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FROM THE DEQUEST OF
CHARLES SUMNER
CLASS OF 1830
Senator fram Massachusetts
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POIinCS ÄND FINE ASTS
FINE ARTS UBRARY
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DIE SCULPTUREN
DES
VATICANISCHEN MUSEUMS
IM AUFTRAGE UND UNTER MITWIRKUNG DES
KAISERLICH DEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS
(RÖMISCHE ABTEILUNG)
BESCHRIEBEN
VON •
WALTHER AMELUNG
BAND I TEXT
MIT 121 TAFELN IN QUART
BRACCIO NUOVO. GALLERIA LAPIDARIA. MUSEO CHIARAMONTI. CIARD1NO DELLA PIRNA
BERLIN
IN KOMMISSION BEI GEORG REIMER
1903
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Vorwort
Eine vollständige und wissenschaftliche Beschreibung der
griechisch-römischen Skulpturen des Vaticanischen Museums
mit Abbildung jedes nicht ganz belanglosen Stückes, nicht
sowohl zu künstlerischem Genufs, als zu anschaulicher Unter-
stützung des geschriebenen Wortes, wird einem Bedürfnisse
unserer heutigen Archäologie entgegenkommen. Denn so
grofs auch die Zahl und so verschieden die Art der be-
schreibenden und abbildenden Bücher über diese berühmteste
aller Antikensammlungen vom wortkargen Führer bis zum
tafelreichen Prachtwerk sein mag, so gibt es doch eine
solche Beschreibung bisher nicht.
Adolf Michaelis hat im Jahrbuch des Instituts 1890
V 5 ff. die Geschichte des Statuenhofes beim vaticanischen
Belvedere geschildert, die Anfänge dieser Sammlung unter
Julius IL durch alle Wechselfalle bis zumPontificatClemensXIV.
im Einzelnen verfolgend: wie neben der ersten öffentlichen,
der von Sixtus IV. gegründeten Sammlung antiker Werke
auf dem Capitol, unter dem Neffen Julius IL eine private
des Papstes bei dem Gartenhause Innocenz VIII. , in dem
nachmals so berühmt gewordenen Cortile del Belvedere ent-
stand; wie schon damals auch die langen Bramantischen
Hallen vom alten Palast bei der Peterskirche zum neueren
Belvedere hin sich dehnten, gewaltige Räume für künftig zu
erwerbende Schätze umspannend; wie dann die Zeichner
und Stecher, die Heemskerck, Lafr6rie, Cavalieri,
Vaccaria, Perrier, auch ferner Lebenden die Anschauung
der bewunderten Marmorwerke vermittelten und Aldrovandi
das erste beschreibende Verzeichnis der im »Giardino di
Belvedere« gesehenen Statuen verfasste. Diese Sammlung
IV VORWORT.
steht bei ihm an der Spitze der »Statue di Roma«; aber
mehr als eine Sammlung römischer Grofser war damals noch
reicher als die öffentlichen des Capitols oder die päpstlich
private des Belvedere.
Die nächsten Jahrhunderte nach Julius II. sahen manchen
Zuwachs , aber auch wieder mancherlei Abnahme der Vati-
canischen Skulpturenschätze. Gewifs darf man es dann auf
die von Winckelmann ausgegangenen Anregungen zurück-
führen, dafs sogleich nach seinem Tode der gewaltige Auf-
schwung begann, den die päpstlichen Sammlungen jetzt durch
ein halbes Jahrhundert nahmen. War doch der Nachfolger
Winckelmanns im Commissariat der Altertümer sein Freund
G.B.Visconti, der Vater von Ennio Quirino; und dieser
Sohn war es, der, an die Stelle des Vaters tretend, erst für
Clemens XIV., dann für Pius VI., den Auftrag erbte und aus-
zuführen fortfuhr, durch Ankauf und Ausgrabung die grofsen
Erwerbungen zu machen, die den Grundstock der neu ge-
gründeten Museen bildeten, erst des Clementinum, danach
des weit gröfseren Pium. Schon zehn Jahre nach Winckel-
manns Tode im Jahre 1778, erhielten die Visconti durch ein
Breve Pius VI. auch den Auftrag, diese Museen zu be-
schreiben. So entstand das Prachtwerk des Museo Pio-
Clementino, das in sieben Grofs-Folio-Bänden in Rom von
1782 — 1807 erschien, dann in französischer Übersetzung mit
einfachen Umrifsabbildungen in den Oeuvres de E. Q. V.
Milan 1818— 1822 in Oktav, desgleichen italienisch. Die
Bemerkungen, welche Zoega zu diesem Werke gemacht hatte,
wurden von F. G. Welcker in der Zeitschrift für Geschichte
und Auslegung der alten Kunst 1817 herausgegeben.
Die Entführung des Papstes und die Plünderung des
Vaticanischen Museums durch Napoleon ward nur ein neuer
Sporn für Pius VII., das von den Vorgängern Begonnene
fortzusetzen und die Verluste durch neue Erwerbungen oder
Ausgrabungen zu ersetzen. So entstand in nur drei Jahren
— wo wäre das möglich aufser in Rom? — ein neues Museum,
Museo Chiaramonti, dessen Massen sich nun ebenso an
der Ostseite der gewaltigen Vaticanischen Bauanlage aus-
breiteten, wie das Clementinum und das Pium sich vom
Belvedere aus nach Westen hin entwickelt hatten.
VORWORT. V
Für seine Sammlung hatte Clemens XIV» das Cortile
mit einer Halle eingefafst und das im Norden dahinter ge-
legene Lusthaus Innocenz VIII. in einen Teil der Galleria
delle Statue umgewandelt; dann Pius VI. diese nach Westen
verlängert und daranstofsend, an die Westseite des Cortile
die Sala degli Animali angebaut, zugleich als Durchgang
zu Musensaal und Rotonda. Diese lag schon in der
Axe und Verlängerung der Bramantischen Westhalle, mit
welcher die Sala a croce Greca, die grofse Treppe und ein
davorgelegtes Vestibolo die Verbindung herstellten, und die
im oberen Stockwerk dann von der Galleria dei Cande-
labri besetzt ward.
Das Museo Chiaramonti dagegen füllte die östliche
Halle und zwar deren südliche Hälfte mit den von G. Marini
gesammelten und geordneten Inschriften der Galleria lapi-
daria, die nördliche mit den Skulpturen. Als dann im
Jahre 1816 die geraubten Marmorwerke . von Paris zurück-
kehrten, wurde ihnen in einem zweiten Quertrakt zwischen
den beiden langen Hallen das glänzende Heim des Nu ovo
Braccio geschaffen. Jedes der beiden Museen wetteiferte
mit dem andern, den Zugang zum ganzen zu eröffnen : dort
gelangte man ebensowohl über die Treppe durch die Sala a
croce Greca ins Pio-Clementino, wie nach der andern Seite in
die Bibliothek; hier aus den Loggien durch die Galleria lapi-
daria sowohl zur Bibliothek wie zum Museo Chiaramonti und
weiter in das Pio-Clementino.
Aber auch in prächtiger Veröffentlichung durch grofse
Kupfertafeln mit erläuterndem Texte wollte man hinter E.
Quirinos Museo Pio-Clementino nicht zurückbleiben, und jetzt
war es der Bruder von jenem, Filippo Aurelio Visconti,
der mit Guattani den ersten Band des Museo Chiaramonti
aggiunto al Pio-Clementino da N..S. Pio VII. P.M. in
Grofs-Folio im Jahre 1808 herausgab. Auch dieser wurde
dann in Mailand 1820 italienisch nachgedruckt und 1822
französisch übersetzt, bescheidener in Format und Ab-
bildungen. Ihm folgte 1837 der zweite Band mit Er-
läuterungen von A. Nibby und 1843 der dritte von dem-
selben mitsammt den Monumenti Amaranziani descritti
da L. Biondi. Schon vor dem zweiten Band erschienen
VI VORWORT.
auch die drei Foliobände IV — VI (alle auf dem Titel mit
der gleichen Jahreszahl 1829) von II Vaticano descritto
ed illustrato da Erasmo Pistolesi (IV Chiaramonti bis
Cortile, V Animali bis Croce Greca, VI Biga bis Galleria
geografica).
Neben diesen grofsen italienischen Prachtpublikationen
und den bescheideneren französischen und italienischen Aus-
gaben erschienen sogleich auch kleine bildlose Verzeichnisse,
nicht wie jene in systematischer Ordnung, sondern, für den
Gebrauch der Besucher des Museums, der wirklichen Auf-
stellung gemäfs. Die erste Indicazione antiquaria del
Museo Pio-Clementino in Vaticano stesa da Pasquale
Massi Cesenate Custode del Museo 1792, nach der
Herausgabe der vier ersten Bände von E. Quirinos grofsem
Werke erschienen, unterschied zweckmäfsig durch verschiedene
Bezifferung den älteren Bestand (Lett. A — S), das Clemen-
tinum (I — CLXXII), und das Pium (iff., mehrfach), gab ferner
Provenienzen an und citierte Viscontis Werk. Nur sehr
summarisch konnten in der Nuova descrizione de* monu-
menti antichi ed oggetti d'arte contenuti nel Vaticano
e nel Campidoglio (und Forum) von C. Fea Rom 1819
aufser dem Pio-Clementino auch das Chiaramonti mit der
Galleria lapidaria und dem Giardino de IIa Pigna durchge-
gangen werden. Einen vollständigen Elenco degli oggetti
esistenti nel Museo Vaticano Rom 1821 mit Appartamento
Borgia und Museo Chiaramonti, 1822 mitNuovoBraccio lieferten
(nur im Vorwort genannt) Giuseppe ed Alessandro d'Este,
Bildhauer wie der Vater, damals Direktor der Sammlung
und Mitherausgeber des Museo Chiaramonti. Diese kurzen
Führer wurden unter etwas verschiedenem Titel als Indica-
zione antiquaria oder Descrizione dei Musei Vaticani
im Museum verkauft, immer neu aufgelegt, verbessert und
bereichert (in neueren Zeiten auch verkürzt), namentlich
durch vermehrte Provenienzangaben, so z. B. die 36. Aus-
gabe, deren Vorwort von C. L. V(isconti) unterzeichnet ist,
auch ins Englische und Französische übersetzt.
Höheren Ansprüchen wollten einige von hervorragenden
Archäologen verfafste Führer genügen, so die von E. Ger-
hard und E. Platner verfafste Beschreibung des Vaticanischen
1
VORWORT. VII
Museums, im IL Band der Beschreibung der Stadt Rom
vom Jahre 1834; so die Ruinen und Museen Roms von
Emil Braun, in welcher 214 ausgewählte Stücke des Vaticans
besprochen werden, Braunschweig 1854; so neuestens W.
Helbigs Führer durch die öffentlichen Sammlungen
klassischer Altertümer, der I. Band, vor andrem die
Vaticanische Skulpturensammlung enthaltend (407 Nummern)
zuerst Leipzig 1891 erschienen, in zweiter Auflage 1899,
französisch 1893, englisch 1896.
Nach allem diesem fehlte für das Vaticanische Museum
gleichwohl immer noch eine vollständige, rein wissenschaft-
liche Beschreibung, wie sie für das Lateranische Museum
von Benndorf und Schöne, für die Sammlung Ludovisi von
Th. Schreiber, für die zerstreuten Bildwerke in Rom von Fr.
Matz und Fr. v. Duhn geliefert worden war. Sie zugleich
mit getreuen Abbildungen auszustatten, mufsten neuere Vor-
bilder das Verlangen wecken. Die Anregung zur Erfüllung
dieser Aufgabe erging von der Centraldirection in Berlin,
und der erste nachhaltige Vorschub zur Ausführung wurde
im Jahre 1890 durch Überweisung der auf das Vaticanische
Museum bezüglichen Scheden des im Auftrage unseres In-
stituts angelegten Repertoriums für antike Skulptur geleistet.
Diese Scheden wurden der Museumsaufstellung gemäfs ge-
ordnet und vervollständigt, sodafs jedes Stück (mit Ausnahme
der Architekturfragmente) seine Schede hatte. Es wurde
auch versucht, durch jüngere Archäologen oder Philologen,
die zu vorübergehendem Aufenthalt nach Rom kamen, kleine
Teile des überreichen Ganzen verfassen zu lassen. Das
mochte zur Übung für die Beteiligten gut sein: eine gleich-
mäfsige und erschöpfende Beschreibung des Ganzen konnte
dabei nicht herauskommen.
Das wurde anders, als W. Amelung sich in den Dienst
dieser Aufgabe stellte. Er begann damit, auf Grund der
vorhandenen Scheden das ganze Museum in genauer Be-
schreibung aufzunehmen, bevor er an die Ausarbeitung für
den Druck ging. Von dem Jahre 1894 an wurden in den
Sommermonaten durch G. Luchetti photographische Auf-
nahmen von allem, was nicht bereits an käuflichen Photo-
graphien zu haben war, beschafft. Die gedrängte Fülle von
M I
VIII VORWORT.
Monumenten im Chiaramonti nötigte dazu, hier jedes Com-
partimento im ganzen zu photographieren. Wenn dabei
notwendig immer einzelne kleine, an ungünstigem Platze ein-
gemauerte Stücke wenig deutlich wurden, so hatten diese
grofsen Ensembles dafür den Vorzug, die Erinnerung an das
Museum selbst und seine Aufstellung wachzurufen. Das wurde
denn auch bei den von der Firma Greve & Co. in Berlin
hergestellten Lichtdrucken beibehalten. Ebenso geschah es
beim Giardino dellaPigna, und wo die Aufstellung im Museum
das gleiche Verfahren gestattete. Sonst waren Einzelauf-
nahmen auf Tafeln willkürlich zusammenzustellen , wobei in
der Regel die Ordnung der Beschreibung, nur ausnahmsweise
andere Rücksicht massgebend sein mufste.
Die Veröffentlichung nimmt ihren Anfang da, wo er seit
Pius VII. eigentlich sein sollte, und auch die neueren Be-
schreibungen ihn nahmen, d. h. mit dem Nuovo Braccio, dem
die Galleria lapidaria, weiter das eigentliche Chiaramonti folgt,
um zum Schlufs des ersten Bandes den Giardino della Pigna
anzuhängen. Jeder Abteilung geht eine kurze Nachricht
über die Einrichtung und Eröffnung dieses Teiles voran.
Die Beschreibung geht der Aufstellung des Museums nach,
jedes Stück trägt im Text wie auf den Tafeln seine Mäseums-
nummer; Änderungen der Aufstellung sind angemerkt. Den
Mafsen folgt die Charakterisierung des Marmors und die
genaue Angabe der modernen Ergänzungen. Die Be-
schreibung selbst, die sich ihren eigenen knappen Stil ge-
wählt hat, giebt den gegenwärtigen Zustand, also auch die
Ergänzungen, doch mit Abweisung dessen, was sich als vom
Ursprünglichen abweichend erkennen läfst. Die ausführ-
lichere Erörterung kunstgeschichtlicher Fragen, die sich an
wichtigere Stücke knüpfen, ebenso die Aufzählung sonst vor-
handener Wiederholungen wird man über den normalen
Rahmen von Museumskatalogen hinausgehend finden. Doch
konnten auch dafür Benndorf und Schönes antike Bildwerke
des Lateranischen Museums Vorbild sein, und die Fach-
genossen werden zu würdigen wissen, was der Verfasser aus
seiner ebenso ausgebreiteten wie eindringenden Kenntnifs
antiker Skulptur beizubringen wufste, ebenso wie sie seine stil-
geschichtlichen Bestimmungen der Skulpturen prüfen werden.
VORWORT. IX
Die Bezeichnungen bei der Beschreibung von Porträtbüsten
angewandt: julisch-claudische Brustbüste, flavische Schulter-
büste, trajanische Achselbüste, hadrianische (kleinere) und
antoninische (gröfsere) Oberarmbüste sind eben die, welche
P. v. Bieiikowski (Separatabdruck aus dem Anzeiger der
Akademie von Krakau, Dezember 1894 oder Revue archeo-
logique 1895 II S. 293) aufgebracht und begründet hat.
Die römischen Sekretare des Instituts hatten die Pflicht
zu erfüllen, jeder an seinem Teile bei der Herstellung dieser
Beschreibung mitzuwirken. Chr. Hülsen hat (hauptsächlich
bei den inschriftlichen Stücken) mit Rat und Nachweisung
beigestanden; der Unterzeichnete hat die ganze Beschreibung
in Correctur von der Galleria lapidaria an — bei dem Braccio
nuovo hatte er sich zumeist auf sein Gedächtnifs verlassen —
je vor dem Original gelesen. Seine Bemerkungen überliefs
er dem Verfasser zu freier Benutzung. Umgekehrt war das
Verhältnifs beim Giardino della Pigna, dessen Beschreibung
sich der Unterzeichnete von Anfang an vorbehalten hatte.
Dafs bei ein paar historischen Denkmälern dieses abge-
sonderten Abteiles, wie z. B. bei der Pigna und dem Sockel
der Antoninssäule, die Beschreibung der Geschichte dieser
Denkmäler ein- und untergeordnet ist, wird hoffentlich das
Verfahren selbst und der ungewöhnliche Charakter dieser
Reste rechtfertigen.
Das Generalsekretariat hat die Drucklegung und Her-
stellung der Tafeln in Berlin vermittelt.
Ehrerbietiger Dank sei endlich an dieser Stelle den
Vaticanischen Behörden gesagt, S. E. dem Maggiordomo
d'Azeveda und seinem Vorgänger, jetzt Cardinal Della Volpe,
wie auch dem Generaldirektor der päpstlichen Museen, Alberto
Galli. Mit uneingeschränkter Liberalität haben sie alles Ge-
wünschte gewährt, den Arbeiten im Museum jedes Hindernis
aus dem Wege zu räumen, die Hand geboten.
Rom, den 25. März 1903.
E. Petersen.
1
Abkürzungen im Texte.
Beschreibung Roms citiert mit Gerhard-Platner.
Von Heibig sind die Nummern der 2. Auflage citiert mit Hei big.
Pistolesi; wo keine Band zahl angegeben wird, ist der IV. Bd. gemeint.
Museo Chiaramonti I citiert mit Visconti-Guattani.
Museo Chiaramonti II citiert mit Nibby II.
Museo Chiaramonti III citiert mit Nibby III.
Fea Nuova descr. de' monumenti antichi etc. citiert mit Fea Nuova
descrizione.
Zu den Angaben der verkäuflichen Photographieen ist folgendes zu
bemerken: bei Alinari (Rom, Corso Umberto I. 137a) bezeichnet die an-
gegebene Zahl die Nummer des Katalogs von 1899; steht sie ohne Zusatz,
so ist nur die Gröfse 20X25 cm. (piccole) zu haben; steht in Klammern
dabei 2, so ist auch die Gröfse 9V3X14V3 cm« (album) hergestellt; steht
3 dabei, so ist aufserdem die Gröfse 33X43 cm- (extra) zu beziehen; steht 4,
so ist endlich auch noch die Gröfse 43X53 cm- (grandi) hergestellt. Bei
Anderson (p. A. Libreria Spithöver, Roma, Piazza di Spagna 84) sind die
Nummern den Katalogen von 1899 und 1901 entnommen; bei ihm haben
die durch die einfache Zahl bezeichneten Aufnahmen eine Gröfse von
20X26 cm. (normali); das Format album mifst bei ihm iiXi5Vs cm-J
dem Format extra bei Alinari entspricht bei ihm mezzofoglio (30X4° cm.);
dann kommt foglio mit 42X56 cm. Bei Moscioni (Rom, Via Condotti 76)
bezeichnet die einfache Zahl Photographieen von ca. 2oX25 cm- Gröfse;
ebenso bei Rocca (Rom, Via Babuino 92 B 93); bei beiden sind die anderen
Formate, wenn vorhanden, besonders angegeben. Über die Photographieen
des Instituts s. Arch. Anzeiger 1897 S. 137!!".
r
Braccio nuovo.
Die Erbauung dieses Teiles wurde 1806 von Pius VII.
beschlossen, kam aber wegen der darauf erfolgten Besetzung
Roms durch die Franzosen und der Abfuhrung des Papstes
erst 1817 nach Plänen des Architekten Raffaei Stern zur
Ausführung; die Eröffnung fand gegen Ende 1821 statt.
Wappen und Inschrift Pius VII. aufsen über der Eingangs-
thür, seine von Canova ausgeführte Büste in dem Halbrund
hinter der Statue des Nil zwischen Nr. 100 A und 103 A
(Taf. XVI u. XVII).
Gerhard-Platner S. 87 f. (s. dort auch Über die Herkunft der ver-
schiedenen Säulen).
Die erste officielle Beschreibung wurde 1822 ausgegeben:
Giuseppe ed Alessandro d'Este Elenco degli oggetti
esistenti nel Nuovo Braccio del Museo Chiaramonti. Auf sie
ist bei Constatierung des ursprünglichen Bestandes im Ver-
lauf unserer Beschreibung stets stillschweigend Bezug ge-
nommen.
Vatlcan. Katalog I.
Mosaiken aus schwarzen und weifsen
Marmorsteinen.
Im Fufsboden sind antike Mosaiken eingelassen; von
ihnen stammen die aus schwarzen und weifsen Marmor-
steinen zusammengesetzten alle von den Ausgrabungen bei
Tor Maranci vor Porta S. Sebastiano, die vom 4. April 1817
bis zum 12. April 1823 im Auftrage der Herzogin von
Chablais, Maria Anna, der Tochter Victor Amedeo III.,
Königs von Sardinien, unter Leitung des Marchese Luigi
Biondi, des Bildhauers Vescovali und des Greg. Castellani
stattfanden. Die Errichtung der dort blofsgelegten Gebäude,
eines Hauses der Munatia Procula und eines der Numisia
Procula, läfst sich nach Bleiröhren, Ziegelstempeln und
Marmorinschriften in die Zeit von 123 bis 165 n. Chr. datieren
(siehe CIL VI 1465 cf. 31 661). Über den Verbleib der dort
gefundenen Sculpturen, Gemälde und eines kleineren Mosaiks
vgl. die Bemerkungen zu Galleria dei candelabri Abt. III.
Die Mosaiken wurden schon 181 7 von Pius VII. erworben.
Guattani Memorie enciclopediche VI S. 119fr. u. 137; VII S. 19 ff.;
Biondi I Monuitienti Amaranziani an verschiedenen Stellen; Gerhard-
Platner S. 88 f.; Canina Via Appia I S. 92 f.; Braun Ruinen und Museen
Roms S. 258; Heibig S. 1.
Sie sind alle stark restauriert, die Restaurationen im
einzelnen aber, wie mit wenig Ausnahmen bei allen Mosaiken,
nicht zu erkennen. Vgl. Biondi S. 4. Unberechtigt ist es
indes, wenn sie in der Beschreibung Roms »Nach-
ahmungen c der bei Tor Maranci gefundenen Originale ge-
nannt werden (vgl. Villet u. Overbeck a. d. unten a. O.).
a und c) Mafse: 5,58/1,79 m.
In der Mitte schwarz umränderte Achtecke und Quadrate
BRACCIO NÜOVO. 3
abwechselnd. In den Achtecken je ein schwarzer, weifs
durchkreuzter Kreis. Im Rahmen schwarzumränderte Kreise;
darin kleinere schwarze, weifs durchkreuzte Kreise. In den
Ecken in besonderem Feld je eine schwarze Rosette.
Beide befanden sich in einem Räume des obersten Stock-
werks im Hause der Munatia.
Biondi S. 13; Pistolesi Taf. I.
b) Mafse: 5,58/6,69 m.
An der einen Schmalseite r. Skylla von vorn gesehen,
mit beiden Händen ein Ruder über dem nach 1. gewendeten
Kopf schwingend. Um die Hüften ein Kranz von Blättern
und Zotteln; darunter drei Vorderteile von Tieren, halb Hund,
halb Delphin (letzteres wohl nur durch die Ergänzung);
jedes packt einen nackten Gefährten des Odysseus. L. steigt
ein grofser Fisch-Schwanz empor. (Sehr ähnliche Composition
auf einer Bronzeschale aus Boscoreale im British Museum;
Walters Catal. of bronzes S. 162 PI. XXV.) L. und über
Skylla je ein Delphin. Weiter 1. in der Ecke ein Meer-Greif.
An der 1. Langseite oben Ino mit Kestos und wehendem
Schleier, sonst nackend, auf Meerungeheuer nach 1. R. über
ihr im Mittelpunkt nackter Knabe nach r. auf delphinartigem
Fisch, mit Stab in der R. (wohl ursprünglich Dreizack) rück-
wärts stofsend (vielleicht Palaimon oder Melikertes). An der
r. Langseite oben Schiff des Odysseus nach 1.; Delphinskopf
am Vorderteil; Mast mit Segel und Fähnchen. Am Mast
gebunden Odysseus, nackend. Ein Ruderer, ein Steuermann.
L. darüber Felseninsel mit stehender Sirene, Saiteninstrument
im 1. Arm (kaum kenntlich). R. Felseninsel mit Baumstrunk.
Gefunden in einem Hof des untersten Stockwerks im
Hause der Munatia.
Guattani S. 120; Biondi S. 4 u. 5fr. Taf. I; Pistolesi Taf. I; Villet
Annali d.i. 1843 S. 200 Anm. 2; Ritschi Ino Leukothea (Rhein. Jahrb.
XXXVII) S. 88ff. Taf. II 3; Overbeck Gallerie heroischer Bildw. S. 755
Nr. 6, S. 794 Nr. 69, S. 798 Nr. 82; Schirmer bei Röscher Mythol.
Lexikon II Sp. 2016; Was er Skylla u. Charybdis S. 142.
d und f) Maafse: 5,58/1,34 m.
In der Mitte eine zweihenklige Vase (Krater), aus der
nach jeder Seite eine Rebe hervorwächst, in der je zwei
Vögel von den Trauben essen.
4 BRACCIO NÜOVO.
Gefunden in einem Zimmer des untersten Stockwerks im
Hause der Munatia.
Guattani S. 121 ; Biondi S. 13; Pistolesi Taf. I.
e) Mafse: 5,625/5,645 m.
In der Mitte, jetzt fast ganz verdeckt von der Basis der
Basaltfase Nr. 39, die Reste eines tanzenden Paares: Satyr
mit Thyrsus 1., r. Mänade mit wehendem Gewand. Darum
Arabesken, die von den Ecken ausgehen und dort je eine
Gestalt umgeben: nach r. laufender Satyr mit Schlauch und
Gewandstreif auf der Schulter; Satyr mit Gewandstreif und
Thyrsus im Motiv der Matteischen Amazone; Knabe mit
Köcher und Gewandstück, sich kränzend; Knabe mit Gewand-
stück (über den Kopf gelegt?) im Motiv des Diadumenos.
Rahmen mit gedoppelten Blättern.
Gefunden in einem Raum des obersten Stockwerks im
Hause der Munatia.
Guattani S. 120 (?); Biondi S. 2 u. 12 f.; Pistolesi Taf. I.
g Und i) Mafse: 5,58/1,79 m.
Mäander-Motiv; dazwischen doppelt umrahmte Vierecke
mit Rosetten. Im Rahmen Spiral-Motive; in den Ecken je
eine Rosette wie bei a u. c.
Gefunden in zwei Zimmern des untersten Stockwerks im
Hause der Munatia.
Guattani S. 120; Biondi S. 4; Pistolesi Taf. I.
h) Mafse: 5,58/6,675 m.
In der Mitte ein vom Rücken gesehener Triton nach r.
gewandt; bekränzt, eine Trompete blasend, die die R. hält;
im 1. Arm eine Keule. Um ihn von r. unten beginnend:
Meerwolf (?), Meerpferd, Meergreif (s. Biondi S. 39), Delphin,
Meerstier.
Gefunden in einer Badeanlage im Hause der Numisia.
Vgl. über analoge Funde P. Visconti in Memorie romane
1824 II S. 10.
Guattani S. 122; Biondi S. 37k; Pistolesi Taf. I.
In dem Halbrund hinter der Statue des Nil:
BRACCIO NUOVO. 5
Viereckiges Mosaik aus vielfarbigen Marmor-
steinen.
H. u. Br. 4,48 m.
Weifser Grund. In der Mitte ein Lorbeerkranz mit
grünen und braunen Blättern und roten Früchten. Darin
ein Bild der ephesischen Artemis: Kopf, Hände, Füfse fleisch-
farben; Turmkrone, Haare braun; Schleier rot; Brustschmuck
gelb mit grünem Kranz; Umhüllung des Körpers gelb mit
roten Ringen und grünen kelchartig emporstehenden Blättern;
über jedem Ring ein kleiner Schild aus Pavonazzetto. Über
Artemis ein Adler mit Blitz in den Fängen, beide braun.
Ringsum von 1. unten an : Bäumchen mit länglichen Blättern,
braun; Hahn (gelb, grün, rot) n. 1. mit rotem Zweig im
Schnabel; Vogel n. r. mit rotem Rücken-, grünem Bauch-
gefieder, gelbem Schnabel an einer roten Frucht am Boden
pickend; grünes Schilfgewächs; Ente (grün, braun, rot, schwarz,
gelb) n. 1.; Vogel n. r. mit rötlichem Leib, einem roten, einem
braunen Flügel, Schwanz, Schnabel braun, Kopf blau; Olive,
Stamm braun, Laub grün; Vogel n. 1., Rücken blau, Brust
rötlich, Schnabel schwarz; Kranich n. r. mit kleiner Schlange
im Schnabel, braun; Eiche, braun, grau, grün; Ente n. 1., mit
dem Schnabel die Brust krauend, braun u. grau; Eule n. r.,
braun u. grau. Im Rahmen (schwarz umrändert) Arabesken
von Palmetten in der Mitte der Seiten und von den Ecken
ausgehend; rot, braun, grün, gelb, blau, schwarz. In den
Ecken in elliptischen roten und schwarzen Rahmen je ein
geflügelter Blitz (Keil braun, Strahlen schwarz, Flügel grau).
Gefunden 1801 zu Poggio Mirteto im Sabinerland. Seit
1822 an seinem jetzigen Platz.
E. Qu. u. P. Visconti in Memorie romane 1824 I S. 9 ff. mit Taf.;
Pistolesi Taf. I.; Gerhard-Platner S. 89f.
i. Hermenfigur des Dionysos (Taf. I).
H. (ohne die moderne Basis) 1)875. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt aus Gyps: Kopf und Hals (Abgufs des Herakles -Kopfes
Museo Chiaramonti Nr. 693), Saum des Gewandes am Hals, r. Unterarm
mit Stütze (Spuren einer antiken Stutze Über und unter der jetzigen am
Fell), Flicken im Mantel und 1. Oberarm aufsen, Rand des 1. Ärmels fast
ganz, an der L. Teil des Gelenks, Daumen, Zeigefinger, kleiner Finger bis
auf Spitze (im Zusammenhang mit dem Goldfinger erhalten) und die Spitzen
der beiden übrigen Finger. Diese aufserdem in der Mitte gebrochen;
die Brüche mit Gyps verschmiert. Der Herrn enschaft ist in eine moderne
Basis aus Marmor eingelassen. Abgebrochen Teile des Mantels auf
beiden Schultern und unten (an der 1. Körperseite unten am vorderen Zipfel
des Mantels hinten der Rest einer kleinen Stütze für den hinteren abge-
brochenen Zipfel), die vorn herabhängende Tatze des Fells.
Vollkommen ausgeführter männlicher Oberkörper. Der
Übergang in den Hermenschaft verhüllt durch das Gewand.
Feiner Ärmelchiton (^sipi8o)To? xi™»v) mi* tief herabhängendem
Bausch gegürtet; darüber ein grofses Pantherfell um Hüften
und 1. Schulter gelegt und mit einem breiten Band gegürtet;
eine Chlaina aus derberem Stoff mit Salkante ist um r. Schulter
und Achsel geschlungen , bedeckt Rücken und Nacken und
hängt mit zwei Zipfeln vor und hinter der 1. Schulter herab.
R. Arm gesenkt; 1. Unterarm vorgestreckt. Die L. ist von
Marmor und sicher antik; doch ist ihre Zugehörigkeit zu der
Herme zweifelhaft. Der Marmor scheint nicht ganz identisch
und die Arbeit geringer als an dem Übrigen. Eine Ein-
plattung an einer Faltenhöhe des Mantels neben der Hand
scheint für diese eine andere Haltung vorauszusetzen. Der
Kopf war augenscheinlich eingesetzt. Die Deutung gegeben
durch Fell (vgl. Dionysos Hope, Clarac 695, 1614 [s.
Kieseritzky Kaiserl. Eremitage Nr. 156] und Dionysos
vom Monument des Thrasyllos in Athen, Brunn-
BBACCIO NÜOVO I. 2. 7
Bruckmann 119; vgl. Reisch Griecb. Weihgeschenke S. 125)
und Gewand (s. Amelung bei Pauly-Wissowa Real-Ency-
klopädie IV 2215; Benndorf, Jahreshefte des österr. arch.
Inst. 1899 S. 261 Taf. V). Nach Analogien und der Haltung
der Arme zu schliefsen, müfste die Rechte den Kantharos,
die Linke den Thyrsos gehalten haben. Wenn durch einen
Fund auf Melos (Journal of hellen, studies 1898 S. 74fr.
Fig. 6) die Möglichkeit gegeben ist, dass diese Herme,
wie die sehr ähnliche dort entdeckte, den Kopf eines
Hierophanten getragen habe, so bringt das principiell
keinen Unterschied in Bezug auf Deutung und Ergänzung
mit sich, denn hier wie dort wäre der Priester unter dem
Bilde des Gottes dargestellt gewesen (vgl. Nr. 47).
Die Arbeit ist römisch, aber sorgfaltig und gut. Die
Darstellung des feinen Linnenchiton entspricht der in der
zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts üblichen Art. Auch die
Salkante am Mantel ist für diese Zeit charakteristisch. Da-
gegen entsprechen die hohe Gürtung und die reichen Falten-
motive des Mantels (Augen; vgl. den Mantel des Diomedes
in München, Brunn-Bruckmann 128) mehr der Weise
des 4. Jahrhunderts. Das Original, das jedenfalls in Marmor
gearbeitet war, wird also in der Übergangszeit vom 5. zum
4. Jahrhundert oder von einem neuattischen Eklektiker ge-
schaffen worden sein. Vgl. Giardino della Pigna Nr. 234.
Pistolesi Taf. V; Gerhard-Platner S. 105 Nr. 136.
2. Römische männliche Porträtbüste (Taf. I).
H. 0,70 m. Gelblicher, ziemlich grobkörniger Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, r. Schulter mit Armstumpf, kleiner Flicken
unterhalb des Mantelknopfes, 1. Schulter mit grofsem Teil der Brust und
dem entsprechenden unteren Teil des Halses in mehreren Stücken. Ge-
brochen der Kopf. Der Hals bei Bruch und Ergänzung überarbeitet.
Oberfläche verwittert; Ohren bestofsen.
Oberarmbüste (erhalten mit Fufs und Indextäfelchen
mit Voluten), bekleidet mit Tunica und Paludamentum, das
mittels eines verzierten Knopfes auf der r. Schulter gehalten
wird; darauf ein halb nach der r. Schulter gewendeter Jüng-
lingskopf mit rundem wohlgenährten Gesicht, breitem Mund mit
8 BRACCIO NÜOVO 3. 4-
vollen Lippen, Augen, die mit den inneren Winkeln tief, den
äufseren flach liegen, ganz niedriger Stirn, in die das lange,
schlichte Haar in voller Masse gekämmt ist; blöder, böser
Ausdruck. Geringe Arbeit hadrianischer Zeit (?).
Gerhard-Platner S. 105 Nr. 135.
3. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. I).
H. 0,715. Feinkörniger gelblicher Marmor: die Qualität des Marmors bei
Kopf und Büste nicht genau Übereinstimmend (nach der Beschreibung der
Stadt Rom und d'Este Nuovo Br actio S. 75 Nr. 134 der Kopf aus Palom-
bino, die BUste aus weifsem Marmor).
Ergänzt fast die ganze Nase, r. Braue fast ganz, Teil der linken,
beide Ohrläppchen, Flicken in der 1. Wange unten und der Haartour Über
dem r. Auge, der Hals vorne ganz, hinten der untere Teil, viele Falten-
höhen, BUstenfufs mit Indextäfelchen. Kleine Sprünge im Innern Teil der
r. Braue und der Oberlippe. Die Oberfläche auf dem Oberschädel ver-
wittert, im Gesicht geputzt.
Auf eine antoninische weibliche Oberarmbüste ist
der Kopf einer Frau in den mittleren Jahren gesetzt,
nach seiner Frisur aus der Zeit der jüngeren Faustina;
leichte Wendung nach der r. Schulter; längliches Gesicht
mit unbedeutendem Kinn; ziemlich breiter, geschlossener
Mund mit schmalen Lippen und leise lächelnden Winkeln;
kleine, mit blödem Ausdruck erhobene Augen mit dicken
Lidern; Augensterne und Pupillen eingegraben; die Brauen
durch Striche angegeben; niedrige flache Stirn; die Haare
gescheitelt und in stark gewellten Massen über die oberen
Teile der Ohren zurückgestrichen, hinten in ein mäfsiges
Nest zusammengeflochten. Die Arbeit am Kopf sorgfaltig,
an der Büste schlecht.
Gerhard-Platner S. 92 Nr. 134.
4. Römische männliche Porträtbüste (Taf. I).
H. des Ganzen 0,78 m., des Kopfes 0,28 m. Marmor des Kopfes dunkel-
grau mit grofsen rotbraunen Flecken. Die Büste besteht aus Peperin, der
belegt ist mit Platten von verde, rosso und giallo antico.
Ergänzt Nase, beide Brauen, Ränder beider Ohren, Hinterkopf,
Unterteil des Halses, BUstenfufs mit Indextäfclchen. Die Büste bis auf
Flicken antik.
Auf einer hadrianischen Panzerbüste mit Paludamentum
(auf der r. Schulter geknöpft) modern aufgesetzt der gerade-
BRACCIO NUOVO 5. 9
aus gerichtete Kopf eines bejahrten Mannes mit knochigem
hageren Gesicht, festgeschlossenem breiten Mund mit
schmalen Lippen, tiefen Furchen in den Wangen, grofsen,
ruhig geöffneten Augen, niedriger faltiger Stirn; die schlichten
Haare sind nach vorn gekämmt. Der Kopf ist ein gutes
Porträt republicanischer Zeit
Gerhard-Platncr S. 105 Nr. 133; Bernoulli Römische Ikono-
graphie I S. 157 Nr. 9.
5. Karyatide (Taf. II).
H. (ohne Basis) 2,23 m. Grofskrystallinischer grauer streifiger Marmor.
Ergänzt Kopf mit Hals und Schulterlocken bis auf die auf den
Schultern aufliegenden Teile, von diesen das Ende der äufseren Locke vor
der 1. Schulter, viele Flicken an den Faltenhöhen, beide Unterarme (der r.
ohne, der 1. mit Ellenbogen) mit den Händen und dem von der L. ge-
fafsten Bausch des Mantels, beide Füfse, soweit sie sichtbar sind, Saum des
Gewandes hinten, Basis. Sehr bestofsen. Auf der Oberfläche der Basis
vorne links die Inschrift: 1823. C. C. 43 (Jahr der Erwerbung für den
Vatican durch den Cardinale Camerlengo, Inventarnummer).
Jugendlich weibliche, aufrecht stehende Figur; r. Stand-
bein; 1. Fufs leicht zur Seite und vorgesetzt; Sandalen; Peplos
tief gegürtet mit Bausch, der unter dem Apoptygma sichtbar
wird; Mantel auf beiden Schultern befestigt; beide Arme
herabhängend; die L. fafst den Mantel; im Nacken starke
Haarmasse; vor jeder Schulter zwei lange gedrehte Locken.
Der Oberkopf umwunden von Flechten; über der Stirn
Haarschleife; auf dem Kopf capitellartiger Aufsatz mit
Perlenschnur oben.
Die Figur ist eine schlecht gearbeitete, im Oberkörper
verschmälerte Copie der vom Erechtheion stammenden, jetzt
im British Museum befindlichen Karyatide (Brunn-Bruck-
mann 176), die am Erechtheion in der vorderen Reihe an
zweiter Stelle von links stand. Die Modelle für die Er-
gänzung hat der Überlieferung nach Thorwaldsen gearbeitet,
als die Figur Anfang 1824 mit Nr. 44, 56, 62 u. 71 an ihren
jetzigen Standort gebracht wurde (1822 stand hier die jetzt
im Museo Chiaramonti als Nr. 297 befindliche Jünglingsstatue).
Eine an sich zuverlässige Überlieferung meldet über die Her-
kunft der Statue, dafs sie aus dem Palazzo Paganica stamme.
IO BBACCIO NUOVO 5.
einem an Piazza Paganica gelegenen Teil der Palazzi Mattei
(Dodwell s. u.; P. Visconti bei Cardinali s. u.). Dies
wird dadurch bestätigt, dafs Piranesi in seinem 1778 er-
schienenen Werke Vasi candelabri cippi II Taf. 68 eine
Karyatide abbildet, die mit unserer in allen wesentlichen
Punkten übereinstimmt und sich damals im Palazzo Mattei
all' OImo befand. Die Piazza dell1 Olmo war der nach
dem jetzigen Corso Vittorio Emanuele zu gelegene Teil der
Piazza Paganica (Nolli Pianta di Roma Nr. 887; der Pal.
Paganica ebenda Nr. 1006). Auffallend scheint zunächst nur,
dafs Piranesi der Figur einen dem heutigen ganz analogen
Kopf gegeben hat. Doch war dieser Typus des Karyatiden-
Kopfes schon den Künstlern des 16. Jahrhunderts bekannt,
da er in der Stanza d'Eliodoro verschiedentlich verwendet
worden ist. In den Vatican ist die Figur i. J. 1823 aus dem
Besitz des Malers Camuccini gekommen, der sie augen-
scheinlich schon 181 5 Wagner für die Glyptothek angeboten
hatte (Urlichs Glyptothek S. 67 »eine sehr beschädigte
Karyatide, angeblich von der Akropolis«). Dem gegenüber
bedeutet die zuerst bei Braun auftauchende Angabe, die
Figur sei in den Vatican aus dem Palazzo Giustiniani ge-
kommen, nichts; augenscheinlich ist sie, wie auch Braun
angiebt, nur eine Combination, begründet auf den Glauben,
dafs die Karyatide von der Akropolis stamme, auf die Ver-
bindungen der Giustiniani mit Griechenland und die Existenz
zweier verwandter Figuren im Palazzo Giustiniani (Matz-Duhn
Antike Bildwerke in Rom Nr. 1363 u. 1364. Vgl. die gleiche
Combination bei Nr. 62). Von diesen ist jedoch die erstere
(jetzt im Besitz des Herrn Jacobsen in Kopenhagen) wohl eine
Karyatide gewesen, aber sie stimmt mit keiner der Figuren vom
Erechtheion genau überein ; am ähnlichsten ist sie unserer Statue,
so dafs man in ihr höchstens eine ungenaue Copie der gleichen
Karyatide vermuten könnte. Die zweite, die in Stellung und
Gewandung mit der zweiten Karyatide von rechts in der
vorderen Reihe am Erechtheion übereinstimmt (Stuart-
Revett The antiquities of Athens II Chap. II PI. XIX.
Müller-Wieseler Denkmäler d. alten Kunst I Taf. XX 101),
hat keine Schulterlocken, wodurch ihre Verwendung als
Karyatide zweifelhaft wird, und ist von anderem (feinkörnigem
BRACCIO NÜOVO 6. II
gelblichen) Marmor.*) Endlich sind in der grofsen Pu-
blication der den Giustiniani gehörigen Sculpturen, der
Galleria Giustiniana, wohl die beiden genannten Statuen,
aber nicht die vaticanische abgebildet, ein Beweis, dafs
diese, wenn sie je im Palazzo Giustiniani war, jedenfalls
dorthin nicht mit den beiden anderen gelangt ist Demnach
sind alle Hypothesen müfsig, die auf die Zusammengehörig-
keit dieser Figuren, die Herkunft aus dem nahe dem
Pantheon gelegenen Palazzo Giustiniani begründet worden
sind — es ist unrichtig, wenn Braun im Bull. d. I. den
Palazzo Paganica »situato nelle adiacenze del Pantheon«
nennt — , um sie mit den bei Plinius n. h. XXXVI 38 ge-
nannten Karyatiden des Diogenes im Pantheon des Agrippa
zu identificieren , ebenso wie die Versuche, die Statuen in
dem uns erhaltenen Pantheon unterzubringen, seitdem dieses
als ein Bau des Hadrian nachgewiesen ist. Die Karyatiden
des Diogenes sind aller Wahrscheinlichkeit nach bei dem
Brande, der den Bau des Agrippa unter der Regierung
Trajans zerstörte, zu Grunde gegangen.
Dodwell Reise durch Griechenland, Ubers. v. Sickler I 2 S. 178;
Cardinali Memorie romane 1825 S. 295; Pistolesi Taf. V 2; Nibby II
Taf. XLIV; Clara c 445, 814 C; Gerhard Hyperboreisch-röm. Studien I
S. 116; Gerhard-Platner S. 105 Nr. 132; Stephani Philologus V S. 178;
Brunn Geschichte d. griech. Künstler I S. 548; Braun Bullettino d. I. 1853
S. 36 f.; Ders. Ruinen u. Museen Roms S. 229 Nr. 1; Benndorf Archäol.
Zeitung 1866 S. 231; Schreiber Die ant. Bildw. d. Villa Ludovisi S. 164;
Lanciani Notizie degli scavi 1881 S. 265fr.; Schreiber Göttinger gel.
Anzeigen 1882 I S. 6271".; Ders. Arch. Zeitung 1883 S. 200 ff; Michaelis
Preuss. Jahrbücher LXXI S. 2 10 f.; Ray et Monuments de l'art ant. I Taf. 41
Brunn-Bruckmann 177; Heibig Nr. 1.
Photographie Alinari 6529 (4); Anderson 1332(3); Moscioni 2301 ;
Rocca 814; 405 U (cab.).
6. Römische männliche Porträtbüste (Taf. I).
H. 0,82 m. Marmor des Kopfes feinkörnig und bräunlich, der Büste
feinkörnig und gelblich.
Ergänzt Nase, Ränder beider Ohren, Ohrläppchen, Flicken in Stirn,
Brauen und Wangen; von der Büste das Halsstück mit r. Schulter, r. Arm-
*) Eine Replik derselben Karyatide ist die früher im Palazzo
Cepparelli zu Florenz, jetzt im Museo archeologico ebenda befindliche, bei
12 BRACCIO NUOVO 7.
stumpf, StUck der 1. Brust unten mit dem Zipfel des Paludamenium,
Büstenfufs mit Indextäfelchen. Das Antike mehrfach gebrochen, und vielfach
bestofsen.
Der Kopf mit Vollbart und ziemlich dichtem Haupthaar
(nur über der Stirn gelichtet) leicht zur r. Schulter gewendet;
Brauen durch Striche angegeben; Augensterne und Pupillen
eingegraben; im Bart Bohrerarbeit; gutes Porträt aus anto-
ninischer Zeit. Die Büste bekleidet mit Panzer und ge-
franstem Paludamentum, das auf der rechten Schulter ge-
knöpft ist, stammt ebenfalls aus antoninischer Zeit; sorg-
faltige Arbeit. Beide Teile gehören nicht zusammen wegen
der Verschiedenheit des Marmors.
Pistolesi Taf. V; Gcrhard-Platner S. 105 Nr. 131.
7. Kopf der Melpomene auf moderner Büste
(Taf. I).
H. d. Ganzen 0,64s vn., d. Kopfes 0,30 m. Weisser feinkörniger Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, Flicken im Ansatz der r. Braue und in der
Stirn, r. Oberlid, Oberlippe, Teil der Locken neben der r. Wange, Unter-
teil des Halses mit Kehle, die ganze Büste. Wenige Lockenenden abge-
stofsen. Das Gesicht vollkommen tiberarbeitet. Sprünge in seinem
unteren Teil. In den Haaren einige Reste rötlicher Farbe.
Replik des Kopfes der Melpomene im Musensaal Nr. 499
auf einer nach dem Oberkörper jener Statue copierten,
modernen Büste. Die Haare auf dem Ober- und Hinterkopf
nicht ausgearbeitet; doch ist im Nacken das Band, das die Haare
umschlingt, angegeben, und die Locken darunter sind ausge-
arbeitet. Ob ein Kranz, wie er sich bei dem Exemplar im
Musensaal findet, in Bronze angefügt war, ist unsicher, da sich
keine Löcher zur Befestigung vorfinden. Im National-Museum
zu Athen (Nr. 193) ist eine weitere Replik des Kopfes ohne Kranz
(Friederichs- Wolters Nr. 1444; abgeb. bei Collignon Histoire de
la sculpt. gr. II Fig. 286). Auch der Kopf der Replik im Thermen-
Museum zu Rom (vgl. Sala delle Muse Nr. 499) ist unbekränzt,
während eine aus dem Besitz der Borghese stammende, jetzt
in Ny-Carlsberg befindliche Replik (Katalog von 1898 Nr. 308)
ebenso wie die im Musensaal einen Kranz von Weinlaub
Dütschke Ant. Bildw. in Oberitalien II Nr. 414 beschriebene Figur. Vgl.
Schreiber a.a.O.
BRACCIO NUOVO 8. 13
trägt Über analoge Abweichungen der einzelnen Repliken
von einander vgl. hierselbst Nr. 120 und Museo Chiaramonti
Nr. 652. In diesem Fall dürfte die Wahrscheinlichkeit dafür
sprechen, dafs der Kopf des Originals bekränzt war. Ge-
ringe, decorative Arbeit, beeinträchtigt durch die moderne
Überarbeitung des Gesichtes.
Gerhard- Platner S. 105 Nr. 130; Amelung Die Basis des
Praxiteles aus Maotinea S. 41 Anm. 2.
8. Männliche bekleidete Statue mit Kopf des
Kaiser Commodus (Taf. II).
H. 2,45 m- Marmor des Körpers feinkörnig und weifs (pcntelisch),
der des Kopfes feinkörnig und gelblich.
Ergänzt Nasenspitze, untere Hälfte des Halses mit Bruststück, Stück
des Chiton am Rande oben, r. Arm von der Mitte des Oberarms mit Hand,
1. Unterarm vom Mantel an mit Hand, Lanze, viele Faltenhöhen des Mantels
(besonders am Ansatz des r. Armes), grosse Stücke des Chiton am Rand
vor dem r. Bein und hinten, der 1. Unterschenkel mit Fufs bis auf die
Zehen, Ecken der Basis unter der 1. Ferse, die beiden vordersten Zipfel
am Stiefel des r. Beines und der hinterste mit einem Stück der Wade, zwei
grosse längliche Stücke im Stamm hinten und an der Seite. Flicken von
Gyps am äufseren r. Knöchel, dem r. Fufs aufsen und sonst. War dicht
oberhalb des Stammes gebrochen. Im r. Unterschenkel lange Sprünge,
zum Teil verschmiert. Die Oberfläche sehr verwaschen. Stark über-
arbeitet der 1. Oberarm aufsen, das Ende des Mantels unter dem 1. Arm,
die Beine und besonders Stamm und Basis. Am Stamm und 1. Oberschenkel
Spuren moderner Aufschrift mit roter Farbe.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs mit erhobener
Ferse seitwärts und rückwärts gesetzt; Stamm neben dem
r. Bein; r. Arm gesenkt; 1. Unterarm vorgestreckt; 1. Hand mit
senkrecht aufgestellter Lanze ergänzt; Kopf leicht zur 1. Schulter
gewendet. Bekleidet mit einem kurzen, tief gegürteten Ärmel-
chiton (xetpi8«*Toc Xlt(*>v)*> e*n Mantel (^Xaiva) hängt mit einem
Ende hinten über die r. Schulter herab, ist dann unter der
r. Achsel durch, um Rücken und 1. Unterarm geschlungen, über
den innen das andere Ende herabhängt; an den Füfsen hohe
geschnürte Stiefel mit ausgezacktem Rand oben (£v8pou.töes).
Da die Figur auch ursprünglich einen eigens gearbeiteten,
in den Halsausschnitt eingefügten Kopf getragen hat, so
wäre aus der Verschiedenheit des Marmors von Kopf und
14 BEACCIO NÜOVO 8.
Statue noch nicht darauf zu schliefsen, dafs der Kopf nicht
zu der Figur gehöre: dies wird vielmehr bewiesen durch die
bei Guattani erhaltene Nachricht, dass die Figur, als sie sich
noch im Giardino Aldobrandini befand, den Kopf eines
Kriegers trug. 1805 stand sie in ihrem heutigen Zustand im
Studio Pierantonj.
Die Deutung der Figur als Jäger gründet sich auf die
Tracht. Mit Unrecht; sie wird auch von Jägern getragen
worden sein, war aber nicht für sie allein charakteristisch;
wir finden z. B. dieselbe Tracht, abgesehen von der Chlaina,
bei verschiedenen Reitern des Parthenonfrieses (Michaelis
Parthenon 13, XXXV 108, XXXIX 122, XLII 133). Die
einzelnen Teile, wie xetpi8a>Tic xiTC"v uncI 4v8pojuöec sind ur-
sprünglich barbarisch; durch die Kriege Alexanders drangen
sie vollends in die griechische Mode der vornehmen Stände
ein (vgl. Amelung bei Pauly-Wissowa Real-Encyklopädie
III Sp. 2210 f.). Jedenfalls mufs also die Figur auch ur-
sprünglich einen Portratkopf getragen haben.
Dafs die Arbeit an der Figur sehr schlecht ist — die
Rückseite ist nur angelegt — , wird besonders klar durch den
Vergleich mit einer sehr schön gearbeiteten Replik des Torso
im Vestibolo Rotondo des Belvedere Nr. 5, bei der aufser-
dem die Tracht mit gröfserer Sorgfalt und jedenfalls dem
Original entsprechender wiedergegeben ist: wir bemerken an
ihr über dem Chiton mit Ärmeln noch einen ärmellosen.
Der Stil dieser Replik (s. daselbst) entspricht dem Stil aus der
zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. Das Original wird
demnach einen vornehmen Griechen jener Zeit dargestellt
haben, vielleicht einen aus der Umgebung Alexanders, wo-
für die Ausfuhrung römischer Copien sprechen würde.
Der Kopf stellt den Kaiser Commodus in reifen Jahren
dar, was von Bernoulli mit Unrecht in Zweifel gezogen
worden ist. Leichte Wendung nach der 1. Schulter. Die
Arbeit ist relativ gut. Augensterne und Pupillen sind ein-
gegraben. Bart und Haare vorne sind mit Hülfe des Bohrers
ausgearbeitet; die Haare hinten nur angelegt. Den Körper
mit einem Kopf dieses Kaisers auszustatten, ist man angeregt
worden durch Cass. Dio LXXII 17 und die Überlieferung
von der Neigung des Commodus zum Jagdsport.
BBACCIO NUOVO 9. IO. 15
Guattani Monumenti antichi inediti 1805 Taf. XXVI S. 122 ff.; Pisto-
lcsiTaf. VI; Nibby II Taf. XLI; Clarac 961,2472; Gerhard-Platner
S. 105 Nr. 129; Heibig Nr. 2; Bernoulli Rom. Ikonographie II 2 S. 234
Nr. 52 und S. 239.
Photographie Alinari 6540 (2); Anderson 1348 (3); Moscioni 2304;
1426 (cab.); Rocca 1979 (Kopf).
9. Kopf eines Dacers (Taf. I).
H. 0,92 m. (Scheitel-Bartspitze 0,49 m.). Feinkörniger gelblicher Marmor
mit braunen Stellen.
Ergänzt untere Hälfte der Nase, r. Hälfte der Unterlippe, Ende des
Kinnbartes, Enden des Haarschopfes über der Mitte der Stirn, einzelne
Lockenenden an beiden Seiten, unterer Teil des Halses und Büste. Die
Bartlocken bestofsen. Das Gesicht geputzt.
Wirres volles Haupthaar; dichte, plastisch ausgeführte
Brauen; Schnurrbart; kurzer Backenbart, längerer Kinnbart.
Das Gesicht zeigt den von den Reliefs der Trajanssäule her
bekannten dacischen Typus. Nach der Schwellung des 1.
Kopfnickers zu schliefsen, war der Kopf leicht zur 1. Schulter
gewendet. Haare und Ohr sind auf der r. Kopfseite nur an-
gegeben; der Hinterkopf nur abbozziert. Der Kopf sollte also
nur schräg von seiner 1. Seite her gesehen werden. Gefunden
kurz vor 1837 auf dem Forum des Trajan, zu dessen Deco-
ration die Figur, die den Kopf trug, gehört haben mufs.
Vgl. Nr. 118 u. 127.
Pistolesi Taf. VI; Nibby II Taf. XL VII; Gerhard-Platner S. 105
Nr. 128; Baumeister Denkmäler des klass. Altertums I S. 250 Fig. 232;
Brunn-Bruckmann 178; Zimmermann Allgemeine Kunstgeschichte I
S. 317 Abb. 246; Heibig Nr. 3; Winter Kunstgeschichte in Bildern
I. Abt Taf. LXXXIII 3.
Photographie Anderson 1353 (2).
10. Kopf der Athena auf moderner Büste (Taf. I).
H. d. Ganzen 0,79 m., d. Kopfes (Helmspitze — Kinn) 0,30 m. Feinkörniger
weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Hinterkopf, Hals, Büste (Fufs aus Giallo antico). Der
Kamm des Helmes z. T. beschädigt.
Kopf geradeaus gerichtet; Haare in Strähnen seitwärts
gestrichen; Schläfenlöckchen; korinthischer Helm mit vorne
abgestumpften Spitzen (der Rand ist beiderseits Schnecken-
l6 BRACCIO NUOVO II.
förmig aufgerollt) und Kamm, in dem sich ein ziemlich
grofses Loch zur Befestigung eines Busches findet. In den
Augenöffnungen des Helms sind die darunter liegenden Haare
angedeutet. Auf der modernen Büste Aegis und Mantel.
Ganz schlechte charakterlose Arbeit.
Gerhard-Platner S. 105 Nr. 1J7.
11. Statue des Silen mit dem Dionysosknaben
(Taf. II).
H. 1,995 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt an dem Silen: Rand und Spitze des r. Ohrs, die Epheu-
blätter auf der r. Kopfseite, Teile der Blätter auf der 1. Seite, Teil des r.
Auges und Oberlides, Teil der Bartlocken an der r. Wange, r. Armansatz,
1. Schulter, Finger der 1. Hand (bis auf das unterste Glied des Zeigefingers),
Daumen, Zeigefinger, kl. Finger der r. Hand und die beiden vorderen
Glieder der zwei übrigen Finger, r. Hüfte, Teil des Schwanzes, Flicken im
1. Hinterbacken, gröfsere Stücke im r. Oberschenkel und Knie, kleinere im
1., Stück am Ansatz des r. Fufses und seine Zehen, 1. Fufs mit Knöchel,
Basis, untere Hälfte des Stamms (bis zur Höhe der Kniee) mit der unteren
Stütze, grofser Teil von dem am tiefsten herabhängenden Stück des Fells
mit der oberen Stütze und den beiden benachbarten Astansätzen, die vorne
herabhängende Pfote (vom Arm an), der anstofsende Rand des Fells mit
der gröfseren unteren Hälfte des Kopfes; an dem. Kind: Nasenspitze mit 1.
Nasenflügel, Teile beider Lippen, 1. Seite des Oberkopfes mit dem 1. Auge,
beide Arme mit Schultern, 1. Bein mit Hinterbacken, r. Fufs. Sehr viele
Brüche im Hals unten, in Armen, Händen, Bauch und Beinen.
Farbenreste: rotbraun in Bart und Haaren des Silen und den
Haaren des Kindes, dunkelgrün (fast schwarz) auf den Blättern der Kränze,
braun auf dem Fell, rotbraun auf dem Stamm.
Die Oberfläche hat unter Zusammensetzen und Überarbeiten sehr
gelitten.
Silen, kenntlich am Schwanz, tierischen Ohren und Epheu-
kranz, lehnt mit dem 1. Ellenbogen auf einem von einer
Weinrebe umrankten Stamm; er steht fest auf dem r. Fufs
und setzt den 1. vollkommen entlastet gerade vor; über den
1. Unterarm hängt ein Bocksfell; mit beiden Händen hält er
quer vor der Brust ein Knäbchen, das am Epheukranz als
Dionysos kenntlich ist; es schlingt den r. Arm um den I.
Oberarm des Silen und erhebt den 1. zu dem Kopf des
Alten, der sich zu ihm herabneigt. Die Arbeit war gut, ist
aber durch die zahlreichen Ergänzungen und Überarbeitung
stark beeinträchtigt.
BRACCIO NUOVO 12. \*J
Die Figur wiederholt ein berühmtes Original, von dem
sich mehrere Wiederholungen erhalten haben (Fried erichs-
Wolters Bausteine Nr. 1430; Klein Praxiteles S. 395 ff.).
Das Motiv der Stellung entspricht dem des ausruhenden
Herakles des Lysipp (Löschcke Verhandl. d. 43. Vers,
deutsch. Philol. u. Schulmänner zu Köln S. 159), in dessen
Kreis das Werk auch durch den Realismus in der Dar-
stellung der Körper gewiesen wird. Bisher sind zwei Ver-
suche gemacht worden, das Original mit einem überlieferten
Werk zu identificieren : von Welcker (Akad. Kunstmuseum
zu Bonn S. 24) mit einem von PI in. n. h. XXXVI 29 ohne
Künstlernamen genannten — tertius (seil, satyrus) ploratum
infantis cohibet — , wogegen die Thatsache spricht, dafs das
Kind nicht weint (vgl. Petersen Annal. d. I. 1863 S. 391
Anm.), und von Klein (a. a. O. S. 402) mit dem Sym-
plegma des jüngeren Kephisodot (PI in. n. h. XXXVI 24); da
aber Plinius unter Bezugnahme auf dieses Werk eine andere
Gruppe stark erotischen Inhalts alterum in terris symplegma
nobile nennt (a. a. O. 55), so ist klar, dafs das Wort auch an
erster Stelle nicht einfach Gruppe bedeuten kann, sondern
dafs das Symplegma des Kephisodot ebenfalls erotischen
Inhalts war.
Das vaticanische Exemplar stammt ebenso wie das in
der Münchener Glyptothek befindliche aus dem Palazzo
Ruspoli in Rom, dessen Sammlung 181 1 aufgelöst wurde
(Urlichs Glyptothek S. iof.). Seit 1822 an seinem Platz.
Pistolesi T.VII; Nibby II T.XII: Gerhard-Platner S. 105 Nr. 126;
Braun Ruinen und Museen Roms S. 231 Nr. 2; S. Reinach Repertoire
de la statuaire II I S. 64 Nr. 7; Hei big Nr. 4.
Photographie Alinari 6659 (3); Anderson 1449 (3); Moscioni 2290;
Rocca 785; 1973 (Oberteil).
12. Römische männliche Porträtbüste (Taf. I).
H. 0,945 m' Feinkörniger weifser Marmor mit bräunlichen Stellen.
Ergänzt halbe Nase, I. Braue, Flicken in der r., abstehende Teile
beider Ohren, unterer Teil des Halses mit Brusteinsatz, r. Schulter, Nacken,
grofse Stücke in der wagerechten Contabulatio der Toga unten und in
der Mitte, die ganze 1. Brusthälfte darunter, BUstenfufs mit Indextäfelchen.
Sprung in der Unterlippe.
Vatican. Katalog I. 2
l8 BRACC10 NUOVO 13.
Auf einer Oberarmbüste mit Tunica und Toga mit drei-
facher Contabulatio (s. darüber zuletzt Wilpert Un capitolo
di storia del vestiario S. 7 in der Zeitschrift L'arte 1899
fasc. III — V; die ältere Litteratur ebenda S. 3 Anm. 1) der
Kopf eines Mannes in den mittleren Jahren, lebhaft nach der
1. Schulter gewendet; längliches Gesicht mit freundlichem
klugen Ausdruck; kurzes Lockenhaar; kurzer Schnurr- und
Vollbart; tiefliegende Augen; Brauen plastisch; Augensterne
und Pupillen eingegraben; die Haare sind vorne mit Hülfe
des Bohrers ausgearbeitet. Kopf und Büste können zusammen-
gehören. Beide aus dem 3. Jahrh. nach Chr. und von guter
Arbeit.
Gerhard-Platner S. 105 Nr. 125.
13. Kopf der Athena oder Roma (Taf. III).
H. d. Ganzen 0,935 m., d. Kopfes (Ilelmspitze-Kinn) 0,40 m. Gelblicher
feinkörniger Marmor mit einzelnen bläulichen Stellen.
Ergänzt Nase, Lippen, Kinn, Stück der r. Braue und des r. Ober-
lides, 1. Ohr mit Teil der Haare und der entsprechenden Seite des Helmes,
Hinterkopf, Hals und Büste. Das Gesicht ganz überarbeitet.
Rundes volles Gesicht; die Unterlider umrändert (ebenso
die modernen Lippen); Haarsträhnen zur Seite über die Ohren
gestrichen; grofse Schläfenlöckchen; Nackenschopf im An-
satz hinter dem r. Ohr erhalten; attischer Helm; am vorderen,
diademartig geformten Rand Palmetten-Ornament in Relief,
darüber eine Reihe kleiner gebohrter Löcher (die jedenfalls
für sich zur Verzierung, nicht, wie Michaelis a. unten a.O. meint,
zur Aufnahme von Bronzezieraten dienen sollten); am Helm
Rankenornament in Relief; oben in der Mitte Spuren eines
Tieres mit Pranken (eine Einbettung, ein Loch, wohl zur Be-
festigung des Busches, und eine Pranke erhalten); an der r.
Seite daneben eine unförmliche Masse, jedenfalls auch Spuren
eines Tieres (die entsprechende Stelle auf der anderen Seite
ergänzt). Ganz leichte Neigung zur 1. Schulter. Die Arbeit
an den unberührten Teilen decorativ; sie erinnert an vier in
der Ausführung allerdings weit bessere Köpfe: Kriegerkopf
in Berlin (Beschreibung der antiken Skulpturen Nr. 960);
Kriegerkopf, ehemals im Palazzo Torlonia in Rom (Matz-
:
BRACCIO NUOVO 14. 19
Duhn Antike Bildwerke in Rom Nr. 1199); Kriegerkopf,
ehemals in Catajo (Dütschke Antike Bildwerke in Ober-
italien V Nr. 605; Arndt-Bruckmann Griech. und röm.
Porträts Nr. 43); Kopf des Mars oder Romulus bei Barracco
in Rom (Strena Helbigiana S. 19). Die gleichen Eigen-
heiten in Formengebung und Wiedergabe der decorativen
Einzelheiten am Helm begegnen uns an Reliefs der traja-
nischen Epoche, z. B. denen am Constantinsbogen (vgl. das
Relief im Louvre Salle de Septime Severe Nr. 1079, Clarac
144, 326; die in der Beschreibung der Berliner Skulpturen
a. a. O. genannten Reliefs vom Bogen des Claudius in Villa
Borghese, Mon. d. I. X 21, weisen die oben geschilderten
stilistischen Eigentümlichkeiten nicht auf).
Gerhard -Platner S. 105 Nr. 124; Michaelis Parthenon S. 283
Taf. 15 Nr. 33 (r. Profil).
14. Panzerstatue des Augustus (Taf. II).
H. 2,04 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Teil des 1. Ohres, Teil der 1. Schulter, kleines Stück am
Rand des Brusteinsatzes, Rand der r. Schulterklappe und unterer Teil der
1. mit Knopf, Finger der r. Hand bis auf den Goldfinger, Zeigefinger der
1. Hand, Sceptcr, der am tiefsten herabhängende Zipfel des Mantels, Teile
des Rückens, Teil des Gewandes über dem Delphin hinten, Schwanzflosse
und Schnauze des Delphins, die Zehenspitzen am r. Fufs des Amor, auf
dein Panzer ein Teil des r. Unterarms des römischen Feldherrn. Die
Plinthe ist in eine moderne Basis eingelassen. Gebrochen war der
Rücken mit dem Hinterteil der Schultern mehrfach, die äufsere Hälfte der r.
Schulter, der r. Arm am Rande des Panzers, am Gewände, am Ellenbogen
und an der Handwurzel, der r. Goldfinger, das r. Bein oberhalb des Knöchels,
der r. Fufs in der Mitte (zugleich war das darunter liegende Stück Plinthe
von dem übrigen abgebrochen), das 1. Bein unter dem Knie (die Bruch-
linie umschreibt die Wade) und der 1. Fufs in der Mitte. Die Bruchstellen
vielfach mit Gyps geflickt.
In dem r. Arm und 1. Bein fanden sich Eisen , die darauf deuten,
dafs diese Teile schon im Altertum gebrochen waren und wieder angesetzt
worden sind. Die Annahme, dafs der r. Arm damals ergänzt worden sei,
ist unwahrscheinlich, da man hierzu, wie stets bei Ergänzungen geschehen
ist, die alte Bruchfläche glatt zubehauen hätte, wovon keine Spur zu er-
kennen ist.
Farbenreste: Haare bräunlich: Augensterne von einem rötlichen
Kreis umzogen; an den Fransen der Ärmelklappen gelb und dunkelblau;
an den Ärmeln, den Lederstreifen darüber und dem obersten Teil der
2"
20 BRACCIO NUOVO 14-
Panzerfläche rosa; an dem Caelus Mantel, Bart und Haar rot, Wange
gelb, die Wolken um ihn blau; Gewand des Sol rosa; Wagen gelb, Rand
des Rades blau; Mähnen des Gespanns gelb, Geschirr braun und blau;
Gewand der Thaugöttin rosa, Flügel oben blau, an den Spitzen* gelb,
Kopfschmuck rot und gelb; an der Aurora Mantel und Gewand rosa,
Haare rötlich, Fackel gelb; an der sitzenden Figur dieser Seite Haare
rötlich, Kleidung rosa, Eber bräunlich; an der anderen Haare rotbraun,
Mantel blau, Gürtel, Schuhe, Schwertscheide und Bänder rosa, Griff gelb,
Sitz braun; an dem römischen Feldherrn Helm blau, Lederklappen des
Panzers abwechselnd blau und rosa, Untergewand rosa, Mantel rot, Hund
braun; an dem Parther Haare bräunlich, Obergewand rosa, Untergewand
blau, ebenso die beiden unteren runden Scheiben des Feldzeichens, Köcher
und Bogen rosa; an dem Apollon Gesicht gelblich, Gewand rosa, Leyer
gelb; an dem Greifen die Flügel oben blau, an den Spitzen rosa; an der
Tellus Haare braun, Tympanon gelblich; an der Artemis Haare goldgelb,
Gewand rosa, Hirsch rotbraun; an dem Mantel und Untergewand des
Augustus und den Lederstreifen des Kollers rosa, den Fransen gelb und
blau; an dem Stamm braun; an den Haaren des Eros rotbraun.
Der Kopf ist besonders gearbeitet und eingesetzt. Die Augäpfel sind
an der Stelle der Augensterne abgeplattet. Die nackten Teile leicht geglättet,
das übrige, besonders das Gewand gerauht. In Haar und Bart des Caelus,
in den Locken des Sol, dem Lockenschopf der 1. Provinz und Haar und
Bart des Parthers finden sich kleine Bohrlöcher. Die Brustwarzen nicht
nur am Panzer, sondern auch am Amor umzirkelt. Das Gewand und der
Delphin an der Rückseite gar nicht ausgeführt. Hieraus (vgl. unten die
Bemerkungen über die Rückseiten des Panzers), wie daraus, dass sich im
Rücken der Rest eines eisernen Stabes findet, mittels dessen die Figur an
der Hinterwand befestigt war, kann man schliefsen, dafs die Statue einst,
wie heute, in einer Nische stand.
Der Kaiser ist aufrecht stehend dargestellt; r. Standbein;
der 1. Fufs schreitend mit erhobener Ferse seitwärts und
etwas zurückgesetzt; r. Arm erhoben und vorgestreckt;
1. Arm liegt gebeugt am Körper an; der Kopf aufrecht und
leicht zur r. Schulter gewendet. Bekleidet mit einer bis zur
Mitte der Oberschenkel reichenden Tunica, die nur an Armen
und Beinen sichtbar wird; darüber Lederkoller mit läng-
lichen umränderten Streifen an Armen und Unterleib, deren
jeder mit einer doppelten Reihe schnurartig gedrehter Fransen
besetzt ist; darüber der augenscheinlich in Metall gedachte
Panzer, den Formen des Körpers entsprechend gebildet;
Schulterklappen mit Scharnier oben; an den Seiten ist der
Panzer verschnürt (Schleifen unter den Achseln). Ein Mantel
ist mit einem Ende über den 1. Unterarm beim Ellenbogen
BRACCIO NUOVO 14. 21
mit dem Zipfel nach innen gelegt, dann um den 1. Arm,
den Rücken unten, die r. Hüfte gezogen und mit dem
andern Ende wieder über den 1. Unterarm mit dem Zipfel
nach aufsen gelegt. Die 1. Hand hielt ein stabartiges Attribut
(in der Ergänzung ein Scepter), das in die Falten auf dem
Unterarm eingebettet war und dann am Oberarm anlag.
Neben dem Stamm hinter dem r. Bein aufsen ein abwärts
stofeender Delphin, auf dessen Rücken ein kleiner Amor
reitet, das Gesicht leicht nach der Seite der 1. Schulter er-
hoben; 1. Arm nach oben, r. nach unten gestreckt; in die
geschlossene 1. Hand ist vorn und hinten ein rundes Loch
eingebohrt, jedenfalls für die beiden Teile des Stiels einer
kleinen Peitsche (vgl. Strena Helbigiana S. 4). Relief-
schmuck des Panzers: Auf den Schulterklappen je eine
der Mitte zugekehrt sitzende Sphinx mit einer erhobenen
Vordertatze, das Gesicht dem Beschauer zugekehrt; darunter
je eine Rosette mit Ring. Auf dem Brustteil oben Caelus
bis zum Nabel aus Wolken aufragend, bärtig, nackend, mit
beiden seitwärts erhobenen Händen einen wehenden Mantel
segelartig ausspannend; sein Kopf etwas zur r. Schulter ge-
neigt; darunter Sol von 1. nach r. auf einem zweirädrigen
Wagen mit Viergespann fahrend; er trägt über einem
Ärmelchiton den langen, ärmellosen Chiton griechischer
Wagenlenker und die Chlamys gürtelartig mit flatternden
Enden um den Leib geschlungen; die L. hält die Zügel, die
R. holt augenscheinlich zu einem Schlag mit der Peitsche
aus; rechts schwebt in der gleichen Richtung ein geflügeltes
Mädchen im Peplos, den Kopf rückwärts, wendend, mit der
gesenkten R. das Gewand fassend, in der seitlich erhobenen
L. einen Krug haltend — die Göttin des Morgenthau's;
ihr Kopf gleicht in der Frisur dem der Artemis Nr. 38 auf-
gesetzten Kopf; die Figur wird von Robert (Hermes XXXV
S. 664) als »Morgenwolke« gedeutet; doch ist es wahrschein-
licher, dafs in ihr die ständige Erscheinung des Morgenthau's,
als eine für den Morgen nicht durchaus charakteristische und
nicht immer vorhandene Erscheinung einer Morgenwolke
personificiert sei; über ihr wird der Oberkörper der von ihr
getragenen Aurora mit Band im Haar und Schopf sichtbar;
sie sitzt nach 1. gewandt, in der L, eine grofse Fackel haltend,
22 BRACCIO NUOVO 14-
die R. auf dem oberen Rand des r. Flügels der Tragenden;
ihr Mantel wird im Bogen hinter ihr emporgeweht. Rechts
und links vom Nabel des Panzers stehen sich auf be-
sonderen Bodenleisten zwei Figuren gegenüber; 1. ein jugend-
licher Krieger nach r. gewandt mit rundem Helm (geformt
nach Art der attischen Helme mit niedrigem Kamm), hohen
Stiefeln mit Randbesatz, die die Zehen freilassen, Tunica
bis zu den Knieen, Lederkoller mit Streifen, Panzer mit
Metallklappen, Cingulum mit Schwert (von der L. am Griff
gehalten), Paludamentum auf (Jer r. Schulter geknüpft;
r. Standbein; die R. nach rechts geöffnet ausgestreckt; neben
der r. Schläfe legt sich ein Büschel Haare an den Rand des
Helmes; diese der römischen Mode widersprechende Einzel-
heit, die dagegen an griechischen Aresköpfen häufig ist, so-
wie der ideale Typus des Gesichtes sprechen dafür, dafs die
Figur, in der man sonst Augustus selber hat erkennen
wollen, Mars darstellt. Hinter ihm steht ein Hund nach r.,
die Vorderfüfse vorgesetzt, den Kopf vorgestreckt, die Ohren
zurückgelegt; Hunde waren dem Ares-Mars heilig wie der
Wolf, für den man das Tier auch hat erklären wollen; doch
fehlen ihm die für dieses Tier charakteristischen sträubigen
Haare am Hals (vgl. Dilthey Jahrb. des Vereins v.
Altertfr. im Rheinl. LIII S. 37 Anm.). Rechts steht mit r.
Standbein ein Barbar mit dichtem Haupthaar und Vollbart,
Schuhen, Hosen, kurzem, gegürteten Ärmelchiton und
Köcher an der 1. Hüfte; er hält schräg vor dem Körper in
der rückwärts gesenkten L. und der vorwärts erhobenen R.
ein römisches Feldzeichen mit drei runden Scheiben am
Schaft und einem mit ausgebreiteten Flügeln sitzenden
Adler auf der Spitze; zu diesem ist das Gesicht des Barbaren
erhoben. R. von ihm, etwas erhöht, sitzt eine jugendliche
Gestalt nach 1. auf einer Bodenerhöhung in gebückter
Haltung, die Füfse über einander gelegt; Schuhe, Hosen,
Ärmelchiton, Mantel auf der 1. Schulter geknüpft; in den in
langen Locken herabfallenden Haaren ein Band; die auf dem
1. Oberschenkel ruhende L. hält eine leere kurze Schwert-
scheide, die erhobene R. eine Trompete, die in einen
Drachenkopf mit mäfsig geöffnetem Rachen ausgeht; links
unten, z. T. von den Füfsen verdeckt, auf einem von unten
BRACCIO NUOVO 14. 23
nach oben sich verbreiternden Untersatz ein nach r. stehender
Eber — augenscheinlich der oberste Teil eines Feldzeichens
(eine wagerechte Linie über den Borsten des Ebers be-
deutungslos; sie ist wohl bei der Arbeit stehen geblieben
und verschwand ehedem unter der Farbe). Dieser Figur
entsprechend eine andere in gleicher Haltung nach r. sitzend,
das Gesicht in die erhobene Hand des aufgestützten 1.
Armes gelegt; Schuhe mit Bändern, Hosen, kurzer, gefranster,
gegürteter Ärmeichiton, gefranster Mantel auf der r. Schulter
geknüpft; die langen Haare hinten in einen Schopf aufge-
bunden; der r. Ellenbogen auf das r. Knie gestützt; die r.
vorgestreckte Hand hält ein Schwert, dessen verzierter Griff
in einen Vogelkopf endigt, mit Scheide und Gehänge.
Unter dieser Figur auf einem Greifen seitlich nach rechts
reitend Apollon, das Gesicht nach der Mitte gewendet, mit
Haarschopf hinten, langem Gewand und Mantel, mit dem 1.
Arm die Kithara haltend, die R. auf den r. Flügel des
Tiers legend. Ihm entspricht rechts Diana auf einem Hirsch
seitlich nach 1. reitend, das Gesicht nach der Mitte gewendet;
Haarschopf hinten, Peplos, Köcher über der 1. Schulter sicht-
bar; der 1. Arm hält eine grofse Fackel, der r. greift um
den Hals des Tieres. In der Mitte unten lagert auf be-
sonderem Boden nach 1. gewendet Tellus auf den 1. Ellen-
bogen gestützt, das Antlitz leicht erhoben; die Haare, mit
Schopf hinten, von Ähren umkränzt; Chiton und Mantel, der
den r. Oberarm und den Oberkörper bedeckt; die erhobene
R. hält ein Füllhorn, dessen dünnes Ende auf dem 1. Ober-
schenkel ruht; über dem r. Schienbein wird ein Gegenstand
wie ein Baumast sichtbar, hinter dem r. Fufs ein um-
rändertes Rund — wohl ein Tympanon — und links darüber
aufragend ein Mohnkopf; vor der L Hüfte am Boden
hockend, einander zugewandt, zwei nackte Kinder, die
Armchen erhebend.
Über der r. Hüfte hinten ist an dem Panzer noch in
Flachrelief gebildet ein Tropaion; an einem Baumstamm
oben runder Helm mit Knopf oben und herabhängenden
Backenklappen, darunter Panzer und eine quer gebundene
Drachentrompete (mit aufgerissenem Rachen), unten zwei
Beinschienen. Darüber wird ein grofser 1. Flügel sichtbar,
24 BRACCIO NÜOVO 14.
zu dem die Figur nicht etwa abgearbeitet ist, sondern nie
vorhanden war. Das Weitere war also den Blicken
des Beschauers durch die Aufstellung entzogen. Die
Phantasie konnte sich das Bild zu einer Victoria ergänzen.
