  Auf  denLangseiten  der  Richtung 
der  Eroten  folgend  je  ein  Meerkentaur  über-  ausgeführten 
Wellen  mit  umgewandtem  Kopf  eine  Muscheltrompete  blasend, 
die  unbeschäftigte  Hand  an  den  Hinterkopf  legend.  An  der 
Schmalseite  hinten  stehender  nackter  Knabe  (1.  Standbein) 
von  vorn  sichtbar,  in  der  L.  eine  Muscheltrompete,  in  der 
halb  erhobenen  R.  einen  Gegenstand  von  der  Form  eines 
Spiegels  haltend.  Hochrelief,  auf  den  beiden  vorderen  Schmal-» 
seiten  in  vertieftem  Feld,  sonst  auf  der  Fläche  aufliegend. 

Die  Schmalseite  mit  dem  Widder  ist  nicht  vollkommen 
ausgeführt,  die  mit  dem  Knaben,  am  besten  gearbeitet;  diese 
also  sollte  die  Vorderseite  sein.  Darauf,  dafs  die  andern 
Schmalseiten  ursprünglich  einem  anderen  Gegenstand  nahe 
waren,  deuten  auch  auf  der  Oberfläche  zwei  grofse  Klammer- 
löcher; ebenda  in  der  Mitte  ein  grofses  Loch  mit  Dübelrest; 
hinten  längs  der  Schmalseite  mit  dem  Knaben  eine  längliche 
Vertiefung  und  modern  eingeritzt  M$  und  die  Zahl  7. 

Die  Ausführung  sehr  roh;  doch  sind  die  Seekentauren 
sehr  frisch   in    der   Bewegung.     Dafs  das  Ganze   zu   einem 


GALLERTA  LAPIDARIA  78.  79»  80.  80a.  225 

Brunnen  gehörte,  wie  in  der  Beschreibung  Roms  angenommen 
wird,  ist  unwahrscheinlich  da  sich  nirgend  Spuren  des  Wassers 
zeigen. 

Gerhard-Platner  S.  37  Nr.  183. 

Abteilung   XIX. 

78.  Dreiseitige  Basis,  dem  Deus  Arimanius 
von  einem  Agrestius  V.  C.  geweiht. 

H.  0,95  m.,  Br.  vorne  0,45  m.,   die  der  anderen  Seiten  0,35  m. 

Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Bestofsen  die  Kanten. 

Über  einem  hohen,  dreieckigen,  nach  oben  etwas  ver- 
jüngten Schaft  eine  attische  Basis,  deren  unterer  Torus  an  den 
drei  Seiten  des  Schaftes  abgeschnitten  ist,  und  in  deren  Ober- 
fläche 1.  ein  grofses  Dübelloch  mit  Mörtel  ausgegossen  ist.  Auf 
der  breiteren  Seite  des  dreieckigen  Schaftes  die  Inschrift. 

CIL  VI  47;  Steuding  bei  Roseber  Mythologisches  Lexikon  I 
Sp.  546;  Cumont  bei  Pauly-Wissowa  Real-Encyklopädie  II  Sp.  825. 

79.  Cinerar-Ara  eines  M.  Attius 
M.  fil.  Suburanus. 

Oben  der  leere  Aschenbehälter.  An  der  1.  Nebenseite 
oben  ein  jetzt  durchgebrochenes  Loch,  wohl  von  der  Ver- 
klammerung des  Deckels  herrührend,  unten  eins  zur  Ver- 
klammerung der  Ära  auf  dem  Boden  bestimmt. 

CIL  VI  12748. 

80.  Grabara  eines  —  erulanus  Phaedrussacerdos 

und  seiner  Sclavin  Melizusa. 

Die  oberen  Ecken  und  Kanten  sehr  bestofsen. 

Würfelförmig.      Unter    der  Inschrift    der    Melizusa    eine 

Situla  in  Relief. 

Stammt  aus  Nomentum» 
CiL  XIV  3956. 

80a.  Römisches  Grabrelief    (Taf.  25). 

H.  0,75  tn.,  Br.  0,96  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase  des  Mannes,  des  Knaben,  Stück  Frisur  der  Frau  über 
dem  1.  Ohr.     Die  Nase  der  Frau  war  ergänzt,  fehlt  heute  (Eisenstift  vorh.). 
Yatican.  Katalog  I.  15 


226  GALLKBtA  LAHDABIA  &l.  82. 

Beschädigt  der  Rand  des  r.  Ohres  des  Mannes  und  die   äufseren  Rander 
der  Nische. 

Halbrunde  Nische  mit  breitem,  oben  ein  Kreissegment 
bildenden  Rand;  darin  1.  die  Halbfigur  eines  älteren  bartlosen 
Römers  mit  Tunica  und  Toga  nach  r.  gewendet,  r.  die  einer 
Frau  mit  Tunica  und  Mantel  und  Frisur  aus  augusteischer 
Zeit;  beide  reichen  sich  die  Rechte  (am  1.  Ringfinger  der 
Frau  ein  Siegelring).  Zwischen  ihnen  ein  Knabe  mit  Tunica 
von  vorne  sichtbar. 

Moderne  Inschriften,  nach  den  Formen  der  Buchstaben 
aus  dem  Quattrocento:  auf  dem  Rande  oben  Fidei  simulacrum, 
neben  dem  Manne  Honor,  neben  der  Frau  Veritas,  im  Nischen- 
grunde neben  dem  Knaben  Amor. 

Am  Ende  des  15.  Jahrhunderts  —  das  Relief  befand  sich 
damals  im  Palazzo  Sta.  Croce  —  ist  die  Darstellung  auf  dem 
Grabmonument  des  Bürgers  Stefano  Satri  in  S.  Omobono 
(nahe  dem  Capitol)  von  einem  Bildhauer  der  local-römischen 
Schule  nachgeahmt  worden. 

Von  einem  analogen  Grabrelief,  auf  dem  sich  die  In- 
schriften Honor  und  Veritas  wie  hier,  aber  über  dem  Kopf 
des  Knaben  Dius  Fidius  fand,  berichtet  Cartari  Imagini  delli 
dei  de  gl'antichi  S.  86  (nach  ihm  Nardini  Roma  antica  IV 
Cap.  VI  S.  73  und  die  Beschreibung  Rom's). 

Gerhard-Platner  S.  33  Nr.  46;  CIL  VI  4*b;  Steinmann  Zeit- 
schrift für  bild.  Kunst  1901   S.  242  f.  Abb.  3. 

81.  Grabara  eines  Ti.  Claudius  Felix  und  seiner 

Gattin. 

Im  Aetom  Kranz.     Die  Patera  an  der  r.  Seite  durch  eine 

spätere  quadratische  Einarbeitung  verschwunden. 
CIL  VI  15057. 

82.  Fragment  eines  Architravs  mit  Fries. 

H.  0,59  m.  L.  0,67  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor  mit  grauen  Streifen. 

Im  Fries  Akanthusgewinde  mit  Panther  (1.,  nach  1. 
springend)  und  Erot  (r.,  nach  r.  gewendet).  R.  antiker  Geh- 
rungsschnitt (das  Stück  stammt  also  von  einer  Ecke  und 
passte  vielleicht  mit  Nr.  23  an  einander;  s.  dort);  1.  in  moderner 


GALLERIA  LAPIDARIA  82a.  83.  83a.  227 

Zeit  glatt  abgeschnitten.  Gehört  zusammen  mit  Nr.  23  und 
Museo  Chiaramonti  Nr.  297  a.  R.  neben  der  roten  Nummer 
ist  mit  schwarzer  Farbe  352  aufgemalt. 

82  a.    Pilaster-Basis  (?). 

H.  und  Br.  0,50  m.     T.  0,12  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Die  1.  obere  Ecke  fehlt. 

Vorderseite  und  beide  Schmalseiten  ornamentiert;  Rück- 
seite gerauht  zum  Anfügen  an  eine  Wand;  auf  der  Ober- 
fläche r.  Loch  und  Bahn  einer  Verklammerung. 

Ornamentierung  der  drei  Hauptseiten: 

Die  kantig  vorspringende  Basis  besetzt  mit  aufsteigen- 
den Akanthusblättern;  darüber  an  der  Vorderseite  in  ganz 
niedrigem,  abgeflachten  Relief  in  der  Mitte  ein  Dreifufs,  r. 
und-  1.  davon  je  ein  nach  der  Mitte  zu  lagernder  Greif, 
zwischen  Schnabel  und  Vordertatze  ein  Bukranion;  der  ganze 
Grund  mit  Ranken  ausgefüllt;  an  der  1.  Nebenseite  eine 
Palmette,  an  der  r.  in  demselben  ilachen  Relief  ein  Erot  mit 
Röckchen  und  Sandalen  nach  1.  eilend,  mit  der  L.  einen 
Hund  bei  den  Vorderpfoten  haltend.  An  dem  darüber 
kantig  vortretenden  Rand  ringsum  herabhängende  Akanthus- 
blätter;  darüber  wieder  ein  schaftartig  aufsteigender  Teil 
ringsum  mit  Perlenschnur,  Palmettenornament,  Gewinde,  Pal- 
metten, Gewinde  von  unten  nach  oben  besetzt. 

Eigentümlich  barbarischer  Stil.    Sehr  spät. 

83.    Korinthisches  Capital. 

H.  0,83  m.,  Br.  oben  1,00  m.,  T.   oben  1,05  m.     Feinkörniger  bellgrauer 

Marmor. 

Die  1.  hintere  Ecke  fehlt,  die  anderen  sehr  bestofsen. 


83a.    Ionisches  Capital. 

H.  0,40  m.,    Br.  oben  0,86  ro.,    T.  oben  0,89  m.     Feinkörniger  gelblicher 

Marmor. 

Die  r.  Volute  fehlt  ganz ;  die  1.  und  Vorder-  und  Hinterseite  sehr  be- 
stofcen»  Auf  der  Oberfläche  ein  glatter  Rand  von  0,06  m.  um  das  Scamillum, 
das  um  1  cm.  erhoben  und  gerauht  ist.     Auch  unter  dem  Echinus  Scamillum. 


228  GALLBEIA  LAPIDARIA  83  b.  C.  d. 

Die  Eier  am  Echinus  stehen  weitläufig.  Im  Canal 
Akanthuskelch  mit  Ranken,  die  sich  in  die  Voluten  einrollen. 
Diese  seitlich  mit  abwechselnd  schmalen  und  breiten  Blättern 
gedeckt.  Der  Gurt  geschuppt  und  jederseits  von  einer 
Schnur  eingefasst.     Sorgfaltige  Arbeit. 

83b.    Pilastercapitäl. 

H.  0,18  m.,    Br.  u.  T.  oben  0,45  in.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Ecken  und  Kanten  oben  bestofcen. 

Von  unten  nach  oben  folgende  Motive:  Eierstab;  Platte 
mit  Rosetten;  Eierstab;  niedrige  Canelluren  mit  Füllung 
unten;  Blätter.  Auf  der  Oberfläche  eingeritzte  Quadratur  und 
ausgebrochenes  Dübelloch.     Gegenstück  zu  Nr.  85  a. 

Pistolesi  III  Taf.  IL  2. 

83c.    Grabstein  eines  M.  Ulpius  Maternus. 

(Taf.  26). 

H.  0,68  m.,   Br.  0,49  m.     Grofskrystallinischer  blaulicher  Marmor. 
Nase  und  1.  Pilaster  sehr  bestofsen. 

Über  der  Inschrift  flankiert  von  zwei  Pilastern  eine 
Nische  mit  dem  nackten  Brustbild  eines  Knaben;  Porträt; 
Augensterne  und  Pupillen  angegeben;  über  der  Schulter  Ober- 
teil eines  Köchers  mit  Band  quer  über  die  Brust;  auf  der  1. 
Schulter  ein  nach  der  Mitte  gewandter  Vogel;  über  der  Nische 
eine  Lorbeerguirlande.  Der  Knabe  ist  als  Apollino  charak- 
terisiert.  Über  ähnliche  Fälle  vgl.  Amelung  Führer  Nr.  82. 
Arbeit  des  2.  Jahrh.  n.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  31  Nr.  II;  CIL  VI  29238. 

83a.  Vorderseite  der  Grabara  eines  L.  Annaeus 

Narcissus. 

H.  0,77  m.,  Br.  0,385  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 
Senkrechter  Sprung  r.  vom  Knaben. 

■  • 

Über  der  Inschrift  vertieftes,  viereckiges  Feld  mit  pro- 
filiertem Rand.  Darin  in  Hochrelief  die  Figur  eines  stehen- 
den Knaben  in  kurzem  Röckchen,  gradeaus  gerichtet;  er 
hält  mit  beiden  Händen  einen  langschwänzigen  und  lang- 
beinigen Vogel  vor  die  Brust.    Arbeit  des  1.  Jahrh.  n.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  31  Nr.  12;  CIL  VI  11675. 


GALLERIA  LAP1DARIA  83  C  84.  84a.  85.  229 

83c  Vorderseite  der  Grabara  eines  [S]ex.  Vetu- 

lenus  Alexander. 

H.  0,44  m.f  Br.  0,335  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Über  der  Inschrift  in  Relief  das  Brustbild  eines  Knaben 

mit  Tunica,  Toga  und  Bulla.     Aus  dem  I. — 2.  Jahrh.  n.  Chr. 
CIL  VI  28723. 

Sonst  einige  Grabarae  mit  unbedeutenden  Orna- 
menten (Palmetten,  Kranz,  Patera,  Adler)  im  Aetom. 

Abteilung  XX. 
84.    Pilastercapitäl. 

H.  0,30  m.,  Br.  oben  0,355  m«i  T.  oben  0,24  m.    Feinkörniger  gelblicher 

Marmor. 

Oben  sehr  bestofsen. 

Unten  Akanthus-Kelch;  an  den  Ecken  lange  glatte  Blätter 
mit  ungezacktem  Rand;  dazwischen  an  den  Fronten  gegen- 
ständige Palmetten,  an  den  Schmalseiten  Blattstengel.  Auf 
der  Oberfläche  Loch  zur  Verdübelung. 

84a.    Fragment  einer  Herme   des  Stesichoros. 

H.  0,42  m.     Br.  unten  0,28  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Erhalten  der  oberste  Teil  des  Hermenschaftes,  aber  alle 
Kanten  sehr  zerstört.     Oben  ein  Rest  des  Backenbartes  ei 
halten.    Die  Inschrift  lautet: 

2JH2IXDPD[2 

eykaeiad[y 

|[MEPAID[2 
Stammt  angeblich  aus  Tivoli. 

Kaibel  1213;  Bernoulli  Griechische  Ikonographie  I  S.  58. 

85.    Dorisches  Capital. 

H.  0,36  m.,  Br.  oben  ca.  0,81  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Nur  zur  Hälfte  erhalten.  An  dem  Erhaltenen  besonders 
der  Abacus  beschädigt.  Echinus  oben  eingezogen.  Unten 
drei  Ringe.     Hals  glatt. 


23O  GALLERIA  LAPIDAEIA  85a.  b.  86.  87. 

85  a.    Pilastercapitäl. 

Mafse,  Marmor  und  Motive  wie  bei  dem  Gegenstück  Nr.  83b. 

Die  Ecken  und  Kanten  oben  bestofsen.     Vorne  mit  schwarzer  Farbe 
aufgeschrieben:  756. 


85b.    Rundes  Gefäfs. 

H.  0,53  m.,  Durchm.  oben  0,57  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Ergänzt  Fufs  und  Deckplatte. 

Unten  Torus  mit  Flechtband.  Darüber  am  Körper 
Canelluren  mit  oben  stark  vorquellender  Füllung;  oben 
zwischen  ihnen  je  eine  Blüthe. 


86.    Dreieckiges  Pilastercapitäl. 

H.  0,275  m.,  Br.  vorn  oben  0,36  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Die  eine  obere  Ecke  abgebrochen,  die  andere  beschädigt. 

An  den  Ecken  unten  Akanthus,  dazwischen  glatte  Spitz- 
blätter; darüber  Blüthenstengel  zwischen  je  zwei  schmalen 
akanthusähnlichen  Blättern.  Auf  der  Oberfläche  schmaler 
glatter  Rand  um  eine  leicht  erhobene,  gerauhte  Fläche 
(Scamillum);  in  der  Mitte  grofse  Vertiefung,  weiter  vorne 
kleine. 


87.    Jugendlich-männlicher  Torso    (Taf.  25). 

H.  0,98  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor  (an  einigen  Stellen  streifig). 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  r.  Arm  von  der  Mitte  des  Oberarms  ab- 
wärts, 1.  Arm  (Teil  der  Hand  erhalten),  beide  Unterschenkel,  der  1.  mit,  der 
r.  ohne  Knie. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Oberschenkel  vor- 
gesetzt; r.  Unterschenkel  ging  zurück.  L.  Hand  ruht  mit 
ihrem  Rücken  auf  dem  1.  Hinterbacken.  R.  Arm  ging  herab, 
augenscheinlich  zu  einer  Stütze  (Rest  am  r.  Oberschenkel 
hinten).     Der  Kopf  war  nach  der  r.  Schulter  gewendet. 

Mäfsige  Copie  eines  Originals  aus  dem  Ende  des  5.  Jahr- 
hunderts v.  Chr.,  das  im  Motiv  den  sogen.  Narkissos-Figuren 
entspricht. 

Furtwängler  Meisterwerke  S.  523  Anm.  2. 


GALLERIA  LAPIDARIA  88.  88a.  89.  23 1 

87a.    Ehrenbasis  des  Lucius  Aur.  Avianius 
Symmachus,   des   Vaters   des  Redners   Symmachus. 

H.  1,05  m.f  Br.  0,75  m.,  T.  0,43  m.    Feinkörniger  grauer  streifiger  Marmor. 

Auf  der  Oberfläche  1.  eine  gröfsere  Vertiefung  (vielleicht 
Standspur  einer  Statue),  r.  kleine  runde  Vertiefung  (für  Scepter 
oder  Speer?)  sichtbar.  Die  Basis  ist  der  Inschrift  zufolge 
i-  J«  377  n-  Chr.  gesetzt  worden. 

Gefunden  unter  dem  Capitol  »ad  arcum  fuschum«. 

CIL  vi  1698. 

Abteilung  XXI. 

88.    Grabara  einer  Hediste,  Mutter  einer 

Fabiana. 

H.  0,75  m.,   Br.   unten  0,765  m.,   T.  0,28  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Ergänzt  die  1.  untere  Vorderecke.      Die  hintere  Hälfte  fehlt. 

An  den  vorderen  Kanten  r.  und  1.  je  ein  Pilaster.  Da- 
zwischen die  Inschrift.  Darüber  in  der  Mitte  Medusenmaske; 
beiderseits  je  ein  Erot  mit  Delphin   der  Mitte  zugekehrt  in 

Hochrelief. 

CIL  VI  19174. 

88a.  Korinthisches  Pilastercapitäl. 

H.  0,55  m.,  Br.  oben  0,65  m.,  T.  0,04  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Oben  links  bestofsen. 

Oben  in  der  Mitte  eine  unbärtige  Maske.    Rückseite  rauh. 
Stand  bis  1902  über  Nr.  89  angelehnt. 

89.  Cinerar-Ara  einer  Gallonia  C.  f.  Maritima. 

H.  0,39  m.,  Durcbm.  0,58  m.,  Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Links  gesprungen  (mit  moderner  Eisenklammer  geflickt). 

Achteckig.  Unten  einfaches  Kyma  umlaufend;  darüber 
glatte  Flächen  (auf  drei  Seiten  die  Inschrift);  dann  wieder  ein- 
faches Kyma;  darüber  zwei  Platten  (auf  einer  D  M);  dann 
am  oberen  Rande  ein  Tonis;    in  diesem  vier  Vertiefungen 


232  GALLERIA  LAPIDARIA  89  a.  b.  90.  91. 

(z.  Th.  ausgebrochen);  in  zweien  davon  Eisendübel  erhalten 
(zur  Verklammerung  des  Deckels).  War  ausgehöhlt  (modern 
ausgefüllt). 

Die  Inschrift  ist  nach  dem  CIL  in  moderner  Zeit  zer- 
stört und  ungeschickt  wiederhergestellt  worden. 

CIL  VI  18878. 

89a.  Capital. 

H.  0,40  m.,  Br.  oben  0,64  m.,  T.  oben  0,62  m.    Feinkörniger  hellgrauer 

Marmor. 

Mehrfach  bestofsen.  Oben  1.  ein  rechtwinkliger  Ausschnitt. 
Hinten  in  der  Mitte  der  Oberfläche  ein  rechteckiges  Stück  ausgeschlagen. 

Über  einem  Kranz  von  spitzen,  gerieften  Blättern  ein 
Ring;  darüber  an  vier  einander  über  Kreuz  entsprechenden 
Stellen  je  ein  Akanthusblatt;  sonst  ziehen  sich  um  den  Körper: 
Flechtband,  Ring,  aufrechtes  Herzblattkyma,  Ring,  schmale, 
.aufrechtstehende  Blätter  (oder  Canelluren?),  Ring,  Perlen- 
schnur, Eierstab;  dann  viereckige  Platte  (die  Ecken  über  den 
Akanthusblättern)  mit  lesbischem  Kyma  oben.  Die  ver- 
schiedenen Ringe  könnte  man  für  die  Ränder  ebenso  vieler 
Kalathoi  halten,  die  man  sich  einen  in  den  anderen  gestellt 
denken  müfste. 

Ist  1902  an  diesen  Platz  gestellt  worden;  früher  im 
Giardino  della  Pigna. 

89b.    Korinthisches  Pilastercapitäl. 

H.  0,59  m.,  Br.  0,67  m.,  T.  0,05  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Die  Ecken  stark  bestofsen,  bes.  1.  unten  und  r.  oben.  L.  oben  ist 
mit  roter  Farbe  Nr.  200  aufgemalt. 

90.    Grabara  einer  Fabia  Iusta. 

CIL  VI  17608. 

91.  Aedicula  (Taf.  25). 

H.   i,8o  m.,    Br.    1,50  m.,    T.    1,10  m.      Feinkörniger   hellgrauer    geäderter 

Marmor. 

Ergänzt    einige    Flicken    und    Ecken.      Einzelheiten    abgestofsen 
Ergänzungen  und  Abarbeitungen  an  den  Nebenseiten  s.  unten« 


GALLERIA  LAPIDARIA    91.  233 

Das  Ganze  aus  zwei  Blöcken  zusammengesetzt;  senk- 
rechte Fuge  in  der  Mitte.  An  den  vier  Ecken  korinthische 
Pilaster,  die  ein  abschliefsendes  Gebälk  tragen.  In  den  Capi- 
tellen  der  beiden  vorderen  Pilaster  an  den  oberen  Ecken 
Bukranien,  zwischen  denen  eine  kleine  Guirlande  hängt.  An 
den  Schäften  jede  Seite  umrahmt  von  einfachem  Profil,  auf 
der  umrahmten  Fläche  aus  einem  Akanthuskelch  aufsteigende 
Ranken  mit  Blumen,  Heuschrecken,  Vögeln,  und  oben  jedes- 
mal einem  mit  einer  Schlange  kämpfenden  Adler  (Köpfe  ab- 
gestofsen).  In  der  Vorderseite  eine  tiefe  halbrunde  Nische, 
oben  von  einer  grofsen  Muschel  überwölbt.  An  den  Vorder- 
kanten der  Nische  r.  und  1.  je  ein  in  der  Mitte  und  oben  mit 
einem  Band  verzierter  Thyrsos;  über  dem  Bogen  in  Flach- 
relief r.  und  1.  je  eine  bebänderte  Guirlande,  darüber  je  ein 
abwärts  gewandter  Delphin,  1.  einen  Polypen,  r.  einen  Fisch 
packend.  An  den  beiden  rückwärtigen  Pilastern  sind  die 
Capitelle  einfach  korinthisch;  auf  der  umrahmten  Fläche  an 
den  Nebenseiten  je  eine  aus  einem  Kelch  von  länglichen 
Farrenblättern  aufsteigende  stilisierte,  den  Pflanzencharakter 
mehrfach  wechselnde  Staude,  darüber  ein  Gefafs,  auf  dessen 
Rand  zwei  Vögel  sitzen.  Zwischen  den  Pilastern  auf  beiden 
Nebenseiten  folgendes  Flachrelief:  in  der  Mitte  ein  Baum- 
stamm; r.  davon  ein  Reiher,  der  eine  am  Boden  sich  ringelnde 
Schlange  mit  dem  Schnabel  packt;  1.  ein  Reiher  mit  er- 
hobenem Kopf  (ergänzt);  an  der  1.  Nebenseite  (sichtbar  auf 
der  Abbildung)  an  dem  Stamm  r.  ein  Büschel  länglicher 
Blätter;  der  Stamm  selbst  fast  ganz  ergänzt;  an  der  r.  Neben- 
seite der  Kopf  des  aufrecht  stehenden  Reihers  und  der  Ober- 
teil des  Stammes  ergänzt;  an  beiden  Seiten  setzte  sich  das 
Relief  weiter  nach  oben  fort,  ist  aber  abgearbeitet  An  der 
Rückseite  auf  der  umrahmten  Fläche  der  Pilasterschäfte  je 
eine  Weinranke;  zwischen  den  Pilastern  in  der  Mitte  in  Flach- 
relief ein  grofser  Krater,  dessen  Hals  von  Schlangen  gebildet 
werden  und  dessen  Hals  von  einer  Weinrebe  umzogen  ist. 
Aus  dem  Gefafs  steigt  ein  Stamm  empor;  es  mufs  ein  Wein- 
stock gewesen  sein,  zu  dem  die  Traube  r.  gehörte  (das  Relief 
auch  hier  im  oberen  Teil  abgearbeitet).  Jederseits  ein  der 
Mitte  zugekehrter  Reiher  mit  einer  Schlange  beschäftigt  (am 
r.  sein  Kopf  und  der  der  Schlange  ergänzt);  1.  von  den  Füfsen 


234  GALLERIA  LAPIDAEIA  91  a.  b.  C. 

des  r.  ein  kleiner  Vogel  am  Boden,  r.  ein  Raubvogel,  der 
einen  anderen  Vogel  gepackt  hat. 
Gefunden  bei  Todi. 

PistolesiUITav.  IL  1;  Gerhard-Platner  S.  33  Nr.  53;  C.U  Vis- 
conti Descrizione  dei  Musei  Vaticani  (1870)  Gall.  Cap.  121. 

91a.  .  Architrav  mit  Giebel  (Taf.  25). 

H.  0,46  m.,  Br.  0,53  m.,  T.  ca.  0,08  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Sehr  beschädigt  oberer  Rand  und  r.  Vorderecke. 

Die  Ausladungen  unter  dem  Giebel  und  den  Geisa  ver- 
ziert mit  Reihen  aufrechtstehender  länglicher  Blätter.  Auf 
den  oberen  Flächen  der  Geisa  je  zwei  Klammerspuren.  Hinten 
rauh  gelassen.  Auf  Giebelwand  und  Architrav  verteilt  die 
Weihinschrift,  nach  der  dem  Genius  einer  Praetorianer-Cen- 
turie  i.  J.  181  n.  Chr.  Bild,  Aedicula  und  Altar  errichtet 
worden  sind. 

Gefunden  im  Castro  Pretorio. 

Gerhard-Platner    S.  33    Nr.  53;    C.  L.  Visconti    Descrizione    de 
Musei    Vaticani    (1870)    Gall.    lap.   121;    CIL  VI   212;    Birt    bei    Röscher 
Mythol.  Lexikon  I.  Sp.  162 1. 

91b.  Vorderseite  der  Grabara  einer  Antonia 

Bacche. 

H.  0,40  m.,  Br.  0,28  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 
Oben  unvollständig.    Unten  beschädigt. 

Zwei  rechteckige  umrahmte  Flächen  übereinander.     Auf 

der  oberen  über  dem  Beginn  der  Inschrift,  die  sich  auf  der 

untern  Fläche  fortsetzt,  in  Hochrelief  eine  von  vorn  gesehene, 

sehr  primitiv  gestaltete  Büste  (Kopf  fehlt).     Aus  dem  2. — 3. 

Jahrh.  n.  Chr. 

CIL  vi  10537. 

91  c.  Fragment  von  dem  Deckel  des  Sarkophages 
einer  Sergia  Sattia  Augustiane. 

H.  0,24  m.,  Br.  0,40  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Erhalten    die    Inschrifttafel,    die   jederseits    von    einem 

stehenden  Eroten  gehalten  wurde;  von  dem  1.  nur  die  Hälfte, 

neben  dem  r.   noch   ein  Flügel  eines  dritten  erhalten.     Aus 

dem  3.  Jahrh.  n.  Chr. 
CIL  VI  26343. 


GALLERIA  LAWDARIA  91  d.  e.  92.  92  a.  235 

gid.  Vorderseite  der  Grabara  eines  Blastion  und 

seiner  Mutter. 

H.  0,54  m.,  Br.  0,33  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Links  beschädigt. 

Über  der  umrahmten.  Inschrift  das  Aetom  mit  Hochrelief: 
die  beiden  Achselbüsten  der  Verstorbenen,  1.  die  des  Knaben, 
r.  die  der  Mutter,  beide  mit  Tunica  und  Mantel  und  von 
vorn  sichtbar;  zwischen  ihnen  oben  eine  hängende  Traube, 
darunter  ein  nach  r.  sitzender  Vogel  mit  nach  1.  gewandtem 
Kopf.  Arbeit  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.  Gefunden  ca.  1650  bei 
Porta  Latina. 

Gerhard-Platner  S.  31  Nr.  13;  CIL  VI  13602. 

91c  Fragment  von  dem  Deckel  des  Sarko- 
phages  einer  Aur.  M.  f.  Apollonia. 

H.  0,24  m.,  Br.  0,51  m.     Grofskrystallinischcr  hellgrauer  Marmor. 

Erhalten  die  jederseits  von  einem  schwebenden  Eroten 
gefafste  Inschrifttafel  (von  dem  r.  nur  die  Hände  erhalten). 
Unter  dem  1.  umgestürzter  Korb  mit  Trauben  und  Ka- 
ninchen.    Arbeit  des  3.  Jahrh.  n.  Chr. 

CIL  vi  13288. 

Abteilung   XXII. 
92.  Aschenurne. 

H.  0,30  m.,  Br.  0,28  m  ,  T.  0,29  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Vierseitig.  Die  Seiten  von  einfachem  Profil  umrahmt. 
Vorne  in  der  Mitte  Schale  in  Relief.  Auf  der  Oberfläche 
hinten  zwei  Vertiefungen,  wie  die  Hörner  eines  Halbmonds, 
z.  T.  sichtbar,  im  übrigen  verdeckt  von 

92a.  Giebeldachförmiger  Deckel  einer 

Aschenurne. 

H.  0,04  m  ,  Br.  0,30  m.f  T.  0,235  m-     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Abgebrochen  drei  Ecken. 

Oben  beiderseits  vom  First  nach  den  Seiten  in  mehreren 
Lagen  {lachliegende  Blätter  verschiedener  Form, 


236  GALLERIA  LAPIDABIA  92  b.  C.  93.  94a. 

92b.  Stirnziegel. 

H.  0,37  m.,  Br.  0,29  m.,  T.  0,30  m.    Grobkörniger  weifser  Marmor  mit  grauen 

Stellen. 

Der  Rand  vorne  an  zwei  Stellen  verletzt. 

Auf  der  Vorderfläche  in  Hochrelief  Akanthusstaude  mit 
Band  unten.  Tief  unterhöhlt;  späte  Arbeit.  Pendant  zu 
Nr.  94  a. 


92c.  Fragment  von  dem  Sarkophag  einer 

Oktabilla. 

H.  0,28  m.,  L.  0,72  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  grauen  Adern. 

Ergänzt  die  1.  obere  Ecke  und  die  r.  untere  Hälfte.  Senkrechter 
Bruch  in  der  Mitte;  horizontaler  Sprung  oben. 

Erhalten  das  einfach  umränderte  Medaillon  mit  dem 
Brustbild  der  Verstorbenen  in  Tunica  und  Mantel;  mittleres 
Relief;  Augensterne  und  Pupillen  angegeben.  Darunter  die 
griechische,  r.  unten  fragmentierte  Inschrift.  Aus  dem  4.  Jahrh. 
n.  Chr. 

R.  und  1.  Reste  der  geschwungenen  Canellierung. 

ClGr  IV  9806. 

93.  Gefäfs. 

H.  0,66  m.,  Durchm.  oben  0,52  m.    Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  grauen 

Streifen. 

Ergänzt  Fufs  und  Deckplatte.     Einzelne  Beschädigungen. 

Eiförmig.  Unten  grofser  Blattkelch.  Oben  ringsum  Ein- 
ziehung zwischen  zwei  profilierten  Ausladungen. 

94.  Graburne  eines  Agathias. 

Kaibel  1319. 

94a.  Stirnziegel. 
Pendant  zu  Nr.  92  b.     Die  r.  Hälfte  abgebrochen. 


GALLBRIA  LAPIDARIA  95.  95  a.  237 

95.  Torso  eines  jugendlichen  Gottes  (Taf.  25). 

H.  0,91  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  r.  Arm  bis  auf  Ansatz,  1.  Unterarm  mit 
Ellenbogen,  r.  Bein  von  der  Mitte  des  Oberschenkels  abwärts,  1.  Unter- 
schenkel. An  dem  1.  Oberarm  unten  war  ein  Stück  gebrochen,  zu  dessen 
Befestigung  das  am  1.  Oberarm  aufsen  befindliche,  jetzt  mit  Gyps  gefüllte 
Loch  gebohrt  ist;  unter  dem  r.  Armstumpf  sind  zwei  Löcher  mit  Gyps 
verschmiert  (Spuren  ehemals  beabsichtigter  Ergänzung?  Die  Ansatz- 
fläche des  r.  Armstumpfs  ist  gerauht;  ebenso  die  Ansatzfläche  des  Halses); 
mit  Gyps  gefüllt  auch  ein  Loch  in  der  Gegend  des  Steifsbeins. 
Eingesetzt  je  ein  kleines  rundliches,  gerauhtes  Stück  auf  beiden  Schulter- 
blättern. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs  war  leicht  zur 
Seite  gesetzt;  beide  Oberarme  gehen  abwärts;  1.  Unterarm 
war  vorgestreckt.  Beiderseits  je  zwei  Schulterlocken;  Nacken- 
locken. 

Einfache  Formen;  grofse,  flächenhafte  Brust;  dabei  aber 
Weichheit  und  Fülle,  besonders  in  den  Hüftpartien;  sehr 
einfaches  Motiv.  Demnach  Copie  eines  Originals  aus  der 
ersten  Hälfte  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  Vgl.  eine  Dionysosstatue 
im  Pal.  Colonna  (Arndt-Amelung  Einzel -Aufnahmen  Nr, 
1 142),  deren  Körper  aber  doch  schon  runder  und  weicher  ge- 
formt ist.  Dionysos  hat  auch  diese  Figur  am  wahrschein- 
lichsten dargestellt.  Nach  den  Ausbesserungen  an  den 
Schulterblättern  ist  nicht  auf  Eros  zu  schliefsen. 

Einfache  Arbeit. 


95a.  Capital. 

H.  0,20  m.t  Durchm.  oben  ca.  0,33  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlt  fast  die  eine  ganze  Hälfte;  an  der  Bruchstelle  ein  ge- 
brochenes Stück  angesetzt.     Auch  sonst  viele  Verletzungen. 

Liegt  mit  der  Unterseite,  in  deren  Mitte  ein  Dübel- 
loch, nach  oben.  Von  oben  nach  unten  (in  der  jetzigen 
Lage)  folgen  sich:  Kranz  von  niedrigen,  nach  oben  aus- 
ladenden Canelluren,  Kranz  von  abwechselnden  Palmetten- 
blüten, Perlenschnur,  Blätterkranz  (Akanthus  und  Spitzblatt 
wechselnd). 


238  GALLSRIA  LAPIDARIA  96.  97.  98.  98a.  99. 

Abteilung   XXIIL 
96.  Grabara  einer  Claudia  Isias. 

H.  0,62  m.     Grofskörniger  grauer  Marmor. 
Der  1.  Rand  oben  abgebrochen. 

Vierseitig.  Vorne  Inschrift!  r.  Schale,  1.  statt  des  Kruges 
ein  Sistrum  mit  Bezug  auf  den  Namen  des  Verstorbenen* 
Auf  der  Oberfläche  war  r.  und  1.  längs  der  Seiten  je  eine 
Erhöhung  (Voluten?  nur  Ansätze  erhalten);  in  der  Mitte 
ein  runder,  senkrecht  nach  unten  führender  Canal  von  ca. 
7  cm.  Durchmesser,  bestimmt  wohl  zum  Eingiefsen  der 
Spenden,  1.  davon  ein  Loch  mit,  r.  zwei  Löcher  ohne  Metall- 
füllung, wahrscheinlich  zur  Befestigung  eines  Deckels  dienend, 

Gerhard-Platner  S.  33  Nr.  55;  CIL  VI  15479;  Mau  Rom.  Mitteil.. 
1888  S.  140. 

97.  Runde  Stele  aus  Cipollino 
dem  Zeus  Helios  Sarapis  und  seinen  auvvotoi  öeot  geweiht. 

R.  und  1.  eine  kleinere  viereckige  und  darunter  eine  senk- 
recht stehende,  rechteckige  Einarbeitung.  Oben  ein  grofses, 
jetzt  mit  Stuck  gefülltes  Loch. 

Kaibel   1030. 

98.  Grabara  einer  Ulpia  Lais. 

Kaibel  1918. 

98a.   Grabara,  errichtet  von  einem  Aineias  für  seine 
Schwester  Olympias  und  seinen  Schwager  Eitheos. 

Oben  an  den  beiden  Vorderecken  je  ein  Dübelloch. 
Gefunden  1822  in  Vigna  Amendola. 

Kaibel  1356. 

99.  Runde  Basis. 

Von  einer  KXauota  dem  öeo;  o^tatoc  geweiht.  Auf  der 
Oberfläche  am  Rande  vier  Löcher,  in  der  Mitte  eines 
mit  Bleivergufs  und,  wie  es  scheint,  modernem  Eisendübel. 

Kaibel  995. 


GALLEEIA  LAPIDABU  IÖO.  lOOa.  IOI.  239 

ioo.  Fragment  einer  Asklepiosstatue. 

H.  0,35  m.,  Br.  0,43  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Erhalten  die  1.  Vorderecke  der  Basis  mit  der  fast  ganz 
erhaltenen ,  siebenzeiligen  Weihinschrift  in  Hexametern,  von 
der  die  sechste  vertieft,  also  corrigiert  ist.  Auf  der  Basis 
der  mit  voller  Sohle  auftretende,  mit  einer  Sandale  bekleidete, 
überlebensgrofse  r.  Fufs  der  Statue  und  aufsen  neben  ihm 
das  Unterteil  der  geringelten  Schlange. 

Nach  dem  griechischen  Epigramm  (1.—2.  Jahrh.  n.  Chr.) 
war  die  Statue  von  einem  Patroinos  dem  Paian  (Asklepios) 
geweiht. 

Gerhard-Platner  S.  33  Nr.  59;  Osann  Auctuar.  lexic.  graec.  S.  74; 
Welcker  Syll.  epigr.  gr.  S.  186  Nr.  135;  CIGr  III  5973c.;  Bergk  Poetae 
lyr.  gr.  II4  S.  245;  Kaibel  Epigr.  1026;  ders.  1015. 

100a.     Kleiner    Altar     mit    lesbischem    Kyma    am 
unteren  und  oberen  Ablauf  und  an  der  Umrahmung 

der  Vorderfläche. 

101.  Torso  eines  Flufsgottes    (Taf.  27). 

H.  0,80  m.     Grofskry stallini scher  weifser  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals  (gebrochen),  r.  Schulter  mit  Arm  und  1. 
Unterarm  (waren  besonders  gearbeitet;  gerauhte  Ansatzfläche;  Dübelloch). 
Abgebrochen  Teile  der  Locken  auf  der  r.  Schulter.  Beschädigt  an 
der  1.  Vorderseite.  Löcher  an  der  r.  und  1.  Schulter  (ohne  ersichtlichen 
Zweck);  die  rechte  Hinterbacke  von  oben  nach  unten  durchbohrt.  Die 
Vorderseite  ist  bis  auf  das  untere,  sehr  corrodierte  Viertel  stark  über- 
arbeitet und  leicht  poliert  (in  derselben  Weise,  wie  der  Laokoon; 
s.  dort). 

Aus  dichtem,  kurzen  Schilf  —  an  der  Rückseite  nicht 
angegeben  —  ragt  von  den  Schamteilen  an  ein  kräftig  ge- 
bauter Jünglingskörper  mit  ziemlich  starker  Neigung  nach 
seiner  r.  Seite  empor.  Der  1.  Arm  ist  wagerecht  vom  Körper 
abgestreckt;  ähnlich  mufs  der  r.  bewegt  gewesen  sein.  Der 
Kopf  war  stark  nach  der  1.  Schulter  gedreht  und  etwas  er- 
hoben. Auf  den  Rücken  und  die  r.  Schulter  fallen  lange 
Locken  herab.  Die  Rückseite  ist  ausgeführt;  aber  unten  an 
der  1.  Hinterbacke  unbearbeitete  Masse,  an  der  r.  ein  Teil 
glatt  abgearbeitet.  Demnach  und,  weil  das  Schilf  hinten 
nicht  ausgeführt  ist,  mufs  dieser  untere  Teil  an  Etwas  ange- 


240  GALLERIA  LAPIDARIA  I O I  a.  b.  C. 

stofsen  haben.  Dies  und  die  Übereinstimmung  im  Motiv 
mit  dem  Orontes  der  Antiocheia-Gruppe  in  der  Galleria  dei 
Candelabri  (Nr.  184)  hat  Preger  (s.  unten)  zu  dem  richtigen 
Schlufs  geführt,  dafs  auch  dieser  Torso  von  dem  Flufsgott 
einer  analogen  Darstellung  stamme  (s.  z.  B.  Kieseritzky 
Kaiserl.  Ermitage  Nr.  271).  Zu  einer  genauen,  grofsen  Wieder- 
holung jener  Gruppe,  wie  Preyer  annehmen  möchte,  kann 
er  nicht  gehört  haben,  da  der  Orontes  gerade  umgekehrt 
bewegt  ist;  man  müfste  also  jedenfalls  eine  Umkehrung  der 
ganzen  Composition  voraussetzen.  Immerhin  giebt  der  Torso 
ein  Original  aus  der  Entstehungszeit  jener  Gruppe  in  vor- 
trefflicher, breiter  und  einfacher  Arbeit  wieder.  Nach  der 
Durchbohrung  der  r.  Hinterbacke  und  der  starken  Corrosion 
der  unteren  Teile  scheint  der  Torso  einst  als  Brunnenfigur 
verwendet  gewesen  zu  sein.  (Petersen  vermutet  Hylas  als 
Teil  einer  Gruppe). 

Gerhard-Platner  S.  38  Nr.  223;  Preger  Rom.  Mitt.  1893  S.  l88ff. 
Taf.  V— VI;  Springer-Michaelis  Handbuch  der  Kunstgeschichte  I 
S.  261   Fig.  463. 

101a.  Korinthisches  Capital. 

H.  0,74  m.f  Br.  oben  i,oo  m.,  T.  oben  0,97  m.     Feinkörniger  gelblicher 

Marmor. 

Ergänzt  drei  Ecken  und  einige  Blattspitzen.  Hinten  ein  Sprung, 
modern  verklammert. 

101b.  Grabstein  eines  Eusebios. 

H.  0,19  ro.,  Br.  0,245  m*     Feinkörniger  bläulicher  gestreifter  Marmor. 

Unter  der  Inschrift  in  vertieftem  Feld  Flachrelief:  Grofser 
Hund  mit  Halsband  nach  1.  laufend;  hinter  ihm  her  ein  Knabe 
—  der  Verstorbene  —  in  kurzem  Röckchen,  einen  Stab  mit 
der  R.  nach  vorne  ausstreckend,  als  triebe  er  den  Hund. 

Kaibel  1613. 

ioic.  Vorderseite  der  Grabara  einer  Aphrodeite 
und  ihres  Sohnes  Aineias  mit  Kranz  im  Aetom. 

Kaibel  1495. 


GALLERIA  LAPIDABIA  IOld.  e.  f.  24I 

ioid.  Fragment  von  dem  Sarkophag  eines 

Cheirisophos. 

H.  0,44  m.|  Br.  0,47  m.    Grofskrystallinischer  Marmor  mit  bläulichen  Stelleo. 

L.  und  r.  Reste  von  gewellter  Caneilierung.  Dazwischen 
in  Flachrelief  von  vorn  gesehenes  Brustbild  des  Verstorbenen 
mit  Tunica  und  Toga;  die  R.  —  der  Arm  bis  zur  Mitte  des 
Unterarms  von  der  Toga  bedeckt  —  liegt  mit  ausgestrecktem 
Daumen,  Zeige-  und  Mittelfinger  vor  der  1.  Schulter;  zu 
beiden  Seiten  steht  der  Name  im  Reliefgrunde  in  zwei 
Hälften  verteilt.     Arbeit  des  3.  Jahrh.  n.  Chr. 

Kaibel  2110. 

ioie.  Grabstein  eines  Iustus. 

H.  0,25  m.,  ßr.  0,18  m.     Feinkörniger,  weifser,  grau  geäderter  Marmor. 

Über  der  Inschrift  Flachrelief:  auf  plastisch  angegebenen 
Wellen  ein  kleines  Schiff  mit  Mastbaum,  in  dem  links  ein  nackter 
Mann  mit  Rudern  in  beiden  Händen  nach  r.  sitzt  (der  Ver- 
storbene, nicht  Charon).  Ehemals  im  Museo  Kircheriano. 
Arbeit  des  3.  Jahrh.  n.  Chr. 

Bonanni  Mus.  Kircher.  S.  62  Taf.  XXII;  Montfaucon  Antiqu.  expl. 
II  1  S.  243  PI.  XCVII;  Muratori  Novus  thesaurus  inscr.  IV  App.  Nr.  2082,  9; 
Marm.  Taurin.  I  S.  165:  Gerhard-Platner  S.  31  Nr.  14;  CIGrIII  5965; 
Kaibel  1978. 

ioif.  Fragment  von  dem  Sarkophag  einer 

Attaliane. 

H.  0,32  m.,  Br.  0,22  m.     Grofskörniger  weifser  Marmor. 

L.  und  r.  Reste  gewellter  Caneilierung.  In  der  Mitte 
oben  umrahmtes  Medaillon  mit  Brustbild  der  Verstorbenen; 
gegürtete  Tunica,  die  die  1.  Schulter  freiläfst;  Locke  beim 
r.  Ohr  (vgl.  Museo  Chiaramonti  Nr.  288);  unten  der  Name. 
Arbeit  vom  Ende  des  2.  Jahrh.  n.  Chr. 

Kaibel  1438. 

Aufserdem:  unten  Grabstein  eines  Philosophen 
Xenon  aus  Tyndaris  (Travertin.  CIGr  III  6451;  Kaibel 
1887),  oben  Fragment  einer  Herme  des  athenischen 
Rhetors  Lykurgos,  Sohnes  des  Lykophron  (CIGr  III 
6077;  Kaibel  1178). 

Vatican.  Katalog  I.  16 


242  GALLERIA  LAPIDARIA  102.  103.  103a.  IO4.  105. 

Abteilung   XXIV. 
102.  Composit-Capitäl. 

H.  0,24  m.,  Br.  und  T.  oben  0,29  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Zwei  Voluten  abgebrochen.  In  der  Mitte  der  Ober- 
fläche eine  Vertiefung  mit  Gusscanal.  Eine  andere  kleinere 
seitwärts. 

103.  Korinthisches  Capital. 

Von  demselben  Bau  wie  Nr.  77  a.  In  den  unteren  Teilen 
besser  erhalten. 

103a.  Eiförmiges  Gefäfs. 

H.  0,51  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Ergänzt  der  Deckel.     Oben  bestofsen. 

Unten  ein  Kranz  von  Bogen  eingeritzt;  darüber  gewellte 
Canellierung.     Rohe  Arbeit. 

104.  Pilaster-Capitäl. 

H.  0,22  m.,  Br.  oben  0,345  m.,  T.  oben  0,30  m.     Feinkörniger  gelblicher 

Marmor. 

Die  oberen  Ecken  sehr  bestofsen. 

An  den  vier  Ecken  unten  Akanthus,  oben  Volute;  an 
den  Seiten  unten  Eierstab,    darüber  Palmette,    dann  Blüte. 

105.  Torso  eines  Tritons  oder  Seekentauren 

(Taf.  27). 

H.  0,71  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  r.  Schulter,  Teil  des  r.  Oberarms,  r.  Unter- 
arm, Teil  der  r.  Brust,  1.  Arm  bis  auf  Ansatz,  Teile  der  Fischhaut,  der 
ganze  Unterteil  von  den  Hüften  abwärts.  Auf  der  Bruchfläche  von  Kopf  etc. 
mit  schwarzer  Farbe  aufgeschrieben:  455. 

Aufrechte  Haltung;  die  r.  Hüfte  etwas  eingebogen.  R. 
Oberarm,  mit  der  Hüfte  durch  eine  breite  Stütze  verbunden, 
geht  grade  abwärts;  1.  Oberarm  ging  nach  dem  Ansatz 
etwas  vorwärts.  Der  Kopf  war  stark  nach  der  1.  Schulter 
gewendet.  Eine  mit  grofsen  Schuppen  besetzte  Fischhaut 
ist  vor  der  Brust  verknotet,  bedeckt  beide  Schultern,  den 
Rücken   und    ist   mit    einen    Zipfel    über   den   r.    Arm    ge- 


GALLERIA  LAPIDARIA  105  a.  243 

schlungen.  In  den  beiden  Armstümpfen  Dübellöcher,  im  1. 
noch  Metallrest;  die  fehlenden  Teile  waren  also  angestückt. 
An  der  Fischhaut  am  r.  Oberarm  aufsen  kleine  Ansatzfläche 
mit  zwei  Stiftlöchern;  hier  war  das  Attribut  der  R.  befestigt. 
Da  die  Fischhaut  die  Deutung  auf  Triton  oder  Seekentaur 
sichert,  kann  dieses  Attribut  nach  der  Form  der  Ansatz- 
fläche nur  ein  Ruder  gewesen  sein.  Die  Deutung  wird  ferner 
bestätigt  dadurch,  dafs  der  Torso  im  Gegensinn  vollkommen 
dem  Oberteil  eines  Tritons  oder  Seekentauren  in  der  Galleria 
delle  statue  (Nr.  253)  entspricht.  Die  Übereinstimmung  geht 
so  bis  ins  Einzelnste  und  erstreckt  sich  auf  Marmor,  Mafse, 
Stil,  dafs  kaum  ein  Zweifel  darüber  herrschen  kann,  dafs 
beide  Fragmente  zusammen  gefunden,  zugleich  in  den 
Vatican  gelangt  seien  und  ehemals  Pendants  in  einer 
decorativen  Composition  gebildet  haben  (vgl.  den  analogen 
Fall  bei  zwei  Tritonfiguren  im  Conservatoren-Palast,  Heibig 
Nr.  574).  Damit  steht  im  Einklang,  dafs  die  Ausführung  an 
beiden  Skulpturen  kräftig  und  wirkungsvoll,  aber  nicht  mehr 
als  decorativ  ist.  Über  die  Stilstufe  des  Originales  s.  die 
Ausführungen  zu  dem  Gegenstück  in  Galleria  delle  statue. 

Gerhard-Platner  S.  38  Nr.  228;  Heibig  I  S.  in. 

105a.    Fragment  einer  Säulenbasis  (Taf.  27). 

H.  0,35  m.,  Br.  unten  0,35  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlt  ca.  die  Hälfte.  Auch  das  Erhaltene  sehr  bestofsen.  R. 
ist  mit  schwarzer  Farbe  aufgeschrieben:  457. 

Unten  Plinthe;  dann  Torus  mit  bandumwundener  Eichen- 
guirlande  (vgl.  Bianchini  Pal.  de'Cesari  Taf.  III  und  Monu- 
menti  de*  Lincei  V  S.  50  Fig.  19);  dann  Trochilus  mit  nach 
unten  hängenden  Palmetten  und  Blüten;  dann  Torus  mit  schräg 
gerollter  Binde;  dann  Trochilus  mit  Schleifen-Mäander  (ein 
auf  späten  Arbeiten  seltenes  (s.  Piranesi  Della  magnificenza 
ed  architettura  de1  Romani  Taf.  X:  in  atrio  templi  SS.  Quatuor 
Coronatorum),  auf  archaischen,  architektonischen  Terracotten 
häufiges  Motiv)  vgl.  Dörpfeld  41.  Berliner  Winckelmanns- 
programm  Taf.  Ii);  dann  Torus  mit  horizontal  liegenden  Pal- 
metten. 

Eine    gleiche    Basis   oder    diese  selbst   in  besserem  Er- 

haltungszustanda  ist  abgebildet  bei  Piranesi  a.  a.  O.  Taf.  XI 

16* 


244  GALLERIA  LAPIDARIA  105b.  IOÖ.  107.  108.  108a. 

mit  der  Angabe  »In  Villa  Palumbaria«  (in  der  Nähe  des 
Lateran;  Nolli  Pianta  di  Roma  16);  an  der  abgebildeten 
Seite  der  Plinthe  ist  eine  Lyra  mit  einem  Lorbeerzweig  jeder- 
seits  in  Relief  dargestellt. 

105b.  Runder  Altar. 

H.  0,96  m.,  Durchm.  oben  0,70  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Durchweg  sehr  bestofsen. 

Am  unteren  Ablauf  Palmettenband ;  an  der  Trommel 
in  Relief  vier  Bukranien,  dazwischen  Guirlanden,  deren  Bänder 
über  den  Bukranien  verknotet  sind,  und  über  ihnen  Schalen; 
am  oberen  Rande  Zahnschnitt. 

Abteilung  XXV. 

106.  Altar  oder  Basis. 
Den  Nojitot  Ueot  errichtet  von  einem  Iulius  Maior  Antoninus* 

Kaibel  1013. 

107.  Cinerar-Ara  eines  L.  Marcius  Moderatus. 
Die  eingelegte  Deckplatte  modern. 

108.  Aufsatz  einer  grofsen  Grabara. 

H.  0,57  m„  Br.  1,20  m.,  T.  0,30  m.     Ziemlich  grobkörniger  hellgrauer 

Marmor. 

Die  1.  Volute  fehlt  ganz;  die  r.  und  Rand  oben  und  unten  sehr  be- 
schädigt.    Im  untern  Teil  horizontaler  Bruch. 

In  der  Mitte  Aetom  mit  einem  sitzenden,  von  vorn  sicht- 
baren Adler  in  Hochrelief!  R.  und  ursprünglich  auch  1.  je 
eine  grofse  Volute  mit  Blüte. 

Späte  geringe  Arbeit. 

108a.  Fragment  eines  verkröpften  Gebälks  mit 

Gesims. 

H.  o,20  m.,  Br.  oben  0,49  m.,  T.  oben  0,37  m.     Feinkörniger  weifeer 

Marmor  mit  dunkelblauen  Adern. 

Etwas  bestofsen. 

Das  Gebälk  dreistreifig,  jeder  Streifen  oben  mit  Ornament 


GALLERIA  LAPIDABIA  I08b.  C.  109.  HO.  III.  245 

abschliefsend;  der  Fries  oben  eingezogen;  das  Gesims  mit 
Blattkyma,  Zahnschnitt  mit  Brücken  in  Form  von  liegenden 
Achten  (fast  alle  ausgebrochen),  Eierstab,  unten  geschuppte 
Hängeplatte  mit  schmalen  Blättchen  vorne,  Deckplatte. 

108b.  Fragment  eines  Ornamentpfeilers. 
Vorn  Lorbeer-,  rechts  Epheu-Gewinde  in  Flachrelief. 

108c.  Verkröpftes  Gesims. 

H.  0,45  m.,  Br.  oben  0,48  m.,  T.  oben  0,36  m.     Pavonazzetto. 

Unten  Blattkyma;  dann  Zahnschnitt  mit  Brücken,  Hänge- 
platte mit  Ranke  unten  und  aufsen. 

109.  Cinerar-Ara  einer  Laevia  Ithace. 

H.  0,40  m.,  Br.  0,33  m.,  T.  0,29  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  Deckel  und  1.  untere  Vorderecke.  Unten  nicht  voll- 
ständig. Die  ganze  r.  Vorderecke  weggebrochen;  die  r.  Seite  ver- 
stofsen.  L.  unten  eine  grofse  viereckige  Vertiefung,  wohl  zur  Ver- 
klammerung der  Ära  am  Boden. 

Vorne  1.  Säule  mit  gewundenen  Canelluren.  R.  davon 
bogenförmig  hängende  Guirlande  mit  Band ;  über  ihr  Lorbeer- 
kranz und  Inschrifttafel.  L.  Nebenseite:  Greif  nach  r. 
sitzend;  dahinter  Lorbeerbaum.  Dasselbe  r.  noch  kenntlich. 
Arbeit  des  I.  Jahrh.  n.  Chr. 

Kaibel  1797. 

110.  Grabara  eines  Argaeus. 

CIL  VI  12298. 

in.     Fragmente     eines     grofsen     Sarkophages 

(Taf.  25). 

H.  1,50  m.     Feinkörniger  hellgrauer  streifiger  Marmor. 

Ergänzt  der  ganze  Streifen  zwischen  den  beiden  Tiergruppen  mit 
der  hohen  schmalen  Nische  und  der  Meta  Sudans,  zwei  Stücke  Rand  dar- 
über (an  dem  grosseren  die  Inschrift:  Muni ficentia  •  Pii  •  Sex ti  •  P  •  M  .)•  das 
MittelstUck  des  1.  Vorderbeines  am  r.  Pferd.  Abgebrochen  die  Nasen 
beider  Männer,  die  Spitze  des  r.  Ohrs  am  r.  Pferd. 

Eine  Art  Puteal  ist  hergestellt  durch  Zusammensetzung 
von  zwei  Fragmenten  eines  grofsen  Sarkophages,  auf  denen 


246  GALLERIA  LAPIDABIA  III  a. 

» 

sich  die  gleiche  Hochreliefdarstellung  wiederholt,  und  Ein- 
schiebung  des  oben  genannten  schmalen  Streifens  mit  Nische 
und  Meta  Sudans  (man  hat  sie  zugefügt  in  Anspielung  auf 
die  Lage  dieser  Wasseranlage  beim  Colosseum,  das  man  sich 
als  Local  derartiger  Tierkämpfe  dachte).  Die  Darstellung  ist 
folgende:  beidemal  dem  Beschauer  zugewandt  ein  zusammen- 
brechendes, den  Kopf  rückwärts  wendendes  Pferd  mit  Hals- 
koller, von  einem  riesigen  Löwen  mit  beiden  Vorderpranken 
gepackt  und  in  den  Schädel  gebissen.  Von  dem  Hinterteil 
des  Löwen  in  seinen  unteren  Teilen  verdeckt  ein  Bärtiger 
mit  Tunica  und  shawlartig  umgeschlungenem  Mantel,  von 
vorne  sichtbar;  den  Kopf  der  Gruppe  zugewendet,  erhebt  er 
den  Arm  auf  der  der  Gruppe  zugekehrten  Seite  mit  geöffneter 
Handfläche  zum  Ausdruck  des  Schreckens;  in  der  andern 
seitwärts  abgestreckten  Hand  hält  er  einen  Speer  mit  sichel- 
artigem Ansatz  dicht  unter  der  Spitze.  An  den  Tieren  die 
Augensterne  eingebohrt.  Sehr  starke,  schematische  Ver 
wendung  des  Bohrers.  Arbeit  des  3.  Jahrhunderts  n.  Chr. 
Vgl.  über  derartige  Sarkophage  Robert  Journal  of  hellen, 
studies  1900  S.  97  und  Alt  mann  Architektur  und  Orna- 
mentik der  ant.  Sark.  S.  49. 

Stand  1792  als  Basis  des  Meleager  in  der  Sala  degli 
animali  an  Stelle  von  Nr.  210;  hatte  vordem  bei  dem  Ora- 
torium La  Nunziatina  gestanden. 

Pasqu.  Masi  Indicazione  antiqu.  del  pontif.  Museo  Pio.  Clem.  S. 
193  Nr.  50:  Gerhard-Platner  S.  33  Nr.  65. 

ma.  Grabstein  eines  Arztes  Alexander,  gesetzt 
von  seiner  Gattin  Valeria  Ursula. 

H.  0,55  m.,  Br.  0,29  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Oben  und  1.  verletzt. 

Oben  in  halbrunder  Nische  ziemlich  hohes  Relief:  un- 
bärtiger Mann  in  Tunica  und  Toga  von  vorn  gesehen  auf 
Lehnstuhl  sitzend,  mit  beiden  Händen  eine  Rolle  im  Schofs 
haltend.  R.  davon  auf  niedriger  Bank  ein  Knabe,  1.  Bein  unter- 
geschlagen, nach  1.  sitzend,  mit  der  R.  eine  Tafel  erhebend. 
Arbeit  des  1.  Jahrh.  n.  Chr. 

Gefunden  1710  bei  der  heutigen  Porta  Appia. 

Gerhard-Platner  S.  31  Nr.  15;  CIL  VI  9604. 


GALLERIA  LAPIDABIA  1 1 1  b.  C.  1 1 2.  247 

11  ib.  Grabstein  eines  Cladus,  Hausverwalters 
zweier  Pontii  Nigrinus  und  Labeo. 

H.  0,40  m.t  Br.  0,35  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Links  durchgebrochen. 

L.    am    Bruch    Reste    eines   Reliefs   (Vorderfüfse   eines 

Pferdes?).    Inschrift  rechts.    Profilierter  Rahmen.    C.  Petronius 

Pontius  Nigrinus  war  i.  J.  37  n.  Chr.  Consul. 
CIL  VI  9338. 

Aufserdem  einige  Grabsteine  mit  unbedeutender  Orna- 
mentierung wie  Kränzen,  Adler,  andere  mit  eingeritzter 
Zeichnung,  z.  B.  der  des  Lictoren  Quintus  Cornelius  Callippus 
(Randornament;  zwischen  den  beiden  Teilen  der  Inschrift  ein 
aufrecht  stehender  Thyrsus;  gef.  in  Tusculum;  CIL  XIV  2520), 
der  einer  Friseuse  Cypare  (1.  ein  Kamm,  1.  mit  eng,  r.  mit 
weit  gestellten  Zähnen,  r.  eine  Haarnadel;  CIL  VI  9727; 
E.  Caetani  Lovatelli  Rom.  Mitteil.  1901  S.  384),  der  eines 
Goldarbeiters  Hilarus  (im  Aetom  ein  Kranz,  1.  davon  eine 
Wage,  r.  Hammer,  Zirkel,  kleines  Gefafs  oder  Ambos;  CIL 
VI  9149). 

nie.  Grabara  einer  Amme  Manlia  Iucunda. 

H.  0,44  m.,  Br.  0,56  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  schwärzlichen 

Adern. 

Profilierter  Rahmen.  Über  der  Inschrift  ziemlich  hohes 
Relief:  zwei  schwebende  Victorien  halten  zwischen  sich 
eine  bogenförmig  herabhängende  Guirlande,  auf  der  ein 
Adler  sitzt.     Arbeit  des  2.  Jahrh.  n.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  32  Nr.  16;  CIL  VI  21988. 


Abteilung   XXVI. 


112.  Aschenurne. 

H.  0,30  m.,  Br.  0,36  m.,  T.  0,28  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  ein  Stück  am  Rand  der  Urne  1.  oben.  Vorne  senkrechter 
Bruch.     Vordere  Ecke  des  Deckels  r.  fehlt. 

Vorne  grofse  Inschrifttafel  ohne  Inschrift  mit  ornamen- 
tiertem Rand;  im  Giebel  des  Deckels  Blume;  als  Akroter  Pal- 
mette.    Rückwärts  gerundet  und  gewellt  canelliert. 


248  GALLEBIA  LAPIDARIA  113.   113a.  II 4. 

113.  Korinthisches  Capital. 

H.  0,42  m.,  Br.  oben  0,405  m.,  T.  oben  0,42  m.     Feinkörniger  gelblicher 

Marmor. 

Die  Ecken,  besonders  oben,  bestofsen. 

Unten  ringsum  und  oben  an  den  vier  Ecken  Akan- 
thus;  an  den  Seiten  stilisierte  Pflanze  und  Blüte.  Aus 
später  Zeit. 

113a.  Zweihenkliges  Gefäfs. 

H.  0,40  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Fufs  und  Deckel  (?  Der  Deckel  von  welfserem  Marmor; 
sein  Centrum  scheint  ausgeschnitten  gewesen  zu  sein;  der  Knopf  abge- 
brochen; an  seiner  Stelle  ein  kleiner  Eisennagel;  1.  unten  ein  Sprung). 
Das  Antike  war  in  vier  Teile  zerbrochen:  Hals,  beide  obern  Hälften  des 
Körpers  mit  je  einem  Henkel,  Unterteil  des  Körpers.  An  den  Fugen  ver- 
letzt und  verschmiert.  Unter  dem  r.  Henkel  Vertiefung  mit  Eisenstift 
(Zweck  unklar). 

Am  unteren  Teil  des  eiförmigen  Körpers  gerade  Riefel- 
ung;  dann  gerade  umlaufendes  Flechtband  bis  auf  die  Stücke 
unter  den  Henkeln,  die  wieder  mit  grader  Riefelung  verziert 
sind;  an  der  Schulter  abermals  gerade  Riefelung  durch  die 
Henkel  unterbrochen;  Hals  glatt;  an  der  Öffnung  Eierstab 
und  Perlenschnur;  am  Deckel  strahlenförmig  vom  Centrum 
ausgehende  Riefelung. 

114.  Aschenurne  eines  P.  Umbrius  Macedo. 

H.  0,36  m.,  Br.  0,34  m.,  T.  0,27  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Vorderseite:  r.  und  1.  unten  an  den  Ecken  je  eine  un- 
bärtige tragische  Maske;  darüber  je  ein  Widderkopf,  zwischen 
deren  Hörnern  eine  bogenförmig  herabhängende  Lorbeerguir- 
lande,  über  der  zunächst  zwei  kleine  Vögel,  dann  die  In- 
schrifttafel. Am  Deckel  vorne  im  Giebel  ein  Adler,  als 
Akroterien  Palmetten.  Rückwärts  gerundet  und  mit  Fugen- 
schnitt versehen.  Auf  dem  platten  Deckel  Firstbalken  und 
und  flache  blattförmige  Ziegel.  Arheit  des  i. — 2.  Jahrh. 
n.  Chr. 

CIL  VI  29424. 


GALLERIA  LAPIDABIA  1 1 5 .  115a.  249 

115.  Torso  eines  Satyrs     (Taf.  27). 

H.  0,78  m.     Feinkörniger  weifeer  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  beide  Arme,  der  r.  bis  auf  den  Ansatz, 
beide  Beine  von  der  Mitte  der  Oberschenkel  abwärts,  grofse  Teile 
des  Fells. 

Aufrechte  Haltung;  ruht  auf  dem  1.  Bein;  r.  Bein  leicht 
vorgesetzt;  r.  Schulter  zurückgenommen;  r.  Oberarm  geht 
abwärts  und  etwas  nach  hinten;  1.  Arm  war  erhoben,  Kopf 
nach  der  1.  Schulter  gedreht.  Pantherfell  —  der  Kopf  liegt 
auf  der  1.  Brust  —  auf  der  r.  Schulter  geknotet;  seine 
gröfsere  Masse  befand  sich  auf  der  r.  Körperseite.  In  Hals 
und  r.  Armstumpf  moderne  Dübellöcher  für  ehemalige  Er- 
gänzung. 

Der  Torso  war  augenscheinlich  vordem  im  Besitz  der 
Mattei,  aus  dem  viel  Antiken  in  den  Vatican  übergegangen  sind 
(s.  Nachtrag  zu  Nr.  23  des  Br.  n.);  wenigstens  stimmt  er  mit 
dem  Torso  der  bei  Venuti  Monum.  Matthaeiana  I  Taf.  39 
=  Clarac  704D  1683 D  abgebildeten  Statue  vollkommen 
überein.  Dort  ist  die  gesenkte  R.  mit  einer  Schale  ergänzt. 
Sicher  war  ursprünglich  ein  Teil  des  Fells  über  den  r.  Arm 
gelegt;  die  R.  hielt  das  Pedum;  die  L.  war  zum  diroaxoireusiv 
erhoben. 

Weichliche,  charakterlose  Arbeit  nach  einem  Original 
des  4.  Jahrh.  v.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  37  Nr.  159. 

115  a.    Grabara  eines  Q.  Gavius  Musicus  und 
seiner  Frau  Volumnia  Ianuaria    (Taf.  27). 

H.  1,35  m-»  Br-  °>88  m.,  T.  0,49  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor  mit 

grauen  Adern. 

Abgestofsen  die  Nasen  der  beiden  Büsten.  Sehr  stark  verletzt 
die  oberen  Ecken.  Auch  sonst  kleine  Verletzungen  und  Sprünge.  Die 
beiden  unteren  hinteren  Ecken  Uberschmiert. 

Über  der  Plinthe  auf  der  Vorderseite  und  den  Neben- 
seiten dreifach  gegliederter  Ablauf.  Darüber  auf  der  Vorder- 
seite in  der  unteren  Hälfte  die  einfach  umrahmte  Inschrift; 
darüber  in  viereckiger  Vertiefung  die  fast  frei  ausgearbeiteten 


25O  GALLERIA  LAPIDAB1A  115a. 

Büsten  des  Ehepaars;  1.  der  Mann  in  Tunica  und  Toga  auf 
1.  Schulter  und  Brust  mit  trajanischer  Haartracht,  r.  die  Frau 
mit  Untergewand  und  Mantel  auf  1.  Schulter  und  Brust  mit 
hohem  flavischen  Lockentoupet;  flavische  Schulterbüsten; 
wohlgenährte  Gesichter  mit  bürgerlich  zufriedenem  Aus- 
druck. R.  Nebenseite:  Hochrelief  auf  die  Fläche  ge- 
setzt; auf  besonders  angegebenem  Boden  stehende  Frau  — 
1.  Standbein;  r.  Fufs  mit  voller  Sohle  vorgesetzt  —  in  ge- 
gürtetem Untergewand,  nach  ihrer  R.  gewendet;  die  Haare 
einfach  zurückgestrichen,  hinten,  in  kleinen  römischen  Schopf 
aufgebunden;  auf  der  L.  trägt  sie  einen  gefüllten  Korb,  mit  der 
R.  erhebt  sie  eine  Blume  (Spes?).  L.  von  ihr  in  die  Fläche 
(nachträglich?)  eingeschnitten  zwei  Knaben  in  ganz  flachem 
Relief,  weiter  1.  ein  dritter  gröfserer  in  höherem  Relief  nach  1. 
schreitend,  alle  in  kurzer  Tunica,  der  dritte  mit  Pänula,  mit  der 
L.  eine  an  einer  hohen  Stange  befestigte  Tafel  haltend,  die  R. 
zum  Kopf  erhebend.  Bedeutung  unklar.  L.  Nebenseite:  In 
vertiefter  Nische  sitzt  1.  nach  r.  gewendet  ein  Mann  (augenschein- 
lich Gavius)  in  kurzer  Tunica  und  Pänula  auf  einem  Lehnstuhl, 
die  Hände  im  Schofs,  den  r.  Zeigefinger  ausstreckend  nach  einem 
r.  stehenden,  ihm  zugewendeten,  nackten  Knaben;  hinter  dem 
Sitzenden  ein  stehender  Mann  mit  Mantel;  er  blickt  nach  r. 
und  legt  die  L.  einem  Knaben  in  kurzem  Röckchen  hinter 
dem  Nackten  auf  die  r.  Schulter  (wohl  Scene  häuslichen 
Unterrichts).  Darüber  eine  auf  der  Vorderseite  und  den 
Nebenseiten  gleichmäfsige,  vierteilige  Ausladung.  Darüber 
vorne  ein  oben  um  die  Hälfte  verkürztes  Aetom,  in 
dessen  vertieftem  Feld  in  Hochrelief  zwei  Eroten  eine  bogen- 
förmig herabhängende  Fruchtguirlande  halten;  über  ihr  eine 
Medusenmaske.  R.  und  1.  kleine  rechteckige  Felder  mit 
einfacher  Umrahmung;  darüber  Palmetten  als  Akroterien. 
An  den  Nebenseiten  stofsen  die  rechteckigen  Felder  in 
der  Mitte  zusammen;  darüber  je  ein  gleich  umrahmtes,  drei- 
eckiges Feld,  1.  mit  einer  Ammonsmaske,  r.  einer  Medusen- 
maske.    Rückseite  glatt. 

Gerhard-Platner  S.  37  Nr.  159;  CIL  VI  18911;  Wilpert  Die 
Gewandung  der  Christen  in  den  ersten  Jahrhunderten  S.  14  Fig.  14  (Teil 
der  1.  Nebenseite);  Strzygowski  Jahresh.  d.  österr.  Instituts  1901  S.  193 
Fig.  207  (nach  VVilp.  wiederholt). 


GALLERIA  LAPIDAEIA  Il6.  Il6a.  b.  C.  117.  25I 

Abteilung   XXVII. 
116.  Kindersarkophag. 

H.  0,33  m.,  L.  1,19  m.,  T.  0,44  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  ein  grofses  Stück  in  der  Mitte  der  Vorderseite  oben.  Dar- 
unter senkrechter  Bruch.     L.  unten  Abflufsloch. 

Vorne  drei  Eroten  (dem  mittleren  fehlt  der  Oberkörper) 
zwei  bogenförmig  hängende  Guirlanden  auf  den  Schultern 
tragend;  über  den  Guirlanden  r.  Silens-  und  bärtige  Satyrmaske, 
1.  jugendliche  weibliche  Maske  (die  zweite  fehlt).  An  den 
Nebenseiten  bogenförmig  hängende  Guirlande,  gehalten  von 
dem  Erot  an  der  vorderen  Ecke  und  je  einem  Thymiaterium 
an  der  hinteren  Ecke;  über  der  Guirlande  Medusenmaske; 
oben  je  eine  Vertiefung  zur  Verklammerung  des  Deckels. 
Über  diese  Art  von  Sarkophagen  s.  Altmann  Architektur 
und  Ornamentik  d.  ant.  Sark.  S.  76. 

Gerhard-Platner  S.  34  Nr.  66. 

Darunter:  116a.  b.  Zwei  Fragmente  von  ornamen- 
tierten Pfeilern  mit  Rebengewinde  (1.  ein  Vogel). 

116c.  Fragment  eines  Gebälks. 

H.  0,25  m.,  L.  0,97  m.,  T.  0,20  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Allenthalben  sehr  bestofsen.     R.,  1.  und  hinten  gebrochen. 

Vorderseite:  unten  abgeschlossen  von  Perlenschnur 
und  überhängenden  Akanthusblättern;  dann  über  einer  vor- 
tretenden, glatten  Leiste  Fries  von  Eroten,  die  in  Akanthus- 
ranken  jagen;  von  1.  nach  r.  folgen  sich:  Löwe  nach  1.,  Erot 
mit  Speer  n.  r.,  Hirsch  n.  r.,  Erot  mit  Schwert  und  Schild 
n.  r.,  Stier  n.  1.  Rechts  schräge  Anschlufsfläche.  Auf  der 
Oberfläche  längliche  Einarbeitung  mit  je  einem  tiefen, 
runden  Loch  an  den  Enden.  Auf  dem  Rand  davor  ist  mit 
schwarzer  Farbe  350  aufgemalt. 

Zusammengehörig  mit  Nr.  118  a.     Späte,  geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  38  Nr.  231. 

117.    Grabara  eines  M\  Paccius  Alexander. 

In  der  Wölbung  des  Aetoms  eine  runde,  jetzt  fast  ganz 
mit  Stuck  ausgefüllte  Höhlung  zur  Aufnahme  der  Spenden. 
Arbeit  des  1.  Jahrh.  n.  Chr. 

CIL  vi  23653. 


252  GALLERIA  LAP1DABIA  Il8.   Il8a.  119.  119a. 

118.  Gebälkfragment    (Taf.  26). 

H.  0,41  m.,  L.  1,44  m*>  T.  0,34  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

In  der  Mitte  senkrechter  Bruch,  sehr  stark  verschmiert.  Stark 
bcstofsen. 

R.  und  1.  unvollständig.  Vorne  an  der  unteren  Leiste 
das  Ende  der  Inschrift,  nach  der  der  Bau,  zu  dem  das  Ge- 
sims gehörte,  von  einem  Architekten  — nius  Dion  errichtet 
war.  Darüber  lesbisches  Kyma;  dann  Fries  von  regelmäfsig 
abwechselnden  hohen  Akanthuskelchen,  Palmetten,  stilisierten 
Blumen.  Rechts  ist  mit  schwarzer  Farbe  634  aufgemalt. 
Auf  der  Oberfläche  r.  Spur  von  Verdübelung. 

Stammt  aus  den  Ruinen  der  Stadt  Capena  und  wahr- 
scheinlich von  einem  Tempel  der  Feronia.     Gute  Arbeit. 

Brunn  Geschichte  d.  griech.  Künstler  II  S.  335;  354;  CIL  XI  3945. 

118a.  Gesimsfragment    (Taf.  26). 

H.  0,37  m.,  L.  0,65  m.,  T.  0,22  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Stark  bestofsen. 

Zusammengehörig  mit  116a;  nach  unten  noch  ein 
Streifen  mit  Perlenschnur  erhalten.  Oben  folgen  sich  von  1. 
nach  r.:  Stier  mit  rückgewandtem  Kopf  nach  r.,  Erot  n.  r. 
ausholend,  Reh  n.  1.,  Erot  n.  r.,  Tier,  dessen  Vorderteil  fehlt, 
n.  r.  Zwischen  dem  zweiten  Tier  und  Eroten  eine  tiefe 
Einarbeitung.     Auf  der  Oberfläche  ein  grofses  Dübelloch. 

Auf  der  Leiste  unter  dem  Fries  mit  schwarzer  Farbe 
423  geschrieben. 

119.  Korinthisches  Capital. 

H.   i,oo  m,,  Br.  und  T.  oben  1,10  m.     Ziemlich  grofskörniger  hellgrauer 

Marmor. 

An  allen  Ecken  und  hervorragenden  Teilen  stark  bestofsen. 

Auf  der  Oberfläche  ca.  10  cm.  breiter  glatter  Rand  um 
erhobenes  rauhes  Scamilium. 

119a.  Dorisches  Capital. 

H.  0,225  m«»  Bf«  oben  0,73  m.,  T.  oben  0,70  m. 

Der  Abacus  nur  an  einer  Ecke  erhalten:  auch  hier  Ecken  und  Kanten 
bestofsen. 


GALLERIA  LAPIDAKIA  119b.  C.  d.  e.  253 

Endigung  der  Canelluren;  dann  Perlenschnur;  lesbisches 
Kyma  mit  Kranz  überhängender  Akanthusblätter,  dann  Eier- 
stab, am  Abacus  oben  lesbisches  Kyma.  Auf  der  Ober- 
fläche   11  cm.  Rand  um  das    I — 2  cm.  erhobene  Scamillum. 

119b.  Grabstein  einer  Isias,  Scavin  der  Domitia 

Domitiani. 

CIL  VI  19718. 

119c.  Grabstein  einer  Critonia  Philema  und  des 

Q.  Critonius  Dassius. 

H.  0,29  m.,  Br.  0,58  m.     Grofskrystallinischer  bläulicher  Marmor. 
Unten  in  der  Mitte  ein  Stück  ausgebrochen. 

R.  und  1.  von  der  Inschrift  je  ein  einfach  umrahmtes 
rechteckiges  Feld  mit  einem  stehenden  Skelett  in  Flachrelief. 
Q.  Critonius  war  nach  der  Inschrift  scalptor  uclarius  (nach 
Hülsen  wohl  solöcistisch  für  oclarius;  vgl.  CIL  VI  9402  faber 
oculariarius ;  9403  qui  oculos  reposuit  statuis). 

Gefunden  an  der  Via  Aurelia. 

CIL  VI  9824. 

ngd.    Grabara   eines  Eunuchen  T.  Flavius 

Parthenopaeus. 

H.  0,92  m.,  Br.  0,48  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 
An  den  Ecken  und  oben  bestofsen. 

Über  der  Inschrift  das  Aetom  mit  Hochrelief:  r.  und  1. 
von  einem  Thymiaterion  je  ein  der  Mitte  zugewandter,  unten 
in  Akanthus  endigender  Erot.  In  den  Voluten  r.  und  1.  je 
eine  Blume.     Zeit  des  Nero  und  Vespanian. 

CIL  VI  8954. 

119c  Gr;abara  eines  marmorarius  C.  Sempronius 
Felix  und  einer  Procilia  Prisca. 

H.  0,63  ro.,  Br.  0,57  m.,  mefsbare  T.  0,09  m.     Feinkörniger  hellgrauer 

Marmor. 

Der  oben  abschliefsende  Architrav,  getragen  von  den 
Eckpilastern,    deren   Capitäle   korinthischer   Ordnung   vorne 


254  0  ALLERIA  L  API  DA  RIA  120.  121. 

mit  je  einem  menschlichen  Kopf  (1.  weiblich,  r.  männlich; 
mit  Porträtzügen  trotz  der  Kleinheit),  an  den  Nebenseiten 
mit  einer  Muschel  unten,  einem  Dreizack  darüber  und  herab- 
schiefsenden  Delphinen  an  den  Seiten  (Motiv  aus  den  Agrippa- 
Thermen)  verziert  sind.  Vorne  unter  dem  Architrav  ein  Bogen ; 
in  den  Zwickeln  je  eine  Blume.  Unter  dem  Bogen  die  Inschrift; 
unter  dieser  das  Oberteil  einer  zu  weit  nach  r.  eingeschnittenen, 
mit  einer  Muschel  ausgefüllten  Nische.  Arbeit  des  i.  oder 
2.  Jahrh.  n.  Chr. 
CIL  VI  9554. 

Aufserdem  nur  unbedeutende  Ornamente. 

Abteilung  XXVIII. 

120.    Grabstein  eines  Gamus,  Sohnes  eines 

Q.  Ofincius  Gamus. 

CIL  VI  23404. 

121.    Fragment  eines  Sarkophages. 

H.  0,52  m.,  Br.  0,38  m.,  T.  0,60  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Vielfach  bestofsen. 

Vorne  Bogen  mit  überreich  ornamentiertem  Gesims  über 
einem  korinthischen  Capital  (r.);  im  Bogen  Muschelfüllung; 
darunter  in  Hochrelief  Kopf  und  Hals  eines  nach  r.  gewandten, 
umblickenden  Pferdes  (Schnauze  fehlt)  und  der  1.  Arm  eines 
vor  dem  Pferde  dem  Beschauer  zugewandt  stehenden  Mannes 
(die  L.,  die  den  Zügel  hielt,  sehr  beschädigt).  Dargestellt 
war  ein  Dioskur  mit  seinem  Pferde  (vgl.  Rom.  Mitteil.  1900 
S.  324  Fig.  1).  R.  oben  an  der  Ecke  über  dem  Gesims  zwei 
Fischleiber,  die  sich  ursprünglich  in  einem  Tritonkörper  ver- 
einigten (Ansatz  vorhanden).  Auf  der  Nebenseite  (r.)  in 
Flachrelief  Oberteil  eines  nach  r.  gewandten  Jünglings  mit 
Sagum  (Knopf  auf  der  r.  Schulter;  Gesicht  zerstört);  r.  Reste 
eines  Schildes  und  Speeres.  Antoninische  Zeit.  Über  diese 
Art  Sarkophage  s.  zuletzt  Altmann  Architektur  und  Orna- 
mentik d.  ant.  Sark.  S.  52  fr. 


v. 


GALLBRIA  LAPIDAR! A  122.  123.  12 4.  255 

122.    Ionisierendes  Pilaster-Capitäl. 

H.  0,39  m.,    Br.  der  beiden  bearbeiteten  Seiten  0,46  und  0,42  m. 

Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ecken  und  vorspringende  Teile  bestofsen. 

Auf  zwei  aneinanderstofsenden  Seiten  bearbeitet;  auf 
den  beiden  andern  Anschlufsfläche.  Auf  den  ersteren:  unten 
Ausladung  mit  gedoppeltem  Rundstab;  dann  Kranz  aufsteigen- 
der Blätter;  zweite  Ausladung  wie  die  erste;  Reihe  ge- 
schlossener Blüthen  (Lotos);  Reihe  aufsteigender  Uräus- 
schlangen;  an  den  Ecken  Voluten,  in  die  jederseits  die  letzte 
Schlange  übergeht;  an  den  Ecken  aufsen  wieder  je  eine 
Uräussch lange;  in  der  Mitte  der  Seiten  oben  je  eine  ge- 
öffnete Blüte.  Augenscheinlich  von  einem  Isis-  oder  Serapis- 
Tempel. 

123.  Doppelaschenurne  eines  A.  Ser.  Epigonus 
und  einer  Claudia  Cissi  1.  Amanda. 

H.  0,26  m.,  Br.  0,46  m.,  T.  0,31  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

R.  obere  Ecke  fehlt  Voluten  bestofsen.  Die  Nebenseiten  an- 
gestückt (antik:). 

Vorne  zwei  Inschrifttafeln  durch  einen  Pfeiler  in  Flach- 
relief geschieden.  An  den  Nebenseiten  Fugenschnitt. 
Hinten  glatt.  Deckel  als  Doppeldach  mit  drei  Voluten  (je 
zwei  am  Boden  vereinigte  Kelche  mit  langen  Blättern;  im 
Rund  vorne  und  hinten  je  eine  Blume);  von  dem  Dachsparren 
r.  und  1.  blattförmige  Ziegel.    Arbeit  des  1. — 2.  Jahrh.  n.  Chr. 

CIL  VI  26291. 

124.    Torso  eines  Knaben  (Taf.  27). 

H.  0,73  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  beide  Arme  (bis  auf  Ansätze),  1.  Bein  (bis 
auf  Ansatz),  r.  Bein  (bis  auf  halben  Oberschenkel).  Verletzung  an  der 
L  Hüfte  aufeen. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  Spuren  des  Stammes 
an  dem  erhaltenen  Teil;  L  Oberschenkel  ging  mit  leichter 
Neigung  nach  vorne  abwärts;  beide  Arme  waren  gesenkt 
(Stützenrest  für  den  r.  Arm  an  der  r.  Hüfte),    der  L  mehr 


256  GALLERIA  LAPIDABIA  124a.  b.  125.  126. 

nach  rückwärts  genommen  als  der  r.;  der  Kopf  war  nach 
der  1.  Schulter  gewendet.  Unklar  ist  die  Bestimmung  eines 
Stützenrestes  an  der  r.  Schulter  hinten.  Geringe  Replik  einer 
polykletischen  Knabenstatue,  die  am  besten  durch  eine  Copie 
in  Dresden  vertreten  ist  (Furtwängler  unten  a.  a.  O.  T.  XXVI). 
Gute  Replik  des  zum  Typus  gehörigen  Kopfes  im  Museo 
Chiaramonti  Nr.  507. 

Gerhard-Platner  S.  37  Nr.  154;  Furtwängler  Meisterwerke  S.  475 
Anm.  5  b. 

124a.   Fragment  einer  Basis. 

H.  0,06  m.,  Br.  0,48  m.,  T.  0,28  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Hinten  unvollständig.     Kanten  und  Ecken  bestofsen. 

War  viereckig.  An  den  von  einfachem  Leisten  um- 
rahmten Seiten  flache  Lorbeerguirlande. 

124b.  Ehrenbasis  des  Q.  Plotius  Romanus. 

Auf  der  Oberfläche  hinten  zwei  Standspuren  der  ihm 
von  den  Decurionen  geweihten  Statue.  Errichtet  am  16.  März 
141  n.  Chr.     Stammt  aus  Ostia. 

CIL  XIV  400. 

Abteilung  XXIX. 
125.  Grabara  eines  C.  Sabinius  Angulatus. 

CIL  VI  2547. 

126.    Sarkophag  eines  Priesters  (Taf.  26). 

H.   0,81  m  ,   L.   2,08  m.t   T.   o,66  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor   mit 

einzelnen  grauen  Partieen. 

Ergänzt  je  ein  Stück  im  unteren  Teil  der  beiden  Vorderecken,  zwei 
Flicken  im  unteren  Rand  des  Deckels  vorne.  Viele  Beschädigungen 
und  Brüche. 

Vorderseite  mit  hohem  Relief:  in  der  Mitte  zwei  mit 
einander  verbundene,  senkrecht  gestellte  Kelche  von  Akan- 
thus;  von  dem  unteren  gehen  nach  beiden  Seiten  Ranken  aus; 
r.  und  1.  je  ein  Löwengreif  der  Mitte  zugekehrt  stehend,  die 
rückwärtige  Vordertatze  erhoben  (dem  r.  fehlt  die  Hälfte  des 
1.  Hornes;  Ansatz  vorhanden);  ihre  Schwänze  gehen  in  ver- 


GALLEBIA  LAPIDARIA  I2Öa.  b.  127.  128.  257 

schlungene  Akanthusranken  aus;  in  deren  oberem  Teil  je 
ein  Putto  aus  einer  Blüte  ragt  und  mit  dem  Jagdspeer  nach 
einem  Tier  zielt,  das  unten  aus  einer  Blüte  vorkommt  (Putten 
und  Tiere  sehr  beschädigt);  an  den  Ecken  je  ein  Thymia- 
terium  mit  Flamme  oben.  An  den  Nebenseiten  in  Flach- 
relief je  ein  Löwengreif  mit  erhobener  Vordertatze  stehend; 
an  den  hinteren  Ecken  je  ein  Thymiaterium,  r.  mit  Früchten, 
1.  mit  Flamme.  Deckel:  vorne  an  den  Ecken  jugendliche 
tragische  Masken  mit  gedrehten  Locken  (Nasen  abgeschlagen); 
dazwischen  rechteckige  Vorderwand  umrahmt  von  einfacher 
Leiste;  darauf  in  Hochrelief  sechs  Putten,  die  auf  ihren 
Schultern  bogenförmig  herabhängende  Guirlanden  halten; 
zwischen  dem  ersten  und  zweiten  (von  1.  nach  r.)  Frucht- 
guirlande,  darüber  Krummstab  (lituus);  dann  Eichenguirlande, 
darüber  Weihrauchbüchse  (acerra);  dann  Lorbeerguirlande, 
darüber  Sprengwedel  (aspergillum);  dann  Fruchtguirlande, 
darüber  Kanne  (praefericulura);  dann  Lorbeerguirlande,  darüber 
Schale  (patera);  nach  diesen  Gegenständen  zu  schliefsen,  war 
der  Sarkophag  für  einen  Priester  bestimmt  (Krummstab  Attrt-, 
but  der  Auguren,  Wedel  das  der  Pontifices).  An  den  Neben- 
seiten je  ein  Lorbeerkranz;  an  den  hinteren  Ecken  je  eine 
Palmette.     Gute  decorative  Arbeit  trajanischer  Zeit. 

Nibby  III  Taf.  XL;  Pistolesi  III  Taf.  L;  Altmann  Architektur 
und  Ornamentik  d.  ant.  Sark.  S.  81;  96  Anm.  1. 

Darunter  126a.  b:  Zwei  Fragmente  von  ornamen- 
tierten Pfeilern  mit  stilisierten  Ranken  und  einem  Vogel  1. 
(Taf.  26). 

127.    Grabara  mit  moderner  Copie  einer  antiken 

Inschrift. 

CIL  VI  9921. 

128.   Grabara  eines  C.  Vedennius  Moderatus, 
Kriegsbaumeisters  unter  Vespasian  und  Domitian. 

(Taf.  26.) 

H.  i,io  m.,  Br.  0,945  m.,  T.  0,70  m.  Ziemlich  grofskörniger  hellgrauer  Marmor. 

Schräger  Bruch  in  der  Mitte  von  r.  nach  1.  Die  Inschrift  sehr  ver- 
stofsen;  ebenso  die  hinteren  Kanten;  verletzt  die  1.  Hälfte. des  Reliefs 
auf  der  1.  Nebenseite;  unten  unvollständig. 

Vaitcan.  Katalog  I.  17 


2$S  GALLERIA  LAP1DARIA  128a. 

Oben  bis  auf  die  Rückseite  abgeschlossen  durch  eine 
profilierte  Ausladung.  Vorne  in  vertieftem  Feld  mit  einfach 
profiliertem  Rand  die  Inschrift.  R.  Nebenseite:  in  Hoch- 
relief ein  Winkelmafs;  1.  Nebenseite:  in  gleichem  Relief 
der  auf  Taf.  26  abgebildete  Gegenstand:  zwischen  zwei 
wagerechten  Leisten  mit  länglicher  Vertiefung  und  je  drei 
Nägeln  ein  gewölbter  Kasten  (die  gröfste  Ausladung  liegt 
über  der  Mitte)  mit  zwei  stark  vortretenden,  senkrechten 
Randleisten;  auf  dem  Felde  zwischen  diesen  in  Flachrelief 
zwei  Säulen  und  eine  halbe  (1.)  mit  Bogen  darüber  (r.  ein 
halber)  und  Palmetten  in  den  Zwickeln;  zwischen  den  beiden 
ganzen  Säulen  ein  umrändertes,  längliches,  senkrecht  gestelltes 
Loch;  über  die  wagerechten  Leisten  treten  oben  und  unten 
an  den  Enden  je  zwei  abgerundete  Leistenköpfe  vor,  unten 
von  einem  schmalen  Ring  umgeben,  dann  der  Länge  nach 
abgestuft;  an  den  Innenseiten  je  eine  runde  Ose;  durch  den 
Kasten  ist  in  Höhe  der  gröfsten  Ausladung  ein  runder  Stab 
getrieben,  r.,  wie  es  scheint,  mit  einer  spitzen  Metallkappe 
versehen,  1.  etwas  zugespitzt.  Dieser  Gegenstand  ist  bisher 
als  eine  besondere  Art  von  Verschlufs  mit  Schlüsselloch  ge- 
deutet worden,  deren  Erfindung  dem  Verstorbenen  zu  ver- 
danken gewesen  wäre.  Eher  dürfte  man  nach  Hülsen  an 
ein  Präcisions-  oder  Nivellier-Instrument  denken. 

Gerhard-Platner  S.  34  Nr.  75;  CIL  VI  2725. 


Darüber    ein    sehr   zerstörter  Aufsatz  einer    grofsen 
Grabara;  vorne  noch  ein  Kranz  in  Relief  zu  erkennen. 


128a.    Grabstein  eines  GeminiusPacatus  eq.  sing. 

H.  0,42  m.,  Br.  0,36  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Senkrechter  Bruch.     Oben  und  unten  unvollständig. 

Über  der  Inschrift  in  ganz  flachem  Relief  der  Ver- 
storbene in  Tunica  und  Toga  auf  einem  Sopha  liegend; 
davor  ein  kleiner  dreibeiniger  Tisch.    Arbeit  des  3.  Jahrh. 

Vgl.  hierselbst  Nr.  137  a — p. 
CIL  vi  3262. 


GALLERIA  LAPIDABIA  I28b.  C.  d.  259 

128b.   Grabstein  eines  T.  Fl.  Verinus   eq.  sing. 

H.  0,45  m".,  Br.  0,36  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Unten  unvollständig.    L.  unten  am  Rande  ein  StUck  ausgebrochen. 

Oben  r.  und  I.  eine  unbärtige  Maske;  dazwischen  Aetom 
mit  Flachrelief:  der  Verstorbene  in  Tunica  und  Toga  auf 
einem  Sopha  liegend,  mit  der  L.  den  Becher  haltend,  die  R. 
mit  einem  Kranz  erhebend;  vor  dem  Sopha  ein  kleiner  drei- 
beiniger Tisch  mit  Speisen ;  r.  ein  geschlossener  runder  Korb, 
1.  eine  senkrecht  hängende  Guirlande.  Arbeit  des  2.  Jahrh. 
n.  Chr. 

Vgl.  hierselbst  Nr.  137  a— p. 

CIL  VI  3260. 

128c.  Grabstein  eines  Veteranen  M.  Aur. 

Secundinus. 

H.  0,85  m.,  Br.  0,58  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Oben  beschädigt. 

Die  Umrahmung  der  Inschrift  oben  unterbrochen  durch 
«ine  Nische,  in  der  die  Figur  des  Verstorbenen  in  Tunica 
und  Toga  (Wurf  des  1.  Jahrh.  n.  Chr.)  steht,  eine  Rolle  in 
der  L.,  von  vorne  sichtbar  (Oberkopf  abgestofsen);  Hoch- 
relief. Aus  der  Zeit  des  Marc  Aurel  oder  Septimius 
Severus;  dass  auf  Monumenten  dieser  Zeit  der  Togawurf  des 
I.  Jahrh.  dargestellt  wird,  lässt  sich  durch  manche  Beispiele 
belegen. 

CIL  vi  2488. 

I28d.  Grabstein  des  Feuerwehrmannes 

Q.  Iulius  Galatus. 

H.  1,27  m.,  Br.  0,76  m.     Travertin. 
Ränder  bestofsen.     Alle  Einzelheiten  undeutlich  geworden. 

Über  der  Inschrift  die  Figur  des  Verstorbenen  in  Stiefeln, 
kurzer  Tunica  und  Pänula,  in  der  gesenkten  L.  einen  undeut- 
lichen Gegenstand  tragend,  mit  der  R.  einen  kleineren,  läng- 
lichen ausstreckend. 

Gefunden  vor  der  porta  Ostiensis. 

CIL  VI  2987. 

17* 


2ÖO  GALLERIA  LAPIDARIA  129.  129a.  130.  130a. 

Abteilung  XXX. 

129.   Aschenurne  eines  M.  Aurelius  Polycrates 

mil.  coh.  VII  pr. 

H.  0,30  m.,  Br.  0,35  m.,  T,  0,28  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor.    . 

Vorne  an  den  Ecken  korinthische  Säulen  mit  spiral- 
förmig gewundenen  Canelluren;  dazwischen  oben  und  an 
den  Seiten  herabhängend  Guirlanden.  In  der  Mitte  oben 
Inschrifttafel  (doch  steht  der  Name  des  Verstorbenen  über 
der  Guirlande),  unten  Medaillon  mit  dem  Brustbild  des  Ver- 
storbenen in  Tunica  und  Toga,  gehalten  von  zwei  stehenden 
Eroten.    Nebenseiten  und  Rückseite  glatt.    Arbeit  des  2.  Jahrh. 

n.  Chr. 

CIL  VI  2635. 

129a.  Deckel  einer  Aschenurne. 

H.  0,10  m.,  Br.  0,26  m.,  T.  0,19  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
L.  Vorder- Ecke  abgebrochen. 

Im  Giebel  stehender  Fruchtkorb  zwischen  zwei  Vögeln. 
Als  Akroterien  Palmetten.  Auf  dem  Giebelrand  r.  und  1. 
nächst  der  Palmette  je  ein  der  Mitte  zugewendetes  kleines 
Mäuschen,  das  an  einem  kleinen  Gegenstande  frifst  (nur  r. 
genau  zu  erkennen). 

130.  Composit-Capitäl. 

H.  0,42  m.,  Br.  oben  0,54  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Die  überragenden  Teile  des  Abacus  fast  alle  abgeschlagen.  Die 
ganze  untere  Hälfte  modern  abgearbeitet. 

An  den  Ecken  Akanthus;  dazwischen  unten  ein  aufrecht 
stehendes,  lesbisches  Kyma;  dann  Perlschnur  und  Eierstab 
(Blüten  zwischen  den  Eiern);  zwischen  den  Voluten  je  einegrofse 
Blüte.  Auf  der  Oberfläche  in  dem  wenig  erhobenen,  kreis- 
förmigen Scamillum  einander  diagonal  gegenüberliegend  je  zwei 
kleine  Vertiefungen  und  rechts  eine  gröfsere  mit  GufscanaL 

130a.  Ossuarium. 

H.  0,45  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Ergänzt  der  Deckel;  einige  Löcher  verschmiert. 


GALLEBIA  LAPIDABIA  131.  132.  26 1 

Eiförmig  mit  stumpfen  Vorsprüngen  als  Henkel;  auf  der 
Wandung  die..  Inschrift  »Ossuarium«. 

Venuti  Monumente  Matthaeiana  III  Taf.  LII2;  Gerhard-Platner 
S.  37  Nr.  205;  CIL  VI  29977. 

« 

131.  Aschenurne  mit  moderner  Inschrift. 

H.  0,22  m.,  Br.  0,39  m.,  T.  0,29  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

An  den  vorderen  Ecken  oben  Widderköpfe,  unten 
Fruchtkörbe,  an  denen  kleine  Vögel  naschen.  Zwischen 
den  Widderköpfen  hängt  an  der  Vorderseite  bogenförmig 
eine  Lorbeerguirlande;  darüber  in  der  Mitte  eine  Eidechse 
von  zwei  Vögeln  gepackt,  dann  die  Inschrifttafel.  An  den 
Nebenseiten  eingegraben  je  zwei  gekreuzte,  am  Kreuzungs- 
punkt verbundene  Thyrsen;  oben  Spuren  von  Verklammerung 
des  Deckels;  1.  unten  ein  Loch  durchgebohrt.  Die  Inschrift 
(Grabschrift  eines  Prätorianers  Val.  Sarmatius)  ist  die  mo- 
derne Copie  eines  antiken  Exemplares  im  Palazzo  Rondinini. 

CIL  vi  2785. 

Darüber  ein  (antik?)  durchlochter,  nicht  zugehöriger 
Deckel  (zu  grofs)  ohne  Ornament. 

132.  Fragmentierte  Statue  des  jugendlichen 

Herakles    (Taf.  27). 

H.  0,92  m.     Feinkörniger  gelblicher  (wohl  pentelischer)  Marmor. 

Es  fehlen  Nase  fast  ganz,  Teil  der  Unterlippe,  r.  Arm  von  der  Mitte 
des  Oberarms  abwärts  mit  Hand,  äufserer  Teil  des  1.  Unterarms,  1.  Hand,  r. 
Bein  bis  auf  den  Ansatz,  1.  Unterschenkel  mit  Knie,   viele  Teile  des  Fells. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs  mufs  leicht  zur 
Seite  gesetzt  gewesen  sein.  R.  Arm  geht  abwärts  und  etwas 
vorwärts;  in  der  Mitte  der  Bruchfläche  ein  Dübelloch;  der 
Unterarm  war  also  angestückt;  seiner  weiteren  Befestigung 
und  der  eines  Attributes  diente  wohl  der  Rest  eines  Eisen- 
dübels in  der  r.  Hüfte  vorn  und  ein  kleines  Dübelloch  0,16  m. 
gerade  darunter.  Der  Kopf  nach  der  r.  Schulter  gewendet  und 
gesenkt;  bedeckt  vom  Kopf  des  Löwenfells,  dessen  Vorder- 
tatzen vor  der  Brust  verknotet  sind ;  der  übrige  Teil  bedeckt 
Rücken,  1.  Schulter  und  Arm;  das  unterste  Ende  ist  von 
aufsen  über  den  Unterarm    geschlagen;    der   1.  Oberarm    ist 


2Ö2  GALLERIA  LAP1DARIA  132  a.  b.  133. 

gesenkt  und  liegt  an,  der  Unterarm  ist  vorgestreckt;  zur  An- 
stückung des  fehlenden  Teils  mit  Hand  und  Attribut  Rest 
eines  Eisendübels  und  Dübelloch  in  der  Bruchfläche  und 
im  Oberarm  aufsen  Dübelrest  und  zwei  kleine  Löcher  dar- 
über. Das  Attribut  der  L.  wird  die  Keule,  das  der  R, 
vielleicht  ein  Skyphos  gewesen  sein. 

Geringe  Copie  eines  guten  attischen  Originales  aus  der 
zweiten  Hälfte  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  In  die  Copie  sind  spätere 
Züge,  besonders  in  der  sehr  lebhaften  Modellierung  des 
Körpers  eingemischt. 

Gerhard  Antike  Bildwerke  Taf.  XXX;  Gerhard-Platner  S.  37 
Nr.  150;  Furtwängler  Meisterwerke  S.  518  Anm. 

132a.  Dorisches  Capital. 

H.  0,33  roM  Br.  0,84  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ganz  verstümmelt.  Auf  der  Oberfläche  vorne  Rest  einer  viereckigen 
Vertiefung  mit  Gufscanal. 

132b.    Becken  in  Form  einer  ausgehöhlten 

Trommel. 

H.  0,70  m.     Travertin. 

Vorne  ein  viereckiges,  die  Wandung  durchbrechendes 
Loch.  R.  und  1.  die  gleiche  einfach  umränderte  Inschrift, 
nach  der  die  beiden  Tiberii  Iulii  Staphylus  und  Nymphius, 
Vater  und  Sohn,  dieses  Puteal  der  Diuturna  geweiht  haben» 
Stammt  aus  dem   1.  Jahrh.  n.  Chr. 

Tomassetti  Bullet,  d.  I.  1S71  S.  136 ff.;  Mommsen  Ephera. 
epigr.  I  S.  36 f.;  CIL  VI  3700 ;  Wissowa  bei  Röscher  Mythol.  Lex.  II 
Sp.  762;  CIL  I3  S.  327;  Wissowa  Religion  und  Cultus  d.  Römer  S.  183; 
Deubner  Neue  Jahrbücher  f.  d.  class.  Altert.  1902  S.  383. 

Abteilung  XXXI. 
133.    Cinerar-Ara  eines  P.  Aelius  Felix. 

Deckel  fehlt. 
CIL  VI  34239. 


GALLERIA  LAPIDARIA  134.  135.  136.  137.  137a.  263 

134.  Grabara  einer  Pallas,  Sklavin  eines- T. 

Staberius  Faventinius. 

In  der  Oberfläche  der  abgeplatteten  Aetomwölbung  ein 
Loch. 

Gefunden  1599  an  der  Via  Latina. 
CIL  VI  23731. 

135.   Cinerar-Ara  eines  T.  Flavius  Petalus. 

Die  Deckplatte  modern. 
CIL  VI  8835. 

136.  Grabara   eines   L.  Calpurnius  Secundus. 
Oben  an  Stelle  des  Aetoms  ein  würfelförmiger  Aufsatz. 

CIL  VI  14197. 

137.  Grabara  eines  A.  Caesennius  Magnus. 

CIL  VI  13942. 

137a.    Grabstein  eines  Aur.  Saturninus  eq.  coh. 

VIII  pr.  (Taf.  28). 

H.  1,23  m.,  Br.  0,53  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Horizontaler  Bruch  in  der  Mitte;   1.  und  r.  am  Rande  beschädigt. 

Über  der  Inschrift  rechteckiges,  von  einfacher  Leiste 
umrahmtes  Flachrelief:  der  Verstorbene  —  vollbärtig;  mit 
kurzer  gegürteter  Tunica,  deren  kurze  Ärmel  gefranst  sind, 
auf  der  r.  Schulter  geknöpftem,  befransten  Sagum;  ein 
langes  breites  Schwert  umgehängt  an  der  1.  Hüfte  tragend 
—  steht  mit  1.  Standbein  aufrecht,  von  vorn  sichtbar;  er 
hält  mit  der  R.  eine  hasta  mit  Schleife  unter  der  Spitze, 
mit  der  L.  den  Zügel  des  hinter  ihm  nach  r.  stehenden 
Pferdes.  Augensterne  und  Pupillen  angegeben.  Links  vom 
Kopf  des  Mannes  im  Grunde  D,  rechts  M.  An  der  Schwert- 
scheide hängt  eine  Gerte  (?)  herab. 

Vgl.  die  analoge  Darstellung  auf  einem  Relief  in  Florenz 
(Hübner  Archäologische  Zeitung  XXVIII  T.  29;  Amelung 
Führer  Nr.  125). 

CIL  vi  2672. 


264  GALLERIA  LAP1DARIA  137 1>- 

137b.  Grabstein  eines  Aurelius  Dizala  eques 

singularis  und  seiner  Fraii  Aurelia  Bazis 

(Taf.  28). 

H<  '»395  m->  ^r-  °»^9  m-     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
R.  fehlt  ein  Stück;  1.  bestofsen. 

Über  der  von  einfach  profiliertem  Ablauf  umrahmten  In- 
schrift 1.  Säule  mit  spiralförmig  gedrehten  Canelluren,  der 
eine  gleiche  r.  entsprochen  hat.  Dazwischen,  umgeben  von 
einfacher  Leiste,  Hochrelief:  bärtiger  Reiter  mit  kurzer, 
langärmeliger,  gegürteter  Tunica,  Sagum,  Hosen,  die  in  die 
Schuhe  gesteckt  sind,  auf  einem  Pferde  mit  befranster 
Satteldecke  und  Tierfell  (Wolfsfell?)  nach  r.  sprengend, 
die  L.  am  Zügel,  mit  der  R,  einen  Jagdspeer  schwingend 
nach  einem  Eber,  von  dem  nur  das  Vorderteil  r.  unten 
erhalten  ist,  und  gegen  den  ein  Hund  mit  Halsband 
unter  dem  Pferde  anbellt;  über  dem  Hinterteil  des. Pferdes 
der  nach  r.  gewandte  Oberteil  eines  bärtigen  Dieners  mit 
Tunica  sichtbar,  der  den  Helm  des  Reiters  mit  der  R.  trägt; 
r.  vom  Pferdekopf  der  Wipfel  eines  Baumes.  Darüber  r.  und 
1.  je  eine  halbe  unbärtige  Maske  mit  gedrehten  Locken;  da- 
zwischen Aetom  mit  Flachrelief:  in  der  Mitte  auf  Sopha  der 
Verstorbene  in  Tunica  und  Toga,  den  Kopf  geradeaus  ge- 
wendet; die  erhobene  R.  ruht  auf  der  Rücklehne  des  Sophas, 
der  1.  Arm  stützt  sich  mit  dem  Ellenbogen  auf  das  Polster, 
die  Hand  hält  ein  Gefafs;  davor  dreibeiniger  Tisch  mit 
rundem  Gegenstand  auf  der  Platte;  r.  auf  Lehnstuhl  nach 
1.  sitzend  eine  Figur,  deren  Geschlecht  nicht  klar  ist,  mit 
Kranz  und  Becher  (nach  der  Inschrift  würde  man  die  Ver- 
storbene voraussetzen;  doch  ist  in  dem  entsprechenden 
Relief  auf  Nr.  137  c  die  Figur  sicher  kurzröckig,  also  wohl 
ein  Knabe);  1.  herantretend  der  puer  mit  kurzem  Rock,  er- 
hobener L.  und  kleiner  Guirlande  in  der  R.  Aus  nach- 
severischer  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  32  Nr.  17—24;  CIL  VI  3202;  Cagnat  bei 
Daremberg-Saglio  Dictionnaire  d.  ant.  II  S.  790  Fig.  2746*). 

< 

*)  Über  das  Corps  der  Equites  singulares  vgl.  Henzen  Annali 
dell'  Ist.  1850  S.  5fr.;  Mommsen  Hermes  1881  S.  458fr.;  Henzen  Ann. 
d.  I.  1885  S.  235fr.;   Cagnat  bei   Daremberg-Saglio   Dictionn.  d.   antiq.  II 


GAXLERIA  LAPIDARIA  137  C.  d.  26$ 

137c.*  Grabstein  eines  T.  Aur.  Tertius  eq.  sing. 

•     (Taf,  28). 

H.  1,32  m.,  8t.  0,60  m.    Feinkörniger  bläulicher  streifiger  Marmor. 
R.  fehlt  ein  Teil;  oben  beschädigt. 

Unten  in  rechteckigem,  leicht  vertieften  Held  Flach- 
relief mit  Jagddarstellung  wie  auf  137  b,  aber  ohne  den 
Diener,  und  die  Figuren  sind  weiter  auseinander  gerückt; 
Baum  r.  erhalten;  das  Pferd  ist  mit  einem  Löwenfell  gesattelt. 
Darüber  1.  eine  Säule  mit  spiralförmig  gedrehten  Canelluren, 
der  r.  eine  gleiche  entsprach;  dazwischen  in  einfach  profi- 
liertem Rahmen  die  Inschrift.  Darüber  1.  Pilaster,  dessen 
Gegenstück  r.  fehlt;  dazwischen  in  leicht  vertieftem  recht- 
eckigen Feld  Flachrelief:  der  bärtige  Verstorbene  mit  Tunica 
und  Toga  auf  Sopha,  nach  1/  blickend,  mit  Becher  in  der 
L.,  die  R.  mit  Kranz  erhebend;  Tisch  und  puer  (mit  be- 
franstem Rock)  wie  bei  137b;  r.  mufs  wie  sonst  ein  Korb 
gestanden  haben;  zwischen  Kopf  und  r.  Hand  blickt  über 
den  Rand  des  Sophas  nach  r.  ein  bärtiger  Kopf.  Darüber 
1.  Maske,  wie  bei  137b;  r.  vorauszusetzen;  dazwischen  Aetom 
mit  "mittlerem  Relief  (oberer  Rand  abgestofsen):  bärtiges  Brust- 
bild des  Verstorbenen  mit  Sagum  von  Vorne  sichtbar  zwischen 
zwei  sitzenden  Adlern  (r.  nur  zur  Hälfte  erhalten).  Aus  dem 
2.-3.  Jahrh. 

Gerhard-Platner  S.  32  Nr.  17—24;  CIL  VI  3228. 

137a.  Grabstein  eines  T.  Aur.  Probus  eq.  sing. 

(Taf.  28). 

H.  1,19  m.,  Br.  0,72  m.,  T.  0,04  m.     Feinkörniger  blauer  Marmor. 

Oben    beschädigt.      An  den  Schmalseiten   unten  je  ein    Loch    zur 
Verklammerung. 

Stimmt   in    den   Reliefs    und    Ornamenten   vollkommen 
überein  mit  Nr.  1 1  d.  ,  Beschreibung  s.  dort.     Zusammen  mit 

S.  789fr.  Über  die  Grabsteine  insbesondere  vgl.  Henzen  Ann.  d.  I.  1850 
S.  5of.:  Cavedoni  Bullettino  d.  I.  1851  S.  77;  A.  Müller  Philologus  1881 
S.  257  fr.  S.  hierselbst  die  Bemerkungen  zu  Nr.  Hc.  Das  Corps  ist  Ende 
des  1.  oder  Anfang  des  2.  Jahrhunderts  von  Trajan  eingerichtet  worden ;  all 
diese  Grabsteine  sind  also  jünger  als  100  n.  Chr.  Anfangs  wurde  es  meist 
aus  Germanen  (Batavern,  Frisen  u.  a. ;  vgl.  Nr.  137  d  und  k)  rekrutiert;  in 
späterer  Zeit,  nach  Severus,  überwiegen  auch  hier  die  Barbaren  aus  den 
Donauländern  (z.  B.  Nr.  137  b,  g,  i). 


266  GALLEBIA  LAPIDABIA  137  c  f. 

Nr.  13711  in  den  Ruinen  des  Maussoleums  der  hlg.  Helena 
gefunden.     Aus  dem  2.  Jahrh.  n.  Chr. 

Montfaucon  Diarium  ital.  S.  116;  Muratori  Novus  thesaurus  inscr. 
798,  2;  Bartoli  Pitture  ant.  delle  grotte  di  Roma  app.  T.  VI;  Barbault 
Mooum.  anciens  pl.  30  Nr.  3;  Gerhard-Platner  S.  32  Nr.  17 — 24; 
CIL  VI  3220. 

137c  Grabstein  eines  (Sa)turninus  eq.  sing. 

(Taf.  28). 

H.  1,18  ro.,  Br.  0,72  m.,  T.  0,06  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

L.  fehlt  ein  grofses  dreieckiges  StUck  mit  dem  gröfsten  Teil  der  In- 
schrift; r.  beschädigt. 

Unten  einfach  umrahmte  Inschrift;  r.  Säule  mit  Spiral- 
Canelluren  (1.  vorauszusetzen).  Darüber  einfach  umrahmtes 
Flachrelief:  Pferd  mit  Satteldecke  nach  r.  (das  r.  Hinterbein 
und  Teil  des  Schwanzes  fehlt;  1.  der  puer  mit  Leine  zu 
ergänzen);  r.  Pilaster  (1.  zu  ergänzen).  Darüber  Aetom  mit 
Flachrelief:  Darstellung  wie  bei  Nr.  137  b  oben  (s.  dort),  nur 
ruht  die  R.  des  Lagernden  auf  dem  r.  Knie  (die  Guirlande 
in  der  R.  des  puer  fehlt);  r.  ein  Akroter  mit  Adler  (z.  T.  er- 
halten; 1.  zu  ergänzen).     Aus  dem  2.-3.  Jahrh. 

Gerhard-Platner  S.  32  Nr.  17—24;  CIL  VI  3284. 

1 37 f.  Grabstein  eines  Aurel.  Victor  eq.  sing. 

(Taf.  28). 

H.  1,20  m.,  Br.  0,49  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
L.  obere  Ecke  fehlt;  r.  bestofsen;  stark  überarbeitet. 

Unten  zwei  unregelmäfsig  liegende  Klammerlöcher.  Dar- 
über zwei  über  einander  liegende,  rechteckige,  leicht  vertiefte 
Felder  mit  Flachrelief;  unten  Reiter  mit  ausgebreiteten  Armen 
nach  r.  sprengend,  1.  puer  stehend;  darüber  unbärtiges  Brust- 
bild mit  Sagum  von  vorn  gesehen,  in  einem  von  zwei 
stehenden  Eroten  gehaltenen,  unten  abgeschnittenen  Medaillon 
(Flügel  nur  r.  sichtbar).  Dann  die  Inschrift  zwischen  zwei 
Säulen  mit  Spiral-Canelluren.  Oben  r.  und  1.  Maske  wie 
bei  Nr.  137b;  dazwischen  Aetom  mit  Flachrelief:  lagernder 
Mann  auf  Sopha,  Tisch,  Korb,  puer  (s.  Nr.  I37d  u.  nd). 
Aus  dem  2. — 3.  Jahrh. 


GALLERIA  LAPIDABIA  137  g.  h.  i.  267 

Gefunden  1633  zwischen  Via  Praenestina  und  Labicana 
bei  Torre  Pignattara  (vgl.  die  Herkunft  von  Nr.  11c). 

Gerhard-Platner  S.  32  Nr.  17—24;  CIL  VI  3234. 

137g.  Grabstein  eines  Candidius  Valentinus  eq. 

sing.     (Taf.  28). 

H.  0,61  m.,  Br.  0,49  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Horizontaler  Bruch  in  der  Mitte;  beide  obere  Ecken  bestofsen. 

Über  der  Inschrift  Flachrelief:  Medaillon  mit  dem  un- 
bärtigen Brustbild  des  Verstorbenen  mit  Sagum,  gehalten 
von  zwei  schwebenden  Eroten.    Darüber  Masken  und  Relief 

wie  Nr.  I37d  (aber  ohne  Tisch  und  puer).     Aus  dem  3.  Jahrh. 
CIL  VI  3241. 

137h.   Grabstein  eines  Mercator,  servus  eines 

T.  Aur.  Gentilis    (Taf.  28). 

H.  0,51  m.,  Br.  0,35  m.      Grofskrystallinischer  weifser  Marmor  mit  grauen 

Streifen. 

Oben  bestofsen. 

Über  der  oben,  r.  und  1.  einfach  umränderten  Inschrift 
zwischen  zwei  Halbpalmetten  Flachrelief:  Lagernder  auf 
Sopha  mit  Tisch,  Korb  r.     Aus  dem  2. — 3.  Jahrh. 

Gefunden  bei  Porta  Septimiana;  dann  in  der  Sammlung 

Mattei. 

CIL  vi  32796. 

1 37 i.  Grabstein  eines  Cl.  Avitus  eq.  sing. 

(Taf.  28). 

H.  1,06  m.,  Br.  0,66  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Oben  und  seitlich  bestofsen. 

Stimmt  in  Reliefs  und  Ornamentik  mit  Nr.  I37d  und 
1 1  d  überein,  nur  finden  sich  die  Eroten  mit  Kranz  zwischen 
dem  puer  mit  Pferd  und  der  Inschrift  und  sind  von  glattem 
Rand  (nicht  Pilastern)  eingefasst.  Der  puer  oben  erhebt  die 
R.  mit  der  Guirlande;  1.  von  ihm  hängen  noch  zwei  weitere. 
Aus  dem  3.  Jahrh. 

Gerhard-Platner  S.  32  Nr.  17—24;  CIL  VI  3243. 


\ 


268  GALLERIA  LAPIDARIA  137  k.  1.  1X1. 

137k.   Grabstein  eines  T.  Aurelius  eq.  sing. 

(Taf.  28).* 

H.  0,63  m.,  Br.  0,58  m.,  T.  0,05  m.     Grofskörniger  hellgrauer  Marmor. 
Unten  unvollständig. 

Über  der   oben,    r.  und    1.  einfach  umrahmten   Inschrift 

zwischen  Masken  Relief:  Lagernder  auf  Sopha,  Tisch,  Korb, 

puer    eine  Guirlande    vor  sich    haltend    nach  r.;  s.  Nr.  1371. 

Aus  dem  2.  Jahrh. 
CIL  VI  3237. 

137I.   Grabstein   eines  T.  Fl.  Iulius  sesq.  eq.  sing. 

(Taf.  28). 

H.    it88  m.,    Br.  0,75  m.,    T.  0,06  m.      Feinkörniger    weifser    Marmor    mit 

grauen  Streifen. 

Die  vier  Ecken  bestofsen. 

Unten  glatte  Fläche;  dann  in  rechteckigem,  leicht  ver- 
tieften Feld  Flachrelief:  bärtiger  Mann  —  der  Verstorbene  — 
in  kurzer,  gegürteter  Armeltunica  und  Pänula,  Hosen,  Schuhen 
und  einem  Schwert  an  der  r.  Hüfte,  steht  mit  r.  Standbein 
von  vorn  gesehen,  zwischen  zwei  der  Mitte  zugekehrten 
Pferden  mit  gefransten  Satteldecken  und  hält  sie  an  kurzer 
Leine.  Darüber  einfach  umrahmte  Inschrift  zwischen  zwei 
Säulen  mit  Spiral-Canelluren.  Darüber  zwischen  zwei  Pilastern 
in  leicht  vertieftem,  rechteckigen  Feld  Flachrelief:  zwei 
schwebende  Eroten  halten  einen  Kranz.  Darüber  zwischen 
zwei  Masken  Aetom  mit  Flachrelief:  Lagernder  auf  Sopha,  r. 
Korb,  1.  puer.  Durch  die  Anzahl  der  Pferde  ist  die  Charge 
des  Verstorbenen  übereinstimmend  mit  dem  Wortlaut  der 
Inschrift  als  die  des  Sesquiplicarius  angegeben.  Aus  dem 
2.-3.  Jahrh. 

Herkunft  wie  bei  Nr.  11c. 

Gerhard-Platner  S.  32  Nr.  17 — 24;  CIL  VI  3253;  Wilpert  Die 
Gewandung  der  Christen  in  den  ersten  Jahrhunderten  S.  13  Fig.  12  (unteres 
Relief). 

137m.  Grabstein  eines  Iustus  eq.  sing.    (Taf.  28). 

H.  0,67  m.,  Br.  0,55  m.,  T.  0,05  m.    Grofskrystallinischer  hellgrauer  Marmor. 
Unten  unvollständig;  r.  obere  Ecke  stark  bestofsen. 


GALLERIA  LAPIDARIA  137  n.  °-  269 

R.  und  1.  von  der  einfach  umrahmten  Inschrift  je  eine 
glatte  Säule;  darüber  zwischen  zwei  jugendlichen  Masken 
Flachrelief:  Lagernder  auf  Sopha,  Tisch,  puer.  Aus  dem 
2.-3.  Jahrh. 

CIL  VI  3273. 

13711.  Grabstein  eines  T.  Aurelius  Maximus 

signifer  eqitum  singularium. 

(Taf.  28). 

H.  1,46  mM  Br.  0,74  m.,  T.  0,04  m.    Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  grauen 

Adern. 

Ecken  und  Kanten  bestofsen,  besonders  die  1.  obere  Ecke. 

Unten  in  rechteckigem,  leicht  vertieften  Feld  Flachrelief: 
puer  mit  Pferd  wie  auf  Nr.  1371  und  sonst.  Darüber  in 
ebensolchem  Feld  Flachrelief:  zwei  stehende  Eroten  halten 
eine  Guirlande;  über  ihr  eine  Medusenmaske.  Darüber 
zwischen  zwei  Säulen  mit  Spiral-Canelluren  die  einfach  um- 
rahmte Inschrift.  Darüber  zwischen  zwei  Pilastern  rechteckiges, 
leicht  vertieftes  Feld  mit  Flachrelief:  Lagernder  auf  Sopha, 
Tisch,  puer  mit  Guirlande  in  der  vorgestreckten  R.,  Korb  mit 
senkrechten  Riefen.  Oben  zwischen  Masken  (die  1.  fehlt  fast 
ganz)  Aetom  mit  mittlerem  Relief:  das  bärtige  Brustbild  des 
Verstorbenen  mit  Sagum  (Augensterne  und  Pupillen  angegeben). 
Aus  dem  2. — 3.  Jahrh. 

Gefunden  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  bei  Torre  Pig- 
nattara. 

Gcrhard-Platner  S.  32  no.   17 — 24;  CIL  VI  3214. 

1370.   Grabstein    eines    M.   Antonius    Ianuarius 
cornicen  ex.  coh.  VII.  pr.    (Taf.  28). 

H.  0,48  m.,  Br.  0,45  m.     Feinkörniger,  leichtbläulicher  Marmor. 
Oben  und  unten  bestofsen. 

Im  Aetom  über  der  umänderten  Inschrift  zwischen  den 
Buchstaben  D  und  M  in  Flachrelief  die  Figur  des  Ver- 
storbenen mit  kurzer  gegürteter  Tunica,  Paenula,  Stiefeln, 
nach  r.  gewendet  stehend,  das  cornu  mit  Querstab  blasend 
(Gesicht  abgeschlagen). 

Gefunden  1744  an  Via  Salaria. 


27O  GALLERIA  LAPIDARIA  137p.  138. 

CIL  VI  2627;  v.  Domaszewski  Die  Fahnen  im  römischen  Heere, 
Abhandl.  d.  archäoL-epigr.  Seminars  in  Wien  V  S.  7 ff.,  Fig.  2;  vgl.  v.  Jan 
bei  Baumeister  Denkmäler   des  klass.  Altertums  III  S.  1658 f. 

137p.  Grabstein  eines  P.  Aelius  Quintianus   mil. 

coh.  XL  urb.     (Taf.  28). 

H.  0,78  m.,  Br.  0,50  m.     Travertin. 
R.  unvollständig. 

Über  der  Inschrift  Flachrelief  in  rechteckigem  ver- 
tieften Feld:  die  Figur  des  Verstorbenen  stehend,  von  vorn 
gesehen,  in  kurzer  Tunica,  Pänula,  Stiefeln,  mit  der  erhobenen 
R.  die  hasta  stützend,  in  der  gesenkten  L.  einen  eimerartigen 
Gegenstand  haltend. 

Stammt  von  der  Via  Appia. 
CIL  vi  2886. 

138.  Cinerar-Ara  eines  C.  Iulius  Hymetus,  Tem- 
pelhüters der  Diana  Planciana,  in  späterer  Zeit 
benutzt  zur  Ehrenbasis  des  L.  Turcius  Secundus 

Asterius  praef.  urbi. 

H.  1,255  m«i  Br*  0,65—0,88  m.,  T.  0,635 — 0*65  m.    Feinkörniger  hellgrauer 

Marmor. 

Die  Vorderseite  der  Ära  steht  heute  1.  vom  Beschauer. 
Die  schönen  Schriftzüge  weisen  auf  die  beste  Zeit.  Die  In- 
schrift nimmt  die  ganze,  mit  glattem  Ablauf  umrahmte  Seite 
ein.  Schale  und  Kanne  waren  an  den  Nebenseiten  an  der 
üblichen  Stelle  vorhanden,  sind  aber  bei  der  zweiten  Ver- 
wendung des  Monumentes  abgemeifselt  worden.  In  der  Ober- 
fläche eine  Vertiefung  zur  Aufnahme  der  Aschenreste.  Der 
Deckel  hat  sich  nur  fragmentiert  erhalten  (H.  0,23  m ,  L.  0,68  m., 

T.  0,63  m.  Ecken  und  Kanten  bestofsen.  Zwei  Ecken  fehlen.  Am 
Bruch  der  1.  Seite  eine  gröfsere  Eintiefung  mit  zwei  z.  T.  erhaltenen 
Klammerlöchern.  Unterseite  ausgehöhlt.  Oberfläche  rauh);  unten  ein- 
faches Gesims;  auf  dem  glatten  Aufsatz  das  Unterteil  eines 
Reliefs:  zwei  beschuhte  Füfse  und  die  Beine  eines  nach  r. 
laufenden  Hundes;  das  Relief  stellte  die  jagende  Diana  dar. 
Auf  der  ehemaligen  Rückseite,  die  man  auch  der  Vorderseite 
entsprechend  umrahmt  hat,  ist  dann  die  Ehreninschrift  jenes 


GALLEBIA  LAPIDARIA  138a.  139.  139a.  2J\ 

Turcius  eingemeifselt  worden    —    das   »Asterii«   am  Rande 
des  Deckels  — ,  der  in  der  Mitte  des  4.  Jahrh.  n.  Chr.  gelebt  hat. 
Gefunden  im  Frühling  1780  auf  dem  Platz  vor  der  Kirche 
S.  Marco.     Vgl.  Nr.  165  a. 

Amaduzzi  Novelle  letterarie  di  Firenze  1780  S.  548fr.  u.  599;  CIL 
VI  2210;  1772. 

138  a.  Fragment  eines  Gesimses. 

H.  0,40  m.,  ßr.  0,69  m.,  T.  0,45  m.    Grofskrystallinischer  bläulicher  Marmor. 
Sehr  zerstört. 

In  der  Hohlkehle  und  unten  horizontal  verlaufende  Ranke; 
dann  Eierstab,  Zahnschnitt  mit  ausgebrochenen  Brücken,  auf- 
steigender Akanthus.  L.  Anschlufsfläche.  Arbeit  aus  fla- 
vischer  Zeit. 

Abteilung  XXXII. 
139.    Aschenurne. 

H.  0,35  m.,  Br.  0,41  m.f  T.  0,28  m.  (T.  des  Deckels  0,29  m.) 
Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  obere  Hälfte  der  Vorderseite,  r.  untere  Vorderecke,  r. 
Nebenseite.     Kanten  und  Voluten  des  Deckels  bestofsen. 

Vorne  r.  und  1.  je  ein  Knabe,  mit  beiden  Armen  einen 
Korb  mit  Früchten  erhebend;  zwischen  beiden  hängt  bogen- 
förmig eine  grofse  Frucht- Guirlande;  darunter  r.  und  1.  je 
ein  Kaninchen,  an  den  Früchten  naschend;  über  der  Guirlande 
in  der  Mitte  zwei  Hasen,  dann  das  ergänzte  Stück  mit  der 
leeren  Inschrifttafel.  An  den  Nebenseiten  die  Bänder  der 
Guirlande;  darunter  je  ein  Blumenkorb.  Im  Giebel  des 
nicht  zugehörigen  Deckels  (Tiefe  verschieden)  in  der  Mitte 
Schale,  r.  Rosette,  1.  länglicher  Gegenstand  (Kasten?). 

139a.  Fragment  eines  christlichen  Sarkophages. 

H.  0,30  m.,  Br.  0,17  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Auf  allen  Seiten  abgebrochen.  Der  Figur  fehlen  die  FUfse  und 
Teil  des  Schädels. 

Dargestellt  ist  Moses,  der  nach  r.  gewandt  mit  erhobenen 
Armen  die  Gesetzestafeln  empfängt. 


272  GALLEKIA  LAPIDARIA  139b.  140.    140a.  140b. 

139b.   Fragment  eines  christlichen  Sarkophages. 

H..  und  Br.  0,40  m»     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Auf  allen  Seiten  gebrochen. 

Unter  einem  Gebäude  mit  Säulen  Oberteil  des  guten 
Hirten.  R.  setzt  gewellte  Canellierung  an.  Darüber  In- 
schrift (Marciana,  Frau  eines  Onesimus)  und  r.  Kopf  eines 
Widders  und  Vorderbeine  eines  zweiten  Tieres. 

Gatti  teilt  aus  De  Rossi's  Scheden  mit:  e  pavimento  aedis  s.  Martini 
in  montibus  in  Vaticanum  translatum  testatur  Marinius  in  seh.  Vatic.  inscrip- 
tionum  ethnicarum. 

140.   Composit-Capitäl. 

H.  0,43  m.,  Br.  und  T.  oben  0,53  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Einige  Ecken  und  Blattspitzen  bestofsen.  Auf  der  Oberfläche  zwei 
viereckige  Vertiefungen  mit  Gufskanal. 

Über  einem  Doppelkranz  von  Akanthus  ein  vollständiges 
ionisches  Capital.  In  die  Voluten  sind  Akanthusblätter  ein- 
gerollt. 

140a.    Console. 

H.  0,32  m.,  Br.  0,25  m.,  T.  0,56  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Wenig  beschädigt     Unten  unvollständig. 

Oben  eine  grofse,  unten  eine  kleine  Volute;  grofses 
Akanthusblatt  vorne  nach  unten  umgeschlagen,  oben  von 
einer  Palmette  gedeckt.  Um  die  Einschnürung  ein  natura- 
listisch gebildetes  Tuch  geschlungen  und  vorne  verknotet. 
Hinten  der  roh  zubehauene  Keil,  der  in  die  Wand  eingriff. 
Antik? 

140b.    Stirnziegel. 

H.  0,44  m.,  L.  0,36  m.,  T.  0,09  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Kanten  und  Ecken  bestofsen,  hinten  abgebrochen. 

Vorne  in  hohem  Relief  Palmette  über  Akanthuskelch. 

Stammt  von  dem  Tempel  in  Ostia,  den  man  früher  dem 
Juppiter,  neuerdings  dem  Vulcan  zugeschrieben,  auch  für 
das  Capitolium  von  Ostia  erklärt  hat  (Fisch  Wanderung 
nach  den  Trümmern  von  Ostia  S.  10).  Vgl.  Nr.  147  a  und  165. 

Guattani  Monumenti  ined.  antichi  1805  T.  XXIII  2;  Pistolesilll 
Tav.  IL  3;  Gerhard-Platner  S.  37  Nr.  174. 


GALLERIA  LAP1DARIA  141.  142.  143.   144.  273 

Auf  einer  Aschenurne  ohne  Ornament  nicht  zugehörig, 
weil  zu  klein: 


141.  Deckel  einer  Aschenurne. 

H.  0,08  m.,  Br.  0,22  m.,  T.  0,23  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Im  Giebel  Fruchtvase  zwischen  zwei  Vögeln.  Als  Akro- 
terien  Palmetten.     Das  Dach  geschuppt. 

142.  Männlicher  Torso    (Taf.  30). 

H.  1,00  m.     Grofskrystallinischer  weifser  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf,  1.  Schulterblatt,  beide  Arme  bis  auf  die  Ansätze, 
Unterteil  des  Bauches,  Gesäfs,  beide  Beine.  Auf  der  Bruchfläche  des  Halses 
ist  mit  schwarzer  Farbe  aufgeschrieben:  703. 

Aufrechte  Haltung;  die  Figur  hatte  1.  Standbein;  beide 
Oberarme  gingen  abwärts;  1.  Schulter  etwas  geneigt;  Kopf 
war  nach  der  r.  Schulter    und   etwas  nach  oben  gewendet. 

Kopf  und  Arme  waren  besonders  gearbeitet:  im  Hals, 
stumpf  oben  grofses  Dübelloch,  kleines  r.  an  dem  nur  an- 
gelegten Haaransatz  im  Nacken.  Grofses  Dübelloch  im  r. 
Armstumpf;  zwei  weitere  im  Körper  unter  beiden  Arm- 
stümpfen, 1.  mit  Eisenrest.  Den  Unterkörper  wird  Gewand 
umhüllt  haben,  und  er  wird  besonders  gearbeitet  gewesen 
sein.  Kraftvolle  Formen  reifen  Alters.  Asklepios?  Gute 
Ausführung. 

Gerhard-Platner  S.  36  Nr.  145. 

Abteilung  XXXIII. 
143.  Grabcippus  eines  Cn.  Cornelius  Musaeus. 

CIL  VI  8468. 

144.    Puteus,   nach  der  Inschrift 

von  einem  C.  Caecilius  Onesimus  der  Ceres 

und  den  Nymphen  geweiht. 

Stammt  aus  dem  Jahre  197  n.  Chr.  Gefunden  in  Ostia 
bei  den  Ausgrabungen  von  1802/3. 

Gerhard-Platner  S.  34  Nr.  89;  CIL  XIV  2. 
Vatican.  Katalog  I.  18 


274  GALLERIA  LA  PID  A  RIA  144  a. 

144a.    Gruppe  des  stiertötenden  Mithras 

(Taf.  30). 

H.  1,09  m.,  Br.  1,17  m.     Pavonaizetto. 

Ergänzt  Nase,  Teil  der  Haare  über  dem  r.  Auge,  grofses  Stück  des 
Mantels  oben. 

Mithras,  bekleidet  mit  Ärmelgewand,  doppelt  gegürtetem 
Chiton,  wehendem,  auf  der  r.  Schulter  gespangten  Mantel, 
Hosen,  Schuhen,  die  phrygische  Mütze  auf  wallendem  Locken- 
haar (Augensterne  und  Pupillen  angegeben),  kniet  nach  r. 
mit  dem  1.  Bein  auf  dem  Rücken  des  zusammenbrechenden 
Stieres,  den  r.  Fufs  weit  zurücksetzend;  mit  der  L.  packt  er 
die  Schnauze  des  Tieres  von  oben,  mit  der  R.  stöfst  er  ihm 
ein  Dolchmesser  in  den  Hals;  auf  dem  wehenden  Teil  des 
Mantels  Mondsichel  und  drei  Sterne.  Der  Schwanz  des  Stieres 
geht  in  Ähren  aus  (von  einem  Raben,  den  Cumont  a.  unten 
a.  O.  nach  Vergleich  mit  147c  hier  voraussetzt,  ist  keine 
Spur  vorhanden);  in  seine  Hoden  beifst  ein  Skorpion;  nach 
dem  von  der  Wunde  herabströmenden  Blut  kriecht  von  1. 
eine  Schlange,  springt  von  r.  ein  Hund  empor.  Unten  Fels- 
boden: In  der  unteren  Hälfte  als  Relief  gearbeitet,  unten 
halbrund  abschliefsend;  oben  frei.  Hinten  nicht  ausgeführt. 
Arbeit  des  2.  Jahrh.  n.  Chr. 

Gefunden  zusammen  mit  den  beiden  Inschriften,  die 
darüber  und  darunter  eingemauert  sind,  in  Ostia  bei  den 
1802/3  auf  Befehl  PiusVII.  unternommenen  Ausgrabungen.  Die 
Gruppe  wird  in  einer  runden  Vertiefung  der  Wand,  ähnlich 
wie  jetzt,  angebracht  gewesen  sein;  ebenso  mufs  die  obere 
der.  beiden  Inschriften,  d.  h.  die  bogenförmige  denselben 
Platz,  wie  heute,  eingenommen  haben  (die  untere  bezieht 
sich  auf  den  ganzen  Bau,  in  dem  das  Bildwerk  angebracht 
war);  nach  ihr  hat  ein  A.  Decimius  A.  f.  Pal(atina)  Decimianus 
die  Gruppe  herstellen  lassen;  zwischen  Inschrift  und  Gruppe 
wird  noch  ein  die  letztere  kreisförmig  schliefsender  orna- 
mental verzierter  Rand  gelegen  haben  (1.  sind  Spuren  davon 
vorhanden,  dafs  hier  der  Rand  abgeschlagen  worden  ist). 

Labus  Biblioteca  Italiana  (1816)  III  Taf.  49  Nr.  2;  Zoega  Abhand- 
langen S.  147  Nr.  4b;  Gerhard-Platner  S.  32  Nr.  26;  Lajard  Intro- 
duction    a   l'etude    du    culte    public    et    des  myst.  de  Mithra  PI.  LXXX  1 ; 


GALLERIA  LAPIDARTA  144b.   145.  146.  147.  275 

Visconti  Annali  d.  I.  1864  S.  I48f.,  CIL  XIV  60,  61;  Cumont  Textes  et 
monuments  figures  relat.  aux.  myst.  de  Mithra  II  S.  240  Nr.  82  Fig.  70  u. 
S.  116  Nr.  134. 

144b.  Gruppe  des  stiertötenden  Mithras    (Taf.  30). 

H.  0,84  m.,  L.  1,42  m.,  T.  0,30  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Abgebrochen  Nase  des  Mithras  und  1.  Vorderbein  des  Hundes. 
Ergänzt  Teil  der  Schlange. 

Stimmt  im  Allgemeinen  mit  Nr.  147b  überein;  nur  hat 
Mithras  gedrehte  Locken,  der  Chiton  ist  nur  einmal  gegürtet; 
am  Mantel  Mondsichel  und  sieben  Sterne;  der  Skorpion  fehlt; 
auf  den  Ähren  am  Schwanz  des  Stieres  ein  nach  r.  sitzender 
Rabe.  Ganz  als  Gruppe  gearbeitet;  unten  gerade.  Auf  der 
Vorderkante  die  Inschrift,  nach  der  die  Gruppe  die  Weihung 
eines  L.  Sextius  Karus  und  eines  Priesters  G.  Valerius  Heracles 
war.  Arbeit  des  2. — 3.  Jahrh.  n.  Chr.  Gefunden  1797  durch 
Fagan  in  Ostia  am  Eingang  der  Grotte  eines  Mithräums. 

Labus  Bibliotheca  Italiana  (1816)  III  S.  54  Taf.  III;  Zoega  Ab- 
handlungen  S.  1461".  No.  2  Taf.  V  15;  Gerhard-PIatner  S.  32  Nr.  25; 
Lajard  Introduction  ä  l'etude  du  culte  public  et  des  myst.  de  Mithra  PI. 
LXXX  2;  Visconti  Annali  d.i.  1864  S.i48f.;  CIL  XIV  64;  Cumont 
Textes  et  monum.  figures  relat.  aux  myst.  de  Mithra  II  S.  237  f.  Nr.  79 
Fig.  67  u.  S.  117  Nr.  138. 

145.    Grabara  einer  Livia  Servanda. 

Auf  der  Oberfläche  der  abgeplatteten  Aetomwölbung 
ist  eine  runde  Eintiefung  mit  erhaben  gearbeitetem  Schalen- 
rand samt  Henkeln;  in  der  Mitte  ein  Loch;  demnach  zum 
Eingiefsen  der  Spenden  bestimmt. 

CIL  VI  21433;  Mau  Rom.  Mitteil.  1888  S.  139. 

146.    Grabara  eines  M.  Iunius  Victor. 

CIL  VI  14600. 

147.    Cinerar-Ara  der  Messerschmiede 

L.  Cornelius  Atimetus  und  L.  Cornelius  Epaphra 

(Taf.  30). 

H.  1,33  m.,  Br.  1,00m,  T.  0,90  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ecken,  Kanten  und  teilweise  die  Figuren  bestofsen. 

18* 


276  GALLERIA  LAP1DARIA  147. 

Vorne  die  Inschrift  zwischen  zwei  korinthischen  Pilastern 
mit  Architrav.  L.  Nebenseite:  In  der  Mitte  kleines  auf- 
gesetztes Hochrelief  mit  Darstellung  einer  Schmiedewerkstatt; 
über  der  0,03  m.  weit  vortretenden  Bodenleiste  sitzt  auf  einem 
Holzschemel,  auf  den  eine  dünne  Unterlage  gelegt  ist,  ein 
unbärtiger  Mann  mit  gegürteter  Exomis  nach  r.,  den  Kopf 
mit  einer  Lederkappe  bedeckt  (Gesicht  sehr  bestofsen);  nur 
sein  r.  Bein  ist  sichtbar,  das  1.  verdeckt  durch  einen  aufrecht 
stehenden  cubischen  Klotz,  den  der  Mann  augenscheinlich 
zwischen  die  Beine  genommen  hat  und  der  ihm  bis  zum 
Gürtel  reicht.  Er  hält  mit  beiden  Händen  einen  fast  ganz 
zerstörten  Gegenstand  mit  verbreitertem,  abgerundetem  Hand- 
griff einer  Längsstange  und  kürzeren  Querstange;  diese  ruht 
mit  dem  einen  Ende  auf  dem  in  der  Mitte  stehenden  Ambos 
(oben  die  Ecken  abgestofsen).  R.  davon  steht  ein  zweiter 
Unbärtiger  mit  gegürteter  Exomis  nach  1.  mit  gebeugten 
Knieen  (Kopf  sehr  verstofsen ;  1.  Unterarm  fehlt  ganz,  1.  Unter- 
schenkel fast  ganz)  und  erhebt  mit  der  R.  einen  Hammer, 
um  auf  das  auf  dem  Ambos  liegende  Eisen  zu  schlagen. 
Im  Hintergrunde  der  Feuerherd;  über  der  L.  des  Sitzenden 
die  Öffnung,  in  der  Flammen  plastisch  angegeben  sind;  1. 
von  seinem  Rücken  der  Blasebalg.  Oben  eine  Querstange 
mit  acht  Nägeln,  an  deren  ersten  vier  von  1.  nach  r.  ein  breites 
Opfermesser,  ein  dreieckiges  Eisen  mit  Schneide  unten,  eine 
Zange,  ein  sichelartiges  Winzermesser  hängen;  am  letzten  r. 
ein  langes  schmales  Messer.  An  der  entsprechenden  Stelle 
der  r.  Nebenseite  ein  in  der  Gröfse  gleiches  Hochrelief  mit 
Darstellung  eines  Messerladens:  auf  der  Bodenleiste  steht  1.  ein 
Unbärtiger  in  Tunica,  Toga  und  Schuhen  (Kopf  bestofsen)  von 
vorn  sichtbar,  mit  der  herabhängenden  R.  die  Toga  fassend, 
die  L.  mit  einem  fast  ganz  zerstörten  länglichen  Gegenstand 
nach  r.  vorstreckend,  wohin  auch  das  Gesicht  sich  wendet.  Auf 
der  r.  Seite  steht  ein  Unbärtiger  in  ungegürteter  Tunica  und 
Schuhen  von  vorn  sichtbar,  den  Kopf  (Gesicht  bestofsen)  leicht 
nach  1.  wendend,  die  L.  mit  einem  faltigen  Gegenstand  (wohl 
ein  Tuch  zum  Abreiben)  am  Körper  anliegend,  die  R.  mit 
einem  sehr  bestofsenen,  gebogenen  Messer  und  erhobenen 
Zeigefinger  nach  1.  ausstreckend.  Zwischen  beiden  der  Laden- 
tisch mit  grofser  Schublade.     Im  Hintergrund  ein  Gestell  mit 


GALLERIA  LAPIDAR] A  147  a.  277 

zwei  schmalen  vortretenden  Seitenflügeln;  zwischen  diesen 
über  einander  drei  Querleisten,  deren  mittlerer  auf  den  Seiten- 
flügeln eine  schmale  Leiste  entspricht.  An  der  obersten 
Querleiste  (z.  T.  zerstört)  und  r.  und  1.  davon  an  den  Flügeln 
hängen  an  Nägeln  zwei  Sicheln,  vier  sichelartige  Instrumente 
und  vier  Gartenmesser;  an  der  zweiten  Leiste  neun  dolch- 
artige Messer;  r.  und  1.  davon  an  den  Flügeln  je  ein  drei- 
eckiges Eisen;  unter  der  dritten  Leiste  vier  Bestecke  mit 
je  fünf  langen  spitzen  Eisen  und,  wie  es  scheint,  je  einem 
jener  dreieckigen  (nur  der  oberste  Teil  sichtbar;  oben  ein 
Ring  daran);  die  Futterale  haben  vorne  zwei  Ausbuchtungen, 
dazwischen  einen  Ring.  Der  Mann  mit  Toga  ist  der  Käufer, 
der  ohne  Toga  der  Verkäufer.  An  der  Rückseite  in  Re- 
lief 1.  Kanne,  r.  Schale.  Auf  der  Oberfläche  in  der  Mitte 
rundliche  flache  Vertiefung.     Arbeit  des  i.  Jahrh.  n.  Chr. 

Aus  Villa  Montalto-Negroni-Massimo  Anfang  des  19.  Jahr- 
hunderts von  Jenkins  erworben  und  von  diesem  unter  Pius  VII. 
an  den  Vatican  verkauft. 

Visconti  Monumenti  del  Sig.  Jenkins  S.  46  Nr.  22;  Massimo  No- 
tizie  istoriche  della  Villa  Massimo  S.  187  No.  Uli;  N i b b y  III  Taf.  XXXI V ; 
Pistolesi  III  Taf.  LI;  Gerhard-Platner  S.  34  Nr.  86;  CIL  VI  16166; 
O.  Jahn  Ber.  d.  sächs.  Gesellsch.  d.  VViss.  1861  S.  328fr.  Taf.  IX  9,  9a; 
Guhl  u.  Koner  Leben  d.  Griech.  u.  Römer  S.  778 f.  Fig.  977;  Schreiber 
Kulturhistorischer  Bilderatlas  I  Taf.  LXXI  3. 

147a.   Gesimsfragment  (r.  Eckstück). 

H.  0,81  ra.f  Br.  0,95  m.,  T.  oben  0,83  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Unten  wenig,  oben  stark  bestofsen. 

Unten  lesbisches  Blattkyma;  darüber  Zahnschnitt  mit 
Brücken  dann  Perlenschnur,  Eierstab;  Consolen  mit  Akanthus 
vorne,  Palmetten  seitlich;  zwischen  den  Consolen  Cassetten, 
umrahmt  von  lesbischem  Blattkyma  und  gefüllt  mit  je  einer 
Rosette.  Auf  der  Oberfläche  verschiedene  Vertiefungen  mit 
Gufscanal.  Stammt  von  dem  Tempel  in  Ostia  (auf  dem 
Zahnschnitt:  OST  EFFOS),  den  man  früher  dem  Juppiter, 
neuerdings  dem  Vulcan  zugeschrieben,  auch  für  das  Capi- 
tolium  von  Ostia  erklärt  hat  ('Fisch  Wanderung  nach  den 
Trümmern  von  Ostia  S.  10).     Vgl.  Nr.  140b  und  165. 

Guattani  Monumenti  ined.  antichi  1805  Taf.  XXIII  1;  Nibby  III 
Taf.  XLIII;  Pistolesi  III  Tav.  LH;  Gerhard-Platner  S.  34  Nr.  86. 


278  GALLERIA  LAPIDARIA  148.  149.  149a. 

Abteilung  XXXIV. 
148.  Dreifache  Brunnenmündung. 

H.  0,40  m.,  Br.  0,79  id.,  T.  0,36  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  zerstört. 

Zwischen  vier  auf  den  Beschauer  geradezu  gerichteten, 
seitwärts  und  vorn  mit  senkrechten  Streifen  verzierten  Wänden 
(nur  1.  erhalten),  von  denen  die  zwei  mittleren  weiter  vor- 
traten als  die  äufseren  (auf  der  r.  äufseren  ist  mit  schwarzer 
Farbe  691  aufgemalt),  unten  in  der  Mitte  ein  Löwe  (Tatzen 
und  Schnauze  abgebrochen),  1.  ein  Panther  (Unterkiefer  und  r. 
Tatze  abgebrochen),  r.  ein  Tier,  von  dem  nur  Brust  und 
eine  Tatze  erhalten  sind  (danach  wahrscheinlich  auch  ein 
Panther).  Die  Leitung  ging  durch  die  Rücken  und  Mäuler 
der  Tiere.     Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  36  Nr.  144. 

149.   Composit-Capitäl. 

H.  0,39  m.,  Br.  oben  0,42  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  stark  zerstö  rt.  Vorne  ist  mit  schwarzer  Farbe  aufgeschrieben:  386. 

Unten  doppelter  Akanthuskelch;  darüber  ein  vollständiges 
ionisches  Capital;  zwischen  den  Voluten  Blüten.  Auf  der 
Oberfläche    Gufscanal.     Vgl.  hierselbst  Nr.  140. 

An  dem  Rumpf  über  dem  Akanthuskelch  ist  mit 
schwarzer  Farbe  386  aufgemalt. 

149a.  Flaches  rundes  Gefäfs  aus  Pavonazzetto 

(AM   RANDE   OST-EFFOS-;   ALSO  IN  OSTIA   GEFUNDEN). 

Darüber  ein  zwar  mehrfach  ergänzter,  aber  wahrschein- 
lich moderner  Deckel  von  sehr  feiner  Arbeit,  die  wohl  nur 
von  einem  guten  Künstler  vom  Ende  des  Quattrocento 
stammen  könnte  (Durchm.  0,44  m.  Feinkorn,  gelbl.  Marmor);  Or- 
namentrand (Schleifenmäander  mit  zierlicher  Füllung)  um 
Agis  mit  Medusenmaske;  in  dieser  ist  der  archaische  Typus 
nachgeahmt;  Kranz  von  kleinen  Schlangen  ringsum;  seitlich 
wachsen  die  Schlangen  unmittelbar  aus  den  Wangen  heraus; 
unter  dem  Kinn  ein  Schlangenknoten. 


GALLEBIA  LAPIDARIA  150.  151.  151a.  152.  279 

150.  Sarkophag    (Taf.  26). 

H.  0,39  m.,  L.  1,46  m.,  T.  0,50  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Die  Ränder  besonders  oben  bestofsen;  1.  obere  Ecke  fehlt;  in  der 
1.  Hälfte  vorne  ein  schräger  Sprung.  In  der  Mitte  des  oberen  Randes  vorn 
ist  mit  roter  Farbe  aufgemalt:  169  (vgl.  Nr.  162  am  Schlufs). 

Vorderseite  mit  Hochrelief:  an  beiden  Enden  je  ein 
der  Mitte  zugekehrtes  Knäbchen,  ein  Pedum  schulternd,  in 
der  Mitte  ein  nach  r.  tanzender,  umschauender  Erot  mit 
satyresk  gesträubtem  Haar,  in  der  herabhängenden  R.  einen 
Panther  am  Schwanz  emporhaltend;  alle  drei  tragen  zwei 
bogenförmig  herabhängende  Fruchtguirlanden  mit  wehenden 
Bändern;  über  den  Guirlanden  jederseits  zwei  der  Mitte  zu- 
gewendete Maskenpaare:  1.  unbärtiger  und  bärtiger  Satyr 
(oder  Pan?),  r.  Mänade  mit  Kopftuch  und  Silen  (Augensterne 
eingegraben).  Nebenseiten  mit  Flachrelief:  1.  liegende  Sau 
unter  Bäumen;  r.  stehender  Eber;  Klammerlöcher  zur  Be- 
festigung des  Deckels.     Vgl.  hierselbst  Nr.  116. 

Ehemals  im  dritten  Zimmer  des  Appartamento  Borgia. 

Gerhard-Platner  S.  9. 

151.  Korinthisierendes  Capital. 

H.  0,40  m.,  Br.  oben  ca.  0,33  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Besonders  oben  sehr  zerstört. 

Aus  dem  Kranz  von  Akanthus  steigen  zwischen  den 
Voluten  Palmetten  auf. 

151a.  Rundes,  kesseiförmiges  Asch  enge fäfs  eines 

Prastinas  Fronto. 


152.  Votivstele  des  Juppiter  Heliopolitanus. 

(Taf.  30). 

H.  1,26  m.,  Br.  unten  0,27  m.,  T.  unten  0,2 1  m.     Grofskrystallinischer 

bläulicher  Marmor. 

Schlanker  viereckiger  Pfeiler,  an  dessen  Vorderseite  ein- 
fach umrahmt  die  Inschrift  steht,  nach  der  die  Stele  von  einem 
aus  Heliopolis  stammenden  Soldaten  unter  der  Regierung 
Gordian  III.,  also  ca.  240  n.  Chr.,  dem  Juppiter  Heliopolitanus 


280  GALLEEIA  LAPIDARIA  153.  154. 

errichtet  wurde.  Darunter  ist  ein  rundes  0,07  m  tiefes  Loch 
eingebohrt.  Darüber  Kyma  mit  Deckplatte,  die  folgendem 
Aufbau  zur  Basis  dient:  in  der  Mitte  viereckiger  Pfeiler,  in 
dessen  Vorderseite  eine  flache  Nische  vertieft  ist;  darin  eine 
weibliche  Figur  mit  den  Attributen  der  Fortuna  (r.  Standbein) 
in  Chiton,  den  Mantel  um  1.  Schulter,  1.  Arm  und  die  Hüften 
geschlungen,  das  Füllhorn  im  gebeugten  1.  Arm;  mit  der 
gesenkten  R.  hält  sie  das  auf  einer  Kugel  ruhende  Steuer- 
ruder; auf  dem  Kopf  der  Modius;  r.  und  1.  an  dem  Pfeiler 
je  ein  vorschreitender  Löwe,  rund  ausgearbeitet.  Über  beiden 
verringert  sich  das  Volumen  des  Pfeilers;  über  der  Mitte  der 
so  auf  beiden  Seiten  und  hinten  entstehenden  Stufe  je  ein 
Zapfenloch  (hinten  und  1.  mit  Metallrest;  in  den  Stufen  davor 
eine  Bahn  eingehöhlt.  Auf  der  Oberfläche  eine  verschmierte 
runde  Vertiefung.  Die  weibliche  Gestalt  wird  die  syrische 
Göttin  Atargatis  darstellen  sollen. 

Jedenfalls  lassen  die  genannten  Löcher  einen  metallenen 
Aufsatz  der  Stele  voraussetzen,  etwa  ein  Bild  des  Juppiter, 
vielleicht  aber  auch  (nach  Petersen)  ein  Kasten  mit  Schlitz 
zum  Geldeinwurf  im  Deckel,  ein  thesaurus,  sodafs  das  ganze 
Monument  als  Opferstock  gedient  hätte  (vgl.  Gräven  Jahr- 
buch d.  I.  1901  S.  i64f.).  Auf  der  r.  Nebenseite  ist  mit 
schwarzer  Farbe  1077  aufgemalt. 

Gefunden  1803,  »allo  sbocco  dell'acque  alseatine  in 
Trastevere  presso  la  chiesa  di  S.  Cosimato«. 

Cardinali  Memorie  romane  di  antichitä  e  di  belle  arti  III  S.  3 5 ff.; 
Melchiorri  ebenda  S.  117 ff.;  Kellermann  Vigilum  romanorum  latercula 
duo  S.  72  Nr.  284;  Nibbylll  Taf.  Ic;  Gerhard-P4latner  S.  36  Nr.  140; 
CIL  VI  423;  Drexler  bei  Röscher  Mytholog.  Lexikon  I  Sp.  1991  Z.  47 ff. 

Abteilung   XXXV. 

153.  Basis  oder  Ära  des  Silvanus. 

Stammt  von  der  Via  Labicana. 
CIL  vi  698. 

Auf  einem  unbedeutenden  Pilastercapitäl: 

154.  Cippus  mit  Inschrift,  die  sich  auf  das  Häuschen 
des  Custoden  der  Marc  Aurel-Säule  bezieht. 

Gefunden  1777  ca.  60  m.  westlich  von  der  Säule. 


GALLERIA  LAPIDARIA  154a.  b.  155.  156.  156a.  157.  28l 

Fea  Rovine  di  Roma  bei  Winckelmann  Storia  dell'  arte  III  S.  349 ff.; 
Oerhard-Platner  S  34  Nr.  88;  CIL  VI  1585;  Kiepert-Hülsen  F.  V.  R. 
S.  22;  Petersen-Domaszewski-Calderini  Marcus-Säule  S.  1  f . 


154a.  Grabara  eines  Iulius  Marcus  decurio. 

H.  0,72  m.,  Br.  0,22  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Oben  unvollständig. 

Im  Aetom   undeutliche  Reste  eines  Reliefs.     Arbeit  des 
3.  Jahrh.  n.  Chr. 

154b.  Grabara  eines  Irenaeus. 

H.  0,62  ra.,  Br.  0,265  m.     Grofskörniger  bläulicher  Marmor. 
Unten  r.  bestofsen. 

Oben   zwischen  Palmetten  die  Büste  des  Verstorbenen. 
Arbeit  des  i.  Jahrh.  n.  Chr. 
CIL  VI  19698. 

155.  Grabara  eines  Caesennius  Iustus. 
CIL  vi  13941- 

156.  Ehrenbasis   eines  Q.  Hortensius  Faustinus 

advocatus  fisci  praef.  fabr. 
Stammt  aus  Tivoli. 

CIL  XIV  3643. 

156a.  Altar  des  Hercules  invictus  gesetzt  von 
einem  Hermeros  Aug.  lib.  tabularius  thensauror[um  (sie). 

Gefunden  1775  auf  dem  Gut  Salona  vor  Porta  maggiore. 
CIL  VI  325. 

Abteilung   XXXVI. 

157.  Grabara   eines   C.  Vibius   Maximus 

Egrilianus. 

Im  Aetom   zwischen  den  Voluten  ein  Kranz.     Stammt 
vielleicht  aus  Ostia.    Arbeit  des  i. — 2.  Jahrh.  n.  Chr. 

CIL  VI  1538. 


282  GALLERIA  LAPIDARIA  158.  159. 

Abteilung   XXXVII. 
158.  Cinerar-Ara  einer  Sempronia  Glycaera. 

H.  1,15  m.,  Br.  0,49  m.,  T.  0,27  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Die  Ecken  bestofsen. 

Oben  vorne  r."  und  1.  je  ein  Adler;  in  dem  Aetom 
dazwischen  eine  Muschel,  umgeben  von  Perlenschnur;  darin 
Brustbild  der  Verstorbenen  in  Tunica  (Augensterne  vertieft; 
Frisur  der  flavischen  Epoche).  Auf  der  Oberfläche  als 
Aschenbehälter  eine  grofse  viereckige  Vertiefung  (0,25  m.) 
mit  Falz  oben.     Arbeit  des  1.  Jahrh.  n.  Chr. 

Nach  der  Inschrift  auf  dem  Rand  vorne  oben  r.  »C  C 
1827«  in  diesem  Jahr  vom  Cardinale  Camerlengo  erworben. 

CIL  VI  7388. 

159.  Sarkophag  eines  M.  Sulpicius  Pylades 

(Taf.  29). 

H.  0,50  m.,  L.  2, 10  m.,  T.  0,62  m.     Grofsköraiger  hellgrauer  Marmor. 

Ränder  und  Figuren  bestofsen;  1.  war  ein  grofses  Stück  ausge- 
brochen (Bruch  r.  vom  1.  Genius). 

Vorne  in  der  Mitte  rechteckiges  vertieftes  Feld  mit 
Hochrelief:  Victoria  im  Typus  der  Venus  von  Capua,  aber  mit 
entblöfstem  1.  Bein,  schreibt  (r.  Unterarm  fehlt)  auf  einem 
umränderten  Schild,  den  sie  mit  der  L.  hält  und  der  auf  einem 
oben  profilierten  viereckigen  Pfeiler  ruht;  auf  dem  Schild 
die  Inschrift;  am  Boden  1.  ein  Helm,  r.  zwei  Schilde  gegen 
den  Pfeiler  gelehnt.  R.  und  1.  davon  zwei  einfach  profilierte 
rechteckige  Felder,  gefüllt  mit  gewellter  Canellierung.  An 
den  Ecken  je  ein  rechteckiges  vertieftes  Feld  mit  je  einer 
stehenden  Knabenfigur  in  Hochrelief:  Standbein  an  der 
Aufsenseite;  Kopf  der  Mitte  zugewendet;  Chlamys  auf  der 
r.  Schulter  geknüpft;  die  innere  Hand  mit  Kränzchen  gesenkt; 
mit  der  äufseren  eine  lange  Fackel  haltend  (fast  ganz  zerstört; 
neben  den  Köpfen  haben  sich  Reste  der  Flammen  erhalten); 
also  Genien  des  Todes.  Auf  den  Nebenseiten  je  ein 
runder  Schild  mit  gekreuzten  Speeren  in  Flachrelief;  1. 
in  der  oberen  Ecke  eine  Klammerspur;  unten  in  der  Mitte 
Abflufsloch.     Arbeit  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.     Vgl.  über  diese 


GALLERIA  LAPIDARIA  159a.  b.  IÖO.  IÖOa.  283 

Art  Sarkophage  Altmann  Architektur  u.  Ornamentik  d.  ant. 
Sark.  S.  50. 

Gerhard-Platner  S.  34  Nr.  93;  CIL  VI  26975. 

Darunter:  159a.  b.  Zwei  Löwenköpfe  mit  Ringen 
im  Maul  und  anstofsender  gewellter  Canellierung;  Fragmente 
eines  grofsen  Sarkophages  (Taf.  29). 

160.  Altar  des  Sol  Invictus  Mithras. 

Travertin. 

Auf  der  Oberfläche  in  eingetieftem  Viereck  eine  Schale 
ausgemeisselt;  an  den  Ecken  je  ein  Zapfenloch. 

CIL  VI  745;  Cumont  Textes  et  monumcnts  fig.  de  Mithra  II  S.  103 
Nr.  53. 

160a.  Fragment  vom  Sarkophagdeckel  eines 
M.  Ulpius  Romanus    (Taf.  29). 

H.  0,35  m.,  L.  1,33  m.     Grofskrystallinischer  bellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  1.  Rand  der  Inschrift  und  Flicken  1.  im  Relief.  L.  zwei  hori- 
zontale und  senkrechte  Brüche. 

L.  die  Inschrift  in  einfach  profilierter  Umrahmung;  1.  davon 
unten  die  Füfse  und  Gewandsaum  einer  stehenden  weiblichen 
Figur;  r.  grofses  rechteckiges  Hochrelief:  1.  auf  einem  felsigen 
Unterbau  ein  Kessel,  in  den  ein  r.  stehender  Knabe  mit 
gegürteter  Tunica  den  Inhalt  einer  Amphora  ausgiefst;  vor  ihm 
kniet  ein  ebenso  bekleideter  Knabe,  der  ein  Scheit  Holz  mit 
der  L.,  augenscheinlich  zum  Feuern,  in  den  Unterbau  schiebt; 
r.  davon  tritt  ein  ebenso  bekleideter  Knabe  mit  Stiefeln  nach 
r.,  in  der  gesenkten  L.  eine  Kanne,  mit  der  R.  einen  Becher 
erhebend,  den  er  der  ersten  der  übrigen  vier  Personen  reicht, 
die  um  ein  bogenförmiges  Polster  lagern:  der  erste  von  1. 
mit  gegürteter  Tunica  und  Stiefeln,  Bart  auf  der  Wange, 
lagert  nach  1.  mit  gekreuzten  Beinen,  gestützt  auf  den  1. 
Ellenbogen,  die  R.  nach  dem  dargebotenen  Becher  erhebend; 
von  dem  zweiten  (nach  1.  lagernden;  gegürtet;  mit  demselben 
Bart)  sieht  man  nur  den  Oberkörper;  er  leert  seinen  Becher; 
ebensoviel  von  dem  dritten  sichtbar  (gegürtet;  bartlos),  der 
nach  r.  lagert,  mit  der  R.  deutend  auf  den  innerhalb  des 
Bogens  auf  einer  Schüssel  dargestellten   Braten  (Vogel?)  — 


284  GALLERIA  LAPIDARIA  l6ob.  C.  d. 

I.  davon  zwei  runde  Brote,  r.  eins  — ;  die  L.  mit  einem 
Kranz  dem  vierten,  dem  er  auch  das  Gesicht  zuwendet,  auf 
die  1.  Schulter  legend ;  r.  der  vierte,  bartlos,  mit  ungegürteter 
Tunica  und  Stiefeln,  nach  r.  mit  gekreuzten  Beinen  lagernd, 
gestützt  auf  die  R.,  die  L.  mit  einem  Becher  erhebend  und 
den  Kopf  nach  dem  dritten  umwendend.  Hinter  dem  ersten 
und  r.  von  dem  vierten  je  ein  Baum,  zwischen  denen  ein 
Vorhang  gespannt  ist.     Arbeit  des  3.  Jahrh.  n.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  32  Nr.  27;  CIL  VI  1637. 

160b.  Gebälk   mit  lesbischem  Kyma   und  Teil   einer 
Inschrift  auf  dem  glatten  Fries    (Taf.  29). 

Die  zweizeilige  Inschrift  —  Beginn  zweier  Hexameter 
—  ist  christlich  und  stammt  aus  dem  4.  Jahrh.  etwa;  sie  be- 
richtet von  der  Bautätigkeit  eines  Maximus  in  einem  einst 
als  Thermen  dienenden  Gebäude.  De  Rossi  (Bull.  arch. 
Christ.  1867  S.  55 f.)  hat  vermutet,  dafs  dieser  M.  ein  Priester 
gewesen    sei,    der    in    eben  jener    Zeit   Umbauten    in    den 

Thermen  des  Novatus  vorgenommen  hat. 
CIL  vi  29769. 

160c.  Linke  Seite  einer  Ära  vom  Jahre  161  n.  Chr. 

mit  Kanne  in  Relief. 

Gefunden  1774  beim  Bogen  des  Septimius  Severus. 
CIL  VI   1119b. 

iöod.  Weihinschrift  gesetzt  am   16.  Nov.  341   unter 
dem  Consulat  des  Marcellinus  und  Probinus. 

In  der  Mitte  eine  Kanne  in  Relief. 

Die  Inschrift  stammt  von  der  Nebenseite  einer  Ehren- 
basis des  M.  Caesolius  Saturninus;  die  Vorderseite  ist  in  der 
untersten  Reihe  der  gleichen  Wand  eingemauert  (Bonae  ori- 
ginis  suboli  et  sinceritate  praecipua  praedito  etc.;  in  der- 
selben Reihe  weiter  rechts  eine  Inschrift  gleichen  Wortlauts, 
in  der  M.  Cluvius  Martinus,  der  Bruder  des  Saturninus  ge- 
feiert wird).     Stammt  aus  Otricoli. 

CIL  XI  4097. 


G ALLEKI A  L APIDAKI A  IÖI.IÖ2.  .285 

Abteilung  XXXVIII. 

161.  Grabara  einer  Futia  Cypare  und  einer 

Munatia  Procula. 

H.  0,81  m.,  Br.  0,51  m.,  T.  0,30  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Vorne  über  der  umrahmten  Inschrift  im  Aetom  zwei 
Greife  zu  den  Seiten  eines  Thymiaterions,  ihm  zugewandt 
sitzend;  in  den  Voluten  stillose  Masken.  Im  vorderen  Teil 
der  Volute  1.  drei,  r.  zwei  Löcher,  wohl  zur  Befestigung 
eines  Zierrats.     Arbeit  des  I. — 2.  Jahrh.  n.  Chr. 

Über  die  Familie  der  Munatia  Procula  vgl.  Braccio  nuovo 

S.  2. 

CiL  vi  18829. 

162.  Sarkophag  (Taf.  29). 

H.   1,02  m.,  L.  2,06  m.,  T.  0,76  m.    Grofskrystallinischer  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Seitenwände  und  Rückwand  des  Deckels,  oberer  Teil  der 
Inschrifttafel,  rechteckiges  Stück  im  oberen  Rand  des  Sarkophags  r. 

Der  Sarkophag  hat  Wannenform;  oben  und  unten  um- 
laufender Rand  mitKyma  undPlatte;  vorne  gewellte  Canelluren, 
die  in  der  Mitte  zusammenstofsen ;  r.  und  1.  auf  rechteckigen 
Postamenten  mit  starker  Einschnürung  je  eine  Nabelbüste 
fast  ganz  frei  ausgearbeitet;  beidemal  die  gleiche  Persönlich- 
keit, 1.  unbärtig,  r.  bärtig;  beide  Gesichter  nach  der  Mitte 
gewendet  (stark  verwaschen);  beidemal  der  r.  Arm  quer  vor 
dem  Leib  liegend,  die  Hand  mit  ausgestrecktem  Mittel-  und 
Zeigefinger  eine  von  der  an  der  Hüfte  anliegenden  L.  ge- 
haltene Rolle  berührend;  Kleidung  bei  dem  1.  Tunica  mit 
langen,  enganliegenden  Ärmeln  und  Chlamys  oder  Sagum, 
auf  der  r.  Schulter  geknüpft;  bei  dem  r.  Tunica  mit  weiten 
Ärmeln  und  Toga  mit  Contabulatio.  Der  Zipfel  der  sonst 
über  die  r.  Schulter  gezogen  und  mitten  auf  der  Brust  unter 
das  von  der  r.  Hüfte  zur  1.  Schulter  laufende  Stück  gesteckt 
wurde,  hängt  hier  frei  über  den  r.  Oberarm  herab;  er  ist 
schleifenartig  gebildet  (ein  Hauptwert  des  Sarkophages  beruht 
darauf,  dafs  er  uns  so  über  die  Gestalt  dieses  Zipfels  Aus- 
kunft giebt);  über  diese  späte  Tracht  der  Toga  s.  Heuzey 
Revue  de  l'art  anc.  et  mod.  I  S.  298  Fig.  3.  4  und  Wilpert 
L'arte  I  S.  11  ff.  des  Separatabzugs;  weitere  Studien  sind  zu 


286  GALLERIA  LAPIDARIA  IÖ2. 

erwarten  von  dem  Director  des  Museo  profano  der  vati- 
canischen  Bibliothek,  Baron  Kanzler,  von  dem  auch  die 
Erklärung  des  genannten  Zipfels  stammt.  Auf  den  Neben- 
seiten kreuzen  sich  in  eingeritzter  Zeichnung  je  drei  Speere 
und   zwei  Schilde  mit  einfachstem  Ornament. 

Am  Deckel  vorne  in  der  Mitte  die  leere  umrahmte  In- 
schrifttafel gehalten  von  zwei  lebhaft  ausschreitenden  Eroten 
mit  umschauenden  Köpfen  und  flatternden  Chlamyden  in 
mittlerem  Relief;  r.  davon  zwei  den  Rücken  einander  zu- 
kehrende, knieende  Eroten  mit  Exomis,  der  1.  mit  einer  auf- 
rechten, der  r.  mit  einer  liegenden  Garbe  Getreide  beschäftigt; 
zwischen  beiden  ein  dritter  stehend,  eine  Garbe  schulternd; 
r.  Baum;  1.  von  der  Tafel:  Erot  mit  Pedum  in  der  L.  und 
Gewand  über  dem  1.  Unterarm  nach  r.  ausschreitend;  dann 
Altar  mit  Früchten  belegt  und  zwei  -Eroten  mit  flatternden 
Chlamyden  nach  1.  schreitend  und  umschauend,  der  erste 
mit  Doppelflöte,  der  zweite  mit  Lyra. 

Wie  hier  der  Verstorbene,  so  haben  sich  die  Consuln 
auf  ihren  Diptychen  gelegentlich  in  zwei  verschiedenen 
Trachten  darstellen  lassen,  und  zwar  ebenfalls  in  Chlamys 
und  Toga;  vgl.  W.  Meyer  Zwei  ant.  Elfenbeintafeln  S.  28 f., 
der  annimmt,  die  Chlamys  charakterisiere  den  Dargestellten 
als  Patrizier,  die  Toga  als  Consul,  doch  scheint  es  richtiger, 
hier  militärische  und  bürgerliche  Tracht  im  Gegensatz  zu 
einander  dargestellt  zu  sehen;  man  denke  an  die  Bedeutung 
von  Ausdrücken  wie  »sagum  sumere,  saga  ponere«,  und  an 
die  Worte  der  Lex  vestiaria  des  Theodosius  (Cod.  Theod. 
XIV  10,1):  chlamydis  terrore  deposito,  sollten  die  Senatoren 
im  Privatleben  Colobium  und  Paenula,  bei  officiellen  Gelegen- 
heiten die  Toga  tragen.  Die  Gegenüberstellung  bedeutet 
das  Gleiche,  als  wenn  in  den  Reliefs  des  Sarkophages  Scenen 
aus  der  kriegerischen  und  friedlichen  Carriere  dargestellt 
werden  (z.  B.  Amelung  Führer  Nr.  18).  Man  vergleiche 
übrigens  die  gleiche  Contrastierung  der  Tracht  bei  zwei  ver- 
schiedenen Personen  auf  dem  Grabrelief  hierselbst  Nr.  24  c 
und  dem  dort  erwähnten  Sarkophage  in  Arles. 

Früher  im  Appartamento  Borgia  (in  der  Beschreibung 
Roms  nicht  erwähnt);  die  frühere  Nr.  162  steht  jetzt  an 
Stelle  von  Nr.  169;  diese  an  Stelle  von  Nr.  150. 


GALLERIA  LAPIDARIA  163.  164.  165.  287 

163.  Grabara  eines  Centurionen  (Taf.  30). 

H.  1,25  m.t  Br.  0,63  m.,  T.  0,31  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 
Oben  bestofsen. 

An  den  beiden  vorderen  Ecken  über  der  Plinthe  je  ein 
korinthisierender  Pilaster;  auf  dem  Schaft  vorne  in  Flachrelief 
je  ein  Feldzeichen  (daran  von  unten  nach  oben:  zwei  coronae 
Ring  mit  zwei  verbundenen  Händen  (dahinter  wird,  die 
Hände  kreuzend,  der  Stab  sichtbar;  v.  Domaszewski  nimmt 
hier  mit  Unrecht  eine  zerstörte  imago  an),  zwei  coronae, 
Medaillon  mit  bekleideter  imago,  vexillum,  Adler);  dazwischen 
in  nischenartig  vertieftem  Feld  in  mittlerem  Relief  ein 
Bärtiger  (Augensterne  vertieft)  von  vorn  sichtbar,  aufrecht 
stehend,  bekleidet  mit  kurzer,  mit  tiefem  Bausch  gegürteter 
Tunica,  Pänula  und  Stiefeln,  ein  Schwert  an  der  1.  Hüfte,  in 
der  seitwärts  abgestreckten  L.  einen  Stab  mit  Knopf  (vitis), 
in  der  ebenso  bewegten  R.  eine  Schale,  von  der  eine  Spende 
auf  den  1.  stehenden,  mit  Früchten  belegten  Altar  fliefst; 
Kopf  leicht  nach  der  r.  Schulter  geneigt.  Über  den  Pilastern 
Gesims,  das  auch  auf  die  Nebenseiten  umbiegt;  darüber  r. 
und  1.  jugendliche  Satyrmaske,  im  Aetom  sitzender  Adler  mit 
ausgebreiteten  Flügeln  in  Flachrelief. 

Der  in  Interimsuniform  dargestellte  Verstorbene  ist  an 
der  vitis  als  Centurio  kenntlich;  er  hat  bei  den  Prätorianern 
gestanden,  deren  signa  wir  in  der  Form,  die  sie  durch  Septi- 
mius  Severus  erhalten  hatten,  an  den  Pilastern  sehen. 

Schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  36  Nr.  135:  v.  Domaszewski  Die  Fahnen  im 
römischen  Heere,  Abhandl.  d.  archäol.-epigr.  Seminars  in  Wien  V  S.  58 
Nr»  3  F>g-  57  u.  S.  68. 

164,    Ära  mit  moderner  Copie  einer  antiken  Inschrift. 

CIL  VI  1472. 

Abteilung   XXXIX. 
165.  Wasserspeier. 

H.  0,28  m.,  L.  0,68  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Die  Wasserrinne  geht  in  einen  Löwenkopf  (Augensterne 
vertieft).    Hinten  abgebrochen.     Stammt  wie  Nr.  140b  und 


288  GALLERIA  LAP1DARIA  165  a.  166.  167.  168.  169. 

147  a  von  dem  Tempel  in  Ostia,  den  man  früher  dem  Juppiter, 
neuerdings  dem  Vulcan  zugeschrieben,  auch  für  das  Capi- 
tolium  von  Ostia  erklärt  hat  (Fisch  Wanderung  nach  den 
Trümmern  von  Ostia  S.  10). 

Guattani    Monumenti    inediti    antichi    1805  T.  XXIII  3;  Gerhard- 
Platner  S.  34  Nr.  95. 

165a.    Ehrenbasis  einer  .  .  .   Paterna  .  .  .   Gemahlin 
eines  L.  Turcius  Secundus  Asterius. 

Gefunden  1780  auf  dem  Platz  vor  der  Kirche  S.  Marco.    Vgl.  Nr.  138. 
CIL  VI  1773. 

166.  Grabara  eines  M.  Epidius  Flavianus. 

CIL  VI  17215. 

167.  Grabpfeiler  einer  Iulia  Nice. 

CIL  VI  20578. 

168.   Grabsäule  einer  Philete. 
Oben  im  Centrum  ein  rundes  Loch. 

CIL  VI  24101. 

169.   Sarkophag    (Taf.  29). 

H.  o,So  m.,  L.  2tn  m.f  T.  0,83  m.     Grofskrystallinischer  weifser  Marmor. 

Vorne  in  der  Mitte:  unter  einem  von  zwei  Composit- 
Säulen  getragenen  Gebälk  mit  Giebel  (in  dem  Giebel  Kranz 
mit  Schleife;  als  Akroterien  in  der  Mitte  Palmette,  an  den 
Ecken  je  eine  jugendliche  Maske;  dazwischen  nach  aufsen 
gewandt  je  ein  Meerrofs)  in  Hochrelief  ein  Ehepaar  im  Augen- 
blick der  dextrarum  iunctio;  r.  der  Mann  von  vorn  sichtbar, 
bärtig,  in  Tunica,  Toga  und  Calcei,  den  Kopf  der  Frau 
zuwendend,  in  der  vorgestreckten  L.  eine  Rolle,  die  tabulae 
nuptiales;  1.  die  Frau  dem  Mann  zugewendet;  Tunica,  Mantel, 
der  den  Hinterkopf  und  ganzen  Oberkörper  bedeckt  und  von 
der  erhobenen  L.  aufgenommen  wird,  Schuhe;  beider  Ge- 
sichter nicht  ausgeführt;  zwischen  ihnen  von  vorn  sichtbar, 
eine  Fackel  mit  beiden  Händen  quer  vor  dem  Leib  haltend, 
der  kleine  nackte  Hymenäus.  R.  und  1.  von  den  Säulen 
gewellte  Canelluren,    oben   von  doppeltem,    unten  von  ein- 


GALLERIA  LAPIDARIA  169a.  b.  170.  289 

fächern  Kyma  abgegrenzt.  R.  und  1.  an  den  Ecken  in  Hoch- 
relief eine  sich  beiderseits  wiederholende  Gruppe:  auf  recht- 
eckiger Basis  mit  Hohlkehle  steht  mit  Standbein  auf  der  Innen- 
seite, langen  Locken  und  Blumenkranz,  über  den  beide  Hände 
gelegt  sind,  ein  nackter  Knabe,  das  Gesicht  nach  der  Innenseite 
zu  geneigt  (Iris  umrissen) ;  zu  beiden  Seiten  je  ein  Baum  mit  läng- 
lichen Blättern;  an  dem  an  der  Innenseite  befindlichen  hängt 
ein  Gewand;  an  dieser  Seite  unten  ein  kleiner  Amor,  weit  aus- 
schreitend, mit  Fackel  in  der  Hand  nach  der  Mitte  zu,  mit  der 
andern  auf  ein  am  Boden  in  Relief  ausgeführtes  maskenhaftes 
Abbild  vom  Gesicht  des  Knaben  deutend.  Dargestellt  ist  Nar- 
cissus,  der  sich  in  sein  Spiegelbild  im  Wasser  verliebt.  Die 
gleiche  Darstellung  als  freie  Gruppe  im  Museo  Chiaramonti 
Nr.  655;  vgl.  über  sonstige  Wiederholungen  Wiesel  er  und 
Greve  a.  unten  a.  0.  Sp.  18.  Ebendort  S.  74R.  und  Sp.  15  f. 
s.  über  die  leicht  verständliche  Bedeutung  der  Darstellung  an 
einem  Grabmonument.  An  den  Neben  Seiten  je  ein  sitzender 
Greif  in  Flachrelief  und  oben  je  zwei  Klammerlöcher. 

Gefunden  um  1780  durch  Jenkins  und  Hamilton  in  Roma 
vecchia  an  der  Via  Appia.  Nach  der  Inschrift  am  oberen 
Rand  der  Vorderseite  (Munificentia  Pii  Sexti  P.  M.)  unter 
Pius  VI.  erworben.  Stand  zunächst  an  Stelle  von  Nr.  162, 
dessen  Nummer  noch  unter  dem  Giebel  aufgemalt  steht. 

Gute  Arbeit  antoninischer  Zeit. 

Riccy  Dell*  antico  Pago  Lemonio  in  oggi  Roma-Vecchia  S.  I27f. 
Nr.  79;  Visconti  Museo  Pio-Clementino  VII  Taf.  XIII;  Inghirami  Mo- 
numenti  etruschi  VI  Taf.  I,  4,  I ;  Gerhard  Antike  Bildwerke  Taf.  XCIII3  (nur 
das  1.  Relief);  ders.  Prodrom us  S.  335 f.;  Guigniaut  Religions  de  l'antiquite 
Taf.  CLI  Nr.  557  (nur  das  1.  R.);  Zoega  bei  Welcker  Zeitschrift  für  Ge- 
schichte und  Auslegung  der  alten  Kunst  S.  460 ff.;  Gerhard -PlatnerS.  4 ff. 
und  S.  36  Nr.  136;  Wieseler  Narkissos  S.  25  Anm.  49,  Tafel  Nr.  9  (nur  das 
1.  Rel.);   Greve   bei  Röscher  Mytholog.  Lexikon  III  Sp.  17  Nr.  3. 

Darunter  169a.  b.  Zwei  Fragmente  eines  orna- 
mentierten Pfeilers.     (Taf.  29). 

Abteilung  XL. 
170.  Brunnen    (Taf.  29). 

H.  0,22  m.,  Br.  0,48  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Sehr  stark  bestofsen. 
Vatican.  Katalog  I.  19 


290  GALLERIA  LAPIDABIA  170a.  171. 

Über  der  Basis  durch  Pfeiler  getrennt  sieben  steile  Treppen 
mit  je  fünf  Stufen;  darüber  in  halbkreisförmiger  Einbuchtung 
je  eine  Muschel  (zwei  fehlen),  in  der  oben  ein  Loch  zum 
Abflufs  des  Wassers.  An  den  Aufsenseiten  der  Pfeiler  sehr 
verstofsene  Flachreliefs:  i.  (r.  von  der  Nummer)  nach  r.  stehen- 
der Angler  in  Exomis  mit  hochgesetztem  1.  Fufs;  2.  Unter- 
teil eines  nach  1.  auf  Felsen  sitzenden  Mannes;  3.  Körper 
eines  stehenden  Mädchens  mit  Eimer  in  der  gesenkten  R.; 
4.  unsichtbar  (gegen  die  Wand  gestellt);  5.  Pan  nach  1.  stehend 
mit  Pedum;  6.  Odysseus  in  einem  kleinen  Schiff  am  Mast 
stehend;  unten  Wellen;  7.  drei  Sirenen,  Flöte  blasend.  Inder 
Mitte  der  eingetieften  Oberfläche  das  Schulterteil  eines  runden 
Gefäfses  mit  tiefer  Höhlung,  in  deren  Mitte  unten  ein  Loch 
für  die  Leitung.    Vgl.  hierselbst  Nr.  58a. 

Auf  das  Gefäfs  ist  rechts  mit  schwarzer  Farbe  248  ge- 
schrieben. 

170a.  Ionisches  Capital. 

H.  0,28  m.,  Br.  oben  0,37  m.,  T.  oben  0,25  m.     Feinkörniger  hellgrauer 

Marmor. 

Einzelne  Blätter  und  Ecken  bestofsen. 

Am  Hals  Endigungen  von  vierundvierzig  scharfgratigen 
Canelluren,  die  oben  blattartig  vorragen.  An  Vorder-  und 
Rückseite  steigt  je  eine  in  Relief  gebildete  Palmette  auf,  an 
den  beiden  anderen  Seiten  je  ein  Akanthusblatt,  während 
nach  den  Ecken  hin  jederseits  ein  rund  gearbeiteter,  ge- 
wundener Stengel  mit  einem  gezackten  Blättchen  an  der 
Spitze  ansteigt,  sodafs  sich  zwei  Blätter  unter  jeder  Volute 
treffen.  Die  zweimal  eingerollten  Canales  —  eine  Blume  im 
Oculus  —  endete  in  der  Mitte  jeder  Seite  wieder  mit  je 
einer  kleinen  Volute;  diese  kleinen  Voluten  treffen  sich  gerade 
über  der  Spitze  der  erstgenannten  Palmette;  darüber  steigt 
eine  andere  kleinere  auf.  Der  Gurt  geschuppt,  die  Pulvini 
mit  Akanthus  gedeckt.     Zierliche  Arbeit. 

Abteilung  XLI. 

171.  Runde  Basis  mit  vertiefter,  umrahmter  Inschrift- 
tafel; Weihung  an  Fortuna. 

CIL  VI  183. 


GALLEEIA  LAPIDARIA  172.  173.  174.  175.  176.  177.  2<)I 

172.    Altar  des  Genius  Centuriae 
gesetzt  von  einem  C.  Marcius  Salvianus. 

Der  Altar  hat  die  Form  eines  vorne  senkrecht  ab- 
geflachten Cylinders;  auf  der  Abflachung  steht  die  Inschrift. 
Auf   der    Oberfläche    eine    viereckige    Vertiefung.      Aus    d. 

J.  130  n.  Chr. 

CIL  VI  208a. 

173.  Grabara  einer  Vetia  Marcellina. 

CIL  VI  28703. 

Abteilung  XLII. 

174.  Grabara  einer  Pomponia  Chia. 

Im  Aetom  Kranz.  Auf  der  Oberfläche  der  Aetom- 
wölbung  eine  Schale  mit  Loch  in  der  Mitte  für  die  Spenden. 

CIL  VI  24656;  Mau  Rom.  Mitt.   1888  S.  140. 

175.    Altar  des  Genius  Centuriae 

gesetzt  von  einem  M.  Autius  Agricola. 
Aus  dem  Jahre  174  n.  Chr. 
CiL  vi  211. 

176.  Altar  des  Aristaios  errichtet  von  einem  Nigrinos. 
Kranz  in  dem  stark  abgeflachten  Aetom. 

Kaibel  1416. 

177.    Sarkophag    (Taf.  29). 

H.  0,84  m.,  L.  2,18  m.,  T.  0,67  m.     Grofskrystallinischer  bläulicher 

Marmor. 

Einzelne  unbedeutende  Verletzungen. 

Vorne  zwischen  zwei  korinthischen  Pilastern,  deren 
Canelluren  unten  gefüllt  sind,  eine  umrahmte  tabula  ansata 
mit  den  Buchstaben  D  •  M 

Q 

Darunter  in  Hochrelief  auf  besonderem  Boden  mit  dem 
Kopf    nach    r.    liegender,     schlafender    Amor    mit    Kranz 

19* 


292  GALLERIA  LAPIDARIA  177. 

in    der    ausgestreckten  L.      R.    und  1.    gewellte   Canelluren; 
an    den    Ecken    je    eine     freistehende    korinthische    Säule, 
auch  mit  unten  gefüllten   Canelluren    (vgl.  Altmann  Archi- 
tektur u.  Ornamentik  d.  ant.  Sark.  S.  50).     An  den  Neben- 
seiten  je  zwei  gekreuzte  Speere  und  Schilde  eingeritzt;  oben 
je    zwei    (im    Deckel    entsprechend    sich    fortsetzende)    Ver- 
tiefungen für  schwalbenschwanzförmige  Klammern;   1.  unten 
Abflufsloch.     Am  Deckel  vorne  r.  und  1.  jugendliche  Satyr- 
masken; dazwischen  langgestrecktes,  rechteckiges,  von  einer 
Leiste  eingefafstes  Feld  mit  Hochrelief:  r.  eine  nach  1.  ge- 
lagerte weibliche  Gestalt,  gestützt  auf  den  1.  Ellenbogen,  das 
1.  Bein  untergeschlagen,  Haare  aufgebunden,  in  gegürtetem 
ärmellosen  Chiton;  ein  Himation  ist  um  die  Beine  geschlagen 
und  flattert  mit  einem  Teil  bogenförmig  hinter  dem  Kopf; 
die  emporgestreckte  R.  hält  ein  mit   Blumen  gefülltes  Füll- 
horn, das  auf  dem  r.  Bein  ruht;  1.  davon  steht  mit  1.  Stand- 
bein ein  kleiner  Amor,  auf  der  seitwärts  gestreckten  L.  einen 
mit  Blumen  gefüllten  Korb  haltend,  die  R.  an  den  Hinterkopf 
legend;  1.  von  ihm  ein  umgekehrt  entsprechender  Amor;  im 
Korb  Früchte;  dann  eine  nach  r.  gelagerte  Frau,  umgekehrt  der 
ersten  entsprechend,  aber  ohne  Chiton;   im  Füllhorn  Ähren; 
Rücken  an  Rücken  mit  ihr  eine  dritte  Frau,  der  ersten  ganz 
entsprechend,   aber  im  Füllhorn  Trauben;    dann   ein  Amor, 
dem  ersten  entsprechend;   aber  anderes  Standbein,  Trauben 
im  Korb  und  Mäntelchen  von  den  Schultern  flatternd;  dann 
Amor  mit  1.  Standbein,  gegürtetem  Röckchen,  einer  Ente  in 
der  gesenkten  L.,  einem  Hasen  in  der  erhobenen  R.;    dann 
gelagerte  Frau,    der  zweiten  entsprechend,  aber  mit  Chiton 
und    einen    Teil    des    Himation    über    den    Kopf    gelegt; 
im  Füllhorn  Früchte.     Dargestellt   sind  die  vier  Jahreszeiten 
durch    die  vier   nach  Art    der  Terra    gelagerten  Hören,    zu 
deren   jeder  ein  Amor  gehört;   charakteristisch  verschieden 
sind  Kleidung  und  Füllung  der  Hörner  und  Körbe;  statt  des 
Korbes  hält  der  Putto  der  Winterhore  zwei  Jagdtiere.    Man 
könnte  zweifeln,  ob  in  den  lagernden  Frauen  nicht  vielmehr 
jedesmal  Terra  dargestellt,   die  Jahreszeit  durch  den   Amor 
personifiziert  sei;  wahrscheinlicher  aber  ist  es,  dafs  die  Frauen 
die  Hören    sind,    denen  je  ein  Amor,  dem  Geschmack  der 
hellenistisch -römischen  Zeit  entsprechend,  als  Trabant  bei- 


GALLERIA  LAPIDARIA  177a.  b.  178.  179.  180.  181.  293 

geordnet  ist,  besonders  da  in  anderen  Fällen,  wie  in  den 
Gruppen  Museo  Chiaramonti  Nr.  6  u.  13  und  auf  dem  Deckel 
im  Cortile  del  Belvedere  Nr.  39  a,  die  Frauen  von  mehreren 
Amoretten  umgeben  sind.  Auch  ist  zu  beachten,  dafs  auf 
einem  Reliefpfeiler  in  den  vaticanischen  Grotten  das  Brust- 
bild der  Terra  von  vier  weiblichen  Brustbildern  umgeben  ist, 
die  die  vier  Jahreszeiten  darstellen  und  in  Gewandung  und 
Attributen  den  lagernden  Frauen  entsprechen  (Wiener  Vor- 
legeblätter IV  10;  dazu  Brunn  Kl.  Schriften  I  S.  64fr.). 

Weshalb  man  die  Hören,  die  Göttinnen,  die  über  den 
Wechsel  der  Zeiten,  das  Entstehen  und  Vergehen  des  Lebens 
in  der  Natur  wachen,  an  einem  Sarkophage  darstellte,  ist 
leicht  verständlich. 

Gerhard-Platner  S.  36  Nr.  130;  Petersen  Annali  dell'  Istituto  1861 
S.  215fr.  Anm.  2;  Rapp  bei  Röscher  Mytholog.  Lexikon  I  Sp.  2737. 

Darunter:  177a.  b.    Zwei  unbedeutende  Fragmente  von 
ornamentierten  Pfeilern.    (Taf.  29.). 

Abteilung  XLII. 

178.  Grabara  eines  P.  Aelius  Aug.  lib.  Fortu- 

natus.     Kranz  im  Aetom. 

CIL  VI  10711. 

179.  Grabara  eines  Q.  Hortesius  Hermes. 

CIL  VI  19553. 

180.  Graburne  einer  Ianuaria,  Tochter  eines 

Q.  Magius  Hilario. 

CIL  IV  19652. 

Abteilung  XLIIL 

181.    Grabara  eines  A.  Postumius  Celer 

Bellicianus. 

CIL  IV  24858. 


r' 


294  GALLERIA  LAP1DARIA  182.  182  a.  183.  184. 

182.    Sarkophag  eines  Knaben  M.  Aurelius 

Ermogenes. 

H.  0,30  m.,  L.   i,io  m.,  T.  0,35  m.      Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Beide  obere  Vorderecken  bestofsen. 

Vorne  Hochrelief:  in  der  Mitte  der  runde  Inschrift- 
schild gehalten  von  zwei  fliegenden  Amoren  (am  1.  die  Nase 
bestofsen);  unter  dem  Schild  zwei  gekreuzte  Füllhörner;  r. 
und  1.  davon  je  ein  umgestürzter  Korb  mit  Trauben;  r.  und 
1.  an  der  Ecke  je  ein  Amor  mit  Mäntelchen  und  schräg 
emporgehaltener  Fackel.  Auf  den  Nebenseiten  in  Flach- 
relief je  ein  sitzender  Greif,  eine  Vordertatze  auf  einen 
Widderkopf  legend;  oben  je  zwei  Klammerlöcher.    Aus  dem 

2.-3.  Jahrh. 

CIL  VI  13124. 

182a.   Altar  des  Genius  Noricorum. 

CIL  VI  250. 

183.    Altar  der  Civitas,  gesetzt  von  einem 

A.  Aemilius  Artema. 

H.   1,08  m.f  Br.  0,60  m.,  T.  0,50  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Alle  Profile  abgeschlagen;  ebenso  fast  ganz  die  Voluten  oben  (in  den 
Bruchstellen  je  2  Löcher  wohl  zur  Befestigung  von  Ergänzungen  bestimmt). 

Im  Aetom  zwischen  den  Voluten  in  Hochrelief  zwei 
Löwengreife  mit  einer  erhobenen  Vordertatze  beiderseits 
einem  Thymiaterium  zugewandt  stehend.  Die  Umrahmung 
der  Inschrift  ist  1.  fast  ganz,  r.  ganz  zerstört.  Die  r.  Neben- 
seite modern  roh  zubehauen,  an  der  1.  Kanne  noch  zu  er- 
kennen.    Arbeit  des  1. — 2.  Jahrh.  n.  Chr. 

CIL  VI  88;  Steuding  bei  Röscher  Mythologisches  Lexikon  I  Sp.  909; 
Au  st  bei  Pauly-Wissowa  Real-Encyklopädie  III  Sp.  2624. 

Abteilung  XLIV. 

184.    Basis  des  Hercules   Defensor,   errichtet  von 

einem  M.  Silius  Messalla. 

H.  1,35  m.,  Br.  0,82  m.,  T.  0,68  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Die  Vorderseite  von  einfach  profiliertem  Rand  eingefafst; 
im  oberen  Teil  die  Inschrift.     Auf  der  Oberfläche  die  Stand- 


GALLEBIA  LAPIDARIA  185.  186.  187.   187a.  295 

spuren  der  Statue  mit  Bleivergufs  (r.  Standbein;  1.  Fufs  zu- 
rückgesetzt); die  Statue  war  demnach  aus  Bronze  und  über- 
lebensgrofs. 

Über  die  Bedeutung  des  Hercules  Defensor  (der  Beiname 
wird  CIL  VI  309  in  der  griechischen  Version  der  Weihin- 
schrift mit  dXsSuaxos  wiedergegeben)  s.  Peter  bei  Röscher 
Mythologisches  Lexikon  I  Sp.  2958  und  Wissowa  Religion 
und  Kultus  der  Römer  S.  229;  er  wurde  demnach  unter 
diesem  Namen  als  der  dem  Silvanus  wesensverwandte,  im 
Naturleben  waltende  Hüter  des  körperlichen  Gedeihens  und 

Ländereibesitzes  verehrt. 
CiL  vi  308. 

185.  Altar  des  Silvanus  als  Lar  agrestis,  gesetzt 

von  einem  A.  Larcius  Proculus. 

Die  Gleichstellung  von  Silvan  und  Lar  lag  nahe,  da  beide 
Flurgötter  waren. 

CIL  VI  646;  Wissowa  bei  Röscher  Mythologisches  Lexikon  II 
Sp.  1887  Z.  26 f. 

186.    Altar  des  Silvanus, 

gesetzt    von    einem   A.  Herennu(leius)    Italicus, 

restituiert  von  einem  Q.  Vibius  Capito  iunior. 

CIL  VI  608. 

187.    Sarkophag  mit  moderner  Inschrift. 

Vorne  zu  beiden  Seiten  der  Inschrift  gewellte  Canel- 
lierung. 

CIL  VI  3501*. 

187a.  Ornamentierte  Platte. 

H.  0,37  m.,  Br.  0,63  m.     Grofskörniger  grauer  Marmor. 

Im  oberen  Teil  ist  eine  rechteckige  Tafel  mit  Ausladung 
oben  leicht  erhoben;  darunter  zwei  Guirlanden,  bogenförmig 
hängend,  mit  Schleifen  befestigt. 


296  GALLERIA  LAPIDAEIA  188.  189. 

Abteilung  XLV. 
188.    Sarkophag  eines  Knaben  (Taf.  29). 

H.  0,37  m.,  L.  1,20  m.,  T.  0,39  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
.    Verschiedene  Sprünge  und  Beschädigungen. 

Elliptischer  Grundrifs.  Hochrelief:  vorne  r.  und  1.  je 
ein  Löwenkopf  mit  Ring  im  Maul;  zwischen  beiden  ein 
trunken  rückwärts  sinkender  Knabe  —  in  der  R.  ein  Kranz; 
eine  niederfallende  Trinkschale  darunter  —  von  einem 
von  r.  herzueilenden  Amor  und  einem  andern  Knaben  1.  auf- 
gehalten; zwischen  dem  Amor  und  dem  Löwenkopf  ein 
kleiner  unbärtiger  ithyphallischer  Pan  mit  Syrinx  in  der 
L.,  die  R.  jubelnd  erhoben;  1.  von  dem  zweiten  Knaben  ein 
nach  r.  tanzender  Amor  mit  gesenkter  Fackel  in  der  R.  und 
erstaunt  erhobener  L.;  weiter  1.  ein  Mädchen,  das  einen 
nicht  mehr  erkennbaren  Gegenstand  in  den  vorwärts  er- 
hobenen Händen  trug  (fast  ganz  zerstört;  r.  Hand  ab- 
gebrochen), nach  r.  schreitend,  in  gegürtetem  Peplos,  aus 
dem  das  1.  Bein  vortritt,  und  wehendem  Mantel,  epheu- 
bekränzt;  unter  dem  1.  Löwenkopf  eine  jugendliche  Satyr- 
maske, 1.  von  ihm  eine  Ciste,  aus  der  sich  eine  Schlange 
gegen  einen  stehenden,  bärtigen,  ithyphallischen  Pan  mit 
Pedum  in  der  R.  ringelt.  R.  neben  dem  r.  Löwenkopf  ein 
nach  1.  tanzender  jugendlicher  Satyr  mit  Pantherfell  und  Pedum 
im  1.  Arm,  mit  der  R.  einen  Panther  am  Schwanz  aufhebend. 
Hochrelief;  Augensterne  und  Pupillen  eingegraben;  geschmack- 
lose Bohrerarbeit;  lebendig  in  den  Motiven;  3.  Jahrh.  n.  Chr. 
Das  Relief  stellt  die  dionysischen  Freuden  des  Jenseits  dar 
(vgl.  Dieterich  Nekyia  S.  79);  alle  Teilnehmer  stehen  in 
kindlichem  Alter,  da  der  Sarkophag  für  einen  Knaben  be- 
stimmt war.     An  den  Nebenseiten  oben  je  ein  Klammerloch. 

Gerhard-Platner  S.  35  Nr.  107. 

189.    Basis   einer   Mars-Statue,    gesetzt  von  einem 

A.  Ostiensis  Asclepiades. 

Auf  der  Oberfläche  eine  kreisförmige  Rille  vertieft,  wohl 

zur  Befestigung  der  runden  Plinthe  des  Bildes. 
CIL  VI  479. 


GALLERIA  LAPIDABIA  189a.  b.  C.  d.  297 

189a.   Inschrift  über  die  Erbauung  einer  Schola 
und   ihre  Weihung   an  Silvan    mit  Reliefresten 

darüber. 

H.  0,55  m.,  Br.  0,45  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Oben  und  unten  unvollständig. 

Über  der  umrahmten  Inschrift  in  der  Mitte  Relief: 
kleine  männliche  Gestalt  (Brust  und  Kopf  fehlen)  stehend, 
Stiefel  an  den  Füfsen,  einen  Stamm  in  der  L.;  r.  über  der 
Hand  ein  Pinienzapfen;  neben  der  Hüfte  Zipfel  eines  Fells; 
also  Silvan;  1.  ein  nach  r.  liegender  Hund,  r.  ein  entsprechendes 
sitzendes  Thier  (wohl  Panther).   Arbeit  des  2.-3.  Jahrh.  n.  Chr. 

Gefunden  1773  vor  Porta  S.  Sebastiano.  Vgl.  Canina 
Via  Appia  I  S.  73  f. 

CIL  VI  10231. 

• 

189b.    Basis    einer   Statuette    des   Silvanus,    des 
Genius  collegi  Zeunitorum  gesetzt  von  einem  Vitalius 

Aug.  n.  verna. 

H.  0,19  m.,  Br.  0,35  m.,  T.  0,09  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Auf  der  Oberfläche    r.  ein    1.   Fufs    mit    Stiefel;    daran 

ein  Stützenrest;  1.  Rest  eines  Stammes  oder  einer  Stütze. 
CIL  VI  693. 

189c.  Fragment  eines  Votivreliefs;  dem  Hercules 
geweiht  von  einem  Praefecten  Bassus. 

H.  0,29  m.,  Br.  0,36  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Unten    Inschrift;    darüber    horizontales    Profil;    darüber 

Keule,  von  zwei  Ringen,  oben  und  unten  umschlossen,  und 

Rest  des  Löwenfells  in  Flachrelief. 
CIL  vi  275. 

i8gd.  Fragmente  eines  Votivreliefs,  den  Nymphen 

geweiht  von  einem  Earinus  (geschrieben  Oarinus) 

Augustorum  n.  servus  pedisequus. 

H.  0,25  m.,  Br.  0,30  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Oben  und  r.  unvollständig.  In  der  Mitte  von  oben  nach  unten 
durchgebrochen. 


298  GALLERIA  LAPIDARIA  189C  190.   190  a. 

Einfacher  Rand;  unten  Inschrift;  darüber  die  Beine  von 
zwei  Nymphen  mit  Gewand  in  Flachrelief.  Aus  d.  Jahre  164 
n.  Chr. 

CIL  VI  552. 

189c  Basis  einer  Statuette  des  Silvan. 

H.  0,14  m  ,  Br.  0,22  m  ,  T.  0,095  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Auf  der  Vorderseite  die  Inschrift.  Auf  der  Oberfläche 
zwei  Füfse  in  Stiefeln  mit  Ansätzen  der  Unterschenkel  (r. 
Standbein);  neben  dem  r.  Fufs  Rest  eines  Stammes,  neben 
dem  1.  kleine  Erhöhung  mit  Ansatz  eines  stabförmigen 
Attributes. 

CIL  VI  31084. 

Sonst  einige  Inschriften  mit  unbedeutenden  Orna- 
menten, und  Fragment  der  Front  einer  Aedicula  des 

Mithras  (CIL  VI  747;  Cumont  Textes  et  mon.  fig.  de  Mithra  II 
S.  103  Nr.  52;  S.  214  Nr.  36  Fig.  42;  r.  auf  dem  Akroter  ein  nach  1. 
springender  Stier  in  Flachrelief). 

190.   Ehrenbasis  eines  Postumius  Julianus. 
Gefunden  1778   auf   dem    antiken  Forum  von  Präneste. 

CIL  XIV  2934. 

190a.  Gebälkfragment  mit  Inschrift. 

H.  0,30  m.,  L.  1,81  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
L.,  r.  und  oben  abgebrochen. 

Epistyl,  an  dessen  Unterseite  ein  vertieftes,  von  einer 
Perlenschnur  eingerahmtes,  längliches  Feld  mit  zwei  einander 
zugekehrten  Akanthusstauden  und  einer  Blume  in  der  Mitte 
gefüllt  ist;  über  zwei  nach  oben  von  je  einer  Perlenschnur 
begrenzten  Gurten  der  Fries  mit  Eierstab  unten;  in  der  Mitte 
eine  auch  den  Eierstab  durchbrechende,  vertiefte  Fläche  für 
die  Inschrift,  die  besagt,  dass  ein  M.  Acilius  Priscus 
Egrilius  Plarianus  praef.  aerari  militar.  pontif.  Volcani  et 
aedium  sacrar.  einen  silbernen  Schild  mit  goldener  imago 
geweiht  hat.     Stammt  aus  Ostia. 

CIL  XIV  72. 


GALLERIA  LAP1DARIA  191.  192.  192a.  299 

Abteilung  XLVI. 
191.  Linkes  Eck-Akroter  (Taf.  29). 

H.  0,72  m.,  Br.  0,55  m.f  T.  0,22  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  bestofsen. 

An  der  Ecke  steigt  aus  einem  Akanthuskelch  ein  Stengel 
mit  Palmette  auf.  An  den  Seiten  je  eine  S-förmig  gewundene 
Ranke  mit  je  einer  Blume  an  den  Enden.  Stammt  von  dem 
selben  Bau  wie  Nr.  193.  Vgl.  Bartoli  Gli  antichi  sepolcri 
Taf.  52  und  im  Lateran  Nr.  81  u.  646. 

Nibby  IIITaf.  XLIIb;  Petersen  Ära  Pacis  Augustae  S.  144 f.  Fig.  45. 

192.  Grabcippus  eines  T.  Statilius  Tauri  1.  Cnidus 
und   einer  Statilia  T.  1.  Philematium  (Taf.  29). 

CIL  VI  26758. 

192a.  Sarkophag  eines  Mädchens  (Taf.  29). 

H.  0,46  m.,    L.  1,27  m.,    T.  0,385  m.      Der  Sarkophag   von   grofskörnigem, 
der  Deckel  von  feinkörnigem  hellgrauen  Marmor. 

Vorne  Hochrelief:  über  plastisch  angegebenen  Wellen  in 
der  Mitte  das  profiliert  umränderte  Medaillon  mit  dem  Brust- 
bild der  Verstorbenen  (Tunica  gleitet  von  der  r.  Schulter; 
Gesicht  nicht  ausgeführt)  gehalten  von  zwei  bärtigen  Meer- 
kentauren, die  umschauen  nach  den  nach  aufsen  auf  den 
Windungen  der  Fischleiber  sitzenden,  ebenfalls  umschauenden 
nackten  Nereiden  mit  wehendem  Mantel;  unter  dem  Medaillon 
zwei  nach  der  Mitte  herabschiefsende  Delphine,  je  einer 
unter  den  Beinen  der  Kentauren  und  der  Nereiden;  1.  und  r. 
von  den  Nereiden  oben  je  ein  augenscheinlich  auf  der 
Schwanzflosse  eines  der  Meerungeheuer  sitzender  Amor,  r. 
mit  Doppelflöten,  1.  mit  Kithara  (vgl.  Nr.  18);  an  den  Enden 
je  ein  nach  aufsen  gewandter  Meerstier,  umarmt  von  einer 
davor  über  dem  Wasser  schwebenden,  nackten  Nereide,  die 
den  wehenden  Mantel  mit  der  rückwärtigen,  erhobenen  Hand, 
festhält;  darunter  im  Wasser  je  ein  nach  aufsen  schwimmender, 
nach  einem  Delphin  haschender  Amor.  An  den  Neben- 
seiten  je  ein  Meerrofs  in  Flachrelief.     Am  Deckel  vorne 


300  GALLERIA  LAPIDARIA  192b.  C.  193.  194. 

in  Flachrelief  über  plastisch  angegebenen  Wellen  jederseits 
ein  Zug  von  drei  Delphinen-Paaren,  auf  einen  in  der  Mitte 
aufragenden  Dreizack  zuschwimmend.  Vorne  drei  Spuren 
von  Verklammerung  des  Deckels  (in  der  mittleren  im  Sarko- 
phag noch  Eisenrest),  auf  den  übrigen  Seiten  je  zwei.  Sorg- 
faltige Arbeit  des  3.  Jahrh.  nach  Chr.  mit  reichlicher  Ver- 
wendung des  Bohrers. 

Gerhard-Platner  S.  36  Nr.  122. 


192b.  Korinthisches  Capital    (Taf.  29). 

H.  0,30  m.,  Br.  und  T.  oben  0,32  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Ecken  und  Blattspitzen  bestofsen. 

Doppelter  Abacus;  der  untere  mit  eingeschweiften  Seiten, 
in  deren  Mitte  die  übliche  Blüte  sitzt. 

Spät  und  gering  in  der  Arbeit. 

192c.  Brunnenaufsatz    (Taf.  29). 

H.  0,22  m.,  Br.  und  T.  0,33  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Ecken  und  Ränder  sehr  bestofsen. 

An  den  vier  Seiten  in  der  Mitte  steile  Treppe  mit 
Muschel  oben;  in  dieser  Loch  zum  Ausflufs;  in  der  Mitte 
der  vertieften  Oberfläche  Schulterteil  eines  runden  Gefafses, 
in  der  Mitte  durchbohrt  für  die  Leitung.    Vgl.  Nr.  58a  u.  170. 

193.  Rechtes  Eck-Akroter    (Taf.  29). 

H.  0,74  m.,   Br.  0,51  m.,   T.  0,26  m.     Marmor  und  Erhaltung  wie  bei  dem 

Pendant  Nr.  191   (s.  dort). 

Nibby  III  Taf.  XLIIb;  Petersen  Ära  Pacis  Augustae  S.  144 f. 
Fig.  45. 


194.  Grabara  einer  Cale. 

R.  Nebenseite  Kanne,  1.  Schale;  Loch  in  der  Mitte  der 
eingetieften  Oberfläche. 


GALLERIA  LAP1DAB1A  195.  195a.  196.  197.  198.  301 

195  (bezeichnet  mit  203).     Aschenurne. 

H.  0,25  m.,  L.  0,605  m.f  T.  0,32  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  verscheuert;  die  Ecken  bestofsen. 

Vorne  Hochrelief:  in  der  Mitte  Medaillon  mit  dem 
Brustbild  eines  Bärtigen  in  Tunica  und  Chlamys,  gehalten  von 
zwei  stehenden  Eroten;  unter  dem  Medaillon  zwei  umge- 
stürzte Blumenkörbe;  r.  und  1.  je  ein  Baum;  an  beiden  Ecken 
ein  schlafender  Erot  mit  umgestürzter  Fackel  auf  Felsen  sitzend; 
zwischen  den  Beinen  der  stehenden  Eroten  zwei  durchgehende 
Löcher.  An  den  Nebenseiten  je  ein  sitzender  Greif  in 
Flachrelief;  oben  je  zwei  Klammerspuren. 

Gerhard-Platner  S.  36  Nr.  120. 

195a.   Cinerar-Ara  eines  Calpurnius 

Parthenopaeus. 

CIL  VI  14180. 

196.  Altar  des  Aesculapius  und  der  Hygia, 
gesetzt  von  einem  P.  Aelius  Philetus. 

CIL  VI  17. 

Abteilung  XLVII. 
197.  Altar  des  Hercules  und  Silvanus. 

Oben  sehr  zerstört 
CIL  VI  295. 

198.  Aufsatz,  vielleicht  Mittel-Akroter  eines 

Grabmals    (Taf.  30). 

H.    1,28  m.      Feinkörniger  gelblicher  Marmor  (augenscheinlich  pentelisch 

verschiedene  schieferige  SprUnge). 

Die  vorstehenden  Teile  vielfach  bestofsen.  Grofser  Teil  des  oberen 
Randes  und  Gesicht  (war  nicht  besonders  angesetzt)  fehlen. 

Aus  einem  Akanthuskelch  winden  sich  zwei  aufgerollte 
Ranken;  darüber  und  vor  eine  Palmette  (vgl.  die  analogen 
Akroterien  bei  Brückner  Ornament  und  Form  der  attischen 


302  GALLERIA  LAPIDARIA  199. 

Grabstelen  Taf.  I  Nr.  6  u.  7)  ein  weiblicher  Oberkörper,  in  den 
Motiven  vollkommen  mit  der  sog.  Pudicitia  im  Braccio 
nuovo  Nr.  23  übereinstimmend  (s.  Beschreibung  dort,  zu  der 
nachzutragen  wäre,  dafs  die  R.  wahrscheinlich  ebenso, 
wie  hier,  den  Rand  des  Himation  aufgegriffen  hatte), 
nur  dafs  die  Faltenmasse  des  Mantels,  die  dort  tief  über 
das  1.  Handgelenk  herabfällt,  hier  aufgenommen  und  von  der 
1.  Hand  gehalten  wird.  Am  1.  Zeigefinger  ein  grofser 
Ring.  Der  Kopf  ganz  leicht  nach  der  r.  Schulter  ge- 
neigt. An  den  Nebenseiten  unten  bis  zur  Höhe  der 
Ellenbogen  je  eine  senkrecht  verlaufende,  schmale,  ge 
rauhte  Bahn  ( Anschlufsfläche) ;  dem  oberen  Ende  dieser  Bahn 
entsprechend  an  der  Rückseite  je  eine  Klammerspur;  an  der 
Rückseite  sind  unten  Akanthuskelch  und  Ranken  der  Vorder- 
seite wiederholt,  aber  kaum  ausgeführt;  die  Wölbung  der 
Palmette  ist  glatt;  all  dies  und  die  Art  der  Ornamentik 
spricht  dafür,  dafs  das  Stück  in  der  Mitte  des  Oberteils  einer 
Architektur,  vielleicht  als  Mittel- Akroter  angebracht  war;  diese 
Architektur  wird  ein  Grabgebäude  gewesen  sein,  ist  doch  auch 
die  sog.  Pudicitia  besonders  häufig  auf  Grabsteinen  verwendet 
worden  (s.  a.  a.  O.);  dafür  spricht  auch,  dafs  sich  das  Motiv  der 
Verbindung  der  menschlichen  Gestalt  mit  pflanzlicher  Orna- 
mentik noch  an  einem  anderen  Grabmonument  in  Attika 
findet  (Conze  Attische  Grabreliefs  T.  CLXV  Nr.  852;  vgl. 
auch  Altmann  Architektur  u.  Ornamentik  d.  ant.  Sark.  S.  82). 
Die  Arbeit  ist  einfach  und  gut. 

K.  O.  Muller  Archäologische  Mittheilungen  aus  Griechenland  (her- 
ausgeg.  v.  A.  Scholl)  Taf.  VI;  Stackeiberg  Die  Gräber  der  Hellenen 
S.  44,6:  Pistolesi  III  Tav.  LH;  Gerhard-Platner  S.  35  Nr.   114. 

199.  Sarkophag  eines  Knaben  M.  Aquilius 

Eucarpus. 

H.  0,35  m.,  L.  0,71  m.,  T.  0,385  m.     Grofskömiger  hellgrauer  Marmor. 

Vorne  in  der  Mitte  Inschrifttafel ;  r.  und  1.  gewellte 
Canelluren;  an  den  Ecken  je  ein  korinthischer  Pilaster.  An 
den  Nebenseiten  oben  Spuren  von  Verklammerung  des 
Deckels.  Löcher  vorn  r.  unten,  r.  Nebenseite  unten,  1. 
Nebenseite  oben.     Arbeit  des  2. — 3.  Jahrh.  n.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  35  unter  Nr.  114;  CIL  VI  12259. 


GALLERIA  LAP1DARIA  199  a.  199  b.  303 

199a.  Altarförmige  Votiv-Stele  des  Hercules. 

H.  0,52  m.,  Br.  unten  0,28  in.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Oben  unvollständig;  verscheuert. 

Über  der  rechteckigen  profilierten  Basis  ein  schmaler, 
nach  oben  verjüngter  Schaft,  aus  dessen  Schmalseiten  unten 
je  ein  Zapfen,  oben  je  eine  aplustre- artige  Verzierung.  Auf 
dem  vorderen  Teil  des  Schaftes  oben  in  Hochrelief  Brustbild 
des  unbärtigen  Hercules,  das  Fell  über  Kopf  und  Schultern 
gelegt,  die  Tatzen  vor  der  Brust  verknotet,  die  Keule  an 
der  1.  Schulter. 

S.  Nr.  199b. 

Gerhard-Platner  S.  35  unter  Nr.  114. 

199b.  Altarförmige  Votiv-Stele. 

H.  0,56  m.,  Br.  unten  0,24  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
R.  obere  Ecke  abgeschlagen;  sonst  stark  verscheuert. 

Gleiche  Form  wie  Nr.  199  a,  doch  fehlen  die  Zapfen. 
Das  Brustbild  scheint  nach  der  Frisur  (breite  Scheitelflechte 
mit  Knoten  auf  dem  Wirbel;  seitlich  bis  zu  den  Ohren  herab- 
fallende Locken)  weiblich  zu  sein  (nach  der  »Beschreibung 
Roms«  a.  unten  a.  O.     Diana  mit  Köcher). 

Analoge  Altäre  finden  sich:  einer  im  Conservatoren- 
Palast  mit  Brustbild  der  Athena  (E.  Caetani  Lovatelli 
Bullettino  comunale  1881  S.  225  fr.  T.  XIX/XX  und  Ant. 
Monum.  S.  121  ff.  T.  XII;  vgl.  Galleria  de1  Candelabri  Nr.  162); 
einer  im  Cortile  des  Museo  nazionale  romano  delle  Terme 
mit  Brustbild  eines  Satyrs  mit  Lagobolon;  zwei  im  römischen 
Kunsthandel,  einer  mit  Büste  der  Artemis  (Köcher),  einer 
mit  Büste  des  Eros  (Köcher),  einer  im  capitolischen  Museum 
(Nuova  descrizione  del  M.  C.  1888  S.  73  Nr.  31)  mit  Rosetten; 
einen  endlich  mit  einem  Brustbild  des  bacchischen  Kreises 
hat  Pierre  Jacques  gezeichnet  (S.  Rein  ach  Lalbum  de  P.  J. 
pl.  1  bis).  An  allen  mit  Ausnahme  der  beiden  vorletzten 
findet  sich  auf  der  Rückseite  ein  Bukranion  (die  Rückseite 
des  letzten  unbekannt).  Die  aplustre -artigen  Verzierungen 
scheinen  keine  besondere  Bedeutung  zu  haben.  Oben 
schliefsen  die  gut  erhaltenen  Exemplare  mit  einer  profilierten 
Ausladung  ab,  auf  deren  Oberfläche  die  meisten  eine  recht- 


3<H  GALLERIA  LAPIDABIA  200.  201.  202. 

eckige  Einarbeitung  haben,  während  an  dem  Exemplar  im 
Museo  naz.  rom.,  dem  im  capitol.  Museum  und  an  dem  von 
Pierre  Jacques  gezeichneten  über  dieser  Ausladung  der  Schaft 
noch  ein  wenig  fortgesetzt  ist  und  dann  abermals  mit  profi- 
lierter Ausladung  abschliefst,  auf  deren  Oberfläche  nun  in 
der  Mitte  eine  quadratische  Vertiefung  eingehauen  ist.  Ver- 
mutlich war  ein  derartiger  Aufsatz  bei  den  anderen  Stelen 
besonders  gearbeitet  und  in  die  rechteckige  Vertiefung  ein- 
gelassen. E.  Caetani  Lovatelli  spricht  a.  oben  a.  O.  die 
Vermutung  aus,  dafs  auf  derartigen  Stelen  Votiv-Clipei  be- 
festigt gewesen  seien,  was  sich  weder  beweisen  noch  wider- 
legen läfst. 

Gerhard-Platner  S.  35  unter  Nr.  114. 

Nr.  200  ist  jetzt  zwischen  Nr.  89  und  90  eingemauert; 
s.  Nr.  89  b. 

201.  Fragment  eines  Gesimses  mit  Muschelnische. 

H.  0,24  ra.f  Br.  0,82  m.,  T.  0,62  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Oben  gerade  verlaufendes  Gesims  mit  Perlschnur  und 
Palmetten.  Darunter  eine  mit  einer  Muschel  gefüllte,  flache 
Wölbung,  eingefafst  von  einem  r.  und  1.  verkröpften  Gebälk 
(die  Verkröpfung  nur  r.  erhalten),  das  mit  Perlschnur  und 
Blattkyma  verziert  ist.  In  der  Muschel  nahe  dem  umgebogenen 
Teil  ein  viereckiges  Zapfenloch. 

202.  Schaft  einer  Herme  des  Dionysos. 

H.  1,72  m.     Br.  0,46  m.     T.  0,40  m.     Cipollino. 

Ergänzt  viereckige  Einsätze  in  den  Armlöchern  und  Einsatz  mit 
Eisenzapfen  im  Brustausschnitt.    Kanten  bestofsen. 

Viereckiger  Schaft;  auf  dem  oberen  Teil  langer  Chitoa 
und  darüber  ein  Pantherfell  gegürtet  in  der  gleichen  Weise 
wie  bei  der  Herme  im  Braccio  nuovo  Nr.  1.  Armstumpfe 
und  Brust  mit  Kopf  waren  besonders  gearbeitet  —  wohl  aus 
weifsem  Marmor  —  und  eingesetzt.    Derb  decorative  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  35  Nr.  115. 

Eingemauert  aufser  einigen  Inschriften  mit  Kränzen  im 
Giebel  und  einfach  ornamentierten  Rändern:  Basisplatte  mit 


GaLLerIa  lapidaria  203.  305 

drei  Einsenkungen  ftr  Statuetten  der  Nymphen,  denen  nach 
der  einfach  umränderten  Inschrift  Q.  Hortensius  Hymnus 
das  ganze  Werk  geweiht  hatte;  kleine  rechteckige  Platte 
mit  vier  leicht  vertieften  Fufssohlen,  ein  Paar  abwärts, 
das  andere  aufwärts  gerichtet,  nach  der  Inschrift  (CIL  vi  80) 
von  zwei  Anhängern  der  Mithrasmysterien  (leones)  der  Cae- 
lestis  (geschr.  Cel.)  Urania,  der  Göttin  Karthago's,  geweiht 

(vgl.  Cumont  bei  Pauly-Wissowa  Realen cyklopädie  III  Sp.  1247  ff.);  nach 

der  Stellung  der  Sohlen  zu  urteilen,  wurde  die  Weihung  nach 
einer  glücklichen  Reise  und  Heimkehr  gemacht;  kleine 
rechteckige  Platte  mit  einer  Weihung  an  die  gleiche  Göttin, 
hier  Dom  inacaelestis  genannt;  ihr  weiht  einT.  AnniusHedypnus 
seine  Ohren  in  effigie  —  sie  sind  in  der  Mitte  in  eingeritzter 
Zeichnung  dargestellt  —  iussus  a  numinae  (sie)  eius,  also 
nach  einem  empfangenen  Orakel  (CIL  VI  77);  die  Caelestis  ist 
demnach  hier  als  Heilgöttin   angerufen  worden  (vgl.  CILVHI 

16417:   sacerdos  publicus   deae  Caelestis  et  Aesculapii) ;    unterer  Teil 

eines  Gebälks:  unter  einem  Blattkyma  zwei  Gurte  mit  einer 
Weihung  anTrajan(ClL  vi  544);  grofse  rechteckige  Platte, 
umrahmt  von  Perlenschnur  und  lesbischem  Kyma,  nach  der 
Inschrift  von  einem  P.  Staedius  Primus  einer  Venuleia  Prima 

gewidmet  (aus  Tivoli;  CIL  XIV  3681). 

Abteilung  XLVIII. 

203.    Fragment  einer  sitzenden 
Imperatorenstatue    (Taf.  30). 

H.  1,07  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Falten  vielfach  bestofsen;  der  unterste  Teil  des  r.  Unterschenkels 
war  gebrochen. 

Erhalten  der  Teil  des  Himation,  der  über  die  Beine  ge- 
legt ist.  Alle  übrigen  Teile  waren  besonders  gearbeitet  und 
angesetzt;  auf  dem  r.  Oberschenkel  Einarbeitung  für  den 
entsprechenden  Arm;  vgl.  Museo  Chiaramonti  Nr.  494.  Zu- 
sammen mit  dieser  Statue  des  Tiberius  und  den  Fragmenten 
einer  Colossal-Statue  des  Claudius  (Braccio  nuovo  Nr.  18) 
1796  in  Piperno,  dem  alten  Privernum,  gefunden.  Siehe 
Alles  Weitere  über  den  Fund    und  Verbleib  der  Fragmente 

Vatlcan.  Katalog  L  20 


306  GALLERIA  LAttDARlA  204.  2Ö5.  205  a.  b. 

an  letzterwähnter  Stelle;  ebendort  über  die  Gründe,  nach 
denen  die  behauptete  Zusammengehörigkeit  mit  der  Büste 
des  Claudius  abzuweisen  ist. 

Guattani  Monumenti  inediti  (1805)  Taf.  XVI;  Fea  Nuova  descri- 
zione  de'  monum,  ed  oggetti  d'arte  conteD.  nel  Vaticano  S.  90;  d'Este 
Nuovo  Braccio  S.  70  Nr.  119;  Nibby  II  S.  69;  GerhaTd-Platner  S.  36 
Nr.  H9;Bernoulli  Römische  Ikonographie  II  1  S.  332  Nr.  3;  Hei  big  Nr.  7» 

Unter  dem  r.  Bein:  Fragment  eines  Pilastercapitäls 

(H.  0,13  m.,  Br.  0,27  m.  Feinkörniger  gelblicher  Marmor;  Trochilus  mit 
glattrandigen  Blättern  und  Zwischenblättchen;  Kyma  mit  akanthusähnlichen 

Blättern);  unter  dem  L  Oberschenkel:  Säule  mit  spiralförmig 

gewundenem  Epheu  in  Flachrelief  (H.  0,60  m.  Feinkörniger  gelb- 
licher Marmor);  darunter:  Unterteil  einer  attischen  Säulen- 
basis auf  quadrater  Plinthe.  (H.  0,10  m.,  Bn  und  T.  0,265  m.  Fein- 
körniger gelblicher  Marmor.     Zwei  Ecken  abgebrochen.) 


204.   Nicht  vorhanden. 
205.  Sarkophag  eines  Kindes. 

H.  0,29  m.,  L.  1,40  m.,  T.  0,45  m.     Grofskörniger  grauer  Marmor. 
Sehr  verscheuert  und  bestofsen. 

Vorne  Hochrelief:  An  den  Ecken  und  in  der  Mitte 
je  ein  stehender  nackter  Knabe;  zu  zweit  je  eine  bogen- 
förmig hängende  Lorbeerguirlande  tragend;  über  den  Guir- 
landen  1.  ein  nackter  Knabe  auf  einem  Meerpanther  nach  r., 
eine  Peitsche  in  der  gesenkten  R.,  r.  ein  Amor  auf  einem 
Meerlöwen  nach  L  reitend,  eine  Peitsche  in  der  R.  schwingend. 
An  den  Nebenseiten  sitzende  Greife  in  Flachrelief;  an  den 
hinteren  Ecken  je  ein  Thymiaterium.  An  den  Nebenseiten 
und  vorne  in  der  Mitte  oben  Spuren  von  Verklammerung 
des  Deckels  (r.  durchgebrochen).  Löcher  vorne  r.  unten,  1. 
oben,  r.  Nebenseite  unten,  1.  Nebenseite  unten  und  oben  r. 
Vgl.  Nr.  116. 

Gcrhard-Platner  S.  36  Nr.  118. 

Darunter:  205a.  b.  Zwei  unbedeutende  Fragmente 
von  ornamentierten  Pfeilern. 


GALLERIA  LAPIDARIA  206.  3Ö7 

206.  Fragment  eines  Hochreliefs  auf  horizontal 

gerundeter  Fläche  (Taf.  30). 

H.  1,19  m.,  Br.  0,87  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Oberschädel  des  Mannes,  in  zwei  Stücken.  Andere  Ergän- 
zungen waren  vorhanden  oder  vorbereitet,  wie  man  aus  Herrichtung  der 
Flächen,  Stiftlöchern  oder  erhaltenen  Stiften  schliefsen  kann;  so  die  Fort- 
setzung der  Darstellung  nach  1.  und  r.,  Rand  1.  unten,  r.  Unterarm,  1.  Hand 
und  Nasenspitze  der  Frau,  Teil  vom  r.  Flügel  des  Vogels,  Nase  des  Mannes. 
Gebrochen  war  der  obere  Teil  des  Fufses  r.  unten. 

Abgestofsen  Schnabel  des  Vogels,  grofser  und' kleiner  Zehen  am  r., 
grofser  am  1.  Fufs-  des  Mannes,  Teile  des  oberen  und  unteren  Randes. 
Senkrechter  Bruch  in  der  Mitte.  Unter  dem  Flügel  des  Vogels  ist  mit 
schwarzer  Farbe  aufgeschrieben:  57t. 

Links  Rest  eines  Baumes  mit  grofsen,  länglichen  Blättern ; 
daran  unten  die  Reste  einer  am  Stamm  sich  aufrichtenden 
Ziege.  R.  davon  eine  aufrecht  mit  1.  Standbein  stehende, 
wenig  nach  r.  gerichtete  Frau  in  ärmellosem  Chiton;  das 
Himation  über  den  Hinterkopf  gelegt,  mit  dreieckigem  Über- 
fall um  den  Unterkörper  gezogen  und  um  den  Arm  ge- 
schlungen; die  Haare  gescheitelt  und  gewellt;  Sandalen; 
beide  Unterarme  leicht  erhoben,  ebenso  das  Gesicht  Über 
ihrer  1.  Schulter  auf  kleinem  Bodenstück  ein  Vogel  im  Be- 
griff, mit  erhobenen  Flügeln  nach  r.  aufzufliegen.  Dann  ein 
mit  1.  Standbein  nach  r.  gewendeter  bärtiger  Mann,  einge- 
hüllt ins  Himation,  das  die  r.  Brust  und  den  r.  Unterarm 
freiläfst;  der  1.  Arm  unter  dem  Mantel  quer  vor  den  Leib 
gelegt;  in  der  gesenkten  R.  ein  Zweig  mit  kleinen  länglichen 
Blättern;  barfufs.  R.  davon  unten  im  Grunde  kleiner  Altar 
angedeutet.  Am  Rande  ein  1.  Fufs  mit  erhobener  Ferse  und 
Reste  eines  r.  Beines  mit  Gewand;  die  Figur  stand  auf  dem 
r.  Fufs,  das  1.  Bein  über  das  r.  gekreuzt.  Nach  dem  Altar 
und  dem  Zweig  in  der  R.  des  Mannes  handelt  es  sich  um 
eine  religiöse  Handlung;  demnach  wird  die  Frau  ihre  Hände 
betend  erhoben  gehalten  haben  (ein  von  ihnen  gehaltener 
Gegenstand  müfste  Spuren  hinterlassen  haben).  Augensterne 
und  Pupillen  angegeben.  Gute  Arbeit  des  3.  Jahrh.  n.  Chr. 
nach  einem  griechischen  Vorbild ;  vielleicht  von  einem  Sarko- 
phag. Unmöglich  die  in  der  Beschreibung  Roms  vorge- 
schlagene Deutung  auf  Noah  und  die  Taube. 

Gerhard-Platner  S.  35*".  Nr.  117. 

20* 


308  GALLERIA  LAPIDAEIA  207. 

207   (bezeichnet  mit  236).   Fragment    einer    Hermen- 
figur des  Herakles  (Taf.  30). 

H.  0,31  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben  drei  grofse  Stücke  gebrochen.  Es  fehlen  Basis,  Zeigefinger 
und  fast  ganzer  Mittelfinger  der  1.  Hand  (ihre  Spuren  auf  der  eingewickelten 
R.),  Kopf  mit  Hals,  Teil  der  Brust.     An  einigen  Stellen  bestofsen. 

Auf  einem  nach  oben  verbreiterten  Schaft  der  Ober- 
körper des  jugendlichen  Herakles  eingehüllt  in  das  Löwen- 
fell, das  den  r.  Arm,  der  quer  vor  dem  Leib  liegt,  ganz 
verdeckt;  der  1.  Unterarm  ebenfalls  quer  vorgestreckt;  die 
L.  fafst  die  eine  Tatze  des  Fells,  dessen  Kopf  sammt  einer 
Tatze  an  der  1.  Hüfte  hängt.  Kopf  mit  Hals  war  besonders 
gearbeitet,  eingesetzt,  und  mittels  eines  Zapfens,  dessen  Loch 
im  Innern  der  Höhlung  erhalten  ist,  (wohl  erst  nachträglich) 
befestigt. 

Gute  decorative  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  35  Nr.  116. 


Museo  Chiaramonti. 


Über  die  Erbauung  des  Corridors  s.  die  Bemerkungen 
zur  Galleria  lapidaria.  Den  Namen  »Museo  Chiaramonti« 
(zunächst  Museum  Pio-Chiaromontanum)  erhielt  dieser  Teil 
der  vaticanischen  Sammlungen  von  dem  Familiennamen  des 
Papstes  Pius  VII. ,  dem  die  1810  beendete  Einrichtung  ins- 
besondere zu  verdanken  ist.  Seither  sind  nur  ganz  unbe- 
deutende Veränderungen  im  Bestand  der  Antiken  vorge- 
nommen worden. 

Von  den  Arae  sind  in  dieser  Beschreibung  nur  die 
bildnerisch  verzierten  und  solche,  die  eine  Museumsnummer 
tragen,  berücksichtigt. 

Visconti-Guattani  S.  Vff.;  Sickler-Reinhart  Alroanach  aus 
Rom  1810  S.  291fr.;  Pistolesi  S.  124fr.;  Nibby  II  S.  Vff.;  Gerhard- 
Platner  S.  38fr. 


Abteilung    I. 

i.  Vorderseite  eines  Kinder-Sarkophages. 

(Taf.  31). 

H.  0,36  m.f  L.  1,31  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Rechts  abgeschnitten.  Bruch  von  oben  bis  unten  bei  dem  zweiten 
Amor  von  links.  Verletzungen  im  unteren  Rand  an  einer,  im  oberen  an 
drei  Stellen;  abgebrochen  der  r.  Unterarm  des  ersten  Amors  mit  Teil 
der  Guirlande,  seine  1.  Ferse,  Teil  der  vorderen  Flöte  beim  zweiten,  1.  Arm 
•des  fünften,  r.  Unterarm  mit  Hand  des  sechsten,  Attribut  in  der  R.  des  siebenten 
und  Kleinigkeiten. 

Zwischen  schmalen  Randleisten  Hochrelief:  links 
Pfeiler  mit  Sonnenuhr;  r.  davon  ein  Amor  auf  den  Fuss- 
spitzen  nach  r,  schreitend,  im  1.  Arm  ein  Scepter,  mit  der 
R.  eine  kleine  Guirlande  vorwärts  haltend;  er  greift  mit  dem 
r.  Arrti  über  einer  Vase  auf  einem  Pfeiler  vorbei.  Weiter 
ein  mit  gebogenem  1.  Knie  nach  r.  schreitender  Amor,  die 
Doppelflöte  blasend.  Dann  einer,  ebenso  nach  r,  vortretend 
und  einen  vierten,  der  zurücktaumelt,  mit  beiden  Armen 
haltend;  dieser  trägt  schärpenartig  eine  Guirlande  von  derl. 
Schulter  zur  r.  Hüfte,  wo  er  sie  mit  der  R.  fafst;  mit  der 
L.  erhebt  er  einen  Kranz,  ihn  einer  r.  stehenden  Priap- 
Herme  aufzusetzen.  Weiter  ein  Amor  mit  Chlamys,  vor- 
gesetztem r.  Fufs  und  zurückgewendeter  r.  Schulter  nach 
r.,  die  Syrinx  blasend,  im  1.  Arm  ein  Lagobolon.  Weiter 
einer  mit  Chlamys,  nach  r.  mit  gebogenem  1.  Knie  schreitend, 
im  1.  Arm  eine  Lyra,  mit  der  R.  spielend.  Weiter  einer  in 
der  Haltung  des  vorvorigen,  mit  Chlamys,  einen  Schlauch 
mit  der  L.  auf  der  Schulter  haltend,  in  der  gesenkten  R.  ein 
stabartiges  Attribut.  Endlich  einer  mit  dem  1.  Fufs  voran- 
schreitend,  ein  Panthcrfell  auf   der   1.  Schulter,    in    der   er- 


MUSEO   CHIARAMONTI    2.  311 

hobenen  L.  ein  Lagobolon,.  die  R.  an  die  Brust  gelegt 
Lebendige  Motive:  schlechte  Arbeit 

Das  Relief  ist  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  von  Pighius 
.(f.  343;  Jahn  Berichte  d.  sächs.  Ges.  d.  Wissensch.  1868 
S.  220  Nr.  192),  dal  Pozzo  (VIII  66)  und  Pierre  Jacques  (S. 
Reinach  L'album  de  P.  J.  S.  115  PI.  6  bis)  gezeichnet  worden. 
Letzterer  giebt  Trastevere  als  den  Ort  an,  wo  es  sich  da- 
mals befand.  In  den  Vatican  ist  es  aus  dem  Palazzo  Lan- 
celotti  gelangt. 

Vgl.  Galleria  lapidaria  Nr.  188. 

Gerhard  Antike  Bildwerke  Taf.  XCII  i;  ders.  Prodromus  S.  334k ; 
C.  L.  Visconti  Descrizione  dei  Musei  VaticJini  (1870)  M.  Chiar.  1. 

2.  Relieffragment  mit  sitzendem  Apollon. 

(Taf.  31). 

H.  1,00  in.,  Br.  0,70  m.     Grofskrystallinischer  gelblicher  Marmor. 

Abgestofsen  alle  Ränder  mit  den  Füfsen  des  Apollon,  dem  gröfsten 
Teil  des  Greifen  und  der  Kithara,  dem  Unterteil  des  Sitzes;  ferner  am 
Apollon  Nase,  Teil  der  r.  tfand,  Stück  am  r.  Ellenbogen,  halber  1.  Unter- 
arm mit  Hand  (Stützen  und  Ansätze  vorhanden),  Teile  des  Kranzes  und  der 
Falten.  Kleine  Sprünge  1.  zwischen  Kamm  und  Flügel  des  Greifen,  r. 
unten  in  den  Saiten  der  Kithara.     • 

Apollon  sitzt  auf  Felsen  nach  1.;  der  1.  Fufs  war  über 
.den  r.  gelegt;  seine  Haare  sind  gescheitelt,  zurückgestrichen, 
hinten  in  einen  Knoten  aufgebunden;  kurze  Schulterlocken; 
Lorbeerkranz.  Das  Himation  bedeckt  die  Beine;  ein  Teil 
über  den  Sitz  und  die  Kithara  gelegt  und  unter  dem  1.  Arm 
aufgenommen  ruht  mit  Bausch  auf  der  1.  Schulter.  Der  1. 
Unterarm  stützt  sich  auf  den  Steg  einer  Kithara,  die  nur 
zur  Hälfte  sichtbar  wird  (erhalten  Hälfte  des  Steges,  Ober- 
teil des  einen  Hornes,  die  Saiten,  deren  einzelne  Linien 
durch  Malerei  angegeben  waren,  Stück  vom  Kasten);  die  L. 
hing  nach  den  Spuren,  lässig,  herab.  Die  R.  ruht  im  Schofs; 
zwischen  Daumen  und  Zeigefinger  ein  länglicher  Gegenstand, 
das  Plektron.  Über  dem  r.  Knie  Reste  eines  nach  1. 
sitzenden  Greifen  (auf  den  älteren  Abbildungen  gar  nicht, 
oder  nur  unvollständig  wiedergegeben):  grofser  Flügel  mit 
gekrümmter  Spitze  (kommt  neben  der  r.  Schulter  des  A. 
hervor),    Hals    mit  gezacktem  Kamm,    Teil    der   Brust   und 


312  MU8E0   CHIARAMONTI    3.  4. 

eines  erhobenen  Vorderbeines.  Der  Gott  in  hohem,  der 
Greif  in  flachem  Relief.  Die  Art,  wie  hier  die  verschiedenen 
Reliefhöhen  neben  einander  gesetzt  sind,  findet  sich  oft  an 
hellenistischen  und  frührömischen  Reliefs.  Die  Ausführung  ist 
sehr  elegant  und  geschickt,  Haltung  und  Ausdruck  der  Figur 
vornehm. 

Gefunden  1805  während  der  Restaurationsarbeiten,  die 
Pius  VII.  im  Colosseum  vornehmen  liefs,  zu  dessen  ursprüng- 
licher Decoration  das  Stück  gehört  haben  mufs.  Oben  r. 
mit  roter  Farbe  aufgemalt  48. 

Guattani  Memorie  enciclopediche  romane  I  S.  4;  Pistolesi  Taf. 
XXXII  2;  Nibby  III  Taf.  IV;  Gerhard-Platner  S.  39  Nr.  2;  Friede- 
richs-Wolters  Bausteine  Nr.  1940;  Ovcrbeck  Kunstmythologie  III  5 
S.  285  Taf.  XXI  7. 

3.  Fragment  eines  Sarkophagdeckels   (Taf.  31). 

H.  0,23  m.,  Br.  0,40  ra.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
R.  und  1.  abgebrochen. 

Oben  und  unten  Randleiste;  dazwischen  Hochrelief:  in 
der  Mitte  auf  kleiner  Säule  eine  komische  Maske.  Links  da- 
von auf  Felsen  nach  r.  sitzend  eine  (wohl  jugendliche)  männ- 
liche Gestalt  (Kopf  mit  Brust,  r.  Schulter  und  r.  Arm  fehlen) 
mit  Himation  um  Unterkörper  und  1.  Oberarm;  komische 
Maske  in  der  erhobenen  L.  Rechts  sitzt  auf  Felsen  nach  1. 
eine  bärtige  Gestalt  (der  nach  r.  gewandte  Kopf  sehr  ver- 
stofsen;  1.  Ellenbogen  fehlt)  mit  langem,  schlichten  Haar,  den 
Unterkörper  mit  Himation  umhüllt;  die  R.  ruht  im  Schofs, 
der  1.  Arm  hoch  auf  dem  Felsen.     Geringe  Arbeit. 

Die  Dargestellten  sind  Dichter;  der  Deckel  mufs  zu  dem 
Sarkophag  einer  litterarisch  thätigen  Persönlichkeit  gehört 
haben.  Vgl.  die  Sarkophag-Nebenseite  hierselbst  Nr.  66 1, 
Robert  Die  ant.  Sarkophagreliefs  II  S.  145  Nr.  141 — 143  und 
Krüger  Athen.  Mitteil.  1901  S.  126 ff. 

Gerhard-Platner  S.  39  Nr.  3. 

4.  Relieffragment   (Taf.  31). 

H.  0,28  m.,  Br.  0,30  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben  und  an  den  Seiten  abgebrochen;  auch  sonst  stark  verletzt 
Einzelnes  im  Text). 


MU8E0  CHI ARAMONTI  5 .  3 1 3 

Über  stark  bestofsener  Randleiste  Hochrelief:  zwei 
Männer  in  kurzer  gegürteter  Tunica  schreiten  gebückt 
nach  r.;  der  vordere  (Vorderseite  des  Kopfes  abgebrochen) 
bärtig;  mit  dem  r.  Fufs  voran;  fafst  mit  der  R.  einen  derben 
Stock  mit  Krücke;  die  erhobene  L.  stützt  eine  grofse  Stange, 
die  auf  seiner  1.  Schulter  und  der  des  zweiten  Mannes  liegt; 
dieser  (Vorderseite  des  Gesichtes,  r.  Unterarm,  1.  Knie,  r. 
Bein  abgebrochen)  tritt  mit  dem  1.  Bein  stark  voran;  er 
wendet  das  augenscheinlich  unbärtige  Gesicht  zurück;  1.  von 
seinem  Kopf  Rest  eines  auf  der  Stange  liegenden  Gegen- 
standes. R.  noch  undeutlicher  Rest  (grofses  Gefafs?).  Das 
Fragment  stammt  von  einer  kleinen  Darstellung  eines  Triumph- 
zuges; die  beiden  Männer  tragen  das  feretrum  mit  der  Beute. 
Vgl.  hierselbst  Nr.  152.     Skizzenhafte  lebendige  Ausführung. 

Gerhard-Platner  S.  39  Nr.  4. 


5.  Relieffragment   (Taf.  31). 

H.  0,83  m.     Br.  0,70  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 
Oben  und  r.  abgebrochen;  sonstige  Verletzungen  im  Text. 

Über  einer  stark  vortretenden,  hohen  Basisleiste  in 
hohem  Relief:  1.  eine  aufrecht  stehende  weibliche  Gestalt; 
1.  Standbein;  leichte  Wendung  nach  ihrer  1.  Seite;  gegürteter 
Chiton,  der  von  der  1.  Schulter  gleitet;  Himation  um  Unter- 
körper und  1.  Oberarm  gelegt;  Sandalen  an  den  Füfsen  (es 
fehlen  Kopf  [Ansatz  vorhanden]  und  Hals,  halber  r.  Unterarm  mit 
Hand,  1.  Hand;  Glättung  der  Bruchfläche  am  Hals  und  Löcher 
zur  Befestigung  einer  Ergänzung  hergestellt);  die  R.  hat  unter 
der  Brust  Spuren  hinterlassen;  in  der  Mitte  der  Brust  in  Höhe 
dieser  Spuren  Ansatz  mit  Loch;  kleine  Stütze  oben  an  der 
1.  Hüfte  vorne;  1.  Unterarm  erhoben.  Rechts  unten  gerade 
von  vorn  sichtbar  ein  nackter  r.  Unterschenkel  eines  Mannes 
und  ganz  am  Rande  Rest  des  1.  Beines.  Augenscheinlich 
hielt  die  Frau  mit  beiden  Händen  Tänie  oder  Guirlande 
(davon  Ansatz  und  Stütze),  um  sie  dem  Manne  zu  reichen. 
Am  1.  Rande  und  darunter  auf  der  Oberfläche  der  Basisleiste 
Ansatzspuren  eines  abgearbeiteten  Pfeilers.  Nach  links  sprang 
die  Basisleiste  etwas  vor  (fast  ganz  abgebrochen). 

Sorgfaltige,  geschickte  Arbeit  guter  römischer  Zeit  mit 


3H  MUSEO  CH1ARAMONT1  6. 

Benutzung  alter  Typen  (vgl.  das  Relief  mit  der  Familie  des 
Augustus  in  Ravenna,  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II  I 
Taf.  VI).    Gefunden  unter  Pius  VII.  in  Ostia. 

Pistolesi    Taf.  XXXII 1;    Gerhard-Platncr    S.  39    Nr.  y»  C.  L. 
Visconti  Descrizionc  dei  Musei  Vaticani  (1870)  M.  Chiar.  5. 


6.  Statue  der  Höre  des  Herbstes    (Taf.  31). 

L.  1,51  m.,  H.  0,82  m.     Grobkrystallinischcr  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  mit  Hals,  beiden  Schultern,  Brustkasten,  r.  Brust, 
Rücken,  Falten  des  Gewandes  unter  der  r.  Achsel,  1.  Unterarm,  soweit  nackt, 
mit  Hand  und  grofsem  Teil  der  Rebe,  r.  Hand  mit  Traube  (zwei  Beeren  am 
Gewand  erhalten),  einzelne  Faltenhöhen,  r.  Fufs  mit  Stück  des  Gewandes, 
Ränder  der  Basis  am  Fufsende;  derPutto  zunächst  dem  Fufs  ganz  modern  (An- 
sätze für  1.  Flügel  und  Stütze  des  Körpers  vorhanden);  der  nächste  Putto  mit 
dem  Korb  war  abgebrochen;  ergänzt  an  ihm  beide  Flügel  bis  auf  Ansätze, 
1.  Hand  mit  Teil  des  Korbhenkels,  r.  Bein  mit  Fufs,  1.  Unterschenkel  mit 
Fufs  bis  auf  die  Zehen;  am  dritten  erg.  Kopf  mit  Hals,  r.  Arm  mit 
Körbchen,  1.  Arm  mit  der  grofsen  Traube  und  Stück  der  Rebe;  abgebrochen 
r.  Flügel  (Stutze  am  Gewand  der  Höre  erhalten);  abgebrochen  war  auch 
der  1.  Flügel,  ist  aber  antik  und  nicht  ganz  richtig  angesetzt  (die  Spitze  fehlt; 
Ansatz  für  sie  zwischen  zwei  Falten  des  Mantels  der  Höre;  Stützenrest  an 
der  Innenseite  des  Flügels  für  einen  Teil  der  Rebe);  gebrochen  war  endlich 
der  Oberkörper  an  den  Hüften;  am  Widder  ergänzt  die  Schnauze;  an  dem 
Tier  hinter  ihm  abgebrochen  Kopf  und  Vorderbeine  bis  auf  den  r.  Vorderhuf, 
der  an  der  Rebe  erhalten  ist;  an  dem  vierten  Putto  ergänzt  Kopf  und  Hals, 
r.  Schulter  und  Brust  z.  T.,  beide  Arme  (der  r.  in  mehreren  Stücken)  mit 
Körbchen,  beide  Flügel  (Ansätze  am  Gcsäfs  erhalten),  r.  Fufs,  1.  Fufsgelcnk; 
die  grofse  Stütze  des  Körpers  (Ansätze  erhalten);  von  der  Basis  vorne  war 
das  Stück  mit  dem  Messer  abgebrochen. 

Auf  Felsboden  lagert  mit  gekreuzten  Beinen,  gestützt 
auf  den  1.  Ellenbogen,  eine  weibliche  Gestalt  mit  hoch- 
gegürtetem Chiton,  Unterkörper  und  1.  Arm  vom  Himation 
umschlungen;  Schuhe  an  den  Füfsen.  Der  moderne  Kopf 
ist  eine  verkleinerte  Copie  der  Büste  der  sog.  Tragcedia  in 
der  Sala  Rotonda  Nr.  537  (s.  Beschreibung  dort).  Die  R. 
ruht  mit  einer  Traube  im  Schofs,  die  L.  fafst  eine  kleine 
emporspriefsende  Rebe.  Um  sie  sind  vier  geflügelte  Putten 
mit  Weinlese  beschäftigt.  Auf  dem  Vorderrand  der  Basis: 
1.  ein  nach  r.  eilender,  mit  dem  1.  Arm  einen  Korb  voll 
Trauben  schulternd,  in  der  gesenkten  R.  eine  Traube;  am 
Boden  nach  r.  Kaninchen  an  einer  Traube  fressend;  zweiter 


MÜSEO  CH1ARAMONTI  6  a.  31  5 

Putto  nach  r.,  mit  beiden  Händen  einen  Korb  voll  Trauben 
auf  dem  hochgesetzten  1.  Knie  haltend;  am  Boden  liegend 
ein  Winzermesser;  dahinter  aufwärts  kriechend  eine  Eidechse; 
dann  Putto  nach  r.  ausschreitend;  mit  der  gesenkten  R.  einen 
Korb  voll  Trauben  haltend,  mit  der  L.  eine  an  der  Rebe 
hängende  Traube  fassend;  r.  von  der  Rebe  ein  Widder  nach  r. 
liegend  und  umschauend;  dahinter  ein  andres  Tier  zu  der  Rebe 
aufspringend;  neben  dem  1.  Ellenbogen  der  Höre  aufsen  ein 
vierter  Putto,  den  1.  Fufs  in  einen  viereckigen  flachen  Behälter 
voll  Trauben  setzend,  im  Begriff,  mit  beiden  Händen  einen 
Korb  voll  Trauben  in  den  Behälter  nach  vorn  zu  entleeren. 
Dargestellt  ist  demnach  die  Höre  des  Herbstes  mit  vier 
bei  der  Weinlese  beschäftigten  Putten;  vgl.  Galleria  lapidaria 
Nr.  177.  Die  Rückseite  nicht  ganz  ausgeführt.  Künstlerisch 
geringwertige  Decorationsarbeit.  Es  ist  wohl  möglich,  dafs 
derartige  Gruppen  schon  in  der  hellenistischen  Zeit  geschaffen 
wurden  und  den  römischen  Bildhauern  als  Vorlage  dienten 
(vgl.  die  Ausführungen  zur  Gruppe  des  Nil,  Braccio  nuovo 
Nr.  109  S.  131). 

Gefunden  zusammen  mit  Nr.  13  und  vielen  anderen 
Skulpturen  1794  bei  einer  Ausgrabung,  die  der  Herzog  von 
Sussex  auf  einer  Besitzung  der  Cesarini,  dem  sog.  Campo 
Jemini  zwischen  Ardea,  Pratica  und  Torre  Vaianico  veran- 
staltete; man  fand  Reste  einer  Villa;  auf  den  Bleiröhren  die 
Namen  eines  T.  Flavius  Claudianus  und  T.  Flavius  Euelpistus. 
Ebendort  gefunden  Braccio  nuovo  Nr.  29  und  Galleria  de' 
Candelabri  Nr.  264. 

Fea  Rdazione  di  un  viaggio  ad  Ostia  S.  73fr.  Nr.  9;  Ders.  Nuova 
descrizione  S.  86;  Sickler-Reinhart  Almanach  aus  Rom  1810  S.  295; 
1811  S.202  Nr.9;  Pistolesi  S.  125;.  Nibby  III  Taf.  VI;  Clarac  447,  821I 
Gcrhard-Platncr  S.  40  Nr.  6;  Heibig  Nr.  64. 

Photographie  Moscioni  3903. 

Darunter: 

6a.  Römischer  Grabstein   (Taf.  31). 

H.  0,76  m.,  L.  1,52  m.,  T.  0,50  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  die  oberen  Kanten  der  Schmalseiten,  Kleinigkeiten  an  den 
übrigen  Rändern.  Abgestofsen  die  drei  Nasenspitzen  der  Vorder- 
seite;   hier    war   der  Oberschädel   des   Mannes    mit   r«  Braue    und    oberem 


3l6  MUSEO  CHIARAMONT1  6a. 

Reliefrand  abgebrochen;  tiefer  Rifs  von  oben  nach  unten  durch  den 
1.  Oberarm  des  Mannes;  Sprung  durch  .den  Hals  der  Frau.  Die  Rück« 
seite  ganz  verwaschen. 

Vorderseite:  in  rechteckiger,  von  breiten  Randleisten 
umgebener  Vertiefung  Hochrelief;  links  der  von  vorn  sichtbare 
Oberkörper  eines  älteren  unbärtigen  Mannes  mit  schlichtem, 
in  die  Stirn  gekämmten  Haar;  doppelte  Tunica  (Ränder 
umsäumt)  und  Toga,  deren  Rand  die  R.  vor  der  1.  Brust 
fafst.  Er  wendet  den  Kopf  nach  der  Mitte  und  legt  die 
L.  (Ring  am  kleinen  Finger)  um  die  Schultern  eines  Knaben, 
der  bis  zu  den  Knieen  und  von  vorne  sichtbar  ist;  ebenfalls 
schlichtes,  in  die  Stirne  gekämmtes  Haar;  doppelte  Tunica 
mit  umsäumten  Rändern,  Toga  und  Bulla  an  breitem  Band  um 
den  Hals  hängend;  er  legt  die  R.  an  die  1.  Schulter  des  Mannes, 
wendet  das  Gesicht  nach  rechts  und  legt  die  L.  (Ring  am 
Goldfinger)  an  die  r.  Brust  einer  Frau,  deren  nach  1.  gewandter 
Oberkörper  dem  des  Mannes  entspricht;  sie  trägt  Tunica  und 
Mantel,  der  1.  Schulter  und  1.  Arm  verhüllt;  einen  Zipfel 
erhebt  die  L.  unter  der  Brust  (zwei  Ringe  am  Zeigefinger, 
einer  am  Ringfinger);  Frisur  der  augusteischen  Zeit  mit 
Schulterlocken;  auf  der  seitwärts  erhobenen  R.  (Schlangen- 
armband am  Gelenk)  reicht  sie  dem  Knaben  Birnen  und 
Trauben;  vor  dem  r.  Ellenbogen  steht  ein  Körbchen  mit 
Trauben,  Nüssen,  Birnen,  kleinen  Kuchen,  einer  in  Form 
eines  Fischchens;  auf  dem  1.  Arm  des  Mannes  sitzt  nach  r. 
ein  Vögelchen;  ihm  entspricht  ein  zweites  rechts  auf  be- 
sonderem kleinen  Bodenansatz  nach  1.  gewandt.  Auf  der 
Rückseite  ist  dieselbe  Darstellung  wiederholt;  demnach 
mufs  das  Ganze  auf  einem  pfeilerartigen  Unterbau  frei- 
gestanden haben,  von  beiden  Seiten  sichtbar  (etwa  an  einer 
Strafsengabelung);  dann  scheint  es  mit  der  jetzigen  Vorder- 
seite nach  unten  umgefallen  zu  sein,  sodafs  die  Rückseite 
dem  zerstörenden  Einflufs  des  Wassers  ausgesetzt  blieb. 

Vortreffliches  Beispiel  römischer  Sepulcralkunst  bester 
Zeit,  in  dem  sich  der  kleinbürgerliche  Familiensinn  besonders 
deutlich  äufsert,  ohne  dafs  die  Darstellung  selbst  in  dieser 
intimen  Scene  den  Zug  zum  Repräsentativen  verleugnete,  der 
alle  Werke  römischer  Kunst  kennzeichnet;  die  Zusammen- 
stellung ist  nicht  zu  lebendiger  Gruppierung  entwickelt,  wie 


MÜSEO  CHIAEAMONT1  7.  8.  317 

auf  griechischen  Grabsteinen;  sie  bleibt  steif,  da  zu  deutlich 
darauf  Rücksicht  genommen  ist,  dafs  jede  einzelne  Figur  für 
sich  zur  Geltung  komme,  wie  es  heute  bei  ungeschickten 
photographischen  Aufnahmen  geschieht. 

Gefunden  bei  Acqua  Traversa  an  der  Via  Flaminia. 

Fea  Nuova  descrizione  S.  86;  Pistolesi  Taf.  XXXII  3;  C.  L.  Vis- 
conti Descrizione  dei  Musei  Vaticani  (1870)  M.  Chiar.  6. 

7.  Relieffragment  (Taf.  32). 

H.  0,335  m.,  L.  0,865  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 
An  den  Seiten  und  unten  mit  den  Füfsen  der  Figuren  abgebrochen. 

Oben  schmaler  Rand ;  darunter  Flachrelief:  von  1.  kommt 
ein  mit  zwei  Maultieren  bespannter  Karren,  darauf  zwei 
grofse  Körbe  mit  Trauben;  darüber  die  Krone  eines  Feigen- 
baums; r.  von  den  Tieren  der  Lenker  nach  1.  gewendet,  mit 
einem  Stab  das  vordere,  vorne  einknickende  Tier  schlagend; 
ein  andrer  Bursche,  von  dem  der  Oberkörper  über  die  Tiere 
aufragt,  hebt  den  r.  stehenden  Korb  vom  Karren;  r.  von  dem 
Lenker  ein  Feigenbaum ;  davor  ein  dritter  Bursche  nach  r.,  mit 
der  L.  einen  Korb  voll  Trauben  auf  dem  Rücken  haltend,  mit  der 
R.  eine  grofse  Traube  in  einen  grofsen  flachen  Behälter  voll 
Trauben  legend,  in  dem  zwei  weitere  Burschen  herumstampfen, 
die  r.  Arme  verschränkend,  die  1.  erhebend;  über  ihnen  ein 
flaches  Dach,  1.  von  einer  bärtigen  Herme,  r.  von  einem  Pfeiler 
getragen  (vgl.  Benndorf-Schöne  Die  ant.  Bildw.  des  lateran. 
Mus.  Nr.  310  Taf.  XIX  3).  Die  Burschen  sind  alle  nackt  und 
haben  in  ihrer  Häfelichkeit  etwas  Satyreskes. 

Späte  Arbeit;  derbe  Ausführung,  mit  reichlicher  Ver- 
wendung des  Bohrers,  aber  lebendig  in  den  Motiven.  Vgl. 
hierselbst  Nr.  127  und  Galleria  lapidaria  Nr.  56b,  d  und  63c. 

Ehemals  im  Palazzo  Lancelotti. 

Gerhard-Pia tner  S.  40  Nr.  7;  CL.  Viconti  Descrizione  dei  Musei 
Vaticani  (1870)  N.  Chiar.  7. 

8.  Fragment  eines  Kindersarkophages    (Taf.  32). 

H.  0,365  m.,  L.  1,12  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Links  unvollständig;  unten  in  der  Mitte  geflickt;  abge- 
brochen das  1.  Vorderbein  des  ersten  Pferdes  links  und  der  r.  Fufs  des 
mittleren  Lenkers. 


3l8  MÜSfiO  CHIARAMONTI  9.  10. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste;  dazwischen  Hoch- 
relief: 1.  zunächst  ruhig  nach  r.  fahrendes  Zweigespann  mit 
Amor  als  Lenker;  über  den  Pferden  umschauender  Knabe 
ohne  Flügel  zu  Pferde  (desultor?);  weiter  r.  ein  nach  r. 
galoppierendes  Zweigespann  mit  peitschendem  Amor;  unter 
den  Pferden  ein  vornüberstürzender  Knabe  ohne  Flügel 
(spartor);  über  den  Pferden  zwei  Säulen  mit  Architrav  und  fünf 
Eiern;  weiter  ein  stürzendes  Zweigespann  mit  Amor;  darüber 
vorspringende  Ecke  eines  Gebäudes  mit  drei  Akroterien,  dann 
Obelisk  und  zwei  Säulen  mit  Architrav  und  vier  Delphinen; 
weiter  nach  r.  galoppierendes  Zweigespann  mit  Amor  als 
Lenker,  der  umblickt  und  die  R.  mit  Peitsche  erhebt;  er  ist 
Sieger;  unter  den  Pferden  eine  Hacke;  darüber  nach  r.  reitender 
Knabe  ohne  Flügel  mit  rückwärts  erhobener  R.;  an  der  Ecke 
zwei  Spitzen  einer  Metar  deren  Pendant  an  der  andern  Ecke 
fehlt;  alle  Lenker  haben  die  Zügel  um  den  Leib  gelegt.  Vgl. 
Galleria  lapidaria  Nr.  21.  An  einigen  Stellen  an  den  Flügeln 
und  Pferdeköpfen  rote  Farbspuren.    Gewöhnliche  späte  Arbeit. 

Ehemals  im  Palazzo  Lancelotti. 

Pistolesi  S.  125;  Gerhard-Platner  S.  40  Nr.  8;  C.L.Visconti 
Descrizione  dei  Musei  Vaticani  (1870)  M.  Chiar.  8. 

9.  Relieffragment  (Taf.  32). 

H.  0,41  m.,  Br.  0,37  m.     Feinkörniger,  blaulicher,  geäderter  Marmor. 
Stark  beschädigt. 

Randleiste  unten  erhalten,  oben  Ansatz  eines  Profils; 
r.  Rand  vollständig;  1.  abgebrochen;  r.  und  oben  ist  der 
Reliefgrund  vorgewölbt.  Hochrelief:  hinter  einem  nach  1. 
laufenden  Hunde  (Kopf,  Vorderbeine,  1.  Körperseite,  r.  Hinter- 
bein bis  auf  die  Pfote  fehlen)  ein  nach  1.  mit  vorgesetztem 
LBein  stehender  Mann  mit  flatternder  Chlamys  (Kopf  und  1.  Arm 
fehlen);  r.  Arm  gebeugt;  weiter  1.  noch  ein  1.,  nach  L  gewandter 
Fufs.    Gehörte  zu  einer  Jagddarstellung.     Einfache  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  40  Nr.  9. 

10.  Fragment  eines  archaistischen  Reliefs  (Taf. 32). 

H.  0,68  m.,  Br.  0,39  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Rand  nur  unten  erhalten;  auch  hier  bestofsen.  Flach- 
relief:   von  r.  nach  1.  schreitend   ein  Gott  und  Athena;    von 


MüSfiO  CHIARAMONTI  II.  12.  319 

dem  Gott  nur  erhalten  Teil  des  Haarschopfes,  1.  Arm  (in 
die  Hüfte  gestützt),  Streifen  von  der  Rückseite  des  Körpers, 
1.  zurückgesetztes  Bein  (sehr  bestofsen),  Zipfel  der  fein- 
gefältelten Chlamys ;  Athena  tritt  mit  dem  r.  Fufs  voran;  sie 
trägt  hochgegürteten  Chiton  und  Peplos,  Aigis,  schultert  mit 
der  R»  die  Lanze,  hält  in  der  gesenkten  L.  den  korinthischen 
Helm  mit  Busch;  abgeschlagen  ihr  Gesicht;  ferner  fehlen  1. 
Arm,  1.  Bein.  Sorgfaltige,  das  Archaische  stark  übertreibende 
Arbeit. 

Pistolesi  S.  125;  Gerhard-Platner  S.  40  Nr.  10. 

11.  Fragment  eines  Sarkophagdeckels  (Fig.  32). 

H.  0,24  m.     L.  0,39  m.     Ziemlich  grobkörniger  gelblicher  Marmor. 

Von  der  Randleiste  oben  ein  kleines,  unten  ein  längeres 
Stück  erhalten.  Hochrelief:  links  Kopf,  Schnauze,  fünf 
Vorderbeine  und  ein  einzelner  Huf  eines  nach  r.  gerichteten 
Viergespanns;  dann  Dioskur  mit  grofser  Chlamys  und  Schwert 
vor  seinem  Pferd  (nach  r.)  stehend;  dann  Unterteil  der 
Minerva,  ihrer  Lanze  1.  und  ihres  Schildes  r.  Gehörte  zu 
einer  Darstellung  der  capitolinischen  Trias,  umgeben  von 
Sol  und  JLurla  mit  je  einem  Dioskuren.  Vgl.  Gabinetto  delle 
Maschere  Nr.  426  und  430.  Über  die  Bedeutung  der  Dar- 
stellung an  einem  Sarkophagdeckel  siehe  Brunn  Annal.  d.' 
Ist.   1844  S.  196fr.  =  Kleine  Schriften  I  S.  13. 

Gerhard-Platner  S.  40  Nr.  11. 

12.  Relieffragment  (Taf.  32). 

H.  0,435  mM  Br.  0,54  m.     Feinkörniger,  bläulicher,  geäderter  Marmor. 
An  beiden  Seiten  abgebrochen. 

Oben  Randleiste  mit  Ablauf;  unten  glatte  Leiste;  da* 
zwischen  Hochrelief:  links  zunächst  der  1.  Unterschenkel 
eines  Gladiatoren  mit  hoher  Beinschiene;  darüber  vier- 
eckiges scutum  (darauf  ein  geflügelter  Blitz  eingraviert)  mit 
Teil  des  haltenden  Armes;  r.  davon  mit  1.  Standbein  stehender 
Retiarius  (r.  Wange  abgescheuert);  langes  Haar;  bartlos;  kurze, 
gegürtete  Tunica;  an  der  1.  Schulter  Parierschild  (galerus); 
1.  Arm  mit  Binden  umwunden;  beide  Hände  halten  vor  dem 
Leib   den  Dreizack;   weiter    ein    mit  r.  Standbein  stehender 


320  MUSEO  CHIARAMONTI  Ij. 

Samnit  (r.  Wange  abgescheuert);  kurzes  lockiges  Haar;  kurzer 
Vollbart;  Lendenschurz  mit  Gürtel;  r.  Arm  mit  Binden  um- 
wunden; in  der  mit  Handschuh  bedeckten  R.  der  lange  leicht 
gekrümmte  Dolch,  am  1.  Arm  das  grofse  ornamentierte 
scutum;  an  den  Unterschenkeln  hohe  stiefelartige  Bandagen, 
am  r.  niedriger  als  am  1.;  weiter  ein  mit  1.  Standbein  stehender 
Thraker  (Gesicht  bestofsen);  sehr  langes  schlichtes  Haar;  bart- 
los; Lendenschurz  mit  Gürtel;  am  r.  Unterarm  das  kleine 
scutum;  hohe  Beinschienen  mit  Ornament  und  Schutz  des 
Fufsrückens;  1.  Arm  fehlt  (die  L.  mufs  das  gebogene  Schwert 
gehalten  haben;  der  Thraker  ist  Linkser). 