Bienkowski (s. unten) hat dieses Tropaion falschlich in
Zusammenhang mit der sitzenden Trauernden vorne 1. ge-
bracht. Durch die Gebärden der beiden Mittelfiguren vorne
wird klar ausgesprochen, dafs der Barbar im Begriff steht,
das Feldzeichen dem Mars zu übergeben. Demnach handelt
es sich um eine symbolische Darstellung der Rückgabe der
Feldzeichen, die die Parther in der Schlacht bei Karrhä
(i. J. 53 v. Chr.) den Legionen des Crassus abgenommen
hatten (die Rückgabe i. J. 20 v. Chr.). Der eine durch Haar-
wuchs, Bart und Kleidung als Barbar charakterisierte Parther
vertritt sein Volk, wie Mars, in dessen Tempel die Feld-
zeichen aufbewahrt wurden, das römische (vgl. Ovid FastV
58off.). Diese Rückgabe wurde als ein besonders rühmlicher
Erfolg der Augusteischen Politik gefeiert und deshalb an
dem Panzer des Kaisers dargestellt. Auf ähnliche Ereignisse
müssen auch die beiden Figuren r. und 1. von der Mitte
deuten. Nach der Frisur der linken zu urteilen, sind beide
weiblich und nach Analogie derNationes, die einst den Neptuns-
Tempel schmückten — weibliche Figuren in der für die Frauen
oder Männer des betreffenden Volkes charakteristischen Tracht
— , haben wir in ihnen die Vertreterinnen von zwei barbari-
schen Teilen des Reiches zu erkennen. Die Vereinigung der
Attribute der rechten — Eberstandarte, Drachentrompete,
kurzes Schwert — giebt ihre Trägerin als Gallia zu erkennen
(vgl. S. Rein ach Bronzes figur^s de la Gaule romaine
S. 255f.; Bertrand Revue archeologique 1894 I S. I58ff).
Die Kürze des Schwertes verbietet an eine germanische
Bevölkerung zu denken (vgl. Heibig a. unten a. O.). Die
linke ist an dem Schwert, dem gladius Hispaniensis, als
Hispania kenntlich; sie ist durch kostbarere Kleidung ausge-
zeichnet, was dem höheren Kulturzustand der Keltiberer im
Verhältnis zu den Galliern entspricht. Die Art, wie die
Figur das Schwert hält, deutet auf Übergabe. Im Jahre 21
v. Chr. sind die Keltiberer durch Agrippa entwaffnet und
endgültig unterworfen worden. Der letzte grofse Aufstand
BRACCIO NUOVO 14. 2$
eines gallischen Stammes, der Aquitaner, ward im Jahre 28
oder 27 v. Chr., als Augustus bereits den Imperatorentitel
führte, durch M. Valerius Messalla niedergeworfen. Die
vollständige Beruhigung beider Provinzen aber vollzog
sich erst durch die Neuordnung während eines mehrjährigen
Aufenthalts, den der Kaiser in ihnen nahm.* Nachdem er
i. J. 13 v. Chr. zurückgekehrt war, wurde zur Feier dieses
Erfolges i, J. 9 v. Chr. die Ära Pacis geweiht, wie i. J. 19
v. Chr. nach der Rückkehr aus dem Osten der Altar der
Fortuna redux. Auf die glückliche Bezwingung von Ost und
West, die dem römischen Reich nach langer Zeit wieder
Ruhe gab, deutet also die mittlere Reihe der Relief-Figuren.
Apollon und Diana sind als die beiden Lieblingsgcttheiten des
Kaisers — Apollon war zudem der Schutzgott des julischen
Hauses — hinzugefügt, denen ein Hauptteil der i. J. 17 v. Chr.
gefeierten Säcularspiele galt; sie entsprechen in Gewandung
und Attributen den Statuen des Skopas und Timotheos,
die Augustus im palatinischen Apollontempel aufstellen liefs
(vgl. Amelung Rom. Mitteilungen 1900 S. 199fr.). Die
übrigen Gestalten repräsentieren die Elemente, wobei die
ausführliche Darstellung des Sonnenaufgangs vielleicht nicht
ohne Bedeutung ist, da sie auf den Beginn der neuen Zeit
durch Augustus weisen kann. Dafs die Erde mit ihren
Segnungen dankbar an dem Glück des vom Kaiser ge-
schaffenen Friedens teilnimmt, ist ein Gedanke, den wir oft
von den Dichtern jener Zeit ausgesprochen hören (vgl. be-
sonders Horatius Carm. IV, 5); vielleicht sind mit den
beiden Kindern geradezu die Zwillinge Romulus und Remus
gemeint und soll nicht schlechthin die Erde, sondern der
Orbis Romanus dargestellt sein (v. Duhn bei Domaszewski
a. unten a. O.). Die Sphinx wird ohne besondere Bedeutung
wappenartig auf den Klappen angebracht sein; doch sei
daran erinnert, dafs Augustus mit dem Bild einer Sphinx zu
siegeln pflegte (Sueton. Aug. 50). Nach den inhaltlichen
Bezügen der Panzerreliefs, wie nach dem ganzen Habitus der
Statue zu schliefsen, soll Augustus hier als Imperator dar-
gestellt werden; deshalb hätte der Ergänzer ihm besser eine
Lanze statt eines Scepters in den 1. Arm gelegt. Die Ge-
bärde des r. Armes ist die eines Redners; der Kaiser hält
26 BRACCIO NÜOVO 14.
eine Adlocutio an seine Truppen (vgl. Cichorius Die
Reliefs der Trajanssäule Bild X, LI, LIV). Dieser realistischen
Vorstellung widerspricht die Zugabe des Delphins mit dem
kleinen Amor, der auf die Herkunft des julischen Geschlechtes
von Aphrodite anspielt, und die Nacktheit der Füfse, die an
Panzerstatuen nicht ohne Beispiel ist: vgl. Clarac 337, 2413
(Trajan aus Gabii im Louvre, Salle des Antonins 1150;
Bernoulli Rom. Ikonogr. II 2 S. 76 Nr. 6); 936 D 2486 B
(sog. Geta in Villa Albani; Visconti Descript. de la Villa
Alb. Nr. 318; Bernoulli a. a. O. II 2 S. 201 Nr. 5); 936 E
2362 A (sog. Germanicus im Lateran; Benndorf-Schöne
Die ant. Bildw. d. lat. Mus. Nr. 204); 964, 2449 A (Marc
Aurel; Monum. Gabin. Nr. 19); 964, 2481 (sog. Septimius
Severus; Furtwängler Glyptothek Nr. 331). Vgl. auch die
Figur des Drusus d. J. (?) auf dem Relief von S. Vitale in
Ravenna (Bernoulli Rom. Ikonogr. II 1 Taf. VI). Durch diese
Einzelheit den Kaiser in eine ideale Sphäre zu erheben
(vgl. v. Rohden Bonner Studien S. 10), kann nicht die Ab-
sicht des Künstlers gewesen sein; er hätte dann das ganze
Motiv anders gestaltet, d. h. den Kaiser in ruhiger Haltung
als Triumphator, nicht als Imperator in einer bestimmten
practischen Action dargestellt. Nun finden wir aber nackte
Füfse neben vollständiger Rüstung häufig auch auf griechischen
Darstellungen mythischen Inhalts oder aus dem Leben (z. B.
der sog. Herakles und Teukros aus den Giebeln von
Ägina, Furtwängler a. a. O. Nr. 77 u. 84; Parthenonfries,
Michaelis Parthenon Taf. 9, VI 11; 12, XII 47, XXII 65;
andere Gerüstete auf dem Fries tragen hohe Stiefel; Grab-
stein des Aristonautes, Griech. Grabreliefs Nr. 1151
Taf. CCXLV; viele Figuren auf den Friesen von Magnesia,
Clarac 117 D — I; auch hier andere Gewaffnete mit Fufsbe-
kleidung. Auch auf italischem Boden begegnen wir in älterer
Zeit der gleichen Erscheinung (s. S. Reinach Repertoire
de la statuaire II S. 186 ff.). Es kann demnach in älterer Zeit
weder in Griechenland noch in Italien etwas Ungewöhnliches
gewesen sein, einen Krieger in Rüstung, aber mit blofsen
Füfsen zu sehen, und so werden auch die Bildhauer des
Augustus und der übrigen, oben aufgezählten Panzerstatuen
in diesem Punkte nur älterer Tradition gefolgt sein, wahr-
BRACCIO NUOVO 14. 27
scheinlich griechischer, von der sich der Künstler des
Augustus auch sonst abhängig zeigt (Gewand des Sol;
Göttin des Morgenthaus = Herse oder Pandrosos); unbe-
achtet blieb ihm der Widerspruch, der durch die Ueber-
nahme jenes Zuges in die eigene Schöpfung kam.
Die Ausführung mufs nach dem Jahre 13 v. Chr. erfolgt
sein. Augustus war damals ein angehender Fünfziger.
Diesem Alter entsprechen die Züge des Gesichtes. Die
künstlerische Arbeit ist hervorragend : skizzenhaft an den von
Farbe einst bedeckten Figuren des Panzers, die wie in Metall
getrieben und emailliert wirken sollen, überaus sorgfältig und
etwas überladen in den Faltenmotiven des Mantels, breit und
einfach an Kopf und Extremitäten; der kleine Amor mit
dem Delphin ist ganz flüchtig als Nebensache behandelt.
Die Absicht des Künstlers ging nicht auf monumentale Ein-
fachheit, sondern auf Eleganz, Reichtum und Pracht in der
Erscheinung, wodurch er in der Bildung des Gewandes zu
einer unplastischen Überfülle von Motiven verleitet worden
ist; auch die mannigfach gefärbten Figuren des Panzers
müssen durch ihre zerstreuende Wirkung den monumentalen
Eindruck beeinträchtigt haben.
Gefunden am 20. April 1863 zu Primaporta an der Via
Flaminia in den Ruinen der der Livia Augusta gehörigen
Villa ad gallinas, »dinanzi al fabbricato in un ripiano rivolto
verso il Tevere che probabilmente formava un giorno un
portico o terrazzo avanti alla facciata del palazzo«. Die Figur
ging alsbald in den Besitz des Vatican über, wo sie unter Tene-
ranfs Leitung ergänzt wurde. An ihrer Stelle stand 1822 die
Statue des Asklepios, jetzt Nr. 17 (D'Este Nuovo Braccio S. 72
Nr. 123). 1834 — 1863 stand hier die jetzt im Lateran befindliche
Statue des Antinous (Gerhard- Platner S. 105 Nr. 123).
Henzen Bullettino d.i. 1863 S. 71fr.; Köhler Annali d. I. 1863
S. 432fr.: Monum. d. I. VI— VII Taf. LXXXIV; Garrucci Dissertazioni
archeologiche S. i, Taf. I; O. Jahn Populäre Aufsätze S. 2 59 f. u. 285 ff.
Taf. VI; Rayet Monuments de Part ant. II Taf. LXXI; Baumeister
Denkm. d. klass. Altert. I S. 229 Fig. 183; Bernoulli Rom. Ikonographie II 1
S. 24fr. u. 55 f. , Fig. 2, Taf. I: Gardthausen Augustus u. seine Zeit I 2
S. 827 mit Titelbild u. II 2 S. 278 Anm. 7; Friederichs-Wolters Bau-
steine d. Gesch. d. griech. u. röm. Plastik Nr. 1640; Wroth Journal of
hell, studics 1886 S. 134; Brunn - Bruckmann 225; Kalkmann 53.
28 BRACCIO NÜOVO 15. 16.
Berlin. Winckelmanns-Progr. S. 92 u. 103 Nr. 65; Zimmermann Allge-
meine Kunstgeschichte I S. 309 Abb. 237; Urlichs bei Furtwängler-
Urlichs Dcnkm. gr. u. r. Skulpt. (Handausgabe) S. i7off. Taf. 50; Heibig
Nr. 5; Petersen Vom alten Rom S. 139 Abb. 120; Courbaud Le bas-
relief romain ä representations historiques (Biblioth. des ecoles franc.
d'Athenes et de Rome LXXXI) S. 66 ff. Fig. 1 u. Taf. I; v. Domaszewski
Strena Helbigiana S. 51fr.; v. Bierikowski De simulacris barbararum
gentium apud romanos S. 26 ff. Fig. 2 u. 3 11. S. 100 ; Michon Bulletin de
la soc. des antiquaires de France 1900 S. 214fr.; Winter Kunstgeschichte
in Bildern I.Abt. Taf. LXXX 3; Springer- Michaelis Handbuch der
Kunstgeschichte I S. 387 f. Fig. 603; Reber-Bayersdorf er Skulpturen-
schatt Taf. 296; Luckenbach Abbildungen zur alt. Geschichte S. 67;
ders. Antike Kunstwerke im klass. Unterricht S. 33 ff.
Photographie Alinari 6512 (4), 6513 (Kopf); Anderson 1318 (4):
4008 (Oberteil): 53io(Kopf); Moscioni43i; 431 A; Rocca 777; 2057 (fol.);
398 (cab.); 1934 (Kopf).
15. Römische männliche Porträtbüste (Taf. III).
H. 0,93 m. Feinkörniger, hellgrauer, fleckiger Marmor.
Ergänzt Nase, Nasenwurzel, Brauen, Teil des 1. Oberlides, Flicken in
den Wangen, Unterteil der Ohren, Hals; an der Büste ist nur die 1. Seite antik;
hier wieder erg. Nase der Medusa, Falten oben, Teil des Paludamentum über
dem 1. Armansatz, der Teil unter der Brust mit dem Cingulum. Stück der
Büste mit dem r. Flügel der Medusa und den Locken dieser Seite war ge-
brochen. Das Gesicht und hauptsächlich die Büste stark geputzt. Von
der Angabe der Augensterne nur die Vertiefungen der Pupillen erhalten.
Kopf mit dichtem krausen Haupthaar, langem Vollbart,
faltiger Stirn, leicht zur r. Schulter gewendet; freundlicher, ein-
facher Ausdruck. Panzerbüste mit Paludamentum auf der
1. Schulter und Cingulum; Halsrand des Panzers geschuppt;
in der Mitte vorn Medusenmaske; auf der Schulterklappe Blitz,
unten Löwenkopf und Ring mit Schleife. Sehr starke Bohr-
arbeit in Haar und Bart. Kopf und Büste könnten nach Marmor
und Stil zusammengehören. Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr.
Pistolesi Taf. IX 2; Gerhard-Platner S. 105 Nr. 122; Bernoulli
Rom. Ikonographie III 2 S. 11.
16. Römischer männlicher Porträtkopf
auf moderner Büste (Taf. III).
H. d. Ganzen 0,78 m., d. Kopfes (Scheitcl-Halsansatz) 0,37 m. Grobkörniger
gelblicher Marmor.
Ergänzt halbe Nase, beide Ohren, Kinn mit Spitzbart, Hals und Büste,
pie Ober fläche ziemlich zerfressen, Risse durch Stirn und 1. Auge.
BRACCIO NUOVO 17. 29
Auf einer kleinen modernen Büste mit Untergewand
und Mantel auf beiden Schultern der Kopf eines bejahrten
Mannes geradeaus gerichtet; längliches Gesicht mit starken
Backenknochen; Oberschädel kahl; Haar an den Seiten nach
vorn gestrichen; schwacher Vollbart; kleiner geschlossener
Mund; stark gefurchte Wangen; tiefliegende Augen mit ein-
gegrabenen Augensternen und Pupillen; sorgenvoller, ver-
grämter Ausdruck. Einfache derbe, lebendige Arbeit.
Gerhard-Platncr S. 104 Nr. 121.
17. Statue des jugendlichen Asklepios (Taf. IV).
H. 2,185 m. (mit Basis). Feinkörniger, hellgrauer, streifiger Marmor.
Ergänzt Nase, Unterlippe, r. Unterarm (Hand antik), Finger der r.
Hand, Stütze zwischen Keule und Schenkel, alle freistehenden Windungen
der Schlange bis auf die beiden untersten, die beiden Vorderecken der
Basis. Gebrochen war der ganze Oberkopf, der freistehende Teil des
Schlangenschwanzes. Abgebrochen ist der Himationzipfel, der auf den
Omphalos niederfällt. Die Basis ist neben der Schlange abgeschnitten.
Farbenreste: rotbraun in den Haaren, dunkelrot am Gewand in den von
unten sichtbaren Faltenwindungen auf der 1. Körperseite. Im Ganzen sehr
stark überarbeitet.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; der r. Fufs mit leicht
erhobener Ferse seitwärts und zurückgesetzt; der unbärtige
Kopf leicht zur r. Schulter gewendet; der r. Arm hängt
längs eines keulenartigen Wanderstabes herab, auf den sich
die r. Achsel lehnt und um den sich von unten bis zur Höhe
der Hand eine Schlange windet; er hält unter der Achsel
zugleich das Himation, das zunächst über den 1. Arm mit
Schulter gelegt, dann um den Rücken, unter der r. Achsel
durch um den Leib geschlungen und wieder über den 1. Arm
geworfen ist; die L. stützt sich auf die linke Hüfte und hält
dabei das Himation fest; an den Füfsen starke Sandalen mit
reichem Riemengeflecht. Neben dem 1. Fufs aufsen der
Omphalos mit Netz von Wollenbinden. Der unbärtige Kopf
hat dichtes Lockenhaar, das ganz im Stil der antoninischen
Zeit mit dem Bohrer ausgearbeitet ist.
Durch diese Behandlung der Haare und die starke Über-
arbeitung, die dem Gesichte etwas Individuelles gegeben
hat, erklärt es sich, dafs die Mehrzahl der Gelehrten bisher
30 BRACCIO NüOVO 1 7 .
in dieser Figur, die im übrigen lediglich einen weitverbreiteten
Typus des Asklepios wiedergicbt, das Porträt eines Arztes
hat erkennen wollen, und zwar des Antonius Musa, des Leib-
arztes des Augustus. Die Beziehung auf diese Persönlichkeit
ist aber ausgeschlossen durch den Stil, in dem die Haare
gearbeitet sind, und die Thatsache, dass Antonius Musa bejahrt
war, als er den Kaiser in Behandlung nahm. Bei einem
Porträt aus antoninischer Zeit würde man wieder die Angabe
der Augensterne und Pupillen erwarten. Thatsächlich aber
entspricht alles, was von den ursprünglichen Formen des
Kopfes zu erkennen ist, dem Stil der jüngeren attischen
Kunst, insbesondere der Schule des Skopas (Wülste über
den äufseren Augenwinkeln; Schwellung der Stirn in der
Mitte; feines Oval der Gesichtsform). Dafs man in römischer
Zeit gelegentlich bei der Herstellung von Copien Einzel-
heiten, wie besonders die Haare, dem Zeitgeschmack folgend,
umgestaltet hat, ist nicht ohne Beispiel (vgl. Amelung
Führer Nr. 198). Dem Stil des 4. Jahrhunderts entspricht
ferner die lebendige, faltenreiche Ausführung des Gewandes;
man vergleiche dagegen eine ältere Darstellung desselben
Typus aus dem 5. Jahrh. in Florenz (Amelung a. a. O. Nr. 94).
Endlich erklärt es sich aus dem Streben der zweiten attischen
Schule nach jugendlicher eleganterer Verkörperung der Götter,
dafs auch der Heilgott als Jüngling dargestellt wird.
Der Überlieferung zufolge hat Skopas im Asklepios-
tempel von Gortys in Arkadien den Gott in pentelischem
Marmor jugendlich gebildet (Paus. VIII 28, 1). Mit dieser
Nachricht ist die Figur von Furtwängler zweifelnd in Zu-
sammenhang gebracht worden.
Gefunden kurz vor 1784 auf dem Quirinal «entro il
giardino delle monache barberine, compreso nella regione
VI di Roma antica, nella contrada denominata ad Malum
Punicum» (auf dem Gebiet des heutigen Kriegsministeriums;
Nolli Pianta di Roma Nr. 192; Lanciani Pianta di Roma
Taf. 16). Bis zur Erbauung des Braccio nuovo stand sie im
Museo Chiaramonti (Fea Nuova descrizione I819 S. 88), dann
bis ca. 1834 an Stelle der Augustusstatue; als dorthin der
Antinous von Ostia kam, wurde sie an ihrem jetzigen Standort
aufgestellt, den bis dahin die Statue der Julia Domna als
BRACCIO NUOVO 18. 31
Omphale (Clarac 965, 2484; jetzt in den Magazinen des>
Vatican; Urlichs Glyptothek S. 11; vgl. Sieveking in
Roschers Mythol. Lexik. III Sp. 892) eingenommen hatte.
Die Arbeit ist geschickt, aber hart.
E. Q. Visconti Museo Pio-Clementino II S. 8 nota c; ders. Musee
Pie-Clementin II S. 43 note 1; Pistolesi Taf. VIII; Nibby II Taf. IX;
Clarac 549, 1159; Gcrhard-Platner S. 104 Nr. 120; Panofka Asklepios
und die Asklepiaden (Abbandl. d. Bcrl. Akad. 1845) Taf. III 7; Mtiller-
Wieseler Denkmäler der alten Kunst II Taf. LX Nr. 775; Furtwängler
Meisterwerke S. 520 Anm. 1; Arndt bei Arndt-Amelung Einzel-Aufnahmen
III Text S. 26; Hei big Nr. 6.
Photographie Alinari 6568 (2); Anderson 1372(2); Moscioni 2297 ;
Rocca 776; 1928 (Kopf).
18. Cölossalbüste des Kaiser Claudius (Taf. III).
H. (ohne Fufs) 0,87 m. Grofskrystallinischer gelblicher Marmor.
Ergänzt halbe Nase, r. Ohr fast ganz, Flicken unter dem Kinn,
r. Schulter, fast die ganze Brust bis auf ein Stück der r. Brust mit Brust-
warze und eines der 1. Brust, das an das Gewand anstöfst, Faltenhöhen
des Gewandes, seine unteren und äufseren Partien, die ganze Rückseite der
Büste, Büstenfufs mit Tafel. Die Oberfläche leicht angefressen.
Wendung und leichte Neigung des Kopfes nach der 1.
Schulter, auf der der Mantel aufliegt (oben links zwei Liege-
falten angegeben). Die Fragmente, aus denen die Büste
zusammengesetzt wurde, stammen von einer Colossalstatue
des Kaisers, die ihn augenscheinlich sitzend darstellte. Die
Auffassung ist ernst und würdevoll, die Ausführung sehr gut.
Die r. Brustwarze mit einem Kreis umrissen.
Die Fragmente wurden mit der Colossalstatue des Tiberius
im Museo Chiaramonti Nr. 494 und dem fragmentierten Unter-
teil einer ähnlichen Statue (jetzt Galleria lapidaria Nr. 203)
1796 in Piperno, dem alten Privernum, unter der Leitung von
Gius. Petrini gefunden, in dessen Studio sie zunächst unter-
gebracht wurden. Von dort gelangten sie zur Büste restau-
riert mit dem Übrigen in das Museo Chiaramonti; bei der
Einrichtung des Br. n. kam die Büste an ihren jetzigen Platz.
Über die Zusammengehörigkeit dieser Fragmente mit
dem vorerwähnten Unterkörper gingen die Ansichten bisher
auseinander. Die Frage erledigt sich dadurch, dafs der Kopf
im Verhältnis zu grofs ist.
32 BRACCIO NUOVO 19. 20.
Guattani Monuraenti antichi inediti 1805 S. 8off. Taf. XVI; ders.
Memorie cnciclopediche VII S. 77 Taf. XIV; Fea Nuova descrizione S.90;
Nibby II Taf.XXXII; Gerhard-Platner S. 104 Nr. 119; Bernoulli
Rom. Ikonographie II 1 S. 332 Nr. 3 u. S. 346; Heibig Nr. 7.
19. Jugendlicher weiblicher Idealkopf
auf moderner Büste (Taf. III).
H. des Ganzen 0,67 m., des Kopfes 0,32 m. Feinkörniger weifser Marmor
mit grauen Streifen.
Ergänzt Nase, Teile der Lider, Unterlippe, Stück am Kinn, Büste.
Durchweg stark geputzt.
Auf moderner Büste mit Chiton, der die r. Brust frei-
läfst, und Mantel auf der 1. Schulter ein antiker, jugendlich-
weiblicher Idealkopf mit leichter Wendung und Neigung
nach der 1. Schulter; die Haare einfach zurückgestrichen und
hinten in einem Schopf aufgebunden; ein Band umgiebt den
Schädel. Pathetischer Ausdruck in den Augen, geöffneter Mund.
Sehr geringe Arbeit nach einem Original des 4. Jahrh. v. Chr.
Gerhard-Platner S. 104 Nr. 118.
20. Togastatue mit einem Gypskopf des
Kaiser Nerva (Taf. IV).
H. 2,22 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt aus Gyps: Kopf und Hals bis auf das unterste Stück der
Kehle, r. Arm, soweit er unbedeckt ist, mit dem Rand der Tunica; aus
Marmor: Rücken mit beiden Schultern, 1. Hand mit Rolle und Stück des
Gewandes, die grofse Togafalte unter dem r. Arm, Flicken im Gewand,
1. Knie, die Stütze neben dem 1. Bein, beide Füfse mit Gewand bis etwas
über die Knöchel, Basis. Stark geputzt.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs schreitend zu-
rückgesetzt; Kopf leicht nach der 1. Schulter gewendet; r.
Arm mit geöffneter Hand leicht vorgestreckt; 1. Arm gesenkt;
Rolle in der L. Neben dem 1. Bein aufsen eine stelenartige
Stütze. An den Füfsen calcei senatorii oder patricii (vgl.
no. 26); Tunica; Toga im üblichen Wurf des ersten Jahr-
hunderts der Kaiserzeit. Liegefalten durch Rillen angegeben.
Unbedeutende Arbeit. Der Kopf ist ein Abgufs von Nr. 101a
im Cortile del Belvedere.
Pistolesi S. 76ff.; Clarac 941, 2409; Gerhard-Platner S. 104
Nr. 117; Bernoulli Rom. Ikonographie II 2 S. 68 Nr. 2 u. S. 70.
Photographie Moscioni 1453 (cab.); Rocca 1950 (Kopf).
BEACCIO NUOVO 21. 2 2. 23. 33
21. Römische männliche Porträtbüste (Taf.III).
H. (ohne Fufs) 0,59 m.; Scheitel — Gewandsaum 0,33 m. Marmor des Kopfes
grobkörnig u. gelblich; Marmor der Büste feinkörnig u. gelblich.
Ergänzt Nase, Stück der 1. Braue u. der 1. Wange, Mitte der Ober-
lippe, unterer Teil des Halses, viele Flicken im Gewand, Büstenfufs mit
Indextäfelchen. Die Haare vorne etwas bestofsen.
Kopf eines Mannes in den mittleren Jahren nach der r.
Schulter gewendet; volles wirres Lockenhaar, vorne mit dem
Bohrer ausgearbeitet; kurzer Vollbart; Brauen plastisch;
Augensterne und Pupillen eingegraben. Ernster, trüber Aus-
druck. Der Blick nach der Seite gerichtet Büste mit Arm-
ansätzen, Tunica und Paludamentum auf der r. Schulter ge-
knüpft.
Kopf und Büste können nicht zusammengehören, da der
Kopf etwa aus der Zeit des Caracalia stammt, die Büste aus
trajanischer Epoche. Beide Teile von sehr guter Arbeit.
Pistolesi Taf. IX 3; Gerhard-Platner S. 104 Nr. 116.
22. Jugendliche männliche Büste (Taf.III).
H. d. Ganzen 0,765 m., d. Kopfes 0,25 ro. Marmor des Kopfes grobkörnig
11. gelblich mit braunen Flecken; Marmor der Büste feinkörnig u. hellgrau.
Ergänzt gröfster Teil der Nase, Hals, Büstenfufs mit Indextäielchen.
Sehr stark bestofsen.
Der geradeaus gerichtete Kopf ist eine sehr schlecht
gearbeitete Copie eines Archaischen Jünglingskopfes, dessen
Haartracht der des sog. Omphalos-Apollon entspricht (dichte
Locken um Stirn und Schläfen; zwei Zöpfe um den Schädel
gelegt und oben verbunden). Langes Gesicht mit sehr star-
kem Kinn. Dicke Lider. Augensterne und Pupillen wohl
modern eingegraben.
Die Büste, deren 1. Schulter ein Gewand bedeckt, ist
aus einem Statuenfragment ausgeschnitten. Kopf und Büste
gehören nicht zusammen.
Gerhard-Platner S. 104 Nr. 115.
23. Weibliche Gewandfigur, sog. Pudicitia (Taf. IV).
H. 2,085 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Kopf mit Hals und dem entsprechenden Teil des Himation,
r. Hand mit Teil des Unterarms und Rand des Himation, viele Faltenhöhen
Vatican. Katalog L 3
34 BRACCIO NUOVO 23.
auf der r. Körperseite, unterster Zipfel vor dem 1. Knie, vordere Hälfte des
gr. Zehen am r. Fufs mit oberstem Rand der Sandale, die vier grösseren
Zehen am 1. Fufs mit dem oberen Rand der Sandale, Kleinigkeiten an den
Falten des Chiton.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs ziemlich weit
zur Seite gesetzt. Bekleidet mit zwei Chitonen, von denen
der eine nur über dem r. Fufs sichtbar wird; der obere sehr
stoffreich, nach unten facherartig sich ausbreitend. Beide
von feinem Stoff. Darüber ein Himation aus sehr zartem,
durchscheinenden Zeug, das über den Hinterkopf herabhängt,
beide Schultern bedeckt und fest um die Arme geschlungen
ist, von denen der 1. dicht an den Körper und quer vor den
Leib gelegt ist, sodafs die 1. Hand an der r. Hüfte ruht und
den Eilenbogen des r. Armes stützt, dessen Hand nach dem
Antlitz zu erhoben ist, wo sie den in breiter Faltenmasse
von hier nach dem 1. Knie herabfallenden Rand des Hima-
tion fafst. Natürlich müsste diese Hand ebenfalls vom Hima-
tion bedeckt sein, was der Ergänzer nicht bedacht hat; eine
von ihr jetzt verdeckte Bruchstelle beweist zudem, dafs sie
nicht so hoch erhoben war; so ist denn auch bei der in Villa
Mattei befindlichen Replik (s. unten) die ungebrochen erhaltene
Hand unter dem Gewand verborgen; vgl. auch das Brustbild
einer Frau auf einem Grabstein im Palazzo Mattei (an der
Westseite des Hofs zunächst der Loggia scoperta; wohl
Matz-Duhn Ant. Bildwerke in Rom Nr. 3831). An dem r.
Oberarm durch das Himation hindurchschimmernd ein
Schlangen-Armband. An den Füfsen sehr hohe, oben und
unten umränderte Sandalen, eine spätere Abart der »tyrrhe-
nischen Sandalen« (vgl. Reisch bei Heibig Nr. 1361). An
dem modernen Kopf sind die Haare zur Seite der Stirn
einfach zurückgestrichen und von einem hohen Diadem um-
rahmt, auf dem eine Palmettenverzierung in Flachrelief
angegeben ist.
Die Arbeit ist an den vom Himation bedeckten Teilen
sehr elegant, weniger gut an den sichtbaren Teilen des Chiton;
im Ganzen mehr auf decorativen Gesamteindruck, als feine
Wirkung des Einzelnen berechnet. Der Vorwurf, den man der
Arbeit gemacht hat, die r. Schulter sei vernachlässigt, ist unbe-
rechtigt. Die Schulter ist thatsächlich ganz vorhanden. Die
BRACCIO NUOVO 23. 35
Schuld an dem Irrtum der Beurteiler liegt in der jetzigen Auf-
stellung; die Figur müfste so gestellt sein, wie sie die ältesten
Publicationen zeigen, d. h. der r. Fufs gerade auf den Beschauer
zu gerichtet stehen; dann erscheint neben der r. Hand die
Schulter und es verschwindet die nicht vollkommen ausge-
arbeitete Falte neben dem 1. Fufs. Aufserdem müfste der
Kopf etwas weiter nach der r. Schulter hin gedreht sein,
wofür auch die erhaltenen Falten des Himation im Nacken
sprechen. Wirklich vernachlässigt ist die r. Brust, die unter
dem r. Arm nicht so vollständig verschwinden dürfte.
Von der Figur sind sieben Repliken bekannt (Clarac
497» 971"» 764» 1880; 766, 1888; 929, 2371; S. Reinach Re-
pertoire de la statuaire S. 669 Nr. 1 1 ; ein Exemplar auf dem
Dach des Senatoren-Palastes; eins in der Villa Mattei in Rom,
Matz-Duhn a. a. O. Nr. 1427). Die hohen Sandalen finden
sich bei keinem anderen Exemplar. Figuren mit ähnlichen
Motiven giebt es in grofser Menge. Alle zeichnen sich durch die
gleiche Haltung der Arme aus, durch einen Bau mit kurzem
schmalen Oberkörper und sehr stark ausladenden Hüften, den
breiten Stand, durch den nach unten facherartig sich ausbreiten-
den Chiton und das durchsichtige, eng um den Körper gezogene
Himation. Einen Anhalt für die Bestimmung der Zeit, in der
diese Typen entstanden sind, und des Kunstkreises, in dem sie
geschaffen wurden, giebt uns die Thatsache, dafs sich ganz
analoge Gestalten sehr häufig auf spät-griechischen Grab-
steinen finden, die meist von den ionischen Inseln oder der
kleinasiatischen Küste stammen (z. B. Hannover Arndt- Ame-
lung Einzelaufnahmen Nr . 1085; Smyrna ebenda Nr. 1350;
Berlin Beschreibung der antiken Skulpturen Nr. 769, 773, 774;
Athen Nationalmuseum Nr. 1 156: v. Sybel Katalog d. Skulpt.
zu Athen Nr. 547; hierher ist auch der Grabaufsatz in der
Galleria lapidaria Nr. 198 zu rechnen). Sehr verwandte Ge-
wandmotive finden sich ferner auf dem Relief mit der Apo-
theose Homers von Archelaos von Priene (am besten bei
Brunn-Bruckmann 50), auf dem eine Musengruppe darge-
stellt ist, von der einige Figuren auch in statuarischen Copien
erhalten sind, die wiederum nahe stilistische Verwandtschaft
mit den »Pudicitia«-Typen aufweisen; diese Gruppe ist mit
grofser Wahrscheinlichkeit für ein Werk des Philiskos von
3*
36 BBACCIO NÜOVO 23.
Rhodos erklärt worden, eines Künstlers des zweiten Jahr-
hunderts v. Chr.
So vereinigt sich Alles, um die Entstehung jener Typen
in einer kleinasiatischen Kunstschule des 2. vorchristlichen
Jahrhunderts wahrscheinlich zu machen. Ebenso wie auf
den griechischen finden sie sich häufig auf römischen Grab-
reliefs, was für ihre Popularität in Rom spricht und woraus
sich schliefsen läfst, dafs auch die Originalstatuen keine
Göttinnen darstellen, sondern zum Schmuck von Gräbern
dienen sollten. Sie werden von vorn herein Porträtstatuen
vornehmer Damen gewesen sein.
Es sei daran erinnert, dafs Plinius (n. h. XXXIV 86)
als Bildner vornehmer Frauen Antimachos und Athenodoros
nennt, und dafs der Name des letzteren in der Familie der
Künstler, die den Laokoon geschaffen haben, zweimal wieder-
kehrt (vgl. Brunn Geschichte der griech. Künstler5 1 S. 328,
wo ohne Grund diese Notiz vielmehr auf Athenodoros, den
Schüler des Polyklet, bezogen wird, und S. 367; vgl.
E. Seilers The eider Pliny's Chapters on the History of
art S. 208 f.).
Die Figur ist ehedem nach dem für antik gehaltenen
Kopfe Livia oder Sabina genannt worden; Winckelmann
glaubte wegen der hohen Sandalen, dafs eine dieser beiden
als Melpomene dargestellt sei; der Name »Pudicitia« wurde
der Statue in Rücksicht auf einige römische Münztypen der
Kaiserzeit gegeben, auf denen eine weibliche Gestalt durch
die Umschrift als Pudicitia bezeichnet wird. Von diesen
Typen haben einige mit der Statue das Motiv gemeinsam, dafs
das Gewand über den Kopf gezogen und von der Rechten
in der Nähe des Gesichtes gefafst wird, was indes bei der
weiten Verbreitung dieses Motives nichts bedeutet; da die
Typen im Übrigen in allen Einzelheiten von der Statue ab-
weichen, so ist es sehr unwahrscheinlich, dafs ein antiker
Römer eine derartige Figur jemals Pudicitia genannt habe.
Die Figur stand ehemals in Villa Mattei; i. J. 1774 von
ClemensXIV. fürden Vatican erworben, wurde sie in der Galleria
dclle statuc (an Stelle von Nr. 410) aufgestellt. Bis Mitte
des 19. Jahrhunderts stand an ihrer jetzigen Stelle die seitdem
BRACCIO NÜOVO 24. 37
im capitolinischen Museum befindliche Wiederholung der
Minerva Giustiniani ohne Aegis (Heibig Nr. 446).*)
Maffei Raccolta di statue Taf. 107; Venuti Monumenta Matthaeianal
Taf. 62; Piranesi Raccolta di statue Taf. 7; Winckelmann Geschichte der
Kunst XI 2, 6 (Donaueschinger Ausgabe der sämmtl. Werke VI 171);
Visconti Museo Pio-Clementino II Taf. XIV; Pasqu. Masi Indicazione
antiquaria (1792) S. 94 Nr. L; CJarac 762 B, 1895 u. 764, 1879; Braun
Ruinen und Museen S. 233 Nr. 3; Heibig Untersuchungen Über die cam-
panische Wandmalerei S. 32; Amelung Basis des Praxiteles von Mantinea
S. 82 Anm. 3; Hclbig Nr. 8.
Photographie Alinari 6646 (4); Anderson 1440 (4); Moscioni 2286;
Rocca 775; 2054 (fol.).
24. Büste mit Jünglingskopf (Taf. III).
H. des Ganzen 0,845 m. Halsschnitt bis Scheitel 0,34 m.
Marmor des Kopfes grosskrystallinisch und gelblich.
Ergänzt Nase, Kleinigkeiten an den Locken, die ganze Büste mit
dem in rotem Alabaster gearbeiteten, auf der 1. Schulter geknüpften Fell.
Lippen und Locken bestofsen. Der Hals mit dem Unterteil der Haare
im Nacken war abgebrochen. Die Oberfläche an den Haaren stark
corrodiert. Die Fleischteile waren wohl auch in antiker Zeit geglättet,
müssen aber modern übergangen sein.
Auf einer modernen Büste mit Nebris ein idealer Jünglings-
kopf, leicht zur 1. Schulter gewendet (Falten an der 1. Halsseite).
Ernster Ausdruck, niedere Stirn; ziemlich stark vorquellende
Augen; verhältnismäfsig grofses Untergesicht. Lange, leicht ge-
wellte, an den Enden aufgeringelte Locken, die einen grofsen
Teil der Stirn, Schläfen, Ohrenpartie und Nacken bedecken;
über der Stirnmitte sind zwei Locken bogenförmig nach beiden
Seiten gestrichen. Da, wo unter den Locken die Ohren zu
vermuten sind, erkennt man jederseits einen gerade in die
Höhe steigenden gerundeten Ansatz und daran anstofsend
nach rückwärts eine halbkreisförmige Bruchstelle, zwischen
beiden eine coneave Vertiefung. Diese Spuren lassen sich
nur zu tierischen Ohren, am besten zu denen eines Stiers
ergänzen. Oberhalb von ihnen und den Schläfen findet
sich jederseits eine runde Bruchstelle; hier müssen runde
*) Bedeutungslos ist es wohl, dafs auf der perspectivischen Ansicht bei
Pistolesi Taf. IV an dieser Stelle eine Jünglingsstatue mit r. Standbein und
aufgelehntem L Ellenbogen angedeutet ist.
38 BRACCIO NUOVO 24.
Hörner, also, im Hinblick auf die Ohren, wahrscheinlich
Stierhörner abgebrochen sein.
Winter, der den Kopf zuerst publiciert hat, erkannte die
oberen Spuren richtig; in den unteren sah er falschlich Reste
von Tänien, die er sich um die Hörner gewunden dachte; er
deutete den Kopf auf Jakchos; Sauer widerlegte dies durch die
richtige Deutung der unteren Spuren auf Ohren und nannte den
Kopf Aktäon*). Mit Recht hat jedoch Petersen daraufhin-
gewiesen, dafs die Hörner zu weit seitlich am Kopfe stehen,
was für ein Hirschgeweih unnatürlich wäre. Zuletzt hat Furt-
wängler den Kopf für den eines Flusfgottes erklärt, was viel
Wahrscheinlichkeit für sich hat; doch ist es auch nach richtiger
Erkenntnis der Spuren möglich, an der Deutung als Jakchos
oder Aiovuaoc Tsupouopcpoc festzuhalten (vgl. Pistolesi Taf.
CXIII; Berlin Beschreibung der Skulpturen Nr. 13—15).
Diese Benennung wird dadurch gestützt, dafs der Kopf —
es ist ungewifs, ob in römischer oder schon in griechischer
Zeit — durch Weglassen der tierischen Abzeichen (sie
sind nicht etwa modern abgearbeitet), Hinzufügen eines
Bandes im Haar und aufrechte Stellung auf dem Hals in
einen Hermenkopf umgewandelt worden ist, in dem man
einen Apollon oder einen jugendlichen Unterweltsdämon ver-
mutet hat (im Capitol; Heibig Nr. 507). Thatsächlich
stimmt an beiden Köpfen Locke für Locke überein; doch
macht der capitolinische Kopf — vielleicht nur infolge der
sehr laxen Arbeit des Exemplares — einen stilistisch ent-
wickelteren Eindruck (auf die Verwandtschaft beider Werke
hatte schon Winter hingewiesen). Eine dritte Replik im
Museo Torlonia auf einer weiblichen Statue (I Monumenti
del Museo Torlonia Taf. CXXVII Nr. 495); es ist dem Ver-
fasser unbekannt, ob hier die tierischen Abzeichen vorhanden
sind oder nicht.
*) S. berief sich auf ein Vasenbild, auf dem Aktäon mit Hirschhörnern
und -ohren gemalt ist und den Kopf der Aktäon-Statuette im British
Museum, der aber nicht ursprünglich zu seiner Figur gehört. Der Hals ist
zwischengesetzt, der Marmor an Kopf und Körper nicht identisch. Hinter
slem dichten Lockenkranz, der das Gesicht umrahmt, haben sich 5 Löcher
erhalten, eins oben, drei auf der rechten, eins auf der linken Kopfseite; an
Stelle der zur Siebenzahl fehlenden auf dieser Seite jetzt Ergänzung. Der
Kopf stellt also Helios in dem von dem Portrait Alexanders d. Gr, abge-
leiteten Typus dar.
BRAOGIO NUOVO 25. 39
Die Strenge der Formengebung, sowie die Proportionen
(sehr starkes Untergesicht) lassen die Entstehung des Origi-
nales in der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. voraussetzen.
Man hat mit Recht zur Vergleichung Werke herangezogen,
wie die Athena mit dem Wolfshelm in Villa Albani und den
»Kasseler« Apollon.
Die Arbeit des Exemplares ist sehr sorgfältig und macht
den Eindruck einer getreuen Copie. Die Mundwinkel und
inneren Augenwinkel sind durch kleine Bohrlöcher markiert,
gröfsere Bohrlöcher in den Lockenringeln. Nach der Stili-
sierung der Haare zu urteilen, ist es wahrscheinlich, dafs
das Original in Bronze gearbeitet war.
Über die Herkunft des Stückes ist nichts bekannt.
Zuerst erwähnt in dem officiellen Catalog (Nuovo Braccio]del
Museo Vaticano. Indicazione antiquaria) von 1856 S. 14
Nr. 24. An seiner Stelle stand ehemals eine weibliche Büste
(Pistolesi Taf. IV; Gerhard-Platner S. 104 Nr. 113).
Winter Bonner Studien S. 1436". Taf. VIII/IX; Sauer und Petersen
Römische Mitteilungen 1891 S. 1 5 3 f . ; Kalkmann 53. Berlin. Winckel-
manns-Progr. S. 28 u. 106 Nr. 17; Furtwängler Meisterwerke S. 82, 115
u. 138 Anra. i; Heibig Nr. 9.
Photographie des 1. Profils beim röm. Institut Nr. 621.
25. Büste mit dem Kopfe eines Dioskuren
(Taf. III).
H. d. Ganzen 0,785 m., d. Kopfes 0,40 m. Gelblicher feinkörniger Marmor.
Ergänzt Teil der Unterlippe, grofses Stück der 1. Wange, fast der
ganze Pilos, Hinterkopf, gröfster Teil des Halses und Büste (aus schwarzem
Marmor). Sprünge im Oberteil des Gesichtes. Die Locken vorne etwas
bestofsen. War augenscheinlich stark versintert; das Gesicht geputzt
und geglättet.
Kopf geradeaus gewendet; zartes jugendliches Gesicht
mit ernstem Ausdruck; volle Locken, die vorne in die Stirne
fallen; darauf der eiförmige Pilos. Die moderne Büste mit
Mantel und Nebris bedeckt.
Die einzelnen Locken" sind durch tiefe Bohrergänge ge-
trennt. Im Übrigen ist die Arbeit sorgfältig, aber ausdrucks-
40 BRACCIO NüOVO 26.
los. Nach den stilistischen Anzeichen liegt ein Original aus
der 2. Hälfte des 4. Jahrh. v. Chr. zu Grunde.
Herkunft des Stückes unbekannt.
Pistolesi Taf. IXi; Nibby III Taf. XV; Gerhard-Platncr S. 104
Nr. 112.
Photographie des 1. Profils beim römischen Institut Nr. 623.
26. Statue des Kaiser Titus (Taf. IV).
H. 1,96 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt kleiner Flicken in der 1. Braue, Teil des Randes am 1. Ohr,
Ränder der Toga und Tunica am Halsausschnitt und Nacken, r. Unterarm
mit Hand, 1. Hand mit Rolle, Kleinigkeiten am Gewände und den Bändern
der Fufsbekleidung. Sprünge im r. Fufs und sonst, besonders in der
unteren Hälfte. Abgebrochen ein Stück der Troddel am Toga-Ende
zwischen Beinen. Der Kopf ist besonders gearbeitet und eingelassen.
Ebenso waren der r. Unterarm und die 1. Hand besonders gearbeitet und
angesetzt. Nach Farbenresten, die sich in einer Falte der Tunica an
der r. Hüfte erhalten haben, war diese rosa.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs zur Seite und
etwas vorgesetzt; 1. Arm gesenkt und etwas seitlich vom
Körper entfernt (in der erg. Hand eine Rolle); r. Arm leicht
erhoben und seitlich vorgestreckt; Kopf leicht zur r. Schulter
gewendet. Bekleidet mit Tunica, die am Halse gesäumt ist,
und der Toga im üblichen Wurf der guten Zeit. An den
Füssen Schuhe mit vorne verknoteten corrigiae (nach Mau
Pauly-Wissowa Realencyklopädie III Sp. 1342 Z. 53 calcei
senatorii, nach Petersen AraPacis Augustae S.84ff. c.patricii).
Neben dem 1. Fufs aufsen ein kleines Stück Baumstamm
mit grofsem Astloch, in dem viele Bohrlöcher neben ein-
ander gesetzt sind, wodurch jedenfalls der zerfressene Zu-
stand des Holzes angedeutet sein soll (man hat darin einen
Bienenbau erkennen wollen, durch den symbolisch auf die
angestrengte Thätigkeit des Kaisers zum Wohle der Mensch-
heit hingedeutet sei). An dem Kopf, der im Verhältnis zur
Figur zu grofs ist, sind das r. Ohr und die Rückseite fast
gar nicht ausgearbeitet. Die Figur wird also, wie jetzt, in
einer Nische gestanden haben. Sehr sorgfaltige, elegante
Arbeit an den Gewandpartieen. Breiter und frischer die
Behandlung des Kopfes, der den Kaiser in ziemlich spätem
Alter darstellt.
BRACCIO NUOVO 27. 41
Die Statue wurde im Beginne des Jahres 1828 mit Nr.
in des Braccio nuovo in einem dem Baptisterium des
Lateran benachbarten Garten gefunden, in Ruinen eines dem
Plautius Lateranus gehörigen Gebäudes (s. über diesen
Tacitus Annal. XV 60). Da beide sorgfaltig mit Schutt
bedeckt gefunden wurden, kann man schliefsen, dafs sie mit
Absicht vergraben waren, wohl um sie vor Zerstörung zu
schützen. Nach Urlichs a. unten a. O. wurden sie 1830 er-
worben*). Die Ergänzung der Figuren leitete D'Este, der
damalige Director der päpstlichen Museen.
Nibby II. Taf. XXXIII; Clarac 939, 2401 A; Braun Museen und
Ruinen Roms S. 251 Nr. 16; Urlichs Glyptothek S. 104 Anm. u. S. 106;
Bern o ulli Rom. Ikonographie II 2 S. 32 Nr. 2 u. S. 37 f. Taf. XII;
H eibig Nr. 10.
Photographie Alinari 6665 (2); Anderson 1455; Moscioni 3248;
1432 (cab.).
27; Maske der Medusa (Taf. VI).
H. 0,68 m. Feinkörniger, hellgrauer Marmor.
Ergänzt fast die ganze 1. Wange mit einem Stück der Schlange
darunter, 1. Auge, Lider des r. Auges, gröfster Teil der Stirn, Teil der
Haare darüber, Unterteil der Nase, Unterlippe, Stück der Schlange unter der
r. Wange. Hinten stark geflickt. Die r. Gesichtshälfte war schräg
durchgebrochen; der Bruch verschmiert. Abgebrochen sind Locken-
enden und die Schwänze und Köpfe der Schlangen.
Effectvolle, decorative Darstellung des schönen Medusen-
Typus mit wildem Ausdruck. Wirre Locken; von den
Schlangen sind die Schwänze unten verknotet; die Köpfe
züngelten oben r. und 1. aus den Locken hervor. Die Rück-
seite ausgehöhlt und rauh. War also jedenfalls Teil einer
*) Wenn Pistolesi Nr. 111 schon an seiner heutigen Stelle nennt
(S. 120 f.), obwohl das Titelblatt die Jahreszahl 1829 trägt, so löst sich
dieser Widerspruch durch den auch aus anderen Thatsachen folgenden
Schlufs, dafs die Herausgabe jenes Bandes 1829 beabsichtigt war, aber erst
einige Jahre später erfolgte (vgl. Nr. 38 u. 97 A). Wenn andrerseits in der
Beschreibung Rom 's, deren betreffender Band 1834 erschien, Nr. 111
nur in einer Anmerkung (S. 92), also nachträglich, an seinem heutigen Platz
genannt wird, so erklärt sich das dadurch, dass der Druck schon erheblich
früher begonnen war; ebenso ist die Entfernung der Chariten-Gruppe und ihrer
Basis nur in einer Anmerkung erwähnt, obwohl sie schon 1826 stattgefunden
hatte (siehe S. 58). Auffallend ist dabei, dafs die Statue des Kaisers weder
bei Pistolesi, noch in der Beschr. R. genannt wird.
42 BRACCIO NÜOVO 28.
architektonischen Decoration. Damit und mit der Art der
Ausführung, die auf spätere, aber doch noch gute römische
Zeit schliefsen läfst, stimmt die Überlieferung, nach der diese
Maske mit ihren beiden Gegenstücken Nr. 40 u. 93 — Nr.
110 ist ein Gypsabgufs von Nr. 27 — bei dem von Hadrian
erbauten Tempel der Venus und Roma gefunden sei. Dieser
Fund müfste bei Gelegenheit der ersten Ausgrabung i. J. 18 19
geschehen sein, bei der nur die Nordwestseite des Gebäudes
untersucht wurde, da die Masken schon in dem 1822 er-
schienenen Nuovo Braccio von d'Este erwähnt werden und
die zweite Ausgrabung erst 1827 — 29 stattfand (s. Reber
Die Ruinen Roms S. 405).
Pistolesi Taf. XIII3; Gerhard-Platner S. 97 Nr. 102; Braun
Ruinen und Museen Roms S. 256 Nr. 20; Furtwängler Meisterwerke
S. 325; Heibig Nr. 11.
Photographie Anderson 1401.
28. Statue eines Silens (Taf. V).
H. 1,58 m. Marmor des Körpers feinkörnig und wcifs; Marmor des Kopfes
grobkörnig und hellgrau; Marmor des Gefäfses grobkörnig und gelblich.
Ergänzt Nase, 1. Ohr, die beiden Blätter an den Schläfen, die beiden
Träubchen über der Stirn, r. Schnurrbart, Unterlippe, Hals und Nacken,
1. Schulter mit Fell, 1. Arm und Hand, r. Arm von der Mitte des Ober-
arms abwärts mit Hand und Schale, Stamm, beide Unterschenkel mit Füfsen
und Basis, die beiden herabhängenden Zipfel des Fells. An dem Kopf
viele Verletzungen. Ein Teil der Spitze des r. Ohres war abge-
brochen; die oberste Spitze fehlt. Ein Sprung geht durch die 1. Schläfe.
Der Schädel oben nicht ausgeführt. Der Körper ist sehr stark geputzt.
In der 1. Hüfte ein Loch mit Eisenstift.
Der Silen steht aufrecht; r. Standbein, neben einem Stamm,
an dem Schallbecken hängen; 1. Fufs leicht zur Seite und vor-
gesetzt; r. Arm gesenkt (moderne Schale in der Hand);
1. Arm erhoben, schultert eine Amphora, der der Kopf eines
Pantherfells als Unterlage dient; die andern Teile des Fells
hängen im Rücken herab, sind um die r. Hüfte gezogen und
über die Oberschenkel gelegt ; der epheubekränzte Kopf nach
der r. Schulter geneigt; Mund geöffnet. Dickbäuchiger Silens-
typus der hellenistischen Zeit. Weder Kopf noch Gefafs ge-
hören zu der Figur (Marmor verschieden). Das Gefafs durch-
BBACCIO NÜOVO 29. 43
bohrt; in der Öffnung Kalksinter; es gehörte also zu einer
Brunnenfigur. Die Henkel jederseits in Relief angegeben;
auf der Schulter Reste, wie es scheint, von Bändern und
einer geknoteten Wollbinde.
Von dem Typus der Figur besitzt das vaticanische
Museum zwei weitere Wiederholungen: Museo Chiaramonti
Nr. 544 u. Sala delle Muse Nr. 491, von denen sich dies
Exemplar nur dadurch unterscheidet, dafs das Fell über die
Oberschenkel gelegt ist (vgl. eine Bronze in Paris: B ab e Ion
et Blanchet Catalogue des br. ant. de la Bibl. nat. Nr. 377;
S. Reinach Repertoire de la statuaire II S. 52 Nr. g). Die
Ergänzung — ausgeführt von C. Albacini — trifft in der
Neigung des Kopfes das Richtige, in der Zufügung des Ge-
fafses kaum, trotzdem bei Visconti und Pistolesi ver-
sichert wird, es wären Spuren eines auf der 1. Schulter
ruhenden Gegenstandes (Gefäfs oder Schlauch) vorhanden
gewesen.
Die Arbeit an dem Körper sehr gering; an dem Kopf
ist das Obergesicht gut ausgeführt, die andern Teile mäfsig.
Die Figur stammt aus dem Besitz der Matte i.
Vcnuti Monumenta Matthaeiana I Taf. XLI; Visconti - Guattaoi
Taf. XLI 1; Pistolesi Taf. X 1 ; Clarac 733,1769; Gerhard-Platner
S. 95 Nr. 97.
29. Statue eines Satyrs mit Kind auf der
Schulter (Taf. V).
H. 1,97 m. Grofskrystallinischcr weifser Marmor.
Ergänzt aus Gyps der ganze Körper des KnHbchen und sein r. Fufs,
an dem Satyr Kopf mit Hälfte des Halses, r. Arm mit Hand und Traube,
Mittel- und Zeigefinger der 1. Hand mit Ende des Pedum, herabhängendes
Ende der Nebris mit Stutze, von der ein Ansatz am Bein vorhanden ist,
die vor der 1. Brust hängende Klaue und ein Flicken an dem Knoten auf
der Brust; aus Marmor Flicken in der Brust, den Bauchmuskeln, im r. Ober-
schenkel und 1. Knie, der r. grofse Zehen. In eine moderne Plinthe ein-
gelassen. Die Figur war in der Mitte des r. Oberschenkels (Höhe des
Stammes) und beim 1. Knie durchgebrochen. Rest einer kleinen Stütze
für die Finger der 1. Hand am 1. Oberschenkel.
Der Satyr hebt sich mit beiden Füfsen — der r. ist vor-
gesetzt — auf den Zehen empor. Derbe muskulöse Formen.
Um die Brustwarzen und eine Warze auf dem L Oberschenkel
44 BBACCIO NÜOVO 30.
vorne sind Haare in Relief angegeben. Der r. Arm ist er-
hoben, die Schulter zurückgenommen; in der Hand eine
Weintraube. Ein Ziegenfell ist um den Hals geknüpft, dann
über den gesenkten 1. Arm gelegt. Die L. hält ein Pedum.
Auf der L Schulter sitzt ein Knäbchen, das sich ebenso wie
das lachende Gesicht des Satyrs zu der Traube emporwendet.
Neben dem r. Bein aufsen ein Stamm; daran eine Syrinx.
Sehr derbe Decorations-Arbeit. Der Typus der Figur
ohne das Knäbchen ist aus zwei ehemals in der Coli. Ves-
covali, jetzt in St. Petersburg befindlichen Repliken bekannt:
Clarac 705, 1677 u. 722, 1734 = Kieseritzky Kaiserl. Ere-
mitage 4 Nr. 319 u. 14. Der Kopf des Satyrs ist ein Abgufs
vom Kopfe des roten Satyrs im Gabinetto delle maschere
Nr. 432. Da von dem Knäbchen nur die Beine z. T. antik
sind, läfst sich nicht bestimmt sagen, ob ein Satyrkind oder
der kleine Dionysos gemeint sei; doch ist das erstere wahr-
scheinlicher: mit dem Götterkind würde der Satyr wohl vor-
sichtiger verfahren.
Gefunden 1.794 bei einer Ausgrabung, die der Herzog
von Sussex auf einer Besitzung der Cesarini, dem sog. Campo
Jemini zwischen Ardea, Pratica und Torre Vaianico ver-
anstaltete (die Angabe bei Sickler-Reinhart, dafs die Aus-
grabung 1802 stattgefunden habe, beruht auf Irrtum); man
fand Reste einer Villa, auf den Bleiröhren die Namen eines
T. Flavius Claudianus und eines T. Flavius Euelpistus. Eben-
dort gefunden Museo Chiaramonti Nr. 6 u. 13 und Galleria
de'Candelabri Nr. 264.
Fea Antologia Romana XX S. 414 Nr. 7; ders. Relazione di un
viaggio ad Ostia S. 73fr. Nr. 7; Sickler-Reinhart Almanach aus Rom
181 1 S. 202 Nr. 7; Pistolesi Taf. XI 2; Gerhard-Platner S. 95 Nr. 96.
30. Statue eines Satyrs (Taf. V).
H. 1,59 m. Marmor des Körpers feinkörnig, bellgrau, streifig. Marmor des
Kopfes feinkörnig und gelblich.
Ergänzt der ganze Halseinsatz, Knoten des Fells, die ganze vor der
r. Brust hängende Klaue, Teile der anderen, Schnauze des Fells auf der 1.
Schulter, r. Unterarm mit Hand, Zeigefinger der 1. Hand, Teil des dahinter
hängenden Fells, StUck in dem Ast des Stammes, grofses Stück zwischen
Brust und Nabel, fast die ganze r. Hüfte mit Unterteil des Bauches, Scham
und Weichen und dem ganzen r. Oberschenkel, endlich in drei Stücken
BRACCIO NUOVO 31. 45
fast der ganze 1. Unterschenkel (Schienbein antik) mit Ferse des Fufses,
runder Flicken im r. Schienbein, fast die ganze Basis. Eisenstift in den
Haaren vorne von einer abgefallenen Ergänzung.
Die Figur war in viele einzelne Stücke zerbrochen. Der Kopf,
dessen Gesicht ganz modern Überarbeitet ist (die antike Oberfläche an
den Haaren sichtbar), gehört nicht zu der Figur: Marmor verschieden, zu
klein für den Körper. Dem Fell hat der Ergänzer fälschlich eine Panther-
schnauze gegeben; an den Klauen ist es als Bocksfell kenntlich.
An einen Pinienstamm gelehnt, auf den er sich mit der
1. Hand stützt, steht ein Satyr mit über einander geschlage-
nen Beinen (r. Standbein). Der r. Unterarm ist gegen die
Brust gehoben; in der Hand eine Traube (modern), zu der
sich das lachende Gesicht des epheubekränzten Kopfes neigt.
Ein Bocksfell ist mit den zwei Vorderbeinen um den Hals
geknüpft; der Kopf auf der 1. Schulter; die beiden Hinter-
beine über den Stamm gelegt
Entspricht in Typus und Bewegung am meisten dem »Satyr
mit der Querflöte« Nr. 38A. Geringe Decorationsarbeit.
Gerhard-Platner S. 95 Nr. 95.
31. Statue der Isis (Taf. VII).
Höhe 1,61 m. Weifser, ziemlich gTofskrystallinischer Marmor (schwarze
Ader auf dem r. Oberschenkel).
Ergänzt fast die ganze Lotosblume und fast die ganzen Blätter r.
und 1. davon, Nase und Oberlippe, Teil des Mantels vor den Schultern r.
und 1., beide Schultern, Teil des Mantels auf der 1. Brust, 1. Unterarm mit
Ellenbogen, einem Teil des Ärmels, der Hand und dem gröfsten Teil der
Situla, die vordere Seite des r. Unterarms mit Hand und Sprengwedel, das
Stack des Armeis unter dem r. Ellenbogen (Gyps), Teile des Mantels, die
von dem Arm herabhängen, Flicken in den Falten vor dem r. Oberschenkel,
Zipfel vor der Situla, Flicken in der Chitonfalte darunter, Vorderteile beider
Füfse — am r. der kl. Zehen antik — mit Stücken des Cbitonrandes. In
eine moderne Plinthe eingelassen. Die ganze Vorderseite — besonders das
Gesicht — ist überarbeitet; die alte Oberfläche hinten und an den Seiten
erhalten.
Jugendliche weibliche Gestalt, aufrecht stehend; 1. Stand-
bein; r. Fufs leicht zur Seite gesetzt. Feinfaltiger ionischer
Chiton, erst mit tiefem Bausch (sichtbar an dem 1. Ober-
schenkel), dann nochmals unter den Brüsten gegürtet. Ein
Mantel aus dickerem Stoff mit Fransen liegt mit einem
doppelt gelegten Teil auf dem Kopf, bedeckt beide
Schultern und fällt in Zipfeln von der 1. Schulter über
46 BBACCIO NÜOVO 3 2 .
den r. Unterarm. Die Haare um die Stirn einfach zu-
rückgenommen; an den Seiten fallen künstlich gedrehte
Locken bis zu den Schultern herab. Über der Stirn vor
dem Rand des Mantels eine Lotosblume mit zwei Blättern
r. und 1. Der Kopf leicht nach der r. Schulter gewendet. L.
Arm gesenkt; die Hand hält die Situla. Die erhobene Rechte
mit einem Sprengwedel ergänzt, mit Rücksicht darauf, dafs
die Figur nicht Isis, sondern eine ihrer Priesterinnen dar-
stelle, da ihr die charakteristische Tracht mit dem vor der
r. Schulter geknoteten Mantel fehle. Doch läfst sich eine
derartige Scheidung der Bildwerke nicht durchführen, da es
sichere Darstellungen der Isis in durchaus griechischer Tracht
giebt (z. B. Clarac 988, 2574C; Lafaye Histoire du culte
des divinites cTAlexandrie, Bibl. des ecoles frang. d'Athenes
et de Rome 1884, S. 278 Nr. 48; vgl. Bulle Rom. Mitth.
1894 S. 155). Auch würde man, da unsere Figur in römischer
Zeit gearbeitet ist, in dem Gesicht Porträtzüge erwarten, die
es thatsächlich nicht hat. Deshalb ist die R. sicher mit dem
Sistrum zu ergänzen (vgl. Lafaye a. a. O. Taf. II) und die Statue
Isis zu benennen (s. auch Milchhöfer Museen Athens S. 26).
Die Ausführung ist sehr sorgfaltig, die Erfindung anmutig.
Jene wird aus hadrianischer, diese wohl noch aus helle-
nistischer Zeit stammen. Zu der Gewandung sind zu ver-
gleichen: Vatican Galleria delle statue Nr. 282; Louvre
Salle de la Pallas de Velletri Nr. 444 = Clarac 339, 1898.
Ergänzung und Überarbeitung ausgeführt von C. Albacini.
Visconti-Guattani T. III; Pistolesi T. X 2; Clarac 988, 2574B;
Gerhard-Platner S. 95 Nr. 94.
Photographie Rocca 775 A.
32. Statue eines sitzenden Satyrs;
Brunnenfigur (Taf. V).
H. (Scheitel bis Basis) 1,47 m. Weifser, graugefleckter, feinkörniger
Marmor.
Ergänzt aus Gyps Kopf und Hals, 1. Hand mit Traube und Teil
des Unterarms, gröfster Teil der r. Hand mit Öffnung des Schlauches, Stück
in der Mitte des Schlauchs oben und im 1. Oberschenkel unten und dem
darüber liegenden Fell, Stück des Felsens neben dem r. Fufs, gr. Zehen
des 1. Fufses; aus Marmor Spitze des Schlauches r. neben der Öffnung, die
ganze untere Hälfte des Felsens und ein grofses Stück hinten. Abgebrochen
BRACCIO NüOVO 33. 47
zum Teil das Schwänzchen des Satyrs und die Schnauze des Fells. Ge-
brochen war der I. Arm an der Schulter und nahe dem Ellenbogen,
kleines StUck der r. Hand, die äufsere Seite und Hinterstack des Schlauchs,
r. Fufs, 1. Bein oberhalb des Knies, der Felsen in mehrere Stücke. Alle
Fugen sind dick verschmiert. In dem Felsen mit darautliegendem Kopf
des Fells ein tiefes rundes Loch unklarer Bedeutung (wohl modern).
Auf einem Felsen sitzt nach r. gewandt ein jugendlicher
Satyr. Das 1. Bein ist weit vorgestreckt; auf dem hoch-
gestellten r. Oberschenkel liegt ein Schlauch, dessen Öffnung
von der R. gehalten wird. Der r. Ellenbogen ruht auf dem
Schlauch. Der 1. Arm ist erhoben, die Hand mit einer Traube
ergänzt, zu der das Gesicht emporblickt. Ein Bocksfell liegt
auf dem Sitz unter der 1. Hüfte; das eine seiner Beine ist
über den 1. Oberschenkel gelegt. Der Schlauch ist durch-
bohrt und diente dem Wasser eines Brunnens zum Ausflufs.
Die Ergänzung der L. ist sinnlos; Clarac schlägt eine Schale
vor; wahrscheinlicher hielt die Hand ein Trinkhorn.
Der Kopf ist nach dem des Pendants Nr. 33 gearbeitet.
Gute Erfindung wohl noch aus früh-hellenistischer Zeit
und einfache, sorgfältige Ausführung aus guter römischer Zeit.
Gefunden 1819 mit Nr. 33 — 35, 99, 103 u. 105 durch den
Bildhauer Vescovali und Greg. Castellani an dem den
Cascatelle von Tivoli gegenüberliegenden Abhang; die An-
gaben schwanken zwischen der Villa der Cynthia und der
höher gelegenen des Quintilius Varus: ausgeschlossen ist
die auch genannte Villa des Cassius wegen der Einstimmig-
keit der ältesten Zeugen für jenen erstgenannten Platz. Vesco-
vali wird auch die Ergänzungen vorgenommen haben.
Pistolesi Taf. XI i; Clarac 719, 1721 u. Text zu 855, 2167; Ger-
hard-Platner S. 103 Nr. 110; Bulgarini Notizie storiche ecc. di Tivoli
S. 96; Urlichs Glyptothek S. 74; Heibig Nr. 12 — 16. Vgl. Guattani
Memorie enciclopediche VII S. 139.
33. Statue eines sitzenden Satyrs, Brunnenfigur
(Taf,V).
H. 1,55 m- (Der Unterschied von Nr. 32 erklärt sich durch die gröfsere
Höhe des Felsens.) Marmor des Körpers gelblicher als bei 32 ; Marmor des
Gesichtes grofskrystallinisch und hellgrau.
Ergänzt aus Gyps Nasenspitze, Hinterkopf, unterer Teil des Halses,
r. Arm mit Hand, Finger der 1. Hand mit Öffnung des Schlauches, äufserer
48 BBACCIO NUOVO 34.
und oberer Teil des Schlauches, seine Spitze neben dem 1. Knie, Teil des
1. Oberschenkels und der ganze 1. Unterschenkel (Knie antik) mit Fufs,
r. Bein von der Mitte des Oberschenkels an, Schnauze am Kopf des Felles;
aus Marmor die untere Hälfte des Felsens. Gebrochen war der Körper
über den Hüften, der 1. Oberschenkel in der Mitte und der Schlauch.
SprUnge im Gesicht. Das Gesicht kann, trotzdem es stilistisch gut zu
dem Körper pafst, nicht zu ihm gehören, da der Marmor an beiden ver-
schieden ist
Umkehrung von Nr. 32. Arbeit und Herkunft wie dort.
Pistolesi S. 87; Gerhard-Platner S. 103 Nr. 106; erwähnt bei
Clarac und Heibig a. a. O. (vgl. Nr. 32).
34. Statuette einer Nereide auf einem Seepferd
(Taf. V).
H. (Ohr bis Bauch des Pferdes) 0,60 m. L. (Brust des Pferdes bis zur
hintersten Schwanzwindung) 0,72 m. Weifser, feinkörniger Marmor mit
schwarzen Adern.
Ergänzt Untergesicht mit Hals, unterer Teil des 1. Unterarmes, der
vom 1. Oberarm herabhängende Teil des Mantels und Teile davon im
Rücken, r. Unterschenkel mit Fufs, Zehen des I. Fufses, grofses Stück im
Hals des Tieres hinten, seine Ohren, Stück unter dem r. Auge, Unterkiefer,
Beine, Flosse unter dem Ansatz des r. Beins, der hintere untere Teil der
ersten Schwanzwindung, die oberen letzten Windungen, die als Basis die-
nende Welle und unbedeutende Flicken. Der Körper und r. Arm der
Nereide und der Kopf des Tieres waren in Stücke gebrochen. Die frei-
stehenden Teile der Zügel fehlen jetzt. Ganz überarbeitet.
Eine Nereide reitet, seitlich sitzend, auf einem gezäumten
Seepferd nach rechts. Die L. fafst die Mähne des Tieres
und hält die Zügel; die R. stützt sich rückwärts auf den
Leib des Tieres. Ein schmaler Mantel ist um den r. Ober-
schenkel, den Rücken und den 1. Oberarm geschlungen. Ein
Kettengehänge um Hals, Brust und Hüften.
Unbedeutende Decorationsarbeit. Pendant zu Nr. 35;
deshalb ist anzunehmen, dafs die Herkunft bei beiden iden-
tisch ist (s. Nr. 32), obgleich Nr. 34 bei Urlichs Glyptothek
S. 74 nicht erwähnt ist.
Pistolesi Taf. XII 2; Clarac 747, 1805; Gerhard-Platner S. 103
Nr. 109; Heibig Nr. 12—16.
Photographie Moscioni 675.
BRACCIO NÜOVO 35. 36. 49
35. Statuette einer Nereide auf einem Seepferd
(Taf. V).
Pendant zu Nr. 34.
H. (Kamm des Pferdes bis tiefste Schwanzwindung) 0.62 m. L. (Brust des
Pferdes bis Schwänzende) 0,84 m. Marmor wie bei Nr. 34«
Ergänzt Kopf und Hals der Nereide, der ganze r. Teil des segelartig
geblähten Mantels, das äufsere Stück des von der 1. Hand gehaltenen
Zipfels, 1. Knie, 1. Fufs; an dem Pferd die Schnauze, beide Ohren, Spitzen
der Mähnenflossen, Beine, Flossen am Ansatz der Beine, grofses Stück an
der Rückseite des Körpers, letzte Schwanzwindung, die als Basis dienende
Welle. Abgebrochen die freistehenden Teile der Zügel; an dem Kopf
noch zwei Löcher zu ihrer Befestigung sichtbar. Brüche durch r. Ober-
arm, Körper und 1. Handwurzel der Nereide. Vollständig überarbeitet;
besonders der Kopf des Tieres.
Eine Nereide reitet, seitlich sitzend, nach links auf einem
Seepferd; die R. hält die Zügel; beide Hände halten je einen
Zipfel eines im Rücken segelartig geblähten, schmalen Mantels.
Unbedeutende Decorationsarbeit. Herkunft wie bei Nr. 32.
Pistolesi Taf. XII 1; Gerhard-Platner S. 103 Nr. 107; Urlichs
Glyptothek S. 74; Heibig Nr. 12— 16.
Photographie Moscioni 676.
36. Statuette eines lagernden Satyrs,
Brunnenfigur (Taf. V).
H. 0,65 m. L. 1,03 m. Weifser, grofskörniger Marmor.
Ergänzt einzelne Teile des Pinienkranzes (der ganze Oberteil des
Kopfes mit Kranz ist angesetzt, aber augenscheinlich antik), unterer Teil
des Halses, Flicken am Ansatz des r. Armes, r. Unterarm mit Hand und
Syrinx, Flicken am Ansatz des r. Beines und im r. Knie, r. Unterschenkel,
r. Fufs, 1. Bein von der Mitte des Oberschenkels an bis zum Knöchel,
Vorderteil des 1. Fufses, Öffnung des Schlauches, zwei Stücke am Schlauch
unter der Hand, Schnauze des Fells, Stück der Basis hinten mit einer
Klaue, zwei grofse Stücke an der Unterseite des Felsens hinten. Abge-
brochen das Glied. Die Basis war unter den Knieen durchgebrochen.
Zahlreiche Spuren des Wassers, besonders bei der Öffnung des Schlauches.
Auf felsigem Boden, über den ein Bocksfell ausgebreitet
liegt, lagert nach links ein pinienbekränzter, jugendlicher
Satyr. Die Hand des ausgestreckten r. Arms mit einer Sy-
rinx ergänzt; der 1. Arm auf einen Schlauch gestützt, dessen
Yatican. Katalog I. 4
50 BRACCIO NÜOVO 37.
Öffnung die Hand erhebt. Diese Öffnung diente als Ausflufs
des Wassers. Der Kopf leicht zur 1. Schulter geneigt.
Einfache Decorationsarbeit.
Gefunden zu Acquatraversa in der Villa des Lucius
Verus (s. Nibby III S. 87)*).
Clarac 710, 1689; Gerhard-Platner S. 103 Nr. 108; Heibig
Nr. 12 — 16.
37. Weibliche Gewandfigur mit Porträtkopf
(Taf. V).
H. 1,59 m. Feinkörniger Marmor, der des Körpers gelblich, der des Kopfes
hellgrau.
Ergänzt aus Gyps alle Blätter des Kranzes mit den Stielen, Teil
des Oberkopfes rechts, oberer Teil des Schopfes hinten; aus Marmor die
Finger der r. Hand. Der unterste Zipfel des Mantels rechts war ergänzt,
fehlt jetzt.
Der Hals war unten gebrochen; Bruch und Nase leicht ttber-
schmiert. R. Gesichtshälfte und besonders der ganze Körper stark
überarbeitet.
Aufrecht stehend; 1. Standbein; r. Fufs mit erhobener
Ferse seitwärts und zurückgesetzt. Schuhe an den Füfsen;
Chiton; Himation von der 1. Schulter um den Rücken,
die ganze r. Seite (Schulter bedeckt), dann vorne herum-
genommen und über 1. Schulter und 1. Arm geworfen. R.
Arm bis auf die Hand verdeckt und gebogen; der Unterarm
quer vor die Brust gelegt. L. Arm gesenkt; die Hand fafst
das Himation. Der eingesetzte Kopf ist leicht zur r. Schulter
gewendet. Einfache römische Frisur mit kleinem Knoten
hinten. Augenscheinlich waren Löcher zur Befestigung eines
Kranzes vorhanden.
Der Kopf gehört nicht zu der Figur. Er wurde den
Magazinen des vaticanischen Museums entnommen, da er in
der Gröfse auf die kopflos gefundene Statue pafste. Heibig
vermutet in ihm das Porträt einer litterarisch thätigen Dame
wegen des Lorbeerkranzes; dieser ist aber vollkommen er-
gänzt, und mittels der Löcher konnte ursprünglich auch ein
anderer Kranz (z. B. von Ähren) befestigt sein. Der Ausdruck
*) Die dort publicierten, aus demselben Fundort stammenden Capitelle
stehen heute im II. Zimmer des lateranensischen Museums.
BBACCIO NÜOVO 38. 51
des Kopfes ist, wie H. mit Recht hervorhebt, unangenehm;
die Arbeit unbedeutend.
Der Körper giebt einen griechischen Typus der Ge-
wandfigur in geschickter, sorgfältiger Arbeit wieder. Ge-
funden 1851 an der Via Appia zwischen dem 5. und
6. Meilenstein; zugleich wurde die zugehörige Basis entdeckt,
die sich noch an Ort und Stelle befindet; nach ihrer Inschrift
war die Dargestellte Pompeia Attia, Gattin des T. Didius
Euprepes. Die Buchstabenformen weisen nach Hülsens Urteil
in's I. Jahrh. n. Chr., womit die elegante Arbeit der Figur
wohl übereinstimmt Für den Vatican von Pius IX. er-
worben (s. die Inschrift an der Vorderseite der Basis).
Canina Via Appia I S. 133; Nuovo Braccio del Museo Vaticano,
Indicaxione antiquaria 1856 S. 19 Nr. 37; Hei big Nr. 17; S. Reinach
Repertoire de la statuaire S. 665 Nr. 9; CIL VI 24526.
38. Statue der Artemis (Taf. V).
H, 1,50 m; vom Halsausschnitt abwärts 1,21 m. Feinkörniger gelblicher
Marmor; der des Kopfes hat etwas gröfseres Korn als der des Körpers
und ist fleckig.
Ergänzt aus Gyps: grofses Stück über dem r. Ohr, Rand des Hals-
ausschnittes, beide Schultern und Arme, Teile der Falten vor der Brust
und an der I. Seite; aus Marmor: der ganze Rücken z. T. bis unter den
Gürtel, Bausch unter der r. Achsel, Zipfel des Überschlags unter der r.
Hüfte, Flicken in den Falten vorne und besonders in der Steilfalte hinter
dem 1. Bein. Sprünge im 1. Oberschenkel. Die Nasenspitze bestofsen.
Die Oberfläche des Kopfes verwaschen, die der Figur gut erhalten.
Die schlanke Mädchengestalt steht aufrecht; r. Stand-
bein; 1. Fufs mit erhobener Ferse zur Seite gesetzt. Doppel-
sohlige Sandalen. Peplos mit langem Apoptygma, an der
r. Seite offen; mit dem Überschlag ziemlich hoch gegürtet.
Die Brust wird schräg von dem Köcherband überschnitten.
L. Arm gesenkt, r. leicht erhoben. Der Kopf geradeaus
blickend; das Haar vom Wirbel unter dem umschliefsenden
Bande durch nach vorne, dann nach beiden Seiten auseinander
gestrichen, über den Ohren und hinten aufgenommen und
um das Band geschlungen; eigenartig die wellige Oberfläche
und die Art, wie die Strähnen dicht über der Stirn zur Seite
laufen, ohne mit den vom Scheitel senkrecht auf sie zu-
52 BRACCIO NÜOVO 38.
kommenden in Zusammenhang zu stehen, die sie vielmehr
wie ein Rahmen abschliefsen.
Die Zugehörigkeit des Kopfes zum Körper ist ausge-
schlossen, nicht wegen der Verschiedenartigkeit des Marmors,
sondern weil beide stilistisch nicht übereinstimmen.
Der Kopf giebt ein Original des 5. Jahrhunderts v. Chr.
wieder; über eine Replik in der Coli. Barraceo*) und einen
nah verwandten Kopf in Petersburg (Kiese ritzky Kaiserl.
Ermitage4 Nr. 32)**) vgl. Furtwängler Meisterwerke S. 88,
der den Typus der Frühzeit des Pheidias zuschreibt; vgl.
Arndt bei Brunn -Bruckmann Text zu 517, wo mit Recht
auf die nahe Verwandtschaft dieses weiblichen Typus mit
einem bärtigen Götterkopf im Brit. Museum hingewiesen ist,
der zweifellos aus der Mitte des 5. Jahrh. v. Chr. stammt.
Möglich ist jedoch, dafsd erKopf mit seinen frischen mädchen-
haften Zügen thatsächlich Artemis darstellen sollte. Die Arbeit
dieses Exemplares ist flau und weichlich.
Der Körper giebt ein Original aus der I. Hälfte des
4. Jahrhunderts v. Chr. wieder, von dem wir noch zwei
Wiederholungen besitzen; eine im Museo di Antichitä zu
Turin: Dütschke Ant. Bildw. in Oberitalien IV Nr. 69;
die andere ist durch Zufügen eines Füllhorns im 1., einer
Schlange am r. Arm und des Harpokrates neben dem r. Bein
zu einer Isis umgewandelt (aus Beirut, in Berlin; Be-
schreibung der ant. Skulpt S. 528 Nr. 60a), eine Varia-
tion, die wir indes auch bei einem anderen, nahe ver-
wandten Artemis-Typus wiederfinden (Furtwängler Coli.
Somzee Taf. XVII) und die sich dadurch erklärt, dafs Artemis
und Isis beide als Göttinnen des Mondes und der Natur ver-
ehrt wurden. An beiden Repliken sind die Oberarme erhalten
und gesenkt; deshalb müssen wir diese Haltung auch für das
Original voraussetzen. Der r. Oberarm ist in Turin mit einem
*) Eine dritte Replik bei Schreiber Villa Ludovisi Nr. 287; eine
sehr zerstörte, vierte befindet sich im römischen Kunsthandel (GaUeria
Sangiorgi).
**) Eine sehr zerstörte Replik auf einer Figur, zu der sie nicht ge-
hört, im rechten Hof des Museums in Neapel (s. Schreiber a. a. O.). Eine
Replik ist ehemals im Besitz der Mattei gewesen (Mon. Matthaeiana II
Taf. XII 2).
BBACCHO NÜOVO 38. 53
einfachen Reif geschmückt. An der Figur in Berlin ist der
r. Unterarm vorgestreckt, doch ist es zweifelhaft, ob wir
diesen Zug auch bei der ursprünglichen Darstellung voraus-
setzen dürfen; es bleibt deshalb unsicher, mit welchen Attri-
buten die Hände ausgestattet waren, nur ist der Bogen mit
grofser Wahrscheinlichkeit in der L. vorauszusetzen. Der
Köcher war an den beiden Repliken nie vorhanden, obwohl
er natürlich an dem Original nicht gefehlt haben kann. Nach
dem an der Berliner Replik erhaltenen Halsstück ist zu
schliefsen, dafs der Kopf geradeaus gewendet und die Haare
im Nacken aufgenommen waren.
Die Anlage des Gewandes entspricht in den allgemeinsten
Zügen derjenigen der Athena Parthenos des Pheidias, wes-
halb man die Figur zunächst für eine Umarbeitung jenes
älteren Werkes hielt. Die Ähnlichkeit liegt aber thatsäch-
lich nur in der Tracht und Anlage der Falten am Unter-
körper, Eigenheiten, die sich in typischer Wiederholung noch
bei vielen anderen Werken in der Zeit nach der Aufstellung
der Parthenos bis zur Mitte des 4. Jahrhunderts finden, so-
dafe daraus allein auf ein derartig directes Abhängigkeits-
verhältnis nicht geschlossen werden darf. Die Art, wie jene
allgemeine Anlage hier durch viele kleine realistische Falten-
motive belebt ist, beweist, daf» das Original in der ersten
Hälfte des 4. Jahrhunderts entstanden ist, wofür auch die
schlanken Verhältnisse der Figur sprechen. Die Figur ist die
directe Vorläuferin jenes anderen, schon erwähnten Typus,
der überzeugend auf ein Werk des Praxiteles zurückgeführt
worden ist (Furtwängler Meisterwerke Taf. XXIX); zwischen
beiden findet eine Statuette in Venedig ihren Platz (Furt-
wängler am zweiten unten a. O. Taf. VII 1). Einen bestimmten
Terminus ante quem für das Aufkommen des Gewandstiles
dieser Figuren bietet uns ein Relief über der Urkunde eines
Bündnisses Athens mit Arkadern, Achaiern, Eleern und
Phliasiern aus dem Jahre 362 v. Chr. (Arch. Ztg. 1877
Taf. 15,1 S. 171; Brunn -Bruckmann 533); das Gewand
der 1. stehenden Athena, die auch in der Tracht mit
dem vorliegenden Artemis-Typus übereinstimmt, ist durch-
weg in jenem praxitelischen Gewandstil ausgeführt, der
also damals schon in voller Ausbildung existieren mufste.
54 BRACCIO NÜOVO 38.
Vgl. auch auf einem Votivrelief in Athen (Arndt-Ame-
lung Einzelaufnahmen Nr. 1235) die eine Adorantin, auf
einem anderen (a. a. O. Nr. 1237) die Athena, auf einem
kyprischen Grabrelief in Berlin (Beschreibung d. a. Sk.
Nr. 796) die Figur der Dienerin, eine in Epidauros gefundene
Statuette der Athena in Athen (Nationalmuseum Nr. 276;
Ephem. arch. 1886 Taf. 12) und den Torso einer ähnlichen
Artemisstatue auf Paros (Sieveking bei Arndt- Amelung a.a.O.
Nr. 1333); endlich spricht für die Beliebtheit des Typus, dafs
er auf dem Proskenion-Relief des athenischen Dionysos-
theaters verwendet worden ist (Mon. d. I. IX Taf. XVI).
Augenscheinlich hat die Figur ehemals an Stelle von
Nr. in gestanden; s. in der Beschreibung d. St. Rom
S. 92 Nr. 26: «Bildsäule der Diana unter Lebensgröfse;
gefunden beim Hafen Trajans. Neu beide Arme, von denen
der r. emporgehoben ist, um einen Pfeil aus dem Köcher
zu nehmen.» Vgl. ferner die perspectivische Ansicht des
Br. n. bei Pistolesi Taf. IV (1. die zweite Figur). Dadurch
würde sich auch der Fundort sicher herausstellen. Etwa
1831, d. h. vor dem Jahr, in dem Pistolesi sein Werk that-
sächlich herausgab — vgl. das zu Nr. 97 A Gesagte — ist
sie der Statue der Julia Titi gewichen, denn in der de-
tailierten Beschreibung bei Pistolesi ist diese — sie wurde
1830 erworben — an ihrer jetzigen Stelle genannt (S. 120 f.
Taf. XXVIII 3). Dem widerspricht nicht, wenn in dem 1834
erschienenen Bande der Beschreibung d. St. R. nur in
einer Anmerkung gesagt ist, dafs man statt der Artemis
jetzt eine weibliche, zur Ceres ergänzte Gewandstatue unter
Lebensgröfse sehe; damit mufs eben jene Julia Titi gemeint
sein, die in der That zur Ceres ergänzt ist («sotto le sembianze
di una Cerere» Pist); über die Verzögerung der Drucklegung
jenes Bandes der Beschreibung vgl. das S. 41 in der An-
merkung Gesagte; gegen die Identität der genannten Gewand-
statue mit der Julia dürfte die Thatsache, dafs diese eben
lebensgrofs ist, kaum etwas zu bedeuten haben. Die Arbeit
der Figur ist gut und sorgfaltig und augenscheinlich sehr
stilgetreu.
Clarac 571, 1220; Berlin Beschreibung d. a. Skulpturen S. 529;
Furtw&ngler Meisterwerke S. 88 Anm. 5; Amelung Basis d. Praxiteles
BBACCIO NüOVO 38 A. 55
aus Mantinea S. 22; Studniczka Berliner philol. Wochenschritt 1S95
Sp. 724; Furtwängler Griech. Originalstatuen in Venedig, Abh. d. k.
bayer. Ak. d. Wiss. I. CK XXI. Bd. II. Abt. S. 314; Heibig Nr. 20 u.
S. 500 (wo irrtümlich Furtw. die Meinung Studniczka's zugeschrieben wird,
der Kopf sei zugehörig, während F. sie gerade mit Recht bekämpft).
Photographie Moscioni 3905; Phot. beim röm. Institut Nr. 54/5.
38 A. Statue des Satyrs mit der Querflöte
(Taf. V).
H. 1,32 m. Feinkörniger gelblicher Marmor mit schwärzlichen Flecken.
Ergänzt Wirbel des Kopfes, Spitzen einiger Locken über der Stirn,
Oberteil des r. Ohrs, Rand des 1. Ohrs, r. Arm, halber 1. Unterarm, beide
mit Händen und Flöte, Flicken am Ansatz des 1. Armes und in der 1.
Schulter oben, Stücke des Fells auf der Brust, neben der 1. Schulter und
im Rücken, die aufsen hängende Pranke und Schwanz des Fells, hinterer
Teil des dem 1. Unterschenkel als Stütze dienenden Astes, unterster Teil
des Stammes mit einem Stück der Basis, Flicken am Ansatz des r. Beines,
grofser Zehen des 1. Fufses und halber zweiter. Gebrochen war der
Kopf, 1. Schulter, r. Schulter mit Brust und Schulterblatt, der Körper über
den Hüften, der Stamm ober- und unterhalb des Pantherkopfes, r. Bein am
Ansatz, in der Mitte des Unterschenkels und über dem Knöchel, 1. Bein
in Knie und Knöchel und vom r. Bein. Die Brüche leicht verschmiert.
Ein Sprung im Bauch und über dem Gesäfs. An der 1. Hüfte ist eine
Stütze, die zum Fell herüberführte, ausgebrochen. Die Zusammensetzung ist
vorsichtig vorgenommen und die Oberfläche nicht Überarbeitet.
Der Satyr steht mit r. Standbein, das 1. Bein darüber
gekreuzt, mit der j. Achsel gegen einen Baumstamm gelehnt.
Die Hände halten eine Querflöte an den Mund des zur r.
Schulter geneigten Kopfes, um dessen kurzes krauses Haar
eine gerollte Schnur gebunden ist. Auf der r. Schulter ist
ein Pantherfell geknüpft, das von der 1. Schulter auf Rücken
und Oberarm herabgeglitten ist und dann über den Stamm
herabhängt. Volle, kräftige, knabenhafte Formen. Die
richtige Haltung der Arme und Hände ist an zwei fragmen-
tierten Wiederholungen im Museo nazionale romano er-
sichtlich (Hei big Nr. 1101/2). Bekannter, in vielen Repliken
erhaltener Satyr-Typus aus dem Beginn der hellenistischen
Zeit (vgl Collignon Histoire de la sculpt gr. Fig. 233). Für
seine Berühmtheit spricht, dafs die Stadt Caesarea Paneas
in Palästina ihn unter Marc Aurel und Elagabal als Münzbild
benutzt hat (Archäol. Zeitung 1869 Taf. 23 Nr. 2 — 3 S. 97; hier
$6 BRACCIO NUOVO 38B.
Pan genannt, eine Verwechselung, die in römischer Zeit auch
sonst vorkommt; vgl. Amelung Führer S. 41).
Die Arbeit des Exemplars ist lebendig. Die gewundene
Schnur im Haar findet sich nicht immer; statt ihrer ge-
legentlich auch ein Kranz.
Gefunden in den Trümmern der Villa des Lucullus im
Lago Circeo, wodurch sich die schwärzlichen Flecken des
Marmors erklären; vgl. die moderne Inschrift auf der Vorder-
seite der Basis. Die Figur hat ursprünglich im Museo Chia-
ramonti an Stelle von Nr. 543, dann im Br. n. an Stelle von
Nr. 41 gestanden.
Pistolesi Taf. XXIV 1 (vgl. S. 115 Anm. 1); Gerhard-Platner
S. 95 Nr. 93; Braun Ruinen und Museen Roms S. 246 (unter Nr. 13);
Friederichs-Wolters Bausteine Nr. 1501 (wo fälschlich der Louvre als
Ort der Aufstellung angegeben ist, trotzdem auf dem Gyps die moderne
Inschrift des vaticanischen Exemplares deutlich zu lesen ist); Sanford
American Journal of arch. 1894 S. 535. Taf. 19; S. Reinach Repertoire de la
statuaire II S. 135, 5; Heibig Nr. 19; Klein Praxiteles S. 212 Anm. Nr. 3.
Photographie Anderson 1376 (2); Moscioni 3065; 3695 (cab.).
38 B. Statue des Narkissos (?), Brunnenfigur
(Taf. V).
H. 1,23 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt r. Arm (bis auf den Ansatz) mit Hand und Schale, 1. Unter-
arm, soweit er unbedeckt ist, mit der äufsersten Gewandfalte, Hand und
Krug, Flicken im Bauch, in der r. Hinterbacke, der r. Wade und über dem
Ansatz des r. Fufses vorne. Gebrochen war die Figur vom Stamm, wo
das Gewand aufliegt, die Stütze an Stamm und Hüfte, das Stück der Basis
mit dem Stamm vom übrigen, 1. Ellenbogen mit Gewand, das frei herab-
hängende Stück Gewand (ein bei der Zusammensetzung nicht benutzter Rest
einer Stütze am Stamm erhalten), r. Bein über und unter dem Knie, unter
der Wade und über dem Knöchel, 1. Bein über Knie und Knöchel. Kleine
Abarbeitung an der r. Hüfte gegenüber dem Ellenbogen. (Die Angabe
Fea's a. unten a. O. S. 54 »La testa e attaccata« ist unrichtig). Sehr ge-
glättet; am meisten überarbeitet die Beinfragmente.
Ein Knabe von zarten Formen steht mit r. Standbein,
das 1. Bein darüber gekreuzt, und lehnt mit dem 1. Ellen-
bogen gegen einen Baumstamm. Eine Chlamys ist über
der r. Brust geknüpft, bedeckt die 1. Schulter und ist dann
mehrfach um den 1. Arm geschlungen. Der Kopf mit kurzem
krausen Haar und einer langen Locke, die vom Wirbel in
BEACCIO NUOVO 38 B. 57
den Nacken fällt, ist nach der 1. Schulter geneigt. Träumen-
der Ausdruck. Der Ergänzer hat in die L. einen Krug, in
die R. eine Schale gegeben. Die Haltung des r. Oberarmes
war durch den Ansatz gegeben; der Unterarm, jetzt quer
vor den Leib gehalten, konnte auch mehr gesenkt sein. Der
Stamm ist in seiner ganzen Höhe durchbohrt; eine seitliche
Öffnung unter dem grofsen Astansatz hinten. Nach dem
Text des Museo Chiaramonti (wiederholt von Pistolesi)
wären sichere Spuren eines durchbohrten Gefäfses vorhanden
gewesen, die Veranlassung zu der Ergänzung der L. gegeben
hätten. In der That wäre der Einfall, das Wasser direct
aus dem Stamm sprudeln zu lassen, allzu ungeschickt. Das
Gefafs wird der Oberfläche des Stammes näher gewesen
sein als in der Ergänzung, sodafs die Bleiröhre für das
Wasser, die innerhalb des Stammes unsichtbar emporgeführt
war, unauffällig in das Gefafs übergeleitet werden konnte.
Von dem oben hervorsprudelnden Wasser haben sich Spuren
am Stamme unten und an den Füfsen erhalten. In Knie-
höhe am Stamme die Inschrift:
<DAIAr
iM02
Die wahrscheinlichste Deutung der Figur ist die auf
Narkissos, der am Quell steht und verliebt sein eigenes
Bildnis betrachtet (sonst auf Ganymed und Hylas gedeutet;
ganz unhaltbar die Deutung K. O. Müller's a. unten a. O.,
der darin einen attischen Lutrophoros sehen will). Jedenfalls
stellt die Figur, die im engsten Zusammenhang mit dem
Wasser gedacht ist (s. unten über den Fundort), einen Melle-
pheben dar, wie aus den Formen und der Haartracht
(Wieseler N. Jahrb. für Philol. und Pädagogik LXXI S. 357 fr.)
hervorgeht*), ein weichliches, zartes, empfindsames Wesen,
wie der Charakter der Formen und der Ausdruck des Ge-
sichts zeigen. Die Art, wie die Chlamys um den Arm ge-
schlungen ist (Beispiele bei Jägern auf Sarkophagreliefs und
bei Hermes), deutet auf bewegliches Leben im Freien. All
das würde für Narkissos passen, ohne doch zwingend zu
sein. Der von Furtwängler (s. unten) versuchten Identi-
*) Ein ähnlicher Kopf mit derselben Haartracht ist im archäologischen
Museum in Mailand: DUtschke Ant. Bildw. in Oberitalien V Nr. 1020.
58 äraccio nüovo 39.
ficierung dieser Statue mit dem in den 'Extppcfasie des Kalli-
stratos geschilderten Narkissos widerspricht das dort hervorge-
hobene Detail, dafs die Chlamys bis über die Kniee herabfällt.
Unverkennbar aber ist der idyllische Charakter des
Werkes, der die Entstehung des Typus in hellenistischer
Zeit sichert. Das Exemplar ist weich, aber leblos gearbeitet.
Die Formen der Inschrift weisen in das 2. Jahrh. n. Chr.
In ihr ist zweifellos T für I verschrieben, und der Name ist
demnach 4>cttötfxos zu lesen. Es ist ganz unsicher, ob der
Künstler damit bezeichnet werden sollte.
Gefunden i. J. 1800 durch den englischen Consul
R. Fagan in Ostia in der mit Mosaik verzierten Nische eines
Caldariums. Bis zur Erbauung des Braccio nuovo stand die
Figur im Museo Chiaramonti an Stelle von Nr. 545 (Fea
Nuova descrizione 18 19, S. 88), dann bis gegen 1829 im
Br. n. an der Stelle von Nr. 26, von da an seinem heutigen Platz.
Visconti-Guattani Taf. XI; Fea Relazione di un viaggio ad Ostia
S. 53 ff. ; Sickler-Reinhart, Almanach aus Rom 1811 S. 242; Welcker
Schorn's Kunstblatt 15. Okt. 1827; Pistolesi Taf. XIII 2; Clarac 407,
703; Gerhard-PIatner S. loßf. Nr. in; K. O. Müller Göttinger gel.
Anzeigen 1836 S. 122 ff.; Welcker Rhein. Museum 1848 S. 402; Braun
Ruinen und Museen Roms S. 255 Nr. 19; Wiesel er Narkissos S. 38 fr.
mit Abb. Nr. 15; v. Sybel Weltgeschichte d. Kunst S. 276 Fig. 224;
Furtwängler Jahrb. d. Vereins v. Altertumsfr. im Rheinl. 1891 S. 66;
S. Reinach Repertoire de la statuaire II S. 100 Nr. 9; Heibig Nr. 18.
Die ganze Litteratur Über die Inschrift verzeichnet und verarbeitet bei
Löwy Inschriften griech. Bildhauer S. 290 Nr. 433 u. Kai bei Nr. 926a.
Photographie Alinari 6579 (2); Anderson 1381 (2).
An Stelle von Nr. 37 — 38 B stand bis 1826 eine mit
Reliefs geschmückte, vierseitige Basis (Gerhard Hyperboreisch-
römische Studien I S. 149; Gerhard-PIatner S. 97 Nr. 105: Friederichs-
Wolters Bausteine Nr. 2149) und darauf eine Gruppe der
Chariten (Gerhard a. a. O.; Gerhard-PIatner S. 97 Nr. 104;
Clarac 632, 1427); beides jetzt in den Magazinen.
39. Kraterförmiges Prachtgefäfs (Taf. VI).
H. 1,42 m. Schwarzer, ägyptischer Basalt.
Wurde von Feuer beschädigt (daher die bräunliche Färbung), in viele
kleine Stücke zerbrochen gefunden, dann zusammengesetzt. Auf dem
Transport nach Paris zerbrach es abermals und wurde dort wieder zu-
sammengesetzt. Zu den wenigen, sicher erkennbaren Ergänzungen ge-
BBACCIO NUOVO 40. 59
hören: die äufseren Windungen der Henkel, Teile der Thyrsen und Masken und
des Randes; doch schliefst sich Alles an Antikes ah. Ganz modern der Fufs.
Am Rande oben Kyma; in der Hohlkehle darunter
stilisierte Ranke; unter einem vorspringenden Leisten auf-
recht stehende, einzelne Palmetten; dann Flechtband; an der
Wandung zwischen den Henkeln, die aus je zwei ver-
schlungenen Rohrstengeln (Ferula graeca) bestehen, jederseits
je vier aufrecht stehende, mit einer Schleife geschmückte
Thyrsen, zwei jugendliche Masken mit Epheukranz und
Stirnband und eine weibliche tragische Maske. An dem
modernen Fufs Kyma, cannellierte Hohlkehle, Flechtband.
Ein in Material und Ornamenten bis auf Kleinigkeiten
entsprechendes Gefafs als Taufbecken im Dom zu Neapel;
da es etwas kleiner ist, sind Thyrsen und Masken näher zu-
sammengerückt; zwischen den beiden unteren Henkelenden
je eine tragische Maske; an den oberen Enden Trauben und
Weinblätter; die Henkel fast ganz abgebrochen; Fufs fehlt
auch dort (s. Meyer a. zweiten unten a. O.).
Gefunden 1772 in einer Tiefe von 25 palmi im Garten
des Klosters S. Andrea di Monte Cavallo auf dem Quirinal
in Ruinen, die vermutlich von dem Hause des Pomponius
Atticus stammen (Bufalini Pianta di Roma B2; Nolli
FÜR Nr. 177; Lanciani Bullettino comunale XVII S. 38of.;
ders. FÜR Taf. 16). Aufgestellt zunächst in der Mitte des
Treppenabsatzes vor dem heutigen Eingang zum Museo
Gregoriano; 1797 kam es infolge des Vertrages zu Tolentino
nach Paris, wo es im Vestibül des Musee Napoleon seinen
Platz fand, 1816 nach Rom zurück.
Piranesi Vasi e Candelabri II Taf. 60; Visconti Museo Pio-
Clementino VII Taf. XXXV; ders. Opere varie IV S. 409 Nr. 249; P. Masi
Indicazione antiquaria (1792) S. 174; Piroli-Radel Musee Napoleon IV
Nr. 78; Bouillon Musee des Antiques III Taf. VII; Pistolesi Taf. XIV;
Meyer bei Winckelmann Sämmtl. Werke (Donaueschinger Ausg.) III S. 233
Anm. 1; V S. 37 Anm. 2; Gerhard-Platner S. 97 Nr. 103; Braun
Ruinen u. Museen Roms S. 257 Nr. 21; Heibig S. if.
40. Maske der Medusa (Taf. VI).
H. 0,64 m. Grofskörniger, weifser Marmor.
Ergänzt fast die ganze r. Wange, gröfster Teil des r. Auges, Nase,
obere Hälfte der 1. Wange, Unterlippe, Teile der Schlangen, die Haare
ÖO BRACCIO NUOVO 41.
über der Mitte der Stirn und deren r. Seite. Hinten stark geflickt Be-
schädigt Oberlippe und Kinn. Abgebrochen viele Lockenenden (An-
satz einer Locke über der 1. Braue) und der Schlangenknoten fast ganz.
Vgl. das zu Nr. 27 Gesagte.
Pistolesi Taf. XIII 1.
41. Statue des Apollon (Taf. VII).
H. 1,92 m. Feinkörniger gelblicher (wohl pentelischer) Marmor.
Ergänzt aus Gyps Kopf und Hals mit Saum des Gewandes, r. Arm
mit Hand und Teil des Gewandes an der Schulter, I. Hand mit halbem
Unterarm, Hörn der Kithara an der Schulter, Steg, anderes Hörn und
gröfster Teil des Kastens, die vorfallende Falte in der Mitte der Brust, fast
alle freistehenden Teile des Überschlags, sehr viele Falten an dem Bausch
unter dem Gürtel, fast ganz die drei grofsen vorschlagenden Falten neben
dem r. Bein aufsen (die kleinere vorderste und hinterste fast ganz antik),
kleiner Teil an dem wellenartig aufgewehten Rand des Gewandes über dem
r. Fufs, fast alle Faltenhöhen zwischen den Beinen, die äufsersten Teile
der grofsen Falten vor und neben dem 1. Bein aufsen, Spitze des r.
grofsen Zehen.
In dem unten citierten Catalogo ist angegeben: »Mancano la testa
e le braccia, che anche in antico erano State riportate, come lo provano
i fori per le impernature.c Die Oberfläche sehr verwaschen. Abge-
brochen der gröfste Teil eines Himation; s. darüber unten. Ein Bohr-
loch in dem Ende der Locke zunächst der Kithara sollte wohl nur die
unterste Windung der Haare markieren.
Apollon ist tanzend dargestellt; der r. Fufs tritt mit
ganzer Sohle, der 1. nur mit den Zehen auf. An den Füfsen
doppelsohlige Sandalen, deren Bänder oben in eine Schleife
gebunden sind. Bekleidet mit Chiton, von dem sich nur
auf dem 1. Oberarm eine Spur des Armeis erhalten hat;
darüber der rings geschlossene, mit Salkante gesäumte
Peplos, doppelt gegürtet, zu oberst mit einem breiten Gürtel.
Im Rücken fiel ein langer Mantel herab, der auf den
Schultern befestigt zu denken ist; seine Spuren sind an
beiden Seiten im Rücken sichtbar, wo über das Apoptygma
noch ein breites Stück Zeug herabfällt, das von dem Peplos
nicht herrühren kann und unten abgebrochen ist, also länger
herunterhing; dann findet sich hinten am unteren Ende des
zurückwallenden Peplos ein breiter Ansatz, der augenschein-
lich von dem Mantel herrührt, der hier auflag, im Übrigen
aber frei abstand. An der 1. Seite die Kithara, die wir uns
BBACCIO NÜOVO 41. 6l
durch ein Band gehalten denken müssen, denn die Er-
gänzung der L., deren Finger in die Saiten greifen, ist
jedenfalls richtig. Der r. Arm ist gesenkt, die Hand leicht
vorgestreckt mit der Schale ergänzt; sie müfste natürlich das
Plektron halten, da der Gott hier in der Ausübung seiner
Kunst dargestellt ist. Von den Haaren hat sich ein grofser
flacher Schopf im Nacken, vor jeder Schulter ein Locken-
paar erhalten. Der Kopf mit Lorbeerkranz ist nach dem
der Statue Nr. 582 in der Sala a croce greca ergänzt.
Über die Ausfuhrung läfst sich bei dem Erhaltungs-
zustand schwer urteilen, doch scheint sie nur die Haupt-
sachen gegeben zu haben, für die indes eine aufsergewöhn-
liche technische Gewandtheit notwendig war; so für die
dünnen, gewellten Faltenzüge und vor allen Dingen für den
frei gearbeiteten Mantel, der den Eindruck der Figur
wesentlich gesteigert haben mufs. Dieselben Eigenheiten
nebst denen des Gewandstiles (der ganze Körper, auch das
Glied wird durch Chiton und Peplos sichtbar) finden sich
vollkommen übereinstimmend an der Nike des Paionios in
Olympia wieder, aus dessen Kreis das Original unserer
Figur stammen mufs trotz der für das 5. Jahrhundert auf-
fallend schlanken Proportionen des Körpers, durch die der
jugendlich zarte Gott charakterisiert werden sollte, die aber
auch vom Copisten übertrieben sein können. Dem 5. Jahr-
hundert entsprechen auch die Reste der Frisur. Aufserdem
giebt es eine weiter entwickelte Darstellung desselben
Typus (Nr. 495 in der Sala delle Muse), deren Stil dem der
Nike-Balustrade entspricht.
An der Vorderseite der Plinthe ist vor dem r. Fufs
eine kleine horizontale Rille eingegraben, wohl nur, um
genau die Vorderseite zu markieren.
Nach den Inschriften an der modernen Basis gefunden
1885 in der Villa des Q. Voconius Pollio zu Castel-Gandolfo
und erworben 1886 von Leo XIII. An ihrer Stelle hat
ehemals Nr. 38 A gestanden.
Catalogo della vendita di oggetti antichi ecc. rinven. nella villa di Q.
Voconio Pollione, 18—24 Marzo 1886 S.47 Nr. 51 1 Taf.V (ohne Ergänzungen);
Amelung bei Pauly-Wissowa Real -Enzyklopädie III 2 Sp. 2317 Z. 2off.;
ders., Athen. Mitth. 1897 S. 237.
Photographie Moscioni 417; Rocca 835.
62 BRACCIO NÜOVO 42. 43.
42. Römische, weibliche Porträtbüste (Taf.VI).
H. 0,69 m. Marmor des Kopfes grofskrystallinisch und hellgrau mit gelb-
lichen Flecken; Marmor der Büste feinkörnig und gelblich.
Ergänzt Nase, gröfster Teil des kleinen Schopfes im Nacken, zwei
längliche Flicken beiderseits am Hals unten, kleiner Flicken an der BUste
vorne (ein anderer an der r. Schulter fehlt jetzt)^ Teil des unteren Randes
der Büste neben der 1. Brust, Büstenfufs mit Index-Täfelchen. Bestofsen
Ohrenränder, Unterlippe, Kinn. Sehr verwaschen die Haartour vorne.
Kopf und Büste gehören nicht zusammen. Der Kopf
— die Haare bilden vorne ein schwammartiges Lockentoupet;
hinten sind sie glatt zurückgestrichen und in einem kleinen
herabhängenden Schopf zusammengebunden — stellt in ein-
facher guter Arbeit eine Frau aus der Zeit des Titus mit
ernstem Ausdruck, vortretender Oberlippe und vorquellenden
Augen dar (vgl. Bernoulli Rom. Ikonographie II 2 Taf. XX
u. Münztafel II Nr. 7, 12, 14, 15). Die Büste mit Tunica und
Mantel, der den Nacken, beide Schultern und Brust fast
ganz umhüllt, stammt aus hadrianischer Zeit.
Pistolesi Taf. XV 3; Gerhard-Platner S. 95 Nr. 92.
43. Römische weibliche Porträtbüste (Taf.VI).
H. 0,68 m. (ohne den Fufs 0,55 m.). Marmor des Kopfes grofskrystallinisch
und weifs, der BUste feinkörnig und gelblich.
Ergänzt Nase, Teil der r. Wange, Flicken in den Lippen, Fufs mit
Indextäfelchen. Vielfach bestofsen, besonders die Locken unter dem r. Ohr.
In eine mit Tunica bekleidete Oberarmbüste schlechter
Arbeit ist von moderner Hand ein weiblicher Porträtkopf
eingelassen, der nach seiner Frisur, die sich ähnlich bei
Orbiana Salonina findet (vgl Bernoulli Rom. Ikono-
graphie II 3 Taf. XXXIf. Münztafel II 3 Nr. 14fr., III Nr. 4fr.,
IV 6ff., V Nr. 13 fr.), aus dem 3. Jahrh. n. Chr. stammt
Leichte Wendung nach der 1. Schulter; breites volles Gesicht;
geschlossener ,Mund; selbstgefälliger Ausdruck; Brauen durch
Striche angegeben; Augensterne und Pupillen eingegraben;
die Haare sind oben gescheitelt und in leicht gewellten
Massen nach den Seiten gekämmt; im Nacken ein breiter,
kissenartiger Schopf; vorne kommen einzelne lose Locken vor,
die roh mit dem Bohrer ausgearbeitet sind; schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 95 Nr. 9z.
BRACCIO NUOVO 44- ^3
44. Statue einer verwundeten Amazone
(Taf. VII).
H. 2,045 ro« Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, Teil der Oberlippe, die ganze r. Hälfte des
Schädels mit Teil der r. Wange und des Halses und dem Schopf hinten,
Ende der Locke an der 1. Halsseite, unterer Teil des Halses, Stück des
Mantels oben vor der 1. Schulter, r. Arm ganz, r. Brust, 1. Unterarm (bis
auf das am Körper anliegende Stück) mit Hand und dem erhobenen
Gewandzipfel, unterer Teil des Gewandes zwischen den Schenkeln, der
ganze untere Teil des Gewandes vor dem 1. Oberschenkel nach dem Stamm
zu, kleine Falte an der r. Hüfte, freihängender Teil des Mantels, Stück im
r. Oberschenkel vorn, r. Unterschenkel mit Fufs, 1. Bein, soweit sichtbar,
mit Fufs, Stamm, Basis. Runder Flicken im r. Oberschenkel aufsen zur
Füllung des Gufsloches (behufs Verbindung mit dem erg. Unterschenkel);
lange senkrechte Bahn im oberen Ende des Stammes hinten und im Mantel
darüber zur Verbindung des Antiken und Modernen. Abgebrochen war
die I.Brust. Viele Sprünge und Bestofsungen; eine grofse verstofsene
Stelle unter der r. Brust. Die nackten Teile sind sehr stark überarbeitet.
Die Amazone steht aufrecht mit 1. Standbein (dahinter
ein Stamm als Stütze); r. Fufs mit erhobener Ferse zurück
und zur Seite gesetzt. Bekleidet mit einem kurzen, doppelt
gegürteten, feinfaltigen Chiton, der die r. Brust freiläfst, da
die beiden 7rc£pu7es auf der r. Schulter gelöst sind. Vor
der Brust ist ein gedoppelter Mantel genestelt, der im Rücken
bis zu den Waden herabfällt. Der 1. Arm liegt eng am
Körper an; er hat mit dem Ellenbogen die untere Lage des
Mantels nach vorne gezogen und drückt sie an die Hüfte;
die L. erhebt den vorderen Zipfel des Chiton zu der be-
stofsenen Stelle unter der r. Brust, wo nach Analogie anderer
Darstellungen des gleichen Typus die Wunde angedeutet war.
Die r. Hand, die jetzt klagend erhoben ist, müfste sich nahe am
Kopfe auf einen Speer stützen. Der Kopf ist nach der r.
Seite gesenkt und gewendet. Die mannigfach verschlungenen
Haare (hinten ist fälschlich ein Schopf ergänzt) sind von
einem breiten Band umwunden, das nicht, wie Michaelis
Jahrb. d. I. a. unten a. O. angiebt, erst nachträglich einge-
arbeitet, sondern ursprünglich ist; Schläfenlöckchen und kurze
Schulterlocken.
Wiederholung der Amazone des Sosikles im capitoli-
nischen Museum. Der Kopf giebt trotz der Abweichungen
64 BRACCIO NÜOVO 45.
(Band, Schläfenlöckchen, Schulterlocken; vgl. zu diesen Arndt
bei Arndt-Amelung Einzelaufnahmen Nr. 1 1 1 7/8) den gleichen
Typus wieder und gehört danach und nach Marmor und
Erhaltung zu der Statue. Die Arbeit ist sehr gering. Die
Haare sind nicht, wie an den anderen Wiederholungen, in
runden, dicken, sondern in dünnen, kantigen Strähnen ge-
geben.
Der Typus wird jetzt fast allgemein dem Kresilas (vgl.
Furtwängler Meisterwerke S. 286ff.), nur von Graef (Jahr-
buch d. I. 1897 S. 81 ff.) und Mahler a. unten a. O. dem Poly-
klet zugeschrieben; vgl. dagegen Amelung Berl. philol.
Wochenschrift 1902 Sp. 275.
«Wahrscheinlich aus Palazzo Verospi (so Nibby), wo
schon H. Meyer die von Winckelmann dort erwähnte Amazone
nicht mehr vorfand (Winckelmann Werke IV 129. 358
Anm. 376. Mon. ined. S. 184), daher sie schwerlich beim
Verkauf des Palazzo an den Herzog Giovanni Torlonia dort
noch vorhanden war (s. Matz-Duhn Antike Bildwerke in
Rom Nr. 941).» Michaelis a. a. 0.
Pistolesi Taf. XV2; Nibby II Taf. XIX; Clarac 8n, 2036,
Gerhard-Platner S. 95 Nr. 90; O. Jahn Berichte der Sachs. Gesellsch. d.
Wissensch. 1850 S. 40C; Michaelis Archäologischer Anzeiger 1862 Sp. 336*;
ders. Jahrbuch d. I. 1886 S. 17c u. S. 29; Heibig Nr. 22; Mahler
Polyklet u. seine Schule S. 82 I 3; Collignon Hist. de la sc. gr. I Fig. 257.
Photographie Alinari 6485 (2); Anderson 1300 (3); Moscioni 3064 ;
1441 (cab.); Rocca 790 A; 405 B (cab.); 1962 (Kopf).
45. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. VI).
H. 0,72 in. Marmor des Kopfes feinkörnig und weifs. Die Büste aus
grünlich-grauem Alabaster.
Ergänzt Nasenspitze und Büstenfufs mit moderner Inschrift «Giulia
Soemia». Ein Bruch geht quer über Gesicht und Schädel. Die Büste
vielfach zusammengeflickt. Das Gesicht fast ganz überarbeitet. Die
Büste poliert.
Kopf und Büste gehören nicht zusammen. Der Kopf
stellt in sorgfaltiger, aber harter Arbeit eine Frau mittleren
Alters aus der claudischen Periode mit häfslichen Zügen und
mürrischem Ausdruck dar. Die Haare sind von der Mitte
des Schädels ungescheitelt in gedrehten Locken nach vorne
gelegt, am Hinterschädel glatt zurückgestrichen, an den Seiten
BRACCIO NÜOVO 46. 47- ^5
aufgerollt und unten in einem dünnen Schopf vereinigt.
Vgl. die Frisur der sitzenden Matrone in Neapel (Bernoulli
Rom. Ikonographie II 1 S. 186 Nr. 23 Taf. XXII). Die Büste
stammt aus hadrianischer Zeit.
Fca Nuova descrizione S. 87 ; Pistolesi Taf. XV i; Gerhard-Platner
S. 95 Nr. 89.
46. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. VI).
H. 0,70 m. Marmor des Kopfes grofs körnig und weifs, der Büste
feinkörnig und gelblich.
Ergänzt Nase, Lippen, Flicken in der 1. Wange, fast der ganze Hals,
Falten auf der r. Brust, Keil in der Stütze hinter dem Indextäfelchen. Ge-
brochen quer durch das Täfelchen. Bestofsen das 1. Ohrläppchen und
die Ränder der Büste und des Fufses. Stark geputzt das Gesicht.
Trajanische Achselbüste (Indextäfelchen mit Voluten) mit
Tunica und Mantel, der den Nacken, die r. Schulter aufsen,
beide Brüste und die 1. Schulter ganz umhüllt; sie ist decorativ
wirksam ausgeführt. Darauf, nicht zugehörig, mit leiser Wen-
dung nach der r. Schulter ein weiblicher Porträtkopf vom
Ende des 2. Jahrh. n. Chr., vielleicht Manlia Scantilla, die Ge-
mahlin des Didius Julianus; rundes wohlgenährtes Gesicht mit
kurzem Kinn; breiter geschlossener Mund mit vollen Lippen;
tiefliegende, rund vorquellende Augen mit dicken Lidern;
Augensterne und Pupillen eingegraben; senkrechte Falten
über der Nasenwurzel; niedrige Stirn; die Haare gescheitelt
und in stark gewellten Massen zur Seite gestrichen; hinten
in einem flachen Nest zusammengeflochten; die Ohrläppchen
durchbohrt. Geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 95 Nr. 88; Bernoulli Rom. Ikonographie
II 3 S. 13.
47. Karyatide (Taf. VII).
H. 2,39 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt der ganze Kalathos, die Unterlage bis auf ein Stück über
der 1. hinteren Schädelseite, Haare und Schädel über der Stirn, Nase, Kinn
mit Unterlippe, Hals und Brust, soweit sie nackt, die Haare im Nacken fast
ganz, kleine Flicken am Gewandrande, Stück hinter der 1. Hand, diese Hand
selbst, äufserstes Glied am Zeigefinger der r. Hand, das aus der Hand frei
herausstehende Ende des gehaltenen Gegenstandes, Flicken an der grofsen
Mantelfalte unter der 1. Hand, r. Fufs, Spitze des 1. grofsen Zehen. In
Vailcan. Katalog I. 5
66 BBACCIO nüoyo 47.
moderne Basis eingelassen. Abgebrochen war die Vorderhälfte des
Kopfes, Teil des r. Unterschenkels und Gewand über dem r. Fufs. Ver-
schiedene Sprünge. Vollständig überarbeitet. Auf den antiken und
modernen Teilen des Gesichtes sind, um die Oberfläche gleichmäfsig
täuschend als antik zu gestalten, einzelne zerfressene Stellen künstlich her-
gestellt. Am Rücken rechts ein glimmeriger schieferartiger Sprung, wie er
sich häufig bei pentelischem Marmor findet.
Die Karyatide steht gerade aufrecht mit 1. Standbein,
den r. Fufs leicht zur Seite und vorgesetzt. An den Füfsen
Sandalen. Bekleidet mit Chiton und Himation, das mit einem
Ende auf 1. Schulter und Arm aufliegt, dann um Rücken,
r. Schulter und Arm genommen und wieder über die 1.
Schulter zurückgeworfen ist. Die L., bis über Brusthöhe
erhoben und ganz verhüllt, rafft den Mantel auf; die R. ragt
aus dem Himation vor, liegt wagerecht vor dem Leib und
hält einen runden länglichen Gegenstand (an dem erhaltenen
Ende umrändert). An dem Kopf (der erg. Hals mit Kette
und Medaillon geschmückt) sind die Haare über der Stirn
gescheitelt und seitwärts gestrichen, hinten von einem Bande
zusammengehalten, das in eine Schleife gebunden ist(vgl.Museo
Chiar. Nr. 626); darunter fallen sechs grofse gedrehte Locken
gesondert über den Rücken. Auf dem Kopf ein gewundener
Tragring und darüber ein verzierter Kalathos. Die Überarbeitung
hat den ganzen Charakter der Figur verändert, wie besonders
der Vergleich mit einer in Athen gefundenen Replik lehrt (s.
Bulle a. unten a. O. S. 151 Fig. 4). Aber auch ohnedem
verraten sich die kleinlichen Querfaltchen als moderne Er-
findung, da sie sich ebenso an keinem intakten antiken
Werk finden und dem einfachen Stil widersprechen, in dem
die Figur sonst gehalten ist. Die lebhaft gewellten Locken
am Kopfe (vgl. den Weber 'sehen Kopf vom Parthenon: Brunn-
Bruckmann 362, die dem Alkamenes zugeschriebenen Köpfe
und die Arethusa-Köpfe sicilischer Münzen), die grofsen ge-
drehten Locken im Nacken, die einfachen Formen des Ge-
sichtes (die Lider umrändert), die breiten Proportionen, der
gleichmäfsige Zug der Falten — alles weist auf ein Original des
5. Jahrh. v. Chr., speziell des pheidiasischen Kreises, nicht des
4. Jahrh., wie von Furtwängler Meisterwerke S. 570 Anm. 2
behauptet worden ist. Das Attribut in der R. ist an der
Replik deutlich als ate^a zu erkennen. Das r. Handgelenk
BRACCIO NUOVO 47. 6j
hat dort einen Armring. Ein Halsband auch dort, aber
anders. Der Kalathos ist nach dem einer zweiten Karyatide
ergänzt, die mit der vaticanischen zusammen entdeckt wurde
(1786 von dem Engländer Townley erworben und nach
England gebracht, jetzt im British Museum; s. Bulle a. unten
a. O. S. 138D). Beide wurden unter Sixtus V. (1585—90) an
der Via Appia ungefähr 1 '/2 Miglien jenseits des Grabmals der
Caecilia Metella gefunden und kamen zunächst in die Villa des
Papstes bei den Diocletians-Thermen (Villa Montalto, dann
Negroni, dann Massimi); es mufs ein Irrtum zu Grunde liegen,
wenn Winckelmann, Gesch. d.K. VI 1,31 von drei Karyatiden
in Villa Negroni spricht; irrtümlich ist auch seine Angabe
ebenda, dafs sie alle drei lebensgrofs seien. Claracs Angabe
(Text zu der unten angegebenen Nr.), die Statue sei in
Ostia gefunden worden, ist gegenüber den übereinstimmenden
Berichten der älteren Gewährsmänner belanglos. 1766 ent-
deckte man an derselben Stelle («in einem Weinberge des
Hauses Strozzi, etwa zwo Miglien vor dem Thore S. Sebastian
entlegen» Winckelmann Gesch. d. K. XI 1, 14) zwei
weitere Karyatiden, die die Motive der beiden ersten mit
geringen Variationen wiederholen, und den Kopf einer dritten
mit der Künstler-Inschrift der Athener Kriton und Nikolaos
(jetzt in Villa Albani: Heibig Nr. 763. 878. 881) nebst
Resten eines Gebäudes. Augenscheinlich haben alle Karyatiden
nebeneinander gestanden, vermehrt um eine ganz verlorene, die
die Sechszahl voll machte (möglicherweise stammt ebendaher
eine Replik des vaticanischen Typus in Poggio Imperiale bei
Florenz: Arndt- Amelung Einzelaufnahmen Nr. 297); und
zwar haben sie nicht frei, sondern gegen eine Wand gestanden
(der Kopf mit der Inschrift hat hinten einen Pfeiler; die Rück-
seite unserer Figur ist aber nicht vernachlässigt). Das Gebäude,
zu dem sie gehörten, war aller Wahrscheinlichkeit nach ein
Heiligtum im triopischen Gau, den Herodes Atticus zwischen
161 und 171 n. Chr. zu Ehren seiner verstorbenen Gemahlin
Regula, die Priesterin der Demeter war, und der Faustina, der
Gattin des Antoninus Pius, angelegt hatte; diese wurde dort
neben der Deo-Demeter vom Vorgebirge Triopion bei Knidos
als neue Demeter verehrt. Thatsächlich findet sich das Ge-
wandmotiv der vaticanischen Karyatide häufig bei Figuren
68 BEACCIO NüOVO 48.
der Demeter und Köre und speciell in Knidos (z.B. Newton
Discov. at Halicarn. II Taf. 57 = Overbeck Kunstmythologie
Taf. XV Nr. 28 = Baumeister Denkmäler des Altertums
Taf. VI Fig. 456; Brunn-Bruckmann 65 = Handausgabe
Taf. 19; vgl. Amelung Basis des Praxiteles ausMantinea S. 54).
Die Gewandung, in der man sich die Göttin vorzustellen pflegte,
ist hier auf ihre Dienerinnen übertragen (vgl. Nr. 1 und die
Schilderung eines Artemisfestes bei Xenophon Ephes. I 2);
als solche sind die Karyatiden ferner charakterisiert durch den
Kalathos, ein im Kult der Demeter bezeugtes Gerät (Bulle a.
unten a. O. S. 147). In Athen sind aufser der erwähnten Replik
der vaticanischen Karyatide eine Replik der einen in Villa
Albani befindlichen und der Kopf einer dritten, entsprechend
dem der Figur in London, in einer Gegend gefunden worden,
in der ein Heiligtum des Sarapis lag; sie werden ein der
Isis heiliges Gebäude verziert haben, die in Athen mit De-
meter identificiert wurde.
Die Figur wurde durch Pius VII. für das Museo Chiara-
monti erworben (Fea Nuova descrizione S. 89) und kam
1821 an ihre jetzige Stelle.
Pinarolo Antichitä di Roma S. 167; Piranesi Vasi e Candelabri
II Taf. 68; Guattani Monumenti anticbi inediti 1788 S. 61; Massiroo
Notizie storiche della Villa Massimo S. 167; Pistolesi Taf. XVI 2; Nibby II
Taf. XLIII; Clarac 444, 814; Gerhard-PIatner S. 95 Nr. 87; Friede-
richs-Wolters Bausteine Nr. 1554; Bulle Rom. Mitt. 1894 S. 134 ff.;
Collignon Histoire de la sculpture grecque II S. 638 Fig. 334; Heibig
Nr. 23; Homolle Bulletin de corr. bell. 1900 S. 632 f.
Photographie Alinari 6528; Anderson 2235; Moscioni 4044; Rocca
813 A; 1953 (Kopf).
48. Büste des Trajan (Taf. VI).
H. 0,70 m. (Scheitel -Büstenrand 0,56 m). Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Mittelstuck beider Lippen, Kinn, beide Ohren, r.
Schulter mit Teil der r. Brust, Flicken in dieser, fast alle Runder und
Faltenhöhen des Paludamentum, BUstenfufs mit Indextäfelchen. Bestofsen
die 1. Wange. Abgebrochen Teil d. r. Braue, unbedeutende Stücke der
Haare. Sprünge im Hals.
Der Kopf energisch nach der r. Schulter gewendet. Ein
umrändertes Schwertgehänge von der r. Schulter zur 1. Brust.
Auf der 1. Schulter ein Paludamentum mit grofsem Knopf.
BEACCIO NÜOVO 49. 50. 69
Sehr präcise, lebendige Arbeit. Die Oberfläche leicht
geglättet. Die Brauen plastisch.
Pistolesi Taf.XVIIß; Gerhard-Platner S. 95 Nr. 86; Bernoulli
Römische Ikonographie II 2 S. 78 Nr. 17 u. S. 86, Taf. XXVI; Heibig Nr. 24 ;
Winter Kunstgeschichte in Bildern I. Abt. Taf. LXXXIII 1; Luckenbach
Abbildungen zur alt. Geschichte S. 66 Fig. 171.
49. Römische männliche Porträtbüste (Taf. VIII).
H. (Scheitel-Büsten ran d) 0,70 m. (Scheitel-Halsschnitt) 0,29 m. Marmor des
Kopfes grofskörnig und gelblich; Marmor der BUste feinkörnig und weifslich.
Ergänzt aus Gyps: Nasenspitze, Stück an der r. Seite des Halses
unten; aus Marmor: Bttstenfufs mit Indextäfelchen. Abgebrochen die
untere Ecke der Büste an der r. Seite.
Kopf und Büste gehören nicht zusammen. Der Kopf
ist ein vorzügliches Porträt eines älteren bartlosen Mannes
mit kurzem Haar, eingesunkenen Wangen und trübem ent-
schlossenen Ausdruck (leichte Wendung nach der r. Schulter)
aus der letzten Zeit der Republik. Die Büste mit Contabu-
latio stammt aus dem 3. nachchristl. Jahrhundert (vgl. Nr. 12).
Gerhard-Platner S. 94 Nr. 80.
50. Statue der Selene (Taf. IX).
H. 2, 16 m. Feinkrystallinischer hellgrauer Marmor.
Ergänzt aus Marmor: Nase bis auf den Ansatz, 1. Schulterlocke, r.
fast ganz, der ganze Brustausschnitt mit Halsansatz, 1. Schulter mit Arm-
ansatz und Falten unter der Achsel, Teil der r. Brust, Teil der Falte
zwischen ihr und dem Arm, Teil der Hauptfalte an der 1. Hüfte, Streifen
im Apoptygma hinten 1., Teile der vier vorschlagenden Falten neben dem I.
Bein aufsen, Oberteil des 1. Fufses mit dem Rand des Peplos, 1. gr. Zehen
mit Teil der Sandale darunter, r. Fufs mit Rand des Peplos, Rand des
Peplos zwischen den Füfsen, neben dem r. Fufs aufsen und rückwärts ein
grofses Stück; aus Gyps: Mitte beider Lippen, Teile der r. Schulterlocke,
beide Arme bis auf die Ansätze ganz, Teile der Falten vorne und an den
Seiten, bes. an der r. Hüfte, 2. u. 4. Zehen am 1. Fufs; an den Brüchen
und Fugen sehr stark geflickt. Vielfach bestofsen (Lider, Ohren, Falten,
Ränder der Basis). Gebrochen war ein grofses Stück des Apoptygma
unter der 1. Hüfte und die untere Hälfte des 1. Beines mit Gewand in zwei
Stücken. Ferner eine Fuge unter dem Rand des Apoptygma; die Figur
ist augenscheinlich in zwei Stücken gearbeitet, die hier zusammengesetzt
waren; Verletzungen haben die Fuge vergrößert; bei der modernen Zu-
sammensetzung hat man das obere Stück wohl um eine Kleinigkeit nach
hinten verschoben. Dann ist die ganze Figur in die Basis eingelassen, was
yO BBACCIO NUOVO 50.
augenscheinlich dem antiken Zustande entspricht, denn die Basis ist sicher
antik und zugehörig. Ihre Vorderecke ist ganz überarbeitet und nach
unten abgeschrägt, um auf dem Unterbau Platz zu finden.
Der 1. Fufs ist vorgesetzt; doch ruht die Göttin nicht
fest auf dem r. Bein; sie scheint mit leise vorgebeugtem
Oberkörper, den Kopf nach der 1. Schulter vorwärts geneigt,
über den Boden zu gleiten. Das dünne Gewand wird zurück-
geweht und an den Körper gedrängt; das Vorschlagen der
Falten r. und 1. deutet darauf hin, dafs die Göttin in ihrer
Bewegung innezuhalten beginnt. Beide Arme waren gesenkt;
der Ergänzer läfst beide Hände mit der Gebärde des Staunens
und der Scheu nach unten geöffnet und vorgestreckt sein.
Damit ist für die L. sicher das Richtige getroffen; die R.
aber scheint das Gewand unter der Hüfte gehoben zu haben,
worauf der Zug der Falten deutet. Die Göttin ist bekleidet
mit einem an der r. Seite offenen, hochgegürteten Peplos mit
langem Apoptygma; auf den Schultern je ein Knopf zur
Verbindung der Trcepu-ye?; an den Füfsen Sandalen. An dem
nach Marmor und Erhaltung sicher zugehörigen Kopfe (in
den Brustausschnitt eingesetzt) sind die Haare über der Stirn
gescheitelt, zur Seite gestrichen und hinten in einen Schopf
aufgebunden; auf beiden Seiten Schulterlocken (gesichert
durch einen Ansatz über der r. Brust) und Schläfenlöckchen.
Ein Band, das sich vorn stark verbreitert, umgiebt den Kopf;
diese Verbreiterung mufste verdeckt sein, da sie unregelmäfsig
und formlos ist; dafür sprechen auch zwei Löcher, die sich
dort neben einander • finden. Da an der 1. Kopfseite noch
eine Stelle der Haare über dem Bande abgeplattet ist, so
scheint hier ein grofses metallenes Diadem befestigt gewesen
zu sein, das die Mondsichel trug, oder diese war direct
mittels Zapfen in den beiden Löchern befestigt und verdeckte
dem Beschauer die Verbreiterung des Bandes.
Die Basis hat dreiseitige Form mit abgerundeten Ecken
und ist mit einer Spitze dem Beschauer zugekehrt. Die
beiden vorderen Seiten sind profiliert: unter einem niedrigen
Absatz eine gerundete Ausladung, dann eine Hohlkehle; die
Ausladung darunter mit senkrechtem Rand. Die Deutung
auf Selene, die dem schlafenden Endymion naht, ist so
selbstverständlich, dafs sie keines Beweises bedarf. Vgl.
BBACCIO NÜOVO 51. Jl
übrigens die Sarkophage mit Darstellung des Mythos (Robert
Die antiken Sarkophagreliefs III Taf. XII ff.) und eine unter-
lebensgrofse Gruppe in Palermo (Arndt- Amelung Einzel-
aufnahmen Nr. 551), die Selene, von einem Eros geleitet,
ganz analog darstellt.
Die Ausfuhrung der Figur ist decorativ; wesentlich besser an
dem Gewand, das leicht geglättet ist, als an dem breiten, weich-
lichen, ausdruckslosen Kopf; die einzelnen, durch Bohrgänge ge-
trennten Haarsträhnen sind durch kleine Stege verbunden: Das
Original mufs im Beginn der hellenistischen Periode geschaffen
worden sein; die breite Falte in der Mitte des Apoptygma vorne
erinnert noch an ähnliche Motive an praxitelischen Werken (vgl.
Nr. 38 des Br. n. und Nr. 16 u. 403 des Museo Chiaramonti).
Die Figur wurde gefunden an den Ausläufern des vati-
canischen Hügels wenige Miglien vor Porta Fabbrica (= Porta
delle fornaci; s. Beschreibung der Stadt Rom II 1 S. 49 und
Plan; jetzt geschlossen) und von Pius VII. erworben. Un-
sicher ist, ob Clarac's Angabe (Text zu der unten a. Nr.),
sie sei zunächst von Pacetti erworben und restauriert worden,
zuverläfsig ist, denn seine andere Behauptung, sie sei in der
Villa Adriana bei Tivoli zu Tage gekommen, beruht jedenfalls
auf einer irrtümlichen Combination mit dem Funde der jetzt in
Stockholm befindlichen Statue des Endymion, die nachweislich
allein gefunden wurde (Guattani Monum. inediti 1784 S. VI;
Winnefeld Die Villa des Hadrian bei Tivoli S. 153).
Pistolesi Taf. XVI i; Nibbyll Taf. VII;Clarac 577, 1244; Braun
Zwölf Basreliefs Text zu Nr. 9; ders. Ruinen und Museen S. 235 Nr. 4;
Hei big Nr. 25; Arndt bei Brunn-Bruckmann Text zu 510.
Photographie Alinari 6551 (3); 6552 (Kopf); Anderson 1360 (2);
2236 (Kopf); Moscioni 2291 ; Rocca 783; 1924 (Kopf).
51. Römische männliche Porträtbüste (Taf. VIII).
H. 0,84 ro. (Scheitel bis unt. Rand der Büste 0,67 m.). Grofskörniger
gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, 1. Schulter mit dem gefransten Teil des Mantels,
groiscr Teil der obersten Mantelfalte über der 1. Brust bis zum Halse,
Knopf auf der r. Schulter, Büstenfufs mit Index-Täfelchen. Der Kopf war
gebrochen. Der Mantel, soweit antik, ganz überarbeitet, um ihn mit
dem erg. Stück in Einklang zu bringen; an den anderen Teilen die stark
zerfressene antike Oberfläche erhalten.
72 BRACCIO NüOYO 52. 53.
>
Die Büste bekleidet mit Tunica und gefranstem Mantel,
der auf der r. Schulter geknüpft ist. Der Kopf leicht nach
der r. Schulter gewendet. Kurzer Vollbart. Ziemlich hohe
Glatze; sonst dichtes kurzlockiges Haar. Trüber Ausdruck;
die Stirn besonders stark durchfurcht. Brauen plastisch;
Augensterne und Pupillen eingegraben.
Früher fälschlisch Macrinus genannt. Nach Büsten-
form (gröfsere Oberarmbüste) und stilistischer Behandlung
aus der Zeit der Antonine.
Gerhard-Platner S. 95 Nr. 83; Bernoulli Römische Ikono-
graphie II 3 S. 76 Nr. 4; S. 79.
52. Römisches weibliches Porträt auf männlicher
Büste (Taf. VIII).
H. des Kopfes 0,29 m. H. der Büste ohne Fufs 0,31 m. Marmor des Kopfes
feinkörnig und hellgrau. Marmor der Büste feinkörnig und gelblich.
Ergänzt Nase, beide Lippen fast ganz, Flicken in r. Wange und
Stirn, r. Braue mit Teil des Auges, beide Ohren, fast die ganze diademartige
Haartour, oberer Teil des Chignon, Stück am Mantel vorne, Büstenfufs mit
Index-Täfelchen. Die Haartour vorne stark bestofsen. Die Büste mehr-
fach gebrochen. Die Fuge am Halse, wo der Kopf aufgesetzt ist, mit
Gyps verschmiert.
Kopf und Büste gehören nicht zusammen (Marmor ver-
schieden); der Kopf giebt in mäfsiger Ausführung und
schlechter Erhaltung (vor der erg. diademartigen Haartour
hätte noch eine zweite ergänzt werden müssen; vgl. Bernoulli
a. unten a. O. Taf. XXXIV) wahrscheinlich das Porträt der
Matidia, der Nichte des Trajan und Schwiegermutter des
Hadrian, wieder. Die Büste, bekleidet mit doppelter Tunica
(Doppelnaht am r. Ärmel) und über die 1. Schulter ge-
worfener Toga ist männlich und stammt aus der Zeit des
Hadrian (kleinere Oberarmbüste).
Gerhard-Platner S. 95 Nr. 82; Bernoulli Römische Ikono-
graphie II 2 S. 102 Nr. 4.
53. Statue eines Tragödien-Dichters (Taf. Dt).
H. 2,34 m« Grofskrystallinischer gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Schnurrbart, Kinnbart, Brauen mit Teil der Stirn,
Locken neben den Schläfen, Hinterkopf, Hals, 1. Schulter, r. Schulter mit
BRACC10 NTJOVO 53. 73
Arm, Hand, Rolle und Teil der r. Brust, unterer Teil der 1. Brust, Flicken
darunter, Nase der Maske, Brauen mit Teil der Oberlider, Mund und Kinn-
bart mit dem gTöfsten Teil der 1. Hand, Teile der obersten Querfalte des
Himation, 1. kl. Zehen, Teil der beiden nächsten und Spitze des gr., fast
ganzer r. kl. Zehen, Spitze des gr. und der beiden nächsten. Sprung
schräg von der r. Hüfte zum 1. Knie. Die Oberfläche ziemlich zerfressen,
am Oberkörper überarbeitet.
Die Figur steht aufrecht; 1. Standbein; r. Fufs zur Seite
und etwas vorgesetzt Neben dem 1. Bein eine formlose
Stütze. Ein umsäumter Mantel mit Quaste ist um den
Unterkörper und den 1. Unterarm, der an der Hüfte anliegt,
geschlungen. Die L. hält eine männliche, bärtige, tragische
Maske. Der r. Arm liegt ganz am Körper an, die Hand mit
einer Rolle vor der r. Brust. Athletische Formen. Der Kopf
— ein elendes Porträt des Euripides — blickt geradeaus.
Er gehört nicht zum Körper, für den er viel zu klein ist.
Ehe die Figur aus dem Palazzo Giustiniani in den Vatican
kam, trug sie einen anderen Kopf; ja, aus dem Inventar der
Giustinianischen Sammlung von 1793 (Documenti inediti dei
musei d'Italia IV S. 420: Cortile Nr. 3) könnte man schliefsen,
dafs die Statue damals kopflos war; doch wird mit den
Worten »al quäle si dovrebbe supplire una testa di Euripide«
wohl nur gemeint sein, dafs der unpassende vorhandene mit
einem Kopf des Euripides ersetzt werden müsse (vgl. Nibby
a. unten a. O. Anm. 1).
Nach dem Charakter der Statue und der Maske liegt
vielmehr der Gedanke an Aischylos nahe, für den auch die
einfache, imponierende, in den typischen Zügen an Statuen
des Zeus erinnernde Erscheinung passen würde. Da die
Figur auf ein Original aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts
(einfache Liegefalten wie bei den Statuen des Maussolos
und des Aischines: Brunn-Bruckmann 241 u. 428) und
wahrscheinlich eine Bronze zurückgeht (die formlose Stütze 1),
hat Studniczka a. unten a.O. die Vermutung geäufsert, dieses
Original könne die Statue des Aischylos gewesen sein, die
Lykurg im Dionysos-Theater in Athen errichten liefs (Over-
beck Schriftquellen Nr. 1409— -11).
Die Arbeit ist decorativ; an manchen Stellen hat der
Bildhauer den Marmor unbearbeitet stehen lassen. Nur die
Hauptzüge sind gegeben, diese aber mit Nachdruck und
74 BRACCIO NUOVO 54.
Sicherheit. Die horizontalen Falten des Himation sind nur
durch gerade, tiefe und breite Rillen getrennt. Die Figur
war demnach auf Wirkung in die Ferne berechnet.
Ehemals in dem Hof des Palazzo Giustiniani; erworben
von Pius VII.
Galleria Giustiniana I Taf. 108; Clarac 845, 2123; Pistolesi
Taf. XVII 2; Nibby II Taf. XXIII; Gerbard-Platncr S. 941". Nr. 81;
Braun Ruinen und Museen S. 236 Nr. 5; Welckcr Alte Denkmäler I
S. 486f. Taf. VI; Heibig Nr. 26; Studniczka Neue Jabrbücher für das
klassische Altertum 1900 S. 170 f. Taf. III; Bernoulli Griechische Ikono-
graphie I S. 106 u. 151 Nr. 8.
Photographie Alinari 6565 (3); 6566 (Kopf); Anderson 1373 (4);
4796 (Kopf); Moscioni 2305; 1444 (cab.); Rocca8$6; 2053 (fol); 1951 (Kopf).
54. Porträtbüste des Kaisers Pupienus
(Taf. VIII).
H. 0,87 m. (Scheitel bis zum unteren Rand der Büste 0,70 m.). Feinkörniger,
gelblicher Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, 1. Braue fast ganz, Ränder beider Ohren, un-
bedeutende Teile der vorderen Bartlocken und der Falten, Büstenfufs mit
Indextäfelchen. Abgebrochen zwei Enden von Falten am r. Armansatz.
Die Büste ist ein sicheres Bildnis des Kaisers Pupienus
(238 n. Chr.). Der Kopf mit kurzgeschnittenem Haupthaar,
ziemlich langem Vollbart, stark gefurchter Stirn ist ganz leicht
nach der r. Schulter gewendet. Die Brauen plastisch; Augen-
sterne und Pupillen eingegraben; in dem Gelock des Bartes
starke Verwendung des Bohrers. Die Büste ist bekleidet
mit Tunica und Toga mit Contabulatio, an der fünf Lagen
deutlich zu erkennen sind (vgl. Nr. 12); an dem senkrechten
Teil ein erhobener Streifen (Liegefalte?). Die Ausfuhrung
ist sehr sorgfältig und charaktervoll.
Nach der Indicazione antiquaria von 1862 wäre die Büste
beim Bau der Eisenbahn in der Nähe von Albano gefunden
worden, was unmöglich richtig sein kann, da sie seit 1822
an ihrem Platze steht; auch findet sich diese Angabe in der
Indicazione antiqu. von 1856 noch nicht.
Gerhard-Platner S. 95 Nr. 85; Bernoulli Römische Ikonographie
II 3 S. 125 Nr. 1; S. 126, Taf. XXXVI; Heibig Nr. 27.
BRACCIO NUOVO 55. 56. 75
55. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. VIII).
H. des Kopfes 0,27 m., der Büste ohne Fufs 0,34 m.
Ergänzt Nase, Büsten fufs mit Indextäfelchen. Bestofsen die I.
Braue, Lippen und Ränder des Mantels.
Kopf und Büste gehören nicht zusammen (ein Schnitt
im unteren Teil des Halses trennt sie ; Marmor verschieden).
Der gutgearbeitete, jugendliche Kopf mit liebenswürdigem
Ausdruck ist leicht zur r. Schulter gewendet. Die vollen
gewellten Haare sind gescheitelt, über die Ohren, die kaum
sichtbar werden, zurückgestrichen und bilden hinten ein
Nest. Die Augensterne sind durch einen Punkt angegeben.
Früher unrichtig für Manlia Scantilla, Gemahlin des Didius
Julianus, erklärt. Nach der Frisur aus antoninischer Zeit
(vgl. Bernoulli a. unten a. O. II 2 Taf. LIII. Sog. jung. Faustina).
Sehr ähnlich ist das Porträt im Museo Chiaramonti Nr. 525.
Die sehr gut ausgeführte Büste mit geknöpftem Unter-
gewand und lebhaft drapiertem Mantel stammt ebenfalls aus
antoninischer Zeit (gröfsere Oberarmbüste).
Pistolesi Taf. XIX 3; Gerhard-Platner S. 94 Nr. 79; Bernoulli
Römische Ikonographie II 3 S. 14.
56. Weibliche Gewandstatue mit römischem
Porträtkopf (Taf. IX).
H. 2,18 m. Marmor des Kopfes grofskrystallinisch und hellgrau; Marmor
des antiken Teiles der Figur feinkörnig und gelblich (scheint pentelisch).
Ergänzt fast die ganze Nase, Flicken in Oberlippe, r. Oberlid und
Diadem auf der r. Kopfseite, der ganze Oberkörper bis zum Ansatz der
Beine mit den Armen in verschiedenen grofsen Stücken aus verschieden-
artigem Marmor, die grofse Falte an der r. Körperseite, viele kleinere
Flicken am Gewände, die Spitze bei der gr. Zehe, alle Ecken und zum gr.
Teil die Ränder der Basis. Vielfach bestofsen. Die Gewandung am
1. Oberschenkel stark überarbeitet.
Der Kopf und das Fragment der Figur gehören nicht
zusammen. Der leicht zur r. Schulter gewendete Kopf ist
das Porträt einer vornehmen römischen Dame, nach ihrer
Frisur — über der Stirn hoher dicker Lockenkranz, dahinter
Diadem; dann die Haare zurückgestrichen und in Flechten
zu einem grofsen Nest aufgesteckt — aus der Zeit der
flavischen Kaiser. Seine Arbeit ist sehr sorgfaltig und
j6 BBACCIO NüOVO 56.
delicat (an dem Lockenkranz keinfe Bohrlöcher; die Brauen
durch Striche angedeutet) dies und das Diadem hat den
Gedanken an Julia, die Tochter des Titus, nahegelegt.
Erhalten mit dem Bruststück, das zum Einsetzen in eine
Statue hergerichtet ist.
Der Unterteil des Körpers — r. Standbein; 1. Fufs mit
erhobener Ferse zur Seite und zurückgesetzt; gegürteter
Chiton; doppelt gelegtes Himation, auf der r. Schulter ge-
spangt; hohe Sandalen, deren Bänder gemalt waren —
stammt von einer sehr guten Wiederholung eines am voll-
ständigsten durch die Athena Farnese (Furtwängler Meister-
werke S. 104 Fig. 15) und die Athena Hope (Monuments
Piot III PL II) vertretenen Typus aus der zweiten Hälfte des
5. Jahrh. v. Chr. Die Einzelheiten der Faltenmotive stimmen
mehr mit der englischen Replik als der weniger fein aus-
geführten in Neapel überein; bei beiden aber ist der Chiton
länger als hier (bei der in Neapel kürzer als bei der eng-
lischen); da dies technisch schwer auszuführen und unser
Fragment auch im Übrigen sorgfaltig und gut gearbeitet ist,
so dürfen wir diesen Zug für das Original voraussetzen, das
demnach wahrscheinlich aus Bronze war. Studniczka hat
a. unten a. O. angenommen, das Original sei die Bronzestatue
der Athena Hygieia des Pyrrhos aus dem Beginne des
peloponnesischen Krieges gewesen, deren Basis erhalten ist,
und deren Fufsstellung mit der des vorliegenden Athena-
Typus übereingestimmt haben mufs.
Die Figur war ehemals im Palazzo Barberini, dann im
Besitz von Camuccini, der sie an den Vatican verkaufte. An-
fang 1824 kam sie an ihren jetzigen Platz, wo bis dahin die
Porträtstatue einer Römerin mit den Attributen der Flora
gestanden hatte.
Pistolesi T. XVIIIi; Nibbyll Taf. XXXIV; Clarac 975, 2514;
Gerhard Hyperboreisch-röm. Studien I S. 116; Gerhard-Piatrier S. 94
Nr. 78; Braun Ruinen und Museen Roms S. 252 Nr. 17; Bernoulli
Römische Ikonographie II 2 S. 41 u. 49 Nr. 3; S. Rein ach Repertoire
de la statuaire II i S. 243 Nr. 7; Heibig Nr. 28; Studniczka Archäo-
logischer Anseiger 1899 S. 134 f.
Photographie Anderson 1344; Moscioni 2307; Rocca 837.
BBACCIO NUOVO 57. 58. JJ
57. Römische männliche Porträtbüste (Taf. VIII).
H. 0,77 m. H. des Kopfes 0,28 in. Marmor des Kopfes feinkörnig und
gelblich; der der Büste von dichterem Korn.
Ergänzt Nase, Teil der 1. Braue und beider Oberlider, Flicken im
r. Teil des Schnurrbartes, Kinn, beide Ohren, kleine Flicken in Stirn, 1. Wange
nnd r. Kinnladen, Büstenfufs mit Indextäfelchen. Da die Büste jedenfalls
durch Überarbeitung eine ganz moderne Oberfläche erhalten hat, läfst
sich nach ihrer Erhaltung nicht urteilen, ob sie antik sei; doch scheint das
wegen der durch weitere Beispiele nicht bekannten Form ausgeschlossen.
Auf einer Oberarmbüste, bei der die 1. Schulter und ein
Teil des Leibes unter der Brust mit einem Mantel bedeckt sind,
der leicht nach der 1. Schulter gewandte, hagere Kopf eines
alten Mannes; starke, hinten und an den Seiten von dünnen
kurzen Haaren umgebene Glatze; tiefe Einsenkung zwischen
Brauen und Augen; spärlicher Lippen- und Backenbart. Die
Brauen scheinen durch Striche angedeutet gewesen zu sein.
Augensterne und Pupillen eingegraben. Gefurchte Stirn;
sorgenvoller Zug um den geschlossenen Mund mit schmaler
Oberlippe. Einfache lebendige Arbeit aus der Zeit der Anton ine.
Gerhard-Platner S. 94 Nr. 77.
58. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. VIII).
H. (ohne Fufs und Indextäfelchen) 0,56 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Kinn, viele Falten, Büstenfufs und Indextäfelchen.
Überarbeitet die Augen.
Auf einer bis zur Mitte des Leibes ausgeführten
Büste — Untergewand auf den Schultern geknöpft; der
Mantel bedeckt Rücken, beide Schultern, Armansätze und
Unterteil der Büste — ungebrochen der leicht erhobene
Kopf einer Frau in den mittleren Jahren mit freundlichem
Ausdruck. Die Haare sind glatt gescheitelt, lassen die
Ohren frei und sind hinten in einem breiten, kissenartigen
Schopf aufgenommen. Die Brauen plastisch, Augensterne
und Pupillen eingegraben. Grofse Augen; weiche, an-
genehme Züge; Falten im Hals. Vgl. Museo Chiaramonti
Nr. 282 u. 639. Vielleicht ist Julia Soaemias, die Mutter des
Elagabal, selbst, jedenfalls aber eine Frau ihrer Zeit (Anfang
des 3. nachchristl. Jahrh.) dargestellt. Einfache Arbeit.
Gerhard-Platner S. 94 Nr. 76; Bern ou 11 i Römische Ikonographie II 3
S. 94.
7% BHACCIO NUOVO 59. 60.
59. Statue der Fortuna (Taf. IX).
H. 2,32 m. Marmor des Kopfes feinkörnig und weifs; Marmor des Körpers
grofskrystallinisch und weifs.
Ergänzt Mitte des Diadems, Nase mit Oberlippe, Unterlippe, Kinn,
Hals mit Haaren, r. Hälfte des Rückens, r. Schulter mit Arm, 1. Hand mit
Teil des Mantels und Füllhorn, grofse Flicken in allen Falten, beide Füfse
mit aufstofsendem Gewand, Vorderteile der Basis. Gebrochen durch
Hüften und 1. Oberarm. Abgebrochen war der 1. Ellenbogen mit Gewand.
Die Basis war mit einem Teil des Gewandes hinten in drei Stücke zerbrochen
(deshalb hinten zwei moderne grofse Eisenklammern). Das Diadem oben
bestofsen; die Oberfläche des Kopfes schlecht erhalten, die des Körpers
ganz überarbeitet; die antike Oberfläche hat sich nur an einigen Falten vorne
unten und 1. aufsen erhalten (stark durch Wasser corrodiert).
Aufrechte Haltung. L. Standbein. Der r. Fufs zur
Seite und zurückgesetzt. Sandalen; hochgegürteter Chiton;
ein Himation liegt auf 1. Schulter und Arm, läuft schräg über
den Rücken, bedeckt mit dreieckigem Überfall vorne den
Unterkörper und wird mit dem 1. Ellenbogen an der Hüfte
festgehalten. Der 1. Arm hält mit vorgestrecktem Unterarm
ein Füllhorn; r. Arm gesenkt. Der Kopf mit einfach zur
Seite gestrichenen Haaren, die hinten in einem Schopf auf-
gebunden sind, Schulterlocken und Diadem mit markiertem
unteren Rande ist leicht zur 1. Schulter gewendet.
Kopf und Figur gehören nicht zusammen; von dem
Brustausschnitt ist der untere Teil erhalten; der Kopf war
nicht eingesetzt, sondern aus demselben Block wie der
Körper gearbeitet. Der jetzige Kopf, der wegen seiner
weichen vollen Formen vielleicht zu einer Demeterstatue
gehört hat, ist von sehr schlechter Arbeit, der Körper eine
geringe Replik von Nr. 86; der Ergänzer hat demnach dem
1. Arm mit Recht das Füllhorn gegeben; die R. wird wie
dort das Steuerruder gehalten haben. S. alles Weitere dort.
Pistolesi Taf. XVIII 2; Clarac 451, 824; Gerhard-Platner S. 94
Nr. 75; Overbeck Kunstmythologie III S. 471 ,* Hei big Nr. 29.
60. Römische männliche Porträtbüste (Taf. VIII),
H. des Ganzen 0,755 m-5 H. des Kopfes 0,30 m. Feinkrystallinischer hell-
grauer Marmor.
Ergänzt fast die ganze Nase, Flicken in beiden Brauen, 1. Hälfte
des Oberschädels mit entsprechendem Teil der Stirn, Rand des 1. Ohres,
Hals und Büste. Sprung in der 1. Seite des Gesichtes.
BRACCIO NÜOVO 6l. 79
Leichte Wendung nach der r. Schulter. Altes Gesicht
mit hoher gefurchter Stirn, gut genährten Wangen, leicht,
wie bei Kurzsichtigen, zusammengekniffenen Augen, schmal
geöffnetem Munde mit dünnen Lippen, einer Warze neben
dem r. gesenkten Mundwinkel, starkem Kinn, kurzgelocktem
vollen Haupthaar auf dem breiten Schädel. An den drei
Repliken des Kopfes (i. I monumenti del Museo Torlonia
Taf. CXXX Nr. 508 [Photographie beim röm. Institut
Nr. 41/42]; 2. Lansdowije House bei Michaelis Ancient
marbles S. 444 Nr. 29 und Clarac 894, 2284; 3. Louvre,
Catalogue sommaire Nr. 919) fallen die Haare oben in
einer dreieckigen Spitze in die Stirn (dieser Teil hier er-
gänzt). Die Thatsache der Wiederholung spricht für die
Berühmtheit des Dargestellten, den zu bestimmen bisher
nicht gelungen ist. Man hat in ihm ohne Grund Sulla er-
kennen wollen. Jedenfalls war es ein Mann aus der letzten
Zeit der Republik oder dem Beginn der Kaiserzeit. Vor-
züglich als Porträt und Arbeit.
Vermutlich identisch mit einem »Caesaris caput collo
oblongo et pendulo, oculis vigilibus cum Verruca in gena
dextra«, das zu Anfang des 16. Jahrhunderts »in domo
Roscia« war (E. Müntz Revue archeologique XLIII 1882
S. 34). Dann sicher im Palazzo Ruspoli (vgl. Nr. 11); seit
1822 an seinem Platz.
Gerhard-Platner S. 94 Nr. 74; Urlichs Glyptothek S. 1 1 ; Ber-
noulli Römische Ikonographie I S. 91; Heibig Nr. 30.
Photographie Alinari 6590.
61. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. VIII).
H. ohne Fufs 0,53 m. Marmor des Kopfes feinkörnig und bläulich;
Marmor der Büste feinkörnig und weifs.
Ergänzt Nase, Ränder beider Ohren, Flicken am Halsschnitt, BUsten-
fufs. Wenige Verletzungen.
Gut gearbeitete, jugendlich weibliche Büste mit um-
rändertem Untergewand und Mantel, der die 1. Schulter und
Brust bedeckt, und einem Indextäfelchen mit Voluten;
nach ihrer Form aus hadrianischer Zeit. Darauf, nicht zu-
gehörig (Schnitt und anderer Marmor), ein jugendlich weib-
licher Porträtkopf, geradeaus gerichtet, mit weichen, freund-
80 BRACCIO NOÜVO 62.
liehen Zügen.. Die Haare sind vorn gescheitelt und in Wellen,
die sich gegenseitig und die Ohren z. T. überdecken, zur
Seite gelegt; dahinter in parallelen Rollen nach Art der
sogen. Melonenfrisur geordnet; hinten in einem Chignon auf-
genommen. Die Brauen durch Striche angegeben; Augen-
sterne und Pupillen eingegraben. Wahrscheinlich ein mäfsig
gearbeitetes Porträt der Crispina, Gemahlin des Commodus
(177 bis 183 n. Chr.).
Gerhard- PI atner S. 94 Nr. 73; Bernoulli Römische Ikonographie
II 2 S. 248 Nr. 2.
62. Porträtstatue des Demosthenes (Taf. XI).
H. 2,07 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor (an den Füfsen gelblich;
braune Stelle am r. Fufs oben).
Ergänzt aus Gyps vorderer Teil der Nase, Flicken an der r. Braue,
oben auf der Stirn und an der 1. Schläfe, am Halse vorn, an der r. Seite
und hinten (besonders grofs); aus Marmor länglicher Flicken in der Mitte
der Brust, grofses Stück im r. Oberarm, kleines in dem antiken Teil des
r. Unterarms, der ganze untere Teil beider Unterarme, soweit sie freistehen,
mit den Händen, Stütze am r. und Schriftrolle, viele Flicken an dem
Himation, besonders der Zipfel unter der 1. Hand mit der Troddel und die
erste grofse Falte neben dem 1. Bein aufsen, Ferse, Knöchel und die Aufsen-
seite des kl. Zehen am r. Fufs, die ganze Basis bis auf das Stück unter 1.
Fufs und Scrinium. Abgebrochen war der Kopf (aber sicher zugehörig:
Marmor der gleiche; Bruch, nicht Schnitt; an der 1. Seite war ein grofses
Stück ausgebrochen; der Hals ist bei der Zusammensetzung Überarbeitet
worden, besonders stark an den beiden Seiten), die r. Schulter, die Mittel-
partie des r. Armes, das Stück der Basis mit 1. Fufs und Scrinium, an
diesem die äufsere obere Ecke, am 1. Fufs die Spitze des gr. Zehen,
Vorderteil des r. Fufses.
Hie und da zerstreut winzige Reste einer rotbraunen Bemalung,
mittels deren man nach Petersen einst der Statue Bronzefärbung gegeben
hätte (mündliche Mitteilung; vgl. Rom. Mitteil. 190 1 S. 94).
Auf der Basis zwischen den Füfsen eingegraben: 3~1» die Statue
führte diese Nummer (37) in der Villa Aldobrandini nach dem Inventar
von 1709 (s. unten).
Die Erhaltung der Oberfläche im Allgemeinen gut; nur am Halse und
vorne in der Mitte des Leibes sind Überarbeitungen.
Aufrechte Haltung. L. Standbein. R. Fufs zur Seite
gesetzt. Beide Arme vor dem Leib gesenkt; die Hände
halten eine Schriftroile halb entfaltet. Das Himation liegt mit
einem Teil auf der 1. Schulter, ist dann um den Rücken und
BBACCIO NUOVO 62. 8l
die Mitte des Leibes gezogen, sodafs es den ganzen Körper
unterhalb der Brust bedeckt, und wird vom 1. Oberarm am
Körper festgehalten. Der bärtige Kopf leicht nach der r.
Schulter gewendet. Sandalen. Ein Scrinium mit Schlofs
und Band neben dem 1. Fufs aufsen; es ist hinten glatt ab-
geschnitten, was darauf schliefsen läfst, dafs die Figur für
eine Nische bestimmt war.
Welke Formen am Körper und dem Kopf mit sorgen-
vollem ernsten Ausdruck (s. die schöne Schilderung bei
Michaelis a. unten a. O. S. 421). Die- Arbeit ist einfach, derb,
an Einzelheiten (z. B. den Armen) nicht ohne Feinheit. Die
Füfse sind flüchtiger behandelt als das Übrige (Brunn Annali
d. J. 1857 S. 191). Die Ergänzung der Arme kann nicht
richtig sein. Etwas oberhalb der jetzigen Lage der Unter-
arme sind die Falten beiderseits eingeknickt, was nur da-
durch motiviert sein kann, dafs die Unterarme dicht anlagen.
Auch sind an dieser Stelle Abarbeitungen deutlich. Die gleiche
Ergänzung findet sich an einer zu Knole in England befind-
lichen Replik, an der man beide Hände mit Schriftrolle für
gebrochen und antik hielt (Bernoulli a. unten a. O. S. 71 f.
Nr. 22 Abb. 7; Zimmermann Allgemeine Kunstgeschichte I
S. 222 Abb. 176). Eine genaue, kürzlich vorgenommene
Untersuchung hat jedoch ergeben, dass auch dort die be-
treffenden Teile ergänzt sind*). Der 1. Unterarm, der dort
*) Die folgenden Worte sind einer brieflichen, von Mrs. Strong
(geb. Seilers) stammenden Mitteilung über jene Untersuchung entnommen,
die sie so liebenswürdig war, mit ihrem Gemahl auf Bitten des Verfassers dieses
Kataloges vorzunehmen: »Die beiden Hände mit der Rolle sind augen-
scheinlich modern. Von dem 1. Unterarm war ein Teil gebrochen; wo jedoch
die Hand ansetzt, ist nicht, wie Michaelis (S. 418) schreibt, ein ver-
schmierter Bruch, sondern einfach ein Schnitt; ebenso in der Mitte des r.
Unterarms. Die Oberfläche an den Händen ist der an den anderen Teilen
nicht gleich, obwohl die Verwitterung des Antiken oberflächlich nachgeahmt
ist; auch findet sich an ihnen keine Spur von Sinter, der im Übrigen reich-
lich vorhanden ist; an der Rolle zeigt sich eine winzige Spur von Erde,
die unmöglich mit echtem Sinter verwechselt werden kann. Die Einzelheiten,
wie z. B. Adern, sind an den Händen sorgfältig ausgeführt, an den antiken
Teilen vernachlässigt. M. schreibt das Alles moderner Überarbeitung zu.