Bedeutungsvoll  die  deutlich  wiedergegebenen  Rassen- 
unterschiede zwischen  Italiker,  Thraker  und  Germanen  (f  Reti- 
arier;  vgl.  Meier  De  gladiatura  romana  und  Baumeister 
Denkm.  d.  klass.  Altert.  III  S.  2094fr.;  s.  hier  ältere  Litteratur). 

Etwas  flüchtig  decorative,  nicht  unlebendige  Arbeit. 
Gefunden  zu  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  im  Colosseum. 

Pistolesi  S.  125  f.;  Nibby  III  Taf.  XXXb  (auf  Taf.  XXXII); 
Gerhard  -  Platner  S.  40  Nr.  12;  E.  Caetani  Lovatelli  Bullettino  co- 
munale  1895  S.  262  Nr.  15. 

13.  Statue  der  Höre  des  Winters  (Taf.  32). 

L.  1,46  m,  H.  0,73  m.     Grofskrystallinischer  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  mit  Hals  und  r.  Schulter,  Zeige-  und  Mittelfinger  der 
1.  Hand  mit  dem  Ende  des  Pinienzweiges  und  Stütze  für  den  hockenden 
Putto,  die  beiden  äufseren  NadelbUschel  am  Zweige,  Flicken  in  den 
Gewandfalten,  Stück  am  r.  Knie,  Vorderteil  des  r.  Fufses;  an  dem  Putto 
zunächst  den  Füfsen  erg.  beide  Flügel  fast  ganz  (unbenutzt  zwei  kleine 
Stützen  am  Rücken);  dann  Hals  der  Ente  (Kopf  fehlt);  an  dem  nächsten 
Putto  Kopf  mit  Hals  und  den  Oberteilen  beider  Flügel,  r.  Arm  mit  dem 
oberen  Teil  des  Gewächses,  für  das  an  der  r.  Schulter  dieses  und  dem  Kopf 
des  ersten  Putto  Stutzen  vorhanden  sind;  an  der  zweiten  Ente  der  Hals  (Kopf 
fehlt;  Bronzestift  zur  Ergänzung  in  Gyps  vorhanden);  der  folgende  Putto 
ganz  modern  mit  beinahe  dem  ganzen  Gewächs  (Stützen  am  1.  Oberschenkel 
der  Höre,  eine  für  einen  Zweig,  zwei  für  die  Flügel,  und  Ansatz  im  Wasser 
vorhanden);  an  der  dritten  Ente  Kopf  (Schnabel  fehlt)  und  Hals;  am 
vierten  Putto  der  1.  Flügel  (eine  Stütze  verband  ihn  mit  dem  Rücken,  eine 
andre  den  r.  mit  dem  Kopf);  an  dem  fünften  Putto  Kopf  mit  Hals, 
1.  Flügel,  1.  Arm  (Hand  antik);  Kopf  und  Hals  des  Vogels. 

Eine  vollständig  in  den  Mantel  gehüllte  weibliche  Figur 
lagert   auf  Felsen  mit  gekreuzten  Beinen,    gestützt  auf  den 


MUSEO  CHIABAMONTI  13  a.  32 1 

1.  Ellenbogen,  den  Kopf  nach  der  1.  Schulter  gewendet;  ein 
Band  im  einfach  gescheitelten  Haar;  Schuhe  an  den  Füfsen; 
die  R.  liegt  vor  der  Brust;  die  L.  hält  einen  Pinienzweig. 
Vor  der  Gestalt  ist  Wasser  angegeben;  darin  Fische;  darauf 
fünf  geflügelte  Putten:  aufsen  neben  der  L.  der  Höre  schreitet 
einer  mit  vorgesetztem  r.  Fufs  nach  vorn,  mit  beiden  Händen 
einen  Vogel  vor  den  Leib  haltend;  weiter  vorne  kriecht 
eine  Schildkröte  nach  r.;  1.  von  dem  Pinienzweig  hockt  ein 
zweiter  am  Boden  nach  L,  mit  beiden  Händen  eine  nach  1. 
schwimmende  Ente  am  Hinterteil  fassend,  weiter  1.  hockt 
einer  nach  L,  die  L.  auf  den  1.  Oberschenkel  stützend,  mit 
der  R.  den  Stengel  eines  Gewächses  fassend,  neben  dem 
eine  Ente,  die  nach  vorne  schwimmt;  weiter  1.  ein  Putto 
halb  sitzend,  halb  auf  dem  r.  Bein  knieend,  von  vorne  sicht- 
bar; er  fafst  mit  beiden  Händen  den  Stengel  eines  Ge- 
wächses, das  sich  1.  von  ihm  fortsetzt;  ganz  1.  nach  r. 
knieend  der  fünfte  Putto,  der  eine  nach  r.  schwimmende 
Ente  an  beiden  Flügeln  packt. 

Dargestellt  ist  die  Höre  des  Winters,  tief  verhüllt,  in 
der  L.  den  Zweig  der  aller  Kälte  trotzenden  Pinie,  mit  fünf 
spielenden  Putten  und  den  auf  Fischerei  und  Jagd  deu- 
tenden Tieren;  gedankenlos  ist  die  Zufügung  der  Schildkröte, 
die  im  Winter  schläft. 

Die  Gruppe  bildet  das  Pendant  zu  Nr.  6,  mit  der  sie 
zusammen  gefunden  wurde.     Siehe  dort. 

Fea  Relazione  di  un  viaggio  ad  Ostia  S.  74  Nr.  10;  Ders.  Nuova 
Descrizione  S.  91;  Sickler-Reinhart  Almanach  aus  Rom  1810  S.  295; 
1811  S.  203  Nr.  10;  Pistolesi  S.  126;  Nibby  III  Taf.  VII;  Clarac  448, 
822;  Gerhard-Platner  S.  40  Nr.  13;  Müller-Wieseler  Denkm.  d.  alten 
Kunst  II  Taf.  LXXV  Nr.  966;  Wiesel  er  Annali  d.  I.  1852  S.  229; 
Baumeister  Denkm.  d.  klass.  Altertums  I  S.  703  Fig.  761 ;  Birt  De 
Amorum  in  arte  antiqua  simulacris  S.  XXVII  Taf.  IV;  Heibig  Nr.  63. 

Photographie  Moscioni  3902. 

Darunter: 

13a.  Grabmal  eines  P.  Aelius  Verus  und  seiner 

Familie  (Taf.  32). 

H.  0,66  m.,  L.  1,62  m.t  T.  ca.  0,30  m.     Travertin. 

Durchweg  sehr  stark  beschädigt. 
Vatican.  Katalog  I.  21 


322  MUSEO  CHJARAMONTI  14. 

Eine  rechteckige  Vertiefung,  eingeschlossen  von  glatten 
Randleisten,  auf  denen  die  Inschriften  verteilt  sind;  darin  in 
Hochrelief:  1.  Oberkörper  eines  unbärtigen  Mannes  in  Tunica 
und  Toga,  geradeaus  gewendet,  die  R.  vor  die  1.  Brust  er- 
hebend; r.  davon  der  Oberkörper  einer  Frau  in  Tunica;  der 
Mantel  über  den  Kopf  gezogen;  geradeaus  gewendet;  die  L. 
fafst  die  Falten  des  Mantels;  ihre  R.  legt  sie  in  die  des 
Mannes;  Frisur  der  augusteischen  Zeit;  r.  davon  in  ganzer 
Figur,  sitzend  (unkenntlich,  worauf),  von  vorn  sichtbar  ein 
nacktes  Knäbchen  mit  lockigen  Haaren;  das  1.  Bein  hängt 
herab,  das  r.  ist  angezogen;  die  Hände  waren  vor  dem  Leib 
beschäftigt  (alles  Vorragende  abgeschlagen);  unter  dem 
r.  Knie  eine  Traube;  weiter  r.  Oberkörper  eines  zweiten 
Mannes  von  vorn  sichtbar;  unbärtig;  Tunica,  Toga:  die  R. 
vor  der  1.  Brust. 

Die  Fläche  für  die  Inschriften  geglättet;  ebenso  auf  den 
Nebenseiten  vorne  je  ein  Streifen  von  0,04  m.  Breite. 

Gefunden  1808  an  der  Via  Appia  Nr.  36  in  einer  Vigna 
Corsi  vor  Porta  S.  Sebastiano  (bei  Matz-Duhn  Ant.  Bildw.  V. 
del  Pinto). 

Fea  Nuova  Descrizione  S.  91 ;  Gerhard-Platner  S.  40  Nr.  13; 
C.  L.  Visconti  Descrizione  dei  Musei  Vaticani  (1870)  M.  Chiar.  13; 
CIL  VI  10808. 

Abteilung  II. 
14.  Weibliche  Statue  (Taf.  33). 

H.  1,53  m*     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  und  Hals,  r.  Arm  mit  Hand  und  Flöte,  die  äufseren 
herabhängenden  Falten  des  Apoptygma  unter  der  r.  Schulter,  das  frei- 
stehende Stück  des  1.  Unterarmes  mit  Stück  des  Gewandes,  Hand  und 
Attribut,  Flicken  in  den  Faltenrücken,  Vorderteile  beider  Füfse,  Basis. 
Stark  geputzt. 

Jugendlich  weibliche  Gestalt,  aufrecht  stehend  mit 
1.  Standbein;  r.  Fufs,  mit  voller  Sohle  auftretend,  etwas  seit- 
wärts gesetzt;  der  moderne  Kopf  (Haarschleife  oben;  Kranz 
vorne  sichtbar)  gradeaus  gerichtet;  r.  Arm  (auch  ursprünglich) 
erhoben  (in  der  Hand  eine  Flöte);  1.  Arm  gesenkt  (in  der 
eine  Hand  Schriftrolle).  Peplos  an  der  r.  Körperseite  offen 
mit  Apoptygma  bis  zu  den  Hüften;  unter  der  r.  Achsel  wird 
auch  ein  Chiton  sichtbar;  Sandalen. 


MUSEO  CHIAEAMONTI  15.  323 

In  der  Figur  ist  der  wenig  gelungene  Versuch  gemacht, 
den  strengen  Typus  der  Peplosfigur,  wie  er  sich  in  der  pelo- 
ponnesischen  Kunst  des  5.  Jahrhunderts  gebildet  hatte,  durch 
Vermehrung  der  kleinen  Faltenmotive  gefalliger  zu  gestalten 
(vgl.  hier  Nr.  120).     Ausführung  unbedeutend. 

Ehemals  in  den  Gärten  des  Cardinais  von  Ferrara,  den 
späteren  päpstlichen  Gärten  auf  dem  Quirinal  (in  den  älteren 
beiden  Publicationen  fehlt  die  1.  Hand). 

De  Cavalleriis  Antiquae  statuae  urbis  Romae  (1585)  I — II  Taf.  49; 
R üb  eis  Insign.  statuar.  icones  (1645)  I  Taf.  49;  Fea  Nuova  Dcscrizione 
S   87;  Clarac  505,   1008;  Gerhard-Platner  S.  40  Nr.  14. 

15.  Statue  eines  Togatus  (Taf.  33). 

H.  2,02  m.     Marmor'  des  Kopfes   feinkörnig   und  gelblich,   der  des  Körpers 

von  gröberem  Korn. 

Ergänzt  Nase,  Rand  des  r.  Ohres,  Hals  (in  den  Ausschnitt  eingesetzt), 
Flicken  im  Gewände,  grofse  Flicken  im  r.  Unterarm,  der  dreimal  ge- 
brochen war,  die  Finger  der  r.  Hand,  Teil  des  1.  Daumens,  die  äufsere 
Ecke  des  r.  Fufses,  der  mit  dem  Stück  Basis  darunter  abgebrochen  war, 
1.  Fufs,  unteres  StUck  des  Stammes  mit  fast  der  ganzen  Basis  bis  auf  das 
Stück  unter  dem  r.  Fufs,  wo  eine  Ansatzspur  für  den  abgebrochenen 
Zipfel  der  Toga  erhalten  ist.  Dahinter  eine  Eisendübel  zur  Verbindung 
von  Figur  und  Basis. 

Aufrecht  stehend;  1.  Standbein;  neben  dem  1.  Fufs  aufsen 
ein  kurzer  Stamm ;  r.  Fufs  mit  ganzer  Sohle  seitwärts  gesetzt. 
Calcei  mit  gamaschenartig  den  Rücken  des  Fufses  und  die 
Knöchel  bedeckendem  weichen  Leder  (s.  Mau  bei  Pauly- 
Wissowa  Realencyklopädie  III.  Sp.  1343 f.  und  Heuzey  bei 
Daremberg-Saglio  Diction.  I  S.  816);  Tunica;  Toga  im 
üblichen  Wurf  des  ersten  Jahrhunderts  der  Kaiserzeit. 
R.  Arm  hängt  herab  (bei  der  Ergänzung  der  Finger  ist  der 
Rest  einer  Stütze  an  der  Toga  unbenutzt  geblieben);  1.  Hand 
fafst  den  Rand  der  Toga  vor  der  1.  Weiche;  am  kleinen 
Finger  ein  Siegelring.  Der  Kopf  geradeaus  gerichtet;  kurz 
geringelte,  bei  Römern  ungewöhnliche  Löckchen;  kurzer  Voll- 
bart; Brauen  durch  Striche  angegeben;  Augensterne  und 
Pupillen  eingegraben;  sehr  ernster,  vergrämter  Ausdruck; 
tiefe  Falten  in  der  Stirn  und  von  der  Nase  abwärts.  Der 
Kopf  stammt  aus  antoninischer  Zeit,  und  kann  deshalb  nicht 
zu  dem  Körper  gehören. 

21» 


324  MUSEO  CHIAEAMONTI  16. 

Arbeit  am  Kopf  nicht  fein,  aber  ausdrucksvoll;  am 
Körper  sorgfältig  und  langweilig. 

Figur  und  Kopf  (?)  wurden  Ende  1807  gefunden  bei  einer 
von  Canova  geleiteten  Ausgrabung  des  Grabmals  der  Servilii. 

Guattani  Memorie  enciclopediche  romane  III  S.  136;  Fea  Nuova 
descrizione  S.  87;  Nibby  III  Taf.  XVIII;  Canina  Via  Appia  I  S.  9s 
Anm.  5;  Gerhard-Platner  S.  40  Nr.  15;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie 
I  S.  21. 


16.  Statue  der  Artemis,  ergänzt  als  Muse  (Taf. 33). 

H.  1,54  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  mit  Hals,  r.  Schulter  mit  Gewand  und  Knopf,  beide 
Arme  mit  Händen  und  Leyer  in  der  L.,  Flicken  im  Gewände,  grofses 
Stück  am  r.  Knie  mit  der  Steilfalte  darunter,  Vorderrand  der  Basis.  Ab« 
gebrochen   Faltenenden  an  der  r.  Seite.     Stark  geputzt. 

Aufrecht  stehend;  1.  Standbein;  r.  Fufs  mit  erhobener 
Ferse  seitwärts  und  leicht  zurückgestellt.  Peplos  an  der 
r.  Körperseite  offen  (grofser  Knopf  auf  der  r.  Schulter);  unter 
der  r.  Achsel  wird  ein  hochgegürter  Chiton  sichtbar;  von 
dem  Gürtel  wird  auch  der  Teil  des  Peplos  unter  dem  Apo- 
ptygma  gefafst.  Ein  Köcherband  von  der  1.  Hüfte  zur 
r.  Schulter;  ein  Köcher  ist  nie  vorhanden  gewesen.  L.  Arm 
hängt  herab  (in  der  L.  eine  Leyer  erg.);  r.  Arm  ist  seitlich 
erhoben  (auf  der  Hand  war  früher  eine  tragische  Maske  erg.); 
der  moderne  Kopf  mit  einfach  zurückgestrichenem,  hinten  auf- 
gebundenen Haar  leicht  nach  der  r.  Schulter  gewendet. 
Arme  und  Kopf  waren  auch  ursprünglich  besonders  gearbeitet 
und  eingesetzt.  Mäfsig  ausgeführte  Replik  eines  Artemis- 
Typus,  von  dem  bisher  zwei  Fassungen  nachgewiesen  sind ;  die 
eine  ursprüngliche  mit  erhobener  R.,  die  nach  dem  Köcher 
greift,  und  dem  Bogen  in  der  gesenkten  L.;  die  andre  secun- 
däre  ohne  Köcher,  mit  Füllhorn  im  1.  Arm  und  dem  von  der 
ebenfalls  gesenkten  R.  gehaltenen  Steuer;  in  dieser  zweiten 
trägt  die  Figur  stets  unter  dem  Peplos  den  Chiton.  Nach 
dem  Fehlen  des  Köchers  wäre  diese  Replik  zur  zweiten 
Gruppe  zu  rechnen;  das  Füllhorn  konnte  mit  dem  1.  Arm 
aus  einem  Stück  gearbeitet  sein.  Doch  ist  es  zweifellos, 
dafs  der  r.  Arm  auch  ursprünglich  erhoben  war,  da  sich 
unter  der  Achsel  keine  Spur  eines  Ansatzes  oder  einer  Ab- 


MUSEO  CHIABAMONT1  l6a.  325 

arbeitung  findet.  Da  man  ferner  kaum  voraussetzen  kann,  dafs 
der  Copist  so  gedankenlos  gewesen  sei,  den  Gestus  der  R. 
von  der  ersten  Gruppe  ohne  den  Köcher  beizubehalten,  bleibt 
nur  die  Annahme  einer  dritten  Fassung  übrig,  nach  der  die 
R.  eine  grofse  Fackel  gehalten  habe  (mit  diesem  Attribut 
in  der  R.  war  wahrscheinlich  eine  im  Typus  entsprechende 
Figur  der  Artemis  auf  einem  aus  Larissa  stammenden  Votiv- 
relief  im  athenischen  Centralmuseum  ausgestattet;  auf  einer 
pergamenischen  Münze,  auf  der  der  Typus  benutzt  ist,  hält 
die  Göttin  in  der  L.  eine  lange  Fackel  (vgl.  zu  beidem 
Amelung  Die  Basis  des  Praxiteles  in  Mantinea  S.  22  f.  und 
S.  23  Anm.  1). 

Das  Original,  das  wir  uns  in  der  oben  genannten  ersten 
Fassung  vergegenwärtigen  müssen  (vollständigste  Copie  in 
Dresden),  darf  mit  Sicherheit  dem  Praxiteles  zugeschrieben 
werden  (vgl.  Furtwängler  Meisterwerke  d.  griech.  Plastik 
S.  554  ff.). 

Ehemaliger  Aufstellungsort  wie  bei  Nr.  14;  s.  dort.  Nach 
Pen  na  (s.  unten)  wären  diese  Figur  und  Nr.  61,  177,  402 
hierselbst,  die  alle  vom  Quirinal  stammen,  identisch  mit 
ebensoviel  weiblichen  Figuren,  die  nach  P.  Ligorio  Trattato 
dell'  antichitä  di  Tivoli  S.  21  ff.  im  Theater  der  Villa  Hadrians 
gefunden  wurden;  dagegen  ist  zu  bemerken,  dafs  die  einzige 
genaue  Schilderung,  die  Ligorio  S.  22  von  einer  dieser 
Statuen  giebt  (Mnemosyne),  auf  keine  der  genannten,  noch 
auf  Nr.  14  hierselbst  passen  kann. 

De  Cavalleriis  Antiquae  statuac  urbis  Romae  (1585)  I— II  Taf.  58; 
Rubeis  Insign.  statuar.  icones  (1645)  I  Taf.  58;  Fea  Nuova  descrizione 
S.87;  Clarac  523,  1076;  Pen  na  Viaggiopittoricod.  Villa  Adr.  III  Taf.  XXXII; 
Gerhard-Platner  S.  40  Nr.  16;  Winnefeld  Die  Villa  d.  Hadrian  bei 
Tivoli  S.  153;  Klein  Praxiteles  S.  309  I  3. 

Darunter: 

16a.  Cinerar-Ara  eines  L.  Sutorius  Secundus. 

und  seiner  Frau  (Taf.  34). 

H.  0,57  m.    Br.  0,52  m.    T.  0,42  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Oben  unvollständig.     Sehr  zerstört. 

Vorne  Hochrelief:  neben  den  oberen  Ecken  je  ein  Bu- 
kranium;  dazwischen  bogenförmig  hängend  eine  Guirlande  mit 


326  MÜSEO  CHIABAMONTI  17. 

flatternden  Bändern,  nach  deren  Enden  unten  je  ein  Vogel 
pickt;  darüber  in  der  Mitte  ein  mit  ausgebreiteten  Flügeln 
vor  einer  Schlange  r.  von  ihm  ausweichender,  mit  dem  1. 
Flügel  nach  ihr  schlagender  Adler;  dann  die  umrahmte  In- 
schrifttafel. An  den  Nebenseiten  in  Flachrelief  je  ein 
Lorberbäumchen  mit  kleinen  Vögeln  auf  den  Ästen;  unten 
jederseits  ein  Kranich  (auf  der  r.  Nebenseite  fassen  beide 
mit  den  Schnäbeln  eine  Schlange).  Auf  der  Rückseite  ein 
weitverzweigter  Baum.  Das  untere  Profil  setzt  sich  auf  der 
Rückseite  nicht  fort.  Auf  der  Oberfläche  eine  rechteckige 
Vertiefung  für  die  Aschenreste.  Der  Aufsatz  fehlt  Schlechte 
Arbeit;  an  der  Vorderseite  viele  roh  verteilte  Bohrlöcher. 

Ehemals  in  den  Orti  Giustiniani. 
C I  L  vi  27037. 

17.  Statue  eines  Satyrs  (Taf.  34). 

H.  1,39  m.     Grofskrystallinischer  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  fast  das  ganze  Kinn,  Unterteil  des  Halses,  r.  Arm 
mit  Hand  u.  Eisenstutze,  vordere  Ecke  der  Syrinx  mit  Spitze  des  1.  Zeige» 
fingers,  r.  Bein  von  der  Mitte  des  Oberschenkels  abwärts  mit  Stamm,  Basis 
u.  1.  Unterschenkel  mit  Fufs,  von  dem  er  gebrochen  war,  Flicken  auf  der 
r.  Vorderseite  des  Leibes,  in  der  Mitte  des  Rückens,  im  1.  Oberschenkel 
vorne.  Im  Oberschädel  eine  lange  Vertiefung  von  hinten  nach  vorn  u.  zwei 
mit  Blei  gefüllte  Löcher  (Zweck  unbestimmbar). 

Aufrecht  stehend  auf  felsigem  Boden;  r.  Standbein,  ge- 
stützt durch  einen  Stamm;  1.  Fufs  ein  wenig  vorgesetzt; 
r.  Arm  gesenkt;  in  der  Hand  eine  Traube;  1.  Arm  rechtwinklig 
gebogen  und  die  Hand  mit  einer  Syrinx  grade  vorgestreckt; 
zu  ihr  neigt  sich  der  pinienbekränzte  Satyrkopf  mit  lächeln- 
dem Gesicht  im  späteren  derben  Typus. 

Die  Gliedmassen  sind  kaum  richtig  ergänzt;  wir  werden 
sie  stärker  bewegt  denken  müssen.  Trotzdem  der  Kopf  vom 
gleichen  Marmor  ist  wie  der  Körper,  kann  er  doch  nicht  zu- 
gehören, da  er  zu  klefn  und  von  schlechterer  Arbeit  ist  als 
der  Torso;  auch  lassen  die  erhaltenen  Halsmuskeln  auf  eine 
Wendung  nach  der  r.  Schulter  schliefsen 

Am  Torso  leichte  Glättung.     Geringe  Arbeit. 

Fea  Nuova  descrizione  Nr.  91;  Clarac  722,  1729;  Gerhard-Platner 
S.  40  Nr.  17. 


MÜSEO  CH1ABAMONTI  18.  327 

18.   Jugendlich  männliche  Statue  mit  Kopf  des 

Apollon  (Taf.  34). 

H.  2,2S  m.     Marmor  des  Kopfes  feinkörnig  und  gelblich,  des  Körpers  fein- 
körnig und  weifs  mit  vielen  braunen  und  schwarzen  AdeAi.     Das  Ganze  hat, 
besonders  auf  der  Vorderseite,  einen  dunkelbraunen  Ton  angenommen. 

Ergänzt  Nase,  Mund,  Kinn  mit  Teil  der  r.  Wange,  r.  Ohrläppchen, 
r.  Arm  bis  auf  ein  StUck  an  der  Achsel,  gröfster  Teil  der  1.  Brust,  1.  Schulter 
mit  Arm  und  Hand,  beide  Beine  von  der  Mitte  der  Oberschenkel  abwärts 
(vom  1.  mehr  als  vom  r.),  Stamm  u.  Basis.  Gebrochen  (vom  Kopf) 
Stück  des  Haarknotens  hinten  und  Hals.  Der  Kopf  an  allen  Teilen  stark 
bestofsen. 

Aufrecht  stehend;  r.  Standbein;  aufsen  daneben  ein  hoher 
Stamm;  1.  Fufs,  mit  ganzer  Sohle  auftretend,  leicht  zur  Seite 
und  vorgesetzt.  Keine  Pubes.  L.  Arm  seitlich  ausgestreckt; 
in  der  Hand  das  Mittelstück  eines  Bogens;  r.  Oberarm  gesenkt; 
Unterarm  mit  halb  geöffneter  Hand  vorgestreckt,  als  habe 
der  Jüngling  eben  geschossen.  Der  Kopf  stark  nach  der 
1.  Schulter  gewendet  (der  Blick  der  Richtung  des  Schusses 
folgend  gedacht).  Die  Haare  gescheitelt  und  von  einem 
Band  umzogen;  vorne  zwei  kurze  Strähnen  aufgerollt  und 
rückwärts  hinter  dem  Band  befestigt;  sonst  alles  zur  Seite  weg- 
gekämmt, hinten  aufgenommen  und  mit  den  Enden  wieder 
durch  das  Band  gezogen,  sodafs  eine  hängende  Schleife 
entsteht  (Krobylos).  Der  Kopf  gehört  nicht  zum  Körper; 
er  stammt  von  einer  Replik  der  Statue  des  ausruhenden 
Apollon,  deren  Original  dem  Praxiteles  zugeschrieben 
wird  (bestes  Exemplar  in  Berlin,  Beschreibung  der 
ant.  Skulpturen  Nr.  44);  auf  dem  Oberschädel  die  läng- 
liche Ansatzspur  der  R.  Die  Arbeit  des  Kopfes  ist  gering. 
Bei  der  Ergänzung  des  Torso  ist  die  Stellung  der  Ober- 
arme und  die  Bewegung  des  Halses  richtig  getroffen  worden. 
Stilistisch  macht  er  einen  etwas  älteren  Eindruck,  als 
der  genannte  Apollontypus.  Auch  seine  Arbeit  ist  nicht 
bedeutend. 

Fea  Nuova  descrizione  S.  91;  Clarac  495,  963;  Gerhard-Platner 
S.  41  Nr.  18;  Overbeck  Kunstmythologie  III 5  S.  120  Nr.  II;  Klein 
Praxiteles  S.  164  Nr.  12. 


328  MUSEO  CHIARAMONTI  19.  20. 

19.  Jünglingsstatue  mit  Kopf  des  Paris  oder 

Ganymed  (Taf.  34). 

H.  1,53  m.     Marmor  des  Kopfes   feinkörnig  u.  weifs,    des  Körpers  ebenso 

mit  grünlichen  Adern. 

Ergänzt  Nase,  Kinn,  Stückchen  in  der  1.  Braue,  Läppchen  u.  teil- 
weise Rand  des  1.  Ohres,  grofse  Locke  dahinter,  ganzes  Oberteil  der  Mütze 
mit  den  Stirnlocken,  Hals,  r.  Arm  (bis  auf  Ansatz)  mit  Hand  u.  Apfel, 
1.  Arm  mit  Pedum  u.  Stütze,  viele  Flicken  in  der  1.  Hüfte  u.  im  1.  Ober- 
schenkel, Gesäfs,  r.  Bein  ganz  (durchgebrochen),  1.  Bein  von  oberhalb  des 
Knies  abwärts,  Stamm,  Basis.  Sehr  stark  geputzt  (der  Kopf  mehr  als  der 
Körper;    die  alte  Oberfläche   hat  sich  am  r.  Ohr  und  Umgebung  erhalten). 

Aufrecht  stehend;  r.  Standbein;  aufsen  daneben  ein 
Palmenstamm;  1.  Fufs  mit  erhobener  Ferse  leicht  zurückgesetzt. 
L.  Arm  mit  Pedum  gesenkt;  r.  Arm  mit  Apfel  schräg  vor- 
gestreckt. Der  Kopf  mit  dichtem  Lockenhaar  und  phrygischer 
Mütze,  deren  seitliche  Bänder  oben  verknüpft  sind,  leicht 
zur  r.  Schulter  gewendet.  Kopf  und  Körper  gehören  nicht 
zusammen,  da  beide  von  verschiedenem  Marmor  sind.  Der 
Kopf  stammt  von  einer  Darstellung  des  Paris  oder  Ganymed, 
einer  charakterlosen  Copie  hadrianischer  Zeit  (viel  Bohrer- 
arbeit in  den  Haaren),  nach  einem  Original  des  4.  Jahrh. 
v.  Chr. 

Bei  der  Ergänzung  des  Torso  ist  die  Stellung  der  Ex- 
tremitäten richtig  getroffen;  er  ist  sehr  schmal  und  rund 
(kleine  Pubes),  dürfte  also  auf  ein  Original  aus  der  zweiten 
Hälfte  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  zurückgehen.  Sehr  unbedeutende 
Arbeit. 

Fea  Nuova  descrizione  S.  91;  Clarac  830,  2081;  Gerhard- PI atner 
S.  41  Nr.  19. 

Abteilung  III. 
20.   Ornamentales  Hochrelief  (Taf.  35). 

H.  0,62  m.,  Br.  0,37  m.      Feinkörniger    bläulicher    Marmor    mit    schwarzen 

Adern. 

Ringsum  abgebrochen. 

Zwei  Silene  knieen  auf  natürlich  behandeltem  Boden 
(sehr  zerstört)  in  ganz  entsprechender  Weise  mit  dem  dem 
Beschauer  zugekehrten  Knie,  die  Fersen  und  Gesäfse  anein- 


MÜSEO  CHIARAMONTI  21.  329 

ander  gelehnt.  Sie  tragen  um  die  Hüften  je  ein  Pantherfell 
(Haare  angegeben),  dessen  Kopf  beiderseits  die  Scham  be- 
deckt. Beide  sind  gekoppelt  durch  ein  Schweinefell  (Haare 
angegeben),  dessen  Kopf  zwischen  den  beiden  Nacken  liegt, 
und  von  dem  je  zwei  Beine  jedem  von  Beiden  um  den  Hals 
geknüpft  sind.  Die  dem  Beschauer  zugekehrten  Arme  sind 
rechtwinklig  gebogen;  die  Hände  halten  einen  nur  r.  er- 
haltenen Gegenstand,  eine  leicht  nach  oben  gekrümmte  Staude 
mit  angegebenen  Blättern.  Die  anderen  Arme  sind  erhoben 
und  halten  einen  kraterförmigen  Korb  mit  Trauben,  der  auf 
den  Nacken  steht;  1.  und  r.  erhebt  sich  aus  den  Trauben  je 
ein  starker  canellierter  Stengel  und  in  der  Mitte  hängt  eine 
distelartige  Blüthe  herab.  Rechts  ist  ein  Teil  des  Randes, 
ein  Stück  Perlenschnur,  erhalten. 

Piranesi  Della  magnificenza  ed  architettura  de' Romani 
Taf.  XIV  ist  ein  Pfeiler  mit  der  gleichen  Darstellung  als  im 
Palazzo  Farnese  befindlich  abgebildet,  und  zwar  ist  hier  nach 
oben  hin  erheblich  mehr  erhalten:  die  distelartige  Blüthe  ist 
die  untere  Spitze  eines  Thyrsus;  die  beiden  canellierten 
Stengel  kreuzen  sich  in  der  Mitte  und  sind  hier  mit  dem 
Thyrsus  durch  eine  Schleife  verbunden;  sie  bilden  nach 
oben  je  eine  weitere  Schwingung;  an  ihnen  hängen  Trauben. 

Gute  decorative  Erfindung;  sorgfältige  Ausführung,  nach 
der  vielfachen  Verwendung  des  Bohrers  aus  antoninischer  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  41   Nr.  20. 

21.   Fragment  eines  bakchischen  Sarkophags 

(Taf.  35). 

H.  u.  Br.  0,35  m.     Nicht  sehr  feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Ringsum  abgebrochen. 

Hochrelief:  bekränzter,  bärtiger  Kentaur  (Beine  u.  Hinter- 
teil fehlen)  mit  Joch  und  Leibgurt  nach  r.;  im  1.  Arm  eine 
Lyra,  in  der  R.  das  Plektron.  Auf  seinem  Rücken  kniet 
mit  dem  r.  Knie  —  1.  Bein  vorgestellt  —  ein  Erot  mit  dem 
Beschauer  zugewendetem,  erhobenen  Gesicht;  in  der  L.  die 
Zügel,  in  der  R.  ein  Stab.  Dargestellt  war  der  Wagen  des 
Dionysos,  gezogen  von  Kentauren. 

Spät  und  schlecht. 

Gerhard-Platner  S.  41  Nr.  21. 


330  MUSEO  CHIARAMONTI  22.  23. 

22.  Doppelconsole  (Taf.  35). 

H.  0,73  m.,  Br.  1,40  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 
Ergänzt  aus  Gyps  Einiges  an  den  Rändern  der  Voluten. 

Eine  horizontale  Randleiste  mit  Ablauf  wird  von  zwei 
auch  unten  aufgerollten  und  hier  verbundenen  Voluten  ge- 
tragen, die  ihrerseits  von  zwei  langen,  aus  der  Verbindungs- 
stelle der  Voluten  nach  unten  spriefsenden  Akanthusblättern 
gestützt  werden;  zwischen  den  beiden  Rändern  jeder  Volute 
senkrechte  kurze  Canelluren.  Auf  der  durch  die  beiden 
Voluten  und  die  horizontale  Leiste  gebildeten  dreieckigen 
Fläche  drei  aus  der  Verbindungsstelle  der  Voluten  auf- 
spriefsende  Stengel:  r.  und  1.  mit  phantastischen  Blumen  und 
Blättern,  in  der  Mitte  mit  Eichblättern  und  drei  Eicheln. 

Vorzügliche  Arbeit;  aber  kaum,  wie  man  annehmen 
müfste,  aus  augusteischer  Zeit,  sondern  aus  der  Renaissance 
stammend  (wegen  der  Eicheln  könnte  man  an  die  Zeit 
Julius  IL  denken). 

Pistolesi  Taf  XXXI  1;  Gerhard-Platner  S.  41  Nr.  22. 


23.  Fragment  eines  Meleager-Sarkophages. 

(Taf.  35). 

H.  0,64  m.,  Br.  0,55  m.     Ziemlich  feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

L.  oben  ein  Stück  des  Randes  erhalten;  sonst  ringsum  abgebrochen. 
War  in  zwei  Stücke  zerbrochen. 

Schmale  Randleiste  oben  1.  erhalten.  Hochrelief:  unten 
fast  ganz  erhalten  der  nach  1.  sitzende  Eber,  ein  Hund  zwischen 
seinen  Vorderbeinen,  r.  einer  der  Jäger  von  rückwärts  sicht- 
bar mit  Chlamys;  er  setzte  den  Speer  gegen  die  Seite  des 
Tieres  an;  eine  andere  Speerspitze  über  den  Kopf  des  Ebers 
horizontal  nach  r.  gerichtet;  darüber  in  kleineren  Dimensionen 
Atalante  nach  r.  in  Artemis -Kleidung,  die  Haare  auf  dem 
Wirbel  des  Kopfes  in  einen  Knauf  gebunden;  sie  schofs  ab- 
wärts. 

Gute  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  41  Nr.  23;  Robert  Die  antiken  Sarkophag- 
reliefs III  Nr.  259. 


MUSEO  CHIARAMONTI  24.  25.  33 1 

24.  Fragment  eines  Sarkophagdeckels  (?)  (Taf.3s). 

H.  0,24  m.,  L.  1^96  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 
Sehr  fragmentiert  und  viele  Brüche.     L.  und  r.  unvollständig. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste  z.  T.  erhalten;  da- 
zwischen Flachrelief:  in  der  Mitte  eine  Frauenbüste  (Büstenform 
der  ersten  Kaiserzeit)  mit  porträthaften  Zügen;  Halbmond 
auf  dem  Scheitel.  Zu  beiden  Seiten  je  ein  auf  die  Büste 
zusprengender  Pegasus;  dann  je  ein  unbärtiger  Kentaur,  der 
r.  das  Gesicht  dem  Beschauer  zugekehrt  und  den  rück- 
wärtigen Arm  vorgestreckt  (beide  Teile  fehlen  am  1.);  im 
andern  Arm  hält  der  r.  eine  Keule,  der  1.  einen  Zweig;  dann 
je  ein  unbärtiger  Merkentaur,  eine  lange  Muscheltrompete 
blasend,  im  vorderen  Arm  ein  Steuerruder.    Flüchtige  Arbeit. 

In  den  drei  Figuren  r.  und  1.  ist,  jedesmal  mit  Benutzung 
der  Pferdegestalt,  die  sich  am  besten  zur  Füllung  des  zu 
decorierenden  Raumes  eignete,  je  ein  Bewohner  der  drei 
grofsen  Naturreiche,  der  Luft,  der  Erde  und  des  Meeres,  dar- 
gestellt. Sie  bewegen  sich  auf  die  Büste  zu,  in  der  die  Ver- 
storbene als  Artemis,  die  grofse  Natur-  und  Mondgöttin,  er- 
scheint Man  vgl.  die  Art,  wie  an  den  Idolen  der  Aphrodite 
von  Aphfodisias  die  drei  Reiche  durch  Büsten  des  Helios  und 
der  Selene,  die  Gruppe  der  Chariten  und  ein  Bild  der  Aphrodite 
Pelagia  auf  dem  Meerbock  angedeutet  sind  (Fredrich  Athen. 
Mitteil.  1897  S.  368  fr.).     Vgl.  hierselbst  Nr.  395. 

25.  Römischer  männlicher  Porträtkopf  (Taf.  35). 

H.  0,48  m.  (ohne  Fufs  0,37  id.).     Ziemlich   feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  grofses  Stück  im  1.  Oberschädel,  Büstenfufs  mit  Index- 
täfelchen. Sehr  bestofsen  und  verwaschen.  Der  untere  Rand  modern 
glattgesägt.     Auf  der  Stirn  die  Spur  einer  roten  Nr.  19. 

Kopf  eines  älteren  Mannes  mit  kurzen,  leichtgelockten 
Haaren,  die  nach  vorne  gekämmt  sind,  und  kurzem  Vollbart; 
schmale  Lippen;  schiefes  Gesicht  die  1.  Hälfte  stärker  und 
weiter  abwärts  gezogen,  als  die  r.;  ernster  Ausdruck.  Augen- 
sterne und  Pupillen  scheinen  eingegraben  gewesen  zu  sein. 
Halbe  Wendung  nach  der  r.  Schulter.  Sehr  kleines  Brust- 
stück erhalten;  war  demnach  wohl  bestimmt,  eingesetzt  zu 
werden.     Zeit  des  Hadrian. 

Gerhard-Platner  S.  41  Nr.  25. 


332  MUSEO  CHIARAMONTI  26.  27.  28.  29. 

26.  Kopf  des  Septimius  Severus  (Taf.  35). 

H.  0,50  m.  (ohne  Fufs  0,39  m.).     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  halbe  Nase,  Unterlippe,  r.  Auge  mit  halber  Braue  u.  grofsem 
Teil  der  Wange,  halbes  1.  Ohr,  Rand  des  r.  Ohres,  grofse  Flicken  in  den 
Stirnlocken  u.  dem  Haar  der  r.  Kopfseite,  kleine  Flicken  im  Bart,  Büsten- 
fufs  mit  Indextäfelchen. 

Sehr  geringwertiges  Bildnis  des  Kaisers.  Gradeaus  ge- 
richtet; Brauen,  Augensterne  und  Pupillen  angegeben.  Be- 
stimmt zum  Einsetzen  in  eine  Statue. 

Gerhard-Platner  S.  41  Nr.  26;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie 
II  3  S.  23  Nr.  6. 

27.  Römischer  männlicher  Porträtkopf    (Taf.  35). 

H.  0,52  m.  (d.  Ant.  0,29  m.).     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  untere  Hälfte  des  Halses,  Bruststück,  Fufs  mit  Index- 
täfelchen. Sehr  verscheuert  Oberlippe  u.  1.  Auge.  Auch  sonst  be- 
stofsen.     Stark  Überarbeitet. 

Jugendlicher,  bartloser  Kopf  mit  kurzen  krausen  (aufser 
am  Hinterkopf  wie  nach  griechischem  Vorbild  gearbeiteten) 
Haaren  (viel  Bohrarbeit),  die  lang  in  den  Nacken  herunter- 
wachsen; geradeaus  gerichtet.  Zeit  der  Claudier.  Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  41  Nr.  27. 

28.  Kopf  einer  Amazone    (Taf.  35). 

H.  0,50  m.  (d.  Antiken  0,33  m.).     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  halbe  1.  Braue,  halbe  Nase,  r.  Hälfte  der  Oberlippe,  Unter- 
lippe, Kinn,  zwei  grofse  Flicken  in  der  r.  Wange.  Abgebrochen  das 
1.  Ohrläppchen.     Besonders  verwaschen  die  1.  Seite. 

Der  Kopf  gehörte  zu  der  Statue  einer  verwundeten 
Amazone  von  dem  Typus  Braccio  nuovo  Nr.  71.  Auf  dem 
Schädel  oben  Rest  der  R*  Ziemlich  wertlos  wegen  der 
flauen  Arbeit  und  schlechten  Erhaltung.  Der  Ausdruck  des 
Schmerzes  verhältnismäfsig  stark. 

Gerhard-Platner  S.  41  Nr.  28;  Michaelis  Jahrbuch  d.  arch. 
Institutes  1886  S.   16  L;  Heibig  Nr.  66. 

29.  Kopf  eines  Satyrs  (Taf.    35). 

H.  0,55  m.  (d.  Antiken  0,28  m.).     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Kinn,  untere  Hälfte  des  Halses  mit  Bruststück  und 
Fufs.  Abgestofsen  die  Spitzen  der  Ohren  und  vieler  Locken.  Stark 
verwaschen. 


MUSEO  CHIARAMONTI  30.  31.  32.  333 

Sehr  schlechte  Copie  vom  Kopf  des  ausruhenden  Satyrs 
(Braccio  nuovo  Nr.  120). 

Gerhard-Platner  S.  41   Nr.  29;  Klein  Praxiteles  S.  205  Nr.  8. 

30.  Kopf  des  Antoninus  Pius  (Taf.    35). 

H.  0,53  m.  (d.  Antiken  0,14  m.).     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  alles  von  dicht  unter  den  Augen  abwärts,  die  Haare  an  der 
1.  Seite.     Einige  antike  Locken  abgebrochen. 

Die  Arbeit  des  Antiken  sorgfältig  und  gut  erhalten. 
Augensterne  und  Pupillen  eingegraben. 

Gerhard-Platner  S.  41  Nr.  30;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie 
II  2  S.  142  Nr.  11. 

31.  Römischer    männlicher  Porträtkopf  (Taf.   35). 

H.  0,47  m.  (d.  Antiken  0,23  m.).     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  r.  Auge,  1.  Pupille,  kleine  Flicken  in  den  Lippen, 
Ränder  der  Ohren  z.  T.,  Hals  und  Fufs. 

Jugendlicher  männlicher  Kopf  mit  ganz  kurz  geschorenem 
Haar,  niedriger  Stirn,  vollem  Untergesicht,  kleinem  Schnurr- 
bart, kurz  gelockter  Fischerkrause  leicht  nach  der  r.  Schulter 
gewendet.  Brauen  durch  Striche  angegeben;  Augensterne 
und  Pupillen  eingegraben;  in  den  inneren  Augenwinkeln 
Bohrlöcher;  Fleischpartien  leicht  geglättet.  Sehr  schlechte 
Arbeit.    Zeit  des  Gallienus,  mit  dem  der  Kopf  Ähnlichkeit  hat. 

Gerhard-  Platner  S.  41  Nr.  31. 

32.  Römische  männliche  Porträtbüste.  (Taf.  35). 

H.  0,735  m*     Marmor    des  Kopfes    ziemlich    feinkörnig  u.  grau,    der  Büste 

feinkörnig  u.  weifs  mit  bräunlichen  Stellen. 

Ergänzt  Nase  mit  r.  Hälfte  der  Oberlippe,  unterer  Teil  des  Halses, 
Knopf  u.  viele  Flicken  im  Gewand,  Ende  des  r.  Armstumpfes,  Büstenfufs 
mit  Indextäfelchen. 

Jugendlicher  männlicher  Kopf  mit  dichtem  krausen  Haar, 
kurzem  Vollbart,  trübem  Ausdruck  —  Brauen  plastisch; 
Augensterne  und  Pupillen  eingegraben  —  auf  einer  mit 
Tunica  und  Paludamentum  bekleideten  antoninischen  Oberarm- 
büste. Beide  Teile  gehören  nicht  zu  einander,  weil  von  ver- 
schiedenem Marmor.  Beide  von  geringer  Arbeit.  Der  Kopf 
erinnert  an  die  Porträts  des  jugendlichen  Marc  Aurel. 

Gerhard-Platner  S.  41  Nr.  33. 


334  MÜSEO  CHIARAMONTI  33.  34.  35. 

33.  Römische  weibliche  Porträtbüste.  (Taf.  35). 

H.  0.675  m«  (d*  Kopfes  0,3s  m.).      Grofskrystalli nischer   bläulicher   Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Ränder  beider  Ohren,  oberste  Lockentour,  Büste  mit 
Fufs.     Stark  überarbeitet. 

Auf  moderner  nackter  Büste  der  Kopf  einer  Frau  in 
den  mittleren  Jahren  mit  leidendem  Ausdruck  ganz  leicht 
nach  der  r.  Schulter  gewendet.  Die  Frisur  aus  der  Zeit  des 
Titus;  vorne  werden  Stirn  und  Schläfen  zunächst  von  einem 
schmalen  Streifen  von  aufgerollten  und  glatt  angeprefsten 
Haaren  umrahmt;  darüber  eine  doppelte  Reihe  diademartig 
aufgetürmter  Haarröllchen  mit  der  Öffnung  nach  vorn  ge- 
richtet; darüber  eine  einfache,  in  der  Mitte  durch  einen  Ab- 
stand von  der  unteren  getrennten  Reihe.  Hinten  ein  grofses, 
turbanartiges  Nest.     Schlechte,  schwammige  Arbeit. 

34.  Decoration  für  einen  Springbrunnen  (Taf.  35). 

H.  0,67  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  ein  Stück  an  dem  vorspringenden  Ast  vorn  oben  (der 
Ast  war  abgebrochen),  der  ganze  Leib  des  Tieres  mit  Kopf  u.  Vorder- 
beinen- bis  auf  die  1.  Vorderpfote,  Vorderecke.     Viele  Verletzungen. 

Dargestellt  ist  ein  hohler,  von  einer  Rebe  umwundener 
Baumstumpf,  vor  dessen  Höhlung  ein  kleiner  weiblicher 
Panther  sitzt.  Oben  eine  runde  Ansatzfläche;  in  ihrer  Mitte 
eine  Vertiefung,  in  der  eine  Leitung  mit  Bleiröhre  mündet. 
Wahrscheinlich  war  hier  noch  ein  Becken  befestigt,  in  dessen 
Mitte  der  Strahl  aufstieg;  die  Oberfläche  des  Stammes  selbst 
ist  augenscheinlich  nie  vom  Wasser  getroffen  worden. 

Sorgfaltige  zierliche  Arbeit.     Gefunden  in  Ostia. 

Gerhard-Platner  S.  68  Nr.  458;  C.  L.  Visconti  Descrizione  dei 
Musei  Vaticani  (1870)  M.  Chiar.  34. 

35.   Büste  des  Titus  (Taf.  35). 

H.  0,705  m.  (des  Kopfes  0,35  m.).     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Ergänzt  unterer  Teil  der  Nase,    Rand  des  r.  Ohres,  Büste  mit  Fufs. 

Leichte  Wendung  nach  der  r.  Schulter.  Brauen  durch 
Striche  angegeben  (1.  verscheuert);  Bohrlöcher  in  den  Haaren 
um    die    Stirn.      Ungewöhnlich    ernster    strenger    Ausdruck. 


MÜSEO  CHIARAMONTI  36.  37.  335 

Mittelgut.     Die  moderne  Büste  nackt     Bernoulli  nennt  den 
Kopf  wohl  mit  Unrecht  nur  dem  Titus  ähnlich. 

Gerhard-Platner  S.  41  Nr.  35;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II  2 
S.  32  Nr.  3. 

36.  Römische  männliche  Porträtbüste  (Taf.  36). 

H.  0,71  m.  (des  Kopfes  0,28  m.).     Kleinkrystallinischer  weifslicher  Marmor 

mit  grauen  Flecken. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Teile  der  Ränder  beider  Ohren  u.  der  Locken, 
Hals  mit  Büste  und  Fufs. 

Auf  der  modernen  Panzerbüste  mit  Paludamentum  der 
jugendliche  männliche  Kopf  mit  starker  Wendung  nach  der 
r.  Schulter;  volles  krauses  Haar;  kurzgelockter  Vollbart; 
breiter  Mund  mit  vollen  Lippen.  Sehr  starke  Verwendung 
des  Bohrers  in  den  Haaren;  die  Fleischpartieen  leicht  ge- 
glättet.    Sorgfaltige  Ausführung.     Zeit  des  Hadian. 

Gerhard-Platner  S.  41  Nr.  36. 

Unter  Nr.  32—36: 

Fünf  Stücke  eines  Gesimses  (Taf.  35). 

L.  des  Ganzen  4,05  m.     Feinkörniger  bläulich-fleckiger  Marmor. 
Sehr  stark  zerstört. 

R.  und  1.  je  eine  Ecke  erhalten.  Von  unten  an:  lesbisches 
Kyma,  Zahnschnitt,  Eierstab,  Geison  und  Sima  mit  länglichen 
Blättern;  an  den  Ecken  des  Sima  je  ein  Akanthusblatt.  Von 
demselben  Gesims  andere  Teile  in  Abteilung  XIII,  XIX  und 
XXIX. 

37.  Fragment  eines  ornamentierten  Pfeilers 

(Taf.  35). 

H.  0,44  m.,  Br.  0,22  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Rechts  ist  der  Rand  mit  Ablauf  z.  T.  erhalten;  sonst 
ringsum  unvollständig.  Hochrelief:  links  der  Stengel,  der  in 
der  Mitte  dieser  Seite  des  Pilasters  aufstieg,  mit  länglichen 
Blättern,  auf  deren  einem  ein  Vogel  nach  r.  sitzt  (Vorderseite 
des  Kopfes  bestofsen).  Um  den  Stengel  rankt  Epheu  mit 
Früchten  (Bohrlöcher).  Unten  rechts  ein  grofses  Loch  mit 
Metallfüllung.     Geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  41  Nr.  37. 


336  MÜSEO  CHIARAMONTI  38.  39.  40. 

38.  Fragment  eines  ornamentierten  Pfeilers 

(Taf.  35). 

H.  0,485  m.,  Br.  o,  17  m.    Feinkörniger  bläulicher  Marmor  mit  dunklen  Adern. 

Links  der  Rand  mit  Ablauf  teilweise  erhalten;  sonst  rings- 
um unvollständig.  Hochrelief:  aufsteigendes  naturalistisches 
Epheugewinde  mit  zwei  Blüthen;  unten  ein  Vogel.  Die 
Windungen  r.  fast  abgeschlossen,  also  fehlt  wenig.  Sehr 
verwaschen.     Geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  41  Nr.  38. 

39.  Relief-Fragment  (Fig.  35). 

H.  0,24  m.,  Br.  0,32  m.     Pavonazzetto. 

Unten  und  r.  Randleiste  und  Ablauf  mit  kleinen  Akanthus- 
blättern  erhalten;  sonst  unvollständig.  Hochrelief:  r.  auf  einem 
Unterbau  mit  drei  Stufen  r.  und  1.  das  Unterteil  je  einer  Säule 
mit  gewundenen  Canelluren;  dazwischen  in  der  Mitte  der  Unter- 
körper einer  Venus,  die  mit  der  L.  das  um  die  Beine  geschlagene 
Gewand  fafst;  r.  das  Vorderteil  eines  abwärts  schiefsenden  Del- 
phins; 1.  eine  kleine  unbärtige,  ithyphallische  Herme  (geht  bei 
den  Hüften  in  den  Schaft  über;  Arme  bis  zum  Ellenbogen  aus- 
geführt; Glied  und  Stück  der  1.  Hüfte  jetzt  abgebrochen; 
Spuren  vorhanden);  von  Gerhard  wird  sie  ohne  Grund  Eros  ge- 
nannt. Links  von  dieser  Aedicula  ein  candelaberartiger  Altar, 
oder  eigentlich  zwei  aufeinander  gesetzte  Altäre  von  einer  Form, 
wie  sie  sich  auf  Wandmalereien  der  Kaiserzeit  (Barnabei  La 
villa  Pompeiana  di  P.  Fannio  Sinistore  S.  78  Fig.  19)  und  sonst 
findet;  ihre  Herkunft  ist  vielleicht  in  Alexandrien  zu  suchen 
(vgl.  Schreiber  Alexandr.  Toreutik,  Abh.  d.  sächs.  Ges.  d. 
Wiss.  1894  S.  444).  Weiter  1.  noch  ein  streifenförmiger  Rest 
(von  Gewand?).     Flüchtige  Arbeit  später  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  41  f.  Nr.  39;  Gerhard  Gesammelte  akadem. 
Abhandl.  I  S.  88  Anm.  88  T.  LV  1. 

40.  Fragment  eines  ornamentierten  Pfeilers 

(Taf.  35). 

H.  0,435  m->  Br*  0,175  m.    Feinkörniger  bläulicher  Marmor  mit  dunklen  Adern. 

R.  und  1.  Teile  des  Randes  erhalten;  oben  und  unten 
unvollständig.     Flachrelief:    ein    senkrecht   in  der  Mitte  auf- 


MUSEO  CHIARAMONTI  4°  A.  B.  C.  Ca.  337 

steigender  Stengel  mit  verschiedenen  stilisierten  Kelchen 
und  Blumenranken.  Stark  zerstört.  Zierliche  Erfindung; 
mäfsige  Arbeit  guter  Zeit. 

Gerbard-Platner  S.  41    Nr.  40. 


40 A.  Grabara  einer  Fabia  Felicia  Jullitta(Taf.  35). 
Im  Aetom  ein  Kranz  mit  Bändern  in  Flachrelief. 

CIL  VI  17594. 


40B.  Fragment  eines  ornamentierten  Pfeilers 

(Taf.  35). 

H.  0,86  m.,    Br.  0,19  m.      Feinkörniger    bläulicher    Marmor    mit    dunklen 

Adern. 

Unten,  1.  und  r.  ist  der  Rand  mit  Ablauf  erhalten.  In 
der  Mitte  in  Flachrelief  senkrecht  aus  einem  Akanthuskelch 
aufsteigend  ein  Stengel  mit  verschiedenen  Blättern,  zierlich 
gewundenen  Ranken  und  Blüthen;  willkürlich  componiert, 
aber  im  Einzelnen  naturalistisch  gebildet. 

Flaue  Arbeit  guter  Zeit. 

40C.  Fragment  einer  Säule  (Taf.  35). 

H.  0,67  m.     Durchm.  ca.  0,20  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  bläu- 
lichen Adern. 

Sehr  verscheuert  und  bestofsen. 

Zweiunddreifsig  senkrechte  Canelluren;  unten  hat  sich 
z.  T.  ein  Blattkelch  erhalten ,  aus  dem  Epheuranken  auf- 
steigen, die  die  Säule  umziehen. 

Einfache  Arbeit. 

Darüber: 
4oCa.  Korinthisches  Capital  (Taf.  35). 

H.  0,25  m.,  Br.  265  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Viele  Ecken  und  Ränder  bestofsen. 

An  den  vier  Seiten  je  eine  lyra-artige  Figur;  an  Stelle 
der  Saiten  eine  Blüthe.     Zierliche  Arbeit. 

Vatican.  Katalog  I.  22 


338  MUSEO  CHIARAMONTI  40D.  E.  41.  42. 

40D.  Fragment  eines  ornamentierten  Pfeilers 

(Taf.  35). 

H.  0,88  m.,    Br.  0,19  m.     Feinkörniger    bläulicher   Marmor    mit    dunklen 

Adern. 

Unten,  r.  und  1.  Rand  mit  Ablauf  erhalten.  In  der  Mitte 
in  Flachrelief  senkrecht  aufsteigend  ein  schilfartiges  Gewächs. 
Unbedeutend. 

40E.  Grabara  eines  M.  Vettius  Germanus  und 
seiner  Frau  Vettia  Thais  (Taf.  35). 

Im  Aetom  ein  Kranz  mit  Bändern  in  Flachrelief. 
CIL  VI  28675. 

41.  Fragment  einer  cassettierten  Decke  (Taf.  36). 

H.  0,60  m.,  Br.  0,66  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Ringsherum  abgebrochen. 

Quadratische  Cassetten  eingefafst  von  einer  Perlenschnur; 
nach  innen  Ablauf  mit  kleinen  Akanthusblättern,  abermals 
Perlenschnur  und  in  der  Mitte  auf  dem  mit  überhängenden 
Blättern  verzierten  Grund  der  Cassetten  eine  vierblättrige 
Blüthe.  Im  oberen  Teil  ein  glatter  Streifen,  der  zwei  Teile 
der  Decke  getrennt  hat.  Mit  tiefen  Bohrungen  gearbeitet 
Aus  später  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  42  Nr.  41. 

42.  Fragment  einer  ornamentierten  Decke 

(Taf.  36). 

H.  0,87  m.,  Br.  0,62  m.     Grofskrystallinischer  bläulicher  Marmor. 
Ringsum  abgebrochen. 

Die  Decke  war  durch  ein  System  von  Relief-Stäben  in 
verschiedene  Figuren  geteilt;  sichtbar  ein  Dreieck,  Teil  eines 
Sechsecks  und  eines  Kreises.  An  den  Stäben  ein  Ablauf 
mit  kleinen  glattrandigen  Blättern.  In  den  Kreis  eingeschlossen 
ein  Medaillon;  darin  ein  jugendlich  männlicher  Kopf  mit 
vollen  Locken  (der  Schädel  fehlt),  im  Profil  nach  1.  Das  Profil 
umzogen  von  einer  vertieften  Linie;  die  Iris  erhaben  ge- 
arbeitet.    Der  Kopf  ist  in  der  »Beschreibung  der  Stadt  Rom« 


MUSEO  CHIARAMÖNTI  43.  44.  45.  339 

(s.  unten)  falschlich  auf  Alexander  gedeutet.  Über  derartige 
Verwendung  von  Reliefköpfen  in  Deckendecorationen  vgl. 
Brunn  Athen.  Mitt.  1883  S.  96  T.  VII,  Heberdey  ebenda 
1890  S.  205 f.  Fig.  2  T.  IV  2,  Conze  Archäol.  Untersuchungen 
auf  Samothrake  S.  28  u.  68  Anm.  T.  LI,  Furtwängler 
Collection  Somz£e  S. 49  Nr.  68  und  Richardson  American 
Journal  of  archeol.  1902  S.  16  Anm.  2  PL  V.  Späte  schlechte 
Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  42  Nr.  42. 

43.  Fragment  einer  cassettierten  Decke  (Taf.  36). 

H.  0,62  id.,  Br.  0,60  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Ein  Stück  glatten  Randstreifens  oben,  unten  und  r.  er- 
halten. Quadratische  Cassetten;  jede  einzelne  von  einer 
Perlenschnur  umzogen;  dann  rohes  lesbisches  Kyma,  glatter 
Streifen  und  im  vertieften  Centrum  eine  Rosette.  Spät  und 
schlecht. 

Gerhard-Platner  S.  42  Nr.  43. 

44.  Fragment  eines  Sarkophags  mit  Darstellung 

einer  Eber-Jagd  (Taf.  36). 

H.  0,42  m.,  Br.  0,50  m.     Feinkörniger  blaulicher  Marmor. 
Sehr  zerstört. 

Oben  Rand  erhalten.  Hochrelief:  Vorderteil  des  Ebers 
nach  1.;  Hinterteil  verdeckt  durch  einen  Baum  (Ansätze  der 
Krone  abgearbeitet).  L.  Rest  eines  unbärtigen  Mannes  mit 
kurzem  gegürteten  Chiton  und  Schwertgurt  nach  r.  den  Eber 
in  die  r.  Seite  mit  dem  Speer  stofsend.  R.  unten  Oberkörper 
eines  nackten  Mannes  mit  Schwertgurt,  der  augenscheinlich 
vom  Eber  verwundet  am  Boden  liegt. 

Schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  42  Nr.  44. 

45.  Fragment  von  der  Vorderseite  eines 
Sarkophagdeckels  (Taf.  36). 

L.  1,79  mM  H.  0,22  ra.     Grofskrystallinischer  bläulicher  Marmor. 

L.  oben  ein  Stückchen  des  Randes  ergänzt;  Kleinigkeiten  und  beide 
Masken  1.  und  r.  abgebrochen;  viele  Brüche. 

22* 


340  MUSEO  CHIABAMONTI  46.  47. 

Mittleres  Relief  von  glatter  Randleiste  umgeben:  über 
Wellen  i.  d.  M.  ein  aufrecht  stehender  Dreizack;  1.  davon  ein 
Erot  auf  einem  Meergreifen  nach  r.,  die  Zügel  haltend;  ihm 
nach  ein  andrer  auf  einem  Meerstier,  in  der  rückwärts  aus- 
gestreckten R.  eine  kleine  Guirlande;  auf  der  andern  Seite 
nach  1.  ein  Erot  auf  einem  Löwengreifen  mit  Fischhinterteil, 
in  der  Linken  die  Peitsche  schwingend;  ihm  nach  ein  vierter 
auf  einem  Meergreifen,  mit  der  R.  die  Peitsche  vorstreckend, 
am  1.  Unterarm  ein  Körbchen  tragend.  Von  den  Eckmasken 
hat  sich  r.  unten  eine  Locke  erhalten. 

Geringe  Arbeit. 

46.  Fragment  eines  bakchischen  Sarkophages 

(Taf.  36). 

H.  u.  Br.  0,51  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor  mit  dunklen  Adern. 

Oben  Rand  erhalten.  Hochrelief:  Dionysos,  bekränzt, 
mit  Himation  um  Unterkörper  und  1.  Schulter,  Thyrsos  in 
der  L.,  die  R.  an  den  Hinterkopf  gelegt,  lagert  nach  1.  (die 
Füfse  fehlen),  den  Oberkörper  nach  r.  wendend;  r.  von  ihm 
der  Pferdeleib  und  die  1.  Hälfte  des  menschlichen  Leibes 
eines  nach  r.  gewendeten  Kentauren  erhalten;  er  fafst  mit 
dem  r.  Arm  ein  Fell,  in  dessen  Bausch  Früchte  liegen  (er- 
kennbar ein  Pinienapfel).  Von  einem  zweiten  nach  1.  ge- 
wendeten Kentauren  1.  unten  der  Schweif  sichtbar. 

Spät  und  schlecht. 

Gerhard-Platner  S.  42  Nr.  46. 

47.  Doppelherme  des  Faunus  (?)  und  jugend- 
lichen Mars  (Taf.  36). 

H.  0,20  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  an  dem  Bärtigen:  beide  Hörner  fast  ganz,  halbe  Nase  u. 
Oberlippe,  Enden  der  Bartlocken;  an  dem  Unbärtigen:  Haarenden  über  der 
Stirn  r.,  Vorderteil  der  Nase,  r.  Ecke  der  Herme.  An  den  Nebenseiten 
unten  i.  d.  M.  je  eine  kurze  gerundete  Bahn  eingearbeitet. 

Der  bärtige  Kopf  hat  krause  Haare,  Tierohren,  Stier- 
hörner;  auf  die  Brust  fallen  Tänienenden.  Der  Unbärtige 
hat  Tierohren,  eine  Helmkappe,  aus  der  oben  Ziegenhörner 
hervorragen,  und  deren  Stirnschild  in  die  sich  aufsträubenden 


MÜSBO  CHIARAMONTI  48.  49.  341 

Haare  übergeht,  und  Panzer.  In  anderen  Darstellungen  der 
gleichen  Doppelherme  hat  der  Unbärtige  menschliche  Ohren 
und  ist  demnach  als  Mars  gedeutet  worden  (Schöne  Museo 
Bocchi  Taf.  XVII  2;  Benndorf  Bullettino  d.  I.  1867  S.  66); 
offenbar  hat  bei  diesem  rohen  Exemplar  der  Verfertiger 
selber  nicht  mehr  gewufst,  was  er  darstellte  und  so  dem 
Gotte  entsprechend  seinem  Gegenstück  Tieroren  gegeben. 
Der  Bärtige  ist  zweifelnd  Faunus  genannt  geworden,  der 
dem  Mars  als  bedeutende  italische  Gottheit  wohl  entsprechen 
würde;  aber  er  kommt  in  sicher  benennbaren  Darstellungen 
nicht  mit  Hörnern  vor  (vgl.  indes  Arndt-Amelung  Einzel- 
Aufnahmen,  Text  zu  Nr.  41 5f.);  sonst  ist  dieser  Typus  für 
Flufsgötter  gebräuchlich. 
Rohe  Arbeit. 

Nibby  T.  VIII;  Gerhard-Platn er  S.  42  Nr.  47;  Gerhard  Antike 
Bildwerke  T.  CCCXVI1I;  ders.  Prodromus  S.  408. 


48.  Römischer  weiblicher  Portätkopf  (Taf.  36). 

H.  d.  Ganzen  0,45  m.,  des  Kopfes  0,24  m.    Grobkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Oberlippe,  1.  Seite  der  Unterlippe,  beide  Ohren,  Hals 
mit  Bruststück  und  Fufs.     Sehr  verwaschen. 

Kopf  einer  ältlichen  Frau  mit  einer  Frisur  aus  hadriani- 
nischer  Zeit;  zunächst  sind  Stirn  und  Schläfen  begrenzt  von 
einer  dünnen  Flechte,  die  sich  über  den  Ohren  verliert; 
dann  folgt  welliges,  in  der  Mitte  gescheiteltes  Haar  und 
dann  ein  turbanartiges  Nest  von  vier  Flechten. 

Leichte  Wendung  nach  der  1.  Schulter.  Augensterne 
und  Pupillen  angegeben.  War,  soweit  noch  zu  erkennen, 
eine  gute,  lebendige  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  42  Nr.  48. 

49.  Römischer  männlicher  Porträtkopf  (Taf.  36). 

H.  d.  Ganzen  0,51  m.,  d.  Antiken  0,345   m.     Ziemlich  grofskrystallinischer 

weifslicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Stückchen  an  der  Oberlippe,  Flicken  in  der  r.  Wange, 
beide  Ohren,  Flicken  hinter  dem  r.  Ohr,  Vorderteil  des  Bruststücks  mit 
Fufs.  Kleine  Verletzungen,  z.  T.  verschmiert.  Sprung  über  r.  Schläfe 
und  Auge«     Ziemlich  verwaschen  und  geputzt. 


342  MUSEO  CHIARAMONTI  50.  51. 

Kopf  eines  Mannes  in  mittleren  Jahren  mit  rundem 
Schädel,  vollen  Formen,  tiefliegenden  kleinen  Augen  und 
kurzen  schlichten  Haaren;  halbe  Wendung  nach  der  1.  Schulter. 
War  bestimmt,  in  eine  Statue  eingesetzt  zu  werden.  Lebendige 
Arbeit  aus  der  Zeit  der  Flavier. 

G erhard-Platner  S.  42  Nr.  49. 

50.  Weiblicher  Idealkopf  (Taf.  36.) 

H.  d.  Ganzen  0,42  m.,  d.  Kopfes  0,31  m.  Kleinkrystallinischer  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  die  untere  Vorderhälfte  des  Halses,  Fufs.  War  von 
oben  bis  unten  in  Vorder-  und  Hinterbälfte  gespalten.  Ober-  und  Hinter- 
kopf, die  besonders  gearbeitet  waren  (hinten  Loch  mit  Bleivergufs),  fehlen. 
Sehr  bestofsen  und  im  Untergesicht  stark  geputzt. 

Geringe  Copie  des  früher  Sappho,  jetzt  von  Furtwängler 
a.  unten  a.  O.  mit  Wahrscheinlichkeit  Aphrodite  genannten 
Typus;  bedeutend  nur,  da  sie  augenscheinlich  von  einer 
Statue  stammt,  in  deren  Halsausschnitt  sie  eingesetzt  war, 
und  den  Kopf  mit  leichter  Wendung  nach  der  1.  Schulter 
giebt. 

Gerhard -Platner  S.  42  Nr.  50;  Furtwängler  Meisterwerke  S.  98 
Anm.  2  f. 


51.  Römischer    männlicher   Porträtkopf  (Taf.  36). 

H.  des  Ganzen  0,545  m.,  ohne  Fufs  0,38  m.     Ziemlich  feinkörniger 

bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  aus  Marmor:  Nasenspitze,  Fufs  (aus  afrikanischen  Marmor); 
aus  Gyps:  grofses  Stück  im  Hinterkopf  und  der  r.  Schädelseite  mit  r.  Ohr, 
kleines  Stück  am  Rande  des  Bruststücks  vorne  (ein  andres  Stück  1.  fehlt 
jetzt;  Loch  zur  Befestigung  der  Ergänzung  vorhanden).  Bruch  durch  den 
Hals  oben;  Sprünge  in  Stirn  und  1.  Wange. 

Jugendlich  männlicher  Kopf  mit  mageren  Formen,  niederer 
Stirn,  starkem  Untergesicht,  kurzem,  nach  vorn  gekämmten 
Haar  und  langem  dünnen  Halse  stark  nach  der  r.  Schulter  und 
etwas  empor  gewendet.  Nach  der  Haartracht  und  dem  Stil 
aus  der  Zeit  der  Claudier. 

War  zum  Einsetzen  in  eine  Statue  bestimmt. 

Gute  Durchschnittsarbeit,  matt  im  Ausdruck. 

Gerhard-Platner  S.  42  Nr.  51;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie. 


MÜSEO  CHIAEAMONTI  52.  53.  54.  343 

52.  Kopf  eines  Satyrs  (Taf.  36). 

H.  des  Ganzen  0,45  m.,  des  Kopfes  0,20  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs.  Abgebrochen  die 
Epheutraube  an  der  1.  Kopfseite.  Die  Vorderseite  ist  so  stark  geputzt, 
dafs  der  Kopf  fast  einen  modernen  Eindruck  macht. 

Hellenistischer  derber  Typus;  epheubekränzt;  leichte 
Wendung  nach  der  1.  Schulter;  grinsender  Ausdruck.  Un- 
bedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  42  Nr.  52. 

53.  Kinderköpfchen  (Taf.  36). 

H.  des  Ganzen  0,28  m.,  des  Kopfes  0,15  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
In  den  Haaren  rötlicher  Schimmer,  der  wohl  von  ehemaliger 

Bemal ung  herrührt. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Hals  mit  Büste  und  Fufs.     Sehr  bestofsen. 

Kinderköpfchen  ohne  individuelle  Züge  mit  lockigen 
Haaren  und  einem  Kranz,  von  dem  man  nur  an  der  r.  Kopf- 
seite eine  Blüte  und  Knospe  erkennt  (also  jedenfalls  kein 
Pappellaub,  wie  in  der  »Beschreib,  d.  St.  Rom«  vermutet 
wird).  Mit  freundlichem  Ausdruck  gradeaus  gerichtet.  Ge- 
hörte jedenfalls  zu  einer  Statuette.  Moderne  Büste  nackt; 
auf  dem  Indextäf eichen  OST-EFFOS-,  also  in  Ostia  gefunden. 
Unbedeutende  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  42  Nr.  53. 

54#  Römische  männliche  Porträtbüste  (Taf.  36). 

H.  des  Ganzen  0,65  m.,  ohne  Fufs  0,53  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  halbe  Nase,  Teile  der  Ränder  beider  Ohren,  äufserste  Ecke 
der  r.  Schulter,  Büstenfufs.  Sprung  in  der  r.  Schulter.  Die  1.  Kopfhälfte 
sehr  verwaschen. 

Auf  nackter  flavischer  Schulterbüste  mit  halber  Wendung 
nach  der  r.  Schulter  ein  jugendlicher  männlicher  Kopf  mit 
mäfsig  langem  Lockenhaar  und  kurzem  Wangenbart;  ernster 
Ausdruck  und  edle  Züge,  die  ebenso  wie  die  Scheitelung 
des  Haares  über  der  Stirn  an  polykletische  Typen  erinnern. 
Harte  sorgfältige  Arbeit.  Die  Lider  waren  umrändert  (noch 
sichtbar  am  r.  Unterlid)  und  der  Wangenbart  ist  gebildet 
wie  bei  Copieen  nach  Bronze. 

Gerhard-Platner  S.  42  Nr.  54. 


344  MUSEO  CHIARAMONTI  55. 

55.  Statuette  der  Hebe   (Taf.  36). 

H.  (ohne  Basis)  0,69  m.   Ziemlich  feinkörniger  gelblicher  Marmor  (an  einigen 

Stellen  schieferig  brechend,  also  wohl  pentelisch).    Rötliche  Flecken  auf  der 

1.  Hüfte  und  darunter  rühren  kaum  von  ehemaliger  Bemalung  her. 

Es  fehlen  Kopf  mit  Hals  und  Bruststück,  r.  Arm,  1.  Hand  mit  Teil 
des  Unterarms;  diese  Teile  waren  besonders  gearbeitet,  eingesetzt  und  ver- 
dübelt (Eisenpflöcke  z.  T.  erhalten);  ferner  fehlen  r.  Fufs  und  Teile  der  Ge- 
wandung unten.     Basis  modern.     Ziemlich  bestofsen. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  mit  erhobener 
Ferse  zurückgesetzt;  Sandalen;  Peplos,  mit  Apoptygma  bis 
etwas  über  die  Hüften,  an  der  r.  Körperseite  offen.  Der  1. 
Oberarm  liegt  am  Körper  senkrecht  an;  der  Unterarm  ist 
horizontal  vorgestreckt;  der  r.  Arm  war  stark  erhoben.  So 
ergiebt  sich  eine  Haltung,  die  mit  der  des  »einschenkenden 
Satyrs«  übereinstimmt.  Dies,  die  mädchenhaften  Formen, 
die  Kleidung  und  die  Tatsache,  dass  eine  in  Stellung  und 
Gewandung  mit  der  Statuette  ganz  übereinstimmende  Figur 
(der  r.  Arm  gesenkt)  auf  einem  Friesfragment  im  Museum 
des  Louvre  zwischen  Zeus  und  einer  matronalen  Göttin,  also 
doch  wohl  Hera,  wiederkehrt  (Clarac  200,  25;  Kekule  a. 
unten  a.  O.  Taf.  III  2),  sichert  die  Deutung  als  Hebe.  Wegen 
der  Übereinstimmung  mit  dem  praxitelischen  Satyr  und,  weil 
der  Stil  der  Statuette  dem  der  ersten  Hälfte  des  4.  Jahrh.  v. 
Chr.  entspricht  —  auch  der  pariser  Fries  spricht  für  die  Be- 
rühmtheit des  Typus  — ,  ist  die  Möglichkeit  zu  erwägen,  ob 
die  Figur  nicht  in  verkleinertem  Maasfstab  eine  Statue  der 
Hebe  wiedergiebt,  die  Praxiteles  in  einer  Gruppe  mit  Hera 
und  Athena  für  Mantinea  arbeitete  (Pausanias  VIII  9,  3). 
Dem  Verfasser  ist  im  römischen  Kunsthandel  eine  Doppel- 
herme des  Herakles  und  eines  weiblichen  Wesens,  also  jeden- 
falls der  Hebe,  etwa  in  den  gleichen  Verhältnissen,  wie  die 
Statuette,  bekannt  geworden;  beide  Köpfe  waren  im  Stil 
des  4.  Jahrh.  gearbeitet  (eine  Photographie  befindet  sich  beim 
Verfasser).  Da  kein  anderer  Hebe-Typus  bekannt  ist  und 
beide  Darstellungen  auf  die  gleiche  Zeit  zurückweisen,  so 
ist  mit  der  Möglichkeit  zu  rechnen,  dafs  der  Kopf  der  Herme 
eben  von  dem  Kopf  der  statuarischen  Darstellung  copiert  sei. 
Eine  sehr  ähnliche  Statuette  ist  im  Piräus  gefunden  worden 
(Photographien    des    athenischen    Instituts    Nr.  26 — 28);    der 


MÜSBO  CHIABAMONTI  56.  57.  345 

einfachere  Stand  und  die  schwereren  Falten,  sowie  die 
breiteren  Formen  des  Körpers  verraten  eine  Arbeit  vom  Ende 
des  5.  Jahrhunderts;  das  r.  Bein  tritt  auch  hier  zu  Tage  und 
der  1.  Arm  war  gehalten  wie  an  der  vaticanischen  Statuette; 
aber  der  r.  Arm  war  gesenkt  und  raffte  den  hinteren  Teil  des 
Peplos  auf,  sodafs  sich  Motive  ergeben,  wie  bei  der  zweiten 
Tochter  des  Asklepios  auf  einem  schönen  athenischen  Votiv- 
relief,  das  Löwy  in  den  Beginn  des  4.  Jahrhunderts  datiert 
hat  (bei  Arndt- Amelung  Einzelaufnahmen  Nr.  1221;  Thrämer 
bei  Röscher  Mytholog.  Lexicon  I  Sp.  639 f.  mit  Abb.);  die 
Arbeit  ist  handwerksmäfsig  und  die  Deutung  natürlich  nicht 
sicher,  da  das  Motiv  des  Einschenkens  fehlt;  man  vergleiche 
übrigens  die  verschiedenen  Fassungen  des  sog.  Nemesis- 
Typus,  Galleria  de'  candelabri  Nr.  224. 

Kekule  Hebe  S.  51,  Taf.  III  1;  Amelung  Basis  des  Praxiteles  in 
Mantinea  S.  18  Anm.  1;  S.  Reinach  Repertoire  de  la  statuaire  II  S.  677 
Nr.  5;  Heibig  Nr.  65. 

56.  Römische  weibliche  Porträtbüste  (Taf.  36). 

H.  des  Ganzen  0,71  m.,  ohne  Fufs  0,58  m.     Marmor  der  Maske  grofskörnig 
und  bläulieb,  der  Büste  kleinkörnig  und  bläulich. 

Ergänzt  Nase,  der  ganze  Schädel  mit  den  Haaren,  den  Ohren  und 
dem  Hinterteil  des  Halses,  Unterteil  des  Halses,  1.  Schulter,  Flicken  im  Ge- 
wand, Büstenfufs  mit  Indextäfelchen.     Sprünge  in  der  Büste  unten. 

Auf  einer  antoninischen,  mit  Unter-  und  Obergewand 
dicht  verhüllten  Büste  ein  nicht  zugehöriger  (Marmor  ver- 
schieden), jetzt  ganz  leicht  nach  der  1.,  ehedem  nach  der 
r.  Schulter  gewendeter  Kopf  (s.  die  Halsmuskeln)  einer  jungen 
Frau  mit  schmalem  Gesicht,  schmalen  Lippen  und  traurigem 
biöden  Ausdruck;  Brauen  plastisch;  Augensterne  und  Pupillen 
eingegraben.  Die  moderne  Haartour  entspricht  der  Mode 
aus  der  Zeit  der  jüngeren  Faustina. 

Beide  Teile  von  schlechter  Artoeit. 

Gerhard-Platner  S.  42  Nr.  56. 

57.  Römische  männliche  Porträtbüste.  (Taf.  36). 

H.  des  Ganzen  0,66  m.,  des  Kopfes  0,34  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Ergänzt  Nasenspitze,  Ränder  beider  Ohren,  Büste  mit  Fufs. 

Auf  der  modernen  nackten  Büste  mit  halber  Wendung 
nach    der    r.  Schulter    der  Kopf   eines  Mannes  in    mittleren 


346  MUSEO  CHIABAMONTI  58.  59. 

Jahren:  runder  Kopf,  schwammiges  Gesicht;  kurzes,  gelocktes 
Haar;  kurzgeschnittene  »Schifferkrause«;  volle  Lippen; 
lächelnder  Ausdruck;  kleine  Augen  mit  grofsem  Oberlid. 
Brauen,  Augensterne  und  Pupillen  angegeben.  Gewöhnliche 
Arbeit  spät-antoninischer  Zeit. 

An  Stelle  dieser  Büste  stand  zur  Zeit  der  Abfassung 
der  »Beschreibung  d.  St.  Rom«  ein  Juppiter-Kopf  (Visconti- 
Guattani  Taf.  VI). 

58.  Römische  männliche  Porträtbüste.  (Taf.  36). 

H.  des  Ganzen  0,69  m.,  ohne  Fufs  0,58  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase  mit  Oberlippe,  Mitte  der  Unterlippe  mit  Kinn,  Stück 
des  Nackens,  r.  Brust  mit  Achsel,  Büstenfufs  mit  Indextäfelchen.  Beide 
Ohren  zum  gröfsten  Teil  abgebrochen;  auch  sonst  sehr  bestofsen. 

Auf  einer  mit  Paludamentum  bekleideten  antoninischen 
Oberarmbüste  sitzt  der  Kopf  eines  jungen  Mannes  mit  vollem 
Lockenhaar,  Bartansatz  an  den  Wangen,  schmalem  Gesicht 
und  blödem  Ausdruck  mit  leichter  Wendung  nach  der 
r.  Schulter;  die  Fleischteile  leicht  geglättet.  Der  Kopf  sitzt 
mit  Schnitt  auf,  gehört  also  nicht  zur  Büste;  er  ist  eine  un- 
bedeutende Arbeit  hadrianischer  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  42  Nr.  58. 

59.  Fragment  der  Statuette  eines  Silens  (Taf.  36). 

H.  0,40  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  mit  Hals,  r.  Arm  (war  besonders  gearbeitet),  1.  Arm, 
1.  Bein,  r.  Knie  mit  grofsen  Teil  des  Beines,  Teile  der  Zehen  des  r.  Fufsesr 
fast  ganz  der  felsige  Boden.  Die  Bruchstellen  des  1.  Arms  und  Beins  sind 
modern  als  Ansatzflächen  hergerichtet. 

Der  Silen  kniet  mit  dem  r.  Bein  auf  Felsboden;  der  1. 
Oberschenkel  ging  schräg  nach  oben;  der  Oberkörper,  mit 
fetten  Formen,  aufgerichtet;  beide  Arme  waren  eitlich  er- 
hoben, der  r.  höher  als  der  1.;  Achselhaare  und  kurze  Be- 
haarung der  Brust  plastisch  ausgeführt;  die  Beine  eines  Fells, 
dessen  eines  Bein  auf  dem  r.  Oberschenkel  liegt  (danach 
Rehfell),  vor  der  Brust  verknotet;  auf  dem  Knoten  Locken 
des  Bartes,  nach  denen  der  Kopf  zur  r.  Schulter  gewendet  war. 

Decorative  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  42  Nr.  59. 


MÜSEO  CHIARAMONTI  60.  6oA.  B.  C.  D.  347 

60.   Römische    männliche    Porträtbüste   (Taf.  36). 

H.  des  Ganzen  0,63  in.,  des  Antiken  0,32  m.    Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Ohren  zur  Hälfte,  Flicken  in  der  1.  Wange,  Büste 
mit  Fufs  bis  auf  die  r.  Schulter,  an  der  ein  kleines  Stück  abge. 
brochen  war. 

Auf  der  modernen  nackten  Büste  —  nach  der  erhaltenen 
r.  Schulter  ist  auf  eine  flavische  Schulterbüste  zu  schliefsen 
—  der  Kopf  eines  bartlosen  Mannes  in  mittleren  Jahren  mit 
halber  Wendung  nach  der  1.  Schulter:  runder  Schädel,  kurzes 
Kinn,  die  schmalen  Lippen  zusammengekniffen,  tiefliegende 
Augen,  düsterer,  leidender  Ausdruck,  mäfsig  lange,  wenig 
gelockte  Haare  nach  vorn  gekämmt. 

Lebendige,  aber  nicht  hervorragende  Arbeit.  Auf  keinen 
Fall  Agrippa,  was  noch  Bernoulli  a.  unten  a.  O.  für  möglich 
hält. 

Gerhard-Platner  S.  42  Nr.  60;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  I 
S.  262. 

60A.   Cinerar-Ara  eines  Ti.   Claudius   Phoebus 

(Taf.  36.) 

CIL  VI  15205. 

60B.  Tischbein  (Taf.  36). 

H.  0,46  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Gebildet  aus  dem  Oberkörper,  einer  Pranke  und  Flügeln 
eines  Löwengreifen. 

Gerhard-Platner  S.  43,  B. 

60C.  Grabara  eines  Ti.  Claudius  Titianus  (Taf.  36). 

CIL  VI  15297. 

60D.  Tischbein  (Taf.  36). 

H.  0,74  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Gebildet  aus  dem  aus  einem  Blattkelch  aufsteigenden 
Kopf  und  der  Pranke  eines  Löwen. 

Gerhard-Platner  S.  43,  B. 


34**  MÜSEO  CHIARAMONTI  ÖOE.  F. 

6oE.  Grabrelief  eines  L.  Vibius  und  seiner 

Familie  (Taf.  36). 

H.  0,75  m.f  8r.  0,945  m»  T.  °«22  m-     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Abgebrochen  die  Nasenspitze  an  Mann  und  Frau.  Im  1.  Auge  der 
Frau  ein  Loch  (Verletzung). 

In  rechteckiger,  von  glatten  Rändern  umgebener  —  auf 
dem  unteren  Rand  die  Inschrift  —  und  starker  Vertiefung 
Hochrelief:  1.  der  Oberkörper  des  L.  Vibius,  von  vorn  sichtbar, 
in  Tunica  und  Toga,  aus  der  unten  die  R.  hervorkommt;  kahler 
Schädel;  mumienhaftes  Gesicht  mit  verschobener  Oberlippe 
und  cretinhaftem  Ausdruck;  das  Porträt  ist  augenscheinlich 
nach  der  Totenmaske  gearbeitet,  was  wir  auch  sonst  be- 
obachten können  (vgl.  hierselbst  Nr.  602).  R.  der  Oberkörper 
der  Frau  des  Vibius  im  » Pud icitia «-Motiv  (1.  Hand  erhoben) 
von  vorn  sichtbar;  Ring  am  Goldfinger  der  1.  Hand;  Frisur  der 
augusteischen  Zeit,  breites  knochiges  Gesicht  mit  stupidem, 
ordinären  Ausdruck.  Zwischen  beiden  oben  von  vorn  sicht- 
bar die  Büste  eines  Knaben,  Sohnes  des  Ehepaares;  nackte, 
julisch-claudische  Brustbüste;  Ähnlichkeit  mit  dem  Vater 
deutlich.     Sorgfaltige  Handwerksarbeit. 

CIL  VI  28774. 

60F  u.  G.  Nebenseiten  eines  Sarkophages  (Taf.  36). 
Jetzt  eingemauert  in  Abteilung  IX. 

Über  60A  u.  B  und  60C  u.  D: 

Zwei  Fragmente  eines  mit  Relief  decorierten 

Frieses  (Taf.  36). 

Über  einem  lesbischen  Kyma  Hochrelief,  Eroten  auf  der 
Jagd  darstellend. 

Erstes  Fragment  (links,  über  60C  u.  D). 

H.  0,40  m„  L.  1,59  m.,  T.  0,13  ro.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor 

mit  wenigen  dunklen  Adern. 

Unten  und  links  vollständig;  oben  bis  auf  wenige  Stellen  und 
rechts  abgebrochen. 


MUSEO  CHIARAMONTI.  349 

Kyma  gut  erhalten.  Relief  von  1.  nach  r.:  Zweig  eines 
Fruchtbaumes;  Knabe  auf  Felsen  nach  r.  sitzend,  in  der  L. 
den  Speer  haltend ;  der  1.  Oberschenkel  von  einer  Binde  um- 
wunden, also  verwundet;  Lorbeerbaum;  davor  mit  gefälltem 
Jagdspeer  nach  r.  eilender  Erot  (fehlt  1.  Hand  u.  Spitze  des  Speers); 
Eber  nach  L,   mit   dem  1.  Vorderbein    auf  Felsen    knieend 

(fehlt  Schnauze  u.  1.  Hinterbein;  Ansatz,  von  dem  Speer  des  eben  ge- 
nannten Eroten  herrührend,  auf  der  Brust);  ihn  in  der  Mitte  über- 
schneidend ein  Baum  (Krone  mit  dem  Reliefgrund  fast  ganz  abge- 
brochen); Erot  mit  gefälltem  Speer  nach  r.  ausfallend  (fehlt 
fast  der  ganze  r.  Arm  [Ansatz  für  die  Hand  am  Grund],  1.  Hand,  fast  der 
ganze  Speer;  Vorderteil  des  Kopfes  war  abgebrochen);   von  dem  Speer 

vorne  getroffen  ein  Löwe  (?),  von  dem  nur  r.  Vorderbein, 
Unter-  und  Hinterteil  des  Leibes,  1.  Hinterbein  und  Ende 
des  Schwanzes  erhalten  sind;  von  ihm  verdeckt  ein  Frucht- 
baum, dessen  Krone  fast  ganz  mit  dem  Grund  abgebrochen 

ist;  drei  Cypressen  (von  der  mittleren  nur  das  unterste  Stammende  er- 
halten). 

Pen  na  Viaggio  pittorico  della  villa  Adr.  III  Taf.  XVI  io.  Nibbylll 
Taf.  XXXI;  Gerhardt-Platner  S.  43,  C. 

Zweites  Fragment  (rechts,  über  60  a  u.  b). 

H.  0,40  m.,  L.  1,52  m.,  T.  0,13  m.     Marmor  wie  beim  ersten. 

Ursprünglicher  Rand  unten  und  oben  teilweise  erhalten;  r.  und  1.  ab- 
gebrochen. 

Vom  Kyma  wenig  erhalten.  Relief  von  1.  nach  r.:  Rest 
eines  Flügels  und  eines  1.  Armes  mit  Speer;  Rest  eines  nach 
1.  angehenden  Ebers;  Fruchtbaum  (vielfach  zerstört);  Rest  eines 
nach  r.  stehenden  Molosser- Hundes  mit  Halsband,  der  von 
einem  vorauseilenden  Eroten  an  einer  langen  Leine  gezogen 
wurde;  über  dem  Hund  ein  Ansatz  rätselhafter  Bedeutung; 
von  dem  Eroten  nur  wenig  Reste  (am  1.  Arm  Gewand;  in 
der  L.  ein  Speer);  Rest  eines  Fruchtbaums;  1.  Hinterbein 
eines  nach  r.  springenden  Zweihufers.  Unter  dem  letzten 
Eroten  ein  kleines,  rundes,  durchgehendes  Loch. 

Penna   Viaggio  pittorico  della  villa  Adr.  III  Taf.  XVI 9;    Gerhard- 
Platner  S.  43,  C 

Weitere  Fragmente  dieses  Frieses  in  Abteilung  XV  und 
XVII.     Alle    stammen    aus    der  Villa  Adriana,    wo  sie  den 


350  MÜSEO  CH1ARAMONTI  6l. 

Kuppelsaal  des  Hauptpalastes,  und  hier  wahrscheinlich   die 
auswärts  geschweiften  Säulenstellungen  zierten. 

Pirro  Ligorio  Trattato  dell'  antichitä  di  Tivoli  Vat.  fol.  18;  Tur. 
fol.  41;  Pen  na  Viaggio  pittorico  della  villa  Adr.  III  Text  zu  Taf.  XII; 
Winnefeld  Die  Villa  des  Hadrian  bei  Tivoli  S.  70  u.  150. 

Abteilung  IV. 
61.  Weibliche  Statue  als  Urania  ergänzt  (Taf.  37). 

H.  1,45  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  mit  Hals  und  Bruststück,  1.  Hand  mit  Globus  und 
angrenzenden  Teilen  des  Mantels,  r.  Unterarm  mit  Hand  und  Flöten,  viele 
Flicken  neben  der  r.  Brust,  äufserer  Zipfel  des  Mantels  unter  der  1.  Hand, 
unterer  Teil  der  senkrechten  Mantelfalte  vor  dem  1.  Bein,  Vorderteile  beider 
Füfse  mit  Stücken  des  Chiton-Randes  und  Basis.     Stark  überarbeitet 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs,  mit  ganzer 
Sohle  auftretend,  leicht  zur  Seite  gesetzt;  Sandalen;  Chiton; 
Himation  mit  einem  Teil  auf  der  1.  Schulter  liegend,  dann 
schräg  über  den  Rücken  gelegt,  um  die  r.  Hüfte  wieder  vor- 
genommen und  über  1.  Brust,  Schulter  und  Arm  wieder  zu- 
rückgeworfen. Die  Ergänzung  der  L.  (mit  Globus)  und  des 
r.  Unterarmes  (mit  Flöten)  trifft  in  der  Richtung  der  Glieder 
das  Richtige  (Reste  von  vier  kleinen  Stützen  für  die  R.  am 
r.  Oberschenkel  aufsen).  Der  moderne  lorbeerbekränzte 
Kopf  nach  der  1.  Schulter  gewendet. 

Das  Gewandmotiv  findet  sich  besonders  häufig  an  Fi- 
guren der  Demeter  und  Köre;  wegen  der  jugendlichen 
Formen  könnte  nur  letztere  dargestellt  sein;  sie  hätte  in  der 
L.  einen  Straufs  von  Mohn  und  Ähren,  in  der  R.  die  grofse 
Fackel  gehalten  (vgl.  Sala  delle  Muse  Nr.  504).  Geringe 
Arbeit  nach  einem  unbedeutenden  Original  des  4.  Jahrh. 
v.  Chr. 

Ehemaliger  Aufstellungsort  wie  bei  Nr.  14;  vgl.  das  dort 
und  das  bei  Nr.  16  Gesagte.  An  ihrer  jetzigen  Stelle  stand 
zunächst  eine  Ceres  (Fea  Nuova  descrizione  S.  87). 

De  Cavalleriis  Antiquae  statuae  urbis  Romae  (1585)  I  et  II  Taf.  56; 
Rub eis  Insign.  statuar.  icones  (1645)  I  Taf.  56;  Clarac  532,  1107;  Penna 
Viaggio  pittorico  d.  Villa  Adr.  III  Taf.  XXX;  Gerhard-Platner  S.  43 
Nr.  61;  Winnefeld  Die  Villa  d.  Hadrian  bei  Tivoli  S.  153;  Amelung 
Basis  des  Praxiteles  in  Mantinea  S.  55  Anm.  1. 


MUSEO  CHIABAMONTI  6ia.  62.  35 1 

61  a.  Cinerar-Ara  der  Mevia  Modesta  (Taf.  37). 

FL.  0,77  m.,  Br.  0,545  m.f  T.  0,44  m.    Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Stark  bestofsen;  unten  Spuren  willkürlicher  Zerstörung  durch  Hacke. 

An  den  vorderen  Ecken  oben  Widderköpfe,  an  deren 
Hörnern  eine  Lorbeerguirlande  mit  flatternden  Bändern 
bogenförmig  hängt;  darüber  ein  mit  ausgebreiteten  Flügeln 
sitzender  Adler,  dann  die  Inschrift;  unten  waren  zwei  nach 
der  Mitte  einander  zugewandte,  am  Boden  pickende  Vögel 
dargestellt;  sie  sind  bis  auf  schwache  Spuren  zerstört.  Auf 
der  Oberfläche  an  den  vier  Ecken  je  eine  Vertiefung  zur 
Befestigung  des  Aufsatzes.  Hinten  glatt.  Vgl.  Altmann 
Architektur  und  Ornamentik  der  ant.  Sarkophage  S.  69, 
AI  1  u.  2.     Arbeit  des  1.  Jahrh.  n.  Chr. 

CIL  VI  9439. 

62.  Weibliche  Statue    als  Hygieia  ergänzt  (Taf.  37). 

H.   1,83  m.    Marmor  des  Körpers  feinkörnig  und  weifs  mit  schwarzen  Adern, 
des  Kopfes  ganz  weifs  mit  gröfseren  Krystallen. 

Ergänzt  grofser  Flicken  im  Oberschädel,  Streifen  im  Hals  vorne, 
Nacken  und  Teil  des  Rückens,  grofses  Stück  im  r.  Oberarm  hinten,  r.  Unter- 
arm mit  Hand,  1.  Hand  mit  Schale  und  Schlange,  1.  Fufs,  Basis.  Der  r. 
Oberarm  war  abgebrochen  und  in  vier  Stücke  zerbrochen.  Stark  ge- 
reinigt. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  mit  erhobener 
Ferse  zur  Seite  und  zurückgesetzt;  Schuhe;  Chiton;  Himation 
liegt  mit  einem  Teil  auf  1.  Schulter  und  Arm,  ist  dann  schräg 
über  den  Rücken  gelegt,  um  die  r.  Hüfte  wieder  vorge- 
nommen und  über  den  1.  Unterarm  geworfen.  Der  r.  Arm 
seitlich  leicht  erhoben  und  vorgestreckt;  die  Hand  (jetzt 
leer)  wird  ehemals  ein  stabartiges  Attribut  aufgestützt  haben. 
Der  1.  Oberarm  liegt  an,  der  Unterarm  senkrecht  vorgestreckt; 
die  L.  mit  Schale  und  Schlange  ergänzt:  dafs  man  Hygieia 
tatsächlich  unter  diesem  Typus  dargestellt  hat,  beweist  eine 
Bronze  des  British  Museum  (Walters  Catalogue  of  Bronzes 
Nr.  143 1  PL  XXVII),  bei  der  die  Schlange  um  den  r.  Unter- 
arm gewunden  ist,  die  L.  einen  Teiler  mit  Kuchen  hält; 
doch  ist  eine  entsprechende  Ergänzung  hier  wegen  der 
Haltung  des  r.  Armes  (gesichert  durch  den  erhaltenen  Ober- 
arm) unmöglich.    An  anderen  Repliken   hat  sich  im  1.  Arm 


* 


k 


352  MÜSEO  CHIARAMONTI  62a.  63. 

ein  Füllhorn  ganz  oder  teilweise  erhalten  (s.  Araelung  a. 
unten  a.  O.);  doch  auch  dieses  Attribut  wird  nur  gelegent- 
lich zugefügt  worden  sein,  denn  die  Figur  macht  nicht 
den  Eindruck,  dafs  sie  ursprünglich  Tyche  oder  Demeter 
dargestellt  habe,  deren  Bilder  sonst  wohl  in  römischer  Zeit 
durch  Beigabe  des  Füllhorns  zu  Bildern  der  Fortuna  gemacht 
wurden.  Es  bleibt  demnach  unbestimmt,  was  das  Original 
dargestellt  hat.  Dieses  mufs  am  Ende  des  5.  Jahrh.  v.  Chr. 
entstanden  sein  (von  Amelung  a.  unten  a.  O.  nach  einem 
in  späteren  Geschmack  umgearbeiteten  Exemplar  falsch 
datiert).  Vgl.  hierselbst  Nr.  491.  Die  Arbeit  des  Exemplars 
ist  schlecht.  Der  nicht  zugehörige,  geradeaus  gerichtete 
Kopf  ist  ein  sorgfältig  gearbeitetes  Porträt  mit  claudischer 
Frisur;  vorne  drei  Reihen  gekräuselter  Löckchen,  hinten  auf- 
genommen und  in  einen  kleinen  Nackenschopf  gebunden; 
Schulterlocken.  Die  übliche  Bezeichnung  als  Domitia  ist 
unbegründet.  Die  Figur  mufs,  da  sie  Schuhe  trägt,  auch 
ursprünglich  einen  Porträtkopf  gehabt  haben. 

An  ihrer  Stelle  stand  bis  spätestens  1829  die  Statue  des 
Hermes  im  Braccio  nuovo  Nr.  132. 

Nibbyll  Taf.  XXXVII;  Clarac  556,  1184;  Bernoulli  Rom.  Ikono- 
graphie II  1  S.  182  Nr.  3,  Fig.  27;  S.  Rein  ach  Repertoire  de  la  statuaire  II 
S.  654,  Nr.  7;  Amelung  bei  Arndt -Amelung  Einzel  aufnahmen  Nr. 
1186  Nr.  I. 

62a.  Korinthisches  Anten-Capitäl  (Taf.  37). 

H.  0,48  m.     Br.  0,66  m.     T.  0,78  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Vielfach  beschädigt. 

Die  Seite,  die  an  die  Mauer  anstiefs  (r.  vom  Beschauer), 
roh  zubehauen.  Statt  der  Voluten  grofse  Hülsenfrüchte, 
die  aus  einer  von  der  Mitte  der  Seite  ausgehenden  Ranke 
spriefsen. 

63.  Statue  der  Athena  (Taf.  37). 

H.  1,38  m.     Marmor  des  Körpers  feinkörnig  und  gelblich,   des  Kopfes 

grofskörnig  und  weifs. 

Ergänzt  Nase,  Teil  des  Nackenschildes  am  Helm,  Teil  der  Haare 
im  Nacken,  r.  Arm  mit  Hand,  1.  Arm  mit  Hand  bis  auf  die  Spitzen  der 
drei  Mittelfinger   und  des  Daumens,   Kleinigkeiten  am  Gewand  vor  der  L 


MUSEO  CHIABAMONTI  63.  353 

Hand.  Abgebrochen  fast  alle  Schlangen,  z.  T.  die  Ränder  der  Aegis, 
viele  Falten,  besonders  die  Steilfalte  unter  dem  1.  Knie  und  die  gröfste 
Falte  aufsen  neben  dem  r.  Bein,  die  I.  vordere  und  r.  hintere  Ecke  der  Basis. 
Der  Kopf  war  in  vier  Stücke  zerbrochen. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs  mit  erhobener 
Ferse  zur  Seite  und  zurückgesetzt;  Sandalen;  Peplos,  an  der 
r.  Körperseite  offen,  unter  dem  bis  zu  den  Hüften  reichenden 
Apoptygma  gegürtet;  von  der  1.  Hüfte  zur  r.  Schulter  die 
schärpenartig  gebildete  Aegis  mit  Schuppen  und  häfslichem, 
aber  nicht  verzerrten  Gorgoneion,  erhobenem  Rand  —  oben 
grade,  unten  unregelmäfsig  — ,  an  dem  sich  nur  wenige  Reste 
der  Schlangen  erhalten  haben;  1.  Arm  mit  dem  Handrücken 
nach  vorn  in  die  Seite  gestützt;  r.  Arm  erhoben  mit  Teil 
eines  Speeres  (beide  Arme  in  der  Haltung  richtig  ergänzt); 
Kopf  mit  leiser  Wendung  nach  der  1.  Schulter,  die  Haare 
vorn  gescheitelt,  zurückgestrichen  und  hinten  in  langem 
Schopf  auf  das  Gewand  fallend;  attischer  Helm.  Der  unbe<- 
deutende  Kopf  (augenscheinlich  im  Gesicht  stark  geputzt) 
gehört  nicht  zur  Figur;  an  seinem  Bruststück  haben  sich 
Reste  eines  anderen  Gewandes  erhalten;  auch  ist  er  zu  klein 
für  die  Figur.  Der  ursprüngliche  Kopf  war  eingesetzt  (wie 
wohl  auch  der  r.  Arm)  und  nach  der  1.  Schulter  gewendet, 
weil  die  Haare  hinten  nach  der  r.  Schulter  verschoben  sind. 
Es  ist  fraglich,  ob  die  Figur  nicht  bei  ihrer  Auffindung  den 
ursprünglichen  Kopf  getragen  hat,  der  dann  verloren  ging 
oder  aus  irgend  einem  Grunde  durch  den  jetzigen  ersetzt 
wurde;  die  beiden  ältesten  Abbildungen  (De  Cavalleriis 
und  Rubeis)  zeigen  einen  Kopf  mit  korinthischem  Helm  und 
der  richtigen  Wendung;  einen  solchen  aber  trägt  eine  Figur 
aus  Athen  im  Louvre  (über  die  Herkunft  s.  Beschreibung 
d.  ant.  Skulpturen  in  Berlin  Nr.  72;  die  dortige  Angabe  wird 
von  Conze  mündlich  bestätigt,  der  die  Figur  in  Athen 
gesehen  hat;;  sie  entspricht  der  vaticanischen  bis  auf  eine 
Veränderung  im  Motive  des  1.  Armes  genau  (Monuments  Grecs 
1893/4  Taf.  12;  der  1.  Arm  hebt  die  kragenförmige  Aegis, 
auf  der  ein  flacher  Korb  mit  hervorkriechender  Erichthonios- 
schlange  liegt);  von  diesem  Kopf  sind  zwei  weitere  Copien 
bekannt  (eine  hier  in  Sala  delle  Muse  Nr.  533;  Amelung 
Neue  Jahrbücher   f.  d.  klass.  Altertum   1900  S.  13  Taf.  II). 

Yatican.  Katalog  I.  23  ' 


354  MUSEO  CHIARAMONTI  63. 

Die  Figur  geht  nach  Proportionen,  Standmotiv  und  Gewan- 
dung auf  ein  Original  aus  dem  letzten  Viertel  des  5.  Jahrh. 
v.  Chr.  zurück.  Das  wird  noch  deutlicher  durch  die  Repliken 
der  Figur,  denen  gegenüber  die  vaticanische  späterem  Ge- 
schmack entsprechend  verfeinert  erscheint;  doch  steht  sie  als 
künstlerische  Leistung  am  höchsten.  Eine  von  ihnen,  die  in 
Cherchel  gefunden  wurde  (Heibig  a.  unten  a.  O.  Fig.  6  und  7; 
Sauer  a.  unten  a.  O.),  weicht  von  den  übrigen  dadurch  ab, 
dafs  an  ihr  der  herabhängende  1.  Arm  einen  Schild  gehalten  hat, 
der  unten  auf  einem  Akanthus-Kelch  aufstand.  Dasselbe  Motiv 
war,  wie  aus  inschriftlichen  Rechenschaftsberichten  geschlossen 
werden  kann,  an  einer  colossalen  bronzenen  Athenastatue  an- 
gebracht, die  im  Jahre  417/16  mit  einer  Hephaistosstatue  zu 
Athen  im  Tempel  dieses  Gottes  aufgestellt  worden  ist.  Da  das 
Original  des  besprochenen  Typus  aus  der  gleichen  Zeit  stammt» 
liegt  es  nahe,  seine  Repliken  resp.  Variationen  —  die  häufigere 
mit  dem  eingestützten  Arm  erklärt  sich  aus  Bequemlichkeit  der 
Copisten,  die  andre  in  Paris  durch  den  Zusammenhang  mit  He- 
phaistos  —  für  abhängig  von  jener  Tempelstatue  zu  halten; 
doch  ist  der  Schlufs  natürlich  nicht  zwingend.  Er  wäre  wichtig, 
da  es  wahrscheinlich  ist,  dafs  Alkamenes  der  Meister  des  He- 
phaistos  war;  dafs  er  dann  auch  der  Schöpfer  jenes  Athena- 
Typus  gewesen  sei,  ist  eine  natürliche  Folgerung.  Reisch  und 
Sauer  (s.  unten),  die  den  Typus  der  vaticanischen  Statue  that- 
sächlich  auf  Alkamenes  zurückführen,  nehmen  ferner  an,  dafs 
die  originale  Gruppe  in  dem  sog.  Theseion  gestanden  habe. 

Die  Basis  ist  vorne  und  an  den  Nebenseiten  folgender- 
mafsen  verziert:  oben  und  unten  ein  glatter  Randstreifen,  an 
den  an  den  Schmalseiten  ein  nach  innen  bogenförmig  aus- 
gebuchtetes Stück  anschliefst;  dieser  Umränderung  folgend 
nach  innen  einfacher  Ablauf,  so  dafs  im  Innern  ein  schmaler 
vertiefter  Streifen  bleibt. 

Ehemaliger  Aufstellungsort  wie  bei  Nr.  14;  s.  dort. 

De  Cavalleriis  Antiquae  statuae  urbis  Romae  (1585)  I  et  II  Taf.  57; 
Rubels  In  sign,  statuar.  icones  (1645)  I  Taf.  57;  Visconti-Guattani 
Taf.  XIV;  Fea  Nuova  descrizione  S.  87;  Clarac  467,  880;  Gerhard- 
Platner  S.  43  Nr.  63;  Müller-Wieseler  Denkmäler  d.  alt.  Kunstll  Taf.XX 
Nr.  218;  Reisch  Jahreshefte  d.  österr.  archäol.  Instituts  1898  S.  69  ft. 
Taf.  III;  Heibig  Nr.  67;  Sauer  Das  sog.  Theseion  S.  241,  II  1. 


MÜSEO  CH1ARAMONTI  64.  65.  66.  67.  355 

64.  Porträtbüste  des  Trajan  (Taf.  88). 

H.  (ohne  Fufs)  0,71  m.     Kopf  aus  Basalt;   Büste  von  Alabaster  (innen  mit 

Gyps  ausgeschmiert). 

Ergänzt  Fufs  mit  Indextäfelchen. 

Auf  einer  Panzerbüste  mit  Paludamentum  nicht  zugehörig 
ein  sorgfaltig  gearbeiteter,  aber  lebloser  Porträtkopf  Trajans 
(Brauen  plastisch)    aus  älteren  Jahren,    geradeaus  gerichtet. 

Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II  2  S.  78  Nr.  18. 

65.  Porträtbüste  des  Augustus  (Taf.  88). 

H.  (ohne  Fufs)  0,76  m.     Kopf  von  Basalt,  Büste  von  schwarz  und  rot 

geflecktem  Marmor. 

Ergänzt  Locken  über  der  Mitte  der  Stirne,  Nase,  Teile  beider 
Lippen,  Kinn,  Teil  beider  Ohren,  BUstenfufs  mit  Indextäf eichen. 

Auf  später  Panzerbüste  mit  Feldherrnbinde  und  Palu- 
damentum auf  der  1.  Schulter  sitzt  nicht  zugehörig  ein  sorg- 
faltig gearbeiteter,  aber  lebloser  Porträtkopf  des  Augustus 
in  mittleren  Jahren,  leicht  nach  der  1.  Schulter  gewendet. 

Augenscheinlich  identisch  mit  einem  ehemals  in  Villa 
Aldobrandini  befindlichen  Kopf  des  Kaisers,  den  Meyer  bei 
Winckelmann  Sämtliche  Werke  (Donaueschingen)  V  S.  37 
Anm.  2  erwähnt;  er  war  damals  schon  nicht  mehr  in  der 
Villa,  aber  M.  sagt  nicht,  wo  er  hingekommen;  seine  Lob- 
sprüche verdient  allerdings  dieser  Köpf  nicht. 

Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II  1  S.  27  Nr.  7. 

Abteilung   V. 

66.  Fragment  eines  reliefgeschmückten 

Gefäfses  (Taf.  38). 

H.  0,26  m  ,  Br.  0,15  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Sehr  verwaschen. 

Auf  gewölbtem  Grund  Hochrelief:  bärtiger  Pan,  ithy- 
phallisch,  die  Nebris  auf  der  r.  Schulter  geknüpft,  schreitet 
nach  r.  die  Syrinx  blasend  (Füfse  fehlen).  L.  werden  noch 
Körper  und  Kopf  eines  weiblichen  Wesens  sichtbar.   Schlecht. 

67.  Relieffragment  (Taf.  38). 

H.  0,19  m.,  Br.  0,16  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Senkrechter  Bruch. 

23* 


35^  MUSEO  CHIABAMOKTI  68.  69. 

Unten  breiter  Rand.  Darüber  Flachrelief:  1.  ein  Mann 
mit  Himation  (bis  zu  den  Lenden  erhalten),  r.  von  ihm  ein 
Knabe  im  Mantel  stehen  nach  r.  gewendet;  r.  ein  Möbelfufs 
mit  Querholz  und  darüber  eine  horizontale  Erhöhung  (Bett 
mit  Polster?).  Flüchtige  Arbeit.  Rest  eines  griechischen 
Todtenmahlreliefs? 

68.  Relieffragment  (Taf.  38). 

H.  0,275  m.,  Br.  0,165  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Rechts  abgebrochen. 

Flachrelief:  schmale  Randleiste;  1.  auf  Felsen  eine 
bärtige  Herme  und  darüber  eine  Baumkrone;  r.  davon  eine 
nackte  weibliche  Figur  nach  1.,  einen  Schleiertanz  aufführend. 
Flüchtige  decorative  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  43  Nr.  66. 

69.  Vorderseite  eines  Sarkophagdeckels  (Taf.  38). 

L.  2,07  m.,  H.  0,26  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor  mit  dunkleren 

Adern  und  rötlichem  Sinter. 

Verletzungen  s.  im  Text. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste.  Links  an  der 
Ecke  Kopf  des  Sol  mit  Strahlen.  Dann  Hochrelief:  Knabe 
und  Mädchen  auf  vierrädrigem  Wagen  (Räder  fast  ganz  abge- 
brochen) von  zwei  Ziegenböcken  nach  r.  gezogen;  als 
Lenker  sitzt  vorn  ein  Kind,  von  dem  Kopf  und  Schultern 
fehlen;  voraus  gehen  zwei  Diener,  beide  mit  Exomis,  der  1. 
mit  Stock  und  Eimerchen  (das  halbe  Gesicht  fehlt),  der  r.  mit 
Krug  und  undeutlichem  Gegenstand;  zwischen  ihnen  im 
Hintergrund  ein  hoher  Meilenstein,  darauf  eine  Kugel  mit 
eingeritzter  XI.  Dann  die  umrahmte  leere  Inschrifttafel. 
Dann  abermals  Hochrelief:  1.  Kitharaspielerin  sitzend  (Gesicht 
fehlt);  dahinter  Flötenspielerin  mit  phrygischer  Doppelflöte 
(Guhl-Koner  Leben  d.  Griech.  u.  Rom.  S.  352)  stehend;  dann 
zwei  Kinder  auf  einem  Sopha  lagernd,  beide  mit  Schalen 
in  den  Händen  der  aufgestützten  Arme;  das  1.  Kind  legt 
den  r.  Arm  über  den  Kopf  und  hält  in  der  Hand  eine  kleine 
Guirlande;  vor  dem  Sopha  unten  1.  ein  nach  r.  sitzender 
Hund,  dann  ein  dreibeiniger  Tisch  mit  Speisen  und  ein  hoher 


MUSBO  CHIARAM0NTI.7O.  357 

schlanker  Korb  (vgl.  denselben  Gegenstand  auf  den  Gelage- 
Scenen  der  Reliefs  der  equites  singulares  in  Galleria  lapidaria 
Abt  III  und  XXXI  und  auf  einem  Sarkophag  aus  Kreta, 
abgeb.  bei  Altmann  Architektur  und  Ornamentik  d.  ant. 
Sark.  Taf.  I);  dann  ein  Diener  mit  Schüssel  und  ein 
anderer  mit  Kanne  und  Schale,  beide  nackt.  An  der  r.  Ecke 
Kopf  der  Luna  über  dem  Halbmond. 

Das  1.  Relief  deutet  auf  die  Reise  in 's  Jenseits,  das  r. 
auf  die  Freuden  der  Seligen;  die  Köpfe  von  Sol  und  Luna 
geben  ganz  schematisch  einem  Gedanken  Ausdruck,  der  in 
Griechenland  zur  Einrahmung  grofser  Giebel -Compositionen 
mit  den  Figuren  des  Helios  und  der  Selene  führte,  dem  Ge- 
danken, dafs  alles  Werden  und  Vergehen  den  gleichen  festen 
Gesetzen  ewigen  Wechsels  unterliegt;  dafür,  dafs  dieser  Ge- 
danke den  römischen  Künstlern  nicht  fremd  war,  vgl.  Brunn 
Kleine  Schriften  I  S.  12  f.  und  14fr. 

Späte  Arbeit  mit  vielfacher  Verwendung  des  Bohrers 
ausgeführt,  aber  nicht  unlebendig  in  den  Motiven. 

70.  Relieffragment  (Taf.  38). 

H.  0,30  m.,  Br.  0,28  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Oben  rund  abgeschnitten  und  der  Grund  abgeschliffen. 

Flachrelief:  erhalten  der  Oberkörper  eines  Mannes,  an 
dessen  1.  Oberarm  ein  Stück  Mantel  herabhängt;  die  langen, 
vorn  gescheitelten,  zurückgestrichenen  und  hinten  aufge- 
nommenen Haare  sind  von  einem  Tuch  umwunden,  das  oben 
vorne  in  eine  Schleife  gebunden  ist;  stark  gebogene  Nase; 
die  Brauen  nach  der  Nasenwurzel  zu  gesenkt,  über  den 
Augen  winklig  erhoben;  kurzer  Schnurrbart  über  den  Mund- 
winkeln; am  stark  vorspringenden  Kinn  zwei  lebhaft  gewellte 
Bartlocken;  das  Gesicht  nach  der  1.  Schulter  gewendet  und 
einem  runden  Spiegel  zu  geneigt,  den  rechts  eine  erhohene 
R.  hält,  die  zu  einer  anderen  Figur  gehört  haben  mufs; 
oben  hängen  r.  und  1.  je  eine  breite  Binde  und  eine 
geknotete  Wollbinde  herab;  über  dem  Kopf  r.  Reste,  die 
von  einem  palmenartigen  Baum  herrühren  könnten.  Der 
Dargestellte  ist  augenscheinlich  Priap,  dem  vielleicht  ein 
Hermaphrodit  den  Spiegel  hielt;  der  Typus  des  Priapkopfes 


35^  MÜSEO  CHIARAMONTI  71.  72. 

kehrt  bei  den  »Pans«-Hermen  im  lateranensischen  Museum 
(Heibig  Nr.  663/4)  wieder;  das  haubenartig  gebundene  Tuch 
sehr  ähnlich  an  dem  Kopf  der  sog.  Methe  in  München 
(Brunn-Bruckmann  125),  einem  Mädchenkopf  im  Pal.  Pitti 
in  Florenz  (Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen  Nr.  232/3) 
und  der  Statue  der  trunkenen  Alten  (Brunn-Bruckmann 
394),  die  alle  aus  hellenistischer  Zeit  stammen.  Wegen  der 
vorzüglichen,  delicaten  Ausführung  augenscheinlich  der  Rest 
einer  hellenistischen  Originalarbeit. 

Gerhard-Platner  S.  43  Nr.  68;  Gerhard  Antike  Bildwerke 
Taf.  CCCVI  1;  ders.  Prodromus  S.  395. 

71.  Relieffragment  (Taf.  38). 

H.  0,47  m.,  Br   0,38  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  verstofsen. 

Hochrelief:  erhalten  der  Oberkörper  einer  mit  hochge- 
stelltem r.  Bein  nach  1.  sitzenden  weiblichen  Gestalt  in  hoch- 
gegürtetem Peplos  mit  kurzem  Apoptygma,  das  Himation 
über  den  Kopf  gelegt,  wo  es  1.  neben  der  Stirn  von  der  R. 
gefafst  wird  (nur  drei  Finger  erhalten;  der  Unterarm  fehlt); 
der  untere  Teil,  der  den  Schofs  bedeckt,  wird  von  der  L. 
neben  der  1.  Hüfte  gefafst;  1.  im  Grunde  noch  die  Ober- 
schenkel und  Geschlechtsteile  eines  nach  1.  stehenden  Mannes. 
Nach  dem  deutlich  traurigen  Ausdruck  des  Gesichtes  der 
Frau  und  der  lebhaften  Bewegung  der  Falten  gehörte  das 
Fragment  zu  einer  bewegten  Scene.  Frische  griechische 
Arbeit  der  ersten  Hälfte  des  4.  Jahrh.  v.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  43  Nr.  69. 

72.  Relieffragment  (Taf.  38). 

L.  (ohne  Rahmen)  0,95  m.,  H.  (ebenso)  0,23  m.     Feinkörniger  weifser 

Marmor  mit  bläulichen  Streifen. 

Ergänzt  der  ganze  Rahmen,  die  1.  obere  Ecke,  die  r.  untere  Ecke 
der  3.  Arcade  von  r.  mit  dem  Hermenpfeiler  r.  davon,  die  game  untere 
Partie  (mit  den  unteren  Extremitäten  der  Putten  und  Tiere)  der  beiden 
nächsten  Arcaden  r.  und  das  Gefäfs  r.  Schnitt  über  der  2.  Herme  von  r. 
(s.  unten). 

Zwei  Teile  eines  Flachreliefs  umrahmt  von  einem  ein- 
fachen modernen  Profil;   auf  dem  ersten  1.  vier  Rundbögen, 


MÜSBO  CHIARAMONTI  73.  359 

abwechselnd  getragen  von  zwei  bärtigen  Hermen  und  zwei 
schlanken  Vasen;  in  den  Zwickeln  über  den  Hermen 
Bukranien,  über  den  Vasen  kleinere  Gefäfse;  vom  Scheitel 
der  Bögen  hängen  mit  flatternden  Bändern  von  1.  nach  r. 
unbärtige  Maske,  Kanne,  unbärtige  Maske,  flacher  Korb  mit 
erhobenem  Deckel;  unten:  ein  Hund  einen  nach  1.  stehenden 
Eber  anbellend,  dem  ein  Speer  im  Rücken  steckt;  von  r. 
kommt  ein  Knabe  mit  einem  zweiten  Hund,  einen  Speer 
nach  dem  Eber  werfend;  dann  nach  r.  zwei  Steinböcke, 
einer  liegend,  einer  stehend;  dann  ein  Knabe  nach  r.  gehend, 
ein  Tier  auf  dem  Rücken  tragend.  An  dieses  Stück  stöfst 
ein  andres  desselben  Frieses  mit  zwei  Bogen;  dafs  es  nicht 
ursprünglich  hier  anstofsen  konnte,  erkennt  man  daraus, 
dafs  auf  die  dritte  Herme  (von  1.)  auf  diesem  Stück  wieder  eine 
Herme  folgt,  während  der  regelmäfsigen  Abwechslung  ge- 
mäfs  eine  Vase  folgen  müfste;  unter  dem  1.  Bogen  eine 
langhaarige  Silensmaske,  unter  dem  r.  eine  Kanne;  unten  1. 
Erot  nach  r.,  zwei  Jagdspeere  in  der  L.,  mit  der  R.  einen 
nach  r.  anspringenden  Hund  an  der  Leine  haltend;  r.  Stein- 
bock nach  1.  laufend;  auf  seinem  Rücken  ein  Hund. 

Zierliche  Erfindung;  flüchtige  Arbeit.  Ein  Fragment  des 
gleichen  Frieses  in  Berlin  (Beschreibung  d.  ant.  Skulp- 
turen Nr.  957;  erworben  1833  von  Antonio  d'Este  in  Rom); 
andre  Teile  abgebildet  im  Codex  Pighianus  f.  348 — 50,  Co- 
burgensis  fol.  16. 128  (Jahn  Sachs.  Berichte  1868  S.  182  Nr.  34). 

Pistolcsi  Taf.  XXXIV;  Nibby  III  Taf.  XXXI;  Gcrhard-Platner 
S.  43  Nr.  70. 

73.  Fragment  eines  Marsyas-Sarkophages  (Taf.  38). 

H.  0,41  m.,  Br.  0,29  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Stark  bestofsen. 

Hochrelief:  ein  Jüngling  in  orientalischer  Tracht  und 
mit  phrygischer  Mütze  kniet  nach  r.  mit  erhobenem  Antlitz 
(es  fehlen  Nase,  Arme,  Füfse).  R.  im  Grunde  r.  Arm  und 
Schulter,  beides  nackt,  einer  am  Boden  liegenden  Figur; 
hinter  dem  Kopf  ein  Stück  Bein  (?)  einer  dritten  Figur.  Dar- 
gestellt ist  der  vor  dem  hängenden  Marsyas  knieende  Schleifer 
(vgl.  Müller-Wieseler  a.  unten  a.  O.  Taf.  XIV  Nr.  153). 


3ÖO  MUSEO  CHIARAMONTI  74.  75.  76. 

Ziemlich  rohe,  späte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  44  Nr.  71 ;  Müller-Wieseler  Denkmäler  d. 
alt.  Kunst  II  T.  XLI  Nr.  491 ;  Weizsäcker  bei  Röscher  Mythol.  Lexikon  III 
Sp.  864,  C,  Abb.  2;  Robert  Die  antiken  Sarkophagreliefs  III 2  Nr.  206. 

74.  Statuette  des  Serapis  (Taf.  38). 

H.  0,38  m.     Marmor  der  Statuette  feinkörnig  und  gelblich,  des  Kopfes 

feinkörnig  und  bläulich. 

Ergänzt  Modius,  Nase,  r.  Schulter,  r.  .Unterarm  mit  Teil  des  Ober- 
arms und  Hand,  1.  Arm  mit  Teil  des  Himation,  grofser  Teil  der  Rücken- 
lehne, 1.  Hinterbein  des  Thrones  mit  dem  Boden  dieser  Seite,  Vorderteil 
des  r.  Fufses,  Schnauze  des  äufseren  Hundekopfes,  Boden  unter  dem  Kerberos 
mit  den  Vorderpfoten,  Kleinigkeiten  an  den  Falten.  Horizontaler  Sprung 
und  Abarbeitung  am  Thron.  Ganz  überarbeitet.  Kopf  sitzt  mit 
Schnitt  auf. 

Serapis  thront  in  Chiton  und  Himation  im  üblichen 
Typus.  Die  L.  hält  ein  Scepter,  das  wohl  an  der  jetzt  ab- 
gearbeiteten Stelle  am  Thron  entlanglief;  die  R.  ruht  auf 
dem  mittleren  Kopf  des  schlangenumwundenen  Kerberos. 
Der  Kopf  (Augensterne  eingebohrt)  stammt  von  einer  andern 
Serapisstatuette.  Der  Boden  von  moderner  Hand  zu  Fels- 
boden hergerichtet.     Ganz  unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  44  Nr.  72. 

75.  Büste  mit  dem  Kopf  eines  Schauspielers 

der  Komödie  (Taf.  38). 

H.  (des  Kopfes)  0,21  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Ergänzt  Büste  mit  Fufs.     Einiges  bestofsen,  besonders  der  Kranz. 

Auf  der  modernen  bekleideten  Büste  mit  leichter 
Wendung  und  Neigung  zur  r.  Schulter  ein  mit  bärtiger,  be- 
kränzter Komödienmaske  bedeckter  Kopf.  Gehört  zu  einer 
Statuette  des  Typus  Galleria  de'  Candelabri  Nr.  191  und  197. 

Gerhard-Platner  S.  44  Nr.  75. 

76.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Tat  38). 

H.  (des   Kopfes)  o,2i  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor  mit  schwarzen 

Adern. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs.  Der  Schopf 
hinten,  der  besonders  angesetzt  war  (tiefes  Loch  erhalten),  fehlt  jetzt* 
Sehr  bestofsen. 


MÜSBO  CHIABAMONTI  77.78.79.  36 1 

Unbedeutender  häfslicher  Mädchenkopf  mit  hohem  Haar- 
diadem; Zeit  des  Titas. 

Gerhard-Platner  S.  44  Nr.  74. 

77.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  38). 

H.  (des  Kopfes)  0,25  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Teil  der  r.  Braue,  der  1.  Wange,  der  Lippen,  des 
Kinns,  beider  Ohren,  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs. 

Unbedeutender  Mädchenkopf  (Augensterne  angegeben) 
mit  leichter  Wendung  nach  der  L  Schulter.  Frisur  aus  der 
Zeit  der  jüngeren  Faustina. 

Gerhard-Platner  S.  44  Nr.  75. 

78.  Kopf  des  Apollon  (Taf.  38). 

H.  (des  Kopfes)  0,18  m.     Grobkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Teil  des  Kinns,  Ende  der  Haarschleife  vordem 
1.  Ohr,  fast  der  ganze.  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs.  Vollkommen  ver- 
waschen. . 

Der  Kopf  ist  leicht  zur  r.  Schulter  geneigt;  das  Haar 
vorne  gescheitelt  und  zurückgestrichen,  hinten  in  einer  Rolle 
aufgenommen;  jederseits  fällt  vor  den  Ohren  eine  breite 
Haarschleife  herab;  Lorbeerkranz.  Ernster  Ausdruck.  Geht 
auf  ein  Original  aus  dem  dritten  Viertel  des  5.  Jahrh.  v.  Chr. 
zurück.  Flüchtige  Arbeit,  im  Einzelnen  wegen  der  schlechten 
Erhaltung  nicht  mehr  zu  würdigen. 

Gerhard-Platner  S.  44  Nr.  76. 
Photographie  beim  röm.  Institut  Nr.  323/4. 

79.  Fragment  von  der  Gruppe  der  Skylla  mit 
den  Gefährten  des  Odysseus  (Taf.  38). 

H.  (ohne  Fufs)  0,30  m.,  T.  0,27  m.     Feinkörniger,  ganz  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  der  Fufs  aus  Marmor,  Teil  der  Rückseite  aus  Gyps.  Stark 
verwaschen. 

Erhalten  ein  kurzbärtiger,  schmerzlich  nach  oben 
blickender  Kopf  mit  geöffnetem  Munde,  in  dem  die  Zähne 
sichtbar  werden  (Nasenspitze  abgebrochen),  ein  Teil  vom 
Rücken  desselben  Mannes  und  der  Ansatz  des  1.  Armes,  der 
besonders  gearbeitet  war  (Dübellocherhalten);  er  war  hoch  er- 
hoben; in  die  mäfsig  langen  Haare  greift  eine  grofse  r.  Hand. 


362  MUSEO  CHIARAMONTI  80.  81. 

Das  Fragment  gehörte  zu  einer  Gruppe,  die  das  Unge- 
heuer Skylla  —  von  ihr  die  Hand  —  mit  Gefährten  des 
Odysseus  darstellte;  von  Repliken  haben  sich  noch  weitere 
Fragmente  erhalten,  ein  mit  dem  vaticanischen  überein- 
stimmendes, aber  schlechter  gearbeitet  und  erhalten,  in 
Palermo  (Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen  Nr.  556). 

Zu  dem  Stil  der  erhaltenen  Reste  und  der  Idee  des 
Ganzen  bietet  die  nächsten  Analogien  der  Laokoon,  sodafe 
das  Original  wahrscheinlich  ein  Werk  der  gleichen  rhodischen 
Schule  war,  aus  der  jener  stammt.  Der  »Pasquino«,  mit  dem 
Löschcke  a.  unten  a.  O.  die  Gruppe  in  enge  Beziehung 
gesetzt  hat,  macht  stilistisch  einen  wesentlich  älteren  Ein- 
druck (wie  übrigens  L.  selbst,  mündlicher  Mitteilung  zufolge, 
jetzt  zugesteht);  vgl.  auch  das  über  die  Odysseus-Statuette 
hierselbst  Nr.  704  Gesagte. 

Gerhard-Platner  S.  44  Nr.  77;  R.  Schöne  Archäol.  Zeitung  1866 
S.  154fr.  Taf.  CCVIIl  Nr.  i,  2;  ders.  ebenda  1870  S.  57;  Löschcke  Ver- 
handl.  der  48.  Versammlung  deutscher  Philologen  und  Schulmänner  S.  158 
(=  Archäol.  Anzeiger  1895  S.  217  1.  oben). 

80.  Porträtkopf  eines  römischen  Knaben 

(Taf.  38). 

H.  (des  Kopfes)  0,21  m.     Feinkörniger  weifscr  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Lippen,  Flicken  in  Brauen  und  Oberlidern,  Rander 
beider  Ohren,  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs.     Stark  geputzt. 

Neigung  und  leichte  Wendung  zur  r.  Schulter.  Trüber  Aus- 
druck.    Augensterne  und  Pupillen  angegeben.    Unbedeutend* 

Gerhard-Platner  S.  44  Nr.  78. 

81.  Statuette  der  Demeter  oder  Persephone 

(Taf.  38). 

H.  0,45  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  mit  Hals,   halber  1.  Unterarm  mit  Teil   des  Himation 
und  Hand  mit  Straufs,  r.  Ellenbogen,  die  Finger  der  R.  bis  auf  den  Daumen, 
Schnauze   des   Tieres,   1.  Fufs  mit  Gewandsaum,   gr.   Zehen  des  r.  Fufses 
Basis.   Abgebrochen  war  das  Oberteil  des  Tieres  mit  der  entsprechenden 
Ecke  des  Throns.     Stark  geputzt. 

Eine  Frau  von  jugendlichen  Formen  sitzt  auf  einem 
Stuhl  mit  niedriger  Rückenlehne;  Sandalen;  gegürteter  Peplos; 


MUSEO  CfflAßAMONTI  82.  363 

Himation  bedeckt  den  1.  Oberarm,  den  Rücken  unten  und  die 
Beine  vorn;  die  R.  ruht  mit  einem  Straufs  von  Mohn  und  Ähren 
im  Schofs;  die  L.  ist  erhoben  (jetzt  mit  Straufs);  der  moderne 
Kopf  leicht  zur  1.  Schulter  gewendet;  auf  der  1.  Seite  der  Figur 
sitzt  neben  dem  Stuhl  (in  Hochrelief  dargestellt)  ein  doppel- 
hufiges  Tier  mit  ziemlich  langen  Ohren,  den  Kopf  erhoben. 

Das  Tier  zu  bestimmen,  will  nicht  gelingen.  Die  Göttin 
kann  wegen  des  Straufses  nur  Demeter  oder  Persephone 
sein;  in  der  L.  ist  Scepter  oder  Fackel  zu  ergänzen.  Vgl. 
Ruhland  Die  eleusinischen  Göttinnen  S.  107  Abb.  9. 

Unbedeutende  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  44  Nr.  79;  Overbeck  Kunstmythologie  III 
S    473  f.  Taf.  XIV  Nr.  16. 

82.  Fragmentierte  Knabenstatuette   (Taf.  38). 

H.  (ohne  Basis)  0,65  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

In  moderne  Basis  eingelassen.  Gebrochen  durch  die  Unter- 
schenkel. Es  fehlen  Kopf,  1.  Schulter,  1.  Arm,  Teil  des  r.  Oberarms.  Auch 
sonst  verstofsen.  Die  fehlenden  Teile  waren  angesetzt;  Eisenstifte  vor- 
handen. Zwei  kleine  Löcher  auf  der  1.  Seite;  das  untere  mit  Bronze  gefüllt. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs  leicht  zur  Seite 
gesetzt;  Chiton,  der  sich  beim  r.  Bein  aufgekrempelt  hat 
und  vom  1.  Arm  ganz  in  die  Höhe  gezogen  wurde;  der  r. 
Arm  liegt  an,  der  Unterarm  quer  vor  der  Brust.  Hinter 
dem  1.  Bein  ist  unbehauener  Marmor  stehen  geblieben. 
Flüchtige  Decorationsarbeit.  Verbreiteter  Typus;  vgl.  hier- 
selbst  Nr.  167  und  284  und  Galleria  de'  candelabri  Nr.  110, 
172,  180,  227,  242.  Dafs  er  in  Rom  zu  Grabstatuetten  ver- 
wendet worden  ist,  beweist  sein  Vorkommen  an  einem  Sarko- 
phag im  Giardino  Colonna  (Matz-Duhn  Ant.  Bildw.  in 
Rom  II  Nr.  3150;  in  der  Mitte  der  Vorderseite;  die  L.  hält 
eine  Traube),  an  dem  in  Nischen  die  einzelnen  Familienmit- 
glieder in  statuarischen  Typen  dargestellt  sind ;  wahrscheinlich 
war  auch  das  Original  für  ein  Grab  bestimmt. 

Eine  Reihe  von  zehn  Repliken  hat  Bulle  im  Text  zu 
Arndt -Amelungs  Einzel-Aufnahmen  Nr.  1444  zusammen- 
gestellt. 

Gerhard-Platner  S.  44  Nr.  80. 


364  MÜSEO  CHIABAMONTI  83.  84. 

83.  Statuette  der  Hygieia   (Taf.  38). 

H.  0,85  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Flicken  r.  und  1.  im  Hals,  die  vordere  Hälfte  beider  Unter- 
arme mit  den  Händen  und  1.  der  Schale,  r.  dem  Vorderteil  der  Schlange, 
Flicken  oberhalb  der  Kniee,  wo  die  Figur  mitten  durchgebrochen  war, 
und  Basis.     Stark  geputzt. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  l.Fufs  mit  erhobener  Ferse 
zur  Seite  und  zurück  gesetzt  Sandalen;  Chiton;  Himation  fest 
um  den  1.  Oberarm,  Rücken  und  den  Mittelkörper  geschlungen, 
sodafs  vorne  der  untere  Rand  in  flachem  Bogen  von  der  r.  Wade 
zur  1.  Hüfte  aufsteigt,  wo  das  Himation  vom  1.  Ellenbogen  und 
Oberarm  an  den  Körper  geprefst  und  gehalten  wird.  R.  Arm  ge- 
senkt; um  den  Unterarm  ringelt  sich  die  von  der  Hand  gefafste 
Schlange  (Vorderteil  richtig  erg.).  Der  Kopf  mit  vorne  geschei- 
teltem und  zurückgestrichenem  Haar,  das  von  einem  breiten  Band 
durchzogen,  hinten  in  einem  Schopf  aufgebunden  ist,  wendet 
sich  stark  nach  der  1.  Schulter;  er  gehört  öicht  zum  Körper. 

Schlecht  gearbeitete  Replik  eines  verbreiteten  Typus, 
dessen  Wiederholungen  alle  ungefähr  in  der  gleichen  Gröfse 
ausgeführt  sind.  Das  Original  stammt  aus  hellenistischer 
Zeit;  vgl.  die  besser  gearbeitete  Replik  Nr.  86. 

Analogien  bieten  die  »Pudicitia«-Typen. 

Fea  Nuova  descrizione  S.  87;  Gerhard-Platner  S.  44  Nr.  81 ; 
Amelung  bei  Arndt- Amelung  Einzelaufnahmen  Nr.  1175a. 

84.  Statuette  eines  Satyrs   (Taf.  38). 

H.  0,78  m.     Marmor  des  Kopfes  feinkörnig  und  weifs,  des  Körpers 

grobkörnig  und  gelblich. 

• 

Ergänzt  halbe  Nase,  fast  der  ganze  Hals,  r.  Arm  von  der  Mitte  des 
Oberarmes  an,  halber  1.  Unterarm,  Hände  und  Flöte,  Flicken  im  Leib  vorn, 
Stück  am  1.  Knie,  halber  1.  Unterschenkel,  FUfse,  Basis,  Stamm  mit  Fell 
von  der  Höhe  der  Hüften  abwärts,  Schnauze  des  Fells.  Der  Körper  war 
mitten  durchgebochen,  die  Beine  an  den  Knicen. 

Der  Körper  ist  eine  verkleinerte  Replik  des  Satyrs  mit 
der  Querflöte  (Braccio  nuovo  Nr.  36 A);  der  Kopf  gehört 
nicht  zur  Figur. 

Gefunden  in  der  Villa  desHadrian  bei  Tivoli  (nach  Massi  De- 
scrizione generale  delle  Gallerie  ecc.  del  Vaticano  I  S..74  Nr.  84). 

Unbedeutend. 

Fea  Nuova  descrizione  S.  87:  Gerhard-Platner  S.  44  Nr.  82. 


MUSEO  CHIABAM0NT1  85.  85  a.  365 

85.   Statuette   eines  schlafenden  Eroten  (Taf.  38). 

L.  0,79  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  an  der  R.  Daumen,  Teil  des  Zeigefingers  mit  Stück 
der  Hand,  fast  der  ganze  1.  Arm  und  Hand  bis  auf  die  vorderen  Glieder  der 
Finger,  ein  Mohnkopf,  gröfster  Teil  des  r.  Flügels,  Vorderteil  beider  Füfse. 

Der  Erot  mit  dem  Kopf  nach  r.  auf  Felsen  liegend  und 
schlafend;  in  der  ausgestreckten  L.  zwei  Mohnköpfe;  als 
Kopfkissen  dient  ein  kleiner  Löwe,  über  den  die  R.  gelegt 
ist;  neben  den  Füfsen  eine  Eidechse. 

Rohe  Decorationsarbeit 

Derartige  Darstellungen  wurden  als  Grabschmuck  ver- 
wendet (s.  Conze  Jahrb.  d.  Vereins  v.  Altertumsfr.  im  Rheinl. 
1872  S.  101  Anm.),  aber  auch  zur  Decoration  von  Quellen 
(s.  über  den  Typus  die  im  Berliner  Skulpturen-Katalog  Nr.  143 
angeführte  Litteratur). 

Ehedem  mit  Nr.  85  a  in  der  Galleria  de'  candelabri. 

Pasqu.  Massi  Indicasione  antiquaria  (1792)  S.  164  Nr.  150;  Gerhard- 
Platner  S.  44  Anm.;  Furtwängler  Bullettino  d.i.  1877  S.  123. 

85a.  Deckel  eines  Kindersarkophages  (Taf.  38). 

H.  0,22  m.,  L.  0,79  m>     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  die  ganze  1.  Ecke  (das  Stück  ist  nicht  gröfser  gewesen,  wie 
aus  dem  Vogelkopf  unten  zu  schliefsen). 

Oberteil  eines  kleinen  Sopha's  mit  sehr  hohem  Pfiihl.  An  den 
Lehnen,  die  unten  je  in  einen  grofsen  Vogelkopf  (Gans  oder 
Schwan)  ausgehen,  vorn  Blattornament  in  Flachrelief.  An  dem 
Pfühl  vorne  ganz  flaches  Relief,  Stickerei  wiedergebend:  r. 
ein  Erot,  der  einen  Bären  mit  dem  Lasso  gefangen  hat  und  zu- 
rückreifst; dann  ein  Eber  von  einem  Eroten  beschossen;  darüber 
ein  Erot  mit  dem  Werfen  eines  Lasso  beschäftigt  (s.  Petersen 
Jahrbuch  d.  I.  1896  S.  209  mit  Abb.);  1.  ein  Maultier  von  einem 
Löwen  angefallen;  r.  und  1.  am  Ende  und  i.  d.  M.  je  ein  Baum. 
Hinten  roh  zubehauen.  Die  Oberfläche  glatt  abgearbeitet;  sie 
trug  die  lagernde  Figur  des  verstorbenen  Kindes.  Diente  als  Sar- 
kophagdeckel, wie  z.B.  das  entsprechende  Oberteil  eines  grofsen 
Sopha's  mit  ähnlich  besticktem  Pfühl  auf  dem  Achiileus-Sarko- 
phag  im  capitolinischen  Museum  (Heibig  Nr.  432). 

Über   den    ehemaligen    Aufstellungsort  s.  unter  Nr.  85. 

Massi  und  Gerhard-Platner  s.  bei  Nr.  85. 


366  MU8E0  CHIABAMONTI  85  A.  86. 

85A.  Männliche  Statuette  als  Asklepios  ergänzt 

(Taf.  38). 

H.  0,77  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  mit  Hals,  r.  Arm  mit  Hand  und  Schlange,  1.  Unter- 
arm mit  Hand  und  Schale  und  mit  grofsen  Teilen  des  Himation,  Flicken 
an  der  r.  Hüfte,  der  r.  Wade  aufsen,  vorne  und  sonst  in  den  Himation- 
falten.    Das  Gewand  ist  vorne  und  besonders  vor  der  1.  Hüfte  überarbeitet. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  mit  erhobener 
Ferse  weit  zurückgesetzt;  Himation  mit  einem  Teil,  dessen 
Zipfel  vorne  herabhängt,  auf  der  1.  Schulter  ruhend,  dann 
schräg  über  den  Rücken  gelegt,  um  die  r.  Hüfte  wieder  vor- 
genommen, den  Unterkörper  umhüllend  und  an  der  1.  Hüfte 
vom  Ellenbogen  festgehalten.  Der  r.  Arm  war  auch  ur- 
sprünglich erhoben;  die  Hand  mufs  ein  Scepter  gehalten 
haben  (jetzt  Schlange);  möglich,  dafs  demnach  die  L.  den 
Blitz  hielt  (jetzt  Schale)  und  dafs  Zeus  dargestellt  war.  Der 
Kopf  mufs  bärtig  gewesen  sein  (der  jetzige  unbärtig  mit 
gelocktem  Haar).     Unbedeutend. 

Fea  Nuova  descrizione  S.  87;  Gerhard-Platner  S.  44  Nr.  83. 

86.  Statuette  der  Hygieia  (Taf.  38). 

H.  0,845  m*     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  mit  Hals  (bis  auf  ein  Stück  am  Halse  links  und  ein 
wenig  von  den  Haaren  darüber),  beide  Unterarme  mit  Händen  und  Attri- 
buten, sehr  viele  Flicken  im  Gewand,  an  beiden  Füfsen  die  Spitzen  des 
grofsen  und  des  nächsten  Zehen,  Basis. 

Die  Figur  entspricht  in  sehr  viel  eleganterer  Ausführung 
Nr.  83,  nur  bedeckt  der  Chiton  hier  die  Oberarme  nicht,  und 
das  Himation  liegt  auf  der  1.  Schulter  mit  einem  Bausch. 
Der  Ergänzer  hat  die  Attribute  umgekehrt  wie  dort  ange- 
bracht —  jedenfalls  falsch  (der  1.  Unterarm  mufs  wagerecht 
gehalten  und  etwas  vor  den  Körper  gelegt  gewesen  sein, 
um  das  Himation  am  Herabgleiten  zu  hindern);  richtig  hat 
er  aber  dem  Kopf  dem  antiken  Rest  zufolge  die  Wendung  nach 
der  1.  Schulter  gegeben;  ob  die  künstliche  Frisur  mit  vorne 
verknüpften  Flechten  dem  Original  entspricht,  läfst  sich  nach 
dem  kleinen  antiken  Rest  der  Haare  nicht  feststellen. 

Vgl.  im  Übrigen  das  zu  Nr.  83  Gesagte. 

Fea  Nuova  descrizione  S.  87;  Clarac  556,  1182;  Gerhard-Platner 
S.  44  Nr.  84;  Amelung  bei  Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen  Nr.  1175a. 


MUSEO   CHIABAMONTI   87.  367 

87.  Fragmentierte  Statuette  des  Eros  mit  den 
Attributen  des  Herakles  (Taf.  38). 

H.  0,79  m.     Grosskrystallinischer  weifslicher  (parischer)  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Lippen,  Kinn.  Es  fehlen  r.  Arm,  fast  die  ganze 
Keule  (Rest  im  Nacken  erhalten),  die  Flügel  bis  auf  Ansätze,  1.  Hand,  der 
hier  herabhängende  Teil  des  Fells,  beide  Unterschenkel.  Behufs  Ergänzung 
sind  alle  Ansatzflächen  bis  auf  die  der  Unterschenkel  glatt  zugeschnitten 
und  mit  Stiftloch  versehen.     Oben  sehr  bestofsen  und  verwaschen. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  Hüfte  sehr  weit  aus- 
gebogen; 1.  Oberschenkel  leicht  vorgestellt;  die  R.  hatte  die 
Keule  geschultert;  das  Löwenfell  über  den  nach  der  1. 
Schulter  gewendeten  Kopf  gelegt;  die  Vorderpranken  vor  der 
Brust  verknotet;  das  Übrige  über  den  1.  vorgestreckten 
Unterarm  gelegt,  von  dem  es  herabhing  (Rest  einer  verbin- 
denden Stütze  am  1.  Oberschenkel  aufsen);  kleiner  Stützenrest 
an  der  1.  Schulter  vorne  (für  ein  Attribut  der  L.?).  Lächelnder 
Ausdruck. 

Hellenistischer  Typus.  Frische  Ausführung.  Aus  der 
Villa  des  Hadrian. 

Gerhard-Platner  S.  44  Nr.  85;  C.  L.  Visconti  Descrizione  dei 
Musei  Vaticani  (1870),  M.  Chiar.  87. 

Unter  Nr.  82—87: 

Drei  Fragmente  eines  Gesimses  (Taf.  38). 

H.  0,26  m  ,  T.  0,30  m.   Feinkörniger  hellgrauer  Marmor  mit  dunkleren 

Adern. 

Von  unten  nach  oben:  Blattkyma,  Zahnschnitt,  Eierstab, 
Consolen  und  zwischen  ihnen  Rosetten,  niedrige  Platte  und 
Sima  mit  Akanthus  und  länglichen,  glattrandigen  Blättern. 

a)  Fragment  (von  r.  bis  unter  Nr.  85).    L.  2,05  m.  Im  1.  Teil 

stark  zerstört.     Rechts  Anschlufsfläche. 

b)  Fragment  (fast  bis  Nr.  86).   L.  0,92  m.   Sehr  zerstört. 

c)  Fragment.  L.  1,12  m.  Oben  sehr  verstofsen.  Links  Anschlufsfläche. 

Andere  Fragmente  in  den  Abteilungen  VII,  XV,  XVII, 
XXV,  XXVII. 


368  MUSEO  CHIABAMONTr88.  89.  90. 

88.  Fries  frag  ment  (Taf.  38). 

L.  0,65  m.,  H.  0,105  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
War  in  der  Mitte  durchgebrochen. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste,  dann  Perlenschnur; 
dazwischen  in  Hochrelief:  r.  Silensmaske  nachr.;  dann  Tym- 
panon,  Doppelflöte  und  Lagobolon  gekreuzt;  Panther  nach 
r.  liegend,  an  den  Trauben  eines  umgestürzten  Korbes 
naschend;  mit  Früchten  gefüllte  Getreideschwinge;  Panther 
nach  1.;  unter  seinem  Kopf  ein  undeutlicher  Rest. 

Flüchtige  späte  Decorationsarbeit. 

Gerhard-Platner  S.  45  Nr.  86. 

89.  Fragment  mit  Darstellung  der  Wölfin  und 

der  Zwillinge  (Taf.  38). 

H.  0,22  m.,  Br.  0,14  m.     Pavonnazzetto. 
Sehr  verscheuert. 

Auf  einer  ovalen,  leicht  gewölbten  Fläche  (r.  und  1.  Stücke 
ausgebrochen)  in  flachem  Relief  die  Gruppe  der  Wölfin  und 
der  Zwillinge  (nach  1.;  das  Tier  umschauend)  ohne  Boden. 

Modern? 

Gerhard-Platner  S.  45  Nr.  87. 

90.  Fragment  eines  Reliefbildes  (Taf.  38). 

H.  0,25  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben  scheint  Rand  erhalten  zu  sein.  Links  in  sehr  hohem 
Relief  der  mittlere  Teil  eines  1.  Armes  mit  nach  r.  flattern- 
dem Pantherfell  und  einem  Stück  Lagobolon;  also  Rest  eines 
Satyrs.  Darunter  eine  Stütze  für  die  Hand  und  tiefer  ein 
Stück  vom  1.  Bein  des  nach  1.  schreitenden  Satyrs.  Rechts 
oben  in  flachem  Relief  Oberteil  einer  Stele,  darauf  Vase 
mit  Früchten  (Bohrlöcher);  weiter  in  höherem  Relief  ein  nach 
1.  geneigter,  von  einer  kleinen  r.  Hand  gehaltener  Thyrsos, 
an  dessen  Schaft  zwei  Kymbala  hängen;  r.  von  diesen  ein 
undeutlicher   Rest. 

Sehr  zierliche  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  45  Nr.  88. 


MUSEO  CHIABAMONTI  91.  92.  93.  94.  369 

91.  Relief fragment  (Taf.  38). 

H.  0,24  m.,  Br.  0,25  m.     Grofsktimiger  bläulicher  Marmor. 

L.  aufgebogener  Rand  in  Form  eines  Kreissegments; 
r.  Hochrelief:  erhalten  bis  zu  den  Knieen  ein  jugendlicher 
Jäger  nach  r.  mit  wehender  Chlamys  und  Speer  (vom  und  hinten 

mit   Händen    und   Unterarmen    abgebrochen).     R.     neben    dem    Kopfe 

noch  ein  r.  Unterarm  mit  Hand  und  Teil  eines  Speers  sichtbar. 
Gewöhnliche  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  45  Nr.  89. 

92.  Fragment  von   der  Vorderseite  eines 
Sarkophagdeckels  (Taf.  38). 

H.  0,23  m.,  Br.  0,25  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben  schmale  Randleiste.  Flachrelief:  1.  ein  Erot  (es  fehlt 
r.  Arm,  Bein  und  Flügel,  1.  Fufs)  mit  gesenktem  Lagobolon 
nach  r.  laufend  und  umblickend ;  r.  stehender  Erot  (es  fehlen 
Teile  beider  Füfse)  umblickend,  brennende  Fackel  mit  der 
R.  schulternd;  er  erhebt  mit  der  L.  eine  grofse  dicke  Guirlande 
mit  Bändern  oben  und  unten. 

Spät  und  roh. 

Gerhard-Platner  S.  45  Nr.  90. 

93.  Relief  mit  Panthern  und  Hirschen  (Taf.  38). 

H.  0,23  m,  L.  0,39  m.    Feinkörniger  hellgrauer  Marmor  mit  dunkleren  Adern. 
Abgebrochen  die  r.  Ecke  unten. 

Schmale  Randleiste.  Flachrelief:  r.  unten  Hirsch  nach  r. 
sitzend,  angefallen  von  einem  Panther;  1.  nach  1.  laufender 
Panther;  oben  Hirsch  mit  geschlossenen  Augen  nach  L 
springend  (?). 

Ganz  spät  und  roh. 

Gerhard-Platner  S.  45  Nr.  91. 

94.  Relieffragment  (Taf.  38). 

H.  0,21  m.,  Br.  0,15  m.  Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  verwaschen. 

Jüngling  mit  Lendenschurz  nach  1.  schreitend;  im  1.  Arm 
das  Lagobolon;    trägt   etwas  auf  dem    Kopfe   (oder  Rand? 

Vatican.  Katalog  I.  24 


37°  MUSEO  CHIABAMONTI  95.  95  A.  B.  C. 

Es  fehlen  r.  Unterarm  und  Unterschenkel,  1.  Fufs).  Am  r. 
Oberschenkel  undeutliche  Spuren;  r.  grofse  wehende  Tänie. 
Mittleres  Relief.      Lebendig. 

Gerhard-Platner  S.  45  Nr.  92. 

95.  Vorderseite  vom  Deckel  eines  Kinder- 

sarkophages  (Taf.  38). 

H.  0,13  m.,  L.  0,60  m.    Grobkörniger  weifser  Marmor. 
Abgebrochen  die  r.  untere  Ecke.   War  in  acht  StUcke  zerbrochen. 

Schmale  Randleiste;  auf  beiden  Seiten  die  gleiche  Dar- 
stellung in  ganz  flachem  Relief:  Profil  einer  lockigen  Medusen- 
maske; Amor  und  Psyche  (Chiton;  Schmetterlingsflügel)  sich 
liebkosend;  Pfau  unter  einem  Baum;  Amor  nach  der  Mitte 
stark  ausschreitend,  umblickend  und  die  leere,  umrahmte  In- 
schrifttafel haltend. 

Unbedeutend. 

95A.    Grabara  eines  C.   Marcius  Euhemerus 

(Taf.  38). 

Kranz  im  Aetom. 
CiL  VI  22061. 

95B.  Grabara  einer  Claudia  Prisca  (Taf.  38). 

In  der  Mitte  der  Oberfläche  ein  senkrecht  eingebohrtes 
Loch.     Kanne  und  Schale  fehlen. 

CIL  VI  15565. 

95 C.    Ornamentierter  Pfeiler  (Taf.  38). 

H.  0,84  m.,  Br.  0,18  m.,  T.  0,13  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ränder  vielfach  bestofsen,  besonders  stark  r.  in  der  Mitte,  wo  ein 
Dübelloch  von  späterer  Verwendung  zeugt.  Vorne  oben  ein  rundes  Loch 
undeutlicher  Bestimmung.     Oben  und  unten  abgebrochen. 

Vorder-  und  r.  Nebenseite  decoriert:  auf  einfach  um- 
rahmter Fläche  vorne  eine  senkrecht  aufsteigende,  compo- 
nierte  Phantasiepflanze  (i.  d.  M.  Ähren),  r.  eine  Epheuranke. 
Gute  Arbeit.    Vgl.  Nr.  95  E. 


MUSEO  CHIAEAMONTI  95  D.  E.  F.  G.  37 1 

95D.  Votiv  an  Hercules  (Taf.  38). 

H.  0,74  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 
Oben  abgebrochen. 

Auf  einem  runden  unten  weit  ausladenden  Untersatz  mit 
Torus  oben  eine  senkrecht  stehende  Keule. 

Darunter: 

Sarkophagfragment  (Taf.  38). 

H.  0,32  m.,  Br.  0,34  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Löwenkopf.     Stammt  von  der  Ecke  eines  späten  Sarko- 
phags.    Rohe  Bohrarbeit. 

Gerhard-Platncr  S.  44. 

95E.  Ornamentierter  Pfeiler  (Taf.  38). 

H.  0,81  m.,  Br.  0,185  m.,   T.  0,14  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor  mit 

dunklen  Adern. 

Vorne  oben  ein  Dübelloch,    darüber  ein  kleines  rundes 
Loch. 

Erhaltung  und  Ornamentik  wie  bei  Nr.  95 C,  aber  reicher; 
auf  der  Vorderseite  unten  zwei  Vögel. 

95 F.  Altärchen  der  Stata  Mater  (Vesta),  gesetzt 
von  Q.  Coelius  Apollonides  mag.  vici.  (Taf.  38). 

In    der  Mitte    der    Oberfläche  Rest   eines    Metalldübels. 
Gefunden  Mitte  des  18.  Jahrh.  bei  Florenz. 
CIL  vi  763. 

95G.    Grabara  einer  Aulina  (Taf.  38). 

Kranz  im  Aetom  und  Palmettenakroterien.     Aus  einem 
Grab  zwischen  Via  Appia  und  Latina. 

CIL  VI  12929. 

24* 


372  MÜSEO  CHIARAMONTI  96.  97. 

96.  Vorderseite  vom  Deckel  eines 
Kindersarkophages  (Taf.  39). 

H.  0,155  m.t  L.  1,045  m'     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Bruch  von  oben  bis  unten  durch  die  Mitte  der  r.  Frau;  der  r- 
kleinere  Teil  von  Feuer  geschwärzt. 

R.  und  1.  je  ein  bärtiger,  satyresker  Kopf;  dazwischen 
auf  dem  von  schmaler  Randleiste  umrahmten  Feld  in  Flach- 
relief jederseits  eine  nach  der  Mitte  zu  lagernde  Frau  (hoch- 
gegürteter Chiton,  der  von  der  vorderen  Schulter  gleitet; 
Himation,  das  den  Unterkörper  bedeckt,  oben  bogenförmig 
weht),  mit  dem  vorderen  Arm  auf  ein  Kissen  gelehnt;  die 
Hand  des  andern  Armes  hält  einen  auf  dem  erhobenen  Knie 

>  ■ 

stehenden  Korb  mit  Kränzen  bei  der  1.,  Ähren  bei  der  r.r 
nach  dem  ein  stark  ausschreitender  Amor  greift;  in  der  Mitte 
ein  Bäumchen  (Krone  abgebrochen). 

Dargestellt  zwei  Hören  mit  je  einem  Genius;  nach  Gewan- 
dung und  Inhalt  des  Korbes  sind  die  Hören  des  Frühlings 
und  Sommers  zu  erkennen.    Vgl.  Galleria  lapidaria  Nr.  177- 

Späte  geringe  Arbeit. 

97.  Fragment   eines  Kindersarkophages  (Taf.  39). 

H.  0,32  m.,  ßr.  0,50  m.     Feinkörniger   gelblicher  Marmor. 

Gebrochen  von  oben  bis  unten  r.  von  der  Säule.  Es  fehlt  die 
ganze  untere  Partie  mit  den  Füfsen  der  Figuren. 

Hochrelief:  i.  d.  M.  über  einer  glatten  Säule  ein  würfel- 
förmiges Capital;  darüber  ein  Stück  Gesims,  auf  dem  nach 
r.  und  1.  je  ein  flacher  Bogen  ansetzt;  in  dem  mittleren 
Zwickel  ein  Adler  mit  ausgebreiteten  Flügeln;  1.  noch  der 
Schwanz  eines  Delphins  erhalten;  unter  dem  1.  Bogen  ein 
Knabenpaar,  gruppiert  wie  Dionysos  mit  dem  Satyr;  der  L 
mit  Mantel  um  Unterkörper  und  1.  Schulter,  legt  die  R.  mit 
einem  losen  Kranz  auf  den  Kopf,  den  1.  Arm  um  die  Schultern 
des  r.,  der  mit  der  gesenkten  L.  eine  Lyra  hält;  unter  dem  r* 
Bogen  zwei  Knaben,  der  1.  nachr.  die  Doppelflöte  blasend, 
der  r.  nach  1.  mit  Syrinx;  alle  bis  auf  den  ersten  haben 
den  Kopf  von  einer  Tänie  umwunden. 

Späte  schlechte  Arbeit.     Vgl.  Galleria  lapidaria  Nr.  188^ 

Gerhard-Platner  S.  45  Nr.  95. 


MÜSKO  CHIAEAMONTI  98.  99.  373 

98.  Fragment  eines  Frieses  von  einem  Rundbau 

(Taf.  39). 

H.  0,29  m.,  L.   1,07  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor  mit  schwärzlichen 

Adern. 

Bruch,  dick  mit  Gyps  verschmiert,  in  der  Mitte  von  oben  bis  unten; 
hier  verschiedene  Ergänzungen;  darüber  und  über  einzelne  Ver- 
letzungen s.  die  Beschreibung. 

Das  Ganze  der  Länge  nach  schwach  gerundet;  unten 
schmaler  vorspringender  Rand;  oben  reicht  das  Relief  nicht 
bis  zum  Rand;  hier  griff  also  wohl  das  Gesims  über;  r. 
und  1.  glatt  abgeschnitten.  Starkes  Hochrelief:  1.  spannt 
ein  Amor  den  Bogen  gegen  einen  entgegenlaufenden  Hirsch 

(es  fehlen  1.  Vorderbein,  Teil  des  1.  Hinterbeins;  Stütze  dafür  am  Grund  erh.); 

zwischen  beiden  ein  knorriger,  r.  vom  Hirsch  ein  grad  ge- 
wachsener Baum;   dann  ein  Amor    (erg.   aus  Gyps  fast  der  ganze 

l.  Arm)  nach  r.  den  Speer  werfend  nach  einem  nach  r.  laufen- 
den Eber    (fehlt   Vorderteil    des    r.    Vorderbeins;    Stütze    dafür   am    1.); 

zwischen   beiden  ein  fast  ganz  ergänzter  Baum;    hinter  dem 
Eber  eine  Pinie,  r.  von  ihm  eine  knorrige  Platane;  dann  ein 
Amor  nach  1.,  den  Speer  gegen  den  Eber  fällend;    r.  noch 
«in  Ast  eines  Laubbaumes. 
Späte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  45  Nr.  96. 

99.  Fragment  eines  Kindersarkophags  (Taf.  39). 

H.  0,29  m.,  Br.  0,63  ro.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
An  der  schmalen  Stelle  durchgebrochen. 

Rand  oben  erhalten.  Hochrelief:  1.  ein  Amor  nach  r. 
mit  Kithara  und  wehendem  Mäntelchen  (es  fehlen  Unterarm, 
Füße  und  Teile  der  Kithara),  umblickend  nach  einem  andern ,  von 
der  nur  undeutliche  Reste  übrig  sind;  dann  ein  Amor  nach 
I.  mit  Mantel,  die  Doppelflöte  blasend  (es  fehlen  1.  Unterarm,  1. 

Flöte,   r.  Bein,  1.  Fufs,  fast  der  ganze  Mantel);    dann     ein    bekränzter 

Amor  nach  1.  mit  Mantel,  im  1.  Arm  die  Fackel,  mit  der  R. 
das  Trinkhorn  erhebend;  r.  eine  R.  mit  Stück  Mantel  und 
undeutlichem  Attribut. 

Hübsche  Erfindung  und  Ausführung  guter  Zeit.  Vgl. 
Galleria  lapidaria  Nr.  188. 

Gerhard-Platner  S.  45  Nr.  97. 


374  MÜSEO  CHIABAMONTI  IOO.  IOI.  102.  103. 

100.  Fragment  eines  Kindersarkophages  (Taf.  39). 

H.  0,245  m*i  ^r-  °>29  m*     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Hochrelief:    zwei  Amoretten  tragen  eine  Keule  nach  r. 

(dem  r.   fehlen  Kopf,   beide  Arme  fast  ganz,   beide  Unterschenkel;    dem  1. 

beide  Fufse);    1.    eine    Ciste    mit    erhobenem    Deckel;    daraus 
schlüpfend  eine  geschuppte  Schlange.     Auf  dem  verlorenen 
Teil  wird  Hercules  als  Kind  dargestellt  gewesen  sein;    nur 
dann  ist  die  Kleinheit  der  Keule  verständlich. 
Flüchtige  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  45  Nr.  98. 

101.  Fragment  eines  Sarkophages  (Taf.  39). 

H.  0,41  m.,  Br.  0,475  m-     Feinkörniger  bläulicher  Marmor  mit  schwärz- 
lichen Adern. 

Verwaschen. 

Oben  teilweise  schmaler  Rand  erhalten.  Hochrelief: 
Mann  in  kurzer  gegürteter  Tunica,  mit  Paludamentum  und 

Jagdstiefeln  (Gesicht  sehr  zerstört;  r.  Arm  fehlt),  sprengt  nach  r.  auf 
gezäumtem  und  gesatteltem  Pferde  (Schnauze,  Beine,  Teil  des 
Hinterteils  und  Schwanzes  fehlen);   die  R.  schwang  den  Speer  gegen 

ein  Tier,  dessen  Hinterteil  mit  kurzem  Schwanz  r.  unten 
erhalten  ist;  1.  oben  Pinienast;  über  dem  Pferdekopf  Krone 
eines  Laubbaums,  dessen  Stamm  unten  sichtbar  wird;  r.  von 
der  Brust  des  Pferdes  viereckiger  Stützenrest.     Späte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  45  Nr.  99. 

102.  Fragment  eines  Kindersarkophags  (Taf.  39). 

H.  0,32  m.,  Br.  0,29  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Oben  profilierter  Rand.  Hochrelief:  Knabe  schleppt 
Keule  und  Löwenfell  nach  1.  (beide  Füfse  fehlen).  Vgl. 
Nr.  100.     Flüchtige  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  45  Nr.  100. 

103.  Römischer  männlicher  Porträtkopf  (Taf.  39). 

H.  des  Ganzen  0,625  m.,  des  Kopfes  0.33  m.     Grofskrystallinischer 

bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  gröfster  Teil  der  Oberlippe  mit  Schnurrbart,  Hals 
mit  Bruststück  und  Fufs.  Hinterkopf  fehlt,  war  aber  augenscheinlich 
nicht  angesetzt  (un regelmässige,  rauhe  Fläche). 


MUSEO  CHIARAMONTI  IO4.  105.  375 

Kopf  eines  alten  Mannes  mit  kahlem  Vorderschädel, 
vollen  Lockenhaaren  (besonders  über  den  Ohren)  und  Vollbart 
geradeaus  gerichtet.  Gerunzelte  Stirn;  starke  Backenknochen; 
grofse  Augen  mit  matten  Oberlidern;  Augensterne  und  Pupillen 
angegeben.  In  den  Haaren  vielfache  und  rohe  Verwendung 
des  Bohrers.     Zeit  des  Marc  Aurel.     Schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  45  Nr.  101. 

104.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.    39). 

H.  des  Ganzen  0,405  m.f   ohne  Fufs  0,315  m.     GrofskrystaJlinischer  weifser 

Marmor. 

Ergänzt  halbe  Nase  und  Fufs.  Abgebrochen  Rand  des  r.  und 
Läppchen  des  1.  Ohres.     Beschädigt  der  Hals  an  seiner  r.  Seite. 

Kopf  einer  Frau  in  mittleren  Jahren  mit  blödem  Aus- 
druck, starken  Backenknochen,  eingesunkenen  Wangen,  kleinem 
Mund,  unbedeutendem  Kinn,  leicht  nach  der  r.  Schulter  ge- 
wendet; in  jedem  Mundwinkel  ein  Bohrloch;  die  Brauen 
durch  Striche  angegeben,  Augensterne  nnd  Pupillen  einge- 
graben. Die  schlichten  Haare  gescheitelt  und  abwärts  ge- 
kämmt, über  den  Ohren  zurückgestrichen;  im  Scheitel  vorne 
ein  kleines  Loch  (zur  Befestigung  einer  Mondsichel?);  Ober- 
und  Hinterschädel  waren  angesetzt,  der  Kopf  in  eine  Statue 
eingelassen;  vielleicht  war  der  Mantel  über  den  Kopf  gezogen. 
Sorgfältige  Arbeit  nicht  ohne  Leben  aus  dem  Beginn  des  3. 
Jahrh.  n.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  45  Nr.  102. 

105.  Knabenkopf  (Taf.  39). 

H.  des  Ganzen  0,40  m.,  des  Kopfes  0,20  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor 

mit  dunkleren  Stellen. 

Ergänzt  Nase,  Flicken  in  der  Stirn  1.,  rundes  Stück  auf  der  r.  Seite 
des  Oberschädels,  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs.  Abgesprungen  war  ein 
rundes  Stück  auf  dem  Scheitel.  Sprung  durch  die  1.  Seite  der  Stirn. 
Stark  beschädigt;  im  Gesicht  überarbeitet. 

Knabenkopf  mit  idealen  Zügen  und  kurzen,  wenig  ge- 
lockten Haaren,  die  über  der  Stirn  in  einen  Knoten  gebunden 
und  von  einem  kleinen  Lorbeerkranz  umgeben  sind ;  gerade- 
aus gerichtet.     Mäfsige  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  45  Anm. 


37^  MÜSEO  CHIARAMONTI  106.  107. 

106.  Maskenrelief  (Taf.  39). 

H.  0,375  mM  Br.  0,46  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  die  1.  obere  Ecke  bis  zu  den  Masken,  die  r.  obere  Ecke 
an  der  bärtigen  Maske  oben  fast  die  ganze  Bekränzung,  Haarenden  und 
die  1.  Locken  des  Bartes,  an  der  weibl.  Maske  die  Nase.  Der  r.  Rand 
oberhalb  der  Maske  abgesägt. 

Rechteckige  Platte.  Vorderseite:  unten  vorspringender 
Rand,  der  in  der  Mitte  durchbohrt  ist  (die  Bahn  des  Loches 
setzt  sich  darüber  noch  etwas  als  Vertiefung  im  Reliefgrund 
fort;  kleine  Löcher  1.  davon  und  an  der  r.  Nebenseite  in 
Augenhöhe  der  unteren  Masken);  unten  1.  unbärtige  Maske 
mit  gedrehten  Locken  (oben  kurz,  unten  lang)  und  erzürntem 
Ausdruck  nach  r.  schauend;  r.  umgekehrt  eine  bärtige  ko- 
mische Maske  mit  kurzem  gesträubten  Bart,  bandumwundenem 
Kranz  und  bösem  Ausdruck;  über  beiden  ein  stufenförmiger 
Aufbau;  oben  in  der  Mitte  zwei  Masken  neben  einander 
nach  r.  blickend,  die  1.  mit  langem  lockigen  Bart,  Kranz  und 
Ausdruck  wie  unten,  die  r.  weiblich  mit  schlichtem  Haar 
und  ernstem  Ausdruck.  Die  Masken  in  hohem  Relief;  das 
Übrige  ganz  flach.  Rückseite  mit  flachem  Relief:  1.  Felsaltar 
mit  brennendem  Feuer;  r.  auf  Felsen  eine  bärtige  und  eine 
weibliche  tragische  Maske  mit  hohem  Onkos. 

Decorative  Arbeit.  Der  Tradition  zufolge  gefunden  bei 
den  durch  Pius  VII.   in  Ostia  veranstalteten  Ausgrabungen. 

Nibby  III  Taf.  XXX;  Gerhard-Platner  S.  45  Nr.  104. 

107.  Kopf  des  Julius  Caesar  (?)  (Taf.  39). 

H.  des  Ganzen  0,52  m.,  des  Kopfes  0,26  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  fast  die  ganze  Nase,  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs.  Be- 
stofsen  Ohren,  Brauen,  Kinn,  Gesicht  stark  geputzt. 

Unbärtiger  Kopf  eines  älteren  Mannes  mit  dicht  an- 
liegendem ,  leicht  gewellten  Haar  (oben  nach  vorne  gekämmt). 
Leichte  Wendung  nach  der  r.  Schulter.  Physiognomisch 
verwandt  einer  Reihe  von  Typen,  in  denen  man  mit  grofser 
Wahrscheinlichkeit  das  Porträt  des  Caesar  vermutet.  Von 
diesen  ist  besonders  nahe  verwandt  der  Kopf  der  Berliner 
Togastatue  (Beschreibung  d.  Skulpt.  Nr.  341;  Bernoulli  a. 
unten  a.  O.  S.  175  Fig.  23  und  Taf.  XVII);  Physiognomie 
und  Haare  sind   ganz  übereinstimmend,    doch  ist  der  Mann 


MÜ8E0  CHIARAMONTI  108.  209.  HO.  377 

hier  in  jüngeren,  in  Berlin  in  älteren  Jahren  dargestellt. 
Zweifellos  stellen  die  gleiche  Persönlichkeit  dar:  der  Kopf 
in  Pisa  (Bernoulli  Nr.  22;  vgl.  S.  165  unten;  I72f.;  Arndt- 
Amelung  Einzelaufnahmen  Nr.  202/3),  einer  in  Pal.  Pitti 
(Arndt-Amelung  a.  a.  O.  Nr.  234/5),  einer  in  Villa  Mattei 
{A.-A.  a.  a.  O.  Nr.  130/1)  und  doch  wohl  auch  die  Berliner 
Büste  (Bern  S.  174  Taf.  XVI).     Gute  sorgfältige  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  45  Nr.  105;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  I 
S.  156  Nr.  6  und  S.  174;  Seeck  Kaiser  Augustus  (Monographien  zur  Welt- 
geschichte) Abb.  5. 

Photographie  Moscioni  2293. 

108.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  39). 

H.  des  Ganzen  0,385  m.,  ohne  Fufs  0,275  m-  Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Ergänzt  Nase,  Fufs. 

Erhalten  nur  Maske  und  Vorderteil  des  Halses;  Hinter- 
kopf war  verschleiert  und  besonders  gearbeitet;  r.  die  Hälfte 
eines  Dübellochs  erhalten.  Charakterloses  Gesicht,  geradeaus 
gewendet;  Haare  gescheitelt  und  zurückgestrichen.  Unbe- 
deutende Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  45  Nr.  106. 

109.  Römischer  männlicher  Porträtkopf  (Taf.  39). 

H.  des  Ganzen  0,575  m-i  ^es  Kopfes  0,28  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Teil  der  1.  Braue,  Lippen  mit  Schnurrbart  z.  gröfsten 
Teil,  r.  Ohr,  Rand  des  1.  Ohrs,  Hals  mit  Büste  und  Fufs.  Das  Gesicht 
stark  geputzt;  nur  1.  teilweise  Sinter  erhalten. 

Kopf  eines  jungen  Mannes  mit  ganz  kurz  geschnittenem 
Haar  (eingepickt),  kurzem  Vollbart,  breitem  Schädel,  blödem, 
vergrämten  Ausdruck,  schmalem  kleinen  Mund;  ganz  leicht  zur 
r.  Schulter  geneigt.  Brauen  durch  Striche  angegeben,  Augen- 
sterne und  Pupillen  eingegraben.  Mäfsige  Arbeit  aus  der  Zeit 
•des  Gallienus.      Am  Fufs  ist  mit  roter  Farbe  53   aufgemalt. 

Gerhard-Platner  S.  45  Nr.  107. 

110.  Mädchenstatuette  (Taf.  39). 

H.  0,93  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  aus  Marmor:  Nase,  grofses  Stück  des  Nackens,  Teile  der 
Falten  vorn  und  hinten;  aus  Gyps:  Kinn,  r.  Arm  von  der  Mitte  des  Ober- 


37^  MÜSEO  CHIARAMONTI  III. 

arms  an,  an  der  L.  Spitze  des  Daumens,  Zeigefingers  und  kleinen  Fingers, 
Kopf  und  Hals  des  Vogels.  In  eine  moderne  Basis  eingelassen.  Die  ganze 
Figur  gereinigt;  der  Hals  an  seiner  r.  Seite  überarbeitet. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs,  mit  ganzer 
Sohle  auftretend  zur  Seite  und  leicht  zurückgesetzt.  Schuhe; 
Peplos,  von  der  1.  Schulter  gleitend;  an  der  r.  Seite  offen; 
über  dem  bis  zu  den  Hüften  reichenden  Apoptygma  gegürtet. 
Die  L.  hält  vor  der  1.  Brust  einen  Vogel,  nach  seiner  Gröfse 
und  dem  Gefieder  eine  Taube  (Hadaczek  sagt  a.  unten 
a.  O.,  es  sei  Gans  oder  Ente;  erstere  ist  ganz  ausgeschlossen» 
aber  auch  eine  Ente  müfste  gröfser  sein).  Die  R.  nähert  sich 
dem  Tier;  Ansätze  an  dem  Gewand  auf  der  r.  Hüfte  und  an 
der  r.  Brust  für  Ellenbogen,  Unterarm  und  Hand  beweisen,  dafs 
diese  Teile  ursprünglich  näher  am  Körper  lagen.  Der  Kopf 
geneigt  mit  leichter  Wendung  nach  der  1.  Schulter;  die  Haare 
eingebunden  in  ein  auf  dem  Scheitel  geknüpftes  Kopftuch; 
vorne  kurze  Locken ;  hinten  ein  Zopf  aufgenommen;  an  Kopf- 
tuch und  Haaren  rötliche  Farbenreste ,  am  Gewand  schwarze. 

Der  Kopf  gehört  nicht  zur  Figur;  er  sitzt  mit  Schnitt 
auf,  ist  zu  klein  und  der  Hals  der  Figur  mufste  seinetwegen 
überarbeitet  werden;  zudem  geht  er  auf  ein  älteres  Original 
zurück  als  die  Figur;  zu  den  stilisierten  Locken  vorne  vgl. 
die  Athena  mit  der  Hadeskappe  in  Villa  Albani.  Die  Figur 
ist  die  Copie  eines  Originals  vom  Ende  des  5.  oder  Anfang  des 
4.  Jahrh.  v.  Chr.,  einer  Grab-  oder  Votiv-Statuette  (Beispiele  für 
Beides  s.  bei  Hadaczek).  Die  Ausfuhrung  an  beiden  Teilen 
ziemlich  schlecht.  Auf  dem  1.  Schulterblatt  ist  mit  roter 
Farbe  modern  aufgemalt  -M-. 

53 
Gerhard-Platner   S.  45  Nr.  108;    Hadaczek  Jahresheft  des  österr. 
archäol.  Instituts  1901   S.  209  ff.  Fig.  226. 

in.  Statuette  des  Herakles  (Taf.  39). 

H.  1,03  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Gesicht  mit  fast  dem  ganzen  Bart,  dem  Vorderteil  des 
Halses,  Haaren  über  der  Stirn  und  Schnauze  des  Fells,  Hinterkopf,  seitlich 
vorstehende  Teile  des  Fells,  r.  Arm  mit  Keule,  L.  mit  Äpfeln,  der  hängende 
Teil  des  Fells  mit  Stamm  und  Teil  der  Basis,  verschiedene  Flicken  im  1» 
Bein,  r.   Unterschenkel. 


MÜSEO  CHIABAMONTI  112.  113.  379 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs  mit  voller 
Sohle  seitlich  vorgesetzt;  die  gesenkte  R.  hält  die  unten  auf- 
stehende Keule;  das  Löwenfell  liegt  mit  dem  Kopf  auf  dem 
bärtigen,  nach  der  1.  Schulter  gewendeten  Kopf  des  Heros, 
ist  mit  den  Vordertatzen  vor  der  Brust  geknotet  und  hängt 
mit  dem  übrigen  Teil  über  den  wagerecht  vorgestreckten  1. 
Unterarm  (in  der  Hand  Hesperidenäpfel;  unten  kurzer 
Stamm).     Die  Ergänzungen  haben  das  Richtige  getroffen. 

Unbedeutende  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  45  Nr.  109. 


112.  Fragment  der  Statuette  eines  sitzenden 

Silens    (Taf.  39). 

H.  0,47  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  die  Basis.  Es  fehlen  Kopf  mit  Hals,  Arme,  Kniee,  Unter- 
schenkel, Sitz  bis  auf  einen  geringen  Rest.     Sehr  stark  beschädigt. 

Silen,  kenntlich  am  Schwänzchen  hinten,  von  fetten 
Formen,  sitzt,  das  r.  Bein  über  das  1.  geschlagen.  L. 
Schulter  gesenkt,  r.  gehoben;  der  1.  Arm  ging,  Ansätzen 
an  Hüfte  und  Oberschenkel  zufolge,  abwärts;  die  Hand  lag 
auf  dem  Schenkel;  die  Spur  des  r.  Armes  geht  grade  ab- 
wärts (die  Hand  stützte  sich  auf  den  Sitz);  der  Kopf  war 
nach  der  r.  Schulter  gedreht.  Die  ganze  Figur  ist  zu  stark 
nach  ihrer  L.  geneigt;  die  ursprüngliche  Sitzfläche  längs  des 
r.  Oberschenkels  und  vorne  kenntlich. 

Flotte  decorative  Arbeit  nach  hellenistischem  Vorbild. 

Gerhard-Platner  S.  57  Nr.  260. 


113.  Statuette  des  Asklepios    (Taf.  39). 

H.  1,03  m.     Grofskrystallinischer  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Teile  des  Halses,  r.  Ann  mit  Stütze  (Ansatz  vor- 
handen), Keule  und  Schlange,  1.  Unterarm  mit  Hand,  Teile  der  Falten, 
Stück  im  Rücken  des  r.  Fufses,  die  Spitzen  der  drei  mittleren  Zehen  des  r. 
Fufses,  Ecke  der  Basis  neben  diesem  Fufs.  Angesetzt  ist  der  Kopf 
(nach  Guattani  a.  unten  a.  O.  mitgefunden;  allerdings  sei  in  seinem  Hals- 
ansatz ein  Loch  gewesen,  dem  an  der  Statue  keins  entsprochen  habe;  man 
habe  daraus  auf  beabsichtigte  Restauration  geschlossen);  gebrochen  war  ein 
grofser  Teil  der  Basis  mit  r.  Fufs.     Sehr  stark  geputzt. 


380  MDSEO  CHIABAMONTI  II 3. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs  mit  ganzer 
Sohle  vorgesetzt;  Himation  liegt  mit  einem  Teil  auf  der  1. 
Schulter,  ist  dann  schräg  über  den  Rücken  gelegt,  um  die 
r.  Hüfte  wieder  vorgenommen  und  wird  an  der  1.  Hüfte 
vom  Ellenbogen  festgehalten;  der  Unterkörper  also  umhüllt; 
vorne  dreieckiger  Überfall,  mit  dem  Zipfel  auf  das  1.  Knie 
herabhängend;  beide  Arme  gesenkt;  die  R.  (Stütze  zwischen 
Handgelenk  und  Hüfte)  hält  die  von  der  Schlange  umwundene 
Keule  (richtig  ergänzt),  die  L.  eine  Frucht  (richtiger  hätte 
der  Ergänzer  ihr  die  Schale  gegeben);  der  bärtige  Kopf  leicht 
zur  r.  Schulter  gewendet  (Band  im  Haar);  er  kann  nicht  zur 
Figur  gehören,  da  er  zu  klein  ist. 

Rohe  Replik  eines  in  zwölf  Wiederholungen  erhaltenen 
Typus;  zu  den  bei  Furtwängler  a.  unten  a.  O.  aufgezählten 
elf  Repliken  ist  eine  Statuette  im  Soane-Museum  in  London 
hinzuzufügen,  bei  der  der  Schlangenstab  erhalten  ist.  Furt- 
wängler behauptet,  das  Original  habe  Zeus  dargestellt,  was  an- 
gesichts der  Thatsache,  dafs  fünf  Repliken  sicher  Asklepios  dar 
stellten,  eine  sechste  wahrscheinlich,  wenig  für  sich  hat;  aufser- 
dem  ist  der  Typus  in  verschiedener  Weise  zu  anderen  Fi- 
guren umgemodelt  worden,  die  zweifellos  Asklepios  darstellen. 
Furtwängler  schreibt  das  Original  Myron  zu;  vgl.  dagegen 
Amelung  bei  Arndt- Amelung  Einzel-Aufnahmen  Nr.  306. 

Gefunden  Anfang  1783  im  Vicolo  de*  Liutari  in  den 
Fundamenten  des  Hauses  der  Buchdrucker  Pagliarini  an  der 
Ecke  von  Piazza  Pasquino.  Gegenüber  dieser  unverdächtigen 
Angabe  von  Guattani  und  Visconti  (s.  unten)  verdient 
die  des  Correspondenten  Claracs  keine  Beachtung  (danach 
181 1  in  den  Thermen  des  Titus  gefunden). 

Die  1.  unvollständige  Inschrift  auf  der  Basis  besagt, 
dafs  die  Figur  eine  Weihgabe  sei,  die  der  Weihende  —  nach 
der  wahrscheinlichen  Ergänzung  des  Anfangs:  'Ajupi  Xrtkp  — 
ganz  habe  vergolden  lassen  (ein  Attiskopf  mit  Resten  voll- 
ständiger Vergoldung  im  Conservatorenpalast;  zwei  weitere 
derartige  Köpfe  —  einer  ein  Odysseus  —  im  Magazzino 
comunale  in  Rom;  vgl.  ferner  Winckelmann  Geschichte 
der  Kunst  VII  2  §  12  [dagegen  allerdings  VI  2  §  12]  und 
Denkm.  d.  a.  K.,  Vorl.  Abh.  §  183  =  Sämtl.  Werke  [Donau- 
eschingen] V  S.  74  und  VII  S.  239). 


MUSEO  CHIARAMONTI  II 4.  38 1 

Guattani  Monum.  ant.  ined.  1784  S.  XCIII;  Visconti  Museo  Pio- 
C lernen tino  II  S.  7  Anm.;  Clarac  549,  1 1 57;  Gerhard-Pia tner  S.  45 
Nr.  in ;  Osann  Sylloge  S.  437  Nr.  101 ;  O.  Müller  Bullettino  d.  I.  1840 
S.  12;  Welcker  Rhein.  Museum  1842  S.  215;  CIGr  III  5975;  Kaibel  968; 
ders.  Epigr.  804;  Furtwängler  Meisterwerke  S.  368  Anm.  3  Nr.  6. 

114.  Statuette  eines  römischen  Knaben   (Taf.  39). 

H.  0,86  m.     Marmor  der  Figur  grofskrystallinisch  und  gelblich,  des 

Kopfes  feinkörnig  und  bläulich. 

Ergänzt  halbe  Nase,  obere  Ränder  beider  Ohren,  Stück  des  Halses, 
vordere  Hälfte  beider  Unterarme  mit  Händen,  Rolle  und  Stützen,  Teile  der 
Falten,  Basis  mit  r.  Fufs,  halbem  1.  Fufs  und  dem  unteren  Teil  von  Gewand 
und  Stütze.     Bestofsen  das  r.  Ohr  und  einige;  Falten. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs  mit  erhobener 
Ferse  zurückgesetzt;  neben  dem  r.  Bein  aufsen  stelenartige 
Stütze;  Calcei,  Tunica,  Toga  mit  Wurf  guter  Zeit  (nach  dem 
Alter  des  Knaben  die  Praetexta);  am  oberen  Rande  der 
Tunica  ein  breiter  Kragen;  r.  Arm  gesenkt  (Stütze  für  den 
Unterarm);  L.  mit  Rolle  (durch  Stütze  mit  dem  Gewand  ver- 
bunden) wagerecht  vorgestreckt  (beide  Arme  richtig  erg.); 
Kopf  mit  schlichten,  in  die  Stirn  gekämmten  Haaren  nach 
der  1.  Schulter  geneigt;  er  gehört  nicht  zur  Figur  (verschie- 
dener Marmor;  nicht  eingesetzt). 

Mittelmäfsige  Ausführung. 

Gerhard-Platner  S.  45  Nr.  112. 

Unter  Nr.  110  — 114: 

Fragmente  von  drei  Gesimsen    (Taf.  39). 

a)  unter  110 — in. 

L.  1,13  m.,  H.  0,10  m.,  T.  0,225  m*     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Stark  beschädigt. 

Von  unten  nach  oben:  zwei  doppelte  Reihen  von  Blättern, 
unten  überhängende  gröfsere,  darüber  aufrecht  stehende 
kleinere;  Perlenschnur;  aufrecht  stehende  Blätter;  aufrecht 
stehendes  Blattkyma.  Rechts  eine  Ecke;  doch  biegt  das 
Ornament  nicht  um ;  auf  der  Schmalseite  vielmehr  Anschlufs- 
fläche.  An  der  Unterseite  1.  und  an  der  Schmalseite  unten 
je  ein  Loch  mit  Metallvergufs. 

Späte  Arbeit. 


382  MÜSEO  CHIARAMONTI  115.  II 6. 

b)  unter  m — 113. 

L.  1,90  m.,  H.  0,11  m.,  T.  0,135  m-     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Mehrere  Verletzungen. 

Von  unten  nach  oben:  überhängende  Blätter,  Anthemien- 
ranke,  aufrecht  stehendes  Blattkyma. 
Sehr  späte  Arbeit. 

c)  unter  114.     Drei  Fragmente,  von  denen  1  und  2  an  ein- 
ander passen. 

I.    L.  0,34  m.,  H.  0,14  m.,  T.  0,12  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 
Ergänzt  der  obere  Rand  teilweise.     Unten  r.  bestofsen. 

2.    L.  0,43  ra.,  H.,  T.,     Marmor  und  Ergänzung  wie  oben. 
Unten  r.  bestofsen. 

3.    L.  0,30  m.,  T.  0,11  m.,  H.,  Marmor  und  Ergänzung  wie  oben. 

Die    ganze    r.    Hälfte    des    unteren    Ornaments    fehlt;    ebenso    die    1. 
Vorderecke;  das  Stück  dahinter  war  abgebrochen. 

Von  unten  nach  oben:  lesbisches  Kyma,  Anthemienranke. 
Späte  Arbeit. 

115.  Relieffragment  (Taf.  39). 

H.  0,46  m.,  Br.  0,42  m.     GrofskÖrniger  bläulicher  Marmor. 

Teil  einer  nach  r.  eilenden  Bakchantin  (es  fehlen  Kopf,  Hals, 

r.  Schulter,    beide   Unterschenkel    mit    Gewand,    Spitze   des  Thyrsus  oben, 

Ende  des  Attributs  in  der  L.)  in  hochgegürtetem,  geschlossenen 
Peplos,  der  die  r.  Brust  freiläfst;  1.  Schulter  und  r.  Bein  voran; 
die  R.  hält  den  Thyrsus,  der  den  Oberkörper  kreuzt  (oben 
eine  Bandschleife  mit  flatternden  Enden,  unten  Abschlufs  mit 
breiter  Spitze);  in  der  gesenkten  L.  ein  Gegenstand  mit 
Bandschleife.  Hochrelief. 
Schlechte,  späte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  46  Nr.  113. 

116.  Fragment  eines  Sarkophagdeckels  (Taf.  39). 

H.  0,25  m.,  L.  0,46  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben  schmale  Randleiste.   Im  Hintergrund  ein  Vorhang; 
davor  auf  Kline  mit  hoher  Lehne  am  r.  Ende  (Beine  fehlen; 


MÜSEO  CHIARAMONTI  II 7.  II 8.  383 

Lehne  beschädigt)  Mann  und  Frau  gelagert  (beide  vollbe- 
kleidet; ihre  Füfse  fehlen;  die  Köpfe  nicht  ausgeführt);  er 
hält  in  der  L.  eine  Schale,  sie  in  der  R.  eine  gewundene 
Binde;  den  1.  Ellenbogen  stützt  sie  auf  ein  Kissen.  R.  der 
Oberkörper  eines  Dieners  mit  Tunica,  langen  Haaren,  in 
den  Händen  eine  Schüssel  mit  Speisen;  1.  steigt  über  die 
Beine  der  Frau  ein  Amor  (r.  Flügel  abgebrochen),  in  der 
erhobenen  L.  eine  gewundene  Binde,  die  R.  auf  die  1. 
Schulter  legend  und  umblickend  nach  einer  Figur,  von  der 
nur  der  1.  Unterarm  erhalten  ist.  Hochrelief. 
Rohe,  späte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  46  Nr.  114. 

117.  Fragment  eines  Sarkophages  (Taf.  39). 

H.  0,27  m.,  L.  0,45  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Oben    schmale    Randleiste.     L.   oben  Reiter  (es  fehlen  r. 

Arm  fast  ganz,  r.  Fufs,    Hinterteil  des  Pferdes)   in    kurzer,     gegürteter 

Tunica,  das  Schwert  mit  der  R.  zückend  nach  r.  Unten  der 
Kopf  und  ein  Teil  eines  Vorderbeines  von  einem  Löwen  nach 
1.  R.  noch  der  Oberkörper  eines  Jünglings  mit  Mantel,  der 
einen  Speer  mit  der  R.  erhebt  und  nach  r.  unten  sticht. 
Mittleres  Relief. 

Spät  und  gering. 

Gerhard-Platner  S.  46  Nr.  115. 

118.  Fragment  eines  Sarkophages  (Taf.  39). 

H.  0,41  m.f   Br.  0,38  m.     Grofskrystallinischer  weifser  Marmor  mit  breiten 

dunklen  Streifen. 

Unten  und  oben  schmale  Randleiste.  Über  plastisch 
angegebenen  Wellen,  in  denen  1.  das  Vorderteil  eines  Fisches, 
ein  Boot  (Hinterteil  fehlt);  darin  steht  nach  r.  gebeugt  ein 
Amor  mit  einem  Schurz  um  die  Lenden;  er  blickt  um 
und  zieht  mit  beiden  Händen  ein  Netz  aus  dem  Wasser;  1. 
oben  das  Oberteil  einer  Angel,  r.  zwei  Hände  mit  dem 
Oberteil  eines  Ruders.     Hochrelief. 

Spät  und  roh. 

Gerhard-Platner  S.  46  Nr.  116. 


384  MÜSEO  CH1ABAMONTI  119.  II9A.  B. 

119.  Relieffragment  (Taf.  39). 

H.  0,39  m.,  Br.  0,27  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Unten  breite  Randleiste.  Unterteil  eines  nach  l.schreitendert 
Satyrs  der  die  Doppelflötc  blies  (Unterteil  der  einen  Flöte  1.  er- 
halten; der  1.  Fufs  fehlt).  Zwischen  den  Beinen  kurzer  Stamm 
mit  darüber  gehängtem  Ziegenfell  und  angelehntem  Lagobolon. 
L.  unerklärbarer  Rest,  r.  undeutliche  Streifen  auf  dem  Grunde. 
Hochrelief.    L.  oben  ist  mit  schwarzer  Farbe  1024  aufgemalt. 

Derbe,  ganz  lebendige  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  46  Nr.  117. 

119A.  Altar  der  DiiDeaeque  (gesetzt i.  J.  157  n.Chr.). 

CIL  VI  100. 

119B.  Statuette  einer  Isispriesterin,  Fragment 

einer  Gruppe  (Taf.  39). 

H.  0,75  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  mit  Hals,  r.  Unterarm,  1.  Arm  von  der  Mitte  des 
Oberarms  an,  Vorderteil  des  r.  Fufses  mit  Ecke  der  Basis,  Spitze  des  1. 
Fufses.     Ränder  vielfach  bestofsen. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs  mit  voller  Sohle 
auftretend  seitwärts  gesetzt;  Schuhe;  Tunica;  ein  breiter 
Streifen,  die  palla,  hängt  vorne  lang  herab,  ist  über  die  1. 
Schulter  gelegt,  läuft  schräg  über  den  Rücken  bis  zur  r. 
Wade,  dann  vorne  wieder  schräg  bis  zur  1.  Schulter,  über 
die  das  Ende  zurückgeworfen  ist,  das  hinten  lang  herabhängt; 
eine  vorn  geknotete  Schnur  gürtet  die  Tunica  und  den  Teil  der 
Palla  vorne  dicht  unter  der  ganz  unentwickelten  Brust;  beide 
Arme  waren  gesenkt.  An  der  r.  Seite  der  Figur  vier  grofse 
Stützen,  an  der  1.  zwei  grofse  und  eine  kleine,  an  der  1. 
Schulter  zwei  kleine  Ansätze.  Aufsen  neben  dem  r.  Fufs 
auf  der  Basis  ein  kleiner  1.  Fufs,  neben  dem  1.  Fufs  vier 
kleine  Füfse  um  einen  Baumstumpf  erhalten.  Eine  sichere 
Ergänzung  dieser  Spuren  zu  geben,  ist  unmöglich.  Die 
Deutung  der  Figur  ergiebt  sich  aus  der  Tracht  der  Palla  (vgL 
Loggia  scoperta  Nr.  3  und  hierselbst  Nr.  449). 

Gerhard-Platner  S.  46  A;  Wilpert  Un  capitolo  di  storia  del 
vestiario  (L'Arte  I  fasc.  III — V)  S.  16  und  27  Fig.  21a. 


MUSEO  CHIARAMONTI  II9C.  D.  E.  385 

119C.  Dreieckiger  Pfeiler  (Taf.  36). 

H.  0,60  m.,  Br.  0,195  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Ergänzt  der  obere  und  untere  Abschlufs. 

Auf  den  drei  Seiten  folgende  Darstellung  in  Flachrelief 
wiederholt:  Dreifufs  in  unvollkommen  perspectivischer  An- 
sicht; die  Beine  gehen  unten  in  Löwenfüfse  aus;  zwei  Ringe 
verbinden  in  gleichmäfsigen  Abständen  die  Beine;  oben 
Kessel,  r.  und  1.  mit  je  einem  Gorgoneion  verziert;  auf  dem 
mittleren  Stab  oben  Palmette  als  Abschlufs;  über  dem  Rand 
des  Kessels  zwei  der  Mitte  zugewandt  sitzende  Greife,  je  eine 
Pfote  auf  eine  zwischen  ihnen  stehende  Vase  legend.  Deut- 
licher Bezug  auf  Apollon. 

Zierliche  Arbeit. 


119D.  Statuette  der  Minerva  (Taf.  39). 

H.  0,865  m-     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf,  r.  Arm  (war  angesetzt),  Teil  des  1.  Oberschenkels, 
1.  hintere  Ecke  der  Basis.  Die  Figur  in  der  Mitte  quer  durchgebrochen. 
Ecken  und  Kanten  bestofsen. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs  mit  erhobener 
Ferse  etwas  zurückgesetzt;  Sandalen;  hochgegürteter  Peplos; 
Ägis  die  ganze  Brust  bedeckend ;  Mantel  mit  einem  Teil  auf 
der  1.  Schulter  liegend,  schräg  über  den  Rücken  gezogen, 
um  die  r.  Hüfte  wieder  vorgenommen  und  über  die  1. 
Schulter  zurückgeworfen;  die  gesenkte  L.  stützt  den  kleinen 
ovalen  Schild  auf  einen  Felsstein;  auf  der  r.  Schulter  eine 
Locke;  der  Kopf  war  zur  1.  Schulter  gewendet.  Auf  der 
Vorderseite  der  Basis  die  nach  Hülsen  moderne  Inschrift: 
8MINERVV 

Späte,  schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  46  B. 

119E.  Altar  der  Diana  (geschr.  Deana)  Nemorensis 
gesetzt  von  einem  M.  Acilius  Priscus  Egrilius  Plarianus 

(Taf.  39). 

CIL  XIV  2212. 

Vaticau.  Katalog  I.  25 


386  MÜSEO  CHIABAMONTI  120. 

Abteilung    VI. 
120.  Weibliche  Gewandstatuette  (Taf.  40). 

H.   1,16  m.     Marmor  der  Figur  feinkörnig  und  weifs,  des  Kopfes 

kleinkrystallinisch  und  weifs. 

Ergänzt  Hals  mit  Oberteil  der  Brust  und  Schultern,  Streifen  im 
Rücken  mit  zwei  Haarlocken,  r.  Unterarm  mit  Hand  und  kleinem  Teil  des 
Oberarms  und  der  angrenzenden  Falten,  1.  Unterarm  mit  Hand,  Alabastron 
und  gröfserem  Teil  des  Oberarms  und  der  angrenzenden  Falten,  runder 
Flicken  zwischen  den  Unterschenkeln,  auch  sonst  Flicken  im  Gewand,  be- 
sonders am  vorderen  Saum  des  Apoptygma,  Füfse  mit  Peplossaum  und  Basis. 
Sprung  in  der  Stirnflechte  oben.     Der  Körper  stark  geputzt. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  mit  erhobener 
Ferse  zur  Seite  und  wenig  zurückgesetzt;  Sandalen;  Peplos, 
an  der  r.  Seite  offen;  r.  Arm  gesenkt  (Hand  mit  Stäbchen 
erg.),  1.  Unterarm  grade  vorgestreckt  (Hand  mit  Alabastron 
erg.);  mädchenhafte  Formen.  Im  Nacken  vier  ganz  dünne,  grad 
herabfallende  Strähnen  (zwei  davon  richtig  erg.).  Der  in  der 
Villa  Hadrians  bei  Tivoli  gefundene  Körper  ist  eine  aus  der 
Zeit  jenes  Kaisers  stammende,  glatte  Copie  eines  Originals 
vom  Ende  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.,  in  dem  der  archaische  Typus 
der  im  Peplos  ruhig  stehenden  Frauenfigur  durch  lebhaftere 
Stellung  des  Spielbeins  reizvoller  gestaltet  war.  Vgl.  die  kleinste 
der  »herculanensischen Tänzerinnen«  (Comparetti  e  De  Petra 
La  villa  ercolanense  Taf.  XIV 4)  und  eine  Statuette  im  Magazzino 
archeologico  in  Rom  (Arndt-Amelung  Einzel- Aufnahmen 
Nr.  806/7);  beide  aber  auf  ältere  Originale  zurückgehend.  Der 
nach  der  1.  Schulter  gewendete  Kopf  (Löcher  in  den  Ohrläppchen ; 
in  den  Mundwinkeln  je  ein  Bohrloch;  der  Schopf  hinten  stark 
überarbeitet)  gehört  nicht  zum  Körpe,  stammt  vielmehr  von  einer 
wohl  auch  in  der  Zeit  Hadrians  gearbeiteten  Statuettenreplik  des 
ausruhenden  Apollon  Lykeios;  vgl.  den  Kopf  von  Nr.  18. 

Visconti  Museo  Pio-Clementino  II  S.  97;  Fea  Nuova  descrizione 
S.  87;  Clarac  773,  1929;  Penna  Viaggio  pittorico  della  Villa  Adr.  III 
Taf.  LXXV;  Gerhard-Platner  S.  46  Nr.  118;  Winnefeld  Die  Villa  d. 
Hadrian  bei  Tivoli  S.  164. 

121.  Statue  einer  Dichterin    (Taf.  40). 

H.  1,53  m.     Marmor  der  Figur  feinkörnig  und  weifs,  des  Kopfes  ebenso  mit 

schwarzen  Adern. 

Ergänzt  Kranz,  Schopf  hinten  mit  Binden,  Nase,  Kinn,  unterster 
Teil  des  Halses,  beide  Unterarme  mit  angrenzenden   Gewandteilen,  Händen 


MÜSEO  CHIABAMONTI  12  2.  387 

und  Attributen,  Kniee,  grofse  Stücke  unter  den  Knieen,  r.  Fufs  fast  ganz 
mit  Saum  r.  und  1.,  Zehen  des  1.  Fufses  mit  Saum,  kleine  Flicken,  Basis 
(bis  auf  die  Rückseite)  mit  dem  untersten  Teil  des  Scrinium.  An  dem  Sessel 
ist  auf  der  1.  Seite  der  Figur  die  vordere  Partie  des  Fufses  abgeschlagen. 
Vollkommen  überarbeitet. 

Auf  einem  Bänkchen  mit  Kissen  sitzt,  den  l.Fufs  angezogen, 
den  r.  vorgesetzt,  ein  Mädchen  aufrecht  in  Sandalen  und  Chiton; 
das  Himation  liegt  mit  einem  Teil  auf  der  1.  Schulter,  läuft  dann 
quer  über  den  Rücken,  ist  bei  der  r.  Hüfte  vorgenommen,  be- 
deckt die  Beine  und  ist  mit  einem  Zipfel  über  den  1.  Unter- 
arm gelegt.  Neben  dem  r.  Bein  aufsen  ein  verschlossenes 
Scrinium,  über  seiner  Öffnung  ein  Bündel  Schriftrollen.  Beide 
Unterarme  leicht  erhoben  (richtig  ergänzt;  in  der  R.  der 
Stift,  in  der  L.  die  Rolle  modern).  Der  ideale  Mädchenkopf 
nach  der  1.  Schulter  gewendet;  Löcher  in  den  Ohrläppchen; 
die  Haare  oben  gescheitelt,  vorn  zurückgestrichen  und  hinten 
in  einem  Schopf  aufgebunden,  von  dem  die  Enden  des  Bandes, 
das  den  Kopf  umzieht,  auf  die  Schultern  fallen;  diese  Enden 
modern,  wie  der  über  dem  Band  liegende,  dicke  Lorbeer- 
kranz. Der  Kopf  gehört  nicht  zum  Körper  (Marmor  ver- 
schieden). In  seinen  Formen  erinnert  er  sehr  an  die  erhaltenen 
Köpfe  der  Musengruppe  im  Musensaal  Nr.  498,  499,  503,  516. 

Der  Körper  mufs  nach  der  Statue  einer  Dichterin,  einem 
Werk  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  copiert  sein.  Die  Arbeit  ist  an 
beiden  Teilen  glatt  und  äufserlich  elegant,  besonders  gering 
am  Körper,  dessen  Rückseite  ganz  vernachlässigt  ist  (der 
Marmor  reichte  nicht);  die  Statue  hat  also  jedenfalls  gegen 
«ine  Wand  gestanden. 

Ehemals  in  den  päpstlichen  Gärten  auf  dem  Quirinal. 

Fea  Nuova  descrizione  S.  87;  Clarac  501,  988;  Gerhard-Platner 
S.  46  Nr.  119. 

122.  Statue  der  Artemis    (Taf.  40). 

H.  1,26  m.     Feinkörniger  gelblicher  pentelischer  Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Hals  mit  r.  Schulter  und  dem  Rücken,  soweit 
von  Haaren  bedeckt,  Ober-  und  Unterteil  des  Köchers,  Arme  von  der  Mitte 
der  Oberarme  an,  der  1.  mit  Hand  und  Bogen ;  (von  der  r.  Hand  nur  Daumen 
und  Zeigefinger  antik),  Teil  des  Gewands  unter  der  r.  Hüfte,  Falte  rück- 
wärts davon  und  zwischen  den  Beinen,  Füfse,  Stamm  und  Basis.  Ein  großer 
Rifs  in  der  1.  Seite  des  Hinterschädels.  Das  Gesicht  vollständig  über- 
arbeitet; Schläfenlöckchen  sind  weggemeifselt. 


388  MÜSEO  CHIAEAMONTI  12  2. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  aufsen  daneben  ein 
Stamm;  1.  Fufs  mit  erhobener  Ferse  etwas  zurückgesetzt; 
Jagdstiefel  (ivSpojxiöe;) ;  kurzer,  die  Oberarme  bedeckender 
Chiton,  einmal  unter  dem  bis  zu  den  Hüften  herabfallenden 
Bausch,  dann  darüber  unter  den  Brüsten  gegürtet;  die  zu- 
sammengefaltete Chlaina  hängt  mit  einem  Zipfel,  der  mitge- 
gürtet ist,  vorn  über  die  1.  Schulter,  zieht  sich  dann  querüber  den 
Rücken  zur  r.  Hüfte,  ist  um  die  Taille  gewunden,  den  eben  ge- 
nannten Zipfel  mit  umfassend,  und  endlich  ist  der  zweite  Zipfel 
durch  die  Umwindung  gezogen,  sodafs  er  unter  dem  ersten  herab- 
hängt. Das  Gürtelband  ist  dünn  an  der  r.,  breit  an  der  1. 
Körperseite;  in  der  Mitte  vorne  setzt  beim  Beginn  des  breiten 
Teils  das  Köcherband  an  (die  gleiche  Verbindung  an  einem  per- 
gamenischen  Artemistorso  in  Dresden,  einem  Artemistorso 
der  Sammlung  Jacobsen  in  Kopenhagen  Nr.  1048),  einem  in 
Spanien  [Arndt-Amelung  Einzel-Aufnahmen  Nr.  181 1]  und 
einer  Artemisstatue  im  Palazzo  dell'Esposizione  in  Rom). 
Die  R.  ist  auf  die  ausgebogene  Hüfte  gestützt,  die  gesenkte 
L.  hält  den  Bogen  (modern).  Der  Kopf  ist  leicht  nach  der  r. 
Schulter  gewendet;  ein  breites  Band  umzieht  den  ganzen 
Kopf;  zwei  Strähnen,  von  den  Schläfen  ausgehend,  sind 
über  das  Band  gelegt  und  auf  dem  Oberschädel  verknotet, 
wo  die  Enden  künstlich  gedreht  sind;  hinten  lange  Nacken- 
haare (fast  ganz  modern;  nur  der  Ansatz  erhalten).  Der 
Kopf  könnte  nach  Marmor,  Erhaltung  und  Arbeit  zum  Körper 
gehören.  Sicher  ist,  dafs  der  ursprüngliche  Kopf  mit  dem  Brust- 
stück und  der  r.  Schulter  besonders  gearbeitet  und  eingesetzt  war. 
Der  Torso  ist  von  vorzüglicher,  original-griechischer  Arbeit, 
sehr  zierlich  die  Gewandbehandlung.  Die  Statue,  zu  der  er 
gehörte,  oder  wahrscheinlicher  eine  gröfsere,  die  dieser  als 
Vorbild  gedient  hat,  mufs  in  einem  Heiligtum  der  Artemis 
als  Cultbild  gestanden  haben;  in  einer  Gartenmauer  der  Villa 
Albani  ist  ein  griechisches  Votivrelief  eingemauert  (Nr.  295),  auf 
dem  drei  Adoranten  von  1.  der  mit  der  vaticanischen  Statue 
übereinstimmend  dargestellten  Göttin  nahen;  den  Kopf 
wendet  sie  geradeaus;  mit  der  1.  Schulter  scheint  sie  sich  gegen 
einen  hohen  Baum  zu  lehnen;  der  L  Arm  hängt,  wie  der 
ergänzte  der  Statue,  herab ;  von  einem  Attribut  ist  nichts  zu 
erkennen;  hohe  Jagdstiefel;  vor  dem  Baum  aufsen  ein  nach 


MUSEO  CHIAEAMONTI  123.  389 

oben  blickender  Hund.  Alle  diese  Züge  ausgenommen  das  An- 
lehnen an  den  Baum  sind  für  das  statuarische  Original  an- 
zunehmen; der  1.  Ellenbogen  mufs  sich,  wofür  auch  die 
Hebung  der  Schulter  spricht,  auf  einen  kurzen  Stamm  ge- 
stützt, die  L.  den  Bogen  gehalten  haben,  der  augenscheinlich 
mittels  eines  Metalldübels  befestigt  war,  von  dem  sich  ein 
Rest  in  einem  Loch  der  1.  Weiche  erhalten  hat.  Furtwängler 
vermutet  a.  unten  a.  O.  in  dem  Werk  ohne  einleuchtende 
Gründe  eine  Schöpfung  des  Praxiteles,  aus  dessen  spätester 
Zeit  es  etwa  noch  stammen  könnte,  und  den  zugehörigen 
Kopftypus  in  einer  Büste  in  Petersburg  (Kieseritzky  Kaiserl. 
Eremitage4  Nr.  i88b),  trotzdem  er  selbst  angiebt,  dafs  die 
Falten  an  den  Gewandteilen  der  Büste  mit  denen  der  Statue 
nicht  genau  übereinstimmen  und  das  Köcherband  dort  fehlt. 
Endlich  ist  in  den  letzten  Jahren  eine  Replik  jenes  Kopfes 
mit  Teil  der  Brust  im  römischen  Kunsthandel  gewesen  und 
photographiert  worden;  auch  diese  Replik  war  zum  Ein- 
setzen hergerichtet,  und  der  Brustausschnitt  stimmt  mit  dem 
der  Petersburger  Copie  überein,  ist  indessen  verschieden 
von  dem,  den  wir  an  dem  Kopf  der  Statue  voraussetzen 
müssen. 

In  den  Besitz  des  Vaticans  aus  dem  des  Bildhauers 
Albacini  übergegangen. 

Fea  Nuova  descrizione  S.  87;  Clarac  573,  1228;  Gerhard-Platner 
S.  46  Nr.  120;  C.  L.  Visconti  Descrizione  dei  Musei  Vaticani  (1870), 
Mus.  Chiar.  122;  Furtwängler  Meisterwerke  S.  558 f.;  S.  Reinach  Reper- 
toire de  la  statuaire  II  S.  802  Nr.  1  (Zeichnung  nach  einem  Gyps  des  z.  T. 
ergänzten  Torsos  in  der  Ecole  des  Beaux-Arts). 

Photographie  Anderson  1362  (2);  Moscioni  4039. 

123.  Torso  einer  Artemis-Statue   (Taf.  41). 

H.  0,98  m.     Grofskrystallinischer  hellgrauer  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf,  r.  Arm,  1.  Unterarm  mit  Ellenbogen,  Köcher  fast 
ganz,  Unterschenkel,  Stutze  neben  dem  r.  Bein  bis  auf  einen  kleinen  Rest; 
das  Gewand  vielfach  beschädigt. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein  verstärkt  durch  eine 
Stütze  aufsen;  1.  Knie  leicht  vorgebeugt;  kurzer,  ärmelloser 
Chiton  (auf  den  Schultern  zu  einem  kleinen  Bausch  zu- 
sammengebunden), einmal  unter  dem  bis  zu  den  Hüften 
herabhängenden    Bausch    gegürtet,    dann    darüber    um    die 


39°  MÜSEO  CHIABAMONTI  123A. 

Taille  mit  einer  vorn  verknoteten  Schnur;  das  beiderseits 
umränderte  Köcherband  liegt  quer  über  der  Brust  (1.  Hüfte 
zur  r.  Schulter);  hinten  der  über  die  r.  Schulter  aufragende 
Köcher;  die  zusammengefaltete  Chlaina  hängt  mit  einem 
Zipfel  vorn  über  die  1.  Schulter  herab  (die  Troddel  am 
untersten  Zipfel  abgebrochen;  Ansatz  an  der  Falte  darunter), 
läuft  dann  schräg  über  den  Rücken  nach  der  r.  Hüfte,  ist 
um  die  Taille  (unterhalb  des  zweiten  Gürtels)  und  den  ersten 
Zipfel  geschlungen,  dann  an  der  r.  Hüfte  mit  einem  Bausch 
unter  die  erste  Windung  gesteckt,  sodafs  der  andere  Zipfel 
hier  herabhängt.  L.  Arm  war  gesenkt;  drei  grofse  Stützen 
für  ihn  und  sein  Attribut,  jedenfalls  den  Bogen;  r.  Arm  war 
erhoben;  an  der  Bruchstelle  Rest  eines  Ansatzes,  wohl  einer 
Stütze  der  nach  dem  Köcher  greifenden  Hand;  der  Kopf  war 
leicht  nach  der  1.  Schulter  gewendet. 

Gute  Erfindung  vom  Ende  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  Die 
Arbeit  der  Copie  mäfsig. 

Gerhard-Platner  S.  46  Nr.  121. 

123A.  Altar  der  Artemis    (Taf.  41). 

H.  0,79  m.,  Br.  0,505  m.,  T.  0,33  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  bestofsen. 

Über  der  viereckigen  Basis  mit  Rundstab  und  glattem 
Ablauf  der  vierseitige  Körper,  an  dem  jede  Seite  mit  glattem 
Ablauf  umrahmt  ist;  darüber  der  Aufsatz  mit  starker  Aus- 
ladung an  den  Nebenseiten,  oben  r.  und  1.  mit  in  der  Mitte 
eingeschnürten  Voluten ;  an  der  Vorderseite  Rankenornament 
mit  Blumen;  je  eine  Blume  an  der  Vorderseite  der  Voluten. 
An  dem  Körper  an  Vorderseite  und  Nebenseiten  Hochrelief; 
vorne:  auf  einer  Bodenerhöhung  in  der  Mitte  ein  Felsaltar, 
an  dem  Köcher,  Bogen  und  zwei  Speere  lehnen,  und  auf  dem 
eine  Zackenkrone  liegt;  hinter  ihm  ein  Laubbaum  mit  birnen- 
artigen Früchten,  an  dessen  1.  Ast  eine  Jagdtasche  mit  Tier 
darin  hängt;  darunter  ein  langgewandetes,  hochgegürtetes 
Artemisidol,  das  in  den  beiden  gleichmäfsig  seitlich  er- 
hobenen Händen  je  eine  kurze  Fackel  hält.  R.  Seite:  Hirsch- 
kuh unter  kleinem  Eichbaum  nach  r.  gelagert,  den  Kopf  zu- 
rück- und  emporwendend;  1.  Seite:  grofser  Jagdhund  nach 
r.  sitzend,  ebenfalls  zurück-  und  emporblickend.     Hinten  die 


MTJSEO  CHIARAMONTI  124.  125.  39I 

Inschrift,  nach  der  der  Altar  von  einem  A.  Aemilius  Priscus 
errichtet  worden  ist.  Arbeit  des  I.  Jahrh.  n.  Chr.  Vgl.  den 
ähnlichen  Altar  des  Apollon  in  Villa  Albani  (Heibig  Nr.  785) 
und  die  dem  Mercur  geweihte  Dreifufsbasis  in  Mailand  (Notizie 
degli  scavi  1896  S.  445 ff.;  Marmi  scritti  del  Museo  archeol. 
di  Milano  S.  41  f.). 

Gerhard-Platner  S.  46  Nr.  121. 

124,  Männliche  römische  Porträtstatue   (Taf.41). 

H.  2,05  m.    Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Lippen  fast  ganz,  1.  Braue,  Hinterkopf  mit  Rand  des 
].,  Hälfte  des  r.  Ohrs  und  dem  unteren  Teil  des  Kinns,  Hals,  r.  Arm  von 
der  Mitte  des  Oberarms  an,  1.  Hand  mit  Schwert  und  angrenzenden  Gewand- 
teilcn,  einige  Falten,  1.  Bein  von  der  Mitte  des  Oberschenkels  abwärts, 
Füfse,  Unterteil  des  Stammes,  Basis. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein  verstärkt  durch  einen  nie- 
drigen Stamm  aufsen;  1.  Fufs  mit  ganzer  Sohle  auftretend  etwas 
zur  Seite  und  vorgesetzt;  grofse  Chlamys  auf  der  r.  Schulter  ge- 
knöpft, den  gesenkten  1.  Arm  bedeckend ;  die  L.  hält  ein  Schwert; 
r.  Arm  gesenkt;  Kopf  nach  der  1.  Schulter  gewendet.  Er 
zeigt  claudischen  Typus  (Drusus  d.  ältere?)  und  gehört  nicht 
zur  Figur,  an  der  die  Ergänzung  der  L.  mit  dem  Schwert 
richtig  sein  kann;  doch  bleibt  zweifelhaft,  wie  man  sich  die 
andere  Hand  zu  denken  hat;  die  L.  könnte  auch  das  Kerykeion 
gehalten  haben.  Formen  und  Haltung  des  Körpers  ent- 
sprechen Vorbildern  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.     Rohe  Arbeit. 

Gefunden  zu  Acqua  Traversa  in  der  Villa  des  Lucius 
Verus  (vgl.  Braccio  nuovo  Nr.  36);  dann  erworben  von  dem 
Bildhauer  Pierantoni,  von  dem  auch  die  Ergänzung  stammen 
wird,  und  von  ihm  an  den  Vatican  verkauft. 

Clarac  971,  2495;  Gerhard-Platner  S.  46  Nr.  122;  Bernoulli 
Rom.  Ikonographie  II1  S.  169  Nr.  2  und  S.  215. 

125.  Torso  einer  Statue  der  Artemis  (Taf.41). 

H.  1,02  m.    Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  1.  Schulter  mit  Rücken  und  Arm,  r.  Arm 
bis  auf  den  Ansatz,  1.  Unterschenkel,  halber  r.  Unterschenkel  mit  ent- 
sprechendem Teil  des  Stammes,  Füfse,  Basis. 

Haltung,  Stellung  und  Chiton  wie  bei  Nr.  123  (statt  des 
kleinen  Bausches  auf  der  r.  Schulter  hier  ein  grofser  runder 


392  MUSEO  CHIARAMONTI  126.  127. 

Knopf);  an  zwei  Falten  vorne  hat  sich  rote  Farbe  erhalten;  die 
Chlaina  ist  schärpenartig  um  die  Taille  gewunden,  sodafs  die 
Enden  an  beiden  Seiten  herabhängen;  kein  Köcherband  und 
Köcher;  r.  Arm  war  vorgestreckt;  auf  dem  Stumpf  oben  eine 
Stütze;  eine  andre  an  der  r.  Wade  aufsen;  Kopf  war  nach 
der  1.  Schulter  gewendet.  ' 

Schlechte  Arbeit  nach  geringem  Vorbild  aus  etwas 
späterer  Zeit  als  Nr.  123. 

Gerhard-Platner  S.  46  Nr.  123. 

Abteilung    VII. 
126.  Decoratives  Relief    (Taf.  42). 

H.  0,295  m-»   B*-  °i45  m«      Feinkörniger  bläulicher  Marmor  mit  dunkleren 

Adern. 

Ergänzt  fast  die  ganze  Brust  des  Tritons.  Bestofsen  die  Ränder: 
sehr  verscheuert. 

Rechteckige  Platte  mit  einfachem  Rahmen.  Darauf 
Flachrelief:  über  plastisch  angegebenen  Wellen  ein  Triton 
nach  1.;  der  1.  Arm  gesenkt  (in  der  Hand  ein  länglicher 
Gegenstand);  der  bekränzte  Kopf  erhoben  zu  einem  Eroten, 
dessen  Oberkörper  über  die  r.  Schulter  des  Tritons  aufragt, 
der  seinen  r.  Arm  erhebt,  um  den  Eroten  zu  halten;  dieser 
streckt  die  R.  mit  einer  Blume  (?)  weit  vor;  auf  dem  Rücken 
des  Tritons  eine  Nereide  nach  r.  sitzend,  den  bekränzten 
Kopf  umwendend;  Gewand  bedeckt  ihre  Beine;  oben  ein 
wehender  Schleier,  von  der  über  den  Kopf  erhobenen  R. 
und  der  seitwärts  ausgestreckten  L.  gehalten. 

Feine  Composition;  flüchtige  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  46  Nr.  124. 

127.  Relieffragment    (Taf.  42). 

H.  0,39  m.,  L.  0,91  m.     Ziemlich  grofskrystallinischer  weifser  Marmor. 

Es  fehlt  ein  Streifen  unten  mit  den  Füfsen  der  Figuren.  Links  un- 
vollständig. 

Oben  und  rechts  schmale  Randleiste.  Flachrelief:  r.  sitzt 
auf  Felsen  nach  1.  ein  jugendlicher  bartloesr  Hirt  in  Exomis 
und  Stiefeln,  ein  Fell  um  die  Schultern  geknüpft,  mit  der 
L.  einen    derben    Stock   vor    sich  haltend;    auf  die  1.  Hand 


MUSEO  CHIABAMONTI  12  8.  393 

stützt  sich  der  r.  Ellenbogen;  die  R.  liegt  unter  dem  Kinn 
des  hocherhobenen  Gesichts;  ihm  entgegen  ein  Zweigespann 
von  Ochsen  mit  hohem  Karren  voll  Getreide;  im  Grunde 
zwischen  Karren  und  Hirt  ein  hohes  Gebäude  mit 
drei  hohen  Bogen,  Obergeschofs  mit  sieben  rechteckigen 
Fenstern  und  Dach;  den  Karren  unten  verdeckend  ein  nach 
1.  stehender  Widder  mit  erhobenem  Kopf;  weiter  1.  ein  nach 
1.  sitzender  Hund  mit  Halsband  erhebt  die  r.  Vorderpfote 
zu  einem  alten  bartlosen  Hirten  mit  kahlem  Scheitel,  der 
auf  einem  umgestürzten  Korbe  nach  r.  sitzt;  Stiefel,  Exomis, 
Provianttasche  umgehängt;  er  hält  mit  der  L.  einen  derben 
Stock  und  fafst  mit  der  R.  den  Hund  liebkosend  unter  den 
Kopf;  hinter  dem  Hund  ein  Eichenbaum;  1.  eine  hohe, 
schmale,  oben  stark  gekrümmte  Strohhütte.  Farbenreste:  in 
Haaren,  Laub  und  streifenweise  an  Gewändern,  Gebäude 
und  Karren  dunkles  Violett;  in  den  Augen  der  Ochsen  Rot. 
Viel  Verwendung  des  Bohrers. 

Decoratives  Relief  später  Zeit;  derb  in  den  Mitteln, 
aber  nicht  ohne  Empfindung.     Vgl.  hier  Nr.  7. 

Gerhard-Platner  S.  46  Nr.  125:  Schreiber  Kulturhistorischer 
Bilderatlas  Taf.  LXIV  2. 

128.  Relieffragmente   zusammengeflickt  (Taf.  42). 

H.  0,305  m.,  Br.  0,42  m.     Marmor  der  antiken  Teile  grofskörnig  und  weifs. 
Ergänzungen  s.  im  Text.     Oberfläche  sehr  beschädigt. 

Rechteckige  Platte  mit  schmaler  Randleiste  und  Hoch- 
relief: vor  einem  zwischen  zwei  Säulen  aufgehängten  Vor- 
hang steht  1.  eine  Frau  in  Peplos  (über  dem  Apoptygma 
hochgegürtet)  und  im  Rücken  hängenden  Mantel,  den  die  her- 
abhängende R.  hält;  die  L.  ist  mit  Schale  über  einen  Altar 
ausgestreckt,  auf  dem  sich  eine  Schlange  ringelt;  r.  steht  ein 
bärtiger  Mann,  das  Himation  um  Unterkörper,  1.  Schulter 
und  Arm  geschlungen,  den  er  in  die  Seite  stützt;  die  R. 
legt  etwas  auf  den  Altar. 

Antik   ist  1.  ein  Stück  von  0,15  m.  Br.  mit  Säule,  Frau 

und  Vorhang  Zwischen  ihnen  (an  ihr  erg.  Gesicht  mit  Teil  der  Haare, 
Vorderseite  des  Halses,  Arme  [r.  Hand  angesetzt,  aber  antik],  Flicken  im 
r.  Bein.     Am  1.  Oberschenkel  aufsen  ein  Ansatz);     r.     die     Figur     des 

Mannes  ohne  Kopf  und  Hals,  r.  Arm  und  beide  Füfse  (H.  0,20  m.). 


394  MUSEO  CHIAEAMONTI  129.  130. 

Die  beiden  Fragmente  haben  ursprünglich  nicht  zusammen- 
gehört, da  das  1.  viel  geringer  in  der  Arbeit  ist  als  das  r. 
Dieses  stammt  von  einem  Votivrelief  an  Asklepios  und 
stellte  den  Gott  selbst  dar;  vgl.  zu  dem  Motiv  hier  Nr.  174C. 

Gerhard-Platncr  S.  46  Nr.  126. 

129.  Fragment  von  der  Vorderseite  eines 

Sarkophagdeckels  (Taf.  42). 

H.  0,12m.,  L.  0,80  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Vier  Brüche  von  oben  nach  unten. 

Oben  schmale  Randleiste.  Hochrelief:  Oberkörper  eines 
Knaben,  nach  1.  gewandt;  er  hält  mit  dem  1.  Arm  einen 
Schlauch,  um  daraus  zu  schenken;  r.  unten  und  oben  un- 
klare Reste.  Weiter  rechts  über  einem  Polster  die  Oberkörper 
von  sechs  nach  1.  lagernden  Personen;  1.  Frau  in  hochge- 
gürtetem Chiton  und  Mantel,  auf  den  1.  Ellenbogen  gelehnt, 
nach  r.  umblickend;  in  der  L.  ein  Becher  (r.  Arm  fehlt); 
folgt  ein  kurzhaariger  Jüngling  mit  Chlamys,  ebenso  gelagert 
und  umblickend;  in  der  R.  ein  Kantharos;  folgt  ein  gleicher 
Jüngling;  in  der  L.  ein  Becher;  dann  ein  Jüngling  mit  langen 
Haaren,  Pilos,  Chlamys;  in  der  L.  ein  bauchiges  Trinkgefäfs, 
in  der  R.  ein  Kranz;  er  blickt  mit  geneigtem  Kopf  nach  r.t 
wo  ein  Jüngling,  wie  der  vorige,  folgt,  in  der  L.  eine  Schale 
(beschädigt),  den  r.  Arm  über  den  nach  oben  gewendeten  Kopf 
gelegt  (die  R.  hielt  ein  Attribut);  endlich  Leib  und  r.  Ober- 
arm eines  nach  r.  gewendeten  Mannes  mit  Himation;  auf 
dem  Polster  Reste  der  R.  mit  einem  bandartigen  Gegenstand. 

In  den  beiden  Jünglingen  mit  Pilos  sind  die  Dioskuren 
zu  erkennen;  dargestellt  war  das  gemeinsame  Mahl  nach  Be- 
endigung der  kalydonischen  Jagd.  Die  weibliche  Figur  ist 
Atalante.  Ein  vollständiges  Exemplar  ist  1901  in  den 
Sotterranei  von  Sta.  Cecilia  gefunden  worden. 

Schlechte  Arbeit. 

Robert  Die  antiken  Sarkophagreliefs  III  Nr.  269. 

130.  Fragment  von  der  Vorderseite  eines 

Sarkophagdeckels  (Taf.  42). 

H.  0,285  m'>  ßr«  °»35  m-     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Oberfläche  sehr  zerstört. 


MUSEO  CHIABAMONTI  131.  395 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste.  Dazwischen  Hoch- 
relief: in  der  Mitte  thront  von  vorn  sichtbar,  die  Beine  vom 
Himation  bedeckt,  die  Füfse  auf  einem  Schemel,  der  Sonnen- 
gott, kenntlich  an  den  sieben  Strahlen  des  Hauptes  und  der 
Peitsche  in  der  L.;  die  Finger  der  R.  werden  sichtbar  auf 
dem  Kopf  eines  geflügelten  Knaben,  der  sich  mit  ge- 
kreuzten Beinen  an  den  Gott  lehnt,  zu  ihm  aufblickt, 
die  R.  an  seine  1.  Wange  (nur  Ansatz  des  Armes  und  Hand 
erhalten),  die  L.  auf  seinen  Schofs  legt;  an  den  Rücken  des 
Knaben  legt  sich  die  R.  einer  1.  stehenden,  vollständig  ver- 
hüllten weiblichen  Gestalt,  die  in  der  L.  ein  Scepter  hält 
und  an  der  Mondsichel  über  ihrer  Stirn  als  Luna  kenntlich 
ist;  r.  noch  der  Rest  eines  nach  r.  eilenden  Genius  mit  Keule 
in  der  R.;  vom  r.  Arm  abwärts  flattert  Gewand. 

In  der  »Beschreibung  der  Stadt  Rom«  a.  unten  a.  O. 
wird  die  Hauptscene  mit  Plutarch  De  facie  in  orbe  lunari 
erklärt:  der  Genius  sei  die  Seele  eines  Verstorbenen,  der 
soeben  von  Luna  der  Fürsorge  des  Sol  übergeben  werde; 
r.  habe  sich  eine  der  üblichen  Scenen  bakchischen  Treibens 
angeschlossen.  Thatsächlich  aber  ist  in  jenem  Dialog  von 
einer  derartigen  Annahme  nicht  die  Rede,  sondern  davon 
(28),  dafs  sich  der  Mensch  nach  dem  Tode  in  Körper,  Seele 
und  Geist  auflöst,  ersterer  bleibt  der  Erde,  die  Seele  dem 
Monde,  der  Geist  der  Sonne.  Zur  Erklärung  des  Monu- 
mentes kann  das  nicht  dienen. 

Gerhard-Platner  S.  47  Nr.  128;  Gerhard  Antike  Bildwerke 
Taf.  XCIII4;  ders.  Prodromus  S.  336f. 

131.  Fragment  der  Vorderseite  eines 
Sarkophagdeckels    (Taf.  42). 

H.  0,17  m.,  L.  0,905  m.     Grofskrystallinischer  hellgrauer  Marmor. 

L.  am  Ende  jugendliche  Satyrmaske  (Nase  fehlt);  dann 
rechteckiges  Feld  mit  schmaler  Randleiste  und  Flachrelief; 
r.  unvollständig:  links  Herd  mit  niedrigem  Dreifufs  und  Kessel; 
r.  davon  kniet  ein  jugendlicher  Satyr  mit  Lendenschurz;  er 
legt  ein  Holzscheit  ins  Feuer;  weiter  vor  einem  Parapetasma 
1.  ein  nach  1.  im  Himation  lagernder  Silen,  in  der  L.  den  Becher, 
die  R.  gesticulierend  erhoben ;  r.  ein  nach  r.  lagernder  Silen 


396  MÜ8E0  CHIABAMONTI  132.  133. 

(Füfse  fehlen),  der  auf  seinen  Knieen  einen  kleinen  Knaben 
reiten  läfst  (vgl.  Birt  De  amorum  in  arte  antiqua  simulacris 
S.  XX f.);  zwischen  den  Silenen  am  Boden  Schale  und  Kanne. 
Unbedeutende  Arbeit. 

132.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  mit 
Helm  und  Kranz   (Taf.  42). 

H.  des  Ganzen  0,54  m.,  des  Kopfes  0,29  m.      Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase  mit  Oberlippe,  unterer  Teil  des  Halses  mit  Bruststack 
und  Fufs.     Stark  bestofsen. 

Jugendlicher  Kopf  mit  vollen  Wangen,  unbedeutendem 
Kinn,  aber  edlem  Obergesicht,  geradeaus  gewendet.  Um 
Schläfen  und  Stirn  mehrere  Reihen  gedrehter  Löckchen,  der 
Mode  zur  Zeit  der  Claudier  entsprechend.  Die  Haare  sonst 
bedeckt  von  einem  attischen  Helm  mit  starkem  Kamm,  von 
dessen  Busch  sich  hinten  noch  Teile  erhalten  haben;  von 
dem  oberen  Teil  fallen  nach  r.  und  1.  Strähnen,  die,  wie  es 
scheint,  durch  Schleifen  gezogen  sind,  auf  dem  Teil  der 
Helmkappe  dahinter  ist  neben  dem  Kamme  1.  ein  springender 
Greif  eingegraben,  r.,  soweit  noch  zu  erkennen,  ein  Tier  mit 
Hufen,  also  wahrscheinlich  Pegasus;  der  Helm  ist  diademartig 
von  einer  Mauerkrone  umgeben,  darunter  er  und  das  Haar 
über  der  Stirn  von  einem  Kranz  mit  schmalen  Blättern,  also 
wohl  Lorbeer. 

Schlechte  Arbeit,  doch  kann  die  Dargestellte  keine  un- 
bedeutende Person  gewesen  sein. 

Gerhard-Platner  S.  48  Nr.  130. 

133.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  42). 

H.  des  Ganzen  0,56  m.,  des  Kopfes  0,34  m.     Feinkörniger  bräunlicher 

Marmor  mit  schwärzlichen  Stellen. 

Ergänzt  Nase  fast  ganz,  Teil  der  Haarrolle  über  der  Stirn  (Gyps), 
freistehende  Teile  des  Mantels  von  den  Ohren  abwärts,  Bruststück  mit  Fufs. 
Sehr  bestofsen. 

Kopf  einer  römischen  Matrone  mit  schmalem  ernsthaften 
Gesicht  und  grofsem,  sehr  individuellen  Munde  geradeaus 
gewendet;  der  Hinterkopf  vom  Mantel  bedeckt;  nach  der 
Frisur  aus  augusteischer  Zeit. 

Einfache  lebendige  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  48  Nr.  131. 


MU8E0  CHIARAM0NT1  134.  135.  136.  397 

134.  Römisches  männliches  Porträt    (Taf.  42). 

H.  des  Ganzen  0,58  m.,  des  Kopfes  0,31  m.    Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase  mit  Oberlippe,  Kinn,  ganze  r.  Kopfhälfte  mit  halbem 
Auge,  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs. 

Bartloser  Jünglingskopf  mit  blödem  charakterlosen  Ge- 
sicht und  vollem  Lockenhaar  geradeaus  gewendet.  Augen- 
sterne und  Pupillen  eingegraben. 

Rohe  Arbeit  antoninischer  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  48  Nr.  132. 

135.  Römischer  männlicher  Porträtkopf  (Taf.42). 

H.  des  Ganzen  0,605  m-»  des  Kopfes  0,37  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Vorderteil  des  Halses,  Bruststück  mit  dem  untersten 
Teil  der  Falten,  Fufs.  Abgebrochen  der  Rand  der  Toga  oben.  Ver- 
letzt 1.  Braue,  Kinn  und  Ohren. 

Kopf  eines  kahlen  Alten  mit  sehr  bedeutendem  Schädel, 
ernsten  Augen,  starken  Backenknochen,  grofsen  Ohren, 
breitem  Mund  mit  schmalen  Lippen  und  grofsem  Kinn;  ganz 
leicht  zur  r.  Schulter  gewendet.  Die  Brauen  sind  durch 
einzelne  schräge  Striche  angedeutet;  vgl.  dazu  Petersen  Ära 
Pacis  Augustae  S.  180.  Der  Schädel  ist  bedeckt  von  der 
Toga;  demnach  stammt  der  Kopf  von  der  Statue  eines 
Opfernden  (vgl.  Sala  della  Biga  Nr.  612). 

Harte,  aber  sehr  lebendige  und  charaktervolle  Arbeit 
vom  Ende  der  Republik.  Jedenfalls  aber  kein  Porträt  des 
Cäsar.     Die  Rückseite  ist  nur  angelegt. 

Gerhard-Platner    S.  48    Nr.   133;    Bernoulli    Römische    Ikono- 
graphie I  S.  156  Nr.  8  und  S.  179;  Heibig  Nr.  72. 
Photographie  Moscioni  2296. 

136.  Römischer  männlicher  Porträtkopf  (Taf.42). 

H.  des  Ganzen  0,6 1  m.,  des  Kopfes  0,29  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Teil  der  Ohren  (Gyps),  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs. 
Stark  geputzt. 

Jugendlicher  bartloser  Kopf  nach  der  r.  Schulter  ge- 
wendet; runder  Schädel  mit  schlichtem,  kurzen,  nach  vorn 
gekämmten  Haar,  breites  fleischiges  Gesicht,  blöde  Augen, 
schmale  Lippen.  Constantinische  Haartracht.  Augensterne 
und  Pupillen  tief  eingegraben.     Die   Haare    sind   auf  dem 


1 


398  MUSEO    CHIARAMONTI    137.  138.   139. 

Oberschädel  nicht  ausgearbeitet.    Nach  Bernoulli  möglicher- 
weise der  jüngere  Philippus. 
Rohe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  48  Nr.  134;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie 
II  3  S.  147  Nr.  2. 

137.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf. 42). 

H.  des  Ganzen  0,54  m.,  des  Kopfes  0,35  m.      Ziemlich  grofskxystallinischer 

hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Mund,  Kinn,  Unterteil  des  Halses  mit  Bruststück  und 
Fufs.     Sehr  bcstofsen  und  um  die  ergänzten  Teile  überarbeitet. 

Jugendlicher  Kopf  mit  Frisur  aus  der  Zeit  des  Marc 
Aurel  (vgl.  die  Mutter  auf  dem  Sarkophagrelief  Nr.  179); 
geradeaus  gerichtet;  Brauen  durch  Striche  angegeben,  Augen- 
sterne und  Pupillen  eingegraben;  nichtssagende  Physiognomie. 

Schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  48  Nr.   13*. 

138.  Römischer   weiblicher   Porträtkopf  (Taf.  42). 

H.  des  Ganzen  05475  m.,  des  Kopfes  0,27  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor 

mit  schwärzlichen  Stellen. 

Ergänzt  Nase  mit  Oberlippe,  Oberteil  der  Frisur  (war  besonders 
gearbeitet  gewesen),  Unterteil  des  Halses  mit  Bruststück  und  Fufs.  Die 
ganze  Oberfläche  bedeckt  von  kleinen  Verletzungen. 

Kopf  einer  Frau  in  mittleren  Jahren  mit  Frisur  aus  der 
Zeit  des  Marc  Aurel;  gradeaus  gerichtet;  glatte  Stirn,  kleine 
schmale  Augen,  starke  Backenknochen,  kleiner  festgeschlosse- 
ner Mund  mit  schmalen  Lippen,  unbedeutendes  Kinn,  strenger 
ernster  Ausdruck;  Augensterne  und  Pupillen  eingegraben. 
Nüchterne  Arbeit,  nicht  ohne  Verdienst. 

Gerhard-Platner  S.  48  Nr.  136. 

139.  Büste  mit  Kopf  des  polykletischen  Herakles 

(Taf.  42). 

H.  des  Ganzen  0,685  m.,  des  Kopfes  0,35  m.     Feinkörniger  gelblicher 

Marmor. 

Ergänzt  Nase,  je  ein  Flicken  in  beiden  Brauen  über  dem  äufseren 
Augenwinkel,  die  obere  r.  Schädelhälfte,  Stück  des  Reifens  über  dem  1.  Ohr, 
Büste  mit  Fufs.     Mund  stark  geputzt. 

Auf  nackter  moderner  Büste  ein  jugendlich  männlicher 
Kopf  des  polykletischen  Typus,  leicht  nach  der  1.  Schulter 


MÜSEO  CHIARAMONTI  I4<>-  399 

gewendet  (er  ist  zu  aufrecht  auf  die  Büste  gesetzt  worden). 
Der  mit  einem  Band  umwundene  Reif  —  die  beiden  Enden 
hängen  hinten  ganz  kurz  herab  —  findet  sich  häufig  bei 
Herakles  (vgl.  hier  Nr.  633);  er  scheint  den  Heros  nicht  als 
siegreichen  Athleten,  sondern  als  verklärten  Teilnehmer  der 
olympischen  Symposien  zu  charakterisieren.  Dieser  Reif  und 
die  Thatsache,  dafs  die  meisten  Repliken  als  Hermen  — 
jedenfalls  für  den  Bedarf  der  Gymnasien  —  gearbeitet  sind, 
spricht  für  die  Deutung  auf  Herakles.  Die  Repliken  weichen 
unter  einander  in  der  Wendung  des  Kopfes  ab;  auch  sind  die 
Tänienenden  auf  den  Schultern,  wenn  vorhanden,  nicht  über- 
all gleich  ausgeführt;  beides  läfst  darauf  schliefsen,  dafs  das 
Original  nicht  als  Herme  erfunden  war;  da  bei  dem  vati- 
kanischen Kopf  die  Tänienenden  nicht  auf  die  Schultern 
fielen,  könnte  er  von  einer  Copie  der  Original-Statue  stammen. 
Nach  Plinius  n.  h.  XXXIV  56  stand  in  Rom  ein  Herakles  des 
Polyklet.  Den  Charakter  des  Originals  und  die  polykletischen 
Formen  giebt  —  allerdings  in  derber  Ausführung  —  ein  Kopf 
aus  Herculaneum  in  Neapel  am  besten  wieder  (s.  Furt- 
wängler  a.  unten  a.  O.  Fig.  65;  Brunn-Bruckmann  545  mit 
Text  von  Arndt);  die  anderen  Repliken  sind  verweichlicht 
und  dem  späteren,  eleganteren  Geschmack  entsprechend  um- 
gebildet. Besonders  schlecht  und  flau  ist  die  Arbeit  an  dem 
vaticanischen  Exemplar. 

Gerhard-Platner  S.  48  Nr.  137;  Heibig  Bullettino  d.  I.  1867  S.  35; 
<2räf  Römische  Mitteilungen  1889  S.  215;  Brunn-Bruckmann  338;  Furt- 
w  an  gl  er  Meisterwerke  S.  429  Anm.  1  (ebendort  S.  428  ff.  über  den  Typus); 
Amelung  bei  Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen,  Text  zu  Serie  III  S.  46. 

140.  Griechische  männliche  Porträtherme 

(Taf.  42). 

H.  des  Ganzen  0,53  m.,  des  Kopfes  0,27  m.     Feinkörniger  gelblicher 

Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Flicken  in  der  r.  Wange  und  auf  dem  Scheitel,  Unter- 
teil des  Halses  und  Hermenbüste. 

Auf  moderner  Hermenbüste  mit  Gewand  auf  Nacken 
und  beiden  Schultern  der  mit  etwas  erhobenem  Kinn  leicht 
nach  der  1.  Schulter  geneigte  Kopf  eines  ältlichen  Mannes 
mit  kahlem  Scheitel,  leicht  gewellten,  vollen  Haaren  hinten 


400  MÜSEO  CHIARAMONTI  141.   142. 

und  an  den  Seiten,  von  denen  die  Ohren  ganz  verdeckt 
werden,  stark  vorgewölbter  Stirn,  tiefliegenden  kleinen  Augen, 
wohlgepflegtem  Vollbart;  nach  dem  sinnenden  Ausdruck  das 
Porträt  eines  geistig  thätigen  Mannes,  jedenfalls  eines  Griechen. 
Gute  Copie  eines  Originals  aus  der  Mitte  des  4.  Jahrh. 
v.  Chr.  Mit  den  Statuen  des  Titus  und  seiner  Tochter  (Braccio 
nuovo  Nr.  26  u.  in;  s,  dort)  beim  Lateran  gefunden. 

Gerhard-Platner  S.  48  Nr.  139;  C.  L.  Visconti  Descrizione  de* 
Musei  Vaticani  (1870),  M.  Chiar.  140;  Winter  Kunstgeschichte  in  Bildern  I 
Taf.  62,  8. 

141.    Römische    männliche  Porträtbüste  (Taf.  42). 

H.  (ohne  Fufs)  0,54  m.     Ziemlich  grofskrystallinischer  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Stück  der  1.  Wange,  r.  Schulter  mit  Armstumpf, 
Büstenfufs  mit  Indextäf eichen.     Das  Gesicht  geputzt. 

Auf  hadrianischer  Oberarmbüste  mit  starker  Wendung 
nach  der  r.  Schulter  sitzt  der  Kopf  eines  Mannes  in  den 
mittleren  Jahren;  breiter  Schädel,  volle  kurze  Locken,  kurzer 
Bart,  ziemlich  tiefliegende  Augen,  breiter  Mund  mit  dicken 
Lippen.  Viel  Bohrerarbeit  in  den  Haaren;  Brauen  plastisch; 
Augensterne  und  Pupillen  eingegraben.  Gutes  Porträt  des 
2.  Jahrh.  n.  Chr.  (kein  Hostilianus). 

Bernoulli  Römische  Ikonographie  II  3  S.  157. 

142.  Torso  des  Silvan  (Taf.  42). 

H.  0,75  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals  (waren  eingesetzt),  halber  1.  Unterarm  mit 
Hand  und  Teil  des  Fells  (war  angesetzt  und  mittels  eines  Dübels  an  der 
Hüfte  befestigt),  Teil  der  r.  Schulter  (war  gestückt),  r.  Unterarm  fast  ganz 
mit  Hand,  1.  Bein  von  der  Mitte  des  Oberschenkels  an,  halber  r.  Unter- 
schenkel, Füfse,  Schnauze  und  r.  Ohr  des  Tiers,  sein  Unterteil,  der  des 
Stammes,  Basis.     Ganz  verwaschen. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein,  gestützt  von  einem 
Stamm,  an  dem  aufsen  ein  Hund  mit  langen  Ohren  und  läng- 
licher Schnauze  sitzt;  1.  Oberschenkel  leicht  vorgestellt;  ein 
Pantherfell  ist  mit  zwei  Pfoten  um  den  Hais  geknüpft  und 
hängt  über  den  1.  Arm,  der  es  mit  vorgestrecktem  Unterarm 
aufnimmt;  im  Bausch  Früchte;  r.  Arm  gesenkt;  stabartiger 
Rest  am  Oberarm.  Schlechte  Arbeit.  Auf  den  Leib  ist  vorne 
mit  roter  Farbe  eine  nicht  mehr  lesbare  Zahl  aufgemalt. 

Gerhard-Platner  S.  48  Nr.  138. 


MU8E0  CHIARAM0NT1  143-  J44-  4^1 

143.    Römische    männliche   Porträtbüste  (Taf.  42). 

H.  (ohne  Fufs)  0,59  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Flicken  in  der  1.  Wange,  Ränder  beider  Obren, 
Büstcnfufs  mit  Indextäfelchen. 

Auf  hadrianischer  Oberarmbüste  mit  halber  Wendung 
nach  der  r.  Schulter  sitzt  ein  jugendlicher  Mannskopf  mit 
kurzem  dichten  Lockenhaar  und  Ansatz  zu  Vollbart;  regel- 
mäfsige,  wenig  eigenartige  Züge;  die  Brauen  waren  plastisch 
ausgeführt  (jetzt  abgerieben).  Geringes  Porträt  hadrianischer 
Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  48  Nr.  141. 

144.  Hermenbüste  des  bärtigen  Dionysos 

(Taf.  42). 

H.  0,47  m.     Feinkörniger  weifser  (griechischer)  Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze,  1.  Ohr  mit  umliegenden  Locken,  Rückseite  und 
r.  Vorderecke  der  Büste.  Abgebrochen  verschiedene  Lockenenden. 
Verwaschen  und  geputzt. 

Auf  nackter  Hermenbüste  —  an  den  Nebenseiten  je  ein 
mit  Metall  gefülltes  Loch  und  darüber  eine  senkrechte  Bahn 
(r.  mit  Gyps  verschmiert)  —  mit  halber  Wendung  nach  der 
r.  Schulter  ein  bärtiger  Kopf  mit  idealen  Zügen;  verhältnis- 
mäfsig  kleine,  verschwimmende  Augen;  etwas  gebogene 
Nase  mit  breitem  Ansatz;  leicht  geöffneter  Mund,  in  dem  die 
oberen  Zähne  sichtbar  werden;  wirrer,  starker,  unten  ge- 
lockerter Vollbart;  über  der  Stirn  eine  dicke  Masse  kleiner 
struppiger  Haare,  an  den  Ecken  stumpf  vortretend  und  in 
ihrem  unteren  Teil  durchschnitten  von  einem  Band,  um  das  die 
übrigen  langen  Haare  hinten  aufgerollt  sind;  vor  den  Ohren 
breite  Haarbüschel,  zum  Bart  überleitend;  ebensolche  hinter 
den  Ohren  (nicht  Bandenden,  wie  Furtwängler  a.  zweiten 
unten  a.  O.  schreibt);  einzelne  Haarbüschel  werden  im 
Nacken  unter  der  Haarrolle  sichtbar.  Das  Gesicht  bekommt 
durch  die  beschriebenen  Züge  einen  Ausdruck  tierischer 
Geilheit,  wie  er  sich  sonst  nur  bei  Dionysos,  Pan  und  Ammon 
findet.  Pan  ist  ausgeschlossen,  da  die  Bockshörner  und  seine 
sonstigen  charakteristischen  Züge  fehlen.  Auf  Dionysos  ist 
der  Kopf  früher  allgemein  gedeutet  worden;  man  verglich  die 

Vatican.  Katalog  I.  26 


402  MUSEO  CHIARAMONTI  144. 

dichte  Masse  wirrer  Locken  über  der  Stirn  mit  def  gleichen 
Erscheinung  am  Stierkopf  und  glaubte  in  den  stumpfen  Ecken 
r.  und  1.  die  kurzen  Stierhörner  verborgen.  Furtwängler 
erklärte  a.  ersten  unten  a.  0.  all  das  für  haltlos  und  den  Kopf 
für  einen  individuell  gestalteten  Heros;  doch  ist  die  natür- 
liche Bildung  einer  derartigen  Haarmasse  an  einem  mensch- 
lichen Kopf  undenkbar  und  nur  aus  bewufster  Nachahmung 
tierischer  Bildung  verständlich.  Nachdem  dann  Arndt  (a. 
ersten  unten  a.  O.)  in  dem  Kopf  einen  Ammon  vermutet 
hatte,  schlofs  sich  Furtwängler  dem  an,  bestimmt  durch 
die  Thatsache,  dafs  in  Ince  Blundell  Hall  eine  Replik 
mit  z.  T.  erhaltenen  Widderhörnern  und  tierischen 
Ohren  existiert.  Dem  gegenüber  stimmt  eine  dritte,  aller- 
dings geringe  Replik  in  der  Glyptothek  Ny-Carlsberg  in 
Kopenhagen  (Nr.  nooa)  mit  der  vaticanischen  überein,  nur 
ist  der  Bart  ruhiger  gehalten. 

Entscheidend  ist,  dafs  eine  derartige  breite,  quer  über 
der  Stirn  lagernde,  von  dem  übrigen  Schädel  klar  geschiedene 
Erhöhung  voll  kurzer,  struppiger  Haare  mit  leicht  ange- 
deuteter Scheitelung  sich  nicht  beim  Widder,  wohl  aber 
beim  Stier  findet  (vgl.  auch  die  in  der  Revue  archöologique 
1890  PL  XVI  publizierte,  bronzene  Maske  eines  Flufsgottes 
mit  Stierhörnern  und  -ohren);  beim  Widder  ist  der  Teil 
zwischen  den  Hörnern  von  einer  ungeteilten  Masse  wolliger 
Löckchen  bestanden,  die  vorne  tief  in  die  Stirn  hinabreicht; 
hinten  trennt  diesen  Teil  keine  Einsenkung  vom  übrigen 
Schädel.  Alle  zweifellosen  Ammonstypen  in  Rundplastik 
zeigen  zudem,  wie  der  Kopf  des  Widders  vielmehr  eine  Ten- 
denz zu  schmaler  länglicher  Grundform  hat,  nicht  zu  breiter, 
kurzer  wie  hier,  wo  zu  diesem  Eindruck  jene  wagerecht 
lagernde  Masse  wie  an  dem  Kopf  des  Stieres  noch  wesentlich 
beiträgt.  Befremdlich  bleibt  nur,  dafs  die  Hörner  nicht,  wie 
an  der  citierten  Flufsgottmaske,  ausgeführt  sind ;  der  Künstler 
hat  wohl  vermeiden  wollen,  dafs  die  tierischen  Elemente 
zu  hervorstechend  wurden;  denn,  wenn  er  die  Hörner  aft 
jener  Stelle  darstellte,  mufste  er  dem  Gott  auch  tierische 
Ohren  geben  (anders  ist  es,  wenn  die  Hörner  oben  auf  dem 
Schädel,  dem  Tierwuchs  nicht  entsprechend,  angesetzt  werden). 
Es  genügte  ihm  die  Andeutung  durch  jene  Haarmasse,  den 


MÜSEO  CH1ARAM0NTI  145-  40^ 

wirren  Bart  und  den  sinnlichen  Ausdruck.  Dafs  der  Bildhauer 
der  Replik  in  Blundell  Hall  die  Umwandlung  zum  Ammon 
aus  irgend  einem  Grunde  vorgenommen  habe,  ist  leichter 
verständlich,  als  dafs  der  vorzügliche  Künstler  der  vati- 
canischen  Herme  sich  in  der  Verlegenheit  um  ein  Pendant  — 
so  stellt  es  Furtwängler  dar  —  nicht  anders  zu  helfen  gewufst 
hätte,  als  indem  er  gedankenlos  einem  Ammontypus  Hörner  und 
Ohren  nahm  und  so  ein  unverständliches  menschliches  Ge- 
bilde geschaffen  hätte;  denn  das  wäre  es  in  diesem  Fall  ge- 
wesen. Die  Deutung  auf  den  Stier-Dionysos  besteht  dem- 
nach zu  Recht. 

Das  Original  ist  früher  in  hellenistische  Zeit,  von  Furtwängler 
zuerst  richtig  in  das  S.Jahrhundert  datiert  worden.  Furtwängler 
vergleicht  den  Kopf  mit  dem  des  Anakreon;  so  sehr  die  Ver- 
wandtschaft zwischen  beiden  zuzugeben  ist,  mufs  doch  hervor- 
gehoben werden,  dafs  am  Dionysos  die  ganze  Formengebung 
erheblich  entwickelter  ist,  die  Haare  sind  wesentlich  lockerer 
dargestellt,  das  Gesicht  ist  sehr  viel  weicher  gebildet;  die 
Übergänge  zwischen  den  einzelnen  Formen  und  besonders 
von  der  Vorderfläche  zu  den  Seitenflächen  der  Wangen  sind 
feiner;  die  Augen  liegen  tiefer.  Wir  werden  deshalb  die 
Entstehung  des  Originales  eher  gegen  Ende,  als  in  der  Mitte 
des  5.  Jahrhunderts  annehmen  können.  Die  ältere  Datierung 
vertreten  Furtwängler  und  Arndt. 

Die  Büste  war,  ehe  sie  in  den  Vatican  kam,  beim  Bild- 
hauer Pacetti. 

Visconti-Guattani  Taf.  XXXIII;  Braun  Rainen  und  Museen  Roms 
S.  265  Nr.  24;  Amelung  Florentiner  Antiken  S.  17;  Furtwängler  Meister- 
werke S.  95  f.  Fig.  10 ;  Arndt  bei  Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen  Text  zu 
Nr.  398/9;  Furtwängler  Über  Statuen copien  im  Altertum,  Abhandl.  d.  k. 
bayr.  Akad.  d.  Wissensch.  1897  S.  563fr.;  Heibig  Nr.  73;  Arndt  La  glyp- 
totheque  Ny-Carlsberg  S.  75. 

145.  Büste  mit  jugendlichem  Götterkopf  (Taf.  42). 

H.  des  Ganzen  0,635  m>?  des  Kopfes  0,38  m.   Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Kleinigkeiten  an  den  Locken  Über  der  Stirn  und  an 
beiden  Seiten,  Büste  mit  Fufs.     Oberfläche  gleichmäfsig  zerfressen. 

Auf  moderner  nackter  Büste  leicht  nach  der  r.  Schulter 
gewendet  ein  idealer  Jünglingskopf,  dessen  Haare  vom  Wirbel 

26* 


404  MUSEO  CHIARAMONTI  145. 

gleichmäfsig  über  den  Kopf  gezogen,  von  einem  gedrehten 
Band  umgeben  und  vor  diesem  zu  regelmäfsigen  Locken 
gedreht  sind,  von  denen  die  Ohren  verdeckt  werden;  die 
Brauen  durch  Striche,  die  Augensterne  durch  eine  kleine, 
leichte,  sichelförmige  Vertiefung  angegeben,  wodurch  der 
Eindruck  erweckt  wird,  dafs  der  Blick  der  Wendung  des 
Kopfes  folge  (erster  Anfang,  den  Blick  zu  markieren;  danach 
aus  hadrianischer  Zeit). 

Der  Kopf  ist  früher  für  einen  Dioskuren  oder  Apollon 
erklärt  worden.  Er  gehört  seinem  Typus  nach  einer  kleinen 
Gruppe  von  jugendlichen  Köpfen  an,  die  sich  alle  dadurch 
auszeichnen,  dafs  ihr  dichtes  Lockenhaar  tief  in  die  Stirn 
fallt  und  die  Ohren  verdeckt.  Nach  dem  Fund  des  sog. 
Eubuleuskopfes  in  Eleusis,  deutet  man  all  diese  Typen  als 
junge  chthonische  Dämonen;  in  den  meisten  Fällen  wohl 
mit  Recht.  In  dieser  Gruppe  nimmt  der  vaticanische  Kopf 
keine  hervorragende  Stelle  ein.  Furtwängler  hat  ihn  a. 
unten  a.  O.  fälschlich  für  die  Replik  eines  nur  ähnlichen 
Kopfes  im  Louvre  (ebenda  Fig.  26)  erklärt;  die  Locken  sind 
bei  beiden  verschieden,  das  Gesicht  hier  schmäler  und 
zarter,  die  Augen  mehr  beschattet;  doch  wird  auch  hier  noch 
ein  Werk  des  5.  Jahrh.  copiert  sein.  Die  Arbeit  des  Exem- 
plares  ist  gering. 

Visconti-Guattani  Taf.  X;  Gerhard-Platner  S.  48  Nr.  142 
Müller- Wieseler  Denkm.  d.  alt.  Kunst  II  Taf.  XI  Nr.  19;  Overbeck 
Kunstmythologie III  S.  118;  Benndorf  Anzeiger  d.  philol.-hist.  Cl.  d.  Akad. 
zu  Wien,  16.  Nov.  1887  S.  6;  Heydemann  Marmorkopf  Riccardi,  13.  Hall. 
Winckelmanns-Progr.  S.  11 ;  Furtwängler  Meisterwerke  S.  138  Anm.  2, 
b;  Heibig  Nr.  74. 

Unter  Nr.  139—145  verschiedene  Fragmente  von 
Gesimsen  (Taf.  42): 


a)    unter  Nr.  139).    L.  0,64  m.,  H.  0,30  m.f  T.  0,31  m. 

Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 
Ecken  und  Kanten,  besonders  links,  bestofsen. 


b)    (unter  Nr.  140 — 141).  L.  0,99  m.,  H.,  T.,  Mann. 

und  Erhaltung  wie  bei  a. 
Besonders  zerstört  rechts. 


Gehören  zu  dem- 
selben Gesims  wie 
•  drei  Fragmente  in 
Abteilung  V;  s. 
dort 


MUSEO  CHIABAMONTI  146.  I47.  405 

c)  (unter  Nr.  142).    L   0,62  m.,   H.  0,30  in.,   T.  0,27  m.      Feinkörniger 

gelblicher  Marmor. 

Hohe  Sima  mit  sehr  reich  verschlungenem  Ranken- 
ornament von  Akanthus  und  Blüten,  das  sich  symmetrisch 
r.  und  1.  an  den  Mittel-Akanthus  angliedert;  r.  noch  einige 
Locken  von  der  Mähne  des  als  Wasserspeier  dienenden 
Löwenkopfes  erhalten.  Vielfache  Verwendung  des  Bohrers. 
Gute  Erfindung.     Späte  Arbeit. 

d)  (unter  Nr.  I43 — 144).  L.  0,82  m.,  H.,  T.,  Marm.' 

und  Erhaltung  wie  bei  a. 
Besonders  zerstört  links. 


e)     (unter  Nr.  I45).    L.  0,65  m.,  H.,  T.,  Marm.  und 

Erhaltung  wie  bei  a. 
Bildet  1.  eine  Ecke. 


Gehören   zu  dem- 
•  selben  Gesims  wie 
a  und  b;  s.  dort 


146.  Relieffragment   (Taf.  42). 

H.  0,20  m.,  L.  0,38  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Unten  schmale,  stark  vorspringende  Basisplatte;  darüber 
1.  unteres  Ende  eines  reich  ornamentierten,  vielfach  ge- 
gliederten Schaftes,  fast  in  voller  Rundung  ausgeführt;  r.  da- 
von, mit  schmaler  Randleiste  1.,  Rest  eines  Hochreliefs:  auf 
Felsgrund  1.  der  r.  Unterschenkel  einer  nach  1.  schreitenden 
Figur  (Gamasche;  unterster  Rand  des  kurzen  Gewandes; 
der  zugehörige  1.  Fufs  (Zehen  abgebrochen)  r.  vorne;  zwischen 
den  Füfsen  steht  nach  r.  ein  Hund  mit  langem  Schwanz 
(Ansatz  und  Ende  am  r.  Hinterbein  erh.)  mit  erhobenem  1. 
Vorderbein  und  Hals  (Kopf  fehlt);  r.  noch  ein  Unterschenkel. 

Rest  einer  friesartigen  Wanddecoration;  vgl.  Galleria 
delle  statue  Nr.  416  u.  Gabinetto  delle  maschere  Nr.  434  u.  442. 

Gerhard-Platner  S.  48  Nr.  144. 

147.  Fragment  eines  Sarkophagdeckels    (Taf.  42). 

H.  0,25  m.,  Br.  0,26  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Schmale  Randleiste  oben  ganz  und  unten  an  einem 
Punkt  erhalten;  L  und  r.  unvollständig.  Mittleres  Relief: 
zwei  Ochsen  im  Joch  nach  r.  schreitend,  der  vordere  mit 
gesenktem,  der  hintere  mit  erhobenem  Kopf;  über  ihnen  die 


1 


406  MÜSEO  CHIARAMONTI  148.  149.  I49A.  B. 

R.  des  r.  voranschreitend  zu  denkenden  Lenkers  mit   Stab 
und  weiter  1.  ein  Laubbaum. 

Geihard-Platner  S.  48  Nr.  145. 

148.  Fragment  von  der  Vorderseite  einer 

Aschenurne    (Taf.  42). 

H.  0,36  m.,    Br.  0,34  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor« 

Flachrelief:  Rest  mit  drei  jungen  und  zwei  alten 
Schwänen,  die  die  jungen  futtern;  daneben  und  darunter 
modern  abgearbeitet  die  Guirlande,  sodafs  es  jetzt  scheint, 
als  wären  dort  Felsen;  darüber  Unterseite  von  der  Um- 
rahmung der  Inschrifttafel  mit  undeutlichen  Resten  der  In- 
schrift. 

Gerhard-Platner  S.  49  Nr.  146. 

149.  Fragment  eines  architektonischen 

Ornaments   (Taf.  42). 

H.  0,30  m.,    Br.  0,23  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Lebhaft  gewundene  Ranke  in  Hochrelief;  darunter 
»laufender  Hund«  und  Blattkyma.  Links  Anschlufsfläche. 
Überkopf  eingemauert.  Ähnlich  den  Ornamenten  der  Ära 
Pacis,  aber  minder  fein. 

149A.  Grabara  eines  L.  Cordius  Agatocles 

(Taf.  42). 

Im    Aetom   Kranz    mit   flatternden   Bändern    in   Relief, 

Arbeit  des  1.  Jahrh.  n.  Chr. 
CIL  VI  16087. 

149B.  Torso  einer  Knabenstatuette  (Taf.  42). 

H.  0,64  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  Arme  von  der  Mitte  der  Oberarme  an, 
fast  der  ganze  r.  Unterschenkel,  1.  Fufs. 

Knabe  ohne  Pubes,  nackt,  in  aufrechter  Haltung;  r.  Stand- 
bein; grofser  Ansatz  des  verstärkenden  Stammes  am  Ober- 
schenkel;   1.  Fufs   war   mit   erhobener   Ferse   zurückgesetzt 
r.  Arm  hing  herab  (Stütze   an  der  Hüfte  erh.);   1.  Oberarm 
ist  zurückgenommen;  der  Unterarm  war  vorgestreckt  (Stütze 


MÜ8E0  CHIARAMONTI  149.G  D.  E.  F.  407 

an  der  Hüfte  oben  erh.);  die  L.  mufs  ein  Attribut  geschultert 
haben  (zwei  kleine  Stützen  auf  der  Schulter  erhalten);  Kopf 
war  nach  der  r.  Schulter  gewendet. 

Die  Statuette  hat  in  ihren  Motiven  demnach  dem  Dory- 
phoros  des  Polyklet  entsprochen.  Weiche,  rundliche  Formen. 
Mittelgute  Arbeit. 

149C.  Ornamentierter  Pfeiler  (Taf.  42). 

H.  1,05  m.,  Br,  0,21  m.,  T.  0,13  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Die  Ränder  sehr  zerstört. 

Oben  und  unten  unvollständig;  im  Durchschnitt  drei- 
eckig; Ornament  nur  auf  zwei  Seiten;  an  den  Kanten  Eir> 
fafsung  von  kleinen,  nach  innen  gelegten  Akanthusblättern 
(dieser  Rand  fehlt  jetzt  1.  hinten  ganz,  ebenso  ein  grofses 
Stück  r.  oben  und  eins  weiter  unten;  ein  Stück  1.  oben  war 
besonders  gearbeitet  und  eingesetzt);  dazwischen  phanta- 
stische Akanthusstaude  in  Hochrelief;  tiefe  Unterarbeitung 
mittels  Bohrers,    Späte,  schlechte  Arbeit. 

149D.  Grabara  einer  Hosia  (Taf.  42). 

CIL  VI  19555. 

149E.  Ornamentierter  Pfeiler  (Taf.  42). 

H.  1,06  m.     Br.  0,24  m.     T.  0,14  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben  schmale  leicht  vorspringende  Randleiste  erhalten; 
unten  und  links  hinten  unvollständig.  Im  Durchschnitt  drei- 
eckig; Ornament  an  zwei  Seiten:  vorne  Epheuranke  mit 
drei  Vögeln;  links  phantastische  Staude  mit  verschiedenartigen 
Zweigen;  von  unten  an:  Lorbeer;  Zweig  mit  länglichen 
Blättern  und  kleinen  runden  Früchten,  wie  wilde  Äpfel; 
Zweig  mit  länglichen  Blättern  und  Früchten,  wie  Garten- 
Erdbeeren;  Pinienzweig.  Reste  von  Vögeln  oben  rechts  und 
unten  links.     Flachrelief.     Einfache,  hübsche  Arbeit. 

149F.  Torso  des  Hermes  als  Kind  (Taf.  42). 

H.  0,44  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Bruch  quer  durch  die  Hüften;  hinten  mit  Gyps  geflickt. 
Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  beide  Arme  bis  auf  die  Ansätze,   1.  Bein 
bis  auf  Ansatz,  r.  von  der  Mitte  des  Oberschenkels  abwärts. 


408  MUSEO  CHIARAMONTI  149G.  150. 

R.  Standbein;  das  1.  Bein  kreuzte  das  r.;  der  1.  Ellen- 
bogen lehnte  sich  auf  einen  Stamm;  Ansatz  der  R.  an  der 
r.  Hüfte  und  des  von  ihr  gehaltenen  Caduceus  an  der 
r.  Schulter;  der  Kopf  war  zur  1.  Schulter  gewendet.  Mittel- 
gute Arbeit  Auf  der  L  Brust  ist  mit  roter  Farbe  6o  auf- 
gemalt. 

149G.  Grabara  eines  Cn.  Cornelius  Musaeus 
manceps  viae  Appiae  (Taf.  42). 

Im  Aetom  eine  kleine  männliche  Gestalt  in  Flachrelief 
mit  Tunica,  Toga  und  Rolle  in  der  L.  Arbeit  des  1.  Jahrh. 
n.  Chr. 

CIL  VI  8468. 

150.  Relieffragment  (Taf.  43). 

H.  0,48  m.,    Br.  0,83  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Abgebrochen  waren  die  Oberschenkel  der  beiden  r.  Stehenden; 
ringsum  unvollständig;  unten  in  moderner  Zeit  glatt  abgeschnitten. 

Erhalten  in  sehr  hohem  Relief  die  Oberkörper  von  drei 
neben  einander  stehenden  weiblichen  Figuren;  von  den 
beiden  r.  stehenden  auch  die  obere  Hälfte  der  Oberschenkel. 
Die  1.  trägt  einen  feinen,  ärmellosen  Chiton,  der  unter  den 
Brüsten  und  um  die  Hüften  gegürtet  ist,  und  einen  um  die 
Arme  geschlungenen  Mantel,  der  1.  flattert;    der  r.  Arm  war 

erhoben  (er  war  besonders  gearbeitet  und  eingesetzt);  der  1.   gesenkt, 

hält  eine  z.  T.  erhaltene  Doppelaxt  (Hand  fehlt).  Die  mittlere 
trägt  einen  feinen,  geschlossenen,  hochgegürteten  Peplos  mit 
kurzem  Apoptygma  und  einen  Mantel  um  Unterkörper  und 
1.  Arm  geschlungen;  in  diesem  ein  Schwert  mit  Scheide  und 
Gehänge,  der  Griff  nach  unten  (Hand  fehlt);  die  R.  scheint 
ein  stabartiges  Attribut  gehalten  zu  haben,  von  dem  sich  ein 
Rest  hinter  der  1.  Schulter  der  1.  Figur  erhalten  hat.  Die 
dritte  in  feinem  hochgegürteten  Chiton  lehnte  sich  mit  ge- 
kreuzten Beinen  an  die  mittlere,  die  L.  auf  die  1.  Hüfte  ge- 
stützt (Rest  erh.). 

Frauen  in  solcher  Kleidung  und  mit  derartigen  Attri- 
buten können  nur  römische  Personificationen  von  Städten 
sein;  solche  von  Provinzen  würden  charakteristische  Kleidung 


MUSEO  CHIARAMONTI  151.  152.  409 

tragen.    Welche   Städte   personificiert   sind,   wird    kaum    zu 
constatieren  sein,  da  zuviel  fehlt  (vgl.  v.  Bienkowski  De  si- 
mulacris  barbar.  gent  ap.  rom.  Fig.  53  S.  64  u.  66,  Fig.  59). 
Geringe  Arbeit  antoninischer  Zeit. 

Gcrhard-Platner  S.  49  Nr.  148. 

151.  Fragment  eines  Sarkophages  (Taf.  43). 

H.  0,44  m.,    Br.  0,62  m.     Grobkörniger  weifser  Marmor  mit  schwärzlichen 

Stellen. 

Oben   breite   Randleiste    erhalten;    darunter  Hochrelief: 

Oberkörper  des  bärtigen  Herakles  (Arme  fehlen;  Nasenspitze  ab- 
gebrochen) mit  umrändertem  Köcherband  und  Löwenfell  über 
der  1.  Schulter,  den  epheubekränzten  Kopf  nach  der  r. 
Schulter  wendend;  r.  unten  der  nach  1.  gewendete,  zu  Herakles 
emporblickende,  pinienbekränzte  Kopf  eines  Satyrs;  darüber 
ein  r.  Arm  erhoben,  ein  Tympanon  an  einen  Band  haltend; 
r.  oben  noch  ein  undeutlicher  Rest. 

Vielfache  Verwendung  des  Bohrers;  Augensterne  ver- 
tieft    Späte,  schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  49  Nr.  149. 

152.  Fragment  eines  Triumphal-Reliefs   (Taf.  43). 

H.  0,63  m.,    Br.  0,98  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

L.  glatter  Rand  erhalten,  jedenfalls  der  Abschlufs  der  Platte,  da  die 
Darstellung  hier  nicht  aufhören  konnte. 

Erhalten  die  Oberkörper  und  Untergesichter  von  zwei 
nach  r.  gewandten  Männern  in  gegürteter  Tunica  (der  r. 
bartlos,  der  1.  mit  kurzlockigem  Backenbart),  die  auf  ihren 
1.  Schultern  eine  Stange,  als  Unterlage  darunter  je  ein  breites 
zusammengefaltetes  Tuch  tragen  (vgL  hierselbst  Nr.  4);  von 
dem  r.  die  L.  an  der  Stange  teilweise,  die  R.  mit  dem 
Oberteil  eines  Stockes  ganz  erhalten;  der  r.  Ellenbogen  des 
1.  in  ganz  summarischer  Anlage  sichtbar.  Vor  diesen  ziemlich 
flach  ausgeführten  Figuren  war  eine  dritte  fast  ganz  rund 
ausgearbeitet;  nur  der  Ansatz  und  etwas  Gewand  erhalten. 
Zwei  Stützen  wohl  für  eine  vierte  Figur  am  1.  Arm  des  r. 
Tragenden;  1.  von  dem  1.  ein  breiter  horizontaler,  jetzt  undeut- 
barer Ansatz, 


4IO  MUSEO  CHIARAMONTI  153.  154.  155- 

Decorative  Arbeit,  nach  dem  Bart  des  einen,  frühestens 
aus  hadrianischer  Zeit;  und  wohl  auch  nicht  später. 

Gerhard-PIatner  S.  49  Nr.  150. 

153.  Fragment  eines  Kindersarkophags    (Taf.  43). 

H.  0,27  m.,    L.  0,55  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten;  darunter  Hochrelief: 
1.  ein  nach  1.  fliegender  Amor  mit  Chlamys,  den  Kopf  um- 
wendend  (es  fehlen   die  Hände,  die   den   Inschrift-   oder  Bildnis -Schild 

hielten,  1.  Fufs,  r.  Bein);  r.  im  Hintergrunde  ein  Laubbaum,  dann 
Psyche    in    wehendem    Chiton    nach    r.    stehend    (r.    Flügel, 

Hände  und  Unterschenkel  fehlen);    1.  Arm    gesenkt,    r.  gehoben;    r, 

noch  ein  r.  Arm,  dessen  Hand  einen  Schmetterling  über  den 
Scheitel  der  Psyche  hält. 
Späte,  schlechte  Arbeit. 

154.  Fragment  eines  Sarkophages  (Taf.  43). 

H.  0,43  m.,    Br.  0,53  m.     Grobkörniger  gelblicher  Marmor. 
Es  fehlen  allen  Figuren  die  Füfse.     Sonstiges  im  Text. 

Links    fällt    ein   nackter   Faustkämpfer   mit  Schopf  auf 

dem  Wirbel  nach  1.  hin  aus  (Unterarme,  Nasenspitze  und  Glied  fehlen); 

über  seiner  r.  Schulter  wird  die  L.  des  Gegners  sichtbar;  r.  ein 
bartloser  Gymnasiarch  in  Himation  nach  1.  blickend  (Nasen- 
spitze fehlt);  dann  ein  Jüngling  in  gegürtetem  Chiton  und 
Chlamys  (auf  der  r.  Schulter  geknüpft)  nach  r.  stehend,  in 
der  gesenkten  L.  eine  lange  grade  Flöte  mit  Klappen  und 
Ringen,  mit  der  R.  sich  einen  Kranz  mit  kleinen  empor- 
stehenden Blätterbüscheln  aufsetzend.  Lebendige,  aber  rohe 
Arbeit  später  Zeit. 

Gerhard-PIatner  S.  49  Nr.  152. 

155.  Fragment  eines  Kindersarkophags  (Taf.  43). 

H.  0,29  ra.,  L.  0,41  m.     Grobkörniger  bläulicher  Marmor. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste  erhalten;  dazwischen 
mittleres  Relief:    r.  ein  nach  r.  fliegender  Amor,    den   Kopf 

umwendend  (J.  Arm  und  r.  Hand  fehlen;  die  Hände  hielten  den  Inschrift- 
oder Bildnis-Schild);  unter  ihm  ein  nach  r.  liegender  Panther;  1. 


MUSE0  CHIARAMONTI  156.  157.  158.  41 1 

ein  kleinerer  Amor  stehend,  mit  der  r.  Schulter  auf  eine  um- 
gekehrte Fackel  gelehnt 
Späte,  schlechte  Arbeit. 

156.  Fragmentierte  Statuette  eines  Barbaren 

(Taf.  43). 

H.  0,42  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor  mit  schwarzen  Adern. 

Es  fehlen  Kopf  und  Füfse;  zwei  Löcher  auf  der  1.  Schulter  mit 
Gyps  verschmiert. 

Der  Barbar  in  Hosen,  langem,  doppelt  gegürteten 
Ärmelrock  und  grofsem,  auf  der  r.  Schulter  geknöpften 
Mantel  schreitet  lebhaft  nach  1.,  indem  er  das  1.  Bein  weit 
über  das  r.  vorsetzt,  die  1.  Schulter  zurückwendet,  den  Kopf 
aber  wieder  zur  r.  Schulter  dreht;  die  Hände  legt  er  auf  der 
1.  Hüfte  übereinander.  Rätselhaft  bleibt  es,  was  diese  com- 
plicierte  Bewegung  bedeutet;  die  Handhaltung  deutet  auf 
Unterwerfung.     Geringe  Ausführung. 

Gerhard-Platner  S.  49  Nr.  154. 

157.    Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  43) 

H.  des  Ganzen  0,32  m.,  des  Kopfes  0,20  m.  Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  Nase,    Kinn,    Hals  mit  Bruststück  und  Fufs.     Gyps flicken 
an  r.  Auge,  r.  Braue,  oben  auf  dem  Schädel. 

Kopf  einer  Frau  in  den  mittleren  Jahren  leicht  zur 
1.  Schulter  gewendet;  einfaches  Gesicht  mit  gutem  Ausdruck; 
die  Haare  vorne  gescheitelt  und  in  breiten  welligen  Strähnen 
über  die  Ohren  zurückgestrichen;  hinten  nach  innen  aufge- 
nommen, sodafs  sich  ein  gleichmäfsiger  Wulst  bildet.  In  den 
Mundwinkeln  und  inneren  Augenwinkeln  je  ein  kleines  Bohr- 
loch. 

Auf  keinen  Fall,  wie  man  früher  annahm,  Domitilla,  die 
Frau  des  Vespasian.     Ganz  unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  49  Nr.  155;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie 
II  2  S.  30. 

158.  Kopf  des  Hermes  (Taf.  43). 

^  H.  des  Ganzen  0,525  m.,  des  Kopfes  0,27  m.     Feinkörniger  bläulicher 

Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs.  Der  1.  Flügel  aus- 
gebrochen.    Sehr  verscheuert  und  verwaschen. 


412  MÜSEO  CHIAJRAMONTI  159.  160.  l6l. 

Jugendlicher  männlicher  Idealkopf  mit  kurzen  Locken  und 
darin  zwei  kleinen  Flügeln,  an  denen  er  als  Hermes  kenntlich  ist, 
leicht  nach  der  1.  Schulter  gewendet    Ernster  Ausdruck. 

Schlechte  Copie  später  Zeit  (viel  Bohrerverwendung  in 
den  Haaren)  nach  einem  attischen  Original  der  zweiten 
Hälfte  des  5.  Jahrh.  v.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  49  Nr.  156. 

159.   Römischer  männlicher  Porträtkopf  (Taf.  43). 

H.  des  Ganzen  0,57  m.,  des  Kopfes  0,27  m.     Ziemlich  grofskörniger 

bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Rand  des  1.  Ohrs,  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs. 

Jünglingskopf  geradeaus  gewendet;  runder  Schädel, 
breites  Gesicht,  grofse,  flachliegende  Augen,  ziemlich  breiter 
Mund  mit  schmalen  Lippen;  nach  der  Haartracht  —  oben 
bilden  die  nach  vorne  gekämmten  Haare  einen  hohen  Wulst 
—  aus  der  Zeit  des  Nero.     Sorgfaltige  geistlose  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  49  Nr.  158;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie 
II  2  S.  11. 

160.  Kopf  des  Geta  (Taf.  43). 

H.  des  Ganzen  0,525  m.,  des  Kopfes  0,26  m.     Feinkörniger  gelblicher 

Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Oberteil  der  Stirn  mit  grofsem  Teil  der  Haare  darüber, 
Ränder  beider  Ohren,  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs.     Stark  bestofsen. 

Kopf  des  Geta  mit  melancholischem  Ausdruck  nach  der 
r.  Schulter  gewendet  und  geneigt.  Augensterne  und  Pupillen 
eingegraben.     Schlechte  Arbeit. 

Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II 3  S.  71  Nr.  2. 

161.    Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  43). 

H.  des  Ganzen  0,48  m.,  des  Kopfes  0,24  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor 

mit  schwärzlichen  Flecken. 

Ergänzt  Nase,  Kinn,  Teil  der  Haare  am  Scheitel  1.,  Hals  mit  Brust- 
stück und  Fufs.  Beide  Ohrläppchen  abgebrochen;  Haare  sehr  be- 
schädigt; das  Gesicht  vollkommen  überarbeitet. 

Mädchenkopf  mit  leicht  gedunsenen  Formen  und  blödem 
Ausdruck,  etwas  nach  der  r.  Schulter  gewendet;  Augensterne 
und  Pupillen  eingegraben;  Frisur  der  Lucilla,  Gemahlin  des 
Lucius  Verus.     Gering. 

Gerhard-Platner  S.  49  Nr.  159. 


MUSEO  CHIABAMONTI  162.  163.  164.  413 

162.  Torso  einer  Herakles-Statuette  (Taf.  43). 

H.  0,40  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  dunklen  Flecken. 

Es  fehlen  Kopf  mit  Hals,  r.  Arm  bis  auf  Ansatz,  Fingerspitzen  der 
L.,  dünnes  Ende  der  Keule,  Ende  des  Löwenfells,  Unterschenkel  —  der  1. 
mit  Knie  — ,  FUfse,  Basis.  Abgebrochen  war  das  breite  Ende  der 
Keule.     SprUnge  im  Fell. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Oberschenkel  leicht 
vorgesetzt;  auf  dem  1.  gesenkten  Arm  hängt  das  Löwenfell* 
die  L.  hält  die  Keule  gegen  die  Schulter  gelehnt;  der  r.  Arm 
war  erhoben,  der  Kopf  zur  1.  Schulter  gewendet;  er  war  mit 
einer  Tänie  umwunden,  von  der  sich  auf  der  1.  Schulter  ein 
Stück,  auf  der  r.  ein  Ansatz  erhalten  hat. 

Die  Statuette  stimmte  demnach  in  allen  Motiven  mit 
dem  bekannten  Typus  des  Apollon  Lykeios  überein.  Dar- 
gestellt war  nach  Tänie  und  Motiv  der  siegreiche,  nach 
seinen  Mühen  ruhende  Held.  Vgl.  den  verwandten  Typus  in 
Villa  Albani  bei  Furtwängler  Meisterwerke  S.  574  Fig.  108. 
Geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  49  Nr.  160. 

163.  Torso  einer  Silvanstatuette  (Taf.  43). 

H.  0,43  m.     Grobkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  mit  Hals  und  Teil  der  r.  Schulter,  r.  Unterarm,  der 
herabhängende  Teil  des  Fells,  Unterschenkel  mit  Knieen,  Füfse,  Basis. 
Bestofsen  und  verwaschen. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Oberschenkel  leicht 
vorgestellt;  r.  Arm  hängt  herab;  1.  Unterarm  vorgestreckt, 
hält  ein  Ziegenfell,  das  auf  der  r.  Schulter  geknüpft  ist  und 
in  dessen  Bausch  Früchte  und  Trauben  liegen.  Derbe,  breite 
Formen.    Unbedeutende  Arbeit. 

Seit  1834  an  seinem  Platz. 

Gerhard-Platner  S.  49  Nr.  161. 

164.  Torso  einer  Satyrstatuette  (Taf.  43). 

H.  0,67  m.    Grofskrystallinischer  bläulicher  Marmor  mit  schwärzlichen  Adern. 

Es  fehlen  Kopf  mit  Hals,  beide  Arme  bis  auf  die  Ansätze,  Schwänz- 
chen bis  auf  Ansatz,  r.  Bein  mit  Stütze  bis  auf  Ansätze,  1.  Unterschenkel, 
Füfse,  Basis.     Beschädigungen  am  1.  Glutacus. 

Der  Satyr  safs  mit  dem  r.  Glutaeus  auf  irgend  etwas; 
das  1.  Bein  hängt  herab  mit  auswärts  gedrehtem  Knie;    der 


4H  MÜSEO  CHIABAMONTI  165.  165A. 

Torso  ist  leicht  nach  vorne  gebeugt;  der  r.  Arm  war  gesenkt, 
der  1.  vor  der  Brust  gerade  ausgestreckt,  der  Kopf  nach  der 
1.  Schulter  gewendet.  Mittelgute  Arbeit.  Auf  dem  Halsbruch 
ist  mit  schwarzer  Farbe  137  aufgemalt 

Gerhard-Platner  S.  49  Nr.  162. 

165.  Büste  mit  Kopf  der  Venus  Anadyomene 

(Taf.  43). 

H.  des  Ganzen  0,61  m.,  des  Kopfes  0,29  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Unterlippe,  Kinn,  die  ganze  freistehende  Haarmasse 
an  der  r.  Kopfseite  mit  fast  der  ganzen  gedrehten  Locke  vor  dem  r.  Ohr, 
der  untere  Teil  der  Haarmasse  an  der  1.  Seite,  Unterteil  des  Halses  mit 
Büste  und  Fufe.    Sehr  stark  geputzt,  besonders  das  Gesicht« 

Auf  nackter  moderner  Büste  sitzt  der  Kopf  der  Ana- 
dyomene mit  leichter  Wendung  und  Neigung  nach  der  r. 
Schulter;  die  Haare  durchweg  gescheitelt  und  nach  beiden 
Seiten  auseinander  gestrichen;  beiderseits  wurden  die  Haar- 
massen von  den  erhobenen  Händen  gehalten  (über  den  Typus 
vergl.  zuletzt  Furtwängler  bei  Helbing  Monatsberichte 
über  Kunstwissenschaft  und  Kunsthandel  I4  S.  1  ff.);  vor  den 
Ohren  je  ein  kleines  gedrehtes  Löckchen;  in  die  Stirn  fallen 
vom  Scheitel  zwei  kleine  lose  Locken,  was  die  Entstehung 
des  Originals  in  hellenistische  Zeit  weist.  Sehr  flaue  Copie, 
durch  das  Putzen  ganz  wertlos  geworden. 

Die  richtige  Deutung  war  nach  der  »Beschr.  d.  St.  Rom« 
schon  früher  gefunden,  trat  aber  in  letzter  Zeit  gegen  die  als  Bar- 
barenweib (He  lb  ig  u.  Lucas;  s.  unten)  zurück,  bei  der  jedoch 
die  Lage  der  Haare  am  Hinterkopf  unerklärt  bleibt,  abgesehen 
davon,  dafs  die  Züge  des  Gesichtes  vollkommen  ideal  sind. 

Gerhard-Platner  S.  491".  Nr.  163;  Heibig  Nr.  70;  Lucas  Jahrbuch 
d.  I.  1900  S.  32  Nr.  7;  v.  Bieiikowski  De  simulacris  barbar.  gent  ap.  rom. 
S.  94  Anm.  1  Fig.  94. 

165A.  Römischer  Knabenkopf  auf  moderner 

Panzerbüste    (Taf.  43). 

H.  des  Ganzen  0,57  m.,  des  Kopfes  0,21  ra.    Marmor  des  Kopfes  feinkörnig 

und  weifs  mit  schwärzlichen  Flecken. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Büste  mit  Unterteil  des  Halses  und  Fufs.  Ab- 
gebrochen 1.  Ohr,  Rand  des  r.,  viele  Locken.     Gesicht  geputzt. 


MÜSEO  CHIARAMONTI  l66.  167.  415 

Auf  moderner  Panzerbüste  sitzt  mit  halber  Wendung 
nach  der  r.  Schulter  ein  römischer  Knabenkopf  mit  vollen 
Locken,  runden  Wangen  und  blödem  Ausdruck.  Brauen 
durch  Striche  angegeben;  Augensterne  und  Pupillen  ein* 
gegraben;  in  den  Locken  vielfache  Verwendung  des  Bohrers. 
Demnach  aus  späterer  antoninischer  Zeit.  Früher  falschlich 
für  Nero  ausgegeben. 

Gerhard -Platzier  S.  50  Nr.  166;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie 
II  1  S.  391  f.  u.  412. 

166.  Jünglingskopf   (Taf.43). 

H.  des  Ganzen  0,57  m.,  des  Kopfes  0,27  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor« 

Ergänzt  Nase,  Teile  beider  Lippen,  1.  Seite  des  Kinns,  Hals  mit 
Büste  und  Fufs.  Abgestofsen  die  Ränder  der  Ohren.  Das  Gesicht  stark 
geputzt. 

Auf  moderner  Büste  sitzt  leicht  nach  der  1.  Schulter  ge- 
wendet und  geneigt  ein  idealer  Jünglingskopf;  die  Haare 
verlaufen  vom  Wirbel  strahlenförmig  über  den  Schädel;  im 
Nacken  sind  sie  in  zwei  Zöpfe  geflochten  und  um  den  Kopf 
geschlungen  mittels  zweier  eingeflochtener  Bänder,  die  oben 
auf  dem  Scheitel  verknotet  sind;  vor  den  Bändern  sind  die 
die  Stirn  und  Schläfen  bedeckenden  Haarenden  in  streng 
stilisierte,  aber  verschieden  gebildete  Locken  gedreht;  an  den 
Schläfen  sind  sie  länger.  Mund  geschlossen;  ernster,  fast 
mürrischer  Ausdruck. 

Geringere  Replik  vom  Kopfe  des  Wagenlenkers  im  Con- 
servatoren-Palast  (Heibig  Nr.  615). 

Ghirardini  Bullettino  comunale  1888  S.  357  Taf.  XV/XVI  3,  4; 
Kalk  mann  53.  Berlin.  Winckelmanns-Progr.  S.  28;  S.  95  Nr.  33  b;  Heibig 
Nr.  69. 

Photographie  des  röm.  Instituts  Nr.  335.  336. 

167.  Torso  einer  Knabenstatuette  (Taf.43). 

H.  0,73  m.     Ziemlich  grobkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  r.  Unterarm  fast  ganz,  1.  Hand  (war  an- 
gesetzt), Teil  an  1.  Schulter  und  Oberarm  (beschädigt  auch  die  r.  Schulter), 
r.  Bein  von  der  Mitte  des  Oberschenkels  abwärts,  1.  Unterschenkel,  Ränder 
nnd  Zipfel  des  Chiton,  Füfse,  Unterteil  der  Palme,  Basis.  Ansatz  für  die 
r.  Hand  oder  ihr  Attribut  am  Saum  des  Chiton. 


4*6  MUSEO  CHIARAMONTI  168. 

Fragment  der  gleichen  Figur  wie  Nr.  82  (s.  dort),  aber 
gröfser  und  besser;  die  Ärmel  umsäumt;  als  Stütze  neben 
dem  1.  Bein  ein  Palmstamm.  Auf  dem  Halsbruch  ist  mit 
schwarzer  Farbe  97  aufgemalt. 

Gerhard-Platner  S.  50  Nr.  166. 

168.  Torso  einer  Satyrstatuette    (Fig.  43). 

H.  0,50  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  Arme  bis  auf  die  Ansätze,  Beine  bis  auf 
den  obersten  Teil  der  Oberschenkel,  Teile  des  Schlauches.  Der  fehlende 
Teil  des  Schlauchs  auf  dem  Rücken  und  dem  1.  Glutaeus  ist  augenscheinlich 
modern  abgearbeitet. 

Satyr  von  muskulösen  Formen  war  nach  1,  tanzend  dar- 
gestellt, das  1.  Bein  vorgesetzt,  während  die  1.  Schulter  zu- 
rückgenommen ist;  mit  erhobenem  r.  und  gesenktem  1.  Arm 
hielt  er  im  Rücken  einen  Schlauch,  zu  dessen  Öffnung  bei 
der  L.  sich  der  Kopf  neigte.  Besser  erhaltene  Repliken  s. 
bei  Klein  Praxiteles  S.  218  Anm.  (Variation).  Sehr  verwandt 
im  Motiv  der  sein  Schwänzchen  beschauende  Satyr  (hier- 
selbst  Nr.  708)  und  der  Satyr,  der  im  Vorwärtslaufen  einen 
Panther  am  Schwanz  erhebt  (Clarac  711,  693  A  und  S. 
Reinach  Repertoire  de  la  statuaire  II  S.  138  Nr.  1).  Lebendige 
Erfindung  der  hellenistischen  Zeit.     Decorative  Ausführung. 

Seit  1834  an  seinem  Platz. 

Gerhard-Platner  S.  50. 

Unter  Nr.  163—168: 

Fünf  Fragmente  von  Gesimsen    (Taf.  43): 
a)  (unter  Nr.  163):    Fragment  eines  flachen  Bogens. 

H.  0,26  m.,  L.  0,78  m.,  T.  0,225  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 
Viele  Einzelheiten  ausgebrochen;  besonders  zerstört   die  1.  Ecke. 

Von  unten  nach  oben:  lesbisches  Kyma;  Zahnschnitt; 
Perlschnur;  Eierstab;  schmale,  aufrecht  stehende  Blätter. 
Rechts  Anschlufsfläche.  In  der  Mitte  der  modern  glatt 
zugeschnittenen  Oberfläche  ein  grofses  viereckiges  Dübelloch. 

Gewöhnliche  späte  Arbeit. 


MUSBO  CHIABAMONTI  169.   170.  417 

b)  (unter  Nr.  164):  Fragment  eines  flachen  Bogens. 

H.  0,19  m.,  L.  0,61  m.,  T.  0,225  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor» 

Von  unten  nach  oben:  abwärts  gerichtete  Akanthus- 
blätter;  Perlschnur;  Eierstab;  lesbisches  Kyma,  aufwärts  ge- 
richtete Akanthusblätter. 

Gewöhnliche,  späte  Arbeit.  Zu  demselben  Gesims  ge- 
hören d  und  e. 

c)  (unter  Nr.  165—166):  Fragment  eines  graden 

Gesimses. 

H.  0,25  m.,  L.  1,17  m.,  T.  0,24  m.     Ziemlich  grobkörniger  grauer  Marmor. 

Sehr  zerstört  und  bis  zur  Unkenntlichkeit  verwaschen.  Die  Ober- 
fläche modern  glatt  abgeschnitten. 

Von  unten  nach  oben:  schmale,  aufrecht  stehende  Blätter; 
Perlschnur;  breite,  aufrecht  stehende  Akanthusblätter. 
Gewöhnliche  späte  Arbeit 

d)  (unter  Nr.  167):  Fragment  eines  flachen  Bogens. 

L.  0,73  m.,  H.,  T.  und  Marmor  wie  bei  b. 

Von  demselben  Gesims  wie  b. 

e)  (unter  Nr.  168):   Fragment   eines   flachen  Bogens. 

L.  0.56  m.,  T.  (nur  hier  vollständig   zu  messen)  0,33  m.     H.  und  Marmor 

wie  bei  b. 

Links  Anschlufsfläche.     Oben  glatt  abgeschnitten. 

Von  demselben  Gesims  wie  b. 

169.  Fragment  eines  ornamentierten  Pfeilers 

(Taf.  43). 

H.  0,45  m.,  Br.  0,2 1  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 
Ringsum  abgebrochen;  sehr  verwaschen. 

Epheuranke  und  ein  Vogel  in  Flachrelief. 

Gerhard-Platner  S.  50  Nr.  167. 

170.  Fragment  von  der  Vorderseite  eines 
Sarkophagdeckels   (Taf.  43). 

H.  0,20  m.,  L.  0,34  m.     Grobkörniger  bläulicher  Marmor. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten.  Darunter  Hochrelief: 
über  plastisch    ausgeführten  Wellen    ein   jugendlicher    Meer- 

Vatican.  Katalog  I.  27 


4l8  MüSEO  CHURAMONTI  171.  171a.   172. 

kentaur  nach  1.,  im  r.  Arm  ein  Ruder  (Ellenbogen  und  z.  T.  das 
Ruder  fehlen),  den  Kopf  zurückgewendet,  blasend  in  eine  von 
der  L.  erhobene  Muscheltrompete.  Auf  einer  Windung  des 
Schwanzes  ein  Erot  mit  Lyra  und  sehr  grofs  geratenem 
Plektron  sitzend.  Rechts  noch  die  Vorderbeine  eines  anderen 
Kentauren  in  Flachrelief. 
Späte,  schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  50  Nr.  169. 

171.  Fragment  eines  reliefgeschmückten 

Gefäfses   (Taf.  43). 

H.  0,26m,  Br.  0,21  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  verwaschen. 

Flachrelief  auf  leicht  gewölbter  Fläche;  unten  vor- 
springende Bodenleiste;  darüber  r.  der  Unterkörper  einer 
nach  1.  schreitenden,  archaistisch  gebildeten  Göttin  mit 
langem  stabartigen  Attribut;  die  L.  hebt  das  Obergewand ; 
1.  noch  der  1.  Unterschenkel  eines  nach  1.  schreitenden 
Gottes  und  darüber  das  schwalbenschwanzförmige  Ende  des 
Mäntelchens. 

Gerhard-Platner  S.  50  Nr.  168. 

171a.    (ohne  Nummer  zwischen  174B  und  C).  Grabara 

einer  Hündin  Qeia. 

An  der  Vorderseite  die  metrische  Inschrift.  Im  Aetom 
in  Flachrelief  ein  Greif,  der  über  ein  nach  1.  zu  Boden  ge- 
drücktes Reh  herfällt.  Gefunden  um  1820  in  der  ersten  Vigne 
vor  porta  Latina.  Erst  seit  1901  an  seinem  Platz  (daher  ist 
auf  Tafel  43  an  dieser  Stelle  ein  Sarkophagfragment  ab- 
gebildet). 

Kaibel  1647. 

172.  Fragment  eines  Sarkophagdeckels   (Taf.  43). 

H.  0,38  m.,  Br.  0,185  m.     Grobkörniger  grauer  Marmor. 
War  in  zwei  Stücke  zerbrochen. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten.  Darunter  Flachrelief: 
Meerrofs  auf  plastisch  ausgeführten  Wellen  nach  1.  Späte, 
schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  50  Nr.  170. 


MUSKO  CHIARAMONTI  173.  174.   *74A.  B.  4I9 

173.  Relieffragment    (Taf.  43). 

H.  0,25  m.,  Br.  0,39  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste  teilweise  erhalten. 
Dazwischen  Hochrelief:  1.  von  dem  Unterteil  einer  Säule  mit 
spiralförmig  gewundenen  Canelluren  und  Basis  zunächst  eine 
Mauer  mit  angegebenem  Fugenschnitt;  dann  nach  1.  ein  Satyr 
mit  Nebris  (Kopf  fehlt);  im  1.  Arm  ein  Lagobolon;  mit  der  R. 
hilft  er  Silen,  der  von  einem  nach  1.  zusammenknickenden 
Esel  vorn  heruntergleitet;  Mantel  um  den  Unterkörper;  in 
der  erhobenen  R.  eine  kleine  Fackel;  unter  dem  Bauch  des 
Esels  ein  umgestürzter  Fruchtkorb;  1.  oben  die  Spitze  eines 
Thyrsos;  der  Grund  ist  links  von  Weinreben  überzogen. 

Späte,  lebendige  Arbeit.  Auf  dem  Boden  des  Reliefs 
ist  r.  mit  schwarzer  Farbe  986  aufgemalt.  Von  derselben 
Farbe  rühren  zahlreiche  Flecke  her. 

Gerhard-Platner  S.  50  Nr.  171. 

174.  Fragment  eines  ornamentierten  Pfeilers 

(Taf.  43). 

H.  0,44  m.,  Br.  0,2 1  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Rechts    der   Rand    erhalten.     Weinranke    in   Flachrelief. 

Gerhard-Platner  S.  50  Nr.  172. 

174A.  Grabara  einer  Claudia  Itonis  (Taf.  43). 

CIL  VI  15483. 

174B.   Statuette  einer  Muse    (Taf.  43). 

H.  0,86  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  die  Basis.  Es  fehlen  Kopf  mit  Hals,  Hände,  Vorderteile 
der  Füfse;  alle  diese  Teile  waren  besonders  gearbeitet  und  angesetzt. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs  mit  erhobener 
Ferse  zurück  und  zur  Seite  gesetzt;  stoffreicher  Chiton; 
durchscheinendes  Himation  liegt  mit  einem  Teil  auf  der  1. 
Schulter,  ist  dann  mit  breitem  Überschlag  um  die  andere 
Schulter  herumgenommen,  sodafs  der  ganze  dicht  vor  der  r. 
Seite  und  Brust  liegende  Arm  bedeckt  wird,  der  untere  Teil 
sich  straff  um  die  Hüfte  zieht,  und  ist  endlich  über  l.  Schulter 

und  Arm  wieder  zurückgeworfen;  der  1.  Arm  ist  gesenkt. 

27* 


420  MÜ8K0  CHIARAMONTI   I  7  4  C. 

Die  Statuette  ist  eine  mäfsig  ausgeführte  Replik  einer 
sehr  häufig  wiederholten  Figur,  deren  Original  einer  wahr- 
scheinlich von  Philiskos  von  Rhodos  im  2.  Jahrh.  v.  Chr.  ge- 
schaffenen Musengruppe  angehörte.  Dort  hielt  die  L.  eine 
Lyra,  die  hier  mit  der  jetzt  fehlenden  Hand  besonders  ge- 
arbeitet und  angesetzt  war  (vgl.  Cortile  del  Belvedere  Nr.  131). 

Gerhard-Platner  S.  50A;  Amelung  Die  Basis  des  Praxiteles  in 
Mantinea  S.  79. 

174C.  Statuette  des  Asklepios   (Taf.  43). 

H.  0,85  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  r.  Arm  bis  auf  Ansatz  (Ansatzfläche  zur 
Ergänzung  hergerichtet),  Füfse,  Ränder  des  Gewandes,  Basis.  An  der  1. 
Seite  der  Figur  sind  in  die  Gewandfalten  lange  Bahnen  eingekerbt  (wohl 
behufs  einer  geplanten  Ergänzung. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  mit  erhobener 
Ferse  zurück  und  zur  Seite  gesetzt;  Himation  ruht  mit 
einem  Teil  auf  1.  Schulter  und  Arm,  diesen  ganz  bedeckend, 
ist  dann  quer  über  den  Rücken  gelegt,  um  die  r.  Hüfte  wieder 
vorgenommen,  umhüllt  den  ganzen  Unterkörper,  ist  an  der 
Vorderseite  oben  umgeschlagen  und  wird  endlich  von  der 
in  den  Rücken  gelegten  L.  hinter  der  1.  Hüfte  festgehalten; 
der  Umschlag  vorne  ist  an  der  r.  Hüfte  besonders  künstlich 
aufgenommen  —  ein  kleiner  Bausch  ist  unter  dem  horizon- 
talen Wulst  nach  oben  durchgezogen  — ,  wodurch  sich  leb- 
haftere Falten  bilden,  als  sonst  möglich  wäre;  der  r.  Ober- 
arm war  gesenkt;  dem  Attribut  dieser  Seite  mufs  der  Rest 
einer  ziemlich  grofsen  Stütze  an  der  r.  Wade  aufsen  gedient 
haben;  der  Kopf  war  leicht  nach  der  r.  Schulter  ge- 
wendet. 

Nach  Vergleich  mit  anderen  Typen  war  Asklepios  dar 
gestellt;  die  R.  mufs  also  den  Schlangenstab  gehalten  haben. 
Sehr  ähnlich  ist  eine  Relieffigur  im  Louvre  (Salle  du  heros 
comb.  Nr.  551;  Clarac  152,  263)  und  ein  auf  der  Insel  Kos 
befindlicher  Torso  mit  anderem  Standbein  (Photographie  des 
deutschen  archäol.  Instituts  in  Athen:  Kos  18).  Die  Statuette 
geht  auf  ein  Original  der  zweiten  Hälfte  des  4.  Jahrh.  v.  Chr. 
zurück.     Decorative  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  50B. 


MUSEO  CHIARAMONTI  174D.  175.  421 

174D.  Altar  der  Iuno   (Taf.  43). 
Gesetzt  i.  J.  218  n.  Chr. 

CIL  VI  367. 

Abteilung   VIII. 
175.  Statue  des  Dionysos   (Taf.  44). 

H.  1,44  m.     Grofskörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  beide  Seiten  des  Kranzes  mit  Teilen  der  Haare  und  r.  Ohr, 
die  freistehenden  Teile  der  Schulterlocken,  r.  Arm  mit  Gewand  bis  auf 
einen  Teil,  der  an  der  Stütze  anliegt,  1.  Arm  mit  dem  gröfsten  Teil  des 
Gewandbausches,  grofser  Teil  des  r.  Glutaeus,  kleiner  des  1.,  grofse  Partieen 
der  Stütze,  zwei  grofse  Flicken  im  r.  Oberschenkel,  kleinerer  unter  der  r. 
Wade  innen,  2.  und  3.  Zehe  des  r.f  die  4  grösseren,  Ferse  und  Stütze 
des  1.  Fufees,  Basis  bis  auf  ein  Stück  unter  r.  Fufs  und  Stütze.  Ge- 
brochen war  der  Hals  in  der  Mitte,  r.  Bein  mit  Stütze  zweimal  im 
Oberschenkel,  einmal  unter  der  Wade,  1.  Bein  unter  dem  Knie  und  über 
dem  Knöchel. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein  verstärkt  durch  eine 
pfeilerartige  Stütze  hinten;  1.  Fufs  weit  zur  Seite  und  zurück- 
gesetzt mit  erhobener  Ferse;  r.  Arm  gesenkt,  Hand  vorge- 
streckt (mit  Trinkgefafs  erg.);  1.  Arm  erhoben  (Hand  mit 
Weintraube  erg.);  eine  der  Länge  nach  zusammengefaltete 
Chlaina  liegt  mit  einem  Bausch  auf  der  1.  Schulter,  von  wo 
der  eine  Zipfel  nach  hinten  herabhängt;  das  Übrige  über- 
quert den  Rücken  und  ist  um  den  r.  Unterarm  geschlungen; 
der  jugendliche  Kopf  ist  leicht  nach  der  r.  Schulter  gewendet 
und  geneigt;  die  Haare  sind  vorn  gescheitelt,  nach  den  Seiten 
zurückgestrichen  und  hinten  in  einem  Schopf  aufgebunden; 
kurze  Schulterlocken  fallen  hinter  den  Ohren  herab;  Epheu- 
kranz.  Die  L.  müfste  den  Thyrsos,  die  R.  den  Kantharos 
halten. 

Die  ganz  jugendliche  Darstellung  des  Gottes  (kein 
Schamhaar)  und  die  zarten  Formen  verweisen  das  Original 
der  Figur  in  die  zweite  Hälfte  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  Aus- 
führung weich,  aber  ziemlich  leblos. 

Clarac  681,  1595;  Gerhard-Platner  S.  50  Nr.  173. 
Photographie  Moscioni  4040. 


422  MUSEÖ  CHIABAMONTI  175a.  176. 

175a.  Grabara  eines  T.  Mescenius  Olympus 

(Taf.  44). 

An  der  Vorderseite  hängt  an  Widderköpfen  (die  vor- 
springenden Teile  waren  angestückt;  Eisenpflöcke  erhalten) 
zu  beiden  Seiten  der  Inschrifttafel  eine  Lorbeerguirlande  mit 
flatternden  Bändern. 

CIL  vi  22428. 

176.  Statue  einer  Tochter  der  Niobe   (Taf.  44). 

•  H.  1,76  m.     Grobkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  r.  Arm  von  der  Mitte  des  Oberarms  an 
mit  Hand,  1.  Hand,  grofse  Teile  des  Mantels,  einige  Faltenhöhen.  Einige 
Teile  des  Mantels  waren  abgebrochen,  sind  jetzt  mit  Gyps  angeflickt; 
ein  Gypsflicken  auch  am  Chiton  vorn;  stark  bestofsen  und  geflickt  auch 
der  untere  Rand  der  Plinthe. 

Eine  jugendliche  weibliche  Figur  stürmt  mit  vorgesetztem 
1.  Fufs  nach  r.;  der  r.  Fufs  berührt  nur  mit  der  Spitze  den 
Boden;  Sandalen  mit  Doppelsohlen;  hochgegürteter  Chiton, 
auf  den  Oberarmen  mit  je  vier  Knöpfen  genestelt;  als  Gürtel 
dient  eine  Schnur,  die  vorn  in  eine  Schleife  gebunden  ist;  das 
Himation  ist  um  die  r.  Hüfte  genommen  und  ruht  mit  zwei 
Enden  auf  dem  1.  Arm,  während  die  übrigen  Teile  heftig 
zurückflattern;  der  r.  Oberarm  war  seitlich  erhoben  (die  Hand 
wird  einen  Zipfel  des  Himation  gefafst  haben);  der  1.  Ober- 
arm gesenkt,  der  Unterarm  wagerecht  vorgestreckt  (die  Hand 
wird  geöffnet  erhoben  gewesen  sein);  der  Kopf  war  nach 
derselben  Richtung  wie  der  1.  Fufs  gewendet;  im  Nacken 
hat  sich  am  Saum  des  Chiton  ein  Ansatz  des  Haarschopfes 
erhalten.  Auf  der  Vorderseite  der  Plinthe  ist  in  einer  Länge 
von  0,655  m.  ein  Profil  ausgearbeitet:  unter  einer  schmalen 
Randleiste  ein  Rundstab,  dann  eine  Hohlkehle  und  ein  breiter 
glatter  Streifen  (jetzt  fast  ganz  abgestofsen);  r.  und  1.  davon 
glatte  Fläche  in  der  Höhe  des  Streifens  unten;  die  Hohlkehle 
tritt  dagegen  zurück,  Leiste  und  Rundstab  vor.  Die  Plinthe 
fällt  an  den  Seiten  nach  unten  ab,  war  also  bestimmt,  in 
eine  gröfsere  Basis  eingelassen  zu  werden,  doch  jedenfalls 
so,  dafs  das  Profil  vorne  sichtbar  blieb.  Die  Arbeit  vor- 
züglich, wenn  auch  nicht  original  (die  zurückwehenden  Falten 


MUSEO  CHIARAMONTI  176.  423 

des  Chiton  unten  haben  etwas  Steifes;  an  der  1.  Weiche 
sind  einige  Bohrergänge  angebracht,  die  an  dieser  vom 
Himation  beschatteten  Stelle  Falten  markieren  sollen). 

Bei  Fea  a.  unten  a.  O.  findet  sich  nach  Verzeichnung 
der  Figur,  die  als  Ariadne  gedeutet  wird,  folgende  Notiz: 
»nel  casino  Marconi  in  Frascati  vi  e  intera  e  piantata  piü 
espressivamente  sopra  uno  scoglio.«  Von  dieser  angeblichen 
Replik  ist  keine  Spur  mehr  zu  finden;  sie  wäre  wegen  ihrer 
vollständigeren  Erhaltung  und,  weil  die  Figur  über  Felsboden 
eilte,  von  Wichtigkeit;  endlich  wegen  des  Verhältnisses  zu 
einer  anderen  Replik,  bei  der  die  Plinthe  in  der  That  als  Fels 
boden  behandelt  ist,  zu  der  Statue  der  jüngeren  Niobide  in 
Florenz  (Amelung  Führer  Nr.  184).  Diese  unterscheidet 
sich  von  der  vaticanischen  dadurch,  dafs  sie  einen  Ärmel- 
chiton (xeiptStüxi;  xtTC"v)>  von  Schulterbändern  gehalten,  trägt, 
dessen  Stoff  in  unendlich  viel  kleinen  Fältchen  bricht. 
Aber  die  Übereinstimmung  in  den  Hauptlinien  ist  so  grofs, 
dafs  man  beide  ohne  Weiteres  für  Repliken  des  gleichen 
Originales  halten  mufs.  Die  Frage  ist  nun,  ob  wir  uns  die  be- 
treffende Figur  der  originalen  Niobiden-Gruppe  nach  der  rö- 
mischen oder  der  florentiner  Replik  vorzustellen  haben,  denn 
die  eine  oder  die  andere  mufs  eine  Umwandlung  jenes  Originales 
sein.  Von  den  einen  wird  die  vaticanische  Figur  für  das  Original 
selbst  erklärt,  das  man  aus  seinem  Zusammenhang  gerissen  habe 
(Körte,  Klein  s.  unten).  Einige  Gründe  gegen  die  Originalität 
wurden  schon  oben  angeführt;  gegen  die  Möglichkeit  der 
ursprünglichen  Zugehörigkeit  zur  Gruppe  spricht  auch  das 
Profil  der  Plinthe,  wenn  man  nicht  annehmen  will,  dafs  es 
erst  ausgearbeitet  worden  sei,  als  die  Figur  allein  aufgestellt 
wurde.  Wäre  es  ursprünglich,  so  müfste  die  Einlassung  für 
die  Plinthe  in  der  vorauszusetzenden  grofsen  allgemeinen 
Basis  der  Gruppe  vorn  am  Rande  gewesen  sein;  r.  und  1. 
aber  mufste  das  Profil  an  Teilen  der  Basis  oder  einer  andern 
unmittelbar  anstofsenden  Plinthe  rechtwinklig  vorgesprungen 
sein,  da  eine  directe  Fortsetzung  in  derselben  Flucht  wegen 
der  Vertiefung  der  Hohlkehle  unmöglich  ist;  abgesehen  da- 
von aber,  dafs  dies  zu  ganz  undenkbaren  Consequenzen 
führt,  müfste  sich  davon  irgend  eine  Spur  erhalten  haben. 
Es  ist  also   falsch,    zu  behaupten,   dafs    das  Abbrechen  des 


424  MUSEO  CHIARAMONTI  176. 

Profiles  r.  und  1.  »den  Anschlufs  einer  weiteren  Gestalt  deut- 
lich   vorbereitet«    (Klein    s.  u.).       Mit   der    Annahme,    die 
Figur  stamme  aus  der  Originalgruppe,  verträgt  sich,  wie  ge- 
sagt, nur  die  weitere,  das  Profil  sei  erst  bei  ihrer  Isolierung 
zugefügt  worden,  wogegen   in  der  That  nichts   eingewendet 
werden  kann.    Doch  spricht  gegen  die  Originalität  noch  die 
glatte  Oberfläche  der  Basis.     Die  Motive  von  zwei  Brüdern 
der  Gruppe  —  sie    machen    die    gröfste  Anstrengung,    eine 
Felsklippe  zu  erklimmen  —  sind  nur  verständlich,  wenn  ihnen 
diese  Klippen  wie  Stufen  zu  einem    höhergelegenen  Terrain 
dienen  konnten,  wenn  also  der  ganze  Grund,  auf  dem  die 
Gruppe  stand,  als  Felsboden  gebildet  war;  ihre  Anstrengun- 
gen wären  lächerlich  erschienen,  wenn  jene  Klippen  nur  wie 
vereinzelte  Versatzstücke  aus  dem  glatten  Boden    aufgeragt 
hätten,    die    die    Jünglinge    ohne  Weiteres    hätten    umgehen 
können.     So  sind  denn  auch  die  Plinthen  aller  jener  aus  der 
grofsen  Gesamtcopie    der    Gruppe    stammenden    Figuren    in 
Florenz    als  Felsboden  gestaltet,   und    das    kann  nach   dem 
Gesagten  nicht    erst    bei  Gelegenheit  einer  Umbildung   der 
ganzen    Gruppe    in    hellenistischem    Geschmack    geschehen 
sein  (Klein;  s.  darüber  weiter  unten).     Wurde  eine  einzelne 
Figur    der    Gruppe    copiert,    so    fiel     die    Nötigung    einer 
derartigen    Gestaltung    der  Plinthe    natürlich    fort.     Deshalb 
kann    die    Niobide    Chiaramonti    nicht    aus    der    Original- 
gruppe stammen;  sie  könnte  höchstens  eine  Einzelcopie  sein, 
wogegen    dann    in    der   florentiner    Statue    eine   Umbildung 
vorläge;    so    urteilt    Klein    a.  unten  a.  O.,    der   diese  Um- 
bildung   der   hellenistischen    Zeit,    und    Petersen,    der   sie 
dem    römischen  Copisten    der   florentiner    Figur    zuschreibt. 
Klein  dient  als  Grundlage  ein  Vergleich  mit  der  Nike  von 
Samothrake,  die  er  abweichend  von  der  herrschenden  Mei- 
nung   einem    rhodischen    Künstler   des  i.  Jahrh.  v.  Chr.    zu- 
schreibt; seine  Gründe  sind  nicht   überzeugend    (vgl.  Furt- 
wängler    Berlin,  philol.   Wochenschr.    1898    Sp.  307);    den 
rhodischen    Gewandstil    jener    Epoche    lernen    wir    an    der 
Musengruppe  des  Philiskos    (hier  Nr.  174B  u.  245)   und    der 
sog.  Pudicitia  (Braccio  nuovo  Nr.  23)  kennen;  wie  sich  ferner 
der  Gewandstil  der  Nike   von  Samothrake    unter    der  Hand 
eines  geringen  römischen  Copisten  gestaltet,  sehen  wir   an 


MUSEO  CH1ABAMONTI  176.  425 

der  schlechten  Replik  eines  von  Klein  (Praxitelische  Studien 
S.  53)  mit  Recht  in  nächste  Beziehung  zur  Nike  gesetzten 
Artemistypus  im  Casino  Rospigliosi  (Arndt-Amelung  Einzel- 
aufnahmen Nr.  112),  und  das  ist  etwas  absolut  Anderes,  als 
der  Stil  der  florentiner  Figur.  Gegen  Petersen's  Meinung 
spricht  die  Überlegung,  dafs  es  dem  Copisten  einfacher  sein 
mufste,  den  glatten  Stoff  der  Niobe  Chiaramonti  zu  bilden,  als 
den  der  florentiner  mit  all  seinen  kleinen  Fältchen,  und  dafs  der 
Copist  der  florentiner  Gruppe  so  geringwertig  war,  dafs  wir 
ihm  kaum  zutrauen  dürfen,  er  habe  sich  die  Arbeit  unnötig 
erschwert.  Ferner  war  die  Tracht  des  xeiptÖwt^;  ^itwv  *n 
Griechenland  eine  seltene,  in  Rom  —  bis  auf  die  spätesten 
Zeiten  —  eine  ganz  ungewöhnliche;  für  den  Copisten  wird  es 
schwerlich  gelingen,  einen  Grund  dieser  Änderung  ausfindig 
zu  machen,  besonders  da  ihm  die  herabhängenden  Teile  der 
Knöpfarmel  (s.  das  Exemplar  Chiaramonti)  eine  willkommene 
Stütze  des  erhobenen  Armes  boten;  von  dem  Künstler  des 
Originals  aber  wäre  eine  derartige  Auswahl  wohl  zu  verstehen; 
man  bemerkt  an  den  erhaltenen  Figuren  das  Bestreben,  in  allem 
Äufserlichen  —  Haartracht,  Gewandung,  Fufsbekleidung  — 
möglichst  viel  Abwechselung  zu  schaffen;  zudem  wurde  jener 
Chiton,  ursprünglich  eine  barbarische  Tracht,  in  Griechenland 
auch  als  Luxusgewand  getragen  und  deshalb  auf  Dar- 
stellungen häufig  zur  Charakteristik  hervorragender  Persön- 
lichkeiten verwendet;  so  sollte  er  hier  die  Königstochter 
bezeichnen  (Amelung  bei  Pauly - Wissowa  Real-Ency- 
klopädie  III  Sp.  2210). 

Demnach  war  die  Wahl  dieser  Tracht  sinnvoll  berechnet, 
und  sie  ist  schon  deshalb  weit  besser  bei  dem  Künstler  des 
Originales  selbst  als  einem  unbedeutenden  Copisten  ver- 
ständlich. Es  ist  also  wahrscheinlicher,  dafs  in  der  floren- 
tiner Figur  eine  künstlerisch  unzulängliche,  aber  im  Äufser- 
lichen getreue  Copie  des  Originals  in  der  Gruppe  vorliegt, 
in  der  vaticanischen  eine  Umbildung.  Diese  ist  von  Furt- 
wängler  (s.  unten)  für  hellenistisch,  von  Amelung  (s.  unten) 
speciell  für  pergamenisch  erklärt  worden;  gegen  Beide  wendet 
sich  Petersen  a.  unten  a.  O.  mit  guten  Gründen;  es  ist 
ganz  richtig,  dafs  der  Ausführung  die  charakteristischen  per- 
gamenischen  oder  allgemein  hellenistischen  Eigenheiten  fehlen. 


426  MÜ8E0  CHIABAMONTI  176. 

Hingegen  giebt  es  eine  Figur  aus  der  Mitte  des  4.  Jahrh. 
v.  Chr.,  die  zwar  derber  gearbeitet  ist,  aber  in  mehr  als  einer 
Beziehung  mit  der  N.  Ch.  übereinstimmt:  die  Hochrelief-Figur 
einer  lebhaft  ausschreitenden  Frau  von  einer  der  Säulenbasen 
des  ephesischen  Artemistempels  (Brunn-Bruckmann  173). 
Dafs  das  Original  der  N.  Ch.  etwa  in  dieser  Zeit  entstanden  ist, 
wird  durch  die  weitere  Beobachtung  gestützt,  dafs  die  Figur, 
nur  auf  eine  Ansicht  berechnet,  fast  wie  eine  Relieffigur  ge- 
dacht ist.  Dieser  Schlufs  ist  wichtig  für  die  Datierung  der 
Niobiden-Gruppe,  die  nach  den  obigen  Annahmen  kurz  vor- 
her entstanden  sein  müfste.  Für  diese  frühe  Entstehungs- 
zeit spricht  der  Mangel  an  Chiasmus  in  den  lebhaft  be- 
wegten Figuren;  der  Einwurf,  »das  vierte  Jahrhundert  kenne 
noch  keine  Terrainbasen«  (Klein),  ist  bei  der  Lückenhaftig- 
keit unserer  Überlieferung  nicht  stichhaltig;  datierte  man 
diese  Neuerung  bisher  von  der  Tyche  von  Antiochia  des 
Eutychides,  so  wird  man  von  jetzt  an  als  ältestes  Beispiel 
die  Niobiden-Gruppe  nennen  müssen. 

Dafs  die  Umbildung  noch  von  dem  Künstler  der  Gruppe 
selbst  oder  doch  in  seinem  Atelier  vorgenommen  worden  sei, 
ist  weder  zu  beweisen,  noch  zu  widerlegen;  deshalb  kommt 
die  Autorfrage  der  Gruppe  — -  ob  Praxiteles  oder  Skopas 
oder  keiner  von  Beiden    —   hier  zunächst  nicht  in  Betracht. 

Gefunden  bei  Tivoli,  angeblich  in  der  Villa  des  Hadrian; 
kam  dann  durch  Ippolito  d'Este  in  die  später  päpstlichen 
Gärten  auf  dem  Quirinal,  von  dort  auf  ihren  jetzigen  Platz. 

Fea  Nuova  descrizionc  S.  87;  Nibby  II  T.  XVII;  Clarac  578, 
1245;  Penna  Viaggio  pittorico  della  Villa  Adriana  III  Taf.  XXXV;  Ger- 
hard-Platner  S.  50  Nr.  174;  Braun  Ruinen  u.  Museen  Roms  S.  266 
Nr.  25;  Stark  Niobe  S.  265  Taf.  XII:  Lenorniant  Gazette  archeologique 
III  S.  140  nota  2,  S.  171  f.,  pl.  XII;  Murray  A  history  of  Greek  sculpture 
II  S.  314  Taf.  XXVIII;  Friederichs-Wolters  Bausteine  Nr.  1261;  Bau- 
meister  Denkmäler  des  klass.  Altertums  III  S.  1675  Fig.  1745;  Brunn. 
B ruckmann  313;  Overbeck  Geschichte  der  griech.  Plastik  II4  S.  87 f- 
Fig.  164;  Winnefeld  Die  Villa  d.  Hadrian  bei  Tivoli  S.  164;  Furtwängler 
Meisterwerke  S.  645;  Amelung  Führer  S.  127  Abb.  35;  Collignon  Histoire 
de  la  sculpt  grecque  II  S.  537 ff.  Fig.  279;  Klein  Praxiteles  S.  330 ff.; 
Heibig  Nr.  75;  Petersen  Vom  alten  Rom  S.  120 ff.  Fig.  104;  Shebelew 
Niobiden  S.  39. 

Photographie  Alinari  6627(4);  Anderson  1427(3);  Moscioni  2311 
Rocca  803;  2055  (folio). 


MUSEO  CHUBAMONTI  177.  178.  427 

177.  Statue  einer  Muse  oder  Dichterin  (Taf.  44). 

H.  1,21  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  aus  Marmor  Kopf  mit  Hals,  Flicken  im  Mantelwulst  vorn, 
das  untere  kurze  Hörn  der  Leyer,  1.  Fufs,  so  weit  sichtbar,  Rand  der  Basis 
ringsum;  aus  Gyps  vorderer  Teil  des  oberen  Horns  der  Leyer  mit  Spitze 
des  Zeigefingers  der  1.  Hand,  Flicken  am  1.  Knie,  Zipfel  des  Mantels  unter 
der  R.     Stark  geputzt. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs  mit  ganzer 
Sohle  auftretend,  leicht  zur  Seite  gesetzt;  Sandalen;  Chiton; 
Himation  liegt  mit. einem  Teile  auf  1.  Schulter  und  Arm,  um- 
hüllt dann  die  Rückseite,  die  ganze  r.  Seite  mit  dem  Arm; 
dessen  Hand  darunter  bis  in  Brusthöhe  erhoben  ist,  und  ist 
endlich  mit  einem  Teil  um  den.  gesenkten  1.  Unterarm  ge? 
wunden  (der  Copist  hat  hier  augenscheinlich  seine  Vorlage 
nicht  verstanden;  was  er  giebt,  ist  unmöglich);  die  L.  hält 
eine  (jetzt  unvollständige)  Lyra;  der  moderne  Kopf,  dessen 
Haare  auf  dem  Scheitel  verknotet  sind,  ist  nach  der  1.  Schulter 
gewendet;  der  moderne  Basisrand  mit  einer  Hohlkehle  pro- 
filiert, deren  unterer  Rand  vortritt. 

Flaue  Copie  nach  einem  einfachen  Original  des  4.  Jahrh. 
v.  Chr. 

Früherer  Standort  wie  bei  Nr.  14;  vgl.  das  dort  und  bei 
Nr.  16  Gesagte. 

DeCavalleriis  Antiquae  statuae  urbis  Romae  (1585)  I  et  II  Taf.  55; 
Rubeis  Insign.  statuar.  icones  (1645)  I  Taf.  55;  Clarac  523,  1075;  Pcnna 
Viaggio  pittorico  d.  Villa  Adr.  III  T.  XXXI;  Gerhard  -  Platner  S.  5a 
Nr.  175. 

178.  Statuette  des  Apollön  (Taf.  45). 

H.  1,19  m.     Marmor  des  Oberkörpers  grofskörnig  und  bläulich,  des  Unter- 
teils feinkörnig  und  gelblich. 

Ergänzt  Nase,  Arme  bis  auf  Ansätze,  zwei  Flicken  im  Rücken 
(Gyps),  1.  Unterschenkel  mit  Knie,  Spitzen  beider  grofsen  Zehen,  Ast, 
Köcher,  Rand  der  Basis.     Vollständig  überarbeitet. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein  verstärkt  durch  einen 
Stamm,  an  dem  aufsen  ein  Köcher  hängt,  1.  Fufs  mit  voller 
Sohle  auftretend  leicht  zur  Seite  gesetzt;  r.  Arm  gesenkt' 
(erg.  mit  einer  Traube  in  der  Hand);  1.  Unterarm  vorgestreckt 
(Becher  in  der  Hand  erg.);  an  der  1.  Hüfte  Ansatzstelle 
und   Loch   mit   Metallstift   (für    eine   Stütze    des    1.   Armes 


428  MUSBO  CHIARAMONT1  178a.  178b. 

oder  ein  Attribut  der  L.);  Kopf  mit  vorne  gescheitelten, 
über  die  Ohren  zurückgestrichenen,  hinten  in  einem  Schopf 
aufgebundenen  Haaren,  Schulterlocken  und  Lorbeerkranz 
leicht  zur  r.  Schulter  gewendet.  Die  Figur  ist  aus  zwei  nicht 
zueinander  gehörigen  Fragmenten  (Marmor  verschieden)  zu- 
sammengesetzt: a)  dem  Oberkörper  mit  Kopf,  Ansatz  des  r. 
Beins  und  1.  Oberschenkels;  b)  der  Basis  mit  Stamm,  r.  Bein 
und  1.  Fufs.  Beide  Teile  stammen  von  Apollonstatuetten:  an 
a.  ist  der  Kopf  mit  Lorbeer  bekränzt;  an  b.  ist  das  Köcher- 
band z.  T.  antik  und  der  Ansatz  des  Köchers  erhalten.  Der 
Oberkörper  geht  auf  ein  Original  zurück,  das  sich  an  den 
Typus  des  stehenden  Apollon,  wie  ihn  die  peloponnesische 
Kunst  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  geschaffen  hat,  anschliefst  (vgl. 
Braccio  nuovo  Nr.  95  und  hier  Nr.  199  u.  242).  Beide  Teile 
gleich  elend  gearbeitet. 

Gerhard-Platner  S.  50  Nr.  176. 

Darunter: 

178a.  Runder  Altar   (Taf.  45). 

H.  0,56  m.,  Durchm.  ca.  0,46  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Über  runder  Basis,  deren  einfache  Ausladung  mit 
Palmettenornament  in  Flachrelief  verziert  ist,  ein  canellierter 
Schaft;  darüber,  durch  einen  Rand  getrennt,  eine  Hohlkehle, 
dann  eine  hohe  Platte,  oben  in  einen  starken,  capitälartigen 
Wulst,  übergehend;  darüber  nochmals  eine  Platte. 

178b.  Säulenbasis  (Taf.  45). 

H.  0,19  m.,  Durchm.  ca.  0,81  m.    Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Unten  stark  beschädigt. 

Unten  ein  Toms  mit  senkrechten  Wülsten  und  leichter  Ein- 
senkung  oben,  diese  mit  abwärts  liegenden  Akanthusblättern; 
darüber  eine  starke,  schmale  Ausladung  mit  geflochtenem 
Band;  dann  ein  Trochilus  mit  senkrechter  Riefelung,  starke 
Ausladung  mit  einfachen  horizontalen  Randlinien,  niedrigerer 
Trochilus  ebenfalls  mit  senkrechter  Riefelung;  dann  Torus 
mit  bandumwundener  Guirlande  von  Lorbeer,  Epheu  mit 
Früchten  und  anderen  unbestimmbaren  Laubarten.  Sehr  feine 
römische  Arbeit  bester  Zeit. 


MÜSEO  CHIABAMONTI  179.  4^9 

179.  Sarkophag  eines  C.  Iunius  Euhodus 
und  seiner  Gemahlin  Metilia  Acte  (Taf.  45). 

H.  0,795  m.,  L.  2,10  m ,  T.  0,92  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  aus  Gyps  die  obere  1.  Vorderecke   des  Deckels,  Flicken  im 
Rahmen  der  Inschrifttafel  und  im  oberen  Rande  des  Sarkophages. 

An  der  Vorderseite  des  Deckels  r.  und  1.  je  ein 
jugendlicher  Kopf  mit  gedrehten  Locken  und  phrygischer 
Mütze;  in  der  Mitte  die  umrahmte  Inschrifttafel,  gehalten 
von  zwei  schwebenden,  umschauenden  Victorien;  diese  in 
einem  Feld,  das  unten  von  der  durchgehenden  schmalen 
Randleiste,  oben  durch  eine  von  der  Mitte  der  Rückseite  jener 
Köpfe  zu  den  oberen  Ecken  der  Inschrifttafel  schräg  auf- 
steigende, schmale  Leiste  abgeschlossen  wird;  aufserdem 
1.  Tympanon  und  Lagobolon,  r.  Kymbala  und  Doppelflöte; 
über  den  schrägen  Leisten  jederseits  eine  liegende  brennende 
Fackel  (Flamme  nach  aufsen);  oben  abschliefsende  schmale 
Randleiste;  Flachrelief.  Die  dargestellten  Gegenstände  und 
Köpfe  beziehen  sich  alle  auf  den  Cult  der  Magna  Mater, 
deren  Priesterin  nach  der  Inschrift  jene  Metilia  Acte  war. 
Auf  der  Vorderseite  des  Sarkophages  sind  in  Hoch- 
relief zwei  Scenen  aus  dem  Mythus  der  Alcestis  dargestellt: 
In  der  Mitte  auf  einer  Kline  mir  hoher  Lehne  Alcestis;  im 
Hintergrunde  zu  beiden  Seiten  ihres  Kopfes  je  eine  Frau,  r. 
ihr  zusprechend,  1.  klagend  (die  Mutter?);  vor  ihr  r.  ein 
Söhnchen,  weinend,  den  r.  Fufs  auf  eine  Fufsbank  gestellt, 
1.  ein  Töchterchen,  mit  dem  1.  Bein  auf  der  Fufsbank 
knieend ;  von  1.  herzueilend  Admet  mit  Chlamys  und  Schwert, 
Alcestis  die  R.  reichend;  1.  von  ihm  hinten  der  Vater  der 
Alcestis  oder  der  Pädagoge  mit  Stab;  dann  Apoll  mit  Bogen, 
nach  1.  enteilend  (1.  neben  ihm  Dreifufs  mit  Schlange,  nicht 
als  Andeutung  für  das  Local  Delphi  zu  verstehen) ;  dann  drei 
trauernde  Gefährten  des  Admet,  einer  mit  Chlamys  und 
kurzem,  stabartigen  Attribut  (Rolle?  diese  könnte  den  Orakel- 
spruch symbolisieren;  demnach  und  nach  der  Physiognomie 
würde  die  Figur  Admet  darstellen  können,  wogegen  aber 
ihre  Stellung  im  Hintergrund  spricht),  der  mittlere  mit  Chlamys 
und  Schwert,  der  1.  unter  einem  Thorbogen  mit  Chlamys,  Speer 
und  Hund  an  der  Leine  (mit  Porträtkopf;   daher  Robert's   . 


430  MÜSEO  CHIARAMONTI  179» 

Deutung  als  Pförtner  der  Unterwelt  abzuweisen);  r.  von  der 
Mitte  Admet  und  Hercules  einander  über  dem  niedrigen 
höhlenartigen  Eingang  zur  Unterwelt  die  R.  reichend;  in 
dem  Eingang  Cerberus  in  alexandrinischem  Typus  (Löwen-, 
Wolfs-,  Hundskopf);  r.  von  Hercules  das  Schattenbild  der 
Alcestis,  tief  verhüllt,  ähnlich  einem  bekannten  Demeter- 
Typus  (Galleria  lapidaria  Nr.  2);  im  Hintergrund  die  drei 
Parzen,  die  1.  mit  einer  Schriftrolle;  r.  Pluton  nach  1.  thronend, 
die  R.  gewährend  ausgestreckt;  1.  hinter  ihm  Proserpina  mit 
grofser  Fackel,  ihm  zusprechend,  die  L.  auf  seine  r.  Schulter 
legend.  Die  Götter,  Hercules  und  das  Schattenbild  ideal, 
sonst  durchweg  Porträts;  das  des  Admet  beidemal  gleich, 
also  jedenfalls  das  des  Euhodus,  das  der  Alcestis  demnach 
Metilia.  Genaue  Beschreibung  s.  bei  Robert  am  unten  a.  O. 
Die  Nebenseiten  nur  abbozziert;  1.  ein  Meergreif  zu  er- 
kennen. Nach  der  Inschrift  bestellte  Euhodus  den  Sarko- 
phag als  magister  quinquennalis  im  21.  Lustrum  des  Collegiums 
der  ostiensischen  Zimmerleute.  Jenes  Lustrum  fiel  in  das 
erste  Jahrzehnt  der  Regierung  des  Marc  Aurel;  der  Sarko- 
phag ist  demnach  zwischen  161  und  170  n.  Chr.  ausgeführt 
worden.  Damit  stehen  Stil,  technische  Eigenheiten  (Bohrer- 
verwendung; Augensterne  durch  Punkte  angegeben)  und 
Frisuren  im  Einklang.  Sorgfältige  Arbeit.  Gefunden  1826 
in  Ostia  bei  den  scavi  Cardoni. 

Gerhard  Kunstblatt  (1826)  S.  233fr.  ders.  Hyperboreisch-römische 
Studien  I  S.  150fr.;  ders.  Antike  Bildwerke  T.  XXVIII;  ders.  Prodromus 
S.  273;  Guigniaut  Les  religions  de  l'antiquite  IV  S.  279  Tat  228 
Nr.  771—3;  Nibby  III  Taf.  XIII;  Henzen  Bullettino  d.  I.  1849  S.  loiff.; 
Brunn  ebenda  S.  104 f.  =  Kleine  Schriften  I  S.  33 ff.  Abb.  12;  ders. 
Vorlegeblätter  Taf.  5;  Braun  Ruinen  und  Museen  Roms  S.  268  Nr.  26; 
Petersen  Archäol.  Zeitung  1863  S.  105fr.  Taf.  CLXXIX3;  Urlichs  Glyp- 
tothek S;  98;  Ribbeck  Die  röm.  Tragödie  S.  552f.;  Roulez  Gazette  archeo- 
logique  1875  S*  106 ff.;  Dissel  Der  Mythos  von  Adm.  u.  Alk.  (Programm 
des  Gymnasiums  zu  Brandenburg  1882)  S.  nf.  A;  Robert  Westdeutsche 
Zeitschr.  für  Geschichte  und  Kunst  1885  S.  281;  ders.  Archaol.  Märchen 
S.  177;  CIL  XIV  371;  Overbeck  Griech.  Kunstmythologie  III  5  S.  296 
Nr.  I  Taf.  XXII  20;  Michaelis  Röm.  Mitteil.  1893  S.  175,  F;  Heibig 
Nr.  76;  Robert  Die  antiken  Sarkophagreliefs  III  S.  3t  ff.  Taf.  VII  Nr.  26; 
Alt  mann  Architektur  u.  Ornamentik  der  ant.  Sarkophage  S.  98  u.  103  f. 
Fig.  32. 

Photographie  Anderson  1441. 


MUSEO  CHIARAMONTI  179a.  180.  43t 

179a.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  45). 

H.  0,37  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  aus  Gyps  Nase,  r.  Auge  mit  Braue,  Teil  des  1.  Ohrs,  Teil 
des  Haarzopfes,  Rand  des  unteren  Halsabschnitts. 

Kopf  einer  jungen  Frau  mit  edlen,  regelmäfsigen,  etwas 
starren  Zügen  gradeaus  gerichtet;  die  Haare  bilden  um  die 
Stirn  ein  Diadem  von  drei  Lagen  grofser  gewundener  Locken; 
am  Hinterkopf  sind  die  Haare  straff  zurückgekämmt  und 
hinten  in  einen  Zopf  geflochten,  der  zu  einem  länglichen 
herabhängenden  Nest  aufgesteckt  ist.  Gute  Arbeit  aus  tra- 
janischer  Zeit. 

Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II  2  S.  65. 

180.  Grofser  ovaler  Sarkophag  mit  Hochreliefs. 

(Taf.  45). 

H.  1,00  m.,  L.  2,18  m  ,  T.  1,30  m.     Grofskörniger  weifser  Marmor, 
Die  Ränder  mehrfach  beschädigt    Sonstige  Verletzungen  s.  im  Text« 

Die  Beschreibung  beginnt  auf  der  1.  Seite.  Ganz  L  eine 
oben  spitz  zulaufende  und  vorgekrümmte  Hütte  (vgl.  Nr.  127). 
Unter  ihrem  Eingang  steht  ein  Knabe  in  Exomis  nach  r., 
mit  beiden  Händen  einen  hohen  Korb  mit  Früchten  haltend. 
R.  von  ihm  kniet  ein  bärtiger  Alter  mit  kahlem  Scheitel  in 
Exomis  mit  dem  1.  Knie  auf  dem  Rücken  eines  Widders 
(Schnauze  beschädigt)  und  stöfst  ihm  mit  der  R.  ein  breites 
Messer  in  die  r.  Seite  des  Halses.  Über  ihm,  r.  von  der  Hütte 
ein  Pinienbaum,  an  dessen  Ast  ein  flacher  Korb  hängt  Hinter 
und  über  dem  Widder  eine  stehende  Frau  mit  doppelt  ge- 
gürtetem Chiton,  der  von  der  r.  Schulter  gleitet,  von  vorn 
gesehen,  das  Gesicht  dem  Alten  zuwendend,  mit  den  Händen 
einen  Teller  mit  Traube,  Pinienzapfen  und  zwei  Äpfeln 
haltend.  Der  Widder  kniet  mit  den  Vorderbeinen  auf  einem 
Felsabsatz,  an  dem  weiter  r.  eine  brennende  Fackel  lehnt. 
Darüber  erhebt  sich  der  Fels  und  trägt  einen  oben  und 
unten  profilierten  Altar  mit  brennender  Flamme«  Darüber 
eine  hohe  Cypresse.  R.  von  ihr  auf  Felsen  über  der  Flamme 
ein  Sacellum  mit  vier  Säulen  (die  beiden  r.  beschädigt;  hier 
ist  mit  roter  Farbe  5268  aufgemalt)  und  Giebel;  in  diesem 
ein  Kranz    aus   länglichen  Blättern  mit  Schleifen.     In    dem 


432  MUSEO  CHIABAMONTI  180. 

Sacellum  die  Figur  eines  bärtigen  Gottes  in  Chiton  und 
Himation  über  der  1.  Schulter;  r.  Standbein;  die  L.  ge- 
senkt, die  R.  mit  einer  nur  halb  erhaltenen  Patera  vor- 
gestreckt; Kopf  nach  der  r.  Schulter  gewendet;  Haar  hinten 
in  einem  Schopf  aufgebunden.  Man  vergleiche  zu  diesem 
Bilde  eines  ländlichen  Opfers  die  analoge  Darstellung  auf 
einem  Kindersarkophag  im  Lateran  (Benndorf- Schöne  Die 
ant  Bildw.  im  1.  M.  S.  78  unten).  Der  Felsboden  zieht  sich  r. 
schräg  in  die  Höhe  bis  zu  dem  1.  Löwenkopf.  Auf  den  Felsen 
sitzt  nach  1.  ein  nackter  bekränzter  Mann,  die  L.  auf  den  Felsen 
stützend,  die  R.  auf  den  r.  Oberschenkel  legend,  über  die 
r.  Schulter  umblickend  zu  einer  ebenfalls  nach  1.  sitzenden 
Frau  in  gegürtetem  Chiton,  der  die  1.  Schulter  freiläfst;  sie 
legt  die  1.  Hand  auf  die  r.  Schulter  des  Mannes  (1.  Arm  und 
Kopf  sehr  beschädigt).     R.  von  ihr  noch  ein  kleiner  Baum. 

Darunter  und  r.  von  dem  Altar  lagert  eine  grofse  bärtige 
Gestalt  nach  1.  in  langem  Ärmelchiton  (xetpi8o>xö;  xiT<"v)»  breitem, 
vorne  mit  einer  Maske  verzierten  Gürtel,  Himation  um  Unter- 
körper und  1.  Schulter  geschlungen  und  mit  langen,  hinten  aufge- 
bundenen Haaren;  er  hat  das  r.  Bein  über  das  1.  gelegt,  stützt 
sich  auf  den  1.  Ellenbogen,  hält  im  1.  Arm  einen  Thyrsos,  von 
dem  nur  das  unterste  Ende,  die  Mitte  und  ein  flatterndes 
Band  erhalten  ist;  mit  der  R.  erhebt  er  eine  Traube;  der 
Kopf  nach  der  1.  Schulter  gewendet  (beide  Hände  und  Gesicht 
beschädigt).  Über  dem  r.  Oberschenkel  der  Oberkörper 
eines  Knaben  nach  r.  gewandt  (r.  Arm  abgebrochen;  Gesicht 
beschädigt);  ein  Fell  um  1.  Schulter  und  Arm;  die  L.  (wie 
einst  auch  die  R.)  nach  der  Traube  ausgestreckt.  Auf  dem 
Boden  unter  dem  Bärtigen  eine  nach  1.  kriechende  Eidechse 
und  eine  nach  r.  gelagerte  Ziege  (Vorderkopf  abgebrochen; 
hinten  beschädigt);  an  ihrem  Körper  vorn  das  Unterteil  des 
Thyrsus.  Unter  ihrem  Vorderteil  Weinblatt  und  Trauben.  R.  da- 
von ein  Korb  mit  gelüftetem  Deckel,  unter  dem  eine  Schlange  zu 
den  Trauben  herankriecht.  R.  von  der  1.  Schulter  des  Bärtigen  in 
Flachrelief  ein  Knabe  von  vorn  sichtbar,  im  1.  Arm  Fell  und  La- 
gobolon,  mit  der  R.  eine  Syrinx  zum  Munde  führend. 

Darüber  ein  grofser,  weit  vorspringender  Löwenkopf  mit 
offenem  Rachen  (Vorderteil  des  Unterkiefers  abgebrochen), 
den  Hals  mit  Epheu  umschlungen. 


MÜSEO  CHIABAMONTI  180.  433 

Über  dem  Korb  mit  Schlange  bis  an  die  Kniee  sichtbar 
ein  nackter  Knabe  (Gesicht  abgeschlagen;  r.  Schulter  und 
Arm  beschädigt),  der  sich  nach  r.  zu  Trauben  herabbeugt, 
die  in  einer  grofsen  ovalen  Wanne  liegen,  die  weiter  r.  ganz 
unten  am  Boden  steht  (vgl.  Altmann  Architektur  u.  Ornamentik 
d.  ant.  Sarkophage  S.  46ff.).  Ihre  Vorderseite  ist  mit  Akanthus- 
Ranken  verziert;  in  der  Mitte  ein  Löwenkopf,  aus  dem  der 
Most  in  ein  Dolium  fliefst,  das  ganz  unten  angegeben  ist. 
Oben  sind  zwei  Satyrn  und  ein  Pan  beschäftigt,  die  Trauben 
zu  treten;  der  am  meisten  1.  ist  kenntlich  am  Schwänzchen; 
nach  r.  gewendet;  Schurz  um  die  Lenden  (Kopf,  Unterarme, 
Hände,  r.  Bein  abgeschlagen;  r.  Bein  war  erhoben;  Ansatz 
für  den  r.  Fufs  auf  den  Trauben,  Stütze  für  das  Knie  im 
Grunde);  der  mittlere  ist  nach  1.  gewendet;  Schurz  um  die 
Lenden;  Schwänzchen  nicht  angegeben  (Kopf  beschädigt,  r. 
Unterarm,  1.  Arm,  Hände,  1.  Bein  von  der  Mitte  des  Ober- 
schenkels an  abgebrochen;  1.  Bein  war  erhoben;  Ansatz  für 
den  Fufs  auf  den  Trauben,  Stütze  für  das  Knie  im  Grunde; 
über  dieser  noch  eine,  wohl  für  die  hier  vereinigten  Hände 
der  beiden  Satyrn;  endlich  am  Felsboden  darüber  gröfserer 
Ansatz,  wohl  für  die  R.  des  1.  und  die  L.  des  r.,  die  beide 
erhoben  waren);  r.  ein  ithyphallischer  Pan,  stark  nach  r.  aus- 
schreitend, umblickend;  Fell  über  der  1.  Schulter  (Oberkopf, 
Gesicht  und  1.  Oberschenkel  beschädigt;  r.  Arm  und  1.  Hand 
abgebrochen). 

Hinter  und  über  dem  1.  Satyr  ragt  eine  bärtige  ithy 
phallische  Herme  auf;  dahinter  und  darüber  ein  Pinienbaum. 
Über  den  Köpfen  der  Kelternden  horizontaler  Felsboden. 
Darauf  lagert  nach  1.  eine  jugendliche  männliche  Gestalt,  das 
Himation  um  1.  Bein,  1.  Schulter  und  Arm  geschlungen,  die 
Füfse  gekreuzt;  sie  lehnt  auf  dem  1.  Ellenbogen;  die  L.  (sehr 
beschädigt)  hält  einen  Napf;  der  Kopf  (sehr  beschädigt)  mit 
langem  Haar  wendet  sich  nach  der  1.  Schulter;  r.  Arm  war 
erhoben  (abgebrochen);  d.  R.  ruhte  wohl  auf  dem  Haupte. 
Über  dem  r.  Oberschenkel  der  Oberkörper  einer  Frau  in  Chiton 
und  Himation,  den  Körper  nach  1.,  den  Kopf  (sehr  beschädigt) 
nach  r.  gewendet;  sie  hält  mit  ihrer  L.  einen  flachen,  rund- 
lichen, sehr  zerstörten  Gegenstand  (Tympanon?).  R.  von 
dem  Jüngling  sitzt  nach  r.  eine  weibliche  Gestalt  mit  hoch- 

Vatlcan.  Katalog  I.  28 


434  MUSEO  CHIARAMONTI  180. 

gegürtetem  Chiton,  der  von  der  r.  Schulter  gleitet,  das  Hi- 
mation  um  Unterkörper  und  1.  Schulter  geschlungen,  San- 
dalen an  den  Füfsen  (r.  Schulter,  1.  Hand,  r.  Fufs  beschädigt, 
r.  Hand  abgebrochen);  sie  wendet  den  Kopf  zu  dem  Jüngling; 
die  R.  ist  vor  die  Brust  erhoben,  die  L.  ruht  auf  dem  1.  Ober- 
schenkel; ihr  r.  Fufs  berührt  den  Rücken  eines  Panthers  (Kopf 
und  Nacken  beschädigt),  der  sich  nach  1.  an  einer  Vase  mit 
Früchten  aufrichtet  und  von  diesen  frifst;  sein  Leib  ist  mehr- 
fach mit  Epheu  umwunden.  L.  von  der  Vase  vor  der  Wanne 
ruht  eine  Ziege  nach  r.  (Kopf  beschädigt).  R.  über  dem 
Panther  auf  einer  Basis  mit  Rand  oben  ein  Korb  (Unterteil 
beschädigt),  unter  dessen  gelüftetem  Deckel  eine  Schlange 
hervorkriecht.  Vor  ihr  weicht  ein  im  Grunde  in  Flachrelief 
gebildeter,  von  vorn  gesehener  Knabe  mit  erhobenen  Händen 
zurück. 

Darüber  der   zweite,    dem   andern   im    Gegensinne   ent- 
sprechende Löwenkopf  (Schnauze  beschädigt). 

R.  davon  ein  Satyr  nach  r.  stehend;  Fell  über  der  1. 
Schulter;  er  blies  die  Doppelflöten,  wie  man  an  den  aufge- 
blasenen Backen,  der  Haltung  der  Arme  und  einem  Ansatz 
am  1.  Unterarm  erkennt  (r.  Unterarm  mit  Hand  und  Flöten 
abgebrochen;  Gesicht,  r.  Oberarm  und  1.  Hand  beschädigt). 
R.  davon  auf  schräg  in  die  Höhe  ziehendem  Felsboden  ein 
nach  r.  gelagerter  Widder  mit  rückgewandtem  Kopf  (Schnauze 
abgebrochen);  darüber  der  Kopf  eines  andern  Widders  (be- 
schädigt); er  scheint  aus  einer  Quelle  zu  trinken,  die  aus 
einer  oben  auf  einem  Felsvorsprung  ruhenden  Urne  strömt; 
sie  wurde  ursprünglich  gehalten  von  der  darunter  auf  Felsen 
nach  1.  lagernden  Quellgöttin  (r.  Unterarm,  Hände,  gröfster 
Teil  des  von  der  L.  gehaltenen  Attributes  abgebrochen;  Ge- 
sicht und  r.  Fufs  beschädigt);  sie  stützt  sich  auf  den  1.  Ellen- 
bogen, wendet  den  Kopf  zur  1.  Schulter,  hat  die  Füfse  ge- 
kreuzt; im  1.  Arm  hielt  sie  einen  SchilfstengeL  von  dem  noch 
ein  Blatt  und  ein  Ansatz  im  Grunde  erhalten  sind;  r.  Arm 
zur  Urne  erhoben;  Himation  umhüllt  Unterkörper  und  1. 
Schulter.  R.  von  ihr  auf  Felsboden  zwei  Rinder  von  dem  Laub 
eines  Baumes  fressend,  das  1.  nach  r.  stehend  (Unterteile  der 
Hinterbeine  abgebrochen;  Kopf  und  Hinterteil  beschädigt),  das 
r.  gelagert. 


MU3E0  CHIARAMONTI  l8l.  435 

Unter  diesen  Figuren  und  dem  ansteigenden  Felsboden 
eine  grofse  weibliche,  nach  1.  lagernde  Gestalt,  bekränzt,  in 
hochgegürtetem  Chiton,  der  die  r.  Brust  freiläfst,  das  Himation 
um  Unterkörper  und  1.  Schulter  geschlungen  (Gesicht  und  1. 
Fufs  beschädigt);  sie  stützt  sich  auf  den  1.  Ellenbogen,  hält 
mit  der  L.  einen  gefüllten  Napf  mit  Fufs  und  geriefeltem 
Hals;  die  R.  ruht  im  Schofs  mit  einer  kleinen  Guirlande;  das 
Gesicht  nach  der  1.  Schulter  geneigt  und  gewendet.  Über  dem 
r.  Oberschenkel  das  Oberteil  eines  Schafes  nach  r.  R.  von 
der  Frau  ein  Kind  (nur  der  Oberkörper  sichtbar;  Gesicht 
und  1.  Hand  sehr  beschädigt)  an  einer  Urne  beschäftigt,  die 
auf  Felsen  liegt  und  aus  der  Wasser  strömt,  das  unter  der 
gelagerten  Frau  entlang  fliefst.    R.  davon  grofser  Pinienbaum. 

Weiter  eine  Hütte  wie  auf  der  andern  Seite,  nach  r.  ge- 
wandt; davor  unten  eine  Ziege  nach  1.  gelagert  mit  rückge- 
wandtem Kopf;  r.  davon  ein  Apfelbaum;  dann  ein  grofser 
Satyr  nach  oben  1.  auf  erhobenen  Zehen  airocxoTCucov,  ein 
Lagobolon  im  1.  Arm. 

Die  Rückseite  unbearbeitet. 

Klar  ist  die  Bedeutung  der  ersten  Scene,  des  ländlichen 
Opfers;  dann  die  der  Kelterscene  und  darüber  Dionysos, 
Ariadne  und  eine  Mänade;  ohne  besondere  Bedeutung  sind 
die  ländlichen  Sujets  der  r.  Seite.  Zweifelhaft  ist  nur,  welche 
Namen  man  dem  lagernden  Bärtigen  und  der  gelagerten  Frau 
geben  soll.  Wahrscheinlich  aber  ist  in  ihnen,  entsprechend 
dem  vorne  dargestellten  griechischen  Götterpaar,  das  italische, 
Liber  und  Libera,  gemeint.  Liber  ist  jedenfalls  auch  in  der 
Figur  des  kleinen  Sacellum  dargestellt. 

Die  Ausführung  stammt  aus  später  Zeit;  sie  ist  technisch 
sehr  geschickt,  aber  unlebendig.  Der  Sarkophag  ist  aus  den 
Gärten  des  Quirinal  in  den  Vatican  gelangt. 

Fea  Nuova  descrizione  S.  91;  Gerhard-Platner  S.  51  Nr.  178; 
C.  L.  Visconti  Descrizione  dei  Musei  Vaticani  (1870)  Nr.  180. 

181.   Hekataion  (Taf.   45). 

H.  1,10  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  aus  Gyps  die  Köpfe  und  Hälse,  aus  Holz  die  Strahlen,  aus 
Marmor  die  Armansätze  bis  auf  den  1.  der  Figur  mit  den  Strahlen,  die  dar- 

28' 


436  MÜSEO  CHIABAMONTI  I$2. 

unter  vorragenden  Balkenköpfe  mit    den  angrenzenden   Teilen    der  Falten, 
Unterteil  der  Gewandung,  Füfce,  Basis.     Vollständig  überarbeitet. 

Hekataion  des  hellenistischen,  nicht  archaisierenden 
Typus;  die  drei  Figuren  tragen  doppelt  gegürteten,  ge- 
schlossenen Peplos,  bei  dem  der  durch  die  erste  Gürtung 
entstandene  Bausch  ein  wenig  unter  dem  Apoptygma  vor- 
schaut. Der  Ergänzer  hat  den  Füfsen  Sandalen  gegeben, 
statt  der  Arme  sinnlose  Balkenenden,  wie  bei  Hermen,  an- 
gefügt, von  den  Köpfen  einen  mit  phrygischer  Mütze  und 
Strahlen,  einen  mit  Mondsichel  und  Lotosblüte,  einen  mit 
Lorbeerkranz  versehen,  dies  in  Anlehnung  an  sonstige 
Hekataia  (vgl.  Heibig  Nr.  639). 

Rohe  Arbeit  später  Zeit. 

Clarac   563,    1201;    Gerhard-Platner  S.  51    Nr.  179;    Petersen 
ArchäoL-epigr.  Mittheil,  aus  Österreich  1881  S.  68  Nr.  f. 
Photographie  Moscioni  769;  3069  (Oberteil). 

182.    Vierseitige  Ära  (Taf.  45). 

H.  0,61  m.,  Br.  0,69  m.t  T.  0,52  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  an  der  Vorderseite:  aus  Marmor  der  obere  profilierte  Rand 
mit  langem  Streifen  des  Reliefgrundes  bis  auf  die  1.  obere  Ecke,  ganze 
r.  Kante  in  zwei  Stücken  mit  Gewand  der  Mänade,  r.  und  1.  Ecke  des 
unteren  Profils;  aus  Gyps  Teil  des  unteren  Profils  unter  der  Perlenschnur, 
untere  Hälfte  der  1.  Kante  mit  1.  Hand  und  halbem  1.  Unterarm  der  Mänade, 
fast  ihrem  ganzen  r.  Bein,  Leib,  r.  Unterarm  und  Untergesicht  nebst  an- 
grenzenden Gewandteilen  und  dem  über  dem  Untergesicht  liegenden  Grund, 
r.  Handgelenk,  Pinienapfel  des  Thyrsus ;  an  der  Mittelfigur  r.  Arm  mit  Teil 
der  Hand,  Stück  des  r.  Unterschenkels,  des  Gewandes  auf  der  1.  Schulter, 
des  1.  Unterarms  und  Scepters  über  der  Hand  (Gesicht  des  Eros  ab- 
geschlagen); an  der  r.  Mänade  Stück  am  Hinterkopf  und  r.  Unterarm, 
I.  Arm  mit  Böckchen  und  Stück  des  Mantels  darunter,  Stück  des  Apoptygma 
unter  der  r.  Brust,  r.  Wade. 

R.  Nebenseite:  aus  Marmor  der  obere  profilierte  Rand  mit  Streifen  des 
Grundes,  beide  obere  Ecken,  r.  Kante  mit  Oberteil  des  Thyrsus,  1.  Kante 
mit  Gewandzipfel  und  1.  Bein  der  1.  Mänade  (Fufs  ant.),  1.  Ecke  des  unteren 
Randes  (die  r.  abgeschlagen).     Sprung  im  Kopf  der  r.  Mänade. 

L.  Nebenseite :  aus  Marmor  1.  obere  Ecke  mit  Teil  der  1.  Kante,  r.  Ecke 
der  obersten  Platte;  aus  Gyps  der  gröfsere  untere  Teil  der  1.  Kante,  Unter- 
körper der  1.  Mänade  mit  1.  Unterarm,  ausgenommen  r.  Unterschenkel  mit  an- 
grenzenden Gewandfalten,  Zehen  des  r.  Fufses,  Stück  des  Grundes  mit  Oberteil 
des  Thyrsus,  Stück  Grund  unter  dem  r.  Unterarm  mit  Unterteil  des  Thyrsus; 
an  der  r.  Mänade  der  ganze  Teil  des  Mantels  1.  von  der  Figur,    Beine  jnit 


MU8E0  CHIARAMONTI  182.  437 

Mantel  und  Unterteil  der  r.  Kante,  der  ganze  untere  Rand.  Mit  Gyps  ver- 
schmiert ein  Bruch,  der  das  Stück  über  der  1.  Mänade  von  dem  darunter 
liegenden  trennt. 

Rückseite:  aus  Marmor  Alles  von  oben  bis  zu  den  Hüften  der  1.  und 
mittleren  Mänade  und  bis  zum  Kopf  der  r. ;  aus  Gyps  Oberkörper  der 
mittleren  Mänade  mit  1.  Oberarm  und  Gewand,  die  ganze  r.  Mänade  bis 
auf  Kopf  und  ein  Stück  Gewand  unten  1.,  r.  Seite  des  unteren  ProfUes. 
Das  Erhaltene  sehr  verwaschen. 

Über  einem  umgekehrten  lesbischen  Kyma  mit  Astragal 
ein  Würfel  (h.  0,43  m.,  br.  0,60  m.),  bekrönt  von  einem  nach 
Art  des  dorischen  Pilastercapitäls  gebildeten  Rande.  An  den 
Seiten  des  Würfels  Flachreliefs:  in  der  Mitte  der  Vorderseite 
eine  weibliche  Gestalt  nach  r.  mit  vorangesetztem  1.  Fufs 
schreitend,  bekleidet  mit  gegürtetem  Chiton;  ein  Mantel  ist 
über  die  1.  Schulter  gelegt;  sein  andrer  Zipfel  müfste  nach 
weiteren  Repliken  um  den  r.  Unterarm  geschlungen  sein;  die 
R.  hält  vor  der  r.  Brust  eine  Blume,  die  vorgestreckte  L.  fafst 
ein  Scepter;  die  Haare,  einfach  zurückgestrichen,  fallen  auf 
Nacken  und  Schultern  in  gedrehten  Locken  herab;  über  der 
r.  Schulter  flattert  ein  Erot,  mit  den  Händen  den  Kopf  der 
Gestalt  berührend  (Haus er  s.  unten,  Typus  8).  Rechts  der 
bekannte  Typus  der  nach  1.  tanzenden  Mänade  mit  Messer 
in  der  erhobenen  R.  und  Hinterteil  eines  Rehes  in  der  rück- 
wärts gesenkten  L.  (Hauser  25).  Links  Typus  der  nach 
r.  tanzenden  Mänade  mit  erhobenem  Antlitz,  Thyrsus  in  der 
vorgestreckten  R.  (Hauser  32);  in  den  Haaren  ein  Epheu- 
kranz;  die  gesenkte  L.  hält  der  Ergänzung  zufolge  das 
Gewand,  nicht  wie  sonst  das  Vorderteil  eines  Rehbocks. 

R.  Nebenseite:  Links  Typus  der  nach  1.  tanzenden 
Mänade,  ein  Rehzicklein  mit  der  L.  schulternd,  ein  Messer  in 
der  rückwärts  ausgestreckten  R.  (Haus er  30);  die  Haare  hier 
zurückgestrichen  und  am  Hinterkopf  von  einem  Band  zu- 
sammengefafst,  dann  frei  herabhängend;  die  von  der  r.  Schulter 
nach  r.  flatternde  Nebris  fehlt  hier.  Rechts  Typus  der  nach 
1.  tanzenden  Mänade,  die  in  der  vorgestreckten  L.  das 
Vorderteil  eines  Rehzickleins,  mit  der  rückwärts  erhobenen 
R.  den  Thyrsus  hält  (Hauser  28);  die  L.  hier  weiter  als 
sonst  vom  Körper  entfernt;    die  Haare  wie  bei  der  vorigen. 

L.  Nebenseite:  Links  Typus  einer  nach  r.  tanzenden 
Mänade  mit  Thyrsus  in  der  vorgestreckten  R.  und  rückwärts 


438  MUSE0  CHI ARAMONTI  1 8  2 . 

gesenkter  L.  (Hauser  32);  hier  der  r.  Fufs  vorangestellt; 
die  L.  (vielleicht  falsch  ergänzt)  fafst  das  Gewand,  nicht  wie 
sonst  das  Vorderteil  eines  Rehbocks;  Nebris  auf  der  r. 
Schulter;  der  Hinterkopf  von  einer  Haube  bedeckt,  aus  der 
oben  Blätter  und  Früchte  hervorragen;  die  hinten  lose  wehenden 
Haare  von  einem  Ring  umschlossen  (vgl.  die  auf  denselben 
Typus  zurückgehende  1.  Mänade  der  Vorderseite).  Rechts 
Typus  der  nach  r.  tanzenden  Mänade  mit  Tympanon  in  der 
vorgestreckten  L.  und  rückwärts  erhobener  R.  (Haus er  27). 

Rückseite:  Links  nach  1.  tanzende  Mänade  mit  ge- 
gürtetem Peplos,  der  die  1.  Schulter  freiläfst  (ergänzt),  Mäntel- 
chen umgeschlungen  (zu  erschliefsen  aus  dem  1.  erhaltenen 
Zipfel);  den  r.  Fufs  vorangesetzt;  die  1.  Schulter  vorgenommen; 
in  der  vorwärts  gesenkten  L.  ein  kleines  Tympanon  am 
Handgriff,  mit  der  rückwärts  erhobenen  R.  den  Thyrsus 
haltend  (von  Hauser  mit  Typ.  28  zusammengestellt,  aber 
sehr  verschieden  von  ihm).  In  der  Mitte  Typus  der  nach  1. 
tanzenden  Mänade  mit  gesenktem  Antlitz,  den  Thyrsus  in 
der  vorgestreckten  R.,  mit  der  rückwärts  gesenkten  L.  den 
Mantel  fassend  (Hauser  26).  Rechts  Typus  der  nach  r. 
tanzenden  Mänade  mit  erhobenem  Antlitz,  in  der  vorwärts 
gesenkten  L.  einen  Epheukranz,  mit  der  rückwärts  gesenkten 
R.  den  Mantel  fassend  (Hauser  31). 

Die  Ära  ist  ein  gutes  Beispiel  neu-attischer  Kunst,  so- 
wohl wegen  ihrer  zierlichen,  aber  flauen  Arbeit,  als  in  Be- 
zug auf  die  Zusammenstellung  und  geschickte  decorative  Ver- 
wendung älterer  Typen.  Die  Mittelfigur  der  Vorderseite,  die  in 
ihrer  Ruhe  und  Strenge  einen  glücklichen  Contrast  gegen 
die  stürmische  Unruhe  der  Mänaden  bildet,  ist  ihrer  Er- 
findung nach  archaisch;  sie  kehrt  auf  dem  korinthischen 
Puteal  als  Hebe  wieder.  Man  hat  sie  wegen  des  Eros  Aphro- 
dite genannt;  doch  könnte  die  Figur  auch  Ariadne  als  Braut 
darstellen  —  eine  Braut  ist  ja  auch  die  Hebe  jenes  Puteais  — ; 
sie  wird  von  Eros  geschmückt  und  von  Mänaden  umtanzt; 
man  müfste  dann  allerdings  annehmen,  dafs  diese  Ära  einst 
ein  Gegenstück  gehabt  habe,  auf  dem  der  Bräutigam  Dionysos 
umschwärmt  von  Satyrn  und  Panen  dargestellt  war.  Die 
Figuren    der   Mänaden   gehen   auf  ein    gröfseres  Reliefwerk 


MÜ6E0  CHIARAMONTI  183.  184.  439 

zurück,  das  in  der  Mitte  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  entstanden  ist, 
doch  sind  die  Typen  nicht  immer  gewissenhaft  nachgebildet. 
Gefunden  1792  in  den  von  dem  schottischen  Maler 
Hamilton  an  Stelle  des  alten  Gabii  (Tenuta  di  Pantan  de' 
Griffi)  unternommenen  Ausgrabungen;  von  diesem  an  Pacetti 
geschenkt,  der  sie  dem  Vatican  verkaufte. 

Pistolesi  T.  XXXIX;  Visconti-Guattani  T.  XXXVI— XXXIX; 
Gerhard-Platner  S.  51  Nr.  180;  Gerhard  Gesammelte  akad.  Abhandl. 
T.  XXX  1  (Aphrodite  mit  Eros);  Hauser  Neuattische  Reliefs  S.  10  Nr.  4; 
Winter  50.  Berliner  Winckelmannsprogramm  S.  ioiff. 

Photographie  Moscioni  3045  (Vorderseite). 

Abteilung  IX. 
183.  Relieffragment  (Taf.  46). 

H.  und  Br.  0,46  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben  und  r.  eine  wenig  beschädigte  schmale  Randleiste 
erhalten,  an  deren  innerer  Seite  eine  Einbuchtung  entlangläuft, 
gegen  den  Reliefgrund  durch  einen  niedrigen  Absatz  abge- 
grenzt.    Das  Hochrelief  greift  auf  den  Rand  über.    Erhalten: 

rechts  Hermes  von  vorn  gesehen  (Nase,  r.  Unterarm,  FUfse  fehlen); 

r.  Standbein;  Chlamys;  Kerykeicn  im  gesenkten  1.  Arm;  Kopf- 
flügel; auf  der  nach  1.  ausgestreckten  R.  sitzt  das  Dionysos- 
knäbchen,  Hermes  zugewendet  und  die  Hände  nach  ihm  aus- 
streckend  (r.  Unterarm  mit  Hand  fehlt;  Ansatz  der  R.  am  1.  Ellenbogen), 

den  Köpf  nach  1.  umwendend,  nach  einer  Figur,  von  der  sich 
unter  dem  Knäbchen  nur  die  nach  r.  ausgestreckte  L.  er- 
halten hat;  sie  gehört  der  Nymphe,  die  das  Kind  in  Empfang 
nehmen  soll. 

Späte,  schlechte  Arbeit. 

Die  Figur  des  Hermes  mit  dem  Knaben  entspricht  einer 
Statue  im  Giardino  Boboli  zu  Florenz  (Amelung  Führer 
Nr.  199). 

Gerhard-Platner  S.  52  Nr.  181;  Seilers  Gazette  des  beaux-arts 
1897  S.  6  des  Separat- Abzugs  Anm. 

184.   Vorderseite  eines  Kindersarkophages 

(Taf.  46). 

H.  0,35  m.,  L.  1,30  m.     Ziemlich  grobkörniger  gelblicher  Marmor. 
Beschädigungen  s.  im  Text.    R.  und  1.  abgebrochen. 


440  MUSEO  CHIARAMONTI  185. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste  ziemlich  vollständig 
erhalten.  Dazwischen  Hochrelief:  In  der  Mitte  ein  runder 
umränderter  Schild  (Rand  bestofsen)  mit  Inschrift,  nach  der  in 
dem  Sarkophag  der  zweijährige  T.  Iunius  Severianus  beige- 
setzt war;  getragen  von  zwei  mit  den  Rücken  gegen  einander 

sitzenden  Sphinxen   (abgebrochen  an  der  1.  Nase  und  1.  Vorderbein,  an  der 

r.  Gesicht  und  r.  Vorderbein);  der  Schild  seitlich  gehalten  von  zwei 
stark  ausschreitenden,  umblickenden  Amoretten  (dem  1.  fehlt  r. 

Unterarm  und  I.  Bein;   r.  von   ihm   ein  senkrechter  Bruch;    dem  r.  fehlt  1. 

Unterarm  und  r.  Knie).  Rechts  zwei  mit  den  beschriebenen  ganz 
übereinstimmende  Amoren,  die  einen  grofsen  korinthischen 
Helm  auf  eine  zwischen  ihnen  stehende,  mit  Guirlanden  ge- 
schmückte Stele  Stellen  (Teil  der  Basis  war  abgebrochen;  dem  1.  fehlt 
r.   Unterarm,    dem   r.  1.  Unterarm,    Teil  des   1.  FlUgels    und   der  Chlamys, 

Sprung  zwischen  den  Beinen  des  1.).    Links  zwei  Amoren  mit  Chlamys 

(dem  einen  fehlen  1.  Arm  und  grofse  Teile  des  Speeres,  dem  andern  ein  Stück 
des  Oberschädels,  Finger  der  L.,  r.  Unterarm,   Teil  des  r.  FlUgels  und  der 

Chlamys,  1.  Knie,  r.  Bein  fast  ganz);  beide  sind  gemeinsam  be- 
schäftigt, einen  Speer  aufzurichten. 

Nach  Inschrift  und  Stil  aus  dem  2.  Jahrh.  n.  Chr.  Ehedem 
im  Museo  Kircheriano. 

Gerhard-Platner  S.  52  Nr.  182;  CIL  VI  20834. 

185.  Relief  eines  berittenen  Laren  (Taf.46). 

H.  0,70  m.,  Br.  0,39  m.     Feinkörniger  blaulicher  Marmor  mit 

schwarzen  Adern. 

Beschädigungen  s.  im  Text. 

Rand  mit  einfachem  Profil  bis  auf  geringe  Verletzungen 
erhalten.  Auf  einer  hohen,  oben  stark  vorspringenden  Basis  in 
Hochrelief  ein  nach  1.  gewendeter  Reiter  dargestellt;  das  Pferd 

(es  fehlt  fast  der  ganze  Kopf  und  1.  Vorderbein;  Ansatz  des  Hufes  Über  dem 

r.  Vorderhuf)  hob  das  1.  Vorderbein  und  wendet  den  Kopf  zurück; 
als  Sattel   dient   ein   Pantherfell;    der  Reiter  (es  fehlt  halber  1. 

Unterschenkel  mit  Fufs  bis  auf  den  Ansatz  im  Grunde,  fast  der  ganze  Kopf, 

1.  Arm  bis  auf  Ansätze  im  Grunde)  ist  bekleidet  mit  kurzer  Tunica 
und  Mantel,  der  plaidartig  um  die  Hüften  geschlungen  ist; 
die  R.  hält  den  grofsen  über  dem  Pferdekopf  sichtbaren 
Lorbeerzweig;  Kopf  und  1.  Schulter  zurückgewendet;  Gesicht 
war  erhoben;  ebenso  1.  Arm,  dessen  Hand  ein  gebogenes 
Attribut  hielt;  nach  Gewandung,  Haltung,  Lorbeerzweig  kann 


MUSEO  CHIARAMONTI  1 86.  187.  44 1 

es  nicht  zweifelhaft  sein,  dafs  ein  Lar  dargestellt  ist  und  das 
Attribut  der  L.  ein  Trinkhorn  war,  dem  sich  das  Gesicht  zu- 
wendete. Möglich,  dafs  wir  einen  Lar  militaris  zu  erkennen 
haben  (vgl.  Wissowa  bei  Röscher  Mythol.  Lexikon  II 
Sp.  1870).  Wegen  des  Lorbeerzweiges  frühestens  aus  augu- 
steischer Zeit.     Sorgfaltige  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  52  Nr.  183. 

186.  Heroenrelief  (Taf.  46). 

H.  0,40  m.,  Br.  0,45  rn.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Am  oberen  Rande  war  ein  Stück  ausgebrocken,  jetzt  mit  Gyps 
angeflickt.  Die  1.  obere  und  r.  untere  Ecke  abgestofsen.  Auch  sonst 
beschädigt. 

Oben  schmale  Randleiste  mit  Ablauf.  Darunter  auf 
schmalem  Bodenstreifen  1.  der  berittene  Heros  mit  kurzem 
gegürteten  Chiton,  Chlamys,  Stiefeln  (?),  Petasos  nach  r. 
sprengend  (im  Maul  des  Pferdes  ein  Loch  für  Bronzeeinsatz; 
r.  Huf  bestofsen);  unter  den  Vorderfüfsen  des  Pferdes  der 
Altar;  r.  ein  kleiner,  ganz  in  das  Himation  gehüllter  Adorant 
mit  leicht  erhobener  R.  Flachrelief.  Einfache  Arbeit  des 
5.  Jahrh.  v.  Chr. 

Nibby  III  Taf.  XII;  Gerhard-Platner  S.  52  Nr.  184;  Engel- 
mann Annali  d.  I.  1874  S.  16. 

187.  Fragment  eines  Sarkophagdeckels  (Taf.  46). 

H.  0,31  m.,  L.  0,58  m.     Ziemlich  grobkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  aus  Marmor,  grofses  Stück  1.  mit  der  1.  Randleiste,  dem 
Vorderteil  des  Pferdes  und  den  Beinen  der  Amazone;  aus  Gyps  die  obere 
Randleiste,  die  untere  bis  auf  ein  Stück  unter  dem  1.  Hercules,  die  r.  bis 
auf  das  obere  Stück  r.  vom  Schild,  1.  Hinterbein  des  Pferdes,  Unterarme 
mit  Ellenbogen  und  1.  Unterschenkel  mit  Teil  des  Fufses  am  1.  Hercules, 
Grund  über  dem  Hals  des  r.  Teilweise  abgebrochen  Schild  der  Amazone 
und  ganz  der  Kopf  des  r.  Hercules. 

Rechteckiges  Hochrelief  eingeschlossen  von  schmalen 
Randleisten  (1.  setzte  es  sich  ursprünglich  fort):  1.  reifst 
Hercules  die  seitlich  auf  dem  nach  1.  sprengenden  Pferde 
sitzende  Amazone  an  den  Haaren  zurück  und  holt  mit  der 
Keule  zum  Schlage  aus;  das  Löwenfell  hängt  über  die 
r.  Schulter;  sie  läfst  den  1.  Arm  mit  kleinem  runden  Schild 
hängen;   rechts    fällt  Hercules  mit  dem  Fell  auf  dem  vor* 


44^  MU8E0  CHIARAMONTI  188.  189.  190. 

gestreckten  1.  Arm  und  geschwungener  Keule  nach  r.  gegen  den 
dreileibigen,  gerüsteten  Geryoneus  aus.     Rohe  späte  Arbeit. 

Zoega  sah  das  Fragment  1795  bei  Pacetti,  aus  dessen 
Besitz  es  in  den  Vatican  gelangte. 

Gerhard-Platner  S.  52  Nr.  185;  Stephani  Der  ausruhende  Herakles 
S.  199  Nr.  2;  Klügmann  Annali  d.  I.  1864  S.  317;  Matz  ebenda  1868 
S.  259;  Robert  Die  antiken  Sarkophagreliefs  Uli  Nr.  113c. 

188.  Römisches  männliches  Porträt  (Taf.  46). 

H.  0,51  m.     Marmor  des  Kopfes  ziemlich  grobkörnig  und  weifs,    der  Büste 

feinkörnig  und  gelblich. 

Ergänzt  aus  Marmor  Nase  und  Kinn;  aus  Gyps  ein  Streifen  im 
Hals  unten,  Ende  des  Schopfes  im  Nacken,  Flicken  am  Fufs.  Kopf  sehr 
bestofsen. 

Kopf  und  Büste  (trajanisch)  gehören  nicht  zusammen 
(Marmor  verschieden).  Jünglingskopf  leicht  zur  r.  Schulter 
gewendet;  rundliche  Formen;  gekniffener  Mund;  schlichte 
Haare  vorne  tief  in  die  Stirne  gekämmt,  hinten  in  einen 
Schopf  gebunden;  vor  den  Ohren  fallt  je  eine  Strähne 
herab;  die  Haare  umschlossen  von  einem  schmalen  Kranz; 
darüber  auf  dem  Oberschädel  sieben  kleine  Löcher,  bis  auf 
eins  mit  Metall  gefüllt,  für  die  sieben  Strahlen  des  Sonnen- 
gottes. Durch  Kranz  und  Strahlen  sollte  ein  römischer  Prinz  — 
die  Züge  erinnern  an  Trajan  —  als  Apollon  verherrlicht  werden, 
der  in  Rom  zugleich  als  Sonnengott  gefeiert  wurde. 

Schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  52  Nr.  186. 

189.  Kinderbüste  (Taf.  46). 

H.  0,49  m-     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Kinderkopf  mit  weinerlichem  Ausdruck  auf  die  Brust 
gesenkt.     Ohne  Zweifel  modern. 

Gerhard-Platner  S.  52  Nr.  187. 

190.  Weiblicher  Idealkopf  mit  Diadem  (Taf.  46). 

H.  des  Ganzen  0,505  m.,  des  Kopfes  0,28  m.     Grofskrystallinischer  bläulicher 

Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Mitte  der  Oberlippe,  Unterlippe,  fast  der  ganze  Hals 
mit  Schulterlocken,  Bruststück  und  Fufs.  Kleines  Stück  des  Diadems  und 
der  Haare  war  abgebrochen.     Gesicht  sehr  geputzt 


MUSEO  CHIABAMONTI  191.  192.  193.  443 

Weiblicher  Idealkopf  mit  weichen  Zügen  gradeaus  ge- 
richtet; Haare  vorn  gescheitelt,  zurückgestrichen  und  hinten 
in  einen  Schopf  aufgenommen;  Schulterlocken;  Schläfen- 
löckchen;  hohes  Diadem.  Geringe  Copie  eines  Originals 
aus  dem  4.  Jahrh.  v.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  52  Nr.  188. 

191.  Statuette  eines  Knaben  (Taf.  46). 

H.  0,725  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Oberlider,  Nase  mit  halber  Oberlippe,  1.  Schulter,  Arme  mit 
Händen  und  Fackeln,  Stückchen  vom  Bande  vorne,  Unterschenkel,  Fttfsc, 
Stamm,  Basis. 

Ein  Knäbchen  steht  mit  eingeknickten  Knieen  gradeaus  ge- 
wendet; r.  Bein  durch  Stamm  verstärkt;  beide  Hände  gleich- 
mäfsig  vorgestreckt  halten  je  eine  Fackel  (sinnlose  Ergänzung); 
Kopf  nach  oben  gewendet;  die  Haare  in  einzelnen  Locken 
stilisiert;  von  der  r.  Schulter  zur  1.  Hüfte  eine  Schnur,  an  der 
bei  einer  Replik  in  der  Galleria  de1  candelabri  no.  99 
Crepundia  hängen.     S.  dort. 

Schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  52  Nr.  189. 

192.  Weiblicher  Idealkopf  (Taf.  46). 

H.  des  Ganzen  0,475  m.,   des  Kopfes  0,25  m.     Marmor   des   Kopfes  grofs- 
krystallinisch  und  bläulich,  der  des  Bruststücks  feinkörnig  und  gelblich. 

Ergänzt  Kehle,  Bruststück  mit  Fufs.  Stück  an  der  Nasenspitze  war 
abgesprungen.     Stark  geputzt. 

Auf  einem  Bruststück  mit  Gewand  ein  idealer  Mädchen- 
kopf mit  süfslichen  Zügen  gradeaus  gerichtet ;  die  von  einem 
Band  umzogenen  Haare  oben  auf  dem  Scheitel  verknotet; 
doch  steht  der  Knoten  mit  dem  darunter  liegenden  Haar  in 
keiner  Verbindung.  Es  ist  deshalb  nicht  unwahrscheinlich,  dafs 
der  Kopf  modern  sei.      Jedenfalls  ein  ganz  wertloses  Stück. 

Gerhard-Platner  S.  52  Nr.  190. 

193.  Römischer  Porträtkopfeines  Knaben  (Taf.  46). 

H.  des  Ganzen  0,42  m.,  des  Kopfes  0,19  m.  Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  die  r.  Hälfte  des  Ober-  und  Hinterschädels,  Hals  mit  Brust- 
stück und  Fufs.     War  in  zwei  Teile  zerbrochen. 


444  MÜSEO  CHIABAMONTI  194.  195. 

Knabenkopf  mit  claudischem  Schädeltypus  leicht  zur 
1.  Schulter  gewendet. 

Gerhard-Platncr  S.  52  Nr.  191. 

194.   Lachender  Knabenkopf  auf  fremder  Büste 

(Taf.  46). 

H.  des  Ganzen  0,51  in.,  ohne  Fufs  0,39  m.     Marmor  des  Kopfes  feinkörnig 
und  weifs,  der  Büste  grobkörnig  und  gelblich;  der  Fufs  aus  rotem, 

gefleckten  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Stücke  beider  Lippen,  Ohren  fast  ganz,  Stück  am 
Hinterkopf,  Hals,  1.  Schulter  mit  Armstumpf,  Büstcnfufs.  Die  Haare  ganz 
verschmiert. 

Büste  und  Kopf  gehören  nicht  zusammen  (Marmor  ver- 
schieden); erstere  hadrianisch.  Der  Kopf  stark  nach  der 
1.  Schulter  aufwärts  gedreht  mit  lachendem  Ausdruck;  auf 
dem  Wirbel  ein  breiter  Ansatz;  im  Nacken  Reste  einer  Haar- 
krause. Eine  Statuette  des  Casino  Borghese  (Nr.  CVI)  trägt 
einen  entsprechenden  Kopf  ungebrochen;  auf  dem  Wirbel 
setzt  ein  kurzer,  schnurartig  gewundener  Zopf  an,  der  mit 
seinen  Bandenden  auf  die  r.  Schulter  niederfällt;  das  Knäbchen 
sitzt  am  Boden,  prefst  mit  beiden  Händen  eine  Ente  an  sich 
und  blickt  lachend  in  die  Höhe.  Eine  dritte  Replik  des 
Kopfes  war  vor  einigen  Jahren  im  römischen  Kunsthandel. 
Jener  Zopf  wird  für  gewöhnlich  nach  vorn  gelegt  und  mittels 
einer  Binde  vorn  festgehalten  worden  sein. 

Geringe  Arbeit  nach  einem  Original  der  hellenistischen  Zeit. 

Gerhard-Platncr  S.  52  Nr.  192. 

195.  Männlicher  Statuettentorso  (Taf.  46). 

H.  0,39  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  mit  Hals,  r.  Arm  bis  auf  Ansatz,  1.  Unterarm  (war 
angesetzt),  Unterschenkel,  Füfsc,  Basis,  Unterteil  der  Chlamys. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein,  1.  Bein  vorgestellt;  r.  Arm 
hing  herab  (ein  mit  Metall  gefülltes  Loch  in  der  r.  Hüfte 
aufsen);  die  Erhöhung  der  1.  Schulter  und  die  Haltung  des 
1.  Armes  (Oberarm  gesenkt,  Unterarm  vorgestreckt)  lassen 
darauf  schliefsen,  dafs  der  1.  Unterarm  sich  auf  eine  Stütze 
lehnte;  Chlamys,  auf  der  r.  Schulter  geknöpft,  hängt  im  Rücken 


MÜ8E0  CHIARAMONTI  195A.  196.  197.  445 

herab;  Kopf  war   nach  der  1.  Schulter  gewendet.     Weiche 
Formen.    Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  52  Nr.  193. 

195 A.   Römische  weibliche  Porträtbüste  (Taf. 46). 

H.  (ohne  Fufs)  0,51  m.     Feinkörniger,  leicht  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase  mit  Oberlippe,  Kinn  mit  grofsem  Stück  darunter, 
Ohren,  gröfsere  Teile  der  Falten  im  Nacken,  auf  der  r.  Schulter  und  vorne, 
BUstenfufs  mit  Indextäfelchen.  Die  Oberfläche  stellenweise,  besonders  auf 
der  1.  Wange  bestofsen. 

Auf  Büste  mit  Tunica  und  Mantel,  der  beide  Schultern 
bedeckt,  der  Kopf  einer  Matrone  mit  halber  Wendung  nach 
der  r.  Schulter  und  aufwärts;  schöne,  ernste  Formen;  die 
Haare  bilden  um  Stirn  und  Schläfen  zunächst  einen  Kranz 
schleifenartiger  Locken;  darüber  eine  grofse,  aus  mehreren 
Lagen  von  Zöpfen  aufgetürmte  Krone.  Augensterne  und 
Pupillen  eingegraben.  Nach  Büstenform,  Frisur  und  Stil  aus 
frühantoninischer  Zeit. 

Gute  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  52  Nr.  193. 

196.  Torso  einer  Satyrstatuette  (Taf.  46). 

H.  0,41  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  mit  Hals,  r.  Arm,  r.  Bein  von  der  Mitte  des  Ober- 
schenkels an,  1.  Unterschenkel  mit  Knie  und  Teil  des  Oberschenkels  unten, 
Teil  des  Schwänzchen,  Unterteil  des  Stammes,  Füfse,  Basis.  Sehr  be- 
schädigt, besonders  L.  und  Lagobolon.     Stark  geputzt. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein,  1.  Bein  schreitend  vor- 
gesetzt, verstärkt  durch  einen  Stamm,  auf  den  das  vom  1.  Arm 
gehaltene  Ziegenfell  herabhängt;  Lagobolon  in  der  L.;  r.  Arm 
war  seitlich  gesenkt;  auf  und  unter  der  r.  Brust  ein  länglicher 
undeutlicher  Ansatz.     Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  52  Nr.  194. 

197.  Colossalkopf  der  Athena  (Taf.  46). 

H.  des  Ganzen  1,05  m.,  des  Antiken  0,445  m*    Grofskry  stall  inischer 

weifser  Marmor. 

Ergänzt  Helm  bis  auf  den  Rand  Über  Stirn  und  Haaren  und  den 
Nackens chutr.,  1.  Ecke  des  Nackenschutzes,   Haare  Über  Stirn  und  Schlafen, 


446  MÜSEO  CHIABAMONTI  197. 

Augen    mit  Wimpern,    Bruststück  mit  Ende    des    Haarschopfes    und    Fufs. 
Geputzt. 

Eingesetzt  in  ein  modernes  Bruststück  mit  Chiton  und 
kragenartiger  Ägis  der  leicht  nach  der  r.  Schulter  gewandte 
und  gesenkte  Colossalkopf  der  Athena;  die  Haare  quellen 
unter  dem  Helmrand  in  vollen  Strähnen  vor,  die  vom  Scheitel 
nach  den  Seiten  gestrichen  sind  und  bei  den  Ohren  unter 
dem  Helm  verschwinden  (richtig  ergänzt);  im  Nacken  fallt 
ein  breiter  Schopf  herab;  attischer  Helm,  an  dessen  Stirnschutz 
vorn  eine  Spitze  in  die  Stirn  ragt;  auf  dem  antiken  Rand 
noch  Reste  des  vom  Ergänzer  im  Ganzen  wohl  richtig  (bis 
auf  das  unsinnige  Mittel-Motiv)  vervollständigten  Rankenwerks; 
der  Nackenschutz  umrändert;  auf  der  modernen  Helmkappc 
oben  zwei  Pegasoi  und  Kamm  für  den  Busch;  dieser  Oberteil 
des  Helmes  scheint  ursprünglich  angestückt  gewesen  zu  sein, 
denn  Fagan  berichtet  (bei  Visconti  a.  unten  a.  O.):  »sopra 
la  testa  vi  e  un  canale,  forse  addattato  per  l'incassatura  dell' 
elmo«;  natürlich  aber  müfste  dieser  Teil  aus  Marmor  gewesen 
sein,  um  sich  dem  erhaltenen  Rand  anzupassen,  nicht,  wie 
Fagan  annimmt,  aus  Bronze  (vgl.  Arndt  La  collection Jacobsen 
Taf.41/2);  metallene  Wimpern  und  Glasaugen  modern  einge- 
setzt; erstere,  da  man  nach  Spuren  grüner  Patina  in  der  Um- 
gebung der  Augen  auf  die  Existenz  antiker  Wimpern  aus 
Metall  schliefsen  konnte;  letztere  an  Stelle  von  antiken  Augen, 
an  denen,  nach  einigen  mitgefundenen  Resten  zu  urteilen,  das 
Weifse  aus  Elfenbein,  die  Pupille  aus  Edelstein  gebildet  war; 
in  den  Ohrläppchen  Löcher  für  Gehänge.  Nach  dem  Fund- 
bericht ist  das  Halsstück  unten  zugespitzt;  der  Kopf  war  also 
zum  Einsetzen  bestimmt;  mit  ihm  wurde  ein  Arm  und  Fufs 
aus  demselben  Marmor,  in  entsprechender  Gröfse  und  Spuren 
zufolge  ebenfalls  zum  Ein-  resp.  Ansetzen  bestimmt  gefunden. 
Alle  drei  Stücke  gehörten  demnach  zu  einer  Statue,  bei  der 
die  bekleideten  Teile  aus  einem  geringeren  Marmor  oder  aus 
Holz  mit  Metallverkleidung  gearbeitet  waren. 

Sorgfaltige  glatte  Copie  eines  attischen  Werkes  aus  der 
zweiten  Hälfte  des  5.  Jahrh.  n.  Chr. 

Gefunden  im  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  durch  Fagan 
bei  Torre  Paterno  in  den  Ruinen  von  Laurentum;  er  liefs 


MTJ8E0  CHIARAMONTI  197  a.  198.  447 

den  Kopf  restaurieren;  über  den  Verbleib  des  mitgefundenen 
Arms  und  Fufses  ist  nichts  bekannt. 

Fea  Nuova  descrizione  S.  87;  Visconti-Guattani  Taf.  XV;  Ger- 
hard-Platner  S.  52k  Nr.  195. 

Photographie  Anderson  1429;  Moscioni  2294. 

Darunter: 

197a.  Viereckige  Platte  (Taf.  46). 

H.  0,06  m.,  Br.  0,45  m.,  T.  0,39  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  aus  Marmor:  grofses  Stück  der  Mitte  mit  Mittelstuck  der 
Rückseite  und  Teil  der  r.  Seite;  aus  Gyps:  fast  der  ganze  untere  Rand;  die 
Brüche  mit  Gyps  verschmiert.  Abgebrochen  war  die  r.  vordere  und  die 
1.  hintere  Ecke,  Stück  der  1.  Seite.     Die  Ecken  und  Ornamente  bestofsen. 

Auf  drei  Seiten  zwischen  oberer  und  unterer  Randleiste 
in  Flachrelief  eine  Guirlande  an  je  sechs  Bukranien  aufgehängt; 
über  den  bogenförmig  hängenden  Teilen  der  Guirlande  sind 
Tiere  dargestellt;  Vorderseite  (von  1.  nach  r.)  1.  Löwe,  eine 
Ziege  niederdrückend,  2.  langhalsiger  Vogel,  3.  Sphinx, 
4.  Vogel,  5.  keine  Spur  mehr;  1.  Seite:  1.  Delphin  (?),  2.  Rabe, 
3.  Vogel,  4.  Eber,  5.  Huhn  (r);  r.  Seite:  1.  Rabe,  2.  Hund 
3.  Häschen,  4.  Straufs  (?),  5.  Schwein  oder  Hund. 

Gerhard-Platner  S.  53  mit  Anm.  2. 

198.  Grabara  (Taf.  46). 

H.  1,13  m.,  Br.  0,77  m.,  T.  0,51  m.      Feinkörniger  bläulicher  Marmor  mit 

weifsen  Streifen. 

Über  der  glatten  Basis  auf  allen  Seiten  Rundstab;  darüber 
sitzen  vorne  an  den  Ecken  auf  hohen  viereckigen  Basen 
mit  umränderten  Seiten  —  auf  der  vorderen  jedesmal  eine 
bärtige  und   eine  unbärtige  Maske,  auf  den  Nebenseiten  je 

ein  Vogel    in  Flachrelief  (Ecken  und  Kanten  bes.  r.  bestofsen)  —  je 

zwei    mit    den    Vorderkörpern    vereinigte    Sphinxe  (bei  den 

1.  Kopf,  Vorderbeine,  Hinterteil  der  vorderen  abgebrochen;  bei  den  r.  Ober- 
körper mit  Kopf,  Vorderbeine  abgebrochen,  beide  Hinterteile  sehr  zerstört); 

zwischen  ihnen  über  geradem  Ablauf  und  plastisch  ange- 
gebenen Wellen  ein  nach  1.  gerichtetes  Meerpferd  (Schnauze 
und  1.  Vorderbein  fehlen),  auf  dessen  Rücken  mit  der  Rückseite 
nach  dem  Beschauer  eine  nackte  Nereide  (Kopf  und  r.  Arm 
fehlen  fast  ganz)  mit  wehendem  Schleier  sitzt:  auf  den  Schwanz- 


44$  MÜSEO  CHIARAMONTI  199. 

Windungen  zwei  Eroten  (Köpfe  fehlen);  zwischen  den  Beinen  des 
Pferdes  ein  nach  unten  gerichteter  Delphin  (Schwanz  fehlt);  an 
den  Kanten  oben  je  ein  Widderkopf  (dem  1.  fehlt  die  Schnauze,  dem 
r.  der  ganze  Vorderkopf);  an  den  Hörnern  aufgehängt  eine  Guir- 
lande  mit  Früchten,  Pinienzapfen,  Blumen;  r.  und  1.  hängt  grade 
herab  je  ein  stark  geripptes  Band,  unter  dem  je  ein  an  einer 
Traube  derGuirlande  pickender  Vogel  sitzt;  über  der  Guirlande 
ein  Gorgoneion  (Nase  fehlt)  zwischen  zwei  Schwänen  (der  Hals  des 
1.  ganz,  der  des  r.  z.  T.  abgebrochen);  darüber  die  umrahmte  In- 
schrifttafel  mit  DIS  MANIBVS  SACRVM,  oben  einschneidend 
in  das  auf  allen  Seiten  gleiche  Gesims. 

An  den  Nebenseiten  entsprechen  der  Vorderseite 
Widderköpfe,    Guirlande    mit   Bändern,    die    in    die   Höhe 

flattern,  Sphinxe  mit  Basis  (abgebrochen  die  Schnauze  am  hinteren 
Widderkopf  der  r.  Seite;  bestofsen  der  Kopf  der  Sphinx  darunter  und  Kopf 
und  Körper  der  entsprechenden  Sphinx  links). 

Auf  der  r.  Seite  zwischen  den  Widderköpfen  die  Schale; 
darunter  ein  Nest  mit  drei  kleinen  und  zwei  grofsen  Vögeln, 
die  die  kleinen  füttern;  zwischen  den  Sphinxen  auf  besonderem 
Boden  die  Wölfin  nach  1.  (Schnauze  fehlt)  mit  den  saugenden 
Zwillingen,  der  1.  von  vorn,  der  r.  von  hinten  gesehen.  Auf 
der  1.  Seite  oben  die  Kanne;  darunter  zwei  Vögel,  die  eine 
Heuschrecke  verzehren;  unten  die  Hirschkuh  nach  r.  (Schnauze 

fehlt)    mit  Telephos   in   r.  Seitenansicht  (r.  Arm   abgebrochen,  Kopf 

bestofsen)  auf  besonderm  Boden. 

Auf  der  Rückseite  auch  Relief;  jetzt  unsichtbar. 

Durchweg  sehr  hohes  Relief;  vielfache  Benutzung  des 
Bohrers.  Nach  der  Inschrift  aus  dem  ersten  Jahrh.  n.  Chr. 
Vgl.  Altmann  Architektur  u.  Ornamentik  d.  ant.  Sarkophage 
S.  69  AI  u.  II 2. 

Die  Ära  war  ehedem  in  den  Orti  Giustiniani,  dann  im 
Besitz  Canova's,  aus  dem  sie  in  den  des  Vatican  überging. 

Gerhard -Platner  S.  53  Nr.  196;  Bachofen  Annali  d.  I.  1868 
S.  427  Nr.  8  Taf.  OP  Fig.  3,  3a,  b;  CIL  VI  29858. 

199.  Torso  einer  Apollonstatuette  (Taf.  46). 

H.  0,50  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf,  Arme  bis  auf  Ansätze,  Unterschenkel  (1.  mit  Knie), 
FUfse,  Basis,  Ober-  und  Unterteil  der  Stütze.     Geputzt. 


MUSEO  CHIARAMONTI  200.  200Ä.  449 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein,  verstärkt  durch  eine 
Stütze,  wie  es  scheint,  einen  schräg  nach  vorn  wachsenden 
Stamm  mit  undeutlichen  Resten  (Schlange,  Scepter,  Gewand?); 
r.  Oberschenkel  vorgestellt;  r.  Oberarm  war  gesenkt;  Be- 
schädigung an  der  r.  Schulter,  wahrscheinlich  Bruch  eines 
hier  anstofsenden  Gegenstandes;  1.  Oberarm  war  mäfsig  er- 
hoben; Schulterlocken,  Schopf  im  Nacken;  der  Kopf  war 
etwas  nach  der  r.  Schulter  gewendet  und  gehoben.  Die 
Deutung  ergiebt  sich  aus  dem  Vergleich  mit  dem  auch 
stilistisch  verwandten  mantuaner  Apollontypus  (vgl.  hier 
Nr.  242)  und  seiner  Variation  im  Pal.  Pitti  zu  Florenz  (Brunn- 
Bruckmann  304;  vgl.  Furtwängler  a.  unten  a.  0.  S.  81  f.). 

Eine  Copie  befindet  sich  nach  Furtwängler  im  Louvre 
(Gall.  Mollien  2955). 

Sorgfältige  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  53  Nr.  197;  Furtwängler  Meisterwerke  S.  79 
Anm.  2. 

200.  Römische  weibliche  Porträtbüste  (Taf.  46). 

H.  (ohne  Fufs)  0,51  m.     Grofskörniger,  leicht  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Mitte  und  1.  Hälfte  der  Stirn  mit  fast  dem  ganzen 
1.  Auge  und  dem  darüber  liegenden  Kranz  von  Locken,  Strähnen  und 
Flechten,  Streifen  in  den  Haaren  weiter  r.  mit  Teil  der  Stirn  und  dem  r. 
Auge,  1.  Ohr,  Rand  des  r.  Ohres,  StUck  vom  Nacken  mit  Gewand,  Flicken  in 
der  1.  Schulter  und  1.  Armansatz,  unterer  Teil  der  1.  Brust,  Rand  der  r. 
Schulter,  BUstenfufs  mit  Indextäfelchen.  L.  Wange  mit  Gyps  geflickt. 
Kopf  und  1.  Schulter  waren  gebrochen;  Bruch  mit  Gyps  verschmiert. 
Sprünge  in  der  r.  Wange,  hinter  und  vor  dem  1.  Ohr,  durch  den  unteren 
Teil  des  Halses.     Geputzt. 

Auf  hadrianischer  Büste  mit  Tunica  und  Mantel,  der 
beide  Schultern  und  Brust  bedeckt,  Kopf  einer  Matrone, 
halb  nach  der  r.  Schulter  gewendet,  mit  mageren  Zügen, 
schmalen  Lippen,  kaltem  Ausdruck;  die  Haare  wie  an  den 
Porträts  der  Sabina  geordnet.     Harte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  53  Nr.  198. 

200A.  Männlicher  Statuettentorso  (Taf.  46). 

H.  0,51  m.    Feinkörniger  leichtbläulicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  mit  Hals,  r.  Arm  bis  auf  Ansatz,  1.  Unterarm  mit 
Teil  des  Oberarms,  Ende  der  Chlamys,  Unterschenkel,  Füfse,  Basis.  Chlamys- 
falten  beschädigt. 

Vatlcau.  Katalog  I.  29 


J 


450  MUSEO  CHIARAMONTI  201.  202. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Oberschenkel  vor- 
gestellt; 1.  Oberarm  gesenkt;  der  Unterarm  war  vorgestreckt, 
um  ihn  die  auf  der  r.  Schulter  geknüpfte  Chlamys  geschlungen; 
r.  Oberarm  war  seitlich  erhoben,  Kopf  nach  der  1.  Schulter 
gewendet. 

Unbedeutende  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  53  Nr.  B. 

Unter  Nr.  195—196  und   199— 200 A: 

Drei  Fragmente  eines  Gesimses  (Taf.  46). 

H.  0,17  111.,  L.   1,31,  0,64  u.  0,755  m«>    !•  °-.325  m-     Feinkörniger  gelblicher 

Marmor. 

Sehr  beschädigt. 

Von  unten  nach  oben:  Eierstab;  Consolen  mit  Akanthus; 
zwischen  ihnen  Rosetten;  Sima  mit  Palmettenband.  Rechts 
Anschlufsfläche.     Spät  und  gering. 

201.  Relieffragment  (Taf.  46). 

H.  0,20  m.,  Br.  0,18  m.     Grobkörniger  gelblicher  Marmor. 

Erhalten  in  Hochrelief  ein  Erot  bis  auf  die  Unterschenkel 
und  den  r.  Unterarm;  Schurz  um  die  Lenden;  er  trägt  ein 
Bündel  Ähren  nach  r.  Auf  dem  Grunde  1.  undeutliche  Reste, 
r.  oben  Ansatz.  Augensterne  gebohrt.  Stammt  von  dem- 
selben Relief  (wohl  von  einem  Sarkophag)  wie  Nr.  202;  dar- 
gestellt waren  Eroten  bei  der  Ernte.     Späte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  53  Nr.  199. 

202.  Relieffragment  (Taf.  46). 

H.  0,18  m.,  Br.  0,225  m.     Marmor  wie  bei  Nr.  201. 

Erhalten  der  Oberkörper  eines  Eroten,    der  ein  Ähren 
bündel  (Oberteil  erhalten)  1.  von  sich   erfafst  und  den  Kopf 
zurückwendet  (1.  Flügel  beschädigt);  links  Teil  eines  Laubbaums; 
r.  auf  dem  Grund  Teil  einer  Pinie,    oben  undeutlicher  Rest 
(Blatt?). 

Von  demselben  Relief  wie  Nr.  201;  s.  dort. 

Gerhard-Platner  S.  53  Nr.  200. 


MÜSEO  CHTARAMONTT  203.  204.  205.  45 1 

203.  Relieffragment  (Taf.  46). 

H.  0,175  m*>  ^r-  °iI3  m-     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Unten  glatt  abgeschnitten.  Darüber  im  Grunde  die 
vorspringende  Ecke  eines  Aufbaus,  zu  unterst  mit  Fugen- 
schnitt, dann  zwei  dache  Stufen,  zu  oberst  über  der  Ecke 
Säulenbasis;  vor  dem  Bau  liegen  unten  Panzer  mit  Schärpe, 
1.  davon  Reste  von  zwei  Beinschienen,  r.  grofser  runder 
Schild  mit  strahlenförmig  vom  Mittelpunkt  ausgehenden 
Rillen,  darüber  korinthischer  Helm;  r.  davon  ragt  hinter  dem 
Schild  der  Griff  eines  Schwertes  vor.  Mittleres  Relief.  Stil 
der  hellenistischen  Reliefbilder.     Gute  Arbeit. 

Gerhard- Platncr  S.  53  Nr.  201. 

204.  Fragment  eines  christlichen  Sarkophags 

(Taf.  46). 

H.  0,14  m.,  Br.  0,17  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben  schmale  Randleiste.  Darunter  in  Hochrelief  Reste 
einer  Darstellung  der  Auferweckung  des  Lazarus;  r.  Kopf 
Christi  (Gesicht  abgeschlagen)  nach  1.  gewendet;  dann  r.  Hand 
mit  Stab;  1.  Oberteil  des  Grabtempelchen  und  des  Lazarus. 

Gerhard-Platner  S.  53  Nr.  202. 

205.  Relieffragment  (Taf.  46). 

H.  0,22  m.,  Br.  0,205  m-     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste  teilweise  erhalten. 
Dazwischen  Flachrelief:  rechts  ein  Teil  einer  Meta  (?);  dann 
zwei  nach  r.  laufende  Eroten,  der  vorderste  den  Kopf  zurück- 
wendend (wohl  als  Sieger  am  Ziel),  beide  mit  runden  Scheiben 
spielend,  die  an  einem  Stabe  lenkbar  sind,  wie  sie  die  Kinder 
im  Süden  noch  heute  zum  Spielen  benützen;  1.  ein  am  Boden 
nach  r.  hockender  Erot  (erhalten  Kopf,  1.  Schulter  mit  Arm, 
r.  Hand);  ihm  scheint  der  Stab  aus  dem  Achsenloch  der 
Scheibe  gegangen  zu  sein. 

Späte,  schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  53  Nr.  203. 

29* 


45 2  MÜSEO  CHTARAMONTI  206.  207.  208.  209. 

206.  Fragment  eines  Pilastercapitäls  (Taf.  46). 

H.  0,26  m.,  Br.  0,23  m.     Pavonazzetto. 

Akanthus  mit  Blütenranke  aufspriefsend ;  auf  dem  1.  Blatt 
der  Unterkörper  einer  bekleideten,  stehenden  Figur  (r.  Stand- 
bein; Rest  der  1.  Hand  am  L  Oberschenkel);  r.  davon  un- 
deutliche Reste.    Hochrelief.    Schlecht  und  spät. 

Gerhard-Platner  S.  53  Nr.  204. 

207.  Relieffragment  (Taf.  46). 

H.  0,175  ni*>  Br»  °>32  m*     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Flachrelief:  r.  ein  nach  1.  liegender  Löwe  (Teil  des  Schwanzes 
fehlt);  links  Hinterteil  eines  Pferdes  (r);  über  beiden  undeut- 
liche Reste.     Schlechte,  späte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  53  Nr.  205. 

208.  Relieffragment  (Taf.  46). 

H.  und  Br.  0,26  m.    Grofskörniger,  hellgrauer  Marmor. 

Oben  breite  Randleiste  erhalten.  Darunter  Hochrelief; 
Oberkörper  (bis  zu  den  Hüften)  eines  vom  Rücken  gesehenen 
Knaben,  nach  r.  gewendet;  Chlamys  auf  der  r.  Schulter  ge- 
knöpft und  über  den  linken  Unterarm  geworfen;  lange  Locken; 
oben  Haarknoten;  r.  Arm  fehlt  bis  auf  Ansatz;  über  der 
1.  Schulter    ragt    ein   von    der   L.    gehaltenes  Vexillum    mit 

Fransen  empor  (1.  oben   bestofsen;  Teil  des  Stabes  über  dem  Arm  fehlt). 

Späte,  sorgfältige  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  53  Nr.  206. 

209.   Fragment   vom  Deckel   einer  Aschenurne 

(Taf.  46). 

H.  0,13  m.,  Br.  0,30  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Unten  und  links  schmale  Randleiste  ganz,  oben  teilweise 
erhalten;  der  Rand  steigt  oben  giebelförmig  auf  (1.  Rest  des 
Akroterion  erhalten).  Im  Giebel  Flachrelief:  ein  Knabe,  mit 
rückgewandtem  Kopf  nach  r.  eilend,  zieht  mit  der  R.  einen 
Hasen  an  den  Hinterbeinen  nach  sich;  1.  davon  in  der  Ecke 
undeutlicher  runder  Gegenstand;  r.  sitzt  ein  Hund    nach  1., 


MUSEO  CHIARAMONTI  2IO.  211.  2  1 1  A.  B.  453 

Kopf  und  r.  Vorderpfote   erhoben;   letztere   scheint   er  auf 
den  1.  Unterarm  des  Knaben  zu  legen. 
Unbedeutend. 

Gerhard  -Platner  S.  53  Nr.  207. 

210.  Relieffragment  (Taf.  46). 

H.  0,12  m.,  Br.  0,16  m.    Feinkörniger  wcifser  Marmor. 
Senkrechter  und  wagerechter  Bruch. 

Mittleres  Relief:  über  plastisch  angegebenen  Wellen  ein 

Meerrofs  nach  1.  (es  fehlen  Kopf,  Hals,  r.  Vorderbein,  1.  Vorderfufs,  Ende 

des  Schwanzes);  auf  seinem  Rücken    sitzt   von   vorne  gesehen 

eine  Nereide  (ihr  fehlen  Kopf,  Hals,  1.  Schulter,  1.  Oberarm,  1.  Fufs;  r.  Fufs 

und  1.  Arm  beschädigt);  sie  hält  in  der  R.  den  Rest  eines  Zügels, 
stützt  die  L.  auf  den  Rücken  des  Pferdes. 
Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  53  Nr.  208. 

211.  Fragment  eines  Kindersarkophags  (Taf.  46). 

H.  und  Br.  0,22  m.    Grobkörniger  gelblicher  Marmor. 

Drei  Pferde  staffeiförmig  hinter  einander  nach  r.  ge- 
wendet; das  vorderste  fast  rund  ausgeführt  (es  fehlen  Schnauze, 
Ohren,  Vorderbeine,  fast  die  ganzen  Hinterbeine,  Schwanz),  die  beiden 
andern    in    Flachrelief  (dem    mittleren    fehlen  Vorderkopf  und  Beine, 

dem  hintersten  der  Kopf);  Reste  von  Zäumung;  auf  dem 
hintersten  der  Oberkörper  eines  reitenden  Knaben  (es  fehlen 
Kopf  und  Hals,  r.  Arm;  r.  Bein  verletzt);  über  dem  Hinterteil  dieses 
Pferdes  Rest  einer  Stütze.  Zweigespann  mit  Beireiter;  aus 
einer  Darstellung  von  Circusrennen. 
Schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  53  Nr.  209. 

211 A.    Grabara    eines    L.  Vestiarius    Modestus 

(Taf.  46). 

CIL  VI  28630. 

21  iB.  Altar  des  Silvanus  (Taf.  46). 

CIL  VI  650. 


454  MU8B0  CHIARAM0NT1  2  1 1  C.  D.  E.  F.  212. 

21  iC.  Ornamentierter  Pfeiler  (Taf.  46). 

H.  0,79  m.,  Br.  0,24  m.,  T.  0,07  m.    Feinkörniger  weifeer  Marmor. 

Ränder  bestofsen.  In  der  Mitte  durchgebrochen.  Der  Bruch 
mit  Gyps  verschmiert. 

Oben  und  unten  unvollständig  (unten  fehlt  wenig).  Vorne 
eingerahmt  von  Kyma  und  Perlenschnur  ein  Palmenstamm 
in  Hochrelief.  L.und  r.  in  Flachrelief  stilisierte  Blütenstauden. 
Ein  Fragment  von  der  Vorderseite  eines  entsprechenden 
Pfeilers,  auf  dem  die  Palmenkrone  erhalten  ist,  befindet  sich 
hierselbst  als  Nr.  657.     Sorgfältige  Arbeit. 

21  iD.   Ornamentierter  Pfeiler  (Taf.  46). 

H.  0,74  m.,  Br.  0,26  m.,  T.  0,13  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 
Ränder  verletzt. 

Oben  und  unten  unvollständig  (unten  fehlt  wenig).  An 
den  Langseiten  glattes  Kyma;  vorne  mittleres  Relief:  aus  einer 
Vase,  von  deren  Rand  jederseits  eine  Perlenschnur  herab- 
hängt, steigt  eine  stilisierte  Blütenstaude  auf;  an  den  Seiten 
in  Flachrelief  aufsteigende  Biütenstauden.     Zierliche  Arbeit. 

211E.  Altar  des  Silvan  (Taf.  46). 

CIL  vi  627. 

21  iF,   Grabara  einer  Fabia  Ionice  (Taf.  46). 

CIL  VI  17606. 

212.   Sarkophagfragment  (Taf.  47). 

H.  0,56  m.,  Br.  0,19  m.     Ziemlich  grobkörniger  bläulicher  Marmor. 

Abgebrochen  r.  obere  Ecke,  Gesicht,  r.  Ellenbogen.  Unten  be- 
schädigt. 

Schmale  Randleiste  oben,  r.  und  unten  erhalten.  In 
Hochrelief  dargestellt  eine  Replik  der  sog.  grofsen  Herculanen- 
serin  in  Dresden;  in  der  L.  zwei  lange  Ähren;  das  Gesicht 
war  der  Frisur  zufolge  (Lucilla)  Portrait.    Spät  und  schlecht. 

Gerhard-Platner  S.  53  Nr.  210. 

Statt  des  auf  der  Tafel  als  Nr.  213  abgebildeten  Reliefs 
(Gerhard-Platner  S.  53  Nr.  211),  das  in  das  christliche 
Museum  im  Lateran  übertragen  wurde,  ist  jetzt  eingemauert: 


MUSEO  CHIARAMONTI  213.    214.  455 

213.    Relief  mit  Darstellung  eines  Käufers  und 

Verkäufers. 

H.  0,44  111.,  Br.  0,605  m-     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Rechteckige  Platte  mit  einfach  profiliertem  Rand.    Flach- 
relief:   L.    steht    nach    r.  gewandt    ein    unbärtiger    Mann    in 
Stiefeln,  Tunica  und  shawlartigem  Umschlag,  die  R.  nach  r. 
mit  nach  oben   geöffneter  Handfläche  vorgestreckt,    mit  der 
zur  Schulter    erhobenen  L.  augenscheinlich    ein    sackartiges 
Packet  haltend,    das  am  Rücken  herabhängt.    R.  wird  über 
einem  Ladentisch  mit  rechteckigen  Feldern  der  Oberkörper 
des  Verkäufers  sichtbar  in  Tunica  und  Umschlagetuch;    der 
Kopf  nach   1.  gewendet;    die  Hände  liegen  auf  dem  Tisch; 
unter  dem  1.  Ellenbogen  ein  Tuch(r);  r.  davon  ein  Behältnis, 
das  wir  wahrscheinlich  von  der  Schmalseite  aus  gesehen  zu 
denken  haben;  danach  wäre  es  ein  Kasten,  dessen  Rückwand 
höher  ist  als  seine  Vorderwand;  die  dargestellte,  fünfeckige 
Fläche  ist   umrändert  und  quadriert;    1.  auf  dem  Tische  ein 
Haufen    runder  Gegenstände  (Brote?).     Rohe    späte   Arbeit; 
Augen,    Ohren,    Mundwinkel    durch  Bohrlöcher    angegeben. 
Wird  als  Ladenschild  gedient  haben.     Jahn   und  Humbert 
(s.  unten)  halten   die  Darstellung  eines  Wechslertisches   mit 
Wechsler,  der  einen  Bettler  abweist,  für  möglich;  doch  ist  die 
Arbeit  zu  gering,  um  aus  den  einzelnen  Zügen  des  Mannes 
am  Ladentisch  seinen  Gemüthszustand  schliefsen  zu  können; 
ferner  bleibt  der  Haufen  von  Gegenständen  links  unerklärt. 
Endlich  würde  sich  die  Wahl  dieses  Gegenstandes  zur  Dar- 
stellung aus  keinem  Beweggrund  verstehen  lassen. 

War  früher  im  Giardino  della  Pigna,  und  stammt  viel- 
leicht von   einem  Sarkophag  im  Palazzo  Salviati  (s.  Jahn). 

O.  Jahn  Berichte  d.  sächs.  Gcsellsch.  d.  Wissensch.  1861  S.  348 ff. 
Taf.  X  4;  Humbert  bei  Daremberg-Saglio  Dictionnairc  des  antiq.  I  S.  406 
Fig.  494;  Schreiber  Kulturhistorischer  Bilderatlas  l  Taf.  LXI  13. 

214.   Sarkophagfragment,  ein  Mahl  im  Freien  dar- 
stellend (Taf.  47). 

H.  0,42  m.,  Br.  0,68  m.     Grobkürniger  gelblicher  Marmor. 
Ergänzt  1.  obere  Ecke. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste  erhalten.  Dazwischen 
Flachrelief:    r.  ein  Baum,    dem  ein  zweiter  1.  von  der  Mitte 


456  MUSEO  CHIARAMONTI  215. 

entspricht;  zwischen  beiden  ein  Vorhang  gespannt;  darunter 
am  Boden  ein  halbkreisförmiger  Polstersitz;  vor  ihm  zwei 
runde,  kreuzweis  gekerbte  Brote  und  zwischen  ihnen  ein  Fisch; 
r.  sitzt  vom  Rücken  aus  gesehen  ein  Knabe  in  gegürteter 
Exomis,  den  1.  Fufs  unter  das  Gesäfs  gelegt;  er  stützt  sich 
auf  die  L.,  wendet  den  Kopf  nach  1.  und  erhebt  den  r.  Arm 
senkrecht  bis  zur  Krone  des  Baumes,  von  dem  er  eine  Frucht 
zu  pflücken  scheint;  1.  von  ihm  über  dem  Polster  der  Ober- 
körper eines  unbärtigen  Mannes  in  gegürteter  Ärmeltunica 
von  vorn  sichtbar;  er  legt  die  R.  aufs  Polster,  neben  die  L. 
des  andern,  hält  mit  der  L.  ein  Trinkgefafs  und  wendet  den 
Kopf  nach  r.  zu  dem  Knaben;  1.  davon  ein  nach  1.  gelagerter, 
unbärtiger  Mann  in  gegürteter  Ärmeltunica  und  Stiefeln,  auf 
den  1.  Ellenbogen  gelehnt,  die  R.  mit  einem  Trinkgefafs  vor- 
gestreckt; über  diesem  Arm  der  Oberkörper  eines  kleinen 
Knaben  in  Tunica  nach  r.  gewendet,  unter  dem  zweiten  Baum; 
1.  davon  ein  nach  1.  schreitender  Jüngling  mit  umgewandtem 
Kopf  in  gegürteter  Tunica,  auf  der  nach  r.  gestreckten  L.  eine 
Schüssel  mit  Speise,  die  R.  nach  dem  Kopf  eines  Knaben  in 
gegürteter  Exomis  ausstreckend,  der  nach  1.  vor  der  Höhlung 
eines  Herdes  kniet,  in  die  er  Hoiz  einlegt;  auf  dem  Herde 
ein  grofser  Kessel,  in  den  ein  bis  zu  den  Hüften  sichtbarer, 
nach  1.  gewandter  Jüngling  in  gegürteter  Ärmeltunica  läng- 
liche Dinge  hineinlegt;  r.  über  seinem  Kopf  undeutlicher  Rest. 

Späte,  ganz  lebendige  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  53  Nr.  212. 

215.  Sarkophagfragment  (Taf.  47). 

H.  0,66  m.,  Br.  0,31  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
L.  untere  Ecke  fehlt. 

Unten  schmale  Randleiste,  links  Rest  eines  Pilasters,  oben 
Kyma  mit  Eierstab.  Dazwischen  Hochrelief:  Knabe  von  vorn 
gesehen  stehend;  r.  Standbein;  Kopf  mit  Lockenschopf  nach 
der  r.  Schulter  gewendet;  im  r.  Arm  ein  hoher  Korb  mit 
Früchten;  in  der  erhobenen  L.  ein  Hase;  neben  dem  1.  Fufs 
ein  zweiter  Korb  mit  Früchten;  neben  dem  r.  ein  von  vorn 
gesehener,  sitzender  Panther,  mit  den  Vorderbeinen  auf  einem 
Felsen    ruhend  (das  Hinterteil  in  Flachrelief  zwischen   den 


MUSKO  C11IARAMONT1  2l6.   217.  2l8.  457 

Beinen    des   Knaben).      Genius    des   Herbstes.     Späte   rohe 
Arbeit;  vielfache  Verwendung  des  Bohrers. 

Gerhard-Platner  S.  53  f.  Nr.  213. 

216.  Fragment  eines  Sarkophags  (Taf.  47). 

H.  0,265  m.,  Br.  0,30  m.     Ziemlich  grobkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten.  Darunter  Hochrelief: 
nach  r.  sitzende,  nackte  Nereide,  den  Kopf  nach  1.  gewendet 

(ihr     fehlen     Unterschenkel,     r.    Unterarm     mit     Ellenbogen     und     Hand, 

Teile  des  Gesichts  und  Mantels);  sie  stützte  die  R.  auf  den  Rücken 
ihres  Tieres  und  hielt  mit  beiden  Händen  den  wehenden 
Schleier;  von  dem  Tier  nur  1.  unter  dem  Gesäfs  ein  Rest, 
weiter  1.  undeutliche  Spuren.  L.  unten  ist  mit  schwarzer 
Farbe  918  aufgemalt. 
Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  54  Nr.  214. 

217.  Vorderseite  eines  Kindersarkophags  (Taf. 47). 

H.  0,23  m.,  L.   1,23  m.     Grobkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  aus  Gyps  einige  Ecken  und  r.  Unterarm  und  Unterschenkel 
des  1.  fliegenden  Eroten.  Vielfach  beschädigt;  abgeschlagen  alle  Nasen, 
r.  Oberschenkel  des  r.  stehenden  Eroten,  1.  Fufs  des  r.  fliegenden.  In  den 
Nasen  und  an  einigen  Stellen  der  Ränder  Metallstifte,  die  zur  Befestigung 
jetzt  abgefallener  Ergänzungen  in  Gyps  gedient  hatten.  Zwei  Brüche  von 
oben  nach  unten  r.  von  dem  1.  fliegenden  und  durch  seine  Hüften.  Sehr 
verwaschen. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste.  Dazwischen  Hoch- 
relief: in  der  Mitte  ein  runder,  umränderter  Schild,  jederseits 
gehalten  von  einem  fliegenden  Eroten  mit  umgewandtem  Kopf; 
unter  dem  Schild  zwei  Panther  r.  und  1.  von  einer  umge- 
stürzten Vase  mit  Früchten,  ihr  zugewandt  liegend;  an  den 
Seiten  je  ein  kleinerer  Erot  mit  Chlamys,  die  Beine  ge- 
kreuzt und  auf  eine  umgestürzte  Fackel  gelehnt.  Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  54  Nr.  215. 

218.  Fragment  eines  Sarkophags  (Taf.  47). 

H.  0,315  m.,  Br.  0,32  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Sehr  verwaschen. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten.  Darunter  Hochrelief: 
die   Oberkörper    eines    nach   1.    gewandten    Triton   (Flossen 


45^  MÜSEO  CHIARAMONTI  219.   220.  221. 

auf  Wange  und  Brust)  und  einer  nackten  Nereide  auf  seinem 
Rücken;  er  (r.  Arm  fehlt)  wendet  den  bekränzten  Kopf  nach 
ihr  und  legt  den  1.  Arm  um  ihre  Hüften;  sie  legt  den  r.  Arm 
um  seine  Schultern  und  hält  mit  beiden  Armen  (der  1.  Unter- 
arm fehlt)  den  wehenden  Schleier;  r.  oben  an  seinen  Falten 
ein  r.  Armchen  mit  Hand,  von  einem  Eroten  stammend. 
Dutzend-Arbeit 

Gerhard-Platner  S.  54  Nr.  216. 

219.  Römische  weibliche  Porträtbüste  (Taf.  47). 

H.  0,37  m.     Pietra  di  Monte  (gelblicher  Sandstein). 

Die  Büste  in  der  Höhe  der  Brüste  grade  abgeschnitten 
und  voll  ausgeführt,  wie  der  Abschnitt  einer  Statue;  der 
Kopf  gradeaus  gewendet;  der  Mantel  bedeckt  den  Hinterkopf, 
beide  Schultern  und  Brust;  unter  ihm  der  r.  Arm  angegeben; 
die  Hand  wird  oben  sichtbar  (ganz  roh  ausgeführt);  Hals- 
band mit  dünnen,  hängenden  Perlen;  dreieckige  Ohrgehänge; 
die  Haare  vorne  gescheitelt  und  in  welligen  Strähnen  zurück- 
gestrichen; ordinäre  volle  Züge:  hinten  nur  angelegt. 

Stammt   wohl   von    einem  Grabe    republicanischer  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  54  Nr.  217. 

220.    Kopf  der  Hera  (Taf.  47). 

H.  des  Ganzen  0,425  m.,  des  Kopfes  0,21  m.    Feinkörniger,  unten  gelblicher, 

oben  dunkelgrauer  Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs. 

Kopf  mit  strengen,  matronalen  Zügen  gradeaus  gewendet; 
Haare  vorne  gescheitelt  und  in  dicken,  welligen  Strähnen 
zurückgestrichen;  hinten  Schopf  und  Ansatz  zu  zwei  Schulter- 
locken jederseits;  Diadem.     Geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  54  Nr.  218. 

221.    Römischer  weiblicher  Porträtkopf,  vielleicht 
Antonia,  Gemahlin  des  Nero  Drusus  (Taf.  47). 

H.  des  Ganzen  0,435  m«»  des  Kopfes  0,22  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Flicken  über  der  Nasenwurzel,  Unterlippe  mit  Kinn, 
Hals,  Nackenschopf,  Bruststück  mit  Fufs.     Ohren  sehr  bestofsen. 

Kopf  mit  breiten  vollen  Formen  und  sehr  niedriger  Stirn 
gradeaus    gerichtet.      Die    Haare    vorne    gescheitelt    und    in 


MUSEO  CHIARAMONTI   2  2  2.   223.  224.  459 

breiten,  seitlich  gewellten  Strähnen  zurückgestrichen,    hinten 
in  einen  kleinen  claudi sehen  Schopf  gebunden. 
Geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  54  Nr.  219;  Bernou  11  i  Rom.  Ikonographie  II I 
S.  219  Nr.  4  Fig.  41. 

222.    Büste  des  Zeus  (Taf.  47). 

H.  des  Ganzen  0,74  m.,  des  Kopfes  0,39  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  unterer  Teil  der  Nase,  Locken  oberhalb  des  r.  Auges,  Hals, 
Büste,  Fufs.     Sprung  im  1.  Auge. 

Auf  der  modernen  nackten  Büste  ein  Zeuskopf  im  Typus 
des  Jupiter  Verospi  gradeaus  gewendet;  Augensterne  und 
Pupillen  eingegraben;  Unterlippe  umrissen;  in  den  von  einem 
Reif  umgebenen  Haaren  der  Bohrer  vielfach  und  roh  ver- 
wendet.    Elende  Arbeit. 

Fea  Nuova  descrizionc  p.  91;  Gerhard-Platner  S.  54  Nr.  220. 

223.  Römischer   weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  47). 

H.  des  Ganzen  0,46  m.,  des  Kopfes  0,22  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  1.  Braue,  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs.  Mund  und 
Kinn  geputzt.     Vordere  Ecken  des  Schopfes  abgestofsen. 

Matronaler  Kopf,  gradeaus  gerichtet;  nicht,  wie  früher 
angenommen,  Julia  Mammaea,  sondern  vielleicht  Etruscilla; 
Haare,  vorn  gescheitelt  und  glatt  zurückgestrichen,  bilden 
oben  und  hinten  kissenartige,  von  einem  Netz  umschlossene 
Toupets;  Augensterne  und  Pupillen  eingegraben. 

Gerhard-Platner  S.  54  Nr.  221;  Bcrnoulli  Rom.  Ikonographie  II  3 
S.  115  u.   156. 

224.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  47). 

H.  des  Ganzen  0,465  m.,  des  Kopfes  0,27  m.    Grofskrystallinischer  Marmor, 
an  der  1.  Seite  gelblich,  an  der  r.  dunkelgrau. 

Ergänzt  Nase,  Stlick  des  Schopfes  über  der  Stirn  und  des  Kinns, 
Hals  mit  Bruststück  und  Fufs.     Ohren  sehr  bestofsen. 

Kopf  einer  Frau  in  mittlerem  Alter  geradeaus  gewendet 
und  leicht  geneigt.  Unbedeutende,  wenig  individuelle  Züge; 
nach  der  Frisur  aus  augusteischer  Zeit  die  (Haare  am  Vorder- 
kopf sind   in   eine  Flechte    gefafst,    die    über   den  Scheitel 


460  MUSEO  CHIARAMONTI  225.  226. 

zurückgelegt  ist;  hinten  sind  die  Haare  in  einen  Knoten 
gebunden).     Geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  54  Nr.  222. 

225.  Relieffragment   mit  Oberkörper  des  Herakles 

(Taf.  47). 

H.  0,34  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Den  Hintergrund  bildet  ein  Baumstamm,  dessen  Rück- 
seite ausgehöhlt  und  roh  zubehauen  ist.  Davor  der  Ober- 
körper des  bärtigen  Herakles,  ganz  in  das  Fell  eingewickelt, 
unter    dem    man    den    vor  der  Brust  liegenden  r.  Unterarm 

und  die  vorgestreckte  L.  erkennt  (die  L.  selbst  abgebrochen;  auf  der 

Bruchfläche  ist  modern  926  aufgemalt);  auf  dem  nachder  1.  Schulter 
gewendeten  Kopf  ein  Pappelkranz,    dessen  Bänder  auf  die 

Schulter    fallen    (an  dem  1.  fehlt  der  freistehende   Teil).      Bekannter 

Hermentypus;  vgl.  Furtwängler  bei  Röscher  Mythol.  Lexik. 
I  Sp.  2170.  Die  Darstellung  setzte  sich  oben,  unten  und  r. 
weiter  fort.  Sorgfaltige,  saubere  Decorationsarbeit;  im  Barte 
Reste  bräunlicher  Farbe. 

Gerhard-Platner  S.  54  Nr.  223. 

226.  Griechische  männliche  Porträtbüste  {Taf.  47). 

H.  (ohne  Fufs)  0,50  m.     Feinkörniger,  leicht  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  aus  Stuck:  Nase,  1.  Braue,  Flicken  im  Gewand;  aus  Marmor: 
Büstenfufs  mit  Indextäfclchen.  Stück  der  Oberlippe  abgebrochen. 
Sprung  in  der  1.  Brust  unten.     Oberteil  des  Kopfes  stark  überarbeitet. 

Die  bis  unter  die  Brüste  ausgeführte  Büste  mit  Arm- 
stumpfen  ist  bekleidet  mit  Chiton  und  Himation  (von 
der  r.  Hüfte  zur  1.  Schulter,  diese  bedeckend);  sie  ist  hinten 
nicht  ausgehöhlt,  sondern  abgeschrägt;  daraus  und  aus  dem 
runden  Abschnitt  der  Büste  unten  kann  man  schliefsen,  dafs 
sie  in  einen  runden  Rahmen  eingesetzt  und  an  einer  Wand 
befestigt  war  (Clipeus;  vgl.  Cortile  del  Belvedere  Nr.  41  Ab 
u.  45  Ab). 

Darauf  mit  kurzem  Hals,  gradeaus  gewendet,  Kopf  eines 
älteren  Mannes  mit  Vollbart,  hoher  Stirn,  mageren  Wangen, 
geschlossenen  Lippen,  ernstem  Ausdruck.  Griechisches 
Philosophen-  oder  Dichterporträt   nach   einem  Original    des 


MUSEO  CHIARAMONTI  227.  228.  229.  46 1 

4.  Jahrh.  v-  Chr.     Geringe  Arbeit     Früher  ohne  Grund  für 
Pythagoras  erklärt. 

Gerhard-Platncr  S.  54  Nr.  224;  Bernoulli  Griech.  Ikonographie 
I  S.  76. 

227.  Büste    mit  jugendlichem   Idealkopf  (Taf.  47). 

H.  des  Ganzen  0,56  m.,  des  Kopfes  0,28  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  aus  Marmor:  Nase,  Büste  und  Fufs;  aus  Gyps:  Locken- 
enden im  Nacken. 

Auf  moderner  Büste  mit  Gewand  auf  der  1.  Schulter  der 
leicht  nach  der  r.  Schulter  gewendete  Kopf  mit  langen 
Locken,  an  die  aus  dem  Alexanderkopf  abgeleiteten  Typen 
erinnernd;  auf  dem  Schädel  eine  runde  erhöhte  Fläche,  um- 
geben von  einer  Rinne.     Geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  54  Nr.  225. 

228.  Fragment  einer  Herme  mit  Satyrkind  (Taf.  47). 

.   H.  0,64  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  bläulichen  Stellen. 

Ergänzt  unteres  Ende  des  Schaftes  bis  auf  die  r.  hintere  Ecke  und 
Basis.  Der  Herme  fehlen  Kopf,  Hals,  Schultern,  1.  Arm  ganz,  r.  Oberarm, 
Teile  des  Fells,  dem  Satyr  Kopf,  Hals,  1.  Schulter,  1.  Unterarm  mit  Hand 
(Ansatz  auf  der  Brust  der  Herme),  Fufsspitzen  fast  ganz.  Bei  der  Bruchstelle 
der  1.  Schulter  der  Herme  Rest  einer  viereckigen  Vertiefung  mit  MetaUfUllung 
zum  Anstücken  des  1.  Armes. 

Hermenschaft  mit  grofsem,  auf  der  1.  Schulter  geknüpften 
Pantherfell;  an  den  Schultern  setzten  unverhältnismäfsig  grofse 
Arme  an,  deren  r.  ein  Satyrkind  hält,  das  seine  R.  auf  die 
Finger  der  Hermenfigur  stützt,  den  1.  Arm  vor  der  Brust  der 
Herme  ausgestreckt  hatte;  der  1.  Arm  der  Herme  wird  erhoben, 
der  Kopf  mufs  nach  dem  Kind  geneigt  gewesen  sein;  die 
Hermenfigur  war  ebenfalls  ein  Satyr.  Schlechte  Arbeit.  An 
der  r.  Nebenseite  ist  mit  schwarzer  Farbe  929  aufgemalt. 
Vgl.  die  beiden  Hermen  im  lateranensischen  Museum,  Heibig 
Nr.  663/4. 

Gerhard-Platner  S.  54  Nr.  226. 

229.  Doppel-Silenskopf  (Taf.  47). 

H*  0,365  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Bestofsen  an  dem  archaischen  Kopf  Nase,  Brauen,  Schnurbart,  r. 
Ohr,  Blätter  des  Kranzes,  an  dem  hellenistischen  Nase,  Locken  des  Backen- 
bartes, 1.  Ohr,  Blätter  seines  Kranzes  und  unterer  Teil  der  Basisplatte. 


4Ö2  MUSEO  CHIARAMONTI  229a.  230. 

Auf  viereckiger  niedriger  Basisplatte  mit  glattem  Kyma 
unten  und  oben  stehen,  mit  den  Hinterköpfen  aneinander 
gelehnt,  zwei  epheubekränzte  Silensköpfe,  der  eine  archaisch 
(Stilstufe  des  zweiten  Viertels  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.),  der  andre 
hellenistisch.  Beide  Typen  durchaus  getreu  wiedergegeben. 
Die  Bestimmung  des  Werkes  war  jedenfalls  rein  decorativ; 
die  Gegenüberstellung  sollte  dem  gebildeten  Beschauer  den 
Unterschied  des  archaischen  vom  hellenistischen  Stil  an 
einem  besonders  markanten  Beispiel  heitren  Genres  darthun, 
setzt  also  bei  Beschauer  und  Bildhauer  genaue  kunstgeschicht- 
liche Studien  voraus.  Erwähnt  sei,  dafs  sich  auf  Silbermünzen 
von  Thasos  aus  dem  4.  Jahrh.  v.  Chr.  ein  gedoppelter  Silens- 
kopf  findet  (Head  Historia  num.  S.  228).  Das  Werk  wird  eine 
Originalarbeit  augusteischer  Zeit  sein. 

Pistolesi  IV  T.  LV;  Nibby  III  T.  IX;  Gerhard-Platner  S.  57 
Nr.  227;  Furtwängler  Annali  d.  I.  1877  S.  199  Anro.  1,  S.  234;  Heibig 

Nr.   77. 

Darunter: 

229a.  Capital  oder  Basis  (Taf.  47). 

H.  0,105  m-     Durchm.  (unten)  0,30.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Bestofsen. 

Unten  und  oben  rund;  eine,  ringsum  laufende  nach 
oben  ausladende  Hohlkehle  mit  Akanthusblättern  ausgelegt. 
Schlecht. 

230.  Grabara  einer  Luccia  Telesina  (Taf.  47). 

H.  1,34  m.,  Br.  1,02  m.,  T.  0,66  m.    Feinkürniger  weifser  Marmor  mit  schwärz- 
lichen Adern. 

Ergänzt  vordere  r.  Ecke  oben,  viereckiges  Stück  der  Inschriftplatt c 
1.  oben,  vorspringende  Ecke  unter  der  vorderen  1.  Sphinx,  Widderkopf  an 
der  1.  hinteren  Kante  mit  Ecke  darüber.  Blätter  der  Eichenguirlande  vorne 
mit  Gyps  geflickt.  Verschiedene  Sprünge.  Beschädigungen  im 
Text  genannt. 

Basis  mit  Rundstab,  Ablauf  und  Hohlkehle.  Darüber 
an  den  vier  Kanten  unten  je  eine  sitzende  Doppelsphinx 
vorne  mit  Halskette,  gedrehten  Schulterlocken  und  Tänie 
auf  vorspringender  Basisplatte  mit  ausgeschweiften,  um- 
ränderten Langseiten  (an  der  r.  fehlen  Nasenspitze,  Kinn,  Vorderfüfse, 


MUSEO  CHIARAMONTI  230.  463 

r.  hinteres  Knie  [war  erg.:  Loch  für  Stift  erh.];  an  der  1.  Kopf,  Hals, 
obere  Spitze  des  1.  Flügels,  Brust,  Kniee  [war  alles  erg.;  Löcher  und  teilw. 

Bronzestifte  erh.]),  hinten  auf  vorspringenden  Felsen  ohne  Hals- 
band   (an  der  1.  fehlt  das  1.  hintere  Knie;  es  war  erg.;  Loch  erh.).      An 

den  Kanten  oben   je   ein  mit  einem  schmalblättrigen  Kranz 

geschmückter   Widderkopf    (Augensterne   und  Pupillen   eingegraben); 

an  den  Hörnern  ist  vorne  eine  Eichenguirlande,  r.  und  1. 
je  eine  Lorbeerguirlande  aufgehängt;  auch  an  den  Hörnern 
oben  Schleifen,  von  denen  auf  den  Nebenseiten  Bandenden 
auf  einander  zu  flattern.  Auf  der  Vorderseite  unter  der 
Guirlande  und  zwischen  den  Sphinxen  Hochrelief  auf  be- 
sonderer Bodenleiste:  in  der  Mitte  kleiner  Lorbeerbaum; 
r.  davon  nach  r.  stehender  Ziegenbock,  an  der  Guirlande 
fressend;  dann  auf  Felsen  nach  1.  sitzend  bärtiger  Hirt  in 
Exomis,  den  Kopf  umgewendet,  beide  Hände  erhoben,  die  L. 
mit  Lagobolon,  die  R.  mit  einem  Zicklein,  das  sie  an  den 
Vorderbeinen  hält;  r.  von  ihm  ein  nach  1.  stehender  Hund; 
1.  von  dem  Baum  ein  nach  r.  stehendes  Tier  (Kopf,  r.  Vorder- 

fufs,   r.  hinterer  Unterschenkel  fehlen)  mit  saugendem    Kleinen   (nur 

der  Leib  erh.);  1.  ein  nach  r.  stehender  Ziegenbock.  Hochrelief 
über  der  Guirlande:  in  der  Mitte  die  mit  umgewandtem  Kopf 
(sehr  beschädigt)  nach  1.  fliehende  Leto  in  ungegürtetemPeplosmit 
langem  Apoptygma,  der  das  r.Bein  nackt  vortreten  läfst  und  von 
der  1.  Schulter  gleitet;  sie  hält  mit  den  Händen  das  wehende 
Himation  und  trägt  auf  jedem  Arm  ein  Kind;  das  auf  dem  r. 
(Kopf  und  r.  Schulter  fehlt)  ist  bekleidet  und  legt  die  R.  an  die  r. 
Brust  der  Mutter,  die  L.  an  ihren  Rücken;  das  andre  (Kopf  und 
Fufse  fehlen)  ist  nackt  und  legt  die  R.  auf  ihre  1.  Schulter  und 
streckt  die  L.  mit  ausgebreiteten  Fingern  seitwärts  aus;  r. 
lagert  auf  Felsen  eine  Ortsnymphe  im  Chiton,  der  von  der 
r.  Schulter  gleitet,  und  Himation,  den  umgewandten  Kopf  in 
die  Hand  des  aufgestützten  1.  Armes  gelehnt;  die  R.  liegt  vor 
dem  Unterleib  (r.  Unterarm  fehlt);  I.  steht  mit  1.  Standbein 
nach  r.  gewandt  eine  Frau  in  Chiton  und  Himation  und  er- 
hebt die  L.  mit  einem  Himationzipfel  zum  Kinn,  die  R.  seit- 
wärts mit  einem  kleinen  runden  Schild  mit  Gorgoneion  (die 
Pythonschlange  ist  r.  vorauszusetzen,  wohin  sich  alle  Blicke 
richten;  das  Gorgoneion  soll  sie  erschrecken).  Über  dem 
Relief  die  umrahmte  Inschrifttafel.    R.  Nebenseite:  zwischen 


464  MÜSBO  CHIARAMONTI  23 1. 

den  Widderköpfen  Omphalosschale;  darunter  zwei  einander 
zugewendete  Vögel  (Köpfe  fehlen),  jeder  nach  einem  Schmetter- 
ling pickend;  unter  der  Guirlande  auf  plastisch  angegebenen 
Wellen  ein  nach  1.  schwimmender  Delphin,  an  dessen  Rücken 
sich  ein  schwimmender  Knabe  anhält;  beides  Hochrelief. 
L.  Nebenseite:  statt  der  Schale  fein  ornamentierte  Kanne; 
zwei  Vögel  füttern  zwei  Kleine  im  Nest;  der  Delphin  nach  r. 
gewandt;  statt  des  Knaben  ein  Erot.  Auch  die  jetzt  unsicht- 
bare Rückseite  ist  mit  Relief  geschmückt.  Oben  ringsum 
Gesims  mit  fallendem  und  steigendem  Kyma  und  dazwischen 
dreifacher  Platte;  an  der  Rückseite  weniger  weit  vorspringend. 
Darüber  flach  gewölbter  Aufsatz  (oben  abgeflacht)  mit  Voluten 
an  den  Seiten  (gebildet  wie  zwei  mit  dem  Boden  verbundene 
längliche  Blumenkelche);  vorne  Hochrelief:  in  der  Mitte 
Dreifufs  mit  Kessel  (das  vorderste  Bein  fehlt);  jederseits  ein  nach 
aufsen   sitzender   Greif  mit  umgewandtem  Kopf  (dem  r.  fehlt 

Schnabel  und  r.  hinteres  Knie). 

Sorgfaltige,  decorativ  geschickte  Arbeit  des  i.  Jahrh. 
n.  Chr.  (vgl.  Alt  mann  Architektur  u.  Ornamentik  d.  ant. 
Sarkophage  S.  69). 

Stand  ehedem  in  der  Villa  di  papa  Giulio,  zu  Zoega's 
Zeit  im  Garten  des  Quirinal-Palastes. 

Raoul-Rochette  Monuments  inedits  I  Taf.  XLVIIi  S.  216  Anm.  3; 
Gerhard -Platner  S.  54  Nr.  228;  Nibby  III  Taf.  XXVIII;  Müller- 
Wieseler  Denkmäler  d.  alt.  Kunst  II  Nr.  880;  CIL  VI  21563;  Sauer  bei 
Röscher  Mythol.  Lexikon  II  Sp.  1974;  Wernicke  bei  Pauly-Wissowa  Real- 
Encyklopädie  II  Sp.  109. 

231.  Herme  eines  Eros  (?  Taf.  47). 

H.  (d.  Ant.)  0,90.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor  mit   dunkleren  Streifen. 

Ergänzt  fast  das  ganze  untere  Drittel  des  Schaftes  bis  auf  einen  Teil 
rechts.     Abgestofsen  die  Nase. 

Auf  einem  Hermenschaft  mit  Geschlechtsteilen  (Blatt), 
der  sich  unten  etwas  verbreiterte  (s.  r.  hintere  Ecke),  ein 
Kinderkopf  mit  Scheitelzopf  gradeaus  gewendet;  im  Rücken 
oben  ein  viereckiges  Loch  (für  die  Flügel  allerdings  etwas 
tief);  an  der  1.  Schmalseite  zwei  kleinere  viereckige  Löcher 
senkrecht  übereinander,  das  obere  sicher  für  den  vierseitigen 
Pflock;  r.  die  gleichen  Löcher  in   einer  langen  senkrechten 


MUSKO  CHIARAMONTI  232.  233.  465 

Bahn;    die   Herme    könnte   als  Pfosten    in    einem   Geländer 
gedient  haben.    An  der  r.  Nebenseite  oben  ist  mit  schwarzer 
Farbe  912  aufgemalt. 
Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  54  Nr.  229. 

232.  Büste  mit  Kopf  des  sog.  Scipio-Typus  (Taf.  47). 

H.  des  Ganzen  0,625  m.,   des  Kopfes  0,29  m.     Der  Kopf  aus   nero  antico. 

Ergänzt  aus  schwarzem  Marmor:  unterer  Teil  der  Nase,  Teile  beider 
Ohrenränder;  aus  weifsem:  Büste  mit  Fufs.     Einige  Sprünge. 

Auf  der  modernen  Togabüste  sitzt  mit  leichter  Wendung 
nach  der  1.  Schulter  ein  Kopf  jenes  kahlköpfigen  Typus  mit 
kreuzförmiger  Narbe  über  der  Schläfe,  der  gewöhnlich  als 
Scipio  Africanus  gedeutet  wird  (vgl.  zuletzt  Six  Rom.  Mit- 
teilungen 1895  S.  184  fr.). 

Gute  Arbeit,  nach  der  Angabe  der  Pupillen  aus  anto- 
ninischer  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  54  Nr.  230;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  I 
S.  38  Nr.  5. 

Photographie  Moscioni  4090. 

233.  Römische    weibliche   Porträtbüste  (Taf.  47). 

H.  des  Ganzen  0,655  m*t  des  Antiken  0,59  m.    Marmor  des  Kopfes  feinkörnig 

und  grau,  der  Büste  feinkörnig  und  gelblich. 

Ergänzt  Nase,  Flicken  in  der  1.  Wange,  Kinn,  beide  seitliche  Enden 
der  Frisur,  Streifen  im  Halse,  1.  Schulter,  BUstenfufs  bis  auf  die  obere  Scheibe 
mit  gerundetem  Rand.     Brauen  und  Oberlippe  abgestofsen. 

Kopf  und  Büste  nicht  zusammengehörig  (Marmor  ver- 
schieden). Die  ganz  in  den  Mantel  gehüllte  Büste  mit  Index- 
täfelchen ist  trajanisch,  der  halb  nach  der  r.  Schulter  ge- 
wendete Kopf  (Haare  vorn  gescheitelt,  gewellt,  zurückge- 
strichen; hinten  bilden  sie  ein  kissenartiges  Toupet,  das 
aufgenommen  und  auf  dem  Wirbel  befestigt  ist;  Augensterne 
und  Pupillen  eingegraben)  Julia  Soaemias  oder  Maesa, 
möglicherweise  auch  Otacilia;  jedenfalls  nicht  Mammaea. 

Beide  Teile  unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  54  Nr.  231;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II 3 

S.  94;  1*5;  l3* f.;  145- 

Vatlcau.  Katalog  I.  30 


466  MÜSEO  CHIARAMONTI  234.  235.  235a. 

Unter  Nr.  226—28  und  231 — 33: 

Drei  Fragmente  eines  Gesimses  (Taf.  47). 

L.  1,315  m.,  0,54  u.  0,82  m.,  H.  0,185  m.,  T.  0,24  m.     Feinkörniger 

bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  die  r.  Vorderecke  oben. 

Von  unten  nach  oben:  Kyma  mit  Geison,  glatte  Sima. 
Rechte  und  linke  Ecke  und  ein  Mittelstück.    Sauber,  einfach. 

234.  Relieffragment  (Taf.  47). 

H.  0,20  m.,  Br.  0,09  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Flachrelief:  oben  ein  Weinblatt;  unten  nach  r.  schreiten- 
der  Pan    mit    Bocksbeinen  (1.  Arm,    1.  Bein,    r.  Unterschenkel   fehlen), 

den  Kopf  umgewandt,  mit  der  R.  einen  Panther  am  Zügel 
haltend,  von  dem  nur  der  Kopf  erhalten  ist.  Flüchtige 
Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  55  Nr.  232. 

235.  Sarkophagfragment  (Taf.  47). 

H»  °»I35  m.,  L*  °»23  m-     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Flachrelief:    zwei    zusammengejochte    Ochsen    nach    r. 

(dem  vorderen  fehlen  die  unteren  Teile  der  Vorderbeine  und  Hinterteil, 
dem  hinteren  Schnauze  und  an  dem  einzigen  erhaltenen  Vorderbeine  der  Huf). 

Spät  und  gering. 

Gerhard-Platner  S.  55  Nr.  233. 

Darunter: 
235a.  Nebenseite  eines  Sarkophags  (Taf.  36). 

(bezeichnet  mit  60  F;  vgl.  Abteilung  III.) 
H.  0,60  m.f  Br.  0,59  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  gröfseres  Stück  unten  mit  1.  Vorder-  und  Hinterpfote  des 
Greifen«  Bruch  quer  von  1.  nach  r.  und  in  der  Mitte  darüber  von  oben 
nach  unten. 

Ein  nach  1.  sitzender  Greif  in  Flachrelief.  Eine  recht- 
eckige Vertiefung  oben  neben  dem  Flügel,  eine  andere,  mit 
Metall  gefüllt,  unter  dem  Schnabel;  beide  zur  Verklammerung 
des  Deckels.  Unter  der  jetzigen  Nummer  ist  mit  roter 
Farbe  91  aufgemalt;  vgl.  Nr.  250.     Gegenstück  zu  Nr.  239  a. 


MU8E0  CHIARAMONTI  236.  237.  238.  467 

236.  Sarkophagfragment  (Taf.  47). 

H.  0,485  m.,  Br.  0,185  m-     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Unten  schmale  Randleiste  erhalten.  Darüber  Hochrelief: 
stehender  Knabe,  von  vorn  gesehen,  ein  Tuch  um  die  Lenden 
geknüpft  (Pupille  eingebohrt);  abgeschlagen  1.  Gesichtshälfte, 
fast  der  ganze  1.  Arm,  der  erhoben  war  und  eine  lange  Fackel 
hielt,  von  der  nur  Reste  erhalten  sind,  ferner  die  Zehen  des 
1.  Fufses.  Die  R.  mit  undeutlichem  Attribut  gesenkt;  daneben 
noch  der  Rest  eines  Trennungsleistens. 

Spät  und  schlecht.  Zwischen  den  Füfsen  ist  mit  schwarzer 
Farbe  242  aufgemalt. 

Gerhard-Platner  S.  55  Nr.  234. 

237.  Sarkophagfragment  (Taf.  47). 

H.  0,48  ro.,  ßr.  0,20  m.     Feinkörniger,  leicht  bläulicher  Marmor. 

Oben  Randleiste  erhalten.  Darunter  Hochrelief:  Frau  in 
gegürtetem  Peplos,  der  von  der  r.  Schulter  gleitet,  Himation 
um  Hüften  und  1.  Schulter,  Band  im  Haar,  sitzt  nach  r.  auf 

Überdecktem  Sitz  (fehlen  Nasenspitze,  1.  Arm,  r.  Hand,  Fiifse,  Unterteil 

des  Sitzes;  Pupillen  gebohrt).     Muse    mit   Kithara?     Späte,    sorg- 
faltige Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  55  Nr.  235. 

238.    Fragment  von  der  Vorderseite  eines 
Sarkophagdeckels  (Taf.  47). 

II.  0,125  m.f  L.  0,325  m.     Feinkörniger,  leicht  bläulicher  Marmor. 

Oben  schmale  Randleiste.  Darunter  r.  Rest  der  um- 
rahmten Inschrifttafel  mit  Teil  der  Inschrift;  1.  Flachrelief: 
Zweigespann  von  Ziegenböcken  nach  r.;  unter  den  Tieren 
ein  halb  erhaltener  nach  1.  umgestürzter  Blumenkorb;  auf 
dem  Wagen  (untere  Hälfte  des  Rades  fehlt)  ein  umblickender  Knabe 
mit  flatternder  Chlamys  (r.  Fufs  fehlt),  in  der  R.  einen  gefüllten 
Blumenkorb.  Nach  Vergleich  mit  Nr.  406  (s.  Brunn  Bullettino 
d.  I.  1849  S.  75  f.  =  Kleine  Schriften  I  S.  32  f.)  der  Genius 
des  Frühlings;  vgl.  Nr.  239.  Späte,  geringe  Arbeit.  Oben 
ist  mit  roter  Farbe  15  aufgemalt. 

Gerhard-Platner  S.  55  Nr.  236. 

30* 


468  MUSEO  CHTARAMONTI  239.  239  a.  A. 

239.    Fragment  eines  Sarkophagdeckels  (Taf.  47). 

H.  0,14  m.,  Br.  0,26  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten.  Darunter  Flachrelief: 
Zweigespann  von  Ebern  nach  r.  (Hinterfufse  fehlen);  unter  den 
Tieren  ein  halb  erhaltener,  nach  r.  umgestürzter  Blumenkorb; 
auf  dem  Wagen  (unterer  Teil  fehlt)  ein  Knabe  in  kurzer,  ge- 
gürteter Tunica,  in  der  L.  die  Zügel,  in  der  R.  einen  grofsen 
Schilfstengel  (halber  r.  Unterschenkel  fehlt);  r.  das  l.Vord erbein  eines 
nach  1.  laufenden  Tieres  mit  gespaltenen  Hufen.  Nach  Ver- 
gleich mit  Nr.  406  (s.  weiteres  bei  Nr.  238)  Genius  des 
Winters  (Kleidung!),  dem  entgegen  entweder  das  Gespann 
des  Frühlingsgenius  mit  Ziegenböcken  oder  das  des  Sommers 
mit  Stieren  kam.  Späte  geringe  Arbeit  (kann  nicht  von  dem- 
selben Deckel  wie  Nr.  238  stammen). 

Gcrhard-Platner  S.  55  Nr.  237. 

239a.  Linke  Nebenseite  eines  Sarkophags  (Taf. 36). 

(bezeichnet  mit  60  G;  vgl.  Nr.  235  a). 
H.  0,60  m.,  Br.  0,57  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  r.  obere  Ecke  mit  Kopf  des  Greifen.  Abgebrochen  war 
ein  gröfseres  Stück  oben. 

Gegenstück  zu  Nr.  235  a  mit  nach  r.  sitzendem  Greifen 
in  Flachrelief.  Rechteckiges  Klammerloch  oben  neben  dem 
Flügel. 

239A.    Grabara  eines  L.  Passienus  Augianus 

(Taf.  47). 

H.  0,56  m.,  Br.  0,295  m.,  T.  0,185  m-     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Grabara  der  üblichen  Form  mit  Volutenaufsatz.  Vorne 
die  umrahmte  Inschrift.  Links  in  Flachrelief:  stehender  Mercur 
von  vorn  gesehen;  Chlamys  vor  der  Brust  geknöpft;  Kopf 
mit  Petasos  nach  der  i.  Schulter  gewendet;  die  L.  mit  Cadu- 
ceus  gesenkt,  die  R.  geschlossen  vor  den  Leib  erhoben. 
Rechts  in  Flachrelief:  über  plastisch  ausgeführten  Wellen  ein 
nach  1.  fahrendes  Schiff  mit  Gitterbrüstung  an  Bord;  darauf 
nach  1.  stehend  eine  Frau  in  gegürtetem  Chiton,  mit  Diadem, 
mit  erhobener  R.  und  gesenkter  L.  ein  jetzt  abgearbeitetes 
Segel  vor  sich  haltend ;  in  ihr  ist  Fortuna  zu  erkennen. 


MUSEO  CHIARAMONTI  239 B.  C.  D.  240.  469 

Späte,  geringe  Arbeit.    Ehemals  im  Museo  Kircheriano. 

Gerhard-Platner  S.  54  Nr.  224;  CIL  VI  23845. 

239B.   Doppelherme  des  Dionysos  und  der 

Ariadne  (Taf.  47). 

H.  (d.  Köpfe)  0,17  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Ergänzt  Nasenspitzen,  StUck  am  Bart,  Büste  und  Schaft. 

Rechts  Ariadne  mit  Diadem,  links  Dionysos  mit  Band 
im  Haar;  archaistische  Typen.     Spät  und  schlecht. 

Gerhard-Platner  S.  55  Nr.  A. 

239C.   Doppelherme  des  Hermes  und  Dionysos 

(Taf.  47). 

H.  (d.  Kopfe)  0,17  m.     Feinkörniger,  leicht  gelblicher  Marmor. 
Ergänzt  Nasen,  Büste,  Schaft. 

Links  jugendlicher  Hermes  mit  Petasos  und  kurzen 
Locken;  rechts  bärtiger  Dionysos;  längere  Locken;  der  Bart 
wächst  in  einzelnen  Strähnen;  die  Stirn  gerunzelt,  oben  um- 
wunden von  breitem  Band,  von  dem  aus  ein  Tuch  über  den 
Kopf  gelegt  ist;  unter  dem  Tuch  zwei  flügelartige  Ansätze. 
Vgl.  Galleria  geografica  Nr.  24  und  Berlin  Beschreibung 
d.  ant.  Skulpturen  Nr.  119.     Spät  und  schlecht. 

Gerhard-Platner  S.  55,  B;  Gerhard  Antike  Bildwerke  Taf. 
CCCXVIII  2;  Braun  Kunstvorstellungen  des  gefliig.  Dionysos  S.  4. 

239D.  Grabara  eines  Cn.  Domitius  Hilario 

(Taf.  47). 

CIL  VI  16945. 

Abteilung  X. 
240.    Knabenstatue  (Taf.  48). 

H.  1,56  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  aus  Gyps:  Kopf  und  Hals;  aus  Marmor:  r.  Arm  mit  Hand, 
Teil  der  Schulter  und  dem  seitlich  hängenden  Teil  der  Chlamys,  Knopf, 
1.  Arm  von  der  Mitte  des  Oberarms  an  mit  Hand  und  Schwert,  Teile  der 
Chlamys  am  Stamm,  1.  Unterschenkel  mit  Rückseite  des  Oberschenkels,  Stütze 
zwischen  den  Waden,  untere  Hälfte  des  r.  Unterschenkels  mit  unterem  Teil 
des  Stammes,  Fttfse,  Basis, 


470  MÜ8E0  CHIARAMONTI  240  a. 

Aufrechte  Haltung,  verstärkt  durch  einen  Stamm;  1.  Fufs 
mit  erhobener  Ferse  zur  Seite  und  zurückgesetzt  (richtig  erg.); 
Chlamys  mitten  vor  der  Brust  geknöpft;  1.  Arm  gesenkt  (erg. 
mit  Schwert);  r.  Arm  seitlich  bis  in  Augenhöhe  erhoben  (wohl 
in  der  Hauptsache  richtig  erg.);  der  Kopf  —  ein  Gypsabgufs 
des  wahrscheinlich  Annius  Verus  darstellenden  Kopfes  im 
Braccio  nuovo  Nr.  70  —  ist  leicht  zur  r.  Schulter  gewendet. 
Mäfsige  Arbeit. 

Fea  Nuova  desciizione  S.  87  (statuetta  con  testa  di  Filippo  Giuniore); 
Clarac  937,  2388;  Gerhard-Platner  S.  55  Nr.  238. 
Photographie  Moscioni  4041. 

Darunter: 

240a.  Grabara  eines  M.  Antonius  Alexander 

(Taf.  48). 

H.  0,85  m.,  Br.  0,65  m.,  T.  0,49  m.    Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Über  der  Basis  ein  an  den  Nebenseiten  und  vorne  um- 
laufendes Profil  mit  Rundstab  und  Ablauf.  Darüber  ist  die 
Vorderseite  umgeben  von  einer  schmalen  Randleiste;  in 
den  beiden  oberen  Ecken  je  ein  Pflock,  an  denen  mittels 
einer  langen  Öse  die  umrahmte  Inschrifttafel  aufgehängt  ist; 
zwischen  dieser  und  der  Randleiste  unter  den  Ösen  durch 
liegt  eine  breite  Lorbeerguirlande  mit  flatternden  Bändern 
unten.  R.  Nebenseite:  reich  verzierter  Krater;  auf  dem 
Rande  zwei  Vögel,  einer  mit  gesenktem,  der  andere  mit  er- 
hobenem Kopf;  unten  1.  ein  nach  oben  blickender  Hahn,  r. 
die  reich  verzierte  Kanne.  L.  Nebenseite:  ähnlicher  Krater 
mit  Vögeln,  von  denen  der  mit  erhobenem  Kopf  einen 
Schmetterling  im  Schnabel  hat;  unten  r.  ein  nach  r.  gewandter 
Vogel  (Henne?),  1.  die  Schale.  Rückseite  rauh  gelassen. 
Darüber  an  den  Nebenseiten  und  vorne  ein  Gesims  (drei 
niedrige  Geisa  über  einander,  stufenförmig  vorspringend; 
Sima).  Oben  Aetom  mit  Voluten  an  den  Seiten  (der  ganze 
obere  Teil  abgeplattet);  an  der  Vorderseite  in  der  Mitte 
Gorgoneion;  r.  und  1.  je  ein  Harnisch  mit  Parazonium,  Köcher  (?), 
zwei  gekreuzte  Beinschienen;  dann  in  der  vorderen  Rundung 
der  wie  zwei  gekoppelte  Blumenkelche  gebildeten  Voluten 
je  ein  Helm;  diese  Waffen  werden  hier  bedeutungslos,  rein 


MÜSEO  CHIARAMONTI  241.  47 1 

decorativ  angebracht  sein  (vgl.  E.Caetani  Lo vatelli  Bullettino 
comunale  1900  S.  264  f.).  Durchweg  mittleres  Relief.  Arbeit 
aus  der  Mitte  des  1.  Jahrh.  n.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  55;  C.L.Visconti  Descrizione  dei  Musei  Va- 
ticani  (1870)  Nr.  240a;  CIL  VI  10360  (vgl.  10363). 

241.   Statue  einer  Göttin,  die  ein  Kind  stillt 

(Taf.  48). 

H.  1,63  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Gewand  im  Nacken,  r.  Schulter  mit  einigen  Locken,  r.  Arm 
mit  Teilen  der  Brust  (Hand  antik),  gröfseres  StUck  unter  der  r.  Hand,  1. 
Unterarm  mit  Teil  der  L.,  Vorderglied  des  kl.  Fingers  an  der  L.,  grofses 
Gewandstück  unter  dem  1.  Ellenbogen;  an  dem  Kind:  Nase,  grofser  Streifen 
im  Rücken  und  an  der  1.  Hinterbacke,  Teil  des  1.  Fufses,  1.  Knöchel.  Sprung 
r.  vom  Halse  abwärts.  L.  Hinterbein  des  Stuhls  beschädigt.  Im  Ganzen 
stark  geputzt. 

Auf  einem  viereckigen  Schemel  mit  Querhölzern  zwischen 
den  Beinen  und  Kissen  sitzt  eine  matronale  weibliche  Ge- 
stalt; die  beschuhten  Füfse  auf  einem  flachen  Schemel;  der  1. 
zurückgezogen;  bekleidet  mit  Chiton  und  Himation,  das  1. 
Arm  und  Schulter,  Rücken  und  Beine  bedeckt;  der  Chiton 
ist  auf  der  1.  Schulter  gelöst  und  die  entblöfste  1.  Brust  wird 
von  der  R.  gehalten,  während  ihr  die  L.  den  lockigen  Kopf 
eines  Knaben  nähert,  der  auf  dem  1.  Oberschenkel  der  Frau 
sitzt,  mit  der  L.  nach  ihrem  Handgelenk,  mit  der  R.  nach 
ihrer  1.  Schulter  greift;  ihr  Kopf  ist  halb  nach  der  1.  Schulter 
gewendet  und  leicht  geneigt;  die  Haare  sind  vorn  gescheitelt 
und  in  welligen  Strähnen  über  die  Ohren  zurückgestrichen; 
auf  Schultern  und  Nacken  fallen  künstlich  gedrehte  Locken; 
hinter  den  gewellten  Strähnen  hohes  Diadem;  dicht  hinter 
dessen  Mitte  oben  ein  kleines  rundes  Loch.  Die  Figur  ist 
in  zwei  Stücken  gearbeitet  (Fuge  über  den  Hüften),  die  hinten 
durch  zwei  grofse  Bronzeklammern  verbunden  sind;  die  Rück- 
seite ist  vernachlässigt,  der  Kopf  oben  und  hinten  garnicht 
ausgeführt.  Die  Arbeit  ist  am  Körper  sehr  roh,  nur  ganz 
äufserlich  decorativ,  am  Kopf  besser,  in  dessen  weichen 
Zügen  sich  ein  intensiver  Ausdruck  mütterlicher  Zärtlichkeit 
erhalten  hat. 

Die  idealen  Züge  des  Gesichtes  lassen    keinen  Zweifel, 
dafs  es  sich  um  eine  Göttin  handelt.    Man  hat  sie  erklärt  für 


472  MUSKÖ  CHIARAMONTI  241. 

Hera  mit  Herakles,  Hera  mit  Ares,  Iuno  Lucina,  Demeter 
mit  Iakchos,  Amalthea  mit  Zeus,  Rhea  mit  Zeus,  eine  der 
Kinderpflege  beflissene  Göttin,  ähnlich  der  griechischen  Ge 
Kurotrophos  oder  der  pränestiner  Fortuna  Primigenia.  Gegen 
die  Deutungen  auf  Hera  ist  mit  Recht  angeführt  worden, 
dafs  das  in  dem  Kopf  ausgedrückte  Wesen  dem  der  Hera 
gerade  entgegengesetzt  ist,  und  die  Entlegenheit  der  Mythen; 
letzteres  auch  gegen  die  Deutung  auf  Demeter;  gegen  die 
auf  Amalthea  spricht,  wie  schon  Winckelmann  betont  hat, 
das  Diadem,  gegen  die  auf  Rhea,  dafs  sie  Zeus  nicht  selbst 
genährt  hat.  Die  meiste  Wahrscheinlichkeit  hat  die  letzte 
Deutung  für  sich,  die  auf  vielfache  Funde  von  Terracotta- 
statuetten  einer  nährenden  Göttin  an  verschiedenen  Punkten 
des  römischen  Reiches  begründet  ist;  man  vergleiche  auch 
eine  in  Syrien  gefundene  Bronzestatuette  in  Paris  (Babelon- 
Blanchet  Catal.  des  bronzes  ant.  de  la  bibl.  nat.  Nr.  56). 
Unsicher  bleibt,  welche  der  mütterlichen  Gottheiten  in  der 
Statue  speciell  dargestellt  werden  sollte  (man  kann  an  Iuno 
Lucina,  Fortuna  Primigenia  [Praeneste]  oder  im  Allgemeinen 
an  Dea  nutrix  denken). 

Noch  ist  eine  andre  Möglichkeit  zu  erwägen:  die  Frisur 
des  Haares  (vgl.  dazu  den  nicht  zugehörigen  Kopf  einer 
Statue  der  Loggia  de'  Lanzi;  Dütschke  Ant.  Bildw.  in  Ober- 
italien III  Nr.  559)  weist  nach  Alexandrien;  für  ein  alexan- 
drinisches  Werk  würde  auch  der  weichliche  Formencharakter 
und  die  Physiognomie  der  Göttin  passen  (vgl.  Amelung 
Bullett.  d.  comm.  arch.  comun.  1897  S.  noff.  u.  bes.  S.  I34f.)- 
Endlich  kann  in  dem  Loch  über  der  Mitte  des  Diadems  sehr 
wohl  eine  Lotosblume  aus  Bronze  befestigt  gewesen  sein. 
Wir  würden  also  eventuell  die  Nachbildung  einer  gräcisierten 
Darstellung  der  Isis  mit  dem  Horosknaben  zu  erkennen  haben. 

Dagegen  haben  Furtwängler  und  Gurlitt  (s.  unten), 
die  sich  für  eine  Deutung  als  Dea  nutrix  ausgesprochen 
haben,  die  Statue  für  das  Werk  eines  campanisch-griechischen 
Künstlers  aus  dem  1.  oder  2.  Jahrh.  v.  Chr.  erklärt;  eine  An- 
nahme, bei  der  sich  der  eigentümlich  weichliche  Formen- 
charakter in  der  That  auch  erklären  würde. 

Gefunden  in  Otricoli  (Clarac);  aufgestellt  zunächst  in 
den  päpstlichen  Gärten  des  Quirinal,    dann  auf  der  Loggia 


MUSEO  CHIARAMONT1   242.  473 

scoperta,  von  wo  das  Werk  gegen  Mitte  des  19.  Jahrhunderts 
an  seinen  jetzigen  Platz  gelangte. 

Winckelmann  Monum.  ined.  I  Taf.  XIV  S.  14  =  Sämtl.  Werke 
(Donaucsch.)  VII  S.  300;  ders.  Geschichte  d.  Kunst  V  1  §2  =  Samt], 
Werke  (Don.)  IV  S.  87;  Visconti  Museo  Pio-Clementino  I  Taf.  IV;  P.  Mass i 
Indicazione  antiquaria  (1792)  S.  70;  Miliin  Gal.  mythol.  PI.  XXXIX  Nr.  142  = 
Guigniaut  Lcs  relig.  de  l'ant.  PI.  XCVI  Nr.  355;  Hirt  Bilderbuch  Taf.  II  7; 
Agincourt  Samml.  von  Denkm.  d.  Archit.,  Skulpt.  etc.  Taf.  I  17;  Creuzer 
Symbolik  III  2  Taf.  IV  20;  Clarac  423,  748;  Gerhard-Platner  S.  194 
Nr.  4;  Minervini  Memorie  dell'  accad.  crcolan.  1854  S.  317  ff.;  Müller- 
Wiesel  er  Denkm.  d.  alt.  Kunst  II  Nr.  62;  Stephani  Compte-rendu  1864 
S.  189;  Garrucci  Disscrtazioni  archeologiche  S.  152;  Overbeck  Kunst- 
mythologie II  S.  332ff.  Nr.  16  Taf.  IV  II;  Furtwängler  Sammlung  Sabou- 
roff  I  Text  zu  Taf.  LXXI  mit  Anm.  15;  Baumeister  Denkm.  d.  kl.  Altert.  I 
S.  650  Fig.  720;  Gurlitt  Die  Nutrices  Augustae  in  Poetovio,  Festgabe  für 
Fr.  von  Kroncs  S.  18;  Heibig  Nr.  79. 

Photographie  Alinari  11 822;  Anderson  1393. 


242.   Statue  des  Apollon  (Taf.  48). 

H.  1,66  m.     Grofskörnigcr  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Kopf,  Hals,  Bandenden  ganz,  r.  Arm  von  oberhalb  des  Ellen- 
bogens abwärts  mit  Hand,  1.  Arm  von  der  Mitte  des  Oberarms  an  mit  Leyer, 
Stamm,  Stück  im  1.  Oberschenkel,  1.  Unterschenkel,  r.  Unterschenkel  mit 
Knie,  Füfse,  Basis.  Beschädigung  an  der  r.  Hüfte  auswärts  (Ausbruch  einer 
einstigen  Stütze  für  die  Hand).     Stark  geputzt. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein,  verstärkt  durch  einen 
Stamm;  r.  Fufs  mit  voller  Sohle  leicht  zur  Seite  gesetzt;  r. 
Arm  hängt  herab;  die  L.  ruht  auf  dem  Steg  einer  auf  den 
Stamm  gestützten  Lyra  (modern);  der  Kopf,  eine  moderne 
Copie  nach  dem  Typus  des  Apollon  Lykeios  (s.  Nr.  18  u.  120), 
ist  leicht  zur  1.  Schulter  gewendet.  Der  Torso  ist  eine  glatte 
Replik  des  archaischen  bronzenen  Apollon  aus  Pompei  in 
Neapel;  die  R.  ist  demnach  mit  Plektron  richtig  ergänzt; 
die  L.  müfste  in  die  Saiten  der  Lyra  greifen;  wo  der  Er- 
gänzer Bandenden  vom  Kopf  hat  herabfallen  lassen,  müfsten 
Locken  aufstofsen. 

Gerhard-Platner  S.  55  Nr.  240;  Overbeck  Kunstmythologic  III 5 
S.  172  Nr.  8. 

Darunter: 


1 


474  MÜSEO  CHIARAMONTI  242a.   243. 

242a.  Cinerar-Ara  (Taf.  48). 

H.  0,76  m.,  Br.  0,66  m.,  T.  0,58  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Sehr  zerstört. 

Von  der  Inschrift  hat  sich  lesbar  nur  SVIS  ET  SIBI 
erhalten.  Über  der  Basis  Toms  mit  Flechtband  und  fallendes 
Kyma  mit  schmalen  Blättern.  Oben  an  den  vier  Kanten 
Bukranien,  zwischen  denen  bogenförmig  je  eine  Guirlande 
von  Blumen  und  Früchten  herabhängt.  Vorne  über  der 
Guirlande  ein  weibliches  Brustbild  (Gesicht  abgeschlagen; 
lange  Schulterlocken,  Chiton,  Armband  am  r.  Oberarm); 
darüber  die  Inschrift.  Links  Schale,  rechts  Kanne,  hinten 
Becher.     Gute  Arbeit  des  1.  Jahrh.  n.  Chr. 

Photographie  Moscioni  3042  (Vorderseite). 

243.   Statue  eines  Satyrs  (Taf.  49). 

H.  1,20  m.     Marmor  des  Kopfes   grofskrystallinisch  und  weifs,    des  Torso 

grobkörnig  und  leicht  gelblich. 

Ergänzt  (z.  T.  aus  Gyps,  z.  T.  aus  Marmor)  Nasenspitze,  Teil  des 
Kranzes  und  der  Haare  Über  dem  1.  Ohr,  r.  Arm  in  zwei  Stücken  fast  ganz 
mit  Hand,  Rückseite  des  1.  Oberarms,  1.  Unterarm,  Teil  der  Nebris  unter 
ihm,  Zipfel  an  der  L.,  Teil  des  Nebrisüberschlags  unter  der  r.  Brust,  Kopf 
und  Hals  beider  Tiere,  an  dem  oberen  auch  die  Vorderbeine,  an  dem  Satyr 
weiter  1.  Unterschenkel  mit  Teil  des  Oberschenkels,  Rückseite  des  r.  Ober- 
schenkels, r.  Unterschenkel  mit  Knie,  Füfse,  Unterteil  des  Stammes,  Basis. 
Gebrochen  war  der  Stamm  in  zwei  Stücke,  dann  vom  Arm,  ferner  der  1. Ober- 
arm. Abgebrochen  Stütze  an  der  1.  Schulter  aufsen  (wohl  zur  Verbindung  mit 
dem  Kopf  des  Tieres),  Schwanzende  des  oberen  Tiers,  Teil  der  Trauben 
unter  dem  unteren,  Ende  der  neben  dem  r.  Bein  herabhangenden  Klaue  der 
Nebris,  Ast  am  Baum  innen  (Bruch  glatt  abgearbeitet;  eine  entsprechende 
Stelle  am  1.  Oberschenkel  aufsen  mit  Gyps  verschmiert).  Der  Kopf  ist 
angesetzt;  Fuge  mit  Gyps  verschmiert. 

Ein  jugendlicher  Satyr  steht  aufrecht  mit  gekreuzten  Beinen 
(r.  Standbein),  den  1.  Ellenbogen  auf  einen  Stamm  gelehnt; 
die  L.  hält  einen  Zipfel  der  auf  der  1.  Schulter  geknüpften, 
um  die  r.  Hüfte  gezogenen  Nebris,  von  der  eine  Klaue  längs 
des  r.  Beins  aufsen  herabhängt;  in  dem  Bausch  Trauben  und 
darüber  zwei  kleine  Panther;  die  R.  leicht  vorgestreckt  mit 
einer  kleinen  Schale  (erg.);  der  pinienbekränzte  Kopf  mit 
lachendem  Gesicht  zur  1.  Schulter  gewendet.  Er  gehört  nicht 


MU8E0  CHIARAM0NT1  244.  244a.  475 

zum  Körper  (Marmor  verschieden;  zu  klein).  Schlechte  Arbeit. 
Variation  eines  dem  Satyr  mit  der  Querflöte  (Braccio  nuovo 
Nr.  36  A)  ähnlichen  Typus,  der  wahrscheinlich  die  Flöte  ruhig 
in  beiden  Händen  hielt;  die  Nebris  ist  meist  als  Schweinefell 
kenntlich  (vgl.  Klein  a.  unten  a.  O.  S.  212  Var.  I;  Galleria 
delle  statue  Nr.  409;  Gall.  de'  candelabri  Nr.  4). 

Die  Figur  stammt  aus  dem  Besitz  der  Mattei,  denn  es 
kann  kein  Zweifel  sein,  dafs  die  bei  Venuti  a.  unten  a.  O. 
abgebildete  Statue  mit  ihr  identisch  sei. 

Venuti  Monum.  Matthaeiana  I  Taf.  36  =  Clarac  70$,  1680 D; 
ebenda  706,  1686;  Gerhard-Platner  S.  55  Nr.  241;  Klein  Praxiteles 
S.  214  Anm. 

244.   Büste  eines  Wassergottes  (Taf.  49). 

H.  1,32  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Ergänzt  Lippen,  Teile  der  Locken  über  der  Stirn,  Lockenspitzen. 

Auf  kleinem  Bruststück  sitzt  ein  colossaler  bärtiger  Kopf 
mit  pathetischem  Ausdruck  und  leicht  geöffnetem  Munde; 
Brauen  plastisch;  hinten  nur  angelegt;  grofse  Öffnung  für 
Wasser  von  hinten  bis  zum  Munde.  Decorativ  sehr  wirksame 
Arbeit.     Gefunden  in  der  Villa  des  Hadrian  bei  Tivoli. 

Penna  Viaggio  pittorico  della  Villa  Adriana  III  T.XLVIIIi;  Gerhard- 
Platner  S.  55  Nr.  242;  Winnefeld  Die  Villa  des  Hadrian  bei  Tivoli 
S.  156;  Heibig  Nr.  78. 

Darunter: 

244a.  Puteal  (Taf.  49). 

H.  0,61  m.,  Dur  ehm.  0,59  m.     Feinkörniger,  leicht  bläulicher  Marmor. 

Unten  Kyma  mit  hängenden  breiten  Blättern;  oben  Kyma 
mit  doppelter  Herzblatt-Reihe;  der  Rand  darüber  gerieft. 
An  der  Trommel  Flachrelief:  drei  Keulen  stehen  mit  dem 
dicken  Ende  nach  unten  in  je  einem  Trinkbecher  aufrecht; 
an  dem  schmalen  Ende  sind  mit  Tänien  je  zwei  Weinreben 
angebunden,  deren  jede  sich  mit  der  von  der  nächsten  Keule 
ausgehenden  kreuzt;  am  Kreuzungspunkt  sind  beide  abermals 
mit  einer  Tänie  verbunden.  Die  Beziehung  auf  Herakles, 
der  auch  Beschützer  der  Quellen  war,  ist  durch  Keule  und 
Becher  gegeben.     Einfache  Arbeit  erster  Kaiserzeit. 


47Ö  MUSEO  CHIARAMONTI  244h.  245. 

Darunter: 

244b.    Grabara  der  Cornelia  Tertulla,  Gemahlin 
eines  L.  Furius  Diomedes,  caelator  de  sacra  via  (Taf.  49). 

H.  1,10  m.,  Br.  0,77  m.,  T.  0,50  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor, 
Ecken  und  Kanten  bestofsen. 

Über  der  Basis  ringsum  unten  Torus  mit  Flechtband, 
oben  Herzblatt -Kyma;  zwischen  beiden  flache  Hohlkehle. 
Die  Vorderseite  umrahmt  von  Herzblatt-Kyma;  auf  der 
Fläche  unten  r.  und  1.  je  ein  Lorbeerbäumchen;  dazwischen 
der  Teil  der  Inschrift  mit  dem  Namen  der  Frau;  darunter  ist 
ein  Relief  von  zwei  einander  zugewandt  stehenden  Tieren 
abgemeifselt,  und  darunter  wieder  zwei  Worte  der  Inschrift; 
oben  r.  und  1.  je  ein  nach  der  Mitte  umschauender  Adler  mit 
erhobenen  Flügeln;  beide  halten  eine  bogenförmig  herab- 
hängende Lorbeerguirlande;  über  ihr  der  Teil  der  Inschrift 
mit  Namen  und  Titel  des  Mannes;  die  Nebenseiten  um- 
rahmt wie  die  Vorderseite,  r.  Schale,  1.  Kanne;  'Rückseite 
oben  ringsum  Gesims  mit  Eierstab,  Zahnschnitt,  Sima  mit 
Blütenreihe.  Nach  der  Inschrift  aus  dem  1.  Jahrh.  n.  Chr.  (vgl. 
Altmann  Architektur  u.  Ornamentik  d.  ant.  Sarkophage  S.  68). 

CIL  VI  9221. 

245.  Statuette  einer  Muse  (Taf.  49). 

H.  1,06  m.     Marmor  der  Figur  grofskörnig  und  leicht  bläulich,  des  Kopf- 
fragments feinkörnig  und  grau. 

Ergänzt  Nase,  Hinterkopf,  Hals  fast  ganz,  Nacken,  1.  Schulter,  r.  Hand 
mit  Teil  des  Gewandes,  1.  Hand,  Stück  des  Gewandzipfels  unter  ihr,  Pfeiler 
bis  auf  das  Capital,  Ferse  und  gr.  Zehe  des  1.  Fufscs  mit  Teil  des  Fufses 
darüber.  In  moderne  Basis  eingelassen.  Das  Kopffragment  (Maske  mit 
1.  Ohr,  Teil  der  Haare  und  des  Halses)  war  quer  durchgebrochen.  Sehr 
beschädigt  und  verwaschen. 

Eine  jugendliche  weibliche  Gestalt  steht  mit  r.  Standbein, 
den  1.  Fufs  hinten  über  den  r.  gelegt,  nach  vorn  gebeugt  und 
mit  dem  1.  Unterarm  und  r.  Ellenbogen  auf  eine  schmale  Stele 
mit  glattem  Kyma  oben  und  unten  gelehnt,  das  Kinn  des 
nach  der  r.  Schulter  gewendeten  Kopfes  mit  den  Fingern 
der  R.  stützend.  Sandalen;  Chiton;  Himation,  an  dem  sich 
an  der  der  Wand  zugekehrten  Seite  Fransen  erhalten  haben, 


MUSEO  CHIARAMONTI  246.  477 

fest  um  Oberkörper  und  Arme  gezogen,  von  denen  der  r. 
ganz  verhüllt  ist;  sog.  Melonenfrisur.  Mäfsig  ausgeführte 
Statuettenreplik  einer  Muse  aus  der  wahrscheinlich  von 
Philiskos  von  Rhodos  herrührenden  Gruppe  (vgl.  Nr.  174B). 
Das  Kopffragment  gehört  nicht  zu  der  Figur;  nach  einem  in 
römischem  Privatbesitz  befindlichen  Fragment  einer  anderen 
Statuettenreplik,  der  einzigen  Replik  mit  erhaltenem  Kopf, 
ist  dieser  gradeaus  gewendet  und  stimmt  darin  und  in  der 
Frisur  mit  der  entsprechenden  Figur  auf  dem  Relief  des 
Archelaos  von  Priene  (Brunn -Bruckmann  50)  überein; 
ferner  hat  sich  dort  oberhalb  der  fehlenden  L.  ein  Ansatz 
erhalten,  der  nur  von  einer  von  der  Hand  gehaltenen  Schrift- 
rolle herrühren  kann;  wahrscheinlich  ist  also  die  L.  hier 
danach  zu  ergänzen  (ebenso  übrigens  bei  der  grofsen  Berliner 
Replik:  Beschr.  d.  ant.  Skulpt.  Nr.  221).  Ein  Pfeiler,  wie 
hier,  fand  sich  auch  an  einer  dritten  fragmentierten  Statuetten- 
replik, die  i.  J.  1901  im  römischen  Kunsthandel  war;  doch 
ist  bei  der  Berliner  Replik  dem  Relief  entsprechend  der 
Felsen  gesichert. 

Clarac  525,  1084;  Gerhard-Platner  S.  55  Nr.  243;  Amelung  Die 
Basis  des  Praxiteles  in  Mantinea  S.  80. 

Abteilung  XI. 
246.  Fragment  eines  Sarkophages  (Taf.  50). 

H.  <>i595  m.f  Br.  0,52  m.     Grobkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Sehr  bestofsen. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten.  Darunter  Hochrelief: 
vor  einem  im  Hintergrund  gespannten  Vorhang  zwei  stehende 
Musen  von  vorn  sichtbar;  die  r.  mit  r.  Standbein,  die  1.  mit  1.; 
beide  mit  Ärmelchiton  und  darüber  ärmellosem  Chiton  und 
breitem  Gürtel,  Armbändern  an  den  Oberarmen,  Mantel,  der 
bei  der  1.  nur  auf  den  Schultern  sichtbar  wird,  bei  der  r. 
auf  der  1.  Schulter,  am  Gürtel,  durch  den  er  gezogen  ist,  und 
1.  neben  dem  r.  Bein;  die  r.  hält  in  der  seitwärts  ausge- 
streckten R.  eine  grofse  Flöte  mit  Haken  (abgestofsen  Federn 

auf  dem  Kopf,   Nase,   Kinn,  1.  Hand,   die  jedenfalls   die  andre  Flöte  hielt, 

Füfse);  d*e  1.  hält  im  1.  Arm  die  Lyra,   mit  der  R.  vor  der 

Brust    das   Plektron  (abgestofsen  Federn,  Nase,  Kinn,  Stück  am  Steg 


478  MU8E0  CHIARAMONTI  247.  248. 

und  äufserem  Hörn  der  Lyra  [Ansät«  am  Grunde],  Finger  der  R.,   Füfse); 

1.  noch  die  L.  (mit  Plektron?)  einer  dritten  Muse  mit  Gewand. 
Augensterne  gebohrt.    Schlecht  und  spät. 

Gerhard-Platner  S.  55  Nr.  244. 

247.  Sarkophag-Fragment  (Taf.  50). 

H.  0,39  m.,  Br.  0,36  m.   Feinkörniger  hellgrauer  Marmor  mit  dunkleren  Adern. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten.  Darunter  Hochrelief: 
Oberkörper  von  zwei  Musen;  die  1.  von  vorn  sichtbar,  ohne 
Attribut,  in  Chiton  und  Mantel,  den  beide  Hände  —  sie 
sind  von  ihm  bedeckt  —  vor  der  Brust  erheben;  auf  dem 
Scheitel  die  Spur  der  Federn;  die  r.  Melpomene  nach  1.  ge- 
wandt, in  Ärmel-Chiton  und  einfachem  Chiton  darüber,  beide 
gegürtet;  auf  dem  1.  Unterarm  eine  bärtige  Maske,  die  R. 
demonstrierend  vorgestreckt;  auf  dem  Scheitel  die  Federn; 
r.  unten  noch  eine  R.  mit  Teil  des  Unterarms  einer  sitzenden 
Figur  auf  undeutlichem  Gegenstand  (Kithara?)  sichtbar. 
Augensterne  gebohrt.    Spät  und  schlecht. 

Gerhard-Platner  S.  56  Nr.  245. 

248.  Relieffragment  (Taf.  50). 

H.  0,415  m.,  Br»  o,68  m.     Ziemlich  grofskörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  die  r.  obere  Ecke,  Kopf,  Hals,  1.  Schulter,  fast  der  ganze 
1.  Arm  und  Rücken  der  r.  sitzende  Muse,  r.  Unterarm  mit  Hand,  Kinn  und 
1.  Hand  des  Mannes,  1.  obere  Ecke,  Kopf,  Hals,  Schultern,  r.  Unterarm  mit 
Hand  und  Plektron  der  1.  sitzenden  Muse,  1.  untere  Ecke  mit  halbem  Stuhl- 
bein.    Beschädigungen  s.  im  Text. 

Schmale  Randleiste  oben,  unten  und  1.  erhalten  (nicht 
so  stark  vorspringend,  wie  an  Sarkophagen);  r.  abgebrochen. 
Links  sitzt  nach  r.  auf  einem  Sessel  mit  Polster  und  Über- 
hang mit  Troddeln  eine  Muse  in  Sandalen,  gegürtetem  Chiton 
und  Mantel  um  1.  Schulter  und  Unterkörper  (Loch  im  r.  Ober- 
arm mit  Gyps  verschmiert.  R.  Knie  fehlt);  sie  hält  mit  der  be- 
schädigten L.  eine  Lyra  (äufseres  Hörn  und  Steg  z.  T.  abge- 
brochen) auf  den  L  Oberschenkel  gestützt  und  erhebt  mit 
der  R.  das  Plektron;  r.  von  ihr  im  Grunde  ein  Laubbäumchen 
(Lorbeer?).  Weiter  r.  ihr  zugewandt  ein  Mann  im  Himation 
mit  gekreuzten  Füfsen  stehend,  mit  1.  Hand  und  r.  Ellenbogen 
auf  eine  Stele  gelehnt,  das  Kinn  auf  die  R.  gestützt  (er  scheint 


MÜSEO  CHIABAMONTI  249.  250.  479 

unbärtig  zu  sein);  jedenfalls  ein  Dichter.  R.  davon  im  Grunde 
eine  stehende  Muse  von  vorn  gesehen,  in  gegürtetem  Chiton 
und  Mantel,  in  der  gesenkten  L.  ein  rundes  längliches 
Attribut  (Rolle?),  den  Kopf  nach  r.  gewandt.  Weiter  r.  vorn 
eine  stehende  Muse  von  vorn  gesehen,  in  Chiton  und  Mantel 
aus  dem  nur  die  Hände  hervorragen,  in  der  L.  eine  Rolle, 
den  Kopf  nach  r.  gewandt.  R.  davon  im  Grunde  eine 
stehende  Muse  nach  1.  gewandt,  in  Chiton  und  Mantel,  den 
r.  Ellenbogen  auf  die  L.,  das  Kinn  auf  die  R.  gestützt. 
R.  endlich  eine  nach  1.  sitzende  Muse  (Sessel  [Beine  sehr  be- 
schädigt] und  Kleidung  wie  1.);  sie  hält  mit  der  L.  ein  Diptychon  (?) 
und  erhob  mit  der  R.  einen  Stilus  mit  Knopf  (sehr  beschädigt) 
Hochrelief  mit  vielfacher  Verwendung  des  Bohrers.  Spät 
und  schlecht. 

Gerhard-Platner  S.  56  Nr.  246. 

249.  Sarkophag-Fragment  (Taf.  50). 

H.  0,32  m.,  Br.  0,315  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Oben  grade  abgeschnitten.  Hochrelief:  vor  einem  im 
Hintergrund  aufgespannten  Vorhang  zwei  stehende  Musen 
von  vorn  gesehen  (beiden  fehlen  die  Fufse);  die  r.  mit  Ärmel- 
Chiton  und  ärmellosem  Chiton,  beide  gegürtet,  Mantel,  Federn 
auf  dem  Scheitel,  mit  beiden  Händen  eine  Doppelflöte  nach 

1.    haltend    (unteres  Ende  der  r.  abgebrochen),   den    Kopf    nach    r. 

umwendend  (Stirn  fehlt);  die  1.  in  Chiton  und  Mantel,  der 
nur  die  gesenkte  L.   mit  Rolle   freiläfst,    den  Kopf  nach   r. 

Wendend  (es   fehlen   die  Federn   fast   ganz  mit  Teil  der  Haare,   1.  Knie 

und  Unterschenkel).  Leicht  geglättet.  Späte,  nicht  ungeschickte 
Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  56  Nr.  247. 

250.  Relieffragment  mit  Inschrift  (Taf.  50). 

H.  0,79  m.,  Br.  0,43  m.     Grofskörniger,  leicht  bläulicher  Marmor. 

Oben  und  unten  breite  Randleiste  erhalten;  auf  beiden 
Reste  einer  Votivinschrift.  Dazwischen  Hochrelief:  r.  steht 
von  vorn  gesehen  mit  r.  Standbein  eine  ideale  nackte 
Jünglingsgestalt,  die  langen  Haare  vorn  gescheitelt  und 
zurückgestrichen;  der  Kopf  wendet  sich  nach  der  1.  Schulter; 


480  MÜSKO  CHI ARAMONTI  2  5 1 . 

der  1.  Ellenbogen  (fehlt  mit  Unterarm  und  Hand)  ruhte  auf 
einem  mit  Gewand  bedeckten,  schmalen  Pfeiler  mit  zwei 
Ansätzen  r.  (wohl  dem  Rest  eines  Dreifufses);  die  R.  gesenkt 
mit  einem  undeutlichen,  hörn  artigen  Attribut.  L.  davon  ein 
viereckiger,  oben  und  unten  einfach  profilierter  Alter  mit 
Guirlanden  zwischen  Bukranien  an  den  Ecken  (das  sichtbare 
z.  T.  ergänzt);  hinter  dem  Altar  eine  Pinie,  um  deren  Stamm 
eine  breite  Binde  geschlungen  scheint  und  in  deren  Krone 
Wollbinden  geschlungen  sind ;  r.  hängen  an  einem  AstKymbala, 
1.  ist  an  den  Stamm  eine  Flöte  (?)  gelehnt.  Zwischen  den 
Beinen  des  Jünglings  ein  durchgehendes  rundes  Loch.  Oben 
rechts  mit  roter  Farbe  dasselbe  Zeichen,  wie  bei  Nr.  235a, 
aufgemalt;  s.  dort.     Späte  weichliche  Arbeit. 

Gerhard  Antike  Bildwerke  Taf.  LXXXII2;  ders.  Prodromus  S.  322; 
Gerhard-Platner  S.  56  Nr.  248;  Bötticher  Baumcultus  der  Hellenen 
S.  44  und  76  Fig.  5;  Guhl  u.  Koner  Leben  der  Griechen  u.  Römer6  S.  47 
Fig.  48;  Schreiber  Kulturhistorischer  Bilderatlas  I  Tafel  XII  3;  Mon.  d.  I. 
Supplemento  Taf.  XXVIII  1;  CIL  VI  31068. 

251.  Vorderseite  eines  Kindersarkophags  (Taf.  50). 

H.  0,335  m.,  L.  1,42  m.     Feinkörniger   hellgrauer    Marmor    mit    dunkleren 

Adern. 

Ergänzt  1.  obere  Ecke,  Flicken  im  oberen  und  unteren  Rand.  Auch 
sonst  vielfach  erg.  und  beschädigt;  s.  das  Einzelne  im  Text. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste  erhalten;  dazwischen 
Hochrelief:  1.  ein  Amor  (r.  Flügel  erg.)  mit  bekränztem  Kopf, 
lehnt  sich  mit  der  R.  auf  eine  kurze  Stele  und  läfst  Wasser; 
dann  ein  Amor  mit  sog.  Melonen frisur,  nach  1.  umblickend, 
in  der  gesenkten  R.  eine  kleine  Guirlande,  mit  der  L.  nach  r. 
oben  weisend;  r.  davon  ein  Amor  mit  Mäntelchen  nach  r., 
mit  der  R.  eine  Fackel  senkend  (oberer  Teil  mit  Hand  fehlt), 
mit  der  L.  ein  Trinkhorn  erhebend  (teilweise  abgebrochen); 
dann  eine  Gruppe:  ein  Amor  mit  Rebenkranz  und  Mäntelchen 
hält  mit  der  R.  einen  andern,  der  mit  Rebenkranz  und  Hals- 
kranz, eine  Fackel  mit  der  R.  senkend  (Hand  mit  Teil  der  F.  erg.) 
zurücktaumelt  und  den  1.  Arm  um  die  Schultern  des  andern 
legt  (im  r.  Bein  zwei  Gypsflicken);  dann  in  der  Mitte  wieder  eine 
Gruppe  von  zwei  Amoren,  die  sich  umschlingen  und  herzen, 
beide  bekränzt,  der  1.  mit  Mäntelchen  (Teil  des  r.  Unterarms  mit 


MÜSEO  CHIARAMONTI  252.  253.  48t 

Hand,  1.  Knie,  Teil  des  l.  Fufses  erg.)  deutet  auf  die  andre  Gruppe 
zurück,  r.  davon  ein  senkrechter  Bruch;  dann  ein  Amor  mit 
Mäntelchen  nach  r.,  in  der  gesenkten  R.  eine  Fackel  (Teil  davon 
und  am  r.  Flügel  erg.);  mit  der  L.  dem  nächsten  nach  dem  Kopf 
fassend,   der  mit  Mäntelchen  nach  r.  schreitend  Lyra  spielt 

(oberes  Ende  des  äufseren  Horns  abgebrochen;  Ansatz  im  Grunde)  und 

umblickt;  zwischen  seinen  Beinen  ein  mit  einem  grofsen 
Gyps flicken  gefülltes  Ausflufsloch,  r.  von  ihm  senkrechter 
Bruch;  dann  ein  Amor  mit  Chlamys  nach  r.,  die  gekrümmte 
Doppelflöte  spielend  (erg.  Teil  des  Oberarms);  ganz  r.  ein  Amor 
mit  Chlamys  nach  r.,  umblickend,  in  der  gesenkten  R.  eine 
Laterne,  mit  der  L.  einen  Stab  schulternd;  der  untere  Teil 
mit  den  Füfsen  der  letzten  beiden  und  dem  1.  Fufs  des  dritt- 
letzten war  abgebrochen  und  zwischen  den  Füfsen  des 
vorletzten  durchgebrochen. 

Späte,  aber  lebendige  Arbeit 

Vgl.  Galleria  lapidaria  Nr.  188. 

Gerhard -Platner  S.  56  Nr.  249;  Gerhard  Antike  Bildwerke 
Taf.  XCIIa;   ders.  Prodrorous  S.  3341*. 

252.  Torso  einer  Apollonstatuette  (Taf.  50). 

H.  0,34  m.     Grofskrystallinischer,  leicht  bläulicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  Anne  von  der  Mitte  der  Oberarme  an 
(1.  Arm  war  angesetzt;  Eisenstift  erhalten),  Unterschenkel,  fast  die  ganze 
Stütze. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein,  das  verstärkt  war  durch 
die  Stütze;  1.  Oberschenkel  etwas  vorgestellt;  r.  Oberarm 
hängt  grade  herab,  der  1.  ist  etwas  seitwärts  vom  Körper 
abgestreckt  und  zurückgenommen;  Schulterlocken  und  Band- 
enden, auf  denen  sich  kreuzende  Zickzack-  und  Querlinien 
eingeritzt  sind.  Sorgfaltige  Arbeit  nach  einem  archaischen, 
dem  Typus  Nr.  242  verwandten  Original. 

Gerhard-Platner  S.  56  Nr.  250. 

253.  Kopf  des  Titus  (Taf.  50). 

H.  (ohne  Fufc)  0,36  m.     Sehr  grobkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Kinn,  Fufs  mit  Indextäfelchen.  Abgebrochen  war 
das  Stück  Gewand  r.  unten.  Ohren  bestofsen.  Im  Ganzen  sehr  ver- 
waschen.    Unten  modern  abgeschnitten. 

Vatican.  Katalog  I.  31 


4^2  MU8E0  CHIARAMONTI  254.  255.  256. 

Der  Kopf  leicht  nach  seiner  r.  Seite  gewendet.  Ernster 
Ausdrück.     Gute  lebendige  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  56  Nr.  251. 
Photographie  Moscioni  3916. 

254.  Kopf  der  knidischen  Aphrodite  des 

Praxiteles  (Taf.  50). 

H.  des  Ganzen  0,59  m.,  des  Kopfes  0,33  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Teil  der  Oberlippe,  Vorderteil  des  Halses,  Haarschopf, 
Bruststück  mit  Fufs.     Sehr  geputzt. 

Schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  56  Nr.  252(?);  Furtwängler  Meisterwerke 
S.  531  Anm.  2  Nr.  12;  Klein  Praxiteles  S.  252  Nr.  3. 

255.  Statuette  des  Sarapis  (Taf.  50). 

H.  °>S&5  m-     Die  antiken  Teile  von  Bigio. 

Ergänzt  Kopf  mit  Hals  und  Teil  des  Nackens,  r.  Brust  und  r.  Schulter, 
r.  Arm  mit  Ärmel,  1.  Arm  mit  Teil  des  Mantels,  Flicken  am  r.  Schienbein, 
Flifse  und  Unterschenkel,  soweit  sie  nackt  sind,  Lehne,  grofser  Teil  des 
Sitzes  hinten  und  seitlich,  Basis. 

Auf  einem  Stuhl  mit  Rückenlehne  und  gekreuzten 
Leisten  an  den  Seiten  zwischen  den  Beinen  thront  Sarapis 
in  Chiton  und  Himation  (auf  1.  Schulter,  um  Rücken  und 
Unterkörper)  mit  erhobenem  1.  Arm  (die  Hand  mit  Teil  des 
Scepters  erg.),  den  r.  Arm  vorgestreckt,  auf  dem  Kopf  den 
Modius.     Unbedeutende  Arbeit. 

Fea  Nuova  descrizione  S.  87;  Gerhard-Platner  S.  56  Nr.  253. 

256.  Griechischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  50). 

H.  des  Ganzen  0,56  m.,  des  Kopfes  0,28  ro.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Flicken  in  der  1.  Braue  und  Wange,  Hals,  Bruststück 
mit  Fufs.  Ende  des  Haarschopfes  war  abgebrochen.  Ohren  sehr 
bestofsen.     Gesicht  stark  überarbeitet. 

Geradeaus  gewendeter  jugendlicher  weiblicher  Kopf  mit 
sog.  Melonenfrisur;  die  Stirn  umkränzt  von  kleinen  Löckchen; 
die  Haare  umwunden  von  einem  Band,  das  auf  dem  Scheitel 
vorn  gebunden  ist  und  von  dem  sich  über  den  Ohren  ein 
zweites,  den  Kopf  überspannendes  Band  abzweigt.  Die 
Züge  sind  individuell,  aber  nur  in  geringem  Mafse;  danach 


MU8E0  CHIARAMONTI  257.  258.  483 

und  nach  dem  Stil  des  Kopfes  und  seiner  Repliken,  die 
zugleich  dafür  sprechen,  dafs  das  Orignal  im  Altertum 
bekannt  war,  dürfen  wir  auf  ein  Porträt  der  attischen  Schule 
vom  Beginn  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  schliefsen,  vielleicht  das 
einer  Dichterin.  S.  Rein  ach  hat  a.  unten  a.  O.  versucht, 
dieses  Original  speciell  dem  Silanion  zuzuschreiben  und  ver- 
mutet in  ihm  nach  Vergleich  mit  einer  Statuette  in  Compiögne 
die  Korinna  dieses  Künstlers;  aber  erstens  stimmt  der  Kopf 
der  Statuette  gar  nicht  genau  mit  dem  hier  besprochenen  Typus 
überein,  zweitens  scheint  die  Zugehörigkeit  des  Kopfes  nicht 
über  jeden  Zweifel  erhaben.  Endlich  ist  er  so  unbedeutend 
als  Arbeit,  dafs  er  nicht  genügt,  uns  eine  klare  Vorstellung 
vom  persönlichen  Stil  des  Silanion  zu  übermitteln;  was  er 
aber  giebt,  unterscheidet  sich  deutlich  von  dem  noch  strengen, 
flächigen  Stil  des  fraglichen  Typus,  und  dagegen  spielt  die 
Ähnlichkeit  der  Frisur  —  von  Übereinstimmung  ist  auch  hier 
nicht  die  Rede  —  gar  keine  Rolle. 

Gerhard-Platner  S.  56  Nr.  254;  Amelung  bei  Aradt-Amelung 
Einzelaufnahmen,  Text  zu  Nr.  11 88/9;  S.  Rein  ach  Revue  archeologique 
1900  I  S.  170. 

257.  Bärtiger  Athletenkopf  (Taf.  50). 

H.  (ohne  Fufs)  0,33  m.     Ziemlich  grobkörniger,  bräunlicher  Marmor. 

Ergänzt  Vorderteile  der  Nase,  Fufs.  Unten  modern  abgeschnitten. 
Ohren  und  Haare  besto'fsen. 

Bärtiger  Kopf  mit  vollem  Lockenhaar,  verschwollenen 
Ohren,  tiefliegenden  kleinen  Augen,  festgeschlossenem 
Mund,  leicht  nach  seiner  r.  Seite  gewendet.  Im  Haar  tiefe 
Rinne,  jedenfalls  für  einen  Kranz.  Vorzügliche  hadrianische 
Copie  nach  dem  Kopf  einer  ikonischen  Athletenstatue  aus 
Bronze  vom  Ende  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  (vgl.  das  Porträt  des 
Demosthenes). 

Gerhard-Platner  S.  56  Nr.  255;  Arndt-Bruckmann  Griech.  u.  röm. 
Porträts  Taf.  223/4. 

258.   Fragment  einer  Dionysosstatuette  (Taf.  50). 

H.  0,42  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  Teile  der  Haare  und  des  Stirnbandes.  Es  fehlen  Trauben 
des  Kranzes,  Arme,  Unterschenkel  mit  Knieen,  Füfsen,  Basis.  Vorn  unten, 
1.  und  hinten,  augenscheinlich  durch  Feuer,  sehr  zerstört. 

31* 


484  MÜSEO  CHIARAMONTI  259.  260. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein,  1.  Oberschenkel  leicht 
vorgestellt;  1.  Arm  gesenkt;  r.  Arm  hoch  erhoben;  die  R. 
ruhte  auf  dem  nach  der  1.  Schulter  gewendeten  Kopf  (Ansatz 
erhalten)  mit  langem  gescheitelten  Haar,  Stirnband  und 
Epheukranz,  dessen  Trauben  mittels  kleiner  Metallstifte  be- 
festigt waren,  die  z.  T.  erhalten  sind.  Kleine  Stützenreste 
auf  der  1.  Schulter  (für  den  Thyrsos?),  in  der  1.  Achsel  und 
auf  der  r.  Hüfte  (für  eine  andere  Figur?).  Augensterne  ein- 
gebohrt. Sorgfaltig  gearbeitete  Variation  des  Apollon- 
Lykeios-Typus. 

Gerhard-Platner  S.  $6f.  Nr.  256. 

259.    Römische  männliche  Porträtbüste  (Taf.  50). 

H.  (ohne  Fufs)  0,41  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  fast  die  ganze  Nase,  oberer  Teil  beider  Ohrmuscheln, 
Bfistenfuis  mit  IndeztSfelchen. 

Auf  einer  Büste  von  der  am  Ende  der  Republik  und 
Beginn  der  Kaiserzeit  üblichen  Form  mit  leichter  Wendung 
nach  der  1.  Schulter  ein  magerer,  knochiger  Kopf  eines  alten 
Mannes  mit  kurz  geschorenem  Haar  (eingepickt),  scharfem 
ernsten  Blick,  grofser  Nase,  schmalen,  fest  geschlossenen 
Lippen  und  breitem  Kinn.     Vortreffliche,    lebendige  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  57  Nr.  257. 

260.  Torso  eirier  Knabenstatuette  (Taf.  50). 

H.  0,59  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  r.  Arm,  1.  Hand,  1.  Bein  von  der  Mitte 
des  Oberschenkels  an,  r.  Unterschenkel,  Ende  der  Chlamys.  Falten  sehr 
bestofsen.     Stark  geputzt. 

Knabe  ohne  Schamhaar;  aufrechte  Haltung;  r.  Stand- 
bein (am  Oberschenkel  aufsen  Stützenrest  des  verstärkenden 
Stammes);  1.  Oberschenkel  vorgesetzt;  r.  Arm  war  gesenkt; 
Chlamys  auf  der  r.  Schulter  geknüpft  und  um  den  leicht 
vorgestreckten  1.  Arm  geschlungen  (Stützenrest  am  1.  Ober- 
schenkel aufsen  wohl  für  den  abgebrochenen  Chlamyszipfel; 
in  den  Falten  auf  dem  1.  Unterarm  und  an  der  1.  Schulter 
Spuren  des  von  der  L.  gehaltenen  Attributes).  Unbedeutende 
Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  57  Nr.  258. 


MÜSEO  CHIARAMONTI  261.  262.  263.  485 

261.    Römische    weibliche    Porträtbüste  (Taf.  50). 

H.  0,66  m.     Feinkörniger  weifeer  Marmor  mit  bläulichen  Stellen. 

Ergänzt  Nase,  Kinn  mit  Teil  der  Unterlippe,  Flicken  in  der  1.  Wange, 
Ohren,  Oberteil  der  Haartour  Qber  der  Stirn,  runder  Haarwulst  auf  dem 
Hinterkopf,  zwei  Stücke  am  Büstenfufe  unten.  Der  Hals  ganz  mit  Gyps 
verschmiert.     Stark  überarbeitet. 

Auf  trajanischer  Achselbüste  mit  Tunica  und  Mantel,  der 
beide  Schultern  und  Brust  bedeckt,  gradeaus  gewendet  der 
Kopf  einer  Matrone  mit  schmalem  Gesicht  und  grämlichem 
Ausdruck;  Frisur  der  Matidia  (vgl.  Braccio  nuovo  Nr.  73). 
Ob  der  Kopf  zur  Büste  gehört,  ist  zweifelhaft;  die  Bewegung 
der  beiden  Halsteile  scheint  nicht  zusammenzustimmen.  Un- 
bedeutende Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  57  Nr.  259.  • 

262.  Knabenstatuette  (Taf.  50). 

H.  0,80  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Flicken  in  der  1.  Wange  mit  Hälfte  der  Lippen, 
1.  Hand  mit  Gewandzipfel,  Rand  des  Gewands  am  r.  Bein,  Streifen  und 
Flicken  im  r.  Bein  beim  Knie,  1.  Unterschenkel  mit  Knie  und  Fufs,  Basis. 
Abgebrochen  die  Spitze  des  r.  grofsen  Zehen.  Das  r.  Bein  war  am  Knie 
durchgebrochen. 

Ein  Knäbchen  steht  breitbeinig  (das  r.  Bein  verstärkt 
durch  einen  kurzen  Stamm),  erhebt  mit  der  L.  einen  Zipfel 
seines  kleinen  Chiton,  der  von  der  1.  Schulter  geglitten  ist 
und  in  dessen  Bausch  Trauben  liegen,  in  die  die  R.  greift; 
der  Kopf  wendet  sich  mit  lächelndem  Gesicht  nach  der 
r.  Schulter  und  aufwärts.    Hübsche  Erfindung;  geringe  Arbeit. 

Gefunden  1811  bei  Ausgrabungen  in  Veji  an  derselben 
Stelle,  an  der  die  Statue  des  Tiberius  (hierselbst  Nr.  400)  ge- 
funden wurde. 

C.  L.  Visconti  Descrizione  dei  Musei  Vaticani  (1870)  Nr.  262. 

263.    Römische    weibliche    Porträtbüste   (Taf.  50). 

H.  (ohne  Fufs)  0,54  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  aus  Marmor:  Nasenspitze,  Ohren,  Büstenfufs  mit  Index* 
t&felchen;  aus  Gyps:  Haarschopf  über  der  Stirn,  Haarwulst  auf  dem  Hinter- 
kopf, Flicken  im  Gewand  auf  der  r.  Schulter  und  vorn.  Kopf  war  ge- 
brochen. 


486  MUSEO  CHIABAMONTI  264.  265. 

Auf  trajanischer  Achselbüste  mit  peplosartigem  Gewand 
halb  nach  der  1.  Schulter  gewendet  und  leicht  geneigt  der 
Kopf  einer  Matrone  mit  schmalem,  fleischigen  Gesicht,  sehr 
markierten  Zügen  und  bösem  Ausdruck,  die  Brauen  durch 
Striche  angegeben;  die  Haare  vorn  gescheitelt  und  in  welligen 
Strähnen  zurückgestrichen;  auf  der  Mitte  des  Vorderschädels 
ein  gescheitelter  kurzer  Schopf,  dahinter  ein  grofeer  runder 
Chignon.  Vorzügliche  Arbeit  trajanischer  Zeit  (früher  ganz 
grundlos  Zenobia  genannt). 

Gerhard-Platncr  S.  57  Nr.  261;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie 
II 3  S.  185;  Arndt  -  Bruckmann  Griech.  u.  röm.  Porträts  Taf.  177,8; 
Heibig  Nr.  81. 

264.    Torso    eines   verwundeten   Kindes  (Taf.  50). 

H.  0,44  m.    Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  1.  Schulter  mit  Arm,  r.  Arm  (beide  waren 
angestückt;  Eisendübel  erhalten),  Unterschenkel  mit  Knieen  und  Ftifsen,  Basis. 

Aufrechte  Haltung;  Oberschenkel  gleichmäfsig  etwas 
vorgesetzt;  am  1.  aufsen  Spur  einer  Stütze;  r.  Arm  war 
gesenkt;  Wunde  an  der  r.  Brust  aufsen.  Unbedeutende 
Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  57  Nr.  262. 

265.  Römischer  männlicher  Porträtkopf  auf 

moderner  Büste  (Taf.  50). 

H.  des  Ganzen  0,61  m.,  des  Kopfes  0,275  m.     Feinkörniger, 

hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  fast  die  ganze  Nase,  Hals  mit  Büste  und  Fufs. 

Auf  moderner  nackter  Büste  mit  leichter  Wendung  nach 
der  1.  Schulter  der  Kopf  eines  Mannes  in  mittleren  Jahren 
mit  vollem  Lockenhaar,  kurzem  Vollbart,  tiefliegenden  Augen, 
schmalen  geschlossenen  Lippen  und  ernstem,  trüben  Aus- 
druck. Brauen  durch  Striche  angegeben;  Augensterne  und 
Pupillen  eingegraben.  Gutes  Porträt  aus  der  Zeit  des 
Antoninus  Pius. 

Gerhard-Platner  S.  57  Nr.  263. 

Unter  Nrt  259—265: 


MÜSEO  CHJARAMONTI  266.  287 

Drei  Fragmente  verschiedener  Gesimse  (Taf.  50). 
a  (unter  259 — 60). 

H.  0,28  m.,  L.  1,135  m*>  T*  °iI5  m*   Ziemlich  grobkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  bestofsen.     R.  und  1.  von  Nr.  259  je  ein  Bruch. 

Geison;  Kyma  mit  überhängenden  kleinen  Akanthus- 
blättern;  Sima  mit  Akanthusranken  und  -kelchen.  Spät  und 
schlecht. 

b  (unter  261—64). 

H.  0,305  m.,  L.  2,57  m.t  T.  0,27  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  der  obere  Rand  fast  ganz.  Unten  nicht  vollständig  erhalten. 
Sehr  bestofsen. 

Geison  mit  Anthemienband;  Astragal;  Kyma  mit 
Akanthusblättern;  Sima  mit  Delphinen,  deren  Schwänze 
verknotet  sind.     Spät  und  schlecht. 

c  (unter  265). 

H.  0,14  m.,  L.  0,765  m.,  T.  0,34  m.     Grobkörniger  grauer  Marmor. 
Sehr  zerstört. 

Sima  mit  Delphinen  wie  bei  b;  zwischen  ihnen  Blumen. 
Spät  und  schlecht. 

266.  Relieffragment  (Taf.  50). 

H.  0,19  m.,  L.  0,54  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben    und    1.    schmale   Randleiste    erhalten.     Mittleres 

Relief:   bärtiger  Triton  (Teile  der  Schwanzwindungen  fehlen)  nach  1. 

schwimmend,  den  Kopf  umwendend,  hält  im  1.  Arm  eine 
lange  grade  Muscheltrompete,  führt  mit  der  R.  ein  Meerrofs 
am  Zügel;  auf  dem  Rücken  des  Tritons  eine  Nereide  (1.  Fufs 
fehlt);  sie  hält  mit  der  R.  einen  wehenden  Schleier,  stützt  die 
L.  auf  den  Schwanz  des  Tritons  und  wendet  den  Kopf  nach 
einem  über  der  Schwanzflosse  des  Tritons  schwebenden  Eros, 
der  mit  beiden  Händen  nach  dem  Schleier  greift;  r.  über  der 
Schwanzflosse  eines  nach  r.  gewandten  Pendants  des  Tritons 
ein  nach  r.  fliegender  Eros  mit  umgewandtem  Kopf  und 
Guirlande  in  beiden  Händen.  Augensterne  eingebohrt. 
Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  57  Nr.  264. 


488  MUSEO  CHJABAMONTI  267.  268.  269.  269A. 

267.  Relieffragment  (Taf.  50). 

H.  0,24  m.,  Br.  0,375  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Unten  weit  vorspringender  Rand  erhalten;  darüber,  vor 
einer  in  Flachrelief  angegebenen  Ballustrade  mit  Pilasterbasis, 
in  Hochrelief  der  1.  Unterschenkel  mit  Fufs  (Ferse  erhoben) 
und  Teil  des  vorangesetzten  r.  Unterschenkels  und  Fufses 
einer  nach  1.  eilenden  Frau  mit  flatterndem  Gewand  (Falten 
bestofsen)  und  Sandalen  an  den  Füfsen.  Vgl.  den  Fries 
der  »borghesischen  Tänzerinnen«  im  Louvre  und  seine 
Repliken  (Haus er  Neu-attische  Reliefs  S.  46 ff.),  auf  denen 
jedoch  Balustrade  und  Basis  höher  im  Verhältnis  zu  den 
Figuren  sind.     Gute  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  57  Nr.  265. 

268.  Fragment  eines  Sarkophagdeckels  (Taf.  50). 

H.  0,28  m.,  Br.  0,40  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Senkrechter  Bruch  in  der  Mitte. 

Oben  und  r.  schmale  Randleiste  erhalten.  Über  plastisch 
angegebenen  Wellen  zwei  neben  einander  nach  r.  bewegte 
Meerrosse;  von  den  Schwanzflossen  nur  eine  teilweise  erhalten. 
Spät  und  roh. 

Gerhard-Platner  S.  57  Nr.  266. 

269.  Relieffragment  (Taf.  50). 

H.  0,13  m.,  Br.  0,26  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 
Senkrecht  gebrochen  im  1.  Teil;  1.  davon  wagerecht. 

Unten  weit  vorspringender,  breiter  Rand  erhalten. 
Darüber  Hochrelief:  über  plastisch  angegebenen  Steinen  und 
Gras  zwei  neben  einander  nach  r.  schreitende  Rinder,  das 
vordere  fressend  (1.  Hinterbein  unten  abgebrochen),  das  hintere 
nach  dem  andern  umblickend;  L  (nur  angelegt)  nach  r. 
sitzender,  kleiner  Hirt  mit  Lagabolon;  r.  von  ihm  im  Grunde 
der  Kopf  eines  Hundes  nach  r.  gewandt    Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  57  Nr.  267. 

269A.  Grabara  einer  Iunia  Athenais  (Taf.  50). 

CIL  VI  20860, 


MU8E0  CHIABAMONTI  269B.  C.  D.  E.  Ea.  489 

269B.  Kleiner  Altar  des  Dispater  und  Hercules 

gesetzt  von  Ti.  Claudius  Spendon  und  Valeria  Frontis 

(Taf.  50). 

CIL  VI  139. 

269C.  Fragment  eines  dreiseitigen  ornamentierten 

Pfeilers  (Taf.  50). 

H.  0,74  m.,  Br.  0,215  ra-     Feinkörniger,  leicht  bläulicher  Marmor, 
Ränder  mehrfach  bestofsen. 

An  den  Rändern  je  ein  Rundstab,  dann  Leiste  und  glattes 
Kyma;  im  Feld  je  ein  Schaft  eines  Thyrsos. 

269D.  Kleiner  Altar  der  Fortuna  gesetzt  von  einem 

T.  Flavius  Bathyllus  (Taf.  50). 

CIL  VI  172. 

269E.  Aschenge fäfs  (Taf.  50). 

H.  (ohne  Fufs)  0,32  m.     Feinkörniger  bräunlicher  Marmor. 

Ergin zt  der  Fufs.  Deckel  fehlt;  er  war  mit  Metallstiften  befestigt, 
von  denen  sich  r.  einer  erhalten  hat. 

Eiförmiges  Gefäfs,  auf  dessen  Schultern  sich  von  den 
Henkeln  nur  Spuren  erhalten  haben;  an  der  Wandung  in 
Flachrelief  vier  Satyrn  nach  1.  tanzend,  jeder  ein  Pantherfell 
um  die  Schultern  geknüpft;  der  vordere  mit  Doppelflöten, 
der  1.  mit  Thyrsos,  unten  ein  Panther,  der  hintere  den  r. 
am  Fell  fassend,  dieser  mit  Thyrsos.  Lebendig,  aber  flüchtig 
und  ohne  Feinheit  gearbeitet. 

Darunter: 

269 Ea.  Aschenurne  mit  gefälschter  Inschrift 

einer  Vernasia  (Taf.  59). 

H.  0,33  m.,  Br.  0,255  m-    Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Ergänzt  die  r.  hintere  Ecke.     Die  Inschrift  war  ausgebrochen. 

An  der  Vorderseite  r.  und  1.  je  eine  ionische  Säule 
mit  gewundenen  Canelluren;  dazwischen  oben  die  umrahmte 
Inschrifttafel,  unten  Hochrelief:  zwischen  zwei  Lorbeerbüschen 


49°  MUSEO  CHIABAMONT1  269  Kb.  F.  G.  H. 

ein  Ziegenbock,  der  an  dem  r.  frifst;  auf  seinem  Rücken  ein 
Erot.  An  den  Nebenseiten  in  Flachrelief  je  ein  Lorbeer- 
baum mit  zwei  Vögeln  darunter. 

CIL  VI  3483». 

Darunter: 

269Kb.  Aschenurne  (Taf.  50). 

H.  0,24  m.,  Br.  0,36  in.,  T.  0,34  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  bestofsen. 

Oben  glatter,  unten  ornamentierter  Rand.  An  den  Ecken 
je  ein  Bukranion;  dazwischen  je  eine  Guirlande  mit  flattern- 
den Bändern;  auf  der  Vorderseite  über  der  Guirlande 
weibliches  Brustbild,  die  L.  mit  undeutlichem  Attribut  vor 
die  Brust  legend  (vgl.  Nr.  242a);  r.  und  1.  von  ihr  undeutliche 
Reste;  auf  den  Nebenseiten  an  entsprechender  Stelle  je 
eine  Muschel.     Rückseite  unsichtbar.    Unbedeutend. 

269F.  Aschenurne  einer  Flavia  Didyme  (Taf.  50). 

Auf  der  Vorderseite  r.  und  1.  je  ein  Candelaber;  daran 
aufgehängt  eine  Lorbeerguirlande;  darüber  die  Inschrifttafel. 
Stammt  aus  Ostia,  wo  sie  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  ge- 
funden wurde. 

CIL  XIV  1045. 

269G.  Fragment  eines  dreiseitigen  orna- 
mentierten Pfeilers  (Taf.  50). 

H.  0,73  m.,  Br.  o,i6  m.    Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Ränder  sehr  bestofsen. 

Unten  und  an  den  Seiten  glattes  Kyma  (oben  unvoll- 
ständig); im  Feld  jederseits  eine  phantastische  Staude  mit 
verschiedenen  Blüthen;  jede  Seite  anders  componiert;  1.  oben 
ein  Vogel;  eben  hier  ist  mit  roter  Farbe  8  aufgemalt.  Feine 
Decorationsarbeit  guter  Zeit. 

269H.    Grabara   einer  Allidia   Lucifera   (Taf.  50). 

CIL  VI  n 467. 


MUSEO  CH1ARAMONTI  269I.  270.  27 1.  272.  491 

269I.  Grabara  einer  Ogulnia  Clementlila  (Taf.  50). 

CIL  VI  23425. 

270.  Sarkophagfragment  (Taf.  51). 

H.  0,53  m  ,  Br.  0,71  m.    Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  bläulichen  Stellen. 
L.  von  der  Säule  senkrechter  Bruch. 

Unten  weit  vorspringender,  hoher  Rand  mit  Profillinie 
vorn  oben.  Darüber  in  der  Mitte  auf  gesonderter  Basis 
der  untere  Teil  einer  Säule  mit  spiralförmig  gewundenen 
Cannelluren;    I.  der   Körper   eines    sehr   rundlichen  Knaben 

(es  fehlen  Kopf  und  Hals,  r.  Schulter  und  Brust,  Arme  bis  auf  Ansätze; 
r.  Arm   war    gesenkt,    1.  mäfsig    erhoben)     von     vorn     gesehen,     mit 

r.  Standbein  auf  ebenfalls  gesonderter  Basis  stehend;  r.  ein 

ähnlicher    Körper    (es  fehlen  Kopf  und  Hals,   r.  Arm   bis   auf  Ansatz, 

1.  Unterarm)  ebenso  von  vorn  gesehen  und  auf  besonderer 
Basis  stehend;  1.  Standbein;  die  R.  hielt  augenscheinlich  das 
sichelartige  Messer,  das  sich  vorn  an  der  Säule  erhalten  hat; 
der  1.  Unterarm  war  seitlich  vorgestreckt;  an  der  1.  Hüfte 
Ansatz;  rechts  noch  der  Rest  einer  weiteren  Säulenbasis. 
Sehr  hohes  Relief.  Nach  der  Sichel  sind  Genien  der  Jahres- 
zeiten zu  vermuten.     Gute,  sorgfaltige  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  57  Nr.  268. 

271.  Sarkophagfragment  (Taf.  51). 

H.  0,48  m.,  Br.  0,27  m.    Ziemlich  grobkörniger,  gelblicher  Marmor. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten.  Darunter  Hochrelief: 
vor  einem  Vorhang  der  Oberkörper  eines  bärtigen  Mannes 
(bis  zu  den  Kniecn)  mit  Himation,  von  vorn  sichtbar;  1.  Stand- 
bein; Kopf  nach  r.  gewendet;  L.  mit  Rolle  mäfsig  erhoben; 
R.  docierend  vor  der  Brust  (Finger  abgebrochen).  Rechts 
ein  Stück  einer  Leiste  erhalten;  hier  werden  die  gewellten 
Canelluren  angesetzt  haben.     Spät  und  roh. 

Gerhard-Platner  S.  57  Nr.  269^ 

272.  Sarkophagfragment  (Taf.  51). 

H.  0,58  ro.,  Br.  0,27.    Grofskrystallinischer  bläulicher  Marmor. 

Oben  weit  vorspringende  schmale  Randleiste  erhalten. 
Darunter   Hochrelief:    vor   einem   Vorhang    eine    von   vorn 


492  MÜSEO  CHIARAMONTJ  273.  274. 

sichtbare,  mit  1.  Standbein  stehende  Frau  (es  fehlen  Nasenspitze, 
Hände,  Füfse)  in  Chiton  und  Himation,  das  über  den  Kopf 
gezogen  ist  und  vor  dem  Leib  einen  dreieckigen  Überschlag 
bildet  (Typus  der  Fortuna  im  Braccio  nuovo  Nr.  86);  Kopf 
nach  der  r.  Schulter  gewendet;  beide  Hände  waren  erhoben 
(auf  der  1.  Schulter  und  über  der  r.  Stützenreste  für  die 
Hände);  die  Frau  war  also  als  Betende  dargestellt.  Links 
Reste  eines  Baumstammes  (?);  auf  einem  unteren  Absatz  ein 
nach  1.  sitzender  Vogel  mit  umgewandtem  Kopf  (es  fehlen 
Schnabelspitze,  r.  Fufs,  1.  Bein).  Späte,  sorgfältige  Arbeit  mit  viel- 
facher Verwendung  des  Bohrers  (christlich?). 

Gerhard-Platner  S.  57  Nr.  270. 

273.  Fragment  von  dem  Sarkophagdeckel  eines 
Knaben  P.  Cassius  Atticus  (Taf.  51). 

H.  0,17  m.,  L.  1,16  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor  mit  schwärzlichen 

Adern. 

Rechts  abgebrochen.  Durch  den  Amor  1.  von  der  Inschrift  senkrecht 
gebrochen. 

Links  ein  Kopf  mit  gedrehten  Locken  und  phrygischer 
Mütze  (Mithras).  R.  daran  schliefst  sich  die  Vorderseite  des 
Deckels  mit  Flachrelief;  links,  oben  und  unten  schmale 
Randleiste  erhalten;  die  Mitte  nahm  die  umrahmte  tabula 
ansata  mit  Inschrift  ein,  jederseits  mit  beiden  Händen  von 
einem  schwebenden  Amor  gehalten;  1.  davon  jederseits  neben 
einer  kurzen  Stele,  auf  der  eine  Silensmaske  der  Mitte  zu- 
gekehrt liegt,  ein  auf  dem  äufseren  Bein  knieender  Amor, 
das  andre  Bein  ausgestreckt,  sodafs  sich  die  Füfse  berühren, 
die  äufsere  Hand  auf  den  Boden  gestützt,  mit  der  andern 
die  Maske  berührend  und  nach  ihr  umblickend;  r.  hat  sich 
noch  ein  Teil  einer  ganz  entsprechenden  Gruppe   erhalten. 

Gerhard-Platner  S.  57  Nr.  271. 

274.  Drei  Fragmente  von  Sarkophagdeckeln. 

(Taf.  51). 
Von  links  nach  rechts: 

a.    H.  0,195  m.,  Br.  0,215  m.     Feinkörniger,  leicht  bläulicher  Marmor. 
Ergänzt  1.  untere  Ecke  und  obere  Hälfte. 


MÜSEO  CHTARAMONTI  275.  493 

An  dem  antiken  Fragment  unten  schmale  Randleiste; 
darüber  in  mittlerem  Relief  nach  1.  stehend  eine  Sau,  r.  von 
ihr  ein  Hund  (Kopf  fehlt),  über  ihm  ein  Baumstamm  (Krone  und 

entsprechender  Baum  1.  erg.). 
b.   H.  0,195  m->  L.  0,49  m.    Ziemlich  grobkörniger,  gelblicher  Marmor. 

Schmale  Randleiste  unten  teilweise,  oben  fast  garnicht 
erhalten.  Dazwischen  in  mittlerem  Relief:  1.  auf  Felsen 
nach  r.  sitzend  ein  Hirt  mit  Hut,  Exomis  und  hohen 
Sandalen;  die  R.  (Arm  fehlt)  auf  den  Felsen  gestützt;  die  L. 
liebkost  einen  Hund  mit  Halsband,  der  ihm  zugewandt  steht 
und  das  r.  Vorderbein  erhebt;  hinter  diesem  ein  kahler  Baum 
mit  zwei  langen  Ästen;  r.  zwei  Rinder  nach  r.,  der  vordere 
fressend,  der  hintere  den  Kopf  umwendend  (vgl.  Nr.  269). 
Lebendige,  einfache  Arbeit. 

C.   H.  0,195  m*i  L.  0,35  m.     Feinkörniger,  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  ein  grofses  Stück  r.  am  Ende.  Senkrechter  Bruch  r. 
vom  Rad. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste  erhalten.  Da- 
zwischen Flachrelief:  1.  ein  grober,  zweirädriger  Karren,  mit 
Holzscheiten  (?)  beladen,  von  zwei  Ochsen  nach  r.  gezogen; 
über  den  Tieren  der  Oberkörper  eines  Lenkers  mit  Ärmel- 
tunica,  von  vorn  sichtbar,  im  1.  Arm  einen  leicht  gekrümmten 
Stab,  in  der  R.  einen  kurzen  Stab,  mit  dem  er  auf  die  Ober- 
fläche des  Wagens  deutet;  r.  schreitet  den  Tieren,  sie 
führend,  ein  umblickender  Knabe  mit  Tunica  und  Mäntelchen 
voran.  Vgl.  zu  allen  Dreien  Nr.  127  und  Galleria  lapidaria 
Nr.  56  b  und  63  c. 

Die  drei  Fragmente  stammen  aus  dem  Besitz  der  Mattei. 

Venuti  Monum.  Matthaeiana  II  Taf.  LXXXII3;  Gerhard-Platner 
S.  57  Nr.  272. 

275.  Relieffragment  (Taf.  51). 

H.  0,59  m.f  Br.  0,45  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Ergänzt  1.  untere  Ecke  mit  r.  Fufs  des  1.  Mannes.  Abgebrochen 
war  die  untere  Partie  mit  den  Fttfsen. 

Auf  leicht  gerundeter  Fläche  Hochrelief:  r.  ein  Mann 
in  langem  Ärmelchiton  mit  breitem  Gürtel  nach  r.  aufrecht 


494  MUSBO  CHIABAMONTI  276.  277. 

stehend;  1.  Füfs  hochgestellt;  beide  Arme  vorgestreckt;  über 
dem  1.  undeutlicher  Rest  (wohl  von  einer  Kithara  stammend; 

Kitharöde;    es    fehlen    ].  Fufs,    r.  Unterarm,   Hände,   Kopf).      L.    ein 

Mann  in  kurzem  gegürteten  Chiton,  auf  den  Fufsspitzen  und 
gebückt  vorschreitend  (1.  Fufs  voran);  Unterarme  vorgestreckt; 
die  Hände  hielten  einen  zweigartigen  Gegenstand  (es  fehlen 
Kopf,  r.  Unterarm  mit  Hand).  Zwischen  seinen  Beinen  ein  runder 
Schild  mit  Rand  (ein  Stuck  ausgebrochen)  und  1.  aufwärts 
ragendem  Band  oder  Stab.    Einfache,  decorative  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  57  Nr.  273. 

276.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  51). 

H.  des  Ganzen  0,53  m.,  des  Kopfes  0,30  m.    Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Brauen,  Stück  des  r.  Unterlides  und  darunter,  Stück 
der  Oberlippe  und  am  Rande  des  1.  Ohres,  Bruststück  mit  Fufs. 

Kopf  einer  Frau  in  mittleren  Jahren  gradeaus  gewendet 
mit  starkknochigem  Gesicht,  schmalen  geschlossenen  Lippen, 
grofsen  Augen  und  ernstem  Ausdruck.  Die  Haare  sind  vom 
Scheitel  nach  den  Seiten  gestrichen;  an  den  Schläfen  ein 
Teil  zurückgekämmt;  über  der  Stirn  dicker,  vorstehender 
Wulst,  von  dem  r.  und  1.  je  ein  dünner  Zopf  ausgeht,  die 
hinten  mittels  einer  Schleife  verbunden  sind;  im  Nacken  kurze 
Haare.     Unbedeutende  Arbeit  augusteischer  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  57  Nr.  274. 

277.  Römische    männliche    Porträtbüste   (Taf.  51). 

H.  des  Ganzen  0,48  m.,  des  Kopfes  0,28  m.     Feinkörniger   weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Oberlippe,  Teil  der  Unterlippe,  Kinn,  zwei  Flicken 
der  r.  Wange,  Teile  der  Augen,  Ohren,  Bruststück  mit  Fufs. 

Jünglingskopf  mit  rundem  glatten  Gesicht  und  breitem 
Schädel  leicht  nach  der  r.  Schulter  gewendet  und  geneigt; 
kleinlicher  Mund;  Brauen  durch  Striche  angegeben;  Augen- 
sterne und  Pupillen  eingegraben;  kurzgeschorenes  Haar  (ein- 
gepickt). Zeit  des  Saloninus,  Sohnes  des  Gallienus,  aber  nicht, 
wie  früher  angenommen,  sein  Porträt. 

Gerhard-Platner  S.  57   Nr.  275;    Bernoulli    Rom.   Ikonographie 

113  s.  175. 


MU8E0  CHIABAMONTI  278.  279.  280.  495 

278.  Bärtiger  Satyrkopf  (Taf.  51). 

H.  des  Ganzen  0,44  m.,   des  Kopfes  0,21  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Locke  über  der  r.  Seite  der  Stirn,  Hals  fast  ganz,  Büste  mit 
Fufs.     Fast  ganz  abgebrochen  die  Ohren. 

Auf  moderner  Büste  mit  Nebris  auf  der  1.  Schulter  sitzt 
gradeaus  gewendet  ein  bärtiger  Satyrkopf  mit  lächelnd  ge- 
öffnetem Mund.  In  den  Haaren  ein  gewundenes  Band.  Viel 
Bohrerarbeit.    Roh. 

Gerhard-Platner  S.  57  Nr.  276. 

279.  Statuette  eines  schlafenden  Eroten  (Taf.  51). 

L.  0,65  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  1.  Hälfte  des  Bodens  mit  Teil  der  Blumen,  dem  Ende 
des  1.  Flügels,  dem  1.  Bein,  Füfsen  und  der  Eidechse. 

Ein  Erot  liegt  schlafend  mit  gekreuzten  Beinen,  den  Kopf 
in  die  L.  geschmiegt;  der  r.  Arm  liegt  quer  über  den  Körper 
nach  vorn;  in  der  Hand  Blumen;  r.  davon  ein  Schmetterling, 
1.  eine  Eidechse ;  ganz  r.  ragt  ein  Häschen  aus  einer  Boden- 
öffnung vor.  Schlechte  decorative  Arbeit.  Gefunden  in 
Roma  Vecchia.    Stand  ehedem  in  der  Galleria  de'  candelabri. 

Gerhard-PIatner  S.  57  Anm.*);  C.  L.  Visconti  Descrizione  dei 
Musei  Vaticani  (1870)  Nr.  279. 

280.  Kopf  eines  Greisen  auf  moderner  Büste  (Taf.  51). 

H.  des  Ganzen  0,46  m.,  des  Kopfes  0,19  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Oberschädel  mit  einigen  Locken,  Nase,  Bartlocke  am  r.  Kinn- 
laden, Büste  mit  Fufs.  Sehr  geschwärzt  und  verscheuert;  die  Ohren 
fast  ganz  abgebrochen. 

Auf  moderner  Büste  mit  Exomis  und  Schwertband  sitzt 
mit  starker  Hebung  und  Wendung  nach  der  1.  Schulter  der 
Kopf  eines  greisen  Mannes,  dessen  Haar  und  Bart  in  einzelnen 
unregelmäfsigen  Lockenbüscheln  wächst;  in  dem  geöffneten 
Mund  sieht  man  den  zahnlosen  Gaumen;  schmerzlicher  Aus- 
druck; an  Stelle  des  ergänzten  Oberschädels  wird  ein  breit- 
randiger Hirtenhut  angestückt  gewesen  sein.  Vgl.  den  ähn- 
lichen Kopf  in  Dresden  (Treu  Arch.  Anzeiger  1890  S.  99) 
und  den  der  trunkenen  Alten  (Heibig  Nr.  439).  Gute  Copie 
eines  hellenistischen  Originals. 

Gefunden  im  trajanischen  Hafen  bei  Ostia. 

Gerhard-PIatner  S.  57  Nr.  278. 


49^  MUSEO   CHIA.RAMONTI   281.  282.  283. 

281.  Römischer  männlicher  Porträtkopf  (Taf.  51). 

H.  des  Ganzen  0,525  m.,  des  Kopfes  0,26  ra.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Stück  am  Kinn,  Hals,  Bruststück  mit  Fufs.  Sehr 
verwaschen  und  verscheuert. 