Wie aber könnte es sich erklären, dafs man gerade die Hände mit der
Rolle geputzt und überarbeitet hätte, allem Übrigen jedoch die antike Ober-
fläche liefsr Uns schien es einfach moderne Arbeit. — Man mufs zugeben,
dafs die Hände sehr sorgfältig ergänzt sind, während die Fufsspitzen roh
ausgeführt und angesetzt sind.«
Vatican. Katalog I. 6
82 BRACCIO NUOVO 62.
fast bis zur Handwurzel antik ist, liegt dicht am Körper;
dasselbe ist, wie gesagt, für die vaticanische Figur ursprüng-
lich anzunehmen. Da es demnach sehr wohl möglich ist, dafs
die Finger der beiden Hände einander kreuzen könnten, liegt
kein Grund mehr vor, daran zu zweifeln, dafs beide Figuren
Copieen einer Bronzestatue sind, die dem Demosthenes
i. J. 280 v. Chr. in Athen errichtet worden und von einem
Künstler Polyeuktos gearbeitet war (Overbeck Schrift-
quellen Nr. 1365 — 6j\ Plutarch Demosth. 30 : Sanjxs 5e tooc
SaxxoXou* aove^wv 8t' dXX^Axov).**) Der Stil der beiden Copieen
entspricht dem jener Epoche. Vom Copisten ist nur als
Stütze das Scrinium zugefügt (an der anderen Copie statt
dessen ein kurzer Stamm).
Ehedem in der Villa Aldobrandini in Frascati. Der An-
gabe bei Nibby a. unten a. O., die Statue sei 1687 durch
Morosini aus Athen in den Besitz der Giustiniani gelangt,
widerspricht Michaelis (s. unten) mit Recht, da die Figur be-
reits in dem Inventar von 1709 (Documenti inediti dei Musei
d'Italia III S. 185 Nr. 37) unter den »statue del teatro« der
Villa aufgezählt wird; vgl. die gleiche Construction der Her-
kunft bei Nr. 5. In den Jahren 1811/12 sah sie Wagner bei
Camuccini. Vom Vatican 1823 erworben (vgl. Michaelis
Jahrbuch des Instituts I S. 15, D), kam sie Anfang 1824 an
ihren jetzigen Platz, den seit 1822 die heutige Nr. 80 ein-
genommen hatte.
Fea Storia delle arti ecc. di G. Winckelmann trad. (1783) II S. 254
notaE; Cardinali in Memorie romane 1825 S. 296; Pistolesi Taf. XIX 2;
Nibby II Taf. XXIV; Clarac 842, 2099 C; Gerhard Hyperboreisch-röm.
Studien I S. 116; Gerhard-Platner S. 94 Nr. 72; Wagner Annali d. I.
1836 S. 159 ff.; Jahn Zeitschrift für Altertumswissenschaft 1844 S. 239 f.;
Ein Abguss der Statue steht in Rom im Hofe des Hauses Via del
Babuino 41 ; es wird derselbe sein, der nach Michaelis (Bildn. d. D. S. 401)
bei Jenkins zurückblieb. In dem Flur des gleichen Hauses stehen die von
Bulle Rom. Mitteil. 1894 S. 139 F erwähnten Verkleinerungen einer Karya-
tide und eines Barbaren vom Konstantinsbogen in Gyps; der Ausländer
für den sie gemacht worden sein sollen, wird eben Jenkins gewesen sein.
•*) Ende d. J. 1901 sind in der Nähe des Pal. Barberini in Rom zwei
roh gearbeitete Hände mit gekreuzten Fingern gefunden worden, die aller
Wahrscheinlichkeit nach von einer dritten Replik des Dem. stammen, zu
dem sie in Grösse und Angabe der Anzeichen des Alters stimmen (Hartwig
Rom. Mitteilungen 1901 S. 370).
BBACCIO NÜOVO 6$. 83
Braun Ruinen und Museen Roms S. 237 Nr. 6; Urlichs Glyptothek S. 12;
Friederichs-Wolters Bausteine Nr. 1312; Baumeister Denkmäler des
klass. Alterthums I S. 425 Fig. 465; Michaelis Die Bildnisse des Dem.
bei Schäfer Dem. u. seine Zeit2 III S. 402 Nr. B u. S. 419fr.; Brunn-
Bruckmann 429; Kalkmann 53. Berliner Winckelmanns-Progr. S. 91
Nr. 52; Overbeck Geschichte der gr. Plastik4 II S. 115 u. 137 Anm. 11.
Colli gnon Histoire de la sculpture gr. II S. 457 ff. Fig. 239; Christ
Griech. LitteTaturgeschichte Abb. 15; Heibig Nr. 30; Petersen Vom alten
Rom S. 128 Abb. 110; Winter Kunstgeschichte in Bildern I Taf. LXII 6;
Springer-Michaelis Handbuch der Kunstgeschichte I S. 260 Fig. 461;
Reber-Bayersdorf er Skulpturenschatz Taf. 507; Bernoulli Griech.
Ikonographie II S. 69 Nr. 2 Abb. 6 Taf. XI.
Photographie Alinari 6548 (3); 6549 (Kopf); Anderson 1358 (4);
5320 (Kopf); Moscioni 2298 ; Rocca78o; 2049 (fol.); 399(ca^0» i9i6(Kopf).
63. Römische männliche Porträtbüste (Taf. X).
H. des Ganzen 0,73 m. H. ohne Fufs und In dextäf eichen 0,33 m.
Feinkörniger bläulicher Marmor.
Ergänzt: Nase, beide Brauen fast ganz, 1. Auge, Teil des r. Ober-
lides, Rand des r. Ohres, Flicken im Rand des 1., fast die ganze Oberlippe,
Unterlippe mit Kinn, Adamsapfel, Flicken im Hals, beide Seiten der BUste,
fast alle hervorstehenden Ränder der Gewandung, Büsten fufs und Index-
täfelchen. Tiefes Loch im Schädel behufs einstiger Befestigung an einer
Wand.
Auf einer mit Tunica und Paludamentum bekleideten
Büste, von der nur das Mittelstück antik ist, ein leicht nach
der r. Schulter gewendeter, jugendlich männlicher Kopf mit
dichtem, schlichten und wirren Haupthaar, das nur vorne
ausgearbeitet ist, und kurzem krausen Vollbart (viel Bohrer-
arbeit). Die Brauen plastisch; an den vorquellenden Augen
die Sterne und Pupillen eingegraben. Das Nackte und die
Gewandung leicht geglättet. Trüber leidender Ausdruck.
Technisch und physiognomisch sehr ähnlich ein Porträt-
kopf im Antiquarium der Residenz in München (Arndt-
Amelung Einzel-Aufnahmen Nr. 1018). Sehr verwandt auch
eine Büste im Salone des capitolinischen Museums (Nuova
descrizione [1888] S. 320 Nr. 38). In technischer Hinsicht zu
vergleichen ein Porträt des Kaiser Gallienus (Bernoulli
Römische Ikonographie II 3 Taf. XLVIII), aus dessen Zeit
84 BRACCIO NUOVO 64. 65.
das Porträt stammen wird. Ehemals im Palazzo Ruspoli
(vergl. Nr. 1 1).
Pistolesi Taf. XIX 1; Gerhard-Platner S. 94 Nr. 71.
64. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. X),
H. ohne Fufs und Indextäfelchen 0,58 m. Der Kopf aus feinkörnigem
weifsen Marmor, die Büste aus braunem Alabaster.
Ergänzt Nase, Rand des 1. Ohrs, zwei Flicken im Brustausschnitt
vorne, Büstenfufs und Indextäfelchen.
Auf einer bis unter die Brust ausgeführten Büste mit
kurzen Armansätzen (bekleidet mit einfacher Tunica) ein
Mädchenkopf, ganz leicht nach der 1. Schulter gewendet. Die
Haare sind vorne über dem Scheitel in einer künstlichen
Rolle geordnet, dann straff zur Seite gestrichen, ebenso von
hinten aufgenommen und oben in einem grofsen und dicht
dahinter einem kleinen Nest von kleinen Zöpfen aufgesteckt.
In den Ohrläppchen Löcher für Gehänge. Das Gesicht mit
seinen weichen Zügen, den grofsen, flachliegenden Augen,
dem breiten, etwas geöffneten Munde (in den Winkeln je ein
Bohrloch) erinnert an das Porträt des Corbulo (Heibig
Nr. 490).
Trotzdem der Kopf ganz in den Halsausschnitt der Büste
hineinpasst (das kleine Stück der Brust vorne unter den mo-
dernen Flicken ist von demselben Marmor wie der Kopf),
können beide doch nicht zusammengehören. Die Büste ist
von grober Arbeit und stammt ihrer Form nach aus hadria-
nischer Zeit; der Kopf ist sehr fein, sorgfaltig ausgeführt und
stammt nach Stil und Frisur (vgl. Museo Chiaramonti Nr. 552)
aus der letzten republicanischen oder aus augusteischer Zeit.
Gerhard-Platner S. 94 Nr. 70.
Photographie (Vorderansicht) beim röm. Institut Nr. 644.
65. Hermenfigur des jugendlichen Hermes .
(Taf. X).
H. 1,86 m. Grofskörniger grauer Marmor.
Ergänzt Nase, Kinn, die Finger der r. Hand, Falte unter der 1. Hand.
Der Vorderteil des Kopfes von der Oberlippe aufwärts war abgebrochen.
BBACCIO NÜOYO 66. 85
Über einem nach oben sich verbreiternden Hermenschaft
der Oberkörper des Hermes, bedeckt von einer auf der r.
Schulter geknüpften Chlamys. R. Arm gesenkt; starke Stütze
zwischen Handgelenk und Chlamys; an dieser weiter unten
zwei weitere Stützen, an denen die Finger und das Attribut
der Hand, der Caduceus, angesessen haben müssen (die obere
geht zu weit nach rückwärts, als dafs sie die Finger hätte
stützen können). L. Arm ist unter dem Gewand aufgebogen; die
geballte Hand liegt vor der Brust und zieht die Chlamys in
die Höhe. Der jugendliche Kopf mit einer Binde im kurzen
Lockenhaar ist leicht nach der r. Schulter gewendet. Zwi-
schen den zwei Falten unten ist ein Verbindungsstück der
Sicherheit halber stehen geblieben. Liegefalten in der
Chlamys.
Sehr grobe decorative Arbeit nach einem Typus des
4. Jahrh. v. Chr.
Gefunden 1798 in Ostia durch Fagan, zusammen mit
Nr. 67 a und einer dritten verschollenen Herme. Stand zu-
nächst im Museo Chiaramonti an Stelle von Nr. 732 (Fea
Nuova Descrizione S. 89).
Fea Relazione di un viaggio ad Ostia S. 48; Sickler-Reinhart
Almanach aus Rom 181 1 S. 242; Gerhard-Platner S. 94 Nr. 69.
66. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. X).
H. des Ganzen 0,69 m., d. Kopfes 0,22 m. Marmor des Kopfes grofskörnig
und bläulich.
Ergänzt Nasenspitze, grofser Flicken im 1. Auge und der 1. Wange,
fast der ganze Mund, Kinn, fast das ganze r. Ohr, Hals mit Teil des r#
Kinnladen, Büste und Fufs. Der Oberteil des Kopfes war abgebrochen.
Auf der modernen mit Untergewand und Mantel beklei-
deten Büste der geradeaus gewendete jugendliche Kopf mit
sogen. Melonenfrisur, die hinten in ein Nest endigt. Augen-
sterne und Pupillen eingegraben.
Sehr schlechte Arbeit. Vielleicht Plautilla, die Ge-
mahlin des Caracalla.
Gerhard-Platner S. 94 Nr. 68; Bernoulli Römische Ikonographie
II 3 S. 68.
86 BRACC10 NÜOVO 67.
67. Statue des Apoxyomenos
nach Lysipp (Taf. XI).
H. 2,05 m. Feinkörniger gelblicher Marmor mit einigen grauen Stellen
(z. B. Kinn).
Ergänzt untere Hälfte der Nase, Stück des r. Oberlides, 1. Ohr, ein-
zelne Locken oben und links, fast die ganze Stütze der 1. Hand, Ende des
Stieles des Strigel und ihre Krümmung mit der Spitze des Daumens, alle
Finger der r. Hand (waren auch in antiker Zeit schon ergänzt, wie sich
aus erhaltenen Stiften ergab) mit dem Würfel, die Spitze des grofsen Zehen
und grofse Teile der übrigen an beiden Füfsen, die Ränder der Basis mit
einem Stück des Stammes unten. Gebrochen war 1. Schulter mit Arm,
1. Hand am Gelenk, r. Oberarm in der Mitte, r. Hand oberhalb des Gelenks
und der Stütze, 1. Bein dicht unter dem Gesäfs, r. Bein unter dem Knie
und über dem Knöchel. Stark geputzt und weifs getüncht.
Ein Jüngling steht aufrecht mit 1. Standbein. R. Fufs mit
erhobener Ferse seitwärts gesetzt. Hinter dem 1. Bein ein
Stamm. R. Arm wagerecht vorgestreckt. L. Arm quer vor die
Brust erhoben; die Hand hält eine Strigilis, deren Krümmung
den r. Unterarm dicht vor dem Ellenbogen berührt. Der
Kopf mit lockigem Haupthaar und Bartflaum auf den Wangen
leicht nach der rechten Schulter gewendet und geneigt.
Eine Stütze verbindet das 1. Handgelenk mit der Brust (der
Ansatz an der Brust antik); eine grofse Stütze verband den
r. Oberschenkel mit dem r. Handgelenk (beiderseits Ansätze
erhalten; sie wurde mitgefunden, dann aber der störenden
Wirkung wegen bis auf die erhaltenen Ansätze weggearbeitet).
Auf der Plinthe finden sich zwischen den Füfsen vorne zwei
Klammerbahnen, dazwischen ein rechteckiges Loch, hinten eine
Bahn und nach dem Stamme zu ein Loch; jedenfalls diente all
das zur Befestigung der Statue auf der ursprünglichen Basis.
Die nach Angaben von Canina durch Tenerani ge-
leitete Ergänzung (Bullettino d. I. 185 1 S. 91 f.) hat in der
Herstellung der rechten Hand geirrt: der Würfel ist ganz
sinnlos (nach der falsch verstandenen Stelle des Plinius n.
h. XXXIV 55 wollte Canina dadurch die Figur zu einer
Copie des nudus talo incessens des Polyklet machen, den er
für ein und dieselbe Figur mit dem destringens se desselben
Künstlers erklärte); der kleine Finger müfste den Handballen
berühren, wo sich ein Ansatz von ihm erhalten hat.
BRACCIO NüOVO 67. 8?
Die Figur ist bald als eine vorzüglich gearbeitete Copie
der Bronzestatue des Apoxyomenos von Lysipp erkannt
worden; dieses Resultat, das man bisher aus dem Motiv und
Stil des Werkes erschlofs, kann neuerdings sicherer basirt
werden auf den Vergleich mit den Resten eines Weih-
geschenkes in Delphi, der griechischen, in Marmor ausge-
führten Copie einer gröfseren Gruppe von Bronzestatuen, in
denen Lysipp die Familie des Daochos zu Pharsalos in Thessa-
lien dargestellt hatte (s. den Nachweis bei E. Preuner Ein
delphisches Weihgeschenk). Insbesondere die mit dem Kopf
erhaltene Figur des Agias, deren Original nach der Inschrift
von Lysipp selbst gearbeitet worden war, bietet die deut-
lichsten stilistischen Analogien zum Apoxyomenos (s. die
Publication der delphischen Gruppe durch Homolle im
Bulletin de corr. hell. 1900 S. 421fr. Taf. IX— XII u. XXIV
—XXVI).
Gefunden unter Canina's Leitung im September 1849
in Trastevere in dem ehemals Vicolo delle Palme genannten
Sträfschen (jetzt Vicolo dell' atleta; s. Lanciani Pianta di
Roma Taf. 28) vor einem noch heute an seiner äufseren Treppe
und den Resten eines mittelalterlichen Porticus kenntlichen
Hause ca. 36 Palmen (= 8 m.) unter dem Boden in den
Trümmern eines umfangreichen Gebäudes aus der späteren
Kaiserzeit (wahrscheinlich eines Bades) mit dem Bronzepferd
des Conservatoren-Palastes (Heibig Nr. 635). Die Arbeit
der Copie stammt aus der besten Zeit; das Original war, wie
eine Stelle des Plinius (n. h. XXXIV 19) beweist, seit den
Zeiten des Agrippa in Rom und besonders beliebt. Die
Statue wurde sofort vom Vatican erworben und an ihrem
jetzigen Platze aufgestellt.
Eine genaue Replik ist bisher nicht nachgewiesen; der
Torso einer Figur mit gleichem Motiv, aber verändertem
Standbein ist in Athen (Köhler Athen. Mitth. 1877 s- 57
Taf. IV; v. Sybel Katalog der Skulpturen zu Athen Nr. 4787;
Arndt-Amelung Einzel-Aufnahmen Nr. 722).
Canina Bullett. d. I. 1849 S. 161 ff.; Braun Annali. d. I. 1850 S.
223 ff.; Mon. d. I. V Taf. XIII; Clarac 848B 2168A; Braun Ruinen und
Museen Rom'« S. 239 Nr. 7; Brunn Geschichte der gr. Künstler3 I S. 256
u.26if.; Murray History of greek sculpture II St 342 f. Taf. XXXI; Lucy
88 BRACCIO NÜOVO 67 A. 68.
Mitchell Hist. of anc. sculpt. S. 5i6ff. Fig. 219; Rayet Monum. de l'art
ant. II Taf. 47 (Text von Collignon); Küppers Der Apoxyomenos des
Lys. u. die griech. Palästra; Kekule Gruppe des Künstl. Menelaos S. 34 ff.;
Treu Hermes mit dem Dionysosknaben S. 12; Kekule Über d. Kopf des praxit.
Hermes S.25ff.; Fricderichs-Wolters Bausteine Nr. 1264; Baumeister
Denkm.d. klass.Altert.II S.843 Fig. 925; Löwy Lysipp und seine Stellung ind.
gr. Plastik S. 7 Fig. 2; Paris La sculpture ant. S. 294 Fig. 150; Ov erb eck
Geschichte d. gr. Plastik4 II 3 S. 157fr. Fig. 182; Brunn-Brackmann
281 u. 487; Kopp 52. Berliner Winckelmanns-Progr. S. iof. Taf. Ii; Kalk-
mann 53. Berliner Winckelmanns-Progr. S. 41; S. 91 u. 103 Nr. 46; S. 97
u. 108 Nr. 100; Collignon Histoire de la sculpt. gr. II S. 415fr. Fig. 218;
Zimmermann Allgemeine Kunstgeschichte I S. 230 Abb. 179; S. Reinach
Repertoire de la statuaire II S. 546, 2; Heibig Nr. 32; Petersen Vom
alten Rom S. 122 f. Abb. 105; Kekule Sitzungsber. der Berl. Akad. 1S99
S. 287; B. Graef Strena Helbigiana S. 108 f.; Winter Kunstgeschichte in
Bildern I Taf. LXI II; Springer-Michaelis Handbuch der Kunstgeschichte
S. 254 Fig. 450; Reber-Bayersdorfer Skulpturenschatz Taf. 85; Lucken-
bach Abbildungen zur alt. Geschichte S. 45 Fig. 96.
Photographie Alinari 6510 (4); 11 824 (Album u. Extra); 11 825;
6511 (Kopf); Anderson 1315 (4); 4026 u. 5300 (Kopf); Moscioni 2249;
2249A; 2251 ; Rocca 781; 781 A; 2047 (fol.); 400 (cab.); 1921 (Kopf).
f
67 A. Hermenfigur des jugendlichen Hermes
(Taf. X).
H. 1,84 m. Grofskörniger hellgrauer Marmor (Gesicht bräunlich).
Ergänzt Nase, 1. Hälfte des Kinns, Stück im Hinterkopf, Hals,
Knopf, r. Hand mit Stütze, Falten der Chlamys, Stücke im Schaft, Basis.
Sehr viele Brüche und Sprünge. Beide Nebenseiten des Schaftes abge-
schnitten.
In Motiv und Schlechtigkeit der Arbeit ganz mit Nr. 65
übereinstimmend ; siehe dort. Ehemals im Museo Chiaramonti
an Stelle von Nr. 734 (Fea Nuova Descrizione S. 89).
Gcrhard-Platner S. 94 Nr. 67.
68. Römische männliche Porträtbüste (Taf. X).
H. des Kopfes 0,30 m. ; der Büste ohne Fufs 0,30 m. Ziemlich feinkörniger
gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Flicken an der r. Halsseite, Falten auf der Brust und
1. Schulter, Büstenfufs mit Indextäfelchen.
Kleinere hadrianische Oberarmbüste mit Tunica und
Mantel, der mit Troddeln umsäumt und auf der r. Schulter
BBACCIO nuovo 69. 70. 8g
geknöpft ist. Jugendlich männlicher Kopf mit vollem kurzen
Lockenhaar leicht nach der r. Schulter gewendet. Augen-
sterne und Pupillen eingegraben. Der Kopf sitzt mit Schnitt
auf, gehört also nicht zur Büste. Er stellt wahrscheinlich
den jugendlichen Marc Aurel dar. Sehr geringe Arbeit,
die noch durch Überarbeitung (besonders am Mund) ge-
litten hat.
Gerhard-Platner S.94 Nr. 66; Bernoulli Römische Ikonographie II 2
S. 174 Nr. 10a.
69. Römische männliche Porträtbüste (Taf. X).
H. ohne Büstenfufs 0,53 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt halbe Nase, Rand des 1. Ohres, grofser Teil des r. Ohres,
Flicken im Mantel, Büstenfufs. Zerstofsen und zerkratzt.
Trajanische Achselbüste mit Tunica und Toga über 1.
Brust und Schulter. Darauf ungebrochen der geradeaus ge-
wendete Kopf eines älteren Mannes mit hoher Glatze,
schiefem Mund, sorgenvollem beschränkten Ausdruck.
Brauen plastisch. Tüchtige einfache Arbeit.
Gerhard-Platner S. 94 Nr. 65.
70. Römische Porträtbüste eines Knaben
(Taf. X).
H. 0,68 m. Marmor des Kopfes grofskörnig und hellgrau, der Büste fein-
körnig und hellgrau ; der Büstenfufs aus gelbem Alabaster.
Ergänzt Nase, Flicken in der Nasenwurzel, dreieckiger Keil an der
Stütze hinten (an dieser hinten ein moderner eiserner Ring; 1. neben dem
Indextäf eichen aufsen mit schwarzer Farbe 22; die roten Spuren auf der
Stirn stammen von einer verwischten modernen Nummer).
Auf einer Panzerbüste mit Paludamentum , das auf der
r. Schulter geknöpft ist, der nicht zugehörige, ganz leicht
nach der r. Schulter gewendete Knabertkopf mit krausem
Lockenhaar; Augensterne und Pupillen eingegraben. Der
Kopf stellt wahrscheinlich Annius Verus, Sohn des Marc
Aurel, dar (Gypsabgufs auf der Statue Museo Chiaramonti
Nr. 240).
Pistolesi Taf. XX 3; Gerhard-Platner S. 94 Nr. 64; Bernoulli
Rom. Ikonographie II 2 S. 201 Nr. 2.
90 BRAcao nüovo 71.
71. Statue einer verwundeten Amazone (Taf. XI).
H. 1,985 m. Grofs körniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Lippen z. T.Y Stück im Halse vorn und an seiner r.
Seite, r. Arm ganz, 1. Arm bis auf Ansatz, Köcher mit Gewand darüber,
Flicken an den Falten, 1. Unterschenkel mit Fufs, r. Bein von der Mitte des
Oberschenkels abwärts mit Fufs, Stamm mit Waffen, Basis. Der Kopf war
gebrochen. Oberfläche zerfressen.
R. Standbein (als Stütze dient ihm ein Stamm mit Schild
und Beil). L. Fufs mit erhobener Ferse zur Seite und zu-
rückgesetzt; Spornhalter an diesem Fufs. Kurzer Chiton
aus feingeripptem Stoff; doppelt gegürtet; auf der r. Schulter
befestigt; vorne ist er zwischen den Brüsten zusammen-
geschoben, sodafs beide freiliegen. R. Arm erhoben; die
Hand falsch mit dem Stück eines Bogens erg.; sie ruhte auf
dem Scheitel, wo Ansätze der Finger vorhanden sind. Die
Wunde unter der r. Achsel durch einen kleinen Schlitz an-
gegeben. An der 1. Hüfte ein Köcher (das Stück Gewand
auf ihm hängt mit dem übrigen nicht zusammen), zu dessen
Anbringung den Restaurator eine Ansatzstelle verführte, die
vielmehr von einer Stele herrühren mufs, auf die der 1.
Ellenbogen (1. Arm jetzt gesenkt; die Hand mit einem Stück
Bogen erg.) sich nach Mafsgabe einer besser erhaltenen
Replik in Lansdowne-House (Clarac 833B 2032C; Michaelis
a. unten a. O. S. 14A) stützte.
Mäfsige, aber wohl getreue Wiederholung des fast all-
gemein auf Polyklet zurückgeführten Typus der verwundeten
Amazone (B. Graef Jahrbuch d. I. 1897 S. 81 ff. schreibt ihn
dem Kresilas zu, Mahler Polyklet u. seine Schule S. 87 ff.
dem Phradmon; vgl. gegen Beide Amelung Berl. philo-
logische Wochenschrift 1902 Sp. 275 f.).
Ehemals in Villa Aldobrandini di Belvedere in Frascati;
s. das Inventar von 1709 in den Documenti ined. dei Musei
d'Italia III S. 184 Nr. 26; so auf einer Zeichnung der Sammlung
des Cassiano dal Pozzo in WindsorIX27 Nr. 5 (Michaelis
Archäol. Zeit 1874 S. 67). Von dort an Camuccini verkauft
(Vitali Marmi Torlonia Text zu I21; Welcker zu Müller
Handbuch der Archäol. § 417,2), 1823 zugleich mit dem
ebenfalls aus V. Aldobrandini stammenden Demosthenes
(Nr. 62; s. dort) für den Vatican erworben (auf der Plinthe
BRACCIO NUOVO 72. 91
die Inschrift: i823*C.C.44; s. darüber die Bemerkungen zu
Nr. 5; vgl. Memorie romane II 2 S. 295); Anfang 1824 an dem
jetzigen Platze aufgestellt, an dem seit 1822 die Statue einer
Donna Isiaca gestanden hatte. Nibby's Angabe, die Statue
stamme aus Pal. Barberini, ist falsch. Clarac's Angabe »Coli.
Pacetti« wird im Text V S. 46 widerrufen. Vielleicht ist die
Figur von Pacetti neu ergänzt worden; wenigstens zeigt, die
Zeichnung des dal Pozzo etwas abweichende Ergänzungen.
Pistolesi Taf.XX2; Nibby IITaf.XVIII; Clarac 813, 2034; Gerhard
Hyperboreisch-röm. Studien I S. 116; Gerhard-Platner S. 95 Nr. 63;
Braun Ruinen und Museen S. 241 Nr. 8; O. Jahn Berichte der sächs.
Gesellsch. d. Wissensch. 1850 S. 47ß; Michaelis Archäol. Anzeiger 1862
S. 335* Anm.; Klügmann Annali d. I. 1869 S. 267 f.; Heibig Zeit-
schrift f. bild. Kunst V S. 191 ; Michaelis Jahrbuch d. I. 1886 S. 15D
und S. 29 ff.; Kekule Commentationes Monimsen. S. 484 B; Overbeck
Geschichte d. griech. Plastik4 I S. 527 Anm. 26; Collignon Histoire de
la sculpt gr. I S. 504; Hei big Nr. 33.
Photographie Alinari 6486 (2); Anderson 1302 (2); Moscioni 3066 ;
Rocca 790B; 405 T (cab.); 1955 (Kopf).
72. Büste mit dem Porträtkopf des Ptolemaios,
des letzten Königs von Numidien und
Mauretanien (Taf. X).
H. des Ganzen 0,72 m.; des Kopfes 0,305 m. Grofskrystallinischer gelblicher
Marmor.
Ergänzt Nase mit Oberlippe, beide Ohren, Flicken im Gesicht,
Baste mit Fufs.
Auf einer modernen, mit Mantel drapierten Büste der
Porträtkopf des Königs leicht nach der r. Schulter gewendet.
Kurzes, volles, gelocktes Haar von einer hinten geknüpften
Binde umzogen; vorne fallen wirre Locken in die Stirn.
Bartflaum auf den Wangen und am Kinn. Volle, etwas ge-
schwollene Formen. Ernster Ausdruck. Das Porträt wurde
von P. E. Visconti mit Hülfe einer Münze erkannt, die in der
Nähe des 3. Meilensteins der Via Ostiensis gefunden, ehe-
mals im Besitz von A. Visconti war, jetzt im Kaiserl. Münz-
cabinet in Wien aufbewahrt wird. Diese Benennung hat
sich bestätigt, seit vier Porträts desselben Fürsten bekannt
geworden sind, die aus der Hauptstadt von Mauretanien
92 BRACCIO NUOVO 73. 74-
(Caesarea, jetzt Cherchel) oder ihrer nächsten Nähe stammen
(vgl. Gsell Revue arch£ol. 1901 S. 78f.); ein sechstes befindet
sich in Villa Albani (Heibig Nr. 758), ein siebentes in
Woburn Abbey (Smith Catal. of sculpt. at W.-A. S. 39 Nr. 66
Fig. 22).
Flotte lebendige Arbeit. Stammt aus Palazzo Ruspoli
(vgl. Nr. 1 1).
P. E. Visconti bei E. Q. Visconti Opere varie III S. XXII ff. Taf.
2,3; Gerhard-Platner S. 93f. Nr. 62; Hcron de Villefosse Monuments
Piot 1895 S. 192 Nr. 1; ders. Bulletin des antiquaires de France 1896
S. 72 ff.; Heibig Nr. 34.
73. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. XII).
H. 0,61 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt Nase, Lippen und Ohren, Teil der Haartour vor dem 1.
Ohr, unterer Teil der Flechten hinten, Flicken im Gewand. Die 1. Gesichts-
hälfte etwas bestofsen; sonst die Oberfläche nur wenig zerfressen.
Trajanische Achselbüste mit Tunica und Mantel, der beide
Schultern bedeckt und die Brust quer überspannt; sie sitzt
ohne Indextäfelchen auf dem halb erhaltenen Büstenfufs.
Der jugendliche weibliche Kopf etwas nach der r. Schulter
gewendet. Die Frisur bildet über der Stirn zwei hohe flache
Rollen; darüber ein in der Mitte geteiltes Diadem von zwei
Reihen Locken; auf dem Hinterkopf ein grofses von Flechten
gebildetes Nest; die Haare hinten aufgenommen. Vielleicht
ein geringes Porträt der Matidia, Nichte des Trajan und
Schwiegermutter des Hadrian; jedenfalls nach der Frisur aus
ihrer Zeit.
Pistolesi Taf. XX 1; Gerhard-Platner S. 93 Nr. 61.
74. Weibliche Gewandfigur, sog. dementia
(Taf. XI).
H. mit Basis 2,18 m. Grofskörniger weifser Marmor.
Ergänzt aus Gyps: Kopf mit Hals und Brustausschnitt; aus Marmor:
r. Arm vom Gewand an mit Patera, 1. Schulter mit Mantelzipfel vom und
1. Arm, Zipfel des Mantelüberschlags, r. Knie und grofse Stücke ringsum in
seiner Höhe. Die antike Plinthe in eine moderne Basis eingelassen. War
in der Höhe des r. Knies durchgebrochen. Stark überarbeitet.
bbaccio nüovo 75.76. 93
Die Figur ist eine geringe Wiederholung von Nr. .59 und
86 mit der einzigen Abweichung, dafs das Himation hier
nicht über den Hinterkopf gezogen ist. Über Stellung und
Gewandung s. Nr. 86. Das Himation hier umsäumt. Der
Kopf war besonders gearbeitet und eingesetzt. Der 1. Arm
falschlich erhoben, der gesenkte r. mit der Patera ergänzt;
er mufs vielmehr das Steuerruder, der 1., ebenfalls gesenkt,
das Füllhorn gehalten haben.
NibbyllTaf.XV; Clarac 768, 1897; Gerhard-Platner S. 93 Nr. 60.
Photographie Anderson 1343; 4029 (Kopf); Rocca 799 A.
75. Römische männliche Porträtbüste (Taf. XII),
H. des Ganzen 0,78 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, r. Ohr mit Teil der Haare und des Kinnladen, unterer
Teil des Halses mit Brustausschnitt, Streifen- des Nackens und des Mantels
darunter, Büsten fufs mit Indextäfelchen. Abgestofsen Locken über der
Stirn, 1. Braue ganz, r. halb; Loch im Hals 1.; bestofsen die Falten.
Sprung im Nacken.
Antoninische Oberarmbüste mit Tunica und Mantel, der,
mit Fransen umsäumt, auf der r. Schulter geknöpft ist.
Darauf der Kopf eines Mannes in mittleren Jahren mit
dichtem krausen Lockenhaar, kurzem schlichten Vollbart,
rohen Zügen und ernstem Ausdruck; leicht zur r. Schulter
gewendet. Brauen durch Striche angegeben, Augensterne und
Pupillen eingegraben. Bohrerarbeit in den Haaren. Grofse
Ähnlichkeit mit dem sog. Probus in Neapel (Bernoulli Rom.
Ikonographie II 3 S. 189 Fig. 8). Kopf und Büste scheinen
nicht zusammenzugehören, sind aber aus gleicher Zeit. Die
Büste ist technisch geschickt, der Kopf roh gearbeitet.
Gerhard-Platner S. 93 Nr. 58.
76. Römische Panzerbüste mit Porträtkopf des
Gordianus III. (Taf. XII).
H- °>735 m» Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt Nase, grofser Teil des r. Auges mit Braue, r. Ohr, Hals,
grofser Teil der r. Brust mit Ruckenstütze , Büstenfufs mit Indextäfelchen.
R. vom Indcxtäf eichen aufsen die mit schwarzer Farbe geschriebene No. 273.
Antoninische Oberarmbüste mit Panzer und befranstem,
auf der r. Schulter geknüpften Paludamentum. Der Jugend-
94 BRACCIO NUOVO 77.
liehe Kopf des Kaisers mit kurzgeschnittenem Haar leicht
nach der r. Schulter gewendet. Brauen plastisch, Augen-
sterne und Pupillen eingegraben.
Der Kopf sorgfaltig aber geistlos, die Büste schlecht ge-
arbeitet.
Gerhard-Platner S. 93 Nr. 59; ßernoulli Rom. Ikonographie II 3
S. 99 Nr. 2 u. S. 132 Nr. 3.
77. Weibliche Gewandfigur mit römischem
Porträtkopf, sog. Antonia (Taf. XIII).
H. mit Basis 2,22 m. Feinkörniger, gelblicher Marmor.
Ergänzt aus Gyps: Nase, Kinn, Streifen im Halse vorne, fast alle
Falten vor der Brust, der Bausch zwischen Brust und 1. Hand mit den
Spitzen der Finger bis auf den Daumen, Knöchel der 1. Hand, der vom 1.
Unterarm herabhängende Teil des Himation bis auf einige Fragmente, viele
Falten. In eine moderne Basis eingelassen. Abgebrochen eine kleine
Stütze am 1. Knie zur Verbindung mit dem Gewand-Zipfel. Gebrochen war
der Kopf; ist aber sicher zugehörig, da Marmor und Erhaltung mit denen
der Figur übereinstimmen; nur ist die Oberfläche der Figur vorne fast
ganz Oberarbeitet; sonst stark verwaschen. Im Rücken ein grofses Loch
mit Gyps verschmiert; die Figur war also an einer Wand befestigt.
Aufrechte Haltung; r.Standbein; 1. Fufs schreitend zurSeite
gesetzt. Schuhe; Chiton; das Himation bedeckt den Rücken,
liegt mit einem Teil auf der 1. Schulter und dem wagerecht
vor die Brust erhobenen 1. Unterarm, umhüllt rechts die
ganze Seite mit dem gesenkten Arm, dessen Hand das
Gewand aufrafft, und die Vorderseite, indem es z. T. eben-
falls über den 1. Unterarm gelegt, z. T. vom 1. Ellenbogen
an der Hüfte festgehalten wird. Armbänder an beiden
Handgelenken; ein Siegelring am 1. Goldfinger. Der Kopf
ist nach der 1. Schulter gewendet. Sog. Melonenfrisur;
hinten ein kleiner abstehender Schopf. Das Gesicht zeigt
Porträtzüge, in denen man vermutungsweise Antonia, die
Gemahlin des Drusus, hat erkennen wollen; jedenfalls stammt
der Kopf aus ihrer Zeit. Die gut und sorgfaltig ausgeführte
Figur geht auf ein Original des 4. Jahrhunderts v. Chr.,
speciell der praxitelischen Richtung zurück; vgl. Amelung
Basis des Praxiteles aus Mantinea S. 47, wo auf eine Replik
in Dresden (Augusteum Taf. 126 = Clarac 975, 2513) Be-
BBACCIO NUOVO 78. 95
zug genommen ist; eine weitere Replik: Clarac 982 B 2423A;
Oberteil einer dritten im 1. Zimmer des lateranensischen
Museum s. (Benndorf -Schöne Nr. 18; der Kopf vielleicht
zugehörig); Torso einer vierten gefunden im Quirinalhügel
(Mariani Bullettino comunale 1901 S. 161 ff. Fig. 2); von einer
schlecht gearbeiteten, nicht in allen Einzelheiten getreuen,
fünften Replik endlich wird der Torso im Giardino della
Pigna Nr. 4 stammen. Sehr ähnlich Sala a croce greca Nr. 588.
Die Arbeit des Kopfes ist flau.
Gefunden im Beginn dieses Jahrhunderts bei Aus-
grabungen des Principe di Canino im Theater von Tus-
culum; erworben von Pius VII. und alsbald an dem jetzigen
Platze aufgestellt.
PistoIesiTaf.XXIz; Nibby II Taf. XXIX; Clarac 928, 2359; Ger-
hard-Platner S. 93 Nr. 57; Bernoulli Rom. Ikonographie II 1 S. 219
Nr. 3 u. S. 228.
78. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. XII).
H. des Ganzen 0,94 m.; des Kopfes 0,39 m. Kleinkrystallinischer weifser
Marmor.
Ergänzt r. Teil der Haarschleife, Nase, Rand des r. Ohrs, 1. Ohr
fast ganz, Teil des Nackens, Büste mit Fufs. Abgebrochen der dem erg.
gegenüberliegende Teil der Haarschleife, einzelne Lockenenden.
Auf der modernen mit Untergewand und Mantel be-
kleideten und mit Perlenhalsband geschmückten Büste ein
leichtzur r. Schulter gewendeter, jugendlich weiblicher Kopf mit
niedriger gewölbter Stirn, grofsen vorquellenden Augen, vollen
Formen, zurücktretendem Kinn. Die Haare sind vorne, nach
Art der späteren Venusfrisuren, aufgenommen und über dem
Scheitel in einer Schleife gebunden, hinten in einem kurzen
Schopf aufgebunden. Das Gesicht leicht geglättet. Die Haare
stark mit dem Bohrer unterarbeitet. Geschickte Arbeit wohl
hadrianischer Zeit.
Eine Replik des Kopfes (zum Einsetzen in eine Figur
bestimmt) in der Glyptothek Ny- Carlsberg in Kopenhagen
(Catalog 1892 S. 324 Nr. 1264).
Pistolesi Taf. XXIi; Gerhard-Pl atner S. 93 Nr. 56.
g6 bbaccio nuovo 79. 80.
79. Oberteil einer Aphrodite-Statue mit
römischem Porträtkopf (Taf. XII).
H. 0,79 ni (d. Antiken vorne gemessen 0,43 m.). Grofskrystallinischer
weifser Marmor.
Ergänzt Nase, oberer Teil des Diadems, breiter Streifen im Hals
ringsum, die ganze Brust mit 1. Armansatz, Büstenfufs und Indextäfelchen.
Abgebrochen die freistehenden Teile der Schulterlocken. Vielfach be-
stofsen. Kopf und Fragment des Oberkörpers gehören sicher zusammen,
da Marmor und Erhaltung gleich sind. R. vom In dextäf eichen aufsen ist
808 mit schwarzer Farbe aufgemalt.
Obere Hälfte eines nackten Oberkörpers mit gesenkten
Armansätzen; der Kopf nach der 1. Schulter gewendet und ge-
neigt. Augensterne und Pupillen eingegraben. Oberhalb der
Stirn drei flache Haarrollen über einander, durch den Scheitel
getrennt; dann das sehr hohe Diadem. Hinten sind die
Haare zurückgekämmt; auf dem Hinterkopf ist ein hohes
Nest von Zöpfen zusammengeflochten, von dessen Spitze
zwei starke Strähnen auf die Schultern herabfallen. Hinter
der 1. Schulter der Rest eines kleinen r. Armes. Augenschein-
lich hatte sich die Dame als Venus mit dem kleinen Cupido
darstellen lassen, dem auch das Neigen des Kopfes galt;
vgl. Clarac 632 D 1293 Au. B; S. Rein ach Repertoire de la
stat. II S. 376 Nr. 7, 8; 377 Nr. 1, 2 und besonders die Venusfigur
in der Nachbildung des Giebelreliefs vom Tempel des Mars
Ultor: s. Mon. d. I. V T. XL; vgl. Petersen Ära Pacis Augusti
S. 62. Das Porträt stammt seiner Haartracht nach aus traja-
nischer oder hadrianischer Epoche (Sabina?). Schlechte Arbeit.
Pistolesi Taf. XXI3; Gerhard-Platner S. 93 Nr. 55.
80. Weibliche Gewandfigur mit römischem
Porträtkopf (Taf. XIII).
H. d. Ganzen 2,1 1 m. Feinkörniger gelblicher Marmor mit grünen
schieferigen Brüchen (wohl pcntelisch).
Ergänzt Nase, Ohren, Hals mit Haarschopf, der obere Teil der r.
Brust, 1. Brust und Schulter ganz, der gröfste Teil der r. Hand, Flicken in
den Falten am 1. Arm, der freihängende Zipfel darunter mit Stützen (An^
Sätze vorhanden), 1. Hand mit Teil des Gewandes, Unterteil der Unter-
schenkel mit Basis. Abgebrochen eine kleine Stütze an der 1. Wade
aufsen für den Himationzipfel. Sehr überarbeitet und verschmiert.
BEACCIO NÜOVO 8l. 97
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs leicht zur Seite
gesetzt. Schuhe; Chiton; das Himation bedeckt die 1. Schulter,
den Rücken, die ganze r. Seite mit dem aufwärts gebogenen
Arm und ist über die 1. Schulter geworfen; ein Überschlag
fallt schräg über den 1. Arm herab und wird von der r.
Hand an dem einen Ende gehalten. Schlechte Wieder-
holung der sog. grofsen Herculanenserin in Dresden (Brunn-
Bruckmann 310). Der nicht zugehörige Kopf (zu grofs)
ist leicht nach der r. Schulter gewendet. Die Haare sind
vorne gescheitelt und zur Seite gestrichen; von der Höhe des
Scheitels ist ein Teil nach vorne genommen, wo er einen
diademartigen Wulst bildet; das übrige ist zurückgestrichen,
am Hinterkopf von einem schmalen, von Ohr zu Ohr
führenden Band umzogen; darunter ein hängender Schopf.
Das Gesicht hat wenig ausgesprochene Züge; nach der Frisur
könnte man Sabina vermuten.
Beide Teile sind von geringer Arbeit. An Stelle der
Figur stand 1822—24 die jetzt im Lateran befindliche Statue
des Antinous, während sie selbst an Stelle von Nr. 62 stand
(s. dort).
Pistolesi Taf. XXII2; Clarac 945, 2425; Gerhard-Platner S 93
Nr. 51; Bernoulli Rom. Ikonographie II 2 S. 132.
81. Porträtbüste des Hadrian (Taf. XII).
H. 0,90 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Rücken und r. Flügel der Nase, das obere Ende des Nacken-
aufschlags am Panzer, viele Faltenränder, fast der ganze Knopf, Teil des
Btistenfufses unten. Abgestofsen Lockenspitzen, Zipfel des Mantels vor
der 1. Brust (Ansatz erhalten), Nase der Medusa, Kleinigkeiten. Abge-
brochen war die L Schulter u.. Brust. In der r. Schulter ein Sprung,
dessen Weitergehen 2 Bronzeklammern hinten verhindern.
Panzerbüste mit Fufs und leerem Indextäfelchen mit
Voluten; in der Mitte der Brust ein Gorgoneion; auf der
Schulterklappe unten Löwenkopf mit Ring; das Paludamentum
auf der 1. Schulter. Der Kopf des Kaisers lebhaft nach seiner
1. Seite gewendet. Brauen plastisch; Augensterne und
Pupillen eingegraben. Im Haar vorne einige Bohrergänge.
Sorgfaltige, aber flaue, conventionelle Arbeit. Das Porträt
augenscheinlich getreu. Wichtig wegen der erhaltenen Büste
Yaticau. Katalog L 7
98 BBACCIO NUOVO 82. 83.
mit Fufs. Eine fast ganz übereinstimmende, ebenfalls vortreff-
lich erhaltene Büste in Neapel (Bernoulli a. unten a. O.
T. XXXVII).
Gerhard-Platner S. 93 Nr. 53; Bernoulli Rom. Ikonographie II 2
S. in Nr. 31.
82. Panzerbüste mit Athenakopf (Taf. XXI).
H. des Ganzen 1,06 m, des Antiken 0,39 m. Grobkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt aus Gyps: Kopf und Hals; aus Marmor: 1. Schulter mit fast
ganzer 1. Brust, grofser Teil der Rückenstütze, Büstenfufs und Indextäfelchen.
Vielfach bestofsen.
Kopf und Hals ist ein Abgufs von der Minerva Giustiniani
(Nr. 114). Der Panzer bis zur unteren Grenze der Brüste
ausgeführt. In der Mitte Medusenmaske mit wildem Aus-
druck, umgeben von einer kleinen sternförmigen Ägis. An
den Rändern Wellenornament. Die Schulterklappen mit
Zackenornament am Rand und einer Reihe von Kreisen in
der Mitte sind an Ringen festgebunden. Lederstreifen am
Armansatz mit Fransen. Unten in der Mitte Rest eines
oben giebelförmig abgeschlossenen und umränderten Index-
täfelchens. Der Form nach eine trajanische Achselbüste;
doch ist eine Panzerbüste vor der Zeit Hadrians sonst
nicht bekannt. Mit einer derartigen Ägis ähnlich verziert
sind die Schilde der Orientalen auf dem grofsen Pariser
Cameo (Furtwängler Antike Gemmen Taf. LX) und der
kleine Amazonenschild unter der Büste des Commodus im
Conservatoren-Palast (Bullettino della commissione municipale
1875 Taf. I); vgl. auch den Schildbügel des Gegners der Ar-
temis auf dem grofsen pergamenischen Altarrelief in Berlin
(Die Ergebnisse d. Ausgrab, in P. S. $7 Abb. I).
Gerhard-Platner S. 93 Nr. 52.
83. Statue der Hera (Taf. XIII).
H. 2,20 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Kopf mit Hals, dem nackten Teil der Brust, dem oberen
Rand des Chiton, den Schultern und r. Arm, Scepter, Teil der Falten
unter der r. Achsel, 1. Unterarm mit Hand und grofsem Teil des Oberarms,
viele Flicken in den Falten, beide Zipfel des Himation neben dem 1. Bein,
1. Fufs mit Gewand, Zehen des r. Fufses, fast die ganze Basis.
BBACCIO NÜOVO 83. 99
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs mit erhobener
Ferse seitwärts und zurückgesetzt. Sandalen; feiner Chiton,
der die 1. Schulter und Oberteil der Brust freiläfst; Himation,
das über den 1. Oberarm, den Rücken und mit Überfall um
den Unterkörper gelegt ist; vom 1. Ellenbogen wird es an
der Hüfte festgehalten. Die L. mit Schale gesenkt (früher
war sie mit Ähren ergänzt), die R. mit Scepter erhoben
(richtig ergänzt). Der mod. Kopf mit Diadem und Schulter-
locken ist nach der 1. Schulter gewendet; auch diese Wendung
entspricht dem einzigen, mit Kopf erhaltenen Exemplar (ehe-
mals in Villa Borghese, jetzt in der Glyptothek Ny-Carlsberg
in Kopenhagen; Arndt a. unten a. O. Taf. $6 — 58). Die Figur
geht auf ein Original aus der 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts
v. Chr. zurück, das Werk einer Schule, in der die Künstler
das Gewand wie einen durchsichtigen Flor darstellten;
man vergleiche z. B. die Gewandpartien um die Beine mit
den entsprechenden an der fast ganz übereinstimmenden
Variation des Typus, der Hera Barberini (Rotonda Nr. 546;
vgl. über das Verhältnis beider Typen Amelung bei Arndt-
Amelung Einzelaufnahmen Text zur IL Serie S. 8 Nr. 280
u. Rom. Mitteil. 1897 S. 73). Für das Haupt dieser Schule
und den Künstler der besprochenen Statue ist Alkamenes
erklärt worden; doch hat man diese Hypothese nicht ge-
nügend beweisen können.
Die Arbeit ist sorgfaltig, entbehrt aber des Lebens.
Gefunden in den ersten Monaten 1857 bei Tor Bovacciana
(Seeseite) in Ostia; 1859 durch Pius IX. erworben (s. die In-
schrift an der Basis), von Pietro Galli ergänzt und an dem
jetzigen Platz aufgestellt, an dem bis dahin eine Statue der
Artemis (heute in der Sala degli animali Nr. 210) gestanden
hatte»
C.L.Visconti Annali d. I. 1857 S. 3i6f. tav. d'agg. L; Overbeck
Kunstmythologie III S. 55 Fig. 5 a, S. 56 Nr. 2, S. 115 Nr. 5; S. Rein ach
Repertoire de la statu aire II S. 239 Nr. 2 u. 3; Klein Praxiteles S. 64
Anm. 1 Nr. 2; Heibig Nr. 35; Arndt La Glyptotheque Ny-Carlsberg S. 92
Nr. 5 (A. nimmt die Schulterlocken fälschlich für antik).
Photographie Alinari 6532; Anderson 1336; Moscioni 3052;
Rocca 806.
100 BBACCIO NÜOVO 84. 85.
84. Römische männliche Porträtbüste (Tat XII).
H. ohne Büstenfufs 0,60 m., des Kopfes 0,26 m. Feinkörniger gelblicher
Marmor.
Ergänzt Nase mit Mitte der Oberlippe, 1. Ohr, Hinterkopf, oberer
Teil des Halses, Büstenfufs. Verletzungen am Gewand.
Antoninische Oberarmbüste mit Tunica und Toga; auf
r. Schulter und Oberarm die Naht angegeben; an ihr zwei
einfache Sterne (Kreuzstich). Die Toga ist in der Art gelegt,
wie bei dem Lucius Verus auf dem ehemals im Pal. Torlonia
befindlichen Relief (Matz-Duhn Antike Bildw. in Rom III
Nr. 3526) und an der Büste eines Freigelassenen des Marc
Aurel in Petersburg (Kieseritzky Kaiserl. Eremitage
Nr. 62); an dem senkrechten Streifen sind r. 3, 1. 2 Lagen
deutlich, an dem schrägen unten 2, oben 1 Lage. Der bart-
lose Kopf ist leicht nach der r. Schulter gewendet; dichtes,
ziemlich kurz geschorenes Haupthaar, breiter Mund, schmale
Lippen, eingesunkene Wangen, tiefliegende Augen (Brauen
durch Striche angegeben), gefurchte Stirn. Der Kopf scheint
nicht zur Büste zu gehören, da der Marmor an dieser etwas
gröfsere Krystalle hat (der ursprüngliche Kopf war mit der
Büste aus einem Stück gearbeitet; s. die Ergänzungsangaben).
Die Arbeit an beiden Teilen gut.
Gerhard-Platner S. 93 Nr. 50.
*
85. Büste mit jugendlichem männlichen
Idealkopf (Taf. XII),
H. d. Ganzen 0,75 m., des Kopfes 0,37 m. Grobkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Lippen, Kinn, Hals, Büste, Fufs. Vollständig
überarbeitet. Am Fufs vorne mit schwarzer Farbe 49 aufgemalt.
Auf der modernen Büste (Himation auf der 1. Schulter)
der leicht zur r. Schulter gewendete Jünglings-Kopf mit
idealen Zügen, die auf ein Original des 4. Jahrh. v. Chr.
weisen. Nach den reichlich mit dem Bohrer gearbeiteten
Haaren aus antoninischer Zeit. Schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 93 Nr. 49
Photographie des 1. Profils beim röm. Institut Nr. 665.
BBACCIO NUOVO 86. IOI
86. Statue der Fortuna (Taf. XIII).
H. 2,21 m. Marm. des Kopfes feinkörnig und gelblich, des Körpers grofs-
krystallinisch und weifs.
Ergänzt Nase, Lippen, Kinn, 1. Ohrläppchen mit Rand der Muschel,
fast der ganze Rand des Diadems, das Himation auf dem Hinterkopf,
Flicken im Hirn, an der 1. Kopfseite, Hals mit Brustausschnitt, Locke an der
r. Seite, Ende der andern, Teile vom Inhalt des Ho ms, Stücke an diesem
und seine Spitze, Teile des 1. Mittelfingers, beide Spitzen an der Quer-
srange des Steuers, Mitte des senkrechten Teils, Flicken am Gewände.
Gebrochen war die 1. Locke, das Füllhorn von der Schulter, sein unteres
Ende, Teile der Finger der 1. Hand, r. Unterarm, Stütze der r. Hand.
Abgebrochen eine kleine Stütze hinten für das Steuer.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs mit erhobener
Ferse zur Seite gesetzt. Sandalen; hochgegürteter Chiton;
das Himation liegt mit einem Teil auf 1. Schulter und Arm,
ist über den Hinterkopf gelegt, um den Rücken und mit
dreieckigem Überschlag vorne um den Unterkörper gezogen
und wird vom 1. Ellenbogen an der Hüfte gehalten. Die
L., vorgestreckt, trägt das mit Akanthusblättern in Relief
verzierte und mit Früchten und Kuchen gefüllte Hörn; die
R. ist gesenkt und hält das Steuerruder, das auf der an der
äufseren Seite gerade abgeschnittenen Weltkugel ruht. Der
Kopf ist leicht zur r. Schulter gewendet; die Haare vorne
gescheitelt und zur Seite gestrichen; Schulterlocken; hohes
Diadem, am Rande mit Amazonenschildchen verziert.
Der Kopf gehört nicht zur Statue, die kopflos gefunden
wurde; die Angabe bei Nibby, der Kopf sei bald nach dem
Fund der Statue in derselben Gegend zu Tage gekommen,
widerspricht den klaren Angaben bei Fea; N.'s Behauptung,
Kopf und Statue seien von demselben Marmor, ist falsch
(s. oben). Der Kopf hat den Charakter einer ernsten
matronalen Gottheit; seine Arbeit ist sehr gering, besonders
roh die Verwendung des Bohrers in den Haaren (vgl.
Overbeck Kunstmythologie III S. 96 Nr. 14, der den Kopf
sehr überschätzt). Die Figur ist von weit besserer, wenn
auch nur decorativer Arbeit. Repliken sind: 1. hierselbst
Nr. 59; 2. hier Nr. 74; 3. Im Hof der Casa de Pilatos in
Sevilla (P. Herrmann Jahreshefte des österr. arch. Instit. II
S. 156 Anm, I u. S. 155 Fig. 81; Arndt-Amelung Einzel-
102 BBACCIO NÜOYO 86.
aufnahmen Nr. 1819); 4. Coli. Mattei, Clarac 454 A 839 C;
Matz-Duhn Ant Bildw. in Rom Nr. 868 (das gesenkte Füll-
horn ist natürlich modern); 5. Ste.-Colombe-les-Vienne,
S. Rein ach Rupert de la stat. II S. 261 Nr. 4 (scheint
den Kopf erhalten zu haben); 6. Haus der Vestalinnen;
eine der dort verbliebenen Ehrenstatuen, natürlich ohne Füll-
horn (Jordan Tempel der Vesta und Haus der Vestalinnen
Taf. IX 7; S. Reinach a. a. O. II S. 661 Nr. 6); 7. Museo nazio-
nale romano, im Kreuzgang seit dem Sommer 1900 aufge-
stellt; schlechte Arbeit; es fehlen Kopf, r. Arm, 1. Hand;
Schulterlocken; Ansatz des Füllhorns an der 1. Schulter u.
Stützenreste für das Steuerruder am r. Bein erhalten (ge-
funden 1900 bei den Arbeiten am Ministero dell' Agricoltura
in Via Tritone); von ihnen haben oder hatten Nr. 3, 4 u, 7
das Gewand über den Kopf gelegt, wie unsere Figur. Es
mufs ein bekanntes Original zu Grunde liegen, das nach der
hohen Gürtung und der reichen, mannigfaltigen Bildung des
Gewandes in dem 4. vorchristlichen Jahrhundert entstanden
ist. Man wird erst in römischer Zeit die speciell römischen
Attribute — Steuer und Weltkugel — zugefügt haben. Die
Existenz des Typus im 4. Jahrh. v. Chr. wird jedenfalls be-
wiesen durch drei athenische Reliefs jener Zeit (Schöne
Griechische Reliefs Nr. 94 [jetzt auch bei Arndt-Amelung
a. a. O. Nr. 12 16], 75 u. 63); auf dem einen stellt die be-
treffende Figur sicher, auf dem anderen wahrscheinlich auch
Bule, auf dem dritten Eutaxia dar. Sehr verwandt ist ferner
eine Figur auf einem im Louvre befindlichen Relief (Clarac
200, 25; Kekul6 Hebe Taf. III 2 S. 49fr.); dargestellt ist
dort eine matronale Gottheit, die sich vertraulich auf die
Schulter der zarten Hebe lehnt (vgl. Mus. Chiaramonti Nr. 55);
da ihr eine Figur des thronenden Zeus entspricht, liegt der
Gedanke an Hera nahe. Der Typus der Statue ist benutzt
für eine zu Kyrene gefundene Porträtfigur (Smith-Porcher
Discoveries at Cyrene Nr. 68); vgl. auch Clarac 885, 2262
u. 427, 765.
Gefunden 1798 in Ostia bei Tor Bovacciana (Seeseite)
unter Fagan's Leitung. Erworben von Pius VII. in den ersten
Jahren des folgenden Jahrhunderts und zunächst im Museo
Chiaramonti, 1822 an ihrem jetzigen Standort aufgestellt
BBAcao nüovo 87. 88. 103
Fea Relazione di un viaggio ad Ostia S. 49; ders. Nuova dcscrizione
S. 89; Guattani Monumenti inediti 1805 S. III Taf. XXIV; Sickler-
Reinhart Almanach aus Rom 1811 S. 242; Pistolesi Taf. XXIII 2.
Nibby II Taf. XIV; Clarac455, 835; Gerhard-Platner S. 93 Nr. 48;
Braun Ruinen u. Museen Roms S. 243 Nr. 9; Baumeister Denkmäler des
klass. Altertums III S. 1920 Fig, 2037; Heibig Nr. 36; Winter Kunst-
geschiche in Bildern I Taf. LXXIV 4.
Photographie Alinari 6576 (3); 6577 (Kopf); Anderson 1296 (3);
2238 (Kopt); Moscioni 3051; Rocca 778; 191s (Kopf).
87. Römische männliche Porträtbüste (Taf. XII).
H. der Büste ohne Fufs 0,37 m.; des Kopfes 0,27 m. Der Kopf von fein-
krystallinischem gelblichen Marmor, die Büste von griinlichem Alabaster
mit weifslichen und gelblichen Flecken.
Ergänzt Nase, Flicken in der r. Braue, Rand des r. Ohrs, 1. Kinn-
laden mit Teil der Wange und dem Ohr mit Umgebung, Hals mit Brust-
einsatz, Flicken der Büste, Büstenfufs mit Indextäf eichen (aus Nero antico).
Leichte Verletzung an der 1. Wange (keine Warze).
Auf der gut gearbeiteten antoninischen Oberarmbüste
aus Alabaster mit Tunica und Toga, die ebenso getragen
ist, wie bei Nr. 84, nur dafs die senkrecht fallenden Teile an
der 1. Seite nicht regelmäfsig gefaltet sind, der vorzüglich
gearbeitete, lebhaft nach der r. Schulter gewendete Kopf
eines Mannes in den mittleren Jahren mit kurzen krausen
Haaren, ganz kurz geschnittenem, das Kinn freilassenden
Vollbart und bösem, energischen Ausdruck. Brauen plastisch;
Augensterne und Pupillen eingegraben. Die Zugehörigkeit des
Kopfes zur Büste ist möglich. Die früher übliche Benennung
»Sallust« — s. die moderne Inschrift auf dem Indextäfelchen —
ist ganz grundlos. In Stil und Charakter verwandt mit den Bild-
nissen des Caracalla, aus dessen Zeit der Kopf stammen mufs.
Vgl. die gegenüberstehende Büste Nr. 45; beide standen
ehemals im Museo Chiaramonti zusammen.
Fea Nuova descrizione S. 87; Gerhard-Platner S. 93 Nr. 47.
88. Römische männliche Porträtbüste (Taf. XIV).
H. d. Ganzen 0,65 m., d. Antiken 0,525 m. Grofskrystallinischer weifser
Marmor mit grauen Stellen.
Ergänzt Nase, Teile der Lippen, Kinn, Ränder beider Ohren, Flicken
in der 1. Schläfe, Fufs mit Indextäf eichen. In der Büste unten r. zwei
104 BEACCIO NUOVO 89.
wagerechte Sprünge. Durchweg geputzt. R. vom Täfelchen aufsen
die Nr. 272.
Auf trajanischer Achselbüste mit Tunica und Toga sitzt
ungebrochen mit leichter Wendung nach der r. Schulter der
glatt rasierte Kopf eines älterenMannes mit hoherGlatze, sonst
aber vollem krausen Haupthaar; ernster, sorgenvoller Ausdruck.
Geringe Arbeit; in den Haaren der Bohrer stark verwendet.
Früher fälschlich für ein Porträt des L. Antonius, Bruder des
Triumvirn M. Antonius, erklärt.
Gerhard-Platner S. 93 Nr. 46; Bernoulli Römische Ikonographie
I S. 219.
89. Griechische männliche Porträtstatue mit
Kopf des greisen Sophokles (Taf. XV).
H. 2,135 m- Marmor des Kopfes feinkörnig und gelblich, der des Körpers
feinkörnig und grau.
Ergänzt Nase, Oberlippe, 1. Braue, Teile beider Ohren, grofser Teil
des Hinterkopfes, unterer Teil des Halses, r. Arm, soweit er nackend ist,
mit Hand und Rolle, 1. Hand mit Teil des Gewandes, Flicken in den
Falten, r. Fufs mit grofsem Teil des Unterschenkels und dem Gewand
zwischen den Füfsen, Basis bis auf das StUck unter 1. Fufs und Stutze.
Stark modern überarbeitet.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs mit voller
Sohle etwas zur Seite gesetzt; aufsen neben ihm eine kleine
Stütze. Stiefel mit Riemenzeug am Fufs und oberhalb des
Gelenks; Chiton mit kurzen Ärmeln; das Himation, von der
1. Seite um Rücken und r. Hüfte genommen und wieder über
die 1. Schulter geworfen, bedeckt den ganzen Unterkörper
und die 1. Seite bis auf die Hand, die den Rand des Himation
unter der 1. Brust gefafst hält (richtig erg.). R. Arm mit
Rolle gesenkt (in der Haltung richtig erg.). Der bärtige Kopf
mit Schnur im Haar leicht nach der r. Schulter gewendet.
Kopf und Statue können nicht zusammengehören, da
sie von verschiedenem Marmor sind und der Kopf der Statue
nicht besonders gearbeitet war (s. die Ergänzungsangaben). Die
Statue giebt in sehr summarischer Arbeit ein gutes Original
einer männlichen Porträtstatue aus dem 4. Jahrh. v. Chr. wieder.
Der Kopf ist ein sehr oberflächlich gearbeitetes Exemplar des
früher Homer oder Hesiod genannten Porträts des greisen
Sophokles (vgl. Sala delle Muse Nr. 496). Da Schnur und
BBACCIO NUOVO 90. 91. I05
Haare hinter dem r. Ohr nicht ausgearbeitet sind, mufs dieser
Teil dem Beschauer unsichtbar gewesen sein, der Kopf also
zu einer Statue gehört haben, auf der er ungefähr in der-
selben Wendung safs, wie jetzt. Die Figur war in den
Jahren 1811/12 bei Camuccini, wo sie Wagner sah; 1822
stand sie bereits an ihrer jetzigen Stelle.
Pistolesi Taf. XXIIIi; Clarac 845, 2129; Gerhard-Platncr S.
93 Nr. 45; Braun Ruinen und Museen Rom's S. 243 Nr. 10; Welcker
Alte Denkmäler I S. 459 f.; P an ofka Archäologische Zeitung 1856 S. 353 f.;
Urlichs Glyptothek S. 12; Bernoulli Jahrbuch d. I. 1896 S. 167 Nr. 12
(der Kopf allein); Heibig Nr. 37; Bernoulli Griechische Ikonographie I
S. 28f. und S. 130 Nr. 13.
Photographie Alinari 11823 (Alb. u. Extra); Anderson 2234.
90. Porträtbüste der Lucilla oder der jung.
Faustina (Taf. XIV).
FL ohne Fufs 0,625 m. Marmor des Kopfes feinkörnig und hellgrau mit
braunen Flecken, der der Büste feinkörnig und weifs.
Ergänzt Nasenspitze, r. Ohrläppchen, viele Flicken in den Falten,
Büstenfufs mit lndextäf eichen. Je ein Stück des Brusteinsatzes vorn und
hinten abgebrochen.
Antoninische Oberarmbüste mit Tunica und Mantel, der
beide Schultern und die Brust bedeckt. Darin eingelassen
der jugendliche, leicht nach der r. Schulter gewendete Kopf,
dessen Haare vorne gescheitelt und in breiten Wellen über
die Ohren zurückgenommen sind; auf dem Schädel liegt das
Haar glatt an; hinten ein runder Knauf. Brauen durch Striche
angegeben, Augensterne und Pupillen eingegraben. Der Kopf
augenscheinlich zugehörig. Leichte Politur an den Fleisch-
teilen und dem Gewand. Geistlose, sorgfältige Arbeit. Der
Kopf stellt entweder Lucilla, die Tochter des Marc Aurel,
oder wahrscheinlicher seine Gemahlin, die jung. Faustina, dar
(vgl. Bernoulli Rom. Ikonogr. II 2 Taf. LIV).
Gerhard-Platner S. 93 Nr. 44.
91. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. XIV).
H. 0,67 m. Marmor des Kopfes kleinkrystallinisch und gelblich mit braunen
Stellen, der der Büste feinkörnig und gelblich.
Ergänzt Nase, Flicken in der 1. Wange, Hals, r. Schulter, Teil des
Fufses vorne. Abgebrochen die r. obere Volute des Indextäfelchens. An
der Stütze hinten ein eiserner Ring.
IOÖ BRACC10 NÜOVO 92.
Büstenfufs, Indextäfelchen mit Voluten, trajanische
Schulterbüste mit Tunica aus feinfaltigem Stoff und Mantel,
der beide Schultern und die Brust bedeckt. Darauf der nicht
zugehörige, nach der 1. Schulter gewendete Kopf einer Frau
in mittleren Jahren mit traurigem Ausdruck und einer turban-
artig aufgeführten Frisur: erst eine Reihe aufgerollter, glatt
anliegender Löckchen, dann eine einfache schmale Rolle,
dann wieder eine Rolle von Löckchen, dann vier Reihen
von Flechten. Man hat den Kopf früher wegen angeblicher
Ähnlichkeit mit Trajan für ein Bildnis seiner Schwester Mar-
ciana erklärt; jedenfalls stammt er aus ihrer Zeit.
Gerhard-Platner S. 93 Nr. 43; Bernoulli Römische Ikonographie
II 2 S. 99.
92. Statue der Artemis (Taf. XV).
H. 1,83 m. Marmor des Kopfes feinkörnig und weifs mit schwarzen Adern,
der des Körpers feinkörnig und weifs mit rötlichen Stellen und schwärzlichen
Adern.
Ergänzt Nase, Flicken unter dem r. Auge und im r. Kinnladen,
Teil der Unterlippe, viele Lockenenden, der freistehende Haarschopf zwischen
Hinterkopf und Köcher, oberes und unteres Ende des Köchers, Streifen
rings um den Peplosrand am Brustausschnitt, 1. Arm mit Schulterblatt, dem
äufseren Teil der Schulter (bis zu dem Knopf) und fast dem ganzen Teil
des Peplos unter der 1. Achsel, r. Arm, soweit er nackend, mit einem
grofsen Teil des Gewandes im Rücken, die ganze Hälfte des Apoptygma
auf dieser Seite hinten, Spitze der r. Brust, Falten zwischen ihr und Arm,
beide Zipfel und unterer Rand des Apoptygma, Flicken in den Falten,
unterer innerer Teil des 1. Unterschenkels mit Teil der Ferse, Zehen des
1. Fufses (ohne Sandale), Stückchen am zweitkleinsten Zehen des r. Fufses,
Zipfel des Peplos mit Gewicht aufsen daneben. Abgebrochen war der
mittlere Teil des Köchers mit dem Locken büschel.
Die Göttin schreitet lebhaft vorwärts mit vorgesetztem
1. Fufs. Sandalen; ungegürteter, an der r. Seite offener Peplos
mit langem Apoptygma. R. Arm gesenkt, die Hand mit einem
Riemen (?), der 1. Arm erhoben, die Hand mit einer kleinen
Fackel ergänzt. Schräg über die Brust läuft das Band des
Köchers; auf letzterem ein von einemRing zusammengehaltener
Bund künstlich gedrehter Locken. Der Kopf leicht nach der
1. Schulter gewendet; umränderte Stirnbinde, über der die
Haare einfach gescheitelt sind, während sie seitwärts stark
BBACCIO NUOYO 92. IO7
gelockt zur Seite flattern und hinten in einen Schopf zu-
sammengenommen sind, der durch das moderne Zwischen-
stück mit dem Lockenbündel auf dem Köcher verbunden ist.
Der Kopf ist eingesetzt; da er zu klein ist, kann er nicht
ursprünglich zu der Figur gehört haben. Über der Stirn-
binde in den Haaren zwei schräg übereinander befindliche,
kleine Löcher; wären sie sicher antik, so würde der Kopf
mit Bestimmtheit Selene oder Artemis genannt werden können;
doch finden sich derartige Löcher noch sonst an der Figur
und zwar für noch vorhandene oder ehemalige Ergänzungen
(in den Locken und unter dem r. Zipfel des Apoptygma
vorne); als die Figur in Villa Doria-Pamphili stand, war sie mit
einer Mondsichel an der betreffenden Stelle ergänzt; bei dem
heutigen Zustand des Kopfes läfst sich nicht mehr constatieren,
ob der damalige Ergänzer vorhandene Löcher benutzte,
oder erst welche herstellte, wofür das analoge Verfahren an
anderen Stellen sprechen würde. Von dem Typus des
Kopfes giebt es eine Wiederholung in strengerer Stilisierung
(Stephani Compte-rendu 1881 S. 130fr. Taf. VI 1 u. 2; Kie-
seritzky Kaiserl. Eremitage Nr. 345), bei dem an jener Stelle
keine Löcher vorhanden sind. Er giebt jedenfalls das Ori-
ginal, das demnach in der 2. Hälfte des 5. Jahrh. entstanden
sein mufs, getreuer wieder, während der römische Kopf
besonders in den Haaren dem späteren Stil entsprechend
umgemodelt ist und durch die starke moderne Überarbeitung
seinen Charakter vollends verloren hat.
Das best-erhaltene Exemplar des Körpers ist die sog.
Artemis Colonna in Berlin (Beschreibung der Skulpt. Nr. 59);
bei ihr sind beide Arme gesenkt — diese Richtung der Arme
bestätigt sich auch an anderen Wiederholungen, z. B. Sala
degli animali Nr. 210 — und leicht vorgestreckt; die L. mufs
den Bogen gehalten haben; die R. war vielleicht geöffnet, als
habe die Göttin eben geschossen. Dafs die Jägerin und nicht
die Fackelträgerin (man nannte die Statue Diana lucifera)
dargestellt ist, beweist auch die Thatsache, dafs der Copist
des Exemplares in der Sala degli animali einen Jagdhund
beifügte. Der Kopf des Typus ist bisher nicht nachgewiesen
worden; der kleine Bund künstlich gedrehter Locken auf dem
Köcher ist nicht dafür entscheidend, dafs der ursprüngliche
108 BRACCIO NÜOVO 92.
Kopf «eine etwa archaistische Haartracht» gehabt habe
(Berlin Beschreibung a. a. O.), denn es kommt vor, dafe
bei vollkommen freier Haartracht die Lockenenden unterhalb
des den Schopf zusammenfassenden Bandes oder Ringes
künstlich gedreht werden (vgl. hierselbst Nr. 42 u. 1 14). Das
Original der Figur, deren Stil auf die 1. Hälfte des 4. Jahrh.
v. Chr. weist, mufs berühmt gewesen sein; zu dem Ver-
zeichnis von 13 Repliken bei Klein a. unten a. O. sind hinzu-
zufügen: 14. Statue im Casino Borghese Hauptsaal Nr. 18
(erwähnt bei Arndt-Amelung Einzelaufnahmen Text zu Nr.
366); 15. Unterkörper, sehr fragmentiert, im Museo nazionale
romano (CasettaC; Guida [2. ed.] S. 17); 16. Oberkörper mit
Kopf Ex Peloponneso 1706, Alt. pal. R. 3:6 (=0,78 m.) bei
Paciaudi Monum. Pelop. S. 163 = S. Reinach Repert. de
la stat. II S. 318 Nr. 5, 6. Friederichs (Praxiteles u. die
Niobegruppe S. 99 ff.) hat das Original in Rücksicht auf
den Kopf der Artemis Colonna dem Praxiteles zuge-
schrieben; Furtwängler (Archäol. Anz. 1889 S. 10) ver-
setzte es in Rücksicht auf den Kopf des vorliegenden
Exemplares, deren drei verschiedene Abbildungen bei
Clarac er falschlich auf ebenso viele Repliken zurück-
führte, in das Ende des 5. Jahrh. v. Chr.; Wolters
(Athen. Mitth. 1889 S. 134) hat darin ein Werk des Damo-
phon in Messene vermutet, das nach Pausanias VI 31, 7 im
Schema mit einem archaischen Werk des Menaichmos und
Soidas in Kalydon (Paus. VII 18, 10) übereinstimmte; von
diesem hatte Studniczka (Rom. Mitth. III S. 277fr.) in der
That eine in den allgemeinen Zügen mit dem vorliegenden
Typus übereinstimmende Nachbildung entdeckt. Die Hypo-
these wurde haltlos, seit originale Sculpturen des Damophon
bekannt wurden, nach denen dieser in spät-hellenistischer Zeit
gelebt haben mufs (Kayvadias Fouilles de Lykosura;
vgl. Robert bei Pauly-Wissowa Realencyclopädie IV
Sp. 2077 ff. [Der Datierung Roberts, der Damophon in
die Zeit des Hadrian versetzen möchte, kann sich der
Verfasser nicht anschliefsen]). Die Arbeit der vorliegenden
Replik ist sorgfältig, aber hart und glatt, und hat zudem
durch modernes Putzen gelitten. Die Figur stand ur-
sprünglich in der Villa Doria Pamphili; dort war ihr r.
BRACCIO NOÜVO 93. 94- 109
Arm seitlich gesenkt, der 1. mit dem Bogen seitlich erhoben
und die Mondsichel über dem Scheitel ergänzt (die Angabe
bei Gerhard-Platner a. unten a. O., sie sei ehemals in
Villa Mattei gewesen, ist falsch); Der Principe D. Andrea
schenkte sie Clemens XIV. (1769— 1774); sie wurde zunächst
im Gabinetto delle maschere an Stelle von Nr. 429 aufge-
stellt; hier war ihr 1. Arm mit dem Mittelteil eines Bogens
gesenkt, der r. erhoben ergänzt, als wolle die Hand einen
Pfeil aus dem Köcher ziehen. Erst nach 1872 kam sie an
ihren jetzigen Platz, wo bis dahin die Statue der Aphrodite
im Gabinetto delle maschere Nr* 433 gestanden hatte.
De Rubeis Villa Pamphilia (Romae 1647) S. 9; Winckelmann
Monum. ined. S. 27 = Sämmtl. Werke ( Don auesc hingen) VII S. 336;
Pistolesi V. Taf. LVIII, LX, LXIIi; Visconti Museo Pio-Cleraentino I
Taf. XXIX; Clarac 568, 1209B; 569, 1213; 564, 1207; Gerhard-Platner
S. 203 f. Nr. 6; Braun Vorschule der Kunstmythologie S. 37 Taf. 54; Bau-
meister Denkmäler d. klass. Altert. I S. 134 Fig 142; Brunn-B ruck-
mann 251; Furtwängler Meisterwerke S. 143 Anm. I (Kopf); Klein
Praxiteles S. 311 Anm. Nr. 2; Wernicke bei Pauly-Wissowa Real-
Encyklopädie II Sp. 1425 Z. 59fr.; Heibig Nr. 38.
Photographic Alinari 6553 (2); Anderson 1361 (2); Moscioni 2310;
Rocca 841; 1935 (Kopf).
93. Maske der Medusa (Taf. VI).
H. 0,64 m. Grofskörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, Stück im Kinn, Teile der Locken über der Stirn
und Kleinigkeiten. Abgebrochen Lockenenden, beide Schlangenköpfe und
fast der ganze Schlangenknoten unten.
Vgl. Nr. 27.
Gerhard-Platner S. 97 Nr. 100; Heibig Nr. 39.
94. Statue einer Priesterin (Taf, XV).
H. 1,47 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Kopf mit Hals, r. Arm mit Stütze, 1. Unterarm mit Hand und
Gewandbausch, Flicken in den Falten (aus Gyps und Marmor), Vorderteil
des r. Fufses und Spitzen der drei gröfsten Zehen am 1. Fufs mit fast der
ganzen Basis. Sehr stark geputzt.
Mädchenhafte Gestalt in' aufrechter Haltung; 1. Stand-
bein; r. Fufs leicht vorgesetzt. Keine Sandalen; rings ge-
schlossener, umsäumter, einfach gegürteter Peplos, der von
der gesenkten L. aufgenommen wird. Der r. Arm war nach
I IO BRACCIO NOUYO 94.
dem Ansatz leicht vorgestreckt. (Die Erg. demnach richtig;
in der modernen R. Ähren.) Auf den Schultern je eine ge-
knotete wollene Binde, die von dem ursprünglichen Kopf
niederhing (der moderne Kopf mit Binde und Ährenkranz
nach der r. Schulter gewendet und geneigt).
An den Wollbinden ist die Figur als Priesterin kenntlich
(vgl. Furtwängler Meisterwerke S. 557). Dem einfachen
Stile nach stammt das Original der Figur aus der 2. Hälfte
des 5. Jahrh. v. Chr. Das Motiv des 1. Armes erinnert noch an
die archaischen weiblichen Gestalten (z.B. die von der Akropolis;
Spiegelstützen bei S. Rein ach Rupert, de la stat. II S. 327fr.);
vgl. ferner Arndt La Glyptoth&que Ny- Carlsberg Text S. 12 f.
Fig. 3. Die R. mufs ein charakteristisches Attribut gehalten
haben, etwa einen Schlüssel oder eher einen Gegenstand, den
die Priesterin ihrer Gottheit darbrachte.
Ergänzt ist die Figur als Ceres; dies und die Thatsache,
dafs die Arbeit des Kopfes sicher aus dem 16. Jahrh. stammt,
spricht für die Angabe des Pirro Ligorio, dafs die Statue
identisch sei mit einer im Beginn des 16. Jahrh. unter
Alexander VI. in der sog. Palestra der Villa Adriana ausge-
grabenen Cerere. In die Zeit des Hadrian würde auch die
sorgfaltige, glatte Arbeit der Copie passen. In Rücksicht
auf das Motiv wurde die Figur Spes (De Rossi), wegen
der Ergänzung Ceres (Ligorio, Pistolesi), Proserpina
(Braun), Höre des Sommers (Nibby) genannt; Hei big
hielt den Kopf für antik und zugehörig und erklärte die
Dargestellte für Julia, Tochter des Augustus.
Seit dem 16. Jahrhundert war die Figur auf dem Qui-
rinal in den Gärten des Ippoiito d'Este, Cardinais von Fer-
rara, und ging dann mit diesen in päpstlichen Besitz über.
1822 kam sie an ihren jetzigen Platz.
Pirro Ligorio Trattato dell' antichita di Tivoli Vat. fol. 14', Turin,
fol. 36' (s. bei Winnefeld a. unten a. O.); De Rossi Insigniores Statuarum
Urbis Romae Icones II Nr. 107; De Cavalleriis Antiquae statuae urbis
RomaeI-IITaf.42; Pistolesi Taf.XXVII 2; Nibby II Taf. VIII; Penna
Viaggio pittorico della villa Adriana III Taf. 26; Clarac 432, 783;
Gerhard-Platner S. 92 f. Nr. 41 Braun Vorschule der Kunstmythologie
Taf. 32; ders. Ruinen und Museen Roms S. 245 Nr. 12; Heibig Archä-
ologische Zeitung 1863 S. 30; ßernoulli Römische Ikonographie II I
S. 129; Winnefeld Villa des Hadrian S. 156; Heibig Nr. 40.
BBACCIO NOUVO 95. 96. III
95. Statue des Apollon (Taf. XVI).
H. 1,47 m- Grofskrystallinischer gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Teil des 1. Oberlides, Oberlippe, 1. Hand mit halbem
Unterarm, dem vorderen Hörn der Leyer, Steg und halbem hinteren Hörn,
r. Arm von der Mitte des Oberarmes an mit Hand und fast der ganzen
Stütze, Unterschenkel, Füfse, Unterteil des Stammes, Basis. Die ganze
Vorderseite geputzt; die alte Oberfläche hinten erhalten.
Jugendlicher Körper in aufrechter Haltung; 1. Standbein;
r. Fufs leicht zur Seite gesetzt (der Erg. hat den Fufs zuweit
zurückgestellt); r. Arm mit Plektron gesenkt; der Unterarm
mittels einer Stütze mit der Hüfte verbunden (richtig erg.).
Der 1. Arm hält die Leyer, die auf einem Stamm ruht und
deren umränderter Riemen über die r. Schulter gelegt ist.
Der Kopf ist mit träumendem Ausdruck zur 1. Schulter ge-
wendet und geneigt; die Haare vorne gescheitelt und zurück-
gestrichen, hinten in einer Schleife aufgebunden; Schulter-
und Schläfenlöckchen; Lorbeerkranz.