Kopf  eines  älteren  Mannes  mit  vollem  Gesicht,  fest- 
geschlossenem Mund  und  bösem  Blick,  leicht  nach  der 
1.  Schulter  gewendet;  kurze  Haare  leicht  gelockt  und  nach 
vorn  gekämmt  (hier  viele  Bohrlöcher).  Zeit  des  Vitellius. 
Gute,  lebendige  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  57  Nr.  279. 

282.  Römischer   weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  51). 

H.  des  Ganzen  0,51  m.,  des  Kopfes  0,28  m.     Feinkörniger,  leicht  bläulicher 

Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Teile  beider  Lippen,  Flicken  unter  dem  r.  Auge, 
Ohrläppchen,  Unterteil  der  Haare  im  Nacken  und  hinter  den  Ohren,  Büste 
und  Fufs. 

Kopf  einer  Frau  in  mittleren  Jahren  gradeaus  gerichtet; 
volle  Gesichtsformen;  schmale,  geschlossene,  etwas  gespitzte 
Lippen;  ernster  Ausdruck;  Brauen  durch  Striche  angegeben; 
Augensterne  und  Pupillen  eingegraben;  die  Haare  gescheitelt 
und  schlicht  nach  den  Seiten  gekämmt,  lassen  die  Ohren 
frei  und  bilden  hinten  und  an  den  Seiten  einen  kissenartigen 
Chignon  mit  Flechtennetz.    Zeit  der  Etruscilla  (3.  Jahrh.  n.  Chr.). 

Gerhard-Platner  S.  57  Nr.  280. 

283.  Griechischer  männlicher  Porträtkopf  auf 
moderner  Hermenbüste  (Taf.  51). 

H.  des  Ganzen  0,565  m.,  des  Kopfes  0,29  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Ergänzt  Nasenspitze  und  Büste. 

Auf  moderner  Hermenbüste  mit  Gewand  auf  der  r. 
Schulter  sitzt  der  Kopf  eines  älteren  Mannes  mit  leichter 
Wendung  zur  r.  Schulter;  längliches  Gesicht;  Vollbart;  ge- 
schlossener, vorgeschobener  Mund  mit  schmaler  Oberlippe; 
magere  Wangen;  grade  Nase;  grofse  Augen  mit  leicht- 
geglätteten Augäpfeln;  niedrige,  gerunzelte  Stirn;  die 
schlichten  Haare  nach  vorn  gekämmt  (auf  dem  Hinterkopf 
nicht   angegeben);    ordinärer   Ausdruck«     Die   Brauen   sind 


MUSEO  CHIABAMONTI  284.  285.  497 

durch  Striche  angegeben.  Eingesetzt,  also  ursprünglich  auch 
für  Herme  oder  für  Statue  bestimmt.  Geringe  Arbeit  (welcher 
Zeit?). 

Gerhard-Platner  S.  57  Nr.  281. 

284.  Statuette  eines  Knaben  (Taf.  51). 

H.  0,95  m.     Marmor   des   Kopfes  feinkörnig    und  grau,    des  Körpers   fein- 
körnig und  weifs  mit  schwärzlichen  Adern. 

Ergänzt  aus  Marmor:  Hals  (in  verschiedenen  Stücken),  r.  Unterarm 
mit  Ellenbogen  und  Hand,  Stück  des  1.  Vogels  im  Nest,  viele  StUcke  der 
Falten,  r.  Unterschenkel  fast  ganz,  unteres  Ende  des  Stammes  mit  Fttfsen 
und  Basis;  aus  Gyps  die  Nase;  das  ganze  Gesicht  mit  G.  Uberschmiert. 
Abgebrochen  Ränder  der  Ohren,  1.  Hand  mit  Gewandzipfel  (war  ergänzt; 
Löcher  für  Stifte  erhalten). 

Der  Körper  ist  eine  ganz  elende  Copie  des  Typus  Nr.  167 
mit  der  Variation,  dafs  der  Knabe  hier  in  den  Falten  des 
Gewandes  unten  ein  Nest  mit  drei  Vögeln,  in  der  R.  einen 
Vogel  hält.  Der  nicht  zugehörige  Kopf  (Marmor  verschieden) 
trägt  einen  schmalblättrigen  Kranz  im  kurzlockigen  Haar; 
Augensterne  wahrscheinlich  modern  eingebohrt;  ebenfalls 
schlechte  Arbeit.  Stand  ehemals  in  der  Galleria  de1  candelabri. 

Gerhard-Platner  S.  57  Anm.  **). 

285.  Statuette  des  Apollon  (Taf.  51). 

H.  1,04  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  gelblichen  Flecken. 

Ergänzt  Oberteil  des  Schädels,  Diadems  und  Kranzes,  längliche 
Flicken  im  Vorderteil  des  Halses,  freistehende  Teile  der  Schulterlocken, 
r.  Arm  mit  Hand»  Tier  und  grofsem  Flicken  in  der  r.  Seite,  1.  Hand  und 
Teil  des  Gelenks,  1.  Bein  von  der  Mitte  des  Oberschenkels  abwärts  mit  Fufs, 
Flicken  im  r.  Oberschenkel,  halber  Unterschenkel  mit  Fufs,  Stamm  mit 
Köcher,  Basis.  Abgebrochen  r.  Ohrläppchen  und  Stütze  zwischen  1.  Hüfte 
und  Handgelenk.  Beschädigt  der  Rand  des  r.  Ohrs.  Gebrochen  waren 
Kopf,  1.  Unterarm,  r.  Bein  dreimal. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein  (modern  verstärkt  durch 
Stamm  mit  Köcher);  1.  Fufs  gerade  vorgesetzt;  kein  Scham- 
haar; 1.  Arm  hängt  grade  herab;  r.  Unterarm  vorgestreckt, 
hält  ein  Hirschkalb  (modern,  doch  ist  nach  dem  grofsen 
Flicken  in  der  Seite  ein  derartiges  Tier  vorauszusetzen); 
Kopf  ganz  leicht  nach  der  r.  Schulter  gewendet  und  geneigt; 
die  Haare  umsäumen  die  Stirn  ungescheitelt  in  Wellen  (unter- 

Vatican.  Katalog  I.  32 


1 


498  MUSEO  CHIABAMONTI  286. 

höhlt  mittels  kleiner  Bohrlöcher);  Schulterlocken  und  im 
Nacken  Krobylos  (dieser  ist  hier  abweichend  von  der  ge- 
wöhnlichen Art  gebildet,  d.  h.  die  Haare  sind  nicht  nach 
oben  aufgenommen,  sondern  so,  dafs  der  Schopf  der  Haar 
enden  unter  der  darüber  liegenden  Schleife  der  aufgenommenen 
Strähnen  hervorkommt);  oben  Kranz  von  einfachen  rosetten- 
artigen Blumen  und  hohes  Diadem. 

Flaue,  sehr  charakterlose  Copie  eines  archaischen 
Originals  vom  Beginn  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  Eine  ähnliche 
Statuette  im  Fitzwilliam  Museum  zu  Cambridge  s.  bei  Furt- 
wängler  Statuencopieen  (Abh.  d.  kgl.  bayer.  Akad.  d. 
Wissensch.  XX)  S.  573f.  (mit  Abb.).  Mahler  (s.  unten)  ver- 
mutet Abhängigkeit  von  dem  didymaeischen  Apoll  des  Ka- 
nachos.  Zu  der  Art,  wie  das  Tier  getragen  wird,  vgl.  eine 
phidiasische  Artemis  im  Lateran  und  in  Villa  Albani  (Heibig 
Nr.  900).  Die  Bedeutung  wird  gesichert  durch  den  Schmuck 
des  Kopfes  und  das  in  der  Hauptsache  richtig  ergänzte  Tier; 
die  L.  wird  Bogen  und  Pfeil  gehalten  haben. 

Gefunden  im  October  1795  in  einer  Bade- Anlage  an  der 
Via  Nomentana  acht  Miglien  vor  Porta  Pia  in  einer  Tenuta 
Capo  Bianco. 

Pentini  bei  Guattani  Memorie  enciclopediche  romane  II  S.  57 f.; 
Clarac  483,  931;  O.  Müller  Handbuch  der  Archäologie  §  96,  1.  u.  2.  Aufl. 
Nr.  10,  3.  Aufl.  Nr.  16;  Gerhard  Antike  Bildwerke  T.  XI;  ders.  Prodromus 
S.  i7oflf.;  Gerhard-Platner  S.  57  Nr.  282;  Mahler  Journal  international 
d'archeol.  numismatique  1901  S.  122  flf.  Taf.  XI. 

286.  Männliche  griechische  Porträtstatuette 

(Taf.  51). 

H.  0,99  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor  mit  schwärzlichen  Adern. 

Ergänzt  Kopf  mit  Hals,  halber  r.  Unterarm  mit  Hand,  fast  die 
ganze  L. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs  seitlich  vor- 
gestellt; aufsen  neben  ihm  ein  Scrinium;  Sandalen;  Ärmel- 
chiton; darüber  Chiton  mit  kurzen  Ärmeln;  Himation,  das  mit 
einem  Teil  auf  1.  Schulter  und  Arm  liegt,  dann  um  den 
Rücken  und  r.  Hüfte  gelegt  ist,  den  Unterkörper  umhüllt  und 
über  den  1.  Unterarm  geworfen  ist;  die  Hände  sind  vor 
der  1.  Weiche  gefaltet  (richtig  ergänzt;    ein  Stützenrest   am 


MUSEO  CHIARAMONTI  287.  499 

Körper  ist  unbenutzt  geblieben);  der  Kopf  war  auch  ur- 
sprünglich eingesetzt  (der  moderne,  fast  kahl,  mit  sorgenvoll 
gerunzeltem  Gesicht  nach  der  1.  Schulter  gewendet  und 
geneigt).    Schlechte  Arbeit. 

Das  Motiv  der  Hände  entspricht  dem  von  der  Statue 
des  Demosthenes  überlieferten,  die  Polyeuktos  i.  J.  280  v.  Chr. 
in  Athen  aufstellte  (vgl.  Braccio  nuovo  Nr.  62).  Dafs  in  der 
Statuette  nicht  etwa  eine  Replik  jenes  Werkes  erhalten  sei, 
beweist  die  Tracht  des  Ärmelchitons,  die  in  jener  Zeit  noch 
ein  Zeichen  von  Luxus  oder  barbarischer  Herkunft  war  und 
die  man  deshalb  dem  grofsen  Patrioten  sicher  nicht  gegeben 
hätte,  ferner  die  Thatsache,  dafs  die  stilistisch  nächst- ver- 
wandten Werke  ihrem  Hauptvertreter,  dem  sog.  Maussolos, 
zufolge  aus  der  Mitte  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.,  also  wesentlich 
jüngerer  Zeit  stammen  (vgl.  Ottagono  del  Belvedere  Nr.  4 
und  Sala  della  Biga  Nr.  620). 

Die  Figur  stammt  aus  dem  Besitz  der  Mattei. 

Venuti  Monumenta  Matthaeiana  I  Taf.  LXXII;  Clarac  900,  2298 E; 
Gerhard-Platner  S.  57 f.  Nr.  284;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  I 
S.  280. 

287.  Statuette  eines  schlummernden  Fischer- 
knaben (Taf.  51). 

H.  0,65  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor  mit  schwärzlichen  Adern. 

Ergänzt  Ränder  des  Hutes,  r.  Arm  von  der  Mitte  des  Oberarms  bis 
zum  Handgelenk,  r.  Fufs  mit  Teil  des  Unterschenkels,  Felsensitz  bis  auf  das 
Stück  r.  oben.     Abgebrochen  war  das  r.  Bein. 

Auf  Felsen  sitzt  mit  hoch  aufgesetztem  I.Bein  ein  Knäbchen 
in  gegürteter  Exomis;  den  runden  Fischerhut  auf  dem  Kopf; 
beide  Hände  liegen  über  einander  auf  dem  1.  Knie,  auf  ihnen 
der  Kopf  mit  geschlossenen  Augen;  am  1.  Arm  hängt  an 
geflochtenem  Henkel  ein  Eimerchen  mit  kleinen  Fischen. 

Mäfsige  Arbeit  nach  einem  hübsch  erfundenen,  früh- 
hellenistischen Original  (eine  Replik  in  Boston,  kleinere 
Wiederholungen  in  Villa  Albani  und  im  Museo  delle  Terme). 
Dasselbe  Motiv  findet  sich  auch  bei  Erosdarstellungen 
(Clarac  644  A  1459  D,  E;  Braun  Kunstvorstellungen  des 
geflüg.  Dionysos  S.  6f.  Taf.  IV  8,  9).  In  beiden  Fällen  dienten 
die  Statuetten  zur  Decoration  einer  Quelle. 

3*' 


500  MU8K0  GHIARAMONTI  287  A. 

Erworben  aus  dem  Besitz  von  Jenkins.  Stand  ehedem 
in  der  Galleria  de'  candelabri. 

Visconti  Musco  Pio-Clementino  III  T.  XXXIII;  P.  Massi  Indicazione 
antiquaria  (1792)  S.  164  Nr.  151;  Nibbylll  Taf.  XXXVI;  Clarac  879, 
2242;   Gerhard-Platner  S.  58  Anm.  *). 


287A.  Griechischer  männlicher  Idealkopf  auf 
moderner  Hermenbüste  (Taf.  51). 

H.  des  Ganzen  0,59  m.,  des  Kopfes  0,36  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Herme.  Sprung  in  Unterlippe  und  Bart,  z.T. 
mit  Gyps  verschmiert;  ebenso  eine  Stelle  am  Hinterkopf. 

Auf  moderner  Hermenbüste  mit  Gewand  auf  der  1. 
Schulter  ein  nach  der  r.  Schulter  gewendeter  und  leicht 
geneigter,  bärtiger  Kopf;  die  ungescheitelten  Haare  hängen 
vorne  in  einzelnen  lebhaft  geringelten  Locken  ziemlich  tief 
in  die  Stirn;  hinten  sind  sie  länger  ausgekämmt  und  unten 
durch  einen  breiten  Nackenzopf  von  Ohr  zu  Ohr  abgeschlossen 
(der  Hinterkopf  ist  nicht  ganz  ausgeführt,  und  die  Frisur  vom 
Copisten  nicht  verstanden;  es  müfste  von  jedem  Ohr  ein 
Zopf  ausgehen  und  beide  müfsten  auf  dem  Oberschädel 
unter  den  nach  vorn  gekämmten  Haaren  mit  einander  ver- 
knüpft sein).  Haar  und  Bart;  sind  mit  Hilfe  des  Bohrers 
stark  unterhöhlt,  womit  jedenfalls  der  Eindruck  der  Bronze- 
arbeit am  Original  wiedergegeben  werden  soll;  dieses  mufs 
von  einem  attischen  Künstler  in  der  Mitte  des  5.  Jahrh. 
v.  Chr.  gearbeitet  worden  sein.  Wegen  des  schlichten, 
bürgerlichen  Charakters  könnte  man  meinen,  ein  stark 
idealisiertes  Porträt  vor  sich  zu  haben;  aber  es  fehlt  jeglicher 
individuelle  Zug.  Furtwängler  hat  a.  unten  a.  O.  den 
Erechtheus  des  Myron  in  ihm  vermutet;  doch  besteht 
zwischen  ihm  und  den  sicheren  Copien  myronischer  Köpfe 
nur  eine  Ähnlichkeit,  wie  stets  zwischen  Werken  der  gleichen 
Zeit  und  Schule. 

Gerhard-Platner  S.  58  Nr.  285;  Schreiber  Athen.  Mittheilungen 
1883  S.  255;  Furtwängler  Meisterwerke  S.  393^  Fig.  57;  Heibig  Nr.  80. 

Unter  Nr.  283— 287  A: 


MÜ8E0  CHIABAMONTI  288.  5OI 

Drei  Gesimsfragmente  (Taf.  51). 
a  (unter  283 — 4). 

H.  0,33  m.,  L.  1,10  m.,  T.  0,41  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Von  unten  nach  oben:  Kyma  mit  Akanthusblättern; 
Zahnschnitt  mit  viereckigen  Vertiefungen  auf  der  Vorderseite 
der  denticuli  und  Brückchen  in  Form  von  zwei  Ösen;  Perl- 
schnur; ionisches  Kyma;  Geison  und  Sima  getrennt  durch 
Perlschnur  und  mit  dichtem  Rankenwerk  (Masken  darin) 
überzogen.  R.  eine  Ecke.  L.  ist  ein  gröfseres  Stück  ohne 
Ornament  gelassen.     Späte  Zeit. 

Ganz  übereinstimmend  in  den  Motiven  Nr.  c  und  zwei 
Fragmente  in  Abteilung  XIII. 

b  (unter  284—7). 

H.  0,40  m.,  L.  1,89  m.,  T.  0,42  m.     Feinkörniger  grauet  Marmor. 

Sehr  bestofsen.  In  der  Mitte  zweimal  durchgebrochen;  die 
Brüche  verschmiert. 

Von  unten  nach  oben:  Perlenschnur;  Zahnschnitt  (1.  die 
Teilung  nur  angedeutet);  Geison;  Perlenschnur;  Sima  mit 
Akanthusranke.     Späte  Arbeit. 

c  (unter  287— 7 A). 

H.  0,34  m.,  L.  1,14  m.,  T.  0,395  m*     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Links  sehr  zerstört. 

Motive  wie  bei  Nr.  a  (unter  dem  ersten  Kyma  noch  eine 
Perlenschnur);  s.  dort.  L.  eine  Ecke.  R.  sind  in  einer  Länge 
von  20  cm.  die  Profile  ohne  Ornamentik  gelassen.  Das  Stück 
entspricht  also  Nr.  a  in  der  Umkehrung  genau;  beide  haben 
demnach  einst  entsprechende  Stellen  eingenommen  und  sind 
vielleicht  erst  in  moderner  Zeit  aus  einander  gesägt  worden. 

288.  Sarkophagfragment  (Taf.  51). 

H.  0,31  m.,  Br.  0,33  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten.  Darunter  Hochrelief: 
muschel förmiges  Medaillon  mit  dem  Brustbild  eines  kurz- 
geschorenen Knaben  in  Tunica  und  Toga,  Schriftrolle  in  der 
L.  (Augensterne  eingebohrt);  neben  dem  r.  Ohr  eine  lange 


502  MÜ8E0  CHIABAMONTI  289.  290. 

Locke  (vgl.  Galleria  lapidaria  Nr.  ioif.  und  Sala  dei  busti 
Nr.  372);  beiderseits  Reste  der  Eroten,  die  das  Medaillon 
schwebend  hielten;  unten  1.  der  Rest  eines  weiblichen  Kopfes 
(Erdgöttin);  dann  Oberkörper  eines  Kindes  mit  Schmetterlings- 
flügeln nach  1.  gewendet,  dann  bärtiger  Kopf  nach  1.  gewendet 
und  Schilfstengei  (Oceanus). 

Gerhard-Platner  S.  58  Nr.  286. 

289.  Relieffragment  (Taf.  51). 

H.  0,23  in.,  Br.  0,33  m.     Feinkörniger  bräunlicher  Marmor. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten.  Darunter  in  Flach- 
relief  Ober-   und    Vorderteil    eines   nach    r.  galoppierenden 

Pferdes    mit  kurzgeschorener  Mähne    (von  den  Vorderbeinen  nur 

das  1.  erhalten);    auf    dem    Rücken    ein    nackter   Knabe,    mit 

beiden   Händen  die   Zügel    fassend   (Unterschenkel  fehlen;   r.  Arm 

sehr  beschädigt);  die  langen  Locken  von  einem  Band  um- 
wunden, dessen  Enden  zurückflattern.     Geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  58  Nr.  287. 

290.   Fragment  eines  Kindersarkophags  (Taf.  51). 

H.  0,27  m.f   Br.  0,31  m.     Feinkörniger   weifser   Marmor    mit    schwärzlichen 

Stellen. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten.  Darunter  Hochrelief: 
r.  ein  Knabe  von  vorn  gesehen  mit  Chlamys,  deren  Zipfel  von 
der  R.  vor  den  Körper  gezogen  wird,  sodafs  sie  die  Scham 

bedeckt  (es  fehlen  1.  Unterarm,  1.  Unterschenkel  ganz,   r.  halb,   Füfse); 

1.  der  Oberkörper  eines  von  vorn  gesehenen  Mädchens  in 
gegürtetem,  kurzen  Chiton,  mit  Melonenfrisur;  über  der  r. 
Schulter  wird  der  Köcher  sichtbar;  die  fehlenden  Hände 
hielten  quer  vor  dem  Leib  einen  Speer  (nur  z.  T.  erhalten); 
zwischen  beiden  wird  ein  Knabe  mit  Mantel  von  vorn  sicht- 
bar;   1.  der  Rest   eines  Kopfes    und    1.  Hand    mit   grofsem, 

gefüllten  Jagdnetz  (Gesichter  sehr  bestofsen;  Augensterne  eingebohrt). 

Atalante,  Meleager  und  Genossen  als  Kinder.  Unbe- 
deutende Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  58  Nr.  288;  Robert  Die  ant.  Sarkophagreliefs 
III 2  Nr.  227  a. 


MUSEO  CHIARAMONTI  29 1.  29 1 A.  503 

291.  Relieffragment  (Taf.  51). 

H.  0,32  m.,  L.  0,565  m.     Feinkörniger,  bläulicher  Marmor. 

Antik  ist  die  Frau  bis  auf  den  r.  Fufs  mit  Gewand,  der  Vorhang 
Über  ihr  mit  einem  Stück  des  oberen  Randes,  der  Oberkörper  des  Kindes 
bis  auf  die  R.,  Schale,  Kissen,  Schnauze  des  Hundes  und  ein  Stück  des 
Lagers  zwischen  Kind  und  Hund.     Abgestofsen  die  Nase  der  Frau. 

Rechteck  umrahmt  von  schmaler  Randleiste  (nur  oben 
ein  Teil  erhalten).  Darin  Hochrelief:  vor  einem  Vorhang 
liegt  eine  Frau  in  ungegürtetem  Chiton,  die  Beine  bedeckt 
vom  Mantel,  auf  einem  Ruhebett;  der  1.  Ellenbogen  auf  ein 
Kissen  gestützt,  auf  die  Finger  der  L.  der  Kopf;  mit  der  R. 
reicht  sie  einem  von  vorn  sichtbaren  nackten  Knäbchen,  das 
vor  dem  Lager  steht,  eine  zweihenklige  Schale;  es  trinkt 
daraus  und  fafst  mit  der  L.  einen  der  Henkel;  die  R.  ist  ab- 
wärts gestreckt  und  wird  ein  Spielzeug  gehalten  haben;  r. 
sitzt  ein  Hund  mit  erhobener  Schnauze  nach  1.  Gut  als 
Erfindung  und  Arbeit.  Rest  einer  Grabara  oder  eines  Sarko- 
phagdeckels? 

Gerhard-Platner  S.  58  Anm.  •*)  Nr.  1459. 

291 A.  Sarkophagfragment  (Taf.  51). 

H.  0,32  m.,  Br.  0,21  m.     Ziemlich  grobkörniger,  weifser  Marmor. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten.  Darunter  Hochrelief: 
r.  der  Oberkörper  eines  nach  r.  schwimmenden  jugendlichen 
Meerkentauren    mit   umgewandtem    Kopf  (l.  Körperseite  fehlt; 

von  den  Beinen  nur  das  Oberste  des  r.  sichtbar);    wilde   Haare,    Flossen 

auf  Brust  und  Oberschenkel;  auf  dem  Fischleib  sitzt  nach  1. 
eine  Nereide,  einen  Mantel  um  Beine  und  r.  Oberarm  ge- 
schlungen; sie  wendet  den  Kopf  um  und  legt  den  r.  Arm 
um  Brust  und  Schultern  des  Kentauren  (l.  Arm  und  r.  Bein 
fehlen);  1.  davon  der  Fischschwanz  des  Kentauren,  auf  dem 
ein  Erot  nach  r.  sitzt;    er  war  wohl  damit  beschäftigt,    auf 

einer  Muschel    ZU    blasen   (es    fehlen  r.  Arm,  Flügel,  Gegenstand   in 

den  Händen);  unten  Wellen  plastisch  angegeben;  darin  r.  vom 
Fufs  der  Nereide  ein  Boot  mit  kleinem  rudernden  Eroten 
(Arme  fehlen);  Kopf  umgewandt.  Späte,  schlechte  Arbeit.  L. 
ist  mit  schwarzer  Farbe  900  aufgemalt;  auf  dem  Rücken  der 
Nereide  rote  Zeichen. 

Gerhard-Platner  S.  58  Anm.**)  Nr.  906. 


504  MUSEO  CHIARAMONTI  292.  292  A. 

292.  Sarkophagfragment  (Taf.  51). 

H.  0,55  m.,  Br.  0,305  m.     Grofskrystallinischer  bläulicher  Marmor. 

Unten  profilierter  Rand  erhalten.  Darüber  in  Hochrelief: 
grofse  ovale  Wanne,  mit  zwei  Löwenköpfen  vorne,  voll 
Trauben,  die  drei  kleine  Knaben  treten;  der  r.  hält  ein  Pedum 
im  1.  Arm,  der  mitlere  hielt  es  ebenfalls  im  1.,  der  1.  im  r. 

Arm  (dem  r.  fehlt  das  l.  Knie;  dem  1.  r.  Unterarm  und  r.  Knie;  von  dem 
Pedum  nur  am  Arm  ein  Rest  erhalten;  dem  mittleren  fehlt  1.  Unterann  und 
1.  Knie;  von  seinem  Pedum  sind  Ansätze  oben  und  I.  vom  Gesäfs  des  r. 

erhalten);  darüber  rundes  Medaillon  mit  profiliertem  Rahmen; 
darin  Brustbild  der  Herbsthore  in  Peplos;  das  Apoptygma 
über  den  1.  Unterarm  gelegt;  im  Bausch  eine  Traube;  die  L. 
hält  eine  Rebe  (Finger  beschädigt);  die  R.  zum  Kopf  erhoben, 
auf  den  sie  den  Rebenkranz  zu  drücken  scheint.  Vielfache 
Verwendung  des  Bohrers;  späte,  aber  lebendige  Arbeit. 

Die  Herbsthore  ist  sehr  ähnlich  dargestellt  auf  dem 
bekannten  Reliefpfeiler  in  den  vaticanischen  Grotten  (Wiener 
Vorlegeblätter  IV  T.  X;  Brunn  Kleine  Schriften  I  S.  66 
Abb.  23). 

Gerhard-Platner  S.  58  Nr.  290. 


292A.  Altar  des  Hercules  (Taf.  51). 

H.  0,48  m.,  Br.  0,355  m'»  T.  0,28  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 
Abgebrochen  die  r.  obere  Vorderecke. 

Unten  und  oben  ringsum  profilierter  Rand.  Auf  der 
umrahmten  Vorderseite  oben  die  Inschrift;  darunter  ein  Kreis 
vertieft  eingehauen,  mit  Verletzung  des  Rahmens  (Durchm. 
0,14  m.);  in  seiner  Mitte  ein  tiefes  rundes  Loch  (jetzige  T. 
0,115  m.);  diese  Vorrichtung  kann  nicht,  wie  angenommen 
worden  ist,  zur  Libation  gedient  haben,  könnte  aber  von 
einer  nachträglichen  Verwendung  der  Ära  als  Brunnenmündung 
herrühren.  L.  Nebenseite:  Kanne;  r.  Schale.  Auf  der  Ober- 
fläche zwei  wellenförmige  Erhebungen  (Längsachse  von  1. 
nach  r.). 

Gerhard-Platner  S.  57  (unter  Nr.  281);  CIL  VI  262  =  XIV  3905, 


MUSKO  CHIABAMONTI  292  B.  C.  D.  $0$ 

292B.  Torso  des  Apollon  (Taf.  51). 

H.  0,64  m.     Grobkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  r.  Arm  von  der  Mitte  des  Oberarms  ab- 
wärts, Unterschenkel  fast  ganz,  StUck  im  r.  Knie,  das  Freihängende  des 
Mantels  hinter  der  r.  Seite  des  Körpers,  Füfse,  Unterteil  der  StUtzfigur,  Basis. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  war  wenig  zur 
Seite  gesetzt;  r.  Arm  war  gesenkt  (Stütze  am  r.  Oberschenkel 
aufsen;  die  R.  hielt  jedenfalls  das  Plektron);  die  L.  ruht  lose 
auf  einer  Kithara,  der  neben  dem  1.  Bein  aufsen  eine  kleine 
Figur  mit  struppigem  Haar  und  Bart  als  Stütze  dient;  ein 
Mantel  bedeckt  beide  Schultern,  Brust,  1.  Unterarm  und 
Rücken  (Knüpfung  nicht  angegeben).  Die  Stützfigur  wahr- 
scheinlich Marsyas,  der  überwundene  Dämon,  wie  ein  Gigant 
den  Schild  der  Athena  stützt.     Schlechte  Arbeit. 

Gerhard  Antike  Bildwerke  T.  LXXXIV5;  ders.  Prodromus  S.  324; 
Gerhard-Platner  S.  58  Nr.  A;  Hadaczek  Rom.  Mitth.  1903  S.  178. 


292C.  Torso  des  Apollon  (Taf.  51). 

H.  0,74  m.     Grobkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  untere  Hälfte  des  r.  Unterarms  mit  Hand, 
Finger  der  L.,  Füfse,  an  der  Kithara  die  Saiten,  Steg,  äusseres  Hörn,  am  Greifen 
Ohren,  Schnabelspitze,  Vorderbeine,  fast  ganz  die  Hinterbeine. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs  leicht  zur  Seite 
gesetzt;  r.  Arm  gesenkt  (Stütze  am  r.  Oberschenkel;  die  R. 
hielt  jedenfalls  das  Plektron);  die  L.  greift  in  die  Saiten  der 
auf  einem  Pfeiler  (neben  dem  1.  Bein  aufsen)  stehenden 
Kithara;  dem  Pfeiler  andrerseits  entsprechend  ein  sitzender 
Greif;  Chlamys  auf  der  r.  Schulter  geknüpft  Schlechte 
Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  58  Nr.  B. 


292D.   Grabara  einer  Iulia  Insequentina  (Taf.  51). 

Im  Giebel   zwischen   den  Voluten    oben    in  Flachrelief 
eine  Amphora  zwischen  zwei  Vögeln. 


506  MUSEO  CH1ABAMONTI  293.  294. 

Abteilung  XII. 
293.  Torso  des  polykletischen  Doryphoros  (Taf.  52). 

H.  1,15  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  schwärzlichen  Adern. 

Es  fehlen  Kopf  mit  Oberteil  des  Halses,  r.  Unterarm  mit  Hand, 
1.  Unterarm  mit  Stück  des  Oberarms  aufsen  und  Hand,  beide  Beine  von 
oberhalb  der  Kniee  abwärts.  Stütze  für  den  1.  Unterarm  oberhalb  der 
1.  Hüfte,  für  das  r.  Handgelenk  unterhalb  der  r.;  Bruchstelle  am  r.  Bein 
aufsen  mit  Ansatz  des  Baumstammes.  An  verschiedenen  Stellen  verscheuert 
und  besonders  in  der  Gegend  der  Scham  gewaltsam  verstofsen.  Im 
Ganzen  geputzt. 

Vgl.  Braccio  nuovo  Nr.  126.  Ziemlich  glatte,  aber  sorg- 
fältige Arbeit. 

Fea  Nuova  descrizione  S.  88;  Gerhard-Platner  S.  58  Nr.  291; 
Furtwängler  Meisterwerke  S.  421  Anm.  1. 

294.  Statue  des  Herakles  (Taf.  52). 

H.  2,33  m.     Grobkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  unterer  Teil  der  Nase,  1.  Ohr,  Rand  des  r.,  r.  Arm  mit  dem 
gröfsten  Teil  der  Schulter,  Stütze  und  kleinem  Teil  des  Handtellers,  Teile 
der  Finger  an  der  R.,  r.  Bein  von  der  Mitte  des  Oberschenkels  abwärts  mit 
fast  dem  ganzen  Fufs  (nur  Zehen  und  Teil  der  Aufsenseite  antik;  erg. 
wieder  die  Spitze  des  gr.  Zehen),  1.  Unterschenkel  mit  Fufsknöche),  Spitze 
des  1.  gr.  Zehen,  Stütze  zwischen  den  Beinen,  Keule  bis  auf  Spitze 
und  stumpfes  Ende.  Abgebrochen  war  Kopf,  1.  Unterarm  mit  Fell  und 
Stamm  bis  oberhalb  der  unteren  Tatzen,  1.  Vordereckc  der  Basis  mit  dem 
Keulenende.  Die  Brüche  stark  verschmiert.  Die  Oberfläche  sehr  zer- 
fressen. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs  mit  erhobener 
Ferse  zurückgesetzt;  neben  dem  1.  Bein  aufsen  ein  Stamm, 
über  den  das  von  der  gesenkten  L.  gehaltene  Löwenfell 
(die  Hand  verdeckt)  herabhängt;  r.  Arm  gesenkt,  die  Hand, 
etwas  seitwärts  abgestreckt,  hält  die  auf  dem  Boden  auf- 
stehende Keule;  der  bärtige  Kopf  ganz  leicht  zur  1.  Schulter 
gewendet. 

Gut  ausgeführte  Copie  eines  wahrscheinlich  in  Bronze 
gearbeiteten  Originals,  das  im  Standmotiv  und  Formenschema 
noch  ganz  dem  polykletischen  Kanon  entspricht  (vgl.  Nr.  293), 
aber  in  dem  Verhältnis  vom  Rumpf  zu  den  Beinen,  vom  Kopf 
zum  Rumpf,  in  der  Durchbildung  der  einzelnen  Formen,  der 
Bildung  des  Schamhaars  und  dem  Typus  des  Kopfes  durch- 


MUSEO  CHIABAMONTI  294  a.  507 

aus  lysippischen  Einflufs  verrät.  Entweder  liegt  in  der 
Figur  ein  Zeugnis  für  das  allmähliche  Herauswachsen  des 
lysippischen  Stiles  aus  dem  polykletischen  vor,  oder  wahr- 
scheinlicher für  ein  bewufstes  Verschmelzen  beider  Stil- 
richtungen seitens  eines  unselbständigen  Künstlers,  denn  die 
lysippischen  Elemente  sind  nicht  etwa  unentwickelt  und  zag- 
haft, sondern  stammen  aus  der  Zeit  der  vollen  Reife  des 
Meisters.  Dafs  Lysipp  selber  je  eine  derartige  Verschmelzung 
vorgenommen  habe  (Furtwängler),  ist  bei  einem  so  selb- 
ständigen Künstler  höchst  unwahrscheinlich.  Der  Typus  ist 
auf  einer  Terracotta- Platte  nachgeahmt  worden,  die  zur 
Zimmerdecoration  diente  und  die  Porticus  einer  Palästra 
darstellt. 

Gefunden  1802  in  den  Bagni  Apollinari  bei  Oriolo.  Er- 
gänzt von  D'Este  nach  einem  Modell  Canova's. 

Fca  Nuova  dcscrizionc  S.  88;  Clarac  792,  1985;  Gcrhard-Platner 
S.  58  Nr.  292;  Furtwängler  Meisterwerke  S.  597  Anm.  I;  Hartwig  Jahres- 
hefte des  Österreich,  archäol.  Instituts  1903  S.  I  ff.  mit  Abb. 

Darunter: 

294a.  Sarkophagfragment  (Taf.  52). 

H.  1,09  m.t  Br.   1,17  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Links  und  rechts  abgeschnitten,  wodurch  1.  die  Quaste  des  Löwen- 
schwanzes, r.  ein  grofser  Teil  der  Mähne  des  Löwen  und  Schnauze  des 
Ebers  verloren  ist.     Abgebrochen  r.  Ohr  des  Ebers. 

Stark  gerundete  Fläche.  Oben  und  unten  schmale 
Randleiste  erhalten.  Dazwischen  Hochrelief,  nach  r.  hin 
mehr  und  mehr  vertieft  und  ausgeführt:  ein  mächtiger  Löwe 
hat  nach  r.  springend  mit  den  Vordertatzen  einen  Eber  um- 
schlungen und  niedergedrückt;  1.  oberhalb  des  Löwen  der 
Oberkörper  eines  Jägers  mit  Ärmelchiton  und  flatterndem 
Mantel  nach  r.  blickend,  den  1.  Arm  staunend  erhoben,  im 
r.  Arm  ein  Pedum;  zwischen  1.  Hand  und  Gesicht  viereckiges 
Dübelloch  zur  Verklammerung  des  Deckels.  Vielfache  Ver- 
wendung des  Bohrers.  Stammt  von  einem  grofsen  Sarkophag 
später  Zeit  mit  elliptischer  Grundform.  Vgl.  Galleria  lapi» 
daria  Nr.  in. 

Gerhard-Platner  S.  58  unter  Nr.  292. 


508  MU8S0  CHIABAM0NT1  295.  296. 

295.  Torso  einer  Apollonstatue  (Taf.  52). 

H.  1,04  m.     Ziemlich  grofskrystallini  scher  weifser  Marmor  mit 

bläulichen  Stellen. 

Es  fehlen  Kopf  mit  Oberteil  des  Halses,  Arme,  Beine  bis  auf  Ansätze, 
Füfse.  An  Bauch,  Brust  und  1.  Schulter  gewaltsam  beschädigt.  Stark 
geputzt. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Oberschenkel  etwas 
vorgestellt;  Rest  einer  grofsen  rechteckigen  Stütze  an  der 
1.  Hüfte;  1.  Arm  hing  herab;  r.  Arm  war  stark  erhoben.  Glatte, 
leere  Copie  des  aus  dem  4.  Jahrh.  v.  Chr.  stammenden 
Apollon-Lykeios-Typus  (vgl.  Berlin  Beschreibung  d.  antiken 
Skulpturen  Nr.  44);  die  R.  ruhte  auf  dem  Scheitel  (Köpfe  des 
Typus  hier  auf  Nr.  18,  120  und  242);  der  1.  Arm  hielt  eine 
Kithara,  die  auf  einem  Baumstamm  ruhte  (zur  Verbindung 
mit  diesem  die  Stütze). 

Fea  Nuova  descrizione  S.  88;  Gerhard-Platner  S.  58  Nr.  293; 
Klein  Praxiteles  S.  163  I  Nr.  12;  S.  Reinach  Repertoire  de  la  statuaire  II 
S.   173  Nr.  2;  Heibig  Nr.  82. 


296.  Jünglingsstatue  (Taf.  53). 

H.  1,765  m.     Marmor  des  Körpers  grofskörnig  und  weife,  des  Kopfes 

feinkörnig  und  weifs. 

Ergänzt  Nase,  Unterlippe,  grofser  Teil  des  Halses  und  Nackens  mit 
Bandenden,  r.  Arm,  1.  von  der  Mitte  des  Oberarms  abwärts,  Hände,  grofser 
Teil  der  Scham,  r.  Bein  (oben  ein  Stück  besonders  erg.)  mit  Stamm,  Stütze 
zwischen  den  Beinen,  1.  Bein  von  oberhalb  des  Knies  abwärts,  Füfse,  Basis. 
Ränder  der  Ohren  bestofsen.     Die  Haare  um  die  Stirn  verwaschen. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein,  verstärkt  durch  einen 
Stamm  aufsen;  1.  Fufs  mit  leicht  erhobener  Ferse  zur  Seite 
und  zurückgesetzt;  1.  Arm  hängt  herab,  zwei  kleine  Ansätze 
über  einander  an  der  1.  Hüfte;  r.  Oberarm  abwärts,  Unterarm 
leicht  vorgestreckt;  grofse  Ansatzstelle  an  der  r.  Hüfte  vorne, 
runder  Stützenansatz  (?)  am  r.  Schulterblatt  oben;  der  Kopf 
mit  kurzen  Locken  und  Band,  dessen  Enden  hinten  herab- 
hängen, leicht  zur  1.  Schulter  gewandt  und  geneigt.  Kopf 
und  Körper  gehören  nicht  zusammen  (Marmor  verschieden). 
Der  Körper  mit  seinem  langen,  runden  Torso  und  breiter 
flacher  Brust  giebt  in  ganz  ausdrucksloser  Ausführung  die  Um- 
arbeitung einer  Figur  aus  der  ersten  peloponnesischen  Schule 


MUSEO  CHIABAMONTI  297.  509 

des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  in  späterem  Geschmack  wieder;  der 
Ergänzer  hat  den  1.  Fufs  zu  weit  zurückgestellt,  die  Haltung 
der  Arme  im  Ganzen  richtig  getroffen,  nur  müfste  der  r.  Unter- 
arm näher  am  Körper  liegen.  Der  Kopf,  der  einen  sieg- 
reichen Athleten  darstellen  mufs,  geht  auf  das  Werk  eines 
attischen  Künstlers  aus  der  Mitte  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  zurück, 
der  sich  den  Kopf  der  »Stephanosfigur«  zum  Vorbild  genommen 
hatte  (Furtwängler  Meisterwerke  Fig.  62);  nächst  verwandt 
mit  ihm  ist  ein  von  Furtwängler  a.  a.  O.  S.  737  f.  dem 
Phidias  zugeschriebener  Kopf  in  Kopenhagen  (Arndt  La 
glyptoth&que  Ny-Carlsberg  PI.  44;  vgl.  auch  ein  bärtiges 
Köpfchen  in  Athen,  Arndt-  Amelung  Einzel- Aufnahmen 
Nr.  1269);  er  ist  besser  gearbeitet  als  die  Figur,  aber  auch  gering. 

Gerhard-Platner  S.  58  Nr.  294. 

Photographie  (Profil  des  Kopfes)  beim  röm.  Institut. 


297.  Statue  eines  ausruhenden  Athleten  (Taf.  53). 

H.  1,39  m*     Feinkörniger  gelblicher  Marmor  mit  dunkleren  Adern. 

Ergänzt  Nase,  Unterarme  (der  1.  mit  Ellenbogen),  Hände,  Unter- 
schenkel (1.  mit  Fufs),  am  r.  Fufs  kl.  Zehen  fast  ganz,  der  nächste  bis  auf 
die  Spitze,  erstes  Glied  des  mittelsten,  Spitze  des  gr.  Zehen,  ferner  Stamm 
und  Basis  bis  auf  ein  Stück  um  den  r.  Fufs.  Gebrochen  war  der  Hals 
unten,  r.  Oberarm  am  Ansatz,  Stück  der  Achsel  darunter.  Kopf  sehr 
überarbeitet. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs  mit  leicht  er- 
hobener Ferse  leicht  zur  Seite  gesetzt;  Schamhaare  leicht 
eingeritzt;  der  1.  Ellenbogen  ruht  auf  einem  Stamm;  der  r. 
Arm  ist  hoch  erhoben;  die  R.  ruht  auf  dem  Scheitel  des 
nach  der  1.  Schulter  gewendeten  Kopfes  mit  kurzen  Locken. 
Die  Ergänzung  ist  zur  Hauptsache  gesichert;  Abarbeitung 
des  Handansatzes  auf  dem  Scheitel.  Das  Motiv  stimmt  voll- 
kommen mit  dem  des  Apollon  Lykeios  überein  (vgl.  No.  295); 
dem  Stil  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  entspricht  zudem  die  Formen- 
gebung  des  Körpers  und  der  Typus  des  Kopfes,  dem  sich 
verschiedene  ähnliche  an  die  Seite  stellen  lassen  (Amelung 
s.  unten);  der  Künstler  des  Originals  mufs  der  zweiten  attischen 
Schule  angehört  haben.  Die  Ausführung  ist  glatt  und  flau. 
Gefunden  in  Porto  d'  Anzio. 


5IO  MUSEO  CHIARAMONTI  297  a.  298. 

Nibbylll  Taf.  XXVIII;  Clarac  479,916;  Gerhard-Platner  S.  43 
Nr.  62;  Petersen  Bullettino  comunale  1890  S.  191  (die  dort  besprochene 
Figur  im  Pal.  Mattei  ist  keine  Replik  der  vaticanischen  Statue,  sondern  des 
Apollon  Lykeios);  Amelung  bei  Amdt-Amelung  Einzelaufnahmen  Text 
zu  11 19/20. 

Photographie  (Profil  des  Kopfes)  beim  röm.  Institut. 

Darunter: 

297a.  Gebälkverkröpfung  (Taf.  53). 

H.  0,61  m.,  Br.  0,67  m,  T.  0,77  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Obere  Hälfte  des  Epistyls  mit  zwei  Gurten,  getrennt 
durch  eine  Perlenschnur;  dann  Kyma  mit  Akanthusblättern 
und  Abacus;  darüber  der  Fries  mit  Hochrelief,  oben  abge- 
schlossen durch  eine  Perlenschnur:  vorne  in  der  Mitte 
Akanthuskelch;  r.  und  1,  davon  je  ein  unten  in  Akanthus 
ausgehender  Erot,  der  mit  erhobener  R.  nach  einem  an  der 
Ecke  befindlichen  Thymiaterium  greift;  der  1.  trägt  mit  der  L. 
ein  Kästchen  (für  Weihrauch);  r.  Nebenseite:  zunächst  ein 
dem  1.  vorderen  entsprechender  Erot;  dann  ein  nach  r.  spren- 
gender Hirsch  (abgebrochen  r.  Hinterbein  und  Vorderfufs), 
dessen  Geweih  in  Akanthus  ausgeht;  ihm  entgegen  ein  Knabe 
mit  geschwungenem  Speer;  1.  dieselbe  Darstellung,  nur  statt 
des  Hirsches  ein  Panther.  Auf  beiden  Nebenseiten  ist  das 
Relief  nahe  der  Rückseite  unausgeführt  gelassen.  Auf  der 
Oberfläche  vorne  in  der  Mitte  ein  Gufscanal,  hinten  zwei 
Klammerspuren.  Von  dem  gleichen  Gebälk  stammen  Nr.  23 
und  82  in  der  Galleria  lapidaria,  hierselbst  Nr.  5i6Ca;  s.  dort. 

Gerhard-Platner  S.  58  (unter  Nr.  295.) 

298.  Statue  des  Dionysos  (Taf.  53). 

H.  1,77  m.     Grofskörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Oberlippe,  Teil  der  1.  Braue  und  des  1.  Oberlides,  1. 
Arm  mit  Schulter,  Hand  und  Thyrsos,  r.  Arm  mit  Hand,  Flicken  in  der 
Brust,  r.  Oberschenkel  mit  Knie  und  Oberteil  des  Stammes,  Flicken  im 
1.  Oberschenkel,  1.  Unterschenkel  mit  Fufs  und  fast  der  ganzen  Basis  bis 
auf  das  Stück  unter  dem  rechten  Fufs,  dem  Stamm  und  Panther;  an  diesem 
erg.  Kopf  mit  Hals,  1.  Vorderpranke.  Der  Körper  war  mitten  durch- 
gebrochen. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein,  verstärkt  durch  einen 
Stamm    aufsen,    neben   dem    wieder   aufsen  ein  Panther  mit 


MÜSEO  CHIARAMONTI  299.  3OO.  5II 

erhobener  1.  Vordertatze  und  den  Kopf  zu  dem  Gott  empor- 
gewendet sitzt;  1.  Fufs  mit  erhobener  Ferse  zur  Seite  gesetzt; 
r.  Arm  hängt  herab  (die  R.  mit  einer  Traube  erg.);  der  1.  ist 
seitlich  erhoben  und  hält  einen  Thyrsos,  der  bis  zum  1.  Ober- 
schenkel reicht;  der  Kopf  mit  Schulterlocken,  Schopf  im 
Nacken  und  Weinkranz  ist  stark  zur  r.  Schulter  gewendet 
und  leise  geneigt.  Die  Ergänzung  mit  dem  Thyrsos  ist 
richtig,  doch  müfste  dieser  senkrecht  auf  dem  Boden  auf- 
stehen (gesichert  durch  die  vom  1.  Oberschenkel  ausgehende 
Stütze);  die  R.  müfste  einen  Kantharos  halten.  Weichliche 
Formen.    Späte,  rohe  Arbeit. 

Erworben  aus  dem  Besitz  des  Bildhauers  Albacini. 

Visconti-Guattani  T.  XXVIII;  Fea  Nuova  descrieione  S.  90; 
Clarac  688,   1617;  Gerhard-Platncr  S.  58  Nr.  296. 

Abteilung  XIII. 
299.  Maskenrelief  (Taf.  54). 

H.  0,31  m.,  Br.  0,46  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Bestofsen  die  Ränder  bis  auf  den  unteren.  Ausgebrochen  ein 
grofses  StUck  aus  dem  Oberkopf  der  r.  Maske.  Abgebrochen  war  die 
r.  obere  Ecke  mit  der  r.  Maske;  senkrechter  Bruch  in  der  Mitte. 

Auf  Felsboden  liegt  r.  auf  einem  Tuch  nach  1.  gewendet 
eine  jugendliche  Maske  mit  Kopftuch,  gedrehten  Locken 
und  ernstem  Ausdruck;  in  der  Mitte  eine  kleine  Syrinx;  1. 
zwei  Masken  nach  r.  gewendet:  im  Hintergrund  ein  jugend- 
licher Satyr,  vorne  ein  bärtiger  ernster  Kopf  mit  teilweise 
gedrehten  Locken,  Haarschopf  mit  herabfallendem  Band,  fein- 
blättrigem Kranz,  dessen  Spitzen  oben  mittels  einer  Agraffe 
zusammengehalten  werden;  bei  diesen  beiden  Masken  die 
Augensterne  eingebohrt;  unter  ihnen  r.  zwei  kleine  Schall- 
becken, 1.  eine  kleine  runde  glatte  Scheibe.  Sorgfaltige 
Arbeit. 

300.  Fragment  eines  Schildes,  von  einer  Copie 
der  Athena  Parthenos  des  Phidias  stammend    (Taf.  54). 

H.  und  Br.  0,37  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Rand    der  Rundung   links   erhalten.     R.  unten  Locken 
des  Gorgoneion,  das  das  Centrum  einnahm.     Auf  der  Fläche 


512  MUSBO  CHIARAMONTI  300. 

dazwischen  in  Fachrelief  folgende  Figuren :  1.  eine  Amazone 
rückwärts  zu  Boden  gesunken;  der  r.  Arm  hängt  herab;  die 
Hand  hielt  eine  Waffe,  von  der  undeutliche  Reste  geblieben 
sind;  der  l.  Arm  mit  Pelta  liegt  über  den  Kopf  erhoben 
(1.  Spitze  der  P.  abgebrochen);  der  Kopf  mit  anschliefsender  Helm  - 
kappe  (tiefer  Nackenschutz,  wie  beim  attischen  Helm;  nie- 
driger Bügel)  war  abwärts  gewendet  (Gesiebt  abgestofsen);  be- 
kleidet mit  gegürteter  Exomis  und  Stiefeln  mit  Fellbesatz. 
Darüber  eine  zweite  Amazone,  ebenfalls  hingesunken  oder 
vielmehr  hinsinkend;  die  Beine  gekreuzt  (1.  Fufs  verschwindet 
hinter  dem  1.  Oberschenkel  der  ersten);  r.  Arm  hängt  ohne 
Waffe  herab;  1.  Arm  mit  Pelta  liegt  ähnlich  wie  bei  der 
ersten;  der  Kopf  (auch  hier  fast  ganz  abgestoßen)  etwas  nach  der 
1.  Schulter  gesenkt  und  nach  der  r.  gewendet;  Helm  und 
Kleidung  wie  bei  der  ersten;  die  Falten  lebhafter  bewegt. 
R.  davon  und  etwas  tiefer  eine  dritte  Amazone,  nach  r.  mit 
dem  1.  Fufs  emporsteigend;  Kopf  nach  oben  gewendet 
(fast  ganz  zerstört);  1.  Unterarm  mit  Pelta  (fehlt  z.  Th.)  leicht  er- 
hoben; r.  Arm  mit  geschlossener  Hand  abwärts  ge- 
streckt (Waffe  fehlt);  Helm  und  Kleidung  wie  bei  den  andern. 
Von  dem  Gegner  ist  r.  oben  nur  ein  Rest  erhalten,  wohl 
Knie  mit  Beinschiene  und  Chitonsaum.  Der  r.  Fufs  der 
dritten  Amazone  verschwindet  hinter  dem  Rücken  einer 
vierten,  von  der  nur  der  Oberkörper  erhalten  ist;  nach  1. 
gewendet;  beide  Hände  über  den  Kopf  erhoben,  wie  um  mit 
einer  Axt  zu  schlagen;  Waffe  undeutlich  (Gesicht  und  l.  Arm 
fast  ganz  zerstört);  Helm  und  Kleidung  wie  bei  den  andern.  Von 
dem  Gegner  1.  unten  nur  ein  Rest  des  Kopfes  und  eines  runden 
Schildes  erhalten.  Zierliche  Arbeit.  Die  Beziehung  auf  die 
Parthenos  ist  gegeben  durch  den  Gegenstand  und  den  Stil 
der  Figuren,  der  hier  augenscheinlich  weit  treuer  als  auf 
den  ȟbrigen  Repliken  gewahrt  ist.  Der  Felsboden  mufs 
durch  Malerei  wiedergegeben  gewesen  sein.  Die  Figuren  des 
Fragments  kehren  übereinstimmend  auf  keiner  der  andern 
Repliken  wieder  (vergl.  aufser  den  bei  Michaelis  a.  unten 
a.  O.  verzeichneten  Exemplaren:  Heibig  Nr.  622  und  C. 
Smith  Annual  of  the  British  School  at  Athens  1896/7  S. 
138),  was  sich  daraus  erklärt,  dafs  all  diese  kleinen  Repliken 
nur  Auszüge  aus  dem  Original  bieten. 


MUSSO  CHIARAMONTI  301.  301  a.  513 

Gerhard-Platner  S.  59  Nr.  298;  Brunn  Archäologischer  Anzeiger 
1860  S.  50  Aom.*):  KlUgmann  Bulle ttino  dell*  Istituto  1867  S.  34;  Jahn 
Populäre  Aufsätze  S.  218  Taf.  II  2;  Michaelis  Parthenon  S.  284  Taf.  15 
Nr.  35;  Schreiber  Abhandl.  d.  philos.-histor.  Klasse  d.  sächs.  Ges.  d. 
Wissensch.  1883  S.  600  ff.  Nr.  c;  Heibig  Nr.  83;  Jahn-Michaelis  Arx 
Athenarum  a  Pausania  descr.  Tab.  XXXVII  10. 

301.  Rechte  Nebenseite  eines  Amazonen- 

sarkophages   (Taf.  54). 

H.  0,44  m.,  Br.  0,63  m.  Feinkörniger  bläulicher  Marmor  mit  schwärzlichen  Adern. 
Rand  oben  und  unten  ausgebrochen  und  mit  Gyps  verschmiert. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste.  Rechts  ein  Laub- 
baum (Blätter  nur  an  einem  nach  links  sich  ausstreckenden 
Aste);  links  davon  stürmt  ein  nackter  Krieger  (Schwertge- 
hänge, grofser  runder  Schild,  korinthischer  Helm)  mit  vor- 
gesetztem 1.  Fufs  nach  links;  die  gesenkte  Rechte  zückt  einen 
Speer  gegen  eine  Amazone,  deren  Pferd  sich  links  aufbäumt; 
die  A.  (Nase  abgebrochen)  trägt  kurzen  Chiton  mit  breitem 
Gürtel,  der  sich  vorne  in  drei  Riemen  teilt,  hohe  Stiefel  und 
korinthischen  Helm;  von  der  Pelta  nur  eine  Spitze  sichtbar; 
die  erhobene  R.  schwingt  einen  langen  Speer  (nur  z.T.  erhalten); 
zwischen  den  Füfsen  des  Kriegers  ein  Helm,  unter  dem  Pferd 
eine  grofse  Pelta.  Dieselbe  Gruppe  kehrt  auf  der  Nebenseite 
eines  Sarkophags  im  Cortile  del  Belvedere  Nr.  69  wieder,  wo 
sich  links  unmittelbar  die  auf  Nr.  302  wiederholte  Gruppe 
anschliefst  (s.  dort).  L.  von  der  Amazone  ein  grofser,  links 
abgebrochener  Schild,  der  einem  Krieger  (Tubabläser)  gehört, 
der  einzig  von  der  Vorderseite  erhalten  ist  (r.  Körperhälfte  fehlt); 
er  schreitet  mit  dem  1.  Fufs  aus,  blickt  zurück,  trägt  attischen 
Helm,  kurzen,  gegürteten  Chiton,  Stiefel.  Dübelloch  für  die 
Verklammerung  des  Deckels  am  Schild  des  ersten  Kriegers 
oben.     Mittleres  Relief.     Geringe  Arbeit.     Vgl.  Nr.  302. 

Gerhard-Platner  S.  59  Nr.  299;  Robert  Die  ant.  Sarkophag- 
reliefs II  Nr.  79  b  S.  96  fr. 

Darüber: 

301a.  Sarkophagfragment. 

H.  0,40  m.,  L.  0,57  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Oben  und  unten  hat  sich  Randleiste  erhalten.  Dazwischen 
Hochrelief:  auf  einem  niedrigen,  vierrädrigen  Wagen  (von  den 

Vatican.  Katalog  I.  33 


5 14  MUSEO  CHIARAMONTI  302. 

zwei  sichtbaren  Rädern  nur  wenig  erhalten),      der    von    zwei    Pferden 

nach  r.  gezogen  wird,  sitzen  auf  dem  nach  vorn  geöffneten 
Wagenstuhl  zwei  ältere,  bartlose  Männer,  der  vordere  (vom  Be- 
schauer aus  gerechnet;  Nasenspitze  fehlt)  in  Ärmeltunica  und  Sagum, 

die  R.  neben  sich  auf  dem  Sitz,  die  L.  im  Schofse  ruhend, 
der  andere  in  Tunica  und  Toga,  die  beiden  Arme  bis  auf  die 
Hände  verhüllt,  die  R.  docierend  vor  der  Brust,  die  L.  mit 
einer  Rolle  vor  dem  Leibe  haltend;  er  wendet  den  Kopf  zu 
dem  ersten;  beide  haben  individuelle  Gesichter.  Auf  dem 
Wagen  sitzt  vorne  der  bartlose  Lenker  in  ungegürteter  Tunica 
und  treibt  die  springenden  Pferde  mit  einer  Peitsche  in  der 
R.  an.  Von  den  Pferdebeinen  hat  sich  nur  das  1.  Hinterbein 
und  die  beiden  r.  Hufe  des  vorderen,  Ober-  und  Unterteil 
des  r.  Vorderbeins  und  ganzes  1.  Vorderbein  (z.  Th.  verdeckt)  an 
dem  hinteren  Pferde  erhalten.  Unter  dem  vorderen  Pferde 
ein  nach  r.  laufender  Hund  mit  Halsband.  Rechts  von  den 
Pferden  laufend  und  umblickend  ein  Diener  in  gegürteter 
Tunica,  mit  der  R.  einen  Gegenstand  schulternd.  Hinter  den 
Pferden  ein  Gebäude  mit  drei  Zinnen.  Weiter  r.  undeutliche 
Reste.  Der  Bohrer  ist  vielfach  verwendet.  Roh  in  der  Aus- 
führung, aber  ganz  lebendig  in  den  Motiven.  Arbeit  des 
3. — 4.  Jahrh.  n.  Chr. 

Das  Fragment  ist  an  seiner  Stelle  erst  kürzlich  einge- 
mauert worden  und  deshalb  auf  unserer  Tafel  54  nicht  ab- 
gebildet 

302.  Fragment  von  der  1.  Nebenseite  eines 
Amazonensarkophages    (Taf.  54). 

H.  0,41  in.,  Br.  0,28  m.    Marmor  wie  bei  Nr.  301. 

Oben  ein  Stück  der  Randleiste  erhalten.  Mittleres  Relief: 
r.  von  vorn  sichtbar  eine  auf  das  1.  Knie  gesunkene  Amazone 
in   gegürteter  Exomis  und   Stiefeln,    mit   erhobenen   Armen 

(es   fehlen   1.  Arm   fast   ganz,   r.  Hand,   1.  Unterschenkel,   Füfse);    1.   eine 

zweite  in  doppelt  gegürtetem,  kurzen  Chiton,  Stiefeln,  rundem 
Helm  mit  hohem  Busch,  nach  links  ausschreitend  und  nach 
rechts  blickend,  wohin  sie  auch  den  1.  Arm  mit  der  Pelta 
ausstreckt,  die  indes  fast  ganz  von  dem  runden  Schild  eines 

Gegners   verdeckt   Wird    (es  fehlen  Nase,  Unterarme,  Füfse);  unter 


MTJSEO  CHIABAMONTI  303.  304.  305.  515 

ihr  ein  Pferdeknie.  Schlechte  Arbeit.  Die  gleiche  Gruppe 
auf  der  Nebenseite  des  Sarkophags  im  Cortile  del  Belvedere 
Nr.  69  (vgl.  hierselbst  Nr.  301).  Nr.  301  und  302  stammen 
von  dem  gleichen  Sarkophage,  der  vollständig  erhalten  und 
mit  seinem  Deckel  Ende  des  15.  bis  Mitte  des  16.  Jahrhunderts 
im  Vorhofe  von  S.  S.  Cosma  e  Damiano  nachweisbar  ist;  dann 
kam  er  ohne  Deckel  in  den  Vatican  und  zwar  ins  Belvedere; 
ungewifs  ist,  wann  er  zersägt  wurde. 

Gerhard-Platner  S.  59  Nr.  300;  Robert  Die  ant.  Sarkophagreliefs  II 
Nr.  79  a  S.  96  ff. 

303.  Maskenrelief  (Taf.  54). 

H.  0,32  m.,  Br.  0,52  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  aus  Gyps  die  r.  untere  Ecke.  Es  fehlt  das  r.  obere  Viertel. 
In  der  Mitte  senkrechter  Bruch. 

Auf  Felsboden  links  eine  bärtige  Maske  nach  r.  schauend 
(lange  Locken;  hinten  Schopf;  auch  die  Haare  am  Bart  gedreht; 
Blumenkranz);    r.  weibliche  Maske  nach  1.  (lange  Flechten; 

Blumenkranz;   Haarschopf  fehlt;   Nase    verletzt);    1.    von    ihr    im 

Grunde  Rest  einer  nach  1.  gewandten,  bärtigen  Maske  mit 
schlichten  Haaren  (erhalten  nur  Nasenspitze,  Mund,  Bart). 
Diese  in  Flach-,  die  andern  in  Hochrelief.    Schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  59  Nr.  301. 

304.  Taube    (Taf.  54). 

H.  0,14  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Schnabel,  Flicken  im  Hals,  Vorderteil  des  1.  Flügels,  Schwanz, 
Basis.     Kopf  war  gebrochen. 

Nach  1.  sitzend.     Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  59  Nr.  302. 

305.  Stier   (Taf.  54). 

H.  0,19  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Ergänzt  Kopf  mit  Hals  und  Teil  der  Schultern,   Stück   der  Basis  r. 

Mit  eingeknickten  Vorderbeinen  nach  r.  liegend.  Un- 
bedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  59  Nr.  303. 

33* 


5l6  MÜSEO  CHIARAMONTI  306.  307.  308. 

306.  Aschengefäfs    (Taf.  54). 

H.  0,21  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Ergänzt  Stück  am  Rande  des  Deckels  vorn. 

Rundes  Gefafs;  an  der  Wandung  von  oben  nach  unten: 
Streifen;  Astragal;  Schuppengürtel;  Flechtband;  Schuppen- 
gürtel; glattes  Kyma.  Vorne  unterbrochen  durch  die  um- 
ränderte, leere  Inschrifttafel;  unten  rechts  und  links  neben 
ihr  je  ein  pickender  Vogel.  Am  Deckel  oben  ein  Knopf  in 
Form  eines  Mohnkopfes;  dann  Schuppenornament  und  Rand, 
vorne  unterbrochen  durch  Amphora  mit  zwei  Vögeln  und 
Traube  darüber  in  flachem  Relief.     Einfache  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  59  Nr.  304. 

307.  Fragment  eines  Gefäfses   (Taf.  54). 

H.  0,22  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Auf  gewölbter  Fläche  eine  bärtige  Dionysosmaske  mit 
langen,  gedrehten  Bartlocken,  Stirnbinde  mit  kleinen  Löchern 
und  Rebenkranz  (Augensterne  eingebohrt;  Brauen  durch 
Striche  angegeben;  Nase  abgestofsen);  1.  davon  ein  Lorbeer- 
zweig, r.  ein  Weinblatt  (Rest  einer  Rebe);  oben  Rand,  unten 
Rest  eines  Eierstabes.  Ein  ganzes  Gefäfs  dieser  Art  (Aschen- 
urne) in  St.  Petersburg  (Kieseritzky  Kaiserl.  Eremitage 
Nr.  130).  Zierliche,  späte  Arbeit.  Deutlich  die  Nachahmung 
nach  Bronze  (vgl.  Schreiber  Alexandr.  Toreutik,  Abh.  d. 
sächs.  Ges.  d.  Wiss.   1894  S.  434  Fig.  125  f.). 

Gerhard-Platner  S.  59  Nr.  305. 

308.  Kleine  Gruppe  von  drei  Eroten  und  einem 

Delphin    (Taf.  54). 

H.  0,37  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  schwärzlichen  Adern. 

Ergänzt  aus  Marmor:  r.  Arm  des  grofsen  Eroten  mit  Hand,  sein 
1.  Daumen  mit  der  L.  des  stehenden  kleinen,  r.  Ellenbogen  des  hängenden 
kl.;  aus  Gyps:  Teil  am  r.  Flügel  des  gr.,  Schwanzflosse  des  Delphins.  Ab- 
gestofsen die  Nase  des  gr.  und  des  hängenden  kl.  Eroten. 

Auf  einem  abwärts  schiefsenden  Delphin  reitet  ein  Erot, 
mit  der  R.  den  Schwanz  des  Tieres  fassend;  mit  der  L. 
hält  er  einen  auf  den  plastisch  angegebenen  Wellen  stehen- 


MÜSEO  CH1ARAMONTI  309.  31O.  311.312.  517 

den    kleinen    Eroten,    während    ein   andrer   sich    an   seinen 
r.  Fufs  anhängt.    Schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  59  Nr.  306. 

309.  Leopard   (Taf.  54). 

H.  0,16  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Nach  r.  stehend  mit  gekrümmtem  Rücken,  den  Kopf 
nach  vorn  und  oben  wendend;  die  Augen  waren  eingesetzt; 
die  Flecken  im  Fell  durch  Löcher  angegeben.  Sorgfältige 
Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  59  Nr.  307. 

310.  Häschen;  Brunnenfigur   (Taf.  54). 

H.  0,165  m*     Feinkörniger  blauer  Marmor. 

Das  Tier  liegt  und  hält  mit  den  Vorderpfoten  eine 
Traube.  Die  Leitung  geht  unten  hinein  und  mündet  im 
Maul  des  Tieres.     Schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  59  Nr.  308. 

311.  Panther    (Taf.  54). 

H.  0,54  m.     Ziemlich  grofskörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Vorderteil  des  Kopfes,  Ohren,  Vorderteil  des  1.  Vorder- 
beins, Basis  (bis  auf  ein  Stück  unter  der  r.  Hinterbacke)  mit  Teil  des 
r.  Vorder-  und  Hinterbeins,  dem  1.  Hinterbein  fast  ganz,  den  Hoden  und 
dem  Schwänzende.     Der  Kopf  war  abgebrochen. 

Das  Tier  sitzt  nach  links  mit  erhobenem  1.  Vorderbein 
und  umgewendetem  und  erhobenem  Kopf.  Die  Augen  sind 
eingesetzt  (der  Augapfel  aus  gelbem  durchsichtigen  Stein,  die 
Pupille  aus  schwarzem  Smalt).  Wird  zu  einer  Dionysosstatue 
gehört  haben.  Unbedeutend.  Gefunden  in  der  Villa  Adriana 
bei  Tivoli. 

Gerhard-Platner  S.  59  Nr.  309. 

312.  Gruppe  eines  Löwen  und  eines  Mannes 

(Taf.  54). 

H.  0,38  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  an  dem  Mann:  Nase,  r.  Zeigefinger,  1.  Unterarm  mit  Hand 
und  Schwertstück;  am  Löwen:  Kopf  und  Teil  des  Halses;  Ränder  der  Basis 
r.,  1.  und  hinten.     Der  Kopf  des  Mannes  war  gebrochen. 


5l8  MU8E0    CHIARAHOMTI  313.  314.  315. 

Auf  zackigem  Felsboden  ist  ein  Mann  in  gegürteter  Exomis, 
eine  Lederkappe  auf  dem  Kopf,  nach  1.  gesunken;  er  stützt 
sich  auf  die  R.,  blickt  schmerzlich  nach  oben  und  stöfst  mit 
der  L.  ein  Schwert  in  die  Brust  eines  grofsen  Löwen,  der 
liegend  dem  Mann  seine  1.  Vordertatze  auf  den  1.  Ober- 
schenkel gelegt  hat  und  brüllend  den  Kopf  erhebt.  Schlechte 
Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  59  Nr.  310. 

313.  Luchs    (Taf.  54). 

H.  0,815  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Ergänzt  Kopf  und  Hals,  Brust,  Beine  fast  ganz,  Schwanz,  Stamm,  Basis. 

Nach  r.  gewandt  stehend  auf  Felsboden,  gestützt  durch 
einen  kurzen  Stamm;  r.  Vorderbein  erhoben;  Kopf  nach 
seiner  R.  gewendet.     Lebendige  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  59  Nr.  311. 

314.  Gruppe  eines  Knaben  und  Löwen    (Taf.  54). 

H.  0,415  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  dichten  schwärzlichen  Adern. 

Antik  ist  nur  der  Torso  des  Kindes  (ohne  Gesäfs,  1.  Hüfte  und  Bauch- 
seite), sein  Kopf  (ohne  Nase  und  Hals);  r.  Arm  und  Hand  (war  gebrochen}, 
r.  Bein  (ohne  Fufs). 

Ein  Knabe  hockt  auf  Felsen  und  fafst  mit  der  R.  einen 
nach  rechts  gewandten  kleinen  Löwen,  nach  dem  er  mit  der 
erhobenen  L.  schlägt;  unter  den  Vorderpranken  des  Löwen 
ein  Ziegenkopf.     Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  59  Nr.  312. 

315.  Panther   (Taf.  54). 

L.  0,76  m.,  H.  0,34  m.     Schwarzer  Granit. 

Das  Tier  liegt  nach  r.  mit  erhobenem  Kopf.  Scheint 
Brunnenfigur  gewesen  zu  sein,  da  im  Maul  eine  runde  Öffnung 
ist.    Lebendige  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  59  Nr.  313. 

Unter  Nr.  311 — 315 

Fragmente  von   zwei  verschiedenen  Gesimsen 

(Taf.  54). 
a  (unter  311— 2). 


MUSEO  CHIARAMONTI  316.  519 

a  I .     L.  0,49  m. 
Sehr  bestofsen. 

Rechts  Gehrungsschnitt,  links  grader  Schnitt.  Oben  rechts 
Klammerloch,  weiter  links  Dübelloch. 

a  2.    L.  0,60  m. 
Ergänzt  grofser  Teil  der  Deckplatte.     Sehr  bestofsen. 

aß.     L.  0,51  m. 
Ergänzt  die  Deckplatte.     Sehr  bestofsen. 

Rechts  Anschlufsfläche. 

Alle  drei  stammen  von  demselben  Gesims  wie  die  in 
Abteilung  III  unter  Nr.  32—36  beschriebenen.     S.  dort. 

b  (unter  313). 

L.  0,67  m.,  H.  0,27  m.f  T.  0,37  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  die  obere  Deckplatte  bis  auf  das  Mittelstack.  Sehr  be- 
stofsen. 

Von  unten  nach  oben:  lesbisches  Kyma;  Zahnschnitt  mit 
achtförmigen  Brückchen;  Eierstab;  Sima  mit  Akanthusranken. 
Späte  Arbeit. 

c  (unter  314 — 5). 

CiL.  1,10  m. 

Ergänzt  die  obere  Deckplatte  r.  In  einer  Länge  von  0,60  m.,  sind 
r.  die  Blätter  der  Sima  angesetzt  (müssen  schon  im  Altertum  gestückt 
gewesen  sein).     Sehr  bestofsen. 

Links  grader  Schnitt. 

C2.   L.  0,50  m. 
Abgeschlagen  die  1.  obere  Ecke.     Sehr  bestofsen. 

Links  Gehrungsschnitt.  Beide  von  demselben  Gesims  wie 
Nr.  a.     S.  dort. 

316.  Fragment  eines  Sarkophags    (Taf.  54). 

H.  0,32  m.,  Br.  0,18  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Hochrelief:  erkennbar  ein  von  vorn  sichtbarer,  stehender 
Jüngling  mit  Chlamys,  der  im  1.  Arm  einen  Speer  trägt,  mit 


5  20  MU8E0  CHI ARAMONTI  3 1 7 .  3,1 8 . 

der  R.  ein  nach  1.  stehendes  Rofs  am  Zügel  hält.  Dem 
Jüngling  fehlen  Kopf,  Hals,  Schultern,  Teile  des  Speers, 
Füfse;  von  dem  Pferd  nur  der  Vorderleib,  r.  Vorderbein  fast 
ganz,  1.  halb  erhalten  (am  r.  Stützenansatz  für  den  1.  Vorder- 
huf). Der  Jüngling  ist  vermutlich  ein  Gefahrte  des  Hippolytos. 
Geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  59  Nr.  314;  Robert  Die  antiken  Sarkophag- 
reliefs III 2  Nr.  157 1  mit  Textabbildung. 

317.  Relieffragment   (Taf.  54). 

H.  0,21  m.,  Br.  0,58  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Unten  schmale  Randleiste  erhalten;  auch  oben  Rand 
erhalten  (ohne  Leiste).  Hochrelief:  links  Rest  einer  oben 
gekrümmten,  runden  Hütte;  r.  davon  unter  einer  Baumkrone 
ein  nach  r.  stehendes  Mädchen,  das  mit  beiden  Händen  eine 
Schüssel  (oder  Sieb)  vorstreckt;  darunter  am  Boden  zwei  Vögel, 
das  eine  pickend;  darüber  rechts  Vorderteil  eines  Tieres,  dafs 
sich    an    dem  nächsten  Baum   aufrichtet  und  an  der  Krone 

frifst  (der  Stamm  teilweise  abgebrochen);   r.  davon  nach  r.  stehender 

Ochse,  unten  angedeutetes  Gras  fressend;  darüber  die  Köpfe 
von  zwei  Tieren  (an  dem  r.  ein  Hörn  erkennbar),  von  denen 
das  1.  an  der  Baumkrone  1.,  das  r.  an  der  rechts  folgenden 
frifst;  r.  von  diesem  Baum  ein  nach  r.  sitzender  Hund  mit 
erhobenem  Kopf;  über  ihm  wieder  der  Kopf  eines  Tieres, 
das  an  der  Baumkrone  frifst;  ganz  r.  ein  Hirt  mit  gekreuzten 
Beinen  nach  r.  auf  einen  Stab  gelehnt  stehend  (Stab  abge- 
brochen), in  Exomis  und  Mäntelchen.    Ganz  rohe,  späte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  591".  Nr.  315. 

318.  Fragment  eines  Mithrasreliefs    (Taf.  54).  ( 

H.  0,30  m.,   Br.  0,195  m*     Feinkörniger   weifser   Marmor   mit  schwärzlichen 

Adern. 

Erhalten  die  r.  obere  Ecke.  L.  unten  in  Hochrelief  der 
erhobene  Kopf  des  Stiers  und  der  Oberkörper  eines  Dieners 
mit  nach  r.  gesenkter  Fackel;  darüber  die  Wölbung  der 
Grotte;  in  der  Ecke  r.  in  Flachrelief  der  Kopf  der  Luna  mit 
Halbmond  nach  r.  gewendet  und  geneigt.     Schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  60  Nr.  316;  Cumont  Textes  et  monum.  fig. 
rel.  aux  myst.  de  Mithra  II  S.  213  Nr.  33. 


MU8B0  0HIABAMONT1  319.  320.  321.  521 

319.  Fragment  eines  Kindersarkophags  (Taf.  54). 

H.  0,31  m.,  Br.  0,39.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben    und    unten    schmale    Randleiste    erhalten.      Da- 
zwischen in  Flachrelief:  Blumenguirlande  von   zwei  Eroten 

gehalten    (dem   r.  fehlt  der  1.  Arm;    vom  1.  nur  das  1.  Bein   erhalten); 

über  der  Guirlande  eine  weibliche,  rebenbekränzte  Maske 
nach  r.;  darunter  ein  Vogel  nach  r.,  aus  dem  Inhalt  eines 
umgestürzten  Korbes  pickend.  Späte,  schlechte  Arbeit.  Oben 
ist  mit  schwarzer  Farbe  604  aufgemalt. 

Gcrhard-Platner  S.  60  Nr.  317. 

320.  Fragment  eines  Sarkophagdeckels   (Taf.  54). 

H.  0,20  m  ,  Br.  0,23  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Rechts  unten  schmale  Randleiste  erhalten.     Hochrelief: 

Zweigespann    nach    r.    (Ohren,    zwei    Hinterhufe,    Unterteil    der  Räder 

fehlen);  auf  dem  Wagen  nackter,  umblickender  Erot  (r.  Arm 
fehlt;  sehr  bestofsen);  hält  mit  der  L.,  die  am  Stengel  sichtbar 
wird,  eine  grofse  Palme;  der  r.  Arm  war  rückwärts  erhoben; 
Zügel  (z.  T.  abgebrochen)  um  seinen  Leib  gelegt.  Der  Erot 
ist  Sieger  im  Wettfahren.  Schlechte  Arbeit.  Unter  den 
Pferden  ist  mit  schwarzer  Farbe  250  aufgemalt. 

Gerhard-Platner  S.  60  Nr.  318. 

321.  Relieffragment   (Taf.  54). 

H.  0,33  m.,  Br.  0,44  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Teil  einer  Sculptur  mit  gewölbter  Fläche  zwischen  einem 
gröfseren  und  einem  kleineren  Kreis;  umschlossen  von  dem 
inneren  Kreis  eine  tiefe  Höhlung.  Die  erhaltene  Fläche  oben 
und  unten  eingefafst  von  je  einer  schmalen  Randleiste;  da- 
zwischen Reste  eines  Hochreliefs:  1.  der  Rest  eines  Kriegers 
in  Rüstung,  flatternder  Chlamys  und  Stiefeln  (fehlt  Kopf,  Hals, 

1.  Arm,  r.  Hand,  1.  Fufs,  Attribut  der  Hände,  wahrscheinlich  ein  Speer,  den 
der  Krieger  nach  1.  ausweichend  nach  r.  zückte) ;  am  1.  Fufs  und  rechts 

undeutliche  gröfsere  Reste;  rechts  darüber  Körper  und  1. 
Hinterbein  eines  nach  r.  gewandten,  aufgezäumten  Pferdes 
mit  Satteldecke;  darauf  Gesäfs,  1.  Bein  und  wehender  Mantel 


1 


522  MÜSEO  CHIAEAMONTI  322.  322A.  B. 

eines  gepanzerten  Reiters.  Rechts  undeutliche  Reste;  unten 
zwei  hintere  Pferdebeine.  Die  Figuren  sind  alle  in  einer 
Richtung,  nicht  radial  nach  dem  Mittelpunkt  der  Kreise  hin 
orientiert.  Rätselhaft  bleibt  es,  welcher  Art  das  Monument 
war  (sculpierter  Schild  mit  eingesetztem  Mittelstück?).  Sorg- 
faltige Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  60  Nr.  319. 

322.  Sarkophagfragment   (Taf.  54). 

H.  0,25  m.,  Br.  0,14  ra.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten.  Darunter  Hochrelief: 
Reste  von  zwei  weiblichen  Figuren  auf  Kamelen  nach  r. 
reitend;  von  dem  vorderen  Tier  nur  Vorderleib  mit  Höcker 
und  Ansatz  des  r.  Beines  erhalten;  der  Reiterin  mit  gegür- 
tetem Chiton,  gedrehten  Locken  und  Kopftuch  fehlen  die 
Füfse;  sie  hält  den  Zügel  mit  beiden  Händen;  von  der  hinteren 
nur  Oberkörper,  r.  Oberarm  und  Hinterkopf  sichtbar  (gleiche 
Tracht).  Gefangene  Frauen  aus  dem  indischen  Triumphzug 
des  Dionysos  (vgl.  Zoega  Bassirilievi  antichi  I  Taf.  7). 
Schlechte,  späte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  60  Nr.  320. 

322A.  Grabara  eines  L.  Valerius 
Stratonicus    (Taf.  54). 

CIL  VI  28122. 

322B.  Aschenkiste  einer  Aristia  Basilla  (Taf.  54). 

H.  mit  Deckel  0,26  m.,  Br.  0,32  m.,  T.  ohne  Deckel  0,27  m.     Feinkörniger 

hellgrauer  Marmor. 

Vorderseite:  oben  und  unten  einfaches  Profil;  bogen- 
förmig hängende  Guirlande;  an  den  Ecken  je  ein  Delphin, 
dessen  Schwanz  über  der  Guirlande,  dessen  Kopf  unter  ihr 
sichtbar  ist;  über  der  Guirlande  in  der  Mitte  die  umrahmte 
Inschrifttafel.  Im  Giebel  des  nicht  zugehörigen  Deckels  (um 
3  cm.  tiefer  und    etwas   breiter)    ein   Kranz    mit   flatternden 

Bändern. 

CIL  VI  12320. 


MU8E0  CHIABAMONTI  322  C.  D.  E.  F.  523 

322 C.  Fragment  eines  ornamentierten  Pfeilers 

(Taf.  54). 

H.   1,03  m.,  Br.  0,245  m->  T.  0,13  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Ränder  beschädigt. 

Dreiseitig  (eine  Seite  eingemauert).  Oben  und  unten 
unvollständig.  Vorne  Rebe  mit  zwei  Vögeln;  an  der  nur 
halb  erhaltenen  r.  Seite  eine  phantastische,  senkrecht  auf- 
steigende Staude  mit  verschiedenen  Ästen  (unten  Lorbeer, 
oben  Eichlaub)  mit  zwei  Vögeln.    Flachrelief.    Geringe  Arbeit. 

322D.  Fragment  eines  ornamentierten  Pfeilers 

(Taf.  54). 

H.  1,07  m.,  Br.  0,20  m.,  T.  0,17  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben  die  1.  Kante  der  Vorderseite  ausgebrochen.  Ränder  sehr 
beschädigt. 

Dreiseitig  (eine  Seite  eingemauert).  Von  der  oberen 
Randleiste  vorne  ein  Stück  erhalten;  hier  eine  senkrechte, 
phantastische  Staude  mit  verschiedenen  Ästen  (unten  Pinie, 
oben  Lorbeer)  mit  zwei  Vögeln  in  der  Mitte  und  einem  oben; 
an  der  nicht  vollständig  erhaltenen  1.  Seite  eine  Rebe.  Flach- 
relief. Gegenstück  von  Nr.  322 C;  die  hier  nur  halb  erhaltene 
Seite  findet  sich  dort  vollständig,  und  umgekehrt.  Oben  ist 
mit  roter  Farbe  15  aufgemalt. 

322E.  Aschenkiste   eines  T.  Bettvedius  Vestalis 

(Taf.  54). 

CIL  VI  13573. 

Darauf  ein  nicht  zugehöriger  Decke L  Im  Giebel  Vogel 
mit  Traube.     Auf  dem   First  hinten  eine  runde  Vertiefung. 

322F.  Grabara  einer  Attia  Agele    (Taf.  54). 

H.  0,90  m.,  Br.  0,62  m.,  T.  0,40  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Über  der  Basis  ringsum  Rundstab  und  glattes  Kyma. 
Auf  der  umrahmten  Vorderseite  unten  die  Inschrift;  darüber 
in  vertieftem  Feld  Hochrelief:  auf  einem  Sopha,  dessen  Rück- 
und  Seitenlehnen  gerade  aufragen  (links  bestofsen)  und  mit 
Quaderfugenschnitt  gezeichnet  sind,  und  dessen  Matratze  mit 


524  MtJSEO  OHIARAMONTI  323.  324. 

Querstreifen  verziert  ist,  lagert  eine  Frau  in  Tunica  und 
Mantel  (Gesicht  sehr  b es tofsen),  den  1.  Ellenbogen  auf  ein  be- 
franstes Kissen  gestützt,  in  der  L.  einen  Becher,  mit  der 
im  Schofs  liegenden  R.  eine  Guirlande  haltend;  auf  einem 
dreibeinigen  Tischchen  (die  Beine  fehlen  z.  T.)  vor  dem  Sopha 
zwei  Kantharoi,  ein  gröfserer  Becher  mit  hohem  Fufs  und 
ein  Schöpf  löffel  (Geräte  z.  T.  b  es  tofsen).  Oben  ringsum  Kyma, 
Abacus  und  Sima.  Oben  Voluten  mit  Spiral-Ornament  an  der 
Vorderseite  (Blumen,  halbe  Palmetten).  Sorfaltige  Arbeit  aus 
dem  1.  Jahrh.  n.  Chr. 

Gerhard-Platner   S.  59;   CIL  VI    12758;   Petersen  Rom.  Mitteil 
1892  S.  45  Fig.  VIII  6. 

323.  Fragment  eines  Sarkophags  mit  dem  Raub 

der  Persephone    (Taf.  55). 

H.  0,55  m.,  L.  0,84  m.    Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  schwärzlichen  Adern. 
Sehr  stark  zerstört. 

Oben  schmaler  unten  breiter  Rand  z.  T.  erhalten.    Rechts 
eine  weibliche,   beflügelte  Eckfigur  mit  wehendem  Gewand 

(es   fehlt   Kopf  und  Hals  fast  ganz,   1.  Schwinge,   Teil   des   r.  Unterarms, 

].  Unterschenkel  mit  Gewand);  sie  trägt  im  aufgenommenen  Ge- 
wände Blumen;  also  eine  Mischung  von  Nike  und  Höre;  ihr 
zunächst  der  nach  r.  weit  ausschreitende,  umblickende  Hermes 

(fehlt  Rand  des  Petasos,  Gesichtszüge,  Unterarme,  Teile  der  Chlamys  und 
des  Kerykeion  [Stutze  dafür  an  den  Falten  unter  dem  Arm]  Teile  des  r. 
Beins,  Flügel  des  r.  Fufses  [Ansätze  am  Reliefgrund],  1.  Bein  fast  ganz 
[Sohle  des   Fufses    und  Ansätze    der   Flügel    erhalten]);    dann    die    vier 

galoppierenden  Pferde  des  Hades,  von  denen  fast  nur  die 
Leiber,  Hälse  und  Teile  der  Köpfe  und  Beine  erhalten 
sind;  1.  die  Deichsel  des  Wagens.     Geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  6o  Nr.  321;  Förster  Raub  und  Rückkehr  der 
Persephone  S.  154  Nr.  14. 

324.  Fragment  eines  Kindersarkophages 

(Taf.  55). 

H.  0,345  m.,  Br.  0,37  m.     Grobkörniger  grauer  Marmor. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste  erhalten.   Dazwischen 
Hochrelief:  Zweigespann  mit  Erot  nach  r.  (an  den  Pferden  fehlen 

Köpfe  fast  ganz  und   viele  Teile  der  Beine   und  der  Zügel,   am   Eroten  u 


MÜSKO  CHIAR  AMONTI  325.326.327.  525 

Arm,  1.  Unterarm,  Teile  des  1.  Flügels,  Nase);    unter   den  Pferden    ein 

vornüber  gestürzter  Knabe  (Gesicht,  r.  Arm,  Fufee  fehlen);  rechts 
Hinterkopf,  r.  Arm  und  Flügel  eines  rückwärts  fallenden 
Eroten;  über  den  Pferden  im  Grunde  grofser  viereckiger 
Unterbau;  links  Vorderteil  eines  Pferdes.  Von  einem 
Sarkophag  mit  wettfahrenden  Eroten. 

Gerhard-Platner  S.  60  Nr.  322. 

325.  Relieffragment   (Taf.  55). 

H.  0,40  m.,  L.  0,95  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  beschädigt. 

Oben  schmaler,  unten  breiter  Randstreifen  erhalten. 
Dazwischen  Flachrelief:  r.  ein  Zweigespann  nach  r.,  gelenkt 
von  einem  Eroten  mit  Peitsche  in  der  L.  (den  Pferden  fehlen 

Kopf,  Hals,  fast  alle  Vorderhufe,  Teile  der  Zügel);   1.  folgen  die  Pferde 

eines  zweiten  Gespanns  (ihnen  fehlen  die  Hinterteile);  vom  Lenker 
nur  die  R.  am  Zügel  erhalten.     Geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  60  Nr.  323. 

326.  Fragment  eines  Sarkophagdeckels   (Taf.  55). 

H.  0,17  m.,  L.  1,12  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
War  mitten  durch  gebrochen. 

Rand    oben,    unten    und    1.    erhalten;    r.    unvollständig. 

Flachrelief:     vier    Knaben    (von    dem    r.  nur    das    r.  Bein    erhalten) 

tragen  bogenförmig  hängende  Lorbeerguirlanden,  über  denen 
je  ein  unbärtiges  maskenartiges  Gesicht  von  vorn  gesehen 
liegt.  Links  die  Schmalseite  sichtbar;  geschwungene,  oben 
spitz  ausgehende  Form.     Schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  60  Nr.  324. 

327.  Relieffragment    (Taf.  55). 

H.  0,27  m.,  Br.  0,21  m.     Feinkörniger,  leicht  bläulicher  Marmor. 

Schmale  Randleiste  oben,  unten  und  1.  erhalten.  Da- 
zwischen mittleres  Relief:  Zweigespann,  dem  die  Vorderteile 
fehlen,  von  einem  Eroten  gelenkt,  nach  r.  fahrend.  Schlechte 
Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  60  Nr.  325. 


526  MUSEO  CHIARAMONTI  328.  329.  330. 

328.  Relieffragment    (Taf.  55). 

H.  0,33  ib.,  Br.  0,285  m.     Grobkörniger  bläulicher  Marmor. 

Rand  links  und  schmale  Leiste  unten  erhalten.  Mittleres 
Relief:  vierrädriger  Wagen  nach  r.  gewandt;  von  den  Pferden 
nur  ein  Stück  Bein  und  Schwanz  erhalten.  Auf  dem  Wagen 
ein  Mann  in  kurzer,  gegürteter  Tunica  mit  langen  Ärmeln, 
Mantel  und  Schuhen  nach  r.  sitzend  (Kopf  fehlt);  in  der  L. 
hält  er  eine  offene  Rolle;  die  R.  docierend  erhoben.  Über 
der  Rolle  die  Reste  einer  zweiten,  in  den  Mantel  gehüllten 
Figur.  Auf  dem  Vorderteil  des  Wagens  auf  einem  Kissen  das 
Mittelteil  des  in  den  Mantel  gewickelten  Kutschers.  In  den 
vertieften  Linien  und  Löchern  braune  Farbe  erhalten. 
Mäfsige  Arbeit 

Gerhard-Platner  S.  60  Nr.  326. 

329.  Sarkophagfragment   (Taf.  55). 

H.  0,40  m.,  Br.  0,42  m.     Grofskörniger  bläulicher  Marmor. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten.  Darunter  Hochrelief: 
1.  die  Reste  eines  Baumes;  über  dem  schräg  aufsteigenden 
Rand  einer  Felsgrotte  ein  Jüngling  mit  wehender  Chlamys 
und  Pedum  in  der  unten  aufgestützten  R.,  nach  r.  schauend; 
darunter  eine  Frau,  die  ein  Tuch  mit  beiden  Händen  vor 
sich  ausbreitet  und  nach  r.  blickt;  vor  ihr  Oberteil  eines 
nach  1.  gewendeten  Rehes;  r.  das  Gesäfs  einer  nach  r. 
gewendet  und  gebeugt  stehenden  Figur,  die  das  Gewand  um 
den  Unterkörper  geschlungen  hat.  Aktäon,  der  die  badende, 
von  ihren  Nymphen  bediente  Artemis  überrascht.  Schlechte, 
späte  Arbeit.     Stammt  aus  dem  Besitz  von  Pacetti. 

E.  Q.  Visconti  Illustrazione  de'  Monumenti  scelti  Borghesiani  II  S.  6 
Anm.  1;  Gerhard-Platner  S.  60  Nr.  327;  Ziehen  Bonner  Studien  S.  186; 
Robert  Antike  Sarkophagreliefs  III  1  S.  5 f.  Nr.  2  Fig.  2. 

330.  Fragment  eines  bakchischen  Sarkophages 

(Taf.  55). 

H.  0,35  m.f  L.  0,54  m.     Grofskörniger  weifser  Marmor. 

Schmale  Randleiste  unten  und  r.  erhalten  (also  r.  untere 
Ecke  des  Reliefs).  Darstellung  in  Hochrelief:  vierrädriger  Wagen 
—  am  Wagenkorb  in  flachem  Relief  1.  eine  Palmette,  r.  nach  1. 


MÜSKO  CHIARAMONTI  33 1.  332.  527 

schwebende  Nike  mit  Palme  —  von  zwei  Maultieren  nach  1.  ge- 
zogen (dem  vorderen  fehlt  fast  der  ganze  Kopf,  r.  Ohr,  1.  Vorder-  und 
Hinterbein  bis  auf  die  Hufe;  Schwanz  bestofsen);  auf  dem  Wagen 
Ariadne  -gelagert     (fehlt    Kopf,    1.  Arm,    r.  Unterarm);     über    den 

Maultieren  Oberkörper  einer  nach  1.  eilenden  Mänade  (fehlt 
Kopf,  L  Unterarm,  r.  Arm);  hinter  dem  Kopf  des  vorderen  Tieres 
das  Bein  eines  Pan.     Späte,  schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  60  Nr.  328. 


331.    Kopf   eines    Hermaphroditen    auf   moderner 

Büste    (Taf.  55). 

H.  des  Ganzen  0,497  m.,  des  Kopfes  0,22  m.    Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  aus  Marmor:  Nase,  Unterlippe  mit  Kinn,  unterer  Teil  des 
Halses,  Büste  und  Fufs;  aus  Gyps:  oberer  Teil  des  Haarschopfes.  Die 
Haare  auf  dem  Schädel   und  1.  Ohr  sehr  bestofsen. 

Auf  modernem  nackten  Bruststück  mit  Wendung  nach 
der  r.  Schulter  jugendlicher  Kopf  mit  lächelndem  Ausdruck; 
Zähne  sichtbar;  Grübchen;  die  Haare  allseitig  zurückge- 
strichen und  hinten  in  einem  Schopf  aufgebunden.  Geringe 
Arbeit. 

Stammt  wohl  von  einer  Copie  der  am  besten  in  Dresden 
erhaltenen  Gruppe  des  Hermaphroditen  und  Satyrs  (Clarac 
672,  I73S). 

Gerhard-Platner  S.  60  Nr.  329. 

332.   Römisches   weibliches  Porträt    (Taf.  55). 

H.  (ohne  Fufs)  0,245  m.    Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Ergänzt  Nase  und  Fufs.     L.  Ohr  bestofsen.     Sehr  verwaschen. 

Maske  eines  weiblichen  Porträts  aus  trajanischer  Zeit; 
Hinterkopf  war  angestückt.  Die  Haare  bilden  um  die  Stirn 
eine  plattgedrückte  Rolle;  darüber  zwei  Reihen  von  hoch- 
stehenden Haarschleifen.  Ähnlichkeit  mit  Marciana,  der 
Schwester  des  Trajan,  die  vielleicht  dargestellt  ist.  Unbe- 
deutend. 

Gerhard-Platner  S.  60  Nr.  330;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie 
II 2  S.  98. 


528  MÜSKO  CHIARAMONTI  333.  334.  335-  336- 

333.  Kinderkopf  (Taf.  55). 

H.  des  Ganzen  0,41  m.,  ohne  Fufs  0,23  m.      Grobkörniger  weifser  Marmor 

(der  Fufs  aus  rotem  africanischen  Marmor). 

Ergänzt  Nase,  Unterteil  der  1.  Wange  mit  Teil  des  Kinns,  dem  gröfsten 
Teil  des  Halses,  Bruststück  und  Fufs,  Flicken  in  der  r.  Wange  und  Unter« 
lippe.     Ohren  fast  ganz  abgestofsen.     Sehr  verwaschen. 

Lebhafte  Wendung  nach  der  1.  Schulter;  Scheitelflechte; 
individuelle  Züge;  Augensterne  und  Pupillen  waren  ange- 
geben.   Porträtkopf  der  antoninischen  Zeit.    Schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  60  Nr.  331. 

334.  Fragment    eines    römischen   Porträtkopfes 

(Taf.  55). 

H.  des  Ganzen  0,53  m.,  des  Kopfes  0,31  m.    Feinkörniger,  hellgrauer  Marmor 

(der  Fufs  aus  rotem  africanischen  Marmor). 

Ergänzt  Unter-  und  Vorderteil  der  Stirn  mit  Braue,  halbem  Ober- 
lid, Nase  und  Teil  des  Schnurrbarts,  Haare  am  Hinterkopf,  Hals,  Medaillon 
mit  Fufs. 

Aufgesetzt  auf  eine  elliptische,  umrahmte  Scheibe  die 
1.  Hälfte  eines  römischen  Porträtkopfs;  alter  Mann;  kahler 
Scheitel;  hinten  volle  Haare;  Backenbart;  ruhige,  edle  Züge. 
Augensterne  und  Pupillen  eingegraben;  in  Haar  und  Bart 
viel  Bohrarbeit.  Schlechte  Arbeit  aus  der  Zeit  des  Marc 
Aurel. 

Gerhard-Platner  S.  60  Nr.  332. 

335.  Kinderkopf  (Taf.  55). 

H.  des  Ganzen  0,345  m*>  des  Kopfes  0,18  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs.  Gesicht  sehr  verwaschen 
und  geputzt;  Überarbeitung  an  den  Haaren  neben  der  r.  Schläfe. 

Leichte  Wendung  nach  der  1.  Schulter;  lächelnder  Aus- 
druck; kurze  Locken;  Epheukranz.     Schlecht. 

Gerhard-Platner  S.  60  Nr.  333. 

336.  Römischer  Porträtkopf  eines  Knaben 

(Taf.  55). 

H.  des  Ganzen  0,43  m.,  des  Kopfes  0,205  m-     Feinkörniger  grauer  Marmor 

mit  schwärzlichen  Adern. 

Ergünzt  aus  Marmor:  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs;  aus  Gjrps:  Nase. 
Ohren  bestofsen. 


MU3E0  CHIARAMONTI  337-338.  529 

Leichte  Wendung  nach  der  1.  Schulter;  gedunsenes  Ge- 
sicht mit  kleinem,  mürrischen  Mund;  kurze  Haare.  Erste 
Kaiserzeit.     Schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  60  Nr.  334. 

337.  Oberteil  einer  Knabenstatuette    (Taf.  55). 

H.  0,31  m.     Grofskörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Oberschädel,  Nase  mit  Oberlippe,  Büstenfufs  mit  Index- 
täfelchen.    Unterlippe  bestofsen.     Hals  mit  Gyps  geflickt. 

Das  Bruststück  stammt  von  einer  Statuette  (unten  modern 
zugeschnitten);  1.  Arm  war  gesenkt,  r.  etwas  rückwärts  er- 
hoben. Ob  der  Kopf  zugehört,  ist  nicht  sicher;  jedenfalls 
war  er  vom  Bruststück  getrennt.  Er  ist  gradeaus  gesenkt 
mit  freundlichem  Ausdruck;  der  Schädel  umschlungen  von 
einer  gewundenen  Binde,  unter  der  dichte  Locken  regel- 
mäfsig  gelegt  herabfallen.  Der  Oberkopf  wird  auch  ur- 
sprünglich angestückt  gewesen  sein.  Mäfsige  Arbeit  nach 
einem  Werk  des  4.  Jahrh.  v.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  60  Nr.  335. 

338.  Statuette  eines  Knaben  mit  Knöcheln 

(Taf.  55). 

H.  0,89  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  Stück  im  r.  Schienbein,  Vorderteil  des  r.  Fufses,  Stück  am 
Rücken  des  1.  Fufses  und  seiner  Aufsenseite,  Basis  bis  auf  zwei  Stücke  am 
Stamm  und  1.  Fufs.  Gebrochen  war  der  Kopf,  die  Hand,  beide  Beine 
unter  den  Knieen  (r.  Unterschenkel  mit  Stamm),  Ferse  und  Vorderteil  des 
1.  Fufses.  Hals  dick  verschmiert.  Bestofsen  die  Finger  und  verschiedene 
Lockenenden. 

Ein  Knäbchen  steht  breitbeinig  (hinter  dem  r.  Bein  ein 
kurzer  Stamm)  aufrecht,  nach  seiner  R.  hin  ausweichend;  der 
r.  Oberarm  (nur  ein  Ansatz  mit  Stützenrest  darauf  erhalten)  war 
abwärts  und  zur  Seite  gestreckt,  der  1.  (nur  Ansatz  und  Hand 
erhalten)  war  gebogen  und  die  Hand  prefst  neun  Knöchel 
gegen  die  Brust.  Die  Armansätze  und  die  L.  zur  Ergänzung 
der  Arme  hergerichtet  (Anschlufsfläche  und  Loch).  Der 
Kopf  mit  Scheitelzopf  und  klagendem  Ausdruck  (Heydemann 
spricht  a.  unten  a.  O.  fälschlich  von  heiterem  Ausdruck) 
wendet  sich  ganz  nach  der  1.  Schulter,  wo  der  Gegner  im 

Yatlcau.  Katalog  I.  34 


530  MÜSEO  CHJARAMONTI  338A.  339.  340. 

Streit  um  die  Knöchel  in  der  That  zu  erwarten  ist.  Der 
anders  gewendete  und  lächelnde  Kopf  einer  Replik  in  Berlin 
(Beschreibung  d.  ant.  Skulpt.  Nr.  487)  kann  demnach  nicht, 
wie  in  der  Beschr.  versichert  wird,  zugehören.   Mäfsige  Arbeit. 

Fea  Nuova  descrizione  S.  90;  Clarac  884,  2255;  Gerhard-Platner 
S.  60  Nr.  336;  Müller- Wieseler  Denkm.  d.  ant.  Kunst  II  Text  zu  Nr.  649; 
Heydemann  die  Knöchelspielerin,  2.  Hallisches  Winckelmannprogr.  S.  19 f. 

338A.  Satyrkopf  (Taf.  55). 

H.  (d.  Kopfes)  0,24  m.     Feinkörniger,  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Oberschädel,  Traube  über  dem  1.  Auge,  Haarspitzen  über 
der  Stirn,  Unterteil  der  Nase,  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs.    Verwaschen. 

Halbe  Wendung  nach  der  r.  Schulter;  lächelnder  Aus- 
druck; Zähne  sichtbar;  im  kurzen,  sträubigen  Haar  ein  Band 
mit  zwei  Epheutrauben  oben;  neben  der  Spitze  des  1.  Ohrs 
und  unter  dem  Band  über  der  r.  Schläfe  je  ein  Loch  für 
Bronzeeinsatz  (Blätter?).  Der  Oberschädel  wird  auch  ur- 
sprünglich gestückt  gewesen  sein.  Hübsche  decorative  Arbeit. 

339.  Satyrstatuette    (Taf.  55). 

H.  1,07  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  mit  Hals,  Arme  und  Hände  mit  Apfel  und  Pedum 
bis  auf  die  oberste  Spitze,  1.  Hüfte  mit  Glutäus,  1.  Bein  von  der  Mitte  des 
Oberschenkels  abwärts  mit  Stamm,  r.  Bein  von  oberhalb  des  Knies  abwärts, 
Füfse,  Basis.     Abgebrochen  das  Schwänzchen  bis  auf  den  Ansatz. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein,  verstärkt  durch  einen 
Stamm;  r.  Fufs  leicht  vorgesetzt;  1.  Arm  mit  Pedum  gesenkt, 
r.  mit  Apfel  erhoben;  jugendlicher  Kopf  nach  der  1.  Schulter 
gewendet.  Kräftige,  straffe  Formen.  Ergänzung  richtig  bis 
auf  den  Apfel  in  der  R.;  zweifelhaft,  was  an  seine  Stelle  zu 
setzen  wäre.     Unbedeutende  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  6o  Nr.  337. 

340.  Statuette  eines  schlafenden  Knaben; 

Brunnenfigur    (Taf.  55). 

L.  0,38  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  die  Haare  mit  Teil  der  Stirn  und  des  Mantels.  Ränder  des 
Felsens  z.  T.  bestofsen. 


MU8B0  CHIARAMONTI  341.  342.  53 1 

Ein  Knäbchen,  eingewickelt  in  einen  befransten  Mantel, 
der  aber  die  unteren  Extremitäten  unbedeckt  läfst,  liegt  mit  an- 
gezogenen Knieen  auf  Felsen  und  benutzt  eine  Amphora  als 
Kopfkissen;  eine  Wasserleitung  geht  von  unten  durch  die 
Amphora;  über  sie  ist  die  L.  gelegt,  die  das  Band  eines 
runden  Behältnisses  mit  gewölbtem  Deckel  (Laterne?)  gefafst 
hält.  Replik  mit  geringen  Abweichungen  in  Neapel  (C 1  ar  a  c  882, 
2247  D)  und  im  Conservatorenpalast  (Bullettino  comunale  1876 
S.  216  Nr.  18). 

Gerhard-Platner  S.  60  Nr.  338. 

341.  Statuette  der  Selene   (Taf.  55). 

H.  1,02  m.    Marmor  der  Figur  feinkörnig  und  weifs,  des  Kopfes  grofskörnig 

und  bläulich. 

Ergänzt  Mondsichel,  Nase,  Hals  mit  oberem  Teil  der  Schulterlocken, 
oberer  Teil  des  segeiförmig  wehenden  Mantels  mit  der  L.f  r.  Unterarm  mit 
Mantelzipfel,  Hand  und  Fackel,  Streifen  im  Bauch,  1.  Fufs  mit  Gewand, 
Rand  der  Basis.  Stück  am  1.  Handgelenk  war  abgebrochen,  die  ganze 
Figur  mitten  durch  gebrochen. 

Selene,  bekleidet  mit  einem  Chiton  und  darüber  einem 
bis  über  die  Waden  reichenden,  hoch  gegürteten  Peplos  und 
Sandalen,  schwebt  mit  vorgeschobenem  1.  Fufs  voran;  r.  Arm 
mit  Fackel  gesenkt;  von  dem  r.  Unterarm  und  der  leicht  er- 
hobenen L.  wird  der  segelartig  sich  blähende  Mantel  ge- 
halten; der  Kopf  mit  gescheitelten,  über  die  Ohren  zurück- 
gestrichenen Haaren,  Schulterlocken,  Band  und  Mondsichel 
leicht  zur  r.  Schulter  geneigt.  Er  kann  nicht  zum  Körper  ge- 
hören (Marmor  verschieden),  scheint  aber  von  einer  gleichen 
Darstellung  zu  stammen.  Vgl.  über  den  Typus  Robert  Die 
antiken  Sarkophagreliefs  Uli  S.  53. 

Schlechte  Decorationsarbeit. 

Gerhard-Platner  S.  60  Nr.  339. 

342.  Ente   (Taf.  55). 

L.  0,32  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor  mit  schwärzlichen  Adern. 
Antik  ist  nur  Leib  und  Schwanz  der  Ente. 

Nach  1.  flach  auf  plastisch  angegebenen  Wellen 
schwimmend  und  mit  dem  Schnabel  einen  Fisch  ergreifend. 

Gerhard-Platner  S.  60  Nr.  340. 

34* 


532  MUSEO  CHIARAMONTI  343.  343  A.  344. 

343.  Statuette  des  Paris   (Taf.  55). 

H.  1,075  m*     Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  schwärzlichen  Adern. 

Ergänzt  Kopf  mit  Oberteil  des  Halses  und  den  freistehenden  Teilen 
der  Mützenbänder,  Arme  von  der  Mitte  der  Oberarme  an  mit  Händen, 
Attributen  und  Teil  der  Stütze  an  der  1.  Hüfte,  Zipfel  des  Fells  mit  Kopf, 
Flicken  im  Fell  an  der  r.  Hüfte,  r.  Bein  von  der  Mitte  des  Oberschenkels, 
1.  von  oberhalb  des  Kniees  abwärts  mit  Füfsen,  Stamm  und  Basis. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein  verstärkt  durch  einen 
Stamm  aufsen;  1.  Fufs  mit  erhobener  Ferse  zurückgesetzt; 
Zicken-  oder  Rehfell  mit  Haaren  nach  aufsen  auf  der  1.  Schulter 
geknüpft  und  um  die  r.  Hüfte  geschlungen;  1.  Arm  mit 
Pedum  ergänzt  und  gesenkt;  R.  mit  Apfel  ergänzt  und  vor- 
gestreckt; der  moderne  Kopf  mit  dichten  Locken  und 
phrygischer  Mütze  nach  der  r.  Schulter  gewendet;  auf  dem 
Mützenband  auf  der  1.  Schulter  ist  ein  Rankenornament 
eingeritzt.  Die  Haltung  des  Kopfes,  des  1.  Arms  und  der 
Beine  gesichert;  die  R.  mufs  das  Fell  in  irgend  einer  Weise 
an  der  r.  Hüfte  aufgehalten  haben.  Nach  Fell  und  Mütze 
sicher  Paris.  Oberflächliche  Copie  nach  einem  Werk  des 
beginnenden  4.  Jahrh.  v.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  6of.  Nr.  341. 

343A.  Römischer  männlicher  Porträtkopf 

(Taf.  55). 

H.  des  Ganzen  0,50  m.,  des  Kopfes  0,24  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Ohren  fast  ganz,  Flicken  in  Oberlippe  und  Kinn, 
Hals  mit  Bruststück  und  Fufs.     Sehr  verwaschen. 

Gradeaus  gewendet  und  etwas  geneigt;  schmales  Gesicht 
mit  blödem,  trüben  Ausdruck;  dichtes  schlichtes  Haar  tief 
in  die  Stirn  gekämmt.  Brauen  waren  plastisch;  Augensterne 
und  Pupillen  sind  eingegraben.  Geringes  Werk  der  hadri- 
anischen  Zeit.     Früher  fälschlich  M.  Brutus  genannt. 

Bernoulli  Rom.  Ikonographie  I  S.  194. 

344.  Statuette  eines  Knäbchens  mit  Äpfeln 

(Taf.  SS)- 

II.  0,99  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  aus  Gyps:  Nasenspitze,  r.  Arm  mit  Schulteransatz  und  Hand, 
Spitzen   beider  Füfse,    r.  Ferse,   Flicken   an   den  Brüchen;    aus  Marmor   die 


MUSEO  CHIABAMONT1  344.  533 

Basis.  Gebrochen  war  der  Kopf  und  1.  Bein  mit  Stamm.  In  beiden 
Beinen  senkrechte  Sprünge.  Kopf  besonders  stark  verwaschen,  das 
Andre  sehr  geputzt. 

Ein  Knäbchen  steht  auf  beiden  wenig  von  einander 
getrennten  Füfsen  aufrecht;  neben  dem  1.  Bein  aufsen  ein 
Stamm;  mit  der  L.  hält  es  zwei  Äpfel  an  die  Brust  gedrückt; 
mit  der  R.  erhebt  es  einen  dritten,  zu  dem  es  emporblickt 
(zweifelhaft,  ob  diese  Ergänzung  der  R.  richtig  ist);  der 
Kopf  hat  lange  Locken,  die  oben  in  einen  Knoten  gebunden 
sind.    Schlechte  Arbeit. 

Clarac  884,  2259;  Gerhard-Platner  S.  61  Nr.  342. 

Unter  Nr.  338—344: 

Drei  Fragmente  von  Gesimsen    (Taf.  55). 

a  (unter  338—9)- 

H.  0,37  m.,  L.  1,12  m  ,  T.  0,40  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor  mit 

schwärzlichen  Streifen. 

Ergänzt  Teil  der  oberen  Platte  links.     Stark  zerstört. 

Stimmt  in  den  Motiven  überein  mit  dem  in  Abteilung  XI 
unter  Nr.  283 — 4  u.  287 — JA  beschriebenen  Gesims;  s.  dort. 
Rechts  Ecke;  links  Anschlufsfläche.  An  der  Vorderseite 
setzen  1.  in  einer  Länge  von  16  cm.  alle  Ornamente  aus  (zum 
Einmauern  bestimmt).     Spät  und  schlecht. 

b  (unter  340 — 2). 

H.  0,44  m.,  L.  1,52  m.;   T.  0,50  m.     Feinkörniger   gelblicher  Marmor  mit 

schwärzlichen  Streifen. 

Sehr  beschädigt. 

Von  unten  nach  oben:  Kyma  mit  Akanthusblättern, 
Zahnschnitt,  Eierstab;  dieser  Teil  ist  in  zwei  stumpfen 
Winkeln  gebrochen,  in  denen  die  Ornamente  unorganisch 
auf  einander  stofsen;  darüber  Geison,  Astragal,  Sima  mit 
Anthemienband;  dieser  Teil  ist  flach  gerundet;  das  Geison 
tritt  jederseits  in  einer  Länge  von  29  cm.  etwas  zurück.  An 
den  Schmalseiten  Anschlufsfläche  mit  länglicher  horizontaler 
Vertiefung.    Spät  und  schlecht. 

c  (unter  Nr.  343 — 4).     Zusammengesetzt  aus  zwei  Stücken: 


534  MU8E0  CHIARAMONTI  345.  34^.  347- 

ci  (unter  343). 

H.  0,42  m.,  L.  0,47  m.,  T.  0,38  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor 

mit  helleren  Stellen. 

Bestofsen. 

Rechts  Anschlufsfläche,  r.  mit  länglicher  horizontaler 
Vertiefung.  Links  vorne  hört  das  Ornament  in  einer  Länge 
von  10  cm.  auf  (vgl.  a). 

C2  (unter  343  b — 4). 

L.  0,89  ni.,  H.,  T.  und  Marmor  wie  bei  ci. 
Bestofsen.     Links  Ecke. 

Bei  beiden  dieselben  Motive  wie  bei  Nr.  a;  s.  dort. 
345.  Decorationsfragment   (Taf.  55). 

H.  0,29  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Die  Ecken  vielfach  bestofsen. 

Schildartige  Rosette  mit  umgebogenen,  ausgeschweiften 
Rändern;  in  der  Mitte  ein  Gorgoneion;  davon  ausgehend 
ein  Blätterkelch.  Vielleicht  Unterteil  einer  Lampe  mit  acht 
Flammen.    Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  61  Nr.  343. 

346.  Relieffragment   (Taf.  55). 

H.  0,315  m.,  L.  0,30  m.     Feinkörniger,  leicht  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  mit  Hals,  1.  Schulter  mit  Arm  und  Hand,  FUfse  und 
Teil  der  Unterschenkel,  Unterteil  des  Sitzes.  Die  R.  mit  dem  Straufs  und 
das  Gewand  bestofsen.     Die  Ränder  modern  geglättet. 

Eine  Frau  in  gegürtetem  Chiton,  den  Mantel  um  Beine 
und  Schultern  gelegt,  sitzt  bequem  nach  1.  zurückgelehnt 
auf  einfachem  Sitz,  den  r.  Ellenbogen  rückwärts  aufgestützt; 
ein  Straufs  in  der  R.  (Mohn?  demnach  Demeter?).  Gute 
Arbeit. 

347.  Fragment  einer  Grabara    (Taf.  55). 

H.  0,49  m.,  Br.  0,22  m.     Grofskrystallinischer  bläulicher  Marmor. 
Es  fehlen  Unterarm,  Unterschenkel,  Teil  des  Pilum. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten.  Darunter  Hochrelief: 
Oberkörper  eines  Soldaten  in  gegürteter  Tunica  und  Pänula, 


MUSEO  CHIARAMONTI  348.  348A.  349.  349a.  535 

den  Kopf  mit  kurzgeschorenem  Bart  (Augensterne  eingebohrt) 
nach  der  r.  Schulter  gewendet;  die  L.  hielt  ein  Pilum.  Ge- 
ringe Arbeit.    Vgl.  Galleria  lapidaria  Nr.  163. 

Gerhard-Platner  S.  61  Nr.  345. 

348.  Relieffragment   (Taf.  55). 

H.  0,49  m.,  Br.  0,24  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Mehrfach  bestofsen. 

Hochrelief:  oberster  Teil  eines  Schaftes;  darum  oben 
ein  Lorbeerkranz  mit  wehenden,  gerippten  Bändern  und 
darüber  eine  Turmkrone. 

Saubere  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  61  Nr.  346. 

348A.  Grabara  einer  Flavia  Vettilia  und  eines 

Faustus    (Taf.  55). 

CIL  VI  18460. 

349.  Fragment  einer  Musenstatuette    (Taf.  55). 

H*  °»375  m-     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  Knice,  Unterschenkel,  FUfse,  Sitz.  An 
Stelle  der  R.  beschädigt.  Ein  rundes  Loch  zwischen  den  Oberschenkeln 
schräg  nach  unten  durchgebohrt. 

Die  Figur  sitzt  gerade  aufrecht;  das  Gewand  entspricht 
in  seinem  Wurf  dem  der  grofsen  Herculanenserin  in  Dresden. 
Der  Rücken  nicht  ausgeführt  und  in  einer  Fläche  zubehauen. 
Die  Deutung  ergiebt  sich  aus  dem  Vergleich  mit  den  aus 
derselben  Gruppe  stammenden  Nr.  350  u.  351.  Das  Loch  im 
Schofs  wird  zur  Befestigung  auf  dem  besonders  gearbeiteten 
Sitz  gedient  haben.     Geringe  decorative  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  61  Nr.  347. 

Darunter: 
349a.  Fragment  einer  Cinerar-Ara  (Taf.  55). 

H.  0,54  m.,  Br.  0,355  m*>  ^  •  °>39  Tn*     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Erhalten  nur  die  1.  Nebenseite  und  der  anstofsende  Teil 
der  Vorderseite.     Über  der  profilierten  Basis  an  der  vorderen 


536  MU8E0  CHIABAMONTI  350. 

Ecke  ein  Säulenschaft  mit  spiralförmig  gewundenen  Canel- 
luren.  Daneben  hängt  auf  der  Vorderseite  eine  Guirlande 
herab;  r.  daneben  der  untere  Teil  eines  geschuppten  Drei- 
fufs-ßeines,  das  auf  einer  niedrigen  Basis  steht;  r.  davon 
oben  der  Rest  der  umrahmten  Inschrifttafel,  auf  der  eine 
KXaoBia  genannt  wird ;  darunter  in  vertieftem  Feld  Hochrelief: 
auf  niedrigem  Sopha  mit  hoher  Rückenlehne,  die  mit  Fugen- 
schnitt gezeichnet  ist  (vgl.  Nr.  322  F),  lagert  nach  L  eine 
Gestalt  in  Tunica  und  Mantel  (fehlt  Kopf,  Hals,  l.  Schulter,  1. 
Brust,  1.  Arm);  die  R.  ruht  im  Schofse;  über  der  Lehne  der 
Oberkörper  eines  Knaben  mit  mächtigen  Schulterflügeln  (1.  Arm 
und  Flügel  fehlen);  er  blickt  nach  seiner  R.  und  hält  in  der 
ausgestreckten  R.  einen  runden  Gegenstand;  Somnus  oder, 
da  die  Inschrift  griechisch  geschrieben  ist,  Thanatos.  Das 
Sopha  steht  auf  der  Dreifufsbasis  r.  von  dem  erhaltenen 
Dreifufsbein;  an  der  Basis  in  umrahmtem  Felde  drei  Vögel  in 
Flachrelief.  Auf  der  Nebenseite  ein  Dreifufs  auf  einer 
Basis  mit  ausgeschweiften  Seiten;  rechts  und  links  davon  je 
eine  schmale,  hängende  Lorbeerguirlande;  an  der  hinteren 
Ecke  ein  geschuppter  Pilaster. 

Kaibel  1777. 

350.  Fragment  einer  Musenstatuette   (Taf.  55). 

H.  0,53  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  Füfse  mit  Teil  der  Unterschenkel.  Ge- 
brochen war  das  Stück  der  Beine,  soweit  es  den  Sitz  überragt,  dieses 
wieder  von  oben  bis  unten  neben  dem  1.  Bein  innen,  und  links  von  diesem 
Bruch  oben  ein  kleines  Stück.  Die  Brüche  mit  Gyps  verschmiert.  Das 
fehlende  Stück  der  Beine  war  angestückt;  an  der  Vorderseite  des  Sitzes 
unten  zwei  grofse,  noch  z.  T.  mit  Metall  gefüllte  Löcher  zur  Verklammerung. 

Die  Muse  sitzt  auf  einem  würfelartigen  Sitz  aufrecht, 
wie  Nr.  349.  Sie  trägt  ärmellosen  Chiton  und  dicht  um 
Rücken,  Schultern,  Überarme  und  Unterkörper  geschlungenen 
Mantel;  die  Arme  liegen  gleichmäfsig  vorgestreckt  auf  den 
Unterschenkeln  und  die  Hände  halten  eine  Rolle  ausgebreitet. 
Die  breite  Falte  zwischen  den  Brüsten  findet  sich  analog  auf 
den  praxitelischen  Basisreliefs  aus  Mantinea.  Der  Rücken 
glatt  zubehauen,  wie  bei  Nr.  349. 

Gcrhard-Platner  S.  61  Nr.  348. 


MDSEO  CHIARAMONTI  350a.  35 1.  537 

Darunter: 

350a.  Aschenurne  eines  A.  Caecilius  Anicetus 

(Taf.  55). 

H.  0,295  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

An  der  runden  Wandung  hinten  wellenförmig  geschweifte 
Riefelung,  vorne  um  die  oben  angebrachte,  umrahmte  In- 
schrifttafel sehr  zerstörtes  Hochrelief:  unter  der  Tafel  ein  Eber 
nach  1.  aus  einer  Höhle  ragend,  einen  ihm  gegenüber  stehenden 
Hund  niedertretend ;  1.  ein  nach  r.  auf  Felsen  sitzender  Jüng- 
ling mit  Chlamys  und  Speer,  von  einem  anderen  in  Exomis, 
der   hinter    ihm    steht,    gehalten;    neben  ihm  am  Boden  ein 

Hund    (dem  Jüngling  fehlt  Kopf,  Hals,  r.  Hand  mit  Teil    des  Unterarms 
Speeres  und  Felsens,  1.  Unterarm   mit  Ellenbogen  und  Hand,  r.  Bein;   dem 

Hund  Kopf  und  Hals);  r.  sitzt  auf  Sessel  eine  Frau  nach  1.  in 
hochgegürtetem  Chiton  und  Mantel;  die  R.  war  erhoben, 
die  L.  auf  den  Sessel  gestützt;  1.  Schulter  entblöfst;  über 
ihren  Knieen  und  auf  sie  gestützt  der  Oberkörper  eines  Amor 
(Stück  Flügel  über  der  r.  Schulter  sichtbar);  er  stützt  den  Kopf 
auf  die  R.  und  blickt  seitlich  nach  oben  zu  der  Frau;  diese 
im  Rücken  gehalten  von  einer  alten  Dienerin  (der  Frau  fehlen 

Kopf,  Hals,  r.  Hand,  1.  Arm  mit  Hand  und  Sesselecke  mit  Bein).     Rechts 

ist  sicher  zu  deuten  Fhädra  mit  Amme  und  Amor;  demnach 
1.  Hippolytos  (der  in  der  »Beschreibung  d.  St.  Rom«  gegebenen 
Deutung  auf  Venus  und  Adonis  widerspricht  die  Figur  der 
alten  Dienerin). 

Gerhard-Platner  S.  61  unter  Nr.  348;  CIL  VI  13709. 

351.  Fragment  einer  Musenstatuette    (Taf.  55). 

H.  0,36  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  Teil  des  Mantels  zwischen  r.  Schulter  und 
Hand,  Unterschenkel  mit  Knieen,  Fufsen  und  Sitz,  an  der  Maske  Nase  und 
Teil  der  Haare. 

Haltung  und  Kleidung  mit  Nr.  350  vollkommen  über- 
einstimmend; der  Sitz  fehlt  wie  bei  Nr.  349;  die  R.  hält  eine 
weibliche  tragische  Maske;  demnach  Melpomene.  Rücken 
wie  bei  Nr.  349  u.  350.  Loch  im  Schofs  wie  bei  Nr.  349. 
Geringe  Arbeit. 


^ 


538  MÜ8E0  CHIARAMONTI  35 1  a.  351 A.  352. 

Die  drei  Statuetten  stammen  aus  einer  künstlerisch  sehr 
geringwertigen  Musengruppe,  deren  Originale  im  4.  Jahrh. 
v.  Chr.  entstanden  sind  (s.  die  Gewandung  von  Nr.  349  und 
und   die  Falten  zwischen    den  Brüsten    an  Nr.  350  u.  351). 

Gcrhard-Platner  S.  61  Nr.  349. 

Darunter: 

351a.  Cinerar-Ara  eines  Miccinus  und  eines 

Stefanus    (Taf.  55). 

H.  0,63  m.,  Br.  0,42  m.,  T.  0,36  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

An  den  beiden  Vorderecken  je  eine  korinthische  Säule 
mit  spiralförmig  gewundenen  Canelluren.  Daneben  an  der 
Vorderseite  je  eine  schmale  Guirlande  hängend;  zwischen 
diesen  die  umrahmte  Inschrifttafel;  darüber  moderne  Abarbei- 
tung. An  den  Nebenseiten  je  ein  Dreifufs  mit  Rabe;  an  den 
hinteren  Ecken  je  ein  Pilaster. 

CIL  VI  22490. 

35  iA.  Grabara  eines  Ti.  Claudius  Ep- 
aphroditus  und  eines  Ti.  Claudius  Aemilianus 

(Taf.  55). 

Im  Aetom  vorne  zwei  Spiralen  mit  aufgerollten  Enden, 
in  der  Mitte  aneinander  stofsend. 

Abteilung  XIV. 
352.  Statue  eines  Dadophoros    (Taf.  56). 

H.  1,46  m.     Ziemlich  grobkörniger  weifser  Marmor  mit  einzelnen  dunkleren 

Stellen. 

Ergänzt  Spitze  der  Mütze,  zwei  Stücke  an  ihrem  Rand  über  dem 
r.  Ohr,  Lockenspitzen,  Teil  der  Nasenspitze,  Kinn,  Flicken  in  beiden  Kinn- 
laden, zwei  Stücke  im  Hals  vorne  und  1.,  grofser  Teil  des  Nackens  unter 
den  Haaren,  viele  Flicken  im  Gewand,  1.  Hand  mit  Teil  des  Unterarms, 
r.  Unterarm  mit  Hand,  grofse  Stücke  des  Mantels,  des  Stamms,  des  1.  Fufses, 
Ecke  der  Basis  vor  diesem.  Gebrochen  war  der  Hals  unten,  r.  Schulter 
mit  Knopf,  Oberarm  und  Teil  des  Mantels,  beide  Beine  und  Stamm  unter 
dem  Saum  des  Mantels.     Stark  geglättet. 


MUSEO  CHIABAMONT1  35«.  539 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein,  verstärkt  durch  einen 
niedrigen  Stamm  hinten;  1.  Fufs  zur  Seite  und  etwas  zurück- 
gesetzt; Schuhe  mit  Bändern  auf  dem  Fufsrücken;  Hosen; 
Ärmelchiton  (xeiptSorric  ^ixaiv)  doppelt  gegürtet,  mit  Bausch  in 
der  Hüftengegend  und  breitem,  vorn  verknoteten  Band  dicht 
unter  der  Brust;  langer  Mantel  auf  der  r.  Schulter  geknöpft; 
er  bedeckt  fast  ganz  den  1.  Arm,  dessen  Unterarm  grade 
vorgestreckt  ist;  r.  Arm  hängt  herab  (erg.  mit  Apfel  in  der 
Hand);  der  Kopf  mit  dichtem  Lockenhaar,  das  die  Ohren 
verdeckt,  und  phrygischer  Mütze  nach  der  r.  Schulter  ge- 
wendet. 

Mit  einem  im  Brittischen  Museum  (III.  graeco-roman 
room  Nr.  162)  befindlichen  Gegenstück  1785  in  einem 
Mithräum  5  Miglien  vor  Porta  Portese  gefunden;  demnach 
müfsten  beide  Hände  eine  den  Körper  überschneidende 
Fackel  halten  (das  brennende  Ende  mit  der  L.  erhoben). 
Die  glatte,  raffinierte  Art  der  Ausfuhrung  (starke  Unter- 
höhlung der  Haare  mittels  des  Bohrers)  weist  in  hadri- 
anische  Zeit;  doch  hat  sich  der  Künstler  eng  an  Vor- 
bilder des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  angeschlossen.  Beide  kamen  zu- 
nächst in  den  Besitz  von  Jenkins,  von  dem  die  eine  Figur 
in  den  eines  Grafen  Fries  überging,  durch  den  sie  nach  Wien 
kam;  von  dort  gelangte  sie  nach  London;  die  andre  nach 
der  modernen  Inschrift  an  der  Basis  vorne  von  Pius  VI.  für 
den  Vatican  erworben  (nach  Visconti  1789);  sie  stand  zu- 
nächst im  Gabinetto  delle  maschere  an  Stelle  von  Nr.  433, 
die  hier  aufgestellt  war  und  mit  der  sie  dann  den  Platz 
wechselte,  nachdem  sie  unter  Napoleon  nach  Paris  gebracht 
worden  war  (die  Rückgabe  erfolgte  i.  J.  1816). 

Guattani  Monum.  ant.  inediti  1787  Maggio  S.  87 ff.  Taf.  III;  Visconti 
Museo  Pio-Clementino  III  Taf.  XXI;  P.  Massi  Indicazione  antiquaria  (1792) 
S.  91  Nr.  42;  Goethe  Zweiter  Aufenthalt  in  Rom,  Ausgabe  1829,  B.  XXIX 
S.  5 2 f.;  Raccolta  di  statue  antiche  (181 7)  Taf.  29;  Visconti  Opere  varic  IV 
S.  339  Nr.  115;  Piranesi  Monuments  et  Musce  Napoleon  IV  Taf.  IV; 
Clarac  559,  1189;  Zoega  Bassorilievi  di  Roma  II  S.  15  Anm.  4;  ders. 
Abhandlungen  S.  94  Nr.  2;  Gerhard  -PI  atn  er  S.  204  Nr.  8;  Cumont 
Textes  et  monuments  figur.  de  Mithra  S.  209  Nr.  27  mit  Tafel;  ders.  bei 
Röscher  Mythologisches  Lexikon  II  Sp.  3068. 

Photographie  Anderson  1395  (zusammen  mit  353  u.  354);  1433  (2/I 
Moscioni  2302;  1500  (cab.). 


540  MÜSEO  CHIARAMONTI  353. 

353.  Gruppe  einer  Göttin  mit  Eros  und  einem 

anderen  Kinde    (Taf.  56). 

H.  1,58  m.     Grofskrystallinischcr  weüser  Marmor. 

Ergänzt  aus  Marmor:  obere  Hälfte  des  r.  Oberarms,  r.  Unterarm  mit 
Hand  und  Äpfeln,  1.  Unterarm  mit  Ellenbogen,  Gewandzipfel,  Hand  und 
Pfeil;  aus  Gyps:  Unterteil  des  Halses,  Oberteil  des  Rückens,  1.  Schlüsselbein, 
Bruchstelle  der  1.  Schulter  und  des  1.  Ellenbogens,  Stück  unter  der  r.  Schulter, 
untere  Hälfte  des  r.  Oberarms  und  Teil  des  Ellenbogens,  Teile  des  Rückens 
und  der  Zehen  des  1.  Fufses,  Bruchstelle  des  Felsens  vorne.  Gebrochen 
war  r.  Schulter  nebst  Schlüsselbein,  1.  Schulter,  1.  Oberarm,  oberer  und' 
mittlerer  Teil  des  1.  Fufses,  Vorderecke  des  Felsens.  Beschädigt  Nase, 
Diadem,  Falten,  Zehen  des  r.  Fufses,  Bogen,  Felsen.  Der  Haarschopf 
hinten  fehlt;  er  war  angestückt  (Metallpflock  erhalten).  In  Hals  und 
Nacken  je  ein  Loch  mit  Blcivergufs  zur  Befestigung  des  Kopfes;  an  der 
r.  Hüfte  dicht  über  dem  Gewand  ein  gröfseres  Loch,  einst  mit  Metall  gefüllt 
(wohl  von  einer  ehemaligen,  modernen  Stütze  herrührend);  am  r.  Knie  aufsen 
ein  Loch  mit  Blei  gefüllt;  an  derselben  Stelle  scheinen  Ansätze  abgemeifselt ; 
am  1.  Oberschenkel  aufsen  ein  Eisenpflock  in  einem  bleigefüllten  Loch ;  ein 
grösserer  darunter  am  Felsen.  L.  von  dem  1.  Füfschen  ein  modern  ein- 
gemeifseltes  rechteckiges  Loch;  davor  eine  grofse  Ecke  des  Felsens  abge- 
schlagen; r.  von  dem  r.  Füfschen  ebenfalls  ein  modern  eingemeifseltes 
Loch.  All  diese  Löcher  und  Metallstützen  sprechen  dafür,  dafs  die  bei 
De  Cavalleriis  etc.  gezeichnete  Ergänzung  oder  eine  ähnliche  thatsächlich  ein- 
mal ausgeführt  war.     Das  Nackte  stark  geputzt. 

Auf  Felsen  sitzt  eine  mädchenhafte  Gestalt,  den  r.  Fufs 
angezogen,  den  1.  vorgestellt;  ein  Mantel  umhüllt  den  Unter- 
körper, läfst  aber  das  1.  Bein  nackend  vortreten;  ein  Zipfel 
ist  über  den  1.  Unterarm  geworfen  (seine  Fortsetzung  an  der 
1.  Hüfte);  der  1.  Arm  ist  leicht  gesenkt  und  vorgestreckt 
(Hand  mit  Pfeil  erg.);  r.  Oberarm  ist  seitwärts  abgestreckt,  der 
Unterarm  erhoben  (Hand  mit  Äpfeln  erg.);  der  Kopf  leicht  zur 
1.  Schulter  gewendet;  seine  Haare  sind  vorn  gescheitelt  und 
über  die  Ohren  zurückgestrichen;  kleine  Stirnlöckchen;  die 
Haare  hinten  von  einem  Tuch  umwunden,  das  oben  ver- 
knotet ist;  davor  ein  in  der  Mitte  spitz  aufsteigendes,  flach 
zurückliegendes  Diadem.  Neben  dem  r.  Fufs  aufsen  entspringt 
eine  Quelle  mit  plastisch  angegebenen  Wellen,  auf  denen 
vorne  ein  kleiner  Köcher  liegt;  auf  dem  Felsboden  davor 
ein  kleiner  Bogen,  auf  dessen  eines  Ende  das  Mädchen  den 
grofsen  Zehen  des  1.  Fufses  stellt.  Auf  dem  Felsen  links 
vom  Beschauer  ein  kleines  1.  Füfschen  nach  rechts  gewendet 


MtJSEO  CHIARAMONTI  353.  54* 

(rückwärts  daran  ein  Ansatz;  Rest  von  Gewand?);  auf  dem 
Felsvorsprung  gegenüber  ein  etwas  kleineres  r.  Füfschen 
schräg  nach  vorn  gerichtet. 

Nach  dem  Ansatz  der  r.  Schulter  müfste  der  Arm 
mehr  gesenkt  und  zurückgenommen  sein  (wie  in  der  von 
De  Cavalleriis  etc.  gezeichneten  Ergänzung).  Der  Kopf 
kann  zugehören  (Marmor,  Stil  und  Erhaltung  identisch);  doch 
müfste  er  mehr  geneigt  werden. 

Gegen  die  Deutung  auf  Venus  scheinen  die  mädchen- 
haften Formen  der  Sitzenden  zu  sprechen.  Deshalb  und  nach 
Analogie  eines  pompejanisches  Bildes  hat  Robert  a.  unten 
a.  Ort  die  Figur  Deianira  genannt.  Er  nimmt  an,  die  Zeich- 
nung des  De  Cavalleriis  entspreche  im  Ganzen  der  ursprüng- 
lichen Composition,  die  damals  noch  besser  erhalten  gewesen 
sei;  nur  habe  sich  der  Zeichner  bei  dem  Attribut  der  R. 
versehen,  da  er  eine  Traube  statt  der  Äpfel  gezeichnet  habe. 
Köcher  und  Bogen  gehörten  einem  Herakles,  dessen  Figur 
verloren,  aber  nach  dem  Gemälde  so  zu  ergänzen  sei,  dafs 
er  der  Jungfrau  das  Füllhorn  darbiete;  sie  habe  die  Früchte 
aus  dem  Hörn  genommen  und  halte  sie  nun  empor,  um  den 
begierig  danach  langenden  Eros  zu  necken.  Hiergegen  hat 
schon  Knapp  (s.  unten)  geltend  gemacht,  der  r.  Unterarm 
scheine  nicht  antik;  er  ist  zweifellos  modern,  vom  gleichen 
Marmor  und  der  gleichen  Bearbeitung  wie  der  1.  Weiter  hat 
Knapp  auf  die  Unwahrscheinlichkett  hingewiesen,  dafs  die 
Eroten  im  16.  Jahrhundert  noch  vorhanden  gewesen  und  seit- 
dem verloren  gegangen  seien;  aus  allerlei  Anzeichen  (s.  oben) 
hat  sich  uns  vielmehr  ergeben,  dafs  die  Gruppe  einst  ergänzt 
war,  und  dafs  De  Cavalleriis  sie  in  diesem  Zustande  ge- 
zeichnet hat.  Endlich  sind  Köcher  und  Bogen  so  klein,  dafs 
sie  unmöglich  einem  Herakles  gehören  können,  sondern 
zweifellos  einem  der  Putten,  also  Eros,  zukommen.  Da  das 
Mädchen  den  grofsen  Zehen  des  einen  Fufses  auf  das  eine 
Ende  des  Bogens  setzt,  könnte  man  an  eine  Darstellung 
der  Bestrafung  des  Liebesgottes  denken.  Ob  das  andere 
Kind  auch  ein  Erot  war  oder  etwa  Psyche,  läfst  sich  nicht 
feststellen. 

Knapp  hat  zum  Vergleich  passend  auf  eine  kleine  Marmor- 
gruppe (Ber.  der  sächs.  Ges.  d.  Wissensch.  187 1  Taf.  II)  hin- 


542  MUSEO  CHIARAMONTI  354. 

gewiesen,  die  eine  von  Eroten  umspielte  Nymphe  darstellt. 
Auch  vergleiche  man:  Buti  Antiche  pitture  della  Villa 
Negroni  Taf.  3  und  Robert  Die  antiken  Sarkophagreliefs  III 1 
Taf.  XXIV  Nr.  83  (das  eine  Relief  am  Deckel,  das  Aphrodite 
mit  zwei  Eroten  und  Psyche  darstellt). 

Die  Gruppe  stand  ehemals  in  dem  päpstlichen  Garten 
auf  dem  Quirinal. 

De  Cavalleriis  Antiquae  statuae  urbis  Romae  I/II  Taf.  51  (wieder- 
holt bei  S.  Rein  ach  Repertoire  de  la  statuaire  II  S.  377,  5);  Vaccari  An- 
tiquar, statuar.  icones  1584  I  Taf.  8  u.  162 1  II  Taf.  58;  R  üb  eis  Insign. 
statuar.  icones  (1645)  I  Taf.  58;  Clarac  603,  1325;  Gerhard-Platner 
S.  61  Nr.  351;  BernouIIi  Aphrodite  S.  384  Nr.  2;  Robert  Annali  d.  I. 
1879  S.  229fr.  tav.  d'agg.  Mi;  Knapp  Jahrbücher  für  class.  Philologie  1881 
S.  231  ff.;  Hartwig  Herakles  m.  d.  Füllhorn  S.  72. 

Photographie  Anderson  1395  (zusammen  mit  352  u.  354);  Mos- 
cioni  2303. 

354.  Statue  der  Athena    (Taf.  56). 

H.  1,45  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Helmbusch,  Vorderteil  des  Helmes  mit  Teil  der  Haare, 
untere  Hälfte  der  Nase,  Arme  (waren  besonders  gearbeitet  und  eingesetzt), 
einzelne  Falten,  der  von  der  1.  Hafte  herabhängende  Zipfel,  Vorderteil  des 
r.  Fufses,  Basis.  Ausgebrochen  war  ein  Stück  des  Helmes  oben.  Rand 
der  Aegis  bestofsen.     Kopf  stark  überarbeitet 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  weit  zur  Seite 
und  etwas  zurückgesetzt;  Sandalen;  hochgegürteter  Peplos; 
schmaler  Mantel  mit  einem  Zipfel  auf  der  1.  Schulter  liegend, 
dann  um  Rücken  und  r.  Hüfte  herumgenommen  und  an  der 
1.  Hüfte  mit  einem  Zipfel  unter  dem  Gürtel  festgesteckt; 
kragenförmige  Aegis,  vorne  durch  das  Gorgoneion  ver- 
bunden, mit  Schlangen*  an  dem  aufgebogenen  Rande  (der 
Teil  über  der  r.  Brust  sehr  viel  schmaler  als  der  auf  der  1.); 
1.  Arm  gesenkt  und  leicht  vorgestreckt  mit  kleinem  Schild, 
jedenfalls  falsch  ergänzt;  die  Hand  wird  ein  Attribut,  etwa 
das  Käuzchen,  gehalten  haben;  ein  niedergesetzter  Schild 
hätte  Ansatzspuren  hinterlassen);  r.  Arm  mit  Stück  des  Speers 
mäfsig  erhoben  (der  Oberarm  müfste  gesenkt  sein,  nach 
Spuren  unter  der  Achsel  zu  urteilen);  Kopf  mit  liebenswürdig 
lächelndem  Ausdruck  nach  der  r.  Schulter  gewendet;  die 
Haare    an  den  Schläfen    zurückgestrichen,    fallen    hinten   in 


**  MUSEO  CHIARAMONTI  355.  543 

einem  Schopf  herab;  attischer  Helm  mit  Busch  —  er  trug 
ursprünglich  drei  Büsche,  wie  man  aus  Spuren  erkennt  — 
und  jederseits  einem  Käuzchen  in  Relief. 

In  zwei  Stücken  gearbeitet,  die  beim  Gürtel  zusammen- 
stofsen.  Am  Gewand  Spuren  rötlicher  Farbe  (besonders 
stark  am  Saume  vor  dem  r.  Fufs;  hier  dunkelrot,  an  dem 
Mantel  heller  und  bräunlicher).  Schlechtere  Replik  in  Sala 
della  Muse  Nr.  533. 

Die  an  spät-praxitelische  Typen  erinnernden  Züge  des 
Gesichtes  beweisen  die  Entstehung  des  Originals  in  praxi- 
telischer  Schule  am  Ende  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  Vgl.  Braccio 
nuovo  Nr.  107  A  und  die  stehende  Nikevon  Samothrake  (Conze 
Archäol.  Unters,  auf  Sam.  S.  27  Taf.  XL VIII;  S.  Reinach 
Repertoire  de  la  statuaire  II  S.  383,5),  die  ihrerseits  wieder 
mit  Nr.  403  hierselbst  zu  vergleichen  ist.  Reizvolle,  zierliche 
Erfindung.     Sorgfaltige,  leblose  Arbeit. 

Gefunden  1774  in  der  sog.  Villa  des  Cassius  bei  Tivoli 
zusammen  mit  der  Musengruppe  in  der  Sala  delle  Muse. 
Erworben  von  Pius  VI.  und  zunächst  im  Gabinetto  delle 
Maschere  an  Stelle  von  Nr.  112  aufgestellt. 

Antologia  romana  1775  S.  269 f.;  Visconti  Museo  Pio-Clementino  I 
Taf.  VIII;  Paf.  Massi  Indicazione  antiquaria  (1792)  S.  92  Nr.  44.  Clarac  466, 
873;  Gerhard-Platner  S.  204  Nr.  9. 

Photographie  Anderson  1395  (zusammen  mit  352  u.  353);  Mos- 
cioni  2274;  Rocca  1868  (Kopf). 

355.  Statue  einer  Rutilia  P.  f.    (Taf.  57). 

H.  1,93  m-     Feinkörniger  grauer  Marmor  mit  schwärzlichen  Adern. 

Ergänzt  aus  Gyps  Nasenspitze,  Kinn,  Flicken  im  Hals,  r.  Unterarm 
mit  Gewandsaum,  1.  Hand  mit  Teil  des  Unterarms,  verschiedene  grofse 
Flicken  im  Gewand.  Gebrochen  war  der  Kopf.  Auf  der  r.  Vorderecke 
des  Basis  oben  ist  mit  brauner  Farbe  73  aufgemalt,  wohl  die  Nummer,  die 
die  Figur  im  Museum  des  Principe  di  Canino  trug. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  zur  Seite  gesetzt; 
Schuhe;  Tunica;  Mantel  bedeckt  Hinterkopf,  Rückseite, 
Schultern  und  ist  vorne  mit  dreieckigem  Überschlag  quer 
über  die  Brust  gezogen  und  über  1.  Schulter  und  Arm  zurück- 
geworfen; 1.  Unterarm  vorgestreckt;  r.  erhoben;  Kopf  leicht 
zur  r.  Schulter  gewendet;  breites  Gesicht  mit  vollen,  ziemlich 
gewöhnlichen  Zügen;  Haare  vorn  gescheitelt  und  in  welligen 


544  MÜSEO  CHIARAMONTI  356.  357. 

Strähnen  herab  und  bei  den  Ohren  nach  rückwärts  gekämmt. 
Auf  der  Basis  vorne  die  Inschrift,  in  der  die  Dargestellte  als 
avia  bezeichnet  wird.  Handwerksmäfsige  Arbeit  vom  Ende 
der  Republik  oder  Anfang  der  Kaiserzeit. 

Gefunden  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  bei  Ausgrabungen 
des  Principe  di  Canino  in  Tusculum  mit  Nr.  357  und  Braccio 
nuovo  Nr.  77. 

Die  beiden  Nr.  355  u.  357  standen  bis  wenigstens  1834 
in  der  Galleria  lapidaria  als  Nr.  3  u.  7  (s.  dort). 

Nibby  Viaggio  antiquario  ne'  contorni  di  Roma  II  S.  50;  Melchior ri 
Antologia  roniana  1826  S.  123;  Canina  Descrizione  dell'  antico  Tusculo 
S.  I44f.  Taf.  XXXII;  Clarac  978,  2529;  Gerhard-Pia  tner  S.  38  Nr.  243; 
CIL  XIV  2742. 

356.  Oberkörper  eines  gefangenen  Dacers 

(Taf.  57). 

H>  1,82  m.     Kopf  von  feinkörnigem,  weifsen  Marmor,  Körper  von 

Pavohazzetto. 

Ergänzt  Spitze  der  Mütze,  Brauen,  Nase,  Unterlippe,  Kinn  mit  Bart, 
unterer  Teil  des  Halses,  Teil  des  Gewandes  zwischen  Hals  und  Mantel, 
rundes  Stück  in  der  Mitte  des  Leibes  vorn,  freihängende  Teile  des  Mantels 
r.  und  1.,  Teil  der  Oberarme,  beide  Ellenbogen,  Unterarme,  Hände.  Haare 
sehr  bestofsen.     Beim  Gürtel  quer  durchgebrochen. 

Aufrechte  Haltung;  Hände  vorne  gekreuzt  (richtig  erg.; 
typische  Haltung  für  die  Gefangenen);  Ärmelgewand  tief- 
gegürtet; Mantel  auf  der  r.  Schulter  geknöpft;  bärtiger  Kopf 
mit  der  für  den  vornehmen  Dacer  charakteristischen  Mütze 
(pileus;  vgl.  Braccio  nuovo  Nr.  127)  gradeaus  gewendet. 
Schlechte  Arbeit  trajanischer  Zeit.  Ehemals  in  Villa  Mon- 
talto  -  Negroni  -  Massimo. 

Gerhard-Platner  S.  62  Nr.  354;  S.  Reinach  Repertoire  de  la  sta- 
tuaire  II  S.  196  Nr.  7;  Heibig  Nr.  84. 

357.  Statue  einer  Rutilia  L.  f.     (Taf.  57). 

H.  1,88  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor  mit  schwärzlichen  Streifen. 

Ergänzt  aus  Gyps  Hände,  der  unter  der  R.  herabhängende  Teil  des 
Mantels,  die  ganze  Partie  von  der  r.  Hüfte  bis  zur  r.  Wade,  z.  T.  der  r.  Fufs. 
Abgebrochen  war  die  r.  Vorderecke  der  Basis.  In  den  Gewandfalten  be- 
merkt man  rötliche  Farbspuren.  Auf  der  r.  Vorderecke  der  Basis  oben 
ist  mit  brauner  Farbe  72  aufgemalt  (vgl.  Nr.  355). 


MUSEO  CHIARAMONTI  357 a.  358.  545 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  zur  Seite  gesetzt; 
Schuhe;  Tunica;  Mantel  bedeckt  Hinterkopf,  Rückseite, 
Schultern,  Arme,  Vorderseite  von  den  Brüsten  bis  zu  den 
Waden,  hier  mit  langem  dreieckigen  Überschlag;  1.  Unter- 
arm vorgestreckt,  r.  erhoben  (die  R.  am  Mantelsaum);  Kopf 
stark  nach  der  1.  Schulter  gewendet;  Haare  vorn  gescheitelt 
und  in  gewellten  Strähnen  über  die  Ohren  zurückgekämmt; 
Gesichtszüge  sehr  ähnlich  denen  von  Nr.  355.  Auf  der  Basis 
vorne  die  Inschrift,  in  der  die  Dargestellte  als  mater-ter-regin« 
bezeichnet  wird,  was  Dessau  im  CIL  XIV  S.  493  zu  materter  (a) 
Regin  (i)  ergänzt,  wogegen  indes  der  Punkt  zwischen  den  ersten 
beiden  Worten  spricht;  Hülsen  ergänzt  wahrscheinlicher  zu 
mater  Terentii  Regini,  was  sich  schon  bei  Canina  als  mut- 
mafsliche  Ergänzung  angegeben  findet.  Über  Herkunft  und 
ehemaligen  Aufstellungsort  s.  Nr.  355;  beide  augenscheinlich 
von  dem  gleichen  Mann  gearbeitet. 

Nibby,  Melchiorri,  Canina  s.  Nr.  355;  Clarac  978,  2530 ;  Ger- 
hard-Platner  S.  3a  Nr.  2;  CIL  XIV  2741. 

Darunter: 
357a.  Grabara  einer  Vettia  Pharia    (Taf.  57). 

H.  0,98  m.,  Br.  0,72  m.,  T.  0,49  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Die  Inschrift  eingefafst  rechts  und  links  von  je  einem 
ionischen  Pilaster;  oben  unmittelbar  an  die  Capitäle  ange- 
schlossen und  beiderseits  nach  innen  gewandt  je  ein  Widder- 
kopf; zwischen  beiden  ein  Gorgoneion.  Darüber  setzt  das 
Gesims  nicht  direct  auf,  sondern  erst  nach  Einfügung  eines 
gegen  die  Capitäle  und  Köpfe  zurücktretenden  Streifens.  Aus 
den  Orti  Giustiniani. 

CIL  VI  28705. 

Abteilung   XV. 
358.  Relieffragment   (Taf.  58). 

H.  und  Br.  0,18  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Hochrelief:  Rücken  und  1.  Arm  (ohne  Hand)  einer  weib- 
lichen Figur,  bekleidet  mit  Chiton,  dessen  Falten  nach 
archaischer  Art  gebildet  sind;  am  Hals  Queder;  Teil  eines 

Yatican.  Katalog  I.  35 


54^  MUSEO  GHIARAMONTI  359.  3  60. 

schmalen,  viermal  gefalteten  Mantels,  der  über  beide  Arme 
gelegt  war.    Archaistisch.    Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  62  Nr.  356. 

359.  Relieffragment   (Taf.  58). 

H.  0,39  m„  Br.  0,585  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Hochrelief:  Oberkörper  von  zwei  nach  r.  gewandten 
Kriegern  in  gegürteten  Panzerhemden,  eng  anliegenden 
Helmkappen,  mit  Schild  (dem  r.  fehlt  ein  Teil)  und  Speer. 
Späte  geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  62  Nr.  357. 

,  360.  Relief  der  drei  Chariten   (Taf.  58). 

H.  1,83  m.t  Br.  1.87  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  1.  untere  Ecke  mit  Vorderteil  des  r.  Fufses  der  1.  Figur. 
Abgebrochen  die  1.  obere  Ecke. 

Über  einer  weit  vorspringenden  Bodenleiste  (sie  springt 
1.  weiter  vor  als  r.,  doch  wohl  erst  infolge  moderner  Zu- 
richtung) Hochrelief:  drei  weibliche  Figuren  schreiten  nach  L; 
die  erste  in  Dreiviertelprofil  sichtbar;  r.  Fufs  voran;  Peplos, 
der  mit  tiefem  Bausch  gegürtet  und  auf  den  Oberarmen 
geheftet  ist  (vgl.  Amelung  bei  Pauly-Wissowa  Realencyklo- 
pädie  III  Sp.  23 12  f.),  und  Mantel,  der  auf  der  1.  Schulter 
aufliegt  (hier  vom  Peplos  nicht  deutlich  geschieden)  und  von 
der  gesenkten  R.  vorgezogen  wird;  die  Haare  sind  vorn 
gescheitelt  und  in  zwei  starken,  gewellten  Massen  über 
Schläfen  und  Ohren  gelegt,  hinten  zusammengefafst,  sodafs 
ein  geschlossener  Schopf  in  den  Nacken  fallt;  die  gesenkte 
L.  fafst  die  R.  der  zweiten,  die  ganz  von  vorn  sichtbar  ist; 
Peplos,  an  der  r.  Körperseite  offen,  auf  den  Oberarmen 
ebenfalls  geheftet;  die  Haare  umgeben  Stirn  und  Schläfen 
in  einem  vollen  Kranz  von  Buckellöckchen;  dahinter  ein 
Diadem;  die  gesenkte  L.  fafst  die  R.  der  Dritten,  die  im 
Profil  sichtbar  ist,  den  r.  Fufs  vorangesetzt;  Chiton:  Mantel, 
nur  die  Brüste  und  den  Saum  des  Chiton  freilassend,  von 
der  gesenkten  L.  gefafst;  die  Haare  vorn  gescheitelt  und  in 
zwei  dicken  Strähnen  über  Schläfen  und  Ohren  gelegt,  dann 
unter  einer  Haube   verschwindend,  die  den  ganzen  übrigen 


MUJ9B0  CHIARAMONTI  360.  547 

Schädel  bedeckt.  Harte,  sorgfaltig  gearbeitete  Copie  eines 
archaischen  Originals,  das  in  der  ersten  Hälfte  des  5.  Jahrh. 
v.  Chr.  entstanden  sein  mufs;  die  Unklarheit  in  der  Ge- 
wandung auf  der  1.  Schulter  der  ersten  Figur  und  das  Über- 
schneiden der  Oberlider  über  die  Unterlider  sind  die  einzigen 
nachweisbaren  Ungenauigkeiten  des  Copisten.  Die  Deutung 
als  Chariten  ergibt  sich  durch  den  Vergleich  mit  ähnlichen 
archaischen  Reliefdarstellungen  dieses  Dreivereins,  aus  dem 
deutlichen  Bestreben  des  Künstlers,  durch  Wechsel  der 
Tracht  möglichst  viel  Reiz  zu  entwickeln,  und  daraus,  dafs 
die  mittelste  ein  Diadem  trägt,  ein  Zug,  der  sich  auch  sonst 
auf  Charitendarstellungen  findet.  Die  Thatsache,  dafs  die 
Mehrzahl  der  Copien  auf  oder  an  der  athenischen  Akropolis 
gefunden  ist,  setzt  das  Original  in  engen  Bezug  zu  dem 
dortigen  Chariten -Cult;  dafs  sich  zwei  Copien  in  Italien 
fanden,  spricht  für  die  Berühmtheit  des  Originals.  Vor  den 
Propyläen  der  Akropolis  stand  eine  Darstellung  der  Chariten, 
die  dem  Philosophen  Sokrates  zugeschrieben  wurde  (O ver- 
beck Schriftquellen  Nr.  910fr.;  Jahn-Michaelis  Arx  Athe- 
narum  S.  46).  Dafs  dieses  Werk  das  vermutete  Orginal  war, 
beweist  die  Thatsache,  dafs  ein  Eponymbeamter  des  Namens 
Sokrates  die  gleiche  Composition  auf  verschiedene  Münzen 
prägen  liefs  (Imhoof-Gardner  Numism.  comment.  on  Pau- 
sanias  Taf.  EE6;  Jahn-Michaelis  a.  a.  O.  Taf.  XXXV  17). 
Die  überlieferte  Zuteilung  an  den  Philosophen  kann  unmöglich 
recht  haben,  da  das  Werk  entstanden  sein  mufs,  als  dieser 
geboren  wurde.  Der  in  der  Inschrift  genannte  Künstler  oder 
Weihende  wird  Sokrates  geheifsen  haben  und  dadurch  die 
volkstümliche  Übertragung  entstanden  sein.  Im  ersten  Falle 
könnte  das  Werk  von  einem  böotischen  Bildhauer  des  Namens 
und  jener  Zeit  stammen  (Overbeck  a.  a.  O.  Nr.  478);  bei 
dieser  Annahme  würde  sich  der  an  einem  attischen  Werk 
auffallende  Mangel  an  Feinheit  und  Grazie  erklären. 

Gefunden  1769  beim  Hospital  von  S.  Giovanni  in 
Laterano.  Dann  im  Besitz  von  Cavaceppi,  von  dem  es  der 
Vatican  erwarb. 

Cavaceppi  Raccolta  di  antiche  statae  III  Taf.  XIII;  Pistolesi 
Taf.  XLIII;  Thiersch  Über  die  Epochen  d.  bild.  Kunst1  S.  370;  Gerhard- 
Piatner  S.  62  Nr.  358;  Michaelis  ArchäoJ.  Zeitung  1867  S.  11;  Benn- 

35* 


548  MÜSEÖ  CHIAÄAMONTI  361.  362. 

dorf  Arch.  Ztg.  1869  S.  55 f.  Taf.  XXII I;  Blümner  Arch.  Ztg.  1870 
S.83ff.;  Conze  Heroen- und  Göttergestalten  Taf.  LXXXVII 1 ;  Furtwängler 
Athen.  Mitth.  1878  S.  181  ff.;  Milchhöfer  Athen.  Mitth.  1880  S.  211  ff.; 
Petersen  ArchäoL-epigraph.  Mittheil,  aus  Österreich  1881  S.  26 f.;  Bohn 
Die  Propyläen  S.  25,  1;  Friederichs- Wolters  Bausteine  Nr.  ri8;  Furt- 
wängler bei  Röscher  Mythologisches  Lexikon  I  Sp.  881;  Baumeister 
Denkmaler  d.  klass.  Altert.  S.  376 ff.  Abb.  411;  Milchhöfer  ebenda  S.  203; 
Studniczka  Berliner  philologische  Wochenschrift  1893  Sp.  694;  Furt- 
wängler Meisterwerke  S.  33;  37  Anm.  3;  48;  Derselbe  Über  Statuen- 
copieen  im  Altert,  Abhandl.  d.  bayer.  Akad.  d.  Wissensch.  1897  S.  5  32  f.; 
Arndt- Amelung  Einzelaufnahmen  Nr.  731/2;  Escher  bei  Pauly-Wissowa 
Real-Encyklopädie  III  Sp.  2i65f.  Nr.  4c;  Heibig  Nr.  85. 

361.  Relieffragment   (Taf.  58). 

H.  0,54  ra.,  Br.  0,31  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  alle  Ränder,  am  Ares  Teil  des  Schädels,  r.  Unterarm  mit 
Hand,  Zeigefinger  der  L.  mit  Teil  des  Speers,  r.  Fufs,  Vorderteil  des  1., 
an  der  Aphrodite  Hinterteil  des  Kopfes,  1.  Unterschenkel  mit  Gewand  und 
Teil  des  Fufses. 

Hochrelief:  über  schmaler  Bodenleiste  1.  nach  1.  gewendet 
Ares  mit  vorgesetztem  r.  Fufs,  bärtig,  im  Panzer,  einen 
Mantel  um  den  1.  Unterarm  geschlungen;  die  L.  schultert 
den  Speer;  die  ergänzte  R.  bedeutungslos  vorgestreckt;  r. 
ihm  folgend  Aphrodite  in  archaistisch  gefälteltem,  gegürteten 
Chiton  und  mit  Schleier;  die  L.  mit  der  charakteristischen 
archaistischen  Haltung  der  Finger  (zwei  mit  den  Spitzen 
oben  vereinigt)  vor  den  Leib  gehalten;  die  R.  mit  Scepter 
wird  über  der  1.  Schulter  des  Ares  sichtbar.  Stammt  augen- 
scheinlich aus  einer  Götterprocession.  Schlechte,  stillose 
Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  62  Nr.  359;  Braun  Annali  d.  I.  1839  s-  243 
tav.  d'agg.  L.;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II  2  S.  117  Nr.  116. 

362.  Weiblicher  Id^alkopf  (Taf.  58). 

H.  des  Ganzen  0,455  m-»  des  Kopfes  0,21  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Mund,  Kinn  mit  Umgebung,  Flicken  in  der  r.  Wange, 
Stück  vom  Rande  des  r.  Ohres,  Hals,  Bruststück,  Fufs.  Rand  des  1.  Ohres 
bestofsen. 

Gradeaus  gerichtet;  Haare  gescheitelt;  vor  einem  schmalen 
Bande  in  welligen  Strähnen  auseinander  gekämmt  und  über 


MÜ8K0  CHIARAMONTI  363.  364.  549 

die  Ohren  zurückgenommen;  hinten  kleiner  Schopf;  Ansatz 
zu  Schulterflechten.    Schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  62  Nr.  360. 

363.  Archaischer  weiblicher  Kopf  (Taf.  58). 

H.  (ohne  Fufs)  0,35  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  BUstenfufs.  Ohren  sehr  bestofsen;  sonst  ver- 
waschen; horizontale  Verletzung  an  der  r.  Schädelseite  oben.  Rand  des 
Halses  unten  modern  abgeschnitten. 

Gradeaus  gerichtet;  auf  langem  Hals  Kopf  mit  langem 
schmalen  Gesicht  und  tiefem  Schädel;  stark  entwickeltes 
Kinn;  überhängende  Unterlippe,  wodurch  der  sonst  ernste 
Ausdruck  etwas  Mürrisches  erhält;  grofse  flachliegende  Augen; 
glatte,  hohe,  dreieckig  begrenzte  Stirn:  die  Haare  gescheitelt, 
zur  Seite  gekämmt;  ein  Teil  an  den  Schläfen  und  über  den 
Ohren  aufgerollt;  hinten  in  einer  umfangreichen,  weit  ab- 
stehenden Rolle  aufgenommen.  Gute  Copie  eines  archaischen 
Kopfes,  der  gegen  Mitte  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  von  einem 
peloponnesischen  Künstler  geschaffen  worden  ist  und  zu  einer 
gröfseren  Gruppe  von  Werken  ähnlichen  Charakters  gehört. 
Repliken  in  Lansdowne  House  (Michaelis  Ancient  marbles 
S.  449  Nr.  53;  besser  gearbeitet  und  erhalten)  und  in  Rieh- 
mond  (Michaelis  a.  a.  O.  S.  634  Nr.  53).  Man  vergleiche 
auch  einen  recht  verwandten  Terracotta-Kopf  aus  Tarent,  den 
Furtwängler  in  den  Sitzungsberichten  der  bayer.  Akad.  d. 
Wissensch.  1897  Taf.  VII  veröffentlicht  hat  und  in  dem  er 
wohl  mit  Recht  S.  132 f.  einen  Zeugen  für  die  Einwirkung 
der  Schule  des  Hagelaidas  auf  die  tarentinische  Kunst  ver- 
mutet. 

Gerhard-Platner  S.  62  Nr.  361;  Kopp  Rom.  Mitth.  1886  S.  200 ff. 
Taf.  XI;  Kalkmann  53.  Berlin.  Winckelmanns-Progr.  S»  99  Nr.  35a;  Arndt 
La  glyptotheque  de  Ny-Carlsberg  S.  49  Fig.  23;  Mariani  Bullett.  della 
comm.  archeol.  comun.  1897  S.  183;  Heibig  Nr.  86. 

364.  Römischer  männlicher  Porträtkopf  (Taf.  58). 

H.  des  Ganzen  0,53  m.,  des  Kopfes  0,26  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Ergänzt  Nase,  Kinn,  Hals,  Bruststück  und  Fufs. 

Gradeaus  gerichtet;  Kopf  eines  jungen  Mannes  mit 
sprossendem  Bartflaum  und  starkem  Lockenhaar,  das  durch 


550  MUSEO  CHJABAMONTI  365.  366.  367. 

die  vielfache  Bohrerarbeit  schwammartig  wirkt;  starke  Kinn- 
laden; geschlossener  Mund  mit  schmalen  Lippen;  ernster 
Ausdruck;  leicht  gesenkte  Oberlider.  Brauen  durch  Striche 
angegeben;  Augensterne  und  Pupillen  eingegraben.  Spätere 
Zeit  der  Antonine.     Mäfsige  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  62  Nr.  362. 

365.  Jugendlicher  männlicher  Idealkopf  (Taf.  58). 

H.  des  Ganzen  0,54  m.t  des  Kopfes  0,315  m.    GrofskÖrniger  weifser  Marmor. 
Ergänzt  Unterteil  der  Nase,  Büste  und  Fufs. 

Auf  moderner  nackter  Büste  mit  halber  Wendung  nach 
der  r.  Schulter  und  leicht  gehoben  ein  Jünglingskopf  mit 
feinen  schönen  Zügen  und  wirrem,  kurzen  Lockenhaar,  in  dem 
vorne  ein  dickes  Band  sichtbar  wird.  Augensterne  und  Pu- 
pillen angegeben.  Der  Hinterkopf  ist  in  Form  und  Aus- 
fuhrung vernachlässigt.  Glatte,  aber  nicht  unlebendige  Arbeit 
aus  späthadrianischer  Zeit,  wohl  nicht  als  Copie,  sondern 
Nachahmung  eines  Typus  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  aufzufassen. 
Gefunden  in  Ostia  (auf  dem  Indextäfelchen:  OST-EFFOS-). 

Pistolcsi  Taf.  XLIV  3;  Gerhard-Platner  S.  62  Nr.  363. 

366.  Porträtkopf,   wahrscheinlich    der  jüngeren 

Faustina    (Taf.  58). 

H.  des  Ganzen  0,485  m.f  des  Kopfes  0,24  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Flicken  in  r.  Wange  und  Haaren,  Hals,  Bruststück 
und  Fufs.     Stark  geputzt. 

Entspricht  in  Gesichtszügen  und  Frisur  am  meisten  den 
wahrscheinlichen  Porträts  der  jüngeren  Faustina.  Brauen 
durch  Striche  angegeben;  Augensterne  und  Pupillen  einge- 
graben.    Geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  62  Nr.  364;    Bcrnoulli    Köm.   Ikonographie 

S.  193  Nr.  3. 

367.  Kopf  des  eingiefsenden  Satyrs   (Taf.  58). 

H.  des  Ganzen  0,455  *"*>  des  Kopfes  0,24  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Flicken  am  Kinn  vorn,  Unterteil  des  Halses  mit  Brust- 
stück und  Fufs.     Sehr  verstofsen. 

Wiederholung  des  am  besten  aus  der  Replik  in  Museo 
Buoncompagni    bekannten    eingiefsenden    Satyrs    (Heibig 


MUSEO  CHIABAMONTI  $6$.  369.  55 1 

Nr.  875).  Dies  Exemplar  aber  gehörte,  dem  Halsrest  und 
den  vorfallenden  Bandenden  zufolge,  nicht  zu  einer  Statue, 
sondern  einer  Herme;  ein  analoges  Beispiel  in  Galleria  geo- 
grafica  Nr.  40.  Der  Schädel  oben  flach  und  nicht  ausgeführt. 
Die  Haare  bronzemäfsig  behandelt.    Schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  62  Nr.  365;  Furtwängler  Meisterwerke  S.  533 
Anm.  3;  Klein  Praxiteles  S.  192  Anm.  (Köpfe:  Nr.  3). 

368.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf 

(Taf.  58). 

H.  des  Ganzen  0,45  m.,  des  Kopfes  0,22  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Unterteil  der  Nase,  grofser  Flicken  in  der  1.  Wange,  kleiner 
in  der  I.  Kinnlade,  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs.  Ohren  sehr  bestofsen. 
Stark  geputzt. 

Kopf  einer  alten  Frau  leicht  nach  der  r.  Schulter  ge- 
wendet; stark  vortretende  Backenknochen;  unbedeutendes 
Kinn;  breiter,  geschlossener  Mund  mit  schmalen  Lippen; 
schmale,  längliche  Nase;  tiefliegende  Augen;  kleine,  stark 
gerunzelte  Stirn;  die  Haare  gescheitelt  und  vorne  in  stark 
gewellten  Strähnen  abwärts  gelegt  bis  zu  den  Ohren,  dann 
zurückgenommen  und  zusammengedreht;  hinten  ein  starker 
Chignon  von  der  Form  einer  Halbkugel.  Brauen  eingeritzt; 
Augensterne  und  Pupillen  eingegraben.  Nach  der  Frisur  aus 
antoninischer  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  62  Nr.  366. 

369.  Römische  weibliche   Porträtbüste   (Taf.  58). 

H.  (ohne  Fufs)  0,38  m.     Ziemlich  grofskrystallinischer  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Bilstenfufs  mit  Indextäfelchen.  Die  Büste  unten  modern 
zugeschnitten.     Ziemlich  stark  geputzt. 

Auf  kleiner,  mit  Tunica  bekleideter  Büste  (über  die 
Form  läfst  sich  wegen  der  Zuschneidung  nichts  sagen)  mit 
leichter  Wendung  nach  der  r.  Schulter  der  Kopf  einer  älteren 
Frau  mit  breitem,  häfslichen  Gesicht;  besonders  gewöhnlich 
die  starken  Lippen  und  die  breite  Nase;  die  Haare  gescheitelt 
und  regelmäfsig  gewellt  zur  Seite  gestrichen,  dann  aufgerollt 
und  nach  hinten  genommen,  wo  ein  kleiner  von  vier  Zöpfen 
gebildeter  und  von  einer  aufgerollten  Strähne  umwundener 
Schopf  herabhängt.    Lebendige  Arbeit  Bernoulli  (s.  unten) 


552  MUSEO  CHIARAMONTI  370.  37 1. 

hält  es  für  möglich,  dafs  der  Kopf  Antonia  darstelle;  jeden- 
falls aus  ihrer  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  62  Nr.  367;  Bernoulli  Römische  Ikonographie 
II 1  S.  220  Nr.  5. 

370.  Fragment  einer  Gruppe  von  Mars  und 

Venus    (Taf.  58). 

H.  0,41  m.     Ziemlich  grofskrystallinischer  weifser  Marmor. 

Erhalten  der  Torso  des  Mars  mit  einigen  Resten  der 
Venus.  Dem  Torso  fehlen  Kopf  und  Hals,  Arme  von  der 
Mitte  der  Oberarme  abwärts,  1.  Bein  bis  auf  den  halben  Ober- 
schenkel, r.  Unterschenkel,  Füfse.  Aufrechte  Haltung;  1. 
Standbein;  r.  Oberschenkel  seitlich  vorgestellt;  beide  Ober- 
arme abwärts:  also  Motiv  des  Ares  Borghese;  ein  Schwert- 
gehänge von  der  r.  Schulter  zur  1.  Hüfte.  Stützen  für  den 
Schild  am  1.  Arm  auf  der  Schulter  aufsen,  an  der  Brust, 
Hüfte  und  dem  Oberschenkel;  eine  Stütze  am  r.  Oberschenkel 
aufsen  für  die  R.  Von  der  Venus  haben  sich  die  fünf  Finger- 
spitzen der  R.  an  der  r.  Brust  des  Torso,  Spur  des  1.  Armes 
im  Nacken  und  Vorderteil  der  L.  bis  auf  den  Daumen  auf 
seiner  1.  Schulter  erhalten.     Vgl.  Nr.  627.     Geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  6a  Nr.  368. 

371.  Römische  weibliche  Porträtbüste   (Taf.  58). 

H.  (ohne  Fufs)  0,52  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Oberlippe,  Stück  am  Kinn,  grofser  Flicken  im  Halse, 
Kleinigkeiten  an  der  Büste,  Bttstenfufs  mit  Indextäfelchen.  Gebrochen 
war  der  Kopf  vom  Halse  oben,  r.  Schulter  samt  Hals  vom  übrigen,  grofses 
Stück  unter  der  r.  Brustseite.  Abgebrochen  fast  ganz  die  Ohren.  Im  Ganzen 
sehr  bestofsen  und  geputzt  (besonders  die  r.  Wange). 

Auf  hadrianischer  Oberarmbüste  mit  Tunica  und  Mantel, 
der  Schultern  und  Brust  bedeckt,  mit  halber  Wendung  nach 
der  r.  Schulter  der  Kopf  einer  Frau  in  mittleren  Jahren  mit 
feinem,  schmalen  Gesicht,  kleinem,  geschlossenen  Mund,  tief 
liegenden  Augen  und  energischem  Ausdruck;  die  Haare  in 
Wellen  zurückgestrichen  —  eine  Rille  in  der  Scheitellinie  — ; 
hinten  in  Zöpfe  geflochten  und  zu  einem  grofsen  Nest  auf- 
genommen.    Brauen  durch  Striche  angegeben;  Augensterne 


MÜ8E0  CHI ARAMONTI  3  7  2 .  3  7  2  A.  553 

und  Pupillen  eingegraben.    Zu  der  Frisur  vgl.  den  Kopf  der 
Mutter  auf  dem  Sarkophag  der  Metilia  Acte  (hierselbst  Nr.  179). 

Gerhard-Platner  S.  62  Nr.  369. 

372.  Statuette  eines  Knaben,  als  Faustkämpfer 

ergänzt    (Taf.  58). 

H.  0,575  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  und  Hals,  Arme  mit  Händen,  r.  Bein  von  der  Mitte 
des  Oberschenkels  abwärts  mit  Stütze,  1.  Unterschenkel  mit  Knie,  FUfse,  Basis. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein,  verstärkt  durch  eine 
Stütze  mit  Gewand;  1.  Fufs  mit  erhobener  Ferse  zurück- 
gesetzt; der  Körper  chiastisch  bewegt;  r.  Arm  erhoben,  1. 
gesenkt;  an  beiden  Händen  caesti;  der  Kopf  leicht  nach  der 
1.  Schulter  gewendet.  Schlechte  Arbeit.  Der  Torso  erst 
durch  den  Ergänzer  zu  einem  Gegenstück  von  Nr.  372  B  ge- 
macht.    Ehemals  in  der  Galleria  de*  candelabri. 

P.  Massi  Indicazione  antiquaria  (1792)  S.  169  Nr.  169;  Clarac  883, 
2257;  Gerhard-Platner  S.  254  Nr.  30  und  S.  63  Anm.  *). 

372  A.  Relieffragment   (Taf.  58). 

H.  0,70  na.,  Br.  0,58  m.     Bläulicher  böotischer  Kalkstein. 

Ergänzt  Nase  des  Mannes,  Flicken  am  Handgelenk,  Spitze  des 
Pferdeohrs  und  r.  Hälfte  des  oberen  Randes.  Ohr  des  Mannes  und  Auge 
des  Pferdes  verletzt. 

Stück  des  Randes  1.  oben  erhalten.  Hochrelief:  Pferd 
mit  bärtigem  Reiter  nach  r.  sprengend;  am  Reiter  fehlt  der 
r.  Unterschenkel  mit  Fufs  und  die  Enden  des  unten  zurück- 
wehenden Gewandes;  vom  Pferd  ist  nur  Nacken,  Hals  und 
Kopf  ohne  Vorderhälfte  erhalten.  Der  Mann  sitzt  ruhig  auf- 
recht, den  Kopf  gradeaus  gewendet;  kurzer  Chiton  und 
Chlamys,  auf  der  r.  Schulter  geknüpft  (sie  bedeckt  die  ganze 
Vorderseite);  unten  in  der  bis  zur  Mähne  vorgestreckten,  ge- 
ballten R.  —  der  Rücken  nach  aufsen  gekehrt  —  ein  rundes 
Loch  zur  Befestigung  des  Bronzezügels;  ein  anderes  r.  davon  in 
der  Mähne;  1.  Arm  nicht  sichtbar.  Das  Pferd  hat  ziemlich  kurz- 
geschorene Mähne;  es  zieht  den  Kopf  zurück  und  streckt  die 
Schnauze  gradeaus;  das  r.  Ohr  zurückgelegt.  Die  Darstellung 
setzte  sich  r.  weiter  fort;  unter  dem  Pferdekopf  Falten,  die 
von  dem  Mantel  eines  andern  Reiters  stammen  müssen;  über 


1 


S  54  MÜSEO  CHI ARAMONTI  3  7  2  B. 

ihm  am  Rande  Spuren  abgearbeiteter  Reliefteile.  Der  Grund 
über  beiden  Köpfen  nicht  so  stark  geglättet  wie  weiter  unten,  was 
fiir  hohe  Aufstellung  spricht.  Augenscheinlich  also  das  Fragment 
eines  Reliefs  analoger  Bestimmung  wie  der  Parthenonfries, 
dem  es  auch  stilistisch  so  nahe  steht,  dafs  man  lange  ge- 
glaubt hat,  es  stamme  von  ihm,  bis  mit  der  Bestimmung  des 
Materials  auch  der  Ort  der  Entstehung  festgelegt  wurde;  der 
böotische  Kalkstein  ist  unseres  Wissens  nie  behufs  Her- 
stellung von  Sculpturen  versandt  worden.  Das  Relief  mufe 
also  in  Böotien  gearbeitet  worden  sein.  So  ist  denn  auch 
das  Relief  etwas  höher  als  am  Parthenonfries,  der  Stil  weniger 
vornehm.  Das  Charakteristicum  der  böotischen  Kunst  ist 
auch  sonst  Abhängigkeit  von  Attica,  aber  geringere  Feinheit 
in  der  Durchführung.  Immerhin  ist  das  Fragment  eine  vor- 
treffliche Arbeit  aus  der  Entstehungszeit  des  Parthenonfrieses. 
Im  J.  1687  von  den  Venezianern  unter  Morosini  als 
Kriegsbeute  aus  Griechenland  mitgebracht,  kam  es  zunächst 
in  den  Besitz  des  Dogen  Marcantonio  Giustiniani,  später  in 
den  Palazzo  Giustiniani  in  Rom,  dann  durch  Vermittelung 
Camuccini's  in  den  Vatican,  für  den  es  durch  PiusVII.  er- 
worben wurde. 

Do d well  Aleuni  rilievi  della  Grecia  S.  7  Taf.  VIII;  Cardinali  Mc- 
morie  romane  delle  antich.  c  belle  arti  1825  S.  294 f.;  Pistolesi  Taf.  LIX; 
Nibby  II  Taf.  XL V;  Braun  Ruinen  und  Museen  Rom's  S.  269  Nr.  27; 
Friederichs  Archäolog.  Zeitung  1863  S.  12  Taf.  CLXX2;  Urlichs  Die 
Glyptothek  S.  11;  Körte  Athen.  Mitth.  1879  S.  273f.:  Haussoulier  Quo- 
modo  sepulcra  Tanagraei  decoraverint  (Paris  1884)  S.  46;  F  Hederichs - 
Wolters  Bausteine  Nr.  1205;  Colli gnon  Histoire  de  la  sculpt.  grecque  II 
S.  146  Fig.  72;  Heibig  Nr.  87. 

Photographie  Alinari  6578. 

372B.  Statuette,  einen  Knaben  als  Faustkämpfer 

darstellend   (Taf.  58). 

H.  0,535  m.     Feinkörniger,  leicht  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  1.  Arm  mit  Schulter  und  Hand,  r.  Hand  mit  Gelenk, 
Unterschenkel,  r.  Fufs,  Stück  der  Stütze  unten,  Basis  bis  auf  das  Stück  unter 
dem  1.  Fufs.     Gebrochen  war  Kopf,  r.  Arm,  Stütze  oben. 

Ein  Knäbchen  steht  aufrecht,  den  r.  Fufs  weit  vorgesetzt, 
beide  Füfse  auf  die  Zehenspitzen  erhoben;  der  Körper  ist 
chiastisch  bewegt,  d.  h.  die  r.  Schulter  weit  zurückgenommen, 


MU8E0  CHIABAMONTI  373.  555 

der  Oberarm  wagerecht  nach  hinten  gestreckt,  der  Unterarm 
senkrecht  erhoben;  die  Hand  mit  caestus  geballt,  mit  dem 
Rücken  nach  hinten  gehalten;  1.  Schulter  vorgenommen  und 
L  Arm  (Hand  mit  caestus  richtig  erg.)  weit  vorgestreckt;  der 
Kopf  mit  kurzem  Haar  und  individuellen  Zügen  in  der 
Richtung  der  L.  gedreht;  an  den  r.  Glutäus  stöfst  eine  mit 
Gewand  bedeckte,  runde  Stütze,  an  der  ein  grofser  Köcher 
in  Flachrelief  dargestellt  ist 

Die  Gegenüberstellung  mit  Nr.  372  ist  willkürlich;  Marmor 
und  Formen  des  Körpers  verschieden.  Dieser  Knabe  ist 
durch  den  Rest  des  caestus  am  r.  Arm  als  Faustkämpfer 
gesichert.  Die  Figur  ist  eine  Reduction  einer  grofsen  Faust- 
kämpferstatue in  kindliche  Verhältnisse.  Der  Torso  einer 
Copie  dieser  grofsen  Vorlage  ist  im  Berliner  Museum  (Be- 
schreibung d.  ant.  Skulpturen  Nr.  469).  Durch  den  Vergleich 
mit  der  Statuette  wird  die  schon  ausgesprochene  Vermutung, 
dafs  der  Torso  von  einem  Faustkämpfer  stamme  und  dafs  bei 
diesem  beide  Füfse  auf  die  Zehenspitzen  erhoben  gewesen 
seien,  bestätigt  und  Overbeck's  Erklärung  als  bogen- 
schiefsender  Apoll  endgültig  widerlegt.  Der  r.  Arm  mit 
Hand  wäre  an  dem  Torso  nach  der  Statuette,  die  darin  mit 
dem  bekannten  arxtotficr/u>v  der  ficoronischen  Ciste  überein- 
stimmt, zu  ergänzen;  die  Richtung  des  1.  Armes  scheint  der 
Ergänzer  richtig  getroffen  zu  haben.  Über  die  Form  des 
caestus,  wie  man  sie  nach  dem  erhaltenen  Rest  voraussetzen 
kann,  vgl.  Jüthner  Über  ant.  Turngeräthe,  Abh.  d.  arch.- 
epigr.  Seminars  der  Univ.  Wien  XII  S.  75  ff.  Das  gemein- 
same Original  des  Berliner  Torso  und  der  Statuette  mufs  eine 
Bronzestatue  der  zweiten  Hälfte  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  ge- 
wesen sein. 

Stand  ehedem  in  der  Galleria  de'  candelabri. 

P.  Massi  Indicazione  antiquaria  (1792)  S.  169  Nr.  169;  Clarac883, 
2256;  Gerhard-Platner  S.  254  Nr.  30  u.  S.  63  Anm.  *). 

373.  Weiblicher  Idealkopf  auf  moderner 
nackter  Büste    (Taf.  58). 

H.  Ganzen  0,645  m-t   des  Kopfes  0,26  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  der  ganze  Hinterkopf,  Büste  und  Fufs.  Nasenspitze  be- 
stofsen.    Stark  geputzt  und  geglättet. 


556  MU8E0   CHIABAMONTI   373A.  374. 

Auf  moderner  weiblicher  nackter  Büste  gradeaus  ge- 
wendet und  leicht  geneigt  ein  Mädchenkopf  mit  freundlichem 
Ausdruck  und  tiefliegenden  Augen,  dessen  Haare  bis  auf 
einen  Streifen  um  Stirn  und  Schläfen,  der  gescheitelt  und 
zurückgekämmt  ist,  von  einem  Tuch  fest  umwunden  sind. 
Geringe  Copie  eines  Originals  aus  dem  Beginn  des  4.  Jahrh. 
v.  Chr.  Zu  vergleichen  der  Kopf  vom  Falatin  im  Museo 
nazionale  romano  (Heibig  Nr.  1226)  und  ein  Kopf  in  Athen 
(Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen  Nr.  647 — 9). 

Gerhard-Platner. S.  63  Nr.  370. 

373A.  Torso  einer  männlichen  Statuette 

(Taf.  58). 

H.  0,435  ro.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Es  fehlt  Kopf  und  Hals,  r.  Arm  bis  auf  Ansati,  1.  Hand  mit  Griff 
des  Schwertes,  Zipfel  des  Mantels,  r.  Bein  von  der  Mitte  des  Oberschenkels 
abwärts,  1.  Unterschenkel,  FUfse,  Basis.  Am  Körper  ist  oberhalb  des  Unter- 
arms eine  Stelle  abgemeifselt  (Verbindung  mit  dem  Ellenbogen  ?). 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs  war  zurück- 
gesetzt; r.  Arm  hing  herab  (Stützenrest  an  der  r.  Hüfte);  1. 
Oberarm  gesenkt,  Unterarm  grade  vorgestreckt;  ein  Mantel 
liegt  mit  einem  Bausch  auf  der  1.  Schulter,  ist  dann  von  innen 
nach  aufsen  über  den  1.  Unterarm  gelegt;  die  L.  hielt  das 
Schwert,  dessen  Scheide  unter  dem  Ellenbogen  liegt  und 
dessen  Band  die  Brust  überquert;  der  Kopf  war  nach  der  1. 
Schulter  gewendet.  Unbedeutende  Arbeit.  Vgl.  den  praxi- 
telischen  Torso  eines  Heros  in  Neapel  (Arndt-Amelung 
Einzelaufnahmen  Nr.  531;  dazu  Nachträge  der  IV.  Serie 
[Herrmann]). 

Gerhard-Platner  S.  63  Nr.  371. 

374.  Römische  männliche  Porträtbüste    (Taf.  58). 

H.  (ohne  Fufs)  0,42  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  StUck  am  Hinterkopf,  Flicken  Über  dem  r.  Ohr,  Büstenfufs 
mit  Index  täfeichen.     Überarbeitet. 

Auf  julisch-claudischer  Brustbüste  gradeaus  gerichtet  der 
Kopf  eines  älteren  Mannes  von  bäurischen,  knochigen  Formen 
und  mit  faltigem  Fleisch;  breiter  geschlossener  Mund  mit 
schmalen  Lippen;    kurze  breite   Nase;   tiefliegende  Augen; 


MÜSKO  CHIABAMONTI  375.  JS7 

ernster,  sehr  energischer  Ausdruck;  kurzgeschorenes  Haar 
(eingepickt);  zu  der  Angabe  der  Brauen  durch  unregelmäfsige 
Striche  vgl.  hierselbst  Nr.  135.  Derbe  Arbeit  aus  der  letzten 
Zeit  der  Republik  oder  dem  Beginn  der  Kaiserzeit. 

Gerhard-Platner  S.  63  Nr.  372. 

Unter  Nr.  369 — 374 

Vier  Fragmente  von  Gesimsen   (Taf.  58). 

a  (unter  Nr.  369). 

H.  0,30  m.,  L.  0,585  m.,  T.  0,31  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  zerstört. 

Unten  Herzblatt-Kyma,  dann  kleiner  Zahnschnitt,  Eierstab, 
grofser  Zahnschnitt,  niedriges  Geison,  Sima,  auf  der  Akanthus 
und  schmale  Blätter  mit  einander  abwechseln.  Bildet  r.  eine 
Ecke.    Vgl.  Nr.  c. 

b  (unter  Nr.  370—2). 

H.  0,275  m.,  L.  0,74  m.,  T.  0,28  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Ergänzt  die  ganze  obere  Deckplatte  und  Teil  von  Sima  und  Geison  1. 
(Gyps).     Sehr  zerstört. 

Dieselben  Motive  wie  bei  Nr.  a.    Vgl.  Nr.  d. 

c  (unter  Nr.  372— 2A). 

H.  0,30  m.,  L.  0,94  m.,  T.  0,31  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  zerstört. 

Die  gleichen  Motive  und  Mafse  wie  bei  Nr.  a,  aber 
besser  gearbeitet. 

d  (unter  Nr.  372  B— 4). 

H.  0,30  m.,  L.  1,54  m't  T.  0,28.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Ergänzt  Teile  der  Deckplatte.     Vielfach  beschädigt. 

Stammt  von  demselben  Bau  wie  Nr.  b. 

375.  Fragment  der  Vorderseite  eines  orna- 
mentierten Pfeilers    (Taf.  58). 

H.  0,49  m.,  Br.  0,125  m*     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Ungefähr  in   der  Mitte  durchgebrochen  und    mit  Gyps  geflickt. 


558  MÜ8E0  CHIARAMONTI  376.  376A.  376B.  377. 

R.  und  1.  schmale  Randleiste.  An  einem  Schaft,  der 
aus  einer  Blüte  senkrecht  aufsteigt  und  in  eine  Blüte 
endigt,  sind  Sträufse  von  Früchten,  Ähren,  Bohnen  und 
Blüten  befestigt.    Hübsche  decorative  Arbeit. 

376.  Sarkophagfragment   (Taf.  58). 

H.  0,24  m.,  Br.  0,32  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Oben  und  unten  schmaler  Randstreifen  erhalten.  Da- 
zwischen Flachrelief:  weiblicher  Greif  sitzt  nach  1.  mit  er- 
hobener r.  Vorderpfote;  I.  der  Anfang  einer  senkrecht  hän- 
genden Fruchtguirlande  mit  langem  Band  (unten  Schlange?); 
r.  Reste  von  Felsen  und  darüber  Mauer  mit  Fugenschnitt. 
Über  den  Flügeln  kleine  runde  Vertiefung.  Einfache  Arbeit 
Stammt  jedenfalls  von  einer  r.  Nebenseite. 

Gerhard-Platner  S.  63  Nr.  373. 

376A.  Fragment  eines  Sarkophagdeckels 

(Taf.  58). 

H.  0,20  m.,   Br.  0,22  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  schwarzlichen 

Adern. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste  erhalten.  Dazwischen 
in  Flachrelief  ein  nach  r.  stehender  Greif  mit  Zackenmähne. 

Gerhard-Platner  S.  63  Nr.  374. 

376B.  Relieffragment   (Taf.  58). 

H.  0,21  m.,  L.  0,86  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Mehrfach  gebrochen. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste  z.  T.  erhalten. 
Flachrelief:  Links  ein  Greif  nach  1.  laufend  (Flügelspitze  fehlt); 

ihm    nach    ein  Löwe    (Kopf,    Teil   des  Rückens  und  Schwanz    fehlt); 

dann    noch    Vorderteil    eines    Tieres    mit    Tatzen.      Unbe- 
deutende Arbeit.    Vgl.  Nr.  24. 

Gerhard-Platner  S.  63  Nr.  375. 

377.  Decoratives  Relief  (Taf.  58). 

H.  0,29  m  ,  Br.  0,455  m-     Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  schwärzlichen 

Adern. 

Ergänzt  ein  Stück  in  der  Mitte  unten.  Mehrfach  gebrochen;  die 
Brüche  mit  Gyps  verschmiert. 


MUSEO  CHIARAMONTI  378.  378 A.  B.  C.  D.  559 

Rechteckige  Platte  umrahmt  von  einfach  profiliertem 
Rand.  Links  ein  nach  r.  stehender  Hirsch,  den  Kopf  gesenkt; 
ihm  entgegen  ringelt  sich  eine  Schlange  unter  einem  Lorbeer- 
baum hervor.    Flachrelief. 

Gerhard-Platner  S.  63  Nr.  376. 

378.  Fragment  von  der  Vorderseite  eines  orna- 
mentierten Pfeilers   (Taf.  58). 

H.  0,385  m.,  Br.  0,185  m.     Feinkörniger,  leicht  bläulicher  Marmor. 

Rechts  und  links  Randleiste  mit  glattem  Ablauf.  Da- 
zwischen senkrechte  Staude  mit  wechselnden,  phantastischen 
Ranken.    Hübsche  decorative  Arbeit. 

378A.  Grabara  einer  Taronia  Restituta   (Taf.  58). 

CIL  VI  27 108. 

378B.  Ornamentierter  Pfeiler   (Taf.  58). 

H.  0,73  in.,  Br.  0,17  m.,  T.  0,13  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Ränder  sehr  beschädigt. 

Sichtbar  zwei  Seiten.  Oben  und  unten  unvollständig. 
An  den  Rändern  schmale  Randleiste.  Vorne  senkrechte 
Staude   mit  Blättern,   Blüten,   Ähren.     Links   Epheuranke 

(hier  1.  unten  eine  grofse,  tiefe,  viereckige  Vertiefung,  jedenfalls  von  später 
barbarischer  Verwendung  stammend). 

378C.  Grabara  eines  Erziehers  Callimorfus 

(Taf.  58). 

Im  Aetom  Akanthuskelch  mit  Blumen  in  Flachrelief. 

CIL  VI  14083. 

378D.  Ornamentierter  Pfeiler   (Taf.  58). 

H.  0,72  m.,  Br.  0,185  m.,  T.  0,13  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Form,  Motive  und  Erhaltung  wie  bei  Nr.  378B;  an  der 
Seite  der  Staude  unten  zwei  Vögel,  an  den  Ähren  pickend. 
Vorne  in  der  Mitte  eine  Vertiefung  wie  bei  Nr.  378B.  Wahr- 
scheinlich mit  dieser  Nummer  zusammengehörig. 


H 


$ÖO  MUSKO  CHURAMONTI  378E.  378a.  379. 

378E.  Grabara  eines  L.  Vibius   (Taf.  58). 

Im  Aetom  vorne  Ranken,  die  sich  gleichmäfsig  nach 
beiden  Seiten  hin  ausbreiten  und  in  der  Mitte  verbunden 
sind.  Auf  der  Oberfläche  eine  runde,  jetzt  mit  Cement  ge- 
füllte Vertiefung  (zur  Aufnahme  der  Opferspenden).  Gefunden 
an  der  Via  Ostiensis  zwischen  dem  3.  und   4.  Meilenstein; 

dann  in  den  Orti  Giustiniani. 
CIL  VI  28782. 

Zwischen  Nr.  378  B  und  D  steht  seit  einem  der  letzten 
Jahre  (bis  dahin  hier  in  Abteilung  XXV): 

378a.  (bez.  mit  634B).  Kleiner  Altar   (Taf.  78). 

H.  0,545  m.,  Br.  unten  0,29  ra.,  T.  unten  0,21  m.     Feinkörniger  hellgrauer 

Marmor. 

Ergänzt  das  ganze  obere  Viertel,  r.  untere  Ecke  und  Teile  der 
anderen  Ecken. 

Der  Altar  ist  vierseitig;  auf  jeder  Seite  ein  Gegenstand 
in  Relief:  Lorbeerkranz;  Füllhorn;  Schale;  Kanne.  Demnach 
wohl  der  Fortuna  oder  dem  Bonus  Eventus  geweiht.  Un- 
bedeutend. 

379.  Sarkophag  fragment   (Taf.  59). 

H.  0,84  m.     Ziemlich  grobkörniger  gelblicher  Marmor.' 

Erhalten  in  Hochrelief  die  Gestalt  eines  stehenden 
Mannes  in  Tunica,  Toga  und  calcei  mit  1.  Standbein  (es  fehlen 
Kopf  mit  Hals,  Teile  der  Finger,  Füfse);  die  gesenkte  R. 
fafst  den  Rand  der  Toga;  in  der  vorgestreckten  L.  ein  runder 
Gegenstand  (Rest  einer  Rolle;  Stützenansatz  an  den  Falten 
darunter);  links  Reste  einer  korinthischen  Säule  mit  spiral- 
förmig gewundenen  Canelluren.  Stammt  von  einem  grofsen 
Säulensarkophag  (vgl.  darüber  zuletzt  Altmann  Architektur 
und  Ornamentik  d.  ant.  Sarkophage  S.  52  fr.);  zu  beachten 
ist,  dafs  der  Togawurf  der  der  ersten  Kaiserzeit  ist,  während 
der  Typus  der  Säulensarkophage  erst  in  der  Zeit  der  Antonine 
geschahen  wurde  (s.  Galleria  lapidaria  Nr.  128c).  Vgl. 
Nr.  380  und  381. 

Gerhard-Platner  S.  63  Nr.  377. 


MUSEO  CHIARAMONTI  38a.  38 1.  382.  561 

380.  Sarkophagfragment   (Taf.  59). 

H,  0,82  m.     Ziemlich  grobkörniger  gelblicher  Marmor. 

Erhalten  in  Hochrelief  die  Gestalt  einer  stehenden  Frau 
in  Tunica  und  Mantel,  der  beide  Schultern  und  Oberarme 
mit  r.  Ellenbogen,  die  Rückseite  und  vorne  den  Unterkörper 

umhüllt,  mit  1.  Standbein  (es  fehlen  Kopf  mit  Hals,  r.  Ellenbogen, 

Fafse);  in  der  unter  der  1.  Brust  liegenden  L.  hält  sie  den 
Rest  einer  Rolle  (Stützenansatz  an  der  Schulter),  auf  deren 
oberes  Ende  sie  zwei  Finger  der  R.  legt;  rechts  der  Rest 
einer  Säule  mit  spiralförmig  gewundenen  Canelluren;  rechts 
davon  unten  der  Oberkörper  eines  Knaben  (l.  Arm  fehlt;  Gesicht 
verstofsen),  der  mit  der  erhobenen  R.  einen  Haufen  Ähren  (?) 
auf  dem  Kopf  hält.  Stammt  von  einem  Säulensarkophag 
wie  Nr.  379  (s.  dort),  aber  nicht  von  demselben,  da  die  Canel- 
luren enger  sind. 

Gerhard-Platner  S.  63  Nr.  378. 

381.  Sarkophagfragment   (Taf.  59). 

H.  0,60  m.     Grofskrystallinischer  bläulicher  Marmor. 
Ein  Stück  links  war  gebrochen. 

Erhalten  in  Hochrelief  die  Gestalt  eines  stehenden 
Mannes  in  Tunica  und  Toga  mit  1.  Standbein  (es  fehlen  Kopf 

mit  Hals,  Stück   der  Toga  unter  der  R.,  Unterteil   der  Unterschenkel  und 

Fufse);  die  gesenkte  R.  fafst  den  Rand  der  Toga,  die  nach 
Art  der  ersten  Kaiserzeit  gelegt  ist  (vgl.  Nr.  379);  die  seit- 
wärts ausgestreckte  L.  hält  eine  Rolle;  r.  davon  ein  Säulen- 
schaft mit  graden,  unten  ausgefüllten  Canelluren;  davor  eine 
nach  unten  gekehrte  R.  mit  Rolle;  1.  oben  Faltenreste  einer 
dritten  Figur.     Stammt  von  einem  grofsen  Säulensarkophag. 

Gerhard-Platner  S.  63  Nr.  379. 

382.  Sarkophagfragment   (Taf.  59). 

H.  0,87  m.     Grofskörniger  gelblicher  Marmor. 

Erhalten  in  Hochrelief  die  Gestalt  einer  stehenden  Fortuna 

mit    1.  Standbein    (es   fehlen   Kopf   mit   Hals,    halber  r.  Unterarm  mit 

Hand,  1.  Hand  fast  ganz,  Fufse);  Gewand  wie  bei  dem  Fortuna- 
Typus  im  Braccio  nuovo  Nr.  86,  nur  dafs  der  Chiton  die 
r.  Brust    freiläfst;    die  R.  war  seitlich    ausgestreckt;    die  L. 

Yatican.  Katalog  I.  36 


562  MÜSEO  CHIABAMONTI  383.  384. 

stützt  sich  auf  ein  umgekehrtes  Ruder  (Griff  fehlt)  und  hält 
einen  kleinen,  runden,  gefüllten  Korb,  auf  dessen  Rand  ein 
Kindchen  safs,  von  dem  nur  der  Unterleib  erhalten  ist.  Hat 
augenscheinlich  Bezug  auf  die  pränestiner  Fortuna  Primigenia, 
die  als  kinderpflegende  Göttin  verehrt  wurde;  vgl.  hierselbst 
Nr.  241.     Späte  decorative  Arbeit. 

Gcrhard-Platner  S.  63  Nr.  380. 


383.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  59). 

H.  des  Ganzen  0,59  m.,  des  Kopfes  0,29  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Flicken  im  Oberschädel,  Nase,  Stück  vom  Rand  des  1.  Ohrs 
und  den  Flechten  unter  dem  r.  Ohr,  unterer  Rand  der  Haare,  Hals  mit 
Bruststück  und  Fufs.     Vielfach  verletzt 

Gradeaus  gewendet  der  Kopf  einer  Frau  in  den  mittleren 
Jahren  mit  gewöhnlichen  Zügen,  breitem  Gesicht,  freund- 
lichem Ausdruck;  die  Haare  gescheitelt,  glatt  an  den  Seiten 
herabgestrichen  —  die  Ohren  frei  —  und  hinten  zu  einem 
polsterartigen  Wulst  zusammengeflochten.  Die  Brauen  waren, 
wie  es  scheint,  angegeben.  Augensterne  und  Pupillen  waren 
eingegraben;  der  Blick  ist  etwas  nach  1.  (vom  Beschauer  aus) 
gerichtet.    Nach  der  Frisur  aus  der  Zeit  der  Iulia  Soaemias. 

Unbedeutende  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  63  Nr.  381. 


384.  Behelmter  Jünglingskopf  (Taf.  59). 

H.  des  Ganzen  0,465  m.,  des  Kopfes  0,24  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs.  Sehr  bestofsen  und 
verwaschen  (wodurch  sich  erklärt,  dafs  der  Kopf  früher  für  weiblich  ge- 
halten wurde). 

Jugendlicher  männlicher  Kopf  gradeaus  gerichtet;  kurz- 
gelockte, aufwärts  gesträubte  Haare  um  Stirn  und  Schläfen; 
der  Schädel  bedeckt  von  einem  attischen  Helm  mit  merk- 
würdig hoch  angebrachtem  Stirnschutz;  oben  ein  grofses,  da- 
hinter ein  kleineres  Loch  zur  Befestigung  des  bronzenen  Helm- 
busches. Augensterne  und  Pupillen  eingegraben.  Schlechte 
Arbeit 

Gerhard-Platner  S.  63  Nr.  382. 


MU8E0  CHIARAMONTI  385.  386.  387.  563 

385.   Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  59). 

H.  des  Ganzen  0,535  m.,  de9  Kopfes  0,30  m.    Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Flicken  in  den  Brauen,  Nase,  Kinn,  Bruststück  mit  Fufs.    Ver- 
waschen. 

Jugendlich  weiblicher  Kopf  leicht  zur  r.  Schulter  ge- 
wendet; weiche  Formen;  kleiner  voller  Mund;  grofse,  weit 
geöffnete  Augen,  deren  Blick  etwas  nach  links  (vom  Be- 
schauer aus)  und  aufwärts  gerichtet  ist;  mit  emporgezogenen 
Brauen;  niedere  Stirn;  blöder  Ausdruck;  die  Haare  ge- 
scheitelt und  in  regelmäfsig  gebrannten  Wellen  zur  Seite 
gestrichen  —  Ohren  frei  — ;  hinten  in  einen  dicken  polster- 
artigen Wulst  zusammengeflochten.  Augensterne  und  Pupillen 
eingegraben.  Schlechte  Arbeit.  Nach  der  Frisur  aus  der 
Zeit  der  Iulia  Domna. 

Gerhard-Platner  S.  63  Nr.  383. 

386.  Maske  eines  römischen  weiblichen 
Porträtkopfes   (Taf.  59). 

H.  des  Ganzen  0,35  m.,  des  Maske  0,23  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase»  Kinn  z.  grofsen  Th.,  Hals  mit  Bruststück.  L.  Braue, 
Lider  und  Oberlippe  beschädigt.    Augen  und  Hinterkopf  fehlen. 

Gesicht  einer  Frau  in  mittleren  Jahren  stark  nach  der 
r.  Schulter  gewendet;  die  Augen  waren  eingesetzt;  die  Brauen 
sind  durch  einen  erhobenen  Strich  angedeutet;  rundes  Ge- 
sicht; kleiner  Mund;  von  den  Haaren  vorne  ein  Teil  erhalten, 
der  gescheitelt  und  in  breiten  welligen  Strähnen  zur  Seite 
genommen  ist  Der  Hinterkopf  war  besonders  gearbeitet 
und  angesetzt  (wahrscheinlich  mit  Gewand  bedeckt)»  Schlechte 
Arbeit.    Nach  dem  Rest  der  Frisur  aus  der  Zeit  der  Lucilla. 

Gerhard-Platner  S.  63  Nr.  384. 

387.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  59). 

H.  des  Ganzen  0,495  m«>  des  Kopfes  0,29  m.    Ziemlich  grobkörniger  weifser 

Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Ränder  beider  Ohren,  Unterteil  des  Halses  mit  Brust- 
stück und  Fufs. 

Kopf  einer  alten  Frau  gradeaus  gerichtet;  welke,  faltige 
Züge;  breiter  Mund  mit  abwärts  gezogenen  Winkeln,  schmaler 
Oberlippe,  überhängender  Unterlippe,  starken  seitlichen  Falten; 

36  • 


1 


JÖ4  MUSEO  CHIARAMONTI  388.  388  A. 

kleine  Augen;  vorgebaute  Unterstirn;  ordinärer  Ausdruck. 
Die  Haare  straff  zurückgestrichen;  auf  dem  Oberschädel  ein 
turbanähnlicher  Flechtenkranz.  Derbe,  äufserst  charakte- 
ristische Arbeit  trajanischer  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  63  Nr.  385. 

388.  Römische  männliche  Porträtbüste    (Taf.  59). 

H.  des  Ganzen  0,50  m.,  ohne  Fufs  0,38  m.      Ziemlich  grobkörniger  weifser 

Marmor. 

Ergänzt  Flicken  Über  der  1.  Braue,  in  Oberlippe  und  Kinn,  Nase, 
BUstenfufs  mit  Indextäfelchen.     Auf  der  Stirn  die  Spur  einer  roten  Nummer. 

Auf  einem  kleinen,  modern  zugeschnittenen  Bruststück 
ein  Jünglingskopf  mit  starker  Wendung  nach  der  1.  Schulter; 
langer  Hals;  längliches  Gesicht  mit  vollem  Mund;  flache 
Augen  mit  tief  herabhängenden  Oberlidern;  Augensterne 
und  Pupillen  eingegraben;  kurz  geschorene  Haare  (eingepickt). 
Schlechte  Arbeit  später  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  63  Nr.  386. 

388A.  Archaischer  weiblicher  Kopf  (Taf.  59). 

H.  des  Ganzen  0,545  m.,  des  Kopfes  0,30  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase  mit  Wurzel,  Mitte  beider  Lippen,  Flicken  neben  dem 
r.  Mundwinkel,  1.  Ohr  und  Haare  darüber,  Unterteil  des  Halses  mit  Brust- 
stück und  Fufs.     Auf  der  Stirn  die  Spur  einer  roten  Nummer. 

Auf  starkem  Hals  geradeaus  gerichtet  und  leicht  geneigt 
ein  weiblicher  Kopf  von  sehr  derben  harten  Formen,  stark 
entwickeltem  Untergesicht,  breitem  Mund,  länglichen  Augen, 
niederer  Stirn,  flachem,  nicht  sehr  tiefen  Schädel,  auf  dem 
die  schlichten  Haare  vorne  gescheitelt  und  straff  zur  Seite 
gestrichen  sind;  noch  auf  dem  Vorderschädel  geht  dann 
rechts  und  links  vom  Scheitel  eine  breite  Strähne  aus,  die 
das  Vorderhaar  vor  den  Ohren  überdeckt,  dann  schleifen- 
förmig  aufgenommen  und  grade  nach  dem  Hinterkopf  zu 
gelegt  ist,  wo  beide  Strähnen  mit  einander  verknotet  scheinen; 

• 

der  Knoten  wird  verdeckt  von  den  Haaren  des  Hinterkopfes, 
die  erst  in  einer  breiten,  unten  abgerundeten  Masse  herab- 
hängen —  die  Seiten  sind  aufgerollt  (Angabe  der  Haar- 
strähnen fehlt)  — ;  dann  ist  in  der  Mitte  eine  breite  Strähne 
aufgenommen    und   unter   dem  genannten  Knoten   durchge- 


MUSEO  CHIARAMONTJ  389.  389A.  390.  565 

zogen,  so  dafs  sie  frei  über  ihn  bis  zum  Rande  der  übrigen 
Haarmasse  herabhängt.  Die  Haare  auf  dem  Oberschädel 
nicht  ausgeführt.  Die  Augensterne  wohl  modern  eingebohrt 
Mäfsig  ausgeführte  Copie  guter  Zeit  —  stillos  nach  späterer 
Manier  sind  die  Augen  behandelt  —  nach  einem  griechischen 
Original  aus  der  Mitte  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.,  das  von  Bronze 
gewesen  sein  mufs,  da  die  Lippen  umrissen  sind,  und  das 
der  Gruppe  von  Werken  verwandt  ist,  zu  der  Nr.  363  gehört. 

Gcrhard-Platncr  S.  63  Nr.  386b. 

389.  Kopf  eines  Niobiden    (Taf.  59). 

H.  des  Ganzen  0,455  m.,  des  Kopfes  0,245  m.    Feinkörniger  weifscr  Marmor. 

Ergänzt  Flicken  in  der  r.  Braue,  Unterlippe,  Rand  des  1.  Ohres  ganz, 
des  r.  z.T.  (anderer  Teil  abgebrochen),  unterer  Teil  des  Halses  mit 
Bruststück  und  Fufs.     Stark  verwaschen. 

Geringe  Copie  nach  dem  Kopf  des  aufs  1.  Knie  ge- 
stürzten Niobiden. 

Gerhard-Platner  S.  63  Nr.  387;  Amelung  Führer  S.  123  Nr.  179. 

389A.  Römische  weibliche  Porträtbüste  (Taf.  59). 

H.  0,54  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Streifen  in  den  Flechten  auf  dem  Oberkopf,  Nase.  Unterer 
Rand  bestofsen.     Abgebrochen  die  Stütze  im  Rücken. 

Auf  einer  runden  Platte  mit  Hohlkehle  ringsum  eine 
trajanische  Achselbüste,  die  im  Rücken  eine  freistehende 
Stütze  hat;  bekleidet  mit  Tunica  und  Mantel  auf  der  1.  Schulter; 
der  Kopf  ist  ganz  leicht  nach  der  r.  Schulter  gewendet;  Frau 
in  mittleren  Jahren  mit  gewöhnlichem,  verdrossenen  Gesicht; 
der  Mund  ist  schief  gezogen;  die  Haare  sind  vorn  gescheitelt 
(grader  Einschnitt)  und  glatt  zur  Seite  gekämmt;  darüber  ein 
hoher  turbanförmiger  Aufbau  von  Flechten  (vgl.  Nr.  387). 

Schlechte  Arbeit.  Gefunden  in  dem  Grab  der  Manilier 
(vgl.  hierselbst  Nr.  721 — 3  und   Heibig  Nr.  1181   [Reisch]). 

Guattani  Memorie  enciclopedichc  romane  IV  S.  33 ff.  Fig.  7;  C.  L. 
Visconti  Dcscrizione  dei  Musci  Vaticani  (1870)  M.  Chiar.  Nr.  389 A. 

390.  Kindertorso    (Taf.  59). 

H.  0,385  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  Arme,  Unterschenkel,  Füfse.  Vorne  stark 
verletzt;  der  ganze  Rücken  ist  abgehackt. 


566  MUSEO  CHIARAMONTI  39 1«  392. 

Replik  von  Nr.  191;  s.  dort.  Ein  Band  um  den  Hals, 
eins  von  der  r.  Schulter  zur  1.  Hüfte.  Am  r.  Oberschenkel 
hinten  grofse  Stütze. 

Gerhard-Platner  S.  63  Nr.  388. 

391.  Kopf  des  Apollon   (Taf.  59). 

H.  des  Ganzen  0,595  m«»  des  Kopfes  0,29  m.     Feinkörniger  weifcer  Marmor. 

Ergänzt  grofser  Teil  des  Oberschädels,  1.  Braue  mit  Teil  der  Stirn 
und  des  Lides,  Nase,  Lippen,  Kinn,  Teile  beider  Ohren,  Teil  des  Halses  mit 
Büste  und  Fufs.     Das  Gesicht  stark  überarbeitet 

Auf  moderner  nackter  Büste  mit  leichter  Wendung  und 
Neigung  zur  r.  Schulter  ein  jugendlich  männlicher  Idealkopf, 
der  nach  dem  Typus  des  Gesichtes  und  dem  starken  Haar- 
wuchs nur  Apollon  darstellen  kann.  Die  Haare  sind  ge- 
scheitelt und  vorn  zur  Seite  gekämmt,  dann  über  ein  Band 
zurückgeschlagen,  das  vorne  nicht  sichtbar  wird;  hinten  bildet 
die  Masse  des  übrigen  Haares  einen  Krobylos,  d.  h.  sie  ist 
etwa  in  der  Mitte  ihrer  Länge  aufgenommen  und  durch  jenes 
Band  gezogen,  sodafs  die  Enden  des  Haares  in  künstlich  ge- 
drehten Locken  hinten  frei  herabfallen  (vgl.  Braccio  nuovo 
Nr.  92  S.  108).  Geringe  Copie  eines  schönen,  interessanten 
Originals  aus  dem  dritten  Viertel  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  Eine 
bessere  Copie  im  Museo  Torlonia  (I  monumenti  del  M.  T.  ripro- 
dotti  in  fototipia  T.  XXXV  Nr.  137),  bei  der  indes  der  Kopf 
gerade  auf  dem  Halse  sitzt  (Schuld  der  Ergänzung?  oder 
war  der  Kopf  hier  zu  einer  Herme  benützt?);  die  Haare  auf 
dem  Oberschädel  sind  hier  nicht  gescheitelt,  sondern  gehen 
vom  Wirbel  aus. 

Gerhard-Platner  S.  63  Nr.  389. 

392.  Porträtbüste  des  Hadrian    (Taf.  59). 

H.  des  Ganzen  0,705  m.,  des  Kopfes  0,33  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  vier  Flicken  in  den  Locken,  Nase,  r.  Ohr,  Rand  des  1., 
unterer  Teil  des  Halses,  Büste  und  Fufs.     Sprung  durch  die  Augen. 

Guter  Porträtkopf  des  Kaisers,  nach  der  1.  Schulter  ge- 
wendet. Die  Panzerbüste  ergänzt  nach  einer  antiken  im  ca- 
pitolinischen  Museum  (Heibig  I  S.  314  Nr.  32),  von  der  es 
mehrere  antike  Wiederholungen  giebt,  und  deren  Panzer  sich 
durch  die   im  Relief  auf  den  Schulterklappen   dargestellten 


MUSEO  CHIARAMONTI  392  A.  393.  393  A.  567 

Tritonen  auszeichnet;  das  Gorgoneion  archaisierend.     Stand 
bis  1834  an  Stelle  von  Nr.  51  iA. 

Gerhard-Platner  S.  71  Nr.  510;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II 2 
S.  1 1 1  Nr.  32. 

392  A.  Kopf  des  Zeus    (Taf.  59). 

H.  des  Ganzen  0,605  m>»  des  Kopfes  0,31  m.      Grofskrystallinischer  weifser 

Marmor. 

Ergänzt  grofeer  Teil  der  Haare  über  der  Stirn,  Stück  der  r.  Braue 
uud  Wange,  Nase,  Unterlippe,  Hals  mit  Büste  und  Fufs. 

Auf  moderner  nackter  Büste  mit  leichter  Wendung  nach 
der  1.  Schulter  ein  elend  gearbeiteter  bärtiger  Zeuskopf  mit 
sehr  vollen,  die  Ohren  gänzlich  bedeckenden  Locken;  Band 
im  Haar.  Vielfache  rohe  Verwendung  des  Bohrers  in  Haar 
und  Bart. 

Visconti-Guattani  Taf.  V;  Gerhard-Platner  S.  63f.  Nr.  390. 

393.   Torso  einer  männlichen  Statuette    (Taf.  59). 

H.  0,46  m.     Grobkörniger  weifser  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  Arme  bis  auf  den  halben  1.  Oberarm, 
Hände,  Beine  bis  auf  den  halben  r.  Oberschenkel,  Flifse,  Basis. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Oberschenkel  war 
leicht  vorgestellt;  beide  Arme  waren  gesenkt  (Stützenrest  an 
der  1.  Hüfte  aufsen;  der  r.  Arm  war  angesetzt;  Stiftloch  er- 
halten); der  1.  Oberarm  geht  etwas  zurück;  der  Kopf  war 
nach  der  r.  Schulter  geneigt  und  leicht  gewendet.  Einfache 
Arbeit  nach  einem  Werk  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  Auf  der  1.  Brust 
ist  mit  roter  Farbe  15  aufgemalt. 

Gerhard-Platner  S.  64  Nr.  391. 

393A.  Römische  weibliche  Porträtbüste  (Taf.  59). 

H.  des  Ganzen  0,56  m ,  ohne  Fufs  0,44  m.     Marmor  des  Kopfes  feinkörnig 
und  weifs,  der  Büste  grofskrystallinisch  und  bläulich. 

Ergänzt  Nasenspitze,  r.  Ohr,  Stück  am  Rande  des  1.,  Flicken  am 
Kinn,  Teile  der  Falten,  BUstenfufs  mit  Indextäfelchen.  Abgebrochen  ver- 
schiedene Locken  oben.  Der  Kopf  sehr  verwaschen.  Die  Rückseite  der 
Büste  modern  zugerichtet 

Auf  sorgfältig  gearbeiteter  Oberarmbüste  mit  Tunica  und 
Mantel,  der  Schultern,  Armansätze  und  r.  Brust  bedeckt,  der 
nicht  zugehörige,  leicht  nach  vorn  und  der  r.  Schulter  ge- 


568  MUSEO  CHIARAMONTI  394. 

neigte  Kopf  einer  Frau  in  den  mittleren  Jahren,  nach  Stil 
und  Frisur  aus  claudischer  Zeit;  feines  Gesicht  mit  zarten 
Wangen  und  Kinn,  kleinem  geschlossen  Mund  mit  schmalen 
Lippen,  ein  wenig  gebogener  feiner  Nase,  flachliegenden 
Augen,  etwas  leidendem  Ausdruck;  die  Haare  sind  vor 
einer  den  Schädel  überquerenden  Scheitelung  nach  vorne 
gekämmt  und  in  drei  Reihen  künstlich  gedrehter  Röllchen 
geordnet,  hinter  jener  Scheitelung  zurückgestrichen  und 
hinten  in  einem  kleinen  Schopf  dünner  Zöpfe  zusammen- 
geflochten. An  verschiedenen  Stellen  metallgefüllte  Löcher: 
an  jeder  Seite  des  Halses  zwei  ca.  5  cm.  senkrecht  über- 
einander; vor  jedem  Ohr  eins;  im  vorderen  Teil  der  Frisur 
eins;  am  hinteren  Rande  der  Löckchenreihen  auf  jeder  Seite 
eins.  Das  läfst  auf  reichlichen  Metallschmuck  schliefsen, 
da  Marmoranstückungen  weitere  Spuren  hinterlassen  haben 
würden,  auch  an  und  für  sich  an  den  genannten  Stellen  un- 
wahrscheinlich sind;  man  wird  an  Halskette,  Diadem,  Stern, 
Gehänge  (vor  den  Ohren)  denken  dürfen.  Demnach  ist  vor- 
auszusetzen, dafs  das  Porträt  ein  Mitglied  des  Kaiserhauses 
darstellt.  Unleugbare  Ähnlichkeit  besteht  zwischen  ihm  und 
der  sog.  Agrippina  d.  ä.  in  Neapel  (Bernoulli  a.  unten  a. 
O.  S.  381  ff.  T.  XXII)  und  zwischen  beiden  und  den  Porträts 
des  Tiberius. 

Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II  \  S.  183  Nr.  4. 

394.  Römischer  männlicher  Porträtkopf  (Taf.  59). 

H.  des  Ganzen  0,50  m.,  des  Kopfes  0,235  m-    Feinkörniger,  leicht  bläulicher 

Marmor  mit  grauen  Flecken. 

Ergänzt  Nase,  Stück  in  r.  Braue  und  Wange  und  im  Rande  des 
r.  Ohrs,  1.  Ohr,  unterer  Teil  des  Halses  mit  Bruststück  und  Fufs. 

Kopf  eines  jungen  Mannes  mit  starkem  Schädel  und 
vollen  Wangen  halb  nach  der  r.  Schulter  gewendet;  unbe- 
deutendes Kinn;  kleiner,  geschlossener  Mund  mit  starker 
Unterlippe;  flache,  seitwärts  blickende  Augen;  kurzgeschorene 
Haare  (eingepickt);  Augensterne  und  Pupillen  eingegraben. 
Geringe,  späte  Arbeit.  Gefunden  in  Ostia  (auf  dem  Index- 
täfelchen OST-EFFOS.). 

Gerhard-Platner  S.  64  Nr.  392. 


MÜSEO  CH1ARAMONTI.  569 

Unter  Nr,  389—394: 

Zwei  Fragmente  eines  Frieses  mit  jagenden 

Eroten    (Taf.  59). 

a  (unter  Nr.  389—91). 

H.  0,41  ro.,  L.  1,84  111.    Feinkörniger  hellgrauer  Marmor  mit  dunkleren  Adern. 

Auf  dem  Friese  von  r.  nach  1.:  Antilope  (?)  nach  1.  laufend 

(Hinterbeine  mit  Hinterteil,  1.  Vorderbein,  Schnauze,  Teil  der  Hörner  fehlen); 

Feigenbaum;  Erot  nach  1.,  einen  langen  Speer  zum  Abfangen 

bereit  haltend  (Kopf,  1.  Arm,  r.  Unterarm,  1.  Unterschenkel,  fast  der  ganze 

Speer  fehlen);  Pinienbaum;  Tier  mit  Tatzen  und  kurzem  Schwanz 
nach  r.  gegen  den  Speer  des  Eroten  anspringend  (Kopf,  Vorder- 
beine,  r.  Hinterbein  ohne  Tatze  fehlen);  Bär  (?)  nach  1.  hockend,  von 

dem  Speer  des  nächsten  Eroten  in  die  Brust  getroffen  (Kopf, 

1.  Vorderbein ,  Teil  des  1.  Hinterbeins  fehlen);  Baum    mit    länglichen 

Blättern  und  runden  Früchten  (Apfelbaum?);  Erot  nach  r.  mit 

langem  Speere  Stofsend;  (fast  der  ganze  Kopf,  Teil  des  r.  Flügels, 
r.  Arm,  1.  Unterarm,   Teil  des  1.  Unterschenkels,  r.  Unterschenkel  ohne  Fufs, 

fast  der  ganze  Speer  fehlen);  Eichbaum;    Tier    mit    Tatzen   und 

langem  Schwanz  nach  r.  laufend  (Kopf,  r.  Vorder-  und  Hinterbein, 
Schwanz  bis  auf  Ansätze  fehlen). 

Pen  na  Viaggio  pittorico  della  Villa  Adriana  III  Taf.  XV*  8. 

b  (unter  Nr.  392 — 4). 

H.  0,39  m.,  L.  2,19  m.     Feinkörniger,  leicht  gelblicher  Marmor. 

In  der  Mitte  durchgebrochen.  Von  dem  Kyma  ein  Stück  in  der 
1.  Hälfte  ausgebrochen. 

Das  Ganze  der  Länge  nach  leicht  convex  gebogen. 
Auf  dem  Fries  von  r.  nach  1.:  Tier  mit  Tatzen  und  langem 
Schwanz  (wohl  ein  Hund,  der  die  nächsten  Tiere  jagt)  nach 
1.  laufend  (Schnauze,  1.  Ohr  fehlen);  Eichbaum;  Antilope  (nach 
den  Hörnern;  der  Körper  merkwürdig  schwer)  nach  1.  laufend 
(1.  Vorderbein  fehlt);    ähnliches   Tier   ohne   Hörner  (wohl  das 

Weibchen)  in  gleicher  Richtung    (Schnauze,    Teile    der  Vorderbeine 

fehlen);  Platane  (einige  Äste  fehlen);  Erot  nach  1.,  mit  der 
R.  einen  kurzen  Speer  schwingend,  mil  der  L.  einen  andern 
zum  Parieren  vorstreckend  (Hinterteil,  1.  Bein  fehlen);  Löwe 
nach  r.  laufend;  Baum  mit  länglichen  Blättern  und  runden 


570  MUSEO  CHIARAM0NT1  395.  396.  397.  398. 

Früchten  (Apfelbaum?);  Löwe  nach  1.  laufend  (Kopf  und  Brust,  r. 

Vordertatze,  1.  Vorderbein,  Teil  des  Schwanzes  fehlen). 

Pen  na  Viaggio  pittorico  della  Villa  Adriana  III  Taf.  XIII  2,  XIV  4. 

Die  Fragmente  stammen  aus  dem  Kuppelsaal  des  Haupt- 
palastes in  Villa  Adriana.  Vgl.  die  Litteraturangaben  auf 
S.  3 50  oben. 

395.  Fragment  eines   Sarkophagdeckels  (Taf.  59). 

H.  0,22  m.,  L.  0,40  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
In  der  Mitte  senkrecht  durchgebrochen. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten.  Darunter  Flachrelief: 
Meerkentaur  nach  1.,  im  1.  Arm  ein  Ruder,  mit  der  R.  eine 
Muscheltrompete  haltend,  auf  der  er  bläst.  Links  noch  das 
Hinterteil  eines  Pferdes.  Vgl.  Nr.  24  und  376B.  Rechts 
oben  ist  mit  schwarzer  Farbe  817  aufgemalt. 

Gerhard-Platner  S.  64  Nr.  393. 

396.  Fragment  eines  Sarkophagdeckels  (Taf.  59). 

H.  0,23  m.,  L.  0,49  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
R.  obere  Ecke  fehlt.     Unten  und  1.  unvollständig. 

Schmale  Randleiste  oben  und  r.  erhalten.  Mittleres 
Relief:  Meerrofs  nach  r.  (r.  Vorderbein  und  Teil  des  Bauches 
fehlen);  1.  noch  Vorderkopf  und  Brust  eines  Meerlöwen. 
Späte,  geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  64  Nr.  394. 

397.  Fragment  eines  Sarkophagdeckels  (Taf.  59). 

H.  0,22  m.f  L.  0,56  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten  (beschädigt).  Darunter 
Flachrelief:  über  plastisch  angegebenen  Wellen  ein  Meer- 
drache von  1.  (Schwanzende  fehlt),  ein  Meerrofs  von  r.  (Hinter- 
teil fehlt).  Späte,  geringe  Arbeit.  Rechts  oben  ist  mit  schwarzer 
Farbe  819  aufgemalt. 

Gerhard-Platner  S.  64  Nr.  395. 

398.  Fragment  eines  Sarkophagdeckels  (Taf.  59). 

H.  0,22  m.,  L.  0,35  m.     Sehr  grofskrystallinischer  blauer  Marmor. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste  erhalten  (rechts  ab- 
gemeifselt).    Flachrelief:   Meerrofs  nach  1.    Links  Vertiefung 


MÜSKO  CHIABAMONTI  398  A.  B.  Ca.  Cb.  57 1 

und  Ausschnitt  in  Form  eines  Kreissegments.  Späte,  geringe 
Arbeit.  Rechts  oben  ist  auf  der  Leiste  818  mit  schwarzer 
Farbe  aufgemalt. 

Gerhard-Platner  S.  64  Nr.  396. 

398A.  Cinerar-Ara  eines  P.  Aelius  Bithus   (Taf.  59). 

CIL  VI  10652. 

398B.  Torso  einer  Artemisstatuette    (Taf.  59). 

H.  0,62  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  Spitze  des  Köchers,  1.  Arm  bis  auf  halben 
Oberarm,  r.  Arm  bis  auf  Ansatz,  Hände,  Unterschenkel,  einige  Gewandzipfel. 

In  Stellung  und  Gewandung  ganz  mit  Nr.  123  überein- 
stimmend; s.  dort.  Kopf  war  nach  der  r.  Schulter  gewendet, 
r.  Arm  etwas  vorgestreckt,  1.  Arm  gesenkt  mit  Bogen  (Ansatz 
am  Oberarm;  zwei  Stützenreste  am  Oberschenkel);  kleiner 
Puntello  am  r.  Oberschenkel  aufsen;  darunter  Ansatz  des 
Baumstamms.    Decorative  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  64  Nr.  B. 

■  * 

398 Ca.  Pfeilercapitäl   (Taf.  59). 

H.  0,195  m»  &r*   der  Seiten  oben  0,26  m.     Feinkörniger,   leicht  bläulicher 

Marmor. 

Die  Ecken  bestofsen. 

Quadratischer  Grundrifs.  Ornament  an  den  zwei  nach 
vorn  gerückten  Seiten:  an  den  Ecken  Palmetten,  von  deren 
mittlerer  nach  rechts  und  links  je  eine  Ranke  ausgeht,  links 
mit  Blatt,  rechts  mit  Blume.  Oben  Profil:  fallendes  Blatt* 
kyma  und  darüber  steigendes  Kyma.  Das  Profil  geht  um  die 
r.  Ecke  auf  der  hier  anstofsenden  Seite  glatt  weiter;  an  der 
1.  Ecke  ist  auf  der  hinteren  Seite  Palmette  und  Profil  noch 
um  2 — 3  cm.  weitergeführt;  dann  folgt  hier  Anschlufsfläche. 
Zierliche  Arbeit. 

Darunter: 
398Cb.  Ornamentierter  Säulenschaft   (Taf.  59). 

H.  0,54  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Der  vortretende  Rand  oben  teilweise  erhalten.  Um  den 
Schaft  in  Flachrelief  eine  Epheuranke;  unten  ein  Vogel. 
Unbedeutend. 


572  MUSEO  CHIARAMONTI  398  D.  E.  399.  400. 

398 D.  Torso  einer  Artemis-Statuette   (Taf.  59). 

H.  0,60  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  mit  Hals  und  oberem  Teil  der  Brust,  Oberteil  des 
Köchers,  r.  Arm  bis  auf  Ansatz,  1.  Arm  bis  auf  halben  Oberarm,  Hände, 
Teile  der  Falten,  Unterschenkel,  FUfse,  Basis. 

Stellung  und  Gewandung  wie  bei  Nr.  398  B  {s.  dort),  nur 
ist  der  1.  Oberschenkel  weniger  energisch  vorgestellt  und 
sitzt  der  Gürtel  höher.  L.  Unterarm  war  vorgestreckt  (An- 
satz an  der  1.  Hüfte),  r.  Arm  seitlich  vorgestreckt;  darunter 
Rest  des  Stammes.     Mäfsige  decorative  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  64  Nr.  C 

398E.  Cinerar-Ara  eines  T.  Sextus  Polytimus. 

CIL  VI  26532. 

Abteilung  XVI. 
399.  Colossalkopf  des  Tiberius    (Taf.  60). 

H.  0,55  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Stück  am  Rand  des  1.  Ohrs.  Kinn  war  abgebrochen 
(Bruchstelle  verschmiert). 

Kopf  des  Tiberius  in  mittleren  Jahren;  gradeaus  gerichtet. 
Zum  Einsetzen  in  eine  Statue  bestimmt;  der  Hals  hinten 
rauh  gelassen;  auf  dem  Oberschädel  eine  runde  Stelle  ab- 
geflacht.    Geringe,  ausdruckslose  Arbeit. 

Gefunden  mit  Nr.  400  und  401  i.  J.  181 2  in  Veji  durch 
die  Brüder  Giorgt;  die  drei  Stücke  fielen  nach  langem  Prozefs 
zwischen  der  päpstlichen  Regierung  und  den  Erben  der 
Finder  i.  J.  1824  dem  Vatican  anheim  und  wurden  hier  zu- 
nächst im  Magazin  aufgestellt  (Gerhard  Hyperboreisch- 
römische  Studien  I  S.  123).  An  dieser  Stelle  stand  bis  gegen 
Mitte  des  19.  Jahrhunderts  Nr.  402. 

Guattani  Memorie  enciclopediche  romane  VII  S.  79;  Canina  L'antica 
citta  di  Veji  S.  83fr.;  Urlichs  Die  Glyptothek  S.  16;  Bernoulli  Rom. 
Ikonographie  II 1  S.  145  Nr.  5;  Heibig  Nr.  88.  : 

400.  Statue  des  Tiberius   (Taf.  60). 

II.  2,00  m.    Marmor  des  Körpers  feinkörnig  und  weifs  mit  einzelnen  grauen 
Adern;  der  des  Kopfes  grofskörnig  und  gleichmäfsig  weifs. 

Ergänzt  Rand  des  r.  Ohrs,  Enden  der  Kranzschleife,  Flicken  am 
Ansatz   des    r.  Oberarms,    im  r.  Ellenbogen    und  Unterarm   aufsen,    Finger 


,  MU8E0  CH1ARAM0NTI  400.  573 

der  R.  mit  Stab,  Flicken  im  Mantel  auf  der  Brust,  Mittel-  und  Zeigefinger 
der  L.,  grofser  Teil  des  Schwertbandes,  Schwert  bis  auf  ein  Stück  des 
Griffs,  der  Gewandzipfel,  neben  dem  I.  Bein  innen,  Unterteil  des  1.  Unter- 
schenkels, 1.  Fufs  in  mehreren  Stücken,  Flicken  im  Gewandzipfel  neben  dem 
1.  Bein  aufsen,  r.  Fufs  in  zwei  Stücken,  vorderster  Teil  des  Kissens  1.,  Stück 
in  der  Mitte  und  hinten  unten  an  der  r.  Seite,  Sitz,  Basis  (die  Abbildung 
bei  Clarac  [s.  unten]  giebt  die  Statue  z.T.  unergänzt,  z.T.  anders  ergänzt 
[1.  Fufs]).  Abgebrochen  war  r.  Oberarm,  unterer  Teil  desselben,  gröfserer 
Teil  des  r.  Unterarms.  Nasenspitze  verletzt.  Sprünge  in  Gesicht,  r.  Schien- 
bein, 1.  Knie  (z.T.  verschmiert).     Stark  geputzt. 

Der  Kaiser  sitzt  aufrecht  auf  einem  würfelartigen  Sitz 
mit  Kissen,  den  1.  Fufs  angezogen,  den  r.  vorgesetzt;  ein 
grofser  Mantel  ist  auf  der  r.  Schulter  geknöpft,  bedeckt  die 
Brust,  1.  Schulter,  Rücken,  r.  Bein  und  fallt  in  zwei  Zipfeln 
rechts  und  links  vom  1.  Oberschenkel  nieder;  die  L.  ruht 
auf  dem  1.  Oberschenkel,  ein  Schwert  in  der  Scheide,  fassend, 
dessen  Band  das  Handgelenk  bedeckt;  der  r.  Arm  ist  erhoben; 
in  der  R.  ein  Stab  (Teil  des  Scepters);  der  jugendliche,  nach  der 
1.  Schulter  gewendete  Kopf  ist  bekränzt  mit  der  Corona  civica 
(Eichenkranz  mit  langen  Bändern);  die  Haare  sind  auf  dem 
Schädel  nicht  ausgeführt.  Kopf  und  Körper  gehören  nicht  zu- 
sammen (Hals  sitzt  mit  Schnitt  auf;  Marmor  verschieden;  auf  den 
Schultern  keine  Spur  von  Bandenden,  die  hier  ganz  erg.  sind). 
Die  Ausführung  des  Kopfes  ist  gut;  in  Formen  und  Ausdruck 
stark  idealisiert.  Der  Körper  mufs  von  einer  Kaiserstatue 
stammen;  seine  Ergänzung  ist  richtig,  nur  müfste  das  Scepter 
ganz  ausgeführt  sein.  Sehr  ähnlich  das  Fragment  der  Galleria 
lapidaria  Nr.  203.  Das  Motiv  ist  von  Darstellungen  des 
Juppiter  übertragen  (vgl.  Michaelis  Jahrb.  d.  I.  XIII  S.  192fr.). 
An  einer  abgeschliffenen  Stelle  des  Sitzkissens  links  zwei  Schrift- 
zeichen: ein  lateinisches  C  und  ein  griechisches  6.  Die  Aus- 
fuhrung ist  hart  und  sorgfältig.  Gefunden  mit  Nr.  399;  s.  dort. 
An  dieser  Stelle  hat  bis  gegen  Mitte  des  19.  Jahrhunderts 
die  Statue  des  sog.  Marcellus  (Heibig  Nr.  509)  gestanden. 

Guattani  Memorie  enciclopedichc  romanc  VII  S.  73fr.  Taf.  XIII; 
Canina  L'antica  citta  di  Veji  S.  83fr.;  P.  Visconti  Memorie  romane  1824 
IIS.  49;  Clarac  925,  2352;  Pistolesi  Taf.  XL1V;  Nibby  II  Taf.  XXVII; 
Braun  Ruinen  und  Museen  Roms  S.  275;  Bernoulli  Römische  Ikonographie 
II 1  S.  145 ft.  Fig.  19;  S.  Reinach  Repertoire  de  la  statuaire  II  S.  582 
Nr.  2 ;  Heibig  Nr.  89. 

Photographie  Alinari  6664  (2);  Anderson  1453  (3);  Moscioni  2292; 
Rocca  854. 


574  MUSEO  CH1ABAMONTI  4<>I.  4<>2. 

401.  Colossalkopf  des  Augustus   (Taf.  60). 

H.  0,595  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Ergänzt  aus  Marmor:  Ohren,  das  1.  mit  Umgebung;  aus  Gyps:  Nacken. 

Kopf  des  Augustus  in  mittlerem  Alter  mit  leichter 
Wendung  und  Neigung  nach  der  r.  Schulter.  Ziemlich  stark 
idealisiert.  Haar  oben  und  hinten  nicht  ausgeführt.  Bestimmt 
zum  Einsetzen  in  eine  Statue,  deren  r.  Arm  augenscheinlich 
erhoben  war.  Nicht  unlebendige,  decorative  Arbeit.  Gegen- 
stück zu  Nr.  399,  mit  dem  es  gefunden  wurde  (wie  es  scheint, 
von  demselben  Mann  gearbeitet);  s.  dort.  An  dieser  Stelle 
hat  bis  gegen  Mitte  des  19.  Jahrhunderts  Nr.  403  gestanden. 

Guattani  Memorie  enciclopediche  romane  VII  S.  79;  Canina  L'antica 
citta  di  Veji  S.  83 ff.;  Braun  Ruinen  und  Museen  Roms  S.  271  Nr.  29; 
Urlichs  Die  Glyptothek  S.  16;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II 1  S.  27 
Nr.  8  Fig.  3;  Heibig  Nr.  90. 

Photographie  Moscioni  4369. 

402.  Weibliche  Statue,  als  Muse  ergänzt   (Taf.  88). 

H.  1,21  m.    Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  mit  Hals  und  r.  Schulter,  R.  mit  Mohnkopf  und  halbem 
Unterarm,  L.  mit  Rolle  und  Teil  des  Gewandes,  Steilfalte  des  Mantels  vor 
dem  1.  Bein,  Vorderteil  des  r.  Fufses,  Basis.  Gyps  flicken  unter  der 
Brust.     Geputzt. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  etwas  zur  Seite 
gestellt;  Sandalen;  Chiton  aus  glattem  Stoff,  der  von  der  r. 
Schulter  geglitten  ist  (auf  dem  r.  Arm  sieht  man  keine 
Knöpfung,  wie  sonst  gewöhnlich ;  statt  dessen  ist  Naht  voraus- 
zusetzen, die  vielleicht  durch  Malerei  angedeutet  war);  Mantel 
von  der  1.  Schulter  um  den  Rücken,  unter  der  r.  Achsel 
durch,  quer  über  die  Brust  gelegt  und  über  die  1.  Schulter 
zurückgeworfen;  r.  Arm  gesenkt  (Hand  erg.  mit  Mohnkopf); 
1.  Oberarm  gesenkt,  Unterarm  vorgestreckt  (Hand  erg.  mit 
Rolle);  der  moderne  Kopf  (Haare  gescheitelt  und  zurück- 
gestrichen; Kranz;  Schopf)  leicht  nach  der  r.  Schulter  ge- 
wendet; an  dem  modernen  Rand  der  Plinthe  unter  dem 
hohen,  glatten  Streifen  die  obere  Hälfte  einer  Hohlkehle. 
Der  Ergänzer  konnte  in  der  Haltung  der  Hände  nicht  irren, 
nur  lag  die  Rechte  Ansatzspuren  zufolge  dicht  am  Körper  ah; 
die  Wahl  der  Attribute  ist  willkürlich.    Der  Kopf  mit  r.  Schulter 


MÜ8E0  CHJARAMONTI  403.  575 

war  augenscheinlich  besonders  gearbeitet  und  eingesetzt. 
Decorativ  ausgeführte  Copie  eines  Originals  aus  dem  4.  Jahrh. 
v.  Chr.  Stand  ehedem  in  den  päpstlichen  Gärten  des  Quirinal, 
wo  sie  mit  einer  Maske  auf  der  L.  und  leerer  R.  ergänzt  war. 
Vgl.  das  über  die  Herkunft  von  Nr.  16  Gesagte. 

De  Cavalleriis  Antiquae  statuae  urbis  Romae  (1585)  I — II  Taf.  59; 
Rubei s  Insign.  statuar.  icones  (1645)  I  Taf.  59;  Fea  Nuova  descrizione 
S.  90;  Pistolcsi  Taf.  XLII;  Clarac  528,  1096;  Penna  Viaggio  pittorico 
d.  Villa  Adr.  III  Taf.  XXXUI;  Gerhard-Platner  S.  64  Nr.  397;  Winne- 
feld  Die  Villa  d.  Hadrian  bei  Tivoli  S.  153. 

403.  Statue  der  Athena  (Taf.  88). 

H.  1,32  m.     Grofskörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  und  Hals,  r.  Arm  mit  Hand  und  Attribut  in  mehreren 
Stücken,  1.  Unterarm  mit  Hand  und  Schild,  Rand  der  Aegis  neben  der  1. 
Brust,  die  vorderen  Teile  der  Falten  neben  dem  r.  Bein  aufsen,  Steilfalte 
vom  r.  Knie   z.  Th.  t  Geputzt. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  mit  erhobener 
Ferse  zurück  und  zur  Seite  gesetzt;  sehr  schlanke  Figur;  1. 
Hüfte  stark  ausgebogen;  Brüste  fast  gar  nicht  angegeben; 
hohe  Sandalen;  Chiton  und  Feplos;  dieser  an  der  r.  Körper- 
seite offen  und  mit  langem  Apoptygma  (der  Teil  unter  der 
r.  Achsel  ist  in  unverständlicher  Weise  geschlossen;  wohl 
nur  Misverständnis  des  Copisten);  hochgegürtet  mittels  eines 
breiten,  dick  gerandeten,  vorn  verknoteten  Bandes;  kragen- 
artige Aegis  mit  Schuppen  und  aufgebogenen,  schlangen* 
umsäumten  Rändern;  vorne  verbunden  mittels  eines  Gor- 
goneions  mit  Stirnbinde,  vollem,  freundlichen  Gesicht  und 
hoch  angesetzten  und  aufragenden  Flügeln;  r.  Arm  erhöben 
mit  einem  Stück  des  Speerschaftes  (wohl  etwas  zu  abstehend ; 
aber  die  Hand  jedenfalls  mit  Speer  zu  ergänzen);  1.  Arm  ge- 
senkt (am  Unterarm  ein  moderner  elliptischer  Schild  mit  Lor- 
beer und  Gorgoneion;  die  L.  mufs  den  auf  dem  Boden  stehenden 
Schild  gehalten  haben);  der  nach  der  r.  Schulter  gewendete 
und  erhobene  Kopf  mit  korinthischem  Helm  und  gescheitelten, 
zurückgestrichenen  Haaren;  die  hinten  einen  Schopf  bilden, 
ist  eine  moderne  Copie  des  Athena-Typus  Nr.  558  mit  um- 
gekehrter Kopfwendung.  Das  Original  der  Figur  ist  sehr 
fragmentiert  bei  den  englischen  Ausgrabungen  in  Ephesos 
gefunden  worden  und  steht  im  Brittischen  Museum  (Amelung 


576  MDSEO  CHIARAMONTI  404. 

a.  unten  a.  O.  S.  23  Abb.  5).  Die  Gestalt  ist  eine  Weiter- 
bildung der  praxitelischen  Artemis,  von  der  hier  zwei  Copien 
sind:  Nr.  16  und  681 ;  Gürtung  und  Aegis  sind  hinzugekommen, 
der  Körper  ist  schlanker,  die  Stellung  lebendiger  geworden. 
Dafs  das  Original  in  Ephesos  stand,  bestätigt  die  Vermutung, 
dafs  sich  das  Original  jener  Artemis  ebenda  befunden  habe 
(s.  Nr.  16).  Die  Ausführung  ist  gering.  Im  Rücken  ein  starker 
Eisendübel,  mittels  dessen  die  Figur  an  einer  Wand  befestigt 
war.  Ehemals  in  den  Gärten  auf  dem  Quirinal;  vgl.  das  zu 
Nr.  16  Gesagte. 

De  Cavalleriis  Statuae  antiquac  urbis  Romae  (1585)  I/II  Taf.  60; 
Vaccari  Antiqu.  statuar.  icones  (1584)  I  Taf.  17;  (1621)  II  Taf.  60;  Rabeis 
Insign.  statuar.  icones  (1645)  I  Taf.  60;  Fea  Nuova  descrizione  S.  90;  Clarac 
469,  886;  Gerbard-Platner  S.  64  Nr.  399;  Furtwängler  Meisterwerke 
5.  556  Anm.  2;  Amelung  Basis  des  Praxiteles  aus  Mantinea  S.  24  Anm.  1; 
Klein  Praxiteles  S.  310  Anm. 

Abteilung  XVII. 
404.  Sarkophagfragment  (Taf.  61). 

H.  0,36  m.,  Br.  0,44  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor« 

Hochrelief:  auf  Felsboden,  der  von  dem  glatten  Grunde 
vorspringt  (auf  der  Unterseite  eine  Reihe  Löcher),  1.  vor 
einer  weitverzweigten  Pinie  (Äste  beschädigt)  der  nackte 
Marsyas  breitbeinig  etwas  nach  seiner  R.  gewendet,  den 
Kopf,  der  nur  skizziert  ist,  über  die  1.  Schulter  zurückdrehend; 
die  Hände  sind  im  Rücken  augenscheinlich  an  den  Baum  ge- 
bunden; 1.  von  ihm  hängt  am  Baum  sein  grofses  Pantherfell, 
rechts  sein  Flötenpaar  mit  deutlich  sichtbarem  Mundstück  (r.), 
Löchern  und  Klappen;  darunter  am  Boden  ein  länglicher, 
vierseitiger  Gegenstand  (wohl  der  Wetzstein);  rechts  sitzt  der 
Skythe  in  orientalischer  Kleidung  auf  Felsen;  in  beiden 
Händen  einen  länglichen,  gebogenen  Gegenstand,  vielleicht 
sein  Gürtelband,  das  er  fest  anzieht,  um  sich  zur  Schindung 
vorzubereiten  (auf  keinen  Fall  ein  Teil  des  Strickes,  mit  dem 
Marsyas  gebunden  ward);  der  Kopf  stark  nach  links  gedreht 
und  erhoben;  über  dem  Kinn  ein  rätselhaftes  Puntello.  Das 
Fragment  stammt  von  einem  Guirlandensarkophag,  wie  aus 
einer  Zeichnung  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  ge- 


MÜSEO  CHIARAMONTI  405.  406.  $jj 

schlössen  werden  kann,  auf  der  noch  ein  Erot  und  die  Guir- 
lande  unter  dem  Relief  zu  sehen  ist  (s.  alles  Nähere  bei 
Robert).     Flüchtige,  nicht  ungeschickte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  64  Nr.  402;  Schreiber  Hellenistische  Relief- 
bilder Taf.  CXIa;  Robert  Antike  Sarkophagreliefs  III  2  Nr.  197. 

405.  Relieffragment  (Taf.  61). 

H.  0,24  ra.,  Br.  0,21  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Unten  schmale  Randleiste  erhalten.  Darüber  Hochrelief: 
zweirädriger  Wagen  nach  r.  (Rad  sehr  beschädigt);  darauf  Erot 
umblickend  (R.  fehlt;  Kopf  hinten  beschädigt);  von  dem  Ge- 
spann (gespaltene  Hufe;  länglicher  Schwanz)  nur  das  Hinterteil 
des  vorderen  und  ein  Fufs  des  hinteren  Tieres  erhalten. 
Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  64  Nr.  403. 

406.  Zwei  Fragmente  von  der  Vorderseite 
eines  Sarkophagdeckels    (Taf.  61). 

a.    H,  0,325  m.,  L.  1,15  m.   Grofskörniger  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  aus  Travertin  die  beiden  Umrahmungen  der  Eckmasken  mit 
den  Blumen  über  den  Masken;  aus  Gyps  unterer  Rand  z.  Th.  mit  unterstem 
Stück  der  Gespanne.     Drei  BrUche  von  oben  bis  unten. 

An  den  Ecken,  umrahmt  von  schmaler  Randleiste,  je 
eine  jugendliche  satyreske  Maske;  darüber  in  dem  das  Recht- 
eck ausfüllenden  Feld  je  zwei  Blumen;  die  Masken  gehören 
nicht  ursprünglich  zu  dem  Relief,  denn  sie  stimmen  nicht 
mit  der  zu  dem  Gegenstück  sicher  zugehörigen  r.  Maske 
überein  und  sind  mit  dem  Relief  nur  durch  die  aus  Travertin 
ergänzte  Umrahmung  in  Verbindung  gebracht  (s.  unten).  Da- 
zwischen auf  rechteckigem,  von  schmaler  Randleiste  um- 
rahmten Feld  (die  Leisten  links  und  rechts  sind  modern)  Flach- 
relief: nach  den  Seiten  sprengen  zwei  Zweigespanne  aus- 
einander, links  Stiere,  rechts  Ziegenböcke;  auf  den  zwei- 
rädrigen Wagen  je  ein  Erot  mit  Chlamys  und  einem  Korb 
auf  der  der  Mitte  zugewendeten  Hand  —  im  Korb  r.  Ähren, 
in  dem  1.  Blumen  — ,  in  der  andern  Hand  den  Zügel  haltend 
und  einander  anblickend;  unter  den  Stieren  ein  umgestürztes 
Bündel. 

Vatlcan.  Katalog  I.  37 


57?  MÜSEO  CHIARAMONTI  407. 

b.    H.,  L.  und  Marmor  wie  bei  a. 

Ergänzt  fast  der  ganze  untere  und  viel  vom  oberen  Rand,  an  der  r. 
Maske  Stirn,  Teil  des  Auges  und  Nase,  ein  Streifen  Gyps  zwischen  der 
f.  Maske  und  dem  Relief. 

Einteilung  wie  bei  a;  doch  sind  die  Masken  rechts  und 
links  hier  nicht  satyresk,  und  die  Blumen  liegen  als  Kränze 
auf  den  Haaren;  ganz  in  der  Ecke  je  eine  Knospe;  im  Mittel- 
feld   entsprechende    Darstellung;    statt    der   Stiere    Panther 

(das  vordere  Tier  weiblich;  ihm  fehlt  die  1.  Vordertatze),  statt  der  Böcke 

Eber;  in  den  Körben  Früchte;  unter  beiden  Gespannen  Zweige. 
Dargestellt  sind  die  Genien  der  vier  Jahreszeiten;  jeder 
mit  einem  charakteristischen  Gespann:  der  des  Frühlings  mit 
Stieren,  der  des  Sommers  mit  Ziegenböcken,  der  des  Herbstes 
mit  Panthern,  der  des  Winters  mit  Ebern;  Frühling  und 
Sommer  sind  auch  durch  den  Inhalt  der  Körbe  unterschieden 
(Brunn  hatte  falschlich  das  Stiergespann  dem  Sommer,  das 
Ziegengespann  dem  Frühling  zugeteilt).  Vgl.  hierselbst  Nr.  238 
u.  239.  Die  beiden  zugehörigen  Eckmasken  stellen  augenschein- 
lich Hören  dar;  nur  die  rechte  hängt  ungebrochen  mit  dem  Relief 
zusammen.  Da  aufserdem  beide  von  Ecken  stammen  (das 
Gesicht  war  auf  den  Nebenseiten  nicht  ausgeführt),  so  mufs 
die  Anordnung  so  gewesen  sein:  die  1.  Ecke  bildete  die  1. 
Maske  von  b;  dann  folgte  rechts  daran  anschliefsend  a  mit 
Frühling  und  Sommer,  dann  die  Inschrifttafel,  weiter  das 
übrige  Stück  von  b  mit  Herbst,  Winter  und  r.  Eckmaske. 
Über  die  Bedeutung  einer  derartigen  Darstellung  an  einem 
Sarkophag  vgl.  Galleria  lapidaria  Nr.  177.  Späte  schlechte 
Arbeit  mit  roher  Verwendung  des  Bohrers. 

Zoega  Bassirilievi  antichi  II  S.  222;  Gerhard-Platner  S.  64  Nr.  404; 
Brunn.  Bull.  d.  I.  1849  S.  76  =  Kleine  Schriften  I  S.  32. 

407.  Fragment  eines  Sarkophages  mit  Darstellung 

der  kalydonischen  Jagd  (Taf.  61). 

H.  0,39  m.,  Br.  0,34  m.     Grobkörniger  gelblicher  Marmor. 

Sehr  hohes  Relief:  1.  im  Grunde  eine  Eiche;  dann  Atalante 
in  der  bei  Artemis  typischen  Kleidung  nach  rechts   eilend 

Und  umblickend   (es  fehlen   r.  Arm,  1.  Unterarm,  Hände,  r.  Schienbein, 
Unterteil  der  Unterschenkel,  Füfse;  Arme  waren  einst  ergänzt;  Löcher  vor- 


MUSEO  CHIABAMONTI  408.  409-  410-  579 

handen);  hinter  den  Beinen  Oberteil  eines  nach  rechts  laufenden 
Hundes  (Kopf  fehlt;  war  ergänzt)  dann  ein  Bärtiger  mit  Chlamys, 
nach  links  zurücktretend,  umblickend,  die  R.  erstaunt  er- 
hebend (Füfse  fehlen);  dann  Körper  eines  nach  rechts  gewandten 
Mannes  mit  Mantel;  r.  Oberarm  kreuzt  den  Körper  (Unterarm 

war  ergänzt).    Gute  Arbeit 

Gerhard-Platner  S.64  Nr.405;  Robert  Antike  Sarkophagreliefs III 2 
Nr.  245. 

408.  Flachrelief  (Taf.  61). 

H.  0,23  m.f    Br.  0,32  m.     Feinkörniger   bläulicher   Marmor   mit    dunkleren 

Adern. 

Beide  untere  Ecken  bestofsen. 

Rechteckige  Platte.  Bodenstreifen  springt  von  dem 
glatten  Grunde  vor;  darauf  ein  vierrädriger  Wagen  mit 
stehendem  Pferd  nach  r.;  hoher,  oben  grade  abschliefsender 
Wagenkorb,  dessen  oberer  Rand  von  neun  Säulchen  getragen 
wird;  vorne  sitzt  der  Kutscher  mit  kurzem  Mäntelchen  und 
schwingt  die  Peitsche;  rückwärts  sitzt  eine  Frau  in  Ärmel- 
tunica  nach  r.;  an  sie  schmiegt  sich  ein  (vom  Beschauer  aus) 
vor  ihr  sitzender  Knabe  im  Rock  und  Mäntelchen  (Gesicht  be- 
stofsen); in  der  Mitte  ein  liegendes  Hündchen.  Schlecht.  Antik? 

Gerhard-Platner  S.  65  Nr.  406. 

409.  Satyrkopf  (Taf.  61). 

H.  des  Ganzen  0,46  m.,  des  Kopfes  0,23  m.      Feinkörniger  weifeer  Marmor. 
ErgUnzt  Nase,  Kinn,  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs.    Sehr  bestofsen. 

Lachender  jugendlicher  Satyrkopf  von  hellenistischem 
Typus  nach  der  r.  Schulter  geneigt;  im  Haar  ein  Band  mit 
zwei  Epheutrauben  oben.  Schlecht.  Vgl.  den  Kopf  auf  der 
Statue  im  Braccio  nuovo  Nr.  30  und  hierselbst  Nr.  338  A. 

Gerhard-Platner  S.  65  Nr.  407. 

410.  Kopf  des  jugendlichen  Dionysos  (Taf.  61). 

H.  des  Ganzen  0,445  m.,  des  Kopfes  0,125  m.    Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Brauen,  Nase,  Lippen,  Kinn,  Unterteil  des  Halses  mit  Brust- 
stück und  Fufs.     Sehr  verwaschen. 

Knabenkopf  mit  traurigem  Ausdruck  nach  der  r.  Schulter 
geneigt;  in  den  kurzen  Locken  ein  gedrehtes  Band;   davor 

37  # 


580  MÜSEO  CHIARAMONTI  41 1  412. 

am  Vorderkopf  zwei  Erhebungen,  auf  denen  erst  von  moderner 
Hand  je  ein  Weinblatt  ausgearbeitet  zu  sein  scheint»  Die 
Deutung  ergiebt  sich  aus  dem  Vergleich  mit  Galleria  geogra- 
fica  Nr.  66  (Amelung  Florentiner  Antiken  S.  15  ff.)»  beide 
Köpfe  sind  Repliken  desselben  Originales,  nur  mit  verschie- 
dener Neigung.  Jener  hat  an  Stelle  der  Weinblätter  Hörner, 
die  wir  auch  hier  ursprünglich  voraussetzen  dürfen.  Das 
Original  scheint  ein  Werk  des  Praxiteles  gewesen  zu  sein, 
von  dessen  Eigentümlichkeiten  an  diesem  Exemplar  allerdings 
wenig  mehr  zu  erkennen  ist. 

Gerhard-Platner  S.  65  Nr.  408. 

411.  Knabenbüste  (Taf.  61). 

H.  (ohne  Fufs)  0,38  m.     Marmor  des  Kopfes  grofskörnig  und  gelblich,   der 

der  Büste  von  hellerem  Ton. 

Ergänzt  Teil  der  Haarschleife,  Nase,  Hals  mit  Nackenlocken,  Büsten- 
fufs  mit  Indextäfelchen. 

Auf  einer  Büste,  die  aus  dem  Fragment  einer  Statuette 
modern  zurecht  gemacht  ist  (strenge  Formen;  r.  Arm  vor- 
gestreckt; 1.  hing  herab),  sitzt,  nicht  zugehörig,  ein  idealer 
Knabenkopf  (Eros  oder  Apollino)  mit  langen  Locken,  die 
oben  in  eine  Schleife  gebunden  sind;  die  Locken  hier 
künstlich  gedreht.     Elende  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  65  Nr.  409. 


412.  Statuette  einer  Kanephore  (Taf.  61). 

H.  0,64  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  mit  Kalathos,  Schleier,  Hals  und  Oberteil  der  Brust, 
Arme  mit  Teilen  der  Ärmel. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  leicht  zur  Seite 
gesetzt;  Sandalen;  Chiton  und  Peplos,  dessen  Kolpos  unter 
dem  Apoptygma  vorsieht;  beide  Arme  erhoben;  Kopf  mit 
Schleier  und  Kalathos  gradeaus  gerichtet.  Hinten  nur  an- 
gelegt. Die  Ergänzung  hat  jedenfalls  das  Richtige  getroffen, 
wie  aus  der  Haltung  der  Arme  und  dem  Habitus  der  Figur 
zu  schliefsen  ist,  die  nach  Vorbildern  der  zweiten  Hälfte  des 
5.  Jahrh.  v.  Chr.  geschaffen  ist.     Geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  65  Nr.  410. 


MUSEO  GHIABAMONTI  413.  414*  415-  581 

413.    Römische   weibliche   Porträtbüste    (Taf.  61). 

H.  des  Ganzen  0,46  m.,  des  Kopfes  0,13  m.     Ziemlich  grobkörniger  weifscr 

Marmor. 

Ergänzt  die  ganze  Frisur  bis  auf  einige  Lockenenden  auf  der  Stirn 
und  die  beiden  die  Ohren  verdeckenden  Flechten;  erg.  ferner  Nase,  Kinn, 
Unterteil  des  Halses  mit  Büste  und  Fufs. 

Auf  moderner  Büste  mit  Tunica  und  befranstem  Mantel, 
der  beide  Schultern  und  r.  Brust  bedeckt,  mit  leichter 
Wendung  nach  der  1.  Schulter  ein  charakterloses  weibliches 
Köpfchen,  dessen  Haar  vorne  in  gedrehten  Locken  in  die 
Stirn  fällt,  während  je  zwei  Flechten  in  grofsen  Bogen 
hängend  die  Ohren  überdecken;  Augensterne  und  Pupillen 
(nach  oben  gerichtet)  eingegraben.     Schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  65  Nr.  411. 

414.  Satyrkopf  (Taf.  61). 

H.  des  Ganzen  0,455  m.,  des  Kopfes  0,25  m.     Grobkörniger  bläulicher 

Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze,  gröfscrer  Teil  des  Halses  mit  Bruststück  und 
Fufs.     Stark  geputzt. 

Satyrkopf  eines  hellenistischen,  aber  von  dem  üblichen 
abweichenden  Typus  mit  kurzen  Locken,  leicht  zur  1.  Schulter 
gewendet;  heiterer  Ausdruck.  Ganz  schlechte  Arbeit  Auf 
der  Stirn  ist  mit  roter  Farbe  19  aufgemalt. 

Gerhard-Platner  S.  65  N.  412  (?). 

415.  Weiblicher  Idealkopf  (Taf.  61). 

H.  (ohne  Fufs)  0,26  m.     Grobkörniger  weifscr  Marmor. 

Ergänzt  aus  Gyps:  Stirn  über  dem  1.  Auge,  1.  Wange;  aus  Marmor: 
Teil  des  Halses  und  Fufs.    An  seiner  1.  Seite  sehr  vom  Wasser  zerfressen. 

Jugendlich  weiblicher  Kopf  nach  seiner  L.  gewendet 
und  geneigt.  In  den  Haaren  ein  breites  Band,  das  nur  oben 
sichtbar  wird;  nur  vor  diesem  sind  die  Haare  gescheitelt; 
sonst  alle  nach  hinten  genommen,  wo  sie  in  einen  Schopf 
gesammelt  waren,  der  jetzt  abgeschlagen  ist  Die  1.  Gesichts- 
hälfte etwas  geringer  an  Volumen,  als  die  r.  (vernachlässigt, 
weil  vom  Beschauer  abgewandt).  Nach  einem  Gypsabgufs 
in  Würzburg  ohne  Kenntnis  des  Originals  publiciert  von 
Bulle   bei    Arndt- Amelung  Einzelaufnahmen  Nr.  894/5;    er 


$82  MU6E0  CHIABAMONTI  416.  417. 

erklärt  den  Kopf  richtig  für  praxitelischem  Stil  verwandt  und 
verweist  auf  den  Sauroktonos.  Geringe  Arbeit.  Auf  der  Stirn 
der  undeutliche  Rest  einer  mit  roter  Farbe  aufgemalten 
Nummer. 

Gerhard-Platner  S.  65  Nr.  413. 

416.  Weibliche  Büste  (Taf.  61). 

H.  des  Ganzen  0,415  m.f   des  Kopfes  0,25  m.     Grofskrystalünischer,  leicht 

bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase  mit  Lippen,  Büste  mit  Fufs.     Sehr  geputzt. 

Auf  moderner  Büste  mit  Untergewand  ein  idealer  weib- 
licher Kopf,  geneigt  und  leicht  zur  1.  Schulter  gewendet; 
die  Haare  gescheitelt,  vorne  auseinander  gekämmt,  dann 
über  ein  Band  zurückgeschlagen  und  hinten  in  einem  kleinen, 
abstehenden  Schopf  aufgebunden.  War  zum  Einsetzen  in  eine 
Statue  bestimmt.  Unbedeutend.  Eine  Inschrift  auf  der  Stütze 
der  Büste  belehrt  uns,  dafs  der  Kopf  i.  J.  1859  bei  S.  Balbina 
gefunden  worden  ist  (s.  über  diese  Ausgrabungen  C.  L.  Vis- 
conti Bull.  d.  I.  1859  S.  ioff.  und  Henzen  ebenda  S.  164 f.). 

Heydemann,  Archäologische  Zeitung  1868  S.  11. 

417.  Römische  Knabenbüste  (Taf.  61). 

H.  (ohne  Fufs)  0,35  m.     Feinkörniger,  leicht  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  kleines  Stück  der  1.  Braue,  Nasenspitze,  Büstenfufs  mit 
hinterem  Teil  des  Indextäfelchens.  Gebrochen  war  das  Indextäfelchen. 
Abgebrochen  ein  Stück   des  1.  Ohrs. 

Auf  trajanischer  Achselbüste  der  Kopf  eines  Knäbchens 
von  etwa  fünf  Jahren  mit  halber  Wendung  nach  der  r.  Schulter; 
spitzes  Kinn;  breiter  Schädel;  schlichte  Haare  in  die  Stirn 
gekämmt.  Die  nackten  Teile  leicht  geglättet;  die  Brauen 
in  ganz  leichtem  Relief  angegeben.  Sehr  sorgfaltige,  elegante 
Arbeit.  Nach  einer  Inschrift  an  der  Büstenstütze  i.  J.  1858 
bei  S.  Balbina  gefunden  (vgl.  Nr.  416).  Nach  der  Inschrift  am 
Büstenfufs  vorne  von  Pius  IX.  erworben.  Vgl.  Nr.  419.  Die 
ehemalige  Erklärung  beider  Büsten  für  Caius  und  Lucius,  die 
Neffen  des  Augustus,  braucht  nicht  mehr  erörtert  zu  werden. 

C.  L.  Visconti  Bull.  d.  I.  1859  S.  13;  Bernoulli  Rom.  Ikono- 
graphie II  S.  133. 

Photographie  Alinari  6523  (2);  Moscioni  4094. 


MÜSEO  CHIARAMONTI  418.  419.  583 

418.    Römische    weibliche    Porträtbüste   (Taf.  61). 

H.  (ohne  Fufs)  0,37  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  aus  Gyps:  grofse  Teile  der  Haare  zu  beiden  Seiten  des 
Scheitels  und  hinter  dem  r.  Ohr,  Ränder  der  Falten.;  aus  Marmor:  1.  Ohr 
mit  Haar  dahinter,  Büstenfufs  mit  Indextäfelchen. 

Auf  julisch-claudi scher  Brustbüste  mit  doppelter  Tunica 

—  die  obere  mit  langen  Schulterbändern,  von  denen  nur  eins 
vor  der  r.  Schulter  sichtbar  wird;  vgl.  Sala  de'  busti  Nr.  352 

—  und  Mantel  auf  beiden  Schultern  der  Kopf  einer  Frau  in 
mittleren  Jahren  mit  halber  Wendung  nach  der  1.  Schulter; 
weiche  Formen;  kurze  Nase  mit  breiter  Basis;  grofse  Augen 
mit  leicht  gesenktem  Oberlid;  niedre  Stirn;  die  Haare  sind 
gescheitelt  und  auseinander  gekämmt;  breite  Wellen;  kleine 
Stirnlöckchen;  hinten  waren  sie  in  einen  besonders  an- 
gesetzten Schopf  zusammengeflochten  (fehlt  jetzt;  grofses 
Loch  mit  Metalldübel).  Am  Hals  jederseits  ein  Loch,  1.  mit 
Gyps,  r.  mit  Eisen  gefüllt;  je  ein  kleineres  darüber  hinterm 
Ohr,  r.  mit  Gyps,  1.  mit  Eisen  gefüllt;  für  metallenes  Gehänge 
(vgl.  Nr.  393  A).  Die  Ohrläppchen  durchbohrt  für  Ohr- 
gehänge. Diese  Ausstattung  und  die  sorgfältige  gute  Arbeit 
läfst  schliefsen,  dafs  die  Dargestellte  einer  hochstehenden 
Familie  angehörte.  Man  könnte  an  Antonia  denken.  Die 
Erklärung  als  Iulia,  Tochter  des  Augustus,  ist  ganz  un- 
begründet. 

Nach  einer  Inschrift  an  der  Büstenstütze  i.  J.  1856  in 
Ostia  gefunden.  Nach  der  Inschrift  am  Indextäfelchen  von 
Pius  IX.  erworben. 

Bern o ulli  Rom.  Ikonographie  II 1  S.  131  u.  220  Nr.  6. 

419.  Römische  Knabenbüste  (Taf.  61). 

H.  0,39  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Nasenspitze  bestofsen. 

Vollkommenes  Gegenstück  zu  Nr.  417,  mit  dem  sie  zu- 
sammen gefunden  und  erworben  wurde  (die  gleichen  In- 
schriften an  gleicher  Stelle).  Die  physiognomische  Ähnlichkeit 
läfst  schliefsen,  dafs  die  Dargestellten  Brüder  waren;  dieser 
hat  etwas  Müdes  im  Ausdruck,  womit  die  Neigung  und 
Wendung  des  Kopfes  (zur  r.  Schulter)  in  Einklang  steht. 
Die  Brauen  hier  durch  Striche  angegeben. 


584  MÜSEO  CHIARAMONTI  42O. 

C.    L.    Visconti    Bull.  d.  I.  1859    S.   13;    Bernoulli   Rom.   Ikono- 
graphie II I  S.  133. 

Photographic  6596  (2);  Moscioni  2210. 


420.  Hermenbüste  des  Hephaistos  (Taf.  61). 

H.  0,55  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  die  Locken  Über  und  neben  dem  1.  Auge,  Teil  des  r.  Ohr- 
läppchens, Nase,  Vorderteil  des  1.  Kopfnickers,  1.  Vorderecke  der  Büste 
r.  Brust  mit  Vorderteil  der  Schulter.  Bestofsen  r.  Unterlid  und  manche 
Locken. 

Auf  einer  Hermenbüste,  die  bestimmt  war  auf  einen 
Schaft  gesetzt  zu  werden,  ganz  leicht  nach  der  r.  Schulter  ge- 
wendet der  bärtige  Kopf  des  Hephaistos,  als  solcher  kenntlich 
an  der  kegelförmigen  Handwerkerkappe,  unter  der  die  kurzen 
Locken  in  dichtem  Kranz  vorquellen,  und  an  den  breiten, 
derben  Formen  und  dem  stumpfen,  ziemlich  geistlosen  Aus- 
druck. Die  Ungleichheit  der  Gesichtshälften  —  die  r.  hängt 
etwas  —  soll  wohl  weder  auf  die  körperliche  Mifsgestalt  des 
Gottes  deuten  (Brunn  s.  unten),  noch  ist  sie  auf  Nachlässigkeit 
des  Copisten  zurückzuführen  (Furt wän gier  a.  unten  a.  O. 
S.  121  Anm.  4);  sie  wird  vom  Künstler  beabsichtigt  sein,- um 
auch  durch  dieses  Mittel  das  Bild  des  banausischen  Handwerker- 
gottes von  der  Höhe  rein  idealer  Schönheit  herabzudrücken 
und  der  individuell  unregelmäfsigen,  irdischen  Formenwelt 
naher  zu  bringen;  bei  idealen  Götterbildungen  kommen  wohl 
auch  leichte  Abweichungen  der  beiden  Gesichtshälften  von 
einander,  aber  nicht  so  starke  Unregelmäfsigkeiten  vor.  Gute, 
in  der  Ausführung  etwas  flaue  Copie  eines  Originales  aus  dem 
letzten  Viertel  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  Da  in  eben  jener  Zeit  Alka- 
menes  seinen  berühmten  Hephaistos  schuf  (Reisch  Eranos 
Vindobonensis  S.  21),  lag  es  nahe,  hier  eine  Nachbildung  zu 
vermuten  (Furtwängler);  doch  fehlen  alle  weiteren  Anhalts- 
punkte. Furtwängler  glaubt  ferner,  dafs  der  Körper,  zu  dem 
der  Kopf  ursprünglich  gehört  habe,  in  einem  Torso  des  Casseler 
Museums  mit  gegürteter  Exomis  und  Mantel  nachgebildet  er- 
halten sei.  Doch  hat  der  Kopf  einen  stärkeren  Hals  als  der 
Torso  —  bei  der  Umarbeitung  zur  Herme  lag  kein  Grund  vor, 
wie  Furtwängler  meint,  den  Hals  stärker  zu  gestalten  — ,  und 
dafs  der  Torso  einen  Hephaistos  darstelle,  ist  sehr  unwahr- 


MU8E0  CHIARAMONTI  42 1.  585 

scheinlich  (Amelung  bei  Aradt-Amelung  Einzelaufnahmen 
Text  zu  Nr.  331;  vgl.  Reisch  Jahreshefte  des  Österreich, 
archäol.  Instituts  1898  S.  87  ff.). 