Geringe und späte Variation des archaischen Apollon-
typus, der am besten durch die Bronzestatue aus Pompei in
Neapel vertreten ist (Wolters Jahrbuch d. I. 1896 S. iff.). In
den Haaren vorne rohe Bohrarbeit
Aus dem Besitz des römischen Bildhauers Pierantoni
in den des Vatican gelangt; seit 1822 an seinem heutigen
Platz.
Clarac 487, 943; Gerhard-Platner S. 92 Nr. 40.
96. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. XVI).
H. des Kopfes (Scheitel -Kinn) 0,26 m., der Büste (Halsgrube -unterer Rand)
0,38 m. Marmor des Kopfes feinkörnig und weifs, der Büste grofskörnig
und bläulich.
Ergänzt Nase, Kinn, Hals, Teile der Frisur an beiden Seiten mit den
Ohrläppchen. BUstenfufs mit Indextäfelchen. Die Oberfläche des Kopfes
verwaschen und bestofsen. Auf der Stirn ist mit roter Farbe 19, auf
der Büste unten 10 aufgemalt.
Antoninische Oberarmbüste mit Untergewand und Mantel
auf beiden Schultern und Brust. Der Kopf einer Frau in
den mittleren Jahren mit gleichgültigem Ausdruck leicht nach
der r. Schulter gewendet. Die Haare sind vorne gescheitelt
112 BRACCIO NOUVO 97- 97A.
und in künstlichen Wellen zurückgestrichen; hinten bilden sie
einen kissenförmigen Wulst und sind in einem breiten ge-
flochtenen Streifen bis zum Scheitel aufgenommen. Augen-
sterne und Pupillen eingegraben. Kopf und Büste gehören
nicht zusammen. Die Frisur findet sich bei den Kaiserinnen
gegen und um die Mitte des 3. Jahrh. n. Chr. Elende Arbeit.
Gerhard-Platner S. 92 Nr. 39.
Photographie beim röm Institut Nr. 673.
97. Statue eines Athleten (Taf. XVI).
H. 1,60 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Kopf mit Hals (Gypsabgufs von Nr. 105), r. Unterarm mit
Hand, Teil der Finger und Zweig von Gyps), 1. Arm von der Mitte des
Oberannes bis zur Handwurzel, Finger der 1. Hand. Die antike Plinthe in
eine moderne Basis eingelassen. Auf der 1. Hüfte rechteckige Verletzung.
Stark geputzt.
Knabenkörper (kein Schamhaar) aufrecht; 1. Standbein;
r. Fufs mit voller Sohle leicht zur Seite gesetzt; 1. Hand ruht
im Rücken; r. Arm gesenkt (mit Zweig ergänzt). Neben dem
1. Bein ein Palmstamm. Dadurch kenntlich als Copie nach der
Bronzestatue eines Knabensiegers, die den schlanken Pro-
portionen gemäfs im 4. Jahrh. v. Chr. von einem dem Lysipp
verwandten Künstler geschaffen sein mufs. Einfache Arbeit.
War ehemals im Pal. Ruspoli (vgl. Nr. 11); kam 1822 an
den jetzigen Platz. (Die Figur wird von Petersen Bullettino
comunale 1890 S. 192 [die Nummer dort in 77 verdruckt]
fälschlich in eine Gruppe mit Nr. 99, 103 u. 105 gestellt).
Clarac 86i, 2185; Gerhard-Platner S. 92 Nr. 38; Furtwängler
Meisterwerke S. 523 Anm. 2; S. Rein ach Repertoire de la stat. II S. 550
Nr. 3; Heibig Nr. 42.
Photographie beim röm. Institut Nr. 184.
97A. Römische männliche Porträtbüste,
sog. Marcus Antonius (Taf. XVI).
H. o,68 m. Feinkrystallinischer gelblicher Marmor.
Ergänzt untere Hälfte der Nase, Brauen mit Teil des r. Oberlides,
Randteile des r. Ohrs, viereckige Basisscheibe. Abgebrochen war die
r. Schulter. Bestofsen Locken oben, 1. Ohrläppchen, Kinn, Fufs.
Oben und unten profilierter, runder Fufs; darüber f la-
vische Schulterbüste; der Kopf ziemlich stark nach der r.
BRACCIO NOÜVO 98. 1 1 3
Schulter gewendet. Volle Formen; Anlage zu Doppelkinn;
schmale Lippen; weichlicher, unbestimmter Ausdruck. Vorne
starke, wirr gelockte, sorgfaltig mit dem Bohrer unter-
arbeitete, hinten glatt anliegende Haare. Gut ausgeführt,
aber conventioneil.
Gefunden 1830 oder 31 in einer Grotte bei TorSapienza
vor Porta maggiore zusammen mit Nr. 106 und angeblich
einer Büste des Augustus, die in den Pal. Casali gekommen
wäre. Nachforschungen haben ergeben, dafs sich dort keine
solche Büste befindet (Köhler-Brunn Bullettino d. I. 1864
S. 8; Archäol. Zeitung 1864 S. 156*). Allein auf jene An-
nahme hin aber wurde Nr. 97 A Marcus Antonius, Nr. 106
Lepidus genannt. Es kommt hinzu, dafs beide Büsten nicht
einmal aus derselben Zeit stammen, sondern diese aus der
flavischen, jene der trajanischen Epoche, also doch wahr-
scheinlich Männer der betreffenden Perioden darstellen. Dem
gegenüber bedeutet es nichts, dafs nach Heibig das Profil
von 97 A mit einem Münzporträt des Marcus Antonius eine
gewisse Ähnlichkeit zeigt.
Nach der Inschrift an der r. Seite der Stütze O O 1831'
wurde die Büste in jenem Jahre vom Vatican erworben.
Wenn sie bei Pistolesi publiciert ist, dessen Titelblatt die
Jahreszahl 1829 trägt, so mufs man annehmen, dafs die
Ausgabe jenes Bandes 1829 beabsichtigt war, aber erst
einige Jahre später erfolgte (vgl. Nr. 26 u. 38). Die Büste
stand nach Pistolesi zunächst an Stelle von Nr. 112 (s. dort);
in der Beschreibung d. St. Rom ist sie nicht genannt.
Pistolesi Taf. XXVIII 2; Braun Ruinen und Museen Roms S. 253
Nr. 18; Bernoulli Römische Ikonographie I S. 207 Fig. 30; Heibig
Nr. 41; Crowfoot Journal of hell, studies 1900 S. 35 ff. Taf. IV.
Photographie Alinari 6597 (2); Anderson 1400; Moscioni 3670
(cab.); beim röm. Institut Nr. 674.
98. Römische weibliche Porträtbüste,
wahrscheinlich der Julia Domna (Taf. XVI).
H. (ohne Büstcnfufs) 0,74 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, die rollenartigen Enden der Frisur unter den Ohren,
Flicken im Gewand, Büstenfufs. Der Kopf war gebrochen. Es fehlt der
unterste Teil des Indextäfelchens.
Vatican. Katalog 1. 8
1
114 BRACCIO NUOVO 99.
Nabelbüste, an der auch der gröfsere obere Teil des
Indextäfelchens erhalten ist, bekleidet mit Tunica (gegürtet
mit gedrehter Schnur) und einem Mantel, der vor der Brust
in einen Knoten gebunden ist. Darauf — gebrochen und
sicher zugehörig — ein jugendlicher weiblicher Porträtkopf
mit leichter Wendung nach der r. Schulter. Die Haare oben
gescheitelt und kissenartig in Wellen nach beiden Seiten
über die Ohren gelegt; unten sind sie von einer gewundenen
Flechte umsäumt und hinten in einem flachen Nest aufge-
nommen. Augensterne und Pupillen eingegraben. Wahr-
scheinlich Julia Domna, die Gemahlin des Septimius Severus
(vgl. Bern o ulli a. unten a. O. Münztafel I Nr. 14).
Gerhard-Platner S. 92 Nr. 37; Berno ulli Römische Ikonographie
II 3 S. 44.
Photographie beim röm. Institut Nr. 675.
99. Statuette eines Athleten. (Taf. XVI).
H. 1,60 m. (Ohne Basis 1,50 m.). Feinkörniger weifser Marmor mit
grauen Adern.
Ergänzt Hals, r. Arm mit Hand, 1. Unterarm von der Berührungs-
stelle an mit Hand, 1. Bein mit Stamm bis auf kleinen Ansatz, r. Bein mit
Teil der Geschlechtsteile und entsprechendem Teil des Bauches und
Gesäfses, Basis. Abgestofsen Nasenspitze und Rand des 1. Ohres. An
der r. Flanke oben ein Loch, augenscheinlich modern, um eine Eisenstutze
des r. Armes darin zu befestigen, was dann unterblieb. Ansatzstelle
für die 1. Hand auf dem Bauche.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein, gestützt durch einen
Stamm; r. Fufs mit voller Sohle schräg vorgesetzt; 1. Arm
gesenkt; der Unterarm mit nach oben geöffneter Handfläche
quer vor den Bauch gehalten (lag ursprünglich dicht an).
R. Arm erhoben; in der Hand ein kleines Ölgefafs (richtig
ergänzt). Kopf mit kurzgeschnittenen Haaren geradeaus ge-
richtet. Die sehr mäfsig ausgeführte und stark überarbeitete
Statuette ist eine Replik des Typus, der durch den
Münchener sog. Salber und seine Dresdener Variation
(Brunn-Bruckmann 132/133) am besten vertreten ist, und
zwar scheint sie die letztere wiedergeben zu wollen.
Der flau ausgeführte, stark geputzte Kopf ist nicht zuge-
hörig, sondern stammt von einem stilistisch verwandten Typus
(s. Nr. 105; Furtwängler a. unten a. O. S. 470 Anm. 5).
BRACCIONÜOVO IOO. IOOA. II 5
Die Figur wurde zugleich mit Nr. 32 — 35, 103 u. 105
im Jahre 18 19 bei Tivoli in der sogen. Villa des Quintilius
Varus oder der der Cynthia gefunden (s. Nr. 32) — die drei
Athleten-Statuetten hatten in den Nischen eines Zimmers
gestanden — und in demselben Jahre vom Vatican erworben;
sie kam 1822 an ihren jetzigen Platz.
Guattani Memorie enciclopediche VII S. 139; Clarac 855, 2167;
Gerhard-Platner S. 92 Nr. 36; L. Urlichs Glyptothek S. 74; Dütschke
Antike Bildwerke in Oberitalien IV S. 53f.; Bloch Römische Mitteil. 1892
S. 93; Furtwängler Meisterwerke S. 468 Anm. 1; Petersen Bullettino
comunale 1890 S. 192; S. Reinach Repertoire de la stat. II S. 546 Nr. 8;
Heibig Nr. 43.
Photographie beim röm. Institut Nr. 187.
100. Büste mit dem Porträtkopf des
jugendlichen Marcus Aurelius (Taf. XVI u. XVII).
H. (ohne Fufs u. Tafel) 0,80 m. Marmor des Kopfes feinkörnig und
dunkelgelblich, der der Büste heller.
Ergänzt Nase mit Teil der Oberlippe, 1. Auge fast ganz mit Braue,
Stück des Kinns, Rand des 1. Ohrs, Rand u. Läppchen des r. Ohrs,
Lockenschopf über der Stirn, Hals, 1. Schulter, Nacken, Knopf, viele
Falten, Büsten fufs und Indextäf eichen.
Kleinere Oberarmbüste mit Panzer und Paludamentum
(auf der r. Schulter geknöpft). Darauf mit leichter Wendung
nach der r. Schulter ein gering ausgeführtes und schlecht
erhaltenes Porträt des Marcus Aurelius im Alter von
15— 20 Jahren (Augensterne und Pupillen eingegraben), das
sicher nicht zur Büste gehört. Eine sehr viel bessere
Replik des Kopfes im capitolinischen Museum (Bernoulli
a. unten a. O. Taf. Lau. b).
Gerhard-Platner S. 92 Nr. 33; Bernoulli Römische Ikonographie II 2
S. 174 Nr. 101 u. S. 181.
Photographie beim röm. Institut Nr. 676.
100A. Römische männliche Porträtbüste
(Taf. XVI u. XVII).
H. (ohne Fufs) 0,70 m. Feinkörniger gelblicher Marmor»
Ergänzt Nase, Rand des r. Ohrs, Kinn mit Unterlippe, Flicken am
Mantel, BUstenfufs. Rand des 1. Ohrs bestofsen.
8*
Il6 BEACCIO NÜOVO 10 1.
Oberarmbüste mit Panzer und Paludamentum , auf der
r. Schulter geknöpft. Darauf mit Schnitt anschliefsend, also
sicher nicht zugehörig, der leicht nach der r. Schulter ge-
wendete Kopf eines bejahrten Mannes mit kurzem Vollbart,
dichten, ziemlich kurz geschnittenen, wenig gelockten Haaren,
die sehr roh mit dem Bohrer ausgearbeitet sind, und trübem
Ausdruck. Brauen plastisch; Augensterne und Pupillen ein-
gegraben.
Geringe Arbeit des 3. Jahrh. n. Chr.
Gcrhard-Platner S. 92 Nr. 35.
Photographie beim röm. Institut Nr. 677.
101. Statuette eines Athleten (Taf. XVI u. XVII).
H. 1,55 m. Ziemlich feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase mit Teil der Oberlippe, Rand des 1. Ohrs, Hals, beide
Arme bis auf Ansatz, grofser Flicken in der r. Htilfte u. im Rücken,
rundes Stück im Rücken, fast ganze 1. Hinterbacke, Flicken am Ansatz des
I. Beins u. am r. Knie hinten, Nagel des gr. Zehen am r. Fufs. Ge-
brochen in der Höhe der Hüften, am Ansatz des 1. Beins, unter dem
1. Knie, über dem 1. Knöchel, über und unter dem r. Knie. Sprünge in
der 1. Schulter hinten. Ein Loch im Rücken zeugt für ehemalige Auf-
stellung vor einer Wand. Die Oberfläche von Wasser versintert, aber
gereinigt
Ein Knabe (ohne Schamhaar) steht aufrecht mit r. Stand-
bein, das von einem Stamm gestützt wird. Der 1. Fufs
leicht zur Seite und etwas zurückgesetzt; die Ferse stark
erhoben, wodurch auch das Knie weit vortritt. R. Arm
gesenkt (richtig erg.); die Finger halten den Pfropfen des
Alabastron, das die L. gerade vorgestreckt hält (die Erg.
des gesenkten 1. Oberarms richtig). Der Kopf ist zur 1.
Schulter gewendet und etwas erhoben (der Erg. hätte ihn
mehr neigen müssen; an seiner Zugehörigkeit ist nach
Marmor, Erhaltung, Arbeit und Stil nicht zu zweifeln). Die
Brustwarzen umrissen; danach und nach der Stilisierung der
Haare war das Original in Bronze gearbeitet, nach dem
Charakter der Formen, besonders des Kopfes im Kreise des
Polyklet entstanden. Die Stellung stimmt mit der des
Doryphoros oder Diadumenos nicht überein und entbehrt
des freien Rhythmus und der sicheren Ruhe jener Figuren;
BRACCJO NUOVO IOI. 117
in der gebrochenen Haltung des 1. Beines liegt etwas
Momentanes. Doch wäre es falsch, hierin eine Vorstufe
jener vollkommeneren Darstellungen zu vermuten, die sich
vielmehr durch verhältnismäfsig gröfsere Strenge und Ein-
fachheit auszeichnen müfste, während die Unruhe, die diese
Figur beherrscht, dafür spricht, dafs hier der Versuch ge-
macht wurde, den kanonischen Typus durch eine veränderte
Stellung des Spielbeins frischer und lebensvoller zu gestalten.
Die grofse Verwandtschaft des Kopfes mit dem des Dory-
phoros spricht dafür, dafs dieser Versuch von Polyklet selbst
gemacht worden sei, und zwar in der früheren Periode
seines Schaffens, ehe er den Einflufs der attischen Kunst
erfahren hatte, wie er am Diadumenos unverkennbar ist.
Dieser späteren Zeit wird eine andere Statue eines Knaben-
siegers angehören, die man mit gröfster Wahrscheinlich-
keit Polyklet zugeschrieben hat, der sog. Westmacott'sche
Athlet, und aus diesem zeitlichen Abstand läfst sich der
grofse Unterschied erklären, der zwischen dieser Figur und
der vaticanischen obwaltet, und der graduell gleich ist mit
dem zwischen Doryphoros und Diadumenos.
Die Ergänzung der Hände wurde ausgeführt nach
einer ähnlichen Figur in der Glyptothek in München
(Furtwängler Beschreibung der Glyptothek Nr. 458). Sie
ist von Furtwängler an dem eben und dem unten a. O.
mit Unrecht für eine Replik der vaticanischen Figur erklärt
worden; die Köpfe stimmen nicht überein, und die Beine —
auch angenommen das 1. sei in München zum gröfsten Teil
modern — können niemals eine identische Stellung gehabt
haben. Ebenso irrig ist Furtwängler's Ansicht, dafs die
Fufsstellung der vaticanischen Figur zu den Fufsspuren auf
einer in Olympia gefundenen Basis stimme, auf der einst
die von Polyklet gearbeitete Statue des Pythokles gestanden
hat Die Füfse stehen hier näher und in einem erheblich
kleineren Winkel zu einander.
Die Ausfuhrung ist sorgfältig und augenscheinlich getreu,
aber trocken. Die Oberfläche hat durch das Abputzen nicht
gelitten.
Vorne an der bohnenförmigen Plinthe (die Langseite
hinten) eine moderne Inschrift, nach der die Figur, ebenso
Il8 BBACCIO NUOVO 102, 103. 103A.
wie Nr. 38 A, in der angeblichen Villa des Lucullus am Lago
Circeo gefunden worden ist. Sie kam zunächst in's Museo
Chiaramonti (Fea Nuova descrizione S. 88), 1822 an den
jetzigen Platz.
Clarac 861, 2184; Gerhard-Platner S. 92 Nr. 34; Braun Ruinen
u. Museen Roms S. 246 Nr. 13; Furt wängler Meisterwerke S. 473fr. Anna.
lA, Fig. 8i; S. Reinach Repertoire de la stat. II S. 549 Nr. 2; Heibig
Nr. 44.
Photographie beim röm. Institut Nr. 183.
102. Angebliche Büste des Augustus
(Taf. XVI u. XVII).
Antik ist nur der r. Armstumpf mit Teil der Brust einer Panzer-
büste. Der Kopf ist eingesetzt.
Die Büste ist augenscheinlich zur Ergänzung der Trias
mit Nr. 97 A und 106 aufgestellt worden.
Bernoulli Römische Ikonographie I S. 207.
103. Statuette eines Athleten (Taf. XVII).
H. 1,59 m. Feinkörniger weifser Marmor mit schwachen schwarzen Adern.
Ergänzt Kopf und Hals (Abgufs von Nr. 99), 1. Unterarm von der
Berührungsstelle an, r. Unterarm mit Hand und Teil des Oberarmes, beide
Beine bis auf die Ansätze, Stamm, Basis. Gebrochen war der Teil des
r. Oberarmes zunächst der Schalter. Ansatz für die 1. Hand am Bauch.
Stellung, Motive, Herkunft wie bei Nr. 99. In der Aus-
führung etwas weicher. Ebenfalls stark geputzt.
Gerhard-Platner S. 92 Nr. 32; Dütschke Antike Bildwerke in
Oberitalien IV S. 53c; Heibig Nr. 45; Guattani, Urlichs, Bloch,
Furtwängler, Petersen s. bei Nr. 99.
Photographie beim röm. Institut Nr. 189.
103A. Römische männliche Porträtbüste
(Taf. XVII).
H. d. Ganzen 0,765 m., des Kopfes 0,31 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Unterteil der Nase, Mitte der Lippen, Flicken in der r.
Braue, r. Ohr, 1. Ohrläppchen, Büste mit Fufs. Ziemlich stark bestofsen
und geputzt.
Auf einer modernen, mit Tunica und Mantel bedeckten
Büste der Kopf eines älteren Mannes halb nach der 1. Schulter
BRACCIO NUOVO 104. 105. II9
gewendet; weiche Formen ; starkes Kinn; kleiner geschlosse-
ner Mund mit schmalen Lippen und leicht herabgezogenen
Winkeln; breite, wenig vorragende Nase ; kleine, tiefliegende
Augen; mittelhohe reich modellierte Stirn; kurze, schlichte
Haare, oben in die Stirn gekämmt. Vornehmer, freundlich
beobachtender Ausdruck. Schönes Porträt der ersten Kaiserzeit.
Photographie beim röm. Institut Nr. 678.
104. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. XVII).
H. (Haaransatz — Halsschnitt) 0,25 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Antik nur die Maske mit einem Stückchen Haare über der Mitte der
Stirn und dem Vorderteil des Halses. Ergänzt die halbe Nase. R. vom
Indextäfelchen aufsen die No. 882 mit schwarzer Farbe aufgemalt
Büste mit Tunica und Obergewand, das über den Kopf ge-
legt ist. Leichte Wendung des Gesichtes nach der r. Schulter.
Frau in den besten Jahren. Brauen plastisch; Augensterne und
Pupillen eingegraben. Ernster Ausdruck. Stammt von einem
Porträt des 3. Jahrh. n. Chr. Vgl. Bernoulli Römische
Ikonographie II 3 Taf. XXVII (Julia Soaemias?) u. XXXI a
(Orbiana?).
Gerhard-Platner S. 92 Nr. 31.
Photographie beim röm. Institut Nr. 679.
105. Statuette eines Athleten (Taf. XVII).
H. 1,44 m. Feinkörniger weifser Marmor mit schwachen schwarzen Adern.
Ergänzt Flicken zwischen Hals und Schultern, r. Arm bis auf den
Ansatz, Flicken in der 1. Achselhöhle hinten, 1. Arm bis auf die obere
Hälfte des Oberarms, r. Bein bis auf die obere Hälfte des Oberschenkels,
Stamm bis auf ein kleines Stück hinten oben, r. Unterschenkel mit Knie,
Füfse, Basis. Bestofsen die Nasenspitze. Abarbeitung einer kleinen
Stütze auf der r. Seite des Bauches (hinter der r. Handwurzel) und auf dem
1. Oberschenkel (dicht bei der Öffnung des Alabastron); hier weiter nach
oben andere Spuren von Abarbeitungen.
Aufrecht stehender Jüngling mit r. Standbein, das von
einem Stamm gestützt wird; 1. Fufs mit voller Sohle leicht
zur Seite und vorgesetzt. L. Arm hängt herab; in der Hand
ein Alabastron. R. Oberarm leicht vorgestreckt; der Unter-
arm quer vor den Bauch gehalten (richtig erg.). Der Kopf
I
120 BBACCIO NUOVO IOÖ.
mit kurz gelockten, vorne straff aufgebürsteten Haaren leicht
zur 1. Schulter gewendet.
Die Figur giebt in mäfsiger Ausführung einen bekannten
Typus wieder. Nach den vollständiger erhaltenen Repliken
ergeben sich zwei Möglichkeiten der Ergänzung (vgl. darüber
Hartwig a. unten a. O.). Nach der gröfseren Anzahl von
ihnen hielt der Athlet in der R. den Stil der Strigilis, deren
gekrümmter Teil von den Fingern der L. gefafst wurde, sodafs
der Daumen von oben in die Hohlrinne griff, um den beim Ab-
schaben darin angesammelten Schmutz zu entfernen. Nach
einer in Material (Bronze) und Gröfse dem Original ent-
sprechenden Replik, die in Ephesos, allerdings in viel Stücke
zerbrochen, gefunden worden ist, hätte der Athlet vielmehr
mit der Strigilis das 1. Handgelenk gereinigt (Ausstellung von
Fundstücken aus Ephesos, Wien, 1901 S. iff. mit Abb. und
Titelblatt). Das Original mufs im Beginn des 4. Jahrh. v. Chr. ent-
standen sein, in derselben Schule, in der ein älterer Meister das
Original von Nr. 99 u. 103 geschaffen hat, mit denen die Figur
zusammengefunden wurde; s. Nr. 99 u. 32. Da an jener Stelle
zwei Köpfe des Typus Nr. 105 zu Tage gekommen sind, mufs
dieser ehemals ebenso wie der andere (Nr. 99 u. 103) in zwei
Exemplaren vorhanden gewesen sein; diese augenscheinlich
absichtliche, doppelte Gegenüberstellung spricht dafür, dafs
man sich schon im Altertum über den kunstgeschichtlichen
Zusammenhang zwischen beiden Typen klar gewesen ist.
Guattani Memorie enciclopediche VII S. 139; Clarac 861, 2183;
Gerhard-Platner S. 92 Nr. 30; Bloch Rom. Mitth. 1892 S. 92k (Ab-
bildung); Petersen Bullettino comunale 1890 S. 192; Furtwängler
Meisterwerke S. 470 Anm. 5; Hei big Nr. 46; Hartwig Jahreshefte d.
österr. arch. Iustituts 1901 S. 156.
Photographie beim röm. Institut Nr. 188.
106. Römische männliche Porträtbüste
(Taf. XVII).
H. 0,78 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase bis auf einen Teil der 1. Seite, Ränder beider Ohren,
viereckige Basisplatte. Gewand und Armstumpf bestofsen.
Oben und unten einfach profilierter, runder Fufs; darüber
ein in der gleichen Weise profiliertes viereckiges Zwischen-
BRACCIONUOVO 107. 107A. 121
stück (kein Indextäfelchen), dann trajanische Achselbüste mit
ausgebildeten Armstumpfen; auf der 1. Schulter ein Stück
des Mantels mit Knopf. Der Kopf energisch nach der r.
Schulter gewendet; kurzer Vollbart, lockiges Haar in vollen
Strähnen gehalten; Brauen plastisch; schmales Gesicht; zurück-
tretendes Kinn. Ein Mann in den Dreifsigen mit mattem
Ausdruck. Gute Arbeit.
Fälschlich Lepid us genannt; s. darüber, wie über Her-
kunft Nr. 97 A. Auch hier an der r. Seite der Stütze O O
1831* Stand zunächst an der Stelle von Nr. 24.
Pistolesi Taf. IX 4; Braun Ruinen und Museen S. 253 Nr. 18; Ber-
noulli Rom. Ikonographie I S. 221 ff. Fig. 32; S. Reinacb Chroniques
d'orient, 2. ser. 1891 — 95 S. 41 1; Hei big Nr. 47; Crowfoot Journal of
hell, studics 1900 S. 37.
Photographie Alinari 6593 (2); beim röm. Institut Nr. 680.
107. Bärtige Panzerbüste (Taf. XVII).
Moderne Arbeit.
Venuti Monumenta Matthaeiana II Taf. XXIX 2; Gerhard-Platner
S. 92 Nr. 29.
107 A. Statue der Athena (Taf. XVII).
H. 1,605 m. Marmor der Figur grofskrystallinisch und gelblich, des
Kopfes feinkörnig und gelblich.
Ergänzt Nase, Teile der Lippen, vordere Spitze des Helms, die auf-
gerollte Backenklappe 1. mit Teil der Haare, 1. Oberteil des Helmes, unterer
Teil des Halses mit Ende des Haarschopfes im Nacken, r. Arm bis auf An-
satz, 1. Arm von der Mitte des Oberarmes an, Schild mit Stützen (Ansätze
vorhanden), Teile der Falten, Stück des 1. Ägisrandes, grofser Flicken unter
dem Apoptygma, Saum des Peplos mit den FUfscn bis auf den kl. Zehen
des 1. Fufses, unterster Teil des altarfbrmigen Untersatzes u. die Basis. Ab-
gestofsen die Ränder der Agis; Reste von Schlangen vorhanden. Dicht
unterhalb des Apoptygma quer durchgebrochen.
Die Göttin steht aufrecht; r. Standbein; I. Fufs mit er-
hobener Ferse leicht zur Seite gesetzt. Dreisohlige Sandalen;
gesäumter Peplos mit langem Apoptygma, an der r. Seite
offen, hochgegürtet. Die Brust von der Ägis, mit wildblicken-
dem Gorgoneion in der Mitte, symmetrisch bedeckt. L. Arm
gesenkt, hält einen kleinen Schild (richtig erg.), der auf einem
kleinen, oben und unten einfach profilierten altarförmigen
122 BRACCIO NUOVO 107A.
Untersatze steht. R. Oberarm gesenkt; Unterarm erhoben,
in der Hand Teil des Speeres ergänzt; war wahrscheinlich
ebenfalls gesenkt und hielt den Speer leicht angelehnt. Der
Kopf mit lächelndem Ausdruck leicht zur r. Schulter ge-
wendet; die Haare vorne gescheitelt und zur Seite gestrichen;
hinten schmaler Schopf. Helm korinthischer Form mit auf-
gerollten Backenklappen; auf seiner Höhe ein tiefes Loch zur
Befestigung des Busches.
Der Kopf gehört nicht zur Figur; sein Marmor ist anders;
der Kopf der Statue hatte keinen Nackenschopf; seine Arbeit
— rohe Verwendung des Bohrers in den Haaren — ist noch
geringer als die der Statue. Beide Teile überarbeitet und
geglättet.
Die Göttin ist als ganz junges, unentwickeltes Mädchen
dargestellt. Es giebt eine Reihe ähnlicher Figuren, die so-
wohl darin, wie in der Kleidung, Gürtung und Gewandbe-
handlung mit der vaticanischen übereinstimmen; auch kehrt
bei zweien der altarförmige Untersatz neben dem 1. Fufse
wieder (vgl. zu diesem Motiv ein athenisches Votivrelief
bei Arndt-Amelung Einzelaufnahmen Nr. 1237). So die
schon von Clarac genannte Statue des Louvre: Salle de
l'Ermafrodite, Cl. 319, 839 u. Giraudon phot. 1127; in
Neapel: Cl. 469, 888; in Konstantinopel aus Magnesia: S.
Reinach Repertoire de la statuaire II S. 799 Nr. 8 u. S.
800 Nr. 2; in Woburn Abbey: Furtwängler Statuencopien
I (Abh. d. bayer. Ak. d. Wissensch. 1897) s- 57° Taf- VII3;
in Hannover: Arndt-Amelung Einzelaufnahmen Nr. 1075
(auch hier wird ein Altar vorhanden gewesen sein, dessen
Basis erhalten ist); im Conservatoren-Palast vom Esquilin:
Bullettino comunale 1876 S. 213 Nr. 2 (vgl. Paciaudi Monum.
Peloponnesia IS. 35 = Museo Naniano Nr. 18; C I Gr 6833).
Furtwängler hat das von ihm publicierte Exemplar mit
Recht in Beziehung zu Praxiteles gesetzt; auch alle übrigen
lassen in der Gewandbehandlung den Einflufs dieses Meisters
erkennen. Der Typus, der künstlerisch nicht gerade hervor-
ragend ist, mufs also gegen Ende des 4. Jahrh. v. Chr. in den
Schülerkreisen des Praxiteles geschaffen worden sein (vgl. Museo
Chiaramonti Nr. 354). Dafs er Athena als friedliche Göttin dar-
stellen sollte, wie schon Clarac voraussetzte, versteht sich im
BRACC10 NÜOVO 108. 123
Grunde von selbst; es würde noch durch die Inschrift des
Paciaudischen Exemplares: AOHNA • EIPHNCWOPOC bestätigt
werden, wenn deren Echtheit als ganz gesichert anzunehmen
wäre, was Hülsen bezweifelt (mündliche Mitteilung). Nach
Clarac hätte die Figur einst im Museo Pio-Clementino ge-
standen; seit 1822 steht sie an ihrem jetzigen Platz.
Clarac 472, 898A; Gerhard-Platner S. 92 Nr. 28.
Photographie beim röm. Institut Nr. 681.
108. Statue der Artemis (Taf. XV u. XXI).
H. 1,65 m. Marmor des Kopfes grofskörnig und gelblich, des Körpers
grofskrystallinisch und weifs.
Ergänzt Nasenspitze, Haarschleife mit Halbmond, 1. Seite des Hinter-
kopfes u. der Haare an der Schläfe, r. Arm bis auf Ansatz, Oberteil des
Köchers, 1. Arm von der Mitte des Oberarmes an, Knopf auf der r. Schulter,
Falte zwischen den Brüsten oben, Teile der Falten, 1. Unterschenkel mit
Kniekehle u. Fufs, die Spitzen der 3 gröfseren Zehen des r. Fufscs, Vorder-
teil des Hundekopfes. Das antike Stück der Plinthe unter r. Fufs, Stamm
und Hund in moderne Basis eingelassen. Abgebrochen die unteren Teile
der Ohrläppchen, Durchgebrochen oberhalb des r. Knies.
Die Göttin steht aufrecht; r. Standbein neben einem
Stamm, vor dem ein emporblickender Jagdhund mit Hals-
band sitzt; r. Fufs mit erhobener Ferse leicht zur Seite gesetzt.
Jagdstiefel; kurzer Chiton mit tiefem Bausch hochgeschürzt;
die zusammengefaltete Chlaina hängt mit einem Zipfel
vor der 1. Körperhälfte vorne, ist dann schräg über den
Rücken und um den Körper geschlungen und an der r. Hüfte
noch einmal durchgesteckt, sodafs hier der andere Zipfel
kurz herabhängt; Köcherband von der 1. Hüfte zur r. Schulter;
hinter dieser der Köcher. L. Arm gesenkt mit Teil des
Bogens in der Hand; r. Arm zum Köcher erhoben, um einen
Pfeil zu nehmen (beides richtig erg.). Der Kopf mit leichter
Wendung nach der 1. Schulter etwas erhoben; die Haare
vorne gescheitelt und zurückgestrichen, hinten kurz aufge-
nommen und von einem schmalen Band umzogen. Oben
Schleife und Halbmond falsch ergänzt. An den Halsseiten
sind Schulterlocken abgearbeitet; in den Ohrläppchen Löcher
für metallene Gehänge.
124 BRACCIO NÜOVO 109.
Der Kopf gehört nicht zum Körper: Marmor verschieden;
am Körper keine Spur von Schulterlocken. Der Kopf ist
von sehr guter, weicher, wohl original griechischer Arbeit,
wenn auch nicht ersten Ranges; besonders zart behandelt die
Augen, deren Bildung an den Stil des Skopas erinnert. Der
Körper von ziemlich grober, äufserlich decorativer Arbeit
nach einem guten Original des 4. Jahrh. v. Chr.
Gerhard-Platner S. 92 Nr. 27.
109. Statue des Nil (Taf. XVIII).
H. 1,65 m. L. 3, 10 m. T. 1,47 m. Grofskörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt am Nil: Nase, fast ganze Oberlippe mit Teil des Schnurr-
bartes, Unterlippe, viele Enden der Bartlocken, r. Ohrläppchen, Teile des
Kranzes, alles Freistehende an der Schleife und den Bändern, Spitze des
1. Daumens und Zeigefingers, r. Daumen, Zeigefinger und fast ganzer r.
Mittelfinger, alles Freistehende an dem Ährenstraufs, Spann und Zehen des
1., Zehen des r. Fufses, Stück am r. Knie, viele Teile der Falten; an der
Sphinx: Nase, Kinn; am Füllhorn: die freistehenden Teile der Ähren,
einzelne Früchte, fast der ganze Kuchen. Ad dem Knaben im Füllhorn
antik: Unterkörper bis Nabel; an dem auf dem Hörn sitzenden: Beine bis
auf die Vorderteile der Füfse, Unterkörper bis Nabel (Ansatz für r. Ellen-
bogen und 1. Unterarm erh.); an dem neben der Sphinx stehenden: r. Bein
mit Fufs, r. Hand und Unterarm, fast ganze 1. Hand (Ansatz des 1. Fufses
und des Leibes an der Hand des Nil erh.); an dem über der Quelle
sitzenden: Unterkörper bis Nabel, 1. Bein bis auf den Vorderfufs, obere
Hälfte des r. Oberschenkels, r. Fufs mit halbem Unterschenkel und Wade,
1. Unterarm mit Hand bis auf Mittel- und Ringfinger; an dem vor der
Quelle hockenden: alles bis auf Kopf, Schultern, oberen Brustkasten,
r. Arm ; an dem am Schwanz des Ichneumon : 1. Weiche mit halbem Hinter-
teil, 1. Hand bis auf Zeigefinger, r. Hand, 1. Bein mit Fufs, Ansatz des r.
Fufses; an dem hinter dem Ichneumon: beide Beine mit Unterkörper bis
zum Nabel (Ansatz für den 1. Unterarm erh.); an dem r. neben dem Kopf
des Krokodils: r. Bein mit Hüfte und Fufs bis auf den gr. Zehen, 1. Fufs;
an dem 1. neben dem Krokodil : Unterkörper mit 1. Bein bis auf die Zehen,
Vorderteil des r. Fufses, Finger der 1. Hand bis auf den kleinen; an dem
auf dem Krokodil : Bauch, Gesäfs, 1. Bein bis auf das Knie, r. Bein bis auf
den Fufs (Ansatz für die 1. Hand erh.); an dem zunächst dem r. Fufs des
Nil: Körper bis zu den Schultern, r. Bein bis auf den Vorderfufs, gröfster
Teil des 1. Oberschenkels; an dem hinter dem r. Knie: 1. Bein von der
Mitte des Oberschenkels abwärts, r. Unterarm mit Hand (Ansatz für den
r. Fufs erh.); an dem hinter der r. Hand: 1. Unterschenkel mit Fufs, Finger
der r. Hand; an dem vor der r. Hand: Gesäfs, 1. Bein mit Fufs bis auf
BRACCIO NUOVO 109. I25
Ferse, äufsere Hälfte des r. Oberschenkels, Vorderteil des r. Fufses; an dem
stehenden mit Kranz: I. Fufs (Ansatz vom Gesäfs erh.); an dem auf der r.
Schulter: Unterkörper mit beiden Beinen bis auf die Vorderteile der FUfse.
An dem Ichneumon ergänzt: Kopf mit Hälfte des Halses, Stück im Rücken,
Schwanzende; an dem Krokodil: Kopf und Hals, grofscs Stück im Rücken
hinter dem Knaben, Kniestück des r. Hinterbeins, hinteres Ende des
Schwanzes. Auch an der Basis verschiedene unbedeutende Ergänzungen.
Gebrochen war am Nil das r. Bein am Knie, in der Mitte des
Unterschenkels, beim Ansatz des Fufses (durch die Mitte der Ferse); der
r. Fufs von der Basis. Abgebrochen eine Stütze für den Straufs in der
R. am Gewände. Über weitere Ansätze s. unten. Auch an der Basis
unbedeutende Verletzungen. Die Oberfläche ist fast durchweg von
Wasser stark zerfressen. Unter dem r. Oberschenkel ist das Gewand an
drei Stellen durchbohrt, wohl um Wasser, das sich in dem von dem Ge-
wand und dem 1. Bein umschlossenen Raum sammeln konnte, abfliessen
zu lassen.
Die überlebensgrosse Gestalt des Gottes liegt auf der 1.
Hüfte und dem rechtwinklig gebogenen 1. Bein, während das
Knie des r. Beines leicht erhoben ist und der r. Fufs den Boden
nur mit der Ferse berührt. Mit dem 1. Ellenbogen stützt
sich der Gott auf eine liegende, dem Beschauer gerade ent-
gegengerichtete Sphinx. Die L. hält ein kunstvoll mit
Akanthus, Riefelung und ornamentierten Ringen verziertes
Füllhorn mit Ähren, Trauben, apfelartigen Früchten und
einem pyramidenförmigen Kuchen. Der r. Arm liegt lang-
ausgestreckt mit dem Unterarm auf dem r. Oberschenkel;
die Hand hält einen grofsen Straufs, dessen Stengel in der
Hand erhalten sind ; zu einem Ährenstraufs ergänzt (es könnte
auch ein Straufs von Blumen und Früchten gewesen sein;
an der Replik im Museo Egiziano des Vatican hält die Hand
eine apfelartige Frucht; s. über die Repliken unten). Als
Unterlage dient der Figur ein grofser Mantel, von dem ein
Zipfel über den r. Oberschenkel, ein anderer über den
1. Unterarm gelegt ist. Der Kopf hat langfliefsenden Voll-
bart und langes Haupthaar, das vorne gescheitelt und zur
Seite gestrichen, hinten in einem Knauf aufgenommen, von
einem breiten Bande zusammengehalten und von einem Kranz
von Ähren, Blüten und länglichen Blättern (wohl Schilf)
umgeben ist. Von dem Haar lösen sich über der Stirn
r. und 1. vom Scheitel einige kleine Strähnen. Das Band
ist hinten in eine Schleife gebunden; die langen Enden liegen
126 BBACC10 NÜOVO 109.
auf den Schultern. Der Kopf ist nach der 1. Schulter leise
geneigt und gewendet, der Mund leicht geöffnet; in den
Augen ein Anflug von Schwermut. Um den Gott spielen
und klettern sechzehn kleine Knaben in Kindesalter; der
Ergänzer fand von ihnen mehr oder weniger deutliche
Spuren, die er meistens gewissenhaft benutzt hat. Einer
ragt oben aus dem Füllhorn und sieht sich mit unter-
geschlagenen Armen triumphierend nach dem Gotte um (an
den Repliken im Museo Egiziano des Vatican und in der
Sammlung Cook sitzt der Knabe auf den Früchten). Ein
zweiter sitzt nach 1. auf der Windung des Hornes, nach
unten blickend, den r. Arm erhoben, den 1. mit einer Frucht
auf dem Kopfe der Sphinx ruhen lassend (die Ergänzung
nach den erhaltenen Ansätzen richtig, doch mufs aufsen
längs dem 1. Beine ein längliches Attribut angestofsen haben,
das am Fufs begonnen, einen Ansatz an der Wade gelassen
hat und dem eine kleine Stütze am Kopf der Sphinx zum
Halt diente). Ein dritter steht nach 1. zwischen Sphinx und
1. Hand des Nil mit dem r. Fufs auf dem Mantel, mit dem
1. in den Wellen; die L. fafst den Daumen des Nil, die R.
liegt auf dem Unterarm des Gottes (Ergänzung richtig). Ein
vierter sitzt nach links zwischen Füllhorn und 1. Hüfte des
Nil, nach unten blickend, die L. auf dem Hörn ruhen lassend,
mit der R. nach dem Dritten weisend (Ergänzung im Ganzen
richtig; die r. Wade war mit den Falten dahinter verbunden).
Ein fünfter hockt unterhalb der 1. Hüfte des Nil nach r.
und blickt nach oben, die L. an die Falten des Mantels legend,
mit der R. den Rand des Mantels erhebend, unter dem eine
volle Quelle hervor, über den Rand der Basis abwärts und
nach beiden Seiten auseinander strömt (Ergänzung richtig;
der Kopf dieses Knaben an der Replik im Louvre [s. unten]
erhalten); da an diesem Knaben und dem nächst dem r.
Fu.'s des Nil, d. h. den einzigen, von denen der Rücken er-
halten ist, Tänien- Enden im Nacken sichtbar sind, dürfen
wir annehmen, dafs alle Knaben mit einer Tänie geschmückt
waren. Ein sechster liegt vor dem 1. Oberschenkel des Nil
nach 1. mit dem Rücken gegen den Beschauer auf der 1.
Hüfte, gestützt auf die weit nach vorn gesetzte L.; mit der
R. drückt er den Schwanz des Ichneumon an den Boden
BRACCIO NUOVO 109. 127
(Ergänzung richtig). Das Ichneumon (richtig erg.) ist nach
1. gerichtet. Hinter seinem Kopf sitzt ein siebenter Knabe
nach r., sich mit der L. an den 1. Unterschenkel des Nil
haltend, mit der R. nach dem Tiere greifend (Ergänzung in
der Hauptsache richtig; die R. müsste nach der Pariser
Replik auf dem Kopf des Tieres liegen). Ein achter sitzt
1. von dem 1. Fufs des Nil nach vorne, den Oberkörper
nach dem Krokodil gewendet, dessen Kopf er mit beiden
Händen berührt (Ergänzung im allgemeinen richtig); vor
seinem r. Bein am Rande des Mantels eine kelchartige
Wasserblume, wie am Rande der Basis mehrfach. Das
Krokodil schräg nach r. vorne gerichtet (richtig erg.). Ein
neunter sitzt 1. vom Kopf des Tieres nach vorne, Körper
und Kopf rückwärts gedreht, die Hände am Kopf des Tieres
(Ergänzung im allgemeinen richtig). Ein zehnter reitet auf
dem Krokodil, die L. am Hals des Tieres, die R. erhoben
(Ergänzung im allgemeinen richtig; in der R. vielleicht eine
Peitsche zu erg.). Ein elfter steigt von rückwärts mit dem r.
Bein auf den r. Unterschenkel des Nil, sich mit den Händen
haltend und nach r. oben blickend (Ergänzung richtig).
Ein zwölfter steht weiter r. hinter dem Unterschenkel des
Nil, den 1. Fufs vorangesetzt, die R. auf dem Schienbein des
Nil, die L. am Gewand (Ergänzung im allgemeinen richtig).
Ein dreizehnter kniet hinter der r. Hand des Nil mit dem 1.
Bein voran, mit der L. über den Unterarm des Nil greifend,
den r. Arm auf das Gewand gestützt (an der Falte hinter
dem r. Fufs ein Ansatz, nach dem der Fufs hier angestofsen,
also etwas mehr nach r. gelegen hat; sonst im allgemeinen
richtig erg.). Ein vierzehnter steigt, mit dem Rücken gegen
den Beschauer, an dem r. Oberschenkel des Nil mit hoch-
gesetztem 1. Bein in die Höhe, mit den Händen sich am
Oberschenkel und Unterarm des Gottes haltend (nach dem,
was vom Ansatz des Körpers sichtbar ist, legte er sich mehr
vornüber; Ansatz für die 1. Hand etwas tiefer, als wo die
Hand jetzt liegt; an der Falte hinter dem r. Ellenbogen die
Spur eines kleinen Ansatzes; wo die r. Hand liegt, ein glatt
gearbeiteter, länglicher Ansatz von der Form eines Fufses,
der zu dem folgenden Knaben gehörte; also hat der r. Arm
anders gelegen; richtige Benutzung dieser Spuren bei Vaccari,
1
128 BBACCIO NÜOVO 109.
Montfaucon und Barbiellini a. unten a. O., gesichert durch
die Replik im Louvre, an der von dem 13. bis 15. Knaben
die Unterkörper erhalten sind ; an der Replik im Museo
Egiziano des Vatican findet sich an der beschriebenen Stelle
auf dem Gewand ein Ansatz; s. unten). Ein fünfzehnter
steht aufrecht mit 1. Standbein auf dem r. Oberschenkel des
Nil, gegen dessen Oberarm gelehnt, wendet sich mit einem
Kranz in beiden Händen nach r. oben (über die richtige Er-
gänzung s. das zu dem vorigen Gesagte). Ein sechzehnter sitzt
nach vorne auf der r. Schulter des Nil, 1. abwärts blickend, mit
der R. nach r. unten weisend, die L. gegen den Kopf des
Nil erhoben (Oberkörper an der Replik im Louvre zum Teil
erhalten und demnach richtig erg.).
Diese Knaben personificieren die Ellen (ttt^sic), um die
der Flufs steigt, und ihre Zahl bezeichnet die höchstmögliche
Steigung, durch die die gröfste Fläche Landes überschwemmt
und fruchtbar gemacht wird (PI in. N. H. XXXVI 58; Lukian
'Pijxoptüv 8t8asxaX<K VI; Philostrat. sen. Imag. I 5). Ihr
Emporklettern soll nach Einigen auf das allmähliche Steigen
des Flusses deuten; doch war es die einzige Art, die Knaben
geschickt zu gruppieren; auch sind sie nicht alle mit Klettern
beschäftigt; nach Petersen wäre links das Steigen, rechts
das Fallen des Flusses in der Bewegung der Knaben ange-
deutet; diese sei aber nicht allein durch die Rücksicht auf
jene Idee bestimmt worden (mündliche Mitteilung). Das
Hervorströmen der Quelle unter dem Mantel ist — kaum mit
Recht — auf die Verborgenheit der Nilquellen bezogen
worden. Ichneumon und Krokodil können hier nicht in Be-
ziehung zueinander gedacht sein (s. unten); sie sind zu weit
voneinander entfernt.
Der grössere Teil der Vorderseite der Basis ist von den
plastisch dargestellten Wellen des Flusses bedeckt. Nur r.
lassen sie Raum für vier Pflanzen in Flachrelief; davon drei
übereinstimmende, mit langen schmalen, schilfartigen Blättern
und einer langen- schmalen Blütendolde oben. Die andere
Pflanze hat breitere Blätter und kelchartige, gefüllte Blüten
(wie oben vor dem Kopf des Krokodil). Beide Arten wieder-
holen sich im Reliefgrunde der übrigen Seiten. Auf der
r. Nebenseite zunächst zwei Rinder, das 1. mit eingeknickten
BRACCIO NUOVO 109. 129
Vorderfiifsen im Begriff, sich zu legen oder aufzustehen, das
r. weidend; dann ein Ichneumon mit erhobenem Schwanz
nach r. gegenüber einem Krokodil mit geöffnetem Rachen;
augenscheinlich ist das Ichneumon im Begriff, dem Krokodil
in den Rachen zu springen und es dadurch zu töten (Fun.
n. h. VIII 90). Das Krokodil aber sperrt den Rachen auf,
weil es — damit beginnt die Darstellung der Rückseite —
von einem nach 1. stehenden Nilpferd in den Schwanz gebissen
wird. Dann ein Nilpferd nach r., das mit den Zähnen den
Schnabel eines Bootes packt, in dem ein unbärtiger (1.) und
ein bärtiger Pygmäe sind; der 1. steht stark vorgeneigt nach r.,
auf die R. gestützt, der das Ruder entfallen ist, und umblickend;
der r. sitzt vorgebeugt nach 1., in der L. ein Ruder. Dann
ein zweites Boot, wieder mit einem unbärtigen (1.) und einem
bärtigen Pygmäen; die Bootspitze 1. geht in einen Vogelkopf
aus. Der 1. Pygmäe sitzt nach r., in beiden Händen ein
Ruder, herabblickend nach einem Krokodil, das nach dem
Ruder beifst; der r., der in der abgebrochenen R. das Ruder
hielt, nach r. in ähnlicher Haltung wie der 1. im ersten Boot.
Dann ein Vogel mit hohen Beinen, langem Hals und ge-
öffnetem Schnabel nach r. stehend ; ihm gegenüber ein Krokodil
mit geöffnetem Rachen; der Vogel wird gedeutet als Trochilus,
zu dem das Krokodil kommt, um sich die Blutegel aus dem
Rachen picken zu lassen; doch war der Trochilus ein kleiner
Vogel; hier ist augenscheinlich ein Kranich gemeint. Dann ein
nach r. stehendes Nilpferd mit geöffnetem Maul; dann ein
Krokodil nach r. mit geöffnetem erhobenen Rachen. Dann
zwei Vögel nach r. stehend, davon der 1. mit kürzerem Hals
und Schnabel (geschlossen) als vorher, der r. ganz wie der
erste. Vor ihm ein Krokodil nach 1. mit geöffnetem Rachen,
das von einem nach 1. schreitenden Nilpferd ins Hinterteil
gebissen wird. An der 1. Nebenseite I. ein nach r. stehendes
Nilpferd; ihm entgegen ein Krokodil mit geöffnetem Rachen.
Im Hintergrund zwei Wasservögel wie vorher, der 1. nach L,
der r. nach r.; ihm entgegen ein Krokodil mit erhobenem
geöffneten Rachen. Dann ein Nilpferd nach r., das ein
Krokodil am Rücken gepackt im Maule trägt. Dann ein
Krokodil nach r., im Begriff, einem ihm gegenüber stehenden
Nilpferd in die Nase zu beifsen. Darüber auf einer Blüte
Vaticao. Katalog L g
tßO BBACCIO NÜOVO IO9.
nach 1. ein Vogel wie vorher. Die Hauptfiguren sind in
hohem Relief, der Grund in Flachrelief ausgeführt.
Über die richtige Ergänzung aller Einzelheiten würde
ein festeres Urteil zu gewinnen sein, wenn die Repliken der
Statue genauer bekannt wären; alle sind von kleinen Dimen-
sionen: 1. Magazin des Louvre; Clarac 749C 1811B.
2. Sammlung Cook zu Montserrat bei Lissabon; Clarac
748, 1813; Gurlitt Arch. Ztg. 1868 S. 84 Nr. 1; Michaelis
Arch. Ztg. 1874 S. 14 u. 57; ders. Anc. Marbles S. 240;
Heydemann Ber. d. sächs. Ges. d. Wiss. 1878 S. 114;
aus der Sphinx ist in der Abbildung ein 17. Knabe ge-
macht. 3. Galleria Giustiniani I 85; Clarac 745, 1812;
Heydemann a. a. O.; heute im Museo Egiziano des Vatican
Nr. 56, s. Marucchi II Museo egizio vaticano S. 315.
Doch ist zu bemerken, dafs diese Copieen weder unter ein-
ander, noch mit der Colossal-Gruppe in allen Einzelheiten
übereinstimmen. Ähnliche Gruppen, wie die in Villa Panfili
(Matz-Duhn Antike Bildw. in Rom Nr. 575) oder im Pal.
Caetani (Matz-D uhn Nr. 576; E. Caetani Lovatelli Monum.
ant. S. 95 Nr. 5) gehören nicht in die Reihe der Repliken
(das Gewand bedeckt beide Beine); vgl. auch I Monum. del
Museo Torlonia ripr. in fotot. Taf. CIX Nr. 434 = Clarac
748, 1816; Michaelis Ancient Marbles S. 315 Nr. 41 =
Clarac 749, 1814A; Win ckelm an n Versuch einer Allegorie
§ 158 (kleine, jetzt verschollene Gruppe in Villa d'Este zu
Tivoli mit 13 Kindern, von denen das oberste auf der Achsel
des Nil sitzt); Notizie degli scavi 1901 S. 560. Sie beweisen
indes, dafs es nicht nur eine originale Darstellung der reizvollen
Gruppierung des Flufsgottes mit den 16 mfo61* Sa^» UI?^ w*r s*nc*
infolgedessen aufser stände zu bestimmen, welchem Typus die
von Plinius (n. h. XXXVI 58) als Weihung des Vespasian im
Templum Pacis beschriebene Darstellung dieses Gegenstandes
aus dunklem Marmor angehörte. Für die Verbreitung des Mo-
tives auch charakteristisch ein Relief im Conservatoren -Palast
(E. Caetani Lovatelli Monum. ant. Taf. X), zwei Münzen
(Trajan: Zoega Num. Ägypt. Taf. IV = Miliin Mythol.
Gallerie Taf. LXXVIII 306; Hadrian: Cohen Description
hist. des m£d. rom. II S. 188 Nr. 997) und aus später Zeit,
dem 4. od. 5. Jahrh. n. Chr., eine Elfenbein-Pyxis im Museum
BRACCIO NTJOVO 109. I3I
in Wiesbaden (Donner von Richter u. aus'm Weerth
Annal. d. Vereins für nassauische Altertumskunde 1896
S. 287 fr. Taf. II).
Die Gruppe ist von einem sehr geschickten Meister in
der römischen Kaiserzeit gearbeitet, aber wahrscheinlich nach
einem hellenistischen Vorbilde copiert worden. Jedenfalls
ist zu bestreiten, dafs das Original der mit ihr zusammen-
gefundenen Statue des Tiber (s. unten) in derselben Epoche
entstanden sei, denn es ist leicht kenntlich, dafs diese,
weil sie als Pendant dem Nil entsprechen sollte, in Nach-
ahmung der bei ihm vorhandenen Motive, und zwar nicht
gerade glücklich, componiert worden ist. Die Vertrautheit
mit Pflanzen- und Tierformen Ägyptens und dem Leben der
Tiere, die Vorzüglichkeit der schwierigen Composition, die
Lebendigkeit aller Motive, die grofse poetische Kraft, mit der
die an und für sich ganz äufserliche Allegorie zu einem unmittel-
bar verständlichen Bilde voll märchenhaften Humors entwickelt
ist, — all das spricht dafür, dafs das Original der Gruppe schon
in der hellenistischen Zeit von einem alexandrinischen Künstler
geschaffen ist. Dieser Zeit entspricht der Typus des Gottes und
besonders die vollendete Darstellung der Kinderkörper, die
speciell in der alexandrinischen Kunst ausgebildet wurde (vgl.
Birt a. unten a. O. S. XXIXff.). Auch gehen ähnliche Compo-
sitionen, wie Herakles mit Pygmäen, kleinen Satyren oder Eroten
(vgl. zuletzt Löwy Rom. Mittheil. 1897 S. 69) und der ruhende,
von Eroten umspielte Hermaphrodit (Herrmann bei Röscher
Mythol. Lexikon I Sp. 2328 f.) sicher auf die hellenistische
Zeit zurück (ferner erinnere man sich an das Gemälde des
Aetion von der Hochzeit der Rhoxane: Lukian Herod. s.
Eetion 5 ; vgl. dazu das pompejanische Gemälde von Herakles
bei Omphale: Jahn Ber. d. sächs. Ges. d. Wissensch. 1855
S. 21 5 ff. Taf. VI = Baumeister Denkm. d. klass. Altert.
S. 1105 Abb. 1302. Nicht zu vergessen ist, dafs schon im
5. Jahrh. Timanthes ein ähnliches Thema in seinem Bildchen
eines schlafenden, von winzigen Satyrn umgebenen Kyklopen
behandelte; Plin. n. h. XXXV 74).
Die Gruppe ist wahrscheinlich im Jahre 1513 zwischen
den Kirchen S. Maria sopra Minerva und S. Stefano del Cacco
(nach Pistolesi S. 116 Anm. 1 in einem Hause »presso la
9*
132 BRACCIO NUOVO 109.
porta laterale della Minerva«, d.h. an der südlichen Lang-
seite der Kirche) gefunden und alsbald in den Vatican ge-
bracht worden, (Andreas Fulvius Antiquitates Urbis II
fol. XCII u. XCIII). An derselben Stelle war im Januar 15 12
die Gruppe des Tibers mit der Wölfin und den Zwillingen
ausgegraben worden, die noch vor dem 2. Februar in den
Vatican geschafft wurde (Grossino bei Luzio Archivio
della r. societä di storia patria 1886 S. 534 u. 535 Anm. 1).
Dafs der Nil nicht sofort mit gefunden wurde, beweist das
Schweigen des Grossino in den eben citierten Briefen; auch
spricht dafür, dafs an dem Hause, in dem beide Funde gemacht
wurden, an den Tiber durch ein Epigramm (Schrader Monum.
Italiae II fol. 201), an den Nil durch ein Gemälde in Chiaroscuro
(Flamini o Vacca bei Schreiber Ber. d. sächs. Ges. d.
Wiss. 1881 S. 64 Nr. 26) erinnert wurde; wären beide Funde
ganz gleichzeitig gewesen, hätte man beide auf gleiche Weise
verewigt. Endlich beschreibt Andr. Fulvius in der 1513
erschienenen, versificierten Antiquaria Urbis im Belvedere
wohl den Tiber, aber nicht den Nil (s. Michaelis a. unten
a. O. S. 21; M. meint falschlich, Fulvius habe den Tigris
gemeint, den man mit Wölfin und Zwillingen habe ergänzen
wollen). Immerhin wird die Entdeckung des Nils der des
Tibers bald gefolgt sein, da beide schon im Altertum Gegen-
stücke gebildet haben, also nahe einander aufgestellt gewesen
sein müssen, wenn wir auch Fulvius seinem eigenen Zeugnis
folgend nicht glauben dürfen, dafs Tiber und Nil schon
unter Julius IL in den Vatican gelangt seien, wie er in den
Antiquitates II fol. XXVI angiebt. Es ist sehr zweifelhaft,
ob eine der beiden Figuren schon einmal gegen Mitte des
15. Jahrhunderts zum Teil zu Tage gekommen, dann aber
wieder verschüttet worden sei, wie mit Berufung auf eine
Notiz des Poggio angenommen worden ist Dieser be-
richtet in der um 1447 verfafsten Schrift De Fortunae
varietate urbis Romae (Sallengre Novus Thesaurus antiquit.
rom. I S. 504; Urlichs Codex urbis Romae topographicus
S. 238) von der Existenz der Colossalstatue eines Liegenden
nahe bei der Porticus Minervae (d. h. bei S. Maria
sopra Minerva), deren vollständig erhaltener Kopf beim
Pflanzen von Bäumen sichtbar geworden sei; der Fund
BRACCIO NÜOVO TO9. I33
habe aber eine solche Menge Neugieriger angezogen, dafs
der Besitzer des Gartens aus Ärger über das Aufheben, das
die Sache erregte, den Kopf wieder verschüttet habe. Die
Worte des Poggio besagen allerdings nicht, wie Lanciani
im Bullettino comunale 1883 S. 40 meint, die Statue wäre
damals schon, wer weifs, wie lange über der Erde gewesen,
während bei jener Gelegenheit nur der Kopf gefunden worden
sei; und sie könnten sich deshalb sehr wohl auf Tiber oder
Nil beziehen. Doch widerspricht dem die Angabe, der Kopf
sei so grofs gewesen, »ut signa omnia urbis excedat«; die
Köpfe der Dioskuren von Mte. Cavallo, der Flufsgötter vom
Capitol und des Marforio, die alle ebenso grofs oder gröfser
sind als die des Nil und Tiber, waren damals für jeden sicht-
bar und bekannt.
Die Figuren hatten, nach ihrem Fundort zu urteilen,
das grofse Heiligthum der Isis und des Serapis in jener
Gegend geschmückt (s. Kiepert-Hülsen Formae urbis
Romae ant. nomenclator topographicus S. 81; Lanciani FÜR
fol. XXI). Im Vatican wurden sie im Garten des Belvedere
einander entsprechend als Brunnen-Figuren aufgestellt (Alb er i
L'Italia nel secolo XVI [Relazioni degli ambasciatori Venet
1523] III S. 115; A. Fulvius a. a. O. fol. XXVI; Mauri-
Aldrovandi Antichitä della cittä di Roma [1556] S. 1 1 5 f . ; s.
weiteres bei Michaelis a. unten a. O.).
Clemens XIV. ordnete kurz vor seinem Tode (1774) die
Restauration beider Statuen an. Wenn also ältere Abbildungen
die rafaet; in verschiedener Weise ergänzt wiedergeben, so
sind diese Ergänzungen von den Zeichnern erdacht, waren
aber in Wirklichkeit nicht vorhanden. Pius VI. liefs den
Auftrag sofort nach seiner Thronbesteigung durch Gaspare
Sibilla, den Bildhauer des Museums, ausführen und die Figuren
in der von ihm eingerichteten Sala degli animali aufstellen
(s. Visconti Museo Pio-Clementino Titelblatt des III. Bandes).
Infolge des Vertrags von Tolentino (1796) kamen beide im
Sommer 1802 (Geffroy Melanges d'arch^ologie et d'histoire
1890 S. 151 Anm. 1) nach Paris, 18 16 der Nil allein zurück,
der seit 1822 an seiner jetzigen Stelle steht.
Vaccari Antiquarum statu arum icones (Romae 1 584) I Taf. LIII ; ders.
(Ausgabe von 1621) II Taf, L; De Cavalleriis Ant. s tat. Urbis Romae I— II
134 BKACCIO NOUVO HO. III.
(1585) Taf. III; ders. III— IV (1594) Taf. LI; Pcrrier Segmenta nobilium
signorum (Romac 1638) Taf. 93—95; Rubeis Insign. statuar. icones
(Romae 1645) I Taf. III; Sandrar t Admiranda statuariae (1680) S. 58
Taf. JJ; Cartari Imagini delli dei de gl'antichi S. 144; De Rossi e
M äff ei Raccolta (1704) Taf. VII; Montfaucon Antiquite expliquee III
1 PI. CVIII; Winckelmann Sämtl. Werke (Donaueschingen) I S. 171,
VIII S. 9, IX S. 132 u. 238 Anm. 2 (Meyer); Barbiellini Ele-
gantiores stat. ant. (Romae 1776) Taf. 17; Visconti Museo Pio - Cle-
mentino I Taf. XXXVIII; Zoega bei Welcker Zeitschrift S. 322«".;
Piranesi Statue ant. Taf. XXXV; Hirt Bilderbuch S. 245 Taf. XIX 6;
Piroli-Radel Musee Napoleon IV PL 59; Visconti Opere varic IV
S. 420 Nr. 264; Bouillon Musce des Antiques I PL 61; Mi 11 in Gal.
mythol. PL LXXIV; Guigniaut Religions de l'antiquite Taf. CXXXIII
Nr. 518; Thiersch Über die Epochen der bild. Kunst3 S. 305fr.; Pistolesi
Taf. XXV— XXVI; Clarac 748, 1811; Gcrhard-Platner S. 96 Nr. 98;
Braun Ruinen und Museen Roms S. 259 Nr. 23; Hei big Untersuchungen
über die camp an. Wandmalerei S. 29 f.; Friederichs- Wolters Bausteine
Nr. 1543; Mitchell A history of anc. sculpt. S. 607 Fig. 245; Baumeister
Denkm. d. klass. Altert. II S. 1028 Fig. 1244; Sybel Weltgeschichte der-
Kunst S. 286 Fig. 228 u. S. 347; Birt De Amorum in arte ant. simulacris
S. XXI u. sonst, Taf. III; Michaelis Jahrbuch d. I. 1890 S. 24 f.; Collignon
Histoire de la sculpt. grecque II S. 561 ff. Fig. 287; Brunn-Bruckmann
196; Zimmermann Allgemeine Kunstgeschichte I S. 259 f. Abb. 209;
Heibig Nr. 48; Wagner bei Röscher Mythol. Lexikon III Sp. 95 ff.
Abb. 2; Petersen Vom alten Rom S. 134 Abb. 116; Winter Kunst-
geschichte in Bildern I Taf. LXXV i; Springer- Michaelis Handbuch
der Kunstgeschichte I S. 274 Fig. 485; Reber-Bayersd orfer Skulpturen-
schatz Taf. 537; Luckenbach Abbildungen zur alten Geschichte3 S. 38
Fig. 77; Lanciani Storia degli seavi di Roma I S. 155fr.
Photographie Alinari 6626 (4); Anderson 1426 (4); 5340 (Kopf);
5341 — 4 (Putten); Moscioni 2251 A; Rocca 792; 404 (cab.); 2037 (fol.);
1929 (Kopf).
110. Medusen-Maske.
Gypsabgufs von Nr. 27.
in. Römische weibliche Porträtstatue, wahr-
scheinlich Julia Titi.
H. 1,70 m. Grofskrystallinischer Marmor mit breitem grauen Streifen in
Höhe der Kniee.
Ergänzt grofse Teile der Ohrmuscheln, fast der ganze Hinterkopf
mit einem Teil der schleifenartig gebundenen Locken beiderseits (doch ist
das oberste Stück Hinterkopf und der Chignon antik), Flicken am
BRACCIO NOU VO 1 1 T . f 3 5
Halseinsatz und dem Mantel im Nacken, r. Unterarm mit Hand und grofsem
Teil des Ärmels und Mantels hinten, 1. Hand mit Stück des Mantels,
Mantelzipfel mit Stütze (Ansatz vorhanden), Spitze des 2. Zehen am r. Fufs
und die Vorderecken der Basis, 1. mit dem Rand der r. Sandale. Abge-
brochen die obersten beiden Haarschleifen an der r. Kopfseite, die
Troddel an dem Mantelzipfel vorne (war erg.; Eisenstift vorhanden).
Die Figur steht aufrecht; 1. Standbein; r. Fufs zur Seite
und vorgesetzt. Sandalen; Chiton; dasHimation mit Troddeln
liegt mit einem Zipfel auf 1. Schulter und Arm, bedeckt dann
den Rücken, r. Schulter und ist vorne um den Unterkörper
gelegt, indem oben ein Teil in mehreren horizontalen Falten
zusammengerafft ist und ein Zipfel dreieckig herabhängt;
an der 1. Hüfte wird es vom Ellbogen festgehalten. L. Unter-
arm und Hand mit Straufs vorgestreckt (ergänzt). R. Arm
gesenkt und leicht vorgestreckt. Der Kopf ein wenig zur
r. Schulter gewendet. Die Haare bilden vorne eine Reihe
mit dem Bohrer ausgearbeiteter Löckchen; darüber in der
Mitte ein stark gewellter Scheitel, r. und 1. hintereinander je
zwei Reihen von fünf Haarschleifen (die obersten an der
r. Kopfseite antik); am Hinterkopf ist das Haar zurück und
hinauf gestrichen und oben in einem Nest aufgenommen.
In den Tiefen der Himationfalten haben sich Spuren von
Rosa erhalten. Nibby spricht a. unten a. O. auch von traccie
di color aureo am Mantel. Sonst sehr stark geputzt. Der
Körper nach einem griechischen Vorbilde vom Ende des
5. Jahrh. v. Chr. Der Kopf ist besonders gearbeitet und ein-
gesetzt. Das Gesicht hat ausgesprochenen Porträtcharakter.
Die Thatsache, dafs die Figur mit der Statue des Titus Nr. 26
zusammengefunden worden ist, die Übereinstimmung mit
dieser in Bezug auf Reste der Bemalung und Art der Arbeit
— letzteres leugnet Bernoulli a. unten a. O. mit Unrecht;
der Unterschied besteht nur darin, dafs dort die aus starkem
Stoff gearbeitete, regelrecht gelegte römische Gewandung,
hier ein aus zartem Stoff gearbeiteter Chiton und ein mannig-
fach gelegtes Himation dargestellt ist — , endlich die unleug-
bare Ähnlichkeit des Gesichtes mit dem des Titus machen
die seit Nibby fast allgemein anerkannte Deutung auf Julia
Titi sehr wahrscheinlich. Von den Münzporträts ist besonders
Bernoulli Münztafel II Nr. 7 zu vergleichen; ob der Pariser
I36 BRACCTO NÜOVO 112.
Aquamarin des Euodos (Furtwängler Antike Gemmen T.
XL VIII 8) die Tochter des Titus darstellt, ist zweifelhaft;
der Kopf kann ebensogut Domitia sein (vgl. Bernoulli
Münztafel II Nr. 13 u. 15). Wenn Bernoulli gegen die
Benennung der Statue anfuhrt, das Porträt sei für die ver-
führerische Julia nicht schön genug, so genügt es, auf die
Münzbilder der Kleopatra zu verweisen; für eine Dreifsig-
jährige endlich — so alt kann Julia geworden sein — scheint
das Gesicht der Statue nicht zu bejahrt, besonders da die
Gestalt ziemlich fett ist; auch ist zu berücksichtigen, dafs
Julia ein bewegtes Leben geführt hat.
Über den Fundort vgl. das zu Nr. 26 Gesagte. Die Statue
wurde 1830 erworben und kam alsbald an ihre jetzige Stelle,
wo bis dahin Nr. 38 gestanden hatte (s. dort).
Clarac 939, 2402 (ohne Ergänzung der Hände); Pistolcsi Taf.
XXVIII 3; Nibby II Taf. XXXV; Gerhard - Platner S. 92 Anm.; Braun
Ruinen u. Museen Roms S. 251 Nr. 16; Urlichs Glyptothek S. 104 Anm.
und S. 106; Bernoulli Rom. Ikonographie II 2 S. 45 f. Taf. XV; S.
Reinach Repertoire de la stutuaire II S. 662 Nr. 9; Heibig Nr. 50.
Photographie Alinari 6583; Anderson 133$; Moscioni 3063.
112. Büste einer Göttin, sog. Giunone Pentini.
H. 0,835 m' Kleinkrystallinischer gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Lippen fast ganz, grofser Teil der 1. Braue, gröfster
Teil des Diadems oberhalb des 1. Auges, Rand auf der anderen Seite,
untere Teile der Haarschleifen hinter den Ohren und Schulterlocken, Hals
bis auf den obersten Teil, BUste mit Fufs. Kleine Verletzungen an
Stirnmitte, 1. Auge, Kinn. Gesicht geglättet; die alte Oberfläche an
Haar und Diadem über dem 1. Ohr erhalten.
Auf der modernen, mit Chiton bekleideten Büste ein
überlebensgrofser, jugendlicher, weiblicher Idealkopf, nach
der r. Schulter gewendet und geneigt. Die leicht gewellten
Haare sind vorne gescheitelt — r. und 1. vom Scheitel je
eine kleine Erhöhung — und nach den Seiten gestrichen;
hinten in einem einfachen Knoten über Kreuz gebunden,
hängen sie jetzt hinter den Ohren je in einem Halbkreis
herab; ursprünglich fielen die Enden auf die Schultern
nieder, wo sie neben je einer Strähne lagen, die hinter den
Ohren da, wo jetzt die falsch ergänzten Bogen endigen,
begann. Das Haar ist von einem Band durchzogen und
BRACCIO NUOVO H2. I37
mit einem sehr hohen halbmondförmigen Diadem geschmückt,
auf dem in Relief aus einem Akanthuskelch in der Mitte
zwei Arabesken mit Blättern, Blüten und Früchten nach
den Seiten spriefsen. Die wenig vertieften Rillen in den
Haaren sind durch reihenweise neben einander gesetzte, kleine
Bohrlöcher angegeben; Verwendung des Bohrers in ähnlicher
Weise am Diadem. Schläfenlöckchen, schmales Gesicht;
runde, vorquellende Augen; die Unterlider stark umrändert;
kleiner Mund mit umzogenen Lippen. Demnach Copie
eines Bronze-Originals. Es ist nicht richtig, dafs die Lage der
Pupillen durch leise Abplattung der Augäpfel angedeutet sei
(Kekul£ a. unten a. O.). Die 1. Gesichtshälfte ist stärker als
die r. Danach und nach der Wendung des Kopfes auf die
Ansicht von ihrer 1. Seite her berechnet. Die Rückseite nicht
vollständig ausgeführt. Nach alledem zu einer Statue gehörig.
Der Deutung auf Hera widerspricht der ausgesprochen jugend-
liche Charakter des Kopfes. Eine Entwickelung des Hera-
Ideales, nach der das Gesicht immer schmaler, das Diadem
immer gröfser geworden sei, ist thatsächlich nicht nachzu-
weisen. Wegen der lebhaften Wendung des Kopfes liegt es nahe,
zu vermuten, dafs die Statue zu einer Gruppe gehört habe. Die
Figur wird Köre dargestellt haben (nach Petersen Selene mit
Endymion). Das Original mufs im Beginn der hellenistischen
Periode geschaffen worden sein. Der Gedanke an Praxiteles
(Overbeck a. unten a. O.) ist aufzugeben, da die Formen
des Kopfes nichts mit denen praxitelischer Werke gemein
haben. Ein sehr verwandter Kopf, an dem man auch die Er-
höhungen der Haare rechts und links vom Scheitel bemerkt,
auf einer hellenistischen Terracotta aus Myrina (Pottier-
Reinach La ndcropole de Myrina PI. XXXIX i. d. Mitte).
Stammt aus dem Pal. Pentini. Im Jahre 1838 von Monsig-
nore Pentini dem Papst geschenkt und alsbald an seinem jetzigen
Platz aufgestellt, wo bis dahin Nr. 97 a gestanden hatte.
Abeken Ann. d. I. 1838 S. 2off.; Mon. d. I. II Taf. LH; Kekule Hebe
S. joff.; Overbeck Kunstmythologie II S. 97 Nr. 17, Taf. IX 13; Friede-
richs-Wolters Bausteine Nr. 1516; Röscher Mythol. Lexikon I Sp. 2121;
Kalkmann 53. Berlin. Winckelmanns-Progr. S. 100 und in Nr. 49; Heibig
Nr. 51; Mtiller-Wieseler-Wernicke Denkmäler der alten Kunst II S. 113
Taf. X4; Winter Kunstgeschichte in Bildern I Taf. LXXIV 3.
Photographie Alinari 6587; Anderson 1391 (2); Rocca 874.
I38 BRACCIO NOUVO II 3. II 4.
113. Römische weibliche Porträtbüste.
H. d. Ganzen 0,7903, des Kopfes 0,30 m. Marmor des Kopfes feinkörnig
und gelblich; die Büste aus rotem Alabastro fiorito.
Ergänzt Nase, fast ganze Oberlippe, Obren, Büstenfufs. Abge-
schnitten das Ende des Haarschopfes im Nacken (war erg.).
Über der hadrianischen Oberarmbüste mit Tunica und
Mantel, der beide Schultern, Armansätze, Rücken und Unter-
leib umhüllt, ein voller römischer Matronenkopf, leicht nach
der 1. Schulter gewendet. Die Haare bilden vorn einen
Kranz mit dem Bohrer gearbeiteter Löckchen, der sich an
den Schläfen verbreitert; darüber vier verschieden breite
Reihen ungleichmäfsiger Erhebungen des sehr krausen, in
flachem Relief angegebenen Haares; hinten ist noch der Rest
eines kleinen herabhängenden Schopfes erhalten. Augen-
sterne und Pupillen sind eingegraben.
Da der Kopf mit Schnitt aufsitzt, kann er zur Büste nicht
gehören. Von Bernoulli a. unten a. O. zu den Köpfen
gerechnet, die möglicherweise Julia Domna, die Gemahlin
des Septimius Severus, darstellen. Doch ist die physio-
gnomische Ähnlichkeit mit den sicheren Bildnissen dieser
Kaiserin nicht grofs genug, und entschieden -widerspricht der
rückwärtige Teil der Frisur, der sich zuletzt an Münzporträts
der Julia Titi und Domitia findet (s. Bernoulli a. a. O. II 2
Münztafel II Nr. 7; 12; 14; 15). Da nun Augensterne und
Pupillen in so früher Zeit noch nicht angegeben wurden,
müssen wir annehmen, dafs sie an diesem Kopf in moderner
Zeit eingegraben worden sind.
Stammt aus Pal. Ruspoli (vgl. Nr. 11).
Gerhard-Platner S. 92 Nr. 24; C. L. Visconti Descrizione dei
Musci Vaticani (1870) Br. n. 113; Bernoulli Rom. Ikonographie II 3 S. 40
Nr. 6.
114. Statue der Athena, sog. Minerva Giustiniani.
H. 2,225 m- Grofskrystallinischer gelblicher (parischer) Marmor.
Ergänzt Sphinx bis auf Vordertatzen und Ansätze, Vorderspitze des
Helms, Flicken an der r. Seite des Halses und im Haarschopf, r. Hand mit
halbem Unterarm und dem -Speer (Spitze aus Marmor, Schaft aus Holz) bis
auf das untere Ende, kl, Finger und Unterteil des Ringfingers an der 1. Hand,
BRACCIO NUOVO II 4. 139
Teile der Aigisschlangen und der Falten, Spitze des r. gr. Zehen, Kopf
der Schlange, Stück der Schwanzkrümmung, Seite der Basis daneben.
Mehrfache Brüche im Hals und den Fingern der 1. Hand. Abge-
brochen die äufsere Hälfte der grofsen Stütze zwischen Speer und r. Ober-
schenkel, und zwei kleine Stützen an der 1. Seite für die Mantelzipfel
(waren erg.; Eisenstift und Loch für einen zweiten vorhanden). Unbe-
deutende Verletzungen. Sehr stark geputzt und geglättet.
Die Göttin steht aufrecht. L. Standbein; r. Fufs leicht
zur Seite und zurückgesetzt. Sandalen; Chiton mit Apo-
ptygma. Die Brust schräg überdeckt von der am unteren
Rande mit Schlangen umsäumten Aigis mit Gorgoneion
(struppiges kurzes Haar; häfslich, aber ohne Verzerrung; keine
Schlangen). Himation, das mit einem Teil die 1. Schulter,
Oberarm und Brust bedeckt; dann den Rücken quer über-
schneidend, vorne um den Unterkörper gelegt, mit schmalem
Überfall oben; an der linken Körperseite hoch in die Höhe
genommen, um unter dem von der 1. Schulter herabhängen-
den Teil über der Hüfte vom 1. Oberarm festgehalten zu
werden. Dieser liegt demnach dicht am Körper, der Unter-
arm horizontal unter der Brust; die L. fafst spielend
den Rand des Himation. R. Oberarm gesenkt; Unterarm ge-
hoben; die R. hält den einst ganz marmornen Speer, vor dem
sich unten neben dem r. Fufs die Schlange windet, deren
Schwanz neben dem 1. Fufs über die Kante der Plinthe
herabhängt. Der Kopf ist leicht nach der 1. Schulter gewendet
und etwas geneigt. Schmales Gesicht mit ernstem Ausdruck.
Die lebhaft gewellten, in einzelnen dünnen Strähnen ge-
arbeiteten Haare vorne gescheitelt, über die Ohren zurück-
gestrichen und hinten mittels eines Ringes zusammengehalten,
unter dem die Lockenenden, künstlich gedreht, über den
Rücken fallen. Auf den Haaren der korinthische Helm,
* vorne mit Widderköpfen in Flachrelief verziert; auf der
Spitze eine liegende Sphinx (in ihrem Rücken ein moderner
Eisenpflock). An den Seiten und hinten kommt das schleifen-
förmig umgeklappte Lederfutter zum Vorschein.
Die Arbeit ist, soweit sich trotz der modernen Glättung
urteilen läfst, nicht fein gewesen und hat sich mit äufserlicher
Wirkung begnügt. Doch ist dem Gesicht seine ernste Stimmung
nicht verloren gegangen; das Himation ist weit besser behandelt
als die feinen, gerundeten Falten des Chiton, deren Aus-
I40 BHACCIO NUOVO II 4.
fuhrung in den unteren Partieen geradezu roh ist. Eine
gröfsere Anzahl von Repliken läfst auf Berühmtheit des
Originales schliefsen. Furtwängler Meisterwerke a. unten
a. O. zählt fünf Repliken der ganzen Gestalt auf, von denen
allerdings die fünfte (Neapel Inv. 6399; vielmehr Variation
der Köre Albani) zu streichen ist (mit Fragezeichen hinzu-
zufügen eine verdächtige Statuette bei S. Rein ach Reper-
toire de la statuaire II S. 289 Nr. 5 nach Adam Recueil de
sculpt. ant. gr. et rom. 13 und eine Replik ohne Unterarme
und mit fremdem Kopf ebenda S. 291 Nr. 3 nach Bishop
Icones sign. vet. Taf. 95; beide im Gegensinne gezeichnet), und
vier Repliken des Kopfes (aufser den zwei Köpfen an den
Statuen im Vatican und Capitol), zu denen eine fünfte mit
Teil der Brust und Schultern in der Glyptothek Ny-Carlsberg
in Kopenhagen (Aigis und Sphinx vorhanden) und das
Fragment einer sechsten auf einer Athenastatue in Ince
Blundell-Hall (Furtwängler Abhandl. d. königl. bayer. Akad.
d. Wissensch. 1897 S. 557 Taf. V) zu fügen sind. Diese Re-
pliken aber weichen in Einzelheiten so stark von einander ab,
dafs es schwer ist, sich darüber ein Urteil zu bilden, welche
von ihnen das Original am getreuesten wiedergiebt. Stellung
und Motiv des 1. Armes waren bei allen gleich (an der
Replik Torlonia ist der 1. Arm mit Schild und Speer erg. ;
an der im Pal. Pitti erkennt man an der Einbiegung der
Falten über der 1. Hüfte, dafs der Unterarm hier anlag).
Statt des Speeres in der R. giebt die Replik Torlonia einen
von einer Schlange umwundenen Ölbaum, den Furtwängler
mit Recht für Copistenerfindung erklärt; zweifelhafter ist
die gleiche Behauptung inbetreff der Schlange bei dem
vaticanischen Exemplar, die zwar bei denen im Pal. Pitti
und M. Torlonia fehlt ; doch ist zu bedenken, dafs an beiden
die Teile, wo die Schlange liegt und die Figur berührt,
modern sind. Die Aigis fehlt bei der Replik im Capitol, ist
dagegen sicher im Vatican, M. Torlonia, Pal. Pitti, Ny-Carls-
berg und war vorhanden an der Statue, zu der der Berliner
Kopf gehört hat (der Halsausschnitt an der capitol. Statue
hat andre Form); also fünf sichere Zeugnisse für, eins gegen die
Aigis. Andrerseits ist zu bedenken, dafs dem römischen
Geschmack die breite, ununterbrochene, gleichmäfsige Reihe
BRACCIO NUOVO 114- 141
von Falten auf der Brust, wie sie das capitolinische Exemplar
zeigt, langweilig erscheinen mufste; es ist also wahrscheinlicher,
dafs Copisten diese Partie durch die querüberschneidende
Aigis zu beleben suchten, als dafs sie durch Fortlassung dieser
Einzelheit, deren Ausführung ihnen zudem keine Schwierig-
keiten bereitete, die Statue für den Geschmack ihres Publicums
weniger reizvoll gemacht hätten. Deshalb kann man zweifeln,
ob nicht Furtwängler recht hat, wenn er das Original
ohne Aigis annimmt (dafür kann man jedoch die That-
sache, dafs das Gorgoneion in den drei Fällen, in denen es
erhalten ist, jedesmal anderen Typus zeigt, nicht anführen;
vgl. den analogen Fall bei einem anderen Athena-Typus
Galleria lapidaria Nr. 29, an dessen Original die Aigis
ohne Zweifel vorhanden war). Die Sphinx auf dem Helme
findet sich an den Repliken im Vatican, in Petersburg (Vorder-
und Hintertatzen antik; s. Kieseritzky kaiserl. Ermitage
Nr. 325, wo nach Rostowzew's Angabe falschlich die ganze
Sphinx als ergänzt angegeben wird) und in Ny-Carlsberg,
nicht an denen im Capitol und in Berlin. Auch sie ist
vielleicht von den Copisten hinzugefügt worden. In den
Proportionen stimmen alle Repliken überein, bis auf die im
Pal. Pitti, die im ganzen schlanker ist; da sie aber von
geringer Arbeit, so bedeutet dies im Verhältnis zu dem ein-
stimmigen Zeugnis der übrigen nichts. Die Abweichungen
in den Falten des Himation am capitolinischen Exemplar
von denen am vaticanischen erklären sich durch die Er-
gänzung des capitolinischen; dasselbe wird inbetreff der
Replik Torlonia der Fall sein. Bedeutsamer sind die Unter-
schiede in der Stilisierung des Chiton; doch stimmen auch
hier die Repliken im Capitol und Vatican im wesentlichen
überein.
Für die allgemeine Vorstellung des gemeinsamen Ori-
ginales giebt deshalb das vaticanische Exemplar wegen seiner
guten Erhaltung (bes. des Halses, der im Capitol zu steif
ergänzt ist) am meisten aus; nur müssen wir wahrscheinlich
die Aigis und vielleicht die Sphinx fortdenken und uns die
Brust nach dem capitolinischen Exemplar vorstellen, das
auch in den erhaltenen Teilen besser gearbeitet und weniger
modern übergangen ist. Ein Detail ist wohl von dem Ber-
142 BRACCIO NUOVO II 4.
liner Kopf zu übertragen: kleine rollenförmige Ansätze an
den Seiten des Helms (auch oben an Stelle der Sphinx?).
Nach der strengen Stilisierung der Haare zu schliefsen,
und weil die Lippen an dem vaticanischen Exemplar um-
rändert sind, war das Original aus Bronze gearbeitet. Für
seine Datierung ist es wichtig, dafs die Göttin in ernstes
Sinnen tief versunken dargestellt ist; nur im Zusammenhang
damit erklärt sich auch das Motiv der L., die den Rand des
Gewandes spielend greift, ohne dafs diese Bewegung der
ganz mit ihren Gedanken beschäftigten Göttin zum Bewufst-
sein käme. Eine derartig von einer Stimmung beherrschte
Darstellung ist in der pheidiasischen Periode, in die man die
Figur wegen der strengen Einfachheit der Formen versetzen
möchte, undenkbar, findet vielmehr seine nächsten Parallelen
in der folgenden Zeit. So zeigen sich denn auch in der
Gewandbehandlung Einzelheiten, die dem einfach monumen-
talen Sinn jener frühen Epoche nicht entsprechen. Andrer-
seits mufs zugegeben werden, dafs diese Einzelheiten zurück-
treten gegenüber dem strengen Charakter des Ganzen, und
dafs auch die Wiedergabe der Stimmung noch etwas
Befangenes hat, sodafs das Werk nicht an Figuren aus der
praxitelischen Zeit, wohl aber an solche vom Übergang des
5. zum 4. Jahrhundert gereiht werden kann, wie etwa die
Eirene des Kephisodot. Anders urteilen in letzter Zeit
Arndt, der das Original dem 3. Viertel des 5. Jahrh. zu-
schreibt, und Furtwängler, der in ihm eine Schöpfung des
Euphranor vermutet.
Gefunden nach einer Tradition bei Porta Maggiore
in der »Minerva Medica« genannten Ruine (s. Ficoroni,
Pistolesi, Nibby u. a.). Diese Angabe gründet sich augen-
scheinlich auf eine Notiz des Pirro Ligorio von dem Fund
einer Minervastatue mit Schlange an jenem Ort (Lanciani
bei Mariani Bullett. arch. comun. 1897 S. 289 Anm. 5)
— eine Notiz, die aber von Flaminio Vacca (Schreiber
Ber. d. sächs. Ges. d. Wissensch. 1881 S. 61 Nr. 17) nicht
bestätigt wird, — und darauf, dafs man 'die Statue wegen
der Schlange Minerva Medica nannte. Einen glaubhafteren
Eindruck macht die andere Überlieferung, nach der die Figur
bei der Kirche S. Maria sopra Minerva gefunden ist (Bartoli
BRACCIO NOUVO 114. 143
bei Fea u. Guattani). Nach einer Familien -Tradition der
Giustiniani, in deren Besitz die Figur zunächst kam, wäre
die Statue ohne Kopf gefunden worden; dieser sei erst bei
der Erbauung des Collegio romano entdeckt und von den
Jesuiten für teures Geld an die Giustiniani verkauft worden
(Guattani). Da der Kopf thatsächlich gebrochen war, ist
nichts gegen die Wahrscheinlichkeit dieser Überlieferung
einzuwenden, für deren Erfindung sich kein Grund absehen
liefse. Die Statue wird also in dem in jener Gegend
gelegenen Heiligtum der Minerva Chalcidica (Kiepert-
Hülsen Formae urbis Romae ant nomencl. topogr. S. 86)
gestanden haben. 1805 etwa gelangte die Statue in den
Besitz des Fürsten Lucian Bon aparte, von dem sie
Pius VII. 1817 für den Vatican kaufte, wo sie 1822 an
ihren jetzigen Platz kam.
Bartoli bei Fea Miscellanea I S. CCLIV Nr. 112; Galleria
Giustiniani I 3; Sandra rt Teutscbe Academie der Bau-, Bild-, und
Mahlereikünste I 2 S. 39 f. Taf. S u. Titelblatt zu I 3; ders. Admiranda
statuariae S. 19 Taf. S; Perrier Segmenta nobilium signorum Romae
Taf. 54; Montfaucon Antiquite expliquee I Supl. PI. XXXIX 2. u. 3
(verschiedene Zeichnungen nach ders. Figur; 3 fälschlich fllr das capito-
linische Exemplar ausgegeben); Ficoroni Vestigia e raritä di Roma
ant. S. 119; VVinckelmann Geschichte der Kunst V 5 § 4 (Donau-
eschinger Ausg. d. säratl. Werke IV S. 247 mit Anm. 4 von Meyer; vergl.
S. 159 Anm. 2); Montagnani-Mirabili Campidoglio I S. 37; Guattani
Monum. ined. 1805 Taf. XII S. 59 fr.; Sickler-Reinhart Almanach aus
Rom 1811 S. 295; Urlichs Glyptothek S. 68 f.; Pistolesi Taf.
XXVIII i; Nibby U Taf. IV; Clarac 465, 875; Braun Kunstblatt 1838
S. 354; ders. Ruinen u. Museen Roms S. 247 Nr. 14; Welcker (Zoega)
Akadcm. Kunstmuseum in Bonn (2. Aufl.) S. 68; Gerhard-Platner S. 91
Nr. 23; Gerhard Gesammelte akadem. Abhandl. I S. 234 Taf. XXIII 2;
MUller-Wieseler Denkm. d. a. Kunst II Taf. XIX Nr. 205; Conze
Heroen- u. Göttergestalten Taf. XXVIII; Friederichs-Wolters Bau-
steine Nr. 1436; Furtwängler bei Röscher mythol. Lexikon I Sp. 702;
Brunn-Bruckmann 200; Kalkmann 53. Berliner Winkelmanns-Progr,
S. 92 u. 104 Nr. 11, S. 99 u. 110 Nr. 28; Furtwängler Meisterwerke
S- 593; DUmmler bei Pauly-Wissowa Realencyklopädie II Sp. 2018;
Arndt bei Arndt-Amelung Einzel-Aufnahmen Text zu Nr. 226; Amelung
ebenda Text zu Nr. 497; ders. Bonner Jahrbücher CI S. 163 Anm. 2;
Heibig Nr. 52; Furtwängler Abhandl. d. kgl. bayer. Akad. d. Wissensch.
1899 S. 288.
Photographie Alinari 6609 (4); 6610 (Kopf); Anderson 1408 (3);
4801 (Kopf); Rocca 795; 1925 (Kopf).
144 BRACCIO NÜOVO II 5. II 6.
115. Römische männliche Porträtbüste.
H. 0,79 m., des Kopfes 0,30 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt untere Hälfte der Nase, Hinterkopf mit Nacken, Büste mit
Fufs. Ränder beider Ohren bestofsen.
Der leicht nach der 1. Schulter gewandte Kopf eines
Fünfzigers eingesetzt in die moderne Togabüste mit Conta-
bulatio. Sehr starker Hals; fettes Doppelkinn; leicht ge-
öffneter Mund mit schmalen Lippen; gebogene Nase; hohe
Stirn; spitzer Schädel; Haare wellig anliegend ; Scheitel kahl.
Jovialer, etwas ironischer Ausdruck. Vorzügliche Arbeit der
Übergangszeit von der Republik zur Monarchie. Den sogen.
Cicero-Porträts verwandt. Unleugbare Ähnlichkeit mit dem
auf Goldmünzen geprägten Profil des Gnaeus Domitius
Ahenobarbus, eines Parteigängers erst des Antonius, dann
des Augustus.
Seit 1822 an seinem Platz.
Gerhard -PI atner S. 91 Nr. 22; Bcrnoulli Rom. Ikonographie I
S. 200 Taf. XX; Heibig Nr. 53.
116. Römische weibliche Porträtbüste.
H. des Ganzen 0,675 m-» des Kopfes 0,23 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt r. Braue mit Teil der Stirn, untere Hälfte der Nase und
des Halses, Büste mit Fufs. Abgebrochen Teil des Nestes. Sprung
beim 1. Ohr. Die Haartour vorn an mehreren Stellen bestofsen.
Auf der modernen, mit Unter- u. Obergewand bekleideten
Büste geradeaus gerichtet der Kopf einer Frau in den mittleren
Jahren. Tiefe senkrechte Furche von dem r. Mundwinkel
abwärts. Kinn vorgebaut; schmale Oberlippe; sonst regel-
mäfsig. Gemeiner Ausdruck. Die Haare bilden vorne einen
runden Wulst kleiner, mit dem Bohrer ausgearbeiteter
Löckchen; dann sind sie in vielen kleinen Flechten zurück-
genommen und in einem grofsen, auch von Flechten ge-
bildeten Nest oben um den Hinterkopf geordnet. Sorgfältige
Arbeit aus der Zeit des Titus.
Gerhard-Platner S. 91 Nr. 21.
BBA.CCIO NÜOVO II 7. II 8. 145
117. Togastatue mit Kopf des Kaisers
Claudius.
H. 2,39 m. Marmor des Kopfes grofskrystallinisch und grau , des Körpers
feinkörnig und schmutzig gelblich.
Ergänzt Nase, r. Seite des Halses mit Kinnladen, Ohr, grofsem Teil
der Haare und des Nackens, Flicken im Gewand, fast der ganze kleine und
Zeigefinger der 1. Hand, r. Hand mit halbem Unterarm, Spitze des r. Fufses,
Vorderteil des 1. Fufses, Basis bis auf das Stück unter der Figur. Die
Oberfläche am Körper verwaschen. Im Rücken 2 Löcher zur Be-
festigung an einer Rückwand.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs mit erhobener
Ferse zur Seite und zurückgesetzt. Neben dem 1. Fufs aufsen
kleiner Stamm. Schuhe mit vorne verknoteten corrigiae
(vgl. Nr. 26). Üblicher Togawurf des ersten Jahrhunderts
der Kaiserzeit. Der Ärmel der Tunica umsäumt. R. Arm
hängt herab (in der mod. Hand eine Schriftrolle). Die L.
fafst den Rand der Toga vor der Brust. Siegelring am 1.
Ringfinger. Kopf eingesetzt; leicht zur 1. Schulter gewendet.
Gutes Porträt des Kaisers Claudius. Es gehört nicht zum
Körper, da die Togafalten unter dem 1. Ohr in den Hals
einschneiden. Auch ist die Figur identisch mit der »consu-
larischen Statue« aus dem Pal. Ruspoli, die 1811 dem Kron-
prinzen Ludwig von Bayern angeboten wurde und dann in
den Vatican kam; damals war von dem Kopf nicht die
Rede (Urlichs Glyptothek S. 11). Die Haare nur vorne
ausgearbeitet. Der gut ausgeführte Körper sehr langgestreckt;
wohl für hohe Aufstellung berechnet. Zu der Herkunft aus
Pal. Ruspoli vgl. Nr. 11. Seit 1822 an ihrem Platz.
NibbyU Taf. XXXI; Clarac 935, 2384; Gerhard-Platner S. 91
Nr. 20; C. L. Visconti Descrizione dei Musei Vaticani (1870) Br. n.
Nr. 117; Bernoulli Rom. Ikonographie II 1 S. 332 Nr. 4. u. S. 346;
Heibig Nr. 54.
Photographie Moscioni 1454.
118. Kopf eines Dacers.
H. 1,045 z*1** des Kopfes 0,445 m-> Feinkörniger weifser Marmor mit
braunen Flecken.
Ergänzt Nase mit Oberlippe, beide Brauen, die in den Nacken
hängenden Haare, unterer Teil des Halses mit Büste und Fufs. Stark
überarbeitet.
Vaitcan. Katalog I. 10
I46 BRACCIO NÜOVO 119. I20.
Geradeaus gerichtet. Volles, wenig gewelltes Haar;
Brauen zusammengewachsen, plastisch ausgeführt Energischer
Blick der tiefliegenden Augen. Schnurrbart; Haarbüschel an
den Kinnladen; Kinnbart. Im Typus identisch mit Nr. 9;
also Dacer; das Individuum edler. Auch in der Arbeit über-
einstimmend mit Nr. 9 und 118; also auch aus trajanischer
Zeit. Nach der Beschreibung Roms und C. L. Visconti
Descrizione dei Musei Vaticani (1870) Br. n. Nr. 118 beim
Hafen Trajans gefunden. Seit 1822 an seinem Platz.
Gerhard-Platner S. 91 Nr. 19; Brunn-Bruckmann 180; Heibig
Nr. 55.
Photographie Anderson 1354 (2).
119. Römische männliche Porträtbüste.
H. d. Ganzen 0,79 in., des Kopfes 0,28 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt Nase, Lippen, Kinn, r. Kinnlade, r. Ohr, Vorderteil und
r. Seite des Halses, r. Seite des Schädels, Hinterkopf, Teil des 1. Auges,
Rand des r. Ohres, Büste mit Fufs (aus Bigio). Das Antike verwaschen.
Auf moderner Panzerbüste mit Paludamentum leicht nach
der r. Schulter gewendet ein jugendlicher, männlicher, bart-
loser Kopf mit schlichtem, nach vorn gekämmtem Haar. Zeit
der Julier. Schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 91 Nr. 18.
120. Statue des ausruhenden Satyrs (Taf. 19).
H- 1,835 m« Grofskörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt Nase, Lippen fast ganz, Stück im Nacken, Flicken an der
Schnauze des Fells, r. Unterarm mit Ellenbogen, Hand und Pedum (bis auf
die Krümmung oben), kleiner Finger und Stück des Goldfingers an der 1.
Hand, der von der Hand zurückgeschobene Teil des Fells, Schwanz und
Tatze im Rücken, beide Unterschenkel (der r. ohne, der L mit Knie) mit
Füfscn, Stamm (bis auf ein Stück des Astes an der r. Hüfte) und Basis in
verschiedenen Stücken (entweder mit Absicht so ergänzt, oder nachträglich
gebrochen). Abgebrochen war Kopf, 1. Arm, r. Oberschenkel (die Fugen
aller Brüche stark verschmiert). Längliche An satzspur aufsen am r. Ober-
schenkel. Beschädigt an der r. Hüfte.
Ein zart gebildeter Satyr lehnt sich mit dem r. Ellen-
bogen auf einen Stamm. L. Standbein; r. Fufs mit senkrecht
erhobener Ferse hinter den 1. gesetzt. Die L. hält mit dem
Rücken auf die Hüfte gestützt das schärpenförmig um die r.
BRACCIO NUOVO 121. 1 47
Schulter und 1. Hüfte gelegte Pantherfell zurück, dessen Kopf
vor der r. Brust und dessen Schwanz im Rücken lang herab-
hängt. Die R. hält ein Pedum, dessen oberes gekrümmtes
Ende am Oberarm anliegt. Der Kopf mit dicht gelocktem
Haar und Fichtenkranz nach der 1. Schulter geneigt, nach
der r. gewendet. Im Nacken ist ein viereckiger Klotz Marmor
stehen geblieben. Rotbraune Farbenreste an Stammrest, Fell
und Haaren. Geringe Replik des weitverbreiteten Typus,
der vielleicht mit Recht für den Periboetos des Praxiteles
erklärt worden ist (wenn der auch mit Dionysos und Methe
ein Ensemble bildete, braucht dieses doch keine geschlossene
Gruppe gewesen zu sein). Der Fichtenkranz und das Pedum
sind Zuthaten des Copisten, wenigstens hat sich von letzterem
an keiner andern Replik eine Spur gefunden. Ob die R. über-
haupt ein Attribut hatte, ist unsicher, da sie sich an keiner
der bekannten Copieen erhalten hat.
Stammt aus Pal. Ruspoli; s. Nr. n. Seit 1822 an ihrem
Platz.
Pistolesi Taf. XXXI I ; Gerhard-Platner S. 91 Nr. 17; Braun
Ruinen und Museen Roms S. 249 Nr. 15; Urlichs Glyptothek S. 10 Anm.;
Furtwängler Annali d. J. 1877 S. 218 Anm. i; Ders. Meisterwerke
S. 559 f. Anm. 5; Klein Praxiteles S. 204 Anm. Nr. 15; S. Reinach Reper-
toire de la statuaire II S. 134 Nr. 1; Heibig Nr. 56.
Photographie Alinari 6569 (2); Anderson 1375 (3); 5346 (Kopf);
Moscioni 2288; Rocca 813; 1932 (Kopf).
121. Porträtbüste mit dem Kopf des Kaisers
Com modus (Taf. 20).
H- 0,975 m>? des Kopfes 0,345 m. Grofskrystallinischer weifser Marmor.
Ergänzt Vorderteil der Nase, die Locken über der Stirnmitte,
Unterteil des Halses, Büste mit Fufs.
Auf der modernen Panzerbüste mit Paludamentum der
leicht nach der r. Schulter gewendete Kopf des Kaisers Com-
modus etwa aus seinem 24. Lebensjahr. Bohrarbeit in dem
Bart und den Haaren vorne. Brauen durch Striche angegeben;
Augensterne und Pupillen eingegraben. Das Gesicht geglättet.
Sorgfaltige, aber ausdruckslose Arbeit.
Gefunden 1797 in Ostia (bei Tor Bovacciana); von
Pius VII. erworben, erst im Museo Chiaramonti, 1822 an
ihrem jetzigen Platze aufgestellt.
10*
I48 BEACCIO NUOVO 12 2. 123.
Fea Relazione die im viaggio ad Ostia S. 44; Pistolesi Taf. XXIX 4;
Nibby II Taf. XLII; Gerhard-Platner S. 91 Nr. 16; Bcrnoulli Rom.
Ikonographie II 2 S. 230 Nr. 3 und S. 238.
Photographie Anderson 1347.
122. Römische männliche Porträtbüste (Taf. 20).
H. des Ganzen o,S3 m., des Kopfes 0,36 m., der Büste (ohne Fufs) 0,31 m.
Ziemlich feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Teil des r. Ohres, Flicken im Halseinsatz. L. Ohr
z. T. abgebrochen (war erg.). Von der Büste nur die r. Schulter und
Brust antik; ergänzt die äufserste Ecke und Kleinigkeiten; abgebrochen
war der oberste Teil. Ergänzt ferner Büstenfufs mit viereckigem Aufsatz
(aus hellrotem Marmor).
Auf der fast ganz modernenBüste mitTunica und befranstem
Paludamentum das Porträt eines Mannes in den Dreifsigen,
stark nach der r. Schulter gewendet. Langer Hals; breites,
kurzes Kinn; kurzgeschnittener Schnurr- und Backenbart durch
rauhe, etwas erhobene Fläche angegeben; breiter, fest ge-
schlossener Mund mit vortretender Unterlippe, schmaler Ober-
lippe; grofse Augen mit energisch zusammengezogenen
Brauen; volles, gelocktes Haar, das vorne in die Stirn fallt
(hier leicht mit dem Bohrer unterarbeitet). Ziemlich stark
versintert. Gute Arbeit hadrianischer Zeit.
Gerhard-Platner S. 91 Nr. 15.
123. Männnliche Statue mit Kopf des
Lucius Verus (Taf. 19).
H. 2,25 m. Marmor des Kopfes feinkörnig und hellgrau, des Körpers grofs-
körnig und hellgrau mit dunkleren Adern.
Ergänzt Nasenspitze, Teil des Nackens mit Haaren, runder Flicken
unterhalb des Nackens, r. Arm, 1. Arm mit Schulter und Victoria, Scham-
haare bis auf die äufserste Locke r., Geschlechtsteile, länglicher Einsatz im
r. Oberschenkel, halber 1. Oberschenkel, beide Unterschenkel und Füfse, Basis,
an dem über den Stamm gelegten Gewand der Teil oberhalb des Knopfes,
Flicken in den Falten und am Rand des Schwertes. Abgebrochen der
Schwert -Riemen. Sprung im oberen Teil des Schwertes. Stark modern
übergangen.
Ein voll entwickelter männlicher Körper steht aufrecht
mit r. Standbein; 1. Fufs mit erhobener Ferse zur Seite und
etwas zurückgesetzt. Neben dem r. Bein aufsen ein Stamm,
BEACC10 NUOVO 124. I49
an dem Schwert und Mantel hängen (vorne und r. unten
Spuren von rosa Farbe). R. Arm erhoben; 1. Arm abwärts
und vorgestreckt; auf der L. Weltkugel und Victoria. Der
Kopf — gutes Porträt des Lucius Verus — nach der r.
Schulter gewendet.
Der Kopf gehört nicht zur Figur (Schnitt; anderer
Marmor); ebensowenig der Stamm (zugefügt in Rücksicht
auf die Ergänzung als Lucius Verus; war ehemals in der
Sammlung Mattei, Monum. Matthaeiana II Taf. LXXXIII)
Der Körper ist von vorzüglicher Arbeit, Copie eines Originales
aus der 2. Hälfte des 5. Jahrh. v. Chr. Der Kopf hatte die gleiche
Wendung wie jetzt; r. Oberarm war erhoben; Haltung des 1.
Arms unsicher; wo der Flügel der Victoria an der 1. Brust an-
setzt, ist die Spur eines Ansatzes erhalten. Der l.Fufs war weniger
zurückgesetzt, die Ferse weniger gehoben. Der Körper ruht
nicht so stark auf dem Standbein, wie beim Doryphoros des
Polyklet (Nr. 126); die r. Hüfte tritt weniger stark heraus. Die
Durchführung im Einzelnen lebendiger als dort. Das Original
wird also vielleicht von einem attischen Meister gearbeitet sein.
Von dem Bildhauer Pacetti, der die Figur ergänzt hat
(Clarac), für den Vatican im Beginn des Jahrhunderts er-
worben, zunächst im Museo Chiaramonti an Stelle von Nr. 450
(Fea Nuova descrizione S. 88), 1822 am heutigen Platz auf-
gestellt.
PistolesiTaf.XXXI;NibbyIITaf.XL;Clarac958,246i;Gerhard-
Platner S. 91 Nr. 14; Bernoulli Rom. Ikonographie II 2 S. 206 Nr. 1 u.
S. 217; Baumeister Denkm. d. kl. Altert. III S. 201 1 Fig. 2165;
Heibig Nr. 57.
Photographie Alinari 6594 (2) ; Anderson 1398 (3); Moscioni 2287;
Rocca 779; 1971 (Kopf).
124. Porträtbüste des Kaisers Philippus Arabs
(Taf. 20).
H. 0,945 m*> ohne Fufs 0,71 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Ergänzt Vorderteil der Nase, Rand des 1. Ohres. Kleine Be-
stofsungen, besonders an dem Indextäfelchen oben, wo die Voluten
abgebrochen sind. Büsten fufs mit Index täfeichen ist angesetzt, nicht ge-
brochen, und gehört deshalb nicht zur Büste; auch der Marmor etwas dunkler.
Über dem Büstenfufs und Indextäfelchen mit Voluten
die mit Tunica und Toga im Wurf des 3. Jahrh. n. Chr. be-
I SO BB ACCIO NUO VO 125.
kleidete Nabelbüste (Contabulatio mit vier Lagen); der Kopf
nach der r. Schulter gewendet. Porträt des Philippus
Arabs (244 — 249 n. Chr.); der kurz geschorene Vollbart
durch kleine Striche auf rauhem Grund (ebenso das kurze
Haupthaar), die Brauen plastisch angegeben; Augensterne
und Pupillen eingegraben. Vorzüglich als Porträt; das best-
erhaltene und bestgearbeitete des Kaisers. Gefunden 1778
bei den Ausgrabungen des Principe Chigi in Porcigliano
(Guattani); dem widerspricht die bei Fea publicierte Nota
über die dortigen Ausgrabungen nicht, denn in ihr ist ver-
zeichnet »Scoltura ed altro trovato nella Cava di Torre
Paterno neu' anni 1779, 1780, compreso qualche cosa
rimasta nel 1778c Seit 1822 an ihrem jetzigen Platz.
Guattani Monum. ant. inediti, 1784 Luglio S. LX Taf. II u. S. LXII;
Fea Miscellanea II S. 216 Nr. 2 u. S. 220 Nr. 2; Pistolesi Taf. XXIX 3;
Gerhard-Platner S. 91 Nr. 13; Bernoulli Rom. Ikonographie II 3
S. 141 Nr. 1 u. S. I43f. Taf. XL; Heibig Nr. 58.
125. Oberteil eines Torso mit Apollonkopf (Taf. 21).
H. 0,895 m» onne Kopf und Fufs 0,33 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt aus Marmor Kopf und Hals, r. Armansatz, Fufs (Bigio);
aus Gyps Oberteil der Schulterlocken.
Obere Hälfte eines unbekleideten Torso durch Aushöhlen
des Rückens zur Büste hergerichtet; 1. Schulter leicht erhoben;
jederseits zwei Schulterlocken und Armansatz. Darauf nach
der 1. Schulter gewendet eine moderne Copie vom Kopf des
Apoll vom Belvedere.
Der gering gearbeitete Torso stammt von einer Statue
des Dionysos, deren Typus am besten durch den Bacchus
Richelieu im Louvre (Fröhner Notice de la sculpt. ant.
Nr. 217) und eine Statue in Madrid (Hübner, Die ant. Bildw.
in M. S. 43 Nr. 18) vertreten ist. Mit letzterer stimmt der
Torso am vollkommensten überein. Vgl. Galleria lapidaria
Nr. 67 und Galleria delle statue Nr. 258.
War ehemals in der Sammlung Mattei; seit 1822 an
seinem Platz.
Monum. Matthaeiana II Taf. II 1 ; Nibby II Taf. VI 6; Gerhard-
Platner S. 91 Nr. 12; Amelung bei Arndt-Amelung Einzelaufnahmen,
Text zu Nr. 1142.
BBACCIO NÜOVO 126. 127. 151
126. Statue des Doryphoros des Polyklet (Taf. 19).
H. 2,n m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Oberlippe, Flicken an der Unterlippe u. der 1. Wange,
Kinn, r. Arm von der Mitte des Oberarms abwärts mit Stütze u. Hand,
1. Hand mit halbem Unterarm, Speer mit Stütze (Ansatz erh.), Unterteil des
r. Oberschenkels mit Knie, Oberteil des Stamms, Zehen des r. Fufses, die
des 1. z. T., Unterteil des Stamms mit gröfstem Teil der Basis. Ge-
brochen war der Kopf, der Körper über den Hüften, in der Höhe der
Schamhaare, 1. Bein im Oberschenkel zweimal, am Knie, in der Mitte des
Unterschenkels, am Knöchel zweimal, r. Unterschenkel unter der Stütze
u. über dem Knöchel.
Nackter aufrecht stehender Jüngling; r. Standbein; aufsen
daneben ein Stamm; 1. Fufs mit erhobener Ferse seitwärts
und zurückgesetzt. R. Arm abwärts; 1. Arm, rechtwinklig
gebogen, schultert einen Speer. Kopf nach der r. Schulter
gewendet und geneigt. Copie nach dem Doryphoros des
Polyklet. Die Arbeit war sorgfaltig, wie man aus der Um-
ränderung der Unterlippe und den Haaren am Hinterkopf
sieht, ist aber durch Verwaschung, Putzen und Überarbeiten
ganz unkenntlich geworden. Ehedem mit einem Diskos in
der R. ergänzt. Seit 1822 an ihrem Platz.
Pistolesi Taf. XXX 2; Clarac 862, 2195; Gerhard-Platner S. 91
Nr. 11; Michaelis Annal. d. J. 1878 S. 7 D; S. Reinach Repertoire de la
statuaire II S. 545 Nr. 10; Heibig Nr. 59.
Photographie Alinari 6561; Anderson 5321 (3); 4032 (Kopf);
Moscioni 2300; Rocca 845.
127. Kopf eines Dacers (Taf. 21).
H. 1,05 m, des Kopfes allein 0,60 m. Feinkörniger gelblicher Marmor mit
braunen Flecken.
Ergänzt 1. Braue mit Teil des Oberlides u. Auges, 1. Ohr und Bart
fast ganz, r. Ohr, grofse Flicken an dem senkrechten Bruch in Haaren
und Mütze, Spitze der Mütze, fast der ganze Hals mit Büste u. Fufs. Der
Vorderkopf war vom Hinterkopf, dieser über den Ohren quer durch ge-
brochen. Spuren von Wasser an r. Braue und Bart. L. Seite vollständig,
r. weniger stark überarbeitet.
Kopf geradeaus gerichtet. Vollbart; buschige Brauen;
nicht sehr langes Haar fast ganz von einer weichen Mütze
mit breiter, vorfallender Spitze oben bedeckt. Tiefliegende
Augen mit ernstem Ausdruck; breite Nase mit etwas ein-
gesunkenem Rücken; starke Backenknochen; breiter Mund.
152 BRACC10 NÜOVO 128. 129.
Nach Typus und Kopfbedeckung (pileus) ein vornehmer
Dacer (pileatus; vgl. Cichorius Die Reliefs der Trajans-
säule II S. 113). Helbig's Vermutung, der Kopf stelle einen
Parther dar, ist falsch.
Brauen plastisch; die decorative, sehr wirksame Arbeit
nur noch an der r. Seite erhalten (besonders am Auge). Hinten
ist der Marmor unmodelliert gelassen. Stand also gegen
eine Wand.
Gefunden wie Nr. 3 auf dem Forum des Trajan bei der
von der französischen Regierung geleiteten Ausgrabung. Seit
1822 an seinem Platz.
Pistolesi Taf. XXIX 1 ; Nibby II S. 104 Nr. 1 ; Gerhard-Platner
S. 91 Nr. 10; Brunn-Bruckmann 178; Heibig Nr. 60.
Photographic Anderson 1352 (2).
128. Ägyptisierende Büste. (Taf. 20).
H. ohne Fufs 0,52 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt aus Marmor: Nase, beide Brauen mit Oberlid, Mund» Kinn,
Ohren, Büstenfufs; aus Gyps: Ränder der Kopfbedeckung, Flicken im
Bruststück. Stark geputzt.
Jugendlicher Kopf mit ägyptischer Kopfbedeckung (Cal-
vatica; vgl. Wüscher -Becchi Bullettino comunale 1901
S. 112 ff.), dem durch die Ergänzung Ähnlichkeit mit An-
tinous verliehen ist. Augen waren eingesetzt. Oben auf
dem Schädel ein grofses Loch zur Einfügung der besonders
gearbeiteten Lotosblume. Steif geradeaus gerichtet. Modern
zur Büste gemacht. Stammt von einer stehenden Figur oder
auch von einer Sphinx.
Unbedeutende Arbeit hadrianischer Zeit. Steht seit 1822
an ihrem Platz.
Gerhard-Platner S. 91 Nr. 9.
129. Panzerstatue des Kaisers Domitian (Taf. 21).
H. 2,45 m. Marmor des Kopfes feinkörnig und hellgrau mit dunkleren
Streifen, der Körper feinkörnig und gelblich mit grauen Stellen.
Ergänzt Nasenspitze, Stück des Kinns, Rand des 1. Ohrs, Oberteil des
RUckens, beide Arme mit Händen und Attributen, 1. Schulter mit ganzem
Gewandbausch, Teil der 1. Flanke, der über den 1. Unterarm hängende Teil
des Mantels mit Stütze, r. Bein vom Gewand abwärts, 1. mit Gewand,
BBACCIO NÜOVO 129. 153
gröfstem Teil der Ledcrklappen des Panzers beinahe bis zur Hälfte, Stamm,
Basis. R. Schulter war zweimal gebrochen, dann der Leib von der
r. Hüfte zur I.Schulter. Die Relieffiguren des Panzers bestofscn.
Der Kaiser steht aufrecht mit 1. Standbein; r. Fufs mit
erhobener Ferse zur Seite und zurückgesetzt. An den Füfsen
calcei patricii oder senatorii (von Mau bei Pauly-Wissowa
Realencyklopädie III Sp. 1342 Z. 18 falschlich für antik
gehalten; vgl. Nr. 26). Neben dem 1. Bein Stamm als
Stütze. Kurze Tunica mit zu lang ergänzten Ärmeln; Panzer
mit Metall- und betroddeiten Lederklappen; vom Palu-
damentum ruht der eine Teil mit Knopf auf der 1. Schulter;
das Übrige ist von da quer über den Rücken um die r. Hüfte
genommen und über den 1. vorgestreckten Unterarm geworfen
(in der Hand die Weltkugel); r. Arm seitlich erhoben (in der
Hand Teil des Speerschaftes). Kopf mit Porträtzügen des
Domitian leicht nach der 1. Schulter gewendet. Reliefschmuck
am Panzer: auf der Achselklappe Blitz; auf der r. Hüfte
Eros mit erhobenem rechten Arm (war eine Peitsche gemalt?)
auf einem nach r. sprengenden Stier reitend; unter dem
Nabel 1. Nymphe mit dem r. Bein nach 1. knieend, den
Oberkörper geradeaus, den Kopf nach r. gewendet; Unter-
körper und Rücken vom Himation umhüllt, das beide ge-
senkte Arme halten und in dessen Bausch vor dem Schofs
Früchte liegen; r. Triton mit Steuerruder im gesenkten r. Arm
nach rechts schwimmend, umblickend; auf der 1. Hüfte
Delphin nach 1. Mit diesen Figuren werden die Elemente
der Erde und des Meeres, das Herrschgebiet des siegreichen
Kaisers, dargestellt, das Meer durch Triton und Delphin, die
Erde durch die Nymphe und den von Eros geleiteten Stier;
in diesem haben wir wohl nur ein Gegenstück zu dem
Delphin zu erkennen, das der Erde besonders charakteristische
Tier (vgl. Heibig Nr. 902), wenn wir nicht annehmen wollen,
dafs der Künstler an den Vegetationsgott Dionysos unter
dem Bilde des Stiers gedacht habe (s. Voigt bei Röscher
Mythol. Lex. I Sp. 1057 f.). Zu der Darstellung der Elementar-
götter am Panzer und ihrer Bedeutung an dieser Stelle
vgl. Nr. 14. Auf den sichtbaren Metallklappen Kopf eines
Löwengreifen und Gorgoneion.
Der hinten nicht ausgeführte Kopf ist eingesetzt und
154 BRACCIO NÜOVO 130.
kann zu der Statue gehören. Die Arme in der allgemeinen
Haltung richtig ergänzt. An dem Paludamentum Liegefalten.
Die Ausfuhrung effectvoll, aber äufserlich decorativ; im
Gewand gesuchte Motive. Die Formen des Körpers derb.
Eigentümlich die Beschränkung des Reliefschmucks auf den
Unterleib. Ehemals im Pal. Giustiniani. Von Pius VII. er-
worben und seit 1822 an ihrem Platz.
Galleria Giustiniana I Taf. XCVIII; Maffei-De Rossi Raccolta
di statue ant. Taf. LXXXIX; Montfaucon Antiquite expliquee Supl. IV
PI. IV; Win ekel mann Sämtl. Werke (Donaueschingen) VI S. 244 mit
Anm. 3 u. 4; Nibby II Taf. XXXVI; Clarac 974, 2502; Gerhard-Platner
S. 91 Nr. 8; Bernoulli Rom. Ikonographie II 2 S. 55 Nr. 1, S. 58 u. 59,
Taf. XIX; v. Rohden Bonner Studien S. 15: Heibig Nr. 61.
Photographie Alinari 6560 (2); Anderson 1367(2); Moscioni 2308;
1433; Rocca 809; 1967 (Kopf).
130. Römische männliche Porträtbüste (Taf. 20).
H. 0,815 m-> des Kopfes 0,27 m., der Büste (ohne Fufs) 0,37 m. Marmor des
Kopfes kleinkrystallinisch und gelblich, der Büste grofskrystallinisch und
hellgrau.
Ergänzt Nase, grofser Teil des r. Ohres, Rand des 1., Hals, r. Schulter,
Füfse. Braune Flecken an der 1. Braue, Wange und Mund. Gesicht ver-
waschen. Abgearbeitet die Seiten des Stücks mit dem Index täfeichen,
dessen r. untere Volute abgebrochen ist. In der Stütze der Büste hinten
moderne Eisenklammer.
Nabelbüste mit Tunica und Toga mit Contabulatio, an
der zwei Lagen deutlich sind. Darauf mit leichter Wendung
nach der r. Schulter der Kopf eines Mannes in den Dreifsigen;
kurzer Vollbart; lockiges, über der Mitte in zwei symmetrischen
Locken auseinander gekämmtes Haupthaar. Schmales Gesicht )
unbedeutender, trüber Ausdruck. Brauen durch Striche an-
gegeben; Augensterne und Pupillen eingegraben. Die Haare
nur vorne mittels des Bohrers ausgearbeitet.
Kopf und Büste gehören nicht zusammen. Der Kopf
aus der Zeit des Gallienus (vgl. Nr. 63 und Bernoulli Rom.
Ikonographie II 3 Taf. XLVIII).
Ehemals im Pal. Ruspoli; s. Nr. 11. Seit 1822 an seinem
Platz.
Pistolesi Taf. XXIX 2; Gerhard-Platner S. qof. Nr. 7.
BRACCIO NUOVO 131. 132. 1 55
131. Römische männliche Porträtbüste (Taf. 20).
H. ohne Fufs 0,59 m. Marmor des Kopfes grofskörnig und gelblich, der
der Büste etwas feinkörniger.
Ergänzt aus Gyps: Nase, untere Hälfte des Halsausschnitts, Nacken;
aus Marmor: Teil des Paludamentum unter dem Knopf, Büstenfufs mit
viereckigem Aufsatz. Der Kopf ganz verwaschen und bestofsen; die
Büste stark überarbeitet.
Gröfsere Oberarmbüste mit Tunica (Ärmel mit doppeltem
Längssaum) und befranstem Paludamentum mit Knopf auf
der r. Schulter. Darauf mit leichter Wendung nach der
r. Schulter ein unbärtiger Jünglingskopf, dessen Züge bei dem
schlechten Erhaltungszustand kaum noch zu erkennen sind;
nach den Haaren aus der ersten Kaiserzeit. Kopf und Büste
gehören nicht zusammen; ersterer zum Einsetzen in eine
Statue bestimmt; nach der Anspannung des r. Haismuskels
mufste er stärker nach der r. Schulter gedreht sein.
Auf dem Zwischenstück zwischen Fufs und Büste die
moderne Inschrift: OST«EFFOS- Ob beide Teile oder
*
welcher von beiden aus Ostia stammt, ist unbekannt. Seit
1822 an ihrem Platz.
Gerhard-Platner S. 90 Nr. 6.
132.- Statue des Hermes (Taf. 21).
H. 2,275 m. Marmor des Kopfes feinkörnig und gelblich, des Körpers
feinkörnig und weifs (pentelisch).
Ergänzt aus Marmor: Nase, Lippen, Flicken an der 1. Wange,
unterer Teil des Halses, oberer Teil der Chlamys mit Knopf, kleiner Finger
der r. Hand, Zehen beider FUfse, Teil des 1. Fufses innen, 1. u. r. Rand
der Basis; aus Gyps: Vorderteil des 1. Oberarms, 1. Unterarm, Goldfinger
der r. Hand, Teile am Rand der Chlamys, Teile an den Zehen, Rand des
]. Fufses aufsen, 1. Ferse innen; aus Holz: Caduceus. Am Rand der Chlamys,
wo Teile fehlen, und an der Stütze des 1. Fufses hinten kleine Löcher,
Spuren ehemaliger Ergänzungen. Die Überfläche des Körpers sehr ver-
waschen; schieferige Sprünge und Verletzungen (charakteristisch für
pentelischen Marmor). Der Kopf besser erhalten.
Der Gott steht aufrecht; r. Standbein; 1. Fufs mit er-
hobener Ferse zur Seite und zurückgesetzt. Neben dem
r. Bein ein Stamm als Stütze. R. Hand mit dem Daumen
nach oben und ausgestreckten Fingern auf die Hüfte gestützt;
1. Arm mit Kerykeion gesenkt (richtig ergänzt). Die Chlamys
I56 BRACCIO NUOVO 132.
mit umsäumtem Rand, auf der r. Schulter geknüpft, hängt
vorne und hinten lang herab; auf der 1. Schulter ist sie auf-
genommen. Unbärtiger Kopf mit kurzem Lockenhaar leicht
nach der r. Schulter gewendet und geneigt.
Kopf und Körper gehören nicht zusammen. Letzterer
ist bei der in der Mitte des 16. Jahrhunderts für den Cardinal
Ippolito d'Este in der Palästra der Villa des Hadrian bei
Tivoli ausgeführten Ausgrabung gefunden, und zwar wahrschein-
lich 1554 oder kurz vorher. Man hielt die Statue für Hadrian
und ergänzte sie mit einem modernen Kopf dieses Kaisers
und einer Weltkugel in der vorgestreckten L. In den von
Venturi Archivio storico deir arte italiana III S. 196fr.
publicierten Auszügen aus Rechnungsbüchern des Cardinais
ist am 10. September 1554 eine Summe verzeichnet »per
un modello d'una testa da farsi alla statua d'Adriano venuto
da Tivoli«, eine andere am 26. Oktober »per marmo per
far la testa alla sopta statua d'Adriano« (a. a. O. S. 197).
Es ist sehr wahrscheinlich, dafs beide Angaben sich auf die
fragliche Statue beziehen, da wir von keinem anderen Fund
einer kopflosen, für Hadrian erklärten Statue in jenen Jahren
Kunde haben. So ergänzt stand die Statue in dem Garten
des dem Cardinal, später dem Papst gehörigen Palastes auf
dem Quirinal — die Angabe bei De Cavalleriis »in
aedibus Farnesiis« ist falsch, vgl. Visconti-Guattani S. 61
Anm. — , bis sie auf Canova's Veranlassung in den Vatican
versetzt und mit dem bei den Ausgrabungen Pius VII. im
Colosseum gefundenen Kopf ergänzt wurde. So kam sie zu-
nächst in das Museo Chiaramonti. An ihrer Stelle stand
1822 bis 1829 (Pistolesi) eine Panzerstatue des Tiberius
(Clarac 924, 2353), deren heutiger Standort unbekannt ist
Der Körper geht auf ein Original des vierten Jahrh. v. Chr.
zurück, das augenscheinlich in Bronze ausgeführt war und
sich in Proportionen und Stellung noch ganz an den poly-
kletischen Kanon hielt. Sehr ähnliche Darstellungen des
Hermes finden sich auf Gemmen (Heibig am unten a. 0. und
Fröhner Coli. Tyszkiewicz Taf. XXXIII 3) und unter kleinen
Bronzen (S. Reinach Repertoire de la statuaire II S. 164fr.).
Vgl. auch Schreiber Die ant. Bildw. d. Villa Ludovisi
Nr. 28 (Reinach a. a. O. S. 166 Nr. 8) und 222. Die Aus-
BRACCIO NÜOVO 133. 157
fuhrung ist nur in grofsen Zügen gehalten. Der Kopf ist
eine gut gearbeitete Replik vom Kopfe des praxitelischen
Hermes von Andros (vgl. Belvedere Nr. 53).
P. Ligorio Trattato dell* antichitä di Tivoli S. 14; DeCavalleriis
Antiquae statuae urbis Romae (1585) I — II Taf. 41; Penna Viaggio pittorico
dclla Villa Adriana 111 Taf. XX VII; Fea Nuova dcscrizione S. 87; Visconti-
Guattani Taf. XXII; Pistolesi Taf. XXX 1 ; Clarac 663, 1535; Ger-
hard-Platner S. 90 Nr. 5; Winnefeld Die Villa des liadrian in Tivoli
S. 156; Amelung Florentiner Antiken S. 37; Klein Praxiteles S. 392
Anm., Nr. 1; Hei big Nr. 62.
Photographie Alinari 660S (2); Anderson 1407 (3); Rocca 852;
399 B (cab.).
133. Römische weibliche Porträtbüste mit Kopf
der Julia Domna (Taf. 20).
H. des Kopfes 0,30 m, der Büste (ohne Fufs) 0,33 m. Marmor des Kopfes
feinkrystallinisch und bläulich, der Büste feinkörnig und gelblich.
Ergänzt Nase, Teil der Unterlippe, 1. Seite des Kinns, r. Schulter
und halbe r. Brust, Büstenfufs mit Indextäfelchen. Abgebrochen war die
1. Schulter. Bestofsen die Falten auf der 1. Schulter und Brust. Büste
überarbeitet.
Weibliche antoninische Oberarmbüste mit gegürteter
Tunica und Mantel, der beide Schultern und Armansätze
bedeckt. Darauf mit leichter Wendung nach der r. Schulter
guter Porträtkopf der Julia Domna, kenntlich an der physio-
gnomischen Ähnlichkeit mit anderen Bildnissen dieser Kaiserin
(s. Bernoulli Rom. Ikonographie II 3 S. 39 ff. und bes.
Taf. XVI; man beachte die senkrechte Einsenkung in der
Mitte der Stirne und das zurücktretende Untergesicht) und
der Frisur; die Haare auf dem Oberkopf gescheitelt und in
dichter Masse künstlich gewellt über die Ohren abwärts
gelegt, hinten in einem grofsen, flachen Chignon aufgesteckt.
Brauen durch Striche angegeben; Augensterne und Pupillen
eingegraben.
Kopf und Büste gehören nicht zusammen (Schnitt;
Marmor verschieden). Die Büste von geringer Arbeit; der
Kopf sorgsam gearbeitet, aber unbedeutend.
Seit 1822 an ihrem Platz.
Gcrhard-PUtner S. 90 Nr. 4.
I58 BBACCIO NÜOVO 134- 135-
134. Römische männliche Porträtbüste (Taf. 20).
H. (ohne Fufs) 0,68 m. Ziemlich grofskrystallinischer weifser Marmor.
Ergänzt Nase, halbe r. Braue mit Teil der Stirn, Ränder beider
Ohren, Flicken rings um den Hals, Teil des Knopfes, viele Flicken an der
Büste, grofses Stück in der Mitte unten mit Teil der Rückenstutze, Büsten-
fufs mit viereckigem Aufsatz. Bestofsen am r. Auge, Oberlippe und Kinn.
Stark tiberarbeitet der Hals.
Antoninische Panzerbüste mit dem auf der r. Schulter
geknöpften Paludamentum. Darauf mit ganz leichter Wendung
nach der r. Schulter ein bartloser Jünglingskopf mit vollem,
in die Stirne gekämmten, schlichten Haupthaar; breites
Gesicht; starke Unterlippe; ernster Ausdruck. Augensterne
und Pupillen eingegraben; das Gesicht war geglättet; die
Haare sind rauh gelassen. Einfache Durchschnittsarbeit.
Kopf und Büste können nach Marmor, Erhaltung, Arbeit und
Büstenform zusammengehören. Der Kopf aus der Zeit des
Geta (vgl. Bernoulli Rom. Ikonographie II 3 Taf. XXII).
Bis 1856 wenigstens (Indicazione antiquaria) stand
hier eine Büste aus porta santa und verde antico mit einem
dem Vespasian ähnlichen Kopfe (Gerhard-Platner S. 30
Nr. 3).
135. Hermenfigur des Zenon von Aphrodisias
(Taf. 21).
H. 1,81 m. Marmor des Kopfes feinkörnig und gelblich, der Herme fein-
körnig und hellgrau mit dunkleren Adern.
Ergänzt aus Marmor: Nase, Teil der Oberlippe, Unterlippe, Kinn,
Hals mit Locken, r. Schulter mit Knopf, Flicken im Gewand, 1. untere Ecke
des Hermenschaftes (war 1666 noch vorhanden); aus Gyps: r. Arm mit
Stütze. Oberfläche sehr verwaschen; eine starke, jetzt vortretende Ader
läuft quer über das ganze Gewand. Viele Sprünge und Verletzungen.
Auf dem vorne mit Inschrift versehenen Schaft ein
männlicher Oberkörper; r. Arm hängt herab (richtig erg.);
1. Unterarm unter der umsäumten Chlamys erhoben, die die
geballte Hand aufrafft; Rand d. Chi. umsäumt. Jünglings-
kopf mit langen, auf der Stirn symmetrisch geordneten
Locken geradeaus gerichtet; Augensterne und Pupillen ein-
gegraben. Der Kopf von ganz elender Arbeit und ausdrucks-
los; nicht viel besser die Arbeit der Herme.
BRACCIO NÜOVO 135. I 59
Die Inschrift ist 1666 von Francesco Tolomei (s. CIL VI
S. LX Nr. LXXXII) abgeschrieben worden, als sie noch
besser erhalten war (cod. Sen. VIII 2, 407). Über weitere Ab-
schriften siehe Kaibel Nr. 1627, der die Inschrift nach Tolomei
publiciert. Zu seinem Text sind folgende Bemerkungen zu
machen: 3. nach HAIAI ist noch ein Buchstabenrest, augen-
scheinlich eines U) (die erste Rundung und Ansatz der
zweiten deutlich; diese mufs verkümmert gewesen sein, da
für eine der ersten entsprechende Rundung kein Platz ist),
sodafs trotz der metrischen Ungeheuerlichkeit iraio(<p zu
lesen ist (vgl. V. 1); 4. für TAC ist kein Raum; 6. sicher
KAYM6NH zu lesen, da das Y bis auf die r. schräge Hasta
erhalten ist und €1 den leeren Raum nicht füllen würde;
7. der senkrechte Strich nach KYKAA mufs auf einem Irrtum
des Steinmetzen beruhen, da im Anfang von 8 (Zeile des
Marmors) deutlich TTTAKI zu lesen ist; 9. der Schlufs bleibt
unsicher; zu lesen ist heute TOCYriA'. Es ergibt sich also
folgender Text:
9[sotc] Kfaxa/ftoviou]
1 Haxplc ipoi Zr^vam fiaxapxa'xr) lax' 'Acppoöiaia?*
iroXXA hi aaxsa tci[<jxoc] IjxaTai xe^vaiat 8ieXfta>[v]
xal xeüjoc Z^vam v£[q>] irpoxeövnjxoxt iraioup
xujißov xal ottjX>]v xal e?xov[a]c aöxos e^Xu^Ja,
5 [x]ai<nv ipat? iraXa'fjLaiai [x]exvaaad|Aevos xXüx[6v] ep7o[v],
[ev]da cpiXß aXöx<p KXo[fis]vTß xal iraiol [<p]iXota[t]
[x]sö£a ^[a]©o[v] Zffias [ixejcov xuxXa(i ) £^xaxt 8exa.
ivOa'oe vüv [xst][iS(J&a aXaXot, [^u^as] ^saavxec
x[at irais xal] aXo^o; xal effä) ]xoc 6Tra[px«>v].
Zu der Herme vgl. Nr. 65 und 67 A. Der Typus wird
für Hermes erfunden worden sein; Verstorbene in der Gestalt
des Hermes darzustellen, kam im Altertum häufig vor. Nach
dem Stil der Sculptur und den Buchstabenformen aus dem
2. Jahrhundert n. Chr.
Über die Bildhauerschule von Aphrodisias s. Löwy In-
schriften griech. Bildhauer S. 257fr.
Die Herme stand mindestens seit 1655 (Documenti
ined. dei musei d Italia IV S. 6: un termine con manto
con un braccio nudo) mit einem andern Kopf ergänzt
IÖO BRACCIO NUOVO 136.
(Winckelmann) in Villa Montalto (Peretti, Negroni, Massimi);
von dort kam sie in den achziger Jahren des 18. Jahrh. in
den Besitz des englischen Kunsthändlers Jenkins (Winckel-
mann Sämmtliche Werke, Donaueschingen, XII S. 281),
dann ohne Kopf (Massimi a. unten a. O. Anm.) in den Besitz
des Vatican, wo sie ihren heutigen Kopf erhielt und zunächst
»a destra della porta per la quäle dalla biblioteca si ascende
al Museo Pio-Clementino« (Nibby), also augenscheinlich in
der Galleria lapidaria aufgestellt wurde; seit 1822 an ihrem
jetzigen Platz.
Winckelmann Geschichte der Kunst XI 3 § 26; Dcrs. Vorlauf.
Abhandl. von d. Kunst d. Zeichn. d. alten Völker § 195; Visconti Opere
varie I S. 92 fr.; Massimi Notizie istoriche della Villa Massimi S. 181;
Visconti Museo Pio-Clementino VII S. 96; Nibby Giornale arcadico I
S. 161; Pistolesi Taf. Vi; Gerhard-Platner S 90 Nr. 2.
136. Römische männliche Porträtbüste (Taf. 20).
H. des Ganzen 0,705 m., des Kopfes 0,24 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt Unterteil des Halses, Büste mit Fufs. L. Ohr sehr bestofsen.
Vollkommen und stark überarbeitet das Gesicht.
Auf der modernen Büste mit Tunica und Toga gerade-
aus gerichtet der Kopf eines bartlosen alten Mannes mit
eingesunkenen Wangen, schmalen Lippen, verdriefslichem
Ausdruck, nach vorn gekämmten, wenig gelockten, vollen
Haaren, nach denen der Kopf aus der letzten Zeit der Re-
publik oder der ersten Kaiserzeit stammen mufs. Das Ge-
sicht sehr ausdrucksvoll; wieviel aber davon dem ehemaligen
Zustand entspricht, ist bei der Überarbeitung des Gesichtes
nicht auszumachen.
Gerhard-Platner S. 90 Nr. 1.
Galleria lapidaria.
Der Corridor zwischen den Appartamenti Borgia und
dem Palazzetto del Belvedere, jetzt Galleria lapidaria und
Museo Chiaramonti umfassend, wurde von Bramante unter
Julius II. erbaut. Clemens XIV. begann eine Inschriftensamm-
lung in dem nach dem Palazzetto zu gelegenen Teile unter-
zubringen. Pius VI. und VII. vermehrten sie beträchtlich;
letzterer liefs sie in die heutige Galleria lapidaria überführen
und diesen Teil von dem Museo Chiaramonti durch ein
Eisengitter trennen. Die Einrichtung war 1810 beendigt.
Sickler-Reinhart Almanach aus Rom 1810 S. 291 ff.; Pistolesi
III S. 113; Gerhard-Platner S. 2$ff.
In dieser Beschreibung sind von den Inschriftensteinen
nur solche berücksichtigt, die mit einer ornamentalen oder
figürlichen Darstellung geschmückt oder mit einer der fort-
laufenden Nummern versehen sind; aufserdem die vor den
Wänden aufgestellten Sarkophage und Skulpturen. Je nach
der Bedeutung des Monuments ist die Beschreibung aus-
führlich oder ganz summarisch. Sie beginnt, der Numerierung
der Wände und Monumente folgend, an dem Eingang von
den Appartamenti Borgia her.
Die Grabaufsätze sind abweichend von der im Corpus
inscriptionum latinarum durchgeführten Benennung (cippus)
mit ihrem inschriftlich bezeugten Namen Ära bezeichnet
worden (De Ruggiero Dizionario epigrafico I S. 602, 3), und
zwar die gewöhnlichen als »Grabara«, die mit einer Höhlung
zur Aufnahme der Aschenreste versehenen als »Cinerar-
Ara«. Die Litteraturangaben des CIL und Kaibel's in den
Inscriptiones graecae Italiae et Siciliae sind nicht wiederholt,
die Verzierung der Arae mit Kanne 1. und Schale r. ist, weil
stereotyp wiederkehrend, nicht verzeichnet worden. Auf den
Tafeln sind nur die bedeutenderen Stücke abgebildet.
Vatican Katalog I* 1 1
Abteilung I.
i. Weibliche Gewandstatue (Taf. 22).
H. 1,97 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt aus Gyps: Oberkopf, Haare der r. Kopfseite, Nasenspitze,
Hals, Teile der Falten, bes. im Rücken; aus Marmor: r. Unterarm mit Hand
u. Schale, 1. Unterarm mit Gewand und ganzem Füllhorn, Flicken in den
Falten, Basis.
Unterkörper mehrfach gebrochen. Nabelpartie überarbeitet.
L. Standbein. R. Fufs mit leicht erhobener Ferse und
auswärts gedrehter Spitze zur Seite und zurückgesetzt. Auf-
rechte Haltung. Schuhe; Chiton; das Himation liegt mit einem
Teil auf der 1. Schulter und Oberarm, ist um den Rücken ge-
zogen, unter der r. Achsel vorgenommen, über die Brüste mit
einem Überschlag gelegt, unter dem vor der r. Brust ein Teil
nach oben vorgezogen ist, und wieder über 1. Schulter und Arm
geworfen, dessen Ellenbogen einen Teil mit Bausch an die
Hüfte drückt. L. Unterarm vorgestreckt; mit Füllhorn er-
gänzt; r. Arm in ähnlicher Haltung mit Schale (der Unterarm
stärker gehoben). Kopf leicht nach der 1. Schulter geneigt.
Haare oben gescheitelt, unter einem umschliefsenden Bande
durchgezogen, über den Ohren in starker Masse zurückge-
nommen; hinten Schopf.
Kopf und Körper gehören nicht zusammen, da der
erstere im Verhältnis zu klein und der Marmor etwas ver-
schieden ist. Der Kopf giebt einen weiblichen Idealtypus
des 4. Jahrh. v. Chr. wieder, dessen Augenbildung derjenigen
entspricht, die für Werke aus dem Kreise des Skopas charak-
teristisch ist. Geringe Arbeit.
Der Körper ist in zwei Stücken gearbeitet; die Fuge
unterhalb des Nabels. Er zeigt einen besonders im praxi-
GALLERIA LAPIDARIA ib. 2. 163
telischen Kreise üblichen Typus der Gewandanordnung, der
mit Vorliebe für Darstellungen der Persephone verwendet
wurde (vgl. Amelung Basis des Praxiteles aus Mantinea
S. 5off.). Danach ist wahrscheinlich in der L. ein Straufs
von Mohn und Ähren, in der R. die lange Fackel zu ergänzen.
Geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 32 Nr. 1.
ib. Fragment eines Gesimses.
H. 0,25 m. L. 0,68 m. T. 0,27 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Vielfach bestofsen. R. und 1. glatte Ans chlufs fläche.
Starke Platte, deren Kyma vorne abgeschlagen ist, ge-
tragen von zwei Consolen mit Stützblatt von Akanthus, Volute
vorn, halben Palmetten an den Seiten; ein Kyma läuft oben
um die Consolen und an der Fläche zwischen ihnen. An der
Unterseite der Platte zwischen den Consolen tiefe Cassette
mit fünfblättriger Blüthe.
Derbe Arbeit der späteren Kaiserzeit.
2. Weibliche Gewandfigur (Taf. 22).
H. 1,97 m- Marmor des Kopfes feinkörnig und gelblich, des Körpers grofs-
körnig und gelblich.
Ergänzt Nase, StUck des Kinns, Rand des Gewandes am Halse,
r. Hand mit Teil des Unterarmes, die drei ausgestreckten Finger der 1. Hand,
Stück an dem Gewandzipfel neben dem 1. Knie, Basis.
Der Hals war in fünf Stücke zersprungen. Stark geputzt.
Aufrechte Haltung. R. Standbein. L. Fufs mit erhobener
Ferse und auswärts gedrehter Spitze zur Seite und etwas
zurückgesetzt. Sandalen; Chiton; das Himation liegt mit einem
Teil auf der 1. Schulter, ist um Rücken, r. Seite mit Arm
gezogen und über 1. Schulter und Arm zurückgeworfen.
L. Arm gesenkt; die Hand hält den Rand des Himation
aufgenommen; Daumen, Zeige- und Mittelfinger ausgestreckt,
die beiden andern eingebogen. Der r. Arm ist gebeugt,
straff vom Himation umzogen; Unterarm und Hand mit nach
vorne geöffneter Handfläche erhoben. Der Kopf wendet sich
nach der r. Schulter. Brauen durch Striche angegeben,
Augensterne und Pupillen eingegraben. Der Kopf ein-
gesetzt; er kann, wie unten gezeigt wird, nicht zur
ii*
164 GALLERIA LA PI DA RIA 2.
Figur gehören. Die Frisur identisch mit der der Julia
Domna (s. Braccio nuovo Nr. 133), der auch die Züge
ähnlich sind. Ganz schlechte Arbeit. Der Körper gibt in
geringer Arbeit einen weitverbreiteten Demeter-Typus wieder
von dem ein besonders gut erhaltenes Exemplar mit Straufs
von Mohn und Ähren in der L. und der langen Fackel in
der R. aus Tunis bei O verbeck Kunstmythologie II 4
S. 465fr. Nr. 17, Taf. XIV Nr. 23 (=S. Reinach Repertoire
de la statuaire II S. 243 Nr. 8) publiciert ist; das Himation
über den Kopf gelegt; der Kopf auch dort römisches Porträt.
Weitere Repliken sind:
1. Clarac 415, 718 (Coli. Torlonia).
2. Clarac 426, 763 (Dresden).
3. Clarac 944, 2417 (München, Glyptothek Nr. 233).
4. Clarac 979, 2518 (Villa Borghese).
5. S. Reinach a. a. O. II S. 240 Nr. 1 (Louvre Nr. 1139).
6. S. Reinach II S. 241 Nr. 9 (Coli. Torlonia).
7. S. Reinach II S. 241 Nr. 10 (Florenz; = Arndt-
Arn elung Einzelaufnahmen Nr. 294).
8. Unpubliciert, in der Durchfahrt zum Museo nazionale
romano delle Terme.
9. Gauckler Musöe de Cherchel PI. XVII 3 (nach Pe-
tersen befinden sich noch mehrere unpublicierte
Exemplare des Typus in den nord-africanischen
Museen, die meisten mit dem Straufs in der L.).
Bei allen ist oder war das Himation über den nach
der 1. Schulter gewendeten Kopf gezogen. Für das gleiche
Motiv an dieser Replik sprechen die Faltenreste auf der
r. Schulter, wie überhaupt die Ergänzung des oberen
Randes des Himation. Der Kopf gehört also augenschein-
lich nicht zur Figur. Der ursprüngliche Kopf des Typus
unbekannt; an den Repliken entweder ergänzte Köpfe oder
Porträts. Zweifelhaft ist, ob die Fackel überall vorhanden
war; der Copist konnte, wenn der Kopf Porträt war, ebenso
wie hier der Ergänzer, der R. den Gestus der Adoration
geben.
Ohne Fackel, aber mit dem Straufs verwendet für
die Figur der Maria in der Scene der Verkündigung in
einer Miniaturmalerei des 9. Jahrhunderts n. Chr. (M. G.
GALLERIA LAPIDABIA 3. 3 a. 4. 165
Zimmermann Kunstgeschichte des Altert, und des Mittel-
alters S. 377 Abb. 297 u. S. 380). Das Original mufs in
der früh-hellenistischen Zeit entstanden sein.
Gefunden bei Monte di Pietä.
Gerhard-Platner S. 38 Nr. 244.
3. Cinerar-Ara.
Eine Höhlung der Oberfläche, die jedenfalls zur Bergung der Aschen-
reste bestimmt war, ist mit Kalk ausgefüllt.
An der r. Seite Schale, an der 1. Kanne mit Epheuranke
als Ornament.
CIL VI 1911.
Darauf stand bis wenigstens 1834 die Statue Museo
Chiaramonti Nr. 357 (Gerhard-Platner S. 32 Nr. 2), und
bis 1902 das Unterteil einer weiblichen Gewandfigur, jetzt
hierselbst Nr. 45.
3a. Fragment eines Grabreliefs.
H. 0,30 m., Br. 0,22 m. Grofskrystallinischer grauer Marmor.
Erhalten die 1. obere Ecke. Breite Randleiste, auf der
oben der Beginn der Inschrift steht: D • M • SCELES. In
dem wenig vertieften Feld in Flachrelief der Oberkörper
einer jupiterartigen Gestalt nach r. gewandt; ein Mantel von
der r. Hüfte zur 1. Schulter; 1. Arm mit Scepter erhoben;
r. Arm gesenkt (Unterarm fehlt fast ganz).
Schlechte Arbeit des 2. Jahrh. n. Chr.
Wurde 1902 aus den vaticanischen Magazinen hierher
gebracht und eingemauert.
4. Cinerar-Ara.
H. 0,60 m., Br. 0,40 m., T. 0,35 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Vielfach beschädigt.
Vorderseite: r. u. 1. je eine Säule mit spiralförmigen
Canelluren. Daneben Waffengehänge. In der Mitte unten
auf Basis zwei nach aufsen sitzende Greife mit erhobener
Tatze und umgewandtem Kopf. Darüber Vertiefung für An-
bringung der Inschrift; in ihrer Mitte tiefes Loch (Bestimmung
l66 GALLERIA LAPIDARIA 4 a. 5.
unklar; vgl. Nr. 8). Nebenseiten: hinten je ein Pilaster mit
Rankenornament; Klammerspur oben. Oberfläche: vier-
eckige Vertiefung, mit Gyps gefüllt.
Zwei Grabinschriften mit Kranz verziert.
4a. Grabinschrift der Aelia Auxanusa.
An allen vier Seiten von je einer breiten, aus Wein-
blättern gewundenen Guirlande umrahmt; die Blätter liegen
von der Ecke nach der Mitte der Seite zu gerichtet; wo sie
sich treffen, an der unteren Seite eine palmettenartige Figur,
an der oberen Seite eine phantastische Maske. An der
ringum laufenden Randleiste r., 1. und oben Reste von Blatt-
ornamenten. Arbeit des 2. — 3. Jahrh. n. Chr.
Im 16. Jahrhundert in einem Garten nahe dem Campo
santo.
CIL VI 10852.
5. Sarkophag mit Darstellungen des Adonis-
Mythus.
H. 0,51-0,53 m., L. 2,13 m., T. 0,58 m. Grofskry stall inischcr hellgrauer
Marmor.
Vorderseite von links nach rechts: Venus und Adonis
sitzend, Hund liegend, Amor, Diana, junger Jäger stehend, alle
vor einem Vorhang; bärtiger Jäger, Hund, Adonis mit Pferd
stehend ; Thorpfeiler; zwei bärtige Jäger mit Hund stehendjunger
Jäger den Adonis haltend, der vorne liegt, anspringender
Hund, Eber aus der Felsenhöhle ragend, darüber drei junge
Jäger stehend, Baum, rechts Bärtiger ausweichend. Neben-
seiten: sitzende Greife.
Ausfuhrliche Beschreibung bei Robert a. unten a. O.
Arbeit des 2. Jahrh. n. Chr.
Ehemals in Villa Giustiniani. Wahrscheinlich von dort
durch Pius VII. erworben.
Welckcr Annali delF Istituto 1833 S. 155 Nr. 5; Gerhard-Platner
S. 32 Nr. 5; Engel Kypros S. 629 Nr. 5 = Nr. 6; De Witte Annali d.
Ist. 1S45 S. 402 Nr. 2; Petersen Annali d. Ist. 1S62 S. 161 E; Hirzel Annali
GALLEBIA LAPIDARIA 5 a.b. C. 6. 6a. 7. 167
d. Ist. 1864 S. 68 f. Nr. 1 (E = M) Tav. DE Nr. 1; Kalkmann Archäolo-
gische Zeitung 1883 S. in A. 18; Robert Die antiken Sarkophagreliefs III
S. ißf. Nr. 12 Taf. II Fig. 12, 12a und b.
Darunter: 5a.b. Zwei sehr fragmentierte korinthische
Pilastercapitäle.
5c. Fragment vom Sarkophagdeckel eines
Igorios.
H. 0,40 m., L. 0,685 m' Grofskrystallinischer hellgrauer Marmor.
In der Mitte die umrahmte Inschriftplatte. R. davon:
Baum, Hirt, von vorn gesehen, mit Exomis, Fell um die
Schultern, Stiefeln, einen Becher in der R. (fehlen Kopf, 1. Arm,
r. Unterschenkel bis auf Ansatz des Fufses), dann Schaf nach
r. (fehlen Kopf, r. Vorderbein bis auf Fufs); im Hintergrund
ein Bein einer zweiten Figur. Links von der Inschrift un-
deutlicher Rest. Aus dem 3.-4. Jahrh. n. Chr.
Kaibel 1663.
Verschiedene Reste von Grabinschriften, umgeben
von dicken Kränzen.
6. Grabara des 2exovvdo$.
Oben i. d. Mitte Brustbild des Verstorbenen: Knabe in
Tunica und Toga mit Contabulatio. Aus dem 3. Jahrh. n. Chr.
Gefunden in einer Vigna vor Porta S. Giovanni.
Kaibel 1996.
6a. Vorderseite der Grabara eines Iucundus
Aug. Lib. Augustianus.
Oben Aetom mit Blumenornament und Voluten. Anfang
des 1. Jahrh. n. Chr.
CIL vi 19746.
Abteilung IL
7. Cinerar-Ara des P. Livius Larensis
Pontif. minor.
Stammt aus den Orti Giustiniani.
CIL VI 2126; über den Verstorbenen s. Dessau Prosopographia imp.
rom. II S. 290 Nr. 207.
l68 GALLBBIA LAP1DARIA 8. 8a. 9.
Darauf stand bis wenigstens 1834 die Statue Museo
Chiaramonti Nr. 355 (Gerhard-Platner S. 38 Nr. 243), bis
1902 der Torso einer weiblichen Gewandfigur, der jetzt in's
Magazin versetzt worden ist*).
8. Cinerar-Ara einer Herennuleia.
H. 0,56 m., Br. 0,46 m., T. 0,34 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt grosse Teile der Säulen, 1. obere Ecke vorne, r. Ecke hinten,
die unterste Partie in Höhe von 3—5 cm., runde Scheibe in der Mitte der
Inschrifttafel.
Vorderseite: r. u. 1. je eine Säule mit gewundenen
Canelluren; r. u. 1. von der Inschrifttafel Lorbeerguirlande;
oben Adler, unten Eber zwischen drei Hunden (sehr frag-
mentiert). Neben seiten: je ein Dreifufs mit Rabe oben
darauf; an den hinteren Ecken Pilaster mit Ornament. In
der Mitte der Inschrifttafel war wohl ein Loch, wie bei Nr. 4.
Aus dem 1. Jahrh. n. Chr.
CIL vi 19351-
Einige Grabsteine mit Kranz oben.
8a. Grabstein des [Aujrelius Magnus.
H. 0,20 m., Br. 0,42 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
In der Mitte Bruch von oben nach unten.
Unter der Inschrift beschädigtes Relief von zwei kämpfen-
den Hähnen. Aus dem 3. — 4. Jahrh. n. Chr.
»Extra urbem per duo milia passuum a latere S. Pauli
in quadam domo« (Cod. Redianus).
CIL vi 13144-
9. Römischer Sarkophag mit Tritonen und
Nereiden (Taf. 24).
H. 0,50 m., L. 1,99 m., T. 0,64 m. Grofskrystallinischer hellgrauer Marmor
Aufs er Kleinigkeiten fehlen: der Kopf der mittelsten Nereide vorne,
die Gesichter der beiden äufsersten Nereiden und des letzten Triton rechts,
•) Diese Versetzung ist vorgenommen worden, nachdem unsre Tafel 32
schon hergestellt war, auf der der Torso oben in der Mitte abgebildet ist.
Wir geben deshalb hier eine kurze Beschreibung: H. 1,19 m. Feinkörniger
gelblicher Marmor. Erhalten vom Hals bis in die Mitte des r. Unterschenkels.
In der Mitte der Oberschenkel quer durchgebrochen. Aufrechte Haltung.
L. Standbein. R. Knie gebeugt. Peplos an der r. Kürpeiseite offen. Mäfsige
Copic nach einem Original aus der Zeit der Karyatiden vom Erechtheion,
GALLERIA LAPIDARIA 9 a.b. 10. 1 1. 1 1 a. 169
der r. Unterarm mit Hand der zweiten Nereide von links. Rauhung und Stifte
zur Ergänzung (wohl in Gyps) vorhanden. Ergänzt aus Gyps Stück über
der mittelsten Nereide und dem zweiten Triton von links. Ein Stück zwischen
diesen Stellen mit den Oberkörpern der Figuren war ausgebrochen. Ab-
aufstach in der Mitte der Rückseite unten.
Vorderseite: über Wellen mit Delphinen zwei Züge
von jugendlichen Tritonen mit Nereiden auf den Fisch-
schwänzen, 1. drei nach 1., r. zwei nach r. In ihren Armen
Ruder; nur der zweite v. 1. hält ein Hörn (?). Die Nereiden
bis auf die zweite von links z. T. mit Gewand bedeckt.
Hochrelief. Nebenseiten: sitzende Greife in Flachrelief;
oben je eine Klammerspur.
Gute ruhige Composition. Sorgfaltige Arbeit des 2.
Jahrh. n. Chr.
Gerhard-Platner S. 38 Nr. 241.
Darunter: 9 a.b. Zwei Fragmente von korinthischen
Pilaster-Capitälen (Taf. 24). L. in der Volute ein
Kinderkopf im Profil nach aufsen. R. ein Adler in der
Mitte.
10. Grabara einer Articuleia Athenais.
CIL VI 12470.
Verschiedene Grabsteine mit unbedeutenden Skulptur-
Resten.
Abteilung III.
11. Grabara des Rustius Philetus.
Im Aetom ein Kranz.
CIL VI 25627.
na. Fragment des Grabsteins eines Aurelius
Vitorinus, eques singularis (Taf. 23).
H. und Br. 0,475 m. Grofskörniger grauer Marmor.
Über der Inschrift Rest eines Reliefs: R. ein Eber aus
einer Höhle nach 1.; ihm entgegen ein Hund; 1. Reste von
Pferdebeinen; oben Fufsspitze des Reiters.
CIL VI 3236.
I70 GALLERIA LAPIDARIA 1 1 b.
11b. Votivrelief eines M. Quartinius M. F. Sa-
bin us (Taf. 23).
H. 0,50 m., Br. 0,68 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt die 1. obere Ecke mit dem Saturn von den Knicen aufwärts
und r. Schulter und Arm des Mars. Teil des oberen Randes verschmiert.
Der Inschriftsockel überarbeitet und die Inschrift erneut (s. unten). Be-
schädigungen s. in der Beschreibung.
Über dem Sockel mit der Weihinschrift fünf Götterfiguren
in vertieftem Felde neben einander stehend; Hochrelief.
Auf dem oberen Leisten z. T. stark verstümmelte Inschriften
zur Bezeichnung der einzelnen Götter. Von 1. nach r.: 1.
bärtiger Mann, nackend bis auf Stiefel an den Füfsen (diese
allein antik); r. Standbein; 1. Arm gesenkt; R. hält vor dem
Leib eine kurzstielige Sense; (moderne) Inschrift darüber:
SATVRNO. 2. Krieger in Panzer, Beinschienen; r. Stand-
bein; Mantel auf der 1. Schulter, dann um 1. Unterarm
geschlungen; die gesenkte L. hält den Schild, die erhobene
R. (fehlt jetzt) den Speer (obere Hälfte fehlt); Kopf
fehlt; von der Inschrift nur ein M auf dem ergänzten Stück,
nach der Absicht des Ergänzers in MARTI zu vervoll-
ständigen. 3. Bärtiger Mann; r. Standbein; Mantel um 1.
Schulter und Arm, Rücken und Unterkörper gelegt; in der
gesenkten L. der Blitz, in der erhobenen R. (fehlt jetzt) das
z. T. fehlende Scepter; Inschrift: 10 VI. 4. Mercurius kennt-
lich am Caduceus in der gesenkten L. und dem Beutel in der
ges. R.; r. Standbein; Chlamys auf der r. Schulter geknöpft,
dann um den 1. Unterarm geschlungen; Kopf fehlt: Inschrift:
MERCVRIO. 5. Hercules, kenntlich an Fell auf dem 1.
Unterarm, Äpfeln auf der vorgestreckten L., Keule, von der
gesenkten R. gehalten und ruhend auf einem Stierschädel;
r. Standbein; bärtig; Inschrift: HERCVLI.
Von dem Stein sind im codex Pighianus (f. 9b und 340b;
Jahn Ber. d. sächs. Ges. d. Wiss. 1868 S. 190 Nr. 74) und
Coburgensis (172; Matz Ber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1871
S. 56) Zeichnungen aus der Zeit vor der Ergänzung erhalten,
denen zufolge 1. eine stehende Diana dargestellt war (s. die
Stiefel an den erhaltenen Füfsen), die in der L. den Bogen hielt,
mit der R. nach dem Köcher griff; darüber die Inschrift
ARDVINNE (s. über diese der Diana entsprechende Göttin
GALLERIA LAPIDABIA HC 171
des Ardennenwaldes Ihm bei Pauly-Wissowa Real-Ency-
klopädie IL Sp. 616); über dem Mars stand die Inschrift
CAMVLO (s. über diesen dem Mars entsprechenden kelti-
schen, wie es scheint, hauptsächlich im Lande der Remi
verehrten Gott Ihm a. a. O. III Sp. 1450). Der Stein taucht
zuerst auf in der Sammlung Colocci. Die Ergänzung, der
eine mutwillige Zerstörung vorhergegangen sein mufs, ist im
17. Jahrhundert vorgenommen worden; damals hat man auch
die Weihinschrift erneut (s. Bouchard Barberinius XXX
182 f. in). Sie lautet: M. Quartinius M. f. cives Sabinus
Remus [d. h. cives Remus, Sabinus ist Cognomen] mil(es)
coh(ortis) VII pr(aetoriae) Antonian(a)e p(iae) v(indicis) vis(u).
Arbeit ans der Zeit des Caracalla.
Eine Weihung desselben Mannes an die dii patrienses
wurde auf dem Esquilin gefunden (CIL VI 32574); dorther
stammt wahrscheinlich auch unser Relief.
Nibby III Taf. Ib; CIL VI 46 (vgl. Hübner Excmpla scripturae
Nr. 490).
iic. Grabstein des T. Tertinius Marcianus,
eques singularis (Taf. 23).
H. 1,10 m., Br. 0,6 1 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Oben beschädigt.
Unten in vertieftem rechteckigen Feld Hochrelief: der
Verstorbene in der Mitte von vorne sichtbar, stehend (r. Stand-
bein) mit Paludamentum (auf der r. Schulter geknöpft), den
Kopf wendend nach zwei von der R. gehaltenen, nach r.
stehenden, mit befransten Satteldecken belegten Pferden; r.
der Puer stehend (r. Standbein), mit kurzer gegürteter Tunica,
mit der R. ein hinter ihm nach 1. stehendes Pferd haltend.
Auf der Leiste darüber Inschrift des Verstorbenen. R. u. 1.
je eine korinthische Säule mit gewundenen Canelluren; darüber
Halbmasken (die r. fehlt ganz). Zwischen ihnen in vertieftem
Aetom Hochrelief: der Verstorbene auf Sopha nach 1. liegend,
davor kleiner dreibeiniger Tisch mit Speisen. L. nach r.
stehend der Puer, dann grofse Kanne; r. grofser Korb; vgl.