Gefunden  um  das  Jahr  1855  auf  Piazza  di  Spagna,  als  der 
Grund  der  zu  Ehren  der  unbefleckten  Empfängnis  errichteten 
Säule  gegraben  wurde,  und  zwar  am  Fufs  einer  kleinen 
Treppe,  die  zu  einer  Gartenanlage  gehört  hatte.  Alsbald 
von  Pius  IX.  erworben  (s.  Inschrift  an  der  Basisplatte). 

Brunn  Annali  d.  I.  1863  S.  421  ff.;  Monuro.  d.  Ist.  VI — VII 
Taf.  LXXXI;  ders.  Griechische  Götterideale  S.  i6rT.;  Conze  Heroen-  und 
Göttergestalten  Taf.  XXXVI;  Friederichs -Wolters  Bausteine  Nr.  154I; 
Baumeister  Denkmäler  d.  klass.  Altert.  I  S.  641  Fig.  712;  Brunn-Bruck- 
mann  244;  Furtwängler  Meisterwerke  S.  i2of.  Fig.  22;  Collignon 
Histoire  de  la  sculpt.  grecque  II  S.  123  Fig.  59;  S.  Rein  ach  Repertoire 
de  la  statuaire  II  S.  40  Nr.  i;  Heibig  Nr.  91 ;  Sauer  Das  sogen.  The- 
seion S.  249. 

Photographie  beim  röm.  Institut  Nr.  715. 

421.  Weibliche  Statuette  (Taf. 61). 

II.  1,05  m.     Marmor  des  Kopfes  grofskörnig  und   gelblich,   der  der  Figur 

feinkörniger. 

Ergänzt  Nase,  Hals  und  nacktes  Bruststück,  r.  Hand  mit  Blumen, 
1.  Hand  mit  Straufs,  der  über  den  1.  Unterarm  gelegte  Zipfel,  Flicken  im 
Gewand,  Ftifse  mit  Teilen  der  Unterschenkel  und  des  Gewandes,  Vorderteil 
der  Basis.     L.  Schulter  beschädigt. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  mit  erhobener 
Ferse  zur  Seite  und  zurückgesetzt;  Sandalen;  Armelchiton 
(^etptScoToc  Xltc"v0  darüber  ein  Chiton,  der  die  Oberarme  be- 
deckt, und  darüber  wieder  ein  Chiton,  der  die  Arme  ganz 
blos  läfst  und  auf  den  Schultern  geknüpft  ist;  weiter  ein  Mantel, 
der  mit  einem  Teil  auf  1.  Schulter  und  Arm  liegt,  den  Rücken 
quer  überschneidet,  um  die  r.  Hüfte  vorgenommen  und  mit  dem 
andern  Zipfel  über  den  vorgestreckten  1. Unterarm  geworfen  ist; 
r.  Arm  gesenkt,  in  beiden  Händen  Blumen  ergänzt;  der  ge- 
radeaus gewendete  Kopf,  dessen  Haare  gescheitelt,  vorne  aus- 
einander gekämmt,  an  den  Seiten  um  ein  Band  geschlungen  und 
hinten  in  einem  abstehenden  Schopf  aufgebunden  sind,  ist  nicht 
sicher  zugehörig.  Dem  Stil  nach  könnte  er  es  sein;  die  Figur 
giebt  in  sorgfältiger,  aber  nicht  sehr  feiner  Arbeit  ein  Original 
aus  dem  letzten  Viertel  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  wieder,  das  dem 
Typus  der  Hera  im  Braccio  nuovo  Nr.  83  nahe  steht.    Vgl, 


586  MU8E0  CHIARAMONTI  43  2.  423.  424. 

auch  hier  Nr.  62.    Die  Ergänzung  als  Flora  ist  jedenfalls  un- 
richtig; eine  andere  kann  nicht  vorgeschlagen  werden. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  417. 
Photographie  beim  röm.  Institut. 

422.  Büste  des  Demosthenes  (Taf.  61). 

H.  0,505  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Ergänzt  Nasenspitze,  Teile  am  unteren  Rande  der  Basis.    Geglättet. 

Auf  einer  runden  Basisplatte  mit  Hohlkehle  ringsum, 
eine  Brustbüste  mit  Gewand  auf  der  1.  Seite.  Darauf  mit 
leichter  Wendung  und  Neigung  nach  seiner  R.  der  Kopf 
des  Demosthenes  in  Haltung  und  Typus  dem  der  Statue  im 
Braccio  nuovo  Nr.  62  entsprechend.  Die  Ausfuhrung  nicht 
unbedeutend,  wenn  auch  nicht  im  Einzelnen  durchgeführt. 
Ehemals  im  Pal.  Barberini. 

Pistolesi  Taf.  XLIV;  Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  419;  Michaelis 
bei  Schäfer  Demosthenes  u.  s.  Zeit3  S.  409  Nr.  W;  Bernoulli  Griech. 
Ikonographie  II  S.  69  Nr.  3,  S.  78  u.  82. 

423.  Römische  Knabenbüste  (Taf.  61). 

H.  des  Ganzen  0,38  m.,  des  Kopfes  0,165  m*     Feinkörniger  gelblicher 

Marmor. 

Ergänzt  Teil  des  1.  Ohres,  Hals  mit  Büste  und  Fufs. 

Auf  moderner  Achselbüste  das  Köpfchen  eines  etwa 
vierjährigen  Knaben,  stark  nach  der  r.  Schulter  gewendet. 
Aufserordentlich  individuelles  Kindergesicht;  kurze,  volle 
Locken;  vortreffliche  Arbeit  der  besten  Zeit. 

An  Stütze  und  Fufs  die  gleichen  Inschriften  wie  bei 
Nr.  417  und  419,  mit  denen  zusammen  der  Kopf  also  1858 
bei  S.  Balbina  gefunden  und  von  Pius  IX.  erworben  wurde 
(vgl.  Nr.  416).  Doch  hat  er  sonst  mit  ihnen  nichts  zu  thun 
und  steht  künstlerisch  weit  höher.  Die  übliche  Benennung 
—  Agrippa  Postumus  —  ist  ganz  grundlos. 

Bernoulli  Röm.  Ikonographie  II  1  S.  137. 
Photographie  beim  röm.  Institut. 

424.    Römische   männliche   Porträtbüste   (Taf.  61). 

H.  (ohne  Fufs)  0,38  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Ränder  beider  Ohren,  Büstenfufs  mit  Index- 
täfelchen. 


MÜ8E0  CHIARAMONTI  424A.  B.  587 

Auf  julisch-claudischer  Brustbüste  mit  starker  Wendung 
nach  der  r.  Schulter  der  Kopf  eines  jungen  Mannes  mit 
länglichem  Gesicht,  Ansatz  einer  Schifferkrause,  breitem 
vollen  Mund,  schmaler  und  langer,  gebogener  Nase,  grofsen 
Augen  (Brauen  plastisch)  und  langem  schlichten  Haar,  tief  in 
die  Stirn  gekämmt  (das  Haar  ist  hinten,  der  Bart  an  der 
r.  Wange  nicht  ganz  ausgeführt).  Mäfsige  Arbeit.  Trotz  der 
frühen  Büstenform  wegen  Bart  und  plastischer  Brauen  erst 
aus  trajanischer  Zeit. 

An  Stütze  und  Fufs  die  gleichen  Inschriften  wie  bei 
Nr.  417,  419  und  423,  mit  denen  zusammen  die  Büste  also  1858 
bei  S.  Balbina  gefunden  und  von  Pius  IX.  erworben  wurde. 

C.  L.  Visconti  Bull.  d.  I.  1859  S.  13. 

424A.  Römische  weibliche  Porträtbüste  (Taf.  61). 

H.  (ohne  Fufs)  0,53  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Teil  des  Haarschopfes  oben,  Nase,  Rand  des  1.  Ohrs,  Ende 
des  Haarschopfes  hinten,  MittelstUck  des  Halses,  BUstenfufs  mit  Indextäfelchen. 
Bestofsen  r.  Braue  und  Ohr.     Stark  geputzt 

Hadrianische  Oberarmbüste  mit  Tunica  und  Mantel,  der 
die  1.  Schulter  ganz,  die  r.  hinten,  Nacken  und  Unterteil  der 
Brust  bedeckt.  Darauf  nicht  zugehörig,  mit  leiser  Wendung 
nach  der  r.  Schulter  der  Kopf  einer  Frau  in  den  mittleren 
Jahren  mit  breitem  Gesicht,  geschlossenem  Mund  und 
traurigem  Ausdruck;  die  oben  nur  angedeuteten  Haare  bilden 
vorn  in  der  Mitte  einen  herzförmigen  Wulst,  von  dem  sich 
über  den  Scheitel  vier  glatte  Strähnen  legen,  rechts  und  links 
Flechten  ausgehen,  über  die  sich  wieder  lose  Strähnen  legen; 
hinten  umschnüren  diese  Flechten  einen  kleinen  hängenden 
Schopf,  in  den  die  übrigen  Haare  zusammengeflochten  sind. 
Demnach  aus  julischer  Zeit.     Sorgfaltig,  aber  unbedeutend. 

424B.  Römischer  männlicher  Porträtkopf  (Taf.  61). 

H.  (ohne  Fufs)  0,32  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Teil  des  Kinns  (Gyps),  BUstenfufs  mit  Indextäfelchen. 
Abgestofsen  beide  Ohren.  Bestofsen  Haare,  Brauen,  Backenknochen, 
Lippen. 

Kopf  eines  älteren  Mannes  leicht  nach  der  1.  Schulter 
gewendet;  der  dünne  faltige  Hals  leicht  gebogen;  längliches 


$88  .  MUSEO  CHIABAMONTI  424B. 

Gesicht  mit  breit  vortretenden  Backenknochen  und  spitzem 
Kinn;  geschlossener  Mund  mit  voller  Unter-,  schmaler  Ober- 
lippe; tiefliegende,  kleine  Augen  mit  forschendem  Blick; 
hohe,  von  einer  Querfalte  durchfurchte  Stirn  und  starker, 
nach  hinten  gewölbter  Schädel;  kurze,  schlichte  Haare,  nach 
vorn  gekämmt  und  über  der  Stirn  zur  Seite  gekämmt.  Gutes 
Porträt  der  letzten  republikanischen  Epoche.  Früher  ganz 
willkürlich  für  Cicero  erklärt;  dann  hat  ihn  Heibig  (s.  unten) 
mit  mehr  Wahrscheinlichkeit  Sulla  genannt;  in  der  That  ist 
das  Porträt  des  Sulla,  wie  wir  es  durch  Denare  kennen,  die 
sein  Enkel,  der  Münzmeister  Q.  Pompeius  Rufus  i.  J.  59  v.  Chr. 
prägen  liefs,  dem  Kopf  nicht  unähnlich. 

Gerhard-Platncr  S.  72  Nr.  523  und  Beilagen  S.  8ff.;  Braun  Ruinen 
und  Museen  Roms  S.  272  Nr.  30;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  I  S.  93 f.  u. 
140  Nr.  i,  Taf.  V;  Heibig  Nr.  92. 

Unter  Nr.  416— 424  B: 

Fünf  Fragmente  eines  Gesimses    (Taf.  61). 

a  (unter  Nr.  416 — 7). 

H.  0,30  m.,  L.  0,58  m.,  T.  0,31  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Ergänzt  Teil  der  Deckplatte  1.     Sonst  bcstofsen. 

Bildet  r.  eine  Ecke. 

b  (unter  Nr.  417 — 20). 

L.  0,91  m.,  H.  und  T.  wie  bei  a.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Ergänzt  Teil  der  Deckplatte  r.     In  d.  M.  sehr  bcstofsen. 

c  (unter  Nr.  420 — 1). 

L.  0,57  m.,  H.,  T.  und  Marmor  wie  bei  b. 
Oben  bcstofsen. 

d  (unter  Nr.  421—4). 

H.  0,29  in.,  L.  1,17  m.,  T.  0,28  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Oberer  Rand  fehlt  fast  ganz.     Auch  sonst  bestofsen. 

e  (unter  Nr.  424  A — B). 

L.  0,70  mM  H.  und  T.  wie  bei  a.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Vielfach  bestofsen. 


MUSEO  CHIARAMONTI  424D.  E.  F.  589 

Bildet  1.  eine  Ecke. 

Stammen,  trotzdem  die  Marmorsorten  nicht  überein- 
stimmen, von  demselben  Bau;  dieselben  Motive  wie  Abt.  XV 
unter  Nr.  369 — 74;  s.  dort. 

424C  ist  nicht  vorhanden. 
424D.  Relieffragment  (Taf.  61). 

H.  0,37  m.,  Br.  0,14  m.     Grobkörniger  bläulicher  Marmor. 
An  beiden  Seiten  glatt  abgeschnitten. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste  erhalten.  Dazwischen 
Hochrelief:  r.  unten  kleine  Felsgrotte,  vor  der  nach  1.  ein 
Panther  mit  nach  r.  emporgewandtem  Kopfe  sitzt;  über  dem 
Kopf  aufragend  ein  candelaberartiger  Aufbau  mit  Vase  oben; 
über  der  Felsgrotte  steht  aufgerichtet  ein  weiblicher  Panther, 
die  r.  Hintertatze  auf  den  Aufbau,  die  beiden  Vordertatzen  auf 
den  Rand  der  Vase  legend  (Stück  des  1.  Hinterbeines  fehlt); 
links  der  Rest  eines  Pilasters,  in  den  die  Umrisse  der  Vase 
eingeschnitten  sind;  rechts  undeutliche  Reste.  Spät  und 
schlecht 

Gerhard-Platner  S.  66  Kr.  421. 

424E.  Grabara  einer  Iulia  Paulina  (Taf.  61). 

Oben  hoher  Aufbau  mit  bogenförmig  abschliefsender 
Nische;  darin  im  Hochrelief  das  Brustbild  der  Verstorbenen 
mit  Tunica  und  Mantel  auf  beiden  Schultern  (sehr  verstofsen)'; 
die  Haare  in  welligen  Strähnen  zur  Seite  gestrichen;  an 
den  einschliefsenden  hohen  Seitenwänden  vorne  oben  kleine 
Masken,  aufsen  je  eine  Taube  in  Flachrelief.  Nach  der  In- 
schrift aus  dem  Beginn  des  2.  Jahrh.  n.  Chr. 

CIL  VI  20595a. 

424F.   Grabara  einer  Acilia  Rufina  (Taf,  61). 

Im  Aetom  vorne  in  mittlerem  Relief  das  Brustbild  der 

Verstorbenen   (Einzelheiten    nicht   zu   erkennen).     Nach    der 

Inschrift  aus  dem  2.  Jahrh.  n.  Chr. 
CIL  vi  10531. 


59°  MUSEO  CHIABAMONTI  424 Fa.  G.  H.  I.  K. 

424Fa.  Relieffragment  (Taf.  61). 

H.  0,22  m.,  L.  0,26  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Oben  und  unten  eine  breite  Randleiste  mit  Ablauf  er- 
halten (auf  der  oberen  ist  mit  roter  Farbe  512  aufgemalt). 
Dazwischen  Flachrelief:  Mann,  drei  Frauen  und  zwei  Kinder 
(vollgewandet)  schreiten  nach  rechts,  wo  noch  der  Rest  einer 
in  starker  Bewegung  nach  rechts  knieenden  Figur  erhalten  ist 
(Arme  und  1.  Bein  fehlen  fast  ganz).    Flüchtige  Arbeit. 

424G.  Ornamentierter  Pfeiler  (Taf.  61). 

H.  0,78  m.,  Br.  0,25  m.,  T.  0,15  m.    Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Oben,  unten  und  hinten  unvollständig.  Zwei  Seiten 
dichtbar.  An  der  Vorderseite  rechts  und  links  schmale  Rand- 
leisten erhalten  (beschädigt).  An  der  Vorderseite  Rebe  mit 
Vögel,  an  der  Nebenseite  (1.)  stilisierte  Blütenstaude  mit  Apfel- 
und  Olivenzweigen.    Hübsche  Arbeit. 

424H.    Altar   des   Iuppiter,    geweiht  von  einem 
L.  Valerius  Telesphorus    (Taf.  61). 

CIL  VI  290  (vgl.  289). 

424I.  Ornamentierter  Pfeiler  (Taf. 61). 

H.  0,79  m.,  Br.  0,19  m.,  T.  0,16  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Rand  an  der  Vorderseite  1.  erhalten;  sonst  an  allen  Seiten 
und  oben  und  unten  unvollständig.  Vorne  Rebe  mit  Vogel 
und  Schmetterling.  L.  Nebenseite:  stilisierte  Staude  mit 
Oliven-,  Eichen-  und  Äpfelzweigen,  zwei  Vögeln  und  zwei 
Schmetterlingen.     Sorgfaltige  Arbeit. 

424K.  Grabara  eines  Kochs  Photion  (Taf.  61). 

Zu  dem  Beinamen  Sestianus  vgl.  Hülsen   Rom.  Mitth. 
1888  S.  222  fr. 
CiL  vi  8754. 


MUSEO  CHIARAMONTI  424Ka.  591 

424Ka.  Fragment  eines  Kindersarkophags 

(Taf.  61). 

H.  0,265  m.,  L.  0,53  m.     Grofskörniger  gelblicher  Marmor. 
L.  abgeschnitten;  r.  gebrochen. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste.  Dazwischen  in 
Flachrelief  zwei  Scenen,  getrennt  durch  einen  Pfeiler  mit 
Bogenansatz.  Links:  vor  einem  ausgespannten  Vorhang  sitzt 
auf  einem  Lehnstuhl  nach  r.  eine  alte  Frau,  vollgewandet, 
mit  Kopftuch  (Amme?),  ein  Wickelkind  in  den  Armen  und 
gegen  die  Brust  drückend;  rechts  von  ihr  ein  Mädchen  ihr 
zugewendet,  ein  Tuch  ausbreitend;  am  Boden  eine  Wanne, 
in  der  ein  nacktes  Kind  nach  links  kniet,  gehalten  von  einem 
Mädchen,  das  weiter  rechts  auch  nach  links  kniet;  über 
dieser  Gruppe  die  drei  Moiren  nach  rechts  gewendet,  die 
letzte  r.  umblickend;  die  1.  mit  Weltkugel  und  Stab,  die 
mittlere  mit  Tafel  und  Stift,  die  r.  mit  Spindel  und  Rocken; 
1.  steht  an  den  Stuhl  gelehnt  eine  Frau  mit  gekreuzten  Beinen, 
das  nach  1.  umblickende  Haupt  gegen  die  L.  gestützt,  mit 
der  R.  nach  r.  unten  weisend;  sie  ist  vom  Schnitt  beschädigt 
und  mufs  zu  anderen  Figuren  in  Beziehung  gestanden  haben. 
Rechts:  L.  sitzt  auf  einem  kleinen,  mit  einem  Widder  be- 
spannten Wagen  (auf  dem  Wagenkorb  ist  mit  roter  Farbe  123 
aufgemalt)  ein  Knabe  (Kopf  nicht  ausgeführt),  in  der  L. 
die  Zügel,  in  der  R.  die  Peitsche;  rechts  von  seinem  Kopf 
ein  zweiter  Knabe  nach  links  gewandt  sichtbar,  nach  rechts  um- 
blickend ;  ein  dritter  rechts  vom  Tier,  nach  rechts  gewandt,  um- 
blickend (1.  Körperseite  fehlt;  er  ist  mit  Riemen  wie  ein  Circus- 
kutscher  umschnürt) ;  im  Grunde  über  dem  ersten  ein  Gebäude 
mit  drei  Spitzen;  über  dem  Tier  ein  Gebäude  mit  Giebel. 
Das  Ganze  stellte  die  Lebensgeschichte  eines  Kindes  dar  (er- 
halten links  das  Kind  als  Säugling  und  gebadet  von  den 
Wärterinnen;  dann  Spiel  mit  Kameraden).  Sehr  späte  geringe 
Arbeit. 

War  früher  an  der  Loggia  scoperta  eingemauert  (s. 
dort). 

Zoega  bei  Welcker  Zeitschrift  S.  212;  Raoul-Rochette  Monu- 
ments inedits  I  Taf.  LXXVII  2  S.  408;  Gerhard-Platner  S.  196 
Nr.  21. 


592  MÜ8E0  CHIARAMONTI  424L.  M.  425.  426. 

424L.  Grabara  einer  Castricia  Veientilla 

(Taf.  61). 

An  der  1.  Nebenseite  eine  rechteckige  Vertiefung 
(H.  0,39  m.,  Br.  0,19  m.,  T.  0,15  m.),  die  augenscheinlich 
mittels  einer  Thür  verschlfcfsbar  war  (zu  ihrer  Befestigung 
rechts  zwei  Angeln,  links  ein  Loch  für  den  Riegel.  In  dem 
Aetom  vorne  ein  Gegenstand,  wie  ein  halb  im  Boden  steckender 
Granatapfel,  in  Relief;  von  dem  Gegenstand  aus  ragen  zwei 
eingeritzte,  bogenförmige  Linien  empor.  Aus  dem  2.  Jahrh. 
n.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  A;  CIL  VI  14573. 

424M.  Sarkophagfragment  (Taf.  61). 

H.  0,42  m.,  Br.  0,20  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben  eine  starke  Randleiste  z.T.  erhalten.  Darunter  Hoch- 
relief: nackter  Knabe  —  Nebris  über  die  r.  Schulter  gelegt 
—  nach  1.  schreitend,  umblickend  (Füfse  fehlen);  in  der  er- 
hobenen R.  eine  z.  T.  erhaltene  Traube;  die  gesenkte  L. 
hält  einen  mit  umgewandtem  Kopf  nach  r.  springenden  Ziegen- 
bock   an    den    Hörnern    (nur   Vorderkörper    erhalten).      Spät    und 

schlecht. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  422. 

425.  Fragment  einer  decorativen  Sculptur 

(Taf.  62). 

H.  0,64  m.,  Br.  0,43  m.     Grofskörniger  gelblicher  Marmor. 
Vielfach  bestofsen.     In  der  Mitte  quer  durchgebrochen. 

Oben  eine  schmale  Randleiste  erhalten.  Hochrelief:  starke 
Akanthusranke,  lebhaft  gewunden;  jederseits  ein  Vogel  (dem  1. 
fehlt  der  Kopf);  aus  der  Blume  oben  taucht  ein  Pegasos  halb 
hervor  (nach  rechts  gewandt).     Späte  effectvolle  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  423. 

426.  Fragment  eines  Sarkophagdeckels  (Taf.  62). 

H.  0,265  m»  Br.  0,71  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Über  einer  schmalen  Basisleiste  1.  eine  halbe,  unbärtige, 
tragische  Maske  mit  gedrehten  Locken;  dann  eine  halbrunde 
Nische    mit    Thymiaterion    zwischen    zwei    ihm    zugewandt 


MÜSEO  GHIARAMONTI  427.  428.  429.  593 

sitzenden,  umblickenden  Greifen  in  mittlerem  Relief;  dann  eine 
halbe  Palmette.  Stammt  von  der  r.  Nebenseite  (weil  sich  die 
Maske  vorn  befinden  mufste).     Gute  decorative  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  424. 


427.  Fragment  einer  decorativenSculptur  (Taf.  62). 

H.  0,42  m.,  Br.  0,64  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Oben  grader  Rand  erhalten;  sonst  unvollständig.  Hoch- 
relief: r.  der  Rest  vom  Kopf  eines  Okeanos  (l.  und  untere  Kopf- 
hälfte  fehlt)  mit  fliefsendem  Haupthaar  und  Vollbart,  einer 
Krebsscheere  auf  dem  Kopf;  die  Wange  von  Meerpflanzen 
überwachsen.     L.  davon   grofse  Akanthusranke   mit  Blume. 

Gute  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  425. 

428.  Fragment  einer  decorativen  Sculptur  (Taf.  62). 

H.  0,31  m.,  L.  0,35  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor.. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste  mit  Ablauf  erhalten. 
Dazwischen  in  flachem  Relief:  Bukranion,  an  dessen  Hörnern 
mittels  Binden  r.  ein  Lorbeerzweig,  1.  ein  Eichenzweig 
befestigt  ist;  auf  dem  ersteren  ein  Vogel.  Feine  delicate 
Arbeit  augusteischer  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  426. 

429.  Unterseite  von  dem  Gebälk  eines  Rundbaues 

(Taf.  62). 

•        H.  0,50  m.,  L.  1,45  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Senkrecht  durchgebrochen. 

Rest  eines  bogenförmig  gezogenen  Flechtbandes;  der 
gröfsere  Teil  von  rechts  nach  links,  der  kleinere  von  links 
nach  rechts  gerichtet;  gleich  links  von  dem  Bruch  stofsen 
beide  auf  einander;  an  den  Langseiten  eingerahmt  von  les- 
bischem  Kyma;  von  den  Schmalseiten  nur  die  r.  mit  zwei 
kleinen  Akanthusblättern  erhalten.     Gute  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  427. 
Vatlcan.  Katalog  I.  38 


594  MUSKO  CHIARAMONTI  430.  43 1.  432. 

430.  Fragment  einer  decorativen  Sculptur  (Taf.  62). 

H.  0,40  m.,  Br.  0,52  m.     Pavonazzetto. 
Rechts  glatt  abgeschnitten. 

Oben  kleines  Stück  profilierten  Randes  erhalten.  Bärtige 
Maske,  deren  Haar  und  Bart  Akanthusblätter  bilden,  und 
von  der  Ranken  ausgehen.     Späte,  gute  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  428. 

431.  Porträtkopf  des  Menander  (Taf.  62). 

H.  (ohne  Fufs)  0,37  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  aus  Gyps  die  Nase,  aus  Marmor  Büstenfufs  mit  Index- 
täfeichen.  Unterlippe  und  Kinn  stark  beschädigt.  Am  Hinterkopf  fehlt 
ein  kleines  Stück  (abgeflacht;  keine  Spur  ehemaliger  Anstückung  des  Fehlenden). 
Unten  modern  abgeschnitten.     Ganz  verwaschen. 

Der  Kopf  halb  nach  seiner  R.  gedreht  und  erhoben. 
Eines  der  besten  Exemplare  eines  sehr  weit  verbreiteten 
griechischen  Porträts,  das  früher  fälschlich  Pompejus,  von 
Studniczka  in  einem  noch  nicht  veröffentlichten  Vortrag 
auf  der  Dresdener  Philologen- Versammlung  aber  über- 
zeugend Menander  genannt  worden  ist.  Da  es  ein  Orignal 
vom  Ende  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  voraussetzt,  wird  es  auf 
das  von  den  Söhnen  des  Praxiteles  im  Dionysostheater  in 
Athen  aufgestellte  Porträt  des  Dichters  zurückgehen  (O ver- 
beck Schriftquellen  Nr.  1337/8).  Es  ist  unberechtigt,  dafs 
Bernoulli  am  zweiten  unten  a.  O.  den  Kopf  unter  die  zweifel- 
haften Exemplare  des  Typus  stellt.  Ein  weiteres  Exemplar 
hier  Nr.  508. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  429;    Bernoulli   Rom.   Ikonographie 
I  S.  123  Xr.  2;  ders.  G riech.  Ikonographie  II  S.  113  Nr.  20. 

432.    Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  62). 

H.  des  Ganzen  0,48  m.,  des  Kopfes  0,22  m.    Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Ohren,  Kinn,  Flicken  in  der  r.  Kinnlade,  Hals  mit  Haar- 
enden, Bruststück  mit  Fufs.    Der  untere  Teil  des  Kopfes  war  abgebrochen. 

Kopf  einer  Frau  in  den  mittleren  Jahren  gradeaus 
gewendet;  rundes  Gesicht;  kleiner,  geschlossener  Mund; 
grofse  Augen;  niedere  Stirn;  Haare  gescheitelt,  zurück- 
gestrichen und  hinten  in  einem  kleinen    hängenden  Schopf 


MUSEO  CHIARAMONTI  433-  434-  435-  '595 

zusammengeschnürt,  unter  dem  jederseits  eine  Schulterlocke 
vorkommt.     Geringes  Werk  der  ersten  Kaiserzeit. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  430. 

433.    Römische   männliche  Porträtbüste  (Taf.  62). 

H.  des  Ganzen  0.52  m.,  des  Kopfes  0,26  m.     Feinkörniger  weifscr  Marmor. 

Ergänzt  Nase  fast  ganz,  1.  Ohr,  Rand  des  r.  Ohrs  (z.  T.  aus  Gyps), 
Kinn  mit  Teil  der  Unterlippe,  Hinterkopf,  Hals  mit  Büste  und  Fufs. 

Kopf  eines  älteren  Mannes  gradeaus  gerichtet;  breites 
Gesicht;  Doppelkinn;  breiter,  geschlossener  Mund  mit  herab- 
gezogenen Winkeln;  grofse,  tiefliegende  Augen;  hohe,  ge- 
runzelte Stirn;  kurzgeschorenes  Haar.  Mittelgutes  Porträt 
der  letzten  republicanischen  oder  ersten  Kaiserzeit.  Früher 
fälschlich  Horaz  genannt. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  431;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie 
I  S.  252. 

434.  Büste  des  Silvan  (Taf.  62). 

H.  0,47  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Auf  einer  runden  Basisplatte  die  bekleidete  Büste  — 
trajanische  Achselbüste  —  mit  dem  gradeaus  gerichteten 
pinienbekränzten  Kopf  des  Gottes;  auf  der  r.  Schulter  der 
Knoten,  auf  der  1.  der  Kopf  eines  Tierfells;  vor  der  1.  Brust 
Trauben,  Äpfel,  ein  Pinienapfel,  neben  der  r.  ein  sitzender 
Hund.  Hinten  nicht  bearbeitet.  Roh  (Reifferscheid  nimmt 
a.  unten  a.  O.  falschlich  an,  der  Verfertiger  habe  die  Holz- 
technik nachahmen  wollen). 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  432;  Reifferscheid  Annali  d.i.  1866. 
S.  211  Anm.  tav.  Ki;  Baumeister  Denkmäler  d.  klass.  Altert.  III  S.  1665 
Abb.  1730. 

435.    Römische   männliche  Porträtbüste  (Taf.  62). 

H.  (ohne  Fufs)  0,47  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Ergänzt  Nase  fast  gauz,  BUstenfufs  mit  Indextäfelchen.  Hinterkopf, 
Ohren  und  besonders  die  Büste  Überarbeitet. 

Auf  julisch-claudischer  Brustbüste  gradeaus  gerichtet  der 
Kopf  eines  älteren  Mannes;  längliches  Gesicht;  starkes  Kinn; 
breiter,  geschlossener  Mund  mit  sehr  unwilligem  Ausdruck 
in  dem  vorgeschobenen  Mund;  gebogene  Nase;  kleine,  tief- 

38  • 


59^  MUSEO  CHIARAMONTI  436.  437.  438. 

liegende  Augen;    hohe  Stirn;   kurzgeschorenes  Haar.     Gutes 
Porträt  der  letzten  republicanischen   oder  ersten  Kaiserzeit. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  433. 

436.  Weiblicher  Kopf  (Taf.  62). 

H.  (ohne  Fufs)  0,30  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  die  Haare  oberhalb  des  1.  Auges,  Nase,  Kinn,  grofser  Teil 
des  Hinterkopfes,  Büstenfufs  mit  Indextäfelchen.  Ohrläppchen  abgestofsen. 
Hals  unten  modern  abgeschnitten.  Gesicht  um  Mund  und  Nase  ge- 
putzt. 

Jugendlich  weiblicher  Kopf  leicht  nach  seiner  L.  ge- 
wendet; schwärmerischer  Ausdruck;  Haare  gescheitelt,  um 
ein  Band  gerollt  und  hinten  geknotet;  in  den  Ohrläppchen 
waren  Gehänge,  wie  am  r.  Ohr  zu  erkennen  ist. 

Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  434. 

437.  Porträtkopf  des  Septimius  Severus  (Taf.  62). 

H.  des  Ganzen  0,59  m  ,  des  Kopfes  0,33  m.      Sehr  grofskrystallinischer 

grauer  Marmor. 

Ergänzt  Unterteil  der  Stirn  mit  Brauen,  Nase,  Backenbart,  Unterteil 
des  Halses  mit  Bruststück  und  Fufs. 

Leicht  zur  r.  Schulter  gewendet;  Augensterne  und 
Pupillen  eingegraben;  Haare  oben  und  hinten  nicht  aus- 
gearbeitet.    Sehr  schlechtes  Exemplar. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  435;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie 
II 3  S.  23  Nr.  7. 

438.  Fragment  einer  Heraklesstatuette  (Taf.  62). 

H.  ohne  Basis  0,80  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  r.  Arm,  1.  Arm  bis  auf  den  halben  Ober- 
arm, 1.  Unterschenkel  mit  Knie,  FUfse,  Basis  bis  auf  ein  Stück  unter  dem 
Stamm.  Gebrochen  war  der  Körper  in  der  Höhe  der  Hüften,  das  r.  Bein 
vom  Stamm  und  unter  dem  Knie. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein,  verstärkt  durch  einen 
Stamm,  über  den  das  Löwenfell  gehängt  ist;  1.  Oberschenkel 
leicht  vortretend;  1.  Oberarm  gesenkt  und  leicht  zurück- 
genommen, Unterarm  war  vorgestreckt  (Spur  eines  Ansatzes 
an  der  Hüfte  unter  dem  Bruch);  r.  Arm  war  erhoben;  Kopf 
war  nach  der  1.  Schulter  gewendet;   im  Nacken  Reste  einer 


MUSEO  CHIARAMONTI  439.  440.  597 

Tänie,  die  vom  Kopf  niederfiel.  Einfache  Formehgebung. 
Mittelgute  Arbeit.  Halsschnitt,  Armansätze  und  Rest  der  Basis 
zur  Ergänzung  in  Marmor  hergerichtet. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  436. 

439.  Fragment  des  aus  Villa  Adriana 
stammenden  Frieses  mit  jagenden  Eroten  (Taf.  62). 

H.  o,395  m-»  L.  0,83  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Sehr  zerstört     Hinten  abgespalten. 

Das  Fragment  ist  grade.  Auf  dem  Fries  zu  erkennen: 
rechts  das  Hinterteil  eines  nach  rechts  laufenden  Hirsches 
(darauf  ist  mit  roter  Farbe  15  aufgemalt;  r.  Hinterbein  fehlt); 
dann  Eichbaum;  dann  Erot  mit  Mäntelchen  nach  rechts 
stehend,  auf  einen  Speer  gestützt,  die   R.  klagend  vor  die 

Stirn  legend   (Speer,  r.  Flügel  und  Ellenbogen  beschädigt);  links  und 

teilweise  hinter  dem  Eroten  sitzt  ein  grofser  Hund  nach  links 

ZU  dem  Eroten  aufschauend  (Schnauze,  r.  Ohr,  1.  Vorderbein,  r.  Vorder- 
tatze fehlen);  Flügel  eines  nach  links  gewandten  Eroten.  Vgl. 
hierselbst  S.  349k 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  437;  Penna  Viaggio  pittorico  della 
Villa  Adriana  III  Taf.  XIII  3. 

440.    Römische   männliche   Porträtbüste  (Taf.  62). 

H.  des  Ganzen  0,57  m.,  des  Kopfes  0,305  m.      Grofskrystallinischer    grauer 

Marmor. 

Ergänzt  Rand  beider  Ohren,  Nase,  Mund,  Kinn  mit  Umgebung, 
Unterteil  des  Halses  mit  Büste  und  Fufs.     Kranz  bestofsen. 

Auf  nackter,  moderner  Büste  leicht  zur  1.  Schulter  ge- 
wendet der  Kopf  eines  Jünglings  mit  länglichem  Gesicht, 
kurzem  Ansatz  eines  Backenbartes,  dichten,  glatten  Haaren, 
die  nach  vorn  und  über  der  Stirn  nach  den  Schläfen  aus- 
einander gekämmt  sind;  matter  Ausdruck;  Brauen  plastisch; 
Augensterne  und  Pupillen  eingegraben;  auf  den  Haaren  ein 
starker  Lorbeerkranz.  Da  fast  alle  charakteristischen  Teile 
der  Physiognomie  ergänzt  sind,  ist  die  Bestimmung  des 
Porträts  unmöglich;  jedenfalls  ist  nicht,  wie  man  vermutete, 
Saloninus,  der  Sohn  des  Gallien,  dargestellt.  Geringe  Arbeit 
des  2.  Jahrh.  n.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  438;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie 
II 3  S.  175. 


598  MUSEO  CHIARAMONTl  440A.  441. 

440A.    Kopf  des  Poseidon    oder   Asklepios,    auf 

moderner  Büste  (Taf.  62). 

H.  des  Ganzen  0,51  m.,  des  Kopfes  0,26  m.    Grofskrystallinischer  hellgrauer 

Marmor. 

Ergänzt  Unterteil  der  Nase,  Locken  Über  der  Mitte  der  Stirn  und 
an  der  r.  Schläfe,  die  vordersten  Bartlocken  an  der  r.  Seite  des  Kinns,  Haar- 
enden an  beiden  Seiten  des  Halses,  BUste  mit  Fufs. 

Auf  moderner  nackter  Büste  halb  nach  der  r.  Schulter 
gewendet  und  etwas  geneigt  der  Kopf  eines  bärtigen  Gottes 
mit  lebhaft  emporsteigendem  Lockenkranz',  Band  im  Haar. 
Wegen  des  Mangels  an  Hoheit  in  Ausdruck  und  Haltung 
und  der  Unregelmäfsigkeit  des  Haarwuchses  kann  Zeus  nicht 
dargestellt  sein.  Overbeck  (s.  unten)  glaubte  den  Kopf  des- 
wegen und  wegen  einer  gewissen  Verwandtschaft  mit  dem 
Poseidon  auf  dem  Münchener  Friese  als  Poseidon  deuten  zu 
müssen;  die  Neigung  des  Kopfes  könne  wie  dort  einer 
Amphitrite  gegolten  haben,  mit  der  der  Gott  gruppiert  ge- 
wesen wäre;  doch  könnte  auch,  wie  Heydemann  (s.  unten) 
annahm,  Asklepios  dargestellt  sein  (man  denke  an  den  pathe- 
tisch sehr  erregten  Asklepios  aus  dem  Piräus,  Athen.  Mitt.  1892 
Taf.  IV). 

Decorative,  nicht  ungeschickte  Copie  eines  Originals  aus 
dem  4.  Jahrh.  v.  Chr. 

Nach  den  Inschriften  an  der  Stütze  und  am  Fufs,  ebenso 
wie  Nr.  416  i.  J.  1859  bei  Sta.  Balbina  gefunden  und  von 
Pius  IX.  erworben  (aufgestellt  1868). 

Heydemann  Archäologische  Zeitung  1868  S.  II;  Overbeck  Kunst- 
mythologie III  2  S.  270  Nr.  12  Taf.  XI  13. 

441.  Griechischer  männlicher  Porträtkopf  (Taf.  62). 

H.  (ohne  Fufs)  0,45  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze,  1.  Ohr  fast  ganz,  BUstenfufs  mit  Indextäfelchen 
(aus  Africano). 

Kopf  eines  schönen  jungen  Mannes  mit  kurzem  Backenbart, 
der  das  Kinn  fast  freiläfst,  starken  Lippen,  kleinen  Augen, 
kurzem,  um  Stirn  und  Schläfen  vollen  Lockenhaar.  War  zum 
Einsetzen  an  eine  Statue  oder  Herme  bestimmt.  Der  Kopf  wurde 
bisher  an  das  Ende  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  datiert;  da  in  jener  Zeit 
kein  Anderer  als  Alkibiades  in  so  jungen  Jahren  zu  derartiger 


MU8E0  CHIARAMONTI  44  T.  599 

Berühmtheit  gelangt  war,  dafs  man  sein  Porträt  monumental 
ausgeführt  und  dieses  auch  noch  das  Interesse  römischer 
Kreise  erregt  hätte,  nannte  man  den  Kopf  Alkibiades  (so 
schon  in  der  »Beschreibung  d.  Stadt  Rom«;  s.  unten;  danach 
Heibig),  zu  dem  auch  die  hervorragende  Schönheit  und  die 
eigenartige  Bildung  des  Mundes  zu  passen  schien,  in  der 
man  die  Angabe  eines  leichten  Sprachfehlers  erkennen 
wollte,  wie  er  von  A.  überliefert  ist.  Dagegen  ist  die 
Notiz  des  Athenaios  über  die  Art,  wie  A.  in  seiner  Jugend 
die  Haare  getragen  habe  (x6fi7)v  expe<ps  in\  izokb  ttj;  fjXtxfac) 
geltend  gemacht  worden  (Wolters  u.  Töpffer  s.  u.);  doch 
weist  Heibig  diesen  Einwand  durch  die  Thatsache  zurück, 
dafs  der  Kopf  einen  Mann  von  etwa  30  Jahren,  keinen 
Epheben  darstellt.  Ausschlaggebend  aber  ist,  worauf  Arndt 
a.  unten  a.  O.  hinweist,  dafs  der  Stil  das  Porträt  nicht  an's 
Ende  des  5.,  sondern  in's  4.  Jahrh.  v.  Chr.  verweist,  wenn 
auch,  nicht  in  die  Mitte  des  Jahrhunderts,  wie  Arndt  will,  da 
für  jene  Zeit  die  Haare  noch  zu  stark  stilisiert  sind,  während 
ein  anderes  Porträt  desselben  Mannes,  das  ihn  in  reiferem 
Alter  darstellt  (stärkerer  Bart;  magere  Formen;  Diadem,  das 
vielleicht  schon  auf  Heroisierung  nach  dem  Tode  deutet; 
vgl.  Amelung  Neue  Jahrbücher  f.  Philol.  1900  S.  505),  that- 
sächlich  den  Stil  jener  Epoche  aufweist.  Der  Dargestellte 
mufs  also  im  zweiten  Viertel  des  4.  Jahrh.  in  der  Blüthe 
seiner  Jahre  gestanden  haben.  Dadurch  und  durch  ihre 
innere  Unwahrscheinlichkeit  fallt  Arndt's  Hypothese,  dafs 
Philipp  IL  von  Makedonien  dargestellt  sei. 

Die  Formen  des  Gesichtes  erinnern  so  stark  an  einen  in 
der  zweiten  attischen  Schule  beliebten  Idealtypus,  dafs  ohne 
Zweifel  das  Werk  eines  Künstlers  jener  Schule  zu  Grunde 
liegt.  Die  Arbeit  des  Exemplars  ist  sorgfaltig,  aber  ziemlich 
allgemein  und  glatt. 

Gerhard -Platner  S.  66  Nr.  439;  Heibig  Annali  d.  I.  1866  S.  228 ff.; 
Monum.  d.  I.  VIII  Taf.  XXV;  Friederichs-Wolters  Bausteine  Nr.  1321; 
Baumeister  Denkmäler  d.  klass.  Altert.  I  S.  48  Fig.  55;  von  Sybel  Rom. 
Mitt.  1891  S.  244 f.;  Töpffer  bei  Pauly-Wissowa  Realencyklopädie  I 
Sp.  1531  f. ;  Arndt  bei  Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen  Text  zu  Nr.  965/7; 
ders.  griech.  und  röm.  Porträts  Taf.  467/68;  ders.  Strena  Helbigiana 
S.  10  ff.  Fig.  1  u.  2. 


600  MUSEO  CHIARAMONTI  442  A.  443. 

442A.  Weibliche  Büste  (Taf.  62). 

H.  des  Ganzen  0,6 1  m.,  des  Kopfes  0,26  m.     Kopf  aus  feinkörnigem  weifsen 

Marmor;  Büste  aus  Alabaster. 

Ergänzt  grofser  Teil  der  Nase,  Nacken,  unterster  Teil  des  Halses 
Büstenfufs  mit  Indextäfelchen.  Die  Büste  vielfach  gebrochen  und  ge- 
flickt.    Die  Haare  vielfach  bestofsen.     Kopf  sehr  stark  geputzt. 

Antoninische  Oberarmbüste  mit  Tunica  und  Palla,  die 
die  1.  Schulter  und  die  Brust  bedeckt.  Darauf  mit  leichter 
Wendung  nach  der  r.  Schulter  und  Neigung  ein  weiblicher 
archaistischer  Kopf;  das  Haar  bildet  vorne  eine  flache,  durch 
Bohrlöcher  schwammartig  wirkende  Masse;  auf  dem  Schädel 
ist  es  dünn  und  vom  Wirbel  gleichmäfsig  nach  allen  Seiten 
gestrichen;  hinten  ein  dünnes  Schöpfchen;  hinter  den  Ohren 
Ansatz  je  einer  Schulterlocke.  Die  Haare  waren  von  einem 
Diadem  umzogen,  das  fünf  Ansätze  hatte,  von  denen  sich 
rückwärts  Reste  erhalten  haben. 

Nach  der  Inschrift  auf  dem  Fufs  durch  Pius  VI.  er- 
worben. 

443.  Fragment  des  aus  Villa  Adriana 
stammenden  Frieses  mit  jagenden  Eroten  (Taf.  62). 

H.  o,395  m.,  L.  0,74  m.     Marmor  wie  bei  Nr.  439. 
Hinten  modern  abgesägt. 

Das  Fragment  ist  grade.  Rechts  rauhe  Anschlufsfläche. 
Oben  zwei  Dübellöcher  zur  Befestigung  nach  hinten.  An  den 
beiden  Ecken  der  Rückseite  je  ein  senkrechter  Falz  ausge- 
meifselt.  Auf  dem  Friese:  rechts  der  Rest  eines  mit  flatterndem 
Mäntelchen  nach  rechts  laufenden  und  den  Bogen  spannenden 

Eroten  (erhalten  Ansatz  des  Kopfes,  Flügel,  Mantel,    Teile  des  Speers  und 

des  Körpers);  dann  vor  einem  Lorbeerbaum  ein  nach  rechts 
laufendes  Tier  mit  Doppelhufen  und  mäfsig  langem  Schwanz 

(Kopf,  r.  Vorder-  und  Hinterbein,  Schwanz  bis  auf  Spuren  fehlen);  dann 

Rest  vom  Vorderbein  eines  nach  rechts  laufenden  Tieres  mit 
Tatze;  der  Kopf  war  vorgestreckt;  davon  zwei  Stützenreste; 
darüber  einige  längliche  Blätter  und  eine  runde  Frucht.  Vgl. 
Nr.  439. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  441 :  Penna  Viaggio  pittorico  della 
Villa  Adriana  III  Taf.  XIV  6. 


MUSEO  CHIARAMONTI  444.  ÖOI 

444.  Fragment  einer  Asklepiosstatuette  (Taf.  62). 

H.  ohne  Basis  0,68  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  1.  Arm  bis  auf  den  halben  Oberarm,  Hände, 
FUfse,  Keule  von  der  Hüfte  abwärts.  Abgebrochen  war  der  r.  Oberarm 
mit  Stab  und  Teil  des  Leibes. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  war  zur  Seite 
und  zurückgesetzt;  das  Himation  liegt  mit  einem  Teil  auf  1. 
Schulter  und  Arm,  ist  dann  um  den  Rücken  gelegt,  um  die  r. 
Hüfte  vorgenommen  und  mit  dreieckigem  Überschlag  vor  dem 
Leib  zur  1.  Hüfte  geführt,  wo  es  von  der  an  der  Hüfte  hinten 
anliegenden  L.  gehalten  wird;  r.  Arm  gesenkt;  die  r.  Achsel 
stützt  sich  auf  die  Keule,  um  die  sich  unten  jedenfalls  die 
Schlange  ringelte.  Im  Hals,  r.  Armansatz  und  beiden  Hüften 
je  ein  Loch  zum  Anstücken;  in  dem  im  Hals  und  an  der  1. 
Hüfte  je  ein  Eisenstift,  wohl  für  moderne  Stückung.  Auf  dem 
Halsschnitt  ist  mit  schwarzer  Farbe  107  aufgemalt.  Einfache 
Arbeit  nach  einem  Vorbild  vom  Ende  des  5.  Jahrh.  v.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  442. 

Unter  Nr.  438 — 444: 

Zwei  Fragmente  des  aus  Villa  Adriana 
stammenden  Frieses  mit  jagenden  Eroten  (Taf.  62). 

a  (unter  Nr.  438—41). 

H.  0,38  m.,  L.  2,07  m.     Marmor  wie  bei  Nr.  439 

Abgebrochen  1.  obere  und  r.  untere  Ecke.  In  der  Mitte  senkrecht 
durchgebrochen. 

Das  Ganze  leicht  concav  gebogen.  Auf  dem  Fries:  r. 
der  Ansatz  des  Vorderteils  und  Vorderbein  eines  nach  1. 
laufenden  Tieres  mit  Tatzen  (Hund?);  dann  Lorbeerbaum 
(Krone  beschädigt);  teilw.  davor,  teilw.  1.  davon  zwei  nach  1. 

laufende    Hirsche    (dem  r.  fehlt  r.  Hinterhuf,  1.  Hinterbein,  Kopf  und 
Hals,   1.  Vorderbein;  dem  1.  Kopf,  1.  Vorderbein);    unter     dem     1.     ein 

Felsblock,  der  dem  fehlenden  Vorderbein  des  r.  Hirsches  zur 
Stütze  diente;  dann  ein  nach  links  laufender  Erot,  den  Speer 

schwingend  (erhalten  nur  die  r.  Körperhälfte;  auch  diese  sehr  beschädigt); 

die  L.  scheint  einen  Gegenstand  parierend  gehalten  zu  haben; 
dann  sehr  beschädigter  Baum  mit  länglichen  Blättern;  dann 


602  MU8E0  CHIARAMONTI  445. 

nachl.  sitzender  Löwe,  nach  dem  Eroten  umschauend  (fehlt 

Vorderteil    des    Kopfes;    Hinterteil    beschädigt);    dann    Pinie",    dann 

Erot  nach  1.  eilend  und  umschauend,   im  1.  Arm  ein  Speer 

(es  fehlen  r.  Arm  fast  ganz,  1.  Schulter  und  Hand,  Beine  bis  auf  die  Füfse, 
Teile  des   Speers;    beschädigt  Gesicht  un<f  Flügel);  im    Hintergrund 

flattert  ein  Mäntelchen,  das  nirgends  sichtbar  befestigt  ist; 
dann  Apfelbaum  (beschädigt);  dann  nach  1.  sprengender  Wild- 
esel (?)  (es  fehlen  Schwanz  fast  ganz,  1.  Hinterbein,  Vorderteil  des  Kopfes, 
1.  Ohr,  1.  Vorderbein;  Ansätze  im  Grunde  erhalten;  r.  Vorderbein  be- 
schädigt):  dann  rechtwinklig  vorspringender,  grader  Ansatz. 

Gerhard-Platner  S.  64  Nr.  A;  Penna  Viaggio  pittorico  della 
Villa  Adriana  III  Taf.  XIV  5  u.  XIII  1. 

b  (unter  Nr.  442 — 4). 

H.  0,38  m.t  L.  1,87  m.     Marmor  wie  bei  Kr.  439. 
Besonders  oben  sehr  zerstört. 

Das  Fragment  ist  grade.  Auf  dem  Fries:  rechts  ein  nach 
rechts  gewandter  Erot,  mit  der  R.  einen  Speer  schwingend; 
einen  andern  hielt  er  in  der  L.  (es  fehlen  Kopf  und  Hals,  Arme,  1. 

Bein ;  Ansätze  des  r.  Ellenbogens  und  der  R.,  von  dem  Speer  in  der  R.  ein 
Stück  vor  der  Brust,  von  dem  in  der  L.  das  Ende  am  Grunde  unten  erhalten); 

dann  Eiche  (beschädigt);   dann   Stier  (?)  nach   links  stehend 

(es  fehlen  Kopf  und  Hals,  I.Hinterbein,  Schwanz  fast  ganz);  hinter  ihm 

im  Grunde  Andeutung  eines  Baumes;  dann  nach  rechts  aus- 
schreitender Erot,  dem  Tier  einen  Speer  in  die  Brust  stofsend 

(es  fehlen  Vorderteil  des  Kopfes,  Unterarme;  Brust  beschädigt;  vom 
Speer  ein  Rest  am  Bauch  erhalten);  dann  Lorbeerbaum  (1.  beschädigt); 

dann  Tier   mit  Hufen  und  Schwanz  nach  rechts  sprengend 

(es    fehlen   Kopf  und  Hals,  Brust,  r.  Vorderbein,   Schwanz  bis  auf  Ansatz 

im  Grunde);  dahinter  Rest  eines  Baumes;  dann  Gehrungsschnitt 
und  gröfsere  glatte  Fläche;  hier  mufs  also  eine  weitere  Platte 
in  rechtem  Winkel  angestofsen  haben.     Vgl.  Nr.  439. 

Gerhard-Platner  S.  64  Nr.  A;  Penna  Viaggio  pittorico  della  Villa 
Adriana  III  Taf.  XV  7. 

Photographie  Moscioni  577  (Gesamtaufnahme  von  diesen  Stücken 
und  Nr  445 — 48  D). 

445.  Oberkörper  einer  Statuette  der  Selene 

(Taf.  62). 

ü.  0,34  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Abgebrochen  Teil  der  Mondsichel,  Nase,  Teil  der  Falten  über  der  L. 


MU8E0  CHIABAM0NT1  446.  447.  603 

Selene  war  schwebend  dargestellt;  bekleidet  mit  Peplos, 
der  über  dem  Apoptygma  gegürtet  ist;  der  Mantel  bläht  sich 
segelartig  nach  oben;  auf  der  einen  Seite  um  den  gesenkten 
r.  Arm  geschlungen,  auf  der  andern  von  der  erhobenen  L. 
gehalten;  der  Kopf  leicht  zur  r.  Schulter  gewendet  und  ge- 
neigt; die  Haare  gescheitelt  und  zurückgestrichen;  auf  dem 
Scheitel  die  Mondsichel;  zwischen  ihr  und  dem  Mantelrand 
ein  Zwischenstück  mit  einer  jetzt  undeutlichen  Figur  (Sternbild? 
vgl.  Jahn  Archäol.  Beiträge  S.  67 f.).  Hübsche  decorative 
Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  443;  Robert  Die  antiken  Sarkophag- 
reliefs III 1  S.  53  (Abb.). 

Photographie  Moscioni  577  (s.  vorige  Nummer). 

446.  Sarkophagfragment  (Taf.  62). 

H.  0,37  m.,  L.  0,53  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben  schmale  Randleiste  mit  eingeritztem  Eierstab 
erhalten.  Darunter  Flachrelief:  1.  ein  stehender  Erot  mit 
Mäntelchen,  von  vorn  gesehen ;  er  hält  mit  der  R.  einen  Schlauch 
geschultert,  in  der  gesenkten  L.  ein  Pedum  (Füfse  fehlen); 
neben  seinem  r.  Bein  ein  aufschauender  Panther  (Füfse  fehlen); 
rechts  davon  ein  nach  rechts  ausschreitender  Erot  mit 
Mäntelchen,  die  Doppelflöte  blasend  (1.  Fufs  fehlt);  zwischen 
seinen  Füfsen  eine  Pansmaske  (Bart  fehlt);  dann  Oberteil  eines 
Eroten  mit  Mäntelchen,  die  Lyra  spielend  und  umschauend; 
dann  Rest  eines  Flügels.     Späte,  schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  444. 
Photographie  Moscioni  577  (s.  S.  602). 

447.  Relieffragment  (Taf.  62). 

H.  0,60  m.,  Br.  0,35  m.     Grofskrystallinischer  grauer  Marmor. 
Zweimal  horizontal  durchgebrochen. 

Oben,  über  einem  schmalen  vorspringenden  Rande  Reste 
von  Waffen;  1.  das  Unterteil  eines  Panzers;  dann  ein  ab- 
gebrochenes Stück  (Helmf);  weiter  zwei  gekreuzte  läng- 
liche Schilde ;  dann  ein  Helm.  Unter  dem  Rand  drei  Bogen 
auf  Kragsteinen  ruhend;  darunter:  links  unten  ein  bärtiger 
Togatus    nach    r.    etwas    reichend    oder  gesticulierend  (die  L. 

hält  eine  Rolle;  es  fehlen  Nasenspitze,  r.  Hand,  1.  Unterschenkel,  Füfse); 


604  MÜSEO  CHIARAMONTI  448.  448  A. 

er  wendete  sich  zu  einem  gröfseren  nach  links  sitzenden  Mann, 
von  dem  nur  r.  Knie,  Teil  des  r.  Arms,  Stirn  mit  Oberschädel 
erhalten  sind;  zwischen  Beiden  oben  die  Oberkörper  von 
zwei  Togati  im  Gespräch  mit  einander  (der  1.  unbärtig,  der 
r.  bärtig;  dieser  hat  eine  Rolle  in  der  L.,  jener  fafst  mit  der 
gesenkten  L.  den  Zipfel  der  Toga  und  streckt  die  R. 
nach  dem  andern  aus).  Die  Männer  tragen  alle  Toga  mit 
Contabulatio.  Hochrelief.  Stammt  wohl  von  einem  Grabmal, 
auf  dem  die  Carriere  des  Verstorbenen  dargestellt  war;  über 
die  Waffen  vgl.  E.  Caetani  Lovatelli  Bullettino  comunale 
1900  S.  260 ff.     Sehr  späte,  schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  445. 
Photographie  Moscioni  577  (s.  S.  602). 

448.  Stirn ziegel  (Taf.  62). 

H.  0,42  m.,  Br.  0,28  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Sehr  bestofsen. 

In  einer  hohen,  oben  rundbogig  abschliefsenden  Nische 
mit  erhobenem  Rand  eine  Figur  der  Athena  in  Hochrelief; 
Typus  der  Palladien;  von  vorn  sichtbar;  1.  Fufs  vorgesetzt; 
Peplos  mit  langem  Apoptygma;  über  diesem  gegürtet; 
Aegis  vorne  die  Brust  bedeckend,  hinten  mantelartig  herab- 
hängend; Kopf  mit  Helm  (hoher  Busch)  gradeaus  gerichtet; 
in  der  erhobenen  R.  der  (nicht  erhaltene  Speer),  am  1.  Arm 
der  grofse  Schild.  Geringe  Arbeit.  Gehört  zusammen  mit 
vier  analogen  Exemplaren  im  Lateran;  alle  augenscheinlich 
von  demselben  Bau;  da  sich  dort  auf  einem  die  moderne 
Inschrift  1823  C.  C.  304  findet,  auf  den  übrigen  nur  304, 
können  wir  schliefsen,  dafs  die  ganze  Gruppe  im  Jahre  1823 
vom  Vatican  erworben  wurde. 

Gerhard-Platner    S.  67    Nr.  446;    Benndorf-Schöne    Die   anU 
Bildwerke  des  lateranensischen  Museums  S.  315  unten. 
Photographie  Moscioni  577  (s.  S.  602). 

448A.  Grabara  einer  Allia  Sophia  (Taf.  62). 

In  dem  Aetom  vorne  in  Flachrelief  ein  Pfau  nach  rechts, 

an  den  Früchten  eines  umgestürzten  Korbes  pickend.     Aus 

dem  2.  Jahrh.  n.  Chr. 
CIL  VI  11478. 
Photographie  Moscioni  577  (s.  S.  602). 


MÜSKO  CHIARAMONTI  448  B.  C.  605 

448B.    Fragment   einer  Knabenstatuette   (Taf.  62). 

H.  0,62  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  Vorderteil  des  r.  Fufses. 

Knäbchen  aufrecht  stehend,  den  1.  Fufs  etwas  vorgesetzt; 
an  den  Füfsen  Sandalen;  eingehüllt  in  ein  weites  Himation, 
das  auch  beide  Arme  bedeckt;  der  r.  liegt  vor  der  Brust; 
der  1.  ist  leicht  vorgestreckt. 

Von  dem  Typus  sind  mehrere  Wiederholungen  erhalten 
(s.  hier  Nr.  448  D),  die  bekanntesten  in  Villa  Borghese,  von 
Heibig  (Nr.  955  u.  956)  als  Strafsenjungen  gedeutet,  weil  die 
Knaben  angeblich  keinen  Leibrock  tragen,  und  dort  Köpfe 
mit  einer  für  die  niederen  Stände  bezeichnenden  Filzkappe 
erhalten  seien.  Dagegen  ist  zu  bemerken,  dafs  die  Zuge- 
hörigkeit jener  Köpfe  sehr  zweifelhaft  ist,  dafs  es  vielmehr 
eine  Reihe  andere  Repliken  giebt,  bei  denen  der  Kopf  ganz 
oder  z.  T.  erhalten  ist,  und  zw.  ohne  Kappe;  vgl.  darüber 
und  über  ältere  Deutungen  des  Typus  Berlin  Beschreibung 
d.  ant.  Skulpturen  Nr.  488  (an  der  Deutung  auf  Hermes,  der 
den  Rinderdiebstahl  leugnet,  hält  auch  noch  Michaelis  in 
der  neuen  Ausgabe  von  Springers  Handbuch  der  Kunst- 
geschichte I  S.  274  fest).  Ausschlaggebend  dafür,  dafs  diese 
Statuetten  einfach  sterbliche  Knäbchen  guten  Standes  dar- 
stellen sollten,  ist  das  Vorkommen  ganz  entsprechender  Ge- 
stalten auf  attischen  Votivreliefs  (z.  B.  Arndt-Amelung 
Einzelaufnahmen  Nr.  1230,  1234,  1240).  Als  Votive  oder  zum 
Schmuck  der  Gräber  werden  die  Statuetten  denn  auch  ge- 
dient haben.    Rohe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  A. 
Photographie  Moscioni  577  (s.  S.  602). 

448C.  Ornamentierter  Pfeiler  (Taf.  62). 

H.  0,63  m.,  Br.  0,24  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Oben  abgebrochen.     Sehr  bestofsen. 

Sichtbar  zwei  Seiten:  unten  Blattkyma  und  glatter  Ablauf, 
der  auch  die  Seiten  umrahmt,  die  mit  einer  senkrecht  auf- 
steigenden stilisierten  Pflanze  verziert  sind.    Zierliche  Arbeit. 

Photographie  Moscioni  577  (s.  S.  602). 


6o6  MÜ8K0  CHIABAMONTI  448 D.  E.  449. 

448D.    Fragment  einer  Knabenstatuette  (Taf.  62). 

H.  0,54  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  Vorderteile  beider  Ftifse,  Basis.  Sehr  be- 
stofsen. 

Bessere  Replik  von  Nr.  448 B;  nur  die  Füfse  ohne  San- 
dalen.   S.  dort. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr.  B. 
Photographie  Moscioni  577  (s.  S.  602). 

448E.  Grabara  einer  Fabia  Latina  (Taf.  62). 
Im  Aetom  vorne  ein  Kranz. 

CIL  VI  17609. 

Abteilung   XVIII. 
449.  Römische  weibliche  Porträtstatuette  (Taf.  63). 

H.  1,32  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  und  Hals,  r.  Arm  von  der  Mitte  des  Oberarms  abwärts 
mit  Hand  und  Eisenstütze,  1.  Hand  mit  Rolle,  grofser  Streifen  im  Ge- 
wand vor  der  r.  Hüfte,  kleinere  Flicken  hinten,  Füfse  mit  Gewandsaum  und 
Basis.    Geputzt  und  geglättet. 

Die  moderne  Basis  ist  elliptisch  und  mit  Hohlkehle 
ringsum  verziert.  Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs 
leicht  zur  Seite  gesetzt;  Tunica,  mit  tief  herabhängendem 
Bausch  gegürtet;  darüber  die  Palla,  die  schärpenartig  um 
1.  Schulter  und  r.  Hüfte  geschlungen  ist;  die  vorn  und  hinten 
herabhängenden  Teile  sind  ganz  zu  einem  Streifen  zusammen- 
gefaltet (vorn  in  der  Mitte  des  Körpers,  hinten  längs  dem 
Rande  des  unteren  Teils),  während  der  um  die  r.  Hüfte  ge- 
schlungene Teil  mehr  gelockert  und  nur  unten  doppelt  gelegt 
ist  (diese  Tracht  bildet  demnach  eine  Vorstufe  zu  der  von 
Nr.  1 19B,  wo  die  Palla  durchweg  zu  einem  Streifen  zusammen- 
gefaltet ist;  unklar  bleibt  hier,  wohin  der  eine  Streifen  gehört, 
der  an  der  1.  Hüfte  unter  dem  Gürtel  vorkommt  und  herab- 
hängt); eine  vorn  verknotete  Schnur  gürtet  Tunica  und  Palla 
unter  der  Brust;  beide  Arme  gesenkt  (in  der  leicht  vorge- 
streckten R.  eine  Schale,  in  der  L.  Rolle  ergänzt);  der  moderne 
Kopf  ist  leicht  zur  r.  Schulter  gewendet. 

Späte,  sorgfaltige,  aber  leblose  Arbeit. 

Clarac  772,  1923;  Gerhard-Platner  S.  67  Nr.  447. 


MUSEO  CHIABAMONTI  450.  451.  607 

450.  Jugendlich  männliche  Statue  als  Hermes 

ergänzt  (Taf.  63). 

H.  2,27  m.      Marmor    der   Figur   feinkörnig    und    leicht   bläulich    (gelblich 
überstrichen);  der  des  Kopfes  feinkörnig  und  gelblich. 

Ergänzt  Teil  der  1.  Braue  und  des  Oberlides,  Nase,  Lippen,  Kinn, 
Rand  des  r.  Ohrs,  1.  Ohr  fast  ganz,  Teil  des  Halses,  r.  Arm  mit  Teil  der 
Schulter  und  Hand,  1.  Unterarm  mit  Hand,  dem  Kopf  und  1.  Schulter  der 
Hernie,  Kerykeion  (Bronze),  Unterschenkel,  der  1.  mit  Knie,  FUfse,  Stamm, 
unterster  Teil  der  Herme,  Basis. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs  ganz  wenig  zur 
Seite  und  vorgesetzt;  hinter  dem  r.  Bein  ein  Stamm,  einen 
starken  Ast  nach  der  1.  Kniekehle  entsendend;  aufsen  neben 
dem  1.  Bein  steht  nach  aufsen  gewendet  eine  Herme,  deren 
Oberkörper  in  ein  Löwenfell  gehüllt  ist;  der  bärtige  Kopf 
—  ein  Panskopf  —  nach  der  r.  Schulter,  d.  h.  nach  vorn  ge- 
wendet; darauf  ein  Kalathos  mit  Früchten;  der  1.  Arm  der 
Figur  gesenkt  mit  bronzenem  Kerykeion  in  der  Hand;  r. 
Arm  erhoben  (Beutel  in  der  Hand);  der  Kopf  ist  leicht 
nach  der  r.  Schulter  gewendet  und  geneigt. 

Das  Ganze  ist  ein  Pasticcio  aus  einem  Doryphoroskopf, 
an  dem  die  Haare  sehr  sorgfältig,  die  Lider  merkwürdig 
dick  gebildet  sind,  und  die  Gesichtsformen  ihre  Härte  verloren 
haben,  dem  Torso,  der  in  ziemlich  matter  Ausführung  einem 
attischen  Werk  der  Mitte  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  nachgebildet 
ist,  und  an  dem  der  Ergänzer  die  Richtung  der  Extremitäten 
richtig  getroffen  hat  (Stützenrest  für  den  gesenkten  1.  Arm 
an  der  Hüfte  aufsen),  und  endlich  der  decorativ  gearbeiteten 
Herme  ohne  Kopf  —  es  war  eine  Heraklesherme  — ,  zu  der 
hierselbst  Nr.  225  zu  vergleichen  ist. 

Pistolesi  Taf.  XLV2;  Gerhard-Platner  S.  67  Nr.  448;  Gerhard 
Antike  Bildwerke  Taf.  CCCXIX  5  (Herme);  ders.  Prodromus  S.409;  Heibig 
Bull.  d.  I.  1864  S.  30  Nr.  1;  Furtwängler  Meisterwerke  S.  421  Anm.  4 
(Kopf). 

Photographie  Anderson  1406  (2). 

451.  Statuette   der  Aphrodite  oder  einer 

Nymphe    (Taf.  63). 

H.  1,21  m.     Grofskrystallinischer  weifser  Marmor. 

Ergänzt  unterer  Teil  der  Nase,  untere  VorderhHlfte  des  Halses,  Ober- 
teil des  Gewandes   auf  dem  1.  Arm,  r.  Arm  mit  Hand,  Flicken  im  Gewand, 


608  MUSEO  CHIARAMONTI  452. 

r.  grofser  Zehen,  1.  Fufs  mit  Gewandsaum  und  Teil  der  Basis,  Herme  bis  auf 

die  Basis.      In  eine  moderne  Plinthe    eingelassen.  Kleine  Verletzungen 

an  Lippen,  Körper  und  Gewand.     Brüche   durch  die  Taille,   den  1.  Ober- 
arm, in  Höhe  der  Kniee  und  Knöchel. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs,  mit  ganzer  Sohle 
auftretend,  zur  Seite  gesetzt;  aufsen  neben  ihm  eine  niedere 
Herme  (wird  ursprünglich  ein  Pfeiler  gewesen  sein),  auf  deren 
Scheitel  die  gesenkte  R.  gelegt  ist;  die  L.  in  die  Hüfte  ge- 
stützt, wo  sie  das  Himation  festhält,  das  mit  dem  einen  Zipfel 
den  1.  Arm  bedeckt,  dann  um  die  Hüften  geschlungen  ist, 
sodafs  es  den  Unterkörper  ganz  verhüllt,  vorne  ein  dreieckiger 
Überschlag;  der  Kopf  leicht  zur  1.  Schulter  gewendet;  die 
Haare  gescheitelt,  vor  einem  breiten  Bande  auseinander  ge- 
strichen, zurückgenommen  und  am  Hinterkopf  in  einen 
Knoten  gebunden,  unter  dem  lose  Haare  herabhängen  (die- 
selbe Frisur  an  dem  Kopf  von  Nr.  83  hierselbst).  Der  Kopf 
scheint  trotz  der  Gleichheit  in  Marmor  und  Erhaltung  nicht 
zum  Körper  zu  gehören,  da  die  Nackenhaare  sich  auf  dem 
Rücken  nicht  fortsetzen.  Mäfsige  Arbeit  nach  einem  zierlichen 
Original  aus  der  zweiten  Hälfte  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.,  das 
Figuren  wie  der  Venus  von  Arles  und  Ostia  (Furtwängler 
Meisterwerke  Fig.  102  und  103)  nachgebildet  ist;  eine  sehr 
ähnliche  Figur  hat  Pierre  Jacques  gezeichnet  (S.  Reinach 
L'album  de  P.  J.  PI.  13  S.  116).  Vgl.  Nr.  452.  Wegen  der 
zierlichen  Erscheinung  ist  vielleicht  eher  eine  Nymphe  als 
Aphrodite  zu  erkennen. 

Pistolesi  Taf.  XLIX  i;  Clarac  604,  1326;  Gerhard-Platner 
S.  67  Nr.  449. 

452.  Statue  der  Aphrodite   (Taf.  64). 

H.  1,62  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  fast  die  ganze  Nase,  r.  Ohr  mit  angrenzenden  Haaren,  Unter- 
teil  des  Halses,  r.  Arm  mit  Hand  und  Stück  der  Achsel,  Brüste,  1.  Schulter, 
Stück  des  1.  Unterarms,  fast  der  ganze  1.  Unterarm  mit  Hand  und  dem  ihn 
bedeckenden  und  von  ihm  herabhängenden  Gewand,  Flicken  in  den  Falten, 
Füfse  mit  Vorderteil  der  Basis. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  mit  erhobener 
Ferse  zur  Seite  und  zurückgesetzt;  Sandalen;  Himation  mit 
einem  Zipfel  um  den  gesenkten  1.  Arm  geschlungen,  dann 
rings  um  die  Hüften   gelegt,    sodafs    es  den  ganzen  Unter- 


MU8E0  CHIARAMONTI  453.  609 

körper  bedeckt;  vorne  dreieckiger  Überschlag;  r.  Oberarm 
seitlich  abgestreckt,  Unterarm  erhoben  (die  Hand  sinnlos  mit 
einem  Salbfläschchen  ergänzt);  der  Kopf  leicht  zur  1.  Schulter 
gewendet  und  geneigt;  die  Haare  gescheitelt  vor  einem  breiten 
Band  auseinander  gestrichen,  zurückgenommen,  über  den 
Ohren  eine  starke  Masse  bildend,  hinten  in  einen  kurzen 
hängenden  Schopf  gebunden.  Die  Haare  oben  und  hinten 
nur  angedeutet.  Der  Kopf  könnte  zugehören,  da  er  in  Marmor, 
Gröfse,  Stil,  Charakter  zum  Körper  pafet  Mäfsige  Copie 
eines  ziemlich  matten  Originals  (s.  die  grade  Linie  der 
r.  Körperseite  und  die  langweilige  Bildung  der  oben  quer 
verlaufenden  Falten),  das  Figuren  wie  der  Venus  von  Arles 
und  Ostia  (Furtwängler  Meisterwerke  Fig.  102  u.  103)  nach- 
gebildet ist;  vgl.  Nr.  451.  Zu  der  richtig  ergänzten  L.  vgl. 
die  Muse  in  der  Sala  delle  Muse  Nr.  598. 

Clarac  600,  1322;  Gerhard-Platner  S.  67  Nr.  450. 

453.   Jugendlich-männliche  Statue  (Taf. 64). 

H.  2,07  m.     Marmor   des  Kopfes  feinkörnig  und  gelblich;    der  der  Figur 

grofskrystallinisch  und  gelblich. 

Ergänzt  r.  Braue  mit  Stück  der  Stirn  und  Oberlid,  Nase,  Teile -der 
Lippen  und  der  r.  Wange,  Rand  des  r.  Ohrs,  oberer  Teil  der  Brust  mit 
Schultern  und  Gewand,  I.  Hand  mit  Kugel  und  Nike,  Finger  der  R.  und 
fast  die  ganze  Stütze,  Teile  der  Chlamys  neben  dem  1.  Bein,  Spitze  des 
I.  grofsen  Zehens,  r.  Unterschenkel,  Vorderteil  des  r.  Fufses,  Basis  bis  auf 
die  Stücke  unter  Stamm  und  Sohlen.  Gebrochen  war  der  r.  Arm  oben 
und  in  der  Mitte  des  Unterarms,  1.  Arm  mit  Teil  der  Chlamys,  1.  Bein  und 
Stamm  in  Höhe  des  Knies. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein,  verstärkt  durch  einen 
Stamm  aufsen,  an  dem  eine  angelegte  Beinschiene  angedeutet 
scheint;  1.  Fufs  etwas  zur  Seite  und  vorgesetzt;  r.  Arm  hängt 
herab  (Stütze  zwischen  Handgelenk  und  Hüfte);  1.  Oberarm 
gesenkt,  Unterarm  grade  vorgestreckt  (die  Hand  mit  Welt- 
kugel und  bronzener  Nike  ergänzt);  um  den  Unterarm  ist  eine 
auf  der  r.  Schulter  geknöpfte  Chlamys  geschlungen,  die  bis 
auf  den  Stamm  niederhängt;  der  kurzlockige  Kopf  nach  der 
1.  Schulter  gewendet  und  leicht  geneigt. 

Kopf  und  Körper  gehören  nicht  zusammen;  der  erstere 
ist  eine  schlechte  Copie  des  Meleager-Kopfes;  der  Körper 
wird  zu  der  Statue  eines  Heros  oder  heroisierten  Feldherrn 

Vatican.  Katalog  I.  39 


6lO  MUSEO  CHIARAMONTI  454-  455- 

gehört   haben    (Beinschiene   am    Stamm).     Die   Arbeit    am 
Körper  ist  derb  decorativ;  an  der  Chlamys  Liegefalten. 

Clarac  97oA,  2494;  Gerhard-Platner  S.  67  Nr.  451. 

454.  Statuette  des  Asklepios  (Taf.  64). 

H.  1,46  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  aus  Marmor:  Nase  mit  Oberlippe,  Hals  mit  Haaren  hinten, 
kl.  Finger  der  1.  Hand,  Zipfel  des  Mantels  vor  dem  Bauch,  Füfse  mit  Basis, 
Stamm  und  Mantelzipfel  daran;  aus  Gyps:  r.  Arm  mit  Schulter,  Hand  und 
Schlangenstab.  / 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  mit  erhobener 
Sohle  zur  Seite  und  zurückgesetzt;  Sandalen;  Himation 
mit  einem  Teil  um  den  in  die  Hüfte  gestützten  1.  Arm 
geschlungen,  dann  um  Rücken,  r.  Hüfte  und  Unterleib  gelegt, 
sodafs  der  Unterkörper  ganz  verhüllt  ist  —  dreieckiger  Über- 
schlag vor  dem  Bauch  — ,  und  an  der  1.  Hüfte  wieder  von 
der  L.  gehalten;  die  Zipfel  fallen  hier  auf  einen  kurzen 
Stamm  neben  dem  1.  Fufs  aufsen  herab;  die  gesenkte  R. 
fafst  die  neben  dem  r.  Fufs  aufsen  aufstehende,  von  einer 
Schlange  umwundene  Keule;  der  bärtige  Kopf  leicht  zur 
1.  Schulter  gewendet;  vor  einem  Bande  dichter  Kranz  von 
langen  Locken. 

Die  Ergänzung  mit  dem  Schlangenstab  ist  richtig.  Der 
Kopf  wird  Asklepios  darstellen,  kann  aber  nicht  zum  Körper 
gehören,  da  er  zu  klein  ist;  auch  entspricht  er  dem  Ideal  des 
4.  Jahrh.  v.  Chr.,  während  der  Körper  einen  unbedeutenden 
Typus  des  5.  Jahrh.  wiedergiebt.  Beide  Teile  schlecht  ge- 
arbeitet (Augensterne  und  Pupillen  eingegraben). 

Gerhard-Platner  S.  67  Nr.  452. 

Abteilung   XEX. 

455.  Fragment  eines  Adonis-Sarkophages 

(Taf.  65). 

H.  0,535  mi  Br*  °»38  m.     Grofskörniger  weifser  Marmor. 

Erhalten  die  r.  vordere  Ecke  mit  schmaler,  an  der  Vorder- 
seite stark  vortretender  Randleiste.  Darunter  an  der  Vorder- 
seite Hochrelief:  im  Hintergrund  ein  Vorhang  (r.  oben  be« 
schädigt),  1.  befestigt  an  einem  Eichbaum;  davor  sitzt  vorne 


MUSBO  CHIARAMONTI  456.  6l  I 

auf  Felsen  nach  1.  Adonis,  den  1.  Oberschenkel  verbunden, 
mit  der  L.  sich  auf  den  Sitz  stützend  (Vorderhalfte  des  Kopfes  u. 
1.  Arm  fehlen);  vor  dem  Sitz  ein  nach  rechts  gebückter  Eros 

(Unterschenkel,  r.  Arm,  I.  Unterarm  fehlen);   über  den  Oberschenkeln 

des  Adonis  der  ihm  zugewandte  Oberkörper  der  Aphro- 
dite in  hochgegürtetem  Chiton,  der  die  r.  Schulter  freiläfst 
(Kopf  und  r.  Arm  fehlen);  sie  scheint  Adonis  mit  der  R.  ge- 
halten zu  haben;  r.  oben  Brust,  Kopf  und  erhobener  r.  Arm 
eines  nackten  Bärtigen,  wohl  eines  Gefährten  des  Adonis;  1. 
unten  Teil  der  Höhle  und  des  Ebers.  R.  stöfst  die  Schmal- 
seite an;  darauf  in  Flachrelief  der  Rest  eines  nach  links 
eilenden,  kurzgekleideten  Jünglings;  in  der  R.  ein  Stab;  auf 
der  Schulter  ein  gefülltes  Netz;  daneben  Kiammerloch  zur 
Befestigung  des  Deckels.  Späte,  gute  Arbeit.  Für  das  Museo 
Chiaramonti  von  dem  Bildhauer  Antonio  d'Este  erworben. 

Gerhard-Platner  S.  67  Nr.  453;  Welcker  Annali  d.i.  1833  S.  156 
Nr.  7;  Engel  Kypros  II  S.  631  Nr.  9  u.  10;  Petersen  Annali  d.  I.  1862 
S.  161  I;  Hirzel  ebenda  1864  S.  681;  Robert  Die  antiken  Sarkophag- 
reliefs III 1  S.  19  Taf.  IV  Nr.  17, 

456.  Vorderseite  eines  Kindersarkophages 

(Taf.  65). 

II.  0,49  m.,  L.  1,38  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt:  r.  obere  Ecke;  verschiedene  Teile  des  Randes;  an  dem  ersten 
Reiter  rechts  Kopf,  r.  Arm  fast  ganz,  Peitsche;  an  seinem  Pferde  Schnauze, 
Teil  des  Zügels;  am  Lenker  darunter  Kopf,  r.  Arm  mit  Peitsche,  1.  Unter- 
arm mit  Zügel;  am  vorderen  Pferde  Schnauze  und  die  r.  Beine;  am  Eros  unter 
den  Pferden  Gesicht,  r.  Arm,  Teil  des  1.  Oberschenkels;  am  zweiten  Reiter 
Kopf,  r.  Arm,  r.  Fufs;  am  Pferde  Kopf,  Zügel,  r.  Vorderbein;  am  zweiten 
Lenker  Kopf,  r.  Arm,  1.  Hand  mit  gröfstem  Teil  der  Zügel,  r.  Oberschenkel; 
am  Wagen  oberer  Teil  des  Korbes  und  Rad;  am  hinteren  Pferde  Vorderkopf 
mit  Teil  jler  Zügel;  am  vorderen  Kopf  mit  Teil  der  Zügel,  Vorderbeine,  r. 
Hinterbein;  am  Eros  unten  Kopf,  r.  Flügel  und  Arm;  am  dritten  Reiter 
Kopf,  r.  Unterarm  mit  Peitsche,  1.  Hand  mit  Zügel  und  Kopf  des  Pferdes; 
am  dritten  Lenker  Kopf,  r.  Arm,  1.  Unterarm  mit  gröfstem  Teil  des  Zügels; 
am  Wagen  unterer  Teil  der  Rades;  an  den  Pferden  Kopf  fast  ganz  mit 
Zügel;  am  vorderen  die  Vorderbeine  (1.  Vorderhuf  erhalten),  r.  Hinterbein; 
am  Eros  unten  Kopf,  r.  Arm;  an  dem  vierten  Reiter  Kopf,  Rücken  mit  r. 
Flügel,  r.  Arm  mit  Zügel,  Vorderteil  des  r.  Fufses;  am  Pferd  Kopf  mit 
Zügel;  am  vierten  Lenker  Kopf  mit  Oberteil  der  Brust,  r.  Flügel  fast  ganz, 
r.  Arm,  1.  Unterarm  mit  gröfstem  Teil  der  Zügel;  am  Wagen  grofser  Teil 

39* 


6l2  MÜSE0  CHIARAMONTI  457.  458. 

des  Rades;  an  den  Pferden  Teile  der  Zügel;  am  vorderen  Kopf  und  r. 
Beine;  am  Eros  unten  Kopf,  1.  Flügel  und  Arm,  hinterer  Teil  des  1.  Ober- 
schenkels; Teil  der  Meta;  1.  untere  und  obere  Ecke. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste;  dazwischen  Hoch- 
relief: vier  Zweigespanne  mit  Eroten  als  Lenkern  nach  rechts; 
über  jedem  Gespann  der  zugehörige  Reiter  (desultor?);  am 
Boden  unter  jedem  Gespann  ein  am  Boden  gebückt  knieender 
spartor  mit  seinem  (hier  kaum  erkennbaren)  umflochtenen 
Gefafs  (s.  Galleria  lapidaria  Nr.  21);  im  Hintergrund  von  links 
nach  rechts:  Meta,  zwei  korinthische  Säulen  mit  Architrav, 
fünf  Delphinen  und  Leiter,  analoger  Bau  mit  sechs  Eiern, 
Victoria  auf  Säule  nach  rechts,  zwei  korinthische  Säulen 
mit  Giebel,  Meta.     Sorgfaltige  späte  Arbeit. 

Pistolesi  Taf.  XLIII2;  Gerhard-Platner  S.  67  Nr.  454. 


457.  Fragment  eines  Niobidensarkophags 

(Taf.  65). 

H.  0,46  m.,  Br.  0,28  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Erhalten  die  Vorderecke  der  1.  Nebenseite  mit  Ansatz 
der  Vorderseite.  Unten  schmale  Randleiste;  darüber  an  der 
Nebenseite  in  mittlerem  Relief  in  Chiton  und  auf  der  r. 
Schulter  geknüpftem  Mantel,  der  nach  rechts  oben  blickende, 
bärtige  Pädagoge,  der  eine  zusammensinkende  Niobide  hält 

(an  dem  Pädagogen  der  Kopf  beschädigt;  der  Niobide  fehlen  die  Beine); 

an  der  Vorderseite  in  Hochrelief  Amphion   in  Rüstzeug  und 
Stiefeln,  im  r.  Arm  einen  toten  Knaben  haltend  (von  Amphion 

nur  die  1.  Hälfte  erhalten;   Kopf  fehlt;   an  dem  Knaben  fehlen  r.  Unter- 
arm mit  Hand  [Finger  erhalten]  und  1.  Bein  [Fufs  erh.]). 

Gerhard-Platner  8.  68  Nr.  455;  Stark  Niobe  und  die  Niobiden 
S.  192;  Klügmann  Bullettino  d.  I.  1864  S.  126;  Heydemann  Berichte 
der  sächs.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  1877  S.  74« 


458.  Statuette  einer  Kuh  (Taf.  65). 

H.  0,30  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor  mit  schwarzen  Adern. 
Antik  nur  der  Leib.     Schwanz  fehlt. 

Nach  links  gewendet  mit  gesenktem  Kopf.    Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  68  Nr.  456. 


MU8E0  CHIARAMONTI  459.  460.  461.  462.  613 

459.  Statuette  eines  Adlers  mit  Schlange  (Taf.  65). 

H.  ohne  Basis  0,46  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Ergänzt  Beine  mit  Schlange  und  Felsen,  untere  Spitzen  beider  Flügel. 
Der  obere  Teil  des  1.  Flügels  war  gebrochen. 

Ein  Adler  sitzt  auf  Felsen  mit  erhobenem  Kopf,  mit  den 
Fängen  eine  Schlange  haltend  (willkürliche  Ergänzung).  Un- 
bedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  68  Nr.  457. 


460.  Torso  einer  Statuette  des  Apollon   (Taf.  65). 

H.  ohne  Basis  0,55  m.    Der  Chiton  aus  orientalischem  Alabaster,  der  Gürtel  aus 
Giallo  antico,  der  Mantel  aus  rotem,  weifsgefleckten  Marmor. 

Ergänzt  der  vordere  Teil  des  Gürtels.     Unten  horizontaler  Bruch. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Oberschenkel  im  Schreiten  vor- 
gestellt; beide  Arme  waren  seitlich  ausgestreckt;  beide  und 
der  Kopf  waren  besonders  gearbeitet  —  jedenfalls  aus 
weifsem  Marmor  —  (Anschlufsflächen  und  Dübellöcher  vor- 
handen); langer  Chiton,  breiter  Gürtel;  Mantel  den  oberen 
Teil  der  Brust,  beide  Schultern  und  Rücken  bedeckend. 
Vgl.  wegen  der  Deutung  auf  Apollon  die  Statue  in  der  Sala 
delle  Muse  Nr.  516. 

Unbedeutende  Arbeit.  Aufgestellt  in  der  Zeit  zwischen 
1832 — 4  (zunächst  in  Abteilung  XV). 

Gerhard-Platner  S.  63  (und  S.  69  Nr.  A?). 

461.  Statuette  eines  Kranichs  (Taf.  65). 

H.  ohne  Basis  0,45  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Antik  nur  der  Leib,  der  in  der  Mitte  horizontal  gebrochen  war. 

Ein  Kranich  steht  aufrecht  mit  rechts  gewandtem  Kopf. 
Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  68  Nr.  459. 

462.  Statuette  einer  Kuh  (Taf.  65). 

H.  0,21  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Antik  der  Leib  bis  auf  das  Hinterteil. 

Nach  links  stehend,  mit  gesenktem  Kopf.    Elend. 

Gerhard-Platner  S.  68  Nr.  460. 


614  MUSEO    CHJARAMONTI  463.  464. 

463.  Statuette  eines  Ebers  (Taf.  65). 

H.  0,46  m.    Nero  antico. 

Ergänzt  Ohren,  Schnauze,  Vorderbein  (1.  Huf  antik),  unteres  Ende 
des  1.  Hinterbeins,  r.  Hinterbein  fast  ganz,  Schwanz,  ganzer  r.  Vorderteil 
der  Basis.  Gebrochen  war  der  r.  Teil  der  Basis  mit  1.  Vorderhuf  und  der 
1.  Teil  mit  Ansätzen  für  das  r.  Hinterbein.  Ein  Ansatz  für  den  Schwanz 
ist  unbenutzt  geblieben.     Verschiedene  Sprünge. 

Auf  einer  länglichen  Basis  mit  abgerundeten  Seiten,  die 
vorn  und  an  den  Seiten  profiliert  ist  (oben  und  unten 
schmales,  glattes  Kyma)  sitzt  nach  rechts  ein  Eber.  Sorg- 
fältig gearbeitete,  verkleinerte  Replik  des  Ebers  in  Florenz 
(Amelung  Führer  Nr.  9). 

Gerhard-Platner  S.  68  Nr.  461;  Heydemann  Mittheil,  aus  den 
Antikensamml.  in  Ober-  u.  Mittelitalien,  III.  Hallisches  Winckelmannsprogramm 
S.  72  Nr.  55. 

464.  Mithrasgruppe    (Taf.  65). 

H.  0,70  m.,  L.  0,835  m.     Marino  bigio. 

Ergänzt  am  Mithras:  Oberkörper  mit  Kopf,  Armen  und  flatterndem 
Mantel,  viele  Falten,  Vorderteil  des  r.  Fufses;  am  Stier:  Kopf  und  Hals  bis 
zur  Wunde,  1.  Vorderbein  mit  r.  Hinterecke  der  Basis  und  Hund  bis 
auf  den  gröfseren  Teil  seines  1.  Vorderbeines,  Flicken  in  den  Hoden, 
Schwanz,  Teile  des  r.  Hinterbeins;  an  der  Büste  Kopf  und  Hals.  Abge- 
brochen der  Felsen  rechts  und  links  oben  und  der  Schlangenkopf. 

Über  einer  rechteckigen  Basis  (mit  schmaler  Randleiste 
an  den  Seiten  oben  und  unten)  die  Gruppe  des  stiertötenden 
Mithras  mit  Hund  und  Schlange.  Das  in  Ähren  ausgehende 
Schwänzende  des  Stiers  liegt  auf  seinem  HinterteiL  Links  Felsen 
und  darüber  der  Oberkörper  einer  Figur  mit  gegürtetem  Chiton 
und  Diadem ;  Büste  des  Sol,  falschlich  mit  weiblichem  Kopfe  er- 
gänzt. Der  Felsen  mufs  ursprünglich  bogenförmig  die  Gruppe 
überspannt  und  auf  der  nun  ergänzten  r.  Hinterecke  der  Basis 
aufgesessen  haben  (vgl.  Cumont  a. unten  a.  O.  S.  270  Fig.  112); 
der  Büste  des  Sol  entsprach  eine  der  Luna. 

Die  Gruppe  war  ehedem  in  der  Villa  Montalto-Negroni- 
Massimi,  dann  bei  dem  Bildhauer  Albacini,  von  dem  sie  in 
den  Vatican  kam  (Cumont's  Angabe  ist  ungenau). 

Zoega  Abhandlungen  S.  148  Nr.  5c  und  S.  168 f.;  Visconti  Museo 
Pio-Clementino  III  S.  28;  Gerhard-Platner  S.  68  Nr.  462;  Lajard  Re- 
cherches  sur  le  culte  de  Mithra  PI.  XCVIII2;  Cumont  Textes  et  monuments 
figures  relat.  aus  mysteres  de  Mithra  II  S.  211  Nr.  30  Fig.  39. 


MÜSEO  CHIARAMONT1  465.  6l$ 

465.  Relieffragment   (Taf.  65). 

H.  0,87  m.,  Br.  0,70  m.,  T.  0,29  m.  Feinkörniger  gelblicher  Marmor  (Studniczka 

und  Graf  vermuten,  dafs  es  hymet  tisch  er  Marmor  sei;  jedenfalls  ist  er  attisch 

und,  wenn  nicht  pentelisch,  doch  dieser  Art  nächst  verwandt). 

Von  dem  Reliefgrund  haben  sich  nur  Ansätze  —  am 
meisten  rechts  über  dem  Sitz  —  erhalten.  Dargestellt  war  in 
starkem  Hochrelief  eine  auf  einem  Sessel  nach  links  sitzende 
Frau,  die  das  r.  Bein  über's  1.  gelegt  hat,  den  r.  Ellenbogen 
auf  den  r.  Oberschenkel  stützt,  den  Kopf  auf  die  erhobene  R. 
gelehnt  hatte  und  die  L.  rückwärts  auf  den  Sitz  legt;  Chiton 
und  Mantel,  der  um  die  Beine  geschlungen  ist,  Rücken  und 
Hinterkopf  bedeckt;   unter  dem  Sitz  ein   Korb    (abgebrochen 

Kopf  und  oberer  Teil  des  Halses,  r.  Unterarm  mit  Hand,  1.  Arm  bis  auf 
Teil  des  Oberarms  [von  der  Hand  ein  Teil  und  zwei  Finger  erhalten],  Spitze 
der  1.  Brust,  Vorderteil  des  r.  Kniees,  Unterschenkel,  Füfse,  der  gröfstc  Teil 
der  Sitzfläche  mit  den  Sesselbeinen,  Teil  des  oberen  Randes  und  Unterteil  des 

Korbes).  Auf  dem  Reliefgrund  Spuren  blauer  Farbe.  Die 
Beine  und  den  r.  Arm  zeigt  in  vollständigerer  Erhaltung  die 
Replik  in  der  Galleria  delle  statue  Nr.  261,  die  indes  als 
Statue  gearbeitet  ist.  Den  zugehörigen  Kopftypus  hat 
Studniczka  entdeckt  (s.  unten;  zu  den  ihm  bekannten 
Exemplaren  jetzt  noch  ein  gutes  im  Museo  nazionale  romano 
zu  fügen:  Heibig  Nr.  1104).  Dafs  auf  dem  Relief  nur  die 
eine  Figur  dargestellt  war,  wird  durch  die  genannte  statu- 
arische Replik  und  eine  kleine,  ebenfalls  statuarische  Vari- 
ante wahrscheinlich  gemacht  (Hei big  Nr.  610);  aufserdem  ist 
die  Figur  so  tief  in  sich  versunken  gedacht  und  künstlerisch 
so  in  sich  geschlossen,  dafs  jede  weitere  Gestalt  diesen  Ein- 
druck beeinträchtigen  würde.  Bezeichnend  ist  auch,  dafs 
die  Figur  mehr  oder  minder  genau  in  drei  verschiedenen  Com- 
positionen   wiederkehrt    und    zwar  jedesmal    als    Penelope: 

1.  archaisches  Thonrelief,  angeblich  aus  Melos,  im  Louvre: 
Penelope,  hier  nach  rechts  gewendet,  sitzt  Odysseus  gegenüber, 
der  als  Bettler  vor  ihr  steht  und  mit  der  R.  ihr  1.  Hand- 
gelenk fafst  (Revue  arch£ol.  1899  S.  13 f.)  (ob  echt?  Petersen); 

2.  Rotfigurige  attische  Vase  aus  der  Mitte  des  5.  Jahrh.  v. 
Chr.:  Penelope  sitzt  nach  links  vor  dem  Webstuhl,  dem 
vor  ihr  stehenden  Telemach  gegenüber  (Mon.  d.  I.  IXTaf.XLII; 
Baumeister  Denkm.  d.  kl.  Altert.  Abb.  2332;  Heibig  Fig.  9); 


6l6  MUSEO  CHIARAMONTI  465. 

3.  Sog.  campanasches  Thonrelief:  Penelope  sitzt  nach  links, 
der  Scene  zugewendet,  in  der  Eurykleia  dem  Odysseus  die 
Füfse  wäscht  (Heibig  Nr.  1456;  weiteres  s.  bei  Furt- 
w  an  gl  er  a.  unten  a.  Ort).  Hätte  die  Originalfigur  schon 
zu  einer  gröfseren  Composition  gehört,  so  wären  die  Künstler 
jener  drei  Werke  kaum  darauf  verfallen,  die  eine  Figur 
herauszugreifen  und  jedesmal  anders  zu  verwenden,  während 
eine  derartige  Benutzung  einer  Einzelfigur  nicht  ohne  Beispiel 
ist.  Eine  andere  Frage  ist,  ob  das  Original  bereits  Penelope 
darstellen  sollte;  sie  ist  entschieden  zu  verneinen,  wenn  der 
Schlufs  angenommen  wird,  dafs  die  Figur  allein  dargestellt 
war;  vielmehr  entspricht  das  Bild  der  sinnend  in  sich  ver- 
sunkenen Frau,  auf  deren  häusliche  Tugenden  der  Wollkorb 
deutet,  durchaus  den  Vorstellungen,  die  wir  auf  einer  grofsen 
Anzahl  von  griechischen  Grabreliefs  verkörpert  finden;  bei 
einem  Grabrelief  würde  die  Isolierung  ohne  Weiteres  ver- 
ständlich sein.  Zweifellos  aber  war  das  Original  ein  Relief; 
nur  bei  dieser  Annahme  ist  die  noch  unbeholfene  Einpressung 
der  Figur  zwischen  zwei  Flächen  erklärlich.  Das  Werk 
mufs  sofort  Aufsehen  erregt  haben;  seinem  ganzen,  noch 
archaisch  befangenen  Formencharakter  nach  mufs  es  gegen 
Mitte  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  entstanden  sein,  und  aus  gleicher 
Zeit  stammt  jenes  »melische«  Relief,  aus  wenig  späterer  das 
Vasenbild.  Wer  nicht  anerkennen  will,  dafs  ein  einfaches 
Grabrelief  jene  Bedeutung  habe  erlangen  können,  mufs  an- 
nehmen, dafs  all  die  genannten  Darstellungen  samt  dem 
Grabrelief  von  einem  verlorenen,  unbekannten  Original  ab- 
hängig seien,  etwa  einem  Gemälde,  das  dann  wahrscheinlich 
Penelope  dargestellt  habe.  Dafür,  dafs  man  in  Rom  die 
Figur  Penelope  genannt  habe,  sprechen  die  Wiederholungen; 
einem  beliebigen  Grabrelief  hätte  man  dort  kaum  ein  der- 
artiges Interesse  entgegengebracht. 

Die  Stellung  der  Figur  wirkt  trotz  der  Unbeholfenheit, 
mit  der  der  Körper  zwischen  den  Grund  und  die  ideale 
Vorderfläche  eingeprefst  ist,  sehr  ausdrucksvoll.  Während 
der  Chiton  noch  sehr  regelmäfsig  gebildet  ist,  fällt  an  dem 
Mantel  eine  gewisse  malerische  Freiheit  auf;  diese  Züge  und 
das  Rundliche,  Weiche  aller  Formen  (auch  des  Gesichtes)  setzt 
das  Werk  in   nächste  Beziehung   zu    den  Giebel-Skulpturen 


MUSEO  CHIARAMONTI  466.  467.  6\J 

am  Zeustempel  in  Olympia.  Die  Arbeit  des  Exemplares 
ist  sehr  gut  und  jedenfalls  griechisch,  wenn  auch  nicht  so 
frisch,  dafs  man  darin  das  Original  vermuten  dürfte. 

War  früher  in  Abteilung  XXIX  als  Nr.  729  eingemauert. 

Tbiersch  Giornale  arcadico  1823  S.  4fr.  Fig.  i;  der*.  Über  die 
Epochen  d.  bild.  Kunst9  S.  426fr.  mit  Abb.;  Raoul-Rochette  Monuments 
inedits  I  Taf.  XXXIII 3  S.  162fr.;  Gerhard-Platner  S.  86  Nr.  E;  Over- 
beck  Gallerie  heroischer  Bildwerke  S.  808  Taf.  XXXIII 19;  FurtwUngler 
Sammlung  Sabouroff,  Text  und  Nachtrage  zu  Taf.  XV—  XVII;  Conze 
Sitzungsberichte  der  Berlin.  Akademie  1884  S.  622;  DU  mm  ler  Jahrbuch 
d.  archäol.  Instituts  1887  S.  171 ;  Studniczka  Antike  Denkmäler  1888  S.  17 f. 
Taf.  XXXI B;  Petersen  BulJettino  della  commiss.  archeol.  comun.  di  Roma 
1888  S.  204fr.;  Conze  Die  attischen  Grabreliefs  Nr.  471a  Taf.  CXI;  Graf 
Athen.  Mitth.  1890  S.  17  Nr.  2a;  Petersen  Rom.  Mitth.  1892  S.  72fr.; 
v.  Duhn  Heidelberger  Jahrbücher  1893  S.  99ff.;  Overbeck  Geschichte 
der  griech.  Plastik  (4.  Aufl.)  I  S.  257 f.;  Heibig  Nr.  94;  Amelung.  Zeit- 
schrift fUr  bildende  Kunst  1902  S.  171  ff.  Abb.  7. 

Photographie  beim  römischen  Institut  321.  569. 

466.  Statuette  eines  Phönix  (Taf.  65). 

H-  °>535  m-     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  Schnabel,  oberer  Teil  beider  Flügel.  Abgebrochen 
Kralle  des  1.  Fanges. 

Auf  brennendem  Nest  von  ungefähr  quadratischer  Form 
steht  ein  adlerartiger  Vogel  mit  ausgebreiteten  Schwingen. 
Antik? 

Gerhard-Platner  S.  68  Nr.  464. 

467.  Hund  (Taf.  65). 

H.  0,50  m.,  L.  0,80  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor  mit  heuen  Stellen. 

Ergänzt  Oberkiefer,  Ohren,  Teil  des  r.  Vorderbeins,  Teile  der 
Hinterbeine,  Schwanz.  Gebrochen  war  das  1.  Vorderbein  und  die  Stütze 
(jetzt  mit  Eisenklammer  verbunden). 

Ein  junger  Molosserhund  steht  nach  r.  und  fafst  mit 
beiden  Vorderpfoten  ein  Stück  Schenkel;  Kopf  gesenkt  und 
mit  zusammengezogenen  Brauen  etwas  zur  Seite  gewandt, 
als  knurre  er  einen  Störenfried  an;  Halsband.     Gute  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  68  Nr.  465. 

Unter  Nr.  463—467 : 


6l8  MÜSBO  CHIABAMONTI. 

Sechs  Fragmente  von  zwei  Gesimsen  (Taf.  65). 

a  (unter  Nr.  463). 

H.  0,34  m„  L.  0,46  m.,   T.  0,42  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor  mit 

schwarzen  Adern. 

Ergänzt  der  vordere  Teil  der  Deckplatte.     Sehr  beschädigt. 

Gehört  mit  b,  d,  e,  f  zu  demselben  Bau  wie  Abt.  III 
unter  Nr.  32—36,  Abt.  XIII  Nr.  311— 12  und  314—15.  S.  dort 
Hier  r.  und  1.  glatte  Fläche. 

b  (unter  Nr.  464). 

L.  0,99  m.t  H.,  T.  und  Marmor  wie  bei  a. 
Ergänzt  einige  StUcke  der  oberen  Platte.     Mehrfach  beschädigt. 

Vgl.  a. 

c  (unter  Nr.  465). 

H.  0,47  m.,  L.  1,18  m.,  T.  0,43  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Obere  Platte  vorn  beschädigt. 

Von  unten  nach  oben :  lesbisches  Kyma,  Eierstab,  Zahn- 
schnitt, Geison  mit  Triglyphen  (je  drei  Tropfen  unten)  und 
Metopen,  lesbisches  Kyma,  Sima  an  der  Vorderseite  mit 
breiten  und  schmalen,  glatten  Blättern,  Akanthus  und  Pal- 
metten. In  den  Metopen  in  Flachrelief  (von  rechts  nach 
links);  Blüte,  Greif  nach  links,  Vase,  Greif  nach  rechts, 
Panzer  mit  Schwert  und  Schild,  Helm,  Greif  nach  links. 
Unbedeutend. 

d  (unter  Nr.  466). 

L.  0,38  m.,  H.,  T.  und  Marmor  wie  bei  a. 
Ergänzt  r.  Teil  der  oberen  Platte.     Vielfach  beschädigt. 

Vgl.  a.     Links  grader  Schnitt,  rechts  Bruch. 

e  (unter  Nr.  467  rechts). 

L.  0,44  m.,  H.f  T.  und  Marmor  wie  bei  a. 
Ergänzt  die  obere  Platte.     Sehr  zerstört. 

Vgl.  a.    Links  und  rechts  grader  Schnitt. 


MU8E0  CHIARAMONTI  467A.  B.  C.  619 

f  (unter  Nr.  467  links). 

L.  0,61  m.,  H.,  T.  und  Marmor  wie  bei  a. 
Ergänzt  r.  Teil  der  oberen  Platte.     Vielfach  beschädigt. 

Vgl.  a.    Links  oben  Klammerloch  mit  teilweise  erhaltener 
Metallfullung. 


467A.  Grabara  eines  T.  Aurelius  Speratus 

Eq.  sing  (Taf.  65). 

H.  0,99  m.,  Br.  0,465  m.,  T.  0,27  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Vorne  Inschrift.  An  der  r.  Nebenseite  Flachrelief:  Diener 
hinter  einem  nach  rechts  gewandten  Pferd  mit  befranster 
Satteldecke,  das  er  an  einer  Leine  führt,  herschreitend. 
L.  Nebenseite:  Kanne. 

An  dem  Aetom  vorne  Flachrelief:  der  Verstorbene  auf 
einem  Sopha  nach  links  gelagert  (Kopf  abgestofsen);  die  R. 
mit  Kranz  liegt  auf  dem  erhobenen  Knie;  vor  dem  Sopha 
ein  kleiner  dreibeiniger  Tisch;  rechts  ein  Korb  mit  kegel- 
förmigem Deckel. 

Vgl.  Galleria  lapidaria  Nr.  11c. 
CIL  vi  3224. 

467B.    Grabara   einer   [Vo]lumnia    .   talis   (Taf.  65). 
Auf  der  Oberfläche  ein  mäfsig  eingetieftes  Rund. 

CIL  VI  29495. 

467C.  Ornamentierter  Pfeiler  (Taf.  65). 

H.  1,02  m.,  Br.  0,20  m.,  T.  0,17  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Oben,  unten  und  links  hinten  gebrochen. 

Vorne  in  Flachrelief  eine  senkrecht  aufsteigende  phan- 
tastische Staude  mit  rechts  und  links  hervorspriefsenden 
Zweigen  von  Epheu  unten,  Lorbeer  oben;  unten  rechts  ein 
Vogel,  in  der  Mitte  links  Reiher  mit  Schlange,  rechts  Vogel, 
oben  links  Vogel,  rechts  Heuschrecke.  An  der  linken  Seite  in 
Flachrelief  eine  natürlich  rankende  Rebe;  darin  unten  links 
Schlange,  rechts  Vogel,  weiter  oben  Schmetterling.  Darunter 
ist  mit  roter  Farbe  15  aufgemalt.     Vgl.  Nr.  4670, 


Ö20  MÜ8E0  CHIARAMONTI  467  Ca.  D.  E.  F.  468. 

4670a.  Grabara  einer  Aufidia  Helpis  (Taf.  65). 

Auf  der  Oberfläche  eine  mit  Stuck  gefüllte  runde  Ver- 
tiefung. 

CIL  VI  12843. 

467D.  Ornamentierter  Pfeiler  (Taf.  65). 

H.  1,015  m->   &r-  °>24  m*i    T.  0,13  m.      Feinkörniger   weifser   Marmor   mit 

grauen  Partieen. 

Unten  und  hinten  rechts  gebrochen.     Oben  beschädigt. 

An  der  Vorderseite  oben  profilierter  Rand.  Darunter  in 
Flachrelief  eine  natürlich  rankende  Rebe;  unten  ein  Vogel 
mit  Heuschrecke,  in  der  Mitte  Vogel  mit  Schmetterling,  oben 
ein  Reiher,  der  einen  Wurm  vom  Blatte  loszieht.  Rechte 
Nebenseite:  senkrechte  phantastische  Staude  mit  Lorbeer  unten, 
Fruchtzweigen  oben;  oben  ein  Vogel  mit  Schmetterling.  An 
der  Vorderseite  unten  ist  mit  roter  Farbe  1 5  aufgemalt.  Vgl. 
Nr.  467 C,  mit  dem  dies  Stück  jedenfalls  zusammengehört, 
wenn  sie  auch  nicht  von  dem  gleichen  Pfeiler  stammen,  da 
die  Marmorsorten  verschieden  sind.  Die  Seite,  die  hier  nur 
halb  erhalten  ist,  findet  sich  dort  vollständig,  und  umgekehrt. 

467E.  Grabara  eines  M.  Aruntius  Menas  (Taf.  65). 

Auf  der  Oberfläche  ein  4  cm.  tiefes  rundes  Loch.  In 
der  Unterseite  eine  konische  Höhlung,  die  mit  jenem  Loch 
nicht  in  Verbindung  steht. 

CIL  VI  12429. 

467F.   Grabara  einer  Iulia  Trophime  (Taf.  65). 

CIL  VI  20712. 

468.  Fragment  eines  Kindersarkophages  (Taf.  66). 

H.  0,36  m.,  Br.  0,37  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Es  fehlen  die  Unterschenkel,  dem  rechten  Knaben  der  1.  Arm  (Hand 
erhalten).     Sehr  verwaschen. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten.  Darunter  Hochrelief: 
ein  Knabe  mit  Weinkranz,  Binde  um  die  Stirn  und  Chlamys, 
einen   Kranz    mit  Bändern    in   der   gesenkten   R.   (daneben 


MUSEO  CHIARAMONTI  469.  470.  62 1 

undeutliche  Faltenreste),  nach  rechts  gewendet  und  zurück- 
taumelnd aufgehalten  von  zwei  andern  Knaben;  der  rechte 
auch  mit  Chlamys;  rechts  von  ihm  Rest  eines  Flügels. 
Späte,  schlechte  Arbeit.  Vgl.  Galleria  lapidaria  Nr.  188  u. 
hierselbst  Nr.  251. 

Gerhard-PIatner  S.  68  Nr.  466. 

469.  Sarkophagfragment  (Taf.  66). 

H.  0,40  m.,  Rr.  0,54  m.     Grobkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  bestofsen.     Alle  Beine  fehlen. 

Erhalten  die  linke  obere  Ecke  mit  schmaler  Randleiste. 
Hochrelief:  Links  ein  gewölbter  Thorbogen  mit  Seiten- 
pfeilern; rechts  schliefst  sich  an  ein  Gebäude  mit  Giebel- 
dach, Fenster  und  Thorbogen.  Aus  dem  ersten  Bogen 
kommen  vier  Männer  und  ein  Pferd  nach  r.;  voran  einer  in 
gegürteter  Armeltunica  und  Mantel,  auf  dem  Kopf  ein  rundes 
flaches  Barett,  wie  es  auf  den  altchristlichen  Sarkophagen 
die  Juden  tragen;  in  der  R.  ein  langer  Stab  (1.  Arm  fehlt). 
L.  von  ihm  das  Pferd,  gezäumt  und  gesattelt;  darüber  der 
Oberkörper  eines  zweiten,  gekleidet  wie  der  erste;  die 
fehlende  R.  mufs  den  Stab  links  gehalten  haben,  mit  dem 
vielleicht  ein  undeutlicher,  leicht  geschwungener  Ansatz  oben 
im  Bogen  zusammenhing;  dann  der  Oberkörper  eines  dritten 
ohne  Barett,  sonst  wie  die  andern  gekleidet;  darunter  der 
Oberteil  eines  vierten  in  Tunica,  ein  gerolltes  Gepäckstück 
um  den  Hals  gelegt.     Spät  und  schlecht. 

Gerhard-Platner  S.  68  Nr.  467. 

470.  Rechte  Vorderecke  eines  Kindersärkophags 

(Taf.  66). 

H.  0,44  m.,  Br.  0,41  m.     Grobkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  zerstört. 

Erhalten  die  r.  Vorderecke  des  Sarkophags  mit  schmalem 
Rand  oben  und  unten.  Vorderseite  mit  Hochrelief;  links  die 
Pferde    eines  Zweigespannes    nach   rechts   (dem  hinteren   Pferd 

fehlen  Schnauze  und  r.  Vorderbein,    dem  vorderen  Kopf,  Hals  und  die  r. 

Beine);  dahinter  die  Meta;  unter  den  Pferden  der  undeutliche 
Rest  eines  umgestürzten  Gegenstandes  (Amphora?);  darüber 
zwei  runde  Ansätze;  rechts  ein  Gespann,  das  soeben  um  die 


02  2  MUSEO  CHIAR AMONTI  4  7 1 . 

Meta  biegt,  von  hinten  gesehen;  von  dem  lenkenden  Knaben  nur 
die  Beine  deutlich  (Wagen  bestofsen);  darüber  die  beiden  Säulen 
mit  Architrav  und  sechs  Eiern  (die  r.  Säule  fehlt  fast  ganz)-  R. 
Nebenseite  mit  Flachrelief:  Vorderteil  eines  Pferdes  nach 
links;  darauf  ein  nakter  Knabe,  einen  Stab  im  1.  Arm  haltend 
(Ellenbogen  fehlt).  Stammt  also  von  einem  Sarkophag  mit 
Darstellung  des  Wettfahrens  im  Circus.  Späte,  schlechte 
Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  68  Nr.  468. 

471.  Vorderseite  eines  Kindersarkophags  (Taf.  66). 

H.  0,49  m.,  L.  2,14  m.     Grobkörniger  weifser  Marmor. 

Sehr  verwaschen  und  bestofsen.  Vier  runde  Löcher  im  oberen 
Teil  verschmiert. 

In  der  Mitte  rundes  Medaillon  mit  profiliertem  Rand  und 
dem  Brustbild  des  Verstorbenen  in  Tunica  und  Toga,  den 
Kopf  leicht  zur  1.  Schulter  gewendet;  r.  Hand  sichtbar.  Das 
Medaillon  rechts  und  links  gehalten  von  je  einer  umblickenden 
Victoria  in  gegürtetem  Peplos,    unten   von  zwei  knieenden 

Knaben  (der  1.  Victoria  fehlen  Teile  des  Gesichts,  r.  Unterarm,  Oberteil 
des  r.  Flügels,  1.  Beine  fast  ganz;  der  r.  die  r.  Hand,  1.  Unterarm,  r.  Bein 
fast  ganz;  dem  1.  Knaben  Arme  fast  ganz,  1.  Bein,  dem  r.  r.  Arm);  zwischen 

den  Knaben  ein  Panther  nach  links  (fehlt  Kopf,  Hals,  1.  Vorder- 
bein, Schwanz).  Links  von  dem  Medaillon:  in  der  Mitte  ein 
Dreifufs  (vorderstes  Bein  fehlt),  belegt  mit  Früchten;  unter 
ihm  liegt  ein  toter  Widder;  über  dem  Tisch  reichen  sich 
zwei  Knaben  mit  Chlamys  die  R.;  der  r.  hält  einen  Stab  im 
1.  Arm;  zwischen  beiden  im  Hintergrund  ein  Camillus,  die 

Doppelflöte  blasend    (r.  Hand  und  obere  Teile  der  Flöten  fehlen); 

rechts  von  dem  r.  Knaben  der  nach  links  gewandte  Kopf 
eines  anderen  mit  Chlamys;  links  von  dem  1.  schreitet  ein 
vierter  mit  Chlamys  nach  rechts,  mit  beiden  Händen  eine 
längliche  Schüssel  tragend;  weiter  links  ein  gleicher  mit  der 
L.  einen  Schlauch  schulternd;  mit  der  gesenkten  R.  hielt  er 

den  Henkel  einer  Situla    (Hand  und  Henkel   fehlen;    ebenso   das   r. 

Bein  fast  ganz);  von  hier  bis  zum  Camillus  im  Hintergrund  ein 
Vorhang.  R.  Seite:  rechts  zwei  nach  den  Seiten  auseinander- 
tanzende, umblickende  Knaben,  der  r.  den  Mantel,  der  1.  (mit 
Chlamys)  eine  Guirlande  (?)  hinter  sich  schwingend  (dem   r. 


MÜSEO  CHIAEAMONTI  472.  623 

fehlt  r.  Unterarm  und  1.  Arm);  zwischen  beiden  ein  Panther  nach 
rechts  (fehlt  r.  Vorderbein);  links  auf  einem  Altar  eine  unbärtige, 
rebenbekränzte  Maske;  links  davon  am  Boden  noch  eine 
jugendliche  Maske;  darüber  der  Körper  eines  nach  rechts 
tanzenden  Knaben,  der  den  Mantel  hinter  sich  ausbreitet 
(Arme  fehlen;  1.  Fufs  war  erhoben);  dann  im  Hintergrund  der  Kopf 
eines  die  Doppelflöten  blasenden  Knaben  nach  rechts.  Späte, 
geringe,  aber  sorgfältige  Arbeit. 

Während  die  r.  Seite  auf  die  bakchischen  Freuden  der 
Seligen  anspielt,  ist  links  irgend  ein  Vertrag  mit  Opfern  dar- 
gestellt (Petersen  glaubte  a.  unten  a.  O.  den  Bund  zwischen 
Theseus  und  Peirithoos  zu  erkennen,  was  bei  der  Entlegen- 
heit dieser  Sage  nicht  annehmbar  und  von  ihm  selber  auf- 
gegeben ist. 

Gerhard-Platner  S.  68  Nr.  469;  Petersen  Kunst  des  Pheidas 
S.  367  f. 


472.  Weiblicher  Kopf  (Taf.  66). 

H.  des  Ganzen  0,475  m->  des  Kopfes  0,255  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor 

mit  schwarzen  Streifen. 

Ergänzt  Nase,  Teile  der  Lippen,  Kinn,  Hals  mit  Schulterlocken, 
Bruststück  und  Fufs.  Die  Augen  fehlen.  Beschädigt  die  Lider.  Nacken- 
schopf abgebrochen. 

Gradeaus  gerichtet;  breites  Tundes  Gesicht  mit  weichen 
Zügen;  die  Augen  waren  eingesetzt;  die  Ohrläppchen  durch- 
bohrt für  Gehänge.  Die  Haare  gescheitelt;  vorne  in  regel- 
mäfsig  gewellten  Strähnen  bis  zu  den  Ohren  zurückgenommen; 
hinten  unter  einem  Bande  zu  einem  breiten  und  langen 
Schopf  von  beiden  Seiten  zusammengerollt;  beiderseits 
Schulterlocken.  Auf  dem  Scheitel  ein  grofses  viereckiges 
Loch.  Die  Haare  oben  nicht  ausgearbeitet.  Oberflächliche 
Copie  eines  Originals  aus  der  ersten  Hälfte  des  5.  Jahrh.  v. 
Chr.;  vgl.  besonders  den  Kopf  der  einen  herculanenischen 
Tänzerin  (Collignon  Histoire  de  la  sculpt.  gr.  I  S.  448 
Fig.  219;  Benndorf  Jahreshefte  des  österr.  Instituts  1901 
S.  180  Fig.  194). 

Gerhard-Platner  S.  68  Nr.  470. 


624  MÜSKO  CHIARAMOMTI  473.  474.  475. 

473.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  66). 

HL  (ohne  Fufs)  0,42  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Ergänzt  Nase,  Lippen,  Büstenfufs. 

Leicht  zu  seiner  R.  gewendet.  Breites,  weiches  Gesicht 
mit  starkem  Kinn;  Mund  mit  schmalen  Lippen  geschlossen; 
grofse  ruhige  Augen;  sehr  niedrige  Stirn.  Die  Haare  ge- 
scheitelt und  in  regelmäfsig  gewellten  Massen  über  die 
Ohren  weg  nach  hinten  genommen,  wo  sie  in  einem  kurzen 
und  dünnen  Schopf  zusammengeflochten  sind  (Mode  der 
claudischen  Zeit). 

Bestimmt  zum  Einsetzen  in  eine  Statue  (der  untere  Rand 
bis  auf  das  hintere  Stück  modern  abgeschnitten).  Könnte 
Antonia,  die  Frau  des  Drusus,  darstellen.    Geringe  Arbeit 

Gerhard-Platner  S.  68  Nr.  471 ;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II 1 
S.  220  Nr.  7. 

474.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  66). 

H.  (ohne  Fufs)  0,44  m.     Grofskrystallinischer  hellgrauer  Marmor. 
Ergänzt  Nase,  Büstenfufs. 

Halbe  Wendung  nach  der  r.  Schulter.  Längliches  Ge- 
sicht mit  starkem  Kinn,  vollen  Lippen,  freundlichem  Aus- 
druck, niederer  Stirn.  Brauen  durch  Striche  angegeben; 
Augensterne  und  Pupillen  eingegraben.  Die  Haare  gescheitelt 
und  in  dichter,  regelmäfsig  gewellter  Masse  über  die  Ohren 
gelegt;  hinten  in  einem  breiten  flachen  Nest  zusammen- 
geflochten. Zeit  und  Frisur  der  jüngeren  Faustina.  Sorg- 
faltige Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  68  Nr.  472. 

475.  Kopf  eines  jugendlichen  Athleten  auf 

moderner  Büste  (Taf.  66). 

H.  des  Ganzen  0,48  m.,  des  Kopfes  0,255  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Unterteil  der  Nase,  Stück  des  Hinterkopfes,  Nackenhaar, 
Hals  mit  Baste  und  Fufs. 

Auf  moderner  nackter  Büste  gradeaus  gewendet  ein 
Knabenkopf  mit  vollem  Lockenhaar,  das  von  einer  schmalen 
Binde  locker  umzogen  ist.  An  dieser  als  siegreicher  Athlet 
kenntlich.    Die  Arbeit  ist  ganz  elend,    sodafs  Gesichtszüge 


MUSEO  CHIARAMONTI  476.  477.  625 

und  Kopfform  jeden  Charakter  verloren  haben;  nur  die 
Stilisierung  des  Haares,  in  dessen  Ordnung  um  Stirn  und 
Schläfen  das  polykletische  Schema  trotz  gröfserer  Fülle 
deutlich  erkennbar  ist,  giebt  ein  Anzeichen  über  die  Her- 
kunft des  Originals.  Sehr  eng  verwandt  ist  z.  B.  der  bronzene 
Knabenkopf  in  München  (Furtwängler  Beschreibung  der 
Glyptothek  Nr.  457),  ein  Original-werk  eines  von  Polyklet  ab- 
hängigen Meisters   (vgl.  Hauser  Rom.  Mitth.  1895  S.  97fr.). 

Furtwängler  Meisterwerke  S.  507. 
Photographie  beim  röm.  Inst  185  a.  b. 

476.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  66). 

H.  des  Ganzen  0,525  m.,  des  Kopfes  0,26  m.     Grofskrystallinischer  gelblicher 

Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Unterteil  des  Kinns,  fast  der  ganze  Hals  mit  Brust- 
stück und  Fufs.     Ohren  beschädigt.     Viele  Sprlinge. 

Ein  wenig  nach  seiner  R.  geneigt.  Längliches  Gesicht; 
starkes  Kinn;  festgeschlossener  Mund;  ausdruckslos;  Brauen 
durch  Striche  angegeben;  Augensterne  und  Pupillen  einge- 
graben. Die  Haare  gescheitelt;  vorne  in  regelmäfsig  ge- 
wellten Massen  abwärts-  und  zurückgestrichen,  hinten  ge- 
flochten und  zu  einem  grofsen  Nest  aufgenommen;  auf  dem 
Hinterkopf  oben  ein  Kranz  von  Flechten.  Schlechte  Arbeit 
aus  der  Zeit  des  Marc  Aurel  (vgl.  die  Frisuren  auf  dem  Al- 
kestis-Sarkophag  hierselbst  Nr.  179). 

Gerhard-Platner  S.  69  Nr.  474. 

477.  Römischer   weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  66). 

H.  (ohne  Fufs)  0,48  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase  und  BUstenfufs.  Ohren  und  Diadem  sehr  bestofsen. 
Schulterlocken  abgebrochen.  Der  untere  Rand  fast  ganz  modern  ab- 
geschnitten. 

Ganz  leichte  Wendung  und  Neigung  nach  seiner  L. 
Breites  Gesicht  mit  vollen  Formen;  starkes  Kinn;  kleiner  ge- 
schlossener Mund;  ausdruckslos.  Die  Haare  vorne  gescheitelt 
und  in  drei  Reihen  kleiner  Löckchen  geordnet  (in  jeder  ein 
Bohrloch);  dahinter  ein  Diadem;  dann  die  Haare  zurück- 
gestrichen   und   hinten    in    einem    dünnen    herabhängenden 

Vatlcan.  Katalog  I.  40 


626  '  MUSEO  CHIARAMONTI  478.  479.  480. 

Schopf  zusammengeflochten;  in  den  Haaren  vielfach  Spuren 
rötlicher  Farbe;  beiderseits  fielen  Schulterlocken  herab. 
Claudische  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  69  Nr.  475. 

478.    Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  66). 

H.  des  Ganzen  0,515  m.t  des  Kopfes  0,33  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor 

mit  schwanen  Adern. 

Ergänzt  Nase,  Hals,  Ende  des  Schopfes,  Bruststück  mit  Fufs.  Be- 
schädigt an  der  1.  Wange. 

Gradeaus  gewendet.  Breites,  volles  Gesicht;  breiter 
Mund  mit  schmalen  Lippen,  geschlossen;  kleine  Augen; 
freundlicher  Ausdruck ;  niedrige  Stirn.  Die  Haare  gescheitelt 
und  zur  Seite  gekämmt;  oben  gewellt,  an  den  Schläfen  in 
drei  neben  einander  liegende  Locken  gerollt;  hinten  in  einem 
kleinen  Schopf  zusammengeflochten.  Unbedeutende  Arbeit 
claudischer  Zeit.  Früher  mit  Unrecht  für  die  jüngere  Agrip- 
pina  oder  Messalina  erklärt. 

Gerhard-Platner  S.  69  no.  476;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II  1 
S.  183  Nr.  5. 

479.  Stirnziegel  (Taf.  66). 

H.  0,30  m.,  T.  0,215  m-     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Rand  teilweise  beschädigt. 

Vorne  in  Hochrelief  eine  Vase,  aus  der  eine  Akanthus- 
pflanze  hervorwächst  und  von  der  rechts  und  links  je  zwei 
Blüten  herabhängen;  die  beiden  inneren  sind  durch  die 
Henkel  gezogen.     Spät  und  schlecht. 

Gerhard-Platner  S.  69  Nr.  477. 

480.  Statuette  eines  knieenden  Pan  (Taf.  66). 

H.  0,415  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Ergänzt  Vorderteil  der  Nase,  1.  Ellenbogen,  r.  Ann  (von  der  Hand 
die  drei  Mittelfinger  erhalten),  Flicken  im  Bauch,  1.  Hafte  und  Schlauch 
(Gyps).     Durch  Bauch  und  Beine  gebrochen. 

Ein  bärtiger  Pan  (von  den  Hörnern  nur  das  1.  noch  zu 
erkennen)  kniet  auf  beiden  Beinen,  stützt  die  R.  auf  den 
r.  Oberschenkel  und  hält  mit  der  L.  einen  Schlauch,  der 
auf  dem  Rücken  liegt  und  dem  als  Unterlager  ein  um  den 


MUSEO  OHIABAMONTI  48 1.  482.  483.  627 

Hals  geknüpftes  Fell  dient;  der  Kopf  halb  zur  r.  Schulter 
gewendet  Da  der  Schlauch  durchbohrt  ist,  zierte  die  Figur 
einen  Brunnen.  Auf  das  Fell  an  der  1.  Seite  der  Figur  ist 
mit  schwarzer  Farbe  629  aufgemalt.  Pendant  zu  Nr.  486. 
Ganz  rohe  Arbeit 

Gerhard-Platner  S.  69  Nr.  482. 

481.  Stirnziegel  (Taf.  66). 

H.  0,33  m.t  T.  0,20  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Teilweise  beschädigt. 

Vorne  ein  Akanthuskelch,  aus  dem  eine  Palmette  steigt. 
Sorgfältige  Arbeit.  Stammt  von  demselben  Bau  wie  Nr.  485 
u.  487.    Rechts  oben  ist  mit  schwarzer  Farbe  743  aufgemalt. 

Gerhard-Platner  S.  69  Nr.  478. 

482.  Knabentorso  (Taf.  66). 

H.  0,52  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals  (war  angesetzt;  Dübelloch  erhalten),  Arme, 
Beine  von  der  Mitte  der  Oberschenkel  abwärts. 

R.  Standbein;  l.  Oberschenkel  vorgesetzt  (die  Beine 
waren  gekreuzt);  Körper  sehr  stark  gebogen;  1.  Arm  stützte 
sich  auf  (Ansatz  der  Stütze  am  1.  Oberschenkel);  r.  Oberarm 
ging  zurück;  der  Kopf  war  nach  der  1.  Schulter  gewendet. 
Sehr  weiche,  fast  weibliche  Formen.  Mittelgut  Auf  den 
Halsschnitt  ist  mit  schwarzer  Farbe  89  aufgemalt. 

Gerhard-Platner  S.  69  Nr.  484. 

483.  Schlafender  Amor  (Taf.  66). 

L.  0,59  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Lippen,  Kinn,  r.  Ohr,  fast  die  ganze  1.  Hand,  r.  Flügel, 
r.  Unterarm  mit  dem  gröfsten  Teil  des  Bogens  und  dem  StUck  Felsen  dar- 
unter, beide  Beine  von  der  Mitte  der  Oberschenkel  an,  1.  Ecke  des  Felsens. 

Amor  liegt  rückwärts  auf  Felsen;  der  Oberkörper  ist 
soweit  nach  seiner  L.  gedreht,  dafs  der  Kopf  auf  dem  1.  Arm 
ruht;  der  r.  Arm  liegt  quer  über  den  Leib  und  die  Hand  hält 
den  Bogen.  Geringe  Arbeit.  Nach  der  Inschrift  an  der 
modernen  Basis  von  Pius  VI.  erworben;  seit  1834  an  seiner 
Stelle.    Vgl.  hierselbst  Nr.  85. 

Gerhard-Platner  S.  69  Anm. 

40* 


628  MU8E0  CHIARAMONTI  484.  485.  486.  487. 

484.  Torso  einer  Statuette   (Taf.  66). 

H.  0,65  m.     Grofskörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  r.  Arm,  1.  Arm  bis  auf  ein  Stück  des 
Oberarms,  r.  Unterschenkel  mit  Knie,  1.  Unterschenkel,  Fufse,  Basis.  Be- 
schädigt die  r.  Körperseite. 

R.  Standbein;  Rest  einer  grofsen  Stütze  am  r.  Ober- 
schenkel aufsen;  darüber  ein  kleinerer  für  den  herabhängenden 
r.  Arm;  1.  Oberarm  geht  zurück;  der  Unterarm  war  vor- 
genommen (Stützenrest  an  der  Seite);  der  Kopf  war  nach 
der  r.  Schulter  gewendet.  Nach  alledem  hatte  die  Statuette 
das  gleiche  Motiv  wie  der  polykletische  Doryphoros;  doch 
sind  die  Formen  weicher  und  schlanker.  Gute,  einfache 
Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  69  Nr.  485;  Furtwängler  Meisterwerke  S. 421 
Anm.  1. 

485.  Stirnziegel  (Taf.  66). 

H«  °i34S  m->  T.  0,18  m.     Marmor  wie  bei  Nr.  481. 
Teilweise  beschädigt. 

Vgl.  Nr.  481.  Links  oben  ist  mit  schwarzer  Farbe  744 
aufgemalt. 

Gerhard-Platner  S.  69  Nr.  479. 

486.  Statuette  eines  knieenden  Pan  (Taf.  66). 

H.  0,40  m.     Marmor  wie  bei  Nr.  481. 

Ergänzt  Teil  der  Stirn  und  Haare,  1.  Ohr,  Nase,  Oberteil  des 
Schlauches  mit  Ausgufs  und  r.  Hand  und  Arm,  1.  Arm  bis  auf  die  Hälfte 
des  Oberarms  und  Hand,  r.  Knie. 

Umkehrung  von  Nr.  480;  vgl.  dort.  In  dem  Fell  hier 
kleine  Löcher  eingebohrt.  An  der  1.  Seite  der  Figur  ist  auf 
das  Fell  mit  schwarzer  Farbe  630  aufgemalt. 

Gerhard-Platner  S.  69  Nr.  483. 

487.  Stirnziegel  (Taf.  66). 

H.  0,29  m.,  T.  o,i 6  m.     Marmor  wie  bei  Nr.  481. 
Stark  beschädigt. 

Vgl.  Nr.  481.     R.  ist  mit  schwarzer  Farbe  745  aufgemalt. 

Gerhard-Platner  S.  69  Nr.  480. 


MUSEO  CHIARAMONTI.  629 

Unter  Nr.  479—487: 

Drei  Gesimsfragmente   (Taf.  66). 
a  (unter  Nr.  479—82). 

H.  0,40  m.,  L.  1,53  m.,  T.  0,21  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Sehr  stark  zerstört.     In  der  Mitte  senkrecht  durchgebrochen. 

Über  einem  Kyma  mit  überfallenden  Blättern  ein  Fries 
mit  Hochrelief:  Akanthusranken,  in  denen  immer  einjagender 
Erot  und  ein  Panther,  der  aus  einem  Blütenkelch  hervor- 
kommt, abwechseln.  Hier  drei  Paare  in  Resten  erhalten; 
der  mittlere  Erot  hat  Gewand  um  den  1.  Arm  gewunden; 
sonstige  Einzelheiten  nicht  mehr  zu  erkennen.  Späte,  roh 
decorative  Arbeit.    Von  demselben  Bau  wie  c. 

Gerhard-Platner  S.  69  Nr.  A. 

b  (unter  Nr.  482—4). 

H.  0,33  m.,  L.  1,31  m.,  T.  0,33  m.     Feinkörniger   gelblicher   Marmor   mit 

grauen  Adern. 

Bestofsen. 

Convex  gebogen;  links  und  rechts  radialer  Schnitt  und 
Spuren  von  Verklammerung  auf  der  Oberfläche.  Von  unten 
nach  oben:  Kehle,  Zahnschnitt,  Eierstab,  Consolen  mit 
Akanthus  und  zwischen  ihnen  Rosetten,  Geison,  glattes 
Kyma,   Sima.     Unbedeutend. 

c  (unter  Nr.  485—7). 

L.  1,34  m.,  H.,  T.  und  Marmor  wie  bei  a. 

Ergänzt  Einzelheiten  an  den  Tieren,  dem  Pan  und  dem  Kyma,  sowie 
links  an  dem  durchschnittenen  Akanthuskelch. 

Von  demselben  Bau  wie  a;  s.  dort.  Links  ein  Schnitt 
mitten  durch  einen  gröfstenteils  ergänzten  Akanthuskelch. 
Hier  zwei  Paare  erhalten;  von  rechts  nach  links:  Panther 
nach  links;  Erot  mit  Gewand  um  den  1.  Arm  nach  links; 
Panther  nach  rechts;  Pan  nach  links  (Kopf  fehlt). 

Gerhard-Platner  S.  69  Nr.  B. 


630        MU8E0  CfflARAMONTI  488.  489.  49O.  491.  492.  492A. 

488.  Fries  mit  Palmetten  und  Akanthuskelchen 

(Taf.  66). 

H.  0,15  m.,  L.  0,56  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Unten  schmale  Randleiste  erhalten;  sonst  ringsum  ge- 
brochen. Sehr  tief  unterhöhlt  Späte  Arbeit.  Von  dem- 
selben Friese  Nr.  490  u.  491. 

Gerhard-Platner  S.  69  Nr.  486. 

489.  Oberteil   einer  Seite  eines  ornamentierten 

Pfeilers  (Taf.  66). 

H.  0,21  m.,  Br.  0,23  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Rand  links  und  oben  erhalten.  In  Flachrelief  Oberteil 
eines  Candelabers  mit  Flamme,  umgeben  von  Ranken. 

Gerhard-Platner  S.  69  Nr.  487. 

490.  Fragment  eines  Frieses  mit  Palmetten  und 

Akanthus  (Taf.  66). 

L.  0,27  m.,   H.,  Marmor   und  Erhaltung  wie  bei  Nr.  488,   mit  dem  es  vom 

gleichen  Friese  stammt 

Gerhard-Platner  S.  69  Nr.  488. 

491.  Fragment  eines  Frieses  mit  Palmetten  und 

Akanthus  (Taf.  66). 

L    0,43  m.t    H.,  Marmor  und  Erhaltung  wie  bei  Nr.  488,  mit  dem  es  vom 

gleichen  Friese  stammt. 

Gerhard-Platner  S.  69  Nr.  489. 

492.  Vorderseite  eines  Stirnziegels  (Taf.  66). 

H  0,30  m.,  Br.  0,2 1  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Verziert  mit  einer  Palmette  in  flachem  Relief. 

Gerhard-Platner  S.  69  Nr.  490. 

492A.  Altar  des  Pantheus  (Taf.  66). 

Vgl.  Peter  bei  Röscher  Mythol.  Lexikon  III  Sp.  1 5 5 5 ff. 

CIL  VI  558. 


MUSEO  CHIARAMONTI  492  B.  C.  D.  E.  63 1 

492B.   Torso   eines  Pan  (Taf. 66). 

H.  0,74  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  Arme  bis  auf  Ansätze,  1.  Unterschenkel, 
Fttfse.     R.  Arm  war  angesetzt;  in  der  Schulter  Spur  der  Verdttbelung. 

R.  Standbein;  an  der  Hüfte  aufsen  grofser  Stützenrest; 
1.  Fufs  war  hochgestellt,  1.  Arm  gesenkt  (am  Oberschenkel 
zwei  kleine  Stützenreste):  r.  Arm  war  seitwärts  abgestreckt, 
Kopf  nach  der  r.  Schulter  gedreht.    Derbe  decorative  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  69  Nr.  C 

492  C.  Eckakroter  (Taf.  66). 

H.  0,50  m.,  L.  (der  Seiten)  0,47  m.   Ziemlich  grobkörniger  gelblicher  Marmor. 
Vorderkante  bestofsen. 

Aus  einem  Akanthuskelch  spriefsen  lebhaft  gewundene 
Ranken  mit  Blumen;  über  dem  Kelch  eine  Palmette.  Gute, 
decorative  Arbeit.     Vgl.  Galleria  lapidaria  Nr.  191  u.  193. 

Gerhard-Platner  S.  69  Nr.  E. 

492  D.  Torso  eines  Pan  (Taf.  66). 

H.  0,65  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  r.  Arm,  1.  Hand  (vielleicht  eingemauert), 
Unterteile  beider  Unterschenkel,  Füfse,  Basis.  Kopf  und  r.  Arm  waren 
besonders  gearbeitet  und  eingesetzt.     Verwaschen. 

L.  Standbein;  r.  Fufs  war  vorgesetzt;  1.  Hand  liegt  im 
Rücken;  um  den  Unterarm  ein  Gewand  oder  Fell  geschlungen; 
r.  Arm  war  erhoben.  Kein  Pendant  zu  Nr.  492 B;  bessere 
Arbeit.  Wiederholung  der  Figur  in  Dresden  (Becker 
Augusteum  II  S.  89fr.  Taf.  LXXXIII;  Clarac  544,  1142)  und 
in  der  Sammlung  Deepdene  in  England  (Specimens  of  anc. 
sculpt.  II,  55;  Clarac  726A  1740B;  Michaelis  Ancient 
marbles  in  Gr.-Br.  S.  288  Nr.  27 ;  an  beiden  Exemplaren  sind 
die  Köpfe  gebrochen  aber  antik,  die  mit  Fell  umwickelte  L. 
erhalten,  der  r.  Arm  modern;  ebenso  in  Dresden  der  ganze 
Stamm  und  die  Zusammenstellung  mit  Apollon. 

Gerhard-Platner  S.  69  Nr.  D. 

492E.  Grabara  einer  Cornelia  Faceta  (Taf. 66). 

An  dem  Aetom  in  Flachrelief:  Greif  nach  rechts  sitzend ; 
die  1.  Vordertatze  auf  einen  Widderkopf  legend.  Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  69  Nr.  F;  CIL  VI  16386. 


6ß2  MÜ8B0  CHIARAMONTI  493.  494- 

Abteilung   XX. 

493.  Heroische  Knabenstatue  mit  römischem 

Porträtkopf  (Taf.  67). 

H.  1,40  ro.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Unterteil  der  Nase  und  des  Halses,  viele  Flicken  im  Mantel, 
in  1.  Schulter  und  Oberarm,  Zeigefinger  und  Daumenspitze  der  L.  mit  Ende 
der  Schwertscheide,  Finger  der  R.,  Spitze  des  1.  grofsen  Zehens.  Ge- 
brochen waren  ein  Teil  des  1.  Oberarms  mit  Mantel,  der  aus  dem  Mantel 
vorragende  Teil  des  Unterarms,  1.  Hand  in  der  Mitte,  Beine  und  Stamm  in 
Höhe  der  Knöchel.  Die  Basis  auf  einer  anderen  Platte  mittels  Bleivergusses 
befestigt. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein,  verstärkt  durch  einen 
Stamm;  r.  Fufs  mit  erhobener  Ferse  weit  zurück  und  zur 
Seite  gesetzt;  r.  Arm  hängt  herab  (Stütze  zwischen  Hand- 
gelenk und  Hüfte);  1.  Oberarm  liegt  an;  der  Unterarm  ist 
vorgestreckt;  ein  Mantel  liegt  mit  einem  Bausch  auf  der  1. 
Schulter,  ist  dann  von  aufsen  über  den  Unterarm  gelegt  und 
hängt  über  den  Stamm  herab;  die  L.  hält  am  unteren  Ende 
ein  Schwert  in  der  Scheide  (längs  dem  Unterarm  anliegend); 
der  augenscheinlich  zugehörige  Kopf  ist  leicht  zur  r.  Schulter 
gewendet.  Breiter  Schädel;  kleines  Kinn;  volle  Lippen;  ver- 
schleierte Augen  (starkes  Unterlid;  gesenktes  Oberlid);  trüber, 
kränklicher  Ausdruck;  kurze,  anliegende  Haare  in  die 
Stirn  gekämmt;  Brauen  durch  Striche  angegeben;  Augen* 
sterne  und  Pupillen  eingegraben. 

Der  Kopf  ist  früher  mit  Unrecht  für  ein  Porträt  des 
Diadumenian,  Sohnes  des  Macrinus,  erklärt  worden.  Der 
Körper  ist  eine  leidliche  Copie  nach  einem  Werk  aus  der 
ersten  Hälfte  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.;  seine  Bewegung  wirkt 
sehr  lebendig;  die  Formen  haben  aber  weder  an  den  Werken 
der  attischen  Meister  jener  Zeit,  noch  an  den  früh-lysippischen 
Analogien;  vgl.  hierselbst  Nr.  175.  Für  die  späte  Zeit  gut 
gearbeitet 

Gerhard-Platner  S.  70  Nr.  495;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie 
II  3  S.  82  Taf.  XXIV  (Oberkörper  von  der  1.  Seite  aufgenommen). 

494.  Colossalstatue  des  Tiberius  (Taf.  67). 

H.  2,05  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Mitte  der  Oberlippe,  Flicken  im  Kinn  (Marmor  und 
Gyps),  Rand  des  r.  Ohrs,  Vorderteil  des  1.  Unterarms  mit  Teil  des  Mantels, 


MU8E0  CHIARAMONTI  495.  633 

1.  Hand  mit  Stab,  r.  Unterarm  mit  Ellenbogen,  Hand  und  Stutze,  grofse 
Teile  des  Mantels  unter  dem  r.  Oberschenkel  und  neben  dem  1.,  kleine 
Flicken,  sonst  r.  Fufs  mit  Teil  des  Unterschenkels  und  Mantels,  Vorderteil 
des  1.  Fufses,  Sitz,  Basis.     Gebrochen  war  der  r.  Oberarm. 

Die  Figur  sitzt  aufrecht  auf  einem  würfelartigen  Block; 
der  1.  Fufs  angezogen,  der  r.  vorgestellt;  ein  Himation  be- 
deckt mit  einem  Teil  1.  Schulter  und  Arm  (unter  dem  1. 
Unterarm  aufsen  ein  unverständlicher  Knick  in  den  Falten), 
ist  dann  über  den  Rücken  zur  r.  Hüfte  gefuhrt  und  bedeckt 
den  Unterkörper,  bis  auf  den  1.  Unterschenkel,  zu  dessen 
Seiten  es  geteilt  herabhängt;  der  r.  Oberarm  gesenkt;  die 
jetzt  demonstrierend  geöffnete  Hand  berührt  mit  den  Fingern 
den  r.  Oberschenkel;  der  1.  Oberarm  gesenkt,  der  Unterarm 
seitlich  abgestreckt;  in  der  Hand  jetzt  ein  kurzer  Stab;  sie 
müfste  ein  Scepter,  die  R.  den  Blitz  halten.  Der  Kopf  ist 
halb  zur  1.  Schulter  gewendet;  er  stellt  den  Kaiser,  der  hier 
als  Juppiter  idealisiert  ist,  in  jüngeren  Jahren  dar;  vgl.  Nr.  399. 
Die  Arbeit  ist  sorgfaltig  und  decorativ  wirkungsvoll.  Ge- 
funden mit  Braccio  nuovo  Nr.  18  und  Galleria  lapidaria 
Nr.  198  i.  J.  1796  bei  einer  von  Gius.  Petrini  zu  Piperno, 
dem  antiken  Privernum,  veranstalteten  Ausgrabung  (s.  die 
Inschrift  an  der  1.  Seite  des  Sitzes:  Ex  ruderibus  Priverni 
Joseph  Petrinius  Anno  MDCCXCVI).  Für  den  Vatican  er- 
worben von  Pius  VII. 

Guattani  Monumenti  antichi  inediti  1805  S.  72fr.  und  84  Taf.  XV 
(verdruckt  in  VII);  Fea  Relazione  di  un  viaggio  ad  Ostia  S.  7;  ders. 
Nuova  descrizione  S.  88;  Visconti-Mongez  Iconographie  rom.  PI.  XXII I 
u.  3;  Nibbyll  Taf.  XXVIII;  Clarac  924,  3354  u.  926,  2356;  Gerhard- 
Platner  S.  69  Nr.  492;  Braun  Ruinen  u.  Museen  Roms  S.  274  Nr.  31; 
Müller-Wieseler  Denkmaler  d.  alten  Kunst  I  Taf.  LXVI  Nr.  355  u.  355a; 
Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II  i  S.  147  Nr.  7  Fig.  20  u.  21 ;  Weil  bei 
Baumeister  Denkmäler  d.  klass.  Altertums  I  S.  238  Fig.  i88u.  189;  Hei  big 
Nr.  95. 

Photographie  Anderson  1454  (2);  Rocca  853. 

495.    Statue   des  bogenspannenden  Eros  (Taf.  67) 

H.  1,25  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  unterer  Teil  der  Nase,  Lippen,  Kinn,  Flicken  in  der  Brust, 
Arme  bis  auf  die  Hälfte  des  1.  Oberarms,  Flügel  mit  Teilen  des  Rückens, 
Flicken  in  der  r.  Hüfte,  r.  Oberschenkel,  r.  Knöchel  und  1.  Wade,  die  drei 
gröfseren  Zehen  des  r.  Fufses,  Vorderteil  des  1.,   Unterteil  des  Köchers  und 


634  MUSEO  GÜIARAMONTI  495. 

Basis  bis  auf  die  Stücke  unter  dem  Stamm  und  um  den  r.  Fufs.  Brüche 
durch  den  Hals,  Mitte  der  Brust,  Oberkörper,  Hüften,  r.  Oberschenkel  (zwei), 
r.  Knöchel,  1.  Unterschenkel  mit  Stamm  (zwei).     Geputzt. 

Eros  steht  mit  leicht  gebogenen  Knieen,  den  r.  Fufs  mit 
etwas  erhobener  Ferse  zur  Seite  gestellt,  nach  seiner  R.  ge- 
wendet; das  1.  Bein  hinten  verstärkt  durch  einen  Stamm,  an 
dem  aufsen  der  Köcher  hängt;  beide  Arme  sind  der  Wendung 
des  Körpers  folgend  ausgestreckt;  die  L.  müfste,  Gemmen- 
Darstellungen  zufolge,  die  Mitte  des  Bogens  halten,  dessen 
unteres  Ende  an  der  r.  Wade  anlag,  wo  sich  ein  länglicher 
Ansatz  erhalten  hat  (der  Bogen  war  also  auch  aus  Marmor 
gearbeitet),  während  die  R.  beschäftigt  war,  die  Sehne  auf 
dem  oberen  Hörn  zu  befestigen;  der  lockige  Kopf  mit 
Scheitel  auf  der  1.  Seite  folgt  der  gleichen  Richtung.  Gute 
Copie  eines  sehr  weit  verbreiteten  Typus  (vgl.  Heibig 
Nr.  437);  das  Original  war  augenscheinlich  eine  Bronzestatue, 
die  in  der  zweiten  Hälfte  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  entstanden 
sein  mufs  (zu  dem  Stellungsmotiv  vgl.  die  Venus  von  Capua, 
zu  dem  Kopftypus  den  Satyr  mit  der  Querflöte,  Braccio 
nuovo  Nr.  36A).  Man  vermutet  allgemein,  dafs  dieses  Original 
der  bronzene  Eros  des  Lysipp  zu  Thespiä  gewesen  sei, 
wofür  auch  das  lebendige  Motiv  und  die  realistische  Art 
der  Wiedergabe  des  Körpers  angeführt  wird ;  doch  läfst  sich 
kein  entscheidendes  Moment  beibringen.  Weil  drei  Copisten 
den  Stamm  ihres  Exemplares  mit  Löwenfell  und  Keule  aus- 
gestattet haben,  hat  man  gemeint,  Eros  spanne  nicht  seinen 
Bogen,  sondern  den  des  Herakles.  Der  Schlufs  ist  für  das 
Original  falsch,  da  der  Stamm  an  ihm  nicht  vorhanden  war, 
und  die  Gröfse  des  Bogens  der  des  Eros  entspricht;  auch 
ist  die  Statue  auf  einem  neuerdings  in  Pompei  entdeckten 
Wandgemälde  (Rom.  Mitth.  1901  S.  340)  nachgeahmt,  u.  zw. 
ist  Eros  hier  dargestellt,  wie  er  sich  anschickt  auf  Aphrodite 
zu  schiefsen  (vgl.  Petersen  Archäol.  Anz.  1902  S.  51);  wahr- 
scheinlich wollten  indes  jene  Copisten  die  Statue  so  ver- 
standen wissen,  dafs  Eros  sich  abmühe,  den  Bogen  des 
Herakles  zu  spannen;  sie  gedachten  der  Figur  dadurch  einen 
neuen  Reiz  zu  verleihen.  Vgl.  hierselbst  Nr.  653.  Gefunden 
beim  Lateran  mit  den  Statuen  Braccio  nuovo  Nr.  26  u.  1 1 1 
(s.  dort)  und  hierselbst  Nr.  140,  510  u.  51  iA. 


MUSEO  CHIARAMONTI  49<5.  63 5 

Gerhard-Platner  S.  69  Nr.  491;  Braun  Ruinen  und  Museen  Roms 
S.  276  Nr.  32;  Schwabe  Observationum  archaeologicarum  particula  I  (Dor- 
pati  Livonorum  1869)  S.  2T;  Klein  Praxiteles  S.  230  Anm.  1  Nr.  6; 
Hei  big  Nr.  96. 

Photographie  Alinari  6545  (2);  Anderson  1351  (3);  Moscioni 
2272;  1465  (cab). 

496.  Statue  der  Athene  (Taf.  68). 

H.  1,75  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  aus  Marmor:  Oberteil  des  Helmes  mit  Kranz,  Vorderteil  des 
Helmes,  Nase,  Oberlippe,  Hals  mit  dem  Nacken,  der  Brust,  Arme  mit  1. 
Schulter  und  ganzem  Rücken,  Falte  an  der  r.  Hüfte,  Teile  der  Sleilfalten, 
Ferse  des  r.  Fufses  mit  Teil  des  Unterschenkels;  aus  Gyps:  Teil  des  r. 
Auges,  Stütze  des  1.  Unterarms,  Flicken,  Käuzchen.  Abgebrochen  1. 
Ohrläppchen,  Ende  des  Nackenschopfes,  einzelne  Gewandzipfel.  Pupillen 
f  e  h  1  e  n. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  mit  erhobener 
Ferse  zur  Seite  und  zurückgesetzt;  Sandalen;  Peplos,  über 
dem  Apoptygma  mit  einer  vorn  in  eine  Schleife  gebundenen 
Schnur  gegürtet;  am  Halsausschnitt  ein  quederartiger  Bund; 
1.  Arm  gesenkt;  Hand  leicht  vorgestreckt;  r.  Arm  seitlich 
abgestreckt;  auf  der  Hand  ein  Käutzchen;  Kopf  nach  der  r. 
Schulter  gewendet;  die  Haare  vorn  gescheitelt,  zurück- 
gestrichen und  hinten  durch  einen  Ring  zusammengefafst; 
korinthischer  Helm;  daran  ein  Olivenkranz  in  Flachrelief  (nur 
an  dem  ergänzten  Teil;  ursprünglich  hatte  der  Helm  einen 
Busch,  von  dem  sich  auf  dem  Haarschopf  noch  das  Ende 
erhalten  hat);  die  Pupillen  waren  aus  farbiger  Masse  ein- 
gesetzt. Zugehörigkeit  des  Kopfes  möglich,  trotzdem  der 
Marmor  mit  dem  des  Körpers  nicht  ganz  identisch  scheint. 

Die  Statue  gehört  zu  einer  kleinen  Gruppe  von  Figuren, 
die  alle  in  den  Hauptzügen  übereinstimmen  und  deren  Arche- 
typus augenscheinlich  am  besten  durch  eine  Athena-Statue 
zu  Ince  Blundell  vertreten  wird  (Furtwängler  a.  unten  a.  O. 
S.  5S5ff.  Taf.  IV;  vgl.  auch  Amelung  bei  Arndt- Amelung 
Einzelaufnahmen  Text  zu  Nr.  1129):  hier  ist  r.  Standbein  und 
schmale  Aegis  vorhanden.  Von  dieser  Figur  giebt  es  Repliken 
und  Umkehrungen  (1.  Standbein)  mit  und  ohne  Aegis.  Solche 
Umkehrung  ohne  Aegis  liegt  hier  vor;  doch  ist  zugleich  der 
Fufs  des  Spielbeins  erheblich  weiter  zurückgesetzt,  wodurch 


^    i 


636  MU8E0  CHIARAMONTI  496  a. 

die  Stellung  lebendiger  wird,  aber  an  Würde  verliert  (die 
hinter  dem  Spielbein  liegende  Falte  mufste  wegfallen).  Diese 
Veränderung  ist  jedenfalls  dem  römischen  Bildhauer  der 
Figur  zuzuschreiben  und  nicht  von  einem  griechischen  Original 
abhängig;  ebenso  die  Einfassung  des  Halsausschnitts  und  die 
Umformung  des  Kopfes,  falls  er  zu  der  Figur  gehört;  in 
diesem  Fall  könnten  wir  dem  englischen  Exemplar  zufolge 
annehmen,  dafs  die  gesenkte  L.  den  Speer  gehalten  hat.  Die 
Ergänzung  der  R.  mit  dem  Käuzchen  ist  möglicherweise 
richtig.  Harte  leblose  Arbeit  guter  Zeit.  Stand  ehemals  in 
den  Gärten  der  Grafen  Giraud  auf  dem  Janiculus  hinter  der 
Fontana  der  Acqua  Paola.  Kam  von  dort  in  den  Besitz  des 
Bildhauers  Pacetti,  von  dem  die  Ergänzungen  stammen, 
dann  in  den  Vatican. 

Visconti-Guattani  Taf.  XII;  Pistolesi  Taf.  XL VII  (Büste);  Fea 
Nuova  descrizione  S.  90;  Clarac  468,  884;  Gerhard-Platner  S.  69 
Nr.  494;  Furtwängler  Über  Statuencopien  I  in  Abhandl.  d.  kgl.  bayer. 
Akad.  d.  Wissensch.  1897  S.  566g. 

Photographie  Moscioni  4046. 

Darunter: 

496a.  Grabara  eines  Ritters  T.  Claudius  Liberalis 

(Taf.  68). 

H.  0,90  ro.,  Br.  0,73  m.f  T.  0,56  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Ergänzt  Teil  des  Randes  links  vorne  und  hinten.  Ränder  und  Ecken 
bestofsen. 

Unten  und  oben  mehrfach  gegliedertes  glattes  Profil 
ringsumlaufend.  An  der  Vorderseite  mit  profiliertem 
Rahmen  die  Inschrift.  An  den  Nebenseiten  je  ein  mitt- 
leres Relief.  Rechts:  Drei  Figuren  neben  einander  stehend, 
von  vorn  sichtbar;  in  der  Mitte  ein  Jüngling  mit  Lenden- 
schurz, in  der  R.  eine  Geifsel  haltend  (im  CIL  wird  er  des- 
wegen als  Lupercus  erklärt);  rechts  und  links  je  ein  kleinerer 
Jüngling  in  Tunica.  Links:  Pferd  mit  Reiter  (scheint  bekränzt) 
nach  rechts;  ihm  folgt  ein  kleiner  Vexillifer;  dieses  Relief 
bezieht  sich  auf  den  Stand  des  Verstorbenen. 

Gerhard-Platner  S.  69^;  CIL  VI  3512. 


MÜSEO  CHIARAMONTI  497.  637 

497.  Fragment  eines  grofsen  Sarkophags  (Taf.  68). 

H.  1,22  m.,  Br.  1,37  m.,  T.  0,76  m.     Grofskörniger  grauer  Marmor  mit 

dunkleren  Streifen. 

Erhalten  die  r.  Vorderecke.  An  der  Vorderseite  oben 
und  unten  stark  vorspringender  Rand  (besonders  der  obere  sehr 
stark  beschädigt);  dazwischen  Hochrelief:  rechts  eine  römische 
Mühle,  die  von  einem  Pferde  gedreht  wird  (mola  iumen- 
taria;  man  unterscheidet  deutlich  meta  und  catillus;  vgl. 
Marquardt-Mau  Privatleben  der  Römer  S.  421  ff.);  von 
dem  Tiere  wird  nur  der  Vorderkörper  links  sichtbar; 
der  Brustriemen  ist  an  dem  Querholz  oben  mittels  einer 
Kette  befestigt;  die  Augen  sind  durch  eine  brillen- 
artige   Bandage    verbunden   (1.  Vorderbein  fehlt  bis   auf  den  Huf; 

Stützenrest  am  r.  Knie);  rechts  von  der  Mühle  an  der  Ecke  ein 
nach  links  gewendeter,  bärtiger  Mann  mit  kurzer,  gegürteter 
Tunica,  mit  der  L.  ein  Getreidemafs  vor  dem  Leib   haltend 

(Gesicht  fast  ganz  abgeschlagen;  1.  Fufs  fehlt;   1.  Wade  beschädigt); 

oben  ein  nach  oben  sich  verbreiternder  Trichter,  aus  dem 
ein  viereckiger  Stab  mit  nach  rechts  bewegter  Schnur  ragt 
(vielleicht  für  das  Einschütten  des  Getreides  bestimmt;  vgl. 
Blümner  Archäol.  Zeitung  1877  S.  54  Taf.  7,  2);  links  sind 
noch  Teile  einer  zweiten  Mühle  erhalten  und  rechts  davon  das 
Hinterteil  eines  Pferdes,  das  auch  mittels  einer  Kette  an  dem 
Querholz  oben  und  augenscheinlich  auch  an  dem  weiter  unten, 
schräg  nach  oben  stehenden  Holz  befestigt  ist,  was  wir  dann 
auch  für  das  andere  Pferd  anzunehmen  haben,  bei  dem  das  Ende 
dieses  Holzes  durch  den  Kopf  verdeckt  ist  (an  dem  zweiten  Pferd 

fehlt  das  Mittelteil  des  r.  Hinterbeins);  zwischen    den  Mühlen  oben 

eine  Console  und  darauf  eine  Lampe  (Andeutung,  dafs  die 
Arbeit  bei  Nacht  geschieht).  Zahlreiche  Farbenreste  von 
Violett,  Dunkel-  und  Hellbraun;  fehlende  Teile  wie  das 
Vorderteil  des  1.  Pferdes  und  das  untere  Ende  seiner  Kette 
waren  gemalt.  An  der  glatten  Nebenseite  oben  die  Spur 
der  Deckel •Verdübelung.  Späte,  sorgfältige  Arbeit.  Vgl. 
Nr.  685. 

Gefunden  1826  in  der  Vigna  delle  tre  Madonne  vor 
Porta  S.  Giovanni;  erworben  von  Leo  XII. 

|  Pistolesi  Taf.  XLVI;  Nibby  III  Taf.  XXXIII;  C.  L.  Visconti  Des- 

crizione  dei  Musei  Vaticani  (1870)  Nr.  497;  Jahn  Berichte  d.  sächs.  Gesellsch. 


638  MUSEO  CHIARAMONTI  497  A. 

d.  Wissensch.  186 1  S.  343 f.  Taf.  XII  2 ;  Blümner  Technologie  der  Gewerbe  I 
S.  44  Fig.  6;  Ders.  bei  Baumeister  Denkm.  d.  klass.  Altert.  II  S.  933  Fig.  1005 ; 
Schreiber    Kulturhistorischer    Bilderatlas  I    Taf.  LXVII    Nr.  6;   Hei  big 

Nr.  98. 


497A.  Kindersarkophag  (Taf.  68). 

H.  0,43  m.,  L.  1,075  m'>  T.  0,36  m.    Grofskrystallinischer  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  rechte  obere  Ecke  des  Sarkophages,  Gesicht  und  r.  Arm  des 
Knaben  rechts  mit  dem  Grund  dazwischen;  abgebrochen  das  obere  Drittel 
der  Säule  rechts;  am  Deckel  waren  in  der  r.  Hälfte  zwei  Stücke  ausge- 
brochen. 

An  der  Vorderseite  Hochrelief:  rechts  eine  Säule;  dann 
eine  Gruppe  von  sechs  Knaben  in  halblanger  Tunica,  mit 
Mäntelchen,  die  sie  beutelartig  mit  der  L.  aufnehmen,  und 
Schuhen;  einer  (links)  beugt  sich  nieder  und  zielt  mit 
einem  kleinen  runden  Gegenstand,  der  deutlich  als  Wallnufs 
charakterisiert  ist,  in  der  R.  nach  einer  Reihe  von  vier 
kleinen  Häufchen  von  Nüssen;  die  beiden  linken  sind  von 
drei  Nüssen  gebildet,  auf  denen  eine  vierte  liegt,  während 
diese  vierte  bei  den  andern  Häufchen  herabgerollt  ist;  auf 
den  Knaben  eilt  ein  anderer  zu,  den  ein  dritter  (zwischen 
beiden)  zurückzuhalten  sucht,  während  ein  vierter  von  rechts 
mit  erhobener  R.  herankommt;  die  beiden  übrigen  werden 
links  im  Hintergrund  nach  rechts  blickend  sichtbar;  der  1.  fafst 
das  Mäntelchen  so,  als  ob  er  damit  schlagen  wolle;  links 
davon  eine  Gruppe  von  zwei  Knaben  mit  kürzerer  Tunica 
und  Schuhen,  von  denen  der  r.  den  1.,  der  sich  vergebens 
wehrt,  bei  den  Haaren  packt;  zwischen  den  Füfsen  des  r.  am 
Boden  wieder  ein  Häufchen  von  vier  wie  rechts  aus  einander 
gerollten  Nüssen;  ganz  links  eine  Gruppe  von  fünf  Mädchen 
mit  gegürteter  Tunica  und  Schuhen;  die  Haare  bilden  auf 
dem  Wirbel  einen  kleinen  Schopf;  links  sitzt  eine  auf  einem 
niederen  Schemel  nach  rechts  und  erhebt  die  R.  —  der 
kleine  und  der  Goldfinger  eingeknickt,  die  andern  ausge- 
streckt —  im  Gespräch  mit  zwei  anderen  rechts,  von  denen 
die  eine  sitzt  (von  vorn  gesehen)  und  die  R.  auf  drei  am 
Boden  liegende  Nüsse  hält;  die  andere  steht  hinter  ihr  und 
wendet  sich  lebhaft  gesticulierend  nach  der  ersten;  eine 
vierte  eilt  von  links  herbei,  mit  beiden  Händen  ihre  Tunica 


MUSEO  CHIARAMONTI  497  »•  ^39 

■ 

erhebend,  in  deren  Bausch  sie  etwas  trägt;  die  fünfte  schaut 
ruhig  von  links  her  zu.  Dargestellt  sind  Mädchen,  kleine  und 
gröfsere  Knaben  bei  einem  Spiel  mit  Wallnüssen,  bei  dem  es 
darauf  ankam,  kleine,  von  vier  Nüssen  gebildete  Pyramiden 
durch  eine  fünfte  aus  einander  zu  werfen(nuces  castellatae,  ludi 
castellati;  vgl.  E.  Caetani  Lovatelli  a.  unten  a.  O.  S.  56ff.). 
Dieses  Spiel  ist  augenscheinlich  rechts  gemeint,  u.  zw.  handelt 
es  sich  um  eine  Reihe  von  solchen  Pyramiden  in  der  zuerst 
auf  die  entfernt  liegenden  gezielt  werden  mufste;  der  Spielende 
hat  zwei  von  den  Pyramiden  aus  einander  geworfen;  da  ist 
irgend  eine  Unregelmäfsigkeit  vorgefallen  und  sofort  eilen  die 
Knaben  der  Gegenpartei  herzu,  um  das  Weiterwerfen  zu 
hindern.  Die  beiden  kleineren  Knaben,  bei  denen  es  sich  nur 
um  ein  Häufchen  handelt,  sind  handgemein  geworden,  und  die 
Mädchen  scheinen  eine  Partie  vorzubereiten  und  zwei  von  ihnen 
vielleicht  durch  Morraspiel  zu  entscheiden,  welche  von  ihnen  be- 
ginnen dürfe.  Sie  spielen  im  Innern  des  Hauses  (Vorhang), 
die  Knaben  im  Hofe.  An  den  Nebenseiten  Flachrelief; 
rechts  ein  sitzender  Greif  (rote  Farbspuren),  links  liegender 
Greif;  unter  seinem  r.  Vorderbein  ein  Widderkopf.  Am 
Deckel  vorne  Flachrelief:  in  der  Mitte  die  leere,  einfach 
umrahmte  Inschrifttafel,  gehalten  von  zwei  schwebenden  um- 
blickenden Eroten;  rechts  und  links  davon  je  eine  Blumen- 
vase, dann  je  ein  nach  aufsen  schwebender,  umblickender 
Erot  mit  Fackel.     Späte,  aber  sehr  lebendige  Arbeit. 

Nach  der  Inschrift  an  der  r.  Nebenseite  oben  1822  in 
der  Vigna  Ammendola  an  der  Via  Appia  diesseits  S.  Se- 
bastiano  gefunden  (P.  S.  AMMENDOLA  1822;  vgl.  Benn- 
dorf-Schöne  Die  antiken  Bildw.  des  lateran.  Museums  S.  1 12). 

Melchiorri  Atti  dell'  Academia  romana  di  archcologia  1825  S.  (49 
mit  Tafel  (ohne  die  Ergänzungen);  Gerhard  Prodromus  S.  309;  E.  Caetani- 
Lovatelli  Bullettino  della  commiss.  archeol.  comun.  1882  S.  59;  dies. 
Monumenti  antichi  S.  173;  Hei  big  Nr.  99. 

Unter  Nr.  497: 

497a.  Grabara  der  Iulia  Aufidena  Capitolina 

(Taf.  68). 

H.  1,00  m.,  Br.  0,82  m.,  T.  0,55  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Vielfach  bestofsen. 


64O  MU8E0  CHIARAMONTI  4^8. 

An  den  Vorderecken  je  eine  korinthische  Säule  mit 
spiralförmig  gewundenen  Canelluren;  ^dazwischen  die  um- 
rahmte Inschrift,  oben  Akanthusranke  'mit  zwei  nach  rechts 
springenden  Tieren  (links  sicher  ein  Lö*re).  Auf  den  Neben- 
seiten je  ein  sitzender  Greif  auf  besonderem  Postament  in 
Hochrelief;  an  den  hinteren  Ecken  je  ein  korinthischer  Pfeiler 
mit  unten  ausgefüllten  Canelluren.     Rückseite  glatt. 

Gerhard-Platner  S.  70  unter  Nr.  496;  /CIL  VI  20385. 

498.  Weibliche  Statue  (Taf.  68). 

H.  1,65  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  aus  Marmor:  Teil  des  Hinterkopfes  hinter  dem  1.  Ohr,  dieses 
selbst,  Rand  des  r.  Ohrs,  Nase,  Hals  mit  Teil  der  Nackenlöckchen,  r.  Arm 
von  der  Mitte  des  Oberarms  abwärts  mit  Hand,  1.  Hand  mit  Rocken,  Falten, 
die  drei  gröfsten  Zehen  des  r.,  die  zwei  gröfsten  des  1.  Fufses;  aus  Gyps: 
Teil  des  1.  Oberlides,  der  Oberlippe,  Kinn,  Gewandzipfel  unter  dem  1.  Arm 
aufsen  (StUtzenrest  dafür  an  den  Falten  links),  Flicken,  unterer  Teil  der 
Basis.     Gebrochen  war  der  Hinterkopf. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  mit  voller  Sohle 
auftretend  leicht  zur  Seite  gesetzt;  Sandalen;  Chiton  mit 
einem  Bande  hoch  gegürtet;  ein  Kreuzband  um  Brust  und 
Rücken;  an  der  Kreuzungsstelle  auf  der  Brust  eine  runde 
Scheibe;  der  Mantel  liegt  mit  einem  Teil  auf  1.  Schulter  und 
Arm,  ist  dann  quer  über  den  Rücken  gelegt,  an  der  r.  Hüfte 
wieder  vorgenommen  und  mit  dem  anderen  Ende  über  den 
1.  Unterarm  gelegt;  1.  Oberarm  liegt  an;  der  Unterarm  leicht 
erhoben  (die  Hand  mit  Rocken  ergänzt);  der  r.  Arm  gesenkt 
und  etwas  vorgestreckt;  der  Kopf  leise  nach  der  r.  Schulter 
gewendet  und  leicht  geneigt;  die  Haare  bilden  vorne  einen 
Kranz  krauser,  kleiner  Locken;  hinten  sind  sie  bedeckt  von 
einem  Tuch,  das  auf  dem  Scheitel  vorn  geknüpft  ist  (der 
Wirbel  bleibt  also  unbedeckt);  um  Tuch  und  Haare  liegt 
noch  ein  ringförmiges  Band.  Der  Kopf  wird  nicht  zu  dem 
Körper  gehören,  da  er  stilistisch  einen  älteren  Eindruck 
macht;  er  scheint  auf  ein  Original  vom  Ende  des  5.  Jahrh. 
v.  Chr.  zurückzugehen,  während  der  Körper  sicher  ein  Original 
aus  der  ersten  Hälfte  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  wiedergiebt.  Ganz 
willkürlich  ist  die  Ergänzung  mit  dem  Rocken  als  Parze. 
Die  elliptische  Basis  ist  ringsum  mit  Hohlkehle  und  Rundstab 


MÜ8E0  OHIABAMONTI  499.  64 1 

unten  und  oben  verziert.  Sorgfaltige,  harte  Arbeit;  der 
Kopf  etwas  weicher  und  flüchtiger  behandelt.  Der  Über- 
lieferung nach  in  der  Villa  des  Hadrian  bei  Tivoli  gefunden; 
vormals  in  Villa  d'Este;  1788  in  den  Vatican  übertragen. 

Pen  na  Viaggio  pittorico  della  villa  Adriana  III  Taf.  XXXVIII;  Fea 
Nuova  descrizione  S.  90;  Clarac  759,  1855A;  Gerhard-Platner  S.  70 
Nr.  496;  Winnefeld  Die  Villa  des  Hadrian  bei  Tivoli  S.  164;  Heibig 
Nr.  97. 

Photographie  Moscioni  3907;  Aufnahme  des  Kopfes  beim  röm. 
Institut. 

Abteilung  XXI. 
499.  Relieffragment  (Taf.  69). 

H.  0,64  m.,  Br.  0,60  m.  Marmor  des  Grundes  mit  Säulen  etc.  grofskörnig 
und  weifs;  der  des  Reliefs  grofskörnig  und  bläulich;  der  des  Hermenkopfes 

kleinkörnig  und  weifs. 

Das  Ganze  ein  Pasticcio;  das  Relief  auf  allen  Seiten  glatt  abgeschnitten 
und  eingesetzt;  auf  dem  Grund  keine  Spuren  der  fehlenden  Teile. 

Oben  schmaler,  unten  breiter  Randleisten  erhalten;  über 
letzterem  zwei  fast  frei  gearbeitete,  korinthische  Säulen  mit 
spiralförmig  gewundenen  Canelluren  (von  der  r.  fehlt  unten  ein 

Stück;  in  dieser  Höhe  der  ganze  Grund  quer  durchgebrochen);  darüber 

Architrav  und  Giebel  mit  sitzendem  Adler  (1.  Giebelh&lfte  be- 
schädigt; Sprung  1.  oben);  der  Grund  zwischen  der  Herme  und 
r.  Säule  rauh;  rechts  und  links  von  den  Säulen  Fugenschnitt. 
Hochrelief:  rechts  eine  Heraklesherme,  der  ein  bärtiger 
Dionysoskopf  mit  Tuch  über  den  Haaren  aufgesetzt  ist  (Nase 
fehlt);  auf  sie  zu  eilt  weit  ausschreitend  von  links  ein  nackter 
Jüngling  mit  Thyrsosschaft  im  1.  Arm  (es  fehlen  Kopf  und  Hals, 

r.  Arm,  1.  Oberarm;  Sprung  im  Oberkörper);  er    stützt   einen    links 

mit  gekreuzten  Beinen  stehenden  Jüngling,  der  einen  Mantel 
um   die  Oberschenkel  geschlungen  hat  und  ebenfalls  einen 

Thyrsosschaft  im  1.  Arm  hält  (es  fehlen  Oberkörper  mit  Kopf  und 
Armen  bis  auf  die  1.  Hand,   Füfse,   Teil  des  Mantels  links);    jedenfalls 

Dionysos  von  einem  Satyr  gestützt;  die  beiden  Stäbe  sind 
als  Thyrsen  kenntlich  an  den  Blattschuppen  und  gebohrten 
Knospen.    Unbedeutende  decorative  Arbeit. 

O.  Müller  Götting.  gel.  Anzeig.  1831  Nr.  149;  Gerhard  Antike  Bild- 
werke Taf.  XLI  4;  Ders.  Prodromus  S.  287;  Gerhard-Platner  S.  70 
Nr.  497. 

Vatican.  Katalog  I.  41 


642  MUSEO  CHIAJtAMONTI  50O.  501. 

500.  Römisches  Grabrelief  (Taf.  69). 

H.  0,54  m.,  Br.  0,71  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  an  der  Frau:  Unterteil  der  Nase,  Teil  des  1.  Auges  und  der 
1.  Wange,  Spitze  des  1.  Zeigefingers  und  Daumens,  Stücke  im  Gewand;  am 
Mann :  Unterteil  der  Nase,  Teil  des  1.  Goldfingers,  1.  kleiner  Finger,  Flicken 
im  Gewand. 

Vor  einem  oben  giebelförmig  zugespitzten  Grund  in 
Hochrelief  die  Oberkörper  eines  Ehepaars  in  mittleren  Jahren, 
er  rechts,  sie  links;  beide  von  vorn  sichtbar,  nur  die  Köpfe 
einander  zugewendet;  er  hat  volles  lockiges  Haupthaar, 
Vollbart  und  derbe,  ernste  Züge;  bekleidet  mit  Tunica  und 
Paludamentum ,  woraus  sich  der  militärische  Beruf  des  Dar- 
gestellten ergiebt;  die  L.  liegt  an  der  1.  Brust,  die  R.  ist 
seitlich  ausgestreckt  und  an  die  R.  der  Frau  gelegt  (die  Hand- 
flächen gegen  einander);  ihre  L.  wird  auf  seiner  1.  Schulter 
sichtbar;  sie  trägt  die  Tunica,  die  von  der  r.  Schulter  gleitet; 
ihre  Züge  weich,  mit  ängstlichem  Ausdruck;  die  Haare  vorn 
gescheitelt  und  in  sehr  lebhaften,  regelmäfsigen  Wellen  über 
die  Ohren  zurückgestrichen;  auf  dem  Wirbel  ein  hohes  Nest 
von  Flechten.  In  den  Haaren  des  Mannes  vielfache  Ver- 
wendung des  Bohrers;  die  Brauen  durch  Striche  angegeben; 
Augensterne  und  Pupillen  eingegraben.  Sorgfaltige,  bürger- 
liche Arbeit  aus  antoninischer  Zeit.  Das  Ganze  war  jeden- 
falls in  eine  architektonische  Umrahmung  an  der  Aufsenseite 
eines  Grabmals  eingefügt. 

Gerhard-Platner  S.  70  Nr.  498. 

501.  Relieffragment  (Taf.  69). 

H.  0,60  m.     Grofskbrniger  weifser  Marmor;  der  des  weiblichen  Kopfes 

kleinkörnig. 

Ergänzt  aus  Marmor:  der  ganze  Grund  (das  Relief  darauf  mit  Blei- 
vergufs  befestigt),  unterer  Rand,  Teile  des  Rades;  aus  Gyps:  Hals  des 
Dionysos. 

Hochrelief:  auf  einem  nach  rechts  gewandten,  zwei- 
rädrigen Wagen  steht  von  vorn  sichtbar  Dionysos  in  Ärmel- 
Chiton  (xetpi8o>Toc  yix<bv)  und  Nebris,  beides  mit  einem  breiten 

Band    gegürtet  (es  fehlen  Nase,  r.  Arm,  Hände,  Teil  des  Thyrsos;  Kopf 

aufgesetzt);  die  L.  fafste    den  Rand   des  Wagenkorbes;    links 
davon  Reste   der  Zügel;    die   R.  hielt   einen   Thyrsos;    der 


MÜ8B0  CHIARAMONTI  $02.  503.  643 

rebenbekränzte  Kopf  ist  stark  nach  der  r.  Schulter  gewendet 

(wenn  zugehörig,   falsch  aufgesetzt;  die  1.  Seite  nicht  ausgeführt;  sie  sollte 

also  nicht  sichtbar  sein).  Am  Wagenkorb  Flachrelief:  von  links 
nach  rechts  langbekleidete  Mänade,  beckenschlagender  Pan, 
Löwe,  von  einem  Satyr  mit  Pedum  geführt,  männliche  Figur, 
deren  Hände  auf  dem  Rücken  gebunden  scheinen  (Inder?). 
L.  eine  Mänade  in  gegürtetem  Peplos,  der  die  r.  Brust  freiläfst; 
r.  Bein  tanzend  vorwärts  erhoben;  Körper  zurückgelegt;  1.  Arm 

vorgestreckt,  r.  War  erhoben  (es  fehlen  r.  Arm  und  Hände;  Kopf 
nicht  zugehörig:  Marmor  verschieden;  am  Kopf  Ansätze  von  Schulterlocken, 
die  sich  auf  den  Schultern  nicht  fortsetzen).     Zwischen    Dionysos    und 

Mänade  im  Grunde  ein  r.  männliches  Bein  mit  Gewand  oben. 
Die  fehlenden  Teile  sollten  ergänzt  werden  (Stiftlöcher  vor- 
handen).    Spätere  Sarkophagtechnik. 

Gerhard-Platner  S.  70 f.  Nr.  499. 

502.  Kopf  des  Apollon  (Taf.69). 

H.  des  Ganzen  0,61  m.,  des  Kopfes  0,32  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Lippen,  die  gedrehten  Locken  fast  ganz,  Nackenschopf, 
Hals  mit  Bruststück  und  Fufs.    Zahlreiche  Flicken  von  Gyps. 

Gradeaus  gerichtet;  die  Haare  vorne  gescheitelt  und  in 
drei  lebhaft  gewellten  Strähnen  zurückgestrichen  über  eine 
starke  Schnur,  die  nur  hinten  über  dem  auf  den  Nacken 
herabfallenden  Schöpfe  sichtbar  wird;  hinter  den  Ohren  setzen 
jederseits  zwei  volle,  künstlich  gedrehte  Schulterlocken  an. 
Sehr  schlechte  Copie  eines  verbreiteten  Typus  (die  Copisten 
haben  sich  grofse  Freiheiten  erlaubt),  der  in  der  attischen 
Kunst  am  Ende  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  entstanden  sein  mufs, 
und  dessen  bestes  Exemplar  im  capitolinischen  Museum 
erhalten   ist   (Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen  Nr.  402/3). 

Gerhard-Platner  S.  71  Nr.  500;  Heibig  Nr.  100;  Arndt  La  glypto- 
theque  Ny-Carlsberg  S.  97  (vgl.  PI.  59 — 61). 

503.  Knabenkopf  (Taf.  69). 

H.  des  Ganzen  0,46  m.,  des  Kopfes  0,235  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Ergänzt  1.  Oberlid,  Unterteil  der  Nase,  Hals  mit  Brosts Uck  und  Fufs. 
Haare  z.  T.  bestofsen.     Stark  geputzt. 

Gradeaus  gerichtet;  leicht  individuelle  Züge  mit  freund- 
lichem Ausdruck;    die  Haare  fallen  in  länglichen,    unregel- 

41  • 


644  MÜSEO  CHIARAMONTI  504.  505.  506.  507. 

mäfsig  gewundenen  Locken  vom  Wirbel  auseinander;  die 
oberen  Lider  sind  tief  unterhöhlt.  Lebendige  Arbeit.  Vgl. 
Kieseritzky  Eremitage  Nr.  224. 

Gerhard-Platner  S.  71  Nr.  501. 

504.  Knabenkopf  (Taf.  69). 

H.  des  Ganzen  0,56  m.,  des  Kopfes  0,28  m.   Grofskömiger  gelblicher  Marmor. 
Ergänzt  Nase,  fast  der  ganze  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs. 

Leicht  zur  1.  Schulter  gewendet;  runder  Schädel;  glattes, 
ausdrucksloses  Gesicht;  kleiner  geöffneter  Mund;  die  vollen, 
ziemlich  kurzen  Haare  in  die  Stirn  gekämmt.     Schlecht. 

505.  Kopf  des  Antoninus  Pius  (Taf. 69). 

H.  des  Ganzen  0,67  m.,  des  Kopfes  0,375  m.     Grofskömiger  grauer  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Kinn,  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs.  Sehr  ver- 
waschen. 

Summarisch  behandelter  Kopf  des  Kaisers  in  vorge- 
schrittenem Alter  (Rückseite  nicht  ausgearbeitet),  leicht  zur 
1.  Schulter  gewendet;  starker  Eichenkranz  (corona  civica). 

Gerhard-Platner  S.  71  Nr.  503;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II 
2  S.  14a  Nr.  12. 

Photographie  Moscioni  2295. 

506.  Knaben  köpf  auf  moderner  nackter  Büste 

(Taf.  69). 

H.  des  Ganzen  0,505  m.,  des  Kopfes  0,255  m-   Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  unterster  Teil  der  Nase,  Büste  mit  Fufs,  Gypsflicken  in 
Brauen  und  Nase. 

Leicht  nach  der  1.  Schulter  gewendet  und  gehoben; 
runder  Schädel;  kleiner  geöffneter  Mund;  kurze  Haare  glatt 
anliegend  und  in  die  Stirn  gekämmt.  Unbedeutende  Arbeit, 
wohl  nach  einem  Original  vom  Ende  des  5.  Jahrh.  v.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  71  Nr.  504. 

507.  Kopf  einer  polykletischen  Knabenstatue 

(Taf.  69). 

H.  des  Ganzen  0,475  m-»  des  Kopfes  0,235  m.  Grofskömiger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Oberlippe  fast  ganz,   Unterlippe,   Hals  mit  Bruststück 
und  Fufs,  Gypsflicken  in  r.  Braue  und  1.  Oberlid. 


MUSEO  CHIAEAMONTI  508.  509.  645 

Halb  nach  der  1.  Schulter  gewendet  und  vorgeneigt;  das 
1.  Ohr  nicht  ausgearbeitet  (war  also  dem  Beschauer  ver- 
borgen); der  Ergänzer  hat  nach  den  Resten  der  Oberlippe 
die  Lippen  richtig  umrändert  gebildet  (das  Original  war 
also  Bronze);  die  Haare  in  polykletischer  Weise  vorn  ge- 
scheitelt und  in  länglichen  Locken  am  Kopf  anliegend;  dem 
polykletischen  Stil  entspricht  auch  der  scharfe  Knick  beim 
Zusammenstofsen  des  Unterlides  und  der  Wange,  wie  die 
Kopfform.  Replik  des  Kopfes  einer  Statue  im  Dresdener 
Museum,  an  der  auch  Körperformen,  Stellung  und  Motiv 
durchaus  polykletisch  sind  (Replik  des  Torso  in  Galleria 
lapidaria  Nr.  124).  Der  Knabe  wird  bescheiden  auf  einen 
Siegespreis  in  der  vorgestreckten  L.  geblickt  haben.  Der 
vaticanische  Kopf  ist  eine  sorgfaltige,  aber  leblose  Copie 
guter  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  71  Nr.  505;  Heibig  Bullettino  d.  I.  1864 
S.  30  II;  Fla  seh  Verhandlungen  der  29.  Philologenversammlung  in  Inns- 
bruck (1874)  S.  163;  Furtwängler,  Annali  d.  I.  1877  S.  203;  ders. 
Meisterwerke  S.  476  Anm.  1  Nr.  b;  Heibig  Nr.  101. 

508.  Porträtbüste  des  Menander  (Taf.  69). 

H.  ohne  Fufs  0,41  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  r.  Braue,  1.  Braue  fast  ganz,  Nase,  Lippen,  Kinn,  Rand  des 
1.  Ohrs,  Büstenfufs  mit  Indextäfelchen.     Sprünge  im  Bruststück. 

Auf  Brustbüste  mit  halber  Wendung  nach  der  r.  Schulter 
und  Erhebung  ein  griechischer  Porträtkopf,  früher  falschlich 
Sulla  oder  Pompeius,  neuerdings  richtig  Menander  genannt. 
Vgl.  Nr.  431.  Sorgfältige,  etwas  harte  Arbeit.  Ehedem  im 
Besitz  der  Mattei. 

Venuti  Monumenta  Matthaeiana  II  Taf.  Villi;  Gerhard-Platner 
S.  71  Nr.  506;  Bern o ulli  Rom.  Ikonographie  I  S.  94  und  123  Nr.  1 
Taf.  VIII;  ders.  Griech.  Ikonographie  II  S.  in  Nr.  1. 

509.  Kopf  des  Meleager  (Taf.  69). 

H.  0,56  m.  (d.  Kopfes  0,28  m.).     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase  mit  Obeilippe,  Mitte  der  Unterlippe,  Teil  der  1.  Braue 
und  der  r.  Wange  mit  Unterlid,  r.  Ohr,  Rand  des  1.  Ohres,  grofser  Teil  des 
Halses,  Bruststack  mit  Fufs. 

Geringe  Wiederholung  vom  Kopfe  des  Meleager  (Belvedere 
Nr.  10). 


v^ 


646  MUSEO  CH1ARAMONT1  510.  510A. 

Gerhard-Platner  S.  71  Nr.  508;  Graf  Rom.  Mittb.  1889  S.  221 
Nr.  16;  Hclbig  Nr.  102. 

510.  Weiblicher  Ideal kop f  (Taf.  69). 

H.  des  Ganzen  0,615  m.,   des  Antiken  0,43  m.     Grofskörniger  weifser  (wohl 

parischer)  Marmor. 

Ergänzt  Nase  fast  ganz;  Oberkopf  mit  Haarschleife  hinten,  Büstcnfufs 
mit  Indextäf eichen.     Sehr  verwaschen  und  bestofsen. 

Bestimmt  zum  Einsetzen  in  eine  Statue;  an  der  1.  Brust- 
seite Gewandsaum.  Leichte  Wendung  zur  1.  Schulter  und 
Hebung;  die  Haare  sind  gescheitelt  und  vorne  in  welligen 
Strähnen,  die  von  einer  schmalen  Stirnbinde  durchschnitten 
werden,  zurückgenommen,  hinten  in  einem  Schopf  aufge- 
bunden; sehr  lebhaft  gewundene  Schulterlocken  jederseits, 
deren  Windungen  mit  dem  Bohrer  stark  markiert  sind.  Die 
aufserordentlich  vollen,  weichen  Formen,  der  schwärmerische 
Ausdruck  und  der  Schmuck  der  Stirnbinde  legen  den  Ge- 
danken an  Ariadne  nahe.  Decorative  Ausführung;  Copie 
eines  hellenistischen  Originals  des  2.  Jahrh.  v.  Chr.;  charakte- 
ristisch ist  bei  aller  Weichheit  ein  fühlbares  Streben  nach 
grofser  einfacher  Formengebung,  wie  sie  in  älterer  Kunst 
üblich  war. 

Gefunden  mit  Braccio  nuovo  Nr.  26  (s.  dort)  u.  in  und 
hierselbst  Nr.  140,  495  u.  511 A  in  der  Nähe  des  Lateran;  seit 
1829  im  Museo  Chiaramonti,  seit  1834  an  seinem  jetzigen  Platz. 

Nibby  III  Taf.  II;  Gerhard-Platner  S.  71  Anm. 

510A.  Römischer  männlicher  Porträtkopf  (Taf.  69). 

H.  0,37  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  der  vordere  Teil  des  Bruststücks.  Brauen  und  Ränder  der 
Ohren  bestofsen. 

Starke  Wendung  nach  der  1.  Schulter;  sehniger  Hals; 
faltiges  Gesicht;  breiter  Schädel  mit  ziemlich  wirr  liegenden, 
leicht  gelockten  Haaren;  hängende  Unterlippe;  der  Mund  ge- 
schlossen und  etwas  gespitzt;  grade  dicke  Nase;  vorquellende 
Augäpfel  an  den  inneren  Winkeln  tiefliegend  und  von  den 
Brauen  beschattet;  böser,  energischer  Ausdruck. 

Vortreffliches  Porträt  aus  der  letzten  Zeit  der  Republik 
oder  der  ersten  Kaiserzeit,    Gegenstück  zu  Nr.  512,  mit  dem 


MU8E0  CHIARAMONTI  510A1.  5 II.  511A.  647 

es  ehemals  im  Pal.  Randanini  war  und  1824  für  den  Vatican 
erworben  wurde  (1.  unten  Inschrift:  1824  •  C.  C.  309);  die 
physiognomische  Ähnlichkeit  ist  so  grofs,  dafs  sicher  zwei 
Angehörige  der  gleichen  Familie  dargestellt  sind  (der  Unter- 
schied im  Schädelbau  verbietet  indes  anzunehmen,  derselbe 
Mann  sei  hier  in  jüngeren,  dort  in  älteren  Jahren  dargestellt). 
Nr.  510A  ist  früher  nach  einer  jetzt  verschollenen,  aber  all- 
gemein als  falsch  anerkannten  Bronzemünze  L.  Munatius 
Plancus  (Consul  i.  J.  42  v.  Chr.)  genannt  worden. 

Cardin ali  Memorie  romane  delle  ant.  e  belle  arti  1825  S.  298; 
Nibby  III  Taf.  XX;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  I  S.  83 f.  und  236 
Fig.  11;  Heibig  Nr.  103. 

510A1.  Löwenfufs  als  Stütze  (Taf.  69). 

H.  0,255  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Ergänzt  der  Akanthuskelch. 

Endigt  oben  in  einen  Akanthuskelch. 
511.  Römische  weibliche  Porträtbüste  (Taf.  69). 

H.  0,55  m.  (d.  Kopfes  0,21  m.).     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Teil  der  Oberlippe,  Kinn,  Ohren  fast  ganz,  unterer 
Teil  des  Halses  mit  Büste  und  Fufs. 

Auf  moderner  Oberarmbüste  mit  Tunica  und  Mantel  der 
halb  nach  der  r.  Schulter  gewendete  Kopf  einer  jungen  Frau 
mit  schmalem  Gesicht,  feinen  Zügen,  flach  liegenden  Augen, 
liebenswürdigem  Ausdruck,  der  etwas  freundlich  Erstauntes 
hat;  die  Haare  des  Oberkopfes  sind  vom  Wirbel  nach  vorn 
genommen,  hier  zusammengeflochten,  und  die  Flechte  ist 
grade  über  den  Scheitel  wieder  zurückgelegt;  die  übrigen 
Haare  sind  glatt  nach  hinten  gestrichen,  wo  sie  am  Hinterkopf 
ein  hohes,  abstehendes  aus  Zöpfen  geflochtenes  Nest  bilden. 
Einfache  Arbeit  der  ersten  Kaiserzeit. 

51  iA.  Kopf  der  Hera  auf  moderner  Büste  (Taf.  69). 

H.  des  Ganzen  0,66  m.,  des  Antiken  0,30  m.    Grobkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Unterteil  der  Nase,  Teil  des  Diademrandes,  Hals  fast  ganz 
mit  Büste  und  Fufs. 

Auf  moderner  Büste  gradeaus  gerichtet  und  gesenkt  eine 
Wiederholung  des  Kopfes  der  Hera  Barberini  (Rotonda  Nr.  546); 


648  MUSEO  CHIARAMONT1  5 1 1  B.  5 1 2. 

die  Haare  sind  wie  dort  vorne  gescheitelt  und  in  mehreren 
parallelen  Strähnen  zurückgestrichen;  dahinter  ein  hohes 
Diadem;  hinten  sind  die  Haare  aufgenommen  und  von  einer 
grofsen  Haube  bedeckt.  Der  ganze  obere  und  hintere  Teil 
des  Kopfes  ist  glatt  gelassen.  Die  Arbeit  ist  geringwertig, 
da  sie  die  charakteristischen  herben  Züge,  die  sich  an  der 
barberinischen  Hera  erhalten  haben  —  starkes  Kinn,  flache 
Wangen  — ,  mildert  und  so  das  Ganze  verweichlicht. 

Gefunden  beim  Lateran  mit  Braccio  nöuvo  Nr.  26  (s.  dort) 
u.  in  und  hierselbst  Nr.  140,  495  u.  510. 

C.  L.  Visconti  Descrizione  dei  Musei  Vaticani  (1870)  Nr.  51  lA.; 
Ovcrbeck  Kunstmythologie  II 2  S.  94  Nr.  12  Taf.  IX  Nr.  11 ;  Furtwängler 
Meisterwerke  S.  117  Anm.  7;  Amclung  Rom.  Mitth.  1897  S.  73. 

Photographie  Moscioni  11 826. 

51  iB.  Römischer  männlicher  Porträtkopf  (Taf.  69). 

H.  0,49  m.  (ohne  Fufs  0,32  m.).     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  Unterteil  der  Nase,  Rand  des  1.  Ohres,  oberer  Teil  am 
Rande  des  r.,  Büsten  fufs  mit  Indcxtäfelcben. 

Kopf  eines  älteren  Mannes  leicht  nach  seiner  R.  ge- 
wendet; viele  Falten,  auch  im  Hals;  kurzgeschorenes  Haar 
und  ebensolcher  Vollbart;  starkknochiges  Untergesicht;  ge- 
schlossener Mund  mit  schmalen  Lippen;  gebogene  grofse 
Nase  mit  seitlichen  Falten;  grofse,  tiefliegende  Augen;  flache 
Stirn.  Haar  und  Bart  eingepickt;  Pupillen  eingegraben 
(modern?).  Bestimmt  zum  Einsetzen  in  eine  Statue.  Gutes 
Porträt  des  3.  Jahr.  n.  Chr.  Nach  der  Inschrift  auf  dem  Index- 
täfelchen in  Ostia  gefunden. 

512.  Römischer  männlicher  Porträtkopf  (Taf.  69). 

H.  0,34  m.     Grofskörniger  weifser  Marmor. 
Ergänzt  Nasenspitze.  Bestofsen  Brauen,  r.  Wange,  Rand  des  r.  Ohres. 

Kopf  eines  alten  Mannes  halb  nach  seiner  Linken  ge- 
wendet und  etwas  geneigt.  Physiognomisch  fast  ganz  mit 
Nr.  510A  übereinstimmend,  nur  ladet  der  Schädel  oben 
stärker  nach  vorn  und  in  die  Breite  aus;  der  Ausdruck  ist  hier 
weniger  energisch  als  leidenschaftlich;  dann  ist  ein  höheres 
Alter  dargestellt,  dementsprechend  die  Haut  faltiger  und  der 
Oberschädel  kahl.    Wegen  der  Abweichung  im  Schädelbau 


JIU8E0  CHIABAMONTI  512  a.  513.  513A.  649 

kann  nicht  die  gleiche  Person  dargestellt  sein;  jedenfalls  aber 
gehörten  beide  der  gleichen  Familie  an. 

Ebenfalls  vorzüglich  gearbeitet.  Früher  wegen  seines 
bäurischen  Charakters  für  Marius  erklärt.  Über  Zeit  der  Ent- 
stehung, Herkunft  und  Erwerbung  (hier  links  die  Inschrift: 
1824.  C.  C.  308)  s.  Nr.  510A. 

Cardinali  Memorie  romane  dcllc  ant.  c  belle  arti  1825  S.  298; 
Nibby  III  Taf.  XXV;  Bcrnoulli  Rom.  Ikonographie  I  S.  83 f.  Fig.  10; 
Hclbig  Nr.  104. 

Photographie  Moscioni  6599. 

512a.  Löwentatze  als  Stütze   (Taf.  69). 

H.  0,27  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Ergänzt  Akanthuskelch   und  Teil  der  zweiten  Klaue   von  rechts. 

Endigt  oben  in  einen  Akanthuskelch.  Kein  Pendant  zu 
Nr.  510A1  (die  Tatze  dort  behaart,  hier  glatt;  die  Formen 
nicht  gleich). 

513.  Weiblicher  Idealkopf  auf  moderner  Büste 

(Taf.  69). 

H.  des  Ganzen  0,58  m.,  des  Kopfes  0,26  m.     Grofskörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Lippen,  Schädel  mit  fast  allen  Haaren,  Büste  mit  Fufs. 
Stark  geputzt. 

Auf  moderner  Büste  ein  weiblicher  Idealkopf,  leise  zur 
1.  Schulter  geneigt,  mit  vollen  weichen  Formen  ohne  ausge- 
sprochenen künstlerischen  oder  stilistischen  Charakter.  Die 
modernen  Haare  sind  ganz  vorn  gescheitelt,  sonst  aber  alle 
zurückgestrichen  und  hinten  dicht  unter  dem  Wirbel  in  einer 
grofsen  Schleife  aufgesteckt.    Unbedeutend. 

Photographie  Moscioni  3908. 

513A.  Kopf  der  Aphrodite  auf  moderner  Büste 

(Taf.  69). 

Höhe  des  Ganzen  0,56  m.,  des  Kopfes 0,29  m.  Grofskörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Unterteil  der  Nase,  Unterlippe,  Unterteil  des  Halses  mit 
Büste  und  Fufs.  Abgebrochen  Haarschleife  oben,  Rand  des  r.  Ohrs, 
Ende  der  Flechten  im  Nacken. 

Auf  moderner  Büste  ein  Kopf  der  Aphrodite  mit  starker 
Wendung  nach   der   1.   Schulter   und   leichter  Neigung;    als 


65O  MTJSEO  CHIARAMONTI. 

Aphrodite  kenntlich  am  Typus  des  Gesichtes  und  der  Frisur, 
die  beide  an  die  capitolinische  Venus  erinnern;  die  in  leicht 
gewellte  Strähnen  zerteilten  Haare  sind  gescheitelt  und  bis 
auf  zwei  Flechten  auf  dem  Oberschädel  vorn,  die  oben  ver- 
knotet waren,  zurückgenommen,  wo  sie  ebenfalls  verknotet 
sind;  die  Enden  fielen  rechts  und  links  auf  die  Schultern;  die 
Ohrläppchen  sind  für  Gehänge  durchbohrt.  Die  Zeichnung  bei 
Visconti-Guattani  (s.  unten)  giebt  die  Haarschleife  oben 
richtig  ergänzt;  doch  scheint  diese  Ergänzung  nie  am  Marmor 
ausgeführt  gewesen  zu  sein;  wenigstens  ist  keine  Spur  davon 
vorhanden.  Die  Arbeit  ist  fast  übermäfsig  sorgfältig;  wodurch 
der  Ausdruck  an  Leben  verliert;  man  gewinnt  den  Eindruck 
einer  genauen  Copie  nach  Bronze.  Gefunden  am  2.  Januar  1805 
im  Gebiet  der  Diocletiansthermen;  die  Angabe  bei  Braun 
a.  unten  a.  O.  ist  irrtümlich).  Eine  Replik  in  der  Glyptothek 
Ny-Carlsberg  in  Kopenhagen  (Nr.  1073  d).  Zu  Grunde  liegt 
ein  Original  aus  der  Mitte  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.,  wie  es 
scheint,  nicht  aus  attischer  Schule. 

Guattani  Monumenti  ant.  ined.  1805  S.  93fr.  Taf.  XIX;  Visconti- 
Guattani  Taf.  XXVII;  Fea  Nuova  descrizione  S.  88;  Sickler-Reiohart 
Almanach  aus  Rom  181 1  S.  139  Taf.  XI;  Gerhard-Platner  S.  71  Nr.  511; 
Braun  Ruinen  u.  Museen  Roms  S.  277  Nr.  33;  Bernoulli  Aphrodite 
S.  236  Nr.  67;  Friederichs-Wolters  Bausteine  Nr.  1463;  Kalkmann  53. 
Berlin.  Winckelmanns-Progr.  S.  100  u.  m  Nr.  46;  Hclbig  Nr.  105. 

Unter  Nr.  509— 513  A: 

Drei  Gesimsfragmente   (Taf.  69). 
a  (unter  Nr.  509—10). 

H.  0,14  m.f  L.  0,91  mM  T.  0,13  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Oben  bestofsen.     Unten  und  rechts  gebrochen. 

Von  unten  nach  oben:  doppeltes  Blattkyma,  Geison  mit 
Anthemienband,  Sima  mit  Akanthusblättern.    Späte  Arbeit. 
Zu  demselben  Gesims  gehört  c. 

* 

b  (unter  Nr.  5 10  A— 12). 

H.  0,30  m.,  L.  2,20  m.,  T.  0,28  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Zwei  senkrechte  Brüche  in  der  Mitte  und  rechts;  Sprung  links 
oben.     An  diesen  drei  Stellen  mit  Gyps  geflickt. 


MUSEO  CHIABAMONTI  514.  515.  65 1 

Concav  gebogener  Fries.  In  der  Mitte  Akanthuskelch 
mit  alabastronartigem  Aufsatz,  um  dessen  Hals  ein  Band 
mit  flatternden  Enden  gebunden  ist;  unten  ein  Kelch  von 
spitzen  Blättern.  Rechts  und  links  davon  lebhaft  gewundene 
Ranken,  ausgehend  je  von  einer  Maske  mit  Blattkranz  und 
Korb  mit  Früchten  auf  dem  Scheitel;  gegen  die  Maske 
jederseits  ein  Panther  anspringend.  An  beiden  Enden  ist 
das  Relief  augenscheinlich  modern  abgeschnitten  und  ein 
Stück  von  zwölf,  senkrecht  verlaufenden  Rillen  auf  gerader 
Grundfläche  angefügt;  hier  mufs  je  ein  weiteres  Friesglied 
angestofsen  haben.    Mäfsige  Arbeit. 

Gerhard-Platncr  S.  71. 

c  (unter  Nr.  513— 13  A). 

L.  0,95  m.,  H.,  T.,  Marmor  und  Erhaltung  wie  bei  Nr.  a. 

Von  demselben  Gesims  wie  a. 
Links  Anschlufsfläche. 

514.  Fragment  eines  Kindersarkophages  (Taf.  69). 

H.  0,35  m.     Ziemlich  grobkörniger  gelblicher  Marmor. 
Verwaschen. 

Hochrelief:  Gruppe  von  Amor  und  Psyche  in  den 
üblichen  Motiven;  nur  trägt  Psyche  unter  dem  vor  der  Scham 
geknoteten   Mantel   den    hochgegürten   Chiton   und    hat  die 

Beine    gekreuzt  (beiden    fehlen   die   Füfse  mit  Teil    der  Unterschenkel 
und    des    Gewandes,    die    Flügel  bis  auf  die  Ansätze;  dem  Amor  die  R., 

Psyche  Kopf  und  Hals).    Unbedeutend.    Vgl.  Nr.  522. 

Gcrhard-Platner  S.  71  Nr.  513. 

515.  Relieffragment  (Taf.  69). 

H.  0,34  m.   Grofskörniger  Marmor,  gelblich  an  der  Figur,  bläulich  am  Grunde. 
Der  Grund  modern  geglättet. 

Hochrelief:  Oberkörper  einer  nach  rechts  gewendeten 
Mänade  vom  Rücken  sichtbar,  der  Kopf  im  Profil;  Chiton, 
der  von  der  1.  Schulter  gleitet;  wirre  lose  Haare  mit  dichtem 
Kranz.  Der  Grund  tritt  oben  vor;  rechts  ist  er  von  moderner 
Hand  mit  einer  Randleiste  bogenförmig  abgeschlossen.  Augen- 
sterne eingebohrt.     Späte,  flotte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S,  71  Nr.  514, 


652  MUSEO  CHIARAMONT1  516.  516  A.  B. 

516.  Altar  des   Silvan,   errichtet  von    einer  Sestia 
Hellas  und  einem  Sestius  Magnus  (Taf.  69). 

H.  0,73  m.,  Br.  0,53  m.,  T.  0,24  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Die  Ecken  und  Kanten  sehr  stark  bestofsen. 

Unten  und  oben  einfaches  Profil  auf  allen  Seiten.  Vorne 
die  umrahmte  Inschriftfläche.  R.  Nebenseite  in  zwei  Felder 
geteilt;  in  dem  gröfseren  oberen  ein  Eichbaum  und  links 
davon  (das  Hinterteil  vom  Stamm  verdeckt)  ein  Widder 
nach  links  stehend;  im  unteren  ein  Schwein  nach  links  stehend. 
(Verg.  Aen.  VIII  600:  arvorum  pecorisque  deus).  L.  Neben- 
seite: auf  Felsen  steht  Silvan  mit  Eichenast  in  der  L.  nach 
rechts;  rechts  zu  ihm  aufschauend  sein  Hund.  Alles  in  mittlerem 
Relief.  Von  dem  Aufsatz  mit  Voluten  nur  sehr  wenig  erhalten. 
Sehr  schlechte  Arbeit. 

Gcrhard-Platner  S.  71;  Reifferscheid  Annali  d.  I.  1866  S.  211 
Anm.,  tav.  I2  u.  3  (die  beiden  Nebenseiten);  CIL  VI  618. 

516A.  Altar  (Taf.  69). 

H.  0,25  m.,  Br.  0,19  m.t  T.  0,18  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  abgescheuert  und  an  den  Ecken  bestofsen. 

Würfelförmig;  Vorderseiten  und  Nebenseiten  einfach 
umrahmt;  an  allen  je  eine  Büste  in  Hochrelief.  Vorne: 
jugendlich  männliche  Büste  mit  Gewand  auf  der  1.  Schulter, 
neben  den  Ohren  jederseits  Trauben;  Dionysos.  Links: 
jugendlich  männliche  Büste  mit  wirrem  Haar,  lächelndem 
Ausdruck,  einem  Fell  von  der  1.  Schulter  quer  über  die 
Brust;  Satyr.  Rechts:  bärtige  Büste;  an  der  1.  Kopfseite 
oben  scheint  ein  gekrümmtes  Hörn  zu  erkennen;  Ammon? 
Rückseite  glatt.  Auf  der  Oberfläche  eine  kleine  runde 
Vertiefung. 

516B.  Dreiseitiger  ornamentierter  Pfeiler. 

(Taf.  69). 

H.  0,81  in.,  Br.  0,20  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Oben  und  unten  abgebrochen. 

Jede  Fläche  an  den  Längsseiten  eingerahmt  von  glattem 
Kyma;  dazwischen  je  ein  erhobener  Streifen  mit  aufwärts 
gekehrten  Schuppen  in  flachem  Relief. 


MUSEO  CHIARAMONTI  5 1 6  C.  653 

516C.  Linke  Seitenlehne  eines  Ruhelagers 

(Taf.  69). 

H.  0,375  m.,  L.  0,50  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Oben  und  links  unvollständig.     Unten  bestofsen. 

Über  einem  niedrigen  Leisten  dessen  (jetzige)  Vorder- 
und  r.  Schmalseite  mit  glattem  Kyma  umrahmt  ist,  die  ge- 
schweifte Lehne  durch  einen  horizontal  verlaufenden  Rund- 
stab abgeschlossen;  darüber  eine  dünne,  grade  aufsteigende 
Wand.  Auf  der  Vorderseite  decoratives  Flachrelief:  unter  dem 
Rundstab  links  von  der  jetzigen  Mitte  ein  Thymiaterion,  an 
dessen  dünnen  Hals  zwei  Zweige  kreuzweis  befestigt  sind, 
nach  links  hin  ein  Pinienzweig,  nach  rechts  ein  Rosenzweig 
(gezackte  Blätter  und  volle  Knospen);  an  der  r.  Kante  die 
Hälfte  eines  gleichen  Thymiaterion,  von  dem  nach  links 
wieder  ein  Rosenzweig  ausgeht;  wo  er  sich  mit  dem  ersten 
kreuzt,  sind  beide  verbunden  und  eine  kleine  bärtige  Satyr- 
maske aufgehängt;  an  dem  Thymiaterion  sieht  man  oben 
noch  das  Stengelende  eines  nach  rechts  hin  hängend  ge- 
dachten Zweiges;  den  ersten  Pinienzweig  kreuzt  ein  zweiter, 
von  linksher  kommender;  am  Kreuzungspunkt  sind  beide 
verbunden  und  zwei  Schallbecken  aufgehängt.  Über  dem 
Rundstab  rechts  ein  halbes  Akanthusblatt;  dann  lebhaft  ver- 
schlungene Reben;  unter  ihnen  rechts  ein  kleiner  bocks- 
fiifsiger  Pan  nach  links  schreitend,  die  Hände  über  dem  Kopf 
zusammenschlagend;  weiter  links  ein  Erot  nach  links  eilend, 
umschauend  und  ein  Häschen  mit  der  L.  haltend;  dann  ein 
Eichhorn  nach  links  sitzend  und  an  einer  Traube  fressend. 
Aufserordentlich  feine,  delicate  Arbeit.    Rückseite. 

Das  Stück  mufs  sich  links  mindestens  bis  zu  einem 
dritten  Thymiaterion  fortgesetzt  haben  (um  13  cm.),  wird 
aber  auch  nicht  weiter  gegangen  sein,  da  sich  sonst  ftir  eine 
Seitenlehne  eine  zu  grofse  Länge  ergeben  würde.  Dafs  es 
sich  um  eine  solche  handelt,  ergiebt  sich  aus  der  Form  (vgl. 
Petersen  Rom.  Mitth.  1892  S.  44t  Fig.  VIII  2  u.  3).  Auf 
der  r.  Schmalseite  ist  mit  schwarzer  Farbe  354  aufgemalt. 

Photographie  der  Hauptseite  beim  röm.  Institut. 

Darunter: 


654  MÜ8B0  CHIARAMONTI  5i6Ca.  D.  E.  F.  517. 

516  Ca.  Gesimsfragment  (Taf.  69). 

H.  0,58  m.f  Br.  0,63  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Hinten  beiderseits  schräg  abgeschnitten. 

Stimmt  in  der  Decoration  vollkommen  überein  mit 
Nr.  297a.  S.  dort.  Unten  ist  mit  schwarzer  Farbe  355  auf- 
gemalt. 

516D.  Dreiseitiger  ornamentierter  Pfeiler 

(Taf.  69). 

H.  0,72  m.,  Breite  0,23  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Oben  und  unten  abgebrochen.     Die  Seiten  teilweise   bestofsen. 

An  den  Kanten  je  ein  Rundstab,  dann  ein  glattes  Kyma; 
auf  den  Flächen  jederseits  eine  senkrecht  hängende  Guirlande 
(oder  Thyrsosschaftf)  mit  schuppenförmig  liegenden  Blättern 
und  kleinen  Beeren  oder  Blüten  im  Flachrelief. 

516E.  Grabara  einer  Ulpia  Oenanthe  (Taf.  69). 

Unten  allseitig  einfaches  Profil,  oben  Rundstab ;  Inschrift 

vorne;  an  dem  gradkantigen  Aufsatz  mit  runder  Vertiefung 

auf   der   Oberfläche,   vorn   die    Büste    der  Verstorbenen  in 

Flachrelief.     Schlecht. 
CIL  VI  29376. 

516F.  Altar  der  Nemesis,  errichtet  von  einem 
M.  Aurelius  Romanus  (Taf.  69). 

CIL  VI  531. 

517.  Sarkophagfragment  (Taf.  70). 

H.  0,60  m.,  Br.  0,61  m.     Ziemlich  grobkörniger  weifser  Marmor. 

Die  Ränder  modern  zugeschnitten.  Ein  bogenförmiger  Schnitt 
trennt  die  Reliefdarstellung  von  der  Guirlande ;  entweder  gehören  also  beide 
Teile  nicht  zusammen,  oder  sie  sind  von  moderner  Hand  auseinander  ge- 
sägt, da  sie  getrennt  werden  sollten,  und  dann  doch  wieder  vereinigt  worden. 

Unten  schmaler,  stark  vortretender  Rand  erhalten;  darüber 
in  Hochrelief  eine  bogenförmig  hängende  Fruchtguirlande, 
dann  der  Rest  eines  Relief bildes:  ein  Meerlöwe,  auf  dessen 
Rücken  eine  Nereide  sitzt,  wird  von  einem  Triton  nach 
rechts  gelenkt;  die  Nereide  hat  ein  Gewand  über  den  1.  Ober- 


MU8E0  CHIARAMONTI  518.  519.  655 

Schenkel  gelegt;  der  Triton  schwingt  mit  der  L.  eine  grofse 

längliche  Muschel  (es  fehlen  dem  Triton  Gesicht  und  1.  Unterschenkel, 
dem  Meerlöwen  Kopf  und  Teil  des  Schwanzes,  der  Nereide  Oberkörper  mit 
Armen  und  die  Zehen  des  r.  Fufses;  Gesicht  des  Triton  und  Oberkörper 
der  Nereide  waren  ergänzt  oder  sollten  es  werden;  Ansatzstelle  hergerichtet). 

Die  Nereide  stimmt,  soweit  erhalten,  fast  vollständig  mit  der 
Galateia  eines  Sarkophags  im  Pal.  Mattei  überein,  die  aber 
auf  einem  Delphin  sitzt  (Robert  Rom.  Sarkophagreliefs  II 
Taf.  LX  Nr.  182  rechts  und  Sauer  Der  Torso  v.  Belvedere 
S.  52  m.  Abb.).  Gute  decorative  Arbeit  (die  Guirlande  wurde 
rechts  und  links  von  je  einem  Eroten  gehalten).  Vgl.  Alt- 
mann Architektur  u.  Ornamentik  d-  ant.  Sarkophage  S.  80. 

Gerhard-Platner  S.  71  Nr.  515. 

518.  Sarkophagfragment  (Taf.  70). 

H.  0,48  m.,  L.  0,75  m.     Ziemlich  grobkörniger  gelblicher  Marmor  mit 

bläulichen  Stellen. 

An  allen  Seiten  gebrochen. 

Sehr  complicierte,  barocke  Architektur;  rechts  ein  Bogen, 
getragen  von  zwei  korinthischen  Säulen  mit  spiralförmig  ge- 
wundenen Canelluren  (nur  die  obere  Hälfte  erhalten)  und  über- 
höht von  einem   Giebel   (darin  oben    ein  grofees,   viereckiges  Loch); 

unter  dem  Bogen  fast  frei  ausgearbeitet  der  Oberkörper  einer 
Frau  mit  hochgegürteter  Tunica  und  Mantel  auf  1.  Schulter 
und  um  die  Hüften,  leicht  nach  ihrer  L.  gewendet;  in  den 
Händen  lag  ein  länglicher  Gegenstand  (es  fehlen  Kopf  und  Hals 

fast  ganz,   Hände,  Attribut  bis  auf  Ansatz);  links    in    ebenso    hohem 

Relief  der  Oberkörper  eines  jungen  Mannes  nach  rechts  ge- 
wendet; das  Himation  liegt  auf  der  1.  Schulter,  die  L.  stützt 

einen  Speer  (es  fehlen  Kopf  fast  ganz,  r.  Arm  bis  auf  Ansatz).  Späte 

geschickte  Arbeit.  Vgl.  Alt  mann  Architektur  u.  Ornamentik 
d.  ant.  Sarkophage  S.  52  fr. 

Gerhard-Platner  S.  71  Nr.  516. 

519.  Sarkophagfragment  (Taf.  70). 

H.  0,39  m.,  Br.  0,72  m.     Grofskörniger  gelblicher  Marmor. 
Ränder  modern  zugeschnitten. 

Hochrelief;  unten  bogenförmig  hängende  Fruchtguirlande 
(sie  wurde  jederseits  von  einem  Eroten  gehalten);   darüber 


6$6  MÜSEO  CHIARAMONTI  5  20.  521. 

Rest  eines  Relief bildes ;  bärtiger  Meerkentaur  nach  rechts 
gewendet,  spielt  Lyra  und  blickt  um  zu  einer  Nereide  auf 
seinem  Rücken;  sie  hat  um  den  Oberkörper  ein  Gewand  ge- 
schlungen, dessen  wehendes  Ende  sie  mit  der  R.  fafst;  rechts 
scheint  der  Rest  eines  Delphins  zu  sein  (es  fehlen  dem  Kentauren 

Gesicht,    1.  Arm,    Oberteil    der    Lyra,    Beine    bis    auf  Ansätze,    Ende    des 
Schwanzes;   der  Nereide  Kopf  und  Hals,  r.  Hand,  Teil  des  wehenden  Ge- 
wandes).  Geschickte  Arbeit.     Vgl.  Nr.  517. 
Gerhard-Platner  S.  71  Nr.  517. 

520.  Fragment  eines  Kindersarkophages  (Taf.  70). 

H.  0,40  m.,  Br.  0,53  m.     Grofskörniger  bläulicher  Marmor. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste  erhalten.  Dazwischen 
mittleres  Relief:  ein  nach  rechts  schwebender,  umblickender 
Amor  mit  Chlamys  (Füfse  fehlen)  schlägt  mit  beiden  Händen 
einen  Vorhang  zurück,  der  auf  der  anderen  Seite  von  einem 
entsprechenden  Amor  gehalten  worden  sein  mufs;  vor  dem 
Vorhang  die  Nabelbüste  des  verstorbenen  Kindes  mit  Fufs 
und  kleinem  rundlichen  Zwischenglied;  die  Büste  ist  bekleidet 
mit  Tunica  und  Toga:  die  Arme  sind  verhüllt  bis  auf  die 
Hände,  die  eine  Rolle  halten;  der  Kopf  nicht  ausgeführt; 
unter  dem  Amor  ein  nach  rechts  gewandter  Pfau;  links  vom 
Büstenfufs  ein  Apfel,  rechts  ein  Kuchen.  Schlechte  Arbeit  des 
3.  Jahrh.  n.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  7if.  Nr.  $18. 

521.  Fragment  eines  Kindersarkophages  (Taf.  70). 

H.  0,51  m.,  Br.  0,63  m.     Grofskörniger  weifser  Marmor. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste  erhalten.  Dazwischen 
Flachrelief:  links  ein  nackter  Knabe  nach  links  schreitend, 
chiastisch  bewegt  und  rückblickend  zu  einem  Hund  mit 
Halsband,  der  rechts  nach  einem  Hasen  emporspringt,  den 
der  Knabe  mit  der  L.  erhebt;  in  der  R.,  wie  es  scheint,  ein 

Widderkopf  am   Bande  hängend  (Unterarm  und  Teil  des  Gegenstandes 

fehlen);  rechts  davon  eine  aufrecht  stehende,  brennende  Fackel, 
an  deren  oberem  Ende  mit  flatterndem  Bande  eine  Lorbeer- 
guirlande  befestigt  ist,  die  nach  rechts  bogenförmig  herab- 
hängt, und  deren  anderes  Ende  jedenfalls  an  einer  ent- 
sprechenden Fackel  befestigt  war;  unter  ihr  ein  Tisch,   von 


MU8E0  CHJARAMONTT  522.  523.  657 

dem  nur  ein  Teil  der  Platte  mit  einem  Bein  in  der  Mitte 
erhalten  war;  auf  der  Platte  ein  dreieckiger,  quadratierter 
Gegenstand  mit  Knopf  oben,  ein  flacher,  länglicher  und  Teil 
eines  höheren,  alles  wahrscheinlich  Kuchen  und  Siegespreise 

für  die  unten  kämpfenden  Hähne  (vom   r.   nur    der  Kopf  erhalten). 

Viele  Bohrlöcher.  Späte,  schlechte  Arbeit.  Zu  den  Kampf- 
hähnen und  dem  Tisch  mit  Preisen  vgl.  Benndorf-Schöne 
Die  ant.  Bildw.  des  later.  Mus.  Nr.  189. 

Gerhard-Platner  S.  72  Nr.  519. 


522.  Fragment  eines  Kindersarkophages  (Taf.  70). 

H.  0,41  m.,  Br.  0,40  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Unten  und  oben  links  schmale  Randleisten  erhalten. 
Dazwischen  Hochrelief:  links  Gruppe  von  Amor  (r.)  und 
Psyche;  Amor  hat  wehende  Chlamys,  Psyche  doppeltgegürteten 
Chiton,  der  die  r.  Schulter  freiläfst;  sie  steht  mit  gekreuzten 

Beinen    (es  fehlen  Psyche  Teil  des  Kopfes,  der  FlUgel,  der  Füfse,  Amor 

Teil  des  1.  Flügels);  rechts  neben  Amor  ein  Korb  mit  Früchten, 
von  denen  ein  Hahn  frifst  (Kopf  fehlt);  dann  Rest  einer  be- 
wegten weiblichen  Figur  mit  wehendem  Gewand.  Späte, 
unbedeutende  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  72  Nr.  520. 

523.  Doppelherme  des  Ammon  und  Dionysos 

(Taf.  70). 

H.  0,32  m.     Feinkörniger  gelblicher  pentelischer  Marmor. 

Ergänzt  die  Nasen,  am  Ammon  die  Bartspitze.  Bestofsen.  Schiefer- 
artiger Sprung  im  Haar  des  Ammon. 

Dionysos  bärtig,  rebenbekränzt;  oben  Reste  von  zwei 
kurzen  Stierhörnern;  in  den  Haaren  des  Ammon  ein  ge- 
wundenes Band,  dessen  Enden  auf  die  Schultern  fallen. 
Beide  Köpfe  nach  guten  Typen  des  5.  Jahrh.  n.  Chr.  ge- 
arbeitet. Wo  sie  oben  zusammenstofsen  ein  grofses,  vier- 
eckiges Loch,  das  auf  decorative  Verwendung  schliefsen  läfst. 
Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  72  Nr.  521. 
Vatican.  Katalog  I.  42 


658  MU8E0  CHIABAMONTI  524.  525.  526. 

524.  Kopf  des  Herakles  (Taf.  70). 

H.  ohne  Fufs  0,26  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Ergänzt  der  Büstenfufs.     Unten   herum    modern    zugeschnitten. 

Kopf  des  bärtigen  Herakles  mit  freundlichem  Ausdruck 
geradeaus  gerichtet;  in  den  Haaren  ein  gerolltes  Band,  in 
das  Blätter  gesteckt  scheinen;  die  Erhebung  um  den  Hals 
wohl  ein  Rest  des  Felles.  Auf  dem  Schädel  oben  eine 
runde  Stelle  abgeplattet  und  in  ihrer  Mitte  ein  tiefes,  rundes 
Loch,  das  auf  decorative  Verwendung  schliefsen  läfst  Derbe, 
diesem  Zweck  entsprechende  Arbeit.  Auf  der  Stirn  die  Spur 
einer  roten  Zahl. 

Gerhard-Platner  S.  72  Nr.  522. 

525.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  70). 

H.  ohne  Fufc  0,32  m.     Sehr  grofskörniger,  hellgrauer  Marmor. 
Ergänzt  Nase  und  Büstenfufs  mit  Indextäfelchen.   Oberlippe  verletzt. 

Kopf  einer  Frau  in  mittleren  Jahren  leicht  zu  ihrer  R. 
gewendet;  rundes  Gesicht,  weiche  Formen,  kleiner  Mund, 
flache  Augen,  niedrige  Stirn,  ruhiger  Ausdruck.  Die  Haare 
gescheitelt  und  in  regelmäfsig  gewellten  Massen  auseinander 
gestrichen;  hinten  ein  grofses,  flaches  Nest.  Augensterne 
und  Pupillen  eingegraben.  Zum  Einsetzen  in  eine  Statue 
hergerichtet.  Geringe  Arbeit.  Vgl.  Bernoulli  Rom.  Ikono- 
graphie II 2  Taf.  LIII. 

Nach  der  Aufschrift  auf  dem  Indextäfelchen  in  Ostia 
gefunden. 

Gerhard-Platner  S.  66  Nr. 420. 

« 

526.  Relieffragment  (?)  (Taf.  70). 

H.  des  Antiken  0,33  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Ergänzt  aus  Marmor:  Kinn  mit  Teil  der  Kinnladen,  Büstenfufs;  aus 
Gyps:  Nase,  Lippen,  Teile  der  Wangen,  des  Kinns  und  der  Haare  Aber 
dem  1.  Ohr.     Alle  Ränder  modern  abgearbeitet. 

Kopf  einer  Satyressa  nach  links  gewendet;  spitze  Ohren, 
sonst  edle  Züge  mit  ruhigem  Ausdruck;  lange  Haare  im 
Nacken  zusammengebunden;  Stirn-  und  Schläfen löckchen; 
die  Haarenden  hinten  liegen  z.  T.  auf  einem  Fell  auf. 
Scheint  von  der  Copie  eines  hellenistischen  Reliefs  mit  voll- 


MUSEO  CHIABAMONTI  527.  528.  659 

kommen  freigearbeiteten  Figurenteilen  zu  stammen;  decorative 
Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  72  Nr. 524. 

527.  Römischer  männlicher  Porträtkopf  (Taf.  70). 

H.  ohne  Fufs  0,34  m.  Feinkörniger  weifter  Marmor. 
Ergänzt  Nase,  Büstenfufs.    Ränder  der  Ohren  bestofsen. 

Kopf  eines  älteren  Mannes  leicht  zu  seiner  R.  gewendet. 
Langer  dünner  Hals,  schmales  Gesicht,  starkes  Kinn,  breiter, 
geschlossener  Mund  mit  schmalen  Lippen,  tiefliegende  ziemlich 
gekniffene  Augen,  horizontal  gerunzelte  Stirn,*  kurzes  volles 
Haar.  Ernster,  geschäftsmäfsiger  Ausdruck.  Gehört  zu  den 
sogen.  Cäsartypen.  Geringe  Arbeit  vom  Ende  der  Republik. 
War  bestimmt  zum  Einsetzen  in  eine  Statue. 

Gerhard-Platner  S.  72  Nr.  525;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie 
I  S.  156  Nr.  7. 

528.  Archaistischer  Kopf  des  Dionysos  (Taf.  70). 

H.  ohne  Fufs  0,37  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase  mit  Teil  der  Oberlippe,  Teil  der  Haare  über  dem  1. 
Auge,  Büstenfufs.  Mehrfach  bestofsen.  Unter  dem  r.  Ohr  ein  Sprung. 
Bartende  fehlt. 

Bärtiger  Dionysoskopf  gradeaus  gerichtet;  die  Haare 
sind  auf  dem  Schädel  in  einzelne  flache,  leicht  gewellte 
Strähnen  gesondert  und  vom  Wirbel  strahlenförmig  aus- 
gehend geordnet,  dann  von  einem  Band  umgeben,  in  dem 
kleine  Epheublätter  nach  oben  gerichtet  stecken;  vor  dem 
Band  bilden  sie  eine  geschlossene,  leicht  gewellte  Masse,  die 
hinten  breit  in  den  Nacken  herabhängt;  dieser  Schopf  geht 
in  kleine  künstlich  gedrehte  Löckchen  aus;  von  ebensolchen 
ist  die  Stirn  umsäumt,  und  endlich  fallt  oberhalb  der  Ohren 
eine  kurze  Strähne  von  dem  Band  her  über  die  davor 
liegende  Haarmasse;  sie  endigt  ebenfalls  in  gedrehte 
Löckchen.  Freundlicher  Ausdruck.  Das  Bartende  war  wohl 
angestückt,  das  Ganze  zum  Einsetzen  in  Statue  oder  Herme 
bestimmt.  Unbedeutend.  Auf  der  Stirn  ist  mit  roter  Farbe 
15  aufgemalt. 

Gerhard-Platner  S.  72  Nr.  526. 

4** 


660  MÜSKO  CHIABAMONTI  529.  530.  530A. 

529.  Archaistischer  Kopf  des  Dionysos  (Taf.  70). 

H.  0,33  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Ende  der  Locken 'neben  den  Ohren.  Einiges 
bestofsen. 

Bärtiger  Dionysoskopf  gradeaus  gerichtet.  Die  Haare 
nach  vorn  gekämmt,  wo  sie  sich  in  kleine  Löckchen  auf- 
lösen, hinter  denen  das  umschliefsende  Band  liegt;  vor  den 
Ohren  zwei  breite  Locken ;  der  Bart  in  einzelne  Locken  ge- 
dreht. Hinten  glatt  abgeschnitten;  also  wohl  die  Hälfte  einer 
Doppelherme.  Unbedeutend.  Auf  der  Stirn  ist  mit  roter 
Farbe  15  aufgemalt. 

Gerhard-Platner  S.  72  Anm.  3. 

530.  Römische  Knabenbüste  (Taf.  70). 

H.  des  Ganzen  0,51  m.,  des  Kopfes  0,19  m.     Ziemlich  feinkörniger, 

weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Hals  fast  ganz  mit  Büste  und  Fufs.  Sehr  ver- 
waschen, doch  ist  die  Oberfläche  des  Gesichts  leicht  geglättet. 

Auf  moderner  Oberarmbüste  mit  Paludamentum  der 
Porträtkopf  eines  Knaben  leicht  zur  r.  Schulter  gewendet 
und  geneigt;  etwas  gedunsene  Formen;  trauriger,  kranker 
Ausdruck;  dichte,  schlichte  Haare  ins  Gesicht  gekämmt. 
Die  Pupillen  sind  ganz  leicht  angegeben.  Unbedeutende  Ar- 
beit trajanischer  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  72  Nr.  529. 

530A.  Weiblicher  Idealkopf  auf  moderner  Büste 

(Taf.  70). 

H.  des  Ganzen  0,57  m.,  des  Kopfes  0,29  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Stücke  des  Diadems,  die  Haare  am  Scheitel,  Mittelteil  der 
Stirne  mit  Nase  und  Mund,  Kinn,  Teile  der  Augen,  Flicken  in  der  1.  Wange, 
1.  Ohrläppchen,  Teile  des  Schleiers,  Büste  mit  Fufs. 

Auf  moderner,  nackter  Büste  sitzt  ganz  leicht  nach  der 
r.  Schulter  gewendet  ein  strenger,  weiblicher  Kopf;  die  Haare 
sind  vorn  gescheitelt,  die  Strähnen  über  den  Ohren  weit 
ausladend  aufgerollt,  dann,  wie  die  Haare  hinten,  über  ein 
Band  geschlungen,  das  vorne  von  dem  Diadem  verdeckt  ist; 
an  diesem  sind  fünf  gleiche  Akanthuskelche  in  Flachrelief 
gebildet;  der  Hinterkopf  ist  überdeckt  von  einem  Gewand; 


MUSEO  CHIAR AMONTI  5  3 1 .  66 1 

im  Nacken  noch  der  Saum  des  Chiton  oder  Peplos  sichtbar. 
Der  Kopf  gehörte  also  zu  einer  Statue.  Die  Brauen  sind 
durch  einen  leicht  erhobenen  Strich  angedeutet  (Haare  nur 
an  dem  modernen  Teil  angegeben);  die  Pupille  ist  ganz  flach 
erhoben  (nur  noch  an  dem  r.  Auge  zu  erkennen);  demnach 
Copie  nach  Bronze.  Die  drahtförmig  behandelten  Haare 
und  die  strengen  Formen  des  Gesichts  weisen  auf  die  Mitte 
des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  In  der  That  ist  der  Kopf  abgesehen 
vom  Diadem  und  schleierartigen  Gewandstück  eine  Replik 
des  kürzlich  von  Arndt  (La  glyptoth^que  Ny- Carlsberg 
S.  99ff.)  und  Mariani  (Bullettino  della  commiss.  archeol. 
comun.  1897  S.  169fr.)  behandelten  peloponnesischen  Typus. 
Das  Diadem  verrät  durch  Form  und  Ornamentik,  dafs  es 
erst  von  dem  römischen  Copisten  erfunden  ist;  ebenso  wird 
es  mit  dem  schleierartigen  Gewandstück  stehen,  das  entweder 
zu  einem  Mantel  oder  zu  dem  Apoptygma  des  Peplos  ge- 
hört haben  könnte.  Jedenfalls  also  war  die  Figur,  zu  der 
der  Kopf  gehörte,  keine  Copie,  sondern  eine  Umarbeitung 
der  ursprünglichen,  und  die  Beifügung  des  Diadems  legt  den 
Gedanken  nahe,  dafs  auch  jene  ein  höheres  göttliches  Wesen 
dargestellt  habe;  doch  ist  dieser  Schlufs  nicht  bündig.  Arbeit 
gering. 

Gerhard  -  Platner  S.  72  Nr.  528:  Amelung  Rom.  Mitth.  1900 
S.  188  Anm.  3. 

Photographie  Alioari  11 828. 

531.  Kopf  eines  Strategen  auf  modemer  Büste 

(Taf.  70). 

H.  des  Ganzen  0,70  m.}  des  Antiken  0,27  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor 

mit  schwarzen  Streifen. 

Ergänzt  Helm  bis  auf  den  untersten  Rand  zur  Seite  und  im  Nacken, 
Nase,  Büste  mit  Fufs.     Das  Gesicht  ist  stark  geputzt. 

Auf  moderner  Büste  leicht  nach  der  1.  Schulter  ge- 
wendet der  Kopf  eines  Mannes  in  mittleren  Jahren  mit 
kurzem  Vollbart,  dichten,  an  den  Schläfen  wirr  gelockten 
Haaren,  auf  denen  ein  korinthischer  Helm  sitzt.  Die  Gesichts- 
züge wenig  individuell;  volle,  runde  Wangen;  leicht  geöffneter 
Mund,  stark  vorspringende  Stirn;  der  Ausdruck  hat  etwas 
Müdes.     Der  mäfsig  ausgeführte  Kopf  ist    eine  Replik  des 


662  MU8E0  CHIARAMONTI  532.  533. 

besser  gearbeiteten,  der  dem  sog.  Phokion  in  der  Sala  della 
Biga  (Nr.  616)  aufgesetzt  ist;  der  Ausdruck  ist  dort  sehr  viel 
lebendiger.  Das  Original  war  jedenfalls  ein  idealisiertes 
Strategenporträt  vom  Anfang  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  Ehemals 
war  der  Kopf  im  hiesigen  ägyptischen  Museum  aufgestellt. 

Gerhard-Platner  S.  in  Nr.  745;  Arndt-Bruckmann  Griech.  u. 
röm.  Porträts  Nr.  283/4;  Bernoulli  Griech.  Ikonographie  II  S.  58. 

532.  Weiblicher  Idealkopf  auf  modemer  Büste 

(Taf.  70). 

H.  des  Ganzen  0,605  m.,  des  Kopfes  0,275  m*    Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Hinterkopf  vom  Band  an  mit  Nacken,  hinteren  Strähnen  der 
Schulterlocken  und  Ohren,  Haare  vom  Scheitel  bis  zum  1.  Ohr  fast  ganz, 
Nase,  Unterlippe,  der  ganze  Hals  (bis  auf  ein  Stück  der  Kehle)  mit  Büste 
und  Fufs.     Stark  überarbeitet. 

Auf  nackter,  moderner  Büste  grade  aus  gewendet  ein 
jugendlicher  weiblicher  Idealkopf  mit  länglichem  Gesicht,  das 
durch  Überarbeitung  und  Ergänzung  jeden  Charakter  ver- 
loren hat.  Die  von  einem  Band  umzogenen  Haare  sind 
gescheitelt,  von  den  Schläfen  zurückgestrichen  und  hinten 
in  einen  Schopf  aufgenommen,  von  dem  Schulterlocken  herab- 
hängen. Das  Original  mufs  gegen  Ende  des  5.  Jahrh.  v.  Chr. 
entstanden  sein. 

Die  Deutung  auf  Diana  (moderne  Inschrift  am  Index- 
täfelchen) ist  ganz  willkürlich. 

Gerhard-Platner  S.  72  Nr.  530. 
Photographie  Alinari  11 827. 

533.  Deckel  einer  Aschenurne  (Taf.  70). 

H.  0,43  m.,  L.  0,77  m.     Marmor    des    Kopfes    grofskörnig   und   grau,    des 

Übrigen  feinkörnig  und  gelblich. 

Ergänzt  Nase,  Hals  mit  Teil  der  Schultern.  Die  Lehnen  des  Lagers 
oben  bestofsen. 

Gebildet  in  Form  eines  Ruhebettes  mit  mäfsig  hohen 
Lehnen  auf  drei  Seiten,  auf  dem  eine  männliche  Figur  nach 
links  gewendet  lagert;  sie  trägt  ungegürtete  Tunica  und  den 
Mantel  um  1.  Schulter  und  Arm,  Rücken  und  Beine;  die 
Hand  des  mit  dem  Ellenbogen  aufgestützten  1.  Arms  hält 
einen  Skyphos,  die  über  den  Schofs  nach  vorn  gelegte  R. 
einen  Kranz;  der  nicht  zugehörige  Kopf  (Marmor  verschieden) 


MUSEO  CHIARAMONTI  534.  535.  663 

ist  weiblich;  er  hat  gescheiteltes,  zurückgenommenes,  hinten 
in  einem  Schopf  aufgebundenes  Haar.  Hinter  dem  r.  Ober- 
schenkel liegt  in  der  Ecke  auf  seiner  1.  Seite  mit  ausge- 
streckten Beinen  ein  Hund  mit  wolligem  Fell.  An  dem  Lager 
ist  die  Vorderseite  mit  einem  einfachen  Profil  umrahmt;  die 
anderen  Seiten  sind  nicht  ausgeführt.  Vorne  die  gefälschte 
Inschrift: 

PERSIPHOME  •  PACATA  .  DITI .  DECVMBIT  • 
INTEGRITÄT!  .  LIT  AT  • 
Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  72  Nr.  531;  CIL  VI  3555*. 

534.  Kopf  der  Hera  auf  moderner  Büste  (Taf.  70). 

H.  des  Ganzen  0,66  m.,  des  Kopfes  0,395  m*    Feinkörniger  weifser  Marmor, 

Erg&nzt  Splitter  am  Rand  des  Diadems,  Flicken  an  den  Augen,  Nase 
mit  Stück  der  r.  Wange,  Lippen  fast  ganz,  Büste  mit  Fufs. 

Auf  nackter,  moderner  Büste  sitzt  etwas  zurückgebogen 
und  ganz  leise  zur  r.  Schulter  geneigt  ein  weiblicher  Ideal- 
kopf mit  vollen,  reifen  Formen  und  ernstem  Ausdruck;  die 
lebhaft  gewellten  Haare  sind  gescheitelt,  von  den  Schläfen 
zurückgestrichen,  hinten  in  einem  Schopf  aufgebunden  und 
oben  überragt  von  einem  Diadem  mit  längslaufender  Aus- 
buchtung; grofse  Schläfenlöckchen.  Seinem  Charakter  nach 
stellt  der  Kopf  wahrscheinlich  Hera  dar;  die  Formen  weisen 
auf  ein  Original  vom  Ende  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  Sorg- 
fältige, aber  harte  und  leblose  Arbeit. 

Nach  der  Inschrift  auf  dem  Indextäfelchen  in  Ostia  ge- 
funden. 

Gerhard-Platner  S.  72  Nr.  532;  Overbeck  Kunstmythologie  III  2 
S.  92  Nr.  10. 

535.  Kopf  eines  Galliers  auf  moderner  Büste 

(Taf.  70). 

H.  des  Ganzen  0,71  m.,  des  Kopfes  0,35  m.     Ziemlich  feinkörniger  grauer 

(pergamenischer)  Marmor. 

Ergänzt  grofses  Stück  der  Haare  oben  vorn,  Nase,  Oberlippe  mit 
Mitte  des  Schnurrbartes,  Büste  mit  Fufs. 

Auf  nackter  moderner  Büste  der  Kopf  eines  Mannes 
stark  nach  der  r.  Schulter  gewendet  und    erhoben;    dicker, 


664  MU8E0  CHJABAMONTI  53 5  A. 

kurzer  Hals;  starkknochiges  derbes  Gesicht  mit  kurzge- 
schnittenem, struppigen  Vollbart;  Mund  geöffnet,  Stirn  ge- 
runzelt; Ausdruck  von  Schrecken  und  Angst;  die  Augäpfel  sind 
an  der  Stelle  der  nach  oben  gerichteten  Pupillen  etwas  abge- 
flacht; Brauen  durch  Striche  angegeben;  wirres,  kurzsträhniges 
Haar,  das  sich  über  der  Stirn  straff  in  die  Höhe  sträubt.  Schon 
durch  diese  Merkmale  ergiebt  sich  die  Deutung,  doch  sind 
auch  von  der  den  Galliern  eigenen  Torques  Spuren  erhalten: 
jederseits  ein  Ansatz  an  der  Haargrenze  im  Nacken  und  von 
dort  ausgehend  je  eine  streifenförmige  Abarbeitung.  Augen- 
scheinlich stammt  der  Kopf  aus  einer  Kampfgruppe,  in 
der  der  Gallier  unterliegend,  von  seiner  R.  her  oder  von 
rückwärts  angegriffen  —  vielleicht  wurde  er  am  Stirnschopf 
gepackt  —  und  voll  Angst  schreiend  dargestellt  war.  Zu 
diesem  Charakter  pafst  das  Merkmal  des  Vollbarts;  nur  die 
vornehmen  Gallier  rasierten  sich  das  Kinn  (Diod.  V  28). 
Gegenstand,  Art  der  Arbeit,  des  Marmors  und  Gröfse  be- 
weisen, dafs  der  Kopf  ebenso  wie  der  sterbende  Gallier  im 
capitolinischen  Museum  und  die  ludovisische  Gruppe,  von 
den  Siegesdenkmalen  Attalos  I.  von  Pergamon  (241  — 197  v. 
Chr.)  stammt.  Die  Nebeneinandersteilung  der  drei  Gallier- 
köpfe giebt  einen  Begriff  von  der  Mannigfaltigkeit  von 
Künstlerindividualitäten,  die  damals  für  Pergamon  thätig 
waren:  in  dem  ludovisischen  Kopf  starke  Idealisierung, 
höchstes  Pathos,  in  den  Formen  Weiterbildung  des  skopasi- 
schen  Stils;  im  capitolinischen  schlichter  Realismus  gedämpft 
durch  einen  etwas  matten  Idealismus;  im  vaticanischen 
krasser,  rücksichtsloser  Realismus  in  Form  und  Auffassung. 

Gerhard-Platner  S.  45  Nr.  103;  Petersen  Rom.  Mitt.  1895  S.  I26ff. 
Taf.  II  V;  Heibig  Nr.  106. 

535  A,   Römische  weibliche  Porträtbüste  (Taf.  70). 

H.  des  Ganzen  0,66  m.,   ohne  Fufs  0,55  na.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  ein  regelmäfsig  geformtes  Stück  der  Frisur  mit  dem  Nest 
hinten  (war  jedenfalls  angestückt),  Nasenspitze,  1.  Brust,  äufsercr  Teil  der 
1.  Schulter,  Büstenfufs  mit  Indextäfclchcn. 

Auf  einer  Oberarmbüste  mit  Tunica  und  Mantel  (er  be- 
deckt beide  Schultern,  Nacken  und  Unterteil  der  Brust)  mit 
halber  Wendung  nach  der  1.  Schulter  und  leichter  Neigung 


MUSBO  CHIABAMONTI  536.  665 

der  Kopf  einer  Frau  in  den  mittleren  Jahren  mit  sanft  ge- 
rundeten Wangen,  spitzem  Kinn,  geschlossenem  Mund  mit 
langer,  leicht  vortretender  Oberlippe,  kleiner,  gebogener  Nase, 
schmalen  Augen,  glatter  Stirn.  Brauen  durch  Striche  angegeben; 
Augensterne  und  Pupillen  eingegraben.  Der  Ausdruck  ernst. 
Die  Haare  gescheitelt  und  in  regelmäfsig  und  stark  gewellten 
Massen  rechts  und  links  abwärts-,  dann  über  die  Ohren  zurück- 
gekämmt, hinten  in  einem  Nest  zusammengeflochten.  Gute 
Arbeit.  Die  Dargestellte  vielleicht  Iulia  Mammaea.  Gefunden 
1770  auf  dem  Esquilin  bei  der  Erbauung  des  Klosters 
S.  Francesco  di  Paola  an  der  Via  Sta.  Lucia  in  Selce  (vgl. 
CIL  VI  358).  Nach  der  Inschrift  auf  dem  Büstenfufs  vorn 
unten  von  Pius  VI.  erworben. 

Viconti  Museo  Pio - Clementino  VI  Taf.  LVII  2;  C.  L.  Visconti 
Descrizione  dei  musei  Vaticani  (1870)  Mus.  Chiar.  Nr.  535 A;  Bernoulli 
Rom.  Ikonographie  II  3  S.  109  Nr.  3  und  S.  114  f. 

536.  Oberteil  einer  Statuette  des  sogen. 

Narkissos  (Taf.  70). 

H.  ohne  Fufs  0,37  m.     Grofskörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  Unterteil  der  Nase  mit  Lippen,  halbem  Kinn  und  Teil  der 
1.  Kinnlade i  Unterteil  des  Halses  mit  Stück  der  1.  Schulter,  Stück  am  r. 
Armstumpf  aufsen,  Büstenfufs  mit  Indextäfelchen.  Unten  und  an  den  Arm- 
stumpfen modern  zugeschnitten  und  unten  ausgehöhlt. 

Oberteil  einer  Knabenstatuette;  der  1.  Arm  war  auf- 
gestützt; der  r.  ging  leicht  zurück;  der  Kopf  mit  kurzem, 
gelockten  Haar  (auf  dem  Oberkopf  sind  die  Locken  voller 
und  länger  als  an  den  Seiten)  ist  nach  der  1.  Schulter  geneigt 
und  leicht  gesenkt  (die  Gesichtshälften  sind  sehr  ungleich  ge- 
raten). Gut  gearbeitete  Replik  des  sogen.  Narkissostypus, 
einer  Knabenstatuette  mit  r.  Standbein,  die  L.  auf  eine  Stele 
gestützt,  die  R.  (häufig  mit  einem  Apfel)  in  den  Rücken  ge- 
legt. Früher  Narkissos  oder  Hypnos  genannt,  oder  für  eine 
Grabfigur  erklärt,  ist  sie  letzthin  von  Furtwängler  (a.  zweiten 
unten  a.  O.)  Adonis  genannt  worden.  In  den  Formen  mischte 
sich  polykletischer  und  attischer  Stil;  letzterer  aber  überwiegt. 
Die  Copien  sind  in  den  Köpfen  nicht  alle  gleich;  die  einen 
sind  voller  und  rundlicher  als  die  andern;  das  vaticanische 
Exemplar  zeichnet  sich  durch  besonders  starke  Schmalheit 


666  MU8E0  CHIARAMONTI  536. 

des  Gesichtes  und  Feinheit  der  einzelnen  Züge  aus.  Das 
Original  mufs  ein  attisches  Werk  vom  Ende  des  5.  Jahrh. 
v.  Chr.  gewesen  sein  (Furtwängler  erkennt  darin  a.  unten 
a.  O.  vielmehr  das  Werk  eines  Schülers  Polyklet's). 

Gerhard-Platner  S.  72  Nr.  533;  Furtwängler  Bullettino  d.  I.  1877 
S.  159;  Winnefeld  Hypnos  S.  30;  Kalkmann  53.  Berlin.  Winckelmanns- 
Progr.  S.  90  Nr.  23c;  Furtwängler  Meisterwerke  S.  483  Anm.  3  Nr.  b; 
Amelung  bei  Arndt- Amelung  Einzelaufnahmen  Text  zu  Nr.  11 39. 

Photographieen  beim  röm.  Institut  (Face  und  Profil). 

Unter  Nr.  530—536: 

Zwei  Fragmente  eines  Gesimses  und  zwei  einer 

Brunnenmündung  (Taf.  70). 

a  (unter  Nr.  530— 30A). 

H.  0,16  m.,  L.  0,94  m.,  T.  0,20  m.    Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Vielfach  bestofsen. 

Von  unten  nach  oben:  Platte;  lesbisches  Kyma;  Zahn- 
schnitt; Eierstab;  Platte.    Rechts  und  links  Anschlufsfläche. 

b1  (unter  Nr.  531—2). 

H.  0,22  m.,  L.  0,58  m.,  T.  0,24  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Oben  bestofsen.    Links  gebrochen. 

Friesartiger  Block  mit  Flachrelief  unter  einem  schmalen 
Rand  mit  glattem  Kyma.  Von  links  nach  rechts:  Krokodil 
nach  links  (Schnauze  fehlt);  dann  Akanthuskelch;  Nilpferd  nach 
rechts;  Bäumchen  mit  Blättern  und  Beeren;  halber  Kelch 
mit  gezahnten  Blättern.    Rechts  Anschlufsfläche. 

b8  (unter  Nr.  533—5)- 

H.  0,25  m.,  L.  1,47  m.,  T.  und  Marmor  wie  bei  b1. 
Ränder  bestofsen.    Die  r.  obere  Ecke  war  abgebrochen. 

Dem  profilierten  Rand  oben  entspricht  hier  ein  breiter 
Randstreifen  mit  Inschrift.  Auf  dem  Fries:  rechts  halber 
Akanthuskelch  mit  Blüten;  links  davon  Reiher  nach  links; 
dann  lilienartige  Pflanze;  Schnepfe  (?)  nach  rechts;  Akanthus- 
kelch mit  einem  Schmetterling  auf  einer  Blüte  rechts;  sprin- 
gender Hund  mit  Halsband  nach  rechts;  Pflanze  mit  fein  ge- 
fiederten Blättern;  halbe  Lilienpflanze.   Dazwischen  unten  drei 


MU8B0  OHIABAMONW  537.  538.  539.  667 

Löcher;  das  1.  leer,  die  beiden  andern  mit  Bronzeröhren  und 
mit  dickem  Bleivergufs.  Links  sind  Ränder  und  Relief  ab- 
und  eine  Bogennische  eingearbeitet. 

Beide  Teile  gehören  zu  demselben  Fries  und  stammen, 
nach  den  Röhren  zu  schliefsen,  von  einem  Wasserwerk,  was 
für  die  Auswahl  der  Tiere  und  Pflanzen  bestimmend  war. 
Die  nach  Hülsen  wahrscheinlich  moderne  Inschrift  lautet: 

F-C-R.G-F-F-A-D.I-S-Q-I 

Geringe  decorative  Arbeit. 

Gcrhard-Platncr  S.  72  Nr.  A. 

c  (unter  Nr.  535  A — 6). 

L.  0,99  m.,  H.  0,145  m*t  T.  0,24  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 
Vielfach  bestofsen. 

Motive  wie  bei  a,  aber  Alles  gröfser  und  derber. 
537.  Relieffragment  (Taf.  70). 

H.  0,34  m.,  Br.  0,30  m.    Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Oben  ein  kleines  Stück  schmaler  Randleiste  erhalten. 
Hochrelief:  Reiter  mit  kurzem,  gegürteten  Ärmelchiton  und 
flatternder  Chlamys  nach  rechts;  die  L.  mit  Zügel  vorgestreckt; 
die  R.  war  mit  Speer  nach  rückwärts  erhoben  (es  fehlen  Kopf  und 

Hals,    r.   Unterarm    mit    Hand    und    Speer,    Füfse);   das  Pferd    ist,   wie 

es  scheint,  mit  einem  Fell  gesattelt  (ihm  fehlen  Kopf,  Beine, 
Schwanz).    Decorative  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  72  Nr.  535. 

538.  Relieffragment  (Taf.  70). 

H.  0,19  m.,  Br.  0,17  m«     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste  erhalten;  dazwischen 
Flachrelief:  Stier  nach  links  schreitend,  den  Kopf  dem  Be- 
schauer zuwendend.     Schlecht. 

Gerhard-Platner  S.  72  Nr.  536. 

539.  Fragment  eines  Kindersarkophags  (Taf.  70). 

H.  0,23  m.,  Br.  0,35  m.     Grofskörniger,  leicht  bläulicher  Marmor. 

Unten  und  oben  rechts  schmale  Randleiste  erhalten. 
Flachrelief:    ein  Wagen,   auf  dem  ein  Kind  in  ungegürtetem 


668  MUSEO  CHIABAMONTI  540.  541.  542. 

Röckcheh  sitzt  und  lenkt,  von  zwei  Schafböcken  nach  rechts 
gezögen;  voran  schreitet  ein  Knabe  in  kurzem,  gegürteten 
Röckchen,  einen  Stab  in  der  R.,  umblickend  (dem  Kinde  fehlen 
Kopf  und  Hals,  dem  Knaben  1.  Arm).     Spät  und  roh,  aber  lebendig. 

Gerhard-Platner  S.  72  Nr.  537. 

540.  Fragment  eines  Sarkophagdeckels  (Taf.  70). 

H.  0,29  m.,  L.  0,30  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste  erhalten.  Dazwischen 
Flachrelief;  links  ein  kleiner  Rest  eines  Wagens,  den  zwei 
Schafe  nach  rechts  ziehen;  auf  dem  Wagen  sitzt  ein  Knabe 
als  Lenker  in  ungegürteter  Tunica,  Peitsche  und  Zügel  in 
der  R.;  darüber  der  Oberkörper  eines  ebenso  gekleideten 
Knaben  mit  einer  Gerte  in  der  erhobenen  R.;  im  Grunde 
hinter  den  Schafen  ein  Meilenstein  mit  rundem  Aufsatz,  auf 
dem  L  eingeritzt  ist  (vgl.  hierselbst  Nr.  69);  den  Tieren  voran 
schreitet  ein  jugendlicher  Diener  in  kurzem  gegürteten  Rock, 
Zügel  in  der  R.,  der  Kopf  ist  kurz  geschoren;  nur  vom 
Wirbel  hängt  ein  Büschel  herab  (ihm  fehlen  1.  Arm  und  Bein). 
Späte  rohe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  72  Nr.  538. 

541.  Relieffragment  (Taf.  70). 

H.  0,23  m.f  Br.  0,25  m.    Grobkörniger  weifser  Marmor. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten.  Flachrelief:  Links 
und  rechts  oben  Reste  von  Pinie  und  Laubbäumen;  links  unten 
oberes  Vorderteil  eines  Stiers  nach  rechts  (Hom  ausgebrochen); 
rechts  unten  Kopf  eines  Widders  mit  Halsband  nach  links. 
Späte  geringe  Arbeit.  L.  oben  ist  mit  roter  Farbe  8  auf- 
gemalt. 

Gerhard-Platner  S.  73  Nr.  539. 

542.  Relieffragment  (Taf.  70). 

H.  0,35  m.,  Br.  0,37  m.     Grobkörniger  grauer  Marmor. 

Hochrelief:  Reiter  in  derselben  Kleidung,  Haltung  und 
Richtung  wie  auf  Nr.  537;  hier  die  Füfse  mit  hohen  Stiefeln 
erhalten;  von  dem  Speer  ein  Teil  am  Hals  des  mit  Fell  ge- 
sattelten Pferdes   erhalten;  unter  dem  Pferd  der  Rest  eines 


MUSEO  CHIABAMONTI  54*A.  542B.  542Ba.  542C.  669 

Hundes  (dem    Reiter  fehlen  Kopf,   r.  Hand   und  Fufsspitze, .  dem  Pferd 
Unterteil  der  Hinterbeine,   Vorderbeine;  Kopf  sehr  bestofsen).      Späte, 

schlechte  Arbeit.    Auf  den  Kopf  des  Pferdes  ist  mit  roter 
Farbe  8  aufgemalt. 

Gerhard-Platner  S.  73  Nr.  540. 

542 A.  Grabara  einer  Valeria  Festa  (Taf,  70). 

CIL  VI  27945. 

542B.  Fragment  einer  Herakles-Herme  (Taf. 70). 

H.  0,53  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals  mit  Teil  der  1.  Schulter,  Teil  der  R., 
Spitze  des  Löwenkopfes,  Zipfel  darunter  (Stutze  dafür  erhallen),  unteres 
Ende  des  Hermenschaftes. 

Auf  dem  Hermenschaft  der  vollkommen  in  das  Fell 
gewickelte  Oberkörper  des  Heros.  Vgl.  hierselbst  Nr.  680B 
und  C.    Schlechte,  späte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  72  Nr.  B. 

542Ba.  Grabara  einer  Claudia  Bassilla  gesetzt 
vom  Vater  Daphnus  imp.  Domitiani  Aug.  Germanic(i)  ser(vus). 

Im  Aetom  vorne   ein  voller  Lobeerkranz  mit  Bändern. 

Die  Ära  ist  erst  vor  Kurzem  hier  aufgestellt  und  deshalb  auf 

Tafel  70  nicht  abgebildet  worden.     Stammt  aus  einer  Vigna 

alle  tre  Madonne. 
CIL  VI  15368. 

542  C.  Fragment  einer  Herme  (Taf.  70). 

H.  0,78  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Er  fehlen  Kopf  und  Hals,  Teil  des  r.  Oberarms,  1.  Arm  mit  Hand, 
unteres  Ende  des  Hermenschaftes.     Sehr  bestofsen. 

Auf  dem  Hermenschaft  ein  männlicher  Oberkörper,  bis 
auf  den  jetzt  fehlenden  1.  Arm  in  den  Mantel  gehüllt  (der 
r.  Unterarm  liegt  quer  vor  der  Brust).  Vielleicht  war  Hermes 
dargestellt. 

Gerhard-Platner  S.  72  Nr.  C 


67O  MU8E0  CHIABAMONTI  542  D.  543. 

542D.  Grabara  eines  T.  Atilius  Piso  (Taf.  70). 

An   dem   sehr  zerstörten  Aufsatz  vorn   der  Rest  einer 

kleinen  Büste  in  Relief. 
CIL  VI  12623. 

Abteilung  XXII. 

543.  Torso  einer  Panzerstatue  mit  idealem 

Jünglingskopf  (Taf.  71). 

H.  des  Ganzen  1,06  m.,  des  Kopfes  0,27  m.     Marmor  des  Torso  feinkörnig 
und  weifs;   der  des  Kopfes  gelblich.     Der  Fufs  aus  braunem  Alabaster. 

Ergänzt  aus  Marmor:  Ende  des  r.  Armstumpfes,  1.  Armstumpf  mit 
Gewand,  viele  Falten,  Teile  der  Greifenflügel;  aus  Gyps:  Hinterkopf  mit  1. 
Ohr,  Unterteil  der  Nase,  Teil  der  Oberlippe,  Hals,  Teil  der  Mantelrosette, 
Troddeln  des  Cingulum.  R.  Armstumpf  war  gebrochen.  R.  Ohr  be- 
stofsen.    Der  Torso  hinten  modern  ausgehöhlt. 

Torso  von  aufrechter  Haltung  mit  reliefgeschmücktem 
Panzer:  über  dem  Nabel  ein  Altar,  der  wie  ein  weiter  zwei- 
henkliger Kessel  mit  grofsem  Fufs  gebildet  ist,  mit  Flamme; 
rechts  und  links  davon,  ihm  zugewendet,  je  ein  stehender 
Löwengreif  mit  einer  erhobenen  Vorderpranke  (Fufsboden  ist 
nicht  angegeben);  unter  dem  Nabel  die  nach  rechts  stehende 
Wölfin  mit  den  einander  zugekehrt  hockenden  und  nach  den 
Eutern  greifenden  Zwillingen  (sie  wendet  den  Kopf  und  leckt 
den  einen  Knaben  am  Scheitel);  um  die  Taille  geschlungen 
die  vorn  verknotete  Schärpe,  deren  befranste  Enden  jeder- 
seits  noch  einmal  aufgenommen  und  durchgesteckt  sind;  längs 
der  r.  Seite  sind  die  Scharniere  des  Panzers  deutlich  an- 
gegeben; die  Armlöcher  sind  vorne  mit  einem  Zackenornament 
umrändert,  das  unter  der  r.  Achsel  von  einem  halbkreis- 
förmigen Stück  (wohl  aus  Leder  zu  denken)  überdeckt  wird; 
auf  der  r.  Schulter  mit  Rosette  geknüpft  ein  über  die  1. 
Schulter  zurückgeworfenes  Paludamentum ;  von  den  Arm- 
stümpfen der  linke  gesenkt,  der  rechte  mit  der  Schulter  seit- 
lich vorgestreckt.  Der  jugendliche,  unbärtige  Kopf  mit  kurz- 
lockigem Haar  halb  zur  1.  Schulter  gewendet;  im  Haar  oben 
Reste  eines  Kranzes  und  darin  Löcher  zum  Einfügen  von 
Blätterbüscheln. 

Torso  und  Kopf  gehören  nicht  zusammen;  der  Torso 
stammt  von  einer  späten  Imperatorenstatue,  der  Kopf  ist  die 


MÜSKO  CHIABAMONTI  543  a.  544.  67 1 

gute  Copie  eines  vortrefflichen  Originals  aus  dem  4.  Jahrh. 
v.  Chr.,  dem  Stil  des  Skopas  besonders  nahe  stehend;  eigen- 
artig ist  neben  der  lebendigen  Modellierung  der  Stirn  die 
einfache  flächige  Behandlung  der  Wangen;  sehr  ausdrucksvoll 
das  tiefliegende  Auge;  wegen  des  Kranzes  ist  als  Original 
jedenfalls  eine  Siegerstatue  vorauszusetzen.  An  der  Figur, 
zu  der  der  Torso  gehörte,  waren  Unterleib  und  Beine,  dann 
die  Arme  und  der  Kopf  besonders  gearbeitet  und  angestückt. 
Gegenstück  zu  Nr.  545. 

Gerhard-Platner  S.  73  Nr.  541. 

Photographie  Moscioni  4371/2;  Aufnahme  des  Kopfes  beim  röm. 
Institut. 

Darunter: 

543a.  Cinerar-Ara  einer  Maena  L.  1.  Mellusa  und 
eines  C.  Oenucius  Delus  (Taf.  71). 

H.  1,00  m.,  Br.  und  T.  0,59  m.    Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Sehr  bestofsen.     Vorne  ein  Sprung  von  1.  oben  nach  r.  unten. 

Auf  Vorderseite  und  Nebenseiten  unten  und  oben  ein- 
faches, glattes  Profil.  Vorderseite:  oben  die  Inschrift; 
darunter  in  Flachrelief  eine  auf  hoher,  oben  vorspringender 
Basis  nach  links  auf  einem  Stuhl  mit  Kissen  sitzende  Frau 
in  hochgegürteter  Tunica  und  Mantel  auf  Hinterkopf,  Rücken 
und  Beinen;  sie  hält  im  1.  Arm  ein  kleines  Kind  und 
streckt  die  R.  nach  einem  Knaben  aus,  der,  bekleidet  mit 
einem  Mäntelchen,  mit  gekreuzten  Beinen  vor  ihr  steht,  den 
1.  Ellenbogen  auf  ihr  r.  Knie,  das  Kinn  auf  die  L.  gestützt. 
An  den  Nebenseiten  und  an  der  Rückseite  je  eine,  an 
zwei  Bukranien  bogenförmig  hängende  Fruchtguirlande;  die 
Bukranien  an  den  Ecken,  doch  sind  die  an  den  vorderen 
halbiert,  d.  h.  es  befindet  sich  nur  auf  den  Nebenseiten  je  eine 
Hälfte.  Arbeit  des  1.  Jahrh.  n.  Chr.  In  den  Vatican  aus  der 
Sammlung  Giustiniani  gelangt. 

Galleria  Giustiniana  II  Taf.  78  u.  133.     CIL  VI  21805. 

544.  Statue  des  Silen  (Taf.  71). 

H.  1,75  m.     Sehr  grofskörniger  gelblicher  Marmor. 
Ergänzt  Nasenspitze,   Teile  des  Kranzes,   halber  linker  Unterarm  mit 


6j2  MUSEO  CHIARAMONTI  544. 

Hand,  Pedum  und  Stütze  (ohne  Ansatz),  r.  Arm  bis  auf  Ansatz  mit  Hand, 
Gefafs  und  fast  der  ganzen  Stütze,  Basis  mit  Füfsen,  Teilen  der  Unter- 
schenkel (nach  Lucidi  [s.  unten]  wäre  das  1.  Bein  schon  in  antiker  Zeit 
restauriert  gewesen),  Unterteil  des  Stammes  und  der  Panther  bis  auf  die  1. 
Hintertatze;  am  Fell  Kopf,  vordere  und  hintere  äufsere  Tatze. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein,  verstärkt  durch  einen 
Stamm  aufsen,  neben  dem  wieder  aufsen  auf  einer  Erhöhung 
ein  nach  oben  blickender  Panther  mit  erhobener  1.  Vorder- 
tatze sitzt;  1.  Bein,  mit  dem  andern  an  der  Wade  durch  eine 
breite  Stütze  verbunden,  etwas  vorgesetzt;  r.  Schulter  stark 
gesenkt;  der  r.  Arm  hängt  herab  (die  Hand  sinnlos  mit  einem 
Flaschen  in  Bronze  ergänzt,  dessen  Inhalt  der  Panther  auf- 
zufangen scheint);  1.  Oberarm  seitwärts  abgestreckt;  darüber 
ein  Pantherfell  gelegt  (an  dem  ergänzten  Kopf  sinnlose 
Hörner);  der  Unterarm  dem  Kopf  genähert;  die  Hand  hält 
ein  Pedum,  das  mit  dem  Kopf  durch  eine  hohe  Stütze  ver- 
bunden ist  (während  diese  willkürlich  ergänzt  scheint,  ist  der 
Ansatz  einer  andern  auf  der  1.  Schulter  oben  nicht  benutzt 
worden);  der  bärtige  Kopf  ist  mit  melancholischem  Ausdruck 
in  der  Richtung  des  Panthers  gesenkt;  das  Gesicht  hat  ausge- 
sprochenen Sokratestypus;  Brauen  plastisch;  grofse  Schweins- 
ohren; der  Oberschädel  kahl  bis  auf  eine  einsame  Locke 
vorn  (die  gleiche  Erscheinung  an  den  Homerköpfen);  der 
Kopf  umzogen  von  einem  Epheukranz  mit  Früchten;  sehr 
fette  Formen;  Haarbüschel  zwischen  den  Brüsten;  die  Scham- 
haare breiten  sich  bis  auf  den  Bauch  aus.  Die  Ausführung 
der  Figur  ist  decorativ,  aber  sehr  gut;  besonders  gelungen 
der  Kopf. 

Die  richtige  Ergänzung  würde  vielleicht  sein,  dafs  die 
L.  ein  Gefafs  zum  Eingiefsen  hielte,  die  R.  eine  Schale, 
ohne  sie  aber  noch  in  die  richtige  Höhe  bringen  zu  können 
(ein  ähnlicher  Gedanke  bei  dem  Silen  der  München  er 
Glyptothek:  Furtwängler  Beschreibung  Nr.  221).  Eine 
Replik  in  der  Sala  delle  Muse  Nr.  491  (eine  weitere  bei 
Clarac  732,  1761);  eine  Variation  im  Braccio  nuovo  Nr.  28. 
Das  Original  mufs  in  der  ersten  hellenistischen  Zeit  entstanden 
sein;  das  Stellungsmotiv  ist  von  lysippischen  Werken  ge- 
nommen (Herakles  Farnese;  Silen  mit  Dionysoskind,  Braccio 
nuovo  Nr.  11). 


MÜ8E0  CHIARAMONTI  545*  54^.  673 

Gefunden  1791  unterhalb  von  Ariccia  in  der  Contrada 
detta  delle  Cese  nahe  der  Via  Appia  unter  den  Ruinen  einer 
Villa,  die  dem  i.  J.  61  n.  Chr.  verstorbenen  P.  Memmius 
Regulus  gehört  hat  (vgl.  über  ihn  Dessau  Prosopographia 
romana  II  S.  364 f.  Nr.  342). 

Die  Ergänzungen  von  Antonio  d'Este. 

Lucidi  Memorie  storiche  dell'  Ariccia  S.  227;  Visconti-Guattani 
Taf.  XL;  Fea  Nuova  descrizione  S.  88;  Clarac  734B,  1765D;  Gerhard- 
Platner  S.  73  Nr.  542. 

Photographie  Anderson  1324;  Moscioni  2269;  3071. 

545.  Torso  einer  Panzerstatue  mit  römischem 

Porträtkopf  (Taf.  71). 

H.  1,05  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor.     Der  Fufe  aus  braunem 

Alabaster. 

Ergänzt  aus  Marmor:  r.  Armstumpf  grofser  Teil  des  1.,  viele  Falten 
und  Rosette,  Teil  der  Greifenflügel  und  der  Fransen  am  Cingulum;  aus  Gyps: 
Nase,  Teil  der  Unterlippe,  des  Kinns,  der  Ohren,  des  Halses,  der  Falten, 
Flicken  im  Panzer.     Hinten  modern  ausgehöhlt  Kopf  sehr  verwaschen. 

Der  Torso  ist  ein  Gegenstück  zu  Nr.  543  (s.  dort),  doch 
ist  die  r.  Schulter  auch  hier  vorgenommen;  der  r.  Armstumpf 
ist  gesenkt  und  unter  dem  Nabel  eine  stiertötende  Victoria 
dargestellt;  der  Altar  zwischen  den  Greifen  steht  hier  auf 
einer  Basis;  das  r.  Armloch  ist  von  Wellenornament  (laufendem 
Hund)  umsäumt.  Der  Kopf  könnte  ein  schlechtes  Porträt 
des  Tiberius  sein;  stellt  jedenfalls  einen  Claudier  dar,  er 
kann  nicht  zum  Torso  gehören,  da  dieser  seiner  Arbeit  nach 
aus  späterer  Zeit  stammt. 

Gerhard-Platner  S.  73  Nr.  543;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II 
1  S.  169  Nr.  3;  von  Rohden  Bonner  Studien  S.  19  Nr.  73. 

546.  Weibliche  Statue  mit  römischem  Porträtkopf, 

ergänzt  als  Ceres  (Taf.  72). 

H.  1,65  m.     Ziemlich  feinkörniger,  leicht  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Rand  des  1.  Ohres  teilweise,  Hals  mit  nacktem 
Bruststück  und  Teil  des  Gewandsaumes,  Unterarm  mit  Gewandsaum  und 
Händen,  Teile  der  Falten. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  etwas  zur  Seite 
und  vorgesetzt;  Schuhe;  hochgegürteter  Chiton;  chlaina-artiger, 
doppelt  gelegter  Mantel  geknüpft  vor  der  1.  Schulter;  beide 

Vatican.  Katalog  I.  43 


674  MUSEO  CHIARAMONTI  S4Öa. 

Oberarme  gesenkt;  1.  Unterarm  leicht  erhoben,  r.  seitlich  vor- 
gestreckt (Hand  mit  Straufs  von  Mohn  und  Ähren  erg.);  Kopf 
halb  nach  der  1.  Schulter  gewendet;  regelmäfsige,  ruhige 
Züge;  die  Haare  vorn  gescheitelt,  in  welligen  Strähnen  zurück- 
gestrichen, hinten  aufgenommen;  auf  dem  Wirbel  ein  hoher 
Kranz  von  Flechten;  Augensterne  und  Pupillen  eingegraben. 
Der  Kopf  könnte  zugehören,  wie  bei  Visc.-Guatt.  (s.  unten) 
versichert  wird;  er  stellt  nicht,  wie  man  früher  annahm,  die 
ältere  Faustina  dar,  stammt  aber  aus  ihrer  Zeit.  Der  Kopf 
der  Statue  war  jedenfalls  besonders  gearbeitet  und  eingesetzt. 
Die  eigentümlich  krause,  manirierte  Gewandbehandlung  wird 
das  eigene  Werk  des  römischen  Verfertigers  der  Statue  sein. 
Dafs  der  Mantel  hier  auf  der  1.  Schulter  geknöpft  ist,  erklärt 
sich  vielleicht  nur  durch  das  Bestreben,  ein  Pendant  fcu  einer 
andern  Figur  zu  schaffen  (das  Übliche  ist  die  Knöpfung  auf 
der  r.  Schulter).  Für  die  Ergänzung  der  Hände  ist  kein  Anhalt 
vorhanden.     Unbedeutend. 

Nach  der  Aussage  der  ersten  Besitzers,  des  Bildhauers 
Fr.  A.  Franzoni,  zusammen  mit  einer  kleineren  Statue  der 
Faustina,  die  auch  als  Ceres  ergänzt  wurde  (Gerhard-Platner 
S.  76  Nr.  585),  in  Ostia  gefunden  (falsche  Angabe,  nach  der 
sie  in  Villa  Adriana  gefunden  wäre,  bei  Clarac  a.  zweiten 
unten  a.  0.). 

Visconti-Guattani  Taf.  XVI;  Fea  Nuova  descrizione  S.  90;  Clarac 
426,  761  u.  433,  785;  Gerhard-Platner  S.  79  Nr.  634:  Bernoulli  Rom. 
Ikonographie  II  2  S.  x6o. 

Darunter: 

546a.  Cinerar-Ara  eines  L.  Plotius  Eunus 

(Taf.  72). 

H.  0,915  m.,  Br.  0,76  m.,  T.  0,41  m.  Grobkörniger  gelblicher  Marmor. 
Vielfach  bestofsen. 

Unten  ringsum  Rundstab  und  glatter  Ablauf;  an  den 
beiden  vorderen  Kanten  darüber  unten  je  ein  knieender 
Erot,  dessen  Beine  in  Schlangen  ausgehen,  also  Giganten- 
Putto;  darüber  ein  stehender  Erot  (vgl.  Altmann  Architektur 
u.  Ornamentik  d.  ant.  Sarkoph.  S.  70  B  III  2);  die  ersteren 
halten    beschäftigungslos    die  Hände    am  Leib    (die    an  den 


MÜSKO  CHIARAMONTI  547.  €^5 

Nebenseiten  befindlichen  Hände  scheinen  mit  Fell  umwickelt 
zu  sein),  die  oberen  halten  eine  bogenförmige  Fruchtguirlande; 
unter  ihr,  zwischen  den  Schlangen  ein  nach  rechts  schreitender 
Löwe;  über  ihr  zwei  kämpfende  Hähne,  dann  die  umrahmte 
Inschrifttafel;  an  den  Nebenseiten  je  eine  entsprechende 
Guirlande  an  der  hinteren  Kante  an  einem  Bukranion  befestigt; 
darüber  je  zwei  Vögel,  1.  nach  einem  Schmetterling,  r.  nach 
einem  Heupferd  pickend;  unter  den  Bukranien  auf  vor- 
springendem Boden  je  ein  Schwan.  Oben  durch  umlaufendes 
glattes  Kyma  und  Sima  abgeschlossen.  Geringe  Arbeit  vom 
Ende  des  i.  Jahrh.  n.  Chr.;  in  den  Haaren  der  Eroten  rohe 
Bohrerarbeit.  Aus  dem  Besitz  des  Giustiniani  in  den  Vatican 
gelangt. 

Galleria  Giustiniana  II  Taf.  125;  Pistolesi  Taf.  XLVIII  2;  Gerhard- 
Pia  tner  S.  73  (unter  Nr.  544);  CIL  VI  24312. 

547.  Büste  der  Isis  (Taf.  72). 

H.  1,56  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  schwärzlichen  Adern. 

Ergänzt  (Gyps)  Lotosblume,  Nase,  Lippen.  Manche. grade  Sprünge. 
Gesicht  stark  geglättet. 

Der  Kopf  gradeaus  gewendet  und  leicht  geneigt;  Gesicht 
mit  starren,  düsteren  Zügen;  die  Formen  sind  von  Werken  des 
5.  Jahrh.  v.  Chr.  entlehnt;  das  matronale  Wesen  der  Göttin 
ist  durch  starke  Querfalten  im  Halse  betont;  der  ganze  Ober- 
kopf bedeckt  von  der  Calvatica,  die  über  der  Stirn  mittels 
einer  Tänie  gebunden  ist;  ihre  Enden  fallen  hinter  den  Ohren 
auf  die  Schultern  vor;  oben  die  Lotosblume  (augenscheinlich 
nach  einem  Ansatz  ergänzt);  über  den  Hinterkopf  hängt  ein 
Schleiertuch  herab  und  darunter  jederseits  eine  geknotete 
Wollbinde,  die  über  dem  Ende  der  Calvatica  liegt;  die  Büste 
bekleidet  mit  einem  zartstoffigen  Gewand  mit  Queder;  darüber 
drei  um  den  Hals  geschlungene,  geknotete  Wollbinden.  Oben 
mitten  auf  dem  Kopf  ein  grofses,  rundes,  ziemlich  tiefes  Loch; 
an  der  Rückseite  unten  ein  grofser  rechtwinkliger  Einschnitt 
zur  Anpassung  an  eine  Stufe. 

Von  Winckelmann  (s.  unten)  für  Kybele  erklärt.  Für 
Isis  entscheidend  ist  die  Haube;  die  Lotosblume  augen- 
scheinlich richtig  ergänzt;  das  Gewand  auf  der  Büste  ist  der 
Linnenchiton  der  Isis.     Für  die  Büstenform  giebt  es  keine 

43* 


6?6  MUSEO  CHIARAMONTI  547  a. 

Analogie.  Die  Arbeit  ist  schlecht  und  römisch,  wiederholt 
aber  wohl  ein  alexandrinisches  Original.  Die  Unheimlichkeit 
des  Eindrucks  wird  durch  die  Verhüllung  und  die  ge- 
spenstische Widernatürlichkeit  der  Büstenform  gesteigert;  die 
Lichteffecte  des  mystischen  Cultes  werden  zudem  noch  das 
Ihre  gethan  haben,  diesen  Eindruck  zu  heben. 

Vermutlich  in  der  Villa  des  Hadrian  bei  Tivoli  in  oder 
bei  der  sogen.  Palästra  gefunden;  dann  in  dem  päpstlichen 
Garten  des  Quirinal.  Zeichnungen  der  Büste  finden  sich  im 
codex  Pighianus  (Jahn  Berichte  d.  sächs.  Ges.  d.  Wissensch. 
1868  S.  178)  und  Coburgensis  (Matz  Monatsberichte  d.  KngL 
preufs.  Akademie  d.  Wiss.  zu  Berlin  1871   S.  462,  Nr.  10). 

Gori  Inscriptiones  Donianae  Taf.  VIII  Nr.  III  Praefatio  S.  LXXI; 
Winckelmann  Monum.  med.  I  S.  7;  Visconti -Guattani  Taf.  I  i; 
Penna  Viaggio  pittorico  della  villa  Adriana  III  Taf.  XXIV;  Nibby  De- 
scrizione  della  villa  Adr.  S.  25;  Fea  Nuova  descrizione  S.  90;  Gerhard- 
Pia  tn er  S.  73  Nr.  545;  Winncfeld  Die  Villa  des  Hadrian  bei  Tivoli  S.  156; 
Marucchi  II  Museo  egizio  vaticano  S.  323. 

Darunter: 

547a.  Grabara  eines  griechischen  Dichters  und 

Arztes  Asklepiades 
(Taf.  72). 

H.  1,48  m.,  Br.  0,90  m.t  T.  0,60  m.     Feinkörniger    bläulicher    Marmor    mit 

helleren  Stellen. 

Ecken  bestofsen. 

Über  der  Basis  hoher  glatter  Ablauf;  darüber  an  der 
Vorderseite  das  umrahmte  griechische  Epigramm.  Oben 
ringsum  Kyma  und  Sima,  beide  glatt.  An  dem  hohen  Aufsatz 
vorne  Flachrelief:  in  einem  vertieften  länglichen  Feld  in  der 
Mitte  Apollon  zwischen  zwei  Musen;  Apollon  steht  mit  r. 
Standbein,  hält  mit  dem  1.  Arm  die  auf  einer  Stele  stehende 
Kithara  und  läfst  die  L.  auf  dem  Scheitel  ruhen;  das  Hima- 
tion  um  den  Unterkörper  geschlungen;  links  von  ihm  Mel- 
pomene  von  vorn  sichtbar;  1.  Standbein;  Kothurne;  gegürteter 
X&ipiSu>To;  /itcüv;  Mantel  im  Rücken;  die  seitlich  ausgestreckte 
R.  hält  Lorbeerzweige,  die  L.  eine  tragische  Maske;  rechts 
Thaleia  ebenso  stehend;  ungegürteter  /etp«  x*>  der  Mantel 
um  Unterkörper  und  1.  Arm  geschlagen;  in  der  seitlich  aus- 


MU8E0  CHIARAMONTI  548.  6jJ 

gestreckten  R.  eine  komische  Maske,  in  der  gesenkten  L.  das 
Pedum  (die  Hand  fafst  das  gebogene  Ende).  Rechts  und 
links  von  diesem  Feld  je  ein  kleineres  tiefer  liegend  unter 
den  Vorderrosetten  der  Voluten,  die  z.  T.  in  die  Felder  ein- 
schneiden; in  jedem  eine  Muse:  links  Urania,  nach  rechts 
gewendet,  in  Chiton  und  Mantel,  der  um  1.  Schulter  und  r. 
Hüfte  geschlungen  ist;  sie  hält  mit  der  L.  einen  auf  niedrigem 
Pfeiler  ruhenden  Globus,  auf  den  sie  mit  einem  Stäbchen  in 
der  R.  weist;  rechts  Kleio  von  vorn  sichtbar,  etwas  nach  links 
gewendet  stehend,  gekleidet  wie  die  Urania;  in  der  seitlich 
gesenkten  R.  eine  Rolle,  in  der  gesenkten  L.  ein  Kranz.  An 
den  Seiten  je  drei  Lorbeerbäume.  Schlechte  Arbeit.  Gefunden 
17 15  zu  Rom  in  einer  Vigna  Cavalieri. 

Gerhard -Platner  S.  73  (unter  Nr.  545);  Kaibel  1424. 

548.  Weibliche  Statue,  ergänzt  als  Diana  Lucifera 

(Taf.  72). 

H.  des  Ganzen  1,65  m.,  des  Kopfes  0,26  m.     Marmor  des  Kopfes  ziemlich 
grobkörnig  und  gelblich;  der  des  Körpers  feinkörnig  und  weifs  mit 

einzelnen  violetten  Stellen. 

Ergänzt  Nase,  Oberlippe,  Hände  mit  Fackeln  und  Teilen  des  Mantels, 
grofses  StUck  des  Mantels  unter  der  1.  Hand,  Teile  der  Falten,  alles  von 
den  Knieen  abwärts.     Am  Hals  zwei  Stücke  gebrochen. 

Aufrechte  Haltung;  beide  Füfse  —  der  1.  etwas  vor- 
gesetzt —  auf  die  Zehen  erhoben;  Sandalen;  Chiton  einmal 
mit  tiefem  Bausch,  der  den  Gürtel  verdeckt,  dann  dicht  unter 
den  Brüsten  mit  einer  vorn  in  eineSchleife  gebundenen  Schnur 
gegürtet;  ein  Mantel  bedeckt  den  Nacken  und  ist  um  beide 
Arme  geschlungen,  die  jederseits  gleichmäfsig  vorgestreckt 
sind  (in  jeder  Hand  eine  kurze  Fackel  ergänzt);  der  Kopf  ist 
halb  nach  der  r.  Schulter  gewendet;  die  Haare  sind  vorn  ge- 
scheitelt und  seitlich  über  ein  Band  zurückgestrichen,  hinten 
in  einen  kleinen  hängenden  Schopf  zusammengeflochten,  wie 
er  in  der  julischen  und  claudischen  Zeit  Mode  war;  die  Züge 
sind  durchaus  ideal. 

Kopf  und  Körper  gehören  nicht  zusammen;  das  ein- 
gesetzte nackte  Bruststück  des  ursprünglichen  Kopfes  ist  er- 
halten und  von  anderem  Marmor  als  der  Kopf.  Dieser  gehört 
zu  einer  kleinen  Gruppe  von  Köpfen,   die  bei  idealen  Ge- 


678  MÜ8B0  CHIABAMONTI  549- 

sichtszügen  und  griechischem  Arrangement  der  Haare  vorn, 
hinten  jenen  römischen  Schopf  tragen  (s.  Amelung  a.  unten 
a.  O.).  Er  ist  sehr  delicat  und  weich  gearbeitet.  Die  Figur 
ist  augenscheinlich  aus  späterer  Zeit  und  von  schlechterer 
Arbeit ;  in  Gewand  und  Haltung  ist  archaistische  Zierlichkeit 
angestrebt.  Sehr  wohl  möglich  ist,  dafs  thatsächlich  eine 
Mondgöttin  dargestellt  war. 

Nach  der  Inschrift  an  der  Basis  vorne  von  Pius  VI.  er- 
worben.    Ehemals  in  der  Galleria  de1  candelabri. 

P.  Massi  Indicazione  antiquaria  (1792)  S.  162  Nr.  146;  Pistolesi 
Taf.  XLVII;  Clarac  564,  1205;  Gerhard-Platner  S.  73  Anm.**); 
Amelung  bei  Arndt-Amelung  Einzelaufnahmen  Text  zu  Nr.  112 1/2. 

Photographie  Moscioni  4042. 

Abteilung  XXIII. 
549.  Relieffragment  (Taf.  73). 

H.  0,49  m.,  Br.  0,37  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  an  der  Figur:  Kopf  und  Hals,  Teil  der  r.  Hand  und  des  r. 
Oberarms,  halber  1.  Unterarm  mit  Teil  des  Gewandes,  Hand  und  Schale, 
fast  ganzer  1.  Unterschenkel  mit  Fufs  und  Gewand,  Teil  der  rechts  hängenden 
Mantelfalten;  an  dem  Grunde  links  alles  bis  auf  das  untere  Stück  der  Säule 
bis  in  Schulterhöhe  und  einen  kleinen  Streifen  1.  von  ihr,  über  der  Figur 
alles  bis  zum  r.  Arm,  rechts  die  gröfsere  untere  Hälfte  und  die  r.  obere 
Ecke  des  Pfeilercapitäls.  Ein  Bruch  geht  durch  den  r.  Oberarm  schräg 
nach  rechts  unten.     Vielfach  bestofsen. 

Im  Hintergrund  in  Flachrelief  ein  Gebäude,  dessen  nach 
vorn  abfallendes  Dach  —  ein  Teil  über  dem  Pfeiler  r.  antik; 
danach  das  Übrige  ergänzt  —  rechts  von  einem  Pfeiler,  links 
von  einer  uncanellierten  Säule  korinthischer  Ordnung  getragen 
wird ;  zwischen  beiden  eine  Schranke  mit  profiliertem  Abschlufs 
in  Schulterhöhe;  darüber  schliefst  sich  an  den  Pfeiler  links 
eine  kleine  Wand  (unter  der  r.  Hand  sichtbar),  der  links  an 
der  Säule  eine  gleiche  entsprochen  haben  wird;  links  schlofs 
sich  an  die  Säule  eine  niedrigere  Schranke  mit  profiliertem 
Abschlufs  in  Hüfthöhe  (vom  Ergänzer  nach  den  Resten  nur 
als  eine  Art  Pfeiler  ausgeführt,  an  dessen  Basis  er  eine  sich 
emporringelnde  Schlange  dargestellt  hat,  vor  der  das  Mädchen 
zu  flüchten  scheint).  Rechts  vor  der  Säule  in  Hochrelief 
eine  weibliche  Gestalt  vom  Rücken   gesehen,   mit   dem   r. 


MÜ8E0  CHIARAMONTI  550.  679 

Fufs  voranschreitend,  den  r.  Arm  hoch  erhoben  (die  Hand 
am  Capital  des  Pfeilers);  der  1.  Oberarm  gesenkt,  der  Unter- 
arm seitlich  abgestreckt  (die  Hand  mit  Schale  erg.);  der 
Kopf  nach  der  1.  Schulter  gesenkt  und  rückwärts  geneigt 
(richtig  erg.);  die  Figur  trägt  ungegürteten  Chiton,  der  von 
der  1.  Schulter  gleitet,  und  einen  Mantel  um  r.  Schulter  und 
1.  Hüfte  geschlungen.  Rechts  von  ihren  Füfsen  noch  ein  r. 
Fufs  mit  Sandale  und  Gewand  nach  links  gewendet  (die 
Figur,  zu  der  er  gehörte,  mufs  gesessen  haben).  Augen- 
scheinlich war  eine  Schmückung  des  Gebäudes  dargestellt; 
die  erhobene  R.  wird  beschäftigt  gewesen  sein,  eine  Guirlande 
zu  befestigen.  Sehr  zierliche  originale  Arbeit.  An  dem 
Pfeiler  ist  oben  mit  roter  Farbe  19  aufgemalt. 

Pistolesi  Taf.  L  2;  Gerhard-Platner  S.  74  Nr.  547. 

550.  Ornamentierte  Platte  (Taf.  73). 

H.  1,09  id.,  Br.  1,47  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  der  ganze  1.  Ran  dp  feiler,  unterer  Randleisten  mit  Stücken 
darüber,  an  dem  r.  Pfeiler  Teile  der  Blätter,  r.  obere  Ecke  und  Stück  im 
äufseren  Rand  unten,  Nase  und  Kinn  der  Medusa,  an  dem  Friesstreifen  1. 
obere  Ecke  und  Stück  des  1.  Randes,  Kopf  des  Hundes  und  des  Ebers, 
Nase  der  zweiten  Herme  von  links,  am  1.  Eros  Kopf,  1.  Arm  fast  ganz,  r. 
Unterarm,  Teil  des  Leibes  und  der  Beine,  Stück  des  Bogens  darüber,  unterer 
Teil  der  dritten  Herme,  Früchte  und  Nadelbüschel  der  Pinie,  Oberkopf  und 
Rücken  des  Bären,  kleines  Stück  des  zweiten  Bogens,  Nase  und  Teil  der 
Stirn  der  fünften  Herme,  am  Hirsch  Oberschädel,  Leib,  1.  Vorderbein,  Teil 
des  1.  Hinterbeins,  Schnauze  des  Löwen,  Kante  der  sechsten  Herme.  Nase 
der  vierten  Herme  fehlt.     Sprung  rechts  unten. 

Rechteckige  Platte,  unten  von  einer  breiten  Randleiste 
abgeschlossen;  rechts  und  links  je  ein  ornamentierter  Pfeiler 
(der  1.  nach  dem  r.  ergänzt),  auf  dessen  mit  Randleiste  und 
Blatt- Kyma  eingefafstem  Feld  eine  aus  einem  Akanthus- 
kelch  aufsteigende  und  von  verschiedenen  Pflanzen  zusammen- 
gesetzte Phantasiestaude  in  Hochrelief  gebildet  ist;  oben 
darauf  ein  Reiher.  Zwischen  beiden  unten  ein  grofses  Feld, 
auf  dem  in  Flachrelief  ein  runder  Schild  dargestellt  ist  mit 
Medusenmaske  in  der  Mitte;  strahlenförmig  davon  ausgehend 
ein  rosettenartiges  Ornament;  am  Rande  ein  Lorbeerkranz, 
oben  und  unten  gebunden;  hinter  dem  Schild,  quer  von  der 
1.  unteren  zur  r.  oberen  Ecke  ein  kurzer  Speer  mit  kleinerer 


680  MU8E0  CHIARAMONTI  55 1. 

Spitze  oben,  längerer  unten.  Über  diesem  Feld  ein  Fries- 
streifen mit  mittlerem  Relief:  ein  Zaun,  hinter  dem  man  hohe, 
dicht  verschlungene  Pflanzen  erkennt,  unterbrochen  durch 
zwei  Bogen,  in  denen  auf  niedriger  Basis  je  eine  Eroten- 
statuette steht;  links  mit  1.  Standbein,  in  der  gesenkten  R. 
eine  Palme  haltend,  die  L.  dem  Kopf  nähernd,  augenschein- 
lich um  einen  Kranz  darauf  zu  drücken  (s.  über  diesen  Typus 
Milchhöfer  Archäol.  Studien  Heinr,  Brunn  dargebracht 
S.  62ff.);  r.  nach  links  ausschreitend  und  umblickend,  in  der 
gesenkten  R.  einen  Kranz,  mit  der  L.  einen  um  die  Schultern 
geknüpften  Fruchtschurz  haltend  (bekannten  Satyrtypen  ähn- 
lich). Über  dem  Zaun  von  links  nach  rechts:  nach  links  ge- 
wandte bärtige  Dionysosherme;  Hund  nach  rechts  laufend; 
Ölbaum;  Eber  nach  rechts  laufend;  Silensherme  mit  Band  in 
den  Haaren  nach  rechts;  dann  nach  dem  ersten  Bogen:  Pans- 
herme  nach  links;  Stier  nach  rechts  laufend;  Pinie;  Bär  nach 
links  anspringend;  bärtige  Herme  mit  Rollbinde  nach  rechts; 
dann  der  zweite  Bogen;  danach  unbärtige  Herme  mit  Roll- 
binde (demnach  wohl  beidemal  Herakles)  nach  links;  Hirsch 
nach  links  laufend;  Ölbaum;  Löwe  nach  links  laufend;  un- 
bärtige Herme  nach  rechts.  Sehr  flotte,  decorative  Arbeit. 
Kann  nicht,  wie  früher  vermutet  wurde,  als  Trapezophor 
gedient  haben,  da  der  Fries  unter  der  vorragenden  Tisch- 
platte nicht  zur  Geltung  gekommen  wäre.  Petersen  hält  es 
für  möglich,  die  Platte  habe  als  Schranke  nach  Analogie  der 
Trophäenplatten  von  der  Neptunsbasilica  gedient. 

Pistolcsi  Taf.  LIV;  Nibby  III  Taf.XXXI;  Gerhard  Antike  Bild- 
werke Taf.  LXXX  2;  Ders.  Prodromus  S.  3i8f.;  Gerhard-Platner  S.  74 
Nr.  548;  Braun  Ruinen  und  Museen  Roms  S.  278  Nr.  34;  Schreiber  Kultur- 
historischer Bilderatlas  I  Taf.  LXXX  Nr.  8;  Heibig  Nr.  108. 

551.  Relieffragment  (Taf.  73). 

H.  0,41  m.,  Br.  0,27  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  der  ganze  Grund,  Kopf,  Hals  mit  oberen  Teilen  des  Mantels, 
Füfse,  Teile  der  Falten  unter  den  Knieen  und  dem  Gesäfs,  Sitz,  Bodenleiste. 

Ein  bärtiger  Mann  sitzt  auf  einem  würfelartigen  Sitz  nach 
rechts,  eingehüllt  in  das  Himation,  das  nur  Kopf,  1.  Arm  und 
Füfse  freiläfst;  die  eingehüllte  R.  liegt  auf  dem  1.  Ober- 
schenkel; darauf  stützt  sich  der  L  Ellenbogen  und  das  Kino 


MU8B0  CHJABAMONTT  552.  553.  98 1 

auf  die  1.  Hand.  Gute  originale  Arbeit.  Oben  ist  mit  roter 
Farbe  19  aufgemalt.  Vgl.  das  Relieffragment  mit  dem  Ober- 
körper des  Anaximander  im  Museo  nazionale  romano 
(Bernoulli  Griech.  Ikonographie  I  S.  73 f.  Abb.  13);  eine 
gröfsere  Reihe  ähnlicher  Monumente  ist  von  Krüger  Athen. 
Mitth.  1901  S.  126fr.  Taf.  VI  besprochen;  ein  dort  nicht  an- 
geführtes befindet  sich  im  zweiten  Zimmer  des  Magazzino 
archeologico  in  Rom  (Fragment  mit  Oberteil  eines  nach 
links  sitzenden  Mannes  und  Baum)  und  eines  mit  der  Inschrift 
E880J0?,  dem  Anaximander-Fragment  sehr  verwandt,  im  Be- 
sitz des  Herrn  Dr.  Hartwig  in  Rom. 

Pistolcsi  Taf.  L3;  Gerhard-Platner  S.  74  Nr.  549. 

■ 

552.  Römischer   weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  73). 

H.  ohne  Fufs  0,325  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  1.  Ohr  fast  ganz,  BUstenfufs  mit  Indextäfelchen.  R.  Ohr 
bestofsen.     Gesicht  und  Hals  stark  geputzt. 

Mädchenkopf  mit  halber  Wendung  und  Hebung  nach 
seiner  R.  Regelmäfsige  Züge,  denen  nur  der  geschlossene 
Mund  mit  den  etwas  herabgezogenen  Winkeln  und  die  flach 
liegenden,  weit  nach  oben  geöffneten  Augen  etwas  Individuelles 
geben;  die  Haare  über  dem  1.  Auge  gescheitelt;  über  dem 
r.  Auge  schopfartig  gewellt;  die  ganze  Masse  in  fünf  ver- 
schiedene, straff  gekämmte  Strähnen  gesondert;  alle  diese 
und  eine  Flechte  hinten  laufen  auf  dem  Wirbel  zusammen, 
wo  sie  in  einem  kleinen  aufragenden  Schopf  von  Zöpfen  zu- 
sammengedreht sind.  Merkwürdig  einfache  Formengebung 
im  Gesicht  (die  Lider  überschneiden  sich  nicht  an  den 
äufseren  Augenwinkeln;  die  Angabe  der  Thränenkarunkel 
fehlt);  demnach  und  nach  der  Frisur  (vgl.  Braccio  nuovo 
Nr.  64)  aus  der  ersten  Kaiserzeit,  oder  eher  noch  aus  der 
letzten  republicanischen  Zeit.  War  zum  Einsetzen  in  eine 
Statue  bestimmt. 

Gerhard-Platner  S.  74  Nr.  550. 

Photographien  beim  röm.  Institut  (Face  und  Profil). 

553.  Römischer  männlicher  Porträtkopf  (Taf.  73). 

H.  des  Ganzen  0,465  m.,  des  Fufses  0,235  m«     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Ergänzt  r.  hintere  und  obere  Kopfhalfte,  Ohren,  Nase,  Kinn,  Stück 


682  HÜ8E0  CHIABAlfONTI  554.  555.  556. 

der  r.  Wange,  Unterteil  des  Halses  mit  Bruststfick  und  Fufs.    Vielfach  be- 
stofsen.    Sehr  verwaschen. 

Kopf  eines  junges  Mannes,  leicht  nach  der  1.  Schulter 
gewendet,  und  etwas  gehoben;  längliches  Gesicht  mit  spitzem 
Kinn;  geschlossener  Mund  mit  herabhängenden  Winkeln;  leicht 
gebogene  Nase;  grofse,  leicht  verschleierte  Augen;  schlichte 
kurze  Ifaare  nach  vorn  gekämmt.  Gelangweilter  Ausdruck. 
Brauen  durch  Striche  angegeben;  Augensterne  und  Pupillen 
eingegraben.    Unbedeutende  Arbeit  des  3.  Jahrh.  n.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  74  Nr.  551. 

554.  Porträtkopf  des  Antoninus  Pius  (Taf.  73). 

H.  ohne  Fufs  0,39  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Unterteil  der  Nase,  Kinn,  Bttstenfufs  mit  Indextäfelchen. 
Unten  modern  abgeschnitten.     Sprung  im  Halse. 

Gut  gearbeiteter  Kopf  des  Kaisers  in  höherem  Alter  mit 
halber  Wendung  nach  seiner  R.  Brauen  durch  Striche  an- 
gegeben; Augensterne  und  Pupillen  eingegraben. 

Gerhard-Platner  S.  74  Nr.  552;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie 
II  2  S.  142  Nr.  13. 

555.  Römischer  männlicher  Porträtkopf  (Taf.  73). 

H.  des  Ganzen  0,6 1  m.,  des  Kopfes  0,405  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Hinterschädel  mit  beiden  Ohren  (bis  auf  das  1.  Ohrläppchen), 
der  1.  Hälfte  der  Stirn  mit  1.  Auge  und  r.  Schläfe,  Stück  der  1.  Wange  oben, 
ein  Stück  bei  dem  r.  innern  Augenwinkel,  Nase  (teilw.  aus  Gyps),  unterer 
Teil  des  Halses  hinten,  BUstenfufc  mit  Index täf eichen.  Mehrfach  gebrochen. 
Unten  modern  abgeschnitten. 

Kopf  eines  bartlosen  älteren  Mannes  mit  vollem  Locken- 
haar, leicht  nach  seiner  L.  gewendet.  Brauen  durch  Striche 
angegeben.  Das  Porträt,  von  dem  viele  Exemplare  vor- 
handen sind,  wurde  früher  fälschlich  Pompejus  genannt,  stellt 
aber  wahrscheinlich  den  Kaiser  Nerva  dar.  Dies  Exemplar 
ist  gut  gearbeitet. 

Nibby  III  Taf.  XXII;  Gerhard-Platner  S.  74  Nr.  553;  Bernoulli 
Rom.  Ikonographie  I  S.  125;  II  2  S.  72. 

556.  Römischer  männlicher  Porträtkopf  (Taf.  73). 

H.  des  Ganzen  0,52  m.,  des  Kopfes  0,39  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  aus  Gyps  die  Nasenspitze,  aus  Marmor  Hinterteil  des  Halses 
mit  Fufs. 


MU8E0  CHIARAMONTI  557.  558.  683 

Kopf  eines  jungen  Mannes,  gradeaus  gerichtet.  Starker 
Hals;  volles,  breites  Gesicht;  kleiner  Mund  mit  starken  Lippen, 
kleiner  Schnurrbart  und  kurze  Schifferkrause;  grade  Nase;  ge- 
rundete Augen  mit  dicken  Lidern;  niedrige  Stirn;  sehr  volles, 
stark  gelocktes  Haar.  Brauen  durch  Striche  angegeben; 
Augensterne  und  Pupillen  eingegraben.  Die  Haare  mit  Hülfe 
des  Bohrers  stark  unterhöhlt.  Nicht,  wie  früher  angenommen 
wurde,  ein  Porträt  des  jugendlichen  Lucius  Veras,  aber  aus 
seiner  Zeit.     Geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  74  Nr.  554;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie 
II  2  S.  217. 

557.  Weiblicher  Idealkopf  (Taf.  73). 

H.  des  Ganzen  0,42  m.,   des  Kopfes  0,225  m*     Ziemlich  grobkörniger  gelb- 
licher Marmor. 

Ergänzt  aus  Marmor:  Nase,  Bruststück  mit  Fufs;  aus  Gyps  das 
Kinn.     Schulter-   und  Nackenlocken  abgebrochen.     Sehr  verwaschen. 

Jugendlich  weiblicher  Kopf  leicht  zur  1.  Schulter  gewendet 
und  geneigt;  Mund  leicht  geöffnet;  schwärmerischer  Ausdruck; 
Haare  gescheitelt  und  zurückgestrichen;  teilweise  über  ein 
Band  gelegt,  in  dem  hinten  ein  tiefes  rundes  Loch  ist;  hinten 
in  einen  Schopf  aufgenommen,  von  dem  auf  Nacken  und 
Schultern  lose  Locken  niederfielen.  Unbedeutende  Arbeit 
nach  einem  Original  des  4.  Jahrh.  v.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  74  Nr.  555. 

558.  Kopf  der  Athene  (Taf.  73). 

H.  des  Ganzen  0,52  m.,   des  Kopfes  305  ro.     Ziemlich  feinkörniger,   grauer 

Marmor. 

Ergänzt  Vorderspitze  des  Helms,  Nase,  Bruststück  mit  Fufs. 

Harte,  die  Nachahmung  des  Bronzestils  übertreibende 
Wiederholung  eines  Athene-Typus  mit  lebhaft  zur  1.  Schulter 
gewendetem  und  in  den  Nacken  geworfenen  Kopf  mit 
korinthischem  Helm,  unter  dem  die  vollen  Haarsträhnen  vor- 
quellen; sie  sind  über  die  Ohren  zurückgestrichen  und  werden 
hinten  von  einem  Ring  zusammengefafst.  Vgl.  über  diesen 
Typus  Galleria  lapidaria  Nr.  29. 

Gerhard-Platner  S.  74  Nr.  556;  Furtwängler  Meisterwerke  S.  527 
Anm.  i;  Heibig  Nr.  109. 


684  MDSEO  CHIARAMONTI  559.  560. 

559.  Römische  Knabenbüste  (Taf.  73). 

H.  0,73  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor;    der  Fufs    aus  bräunlichem 

Alabaster. 

Ergänzt  Nase,  1.  Hälfte  der  Büste,  Streifen  am  Hals  unten,  Büsten- 
fufs.  Der  Kopf  war  über  der  Nase  durchgebrochen;  geflickt  am  Rand 
des  Halsstückes.     R.  Kopfhälfte  geputzt. 

In  eine  antoninische  Oberarmbüste  mit  Panzer  und  Palu- 
damentum  ist  ein  Knabenkopf  mit  leichter  Wendung  nach 
der  r.  Schulter  eingelassen.  Ähnlichkeit  mit  dem  sogen. 
Annius  Verus  (vgl.  Nachträge),  aus  dessen  Zeit  die  Büste 
jedenfalls  stammt;  Brauen  durch  Striche  angegeben;  Augen- 
sterne und  Pupillen  eingegraben;  dichtes,  ziemlich  schlichtes 
Haar   tief  in   die  Stirn  gekämmt.    Unbedeutende  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  74  Nr.  557. 

560.    Römische  männliche  Porträtbüste  (Taf.  73). 

H.  ohne  die  moderne  Basisplatte  0,585  m.    Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  einige  Locken  vorne,  Nase  fast  ganz,  Flicken  in  der  1. 
Kopfhälfte,  Teile  der  Falten,  Stück  der  Stütze  hinten.  L.  Kopfhälfte 
geputzt. 

Auf  vollständig  erhaltener,  flavischer  Schulterbüste  mit 
Paludamentum  (mit  Knopf)  auf  der  1.  Schulter  der  Kopf 
eines  älteren  Mannes,  stark  nach  der  1.  Schulter  gewendet; 
derbknochiges  Untergesicht  mit  kurz  geschorenem  Kinn-  und 
Schnurrbart  (die  Stellen  sind  gepickt);  geschlossener  Mund  mit 
schmalen  Lippen;  energische  Falten  neben  der  Nase;  kleine 
Augen;  zusammengezogene  Brauen;  ziemlich  niedrige  Stirn; 
kurzgelockte  Haare,  vorne  voller  als  hinten.  Die  Locken 
vorne  mit  Hülfe  des  Bohrers  ausgearbeitet;  die  Brauen  durch 
Striche  angegeben;  die  Ränder  der  Lider  wie  feine  Nähte 
(nur  noch  am  r.  Auge  erhalten),  die  Brustwarzen  wie  kleine 
Knöpfe  gebildet.   Vorzügliche,  sehr  charakteristische  Arbeit. 

Steht  auf  einer  runden  Marmorscheibe  mit  Inschrift, 
nach  der  die  Büste  von  Pius  VI.  erworben  ist. 

Unter  Nr.  559—560: 

Zwei  Gesimsfragmente  (Taf.  73). 

a  (rechts  am  Ende). 

H.  0,20  m.,  L.  0,515  m.,  T.  0,22  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 


MÜ8E0  CHIAEAMONTI  561.  561a.  685 

Sehr  bestofsen. 

Von  unten  nach  oben:  Eierstab;  Consolen  und  Rosetten; 
Sima  mit  Anthemienband.  Rechts  Anschlufsfläche;  auf  der 
Oberfläche  zwei  Klammerlöcher.  Spät  und  unbedeutend. 
Gehört  zusammen  mit  dem  Stück  unter  Nr.  562—3. 

b  (unter  Nr.  559—60). 

H.  0,20  m.,  L.  1,13  m.,  T.  0,235  m-     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  bestofsen. 

Die  gleichen  Motive  wie  bei  a,  aber  die  einzelnen 
Teile  gröfser.  Rechts  scheinbar  Anschlufsfläche.  Auf  der 
Oberfläche  ein  Klammerloch.     Spät  und  überladen. 

561.    Römische  männliche  Porträtbüste   (Taf.  73). 

H.  (ohne  Fufs)  0,61  m.     Feinkörniger  weifscr  Marmor. 

Ergänzt  unterer  Teil  des  Nasenrückens,  Stück  am  Rand  des  r.  Ohrs, 
BUstenfufs.     R.  Braue,  Lippen,  Kinn,  1.  Ohr  bestofsen.  .    . 

Auf  trajanischer  Achselbüste  mit  alten  Formen  (unten 
der  Ansatz  des  Ihdextäfelchens)  der  Kopf  eines  bejahrten 
Mannes  leicht  nach  der  1.  Schulter  gewendet;  starkes,  breites 
Kinn;  breiter,  geschlossener  Mund  mit  schmalen  Lippen; 
volle,  etwas  faltige  Wangen;  breite,  rundliche  Nase;  kleine, 
tiefliegende  Augen,  beschattet  von  den  plastisch  ausge- 
führten Brauen;  lebhaft  modellierte  Stirn;  ziemlich  schlichte, 
mittellange  Haare.  Freundlicher,  beobachtender,  etwas  sar- 
kastischer Ausdruck.  Vortreffliche  Arbeit  trajanischer  Zeit. 
Die  früheren  Deutungen  auf  den  Vater  des  Nero  oder  des 
Trajan  oder  auf  Pompejus  waren  willkürlich. 

Vormals  im  Pal.  Altieri. 

Guattani  Monumenti  inediti  1785  Marzo  S.  18 f.  Taf.  III;  Gerhard- 
Platner  S.  74  Nr.  559;  Brunn-Arndt  Griechische  und  röm.  Porträts 
Taf.  177/8;  Bernoulli  Röm.  Ikonographie  I  S.  1301".  Taf.  IX. 

Darunter: 
561a.  Grabara  einer  Iulia  Panthea  (Taf.  73). 

H  1,20  m.,  Br.  0,76  m„  T.  0,475  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Ergänzt  der  Teil  des  Aufsatzes  zwischen  den  Voluten,  der  Nr.  561 
als  Basis  dient,  viele  Flicken  in  den  hervorragenden  Profilen  und  an  der  Fuge 
der  beiden  Teile  (unter  dem  oberen  vorragenden  Profil) 


686  MUSEO  CHIARAMONTI  562.  563. 

Über  der  Basis  ringsum  ein  mehrfach  gegliedertes,  glattes 
Profil;  dann  an  der  umrahmten  Vorder  fläche  eine  bogen- 
förmig an  zwei  Nägeln  aufgehängte  Guirlande  von  Blumen 
und  Früchten  mit  flatternden  Bändern  an  den  beiden  Enden 
und  in  der  Mitte  (Hochrelief);  darüber  die  wenig  erhobene 
tabula  ansata  mit  der  Inschrift.  An  den  Nebenseiten 
und  hinten  glatt.  Oben  wieder  weit  vorspringendes  Profil 
auf  allen  Seiten.  Auf  der  Oberfläche  rechts  und  links  je  eine 
Volute  mit  Akanthus  und  Blumen  an  den  runden  Seiten- 
flächen; dazwischen  ist  eine  giebelförmige  Erhebung,  vorn 
und  hinten  am  Rande  mit  zwei  oben  aufgerollten  und  ver- 
bundenen Streifen  verziert,  von  deren  Verbindungspunkt  eine 
Palmette  herabhängt;  rechts  und  links  von  ihr  Laubzweige 
(Flachrelief).  Darüber  dann  das  ergänzte  Stück,  das  Nr.  561 
als  Basis  dient. 

Sehr  sorgfaltige,  gute  Arbeit  der  augusteischen  Zeit. 

CIL  VI  20594. 

562.  Römische  männliche  Porträtbüste    (Ta£  73). 

H.  des  Ganzen  0,75  m.,  des  Kopfes  0,35  m.     Ziemlich  feinkörniger  wei&er 

Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Ohren  fast  ganz,  vor  beiden  ein  kleiner  Flicken 
im  Bart,  Büste  mit  Fufe  bis  auf  den  Nacken  und  beiderseits  ein  Stück 
Schulter  mit  Gewand. 

Auf  moderner  Panzerbüste  mit  Paludamentum  der  Kopf 
eines  jüngeren  Mannes  halb  nach  der  r.  Schulter  gewendet 
Schmales  längliches  Gesicht;  kurzes  Kinn;  geschlossener, 
etwas  vortretender  Mund  mit  schmalen  Lippen;  kurzer  Schnurr- 
bart und  Fliege;  längere  Schifferkrause;  schmale,  etwas 
hängende  Nase;  kleine,  tiefliegende  Augen;  niedrige,  zurück- 
weichende Stirn;  kurzgeschnittene  Haare.  Brauen  plastisch; 
Augensterne  und  Pupillen  eingegraben.  Gutes  Porträt  des 
3.  Jahrh.  n.  Chr.  (Zeit  des  Alexander  Severus). 

Gerhard- Platner  S.  74  Nr.  560. 

563.  Römische  männliche  Porträtbüste    (Taf.  73). 

H.  ohne  Fufs  0,52  m.,  des  Kopfes  0,31  m.     Marmor  des  Kopfes  ziemlich 
feinkörnig  und  leicht  gelblich;    der  der  BUste  feinkörnig  und  weifs. 

Ergänzt   Nase,   Stücke  beider  Brauen   und  der  Stirn  mit  Teil  des  r. 


MUSEO  CHIABAMONTI  564.  565.  687 

Auges,  Flicken  in  der  Stirn,  Ohren,  Teile  der  Falten,  Büstenfufs  mit  Index- 
täfelchen.    Halsfuge  verschmiert. 

Auf  einer  Oberarmbüste,  an  der  ein  Mantel  den  Nacken, 
beide  Schultern  mit  Armansätzen  und  r.  Brust  bedeckt,  sitzt 
mit  leichter  Wendung  nach  der  1.  Schulter  und  Neigung  der 
Kopf  eines  bejahrten  Mannes.  Schmales,  längliches  Gesicht  mit 
hohlen  Wangen;  breites,  stark  vortretendes  Kinn;  geschlossener 
Mund  mit  schmalen  Lippen  und  tiefen  Falten  rechts  und 
links;  tiefliegende,  besonders  an  der  Nasenwurzel  stark  be- 
schattete Augen;  hohe  Stirn;  kurzgeschnittenes  Haar.  Der 
Kopf  gehört  nicht  zur  Büste ;  er  ist  ein  vortreffliches  Porträt 
der  letzten  republikanischen  oder  der  ersten  Kaiserzeit;  die 
Büste  ist  antoninisch. 

Gerhard-Platner  S.  74  Nr.  561. 

Unter  Nr.  562—563: 

Gesimsfragment  (Taf.  73). 

H.  0,185  m  ,  L.  0,58  m  ,  T.  0,245  m*     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Sehr  bestofsen. 

Dieselben  Motive  und  Einzelmafse  wie  bei  dem  Stück  unter 
Nr.  559—60  rechts,  mit  dem  es  augenscheinlich  von  dem- 
selben Gesims  stammt  Auf  der  Oberfläche  drei  Klammer- 
löcher. 

564.  Sarkophagfragment  (Taf.  73). 

H.  0,25  m.,  Br.  0,19  m.     Grofskörniger  gelblicher  Marmor.  > 

Oben  Rand  ohne  Leiste  erhalten.  Hochrelief:  lang- 
lockiger Jüngling  mit  Panzer  und  Schwertgehänge  sitzt  nach 
links  auf  einem  Felsen,  auf  den  er  die  L.  stützt;  die  R.  ruht  im 
Schofs  und  hält  einen  Stab  (Speerschaft;  Nase,  Teil  des  1.  Arms 

und  Unterschenkel  mit  Füfsen  fehlen).      Spät  und   schlecht. 
Gerhard-Platner  S.  74f.  Nr.  562. 

565.  Relieffragment  (Taf.  73), 

H.  0,24  m.,  Br.  0,145  m<     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Oben  Rand  ohne  Leiste  erhalten.  Mittelrelief:  Herakles 
sitzt  auf  Felsen  nach  links  (r.  Hand  und  Fufse  fehlen);  das  Fell 
auf  dem  Fels  und  dem  r.  Oberschenkel;  L  Ellenbogen  stützt 


688  MU8E0  CHIARAMONTI  566. 

sich  auf  Felsen;  die  L.  hält  die  Keule;  r.  Unterarm  war  er- 
hoben (das  jetzt  sichtbare  Stück  ist  modern  aus  der  Bruch- 
stelle ausgearbeitet).    Spät  und  schlecht. 

Gerhard-Platner  S.  75  Nr.  563. 

566.  Relief fragment  (Taf.  73). 

H.  0,23  m.,  Br.  1,03  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  zwei  grofse  Flicken  r.  unten  (Stuck).  Sehr  bestofsen. 
Das  Mittelstück  überarbeitet.  Oben  und  unten  glatte  Schnittfläche,  die  aber 
nicht  modern  zu  sein  scheint ;  das  Relief  wird  sich  aus  verschiedenen  Streifen 
zusammengesetzt  haben. 

Links  der  Rest  eines  herabhängenden  Gewandes.  Dann 
eine  Relieffläche,  die  1.  schräg  vortritt  (10  cm.  lang),  dann 
grade  verläuft  (28  cm.)  und  endlich  schräg  zurückweicht 
(20  cm.).  Sie  ist  durch  eine  horizontale  Leiste  in  zwei  Teile 
geteilt.  Über  der  Leiste  von  1.  nach  r.  (Flachrelief):  Altar 
auf  Felsgrund  (er  ist  rechteckig,  an  den  Seiten  mit  Guirlanden 
verziert;  an  den  Ecken  laden  volutenartige  Glieder  aus;  oben 
in  der  Mitte  regelmäfsig  geschichtetes,  brennendes  Holz); 
Cypresse;  Bukranion;  Schale;  Bukranion;  undeutlicher  Rest 
(Cypresse?);  länglicher  Rest  mit  unregelmäfsigem  Contur; 
Rest  einer  Frau  (nach  rechts  gewendet;  nur  oben  zu  erkennen; 
sie  trägt,  wie  es  scheint,  etwas  Grofses,  Flaches  auf  dem 
Kopf);  Oberkörper  einer  verschleiertea  Frau  (die  L.  in 
Schulterhöhe  erhoben;  die  R.  scheint  das  Gewand  zu  fassen); 
Oberkörper  einer  unverhüllten  Frau  (nach  rechts),  die  mit 
der  L.  einen  Korb  auf  dem  Kopfe  hält;  Frau  bis  zu  den 
Knieen  sichtbar  (nach  rechts),  die  R.  betend  erhoben  (der 
Mantel  bedeckt  den  Hinterkopf,  Rücken,  Unterkörper  und 
1.  Unterarm);  Kopf  einer  Frau  (nach  rechts)  im  Grunde;  Frau 
bis  zu  den  Knieen  sichtbar  (nach  rechts),  beide  Hände  betend 
erhoben  (der  Mantel  bedeckt  den  Hinterkopf);  darunter  un- 
deutliche Reste  (nach  Gerhard  A.  B.  ein  Schwein);  Teil 
eines  grofsen  Blätterkranzes  (die  Blätter  nach  unten  gerichtet). 
Unter  der  Leiste:  Muschel;  Palmette;  Muschel;  rechteckige 
Abarbeitung.  Links  über  dem  Altar  der  Rest  eines  glatten 
aufsteigenden  Kyma's  mit  Platte  darüber;  Reste  davon  auch 
über  den  Frauen;  da  dazwischen  keine  Reste  erhalten»  sind, 
und    wegen    der    unregelmäfsigen   Form    der  Leiste   ist  es 


MUSEO  CHIARAMONTI  $66  A.  B.  C.  Ö89 

wahrscheinlich,  dafs  die  beiden  schräg  verlaufenden  Flächen 
sich  einst  in  der  Mitte  in  einem  stumpfen  Winkel  getroffen 
haben,  dafs  diese  Ecke  modern  abgeflacht  worden  ist  und 
in  die  neue  Fläche  die  Ornamente  in  der  Mitte  (Schale  und 
r.  Bukranion;  Palmette  und  r.. Muschel)  eingearbeitet  worden 
sind.  Oben  über  dem  Kyma  mit  Platte  noch  etwas  Relief- 
grund mit  undeutlichen  Resten  (oberhalb  des  ersten  Bukranion 
links  Rest  wie  der  Boden  einer  flachen  Schale;  rechts  davon 
halbmondförmiger  Rest;  weiter  rechts  ganz  undeutliche  An- 
sätze und  Linien). 

Das  Ganze  stellte  wahrscheinlich  einen  Opfertisch  mit 
seinen  Ornamenten  und  Reliefs  in  Flachrelief  dar,  über  den 
links  ein  Gewand  gelegt  war.  Sehr  zierliche  decorative 
Arbeit.     Oben  in  der  Mitte  die  Spur  einer  roten  Nummer. 

Gerhard  Antike  Bildwerke  Taf.  LXIII2;  Ders.  Prodromus  S.  308; 
Gerhard-Platner  S.  75  Nr.  564. 

566A.  Grabara  eines  C.  Aelius  Urbicus  (Taf.  73). 

H.  0,73  m.,  Br.  u.  T.  0,39  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

An  dem  Aetom  vorne  Flachrelief:  ein  Knabe  kniet  nach  links 
und  verbirgt  an  seiner  r.  Seite  mit  beiden  Händen  eine  Traube 
vor  einem  Hahn,  der  von  rechts  herankommt;  zu  den  Füfeen 
des  Hahns  einige  Gräser  eingeritzt;  rechts  und  links  Palmetten- 
ornament. 

Gerhard-Platner  S.  75  Nr.  A;  CIL  VI  10818. 

566B.  Deckel  einer  Aschenurne  (Taf.  73). 

H.  0,085  m*>  &r*  °»255  m-»  T.  0,24  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Er  gehört  nicht  zu  der  Urne  auf  der  er  liegt,  da  die 
Mafse  nicht  stimmen.  Im  Giebel  zwei  Vögel  aus  einem 
Gefafs  fressend.    Rechts  und  links  Palmetten. 

566C.   Ornamentierter  Pfeiler  (Taf.  73). 

H.  1,00  m.,  Br.  0,14  m.,  T.  0,055  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Ränder  bestofsen.  In  der  Mitte  durchgebrochen  und  an  der 
Bruchstelle  geflickt. 

Vorne    in    umrahmtem   Feld    eine   aus   verschiedenen 
Pflanzen   zusammengesetzte  phantastische  Staude    in  Flach- 

Vatican.  Katalog  I.  44 


69O  MUSEO  CHIARAMONTI  566 D.  E.  F.   567. 

relief.     Schmale  Nebenseiten  mit  ähnlicher,  einfacherer  Ver- 
zierung.    Hübsche  Arbeit. 

566D.  Ornamentierter  Pfeiler  (Taf.  73). 

H.  0,78  m.f  Br.  0,165  mv  T.  0,08  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Ränder  bestofsen.     Unten  abgebrochen. 

Vorne  in  umrahmtem  Feld  eine  aus  verschiedenen 
Pflanzen  zusammengesetzte  phantastische  Staude  in  Flach- 
relief. Schmale  Nebenseiten  mit  ähnlicher  einfacherer  Ver- 
zierung. Hübsche  Arbeit.  Vorne  ist  in  der  Mitte  r.  mit 
roter  Farbe  2  aufgemalt. 

566E.  Eimerartige  Aschenurne  eines 
M.  Troianius  Marcellus  (Taf.  73). 

Der  Deckel  hat  strahlenförmige  Rillen  und  einen  er- 
gänzten Kopf. 

566F.  Grabara  eines  M.  Servilius  Lampo  (Taf.  73). 

567.   Relief  mit  Darstellung  des  löwenköpfigen 

Kronos  (Taf.  74). 

H.  1,07  m.,  Br.  0,39  m.     Feinkörniger   grauer   Marmor    mit    schwärzlichen 

Adern. 

Dreimal  quer  durchgebrochen;  kleinere  Brüche  daran  anschliessend; 
die  Bruchstellen  mit  Gyps  geflickt.  Oben  durch  Brand  geschwärzt;  im 
Übrigen  stark  geputzt. 

Flachrelief:  über  einer  schmalen  Randleiste  ein  Krater, 
aus  dem  eine  violett  getupfte  Schlange  aufsteigt  (Kopf  und 
Schwanz  neben  einander  in  der  Öffnung  des  Kraters);  sie 
umringelt  eine  schwebende,  von  vorn  gesehene,  männliche 
Gestalt  (die  Füfse  rechts  und  links  von  dem  Gefäfs),  die  an 
Hüften  und  Schultern  kleine  Flügel  (an  dem  an  der  1.  Schulter 
rote  Farbenreste)  und  einen  Löwenkopf  hat  (das  Maul  stark 
ausgehöhlt);  beide  Hände  sind  symmetrisch  vor  die  Brust 
geprefst  und  halten  je  einen  Schlüssel;  die  Füfse,  Kniee  und 
Hände  sind  violett  gefärbt.  In  beiden  oberen  Ecken  je  ein 
kleines  Loch;  ein  drittes  im  r.  Fufs  der  Figur;  alle  drei  zur 
Befestigung  der  Platte  dienend.    Das  Relief  stellt  den  in  der 


MU8E0  CHIARAM0NT1  568.  69 1 

Mithras-Religion  verehrten  Kronos  (Zrvan  Akarana)  dar:  der 
Krater  deutet  auf  das  Wasser,  Schlange  und  Löwenkopf  auf 
Erde  und  Feuer,  oder  Kälte  und  Hitze,  die  Flügel  auf  die 
vier  Winde;  die  Schlüssel  bezeichnen  ihn  als  Himmels- 
pförtner (vgl.  aufser  der  unten  angeführten  Litteratur  Cumpnt 
bei  Röscher  Mythol.  Lexikon  II  Sp.  3038  f.  und  3069 f.).  Späte 
rohe  Arbeit.  Nach  Zoega  war  das  Relief  bei  der  Auffindung 
vollständig  vergoldet.     Gefunden  in  Ostia. 

Zoega  Abhandlungen  S.  198 f.;  Gerhard-Platner  S.  75  Nr.  565; 
Lajard  Memoire  sur  un  bas-relief  mithriaque  decouvert  ä  Vienne  S.  12 
Taf.l2;  ders.  Introduction  ä  l'etude  du  culte  de  Mithra  PI.  LXXIi; 
Recherches  sur  le  c.  de  M.  S.  584;  Cumont  Textes  et  monuments  relatifs 
au  culte  de  M.  II  S.  239  Nr.  81  Fig.  69. 

568.  Mithrasrelief  (Taf.  74). 

H.  0,88  m.,  Br.  1,21  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Ergänzt  die  I.  untere  Ecke  mit  dem  1.  Diener  und  den  Ähren  des 
Schwanzes,  grofses  Stück  über  dem  Stierkopf  mit  zwei  Sternen  und  der 
Hälfte  des  dritten,  Stück  am  r.  Rand  mit  1.  Hand  und  Fackelende  des  r. 
Dieners.  Zweimal  von  oben  nach  unten  und  im  oberen  Teil  von  rechts 
nach  1.  durchgebrochen. 

Mittleres  Relief:  in  der  Mitte  unter  dem  bogenförmigen 
Rand  der  Felsgrotte  Mithras  den  Stier  tötend,  nach  rechts 
gewandt  und  umblickend;  unten  Skorpion  am  Gemächt, 
Schlange  und  Hund  das  von  der  Wunde  herabrinnende  Blut 
leckend;  der  Schwanz  des  Stiers  geht  in  Ähren  aus  (Ansatz  er- 
halten); im  Rücken  des  Gottes  vier,  rechts  drei  Sterne;  links 
und  rechts  je  ein  Diener  mit  gekreuzten  Beinen  stehend,  jeder 
eine  nach  der  Mitte  gesenkte  Fackel  haltend  (der  1.  falsch 
ergänzt;  seine  Fackel  müfste  erhoben  sein);  unter  der  Gruppe 
über  der  schmalen  Bodenleiste  (die  sich  auch  rechts  und 
links  nach  oben  fortsetzt)  sieben  Altäre,  die  beiden  äufsersten 
rund,  die  andern  viereckig;  auf  dem  ersten,  vierten,  fünften 
und  siebenten  von  links  brennt  Feuer,  auf  den  übrigen  liegen 
Früchte;  über  dem  Grottenrand  rechts  Büste  der  Luna  mit 
Mondsichel  auf  dem  Scheitel,  links  Büste  des  Sol  mit  Strahlen- 
kranz, beide  der  Mitte  zugewendet;  rechts  von  Sol  auf  dem 
Rande  der  Grotte  der  Mitte  zugewandt  und  nach  unten 
schauend  der  Rabe;  über  dem  Rande  sechs  Altäre  und,  mit 
ihnen    abwechselnd    stehend,    sieben    Bäume.     Späte    gute 

44* 


} 


692  MUSEO  OHIARAMONTI  569.  570. 

Arbeit.     Gefunden  nach  Zoega  bei  S.  Lucia  in  Selce,  nach 
der  Beschreibung  Roms  in  Ostia. 

Zoega  Abhandlungen  S.  150  Nr.  26b  und  S.  172  f.;  Gerhard  - 
Platner  S.  75  Nr.  566;  Lajard  Introduction  ä  l'etude  du  culte  de  Mithra 
PL  LXXIX2;  Cumont  Textes  et  monuments  relat.  au  culte  de  M.  II  S.  199 
Nr.  13  Fig.  23. 

569.  Fragment  eines  Mithrasreliefs  (Taf.  74). 

H.  0,835  m.t  Br.  0,67.     Grofskörniger  grauer  Marmor. 

Rand  ist  links  und  oben  (mit  schmaler  Leiste)  erhalten. 
Flachrelief:  rechts  von  der  Hauptgruppe  ein  Teil  vom 
wehenden  Mantel  des  Mithras  mit  zwei  eingeritzten  Sternen 
und  der  Schwanz  des  Stieres  mit  Ahrenbüschel  erhalten;  links 
und  oben  Felsenmasse;  darauf  oben  die  Büste  des  Sol  mit 
Strahlendiadem,  der  Mitte  zugewendet;  darunter  der  Rabe, 
der  Mitte  zugewendet  auf  einem  kurzen  Lorbeerbaum  sitzend; 
links  darunter  ein  senkrecht  im  Boden  steckendes  Schwert, 
rechts  eine  nach  links  lagernde  bärtige  Gestalt,  das  Himation 
um  die  Beine  und  den  Hinterkopf  gelegt;  in  ihrer  R.  hält 
sie  die  Harpe;  dargestellt  ist  also  Saturn;  unter  ihm  ein 
Diener  rrtit  gekreuzten  Beinen  stehend,  mit  beiden  Händen 
die  nach  rechts  gesenkte  Fackel  haltend;  links  davon  auf 
einem  Baumstumpf  eine  phrygische  Mütze.  Späte  schlechte 
Arbeit.  Viele  rote  Farbspuren  an  den  Gewändern  und 
Mützen.  Gefunden  in  Ostia  durch  Fagan  gegen  Ende  des 
18.  Jahrhunderts.  Das  Fragment  gehört  zweifellos  mit  einem 
anderen,  und  zwar  Cortile  del  Belvedere  Nr.  105,  zusammen; 
Mafse,  Marmor  und  Stil  stimmen  überein,  und  die  Falten 
des  Mantels  z.  B.  gehen  unmittelbar  in  einander  über. 

Zoega  Abhandlungen  S.  150  Nr.  25  u.  S.  176 f.;  Gerhard-Platncr 
S.  75  Nr.  567;  Lajard  Introduction  ä  l'etude  du  culte  de  Mithra  PI. 
LXXVIIIi;  Cumont  Textes  et  monuments  relatifs  au  culte  de  M.  II  S.  245 f. 
Nr.  85  Fig.  78. 

570.    Weiblicher  Kopf  (Taf.  74). 

H.  des  Ganzen  0,445  m->  des  Kopfes  0,24  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Mund,  Kinn,  Unterteil  des  Halses  mit  BruststUck  und 
Fufs.     Stark  geputzt. 

Kopf  einer  jungen  Frau,  ganz  leicht  nach  seiner  L.  ge- 
wendet;   rundes,  volles  Gesicht;   alle  bestimmenden  physio- 


MÜ8B0  CHIMAM0NT1  57 1.  571a.  572.  693 

gnomischen  Züge  bis  auf  die  Augen  modern;  die  Haare  vor 
einem  umschließenden  Bande  emporgekämmt,  sodafs  sie 
einen  hohen  Kranz  aufsteigender  Locken  bilden;  hinten  sind 
sie  unter  dem  Bande  einfach  verschlungen.  Schlecht  und 
unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  75  Nr.  568. 

571.  Weiblicher  Idealkopf  (Taf.  74). 

H.  ohne   Fufs  0,315  m.     Grofskörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Büstenfuis  mit  In d ex täf eichen.  Stark  bestofsen. 
Unten  modern  abgeschnitten. 

Leichte  Wendung  nach  der  r.  Seite  und  Hebung;  rundes 
Gesicht  mit  weichlichen  Formen ;  emporgezogene  Unterlider; 
niedrige  Stirn;  Haare  gescheitelt  und  vor  einem umschliefsenden 
Bande  zurückgestrichen;  hinten  ein  Knoten.  Ganz  schlechte 
Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  75  Nr.  569. 

571a.  Statuette  des  löwenköpfigen  Kronos 

(Taf.  74). 

H.  ohne  Basisplatte  0,42  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Hände  fehlen.     Sehr  bestofsen. 

Aufrecht  stehend;  umwunden  von  der  Schlange,  deren 
Kopf  oben  auf  dem  Löwenkopfe  liegt;  beide  Unterarme  vor- 
gestreckt.    Hinten  nicht  ausgeführt.     Schlechte  Arbeit. 

An  der  untergelegten  Basisplatte  die  Nummer  45,  die 
die  Statuette  im  Museo  egiziano  des  Vatican  getragen  hatte, 
in  dem  sie  früher  aufgestellt  war. 

Cumont  Textes  et  monuments  relatifs  au  eulte  de  Mithra  II  S.  213 
Nr.  34. 

572.    Römischer  männlicher  Porträtkopf  (Taf.  74). 

H.  des  Ganzen  0,53  m.,  des  Kopfes  0,265  m-     Grofskörniger  grauer  Marmor. 

Ergänzt  Haare  über  der  Stirn,  1.  Braue  mit  Teil  der  Stirn,  Nase,  1. 
Ohr,  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs. 

Kopf  eines  Mannes  in  mittleren  Jahren  leicht  nach  der 
1.  Schulter  gewendet;  hervorragend  häfslich:  knochiges  Ge- 
sicht; breites  Kinn  mit  kurzgeschnittenem  Bart;  eingefallene 
Wangen;   vorstehende  Backenknochen;  breiter  geschlossener 


94  MÜ8K0  CHIARAM0NT1  573.  574.  574a. 

Mund  mit  schmalen  Lippen;  breite  Nase;  geschlitzte,  nach 
der  Nase  zu  gesenkte  Augen;  dicht  gelocktes  Haar.  Derb 
ausgeführtes  Porträt  der  flavischen  Zeit  (Barbar?). 

Gerhard-Platner  S.  75  Nr.  570. 

573.  Statuette  des  löwenköpfigen  Kronos 

(Taf.  74). 

H.  ohne  Basisplatte  0,73  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor  mit 

schwarzen  Adern. 

Abgebrehen  war  der  1.  Arm.  Gebrochen  durch  die  Hüften  und 
Knöchel;  an  den  Bruchstellen  einige  Verletzungen.  Die  Fitigel  fehlen 
(Löcher  zum  Einsetzen  vorhanden). 

Auf  einer  Halbkugel  aufrecht  stehend;  ein  Gewand  um 
den  Unterkörper  vor  dem  Bauch  geknotet;  umwunden  von 
der  Schlange,  deren  Kopf  auf  dem  Löwenkopf  liegt;  die 
Hände  mit  Schlüsseln  vor  der  Brust.  Rohe  Verwendung  des 
Bohrers  am  Kopf.  Elende  Arbeit.  Stammt  (nach  Raffe  i) 
aus  Casa  Carpegna. 

An  der  Halbkugel  vorne  die  Nummer  20,  die  die  Statuette 
im  Museo  egiziano  des  Vatican  getragen  hatte,  in  dem  sie 
früher  aufgestellt  war. 

Kircher  Oedypus  Aegyptiacus  III  S.  504;  Raff  ei  Osservazioni  sopra 
aleuni  monumenti  esistenti  nella  Villa  Albani  S.  24  (Winckelmann  Monumenti 
antichi  inediti  III  S.  131);  Zoega  Abhandlungen  S.  204  Nr.  6;  Cumont 
Textes  et  monuments  relatifs  au  eulte  de  Mithra  II  S.  214  Nr.  35  Fig.  41. 

574.  Kopf  des  Trajan  (Taf.  74). 

H.  des  Ganzen  0,50  m.,  des  Kopfes  0,24  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Ränder  der  Ohren,  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs.  R. 
BTaue  und  Oberlippe  geflickt. 

Leichte  Wendung  nach  der  1.  Schulter.  Stellt  den  Kaiser 
in  jüngeren  Jahren  mit  vollen  Wangen  dar;  sehr  freundlicher 
Ausdruck.     Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  75  Nr.  572;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie 
II  2  S.  78  Nr.  19. 

r 

574a.  Römischer  männlicher  Porträtkopf  (Taf.  74). 

H.  des  Ganzen  0,455  m»  des  Kopfes  0,21  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Vorderteil  der  Nase,  Ohren,  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs. 
Gypsflicken  in  der  Stirn.     Stark  geputzt, 


MUSEO  CHIARAMONTI  575.  576.  577,  695 

Kopf  eines  jüngeren  Mannes  leicht  nach  der  r.  Schulter 
geneigt  und  gewendet.  Längliches  Gesicht;  breites  Kinn; 
Kinnbart  eingepickt;  breiter,  geschlossener,  etwas  vorstehender 
Mund,  schmale  Nase,  hohe,  glatte  Stirn;  Augensterne  und 
Pupillen  eingegraben;  kurz  geschorenes  Haar.  Trauriger, 
blöder  Ausdruck.     Schlechte  Arbeit  des  3. — 4.  Jahrh.  n.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  75  Nr.  571. 

575.  Römischer   weiblicher   Porträtkopf  (Taf.  74). 

H.  ohne  Fufs  0,315  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase  mit  Teil  der  Oberlippe,  Büstenfufs.  R.  Braue  und 
Ränder  der  Ohren  bestofsen.  Unten  gebrochen,  und  der  Bruch  z.  T. 
glatt  abgeschnitten. 

Kopf  einer  Frau  in  mittleren  Jahren,  halb  nach  ihrer  R. 
gewendet  und  gehoben;  breites  Gesicht  mit  sehr  vollen 
Formen;  Ansatz  zu  Doppelkinn;  breiter  geschlossener  Mund 
mit  starker  Unterlippe;  grofse,  aufwärts  blickende  Augen. 
Ideale  Tracht  der  Haare,  die  vorne  gescheitelt  und  über  ein 
Band  zurückgestrichen  sind;  grofse  Schläfenlöckchen;  hinten 
ein  abstehender  Büschel  zusammengebundener  Locken;  im 
Nacken  ein  Rest  von  Gewand.  Geringe  Arbeit  der  ersten 
Kaiserzeit. 

Gerhard-Platner  S.  75  Nr.  573. 

576.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  74). 

H.  0,51  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Ergänzt  Nase,  Bruststack  mit  Fufs. 

Kopf  einer  jungen  Frau  leicht  nach  der  1.  Schulter  ge- 
wendet; breites  Gesicht;  starkes  Kinn;  geschlossener  Mund 
mit  schmalen  Lippen;  längliche  Augen;  die  Haare  z.  T.  nach 
vorne  gekämmt,  wo  sie  über  der  Stirn  ein  hohes,  oben  zu- 
gespitztes Toupet  künstlich  gedrehter  Löckchen  bilden;  am 
Hinterkopf  ein  grofses  rundes  Nest  von  Flechten.  Zeit  des 
Titus.    Ganz  elende  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  75  Nr.  574. 

577.  Torso  einer  Knabenstatuette  (Taf.  74). 

H.  0,42  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  Arme  bis  auf  Ansätze,  Beine  von  der 
Mitte  der  Oberschenkel  abwärts. 


696  MÜ8E0  CHIABAMONTI  578.  579. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Oberschenkel  leicht 
vorgesetzt;  an  der  r.  Hüfte  grofser  Stützenansatz,  jedenfalls 
für  einen  Stamm,  auf  den  sich  der  r.  Ellenbogen  gestützt 
haben  wird;  1.  Oberarm  ging  nach  rückwärts;  Kopf  war  nach 
der  r.  Schulter  gewendet  und  geneigt.  Einfache  Formen. 
Geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  75  Nr.  575. 

578.  Statuette  eines  Silen  (Taf.  74). 

H.  0,78  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  mit  Hals,  Nacken  und  Teil  der  r.  Schulter,  1.  Schulter 
mit  Knoten  des  Fells,  L  Hand  mit  Öffnung  des  Schlauchs,  äufserer  Teil 
des  Schlauchs,  r.  Unterarm  (von  der  Hand  die  zwei  kleinsten  Finger  antik), 
der  aufgenommene  Rand  des  Fells,  Rückseite  des  r.  Oberschenkels,  r.  Unter- 
schenke!  mit  halbem  Knie,  1.  Unterschenkel,  Fttfse,  Basis. 

Der  Silen  steht  mit  r.  Standbein,  den  1.  Fufs  leicht  vor- 
gestellt, und  lehnt  sich  mit  dem  1.  Ellenbogen  auf  einen 
Schlauch,  dessen  Öffnung  die  L.  hält  und  der  auf  einem 
Stamm  liegt,  an  dem  vorn  der  Kopf  eines  Pantherfells  sichtbar 
wird,  das  wohl  als  Unterlage  des  Schlauchs  gedacht  ist;  auf 
der  1.  Schulter  ist  ein  Bocksfell  geknüpft,  das  um  die  r. 
Hüfte  geschlungen  ist  und  vorn  von  der  R.  aufgenommen 
wird;  der  moderne,  bärtige  und  rebenbekränzte  Kopf  ist 
nach  der  1.  Seite  hin  gewendet  und  geneigt.  Diente  jeden- 
falls als  Brunnenfigur;  das  Wasser  sprudelte  aus  dem 
Schlauch:  der  Silen  ist  betrunken;  während  er  seicht,  drückt 
er  mit  dem  1.  Ellenbogen  auf  den  Schlauch,  dessen  Inhalt 
so  herausgeprefst  wird.  Das  Standmotiv  ist  abgleitet  von 
dem  lysippischen  Silen  mit  dem  Dionysosknaben  (Braccio 
nuovo  Nr.  11).  Zwei  Repliken  in  Neapel  (Museo  Borbonico 
II  pl.  61  und  Bronzes  d'Hercul.  Nr.  465  =  Clarac  730B 
1765C  u.  734D  1765I).     Elende  Decorationsarbeit. 

Gerhard-Platner  S.  75  Nr.  576. 

579.  Torso  einer  Statuette  der  Hermes  (Taf.  74). 

H.  0,54  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  r.  Unterarm  mit  Ellenbogen  und  Hand 
(Loch  zur  Ergänzung  gebohrt),  Spitze  des  Kerykeion,  vordere  Hälfte  der 
drei  inneren  Finger  der  1.  Hand,  Unterschenkel  mit  Knien  und  Füfsen.  Die 
Falten  vielfach  bestofsen.     An  der  r,  Hüfte  vorn  Verletzungen, 


MD8K0  CHIARAMONTI  579.  697 

Hermes  als  Knabe  (ohne  Pubes);  aufrechte  Haltung;  L 
Standbein  (am  Oberschenkel  hinten  Ansatz  der  Hauptstütze); 
r.  Oberschenkel  leicht  vorgesetzt;  r.  Arm  war  gesenkt,  der 
Unterarm  angesetzt  (Stiftloch  in  der  Bruchfläche;  am  r. 
Oberschenkel  vorne  Ansatz  einer  gröfseren  Stütze,  wohl  für 
das  Attribut  der  R.);  L  Arm  gesenkt;  verhüllt  von  der  mit 
dem  geknüpften  Teil  auf  der  Schulter  ruhenden  Chlamys;  die 
L.  hält  das  Kerykeion  (doch  wohl  dies  Attribut,  trotzdem  nur 
eine  Schlange  sich  um  den  Stab  ringelt),  dessen  oberer  Teil 
am  Oberarm  aufsen  anliegt  (am  Gewand  unter  der  L.  kleiner 
Rest  einer  Stütze  für  das  Unterende  des  Kerykeion).  Der 
Kopf  war  nach  der  r.  Schulter  gewendet;  Tänienende  auf 
der  r.  Schulter,  Schlichte  Formen;  an  der  Chlamys  Reste 
dunkelroter  Farbe.     Einfache  Arbeit. 

Gerhard-PJatner  S.  75  Nr.  577. 

Unter  Nr.  577—579: 

Zwei  Gesimsfragmente  (Taf.  74). 
a)  (unter  Nr.  577). 

H.  0,25  m.,  Br.  oben  0,52  m.,  unten  0,22  m.,  T.  0,30  m.     Feinkörniger 

grauer  Marmor. 

Oben  sehr  bestofsen.     Links  gebrochen. 

Verkröpftes  Gesims,  hinten  beiderseits  schräg  geschnitten 
(man  erkennt  noch,  dafs  die  1.  Seite  ebenso  gestaltet  war  wie 
die  rechte).  Auf  der  Oberfläche  links  eine  schräg  liegende 
Klammerspur,  rechts  ein  Klammerloch.  Von  unten  nach 
oben:  Zahnschnitt;  sehr  flache  Consolen;  Geison;  schmales 
glattes  Kyma;  Sima.     Schlechte  Arbeit. 

b)  (unter  Nr.  578—9). 

H.  0,29  ro.t  L.  1,1 1  m.,  T.  0,29  m.    Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Ergänzt  ein  Teil  des  oberen  Profil  es  rechts.  Sehr  verwaschen 
und  bestofsen« 

Der  Länge  nach  leicht  gerundet.  Von  unten  nach  oben: 
Perlenschnur;  Zahnschnitt;  Eierstab;  Consolen  und  Rosetten; 
Geison  mit  vertieften  Quadraten,  in  deren  Mitte  ein  viereckiger 
Pflock  stehen  gelassen  ist,  und  die  getrennt  sind  durch  je 
einen    Steg    mit    senkrechtem    Einschnitt;    Eierstab;    glatte 


698  MÜ8EO  CIUABAMONTI  580. 

Sima.     Links  und  wahrscheinlich  auch  rechts  Anschlufefläche. 
Schlechte  Arbeit. 

580.  Statuette  einer  alten  Frau  (Taf.  74). 

H.  1,19  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  mit  Gewand,  Hals,  1.  Brust  fast  ganz  und  1.  Schulter, 
Spitze  der  1.  Brust,  1.  Hand  mit  Alabastron,  Gewand  zwischen  Hand  und 
Brust,  Vorderteil  des  vom  I.  Arm  herabhängenden  Gewandzipfels,  r.  Ann 
mit  Teilen  des  Gewandes  und  Hand,  Flicken  in  den  Falten,  Füfse  mit 
Gewandsaum  und  Basis. 

Eine  alte  Frau  steht  etwas  zusammengekrümmt;  1.  Stand- 
bein mit  weit  ausbiegender  Hüfte;  r.  Fufs  leicht  zur  Seite 
gesetzt;  Schuhe;  Chiton  aus  feinem  Zeug,  der  von  der  r. 
Schulter  geglitten  ist;  der  Mantel  ist  über  den  Hinterkopf 
gelegt  (richtig  ergänzt),  bedeckt  den  Rücken,  1.  Schulter  und 
Arm,  ist  um  die  Hüften  beiderseits  vorgenommen  und  vor 
dem  Unterleib  verknotet;  r.  Arm  gesenkt;  1.  Oberarm  ge- 
senkt, Unterarm  vorgestreckt  (Hand  mit  Alabastron  ergänzt); 
der  moderne  (haubenbedeckte)  Kopf  ist  halb  zur  1.  Schulter 
gewendet. 

Das  Welke  des  Körpers  ist  naturwahr  dargestellt.  Dies 
und  der  sehr  lebhafte,  zierliche  Wurf  des  Gewandes  be- 
weisen, dafs  das  Original  der  Figur  hellenistisch  war.  Die 
eigentümliche  Tracht  des  Mantels  findet  sich  auch  sonst  an 
Statuetten  alter  Frauen:  a)  Giardino  della  Pigna  Nr.  49; 
b)  Palazzo  Doria  Panfili  (Matz-Duhn  Ant.  Bildwerke  in  Rom 
Nr.  1208;  Clarac  778,  1948V,  c)  Museo  nazionale  romano  (un- 
publiciertV  Von  diesen  sind  b  und  c  durch  die  Kürze  des 
Chiton  als  bäuerisch  gekennzeichnet;  c  hält  ein  Weingefafs 
in  den  Armen.  Dadurch  erklärt  es  sich,  dafs  die  gleiche 
Tracht  auf  Sarkophagen  bei  einer  alten  Frau  wiederkehrt,  die 
dem  Dionysos  ein  Opfer  herrichtet  ^z.  B.  hierselbst  Nr.  709, 
Belvcdere  Nr.  116);  auch  bei  Mänadcn  findet  sie  sich  (z.  B. 
auf  dem  Deckel  des  Sarkophag  Casalt;  Visconti  Museo  Pio- 
Clcmcntino  V  Taf.  C  =  Baumeister  Denkm.  d.  klass.  Alt  I 
S.  442  Abb.  4Q;X  und  in  Darstellungen  ländlicher  Mysterien- 
feiern auf  den  Stuckreliefs  des  Museo  nazionale  romane 
,Monumenti  inediti  pubb!.  doli  Istituto  arch.,  supplemento 
l\u.  XXXIV   =  I.cssing-Mau  Wand-  und  Deckenschmuck 


MÜSEO  CHIABAMONTI  58 1.  582.  699 

Taf.  XIV;  Heibig  Nr.  1 107/8).  Augenscheinlich  wurde 
der  Mantel  in  dieser  Weise  von  Mägden  und  Schaffhermnen, 
vor  allem  auf  dem  Lande,  getragen,  um  bei  den  Hantierungen 
nicht  zu  behindern;  aus  dem  Leben  wurde  er  dann  auf  die 
mythischen  Teilnehmerinnen  der  ländlichen  Dionysosfeiern 
übertragen.  Über  weitere  Beispiele  dieser  Tracht  und  ihre 
wahrscheinliche  Herkunft  aus  Ägypten  vgl.  Lucas  a.  unten 
a.  O.  Damit  ist  natürlich  nicht  gegeben,  dafs  alle  diese 
Statuetten  etc.  auf  alexandrinische  Originale  zurückgehen 
müfsten. 

Die  Figur  ist  in  den  oberen  Teilen  gut,  der  Chiton 
unten  schlecht  gearbeitet.  Gefunden  1822  auf  Piazza  del 
Popolo. 

Gerhard-Platner  S.  76  Nr.  578;  C.  L.  Visconti  Descrizione  dei 
Musei  Vaticani  (1870)  Nr.  580;  Lucas  Jahrbuch  d.  I.  1900  S.  41. 

581.  Torso  einer  Statuette  des  Herakles  (Taf.  74). 

H.  0,57  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  r.  Arm  von  der  Mitte  des  Oberarms  an 
mit  Hand,  ].  Ellenbogen,  1.  Unterarm  fast  ganz  mit  Hand,  grofse  Teile  des 
Fells,  Unterschenkel,  Füfse.  Rest  eines  Eisenpflockes  im  Bruch  des  Halses 
und  des  1.  Arms  (von  antiker  Ergänzung  oder  Stückung  herrührend). 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein,  verstärkt  durch  einen 
Stamm,  auf  den  das  Fell  niederfallt,  das  über  den  vor- 
gestreckten 1.  Unterarm  gelegt  war;  r.  Fufs  war  zur  Seite  und 
zurückgesetzt;  r.  Arm  hing  herab  (Stützen  an  der  r.  Hüfte 
und  dem  r.  Oberschenkel  aufsen);  der  Kopf  war  nach  der 
r.  Schulter  gewendet. 

Nach  Motiv  und  Formen  auf  ein  Original  der  Zeit  zwischen 
Polyklet  und  Lysipp  zurückgehend.    Mäfsige  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  76  Nr.  579. 

582.  Statuette  des  ausruhenden  Satyrs  (Taf.  74). 

H.  0,90  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  und  Hals,  Stück  des  Fells  hinter  der  r.  Schulter, 
Schnauze  des  Fells,  1.  Arm  mit  Hand  und  aufgenommenem  und  herab- 
hängendem Teile  des  Fells,  Unterschenkel  mit  Füfsen  und  gröfstem  Teil 
der  Basis.  Es  fehlen  r.  Unterarm  mit  Ellenbogen  und  Hand,  Teile  am 
Rande  des  Fells,   Teil  der  Schlange  am  Stamm   unten   (Eisenstift  fUr  ehe- 


700  MU8E0  CHIARAMONTI  583. 

malige  Ergänzung  erhalten).     Am  r.  Knie  waren  zwei  Stücke  gebrochen. 
Stark  geputzt 

Geringwertige  Statuettenreplik  des  dem  Praxiteles  zu- 
geschriebenen, ausruhenden  Satyrs;  vgl.  Braccio  nuovo 
Nr.  120.  Aus  einer  Öffnung  des  Stammes  unten  ringelt  sich 
eine  Schlange. 

Gerhard-Platner  S.  76  Nr.  580;  Klein  Praxiteles  S.  205  Anm. 
Nr.  45. 

583.  Torso  einer  Statuette  des  Silen  (Taf.  74). 

H.  0,46  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Es  iehlen  Kopf  und  Vorderteil  des  Halses  und  der  Brust,  Arme,  r. 
Unterschenkel,  Füfse.     Vorne  ganz  überarbeitet. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Bein  stark  vorgesetzt; 
an  der  1.  Hüfte  aufsen  der  Ansatz  der  Hauptstütze,  wohl 
eines  Baumstammes,  auf  den  sich  der  1.  Ellenbogen  gestützt 
haben  wird;  r.  Arm  war  hoch  erhoben,  der  Kopf  nach  der 
1.  Schulter  gewendet;  Reste  des  Bartes  auf  der  Brust;  ein 
Nebris  schärpenartig  um  r.  Schulter  und  1.  Hüfte  geschlungen 
und  vorne  verknüpft.  Dicker  Bauch;  ganz  behaart.  Das 
Motiv  entspricht  dem  des  Apollon  Lykeios,  von  dem  es  auf 
Dionysos,  hier  auf  dessen  Diener,  übertragen  worden  ist 
Geringwertig. 

Gerhard-Platner  S.  76  Nr.  581. 

Unter  Nr.  581—583: 

Zwei  Gesimsfragmente    (Taf.  74). 

a  (unter  Nr.  581—2). 

H.  0,29  m.,  L.  1,21  m.,  T.  0,30  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Zweimal  durchgebrochen.  Ergänzt  sehr  viel  neben  dem  L  Bruch. 
Sehr  bestofsen. 

Von  unten  nach  oben:  Zahnschnitt;  Consolen;  ganz 
niedriges  Geison;  Sima  mit  Anthemienband.  Rechts  eine 
Ecke;  links  glatte  Schnittfläche.     Schlechte  Arbeit. 

b  (unter  Nr.  583). 

H.  0,25  m.,  L.  0,39  m.,  T.  0,30  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Ergänzt  ein  Teil  oben  rechts.     Sehr  bestofsen. 


MTJSEO  CHIARAMONTI  584.  585.  586.  586 A.  B.  70I 

Motive  wie  bei  dem  Stück  a  unter  Nr.  577.  Links  Ecke:, 
Geringe  Arbeit. 

584.  Fragment  eines  ornamentierten  Pfeilers 

(Taf.  74). 

H.  0,42  m.,  Br.  0,18  m.     Grofskörniger  grauer  Marmor. 
Ringsum  gebrochen. 

Lorbeerzweig  in  Flachrelief.     Gute  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  76  Nr.  582. 

585.  Fragment  eines  ornamentierten  Pfeilers 

(Taf.  74). 

H.  0,50  m.,  Br.  0,22  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Links  grader  Rand  erhalten.  Weinrebe  mit  kleiner 
Schlange  oben  im  Flachrelief;  sie  kehrt  sich  gegen  einen 
kleinen  Vogel,  der  ihr  Schwanzende  mit  dem  Schnabel  ge- 
fafst  hält.     Gute  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  76  Nr.  583. 

586.  Fragment  eines  ornamentierten  Pfeilers 

(Taf.  74). 

H.  0,50  m.f  Br.  0,205  m*     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Links  und  rechts  grader  Rand  erhalten.  Phantastische 
Staude  senkrecht  aufsteigend  mit  Weinrebe  rechts  und  links; 
unten  links  eine  Eidechse,  rechts  ein  Vogel.  Flachrelief. 
Gute  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  76  Nr.  584. 

586  A.    Grabara  einer  Furia  Primitiva  (Taf.  74). 
Am  Aetom  vorne  ein  sitzender  Adler  in  Hochrelief. 

CIL  VI  18813. 

586 B.  Fragment  einer  Satyrherme  (Taf.  74). 

H.  0,775  m-     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hai?,  grofeer  Teil  der  Schulteipartie,  unteres 
Ende  des  Schaftes.     Ränder  sehr  bestofsen. 

An  einer  nach  unten  allmählich  verjüngten  Herme  ist 
auf  der  1.  Schulter  ein  Bocksfell  geknüpft;  ebenda  Rest  einer 


702  MU8E0  CHIARAMONTI  586  C.  D.  587. 

gefältelten  Kopfbinde.     An  der  r.  Schmalseite  zwei  kleine 
Löcher,  links  eins  mit  Metallfüllung.    Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  76  Nr.  A. 

586 C.  Fragment  einer  Satyrherme  (Taf.  74). 

H.  0,92  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  grofser  Teil  der  Schultcrpartie,  Teil  des 
unteren  Schaft-Endes.     Das  Fell  unten  bestofsen. 

Aus  einem  Kelch  von  jederseits  drei  Blättern  steigt  ein 
nach  oben  sich  verbreiternder  Hermenschaft  auf  (vgl.  über 
diese  Form  und  ihre  wahrscheinlich  hellenistische  Entstehung 
Schreiber  Alexandr.  Toreutik,  Abh.  d.  sächs.  Ges.  d. 
Wissensch.  1894  S.  452  Anm.  71),  auf  dessen  1.  Schulter  ein 
Pantherfell  geknüpft  ist;  auf  der  r.  Schulter  Rest  einer  kleinen 
Epheuranke.  An  jeder  Nebenseite  ein  kleines  Loch  mit 
Metallfüllung.  Unbedeutend.  Kein  Gegenstück  zu  Nr.  586B, 
da  die  Brust  breiter  ist. 

Gerhard-Platner  S.  76  Nr.  B. 

586D.  Grabara  einer  Aelia  Potita  (Taf.  74). 

An  dem  spitzenbogenförmigen  Aetom  vorne  ein  sitzender 

Adler  in  Hochrelief;    als  Akroterien  je  eine  bärtige  Maske. 
CIL  VI  10952. 

Abteilung  XXIV. 

587.  Gruppe  des  Ganymed  mit  dem  Adler 

(Taf.  75). 

H.  1,40  m.     Grofskörniger  weifser  Marmor  (parischer?). 

Ergänzt  Spitze  der  Mütze,  Teil  der  Mütze  zwischen  Spitze  und 
Haaren,  Teile  der  Haare  über  der  Stirn,  Mitte  der  Stirn,  Nase,  Mitte  der 
Lippen,  Kinn,  grofee  Teile  des  Chlamys  auf  der  Brust,  r.  Arm  mit  Hand 
und  Schale,  Stück  im  oberen  Ende  des  Pedum,  1.  Ellenbogen,  1.  Hand  mit 
unterem  Ende  des  Pedum,  drei  Flicken  im  1.  Oberschenkel,  grofser  Flicken 
im  r.  Schienbein  oben,  kleinerer  ebenda  unten,  grofser  Flicken  in  der  1. 
Wade,  kleinerer  über  dem  1.  Knöchel,  am  Adler  Schnabel  und  Ecke  des  r. 
Flügels,  im  Stamm  hinten  zwei  lange  Flicken.  Bruch  unter  der  Chlamys 
durch  r.  Schulter,  Rücken,  Brust  und  1.  Oberarm,  einer  neben  der  1.  Seite, 
einer  durch  den  Ast  des  Stammes,  einer  durch  die  Oberschenkel,  einer 
durch  den  r.  Unterschenkel  unten,   einer  durch  den  1.  Unterschenkel  oben, 


MUSEO  CHIABAMONT1  587.  703 

einer  durch  den  1.  Knöchel,  einer  durch  den  1.  Fufs  über  den  Zehen,  einer 
durch  Rücken  und  Ferse  des  r.  Fufses,  einer  durch  den  Schwanz  des  Adlers. 
Stark  geputzt  und  geglättet. 

Ganymed  steht  mit  r.  Standbein,  es  mit  dem  1.  Beine 
kreuzend;  er  lehnt  mit  der  r.  Achsel  gegen  einen  Stamm, 
vor  dem  unten  der  emporschauende  Adler  sitzt;  die  auf  der 
r.  Schulter  geknüpfte  Chlamys  ist  um  den  1.  Arm  geschlungen; 
die  L.  hält  das  Pedum;  der  r.  Oberarm  ist  seitlich  ab-,  der 
Unterarm  vorgestreckt  (in  der  Hand  die  Schale  ergänzt);  der 
lockige  Kopf  mit  der  phrygischen  Mütze  beugt  sich  freund- 
lich zu  dem  Adler  •  herab,  ohne  indes  den  Blick  ihm  zu- 
zukehren. Sehr  weiche,  zarte  Formen.  Die  Ausführung  ist 
elegant,  aber  glatt  und  leblos;  besonders  langweilig  die 
Chlamysfalten.  Das  Exemplar  wird  in  hadrianischer  Zeit 
gearbeitet  sein.  Das  Original  mufs  im  Beginn  der  hellenis- 
tischen Zeit  entstanden  sein;  vgl.  den  Satyr  mit  der  Quer- 
flöte, Braccio  nuovo  Nr.  36A.  Die  Ergänzung  der  R.  mit 
der  Schale  wird  wohl  das  Richtige  treffen.  Ob  die  Situation 
auf  Erden  oder  im  Olymp  zu  denken  sei,  ist  aus  den 
Motiven  nicht  ersichtlich;  für  das  erstere  wird  das  Vor- 
handensein des  Pedum,  das  als  charakteristisches  Attribut 
den  Hirtenknaben  auch  in  den  Olymp  begleiten  konnte, 
kaum  entscheidend  sein.  Dafs  Ganymed  den  Adler  necke 
und  ihm  den  Trank  vorenthalte,  ist  eine  ganz  willkürliche 
Annahme. 

Gefunden  1780  in  der  Tenuta  del  Quadraro  vor  Porta 
S.Giovanni;  erworben  nach  der  Inschrift  an  der  Basis  vorne 
von  Pius  VI.  Stand  ehemals  im  Gabinetto  delle  maschere. 
An  seiner  Stelle  ist  noch  in  der  „Beschreibung  der  St.  Rom", 
die  mit  Nr.  546  zusammen  gefundene  Statue  der  Faustina 
verzeichnet  (s.  dort). 

Piranesi  Raccolta  di  statue  Taf.  IV;  Riccy  Dell*  antico  Pago 
Lemonio  in  oggi  Roma  -Vecchia  S.  123  Nr.  65;  Visconti  Museo  Pio- 
Clemcntino  II  Taf.  XXXV;  P.  Massi  Indicazione  antiquaria  (1792)  S.  92 f. 
Nr.  46;  Miliin  Gal.  mytholog.  pl.  CXLVI  Nr.  534  (=  Guigniaut  Religions 
de  l'antiquite  pl.  CCXVIII  Nr.  746a);  Pistolesi  V  Taf.  LXX1V;  K.  O. 
Müller  Handbuch  der  Archäologie  §  357,  6;  Clarac  409,  708;  Gerhard- 
Platner  S.  204  Nr.  10;  Welcker  Monum.  ed  Annali  d.  I.  1856  S.  94; 
O verbeck  Kunstmythologie  II  S.  543a;  Heibig  Nr.  in. 

Photographie  Anderson  1382  (2);  Moscioni  3081 ;  Rocca8o7;  l923 
(Kopf). 


\ 


704  MUSEO  CHIARAMONTI  587  A.    588. 

Darunter: 

587  A.   Grabara  eines  Carpus  Aug.  lib. 
Pallantianus    (Taf.  75). 

H.  0,99  m.f  Br.  o,6o  m.,  T.  0,46  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  bestofsen. 

Unten  und  oben  allseitig  ein  mehrfach  gegliedertes, 
glattes  Profil.  An  der  Vorderseite  die  umrahmte  Inschrift. 
L.  Nebenseite:  Hochrelief  in  vertieftem,  eingerahmten  Feld ; 
über  plastisch  angegebenen  Wellen  ein  Schiff  nach  rechts 
fahrend;  über  dem  Hinterteil  die  bärtige  Maske  eines  Meer- 
gottes; auf  dem  Schiff  steht  ein  Mann  in  Tunica  und  Toga  und 
legt  die  L.  auf  einen  Gegenstand,  geformt  wie  ein  nach  oben 
verjüngter  dreiseitiger  Pfeiler,  dessen  eine  Seite  ausgehöhlt 
ist;  unten  steht  dieser  Gegenstand  in  einem  runden,  auf  drei 
Füfsen  ruhenden  Behältnis.  R.  Nebenseite:  in  ebensolchem 
Feld  steht  auf  besonderer  Basis  mit  eingerahmtem,  eckigen 
Feld  eine  weibliche  Gestalt  in  hochgegürtetem,  ziemlich 
kurzen  Peplos;  die  gesenkte  R.  scheint  einen  Straufs  zu 
halten;  die  seitwärts  ausgestreckte  L.  erhebt  eine  Fackel, 
von  der  sich  nur  das  obere  Ende  erhalten  hat.  Die  Er- 
klärung giebt  die  Inschrift,  nach  der  der  Verstorbene  adiutor 
praefecti  Annonae  war.  Auf  die  HerbeischafTung  der 
Annona  zur  See  unter  Obhut  eines  Beamten  deutet  das  Bild 
mit  dem  Schiff  (der  Gegenstand,  auf  den  der  Mann  die  Hand 
legt,  ist  der  Behälter  der  Annona);  die  weibliche  Gestalt  wird 
Annona  selbst  darstellen  sollen,  trotzdem  sich  die  Fackel 
sonst  nie  bei  ihren  Figuren  findet,  oder  die  mit  der  Annona 
späterhin  verschmelzende  Ceres. 

Stammt  aus  der  Zeit  des  Kaiser  Nero.     Geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  76  (unter  Nr.  585);  Brunn  Annali  d.  I. 
1849  S.  i37f.=Kleine  Schriften  I  S.  52t*.;  CIL  VI  8470;  Wissowa  bei 
Röscher  Mythol.  Lexikon  I  Sp.  361;  Hirschfeld  Philologus  XXIX  S.  51; 
De  Ruggiero  Dizionario  epigrafico  I  S.  481  Nr.  3;  Marquardt  Staats- 
verwaltung II2  S.  132;  Oehler  bei  Pauly- Wissowa  Real-Encyklopädie  I 
Sp.  2318  u.  2320. 

588.  Gruppe  des  Dionysos  und  eines  Satyrs 

(Taf.  75). 

H.  2,20  m.     Grofskörniger  gelblicher  Marmor. 


MUSEO  CHIARAMONTI  588.  70$ 

Ergänzt  am  Dionysos:  Stück  der  Nasenspitze,  Spitzen  der  drei 
vorderen  Finger  an  der  R.,  lange  Bahn  an  der  Rückseite  des  I.  Oberarms, 
unterer  Teil  des  1.  Handgelenks,  1.  Zeigefinger  und  Daumen,  Spitze  des  1. 
Mittelfingers,  Oberteil  des  Bechers,  innerer  Teil  des  1.  Knöchels,  Spitze  des 
1.  grofsen  Zehen,  Stück  oberhalb  des  r.,  Spitze  des  zweiten  und  Teil  des 
vierten  r.  Zehen;  am  Satyr:  Nase,  Lippen,  Kinn,  1.  Wange,  Spitzen  des 
Kranzes,  Flicken  im  Rücken  und  r.  Arm,  1.  Schulter,  Stück  im  Oberteil 
und  Ende  des  Pedum,  1.  Zeigefinger,  Flicken  im  1.  Oberschenkel,  Unterteil 
des  1.  Beins  mit  Fufs;  am  Stamm  neben  dem  Satyr:  Unterteil  mit  Teil  der 
Syrinx;  am  Stamm  neben  Dionysos:  grofsc  Bahn  an  der  Rückseite:  am 
Panther:  Spitze  der  Schnauze,  Ohren,  Flicken  im  r.  Vorderbein;  an  der 
Basis:  die  Teile  unter  dem  1.  Fufs  des  Satyrs  und  dem  Stamm  daneben, 
alle  Ränder.  Brüche:  schräg  durch  den  Oberkörper  des  Dionysos  und 
des  Satyrs,  oberhalb  des  1.  Ellenbogens  des  Dionysos,  an  seinem  1.  Hand- 
gelenk, durch  seine  Knice  und  den  Stamm  daneben,  sein  1.  Fufsgelenk  und 
die  Zehen  des  r.  Fufscs;  am  Satyr  war  der  freistehende  Teil  des  r.  Armes 
gebrochen,  der  1.  Arm  bei  Ellenbogen  und  Handgelenk,  das  Pedum  dreimal ; 
weitere  Brüche  durch  seine  Oberschenkel,  r.  Knie,  r.  Unterschenkel,  r.  Fufs- 
gelenk und  die  Stütze  zwischen  den  Beinen;  am  Panther  durch  die  r. 
Hintertatze,  zwischen  r.  Vordertatze  und  Lammskopf.  Mehrfache  Sprünge. 
Am  r.  Stamm  oben  eine  Stelle  abgearbeitet;  dort  war  eine  Stütze  für 
die  1.  Hand  des  Satyrs.     Stark  geputzt. 

Dionysos  steht  aufrecht  im  Motiv  des  Apoll on  Lykeios; 
der  Kopf  mit  Epheu  und  Reben  bekränzt;  Schulterlocken; 
neben  dem  r.  Bein  aufsen  ein  rebenumrankter  Stamm;  wieder 
neben  diesem  aufsen  ein  nach  vorn  gerichtet  sitzender 
Panther,  der  den  Kopf  zu  dem  Gott  erhebt  und  die  1.  Vorder- 
tatze auf  einen  Lammskopf  legt;  Dionysos  läfst  die  L.  mit 
einem  Becher  auf  der  1.  Schulter  eines  kleinen  Satyrs  (mit 
Pubes)  ruhen,  der  mit  1.  Standbein,  den  r.  Fufs  mit  erhobener 
Ferse  zurückgesetzt,  neben  ihm  steht,  den  r.  Arm  in  den  Rücken 
des  Gottes  legt  und  den  pinienbekränzten  Kopf  zu  ihm  erhebt; 
die  gesenkte  L.  hält  das  Pedum;  neben  dem  1.  Bein  aufsen 
ein  Stamm,  an  dem  die  Syrinx  hängt.  Zu  den  vollen, 
weichen  Formen  des  Gottes  bilden  die  straffen,  mageren  des 
Satyrs  einen  starken  Gegensatz.  Die  Augensterne  sind  bei 
Beiden  eingegraben. 

Die  roh  gearbeitete  Gruppe  ist  augenscheinlich  keine 
Copie  eines  griechischen  Originals,  sondern  eine  zu  decora- 
tiven  Zwecken  hergestellte,  ungeschickte  römische  Composition 
heterogener  Elemente ;  sehr  schlecht  wirkt  die  Gruppierung 
einer  stehenden  und  schreitenden  Figur.     Nicht  anders  sind 

Vatlcau.  Katalog  I.  45 


706  MÜ8E0  CHIARAMONTI  589. 

all  die  verwandten  Gruppen  zu  beurteilen,  von  denen  die 
beste  die  in  Florenz  ist  (Amelung  Führer  Nr.  140;  dort  ist 
ein  schreitender  Dionysos  mit  einem  stehenden  Satyr 
gruppiert).  Ganz  falsch  war  es  schon  deshalb,  in  einer  dieser 
Gruppen  eine  Nachbildung  eines  praxitelischen  Werkes  zu  ver- 
muten, wenn  auch  einige  Elemente  der  Composition  stets 
aus  Werken  der  praxitelischen  Zeit  entlehnt  sind  (Milan i 
Museo  italiano  di  antich.  class.  III  S.  786  fr.  Dagegen 
Amelung  a.  a.  O.;  E.  Seilers  Pliny's  chapters  on  the  hist. 
of  art  S.  55;  Heibig  s.  unten). 

Gefunden  zur  Zeit  Pius*  VI.  bei  Frascati  in  einer  dem 
Grafen  Giraud  gehörigen  Tenuta  di  Morena  unter  den  Ruinen 
eines  Gebäudes,  in  dem  man  eine  Villa  der  Licinier  ver- 
mutete, von  deren  Beinamen  Murena  jene  Benennung  abge- 
leitet worden  sei.  Wurde  sofort  für  den  Vatican  erworben 
(Inschrift  an  der  Basis  vorne),  zunächst  an  Stelle  des  Meleager, 
dann  in  der  Rotunde  (Beschreib,  d.  St.  R.)  aufgestellt. 

Visconti  Museo  Pio-Clementino  I  Taf.  XLI;  P.  Massi  Indicazionc 
antiquaria  (1792)  S.  19  Nr.  9;  Pistolesi  V  Taf.  CXI;  Clarac  694,  1633; 
Gerhard-Platner  S.  230  Nr.  21;  von  Sybel  Rom.  Mitth.  1891  S.  242 
Anm.;  Heibig  Nr.  112. 

Photographie  Alinari  6518(2);  Anderson  1325(2);  Moscioni  2270; 
I466  (cab.);  Rocca  785  B;  399  D  (cab.). 

589.  Statue  des  Hermes  (Taf.  75). 

H.  1,56  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  dunklen  Streifen. 

Ergänzt  Petasos,  Nase,  Kinn  mit  Unterlippe  und  I.Kinnladen,  Hals, 
r.  Arm  von  der  Mitte  des  Oberarms  an  mit  Hand  und  Kerykeion,  1.  Hand 
mit  Beutel,  herabhängender  Zipfel  der  Chlamys,  grofses  StUck  im  1.  Ober- 
schenkel innen.  Der  r.  kleine  Zehen  war  abgebrochen.  Sprung  im  r. 
Knöchel  und  Rücken  des  I.  Fufses.     Stark  überarbeitet. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein,  verstärkt  durch  einen 
Stamm;  r.  Fufs  leicht  zur  Seite  gesetzt;  die  auf  der  r. 
Schulter  geknüpfte  Chlamys  ist  mit  ihrem  Ende  über  den 
vorgehaltenen  1.  Unterarm  geschlagen  (in  der  Hand  der 
Beutel  ergänzt);  in  der  gesenkten  R.  das  Kerykeion  (modern). 
Der  nicht  zugehörige  Kopf  (die  Streifen  verlaufen  in  anderer 
Richtung)  wendet  sich  leicht  geneigt  zur  r.  Schulter;  der 
Petasos  wird  nach  Ansätzen  ergänzt  sein;  die  kurzen 
Locken    sind    nach    polykletischem    Muster    geordnet;    die 


MUSEO  CHIARAMONTI  589  a.  590.  707 

Gesichtsformen  weisen  eine  Mischung  attischer  und  poly- 
kletischer  Elemente  auf;  das  Original  wird  demnach  am 
Ende  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  entstanden  sein.  Der  Körper  giebt 
das  Stellungsmotiv  der  Kunst  aus  der  Mitte  des  5.  Jahrh.  v. 
Chr.  mit  ganz  verweichlichten  Einzelformen;  ob  er  ursprüng- 
lich Hermes  dargestellt  hat,  ist  nicht  zu  beweisen.  Gefunden 
gegen  Ende  des  18.  Jahrhunderts  in  der  Nähe  des  Monte  di 
Pietä  und  von  Fr.  A.  Franzoni  ergänzt. 

Visconti-Guattani  Taf.  XXIII;  Clarac  659,  1517 ;  Gerhard- 
Platner  S.  76  Nr.  587;  Furtwängler  Meisterwerke  S.  506  Anm.  4a 
(Kopf). 

Photographie  Anderson  4035;  Moscioni  2216;  beim  rüm.  Institut 
(Kopf). 

Darunter: 
589a.   Grabara  einer  Grattia  Tertia  (Taf.  75). 

H.  0,87  m.,  ßr.  0,50  m.,  T.  0,48  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Vielfach  bestofsen.     Aufsatz  fast  ganz  abgebrochen. 

Über  der  Basis  unten  umlaufend  ein  Ablauf  mit  lesbischem 
Kyma;  an  den  Vorderkanten  oben  je  ein  Widderkopf,  an  dessen 
Hörnern  auf  der  Vorderseite  eine  bogenförmig  hängende 
Lorbeerguirlande  mit  flatternden  Bändern  befestigt  ist;  unter 
ihr  zwei  nach  einer  Eidechse  beifsende  Vögel;  über  ihr  ein 
mit  ausgebreiteten  Flügeln  sitzender  Adler;  dann  die.  um- 
rahmte Inschrifttafel  (alles  Hochrelief);  vgl.  Altmann  Archi- 
tektur und  Ornamentik  d.  ant.  Sarkophage  S.  69A  I  1  u.  2. 
An  den  Nebenseiten  in  Flachrelief  je  ein  Lorbeerbaum; 
darunter  je  zwei  Reiher  (?),  nach  Schlangen  (1.)  und  Eidechsen 
(r.)  haschend.  An  der  Rückseite  Patera  und  Urceus. 
Oben  umlaufend  ein  Profil  von  Kyma  mit  überhängenden 
Blättern,  Zahnschnitt,  Sima  mit  ebensolchen  Blättern.  Der 
Aufsatz  war  mit  Voluten  und  Palmetten  (vorne)  verziert. 
Stammt  von  der  Via  Appia. 

Gerbard-Platner  S.  76  (unter  Nr.  587);  CIL  VI  19123, 

590.  Torso  des  Apollon  (Taf.  76). 

H.  0,82  m.     Grofskörniger  weifeer  Marmor. 
Ergänzt  die  Vorderteile  der  Oberschenkel.     Es    fehlen    Kopf   mit 


45 


» 't 


708  MUSEO  CHIARAMONTI  590  a. 

Hals,  1.  Arm  mit  Schulter  und  Teil  der  1.  Brust,  r.  Arm  von  der  Mitte  des 
Oberarms  an,  Beine,  Füfse. 

R.  Standbein;  1.  Oberschenkel  ging  leicht  vor;  die  r. 
Schulter  ist  vorgenommen;  der  r.  Arm  überquerte  den 
Köper,  viereckige  Stütze  für  den  Unterarm  auf  der  1.  Brust; 
die  1.  Schulter  ist  sehr  hoch  gehoben;  der  Kopf  folgte  dieser 
Wendung.     Sehr  weiche,  schmiegsame  Formen;  keine  Pubes. 

Stammt  von  einer  sorgfältigen  Replik  des  eigenartigen 
Typus  des  sogen.  Apoilon  mit  der  Gans  (das  beste  Exemplar 
in  Florenz;  Amelung  Führer  Nr.  96);  an  der  Bruchstelle 
der  1.  Seite  lag  der  Mantel  an.  Vgl.  über  den  Typus  zuletzt 
Klein  Praxiteles  S.  I22ff.  Praxitelische  Studien  S.  15fr.  (da- 
gegen Amelung  Berlin,  philol.  Wochenschr.  1900  Sp.  623t.) 
und  Furtwängler  Sitzungsberichte  d.  kgl.  bayer.  Akademie 
d.  Wissensch.  1901  S.  783  ff.,  der  darauf  basierend,  dafs  eine 
Anzahl  Repliken  geflügelt  sind,  und  nach  Vergleich  mit  einer 
Gemme,  auf  der  die  Figur  einen  Thyrsos  mit  den  Händen 
hält,  das  Original  für  den  Pothos  des  Skopas  erklärt,  wogegen 
zu  bemerken  ist,  dafs  die  Figur  weder  im  Motiv,  noch  in  den 
Formen,  besonders  nicht  in  denen  des  Kopfes,  eine  greifbare 
Verwandtschaft  mit  den  Werken  aufweist,  die  man  mit  einiger 
Sicherheit  dem  Skopas  zuschreiben  darf. 

Nibby  III  Taf.  XXIX;  Gerhard-Platner  S.  76  Nr.  588;  Amelung 
bei  Arndt- Amelung  Einzelauf  nahmen  Text  zu  Nr.  1148. 

Darunter: 
590a.    Grabara  eines  Sex.  Mulv[ius  (Taf.  76). 

H.  0,93  m.,  Br.  0,74  m.,   T.  0,45  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Stark  zerstört. 

Auf  der  Vorderseite  zu  erkennen:  über  der  umrahmten 
Inschrifttafel  in  der  Mitte  ein  Gorgoneion;  daneben  jederseits 
ein  kleiner  Schwan  nach  aufsen  gewendet  und  umschauend; 
dann  Widderköpfe  nach  der  Mitte  gewendet;  rechts  und 
links  von  der  Tafel  hängt  je  eine  dünne  Guirlande  herab; 
unter  der  Tafel  in  der  Mitte  ein  Thymiaterion,  dem  jederseits 
ein  Greif  zugewandt  sitzt.  An  den  Vorderkanten  war  je  eine 
Dreiviertel-Säule  mit  spiralförmig  gedrehten  Canelluren.  Auf 
den  Nebenseiten  je  ein  Dreifufs  mit  Rabe  oben.    An  den 


MÜSEO  CHIARAMONTI  59 1.  591a.  709 

Hinterkanten  je   ein  Pilaster   mit  Schuppenornament.     Alles 
Hochrelief.    An  dem  Aufsatz  vorne  ein  kleines  Klammerloch. 

CIL  VI  22626. 

591.  Heroische  Statue  mit  Kopf  des  Claudius 

(Taf.  76). 

H.  1,92  m.     Marmor  der  Figur  feinkörnig  und  gelblich;  der  des  Kopfes  von 

noch  feinerem  Korn. 

Ergänzt  Vorderteil  der  Haare,  Nasenspitze,  Teile  der  Ränder  beider 
Ohren,  Stück  des  Halses  unter  dem  1.  Ohr,  r.  Arm  mit  Teil  der  Schulter 
und  Hand  mit  Stab,  1.  Hand  mit  Kugel  und  angrenzenden  Falten,  der  unter 
der  1.  Hand  herabhängende  Mantelzipfel  fast  ganz,  Teile  der  Falten,  Zehen 
des  r.  Fufses  fast  ganz,  viele  Teile  des  1.  Fufses.  In  eine  moderne  Basis 
eingelassen.     Gebrochen  war  das  Vorderteil  des  1.  Fufsgelenks. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein,  verstärkt  durch  einen 
dahinter  stehenden  Stamm;  1.  Fufs  mit  erhobener  Ferse 
zurückgesetzt;  1.  Oberarm  gesenkt,  Unterarm  vorgestreckt 
(Hand  mit  Globus  ergänzt);  der  Mantel  ist  um  den  1.  Arm 
und  die  Hüften  geschlungen,  sodafs  die  Oberschenkel  bedeckt 
sind;  r.  Arm  erhoben  (in  der  Hand  Stab-Ende  ergänzt);  der 
Kopf  ist  halb  nach  der  1.  Schulter  gewendet  und  etwas  er- 
hoben. Er  gehört  nicht  zur  Figur  (sitzt  mit  Schnitt  auf); 
seine  Arbeit  ist  gut,  die  Auffassung  des  Kaisers  sehr  ernst. 
Die  Figur  giebt  einen  Typus  wieder,  der  häufig  für  heroische 
Statuen  verwendet  wurde;  ursprünglich  wird  er  einen  Hermes 
dargestellt  haben  (vgl.  Amelung  bei  Arndt- Amelung  Einzel- 
Aufnahmen  Text  zu  Nr.  332);  die  Formen  des  Körpers  sind 
polykletisch;  die  R.  müfste  Scepter  oder  Speer  halten. 
Mäfsige  Arbeit. 

Fea  Nuova  descrizione  S.  90;  Clarac  936,  2385;  Gcrhard-Platncr 
S.  76  Nr.  589;  Bcrnoulli  Ruin.  Ikonographie  II i   S.  332  Nr.  2. 

Darunter: 

591a.  Altar  oder  Basis  aus  einem  Mithraeum, 

errichtet  i.  J.  194  n.  Chr.  von  einem  M.  Aurelius 

Euprepes  und  seinen  Söhnen  (Taf.  76). 

H.  1,24  m.,  Br.  und  T.  0,62  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Oben  und  unten  an  dem  viereckigen  Hauptteil  an  allen 
vier  Seiten  ein  mehrfach   gegliedertes,    glattes  Profil.     Da- 


7IO  MUSEO  CHIARAMONTI  592. 

zwischen  an  der  Vorderseite  die  umrahmte  Inschrift.  Auf 
der  Oberfläche  an  den  vier  Ecken  je  ein  tiefes  rundes  Loch; 
dann  niedriger,  runder  Aufsatz  umgeben  von  einer  schuppigen 
Schlange  mit  Hahnenkamm  und  darüber  sechs  Strahlen;  sie 
beifst  sich  selber  in  den  buschigen  Schwanz,  auf  den  eine 
Mondsichel  in  Relief  aufgesetzt  ist  (Teil  des  Schlangen- 
körpers dicht  am  Kopfe  fehlt;  Hochrelief). 

Marini  bei  Zoega  Abbandlungen  S.  395  Anm.;  Gerhard-Platner 
S.  76 f.  (unter  Nr.  589);  Maionica  Felsengeburt  Nr.  15;  CIL  VI  724; 
Cumont  Textes  et  monuments  figurcs  relatifs  au  culte  de  Mithra  II  S.  20S 
Nr.  25. 

592.  Torso  des  Helios  (Taf.  76). 

H.  0,91  m.     Grofskörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals  mit  Teil  der  Schultern,  Arme,  Beine, 
Füfse.  Sehr  beschädigt  durch  die  Absplitterungen  und  Zerfressung  der 
Oberfläche. 

Aufrechte  Haltung:  1.  Standbein  (war  dem  Rest  am  An- 
satz aufsen  zufolge  durch  einen  Stamm  verstärkt);  r.  Ober- 
schenkel war  leicht  vorgestellt;  1.  Arm  scheint  gesenkt  ge- 
wesen zu  sein;  der  r.  Oberarm  war  seitlich  abgestreckt;  im 
Nacken  starker,  geteilter  Haarschopf;  von  der  r.  Schulter 
zur  1.  Hüfte  ein  breites  Band,  der  balteus,  der  vorne  mit 
den  zwölf  Bildern  des  Tierkreises  in  Flachrelief  verziert  ist 
(von  oben  nach  unten:  Fische,  Wassermann,  Capricornus, 
Schütze,  Skorpion,  Wage,  Jungfrau,  Löwe,  Krebs,  Zwillinge, 
Stier,  Widder).  Die  Formen  sind  streng  (2.  Hälfte  des 
5.  Jahrh.  v.  Chr.). 

Einfache  Arbeit  nach  einem  guten  Original. 

Gefunden  1825  bei  der  Fundamentierung  des  Tcatro 
Valle.  Der  Torso  einer  Replik  scheint  im  codex  Coburgensis 
gezeichnet  zu  sein;  vgl.  Matz  Monatsberichte  d.  kgl.  preufs. 
Akademie  d.  Wissensch.  zu  Berlin  1871  S.  462  Nr.  11  u.  12. 

Cardinali  Mcmorie  roroane  delle  antich.  e  d.  belle  arti  1825  S.  299; 
Raoul-Rochettc  Monum.  inedits  I  Taf.  XL  VI  3  S.  171  Anm.  i;  Nibby 
III  Taf.  V;  Rapp  bei  Röscher  Mythol.  Lexik.  I  Sp.  2002  mit  Abb";  S. 
Rein  ach  Repertoire  de  la  statuaire  II  S.  in  Nr.  6. 


MUSEO  CHIARAMONTI  593.  594.  71 1 


Abteilung  XXV. 

593.  Fragment   eines   attischen  Votivreliefs  an 

die  Nymphen  (Taf.  77). 

H.  0,43  m.,  Br.  0,40  ra.     Feinkörniger  gelblicher  (pentelischer)  Marmor. 
Sehr  bestofsen  und  verwaschen. 

Oben  breite  stark  vortretende  Randleiste  mit  gradem, 
glattem  Ablauf  nach  abwärts,  unten  ein  Stück  schmaler 
Bodenleiste  erhalten.  Mittelrelief:  drei  weibliche  Figuren 
bewegen  sich  tanzend  nach  links;  die  linke  ist  ganz  in  den 
Mantel  gehüllt  und  nach  links  im  Profil  gewendet  (ihr  fehlt 
der  r.  Unterschenkel  mit  Fufs);  im  Nacken  langer  Haar- 
schopf; der  r.  Arm  liegt  vom  Mantel  verhüllt  vor  der  Brust; 
der  1.  Unterarm  ist  vorgestreckt;  links  noch  die  Reste  einer 
weiteren  Figur;  die  mittlere,  fast  ganz  von  vorn  gesehen 
und  umblickend,  trägt  Peplos  (ihr  fehlt  der  1.  Fufs);  beide 
Hände  gesenkt;  die  R.  scheint  einen  Mantelzipfel  der  ersten 
zu  fassen,  die  L.  hält  einen  runden  Gegenstand  (Ball  oder 
Frucht);  die  rechte  ist  wieder  nach  links  im  Profil  ge- 
wendet; sie  trägt  Chiton  und  ist  in  den  Mantel  gewickelt, 
der  nur  rechts  Brust  und  Schulter  freiläfst  (ihr  fehlen  Füfse 
und  1.  Unterschenkel);  die  Haare  scheinen  in  einer  Haube  ge- 
borgen; der  1.  Arm  ist  unter  dem  Mantel  in  die  Hüfte  ge- 
stützt; der  r.  verschwindet  hinter  dem  Rücken  der  mittleren. 

Das  graziöse  Relief  ist,  nach  Stil  und  Marmor  zu 
schlicfsen,  attisch,  ein  Werk  vom  Ende  des  5.  Jahrh.  v.  Chr. 
Dargestellt  sind  Analogien  zufolge  die  Nymphen;  links  wird 
Hermes  dem  Reigen  voranschreitend  gebildet  gewesen  sein. 

Gerhard-Platner  S.  77  Nr.  591. 

594.  Sog.  Totenmahlrelief  (Taf.  77). 

11.0,31  m.,  Br.  0,42  m.     Feinkörniger  gelblicher  (pentelischer)  Marmor. 

Ergänzt  (Gyps)  das  Gesicht  der  Sitzenden  fast  ganz,  die  Kopfe  der 
adorierenden  Eltern  und  r.  Unterarm  des  Mannes.  R.  untere  Ecke  be- 
schädigt.    Sehr  verwaschen. 

Hochrelief  eingefafst  von  zwei  Pilastern,  die  einen 
Architrav  mit  sieben  Stirnziegeln  tragen.  Rechts  liegt  auf 
einem  Lager  nach  links  ein  bärtiger  Mann  mit  Modius,  das 


712  MU8E0  CHIARAMONTI  595. 

Himation  um  den  Unterkörper  geschlungen;  er  blickt  aus  dem 
Relief  heraus,  hält  auf  der  L.  eine  Schale,  in  der  erhobenen 
R.  ein  Rhyton;  seine  Füfse  verdeckend  sitzt  auf  dem  Lager 
eine  Frau  in  Chiton,  einen  Mantel  um  die  Oberschenkel  ge- 
schlagen; sie  erhebt  die  L.  gesticulierend  zu  dem  Mann;  die 
R.  ruht  im  Schoofse;  ihre  Füfse  stehen  auf  einer  Fufsbank; 
vor  dem  Lager  ein  langer  Tisch;  links  stehen  nach  rechts 
gewendet  zwei  Reihen  tiefverhüllter  Gestalten,  die  R.  ado- 
rierend  erhoben:  vorne  vier  Kinder,  dahinter  ein  Mann  und 
eine  Frau,  die  Eltern. 

Flüchtige  Dutzendwaare  griechischer  Arbeit  des  4.  Jahrh. 
v.  Chr.  Vgl.  über  den  Typus  der  „Totenmahlreliefs"  zuletzt 
v.  Fritze  Athen.  Mitth.  1896  S.  347  u.  473fr. 

Gerhard-Platner  S.  77  Nr.  592. 

595.   Vorderseite    eines   Sarkophages    mit   dem 
Sieg  des  Dionysos  über  die  Inder  (Taf.  77). 

H.  0,39  m.,  L.  1,37  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Ergänzt  die  1.  obere  Ecke,  der  untere  Rand  rechts,  Stück  am 
vorderen  Pferdekopf  und  dem  des  Knieenden. 

Hochrelief.  Von  links  nach  rechts :  zweirädriger  Wagen 
von  zwei  sprengenden  Kentauren  nach  rechts  gezogen,  von 
denen  der  rückwärtige  unbärtige  einen  Bogen  spannt,  der 
vordere  bärtige  einen  runden  Schild  erhebt  und  den  Thyrsos 

wie  eine  Lanze  schwingt  (an  dem  vorderen  Rade  fehlt  ein  Teil  rechts; 
dem  vorderen  Kentauren  r.  Hinterbein,  Teil  des  r.  Vorderbeins  und  Armes; 
dem  hinteren  Teil  des  r.  Vorderbeins  und  dcsBogens);   auf  dem  Wagen 

als  Lenkerin  Nike  (Flügel  fehlen  bis  auf  den  Ansatz)  und  vor  ihr 
Dionysos  mit   der  Nebris,    zu   einem  Wurf  weit    ausholend 

(ihm  fehlen  Kopf,  r.  Arm  mit  Hand  und  Waffe);  unter  den  Ken- 
tauren ein  jugendlicher  Gefallener;  in  der  Mitte  ein  zweiter 
Wagen  von  zwei  sprengenden  Rossen  nach  rechts  gezogen 

(dem    vorderen    Pferde    fehlt    ein    Teil    des    r.  Vorderbeins);     auf    dem 

Wagen  ein  bärtiger  Mann  mit  •  barbarischem  Haarwuchs 
(gallischer  Typus)  mit  Panzer  und  Beinschienen,  sich  weit 
nach  rechts  lehnend,  umblickend  und  die  R.  flehend  erhebend, 
während  die  L.  mit  dem  Schild  den  Rücken  zu  decken  sucht; 
über  den  Pferden  der  Oberkörper  eines  vom  Rücken  gesehenen 
Vollgerüsteten   mit    erhobener   R.;    unter   den   Pferden    ein 


ks 


MUSEO  CHIARAMONTI  596.  713 

länglicher  Schild  und  ein  rückwärts  Gefallener,  nackend,  die 
R.  erhebend;  hinter  ihm  im  Grunde  sind  ansteigende  Felsen 
dargestellt;  weiter  rechts  kniet  ein  bärtiger  Barbar  in  ge- 
gürteter Exomis  und  Hosen  mit  gebundenen  Händen  nach 
rechts  vor  dem  auf  einem  hohen  Stuhl  mit  niedriger  Lehne 
thronenden  Dionysos,  der  die  R.  gewährend  erhebt;  er  hat 
das  Himation  um  die  Beine  geschlungen;  die  Füfse  stehen 
auf  einem  hohen  Schemel,  auf  den  ein  vor  dem  Stuhl  nach 
links  sitzender  Panther  die  r.  Vorderpfote  legt  (dem  Knieenden 

fehlt  der  1.  Fufs;  den  SchemclfUfsen  und  dem  Panther  der   untere  Teil); 

im  Hintergrunde  über  dem  Knieenden  der  Oberkörper  eines 
nach  rechts  gewandten  Jünglings  mit  Speer  und  grofsem,  vier- 
eckigen, blitzgeschmückten  Schilde;  rechts  von  ihm  eine  nach 
rechts  im  Profil  stehende  Frau  in  hochgegürtetem  Chiton, 
die  L.  gestikulierend  zu  Dionysos  erhebend;  von  vorn  ge- 
sehen Pan,  bis  auf  den  Kopf  von  einem  runden  Schild  ver- 
deckt, den  er  vor  sich  hält. 

Dargestellt  ist  links  der  siegreiche  Kampf  des  Dionysos 
gegen  die  Inder,  deren  König  flieht;  rechts  fleht  dieser  vor 
Dionysos;  die  Frau  über  ihm  wird  eine  Inderin  sein  sollen; 
Pan  hält  als  Waffenträger  den  Schild  seines  Herrn.  Die 
Composition  ist  am  besten  erhalten  auf  einem  Sarkophag  in 
Salerno  (Gerhard  a.  unten  a.  O.  Taf.  CIX  2  und  S.  353);  ein 
Fragment  der  r.  Scene   in  Villa  Albani   (Hei big  Nr.  848). 

Gerhard  Antike  Bildwerke  Taf.  CIX  1;  Ders.  Prodomus  S.  3521".; 
Gcrhard-Platner  S.  77  Nr.  593;  MUller-Wieseler  Denkmäler  d.  alt. 
Kunst  II  Taf.  XXXVIII  Nr.  444;  Heydcmann  III.  Hallesches  Winckcl- 
mannsprogramm  S.  112;  Gracf  De  Bacchi  expeditione  Indica  monumentis 
expressa  (Berolini  1886)  S.  47  Nr.  29  u.  S.  52  Nr.  29b;  Grävcn  Jahrbuch 
d.  I.   1900  S.  216  Nr.  4. 

596.  Fragment  eines  sog.  Ikariosreliefs  (Taf.  77). 

H.  0,38  m.,  Br.  0,49  m.     Feinkörniger  gelblicher  (griechischer)  Marmor. 
Sehr  beschädigt. 

Unten  schmale,  vortretende  Bodenleiste,  links  Rand  ohne 
Leiste  erhalten.  Hochrelief:  auf  einem  Lager,  das  mit  einer 
Decke  verhängt  und  mit  einer  Matratze  belegt  ist,  liegt  nach 
links  ein  unbärtiger  Mann,  den  Unterkörper  mit  einem 
Himation  umschlungen;  er  lehnt  mit  dem  1.  Ellenbogen  auf 


714  MUSEO  CHIARAMONTI  597. 

Kissen,  an  die  sich  die  L.  legt,  und  erhebt  den  r.  Arm;  der 

Kopf  ist  nach  rechts  gewendet  (Kopf  und  r.  Arm  sehr  beschädigt; 

die  Hände  fehlen);  links  sitzt  auf  dem  Lager,  die  Füfse  des 
Liegenden  verdeckend,  nach  rechts  gewendet  eine  Frau  in 
hochgegürtetem  Chiton;  ein  Mantel  ist  um  die  Beine  ge- 
schlungen; sie  hat  das  r.  Bein  über  das  1.  gelegt  und  setzt  den 
1.  beschuhten  Fufs  auf  einen  Schemel;  der  1.  Unterarm  ist  leicht 
erhoben;  die  Hand  hält  eine  Schale  (Oberteil  stark  beschädigt; 
r.  Arm  und  Fufs  fehlen);  rechts  von  ihr  vor  dem  Lager  ein  Tisch 
mit  drei  Pantherbeinen  und  runder  Platte,  auf  der  verschiedene 

Gegenstände  liegen  (alles  stark  bestofsen;    vorn  und    rechts    Brote, 

links  Schalen  fufs?)  rechts  davon  kniet  am  Boden  nach  rechts  ein 
kleiner  Satyr  und  ist  mit  dem  Vorderteil  eines  Fufses  mit 
Sandale  beschäftigt;  links  von  dem  Lager  ein  nach  rechts 
eilender  Knabe  den  1.  Arm  vorwärts,  den  r.  rückwärts  aus- 
gestreckt; auf  der  L.  eine  Schale  (Kopf  und  r.  Arm  fehlen  fast 
ganz);  links  von  ihm  ein  hoher  Krater;  im  Hintergrund  ein 
Vorhang  gespannt. 

Die  vollständige  Composition  ist  am  besten  erhalten  auf 
einem  Relief  in  Neapel  (Schreiber  Hellenistische  Relief- 
bilder Taf.  XXXIX).  Dargestellt  ist  der  Besuch  des  Dionysos 
und  seines  Schwarmcs  bei  einem  siegreichen  Dichter  oder 
Schauspieler,  der  das  Relief  als  Weihgeschenk  hat  arbeiten 
lassen;  vgl.  Reisch  a.  unten  a.  O.  S.  27fr.  Gute  hellenistische 
Arbeit.  Vgl.  zu  der  Hauptgruppe  ein  Grabrelief  aus  Kyzikos 
im  Louvre,  abgebildet  in  den  Jahresheften  des  österr.  Instituts 
1902  S.  191. 

Pistolcsi  Taf.  Li;  Gcrhard-Platner  S.  7S  Nr.  594:  Jahn  Philo- 
logus  XXVI  S.  240  Anm.;  Reisch  Griech.  Weihgeschenke,  Abh.  des  archäol.- 
epigr.  Seminars  in  Wien   1890  S.  28  Anm. 

597.  Römisches  Knabenporträt  (Taf.  77). 

II.  des  Ganzen  0,42  m.,  des  Kopfes  0,21  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor 

mit  schwarzen  Adern. 

Ergänzt  Nase  mit  Oberlippe,  Flicken  in  den  Locken  über  der  Stirn, 
am  Wirbel,  im  Hinterkopf,  Hals  mit  Nackenhaaren,  Bruststück  und  Fufs. 
Sehr  verwaschen. 

Kopf  eines  Knaben  von  etwa  zehn  Jahren;  gradeaus- 
gerichtet; rundes,  volles  Gesicht  mit  freundlichem  Ausdruck; 


MUSEO  CHIARAMONTI  598.  599.  600.  715 

dichtes  Lockenhaar.   Augensterne  und  Pupillen  emporblickend 
eingegraben.    Unbedeutende  Arbeit  antoninischer  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  78  Nr.  595. 

598.  Porträtbüste  eines  griechischen  Philo- 
sophen (Taf.  77). 

H.  des  Ganzen  0,555  m.,  des  Kopfes  0,30  m.,     Feinkörniger  gelblicher 

Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Ohren  fast  ganz,  Vorderteil  der  Büste  und  Fufs. 
Sehr  verwaschen.  Augen  und  Bart  teilweise  überarbeitet.  Das  er- 
haltene BüstenstUck  unten  an  den  Seiten  modern  zubehauen;  nur  an  der 
1.  Schulterscite  aufsen  hat  sich  ein  Stück  der  alten  Oberfläche  erhalten, 
woraus  ersichtlich  ist,  dafs  die  Büste  keine  wesentlich  andere  Form  gehabt 
haben  kann. 

Auf  Brustbüste  gradeaus  und  emporgerichtet  der  Kopf 
eines  griechischen  Philosophen,  den  man  für  Karneades,  Arat 
oder  Chrysipp  erklärt  hat;  am  meisten  Wahrscheinlichkeit 
dürfte  für  letzteren  sprechen;  vgl.  Bernoulli  a.  unten  a.  O. 
unter  den  betreffenden  Namen.     Einfache  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  78  Nr.  596;  Bernoulli  Griech.  Ikonographie  II 
S.  183. 

599.  Büste  des  Ganymed    (Taf.  77). 

H.  ohne  Fufs  0,40  m.    Grofskrystallinischer  gelblicher  Marmor  mit  schwärz- 
lichen Stellen. 

Ergänzt  Spitze  der  Mütze,  Stück  in  jedem  der  beiden  Mützenbänder 
(r.  mit  einer  Locke),  Nase,  Stück  der  1.  Braue,  der  1.  Wange  und  der 
Lippen,  Büstenfufs  mit  Indextäfelchen.  Die  Seiten  und  Unterfläche  der 
Büste  modern  abgearbeitet;  aber  vorn  und  hinten  ein  Stück  des  antiken 
Randes  erhalten. 

Auf  einer  kleinen  Büste  ein  Ganymed-Kopf  halb  nach  der 
r.  Schulter  gewendet  und  leicht  geneigt;  ganz  knabenhaft;  sehr 
weiche  Züge  mit  träumerischem  Ausdruck;  auf  den  lockigen 
Haaren  die  phrygische  Mütze,  deren  Spitze  nach  der  r.  Kopf- 
seite zu  herabhängt  und  deren  Bänder  auf  die  Schultern  fallen 
(aufgebunden  bei  Nr.  586).  Gute  Replik  eines  sehr  reizvollen 
Originals  aus  der  zweiten  Hälfte  des  4.  Jahrh.  v.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  78  Nr.  597. 

600.  Porträtkopf  des  Augustus  (Taf.  77). 

H.  des  Ganzen  0,56  m.,  des  Kopfes  0,275  m.    Feinkörniger  weifser  Marmor. 


yi6  MUSEO  CHIARAMONTI  ÖOI.  602. 

Ergänzt  Nase  mit  Teil  der  Wangen  und  der  Oberlippe,  Teile  der 
Ohren,  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs.  Haare  über  der  Stirn  sehr  be- 
schädigt.    Das  Gesicht  stark  geputzt. 

Leichte  Wendung  nach  seiner  R.  Stellt  den  Kaiser  in 
jüngeren  Jahren  dar.  Lebendig  und  ausdrucksvoll.  Die  Haare 
auf  dem  Schädel  nicht  ausgearbeitet;  der  Kopf  safs  demnach 
auf  einer  Statue. 

Gerhard-Platncr  S.  78  Nr.  598;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie 
II 1  S.  28  Nr.  10. 


601.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  77). 

H.  des  Ganzen  0,55  m.t  des  Kopfes  0,29  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Flicken  in  beiden  Brauen,  in  Wangen,  Lippen  und 
im  Kinn,  Bruststück  mit  Fufs.     Sehr  verwaschen. 

Auf  einem  modernen  Bruststück  mit  Gewand  halb  nach 
der  1.  Schulter  gewendet  und  leicht  gehoben  der  Kopf  einer 
jungen  Frau  mit  rundlichem  Untergesicht,  kleinem  Mund, 
markierten  Falten  von  den  inneren  Augenwinkeln  abwärts, 
kleinen,  aufwärts  blickenden  Augen,  vortretender,  niedriger 
Stirn;  der  Ausdruck  ruhig;  die  Brauen  durch  Striche  an- 
gegeben; Augensterne  und  Pupillen  eingegraben;  die  Haare 
gescheitelt,  in  dichter  Masse  abwärts  und  über  die  Ohren  zu- 
rückgenommen; hinten  ein  grofses  flaches  Nest.  Könnte 
Manlia  Scantilla,  die  Gemahlin  des  Didius  Iulianus,  darstellen. 

Gerhard-Platner  S.  78  Nr.  599;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie 
II3  S.  13. 

602.  Römischer  männlicher  Porträtkopf  (Taf.  77). 

H.  ohne  Fufs  0,35  m.     Ziemlich  grobkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Ohren  fast  ganz,  BUstenfufs  mit  Indcxtäfelchcn. 
Unterteil  der  BOste  modern  zugeschnitten. 

Auf  einem  kleinen  Büstenstück  gradeaus  und  empor- 
gerichtet der  Kopf  eines  alten  Mannes;  breites,  kurzes  Unter- 
gesicht; grofser,  festgeschlossener  Mund  mit  schmalen  Lippen; 
starke  Backenknochen;  tiefliegende,  kleine  Augen;  hohe  Stirn; 
die  Brauen  durch  Striche  angegeben.  Die  Faltigkeit  der 
Haut  und  der  eigentümliche  Ausdruck  dürften  sich  dadurch 
erklären,  dafs  das  Porträt  nach  der  Totenmaske  gearbeitet 
ist;  vgl.  hierselbst  Nr.  60E.     Gute  Arbeit  der  letzten  republi- 


\  MUSEO  CHIARAMONTI  603.  603A.  604.  717 

canischen    Zeit;   vgl.   für    die    Angabe    der   Brauen    das   zu 
Nr.  135  Gesagte. 

Gerhard-Platner  S.  78  Nr.  600  a. 

603.  Kopf  eines  Kindes  auf  moderner  Büste  (Taf.  77). 

H.  des  Ganzen  0,375  m.,  des  Kopfes  0,175  m-     Ziemlich  grobkörniger 

gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Hals  mit  Büste  und  Fufs.     Sehr  verwaschen. 

Auf  nackter  moderner  Büste  ein  lächelndes  Köpfchen 
mit  Scheitelzopf  und  dicken  Schläfenlocken  ganz  leicht  nach 
der  1.  Schulter  gewendet;  die  Haare  sind  hinten  zu  einem 
kleinen  Schopf  aufgebunden.     Ganz  unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  78  Nr.  600b. 

603A.  Fragment  einer  Satyrstatuette   (Taf.  77). 

H.  ohne  Basisplatte  0,41  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  mit  Hals,  r.  Schulterblatt  mit  Hinterteil  des  r.  Arm- 
ansatzes und  r.  Schulter  nebst  dem  entsprechenden  Teil  der  Nebris,  Flicken 
in  der  Nebris  vorne,  oberes  und  unteres  Ende  des  Lagobolon  mit  der  L. 
und  dem  entsprechenden  Teil  der  Nebris,  Hinterteil  des  1.  Oberschenkels, 
Streifen  im  r.  Oberschenkel  vorne,  Flicken  unter  dem  Schwänzchen.  Ge- 
brochen die  Oberschenkel.  Es  fehlen  r.  Arm,  Stücke  der  Nebris,  Scham- 
teile, Unterschenkel,  Ftifse.     Sehr  überarbeitet. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Oberschenkel  vor- 
gesetzt; Schwänzchen  im  Rücken;  Pantherfell  vor  dem  Halse 
lose  verschlungen  (die  Reste  vom  Ergänzer  nicht  richtig  be- 
nutzt), dann  um  den  gesenkten  1.  Arm  geschlungen,  dessen 
Hand  das  Lagobolon  hält;  der  r.  Arm  war  auch  gesenkt; 
der  moderne,  epheubekränzte,  lächelnde  Kopf  ist  halb  zur  r. 
Schulter  gewendet  und  geneigt;  der  antike  war  nach  der  1. 
Schulter  gewendet.     Hübsche,  decorative  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  78  Nr.  601. 

604.  Kopf  des  Eros  auf  moderner  Büste  (Taf.  77). 

H.  des  Ganzen  0,515  m.,  des  Kopfes  0,23  m.     Feinkörniger  weifeer  Marmor. 

Ergänzt  Nase  mit  Mund  und  Kinn,  länglicher  Flicken  in  der  1.  Hälfte 
der  Stirn,  der  Binde,  1.  Schläfe  und  der  Wange,  Oberteil  des  1.  Ohrs  mit 
Teil  der  Locken  und  Binde,  links  herabhängendes  Ende  der  Binde  mit 
Locken,  Rand   des  r.  Ohrs  mit  Teil  der  Locken,    rechts  herabhängendes 


71 8  MUSEO  CHIARAMONTI  605.  606. 

Bandeode,    Locken  im  Nacken,    Hals  mit  Büste    und    Fufs.     Sehr    Über- 
arbeitet. 

Auf  moderner  Büste  gradeaus  gerichtet  ein  lächelnder 
Kinderkopf,  dessen  Scheitel-Locken  vorne  in  einem  Schopf 
zusammengebunden  sind;  eine  Binde  um  Stirne  und  Hinter- 
kopf, deren  Enden  hinter  den  Ohren  schleifenförmig  durch 
das  Übrige  nach  oben  durchgesteckt  sind  und  dann  herab- 
hängen (ebenso  an  einem  Athletenkopf  in  Erbach  und  seiner 
Copie  im  brittischen  Museum;  Anthes  Festschrift  für  Over- 
beck  S.  79fr.  Taf.  IV.).     Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  78  Nr.  602. 

605.  Griechische  männliche  Porträtbüste  (Taf.  77). 

H.  des  Ganzen  0,78  m.,  des  Kopfes  0,295  m«     Grobkörniger  gelblicher 

Marmor. 

Ergänzt  Nase,  äufserer  Teil  des  r.  Ohrs,  BUste  mit  Fufs.  Das 
Vorderteil  des  Kranzes  war  ausgebrochen.     Stark  bestofsen. 

Auf  moderner  Oberarmbüste,  deren  1.  Schulter  und 
Unterteil  von  einem  Mantel  bedeckt  sind,  der  Kopf  eines 
älteren  Mannes  mit  kurzem  Vollbart  halb  zur  1.  Schulter  ge- 
wendet und  leicht  geneigt;  kurzes  Kinn;  volle,  geschlossene 
Lippen  (die  untere  stark  angezogen);  breite  Wangen;  vor- 
tretende Augen;  die  Brauen  in  flachem  Relief  angegeben; 
die  Haare  sind  in  länglichen,  wenig  gelockten  Strähnen  in 
die  Stirn  gekämmt;  sie  sind  hinter  einem  Kranz  mit  langen 
Bändern  nicht  ausgearbeitet;  demnach  gehörte  der  Kopf  zu 
einer  Statue;  der  Kranz  besteht  aus  dicken  Büscheln  von 
schmalen  Blättern  und  kleinen  Früchten.  Die  ganze  Aus- 
führung ist  flüchtig,  aber  nicht  unlebendig.  Copie  eines 
griechischen  Porträts  aus  dem  Ende  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.? 
oder  Grieche  aus  der  Zeit  des  Trajanf 

Gerhard-Platner  S.  78  Nr.  603. 

606.  Knabenkopf  (Taf.  77). 

H.  ohne  Fufs  0,17  m.     Ziemlich  grobkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Oberteil  des  I.  Ohres,  BUstenfufs.  War  in  fünf  Stücke 
gebrochen.  An  der  Rückseite  und  dem  r.  Ohr  sehr  verwaschen.  Alles 
Übrige  stark  überarbeitetet. 

Leichte  Wendung  und  Hebung  nach  seiner  R.    Läfst  in 


MÜSEO  CHURAMONTI  607.  719 

Formen    und  Haaren   noch  den  Einflufs  des  polykletischen 
Ideals  erkennen;  aber  Alles  verweichlicht.     Schlechte  Arbeit. 

Photographie  Moscioni  3914. 

607.  Kopf  des  Poseidon,  auf  moderner  Büste 

(Tat  77\ 

H.  des  Ganzen  0,76  m.,  des  Kopfes  0,43  m.      Feinkörniger  gelblicher  (wahr- 
scheinlich pentelischer)  Marmor. 

Ergänzt  viele  Lockenenden  oben  und  an  der  r.  Kopfseite  (ihre 
Richtung  überall  durch  Ansätze  gegeben),  Büste.  Der  Fufs  ist  antik,  aber 
natürlich  nicht  zugehörig  (Marmor  weifslicher). 

Moderne  nackte  Büste.  Der  Kopf  leicht  nach  der  1.  Schulter 
gewendet  und  gehoben;  der  Gott  ist  als  alter  Seemann  dargestellt 
mit  verwitterter,  mannigfach  durchfurchter  Haut,  kleinen  tief- 
liegenden Augen,  einer  unten  leicht  gebogenen  Nase,  fest- 
geschlossenem Munde  und  dichtem  Vollbart;  grofse  Energie 
und  trübes,  heftiges  Temperament  im  Ausdruck;  die  hohe 
Stirn  umrahmt  von  wirren  Locken,  die  von  Feuchtigkeit 
schwer  und  vom  Sturm  durcheinander  geworfen  scheinen. 
Vortrefflich  ausgeführtes  Charakterbild,  wahrscheinlich  nach 
einem  Original  in  Bronze,  wofür  die  Unterhöhlung  der 
Locken  spricht  Einen  aufserordentlich  ähnlichen  Kopf  trägt 
eine  hellenistische  Poseidonstatuette  (Cecil  Smith  The  For- 
man  Collection,  Catal.  of  the  eg.,  gr.  a.  rom.  ant.  Nr.  84  PI.  VI), 
die  den  Gott  stehend  und  mit  der  gleichen,  sehr  charakte- 
ristischen Wendung  und  Hebung  des  Kopfes  darstellt;  aus 
hellenistischer  Zeit  mufs  auch  das  Vorbild  des  vaticanischen 
Kopfes  stammen.  Die  Haare  auf  dem  Oberschädel  nicht  aus- 
geführt; der  Kopf  hat  demnach  zu  einer  Statue  gehört. 

Er  kam  in  den  Besitz  Pius  VII.  durch  Fagan;  da  F. 
viel  in  Ostia  gegraben  hat,  vermutet  man,  dafs  der  Kopf 
dort  gefunden  sei.  Doch  ist  dieser  zweifellos  identisch  mit 
dem  bei  Visconti  Museo  Pio-Clementino  II  Taf.  A  Nr.  9  Text 
zu  Taf.  I  (danach  Müller-Wieseler  Denkm.  d.  a.  K.  II 
Taf.  LXVII  Nr.  851)  publicierten  und  auf  Hades  gedeuteten 
Kopfe;  dieser  aber  stammte  unverdächtiger  Überlieferung 
nach  aus  Porcigliano;  als  Visconti  ihn  publicierte  war  er  im 
Pal.  Chigi,  wo  er  sich  einem  Inventar  zufolge  auch  noch 
1793  befand  (Docum.  ined.  per  serv.  alla  storia  dei  musei  IV 


720  MÜSEO  CHIARAMONTI  607A.  B. 

S.  415);  von  dort  mufs  er  durch  Fagan's  Vermittelung  in 
den  Vatican  gelangt  sein,  wo  er  sein  modernes  Büstenstück 
erhielt. 

Visconti-Guattani  Taf.  XXIV:  Pistolesi  Taf.  LV;  Gerhard- 
Platner  S.  78  Nr.  604;  Braun  Vorschule  der  Kunstmythologie  S.  10 
Taf.  XVI;  Ders.  Ruinen  und  Museen  Roms  S.  279  Nr.  35;  Müller- 
Wieseler  Denkmäler  d.  alt.  Kunst  II  Taf.  VI  Nr.  67  (neue  Ausgabe  von 
Wernicke  I  S.  177 f.  Taf.  XV  1):  O  verbeck  Kunstraythologie  III  S.  256; 
S.  268  Nr.  u;  S.  398  Anm.  18;  Taf.  XI  Nr.  11/12;  Kekule  Hebe  S.  60; 
Friederichs-VVolters  Bausteine  Nr.  1542;  Brunn-Bruckmann  140; 
Baumeister  Denkmäler  d.  klass.  Altertums  III  S.  1392  (vgl.  I  S.  620); 
Hei  big  Nr.  113;  Winter  Kunstgeschichte  in  Bildern  I  Taf.  66,  4;  Michaelis 
Drei  alte  Kroniden  S.  4  f.  mit  Anm.  und  Abb.  2. 

Photographic  Anderson  1425. 

607  A.  Kopf  des  bogenspannenden  Eros  (Taf.  77). 

H.  des  Ganzen  0,46  m.,  des  Kopfes  0,24  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Haarknoten,  Nase,  Kinn,  Flicken  in  der  1.  Wange,  Unterteil 
des  Halses  mit  Bruststück  und  Fufs.  L.  Oberlid  und  Ränder  der  Ohren 
bestofsen. 

Stammt  von  einer  mäfsig  ausgeführten  Replik  des  bogen- 
spannenden Eros  in  halber  Lebensgröfse;  die  Augensterne 
sind  leicht  markiert;  vgl.  hierselbst  Nr.  495. 

Photographie  Moscioni  3090. 

607B.  Römische  männliche  Porträtbüste  (Taf.  77). 

H.  des  Ganzen  0,75  m.,  der  Maske  0,20  m.     Ziemlich  feinkörniger 

weifser  Marmor. 

Antik  ist  nur  die  Gesichtsmaske  mit  den  Haarenden  Über  der  Stirn 
ohne  Schläfen  und  Ohren.     An  ihr    ergänzt  Teil  der  r.  Braue  und  des  r. 

■ 

Oberlides,    Nase,   Mitte    der   Unterlippe    und   Kinn.      An    einzelnen   Stellen  j 

bestofsen.  ^ 

Auf  moderner  Oberarmbüste  mit  Tunica  und  Palu- 
damentum  gradeaus  gerichtet  und  leicht  gesenkt  der  Kopf 
eines  Mannes  in  mittleren  Jahren;  schmales  Untergesicht; 
breiter  Schädel;  grofser  Mund  mit  vollen  Lippen;  tiefliegende, 
trübe  blickende  Augen;  lebhaft  modellierte,  niedrige  Stirn; 
die  kurzen,  wenig  gelockten  Haare  nach  vorn  gekämmt. 
Die  antike  Maske  stammt  von  einem  guten  Porträt  der 
claudischen  Epoche. 

Gerhard-Platner  S.  78  Nr.  605, 


MÜSEO  CHIARAMONTI  608.  609.  721 

608.  Porträtbüste  der  Octavia,  Tochter  des 

Claudius  (?)  (Taf.  77). 

H.  des  Ganzen  0,51  m.,  des  Kopfes  0,235  m*     Grofskrystallinischer 

hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Mitte  der  Unterlippe,  schmaler  horizontaler  Streifen 
von  der  r.  Schläfe  unter  der  Nase  durch  zum  1.  Ohr,  breiterer  senkrechter 
Streifen  mit  dem  1.  Ohr  und  den  Haaren  darüber,  grofses  Stück  der  1. 
Schädelhälfte,  Flicken  in  den  Haaren,  unterer  Teil  des  Halses  mit  Schulter- 
locken, Nackenschopf,  Büste  und  Fufs. 

Auf  einer  modernen  Brustbüste  mit  Gewand  der  Kopf 
einer  jungen  Frau  leicht  nach  der  r.  Schulter  gewendet.  Er 
entspricht  in  Gesichtszügen  und  Haartracht  vollkommen  dem 
Kopf  einer  aus  Caere  stammenden,  im  Lateran  aufgestellten 
Statue  (Heibig  Nr.  672),  die  man  früher  allgemein  Agrippina 
d.  J.  nannte,  kürzlich  aber  nicht  ohne  Wahrscheinlichkeit 
für  die  jüngere  Octavia  erklärt  hat  (Mau  Rom.  Mitth.  1892 
S.  237  f.).  Die  Ausfuhrung  des  vaticanischen  Kopfes  ist  weit 
besser  als  die  der  genannten  Statue. 

Gerhard-Pia tner  S.  78  Nr.  606;  Benndorf-Schöne  Die  antiken 
Bildw.  des  lateranens.  Museums  Nr.  207  S.  128;  Bcrnoulli  Rom.  Ikono- 
graphie II  i  S.  183  Nr.  7,  S.  249  u.  379,  Taf.  XXI. 

/  Photographie  Moscioni  4092. 

609.  Torso  einer  Artemisstatuette     (Taf.  77). 

H.  ohne  Basisplatte  0,37  m.     Grofskörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals  (fast  ganz),  Arme  bis  auf  den  gröfsten 
Teil  der  Oberarme,  Unterschenkel,  Füfse.  Der  Köcher  war  angesetzt;  Loch 
dafür  im  Rücken. 

4  Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;    r.  Bein  zur  Seite  ge- 

setzt; kurzer  Chiton  aus  sehr  feinem  Stoff  einmal  mit  lang 
überhängendem  Bausch,  dann  dicht  unter  den  Brüsten  ge- 
gürtet; der  Mantel  ist  über  die  linke  Schulter  und  um  die 
Hüften  geschlungen,  das  Ende  an  der  r.  Hüfte  durch  das 
Übrige  von  oben  durchgezogen,  sodafs  es  hier  kurz  herab- 
hängt; r.  Arm  hing  herab;  der  1.  war  seitlich  etwas  ab- 
gestreckt; für  das  Attribut  eine  viereckige  Stütze  mit  Loch 
am  Gewand  unten;  die  Brust  überkreuzt  das  Köcherband 
von  der  rechten  Schulter  zur  linken  Hüfte;  der  Kopf  war 
nach  der  r.  Schulter  gewendet;    langer  Haarschopf  auf  dem 

Vaticaa.  Katalog  I.  46 


H.,  T.  und  Marmor  wie  bei 

Nr.  a. 


722  MUSEO  CHIARAMONTI  6lO.  610a. 

1.  Schulterblatt.     Sehr  flotte,  originale  Arbeit  nach  Mustern 
des  4.  Jahrh.  v.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  78  Nr.  607. 

Unter  Nr.  603  A— - 609: 

Fünf  Fragmente  eines  Gesimses   (Taf.  77). 

a.  unter  Nr.  603  A. 

H.  0,31  m.,  L.  o,6i  m.,  T.  0,345  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Rechts  Ecke. 

b.  (unter  Nr.  604 — 6).       L.  0,98  m. 

c.  (unter  Nr.  606 — 7).       L.  0,60  m. 

d.  (unter  Nr.  607  A — B).  L.  0,99  m. 

e.  (unter  Nr.  608 — 9).      L.  0,75  m. 

Links  Ecke. 

Alle  ziemlich  stark  bestofsen. 

Von  demselben  Gesims  Teile  in  Abteilung  XV  unter 
Nr.  369 — 74  (s.  dort  über  die  Motive),  XVII  unter  Nr.  416 — 24 
und  XXVII  unter  650—6. 

610.  Fragment  eines  Kindersarkophags  (Taf.  77). 

H.  0,40  m.,  Br.  0,28  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Oben  und  unten  breite  Randleiste  erhalten.  Dazwischen 
Hochrelief:  im  Hintergrunde  ein  Gebäude  durch  zwei  Pfeiler 
angedeutet;  davor  steht  ein  bärtiger  Mann  in  kurzer  ge- 
gürteter Tunica  von  vorn  gesehen;  Kopf  nach  rechts  ge- 
wendet; r.  Arm  erhoben  (Hand  fehlt);  im  1.  Arm  trägt  er  eine 
grofse  schlanke  Amphora  (oben  beschädigt);  rechts  von  ihm 
ein  unbärtiger  in  kurzer  gegürteter  Tunica  nach  links  ge- 
beugt, beschäftigt  ein  Bund  Halme  mit  der  Sichel  zu  schneiden ; 
links  vor  ihm  am  Boden  ein  geschnittenes  Bund;  dann  noch 
Kopf,  Arme  und  1.  Bein  (teilweise)  eines  Unbärtigen,  der 
ein  Bund  auf  die  1.  Schulter  aufgepackt  hat.  Späte,  rohe, 
aber  lebendige  Ausführung. 

Gerhard-Platner  S.  78  Nr.  608. 

610a.  Fragment  eines  Sarkophages   (Taf.  43). 

H.  0,48  m.,  Br.  0,49  m.     Grofskrystallinischer  bläulicher  Marmor» 


MUSEO  CHIARAMONTI  6ll.  6l2.  723 

Oben  breite  Randleiste  erhalten.  Darunter  Hochrelief: 
r.  auf  einem  mit  Löwenfell  gesattelten  Pferde  (Vorderbeine  fehlen) 
ein  bärtiger  Mann  (Nasenspitze  fehlt)  in  gegürteter  Ärmeltunica, 
Hosen,  Schuhen,  wehendem  Mantel  nach  rechts  reitend,  mit 
der  R.  einen  Speer  zum  Stofs  erhebend ;  darunter  zwei  Jagd- 
hunde nach  rechts  laufend  (Pfoten  fehlen),  ganz  r.  unten  ein 
undeutlicher  Rest;  rechts  von  dem  Kopf  des  Reiters  Falten 
eines  wehenden  Mantels;  links  ein  Jüngling  in  gegürteter 
Ärmeltunica,  Mantel,  Stiefeln  nach  rechts  trottend  (Fufse  fehlen); 
in  der  R.  einen  Speer  haltend,  mit  der  L.  einen  runden 
Schild  mit  Mittelknopf  und  markierten  Strahlen  wagerecht 
über  den  Kopf  haltend;  darüber  der  Kopf  einer  Antilope  (r). 
Späte,  lebendige,  aber  schlecht  ausgeführte  Arbeit.  Das 
Fragment  war  bis  vor  Kurzem  zwischen  Nr.  174B  u.  C  ein- 
gemauert, wie  es  auf  Taf.  43  noch  zu  sehen  ist. 

611.  Sarkophagfragment  (Taf.  77). 

H.  0,27  m.,  Br.  0,36  m.     Grofskrystallinischer  bläulicher  Marmor. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten.  Darunter  Hoch- 
relief: Rechts  der  menschliche  Oberkörper  eines  Triton  von 
vorn  gesehen,  den  bärtigen  Kopf  nach  links  gewendet;  beide 
Arme  gesenkt;  im  linken  ein  Ruder  (r.  Hand  fehlt);  links  da- 
von die  Endung  seines  Fischschwanzes;  weiter  links  der 
Oberkörper  einer  Nereide  vom  Rücken  gesehen,  den  Kopf 
nach  rechts  gewendet  und  den  r.  Arm  dorthin  ausstreckend ; 
dahinter  und  an  der  1.  Schulter  Falten  ihres  Mantels.  Spät 
und  schlecht.  Vielfache  Reste  eines  weifsen  Farbcnbelags 
(wohl  Untermalung). 

Gcrhard-Platner  S.  78  Nr.  609. 

612.  Fragment  eines  Sarkophagdeckels  (Taf.  77). 

H.  0,28  m.,  L.  0,44  m.     Ziemlich  grobkörniger,  gelblicher  Marmor. 
Unten  der  Länge  nach  durchgebrochen. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste  z.  T.  erhalten.  Da- 
zwischen Mittelrelief:  Links  ein  Erot  mit  flatterndem  Mäntel- 
chen nach  links  eilend,  umblickend  und  die  Hände  vorwärts 

ausstreckend  (Kufsspitzen  fehlen;   er  hielt  rechts  die  Inschrifttafel,  und 
es  entsprach  ihm  links  ein  entgegengesetzt  bewegter):    rechts    von    ihm 

46* 


724  MÜSEO  CHIARAMONTI  612  a.  613.  613A.  B. 

ein  nackter  Erot  nach  rechts  gebückt,  beschäftigt,  eine  Garbe 
zu  schneiden;  rechts  noch  der  Oberkörper  eines  Eroten  mit 
Chlamys  in  derselben  Beschäftigung  nach  links  gebeugt. 
Späte  unbedeutende  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  78  Nr.  610. 

612a.  Friesfragment    (Taf.  78). 

H.  0,175  m.,  L.  0,64  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Rechts  und  links  abgebrochen. 

Rand  oben  und  unten  erhalten.  Unten  Perlenschnur; 
darüber  Anthemienband  in  Flachrelief  auf  gewölbter  Fläche. 
Hübsche  Arbeit.  Das  Fragment  war  bis  vor  Kurzem  als 
Nr.  632  eingemauert,  wie  es  noch  Taf.  78  zeigt. 

Gerhard-Platner  S.  79  Nr.  630. 

613.  Fragment  eines  Kindersarkophags  (Taf.  77). 

H.  0,27  m.,  Br.  0,29  m.     Ziemlich  grobkörniger,  hellgrauer  Marmor. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten.  Darunter  Hochrelief: 
rechts  auf  einem  nach  rechts  gewandten,  teilweise  erhaltenen 

Wagenkorb  (Rad  halb  erhalten ;  vom  Gespann  ein  Schwanz  und  ein  Teil 

eines  Beines)  steht  vom  Rücken  gesehen  ein  umblickender 
Erot,  die  Zügel  um  den  Leib  geschlungen  und  mit  der  R. 
fassend,  die  L.  zurückstreckend;  über  der  R.  Reste  eines 
Gebäudes;  links  der  Rest  eines  nach  rechts  galoppierenden 
Zweigespannes.  Dargestellt  war  ein  Circusrennen.  Schlechte, 
späte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  78  Nr.  611. 

613  A.    Grabara  eines  Aur.  Maximus  (Taf.  77). 

Am  Aufsatz  vorne  zwischen  den  Voluten  ein  umge- 
kehrter Akanthuskelch.  Gefunden  1735  in  Vigna  Nari  an 
der  Via  Salaria. 

CIL  VI  34S5- 

613B.    Grabara  einer  Pontia  Petale  und  eines 

Pontius  Bupalus   (Taf.  77). 

CIL  VI  24750. 


MUSKO  CHIARAMONT1  613c.  D.  E.  F.  614.  725 

61 3 C.  Ornamentierter  Pfeiler  (Taf.  77). 

H.  0,88  m.,  Br.  0,15,  T.  0,05  m.     Feinkörniger,  hellgrauer  Marmor. 
Rand  teilweise  bestofsen.     Unten  quer  durchgebrochen. 

Die  Vorderseite  auf  allen  Seiten  von  einer  schmalen 
Randleiste  eingefafst.  Im  Feld  ein  senkrecht  aufsteigender, 
candelaberartiger  Schaft  mit  Pantherfüfsen,  Blüten,  Blättern, 
Früchten,  gekreuzten  Füllhörnern,  Gefafs,  Ähren  und  mehr- 
fach angehängten  Infulae.     Delicate  Arbeit.     Antik? 

613D.  Ornamentierter  Pfeiler  (Taf.  77). 

II.o,88  m.,  Br.  0,165  m«j  T.  0,05  m.     Feinkörniger,  hellgrauer  Marmor. 
Rand  teilweise  bestofsen.     Unten  quer  durchgebrochen. 

Die  Vorderseite  oben  und  seitlich  von  einer  schmalen 
Randleiste  eingefafst.  Im  Feld  oben  an  einem  Ring  befestigt 
ein  Gehänge  von  Tafel,  Waffen,  Früchten,  und  nochmals 
Waffen.     Delicate  Arbeit.     Antik? 

613E.    Grabara  eines  M.  Vibius  Proclus  (Taf.  77). 
Von  oben  nach  unten  durchbohrt. 

CIL  VI  1903. 

61 3 F.  Grabara  eines  M.  Rubrius  Varro  (Taf.  77). 

Am  Aetom  vorne  eine  Kranz  in  Relief. 
CiL  vi  25528. 

614.  Sarkophagfragment  (Taf.  78). 

H.  0,45  m.,  Br.  0,28  m.     Grofskörniger,  gelblicher  Marmor. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste,  1.  Rand  ohne  Leiste 
erhalten.  Hochrelief:  rechts  eine  weibliche  Figur  nach  rechts 
gewendet,  halb  vom  Rücken  gesehen  in  Chiton  und  Mantel 
(r.  Unterarm  und  r.  Fufs  fehlen);  rechts  von  ihr  am  Knie  undeut- 
licher Ansatz;  links  ein  bärtiger  Mann  in  Hosen  und  doppeltem 
gegürteten,  kurzen  Chiton  (lange  und  kurze  Ärmel);  er  kniet 
mit  dem  1.  Bein  auf  Felsen,  hält  mit  der  R.  einen  runden, 
flachen  Gegenstand  empor  (Schild  oderTympanon);  im  Nacken 
ein  Rest,  vielleicht  von  einer  phrygischen  Mütze  (r.  Hälfte  des 

Kopfes  fehlt). 

Gerhard-Platner  S.  78  Nr.  612. 


72Ö  MUSEO  CH1AHAM0NTI  615.  616.  617. 

615.  Giebel  (Taf.  78). 

H.  0,31  m.,  Br.  1,05  m.     Feinkörniger,  hellgrauer  Marmor. 

Auf  dem  von  kräftigem  Gesims  überragten  Giebelfeld  in 
mittlerem  Relief  folgende  Darstellung:  in  der  Mitte  ein  drei- 
beiniger Tisch;  darauf  zwei  Näpfe  und  ein  Schöpflöffel;  rechts 
und  links  davon  je  ein  Sopha;  auf  jedem  lagert  mit  dem 
Kopf  nach  der  Mitte  eine  Gestalt  in  Unter-  und  Obergewand 
(um  die  Beine  geschlungen),  links  ein  Mann,  rechts  eine  Frau; 
beide  wenden  die  Köpfe  einander  zu;  er  scheint  auf  der  L. 
eine  Schale  zu  halten.  Wird  zur  Decoration  eines  Grabes 
gehört  haben.     Hübsche  Arbeit. 

Gerhard  Platner  S.  78  Nr.  613. 

616.  Decoratives  Relief  (Taf.  78). 

H.  0,42  m.,  Br.  0,89  m.     Ziemlich  grobkörniger,  bläulicher  Marmor. 

Rechts  und  links  auf  kleiner  Console  je  ein  Atlant;  über 
der  von  ihnen  getragenen  Platte  je  ein  Bukranion;  zwischen 
den  Atlanten  in  leicht  vertieftem  Feld  zwei  stehende  Greife, 
deren  Schwänze  in  Arabesken  endigen,  einander  zugewandt; 
zwischen  ihnen  ein  Thymiaterion,  auf  dem  Früchte  liegen. 
Diese  Darstellung  in  Flach-,  Atlanten  und  Bukranien  in  Hoch- 
relief. Der  Streifen  zwischen  den  Bukranien  ist  modern  ab- 
gearbeitet.    Schlechte  Arbeit. 

Gerhard-PJatner  S.  78  Nr.  614. 

617.  Sarkophagfragment    (Taf.  78). 

H.  0,40  m.,  Br.  0,20  m.     Feinkörniger,  weifser  Marmor. 
In  der  Mitte  quer  durchgebrochen. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten.  Darunter  Hochrelief: 
in  der  Mitte  ein  stehendes  Mädchen  von  vorn  gesehen  (Nase, 
r.  Arm,  Fufse  fehlen);  Kopf  nach  rechts  geneigt:  langes,  unten 
befranztes  Gewand  hoch  gegürtet;  es  läfst  die  r.  Brust  frei; 
lange,  gedrehte  Locken;  Stirnbinde;  die  Hände  scheinen  auf 
dem  Rücken  gebunden  zu  sein;  rechts  oben  im  Grunde  der 
Kopf  eines  zweiten  solchen  Mädchens  im  Profil  nach  rechts 
geneigt;  darunter  Gewandreste;  dann  Rest  eines  Ellenbogens; 
ganz  unten  die  erhobene  Ferse  eines  beschuhten  Fufses,  der 
einer  nach  rechts  knieenden  Figur  gehört  hahen  mufs;  links 


MÜSEO  CHIARAMONTI  618.  619.  727 

oben  im  Grunde  Rest  eines  bärtigen  Kopfes  mit  flach  an- 
liegender Kappe  im  Profil  nach  rechts  geneigt.  Augensterne 
und  Pupillen  eingegraben. 

Stammt  von  einem  Sarkophag,  auf  dem  der  Triumph 
des  Dionysos  über  die  Inder  dargestellt  war. 

Gerhard-Platner  S.  78  Nr.  615. 

61S.   Römischer  Knabenkopf  (Taf.  78). 

H.  des  Ganzen  0,43  m.,  des  Kopfes  0,23  m.     Feinkörniger,  weifser  Marmor. 
Ergänzt  Bruststück  und  Fufs.     Ränder  der  Ohren  bestofsen. 

Kopf  eines  Knaben  von  ca.  zwölf  Jahren  leicht  nach  der 
linken  Schulter  gewendet;  mageres  Gesicht;  vorgebauter,  ge- 
schlossener Mund  mit  schmalen  Lippen;  gebogene  Nase; 
kleine  Augen;  vortretende  Unterstirn;  kurzgeschorenes  Haar. 
Ernster  Ausdruck.  Brauen  durch  Striche  angegeben ;  Augen- 
sterne und  Pupillen,  wie  es  scheint,  modern  eingegraben; 
auch  die  Umränderung  des  Unterliedes  und  einige  Falten 
unter  den  Augen  scheinen  modern  zugefügt  Fremder  Typus. 
Sorgfaltige  Arbeit  des  1.  Jahrh.  n.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  78  Nr.  616. 

619.  Römischer  weiblicher  Portraitkopf 

(Taf.  78). 

H.  ohne  Fufs  0,315  m.     Feinkörniger,  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Kinn,  Teil  des  1.  Ohrläppchens,  BUstcnfufs.  Das 
Bruststilck  unten  modern  zubehauen.     Ziemlich  verwaschen. 

Kopf  einer  älteren  Frau  leicht  nach  ihrer  Rechten  ge- 
wendet; magere  Wangen;  breite  Backenknochen;  breiter, 
geschlossener  Mund  mit  schmalen  Lippen,  leicht  zum  Lächeln 
verzogen;  doch  sind  die  Brauen  in  der  Mitte  etwas  weiner- 
lich erhoben;  über  der  Nasenwurzel  zwei  senkrechte  Falten; 
tiefliegende  Augen;  niedrige  Stirn;  die  Haare  sind  vorn  in 
Röllchen  geordnet,  deren  Masse  über  den  Ohren  stärker 
wird;  hinten  sind  sie  zurückgekämmt  und  in  einen  kleinen 
hängenden  Schopf  zusammengeflochten;  in  den  Ohrläppchen 
Löcher  für  Gehänge.   Sehr  gutes  Porträt  der  claudischen  Zeit.. 

Gerhard-Platner  S.  78  Nr.  617;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II 1 
S.  183  Nr.  8. 


728  MÜSEO  CHIABAMONTI  Ö20.  621.  622. 

620.  Weiblicher  Idealkopf  (Taf.  78). 

H.  ohne  Fufs  0,455  ra*     Feinkörniger,  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Unterteil  der  Nase,  Teil  des  Kinns,  Btistenfufs.  Ver- 
letzungen an  1.  Wange,  Unterlippe,  unter  dem  r.  Ohr  und  am  Hals. 
Unterteil  des  Bruststücks  modern  zubehauen. 

Jugendlich  weiblicher  Kopf  mit  ernstem  Ausdruck  gerade- 
aus gerichtet.  Die  Haare  sind  vorne  gescheitelt  und  über 
die  Ohren  zurückgestrichen;  alles  übrige  Haar  ist  zurück- 
gekämmt und  hinten  zu  einem  flachen  Wulste  aufgerollt; 
bügeiförmig  überschneiden  die  Haare  drei  Bänder;  eins  vorn, 
um  das  hinter  den  Ohren  die  vorn  gescheitelten  Strähnen  ge- 
schlungen sind  —  sie  hingen  dann  auf  die  Schultern  herab  — , 
die  beiden  anderen  in  gleichen  Abständen  weiter  hinten;  auf 
dem  Brustsück  rechts  und  links  Gewand;  daraus  und  aus 
der  Art,  wie  der  Nacken  abschneidet,  ferner  daraus,  dafs  die 
Haare  am  Hinterkopf  nicht  ausgeführt  sind,  ergiebt  sich,  dafs 
der  Kopf  zum  Einsetzen  in  eine  Statue  bestimmt  war;  vier 
Repliken  werden  von  Furtwängler  Meisterwerke  S.  98, 
Anm.  1  und  Arndt  bei  Arndt- Amelung  Einzelaufnahmen 
Text  zu  Nr.  435/6  aufgezählt;  vgl.  zuletzt  Arndt  La  glypto- 
theque  Ny- Carlsberg  Text  zu  PI.  43.  Furtwängler  schreibt 
das  Original  dem  Phidias  zu,  doch  scheint  der  Typus  den 
Werken  näher  zu  stehen,  die  er  selber  dem  Kaiamis  zuerteilt, 
besonders  einem  Knabenkopf  (in  der  Münchener  Glyptothek; 
Furtwängler  Beschreibung  Nr.  56;  Meisterwerke  S.  115  Fig.  21), 
zu  dem  dieser  weibliche  Typus  in  einem  analogen  Verhältnis 
stehen  dürfte,  wie  die  echt-phidiasische  Sappho- Aphrodite 
(hierselbst  Nr.  50)  zu  dem  sog.  Phaon  (hierselbst  Nr.  695; 
Meisterwerke  S.  98  ff".). 

Gerhard-Platner  S.  78f.  Nr.  618. 

621.  An  dieser  Stelle  stand  bis  zum  Jahre  1899  die  auf 
unserer  Tafel  abgebildete  Statuette  des  Bes;  sie  ist  seither 
in  das  ägyptische  Museum  übertragen. 

Heibig  Nr.  114;  Marucchi  II  Museo  egizio  vaticano  S.  317  Nr.  61. 

622.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  78). 

H.  ohne  Fufs  0,32  m.     Feinkörniger,  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase  und  BUstenfufs.  Verletzung  an  den  Haaren  rechts, 
Gesicht  stark  überarbeitet. 


MUSEO  CHIARAMONTI  623.  624.  729 

Kopf  einer  jungen  Frau  gradeaus  gerichtet;  rundes, 
weiches  Gesicht;  kleiner  Mund  mit  starken  Lippen;  kleine 
Augen;  niedrige  Stirn;  Brauen  durch  Striche  angegeben; 
Augensterne  und  Pupillen  eingegraben;  die  Haare  gescheitelt 
und  in  starker,  regelmäfsig  gewellter  Masse  über  die  Ohren 
abwärts  und  zurückgekämmt;  jederseits  Ansätze  zu  Schulter- 
locken; hinten  ein  tief  hängendes,  starkes  und  breites  Nest. 
Vielleicht  ein  schlecht  gearbeitetes  Porträt  der  jüngeren 
Faustina. 

Gerhard-Platncr  S.  79  Nr.  620;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II 2 
S.  143  Nr.  4. 

623.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.78). 

H.  ohne  Fufs  0,32  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze  und  6  listen  fufs.  Bestofsen  die  Ohren  und 
das  Haar  über  dem  1.  Ohr.     Unterteil  des  Bruststücks  modern  zubehaucn. 

Kopf  einer  älteren  Frau,  leicht  nach  der  r.  Schulter  ge- 
wendet; starkknochiges,  derbes  Gesicht;  geschlossener  Mund 
mit  unwillig  aufgeworfenen  Lippen;  kurze  Nase;  grofse  Augen 
mit  zornig  zusammengezogenen  Brauen;  niedrige  Stirn;  die 
Haare  sind  oben  gescheitelt  und  bis  zu  den  Ohren  in  vier  hori- 
zontalen, flachgedrückten  Rollen  geordnet;  der  Scheitel  selber 
ist  von  einem  dünnen  Zopf  bedeckt,  der  von  vorne  ausgeht; 
von  demselben  Punkt  geht  jederseits  noch  ein  dünner  Zopf 
aus,  der  oberhalb  jener  Rollen  nach  hinten  verläuft;  vor  dem 
Ausgangspunkt  der  drei  Zöpfe  sind  in  die  Stirn  zwei  kleine 
Haarschleifen  gelegt;  hinten  laufen  alle  Haare,  einschliefslich 
der  Zöpfe,  in  einen  von  dünnen  Zöpfen  geflochtenen,  hängen- 
den Schopf  zusammen.  Auf  dem  Bruststück  Gewand;  in 
dem  erhaltenen  r.  Ohrläppchen  ein  Loch  für  Gehänge.  Sehr 
charakteristisches  Porträt;  gute  Arbeit  aus  der  Zeit  des 
Tiberius.  Vgl.  wegen  der  Frisur  Bernoulli  a.  unten  a.  O.  II I 
S.  218  Nr.  i, 

Gerhard-Platner  S.  79  Nr.  621;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie 
II  2  S.  65. 

624.  Kopf  des  jugendlichen  Trajan  (?)  (Taf.  78). 

H.  des  Ganzen  0,44  m.,  des  Kopfes  0,235  m-    Feinkörniger,  bläulicher  Marmor. 

Ergänzt  Unterteil  des  Halses  mit  Bruststück  und  Fufs.  Geflickt 
die  Nasenspitze. 


73°  MÜSEO  CHIARAMONT1  625.  625  A.  626. 

Kopf  eines  Knaben  von  etwa  zwölf  Jahren  leicht  zur  L. 
gewendet.  Die  Ähnlichkeit  mit  Trajan  macht  es  wahr- 
scheinlich, dafs  eben  er  dargestellt  ist.  Jedenfalls  aus  seiner 
Zeit.     Geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  79  Nr.  622. 

625.  Kopf  des  Antinous  (Taf.  78). 

H.  des  Ganzen  0,56  m.,  des  Kopfes  0,33  m.     Feinkörniger,  leicht  bläulicher 

Marmor. 

Ergänzt  einige  von  den  Locken,  die  die  Ohren  bedecken,  das  ganze 
Untergesicht  von  den  Augen  abwärts,  Vorderteil  des  Halses  mit  Brustansatz, 
BUstcnfufs.     Abgebrochen  das  Mutzenband  über  dem  r.  Ohr. 

Kopf  des  Antinous;  er  war  leicht  nach  seiner  R.  ge- 
wendet und  geneigt;  die  Oberfläche  des  zugespitzten  Ober- 
kopfes ist  gerauht;  hier  ist  die  phrygische  Mütze,  von  der 
sich  nur  ein  Band  über  dem  1.  Ohr  erhalten  hat,  abgearbeitet. 
Antinous  war  also  als  Ganymed  oder  Attis  dargestellt.  Die 
Arbeit  an  den  antiken  Teilen  ist  gut.  Der  Kopf  hat  zunächst 
im  ägyptischen  Museum  gestanden. 

Gerhard-Platner  S.  113  Nr.  895. 

625  A.  Kopf  des  ausruhenden  Satyrs  auf  moderner 

Büste  (Taf.  7S). 

H.  des  Ganzen  0,69  m.t  des  Kopfes  0,26  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Ergänzt  gröfserer  Teil  der  Nase,  Unterlippe,  Kinn,  Büste  und  Fufs. 

Auf  einer  modernen  Oberarmbüste  mit  Gewand  auf  der 
1.  Schulter  eine  ganz  rohe  Replik  vom  Kopfe  des  ausruhenden 
Satyrs  (Braccio  nuovo  Nr.  120);  am  Halse  ist  die  Neigung 
nach  der  1.  Schulter  deutlich;  die  Haare  sind  auf  dem 
Hinterkopf,  im  Nacken,  besonders  hinter  dem  r.  Ohr,  nicht 
ausgearbeitet,  weil  sie  an  der  Statue  bei  Vorderansicht  nicht 
gesehen  werden;  Bohrlöcher  in  den  Mundwinkeln. 

Gerhard-Platner  S.  79  Nr.  623;  Klein  Praxiteles  S.  205  Anm.,  Nr.  9. 

626.  Mädchenkopf  (Taf.  78). 

H.  ohne  Fufs  0,34  ro.     Ziemlich  feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Unterteil  der  Nase,  Stück  im  r.  Ohrläppchen.  Gesicht  über- 
arbeitet. 

Leicht  nach  der  r.  Schulter  gewendet  und  geneigt;  feine, 


MUSEO  CHJARAMONTI  626A.  627.  73 1 

etwas  individuell  gestaltete  Züge  mit  ruhigem  Ausdruck;  die 
Haare  gescheitelt  und  vorne  zurückgekämmt;  hinten  fallen 
sie  auf  den  Nacken  in  breiter  Masse,  um  die  lose  ein  Band 
geschlungen  ist.  Kalte  Arbeit  nach  einem  Original  des 
4.  Jahrh.  v.  Chr.  War  zum  Einsetzen  in  eine  Statue  bestimmt. 
Über  die  Erwerbung  giebt  die  Inschrift  links  unten  Auskunft: 
1823.  C.  C.  34. 

Eine  Wiederholung  mit  umgekehrter  Kopfwendung  und 
von  besserer  Erhaltung  befindet  sich  in  der  Madrider  Kunst- 
akademie (Hübner  Die  antiken  Bildwerke  in  Madrid  Nr.  501; 
drei  photographische  Aufnahmen  werden  bei  Arndt-Ame- 
lung  Einzel -Aufnahmen  Nr.  1778 — 80  publiciert  werden); 
Arndt  hat  erkannt,  dafs  der  Madrider  Kopf  die  nächste 
Verwandtschaft  mit  der  Eirene  des  Kephisodot  aufweist. 
Bei  dem  vaticanischen  Kopf  ist  dieser  Charakter  durch  die 
moderne  Überarbeitung  ganz  verloren  gegangen. 

626  A.  Torso  eines  kleinen  Knaben  (Taf.  78). 

H.  ohne  Basisplatte  0,615  nK     Feinkörniger  weifscr  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  mit  Hals  und  Teil  der  r.  Schulter  (war  ergänzt; 
Eisenpflock  erhalten),  1.  Arm  von  der  Mitte  des  Oberarms  abwärts  (war 
erg.;  Eisenpflock  erh. :  an  der  1.  Hüfte  tiefes  Loch),  r.  Unterarm  fast  ganz 
(war  erg.;  Stiftloch  erb.);  1.  Bein,  r.  bis  auf  einen  Teil  des  Oberschenkels, 
Ftlfse.     Verschiedene  kleine  Verletzungen. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Oberschenkel  war 
leicht  vorgesetzt,  1.  Arm  gesenkt,  r.  lag  gebogen  an  der 
Seite,  die  Hand  vor  der  Brust.    Unbedeutend. 

Gerhard- Platner  S.  79  Nr.  624. 

627.  Statuettengruppe  des  Mars  und  der  Venus 

(Taf.  78). 

H.  0,83  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  an  der  Venus  der  ganze  Oberkörper  mit  Kopf,  Armen  und 
Händen  mit  Ausnahme  der  r.  Daumspitze,  einige  Falten  unter  der  1.  Hüfte 
und  dem  1.  Knie,  Ftlfse  mit  Saum  des  Gewandes ;  am  Mars  grofser  Flicken 
im  Oberkopf,  Nasenspitze,  Unterteil  des  Halses,  Arme  mit  Händen,  Griff 
und  Scheide  des  Schwertes,  Unterkörper  von  den  Hüften  abwärts;  Basis. 
Der  Faltcnbausch  vor  dem  Unterleib  der  Venus  ist  überarbeitet. 

Mars  steht  aufrecht  nach  seiner  L.  gewendet;  r.  Stand- 
bein (Stamm);  1.  Fufs  vorgesetzt;  die  gesenkte  L.  hält  das 


732  MUSEO  CHIARAMONTI  628. 

am  Riemen  hängende  Schwert  am  unteren  Ende  der  Scheide 
(törichte  Ergänzung;  der  Unterarm  müfste  vorgestreckt  sein 
und  die  Hand  das  Schwert  am  Griffe  fassen);  der  r.  Arm 
liegt  gebogen  an  der  Seite  (Zeigefinger  ausgestreckt);  der 
Kopf  mit  kurzen  Locken  und  Tänie  wendet  sich  stark  nach 
der  r.  Schulter,  Venus  zu,  die  links  mit  gekreuzten  Beinen 
(r.  Standbein)  steht,  den  1.  Arm  um  seinen  Nacken,  die  R. 
an  seine  Brust  legt;  sie  trägt  Sandalen,  gegürteten  Chiton,  der 
die  r.  Schulter  freiläfst  und  den  Mantel  um  den  Unterkörper 
geschlagen;  der  moderne  Kopf  hat  die  Frisur  der  Faustina. 
Die  Gruppe  ist  ein  Pasticcio  aus  drei  nicht  zusammengehörigen 
Fragmenten:  I.  Der  männliche  Kopf;  er  pafst  nicht  auf  den 
Körper,  da  seine  starke  Wendung  dem  Halsansatz  des  Torso 
nicht  entspricht;  ferner  stellt  er  keinen  Mars  dar;  auch  ist 
sein  Marmor  dunkler  als  der  des  Torso;  er  hat  zu  einer 
schlechten  Statuette  von  der  Art  der  „Stephanos-Figur"  ge- 
hört. 2.  Torso  des  Mars;  dafs  er  von  einer  derartigen 
Gruppe  stammt,  ergiebt  sich  aus  dem  Daumen  an  der  Brust 
und  den  richtig  benutzten  Ansätzen  im  Nacken.  3.  Der 
Unterkörper  der  Venus;  dafs  er  nicht  zu  einer  derartigen 
Gruppe  gehört  hat,  ergiebt  sich  daraus,  dafs  seine  r.  Hand 
den  Mantel  an  der  1.  Hüfte  durch  Zugreifen  am  Herabgleiten 
hindern  müfste.     Alle  Teile  gleich  schlecht  und  unbedeutend. 

Fea    Nuova    descrizione    S.   90,    Gerhard-Platner   S.  79   Nr.  625. 
Photographie  Moscioni  4048. 

628.  Torso  einer  männlichen  Statuette  (Taf.  78). 

H.  ohne  Basisplatte  0,595  m.     Grofskörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  mit  Hals  und  Teil  der  Schultern,  r.  Arm,  1.  Unter- 
arm, Hände,  r.  Bein  von  der  Mitte  des  Oberschenkels  an,  1.  Unter- 
schenkel, FUfse. 

Aufrechte  Haltung;    r.    Standbein    (war  verstärkt   durch 

einen  Stamm,  dessen  Rest  sich  erhalten  hat);  1.  Oberschenkel 

leicht  vorgesetzt;    beide  Arme  hingen  herab;    der  1.  etwas 

vorgestreckt;  an  der  r.  Hüfte   aufsen  Rest  einer  Stütze  mit 

Loch  in  der  Mitte;  auf  dem  1.  Oberschenkel  vorn  länglicher 

Ansatz;   auf  der  r.  Schulter  am  Halsbruch  kleine  Erhöhung. 

Formen  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.     Gute  Arbeit. 
Gerhard-Platner  S.  79  Nr.  636. 


MUSEO  CHIARAMONTI  628A.  629.  629A.  733 

628  A.  Büste  des  Augustus   (Taf.  78). 

H.  des  Ganzen  0,50  in.,  des  Kopfes  0,25  ru.     Ziemlich  feinkörniger 

weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Ohren,  Stück  in  der  r.  Braue,  Hals  fast  ganz  mit 
Büste  und  Fufs.     Das  Untergesicht  ist  stark  Überarbeitet. 

Auf  moderner  Brustbüste  Kopf  des  Augustus  in  vor- 
geschrittenem Alter  leicht  nach  der  1.  Schulter  gewendet. 
Das  Untergesicht  ist  durch  die  moderne  Überarbeitung  merk- 
würdig spitz  geworden.  Unbedeutend  in  Auffassung  und 
Arbeit. 

Bern oul li  Rom.  Ikonographie  II  1   S.  28  Nr.  11. 

629.  Römische  männliche  Porträtbüste  (Taf.  78). 

H.  0,69  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Teil  der  Unterlippe,  Unterteil  des  Halses  und 
des  Büstenfufses.  Gebrochen  durch  das  Indextäfelchen.  Viele  Ver- 
letzungen. 

Antoninische  Oberarmbüste  mit  Schwertband  und  Mantel 
mit  Knopf  auf  der  1.  Schulter;  darauf  ein  Jünglingskopf  halb 
nach  der  r.  Schulter  gewendet  und  etwas  geneigt;  runder 
Kopf;  spitzes  Kinn;  kleiner  geschlossener  Mund  mit  ver- 
ächtlichem Zug;  gerade  Nase,  stark  beschattete  Augen  mit 
zusammengezogenen  Brauen;  in  der  Mitte  vorgewölbte 
Stirn;  kurz  geschorenes  Haar.  Augensterne  und  Pupillen 
eingegraben.  Der  Kopf  gehört  zu  der  Büste,  da  Marmor, 
Erhaltung  und  Zeit  übereinstimmen.  Geringes  Porträt  aus 
der  Zeit  des  Alexander  Severus. 

Gcrhard-Platner  S.  79  Nr.  627. 

629A.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf 

(Taf.  78). 

H.  des  Ganzen  0,56  m.,  des  Kopfes  0,295  m-     Gelblicher  Kalkstein. 

Ergänzt  Flicken  in  der  Stirn,  der  r.  Braue,  den  Wangen,  der  Unter- 
lippe, Vorderteil  der  Nase,  Bruststück  mit  Büstenfufs. 

Kopf  einer  Frau  in  mittleren  Jahren,  die  den  Mantel 
über  den  Hinterkopf  gezogen  hat;  kurzes  spitzes  Kinn;  Mund 
mit  vollen  Lippen;  gebogene  feine,  etwas  gerümpfte  Nase; 
beschattete  Augen;  ernster,  etwas  blöder  Ausdruck;  die 
Haare    zurückgestrichen.      Die    Brauen    sind    durch    einen 


734  MÜSEO  CHIARAMONTI  629A. 

schmalen  Steg  markiert.  Nicht  fein,  aber  bürgerlich  charakte- 
ristisch. Wird  von  einer  Grabstatue  stammen;  letzte  Zeit 
der  Republik  oder  erste  Kaiserzeit.     Vgl.  hierselbst  Nr.  357. 

Unter  Nr.  625— 629  A: 

Vier  Gesimsfragmente  (Taf.  78). 

a  (unter  Nr.  625— 25  A). 

H.  0,32  m.,  L.  0,92  m.,  T.  0,31  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  bestofsen.     Rechts  abgesägt. 

Von  unten  nach  oben:  Zahnschnitt;  Perlenschnur;  Eier- 
stab; Geison;  Perlenschnur;  Sima  mit  Palmettenornament  in 
hohem  Relief.    Links  Ecke.     Späte  Arbeit. 

b  (unter  Nr.  626— 26  A). 

H.  0,28  m.»  L.  0,68  m.,  T.  0,275  m*     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  ein  Teil  der  oberen  Deckplatte  links.  Sehr  bestofsen. 
Links  gebrochen.     Rechts  Schnitt. 

Von  unten  nach  oben:  Perlenschnur;  Eierstab;  hoher 
Zahnschnitt  mit  niedrigen  Brücken;  Perlenschnur;  Eierstab 
(beides  gröfser  als  unten).  Rechts  scheint  Anschlufsfläche  zu 
sein.     Späte  Arbeit. 

c  (unter  Nr.  627). 

H.  0,18  m.,  L.  0,825  m-i  T-  °»27  m«     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Stark  bestofsen.     L.  und  r.  modern  abgearbeitet. 

Von  unten  nach  oben:  Eierstab;  Zahnschnitt;  Consolen; 
niedriges  Geison  mit  Perlenschnur,  Sima  mit  Akanthusblättern. 
Späte,  zierliche  Arbeit. 

d  (unter  Nr.  628— 29  A). 

H.  0,13  m.,  L.  1,65  m.,  T.  0,27  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Ergänzt  zwei  grofse  StUcke  der  oberen  Platte  vorn.    Sehr  bestofsen. 

Von  unten  nach  oben:  glattes  Kyma  mit  Leisten;  Eier- 
stab; weit  vorspringendes  Geison  mit  kleinen  senkrechten 
Canelluren;  niedrige,  glatte  Sima.  An  beiden  Seiten  Ecke. 
Die  Unterfläche  ist  rauh.     Unbedeutend. 


MU8E0  CHIARAM0NT1  630.  631.  632.  633.  735 

630.  Spätrömisches  Votivrelief  an  Silvan 

(Taf.  78). 

H.  0,33  id.,  Br.  0,49  in.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Die  Ränder  sehr  zerstört. 

An  allen  vier  Seiten  Reste  einer  schmalen  Randleiste 
erhalten.  Flachrelief:  rechts  steht  Silvan  in  gegürteter  Tunica, 
in  der  L.  einen  Fichtenzweig,  in  der  seitlich  ausgestreckten 
R.  das  Gartenmesser  haltend  und  nach  links  blickend,  rechts 
von  ihm  sitzt  aufschauend  der  Hurid;  links  von  ihm  steht 
nach  links  gewendet  ein  Eber;  dann  ein  roher,  niedriger 
Altar,  auf  dem  ein  Korb  mit  Ähren  steht,und  ein  unbärtiger 
Hirt  in  gegürteter  Exomis  mit  gekreuzten  Beinen  stehend 
und  mit  dem  1.  Ellenbogen  auf  den  von  der  R.  gehaltenen 
Stab  lehnend,  das  Gesicht  in  die  L.  gelegt;  über  dem  Eber 
auf  einer  Felsklippe  ein  nach  rechts  liegendes  Schaf  (Kopf 
zerstört).    Vgl.  Nr.  516.     Schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  79  Nr.  628. 

631.   Fragment  eines  ornamentierten  Pfeilers 

(Taf.  78). 

H.  0,36  m.,  Br.  0,14  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Oben  und  unten  abgebrochen. 

Senkrecht  aufsteigender  Schaft  mit  verschieden  ge- 
wundenen Canelluren  und  Stützblättern  von  Akanthus.  Hoch- 
relief. 

Gerhard-Platner  S.  79  Nr.  629. 

632  ist  jetzt  als  Nr.  612a  eingemauert",  s.  dort. 

633.  Fragment  eines  ornamentierten  Pfeilers 

(Taf.  78). 

H.  0,47  m.,  Br.  0,17  ro.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Oben  und  unten  abgebrochen. 

Rand  rechts  und  links  erhalten.  Senkrecht  aufsteigende 
Staude  mit  länglichen  Blättern  und  Blütendolden  an  hohen 
Stengeln  in  Flachrelief.     Gute  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  79  Nr.  631. 


736  MUSEO  CH1ARAMONTI  634.  634  A. 

634.  Relieffragment    (Taf.  78). 

H.  0,335  m.,  L.  0,54  m.     Grobkörniger  gelblicher  Marmor. 

Rand  oben  und  unten  erhalten.  Dazwischen  Flachrelief: 
links  der  Rest  eines  Hirten  (1.  Arm,  Teil  der  Brust  und  des 
Kopfes),  der  sich  auf  einen  Stab  lehnt;  rechts  davon  ein 
Baum;  dann  ein  Ziegenbock  nach  link  gewendet  liegend,  der 
umblickt  und  sich  mit  dem  1.  Hinterbein  kratzt;  rechts  dar- 
über ein  Stier  nach  rechts;  fressendes  Schaf  nach  rechts  ge- 
wendet; rechts  darüber  Kopf  eines  Schafs  nach  links  ge- 
wendet; Reste  eines  Baumes  und  anderer  Tiere.  Sehr  späte, 
rohe,  aber  lebendige  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  79  Nr.  632. 

634A.  Altar  des  Genius  horreorum  errichtet  von 

den  horreari  Saturninus  und  Successus  im  Jahre  75  n.  Chr. 

(Taf.  78). 

CIL  VI  235. 

634B  ist  jetzt  in  Abteilung  XV  aufgestellt;  s.  Nr»  378a. 
Statt  dessen  steht  hier: 

Cinerar-Ara  des  Lictors  M.  Coelius  Dionysius. 

H.  0,62  m.,  Br.  unten  0,43  m.,  T.  unten  0,355  m«      Feinkörniger  hellgrauer 

Marmor. 

Sehr  bcstofsen. 

Die  Basis  ist  an  der  Vorderseite  mit  glattem  Kyma  um- 
rändert. Darüber  noch  eine  schmale  Bodenleiste  und  darauf 
an  den  Ecken  je  eine  korinthische  Säule  mit  gewundenen 
Canelluren.  An  den  Capitälen  ist  mittels  eines  Bandes  eine 
dünne  Lorbeerguirlande  befestigt,  sodafs  der  Teil  zwischen 
den  Capitälen  einen  flachen  Bogen  bildet,  die  beiden  Enden 
längs  der  Säulen  herabhängen.  Dazwischen  unten  die  um- 
rahmte Inschrifttafel.  Darauf  steht,  wie  auf  einem  Podium, 
der  Lictor  in  Tunica  und  Toga,  die  fasces  im  1.  Arm,  mit 
der  herabhängenden  R.  einen  Stab  senkend;  rechts  und  links 
von  ihm  im  Grunde  fasces.  An  den  Nebenseiten  steigt  aus 
einem  Akanthuskelch  eine  lebhaft  gewundene  Blumenranke 
auf.     Den  Säulen  entsprechen  an  den  hinteren  Ecken  Pilaster. 


MUSEO  CHIARAMONTI  634C.  635.  737 

Alles  ist  in  mittlerem  Relief  dargestellt.     Der  Aufsatz  fehlt 

(statt  seiner  eine  moderne  Marmorplatte).     Arbeit  der  ersten 

Kaiserzeit.     Stand  bis  vor  Kurzem  im  Giardino  della  pigna. 
CIL  VI  1898. 

634  C.  Grabara   (Taf.  78). 
Übliche  Form;   ohne  Inschrift  und  Relief  (abgearbeitet). 

Abteilung  XXVI. 

635.    Torso    einer  Panzerstatue    mit   römischem 

Porträtkopf  (Taf.  79). 

II.  f,37  in.    Marmor  des  Kopfes  feinkörnig  und  weifs;  der  des  Torso  grofs- 

körnig  und  gelblich. 

Ergänzt  der  ganze  Schädel  mit  Ohren,  Stack  der  r.  Braue,  Nasen- 
spitze, Hals,  der  ganze  obere  Teil  des  Mantels  um  den  Hals  mit  Knopf, 
r.  Armstumpf,  Flicken  im  Mantel  1.  Es  fehlen  r.  Arm  mit  Hand,  1.  Hand 
mit  Teil  des  Unterarms  (war  angesetzt;  Eisenzapfen  erhalten),  r.  Bein,  1. 
Unterschenkel,  Füfse.    Sehr  verwaschen.    Des  Torso  sehr  bestofsen. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs  war  leicht  zur 
Seite  und  vorgesetzt;  kurze  Tunica;  Panzer  mit  befransten 
Streifen;  und  zwei  Reihen  von  Klappen,  auf  deren  oberer 
Tierköpfe,  Gorgonen  und  L  und  r.  je  eine  Palmette  ange- 
bracht sind,  auf  der  unteren  Palmetten;  an  dem  Panzer  Relief- 
schmuck: unter  dem  Nabel  eine  abwärts  gerichtete  Palmette, 
darüber  ein  Tropaion  und  unter  der  r.  Brust  ihm  zugewandt 
eine  langgewandete  Victoria  (vgl.  Wroth  Journal  of  Hell, 
studies  1886  S.  131  Type  III);  befranstes  Paludamentum  auf 
der  r.  Schulter  geknöpft;  es  bedeckt  den  1.  Arm,  dessen  Hand 
leicht  vorgestreckt  das  Schwert  gehalten  haben  wird;  der  r. 
Arm  war  erhoben;  die  Hand  mufs  den  Speer  gehalten  haben. 
Der  unbärtige  Kopf  halb  zur  r.  Schulter  gewendet;  rundes 
Gesicht;  vortretendes  Kinn;  geschlossener  Mund  mit  schmalen 
Lippen  und  herabgezogenen  Winkeln;  lange  Oberlippe;  kurze 
breite  Nase;  vortretende,  nur  an  den  inneren  Winkeln  be- 
schattete Augen;  niedrige  Stirn;  kurzgeschnittenes  Haar  nach 
vorne  gekämmt.  Brutaler  Ausdruck.  Ob  der  Kopf  zum 
Torso  gehört,  ist  nicht  auszumachen;  er  ist  früher  für  ein 
Porträt  Philipps  des  jung,  erklärt  worden. 

Vatican.  Katalog  I.  47 


738  MÜSEO  CHIARAMONTI  636. 

Gerhard-Platner  S.  79  Nr.  633;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie 
II  3  S.  147  Nr.  3  u.  S.  151. 

636.  Statue  des  Herakles  mit  dem  kleinen 

Telephos  (Taf.  79). 

H.  2,12  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  grauen  Streifen. 

Ergänzt  aus  Marmor:  Nasenspitze  des  Herakles,  r.  Unterarm  mit 
Ellenbogen,  Hand  und  oberem  Teil  der  Keule;  aus  Gyps:  am  Herakles 
Flicken  im  r.  Oberarm,  Finger  der  1.  Hand,  viele  Teile  der  1.  Zehen,  Teile 
an  dem  r.  grofsen  und  dem  nächsten  Zehen,  r.  kleiner  Zehen,  Flicken  im 
r.  Fufs,  Unterteil  der  Keule  (Ansatz  unten  erhalten);  am  Fell  Rand  im 
Nacken,  Tatze  auf  der  Brust,  r.  Unterkiefer,  Rand  darunter,  Rand  unter  der 
L.  des  Herakles,  die  unter  dem  Kind  herabhängende  Tatze,  Rand  darunter; 
am  Kind  Hände,  Zehen  des  r.,  Spitze  des  1.  Fufses;  die  Ränder  der  Basis. 
An  der  Basis  war  vorne  ein  Stück  mit  der  r.  Fufsspitze  des  Herakles  ab- 
gebrochen. 

Herakles  steht  aufrecht  mit  r.  Standbein,  den  1.  Fufs  seit- 
lich vorgesetzt;  schräg  hinter  dem  1.  Fufs  ein  Felsen,  auf 
den  das  Fell  herabhängt,  das  auf  der  r.  Schulter  geknüpft 
ist,  Brust,  Nacken,  1.  Schulter  und  1.  Arm  bedeckt  und  dessen 
Kopf  vor  der  1.  Brust  hängt;  der  1.  Unterarm  ist  leicht  vor- 
gestreckt; auf  ihm  sitzt  ein  Knäbchen  mit  langen  lockigen 
Haaren,  den  1.  Arm  abwärts,  den  r.  aufwärts  gestreckt,  den 
Kopf  erhoben;  der  r.  Arm  des  Herakles  gesenkt;  die  Hand 
hält  die  Keule,  die  oben  gegen  die  r.  Hüfte  gelehnt  ist;  der 
bärtige  Kopf  mit  gewundener  Binde,  in  die  kleine  Trauben 
eingebunden  sind,  wendet  sich  nach  der  1.  Schulter. 

Die  Figur  ist  früher  auf  den  Kaiser  Commodus,  der  sich 
gern  als  Hercules  darstellen  liefs,  mit  seinem  Lieblingsknaben 
gedeutet  worden.  Winckelmann  (s.  unten)  erkannte  mit 
Recht  in  den  idealen  Formen  des  Kopfes  ein  Bild  des  Herakles 
und  nannte  den  Knaben  Ajas,  da  der  Heros  diesen  in  sein 
Löwenfell  gewickelt  und  ihn  dadurch  unverwundbar  gemacht 
habe.  Visconti  wies  a.  ersten  unten  a.  O.  diese  Deutung 
mit  Recht  zurück  —  die  Sage  ist  ganz  entlegen  und  unbe- 
deutend, der  Knabe  kein  Neugeborener  —  und  gab  selbst  die 
richtige  auf  Herakles  mit  seinem  Söhnchen  Telephos,  das  der 
Held  unter  der  Obhut  der  Hindin  gefunden  hat;  bei  einigen 
anderen  Statuen,  die  Herakles  ebenfalls  mit  einem  Knäbchen 
darstellen,    ist  die  Hindin   zugefügt  (Clarac  302,    2002:    S. 


MUSEO  CHIARAMONTI  636.  739 

Reinach  Repertoire  de  la  statuaire  II  S.  233  Nr.  1,  3  und  6; 
v.  Sacken  Die  ant.  Skulpt  in  Wien  S.  45;  vergl.  auch  das 
Relief  im  Belvedere  Nr.  79).     Dafs  indes  hier  das  Kind  nur 
eine  spätere  Beigabe  ist,  wird  durch  seine  ungeschickte,  un- 
kindliche Haltung,  die  doch  die  Aufmerksamkeit  des  Helden 
garnicht    erregt,    die    Inferiorität    seiner    Bildung    im    Ver- 
hältnis  zu    allen  übrigen  Teilen  der  Statue   und  durch  die 
Existenz  einer  Replik  in  Villa  Albani  bewiesen,  bei  der  im 
1.  Arm  die  Keule  ruht  (Heibig  Nr.  884;   auf  die  Überein- 
stimmung hat  Furtwängler  a.  unten  a.O.  zuerst  hingewiesen) ; 
der  r.  Arm   war  dort  erhoben    (er  ist  mit  einer  Schale  auf 
der  Hand  ergänzt) ;  der  Kopf  sitzt  gerader  auf  dem  Hals  und 
ist  etwas  erhoben  (doch  sind  bestimmende  Teile  an  ihm  er- 
gänzt);   es  fehlt  die  Binde.     Die  Variation  mit  dem  Kinde 
wird  in  Pergamon  vorgenommen  worden  sein,  wo  Telephos 
als  Stadtgründer  verehrt  wurde  und  an  dessen  Kunstweise  im 
3.  Jahrh.  v.  Chr.  thatsächlich    die  Art,    wie    die  Haare   des 
Knaben  und  die  Mähne  des  Löwenkopfes  gebildet  sind,   er- 
innert; nach  dem  pergamenischen  Original  wäre  dann  die  vati- 
canische  Figur  copiert  worden.     Da  ihr  Kopf  in   ganz  ent- 
schiedener Weise  dem  des  praxitelischen  Hermes  in  Olympia  ver- 
wandt ist,  glaubt  Furtwängler  das  Original,  das  jedenfalls  in 
Bronze  gearbeitet  war,  dem  Praxiteles  zuschreiben  zu  dürfen; 
dagegen  ist  zu  bemerken,    dafs   der  Kopf  der   albanischen 
Statue  jene  Verwandtschaft  vermissen  läfst.     Jedenfalls  aber 
war  das  Original  ein  Werk  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.    Zu  der  Art, 
wie  das  Fell  arrangiert  ist,  vgl.  Galleria  delle  statue  Nr.  256. 
Die  Arbeit  ist  sehr  sorgfaltig,  aber  hart  und  leblos;  auf  dem 
Obcrschädel  sind  die  Haare  nicht  ausgeführt.    Der  Kopf  über- 
ragt alles  Übrige  bei  Weitem  an  Güte  der  Ausführung.    Ge- 
funden im  Beginn  des  16.  Jahrhunderts  auf  dem  Campo  di 
Fiori;   unter  Julius  II.   im   Garten  des  Belvedere  aufgestellt, 
kam  die  Figur  unter  Napoleon  nach  Paris;  nach  ihrer  Rück- 
kehr wurde  sie  in  der  Rotunde  aufgestellt;  in  den  sechziger 
Jahren  des  19.  Jahrhunderts  kam  sie  an  ihren  jetzigen  Platz. 
Man  hat  geglaubt,  dafs  sie  zu  der  Ausstattung  der  in  der 
Nähe  des  Fundorts  gelegenen  porticus  Herculea  gehört  habe; 
doch    weist  Lanciani  a.  unten  a.  O.  darauf  hin,    dafs   es 
wahrscheinlicher  sei,  sie  habe  in  den  Gebäuden  der  Wagen- 

47* 


740  MU8B0  CHIARAMONTI  636  a. 

lenker  ebendort  (stabula  im  factionum)  gestanden  (vgl.  Sala 
rotonda  Nr.  544). 

Vaccari  Antiqu.  statuar.  icones  II  (162 1)  Taf.  55;  Perrier  Segment* 
nobilium  signorum  (1638)  Taf.  5;  Maffei-De  Rossi  Raccolta  di  statae 
Taf. V ;  Barbiellini  Elegantiores  statuae  antiqaae  (1 776)  Taf.  28 ;  W i n c fc e  1  - 
mann  Monum.  antichi  inediti  I  Trattato  prelimin.  S.  99  =  SSmtl.  Werke 
(Donaueschingen)  VII  S.  250  ff.  §  198—202;  ders.  Gesch.  d.  Kunst  XII  2 
§  13  =  Sämtl.  VV.  (Don.)  VI  S.  312  fr.  Abb.  101;  Visconti  Museo  Pio- 
Clementino  II  Taf.  IX;  P.  Massi  Indicazione  antiqaaria  (1792)  S.  30; 
Visconti  Opere  varic  IV  S.  363  Nr.  141;  Piroli-Radel  Musee  Napoleon  II 
Nr.  34;  Bouillon  Musee  des  Antiques  II  PL  II;  Pistolesi  V  Taf.  CIII; 
Clarac  800,  2003;  Gerhard-Platner  S.  226C  Nr.  13;  Brunn  Sitzungs- 
berichte d.  bayer.  Akademie  1892  S.  662;  Furtwängler  bei  Röscher 
Mythol.  Lexikon  I  Sp.  2247;  ders.  Meisterwerke  S.  576 f.  Fig.  109  u.  110; 
Klein  Praxiteles  S.  90  Anm.  1  u.  S.  97;  Helbig  Nr.  115;  Lanciani 
Bulletino  della  comm.  archeol.  comun.  1899  S.  iiiflf. ;  ders.  Storia  degli 
scavi  I  S.  144  u.  154  ff. 

Photographie  Alinari  6563(2);  Anderson  1368(3);  1369(3);  Moscioni 
2271 ;  Rocca  800  A. 

Darunter: 

636a.   Vierseitiger  Altar  (Taf.  79). 

H.  1,12  m.    Br.  unten  0,92  m.,  oben  0,91  m.     T.  unten  o,8i  m,  oben  0,80  m. 

Grofskrystallinischer  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  aus  Marmor  viele  Flicken  an  Kanten  und  Ecken;  aus  Gyps 
einzelne  Streifen  neben  der  Figur  des  Mercur  und  in  der  Figur  der  Fortuna. 

Unten  läuft  auf  allen  vier  Seiten  ein  Profil  um,  be- 
stehend aus  einem  sehr  weit  ausladenden  hohen  Ablauf,  ein- 
geschlossen von  zwei  Rundstäben ;  oben  eins  mit  glattem 
Kyma,  schmaler  gerader  Leiste  und  steil  aufsteigender  glatter 
Sima.  An  den  Seiten  in  Hochrelief  je  eine  Gruppe  von 
zwei  einander  zugewendeten  Gottheiten  auf  vortretendem 
Boden.  Vorn:  von  1.  eilt  Diana  in  kurzem  Jagdgewande 
und  Jagdstiefeln  herbei;  in  der  in  Schulterhöhe  erhobenen 
L.  hält  sie  den  Bogen,  mit  der  R.  greift  sie  nach  einem  Pfeil 
im  Köcher;  den  1.  Fufs  setzt  sie  auf  einen  erlegten  Eber; 
hinter  ihr,  halb  über  dem  Eber,  ein  mit  ihr  laufender  Hund ; 
rechts  steht  Apollo  nach  links  gewendet;  nackend;  in  der 
bis  in  Hüfthöhe  gesenkten  L.  den  Bogen,  in  der  vorgestreckten 
R.  den  Lorbeerzweig  (über  die  bei  Visconti-Guattani  ge- 
zeichnete Pfeilspitze  s.  gleich);    hinter  Apoll  der  Dreifufs  mit 


MÜ8E0  CHTARAMONTI  636  a.  74 1 

Kessel;  zwischen  den  beiden  Göttern  und  hinter  dem  Kopf 
des  Ebers  ein  vierseitiger  Altar,  mit  Früchten  belegt;  hinter 
ihm  ein  Lorbeerbaum;  im  Grunde  eine  niedrige  Mauer,  auf 
der  man  rechts  und  unter  der  R.  des  Apollo  je  eine  nach 
oben  stark  ausladende  Erhöhung  bemerkt  (aus  der  zweiten 
hat  der  Zeichner  bei  Visconti-Guattani  eine  Pfeilspitze  ge- 
macht). L.  Nebenseite:  links  steht  nach  rechts  gewendet 
Fortuna  in  Sandalen  und  Chiton,  einen  zusammengefalteten 
Mantel  um  den  Unterkörper  geschlungen  und  über  den  1. 
Unterarm  gelegt,  ein  Diadem  im  Haar;  die  gesenkte  R.  hält 
ein  Steuerruder,  das  auf  einer  Weltkugel  aufsteht;  auf  dem 
vorgestreckten  1.  Arm  ein  Füllhorn;  rechts  steht  in  archais- 
tischer Kleidung  Spes  nach  links  gewendet;  ein  Diadem  im 
Haar;  die  gesenkte  L.  hebt  das  Kleid,  die  vorgestreckte  R. 
hält  eine  Blüte;  zwischen  beiden  ein  Thymiaterium  mit 
brennender  Flamme.  R.  Nebenseite:  links  steht  Mars,  kurz- 
bärtig, nach  rechts  gewendet,  vollständig  gerüstet;  die  er- 
hobene R.  hält  den  Speer,  die  gesenkte  L.  stützt  sich  auf 
den  Schild;  der  Mantel  ruht  mit  einem  Bausch  auf  der  1. 
Schulter  und  ist  dann  um  den  1.  Unterarm  geschlungen;  hinter 
seinem  r.  Bein  und  dem  Speer  noch  ein  Schild  am  Boden; 
von  rechts  eilt  Mercur  herbei  mit  Sandalen  und  Petasos,  die 
Chlamys  über  den  1.  Unterarm  gelegt;  die  leichtgesenkte  L. 
hält  den  Caduceus,  die  vorgestreckte  R.  den  Beutel;  zwischen 
beiden  auf  einer  Felsenklippe  ein  Altar  mit  Gaben  (in  der 
Mitte  ein  grofser  Pinienapfel).  Rückseite  (Gypsabgufs  hinter 
Nr. 636):  links  steht  Hercules,  bärtig,  halb  vom  Rücken  gesehen, 
nach  rechts  gewendet;  der  Kopf  des  Fells  ist  über  den  Kopf 
des  Heros  gelegt;  das  Übrige  bedeckt  seine  Schultern  und 
den  1.  Arm;  in  der  halb  gesenkten  R.  die  Keule  erhoben; 
hinter  ihm  geht  nach  rechts  ein  Schwein  mit  Bauchgurt; 
rechts  schreitet  der  bekränzte  Silvan  heran  in  hohen,  um- 
schnürten Stiefeln;  ein  Schweinefell  ist  auf  der  r.  Schulter  ge- 
knüpft, dann  über  den  halb  erhobenen  1.  Arm  geworfen  (der 
Kopf  des  Fells  hängt  aufsen  herab;  auf  der  Zeichnung  bei 
Visc.-Guatt.  kaum  zu  erkennen),  wo  im  Bausche  Früchte, 
ein  Pinienapfel  und  eine  Traube  liegen;  die  L.  hält  einen 
Pinienzweig>  die  vorgestreckte  R.  das  Gartenmesser;  links 
vor  ihm  sitzt  sein  Hund,  zu  ihm  aufschauend ;  zwischen  den 


742  MÜSEO  CHIARAMONTI  637.  637a.  638. 

Göttern  ein  bekränzter  Altar,  auf  dem  eine  Granate,  ein 
Pinienapfel  und  ein  geriefelter  Gegenstand  liegen;  da- 
hinter eine  Pinie.  Die  Beziehung  der  Gottheiten  zu  einander 
und  der  Tiere  zu  ihnen  ist  ohne  Weiteres  verständlich.  Sehr 
schlechte  Arbeit.  Stand  ehedem  im  Garten  Aldobrandini 
auf  dem  Quirinal. 

Guattani  Monumenti  ant.  inediti  1786  Januar  S.  Vff.  Taf.  II— III; 
Visconti-Guattani  Taf.  XVIII— XXI;  Gerhard-PIatner  S.  79  (unter 
Nr.  634);  Amelung  Athen.  Mitth.  1900  S.  288  Nr.  3  (Apoll). 

637.    Männlicher  Torso  (Taf.  79). 

H.  1,08  m.     Grofskrystallinischer,   hellgrauer  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals  (waren  eingesetzt;  vgl.  Galleria  lapidaria 
Nr.  60),  r.  Arm  mit  Hand  und  1.  Hand  (waren  beide  angesetzt  [antike 
Restauration?];  Diibellöcher  erhalten),  Ende  der  Chlamys,  Schwertgriff,  Beine 
bis  auf  Ansätze,  Füfse.  Abgebrochen  war  r.  Schulter  mit  Brust,  1.  Arm 
mit  Gewand.  Ein  Stück  am  Hals  ausgebrochen.  Das  Gewand  oben  be- 
stofsen.     Abarbeitung  an  der  1.  Hüfte  aufsen. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  r.  Arm  hing  nieder; 
eine  Chlamys  ruht  mit  einem  Bausch  auf  der  1.  Schulter  und 
ist  dann  über  den  vorgestreckten  1.  Unterarm  gelegt;  die  L. 
hält  das  Schwert,  dessen  Scheide  zwischen  Unterarm  und 
Chlamys  sichtbar  wird.  Stammt  von  einer  Imperatorenstatue; 
Formen  des  4.  Jahrh.  v.  Chr. ;  gute  Arbeit. 

Gerhard-PIatner  S.  79  Nr.  635. 

Darunter: 

637a.    Grabara  eines  M.  Lucceius  Chrestus 

(Taf.  79). 

An  der  Vorderseite  über  der  Inschrift  in  einer  kleinen, 
bogenförmig  abschliefsenden  Nische  das  Brustbild  des  Ver- 
storbenen in  Mittelrelief. 

CIL  VI  21531. 

638.  Verstümmelte  weibliche  Statue  (Taf.  80). 

II.    1,53   111.     Sehr    grofskrystallinischer    gelblicher    Marmor    mit    einzelnen 

grauen  Stellen. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals  (modernes  Loch  in  der  Bruchfläche,  für 
nicht    ausgeführte    Ergänzung    bestimmt),    r.    Arm    mit    Hand,    I.    Schulter, 


MUSEO  CHIARAMONTI  639.  743 

äufscrer  Teil  des  1.  Oberarms,  Teil  des  1.  Unterarms  mit  Hand,  Spitze  der 
r.  Brust,  Rand  des  Gewandes  neben  der  r.  Hüfte,  Füfse,  Saum  des  Ge- 
wandes, Basis.  Vielfach  und  stark  bestofsen;  die  Oberfläche  z.  T.  von 
Wasser  angegriffen.  Abgebrochen  war  der  unterste  Teil  des  r.  Unter- 
schenkels mit  Gewand  und  ein  Stück  Gewand  neben  dem  1.  Knie. 

Ein  Mädchen  von  sehr  kräftigen  Formen  eilt  nach 
rechts,  das  1.  Bein  vorangesetzt;  ein  grofser  Mantel  ist  mit 
einem  Teil  um  den  gesenkten  1.  Unterarm  geschlungen,  dann 
fest  um  das  zurückgesetzte  r.  Bein  und  am  andern  Ende  von 
dem  leicht  erhobenen  1.  Unterarm  in  die  Höhe  gezogen; 
der  r.  Arm  war  erhoben;  die  Hand  wird  das  segelartig  ge- 
bauschte Gewand  am  Rande  gefafst  haben;  der  Kopf  war 
nach  der  r.  Schulter  gewendet,  blickte  also  rückwärts;  lose 
Strähnen  auf  den  Schultern;  am  Gewand  im  Nacken  der  An- 
satz des  Haarschopfes;  am  Gewand  aufsen  neben  dem  1. 
Knie  Rest  einer  grofsen  viereckigen  Stütze  (augenscheinlich 
zur  Verbindung  mit  einer  anderen  Figur).  Die  Gewandfalten 
sind  an  der  Rückseite  nicht  ganz  ausgeführt. 

Die  aufserordentliche  Frische  und  Energie  der  Formen- 
gebung  machen  es  zweifellos,  dafs  hier  ein  griechisches  Ori- 
ginal erhalten  ist.  Da  im  Körper  den  Eigentümlichkeiten  des 
weiblichen  Wuchses  noch  so  wenig  Rechnung  getragen  ist, 
dafs  man  die  Figur  früher  für  einen  Hermaphroditen  halten 
konnte,  mufs  die  Entstehung  noch  im  5.  Jahrh.  oder  im  Be- 
ginn des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  angenommen  werden,  womit  der 
einfache,  einheitliche  Wurf  des  Gewandes  im  Einklang  steht. 
Das  Mädchen  flieht  vor  einem  Verfolger;  eine  bestimmtere 
Deutung  läfst  sich  vorläufig  nicht  geben. 

Fea  Nuova  descrizione  S.  90;  Gerhard-PIatner  S.  79  Nr.  636. 
Photographie  beim  röm.  Institut  496**. 

639.   Statue  der  Iulia  Soaemias  als  Venus 

(Tat  80). 

H.  1,71  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Locke  auf  der  r.  Schulter  ganz,  freistehender  Teil  der 
andern,  r.  Arm  bis  auf  Ansatz  mit  Hand  und  Ende  der  Locke,  1.  Unterarm 
mit  Stütze,  Hand  und  Salbgefäfs,  viele  Flicken  am  Gewand,  Zehen  des  1. 
Fufses  mit  der  entsprechenden  Ecke  der  Basis;  am  Amor  fast  das  ganze 
Untergesicht,  1.  Schläfe,  1.  Arm,  1.  Hand,  Oberteile  beider  Flügel,  die 
drei  gröfseren  Zehen  des  r.  Fufses,  gröfserer  Teil  der  Stütze  dieses  Fufses, 


744  MÜSEO  CHIARAMONTI  639. 

Zehen  mit  einem  Teil  des  1.  Fufses,  1.  Schienbein;  am  Delphin  Teil  der 
1.  Flosse,  Stütze  darüber,  Schwanzflosse;  1.  Vorderecke  der  Basis.  Ge- 
brochen war  der  Kopf  (der  Bruch  verläuft  sehr  gerade;  es  ist  aber  nicht 
Schnitt;  die  anderen  Brüche  verlaufen  ebenso;  der  Marmor  an  Kopf  und 
Körper  gleich,  nur  am  Kopf  stärker  geputzt),  1.  Oberarm,  Gewandknoten 
vor  der  Scham,  r.  Fufs  mit  Stück  der  Basis;  am  Amor  Kopf  mit  r.  Schulter, 
r.  Bein  zweimal,  1.  Bein  am  Knie;  vom  Delphin  der  Schwanz  zweimal;  die 
Basis  zwischen  Delphin  und  Venus. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs  mit  erhobener 
Ferse  leicht  zur  Seite  gesetzt;  um  den  Unterkörper  ein  befranstes 
Gewand  geschlungen,  das  vor  der  Scham  verknotetist;  1.  Arm 
seitlich  vorgestreckt  (die  Hand  sinnlos  mit  einem  Salbfläsch- 
chen  ergänzt);  r.  Oberarm  gesenkt,  Unterarm  erhoben:  die  R. 
(wohl  richtig  ergänzt)  hebt  leicht  das  Ende  einer  Schulter- 
locke, der  eine  andere  auf  der  1.  Schulter  entspricht;  der 
Kopf  ist  ein  mattes  Porträt  der  Iulia  Soaemias,  Mutter  des 
Elagabal;  die  Haartour  (ohne  die  Schulterlocken)  ist  aus 
einem  besonderen  Stück  gearbeitet  und  abnehmbar,  damit 
die  Statue  alle  Moden  mitmachen  könne;  Augensterne  und 
Pupillen  eingegraben ;  neben  dem  r.  Bein  aufsen  ein  nach  ab- 
wärts schiefsender  Delphin,  auf  dem  ein  Amor  bäuchlings 
in  fürchterlieh  gezwungener  Stellung  liegt,  den  1.  Arm  zur 
Schwanzflosse  des  Delphins  und  den  Kopf  hoch  erhoben. 
Der  Venus-Körper  ist  nach  einem  Vorbild  des  4.  Jahrh.  v. 
Chr.  gearbeitet;  alles  übrige  elend. 

Gefunden  bei  Ausgrabungen,  die  im  Auftrage  Pius  VI. 
in  Präneste  vorgenommen  wurden,  im  Garten  der  Padri 
Dottrinari,  d.  h.  an  Stelle  des  alten  Forum.  Über  die  Er- 
werbung seitens  des  Papstes  berichtet  die  Inschrift  an  der 
Basis  vorn.     Stand   zunächst  in  der  Galleria  de'  candelabri. 

Visconti  Museo  Pio-Clementino  II,  Taf.  LI;  ders.  Iconographie 
romaine  III  S.  132  pl.  51  Nr.  8/9;  P.  Massi  Indicazione  antiquaria  (1792) 
S.  139  Nr.  35;  Miliin  Gallerie  mythologique  PI.  XLIV  Nr.  188  (=  Gui- 
gniaut  Religions  de  l'antiquite  PI.  CI  Nr.  396b);  Clarac  607,  1339;  Fea 
Nuova  descrizionc  S.  90;  MUllcr-Wieseler  Denkmäler  d.  alten  Kunst  I 
Taf.  LXXI  Nr.  402;  Bcrnoulli  Rom.  Ikonographie  II3  S.  931".  Taf.  XXVII; 
Heibig  Nr.  116. 

Photographie  Moscioni  4089. 


A 


MUSEO  CHIARAMONTI  640.  641.  745 

640.  Männlicher  Torso  mit  römischem  Porträtkopf 

(Taf.  80). 

II.  1,63  m.     Marmor  des  Kopfes  feinkörnig  und  hcllbläulich ;  der  der 

Figur  grofskürnig  und  gelblich. 

Ergänzt  Nase,  Lippen,  Teil  des  Halses.  Es  fehlen  r.  Arm,  1.  Hand, 
Beine,  Fiifse,  Knopf  und  viele  Teile  am  Mantel.     Sehr  verwaschen. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Bein  war  vorgesetzt; 
beide  Oberarme  gesenkt;  der  1.  Unterarm  leicht  vorgestreckt; 
ein  Mantel  aus  schwerem  Stoff  ist  vor  der  Brust  geknöpft 
und  bedeckt  den  ganzen  1.  Arm;  er  zeugt  von  einer  heftigen 
Bewegung  der  Figur;  im  Nacken  ein  Loch  für  ein  Eisen  be- 
hufs Befestigung  an  einer  Wand.  Der  jugendliche  Kopf  ist 
halb  nach  der  rechten  Schulter  gewendet;  rundes  Gesicht; 
schwaches  Kinn;  volle  Lippen;  tiefliegende  Augen;  starkes 
wirres  Lockenhaar,  roh  mit  dem  Bohrer  ausgearbeitet;  Brauen 
durch  Striche  angegeben;  Augensterne  und  Pupillen  einge- 
graben. Der  Kopf  ist  ein  schlechtes  Porträt  antoninischcr 
Zeit;  er  gehört  nicht  zur  Figur,  die  in  einer  breiten  decora- 
tiven  Manier  gut  ausgeführt  ist  und  auf  ein  hellenistisches 
Original  zurückgeht. 

Fea  Nuova  descrizione  S.  90;  Gerhard-Platncr  S.  80  Nr.  638. 

Abteilung  XXVII. 
641.  Relieffragment  (Taf.  81). 

H.  0,72  m.,  Br.  0,62  m.     Feinkörniger  gelblicher  (pentelischcr)  Marmor. 

Ergänzt  der  obere  Teil  der  Platte  mit  1.  Arm,  Kopf  und  Hals  der 
Sitzenden  und  dem  oberen  Teil  der  Brust  an  der  Stehenden,  der  ganze 
Reliefgrund  1.  mit  r.  Arm  und  Hand  der  Stehenden  und  Teil  des  Bodens, 
Stück  der  r.  Hand  mit  drei  Fingern  an  der  Sitzenden,  Nase  und  Oberteil 
des  Diadems  der  Stehenden.     Brüste  und  Füfse  bestofsen. 

Unten  weit  vortretende  Bodenleiste  erhalten.  Hoch- 
relief: auf  Felsen  sitzt  nach  links  gewendet  eine  Frau  im 
Peplos,  dessen  Kolpos  und  Gürtung  dadurch  sichtbar  wird, 
dafs  das  Apoptygma  auf  dem  höheren  Teil  des  Felsens  rechts 
aufliegt;  ein  Mantel  ist  auf  den  Sitz  gebreitet  und  um  die 
Beine  geschlungen;  davon  unabhängig  scheint  das  Tuch, 
das  über  den  Kopf  gelegt  ist  und  von  beiden  Händen  ge- 
halten wird;  der  1.  Arm  stützt  sich  auf  den  höheren  Teil  des 


74Ö  MUSEO  CHIARAMONT1  642. 

Felsens,  der  r.  ist  nach  vorne  gehalten  und  aufwärts  gebogen; 
er  wird  dicht  unter  dem  Handgelenk  von  einer  links  stehenden 
Frau  mit  der  L.  gefafst;  sie  trägt  Sandalen,  Chiton  und  den 
Mantel  auf  1.  Schulter  und  um  den  Unterkörper  geschlungen, 
vorne  mit  dreieckigem  Überschlag;  die  R.  ist  auf  die  Hüfte 
gestützt  (augenscheinlich  richtig  ergänzt),  der  Kopf  mit 
hohem  Diadem  nach  rechts  gewendet.  Dieser  Kopf  gehört 
augenscheinlich  nicht  zu  dem  Relief  (der  Marmor  ist  heller; 
eine  Schulterlocke  r.  ist  abgearbeitet);  er  müfste  sich  zu  der 
Sitzenden  neigen,  umsomehr  als  wahrscheinlich  das  Relief 
r.  abschlofs  (man  beachte  die  Form  des  Felsensitzes  rechts). 

Die  verbreitete  Deutung  des  Reliefs  nennt  die  Stehende 
Hera,  die  Sitzende  Thetis;  Hera  rede  der  traurigen  wider- 
strebenden Thetis  zu,  in  die  Heirat  mit  dem  sterblichen 
Peleus  zu  willigen.  Doch  sind  an  den  antiken  Teilen  zu 
wenig  charakteristische,  sprechende  Elemente  erhaltert,  um 
eine  bestimmte  Deutung  zu  erlauben. 

Die  Ausführung  ist  nicht  fein,  scheint  aber  griechisch 
aus  dem  Ende  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  Für  die  römische  Zeit, 
in  die  man  das  Fragment  hat  versetzen  wollen,  fehlt  einer- 
seits Eleganz,  andererseits  decorativer  Effekt. 

Visconti-Guattani  Taf.  VIII;  Gerhard-Platner  S.  80  Nr.  639. 
Overbeck  Kunstmythologie  III  S.  129  G  Taf.  X  Nr.  17;  Friederichs- 
Wolters  Bausteine  Nr.  1870;    Heibig  Nr.  117. 


642.  Relieffragment  (Taf.  81). 

H.  0,33  m.,  Br.  0,35  ra.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

Oben  und  links  Umrahmung  (schmale  Leiste,  glatter 
Ablauf)  erhalten.  Hochrelief:  Kopf  und  Büste  eines  nach  r. 
gewendeten  Mädchens  mit  geneigtem  Kopfe;  die  Haare  sind 
vorne  zurückgekämmt  und  fallen  hinten  lang  in  den  Nacken; 
ganz  umhüllt  vom  Mantel,  der  im  Rücken  zurückflattert. 
Sehr  elegante  Ausführung.  Angeblich  gefunden  in  der  Villa 
des  Hadrian  bei  Tivoli.     Vgl.  Nr.  644. 

Visconti-Guattani  S.  316  Anm.,  Taf.  XLIV3;  Penna  Viaggio 
pittorico  della  villa  Adriana  IV  Taf.  CXXVI 1 ;  Gerhard-Platner  S.  80 
Nr.  640;  Hauser  Die  Neuattischen  Reliefs  S.  45  Nr.  60;  Winnefeld  Die 
Villa  des  Hadrian  bei  Tivoli  S.  166;  Hei  big  unter  Nr.  118. 


4 


MUSEO  CHIARAMONTI  643.  747 

643.   Relieffragment   (Taf.  81). 

H.  0,44  m.,  Br.  0,41  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Unten  Bodenleiste  erhalten  (teilweise  beschädigt).  Darüber 
Hochrelief:  rechts  aus  dem  Boden  steigend  der  Oberkörper 
einer  reifen  Frau  (bis  etwas  oberhalb  der  Kniee  sichtbar)  nach 
links  gewendet;  sie  trägt  einen  gegürteten  Peplos  (der  Kolpos 
kommt  unter  dem  Apoptygma  zum  Vorschein)  und  einen  Mantel 
im  Rücken;  in  den  reichen,  frei  herabfallenden  Locken  ein 
Diadem;  ihr  Gesicht  ist  aufwärts  gerichtet,  und  sie  reicht  mit 
beiden  Händen  ein  Knäbchen,  dessen  Beine  in  ein  Mäntelchen 
gehüllt  sind,  nach  links  einer  ihr  zugewandt  stehenden 
weiblichen  Figur,    der  das  Kind  die  Arme  entgegenstreckte 

(fehlen  bis  auf  einen  Teil  des  1.  Oberarms):    von   der  zweiten   Figur 

sind  nur  die  Beine  erhalten  und  zwei  Finger  der  R.,  die 
bereit  scheinen,  das  Kind  in  Empfang  zu  nehmen;  sie  trägt 
Sandalen,  Chiton  und  Mantel  um  die  Beine  geschlagen,  so- 
dafs  die  Ränder  vorn  zusammenschlagen;  rechts  unten  noch 
ein  nach  links  stehender  1.  Fufs  mit  Gewandsaum. 

Eine  vollständigere  Anschauung  der  Composition  gewährt 
ein  im  Louvre  befindliches  Fragment  (Clarac  123,  104; 
Robert  a.  unten  a.  O.  S.  193),  auf  dem  die  links  stehende 
Figur  bis  unter  die  Brust,  das  Kind  vollständig,  die  Figur, 
zu  der  der  Fufs  rechts  gehört,  bis  zu  den  Hüften  erhalten 
ist;  diese  ist  männlich  und  lehnt  sich  auf  einen  Pfeiler;  der 
Saum  gehört  zum  Himation  (vgl.  zu  dem  Motiv  die  Bonner 
Jahrbücher  CI  Taf.  VII  publizierte  Aphrodite-Figur  aus  der 
Zeit  des  Phidias);  die  links  stehende  Figur  fafst  mit  beiden 
Händen  den  Mantel,  um  das  Kind  so  in  Empfang  zu  nehmen; 
der  Chiton  scheint  ungegürtet;  sie  ist  als  Athena  ergänzt.  Links 
ist  noch  ein  nach  links  sitzender  Gott  dargestellt,  der  sich  um- 
wendet; er  hat  das  Himation  um  die  Beine  geschlungen,  stützt 
die  L.  auf  den  Sitz,  eine  Bank  mit  Löwenfüfsen,  während  der 
r.  Arm  erhoben  ist;  er  ist  richtig  als  Zeus,  die  Rechte  mit  dem 
Scepter  ergänzt.  Die  Figuren  sind  weiter  auseinander  gerückt, 
als  auf  dem  vaticanischen  Fragment;  auch  Einzelheiten  in  den 
Bewegungen  und  Gewändern  stimmen  nicht  genau  überein; 
die  aufsteigende  hat  künstlich  gedrehte  Locken;  die  Arbeit  ist 
weniger  lebendig.     Mit  der  Ergänzung  der  links  Stehenden 


748  MUSEO   CHIARAMONTI  644. 

*  • 

als  Athena  ist  die  Deutung  auf  die  Übergabe  des  Erich- 
thonios  durch  seine  Pflegerin  Gaia  an  seine  Mutter  Athene 
gegeben;  der  rechts  Stehende  wäre  Hephaistos,  der  Vater 
des  Kindes.  Diese  Deutung  ist  von  Robert  (s.  unten)  an- 
gefochten worden:  das  Kind  sei  Dionysos;  die  Empfangende 
eine  Nymphe;  links  sitze  Zeus. 

Dieser  links  sitzende  Zeus  gehört  aber  augenscheinlich 
nicht  zu  der  ursprünglichen  Composition;  weder  sein  Stil, 
noch  sein  Sitz  pafst  zu  dem  Charakter  der  übrigen  Figuren; 
zudem  kehrt  er  auf  einem  anderen  Relief  des  Louvre  (Clarac 
200,  26;  vgl.  Hauser  a.  unten  a.  O.  S.  73)  in  anderer  Um- 
gebung wieder,  gehörte  also  wohl  zu  dem  Repertoire  der 
Verfertiger  decorativer  Reliefs.  Entscheidend  ist,  dafs  die 
Hauptgruppe  alle  Elemente  aufweist,  die  wir  auf  den  sicheren 
Darstellungen  des  Erichthoniosmythos  finden.  Das  Original 
mufs  gegen  Ende  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  entstanden  sein.  Die 
Ausführung  ist  recht  lebendig  und  wohl  griechisch.  Gefunden 
in  der  Villa  des  Hadrian  bei  Tivoli  (vgl.  dagegen  Hauser 
a.  unten  a.  O.). 

Visconti-Guattani  S.  320  Taf.  XLIV4;  Panofka  Annali  d.  L  1829 
S.  301  f.  Monum.  d.  I.  I  Taf.  XII 2;  Penna  Viaggio  pittorico  d.  Villa  Adr.  IV 
Taf.  CXXVI2:  Gerhard-Platner  S.  80  Nr.  641;  Braun  Annalid.  I.  1841 
S.  91  ff.;  Jahn  Archäol.  Aufsätze  S.  62;  Stephani  Compte  rendu  1859 
S.  68:  Flasch  Annali  d.  I.  1877  S.  438f.;  Friederichs-Wolters  Bau- 
steine Nr.  1861;  Robert  Archäologische  Märchen  S.  192  mit  Abb.;  Häuser 
Neuattische  Reliefs  S.  72  f.  Nr.  103  b;  Winnefeld  Die  Villa  des  Hadrian 
S.  166;  Heibig  Nr.  119;  Sauer  Das  sogen.  Theseion  S.  6sf.  mit  Abb.; 
Amelung  Neue  Jahrbücher  für  Philologie  und  Pädagogik  1900  S.  6  Anm. 

644.  Relieffragment    (Taf.  81). 

H.  0,725  m.,  Br.  0,84  m.     Feinkörniger  bläulicher  Marmor. 

War  in  drei  Stücke  zerbrochen;  an  den  Bruchstellen  mit  Gyps 
geflickt. 

Oben  und  links  Umrahmung  (Leiste  und  glatter  Ablauf) 
erhalten,  unten  Bodenleiste.  Hochrelief;  links  ein  nach  links 
eilendes  Mädchen  mit  leicht  gesenktem  Kopf  (Nase  und  einige 
Falten  fehlen);  sie  trägt  den  Chiton  und  einen  Mantel,  der  den 
Körper  bis  auf  die  L.  ganz  umhüllt  und  auch  über  die 
Haube  gelegt  ist,  in  der  die  Haare  geborgen  sind;  die  ge- 
senkte R.  ist  unter  dem  Mantel  leicht  vorgestreckt,  die  L.  an 


MUSEO  CHIARAMONTI  644.  749 

die  Hüfte  legt;  beide  Hände  ziehen  das  Gewand  etwas  empor; 
ihr  folgt  ein  fast  von  vorn  gesehenes  Mädchen  (es  fehlen  Kopf 
und  Hals,  Chitonsaum  und  Fufse);  sie  trägt  einen  Chiton,  darüber 
eine  Ärmeljacke  (s.  weitere  Beispiele  bei  Amelung  Pauly- 
Wissowa  Real-Encyklopädie  III  Sp.  2208  oben)  und  einen 
Mantel,  der  nur  r.  Arm,  Schulter  und  Brust  freiläfst; 
die  gesenkte  R.  zieht  den  Mantel  ein  wenig  nach  vorn, 
um  den  Schritt  zu  erleichtern;  die  L.  ist  unter  dem  Mantel 
in  die  Hüfte  gestützt;  von  einer  folgenden  dritten  ist  nur  der 
r.,  von  einem  Stück  Mantel  bedeckte  Unterarm  mit  Hand 
erhalten;  in  der  Hand  eine  nach  vorn  gesenkte  Kanne,  aus 
der  eine  plastisch  angegebene  Flüssigkeit  strömt. 

Wegen  dieses  Attributes  hat  man  die  Mädchen  —  die 
mittlere  ist  früher  mit  Unrecht  für  männlich  gehalten  worden 
—  für  die  drei  attischen  Thauschwestern  Aglauros,  Pandrosos 
und  Herse  erklärt,  eine  Erklärung,  die  jetzt  dadurch  be- 
stätigt wird,  dafs  Haus  er  ein  Gegenstück  zu  dieser  Platte 
nachgewiesen  hat,  auf  dem  die  drei  Hören  dargestellt  waren; 
zu  diesem  Gegenstück  gehörte  hierselbst  Nr.  642,  die  beiden 
nach  rechts  bewegten  Figuren  eines  Reliefs  in  Florenz,  dessen 
dritte  Figur  wieder  die  Thyiaden- Platte  vervollständigt 
(Amelung  Führer  Nr.  160),  und  ein  Relief  in  der  Münchener 
Glyptothek  (Furtwängler  Beschreibung  Nr.  256);  Hauser 
wird  diese  Entdeckung  nächstdem  in  den  Jahresheften  des 
österreichischen  Instituts  veröffentlichen.  Die  Ausfuhrung  ist 
elegant,  aber  nicht  sehr  lebendig,  hadrianischem  Stil  ent- 
sprechend. Die  Vorbilder  der  Figuren  sind  im  Beginn  des 
4.  Jahrh.  v.  Chr.  entstanden. 

Gefunden  in  der  Villa  Palombara  auf  dem  Esquilin. 

Mit  diesem  Fragment  stimmt  Nr.  642  in  Marmor,  Um- 
rahmung, Stil,  Gegenstand  vollkommen  überein,  sodafs  man 
ohne  Weiteres  annehmen  würde,  beide  hätten  zur  gleichen 
Decoration  gehört,  wenn  nicht  dort  als  vermutlicher  Fund- 
ort die  Villa  Adriana  überliefert  wäre.  Entweder  liegt  in 
dieser  Angabe  ein  Irrtum  vor,  oder  wir  müssen  annehmen, 
dafs  beide  Reliefs  in  derselben  Zeit  und  wahrscheinlich  in 
dem  gleichen  Atelier  gearbeitet  wurden,  dann  an  zwei  ver- 
schiedene Bestimmungsorte  gelangt  seien. 

Visconti-Guattani    Taf.  XLIVi;    Fea    Nuova    descrizione    S.  89; 


7SO  MUSEO  CHIARAMONTI  645.  646. 

Pistolcsi  Taf.  LI;  Gerhard-Platner  S.  80  Nr.  642;  Braun  Ruinen  und 
Museen  Roms  S.  280  Nr.  36;  Heydemann  Verhüllte  Tänzerin  (IV. 
Hallesches  Winckelmannsprogramm)  S.  9,  Taf.;  Friederichs  -  Wolters 
Bausteine  Nr.  1876/7;  Haus  er  Die  neuattischen  Reliefs  S.  44  Nr.  60  und 
S.  146;  R  ei  seh  Abhandlungen  d.  archäol.-epigr.  Seminars  in  Wien  1890 
S.  98;  Kalkmann  53.  Berliner  Winckelmanns-Progr.  S.  94  u.  105  Nr.  13; 
Heibig  Nr.  118. 

645.  Statuette  des  Apollon  als  Kind   (Taf.  81). 

H.  0,71  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  und  Hals,  1.  Schulter,  1.  Unterarm  mit  Hand,  Stück 
im  Rücken,  Flicken  unter  der  1.  Brust,  1.  Bein  mit  Stamm,  r.  Unterschenkel, 
Füfse,  Basis.     R.  Schulter  und  Arm  waren  gebrochen. 

Aufrechte  Haltung;  das  1.  Bein  vorangesetzt  (verstärkt 
durch  einen  Stamm);  I.  Arm  gesenkt;  r.  leicht  erhoben;  in 
der  R.   ein  Pfeil  (oben  abgebrochen);   Köcherband  von  der  1. 

Hüfte  zur  r.  Schulter  (wo   der  Köcher   safs,  jetzt   ein   Stück   ergänzt); 

das  Köpfchen  mit  Haarknoten  oben  leicht  zur  r.  Schulter  ge- 
wendet.    Die  L.  mufs  den  kleinen  Bogen  gehalten  haben. 

Entweder  Darstellung  des  Apollino  selbst  —  die  Deutung 
auf  Amor  ist  ausgeschlossen,  da  Flügel  fehlen,  —  oder 
eines  sterblichen  Kindes  mit  seinen  Attributen;  vgl.  Galleria 
lapidaria  Nr.  83  c.     Schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  80  Nr.  643. 

646.  Jünglingsstatuette  mit  einem  Kopf  des 

Antinous    (Taf.  81). 

H.  0,67  in.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  untere  Hälfte  der  Nase,  1.  Unterarm  mit  Ellenbogen  und 
Hand,  r.  Arm  von  der  Mitte  des  Oberarms  an  mit  Hand  und  Stäbchen, 
kleiner  runder  Flicken  über  der  1.  Hüfte  (an  Stelle  einer  Stütze  für  den 
Arm),  gröfserer  im  1.  Oberschenkel  aufsen,  Unterschenkel,  der  linke  mit  Knie 
und  Stamm,  Füfse,  Basis.     Das  Gesicht  ist  stark  überarbeitet. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  r.  Fufs  leicht  vorge- 
stellt; r.  Arm  hängt  herab  (in  der  Hand  ein  Stabende);  1. 
Unterarm  leicht  vorgestreckt  (die  Haltung  der  Arme  vom 
Ergänzer  richtig  getroffen);  Kopf  mit  langen,  in  die  Stirn 
gekämmten  Haaren  nach  der  1.  Schulter  gewendet;  er  ge- 
hört nicht  zur  Figur  (Schnitt);  an  den  Haaren  ist  das  Porträt 
des  Antinous  kenntlich.     Der  Torso   ist  eine  unbedeutende 


MÜSKO  CHIARAMONTI  647.  648.  75 1 

Copie   einer   guten  Figur   der  zweiten  Hälfte   des   5.  Jahrh. 
v.  Chr. 

Pistolesi  Taf.  LIX  1;  Gerhard-Platner  S.  80  Nr.  644. 

647.    Statuette   des  Attis    (Taf.  81). 

H.  0,92  m.     Grofskörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Spitze  der  Mutze,  1.  Arm  mit  Hand  und  Pedum,  r.  Hand 
mit  Teil  des  Unterarms  und  des  Tympanon.  Der  r.  Rand  des  Gewandes 
am  Bauch  beschädigt. 

Basis  von  der  Form  einer  hinten  abgeschnittenen  Ellipse; 
vorne  und  an  den  Seiten  profiliert  (Hohlkehle  zwischen  zwei 
Rundstäben)  Attis  als  Knabe  aufrecht  stehend  mit  r.  Standbein, 
den  1.  Fufs  leicht  vorgesetzt;  er  trägt  Schuhe,  Hosen  und 
eine  Ärmeljacke,  die  vor  der  Brust  geknöpft  ist,  den  Bauch 
aber  freiläfst;  er  hält  mit  der  R.  ein  Tympanon,  mit  der  seit- 
lich erhobenen  L.  ein  Pcdum  (die  Hand  mufs  ein  langes 
Stabattribut  gehalten  haben,  dessen  Ansatz  auf  der  Basis 
erhalten  ist);  der  mit  der  phrygischen  Mütze  bedeckte  Kopf 
ist  mit  schwärmerischem  Ausdruck  leicht  zur  r.  Schulter  ge- 
neigt und  in  den  Nacken  geworfen;  neben  dem  r.  Bein  aufsen 
ein  Stamm,  an  dem  zwei  Schallbecken  hängen.  Geringe  späte 
Arbeit.     Stammt  aus  dem  Pal.  Altieri. 

Guattani  Monumenti  inediti  antichi  17S5  S.  XXV  Taf.  III;  Pistolesi 
Taf.  LI  2;  Clarac  396  C  664  I;  Gerhard-Platner  S.  80  Nr.  645; 
Cumont  bei  Pauly-Wissowa  Realencyklopädie  II  Sp.  2251. 

648.   Statuette  des  ausruhenden  Apollon  (Taf.  81). 

H.  0,69  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Unterteil  des  Halses,  r.  Arm  mit  Hand,  1.  Unterarm  mit 
darllbergelegtem  Teil  des  Mantels  und  Hand,  Unterteil  des  Stammes,  Unter- 
schenkel, Fiifse,  Basis. 

Apollon  steht  im  Motiv  des  sog.  Lykeios  mit  r.  Stand- 
bein, den  1.  Fufs  leicht  zurückgesetzt,  den  1.  Ellenbogen  auf 
einen  Stamm  gelehnt,  den  r.  Arm  erhoben  und  über  den 
Kopf  gelegt;  eine  Chlamys  ruht  mit  einem  Bausch  auf 
der  1.  Schulter  und  ist  dann  über  den  Unterarm  gelegt  (vgl. 
Klein  a.  unten  a.  O.  S.  174);  die  L.  kann  die  Leyer  nicht 
gehalten  haben,  die  Spuren  hinterlassen  haben  würde;  sie 
müfste  also  mit  dem  Bogen  ergänzt  werden  (vgl.  Klein  a.  a.  O. 
S.  158  fr.).    Der  Kopf  mit  Haarschleife  oben  kann  nicht  zu 


752  MÜSEO  CHIARAMONT1  649.  650.  65 1. 

der  Statuette  gehören,  da  sich  auf  ihm  keine  Spur  der  Hand 
findet.     Unbedeutende  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  80  Nr.  646;  Ovcrbeck  Kunstmythologie  V 
S.  21  Nr.  18;  Klein  Praxiteles  S.  163  Anm.,  Nr.  14. 

649.   Knaben-Statuette   (Taf.  81). 

H.  0,715  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Unterteil  des  Halses,  r.  Arm  mit  Gewand  und  Hand,  1.  Unter- 
arm mit  Gewand  und  Hand,  r.  Bein  fast  ganz,  1.  Unterschenkel,  Füfse, 
Stamm,  Basis. 

Ein  Knäbchen  steht  aufrecht  mit  gekreuzten  Beinen  (1. 
Standbein),  gegen  einen  Stamm  gelehnt;  1.  Arm  gesenkt,  r. 
vorwärts  erhoben  (Oberarm  richtig  ergänzt);  ein  schmales 
Gewandstück  ist  um  beide  Arme  geschlungen  (in  den  Händen 
sinnlose  Stabenden  ergänzt);  der  gelockte  Kopf  nach  der  r. 
Schulter  gewendet  und  erhoben;  er  gehört  wahrscheinlich  zum 
Körper.     Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  80  Nr.  647. 

650.   Torso  einer  Dionysosstatuette    (Taf.  81). 

H.  ohne  Basis  0,383  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  grauen  Adern. 

Es  fehlen  Oberkopf  mit  fast  dem  ganzen  Gesicht,  Arme  bis  auf  An- 
sätze, Hände,  Beine  von  der  Mitte  der  Oberschenkel  abwärts,  Füfse.  Ver- 
letzungen an  der  1.  Brusthälfte. 

R.  Standbein;  1.  Bein  war  vorgesetzt  (wahrscheinlich 
kreuzte  es  das  r.);  r.  Arm  hing  herab  (zwei  kleine  Stützenreste 
und  ein  kleines  mit  Metall  gefülltes  Loch  an  der  r.  Hüfte 
aufsen);  1.  Schulter  hoch  erhoben;  der  Oberarm  war  etwas 
zurückgestreckt;  grofser  Stützenrest  an  der  1.  Hüfte  aufsen; 
der  Kopf  ist  nach  der  1.  Schulter  gewendet  und  etwas  ge- 
hoben; neben  den  Ohren  Reste  des  Traubenkranzes;  lange 
Locke  auf  der  r.  Schulter,  der  eine  andere  hinter  der  1.  Schulter 
entspricht;  zwischen  beiden  der  Rest  des  Haarknotens.  Sehr 
weiche  Formen.     Mäfsige  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  81   Nr.  648. 

651.    Knabenstatuette    (Taf.  81). 

IT.  0,835  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Ergänzt  Ober-  und  Hinterschädel,  Nasenspitze,  r.  Arm  mit  Schulter 


MüßEO  CHIABAMONTI  65 1  A.  652.  753 

und  Hand,  Hals  und  Kopf  des  Vogels,  Flicken  am  Saum  des  Gewandes  und 
im  Stamm  unten,  Runder  der  Basis.     Besonders  links  verwaschen. 

Elende  Replik  des  Typus  Nr.  82;  s.  dort.  Der  Knabe 
drückt  hier  mit  der  L.  einen  Vogel  an  sich;  Ring  am  1.  Gold- 
finger; der  Kopf  mit  Haarschöpfchen  oben  (richtig  ergänzt) 
ist  leicht  nach  der  1.  Schulter  gewendet;  stupider  Ausdruck. 
Gefunden  in  Ostia. 

Clarac  878,  2231;  Gerhard-Platner  S.  81  Nr.  649. 

651 A.  Torso  einer  Amazonenstatuette    (Taf.  81). 

H.  ohne  Basis  0,57  m.     Grofskrystallinischer  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  1.  Brust,  Falte  darunter,  Zipfel  vor  dem  Unterleib,  Teil  des 
Köchers  und  der  Falten  unten.  Es  fehlen  Kopf  mit  Hals,  Arme  von  der 
Mitte  der  Oberarme  abwärts,  gröfster  Teil  des  Köchers,  Unterschenkel,  FUfse. 
Die  Falte  zwischen  den  Brüsten  beschädigt  Halsausschnitt  und  Arm- 
ansätze zur  Ergänzung  zubehauen  und  mit  DUbellöchern  versehen. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Oberschenkel  leicht 
vorgesetzt;  r.  Arm  hing  herab  (grofse  Stütze  mit  Loch  an 
der  r.  Hüfte  aufsen);  1.  Oberarm  geht  leicht  zurück;  bekleidet 
mit  kurzer  Exomis  (r.  Schulter  und  Brust  frei;  ein  Zipfel  hängt 
vorne  herab);  tief  gegürtet;  die  Brust  überquert  ein  Köcher- 
band mit  Köcher  im  Rücken  (er  war  besonders  gearbeitet; 
antiker  Ausschnitt  im  Rücken);  1.  Schulter  ziemlich  stark 
gehoben.  Sehr  gute,  lebendige  Arbeit.  Eine  gröfsere  (etwas 
unterlebensgrofse)  Replik  ist  bei  Clarac  576,  1241  als  in  der 
Coli.  Vescovali  befindlich  publiciert.  Auch  vergleiche  man 
Babelon  et  Blanchet  Les  bronzes  de  la  bibliotheque 
nationale  Nr.  818.  Das  Original  mufs  im  4.  Jahrh.  v.  Chr. 
entstanden  sein.  Im  Halsausschnitt  ist  mit  schwarzer  Farbe 
522  aufgemalt. 

Gerhard-Platner  S.  81  Nr.  650;  Friederichs-Wolters  Bausteine 
Nr.  1532. 

Photographie  beim  röm.  Institut. 

652.    Kopf  eines  Kentauren   (Taf.  81). 

H.  des  Ganzen  0,49  m.,  des  Kopfes  0,285  m.     Feinkörniger  gelblicher 

Marmor. 

Ergänzt  grofser  Teil  der  Locken  und  Blätter  um  Stirn,  Schläfen  und 
Nacken  (Alles  nach  bestimmten  Ansätzen),  1.  Braue,  Unterteil  der  Nase, 
Bartlocken,  Bruststück  mit  Fufs. 

Vatican.  Katalog  I.  48 


754  MÜSEO  CHIABAMOOTI  652. 

Auf  einem  modernen  Bruststück  mit  Gewand  auf  der  1. 
Schulter  ein  bärtiger,  rebenbekränzter  Kopf  mit  tierischen 
Ohren,  buschigen  Brauen,  wirrem  Haar  und  Bart  und  erregtem 
Ausdruck,  stark  nach  der  r.  Schulter  gewendet.  Gute  Replik 
vom  Kopfe  des  am  vollständigsten  im  Louvre  (Salle  du  Heros 
combattant  Nr.  562;  Clarac  277,  1782)  erhaltenen  bärtigen 
Kentauren,  dem  ein  Erot  die  Hände  im  Rücken  gebunden 
hat  und,  während  er  rücklings  auf  seinem  Pferdekörper  Platz 
genommen  hat,  zerrend  in  die  Haare  greift  (dieses  Motiv  an 
dem  Exemplar  im  Louvre  deutlich  zu  erkennen,  da  an  der 
betreffenden  Stelle  Locken  abgebrochen  sind  und  das  r.  Ohr 
abwärts  gebogen  wird;  an  allen  sonstigen  Exemplaren  sind 
die  betreffenden  Teile  modern);  am  bekanntesten  ist  die 
Replik  der  Aphrodisier  Aristeas  und  Papias  im  capitolinischen 
Museum  (Heibig  Nr.  525)  mit  ihrer  widerlich  übertriebenen, 
virtuosenhaften  Ausführung.  Beiden  Repliken  fehlt  der  Kranz; 
an  einer  sehr  guten  dritten  Copie  des  Kopfes  in  Berlin  (Be- 
schreibung d.  ant.  Skulpturen  Nr.  205)  findet  sich  ein  Epheu- 
kranz;  über  analoge  Abweichungen  vonRepliken  unter  einander 
vgl.  Braccio  nuovo  Nr.  7  und  120.  Da  hier  der  Mehrzahl  der 
Repliken  der  Kranz  fehlt,  die  beiden  mit  Kranz  aber  nicht 
übereinstimmen,  wird  es  richtig  sein,  das  Original  unbekränzt 
vorauszusetzen. 

Mit  Recht  wird  die  Entstehung  des  Originals  dieses  Ken- 
tauren und  seines  jugendlichen  Pendants  (s.  Sala  degli  ani- 
mali  Nr.  138)  in  hellenistischer  Zeit  vermutet  (vgl.  besonders 
Furtwängler  Jahrbücher  d.  Vereins  von  Altertumsfr.  im 
Rheinlande  1892  LXXXXIII  S.  58 ff.);  der  bärtige  Kopf  wirkt 
wie  eine  Herabsetzung  des  Laokoonkopfes  in's  Derbe.  Schon 
im  17.  Jahrhundert  war  den  Antiquaren  diese  Verwandtschaft 
aufgefallen;  so  ist  der  pariser,  damals  borghesische  Kentaur 
bei  Perrier  im  Index  der  Raccolta  di  statue  (1638 — 53)  als 
Centaurus  eiusdem  opificis  cuius  et  Laocoon  verzeichnet, 
und  bei  Sandrart  Teutsche  Academie  der  Bau-,  Bild-  und 
Malereikunst  I,  II  Taf.  O  ist  er  sogar  mit  der  Bemerkung 
»Werk  des  Agesanders«  abgebildet;  so  wurde  damals,  wie 
heute,  aus  einer  Hypothese  eine  Thatsache,  denn  man  wird 
kaum  voraussetzen  dürfen,  dafs  den  damaligen  Antiquaren 
etwa  eine  Basis  mit  Inschrift  und  Spuren  der  Figur  bekannt 


MÜSKO  CHIARAMONTI  653.  653  A.  755 

gewesen  wäre,  deren  Kenntnis  sich  verloren  hat.  Auch 
Thiersch  schreibt  a.  unten  a.  O.  das  Original  auf  Grund 
der  Verwandtschaft  mit  dem  Laokoon  der  rhodischen  Schule  zu. 
Ehemals  in  der  Sammlung  Camuccini;  vom  Vatican  1823 
erworben  (am  1.  Rand  des  Bruststücks:  1823.C.C.31). 

Cardinali  Memorie  romane  delle  ant.  e  belle  arti  1825  S.  298; 
Pistolesi  Taf.  LH;  Thiersch  Über  die  Epochen  der  bild.  Kunst9 
S.  332;  Nibby  II  Taf. XIII;  Gerhard-Platner  S.  86  Nr.  717;  Braun  Ruinen 
u.  Museen  Roms  S.  281  Nr.  37;  Friederichs -Wolters  Bausteine  Nr.  1421 
(Schlufs  der  Litteraturangabe) ;  Collignon  Histoire  de  la  sculpt.  grecque  II 
S.  590  Fig.  307;  Heibig  Nr.  120;  ▼.  Schneider  Album  auscrles.  Gegen- 
stände der  Ant.-Sammlung  d.  allerh.  Kaiserhauses  S.  13  (zu  Taf.  XXXIII). 

Photographie  Alinari  11829;  Moscioni  2268;  Rocca  1983. 

653.   Statuette  des  bogenspannenden  Eros 

(Taf.  81). 

H.  0,86  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Kinn,  r.  Arm  mit  Hand,  Flicken  im  1.  Oberarm, ,1. 
Unterarm  mit  Hand,  Bogen  bis  auf  ein  Stück  am  r.  Oberschenkel,  Flügel 
bis  auf  Ansätze,  r.  Bein  von  der  Mitte  des  Oberschenkels  abwärts,  1.  Unter- 
schenkel, FUfse,  Stamm,  Basis. 

Variante  des  bekannten  Typus  des  bogenspannenden 
Eros  —  s.  Nr.  495  —  mit  dem  Unterschied,  dafs  der  Kopf 
hier  länger  gelockt  und  nach  der  1.  Schulter  zurückgewendet 
ist,  und  der  Bogen  anders  gehalten  wird  (sein  eines  Ende 
wird  zwischen  die  beiden  Oberschenkel  geklemmt);  auch 
stehen  beide  Füfee  mit  ganzer  Sohle  auf  dem  Boden;  hinter 
dem  r.  Bein  ein  Stamm  mit  Köcher.  Ganz  unbedeutende 
decorative  Arbeit 

Gerhard-Platner  S.  81  Nr.  651;  Schwabe  Observationum  archaeo- 
logicarum  particula  I  S.  2  Nr.  U;  Klein  Praxiteles  S.  231  Anm.,  Nr.  27. 
Photographie  Moscioni  3911. 

653A.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  81). 

H.  des  Ganzen  0,505  m.,  des  Kopfes  0,35  m.     Grofskrystallinischer 

gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Bttstenfufs  mit  Indextäfelchen,  auf  dem  sich  die   Inschrift 
ANTONIA  AVG.  findet. 

Kopf  einer  Frau  in  den  mittleren  Jahren  leicht  zur  r. 
Schulter   gewendet;   voller   faltiger   Hals;    rundes   Gesicht; 

43* 


756  MUSEO  CHIABAMONTI  654.  655. 

weiche  Formen;  Ansatz  zu  Doppelkinn;  starkes  Kinn;  volle 
lebhaft  aufgeworfene,  ein  wenig  geöffnete  Lippen;  kurze, 
leicht  gebogene  Nase;  kleine  Augen  mit  hochstehenden 
Brauen;  niedrige  Stirn;  ruhiger  Ausdruck;  die  Haare  ge- 
scheitelt und  in  leicht  gewellten  Massen  über  den  Oberteil 
der  Ohren  zurückgenommen,  hinten  in  einen  kleinen, 
hängenden  Schopf  zusammengeflochten;  in  den  Ohrläppchen 
Löcher  für  Gehänge;  das  Bruststück  ist  unten  zum  Einsetzen 
in  eine  Statue  oder  Büste  hergerichtet.  Die  beiden  Gesichts- 
hälften sind  auffallend  ungleich;  der  r.  Mundwinkel  steht 
höher  als  der  1.  Gute  Arbeit.  Die  moderne  Inschrift  des 
Indextäfelchens  könnte  Recht  haben. 

Ehemals  in  der  Sammlung  Camuccini;  1823  für  den 
Vatican  erworben  (am  Rand  des  Bruststücks  rechts  die  In- 
schrift: 1823.C.C.32). 

Nibby  II  Taf.  XXX;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  S.  220  Nr.  8 
Fig.  42. 

654.  Torso  einer  Isisstatuette    (Taf.  81). 

H.  ohne  Basis  0,65  m.     Grofskrystallinischer  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  Unterarme  mit  Ellenbogen  und  Händen, 
Unterschenkel,  der  1.  mit  einem  Teil  des  Oberschenkels,  die  entsprechenden 
Teile  des  Gewandes,  Füfse. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Fufs  war  vor-  und 
hochgestellt,  r.  Arm  seitlich  abwärts-  und  vorgestreckt,  1. 
gesenkt  (Stützenrest  an  der  1.  Hüfte  aufsen);  Chiton  mit 
Queder;  darüber  ein  befranster  Mantel,  der  vorne  die  ganze 
Gestalt  bis  auf  den  Oberteil  der  Brust  umhüllt  und  oben  mit 
dem  über  die  r.  Schulter  gezogenen  Zipfel  eines  Teils  ver- 
knüpft ist,  der  im  Rücken  herabhängt  und  von  dem  ein 
Bausch  auf  der  1.  Schulter  liegt;  der  Kopf  war  den  Resten 
künstlich  gedrehter  Locken  zufolge  nach  der  r.  Schulter  ge- 
wendet. Sehr  gute  Copie  eines  alexandrinischen  Originals. 
Vgl.  Amelung  Rom.  Mitth.  1901  S.  258fr. 

Gerhard-Platner  S.  81  Nr.  652;  Arndt  bei  Arndt-Amelung  Einzel- 
aufnahmen Text  zu  Nr.  57. 

655.  Statuette  des  Narkissos    (Taf.  81). 

H.  ohne  Basis  0,695  m*     Feinkörniger  weifser  Marmor. 


MUSEO  CHIARAMONT1  656.  757 

Ergänzt  am  Narkissos:  Kopf  und  Hals,  Arme  mit  Händen,  Unter- 
schenkel mit  Fttfsen;  am  Eros:  Kopf  und  Hals,  Teil  des  r.  Flügels;  an  der 
Nymphe:  Kopf  und  Hals,  1.  Brust  mit  Schulter  und  Oberarm,  r.  Oberarm; 
Basis.  Es  fehlen  am  Eros:  r.  Unterarm  mit  Hand,  r.  Fufs;  an  der  Nymphe: 
r.  Unterarm  mit  Hand,  1.  Hand  (Bronzestift,  zur  Ergänzung  bestimmt,  vor- 
handen). Die  Figur  war  vom  übrigen  abgebrochen.  Sprung  in  der 
r.  Achselhöhle  des  Narkissos.     Die  Figur  stark  geglättet 

Ein  Knabe  steht  aufrecht  mit  1.  Standbein,  den  r.  Fufs 
mit  erhobener  Ferse  zur  Seite  und  zurückgesetzt,  das  lang- 
lockige Haupt  nach  der  1.  Schulter  gewendet  und  gesenkt 
(diese  Ergänzung  richtig;  die  der  Arme,  als  habe  der  Knabe 
eben  mit  dem  Bogen  geschossen,  ganz  sinnlos);  aufsen  neben 
dem  1.  Bein  eine  Felserhöhung  und  ein  Stamm,  über  den 
die  Chlamys  gehängt  ist;  darunter  ein  Eros  mit  Köcherband 
und  Fackel  in  der  gesenkten  L.  nach  rechts  hinabschwebend, 
das  Gesicht  dem  Beschauer  zugewendet;  er  scheint  mit  der 
R.  nach  unten  gewiesen  zu  haben;  unten  eine  unterwärts  mit 
dem  Mantel  umhüllte,  mit  den  Füfsen  nach  links  gelagerte 
Nymphe;  unter  ihr  sprudelt  aus  dem  Felsen  ein  Quell,  in 
dessen  plastisch  ausgeführten  Wellen  ein  Knabenantlitz  an- 
gegeben ist;  es  ist  von  langen  Locken  umrahmt;  oben  be- 
merkt man  ein  gewundenes  Band  mit  zwei  eingebundenen 
Blumen;  die  Augensterne  sind  eingehohrt. 

Dargestellt  ist  Narkissos,  der  voll  Sehnsucht  sein  Spiegel- 
bild im  Wasser  betrachtet.  Die  richtige  Ergänzung  der  Arme 
ergiebt  sich  aus  der  nach  dem  gleichen  Original  gearbeiteten 
Reliefdarstellung  an  dem  Sarkophag  der  Galleria  lapidaria 
Nr.  169:  die  Hände  waren  über  dem  Kopf  auf  einander 
gelegt.  Der  Kopf  hätte  dem  Spiegelbild  in  den  Wellen  ent- 
sprechend ergänzt  werden  müssen.  Geringe  decorative  Arbeit. 
Stammt  aus  einem  Pal.  Accoramboni. 

Clarac  495,  964;  Gerhard  Antike  Bildwerke  Taf.  XCITI  Nr.  1 ; 
Dcrs.  Prodromus  S.  3351".;  Zoega  bei  Welcker  Zeitschrift  für  Geschichte 
und  Auslegung  d.  alt.  Kunst  8.462!*.;  Gerhard-Platncr  S.  81  Nr.  653; 
Wiesel  er  Narkissos  S.  26  Taf.  Nr.  10;  Greve  bei  Röscher  Mythologisches 
Lexikon  III  Sp.  18  Nr.  2. 

656.  Torso  einer  männlichen  Statuette    (Taf.  81). 

H.  0,385  m.     Feinkörniger  weifscr  Marmor. 
Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  r.  Arm  bis  auf  Ansatz  mit  Hand,  1.  Unter- 


75^  MÜ8E0  CHIARAMONTI  657, 

arm  mit  Hand,  r.  Unterschenkel  ohne,.],  mit  Knie,  Füfse.  Geflickt  die 
Rückseite  des  r.  Oberschenkels.  Halsabschnilt  und  Armreste  zur  Ergänzung 
geglättet  und  mit  Löchern  versehen. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  am  Oberschenkel  aufsen 
Ansatz  des  Stammes;  r.  Fufs  war  leicht  zur  Seite  gesetzt; 
r.  Arm  war,  wie  es  scheint,  gesenkt;  1.  Oberarm  zurück- 
gestreckt; 1.  Unterarm  war  gesenkt^  auf  den  Schultern  Tänien- 
enden.  Lebendige  Formen  nach  einem  Vorbild  aus  der 
ersten  Hälfte  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.     Gute  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  81  Nr.  654. 

Unter  Nr.  650—656: 

Vier  Fragmente  eines  Gesimses   (Taf.  81). 

a.  (unter  Nr.  650 — 51 A). 

H.  0,28  m  ,  L.  1,16  m.,  T.  0,34  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Ergänzt  die  Deckplatte  an  zwei  Stellen.     Sehr  bestofsen. 

Rechts  Anschlufsfläche.    Links  Bruch. 

b.  (unter  Nr.  652—3). 

L.  0,95  m.,  H.,  T.  und  Marmor  wie  bei  a. 

Ergänzt  an  der  Deckplatte  rechts  und  darunter.  Vielfach  be- 
stofsen. 

c.  (unter  Nr.  653 — 4). 

L.  0,92  m.t  H.,  T.  und  Marmor  wie  bei  a. 
Ergänzt  1.  oben  und  r.  unten.     Hier  und  da  bestofsen. 

d.  (unter  Nr.  655—6). 

L.  0,93  m.,   H.,  T.  und  Marmor  wie  bei  a. 
Ergänzt  r.  oben.     Hier  und  da  bestofsen. 

Links  Anschlufsfläche. 

Alle  vier  Fragmente  stammen  von  demselben  Gesims 
wie  in  Abteilung  XXV  unter  Nr.  603 — 9;  s.  dort. 

657.  Fragment  eines  ornamentierten  Pfeilers 

(Taf.  81). 

H.  0,58  m.,  Br.  0,24  m.     Feinkörniger  grauer  Mamor. 

Rand  links  und  rechts  vollständig,  oben  z.  T.  erhalten; 
links  und  rechts  lesbisches  Kyma.    Dazwischen  in  Mittelrelief 


1 
.  j 


MUSEO  CHIABAMONTI  658.  659.  660.  660A.  759 

ein  Palmenstamm  mit  stilisierter  Krone  (oben  etwas  bestofsen). 
Sorgfältige  Arbeit.  Hierselbst  Nr.  21  iC  das  Fragment  eines 
entsprechenden  Pfeilers. 

Gerhard-Platner  S.  81  Nr.  655. 

658.  Fragment  eines  decorativen  Reliefs 

(Taf.  81). 

H.  und  Br.  0,48  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten.  Hochrelief:  Körper 
einer  Amphora,  verziert  mit  Epheuranken  in  Flachrelief 
(der  unterste  Teil  fehlt);  die  Henkel  nur  teilweise  erhalten;  oben 
ist  aufwallende  und  ausströmende  Flüssigkeit  plastisch  an- 
gegeben; rechts  davon  auf  dem  Rande  ein  Pfau  (Schweif 
fehlt  fast  ganz),  trinkend;  links  ein  Papagei  mit  erhobenem 
Kopfe.     Geringe,  späte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  81  Nr.  656. 