Museo Chiaramonti Nr. 69, wo auf einer Darstellung schmau-
sender Knaben solch ein Korb wiederkehrt; damit und durch
die grofse Verschiedenheit der Körbe auf den Grabsteinen
der eq. sing, erledigt sich die auch von Cavedoni (Bull. d. I.
172 GALLERIA LAP1DARIA 1 1 d. 12.
1851 S. 77) schon bestrittene Hypothese Brunn's (bei
Henzen Annali d. I. 1850 S. 50), dafs sie die Cista mystica
aus dem Culte der Bellona wiedergäben; vgl. darüber, dafs
diese Göttin von den eq. sing, wahrscheinlich nicht verehrt
wurde, Müller im Philologus 1881 S. 267fr. Durch die An-
zahl der Pferde im unteren Relief ist die Charge des Ver-
storbenen als Decurio angegeben.
Gefunden 1762 zusammen mit Nr. ud, 137I und einer
jetzt im Pal. Rondanini befindlichen Grabschrift (CIL VI
3205) beim zweiten Meilenstein der Via Labicana jenseits
der Brücke bei Tor Pignattara. Vgl. hierselbst Nr. 137 a— p.
CIL VI 3290.
ud. Grabstein des T. Aur. Vitellianus, eques
singularis (Taf^ 23).
H. 1,17 m., Br. 0,68 m. Feinkörniger weifser Marmor mit grauen Stellen.
Links oben beschädigt
Auf dem Sockel in rechteckiger Vertiefung Flachrelief:
Puer nach r. stehend mit kurzer Tunica, vorgesetztem 1. Fufs
und in der vorgestreckten R. die ringförmig aufgerollte Leine
des r. stehenden, nach r. gewandten Pferdes mit befranster
Satteldecke und erhobenem 1. Vorderbein. Darüber die um-
rahmte Inschriftplatte, flankiert von zwei korinthischen Säulen
mit gewundenen Canelluren. Darüber in Flachrelief zwei
schwebende Genien, einen Kranz haltend, zwischen zwei
Pilastern. Oben zwei Halbmasken an den Ecken; dazwischen
im Aetom Flachrelief: der Verstorbene auf dem Sopha nach
1. liegend mit Schale und Kranz in den Händen; davor ein
dreibeiniger kleiner Tisch mit Speisen; 1. der Puer nach r.
stehend mit Guirlande in der erhobenen L., r. Korb.
Vgl. hierselbst Nr. 137 a— p; dies Exemplar stimmt in
den Reliefs und Ornamenten vollkommen überein mit Nr. 137 a
Fundort s. bei Nr. 1 1 c.
CiL vi 3239.
12. Sarkophag mit Grazien und Genien
(Taf. 24).
H. 0,63 m., L. 2,15 m , T. 0,62 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt aus Gyps das Tuch der Grazien. Unbedeutende Ver-
letzungen.
GALLERIA LAPIDAEIA I2a. b. C. d. e. I73
Vorderseite: in der Mitte in rechteckigem vertieften
Feld auf hoher Basis mit eingezogener Mitte die Gruppe der
drei Grazien (Typus von Siena); die Linke hält in der R.
einen Apfel, die beiden andern legen die seitlich ausge-
streckten Hände in einander; am Boden jederseits ein hohes
schlankes Gefafs. R. und 1. von dem Relief in profilierter
Umrahmung zweifach gewellte Riefelung. An den Enden auf
einer der anderen gleichen Basis je ein Genius in Kindesalter
nach aufeen schreitend mit umgewandtem Kopf, die Fackel mit
beiden Händen vor dem Leibe haltend (Phosphoros und
Hesperos oder decorative Verdoppelung des Todesgenius?).
Nebenseiten: eingeritzte Zeichnung von je zwei ge-
kreuzten sechseckigen Schilden mit einfacher Ornamen-
tierung und zwei Speeren.
Arbeit des 2. Jahrh. n. Chr.
Gerhard-Platner S. 32 Nr. 7.
Darunter: 12 a. b. Zwei Fragmente von orna-
mentierten Pilastern mit Weinrebe (Taf. 24).
12 c. Grabinschrift der Domitia L. F. Maxima
und des L. Domitius L. F.
Die Fläche leicht gewölbt. Rand mit Kyma verziert.
Gefunden Ende des 15. Jahrhunderts auf dem Campus
Martius. Stammt von einem Rundgrab des 1. Jahrh. n. Chr.
CIL VI 3542.
i2d. Grabinschrift des Prätor Cassius Agrip-
pinus, mit erhobenen Buchstaben.
Rand der Tabula ansata mit Eierstab verziert. Die in
die Fläche einspringenden spitzen Winkel mit je einem
Akanthusblatt ausgefüllt.
CIL VI 1372.
12c Platte mit Darstellung eines Sackes
und einer Kelle in Hochrelief.
H 0,55 m., Br. 0,52 m. Grobkörniger gelblicher Marmor.
Die Kelle r. vom Sack, senkrecht mit dem Stiel nach
oben. Der Sack scheint in einem kugelförmigen Gefäfs zu
174 GALLERIA LAPIDABIA 13. 14. 14a«!).
stecken; wenigstens ist die Rundung unter dem Ring ganz
glatt, während darüber der faltige Stoff des Sackes deutlich
wiedergegeben ist. Oben ist der Sack zugeschnürt. Auf
der glatten Rundung die Inschrift (u Jahrh* n. Chr.):
VIATÖR
AD
AERARIVM
Die Viatoren am Staatsschatz gehörten zu den Subaltern-
beamten (Kubitschek bei Pauly-Wissowa Real-Encyklo-
pädie I Sp. 671 Z. 51).
Von Ficoroni 1734 bei dem Rundtempel am Tiber
unter einer Masse von Marmorsteinen gefunden. Dann im
Pal. Capponi.
Pistolesi III Tav. XLVII, III; CIL VI 1932.
13. Grabara einer Atinia Bule.
Im Aetom ein Kranz.
CIL VI 12672.
Abteilung IV.
14. Cinerar-Ara des Q. Pomptinus Apollonius.
R. Schale, 1. reichverzierte Kanne.
CIL VI 24683.
14a. Grabinschrift des Cn, Turpilius
Aphrodisius.
Oben Aetom mit Voluten und Pflanzenornament (1. Jahrh.
n. Chr.).
CIL vi 27777.
14b. Architrav vom Grabe einer Herennia
Tertulla.
H. 0,30 m.f L. 0,61 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Rechts Ecke, links unvollständig. Oben abwechselnd
Akanthus und schmale Blätter nach oben gerichtet; dann
Kyma von kleinen Blättern; dann Epistyl mit Inschrift auf
GALLERIA LAPIDABIA 14c. 15. I75
dem oberen Streifen. Hinter dem letzten A eine unregel-
mäfsige Vertiefung. Aus dem i.— 2. Jahrtun. Chr.
Gefunden im 18. Jahrh. auf dem Gut Salone (Bahnlinie
Rom-Tivoli).
CIL VI 19338.
14c. Vorderseite der Grabara eines Q. Marcius
Iulius Heracia.
H. 1,57 m., Br. 0,68 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Rand oben beschädigt.
Über der Inschrift das bärtige Brustbild des Verstorbenen
(1. Jahrh. n. Chr.).
Gefunden Ende des 18. Jahrh. in einer Vigna nahe dem
Kloster S. Sebastiano.
Fea Antologia Romana t. 20; CIL VI 22073.
15. Sarkophag mit Amor und Psyche,
Mänade und Satyr. (Taf. 24).
H. 0,63 m., L. 1,99 m., T. 1,62 m. Grofskrystallinischer wcifser Marmor.
Vielfach beschädigt. Abflufslöcher vorne und hinten neben der für
den Kopf bestimmten Erhöhung, am Fufsende in der Mitte unten, in der
Rückseite oben 1.
Vorderseite: in der Mitte in vertieftem rechteckigen
Feld auf Basis mit oben und unten vortretendem Profil Gruppe
von Amor und Psyche; Amor links mit vorgesetztem 1. Fufs,
umfafst mit derR. das Kinn der Psyche; diese im gegürteten
Chiton, der von der 1. Schulter gleitet, mit Schmetterlings-
flügeln, Melonenfrisur, steht mit gekreuzten Beinen, legt die
L. an den Leib Amors; neben diesem aufsen am Boden
stehend sein Köcher (? Über die sepulcrale Bedeutung der
Gruppe vgl. zuletzt Petersen Rom. Mitteil. 1901 S. 92f.).
R. und 1., mit Profil oben und unten, zweifach gewellte
Riefelung. An der r. Ecke auf Basis wie vorher nach 1.
tanzende Mänade, 1. Bein vorgesetzt, mit gegürtetem Peplos,
und wehendem, von den Händen gefafsten Mäntelchen
(1. Arm fehlt ganz). L. Ecke: auf gleicher Basis nach r.
tanzender Satyr; r. Fufs vorangesetzt (1. Unterschenkel fehlt,
1. Fufs fast ganz); Kopf zurückgewendet nach dem auf dem
I76 GALLERIA LAPIDARIA I5a.t>. 16. l6a. 17. 17 a.
r. Arm sitzenden Bacchusknaben; auf der 1. Schulter Fell und
Schlauch (?) vom Arm gehalten.
Nebenseiten: sitzende Greife; je zwei Klammerspuren.
Arbeit des 2. oder 3. Jahrh. n. Chr.
Gerhard-Platner S. 38 Nr. 238.
Darunter: 15a. b. Zwei Fragmente von orna-
mentierten Pfeilern mit Weinrebe (Taf. 24).
16. Cinerar-Ara des Q. Propertius Secundus.
CIL VI 25090.
16a. Vorderseite der Grabara des Cn. Turpilius
Hilarus und der Turpilia Gemina.
H. 1,48 m., Br. 0,89 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ränder oben beschädigt.
Über der umrahmten Inschrift r. und 1. von einer stili-
sierten Blüthe je ein sitzender Sperber einander zugewandt in
Relief; an den Seiten Voluten, in jeder eine schräg einwärts
gewandte Medusenmaske.
Gute Zeit.
CIL vi 27783.
Abteilung V.
17. Grabara des Q. Dasumius Agathopus.
Kranz im Aetom.
CIL VI 16745.
17a. Vorderseite der Grabara eines L. Plotius
Anthus.
H. 0,50 m., Br. 0,30 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Oben Relief: umgestürzter Fruchtkorb und Vogel.
Gefunden 1748 in Vigna Antoniniana vor Porta Latina.
CIL VI 24302.
GALLERIA LAP1DARIA f]b. l8. \JJ
17b. Fragment vom Grabrelief der Acilia P. F.
Magnilla und des M. Cocceius Attilianus.
H. 0,33 m., Br. 0,57 m. Grofskrystallinischer hellgrauer Marmor.
Unten vorspringende profilierte Basis mit Inschrift. Dar-
über vom Relief erhalten : 1. vier beschuhte Füfse, r. ein Rest,
vielleicht von einer grofsen Ochsenklaue.
CiL vi 10527.
18. Sarkophag mit Meerkentauren, Nereiden
und Eroten (Taf. 24).
H. 0,50 m., L. 1,93 m., T. 0,535 m» Grofskrystallinischer gelblicher Marmor.
Sehr viele starke Beschädigungen. Abflufslöcher an der Vorder-
seite unten in der Mitte, r. und l.t an der r. Nebenseite unten, hinten r.
unten. Auf der Innenfläche der Rückseite ist mit schwarzer Farbe aufge-
schrieben: N. 741.
Vorderseite mit Hochrelief: unten naturalistisch aus-
geführte Wellen; darüber wird in der Mitte ein runder Schild
mit Gorgoneion von zwei einander zugewandten bärtigen
Meerkentauren mit beiden Händen gehalten (der 1. trägt
kurzen, der r. langen Bart); darunter zwei mit den nach
oben gerichteten Schwänzen verknotete Delphine. Die Köpfe
der Kentauren umgewandt nach der auf ihrem Rücken sitzen-
den Nereide mit Kestos und Gewand, das auf dem vorderen
Oberschenkel aufliegt und sich über dem Kopf von beiden
Händen gehalten bläht. Beiderseits werden zwischen den
Köpfen die Reste eines Eroten sichtbar; der r. hielt
ein Tänie; die Köpfe der Nereiden umgewandt nach
den Gruppen an den Ecken, je einem nach aufsen ge-
richteten Meerkentauren mit Nereide auf dem Rücken; der
Kentaur trägt um die Schultern ein Fell mit Früchten im
Bausch; Kopf umgewandt; Nereide mit Kestos vom Rücken
sichtbar, das Gewand ums Gesäfs geschlungen, oben von
der einen Hand gefafst segelartig wehend; die andre Hand
aufgestützt; Kopf dem Kentauren zugewendet; auf den em-
porgeringelten Schwanzflossen der Kentauren je ein Erot
sitzend, der 1, die Lyra spielend, der rechte ursprünglich die
Querflöte oder Syrinx blasend; die Gesichter nach aufsen
gewendet (zu dem ersteren vgl. Furtwängler Antike Gem-
Vatican. Katalog I. 12
I7& GALLERIA LAPJDARIA l8a. b. C. d. e.
men Taf. XXVII 6 u. dens. Beschreibung der geschn. Steine
im Antiquarium [Berlin] Nr. 1576 u. 11257). Nebenseiten:
je ein Erot, 1. auf einem Meergreifen, r. auf einem Meerrofs
reitend in Flachrelief; 1. eine Klammerspuroben, r. zwei.
Gute Komposition, geschickte Arbeit, wohl noch des
1. Jahrh. n. Chr.
Gerhard-Platncr S. 32 Nr. 10.
Darunter: 18a. b. Zwei Fragmente von Pilaster-
capitälen (Taf. 24).
18c. Fragment vom Sarkophag einer Sellia
Celerina.
H. 0,33 in., Br. 0,29 m. Grofskrystallinischer hellgrauer Marmor.
Oben Rand (beschädigt). Darunter runder Schild ge-
halten von vier Händen von Genien (oben Flügelreste). Dar-
auf Inschrift (3. Jahrh. n. Chr.).
CIL VI 26140.
i8d. Inschrift über die Erneuerung einer
Aedicula.
H. 0,43 m., Br. 0,915 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Unten jederseits ein Erot mit Pedum stehend, eine grofse
Fruchtguirlande tragend (fehlt teilweise). Darüber umrahmt
die fragmentierte Inschrift. (Der Rahmen ist unten gerundet).
Stammt aus dem Jahre 156 n. Chr. Gefunden ca. 1540
auf dem Caelius in der Station der V. Cohorte der Vigiles.
CiL VI 222.
i8e. Fragment eines Sarkophages.
H. 0,36 m., Br. 0,95 m. Grofskrystallinischer hellgrauer Marmor.
Rand oben erhalten. Rechts Rest von Inschrift. Links
davon bärtiges Brustbild von vorne gesehen, bekleidet mit
Tunica und Toga mit Contabulatio (Brauen, Augensterne und
Pupillen angegeben); die R. liegt vor der Brust, die L. hält
eine Rolle seitlich erhoben; jederseits schlägt ein umblicken-
der Erot einen Vorhang zurück. Links ein Diener an zwei
Fässern beschäftigt. Flachrelief. Arbeit des 4. Jahrh. n. Chr.
Gerhard-Piatner S. 31 Nr. 4.
GALLERIA LAPIDARIA 19. 19a. 20. 20 A. \J9
19. Cinerar-Ara eines Aelius Patrius.
H. 0,74 id., Br. 0,40 mM T. 0,31 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt die ganze 1. obere Ecke der eigentlichen Ära und der obere
Teil der r. Nebenseite hinten. Der Aufsatz nicht zugehörig, da Mafsc und
Marmor nicht genau stimmen und r. ein Klammerloch fehlt, das dem in
der Ära entsprechen nrüfste.
Vorderseite: unten r. und- 1. von einem Candelaber,
ihm zugewandt, je eine sitzende Sphinx; darüber die Inschrift
in besonderem Feld; an den Ecken auf Untersatz — daran
in Flachrelief vorn je eine Pansmaske, aufsen je eine Syrinx
— je ein Adler; oben jederseits ein Erot mit grofser Frucht-
guirlande; in der Mitte statt der ergänzten Eule eher ein
Adler vorauszusetzen. Nebenseiten glatt; an der r. oben
ein Klammerloch Arbeit des i. Jahrh. n. Chr.
Am Aufsatz vorne: r. und 1. von einem grofsen Kantharos,
ihm zugewandt, je eine Sphinx; an den Ecken Palmetten.
CIL VI 34249.
19a. Fragment einer Grabinschrift mit Relief.
H. 0,435 m-> Br. 0,60 m. Grofskrystallinischer weifser Marmor.
Unten Flachrelief (nur der obere Teil erhalten): Knabe
mit Peitsche in kleinem Wagen mit Pferd nach r. fahrend.
Darüber die Inschrift, die die Mahnung enthält, die Gebeine
ungestört ruhen zu lassen. Arbeit des 3. Jahrh. n. Chr.
Gefunden 1761 in der nächsten Umgebung Roms (Pa-
ciaudi Mon. Peloponn. I. S. 203).
CIL VI 29947.
Abteilung VI.
20. Grabara der Manneia Primiila.
CIL VI 22010.
20a. Vorderseite der Aschenurne eines L. Iulius
Heuretus.
H. 0,19 m., Br. 0,26 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
12*
l8o GALLEBIA LAPJDAE1A 2ob. C. d. e.
Unten Brustbild in Muschel; r. und 1. je ein Delphin. An
den Ecken je ein Trapezophor (Löwengreif). Aus dem
i. Jahrh. n. Chr.
CIL vi 20072.
20b. Grabplatte einer Coelia Elpis.
H. 0,62 ra., Br. 0,31 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Rechts fehlt ein Stück. Oben schräger Bruch. Unten ein rundes Loch.
Unten Blätterkelch. Darüber Lorbeerguirlande um
Schale. Dann Inschrift. Oben Kranz; r. und 1. Blüthen. Aus
dem 1. — 2. Jahrh. n. Chr.
CIL VI 15977.
20c. Fragment vom Sarkophag eines
M. Annaeus Saturninus Clodianus Aelianus.
H. 0,25 m., Br. 0,53 m. Grobkörniger weifser Marmor.
Rand oben bis auf kleine Beschädigungen erhalten. Die
Inschrift (liniert) auf rechteckigem Feld; r. Rest eines jagen-
den Eroten mit Mantel und Speer nach r.; 1. Flügelspitze.
Ende des 2. oder Anfang des 3. Jahrh. n. Chr.
CIL VI 1337; Klebs Prosopographia imp. rom. I S. 58 Nr. 456.
2od. Fragment eines Votivsteines.
H. 0,26 m., Br. 0,13 m. Feinkörniger. weifser Marmor.
Unten zwei nach oben gerichtete Fufssohlen in ganz
flachem Relief (die 1. nur halb erhalten). Oben Rest der
Inschrift.
CIL VI Add. 31080.
20e. Fragment von dem Grabstein eines
Ti. Iulius Gratus.
H. 0,21 m., Br. 0,20 m. Feinkörniger weifser Marmor mit grauen Adern.
Rechts und oben Rand erhalten. Unten umrahmte In-
schrift. Darüber Relief: Auf einem Sopha liegt ein Mann in
Tunica und Toga (fehlen Gesicht und Füfse); in der L.
GALLERIA LAPJDARIA 20f 21. l8l
Trinkgefäfs. Auf seiner Schulter ein Vogel, der augenschein-
lich etwas unter der Toga sucht. Aus dem i. — 2. Jahrh.
n. Chr.
Gefunden 1766.
CIL VI 20038.
2of. Grabplatte einer Iulia Agele resinaria.
H. 0,32 m., Br. 0,49 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Unten Inschrifttafel. Darüber Unterteil eines Reliefs:
Rechts eine auf einem grofsen Stuhl sitzende Figur, deren
Gewand die Beine frei lässt; die Füfse auf einem Schemel;
in der Mitte auf kleinerem Stuhl nach r. sitzende Frau; links
Geräth (vielleicht kleiner Herd auf drei kurzen Beinen mit
flachem Gefäfs zum Kochen des Harzes f). Die auf dem
niedrigen Stuhl Sitzende ist trotz ihrer Kleinheit wohl die
Verstorbene, und das Relief sollte sie in ihrer Thätigkeit
als resinaria darstellen. Aus* dem 1. — 2. Jahrh. n. Chr.
CIL 9835.
21. Sarkophag mit Darstellung von Wagen-
rennen (Taf. 24).
H. 0,50 m., L. 1,83 m., T. 0,51 m. Grofskörniger hellgrauer Marmor.
Sehr viele starke Verletzungen (s. Beschreibung). Abflufsloch an der
1. Nebenseite unten.
Vorderseite mit Hochrelief: 1. im Grunde Meta mit drei
Kegeln, dann Gebäude mit korinthischen Säulen und spitzem
Dach; davor Zweigespann nach r. (es fehlen dem Lenker r.
Arm, r. Bein, Gesicht; Teile der Zügel; dem r. Pferd Schwanz
u. die r. Beine; Teil des Rades); unter den Pferden am Boden
nach r. mit dem Gesicht nach unten ein spartor; hinter dem
Gespann ein Reiter (desultor?) nach r., die R. (fehlt) rück-
wärts erhoben und nach dem Lenker umblickend; weiter im
Grunde auf zwei korinthischen Säulen Gebälk mit sieben
Delphinen (fehlen z. T.), dann Obelisk; davor zweites Zwei-
gespann nach r. (es fehlen dem Lenker r. erhobener Arm, r.
Bein, 1. Hand; Teil der Zügel u. des Wagens; dem r. Pferd
Schnauze, Schwanz, die r. Beine, Teil der anderen Beine);
unter den Pferden am Boden nach r. ein spartor, das Gesicht
erhoben, die R. auf den Boden gestützt (Arm fehlt), mit der
l82 GALLERIA LAPIDARIA 21.
L. (fehlt) ein hohes, schlankes, umflochtenes Gefafs haltend (s.
Heibig I S. S03); hinter dem Gespann ein Reiter nach r. (ihm
fehlt der r. Arm, dem Pferd die Schnauze), nach dem Lenker
umblickend; weiter im Hintergrund Statue einer Victoria nach
r., auf einer Säule stehend zu denken; vorne stürzendes
Zweigespann nach r., der Lenker oben kopfüber fallend
(es fehlen dem Lenker r. Unterschenkel, r. Arm; Teile des
Rades; dem Pferd r. Hinterbein und Knie des r. Vorder-
beins); von r. tritt ein spartor helfend hinzu (fehlt r. Unter-
schenkel, 1. Arm, Teile des Gesichts): hinten Reiter nach
r., umblickend, die R. auf den Kopf legend (fehlt der r.
Unterarm); weiter im Hintergrund auf zwei korinthischen
Säulen Gebälk mit Eiern (sichtbar vier), Ädicula mit
korinthischen Säulen, Meta mit drei Kegeln (die beiden
links sehr beschädigt); davor Zweigespann nach r. (es fehlen
dem Lenker r. Arm [war rückwärts ausgestreckt], 1. Unter-
arm, Teile des Gesichtes; Teile der Zügel und des Rades;
dem r. Pferde Kopf und die r. Beine, dem 1. Pferd die
Schnauze); unter den Pferden eine nach 1. gelagerte, männ-
liche, nur mit dem Himation bekleidete Idealgestalt, einen
Zweig in dem aufgestützten 1. Arm, die Haare nach hinten
genommen und aufgebunden (fehlt das Gesicht); hinter dem
Gespann ein Reiter nach r. mit rückwärts ausgestrecktem r.
Arm (fehlt jetzt fast ganz; ebenso sein Gesicht und Kopf
des Pferdes).
Die Wagenlenker haben alle das übliche Costüm und
Helm. Auf dem Rücken des zweiten und dritten bemerkt
man einen kleinen Gewandbausch, der gebildet wurde, um
das Gewand vorne recht fest anzuziehn (s. Homolle Monu-
ments et m^moires publ. par l'acad. des inscr. et belles-lettres
IV S. 18); das Gleiche sehen wir an verschiedenen Stellen
auf den Reliefs der Trajanssäule bei Soldaten, die mit Rudern
und Strafsenbau beschäftigt sind (Cichorius Die Rel. d. Tr.
Taf. 25, 26, 58—61, 67, 71; IIS. 157; IIIS. 107 f. C. glaubt,
dafs dadurch die Leute als Flottensoldaten bezeichnet wären),
einmal auch bei der Darstellung eines Opfers (Taf. 76, 77).
Die spartores und von den Reitern der zweite sind eben-
so wie die Lenker mehrfach umgürtet; sonst tragen alle die
kurze Tunica; an dem ersten spartor deutlich hohe Stiefel
GALLERIA LAPIDAR1A 21 a. b. 2 2. 2 2a. 23. 1 83
mit Riemenverschnürung. Die Pferde haben aufgebundene
Schwänze. Über die Gebäude und Monumente im Hinter-
grund, d. h. auf der spina s. zuletzt Hülsen bei Pauly-
Wissowa Real - Encyklopädie III Sp. 2579.
Die gelagerte Idealfigur r. ist eine Personification des
Circus (vgl. Baumeister Denkmäler d. klass. Altert. S. I298f-
und Steuding bei Röscher Mythol. Lexikon II Sp. 2132); nach
Analogie mit anderen Darstellungen wird das Gesicht auch
hier unbärtig gewesen sein.
Nebenseiten: Links Reiter in kurzer Tunica nach r.
sprengend mit rückwärts ausgestreckter R.; am Boden eine
Hacke. Rechts Reiter in kurzer Tunica mit Kranz in der er-
hobenen R. nach 1. reitend. Flachrelief.
Nibby III Taf. XXVII; Gerhard-Platncr S. 38 Nr. 235.
Darunter: r. 21a. Ein fragmentiertes korinthisches
Capital (Oberteil erhalten); 1. 21 b. Ein Composit-Capitäl;
beide von Pfeilern (Taf. 24).
22. Altar des Juppiter, geweiht von T. Caesernius
Statius Quinctius Macedo Quinctianus cos. (2. Jahrh.
n. Chr.).
CIL XIV 2253; Klebs Prosopographia imp. rom. I S. 266 Nr. 144.
22a. Fragment eines Grabsteins.
H. 0,20 m., L. 0,49 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Links fragmentierte Inschrift. Rechts Flachrelief: grofse
Amphora mit Früchten; die Henkel jederseits gefafst von
einem lagernden Knaben mit Mantel und Pedum (von dem
R. nur r. Unterarm und Beine erhalten). Sehr schlecht. Aus
dem 4. Jahrh. n. Chr.
CIL vi 30553,1.
Abteilung VII.
23. Fragment eines Architravs.
H. 0,53 m., L. 0,65 m., T. 0,52 m. Ziemlich grofskrystallinischer grauer
Marmor.
An dem oberen Teil in Hochrelief Rankenwerk von
Akanthus; darin r. ein Löwe nach r., 1. Putto, unten in
Blätter ausgehend, die R. erhoben, in der L. eine Schachtel.
184 GALLERIA LAPIDABIA 24. 24a.
R. gebrochen; 1. entweder auch Bruch oder Gehrungs-
schnitt (uncontro liierbar, da eingemauert). Schlecht erhalten.
Von demselben Architrav stammen Gall. lapidaria Nr. 82
und Museo Chiaramonti Nr. 297 a.
Späte rohe Arbeit.
24. Kleiner Springbrunnen.
H. 0,12 m. Untere Br. 0,60 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt fast alle Ecken» Kanten und die Masken fast ganz.
Der Grundrifs bildet ein längliches Achteck. Über
einem glatten Sockel und vorspringender Leiste an den
durch Leisten getrennten aufsteigenden Flächen abwechselnd
Treppen und je eine Flufsgott-Maske. In der Mitte der um-
ränderten Oberfläche rauhes Rund mit fünf Löchern für die
Leitung; ein gerade nach unten gebohrtes in der Mitte, die
vier sternförmig darum liegenden schräg nach aufsen gebohrt
An Stelle des Rundes war eine Erhebung, wohl in Form
eines Gefafses (vgl. hierselbst Nr. 58a); durch das Loch in
der Mitte stieg das Wasser nach oben, durch die vier andern
flofs es zu den Masken ab, die ursprünglich als Wasserspeier
dienten.
Gerhard-Platner S. 36 Nr. 139.
24a. Grabstein einer Procope mit Beschwörung.
H. 0,28 m., Br. 0,30 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Bruch von oben nach unten.
In Flachrelief zwei emporgestreckte, mit den Daumen
einander zu, mit dem Handteller nach aufsen gewendete
Unterarme. Die ganze übrige Fläche von der Inschrift einge-
nommen: Procope manus lebo contra deum qui me inno-
centem sustulit, quae v[i]xit ann[is] XX. Pos[uit] Proclus.
Über das Symbol der Hände, die flehend zu den
Göttern erhoben sind, um einen Feind abzuwehren oder
Rache gegen ihn zu beschwören, wie hier, s. zuletzt Wilhelm
Jahreshefte des österr. archäol. Instit. 1901 Beiblatt S. iöfT.;
andere Beispiele bei Hicks Journal of hell, studies XII S.
229f. (Grabstelen aus Kilikien) und Cumont Revue de Vitr
GALLERIA LAPIDARIA 24b. C. d. e. 185
struct. publ. en Belgique 1898 S. 3 mit Tafel (Grabstein eines
röm. Soldaten aus dem Orient). Aus dem 2. — 3. Jahrh. n. Chr.
Sickler-Reinhart Almanach aus Rom 1810 S. 293 f.; CIL VI 25075;
Cozza-Luzi Dissertazioni della pootif. accad. rom. di archeol. 1894
S. 91 ff. Taf. II.
24b. Fragment von dem Sarkophag einer
Eraclia.
H. 0,21 m., Br. 0,30 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Rand oben erhalten. Runder Schild mit Inschrift des
Namens gehalten von zwei Eroten (vom R. nur die Hände,
vom L. der Oberkörper erhalten). Aus dem 3. — 4. Jahrh. n. Chr.
Gefunden in einer Vigna bei dem Kloster S. Sebastiano
an der Via Appia (Fea Antologia Romana 1794 S. 92 und
179).
CIL VI 19293.
24c. Kleine weibliche Grab-Herme mit
Warnungs-Inschrift.
H. 0,35 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Nase fehlt.
Kopf geradeaus gerichtet. Ausdrucksloses Gesicht.
Haare zurückgestrichen. Gewand über den Kopf und um die
Brust gelegt. An dem Hermenschaft vorne die Inschrift:
Quisquis hoc sustuler[it] aut iusserit, ultimus suorum moriatur.
Aus dem 2. Jahrh. n. Chr.
CIL VI 29946.
24a. Fragment eines einfach profilierten
Epistyls mit Inschrift.
H. 0,27 m.t L. 3,04 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben geflickt. Mittendurch gebrochen.
Die Inschrift: m cum praediolo in quo et taberna et
HORTÜLUM MACERIA CINCTTJM SI QÜIS VENDIDER1T AUT O Steht auf
dem Geison. Aus dem 1.— 2. Jahrh. n. Chr.
CIL VI 29964.
24c Grabstein eines A. Considius Hermes.
H. 0,86 m., Br. 1,57 m. Grofskrystallinischer grauer Marmor.
Ein Bruch quer; ein andrer senkrecht bis zu dem horizontalen, setzt
sich nach unten als Sprung fort.
l86 GALLEBIA LAP1DAR1A 25.
Runde flache Vertiefung; darin über einem Akanthuskelch
zwei einander zugekehrte Brustbilder, das 1. bekleidet mit
Tunica und Toga, das r. mit Tunica und Paludamentum (auf
der r. Schulter geknüpft); das 1. mit längerem, das r. mit
kurzem Vollbart; Brauen, Augensterne und Pupillen einge-
graben. Aus dem 3. Jahrh. n. Chr.
Kann trotz der Inschrift (A. Cons. H. vivus fecit sibi hoc
sarchofagum) nicht zu einem Sarkophag gehört haben. Die
Zweizahl der Büsten könnte sich dadurch erklären, dafs
Vater und Sohn dargestellt sind, der eine in bürgerlicher
(Toga), der andere in militärischer Tracht.
Man vergleiche einen christlichen Sarkophag in Arles
(E. Le Blant Gazette arch^ologique 1878 S. 1 PI. I und Les
sarcofages chr&iens d' Arles S. 38 PI. XXIII; Bazin Arles
gallo-romain S. 119 Nr. 17), dessen Vorderseite durch Säulen
und Bogen in vier Teile geteilt ist; 1. und r. je ein Dioskur,
der 1. unbärtig, lockig, der r. bärtig mit schlichtem Haar,
beide mit Porträtköpfen; in den beiden mittleren Nischen
je ein Ehepaar; der Mann trägt jedesmal einen dem benach-
barten Dioskuren gleichenden Porträtkopf, und zwar ist der
1. unbärtige bekleidet mit Schuhen, Hosen, kurzer Tunica und
Paludamentum, der r. bärtige mit Schuhen, langer Tunica
und Toga. Die beiden Porträts können natürlich nicht die
gleiche Persönlichkeit darstellen — am naheliegendsten ist,
wegen ihrer Wiederholung bei den Dioskuren daran zu denken,
es seien zwei Brüder gemeint — ; der Sarkophag hat aber
seiner Gröfse nach nur einen Toten beherbergen können.
Das Motiv, eine Büste auf einen Akanthus- Kelch zu
setzen, stammt vielleicht schon aus hellenistischer Zeit
(Schreiber Alexandr. Toreutik, Abh. d. sächs. Ges. d. Wiss.
1894 S. 453).
CIL VI 16067.
25. Fragment einer Statuette des über Waffen
sitzenden Hercules (Taf. 24).
H. 0,47 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Abgebrochen die 1. Vorderecke der Basis und das Oberteil der
Rüstung an derselben Seite. Von der Figur nur das Gesäfs mit Teil der
Oberschenkel und das Vorderteil des 1. Fufses erhalten.
GALLERIA LAPIDARIA 25 a. 1 87
Der Heros safs aufrecht mit angezogenem 1. Bein auf
einem Sitz, um den Waffen gelagert sind : auf seiner 1. Seite
ein Panzer ohne, auf seiner r. einer mit Cingulum; der 1. Fufs
tritt auf einen Helm; 1. von diesem und halb von ihm ver-
deckt ein Schwert; zwischen dem Helm und zweiten Panzer
ein länglicher Schild mit eingebogenen Seiten und ein runder.
An der nicht ausgeführten Rückseite zwei Schilde angedeutet.
Über Sitz und Waffen ist das Löwenfell gelegt, sein Kopf
über den ersten Panzer; eine Tatze hängt neben ihm herab;
eine andere war über den rechten Oberschenkel gelegt
Flüchtige, einfache Ausführung.
Die Statuette giebt einen Typus wieder, der noch durch
drei andere Statuetten, durch eines der trajanischen Rund-
reliefs am Bogen des Konstantin und römische Medaillons be-
kannt ist. Demnach fafste die R. die auf den entsprechenden
Panzer gestützte Keule, die seitlich vorgestreckte L. ein Attri-
but, am wahrscheinlichsten ein Akrostolion. An dem Original
scheint hinter dieser Hand, wohl auf dem Panzer, eine
schwebende Victoria angebracht gewesen zu sein. Der Kopf
ist auf dem Relief und den Medaillons jugendlich und mit
einer Tänie geschmückt, an einer der Statuetten bärtig
(Petersen a. unten a. O. Fig. 2).
Das Original war augenscheinlich eine unter Trajan
dem Hercules Invictus gesetzte Votivstatuette. Die Waffen er-
innern an die römische Sitte, dafs siegreiche Feldherren diesem
Heros Trophäen weihten, und kennzeichnen ihn als den
Helfer im Kriege zu Lande; das Akrostolion würde auf die
gleiche Eigenschaft in Bezug auf Seekriege deuten.
Gerhard-Platner S. 32 Nr. 14; C. L. Visconti Bulleltino della
comm. archeol. comunale 1887 S. 303 f. Taf. XVII/XVI1I 3; Petersen Rom.
Mitteilungen 1889 S. 330 ff.; E. Caetani Lovatelli Bullettino comunale
1900 S. 260 nota.
25a. Vorderseite der Grabara einer Claudia
Aug. lib. Opsequens
mit einer Kanne in Relief, die von der Inschrift umgeben
wird.
CIL VI 15526.
l88 GALLERIA LAPIDAR1A 25b. 26. 27. 28.
25b. Fragment eines Grabsteins.
H. 0,32 m., Dr. 0,50 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Rand rechts erhalten. Unten fragmentierte Inschrift.
Darüber Relief: jederseits sitzt nach der Mitte gewandt eine
Nymphe mit Schilf und Urne; zwischen ihnen ein Flufsgott
nach 1. gelagert, d. R. erhebend; 1. neben ihm ein Baum.
Aus dem i — 2. Jahrh. n. Chr.
CIL VI 30533, 33.
26. Cinerar-Ara einer Herennia Sophe.
mit Eckpilastern und oberem Abschlufs von Rankenwerk, in
dem Tiere erkennbar sind. Aus dem 1. — 2. Jahrh. n. Chr.
CIL VI 19337.
Abteilung VIII.
27. Cinerar-Ara eines Numularius M. Cornelius
Euhodus.
* CIL VI 9707.
Darauf ein wohl ursprünglich nicht zugehöriges kugel-
rundes Aschengefäfs mit Deckel und darüber: Ovales
Aschengefäfs eines Epaphroditus und einer Plusias.
Hinterseite des Körpers ergänzt. L. Henkel und Deckelknopf (in
der Bruchstelle ein EiscndUbel) fehlen. Vorderseite war in mehrere Stücke
gebrochen.
CIL VI 17194.
28. Oberteil eines Hermenschaftes.
H. 0,46 m. Br. oben 0,31 m., unten 0,29 m. T. oben 0,205 — °i21 m«i unten
0,20 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Die Kanten bestofsen. Oben biegt die Vorderfläche
in flachem Winkel zurück (H. 0,04 m). In der Mitte der
Oberfläche eine elliptische Stelle rauh und vertieft; im
Mittelpunkt ein Eisendübel. An der r. Seitenfläche oben in
der Mitte eine rechteckige, senkrecht gestellte Vertiefung
(H. 0,04 m., T. 0,03 m.). Die Inschrift der Vorderseite
EYBOYAEYC
TTPAXITEAOYC
GALLERIA LA PI DAR] A 28 a. 189
0,24 m unter der oberen Kante. Nach ihr — sie stammt
nach den Formen der Buchstaben aus dem 2. Jahrh. nach Chr.
— hat die Herme einst den Kopf des Eubuleus, eine Copie
nach einem Werk des Praxiteles, getragen. Dieser Praxi-
teles kann nur der berühmte Künstler des 4. Jahrh. v. Chr.
gewesen sein.
Über das Wesen des Eubuleus giebt es zwei verschiedene
Ansichten: die eine hält ihn für einen dem Triptolemos ver-
wandten, jugendlichen, in Eleusis verehrten Unterweltsdämon,
die andere für einen bärtigen chthonischen Zeus, der auf den
griechischen Inseln als Zeus Eubuleus mit Demeter und Köre
verehrt wurde; die Frage kann durch das Hermenfragment
nicht entschieden werden. Stand bis zu Winckelmann's Zeit
in der Villa Montalto-Negroni (Massimi), war dann zu Vis-
contis Zeit bei dem Bildhauer C. Albacini, aus dessen Be-
sitz das Fragment wohl direct in den Vatican kam.
Stosch Pierres gravees S. X; Winckelmann Gechicbte d. Kunst
IX 3 § 19 Anm. (Donaueschinger Ausg. d. Werke V S. 433 mit Anm. von
Meyer); Venuti Roma moderna S. 69; Zeune bei Christ Abh. üb. d.
Litt. u. Kunstw. S. 245; Bracci Meroorie d. ant. incis. II S. 267; Vis-
conti VI S. 36 Anm. c; Sillig Catalogus artificum S. 202; Raoul-
Rochctte Lettre a Mr. Schorn S. 3051".; CIGr III 6148; Brunn Ge-
schichte d. griech. Künstler I1 S. 394; Hirsch feld Tituli statuari-
orum sculptorumque gr. S. 150 Nr. [220]; Löwy Inschriften griech. Bild-
hauer Nr. 504; Kaibel Hermes 1887 S. 151fr.; Benndorf Anzeiger d.
phil.-hist. Classe d. Akad. zu Wien, 16. Nov. 1887 S. 4s Furtw&ngler
ßerl. philol. Wochenschrift 1887 Sp. 1295; Benndorf Ant. Denkmäler I,
Text zu Taf. XXXIV; Kern Berl. philol. Wochenschr. 1888 Sp. 951; Heyde-
mann Marmorkopf Riccardi, 13. Hall. Winckelm.-Progr. S. 10; S. Reinach
Revue archeologique 1888 I S. 65 = Cbroniques d'Orient i8£8 S. 401;
Furtwängler Archäol. Anzeiger 1889 S. 47; Kern Athen. Mittheil. 1891
S. 1 ff.; S. Reinach bei Daremberg et Saglio Dictionn. d. antiq. II S. 850;
Furtwängler Meisterwerke S. 561fr.
28a. Grabstein einer M. Flavia 1. Aug. Iucunda.
H. 0,47 m.f Br. 0,31 m. Feinkörniger hellblauer Marmor.
Auf dem oberen vorspringenden Rand der Name der
Verstorbenen; die übrige Inschrift unten. Dazwischen in
vertieftem Feld Relief: Oben Lorbeerguirlande mit Bändern;
darunter auf Sopha nach 1. lagernd die Verstorbene in Tunica;
I90 GALLERIA LAPIDARIA 28b. 29.
in der R. ein Kranz, in der L. ein Becher; davor ein drei-
beiniger Tisch, auf dessen Platte ein runder Kuchen, ein
Gegenstand in Parallelogramm- Form, einer wie eine kleine
Keule. L. unter dem Sopha zwei Sandalen. Ende des i.
oder Anfang des 2. Jahrh. n. Chr. Gefunden bei den Aus-
grabungen von 1820—22 in Vigna Amendola.
Roh; doch ist versucht, in dem Gesicht das Alter der
Verstorbenen (83 Jahre) anzudeuten.
CIL VI 7528.
28b. Grabstein eines Pletorius Primus.
H. 0,72 m., Br. 0,34 m. Feinkörniger weifser Marmor mit grauen Streifen.
Bruch von oben nach unten.
Über der umrahmten Inschrift halbkreisförmige Nische mit
dem bärtigen Brustbild des Verstorbenen in Tunica und Toga mit
Contabulatio (Gesicht unkenntlich); Rand nur oben erhalten.
Aus dem 3. Jahrh. n. Chr.
Unten moderne Inschrift: i823-C»C-8o; demnach in
dem genannten Jahre für das Museum erworben.
CiL vi 2544.
29. Torso einer Statue der Athena
(Taf. 22; bez. mit 45; s. unten).
H. 0,80 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Erhalten von den Schuhern bis oberhalb der Kniee. Der Kopf war
besonders gearbeitet und eingesetzt (Eisendübel in der Höhlung erhalten).
Der r. Arm* mit Schulter fehlt. Falten, r. Brust und Gorgoneion bestofsen.
Unter der r. Brust am Ägisrand ein Loch zur Befestigung einer besonders
gearbeiteten Schlange.
L. Standbein; r. Fufs war seitwärts vorgesetzt. Aufrechte
Haltung. Über dem Chiton die schräg von der r. Schulter
zur 1. Weiche verlaufende, mit Sternen und Gorgoneion be-
setzte Ägis; das Gorgoneion häfslich, aber nicht verzerrt,
ohne Schlangen, mit vollem Kranz, regelmäfsig gekräuselter,
kurzer Locken. Der Mantel aus dünnem Zeug von der 1.
Schulter ausgehend, unter dem r. Arm vorgenommen und
über die 1. Schulter wieder zurückgeworfen. Der 1. Arm ist
ganz bedeckt und die Hand auf die Hüfte gestützt.
GALLER1A LAPIDABIA 29. 191
Stammt von einer gut gearbeiteten Replik einer Statue
der jugendlichen Athena, deren besterhaltene Copie in Florenz
steht (Amelung Führer durch die Antiken in Florenz Nr. 77).
Weitere Wiederholungen aufgezählt bei Furtwängler Meister-
werke S. 527 Anm. 1.
Bei zweien von ihnen, einer Berliner Statue (Beschreibung
der ant. Skulpturen Nr. 73) und der Replik im Pal. Rospi-
gliosi (Arndt- Amelung Einzelaufnahmen Nr. in) fehlen die
Sterne auf der Ägis; doch ist die erstere ganz überarbeitet,
während die zweite auch sonst (Wendung des Kopfes) von
dem Typus der übrigen abweicht (vgl. wegen der Sterne die
Athena der ficorinischen Ciste, Annali delT Istituto 1844
S. 119fr.; ferner Müller- Wieseler Denkmäler d. alten
Kunst II Nr. 920). Das Gorgoneion hat bei allen Repliken
verschiedenen Typus (vgl. den analogen Fall bei den Repliken
der Minerva Giustiniani, Braccio nuovo Nr. 114); den eigen-
artigsten zeigt das vaticanische Exemplar und wird deshalb
das Original am treuesten wiedergeben.
Über die Entstehung des Originales im 4. Jahrh. v. Chr. s.
Furtwängler und Amelung a. a. O., von denen es der
erste dem Skopas, der zweite dem Thimotheos zuschreibt
(man vgl. zu der zweiten Ansicht z. B. eine so charakteris-
tische Gewandpartie, wie die zwischen 1. Hüfte und Arm, mit
der entsprechenden an der nach r. reitenden Nereide von
Epidauros und dem verwandten Ledatypus; s. Athen. Mit-
teil. 1894 T. VI).
Als Fundort wird in der »Beschreibung d. St. Rom« Ostia
angegeben, bei Nibby (s. unten) die Südecke des Palatin;
doch liegt bei letzterem eine Verwechselung dieses Torso
mit einem anderen des gleichen Typus vor, der thatsächlich
am Palatin zu Tage gekommen ist und sich heute in St. Peters-
burg befindet (Kieseritzky kaiserl. Ermitage4 Nr. 24a).
Um beide ist die Liste der Repliken bei Furtwängler
a. a. O. zu vermehren.
Stand bis 1834 im Museo Chiaramonti an Stelle von
Nr. 546, bis 1902 an Stelle von Nr. 45.
Gerhard-Platner S. 73 Nr. 544; Gerhard Prodromus S. 139;
Nibby III, Taf. III.
192 GALLERIA LAPIDARIA 29 a. 30. 31. 31a. b.
29a. Grabara einer Fabia Amaryllis und des
A. Fabius Felix.
Gefunden bei der Porta S. Pancrazio.
CIL VI 17579.
Abteilung IX.
30. Grabara einer Caecilia Sperata.
In der Mitte der Oberfläche eine runde schalenartige Ver-
tiefung mit einem grossen, runden, senkrecht nach unten führen-
den Canal in der Mitte, in den zwei kleinere nach kurzem
Verlauf einmünden. Wieweit sich der Canal erstreckt, lässt sich
nicht feststellen; nach unten scheint er sich zu erweitern.
Wahrscheinlich diente er zum Eingiessen der Spenden.
Gefunden in der Vigna Amendola.
CIL VII 7524; Mau Rom. Mitteil. 1888 S. 139.
31. Ära taurobolata.
Der Stein wurde der Inschrift zufolge am 15. Mai 199
n. Chr. unter dem Consulat des Anullinus II und Fronto
von einer Aemilia Serapias errichtet Aus Ostia.
CIL XIV 39.
31a. Brustbild eines Q. Marcius Q. 1. Malchio
mit fragmentierter Inschrift.
H. 0,51 m., Br. 0,41 m. Travertin.
Nase fehlt.
CIL VI 22082.
31b. Gebälkstück eines Grabbaues mit Inschrift
(Taf. 24).
H. 0,26 m. L. 0,58 m. Feinkörniger, leicht bläulicher Marmor.
Rechts gebrochen. L. Nebenseite rauh gelassen.
Vorderseite: oben auf glatter Fläche der erste Teil
der Inschrift (Claudiae • Semne • coniugi • dulc ); da-
runter vortretende Leiste, Kyma mit kleinen Akanthusblättern,
niedrigere Fläche mit dem zweiten Teil der Inschrift in
kleineren Buchstaben (M. Ulpius Aug. Lib. Crotonensis);
dann abermals Kyma mit kleinen, lanzettförmigen Blättern.
GALLERIA LAPIDARIA 3 IC. I93
Unterseite: Lorbeerguirlande in vertieftem Feld; 1. davon
in glatter Fläche ein viereckiges Dübelloch zur Befestigung
des Gebälkes auf einem Capital. Zeit des Trajan.
Gefunden 1792 an der Via Appia in der Nähe des
Klosters S. Sebastiano. Ueber die damit zusammengefundenen
Reste s. Zoega De origine et usu obeliscorum S. 37of.
CiL vi 15592.
31c. Grabstein eines A. Antestius und seiner
Familie (Taf. 24).
H. 0,47 m.f L. 1,02 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt ein grofses Stück an der 1. oberen Ecke. Den drei Köpfen
fehlen die Nasen.
R. in einer stark vertieften, rechteckigen Nische drei
Brustbilder in sehr hohem Relief geradeaus blickend neben
einander; die Büsten sind alle gleichmäfsig mit dem umge-
legten Mantel drapiert; 1. das Bildnis eines unbärtigen, alten
Mannes — nach der Inschrift A • Antestius A • 1 • Anti-
ochus — , in der Mitte das einer Frau mit Frisur der auguste-
ischen Zeit — Antestia Rufa — , r. das eines unbärtigen,
jungen Mannes — A • Antestius A • 1 • Nicia — ; die Männer
haben kurzes, schlichtes, nach vorn gekämmtes Haar, alle
drei häfsliche, sehr charakteristische Züge mit auffallend
breitem Mund und stark abstehenden Ohren. Die Aus-
fuhrung bäurisch derb. Auf der Fläche 1. von der Nische
in halber Höhe die Inschrift A • Antestius • A • A • 1 •
Salvius (vielleicht später zugefügt); darunter in Flachrelief:
ein Kantharos; 1. davon ein Löffel; darunter quer liegend
eine Greifzange; r. davon kleines Gefafs mit graden
Wänden (?); darüber ein in spitzem Winkel umbrechen-
des, stabartiges Geräth mit Ausladung am kurzen Schenkel.
Die Zange deutet auf die Tätigkeit des Antestius, die anderen
Gegenstände stellen Erzeugnisse seiner Kunstfertigkeit dar.
Grobe Arbeit.
CIL VI 11896.
Vatican. Katalog I. 13
J94 GALLERIA LAPIDARTA 3ld. 32. 33. 34.
3 id. Vorder sei teder Grabara ein er Fabia Call ist e.
H. 0,25 m., Br. 0,26 m. Feinkörniger, weifser Marmor.
R. und 1. Pilaster; dazwischen Portal mit Bogen; alles
reich ornamentiert. Unter dem Bogen die Inschrift, deren
dritte Reihe verbessert scheint. Aus dem i.— 2. Jahrh. n. Chr«
CIL VI 17584.
32. Grabara einer Iunia Chia.
In der Mitte der Oberfläche der Rest einer runden
Sdhale (der Rand ringsum abgeschlagen); sie war bestimmt
zur Aufnahme der Spenden.
CIL VI 20865.
33. Grabara eines C. Bennius Zoticus.
In der Mitte der Oberfläche eine runde, schalenartige
Vertiefung zur Aufnahme der Spenden.
CIL vi 13556.
■
34. Cinerar-Ara eines Sextus Caesonius Apol-
lonius (Taf. 22).
a. Ära.
• ■
H. 0,42 m., Br. 0,33 m., T. 0,325 m. Feinkörniger Marmor mit bläulichen
und gelblichen Streifen.
Vorderseite: r. und 1. je eine korinthische Säule mit
spiralförmig gewundenen Canelluren; dazwischen in der oberen
Hälfte die umrahmte Inschrift; zwischen ihr und den Säulen
flattert je ein Band; unten in Hochrelief eine Hochzeitsdar-
stellung: zu den Seiten eines runden, umkränzten, mit Früchten
belegten Altares (confarreatio) stehen 1. ein älterer Mann (Tunica,
Mantel um die Hüften geschlungen und vorne verknotet,
Stiefel), r. eine Frau (Haarknoten im Nacken, Tunica, Mantel
um 1. Schulter, r. Hüfte und 1. Unterarm gelegt, Schuhe)
einander zugewandt und sich über dem Altar die R. reichend
(dextrarum iunetio), während er mit der L. eine Schriftrolle
(tabulae nuptiales) erhebt, sie in der wagerecht vorgestreckten
L. eine Frucht hält; r. von ihr ein Knabe mit zierlicher
Lockenfrisur und in gegürteter, kurzer Tunica nach 1. stehend
GALLERIA LAPIDARIA 35. 36. I95
(Camillus). Vgl. das Relief einer Aschenkiste in Berlin, Be
Schreibung d. ant. Skulpturen Nr. 1125. Der Mantel des
Mannes scheint vor dem Unterleib verknotet zu sein (vgl. über
diese speciell ländliche Tracht Mus eo ChiaramontiNr. 580).
Nebenseiten: an den hinteren Ecken je ein Pilaster; i. d. M.
in Flachrelief ein an einer geknoteten Wollbinde hängender
Amazonenschild, dessen beide äufseren Spitzen je in einen
nach innen blickenden Greifenkopf auslaufen, während von
der mittleren Spitze nach unten eine Palmette ausgeht (Pisto-
lesi III Tav. XLVII unten i. d. M.); derartige Schilde wurden
in Heiligtümern als Weihgeschenke aufgehängt (vgl. Cam-
pana Ant. opere in plastica Taf. 95 u. 96 u. Zoega Basso-
rilievi ant. I S. 80 T. A.). Arbeit des 1. Jahrh. n. Chr.
b) Deckel (nicht zum Cippus gehörig).
H. 0,10 ra., Br._ 0,34 m., T. 0,295 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
An den Nebenseiten je eine Vertiefung zur Verklammerung.
Giebeldach; an den Seiten Voluten in Form von zwei
mit dem Kelch an einander gefügten Blüthen. Vorderseite:
Im Giebel Flachrelief; i. d. M. von vorne gesehen Brustbild
der Africa (die Büste bekleidet mit umsäumtem Gewand; auf
dem Kopf die Exuvien eines Elephanten); 1. Füllhorn, r. zwei
Ähren und ein Mohnkopf (vgl. zuletzt Höfer in Roscher's
Mytholog. Lexikon II Sp. 2039fr.). In den Voluten je eine
sechsblättrige Blume. Darunter der ganzen Länge nach drei
schmale Streifen, deren oberster ebenso wie der untere
Streifen der Giebelgeisa als Schnur gebildet ist.
Gerhard-Platner S. 32 Nr. 20; CIL VI.
35. Grabara eines Aur. Amphiktyon.
Kaibel 1448.
36. Cinerar-Aedicula eines Polycletus.
H. 0,91 m., Br. 0,57 m., T. 0,33 ra. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Die Kanten bestofsen. Auf dem Boden unten ist eine moderne
viereckige Platte eingelassen.
i3*
I96 GALLERIA LAPIDARIA 37. 38. 39. 39a.
Ädicula mit Pilastern seitlich. An der Rückwand in
Flachrelief ein elend ausgeführtes Brustbild mit Tunica und
Pallium, von vorn gesehen; das Gesicht nicht ausgearbeitet.
Nach der deutlich angegebenen Melonenfrisur ist das Brust-
bild merkwürdigerweise weiblich (unklar ist die Bedeutung
des von der r. Schulter senkrecht abwärtsführenden Streifens);
vielleicht ist das Grabmal wiederholt benutzt worden. Die
Inschrift (2. Jahrh. n. Chr.) verteilt auf Giebelfeld und Architrav.
Unter der eingelassenen Platte liegt wahrscheinlich die Öff-
nung zum Eingiefsen der Spenden.
Ehemals in einer Vigna vor Porta del Popolo.
Gerhard-Platner S. 32 Nr. 22; CIL VI 24414.
37. Grabara zweier Schwestern Flavia Cypris u.
Optata und ihres Bruders T. Flavius Glycon.
Im Aetom Kranz.
CIL VI 9022.
38. Grabara einer Titia Primigenia.
H. 0,88 m. Br. 0,53. T. 0,34 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Im Aetom kleines Brustbild (flavische Frisur) in Muschel,
von zwei knieenden Eroten gehalten.
CIL vi 7535.
39. Grabara einer Larcia Aprylla.
Im Aetom Kranz.
CIL VI 21113.
39a. Grabstein eines C. Livius C. 1. Alexander
und seiner Familie.
H. 0,56 m. Br. 0,69 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt: Stück in der 1. Wange der weibl. Büste. Die Nasen ab-
geschlagen.
In rechteckiger Vertiefung neben einander drei von vorn
gesehene Brustbilder: 1. Mann, unbärtig, nackt: i. d. M. Knabe
in Tunica; r. Frau mit Tunica und Frisur der augusteischen
Epoche mit Stirnlöckchen. Auf dem breiteren unteren Rand
GALLERIA LAP1DARIA 4°- 4°*- 41- 42. 197
die Inschriften, nach denen C. Livius der Mann, der Knabe,
Aemilia die Frau ist.
Eine Grabinschrift, auf der nur C. Livius und Aemilia
verzeichnet sind, hat sich in Villa Doria-Panfili gefunden
(CIL VI II 146).
CIL VI 21381.
Aufserdem: eine Grabinschrift mit Ornamentrand aus
augusteischer Zeit (CIL VI 27686), eine mit Umkränzung, zwei
mit kleinen unausgeführten Brustbildern oben, eine mit Adler
oben, andere mit Ornamenten oder Kranz.
Abteilung X.
40. Cinerar-Ara eines P. Sestius P. lib. Blastus.
Die Vordervvand der Höhlung ist ausgebrochen.
Gefunden in Ostia.
CIL XIV 1613.
40a. Fragment von der Aschenurne einer Alcime.
Neben der eingerahmten Inschrift je ein aufrecht stehen-
des Füllhorn (vom r. nur die Früchte erhalten).
CIL VI 11378.
41. Grabara einer Claudia Tertia und eines
Ti. Claudius Telesphorus.
Gefunden bei den Ausgrabungen von 1820—22 in der
Vigna Amendola.
CiL VI 7526.
42. Behältnis für drei Aschenreste.
H. 0,365 m., L. 0,73 m., T. 0,24 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt das ganze 1. Drittel und die obere r. Ecke, Deckplatte,
Kleinigkeiten.
Die beiden Langseiten sind parallele Kreissegmente; in
drei gleiche Teile zerlegt. Die mit Palmettenornament um-
gebenen Inschriften an der inneren Seite; erhalten nur die
mittlere eines Cn. Cossutius Cn. 1. Felix und von der r. der
untere Teil. Stammt nach Angabe des Consulats aus dem
I98 GALLERIA LAPIDARIA 42 a. b.
Jahre 62 n. Chr. Gefunden auf dem Mte. Celio bei Sta. Maria
in Domnica.
CIL VI 16521.
42 a. Fragment eines grofsen spätrömischen
Sarkophags.
H. 0,47 m., Br. 0,83 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Vielfach bestofsen.
Giebel, dessen Bodengebälk in der Mitte halbkreisförmig
zurückweicht, mit Muschelfüllung. Alle Gesimse sehr reich
ornamentiert. Im Centrum der Muschelradien ist ein runder
Gegenstand abgemeifselt, wohl der Kopf einer Figur, die
unter der Wölbung stand. Setzte sich nach r., 1. u. unten fort.
Gerhar d-Platner S. 38 Nr. 223.
42b. Console in Form eines Schiffsschnabels.
H. 0,20 m., Br. 0,25 m., L. 0,36 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Spitze abgebrochen. Auf der Oberfläche Vergufsloch mit Canal.
R. und 1. in Flachrelief über plastischen Wellen je eine
Nereide auf Meerstier; ganz vorne r. und 1. je ein Delphin
(Köpfe fehlen). Oben Bord und Gitter angegeben.
Nach dem Vergufsloch mufs ein Aufsatz darauf befestigt
gewesen sein. Welcher Art, beweisen zwei analoge Stücke,
eins in Villa Albani (Zeichnung beim Institut), bei dem auf
der betreuenden Stelle eine Säulenbasis erhalten ist, eines mit
reich ornamentierter Säule darauf in St. Petersburg (Kiese-
ritzky kaiserl. Ermitage4 Nr. 116). Ein viertes, dem vatica-
nischen entsprechendes Stück mit Vergufsloch und Canal an
entsprechender Stelle im letzten Zimmer des Magazzino arche-
ologico in Rom, ein fünftes ist im 16. Jahrhundert von Pighius
und Pierre Jacques in Rom gezeichnet worden (Jahn Sachs.
Ber. 1 868 S. 1 86, 55; Re i n ac h Taf. 3 bis). Während dieExemplare
in Villa Albani und Petersburg ganze Schiffe darstellen und
bestimmt sind, auf einem Boden zu stehen, ist in den anderen
Fällen nur das Schiffsvorderteil gegeben, das consolenartig
aus einer Wand ragen sollte, wie sich aus der Behandlung
der Unterfläche ergiebt (so jetzt im Vatican und im Magazzino
archeologico angebracht); man vergleiche die bei Pistolesi
III Taf. LH ohne Beschreibung abgebildete, ehemals auch
in der Galleria lapidaria befindliche Console mit einer Säulen-
GALLEPJA LAP1DAR1A 43. 44. 44a. b. 199
basis auf ihrer Oberfläche. Der bei Reinach gedruckte Ge-
danke Torr's, diese Reste stammten vom Monument des
Duilius, ist natürlich abzuweisen. Vielleicht waren es Vo-
tive an den Juppiter redux (siehe Becker Handbuch der
röm. Altert. I S. 504).
S. Reinach L'album de Pierre Jacques S. 112 f.
43.. Ciqerar-Ara eines M. Cartilius Rhodon.
Die Aushöhlung der Oberfläche jetzt verschmiert.
CIL VI 14446.
44. Cinerar-Ara mit Vertiefung in der Oberfläche.
Der Oberteil der Vorderwand mit dem gröfsten Teil
der Inschrift ausgebrochen.
Der hier genannte Q. Servaeus InnQcens ist vielleicht
mit eincip Consul d. J. 101 n. Chr. identisch.
CIL VI 9285.
44a. Aschenurne eines P. Cassius Helenus.
H. 0,24 m. (ohne Deckel). Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt der Deckel. Sehr verrieben.
Rund. Die umränderte Inschrift jederseits von einem
Triton mit einer Hand gehalten; in der andern Hand je eine
Muscheltrompete. Unter der Tafel Okeanos, nach r. lagernd,
1. von ihm ein Meerdrache, r. Wellen. Aus dem 1. — 2. Jahrh.
n. Chr.
Gefunden in Vigna Amendola bei den Ausgrabungen
von 1820 — 82.
Gerhard-Platner S. 38 Nr. 220; CIL VI 7538.
44b. Aschenurne eines A. Livius Epictetus.
H. 0,29 m. (ohne Deckel). Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt der Deckel. Ziemlich bestofsen.
Rund. Hinten Riefelung. Vorne die umränderte Tafel.
Jederseits von ihr eine Victoria mit Füllhorn. Unter der
Tafel zwei nach aufsen hockende bärtige Männer, die Hände
auf den Rücken gebunden; sie sind augenscheinlich nackend
und durch die Torques als Gallier bezeichnet. Aufserdem
neben den Victorien oben und unten je ein kleines Klammer-
200 GALLERIA LAPIDARIA 44c. 45. 45 a. b.
loch, oben zur Befestigung des Deckels, unten zu der der Urne.
Arbeit des 2. Jahrh. n. Chr. Gefunden in Ostia.
Gerhard-Platner S. 37 Nr. 218; CIL XIV 1241.
44c. Fragment eines Votivreliefs.
H. 0,34 m., Br. 0,22 m. Ziemlich grobkörniger bläulicher Marmor.
Links Rest der Inschrift. Rechts in vertieftem Feld auf
unregelmäfsigem Boden ein nach r. sitzender Vogel. Aus
dem 3. Jahrh. n. Chr.
CiL vi 31094.
45. Unterteil einer weiblichen Gewandfigur.
H. 1,08 m. Feinkörniger yreifser Marmor.
Aufser dem Oberkörper von den Hüften an fehlen die Vorderteile
beider Füfse.
L. Standbein. R. Fufs zur Seite gesetzt. Chiton;
Himation; mufs zu einer ähnlichen Figur wie Nr. 1 gehört
haben. Schlechte Arbeit.
An dieser Stelle stand bis wenigstens 1834 die Statue
Museo Chiaramonti Nr. 357 (Gerhard-Platner S. 32 Nr. 2),
bis 1902 die jetzige Nr. 29 (deshalb auf Taf. 22 noch mit 45
bezeichnet). Das Fragment selbst stand bis 1902 auf Nr. 3.
45 a. Ionisches Capital.
H. 0,30 m., Br. 0,83 m., T. 0,68 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Sehr bestofsen.
Der vordere Canal ist mit Blattwerk gefüllt, das aus
einem centralen Kelch entspringt. Von demselben Bau
stammen Nr. 58 b und 60a.
45b. Altar des Mercurius,
errichtet von einem Q. Flavius Hedistus.
H. 0,66 m. Br. 0,52/0,62 m. T. 0,43/0,49 m. Ziemlich grobkörniger grauer
Marmor.
Ergänzt Vieles an den Rändern, ganz die unteren Profile. Der obere
Teil fehlt. Sehr bestofsen.
Vorderseite: Rechteckiges vertieftes Feld; darin in
Flachrelief Mercur stehend, von vorne sichtbar, in der L. den
Caduceus, in der R. den Beutel; 1. neben ihm der Widder.
Darunter die Inschrift. R. Nebenseite: Oben Schale; da-
runter kleines vertieftes rechteckiges Feld mit dem Hahn nach
GALLERJA LAPIDARIA 46. 47. 201
1. in Relief. L. Nebenseite: Oben Kanne; darunter kleines
vertieftes rechteckiges Feld mit Schildkröte nach r. in Relief.
Rückseite: Baum in ganz flachem Relief. Arbeit des i. Jahrb.
n. Chr. Ehemals in Villa Giustiniani;
Gerhard-Platner S. 37 Nr. 217; CIL VI 516.
Abteilung XI.
46. Grabara des Phileinos.
Kaibel 3070. >/
47. Sarkophag eines .Knaben (Taf. 22).
H. 0,54 m., L. 1,09 in. T. 0,41 m. Marmor des Sarkophags grobkörnig und
hellgrau, des Deckels feinkörnig und gelblich.
Ergänzt das 1. Viertel des Deckels, Streifen an der r. Schmalseite oben.
L. und r. untere Vorderecke waren abgebrochen. Der ganze Sarkophag
war in einzelne Platten zersägt. An der Vorderseite unten drei Löcher
unter den drei Figuren; in dem 1. ein Eisenrest erhalten. An der r. Neben-
seite oben Spur von Verdübelung.
Der Deckel hat die Form eines Sophas ohne Beine mit
niedriger Lehne (die L Schmalseite der Lehne fehlt jetzt).
Darauf ausgestreckt (Kopf nach r.) ein Knabe (Nase fehlt)
in Tunica und Pallium, mit kurzgeschorenen Haaren; in der
ausgestreckten L. eine kleine Guirlande. R. vorne sitzt ein
kleiner Amor nach 1. (fehlt Kopf u. r. Unterarm); die L.
liegt an der r. Schulter, der r. Ellenbogen auf dem r. Knie;
der Kopf wird sich auf die R, gelegt haben; 1. ein Ka-
ninchen an einer Traube fressend nach r. Ganz elende,
späte Arbeit Der Deckel kann nicht zu dem Sarkophag
gehören, da er zu kurz ist.
Vorderseite des Sarkophags: In der Mitte vertieftes
Feld; darin in mäfsigem Relief ein nach r. schreitender, von
vorn sichtbarer Knabe, kurzgeschoren, in Tunica, Mantel, der
von dem r. Arm lang herabhängt und Schuhen (Nase fehlt).
Er trägt auf beiden Händen quer vor dem Leib einen Vogel
(Kopf nach 1.); ein zweiter sitzt r. am Boden, aufschauend.
R. und 1. folgen neun, unten gefüllte Canelluren. Dann aber-
mals in vertieftem Feld in gleichartigem Relief je ein Genius,
r. des Herbstes, 1. des Winters, aufrecht stehend; der erste
mit Chlamys (Rand mit rotgemaltem Streifen), Thyrsus
in der L., Trauben im Bausch der Chi., Trauben in der er-
202 GALLERIA LAPIDARIA 47 *• 48.
hobenen R.; der zweite mit Mäntelchen (vor der Brust ge-
knüpft), schuf bekränzt, mit Stamm in der R. (bestofsen),
Ente in der erhobenen L. (an Stamm und Vogel rote Farben-
reste). Nebenseiten; stehender Fruchtkorb in ganz flachem
Relief. Mäfsige Arbeit später Zeit; viel Bohrarbeit.
Gerhard-Platner S. 32 Nr. 27.
Darunter, zwischen zwei Tischfüfsen mit je vier
flachen Canelluren vorne und Löwentatzen unten, ein-
gemauert:
47a. Grabstein eines Knaben Marcianus
(Taf. 22).
H. 0,39 m., Br. 0,49 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Rechteckig; einfach profilierter Rand. R. auf besonderer
vorspringender Basis mit flacher Rinne im Rand die Figur
des Knaben im Hochrelief: aufrecht stehend in Tunica,
Mantel, der mit einem Zipfel über die 1. Schulter gelegt,
dann um die Hüften geschlungen ist, und Bulla, in der ge-
gesenkten L. eine Rolle, die R. abwärts ausgestreckt, den
Kopf mit kurzen Haaren nach der r. Sehulter gewendet;
neben dem L Fufs ein viereckiges Scrinium mit Schlofs.
h, eine- lange metrische Inschrift, nach der der Knabe ge-
storben ist, als L. Catilius Severus zum zweiten, und An-
tonius Pius vor seiner Adoption zum ersten Mal Consul war,
d. h. im Jahre 120 n. Chr.
Gefunden 181 7 in der Vigna Amendola.
CiL vi 7578.
Darüber einige Grabsteine mit unbedeutenden Orna-
menten.
Abteilung XII.
48. Grabara einer Ulpia Aug. Hb. Acte.
Im Aetom Kranz. Auf der Oberfläche Loch zum Ein-
giefsen von Spenden. Stammt nach der Inschrift der r. Seite
aus d. J. 110 n. Chr. Gefunden an der Via Appia.
CIL vi 8821.
GALLERIA LAPIDARIA 49. 50. 50a. 51. 203
49. Auf korinthischem Capital Aschenurne eines
Euelpistös.
« *
Der Deckel, dachförmig mit Schuppenziegeln, Akro-
terien und zwei Füllhörnern im Giebel, nicht zugehörig.
Kaibel 1600.
50. Altar.
H. 0,55 in., Br. 0,34 u. 0,23 m. T. 0,31 11.0,19 m* Feinkörniger gelblicher
Marmor.
Vierkantig. Oben und unten stark ausladende Profile,
die unteren ornamentiert (Torus mit umwundener Lorbeer-
guirlande; darüber lesbisches Kyma). Oberteil sehr beschädigt;
die Löcher r. wohl von beabsichtigter Ergänzung herrührend.
Vorder- und Rückseite: Doppelranke aus Akanthuskelch auf-
steigend in Relief. Nebenseiten: je ein natürlich gebildeter
Eichenzweig in Relief.
50a. Grabara eines Cornicularius Q. Caecilius
M. f. Martialis.
H. 0,34 m., Br. 0,26 m., T. 0,2 1 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Die Inschrift vorne. An den Nebenseiten ■ je eine
schwebende Victoria (die 1. verstümmelt; die r. mit Palme
in der gesenkten L. Kranz in der erhobenen R.). In der
Mitte der Oberfläche Rest einer runden schalenartigen Ver-
tiefung zur Aufnahme der Spenden (Rand verstümmelt). Aus
dem i. — 2. Jahrh. n. Chr.
CiL vi 2775.
Darüber einige Grabsteine mit unbedeutender orna-
mentaler Verzierung.
51. Männlicher Torso mit Exomis (Taf, 22).
H. 1,00 m. Feinkörniger weifcer Marmor.
Ergänzt aus Gyps: ein Flicken vorn unter dem Gürtel. Im Gürtel
über der r. Hüfte vorn ein grofses tiefes Loch, wohl zum gröfsten Teil von
moderner Hand herrührend. Vielfach bestofsen. Es fehlen Kopf und Hals,
r. Arm mit Schulter, 1. Unterarm, beide Unterschenkel. Die Figur sollte
vollständig ergänzt werden oder war es einst; dazu hergerichtet die Ansatz-
stellen des Halses (Loch), des r. Armes (Loch und längliche Einarbeitung
204 GALLERIA LAPIDARIA $12L $2. 53.
in der Brust zur Verdübelung), des 1. Unterarmes (Eisenstift). Grofses
Loch im Rücken für den Dübel, der die Figur .ehemals an der Rück-
wand halten sollte.
R. Standbein. L. Bein 'im Knie leicht gebeugt. Auf-
rechte Haltung. Gegürtete, rings geschlossene Exomis, die
die r. Schulter und Brust freiläfst und den 1. Oberarm mit
kurzem Ärmel bedeckt. Ansatz des Stammes am r. Bein.
Darüber am Gewand aufsen Stützenrest. Der Kopf war nach der
r. Schulter gewendet. L. Unterarm war vorgestreckt. Haltung
des r. Armes nicht genau zu ermitteln; die R. scheint ein
Attribut gehalten zu haben, das mit dem Gewand durch die
Stütze verbunden wurde, deren Rest erhalten ist.
Nach der breiten Anlage der Brust und der einfachen
Darstellung des Gewandes mufs das Original noch im 5. Jahrh.
v. Chr. gearbeitet worden sein. Es stellte vielleicht einen
Jäger dar.
Gerhard-Platner S. 37 Nr. 217.
51a. Ehrenbasis des Kaisers Fl. Julius Constantius,
errichtet ca. 356—59 n. Chr.
Gefunden am 1. September 1803 beim Severus -Bogen.
CIL VI 1161.
Abteilung XIII.
52. Cinerar-Ara mit fragmentierter Inschrift.
Deckel fehlt. Die Höhlung oben jetzt ausgefüllt.
CiL vi
53. Cinerar-Ara eines P. Durdenus, lictor trium
decuriarum und vascularius.
H. 0,89 m., Br. 0,58 xn.t T. 0,37 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Deckel und r. obere Ecke fehlen. Letztere war wohl beim Aushöhlen
abgebrochen und dann gestückt worden ; zur Befestigung diente eine grofse
Klammer, deren eines Loch mit Bleivergufs sich auf dem erhaltenen Teil
der Vordrwand findet. Der obere Teil der Vorderseite abgearbeitet und
darauf die ersten drei Reihen der Inschrift modern eingegraben.
Auf der Vorderseite r. und 1. von der Inschrift Fasces.
C I L vi 9952.
GALLERIA LAPIDARIA 54. 55. 56. 56a. b. C. 205
54. Grabara einer Tertulla,
Frau eines Q. Sabinius Statutus.
Unten an beiden Seiten Klammerlöcher zur Befestigung
der Ära über der Grube.
Stammt aus der Nähe von Albano.
CIL XIV 2374.
55. Grabara einer Claudia Prepontis.
CIL VI 15550.
56. Grabara eines C. Iulius Censor.
CIL VI 19894.
56a. Grabstein einer Tullia Veneria.
H. 0,38 m., Br. 0,20 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Oben zwei Paare von je einem' grofsen und einem
kleinen Vogel, die einander zugewandt sitzen, in Relief; der
grofse Vogel hält ein Insekt im Schnabel. Aus dem i. Jahrh.
n. Chr.
CIL VI 27764.
«
56b. Fragment von dem Deckel des Sarkophags
einer Crepereia Petronia Marciana.
H. 0,23 m., L. 0,91 m. Grofskrystallinischer weifser Marmor.
Rechts unvollständig. Links ein nach oben sich gabelnder Brach.
Hochrelief: Links Hütte, fressendes Schaf nach I., Baum,
davor Schaf nach r., bärtiger Hirt in Exomis nach 1., auf
Keule gelehnt, das Schaf mit der R. unter dem Kopf
krauend; dann umrahmte Inschrifttafel; rechts davon Hirt in
Exomis auf einem Korb nach r. sitzend (die Hände fehlen).
Bäurisch lebendige Ausfuhrung. Aus dem 3. Jahrh. n. Chr.
Stammt aus Nomentum.
Nibby IHTaf.XXXIIa; Gerhard- PlatnerS.31Nr.5j CIL XIV 3968.
56c. Fragment von dem Grabstein einer
. . . lia Arte . . . (Taf. 22).
H. 0,79 m., Br. 0,36 m. Feinkörniger weifser Marmor mit grauen Adern.
R. und 1. unvollständig. An der Figur fehlen Gesicht mit Vorderteil
der Frisur, beide Hände, 1. Knie.
206 GALLERIA LAPIDARIA 56 a.
Oben und unten Reste des stark vorspringenden Randes
erhalten. Über dem unteren auf besonderer niederer Basis-
platte (beschädigt) in Hochrelief die Figur der Verstorbenen:
r. Standbein; 1. Fufs leicht zur Seite gesetzt; aufrechte
Haltung; Schuhe, Chiton, Himation von der 1. Schulter aus-
gehend, unter der r: Achsel vorgenommen und über die 1.
Schulter und den Kopf mit hoher Frisur zurückgeworfen.
Kopf geradeaus gewendet; der 1. Unterarm seitlich abge-
streckt; daran hängend eine Situla; r. Unterarm erhoben (die
Hand war wohl betend geöffnet). Zu Grunde liegt ein
griechisches Original (vgl. den Typus der Hygieia Hope).
Rechts und links von den Oberschenkeln die Reste der
Inschrift. Aus dem i. — 2. Jahrh. n. Chr.
Gerhard-Platner S. 31 Nr. 7; CIL VI 12454.
56d. Fragment von dem Deckel des Sarkophags
einer Aurelia Paulina, Frau eines M. Aurelius
R[e]gulus, praef. class. Ravenn. (Taf. 22).
H. 0,36 m., L. 1,10 m. Grofskrystallinischer weifser Marmor mit grauen
Streifen.
Rechts unvollständig. Links von der umrahmten In-
schrifttafel Hochrelief: links sind zwei Satyrn beschäftigt,
von zwei Weinstöcken Trauben zu lesen, der 1. nach 1. ge-
wendet, mit Pedum im 1. Arm, der.r. nach r., mit Winzer-
messer in der R.; am Boden zwei mit Trauben gefüllte
Körbe; r. davon trägt ein Satyr auf der. 1. Schulter einen ge-
füllten Korb, den er mit der L. hält, nach r.; im r. Arm das
Pedum; r. davon grofse Wahne, verziert mit Arabesken und
zwei Löwenköpfen, unter denen je ein runder Topf mit um-
gebogenem Rande steht; in der Wanne Trauben und in diese
tretend drei Satyrn, einer nach r., zwei nach 1. gewendet,
der mittlere mit gefülltem Henkelkörbchen in der L., die
beiden andern mit Pedum in der R.; sie keltern; aus den
Löwenmäulern fliefst der Most in die Geföfse; alle Satyrn
haben ein Fell als Schurz umgeschlungen.
Starke Verwendung des Bohrers; späte, bäurisch derbe
Arbeit, nach den Buchstabenformen aus dem 3. Jahrh. n. Chr.
Nibby IU Taf. XXXIIIa; Gerhard-Platner S. 31 Nr. 6; CIJ- VI 3150.
GALLERIA LAPIDARIA $6er f. 57. 58. 58a. 207
56c Grabstein einer Vafria Athenais.
Im Aetom zwischen zwei Rosetten eine Truhe (?) in
Flachrelief.
cil vr 27905.
56f. Grabstein eines M. Ulpius Cerialis.
H. 0,465 m., Br. 0,30 ra. Feinkörniger grauer Marmor.
R.und Lvon der Inschrift in Flachrelief geöffnete Flügelthiir
zwischen zwei korinthischen Pilastern (fast von den Flügeln ver-
deckt); darüber Bogen mit Muschelnische. Seltsamer Versuch,
eine Architectur in Relief perspectivisch darzustellen. Ende
des 1. oder Anfang des 2. Jahrh. n. Chr.
CIL VI 29150.
Abteilung XIV.
57. Grabara einer Ma^ya^is.
Oben zwischen 6 und K die Umrisse eines Kantharos
eingegraben.
Kaibel 1831.
Darüber steht eine reich ornamentierte Aschenurne
mit der (nach Hülsen) gefälschten Inschrift eines C. Luci-
ferus Aug. lib.
Auf kleinem ionischen Capital:
58. Aschenurne.
H. 0,17 m., Br. 0,25, m. T. 0,23 m. Feinkörniger hellgelblicher Marmor.
Ergänzt der Deckel.
Vorne unter der umrahmten leeren Inschrifttafel Medaillon
mit Kinderkopf zwischen zwei Delphinen. An den Vorder-
ecken oben je eine bärtige Maske; darunter je ein Schwan»
58a. Brunnenaufsatz.
H. 0,56 m , Br. 0,70 m., T. 0,58 m. Ziemlich grobkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt der Deckel des mittleren Behälters. Abgebrochen die
eine Ecke und das untere Ende der Treppe unter der r. Nymphe. Auch
sonst sehr bestafsen.
208 . GALLERIA LAPIDARIA 58b. 59. 59a. b.
Gruiidrifs viereckig; an den Ecken oben je ein Widder-
kopf; in der Mitte jeder Seite eine nach unten etwas vor-
tretende Treppe; darüber r. u 1. je eine schlafende Nymphe
(Unterkörper mit dem Himation bedeckt; der r. Arm liegt
vor der Brust, die Hand unter der Wange auf einem liegenden
Gefäfs, aus dessen Öffnung Wasser flpfs; bekannter Typus,
vgl. Cortile del Belvedere Nr. 30), vorn und rückwärts
in einer halbkreisförmigen Einbuchtung je eine bärtige Maske
(als Wasserspeier). In der Mitte der Oberfläche ragt das Ober-
teil eines runden, starkgebauchten Gefafses mit schmalem
Rand empor (darauf der moderne Deckel); hier quoll das
Wasser auf, flofs über und dann durch die Masken und die
Gefafse der Nymphen über die Treppen abwärts.
An der Wandung des Gefafses ist vorne mit roter Farbe
150, r. mit schwarzer 47 aufgemalt.