659.  Fragment  eines  decorativen  Reliefs 

(Taf.  81). 

H.  0,36  m.,  L.  0,59  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste  erhalten  (aber  be- 
schädigt). Dazwischen  Mittelrelief:  ein  nach  links  gewendet 
stehender  Greif  mit  erhobener  r.  Vorderpranke;  rechts  das 
Hinterteil  eines,  soweit  zu  erkennen,  gleich  gearteten  und 
bewegten,  aber  weiblichen  Tieres. 

Gerhard-Platner  S.  81  Nr.  657. 

660.  Fragment  eines  ornamentierten  Pfeilers 

(Taf.  81). 

H.  0,53  m.,  Br.  0,19  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor  mit  grauen  Adern. 

Rechts  und  links  ist  Rand  erhalten.  Mittelrelief:  cande- 
laberartiger  Aufbau  mit  phantastischen  Masken,  Kranichen, 
Tafel.     Augenscheinlich  modern. 

Gerhard-Platner  S.  81  Nr.  658. 

660A.  Grabara  einer  Pinnia  Poppea   (Taf.  81). 
Im  Aetom  vorne  ein  sitzender  Adler. 

CIL  VI  24209. 


760  MU8E0  CHIARAMONTI  660B.  C.  D. 

660B.  Ornamentierter  Pfeiler  (Taf.  81). 

H.  0,92  m.,  Br.  0,185  m*>  T.  0,135  m-     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Die  Kanten  bestofsen.     Obere  Hälfte  stark  Überarbeitet. 

Ornamentiert  die  Vorder-  und  linke  Nebenseite;  beide 
von  einer  schmalen  Randleiste  eingefafst;  die  Ornamente  in 
mittlerem  Relief  gearbeitet:  vorne  eine  phantastische  Staude 
aus  verschiedenen  Pflanzenelementen  gebildet,  unten  cande- 
laberartig  auf  drei  Füfsen  ruhend;  links  ein  aus  einem 
Akanthuskelch  aufsteigendes  Flechtband.  Gute  Arbeit  mit 
vielen  Bohrlöchern  im  Contur  der  Vorderseite  (im  oberen 
Teil  allerdings  augenscheinlich  von  moderner  Hand  vermehrt). 


660C.   Votiv  in  Form  eines  Baumstammes 

(Taf.  81). 

H.  0,85  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Oben  abgebrochen.    Sehr  bestofsen. 

Über  einer  viereckigen  Basisplatte  ein  Stamm  von  einer 
Rebe  umwunden.  An  den  beiden  Vorderecken  je  eine 
Schlange;  dazwischen  eine  Eidechse;  über  der  r.  Schlange 
zwei  Vögel  nach  einem  Insekt  pickend;  ein  Vogel  1.  hinten. 
In  halber  Höhe  eine  viereckige  Fläche  vertieft;  darauf  In- 
schrift, nach  der  ein  Sex.  Scutarius  Aetherius,  seine  Söhne 
und  sein  Verwandter  Heracia  den  Stamm  dem  Silvan  ge- 
stiftet haben. 

Gerhard-Platner  S.  81  Nr.  A;  Keiffcrscheid  Annali  d.  I.  S.  222 
tav.  LMi;  CIL  VI  687. 


660D.  Fragment  eines  ornamentierten  Pfeilers 

(Taf.  81). 

H.  0,88  m.f  Br.  0,19  m ,  T.  0,06  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Oben  und  unten  abgebrochen.     Kanten  bestofsen. 

Die  Ränder  rechts  und  links  einfach  profiliert.  Die 
Ornamente  in  flachem  Relief  gearbeitet:  vorne  Gerank  mit 
länglichen  Blättern  und  kleinen,  Granatäpfeln  ähnlichen 
Früchten;  links  und  rechts  je  eine  Staude  mit  länglichen 
Blättern.     Hübsche  Arbeit 


MUSEO  CHIARAMONTI  660E.  66l.  662.  761 

660E.  Grabara  eines  Q.  Dasumius  Ianuarius 

(Taf.  81). 

Im  Aetom  vorne  ein  Kranz  mit  Bändern. 

CIL  VI  16748. 

661.  Oberteil  der  Nebenseite  eines  Sarkophags 

(Taf.  82). 

H.  0,50  m.,   Br.  0,575  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Rand  oben  und  an  den  Seiten  erhalten.  Flachrelief: 
Oberkörper  eines  nach  rechts  stehenden,  unbärtigen  Mannes, 
der  das  Himation  um  1.  Schulter  und  r.  Hüfte  geschlungen 
hat  und  sich  mit  der  1.  Achsel  auf  einen  Stab  lehnt,  an  dem 
die  gesenkte  L.  liegt;  Blick  und  r.  Hand  (mit  zwei  aus- 
gestreckten Fingern)  sind  nach  rechts  erhoben  zu  einer  Rolle, 
die  über  eine  Stele  ausgebreitet  —  augenscheinlich  auf  einem 
Pulte  —  liegt;  links  auf  einem  entsprechenden  Pfeiler  eine 
nach  rechts  gewendete,  unbärtige,  tragische  Maske.  In  der 
Rolle  und  links  vom  Kopf  je  ein  viereckiges  Loch  zur  Ver- 
klammerung des  Deckels.     Sehr  schlechte  Arbeit. 

Dargestellt  ist  ein  Schauspieler  oder  tragischer  Dichter, 
der  aus  der  Rolle  vorträgt  Vgl.  hierselbst  Nr.  3  und  das 
Relief bild  im  lateranensischen  Museum  (Heibig  Nr.  684). 
Möglicherweise  von  dem  gleichen  Sarkophag  wie  Nr.  663. 
Vgl.  zu  beiden  v.  Sacken  Die  ant.  Skulpturen  in  Wien  S.  43. 

Gerhard-Platner  S.  81  Nr.  659. 

662.  Sarkophagfragment   (Taf.  82). 

H.  0,96  m.f   Br.  0,60  m.     Grobkörniger  gelblicher  Mamor. 
Sehr  zerstört.     Ein  Sprung  links  oben. 

Rand  ist  oben,  rechts  und  links  unten  (profiliert)  er- 
halten. Rechts  ein  korinthischer  Pilaster,  dessen  drei  Canel- 
luren  unten  ausgefüllt  sind;  darauf  ein  Stück  Architrav  und 
nach  links  hin  ein  flacher  Bogen;  links  der  Rest  eines  zweiten 
Pfeiler- Capitäls;  rechts  als  Zwickelfiillung  ein  Triton,  der 
eine  Muschel  bläst,  links  Sphinx  oder  Greif  (nur  halb  erhalten). 
Unter  dem  Bogen  Hochrelief:  rechts  ein  nach  links  gewendet 
mit  gebogenen  Knieen  stehendes  Mädchen  (r.  Fufs  voran)  mit 
langen  Haaren,   im  Peplos,    der   an   der   linken  Körperseite 


7Ö2  MUSEO  CHIARAMONT1  663. 

offen  ist,  Schuhe  an  den  Füfsen  (ihr  fehlen  Kopf,  1.  Arm  mit 
Hand,  Brust,  Teil  des  l.  Fufses);  zwischen  ihren  Füfsen  am  Boden 
ein  gestreiftes  Gerät  mit  breitem,  viereckigen  Teil  und  läng- 
lichem Ansatz,  Rest  einer  Lyra;  beide  Arme  waren  erhoben 
und  um  die  zweite  gröfsere  Figur  geschlungen  (die  R.  am 
Arm  der  andern  Figur  erhalten;  Ansätze  für  den  1.  Arm  am 
Gewand  dieser  Figur),  die  mit  rückgewendetem  Oberkörper 
nach  links  eilt  und  den  r.  Fufs  auf  den  Busch  eines  am 
Boden  liegenden  Helmes  setzt,  auf  dessen  Kappe  ein  Greif 
in  Relief  gebildet  ist;  sie  trägt  gegürteten  Peplos,  der  an  der 
r.  Körperseite  offen  ist;  nach  einem  Rest  links  oben  hatte  sie 
langes  Haar;  der  1.  Arm  ist  rückwärts  mit  einem  runden  Schild 
erhoben;  die  R.  scheint,  nach  einigen  Ansätzen  am  Peplos 
und  am  Flügel  des  Eroten  zu  schliefsen,  den  Speer  geschwun- 
gen ZU  haben  (es  fehlen  Gesicht,  r.  Arm  mit  Hand,  r.  Bein  ohne 
Fufs;  Gewand  und  Schildrand  bestofsen);  rechts  vom  Kopf  ein  auf 

ihn  ZU  fliegender  Erot;  (es  fehlen  Kopf,  Körper  und  r.  Flügel  teil- 
weise,   Arme  mit  Händen,    1.  Bein  mit  Fufs.     Am  1.  Flügel   ein  Ansatz   für 

die  L.  oder  ein  Attribut);  sein  r.  Flügel  wird  in  der  »Beschreibung 
der  Stadt  Rom«  (s.  unten)  falschlich  für  den  Rest  eines  Helmes 
der  zweiten  Figur  erklärt;  so  wird  auch  der  dort  voraus- 
gesetzte Bart  an  dieser  Gestalt  ein  Rest  des  Eroten  sein. 
Dargestellt  sind  augenscheinlich  Achill  und  Deidamia  im 
Moment  der  Entdeckung  Achills. 

Gute,  decorativ  effectvolle  Arbeit.  Gefunden  1793  in 
einem  Grabe  der  Via  Appia  aus  trajanischer  Zeit.  Eben- 
daher stammt  die  Grabinschrift  der  Claudia  Semne  in  der 
Gall.  lapidaria  Nr.  31b  und  zwei  Statuen  im  Cortile  del 
Belvedere  Nr.  110  u.  in. 

£.  Q.  Visconti  bei  Fea  Misccllanea  filologica  critica  e  antiquaria  II 
S.  69  Nr.  17;  Gerhard-Platner  S.  81  Nr.  660 ;  Robert  Die  antiken 
Sarkophagreliefs  II  S.  53 f.  Nr.  40  Taf.  XX. 

663.  Nebenseite  eines  Sarkophages   (Taf.  82). 

H.  0,69  m.,  Br.  0,57  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Ergänzt  zwei  Flicken  oben  (Füllungen  der  Löcher  zur  Verklamme- 
rung des  Deckels),  der  1.  mit  zwei  Fingern. 

Dargestellt  ist  in  Flachrelief  ein  bärtiger  Mann  nach  links 
auf  einem  Sessel  mit  geschwungenen,  gekreuzten  Beinen,  die 


MÜSEO  CHIARAMONT1  664.  665.  666.  763 

wie  Stierhörner  gebildet  sind,  und  befranstem  Polster  sitzend ; 
er  hat  das  Himation  um  die  Beine  geschlagen,  hält  in  der 
vor  die  Brust  erhobenen  L.  einen  kurzen,  keulenartigen  Stab 
und  erhebt  die  R.  mit  zwei  ausgestreckten  Fingern;  augen- 
scheinlich trägt  er  aus  einer  Rolle  vor,  die,  wie  auf  Nr.  661, 
links  auf  einem  Pfeiler  aufgestellt  ist  (nur  halb  sichtbar);  r. 
steht  auf  einem  höheren  Pfeiler  eine  Sonnenuhr.  Wie  letztere 
beweist,  ist  die  Scene  im  Freien  gedacht;  dargestellt  ist  wohl 
ein  Lehrer  beim  Unterricht.  Rohe  Arbeit.  Gehörte  viel- 
leicht zu  dem  gleichen  Sarkophag,  wie  Nr.  66 1;  vgl.  zu  beiden 
v.  Sacken  Die  ant.  Skulpt.  in  Wien  S.  43. 

Gerhard-Platner  S.  82  Nr.  661. 

664.  Knabenkopf  (Taf.  82). 

H.  0,35  id.     Feinkörniger  weifscr  Marmor. 

Ergänzt  Oberkopf  mit  r.  Ohr  und  Augen,  1.  Ohr,  Nase  fast  ganz, 
Flicken  am  Kinn,  BUstenfufs.  Gebrochen  war  der  Hals  und  ein  Stück 
im  Nacken.     Der  Hals  unten  modern  abgeschnitten. 

Kopf  eines  Knaben  von  etwa  zehn  Jahren  mit  freund- 
lichem Ausdruck  nach  seiner  L.  gewendet;  an  dem  ergänzten 
Schädel  kurze  Haare  nach  vorn  gekämmt     Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  82  Nr.  662. 

665.  Weiblicher  Idealkopf  (Taf.  82). 

H.  des  Ganzen  0,435  m»  des  Kopfes  0,23  m.     Feinkörniger  hellgrauer 

Marmor., 

Ergänzt  Nasenspitze,  Kinn,  Hals  mit  Bruststück  und  BUstenfufs. 

Leicht  nach  vorn  gesenkt,  die  Haare  vorne  gescheitelt 
und  zur  Seite  gestrichen,  hinten  von  einer  Haube  bedeckt; 
Diadem.  In  den  Mundwinkeln  je  ein  Bohrloch.  Elende 
Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  82  Nr.  663. 

666.  Büste  des  Asklepios   (Taf.  82). 

H.  des  Ganzen  0,46  m.,  des  Kopfes  0,26  m.     Grofskörniger  hellgrauer 

Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Mitte  der  Oberlippe,  Flicken  in  der  Unterlippe  und 
1.  Wange,  Unterteil  des  Halses  mit  BUste  und  Fufs.     Sehr  verwaschen. 

Auf  kleiner  moderner  Büste  mit  Gewand  auf  der  1.  Schulter 


764  MÜSEO  CH1ARAMONTI  667.   668.  669. 

(ein  Teil  davon  antik)  halb  nach  der  r.  Schulter  gewendet 
ein  Asklepioskopf  mit  ernstem  Ausdruck;  ein  schmales  Band 
im  Haar  hinter  den  dichten,  in  der  Mitte  aufsteigenden,  dann 
zur  Seite  abwärtsfallenden  und  die  Ohren  bedeckenden 
Locken.  Geringwertige  Copie  nach  einem  guten,  attischen 
Original  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  In  den  Locken  über  dem  1. 
Ohr  Spuren  roter  Farbe. 

Gerhard-Platner  S.  82  Nr.  664. 

667.  Griechischer  männlicher  Porträtkopf 

(Taf.  82). 

H.  ohne  Fufs  0,36  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Ergänzt  Nase  und  Büstenfufs.    Hals  unten  modern  abgeschnitten. 

Kopf  eines  älteren  Mannes  mit  Vollbart  leicht  zur  1. 
Schulter  gewendet;  die  Züge  entsprechen  fast  durchaus  dem 
Ideal  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  (vgl.  den  Asklepios  von  Melos); 
nur  in  den  eingefallenen  Wangen  und  dem  individuellen 
Wuchs  des  vollen,  leicht  gelockten  Haares,  das  über  der  Stirn 
ansteigt  und  göfstenteils  nach  der  1.  Kopfseite  gestrichen  ist, 
sowie  in  der  ungleichen  Teilung  des  Bartes  wird  die  Absicht, 
ein  Porträt  zu  geben,  deutlich. 

Gute,  nicht  sehr  detaillierte  Copie  eines  vortrefflichen 
attischen  Originals  aus  dem  4.  Jahrh.  v.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  82  Nr.  665. 

668.  Büste  des  Sarapis    (Taf.  82). 

II.  des  Ganzen  0,615  m.,  des  Kopfes  0,345  m.     Grofskörnigcr  hellgrauer 

Marmor. 

Ergänzt  Oberteil  des  Modius,  Nase,  Flicken  in  I.Wange  und  Schnurr- 
bart, Vorderteil  des  Kinnbartes,    Hals  mit  Büste  und  Fufs.     Verwaschen. 

Auf  kleiner,  moderner,  nackter  Büste  gradeaus  gewendet 
ein  Kopf  des  Sarapis  im  üblichen  Typus;  im  Haare  ist  der 
Bohrer  roh  verwendet.     Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  82  Nr.  666. 

669.    Kopf  der  Aphrodite    (Taf.  82). 

H.  ohne  Fufs  0,30  m.    Grofskrystallinischer  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Büstenfufs.  R.  Ohr  etwas  bestofsen.  Hals 
unten  modern  abgeschnitten. 


MUSEO  CHIARAMONTI  670.  670A.  765 

Der  Kopf  ist  nach  seiner  L.  gewendet  und  gehoben;  die 
Haare  sind  gescheitelt  und  zurückgestrichen  (Oberteil  der 
Ohren  bedeckt),  hinten  in  einem  kleinen  Knauf  zusammen- 
gebunden; von  dort  ziehen  sich  zwei  Bänder  über  den  Kopf, 
wie  bei  der  knidischen  Aphrodite  des  Praxiteles,  mit  der 
auch  die  Bewegung  übereinstimmt;  während  aber  dort  die 
Haarsträhnen  von  den  Bändern  überschnitten  werden,  liegen 
hier  beide  in  gleicher  Richtung.  Die  rundliche  Bildung  der 
Augäpfel,  die  starke  Vertiefung  der  inneren  Augenwinkel, 
das  Vortreten  des  Kinns  sind  Züge,  die  der  Kopf  mit  denen 
der  Niobiden  gemeinsam  hat,  doch  hat  er  viel  weichere, 
zartere  Formen  als  jene.  Gutes,  wenn  auch  nicht  hervor- 
ragendes Original  eines  attischen  Künstlers  vom  Ende  des 
4.  Jahrh.  v.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  82  Nr.  667. 

Photographieen  (face  und  Profil)  beim  röm.  Institut. 

670.  Kinderkopf  (Taf.  82). 

H.  ohne  Fufs  0,23  m.     Ziemlich  grobkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Oberlippe,  Rand  des  1.  Ohres,  1.  Schulteransatz, 
Büstenfufs.  Langer  senkrechter  Sprung  in  der  1.  Gesichtshälfte.  Hals 
unten  modern  abgeschnitten. 

Kinderköpfchen  mit  freundlichem  Ausdruck;  ein  Band  im 
lockigen  Haar;  gradeaus  gerichtet.  Im  Hinterkopf  eine  grofse 
viereckige  Vertiefung.  In  den  Haaren  viel  Bohrerarbeit. 
Gute  Copie  nach  einem  hellenistischen  Original. 

Gerhard-Platner  S.  82  Nr.  668. 

670A.  Knabenstatuette,  ergänzt  als  Herakliskos 

mit  den  Schlangen    (Taf.  82). 

H.  0,87  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  und  Hals,  Arme  mit  Hunden,  viele  Flicken  im  Körper, 
Unterschenkel  mit  Füfsen,  Stamm  bis  auf  kleinen  Ansatz  am  1.  Oberschenkel, 
Schlangen,  Basis.  Der  Rücken  war  fast  ganz  abgebrochen.  Verletzt 
die  1.  Brust. 

Der  Knabe  steht  aufrecht  mit  1.  Standbein;  die  Hüfte 
darüber  sehr  weit  ausgebogen ;  der  r.  Fufs  tritt  seitwärts  auf 
eine  Schlange;  eine  zweite  windet  sich  um  das  1.  Fufsgelenk 
und  den  aufsen  neben  dem  1.  Bein  stehenden  Stamm;    der 


766  MÜSEO  CHIARAMONTI  671.  672. 

1.  Arm  gesenkt,  die  Hand  geöffnet,  um  die  Schlange  im  ge- 
gebenen Moment  zu  fassen;  die  R.  seitlich  vorgehalten  mit 
einem  unkenntlichen  Attribut  in  der  Hand;  der  Kopf  mit 
kurzen  Locken  blickt  zu  der  zweiten  Schlange  herab.  Was 
der  einzige  antike  Bestandteil,  der  Torso,  ursprünglich  dar- 
gestellt hat,  ist  nicht  ersichtlich;  auf  seinem  Nacken  haben 
sich  lange  Haarbüschel  erhalten.     Unbedeutend. 

Fca  Nuova  descrizione  S.  90;  Gerhard-Platncr  S.  82  Nr.  669. 

671.  Hermenbüste  des  bärtigen  Dionysos 

(Taf.  82). 

H.  0,57  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Unterteil  der  Nase,  Kinn,  Unterteil  des  Kinnbartes,  Bllste. 
Hinten  glatt  abgeschnitten. 

Der  Kopf  gradeaus  gesenkt;  der  Bart  bildet  eine  regel- 
mäfsig  geformte  Masse  stilisierter  Locken;  die  Haare  sind 
nach  vorne  gekämmt  und  vor  einem  gewundenen  Band  in 
drei  Reihen  künstlich  gedrehter  Locken  geordnet;  die  übrige 
Masse  fällt  hinten  und  in  zwei  gesonderten  Schulterlocken 
seitlich  herab.  Spuren  roter  Farbe  in  Haar  und  Bart.  Da 
der  Kopf  hinten  abgeschnitten  ist,  wird  er  von  einer  Doppel- 
herme stammen.  Gute  einfache  Arbeit  nach  einem  schönen, 
ausdrucksvollen  Original  vom  Ende  des  5.  Jahrh.  v.  Chr. 

672.  Statuette  des  Ganymed  mit  dem  Adler 

(Taf.  82). 

H.  0,87  m.     Grofskrystallinischer  weiiser  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  und  Hals,  r.  Arm  bis  auf  Ansatz  mit  Hand  und  Schale, 
Schnabel  des  Adlers,  Flicken  im  r.  Unterschenkel  aufsen.  Gebrochen 
war  ein  Stück  des  r.  Unterschenkels  und  der  Kopf  des  Adlers.  Unten  einige 
Sprünge.     Verletzt  die  Basis  hinten. 

Ganymed  steht  aufrecht  mit  1.  Standbein,  den  r.  Fufs  leicht 
zur  Seite  gesetzt;  der  r.  Arm  ist  seitlich  etwas  vorgestreckt; 
in  der  R.  die  Schale  (wohl  richtig  ergänzt);  der  langlockige 
Kopf  neigt  sich  zu  dem  kleinen  Adler,  den  der  1.  Arm  um- 
fafst;  der  Vogel  sitzt  auf  einem  mit  der  Chlamys  des  Ganymed 
überdeckten  Stamm  neben  dem  1.  Bein  aufsen. 

Die  Figur  des  Knaben  ist  nach  einem  Vorbild  aus  dem 
5.  Jahrh.  v.  Chr.  in  der  Art  des  Stephanos-Jünglings  gearbeitet, 


MÜ8B0  CHIARAMONTI  67 2  A.  673.  j6j 

die  ganze  Composition  demnach  jedenfalls,  wie  die  Ausführung 
römisch.     Einfache  decorative  Arbeit. 

Fea  Nuova  descrizionc  S.  90;  Clarac  411,  697;  Gerhard-Platner 
S.  82  Nr.  670. 

672A.  Römischer  männlicher  Porträtkopf 

(Taf.  82). 

H.  ohne  Fufs  0,34  m.     Feinkörniger  weifscr  Marmor. 

Ergänzt  Unterteil  der  Nase,  r.  Ohr,  Büstenfufs.     Der  Hals  unten  ab- 
geschnitten.    Ziemlich  verwaschen. 

Kopf  eines  bejahrten  Mannes  leicht  nach  seiner  L.  ge- 
wendet; längliches  Gesicht;  kleines,  ziemlich  fettes  Kinn; 
breiter,  geschlossener  Mund  mit  schmaler  Ober-,  starker 
Unterlippe;  kurze,  leicht  gebogene,  etwas  hängende  und 
rundliche  Nase  mit  scharfen  Falten  an  den  Seiten;  kleine, 
ziemlich  tiefliegende  Augen;  hohe  faltenreiche  Stirn;  spitz- 
gewölbter Schädel  mit  kurzgeschorenem  Haar  (eingepickt). 
Gutes  Porträt  der  letzten  republicanischen  oder  ersten 
Kaiserzeit. 

673.    Statuette  einer  Venus  mit  zwei  Amoren 

(Taf.  82). 

H.  1,13  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor  mit  grauen  Adern. 

Ergänzt  Kopf,  Arme  mit  Händen  und  Locken,  Flicken  im  Körper 
und  r.  Bein,  StUck  vom  Kopf  des  Mecrungeheuers,  dessen  Schnauze  ge- 
brochen war.     Basis  hinten   beschädigt. 

In  der  Mitte  steht  Venus  aufrecht  mit  1.  Standbein,  den 
r.  Fufs  leicht  zur  Seite  gesetzt;  ein  Mantel  um  die  Hüften 
geschlungen  und  vor  der  Scham  verknotet;  die  Hände  heben 
die  Schulterlocken  ein  wenig;  der  moderne,  leicht  nach  der  r. 
Schulter  gewendete  Kopf  hat  Porträtzüge,  vorne  gedrehte 
Locken  und  ein  Diadem  (der  antike  Kopf  hatte  die  gleiche 
Wendung);  zur  R.  der  Göttin  ein  Amor  auf  dem  Rücken 
eines  Meerungeheuers  stehend,  in  der  gesenkten  R.  eine  kleine 
Blumenguirlande;  die  L.  umfafst  ein  Gefäfs  mit  Blumen  und 
drückt  es  an  die  Hüfte;  zur  L.  der  Venus  ein  entsprechender 
Amor  auf  einem  Delphin  stehend,  nur  sind  die  R.  und  der 
Kopf  erhoben.     Rohe  Arbeit.     Gefunden  in  Ostia. 

Gerhard-Platner  S.  82  Nr.  671. 


768  MÜSEO  CHIARAMONTI  674.  674  A. 

674.  Porträtkopf  des  Alexander  Severus  (Taf.  82). 

H.  des  Ganzen  0,49  m.,  des  Kopfes  0,28  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Mund  fast  ganz,  Ränder  der  Ohren  zum  Teil,  unterer 
Teil  des  Halses,  Büstenfufs. 

Sorgfaltig  gearbeiteter  Porträtkopf  des  Alexander  Severus 
halb  nach  seiner  R.  gewendet  und  leicht  geneigt;  Brauen  an- 
gegeben; Augensterne  und  Pupillen  eingegraben;  Haare  ein- 
eingepickt.  Vgl.  besonders  bei  Bernoulli  a.  unten  a.  O. 
Taf.  XLV. 

Fea  Nuova  descrizione  S.  90;  Bernoulli  Römische  Ikonopraphie  II 3 
S.  99  Nr.  3. 


674A.  Statuette  des  Ganymed  mit  dem  Adler 

(Taf.  82). 

H.  0,99  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  am  Adler:  Hals  und  Kopf,  Flügel  fast  ganz;  am  Ganymed: 
Unterarme  mit  einem  Teil  der  Oberarme  und  den  Händen  bis  auf  den 
gröfsten  Teil  der  L.  mit  einem  Stück  des  Pedums  (war  gebrochen),  untere 
Hälfte  der  Unterschenkel  mit  Fiifsen,   Mantelsaum  und  Basis. 

Ganymed  steht  aufrecht  mit  1.  Standbein,  den  r.  Fufs  mit 
erhobener  Ferse  ganz  leicht  zurückgesetzt;  ein  weiter,  auf 
der  r.  Schulter  geknöpfter  Mantel  fällt  im  Rücken  tief  herab; 
die  L.  mit  dem  Pedum  ist  gesenkt,  die  richtig  ergänzte  R. 
halb  erhoben  zu  dem  r.  Flügel  des  Adlers,  der  mit  dem  einen 
Fang  den  Knaben  an  der  unbedeckten  r.  Seite  fafst,  den 
andern  ihm  auf  die  1.  Schulter  setzt;  Ganymed  wendet  den 
lockigen  Kopf  mit  der  phrygischen  Mütze  ganz  nach  der  r. 
Schulter  und  nach  oben;  der  Adler  blickt  ebenfalls  hinauf 
(ursprünglich  war  der  Hals  vielmehr  gebogen,  und  der  Kopf 
näherte  sich  dem  Gesicht  des  Knaben). 

Aus  der  Position  des  Adlers  ist  klar,  dafs  nicht  der 
Moment  des  Raubes  selbst  dargestellt  werden  soll,  sondern 
ein  Moment  vorher:  der  Adler  hat  den  einen  Fang  schon  an 
die  Seite  gelegt,  den  andern  noch  nicht  Deshalb  hat  die 
Statuette  mit  dem  berühmten  Werk  des  Leochares,  in  dem 
nach  den  Worten  des  Plinius  (N.  h.  XXXIV  79)  der  Raub 
selber  dargestellt  war,  gar  nichts  zu  thun  (vgl.  Galle ria  de1 
candelabri  Nr.  118).     Schlechte  decorative  Arbeit. 


MTJSKO  GHIABAMONTI  675.  675  A.  769 

Fea  Nuova  descrizione  S.  90;  Clarac  412,  712;  Gerhard-Platner 
S.  82  Nr.  672;  O.  Jahn  Archäologische  Beiträge  S.  21 ;  Overbeck  Kunst- 
mythologie II  S.  523  Nr.  9;  Hei  big  Nr.  121. 

675.  Hermenbüste  des  bärtigen  Dionysos  (Taf.  82). 

H.  0,55  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  Stück  der  1.  Braue,  Oberlider,  Nase,  Oberlippe,  Teil  der 
Schulterlocke  unter  dem  1.  Ohr,  Unterteil  des  Kinnbartes,  Vorderteil  und  1. 
Schulter  der  Henne.     Haare  über  der  Stirn  beschädigt. 

Ähnlicher  Typus  wie  Nr.  671 ;  s.  dort;  doch  ist  das  Band 
im  Haar  nicht  gerollt,  und  vorne  liegen  nur  zwei  Reihen 
künstlich  gedrehter  Locken;  der  Ausdruck  ist  weniger  ernst 
und  bedeutend.     Geringere  Arbeit. 

675  A.  Statuette  des  Dionysos    (Taf.  82). 

H.  0,90  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  r.  Arm  mit  Teil  der  Stütze,  Hand  und  Schale,  1.  Ellen- 
bogen, Stück  der  Rebe  mit  Blatt  unter  der  1.  Hand,  Stamm  bis  auf  den 
oberen  Teil,  FUfse  mit  Teil  der  Unterschenkel,  Basis.  Gebrochen  waren 
Kopf  mit  Hals,  1.  Unterarm,  1.  Hand,  Unterschenkel. 

Dionysos  steht  aufrecht  mit  gekreuzten  Beinen  (r.  Stand- 
bein), mit  der  1.  Achsel  und  1.  Oberarm  auf  einen  Stamm 
gelehnt,  um  den  sich  eine  Rebe  windet,  deren  obersten  Teil 
mit  Traube  die  dem  Gesicht  genäherte  L.  hält;  der  r.  Arm 
liegt  quer  vor  dem  Körper  (richtig  ergänzt;  in  der  Haltung 
bestimmt  durch  die  Stütze;  die  Schale  in  der  Hand  jeden- 
falls falsch  ergänzt);  der  Kopf  mit  Schulterlocken  urd  Reben- 
kranz ist  stark  in  den  Nacken  geworfen  und  nach  der  1. 
Schulter  gewendet.  Geringe  Copie  eines  hellenistischen 
Originals.  Entspricht  im  Motiv  vollkommen  dem  »Apollon 
mit  der  Gans«  (vgl.  hier  Nr.  590  und  Giardino  dclla  Pigna 
Nr.  172;  über  das  Motiv  s.  Klein  Praxiteles  S.  1201T.). 

Gerhard-Platner  S.  8a  Nr.  673. 

Unter  Nr.  670— 675  A: 

Vier  Gesimsfragmente   (Taf.  82). 

a.  (unter  Nr.  670—73). 

H.  0,29  m.,  L.  1,89  m.,  T.  0,255  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Vatican.  Katalog  I.  49 


77°  MUSEO  CfflABAMONTI  676.  677. 

Ergänzt  die  r.  Ecke  oben.  Das  Geison  Überarbeitet.  R.  Ecke 
und  oben  vorne  bestofsen. 

Von  unten  nach  oben:  Geison;  lesbisches  Kyma  (ohne 
Astragal;  links  am  Ende  ein  kleines  Stück  glatt);  Sima  mit 
abwechselnden  Palmetten  und  Blattkelchen;  Eierstab.  Rechts 
Ecke.     Geringe  Arbeit. 

b.  (unter  Nr.  673). 

H.  0,26  m.,  L.  0,27  m.,  T.  0,25  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  bestofsen  und  verwaschen.  Links  and  rechts  abgeschnitten. 

Von  unten  nach  oben:  glattes  Kyma;  Zahnschnitt;  Eier- 
stab; Geison;  lesbisches  Kyma  (ohne  Astragal);  Randleiste. 
Geringe  Arbeit. 

c.  (unter  Nr.  673— 74  A). 

L.  0,85  m.,  H.  u.  T.  wie  bei  b.     Feinkörniger  Marmor,   links  gelblich, 

rechts  hellgrau. 

Erhaltung  wie  bei  b. 

Gehört  zu  demselben  Gesims  wie  b.    Links  Ecke. 

d.  (unter  Nr.  674  A— 5  A). 

H.  0,31  m.,  L.  1,02  m.,  T.  0,25  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Ergänzt  ein  Teil  der  Deckplatte  rechts  oben.    Sehr  bestofsen. 

Von  unten  nach  oben:  Zahnschnitt  mit  rohen  Brücken; 
Perlenschnur;  Eierstab;  Geison;  Perlenschnur;  Sima  mit  An- 
themienband.    Späte  schlechte  Arbeit. 

676.  Fragment  von  der  Vorderseite  eines 
Sarkophagdeckels    (Taf.  82). 

H.  0,34  m.,  L.  0,54  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben  und  unten  schmale  Randleisten  z.  T.  erhalten.  Da- 
zwischen in  Flachrelief  links  ein  delphinartiger  Fisch  mit 
wunderlich  kleinem  Kopf,  rechts  ein  Meerbock  nach  links. 
Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  82  Nr.  674. 

677.  Gebälkfragment   (Taf.  82). 

H.  0,44  m.,  Br.  0,40  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Unten  drei  Gurte,  jeder  nach  unten  zu  etwas  vortretend 


MU8E0  CHIARAMONTI  678.  ffl 

(der  unterste  in  ganzer  Höhe  erhalten);  zwischen  dem  ersten  und  zwei- 
ten kleines  lesbisches  Kyma  (ohne  Astragal),  zwischen  dem 
zweiten  und  dritten  Astragal;  dann  lesbisches  Kyma  (ohne 
A.)  und  Fries  mit  Akanthusranken  in  Hochrelief;  links  ein 
Teil  des  Kelchs,  aus  dem  die  Ranken  spriefsen;  in  den 
Ranken  ein  Hase  nach  links  (Schnauze  abgebrochen).  Späte, 
schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  82  Nr.  675. 


678.  Fragmente  von  Kindersarkophagen, 
zusammengesetzt   (Taf.  82). 

H.  0,43  m.,  L.  0,95  m.       Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Ergänzt  ein  dreieckiges  S.Jck  oben  vorn  in  der  Mitte. 

Zusammengesetzt  aus  zwei  Stücken,  von  denen  jedes 
einem  elliptisch  geformten  Kindersarkophag  angehört  hat. 

a)  Linkes  kleineres  Stück.  Mittleres  Relief:  In  einer 
Barke,  an  der  rechts  ein  Meerungeheuer  in  Flachrelief  gebildet 
ist,  sitzt  nach  links  ein  Erot,  umschauend,  mit  beiden  Händen 
ein  Ruder  regierend,  das  durch  eine  Öffnung  unter  der  oberen 
Randleiste  des  Bordes  gesteckt  und  an  diese  Leiste  mit  einem 
Strick  gebunden  ist;  unten  plastisch  ausgeführte  Wellen.  Links 
unten  ein  grofses,  mit  Gyps  ausgefülltes  Loch.  Der  Marmor 
ist  heller  als  bei  b,  die  Figur  erheblich  gröfser  als  die 
Knaben  dort,  die  zudem  nicht  geflügelt  sind,  das  Relief 
weniger  hoch. 

b)  Hochrelief,  von  links  nach  rechts:  grofses  Schiff  mit 
Mastbaum;  darin  sitzt  nach  links  ein  Knabe  umblickend  und 
mit  beiden  Händen  ein  Ruder  regierend;  in  den  plastischen 
Wellen  unten  ein  nach  rechts  schwimmender  Knabe,  Kopf 
eines  Delphins  und  rechts  von  dem  Schiff  ein,  wie  es  scheint, 
auf  einem  Delphin  reitender  Knabe;  im  Hindergrund  ein 
Palmenbaum,  dann  ein  grofses  Gebäude  mit  Giebeldach  und 
drei  Fensteröffnungen,  in  deren  mittlerer  ein  Kinderkopf  er- 
scheint; dann  vorne  wieder  ein  Schiff;  darin  links  ein  sitzender 

(es  fehlen  1.  Hand,  r.  Arm  bis  auf  Ansatz  mit  Hand,   Teil  des  r.  Ober- 
schenkels;  Gesicht  bestofsen),  rechts    ein    stehender    Knabe  (es 

fehlen    r.   Unterarm  mit  Hand,    Teile  des  l.J  Armes);    der   linke  trägt 

Rollbinde  auf  dem  Kopfe  und  hat  augenscheinlich  die  Doppel- 

49  * 


772  MÜ8B0  CHIARAMONTI  678  a.  b.  679.  680.  680A.  B. 

flöte  geblasen;  der  rechte  scheint  beschäftigt  den  Mastbaum 
aufzurichten;  dann  unten  zwei  Delphinköpfe,  im  Hintergrunde 
eine  Palme. 

Beide  Stücke  von  schlechter,  später  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  82  Nr.  676. 

Darunter: 

678a  u.  b.  Zwei  Bankstützen    (Taf.  82). 

H.  0,35  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Vorne  je  ein  Löwenfufs  mit  Kopf.     Schlechte  Arbeit. 
679.  Ornamentplatte   (Taf.  82). 

H.  0,95  m.,  Br.  unten  0,34  m.,  oben  0,075  m-    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Die  Platte  bildet  rechts  unten  und  oben  einen  rechten 
Winkel,  verjüngt  sich  dagegen  links  von  unten  nach  oben. 
Darauf  in  mittlerem  Relief  ein  aufserordentlich  fein  aus- 
geführtes Rankenornament.  Rechts  hat  sich  eine  schmale 
Randleiste  z.  T.  erhalten.     Es  scheint  wenig  zu  fehlen. 

Gerhard-Platner  S.  82  Nr.  677. 

680.  Fragment  von  der  Vorderseite  eines 
Sarkophagdeckels   (Taf.  82). 

H.  0,26  m.,  L.  0,50  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste  erhalten.  Dazwischen 
in  flachem  Relief  über  plastisch  angegebenen  Wellen  zwei 
neben  einander  nach  rechts  schwimmende  Delphine.  Un- 
bedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  82  Nr.  678. 

680A.  Grabara  einer  Iulia  Panthea   (Taf.  82). 

CIL  VI  20594. 

680B.  Fragment  einer  Heraklesherme  mit  dem 

kleinen  Telephos   (Taf.  82). 

H.  0,63  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  bestofsen.     Der  Schaft  unten  abgebrochen. 

Über  einem  Hermenschaft  der  vollständig  in  das  Löwen- 


MÜSEO  CH1ARAMONTI  680C.  D.  68 1.  773 

feil  gehüllte  Oberkörper  des  bärtigen  Herakles;  der  leicht 
nach  der  1.  Schulter  gewendete  Kopf  mit  kleinen,  einzeln  ge- 
rollten Locken,  Rollbinde,  deren  Enden  auf  die  Schultern 
hängen,  und  einem  Kranz  von  Weifspappel  bekränzt;  auf  dem 
von  der  1.  unter  dem  Fell  verborgenen  Hand  erhobenen  Kopf 
des  Felles  safs  ein  winziges  Kind,  von  dem  sich  nur  das 
r.  Bein  und  das  Knie  des  1.  untergeschlagenen  Beines  erhalten 
hat.  Jedenfalls  war  das  Kind  der  kleine  Telephos;  vgl.  Nr.  636. 
Die  Herme  ist  von  rechts  nach  links  von  zwei,  in  einem 
Abstand  von  0,28  m.  über  einander  befindlichen  Löchern 
durchbohrt;  vgl.  Nr.  680C.    Unbedeutende  decorative  Arbeit. 

Gerhard-Platncr  S.  82  Nr.  A  u.  S.  227  Anm.*);  Gerhard  Antike 
Bildwerke  Taf.  CXIIl  2;  Ders.  Prodromus  S.  3641". 

680C.   Fragment  einer  Heraklesherme    mit    dem 

kleinen  Telephos    (Taf.  82). 

II.  0,73  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Stimmt  fast  vollkommen  mit  Nr.  680B  überein,  nur  tritt 
der  Bauch  hier  stärker  vor  als  dort;  die  Rechte,  wie  die  Linke 
unter  dem  Fell,  fafst  eine  über  die  Schulter  hängende  Tatze; 
von  Telephos  ist  der  Unterkörper  erhalten.  Die  gleichen 
Löcher  wie  dort  in  den  Seiten;  wahrscheinlich  gingen  hier 
verbindende  Stangen  von  einer  Herme  zur  andern,  wodurch 
ein  Geländer  gebildet  wurde.    Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  82  Nr.  B  u.  S.  227  Anm.*). 

680D.  Grabara  eines  M.  Ulpius  Primigenius 

(Taf.  82). 

CIL  VI  29257. 


Abteilung   XXVIII. 


681.  Statue  der  Artemis  ergänzt  als  Athena 

(Taf.  83). 

H.  i,6i  m.     Marmor   des  KopfTragments    grofskrystallinisch    und    gelblich; 

der  der  Figur  feinkörnig  und  weifs. 

Ergänzt  Kopf  bis  auf  das  Gesicht  mit  einem  Teil  des  1.  Ohrs  und 
Halses  darunter,  Nase,  Hals,  Brust,  Rücken,  Arme  mit  Händen  und  Attributen, 


774  MUSEO  CHIARAMONTI  682. 

Teile   der  Falten  unter  dem   r.  und  hinter  dem  1.  Arm ,   Schild  mit  Stütze, 
Teil  der  Falten  daneben,  Ftifse  mit  Gewandsaum,  Basis. 

Der  Körper,  soweit  antik,  stammt  von  einer  mäfsigen 
Replik  der  sog.  Dresdener  Artemis  praxitelischen  Stils;  an 
der  1.  Hüfte  aufsen  zwei  Löcher  mit  teilweise  erhaltener  Eisen- 
füllung; hier  könnte  der  metallene  Bogen  befestigt  gewesen 
sein;  die  Replik  gab  demnach,  und  weil  sich  an  der  andern 
Seite  keine  Spuren  des  anliegenden  Armes  erhalten  haben, 
das  Original  unverändert  wieder;  vgl.  Nr.  16.  Der  Ergänzer 
Albacini  läfst  die  gesenkte  L.  den  Schild,  die  erhobene  R. 
einen  Teil  des  Speerschaftes  halten.  Das  Gesicht,  das  mit 
kurzen  Locken  und  attischem  Helm  ergänzt  ist,  geht  auf  ein 
stilistisch  älteres  Werk  zurück  als  der  Körper;  es  ist  von 
unbedeutender  Arbeit.  War  ehemals  in  der  Villa  Montalto- 
Negroni-Massimi;  kam  dann  in  den  Besitz  von  Jenkins,  von 
dem  Albacini  die  Figur  kaufte. 

Visconti-Guattani  Taf.  XIII;  Clarac  468,  883;  Gcrhard-Platner 
S.  82 f.  Nr.  679;  Klein  Praxiteles  S.  309  Anm.,  I  4. 
Photographie  Moscioni  4047. 

682.  Panzerstatue  mit   dem  Kopf  des  Antoninus 

Pius    (Taf.  83). 

H.  2,50  m.     Grofskrystallinischer  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Teil  des  Mantelknopfes,  des  Mantels  vor  der 
1.  Brust  und  auf  der  1.  Schulter,  1.  Oberarm,  Vorderteil  des  1.  Mittel-  und 
Zeigefingers,  Teil  des  Schwertes  am  Griff  unten  und  an  der  Scheide  hinten, 
der  freihängende  Teil  des  Mantels  unter  dem  1.  Arm,  Teile  der  Rüstung 
auf  der  r.  Schulter,  r.  Arm  von  den  Fransen  abwärts  mit  Hand  und  Stab, 
der  freihängende  Teil  des  Mantels  unter  der  r.  Achselhöhle,  Teil  der  Schärpe  1., 
die  Klappe  mit  der  Rosette,  Teile  der  hier  herabhängenden  Fransen  und 
des  Gewandes  darunter,  1.  Knie  mit  Unterschenkel,  Fufs  und  Stanrm  bis 
auf  den  obersten  Teil,  Stück  des  Mantels  zwischen  den  Beinen,  Flicken 
im  r.  Oberschenkel,  Knie  und  Unterschenkel,  r.  Fufs  mit  Teil  des  Unter- 
schenkels, Basis.  Gebrochen  war  ein  Teil  des  Oberschädels,  der  Kopf 
vom  Halse,  r.  Schulter  in  mehrere  Stücke,  1.  Hand  mit  Schwertgriff,  der 
Körper  durch  die  Hüften,  r.  Ober-  und  Unterschenkel.  Sprünge  in  Nase 
und  r.  Wange. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein,  verstärkt  durch  einen 
Palmenstamm  aufsen;  r.  Fufs  mit  erhobener  Ferse  zur  Seite 
und  zurückgesetzt;  Stiefel  mit  Pelzbesatz;  kurze  Tunica;  Panzer, 
an  dem  vorne  in  Flachrelief  einander  gegenüber  zwei  Greife 


MUSKO  CHIARAMONTI  683.  775 

mit  erhobenen  Vorderkörpern  gebildet  sind  (vgl.  Nr.  543  u. 
545);  an  den  Klappen  von  der  r.  Hüfte  an:  zweimal  Rosetten, 
Helm,  Adlerkopf,  Pantherkopf,  Rosette,  Pantherkopf,  Adler- 
kopf, Eberkopf;  Schärpe,  vorne  in  einen  Knoten  gebunden; 
Paludamentum  auf  der  r.  Schulter  geknöpft;  der  1.  Unterarm 
vorgestreckt;  die  L.  hält  den  Griff  des  am  Arm  anliegenden 
Schwertes;  r.  Arm  gesenkt;  in  der  R.  ein  Stab  (Teil  des  Speer- 
schaftes; richtig  ergänzt).  Der  Kopf,  ein  gutes  Porträt  des 
Antoninus  Pius  (Brauen  plastisch;  Augensterne  und  Pupillen 
eingegraben)  ist  nach  der  r  Schulter  gewendet.  Auch  der 
Körper  ist  noch  von  guter  einfacher  Arbeit. 

Gefunden  wurde  die  Figur  (nach  Clarac)  im  Garten  des 
Conservatorium  delle  Mendicanti;  dann  in  Villa  Mattei.  Im 
Vatican  stand  sie  bis  gegen  Mitte  des  19.  Jahrhunderts  in 
der  Rotunde. 

Monumenta  Mattbaeiana  I  Taf.  LXXXIX;  Maffei-Dc  Rossi  Raccolta 
di  statue  Taf.  CV;  Montfaucon  Antiq.  cxpliq.  IV,  I  PL  II  f  3;  Pistolcsi 
Taf.  CVI;  Clarac  949,  2442;  Gcrhard-Platncr  S.  227  Nr.  15;  Braun 
Ruinen  und  Museen  Roms  S.  435  Nr.  151;  Duruy  Geschichte  der  röm. 
Kaiser  II  S.  493;  Bernoulli  Röm.  Ikonographie  II  2  S.  140  Nr.  1;  von 
Rohdcn  Bonner  Studien  S.  17  Nr.  2;   Heibig  Nr.  122. 

683.  Statue  der  Hygieia,  Rest  einer  Gruppe 

(Taf.  83). 

H.  1,64  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  aus  Gyps:  Kopf  mit  Hals  und  dein  nackten  Teil  der  Brust; 
aus  Marmor:  lange  Bahn  in  der  zweiten  Steilfalte  von  rechts.  Es  fehlen 
beide  Unterarme  mit  Händen,  Vorderteil  des  r.  Fufses  (in  den  Ansatzflächen 
des  r.  Arms  und  des  Fufses  Löcher  zum  Verdübeln  der  fehlenden  Teile;  in 
der  des  Fufses  noch  der  EisendUbel  erhalten);  an  der  r.  Hand  auf  der 
Schulter  fehlen  Zeigefinger,  Teil  des  Mittelfingers,  Daumenspitze.  Falten 
bestofsen.  Gebrochen  war  die  r.  Hand  auf  der  Schulter.  Die  Ränder 
der  Basis  bis  auf  ein  Stück  hinten  abgearbeitet. 

Junges  Mädchen  aufrecht  stehend  mit  1.  Standbein;  r.  Fufs, 
mit  voller  Sohle  auftretend,  seitlich  vorgestellt;  hohe  Sandalen; 
feinfaltiger  Chiton  mit  umsäumten  Rändern;  darüber  Peplos 
mit  langem  Apoptygma,  an  der  r.  Körperseite  offen;  beide 
Oberarme  gesenkt;  r.  Unterarm  war  etwas  vorgestreckt  (Rest 
einer  Eisenstütze  an  der  r.  Hüfte  aufsen);  1.  Unterarm  war 
tiefer  gesenkt  (zwei  marmorne  Stützenreste  an  der  1.  Hüfte 


77&  MÜSEO  CHIARAMONTI  683. 

aufsen);  der  leicht  nach  der  r.  Schulter  gewendete  Kopf  ist 
ein  Abgufs  des  Kopfes,  der  der  Statue  in  der  Sala  delle 
Muse  Nr.  515  aufgesetzt  ist;  der  ursprüngliche  Kopf  war 
besonders  gearbeitet  und  eingesetzt.  Auf  Nacken  und 
r.  Schulter  liegt  der  r.  Unterarm  mit  Hand  einer  Figur,  mit 
der  die  beschriebene  gruppiert  und  ursprünglich  wohl  aus 
einem  Block  gearbeitet  war  (man  beachte,  wie  summarisch 
die  1.  Seite  der  erhaltenen  Figur  behandelt  ist);  augenschein- 
lich wurde  dann  in  antiker  Zeit  eine  Restauration  und  Ver- 
bindung beider  Figuren  durch  eine  grofse  Eisenklammer  nötig, 
von  der  sich  an  der  L  Hüfte  hinten  ein  Rest  erhalten  hat; 
jene  r.  Hand  hält  eine  Schlange,  von  der  sich  wieder  ein 
Rest  am  Unterleib  (rechts  darin  ein  Loch  mit  Eisenstift)  und 
ein  Stützenrest  unter  der  r.  Brust  findet;  nach  den  zarten  Formen 
zu  schliefsen,  kann  jene  Hand  nur  einem  weiblichen  oder  einem 
jugendlich  männlichen  Wesen  angehören.  Durch  die  Schlange 
ergiebt  sich  die  Deutung:  das  Mädchen  ist  Hygieia;  mit  ihr 
war  in  zärtlicher  Vereinigung  gruppiert  eine  ihrer  Schwestern, 
ein  Asklepiade  oder  Asklepios  selbst,  jugendlich  dargestellt. 

Die  Arbeit  ist  sorgfaltig,  aber  ohne  Leben;  die  strenge 
Regelmäfsigkeit  im  Fall  des  Gewandes  mufs  indes  schon 
vom  Künstler  des  Originals  beabsichtigt  gewesen  sein,  der 
in  der  zweiten  Hälfte  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  gelebt  haben  mufs. 
Die  Figur  ist  nach  einer  Inschrift  am  Basisrande  hinten 
(OST.  EFFOS.)  in  Ostia  gefunden  worden. 

Von  der  Figur  ohne  den  Arm  der  anderen  Gestalt  und 
die  Schlange  ist  eine  geringere,  in  Einzelheiten  nicht  ganz 
getreue  Replik  in  Dresden  (Becker  Augusteumll  Taf.  LVIII; 
ergänzt  Kopf  mit  Hals  [war  auch  dort  eingesetzt] ,  Arme  fast 
ganz,  Basis);  der  Torso  einer  Umkehrung  ist  in  Villa  Albani 
durch  Ergänzung  zu  einer  Herme  und  Brunnenfigur  um- 
gewandelt (ergänzt  Kopf  und  Hals,  Arme  mit  je  einem  an 
der  Hüfte  anliegenden  Wassergefafs;  ein  Stück  unter  dem 
Saum  des  Apoptygma  ist  zum  Hermenschaft  abgearbeitet; 
abgebildet  bei  Sandrart  Teutsche  Academie  der  Bau-,  Bild- 
und  Mahlereikünste,  Titelblatt  zu  I  2  [von  der  Scultura]). 
Sehr  ähnlich  ist  eine  Bronzestatuette  der  Nike  in  Lyon 
(Gazette  arch£ologique  II  S.  112  Taf.  XXIX;  Klein  Praxiteles 
S.  313  Anm.  1). 


MUSEO  CHIARAMONTI  683a.  684.  JJJ 

Es  liegt  nahe,  zu  vermuten,  dafs  das  Original  der  Gruppe, 
das  nach  alledem  wohl  bekannt  war,  die  Cultgruppe  im  Askle- 
pieion  zu  Kos  gewesen  sei,  von  der  wir  aus  Herondas  IV  4 
erfahren,  dafs  Asklepios  die  Hygieia  mit  seiner  R.  berührte. 
Vielleicht  bringen  die  bevorstehenden  Ausgrabungen  des 
Tempels  durch  Herzog  Aufschlufs  darüber. 

Clarac557,  1187;  Gerhard-Platner  S.  83  Nr.  681;  Braun  Ruinen 
u.  Museen  Roms  S.  282  Nr.  38;  Hei  big  Nr.  123. 

Darunter: 

683a.  Altar   (Taf.  83). 

H.  0,88  m.,  Br.  0,59  m.,  T.  0,51  m.     Feinkorniger  hellgrauer  Marmor. 
Sehr  stark  beschädigt. 

Vierseitig;  unten  und  oben  auf  allen  Seiten  mehrfach 
profilierter  Rand.  An  der  Vorderseite  in  mittlerem  Relief 
eine  langgewandete,  behelmte  Athena  nach  rechts  schwebend, 
in  der  vorgestreckten  L.  eine  Palme,  in  der  R.  einen  Kranz 
tragend.  Unbedeutend.  Stammt  aus  dem  Besitz  der  Giustiniani. 

Galleria  Giustiniana  II  Taf.  141;  Gerhard-Platner  S.  83  unter  Nr.  681. 

684.  Statue  des  Asklepios   (Taf.  84). 

H.  1,27  m.     Grofskrystallinischer  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Hals  mit  Nackcnlocken,  r.  Zeigefinger.  Maul 
der  Schlange  abgebrochen.  R.  Fufs  hinten  beschädigt.  In  dem  Stab 
oben  vier  kleine  moderne  Löcher  (Zweck  unbestimmt). 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein,  neben  dem  aufsen  eine 
teilweise  von  Gewand  bedeckte  Stele  als  Stutze  dient;  r.  Fufs 
mit  erhobener  Ferse  zur  Seite  und  zurückgesetzt;  Sandalen;  das 
Himation  ist  mit  einem  Teil  über  1.  Schulter  und  Arm  gelegt, 
dann  quer  über  den  Rücken  nach  der  r.  Hüfte  genommen,  um 
den  Unterkörper  geschlungen  und  wird  an  der  1.  Hüfte  von 
der  dort  aufgestützten  L.  festgehalten;  die  gesenkte  R.  hält 
den  knotigen  und  krummen  Stab  (lange  Stützen  zur  r.  Hüfte 
und  1.  Knie),  um  den  sich  unten  die  Schlange  windet;  der 
bärtige  Kopf  (er  gehört  sicher  zum  Körper)  ist  leicht  nach 
der  r.  Schulter  gewendet. 

Mäfsig  ausgeführte  Copie  eines  sehr  schön  componierten 
Originals  aus  der  zweiten  Hälfte  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  Ge* 
funden  in  Ostia. 


yfö  MUSEO  CHIARAMONTI  685. 

Fea   Nuova   descrizionc   S.  89;    Gerhard  -  Pia tn er   S.  83    Nr.  682; 
C.  L.  Visconti  Descrizione  dei  musei  Vaticani  (1870)  Mus.  Chiar.  Nr.  684. 

685.  Grabstein  eines  P.  Nonius  Zethus  und  seiner 

Verwandten    (Taf.  84). 

H.  0,46  m.,  L.  1,37  m.,  T.  0,765  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Unten  bestofsen. 

An  der  Vorderseite  über  der  glatten  Bodenleiste  rechts 
und  links  je  ein  korinthischer  Pilaster  (an  den  Nebenseiten 
nur  angedeutet),  auf  denen  Fries  und  Gesims  ruht.  In  der 
Mitte  der  auf  diese  Weise  eingeschlossenen  Fläche  die  um- 
rahmte Inschrifttafel;  links  und  rechts  davon  je  eine  Dar- 
stellung in  mittlerem  Relief.  Links:  Getreidemühle  gedreht 
von  einem  Esel,  der  hinter  der  Mühle  nach  rechts  geht;  vgl. 
Nr.  497;  die  Befestigung  am  Halsgurt  ist  hier  ganz  deutlich, 
ebenso  die  Verschnürung  der  Achse  mit  dem  Querholz  des 
Rahmens,  an  dem  links  eine  schwingende  Glocke  hängt; 
darunter  ist  ein  grofser  Holzhammer  eingesteckt;  die  Augen 
sind  dem  Tier  nicht  verbunden;  oben  rechts  eine  Peitsche. 
Rechts:  verschiedene  Geräte,  die  beim  Mehlhandel  dienten;  links 
über  besonderer  Leiste  ein  flacher  Korb;  rechts  davon  unten 
ein  hoher  runder  Korb  und  eine  kurze  Leiste;  darüber  über 
längerer  Bodenleiste  ein  grofses  (links)  und  ein  kleineres, 
nach  oben  verengtes,  rundes  Gefäfs  mit  je  vier  kurzen  Beinen 
(dem  grofsen  fehlt  ein  Bein  vorne);  beide  sind  oben  und 
unten  umrändert,  in  halber  Höhe  von  einem  Reifen  um- 
spannt und  augenscheinlich  aus  Holz;  ebensolch  Gefäfs  noch 
oben  in  der  Mitte;  rechts  davon  hängt  ein  Sieb  an  einer 
Öse,  links  ein  längliches,  flach  gewölbtes  Gerät  mit  Querrillen 
und  einer  Ose  an  der  einen  Seite  (zum  Brotformen?).  Auf 
der  Oberfläche  finden  sich  acht  verschieden  grofse,  konische 
Vertiefungen  (wie  in  Mafstischen);  in  der  einen  links  hinten 
ein  Thontopf  fast  ganz  erhalten  (Rest  einer  Aschenurne);  um 
die  beiden  links  vorne  je  drei  mit  Blei  ausgegossene  Löcher 
(zur  Befestigung  der  Urnendeckel);  am  Rande  der  Vertiefungen 
sind  ganz  flüchtig  Nummern  eingeritzt  (zu  erkennen  I,  II, 
IUI,  VI,  zweimal  VIII;  das  erste  Mal  aus  Versehen  für  VII 
geschrieben).     Gefunden  in  Ostia. 


MUSEO  CHIARAMONT1  685  A.  B.  C.  779 

Nibby  III  Taf.  XXXIIIc;  O.  Jahn  Berichte  d.  siiehs.  Ges.  Wiss.  1861 
S.  346 f.  Taf.  XII 3:  Schreiber  Kulturhistorischer  Bildcratlas  I  Taf.  LXVII 10 ; 
CIL  XIV  393. 

Darüber: 

685A.  Hermenbüste  des  bärtigen  Dionysos 

(Taf.  84). 

H.  0,34  m.     Giallo  antico. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Stück  der  Binde  Über  der  Mitte  der  Stirn, 
Ränder  des  Bartes,  Vorderteil  der  Büste.  Die  Augen  fehlen;  sie  waren 
eingesetzt. 

Der  Kopf  gradeaus  gerichtet;  die  einzelnen  Locken  des 
Bartes  wie  in  Bronze  ausgearbeitet;  ruhiger,  wohlwollender 
Ausdruck;  die  Haare  vorne  gescheitelt,  in  Strähnen  zurück- 
gestrichen und  hinten  in  einen  Schopf  aufgenommen;  vor 
den  Ohren  fallt  je  eine  kurze  Locke  herab,  hinter  ihnen  je 
eine  Schulterlocke;  ein  Band  verdeckt  den  Oberteil  der  Stirn; 
oben  umzieht  ein  Rebenkranz  die  Haare;  an  beiden  Seiten 
ist  das  Band  mit  dem  Kranz  in  einer  Schleife  verbunden; 
seine  Enden  umwinden  die  Schulterlocken.  Mäfsige  Arbeit 
nach  einem  Vorbild  aus  der  Zeit  des  Phidias. 

Gerhard-Platner  S.  86  Nr.  720. 

685B.  Kopf  einer  Barbarin   (Taf.  84). 

H.  0,18  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Es  fehlt  Nase,  Teil  der  Oberlippe  und  Daumen.  Kinn  verletzt. 
Sehr  verwaschen. 

Der  Kopf  gradeaus  gerichtet;  dafs  er  von  einer  Statuette 
stammt,  beweist  die  an  der  r.  Wange  liegende  r.  Hand;  die 
Haare  sind  vorn  gescheitelt,  fallen  dann  lang  in  den  Nacken, 
die  Ohren  verdeckend.  Die  Arbeit  ist  schlecht  und  spät- 
römisch. Doch  sei  daran  erinnert,  dafs  das  Motiv  von  einer 
der  verlorenen  Figuren  des  attalischen  Weihgeschenks  über- 
liefert ist  (vgl.  Habich  Amazonengruppe  S.  16  Anm.  3). 

von  Bieiikowski  De  simulacris  barbararum  gentium  apud  Romanos 
S.  44  Nr.  25  Fig.  25  a  und  b. 

685C.  Köpfchen  des  Eros    (Taf.  84). 

H.  0,14  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 


jSO  MÜSEO  CIIIARAMONTI  686.  686a. 

Nase  fehlt. 

Das  schlecht  gearbeitete  Köpfchen  stammt  von  einer 
Statuettenreplik  des  „Eros  von  Centocello"  (Galleria  delle 
statue  Nr.  250). 

686.  Weibliche  Statue    (Taf.  84). 

H.   1,31  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  Stück  der  1.  Braue,  Nase,  Mund,  Kinn,  fast  ganz  die  Haube 
und  der  Hals  mit  den  anliegenden  Flechten,  1.  Arm  vom  Gewand  an,  Vorder- 
teil des  r.  Vorderarmes,  Hände,  das  ganze  Sieb,  Gewandsaum  hinter  dem 
r.   Fufs. 

Ein  junges  Mädchen  steht  aufrecht  mit  1.  Standbein  ; 
r.  Fufs  mit  erhobener  Ferse  zur  Seite  und  leicht  zurück- 
gesetzt; Sandalen;  Chiton  und  gegürteter  Peplos,  dessen 
Kolpos  unter  dem  Apoptygma  sichtbar  wird;  beide  Hände 
halten  vor  dem  Leib  ein  Sieb,  auf  dessen  Rand  vorne  die 
mit  Absicht  verstümmelte  Inschrift 

-  S  x  .  .  P  E  L  L  O  • 

steht,  die  bedeuten  sollte:  sepulcrum  calumniam  pello;  der 
Kopf  ist  leicht  zur  r.  Schulter  gewendet;  seine  Haare  sind 
vorne  gescheitelt,  zurückgestrichen  und  hinten  von  einer 
Haube  bedeckt;  hinter  den  Ohren  hängt  je  eine  Locke  herab. 

Der  Kopf  gehört  nicht  zur  Figur;  er  geht  auf  ein 
Original  des  5.,  die  Figur  auf  eins  des  4.  Jahrh.  v.  Chr. 
zurück.  Die  Figur  mufs  etwas  an  Form  dem  Sieb  Ent- 
sprechendes gehalten  haben.  In  der  Figur  glaubte  man 
eine  Darstellung  der  Vestalin  Tuccia  zu  besitzen,  die  ihre 
Unschuld  dadurch  bewies,  dafs  sie  Wasser  aus  dem  Tiber 
in  einem  Sieb  holte  (Plinius  N.  H.  XXVIII 12).  All  das  ist 
natürlich  schon  deshalb  hinfällig,  da  das  ganze  Sieb  modern 
ist.     Schlechte  Arbeit. 

Fea  Nuova  descrizione  S.  89;  Clarac  771,  1918;  Gerhard-Platner 
S.  83  Nr.  684. 

Darunter: 

686a.    Cinerar-Ara  einer  Mithrasia  Severa 

(Täf.  84). 

H.  0,82  m.,  Br.  0,66  m.,  T.  0,44  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 


MUSEO  CHIARAMONTI  687.  78 1 

Ergänzt  rechte  oberste  Ecke  und  Stücke  am  Rande  der  Inschrift 
links  oben  und  rechts  unten.     Sehr  zerstört. 

Vorne  jederseits  eine  Säule  mit  spiralförmig  gewundenen 
Canelluren;  die  Capitäle  mit  je  drei  geflügelten  Hören  mit 
Früchten  im  Gewandschurz  verziert   (sehr  bestofsen);  in  der 

Mitte   die  umrahmte  Inschrifttafel     (darauf    links    oben    mit    Farbe 

die  Nummer  15);  darüber  eine  Art  ionisches  Capital;  in  den 
Voluten  je  ein  Widderkopf,  dazwischen  ein  Gorgoneion  (alle 

drei    zum    gröfsten  Teil    behufs   Ergänzung    ausgemeifselt);     daneben 

hängt  je  eine  Guirlande  längs  der  Säulen  herab;  unten  zu 
den  Seiten  eines  Thymiaterion  je  eine  stiertötende  Nike 
(auch  z.  T.  ausgemeifselt);  Alles  in  Hochrelief.  An  den  Neben- 
seiten in  mittlerem  Relief  je  ein  Dreifufs  mit  Lorbeer- 
guirlande  und  Rabe  (Kopf  beiderseits  bestofsen);  an  den  hinteren 
Ecken  je  eine  Fackel.  Rückseite  gerauht  Vgl.  Altmann 
Architektur  und  Ornamentik  der  ant.  Sarkophage  S.  70  B  II; 
hierselbst  Nr.  590  a. 

Gerliard-Platner  S.  83  unter  Nr.  684;  CIL  VI  22566. 

Abteilung  XXIX. 
687.  Sarkophagfragment   (Taf.  85). 

H.  0,56  m.,  L.  1,34  m.     Grofskrystallinischer  hellgrauer  Marmor. 
Links  abgebrochen.     Vielfach  verletzt. 

Oben  und  unten  starke  Randleiste.  Dazwischen  Hoch- 
relief: rechts  eine  Erinys  auf  Felsen  nach  links  sitzend  und 
schlafend  (Untergesicht  und  l.  Ellenbogen  fehlen);  unter  ihren  Händen 
kommt  eine  Schlange  vor;  an  ihren  Knieen  lehnt  das  Doppel- 
beil: dann  Lorbeerbaum  und  auf  Felsen  hochstehend  ein 
Dreifufs   (vorderes  Bein   fehlt),   von  dem  Orest  nach  links 

hinwegschleicht  (Nase,  1.  Hand  —  sie  war  rückwärts  zu  dem  Lorbeer 
erhoben  — ,   r.  Unterarm  mit  Hand  fehlen;    die  R.  hielt   ein  Schwert,  von 

dem  sich  ein  Ansatz  erhalten  hat);  dann  vor  einem  gespannten  Vor- 
hang ein  in  Exomis  nach  links  hockender  Diener,  der  sich 
mit  einem  Schemel  deckt,  und  die  nach  rechts  zurück- 
gesunkene Leiche  der  Klytaemestra:  hinter  dem  Vorhang  die 
Köpfe  zweier  Erinyen  nach  1.;  die  vordere  streckt  eine 
Schlange   gegen    den  sich   nach   links    abwendenden    Orest 

(1.  Hand  und  Schwert  in  der  R.  fehlen).       Links     unten     noch    ein 


782  MÜSEO  CHIARAMONTI  688.  689. 

Rest,  wohl  von  dem  1.  Arm  des  Aegisth.  Mäfsige  Arbeit. 
Vielleicht  identisch  mit  einem  Fragment,  das  Zoega  1791 
bei  dem  Bildhauer  Albagini  sah. 

Zoega  bei  Welcker  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Auslegung  d.  alt. 
Kunst  S.  436;  Pistolesi  Taf.  LIII;  Raoul-Rochette  Monuments  inedits  I 
Taf.  XXV  2  S.  177fr.;  K.  O.  Müller  Aeschylos  Eumeniden  S.  m  Anm.  5; 
ders.  Handbuch  d.  Archäologie  §  416,2  i.  d.  M.;  Rathgeber  bei  Ersch- 
Gruber  Allgem.  Encyklopadie  III  5  S.  115*".;  Gerhard-Platner  S.  83 
Nr.  685;  Grifi  Atti  della  Pontif.  Accad.  Rom.  di  archeol.  1842  S.  308; 
Preller  Berichte  d.  sächs.  Ges.  d.  VVi  .ensch.  1850  S.  257  Anm.  49;  Over- 
beck  Gallerie  her.  Bildw.  I  S.  70if.  Nr.  30=33=34;  Benndorf  Annali 
d.  I.  1865  S.  235  Nr.  4;  Rosenberg  Erinyen  S.  47  Anm.  ib;  Robert  Die 
antiken  Sarkophagreliefs  II  S.  175  Taf.  LVI  Nr.  160. 

688.  Sarkophagfragment   (Taf.  85). 

H.  0,46  m.f  Br.  0,48  m.     Grofskörniger  weifser  Marmor. 
Sehr  zerstört. 

Rand  oben  und  unten  teilweise  erhalten.  Hochrelief: 
rechts  ein  Rest  der  Gruppe  des  Pylades  mit  dem  nieder- 
sinkenden Orest  (von  Orest  nur  ein  Stück  des  Oberkörpers 
und  Ansatz  des  Kopfes  erhalten;  dem  Pylades  fehlt  der 
Kopf);  über  Orest  ein  wehendes  Gewand;  links  von  Pylades 
ein  stehender  Skythe  (es  fehlen  Kopf,  r.  Arm,  1.  Bein),  der 
etwas  im  1.  Arm  trägt;  links  daneben  ein  Bein  eines  zweiten 
Skythen.  Gute  Arbeit.  Das  Fragment  pafst  links  Bruch  auf 
Bruch  an  ein  in  Villa  Albani  befindliches  Stück  an,  mit 
dem  es  um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  noch  ungebrochen 
vereinigt  war,  wie  sich  aus  einem  Stich  des  Agostino 
Veneziano  und  einer  Zeichnung  im  cod.  Coburgensis  ergibt, 
und  zwar  wahrscheinlich  im  Pal.  Carpi  (s.  alles  Nähere  bei 
Robert  a.  zweiten  unten  a.  O.). 

Gerhard-Platner  S.  83  Nr.  686;  Welcker  Die  griech.  Tragödien 
III  S.  1169  (mit  Notiz  aus  Zoega  App.  Fol.  566  Nr.  18);  Robert  Archäol. 
Zeitung  1875  S.  138  Nr.  C;  ders.  Die  antiken  Sarkophagrelicfs  II  S.  179 ff. 
Taf.  LVII  Nr.  168  a. 

689.  Sarkophagfragment   (Taf.  85). 

H.  0,36  m.,  Br.  0,60  m.     Grofskrystallinischer  grauer  Marmor. 
In  der  Mitte  von  oben  nach  unten  durchgebrochen. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten,  von  den  Figuren  nur 


MUSEO  CHIARAMONTI  690.  783 

die  Oberkörper.  Hochrelief;  rechts  ein  weinender  Jüngling 
und  ein  Bärtiger,  beide  nach  rechts  gewendet;  darunter  ein 

Pferdekopf     nach     rechts     (Schnauze    und    Ohren     abgebrochen) 

dann  ein  Jüngling  von  vorn  gesehen,  die  R.  zum  Gesicht  er- 
hebend; in  der  L.  der  Rest  eines  Speeres  (Rest  der  Spitze 
am  Kopf  des  Bärtigen);  dann  ein  weinender  Jüngling  nach 
rechts  gewendet  mit  zwei  Speeren;  endlich  Rest  ein  Armes; 
Alle  tragen  Chlamys.  Augensterne  eingegraben.  Geringe 
Arbeit.     Stammt  von  einem  Meleager-Sarkophag. 

Gerhard-Platner  S.  83  Nr.  687;  Robert  Die  antiken  Sarkophag- 
reliefs III  2  Nr.  291. 

690.  Sarkophagfragmeht   (Taf.  85). 

H.  0,54  m.,  L.  1,17  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  allen  Figuren  die  Flifse,  allen  bis  auf  den  Bärtigen  links 
die  Nase,  der  Frau  rechts  beide  Unterarme  und  Hände,  ihr  der  1.,  dem 
Vater  der  r.  Unterschenkel,  dem  Tragenden  beide  Beine,  dem  Meleager  der 
r.  Arm. 

Oben  schmale  Randleiste  z.  T.  erhalten;  links  darauf  die 
moderne  Inschrift  VI  ANTINOI  ADR  CAES  CONSECR. 
Hochrelief:  links  wird  der  sterbende  Meleager  nach  rechts 
getragen;  von  den  Tragenden  nur  rechts  drei  erhalten;  links 
oben  Reste  einer  Figur  mit  Helmbusch,  dann  ein  Bärtiger 
nach  rechts  gewendet;  dann  nach  links  gewendet  und  den 
1.  Arm  Meleagers  erhebend  der  Pädagog;  ihm  folgt  die 
Amme,  von  der  nur  der  alte  Kopf  mit  der  Haube  sichtbar 
wird;  dann  eine  Gruppe  von  drei  Jünglingen,  die  die  Füfse 
Meleagers  tragen;  im  Hintergrund  eine  Frau,  den  Kopf  nach 
links  wendend;  dann  der  Vater  des  Sterbenden  vollgerüstet, 
mit  Schärpe  unter  der  Brust,  nach  rechts  eilend,  umschauend 
und  die  R.  hoch  ausstreckend;  ihm  entgegen  eilt  die  Ge- 
mahlin Meleagers  mit  aufgelösten  Haaren,  zurückgehalten 
von  zwei  Mägden,  von  denen  die  rechte  nach  rechts  blickt, 
wo  die  Scene  des  Selbstmords  der  Mutter  folgte.  Augensterne 
eingegraben.  Schlechte  Arbeit.  Unten  i.  d.  M.  der  Rest  einer 
roten  Nummer. 

Gerhard-Platner  S.  83t  Nr.  688;  Gerhard  Archäol.  Zeitung  1850 
S.  219fr.  Taf.  XX  2;  Heibig  Annali  d.  I.  1863  S.  89  Anm.;  Matz  ebenda 
1869  S.  99  Nr.  B.  u.  S.  103;  Amelung  Atti  della  pontificia  accademia  rom. 
di  archeol.  1901  S.  79;  Robert  Die  antiken  Sarkophagreliefs  III  2  Nr.  288. 


784  MÜSEO  CHIARAMONTI  691.  692. 

691.  Kopf  des  Dionysos    (Taf.  85). 

H.  des  Ganzen  0,48  m.,  des  Kopfes  0,275  m*    Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Ergänzt  Hals  mit  Büstenfufs.     Nasenspitze  und  Trauben  bestofscn. 

Kopf  mit  archaisierenden  Gesichtszügen  gradeaus  ge- 
richtet; statt  des  Vollbarts  wachsen  Weinblätter  und  Trauben; 
ein  dichter  Rebenkranz  umgiebt  das  Haar,  das  hinten  in  einen 
Schopf  aufgebunden  ist.  Späte  Arbeit;  die  Trauben  sind 
mit  dem  Bohrer  tief  unterhöhlt.  Dionysos  ist  fast  zu  einer 
Personification  des  Weinstocks  geworden;  die  Bildung  ist 
nach  dem  Muster  der  Meergötter  vorgenommen,  bei  denen 
auch  ganze  Teile  des  Organismus  sich  in  Pflanzen  verwandeln. 
Gefunden  in  Ostia. 

Vielleicht  ist  hier  eine  Darstellung  des  Dionysos  Sxa^uXi- 
xr^  versucht  (vgl.  Usener  Götternamen  S.  243 f.).  Ein  fast 
übereinstimmender  Kopf  in  St.  Petersburg  (Kieseritzky 
Kaiserl.  Eremitage4  Nr.  46).  Vgl.  die  Gruppe  des  Dionysos 
und  Ampelos  im  Brittischen  Museum  (Ancient  marbles  III 
PI.  II;  Clarac  691,  1629;  Baumeister  Denkmäler  d.  klass. 
Altert.  I  Fig.  487);  Gerhard  berichtet  in  den  hyperboreisch- 
römischen  Studien  I  S.  88  von  dem  Funde  eines  Mosaiks  vor 
Porta  Portese,  in  dessen  Mitte  der  Kopf  einer  ländlichen 
Gottheit  dargestellt  war,  deren  Haar  und  Bart  durch  Früchte 
ersetzt  war. 

Böttiger  Kleine  Schriften  II  S.  353,  53;  Pistolesi  Taf.  LH  3; 
Gcrhard-Platner  S.  84  Nr.  689;  Müller-Wieseler  Denkmäler  d.  alt. 
Kunst  II  Nr.  344;  Thrämer  bei  Röscher  Mythol.  Lexikon  I  Sp.  11 53. 

692.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  85). 

H.  ohne  Fufs  0,485  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor  mit  grauen  Adern. 

Ergänzt  der  Büstenfufs.  Nasenspitze  und  Ränder  der  Ohren 
bestofsen. 

Kopf  einer  jungen  Frau  stark  nach  der  1.  Schulter  ge- 
wendet; die  Gesichtszüge  augenscheinlich  sehr  idealisiert;  nur 
der  Ansatz  zum  Doppelkinn  und  die  schmalen  Augen  sind 
individuell;  die  Haare  sind  vorne  zu  einem  hohen  Diadem 
gedrehter  Löckchen  aufgetürmt;  hinten  zu  einem  grofsen 
runden  Nest  zusammengeflochten.  Zum  Einsetzen  in  eine 
Statue  bestimmt.     Gutes  Werk  trajanischer  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  84  Nr.  690. 


MUSEO  CfilARAMONTI  693.  694.  695.  78$ 

693.  Kopf  des  jugendlichen  Herakles    (Taf.  85). 

H.  ohne  Fufs  0,44  m.     Grofskrystallinischer  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Mitte  der  Oberlippe,  Büstenfufs.  Die  Blätter,  Band- 
enden und  Unterlippe  bestofsen.  Das  Bandende  am  r.  Ohr  teilweise  ab- 
gearbeitet.    Der  Hals  unten  modern  zugeschnitten. 

Der  Kopf  ist  leicht  nach  der  r.  Schulter  gewendet  und 
gehoben;  auf  den  kurzgelockten  Haaren  ein  Weifspappelkranz 
mit  einer  Tänie  umwunden,  deren  Enden  hinter  den  Ohren 
herabhängen  (vgl.  besonders  Theokrit  Idyll.  II  121  f.).  An 
diesem  Kranz  ist  der  Kopf  als  Herakles  kenntlich.  Er  gehört 
zu  den  Repliken  eines  verbreiteten  Typus  (s.  Galleria  geo- 
grafica  Nr.  64),  der  seinen  charakteristischen  Formen  nach 
auf  ein  Werk  des  Skopas  zurückgeht. 

Sorgfaltige,  aber  glatte  Arbeit;  die  Blätter  stark  mit 
dem  Bohrer  ausgearbeitet.  Ein  Abgufs  des  Kopfes  auf  der 
Herme  im  Braccio  nuovo  Nr.  1.  Nach  einer  Angabe  ehe- 
mals im  Garten  Aldobrandini,  nach  einer  anderen  in  Villa 
Bonelli  vor  Porta  Portese. 

Visconti-Guattani  Taf.  XL III;  Pistolesi  Taf.  LV;  Gerhard- 
Platner  S.  84  Nr.  691;  Braun  Ruinen  und  Museen  Roms  S.  282  Nr.  41; 
Graf  Rom.  Mittheilungen  1889  S.  194  Nr.  4. 

694.  Weiblicher  Idealkopf  (Taf.  85). 

H.  ohne  Fufs  0,315  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Teil  des  Diadems  oben  links  und  der  Büstenfufs.  Die 
r.  Kopfhälfte  verwaschen. 

Jugendlich  weiblicher  Kopf  leicht  zur  L.  gewendet; 
lächelnder  Ausdruck;  die  Haare  gescheitelt  und  zurück- 
gestrichen; hinten  einfacher  Schopf;  hinter  den  Ohren  am 
Haaransatz  je  ein  kleines  Loch  für  Gehänge;  oben  ein  hohes 
Diadem.  Bestimmt  zum  Einsetzen  in  eine  Statue.  Mäfsige  Ar- 
beit nach  einem  liebenswürdigen  Original  des  4.  Jahrh.  v.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  84  Nr.  692. 

695.  Idealer  Knabenkopf  (Taf.  85). 

H.  ohne  Fufs  0,36  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Lippen,  Büstenfufs.  Geflickt  (Gyps)  in  der  r.  Wange 
und  1.  Halsseite.  Ein  Sprung  geht  senkrecht  durch  die  1.  Wange,  das  1. 
Auge  und  schräg  über  den  Schädel  weg;  teilweise  mit  Gyps  verschmiert. 
Das  Bruststflck  unten  s.  T.  abgeflacht. 

Vattcan.  Katalog  I.  50 


786  MUSEO  CHIARAMONTI  696. 

Ein  Knabenkopf  mit  einfacher  Schnur  im  vollen  Locken- 
haar, das  beide  Ohren  bedeckt,  gradeaus  gerichtet.  Replik 
eines  verbreiteten  Kopfes  (meist  Hermen),  der  in  Madrid  mit 
der  sogen.  Sappho  (hierselbst  Nr.  50)  als  Doppelherme  vor- 
kommt und  deshalb  Phaon  genannt  worden  ist.  Furt- 
wängler  (s.  unten)  vermutet  in  beiden  Werke  des  gleichen 
Meisters  und  nennt  den  weiblichen  Kopf  nicht  ohne  Wahr- 
scheinlichkeit Aphrodite,  den  Knabenkopf  demnach  und  nach 
Vergleich  mit  einer  berliner  Gemme  Eros.  Jedenfalls  liegt 
ein  Götterbild  eines  Künstlers  aus  der  attischen  Schule  zur 
Zeit  des  Phidias,  wenn  nicht  eins  des  Phidias  selbst  (Furt- 
wängler)  zu  Grunde. 

Sorgfaltige,  aber  leblose  Arbeit;  in  den  Ringeln  der 
Locken  unretouchierte  Bohrlöcher.  Zum  Einsetzen,  wohl  in 
eine  Herme,  bestimmt. 

Gcrhard-Platner  S.  84  Nr.  693;  Furtwängler  Meisterwerkes.  101 
Anm.  2. 

Photographie  beim  röm.  Institut  257. 

696.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  85). 

H.  0,535  m.     Grofskrystalliniscber  weifser  Marmor. 

Ergänzt  r.  Schulteransatz  und  Büstenfufs.  Das  Bruststück  unten  ab- 
geschnitten.    Das  Gesicht  geputzt. 

Kopf  einer  älteren  Frau  mit  sehr  edlen  Zügen  ganz  leicht 
zur  r.  Schulter  gewendet;  breiter  geschlossener  Mund  mit  schma- 
ler Oberlippe;  kleine,  stark  gebogene,  unten  etwas  nach  ihrer 
r.  Seite  abweichende  Nase  mit  scharfen,  seitlich  abzweigenden 
Falten;  sehr  regelmäfsig  geformte  Augen;  hohe,  gut  model- 
lierte Stirn:  die  Haare  sind  vorne  zu  einer  hohen  Masse  von 
dreizehn  senkrechten  Rollen  mit  je  vier  Löchern  aufgetürmt; 
in  den  sechs  vorderen  Rollen  oben  kleine  Eisenstifte  (zur 
Befestigung  eines  metallenen  Schmuckes)  erhalten;  die  Haare 
hinten  in  viele  kleine  Zöpfe  geflochten  und  auf  dem  Wirbel 
zu  einem  kleinen  Nest  aufgesteckt.  Die  Brauen  durch  Striche 
angegeben;  auf  der  Unterlippe  einige  senkrechte  Striche  ein- 
geritzt. Sehr  sorgfaltige  gute  Arbeit  spät-trajanischer  oder 
hadrianischer  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  84  Nr.  694. 

Photographieen  (Face  und  Profil)  beim  röm.  Institut. 


MÜ8E0  CHIARAMONTI  697.  698.  787 

697.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  85). 

H.  ohne  Fufs  0,375  m*     Grofskörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Unterteil  der  Nase,  Büsten  fufs.  Der  Hinterkopf  fehlt  (war 
besonders  gearbeitet  und  angesetzt;  die  Fläche  gerauht). 

Kopf  einer  jungen  Frau  gradeaus  gerichtet;  um  den 
dicken  Hals  eine  Kette  mit  sieben  hängenden  Perlen  und 
dazwischen  je  zwei  querliegenden;  rundes  fettes  Gesicht; 
breiter  geschlossener  Mund  mit  vollen  Lippen;  kurze  Nase; 
längliche  Augen  mit  hohen  Oberlidern;  hohe  glatte  Stirn. 
Die  Haare  sind  vorn  gescheitelt  und  in  stark  gewundenen 
Strähnen  zurück-  und  abwärtsgenommen.  Brauen  durch  Striche 
angegeben;  Augensterne  und  Pupillen  eingegraben.  War  zum 
Einsetzen  in  eine  Statue  bestimmt.  Geringe  Arbeit  der  an- 
toninischen  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  84  Nr.  695. 


698.  Römische  männliche  Porträtbüste  (Taf.  85). 

H.  des  Ganzen  0,74  m.,  des  Kopfes  0,33  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 

Ergänzt  Unterteil  der  Nase,  r.  Ohr,  Rand  und  Läppchen  des  1., 
Hals  mit  Büste  uud  Fufs. 

Auf  moderner  nackter  Büste  der  Kopf  eines  bejahrten 
Mannes  nach  vorn  gesenkt.  Breiter  hoher  Schädel;  wohl- 
genährtes, wenn  auch  faltiges  Gesicht;  rundliches  Kinn;  leicht 
geöffneter  Mund  mit  vollen  Lippen;  grade,  feine  Nase;  tief- 
liegende Augen;  hohe  Stirn;  die  länglichen,  wenig  gelockten 
Haare  sind  an  der  r.Kopfseite  gescheitelt;  freundlicher,  ironisch 
beobachtender  Ausdruck. 

Der  Kopf  ist  Cicero  genannt  worden  wegen  seiner 
Ähnlichkeit  mit  den  Köpfen  zweier  Büsten,  einer  in  Madrid, 
einer  in  London,  die  beide  inschriftlich  als  Cicero  bezeichnet 
sind;  doch  ist  die  Ähnlichkeit  mit  der  Londoner  sehr  all- 
gemein (vgl.  über  sie  zuletzt  Furtwängler  Antike  Gemmen  III 
S.  351  Anm.  3);  der  Kopf  des  Madrider  Exemplars  ist 
wahrscheinlich  modern,  gehört  aber  jedenfalls  nicht  zur  Büste 
(Bernoulli  a.  unten  a.  O.  S.  135 f.).  Immerhin  dürfte  der 
römische  Kopf  aus  der  Zeit  des  Redners  stammen.  Die  Brauen 
sind  durch  Striche  angedeutet,  die  Augensterne  ganz  leicht 
vertieft,  die  Lippen  umrändert.    Mehrfache  Reste  braunroter 

50* 


788  MUSEO  CHIARAMONTI  699.  700. 

Bemalung  auf  weifser  Grundierung  scheinen  darauf  zu  deuten, 
dafs  der  Kopf  ganz  übermalt  war,  um  den  Eindruck  zu  er- 
wecken, als  sei  er  aus  Bronze.     Gute  Arbeit. 

Gefunden  in  Roma-Vecchia  an  der  Via  Appia. 

Gerhard-Platner  S.  84  Nr.  696;  Braun  Ruinen  und  Museen  Roms 
S.  282  Nr.  39;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  IS.  137  Taf.  XI;  ebenda  II  1 
Vorwort  S.  VI;  Arndt-Bruckmann  Griech.  und  röm.  Porträts  Taf.  257/8; 
Heibig  Nr.  125. 

Photographie  Alinari  6534;  Anderson  1339;  Moscioni  3050;  3053; 
Rocca  876;  401  D  (cab.). 

699.  Porträtkopf  Gordian  III.  (Taf.  8$). 

H.  des  Ganzen  0,465  m.,  des  Antiken  0,30  m.    Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Ränder  der  Ohren,  gröfster  Teil  des  Bruststücks  mit 
Fufs.  Ein  Teil  der  Oberlippe  fehlt  (war  ergänzt).  L.  Oberlid  be- 
schädigt. 

Der  Kopf  des  jugendlichen  Kaisers  ist  mit  vergrämtem 
Ausdruck  halb  nach  der  r.  Schulter  gewendet  und  etwas  ge- 
neigt. Kurze  Haare.  Die  Brauen  durch  Striche  angegeben; 
Augensterne  und  Pupillen  eingegraben.  An  dem  Bruststück 
Oberteil  der  Tunica.     Gute  Arbeit. 

Bernoulli  Röm.  Ikonographie  II  3  S.  13a  Nr.  4  und  S.  157. 

700.   Statuette   eines  Knaben  mit  einem  Gefäfs 
auf  der  Schulter;  Brunnenfigur  (Taf.  85). 

H.  1,00  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  der  ganze  Oberteil  des  Gefäfses,  r.  Hand  bis  auf  die  Finger- 
spitzen mit  Gelenk,  r.  Ellenbogen,  Stück  der  r.  Achselhöhle,  Flicken  im 
Gewand  auf  der  1.  Schulter,  die  Beine  von  der  Mitte  der  Oberschenkel  ab- 
wärts mit  dem  entsprechenden  Teil  des  Gewandes,  Füfsen  und  Basis.  Ab- 
gebrochen waren  drei  Stücke  des  r.  Arms,  ein  Stück  an  der  Rückseite 
des  Gewandes  unten. 

Ein  Knabe  schreitet  mit  dem  r.  Fufs  voran;  die  Kniee  sind 
eingeknickt  unter  der  Last  eines  fein  ornamentierten  Wasser- 
gefafses,  das  der  Knabe  auf  der  1.  Schulter  trägt,  mit  beiden 
Händen  hält  und  dem  er  als  Polster  den  Bausch  eines  Mantels 
untergelegt  hat,  dessen  (modernes)  Ende  hinten  nachschleppt; 
die  lockigen  Haare  sind  oben  zu  einem  Schöpfchen  zusammen- 
gebunden. Das  Gefafs  ist  durchbohrt  für  eine  Wasserleitung. 
Schlecht  gearbeitete  Replik  eines  verbreiteten  Typus,  dessen 


MUSEO  CHIARAMONTI  701.  789 

Gestaltung  in  hellenistische  Zeit  gehören  mufs.  An  dem 
borgheseschen  Aktaion -Sarkophag  im  Louvre  ist  auf  dem 
Relief,  das  die  von  A.  im  Bade  überraschte  Artemis  darstellt, 
das  Knäbchen,  das  die  Göttin  übergiefst,  in  eben  diesem 
Typus  gebildet  (Clarac  114,  67;  Baumeister  Denkm.  d.  kU 
Altert  I  S.  37  Abb.  40;  Robert  Die  ant  Sarkophagreliefs  III 
Taf.  I  1  u.  S.  3  Abb.  1);  vgl.  ferner  dazu  Schreiber  Alexandr. 
Toreutik,  Abh.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  1894  S.  461  Fig.  133. 
Eine  Replik  giebt  dem  Knaben  statt  des  Mantels  und  Ge- 
fäfses  Löwenfell  und  Keule  des  Herakles  (Eberhard- 
Schäfer  Museum  Worsleyanum  Taf.  17,  2;  Michaelis  An- 
cient  marbles  S.  236  Nr.  82;  vgl.  Schreiber  a.  a.  O.  S.  373 
Fig.  109).  Sehr  ähnliche  Motive  auf  den  Reliefs,  die  einen 
Götterthron  darstellen,  zu  dem  Putten  die  Attribute  des 
Gottes  heranschleppen,  und  an  Sarkophagen  mit  Guirlanden, 
die  von  Putten  getragen  werden  (z.  B.  Altmann  Architektur 
u.  Ornamentik  d.  ant.  Sarkophage  S.  80  Fig.  29). 

Gefunden  1819  durch  Vescovali  in  der  angeblichen  Villa 
der  Cynthia  bei  Tivoli. 

Guattani  Meroorie  enciclopediche  VII  S.  139;  Clarac  755,  1845 
Gerhard-Platner  S.  84  Nr.  697. 

701.    Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  85). 

H.  ohne  Fufs  0,33  m.     Grobkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase  fast  ganz  und  BUstenfufs.  Ein  Bruch  geht  vorn 
durch  den  Hals,  dann  hinten  durch  den  Schopf  zur  1.  Schulter;  teilweise 
verschmiert.     Sehr  verwaschen. 

Kopf  einer  Frau  in  mittleren  Jahren  halb  nach  seiner  R. 
gedreht;  am  Bruststück  Saum  der  Tunica;  rundes  Gesicht 
mit  breiten  Wangen;  kleiner,  energisch  geschlossener  Mund; 
leicht  gebogene  Nase;  die  Augen  an  den  inneren  Winkeln 
leicht  beschattet;  niedrige  Stirn;  kluger,  ruhiger  Ausdruck; 
die  Haare  gescheitelt,  abwärts  und  zurückgestrichen;  an  den 
Schläfen  gewellt;  hinten  in  einen  kleinen  hängenden  Schopf 
zusammengeflochten;  jederseits  eine  Schulterlocke;  Löcher 
in  den  Ohrläppchen  fiir  Gehänge.  War  zum  Einsetzen  in 
eine  Statue  bestimmt.     Gute  Arbeit  der  julischen  Epoche. 

Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II  1  S.  220  Anm.  3. 
Photographie  Moscioni  3912. 


790  MÜSEO  CHIARAMONT1  702.  703.  704. 

702.  Porträtkopf  des  Antoninus  Pius   (Taf.  85). 

H.  ohne  Fufs  0,6 1  m.     Grobkörniger  gelblicher  Marmor. 
Ergänzt  Nase  und  Büstenfufs. 

Gut  gearbeiteter  Kopf  des  Kaisers  etwas  nach  der 
r.  Schulter  gewendet;  er  stammt  von  einer  Statue  (unten 
gebrochen;  die  Haare  auf  Ober-  und  Hinterschädel  nicht 
ausgearbeitet);  Brauen  durch  Striche  angegeben;  Augensterne 
und  Pupillen  eingegraben.  Ernster  Ausdruck;  grämlicher 
Zug  um  den  Mund. 

Gefunden  in  Ostia. 

Guattani  Monurocnti  antichi  inediti  1S05  S.  69fr.  Taf.  XIV;  Fea 
Nuova  descrizione  S.  89;  Gerhard-Platner  S.  84  Nr.  698;  Bcrnoulli 
Rom.  Ikonographie  II  2  S.  142  Nr.  14;  Hclbig  Nr.  126. 

703.  Römischer  Knabenkopf  (Taf.  85). 

H.  des  Ganzen  0,43  m.,  des  Kopfes  0,225  m.    Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Flicken  in  Stirn  und  Brauen,  in  Wangen,  Lippen  und 
Kinn,  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs.  Haar  über  der  Stirn  und  Rand  des 
1.  Ohres  bestofsen. 

Kopf  eines  Knaben  von  etwa  zehn  Jahren  leicht  geneigt; 
spitzes  Kinn;  volle  Wangen;  freundlicher,  blöder  Ausdruck; 
volle  Locken  nach  vorn  gekämmt.  Brauen  durch  Striche 
angegeben;  Augensterne  und  Pupillen  eingegraben.  Unbedeu- 
tende Arbeit  antoninischer  Zeit. 

704.  Statuette  des  Odysseus    (Taf.  85). 

H.  0,97  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze,  r.  Arm  bis  auf  den  Ansatz  mit  Hand,  Mantel, 
soweit  er  oben  vor  der  Brust  liegt,  1.  Brust  mit  Schulter,  Arm  (mit  Hand 
und  Schale)  und  den  angrenzenden  Teilen  der  Gewandung,  Flicken  in  den 
Gewandrändern,  herabhängender  Zipfel  der  Exomis,  Flicken  am  r.  Knie 
innen,  am  r.  Fufs  (verschiedene),  Vorderteil  des  1.  Fufscs,  äufscrer  Rand 
der  Basis  mit  Teil  des  Stammes.  Gebrochen  waren  Kopf,  Beine  (unterm 
Knie  und  am  Fufsgelenk),  r.  Wade.     Die  Barllocken  unten  bestofsen. 

Odysseus,  kenntlich  am  Pilos,  hat  den  1.  Fufs  voran- 
gesetzt, den  r.  mit  leicht  erhobener  Ferse  ganz  auswärts 
gedreht;  dabei  wendet  sich  sein  Körper  nach  seiner  L.  und 
noch  mehr  als  dieser  der  Kopf;  er  trägt  die  gegürtete,  an 
der  r.  Körperseite  offene  Exomis  und  einen  auf  der  1.  Schulter 


MUSEO  CHIARAMONTI  704.  791 

geknöpften  Mantel,  der  im  Rücken  herunterflattert  und  auf 
den  als  Stütze  dienenden  Baumstamm  zwischen  den  Beinen 
aufstöfst;  der  1.  Arm  ist  vorwärts  erhoben  (in  der  Hand  eine 
Schale),  der  r.  leicht  gesenkt.  In  der  Ausarbeitung  des  Ge- 
sichtes, des  Bartes  und  der  Haare  ist  der  Bohrer  reichlich 
zur  Verwendung  gekommen. 

Die  richtige  Ergänzung  der  Arme  und  die  Erklärung  der 
Situation  ergeben  sich  aus  einer  Replik  der  Figur  (Winckel- 
mann  Denkmale  II  2  Nr.  154;  Clarac  833A  2087  A;  Ovcr- 
b  e  c  k  Galleric  heroischer  Bild  werke  I S.  766  Nr.  1 9  Taf.  XXXI 23), 
einem  Dreifufsrelief  im  Louvre  (Overb.  S.  768  Taf.  XXXI  20; 
Petersen  Festschrift  für  Benndorf  S.  131  ff.),  Sarkophagreliefs 
(Robert  a.  unten  a.  O.),  dem  Relief  einer  Aschenurne  aus 
Volterra  (Brunn  I  rilievi  delle  urne  etrusche  I  S.  114  Taf. 
LXXXVI  2;  Overb.  S.  772  Nr.  29  Taf.  XXXI  17)  und  zwei 
Thonlampen  (Brunn,  Heibig,  Robert  a.  unten  a.  0.).  Man 
vergleiche  auch  eine  kleine  Bronzestatuette  in  Wien,  die 
zweifellos  auf  das  gleiche  Original  zurückgeht  (v.  Sacken 
Die  ant.  Bronzen  des  Münz-  u.  Antiken-Cabin.  in  Wien  S.  106 
Taf.  XXXV  6;  S.  Rein  ach  Repertoire  de  la  stat.  II  S.  40  Nr.  8; 
vgl.  dazu  die  Bronzestatuette  des  Polyphem  in  Paris,  Raoul- 
Rochette  Monuments  inödits  PI.  LXII  2;  Overb.  S.  765 f.). 
Demnach  waren  beide  Hände  beschäftigt,  eine  Schale  vor- 
zustrecken; Odysseus  bietet  sie,  gefüllt  mit  süfsem  Wein,  dem 
Polyphem,  der  einen  seiner  Gefährten  mit  der  L.  hält,  bereit, 
ihn  nach  Genufs  des  Weines  zu  verschlingen.  Der  Held 
hat  den  r.  Fufs  so  gestellt,  dafs  er  im  Augenblick,  falls  der 
Kyklop  statt  nach  dem  Trank  nach  ihm  greifen  wollte, 
rechtsum  machen  und  entwischen  kann;  darin  und  in  dem 
Ausdruck  des  Gesichtes,  in  dem  sich  gespannte  Aufmerk- 
samkeit und  Mifstrauen  mischen,  spricht  sich  der  Charakter 
des  Odysseus  unvergleichlich  aus.  Der  Mantel,  der  nur 
noch  auf  der  Aschenurne  wiederkehrt,  ist  augenscheinlich 
eine  Zuthat  des  Copisten.  Da  die  Statuette  für  sich  nicht 
verständlich  wäre  und  sich  von  dem  Polyphem  ebenfalls 
eine  den  Reliefs  entsprechende.  Rundfigur  erhalten  hat 
(Heibig  Nr.  415),  so  ergiebt  sich  die  Folgerung,  dafs  die 
Statuette  zu  einer  sehr  frei  componierten  Gruppe  gehört 
haben  mufs,  die  zum  mindesten  aus  ihr  und  dem  Polyphem 


792  MUSEO  CHIARAMONTI  704* 

bestand.  Da  die  etruskische  Urne  im  3.  oder  2.  Jahrh.  v.  Chr. 
gearbeitet  worden  ist,  so  ergiebt  sich  daraus  für  die  Ent- 
stehung der  Gruppe  eine  untere  Zeitgrenze.  In  die  erste 
Hälfte  der  hellenistischen  Zeit  müfste  sie  auch  ihren  stilisti- 
schen Eigenheiten  nach  datiert  werden.  Ähnlich  frei  com- 
ponierte  Gruppen,  bei  denen  die  Rücksicht  auf  den  um- 
schliefsenden  Contur  aufhört,  sind  z.  B.  in  der  ersten  perga- 
menischen  Schule  entstanden  (vgl.  die  Galliergruppe  und 
Amelung  Führer  S.  68f.);  dafs  indes  die  Statuette  auf  ein 
älteres  Original  zurückgeht,  ist  ohne  Weiteres  klar;  ihr  Kopf 
erinnert  noch  zu  stark  an  die  Typen  des  4.  Jahrh.  v.  Chr. 

Löschcke  (s.  unten)  hat  sie  eng  mit  der  sog.  Pasquino- 
Gruppe  und  der  Skylla  -  Gruppe  (vgl.  hierselbst  Nr.  79) 
zusammengestellt  und  in  ihnen  eine  gleichzeitig  entstandene 
Serie  homerischer  Gruppen  vermutet  In  der  That  erinnert 
der  Odysseus  in  der  äufseren  Erscheinung  und  dem  Motiv 
an  den  Menelaos  jener  Gruppe,  der  mit  gebrochenen  Gliedern 
hängende  Gefährte  an  den  Patroklos,  und  ähnliche  Figuren 
können  in  der  Skyllagruppe  nicht  gefehlt  haben.  Aber  die 
lose  Composition  der  Polyphemgruppe  scheint  es  zu  verbieten, 
sie  mit  der  durchaus  geschlossen  componierten  Pasquino- 
Gruppe  eng  zusammenzustellen;  auch  ist  der  Kopf  des  Odys- 
seus stilistisch  entschieden  jünger  als  der  des  Menelaos.  Ist 
also  jene,  wie  jetzt  allgemein  angenommen  wird,  am  Ende 
des  4.  Jahrhunderts  entstanden,  so  mufs  das  Original  des 
Odysseus  in  der  ersten  Hälfte  des  3.  Jahrhunderts  geschaffen 
worden  sein. 

Die  Arbeit  ist  geschickt  und  flott.  Die  Analyse  des 
Kopfes  bei  Brunn  (s.  unten),  der  darin  die  scharfe  Charak- 
teristik des  Odysseus  beleuchtet  hat,  behält  ihren  Wert,  auch 
wenn  der  Ausgangspunkt  —  der  Vergleich  mit  Nr.  420,  einem 
fast  zweihundert  Jahre  älteren  Werke  —  nicht  mehr  gebilligt 
werden  kann. 

Clarac  832,2087;  Gerhard-Platner  S.  84  Nr.  699;  Braun  Ruinen 
u.  Museen  Roms  S.  283  Nr.  40;  Brunn  Annali  d.  I.  1863  S.  423  fr.  Tav. 
d'agg.  O  =  Griechische  Götterideale  S.  17  ff.  mit  2  Abb.;  Baumeister 
Denkmäler  d.  klass.  Altertums  II  S.  1038  Abb.  1249  u.  1251;  Löschcke 
Verhandlungen   der  48.  Versammlung  Deutscher  Philologen  u.  Schulmänner 


MÜ8E0  CH1ARAM0NT1  705-  7°6.  793 

S.  158;  ders.  Archäol.  Anzeiger  1895  S.  216  f.;   Heibig  Nr.  127;  Robert 
Die  ant.  Sarkophagreliefs  II  S.  160. 

Photographie  beim  röm.  Institut  313*. 

705.    Porträtkopf  der    Crispina,    Gemahlin    des 

Commodus  (?)   (Taf.  85). 

II.  des  Ganzen  0,45  m.,  des  Kopfes  0,21  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Hinterkopf,  Hals  mit  Bruststück  und  Fufs.  Die 
Haare  Über  der  Stirn  r.  etwas  beschädigt. 

Kopf  einer  jungen  Frau  auf  einem  modernen  Bruststück 
mit  Tunica  leicht  zur  1.  Schulter  gewendet.  Wahrscheinlich 
ein  schlechtes  Porträt  der  Crispina,  jedenfalls  aus  ihrer  Zeit 
und  in  der  Haartracht  mit  ihr  übereinstimmend;  Brauen  durch 
Striche  angegeben;  Augensterne  und  Pupillen  eingegraben. 

Bernoulli  Röm.  Ikonographie  II  2  S.  248  Nr.  5. 

706.   Porträtbüste  des  jugendlichen  Commodus 

(Taf.  85). 

H.  0,83  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Unterteil  der  r.  Wange  mit  Mund  und  Kinn,  Augen, 
Ohren,  fast  alle  Haare,  fast  der  ganze  Mantel  auf  Brust  und  Nacken,  Flicken 
an  der  1.  Schulter  und  r.  Armstumpf,  Büstenfufs  mit  Indextäfelchen.  Ge- 
brochen war  der  Kopf,  r.  Armstumpf  (in  vielen  Stücken),  1.  Schulter. 
Unten  links  ein  grofser  Sprung. 

Auf  antoninischer  Panzerbüste  mit  Paludamentum  ein 
schlechter  Porträtkopf  des  jugendlichen  Commodus  halb  nach 
der  r.  Schulter  gewendet;  Brauen  plastisch.  Gefunden  in 
Ostia. 

Fea  Nuova  descrizione  Nr.  89;  Gerhard-Platner  S.  84  Nr.  700; 
Bernoulli  Röm.  Ikonographie  II  2  S.  232  Nr.  32. 

Unter  Nr.  698—706: 

Fünf  Fragmente  eines  Gesimses   (Taf.  85). 

a  (unter  Nr.  698—9). 

H.  0,32  m.,  L.  0,96  in.,  T.  0,45  m.      Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Sehr  bestofsen. 

Rechts  Ecke. 


794  MU6E0  CI1JARAM0NTI  707.  707A. 

b  (unter  Nr.  700 — 2). 

L.   1,14  m.  H.,  T.  und  Marmor  wie  bei  a. 

Ergänzt  ein  Teil  der  oberen  Platte  links  und  rechts.  Sehr  be 
stofsen. 

c  (unter  Nr.  703). 

L.  0,485  ra.  H.,  T.  und  Marmor  wie  bei  a. 
Ziemlich  bestofsen.     L.  abgeschnitten. 

d  (unter  Nr.  704). 

L.  0,47  m.  H.f  T.  und  Marmor  wie  bei  a. 
Ziemlich  bestofsen.     Links  und  rechts  abgeschnitten. 

e  (unter  Nr.  705 — 6). 

L.  0,985  m.    H.,  T.  und  Marmor  wie  bei  a. 
Ziemlich  bestofsen,  besonders  links. 

Links  Ecke. 

Alle  gehören  zu  demselben  Gesims  wie  die  Fragmente 
in  Abteilung  III  unter  Nr.  32-6,  XIII  unter  Nr.  31 1-2  u.  314-5 
und  XIX  unter  Nr.  463-4  u.  466-7. 

707.  Relieffragment  (Taf.  85). 

II.  0,325  m.,  Br.  0,28  m.     Grofskörnigcr  gelblicher  Marmor. 
Verletzt  die  Brüste. 

Hochrelief:  ein  weiblicher  Körper,  von  vorn  gesehen, 
ragt  von  der  Mitte  der  Oberschenkel  an  über  horizontale  Ge- 
wandfalten empor  (es   fehlen   Kopf  mit  Hals,   r.  Schulter  mit  Arm,  l. 

Unterarm,  Hände):  er  ist  stark  nach  der  1.  Hüfte  gesenkt;  der 
1.  Oberarm  hängt  herab;  rechts  und  links  im  Grunde  Gewand- 
falten. Die  Arbeit  nicht  schlecht;  aber  roh  die  Andeutung 
des  Nabels. 

Gerhard-Platner  S.  84  Nr.  701. 

707A.  R.  Hälfte  von  der  Vorderseite  eines 
Sarkophagdeckels   (Taf.  85). 

H.  0,21  m.,  L.  0,79  m.     Grofskrystallinischer  bläulicher  Marmor. 
In  der  Mitte  quer  durchgebrochen. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten.    Darunter  in  Flach- 


MUSEO  CHIARAMONTI  707  B.  C.  D.  E.  795 

relief  über  plastisch  angegebenen  Wellen  ein  Meerlöwe  (links) 
und  ein  Meergreif  nach  links  schwimmend.  Links  Rand  der 
Inschrifttafel.    Geringe  Arbeit. 

Gcrbard-Platner  S.  84  Nr.  702. 

707 B.  Fragment  von  der  Vorderseite  eines 
Sarkophagdeckels  (Taf.  85). 

H.  0,26  m.,  L.  0,74  m.     Grobkörniger  gelblicher  Marmor. 
In  der  Mitte  quer  durchgebrochen. 

Bis  auf  unten  schmale  Randleisten  erhalten;  links  schlofs 
sich  die  Inschrifttafel  an.  Flachrelief:  Über  plastisch  an- 
gegebenen Wellen  nach  links  und  rechts  auseinander  je  ein 
Paar  von  Meertieren,  gelenkt  von  einem  oben  schwebenden 
Eroten;  links  Meerrofs  und  Meerstier,  rechts  zwei  Meerwidder. 
Schlechte  späte  Arbeit. 

Gcrbard-Platner  S.  84  Nr.  703. 

707C.  Fragment  von  der  Vorderseite  eines 
Sarkophagdeckels   (Taf.  85). 

H.  0,11  m.,  L.  0,475  m-     Grofskrystallinischcr  hellblauer  Marmor. 
Rechts  abgebrochen. 

Links  eine  unbärtige  Eckmaske;  dann  in  Flachrelief  über 
plastisch  angegebenen  Wellen  zwei  Meertiere  aus  dem  Katzen- 
gcschlecht  nach  rechts  schwimmend;  rechts  der  Rest  der 
Inschrifttafel  ohne  Inschrift. 

Gerhard-Platncr  S.  84  Nr.  704. 

707D.  Zwei  Fragmente  einer  ornamentierten 

Platte  (Taf.  85). 

II.  0,10  m.,  L.  0,28  u.  0,22  m.     Feinkörniger  weißer  Marmor. 
In  der  Mitte  ancinandcrgcsctzt. 

Oben  schmale  Randleiste  erhalten;  darunter  im  Hoch- 
relief Reste  von  Blumenranken.  Die  beiden  Fragmente  passen 
nicht  an  einander  an.     Zierliche  Arbeit. 

Gerhard-Platncr  S.  84  Nr.  705. 

707E.  Grabara  einer  Aulia  Laodice    (Taf.  85). 
Am  Aetom  vorne   in   der  bogenförmig  abschliefsenden 


79Ö  MUSEO  CHIARAMONTI  707F.  G.  H.  I. 

Nische  das  Brustbild  der  Verstorbenen  in  Tunica  und  Palla. 
in  Hochrelief.    Unbedeutend. 

707F.  Ornamentierter  Pfeiler  (Taf.  85). 

H.  1,035  m*>  Br*  °i225  m*t  T«  0,185  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Unten  and  rechts  hinten  abgebrochen.     Die  Kanten  bestofsen. 

An  der  Vorderseite  in  Flachrelief  eine  senkrecht  auf- 
steigende Staude  mit  Quitten- (?),  Lorbeer-  und  Pinienzweigen; 
darin  zwei  Vögel;  an  der  r.  Nebenseite  natürlich  rankender 
Epheu  mit  zwei  Vögeln,  auch  in  Flachrelief;  oben  auf  beiden 
Seiten  über  dem  vortretenden  Rande  eine  abschliefsende  runde 
Leiste.  Man  vgl.  Nr.  149E,  322 C,  D  und  467C,  D,  die  alle 
augenscheinlich  zusammengehören. 

707G.  Grabara  eines  M.  Valerius  Trophimus 

(Taf.  85). 

An  der  Vorderseite  des  Aufsatzes  stilisierte  Ranken;  auf 
der  gewölbten  Oberfläche  hinten  eine  rechteckige  Ein- 
arbeitung;   davor  ein  ziemlich  tiefes  rundes  Loch;    an   den 

beiden  vorderen  Ecken  oben  eiserne  Nägel. 
CIL  VI  28135. 

707 H.  Ornamentierte  Säule  (Taf.  85). 

H.  0,97  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Unten  abgebrochen. 

Unten  ein  Kelch  von  dreieckigen  Blättern,  zwischen 
denen  am  Schaft  fünf  canellurartige  Streifen  mit  abgerundeten 
Enden  aufsteigen;  oben  ein  Rand  von  abwärts  gekehrten  Drei- 
ecken mit  senkrechter  Teilungslinie  und  kleinen  Voluten  an 
der  Spitze ;  dazwischen  je  zwei  über  einander  liegende  runde 
Blättchen;  darüber  ein  Kyma  mit  kleinen  Blättern.  Unbe- 
deutend. , 

707I.  Ornamentierter  Pfeiler   (Taf.  85). 

H.  1,01  m.,  Br.  0,175  m.,  T.  0,15  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Oben  und  unten  abgebrochen.     Ziemlich  stark  bestofsen. 

Verziert  mit  hohem  Relief  an  der  Vorder-  und  L  Neben- 


MÜ8E0  CH1ABAM0NTI  707K.  L.  708.  797 

seite:  an  den  Kanten  Umrahmung  mit  kleinen  Akanthus- 
blättern;  dazwischen  aus  einem  Akanthuskelch  aufsteigend 
eine  Staude  mit  verschiedenartigen  Blättern.  Späte,  schlechte 
Arbeit. 

707K.  Console  (Taf.  85). 

H.  0,38  m.,  Br.  0,32  m.,  T.  0,20  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Die  vorspringenden  Ecken  links  und  rechts  bestofsen. 

Gebildet  in  Form  eines  Fruchtkorbes,  der  auf  einem 
Akanthuskelch  ruht;  darüber  ein  ionisches  Capital. 

707L.   Grabara   eines   Pierus  Caesaris   verna 
a  commentariis  fisci  asiatici  (Taf.  85). 

An  dem  Aufsatz  vorne  in  der  bogenförmig  abschliefsenden 
Nische  das  Brustbild  des  Verstorbenen  mit  Tunica  und  Toga 
in  Hochrelief  (Nase  abgestofsen).    Von  der  Via  Appia. 

CIL  VI  8572. 

708.  Relieffragment  (Taf.  86). 

H.  0,875  m*>    Br.  0,335  m*      Feinkörniger   weifser   Marmor    mit    einzelnen 

grauen  Adern. 

An  den  Seiten  und  unten  schmale,  einfach  geriefelte 
Randleiste  erhalten.  Flachrelief:  auf  einem  Streifen  natür- 
lichen Bodens  schreitet  ein  Satyr  mit  erhobenen  Fersen, 
den  1.  Fufs  vorangesetzt  nach  links;  der  Leib  dreht  sich 
stark  mit  der  linken  Schulter  zurück,  während  die  L.  das 
Schwänzchen  fafst  und  vorzieht;  am  1.  Arm  hängt  ein  Panther- 
fell   herab    (es  fehlen   Kopf  und  Hals,    Schultern,  r.  Arm  mit   Hand). 

Das  Relief  giebt  eine  auch  in  Rundplastik  mehrfach  erhaltene 
Figur  wieder  (s.  Galleria  de'  candelabri  Nr.  176  u.  178); 
die  richtige  Ergänzung  jener  Repliken  wurde  erst  durch 
Heranziehung  dieses  Reliefs  möglich;  nur  fehlt  an  ihnen 
das  Pantherfell,  das  der  Relief künstler  zur  Füllung  des 
Raumes  zugefügt  hat;  dann  mufs  auf  dem  Relief  der  r.  Arm, 
der  dort  mäfsig  erhoben  und  vorgestreckt  war,  eine  andre 
Bewegung  gemacht  haben  (die  Hand  könnte  auf  dem  Kopfe 
geruht  haben).  Sehr  feine  Arbeit  der  ersten  Kaiserzeit. 
Das  Relief  hatte  decorative  Bestimmung.    Das  Fragment  eines 


79%  MUSBO  CHIARAMONTI  7O9. 

Pendants  —  die  Figur  in  umgekehrter  Bewegung;  Umrah- 
mung, Stil,  auch  Erhaltung  ganz  entsprechend  —  befand  sich 
1902  im  römischen  Kunsthandel;  angeblich  ist  es  in  der 
Villa  des  Hadrian  bei  Tivoli  gefunden  worden;  eine  Photo- 
graphie wird  in  den  Einzel- Aufnahmen  von  Arndt- Amelung 
publiciert  werden. 

Gerhard-Platner  S.  84  Nr.  706:  Conze  Annali  d.  I.  1861  S.  332 
Tav.  d'agg.  Nr.  4;  Heydemann  Pariser  Antiken,  12.  Hallisches  Winckel- 
mnnnsprogramm  S.  71  Nr.  20;  Klein  Praxiteles  S.  218  Anm.;  Hei  big  Nr.  129. 

709.    Fragment  von  der  Vorderseite  eines 

Sarkophags  (Taf.  .86). 

H.  0,71  m.,  L.  1,40  m.     Grofskörniger  hellgrauer  Marmor. 

Vielfache  Ergänzungen  und  Verletzungen,  die  im  Text  ange- 
geben sind.     Sehr  verwittert. 

Unten  weit  vorspringende,  schmale  Bodenleiste  erhalten. 
Darüber  Hochrelief;  r.  steht  nach  rechts  gewendet  und  ge- 
bückt eine  Frau  mit  Chiton  und  Mantel,  der  den  Unterkörper 
umhüllt  und  vor  dem  Leib  verknotet  scheint  (es  fehlen  Kopf 

und  r.  Arm  mit  Hand;   ergänzt  Teil  des  Mantels;    vgl.  hicrselbst  Nr.  580 

und  Belvedere  Nr.  116);  sie  hielt  mit  der  L.  einen  Vogel  an 
den  Beinen  (Schwanz  fehlt;  1.  Flügel  ergänzt)  über  die  Flamme 
eines  kleinen,  viereckigen,  bekränzten  Altars;  rechts  davon 
eine  mit  Bändern  umwundene  Stele,  auf  der,  anderen  Dar- 
stellungen zufolge,  ein  Bild  des  bärtigen  Dioysos  stand;  hinter 
der  Opfernden  nach  rechts  gewendet  eine  aufrecht  stehende 
Frau  mtt  gegürtetem  Peplos,  der  die  r.  Schulter  freiläfst;  sie 
hält  mit  der  L.  eine  hohe  brennende  Fackel  (es  fehlen  Kopf 
und  r.  Arm);  links  folgt,  gelagert  auf  einem  gesattelten,  nach 
rechts  gewendet  stehenden  umschauenden  Esel,  Silen,  Lyra 
spielend;  ein  Mantel  ist  über  den  Kopf  gelegt  und  bedeckt 
1.  Schulter  und  Rücken;  ein  Zipfel  fallt  über  den  r.  Ober- 
schenkel (es  fehlt  Teil  der  Lyra,  r.  Hand,  r.  Fufs;  ergänzt  die 
Schnauze  des  Esels,    Kopf,    Teil  des  r.  Armes  und  Beine  des  Silen);     der 

Mantel  wird  an  der  r.  Schulter  gelüftet  von  einem  über  den 
Füfsen  des  Silen  aufragenden  jugendlichen  Satyr,  der  ein  grofses 
Fell  auf  der  1.  Schulter  geknüpft  trägt  (ergänzt  Kopf,  r.  Arm 
mit  Hand  und  Teil  des  Mantels);  rechts  von  ihm  im  Grunde  der 
halb  nach  links  gewendete  Kopf  eines  gleichen  Satyrs  f  der 


MÜSEO  CHIARAMONTI  7 10.  799 

einen  schräg  nach  links  aufragenden  Thyrsos  hält  (Spitze  fehlt); 
links  folgt  weiter  ein  mit  erhobenem  1.  Bein  nach  rechts 
schreitender  Pan,  fast  ganz  von  vorne  gesehen  (es  fehlen 
Kopf,  l.  Unterarm  mit  Hand);  über  den  1.  Arm  ist  ein  Fell  gelegt; 
unter  seinem  1.  Bein  am  Boden  ein  nach  links  sitzendes  Kind 
(Oberteil  fehlt);  unter  dem  1.  Bein  ein  nach  rechts  stehender 
Panther,  der  einen  Bockskopf  in  den  Vordertatzen  hält  (Kopf 
fehlt);  dann  auf  einem  grofsen,  nach  rechts  laufenden  Panther 
mit  umschauendem  Kopf  und  einem  Rebenkranz  um  den  Hals 

(ergänzt  Schnauze,  1.  Ohr,  1.  Vorderpfote,  Schwanz;   r.  Vorderbein  und  1. 

Hinterpfote  fehlen),  Dionysos  sitzend,  den  1.  Ellenbogen  auf  den 
Hals  des  Tieres  stützend,  in  der  gesenkten  L.  eine  Traube, 
den  r.  Arm  mit  einem  Thyrsos  erhoben,  den  Kopf  mit  Reben 

bekränzt  (Teil  des  Thyrsos  fehlt;  ergänzt  Kopf,  1.  Schulter  mit  Arm, 
r.  Arm  von  der  Mitte  des  Oberarms  an  mit  Teil  der  Hand  und  des  Thyrsos, 

r.  Bein  fast  ganz);  der  L  Fufs  berührt  eine  runde  Ciste  mit  ge- 
lüftetetem  Deckel  (die  Schlange  abgebrochen);  rechts  im  Grunde 
der  Oberkörper   eines   jugendlichen   Satyrs   mit  Fackel   im 

1.  Arm  nach  links  gewendet  (r.  vom  Kopf  im  Grunde  ein  runder 
Flicken   r.  aber  der  Fackel  einer  von  der  Form  eines  Kreissegments  am 

Rande  eingesetzt);  links  eine  bekleidete  Mänade  leicht  nach 
rechts  gewendet,  den  r.  Ellenbogen  auf  ein  Tympanon 
stützend,  also  sitzend  zu  denken  (ergänzt  Kopf  mit  Hals  und 
1.  Schulter;  Zoega's  Deutung  der  Figur  a  unten  a.  O.  als 
Kybele  ist  falsch;  diese  würde  nicht  so  im  Hintergrunde 
dargestellt  sein);  1.  noch  ein  mit  einem  Trinkhorn  erhobener 

1.  Arm    (ergänzt  mit  der  ganzen  1.  oberen  Ecke).      Ehemals    war    1. 

noch  ein  modernes  Stück  mit  zwei  Mänaden  angefügt  (jetzt 
im  Giardino  della  Pigna  Nr.  181).  Geringe  späte  Arbeit. 
Erworben  aus  dem  Besitz  des  Bildhauers  Cavaceppi,  von 
dem  also  auch  die  Ergänzungen  herrühren  werden. 

Visconti-Guattani    Taf.  XXXV;    Zoega    Bassirilievi    di    Roma    II 
S.  144;  Gerhard-Platner  S.  84k  Nr.  707. 

710.  Sarkophagfragment  (Taf.  86). 

H.  0.575  m-5  L.  o,8i  m.     Grofskömiger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  zerstört.     R.  ein  horizontaler  Bruch« 

Rand  unten   und  rechts  erhalten,    oben  nur  rechts  ein 
kleines  Stückchen.     Hochrelief:  r.  ein  nach  rechts  tanzender 


80Ö  MU8E0  CHIARAMONTI  7 II.  7  12. 

umschauender  Satyr,  der  mit  der  L.  einen  undeutlichen  Gegen- 
stand   schultert;    ein  Ziegenfell    hängt   über   die   1.  Schulter 

(es  fehlen  Gesicht,  r.  Arm  mit  Hand,  r.  Bein);     hinter    ihm  schreitet 
ein     Panther     nach     rechts    (Kopf  und  r.  Vorderbein  fehlen);     am 

Boden  hockt  links  ein  kleiner  Satyr,  der  dem  andern  mit  der 

L.  nach  der  1.  Wade  greift  (es  fehlen  Gesicht,  r.  Seite  des  Körpers 

mit  Arm  und  Hand,  Beine  fast  ganz);  weiter  auf  dem  Grunde  Gewand- 
reste  und  Stützen,  am  Boden  eine  Ciste  und  der  Rest  eines 
1.  Fufses.    Unbedeutend. 

Gerhard-Platner  S.  85  Nr.  708. 

711.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf  (Taf.  86). 

H.  des  Ganzen  0,46  m.,  des  Kopfes  0,32  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Teil  der  Oberlippe,  Kinn,  fast  der  ganze  Hinterkopf, 
Stück  des  Halsrandes  1.,  Büstenfufs. 

Kopf  einer  jungen  Frau  leicht  nach  der  r.  Schulter  ge- 
wendet; breites  Untergesicht;  kleiner  geschlossener  Mund  mit 
schmalen  Lippen;  volle  Wangen;  flach  liegende  Augen; 
niedrige  Stirn;  die  Haare  sind  vorne  gescheitelt,  in  sehr 
stark  und  regelmäfsig  gewellten,  flach  anliegenden  Strähnen 
abwärts  und  zurückgestrichen;  hinten  in  ein  grofses  Nest  zu- 
sammengeflochten ;  Brauen  durch  Striche  angegeben;  Augen- 
sterne und  Pupillen  eingegraben;  zum  Einsetzen  in  eine 
Statue  bestimmt.  Schlechtes  Porträt  aus  der  Zeit  der  Julia 
Domna. 

Gerhard-Platner  S.  85  Nr.  709. 

712.  Porträtbüste  der  Sabina  (Taf.  86). 

H.  des  Ganzen  0,57  m.,  des  Kopfes  0,275  m.     Ziemlich  feinkörniger 

weifser  Marmor. 

Ergänzt  Unterteil  der  Nase,  Hals  mit  Büste  und  Fufs.  Beschädigt 
r.  Braue,  Kinn,  Obren.     Sehr  verwaschen. 

Schlechtes  Porträt  der  Sabina  mit  üblicher  Frisur  grade- 
aus  gewendet.  Die  Brauen  waren  durch  Striche  angegeben 
(nur  an  der  1.  einige  Striche  erhalten).  In  den  Haaren  Reste 
einer  gelblichen  Färbung. 

Gerhard-Platner  S.  85  Nr.  710;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II 2 
S.  128  Nr.  2. 


MU8E0  CHIARAMONTI  713.  714.  71 5-  8oi 

713.   Kopf  des  Dionysos  (Taf.  86). 

H.   des  Ganzen  0,58  m.,  des  Antiken  0,305  m.     Feinkörniger  hellgrauer 

Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Traube  unter  dem  1.  Ohr,  Unterteil  des  Halses  mit 
Bruststttck  und  Fufs.  Geflickt  Brauen,  Lider,  Lippen.  Haare  sehr  be- 
schädigt.    Schulterlocken  abgebrochen 

Kopf  des  jugendlichen  Dionysos  mit  schwärmerischem 
Ausdruck  halb  zur  r.  Schulter  gewendet  und  geneigt;  die 
Haare  vorne  gescheitelt,  zurückgestrichen  und  hinten  in 
einem  Schopf  aufgenommen;  Schulterlocken  hingen  jederseits 
herab;  ein  Band  ist  um  den  oberen  Teil  der  Stirn  gelegt 
(darauf  in  flachem  Relief  ein  Kantharos,  von  dem  jederseits 
Ranken  ausgehen);  über  den  Haaren  ein  Rebenkranz,  von 
dem  jederseits  eine  Traube  über  die  Ohren  herunterhängt. 
Fragment  einer  Statue.  Schlechte  späte  Arbeit  nach  einem 
Original  des  4.  Jahr.  v.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  85  Nr.  711. 

714.   Römischer  Porträtkopf  eines  Knaben 

(Taf.  86). 

H.  des  Ganzen  0,44  m.,  des  Kopfes  0,22  m.     Grofskrystallinischer  •  hell- 
grauer Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Teil  des  r.  Ohrs,  Unterteil  des  Halses  mit  Bruststück 
und  Fufs.  Vielfach  bestofsen.  Augensterne  modern  eingebohrt.  Das 
Gesicht  stark  üb  erarbeitet. 

Kopf  eines  Knaben  gradeaus  gewendet;  langes  Gesicht 
mit  breitem  Kinn  und  starken  Backenknochen;  kleiner,  ge- 
schlofsener  Mund ;  starke  Falten  unter  den  Augen ;  vortretende 
Stirn;  kurzgeschnittene  Haare  (gestrichelt).    Schlechte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  85  Nr.  712. 

715.  Porträtbüste  eines  Claudters  (Taf.  86). 

H.  des  Ganzen  0,58  m  ,  des  Antiken  0,32  m.     Grofskörniger  weifser  Marmor 
Ergänzt  1.  Auge  mit  Braue,  Flicken  in  den  Haaren  darüber,  Ränder 

•  

der  Ohren,  Unterteil  des  Halses  mit  Büste  und  Fufs.  Ein  Sprung  geht 
mitten  durch  die  Stirn  und  rechts  an  der  Nase  herunter.  Die  Haare  vorne 
modern  überarbeitet. 

Jünglingskopf  von  dem  für  die  Claudier  charakteristischen 
Typus  kalb  zur  1.  Schulter  gewendet  und  leicht  gesenkt. 
Mäfsige  Arbeit. 

Vatican.  Katalog  L  5 1 


8o2  MÜSEO  CHTARAMONTI  716.  717.  718. 

Gerhard-Platner  S.  85  Nr.  713;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie  II  1 
S.  169  Nr.  4. 

716.  Römischer  weiblicher  Porträtkopf   (Taf.  86). 

II.  des  Ganzen  0,56  m.,  des  Kopfes  0,275  m.     Ziemlich  grofskörniger 

hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  Nase,  Kinn,  Flicken  in  der  r.  Wange   und  im  Rand  des  r. 
Ohrs,  Hals  mit  Ende  des  Haarschopfes,  Bruststück  und  Fufs. 

Kopf  einer  jungen  Frau  geradeaus  gerichtet;  volles  Ge- 
sicht; kurzes  Kinn;  geschlossener,  etwas  vorgebauter  Mund; 
flachliegende  Augen  mit  hohem  Oberlid;  niedrige  Stirn;  die 
Haare  bilden  um  Stirn  und  Schläfen  eine  in  der  Mitte  ge- 
teilte flachgedrückte  Rolle;  darüber  zwei  runde,  bandartige 
Rollen;  dann  ein  diademartiger  Aufbau  von  breiten  Flechten, 
um  den  in  bestimmten  Abständen  eine  Anzahl  dünner  Flechten 
in  senkrechter  Richtung  gelegt  sind;  im  Nacken  sind  die 
Haare  aufgenommen  und  zu  einem  grofsen  Flechtennest  auf- 
gesteckt.    Unbedeutende  Arbeit  trajanischer  Zeit. 

Gerhard-Platner  S.  85  Nr.  714. 

717.  Römische  männliche  Porträtbüste   (Taf.  86). 

H.  des  Ganzen  0,56  m.,   des  Kopfes  0,27  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor 

mit  äufserlicher  gelblicher  Färbung. 

Ergänzt  Nasenspitze,  Hals  mit  Büste  und  Fufs.  Beschädigt  Rand 
des  1.  Ohrs  und  Bartspitze. 

Auf  nackter,  kleiner,  moderner  Büste  der  Kopf  eines 
Mannes  in  mittleren  Jahren,  geradeaus  gerichtet.  Schmaler, 
länglicher,  spitzer  Schädel;  starke  Backenknochen;  vorsprin- 
gender Vollbart;  breiter  geschlossener  Mund  mit  vollen  Lippen; 
gebogene  Nase  mit  starken  Falten  rechts  und  links,  tief- 
liegende grofse  Augen  mit  zusammengezogenen  Brauen; 
niedrige  Stirn;  kurze  schlichte  Haare  nach  vorne  gekämmt. 
Arbeit  des  1.  Jahrh.  n.  Chr.  Die  Ausführung  gering,  aber 
sehr  individuell.  Früher  ganz  willkürlich  Julian  Apostata 
genannt. 

Gerhard-Platner  S.  85  Nr.  715;  Bernoulli  Rom.  Ikonographie 
II 3  S.  249. 

718.  Satyrtorso    (Taf.  86). 

H.  ohne  Basis  0,415  m.     GrUner  Basalt. 


MUSEO  CHIARAMONTI  719.  72O.  803 

Ergänzt  ein  Stück  an  der  r.  Hüfte  und  der  Rand  des  Beinstumpfes 
darunter.  Es  fehlen  Kopf  und  Hals  (langer  Eisenzapfen  zum  Anstücken 
erhalten)!  Arme  und  Beine  bis  auf  Ansätze,  Hände,  Füfse,  die  Klaue  des 
vorne  herabhängenden  Beines  der  Nebris.  Gebrochen  war  der  Ansatz  des 
1.  Oberschenkels  und  der  Hals  mit  einem  Teil  der  r.  Schulter. 

Aufrechte  Haltung;  kräftige  Jünglingsformen  (ohneSchwänz- 
chen);  r.  Standbein;  eine  Nebris  ist  auf  der  r.  Schulter  ge- 
knüpft; sie  wurde  von  dem  vorgestreckten  1.  Unterarm  auf- 
gehalten, und  ihr  Bausch  war  mit  Früchten  gefüllt ;  r.  Arm 
hing  herab;  der  Kopf  war  nach  der  r.  Schulter  gewendet. 

Man  könnte  auch  an  Silvan  denken,  doch  würden  sich 
dann  Spuren  der  Haare  im  Nacken  erhalten  haben. 

Gute  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  85 f.  Nr.  716. 

719.  Griechische  männliche  Porträtbüste  (Taf.  86). 

H.  des  Ganten  0,59  m.,  des  Kopfes  0,44  m.     Feinkörniger  hellgrauer 

Marmor. 

Ergänzt  Nase,  fast  die  ganze  Oberlippe  mit  der  r.  Seite  des  Schnurr- 
bartes, unterer  Teil  des  Halses  mit  Hermenbüste. 

Auf  moderner,  nackter  Hermenbüste  gradeaus  gewendet 
der  Kopf  eines  bejahrten  Mannes  mit  Vollbart;  breiter  ge- 
schlossener Mund  mit  schmalen  Lippen;  eingefallene  Wangen; 
tiefliegende,  kleine  Augen;  stark  vorgewölbte  hohe,  falten- 
reiche Stirn;  die  lockigen  Haare  lassen  den  Oberschädel  fast 
frei.  Nach  einem  vorzüglichen  Porträt  vom  Ende  des  4.  Jahrh. 
v.  Chr.  geschickt,  aber  nicht  sehr  sorgfaltig  gearbeitet  (ober- 
flächlich die  Arbeit  an  den  Haaren  und  Ohren). 

720.  Doppelkopf  des  bärtigen  Dionysos  (Taf.  86). 

H.  ohne  Fufs  0,28  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  der  Bttstenfufs  aus  schwarzem  Marmor.  Hie  und  da  be- 
schädigt*    Die  Bandenden  abgebrochen. 

Fragment  einer  Doppelherme;  der  gleiche  Kopf  ver- 
doppelt; der  Bart  ist  in  regelmäfsige,  künstliche  Locken  ge- 
dreht; die  Haare  gescheitelt  und  vorne  zurückgestrichen; 
über  die  Ohren  fällt  je  ein  kurzes  dichtes  Lockenbündel 
herab;  auf  den  Haaren  oben  je  ein  Reifen,  der  von  einem 
breiten  Band  umwunden  ist;  die  Enden  des  Bandes  hängen 

5«# 


804  MU8E0  CHTARAMONTI  ?2 I.  722. 

jederseits  herab.    Die  Gesichtszüge  sind  nach  attischen  Vor- 
bildern vom  Beginn  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  gebildet. 

Gute  sorgfaltige  Arbeit.  Erworben  1823  (auf  dem  Büsten- 
fufs  oben  die  Inschrift:  1823.C.C.33.)  aus  der  Sammlung 
Camuccini. 

Nibby  II  Taf.  III;  Pistolesi  Taf.  LH  2;  Gerhard-Platner  S.  86 
Nr.-  718;  C.  L.  Visconti  Descrizione  dei  musei  Vaticani  (1870)  Mus.  Chiar. 
Nr.  720. 

721.  Porträtbüste  einer  Manilia  Hellas   (Taf.  86). 

H.  0,59  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 
Rand  des  1.  Ohrs  verletzt. 

Runder  Fufs  mit  Hohlkehle  ringsum  zwischen  zwei  Rund- 
stäben; am  Fufs  vorne  die  Inschrift;  über  dem  Fufs  hinter 
einem  kleinen,  ebenso  profilierten  Indextäfelchen  ohne  Voluten 
eine  weibliche  Achselbüste  mit  doppelter  Tunica;  darauf  mit 
leichter  Wendung  nach  der  1.  Schulter  der  Kopf  einer  älteren 
Frau  mit  länglichem  Gesicht,  kurzem  Kinn,  kleinem,  ge- 
schlossenen Mund,  gebogener  Nase,  flachliegenden  Augen  mit 
Brauen,  die  von  der  Nasenwurzel  aus  stark  in  die  Höhe 
steigen;  sie  sind  durchstriche  angegeben;  Augensterne  und 
Pupillen  eingegraben  (modern?);  die  Frisur  mit  hohem  Haar- 
diadem vorne  und  turbanartigem  Flechtennest  auf  dem  Wirbel 
entspricht  der  der  Matidia,  Nichte  des  Trajan  und  Schwieger- 
mutter des  Hadrian  (s.  Braccio  nuovo  Nr.  52).  Schlechte 
bäurische  Arbeit. 

Das  Grab  der  Manilier,  aus  dem  hierselbst  noch  Nr.  722, 
723  und  389  A  stammen  (vgl.  auch  Reisch  bei  Heibig  Nr.  1181 
und  1189),  wurde  1816  in  der  Vigna  Moroni  vor  Porta  S. 
Sebastiano  entdeckt  (Guattani  a.  unten  a.  O.  S.  33fr.).  Die 
Büsten  wurden  zunächst  im  ägyptischen  Museum  aufgestellt. 

Guattani  Memorie  enciclopediche  IV  S.  43 f.  Abb.  4;  Gerhard 
Platner  S.  112  Nr.  788;  CIL  VI  add.  35777. 

722.  Porträtbüste  eines  L.  Manilius  Primus 

(Taf.  86). 

H.  0,73  m.     Ziemlich  grofskörniger  gelblicher  Marmor. 

Ergänzt  ein  Teil  des  Indextäfelchens  und  am  oberen  Rande  des 
Bttstenfufses.  Die  Büste  war  hier  gebrochen.  Verletzt  der  Rand  des 
r.  Ohrs. 


MUSEO  CHIARAMONTI  723.  724.  805 

Unten  zunächst  ein  Würfel,  auf  dessen  Vorderseite  die 
mit  einer  Linie  umrahmte  Inschrift  steht.  Darauf  der  hohe, 
nach  oben  verjüngte  Büstenfufs;  dann  das  rechteckige  Index- 
täfelchen mit  horizontaler  Hohlkehle  vorne;  darüber  eine 
männliche  flavische  Schulterbüste  mit  Tunica  und  der  über 
die  1.  Schulter  geworfenen  Toga;  der  Kopf  ist  der  eines  alten 
Mannes;  er  ist  leicht  nach  der  1.  Schulter  gewendet;  breites, 
kurzes  Kinn;  kleiner,  geschlossener  Mund ;  kurze,  dicke  Nase; 
scharfe  Falten  in  den  Wangen;  tiefliegende  Augen  (behandelt 
wie  bei  Nr.  721);  hohe,  faltige  Stirn;  kurzes,  schlichtes  Haar, 
das  den  Oberkopf  fast  frei  läfst,  nach  vorne  gekämmt,  sauer- 
töpfischer Ausdruck.  Derbe  Arbeit.  Vgl.  über  Herkunft 
Nr.  721. 

Guattani  Memorie  cnciclopediche  IV  S.  44  Abb.  5;  Gerhard- 
Platner  S.  112  Nr.  789;  CIL  VI  add.  35776. 

723.  Porträtbüste  eines  L.  Manilius  Faustus 

(Taf.  86). 

H.  0,53  m.     Grofskörniger  weifser  Marmor. 
Die  Büste  war  am  Fufs  gebrochen. 

Hoher  Fufs;  nach  oben  nur  wenig  verjüngt;  vorne  die 
Inschrift;  darüber  ohne  Indextäfelchen  eine  männliche  Achsel- 
büste (sehr  breit  und  wenig  hoch)  mit  Tunica  und  Toga,  die 
über  die  1.  Schulter  geworfen  ist;  der  gradeaus  gewendete 
Kopf  der  eines  älteren  Mannes  mit  länglichem  Gesicht;  kurzes 
Kinn;  geschlossener,  leicht  vorgebauter  Mund;  ziemlich  dicke, 
gebogene,  etwas  hängende  Nase ;  tiefe  Falten  unter  den  tief- 
liegenden schmalen  Augen  (behandelt  wie  bei  Nr.  721);  die 
Brauen  nach  der  Nasenwurzel  zu  gesenkt;  schmale,  stark  ge- 
furchte Stirn;  volles,  leicht  gelocktes  Haar,  nach  vorne  ge- 
kämmt    Geringe  Arbeit.    Vgl.  über  Herkunft  Nr.  721. 

Guattani  Memorie  cnciclopediche  IV  S.  43  Abb.  3;  Gerhard- 
Platner  S.  112  Nr.  791;  CIL  VI  add.  35775. 

724.  Doppelhermenbüste  des  bärtigen  Dionysos 

(Taf.  86). 

H.  ohne  Basisplatte  0,32  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  beide  Bartenden  (glatte  Fläche).  Vielfach  bestofsen. 
Der  r.  Kopf  modern  stark  Übergangen. 


806  MUSEO  CHIARAMONTI  725.  726. 

Zwei  gleiche,  bärtige  Dionysosköpfe  sind  vereinigt;  der 
Bart  ist  in  einzelnen,    am  Ende   aufgerollten    Löckchen    ge- 
bildet; die  Haare  sind  nach  vorne  gekämmt,  wo  sie  um   die 
Stirn  einen  Kranz  kleiner  Löckchen  bilden  (an  dem   1.  Kopf 
nur  über  dem  r.  Auge  ausgeführt),  und  umgeben  von  einem 
Band,  das  an  den  Seiten  zu  einer  Schleife  gebunden  ist;  über 
die  Ohren  hängen  kurze  Lockenbüschel,  auf  die  Schultern  je 
eine  gedrehte  Locke  herab.     An  den  Seiten  der  Büste  je  ein 
kleines,  rundes  Loch.     Ganz  elende  Arbeit.     Aus  Palestrina. 

C.L.Visconti  Descrizione   dei  Musei  Vaticani  (1870)   Musco   Chiar. 
Nr.  734. 

725.  Griechischer  männlicher  Porträtkopf 
auf  moderner  Büste    (Taf.  86). 

H.  des  Ganzen  0,70  m.,   des  Kopfes  0,345  m.     Feinkörniger  gelblicher 

Marmor. 

Ergänzt  1.  Braue,  Nase,  Mitte  der  Oberlippe,  Rand  des  1.  Obre*, 
Unterteil  des  Halses  mit  Büste  und  Fufs.     Ziemlich  verwaschen. 

Auf  kleiner,  nackter,  moderner  Büste  der  Kopf  eines 
Mannes  in  den  besten  Jahren,  leicht  zur  1.  Schulter  gewendet; 
sehr  breiter,  runder  Schädel;  starkes  Kinn;  kurzer  Vollbart; 
schmal  geöffneter  Mund;  leicht  gefurchte  Wangen;  mäfsig  tief- 
liegende, sehr  weit  von  einander  stehende  Augen  mit  energisch 
zusammengezogenen  Brauen;  niedrige,  über  der  Nase  stark 
vorgewölbte  Stirn;  kurzgelockte,  in  die  Stirn  gekämmte  Haare. 
Geringe  Arbeit  nach  gutem  Vorbild. 

726.  Männlicher  Torso   (Taf.  86). 

H.  ohne  Fufs  0,39  m.     Grüner  Basalt  mit  hellen  Adern. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  r.  Arm  mit  Hand,  r.  Hüfte,  r.  Glutins 
r.  Bein,  1.  Arm  mit  Hand  und  1.  Bein  bis  auf  Ansatz,  Füfse. 

Aufrechte  Haltung;  1.  Standbein;  beide  Oberarme  gingen 
herab,  der  r.  etwas  vor,  der  1.  (Stiftloch  für  Ergänzung  im 
Ansatz  und  in  einem  grofsen  Stützenrest  an  der  L  Hüfte  aufsen) 
etwas  zurück ;  der  Kopf  war  nach  der  r.  Schulter  gewendet 
Verwandt  mit  dem  Doryphoros  des  Polyklet,  doch  sind  die 
Formen  weicher  und  gerundeter.     Sorgfaltige  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  86  Nr.  720. 


1 

1 


MUSEO  GHIABAHOKTI.  8<>7 

Unter  Nr.  718—726: 

Fünf  Fragmente  von  Gesimsen    (Taf.  86). 

a  (unter  Nr.  718 — 20). 

H.  0,23  m.,  L.  1,41  m.,  T.  0,32  m.     Feinkörniger  hellgrauer  Marmor. 
Kanten  und  Ecken  bestofsen. 

Von  unten  nach  oben:  Kehle,  Zahnschnitt;  Eierstab; 
niedrige  Consolen  und  zwischen  ihnen  Rosetten;  Geison; 
glattes  Kyma.     Rechts  Ecke.    Unbedeutend. 

b  (unter  721—2). 

L.  0,645  m*  H.,  T.  und  Marmor  wie  bei  a. 
Ergänzt  ein  Teil  der  1.  oberen  Ecke.     Etwas  bestofsen. 

Stammt  von  demselben  Gesims  wie  a.  Links  springt 
das  Gesims  um  9  cm.  ein;  an  Stelle  der  Rosette  hier  eine 
Palmette. 

c  (unter  722 — 3). 

H.  0,32  m.,  L.  0,485  m.,  T.  0,30  m.     Grofskörnigcr  hellgrauer  Marmor. 

Ergänzt  das  glatte  Kyma  oben.  Unten  abgebrochen.  Links  und 
rechts  abgeschnitten.     Sehr  bestofsen. 

Von  unten  nach  oben:  Kyma  mit  Akanthusblättcrn, 
Zahnschnitt  (zwei  Zähne  sind  immer  mit  einander  ver- 
bunden; die  Teilung  nur  durch  eine  rechteckige  Vertiefung 
in  der  Mitte  angedeutet;  zwischen  diesen  Zahnpaaren  stets 
eine  Brücke  in  Form  einer  liegenden  Acht);  Astragal;  Eier- 
stab; Geison  mit  dichten  Akanthusranken  und  Masken  darin, 
die  sich  nach  unten  wieder  in  Pflanzen  auflösen;  Astragal; 
glattes  Kyma  (modern).    Späte,  überladene  Arbeit. 

d  (unter  Nr.  724). 

II.  0,335  m.,  L.  0,46  m.    T.  und  Marmor  wie  bei  c. 
Ergänzt  wie  c.    Sehr  bestofsen.    Links  und  rechts  abgeschnitten. 

Stammt  von  demselben  Gesims  wie  c.  Unter  dem  Akan- 
thuskyma  noch  ein  Astragal. 

e  (unter  Nr.  725 — 6). 

H.  0,34  m.,  L.  1,00  m.,  T.  0,37  m.    Marmor  wie  bei  c  und  d. 
Sehr  bestofsen. 


808  MÜSEO  .CHIARAMONTI  727.  728.  729. 

Stammt  von  demselben  Gesims  wie  c  und  d.  Über  dem 
oberen  Astragal  eine  Sima  mit  dichtem  Anthemienband  er- 
halten. Rechts  eine  Strecke  von  8  cm.  an  Geison  und 
Kyma  darunter  glatt  gelassen.    Links  Ecke. 

727.  Relieffragment   (Taf.  86). 

H.  0,185  m.,  L.  0,33  m.     Grofskörniger  hellgrauer  Marmor. 

Oben  und  unten  schmale  Randleiste  erhalten.  Dazwischen 
Flachrelief:  ein  Bärtiger  lagert  nach  links,  das  Himation  um 
die  Beine;  er  lehnt  den  1.  Ellenbogen  auf  einen  Altar,  den 
nach  der  r.  Schulter  gewendeten  Kopf  in  die  L.;  die  seitlich 
ausgestreckte  R.  hält  einen  Stab  (doch  wohl  so  zu  verstehen, 
trotzdem  vier  Finger  vor  dem  Stab  angegeben  sind).  Deu- 
tung nach  dem  Erhaltenen  unmöglich.  Späte,  unbedeutende 
Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  86  Nr.  721. 

728.   Decoratives  Fragment   (Taf.  86). 

H.  0,22  m.,  L.  0,31  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Links  und  rechts  abgebrochen. 

Unten  Astragal  und  Kyma  mit  hängenden  Blättern;  dann 
unten  ausgebauchtes  Kyma  mit  Palmetten;  darüber  eine 
schmale  Randleiste  mit  Eierstab.  Flaches  Relief.  Zierliche 
Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  86  Nr.  722. 

729.   Grabara  einer  Varia  Sabbatis. 

H.  0,71  m.,  Br.  0,445  m  ,  T.  0,415  m.     Feinkörniger  hellgrauer   flockiger 

Marmor. 

An  der  Basis  vorn  die  Inschrift;  darüber  vorn  und  an 
den  Nebenseiten  (Rückseite  eingemauert)  mehrfach  gegliederter 
glatter  Ablauf.  Dann  an  der  Vorderseite  in  einer  Muschel 
die  fast  rund  ausgearbeitete  Schulterbüste  der  Verstorbenen 
(Nase  fehlt)  mit  Tunica;  der  Kopf  leicht  zur  1.  Schulter  ge- 
wendet; die  Haare  bilden  vorn  die  sog.  Melonenfrisur;  hinten 
ein  turbanartiger  Kranz  von  Flechten;  die  Augensterne  sind 
leicht  markiert.  Darüber  mehrfach  gegliederte  Ausladung; 
dann    gewölbter  Aufsatz    mit  Voluten    an  den  Seiten  (leicht 


MUSEO  CHIARAMONTI  730.  73 1.  73  I  A.  809 

beschädigt);  am  Aetom  in  Flachrelief  ein  stehender  Pfau  mit 

Rad  zwischen  zwei  Fruchtkörben;  der  Pfau  kommt  auf  Münzen 

des  1.  und  2.  Jahrh.  als  Symbol  der  Consecratio  vor. 

Nach  Büstenform  und  Frisur  aus  der  Zeit  der  Flavier. 

Stand  früher  in  den  vaticanischen  Gärten.    An  seiner  Stelle 

war  ehemals  das  Penelope-Fragment  Nr.  465  eingemauert. 
CIL  vi  28361. 

730.  Fragment  eines  Pilaster-Capitäls  (Taf.  86). 

H.  0,23  m.,  Br.  0,34  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Oben  abgebrochen.     An  den  Seiten  beschädigt. 

Links  und  rechts  an  den  Ecken  je  ein  Akanthusblatt; 
dazwischen  ein  ausgezacktes  Blatt  mit  strahlenförmiger 
Rippung  bis  dicht  an  den  glatten  Rand;  darüber  aufsteigend 
eine  kurze  Staude,  die  nach  rechts  und  links  stilisierte  Ranken 
entsendet.    Flaches  Relief;  zierliche  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  86  Nr.  723. 

731.  Friesfragment   (Taf.  86). 

H.  0,20  m.,  L.  0,335  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Oben,  unten  und  rechts  schmale  Randleiste  erhalten. 
Flachrelief:  links  auf  einer  rechteckigen  Basis  ein  nach  rechts 
stehender  Hirsch;  rechts  davon  auf  einer  nach  rechts  an- 
steigenden Basis  Artemis  in  kurzem  Chiton  nach  rechts  hin 
ausschreitend,  in  der  vorgestreckten  L.  den  Bogen,  in  der 
erhobenen  R.  ein  langes  stabartiges  Attribut,  jedenfalls  einen 
Speer,  haltend;  rechts  unten  ein  Hund  nach  rechts  stehend; 
dann  Laubbaum  und  ein  auf  den  Hinterbeinen  aufgerichteter 
Eber.     Flüchtige  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  96  Nr.  724. 

731A.  Grabara  eines  C.  Poppaeus  Ianuarius 

(Taf.  86). 

H.  o,68  m.,  Br.  0,42  m.}  T.  0,39  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 
Sehr  bestofsen;  besonders  oben. 

Unten  auf  allen  Seiten  gleichmäfsig  ein  glattes  Kyma. 
An  der  Vorderseite  die  Inschrift  zwischen  zwei  senkrecht 
stehenden,  brennenden  Fackeln,  die  oben  mittels  einer  Infula 


8lO  MUSEO  CHIARAMONTI  73 1  B. 

verbunden  sind;  diese  wie  alle  übrigen  Darstellungen  in  flachem 
Relief.     L.  Nebenseite:  auf  besonders  angedeutetem  Boden 
steht,  von  vorne  gesehen,   ein  Togatus,   die  Toga  über  den 
Kopf  gezogen,  beide  Hände,  mit  den  Handflächen  nach  aufsen, 
seitwärts  erhoben,  also  betend;  links  von  ihm  ein  viereckiger 
Tisch;  darauf  einige  undeutliche  Gegenstände,  darunter  ein 
Ferkel  nach  rechts  stehend ;  über  der  Figur  eine  rechteckige, 
umränderte,  leere  Inschrifttafel.     Jedenfalls  ist  der  Togatus 
der  Verstorbene;   der  Tisch  dient  als  Altar;  das  Ferkel  ist 
Opfertier.      R.    Nebenseite:    auf  besonders    angegebenem 
Boden  steht  eine  weibliche  Gestalt,  von  vorn  gesehen;  sie 
trägt   Tunica    und    den   Mantel   um   1.  Schulter,    Arm  und 
Unterkörper  geschlungen;  auf  der  1.  Hand,  die  an  der  Hüfte 
anliegt,  sitzt  ein  nacktes  Kind,  an  der  1.  Brust  saugend;  die 
seitlich  ausgestreckte  R.  hält  eine  kurze,  brennende  Fackel; 
das   Gesicht  blickt  rechts  hin,  wo  ein   Lorbeerbaum   steht, 
an  dem  unten  eine  Binde,  oben  eine  Tasche  (?)  hängt.     Die 
Gestalt  ist  Iuno  Lucina,    die  römische  Licht-  und   Geburts- 
göttin;  ihr  gilt  jedenfalls  das  Gebet  des  Ianuarius,  wohl  ein 
Dankgebet  für  eine  leichte  Niederkunft  der  Poppea  Ianuaria, 
die  nach  der  Inschrift  die  Ära  ihrem  Patron  errichtet  hat; 
so  wenigstens  würde  sich   der  Tisch  erklären,    denn  „nach 
glücklich  überstandener  Entbindung  wurde  der  Lucina  zum 
Dank  für  ihre  Hülfe  eine  ganze  Woche  lang  ein  Tisch  ge- 
deckt"   (Ihm  a,  unten  a.  O.  Sp.  583  Z.  28 ff.);  das  Schwein 
kommt   auch   sonst   als  Opfertier  der  Iuno  und  speciell  der 
Lucina  vor.    Der  Lorbeerbaum  soll  auf  den  Hain  der  Göttin 
auf  dem  Esquilin  deuten. 
-    Geringe  Arbeit. 

Gcrliard-Platner  S.  86  Nr.  A;  Brunn  Annali  d.  I.  1848  S.  430fr. 
Tav.  d'agg.  N  =  Kleine  Schriften  I  S.  46fr.  Abb.  17;  Ovcrbeck  Kunst- 
mythologic  III  2  S.  153  Taf.  X  Nr.  24;  CIL  VI  24819;  Ihm  bei  Roschcr 
Mythol.  Lexikon  II  Sp.  582  u.  611. 

731B.  Fragment  einer  Doppelherme  (Taf.  86). 

H.  0,70  m.     Feinkörniger  weifser  Marmor. 

Es  fehlen  beide  Köpfe;  an  der  männlichen  Herme  r.  Schulter  mit 
Arm  und  Hand,  1.  Hand;  an  der  weiblichen  1.  Schulter,  1.  Brust,  1.  Hälfte 
des  Oberkörpers  mit  Arm  und  Hand,   r.  Hand, 


MÜSEO  CHIARAMONTI  73  iC.  D.  8ll 

Über  einer  achteckigen,  oben  einfach  profilierten  Basis 
steigt  der  nach  oben  verbreiterte  Hermenschaft  aus  einem 
Akanthuskelch;  oben  geht  er  in  zwei  mit  dem  Rücken  ver 
bundenc  Oberkörper  über.  Der  linke  männlich:  Chlamys 
auf  der  r.  Schulter  geknöpft  und  um  den  vorgestreckten  1. 
Unterarm  geschlungen;  ein  Ansatz  auf  der  1.  Schulter  mufs 
von  dem  Attribut  der  L.  herrühren.  Der  r.  Oberkörper  weib- 
lich: gegürtete  Exomis,  Köcherband  oder  Schwertgurt  von 
der  r.  Schulter  zur  1.  Hüfte.  Da  der  weibliche  Teil  nur  eine 
Amazone  oder  Roma  darstellen  konnte,  wird  der  männliche 
Ares  gewesen  sein,  seine  L.  den  Speer,  beide  Köpfe  den 
Helm  getragen  haben.    Geringe  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  86  Nr.  C. 

73 iC.  Doppelherme  (Taf.  86). 

H.  0,915  m.     Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Der  Hermenschaft  verbreitert  sich  nach  oben;  links  ein 
Kopf  einer  Mänade  mit  Stirnbindc  und  Rebenkranz,  rechts  ein 
jugendlicher  Satyrkopf  mit  Fichtenkranz.    Elende  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  86  Nr.  D. 

731 D.  Altar  (?)  (Taf.  86). 

H.  0,73  m.,  Br.  0,39  in.,  T.  0,385  m.     Feinkörniger  grauer  Marmor. 
Sehr  zerstört. 

Oben  und  unten  ein  auf  allen  Seiten  gleichmäfsiges 
Profil:  unten  zunächst  ein  Rundstab,  belegt  mit  länglichen 
gezackten  Blättern,  die  von  den  Ecken  nach  der  Mitte  zu 
liegen;  wo  sie  zusammenstofsen  eine  Blume;  darüber  ein 
Kyma  mit  überhängenden  Akanthusblättern ;  oben  über  einem 
Astragal  ein  Kyma  mit  aufrecht  stehenden  Akanthusblättern. 
Dazwischen  an  den  drei  Hauptseiten  Hochrelief:  vorne  sitzt 
auf  Felsen  Herakles  nach  links;  er  hat  das  Löwenfell  auf  den 
Felsen  gebreitet  (der  Kopf  unter  seinem  1.  Ellenbogen  vorne 
herabhängend);  ein  Teil  ist  über  den  L  Oberschenkel  gelegt; 
die  L.  hält  den  Skyphos;  der  bärtige  Kopf  mit  Binde  im 
Haar  ist  erhoben;  die  R.  liegt  auf  dem  Schädel;  links  hinter 
seinen  Füfsen  eine  Mänade  mit  flatterndem  Peplos  und  Mantel 
nach  rechts  gewendet;  sie  wirft  den  Kopf  zurück  und  schlägt 


8l2  MUSEO  CHIARAMONTI  732.  733. 

mit  beiden  Händen  das  Tympanon  (Gesicht  und  r.  Unterarm  fehlen) 

R.  Nebenseite:  ein  jugendlicher  Satyr  schreitet  nach  links 
und  blickt  zurück;  er  trägt  mit  der  gesenkten  R.  das  Pedum, 
auf  der  1.  Schulter,  über  die  ein  grofses  Pantherfell  geworfen 

ist,    einen  Schlauch  (Teil    des   Schlauches    und    des  1.  Beines     fehlt). 

L.  Nebenseite:  Der  bocksftifsige,  ithyphallische  Pan  tanzt 
nach  rechts  und  schlägt  mit  beiden  vorgestreckten  Händen 
zwei  Schallbecken  auf  einander;  um  den  Leib  hat  er  eine 
Guirlande  geschlungen  (1.  Schulter  —  r.  Hüfte);  über  die  I. 
Schulter  hängt  ein  Fell,  das  straff  zurückfliegt  (hier  scheint 
eine  Figur  verloren,  die  an  dem  Fell  zog),  der  Kopf  ist  stark 
nach  der  r.  Schulter  zurückgewendet;  rechts  unten  Pedum 
und  Syrinx. 

Ganz  rohe,  späte  Arbeit.     Vgl.  zu  dem  Herakles    hier- 
selbst  Nr.  733. 

Visconti-Guattani  Taf.  XLII;  Gerhard-Platner  S.  86  Nr.   B. 

Abteilung  XXX. 
732.  Porträtherme  (Taf.  87). 

H.  des  Ganzen  0,54  m.,  des  Antiken  0,12  m.    Feinkörniger  gelblicher  Marmor. 

Antik  ist  nur  das  Oberteil  des  Gesichtes  (Nase  bis  Haaransatz,  ohne 
Ohren);  an  diesem  wieder  ergänzt  die  Nase.     Das  Antike  geputzt. 

Auf  moderner  Herme  mit  Gewand  auf  r.  Schulter  und 
Nacken  ein  leicht  nach  der  r.  Schulter  gewendeter,  bärtiger 
Kopf.  Das  antike  Obergesicht  stammt  von  der  Copie  eines 
Porträts  aus  dem  4.  Jahrh.  v.  Chr. 

Gerhard-Platner  S.  87. 

733.  Statue  des  gelagerten  Herakles  (Taf.  $?). 

H.  1,57  m.,  L.  2,41  m.     Feinkörniger  gelblicher  (pentelischer)  Marmor. 

Ergänzt  Kopf  mit  Hals  (nach  dem  farnesischen  Herakles),  r.  Arm 
mit  Hand  und  Keule,  1.  Arm  von  der  Mitte  des  Oberarms  an  mit  Hand,  r. 
Bein  vom  Löwenfell  an  mit  Fufs,  halber  1.  Unterschenkel  mit  Fufs;  vom 
Löwenfell  ist  antik  nur  die  Schnauze,  die  über  den  Oberschenkel  gelegte 
Pranke  (hier  wieder  ergänzt  die  beiden  äufseren  Krallen  und  Teile  der 
Ränder)  und  der  Teil  unter  dem  1.  Bein,  soweit  es  antik  (links  ein  Streifen 
aus  Gyps  geflickt);  ergänzt  endlich  die  ganze  Basis. 

Der  bärtige  Herakles  lagert  nach  links;  das  r.  Bein 
überkreuzt   das   1.;    der   1.  Ellenbogen    stüzt   sich    auf  eine 


MTJSEO  CHIARAMONTJ  733.  813 

Erhöhung  des  Bodens,  auf  der  der  Kopf  des  Löwenfelles 
liegt,  das  dem  Heros  als  Unterlage  dient  und  von  dem  eine 
Pranke  über  den  r.  Oberschenkel  gelegt  ist;  auf  dieser  liegt 
die  R.;  die  die  nach  hinten  gestellte  Keule  hält;  der  Kopf 
wendet  sich  nach  der  1.  Schulter  (richtig  ergänzt);  rechts 
aufsen  liegt  der  Köcher,  mit  dem  geöffneten  Teil  nach  vorne. 
Die  Figur  giebt  in  derber  Arbeit  einen  Typus  wieder, 
der  auf  einer  Gruppe  von  sieben  Reliefs  wiederkehrt  (zu- 
sammengestellt bei  Löwy  a.  unten  a.  O.  eins  in  der  Sala  a 
forma  di  croce  greca  Nr.  564a),  von  denen  vier  sicher,  zwei 
andre  wahrscheinlich  aus  Attika  stammen  und  von  denen  sechs 
Votive  waren;  das  Motiv  findet  sich  noch  auf  Münzen  und 
geschnittenen  Steinen  wieder  (s.  ebenda),  endlich  an  einem 
kürzlich  in  Ephesos  gefundenen,  bronzenen  Lampenträger 
aus  hellenistischer  Zeit  (Ausstellung  von  Fundstücken  aus 
Ephesos;  Wien  1901  S.  3  f.  Nr.  2,  4  mit  Abb.);  man  vgl. 
auch  ein  angebliches  Metallrelief  bei  Cartari  Imagini  delli 
dei  de  gl'antichi  S.  3 19t  Demnach  liegt  ein  berühmtes  Original 
zu  Grunde,  das  einst  in  Attika  gestanden  haben  mufs.  Die 
ältesten  jener  Reliefs  stammen  aus  dem  2.  Jahrh.  v.  Chr., 
womit  ein  terminus  ante  quem  gewonnen  ist.  Von  den 
Reliefs  geben  drei  dem  Herakles  einen  Napf  in  die  L.;  auf 
zwei  anderen  ist  das  gleiche  zu  erschliefsen,  in  vier  Fällen 
ruht  die  R.  auf  dem  r.  Oberschenkel.  Diese  Motive  können 
wir  ohne  Weiteres  auf  die  Statue  übertragen  (die  Ergänzung 
der  R.  mit  der  Keule  ist  gewifs  unrichtig).  Dagegen  ist  es 
unmöglich,  dem  einen  der  Reliefs  entsprechend  den  Napf  in  die 
R.  (die  Hand  ist  dort  erhoben),  in  die  L.  die  Keule  zu  legen. 
In  dieser  Weise  sind  dagegen  die  Attribute  verteilt  an  einer 
Tuffstatuette,  die  an  Stelle  des  Bahnhofs  Trastevere  gefunden 
worden  ist,  d.  h.  in  der  XIV.  Region,  in  der  nach  einem  der 
Regionarier  des  4.  Jahrh.  n.  Chr.  ein  Hercules  cubans  war 
(Löwy  a.  unten  a.  O.  S.  67);  da  die  Statuette  den  Heros  mit 
allen  Details  eines  bei  Tische  Liegenden  darstellt,  so  ist  kein 
Zweifel,  dafs  sie  das  Bild  jenes  H.  c.  getreu  wiedergiebt; 
demnach  kann  die  vaticanische  Statue  mit  ihm  nicht  in  Be- 
ziehung gebracht  werden.  Besser  begründet  schien  der  Ver- 
such, sie  mit  einem  andern  Bild  des  Hercules  in  der  XI.  Region 
zu  identifizieren,  von  dem  ebenfalls  die  Regionarier  berichten, 


8 14  müseo  chiaramonti  733  a. 

dem  Hercules  Olivarius  (Petersen  a.  unten  a.  O.).  Im  J.  1895 
wurde  die  Basis  dieses  Bildes  gefunden  bei  dem  Rundtempel 
am  Tiber;  sie  konnte  nur  eine  überlebensgrofse  liegende 
Figur  getragen  haben;  der  Schlufs  auf  die  vaticanische ,  die 
einzige,  jenen  Voraussetzungen  entsprechende,  die  in  Rom 
gefunden  worden  ist,  lag  deshalb  nahe;  doch  stellte  sich 
heraus,  dafs  die  Statue  zu  grofs  für  die  Basis  gewesen  wäre 
(Löwy).  Demnach  sind  alle  weiteren  Versuche,  mit  Hülfe 
der  Statue  etwas  von  der  Kunstart  des  Scopas  minor  zu 
erraten,  der  auf  der  Basis  als  Künstler  des  Olivarius  genannt 
wird,  hinfallig  (Petersen;  Löwy). 

Die  Statue  stand  1 568  auf  dem  Monte  Cavallo  und  wurde 
in  diesem  Jahre,   nachdem  man  sie  restauriert  hatte,    nach 
Tivoli   in  die  Villa  d'  Este  gebracht  (dadurch  wird  sich  die 
Angabe  Clarac's  erklären,  sie  stamme  aus  der  Villa  Adriana); 
von  dort  kam  sie  in  den  Vatican  (s.  Petersen  am  2.  unten 
a.  O.  S.  ioof.).      Eine    Zeichnung   in   der   Ambrosiana,    die 
augenscheinlich    von    einem    italienischen    Meister    in     der 
Mitte  des   16.  Jahrhunderts  herrührt,   scheint   unsere   Statue 
wiederzugegeben,  obwohl  sie  sie  unrestauriert  darstellt  und 
dabei  Teile  angiebt,   die  heutzutage  restauriert  sind;   wenn 
aber    nicht   dieses   Exemplar,    so   giebt  die   Zeichnung    ein 
anderes  des  gleichen  Typus  wieder  (S.  Reinach  Melanges 
d'archöol.  et  d'hist  1895  S.  183fr.  Taf.  II;    ders.  Repertoire 
de  la  statuaire  II  S.  41  Nr.  5;  dagegnn  Petersen  a.  2  unten 
a.  O.). 

Clarac  796,  1991;  Gerhard-Platner  S.  87  Nr.  725;  Stephani 
Der  ausruhende  Herakles  S.  125,  2;  Winnefeld  Die  Villa  des  Hadr.  bei 
Tivoli  S.  164;  Petersen  Notizie  degli  seavi  1895  S.  459 f.;  ders.  Rom. 
Mitth.  1896  S.  99  ff.;  Löwy  ebenda  1897  S.  56  ff.;  Petersen  ebenda 
S.  144fr.;  Heibig  Nr.  128. 

Darunter: 

733a.  Sarkophag   (Taf.  S7). 

H.  0,74  m.,  T.  0,85  m.     Grofskörniger  hellgrauer  Marmor. 

Der  Sarkophag  hat  elliptischen  Grundrifs.  An  der  Vorder- 
seite ein  rechteckiges  Stück  mit  profiliertem  Rand  oben  und 
unten;  dazwischen  gewellte  Canelluren;  wo  diese  in  der  Mitte 


MÜSEO  CHIARAMONTI  734-735'  8lS 

oben  zusammentreffen,  ist  ein  kleines  dolium  in  Flachrelief 
eingefügt.  Rechts  und  links  je  eine  nach  vorn  gerichtete  Tier- 
gruppe in  Hochrelief:  ein  Löwe  wirft  sich  auf  ein  Tier  — 
links  einen  Eber,  rechts  eine  Antilope  —  und  umfafst  es  mit 
seinen  Vorderpranken.  Späte  rohe  Arbeit  mit  vielfacher 
Verwendung  des  Bohrers  (Augensterne  eingegraben);  aber 
geschickte  Raumfüllung.  Die  Rückseite  ist  rauh  gelassen. 
Vgl.  Altmann  Architektur  und  Ornamentik  d.  ant.  Sarko- 
phage S.  49. 

Gerhard-Platner  S.  87   unter  Nr.  725. 

734.  Griechische  Herme  mit  der  Inschrift  coawn 
und  einem  Porträtkopf  des  Epikur    (Taf.  87). 

It.  1,10111.     Marmor  der  Herme  feinkörnig  und  grau,  der  des  Kopfes  weifs. 

Ergänzt  ein  Streifen  im  Halse  aus  Gyps.  Mit  Gyps  verschmiert 
die  Löcher  an  den  Seiten  des  Schaftes.  Die  Schamteile  abgemeifselt. 
Der  Kopf  verwaschen. 

Hermenschaft  mit  Gewand  auf  der  1.  Schulter;  nach  der 
dicht  unter  der  Brust  angebrachten  Inschrift  trug  er  einst 
einen  Porträtkopf  des  Solon.  Der  Kopf,  den  er  jetzt  trägt, 
ist  ein  schlechtes  Porträt  des  Epikur. 

Die  Herme  war  unter  den  Monumenten,  die  Pacetti  und 
Andere  fiir  den  Prinzen  Ludwig  von  Bayern  erworben  hatten, 
die  aber  dann  181 2  an  Vitali  übergeben  und  z.  T.  an  den 
Vatican  verkauft  wurden.  Auf  dem  Schaft  ist  vorne  mit  roter 
Farbe  -I-  32  aufgemalt. 

Gerhard-Platner  S.  87;  Urlichs  Glyptothek  S.  2;  Bernoulli 
Griech.  Ikonographie  I  S.  39. 

Photographie  Moscioni  4367. 

735.  Männlicher  Torso   (Taf.  87). 

H.  1,09  m.     Grofskrystalli nischer  gelblicher  Marmor. 

Es  fehlen  Kopf  und  Hals,  r.  Arm  mit  Hand,  1.  Hand,  Unterschenkel 
mit  Knieen  und  Füfsen.  Die  Chlamys  bestofsen;  grofse  Verletzung  an 
der  1.  HUfte. 

Aufrechte  Haltung;  r.  Standbein;  1.  Oberschenkel  vor- 
gesetzt; 1.  Oberarm  gesenkt,  Unterarm  leicht  gehoben;  auf 
1.  Schulter  und  Arm  liegt  eine  Chlamys  in  einfachen  Falten ; 
r.  Arm  war  erhoben;  Kopf,  r.  Arm  und  1.  Hand  waren  ge- 


l6  MUSEO  CHIABAMONTI  735a. 

stückt  (wohl  antike  Ergänzung);  in  den  Bruchflächen  der 
ersten  beiden  Eisendübel  erhalten,  in  der  der  Hand  ein 
Loch  mit  Rest  des  Bleivergusses.  Nach  den  einfachen 
Formen  des  Körpers  und  dem  noch  ziemlich  schematisch 
gebildeten  Schamhaar  geht  der  gut  gearbeitete  Torso  auf 
ein  Original  vom  Ende  des  5.  oder  Anfang  des  4.  Jahrh. 
v.  Chr.  zurück,  ein  Original,  das  künstlerisch  nicht  unbedeutend 
gewesen  sein  kann. 

Darunter: 

735a.  Grabara  einer  Volusia  Fortunata  (Taf.  87). 

Am  Aufsatz  vorne  ein  Kranz  mit  Bändern,  und  Blumen 
als  Volutenabschlufs.  An  der  Vorderseite  oben  rechts  die 
moderne  Inschrift  C.  C.  1827.,  nach  der  die  Ära  in  diesem 
Jahre  vom  Vatican  erworben  wurde. 

CIL  VI  7391   (danach  ehemals  im  laterancnsischen  Museum). 


Giardino  della  Pigna 

Der  Giardino  della  Pigna,  die  obere  Hälfte  des  grofsen, 
zwischen  dem  päpstlichen  Palast  und  dem  Belvedere,  von 
Bramante  eingehegten  Hofes,  genannt  nach  dem  grofsen 
erzenen  Pinienzapfen  Nr.  227,  wird  umschlossen  östlich  von 
dem  Museo  Chiaramonti,  südlich  von  dem  Braccio  nuovo, 
westlich  von  der  Bibliothek,  nördlich  von  der  dem  Belvedere 
vorgebauten  Wand  mit  der  grofsen  Apsis  des  Bramante. 
Neuere  Veränderungen  s.  zu  Nr.  223. 

Die  an  drei  Seiten  des  Giardino  längs  den  Wänden  auf- 
gestellten Skulpturen  entbehren  der  Numerierung;  es  mufste 
ihnen  daher  eine  willkürliche  gegeben  werden,  die  an  der 
Ostseite  beginnt  und  mit  der  Nordseite  schliefst.  Zur  leichteren 
Auffindung  der  Stücke  im  Giardino  selbst  sind  die  Wand- 
arkaden der  Ost-  und  Westseite  von  I  (je  nur  die  Eingangs- 
thür)  bis  XIII  gezählt  (an  der  Westseite  rückläufig),  und  diese 
Bezifferung  ist  auf  den  Tafeln  angegeben,  die  von  89 — 112 
(ausgen.  95)  je  eine  der  Wandarkaden  umfassen.  Die  letzten 
Tafeln  113  bis  121  enthalten  die  von  West  nach  Ost  ge- 
zählten Skulpturen.  Ausgenommen  sind  nur  die  durch  Zer- 
störung allzu  belanglos  gewordenen. 

Der  Bestand  ist  leider  z.T.  ziemlich  fluktuierend;  nicht 
wenig  Stücke,  die  sich  früher  im  Giardino  befanden,  sind  in 
den  letzten  Jahren  in  das  Museum  selbst  eingeordnet;  andern 
wird  hoffentlich  dasselbe  zu  teil  werden.  Die  besseren  Stücke 
gedenkt  der  gegenwärtige  Direktor  etwas  geschützter  in  der 
grofsen  Apsis  um  den  Sockel  der  Antoniussäule  herum  an 
der  Wand  aufstellen  zu  lassen.  Einiges  was  während  der 
Drucklegung  von  seinem  früheren  Platze  genommen  wurde, 
ist  als  noch  vorhanden,  wie  abgebildet,  so  auch  beschrieben. 


Yatic&D.  Katalog  I.  £2 


8l8  GIARDINO  DELLA  PIGNA  I.  2.  3.  4.  5. 

1.   Oberteil  einer  Cinerar-Ara  (Taf.  89). 

Br.  0,39  m.     Marmor  italisch. 

Im  Aetom  Adler  mit  halbgebreiteten  Schwingen;   Kopf 
nach  rechts. 

2.  Oberteil  eines  Reliefpilasters  (Taf.  89). 

H.  0,24  m.,   Br.  0,22  ra.     Marmor  italisch. 

An  einen  Ring  gebunden  mit  geripptem  Bande,  dessen 
zu  je  zwei  Spitzen  ausgeschnittene  Enden  zierlich  flattern, 
hängt  ein  Kranz  von  ineinandergesteckten  Blüten  und  in 
diesem  eine  Tafel,  die  0,10  m.  breit  ist.  Sauber  und  zier- 
lich gearbeitet;  ob  antik?  Vollständigeres  Oberstück,  gleich- 
verziert Nr.  89. 

3.  Ende  einer  Sarkophagvorderseite  (Taf.  89). 

H.  0,48  m.,  Br.  0,25  m.     Marmor  parisch. 

Stehende  Frau,  ganz  eingehüllt  in  den  Mantel,  »Pudicitiac- 
motiv,  die  Rechte  einen  Zipfel  vor  der  Brust  haltend,  die 
Linke  hängend  mit  Ähren  und  Mohn.  Haartracht  etwa  wie 
Etruscilla.    Rechts  neben  ihr  noch  etwas  von  den  Canelluren. 

4.  Weibliches  Standbild   (Taf.  89). 

Lebensgrofs,   Marmor  italisch. 

Fehlen  Kopf,  Hals,  1.  Unterarm  und  Hand,  die  sämtlich  an  glatter 
Schnittfläche  angestückt  waren;  r.  Unterarm  und  Hand  abgespalten,  aber  in 
der  Bewegung  klar;  Unterstes  von  Gewand  und  Füfse.  Hinten  auch  unten 
ein  Ausschnitt  für  StUckung. 

Steht  auf  dem  r.  Fufs,  in  Chiton,  der  oben  nur  mitten 
vor  der  Brust  sichtbar,  und  Himation,  das  über  die  1.  Schulter 
vorn  herabfallt,  hinten  die  ganze  r.  Seite  und  den  hängenden 
r.  Arm  deckte,  aber  mit  einem  Faltenzug  nach  der  r.  Hand, 
zuletzt  über  den  erhobenen  1.  Unterarm  geworfen  war.  Sorg- 
faltige aber  sehr  zerstörte  Arbeit.    Vgl.  Braccio  nuovo  Nr.  yym 

Gerhard-Platner  S.  107  Nr.  2. 

5.   Basis  einer  Widmung  für  M.  Aurel  als 

Arvalbruder   (Taf.  89). 

H.  i,i 8  m.,  Br.  0,90  m. 
CIL  VI  1012. 


GIABDINO  DELLA  PIGNA  6.  7.  8.  9.  IO.  II.  819 

6.  Oberteil  einer  Cinerar-Ara   (Taf.  89). 

Br.  0,19  m.    Marmor  italisch. 

Im  Aetom  w.  Brustbild   mit  Haartracht  wie  Iulia  Titi. 
7.  Sarkophagdeckel fragment  (Taf.  89). 

H.  o,iS  m.  mit  oberem  Rand,  Br.  0,21  m.    Marmor  grobkörnig. 

Ein  Triton  mit  gesträubtem  Haar  und  Pferde-  oder  Ochsen- 
vorderbein bläst  eine  Muschel,  deren  Spitze  fehlt,  und  schultert 
mit  der  Linken  einen  Anker.     Späte  Bohrarbeit. 

Gerhard-Platner  S.  107  Nr.  3. 

8.  Fragment  eines  Musensarkophags   (Taf.  89). 

H.  0,46  ra.,  Br.  0,26  m.     Marmor  italisch. 

Euterpe,  oben,  unten  und  seitlich  unvollständig,  steht 
gradvor,  den  Kopf,  welcher  fehlt,  nach  links  wendend,  mit 
doppeltem  Chiton  bekleidet,  und  mit  breitem,  rankenverziertem 
Gürtel  hoch  gegürtet.  Die  gesenkten,  jetzt  fehlenden  Hände 
hielten  je  eine  Flöte.  Ihre  Brust  ist  flach.  Auf  der  1.  Schulter 
liegt  eine  Locke.  Rechts  ist  noch  Gewand  einer  andern  Figur 
(Polyhymnia?).     Fleifsige  Arbeit  des  3.  Jahrhunderts. 

Gerhard-Platner  S.  107  Nr.  3a. 

9.  Unterteil  einer  langbekleideten  Frau  (Taf.  90). 

H.  0,78  m.     Marmor  italisch. 

Steht  auf  dem  r.  Fufs,  den  linken  danebensetzend.  Der 
Saum  des  Apoptygma  rings  sichtbar,  ausgenommen  an  der 
r.  Seite,  wo  es  auseinanderschlägt  und  hinten,  wo  es  vom 
Mantel  bedeckt  ist,  der  bis  an  die  Waden  reicht.  Hohe  Sandalen. 
Arbeit  gewöhnlich.     Reste  von  Bemalung. 

10.    Sarkophagfragment   (Taf.  90). 

H.  0,42  m.,  Br.  0,18  m.    Marmor  italisch. 

Oberteil  eines  nackten  Flügelknaben,  der,  nach  rechts  ge- 
wandt, den  Kopf  nach  links,  einen  Clipeus  hielt. 

11.  Statuette  einer  Bacchantin   (Taf.  90). 

H.  noch  0,56   m.     Marmor  grobkörnig,  verwittert. 

52* 


820  GIARDINO  DELLA  PIONA  12.  13.  14.    15. 

Fehlen  Kopf,  r.  Arm,  halber  1.  Unterarm,  1.  Fufs  und  Plinthenrxni 
vorn.  Stückungsflächen  z.  T.  mit  Eisen  im  Hals,  r.  Schulter,  L  Unterarm, 
].  Fufs  von  Ergänzung. 

Steht  auf  1.  Fufs,  den  rechten  nachziehend.  Über  lang- 
ärmeligem  (Knopfarmel)  Chiton,  hoch  übergürtet  eine  Nebris 
und  Himation,  das  um  die  r.  Seite  herumgeführt,  über  hori- 
zontalem 1.  Unterarm  lag.  Der  r.  Arm  war  ergänzt  (Eisen 
in  der  Schulter,  an  der  1.  Hüfte  Bohrloch).  Die  Brust  ist 
nicht  entschieden  weiblich.  Locke  auf  der  r.  Schulter.  Arbeit 
dekorativ  nach  hellenistischem  Vorbild. 

12.   13.    14.   Drei  Tisch-  oder  Stuhlbeine  (Taf.  90I 

Marmor  italisch. 

12:  über  dem  zwischen  Tierfufs  und  Kopf  vermittelnden 
Blattkelch  ein  geflügelter,  gehörnter  Löwe  Unterkiefer  und 
Zunge,  Unterteil  fast  vom  Knie  abwärts  fehlt. 

13  (unten  liegend):  ebenso  ein  ungeflügelter  Löwe.  Ähn- 
lich Nr.  142. 

14:  ebenso  ein  geflügelter  Knabe  mit  Traube  in  der 
Hand  und  umgeknüpftem  Pantherfell.     Dekorative  Arbeiten. 

15.  Sepulcrales  oder  anathematisches  Hochrelief 

(Taf.  90). 

Br.  1,32  m.,  H.  0,65  m.  ohne  die  0,30  m.  vorspringende  Fufsplatte,  0,98  m.  mit 
derselben.     Marmor  griechisch,  sehr  verwittert. 

War  ergänzt,  aber  die  Ergänzung  ist  von  den  Stück  ungs  flächen  mit 
plumpen  Eisen  darin  z.  T.  wieder  abgefallen. 

Die  Fufsplatte  ist  vorne  modern  als  Deckplatte  mit  Hohl- 
kehle darunter  zurechtgeschnitten.  Seitlich  schliefsen  zwei 
canellierte  Pilaster  ab,  die  vorne  schmale  Front  haben,  seit- 
lich und  hinten  Breite  0,11  m.  Oben  ist  der  ziemlich  grade 
Verlauf  der  Rückwand  links  nicht  alt,  da  die  Figuren  diese 
Linie  überragten;  die  rechte  Hälfte  ist  modern  abgeschrägt 
und  ergänzt. 

Vor  der  Hinterwand  stehen  zwei  Ruhebetten,  das  linke 
parallel  dem  Grunde  und  nur  mit  zwei  runden  wie  gedrech- 
selten Beinen,  vor  dem  Grunde  vorstehend;  das  rechte  da- 
gegen stumpfen  Winkel  zum  ersteren  bildend,  schräg  vom 
Grunde  heraustretend,  seine  Schmalseite  vorne  präsentierend, 


GIARD1N0  DELLA  PIGNA  15.  821 

schief  auch  zum  Grunde.  Die  Betten  sind  zunächst  mit 
Decken,  weiter  mit  Matratzen  und  Polstern  belegt.  Vor  dem 
linken  stehen  zwei  Schemel,  ähnlich  wie  die  zwei  Klinen  in 
gegensätzlicher  Stellung.  Der  rechte,  lang,  wie  das  Bett  ge- 
richtet, der  linke  kurz,  in  stumpfem  Winkel  zu  jenem  stehend; 
dieser  gehört  der  links  am  Fufsende  sitzenden  Frau,  jener  dem 
rechts  liegenden  Mann.  Es  war  aber  offenbar  auch  noch  ein 
Tisch  vorhanden,  denn  für  nichts  anderes  kann  ein  viereckiges 
flaches,  aber  verschliefsbarcs  Zapfenloch  etwa  in  Höhe  der 
vorauszusetzenden  Tischplatte,  und  grade  darunter  ein  andres 
tieferes,  gleichfalls  viereckiges  bestimmt  gewesen  sein  als  für 
den  Tisch,  der  nicht  die  ältere  oblonge,  sondern  die  spätere 
runde  Form  gehabt  haben  wird. 

Auf  der  langgestellten  Kline  nun  liegt,  mit  dem  Kopf 
genau  in  der  Mitte  des  Ganzen,  ein  Mann  im  üblichen  Schema 
des  Totenmahls,  oberwärts  nackt,  die  Beine  vom  Himation 
bedeckt;  das  rechte  kommt,  horizontal  gestreckt,  links  von 
der  Frau  zum  Vorschein.  Er  stützt  sich  mit  dem  1.  Ellen- 
bogen auf  das  Polster,  über  den  Unterarm  legt  sich,  vom 
Rücken  herkommend,  der  Mantel.  Die  Hand  ist  weggebrochen. 
Horizontale  Bruchspuren  oben  unterhalb  der  Brust,  ein  wenig 
höher  als  der  Bruch  des  Handgelenks,  zeigen,  dafs  die  Hand 
die  Schale  hielt.  Der  r.  Arm  legte  sich  um  den  Nacken  der 
Frau,  auf  deren  Schulter  die  Hand  geruht  haben  wird.  Auf 
zwischengeflicktem  Halsstück  sitzt  der  zugehörige  Kopf,  bärtig 
mit  in  die  Stirne  herabhängendem  Haare  und  einem  Rest  des 
»Modius«.  Er  blickt  grad  aus. 

Neben  ihm  also  sitzt  die  Frau,  in  Chiton  und  Himation 
(fehlt  der  Oberkörper  vorn  bis  über  den  Nabel  abwärts).  Mit 
dem  1.  Arm,  von  dem  nur  der  halbe  Unterteil  geblieben  ist, 
stützt  sie  sich  auf  die  Matratze  und  schlug  das  1.  Bein  (jetzt  ab- 
scheulich ergänzt  bis  zum  halben  Oberschenkel  mit  der  auf- 
liegenden r.  Hand)  über  das  rechte.  Sie  zog  damit  Chiton  und 
Himation,  deren  schmaler  Abbruch  da  läuft,  wo  die  moderne 
Stütze  des  1.  Fufses  ansetzt,  etwas  empor.  Das  Himation  war 
von  der  1.  Seite  über  beide  Beine  geworfen,  und  ein  Zipfel 
ist  von  der  r.  Seite  her  über  den  1.  Oberschenkel  geworfen. 
Ihre  Rechte  mag  erhoben  vor  der  Brust  gelegen  haben. 

Von  den  zwei  Figuren  auf  der  schräg  gestellten  Kline 


822  GIARDINO  DELLA  PIGNA  16.  17.  18.  19.  20. 

sind  die  Beine  als  im  Grund  verschwindend  nie  daxgestellt 
gewesen ;  beide  Oberkörper,  schon  ziemlich  tief  abgebrochen, 
sind  vom  Ergänzer  glatt  geschnitten,  auf  einem  haftet  noch 
die  plumpe  Ergänzung;  bei  dem  andern  ist  sie  verschwunden, 
die  Stückungsfläche  mit  Eisen  darin  sichtbar  geworden.  Von 
der  links  liegenden  Figur  ist  der  mittlere  Teil  des  r.  Armes 
am  Polster  des  Modiusträgers  haften  geblieben;  er  langte  vor, 
nach  dem  Tisch  zu;  der  1.  Arm  scheint  auf  dem  Polster  rechts 
vom  Rumpfe  aufzuliegen.  Gleich  daneben  scheint  auch  ein 
Stück  vom  r.  Arm  des  andern  sichtbar  zu  sein,  während  dessen 
1.  Unterarm,  vom  Gewand  überdeckt,  ganz  rechts  auf  dem 
Polster  zu  liegen  scheint,  und  vielleicht  noch  wie  ein  Schatten 
der  Hand  mit  einer  Schale  über  dem  Bettpfostenkopf  zu  er- 
kennen sein  dürfte.     Griechische  Arbeit  des  4. — 3.  Jhdts. 

Das  Stück  möchte  ziemlich  einzig  dastehen  durch  die 
Gröfse  und  fast  runde  Ausführung.  Beim  Unterweltsgott  sind 
wohl  Verstorbene,  als  Gäste  aufgenommen,  am  Mahl  teil- 
nehmend dargestellt.  Unteritalische  Herkunft  ist  zu  vermuten. 
Vgl.  Römische  Mitteilungen  1900  XV  S.  $gff.  Abgebildet 
Galleria  Giustiniani  II 92. 

16.  Glatter  Sarkophag   (Taf.  90). 

L.  1,92  m.     Marmor  italisch. 

Die  ganze  Vorderseite  wird  von  der  tabula  ansata  ein- 
genommen, mit  der  Inschrift  CIL  XVI  4068.  Vorn  ein  Loch 
eingebrochen.     Stammt  aus  Fidenae. 

17.  18.  Zwei  korinthische  Capitäle  (Taf.  90). 

H.  0,52  m.  und  0,50  m.     Marmor  italisch. 

Von  Gröfse  weniger  als  von  Stil  und  Erhaltung  verschieden. 
19.  Sarkophagstück  (Taf.  90). 

Br.  0,47  m.f  H.  0,38  m.     Marmor  grobkörnig. 

Clipeus  mit  Brustbild  eines  kurz  geschorenen  und  ra- 
sierten Mannes  in  Tunica  und  Toga.  Von  dem  linken  tragenden 
Amor  ein  Teil  erhalten;  vom  rechten  nur  Finger. 

20.  Ornamentplatte,  jetzt  fehlend  (Taf.  90). 

H.  0,29  m.,   Br.  0,58  m.      W ei fs -bläulich er  Marmor    mit  dunklen   Streifen. 


G1ARD1N0  DELLA  PIGNA  21.  22.  23.   24. 


823 


Dargestellt  ist  eine  Tafel  (nur  der  untere  Teil),  an  deren 
Unterkante  mit  drei  Schnüren  zwei  Festons  aufgehängt  sind. 
Arbeit  antik?  Vergl.  Gall.  lapidaria  181:  ein  oben  voll- 
ständigeres Gegenstück. 

21.  Rechtes  Ende  eines  Sarkophagdeckels 

(Taf.  90). 

Br.  0,83  m.,  H.  0,20  ra.     Marmor  grobkörnig. 

Rechts  in  der  recht  deutlich  gemachten  Kürbislaube 
schläft  Jonas  nackt.  Links  davon  Jonas  vom  Seetier  aus- 
gespieen nach  rechts.  Ganz  links  das  Seetier  und,  von  ihm 
aufgefangen,  Jonas;  auch  noch  1.  Arm  des  Fischers. 

22.  Torso  einer  bekleideten  Frau   (Taf.  90). 

H.  0,81  m.  bis  zum  Gürtelknoten.     Marmor  italisch. 

Pcplos  mit  Steilfalten  vor  dem  r.  Standbein,  über  dem 
Apoptygma  halbhoch  gegürtet;  das  1.  Knie  hängend,  das 
Gewand  mehr  als  der  zu  schlanke  Körper  an  das  5.  Jahrh. 
erinnernd.  Am  1.  Oberschenkel  aufsen  Stützenbruch.  Die 
Plinthe  zum  Einlassen  geschnitten.     Arbeit  mittelmäfsig. 

23.  Sarkophagteil  vom  rechten  Ende   (Taf.  90). 

H.  0,45  m.,  Br.  0,26  ra.     Marmor  grobkörnig. 
Ergänzt  Kopf,  r.  Schulter  und  Flügel,  Oberstes  vom  linken. 

Amor-Somnus  nach  links,  das  r.  Bein  über  das  1.  schlagend; 
die  umgekehrte  Fackel  unter  die  r.  Achsel  stemmend  und 
daran  die  hängende  R.  mit  einem  Kranze  legend.  Seine  L. 
ist  auf  die  r.  Schulter,  dem  ruhenden  Kopfe  untergelegt. 
Rechts  neben  ihm  ein  Stamm.    Arbeit  des  2. — 3.  Jahrhunderts. 

24.  Teil  einer  Aschenurne  (Taf.  90,  andre  Teile  89). 

H.  0,54  m.,  Br.  (unten)  0,40  m.     Marmor  italisch. 

An  den  Ecken  unten  sieht  man  vorn  Adler,  mit  Hasen 
in  den  Krallen,  hinten  Schwäne  mit  Jungen,  die  unten  da- 
neben liegen;  oben  (nur  rechts  erhalten)  vorn  Ammonskopf 
mit  Fruchtkranz,  hinten  Bukranien  mit  Lorbeerkranz;  darüber 
vorn  ein  nach  links  liegender  oder  schwebender  Knabe,  der 


824  GIARDINO  DELLA  PIGNA  25.  26. 

den  1.  Arm  nach  rechts,  den  r.  Arm  nach  links  ausstreckt. 
Um  die  Arme  schlingt  sich  ein  über  dem  Kopf  bauschender 
Gewandstreif. 

25.  Zeus(?)statuette  (Taf.  91). 

Ohne  die  neue  Fufsplattc  H.  0,74  m.     Marmor  italisch. 

Ergänzt  Fufsplatte  und  mehr  als  die  Hälfte  des  r.  Unterbeines,  das 
linke  bis  über  das  Knie.  R.  Hüfte,  r.  Arm  mit  Schulter  wieder  abgefallen. 
Der  Kopf  (jetzt  fehlend)  ist  mit  dickem  Eisenstift  auf  modernem  Halsstück 
befestigt. 

Stand  auf  dem  1.  Fufs,  den  rechten  zur  Seite  voll  auf- 
gesetzt. Der  Unterkörper  ist  bis  nahe  an  den  Nabel  ins 
Himation  gehüllt,  dessen  einer  Zipfel  um  den  1.  Arm  fallend 
und  ihn  bis  nah  an  die  Schulter  deckend,  zugleich  mit  dem 
andern  Zipfel  durch  die  auf  die  Hüfte  gestemmte  Linke  ge- 
halten wird.  Der  r.  Arm  reichte  ziemlich  hoch  ans  Scepter, 
von  dem  ein  Stützenbruch  an  der  r.  Hüfte  am  Gewände  ist. 

Das  Haar  ist  über  der  Stirn  nicht  gesträubt,  sondern 
schlicht  zur  Seite  gestrichen,  die  Ohren  mit  Lockenmassen 
deckend.  Schnurr-  und  Kinnbart  sind  symmetrisch  geordnet, 
auch  Stirn  und  Augen  von  älterer  Form  (des  5.  Jahrhunderts). 
Arbeit,  besonders  am  Kopf,  nicht  fein. 

Typus  Reinach  Repert.  II  136  (Palermo). 

26.  Cinerar   (Taf.  91). 

H.  0,69  m.,  Br.  0,43  m.,  T.  0,22  m.     Marmor  italisch. 

Hat  die  Form  eines  Arcus,  der  mit  Fufsplatte  innen 
0,455  m'i  ohne  sie  0,38  m.  hoch,  0,22  m.  weit  ist  und  dessen 
Attika,  gehöhlt  (ein  kleiner  Teil  des  Deckelfalzes  ist  übrig), 
den  Aschenbehälter  bildete,  während  im  Arcus  die  Büste 
stand,  für  deren  Einfügung  ein  Zapfenloch  in  der  Fufsplatte 
bestimmt  war. 

Die  tragenden  Pilaster  sind  vorn  mit  aufsteigenden  Ranken 
verziert,  haben  statt  der  Capitäle  Blitze  tragende  Adler,  über 
denen  die  Pfeiler  glatt  weitergehen,  seitlich  nach  innen  je 
eine  Palme;  darüber  ist  ein  einfachster  Mäander  am  Gebälk 
der  Attika.  An  den  Seiten  ist  unten,  rechts,  ein  Rundschild, 
dahinter  gekreuzt  Schwert  und  Lanze  (?),  links  glatt;  höher 
jederseits  ein  Tropaeum  zwischen  sitzenden  Gefangenen,  die 


GIARD1N0  DBLIjA  PIGNA  27.  28.  825 

sich  gegen  einander  wenden.  Das  Tropaeum  links  steht  tiefer, 
bekleidet  mit  befranstem  Gewand;  oben  deckt  den  Pfahl  eine 
Fell(Haar)-Kappe,  und  dicht  darüber  ist  ein  Zapfenloch.  Neben 
den  Schultern  sind  links  und  rechts  sechseckige  Schilde;  so 
auch  rechts,  wo  das  Gewand  am  Tropaeum  ähnlich,  die  Kopf- 
bedeckung nicht  erhalten.  Hier  sieht  man  besser  als  links, 
dafs  das  Tropaeum  als  in  einer  Nische  (wie  bei  den  sogen. 
Trofei  di  Mario)  stehend  vorgestellt  ist. 

Vgl.  die  mit  Trophäen  an  den  Ecken  und  Waffen  ge- 
schmückte Urne,  bei  E.  Caetani-Lovatelli,  Attraverso  il  mondo 
antico  S.  285. 

27.  Sarkophagstück   (Fig.  91). 

H.  0,30  m.,  Br.  0,23  m.      Marmor  grobkörnig. 

Erhalten  nur  zwei  Figuren  bis  fast  zur  Mitte  der  Unter- 
beinc.  Rechts  Virtus,  behelmt,  in  kurzem  Gewand,  das  die 
Brust  blofs  läfst,  schreitet  nach  rechts,  die  Rechte  vor- 
streckend; in  der  Linken  Lanze  (?).  Links  schreitet  nach  links, 
aber  nach  rechts  umblickend,  ein  straubhaariger  Jäger,  in 
Tunica  und  Sagum,  mit  der  Linken  wohl  den  Schwertgriff, 
mit  der  Rechten  eine  Lanze  senkrecht  haltend.  Späte  Bohr- 
arbeit. 

28.  Weiblicher  Torso   (Taf.  91). 

ÜberJcbcnsgrofs  (Brustwarzenweite  0,34  m.).     Marmor  pentclisch. 

Erhalten  nur  von  den  Schultern  bis  etwas  über  den  Nabel, 
mit  1.  Oberarm,  in  weichem  ein  Kinsatzloch  für  den  wagrecht 
vorgestreckten  Unterarm.  Der  r.  Arm  ist  derartig  abgespalten, 
dafs  seine  Haltung  unklar  ist.  Auch  der  Kopf  sammt  Hals 
war  eingesetzt.  Stand  auf  dem  r.  Bein,  mit  feinem  ionischen 
und  darüber  dorischem  Chiton  bekleidet,  der  nur  die  1.  Brust 
und  Schulter  freiläfst,  so  dafs  der  ionische  nur  hier  und  an  dem 
etwas  nach  vorn  bewegten  Oberarm  sichtbar  wird,  unter 
diesem  in  charakteristischen  feinfaltigen  Massen  herabhängend 
über  den  straff  unter  der  1.  Achsel  durchgezogenen  dorischen 
Chiton;  desgleichen  an  der  r.  Seite,  wie  es  scheint,  durch  den 
Schlitz  des  dorischen  Kleides.  Gegürtet  nicht  tief  mit  einer 
doppelten  Schnur,   deren  Schleife   vorn   in  einem  Bohrloch 


826  GIARDINO  DELLA  PIC.NA  29.  30. 

besonders  gearbeitet  angefügt  war.     Gute  Copistenarbeit,  aber 
sehr  zerstört. 

Eine  solche  Gewandanordnung  dürfte  im  ersten  Halb 
des  fünften  Jahrhunderts,  dessen  Stil  im  allgemeinen  nach- 
geahmt scheint,  (die  von  den  Ärmelknöpfen  ausgehenden 
Faltengruppen  sind  noch  archaistischer  und  zugleich  manie- 
riert) unerhört  sein.  Also  wohl  ein  merkwürdiges,  nicht 
gewöhnliches  Beispiel  archaisierender  Kunst.  Eine  bis  auf 
Kopf  und  Unterarme,  die  eingesetzt  waren  und  sich  verloren, 
vortrefflich  erhaltene  Wiederholung  ward  jüngst  aus  Korinth 
bekannt,  American  Journal  of  arch.  1902  Taf.  XVI. 

29.  Sarkophagstück   (Taf.  91). 

H.  0,80  m.,  mit  Rand  oben,  Br.  unten  0,27  m.  mit  kleinem  Rest  eines  Pilastcrs 

rechts.     Marmor  grobkörnig. 

Amor-Somnus  nach  rechts,  1.  Bein  über  rechtes  schlagend, 
die  umgekehrte  Fackel  unter  die  1.  Achsel  stemmend,  daran 
den  1.  Arm  legend,  in  der  Linken  eine  Corona  tortilis.  Der 
Kopf  legt  sich  mit  fast  geschlossenen  Augen  auf  die  r.  Hand, 
die  auf  der  1.  Schulter  liegt.  Über  der  Stirn  Haarknoten. 
Locken  im  Nacken.  Links  Rest  eines  bekleideten  Beines, 
rechts  ein  Pilaster.  Rote  Farbspuren  an  Flügeln,  Augen, 
Band  des  Kranzes,  Fackel  und  Umrifs  des  r.  Arms.  Arbeit 
des  3.  Jahrhunderts. 

Gerhard-Platner  S.  107  Nr.  8a. 

30.  Nackte  Knaben-Statuette   (Taf.  91). 

H.  noch  0,85  m.    Marmor  grobkörnig. 

Fehlen  Kopf,  Hals,  Arme,  r.  Unterbein  bis  fast  zum  Knöchel. 
Mehrfach  gebrochen,  das  Glied  stark  bestofsen,  im  1.  Oberschenkel 
ein  Flicken. 

Bewegung  ähnlich  dem  Doryphoros  Polyklets:  Rechte  war 
gesenkt  (vor  der  Hüfte  ein  Bohrloch);  der  1.  Oberarm  war 
etwas  zurückgenommen;  ein  Stützenbruch  mit  rostigem  Eisen- 
nagel von  Ergänzung  liegt  über  der  Hüfte.  Auch  im  r.  Arm- 
bruch Rest  eines  Bohrlochs.     Arbeit  dekorativ. 

Aufgesetzt  ohne  Hals  ein  behelmter  Kopf  mit  tief  aus- 
geholter Iris  im  Auge,  fast  maskenartig;  auf  dem  Helme  ein 
liegendes  Tier. 


GIARDINO  I)£LLA  P1GNA  31.  32.  33.  827 

31.  Aschenkiste    (Taf.  91). 

H.  0,37  ra.,  Br.  0,58  ra.,  T.  0,36  m.,  ohne  Rahmen,  aus  eigentümlich  (durch 

Feuer?)  zackig  verwittertem  Marmor. 

Das  Relief  sehr  zerstört. 

Die  Hauptfigur  nackt,  bärtig  (?),  tritt  einem  ganz  undeut- 
lichen Gefährten  voran  mit  gefälltem  Spiefs  dem  anrennenden 
grofsen  Eber  entgegen,  unter  dessen  1.  Vorderbein  ein  Hund 
liegt,  während  ein  andrer  den  Eber  wütend  anfallt.  Über 
dem  Eber  sieht  man  links  von  vorn  einen  Mann,  der,  am 
1.  Arm  beschildet,  mit  der  Rechten  ausholt;  rechts  ein  Weib, 
das,  um  die  Taille  mit  einem  Schal  gegürtet,  beide  Arme  (mit 
einer  Axt  ?)  hebt,  also  Atalante. 

32.  Sarkophagstück   (Taf.  91). 

H.  mit  Rand  oben  0,32  m.,  Br.  0,27  m.     Marmor  italisch. 

Links  steigt  ein  Amor  auf  einer  Leiter  zum  Weinstock 
hinauf  und  schneidet  mit  sichelförmigem  Messer  Trauben; 
ein  zweiter  steht  unter  der  Leiter,  gebückt  einen  Korb  aus- 
schüttend, wohl  in  die  Kelter,  in  der  vor  ihm  ein  dritter, 
fast  vom  Rücken  gesehen,  vermutlich  stand.  Er  blickt  hinauf, 
hält  ein  Pedum  in  der  Linken;  sein  r.  Arm  fehlt  mit  dem 
Weiteren.     Arbeit  spät. 

Gerhard-Platner  S.  107  Nr.  9. 

33.  Togatus,  Statuette    (Taf.  92). 

H.  0,64  m.    Marmor  grobkörnig  bläulich. 
Der  ergänzte  Kopf  ist  neuerdings  abgebrochen. 

Steht  auf  dem  r.  Fufs,  das  1.  Bein  leicht  gebogen,  be- 
kleidet mit  Tunika  und  Toga,  deren  Umwurf  ungewöhnlich 
ist,  indem  sie  unter  dem  r.  Arm  durchgezogen,  über  den  1. 
Unterarm  geworfen  und  zu  einem  schmalen  Streifen  zusammen- 
gedreht unter  dem  1.  Arm  zurückkehrend  von  der  gesenkten 
r.  Hand  gefafst  wird.  Auch  von  dieser  hängt  noch  das  letzte 
Ende  herab  auf  einen  Ast  des  Stammes,  der  zu  übergrofser 
Sicherheit  neben  dem  Standbein  steht.  Die  Linke  trug  einen 
Gegenstand,  der,  erhalten  nur  mit  dem  unteren  Teil  des  Ober- 
arms, hier,  diesem  anliegend  einer  dicken,  doppelten  Rolle 
gleicht.    Senkrecht,  ein  wenig  nach  hinten  eingebogen,  ist  er 


828  GIARDINO  DELLA  PIGNA  34. 

oben  abgebrochen  mitsamt  der  Schulter,  nach  unten  durch 
zwei  Stützenbrüche  in  seinem  Verlauf  angezeigt,  einem 
kleineren  etwa  in  Höhe  der  Hand,  einem  grofeen  oblongen 
vor  dem  Oberschenkel,  über  denen  Arm  und  Attribut  also 
frei  vom  Körper  abstanden.  Flott  angelegt,  oberflächlich 
ausgeführt. 


34.  Sarkophagvorderseite   (Taf.  92). 

L.  2, 20  m.,  H.  0,55  m.    Marmor  griechisch. 

In  der  Mitte  steht  Poseidon  auf  seinem  Wagen ,  dessen 
allein  sichtbarer  Kasten  seine  Unterbeine  verdeckt,  rechtshin 
drehend  mit  etwas  gespreizten  Beinen  und  stark  gebreiteten 
Armen,  über  die  ein  Schal  hängt,  der  über  dem  Kopfe 
bauscht.  Ihm  zufliegend  oben  jederseits  ein  Eros,  unten  in 
den  Wellen  fünf  Eroten,  Delphine  und  ein  Seedrache.  Jeder- 
seits hielt  wohl  ein  Triton,  neben  den  vier  Rossen,  blasend 
die  Muschcltrompete  mit  der  R.  an  den  Mund.  Der  rechte, 
langhaarig,  schultert  mit  der  Linken  einen  Anker,  der  1.  ist 
kurzhaarig,  seine  Linke,  mit  gespreizten  Fingern  am  Grunde 
sichtbar,  hält  nichts.  Jeder  hat  um  den  1.  Arm  ein  Fell.  Auf 
ihrem  Fischleibe  sitzt  je  eine  Nereide,  die  linke,  mit  Busen- 
band, vom  Rücken,  die  rechte  von  vorn  gesehen.  Jene 
legt  die  Rechte  um  den  Hals  des  Triton,  diese  trägt  auf  dem 
1.  Arm  einen  Eros;  ein  grofses  Scepter  liegt,  nur  zum  kleinen 
Teil  erhalten,  in  ihrem  r.  Arm;  das  ein  aus  dem  Wasser  sich 
hebender  Eros  angefafst  zu  haben  scheint.  Zwei  Eroten 
fliegen  auch  von  links  auf  die  linke  Nereide  zu,  zwei  sind 
neben  der  andern  rechts.  Je  am  Ende  noch  eine  Nereide, 
die  links  auf  einem  Meer(?)stier  sitzend,  die  rechts  neben  einem 
solchen,  schwebend,  ihn  liebkosend.  Jene  (ob  Amphitrite?} 
hat  den  Kopf  von  Gewand  bedeckt,  dessen  Saum  die  be- 
hobene Linke  und  die  gesenkte  Rechte  hält;  zu  ihr  wenden 
sich  von  den  Eroten  in  der  Luft  zwei,  das  Kopftuch  fassend. 
Arbeit  des  2.-3.  Jahrh.;  garstig  lange  Hälse. 

Abgebildet  und  besprochen  von  O.  Jahn  Entführ,  d.  Europa,  Denk- 
schriften der  Philos.-histor.  Kl.  d.  Wiener  Akad.  XIX  Taf.  IX  a.  S.  51  (S.A.1. 
Jahn  ist  geneigter  Europa  zu  sehen  als  Amphitrite,  vielleicht  auch  nureioe 
Nereide. 


GIARDINO  DELLA  PIGNA  35.  36,  37.  829 

35.  Satyr  als  Brunnenfigur  (Taf.  92). 

H.  0,80  m.     Marmor  italisch. 

Ein  Bruch  geht  durch  den  r.  Fufsknöchel,  I.  Knie,  1.  Unterarm.  Unter 
r.  und  1.  Fufs  sind  noch  StUcke  der  alten  Plinthe  (die  größtenteils  modern 
ergänzt  ist)  erhalten,  zusammenhängend  aber  gebrochen.  Hinten  ist  die  r. 
Schulter  und  Oberarm  (aufsen)  etwas  auch  die  1.  Schulter  abgespalten; 
Eisennägel   und  Abarbeitung  bezeugen  eine  Restauration. 

Steht  auf  dem  1.  Fufs,  den  r.  entlastend,  hält  in  der  Linken 
den  Schlauch  (der  von  hinten  her  durchbohrt  ist),  mit  der 
Rechten  die  Syrinx,  nicht  ganz  an  den  Mund.  Arbeit 
gemein.     Rot  aufgemalt  OST(ia). 


36.  Sarkophagstück  (Taf.  92). 

L.  1,25  m.,  H.  0,53  m.     Marmor  grobkörnig  streifig. 
Rechts  oben '  ergänzt. 

Vor  einem  gefallenen  Pferde  liegt  unten  links,  den  Zügel 
noch  mit  der  Linken  haltend,  in  gezwungener  Lage  ein  Jäger, 
von  rechts  springt  über  eine  tote  Löwin,  der  vorn  ein  Speer 
aus  der  Brust  hervorragt,  ein  Löwe  an,  aus  dessen  1.  Ober- 
schenkel hinten  eine  Speerspitze  zum  Vorschein  kommt,  an- 
gegriffen von  einem  nebenherlaufenden  zottigen  Hunde  mit 
Halsband,  an  welchem  ein  Ring  ist.  Über  dem  Rücken  des 
Löwen  sieht  man  das  r.  Vorderbein  eines  nach  rechts  be- 
wegten Pferdes,  Gewand  von  einem  Mann  von  vorn.  Unter 
dem  Löwen  noch  ein  Tierbein  und  rechts  das  Unterteil  eines 
Jägers  in  Tunica  und  Stiefeln,  nach  rechts,  dessen  lebhaft  be- 
wegte rechte  Hand  zufälliger  Weise  sich  auf  das  Kreuz  des 
Löwen  legt.     Späte  Arbeit. 


37.  Langbekleidete  Frauenstatuette   (Taf.  92). 

H.  ca.  0,85  m.  bis  zum  Gürtel.    Marmor  italisch. 

Fehlen  Kopf,  beide  Arme,  Alles  über,  an  ihrer  1.  Seite  auch  etwas 
unter  dem  GUrtel. 

Steht  auf  1.  Fufs,  r.  danebensetzend;  bekleidet  mit  Chiton, 
Himation,  der  oben  zum  Wulst  gedreht  ist,  und  Schuhen. 
Arbeit  mittelmäfsig. 


83O  GIARDINO  DELLA  PIGNA  38. 

38.  Herakles  und  Hesperide.    Hochreliefstück 

(Taf.  92). 

H.  0,24  (einst  etwa  0,50—60)  m.,  Br.  0,24  m.  mit  Rahmen  (Anlauf  und  Platte) 

unten  und  rechts.     Marmor  griechisch. 

Erhalten  das  1.  Spielbein  des  Herakles,  daneben  rechts 
ein  hängendes  Löwenbein  und  weiter  rechts,  höher  das  untere 
Ende  des  Bogens.  Daneben  rechts  kleiner  ein  erwachsenes 
Mädchen,  welches  aus  dem  Grunde  nach  vorn  schreitet.  Mit 
der  Linken  zieht  sie  das  Himation,  dessen  einer  Zipfel  über 
dem  1.  Arm  liegt,  und  das  um  den  Unterkörper  hinten  herum- 
genommen ist,  nach  ihrer  1.  Hüfte  hin,  wobei  doch  das  L 
Bein  gröfstenteils  unbedeckt  bleibt;  die  Rechte  (verstümmelt) 
hob  sie  staunend,  indem  sie  zu  Herakles  hinaufblickte.  Hinter 
ihr  ein  runder  Stamm,  von  welchem  oben  rechts  die  Spitze 
des  Schlangenschwanzes  zur  Seite  hängt. 

Das  ist  zweifellos  das  Stück,  welches  Zoega  folgender- 
mafsen  beschreibt:  »rimane  la  gamba  sinistra  d'una  figura 
d'Ercole  in  piedi  con  parte  della  pelle  leonina  pendente  da 
questo  (d.  h.  dem  linken)  braccio  e  la  clava  piantata  in  terra; 
avanti  la  clava  sta  una  piccola  figura  di  donna  seminuda,  la 
quäle  raccogliendo  colla  s.  il  suo  peplo  guarda  insu  verso 
Ercole  ed  alza  la  destra«,  Worte,  die  Robert  DASR.  HI, 
S.  136  falschlich  auf  die  von  Dal  Pozzo  gezeichnete  Sarko- 
phagseite H3C  bezieht,  wo  Herakles  von  hinten  gesehen  wird, 
während  er  nach  Zoegas  Beschreibung  in  Vorderansicht  ge- 
standen haben  mufs,  wie  in  unserm  Relief.  Zoega  hielt  nur 
den  Baumstamm  für  die  Keule  und  übersah  die  Schwanz- 
spitze, die  auch  auf  dem  Sarkophag  von  Mantua  (Robert 
Nr.  102)  links  von  der  verlorenen  Nebenseite  her  sichtbar  ist. 
Vgl.  den  Corsinischen  Sarkophag  (Robert  106  und  S.  130). 
Ob  unser  Relief  zu  einem  Sarkophag  gehört,  darf  man  (trotz 
dem  Kölner  Sarkophag,  Robert  Taf.  XLII)  wegen  des 
Rahmens  bezweifeln. 

Richtig  verglich  Amelung,  Einzelaufn.  IV  S.  58,  unser 
Relief  zu  der  ebenda  II  Nr.  385  abgebildeten  und  besprochenen 
Wörlitzer  Gruppe.  Auch  er  übersah  indessen  die  Schwanz- 
spitze; sonst  würde  er  gewifs  für  jene  Gruppe  die  völlig 
sichere  Deutung   auf  Herakles   mit  den  Hesperiden  an  die 


GIABDINO  DBLLA  PIGNA  39.  40.  41.  42.  83 1 

Stelle  der  verschiedenen  irrigen  gesetzt  haben.  Die  Über- 
einstimmung des  Herakles,  der  Hesperide  und  des  Stammes 
ist  so  grofs,  dafs  man  getrost  auch  dem  Wörlitzer  Herakles 
den  Bogen  in  die  Linke  und  die  Keule  in  die  Rechte  geben 
darf,  wie  es  durch  den  Corsinischen  Sarkophag  und  die 
nahe  verwandte  andre,  bei  unserer  Nr.  98  zu  erwähnenden 
Darstellung  des  Hesperidenabenteuers  empfohlen  wird. 
Cagnat  (Mus6e  de  Lamb^se  S.  50  zu  Taf.  IV  6  hat  den  Rest 
einer  kleinen  Gruppe,  nach  Helbigs  Weisung,  richtig  mit 
der  Wörlitzer  Gruppe  verglichen,  aber  deren  falsche  Deutung 
als  Theseus  und  die  befreiten  Athenerinnen  auf  das  Fragment 
von  Lambaesis  übertragen,  obgleich  hier  Herakles  durch  die 
Körperformen  und  den  Köcher  völlig  gesichert  ist.  Durch 
den  mit  Pfeilen  gefüllten  Köcher  wird  nun  auch  der  Bogen 
in  der  Hand  des  Herakles  für  beide  Gruppen  bestätigt,  wie 
er  auf  unserm  Relief  überliefert  ist.     Arbeit  sorgfaltig. 

Gerhard-Platner  S.  107  Nr.  12. 

39.  Clipeus  von  einem  Sarkophag.     Rechts  von 
30  eingemauert,  daher  auf  Taf.  92  nicht  sichtbar. 

Dm.  0,24  in.     Marmor  griechisch. 

Bildnis  eines  bekleideten  Knaben,  dessen  Haar  kurz  ge- 
schoren ist;  die  Pupille  je  ein  eingebohrtes  Loch. 

40.  Giebel  von  einem  Grabstein    (Taf.  92). 

H.  0,23  m.,  Br.  0,70  m.     Marmor  italisch. 

Dasselbe  Blattornament  zweimal,  aufwärts  wie  abwärts, 
sowohl  am  graden  wie  an  den  schrägen  Geisa.  Im  Feld 
Kranz  mit  flatternden  Bändern.     Arbeit  des  1.  Jahrhunderts. 

41.  Rechtes  Ende  eines  Sarkophagdeckels. 
Rechts  neben  40,  auf  Taf.  92  nicht  sichtbar. 

H.  0,28  m.,  Br.  0,20  m.     Marmor  griechisch. 

Amor  (Phosphoros?)  mit  einer  Fackel  nach  rechts  laufend 
und  dabei  nach  links  sich  umsehend. 

42.  Sarkophagstück   (Taf.  92). 

H.  0,34  m.,  Br.  0,22  m.     Marmor  streifig,   grobkörnig. 


832  GIARDINO  DELLA  PIGNA  43-  44-  45-  4^. 

Ein  Krieger  steht  von  vorn  im  Panzer,  die  Linke  oben 
auf  dem  Rand  des  Schildes,  der  fast  in  Vollansicht  auf  einen 
Felsen  gestellt  ist.  Vom  Paludamentum  ist  ein  kleiner  Teil 
sichtbar  und  an  der  1.  Hüfte  der  Schwertgriff.  L.  Schulter, 
Kopf,  r.  Arm  fehlen  mit  allem  übrigen.  Arbeit  derb ,  aber 
nicht  ungeschickt.    Rothe  Nummer  70. 

43.   Barbar,  Statuette    (Taf.  92). 

H.  0,45  m.     Marmor  italisch. 
Fehlen  Kopf,  r.  Unterarm,  Füfse. 

Steht  in  kurzem,  langärmeligem  Rock,  über  den  ein 
Mantel  hinten  in  breiter  glatter  Masse  wie  ein  Pfeiler  herab- 
fällt. Er  hat  Hosen;  auf  der  1.  (und  r.f)  Schulter  liegen  die 
vorderen  Enden  der  Tiara,  im  Nacken  auf  dickem  Haarwulst, 
das  hintere.  Er  hatte  den  r.  Arm  erhoben,  stemmt  den  linken 
in  die  Seite.     Vgl.  Nr.  220.     Arbeit  grob. 

44.  Grabstein  mit  eradierter  Inschrift   (Taf.  92). 

H.  0,43  m.,  Br.  0,29  m.     Marmor  griechisch. 

45-   Jünglingsstatuette    (Taf.  93). 

H.  0,98  m.  ohne  Plinthe.     Marmor  italisch. 

Kopf,  Arme,  fast  ganz  das  Glied  fehlen.  Schnitt  durch  Stamm  und 
Beine,  mit  diesen  wie  mit  den  antiken  Füfsen  und  unterem  Stammende  auf 
antiker  Plinthe  sind  die  modernen  Unterbeine  durch  Eisenklammern  ver- 
bunden; was  geflickt,  z.  T.  wieder  abgefallen. 

Stand  auf  dem  r.  Bein,  das  durch  einen  Stamm  verstärkt 
ist,  das  1.  mit  gelöster  Ferse  zur  Seite  setzend;  hatte  den  1. 
Arm  gehoben,  den  r.,  so  viel  zu  sehen,  gesenkt,  den  Kopf 
ein  wenig  rechts  gewandt.     Bessere  dekorative  Arbeit. 

(Der  auf  Taf.  93  unter  45  sichtbare  Reliefkopf  ist  modern). 

46.  Nackter  Jünglingstorso  (Taf.  93). 

Lebensgrofs.     Marmor  italisch. 

Kopf,  Hals,  r.  Arm,  1.  Unterarm  fehlen.  Alles  abwärts  von  etwas  ober- 
halb des  Nabel  war  besonders  gearbeitet,  an  nicht  wagerechter  Stückungs- 
fläche angesetzt,  später  einmal  mit  zwei  groben  Klammern  hinten  verbunden. 

Safs  wohl  nackt,  nur  um  die  1.  Armbeuge  mit  Gewand, 


G1ARDIN0  DELLA  PIGNA  47.  48.  49.  833 

das  von  seiner  r.  Seite  hinten  herum,  von  aufsen  um  den 
Arm  und  wieder  nach  hinten  ging,  um  neben  dem  Ellbogen 
nach  aufsen  über  den  Felsen  zu  hängen,  auf  den  er  den 
Ellbogen  stützt;  hatte  den  Kopf  etwas  nach  seiner  L.  geneigt. 
Oben  am  Hals  Löcher,  ebenso  zwei  hinten  oben  im  Gewand 
für  Klammern  moderner  Ergänzung.  Locken  fallen  auf  beide 
Schultern.  Hinter  der  1.  Rückenseite,  an  der  Grenze  des  Ge- 
wandes ein  starkes  Bohrloch  für  ein  Wasserrohr  oder  zur 
Befestigung  mit  dem  unteren  Teil.     Arbeit  mittelgut. 

47.  Bacchusstatuette  (Taf.  93). 

H.  0,84  m.  (die  Schultern).    Marmor  griechisch. 
Fehlen  Kopf,  Hals,   r.  Arm,  1.  Unterarm  grösstenteils. 

Steht  auf  dem  r.  Fufs,  den  1.  weit  zur  Seite  setzend. 
Auf  der  1.  Schulter  geknüpftes  Ziegenfell.  Der  r.  Arm  hoch 
zur  Seite,  hielt  den  Thyrsos,  dessen  unteres  Ende  aufsen  an 
dem  Stamm,  der  das  r.  Bein  verstärkt,  erhalten  ist.  Der  1. 
Ellbogen  stützt  sich  auf  eine  vom  Gewand  überdeckte  Stütze 
an  der  andern  Seite,  der  Unterarm  war  gehoben.  Ein  Panther 
safs  aufrecht  (erhalten  nur  Hinterteil  und  eine  Vorderpfote) 
aufsen  links  neben  dem  Stamm. 

48.  Grab-Ara  der  Cornelia  Glyce   (Taf.  93). 

H.  1,46  m.y  Br.  0,74  m.     Marmor  griechisch. 

An  den  vier  Ecken  aus  Blattkelchen  hervorwachsende 
Palmbäume  mit  Früchten,  die  reichlich  grofs,  als  Datteln 
vielleicht  auf  den  Namen  Glyce  (für  Glycera)  anspielen  sollen, 
wie  sie  so  auffallig  gegen  den  Kopf  hin  hängen.  An  den 
Palmen  hängen  an  den  Nebenseiten  Festons,  über  denen  Krug 
und  Schale.  Vorn  im  runden  Aetom  ein  Blütenkranz  mit 
Bändern,  und  in  einer  Vertiefung  eine  bekleidete  Büste  älterer 
Form,  der  weibliche  Kopf  mit  Haarfrisur  wie  Julia  Titi, 
mächtig  dickem  und  breitem  Wulst  mit  Bohrlöchern;  in  den 
Augen  schwache  Andeutung  der  Pupille. 

Gerhard-Platner  S.  107  Nr.  14.     CIL  VI  16399. 

49.  Bekleidete  Frauenstatuette   (Taf.  93). 

Höhe  bis  Schultern  1,0  m.     Marmor  italisch. 
Vatican.  Katalog  I.  53 


834  GIARDINO  DELLA  PIGNA  50.  51.  52. 

Fehlen  Kopf,  Arme  (aufser  oberstem  Teil  des  rechten),  Spitzen  der 
drei  mittleren  Zehen  des  1.  Fufses,  die  mit  einem  Stück  der  Plinthe  glatt 
weggeschnitten  sind.  Von  einer  (antiken  ?)  Herstellung  rührt  wohl  ein  rostiges 
dickes  Dübelloch  im  r.  Armbruch  her;  vielleicht  auch,  wenn  nicht  von  ur- 
sprünglicher Stückung,  der  glatte  Schnitt  mit  grofsem  (50X75  mm.)  Dfibel- 
loch,  worin  Marmor  abgebrochen  ist,  und  Eisen  darüber  zur  Anfügung  des 
1.  Arms.  Auch  der  Rücken  ist  hinten  von  0,64  m.  über  der  Plinthe  glatt 
abgeschnitten  und  mit  grofser  Höhlung  versehen. 

Eine  alte  Frau  mit  welkem  Hals  und  flacher  Brust 
steht  auf  beiden  Füfsen,  bekleidet  mit  einem  Chiton,  der, 
oben  fein-  unten  grobfaltig,  vielleicht  kurze  Ärmel  hatte. 
Ungewöhnlich  ist  der  Umwurf  des  Himation,  dessen  eine  Seite 
über  die  1.  Schulter  vorn  herabhängt,  während  zwei  andere 
Zipfel  von  unten  her,  einer  von  rechts,  einer  von  links  nach 
vorn  gezogen  und,  die  Beine  bis  über  die  Knie  herab  deckend, 
durch  einander  gesteckt  und  gewissermafsen  verknotet  sind. 
In  den  hängenden  Teilen  ist  viel  Flächenbelebung  versucht 
worden.  Arbeit  besser  als  die  grofse  Masse.  Vgl.  Museo 
Chiaramonti  Nr.  580. 

50.  Clipeus  von  einem  Sarkophag  oder 

Grabstein    (Taf.  93). 

Durchm.  0,26  m.     Marmor  wegen  Corrosion  ungewifs. 

Unter  dem  unbärtigen  Brustbild  mit  Tunica  und  Toga 
zwei  gekreuzte  Füllhörner. 

51.  Torso  eines  Togatus   (Taf.  94). 

Lebensgrofs,  Marmor  grobkörnig,  sehr  verwittert. 

Der  Kopf,  welcher  sich  nach  seiner  Linken  wandte,  ist 
samt  Hals  glatt  abgebrochen,  der  r.  gestikulierende,  vor- 
bewegte Unterarm,  der  Stückung  verlustig;  der  linke,  am 
Gewände  hängend,  ist  abgebrochen,  auch  die  Beine  von  ober- 
halb der  Knie  fehlend.  Auf  der  r.  Schulter  ist  die  Toga  von 
vorn  kaum  sichtbar.     Von  guter  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  107  Nr.  8. 

52.  Kolossaler  männlicher  unbärtiger  Kopf 

(Taf.  94). 

Gesichtshöhe  ca.  1,20  m.,  Br.  ca.  1,0  m.     Marmor  italisch. 


GIARDINO  DELLA  PIGNA  53.  54.  835 

Vielfältig  geflickt  an  Haar  (wenn  nicht  vielmehr  der  ganze  Ober-  und 
Hinterkopf  samt  Ohren  neu  ist),  Mittelstirn,  Brauen,  Augen,  Nase,  Ober- 
lippe, Kinn,  mit  einem  Rifs  durch  die  1.  Wange. 

Nach  der  Neigung  des  Halses  gegen  die  1.  Schulter  ge- 
hörte der  Kopf  einem  stehenden,  nicht  einem  sitzenden  Kolofs. 
Dem  Augustus,  dem  man  ihn  zugeschrieben  hat,  gleicht 
allerdings  die  Breite  des  Schädels  und  die  Modellierung  um 
die  Mundwinkel,  nicht  aber  dafs  der  Mund  geöffnet,  statt 
geschlossen  ist.  Für  einen  Idealkopf  scheint  das  Gepräge 
zu  individuell.     Gute  Arbeit  des  i.  Jahrh.  n.  Chr. 

Nach  Gerhard-PIatner  S.  107  Nr.  16  wurde  der  Kopf  dem  Papste 
vom  Prinzen  della  Pace  geschenkt. 

53.  Weibliche  Provinzfigur  in  Hochrelief  (Taf.  94). 

H.  1,16  m.,  Br.  vorn  0,55  m.     Marmor  italisch,  bläulich  grobkörnig. 

Die  rauhe  Hinterseite  liegt  0,27  m.  hinter  der  Grundfläche  des  Reliefs, 
und  von  ihren  Kanten  laufen  die  Brüche  schräg  nach  vorn.  Unten  liegt 
ca.  0,87  m.  unter  der  Halsgrube  eine  wagrechte  Fläche,  wohl  zur  Auf- 
stellung hergerichtet.  Jedenfalls  war  die  Zurichtung  des  Blockes  wie  bei 
den  Provinzfiguren  von  der  Neptunsbasilika ,).  Fehlen  Kopf,  1.  Hand  und 
Unterarm,  r.  Unterarm  halb,  FUfse. 

Stand  auf  dem  1.  Fufs,  bekleidet  mit  doppeltem  Unter- 
gewand, unterem  mit  langen,  oberem  mit  kurzen  Ärmeln; 
darüber  ist  ein  gefranster  Mantel,  der  fast  bis  zu  den  Füfsen 
herabhängt,  unter  der  1.  Achsel  angezogen,  auf  der  r.  Schulter 
geknüpft.  Die  Linke  hielt  zur  Seite  hin  nach  unten  einen 
Gegenstand,  von  welchem  ein  Stützenbruch  unter  der  1.  Hand 
blieb;  die  Rechte  fafste  vor  der  r.  Leistengegend  einen 
schräg  von  unten  links,  nach  oben  rechts  verlaufenden  Stiel 
einer  Waffe.  Die  Oberfläche,  merkwürdig  frisch,  offenbar 
weil  durch  Farbe  geschützt  gewesen,  zeigt  am  Nackten  und 
Gewand,  nicht  auf  dem  Grund  Raspelung;  das  Gewand  hat 
Liegefalten.     Die  Conturen  von  Rillen  umzogen. 

Abgebildet  Lucas  a.  O.  S.  14  Fig.  15;  Bienkowski  a.  O.  80  Fig.  78. 

54.   Langbekleidete  Herme  (Taf.  121). 

H.  noch  1,14  m.  Br.  oben  0,26  m.,  unten  0,20  m.     Marmor  italisch. 


*)  Lucas,  Jahrbuch  1900  XV  S.  3;  Bienkowski,  Corpus  barbarorum, 
Prodromus  S.  60. 

53» 


836  GIAKDINO  DELLA  PIGNA  55.  56.  57.  58.  59. 

Hals  und  Kopf  fehlen. 

Die  xe?Pe*  waren  in  flache  Eintiefungen  (später?)  eingefugt, 
mit  Eisenstift  befestigt. 

Der  nicht  zugehörige  weibliche  Kopf,  dem  die  halbe 
Nase  fehlt,  ist  wohl  modern,  wie  auch  bei  Gerhard-Platner 
S.  107  Nr.  17  gesagt  ist. 

55.  Grabstein. 

H.  0,69  m.,  vorn  abgesägt,  mit  Krug  1.  und  Schale  (r.) 

56.  Sarkophagdeckel,  rechtes  Ende. 

Br.  ca.  0,60  m.    Marmor  italisch  mit  dunklen  Adern. 

Meerdrache  und  Meerwidder  nach  I..  Arbeit  gewöhnlich. 
57.  Männliche  Herme  mit  fremdem  Kopf  (Taf.  95). 

H.  1,08  m.  (bis  zum  Hals),  Br.  0,29  (oben).     Marmor  pentelisch, 

am  Kopf  italisch. 

Der  Kopf  ist  am  Bart  stark  überarbeitet  und  reduziert. 

Die  Herme  hatte  nie  männliches  Glied,  aber  am  Hals 
links  ist  etwas  von  kleinen  Bartlocken  erhalten.  Eintiefungen 
für  einzufügende  yeXpes. 

Der  Kopf  mit  tiefliegenden  Augen,  in  Falten  aufge- 
zogener Stirn  kann  schwerlich  Antoninus  Pius  dargestellt 
haben,  dem  er  sonst  ähnelt,  und  dessen  Zeit  die  Form  des 
eingegrabenen  Augensterns  zukommt. 

Gerhard-Platner  S.  107  Nr.  18. 

58.   (Unter  55).  Grabstein  eines  Aphnius. 

CIL  VI  12102. 

59.  Fortuna,  Torso    (Taf.  96). 

Halblebensgrofs,  H.  noch  0,57  m.  (Knie  bis  Halsgrube  0,40  m.).    Marmor 

grobkörnig,  verwittert. 

Fehlen  Kopf,  Hals,  Unterarme,  Füfse.  Zapfen  von  neuer  Herstellung 
in  den  glatten  Schnitten. 

Stand  auf  dem  r.  Fufs;  das  1.  Knie  hängt  stark;  be- 
kleidet mit  hemdartigem  ungegürtetem  Gewand;  trägt  im 
1.  Arm  das  Füllhorn,  dessen  oberster  Teil  fehlt.    Der  r.  Ober- 


GIABDINO  DELLA  PIGNA  60.  6l.  62.  63.  837 

arm   ging  ein  wenig  vor,   der  Oberarm  hob  sich,  und  fast 
mitten  vor  der  Brust  ist  eine  Ansatzspur.    Dutzendarbeit 

Nach  Amelung  wäre  es  die  Grabstatuette  eines  Mädchens 
mit  Attributen  der  Fortuna. 

Gerhard-Platner  S.  107  Nr.  12. 

60.  Sarkophagstück  (?)    (Taf.  96). 

H.  0.40  ra.t  Br.  0,14  m.     Marmor  griechisch.     Oben  Rand. 

Ein  Knabe  (Bacchus?)  nackt,  bis  auf  ein  schmales,  straff 
um  die  Lenden  geschnürtes  Tuch,   steht  gradvor  auf  dem  L 
Fufs,  in  der  Linken  einen  Thyrsos  (?)  aufstützend,  in  der  ge 
gesenkten   Rechten   einen    z.  T.    abgebrochenen   Becher   (?) 
haltend.    Späte  Arbeit. 

61.  Silvanstatuette,  Torso   (Taf.  96). 

H.  noch  0,50  m.     Marmor  italisch. 
Kopf,  Hals,  r.  Unter  und  halbes  Oberbein,  1.  Unterbein  fehlen. 

Mit  Pubes  und  herculischen  Formen,  steht  der  Gott  auf 
dem  r.  Fufs,  den  1.  etwas  vor,  zur  Seite  setzend.  Das  auf 
der  1.  Schulter  geknüpfte  Fell  wird,  mit  Früchten  gefüllt,  vom 
1.  Arm  getragen;  drunter  vor  kommt  die  Linke  mit  dem 
Winzermesser.  Die  Rechte  ist  eines  Stützenbruches  wegen 
gesenkt  zu  denken.    Arbeit  mittelgut 

Gerhard-Platner  S.  107  Nr.  19. 

62.  Knabenstatue  (Taf.  96). 

H.  0,66  m.  ohne  Plinthe.     Marmor  italisch,  geädert. 

L.  Hand,  r.  Arm  fehlen.  Vielfach  gebrochen.  An  der  r.  Kopfseite 
glatter  Schnitt  mit  Eisennagel  im  Centrum. 

Steht  nackt  vorwärts  geneigt,  wie  um  ein  Tier  zu  fangen, 
die  Linke  mehr  vorstreckend,  die  Rechte  zurückhaltend. 
Gemeine  Arbeit. 

63.  Römisches  historisches  Relief  (Taf.  96). 

H.  noch  0,50  m.,  D.  0,06  m.,  mit  Relief  0,19  m.    Marmor  griechisch.    Hinten 

rauh  gepickt. 

Ein  Mann  in  geschürzter  Tunica  und  Paludamentum  steht 
grad  vor,  ohne  Kopf,  r.  Arm,  Unterleib,  Beine;  die  Rechte 


838  GIAKDINO  DKLLA  P1GNA  64.  65.  66. 

war  hochgehoben,  die  Linke  kommt  unter  dem  Mantel  vor, 
so  gehalten,  als  ob  zwischen  beschädigtem  Mittel-  und  Zeige- 
finger der  Schwertgriff  herauskäme.  Rechts  ist  noch  Gewand 
von  einer  zweiten  Figur. 

64.  Spätes  Relief  (links  neben  63   eingemauert). 

H.  0,36  m.,  Br.  0,40  m.,  unten  0,14  m.  hoher  glatter  Streif.    Marmor  italisch. 

In  flach  eingetieftem  Feld  Reiter  nach  rechts,  bärtig,  in 
gegürteter  Tunica  und  Sagum;  hält  mit  Linker  den  gefloch- 
tenen Zügel,  hebt  mit  der  Rechten  die  Lanze  zum  Wurf 
gegen  einen  Eber,  der  unter  einem  Fels  hinter  einer  Eiche 
mit  vielen  Eicheln  hervorguckt.  Unter  dem  Pferd  ein  Hund 
mit  Halsband.  Wohl  Teil  vom  Grabstein  eines  eques  singu- 
laris.     Vgl.  Galleria  lapidaria  137  b  und  c. 

Gerhard-Platner  S.  107,  20. 

65.  Sarkophagvorderseite   (Taf.  96). 

L.  1,82  m.,  H.  0,54  in.     Marmor  griechisch. 
Neu  untere  r.  Ecke. 

S-Canelluren  zwischen  Mitte  und  Enden,  in  der  Mitte 
Clipeus  (Durchm.  0,33  m.)  mit  bekleidetem  weiblichen  Brust- 
bild, dessen  Gesicht  nicht  ausgeführt  ist;  Haartracht  etwa 
wie  Etruscilla.  Sie  hält  in  der  Linken  eine  Rolle,  auf  welche 
sie  die  Finger  der  Rechten  legt.  Unter  dem  Rund  zwei  ge- 
kreuzt zusammengebundene  Füllhörner,  unter  denen  seitlich 
je  ein  Granatapfel  liegt.    An  den  Enden  je  Amor-Somnus. 

66.  Statuette  des  Bonus  Eventus  (Taf.  96). 

H.  0,65  m.f  Br.  0,23  m.     Marmor  italisch  mit  dunklen  Flecken  und  Adern. 
Fehlen  Kopf  Arme,  r.  Bein  fast  ganz. 

Steht  gradvor  auf  dem  1.  Fufs,  in  Laschenstiefeln,  das 
umgeknüpfte  Tierfell  über  den  1.  Arm  geworfen,  aber  ohne 
Fruchtschurz;  im  1.  auf  einen  Stamm  gestützten  Arm  ein 
Füllhorn  (?),  rechter  gesenkt  (Stützenbruch).  Arbeit  ge- 
wöhnlich. 

(Nicht  antik  ist  das  seltsame  Kampfrelief  zwischen  66  und  67.) 


GIABDINO  DELLA  PIGNA  67.  68.  839 

67.  Sarkophagstück   (Taf.  96). 

H.  0,64  m.     Marmor  griechisch. 

Senkrecht  abgespalten  mehr  als  die  r.  Kopfhälfte,  nach  unten  weniger; 
Unterbeine  fehlen. 

Amor-Somnus,  nach  links  gewandt,  also  vom  r.  Ende. 

68.  Römisches  historisches  Relief,  Fragment 

(Taf.  95,  rechts  unvollständig). 

L.  0,44  m.,  H.  0,35  m.,  D.  der  Fufsplatte  0,35  m. 
Fehlt  1.  Teil,  alle  Köpfe.     Rechts  Rand. 

Sechs  Figuren,  drei  links,  6  (klein),  5,  4  nach  links  ge- 
wandt, drei  rechts,  2,  I,  3,  von  denen  die  mittlere  I  grad- 
vor  steht,  die  andern,  2  und  3,  sich  zu  ihr  wenden  und  sie 
somit  als  Hauptperson  (Kaiser?)  kennzeichnen.  Alle  tragen 
calcei,  2,  4,  5,  6  geschürzte  Tunica,  darüber  alle  Toga 
contabulata.  Immer  ist  der  zuerst  über  die  1.  Schulter  nach 
vorn  gelegte  Zipfel  sichtbar,  entweder  ganz  oder  zum  grofsen 
Teil  in  einen  schmalen  Streifen  künstlich  zusammengeprefst. 
Derselbe  schmale  Streifen,  die  eigentliche  contabulatio,  kommt 
dann,  um  den  Rücken  herumgelegt,  unter  der  r.  Achsel  wieder 
zum  Vorschein.  Es  ist  aber  nicht  völlig  klar,  ob  in  diesen 
Streifen  die  ganze  Togamasse  zusammengelegt  ist  und  dann 
erst  nach  abermaliger  Herumführung  um  den  Rücken  aus- 
einandergefaltet nach  vorn  kommt,1)  oder  vielmehr  schon 
gleich  bei  der  ersten  Umwindung,  von  dem  geplätteten  Streifen 
die  übrige  Masse  die  Brust  bedeckend,  herunterfallt.  Nament- 
lich bei  1  scheint  dies  die  einfachere  Auffassung,  die  ja  auch 
von  dem  ursprünglichen  Togaumwurf  nicht  wesentlich  ab- 
weicht. Bei  1  wäre  dann  die  der  contabulierten  gegenüber- 
liegende Kante  über  r.  Schulter  und  Oberarm  nach  vorn 
geschlagen,  und  dieselbe  Kante,  von  unten  aufs  Neue  um- 
geschlagen, wieder  über  die  1.  Schulter  zurückgeworfen.  Diese 
Tracht  zeichnet  die  Hauptfigur  aus.  Bei  den  andern  bleibt 
der  r.  Oberarm  von  der  Toga  unbedeckt  und  die  von  der 
contabulatio  herabhängende  Masse  wird  von  6  mit  der  Linken 
gefafst  und  herübergezogen,  bei  5,  4,  2  und  wahrscheinlich  3 


*)  Dies  jedenfalls  die  spätere  Tracht,  deren  zahlreiche  Beispiele  Wilpert 
im  Capitolo  di  storia  del  vestiario  I  (in  l'Artc  I)  abbildet  und  erläutert. 


84O  G1ARDIN0  DELLA  PI6NA  69.  70.  71. 

ist  der  Zipfel  über  den  1.  Unterarm  geworfen;  an  der  1.  Schulter 
aber  ist  die  ganze  Togamasse  in  die  eine  contabulatio  zu- 
sammengefafst.  Wie  i  gewifs,  hat  wohl  auch  5  eine  Rolle. 
Bessere  Arbeit  des  3.  Jahrh.  Bohrarbeit  an  Falten  und 
Fingern.     Vgl.  33. 


69.  Statue  des  gelagerten  Bacchus   (Taf.  96). 

L.  noch  0,68  m.,  H.  0,40  m.     Marmor  italisch. 
Die  Plinthe  hinten  gerundet,  vorn  gebrochen. 

Der  jugendliche  Gott,  von  weichlichen  Formen,  lagert 
auf  Gewand,  den  Oberkörper  lässig  aufgerichtet,  auf  den  1. 
Ellbogen  gestützt,  den  r.  Unterarm  (fehlen  Hand  und  Gelenk) 
auf  den  gehobenen  r.,  jetzt  fehlenden  Oberschenkel  legend, 
über  den  das  Gewand  gezogen  war.  Die  Linke,  deren  Finger 
fehlen,  ruht  auf  dem  Kopfe  eines  gradvor  liegenden  Panthers, 
zwischen  dessen  Vorderbeinen  ein  Trinkhorn  liegt.  Der  Kopf 
des  Gottes  fehlt,  aber  die  Bänder  seines  Kranzes  liegen  auf 
den  Schultern.     Arbeit  gewöhnlich. 

70.   Sarkophagstück     (Taf.  96). 

L.  0,32  m.f  H.  0,52  m.     Marmor  griechisch,  ein  wenig  bläulich. 

Links  trauernder  Amor,  rechts  eine  schwebende  halb- 
nackte Victoria,  die  mit  der  R.  ihr  Gewand,  mit  der  L. 
wohl  den  Clipeus  hielt.  Unter  ihr  ein  Meerpanther.  Reste 
von  roter  Zeichnung  an  Augen,  Flügelfedern,  auch  am  Panther. 


71.  Hermestorso    (Taf.  96). 

H.  0,53  m.     Marmor  griechisch. 

Fehlen.  Kopf,  Hals,  1.  Unterarm  und  Hand,   r.  Arm  bis  auf  die  Hand, 
die  auf  dem  Baumstamm  liegt. 

Steht  auf  dem  r.  Fufs;  die  Chlamys  umschliefst  den  Hals, 
hängt  hinten  lang  herab.     Im  1.  Arm  lag  der  Stab,  dessen 
Schlangen    oben    an   der  Schulter   erhalten  sind.     Impubes 
sonst  läfst  die  grobe  Arbeit  zweifeln,  ob  die  knabenhaften 
Formen  beabsichtigt  seien.     Arbeit  gröblich. 

Gerhard-Platner  S.  107  Nr.  10. 


GIABDINO  DELLA  PIGNA  72.  73.  74.  75.  84I 

72.  Sarkophagstück  (?)   (Taf.  96). 

H.  0,42  m.     Marmor  griechisch,  verschlissen. 

Ein  Jüngling  steht,  mit  Chiton  und  Himation  bekleidet, 
an  einen  gewandbedeckten  Pfeiler  (?)  (wie  die  Figur  selbst 
nur  zu  oberst  erhalten)  gelehnt  und  den  1.  Ellbogen  auf  den- 
selben stützend.  Die  Linke  hält  eine  Rolle,  die  auseinander- 
gerollt am  andern  Ende  von  der  Rechten  gehalten  sein 
mufste,  tief,  als  ob  der  Jüngling  aufgehört  hätte  zu  lesen,  die 
Hände  sinken  liefse,  um  mit  etwas  geneigtem  Kopfe  dem  Inhalt 
nachzudenken.    Nicht  ohne  Empfindung. 

73.  Tischfufs    (Taf.  97). 

H.  0,54  m.     Marmor  italisch,  verschlissen. 

Fehlen  Anne  bis  auf  Ansatz  des  rechten,  Alles  von  oberhalb  des 
Hinterbeinknies. 

Eros  mit  Scheitelflechte,  langen  Locken,  mit  umgeknüpfter 
Nebris  und  zurückgekrümmten  Flügeln,  zwischen  denen,  den 
Kopf  überragend,  der  vierkantige  Pfosten  steckt,  unten  und 
oben  glatt  geschnitten,  oben  mit  Einsatzloch.  Blattwerk  deckt 
den  Übergang  in  das  Tierbein,  wie  bei  Nr.  14.  Zwei  Eisen- 
nägel in  der  1.  Brust. 

74.  Sarkophagdeckelstück   (Taf.  97). 

H.  0,33  m.,  Br.  (unten  Rand)  0,23  m.    Marmor  griechisch. 

Vorderteil  eines  Ebers  nach  links,  unter  dem  das  Bein 
eines  Hundes  (?);  von  einem  andern  Hunde  sind  Kopf  und 
Beine  vor  ihm,  und  höher  noch  ein  Kopf.  Rechts  Bäume 
und  über  dem  Eber  ein  ausgestreckter  r.  Arm;  links  vor- 
geneigte Bogenschützin.  Flaches  Relief  des  2. — 3.  Jahrh. 
Verschmiert. 

75.  Brunnenmündung    (Taf.  97). 

H.  0,83  m.,  Dm.  0,74  m.     Marmor  italisch. 

Hinten  nur  ein  Feston  mit  Bändern,  über  dem  ein  un- 
kenntlicher Zierrat.  Vorn  in  der  Mitte  Apollo  Kitharodos 
nach  rechts  mit  Kolpos  unter  hohem  Gürtel,  die  Rechte 
hängend  mit  dem  Plektron.    Er  schreitet  auf  den  Zehen,  ihm 


842  GIAEDINO  DELLA  PIGNA  76.  77. 

vorauf  ein  Bärtiger  mit  kurzem  Haar,  in  Chiton  und  Himation, 
chiastisch  das  1.  Bein  und  den  gesenkten  r.  Arm  vorbewegend, 
in  der  Linken  das  Scepter  mit  abwärts  gehaltener  Blüten- 
krönung. Diesem  vorauf  schreitet  eine  Frau,  den  Kopf  zurück- 
wendend, in  Chiton  und  Himation,  das  den  hängenden  1.  Arm 
bis  auf  die  Hand,  den  zum  Hals  gehobenen  rechten  ganz 
umhüllt.  Nach  Apollon  kommen  drei,  wie  jene  gekleidete 
Frauen,  die  erste  hält  die  Linke  im  Mantel  vor,  fafst  mit  der 
Rechten  rückwärts  die  Rechte  der  ihr  folgenden.  Denn  in 
chiastischer  Bewegung  zeigt  diese  den  Oberkörper  vom  Rücken 
her,  den  Kopf  hebend,  die  Linke  zurückbewegend.  Die  dritte 
ist  der  nahen  Wand  wegen  nicht  zu  sehen.    Arbeit  grob. 

Gerhard-Platner  S.  107  Nr.  25.  Abgeb.  Gerhard  Ant.  Bildw.  T.  13. 


76.  Teil  eines  Hochreliefs    (Taf.  97). 

H.  0,47  m.,  Br.  0,42  m.     Marmor  italisch. 

Ein  Jüngling  in  phrygischer  Mütze  (Attis),  in  langen 
Hosen,  die  unter  dem  Knie  geschnürt  sind,  steht  mit  ge- 
kreuzten Beinen  nach  rechts  gekehrt,  aber  den  Kopf  nach  links 
umwendend.  Den  1.  Ellbogen  auf  einen  Stamm  stützend,  hebt 
er  die  Linke  staunend,  während  die  Rechte  von  einer  ein- 
fachen Flöte  noch  ein  Stück  hält.  Von  links  kam  wohl,  wie 
auf  dem  Albanischen  Stein,  bei  Zoega  B. R.  XIII f.,  Müller- 
Wieseler  D.  a.  K.  11813a,  Kybele  auf  ihrem  Löwenwagen. 
Arbeit  des  2.  Jahrhunderts. 


77.  Sarkophag-  oder  Cinerar-Ecke   (Taf.  97). 

H.  0,54  m.,  L.  0,42  m.  noch  Langseite,  0,26  m.  Schmalseite.  Maimor  griechisch. 

Psyche  steht  gleich  einer  Tänzerin  oder  Victoria  fast 
schwebend,  den  1.  Fufs  ein  wenig  vorsetzend  über  dem  stark 
ausladenden  Sockel,  mit  beiden  Händen  den  Überfall  des 
hoch  gegürteten  Peplos  anfassend.  Über  ihrer  r.  Schulter 
und  Schmetterlingsflügel  flattert  das  Band  eines  grofsen  Feston 
zurück,  während  das  andere  Band  über  den  Kranz  herab- 
hängt.    Die  Nebenseite  ist  roh  gespitzt.     Arbeit  spät. 

Gerhard-Platner  S.  108  Nr.  24. 


GIARDINO  DELLA  PIGMA  78.  79.  80.  81.  843 

78.  Sarkophagstück   (Taf.  97). 

H.  0,39  m.,  L.  0,29  m.  (modern  rot  angestrichen). 

Ein  kleiner  Amor  steht  nach  links  staunend  mit  er- 
hobenen Unterarmen,  auf  etwas  herabblickend;  ein  andrer, 
über  dessen  Kopf  ein  Krater  aufragt,  steht  r.  hinter  ihm  nach 
rechts  gewandt.  Vgl.  z.  B.  Pisa,  Lasinio,  Taf.  L,  wo  dieselbe 
Composition,  wie  auch  sonst  im  Gegensinn  sich  findet.  Arbeit 
gewöhnlich. 

Gerhard-Platner  S.  108  Nr.  24. 

79.  Torso  eines  Priesters   (Taf.  98). 

Lebensgroß,  H.  fast  1,0  m.     Marmor  griechisch. 

Fehlen  Kopf,  (war  eingelassen)  r.  Unterarm,  1.  Hand  (Eisen  im  Bruch), 
Unterbeine,  Füfse. 

Stand  auf  dem  r.  Fufs,  den  1.  vorsetzend,  mit  Tunica 
und  Mantel  bekleidet,  der  über  die  r.  Schulter  vorkommend 
und  über  die  linke  zurückgeworfen  über  den  etwas  gehobenen 
Armen  liegt,  zwischen  und  neben  ihnen  herabhängend,  die 
Hände  freilassend.  An  dieser  eigentümlichen  Tracht  hatte 
Wüscher-Becchi  nach  den  Reliefs  der  Ära  Pacis  den  Flamen 
in  einer  Statue  des  Palazzo  Sacripante  (Matz-Duhn  1317, 
Rom.  Mitteil.  1897  S.  84)  erkannt;  danach MonsignorJ.  Wilpert 
(s.  Bulletino  comunale  1897  S.  301)  den  Torso  des 
Giardino  della  Pigna.  Gute  römische  Arbeit,  soviel  die  starke 
Verwitterung  sehen  läfst.  Köpfe  von  Flamines  bei  Arndt- 
Brunn  Porträts  461,  463,  465. 

80.  Reliefpfeilerstück   (Taf.  98). 

H.  0,60  m.,  Br.  0,23  m.,  nur  links  vollständig,   Marmor  italisch. 

Ein  Blätterzweig  (Epheu?)  frei  und  unsymmetrisch,  dran 
links  ein  Vöglein.     Arbeit  sorgfaltig. 

81.  Etruskischer  Sarkophagdeckel  (Taf.  98). 

L.  2,10  m.,  Br.  0,53  m.     Nenfro. 

An  der  1.  Schmalseite  als  Giebeldach  mit  Akroterien 
charakterisiert,  erscheint  der  Deckel  vorn  und  am  r.  Ende 
als  Bett.    Auf  dessen  Polster  stützt  sich,  flach  gelagert,  ein 


844  GIABD1N0  DELLA  PIGNA  82.  83.  84.  85.  86.  87. 

Mann  in  Chiton  und  Himation.  Die  Rechte  hält  eine  grofee 
Buckelschale  auf  dem  r.  Knie;  die  Linke  einen  dünnen, 
bandumwundenen,  um  Nacken  und  Brust  geschlungenen 
Kranz.  Der  jetzt  fehlende  Kopf  war  gehoben.  Plumpe  Arbeit. 
Vorn  war  vielleicht  eine  jetzt  gänzlich  verwitterte  In- 
schrift. 

82.  83.  Zwei  korinthische  Capitäle  (Taf.  98). 

H.  0,76  id.     Marmor  italisch. 

Nicht  ganz  gleich;  das  eine,  soviel  zu  sehen,  rings  aus- 
geführt, das  andre  an  der  Rückseite  nicht;  auch  die  Cauli- 
culi  bei  dem  einen  vorn  gehöhlt,  bei  dem  andern  nicht 

84.  L.  Sarkophagdeckelseite  (Taf.  98  unter  81). 

Br.  unten  0,49  m.,  Marmor  italisch. 

In  Form  eines  Giebels  mit  Seitenakroterien.  Darin  in 
der  Mitte  der  gute  Hirte,  der  mit  beiden  Händen  das  um 
den  Hals  gelegte  Schaf  haltend  sich  nach  rechts  wendet; 
jederseits  ein  dem  Hirten  zugekehrtes  Schaf,  rechts  an  dem 
Akroter  (das  entsprechende  linke  ist  glatt)  ein  abgekehrt  von 
einem  Baume  fressendes.  Das  gegensätzliche  Verhalten  der 
Schafe  ist  wohl  symbolisch.     Arbeit  grob. 

85.  Mittelstück  eines  Relief-Pilasters. 

H.  0,24  m.,  Br.  0,175  m*     Marmor  italisch. 

Von  einem  Ring  hängt  an  einem  Band  mit  flatternden 
Enden  ein  symmetrisch  zusammengebundenes  Büschel  von 
drei  Birnen  herab,  je  mit  einem  Blatt     Arbeit  mittelgut. 

86.  Sarkophagstück  (Taf.  98  wenig  deutlich). 

H.  (mit  Rand  oben)  und  Br.  0,30  m.     Marmor  griechisch. 

Amor  reitet  auf  Meerpanther  nach  r.     Späte  Arbeit. 
87.  Oberteil  eines  Rankenpilasters. 

H.  0,25  m.t    Br.  0,165  m-     Marmor  italisch. 

Verkehrt,  das  Unterste  zu  oberst,  eingemauert  Gute 
Arbeit. 


GIARDINO  DELLA  P1GNA  88.  89.  90.  91.  845 

88.  Unterteil  einer  weiblichen  Gewandfigur 

(Taf.  98.) 

Lebensgrofs,  H.  (Über  der  Plinthe)  bis  unterhalb  des  Nabels  0,82  m. 

Marmor   italisch. 

Oben  wagrechter  nicht  ganz  glatter  Schnitt,  glatter  durch  die  r.  Hüfte 
von  antiker  StUckung.  Ausserdem  verschiedene  Dübellöcher  unklarer  Be- 
stimmung. 

Steht  langbekleidet  auf  dem  r.  Fufs,  der  1.  entlastet  da- 
neben; die  vorn  in  der  Mitte  vorhängenden  Faltenmassen  des 
Chiton  (vom  Himation  ist  keine  Spur)  weisen  in  hellenistische 
Zeit,  während  die  Falten  an  ältere  Weise  erinnern.  An  ihrer 
1.  Seite  ein  Rest  von  Kolpos.     Arbeit  mittelgut. 

89.  Oberteil  eines  Reliefpfeilers  (Taf.  98). 

Ohne  Rahmen,  H.  0,48  m.,  Br.  0,21  xn. 

Wie  Nr.  2,  aber  vollständiger:  der  Ring,  die  Schleife  mit 
flatternden  Enden  des  Doppelbandes,  womit  am  Ring  der 
Kranz  mit  tabula  ansata  darin  aufgehängt  ist,  unter  dem  die 
Bänder  dann  auseinandergehen,  gewifs  um  einen  querliegenden 
Gegenstand  zu  tragen. 

90.  Teil  eines  Hochreliefs  (Taf.  99). 

H.  0,66  m.y  das  Relief  flach  auf  0,11  m.  dicker,  hinten  horizontal  flach  ein- 
gerundeter Platte.     Marmor  griechisch. 

Links  und  rechts  grade  Brüche  (?). 

Männliche  Figur,  deren  Oberkörper  (ganze  Höhe  einst 
etwa  0,90  m.),  r.  Arm,  Teil  der  Füfse  fehlt,  in  Chiton  (r), 
Himation  und  Schnürstiefeln.  Die  L.  hielt  vor  dem  Schofs 
einen  undeutlichen  Gegenstand.  Zwischen  und  neben  den 
Unterbeinen  unverständliche  Querfurchungen.     Arbeit  derb. 

91.  Rest  eines  Grabreliefs   (Taf.  99). 

Lebensgrofs.     Travertin. 
Fehlen  Kopf,   Hals,   Füfse,  vorn  abgebrochen  mit  der  Fuüplatte. 

Männliche  Figur,  bekleidet  mit  Tunica  und  Toga,  die 
um  die  Arme  geschlungen  ist.  Die  herabhängende  Linke 
fafst  einen  Zipfel  derselben.  Die  Rechte  liegt  vor  der  Brust 
Republikanische  Zeit.    Arbeit  gemein. 


846  GIARDINO  DELLA  PIGNA  92.  93.  94.  95. 

92.   Grabstein  der  Iulia  Stemma    (Taf.  99). 

Marmor  grobkörnig. 
CIL  VI  20691. 

93.  Athena  in  Relief  (Taf.  99). 

H.  0,32  m.,  Br.  0,21  id.     Marmor  griechisch. 

Athena  steht  fast  gradvor,  ein  wenig  nach  links  sich 
wendend,  auf  dem  r.  Fufs,  den  1.  nachziehend,  bekleidet  mit 
hochgegürtetem  Chiton  und  Himation,  das,  schmal  um  die 
1.  Hüfte  vorkommend,  über  den  1.  Arm  geworfen  ist.  Die 
Aigis  (?)  deckt  eben  die  Brust.  Vom  Helm  hängt  der  lange 
Busch  neben  ihrer  1.  Seite  auf  die  Schulter  herab.  Die  Linke 
legt  sich  auf  den  frei  zur  Seite  stehenden  Schild  und  scheint 
zugleich  die  in  dem  1.  Unterarm  lehnende  Lanze  zu  fassen. 
Die  Rechte  trägt  ziemlich  zur  Seite  gehalten  eine  kleine 
Figur,  die  als  Nike  nicht  mehr  kenntlich  ist.  Trotz  der  Ab- 
weichungen namentlich  in  der  Tracht  gleicht  die  Statue  der 
Parthenos  in  der  Gesamtanordnung.  Sehr  verwittert,  so  dafs 
die  Arbeit  nicht  zu  beurteilen  ist. 

94.  Sarkophagdeckel-Ende  (Taf.  IOO,  nur  zum  Teil  sichtbar.) 

H.  0,32  m.,  L.  0,76  m.     Marmor  griechisch. 

Rechts  grofser  Attiskopf;  daneben  zwei  gelagerte  Flügel- 
knaben (Jahreszeiten)  in  Exomis  mit  Hirtenstab;  jeder  hält 
mit  einer  vorgestreckten  Hand  einen  Korb,  der  linke  mit 
Ähren,  der  rechte  mit  Früchten.  Zwischen  den  Körben  ein 
Baum. 

95.  Linkes  rundes  Ende  eines  Kindersarkophags 

(Taf.  100). 

H.  0,41  m.,  L.  noch  0,45  m.y  Br.  0,43  m.     Marmor  grobkörnig. 
Bruch  durch  ein  Loch  zur  Verklammerung  des  Deckels  verursacht. 

Oben  ein  roher  Eierstab,  unten  Blattkyma.  Am  1.  Ende 
vor  der  rauh  gelassenen  Rückseite  zwei  unbärtige  Jäger  in 
Laschenstiefeln,  Gamaschen  und  Exomis;  sie  tragen  auf  den 
Schultern  ein  schweres  Jagdnetz  nach  rechts.  Der  hintere 
stützt  sich  mit  der  Linken  auf  einen  Stock,  die  Rechte,  vor 


GIARD1K0  DELLA  PIGNA  96.  97.  98.  847 

der  Brust,  mufs,  was  nicht  zu  sehen,  das  Netz  halten;  zwischen 
seinen  Beinen  ein  fressender  Hase.  Der  vordere  dreht  sich 
um  und  hebt  erstaunt  die  Rechte,  wobei  das  Netz  in  un- 
möglicher Weise  vor  dem  Arm  liegt,  als  hätte  er,  das  Gesicht 
dem  Gefährten  zugewandt,  rückwärts  getragen.  Seine  Linke 
hält  eine  Dogge  an  der  Leine.  Ein  Laubbaum  trennt  dies 
Neben-  vom  Hauptbild,  von  dem  nur  ein  Jäger  übrig  ist, 
der  ähnlich  wie  jene  gekleidet  die  Rechte  mit  einem  grofsen 
Stein  zum  Wurf  hebt.  Vom  Arm  hängt  ein  Gewandzipfel 
herab.     Arbeit  spät. 

Gerhard-Platner  S.  108  Nr.  33. 

(Rechts  und  links  neben  94  und  95  zwei  Ergänzungsstücke  zu  Nr.  223.) 

96.  Grofser  Sarkophag  (Taf.  ioo). 

L.  2,07  m.,   Br.  und  H.  0,80  m.     Marmor  sehr  grobkrystallinisch,   bläulich. 

Links  und  rechts  S-förmige  Canelluren;  in  der  Mitte  oben 
ein  leeres  Rund. 

97.  Sarkophagstück  (Taf.  ioo). 

H.  und  Br.  c.  0,38  m.     Marmor  grobkörnig,  etwas  bläulich. 
Oben  Rand,  unten  unvollständig. 

Ein  Elephant  läuft  nach  links,  von  wo  ein  Löwe  gegen 
ihn  anspringt,  desses  gehobenes  r.  Vorderbein  der  Elephant 
mit  dem  Rüssel  packt,  während  er  mit  dem  1.  Zahn  des  Löwen 
Hals  bedroht.  Über  dem  Elephanten  ist  ein  aufspringendes 
Wisent  am  zottigen  Hals  und  gehobenen  Bein  kenntlich.  An 
dessen  Mähne  Reste  von  Violett.  Rechts  ungewöhnliches 
Ornament. 

98.   R.  Ende  eines  Sarkophagdeckels  (Taf.  ioo). 

H.  0,31  m.r  L.  0,56  m.     Marmor  griechisch. 

Am  r.  Ende  ein  bärtiger  Herakleskopf  im  Löwenkopfe. 
Daneben  mit  Rahmen  rechts,  oben  und  unten  bestofsen,  links 
gebrochen,  das  Hcsperidenathlon.  Neben  dem  vom  Drachen 
umwundenen  Baum  stand  rechts  Herakles,  jetzt  fast  ganz 
weggebrochen.  Da  links  ein  vom  Löwenfell  umwickelter 
Arm,  gegen  den  Drachen  halb  gehoben,  rechts  eine  seitlich 
gesenkte  Hand,   wie  auf  die  Keule  gestützt,   erscheint,    die 


848  GIARDINO  DKLLA  PIGNA  99.  IOO. 

Füfse  gegen  den  Grund  stehn,  mufs  der  Held  vom  Rücken 
gesehen  gewesen  sein.  Links  vom  Baum  ein  Mädchen,  leb- 
haft nach  1.  bewegt,  wobei  ihr  r.  Bein  aus  dem  Gewände 
heraustritt. 

Also  wesentlich  so  wie  auf  dem  Londoner  Sarkophag 
(Robert  Nr.  120;  vgl.  auch  den  von  dal  Pozzo  gezeichneten 
Sarkophag,  Robert  Nr.  113  c),  und  fast  möchte  man  auf  unserm 
vaticanischen  Sarkophag  rechts  von  dem  Kopfe  der  Hesperide 
einen  zweiten  Kopf  erkennen,  dürfte  dann  auch  den  dritten 
links  voraussetzen.    Vgl.  Nr.  38. 

Gerhard-Platner  S.  108  Nr.  32. 

(Auf  dem  Dach  des  Braccio  nuovo  (Südseite)  ist  die  vierte  Figur  von 
1.  nach  Amelung  (Basis  d.  Praxiteles  S.  422)  antike  Copie  der  vatikanischen 
Polymnia,  nach  Petersen  modern,  wie  die  übrigen  dort  aufgestellten.) 


Westseite. 

99.  Kleiner  Torso  eines  Satyrs?  (Ta£  101). 

H.  0,55  m.     Marmor  grobkörnig. 
Fehlen  Kopf,  Hals,  Arme,  r.  Bein,  Glied,  1.  Unterschenkel. 

Stand  auf  1.  Bein,  hatte  den  r.  Arm  grad  emporgehoben, 
den  1.  minder  stark;  Nebris  (?)  vor  dem  Hals  geknotet  Im- 
pubes.  Im  r.  Oberschenkel  zwei  Eisen;  an  der  Mitte  des  L 
Oberschenkels  Stützenbruch.     Arbeit  gewöhnlich. 

100.  Schlafend  liegende  Nymphe  (Taf.  101). 

L.  0,92  m.    Marmor  italisch,  brüchig. 

Fehlen  Füfse;  von  moderner  Ergänzung  Eisennagel  im  Abschnitt, 
auch  vorn  an  der  Plinthe  und  oben  auf  dem  Schädel;  ein  Teil  des  Unter- 
lagers unter  dem  Oberkörper  ist  noch  ergänzt. 

Mit  nacktem  Oberkörper  liegt  das  Mädchen,  den  Ober- 
körper etwas  erhöht,  die  Linke  auf  eine  liegende  Urne  ge- 
legt, aus  der  Wasser  fliefst;  der  r.  Arm  liegt  auf  der  Brust, 
die  Hand  auf  der  1.  Schulter  unter  dem  Kopf.  Im  Haar 
Binde.  Hinten  rechts  abgerundet,  als  ob  für  Aufstellung  in 
einer  Nische  gearbeitet. 

Gerhard-Platner  S.  109  Nr.  56a. 

(Neben  100  zwei  moderne  Ergänzungsstücke  zu  Nr.  223  wie  bei  941.) 


GIARDINO  DELLA  PIGNA  IOI.  102.  849 

101.  Sarkophagstück  (links  neben   102). 

H.  0,35  m.,  Br.  0,20m;  Marmor  verwittert,  unkenntlich. 

Ein  Jüngling  in  kurzer  Tunica  schreitet  nach  rechts,  in- 
dem er  nach  links  den  Kopf  zurückwendet.  Auf  der  1. 
Schulter  hält  er  mit  der  Linken  das  bogenförmige  Ende  eines 
Tragholzes,  in  der  vorgestreckten  Rechten  eine  Hundeleine. 
Arbeit  roh. 

(Entsprechend  rechts  eingemauert  moderne  barocke  Maske). 

102.  Sarkophag  mit  Thaten  des  Herakles 

(Taf.  101). 

H.  0,82  m.,  L.  noch  1,65  m.     Marmor  grobkörnig. 

Teile  von  vier  (a—d)  Arkaden,  nur  die  dritte  (von  links) 
noch  mit  beiden  Säulen  mit  gewundener  Canellierung.  Unten 
spätes  Herzblatt,  oben  Falz  (?). 

In  a  von  dem  nach  links  gewendet,  mit  über  dem  Kopf 
geschwungener  Keule  angreifenden  Herakles  nur  das  untere. 
Ende  der  Keule  und  die  vier  um  die  1.  Schulter  flatternden 
Tatzen  und  Schweif  des  Löwenfells.  Unten  rechts,  etwa 
unter  der  Linken  eine  formlose  Stütze.     (Hydra.) 

In  b  nur  der  Torso  des  von  vorn  gesehenen,  nach  rechts 
auf  eine  r.  ansteigende  Basis  (darauf  1.  Fufs  erhalten)  tretenden 
Herakles,  von  dessen  1.  Schulter  das  Löwenfell  herabhängt. 
Darauf  grad  in  Vorderansicht  der  Eber.  Neben  Herakles*  r. 
Flanke  eine  Stütze  für  den  Arm,  oben  für  den  nach  seiner 
R.  geneigten  Kopf. 

In  c  Herakles  das  1.  Knie  auf  den  Rücken  des  Hirsches 
setzend,  der  zusammenknickt.  Herakles'  Rechte  war  gesenkt, 
drückte  auf  das  Geweih.  Abraspelung  vor  dem  Unterleib 
des  Helden,  ähnlich  wie  an  der  Statue  Rom.  Mitt.  IX  Taf.  X 
S.  345,  der  1.  Arm  wagerecht. 

In  d  Herakles  steht  nach  r.  nackt  mit  Köcherband  vor 
der  Brust;  über  der  1.  Schulter  Köcher  und  Bogen,  weiter 
rechts  Teile  des  Fells.  Kopf,  Arme,  Beine,  Gegner  fehlen. 
Unten  links  auf  einem  toten  Vogel  die  Zehen  von  Herakles1 1. 
Fufse.  In  den  Zwickeln  zwischen  a  und  b  wie  zwischen  b 
und  c  vor  grofsen  Blättern  je  eine  kleine  Herme  des  in  ein 

Vatican.  Katalog  L  54 


85O  GIARDINO  PELLA  PIGNA  103«  104.  105.  106. 

Fell  gehüllten  Herakles  (ithyphallisch).  Zwischen  c  d  ein  in 
zwei  Fischleiber  ausgehender  Triton,  der  nach  links  die 
Muschel  bläst,  in  der  Linken  ein  Ruder  hält     Arbeit  fleifstg. 

Gerhard-Platner  II  2  S.  108  Nr.  38;   Robert  Die   antiken  Sarko- 
phagreliefs III  130  S.  150,   wo  weitere  Literatur. 

103.  104.  Zwei  zusammengehörige  Teile  eines 

Reliefpilasters  (Taf.  101). 

H.  bei  beiden  0,38  m.,   Br.  0,12  m.     Marmor  italisch. 

103:  der  untere  Teil  enthält  eine  schlanke  Amphore  mit 
geschwungenen  Henkeln  (Fufs  fehlt  mit  unterem  Rahmen),  über 
der  ein  phantastisches  Rankengewächs  aufsteigt,  zu  oberst  in 
einem  dicken  Blüten(?)körper  abbrechend;  104:  setzt  sich  der 
feine  Stengel  fort,  aus  dem  seitlich  zwei  Ähren  und,  mit 
Blättern,  aus  einer  Knospe,  zwei  Eichenranken  symmetrisch 
abgehen;  zu  oberst  auf  einer  kleinen  Blüte  steht  eine  Lampe, 
Griff  links,  Flamme  rechts.     Arbeit  zierlich. 

105.   Sarkophagstück  (Taf.  101). 

H.  0,27  m.,  Br.  0,16  m.     Marmor  unkenntlich. 

Ein  Flügelknabe,  Eros,  nach  rechts  schreitend,  nach  links 
umblickend,  hält  mit  beiden  Händen  eine  brennende  Fackel. 

106.   Sarkophagdeckel-Ende  (Taf.  101). 

H.  0,27  m.  (mit   dem   unteren  Rand),    Br.  0,54  m.     Marmor  italisch. 

Zwei  Knaben  (Jahreszeiten),  nicht  geflügelt,  sondern  der 
linke  mit  kurzärmeliger  geschürzter  Tunica,  der  rechte  mit  lang- 
ärmeliger  und  darüber  einem  Sagum,  beschuht,  lagern  gegen- 
einander, ein  Bein  untergeschlagen,  das  andere  aufgestellt  und 
mit  dem  erhobenen  Knie  je  einen  Korb  stützend,  den  die 
eine  Hand  fafst.  Im  linken  Korb  Äpfel,  im  rechten  Ähren, 
würde  man  sagen,  zumal  der  Knabe  in  der  1.  Hand  eine 
Sichel  hält,  wenn  Tracht  und  Platz  nicht  dem  Winter  ge- 
hörten. Auch  steht  zwischen  beiden  ein  Bäumchen,  dessen 
gegenständige  Zweiglein  wieder  jenen  ,Ähren'  gleichen. 
Spät. 

Gerhard-Platner  S.  108  Nr.  38  (a). 


.fc 


GIABDINO  DBLLA  PI6NA  107.  X08.  109«  HO.  III.  85I 

107.  Reliefpfeilerstück  (Taf.  101). 

Br.  0,15  m.|  H.  0,45  m.     Marmor  italisch. 

Ähnelt  103 f.,  doch  die  Seitenzweige  nicht  rankend;  zu 
oberst  ein  Mohnkopf  zwischen  zwei  Ähren,  tiefer  Blätter, 
unten  noch  Deckel  eines  Gefafses  und  je  Blumenranke. 

108.  Kindersarkophagstück  (Taf.  101). 

H.  0,34  m.,  Br.  0,23  m.     Marmor  italisch. 

Vor  einer  Quadermauer,  über  welcher,  durch  Abbruch 
undeutlich,  oben  Zuschauer  (?)  erscheinen,  und  davor  zwei 
Spitzsäulen,  die  mit  kleinen  Coni  bekrönt  sind,  also  einen 
Circus  darstellen,  läuft  ein  bekleideter  Flügelknabe  nach 
rechts,  die  Linke  vorstreckend,  den  Kopf  zurückwendend,  wo 
ihm  einer  oder  mehrere  andere  folgten.  Denn  wie  er  seinen 
Reifen  oder  Rad  mit  einem  Stabe  laufen  läfst,  so  ist  hinter 
ihm  ein  zweites  Rad  z.  T.  erhalten. 

Gerhard-Platner  S.  108  Nr.  38. 

109.  Reliefpfeilerstück  (Taf.  101). 

Br.  0,15  m.,  H.  0,45  m.     Marmor  verwittert,  unkenntlich. 

Starker  Mittelstcngel  mit  Blüten  und  kleinen  Ranken. 
110.  Tisch-  oder  Thronbein  (Taf.  101). 

H.  noch  0,37  ro.     Marmor  italisch. 

Löwen-  oder  Pantherkopf  mit  mähnenlosem  Hals,  unter 
dem  die  Brust  in  ein  Bein  übergeht,  und  Ansatz  von  Flügeln. 
Arbeit  gering. 

in.  Torso  eines  Jünglings  (Taf.  101). 

H.  noch  0,70  m.     Marmor  grobkörnig. 

Fehlen  Kopf,  Hals,  r.  Arm,  1.  Arm  grösstenteils,  r.  Bein  mit  Hüfte, 
1.  bis  auf  Teil  des  Oberschenkels. 

Stand  auf  dem  r.  Bein.  Die  auf  der  r.  Schulter  ge- 
knüpfte Chlamys  ist  über  die  1.  Schulter  zurückgeworfen; 
der  1.  Unterarm  war  wohl  wagerecht  gehoben,  die  Chlamys 
hat  auf  dem  Rücken  einen  Zug  nach  diesem  Unterarm;  der 
r.  Arm  war  gesenkt.    Arbeit  nicht  mehr  zu  beurteilen. 

54* 


8$2  OIABDINO  DELLA  PIGNA  112.  113.  114.  II 5.  Il6. 

112.  Relief-Pilasterstück  (Taf.  102). 

H.  0,42  m.,  Br.  0,2 1  m.     Marmor  italisch. 

Ein  schwach  gewundener  Lorbeerstamm  mit  Zweigen, 
Blättern  und  Beeren  links  und  rechts.  Auf  dem  linken  sitzt  oben 
eine  Amsel  (?),  die  mit  niedergebogenem  Kopf  und  Schnabel 
das  Schwanzende  einer  Eidechse  fafst,  die  auf  der  rechten 
Seite  hinauflief,  jetzt  sich  gegen  den  Vogel  wendet.  Arbeit 
fein.     Vgl.  Nr.  130. 

113.  Statuette  der  Fortuna  (Taf.  102). 

Lebensgrofs.     Marmor  griechisch  (?). 
Fehlen  Kopf,  Hals,  r.  Unterarm,  1.  Hand  mit  Gelenk,  r.  Fufs. 

Steht  auf  1.  Fufs,  bekleidet  mit  feinfaltigem  Chiton  mit 
Knopfarmeln;  darüber  grober  ärmelloser  Chiton  hochgegürtet 
und  Mantel,  normal  getragen.  Im  1.  Arm  noch  das  mittlere 
Stück  des  verzierten  Füllhorns.  Vom  Ruder,  das  oben  die 
hängende  Rechte  fafste,  an  der  r.  Wade  aufsen  zwei  Stützen- 
reste.    Arbeit  des  2. — 3.  Jahrh. 

Gerhard-Platner  S.  108  Nr.  44. 

114.  Grabstein  des  C.  Clodius  Charitho  (Taf.  102). 

CIL  VI  15  714. 

115.  Männlicher  nackter  Torso  (Taf.  102). 

Lebensgrofs.     Marmor  italisch. 

Erhalten  vorn  nur  Schultern  und  Brustmuskeln,  1.  Oberarm,  hinten 
etwas  mehr. 

R.  Oberarm  war  gehoben,  1.  Oberarm  gesenkt;  um  den 
Unterarm  legte  sich  das  Gewand,  von  dem  eben  noch  ein 
Teil  erhalten  ist.  Der  Kopf  wandte  sich  nach  seiner  linken 
Seite.     Arbeit  gut. 

116.  Mittelstück  einer  Jünglingsstatue  (Taf.  102). 

Nur  vom  Brustknorpel  bis  zur  Pubes.    Lebensgrofs«     Marmor   italisch. 

Hatte  r.  Standbein.  An  der  linken  Flanke  ein  Loch  mit 
Bronzestift;  in  der  rechten  Leistengegend  eine  längliche  Ein- 
arbeitung,   mit   Zapfenloch    darin.      Im    Gliedabschnitt    ein 


GIABDINO  DELLA  PIGNA  117.  Il8.  II9.  120.  121.  853 

• 

doppeltes  Loch,  eines  alt  (?),  eines  von  moderner  Ergänzung. 
Eine  Abarbeitung  auch  neben  dem  1.  Darmbeinkamm. 
Schräger  Stückungsschnitt  durch  den  1.  Oberschenkel.  Arbeit 
mittelgut. 

117.  Pilaster  mit  Ornament  (Taf.  102). 

H.  0,54  m.,  Br.  0,19  m.     Marmor  italisch. 

An  feinem  Stengel  wechseln  Knospen  vierfaltig,  in  Kreuz- 
form, und  nur  zweifaltig,  horizontal,  durch  kleine  Rosetten 
auf  der  Mitte  markiert.  Aus  den  kreuzförmigen  spriefsen 
oben  wie  unten  je  zwei  feine  Ranken.  Arbeit  sehr  fein. 
Vgl.  Mus.  Chiaramonti  Nr.  679. 

118.  Weiblicher  Torso  (Taf.  103). 

H.  0,72  m.  (Scheitel  bis  fast  Scham).     Marmor  griechisch. 

Fehlen  Arme,  Beine  mit  Haften.  Gesicht  and  Brüste  abgestofsen, 
wie  auch  der  Unterleib  vorn  verwittert. 

Die  Arme  gingen  beide  abwärts  nach  vorn  (Eisen  oder 
Loch  in  den  Brüchen).  Wie  der  Kopf,  mit  reichem  Locken- 
haar und  Binde  und  etwas  trübem,  nicht  reizlosem  Ausdruck 
ein  wenig  vor  und  nach  seiner  r.  Seite  geneigt  ist,  so  krümmt 
sich  auch  der  Körper  ein  wenig  vor,  lauter  Umstände,  die 
ftir  eine  Nymphe  mit  Muschel,  ähnlich  Reinach  Rupert.  II 
S.  405  Nr.  3,  sprechen  und,  des  Ausdrucks  wegen,  könnte 
an  eine  Danaide  gedacht  werden.  Vgl.  auch  eine  Aphrodite- 
statue in  Berlin  (Beschreibung  d.  ant.  Skulpt.  Nr.  21). 

119.  Mittelstück  eines  korinthischen  Capitäls 

(Taf.  103). 

Ganze  H.  0,4a  m. 

Mittelgute  römische  Arbeit. 

120.  Grabplatte  der  Tullia  Demetria  (Taf.  103). 

H.  0,48  m.,  Br.  0,3a  m.     Marmor  italisoh. 
CIL  X  6668. 

121.  Urnendeckel  mit  liegender  Figur  (Taf.  103). 

L.  1,30  m.   (ohne  das  fehlende  1.  Ende),   Br.  0,32  m.    Marmor  grobkörnig. 


854  OIABDIKO  DELLA  PI6NA  122.  123.  124.  125.  126. 

Auf  einem  Ruhebett,  dessen  großenteils  ergänzte  Lehne 
vorn  wie  ein  Delphin  geformt  ist,  liegt  ein  Jüngling  mit  kurz- 
geschnittenem Haar,  in  Tunica  und  Pallium,  auf  den  1.  Ell- 
bogen gestützt.  Während  die  Linke  eine  teilweis  aufgerollte 
Schrift  auf  dem  Bette  liegend  hält  mit  zwischen  die  beiden 
Rollen  gestecktem  Mittelfinger,  richtet  sich  der  Kopf  sinnend 
nach  oben,  und  legt  sich  die  Rechte  um  einen  kleinen  Amor 
(Kopf  fehlt),  der  die  Leier  spielend  auf  seinem  Schofse  sitzt. 
Also  wohl  ein  Liebhaber  oder  gar  Dichter  von  Liebesliedern. 
Form  der  Pupillen  nicht  deutlich.     Arbeit  des  3.  Jahrh. 

122.   Grabstein  des  Allius  Festus  (Taf.  103). 
Darauf  ein  nicht  zugehöriger  Cinerar-Deckel. 

H.  0,26  m.,  Br.  0,34  m.     An  beiden  Marmor  italisch. 
CIL  VI  n 477. 

123.  (Links  hinter  124)  Sarkophagdeckelstück 

H.  0,27  m.,  Br.  0,32  m.     Marmor  griechisch. 

Nur  angelegtes  weibliches  Brustbild;  Haartracht  wie 
Etruscilla;  vor  der  Brust  eine  Rolle,  welche  die  Linke  hält, 
während  zwei  Finger  der  Rechten  sich  darauf  legen.  Rechts 
noch  Amor  (fehlt  1.  Kopfseite,  Füfse),  der  ein  Velum  hinter 
dem  Kopf  hält. 

124.  Sarkophagdeckelstück  (Taf.  103). 

H.  0,21  m.,  Br.  0,14  m.     Marmor  grobkörnig. 

Amor  wie  ausschreitend  nach  links,  dahin  mit  der  Rechten 
hoch,  mit  der  Linken  tief  einst  einen  Clipeus  fassend,  den 
Kopf  umgewandt. 

125.  Sarkophag  mit  S-Canelluren  (Taf.  103). 

L.  1,43  m-     Marmor  grobkörnig. 
Oberer  Teil  links  fehlt. 

In  der  Mitte  eine  inschriftlose  Tafel. 

126.  Sarkophagdeckelstück  (Taf.  103). 

H.  0,23  m.  (oben  Kante),  Br.  0,19  m.     Marmor  griechisch. 

Amor  sitzt   nach  links  auf  einem  Delphin,   den  Kopf, 


GIARDINO  DELLA.  PJGNA  127.  128,  129.  130. 


855 


nach  rechts  gewandt,   in  die  Linke  stützend.    Arbeit  spät 
Augensterne,  Nasenlöcher,  Mundwinkel  eingebohrt. 

Gerhard-Platner  S.  108  Nr.  44. 


127.  Composites  Pilastercapitäl  (Taf.  103). 

Halbe  Br.  (die  r.  Volute  fehlt)  0,32  m.     Marmor. 

Oben  flach  abgerundet,  unten  glatt.  Links  neben  dem 
Akanthos  ein  Stück  Wandquader:  die  Blätter  steif  aufge- 
richtet; neben  dem  mittleren,  welcher  höher,  gleich  den  Eck- 
blättern zwei  grad  aufsteigende  Blüten,  oben  einwärts  ein- 
gerollt.   Arbeit  spät. 

128.  Composites  Pilasterkapitäl  (Taf.  103). 

Halbe  Br.  (das  1.  Drittel  fehlt)  0,40  ro.     Marmor. 

In  der  Mitte  des  Abakus  eine  unten  abgeschnittene  Rose. 
Rechts  neben  dem  Akanthos  Wandstück.  Akanthosblätter 
sehr  breit. 

(Zwischen  127  und  128  sind  fünf  unbedeutende  Fragmente  eingemauert, 
zwei  kleine  Stücke  von  verzierten  Pfeilern,  zwei  von  Sarkophagdeckelköpfen, 
ein  Greif  von  Sarkophagnebenseite.) 

129.  Bacchus(?)-Statuette  (Taf.  103). 

H.  von  Halsgrube  bis  Glied  (soweit  alt)  0,31  m.     Marmor  italisch. 

Modern  Kopf,  Hals,  r.  Arm  (wieder  abgebrochen),  1.  Arm  (Hand  fehlt 
wieder),  r.  Bein  (Fufs  fehlt),  r.  Unterbein,  Scham. 

Stand  auf  dem  1.  Fufs,  hatte  den  r.  Arm  gehoben,  den 
linken  gesenkt.  Auf  den  Schultern  je  eine  lange  Locke;  an 
der  1.  Hüfte  und  Glutaeus  Ausschnitt  (modern?)  für  Stamm? 
Rote  Farbe  auch  auf  ergänzten  Teilen.     Arbeit  gewöhnlich. 

Gerhard-Platner  S.  109  Nr.  45. 


130.   Relief-Pilasterstück  (Taf.  103). 

H.  0,37  m.,  Br.  0,20  m.     Marmor  italisch,  weifs  mit  dunklen  Flecken. 

Flaches  Relief;    gewundener  Stamm  von  Lorbeer,  links 
pickender  Vogel.     Gehört  zu  Nr.  112. 


856  GIABDINO  DELLA  PIGNA  131.   132.  133.  134.  135. 

131.  Statuette  der  Artemis  (Taf.  104). 

H.  noch  0,77  m.     Marmor  italisch. 

Fehlen  Kopf,  1.  und  r.  Unterbein,  r.  Fufs  mit  einem  Stück  von  Plinthe, 
r.  Arm,  halber  1.  Unterarm.  , 

Alt  der  1.  Fufs  mit  einem  Stück  der  Plinthe,  Stamm  und 
Hund  (fehlt  Schnauze,  1.  Vorderbein  mit  Eisen  von  abge- 
fallener Ergänzung)  mit  Halsband;  blickt  hinauf  zur  Göttin. 
Diese  steht  auf  dem  1.  Fufs,  hielt  in  der  Linken  wohl  den 
Bogen,  die  Rechte,  hoch,  griff  nach  dem  Köcher  oder  stützte 
sich  auf  eine  Lanze,  des  bewegten  Gewandes  wegen  vielleicht 
eher  jenes.  Über  ionischem  Chiton  mit  Knopfarmeln  trägt 
sie  geschürzten  dorischen  Chiton,  dessen  Apoptygma  hoch 
übergürtet  ist.  Am  Gürtel  ist  das  Köcherband  befestigt. 
Das  Mäntelchen  liegt  auf  der  1.  Schulter  und  ist  von  da 
hinten  herabhängend,  von  innen  über  den  1.  Arm  geschlagen. 
Arbeit  gering.  Vgl.  besonders  eine  Statue  der  Artemis  in 
Stockholm  (Photographie  Lagrelius  Nr.  15). 

132.  Stück  eines  korinthischen  Capitäls  (Taf.  104). 

Das  Ganze  H.  0,40  m.,   das  untere  Akanthosblatt  0,20  m. 

Marmor  unkenntlich. 

133.  Unterteil  einer  weiblichen  bekleideten 

Statue  (Taf.  104). 

H.  (kaum  bis  zu  den  Knien)  0,60  m.     Marmor  pentelisch  (?). 

Steht  auf  1.  Bein.  Vorn,  zwischen  den  Knieen  hängt 
ein  Zipfel  vom  Himation  herab.     Arbeit  mittelmäfsig. 

134.   Sarkophagstück  (Taf.  104). 

H.  0,91  m.   ohne  Rand.     Marmor  griechisch. 

Amor  als  Somnus,  steht  im  gewöhnlichen  Schema  nach 
rechts,  wo  ein  kleines  Stück  von  einem  Pilaster  erhalten  ist. 
Rote  Farbe  an  Haar  und  Augen.    Arbeit  des  3.  Jahrhunderts. 

135.  Torso  eines  jugendlichen  Bacchus  (Taf.  104). 

H.  (von  Halsgrube  bis  Glied)  0,265  m.     Marmor  italisch. 

Fehlt  Kopf  (ergänzt  satyresk,  jetzt  fehlend),  Hals,  r.  Arm,  1.  Ann 
(schlecht   ergänzt)  vom  Biceps   an,    r.  Bein  von  Mitte   des   Oberschenkels, 


GIARDINO  DELLA  PIGNA  136.  137.  138.  139.  857 

linkes   vom  Knie  (beide  schlecht  ergänzt).     Plinthe,   Stamm.     An   r.  Hüfte 
hinten  und  seitlich  Rest  von  Stütze. 

Stand  auf  r.  Bein  mit  stark  ausgebogener  Hüfte,  1.  Fufs 
vor,  etwas  mehr  zur  Seite  gesetzt  als  der  Neapler  ,Narcifs\ 
mit  dem  sonst  Ähnlichkeit  vorhanden  ist,  namentlich  in 
Beugung  des  Oberkörpers  nach  seiner  r.  Seite.  Ein  Panther- 
fell lallt  mit  einer  Pranke  über  die  linke,  mit  dem  Kopf  über 
die  r.  Schulter  vor;  zog  sich  hinten  je  mit  einem  Bein  zu 
einem  der  Arme  hin.     Arbeit  mittelgut. 

136.  Stück  von  korinthischem  Capital  (Taf.  104). 

H.  0,36  m.     Marmor  italisch. 

Arbeit  gewöhnlich. 

137.  Torso  eines  Silvan  (Taf.  105).  # 

H.  von  fast  Knie  bis  Schulter  (incl.)  0,61  m.,   bis   Scham  0,37  m. 

Marmor  italisch. 

Fehlt  Kopf  (war  eingesetzt),  Hals,  r.  Schulter,  r.  Bein,  1.  Unterbein. 

Stand  auf  1.  Bein,  an  welchem  aufsen  oberes  Ende  eines 
Stammes  erhalten  ist.  Vom  r.  Arm  Stützenbruch  an  r.  Flanke. 
Das  auf  der  r.  Schulter  geknüpfte  Fell  deckt  1.  Brust  und 
fallt  über  den  Arm  herab.  Eins  der  Beine  hält  die  L.  Im 
Bausch  über  dem  1.  Arm  liegen  Trauben,  Feigen,  Ähren  und 
andere  Früchte.     Arbeit  gewöhnlich. 

Gerhard-Platner  S.  109  Nr.  49. 

138.  Sarkophagstück  (Taf.  105). 

H.  0,40  m.  mit  oberem  Rand.     Marmor  grobkörnig. 

Amor  steht  nach  links  mit  gebogenen  Beinen.  Mit  der 
vorgehaltenen  L.  und  der  gehobenen  R.  scheint  er  ein  hinter 
einer  Porträtbüste  ausgespanntes  Tuch  gefafst  zu  haben. 
Arbeit  gewöhnlich. 

139.    Tisch  fufs    (Taf.  105). 

H.  noch  0,52  m.     Marmor  italisch. 

Der  glatte  lange  Hals  des  Löwen  geht  unvermittelt  in 
das  Bein  über.     Arbeit  gewöhnlich. 


858  GIARDINO  DBLLA  PIGNA  140.  141.  142.  143. 

140.  Brunnenfigur  (?)  (Taf.  105). 

L.  c.  0,83  m.,  Br.  0,26  m.,  H.  mit  Figur  0,40  m.     Marmor  griechisch. 

Ein  lockiger  Jüngling  liegt  nackend  ausgestreckt,  das  r. 
Bein  über  das  1.  gelegt,  den  etwas  gehobenen  Oberkörper,  mit 
1.  Ellenbogen  aufstützend ;  den  r.  Arm  über  den  Kopf  zurück- 
schlagend, hält  er  mit  der  R.  ein  Pedum  oder  einen  Kranz 
(halb  erhalten),  in  die  Höhe  blickend.    Arbeit  gewöhnlich. 

141.  Tischfufs  (Taf.  105). 

H.  noch  0,45  m.  (fehlt  von  oberhalb  des  Kniees).     Marmor  griechisch. 

Zwischen  dem  mähnigen  Löwenhals  und  -Kopf  mit 
zornigem  Blick  und  dem  Bein  vermittelt  Blattwerk.  Arbeit 
besser  als  bei  139. 

♦  142.  Sarkophag  (Taf.  105). 

L.  1,71  m.,  H.  0,45  m.y  Br.  0,55  m.     Marmor  italisch  mit  dunklen  Streifen. 

Drei  Amoren  tragen,  der  1.  und  mittlere  nach  links  auf 
der  1.  Schulter,  der  r.  nach  rechts  auf  der  r.  ein  Frucht- 
gewinde, das  je  vor  der  Unterstützung  doppelt  von  einem 
Bande  umwunden  ist,  dessen  Enden  flattern.  Der  tragende 
Arm  jedes  Amors  greift  über  den  Kopf  nach  hinten. 

Über  den  Gewinden  zwei  Medusenköpfe  rund,  nnster- 
blickend,  aber  ohne  sichtbare  Zunge  und  Zähne.  Das  Haar 
über  der  Stirn  gesträubt,  unter  den  Flügeln  je  kleiner  Schlangen- 
kopf.    Die  Schwänze  unter  dem  Kinn  geknotet. 

An  der  1.  Seite  zwischen  knorrigem  Baum  links  und 
Palme  rechts  ein  stehend  schlafender  Amor-Somnus,  ebenso 
an  der  r.  zwischen  Laubbaum,  unter  dem  eine  Schlange  her- 
vorschlüpft, links  und  Weinstock  rechts,  von  dem  ein  kleinerer 
Amor  Trauben  geflückt  hat,  die  er  in  einen  schon  gefüllt 
unten  stehenden  Korb  legen  will.  Handwerksmäfsige  Arbeit 
des  3.  Jahrhunderts. 

Klammerloch  für  Verschlufs  nur  an  r.  Seite  nach  hinten. 

Gerhard-Platner  S.  109  Nr.  50. 

143.  Sarkophagseite  (linke?)  (Taf.  105). 

Mit  Rand  oben  H.  0,53  m.,  Br.  0,37  m.     Marmor  unkenntlich. 

Apollo  sitzt  auf  einem  Fels  nach  rechts,  die  Kithar  auf 


GIABD1N0  DELLA  PI6NA  144.  145.  146.  859 

dem  höher  gestellten  1.  Oberschenkel,  die  R.  mit  dem  Plektron 
von  dem  Instrument  zurückgezogen.  Er  blickt  vor  sich  etwas 
herauf.  Da  ist  an  der  Kante  oben  der  Ast  eines  Baumes, 
tiefer  ein  hängendes  Fell,  vermutlich  dem  aufgehängten 
Marsyas  gehörig,  sichtbar.  Unten  1.  sitzt  der  Greif.  Arbeit 
des  2. — 3.  Jahrhunderts. 

Gerhard-Platner  S.  109  Nr.  50;  Robert  DASR  III  210. 

144.  Sarkophagstück  mit  Knabe-Jahreszeit 

(Taf.  105). 

H.  0,60  m.     Marmor  grobkörnig. 

Modern  1.  Unterarm  mit  unterem  als  Füllhorn  ergänztem  Teile  des 
Korbes,  Unterbeine  mit  der  Platte. 

Reichgelockt,  mit  Nebris,  die  auf  der  r.  Schulter  ge- 
knüpft ist,  steht  der  Knabe  gradevor,  den  Kopf  nach  rechts 
gewandt,  im  gesenkten  r.  Arm  einen  Pinienzweig,  auf  der  L. 
einen  Korb  mit  Trauben  (?)  die  mit  Blättern  zugedeckt  sind. 
Späte  Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  109  Nr.  50. 

145.  Barbarenstatuette  (Taf.  105). 

H.  (Knie  bis  Schulter)  0,42  m.     Marmor  grobkörnig. 

Fehlt  Kopf  (war  eingelassen)  und  Unterteil  von  Knieen  ab.  Hinten 
ein  8 — 9  cm  breiter  senkrechter  Streif  eingemeifselt  wie  zur  Anpassung  an 
einen  Pfeiler,  mit  Zapfenloch  in  Ellenbogenhöhe. 

Bekleidet  mit  kurzärmeliger  Tunica  und  einem  auf  der 
r.  Schulter  geknüpften  Sagum,  stand  der  Mann  auf  dem  1. 
Fufs,  den  r.  zur  Seite  gesetzt,  die  Hände  vor  dem  Leibe 
über  einandergelegt,  wie  Gefangene  im  Triumphzug  zu  thun 
pflegen.  Die  Tunica  ist  mit  runder  Schnur  gegürtet,  und  tiefer 
nochmals,  und  durch  diesen  Gurt  ist  an  der  r.  Seite  ein 
Zipfel  des  über  den  Rücken  hängenden  Mantels  durch- 
gezogen.    Arbeit  plump. 

Gerhard-Platner  S   100,  2. 

146.  Sarkophagstück  (Taf.  105). 

H.  0,43  m.f  L.  0,21  m.  (links  Rahmen).    Marmor  grobkörnig. 

Ein  Satyr  (Oberteil  von  r.  Schulter  und  1.  Hüfte  fehlt), 
tänzelt  mit  gehobenem  1.  Bein  nach  links.     Ein  Pantherfell 


8ÖO  6IABDIN0  DELLA  PIGNA  147.  148.  149.  150. 

hängt  ihm  vorn  an  der  r.  Seite,  hinten  neben  der  1.  Hüfte 
herab.  Die  R.  hält  ein  oben  wie  unten  abgebrochenes  Pedum. 
An  seiner  1.  Seite  wird  ein  1.  Kinderbein  sichtbar;  das  Knäbchen 
mufs  auf  dem  1.  Arm  des  Satyrs  gesessen  haben.  Ein  weib- 
licher Panther  läuft  von  links  zwischen  des  Satyrs  Beinen 
durch  und  blickt  zu  ihm  hinauf.  Wie  so  oft  auf  bacchischen 
Sarkophagen  (s.  Annali  1865  S.  395)  scheint  auch  hier  ein 
statuarischer  Typus  (Reinach  Rupert  II  S.  137)  frei  benutzt 
zu  sein.     Arbeit  des  2. — 3.  Jahrhunderts. 

147.  Weiblicher  Torso  (Taf.  106). 

H.  0,44  m.     Marmor  italisch. 
Fehlen  Oberkörper  von  unterhalb  des  Gürtels,  Füfse. 

Stand  auf  dem  r.  Fufs,    bekleidet  mit  Chiton,    der    in 
reicher  Faltenmasse  zwischen  den  Füfsen  vorfällt  (hellenistisch); 
das  Himation  war  von  rechts  her  über  den  1.  Arm  geworfen. 
An  der  r.  Seite  etwas  unter  Kniehöhe  und  darüber  am  Mantel 
säum  eine  grofse  Stütze  (Fortuna?).     Arbeit  gewöhnlich. 

148.  Aschenurne  desL.  Acilius  Secundus  (Taf.  106). 

H.  0,29  m.,  Br.  0,43  ra.     Marmor  italisch. 

Die  Tafel  mit  der  Inschrift  (CIL  VI  105 10)  wird  von  zwei 
nackten  knieenden  Knaben  gehalten.  Im  Giebel  Kranz  mit 
flatternden  Bändern.     Arbeit  roh. 

149.  L.    Schmalseite    eines    Sarkophagdeckels; 

abgesägt  (Taf.  106). 

H.  0,34  m.,  L.  0,73  m.     Marmor  griechisch. 

In  dem  unsymmetrischen  Giebel  ein  Meerpanther  nach 
rechts  auf  Wasser,  aus  welchem  ein  kleiner  Fisch  und  rechts 
ein  Delphin  auftaucht;  an  der  Ecke  rechts  ein  Attiskopf  gut 
erhalten  bis  auf  die  bestofsene  Nase.  Arbeit  spät,  aber  sorg- 
fältig.    Rote  Nr.  15. 

150.  Grabstein  des  L.  Appas  (Taf.  106). 

Im  umrahmten  Viereck  oben  ein  Giebel,  unter  welchem 
die  Inschrift  (CIL  VI  21093)  auf  eingetiefter  (um  0,01  m) 
Fläche,  also  wohl  an  Stelle  einer  andern  getilgten  steht. 


GIABDINO  DELLA  PI6NA  151.  152.  153.  154.  86 1 

151.    Kleine  Gruppe  von  Aesculap  und  Hygieia 

Fragment  (Taf.  106). 

H.  0,54  m.  (bis  zur  Halsgrube  der  Hygieia).     Marmor  italisch. 

Fehlt  Aesculap  bis  auf  Schlangenstab  und  r.  Unterarm  mit  Hand,  r. 
Fufs  und  Unterbein;  von  Hygieia  Kopf,  r.  Unterarm,  1.  Arm. 

Aesculap  stand  rechts  auf  dem  1.  Bein  im  Himation,  mit 
Sandalen;  die  gesenkte  R.  fafst  den  Stab  oben,  um  den  sich 
die  Schlange  ringelt,  deren  Kopf  auf  seinem  Arm  liegt. 

Hygieia  links,  in  hochgegürtetem  ionischen  Chiton  und 
normal  umgeworfenem  Himation,  legte  die  L.  vielleicht  auf 
Aesculaps  Schultern;  die  R.  hielt  die  Schale,  deren  Abbruch 
an  ihrem  Himation  kenntlich  ist.  Eine  Haarsträhne  liegt  auf 
jeder  Schulter.    Arbeit  grob. 

152.  Aschenkiste  von  halbkreisförmigem 

Grundrifs  (Taf.  106). 

H.  0,19  m.,   L.  0,35  m.,  T.  0,26  m.     Marmor  italisch. 

Die  Tafel  mit  dem  Namen  (die  Inschrift  CIL  XIV  1240) 
über  einem  dicken  Kranz,  den  jederseits  ein  nackter  aus- 
schreitender Amor  auf  einer  Schulter  trägt,  während  die 
andere  Hand  das  flatternde  Band  fafst.  Arbeit  gering. 
Stammt  aus  Ostia,  erworben  nach  eingeritzter  Inschrift  1829. 

153.  Sarkophagstück  (Taf.  106). 

H.  0,48  m.,  L.  0,23  m.     Marmor  griechisch. 

Knabe  und  Mädchen  sich  umarmend,  augenscheinlich 
Amor  und  Psyche,  wie  namentlich  an  der  Beinstellung  deut- 
lich; die  inneren  Beine  sind  die  Spielbeine,  das  des  Amor 
vorgesetzt,  dafs  der  unterwärts  mit  Mantel  bekleideten  Psyche 
über  das  andere  geschlagen.  Sie  wendet  den  Kopf  ab. 
Arbeit  spät,  roh,  stillos. 

154.  Statuette  des  Aesculap  (?)  (Taf.  107). 

H.  0,81  m.  ohne  Kopf  und  Plinthe.     Marmor  italisch. 

Fehlen  Kopf,  Hals,  r.  Arm,  1.  Hand  gröfster  Teil  der  Plinthe  mit  dem 
r.  Fufs,  vordere  Hälfte  des  ].  Fufses  und  des  Omphalos,  mit  Andeutung 
von  Binden  (?)• 


862  GIARDINO  DELLA  PIGNA  155.  156.  157.  158. 

Steht  auf  dem  1.  Bein,  bekleidet  mit  Chiton  und  Himation, 
in  ungewöhnlichem  Umwurf;  schmal  zusammengenommen 
hängt  es  vorn  von  der  1.  Schulter  und,  um  die  r.  Flanke 
herumgeholt,  über  den  1.  Arm  herab  bis  auf  den  Omphalos, 
nur  vor  dem  Leib  als  spitzes  Dreieck  mit  Doppelquast  unten 
sich  entfaltend.  Sandalen;  an  der  1.  Hüfte  Ansatzspuren. 
Arbeit  plump. 

155.  Grabstein  des  Lictors  L.  Tossius  (Taf.  107). 
Rankenverziertes  Aetom. 

Die  Inschrift  CIL  VI  188 1. 

156.  Sitzende  männliche  Figur  (Taf.  107). 

H.  0,50  m.  (ohne  Kopf)  Marmor  italisch. 

Fehlt  vom  Brustmuskel  aufwärts,  Beine  fast  vom  Glied  ab;  Eisen  von 
moderner  Ergänzung  im  Hals  und  Beinen  und  r.  und  1.  am  Felsen.  Eines 
unter  der  r.  Achsel  sprengte  das  Obere  ab. 

Sitzt  nackt  grad  aufrecht  auf  Fels;  der  1.  Oberschenkel, 
ein  wenig  höher,  war  wohl  angezogen,  der  r.  vorgesetzt. 
Arbeit  gemein. 

157.  Schlafende  Nymphe  (Taf.  107), 

L.  1,55  m-  O1"*  Ergänzungen)  Marmor  italisch. 

Modern  Kopf,  1.  Schulter  mit  r.  Hand  darauf,  Finger  der  L.  aufser 
dem  Daumen.  Füfse  und  kleiner  Teil  der  Unterschenkel,  des  Felsunterlagers 
und  etwas  vom  Gewand,  das  darauf  liegt,  von  ungefähr  der  Mitte  bis  zum 
1.  Ende. 

Liegt  auf  dem  Rücken;  die  Beine  nebeneinander,  vom 
Gewand  bedeckt,  das,  den  Schofs  fast  unbedeckt  lassend, 
unter  ihr  sich  hinaufzieht,  um  den  1.  Arm  geschlungen,  dessen 
Hand  sich  auf  eine  kleine  liegende  Urne  stützt.  Arbeit 
gewöhnlich. 

Gerhard-Platner  S.  109  unter  56. 

158.  Statuette  des  Mars  (Taf.  107). 

H.  bis  zum  Hals  0,6 1  m.     Marmor  italisch. 

Fehlen  Kopf,  Hals,  Arme  (waren  ergänzt),  r.  Fufs,  1.  Bein  von  Mitte 
des    Oberschenkels   (rostige   Dübellöcher    in    den  Stückungsflächen).       Die 


.GIARDINO  DELLA  PIGNA  159.  160.  l6l.  863 

Plinthe  mit  dem  r.  Fufs   ist  vorn  angestückt,  auch  das  Bein  zwischen  Fufs 
und  Sitz,  aber  vom  1.  angezogenen  Bein  sieht  man  den  Abbruch  am  Felsen. 

Sitzt  auf  einem  Fels,  nackt  bis  auf  die  Chlamys,  die 
auf  der  r.  Schulter  geknüpft,  über  Rücken  und  Sitz  fallt. 
Das  Schwert  hängt  dem  Gott  an  der  1.  Seite.  Die  R.  hielt 
wohl  mit  wagrechtem  Unterarm  die  Lanze,  die  L.  ruhte  auf 
dem  Rundschild,  der,  mit  Gorgoneion  geschmückt,  zur  Seite 
auf  dem  Felsen  steht,  gegen  welchen  links  ein  Harnisch, 
rechts  mehrere  sechseckige  Babarenschilde  und  Beinschiene  (?) 
lehnt.  Im  Rundschild  ist  undeutlich  VALER1A  zu  lesen. 
Arbeit  nicht  fein. 

159.   Sarkophag  (Taf.  107). 

L.  2,10  m.,   H.  0,64  m.,  Br.  0,60  m.  mit  Relief.    Marmor  grobkörnig. 

Zwei  nackte  Amoren  mit  über  der  Stirn  zusammen- 
gebundenem Haarschopf  tragen  fliegend  mit  weit  gespreizten 
Beinen  und  nach  aufsen  blickend  die  Muschel  mit  dem  Brust- 
bild eines  bärtigen  Mannes  mit  Tunica  und  Pallium  über  der 
1.  Schulter.  Unter  jedem  Amor  liegen  zusammengebunden 
Bogen  und  Köcher  (die  umgebogenen  Bogenenden  als  Greifen- 
köpfe gestaltet);  unter  der  Muschel  steht  eine  Vase  mit 
Früchten,  von  wo  je  ein  kleiner  Amor  eine  Traube  genommen 
zu  haben  scheint,  die  er  mit  weitgespreizten  Beinen  auf  dem 
Boden  sitzend,  vor  einem  von  der  Vase  her  angreifenden 
Hahn  zu  retten  sucht.    Vielfach  bestofsen. 

An  jedem  Ende  der  Vorderseite  das  Bild  des  Amor- 
Somnus  auch  mit  Stirnschopf  und  je  mit  zwei  Mohnköpfen 
in  der  hängenden  Hand  (die  Fackel  bis  auf  das  brennende 
Ende  gröfstenteils  weggebrochen). 

An  jeder  Nebenseite  ein  gegen  die  Vorderseite  gekehrt 
sitzender  Greif.  Arbeit  nach  Mafsgabe  des  Medaillonporträts 
aus  der  Zeit  des  Antoninus  Pius,  sorgfaltig,  aber  handwerks- 
mäfsig.  Je  zwei  Löcher  für  Deckelverklammerung,  die  rechts 
mit  Eisen. 

Gerhard-Platner  S.  109,  56. 

160.    161.    Zwei    korinthische   Capitäle  (Taf.  107). 

Ersteres  H.  0,49  m.,  letzteres  unten  weniger  gut  erhalten,  0,48  m. 


864  G1ARDIN0  DELLA  PIGNA  162.  163.  164. 

Gehören  wohl  zusammen,  trotz  einiger  Verschiedenheit 
in  der  Zeichnung  und  Ausfuhrung  z.  B.  der  vorn  unter  dem 
Abakus  befindlichen  Blume. 


162.  Mittelstück  eines  Sarkophags  mit 
S-Canelluren  (Taf.  107). 

H.  0,45  m.y   Br.  0,45  m.     Marmor  italisch. 

Medaillon  mit  männlicher  Büste  mit  kurzem  Bart-  und 
Kopfhaar  nach  der  Weise  des  3.  Jhdts.,  auch  die  tief  ein- 
gebohrten Pupillen  (wie  oft  bei  kleinen  Köpfen,  ein  rundes 
Loch).  Daneben  oben  jederseits  eine  Blumenknospe.  Unter 
dem  Porträt  die  Tischler -Werkstatt.  Links  steht  ein  Bursch, 
welcher  mit  Hobeln  beschäftigt  ist.  Rechts  sitzt  ein  Mann 
unbärtig  in  Exomis,  und  bearbeitet  mit  einer  Hacke  den 
Tischfufs,  der  oben  löwenköpfig,  unten  löwenfüfsig  ist.  Unter 
dem  Tisch  Haublock.     Arbeit  nicht  fein. 

Gerhard-Platner  S.  109  unter  56.  O.  Jahn,  Sachs.  Berichte  1861 
Taf.  X6;  Blümner,  Technologie  II  343;  Schreiber,  Bilderatlas  LXXIV  109. 

163.  Weibliche  (?)  bekleidete  Statue  (Taf.  107). 

Reichlich  halbe  Lebensgröfse.      FL   ohne  Kopf  0,8 1  m.     Marmor  italisch. 

Fehlen  Kopf,  Hals  (war  eingelassen),  r.  Arm  (in  der  rohen  Stückungs- 
höhlung ein  Eisennagel),  1.  Unterarm  und  Brust  (auch  im  Arm  Eisennagel 
von  ehemaliger  Restauration.  Die  Plinthe  ist  hinten  0,14  m.  hoch  ab- 
gearbeitet, vorn  Vorderteil  des  1.  Fufses  (Eisen  im  Bruch)  abgebrochen. 

Steht  auf  dem  r.  Bein,  über  dem  Chiton  ein  Himation 
mit  ungewöhnlicher  Anabole,  die,  mehr  noch  als  die  Stoff- 
fülle  unten  am  Chiton,  durch  ihre  Künstlichkeit  auf  helle- 
nistische Zeit  weist.  Auf  der  1.  Schulter  liegt  eine  Locke, 
vor  der  1.  Brust  ein  seltsam  geformter  Zipfel  (nicht  Nebris). 
Arbeit  mittelmäfsig.  Die  Muse  Gail.  Lap.  76  a  hat  das  Gewand 
sehr  viel  einfacher  angeordnet. 

164.   Basis   einer  Weihung  für  Juppiter 
Heliopolitanus  (Taf.  107). 

L.  Krug,  r.  Schale. 

CIL  VI  422. 


GIABDINO  DELLA  PIGNA  165.  166.  167.  865 

165.  Torso  einer  Artemis  (Taf.  108). 

Etwa  halber  Lebengröfise,  H.  0,46  id.  von  unter  der  Halsgrube  bis  oberhalb 

der  Kniee.     Marmor  italisch. 

Fehlt  Kopf  (war  eingelassen),  1.  Schulter,  Arme,  Beine  unterhalb  des 
Gewandes.  Denn,  obgleich  die  jetzige  Aufstellung  nicht  gestattet  die  Unter- 
seite zu  sehen,  und  die  Falten  nicht  bestimmt  als  unten  geendigt  erscheinen, 
werden  wohl  nur  die  Beine  gebrochen   sein. 

Der  feinfaltige  Chiton  ist  unter  den  Brüsten  über  dem 
bis  eben  über  die  Hüften  hinabreichenden  Schurz  übergürtet, 
am  Gürtel  ein  Köcherband  befestigt.  Der  Mantel  ist  zu 
schmalem  Streifen  zusammengelegt  oben  über  die  1.  Schulter, 
unten  um  die  r.  Hüfte  herumgenommen,  an  der  1.  Flanke 
geknotet,  so  dafs  beide  Enden  herabhängen.  Arbeit  mittelgut. 
Ebenso  Reinach  Rupert.  II  324,3. 

166.  Sarkophagstück  (Taf.  108). 

H.  0,34  m.,  Br.  0,35  m.     Marmor  griechisch. 

Vor  einem  ausgespannten  Teppich  drei  Figuren,  links 
eine  stehende,  rechts  eine  liegende.  Die  mittlere,  ein  bärtiger 
Mann,  dessen  Gesicht  abgespalten  ist,  sitzt  auf  einem  Klapp- 
stuhl in  Tunica  und  Pallium,  den  1.  Fufs  angezogen,  den  r. 
stark  vorgestreckt.  Er  hält  mit  der  L.,  den  Ellbogen  auf 
den  Liegenden  oder  das  Bett  stützend,  eine  Rolle,  aufweiche 
er  schreibt  mit  einem  Stilus,  den  er  mit  drei  Fingern  hält 
(vierter  und  fünfter  eingebogen).  Rechts  von  ihm  liegt  auf 
einem  Bett  ein  anderer  Bärtiger  (?),  gleichfalls  in  Chiton  und 
Himation  gekleidet.  Auf  den  1.  Ellbogen  gestützt,  hielt  er 
mit  der  hängenden  Linken  und  einst  auch  der  R.  vielleicht 
eine  Rolle  (Stützen  am  Bettstuhl).  Links  von  dem  Mittleren 
steht  eine  Frau,  an  das  Bett  sich  lehnend,  auch  sie  mit 
Chiton  und  Himation  bekleidet.  [R.  Unterarm.]  Ein  Lehrender, 
ein  Schreibender,  eine  Hörerin  (?).     Arbeit  des  3.  Jahrh. 

167.  Statuette  eines  liegenden  Flufsgottes 

(Taf.  108). 

L.  0,37  m.  ohne  Füfse.     Marmor  griechisch. 
Fehlen  Kopf,  L  Schalter  und  Oberarm,  Filfse. 

Liegt  auf  der  1.  Seite,   den  Oberkörper  auf  den  1.  Ell- 

Vatican.  Katalog  I.  55 


866  GIABDINO  DELIA  PIGNA  168.  169. 

bogen  stützend,  der  auf  grad  und  wagerecht  gestreiften  un- 
deutlichen Gegenstand  lehnt.  Das  1.  Bein  ist  untergeschlagen, 
das  r.,  im  Knie  gehoben,  dient  dem  r.  Arm  als  Unterlager. 
Himation  um  1.  Arm,  Rücken  und  Beine.     Unbedeutend. 


168.  Korinthisierendes  Capital  (Taf.  108). 

H.  0,72  m.     Marmor  italisch. 

Vier  Blattreihen  zählt  man  übereinander  von  unten  her, 
aufser  dem  oben  zum  Vorschein  kommenden  eigentlichen 
Kalathos,  alle  vier  schmale  aufrecht  stehende  Blätter,  1.  ein- 
fach hohl  mit  aufgebogenem  Rand  wie  die  oberen  Enden 
von  Canelluren;  2.  gleichfalls  kurz,  aber  oben  spitzer  und  der 
Länge  nach  durch  tiefe  Furchen  geteilt,  jede  Hälfte  wieder 
mit  flacher  Rinne,  wenig  gekräuselt;  3.  länger  mit  stark  ge- 
kräuselten Rändern  und  in  der  Mitte  entlang  nicht  eine  Rille, 
sondern  eine  Blattrippe.  Auf  derselben  Basis  wie  2.  stehen  an 
den  vier  Diagonalpunkten  Akanthusblätter,  so  hoch  wie  2.  und 
3.  zusammen.  4.  wie  2.,  nur  von  geringerem  Durchmesser, 
und  nicht  einen  nur  unterbrochenen  Ring,  sondern  Teile 
von  vier  verschiedenen  bildend  und  mit  ihnen  auf  gleicher 
Basis,  alle  mehr  als  doppelt  so  hoch;  über  den  vier  unteren 
wieder  vier  Akanthusblätter,  jedes  gedoppelt,  ein  unteres  und 
ein  darauf  liegendes,  zusammen  je  zur  Volute  gerollt  (die 
rechte  vorn  abgebrochen).  Auf  den  äufseren  Rändern  jeder 
Volute  liegen  zwei  Delphine,  deren  schlanke  Bildung,  schnabel- 
artiges, zahnreiches  Maul,  sternumgebenes  Auge  stark  an  die 
Delphine  im  Thermenbau  hinter  dem  Pantheon  erinnern. 
Ihre  nach  oben  eingerollten  Schwänze  bilden  kleinere  obere 
Eckvoluten  über  den  gröfseren  der  Akanthusblätter,  die  unter 
ihnen  liegen.  Zwischen  den  Schnauzen  der  Delphine  je  eine 
Blüte,  aus  der  Ranken  aufsteigen,  je  in  eine  Rose  endend,  da- 
zwischen eine  kleine  Vase  (?)  und  darüber,  schon  am  Abakus, 
ein  Pinienzapfen  in  einem  Kelch.     Arbeit  sorgfaltig. 

Gerhard-Platner  S.  110  erwähnt  drei  solche.  Nr.  14,   53,   59,  von 
denen  das  zweite  hier  Nr.  231,  das  dritte  fehlt. 

169.    Grabstein  der  Iulia  Auge  (Taf.  108). 

H.  i,i  1  m.,  Br.  am  Fufs  0,66  m.,  T.  0,38  m.    Marmor  italisch. 


GIABDINO  DELLA  PIGNA  170.  171.  172.  867 

Im  gerundeten  Aetom  zwei  Greifen  gegeneinander  jeder 
eine  Vorderpfote  auf  eine  zwischen  ihnen  stehende  Vase 
legend,  darunter  an  den  Ecken  oben  Widderköpfe,  an  deren 
Hörnern  an  den  Seiten  Lorbeer-,  vorn  Fruchtgewinde  hängen, 
unten  hinten  Schwäne  stehend,  vorn  zweiseitige  Sphinxe 
aufrecht  sitzend.  Über  dem  Gewinde  links  Krug,  rechts 
Schale,  vorn  sehr  verwittert  ein  abgekürzter  bacchischer  Zug. 
Einem  zurückblickend  Tympanon  schlagenden  Pan  folgt  ein 
nackter  Eselreiter  (Herakles,  Silen?),  gehalten  von  zwei  Be- 
gleitern (Satyrn?)  jenseits  und  hinter  dem  Esel.  Unter  dem 
Gewinde  vorn  zwei  pickende  Vögel. 

Gerhard-Platner  S.  109  Nr.  59;  die  Inschrift  CIL  XIV  3351. 

170.  Torso  eines  Silvan  (Taf.  108). 

H.  noch  0,45  xn.  (Halsgrube  bis  Glied  0,32  m.).     Marmor  italisch. 
Fehlen  Kopf,  Hals,  r.  Ann,  Beine  größtenteils. 

Stand  auf  dem  1.  Bein.  Im  Bausch  des  Ziegenfells, 
dessen  Beine  auf  der  r.  Schulter  geknotet  sind,  trägt  der  1. 
Arm  Traube,  Nüsse,  Feigen,  Apfel  und  einen  Pinienzapfen?, 
in  der  Hand  das  krumme  Messer.     Arbeit  gewöhnlich. 

Gerhard-Platner  S.  109  Nr.  51. 

171.  Sarkophagstück  Amor-Somnus   (Taf.  109). 

H.  c.  0,55  m.  ohne  Unterbeine  und  Oberkopf.     Marmor  grobkörnig. 
Flügel  und  Arme  bestofsen,  Gesicht  fast  ganz  fehlend. 

Arbeit  des  2.  Jahrhunderts. 

172.  Torso  eines  nackten  Jünglings  (Taf.  109). 

H.  0,48  m.  (von  Halsgrube  bis  Rumpf).     Marmor  italisch. 

Fehlt  Kopf,  Hals  (lange  Locken  hängen  auf  die  Schultern  und  im 
Nacken,  der  etwas  platt  ist),  1.  Arm,  r.  Unterarm. 

Stand  ähnlich  wie  der  Apollo  mit  der  Gans,  Reinach 
Repertoire  II  S.  99,  auf  dem  r.  Bein,  das  1.  überschlagend, 
mit  dem  1.  Arm  angelehnt,  mit  dem  r.  an  der  Brust  vorüber- 
greifend (Stützenbruch  unter  dem  1.  Brustmuskel  ein  anderer 
aufsen  am  1.  Oberschenkel).  Auch  die  jugendlichen  Formen 
hat  die  Statuette  mit  jenem  Typus  gemein;  von  dem  "ihn 
die  Schulterlocken  scheiden,  wie  auch  das  bis  zum  Knie  der 

55* 


868  GIARD1N0  DELLA  PIGNA.  173.  174.  175. 

1.  Seite  des  Körpers  anliegende  Gewand  —  falls  der  von  der 
Achsel  bis  unten  entlang  laufende  Bruch  vom  Gewand  herrührt. 
Arbeit  gewöhnlich. 

173.  Stücke  eines  Cinerars  (Taf.  109  und  111). 

H.  0,55  m.,  Br.  o,i  m.     Marmor  italisch. 

Mittelstück  eines  Fruchtgewindes  mit  flatternden  ge 
rippten  Bändern,  mit  welchen  wir  das  Gewinde  an  Hörnern 
von  Widderköpfen  (Taf.  in)  befestigt  sehen.  Über  den 
seitlichen  Festons*  Schalen;  darüber  zwei  an  Ähren  (?) 
naschende  Ratten  oder  Mäuse;  darunter  Inschriftrest.  Bohr- 
arbeit. 

Rechts  Schale  [links  also  Krug]. 

174.  Gelagerter  Flufsgott,  Statuette  (Taf.  109). 

L.  0,40  m.     Marmor  grobkörnig. 
Kopf  stark  bestofsen. 

Lagert  auf  der  1.  Seite,  das  1.  Bein  untergeschlagen,  den 
Oberkörper,  stark  gehoben,  auf  den  1.  Arm  stützend,  der 
sich  auf  die  liegende  Urne  legt,  in  deren  Öffnung  die  Finger 
hineinfassen.  Auf  dem  gehobenen  r.  Knie  ruht  die  R.,  einen 
Rohrstengel  eher  als  Palmwedel  fassend,  der  im  Arm  liegt. 
Der  Kopf,  wie  bei  Flufsgöttern  typisch,  etwas  zurückgeworfen, 
nach  seiner  L.  gewandt.  Himation  um  1.  Arm  und  Beine. 
Arbeit  gewöhnlich. 

Gerhard-Platner  S.  109  Nr.  64. 

175.  Sarkophagfragment  (Taf.  109). 

H.  0,62  m.,  L.  2,14  m.,  T.  0,64  m.  (mit  Rel.).    Marmor  italisch  mit 

dunklen  Adern. 

Grofse  Klammern  (jetzt  fehlend)  einst  an  jeder  Seite  in  der  Mitte  and 
vorn  an  den  Enden  der  Riefen. 

In  der  Mitte  sitzt  vor  einem  Vorhang  ein  Jüngling  (Gesicht 
unausgeführt)  in  Tunica,  Pallium  auf  einem  Stuhl  mit  Panther- 
kopfbein, mit  den  Händen  vor  der  Brust  eine  geschlossene 
Rolle  haltend.  Ein  Rollenbündel  steht  unten  rechts  auf  der 
Erde.  An  den  Enden  stehen  Amoren  (rechts  ein  Flügel  sichtbar) 
mit  gekreuzten  Beinen  mit  Chlamys  und  Kränzen  von  un- 


GIAEDINO  DELLA  PIONA  176.  177.  177a.  178.  869 

kenntlichem  Laube;  in  der  R.  hält  der  1.  Amor  eine  Keule, 
in  der  L.  einen  Hasen;  der  r.  in  der  R.  zwei  Enten,  in  der 
L.  eine  Fackel  mit  Flamme  nach  oben;  unten  bei  jedem  ein 
Korb  mit  denselben  Früchten.  Arbeit  grob,  des  3.  Jahrh. 
Die  Seiten  wenig  -geglättet. 

Gerhard-Platner  S.  109  Nr.  62. 

176.  Sarkophagstück  (Taf.  109). 

H.  vollständig  0,40  m.,   also   Kindersarkophag,  Br.  noch  0,29  m.     Marmor 

grobkörnig. 

Neben  einem  Apfel(?)baum  ist  der  Amor-Somnus  sitzend 
dargestellt,  im  übrigen  im  gewöhnlichen  Schema,  den  1.  Fufs 
hoch  auf  eine  Felserhebung  stellend,  unter  welcher  ein  Hase  (?) 
fressend  gesehen  wird.     Arbeit  gewöhnlich. 

Gerhard-Platner  S.  109  Nr.  61. 

177.   (In  175)   Torso  eines  Opferknechtes  (?) 

Statuette  (Taf.  109). 

H.  0,49  ro.  (tjals  bis  Hüften).     Marmor  italisch  (?)  mit  speckigem  Aussehen. 
Fehlen  Arme,  Beine. 

Nackt  bis  auf  den  Lendenschurz,  schreitet  der  Mann  nach 
rechts  und  holte  vielleicht  zum  Schlage  aus,  denn  der  r. 
Arm  war  stark,  der  1.  Oberarm  schwächer  gehoben,  nicht 
anliegend.  Arbeit  am  Nackten  nicht  fein,  doch  besser  als 
am  Gewand. 

177a.  Sarkophagstück  (Taf.  109). 

H.  (mit  Rand  oben  und  unten)  0,50  m.,  L.  noch  0,40  m. 

Vor  einem  rechts  oben  angeknüpften  Teppich  links  der 
1.  Teil  eines  weiblichen  Brustbildes  in  Unter-  und  Obergewand 
mit  Rolle  in  der  Linken,  deren  vierter  Finger  einen  Siegel- 
ring trägt.     Arbeit  gewöhnlich. 

178.  Amor-Somnus  (?)  Statuette  (Taf.  109). 

H.  (vom  Knie  bis  Mund)  0,51  m.     Marmor  italisch. 
Fehlt  Kopf  vom  Mund  aufwärts,  1.  Arm,  r.  Hand,  Unterbeine. 

Nackt,  den  1.  Fufs  vor,  stand  der  Knabe  nicht  im  ge- 


87O  GIABDINO  DELLA  PIGNA  179.  180.  181. 

wohnlichen  Schema,  kreuzte  nicht  die  Beine,  sondern  stellte 
das  1.  nur  weiter  vor.  Der  Kopf  neigt  sich  etwas  auf  seine 
1.  Seite,  konnte  aber  nicht  auf  der  R.  ruhen,  die  sich  nicht 
auf  die  1.  Schulter  legt,  sondern  unterhalb  des  1.  Armes 
wahrscheinlich  auf  das  Fackelende;  auf  die  r.  Hand  stützte 
sich  dann  wohl  der  1.  Ellbogen,  und  in  die  1.  Hand  der  Kopf. 
Ein  Kranz  hängt  um  den  Hals.  Rote  Farbe  am  Haar. 
Arbeit  gewöhnlich. 

Gerhard-Platner  S.  171  Nr.  63. 

179.  Aufrecht  sitzender  Hund  (Taf.  no). 

H.  noch  0,62  m.     Marmor  griechisch  (?). 

Fehlt  Hinterkopf,  1.  Ohr,  Schnauze,  (Stückungsflache  modern?)  Teile 
der  Mähne,  der  Hinterbeine  (Stückungsflächen.)  An  der  r.  Flanke  ein  grofees 
Loch  wie  für  Waserleitung,  wovon  sonst  keine  Spur. 

Derselbe  Typus  wie  die  zwei  im  vaticanischen  Cortile 
und  in  Florenz  (s.  Reinach  Repertoire  II  S.  760).  Arbeit 
decorativ,  aber  flott. 

Gerhard-Platner  S.  110  Nr.  64  (für  einen  Löwen  versehen). 

180.  Sarkophagstück  (Taf.  no). 

H.  0,38  m.f  Br.  0,28  m.     Marmor  italisch. 

Zwei  Amoren,  der  eine  rechts  nach  rechts  schreitend, 
hält  mit  beiden  Händen  das  Tuch,  vor  welchem  das  Bild  des 
Verstorbenen  zu  denken;  der  andere  links,  kleiner,  schreitet 
nach  links,  aber  nach  jenem  zurückblickend  hielt  etwas  mit 
der  L.  und  der  fehlenden  R.    Beide  mit  Chlamys.    Arbeit  roh. 


181.  Torso   eines  Jünglings  (Taf.  110). 

Reichlich  lebensgrofs.    H.  (Halsgrube  bis  Glied)  0,66  m.    Marmor  griechisch. 

Fehlt  Kopf,  r.  Arm  grösstenteils ,  1.  Unterarm  und  Hand,  Beine 
grösstenteils,  Glied  (war  eingefügt). 

Stand  auf  dem  r.  Bein,  hatte  den  r.  Arm  gehoben,  viel- 
leicht eine  Lanze  fassend;  über  den  etwas  abseits  vom 
Körper  wagerecht  gehaltenen  1.  Unterarm  war  von  innen 
die  Chlamys  geschlagen,  die  auf  der  r.  Schulter  geknüpft, 
vorn    die   Brust    deckt,    aber    über    die    1.   Schulter   zurück- 


GIABDINO  DELLA  P1GNA  182.  183.  184.  87 1 

geworfen   ist     Die  L.  hielt  das   Schwert   in    der  Scheide. 
Arbeit  verwittert,  mittelgut 

Gerhard-Platner  S.  110  Nr.  65p). 

182.  Sarkophagstück  (Taf.  uo). 

H.  0,67  m.,  Br.  0,30  ra.     Marmor  italisch. 

Rechts  unten  ein  Pantherbein,  läfst  etwa  einen  [Bacchus] 
auf  seinem  Tier  voraussetzen,  dem  eine  Bacchantin  mit  Ähren- 
kranz (1)  im  Haar  folgt,  in  gegürtetem  kurzen  Chiton  mit  selt- 
samem Faltenwulst  längs  der  entblöfsten  1.  Brust  Seltsam  ist 
auch  das  überladene  Füllhorn  und  die  Art,  wie  die  Rechte 
es  trägt.  Seltsam  auch  die  hinter  ihr  bewegungslos  mit 
leichter  Neigung  des  Kopfes  nach  rechts  stehende  Frau,  und 
seltsam  deren  Kleid  mit  Halsbund  und  ihr,  ähnlich  dem 
andern  Gesicht,  mit  kleinlicher  Zierlichkeit  ausgeführtes 
Gesicht.  Im  Museo  Chiaramonti  I  XXXV  (s.  Nr.  709)  als  1. 
Ende  eines  bacchischen  Sarkophags  abgebildet,  also  ver- 
mutlich eine  wieder  entfernte  moderne  Ergänzung. 

Gerhard-Platner  S.  110  unter  Nr.  65. 

183.  Lacunarienstück 

H.  0,46  m.,  Br.  0,37  m. 

Cassettierung;  unter  (bei  jetziger  Aufstellung)  der  Casset- 
tierung  glatter  Streif,  0,15  m.  breit,  in  dem  0,05  m.  vom 
Ornament  eine  eingerissene  Linie,  wohl  das  Auflager  abzu- 
grenzen bestimmt. 

184.  Statue  des  Cerberus  (Taf.  uo). 

H.  noch  0,61  m.     Marmor  italisch. 

Fehlt  Schnauze  des  Hauptkopfes,  beide  nach  den  Seiten  gewandten 
Nebenköpfe,  und  bei  dem  rechten  der  Hals,  Hinterleib,  der  mit  grofsen 
Zapfen  angestückt  war  (modern  ?),  unterster  Teil  der  Beine. 

Sitzt  aufrecht,  den  Hauptkopf  etwas  gehoben  und  nach 
seiner  1.  Seite  gewandt,  wo  also  vielleicht  Pluto-Sarapis  voraus- 
zusetzen ist.  Das  Maul  war  geschlossen.  Zwei  Schlangen 
kommen  unten  zwischen  den  Beinen  hervor  (aus  dem  Schweif?), 
drehen  sich  unten  vor  der  Brust  einmal  umeinander,  um- 
schlingen den  Haupthals,   gehen  weiter  um  die  Nebenhälse 


1 


872  GIARDINO  DELLA  PlGNA  185.  186. 

und  sprangen  zuletzt  frei  heraus,   jetzt  mit  Stückungsfläche 
und  Eisennagel  darin.     Arbeit  nicht  fein. 

Gc  rhard-Platner  S.  110  Nr.  66. 

185.  Sarkophagstück  (Taf.  no). 

Gänse  H.  0,34  m.  (mit  Rand  oben  und  unten,  also  Kindersarkophag),  Br.  0,29  m. 

Marmor  italisch. 

Rechts  sitzt  ein  Knabe  mit  dickem,  nicht  ausgeführtem 
Kopf,  bekleidet  nur  mit  Pallium,  welches  r.  Arm  und  Brust 
blofs  läfst.  Die  Linke  liegt  mit  einer  Rolle  im  Schofs,  die 
Rechte  ist  grüfsend  erhoben  gegen  die  von  links  kommenden 
nackten  Knaben,  von  denen  der  erste  deutlich  beflügelt  ist 
und  die  Leyer  spielt;  der  zweite,  dessen  ganze  1.  Seite  fehlt, 
blies  die  Doppelflöte.  Zwischen  dem  sitzenden  und  dem 
Leyerspieler  her  schreitet  auf  jenen  noch  ein  ganz  kleiner 
Knabe,  dessen  Flügel  nicht  sichtbar  sind,  zu,  mit  beiden 
Händen  ihm  einen  unkenntlichen  Gegenstand  hinhaltend. 
Arbeit  roh. 

Gerhard-Platner  S.  110  unter  Nr.  66. 

186.  Weibliche  bekleidete  Statue  (Taf.  in). 

Reichlich  halblebensgrofs.   H.  0,90  m.  (ohne  Kopf  und  Füfse).  Marmor  italisch. 

Fehlen  Kopf  und  Hals  (waren  eingelassen),  von  dessen  r.  Seite  schräg 
zur  r.  Hüfte  hinab  die  ganze  1.  Seite  abgespalten  ist;  r.  Unterarm  (war  ge- 
stückt), Füfse. 

Stand  auf  dem  1.  Bein,  das  in  seinen  Formen  ziemlich 
deutlich  hervortritt,  obgleich  über  dem  ionischen  Chiton,  mit 
Knopfarmeln,  noch  das  Himation  liegt,  das,  oben  doppelt 
genommen,  mit  dem  einfachen  Teil  bis  auf  die  Füfse  reichte, 
über  den  1.  Arm  geworfen,  neben  dem  1.  Bein  in  schwerer 
Masse  senkrechter  Falten  herabfallt.  Vor  beiden  Beinen 
hängen  dagegen  keine  senkrechte,  sondern  Bogenfalten,  an 
der  r.  Hüfte  klein  beginnend,  je  näher  zur  1.  Seite,  in  desto 
länger  gezogenen  Kurven;  der  Chiton,  ionisch  mit  Knopf- 
ärmeln, ist  ungegürtet  mit  reich  bewegtem  Gefalt.  Die  Körper- 
formen sind  von  wenig  ausgeprägter  Weiblichkeit,  und  doch 
kann  der  Tracht  wegen  nicht  etwa  an  ein  unerwachsenes 
Mädchen  gedacht  werden.  Gute  Arbeit  des  1.  Jahrhunderts, 
aber  schwerlich  Copie  eines  älteren  Werks. 


.     GIARDINO  DELLA  PIGNA  187.  188.  189.  190.  873 

187.  Basis,  dem  Hercules  sanctus  geweiht 

(Taf.  in). 

H.  0,49  m.  (unten  fehlt  etwas),  Br.  0,33  m. 

Einfache  Umrahmung.     Links  Krug,  rechts  Schale. 
CIL  VI  422. 

188.   Torso  einer  Jünglingsstatuette  (Taf.  in)! 

H.  0,50  m.  (von  Halsgrube  bis  fast  Knie).     Marmor  griechisch. 

Fehlt  Kopf,  Hals,  r.  Arm,  linker  von  Mitte  des  Oberarms,  r.  Bein  von 
oberhalb  des  Knies  (Brüche)  linkes  ebenso,  aber  Oberschenkel  vorn  ab- 
gespalten. 

Stand  ruhig  auf  dem  r.  Bein.  Beide  Oberarme  gesenkt, 
der  rechte  vielleicht  etwas  abstehend  vom  Körper.  Impubes. 
Grofse  Stütze  am  r.  Oberschenkel  unten  vermittelte  mit  nicht 
baumförmiger  Stütze.  Kleiner  Stützenbruch  an  L  Hüfte  von 
der  Hand.     Arbeit  gewöhnlich. 

189.   Sarkophag-Medaillon (?). 

Dm.  c.  0,38  m.     Marmor  griechisch. 

Brustbilder  eines  Ehepaares,  deutlich  abgerundet,  aber 
ohne  Rahmen,  der  weggearbeitet  ist.  Jeder  legt  einen  Arm 
um  den  Hals  des  Andern,  so  dafs  die  Hand  auf  der  Schulter 
ruht;  sie  links,  er  rechts.  Er  (Kopf  ergänzt,  1.  Arm  fehlt)  ist 
mit  Tunica  und  Sagum  bekleidet;  sie  mit  ionischem  Chiton. 
Über  den  r.  Arm,  der  gegen  des  Mannes  BrHist  bewegt  ist 
(halbe  Hand  fehlt),  legt  sich  ein  Zipfel  vom  Mantel.  Frisur 
gleich  J.  Domna.  Arbeit  unfein,  2-/3.  Jahrhunderts.  Pupillen 
'  eingebohrt. 

190.  Sarkophagfront,  1.  Seite  (Taf.  in). 

H.  0,50  m.  (unten  fehlt  etwas),  Br.  noch  0,88  m.     Marmor  bläulich, 

grobkörnig. 

Ergänzt  Teil  des  oberen  Randes  am  Durchbruch,  untere  Ecke  rechts. 

Rechts  ein  bärtiger  Seekentaur(r)  (fehlen  Vorderbeine),  der 
mit  den  nach  rechts  bewegten  Armen  (nur  halb  erhalten)  das 
Bildrund  hielt,  den  Kopf  nach  links  wendet  zu  der  auf 
seinem  Fischleib  sitzenden  Nereide.  Sie  sitzt  nach  links, 
stützt  sich  mit  der  Linken  auf  seinen  Tierleib,  sieht  ihn  mit 


874  GIABDINO  DELLA  PIONA  191.  192.  193.  194.  195. 

umgewandtem  Kopf  an  und  fafste  mit  der  erhobenen  R.  (fehlt) 
ihren  Mantel,  der  ihre  Beine  deckt  und  oben  hinter  ihrem 
Kopf  und  Rücken  segelartig  gebläht  ist.  Links  neben  ihr  sitzt 
ein  Eros  (fehlen  Flügel,  Unterarme  (auf  dem  emporgerichteten 
Fischschwanz  des  Kentauren.  Ein  anderer  Eros  (fehlt  1. 
Flügel,  Teil  der  Arme)  'steht  auf  dem  diesseitigen  von  zwei 
Hippokampen  (Vorderkopf  beider  ergänzt,  die  Ergänzung 
des  jenseitigen  wieder  abgefallen),  die  er  offenbar  zügelte. 
Unter  ihnen  im  Wasser  zwei  Delphine.     Arbeit  derb. 

191.   Bekleidete  Knabenstatuette  (Taf.  in). 

H.  0,50  m.  (ohne  Kopf,  Ftlfse  vorn.)     Marmor  italisch. 

Steht  auf  dem  1.  unbeschuhten  Fufs,  bekleidet  nur  mit 
Pallium,  das  unter  der  r.  Achsel  straff  herumgenommen  den 
Zipfel  der  1.  Schulter  überkreuzt,  von  dem  ganz  eingewickelten 
1.  Unterarm  gegen  Brust  und  Oberarm  geprefst  wird,  unten 
bis  auf  die  Füfse  herabhängt.  In  der  hängenden  Rechten  ein 
Ball?    Arbeit  plump. 

192.  Sarkophag  der  Annia  Ismene  (Taf.  111). 

L.  1,79  m*i  H*  un(l  T.  0,45  m.     Marmor  grobkörnig,  bläulich. 

Bis   auf  den  Rand    und    die    Inschrifttafel  ganz   mit  S- 

Canelluren  bedeckt. 
CIL  11 795. 

I93-   x94-    Zwei  zusammengehörige  korinthische 

Capitäle  (Taf.  in). 

H.  0,43  m.     Marmor  italisch. 

Akanthosblätter  stehen  nur  an  den  vier  Ecken,  je  über 
einem  unteren  ein  oberes  höheres,  oben  wenig  umgerollt,  die 
Volute  seitlich  durch  Rosen  markiert.  An  den  vier  Fronten 
je  unten  eine  Palmette,  darüber  ein  System  von  in  Rosen 
ausgehenden  Stengeln,  deren  äufsere  die  Rosen  an  den  Vo- 
luten tragen.    Die  Blume  (?)  in  der  Mitte  des  Abakus  zerstört 

195.  Jugendlicher  männlicher  Kopf  (Taf.  111). 

Lebensgrofs.     Marmor  griechisch. 
War  einmal  modern  aufgesetzt,  liegt  gewöhnlich  in  dem  Sarkophag  192. 


GIABDINO  DBLLA  PIGNA  196.  197.  875 

Gehört  zu  den  von  Graef  (Römische  Mitteilungen  1889 
S.  I93ff.)  gesammelten  Beispielen  des  mit  Weinlaub  (nach 
andern  Pappellaub)  gekränzten  Herakles.  Bemerkenswert  ist 
die  rundliche  Gesichtsform,  die  Öffnung  des  Mundes,  das 
reichliche,  deutlich  ausgeprägte  Weinlaub,  hinten  die  hän- 
genden Kranzbänder,  die  Contraction  der  Brauen.  Der  Herakles- 
typus ist  nicht  ausgeprägt,  die  Augen  nicht  vorquellend,  das 
obere  Lid  nicht  überdeckt.  Der  Kopf  neigt  sich  etwas  nach 
seiner  r.  Seite.    Arbeit  nicht  fein. 

(Über  das  Stück  eines  Cincrars  (Taf.  111)  s.  Nr.  173.) 

196.  Kindersarkophag  (Taf.  in). 

H.  0,25  m.,  L.  0,96  m.     Marmor  grobkörnig  mit  dunklen  Adern. 
Links  unvollständig,  aber  das  Mafs  durch  die  Symmetrie  gegeben. 

Die  ganze  Vorderseite  mit  senkrechten,  unten  ausge- 
füllten Canelluren  bedeckt,  ausgenommen  die  Mitte,  wo  auf 
Klappstuhl  links  ein  Knabe  in  Tunica  und  Pallium  sitzt,  auf- 
rechter, sonst  gleich  Römische  Mitteilungen  1900  S.  171  Fig.  5, 
in  beiden  Händen  eine  aufgerollte  Rolle  haltend.  Ihm  gegen- 
über steht  an  einen  Pfeiler  gelehnt  eine  Frau  im  Schema  der 
Polyhymnia,  ins  Himation  gehüllt,  den  Kopf  auf  die  Rechte 
gestützt.  Beide  Köpfe  sind  nur  angelegt;  an  ihrem  dennoch 
Haartracht  etwa  Etruscillas  kenntlich.  Hinter  ihnen  ein  Teppich 
aufgehängt. 

197.  Torso  einer  Artemis  (Taf.  in). 

H.  0,80  m.   (vom   Hals  bis   unterem  Saum  des   hochgeschürzten   Gewandes). 

Marmor  grobkörnig,  verwittert. 

Fehlen  Kopf,  Hals,  Arme  (1.  bis  auf  halben  Oberarm),  Beine  soweit  aus 
dem  Gewand. 

Standschema  (auf  r.  Bein)  und  Armhaltung,  r.  gehoben, 
1.  gesenkt,  auch  der  hochgeschürzte  Chiton  sind  wie  z.  ß. 
die  Diana  des  trajanischen  Rundreliefs  (Römische  Mitteilungen 
1889  Taf.  XII  4),  nur  dafs  die  vaticanische  nicht  mit  Schnur, 
sondern  Gürtel  gegürtet  ist,  nicht  einen  Schal  um  die  Taille 
geschlungen  hat,  sondern  noch  ein  Fell  über  die  1.  Brust  ge- 
deckt hat,  über  dem  Gürtel  und  Köcherband  liegen,  letzteres 
nicht   sichtlich    mit    dem    Gürtel    verbunden.      Köcher    ge- 


876  GIARDINO  DELLA  PIGNA  198.  I99.  200.  201.  202. 

schlössen  (fehlt  Unterteil)  auf  dem  Rücken.  An  der  1.  Hüfte 
Stützenreste  für  Hand  und  Bogen  (?).  Vgl.  den  Torso  des 
Louvre  Reinach,  Repert.  II  S.  317,  5.  Arbeit  nicht  gut  zu 
beurteilen. 

Gerhard-Platner  S.  110,  69. 

198.  Grabstein  der  Flavia  Prahatis  (Taf.  in). 

H.  0,54  m.f  Br.  0,44  in. 

Im  flach  gerundeten  Aetoma  zwei  Pfauen  (?),  die  an  einem 
Korbe  oder  Kelch  picken. 

CIL  VI  18400. 

199.  Deckel  eines  Cinerars  (Taf.  112). 

H.  0,46  m.,  Br.  0,22  m.     Marmor  italisch. 

Im  gerundeten  Aetom  Lorbeerkranz  mit  flatternden 
Bändern. 

200.  Sarkophagstück  (Taf.  112). 

H.  0,24  m.,  mit  oberem  Rand ;  unten  unvollständig,  einst  vielleicht  0,32  m., 

also  Kindersarkophag,  Br.  0,32  m. 

Ungefähr  in  der  Mitte  des  Fragments  (wohl  auch  des 
Ganzen)  steht  gradvor  ein  Knabe  in  Tunica  und  Pallium, 
der  Kopf  nur  angelegt;  die  L.  hält  eine  Rolle,  die  R.  stützt 
sich  vor  der  Brust  ins  Pallium.  Er  wendet  den  Kopf  etwas 
nach  links,  wo  noch  das  Mittelstück  eines  Amor,  der,  mit 
Chlamys  bekleidet,  im  1.  Arm  einen  Korb  mit  Obst  hält. 
Von  der  anderen  Seite  ist  ein  viel  kleinerer  geflügelter  Knabe 
zu  sehen,  von  >  den  Hüften  abwärts  nicht  kenntlich.  Dem 
Bilde  des  Verstorbenen  zugekehrt,  hebt  er  die  R.  mit  un- 
deutlichem Gegenstand  gegen  dessen  Kopf  und  hält  in  der 
L.  entweder  einen  toten  Vogel  am  Hals  oder  ein  vierfüfsiges 
Tier  (Hase?)  an  einem  Bein. 

201.  202.  Amor-Somnus,  zweimal,  vom  1.  und  r. 
Ende  eines  Sarkophags  (Taf.  112). 

20X   ohne  Füfse,  Br.  0,21  m.,   Marmor  griechisch. 

Arbeit  des  2. — 3.  Jahrhunderts. 


GIARDINO  DELLA  PIGNA  203.  204.  877 

203.  Bekleidete  weibliche  Statue  (Taf.  112). 

LebensgTofs.     Marmor  italisch ,  von  Corrosion  die  Oberfläche  wie  sandig. 

Fehlt  Kopf  (war  eingelassen),  Arme  ungefähr  vom  Biceps  und  mit 
dem  1.  der  Mantel,  der  in  der  Linie  des  1.  Hüftenconturs  abbricht. 

Schreitet  nach  vorn,  rechts  v.  B.,  auf  dem  1.  Fufs  stehend, 
den  r.  nachziehend  mit  hohen  riemenlosen  Sohlen;  lebhaft 
bewegt,  was  besonders  das  Gewand  verrät:  Ein  feinfaltiger 
Chiton  mit  Knop farmein  und  kurzem,  nur  wenig  über  die 
Brüste  herabreichenden  Apoptygma  schmiegt  sich  den 
Körperformen  mehr  noch  künstlerischen  Geschmackes  wegen 
als  durch  die  Bewegung  begründet  dem  Körper  an.  Denn 
nicht  nur  liegen  auf  dem  Oberkörper  die  Falten  des,  soweit 
das  Apoptygma  reicht,  doppelten,  weiter  unten  einfachen 
Stoffes  wie  darübermodelliert,  und  treten  auch  unten  aus 
den  dichteren  Faltenmassen  die  Beine  deutlich  hervor;  auch 
das  Himation,  das,  um  die  r.  Seite  herumgenommen,  hier 
von  der  Hüfte  bis  zum  Knie  reicht,  von  da  mit  lauter  con- 
vergierenden  Falten  sich  zusammenziehend,  über  den  1.  Unter- 
arm geworfen  war,  läfst  die  Oberschenkel  noch  deutlich  er- 
kennen. Die  1.  Hand  mufs  auch  das  andre  Ende  des  Mantels 
der  hinter  dem  Rücken  sich  schräg  hinaufzieht,  über  die 
Schulter  emporgezogen  haben.  Vorn  und  hinten  bricht  die 
Mantelmasse  ab,  und  die  ganze  1.  Körperseite  bleibt  von  ihm 
unbedeckt.  In  den  breiten  Formen  des  Oberkörpers,  wie 
auch  in  der  beschriebenen  Gewandabteilung  ist  manches,  was 
an  Werke  des  fünften  Jahrhdts.  erinnert.  Doch  dürfte  mehr 
Imitation  als  Copie  vorliegen.  Mehrere  Reihen  von  Löchern 
mit  und  ohne  Eisen  in  den  Faltentiefen  und  -Höhen  des 
Mantels  an  der  r.  Seite  haben  vielleicht  zur  Befestigung  eines 
Attributs  gedient,  das  unten  zweigartig  sich  ausgebreitet 
haben  müfste.  Arbeit  gut,  so  viel  noch  zu  sehen.  Eine  Replik 
mit  augenscheinlich  besser  erhaltenem  Gewand  (Kopf  und 
Unterarme  jedenfalls  modern)  steht,  wie  Amelung  bemerkt, 
aufsen  auf  einem  der  Pfeiler,  die  die  Kuppel  der  Sala  rotonda 
stützen,  sichtbar  von  dem  an  die  Sala  d.  animali  anstofsenden 
Höfchen. 

204.  Deckel  eines  grofsen  Cinerars  (Taf.  212). 

H.  0,25  m.,  Br.  0,75  m.     Marmor  italisch. 


878  GIARDINO  DELLA  PIGNA  205.  206.  207.  208.  209. 

Das  gerundete  Aetoma  mit  zwei  gröfseren,  die  Akroterien- 
voluten  mit  kleineren  Rosen  gefüllt. 

205.  Grabstein  des  C.  Fabius  Justus  (Taf.  112). 

H.  0,45  xn.,  Br.  0,32  m.     Marmor  griechisch. 
CIL  VI  17542. 

206.  Ornamentpilaster  (Taf.  112  neben  205). 

H.  0,64  m.,  Br.  bis  0,09  m.    Marmor  italisch.     Links  und  oben  unvollständig. 

Arbeit  des  I.  Jahrh.  n.  Chr. 

(In  dieselbe  Basis  an  der  1.  Seite  eingemauert  ein  moderner  Reliefkopf, 
an  der  r.  ein  gleichfalls  moderner  Greifenkopf  mit  Bockshörnern  und  Schnurr- 
bart, der  seitlich  im  Ornament  verlief;  Wasserspeier). 

207.  Deckel  eines  Aschengefäfses  (Taf.  112). 

H.  0,23  m.,  Br.  0,28  m.  ohne  die  Palmettenakrotere  daneben. 

Im  gerundetem  Aetoma  ein  mit  geöffneten  Flügeln 
stehender  Adler,  das  Symbol  der  Apotheose. 

208.  Sarkophagstück  (Taf.  112). 

H.  0,23  m.,  Br.  0,32  m.     Marmor  italisch.     Oben  Rand,  sonst  überall 

gebrochen. 

Links  der  Oberteil  der  Polyhymnia  mit  Melonenfrisur 
und  Haarknauf  im  Nacken  und  Stirnfedern  nach  r.,  das  Kinn 
in  die  L.  gestützt,  den  1.  Ellenbogen  auf  die  darunter,  auf 
einen  Pfeiler  scheints,  gelegte  Rechte  stemmend.  So  sieht 
sie  die  rechts  gradvor  stehende  Verstorbene  an,  deren  Kopf 
Frisur  des  3.  Jhdts.  hat;  Kleid  und  Mantel.     Arbeit  spät. 

Gerhard-Platner  S.  110,  72. 

209.  Torso  eines  jugendlichen  Togatus. 

Lebensgrofs,   nur  vom  Nabel  bis  fast  zu   den  Knöcheln  erhalten.     Marmor 

italisch,  Oberfläche  verwittert,  sandig. 

Arbeit  gut. 


GIARDINO  DELLA  PIGNA  21 0.  211.  212.  213.  879 

Nordseite. 
210.  Togatus. 

Lebensgrofs:    Marmor  italisch.     Stark  verwittert. 

Nur  Unterteil,  ohne  r.  Fufs  erhalten.  Neben  dem  1. 
(Stand)  -Fufs  mit  Calceus  eine  Bücherkapsel.  Arbeit  des 
I.  Jahrh.  n.  Chr.. 

211.   Unterteil  eines  weiblichen  Standbilds 

Lebensgrofs,  Marmor  italisch. 

Steht  auf  dem  1.  Fufs,  bekleidet  mit  Chiton  und  Himation. 
Arbeit  mittelmäfsig. 

212.  Statue  eines  Togatus. 

Reichlich  lebensgrofs;  Marmor  italisch. 

Kopf  nicht  zugehörig,  aber  alt,  kurzgeschoren  und  rasiert, 
(fehlt  Nase,  Teil  der  Oberlippe)  Mund  festgeschlossen.  Steht 
in  Tunica  und  Toga  auf  dem  r.  Fufs.  Die  Linke,  jetzt  fehlend, 
war  hängend ;  der  r.  Oberarm  (fehlend)  halb  erhoben ;  der  Kopf 
(fehlt)  war  nach  seiner  linken  Seite  gewendet1).  Mittelgute 
römische  Arbeit. 

213.  Reliefplatte  einer  Thronenden  (Götter- 
mutter?) (Taf.  113,  vgl.  Nr.  219). 

H.  0,80  m.,    Br.  o,6o  m.       Marmor  italisch. 
Links  glatt  geschnitten,  rechts  roher,  doch  nur  z.  T.  gebrochen. 

Fufs  und  Kopfplatte  mit  schlichtem  Profil  treten  stark 
vor,    dazwischen  0,65  m.  Höhe    für    das  Relief.    Links  und 


])  Diese  oder  Nr.  238  könnte  eine  der  sechs  Statuen  sein,  welche  in 
der  Indicazione  antiquaria  vom  J.  1856  unter  Nr.  479 — 484  nur  als  von  der 
Loggia  scoperta  in  den  Giardino  della  Pigna  versetzt,  angegeben  sind,  in 
der  Descrizione  dei  Musei  Vaticani  vom  J.  1872  als  auf  der  Loggia  durch 
Reliefs  ersetzt  erwähnt  werden.  Die  Vergleichung  von  Gerhard-Platner 
S.  194fr.  zwingt  zu  der  Annahme,  dafs  die  dort  unter  1 — 6  verzeichneten 
sechs  jene  sechs  von  der  Loggia  in  den  Giardino  versetzten  seien,  von  denen 
aber  nur  die  unbekannte  männliche  Togafigur  noch  daselbst  geblieben  wäre. 
Von  den  übrigen  ist  4  jetzt  Chiaramonti  241. 


880  GIAEDINO  DELLA  PIGNA  21 4.  21 5. 

rechts  am  Ende  scheint  etwas  wie  ein  Pilaster  weggemeifselt, 
ohne  diesen  beträgt  die  Breite  0,47  m.  Auf  einem  Thron 
mit  hoher  Rücklehne  sitzt  eine  Frau  in  gegürtetem  Chiton 
und  Himation,  das  über  den  Kopf  gezogen  ist.  Ihre  Unter- 
arme fehlen.  Vom  Attribut  der  L.  blieb  ein  dicker  Ansatz. 
Die  beschuhten  Füfse  stehn  auf  schräggestelltem  niedrigem 
Schemel.  Links  neben  ihr  ist  ein  Lorbeerbaum  unten  weg- 
gearbeitet, an  dessen  einem  Blatt  (Zweig)  zwei  durch  einen 
Riemen  verbundene  Kymbala  hängen.  Die  Farbe  daran  ist 
modern.  Das  Gesicht  war  (durch  moderne  Restauration?) 
an  ziemlich  glatter  Fläche  mit  einem  Nagel  befestigt,  ist 
aber  wieder  verschwunden.  Arbeit  unfein.  Erinnert  an  das 
Lateranische  Relief,  Benndorf  u.  Schöne  Nr.  212. 

214.   Statuette  des  Zeus  (Taf.  113). 

H.  0,68  m.     Marmor  griechisch,  grofskörnig. 
Haar  und  Stirn  rechts  beschädigt. 

Am  Thron,  auf  welchem  der  Gott  sitzt,  sind  die  Pfosten 
der  Rücklehne  mit  Lorbeer  verziert.  Darauf  ein  giebel- 
förmiger  Aufsatz  mit  Voluten.  Seitlich  quillt  seltsamerweise 
zwischen  Sitz  und  Querriegeln  ein  colossales  Polster  heraus. 
Die  Rechte  mit  dem  Blitz  ruht  im  Schofs,  die  Linke  hielt, 
gehoben,  das  Scepter,  dessen  unteres  Ende  am  Thron  er- 
halten ist,  und  zu  dessen  oberem  Teile  eine  spiralcanellierte 
Stütze  vom  1.  Ellbogen  abging.  Das  Himation  bedeckt  1. 
Schulter  und  Oberarm  und  den  Unterkörper.  Auf  dem 
schräg  gestellten  Schemel  ist  der  1.  Fufs  vorgesetzt  Die 
Arbeit  nicht  fein,  im  Haar  die  Bohrgänge  deutlich. 

215.  Statuette  der  thronenden  Fortuna  (Taf.  113). 

H.  ohne  Kopf,   Schultern  und  einen  Teil  der  Brust  noch  0,46  m. 

Marmor  italisch. 

Stark  verwittert.  Es  fehlen  auch  die  Arme  grösstenteils,  im  Bruch 
des  linken  Eisennägel  von  früherer  Restauration. 

Auf  einem  Stuhl  ohne  Rückenlehne  sitzt  stark  zurück- 
gelehnt die  Göttin  im  hochgegürteten  Chiton  und  Himation, 
das  um  die  Beine,  hinter  dem  Rücken  hinaufgehend,  wohl 
über  die  1.  Schulter  nach  vorn  fiel.   Der  1.  Fufe,  mit  Sandale, 


GIABDINO  DELLA  PI6NA  21 6.  21 7.  21 8.  88 1 

tritt  über  die  Schemelkante  vor.  Neben  dem  Stuhle  an  der 
r.  Seite  der  Göttin  ist  noch  das  Ruder  über  der  Kugel 
kenntlich. 

216.  Statuette  der  thronenden  Fortuna  (Taf.  113). 

H.  noch  0,32  m.     Marmor  italisch. 

Fehlen  Hals  und  Kopf,  der  eingelassen  war.  Arme  zum  Teil  und 
Füfse;  am  linken  Arm  ist  ein  Stück  des  Füllhorns  erhalten.  Eisen  oder 
Löcher  in  Brüchen   auch  links  am  Thron  für  das  Ruder. 

Die  Göttin  sitzt  sehr  aufrecht,  die  Füfse  mehr  angezogen, 
das  1.  Knie  stark  gebogen,  bekleidet  mit  hochgegürtetem 
Chiton  und  einst  wahrscheinlich  über  den  Kopf  gezogenem 
Himation.    Arbeit  mittelmäfsig. 

Gerhard-Platner  S.  109  Nr.  48.    (Vgl.  215.) 

217.  Sarkophag  ohne  Deckel  (Taf.  113). 

L.  2,39  m»»   H*  (mit  ^em  Falz  oben)  0,665  m.,  T.  (mit  Profil)  ot8o  m. 

Marmor  italisch. 

Vorn  in  der  Mitte  in  einem  Fruchtkranz  die  Inschrift. 
Den  Kranz  halten  je  mit  einer  Hand  zwei  Flügelknaben,  wie 
je  mit  der  andern  Hand  einen  zweiten  Kranz,  dessen  andres 
Ende  an  einem  Stierschädel  an  der  Ecke  befestigt  ist.  An 
der  1.  Nebenseite  Patera,  an  der  r.  Gorgoneion.     Arbeit  local. 

218.  Weibliche  Gewandstatue  (Taf.  114). 

H.  noch  1,68  m. 

Kopf  mit  Hals,  bis  zur  Halsgrube  eingelassen,  die  Fuge  läuft  im 
Nackten  des  Halses.  Dies,  wie  auch  das  verschiedene  Aussehen  des  Marmors, 
speckig  weifs,  griechisch  am  Kopf,  von  stumpfem  Weifs,  italisch  (?)  am 
Körper,  dazu  die  Kleinheit  (Gesichtshöhe  bis  zum  Haar  0,17  m.)  macht  die 
Zugehörigkeit  des  Kopfes  zweifelhaft.  Am  Kopf  die  Nasenspitze  und  Ober- 
lippe bestofsen,  die  Unterlippe  von  Gips,  ebenso  die  Locke  hinter  dem  r. 
Ohr  und  der  Hinterkopf  über  der  Binde. 

Das  Haar  ist  schräg  aus  der  Stirn  zur  Binde  hinauf- 
gekämmt, die  Scheidung  der  einzelnen  Strähnen  wenig  tief, 
ebenso  vorn  in  der  Mitte  die  Scheitelung  kaum  angedeutet, 
stärker  betont  die  Querlinien,  das  Ohr  ist  vom  Haar  halb 
gedeckt.  Vom  Haarknoten  im  Nacken  ringelt  sich  je  nach 
vorn  eine  Locke.   Der  Kopf  wendet  sich  mit  leiser  Hebung 

Vatican.  Katalog  I.  56 


882  GIARDINO  DELLA  PI6NA  21 9. 

ein  wenig  nach  seiner  1.  Seite.  Die  weichen  Formen,  be- 
sonders das  mäfsig  geöffnete  Auge  lassen  an  Aphrodite  und 
das  Stirndreieck,  die  breite  Nasenwurzel  speziell  an  eine 
Praxitelische  denken. 

Der  Körper  ruht  auf  dem  r.  Fufs,  der  1.  Oberarm  hängt, 
soweit  erhalten,  anliegend  senkrecht;  Eisen  von  Ergänzung 
in  der  Abbruchsfläche,  der  rechte  geht,  ein  wenig  abstehend, 
etwas  nach  vorn  (Eisen  im  Bruch;  ein  Drittel  liegt  abge- 
spalten daneben);  da  vom  Unterarm  unten  kein  Ansatz  noch 
Spur,  war  er  vermutlich  gehoben.  Unter  dem  Himation,  das 
in  ungleichen  Hälften,  also  mit  übereinander  liegenden  Säumen 
die  1.  Seite  umschliefst,  auf  der  r.  Schulter  genestelt  ist, 
kommt  oben  am  Hals  auf  den  Oberarmen  und  an  der  r.  Seite 
der  Chiton  zum  Vorschein.  Der  in  feinen  Falten  kräuselnde 
Stoff,  dessen  Ausarbeitung  oben  um  Hals  und  Schultern 
arg  bestofsen  und  verschlissen,  auf  den  Oberarmen  in  den 
schematischen  ,Knopfärmeln(  auch  keine  fein  empfundene 
ist,  archaisiert  ganz  besonders  an  der  r.  Seite,  durch  den  bis 
zum  Knie  herabreichenden  Kolpos  und  das  ungefähr  bis  zu 
den  Hüften  reichende  Apoptygma.  Archaisch  ist  auch  die 
gewaltige  Schulterbreite. 

Die  Arbeit  an  beiden  Teilen  nicht  schlecht. 


219.  Reliefplatte  wie  213  (Taf.  115). 

Masse,  Marmor  gleich. 

Dasselbe  Fufsprofil  erhalten,  das  Kopfprofil  nicht;  auch  mit  glattem 
Fugenschnitt  links,  nicht  rechts;  ebenfalls  links  und  rechts  ein  breiterer 
Streifen  abgehackten  Reliefs ;  der  Zwischenraum  wieder  0,47  m.  breit,  das 
Ganze  0,67  m.     Die  Platte  hinten  roh  zugehauen. 

In  der  Mitte  steht  auf  niedriger  Basis,  statuenartig,  Artemis 
in  Laschenstiefeln,  das  Gewand  hochgeschürzt  mit  Schal  statt 
eines  Gürtels;  dazu  hat  sie  einen  Gürtel  um  die  Hüfte.  Der 
Kopf  fehlt;  die  Linke  (fehlend)  war  gesenkt,  der  r.  Unterarm 
gehoben,  und  auf  der  hinteren  Ecke  der  Basis  links  ist  das 
Ende  der  Fackel  erhalten,  wie  an  der  r.  Hüfte  ein  Stützen- 
rest. Links  ist  das  Unterteil  eines  Hundes,  rechts  eines 
Rehes  kenntlich,  aufserdem  noch  rechts  ein  Stamm  mit  an- 
gehängtem Bogen  und  Köcher.    Die  Arbeit  wie  bei  213. 


GIARDINO  DELLA  PIONA  220.  221.  222.  223.  883 

220.  Pfeiler-Statue  eines  Phrygers  (Taf.  115). 

Überlebensgrofs,  ohne  Plinthe  1,90  m.  hoch.       Aus  phrygischem  Marmor. 

Der  Pfeiler,  hinten  roh  gearbeitet,  ist  ca.  0,55  m.  breit  Fehlt  r.  Arm, 
der  linke  (gehoben)  gröfsten teils. 

Auf  dem  1.  Fufs  steht  der  Unbärtige,  dessen  lockiger 
Kopf  die  phrygische  Mütze  mit  auf  die  Schulter  herab- 
hängenden Zipfeln  deckt;  die  Rechte  war  auf  die  Hüfte  ge- 
stützt, wo  die  Finger,  der  Daumen  nach  oben,  kenntlich  sind; 
die  Linke  wird  sich,  hoch  gehoben,  auf  eine  Lanze  gestützt 
haben.  Von  grober  Arbeit  etwa  Constantinischer  Zeit.  Vgl. 
Nr.  43. 

221.  Composit-Capitäl  (Taf.  115). 

H.  0,825  m.     Marmor  italisch. 

Mitten  am  Abakus  ein  Kopf,  von  dem  volutenbildende 
Ranken  ausgehen,  darunter  ein  mit  Eichenlaub  bekleideter 
Toms;  um  den  Korb  unten  eine  Reihe  hoher  schmaler 
Blätter,  darüber  acht  Akanthosblätter  mit  Ranken. 

222.   Römische  Frauenstatue  (Taf.  121). 

Lebensgrofs.     Marmor  italisch. 
Fehlt  von  etwas  oberhalb  des  Gürtels;  unten  von  Sprüngen  durchzogen. 

Steht  auf  dem  r.  Fufs  in  Chiton  und  Himation.  Jener  ist 
nicht  hoch  gegürtet.  Dieses  hängt  fast  auf  die  Füfse  herab, 
oben  in  dichtere  Faltenmasse  zusammengenommen,  dann  über 
den  1.  Unterarm  geworfen. 

223.  Der  Sockel  der  Antoninus-Pius-Säule 

(Taf.  216—218). 

H.  2,47  m.,  Seitenbreite  3,38  m.     Marmor  italisch. 

Dem  Divus  Antoninus  Pius  wurde  von  seinen  Söhnen 
und  Nachfolgern  M.  Aurelius  Antoninus  und  Lucius  Verus 
eine  Säule  errichtet,  auf  deren  Höhe  die  Statue  des  Ver- 
götterten stand. 

Bis  zum  Jahre  1703  wufste  man  von  dieser  Säule  nur 
durch  ein  paar  dem  Divo  Pio  zum  Gedächtnis  geprägte 
Münzen  und  mochte  sie  also  mit  der  Marcus -Säule,  deren 

56* 


884  GIAEDINO  DELLA  PIGNA  223. 

Weihinschrift  fehlte,  identisch  glauben,  freilich  nicht  ohne 
sich  mit  den  Reliefs  der  Säule  in  sehr  gezwungener  Weise  ab- 
zufinden. Zu  Ende  des  Jahres  1703,  unter  Clemens  XI.  wurde 
im  November  die  Granitsäule,  deren  oberer  Teil  immer  aus 
der  Erde  hervorgeragt  hatte,  freigelegt,  und  aus  der  Inschrift 
und  dem  Bildwerk  des  Sockels  erkannte  man  nun  alsbald, 
dafs  diese  Säule  des  Antoninus  und  die  andere  seines  Sohnes 
Marcus  Denkmal  und  Bildträger  sei. 

Das  Standbild  des  Divus  wurde  natürlich  nicht  gefunden; 
auch  vom  Capitäle  der  Säule  hat  man  keine  zuverlässige  Kunde. 
Die  Basis  sieht  man  noch  bei  Piranesi  über  dem  gleichfalls 
wohl  der  Erleichterung  wegen  später  abgenommenen  Aufsatz 
des  Sockels.  Den  Säulenschaft  konnte  man  messen :  66,8  palm 
(Piranesi),  die  man  gleich  50  röm.  Fufs  fand,  den  Durch- 
messer 8  P.  41/,  U.  Bei  Hebungsversuchen  zerbrach  der 
Schaft1)  und  blieb  liegen;  die  Hauptmasse  desselben  dienten 
später  zurAusbesserung  des  Gnomon-Obelisken  des  Augustus*); 
das  unterste  Ende  hatte  man  wegen  der  Inschrift  schon  vorher 
abgesägt  und  bewahrte  den  durch  das  Feuer  nicht  unleser- 
lich gewordenen  Teil  (unten  Nr.  224)  im  Vatican.  Die  Säule 
verschwand  also. 

Mehr  Interesse  weckte  alsbald  der  Sockel.  Benedikt  XIV. 
liefs  ihn  restaurieren*)  und  vor  der  Curia  Innocenziana,  dem 
heutigen  Parlamentsgebäude  aufstellen.  Unter  Pius  VI.  wurde 
er  in  den  grofsen  vatikanischen  Garten  überführt  und  auf 
dem  Platz  von  Monte  Citorio4)  statt  seiner  der  schon  er- 
wähnte Gnomon- Obelisk  aufgerichtet.  Unter  Gregor  XVI. 
in  der  Mitte  des  Giardino  della  Pigna*)  aufgestellt,  wurde  der 


*)  Cancellieri  S.  4.     Die  Literatur  s.  am  Ende  S.  8S7. 
*)  Fea  Mise.  I  CXXIII  Anm.  a  im  Jahre  1790  erwähnt  die  Restaurations- 
arbeit als  im  Gange  seiend. 

3)  Cancellieri  S.  17  f.  berichtet  was  Clemens  XL  gewollt  und 
Benedikt  XIV.  gethan  hatte. 

4)  Beschr.  Roms  II 2  S.  388,  zu  Ficoroni,  Fea  Miscell.  I  p.  CXXIII; 
Nibby  Roma  nel  1838=  Moderna  II  584. 

5)  Piranesi  Camp  Mart.  I  XXXII  f.  zeigt  den  Sockel  mit  den  für  Ein- 
fügung der  Ergänzungen  gemachten  Ausschnitten;  die  noch  separaten  Er- 
gänzungsstücke an  besonderer  Stelle  der  zweiten  Tafel.  Auch  unsere 
Photographien  Taf.  116  ff.  zeigen  den  Sockel  noch  an  seinem  früheren  Platze, 
und  Taf.  119  seinen  jetzigen  Platz  noch  leer. 


GIARDINO  DELLA  PIGNA  223.  885 

Sockel  hier  von  de  Fabris  aufs  neue  ergänzt.  Dabei 
wurden  jetzt,  wie  der  im  Jahre  1846  veröffentlichte  Bericht 
de  Fabris*  sagt,  statt  der  früher,  zum  Schaden  des  Werkes, 
verwendeten  Eisen,  erzene  Dübel  und  Klammern  angewendet. 
Die  Ergänzungsstücke  des  oberen  und  unteren  Ablaufs  von 
der  ersten  Restauration,  die  bei  dem  Transport  unten  Pius  VI. 
vorsichtshalber  abgenommen  und  im  Magazin  verblieben 
waren,  wurden  ebenfalls  jetzt  wieder  angefügt.  Doch  vgl. 
hinter  95  u.  100.  Über  ähnliches  Schicksal  der  Inschrift  s.  unten. 

Im  Jahre  1885  endlich  mufste  der  Sockel  abermals  einem 
andern  Monument  den  Platz  räumen:  in  der  Mitte  des  Gartens 
wurde  die  Concilssäule  aufgerichtet;  der  Sockel  der  heid- 
nischen Säule  wurde  durch  den  gegenwärtigen  Direktor  der 
päpstlichen  Museen,  Alb.  Galli,  auf  geneigter  Ebene,  ohne 
dafs  die  Pigna  gerührt  zu  werden  brauchte,  an  ihren  jetzigen 
Platz  in  der  grofsen  Apsis,  hinter  der  Pigna  gebracht. 

Den  ursprünglichen  Platz  der  Antonins-Säule  im  Zu- 
sammenhang der  Antoninischen  Anlagen  hat  Hülsen  a.  u. 
a.  O.  genauer  bestimmt.  Rund  180  M.  westnordwestlich  von 
der  Säule  des  M.  Aurel  stand  diejenige  des  Vaters,  nicht 
wie  diese  und  die  trajanische  eine  ,centenaria',  sondern  nur 
halb  so  hoch,  aber  aus  einem  einzigen  Stück  aegyptischen 
Granits,  demzufolge  auch  weder  innen  hohl  noch  aufsen  mit 
Relief  oder  auch  nur  Canellierung  versehen,  sondern  glatt. 
Ihre  Basis  und  gewifs  auch  das  Capital  war  aus  weifsem 
Marmor;  desgleichen  der  Sockel.  In  gleicher  Orientierung 
wurde  später  die  Marcus-Säule  errichtet;  doch  erstreckte  sich 
die  Übereinstimmung  der  Orientierung  nicht  auf  das  Bild- 
werk, dessen  Hauptstück  am  Sockel  der  Antoninssäule  sich 
nach  Süden,  an  der  Marcus-Säule  nach  Osten  kehrte1),  an 
welcher  Seite  bei  letzterer  auch  die  Victoria  in  der  Mitte  des 
Säulenreliefs  ihren  Platz  hat. 

Die  Fundierung  der  beiden  grofsen  Triumphalsäulen 
kennen  wir  natürlich  nicht;  diejenige  der  Antoninssäule  ist 
beim  Ausheben  der  Stücke,  wobei  die  Hoffnung,  eingemauerte 
Münzen  und  Documente  zu  finden,  enttäuscht  wurde,  auf- 
gezeichnet worden.    Auf  dem  untersten  Fundamentkern  von 

})  Petersen,  v.  Domaszewski,  Calderini  Marcus-Säule  S.  6  ist  dar- 
gethan,  dafs  die  Hauptansicht  dieser  Säule  von  Osten  war,  wo  auch  die  ThUr 


886  GIARDINO  DELLA  PIGNA  223. 

in  Kalk  gebetteten  Steinbrocken  lag,  über  einer  Abgleichung 
aus  feiner  Puzzolana,  eine  Travertinquaderschicht;  über  dieser 
wieder  eine  Abgleichung  von  Kalk,  darüber  eine  zweite 
Schicht  von  Travertinquadern1).  Hiermit  schlofs  das  eigent- 
liche Fundament  ab;  denn  darüber  lag  der  untere  Sockel 
aus  parischem  Marmor*),  3  Palm=M.  0,66  dick,  darüber  der 
Sockel,  aufser  dem  absägten  Säulenendstück  das  Einzige  was 
von  dem  ganzen  Monument  zu  unserer  Kenntnis  erhalten 
geblieben  ist. 

Der  Sockel  besteht  aus  weifsem  italischen  Marmor,  der 
stellenweise  durch  dunkle  Adern  getrübt  und  ins  Bläuliche 
spielend  erscheint.  Den  Erhaltungszustand  zeigt  die  Tafel 
Vignolis,  mit  welcher  die  heute  sichtbaren  Ergänzungen  der 
Hauptsache  nach  übereinstimmen.  Denn  wie  die  schon  bei 
Vignoli  kenntlichen  Beschädigungen  z.  T.  erst  bei  den  Ar- 
beiten zur  Freilegung  und  Hebung  des  gewaltigen  Gewichts 
entstanden  zu  sein  scheinen,  so  sind  bei  den  wiederholten 
und  gröfseren  Wanderungen,  die  das  Monument  später  noch 
gemacht  hat,  weitere  Beschädigungen  nicht  ganz  vermieden 
worden,  wie  z.  B.  diejenige,  welche  die  in  die  unterste  Zeile 
der  Inschrift  hineinreichende  Ergänzung  nötig  machte.  In 
Vignolis  Abbildung  erscheint  der  obere  Ablauf  fast  nur  in 
der  Mitte  der  Rückseite  (mit  der  Inschrift)  sowie  an  der  1. 
Ecke  der  (für  den  vor  der  Hauptseite  Stehenden  verstanden) 
linken  Nebenseite  stärker  verletzt;  der  untere  dagegen  an  allen 
vier  Seiten,  mehr  an  der  1.  als  an  der  r.  Nebenseite;  und  noch 


sich  befand.  Diese  fehlt  der  Antonins-Säule,  aber  deren  Hauptansicht  war 
selbstverständlich  diejenige,  an  welcher  die  Apotheose  am  Sockel  dargestellt 
war.  Diese  lag  nach  Vignolis  Tafel  gegen  Osten;  aber  nach  de  la  Chausse 
lett.  In  kehrte  sich  die  Inschrift  gegen  das  Mausoleum  des  August,  d.h. 
gegen  Norden,  folglich  die  Apotheose  gegen  Süden,  genauer  Südsüdost. 
Entscheidend  sind  die  von  Hülsen  mitgeteilten  Worte  Bianchinis,  wonach 
die  Inschrift  gegen  das  Mausoleum  Augusti,  die  Apotheose  ad  australera  et 
orientalem  plagam  posita  gewesen  und  hinzugefügt  wird:  Huic  vero  lateri 
ad  austrum  praeponitur  quadrata  praecinctio  triplex,  quae  ad  bustum  principum 
pertinere  intelligitur. 

!)  Von  Valesio  bei  Hülsen  a.  O.  S.  42  notiert. 

3)  Dieser  wurde  vermutlich  seiner  gröfseren  Festigkeit  wegen  gewählt, 
vgl.  Marcus-Säule  S.  II.  Posterla  S.  3  il  primo  Zoccholo,  che  posa  sopra  la 
Platea  di  Travertino  e  di  marmo  Greco  quasi  tutto  deruto  ed  e  alto  Palmi  tre. 


G1ARD1N0  DELLA  PI6NA  223.  88/ 

stärker  ist  die  Zerstörung  an  den  Ecken.  Der  ganze  Block 
ist  aufserdem  von  Kissen  durchzogen.  Natürlich  sind  nicht 
alle  Stücke,  die  man  heut  angefügt  sieht,  moderne  Zuthat; 
es  sind  darunter  auch  alte  Teile,  die  entweder  schon  ab- 
gebrochen gefunden  waren  oder  erst  bei  den  verschiedenen 
Proceduren  abbrachen.  Der  leidigen  Gewohnheit,  des  Aus- 
gleichs wegen,  auch  die  alten  Teile  neben  modernen  An- 
stückungen zu  überarbeiten,  ist  man  auch  hier  gefolgt,  so  dafs 
kaum  zu  unterscheiden  ist,  was  von  neu  angestückten  Teilen 
alt  sein  mag. 

Vgl.  die  Lette ra  di  Fr.  Cancellieri sopra  lo  scoprimento  e 

la  traslazione  della  colonna  di  Antonino  Pio  in  den  EfTemeridi  letterarie  II 
(Rom  1821),  wo  eine  gleichzeitige  Relazione  (nicht  von  Fr.  Valesio)  mitge- 
theilt  wird.  AusValesios  echten  Aufzeichnungen  (DiarioMs.  im  capitolinischen 
Archiv)  gibt  Hülsen,  Rom.  Mitth.  1889  S.  34 ff.,  Auszüge;  ferner  Fr.  Bian- 
chini  de  Kaiendario  et  Cyclo  Caesaris  u.  s.  w.,  dabei  eine  Tafel  zu  Cap.  VII  mit 
Abbildung  des  Sockelreliefs  mit  angedeuteten  Ergänzungen,  Rom  1^03.  Vgl. 
die  noch  wichtigeren  Angaben  Bianchinis,  welche  Hülsen  a.  O.  aus  einem 
Manuscript  desselben  in  Verona  ausgezogen  hat.  Ioannis  Vignoli  Petilianensis 
de  columna  imper.  Antonini  Pii  dissertatio,  Rom  1705  mit  einer  grofscn  Tafel 
zu  S.  13,  auf  welcher  alle  vier  Seiten  des  Sockels  ziemlich  genau  im  damaligen 
Zustand  abgebildet  sind;  die  Lettera  (I  und  II)  de!  Sig.  Michelagn.  Dela 
Cbausse  data  in  luce  da  Nicc.  Bulifoni,  Neapel  1704  u.  1705;  Fr.  Posterla 
istorico  e  perfetto  ragguaglio  u.  s.  w.  mit  Beschreibung  und  Abbildung  von 
Fontanas  Gerüst  zur  Hebung  der  Säule;  Piranesi  campus  Martius  Taf. 
XXXII— XXXIII  Rom  1762;  ViscontiMus.Pio-Clem.  VII,  XLIII;  DeFabris 
il  piedistallo  della  colonna  Antonina  u.  s.  w.  Rom  1846  zu  Taf.  XXVIII  ff.; 
Taf.  I,  welche  indes  nicht,  wie  die  Unterschrift  sagt,  den  Zustand  des  Sockels 
vor  der  Restauration,  welche  de  Fabris  für  Gregor  XVI.  ausführte,  wieder- 
gibt, sondern  die  Tafel  Vignolis;  Taf.  II  die  restaurierten  Reliefs. 

Der  Sockel  im  ganzen.  Unterer  und  oberer  Ablauf 
sind  gleich,  zunächst  ein  als  Blätterrolle  verzierter  Rundstab, 
dann  ein  stark  ausladendes  Herzblattkyma  aus  wechselnd 
glatten  und  mit  Akanthos  gedeckten  Blättern;  die  letzteren 
sind  fast  um  !/5  breiter  als  die  ersteren.  Derselbe  Wechsel 
bei  der  unteren  Blätterlage.  Darüber,  bezw.  darunter  liegt 
eine  Deckplatte.  Auch  unten  wäre  nach  Vignolis  Abbildung 
der  Vorderseite  dieselbe  Platte  gewesen.  Die  Basis  der  Säule 
aus  weifsem  Marmor  wurde  sehr  zerstört  gefunden.  Sie  hat 
sich  nicht  erhalten. 

Vorderseite  (Taf.  116).  Hier  war  nach  derselben  Tafel 
Vignolis  das  Herzblattkyma  nicht  vorhanden.     So  auffallend 


888  GIARDINO  DELLA  PI6NA  223. 

die  Erhaltung  des  mittleren  Teiles  bis  ganz  unten  ist,  so  wird 
dies  doch  bestätigt  durch  den  heutigen  Befund.  Denn  zwar 
nicht  mehr  bis  über  den  linken  Helm  hinaus  reichend,  aber 
doch  unter  dem  halben  Fufs  der  Roma  und  unter  dem  r. 
Helm  ist  ein  Stück  der  Fufsplattenvorderseite  erhalten,  deut- 
lich geschieden  von  einem  schmalen  modernen  Streifen 
darunter.  Diese  Hauptfläche  ist  allerdings  nicht  als  Wasser, 
wie  Vignoli  meinte,  sondern  als  Fels  oder  Erdboden  gekenn- 
zeichnet Während  auf  beiden  Nebenseiten  die  ganze  Bild- 
fläche als  campus  zu  verstehen  ist,  aus  welchem  kleine 
Bodenstücke  vorspringen,  um  die  Figuren  zu  tragen,  ist  hier 
der  Erdboden  auf  die  untere  Zone  beschränkt,  mit  zwei, 
jetzt  gröfstenteils  aber  nothwendig  und  sicher  ergänzten  Er- 
hebungen; darüber  ist  der  Luftraum.  Dieses  Gegensatzes 
wegen  ist  der  Erdboden  hier  so  viel  stärker  betont,  und  das 
Ablaufsprofil  preisgegeben. 

Auf  dem  Erdboden  nun  lagert  ein  Jüngling  (1)  idealen 
Aussehens,  den  aufgerichteten  Oberkörper  mit  dem  r.  Ell- 
bogen stützend  (neu  Unterarm  und  Hand,  Flicken  im  Leib  und 
in  der  r.  Flanke).  Seine  Beine  sind  von  Gewand  (ein  Streifen 
ganz  entlang  mitsamt  r.  Fufs  ergänzt)  bedeckt,  das  rechte  aus- 
gestreckt, das  linke  angezogen,  der  Fufs  mit  neuem  Knie)  hoch 
aufgesetzt.  Mit  dem  1.  Arm  umfafst  der  Jüngling,  die  Finger 
(neu  Zeigefinger)  daranlegend,  einen  Obelisken,  unter  dessen 
würfelförmigem  Sockel  nicht  Erdboden,  sondern  Gewand  neben 
der  Flanke  des  Jünglings  sichtbar  wird.  Der  Obelisk  steht 
nicht  ganz  senkrecht,  worin  keine  Absicht  liegen  kann.  Ge- 
krönt ist  er  mit  einer  Kugel,  die  weniger  durch  den  kleinen 
Knauf  oben,  als  durch  ihre  Stützen,  die  sich  auf  die  Kanten 
der  obersten  kleinen  Pyramide  legen,  als  aus  anderm  Stoff, 
gewifs  Metall,  bestehend  zu  erkennen  gibt.  Der  Jüngling 
hebt  den  Kopf  und  blickt  dem  vergötterten  Kaiserpaar  nach, 
das  zum  Himmel  emporgetragen  wird.  Es  ist,  wie  Visconti 
sah,  der  personificierte  campus  Martius  mit  dem  Obelisk,  den 
Augustus  nach  Plinius  36,  72  als  Gnomon  in  campo  unfern 
des  nachmaligen  Antoninischen  Ustrinum  aufgestellt  hatte 
und  der  oben  mit  einer  Kugel  gekrönt  war,  wie  derselbe 
Plinius  bezeugt.  Fast  wie  aus  dem  Schofse  des  liegenden 
Jünglings  schwebt,  mit  etwas  steif  gestreckten,  parallel  ge- 


GIARDINO  DELLA  PIGNA  223.  089 

haltenen,  nicht  sich  überschneidenden  Beinen  (2)  ein  idealer 
Jüngling  nach  r.  empor  (neu  r.  grofser  und  zweiter  Zeh  nebst 
Teil  vom  dritten,  r.  Zeigefinger  und  der  Gewandknoten,  Nasen- 
spitze, Oberlippe,  1.  Zeige-  und  kleiner  Finger  bis  auf  die 
Spitze,  Gewandzipfel  neben  der  Linken  von  1).  Das  Haar 
steigt  wie  bei  i  über  der  Stirn  auf,  um  sich  zu  beiden 
Seiten  hinab  zu  locken.  Ein  faltenreiches  Gewand  hängt 
vom  Rücken  her  über  den  1.  Arm  vor,  und  an  der  andern 
Seite  von  der  Rechten  gefafst,  dient  es,  zurückfliegend,  die 
Bewegung  durch  die  Luft  zu  versinnlichen.  Den  Kopf  hebt 
der  Geflügelte  und  wendet  ihn  ein  wenig  nach  seiner  Rechten, 
zu  denen  die  er  trägt  empor.  Auf  der  gehobenen  Linken  hält 
er  den  Himmelsglobus,  den  eine  Schlange  umwindet,  deren 
Schwanzende  (alt)  über  den  Arm  herabhängt,  ein  Sinnbild 
der  Ewigkeit  oder  das  Sternbild  des  Draco,  neben  dem 
minder  leibhaftig,  mehr  bildartig,  noch  Fische,  Widder  und 
ein  Stück  vom  Stier  und  neben  dem  Widder  die  Mond- 
sichel sichtbar  ist;  die  Epoche  des  Todes  und  der  Con- 
secratio  zu  bezeichnen,  wie  Bianchini,  von  Visconti  gebilligt, 
deutet. 

Ueber  den  mächtigen,  schräge,  der  Flugrichtung  gemäfs, 
ausgebreiteten  Schwingen  sieht  man,  als  säfsen  sie,  jedenfalls 
nicht  blofs  als  Büsten  zu  denken,  links  Antoninus  Pius 
(neu  Finger  der  L.  mit  Ende  des  Scepters,  Hals  und  Kopf 
des  krönenden  Adlers,  Nase  und  eine  Gewandfalte).  Mit 
Tunica  und  Toga  bekleidet,  läfst  er  die  R.,  welche  das  kurze 
Adlerscepter  hält,  auf  dem  Rand  des  Flügels  ruhen,  als  wäre 
dieser  unbeweglich.  Dicht  an  seiner  1.  Seite  sitzt  seine  Ge- 
mahlin Faustina  (neu  Nasenspitze,  1.  Unterarm,  Hand,  Scepter- 
ende,  Gewandteile)  in  gegürteter  Stola,  mit  von  der  Flechten- 
krone zu  beiden  Seiten  niederfallendem  Schleier.  Das  Scepter 
hielt  sie  wohl,  wie  es  ergänzt  ist,  und  den  Kopf  wendet  sie 
ein  wenig  zum  Gemahl.  Neben  beiden  fliegen,  über  den 
Schwingen  des  Genius,  zwei  geleitende  Adler,  die  Sinnbilder 
der  Consecratio  (neu  beider  Kopf  und  Hals). 

Den  Emporgetragenen  blickt  von  r.  Roma  mit  acclamie- 
rend  oder  anbetend  gehobener  R.  nach.  (R.  Unterarm  und 
Hand  aufeer  drittem  und  viertem  Finger,  vier  Finger  der  L., 
Nasenspitze,  Schwertgriff  ergänzt;  ebenso  verschiedene  kleine 


89O  GIARDINO  DELLA  PIGNA  223. 

Faltenteile,  z.  B.  über  dem  1.  Ann  und  neben  der  r.  Brust;  1. 
Knie,  Spitze  des  1.  grofsen  Zehs,  Faltenteile  auch  unten.)  Den 
Kopf  deckt  ein  attischer  Helm,  dessen  grofser  Kamm  von  einer 
liegenden  Sphinx  getragen  wird.  Ihr  Kleid  läfst  die  r.  Schulter 
und  Brust  blofs;  dafs  es  lang  sei,  wird  man  kaum  behaupten 
dürfen,  weil  der  1.  Fufs  mit  rankenverzierten  Fellstiefeln  bis 
zum  Obergewand  frei  ist.  Dies  hat  die  Göttin  eben  zum 
Ersatz  um  die  Beine  geschlagen,  so  dafs  sie  auf  einem  Teile 
davon  sitzt;  eine  grofse  Faltenmasse  liegt  im  Schofs,  und  ein 
Zipfel,  hinten  herumgenommen,  ist  über  den  1.  Arm  geworfen. 
Mit  diesem  stützt  sich  die  Göttin  leicht  auf  den  runden  Schild, 
dessen  flacher  Rand  aufsen  mit  einem  Lorbeerkranz  ge- 
schmückt ist,  während  auf  der  rosettenartig  verzierten  Wölbung 
die  Wölfin  mit  den  Zwillingen  angebracht  ist.  Etwas  stärker 
längs  des  Rückens,  sonst  überall  gleichmäfsig  behaart,  ist 
das  Tier  in  der  Bewegung  ähnlich  der  capitolinischen ,  aber 
es  leckt  einen  der  Zwillinge,  die  gegeneinandergekehrt  gleich- 
mäfsig sitzen,  jeder  mit  den  Händen  das  Euter  fassend,  an 
welchem  er  saugt  (ergänzt  war  am  1.  das  r.  Bein,  am  r.  1.  Knie 
und  1.  Arm;  doch  sind  die  Ergänzungen  wieder  abgefallen). 
Neben  dem  Sitz  der  Göttin  und  besonders  vor  ihr  liegen 
Waffen,  auch  sie  im  ganzen  vorzüglich  erhalten.  Vom  Schilde 
der  Göttin  z.  T.  verdeckt  ist,  einzig  in  seiner  Art,  ein  Gürtel 
mit  doppelter  Reihe  von  hängenden  Plättchen.  Der  faltige 
Gürtel,  den  man  sonst,  weil  von  dem  Panzer  verdeckt,  nie- 
mals sieht,  scheint  fest  um  den  Felssitz  der  Göttin  geschnürt 
zu  sein.  Vor  ihm  ist  ein  breites  Schwert,  angelehnt  stehend, 
davor  liegen  zwei  Beinschienen  (die  1.  links,  die  r.  rechts 
ergänzt),  weiter  links  ein  buschloser  Helm,  (abgebrochen, 
wieder  angefügt),  vor  den  Füfsen  der  Göttin  endlich  ein 
Schild  von  elliptischer  Form,  verziert  mit  Zackenborte  und 
vierfachem  Pflanzenkelch  um  den  Umbo,  auf  dem  ein  Gor- 
goneion,  schief  zu  beiden  Achsen  der  Ellipse,  abgebildet  ist. 
Oben  auf  dem  Schildrand  liegt  ein  breiter  Bogen,  dessen 
eines,  allein  sichtbares  Ende  in  einen  Greifenkopf  endet; 
gegen  den  Schild  gelehnt  steht  ein  cylindrischer  Köcher  mit 
umgeknüpften  Riemen  (wenig  ergänzt).  Der  Deckel  hängt 
aufgeklappt  daneben,  und  die  gefiederten  Pfeilenden  ragen 
hervor.     Rechts  neben  dem  Köcher  kommt  hinter  dem  Fufs 


GIARDINO  DELLA  PIGNA  223.  89 1 

der  Göttin  das  gekrümmte  Ende  eines  Feldzeichens  oder 
einer  Trompete  in  Form  eines  Löwenkopfes  (neu  Wange)  zum 
Vorschein;  links  ein  Helm  mit  Federbusch  und  verziert  mit 
zwei  gekreuzten  sechseckigen  Barbarenschilden,  und  mit 
Ranken  auf  dem  Visier. 

Linke  und  rechte  Nebenseite  (die  r.  Taf.  117).  Beide 
Nebenseiten  enthalten  genau  dieselbe  Darstellung:  siebzehn 
Reiter  reiten  im  Galopp  in  geschlossenem  Ringe  um  eine 
Doppelgruppe  von  Fufssoldaten,  je  fünf  Mann,  die  lebhaft 
bewegt  aber  nicht  angriffsmäfsig  von  links  und  rechts  einander 
entgegentreten.  Schon  Vignoli  erklärte  das  für  ein  militärisches 
Manöver,  etwa  wie  das,  welches  Herodian  IV,  2  bei  Gelegen- 
heit der  Consecratio  des  Severus  beschreibt,  dieses  aller- 
dings nur  mit  iiciraaia,  bei  welcher  icav  to  Jttitix&v  xcrjffjLa  irepi- 
Oei  xüxa«),  also  den  Scheiterhaufen  umkreist,  nicht  wie  hier 
eine  Abteilung  Fufsvolk  im  Centrum1). 

Beide  Darstellungen  sind  so  übereinstimmend,  dafs  nicht 
nur  die  Beschreibung,  sondern  auch  die  Angabe  der  Ergän- 
zungen, soweit  sie  erforderlich  scheint,  zusammen  für  beide 
gegeben  werden  kann.  Denn  da  im  allgemeinen  alle  freier  sich 
vom  Grunde  lösenden  Teile  der  Zerstörung  anheimgefallen 
waren,  ist  bei  der  Gleichheit  der  Ausführung  auch  dies 
Ergebnis  auf  beiden  Seiten  fast  dasselbe  gewesen. 

Fufsgänger.  Das  Schema  des  Aufstellung  läfst  sich 
mit  Ziffern  5432i  i2s45  andeuten,  1,1  sind  Signiferi,  2, 
2  —  4,  4  gewöhnliche  Soldaten  und  zwar  der  Signa  wegen 
Praetorianer,  5,  5  Officiere. 

Signa  sind  erhalten  an  der  r.  oder  Ostseite  (O),  er- 
gänzt an  der  1.,  d.  i.  der  Westseite  (W):  über  zwei  Quasten 
der  erste  Clipeus  mit  Kaiserbild,  über  einer  dritten  Quaste 
der  zweite  Clipeus,  darüber  zuletzt  ein  Oval  mit  kleinem 
Schild  in  Relief  drauf.  Beide  Kaiserbilder  sind  als  Gepanzerte 
mit  Balteus  über  der  Brust  und  Mantel  auf  der  1.  Schulter, 
barhäuptig  zu  erkennen.  Sie  sehen  eher  unbärtig  als  bärtig 
aus,  namentlich  der  untere,  ohne  ausgeprägte  Ähnlichkeit. 
Die  Signiferi  haben  Caligae  wie  alle  übrigen,  keine  Hosen, 

!)  Vgl.  Appian,  b.  c.  I  106  xal  td  twp  0?  tc  farcic  *al  ^  crrpaxtd  TtipU- 
ftpapov,  bei  der  Leichenfeier  für  Sulla. 


892  GIAEDINO  DELLA  PIGNA  223. 

mit  tiefem  Bausch  gegürtete  Tuniken,  darüber  umgeknüpft 
das  Tierfell,  dessen  Kopf  im  Nacken  hängt.  Köpfe  sind 
erhalten  W.  1.  1;  O.  1.  I,  2,  r.  I,  2,  4;  alle  bärtig;  alle,  aufser 
den  Signiferi,  behelmt,  der  Busch  erhalten  nur  W.  1.  1. 

Die  Gemeinen  (2 — 4)  haben  überall  deutlich  erhalten 
den  Schienenpanzer  mit  einfacher  Rundplättchenreihe,  kein 
Cingulum  noch  Schwert  oder  Balteus ;  Hosen  sind  genügend 
gesichert,  ebenso  die  Lanze  in  der  R.,  neben  dem  langrunden 
Schild  in  der  L.,  meist  mit  vierfacher  Blume  oder  Palmette 
um  den  Umbo,  das  Blitzornament  (ohne  Zacken)  nur  W.  und 

0.  rechts  4.  Die  Officiere  (5)  sind  kenntlich  W.  und  O.  L 
am  glatten  Panzer  mit  einfacher  Rundplättchenreihe,  dazu 
dem  Sagum,  W.  r.  an  doppelten  Rundplättchen. 

Reiter.  Diese  reiten  teils  einzeln,  teils  zu  zweien,  dreien 
und  vieren:  vorne,  W.  und  O.  links  unten  1  mit  vexillum, 
2  desgleichen,  3  und  4  als  Paar  zu  denken,  aber  fast  ge- 
löst, 5,  6  Seite  an  Seite,  so  auch  7,  8,  9  zu  dreien,  ebenso 
10,  11,  12,  dann  einzeln  13,  endlich  zu  vieren  14,  15,  16,  17. 
In  diesen  Reihen  trägt  der  am  Reliefgrund  befindliche  Flügel- 
mann also  7,  12,  14  das  vexillum.  W.  1,  13,  17  sind  fast 
ganz  zerstört.  Die  Pferde,  deren  Extremitäten  nur  erhalten 
sind,  wenn  am  Reliefgrund  anliegend,  sind  gleichmäfsig  aus- 
gestattet mit  gefranzter  Schabracke,  die  durch  Bauchgurt, 
Brust-  und  Schwanzriemen  gehalten  wird,  letztere  beide  wie 
noch  zwei  Halsriemen  weiter  oben  mit  hängenden  Lunulae 
oder  Blättern  vierziert,  die  an  längeren  Riemchen  schwingen, 
zwei  vor  und  hinter  der  Schabracke.  Die  Reiter,  von 
denen  sich  jederseits  sechs  Köpfe  erhielten,  sind  meist  bärtig, 
so  5  (W.  wenig),  12,  14,  15,  16,  unbärtig  nur  7.  Ketten(?)- 
panzer  mit  gezacktem  Saum  unten  und  an  den  Armen  haben 
nur  1,  2,  7(?),  10,  I2(?),  dabei  ein  meistens  flatterndes  Sagum 

1,  2,  7,  10,  12,  und  dies  auch  9,  11,  14,  15,  16  (ohne  das 
Panzerkoller).  Unter  den  so  ausgestatteten  Reitern  sind  auch 
die  einzigen,  welche  als  einzige  Waffe  ein  Schwert  an  der 
1.  Seite  haben,  von  dem  freilich  meist  nur  der  Balteus 
sichtbar  ist,  so  I,  2,  11;  ungewifs,  weil  verdeckt,  7,  10,  12,  14. 
Die  übrigen,  d.  h.  3, 4,  5, 6,  8, 9(?),  I3(?),  I7(?),  haben  einenMantel 
in  übereinstimmender  Weise  umgeworfen,  so  dafs  der  linke 
Zipfel  über  die  1.  Schulter  vorfiel,  der  rechte  hinten  herum, 


GIARD1N0  DELLA  PIGNA  224.  893 

unter  dem  r.  Arm  vor  und  über  den  1.  Arm  zurückgeworfen 
wurde,  darauf  ähnlich  wie  bei  der  Toga,  vom  1.  Zipfel  ein 
Teil  unter  dem  ihn  deckenden  r.  zu  einem  Sinus  vorgezogen 
ist.  Diese  so  gekleideten  Reiter  werden  Ritter  und  dieser 
Mantel  die  Trabea  sein.  Die  Teilnahme  der  Ritter  an  den 
Funeralpompen  ist  bezeugt. 

Die  Inschriftseite  (Taf.  118).  Das  Inschriftfeld  ist  von 
einem  Herzblattkyma  eingerahmt.  Von  der  dreizeiligen  In- 
schrift, die  jetzt  in  Erzbuchstaben  zu  lesen  ist1), 

DIVO  •  ANTONINO  .  AVG  .  PIO 
ANTONINVS  •  AVGVSTVS  .  ET 
VERVS  •  AVGVSTVS  .  FILII 
wurden  im  Jahre  1703  die  Furchen  leer,  d.  h.  der  Erzbuch- 
staben beraubt  gefunden,  und  wahrscheinlich  haben  die 
Kanten  der  Furchen  beim  Ausbrechen  des  Metalls  die  Ver- 
letzungen erlitten,  welche  die  gegenwärtig  sichtbaren  Er- 
gänzungen nötig  gemacht  haben.  Allerdings  könnte  das  auch 
bei  der  zweiten  Plünderung  geschehen  sein.  Denn  nach  de- 
Fabris  S.  VII  13  konnte  man  bei  der  Restauration  im  J.  1846 
drei  Erzbuchstaben  aus  jener  Zeit  der  Herstellung  unter 
Benedikt  XIV.  benutzen.*)  Bei  der  ersten  Entdeckung  wird 
einstimmig  das  Fehlen  der  Erzbuchstaben  bezeugt;  also  war 
die  Inschrift  unter  Benedikt  in  Erz  hergestellt8);  dann  wurden 
die  Buchstaben  vielleicht  successive  gestohlen  bis  auf  drei, 
die  man  in  Sicherheit  gebracht  haben  mag.     Arbeit  sorgfältig. 

224.  Die  abgesägte  halbe  Unterseite  der 

Antoninssäule. 

Durchmesser  noch  sichtbar  i,6o,  verdeckt  je  0,15  (?)  m.     Aus  rotem  Granit. 

Was  vom  Feuer  schadhaft,  beim  Absägen  nicht  zer- 
bröckelt war,    ist  unter  dem  Sockel  vorn   eingemauert.     In 


')  CIL  VI  1004,  wo  indessen  über  die  Buchstaben  nichts  gesagt  wird. 

*)  Si  sono  similmente  (wie  für  Ergänzung  des  oberen  und  unteren  Ab- 
laufs am  Sockel  die  fUr  den  Transport  ausgenommenen  Ergänzungsstacke  s. 
oben  S.  885)  conservate  di  detta  epoca  (natürlich  del  restaura  fatto  al  tempo 
di  Bcnedetto  XIV,  der  vorher  erwähnt  ist)  num.  tre  lettere  di  metallo  delle  quali 
parimente  si  fece  uso  per  completare  il  numero  occorente  nella  iscrizione. 

')  Bianchini-Hülsen  S.  53;  Vignoli  S.  13;  De  la  Chausse  In. 


894  GIABDINO  DELLA  PIGNA  225.  226. 

grofsen,  ganz  flach  eingehauenen  Buchstaben  ist  auch  jetzt 
noch  zur  Not  lesbar: 

Aioaxoüpoo.  (exet)  & '  Tpatavou  . . .  &uo  dva  ttoSsc  v  '.  ['Apia]ret3oo 
dp^ixexTOü. 

Piranesi  CampUs  Martius  XXXII.  De  Fabris,  il 
piedistallo  della  colonna  Antonina  Taf.  4  erzählt,  dafs  das 
Stück  bei  der  Treppe  Bramantes  eingemauert,  vergessen  und 
erst  von  ihm  wieder  aufgefunden  sei.  Weiteres  bei  Kaibel 
IGI  2421,  auch  das  Sartische  Facsimile. 

225.  226.  Zwei  Pfauen  aus  vergoldeter  Bronze 

(Taf.  119). 

H.  jetzt   1,06  m. 

225.  Ergänzt  der  untere  Teil  des  Halses  ringsum,  der  ganze  Ann  und 
die  Spitzen  der  Schwungfedern  am  1.  Flügel,  die  Beine  und  Füfse. 

226.  Ergänzt  ein  grofser  Teil  des  Rückens,  fast  vom  Anfang  des 
Schweifs  bis  zum  oberen  Ansatz  des  Flügels  (schief,  nach  der  1.  Seite  hin 
mehr),  ein  Flicken  oben  am  Hals,  ein  gröfserer  an  der  Schulter  des  r.  Flügels, 
Beine  und  Füfse.] 

Kopf  und  Hals,  Rumpf,  die  Flügel,  der  geschlossene, 
nicht  zum  Rad  geöffnete  Schweif  und  die  Beine  scheinen 
getrennt  gegossen  zu  sein,  was  namentlich  am  Schweif  so- 
wohl aufsen  zu  sehen,  als  innen  zu  fühlen  ist.  Vielfache  Gufs- 
fehler  sind  in  bekannter  Weise  durch  eckige  Flicken  aus- 
gebessert, durch  die  Vergoldung  dann  unsichtbar  gemacht, 
wenngleich  sie  jetzt  durch  dieselbe  hindurchscheinen,  soweit 
nicht  gar  herausgefallen.  An  den  ergänzten  Teilen  fehlt  die 
Vergoldung;  nicht  aber  Spuren  einer  Patina,  die  deutlich 
verschieden  ist  von  der,  welche  die  goldentblöfsten  alten 
Teile  aufweisen.  Ciselierung  ist  wohl  nur  am  Kopf  zu  er- 
kennen. Die  Zeichnung  des  Gefieders  ist  nur  die  schon  am 
Thonmodell  gemachte.  Der  Kopf  büschel,  den  Viscontis  Tafel 
gibt,  war  nie  vorhanden,  obgleich  gerade  der  Kopf  am  meisten 
Naturbeobachtung  verrät. 

Die  Pfauen  sind  offenbar  für  einander  gearbeitete  Gegen- 
stücke, denn  sie  machen  eine  nicht  blofs  an  Kopf  und  Hals 
wahrzunehmende,  sondern  den  ganzen  Körper  ergreifende 
Wendung  gegeneinander.  Gegeneinander  gekehrt  stehen  auch 
zwei  Pfauen  an  der  Frontlünette  der  JErzdecke,  welche  den 
Kantharus  im  Vorhof  der  alten  Peterskirche  überspannte,  auf 


GIAJRDINO  DELLA  P1GNA  225.  226.  895 

beiden  zu  Nr.  227  angeführten  Zeichnungen  kenntlich.  Aus 
einer  dritten  älteren  Zeichnung,  welche  nicht  den  Vorhof,  son- 
dern die  Front  der  dahinter  liegenden  Kirche  darstellt,  mit 
zwei  Pfauen  als  Eckakroterien  auf  dem  Dach,  hat  Grisar  Anal. 
Rom.  S.  473  f.  zu  Taf.X  auf  noch  zwei  Pfauen  mehr  geschlossen. 
Denn  obwohl  kein  bildliches  oder  schriftliches  Zeugnis  die 
Pfauen  an  beiden  Stellen  —  über  dem  Dach  und  über  dem 
Kantharus  —  gleichzeitig  darbietet,  ist  es  doch  nicht  wahr- 
scheinlich, dafs  die  letzteren  mit  den  ersteren  identisch  seien. 
Für  das  Vorhandensein  von  einst  mehr  als  zwei  macht  Grisar 
auch  das  verschieden  beurteilte  *)  Zeugnis  der  Mirabilia  geltend: 
tetnplum  (d.  i.  Mausoleum)  Adriani . . .  in  circuitu  vero  cancellis 
ereis  circumseptutn  cum  pavonibits  aureis  et  tauro  (vermutl. 
aereis  deauratis  oder  ähnlich)  ex  quibus  fuere  duo  qui  sunt  in 
cantharo  paradisu  Grisar  nimmt  also  an,  dafs  der  Pfauen  ur- 
sprünglich vier  waren,  verweist  auf  die  Bestätigung,  welche 
die  Nachricht  von  dem  Erzgitter  durch  neuerliche  Aus- 
grabung*) erfahren  habe,  und  setzt  die  vier  Pfauen  auf  den 
vier  Ecken  des  grofsen,  das  ganze  Mausoleum  einfriedigenden 
Gitters  an.  Eine  solche  Einfriedigung  aus  Eisen  hatte  nach 
Strabo  S.  236  auch  das  Mausoleum  des  Augustus,  und  nach 
den  von  Hülsen,  Rom.  Mitt.  1889  S.  48,  erläuterten  Skizzen  und 
Fundberichten  Bianchinis  auch  das  Ustrinum  der  Antonine. 
Nun  gibt  aber  grade  der  neuerdings  aufgedeckte  Thatbestand 
eine  andre,  wie  es  scheint,  viel  annehmbarere  Aufstellung  grade 
von  vier  Pfauen  an  die  Hand,  nicht  in  kaum  übersehbarem 
Abstand,  sondern  nahe  bei  einander,  nicht  vereinzelt,  wie  sie 
an  den  Ecken  der  Einfriedigung,  eben  des  Abstandes  wegen, 
stehen  würden,  sondern  in  zwei  Paaren.  In  der  Axe  des  Pons 
Aelius  ist  nämlich  offenbar  der  Eingang  der  Einfriedigung 
gefunden,  dreigeteilt,  einst  natürlich  mit  Pforten  geschlossen, 
zwischen  vier  Pfeilern,  von  denen  zwei  erhalten,  zwei  in  Stand- 
spuren kenntlich  gefunden  wurden.  Wie  gut  würden  diese 
vier  Pfeiler  von  den  Pfauen  bekrönt  werden,  und  sicherlich 
sind  diese  hier  nicht  bedeutungsloser  Zierat,  da  der  Pfau  schon 
auf  Münzen  des  ersten  und  zweiten  Jahrhunderts  als  Symbol 

*)  Jordan,   Topogr.  II  433. 

*)  Notizie  d.  scavi  1892  S.422;  Tgl.  H (Ilsen  in  Rom.  Mitt  1893  s-  3*3- 


896  GIARDINO  DELLA  PIGNA  227. 

der  Consecratio  und  Apotheose  erscheint.  Von  den  Heiden 
ist  das  Symbol  dann  auf  die  Christen  übergegangen. 

Der  Haupteinwurf  gegen  die  Annahme  von  einst  vier 
Pfauen  dürfte  der  sein,  dafs  jetzt  nur  zwei  erhalten  sind. 

Gute,  nach  der  Natur  gemachte  Arbeit  des  1.  oder 
2.  Jahrhunderts  n.  Chr. 

Visconti  Museo  P.C1.  VII  T.  XXVH,  1.  Gerhard-Platner  S.  106. 
Pistolesi  IV  Taf.  LVI. 

227.   Die  Pigna,  der  eherne  Pinienzapfen 

(Taf.  119). 

Die  Höhe  wird  auf  12  Fufs  angegeben  von  Winghe  zu  der  S.  899,1  er- 
wähnten Zeichnung,  von  Visconti  16  Palm,  beides  r.  m.  3,56,  der  Durch- 
messer berechnet  sich   aus  dem  Umfang  auf  m.  1,75  am  Fufs,  auf  m.  2,0 

weiter  oben.1) 

Ergänzt  ist  die  Spitze,  zwei  bis  drei  Schuppenreihen, 
was  schon  auf  einer  guten  Photographie  leicht  zu  sehen  ist: 
die  Schuppen  haben  eine  andere  Gestalt  und  werden  gröfser 
anstatt  kleiner.  Wer  durch  eines  der  gröfseren  Löcher  ins 
Innere  blickt,  gewahrt  sogleich  noch  einen  anderen  Unter- 
schied zwischen  dem  Alten  und  dem  Ergänzten.  Jenes  ist 
grade  oben  besonders  von  einer  Menge  im  ganzen  gleich- 
mäfsig  verteilter  Löchlein  durchbohrt,  durch  welche  stern- 
artig das  Tageslicht  dringt;  dieses  entbehrt  der  kleinen 
Löcher,  ist  dafür  aber  von  Rissen,  die  gleichfalls  Licht  ein- 
lassen, durchzogen.  Jene  Löchlein')  sind  von  der  zweiten 
oder  dritten  Reihe  an  aufwärts  durch  den  oberen  Teil  der 
Schuppen  durchgebohrt,  manchmal  an  der  kleinen  Abplattung 
der  Schuppen,  meistens  aber  auf  dem  hinter  dieser  Abplattung 
liegenden  Rücken;  öfters  finden  sich  solche  Löcher  an  beiden 
Stellen  nebeneinander,  dann  aber  pflegt  das  eine  mit  einem 
rostigen  Eisennagel  geschlossen  zu  sein.  Diese  Vernagelung 
macht  sogleich  den  Eindruck  späterer  Entstellung  des  sonst 
sorgfältig  gearbeiteten  Erzwerks;  aber  auch  die  Löcher  selbst 


1)  Die  besten  Beobachtungen  machte  Lacour-Gayet  La  ,Pigna'  du 
Vatican  in  Melanges  d'archeol.  et  d'histoire  1881  S.  312.  Er  bat  für  das 
gegenwärtige  Pantheon  behauptet,  was  hier  von  dem  früheren  (des  Agrippa) 
aufrecht   zu  halten  versucht  wird. 

2)  Andere  unregelmäfsig  verteilte  Löcher  scheinen  kleine  Gufsfehler. 


GIARDINO  DELLA  PIGNA  227.  897 

können,  schon  an  und  fiir  sich  schwerlich  für  ursprünglich 
gehalten  werden1).  Es  gibt  darunter  sorgfaltiger  gebohrte; 
andere  aber  sind  von  einer  des  Ganzen  unwürdigen  Roheit 
der  Arbeit.  Sie  sind,  der  Idee  des  Ganzen  zuwider,  offenbar 
für  einen  besonderen  Zweck  eingearbeitet,  von  dem  sogleich 
zu  sprechen  sein  wird.  Es  finden  sich  auch  eine  Anzahl 
gröfserer  Löcher,  Schäden  der  Zeit,  die  aber,  wie  das  bei 
Erzwerken  häufig  zu  beobachten  ist,  manchmal  an  Stellen 
eingetreten  sind,  die  von  Anfang  an  fehlerhaft  waren.  An 
einem  solchen  gröfseren  Loch  ist  nämlich  der  Gufsfehler, 
den  man  in  üblicher  Weise  mit  einem  Flicken  geschlossen 
hatte,  deutlich  zu  erkennen2),  da  der  Flicken  später  sich 
wieder  abgelöst  hat.  Dafs  nicht  mehr  Gufsfehler  vorhanden 
oder  von  unten  her  sichtbar  sind,  wird  sich  aus  der  Dicke 
des  Metalls  erklären,  die  bis  zu  1  cm.  geht. 

Das  Profil  des  Konus  ist  nicht  von  allen  Seiten  gesehen 
dasselbe:  nach  aufsen  gegen  den  Garten  ist  es  dem  natür- 
lichen Vorbild  entsprechend  convex,  gegen  die  Nische  da- 
gegen zu  einem  Teile  sogar  fast  etwas  eingebogen. 

Als  moderne  Zuthat  gibt  sich  auch  der  0,18  m.  hohe 
Gürtel  am  Fufs,  mit  seiner  unteren  etwa  0,10  m.  einwärts 
gehenden  horizontalen  Einbiegung  auf  den  ersten 
Blick  zu  erkennen,  schon  durch  die  moderne  Patina 
und  durch  den  oberen  Rand  des  Metalls,  welcher 
roh  gelassen  ist,  so  wie  sich  beim  Erkalten  des 
Gusses  die  Oberfläche  gebildet  hatte,  am  aller- 
deutlichsten  aber  dadurch,  dafs  dieser  Gürtel,  von 
dem  alten  Werk  in  jeder  Beziehung  abstechend, 
sowohl  die  alten  Künstlerinschriften  als  auch  die 
ursprüngliche  untere  Endigung  der  Pigna  verdeckt. 
Unter  der  eigentlichen  Nufs  liegt  nämlich  wie  bei- 
stehend skizziert  ist,  zunächst  ein  kleiner  Ablauf  und  unter 
dessen  kantigem  Absatz  ein  runder  Torus,  dessen  nicht  eckig, 

*)  Lacour-Gayet  S.  313  denkt  an  einen  technischen  Grund:  ä  moins 
que  leur  presence  ne  se  comprenne  par  un  artifice  de  construction  de  la 
part  du  fondeur,  pour  parer  ä  tout  danger  provenant  du  retrait  de  cette 
raasse  enorme.  Verstehe  ich  recht,  so  ergäbe  das  Löcher  in  der  Form, 
aber  nicht  im  Gufs. 

*)  An  einem  andern  ist  von  solcher  Besserung  keine  Spur. 
Vatfcan.  Katalog  L  57 


898  Gl ABDINO  DELL A  PIGNA  227 


wie  die  moderne,  sondern  rund,  wie  der 
obere  Teil  des  Tonis,  verlaufende  Einziehung, 
eben  von  dem  modernen  Gürtel  einge- 
schlossen und  verdeckt,  nur  durch  ein  rund- 
liches Loch,  das  durch  den  modernen  wie 
den  alten  Teil  hindurchgeht,  durch  Schauen 
und  Tasten  wahrgenommen  werden  kann. 
Dabei  gewahrt  man  zugleich,  dafs  die  untere 
Einziehung  des  ,Torus*  auf  eine  gröfsereStrecke 
zerstört  ist,  und  darf  eben  darin  den  Grund 
dieser  modernen  Zuthat  erkennen,  nämlich  die 
Pigna  standfest  zu  machen.  Auf  dem  Gürtel 
findet  sich  erhaben,  also  mitgegossen  ein  A, 
weiterhin  ein  nach  dem  Gute,  wie  es  scheint, 
eingearbeiteter  Kreis,  ein  O  mit  zwei  runden, 
ungleich  tiefen  Einbohrungen  an  der  r.  Seite. 
Dieses  O  steht  wohl  zufallig  unter  dem  Anfang, 
das  A  unter  dem  Ende  der  einen  Inschrift. 
Dreimal1)  nämlich  in  nicht  ganz  gleichen 
J  Abständen  steht  auf  dem  oberen  Teil  des 
/Tonis',  scharf  eingeschnitten,  mit  ziemlich 
unregelmäfsigen  Zügen,  die  Inschrift 

P .  CINCIVS .  P  •  L  •  S ALVIVS  FECIT, 
die   unser   direkt  nach   den  Zügen    des  Ab- 
klatsches gebaustes  Facsimile  wiedergibt1). 

*)  Im  CIL  VI  Nr.  29794  ist  von  einer  Wiederholung 
Überhaupt  nicht  die  Rede.  (Doch  vgl.  jetzt  S.  3732.)  Von 
doppelter  Inschrift  hatte  Visconti  S.  221,  1  vernommen; 
sie  wurde  konstatiert  von  Lacour-Gayet  S.  320,  der 
aber  den  Platz  beider  vertauscht,  und  Salvius  in  Calvins 
(beiGrisar  Calvinus geworden) verkehrt.  Amieichtesten 
sichtbar  und,  von  der  Bedeckung  des  unteren  Teiles  abge- 
sehen, vorzüglich  erhalten  ist  1  (bei  Lacour-Gayet  2), 
gegenüber  dem  Sockel  der  Antonins-Säule;  2  (bei  Laconr- 
Gayet  1)  m.  1,06  weiter  rechts,  nur  die  erste  Hälfte  noch 
kenntlich;  3  bisher  unbekannt,  m.  2,04  links  von  I.  Die 
Wiederholung  läfst  sehr  gut  erkennen,  dafs  die  Unregel- 
mäfsigkeit  der  Buchstabenformen,  weil  wesentlich  gleich 
in  1  u.  3,  weniger  der  Schwierigkeit  des  Materials  als  des 
Alter  der  Schrift  zuzurechnen  ist  Vgl.  Brunn  G.  dp. 
K.  I  620,   Robert  bei  Pauly-Wissova  III2,  2558. 

*)  Die  obere  (in  welcher  der  vom  Abklatsch  verlorne 


GIABDINO  DELLA  PIGNA  227.  899 

Dies  in  seiner  Art  einzige  Werk  steht  nach  Visconti  im 
Belvedere  seit  Innocenz  VIII. ,  an  seiner  jetzigen  Stelle  seit 
Paul  V,  Vordem  bildete  es  den  Kantharus  des  Hauptbrunnens 
im  Paradisus  der  alten  Peterskirche.  In  den  alten  Zeich- 
nungen de  Winghes  und  Grimaldi-Tassellis ')  sieht  man  die 
Pigna  unter  einem  Tabernakel  stehn,  das  an  jeder  Seite  von 
drei  Säulen  (de  Winghe  läfet  zwei  aus)  getragen  wird,  und 
dessen  eigentliches  Dach,  wohl  kreuzgewölbartig  zu  denken, 
aber  aus  Erz,  schon  fehlt,  während  die  vier  Lünetten  aus 
ehernem  Gitterwerk  noch  vorhanden  sind*)/  Als  Kantharus 
kann  aber,  als  jene  erste  Zeichnung  angefertigt  wurde  (im 
16.  Jahrhundert),  die  Pigna  schon  nicht  mehr  gedient  haben. 
Denn  wohl  sieht  man  dort,  schematisch  angedeutet,  die  Löcher 
in  den  Schuppen  der  Nufs,  aber  keine  Wasserstrahlen1),  und 
es  fehlen  die  Marmorplatten,  welche,  schrankenartig  zwischen 
die  Säulen  eingefügt,  das  viereckige  Becken  gebildet  hatten, 
das  namentlich  von  Grimaldi,  aber  gleichfalls  als  nicht  mehr 
vorhanden,  nur  als  einst  gewesen,  beschrieben  wird.  Viel- 
mehr scheint  dort  die  Pigna  auf  demselben  Steinboden  zu 
stehen,  der  die  Säulen  trägt.  In  Wahrheit  freilich  mufs  ihr 
unterster  Teil,  weil  nicht  sichtbar4),  im  Boden  stecken.  Zu 
einer  solchen  Aufstellung  bedurfte  es  jenes  Fufses  (des  neuen 

erste  Buchstabe  aus  der  andern  eingesetzt  ist)  gibt  die  in  der  vorigen 
Anmerkung  mit  3  bezeichnete  wieder,  die  untere  I. 

])  De  Winghe,  cod.  Vatic.  10545,  Bullett.  di  archeol.  crist.  1881 
T.  V  mit  kurzer  Notiz  S.  123;  Grimaldi-Tasselli  bei  Grisar,  Analecta 
rom.  I  T.  XI f.  Erläutert  von  de  Rossi,  I.  C.  U.  R.  II,  I  S.  428  zu  Nr.  67 
mit  den  Worten  de  Winghes  und  den  älteren  Beschreibungen  von  P.  Mallius, 
den  Mirabilia,  und  namentlich  Grimaldi. 

*)  Sie  wurden  sammt  den  vier  Wasserspeiern  in  Form  von  Delphinen 
und  den  beiden  christlichen  Monogrammen  in  Kränzen,  welche  die  Lünetten 
der  beiden  Hauptseiten  akroterienartig  krönten,  von  Paul  V.  eingeschmolzen. 
Nur  die  zwei  Pfauen  der  vorderen  Lttnette  (s.  Nr.  225  f.)  sind  Übrig  ge- 
blieben.    Vgl.  de  Rossi  S.  430. 

*)  Man  hat  diese  Wasserstrahlen  und  selbst  die  Löcher  geleugnet«  s. 
Jordan,  Topogr.  II  S.  368.  De  Rossi,  S.  430,  bemerkt,  dafs  schon  P. 
Mallius  im  12.  Jahrh.  die  Pinea  nur  als  gewesenen  Born  erwähne. 

4)  Bei  Grimaldi-Tasselli  ist  der  untere  Teil  sichtbar,  aber  nur  bis 
da  ungefähr,  wo  heut  der  moderne  Gürtel  beginnt,  der,  wie  oben  gesagt, 
die  Zerstörung  bedeckt  und  ausgleicht«  Demselben  Zweck  diente  in  jener 
Aufstellung  die  Steinfassung. 

57* 


900  GIAEDINO  DELLA  PIGNA  227. 

Bronzegürtels)  nicht.  Dieser  wird  also  für  die  Neuaufstellung 
unter  Paul  V.  nötig  geworden  sein  und  ist  vielleicht  aus  einem 
Teil  jenes  Lünettenerzes  gegossen  worden. 

Dagegen  erscheint  die  Nufs  in  de  Winghes  Zeichnung 
oben  vollständig.  Man  wird  also  wohl,  als  die  Pigna  aufge- 
hört hatte  als  Kantharus  zu  dienen,  die  fehlende  Spitze  er- 
gänzt haben.  Eben  aus  der  grofsen  oberen  Öffnung  war  nach 
Grimaldis  Aussage1)  vordem  das  meiste  Wasser  abgeflossen, 
und  nur  diese  Öffnung  konnte  den  Gedanken  wecken,  die 
Pinea  als  Kantharus,  d.  h.  Becher  oder  Kelch,  zu  verwenden5). 
Also  erst  die  teilweise  Zerstörung  der  Pinea  hat  sie  geeignet 
gemacht,  als  Born  zu  dienen,  wozu  ihre  Form  sie  sonst  nicht 
zu  empfehlen  scheint*).  Man  wird  folglich  auch  die  Durch- 
bohrungen erst  für  diese  Verwendung,  sei  es  im  Brunnen  des 
Vorhofs  der  Peterskirche,  sei  es  schon  früher  bei  ähnlicher, 
doch  nicht  der  ursprünglichen  gemacht  denken  müssen. 

Woher  aber  stammt  denn  die  Pinea?  Was  dürfte  allein 
nach  ihrer  Form  und  ihrem  Stoff  als  ihre  ursprüngliche  Be- 
stimmung gelten  können?  Gibt  es  keine  über  ihre  Ver- 
wendung im  Paradisus  hinausreichende  Überlieferung? 

Den  Liber  Pontificalis  LH,  1  versteht  man4)  so,  als  ob 
die  Pinea  schon  vor  Papst  Symmachus  (498 — 515)  als  Kantharus 
im  Atrium  gestanden  habe  und,  weil  ein  Zeuge  diesen  schon  im 
4.  Jhdt.  fluenta  ructantem  nennt,  glaubt  de  Rossi,  dafs  bereits 


1)  habebat  magnum  aquae  fontem  egrcdientem  de  pinnaculo  pincae  et  aln 
fontes  in  singulis  nucum  nodis  grato  aspectu  cadentes, 

2)  Vielleicht  wurde  diese  Auffassung  der  Bronze  in  ihrem  verstümmelten 
Zustand  erleichtert  durch  die  in  der  Kaiserzeit  Üblichen  Trinkgefäfse  in  Form 
einer  knotigen  Keule. 

8)  Wo  wäre  eine  Analogie?  Wie  wäre  man  darauf  gekommen,  den 
Pinienzapfen  als  Trank  spendend  zu  denken?  Bei  Euripides  Bau  710  heilst 
es  Ix  hl  xtoalvujv  ftäpaaiv  yXuxEtav  piXiroc  lotaCov  jtaal,  also  von  Blättern. 
Lanciani  hat  wiederholt  (Notizie  1882  S.  345 f.  und  Ancient  Rome  S.  286) 
ausgesprochen,  dafs  die  Pinea  von  Anfang  an,  etwa  in  Agrtppas  lacus  im 
Campus  Martius  als  Brunnen  gedient  habe.  Die  von  ihm  angeführten  Ana- 
logien des  9.  und  11.  Jhdts.  in  Konstantinopel  und  Aachen  sind  evidente 
Nachahmungen  der  vorbildlichen  Peterskirche  und  ihres  Atriums,  wie  auch 
de  Rossi  Inscr.  crist.  II  430  Anm.  anerkennt. 

4)  S.  Duchesne  zu  LIII  (Symmachus)  Note  23,  de  Rossi  S.  429 
und  schon  Visconti  S.  217,  1. 


GIARDINO  DELLA  PIGNA  227.  9OI 

Constantin  sie  dort  aufgestellt  habe.  Die  Mirabilia  schreiben 
den  Kantharus  samt  seinem  Schmuck  kurzweg  dem  Symmachus 
zu,  mit  der  merkwürdigen  Angabe  über  die  Pinea:  quae 
fuit  coapertorium  cum  sinino  aereo  et  deaurato  super  statuatn 
Cibeles,  tnatris  deorutn  in  foramine  pantheon.  Hier  ist  in 
allen  Versionen1),  aufser  dem  Anonymus  Magliabecchianus, 
nicht  die  Cybele,  sondern  das  Sininum,  d.  h.  die  Wölbung 
(Jordan,  Topogr.  II  367),  natürlich  jene  in  den  angeführten 
Zeichnungen  schon  halb  zerstört  gesehene,  gleichsam  wie 
eine  Laterne  mitsamt  der  pinea,  die  freilich  schlecht  dazu 
pafst,  über  dem  foramen  angesetzt8). 

Von  dort  oben  soll  nach  Cabollinus  (Urlichs  S.  139)  die 
pinea  repentino  fulminis  ictu  herabgeworfen  sein  und 
unten  liegend  der  benachbarten  Kirche  S.  Stefano  de  pinea, 
gewöhnlicher  del  cacco  den  Namen  gegeben  haben,  bis  sie 
durch  Papst  Symmachus  nach  dem  Atrium  der  Peterskirche 
gebracht  und  dort  zum  Kantharus  gemacht  worden  sei. 

Ist  darin  Überlieferung,  oder  ist  es  vielmehr  nur  eine 
phantasievolle  Verknüpfung  des  konusförmigen  Kantharus  mit 
dem  Namen  der  Region  Pinea')?  Aber  woher  hatte  denn  die 
Region  ihren  Namen?  Von  einer  wirklichen  Pinie,  das  wäre 
glaubhaft,  aber  von  einem  wirklichen  Pinienzapfen  doch  un- 
möglich. Also  von  einem  künstlichen?  Sowie  man  das  zu- 
gibt, senkt  sich  die  Schale  der  Überlieferung.  Gesetzt  einmal, 
dafs  die  Pigna,  durch  einen  Blitz  hinabgeworfen,  ein  paar 
Jahrhunderte  dort  gelegen  habe,  so  ist  es  wohl  begreiflich, 
dafs  erstens  an  ein  so  seltsames  Ding,  das  vor  Aller  Augen 
lag  und  die  Aufmerksamkeit  täglich  beschäftigen  konnte,  eine 
Kunde  von  seiner  Herkunft  und  seinem  Geschick  sich  fest 
anschlofs  und  vererbte,  dafs  zweitens  der  Ort  und  weiter  die 
Gegend  davon  benannt  wurde,  und  dafs  drittens  auch  nach 


*)  Urlichs  cod.  Topogr.  Version  1  S.  105,  2  S.  118,  3  S.  132. 

*)  D.  h.  über  der  Statue  der  Cybele  (welche  im  Centram  der  Rotonda 
gedacht  ist)  stand  oben  anf  der  Dachöffnung  als  Schlufs  die  Pinea  mit  eben 
dem  Säulenbau,  der  noch  im  Paradisus  S.  Petri  die  Pigna  überdachte  co- 
lumpnis  porphyreticis  quae  .  .  .  precioso  celo  ereo  cooperta  cum  floribus 
et  delfinis  ereis  et  deauratis  aquas  fundentibus. 

8)  Jordan,  Topogr.  II  S.  368.  Auch  de  Rossi,  S.  430,  verwirft  jene 
Nachricht  schlechtweg. 


1 


902  Gl ABDINO  DELLA  PIGNA  227. 

der  Versetzung  der  Pigna  an  einen  Ort,  wo  sie  noch  viel  mehr 
die  Augen  täglich  auf  sich  zog,  an  ihr  die  Überlieferung  ihrer 
Herkunft,  wenn  auch  getrübt,  haften  blieb,  und  dem  Stadt- 
teil der  eingebürgerte  Name  verblieb,  auch  lange  nachdem 
der  Anlafs  beseitigt  worden  war.  Diese  Möglichkeiten  wird 
man  nicht  unbedingt  leugnen  können. 

[Schwieriger,  doch  kaum  unmöglich  wird  solche  Annahme, 
wenn  ein  von  Hülsen  so  eben  scharfsinnig  mit  der  Porticus 
Divorum  einer-  und  dem  Serapaeum  andererseits  combiniertes 
Stück  der  Forma  Urbis  (Jordan  59  LAVACRA)  in  der  Gegend 
von  s.  Stefano  de  pinea  ein  Rundbassin  zeigt,  und  Hülsen 
dies  richtig  mit  der  Pinea  ausgestattet  denkt,  (obgleich  grade 
im  Centrum  ein  Viereck  gezeichnet  ist).  Dann  wäre  die 
Pinea  schon,  bevor  sie  im  paradisus  s.  Petri  solchem  Zwecke 
diente,  als  Brunnen  verwandt  gewesen,  und  die  Erinnerung 
an  ihren  ursprünglichen  Platz  und  Zweck  hätte  sich  noch 
über  ein  Stadium  mehr  erhalten  müssen.] 

Nun  darf,  ja  mufs  man  aber  fragen,  welche  Bestimmung 
wird  man  der  Pigna  lediglich  um  ihrer  selbst  willen  zu- 
sprechen? Schwerlich  irgend  eine  andere  als  dafs  sie  die 
Bekrönung  von  etwas  war,  und  zwar  wegen  ihrer  Riesen- 
gröfse  nicht  von  einem  Mobile  sondern  einem  Immobile, 
einem  Bauwerk,  offenbar  einem  nicht  unbedeutenden,  also 
ein  Akroterion,  und  zwar  wegen  ihres  runden  Querschnitts 
von  einem  Rundbau,  endlich  wegen  des  Stoffes  nicht  von 
einem  mit  Stein,  sondern  mit  Erz  gedeckten1).  Da  sehen 
wir  uns  also  durch  das  Monument  selbst  eben  dahin  ge- 
wiesen, wohin  die  Überlieferung  wies.  Schiene  nur  nicht 
die  Pigna  mit  dem  Pantheon  unvereinbar:  über  dessen 
,Occhio'  hat  keine  Laterne  gestanden,  ist  also  auch  kein  Platz 
für  die  Pigna  gewesen1). 

So  mochte,  ja  so  musste  man  denken,  so  lange  als 
das  gegenwärtige  Pantheon  für  dasjenige  des  Agrippa  galt 
Seit  wir  dagegen  wissen,  dafs  das  heutige  Pantheon  ein 
Neubau  des  Hadrian  ist,  der  eben  durch  seine  unbrennbare 

])  Visconti  macht  dies  richtig  geltend,  nur  int  er,  indem  er  für  die 
Herkunft  vom  Mausoleum  Hadrians  eintritt. 

')  Lacour-Gayet  denkt  sich  die  Nufs  natürlich  nicht  direkt  auf 
das  Loch  gesetzt,  sondern  auf  eine  dieses  schliefsende  Laterne. 


GIABDINO  DELLA  PIGNA  227.  903 

Construction  und  namentlich  die  wunderbare  gewölbte  Stein- 
decke die  Tradition  bestätigt,  dafs  das  ältere  des  Agrippa 
verbrannt  ist,  seit  wir  uns  sagen  müssen,  dafs  vor  allem  das 
Dach  des  älteren  Pantheon  von  Holz  war,  seitdem  mufs,  was 
vorher  unmöglich  und  unwahrscheinlich  erschien,  jetzt  viel- 
mehr grade  nicht  blofs  möglich,  sondern  wahrscheinlich 
heifsen:  ein  Rundbau  mit  Holzdach,  dies  vermutlich  über 
erhöhtem  Mittelbau  zeit-  oder  schirmartig  construiert  wie 
beim  Odeion  des  Perikles,  mufste  ein  centrales  Akroterion, 
einen  Knauf  haben,  wie  unsere  Kuppeln  eine  Kugel,  wie  das 
Philippeion  in  Olympia  einen  Mohnkopf  als  Krönung  hatte, 
wie  Rundbauten  nach  Vitruvs  (IV  7)  allgemeiner  Vorschrift 
eine  Blume.  Das  bestätigen  römische  Cinerare  in  Rund- 
tempelform mit  Knäufen  solcher  Form,  gelegentlich  auch 
einer  Pigna;  besser  noch  Rundbauten  mit  solcher  Bekrönung 
in  den  Stuckreliefs  des  augusteischen  Hauses,  Lessing-Mau, 
Wand-  und  Deckenschmuck  7. 

Dafür,  dafs  sie  wirklich  einst  in  dieser  Art  verwendet  war, 
spricht  nun  auch  die  technische  Form  der  vatikanischen 
Pigna,  nämlich  der  ,Torus4  mit  seiner  unteren  Einziehung, 
die  offenbar  zum  Übergreifen1)  und  Decken  bestimmt  war. 
Zu  dem  allen  endlich  die  Inschriften,  welche  nach  ihrem 
Schriftcharakter  in  die  erste  Kaiserzeit,  wenn  nicht  den  Aus- 
gang der  Republik  weisen.  Die  Verletzungen  der  Pigna 
könnten  natürlich  auch  sonst  sich  erklären;  sie  sind  aber 
jedenfalls  genügend,  der  Frage  zu  begegnen,  wie  denn  der 
gewaltige  Körper  beim  Sturz  von  der  Höhe  sich  habe  er- 
halten können.    Dafs  der  Kolofs  da  unten  von  Agrippas  Zeiten 

])  Die  [x^xu>v  xotXx7)  über  dem  Philippeion  heifst  bei  Pausan.  V.  20 
ouvftcoftoc  Tale  fcoxoic  Die  im  16.  Jhdt.  auftauchende  Meinung,  die  Pigna 
habe  einst  das  Mausoleum  des  Hadrian  gekrönt,  beruht  wenigstens  auf 
richtiger  Beurteilung  der  tektonischen  Bedeutung;  auf  Überlieferung  gewifs 
nicht:  Vaccas  n.  62  sempre  ho  inteso  dire  che  fusse  trovata  .  .  . 
alle  radici  del  Mausoleo  u.  s.  w.  kann  als  solche  nicht  gelten. 
Vielleicht  aber  Übertrug  sich,  bewufst  oder  unbewufst,  die  Herkunft  der 
Pfauen  (oben  Nr.  225  f.)  auf  die  lang  mit  ihnen  verbunden  gewesene  Pigna. 
Das  Mausoleum  mufste  eine  andre,  weit  gröfsere  Krönung  haben.  Benozzo 
Gozzoli  blieb  bei  der  andern  Überlieferung,  als  er  im  Campo  Santo  in 
Pisa  das  Pantheon  mit  der  Pigna  gekrönt  malte. 


904  GIABDINO  DELLA  PIGNA  228. 

[auch  nur  bis  zum  Bau  jenes  in  der  Forma  Urbis  erkannten 
Brunnens]  so  liegen  gelassen  sei  wie  er  gefallen,  das  sind 
wir  zu  denken  ja  nicht  verbunden. 

Dem  Mariendienst  soll  die  Rotunda  an  demselben  Tage 
geweiht  sein,  an  welchem  sie  einst  in  honorem  Cibelis 
Neptuni  et  omnium  daemoniorum  gebaut  worden  war1). 
Bei  der  Pigna  ist  der  Wechsel  des  Dienstes:  christlichen 
statt  vordem  heidnischen,  ja  zweifellos.  Es  leuchtet  aber  ein, 
dafs  eben  dieser  Wechsel  selbst  eine  für  die  gläubigen  Be- 
sucher der  Peterskirche  wichtige  Sache  sein  mufste,  und 
darum  in  der  Erinnerung  fortleben  konnte. 


228.   Compositcapitäl  mit  Figuren  (Taf.  119)- 

H.  1,245  m*     Marmor  grobkörnig  bläulich. 

Vieles  abgebrochen,  aber  nichts  ergänzt.  Visconti  (s.  u.)  vermutet, 
das  Capital  stamme  von  den  Caracallathermen  her;  er  wufste  also  nichts 
über  die  Herkunft.  Zu  Fabrettis  (s.  u.)  Zeit,  gegen  Ende  des  17.  Jhdts.,  stand 
es  im  päpstlichen  Garten  auf  dem  Quirinal.  Ob  es  aus  den  Constantins- 
thermen  dahin  gelangte? 

Über  zwei  Reihen  von  Akanthosblättern  liegt  das  ionische 
Diagonalcapitäl,  dessen  Blüten  von  Blättern  überdeckt,  dessen 
Abacus  mit  einem  Eierstab  verziert  ist.  Die  Gesammtform 
des  Capitäls  ist  von  denen  der  Caracallathermen  sehr  ver- 
schieden, viel  gedrückter. 

Auf  der  unteren  Blattreihe  standen  jederseits  fünf  Figuren 
ziemlich  frei  herausgearbeitet,  namentlich  (immer  von  links 
gezählt)  je  die  dritte,  mittlere,  die  Hauptfigur,  gegen  die  sich 
die  vier  andern  kehren.  Wegen  solcher  Ablösung  vom 
Grunde  ist  sie  erhalten  nur  auf  der  vorderen,  dem  Garten 
zugekehrten  (auf  Taf.  119  sichtbaren)  Seite,  die  im  Folgenden 
V,  wie  die  linke  L,  die  rechte  R,  die  hintere  H  heifsen  soll. 
Auf  LRH  sind  dagegen  nur  Stützenbrüche  und  z.  T.  die  Füfse 
von  ihr  vorhanden.  Die  Übereinstimmung  der  vier  Neben- 
figuren ist  keineswegs  vollständig,  aber  doch  so  grofs,  dafs 
ihre  Beschreibung  eine  vergleichende  sein  mufs  und  danach 
auch  die  fehlende  Mittelfigur  überall  gleichartig  gedacht 
werden  kann. 


J)  Jordan  Topogr.  II  S.  367. 


G1ARDIN0  DELLA  PIGNA  228.  905 

V3,  (die  einzige  erhaltene  Mittelfigur  also)  ist  ein  sieg- 
reicher Athlet,  in  gesteigertem  polykletischen  Standschema'), 
mit  1.  Standbein  und  nachgezogenem  r.  Fufs.  Der  1.  Arm 
hält  gesenkt,  nach  vorn  und  zur  Seite  bewegt,  einen  auf- 
gestützten Palmwedel;  die  erhobene  R.  kann  man  kaum 
anders  als  den  Kranz  über  dem  eigenen  Haupte  haltend 
denken.  Es  ist  ein  Faustkämpfer;  denn  die  Arme  sind  bis 
an  die  Achsel  mit  Fell  bedeckt  und  mit  Riemen  kreuzweis 
umschnürt;  auch  ist  an  der  L.  der  Caestus  in  spätester  Form3) 
kenntlich.  Der  Kopf  wendet  sich  etwas  nach  seiner  R.,  und 
die  auf  dieser  Seite  stehenden  Nebenfiguren,  i  in  höherem, 
2  in  flacherem  Relief,  aber  näher  zur  Mitte,  erscheinen  allemal 
gegen  3  hin  bewegt,  während  die  rechts  stehenden  4  in 
flacherem  Relief,  etwas  näher,  von  3  fortgeht,  aber  nach  ihm 
umblickt,  5  mehr  zu  3  hingewandt  steht.  1  in  V  (wo  allein 
der  Kopf  sich  erhielt)  mit  schwachem  Wangenbart  und  band- 
umwundenem Blütenkranz,  hat  hier  Stiefel,  langärmeligeTunica 
mit  Gürtelbausch  und  auf  der  r.  Schulter  geknöpfte  Chlamys, 
auf  LHR  dagegen  keine  Tunica,  sondern  nur  ein  Himation, 
welches  die  Schulter  umhüllend  mit  beiden  Enden  über  den 
1.  Arm  geworfen  ist.  Auf  V  hielten  beide  Hände  eine  ab- 
wärts, nicht  in  die  Höhe  gerichtete  Tuba,  deren  Stützenbrüche 
sichtbar  sind,  und  die  geblähten  Wangen  zeigen,  dafs  der 
Jüngling  blies,  also  die  typische  Gruppe  des  gekränzten  und 
sich  kränzenden  Siegers  mit  Tubicen  links  und  Kampfwart 
rechts,  wie  auf  Sarkophagen,  die  auch  Caestus,  Cirrus  und 
andere  Einzelheiten  übereinstimmend  darstellen  *).  Der 
Himationträger  1  auf  LHR  kann,  namentlich  wegen  der 
offenen  Linken  auf  L,  kein  Tubicen  gewesen  sein. 

2  auf  L  nackt,  bärtig  (auch  auf  V)  trägt  dort  auf  der 
1.  Schulter  einen  Sack  (nicht  einen  Schlauch)  mit  Sand  (?), 
dessen  Öffnung  die  L.  mit  festem  Griff  fafst  und  schliefst, 


0  Vgl.  den  Polykletischen  Kyniskos. 

a)  Vgl.  Jüthncr  Über  antike  Turngeräte  S.  87fr.,  S.  91,  eine  sehr 
gute  Photographie  der  Vorderseite  (V)  des  vaticanischen  Capitäls. 

*)  Vgl.  Hirzel  Annali  1863  S.  404,  besonders  einen  des  Louvre,  Clarac 
187,  des  Lateran,  Benndorf  u.  Schöne  Nr.  81,  des  Vatican,  Visconti 
Museo  Pio-Clem.  V  Taf.  36.  Der  Sieger  allein  wie  in  berühmten  Statuen 
und  Gemälden,  vgl.  E.  Caetani-Lovatelli,  nuova  misc.  arch.  S.  13 ff. 


906  GIABDIHO  DELLA  PIGNA  228. 

während  die  R.  geöffnet  und  gehoben  Staunen  ausdrückt, 
auch  auf  R  über  der  Schulter  von  i  sichtbar.  Dieselbe  Ge- 
bärde macht  2  auf  H  mit  der  L.,  die  auf  R  herabhängt  und 
auf  V  einen  Stab  ähnlich  wie  der  ,Doryphoros<  trägt,  während 
die  R.  ebenda  (auf  HRV)  hinter  i   herabzuhängen  scheint 

5  (rechts  1  entsprechend)  ist  mit  Ärmeltunica  (fehlt  auf 
R)  und  Pallium  bekleidet,  gestiefelt,  bärtig  und  mit  band- 
umwundenem Kranze  auf  V  (wo  allein  der  Kopf  erhalten 
blieb).  Mit  zur  Mitte  zurückgewandtem  Antlitz  tritt  er  nach 
rechts  ab,  die  R.  im  Staunen  oder  Beifall  gegen  die  Mittel- 
figur 3  hebend  (nur  auf  V  erhalten),  in  der  L.  einen  kurzen 
Stab  (L  und  R). 

4  bärtig  VR,  unbärtig  aber  mit  Cirrus  L  (kopflos  H) 
tritt  ähnlich  wie  5,  rechtshin  von  3  weg,  doch  ebenfalls  auf 
diese  Hauptperson  zurückblickend,  die  R.  staunend  gehoben 
(L,  wo  über  seiner  1.  Schulter  eine  glatte  Masse,  die  ein 
Sack  wie  bei  2  sein  könnte,  zum  Vorschein  kommt);  gesenkt 
ist  die  R.  auf  RH  mit  einem  zusammengefalteten  Tuch 
(mappa?  vgl.  die  Statue  des  Conservatorenpalastes  Heibig, 
Führer  583f,  bei  Wilpert  TArte  1899  Fig-  6a,  7a  und  ebenda 
die  Fig.  9a,  13  a,  16a  von  Diptychen,  Zoega  BR.  XC  S.  190). 

Es  sind  Scenen  aus  der  Palaestra  später  Kaiserzeit,  in 
welche  auch  der  klobige  Stil  der  Sculptur  weist.  Viele  Ver- 
gleichspunkte bieten  die  angeführten  Sarkophage  und  die 
grofsen  Athletenmosaike  der  Caracallathermen,  von  Hülsen, 
Architekt.  Studien  von  Iwanoff  III  S.  74,  dem  ausgehenden 
4.  Jhdt.  zugewiesen.  Vielleicht  dürfen  wir  die  in  diesen 
Mosaiken  erscheinenden  andern  Kampfarten:  Scheibenwurf, 
Lauf  und  Ringkampf  preisgekrönt  in  den  drei  andern  Seiten 
LRH  voraussetzen. 

Der  Vergleich  anderer  figurierter  Capitäle  aus  den 
Caracallathermen,  woher  man  das  vaticanische  gekommen 
geglaubt  hat  (bei  Iwanoff  a.  O.  S.  76  Taf.  H  u.  Matz-Duhn 
ABiR.  3443fr.)  und  andrer  ebenda  3445,  abgeb.  Piranesi  d. 
magnific.  e  d.  arch.  d.  Rom.  Taf.  XVII;  oder  des  Pfeilerkapitäls 
vom  Elagabalium  Rom.  Mitth.  1901  Taf.  XII  (Studniczka) 
zeigt  wohl,  dafs  das  vaticanische  Capital  einer  späteren  Ent- 
wickelungsphase  gehört.  Näher  als  jene,  auch  die  von 
Studniczka  a.  O.  angeführten,  dürfte  eines  bei  Piranesi  a.O. 


GIARDINO  DBLLA  PIGNA  229.  230.  231.  232.  233.  907 

Taf.  VII  als  in  cavaedio  domus  professae  RR-PP.  soc.  Jesu, 
befindlich  abgebildetes  kommen, 

Gerhard-Platner  S.  106.  Abgeb.  Visconti  VII  Taf.  XLIII  Vorder- 
und  Rückseite,  XLIII a  die  rechte,  b  die  linke  Seite;  die  Vorderseite  bei 
Jttthner  a.  O.,  der  Faustkämpfer  allein  bei  Fabretti  col.  Traj.  S.  261. 

229.  Unterteil  einer  Frauenstatue 

(Taf.  121). 

Lebensgrofs.     Marmor  italisch.  (?) 
Fehlt  von  Mitte   des  L  Oberschenkels  und  1.  Unterarms  aufwärts. 

In  Chiton  und  Himation  ähnlich  222.  Arbeit  sorgfaltig, 
glatt. 

Rechts  von  der  grofsen  Nische: 

230.  Mittelstück  einer  colossalen  Roma 

(Taf.  120).  % 

H.  ca.  1,30  m.,  Hüftenbreite  ca.  0,70  m.     Marmor  griechisch. 
Viel  Faltenbrtlche  waren  mit  Eisenstiften  wieder  angefügt. 

Sie  stand  auf  dem  r.  Fufs,  hatte  den  1.  stark  gehoben, 
wohl  auf  etwas  gesetzt.  Bekleidet  ist  sie  mit  bauschigem, 
tiefgegürtetem,  offenbar  kurzem  Chiton,  der  auf  der  r.  Schulter 
gelöst,  einen  Zipfel  vorn  über  den  r.  Oberschenkel  herab- 
hängen läfst,  und  über  dem  ein  breiter  Schwertriemen  liegt, 
der  über  die  r.  Schulter  geht.     Gute  Arbeit  des  1. — 2.  Jhdts. 

231.    Korinthisierendes  Capital  wie   167  (Taf.  120). 
232.    Unterteil  eines  Togatus. 

Lebensgrofs.     Marmor  italisch. 
Fehlen  auch  Füfse. 

Die  nicht  tief  herabreichende  Toga  geht  hinten  in  einen 
Stamm  über.  Die  Gewandoberfläche  ist  geraspelt.  Gute 
Arbeit. 

Gerhard-Platner  S.  HO. 

233.   Statue  der  Isis  oder  einer  Isispriesterin  (?) 

(Taf.  121). 

Lebensgrofs.     Grofskörniger  griechischer  Marmor. 


908  GIARDINO  DELLA  PIGNA  234. 

Fehlen  Arme,  1.  Schulter,  abgespalten,  Brüste  Kniee  bestofsen,  Füfse 
vorn  glatt  weggeschnitten  (zur  Ergänzung?  doch  ohne  Zapfenlöcher);  Brüche 
quer  durch  die  Beine,  einer  quer  durch  das  Gesicht,  das  zugehörig,  mit  in 
Stuck  ergänztem  Hinterkopf  und  Hals  aufgesetzt  ist.  In  neue  Plinthe  ein- 
gelassen mit  Teil  der  alten. 

Steht  auf  dem  r.  Fufs,  den  1.  zur  Seite  setzend.  Der  r. 
Oberarm  war  gesenkt,  ebenso  wohl  der  L;  von  beiden  Unter- 
armen, am  Gewand  keine  Ansatzspuren.  Über  ionischem 
Chiton  ein  in  ungleiche  Hälften  zusammengelegtes  Himation, 
so  dafs  der  eine  Saum  der  Diplax  hoch  über  dem  andern 
liegt,  unter  der  1.  Achsel .  und  Brust  hinaufgenommen  erst 
von  hinten  nach  vorn,  dann  von  vorn  nach  hinten  geworfen. 
Das  regelmäfsig  gebildete  jugendliche  Gesicht  umrahmen 
reiche,  fast  flechtenartig  gedrehte,  vom  Scheitel  herabhängende 
Haarsträhnen,  die  (ergänzt,  hinten  zusammengeknotet,  von 
da  an  beiden  Seiten  des  Halses  nach  vorn  fallend)  mit  ihren 
antiken  Enden  auf  der  Schulter  liegen.  Über  dem  Scheitel 
vorn  eine  Blüte.  Diese,  ähnlich  wie  bei  der  Statue  Vitalini  bei 
Wilpert,  Un  capitolo  di  storia  del  vestimento  in  TArte  1899 
Fig.  19a  S.  25,  und  auf  dem  ebenda  abgebildeten  vati- 
canischen  Relief  Pio-Clem.  Nr.  487,  Visconti  VII  19  be- 
rechtigt, sie  Isis  oder  Isispriesterin  zu  nennen.  Von  diesen 
beiden  ist  das  Himation  (abgesehen  von  der  palliumartig  um- 
gelegten Binde)  bei  der  zweiten  auch  gedoppelt,  aber  vor 
der  Brust  geknotet.  Noch  ähnlicher  ist  es  bei  einigen  Statuen, 
die  auch  zum  Isisdienst  gehören  oder  zu  gehören  scheinen. 
Clarac  987,  2582;  988,  2574c;  989,  2585.  Vgl.  auch  438F 
und  G.     Arbeit  glatt,  oberflächlich. 

234.  Torso  eines  Hermes  (Taf.  120). 

In  menschlicher   Lebensgröise.      Marmor  grofskörnig. 
Fehlen  Kopf,  Hals,  Arme  und  Beine  gröfsten teils. 

Bekleidet  nur  mit  vorn  an  der  r.  Schulter  geknüpfter 
Chlamys,  die  dann  wohl  von  irfnen  über  den  1.  Unterarm 
nach  aufsen  fiel,  stand  der  Gott  auf  dem  r.  Bein.  Der  r. 
Oberarm  ging  abwärts,  und  an  der  r.  Hüfte  scheint  eine 
Absplitterung  von  Berührung  oder  Verbindung  herzustammen; 
auch  der  L,  bis  zur  Armbeuge  erhalten,  war  soweit  wenigstens, 
hängend.     Der  Unterarm  hielt,  vermutlich  etwas  nach  vorn, 


J 


GIARDINO  DELLA  PIGNA  235.  236.  237.  909 

den  Stab,  den  drei  Stützenbrüche,  ein  gröfserer  unter  zwei 
kleineren,  jener  auf  den  Knoten,  diese  auf  die  Schlangen 
weisend,  anzeigen.     Arbeit  mittelmäfsig. 

235.  Weiblicher  Torso  (Taf.  120). 

Überlebensgrofs  (das  Erhaltene,  H.  1,05  m.,  vom  unteren  bis  oberen  Gewand- 
saum des  Apoptygma  0,39  m.).     Marmor  italisch. 

Fehlen  Kopf,  Hals,  r.  Arm  (war  angestückt)  I.  Schulter,  abgesplittert 
auch  die  1.  Brust,  1.  Hüfte  und  der  ganze  Unterteil  von  oberhalb  der  Kniee. 

Replik  der  capitolinischen  Statue  Heibig  Nr.  519; 
Röscher  Lex.  II  Sp.  1352.  Der  Leib  ist  voller;  der  r.  Arm 
als  einst  gesenkt,  der  1.  als  gehoben  zu  erkennen.  Der  Unter- 
teil des  eingelassenen  Halses  läfst  Wendung  nach  seiner  R. 
erkennen.     Arbeit  mittelgut. 

Vielleicht  Gerhard-Platner  S.  110  Nr.  74  oder  75. 

236.  Torso  einer  Bakchosherme  (Taf.  120). 

Hinten   noch    1,10  m.   hoch,   vom  Gürtelknoten   bis   zur   Halsgrube  0,22  m. 
Marmor  italisch,  ähnlich  dem  des  Apoll  vom  Belvederc. 

Fehlt  Kopf,  Hals  grösstenteils,  r.  Arm,  der  gesenkt  war,  L  Arm,  der 
gehoben,  vielleicht  über  den  Kopf  gelegt  war.  Eisen  für  Ergänzung,  an  der 
r.  Schulter  (für  Locke?)  und  unter  zwei  abgebrochenen  Fellteilen.  An  der 
r.  Hüfte  eine  wagrechte  Reihe  von  Bohrlöchern  (ein  Versuch,  bequemerer 
Aufstellung  halber,  den  unteren  Teil  abzutrennen?). 

Bekleidet  mit  ionischem  Chiton,  worüber  ein  Pantherfell 
liegt,  breit  übergürtet.  An  der  r.  Hüfte  horizontal  gefalteter 
Mantelwulst,  der  auf  dem  Rücken  am  Abbruch  zur  1.  Schulter 
hinauflaufend  erkannt  wird,  also  wohl  über  den  r.  Unterarm 
und  den  1.  Oberarm  geworfen  war.  Die  r.  Hüfte  ist  höher,  als 
stände  die  Figur  auf  dem  r.  Bein.  Ähnlich  auch  in  der 
Arbeit  und  dem  Mantelmotiv  die  Herme  des  Braccio  nuovo 
Nr.   1. 

237.  Männliche  Statuette  (Taf.  120). 

H.  bis  zur  Pubes  0,35  m.     Marmor  grobkörnig. 

Fehlt  Oberkörper  durch  glatte  Schnittfuge  getrennt.  Schnitt  auch 
hinten   und  unten.     Am  r.  Fufs  aufsen  ein  Eisen  im  Schnitt. 

Sitzt,  vom  Mantel  umhüllt,  auf  einem  Felsen,  den  r.  Fufs 
hoch,  den  1.  niedrig  vorsetzend.     Arbeit  mittelmäfsig. 


9*IO  GIARDINO  DELLA  PIGNA  238.  239.  240. 

238.   Männliche  Statue  (Taf.  121). 

Reichlich  lebensgrofs.     Marmor  parteiisch. 

Kopf  unzugehörig.  Oberer  Teil  der  Brust  und  von  den  Knien  ab- 
wärts fehlt. 

Der  1.  Unterarm  trug  die  von  beiden  Seiten  her  darüber- 
geworfenen Zipfel  des  Pallium.  Der  Kopf  (neu  Nase,  Teil 
des  Bartes)  ähnelt  Hadrian.     Arbeit  beider  Teile  mittelgut 

239.  Weiblicher  Torso. 

Lebensgrofs.    Marmor  italisch. 

Fehlen  Kopf,  Hals,  (war  angesetzt)  Schultern,  halber  r.  Unterarm,  I. 
Hand,    Beine  von  Mitte  der  Oberschenkel. 

Hatte  1.  Standbein;  trägt  über  fast  hochgegürtetem  Chiton 
ein  Himation,  von  der  1.  Schulter  hinten  herumgenommen 
und  über  den  1.  Arm  geworfen,  dessen  Hand  eingesetzt  war; 
der  r.  Unterarm  scheint  sich  nach  der  Brust  gehoben  zu 
haben.  Mittlere  Arbeit,  aber  sehr  zerstört.  Vgl.  C 1  a  r  a  c  498  D 
1115B;  502,  994;  527,   1092B. 

240.  Sarkophag  (Taf.  120). 

H.  0,68  m.,  Br.  0,71  m.,  L.  2,265  m*  onne  das  Relief.     Marmor  italisch. 
Bestossen,  namentlich  die  Köpfe. 

Vorn:  zwei  Flügelknaben,  unter  deren  jedem  eine  Fackel 
liegt,  halten  einen  Porträtschild.  Darin  männliche  Büste,  mit 
kurzgeschorenem  und  bartlosem  rasierten  (?)  Kopf,  und  Toga 
contabulata.  In  der  R.  hält  der  Mann  eine  Rolle  wie  aus- 
einandergerollt (L.  nicht  sichtbar).  Unter  dem  Schilde  zwischen 
zwei  links  und  rechts  gelagerten  Flufsgöttern  ein  Boot  mit 
zwei  kleinen  Figuren  darin.  Von  den  Flufsgöttern  hält  der 
1.  ein  Füllhorn  in  der  L.,  die  R.  leer,  der  r.  in  der  R.  ein 
Ruder,  die  L.  am  Gewand.  Am  1.  Ende  steht  Athena  in 
Chiton  und  Himation,  mit  hochbuschigem  Helm  und  Aigis. 
Sie  stellt  den  r.  Fufs  hoch  auf  einen  Fels,  unter  dem  die 
Eule  sitzt  und  wendet  sich  nach  rechts  um;  hinter  ihr  ist 
der  Ölbaum.  Am  r.  Ende  ist  Apollo  in  ähnlicher  Haltung, 
aber  sitzend,  nach  links  sich  umwendend.  Derbe  Arbeit  des 
3.  Jahrhunderts. 

Gerhard-Platner  S.  108  Nr.  26. 


GIARDINO  DELLA  PIGNA  241.  242.  243.  9II 

241.  Grofser  Zeh  einss  colossalen  1.  Fufses 

(Taf.  120). 

Das  Ganze  0,78  ro.  lang,  der  Nagel  0,13  m.     Marmor  italisch. 

Unter  dem  Zeh  dicke  Sandale  und  0,10  m.  hohe  Plinthe. 


242.  Standbild  eines  Togatus. 

Lebensgroß.     Marmor  italisch  (?). 
Fehlen  Kopf  und  Hals,  der  unterste  Teil  der  Beine  mit  den  Füfsen. 

Stand,  ganz  (bis  auf  die  Hände)  in  die  Toga  eingehüllt, 
auf  dem  1.  Fufs,  den  r.  zur  Seite  stellend.  Die  L.  hängt, 
die  R.  kommt,  in  die  Toga  sich  stützend,  vor  der  Brust  zum 
Vorschein.     Arbeit  vorkaiserlich. 

243.  Jugendlicher  Togatus  (Taf.  121). 

Lebensgrofs.     Marmor  italisch. 

Kopf  (war  eingesetzt),  1.  Unterarm  (ein  grofses  Zapfenloch  im  Schnitt), 
r.  Arm  (zwei  grofse,  moderne  (?)  Eisen  im  Schnitt),  1.  Fufs  abgebrochen 
(Eisen  im  Bruch). 

Vor  der  Brust  hängt  eine  Bulla  an  einem  Band.  Calceus 
patricius. 

Gerhard-Platner  Nr.  73. 


Nachträge  und  Berichtigungen. 

Zu  S.  3»  b.  Maate  hält  es,  brieflicher  Mitteilung  nach,  für  möglich,  dafs 
die  Zufügung  des  Delphinreiters,  der  in  der  Tat  bei  der  Ino  der 
Odyssee  nichts  zu  tun  hat,  durch  die  Einführung  des  Cultes  der 
Ino-Mater  Matuta  und  des  Palaimon-Portunus  am  Tiberhafen  ver- 
anlagst sei;  vgl.  in  seinem  Buche  »Griechen  und  Semiten  auf  dem 
Isthmus  v.  Korinth«  S.  132  fr. 

„     S.  7  Nr.  I.     Vgl.  Giard.  d.  Pigna  Nr.  236,  nicht  234. 

„  S.  14.  Die  Statue  ist  in  einer  181 7  bei  Piale  in  Rom  herausgegebenen 
Raccolta  di  statue  antiche  auf  Taf.  47  abgebildet  mit  dem  Ver- 
merk »Giä  presso  Pierantoni.c 

„  S.  15  Nr.  9-  Friederichs-Wolters  Bausteine  Nr.  1571 ;  Brunn- 
Bruckmann  179,  nicht  178. 

„  S.  25.  t^ber  den  Siegelring  des  Augustus  vgl.  Milani  Studi  e 
materiali  1902  S.  172  fr. 

„  S.  34.  Zu  der  Beschreibung  vgl.  S.  302  Nr.  198.  Die  »Pudicitiac 
wurde  schon  Anfang  1771  vom  Vatican  erworben;  s.  Amaduzzi 
Novelle  letterarie  di  Firenze  1771  S.  6  und  die  Vorrede  zu  den 
Monumenta  Matthaeiana.  Eine  Copie  ist  auch  im  Lateran,  Benn- 
dorf-Schöne  Nr.  114. 

„     S.  48f.  Nr.  34.  35.      Friederichs-Wolters  Bausteine  Nr.  1546/7. 

„  S.  66 ff.  Nr.  47.  Im  römischen  Kunsthandel  war  vor  Kurzem  das 
Fragment  einer  Statue:  ein  Stück  Gewand  mit  einer  Statuette,  auf 
die  sich  wohl  der  1.  Arm  der  Statue  gestutzt  hatte 4  die  Statuette,  der 
der  Kopf  fehlte,  stimmte  durchaus  mit  der  Karyatide  überein,  doch 
hielt  sie  im  1.  Arm  eine  Lyra,  in  der  R.  das  Plektron,  sollte  also  eine 
Muse  darstellen.  Man  erinnere  sich,  dafs  auch  eine  der  Erechtheion- 
Koren,  die  an  der  r.  Ecke  vorn  stehende,  durch  Zufügung  einer 
bärtigen  tragischen  Maske  in  der  R.  zur  Muse  gemacht  worden  ist 
(Arndt-Amelung  Einzel- Aufnahmen  Nr.  9). 

„  S.  74  Nr.  53.  Arndt -B ruckmann  Griech.  und  röm.  Porträts 
Taf.  571.     Vgl.  Röm.  Mitth.  1890  S.  128. 

„     S.  82.     Hartwig  hat  an  einen  Gypsabgufs  des  vaticantschen  Demo- 

sthenes  einen  Abgufs  jener  Hände  anfügen  lassen;  die  Ergänzung  wirkt 

durchaus    überzeugend.     Dafs    die  Hände    von    einem  Demosthenes 

stammten,  wird  zudem  durch  den  r.,   an   gleicher  Stelle  gefundenen 

Vatican.  Katalog  I.  58 


9T4  NACHTRÄGE   UND   BERICHTIGUNGEN. 

Fufs  der  Copie  bewiefen.     S.  die  Publication   im  Jahrbuch  d.  I.  1905 

S.  2 5 ff.      S.  ferner   Arndt  Bruckmann    Griech.  und  röm.  Porträts 

Taf."  574. 
Zu   S.  87.      Die  Figur  des  Agias   ist   seither  abgebildet  von  P.  Gardner 

Journ.  of  hell,  studies  1903  S.  129;  er  stellt  ihn  neben  den  Herakles 

Lansdowne,   mit  dem  er  die  Figur  sehr  verwandt  findet;   gleich  ist 

aber  nur  das  Stellungsmotiv;  alle  Einzelheiten  sind  vollkommen  und 

sehr  charakteristisch  verschieden.     Vgl.  auch  Mahl  er  Polyklet  Fig.  50 

und  Amelung  Berl.  philol.  Wochenschr.  1902  Sp.  278. 
„     S.  89  Nr.  70.     Nach   Vergleich    mit    dem  Porträt    des  jugendlichen 

Caracalla  im  Bogen  der  Wechsler  kann  kein  Zweifel  sein,  dafs  dieser 

meist   Annius  Verus   genannte  Knabenkopf  eben  Caracalla  darstellt; 

siehe  C.  Jacobsen  Revue  archeologique  1903  1  S.  121  ff. 
„     S.  92   Nr.  72.     Ein    achtes  Porträt    des    Ptolemaios    s.  bei    Waille 

Nouvelle  mission  archeologique  ä  Cherchel  (1902)  S.  96*.  Taf.  II. 
„     S.  IO3   Nr.  86.      Raccolta    di    statue  antiche,    erschienen    1817    bei 

Piale  in  Rom,  Taf.  21.     Vgl.  den  Nachtrag  zu  S.  344  Nr.  55. 
„     S.  IOS   Nr.  89.       Arndt-Bruckmann    Griech.    und    röm.   Porträts 

Taf.  573- 
„     S.  III    Nr.  95.       Overbeck      Kunstmythologie    III5      S.    106,  I: 

Taf.  XXII  36. 
„     S.  I34  Nr.  IO9.     Magnan  La  citta  di  Roma  (1779)  IV  S.  79  Fig. 75. 

(British  Museum  Catalogue  of  the  greek  coins,   Alexandria,   Intro- 

duction  S.  LXXIIf.) 
S.  I34ff.      Nr.  in  u.  114  sind   auf  Taf.  18,   Nr.  112,    113,   115,   116, 

118  und  119  auf  Taf.  14,  Nr.  117  auf  Taf.  19  abgebildet. 
S.  143.      Abgebildet  auch  in  einer  1817  bei  Piale  in  Rom  erschienenen 

Raccolta  di  statue  antiche  Taf.  3  mit  dem  Vermerk  »Presso  il 

principe  di  Canino«. 
S.  I46  Nr.  Il8.       Friederichs-Wolters  Bausteine  Nr.  1569. 

S.  152  Nr.  127.  n  „  1570. 

S.  154  Nr.  129.      Magnan    La    citta    di    Roma    (1779)    III    S.  44 

Fig-  45- 
S.  164.      Eine  10.  Replik  s.  Notizie  d.  seavi  1897  S.  390. 

S.  165  Nr.  3  a.  Ein  r.  anpassendes  Fragment  ist  in  der  gegenüber- 
liegenden Wand  eingemauert.  Auf  dem  Rande  oben  steht  TA- MATER 
—  also  mit  der  Inschrift  des  anderen  Fragmentes:  scelesta  mater  — 
darunter  QVOD.  Von  dem  Relief  hat  sich  nur  der  Teil  eines  Bogens 
erhalten;  wohl  der  Eingang  zur  Unterwelt,  in  der  die  auf  dem  andern 
Fragment  erhaltene  Gestalt  —  Pluton  —  thront.  Jetzt  CIL  IV  36739. 
S.  169  Nr.  9a.  Vgl.  im  Lateran  Benndorf-Schöne  Nr.  67c 
S.  171  f.  Nr.  HC.  d.  Ähnlich,  wie  auf  manchen  Grabsteinen  der 
equites  singulares  im  unteren  Felde  durch   die  Darstellung  des  Ver- 


» 


7> 


7) 
7) 


NACHTRAGE   UND  BERICHTIGUNGEN.  91  5 

storbenen  und  seines  puer  mit  Pferden  oder  häufiger  des  puer  mit 
einem  Pferde  auf  die  Charge  des  eques  hingewiesen  wird,  wäre  nach 
Heibig  (Memoires  de  l'academie  des  inscr.  et  belles-lettres  1902 
S.  201  ff.)  durch  die  Darstellung  eines  jugendlichen  Reiters  auf  den 
Sockeln  der  archaischen  attischen  Grabstelen  der  militärische  Stand 
des  Verstorbenen  angegeben,  der  selber  als  Hoplit  gedient  und  als 
solcher  zu  seiner  Beförderung  und  Bedienung  ein  Pferd  und  einen 
{ji^piTTfi  unterhalten  habe,  die  beide  oben  auf  den  Sockeln  unter 
dem  Bilde  des  Verstorbenen  selbst  dargestellt  seien. 
Zu  S.  I78  Nr.  18.  Galleria  Giustiniana  II  Taf.  102. 
„  S.  l8l  Nr.  20 f.  Zu  dem  Öfchen  vgl.  Dumont  Revue  archeologique 
1869  II  S.  430fr.  Taf.  i7=Guhl  u.  Koner  Leben  der  Griechen  u. 
Römer  Abb.  309. 

„  S.  l82  Unten.  Den  gleichen  Bausch  sehen  wir  im  Rücken  der  Jäger 
am  Sockel  des  borgheseschen  Heraklessarkophages;  Robert  Die 
antiken  Sarkophagreliefs  III  Taf.  XXXVIII  Nr.  127.  Der  vaticanische 
Sarkophag  stammt  aus  dem  Besitz  der  Giustiniant;  Galleria 
Giustiniana  II  Taf.  94. 

„     S.  I93  Nr.  31b.      S.  Museo  Chiaramonti  Nr.  662. 

„     S.  247*      Zu    der    eingeritzten    Ornamentik   vgl.  im    Lateran    Nr.  200 

(nicht  bei  Benndorf- Schöne  verzeichnet). 
„     S.  263  Nr.  134*      Statt  Foventinus  lies  Faventinus. 
„     S.  279  Nr.  iSia.      Stammt  aus  Sutri;  CIL  XI  3257. 

„     S.  305   oben.      Das  Nymphenvotiv  des  Q.  Hortensius  Hymnus  stammt 

aus  Sutri;  CIL  XI  3247. 
„     S.  311    Nr.  I.      Gerhard-Platner  S.  39  Nr.  1. 
„     S.  317  Nr.  6.  „  „  S.  40  Nr.  6. 

„  S.  327  Nr.  l8.  Die  Statue  war,  nach  einer  Notiz  des  Barons  Philipp 
von  Stosch  auf  einer  in  der  Wiener  Hofbibliothek  befindlichen 
Zeichnung,  im  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  im  Pal.  Verospi  (Mitteil. 
Dr.  Hermann  Eggers). 
S.  331  Nr.  24.  Gerhard-Platner  S.  41  Nr.  24. 
S.  334  Nr.  34.  Reifferscheid  Annali  d.  I.  1866  S.  223  tav.  LM2. 
S.  338   Nr.  42.      S.  auch  Tuchs tein  Jahrbuch  d.  I.  1901    S.  152  mit 

Anm.  10. 
S.  34O  Nr.  45.  Gerhard-Platner  S.  42  Nr.  45. 
S.  344  Nr.  55.  Die  Doppelherme  Herakles-Hebe  ist  jetzt  im  Museum 
of  fine  arts  zu  Boston;  Trustees  of  the  m.  of.  f.  a.  XXVI.  annual 
report  S.  36.  —  Im  Neapeler  Museum  ist  kürzlich  eine  bisher  im 
Magazin  befindliche,  aus  Pompei  stammende  Statuette  aufgestellt 
worden  (Inventarnummer  1 II 387);  sie  stimmt  in  allen  Hauptsachen 
mit  der  „Hera"  des  Reliefs  im  Louvre  Uberein,  nur  stützt  sie  die 
r.  Hand,  die  jene  auf  die  Schulter  der  Hebe  legt,  auf  einen  niedrigen 

58* 


7) 

7) 
9) 


9l6  NACHTRÄGE  UND  BERICHTIGUNGEN. 

Pfeiler.     Der  Kopf    hat   praxitelischen   Typus.     Die  Ausführung   ist 
geringwertig. 

Zu  S.  348  Nr.  ÖO E.      Gerhard-Platner  S.  42,  A. 

S.  355  Nr.  66.  s.  43  Nr.  64 

S.  356  Nr.  67.  „  „  S.  43  Nr.  65. 

S.  357  Nr-  69-  »  n  S.  43  Nr.  67;  Inghirami 

Monum.  etruschi  Ser.  VI  Taf.  II  i. 

S.  360  Nr.  75.      Gerhard-Platner  S.44  Nr.  73,  nicht  75. 

S.  370  Nr.  95.  ,  ,  S.  45  Nr.  93. 

S.  37I   Nr.  95D       Reifferscheid  Annali  d.  I.  1866  S.223  UT.LM3. 

S.  372  Nr.  96.      Gerhard-Platner  S.  45  Nr.  94. 

S.  377  Nr.  IO7.      Arndt-Bruckmann    Griech.  und    röm.  Portrits 

Taf.  513/4. 
S.  380.      Über  weitere  Beispiele    ganz   vergoldeter  Marmorstatuen  s. 

S a v i g n o n i  Notizie  d.  scavi  1 901  S.  250  u.  Gauckler  Revue  archeo- 

logique  1902  S.  395. 

S.  394  Nr.  129.      Gerhard-Platner  S.  47  Nr.  127. 

S.  395  Nr.  131.  ,  S.  47  f.  Nr.  129. 

S.  397  Nr.  135.      Arndt-Bruckmann    Griech.   und    röm.   Porträts 

Taf.  451/2. 
S.  4IO  Nr.  153.      Gerhard-Platner  S.  49  Nr.  151. 
S.  411  Nr.  155.  „  ,  S.49  Nr.  153. 

S.  428  Nr.  178b.      Pistolesi  Taf.  XXXVIII 2. 
S.  440  Nr.  184.      Vgl.  Alt  mann  Architektur  u.  Ornamentik  d.  ant. 

Sarkophage  S.  97  Fig.  30. 
S.  448  Nr.  198.      Galleria  Giustiniana  II  Taf.  139  (hier  ist  noch 

ein  Aufsatz  mit  Waffen  zwischen  den  Polstern   und  Eroten  r.  und  L 

erhalten). 
S.  451   Nr.  203.       Schreiber      Die      hellenistischen      Reliefbilder 

Taf.  XCIIA. 
S.  458   Nr.  219.      Hadaczek    Abhandlungen    des     archäol.  -  epigr. 

Seminars  in  Wien  1903  S.  70  Anm.  4:  nach  dem  Ohrschmuck  etrus- 

kischer  Fabrication  aus  dem  4. — 3.  Jahrh.  v.  Chr. 
S.  471    Nr.  240a.      Galleria  Giustiniana  II  Taf.  131. 
S.  498  Nr.  285.      Gerhard    Antike    Bildw.    Taf.  XL,    nicht   XI; 

Overbeck  Kunstmythologie  III 5  S.  174  Taf.  XX  23. 

S.  554  Nr.  372A.      Galleria    Giustiniana  II   Taf.  88    (ergänzt, 
wohl  nur  in  der  Zeichnung);  Gerhard-Platner  S.  112  unten  (Museo 
egiziano). 
572  Nr.  398  E.      Statt  Sextus  lies  Sextius. 

S.  605  Nr.  448  B.D.     Bei    einem    Kunsthändler   in   Rom    befindet 


7) 


7) 


7i 


7i 


99 


NACHTRAGE  UND  BESICHTIGUNGEN.  917 

sich  der  Torso  einer  Wiederholung,  an  der  die  L.  eine  Schriftrolle 
hält.     Das  pafst  weder  für  einen  Strafsen jungen,   noch  für  Hermes, 
wohl  aber  zu  der  im  Text  gegebenen  Deutung. 
Zu  S.  629,  C.      Pistolesi  Taf.  LIV  3. 
„     S.  631   Nr.  492G      Pistolesi  Taf.  XLVIII  1. 

„     S.  638  Nr.  497.     Lindet    Revue   archeologique    1900   I     S.   19fr. 

Fig.  9. 
„     S.  639   Nr.  497  A.     Pistolesi  Taf.  XLVI  1. 
S.  650,  b.      Pistolesi  Taf.  LIV  1. 

S.  664  Nr.  535*      Vß**  Watzinger  Archäol.  Anzeiger  1903    S.  34 f. 

Abb.  14. 
S.  671   Nr.  543 a«     Statt  Oenucius  sehr.  Genucius. 
S.  680  Nr.  550*      ^er  obere  Streifen  Relief  abgeb.   bei  Humbert 

Daremberg-Saglio  Dictioon.  des  ant.  I  S.  1556,  VI  Fig.  2048. 
S.  741*      L-  Nebenseite:    Bernoulli  Aphrodite  S.  71  Nr.  16;    Peter 

bei  Röscher  Mythol.  Lexikon  I  Sp.  1539Z.  10 ff.     Rückseite:    Peter 

a.  a.  O.  Sp.  2951  f.  mit  Abb. 
S.  746  Nr.  642  U.  S.  748ff.  Nr.  644.      Hauser    Jahreshefte    des 

osterr.  archSol.  Instituts  1903  S.  798".  Taf.  V/VI. 
S.  764  Nr.  668.      O  verbeck  Kunstmythologie  I  S.  309  Nr.  5. 

S.  778  Nr.  685.  Lindet  Revue  archeologique  1900  I  S.  19 ff. 
Fig.  10. 

S.  793  Nr.  704.  Höfer  bei  Röscher  Mythol.  Lexikon  111  Sp.  677 L 
Abb.  14. 

S.  853  Nr.  I20  1.  Julia,  nicht  Tullia. 

S.  876  Nr.  I98.  Statt  Flavia  Prahatis  sehr.  Flavia  Felicissima  (nicht 
Pientissima,  wie  im  CIL  steht,  ihr  Kosename  ist  Felicula)  Frei- 
gelassene eines  Fl.  Prahates. 

S.  9OI    Nr.  12.      1.  Caballinus. 


in 

7) 


VERZEICHNISSE.*) 


Bn  =  Braccio  nuovo.     Gl  =  Galleria  lapidaria.     MCh  =  Museo  Chiaramonti. 

Gp  =  Giardino  della  pigna. 


1 


SACHLICHES     VERZEICHNIS. 


Achilleus  MCh  662. 

Adler  MCh  459. 

Adonis  Gl  5.  MCh  455.  536. 

Aedicula  Gl  18  d.  91.  [S.  298]. 

Aegyptisierende  Büste  Bn  1 28. 

Africa  Gl  34b. 

Akroter  Gl   191.   193.   I98(?). 

492  C  (s.  Nachträge). 
Aktaion  MCh  329. 
Alexander  Severus  MCh  674. 
Alkestis  MCh  179. 
Alkibiades  sogen.  MCh  441. 
Altar  Gl  50.  100 a.  105  b.  106. 

153.  156a.   160c.  172.  175. 

176.    196.    197.    199a,  b(?). 

MCh  95F.  119A.  E.  123A. 

174D.  178  a  (s.  Nachträge). 

1 82. 2 1 1 B.  E.  269B.  D.  292  A. 

378a.    424H.    492A.    516. 

516A.  F.  566.  591  a.  634 A. 

636a  (s.  Nachträge).  683  a. 

73  iD.  Gp  187. 


Alte  Frau  MCh  580.    Gp  49. 
Amazone  Bn  44.  71.  MCh  28. 

300 — 302.  65  iA. 
Ammon  MCh  523. 
Amor  Gl  15.  MCh  85.  87.  231. 

279.  308.  353-483-  514-  522. 

Gp  10.   18.  23.  29.  32.  65. 

67.  70.  78.   105.   108.   123. 

124.  134.  138.  142.  152.  153. 

159.  171.  176.  178. 180.  185. 

200.  201  f.  217.  240. 
Annius  Verus   sogen.  Bn   70 

(s.  Nachträge). 
Antencapitäl  MCh  62  a. 
Antinous  MCh  625.  646. 
Antoninus  Pius  MCh  30.  505. 

554.  682.  702. 
—  Säule  Gp  223  f. 
Antonius  sogen.  Bn  97  A. 
Aphrodite  Bn  79.    MCh  165. 

182.  254.  361.  45 1(?).  452. 

51 3  A.  669. 


*)  Beide  Verzeichnisse  sind  nur  provisorisch.     Am  Schlüsse  des  ganzen 
Werkes  werden  mehrere  und  ausfuhrlichere  gegeben  werden. 


VERZEICHNISSE. 


919 


Apollon  Bn  41.  95  (s.  Nach- 
träge). MCh  2. 18  (s.Nachtr.). 
78.  178.  199.  242.  252.  285 
(s.  Nachtr.).  292  B.  C.  295. 
391.  460.  502.  547  a.  590. 
636a.  645.  648.  Gp  75. 
143.  240. 

Apoxyomenos  Bn  67. 

Ära  taurobolata  Gl  31. 

Archaistisches  MCh  10.  171. 
442  A.  528.  529. 

Architrav  Gl  14b.  23.  82. 91  a. 

Ares  MCh  361. 

Ariadne  MCh  239B. 

Artemis  Bn  [S.  5].  38.  92. 
108.  MCh  16.  122.  123.  125. 
398  B.  D.   609.  636  a.  681. 

73i-  Gp  131-  l65-  *97-  219- 
Arvale  Gp  5. 

Aschenurne  Gl  20a.  40a.  42. 

44a.  b.  58.  59a.  65a.  72a. 

74b.  92.  92  a.  94.  112.  114. 

123.   129.    129a.    131.   139. 

141.  151a.   180.   195.  MCh 

148.  209.  269  E.  Ea,  b.   F. 

322B.  E.  350a.  533.  566B. 

E.  Gp  26  (Triumphbogen). 

31.  122.  148.  152. 
Asklepios  Bn  17.  Gl  100.  196. 

MCh  113  (s.Nachträge).  128. 

174C.   440 A(r).   444.   454- 

666.  684.  Gp  151.  154. 
Atalante  MCh  23.  290.  407. 
Athene  Bn  10.  13.  56.  107A. 

114  (s.  Nachträge).   Gl  29. 

MCh  10.63.  119D.  197.  354. 

403.  496.  558.  Gp  93.  240. 
Athlet  Bn  97.   99.    101.    103. 

105.  MCh  257.  297.  475. 


Attis  MCh  647.  Gp  76. 

Augustus  Bn  14  (s.  Nach- 
träge). 102.  MCh  65.  401. 
600.  628  A.  Gp  52(?). 

Bakchanal  Gl  188.  MCh  1  (s. 
Nachträge).  21.  46.  97.  99. 
251.  330.  446.  468.  471.  499. 
501.  709.  710. 

Bankstütze  MCh  678  a.  b. 

Barbar  MCh  156.  Gp  43. 
145.  220. 

Barbarin  MCh  685  B. 

Basis  Gl  51a.  61.  63.  73.  78. 
87a.  106.  124a.  b.  138.  153. 
156.  i6od.  165a.  171.  189. 
189b.  e.  190.  197  a.  MCh 
22  ia.  591  a.  Gp  5.  164. 

Baumstamm  als  Brunnen- 
schmuck MCh  34  (s.  Nach- 
träge); als  Votiv  660 C. 

Bildhauer-Werkstatt  Gp   162. 

Bonus  Eventus  Gp  66. 

Brunnen  Gl  24.  58  a.  148.  170. 
192  c.  MCh  34  (s.  Nach- 
träge). [S.  666 f.].  700.  Gp 
35.  100.  140.  157.  167.  174. 

Caesar  (?)  MCh  107  (s.  Nach- 
träge). 

Capital  Gl  89  a.  95  a.  151.  MCh 
229a.  Composit  Gl  75  b.  102. 
130.  140.  148.  Gp  127  f. 
221. 228  f.  Dorisches  Gl  67  b. 
85.  119a.  132a.  Ionisches 
Gl  45  a.  58b.  60a.  64.  83a. 
170  a.  Korinthisches  Gl  64  b. 
74.  76.  77  a.  83.  101a.  103. 
113.  119.  192b.  MCh  4oCa. 


920 


VERZEICHNISSE. 


Gp  17 f.  82f.  119.  132.  136. 

160  f.  193  f.  Korinthisierend 

Gp  168.  231.     Mit  Figuren 

Gp  228. 
Caracalla  Nachträge  zu  S.  89 

Nr.  70. 
Cassetten-Decke  MCh  41 — 43 

(s.  Nachträge).    Gp  183. 
Cerberus  Gp  184. 
Chariten  Gl  12.  MCh  360. 
Cicero  sog.  MCh  698. 
Cinerar-Ara  Gl  3.  4.  7.  8.  14. 

16.   19.  26.   27.  34.  36.  40. 

43-  44-  52.  62.  66a.  69.  71. 

72.    75.    79.    89.    107.   109. 

133-    135-    138.    147-    IS». 
195a.  MCh  16a.  60A.  61a. 

242a.  349a.  351a.  398  A.  E. 

543  a.  546a.  [S.  736].  686a. 

Gp  1.  6.  24.  173.  199.  204. 

207. 

Claudius  Bn  18.  117  MCh  591. 

Commodus  Bn  8  (s.  Nach- 
träge). 121.  MCh  706. 

Console  Gl  42b.  140a.  MCh 
22.  707  K. 

Crispina,  Gem.  des  Commo- 
dus (F)  MCh  705. 


Dacer   Bn   9    (s.  Nachträge). 
118  (s.  N.).  127  (s.N.).  MCh 

356. 
Dadophoros  MCh  352. 
Decoratives  Relief  MCh  377. 

425.  427. 428.  430.  616. 658. 

659.  728. 
Demeter  Gl  2  (s.  Nachträge). 

MCh  8i(?).  346(r). 


Demosthenes  Bn  62  (s.  Nach- 
träge). MCh  422. 
Dichter  MCh  661. 
Dichterin  MCh  121.  177. 
Dionysos  Bn  1  (s.  Nachträge). 

125.  Gl  67.  202.  MCh  144. 

175.  180.  239B.  C.  258.  298. 

410.  516A.   523.   528.  529. 

588.    595.    650.    671.    675. 

675A.     685A.     691.     713. 

720.  724.    Gp  47.  69.   129. 

i35. 
Dioskur  Bn  25.    Gl  121.  MCh 

11.  129  (s.  Nachträge). 

Domitian  Bn  129  (s.  Nach- 
träge). 

Doryphoros  Bn  126.  MCh 
243.  450. 

Eber  MCh  463. 

Ente  MCh  342. 

Epikur  MCh  734. 

Eques  singularis  Gl  na.  c.  d 

(s.     Nachträge).     128  a.    b. 

i37b-n.  MCh  467 A.  Gp64. 
Erichthonios'     Geburt     MCh 

643. 
Eros   MCh   495.  604.   607  A. 

653.  685 C. 

Eubuleus  Gl  28. 

Euripides  Bn  53  (s.  Nach- 
träge). 

Faunus  MCh  47  (?). 
Faustina  Bn  90.  Gp  223. 
Faustkämpfer  MCh  154.  372. 

372B. 
Feldzeichen  Gl  163. 


VERZEICHNISSE. 


921 


Fischer  MCh  118.  287. 

Flamen  Gp  79. 

Flufsgott    Gl   101.     Gp    167. 

174.  240. 
Fortuna   Bn    59.    74.    86    (s. 

Nachträge).  171.  MCh  382. 

636a,    (s.  Nachträge).     Gp 

59.  113.  215.  216.  147 (?) 
Fries  Gl  64a.  MCh  [S.  348  ff.]. 

88.  98.  [S.  569 f.].  439-  443. 

[S.  601  f.].   488.   490.   491. 

612a.  731. 

Gallier  MCh  535  (s.  Nach- 
träge). 

Ganymed  MCh  19  (?).  587.  599. 
672.  674A. 

Gebälk  Gl  24a.  31b  (s.  Nach- 
träge). 108  a.  116  c.  118. 
160 b.  190a.  [S.  305].  MCh 
297  a.  429.  677. 

Gefäß  Bn  39.  Gl  75  a.  c.  85  b. 
93.  103a.  113  a.  149a.  MCh 
66  (s.  Nachträge).  171. 269  E. 
306.  307. 

Genien  einer  Hafenstadt  Gl 
76  c. 

Gesims  Gl  ib.  108c.  118a. 
138  a.     147  a.     201.     MCh 

[S.  335-    367.    381  f.   4<>4f. 
4i6f.   450.  466.   487.   501. 

5 18 f.  533  f.  557.  588 f.  618 f. 

629    (zu    c    s.    Nachträge). 

ösof.  (zu  b  s.  Nachträge)]. 

5i6Ca  [S.  666.  684 f.  687. 

697  f.  700 f.  722.  734.  758. 

769  f.  793  f.  807  f.] 
Geta  MCh  160. 
Giebel  MCh  615.  Gp  40. 


Gladiatoren  MCh  12. 
Göttin    MCh   241    (nährend). 

353    0n  Gruppe   mit   zwei 

Kindern). 
Gordian  III.  MCh  699. 
Gott    Gl  74c  (archaisch).    95 

(jugendl.  Torso). 
Grabara  Gl  6.  6a.  10.  11.  13. 

14c.  16a.  17.  17a.  20.  25  a. 

29a-    30-   3 id.    32.  33.  35- 

37—39.41.48.  50a.  54— 56. 

57.  63a.  68.  70.    72b.  80. 

81.  83  d.  e.  88.  90.  91  b.  d. 

96.  98.  98  a.  iOic.  108.  rio. 

nie.   115a.   117.    119a.  e. 

125.  127.  128.  134.  136.  137. 

143.  145.  146.  154a.  b.  155. 

157.  161.  163.  166. 173.  174. 

178.    179.    181.    194.    MCh 

40 A.  E.  60C.   95  A.  B.  G. 

149A.  D.  G.    171a.   174 A. 

175  a.    198    (s.    Nachträge). 

211 A.  F.    230.    239  A.    D. 

240a  (s.  Nachträge).  244b. 

269 A.  H.  I.  292 D.  322  A.  F. 

347.    348 A.    351 A.    357  a. 

378  A.  C.  E.  424E.  F.  K.L. 

448  A.  E.  467  A.  B.  Ca.  E.  F. 

492E.   496a.   497a.    516E. 

542  A.  Ba.  D.   547  a.   561a. 

566A.   F.    586A.   D.    587. 

589a.  590a.  613  A.  B.  E.  F. 

634 C.  637  a.  660  A.  E.  680B. 

D.  707  E.  G.  L.  729.  731 A. 

735  a.     Gp   48.     120.    150. 

169.  205. 
Grabherme  Bn  135.    Gl  24c. 
Grabpfeiler  Gl  167. 
Grabsäule  Gl  168. 


] 


922 


VERZEICHNISSE. 


Grabstein  (mit  Relief)   Gl  3  a 

(s.Nachträge).  8a.  na.  c.  d. 

19a.  20b.  e.  f  (s.  Nachträge). 

22a.  24a.  e.    25b.    28a.  b. 

3  ic.  39a.  47a.  56a.  c.  e.  f. 

80a.  83  c.  101b.  e.  [S.  241]. 

ii ia.  b.  [S.  247].   119b.  c. 

120.  128a — d.  137a — p.  192. 

MCh  6a  (s.Nachträge).  13a. 

60  E    (s.    Nachträge).     500. 

685.  Gp  i89(r). 
Greis  MCh  280. 


Hadrian  Bn  81.  MCh  392. 
Häschen  MCh  310. 
Hafen  MCh  678. 
Hahnenkampf    Gl    8  a.    MCh 

521. 
Hebe  MCh  55  (s.  Nachträge). 
Hekataion  MCh  181. 
Helios  MCh  592. 
Hephaistos  MCh  420. 
Hera  Bn  83.  MCh  220.  51 1 A. 

534.  64i(?). 
Herakles   Gl   132.  207.    MCh 

in.    139.    151.    162.    225. 

294.  438!  450.   524.   542 B. 

565.     581.    636.    680  B.C. 

693-  733-    Gp  38.  98.  102. 

187.  195. 
Hercules   Gl  25.   199a.  MCh 

95  D    (s.   Nachträge).    187. 

636  a  (s.  Nachträge). 
Hermaphrodit  MCh  331. 
Herme  Bn  1.   65.  67 A.   135. 

Gl  28.  84a.  [S.  241].   202. 

207.  MCh  47.  228.  239B.C. 

542  B.C.  586B.  C.  680B.C. 


73  iB.  C  732.  734.    Gp54- 

57-  236. 
Hermes   Bn  65.    67  A.    MCh 

589.     Gp  71.  234. 
Heroenrelief  MCh  186. 
Hesperiden  Gp  38.  98. 
Historisches  Relief  MCh  4.  5. 

152.  Gp  63.  68.  9o(?). 
Hochzeit  Gl  34a. 
Höre    MCh    6.    13.    644.   S. 

Jahreszeiten. 
Hund  MCh  467.  Gp  179. 
Hygieia    MCh    83.    86.    683. 

Gp  151. 

Idealkopf  weibl.  Bn   19.    38. 

112.    Gl   1.   MCh   50.    190. 

192.  362.   363.  373.  388  A. 

415.    416.    436.    472.    510. 

513.   530 A.   532.   557.  620. 

665.  694. 
—   männl.   Bn    22.     24.    85. 

MCh  145.  166.  227.  287 A. 

365.  384.  543- 
»Ikariosreliefc  MCh  596. 
Imperatorenstatue  Gl  203. 
Inder  MCh  322.  595.  617. 
Ino-Leukothea  Bn   S.  3  b    (s. 

Nachträge). 
Isis   Bn   31.    MCh  547.  654. 

Gp  233. 
Isispriesterin  MCh  119B.   Gp 

233. 

Jagd  Gl  11a.  20c.  in.  137 b.c. 
MCh  9.  44.  [S.  348fr.].  85. 
91.  98.  101.  117.  207.  294a. 
3i6.  537.  542.  610a.  Gp 
27.  31.  36.  74.  95.  97.  101. 


VERZEICHNISSE. 


923 


Jahreszeiten  Gl  47.  177.  MCh 
96.  215.  238.  239.  292. 
406.  Gp  94.  106.  144.  175. 
177  a.  200(?). 

Jonas  Gp  21. 

Jüngling  liegend  als  Brunnen- 
figur Gp  140. 

Julia  Domna  Bn  133. 

Julia  Soaemias  MCh  639. 

Julia  Titi  Bn  in. 

Juno  Lucina  MCh  73  iA. 

Kanephore  MCh  412. 
Karyatide  Bn  5.  47   (s.  Nach- 
träge). 
Kentaurenkopf  MCh  652. 
Kinderkopf  MCh  53.  189.  333. 

335-  &>3-  670. 
Kinderpflege  MCh  424Ka. 

Knabenkopf  MCh  105.  194. 
503.  504.  506.  507.  606. 
664.  695. 

Knabenstatue  MCh  240.  493. 
Gp  30.  62.  191  (?). 

Knabenstatuette  MCh  82. 
149B.  167.  191.  260.  262. 
264  (verwundet).  284.  337. 
338.  340.  344.  372.  372B. 
390.  411.  448  B.  D  (s.  Nach- 
träge). 482.  577.  626A.  649. 
651.  670 A.  700. 

Knöchelspiel  MCh  338. 

Korb  Gl  74b, 

Kranich  MCh  16a.  461. 

Krieger  (Mars?)  Gp  42. 

Kronos  MCh  567.  571a.  573. 

Kuh  MCh  458.  462. 

Laden  Gl  147.  MCh  213. 


Landleben    Gl    56b.  d.    63c. 

MCh  7.  127.  147.  180.  201. 

230.  269.  274.  317.  541.610. 

612.  Gp  32.  84. 
Lar  MCh  185. 
Lazarus  MCh  204. 
Lehne  MCh  516C. 
Leopard  MCh  309. 
Lepidus  sogen.  Bn  106. 
Leto  MCh  230. 
Löwe  MCh  312.  314. 
Löwenfufs  MCh  510A  !.  512a. 
Luchs  MCh  313. 
Lucilla  Bn  90. 
Lucius  Verus  Bn  123. 
Luna  MCh  24  (s.  Nachträge). 

130- 

Mädchenkopf  MCh  626. 
Mädchenstatuette  MCh  110. 
Mänaden    S.  4.  Gl    15.    MCh 

182.  515.  731C.  Gp  n. 
Männliche    Statue    Brn    123. 

MCh  18  (s.  Nachträge).  19. 

124.    296.    450.    453.      Gp 

45.  46.  156.  191  (?)-  237(?). 
238.  242. 

—  Statuette  Gl  74c.  MCh 
85  A.  195.  200A.  373  A. 
393.  484.  628.  646.  656. 

Mahl  MCh  69  (s.  Nachträge). 

129  (s.  Nachträge).  214. 
Marc  Aurel  Bn  100. 

—  Säule  Gl  154. 

Mars  Gl  189.  MCh  47(?).  370. 

627.  636a.  Gp  158. 
'Marsyas  MCh  404. 
Masken  Bn  53.   Gl  150.   MCh 

75.  106.  273.  299.  303.  319. 


924 


VERZEICHNISSE. 


Mater  magna  Gp  213. 
Medusa  Bn  27.   40.   93.    110. 

Gp  142. 
Meerwesen    Bn    [S.  3  ff.].    34. 

35  (s.  Nachträge).  Gl  9.  18 

(s.   Nachträge).    77b.    105. 

192  a.  MCh  45  (s.  Nachträge). 

126.    170.    172.    198.    210. 

216.    218.    230.    266.    268. 

291 A.    395—8.    517-    519. 

611.676.  707  A—C.    Gp  7. 

34.  56.  86.  149.  190. 
Meleager  MCh  290.  453.  509. 

689.  690.     Gp  31. 
Mercur  Gl  45  b.  MCh  636  a. 
Mithras  Gl  144a.  b.  MCh  318. 

352.  464.  568.  569.  591a. 
Monogramm  Christi  Gl  76c. 
Mosaik  S.  2 — 5. 
Mühle    MCh   497    u.    685  (s. 

Nachträge). 
Musen  Bn   7.    Gl  76a.    MCh 

174B.   177.  237(?).  245—9. 

349—Si.  547a.    Gp  8.  34. 
196.  208. 

Narkissos  Bn  38  B(?).    Gl  169. 

MCh  536(?).  655. 
Nereide  s.  Meerwesen. 
Nerva  Bn  20.  MCh  555. 
Nil  Bn  109  (s.  Nachträge). 
Niobide  MCh   176.  389.  457. 
Nymphen   Gl   i89d.   [S.  305; 

s.  Nachträge].  MCh  45 1(?). 

593.  GP75-  100.  157. 

Octavia,    Tochter    des    Clau- 
dius^) MCh  608. 
Odysseus  S.  3.  MCh  704. 


Orest  MCh  687.  688. 
Ornamentales  Relief  MCh  20. 

H9.  345.   550-  679.  707D. 
Gp  20. 

Pan  MCh  66  (s.  Nachträge). 

234.  480.  486.  492  B.D. 
Panther  MCh  311.  315. 
Panzerstatue   MCh   543.   545. 

635. 
Paris  MCh  19  (?).  343. 

Penelope  MCh  465. 

Persephone  MCh  81  (?).  323. 

Pfau  MCh  520.  729.    Gp  225 f. 

Pfeiler  ornamentiert  Gl  12  a.  b. 

15  a.  b.  108b.  1 16a.  b.  126a. 

b.   169a.  b.    177a.  b.    205a. 

b.  MCh  37.  38.  40.  40B.  D. 

95  C.  E.  119C.  149C.  E.  169. 

174.     211C.  D.     269  C.  G. 

322C.D.  375.  378.378B.D. 

424G.  I.    448C.    467 C.  D. 

489.      516B.  D.      566C  D. 

584-6.  61 3 CD.  631.  633. 

657.  660.  660B.  D.  707 F.  I. 

Gp  2.    62.  80.  85.  87.  89. 

103  f.    107.    109.    112.    117. 

130.  206. 
Philippus  Arabs  Bn  124. 
Philosoph  MCh  551. 
Phönix  MCh  466. 
Pigna  Gp  227. 
Pilastercapitäl  Gl    5  a.  b.  9  a. 

(s.  Nachträge),  b.  18  a.  b.  65. 

66.  67a.  83  b.  84.  85  a.  86. 

88  a.  89b.  104.  122.  [S.  306]. 

MCh  206.  398 Ca.  730. 
Platte  ornamentiert  Gl  187  a. 
Pluton  Nachtrag  zu  Gl  3  a. 


VERZEICHNISSE. 


925 


Polyklet  Gl  124.  MCh  139. 
507.  S.  Doryphoros. 

Porträt  weibl.  Bn  78.  MCh 
570. 

—  griech.  männl.  MCh  140. 
226.  283.  441.  531.  598. 
605.  667.  719.  725.  732. 

—  weibl.  MCh  256. 

—  röm.  männl.  republicanisch 
Bn  4.  49.  60.  115.  136. 
MCh  135  (s.  Nachträge). 
374.  424B.  510A.  512.  527. 
602.  672  A.  698. 

—  —  augusteisch  Bn  103  A. 
119.  131.  MCh  259.  336. 
433.  435.  563.  618.  653. 
714. 

claudisch  MCh  27.  51. 

124.   159.   193.   545.  607  B. 

715.  717. 
flavisch  Bn  97  A.   MCh 

49.  54.  157.  281.  560.  572. 

722. 
trajanisch   Bn  69.    88. 

106.  188.  417.  419. 423. 424. 

530.  561.  723. 

—  —  hadrianisch  Bn  2.  122. 
MCh  25.  36.  58.  141.  143. 
343  A. 

antoninisch    u.    später 

Bn  6.  12.  15.  16.  21.  46. 
51.  57-  63-  68.  70.  75.  76. 
84.  87.  100A.  130.  134. 
MCh  31.  32.  57.  80.  103. 
109.  134.  136.  165A.  232. 
265.  277.  334,  369.  388. 
394.  440.  493.  51  iB.  553. 
556.   559-   562.  574a.  597- 


629.    635.   640.    703.      Gp 
57.  159.  162.  212.  238. 

—  weiblich  republicanisch 
MCh  219  (s.  Nachträge). 
552.  629  A. 

—  —  augusteisch  Bn  37.  64. 
MCh  108.  133.  224.  276. 
355.  357.  424A.  432.  511. 

575.  701. 

claudisch  Bn  45.    77. 

132.  221.  369.  393  A.  418. 
473.  477.  478.  619.  623. 

—  —  flavisch  Bn  42.  56. 
113.   116.  MCh  33.  60.  76. 

576.  Gp  48. 

—  —  trajanisch  -  hadrianisch 
Bn  52.  73.  79.  80.  91.  MCh 
48.  179  a.  200.  261.  263. 
332.  387.  389 A.  692.  696. 
716.  721. 

antoninisch  Bn   3.  43. 

55.  58.  61.  66.  96.  98.  104. 
Gl    2.    MCh    56.    77.    104. 

137-   '38.   161.   I95A.  223. 
233.    282.    366.    368.    371. 

383.    385.    386.    413.   474. 
476.  525.  535  A.-  546.   601. 
622.  697.  711. 
Porträtstatuette  MCh  1 14.  286. 

449. 
Poseidon  MCh  440 A(?).  607. 

Gp34- 
Priap  MCh  70. 

Priesterin  Bn  94. 

Priester-Sarkophag  Gl  126. 

Provinzen  MCh  150.  Gp  53. 

Psyche  Gl  1  s.MCh  1 53(s.Nach- 

träge).    514.    522.    Gp  77. 

153. 


926 


VERZEICHNISSE. 


Ptolemaios  von  Numidien  u. 
Mauretanien  Bn  72  (s.  Nach- 
träge). 

»Pudicjtia«  Bn  23  (s.  Nach- 
träge) Gl  198. 

Pupienus  Bn  54. 

Puteal  Gl  60b.  67  c.  132  b. 
144.  MCh  244a.  Gp  75. 


Reise  MCh  69  (s.  Nachträge). 
408.  469.  540. 

Reiterrelief  MCh  372  A(s.  Nach- 
träge). 

Relieffragment  MCh  5.  39 
67  (s.  Nachträge).  68.  71 
72.  90.  91.93.94.  115.  119 
128.  146.  173.  182.  201 — 3 
(s.  Nachträge).  205.  207 
208.  210.  225.  234.  248 
266.    267.    269.    275.    289 

291-  3I7-  321.  325-  327 
328.  346.  348.  358-  359 
361.  376B.  405.  424D.  Fa 

447.    499.    501.    5i5.    526 
537-    538.    54i.    542.    549 
551.     565.     566.    641—44 
707.  708.  727. 
Roma  Bn  13.  Gp  223.  230. 

Sabina  MCh  712. 

Säule  MCh  40  b.  398  Cb.  707  H. 

Säulenbasis  Gl  105  a.  [S.  306]. 

MCh  178b  (s.  Nachträge). 
Sarapis    MCh    74.    255.    668 

(s.  Nachträge). 
Sarkophag  Gl  5.  9.  12.  15.  18. 

18c.  e.  20c.  21.   24b.   42a. 

47.  63c  92c.  ioid.f.  in. 

116.  121.  126.  139a.  b.  150. 


I59-  159a.  b.  162.  169.  177. 
187.  188.  192  a.  199.  205. 
206  (?).  MCh   1.  8.  21.  23. 

44-  73-  [S.  37i]-  99—102. 
117.  118.  151.  153— s  (s. 
Nachträge).  179.  180.  184 
(s.  Nachträge).  204.  212. 
214—8.  235.  235a.  236. 
237.  239a.  246.  247.  249. 
251.  270 — 2.288.  290.  291 A. 
292.  294 A.  301.  302.  316. 
319.  322—4.  329.  330.  376. 
379—82. 404.407.424^.  M. 
446.  455—7-  468—71.  497. 
497  A  (s.  Nachträge).  514. 
517-22.  539.  540.  564.595- 
610 — 11.  613.  614.  617. 
661—3.  678.  687—90.  709. 
710.  733  a.  Gp  3.  8.  10. 
16.  19.  23.  27.  29.  32.  34. 
36.  38(r).  42.  50.  60.  65. 
67.  70.  72  (?).  74.  77.  78. 
86.  95.  96fr.  102.  108. 
125.  134.  138. 
144.  146.  153. 
166.  171.  175. 
178.  180.  182. 
192.    196.    200. 


i 


142.   143. 

159.  162. 
176.  177  a. 

185.  190. 
201  f.  208. 


217.  240. 

Sarkophagdeckel  Gl  5  c.  56b. 
d.  59b.  63  b — d.  91c.  e. 
160a.  MCh  3.  11.  24.  (s. 
Nachträge).  45  (s.  Nach- 
träge). 69  (s.  Nachträge). 
85  a.  92.  95  (s.  Nach- 
träge). 96  (s.  Nachträge). 
97.  116.  129 — 31  (s.  Nach- 
träge). 147.  170.  172.  187. 
238.    239.    268.    273.    274. 


VERZEICHNISSE. 


927 


320.    326.    376A.    395—8- 

406.     426.     6l2.     676.     68O. 

707  A—C.     Gp  7.    21.  41. 

8l.    84.    94.    1O5.    106.    I2l. 

123.  124.  126.  149. 
Satyr  Bn   [S.  4].   29.    30.  32. 

33-   36-  38 A.   120.  Gl.   15. 

56d.  77.  115.  MCh  17.  29. 

52.  84.  164.  168.  196.  228. 

243.  278.   338A.  339.  367. 

409.  414.  582.  586B.  C.  588. 

603A.     625A.     708.     718. 

731 C.  Gp35.  99  (?)-  146. 
Satyressa  MCh  526.  ' 
Schauspieler     (d.     Komödie) 

MCh  75  (s.  Nachträge).  661. 
Schild    d.  Athena   Parthenos 

MCh  300. 
Schmiede  Gl  147. 
Selene  Bn  50.  MCh.  341.  445 
Septimius   Severus   MCh   26 

437. 
Silen   Bn    11.    28.     MCh  59 

112.     131     (s.    Nachträge) 

229.  544.  578.  583. 
Silvan   MCh    142.    163.   434 

630.    636  a   (s.    Nachträge) 

Gp  61.  137.  170. 
Skylla  Bn  S.  3.  MCh  79. 
Skythe  (Marsyas-S.)  MCh  73. 

404. 
Sol  MCh  130. 
Sonnenuhr  MCh  664. 
Sophokles    Bn    89   (s.  Nach- 
träge). 
Spes  MCh  636  a  (s.  Nachträge). 
Spiele    Gl     19a.    MCh    205. 

424  Ka.  497  A  (s.  Nachträge). 

539.  Gp  108. 


Stier  MCh  305. 

Stirnziegel  Gl  92  b.  94a.  140b. 

MCh   448.   479.   481.   485. 

487.  492. 
Stratege  MCh  531. 


Taube  MCh  304. 

Telephos     MCh      198.    636. 

680B.  C. 
Thetis(?)  MCh  641. 
Thyiaden  MCh  644.  (s.  Nach- 
träge). 
Tiberius  MCh  399.  400.  494. 
Tischbein  MCh  60B.  D.   Gp 
Tischlerei  Gp  162. 

12—14.  73.   110.  139.  141 
Titus  Bn  26.  MCh  35.  253. 
»Todtenmahlrelief«  MCh  594 

Gp  15. 
Togatus  MCh  15.    Gp  33.  51 

56.    79  (?).    209.    210.   21 2 

232.  242. 
Torso  Gl  51.  60.  74  a.  87.  95 

124.    142.    MCh   637.    640 

726.735.    Gp  in.  115.  116 

172.  181.  188. 
Trajan  Bn  48.    MCh  64.  574 

624  (?). 
Triton  Bn  S.  4h.    Gl  9.  105 
Triumphbogen  als  Aschenurne 

Gp  26. 
Turmkrone  S.  5  MCh  348. 

Untersatz  architekt.  mit  Reliefs 

Gl  77  b. 
Venus  MCh  627.  639.  673. 
Vertrag  mit  Opfer  MCh  471. 
Victimarius  Gp  177. 


928 


VERZEICHNISSE. 


Votivrelief  griech.  MCh  186. 

593- 
—  röm.    Gl    nb.  20d.   44c. 

189  c.  d.  MCh  250.  630. 

Waffen  in  Relief  Gl  4.  MCh 
184  (s.  Nachträge).  Nach- 
träge zu  198.  203  (s.  Nach- 
träge). 240  a  (s.  Nachträge). 

447-    Gp  25. 

Wagenrennen  Gl  21  (s.  Nach- 
träge). MCh  8.  211.  320. 
324.  325.  327.  456. 470.  613. 

Wassergott  MCh  244. 

Wasserspeier  Gl  165. 


Weibliche  Statue  Bn  37.  74. 

JJ.  80.   Gl  1.  2.  45.  MCh 

14.  61.  62.  402.  498.   546. 

548.   638.   686.     Gp  4.   9. 

22.   28.   37.   88.    118.    133. 

147.    163.    186.    203.    211. 

218.  222.  229.  235.  239. 
—  Statuette  Gl  76  a.  b.  MCh 

120.  421.    Gp  49. 
Wölfin   mit   Zwillingen  MCh 

89.  198. 


Zeh  colossal  Gp  241. 
Zeus  MCh    222.    392  A. 
25.  214. 


Gp 


EPIGUAPHISCHES     VERZEICHNIS. 

Die  Namen  aus  griechischen  Inschriften  sind  in  Cursivschrift  gedruckt. 


M.  Acilius    Priscus    Egrilius 

Plarianus    Gl  190a.  MCh 

119E. 

Acilius  Secundus  Gp  148. 

Acilia  Magmila  Gl  17  b. 

Acilia  Rufina  MCh  424F. 

Aegnatia  Fortunata  Gl  68. 
P.  Aelius  Bithus  MCh  398  A. 
P.  Aelius  Felix  Gl  133. 
P.  Aelius  Fortunatus  Gl  178. 

Aelius  Patrius  Gl  19. 
P.  Aelius  Philetus  Gl  196. 
P.  Aelius  Quintianus Gl  137p. 
C.  Aelius  UrbicusMCh  566 A. 
P.  Aelius  Verus  (mit  Familie) 

MCh  13  a. 


Aelia  Auxanusa  Gl  4a. 

Aelia  Potita  MCh  586  D. 
M.  Aemilius  Artema  Gl  183. 
M.  Aemilius  Chrysanthus 

Gl  63. 
A.  Aemilius     Priscus     MCh 

123A. 

Aemilia  Serapias  Gl  31. 

Aesculapius  Gl  196. 

Agatkias  Gl  94. 

Agrestius  Gl  78. 

Aineias  Gl  98  a.  101c. 

Alcime  Gl  40  a. 

Alexander  Gl  1 1 1  a. 
Q.  Allius  Festus  Gp  122. 

Allia  Sophia  MCh  448  A. 


\ 


VERZEICHNISSE. 


929 


Allidia      Lucifera     MCh 

269  H. 

Alvia  Venusta  Gl  S.  212. 

Amor  Gl  80a. 
M.  Annaeus  NarcissusG183d. 
M.  Annaeus  SaturninusClodi- 

anus  Aeliänus  Gl  20  c. 
T.  AnniusHedypnusGlS.305. 

Annia  Ismene  Gp  192. 
A.  Antestius  Antiochus  (mit 

Familie)  Gl  31c. 

Antoninus  Pius  Gp  223. 
M.  Antonius  Alexander  MCh 

240  a  (s.  Nachträge). 

M.  Antonius     Ianuarius     Gl 

i37o. 

Antonia  Bacche  Gl  91b. 

Aphnius  Gp  58. 

Aphrodeite  Gl  101  c. 

L.  Appas  Gp  1 50. 

M.  Aquilius  Eucarpus  Gl  199. 
Arduinne  Gl  1 1  b. 
Argaeus  Gl  1 10. 
Arimanius  Gl  78. 
Aristaios  Gl  176. 
Aristia  Basilla  MCh  322b. 
Articuleia  Athenais  Gl  10. 

M,  AruntiusMenasMCh467E. 
Asklepiades  MCh  547  a. 
Asklepios  MCh  113. 

T.  Atilius  Piso  MCh  542  D. 
Atinia  Bule  Gl  13. 
Attaliane  Gl  10 1  f. 
Attius    Insteius  Tertullus 

Gl  73. 
M.  Attius  Suburanus  Gl  79. 
Attia  Agele  MCh  322  F. 
AufidiaHelpisMCh467Ca. 

Yaticaii.  Katalog   L 


Aulia  LaodiceMCh  707 E. 

Aulina  MCh  95  G. 
A.  Aulius  Strenuus  Gl  69. 
M.  Aurelius      frater     arvalis 

Gps. 
T.  Aurelius  Gl  1 37  k. 

Aur.  Amphiktyon  Gl  35. 
Lucius  Aur.   Avianius    Sym- 

machus  Gl  87  a. 

Aur.  Dizala  Gl  137  b. 
M.  Aurelius    Ermogenes   Gl 

182. 
M.  Aurelius   Euprepes   MCh 

591a. 
T.  Aur.  Gentilis  Gl  137  h. 

Au]relius  Magnus  Gl  8a. 
T.  Aurelius  Maximus  Gl  1 37  n. 

Aur.  Maximus  MCh  61 3  A. 
M.  Aurelius  Polycrates  Gl  1 29. 
T.  Aur.  Probus  Gl  I37d. 
M.  Aurelius    Romanus  MCh 

516F. 

Aur.  Saturninus  Gl  137  a. 
M.  Aur.  Secundinus  Gl  128  c. 
T.  Aurelius    Speratus    MCh 

467  A. 

T.  Aur.  Tertius  Gl  137  c. 
Aurel.  Victor  Gl  137  f. 

T.  Aur.  Vitellianus  Gl  1 1  d. 
Aurelius  Vitorinus  Gl  1 1  a. 
Aur.  Apollonia  Gl  91  e. 
Aurelia    Cassia    Firmina 
Gl  63  c. 
Aurelia  Paulina  Gl  56 d. 

M.  Autius  Agricola  Gl  175. 

Bassus  Gl  189  c 
C.  Bennius  Zoticus  Gl  33. 

59 


93° 


VERZEICHNISSE. 


T.  Bettuedius  Vestalis  MCh 
322E. 
Blastion  GI91CI. 

A.  Caecilius  Anicetus    MCh 

350a. 
Q.  Caecilius  Martialis  Gl  50a. 
C.  Caecilius  0ne6imus  Gl  144. 

Caecilia  Sperata  Gl  30. 

Caelestis  Gl  S.  305. 

Caesennius  Iustus  Gl  155. 
A.  Caesennius  Magnus  Gl  1 37. 
T.  Caesernius   Statius  Quin- 

ctius  Macedo  Quinctianus 

Gl  22. 
M.  Caesolius    Saturninus    Gl 

i6od. 
Sextus  Caesonius  Apollonius 

Gl  34. 

Cale  Gl  194. 

Cailimorfus  MCh  378  C. 

Calpurnius  Parthenopaeus 

Gl  195  a. 

Camulus  Gl  1 1  b. 

Candidius  Valentinus    Gl 

I37g. 

Carpus  Pallantianus  MCh 

587  A. 

M.  Cartilius  Rhodon  Gl  43. 

Cassius  Agrippinus  Gl  1 2d. 

P.  Cassius  Atticus  MCh  273. 

P.  Cassius  Helenus  Gl  44a. 

Castricia   Veientilla  MCh 

.     424L. 

Ceres  Gl  144. 

Cheirisophos  Gl  ioid. 

P.  Cincius  Salvius  Gp  227. 

Civitas  Gl  183. 

Cladus  Gl  1 1 1  b. 


Ti.  Claudius  Aemilianus  MCh 

35*A. 
Cl.  Avitus  Gl  1371. 
Ti.  Claudius   Epaphroditus 

MCh  351 A. 
Ti.  Claudius  Felix  Gl  81. 
Ti.  Claudius    Liberalis    MCh 

496  a. 
Ti.  Claudius    Phoebus    MCh 

60  A. 
Ti.  Claudius    Spendon    MCh 

269  B. 
Ti.  Claudius  Telesphorus  Gl 

41. 
Ti.  Claudius     Titianus    MCh 

60C. 

Claudia  Gl  99. 

Claudia      Bassilla      MCh 

542  Ba. 

Claudia  Amanda  Gl  123. 

Claudia  Gemellina  Gl  63  a. 

Claudia  Helene  Gl  70. 

Claudia  Isias  Gl  96. 

Claudia  Itonis  MCh  174  A. 

Claudia  Lais  Gl  70. 

Claudia  OpsequensGl25a. 

Claudia   Prepontis  Gl  55. 

Claudia  Prisca  MCh  95  B. 

Claudia  Semne  Gl  31b. 
C.  Clodius  Charitho  Gp  114. 
M.  CocceiusAttilianusGli7b. 
Q.  Coelius  Apollonides  MCh 

95  F. 
M.  Coelius    Dionysius   MCh 

S.  736, 

Coelia  Elpis  Gl  20b. 
A.  Considius  Hermes  Gl  24t. 
L.  Cordius    Agatocles  MCh 

149  A. 


VERZEICHNISSE. 


931 


L.  Cornelius  Atimetus  Gl  147. 
Quintus    Cornelius    Caljippus 

Gl  S.  247. 
L.  Cornelius  Epaphra  Gl  147. 
M.  Cornelius  Euhodus  Gl  27. 
Cn.  Cornelius  Musaeus  Gl  143. 

MCh  149G. 
D.  Cornelius  Priscus  Gl  72  b. 

Cornelia      Faceta      MCh 

492  E. 

Cornelia  Glyce  Gp  48. 

Cornelia     Tertulla     MCh 

244  b. 
Cn.  Cossutius  Felix  Gl  42. 

Crepereia    Petronia    Mar- 

ciana  Gl  56b. 
Q.  Critonius  Dassius  l      Gl 

Critonia  Philema/  119c. 

Cypare  Gl  S.  247. 

Q.  DasumiusAgathopusGli7. 
Q.  Dasumius  Ianuarius  MCh 

660E. 
A.  Decimius  Pal.  Decimianus 

Gl  144a. 

Diana    Nemorensis    MCh 

119E. 

Diana  Planciana  Gl  138. 

Dii  Deaeque  MCh  119A. 

Dioskuros  Gp  224. 

Dispater  MCh  269 B. 

Diuturna  Gl  132b. 
L.  Domitius 

Domitia  Maxima 
Cn.  Domitius     Hilario     MCh 

239D. 

Domitia      Domitiani      Gl 

119b. 
P.  Durdenus  Gl  53. 


} 


Gl  I2C. 


Earinus  Gl  189a. 
Eitkeos  Gl  98  a. 
M.  Epidius  Flavianus  Gl  166. 
Eraclia  Gl  24b. 
Eubuleus  Gl  28. 
Euelpistos  Gl  49. 
Euploia  Gl  76c. 
Eusebios  Gl  101b. 
Eutychia  Gl  63  c 

K.  Fabius  Felix         \  ~. 

Fabia  Amaryllis  j 
C.  Fabius  Iustus  Gp  205. 

Fabia  Calliste  Gl  31  d. 

Fabia  Felicia  Iullitta  MCh 

40A. 

Fabia  Iusta  Gl  90. 

Fabia  Latina  MCh  448  E. 

Faustus  MCh  348  A. 
.     Fides  Gl  80  a. 
T.  Flavius     Bathyllus     MCh 

269  D. 
T.  Flavius  Cosmus  Gl  61. 
T.  Flavius  Glycon  Gl  37. 
Q.  Flavius  Hedistus  Gl  45b. 
T.FL  Iulius  Gl  137 1 
T.  Flavius  Parthenopaeus  Gl 

n9d. 
.  T.  Flavius  Petalus  Gl  135. 
T.  Fl.  Verinus  Gl  128  b. 

Flavia  Cypris  Gl  37. 

Flavia  Didyme  MCh  269F. 
M.  Flavia  Iucunda  Gl  28  a. 

Flavia  Optata  Gl  37. 

Flavia  Felicissima  Gp  198 

(s.  Nachträge). 

Flavia  Vettilia  MCh  348  A. 

Fortuna  MCh  269  D. 
M.  Fulvius  Celer  Gl  72. 


932 


VERZEICHNISSE. 


L.  Furius     Diomedes     MCh 
244b. 

Furia      Primitiva       MCh 
586  A. 
Futia  Cypare  Gl  161. 

Gallonia  Maritima  Gl  89. 
Q.  Gavius  Musicus  Gl  115  a. 
M.  Gavius  Parthenius  Gl  71. 

Geminius  Pacatus  Gl  128  a. 

Genius  centuriae  Gl  91a. 

172.  175. 

—  collegi  Zeunitorum  Gl 
189  b. 

—  horreorum  MCh  634  A. 

—  Noricorum  Gl  182  a. 
L.  Genucius  Delus  MCh  543a. 

(s.  Nachträge). 

Grattia  Tertia  MCh  589  a. 

Hediste  Gl  88. 

Heracia  MCh  660 G 

Hercules    Gl    11b.    156a 

(invictus),   184   (defensor). 

189c.     197.    MCh    269B. 

292  A.  Gp  187  (sanctus). 

Herennia  Sophe  Gl  26. 

Herennia  Tertulla  Gl  14b. 
A.  Herennuleius    Italicus    Gl 

186. 

Herennuleia  Gl  8. 

Hermeros  Gl  156  a. 

Hilarus  Gl  S.  247. 

Honor  Gl  80  a. 
Q.  Hortensius    Faustinus   Gl 

156. 
Q.  Hortensius     Hermes     Gl 
179. 


Q.  Hortensius    Hymnus     Gl 
S.  305  (s.  Nachträge). 
Hosia  MCh  149D. 
Hygia  Gl  196. 

Ianuaria  Gl  180. 

Igorios  Gl  5  c. 

Irenaeus  Gl  154b. 

Isias  Gl  119b. 

Iucundus  Augustianus  Gl 

6  a. 
C.  Iulius  Censor  Gl  56. 
Fl.  Iulius  Constantinus  Gl  5 1  a. 
Q,  Iulius  Galatus  Gl  i28d. 
Ti.  Iulius  Gratus  Gl  2oe. 
L.  Iulius  Heuretus  Gl  20a. 
C.  Iulius  Hymetus  Gl  138. 

Iulius  Marcus  Gl  154a. 
Ti.  Iulius  Nymphius  ^     Gl 

—  Staphylus        /  132  b. 

Iulia  Agele  Gl  2of. 

Iulia  Aufidena  Capitolina 

MCh  497  a. 

Iulia  Auge  Gp  169. 

Iulia  Demetria  Gp  120  (s. 

Nachträge). 

Iulia  Epi  .  . .  Gp  16. 

Iulia    Insequentina    MCh 

292  D. 

Iulia  Nice  Gl  167. 

Iulia  Panthea  MCh  561a. 

680  A. 

Iulia  Paulina  MCh  424E. 

Iulia  Stemma  Gp  92. 

Iulia  Trophime  MCh  467  F. 
C.  Iunius  Euhodus  MCh  179. 
T.  Iunius    Severianus     MCh 

184  (s.  Nachträge). 
M.  Iunius  Victor  Gl  146. 


VERZEICHNISSE. 


933 


Iunia  Athenais  MCh269A. 
Iunia  Chia  Gl  32. 
Iuno  MCh  174D. 
Iuppiter   Gl   11b.  22.  61 
(Dolichenus).    152   (Helio- 
politanus).     MCh    424  H. 
Gp  164  (Heliopolitanus). 
Iustos  Gl  ioie. 
Iustus  Gl  137  m. 

Laevia  Ithake  Gl  109. 
A.  Larcius  Proculus  Gl  185. 

Larcia  Aprylla  Gl  39. 
C.  Licinius  Marius  Gl  59a. 
M.  Limbricius  Polides  Gl  63. 
C.  Livius  Alexander  Gl  39  a. 
A.  Livius  Epictetus  Gl  44b. 
P.  Livius  Larensis  Gl  7. 

Livia  Servanda  Gl  145. 
M.  Lucceius    Chrestus    MCh 

637  a. 
M.  LucceiusOnesimusG163b. 

Luccia  Telesina  MCh  231. 

Lykurgos  Gl  S.  241. 

Maena  MellusaMCh  543  a. 
Q.  Magius  Hilario  Gl  180. 
L.  Manilius  Faustus  MCh 723. 
L.  Manilius  Primus  MCh  722. 

Manilia  Hellas  MCh  721. 

Manlia  Iucunda  Gl  nie. 

Manneia  Primilla  Gl  20. 

Marcellinus  Gl  59  b. 

Marcianus  Gl  47  a. 
C.  Marcius  Euhemerus  MCh 

95  A. 
Q.  Marcius  Malchio  Gl  31a. 
L.  Marcius  Moderatus  Gl  107. 
C.  Marcius  Salvianus  Gl  172. 

Margaris  Gl  57. 


Melitine  G163d. 
Melizusa  Gl  80. 
Mercator  Gl  137  h, 
Mercurius  Gl  1 1  b. 
T.  Mescenius  Olympus  MCh 
175  a. 

Metilia  Acte  MCh  179. 
Mevia  Modesta  MCh  61  a. 
Miccinus  MCh  351a. 
Minerva  MCh  119D. 
Mithras  Gl  144  a.  b.  160. 
[S.  298]. 

Mithrasia     Severa     MCh 
686  a. 
Sex.  Mulvius  MCh  590  a. 
Munatia  Procula  Gl  161. 

Nemesis  MCh  516F. 
Nigrinos  Gl  176. 
P.  Nonius  Zethus  MCh  685. 
Nymphae    Gl  144.    i89d. 
[S.  305]. 

Q.  Ofincius  Garn us  Gl  120. 

Ogulnia  Clementilla  MCh 

269I. 

Oktabilla  Gl  92  c. 

Ofympias  Gl  98  a. 

Ossuarium  Gl  130  a. 
A.  Ostiensis  Asclepiades  Gl 

189. 
C.  Ovidius  Capito  Gl  72  a. 

M\  Paccius  Alexander  Gl  1 17. 
Paian  (Asklepios)  Gl  100. 
Pallas  Gl  1 34. 
Pantheus  MCh  492  A. 
Parthenius  Gl  62. 


934 


VERZEICHNISSE. 


L.  Passienus  Augianus  MCh 

239A..    . 

Patroinos  Gl  100. 

Phaidimos  Bn  38  B. 
!'.    Pkileinos  Gl  46. 

Philete  Gl  168.   . 
/Photion  MCh424K. 

Pierus  MCh  707L. 

Pinnia  Poppea  MCh66o  A. 

Pletorius  Friraus  Gl  28  b. 
L,.  Plotius  Antbus  Gl  17  a. 
L.  Plotius  Eunus.  MCh  546a. 
Q,  Plotius  Romanus  Gl  124b. 

Polycletus  Gl  36. 
Q.  Pompeius  Proculus  Gl  68. 

Pomponia  Chia.  Gl  1 74. 
Q.  Pomptinus  Apollonius  Gl 

14. 

Pontius  Bupaius  1  MCh 

Pontia  Petale      J  61 3 B. 

r 

C.  Poppaeus  Ianuarius  MCh 

73i  A. 
Q.  Postumius    Celer    Bellici- 

anus  Gl  181. 

Postumius  Iulianus  Gl  190. 

Prastinas  FrontoGliSia 

(s.  Nachträge). 

Procilia  Prisca  Gl  119c 

Procope  Gl  24  a. 
Q.  Propertius  Secundus  Gl  16. 

M.  Quartinius  Sabinus  Gl  1 1  b. 

M.  Rubrius  Varro  MCh  61 3  F. 
Rufina  Gl  ioie. 
Rustius  Philetus  Gl  n. 
Rutilia  L.  f.  MCh  357. 
Rutilia  P.  f.  MCh  355. 


C  Sabinius  AngulatusGli25. 

Sarapis  Gl  97. 

Saturninus  Gl  137  c 

Sex.  Scutarius   Aetherius 

MCh  660  C. 

Secundus  Gl  6. 

Sellia  Celerina  Gl  18  c. 
C.  Sempronius  Felix  Gl  1 19c 

Sempronia    Glycaera    Gl 

158. 
A.  Ser.  Epigonus  Gl  123. 

Sergia  Sattia  Augustiane 

Gl  91  c. 
M.  Servilius      Lampo     MCh 

566F. 
P.  Sestius  Blastus  Gl  40. 

Sestius  MagnusK*/~i  * 
c  ♦•  u  11  } MCh  516. 
Sestia  Hellas    J 

L.  Sextius  Karus  Gl  144  b. 

T.  Sextius    Polytimus    MCh 

398  E  (s.  Nachträge). 
M.  Silius  Messalla  Gl  184. 

Silvanus  Gl  153.  185.  186. 

189a.  b.  e.  197.  MCh  21 1 B. 

E.  516.  660C. 

Sol  Gl  63  (invictus).    160 

(invictus  Mithras). 

Solon  MCh  734. 
T.  Staberius   Faventinus    Gl 

134  (s.  Nachträge). 
P.  Staedius  Primus  Gl  S.  305. 

Stata  Mater  MCh  95  F. 
T.  Statilius  Cnidus        |   Gl 

Statilia  Philematium/  192. 

Stesichoros  Gl  84  a. 
M.  Sulpicius  Pylades  Gl  159. 
L.  Sutorius    Secundus    MCh 

16a. 


VERZEICHNISSE. 


935 


Taronia    Restituta     MCh 
378A. 
T.  Tertinius    Marcianus     Gl 

HC. 

Tertulla  Gl  54. 

Theia  (Hündin)  MCh  171a. 

Titia  Primigenia  Gl  38. 
L.  Tossius  Gp  155. 

Traianos  Gp  224. 
M.  Troianius  Marcellus  MCh 

566E. 

Tullia  Veneria  Gl  56a. 
L.  Turcius  Secundus  Asterius 

Gl  138.  165a. 
Cn.  Turpilius  Aphrodisius  Gl 

14a. 

Cn.  Turpilius  Hilarus)_.    - 

~       ...     ~  }G1 10a. 

Turpiha  Gemina  J 

M.  Ulpius  Cerialis  Gl  56f. 
M.  Ulpius  Maternus   Gl  83  c. 
M.  Ulpius  Primigenius   MCh 

680D. 
M.  Ulpius  Romanus  Gl  160a. 

Ulpia  Acte  Gl  48. 

Ulpia  Laif  Gl  98. 

Ulpia      Oenanthe      MCh 

516E. 
P.  Umbrius  Macedo  Gl  1 14. 

Vafria  Athenais  Gl  56  c 
G.  Valerius  Heracles  Gl  144b. 
L.  Valerius  Stratonicus  MCh 

322  A. 
L.  Valerius  Telesphorus  MCh 

424  H. 
M.  Valerius  Trophimus  MCh 

707  G. 

Valeria  Festa  MCh  542  A. 


ValeriaFrontis  MCI1269B. 

Valeria  Ursula  Gl  11  ia. 

Varia  Sabbatis  MCh  729. 
C.  Vedennius  Moderatus   Gl 

128. 

Venuleia  Prima  Gl  S.  305. 
M.  Veratius  Matutinus  Gl  68. 

Veritas  Gl  80a. 

Vernasia  MCh  269 Ea. 
L.  Vestiarius  Modestus  MCh 

211 A. 

Vetia  Marcellina  Gl   173. 
M.  Vettius  Germanus|  MCh 

Vettia  Thais         j  40E. 

Vettia  Pharia  MCh  357a. 
S]ex.  Vetulenus  Alexander  Gl 

83  e. 

Viator    ad    aerarium    Gl 

i2e. 
L.  Vibius    MCh    60E    (mit 

Familie;     s.     Nachträge). 

378E. 
Q.  Vibius  Capito  Gl  186. 
C.  VibiusMaximusEgrilianus 

Gl  157. 
M.  Vibius  Proclus  MCh  61 3  F. 

Vitalius  Gl  189  b. 

Volumnia     Ianuaria      Gl 

115a. 

Vojlumnia  .  .  talis    MCh 

467  B. 

Volusia    Fortunata    MCh 

735  a. 

Xenon  Gl  S.  241. 

Zenon  Bn  135. 

Zeus  Helios  Sarapis  Gl  97. 


«  » 


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1 


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