Vormals in der Domkirche zu Tivoli.
Pistolesi III Tav. LH; Gerhard-Platner S. 36 Nr. 142.
58b. Ionisches Capital.
Sehr zerstört Stammt von demselben Bau wie Nr. 45 a
(s. dort) und 60a.
59. Grabara.
• * ■*
59a. Doppelurne eines C. Licinius C. 1. Marius
und einer Licinia C. 1. Nysa.
Eingeritztes Rankenornament r. und 1. auf der Vorder-
seite und ein ebenso angegebener Lorbeerzweig zwischen den
Inschrifttafeln; der Deckel vorn eigentümlich verziert. Arbeit
des 1. Jahrh. n. Chr.
CIL vi 21274. .
59b. Fragment von dem Deckel des Sarkophags
eines Marcellinus.
H. 0,13 m.f L. 0,91 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Auf beiden Seiten unvollständig. In der Mitte die In-
schrifttafel. Links davon drei Delphine nach r. schwimmend.
GALLERIA LAPIDARIA 60. 6oa. b. 6l. 209
R.dasBrustbild eines Knaben in Tunica und Toga, vor dem zwei
Eroten, r. und 1. stehend, einen Vorhang zurückschlagen. Aus
dem 4. Jahrh. n. Chr.
Zacharia Excursus litter. S. 364 Nr. XIII; Donati Ad nov. thesaur.
vet. inscr. Muratorii supplem. II S. 368 Nr. 7; Passion ei Iscrii. ant. S. 122
Nr. 67 (Litteratur von Gatti mitgeteilt aus De Rossi's Scheden).
60. Männlicher Torso (Taf. 22).
H. 0,85 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen: Kopf mit Hals, r. Arm, 1. Hand (alle drei waren besonders
gearbeitet und eingesetzt; Höhlungen gerauht und Löcher mit Eisendübeln
in jeder), r. Hüfte mit Teil des Gewandes, die Beine.
R. Standbein; aufrechte Haltung; r. Arm war erhoben;
1. Oberarm liegt an, Unterarm ist vorgestreckt; Himation um
1. Arm und den Unterkörper geschlungen.
Verbreiteter Typus, der in verschiedenen, leicht variierten
Fassungen vorliegt und auf eine Originalschöpfung vom Be-
ginn des 4. Jahrh. v. Chr. zurückgeht. Vgl. Museo Chia-
ramonti Nr. 591. Nach der Zurichtung zum Einsetzen des
Kopfes zu schliefsen, war dies Exemplar dazu bestimmt, einen
Porträtkopf zu tragen. Ausführung gut.
Gerhard-Platner S. 37 Nr. 202.
60a. Ionisches Capital.
Ziemlich bestofsen; stammt von demselben Bau wie
Nr. 45 a (s. dort) und 58 b.
60b. Puteal mit Riefelung.
H. 0,72 m.
Abteilung XV.
61. Basis des Iuppiter Dolichenus, errichtet von
einem T. Flavius Cosmus.
H. 0,68 m., Br. 0,445 m-> T- °i32 m* Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Auf der Oberfläche eine jetzt mit Stuck ausgefüllte Ver-
tiefung (ca. 0,34X0,22 m) für die Plinthe.
Stammt vom Aventin, also aus dem dort gelegenen
Dolichenus-Tempel (Kiepert-Hülsen F. U. R. A. S. 83).
CIL VI 411!
Yatican. Katalog I. 14
2IO GALLERIA LAPIDARIA 62. 62a. 63. 63a. b.
62. Cinerar-Ara eines Parthenius.
CIL VI 23829.
62a. Ornamentirte Pilasterbasis.
H. 0,30 m., L. 0,82 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben sehr bestofsen. Auf der Oberfläche drei grofse rechteckige und
zwei kleine runde Vertiefungen zur Verdübelung, die mitteleren zur Ver-
bindung mit dem Schaft, die seitlichen zur Verklammerung nach hinten.
Platte; Torus mit umwundener Eichenguirlande; statt
des zweiten Torus lesbisches Kyma mit Schnur und schmalen
aufrecht stehenden Blättern.
63. Altar oder Basis des Sol Invictus, errichtet
von einem M. Aemilius M. M. 1. Chrysanthus und M.
Limbricius Polides.
H. 0,61 m., Br. 0,29 m., T. 0,315 m. Feinkörniger grauer Marmor.
In dem untersten Profil vorne eine Verletzung. Die
Oberfläche rauh; darin zwei viereckige Vertiefungen zur Be-
festigung eines Aufsatzes.
CiL vi 717.
63a. Vorderseite der Grabara einer Claudia M. f.
Gemellina.
H. 0,95 m., Br. 0,56 m. Grobkörniger bläulicher Marmor.
Links ein Sprung.
Nur die Vorderseite sichtbar. Über der Inschrift in sehr
roher Ausführung eine Maske zwischen zwei auf Delphinen
nach der Mitte zu reitenden Eroten; aufsen neben diesen je
eine Guirlande, die soweit wie das Gesims ausladet und auf
die Nebenseite umbiegt. Über dem Gesims an den Ecken je
eine unbärtige Halbmaske; dazwischen zwei Sphinxe, einem in
der Mitte stehenden Thymiaterium (?) zugewandt sitzend, das
sie mit einer erhobenen Vordertatze berühren. Flachrelief,
Aus dem 2. Jahrh. n. Chr.
CIL VI 15448.
63b. Fragment von dem Sarkophagdeckel eines
M. Lucceius Onesimus (Taf. 24).
H. 0,18 m., L. 1,82 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Senkrechter Sprung r. neben der Inschrift.
Rand oben und unten erhalten; links und rechts unvoll-
GALLERIA LAPIDARIA 63 C. d. 211
ständig. Die umrahmte Tabula ansata mit der Inschrift wird
r. und 1. von je einem schwebenden Eroten gehalten. Im
Winkel über und unter den Ansäe je eine Rosette. R. zwei
Delphine über plastisch angedeuteten Wellen, mit den Köpfen
einander zu und abwärts gewendet; zwischen ihnen eine ge-
riefelte Muschel. Links nur der Schwanz des r. Delphins
erhalten. Mittleres Relief. Aus dem 2. Jahrh. n. Chr.
CIL VI 21542.
63c. Fragment von dem Sarkophagdeckel einer
Aurelia Cassia Firmina (Taf. 24).
H. 0,25 m.y L. 1,78 m. Feinkörniger weifser Marmor.
In drei ungefähr gleiche Teile gebrochen; der r. Bruch unten gegabelt.
R. und 1. unvollständig. In der Mitte die mit einfacher
Leiste umrahmte Inschrift, r. und 1. gehalten von je einem
lebhaft ausschreitenden, umblickenden Eroten mit Chlamys.
L. davon ein zweirädriger, mit Korn beladener Karren von
zwei Ochsen nach r. gezogen; der Lenker (in Exomis) geht
weit ausschreitend voraus, hält einen an der Deichsel be-
festigten Strick in der L., blickt zurück und schlägt den r.
Ochsen mit der Peitsche auf den Rücken; links hinter den
Ochsen und rechts je ein kleiner Laubbaum. Rechts von
der Tafel ein entsprechendes Ochsengespann nach 1.; von
dem Wagen nur die Deichsel und ein Rest oben erhalten;
der Lenker geht ebenso voraus, den Strick mit der L., die
Peitsche in der R. haltend; hinter den Ochsen ein Laubbaum.
Flachrelief. Rohe Ausfuhrung, aber lebendig in den Motiven.
Aus dem 3. Jahrh. n. Chr.
NibbyUITaf. XXXIIb; Gerhard-Platner S. 3iNr. 8; CIL VI3605.
63a. Fragment von dem Sarkophagdeckel einer
Melitine.
H. 0,20 m., L. 0,42 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Sehr bestofsen.
Rand oben erhalten; sonst unvollständig. Die Inschrift
von breitem einfachen Rand umgeben. R. davon Hochrelief:
Hirt in Exomis nach r. stehend, mit den Armen auf einen
Stab gelehnt, schaut rückwärts; r. davon auf Terrain mit
Baum ein liegendes Schaf; darunter undeutliche Reste. Aus
dem 4. Jahrh. n. Chr.
14*
212 GALLERIA LAPIDARIA 63 e. 64.
Gatti teilt aus De Rossi's Scheelen dazu mh: „Christiani certe aevi
nscriptio; an ipsa christiana, quamvis plura sunt in hanc sententiam indicia,
tarnen decernere non ausira."
63c Fragment von dem Sarkophag einer
Eutychia, Fraii eines Blastus (Taf. 24.)
H. 0,62 m., Br. 0,90 m. Grofskrystallinischer bläulicher Marmor.
Links waren drei Stücke abgebrochen.
Rand oben und unten erhalten; r. und 1. unvollständig.
Über der erhaben gearbeiteten, randlosen Inschrifttafel mit
kleinen Ansäe wird das runde, umränderte, stark vertiefte
Medaillon mit der Halbfigur der Verstorbenen in hohem Relief
(Tunica, Mantel; Kopf mit gescheitelten, glatt zurückgestriche-
nen Haaren geradeaus gerichtet; Arme gesenkt) von zwei stark
ausschreitenden Eroten gehalten. Hochrelief. Augensterne
gebohrt. R. und 1. schlofs sich daran geschwungene Riefe-
lung, von der nur wenige Reste erhalten sind. Aus dem
2.-3. Jahrh. n. Chr.
CIL vi 17429.
Ferner die Vorderseite der Grabara einer Alvia Ve-
nu st a, an der im Giebel ein Vogel und zwei Kirschen in
mittlerem Relief dargestellt sind (CIL VI 11503), und einige
andere mit unbedeutender, rein ornamentaler Decoration, da-
runter fünf mit länglichen, fensterartigen Öffnungen r. und 1. von
der Inschrift (z. B. CIL VI 25856); durch sie sollte Luft und
Licht in die Grabkammern dringen (siehe Bartoli Gli ant
sepolchri Taf. 4 Nr. C).
>
64. Fragment eines ionischen Capitäls.
H. 0,35 m., Br. oben 0,64 m., T. 0,41 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Sehr beschädigt. Ein Sprung geht mitten durch.
Erhalten eine Volute (geschuppter Gurt mit Akanthus
r. und 1.) und Teile beider Fronten (über dem Eierstab
Ranken, die aus einem Akanthuskelch spriefsen); darüber
ein entsprechender Teil des Abacus mit lesbischem Kyma.
In der r. Volute oben eine rechteckige Vertiefung. Auf der
Oberfläche Rest eines Vergufsloches mit Canal. Vorne in
der Mitte ein viereckiges Loch. An der Rückseite zwei
viereckige Klammerlöcher. Die fehlende Hälfte war also
einmal gebrochen und wurde wieder angestückt.
GALLERIA LAPIDARIA 64a. b. 65. 65 a. 66. 213
64a. Obere Hälfte eines Frieses.
H. 0,33 m., Br. 1,15 m., T. 0,85 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Sehr bestofsen; besonders r. zerstört.
Vorderseite: Oberteil eines Akanthus-Gewindes; darin ein
Erot. Oberfläche und 1. Seite rauh gelassen, als wäre das Stück
nie zur Verwendung gekommen. L. oben eine halbe Klammer-
bettung, hinten Rest eines Dübelloches, beide nicht ausgearbeitet.
64b. Korinthisches Capital.
H. 0.74 m., Br. oben 0,92 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Die hervorragenden Teile sehr zerstört.
Abteilung XVI.
65. Korinthisches Pfeilercapitäl.
H. 0,405 m., Br. oben 0,43 m., T. oben 0,32 m. Feinkörniger gelblicher
Marmor.
Einige Spitzen -abgebrochen.
65a. Deckel einer Aschenurne.
H. 0,27 m., Br. 0,50 m., T. 0,40 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt der untere Rand vorn und hinten, Teil des seitlichen Randes
hinten, Teil der hinteren Giebelspitze. Ein Teil des oberen Nischenrandes
▼orne fehlt (war ergänzt).
Das Ganze ist aus zwei Teilen zusammengesetzt. Vor-
derer Teil (T. 0,27 m.): Vorne r. und 1. je eine Palmette;
dazwischen eine halbkreisförmige Nische mit Muschelfüllung;
darin das kleine Brustbild eines Knaben mit Sagum
(Augensterne vertieft). Hinterer Teil (Br. 0,45 m, T.
0,11 m.): Vorne r. und 1. je eine Palmette (etwas bestofsen);
dazwischen Giebel mit Relief; i. d. M. Amor auf Ziegenbock
nach r. (fehlt Schnauze und r. Vorderbein), r. Kaninchen mit
Trauben, 1. kleines Tier (Hund?). Bei beiden Teilen ist der
Dachfirst modern abgearbeitet und i. d. M. ein Adler mit Blitz, 1.
Kanne, rechts Schale im Relief ausgearbeitet. Beide Teile ge-
hören nicht zusammen, da sie von verschiedener Breite sind.
Gerhard-Platner S. 37 Nr. 200.
66. Korinthisches Pilastercapitäl.
H. 0,40 m., Br. oben 0,36 m., T. oben 0,28 m. Feinkörniger hellgrauer
Marmor.
Besonders oben stark bestofsen.
214 GALLERIA LAPIDARIA 66a. 67. 67a.
66a. Deckel einer Cinerar-Ara.
H. 0,25 m., Br. 0,56 m., T. 0,44 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Die Kanten bestofsen.
Aetom mit Rankenornament; an den Schmalseiten Vo-
luten. Unten das Gesims der Ära. An der r. Schmalseite
unten Loch zur Verklammerung. An der Unterfläche ringsum
ein Rand zum Einfalzen der Ära.
67. Torso einer Dionysos-Statue (Taf. 25).
H. 0,87 m. Ziemlich grofskrystallinischer weifser Marmor.
Es fehlen Kopf und Nacken, 1. Arm, r. Arm von der Mitte des
Oberarms abwärts, beide Beine. Rest einer grofsen Stütze an der 1., einer
kleinen an der r. Hüfte.
Die Figur hatte r. Standbein; der 1. Oberschenkel ging
leicht nach vorne. L. Schulter stark gehoben; der 1. Ober-
arm ging etwas zurück; danach war der 1. Ellenbogen auf-
gestützt und die grofse Stütze an der 1. Hüfte verband diese
mit dem Gegenstand, auf den er sich stützte. Der r. Ober-
arm geht leicht zurück; der Unterarm war zweifellos in der
Richtung des kleinen Puntello an der r. Hüfte vorgestreckt.
Der Kopf war nach der 1. Schulter gewendet. Jederseits
fallen zwei grofse, stark geringelte Locken vorne auf die
Schultern; im Rücken eine breite Masse von sechs, nach
archaischer Weise gewellten Locken. Volle, weiche Formen.
Fragment einer mäfsig ausgeführten Copie des sog.
Bacchus Richelieu im Louvre; vgl. über diesen Typus
Braccio nuovo Nr. 125 und Galleria delle statue Nr. 258.
Wahrscheinlich identisch mit dem Bacchus-Torso, der
bis 1834 im Museo Chiaramonti an Stelle von Nr. 548 ge-
standen hat (Gerhard-Platner S. 73 Nr. 546).
Amelung bei Arndt-Amelung Einzelaufnahmen, Text zu Nr. 1142.
67a. Pfeiler-Basis oder -Capital mit drei
ornamentierten Seiten (Taf. 25).
H. 0,11 m., Br. 0,46 m., T. 0,31 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ecken bestofsen. Rückseite abgeschlagen.
An drei Seiten unten Platte, dann schnurartiger Wulst,
darüber ein Kyma mit schmalen herzblattförmigen Blättern.
GALLERIA LAPIDARIA 67 b. C. 68. 69. 70. 71. 21 5
Oberfläche glatt gesägt, nur hinten ein 6 cm. breiter Streifen
rauh (Bruch des ungesagten Restes).
67b. Dorisches Capital mit Säulenhals.
H. 0,35 m., Durchmesser oben ca. 0,80 in., unten ca. 0,52 m.
Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Besonders oben stark bestofsen.
Zwanzig Canelluren. Darüber drei Ringe mit rundem
Profil. Der Echinus gerundet, ohne Einziehung oben. Auf
der Oberfläche links Teil eines Gufskanals sichtbar, hinten
eine kleine rechteckige Vertiefung und eine längliche Ein-
arbeitung; Scamillumrest.
67c. Puteal.
H. 0,64 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Zwischen den einfach profilierten Rändern schräg laufende
Riefelung. Vorne mit schwarzer Farbe aufgeschrieben: 208.
Abteilung XVII.
68. Grabara des Q. Pompeius Proculus, des M.
Veratius Matutinus und der Aegnatia Fortunata.
CIL VI 2550.
69. Cinerar-Ara eines A. Aulius Strenuus.
Deckplatte modern. Zur Befestigung des antiken Deckels
an den Nebenseiten oben Klammerlöcher.
CiL vi 12935.
70. Grabara einer Claudia Lais und einer
Claudia Spur. f. Helene.
Die Aetomwölbung oben abgeflacht (für Spenden).
CIL VI 15488.
71. Cinerar-Ara eines M. Gavius Parthenius.
Deckplatte modern.
CIL VI 18914.
2l6 GALLERIA LAPIDARIA 72. 72 a. b. 73.
72. Cinerar-Ara eines A. Fulvius Celer.
Die Höhlung modern geschlossen. Vorn unten ein ver-
schmiertes Loch (vgl. hierselbst Nr. 4 und 8).
Gefunden bei S. Paolo fuori.
CIL vi 18658.
72a. Fragment von der Vorderseite der Aschen-
urne eines C. Ovidius C. f. Capito.
H. 0,255 m-> Br« °i3x m« Feinkörniger gelblicher Marmor.
Schräger Bruch von oben nach unten.
Umränderte Inschrifttafel; 1. davon Guirlande, r. Rest
einer Guirlande und einer Säule; unten Rest eines Giebels.
Aus dem 2. — 3. Jahrh. n. Chr.
CIL VI 23633.
Vier Vorderseiten von Grabaren mit dem Brustbild
des Verstorbenen; darunter zu bemerken:
72b. Vorderseite der Grabara eines
D. Cornelius Priscus.
H. 0,42 m., Br. 0,215 m* Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Oben eine nischenartige Vertiefung; darin das Brust-
bild des Verstorbenen mit Tunica in Profil nach 1. Zur Seite des
Medaillons je ein Füllhorn und Delphin in Flachrelief. Arbeit
des 1. Jahrh. n. Chr.
CIL VI 16291.
Ein Sarkophag- und ein Ara-Fragment mit Kranz.
73. Basis der Statue des Attius Insteius Tertullus,
Stadtpräfecten d. J. 307 n. Chr. (Taf. 25).
H. 1,42 m., Br. unten 0,99 ra., T. unten 0,80 m. Feinkörniger grauer
Marmor.
Ergänzt ein breiter Streifen etwas Über der Mitte in mehreren Stücken.
Stark zerstört, besonders der obere Teil (Einzelheiten in der Beschreibung
erwähnt).
Rückseite glatt; sonst reich ornamentiert: über der Basis,
an den drei Seiten gleich, geknotete Wollbinde, Kyma mit
GALLERIA LAPIDARIA 73. 2\J
Akanthusblättern, Einkehlung mit stilisierter doppelter Blatt-
reihe. Dann an der Vorderseite Inschrift umrahmt von einem
Streifen mit Rebengewinde und einem Kyma mit doppelter
Blattreihe; an den Nebenseiten je eine Reliefgruppe umrahmt
von einem Streifen mit Rebengewinde oben und unten und
je einem Thyrsos an den Seiten, dann einem einfachen Kyma.
Darüber an den drei Seiten gleich: Kyma mit doppelter
Blattreihe, Zahnschnitt mit je .zweimal durchbohrten Brücken,
Sima mit Akanthusblättern. Oben noch ein niedriger Auf-
satz mit Reliefdarstellung.
Relief der r. Nebenseite: auf einem besonders ausge-
arbeiteten Stück Boden steht in der Mitte Dionysos (nur
der Unterkörper erhalten; vom Kopf, Thyrsos und Kantharos
nur Ansätze vorhanden) mit r. Standbein, nackend; der Kopf
mit hinten aufgebundenem Haar war nach der r. Schulter in
Profil gewendet; mit der erhobenen L. hielt er den Thyrsos,
mit der gesenkten R. den Kantharos. R. der kleine Pan,
Dionysos umfassend (fehlt Oberkopf, Gesicht, 1. Arm bis
auf Teil des Oberarms und die am 1. Oberschenkel des
Dionysos erhaltene Hand, 1. Bein, für das Stütze vorhanden).
L. sitzt nach 1. vorne gewendet ein Panther, dem Kopf (Stütze
vorhanden) und Vorderbeine- fehlen. Von dem Relief des
Aufsatzes ist nur r. ein weiblicher Unterkörper mit Gewand
und ein nacktes Bein erhalten.
Relief der 1. Nebenseite: auf Boden, der wie gegenüber
gestaltet ist, 1. der mit Chiton bekleidete Unterkörper
der Ariadne, die mit gekreuzten Beinen dasteht und
sich augenscheinlich r. auf eine kleine männliche Ge-
stalt stützte, von der nur der Unterkörper (1. Standbein),
die L. mit dem unteren Teil des von ihr senkrecht ge-
haltenen Thyrsos — die Spitze oben erhalten — und ein
Teil des um den Rücken und den 1. Unterarm geschlungenen
Mantels erhalten ist; nach ihrer Gorpulenz und dem Scham-
haar zu urteilen, Silen. An dem Aufsatz: auf einem vier-
rädrigen Wagen, dessen Nebenseite in der Mitte eingezogen
ist (vgl. das Exemplar im Museo Gregoriano [Reisch be
Heibig Nr. 1352]; das r. der zwei sichtbaren Räder beschä-
digt), lagert Dionysos und sitzt Ariadne (Gesichter fehlen),
er in Himation, sie umschlingend, sie vollbekleidet mit
2l8 GALLERIA LAPIDAEIA 74. 74a. b.
Thyrsos; der Wagen wird von zwei Kentauren, denen die
freistehenden Beine und die Oberkörper fast ganz fehlen,
nach r. gezogen. Von ihnen verdeckt Pan mit Schlauch auf
der 1. Schulter nach r. gehend. Links Mänade, vollbekleidet,
mit einer Schlange in der erhobenen L., einem Tympanon
in der gesenkten R. nach r. stürmend.
Starkes Hochrelief. Sorgfaltige Arbeit ohne inneres
Leben etwa antoninischer Zeit. Zur Basis des Attius wurde
der Stein, der ursprünglich ein Dionysos-Altar gewesen sein
mag, in zweiter Verwendung.
Gerhard-Platner S. 33 Nr. 43; CIL VI 1696.
Abteilung XVIII.
74. Korinthisches Capital (Taf. 26).
H. 0,27 m., Br. oben 0,34 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Sehr bestofsen. Unbedeutend.
74a. Männlicher Torso mit Exomis (Taf. 26).
H. 0,80 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Es fehlen Kopf mit Hals, r. Arm, 1. Unterarm» beide Beine von der
Mitte der Oberschenkel abwärts. Stark bestofsen. Die Ansatzfläche des
Halses und r. Armes zur Ergänzung hergerichtet. Auf der Stutze unter dem
1. Oberschenkel die Zahl 93 aufgemalt.
Aufrecht stehend; r. Standbein; daneben Rest der Stütze;
1. Oberschenkel leicht vorgestreckt. Ringsum geschlossene
Exomis, die die r. Schulter freiläfst und auf der 1. geknotet ist
gegürtet über den Hüften. Derber Stoff mit starken Falten
Beide Oberarme gehen abwärts; kleine Stütze für den r. Ellen
bogen am Gewände über der Hüfte, eine andere für den 1. Unter
arm, der demnach schräg vorgestreckt war, auf dem 1. Ober
Schenkel. Der Kopf war nach der 1. Schulter gewendet
Spuren des Alters an Halsansatz, r. Schulter und Brust.
Stellte wahrscheinlich einen Hirten dar (vgl. Arndt-
Amelung Einzelaufnahmen Nr. 1152U. 1171). Derbe, deco-
rative Arbeit.
Gerhard-Platner S. 37 Nr. 209.
74b. Geflochtener Korb mit Deckel (Taf. 26).
H. 0,32 m., Durchm. ca. 0,32 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Der jetzt fest gekittete Deckel war abnehmbar; als Griff
in seiner Mitte eine Troddel (oben abgebrochen; zur Er-
GALLERIA LAPJDARIA 74c. 75. 219
gänzung hergerichtet). Wird ein Votiv in einem Bacchus-
oder Ceres -Tempel (vgl. die auf Sarkophagen häufig dar-
gestellte Cista mystica, aus der eine Schlange entchlüpft)
oder das Cinerar eines Bacchusdieners gewesen sein.
Gerhard-Platncr S. 37 Nr. 188.
74c. Fragment der Statuette eines Gottes
(Taf. 26).
H. 0,785 m. Feinkörniger weifser (wahrscheinl. pentelischer) Marmor.
Ergänzt ein breiter Streifen im Oberkörper von oben nach unten,
entsprechend einem weiter über die 1. Hüfte verlaufenden Bruch.
Es fehlen Kopf und Hals, Teile des Rückens, r. Arm von der Mitte
des Oberarms an, 1. Hand (war angestückt), Teile des Gewandes unter dem
1. Unterarm, beide Fttfse mit Teilen der Unterschenkel und Gewandsaum.
Auf dem r. Oberschenkel eine ovale Abarbeitung.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Bein leicht vorge-
stellt; aufsen daran Rest der Stütze; ein Himation bedeckt
1. Arm und Schulter, ist dann um den Rücken gelegt, an
der r. Hüfte vorgenommen und über den 1. Unterarm gelegt,
sodafs es den Unterkörper vollständig verhüllt; beide Ober-
arme gesenkt, der 1. Unterarm vorgestreckt; auf der Brust
jederseits zwei steif gewellte Locken.
Haltung, Körperformen, Locken streng archaisch; weniger
das Gewand, sodafs man zweifeln kann, ob der Copist hier
den strengen Stil weniger getreu wiedergegeben hat, oder
ob die Statuette auf ein Original der Übergangszeit vom
archaischen zum freien Stil zurückgeht. Unbedeutende Arbeit.
Die Deutung auf Apollon liegt nahe; doch könnte auch
Dionysos, selbst Zeus dargestellt sein.
Gerhard-Platner S. 37 Nr. 196.
75. Aufsatz einer Cinerar-Ara.
H. 0,24 m., Br. o,6i m.t T. 0,52 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
An den vier Ecken unbärtige tragische Masken (die
beiden r. oben abgebrochen). An den vier Seiten je ein
Aetom; im vorderen Kranz mit Schleife von zwei weit aus«
schreitenden Eroten gehalten. R. und 1. Palmetten (oben
abgebrochen). Hinten glatt. Oben abgeplattet.
220 GALLEEIA LAPIDARIA 75 a. b. C. 76. 76 a.
75 a. Gefäfs (?)
H. 0,26 m., Durchm. oben ca. 0,40 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Deckplatte modern.
Über einem runden Boden (Ornamentband abgearbeitet)
eine bauchige echinusartige Ausladung, umgeben von einem
Blätterkelch. Oben ausgehöhlt; hinten ein Stück des Randes
ausgebrochen. Vorne unten ein Klammerloch.
75b. Composit-Capitäl.
H. 0,27 m., Br. oben 0,32 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ziemlich bestofscn.
Reich ornamentiert. Aus später Zeit.
75c. Rundes Gefäfs.
H. 0,42 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt der Deckel und Fufs.
Schlanker Körper mit geschwungener Riefelung. Zum
Anfassen dienen zwei bärtige Masken mit gefurchter Stirn
zwischen je zwei abwärts gekehrten Delphinen.
Gerhard-Platner S. 37 Nr. 186.
76. Korinthisches Capital.
H. 0,28 m., Br. oben 0,32 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
In den oberen Teilen sehr bestofsen.
76a. Fragmentierte weibliche Statuette (Taf. 26).
H. 0,91 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, r. Arm, Vorderteile der 1. Hand, Teile
der Falten. Ergänzt Splitter im Gewand.
Aufrecht stehend; r. Standbein; 1. Fufs mit voller Sohle
zur Seite und vorgesetzt. Hochsohlige Schuhe; geschlossener
Peplos, dessen Apoptygma bis zu den Knieen reicht und
von einem breiten Gürtel dicht unter den Brüsten zu-
sammengefafst wird. Der Mantel bedeckt r. Schulter
und Arm, lang herabhängend, ist dann um den Rücken
und die r. Hüfte herumgenommen, doppelt gelegt, so-
dafs sich die beiden Lagen kreuzförmig vor dem Unter-
leib überschneiden, oben umgerollt und wurde an der L
GALLERIA LAPIDARIA 76 b. 221
Hüfte von dem ehemaligen Attribut der L. am Herabgleiten
gehindert. Lockenreste im Nacken; ebenda ein Klammer-
loch und -canal wahrscheinlich zur Versicherung des ehe-
mals ergänzten Kopfes, der auf der gerauhten Halsfläche
mittels eines Dübels befestigt war, von dem sich in der
Mitte noch ein Rest erhalten hat. An der Bruchstelle des
r. Armes Rest eines Dübelloches; ein anderes Loch
über der Hüfte, zwei darunter. In der Mitte der Schnitt-
fläche der 1. Hand ein Dübelloch; darunter r. längliche Ab-
arbeitung, 1. kleine Stütze; am 1. Arm länglicher Ansatz,- in
dessen Mitte ein Loch.
Die richtige Ergänzung ergiebt der Vergleich mit einer
in gröfseren Dimensionen ausgeführten Replik im Museo
Lateranense (Benndorf-Schöne Die ant. Bildw. des later.
Museums Nr. 442), bei der sich wenige Locken einer von
der gesenkten R. gehaltenen Maske erhalten haben ; demnach
wy eine Muse dargestellt. An dem lateranensischen Exemplar
sieht man an dem erhaltenen r. Oberarm unter dem Peplos den
Chiton mit langen Ärmeln (xetpiSwxo? xtttuv) der Schauspieler.
Nach der würdevollen Erscheinung zu schliefsen, ist Mel-
pomene dargestellt; der Ansatz am 1. Arm wird also von
dem dort anliegenden Schwert oder Keule) herrühren.. Copie
eines Originals der früh -hellenistischen Zeit; in den regel-
mäfsigen Steilfalten unten hat der Künstler mit Absicht den
Stil des 5. Jahrhunderts nachgeahmt, um. seiner Figur etwas
Strenges, Würdevolles zu verleihen; harte, sorgfältige Arbeit.
Vgl. die ähnliche Statuette im Giardino d. Pigna Nr. 162.
In der Gröfse würden zu unserer auch die Musenstatuetten
im Museo Chiaramonti Nr. 349 — 51 passen, aber nicht in der
Arbeit, die dort wesentlich geringer ist.
Gerhard-Platner S. 37 Nr. 176.
76b. Fragmentierte weibliche Statuette.
(Taf. 26).
H. 0,88 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf mit Hals, r. Schulter und Brust, Stttck an Stelle
der 1. Hand, r. Fufs mit Gewand und Basisecke. Vertiefung zum Einfügen
des besonders gearbeiteten Kopfes. Das Erhaltene ziemlich stark bestofsen.
222 GALLERIA LAPIDARIA 76 c.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs war mit erhobener
Ferse zurückgesetzt. Sandalen; Chiton ; der ganze Oberkörper
mit den Armen verhüllt vom Himation, das mit einem Teil auf
der L Schulter aufliegt, dann um Rücken, r. Schulter und Brust
und wieder über die 1. Schulter gelegt ist. R. Arm gesenkt;
die Hand rafft das Gewand leicht empor. L. Oberarm ge-
senkt, Unterarm vorgestreckt; die Hand unter dem Mantel.
Eine in den Motiven ganz übereinstimmende, aber um-
gekehrt bewegte Statuette ist bei Clarac 775, 1932 abge-
bildet, eine andere mit dieser bis auf den Kopf und die
r. Hand übereinstimmende Figur bei S. Rein ach Repertoire
de la statuaire II S. 656 Nr. 10. Vgl. ebenda S. 671 Nr. 1
eine Figur aus Magnesia in Constantinopel und Arndt-
Amelung Einzelaufnahmen Nr. 923 (Münchener Residenz).
Während die beiden letzteren Figuren, die die Motive raffi-
nierter ausgebildet zeigen, sicher aus vorgeschrittener
hellenistischer Zeit stammen, gehen die drei ersten noch auf
Originale des 4. Jahrhunderts zurück.
Dafs derartige Typen auch als Grabstatuen verwendet
wurden, beweist das Vorkommen einer der vaticanischen
Statuette entsprechenden Figur an einem Sarkophag im Giardino
Colonna, an dem in Nischen die einzelnen Familienmitglieder
in statuarischen Typen dargestellt sind (Matz-Duhn Ant.
Bildw. in Rom II Nr. 3150; die r. Figur der r. Nebenseite).
Geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 37 Nr. 169.
76c. Reliefplatte (Taf. 26).
H. 0,84 m.t Br. 1,12 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Grofser, nach oben gegabelter Bruch verläuft von r. unten nach 1.
oben. Die beiden oberen, wie die 1. untere Ecke abgebrochen.
In der Mitte ein rechteckiges, aufrecht
stehendes, umrahmtes Feld; im oberen Teil des
Rahmens an den Nebenseiten je ein Loch. In
der Mitte des Feldes das Monogramm Christi
mit vertieften Umrissen.
L. und r. neben dem Feld je ein anderes gröfseres
vertieft; in beiden die Relieffigur eines aufrecht stehenden
GALLERIA LAP1DARIA 77. 223
Jünglings; beide gleich, nur beiderseits mit dem Standbein
auf der Aufsenseite und dem Kopf nach der Mitte gewendet;
Fufs des Spielbeins leicht zur Seite gesetzt; bekleidet nur
mit Himation, das 1. Schulter, Rücken und Oberschenkel be-
deckt; im 1. Arm ein Füllhorn, auf der seitlich ausgestreckten
R. ein dreistöckiger Leuchtturm; auf dem Kopf mit langen
Haaren die Turmkrone. Die Umrisse der Gestalt und Falten
z. T. vertieft. Unter beiden Reliefs je ein kleines vier-
eckiges Feld; 1. die Inschrift (€)YTTAOIA darunter Rest einer
Umrifszeichnung (Kopf einer gehörnten Schlange von vorn
gesehen); r. z. T. undeutliche Inschrift TCCOPOAIC, darunter
Umrifszeichnung einer geringelten Schlange mit Hörnern
(der Kopf von der Seite gesehen).
Die Erscheinung der Jünglinge entspricht einem ver-
breiteten, statuarischen Typus; vgl. hierselbst Nr. 6o. Die
Attribute kennzeichnen sie als Genien einer Hafenstadt und
ihres Reichtums, worauf sich auch die Inschrift 1. bezieht,
während die Hornschlangen die Beziehung der Darstellung
auf Ägypten sichern. Wahrscheinlich sind also die Jüng-
linge Genien der Hafenstadt Alexandreia mit dem berühmten
Pharos auf der Rechten (vgl. Adler Der Pharos von
Alexandria S. 9 Abb. 13).
Die Vereinigung des christlichen Monogramms mit den
heidnischen Figuren erklärt sich dadurch dafs die Platte von
christlicher Hand zum zweiten Mal verwendet wurde; that-
sächlich ist die Fläche, bevor das Monogramm eingeschnitten
wurde, abgearbeitet worden; nur unten ist ein kleiner Streifen
von der ursprünglichen Fläche stehen geblieben; man kann
annehmen, dafs sich auf den abgearbeiteten Teil eine Inschrift
befand. Die Ausführung der Relieffiguren spricht für Ent-
stehung im 2. Jahrh. n. Chr.
77. Torso einer Replik des ausruhenden Satyrs
(Taf. 26).
H. 0,75 in. Grofskrystallinischer weifser Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, 1. Arm (von der Hand swei Finger auf
der Hüfte erhalten), r. Arm von oberhalb des Ellenbogens abwärts, viele
224 GALLERIA LA PI DA RIA 77 a. b.
Teile des Fells, beide Beine. GrbCse Ansatzstelle Über der r. Hüfte, wo
eine Stutze zu dem Stamm hinüberführte.
Einfache, harte Arbeit. Über den Typus vgl. Braccio
nuovo Nr. 120.
Gerhard-Platner S. 37 Nr. 183; Klein Praxiteles S. 204 Nr. 29.
77a. Korinthisches Capital.
H. 0,47 m.f Br. oben 0,46 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Sehr bestofsen.
Von demselben Bau wie Nr. 103.
77b. Fünfeckiger Untersatz mit Reliefs (Taf. 26).
H. 0,65 m., Br. 0,73 m., T. 0,92 m. Feinkörniger weifser Marmor.
An verschiedenen Stellen stark verstofsen.
An eine schmale Seite (hinten) schliefst sich jederseits
eine Langseite, an jede von diesen eine Schmalseite; die
beiden letzteren stofsen vorne zusammen. Auf der r. ein Erot
auf gezäumtem Meerpanther, auf der 1. ein andrer mit Peit-
sche in der L. auf einem Meerwidder, beide über ausgeführten
Wellen, einander zugewendet Auf denLangseiten der Richtung
der Eroten folgend je ein Meerkentaur über- ausgeführten
Wellen mit umgewandtem Kopf eine Muscheltrompete blasend,
die unbeschäftigte Hand an den Hinterkopf legend. An der
Schmalseite hinten stehender nackter Knabe (1. Standbein)
von vorn sichtbar, in der L. eine Muscheltrompete, in der
halb erhobenen R. einen Gegenstand von der Form eines
Spiegels haltend. Hochrelief, auf den beiden vorderen Schmal-»
seiten in vertieftem Feld, sonst auf der Fläche aufliegend.
Die Schmalseite mit dem Widder ist nicht vollkommen
ausgeführt, die mit dem Knaben, am besten gearbeitet; diese
also sollte die Vorderseite sein. Darauf, dafs die andern
Schmalseiten ursprünglich einem anderen Gegenstand nahe
waren, deuten auch auf der Oberfläche zwei grofse Klammer-
löcher; ebenda in der Mitte ein grofses Loch mit Dübelrest;
hinten längs der Schmalseite mit dem Knaben eine längliche
Vertiefung und modern eingeritzt M$ und die Zahl 7.
Die Ausführung sehr roh; doch sind die Seekentauren
sehr frisch in der Bewegung. Dafs das Ganze zu einem
GALLERTA LAPIDARIA 78. 79» 80. 80a. 225
Brunnen gehörte, wie in der Beschreibung Roms angenommen
wird, ist unwahrscheinlich da sich nirgend Spuren des Wassers
zeigen.
Gerhard-Platner S. 37 Nr. 183.
Abteilung XIX.
78. Dreiseitige Basis, dem Deus Arimanius
von einem Agrestius V. C. geweiht.
H. 0,95 m., Br. vorne 0,45 m., die der anderen Seiten 0,35 m.
Feinkörniger gelblicher Marmor.
Bestofsen die Kanten.
Über einem hohen, dreieckigen, nach oben etwas ver-
jüngten Schaft eine attische Basis, deren unterer Torus an den
drei Seiten des Schaftes abgeschnitten ist, und in deren Ober-
fläche 1. ein grofses Dübelloch mit Mörtel ausgegossen ist. Auf
der breiteren Seite des dreieckigen Schaftes die Inschrift.
CIL VI 47; Steuding bei Roseber Mythologisches Lexikon I
Sp. 546; Cumont bei Pauly-Wissowa Real-Encyklopädie II Sp. 825.
79. Cinerar-Ara eines M. Attius
M. fil. Suburanus.
Oben der leere Aschenbehälter. An der 1. Nebenseite
oben ein jetzt durchgebrochenes Loch, wohl von der Ver-
klammerung des Deckels herrührend, unten eins zur Ver-
klammerung der Ära auf dem Boden bestimmt.
CIL VI 12748.
80. Grabara eines — erulanus Phaedrussacerdos
und seiner Sclavin Melizusa.
Die oberen Ecken und Kanten sehr bestofsen.
Würfelförmig. Unter der Inschrift der Melizusa eine
Situla in Relief.
Stammt aus Nomentum»
CiL XIV 3956.
80a. Römisches Grabrelief (Taf. 25).
H. 0,75 tn., Br. 0,96 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase des Mannes, des Knaben, Stück Frisur der Frau über
dem 1. Ohr. Die Nase der Frau war ergänzt, fehlt heute (Eisenstift vorh.).
Yatican. Katalog I. 15
226 GALLKBtA LAHDABIA &l. 82.
Beschädigt der Rand des r. Ohres des Mannes und die äufseren Rander
der Nische.
Halbrunde Nische mit breitem, oben ein Kreissegment
bildenden Rand; darin 1. die Halbfigur eines älteren bartlosen
Römers mit Tunica und Toga nach r. gewendet, r. die einer
Frau mit Tunica und Mantel und Frisur aus augusteischer
Zeit; beide reichen sich die Rechte (am 1. Ringfinger der
Frau ein Siegelring). Zwischen ihnen ein Knabe mit Tunica
von vorne sichtbar.
Moderne Inschriften, nach den Formen der Buchstaben
aus dem Quattrocento: auf dem Rande oben Fidei simulacrum,
neben dem Manne Honor, neben der Frau Veritas, im Nischen-
grunde neben dem Knaben Amor.
Am Ende des 15. Jahrhunderts — das Relief befand sich
damals im Palazzo Sta. Croce — ist die Darstellung auf dem
Grabmonument des Bürgers Stefano Satri in S. Omobono
(nahe dem Capitol) von einem Bildhauer der local-römischen
Schule nachgeahmt worden.
Von einem analogen Grabrelief, auf dem sich die In-
schriften Honor und Veritas wie hier, aber über dem Kopf
des Knaben Dius Fidius fand, berichtet Cartari Imagini delli
dei de gl'antichi S. 86 (nach ihm Nardini Roma antica IV
Cap. VI S. 73 und die Beschreibung Rom's).
Gerhard-Platner S. 33 Nr. 46; CIL VI 4*b; Steinmann Zeit-
schrift für bild. Kunst 1901 S. 242 f. Abb. 3.
81. Grabara eines Ti. Claudius Felix und seiner
Gattin.
Im Aetom Kranz. Die Patera an der r. Seite durch eine
spätere quadratische Einarbeitung verschwunden.
CIL VI 15057.
82. Fragment eines Architravs mit Fries.
H. 0,59 m. L. 0,67 m. Feinkörniger gelblicher Marmor mit grauen Streifen.
Im Fries Akanthusgewinde mit Panther (1., nach 1.
springend) und Erot (r., nach r. gewendet). R. antiker Geh-
rungsschnitt (das Stück stammt also von einer Ecke und
passte vielleicht mit Nr. 23 an einander; s. dort); 1. in moderner
GALLERIA LAPIDARIA 82a. 83. 83a. 227
Zeit glatt abgeschnitten. Gehört zusammen mit Nr. 23 und
Museo Chiaramonti Nr. 297 a. R. neben der roten Nummer
ist mit schwarzer Farbe 352 aufgemalt.
82 a. Pilaster-Basis (?).
H. und Br. 0,50 m. T. 0,12 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Die 1. obere Ecke fehlt.
Vorderseite und beide Schmalseiten ornamentiert; Rück-
seite gerauht zum Anfügen an eine Wand; auf der Ober-
fläche r. Loch und Bahn einer Verklammerung.
Ornamentierung der drei Hauptseiten:
Die kantig vorspringende Basis besetzt mit aufsteigen-
den Akanthusblättern; darüber an der Vorderseite in ganz
niedrigem, abgeflachten Relief in der Mitte ein Dreifufs, r.
und- 1. davon je ein nach der Mitte zu lagernder Greif,
zwischen Schnabel und Vordertatze ein Bukranion; der ganze
Grund mit Ranken ausgefüllt; an der 1. Nebenseite eine
Palmette, an der r. in demselben ilachen Relief ein Erot mit
Röckchen und Sandalen nach 1. eilend, mit der L. einen
Hund bei den Vorderpfoten haltend. An dem darüber
kantig vortretenden Rand ringsum herabhängende Akanthus-
blätter; darüber wieder ein schaftartig aufsteigender Teil
ringsum mit Perlenschnur, Palmettenornament, Gewinde, Pal-
metten, Gewinde von unten nach oben besetzt.
Eigentümlich barbarischer Stil. Sehr spät.
83. Korinthisches Capital.
H. 0,83 m., Br. oben 1,00 m., T. oben 1,05 m. Feinkörniger bellgrauer
Marmor.
Die 1. hintere Ecke fehlt, die anderen sehr bestofsen.
83a. Ionisches Capital.
H. 0,40 m., Br. oben 0,86 ro., T. oben 0,89 m. Feinkörniger gelblicher
Marmor.
Die r. Volute fehlt ganz ; die 1. und Vorder- und Hinterseite sehr be-
stofcen» Auf der Oberfläche ein glatter Rand von 0,06 m. um das Scamillum,
das um 1 cm. erhoben und gerauht ist. Auch unter dem Echinus Scamillum.
228 GALLBEIA LAPIDARIA 83 b. C. d.
Die Eier am Echinus stehen weitläufig. Im Canal
Akanthuskelch mit Ranken, die sich in die Voluten einrollen.
Diese seitlich mit abwechselnd schmalen und breiten Blättern
gedeckt. Der Gurt geschuppt und jederseits von einer
Schnur eingefasst. Sorgfaltige Arbeit.
83b. Pilastercapitäl.
H. 0,18 m., Br. u. T. oben 0,45 in. Feinkörniger weifser Marmor.
Ecken und Kanten oben bestofcen.
Von unten nach oben folgende Motive: Eierstab; Platte
mit Rosetten; Eierstab; niedrige Canelluren mit Füllung
unten; Blätter. Auf der Oberfläche eingeritzte Quadratur und
ausgebrochenes Dübelloch. Gegenstück zu Nr. 85 a.
Pistolesi III Taf. IL 2.
83c. Grabstein eines M. Ulpius Maternus.
(Taf. 26).
H. 0,68 m., Br. 0,49 m. Grofskrystallinischer blaulicher Marmor.
Nase und 1. Pilaster sehr bestofsen.
Über der Inschrift flankiert von zwei Pilastern eine
Nische mit dem nackten Brustbild eines Knaben; Porträt;
Augensterne und Pupillen angegeben; über der Schulter Ober-
teil eines Köchers mit Band quer über die Brust; auf der 1.
Schulter ein nach der Mitte gewandter Vogel; über der Nische
eine Lorbeerguirlande. Der Knabe ist als Apollino charak-
terisiert. Über ähnliche Fälle vgl. Amelung Führer Nr. 82.
Arbeit des 2. Jahrh. n. Chr.
Gerhard-Platner S. 31 Nr. II; CIL VI 29238.
83a. Vorderseite der Grabara eines L. Annaeus
Narcissus.
H. 0,77 m., Br. 0,385 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Senkrechter Sprung r. vom Knaben.
■ •
Über der Inschrift vertieftes, viereckiges Feld mit pro-
filiertem Rand. Darin in Hochrelief die Figur eines stehen-
den Knaben in kurzem Röckchen, gradeaus gerichtet; er
hält mit beiden Händen einen langschwänzigen und lang-
beinigen Vogel vor die Brust. Arbeit des 1. Jahrh. n. Chr.
Gerhard-Platner S. 31 Nr. 12; CIL VI 11675.
GALLERIA LAP1DARIA 83 C 84. 84a. 85. 229
83c Vorderseite der Grabara eines [S]ex. Vetu-
lenus Alexander.
H. 0,44 m.f Br. 0,335 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Über der Inschrift in Relief das Brustbild eines Knaben
mit Tunica, Toga und Bulla. Aus dem I. — 2. Jahrh. n. Chr.
CIL VI 28723.
Sonst einige Grabarae mit unbedeutenden Orna-
menten (Palmetten, Kranz, Patera, Adler) im Aetom.
Abteilung XX.
84. Pilastercapitäl.
H. 0,30 m., Br. oben 0,355 m«i T. oben 0,24 m. Feinkörniger gelblicher
Marmor.
Oben sehr bestofsen.
Unten Akanthus-Kelch; an den Ecken lange glatte Blätter
mit ungezacktem Rand; dazwischen an den Fronten gegen-
ständige Palmetten, an den Schmalseiten Blattstengel. Auf
der Oberfläche Loch zur Verdübelung.
84a. Fragment einer Herme des Stesichoros.
H. 0,42 m. Br. unten 0,28 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Erhalten der oberste Teil des Hermenschaftes, aber alle
Kanten sehr zerstört. Oben ein Rest des Backenbartes ei
halten. Die Inschrift lautet:
2JH2IXDPD[2
eykaeiad[y
|[MEPAID[2
Stammt angeblich aus Tivoli.
Kaibel 1213; Bernoulli Griechische Ikonographie I S. 58.
85. Dorisches Capital.
H. 0,36 m., Br. oben ca. 0,81 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Nur zur Hälfte erhalten. An dem Erhaltenen besonders
der Abacus beschädigt. Echinus oben eingezogen. Unten
drei Ringe. Hals glatt.
23O GALLERIA LAPIDAEIA 85a. b. 86. 87.
85 a. Pilastercapitäl.
Mafse, Marmor und Motive wie bei dem Gegenstück Nr. 83b.
Die Ecken und Kanten oben bestofsen. Vorne mit schwarzer Farbe
aufgeschrieben: 756.
85b. Rundes Gefäfs.
H. 0,53 m., Durchm. oben 0,57 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Fufs und Deckplatte.
Unten Torus mit Flechtband. Darüber am Körper
Canelluren mit oben stark vorquellender Füllung; oben
zwischen ihnen je eine Blüthe.
86. Dreieckiges Pilastercapitäl.
H. 0,275 m., Br. vorn oben 0,36 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Die eine obere Ecke abgebrochen, die andere beschädigt.
An den Ecken unten Akanthus, dazwischen glatte Spitz-
blätter; darüber Blüthenstengel zwischen je zwei schmalen
akanthusähnlichen Blättern. Auf der Oberfläche schmaler
glatter Rand um eine leicht erhobene, gerauhte Fläche
(Scamillum); in der Mitte grofse Vertiefung, weiter vorne
kleine.
87. Jugendlich-männlicher Torso (Taf. 25).
H. 0,98 m. Feinkörniger weifser Marmor (an einigen Stellen streifig).
Es fehlen Kopf und Hals, r. Arm von der Mitte des Oberarms ab-
wärts, 1. Arm (Teil der Hand erhalten), beide Unterschenkel, der 1. mit, der
r. ohne Knie.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Oberschenkel vor-
gesetzt; r. Unterschenkel ging zurück. L. Hand ruht mit
ihrem Rücken auf dem 1. Hinterbacken. R. Arm ging herab,
augenscheinlich zu einer Stütze (Rest am r. Oberschenkel
hinten). Der Kopf war nach der r. Schulter gewendet.
Mäfsige Copie eines Originals aus dem Ende des 5. Jahr-
hunderts v. Chr., das im Motiv den sogen. Narkissos-Figuren
entspricht.
Furtwängler Meisterwerke S. 523 Anm. 2.
GALLERIA LAPIDARIA 88. 88a. 89. 23 1
87a. Ehrenbasis des Lucius Aur. Avianius
Symmachus, des Vaters des Redners Symmachus.
H. 1,05 m.f Br. 0,75 m., T. 0,43 m. Feinkörniger grauer streifiger Marmor.
Auf der Oberfläche 1. eine gröfsere Vertiefung (vielleicht
Standspur einer Statue), r. kleine runde Vertiefung (für Scepter
oder Speer?) sichtbar. Die Basis ist der Inschrift zufolge
i- J« 377 n- Chr. gesetzt worden.
Gefunden unter dem Capitol »ad arcum fuschum«.
CIL vi 1698.
Abteilung XXI.
88. Grabara einer Hediste, Mutter einer
Fabiana.
H. 0,75 m., Br. unten 0,765 m., T. 0,28 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt die 1. untere Vorderecke. Die hintere Hälfte fehlt.
An den vorderen Kanten r. und 1. je ein Pilaster. Da-
zwischen die Inschrift. Darüber in der Mitte Medusenmaske;
beiderseits je ein Erot mit Delphin der Mitte zugekehrt in
Hochrelief.
CIL VI 19174.
88a. Korinthisches Pilastercapitäl.
H. 0,55 m., Br. oben 0,65 m., T. 0,04 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben links bestofsen.
Oben in der Mitte eine unbärtige Maske. Rückseite rauh.
Stand bis 1902 über Nr. 89 angelehnt.
89. Cinerar-Ara einer Gallonia C. f. Maritima.
H. 0,39 m., Durcbm. 0,58 m., Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Links gesprungen (mit moderner Eisenklammer geflickt).
Achteckig. Unten einfaches Kyma umlaufend; darüber
glatte Flächen (auf drei Seiten die Inschrift); dann wieder ein-
faches Kyma; darüber zwei Platten (auf einer D M); dann
am oberen Rande ein Tonis; in diesem vier Vertiefungen
232 GALLERIA LAPIDARIA 89 a. b. 90. 91.
(z. Th. ausgebrochen); in zweien davon Eisendübel erhalten
(zur Verklammerung des Deckels). War ausgehöhlt (modern
ausgefüllt).
Die Inschrift ist nach dem CIL in moderner Zeit zer-
stört und ungeschickt wiederhergestellt worden.
CIL VI 18878.
89a. Capital.
H. 0,40 m., Br. oben 0,64 m., T. oben 0,62 m. Feinkörniger hellgrauer
Marmor.
Mehrfach bestofsen. Oben 1. ein rechtwinkliger Ausschnitt.
Hinten in der Mitte der Oberfläche ein rechteckiges Stück ausgeschlagen.
Über einem Kranz von spitzen, gerieften Blättern ein
Ring; darüber an vier einander über Kreuz entsprechenden
Stellen je ein Akanthusblatt; sonst ziehen sich um den Körper:
Flechtband, Ring, aufrechtes Herzblattkyma, Ring, schmale,
.aufrechtstehende Blätter (oder Canelluren?), Ring, Perlen-
schnur, Eierstab; dann viereckige Platte (die Ecken über den
Akanthusblättern) mit lesbischem Kyma oben. Die ver-
schiedenen Ringe könnte man für die Ränder ebenso vieler
Kalathoi halten, die man sich einen in den anderen gestellt
denken müfste.
Ist 1902 an diesen Platz gestellt worden; früher im
Giardino della Pigna.
89b. Korinthisches Pilastercapitäl.
H. 0,59 m., Br. 0,67 m., T. 0,05 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Die Ecken stark bestofsen, bes. 1. unten und r. oben. L. oben ist
mit roter Farbe Nr. 200 aufgemalt.
90. Grabara einer Fabia Iusta.
CIL VI 17608.
91. Aedicula (Taf. 25).
H. i,8o m., Br. 1,50 m., T. 1,10 m. Feinkörniger hellgrauer geäderter
Marmor.
Ergänzt einige Flicken und Ecken. Einzelheiten abgestofsen
Ergänzungen und Abarbeitungen an den Nebenseiten s. unten«
GALLERIA LAPIDARIA 91. 233
Das Ganze aus zwei Blöcken zusammengesetzt; senk-
rechte Fuge in der Mitte. An den vier Ecken korinthische
Pilaster, die ein abschliefsendes Gebälk tragen. In den Capi-
tellen der beiden vorderen Pilaster an den oberen Ecken
Bukranien, zwischen denen eine kleine Guirlande hängt. An
den Schäften jede Seite umrahmt von einfachem Profil, auf
der umrahmten Fläche aus einem Akanthuskelch aufsteigende
Ranken mit Blumen, Heuschrecken, Vögeln, und oben jedes-
mal einem mit einer Schlange kämpfenden Adler (Köpfe ab-
gestofsen). In der Vorderseite eine tiefe halbrunde Nische,
oben von einer grofsen Muschel überwölbt. An den Vorder-
kanten der Nische r. und 1. je ein in der Mitte und oben mit
einem Band verzierter Thyrsos; über dem Bogen in Flach-
relief r. und 1. je eine bebänderte Guirlande, darüber je ein
abwärts gewandter Delphin, 1. einen Polypen, r. einen Fisch
packend. An den beiden rückwärtigen Pilastern sind die
Capitelle einfach korinthisch; auf der umrahmten Fläche an
den Nebenseiten je eine aus einem Kelch von länglichen
Farrenblättern aufsteigende stilisierte, den Pflanzencharakter
mehrfach wechselnde Staude, darüber ein Gefafs, auf dessen
Rand zwei Vögel sitzen. Zwischen den Pilastern auf beiden
Nebenseiten folgendes Flachrelief: in der Mitte ein Baum-
stamm; r. davon ein Reiher, der eine am Boden sich ringelnde
Schlange mit dem Schnabel packt; 1. ein Reiher mit er-
hobenem Kopf (ergänzt); an der 1. Nebenseite (sichtbar auf
der Abbildung) an dem Stamm r. ein Büschel länglicher
Blätter; der Stamm selbst fast ganz ergänzt; an der r. Neben-
seite der Kopf des aufrecht stehenden Reihers und der Ober-
teil des Stammes ergänzt; an beiden Seiten setzte sich das
Relief weiter nach oben fort, ist aber abgearbeitet An der
Rückseite auf der umrahmten Fläche der Pilasterschäfte je
eine Weinranke; zwischen den Pilastern in der Mitte in Flach-
relief ein grofser Krater, dessen Hals von Schlangen gebildet
werden und dessen Hals von einer Weinrebe umzogen ist.
Aus dem Gefafs steigt ein Stamm empor; es mufs ein Wein-
stock gewesen sein, zu dem die Traube r. gehörte (das Relief
auch hier im oberen Teil abgearbeitet). Jederseits ein der
Mitte zugekehrter Reiher mit einer Schlange beschäftigt (am
r. sein Kopf und der der Schlange ergänzt); 1. von den Füfsen
234 GALLERIA LAPIDAEIA 91 a. b. C.
des r. ein kleiner Vogel am Boden, r. ein Raubvogel, der
einen anderen Vogel gepackt hat.
Gefunden bei Todi.
PistolesiUITav. IL 1; Gerhard-Platner S. 33 Nr. 53; C.U Vis-
conti Descrizione dei Musei Vaticani (1870) Gall. Cap. 121.
91a. . Architrav mit Giebel (Taf. 25).
H. 0,46 m., Br. 0,53 m., T. ca. 0,08 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Sehr beschädigt oberer Rand und r. Vorderecke.
Die Ausladungen unter dem Giebel und den Geisa ver-
ziert mit Reihen aufrechtstehender länglicher Blätter. Auf
den oberen Flächen der Geisa je zwei Klammerspuren. Hinten
rauh gelassen. Auf Giebelwand und Architrav verteilt die
Weihinschrift, nach der dem Genius einer Praetorianer-Cen-
turie i. J. 181 n. Chr. Bild, Aedicula und Altar errichtet
worden sind.
Gefunden im Castro Pretorio.
Gerhard-Platner S. 33 Nr. 53; C. L. Visconti Descrizione de
Musei Vaticani (1870) Gall. lap. 121; CIL VI 212; Birt bei Röscher
Mythol. Lexikon I. Sp. 162 1.
91b. Vorderseite der Grabara einer Antonia
Bacche.
H. 0,40 m., Br. 0,28 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Oben unvollständig. Unten beschädigt.
Zwei rechteckige umrahmte Flächen übereinander. Auf
der oberen über dem Beginn der Inschrift, die sich auf der
untern Fläche fortsetzt, in Hochrelief eine von vorn gesehene,
sehr primitiv gestaltete Büste (Kopf fehlt). Aus dem 2. — 3.
Jahrh. n. Chr.
CIL vi 10537.
91 c. Fragment von dem Deckel des Sarkophages
einer Sergia Sattia Augustiane.
H. 0,24 m., Br. 0,40 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Erhalten die Inschrifttafel, die jederseits von einem
stehenden Eroten gehalten wurde; von dem 1. nur die Hälfte,
neben dem r. noch ein Flügel eines dritten erhalten. Aus
dem 3. Jahrh. n. Chr.
CIL VI 26343.
GALLERIA LAWDARIA 91 d. e. 92. 92 a. 235
gid. Vorderseite der Grabara eines Blastion und
seiner Mutter.
H. 0,54 m., Br. 0,33 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Links beschädigt.
Über der umrahmten. Inschrift das Aetom mit Hochrelief:
die beiden Achselbüsten der Verstorbenen, 1. die des Knaben,
r. die der Mutter, beide mit Tunica und Mantel und von
vorn sichtbar; zwischen ihnen oben eine hängende Traube,
darunter ein nach r. sitzender Vogel mit nach 1. gewandtem
Kopf. Arbeit des 2. Jahrh. n. Chr. Gefunden ca. 1650 bei
Porta Latina.
Gerhard-Platner S. 31 Nr. 13; CIL VI 13602.
91c Fragment von dem Deckel des Sarko-
phages einer Aur. M. f. Apollonia.
H. 0,24 m., Br. 0,51 m. Grofskrystallinischcr hellgrauer Marmor.
Erhalten die jederseits von einem schwebenden Eroten
gefafste Inschrifttafel (von dem r. nur die Hände erhalten).
Unter dem 1. umgestürzter Korb mit Trauben und Ka-
ninchen. Arbeit des 3. Jahrh. n. Chr.
CIL vi 13288.
Abteilung XXII.
92. Aschenurne.
H. 0,30 m., Br. 0,28 m , T. 0,29 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Vierseitig. Die Seiten von einfachem Profil umrahmt.
Vorne in der Mitte Schale in Relief. Auf der Oberfläche
hinten zwei Vertiefungen, wie die Hörner eines Halbmonds,
z. T. sichtbar, im übrigen verdeckt von
92a. Giebeldachförmiger Deckel einer
Aschenurne.
H. 0,04 m , Br. 0,30 m.f T. 0,235 m- Feinkörniger weifser Marmor.
Abgebrochen drei Ecken.
Oben beiderseits vom First nach den Seiten in mehreren
Lagen {lachliegende Blätter verschiedener Form,
236 GALLERIA LAPIDABIA 92 b. C. 93. 94a.
92b. Stirnziegel.
H. 0,37 m., Br. 0,29 m., T. 0,30 m. Grobkörniger weifser Marmor mit grauen
Stellen.
Der Rand vorne an zwei Stellen verletzt.
Auf der Vorderfläche in Hochrelief Akanthusstaude mit
Band unten. Tief unterhöhlt; späte Arbeit. Pendant zu
Nr. 94 a.
92c. Fragment von dem Sarkophag einer
Oktabilla.
H. 0,28 m., L. 0,72 m. Feinkörniger weifser Marmor mit grauen Adern.
Ergänzt die 1. obere Ecke und die r. untere Hälfte. Senkrechter
Bruch in der Mitte; horizontaler Sprung oben.
Erhalten das einfach umränderte Medaillon mit dem
Brustbild der Verstorbenen in Tunica und Mantel; mittleres
Relief; Augensterne und Pupillen angegeben. Darunter die
griechische, r. unten fragmentierte Inschrift. Aus dem 4. Jahrh.
n. Chr.
R. und 1. Reste der geschwungenen Canellierung.
ClGr IV 9806.
93. Gefäfs.
H. 0,66 m., Durchm. oben 0,52 m. Feinkörniger weifser Marmor mit grauen
Streifen.
Ergänzt Fufs und Deckplatte. Einzelne Beschädigungen.
Eiförmig. Unten grofser Blattkelch. Oben ringsum Ein-
ziehung zwischen zwei profilierten Ausladungen.
94. Graburne eines Agathias.
Kaibel 1319.
94a. Stirnziegel.
Pendant zu Nr. 92 b. Die r. Hälfte abgebrochen.
GALLBRIA LAPIDARIA 95. 95 a. 237
95. Torso eines jugendlichen Gottes (Taf. 25).
H. 0,91 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, r. Arm bis auf Ansatz, 1. Unterarm mit
Ellenbogen, r. Bein von der Mitte des Oberschenkels abwärts, 1. Unter-
schenkel. An dem 1. Oberarm unten war ein Stück gebrochen, zu dessen
Befestigung das am 1. Oberarm aufsen befindliche, jetzt mit Gyps gefüllte
Loch gebohrt ist; unter dem r. Armstumpf sind zwei Löcher mit Gyps
verschmiert (Spuren ehemals beabsichtigter Ergänzung? Die Ansatz-
fläche des r. Armstumpfs ist gerauht; ebenso die Ansatzfläche des Halses);
mit Gyps gefüllt auch ein Loch in der Gegend des Steifsbeins.
Eingesetzt je ein kleines rundliches, gerauhtes Stück auf beiden Schulter-
blättern.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs war leicht zur
Seite gesetzt; beide Oberarme gehen abwärts; 1. Unterarm
war vorgestreckt. Beiderseits je zwei Schulterlocken; Nacken-
locken.
Einfache Formen; grofse, flächenhafte Brust; dabei aber
Weichheit und Fülle, besonders in den Hüftpartien; sehr
einfaches Motiv. Demnach Copie eines Originals aus der
ersten Hälfte des 4. Jahrh. v. Chr. Vgl. eine Dionysosstatue
im Pal. Colonna (Arndt-Amelung Einzel -Aufnahmen Nr,
1 142), deren Körper aber doch schon runder und weicher ge-
formt ist. Dionysos hat auch diese Figur am wahrschein-
lichsten dargestellt. Nach den Ausbesserungen an den
Schulterblättern ist nicht auf Eros zu schliefsen.
Einfache Arbeit.
95a. Capital.
H. 0,20 m.t Durchm. oben ca. 0,33 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlt fast die eine ganze Hälfte; an der Bruchstelle ein ge-
brochenes Stück angesetzt. Auch sonst viele Verletzungen.
Liegt mit der Unterseite, in deren Mitte ein Dübel-
loch, nach oben. Von oben nach unten (in der jetzigen
Lage) folgen sich: Kranz von niedrigen, nach oben aus-
ladenden Canelluren, Kranz von abwechselnden Palmetten-
blüten, Perlenschnur, Blätterkranz (Akanthus und Spitzblatt
wechselnd).
238 GALLSRIA LAPIDARIA 96. 97. 98. 98a. 99.
Abteilung XXIIL
96. Grabara einer Claudia Isias.
H. 0,62 m. Grofskörniger grauer Marmor.
Der 1. Rand oben abgebrochen.
Vierseitig. Vorne Inschrift! r. Schale, 1. statt des Kruges
ein Sistrum mit Bezug auf den Namen des Verstorbenen*
Auf der Oberfläche war r. und 1. längs der Seiten je eine
Erhöhung (Voluten? nur Ansätze erhalten); in der Mitte
ein runder, senkrecht nach unten führender Canal von ca.
7 cm. Durchmesser, bestimmt wohl zum Eingiefsen der
Spenden, 1. davon ein Loch mit, r. zwei Löcher ohne Metall-
füllung, wahrscheinlich zur Befestigung eines Deckels dienend,
Gerhard-Platner S. 33 Nr. 55; CIL VI 15479; Mau Rom. Mitteil..
1888 S. 140.
97. Runde Stele aus Cipollino
dem Zeus Helios Sarapis und seinen auvvotoi öeot geweiht.
R. und 1. eine kleinere viereckige und darunter eine senk-
recht stehende, rechteckige Einarbeitung. Oben ein grofses,
jetzt mit Stuck gefülltes Loch.
Kaibel 1030.
98. Grabara einer Ulpia Lais.
Kaibel 1918.
98a. Grabara, errichtet von einem Aineias für seine
Schwester Olympias und seinen Schwager Eitheos.
Oben an den beiden Vorderecken je ein Dübelloch.
Gefunden 1822 in Vigna Amendola.
Kaibel 1356.
99. Runde Basis.
Von einer KXauota dem öeo; o^tatoc geweiht. Auf der
Oberfläche am Rande vier Löcher, in der Mitte eines
mit Bleivergufs und, wie es scheint, modernem Eisendübel.
Kaibel 995.
GALLEEIA LAPIDABU IÖO. lOOa. IOI. 239
ioo. Fragment einer Asklepiosstatue.
H. 0,35 m., Br. 0,43 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Erhalten die 1. Vorderecke der Basis mit der fast ganz
erhaltenen , siebenzeiligen Weihinschrift in Hexametern, von
der die sechste vertieft, also corrigiert ist. Auf der Basis
der mit voller Sohle auftretende, mit einer Sandale bekleidete,
überlebensgrofse r. Fufs der Statue und aufsen neben ihm
das Unterteil der geringelten Schlange.
Nach dem griechischen Epigramm (1.—2. Jahrh. n. Chr.)
war die Statue von einem Patroinos dem Paian (Asklepios)
geweiht.
Gerhard-Platner S. 33 Nr. 59; Osann Auctuar. lexic. graec. S. 74;
Welcker Syll. epigr. gr. S. 186 Nr. 135; CIGr III 5973c.; Bergk Poetae
lyr. gr. II4 S. 245; Kaibel Epigr. 1026; ders. 1015.
100a. Kleiner Altar mit lesbischem Kyma am
unteren und oberen Ablauf und an der Umrahmung
der Vorderfläche.
101. Torso eines Flufsgottes (Taf. 27).
H. 0,80 m. Grofskry stallini scher weifser Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals (gebrochen), r. Schulter mit Arm und 1.
Unterarm (waren besonders gearbeitet; gerauhte Ansatzfläche; Dübelloch).
Abgebrochen Teile der Locken auf der r. Schulter. Beschädigt an
der 1. Vorderseite. Löcher an der r. und 1. Schulter (ohne ersichtlichen
Zweck); die rechte Hinterbacke von oben nach unten durchbohrt. Die
Vorderseite ist bis auf das untere, sehr corrodierte Viertel stark über-
arbeitet und leicht poliert (in derselben Weise, wie der Laokoon;
s. dort).
Aus dichtem, kurzen Schilf — an der Rückseite nicht
angegeben — ragt von den Schamteilen an ein kräftig ge-
bauter Jünglingskörper mit ziemlich starker Neigung nach
seiner r. Seite empor. Der 1. Arm ist wagerecht vom Körper
abgestreckt; ähnlich mufs der r. bewegt gewesen sein. Der
Kopf war stark nach der 1. Schulter gedreht und etwas er-
hoben. Auf den Rücken und die r. Schulter fallen lange
Locken herab. Die Rückseite ist ausgeführt; aber unten an
der 1. Hinterbacke unbearbeitete Masse, an der r. ein Teil
glatt abgearbeitet. Demnach und, weil das Schilf hinten
nicht ausgeführt ist, mufs dieser untere Teil an Etwas ange-
240 GALLERIA LAPIDARIA I O I a. b. C.
stofsen haben. Dies und die Übereinstimmung im Motiv
mit dem Orontes der Antiocheia-Gruppe in der Galleria dei
Candelabri (Nr. 184) hat Preger (s. unten) zu dem richtigen
Schlufs geführt, dafs auch dieser Torso von dem Flufsgott
einer analogen Darstellung stamme (s. z. B. Kieseritzky
Kaiserl. Ermitage Nr. 271). Zu einer genauen, grofsen Wieder-
holung jener Gruppe, wie Preyer annehmen möchte, kann
er nicht gehört haben, da der Orontes gerade umgekehrt
bewegt ist; man müfste also jedenfalls eine Umkehrung der
ganzen Composition voraussetzen. Immerhin giebt der Torso
ein Original aus der Entstehungszeit jener Gruppe in vor-
trefflicher, breiter und einfacher Arbeit wieder. Nach der
Durchbohrung der r. Hinterbacke und der starken Corrosion
der unteren Teile scheint der Torso einst als Brunnenfigur
verwendet gewesen zu sein. (Petersen vermutet Hylas als
Teil einer Gruppe).
Gerhard-Platner S. 38 Nr. 223; Preger Rom. Mitt. 1893 S. l88ff.
Taf. V— VI; Springer-Michaelis Handbuch der Kunstgeschichte I
S. 261 Fig. 463.
101a. Korinthisches Capital.
H. 0,74 m.f Br. oben i,oo m., T. oben 0,97 m. Feinkörniger gelblicher
Marmor.
Ergänzt drei Ecken und einige Blattspitzen. Hinten ein Sprung,
modern verklammert.
101b. Grabstein eines Eusebios.
H. 0,19 ro., Br. 0,245 m* Feinkörniger bläulicher gestreifter Marmor.
Unter der Inschrift in vertieftem Feld Flachrelief: Grofser
Hund mit Halsband nach 1. laufend; hinter ihm her ein Knabe
— der Verstorbene — in kurzem Röckchen, einen Stab mit
der R. nach vorne ausstreckend, als triebe er den Hund.
Kaibel 1613.
ioic. Vorderseite der Grabara einer Aphrodeite
und ihres Sohnes Aineias mit Kranz im Aetom.
Kaibel 1495.
GALLERIA LAPIDABIA IOld. e. f. 24I
ioid. Fragment von dem Sarkophag eines
Cheirisophos.
H. 0,44 m.| Br. 0,47 m. Grofskrystallinischer Marmor mit bläulichen Stelleo.
L. und r. Reste von gewellter Caneilierung. Dazwischen
in Flachrelief von vorn gesehenes Brustbild des Verstorbenen
mit Tunica und Toga; die R. — der Arm bis zur Mitte des
Unterarms von der Toga bedeckt — liegt mit ausgestrecktem
Daumen, Zeige- und Mittelfinger vor der 1. Schulter; zu
beiden Seiten steht der Name im Reliefgrunde in zwei
Hälften verteilt. Arbeit des 3. Jahrh. n. Chr.
Kaibel 2110.
ioie. Grabstein eines Iustus.
H. 0,25 m., ßr. 0,18 m. Feinkörniger, weifser, grau geäderter Marmor.
Über der Inschrift Flachrelief: auf plastisch angegebenen
Wellen ein kleines Schiff mit Mastbaum, in dem links ein nackter
Mann mit Rudern in beiden Händen nach r. sitzt (der Ver-
storbene, nicht Charon). Ehemals im Museo Kircheriano.
Arbeit des 3. Jahrh. n. Chr.
Bonanni Mus. Kircher. S. 62 Taf. XXII; Montfaucon Antiqu. expl.
II 1 S. 243 PI. XCVII; Muratori Novus thesaurus inscr. IV App. Nr. 2082, 9;
Marm. Taurin. I S. 165: Gerhard-Platner S. 31 Nr. 14; CIGrIII 5965;
Kaibel 1978.
ioif. Fragment von dem Sarkophag einer
Attaliane.
H. 0,32 m., Br. 0,22 m. Grofskörniger weifser Marmor.
L. und r. Reste gewellter Caneilierung. In der Mitte
oben umrahmtes Medaillon mit Brustbild der Verstorbenen;
gegürtete Tunica, die die 1. Schulter freiläfst; Locke beim
r. Ohr (vgl. Museo Chiaramonti Nr. 288); unten der Name.
Arbeit vom Ende des 2. Jahrh. n. Chr.
Kaibel 1438.
Aufserdem: unten Grabstein eines Philosophen
Xenon aus Tyndaris (Travertin. CIGr III 6451; Kaibel
1887), oben Fragment einer Herme des athenischen
Rhetors Lykurgos, Sohnes des Lykophron (CIGr III
6077; Kaibel 1178).
Vatican. Katalog I. 16
242 GALLERIA LAPIDARIA 102. 103. 103a. IO4. 105.
Abteilung XXIV.
102. Composit-Capitäl.
H. 0,24 m., Br. und T. oben 0,29 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Zwei Voluten abgebrochen. In der Mitte der Ober-
fläche eine Vertiefung mit Gusscanal. Eine andere kleinere
seitwärts.
103. Korinthisches Capital.
Von demselben Bau wie Nr. 77 a. In den unteren Teilen
besser erhalten.
103a. Eiförmiges Gefäfs.
H. 0,51 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt der Deckel. Oben bestofsen.
Unten ein Kranz von Bogen eingeritzt; darüber gewellte
Canellierung. Rohe Arbeit.
104. Pilaster-Capitäl.
H. 0,22 m., Br. oben 0,345 m., T. oben 0,30 m. Feinkörniger gelblicher
Marmor.
Die oberen Ecken sehr bestofsen.
An den vier Ecken unten Akanthus, oben Volute; an
den Seiten unten Eierstab, darüber Palmette, dann Blüte.
105. Torso eines Tritons oder Seekentauren
(Taf. 27).
H. 0,71 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, r. Schulter, Teil des r. Oberarms, r. Unter-
arm, Teil der r. Brust, 1. Arm bis auf Ansatz, Teile der Fischhaut, der
ganze Unterteil von den Hüften abwärts. Auf der Bruchfläche von Kopf etc.
mit schwarzer Farbe aufgeschrieben: 455.
Aufrechte Haltung; die r. Hüfte etwas eingebogen. R.
Oberarm, mit der Hüfte durch eine breite Stütze verbunden,
geht grade abwärts; 1. Oberarm ging nach dem Ansatz
etwas vorwärts. Der Kopf war stark nach der 1. Schulter
gewendet. Eine mit grofsen Schuppen besetzte Fischhaut
ist vor der Brust verknotet, bedeckt beide Schultern, den
Rücken und ist mit einen Zipfel über den r. Arm ge-
GALLERIA LAPIDARIA 105 a. 243
schlungen. In den beiden Armstümpfen Dübellöcher, im 1.
noch Metallrest; die fehlenden Teile waren also angestückt.
An der Fischhaut am r. Oberarm aufsen kleine Ansatzfläche
mit zwei Stiftlöchern; hier war das Attribut der R. befestigt.
Da die Fischhaut die Deutung auf Triton oder Seekentaur
sichert, kann dieses Attribut nach der Form der Ansatz-
fläche nur ein Ruder gewesen sein. Die Deutung wird ferner
bestätigt dadurch, dafs der Torso im Gegensinn vollkommen
dem Oberteil eines Tritons oder Seekentauren in der Galleria
delle statue (Nr. 253) entspricht. Die Übereinstimmung geht
so bis ins Einzelnste und erstreckt sich auf Marmor, Mafse,
Stil, dafs kaum ein Zweifel darüber herrschen kann, dafs
beide Fragmente zusammen gefunden, zugleich in den
Vatican gelangt seien und ehemals Pendants in einer
decorativen Composition gebildet haben (vgl. den analogen
Fall bei zwei Tritonfiguren im Conservatoren-Palast, Heibig
Nr. 574). Damit steht im Einklang, dafs die Ausführung an
beiden Skulpturen kräftig und wirkungsvoll, aber nicht mehr
als decorativ ist. Über die Stilstufe des Originales s. die
Ausführungen zu dem Gegenstück in Galleria delle statue.
Gerhard-Platner S. 38 Nr. 228; Heibig I S. in.
105a. Fragment einer Säulenbasis (Taf. 27).
H. 0,35 m., Br. unten 0,35 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlt ca. die Hälfte. Auch das Erhaltene sehr bestofsen. R.
ist mit schwarzer Farbe aufgeschrieben: 457.
Unten Plinthe; dann Torus mit bandumwundener Eichen-
guirlande (vgl. Bianchini Pal. de'Cesari Taf. III und Monu-
menti de* Lincei V S. 50 Fig. 19); dann Trochilus mit nach
unten hängenden Palmetten und Blüten; dann Torus mit schräg
gerollter Binde; dann Trochilus mit Schleifen-Mäander (ein
auf späten Arbeiten seltenes (s. Piranesi Della magnificenza
ed architettura de1 Romani Taf. X: in atrio templi SS. Quatuor
Coronatorum), auf archaischen, architektonischen Terracotten
häufiges Motiv) vgl. Dörpfeld 41. Berliner Winckelmanns-
programm Taf. Ii); dann Torus mit horizontal liegenden Pal-
metten.
Eine gleiche Basis oder diese selbst in besserem Er-
haltungszustanda ist abgebildet bei Piranesi a. a. O. Taf. XI
16*
244 GALLERIA LAPIDARIA 105b. IOÖ. 107. 108. 108a.
mit der Angabe »In Villa Palumbaria« (in der Nähe des
Lateran; Nolli Pianta di Roma 16); an der abgebildeten
Seite der Plinthe ist eine Lyra mit einem Lorbeerzweig jeder-
seits in Relief dargestellt.
105b. Runder Altar.
H. 0,96 m., Durchm. oben 0,70 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Durchweg sehr bestofsen.
Am unteren Ablauf Palmettenband ; an der Trommel
in Relief vier Bukranien, dazwischen Guirlanden, deren Bänder
über den Bukranien verknotet sind, und über ihnen Schalen;
am oberen Rande Zahnschnitt.
Abteilung XXV.
106. Altar oder Basis.
Den Nojitot Ueot errichtet von einem Iulius Maior Antoninus*
Kaibel 1013.
107. Cinerar-Ara eines L. Marcius Moderatus.
Die eingelegte Deckplatte modern.
108. Aufsatz einer grofsen Grabara.
H. 0,57 m„ Br. 1,20 m., T. 0,30 m. Ziemlich grobkörniger hellgrauer
Marmor.
Die 1. Volute fehlt ganz; die r. und Rand oben und unten sehr be-
schädigt. Im untern Teil horizontaler Bruch.
In der Mitte Aetom mit einem sitzenden, von vorn sicht-
baren Adler in Hochrelief! R. und ursprünglich auch 1. je
eine grofse Volute mit Blüte.
Späte geringe Arbeit.
108a. Fragment eines verkröpften Gebälks mit
Gesims.
H. o,20 m., Br. oben 0,49 m., T. oben 0,37 m. Feinkörniger weifeer
Marmor mit dunkelblauen Adern.
Etwas bestofsen.
Das Gebälk dreistreifig, jeder Streifen oben mit Ornament
GALLERIA LAPIDABIA I08b. C. 109. HO. III. 245
abschliefsend; der Fries oben eingezogen; das Gesims mit
Blattkyma, Zahnschnitt mit Brücken in Form von liegenden
Achten (fast alle ausgebrochen), Eierstab, unten geschuppte
Hängeplatte mit schmalen Blättchen vorne, Deckplatte.
108b. Fragment eines Ornamentpfeilers.
Vorn Lorbeer-, rechts Epheu-Gewinde in Flachrelief.
108c. Verkröpftes Gesims.
H. 0,45 m., Br. oben 0,48 m., T. oben 0,36 m. Pavonazzetto.
Unten Blattkyma; dann Zahnschnitt mit Brücken, Hänge-
platte mit Ranke unten und aufsen.
109. Cinerar-Ara einer Laevia Ithace.
H. 0,40 m., Br. 0,33 m., T. 0,29 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt Deckel und 1. untere Vorderecke. Unten nicht voll-
ständig. Die ganze r. Vorderecke weggebrochen; die r. Seite ver-
stofsen. L. unten eine grofse viereckige Vertiefung, wohl zur Ver-
klammerung der Ära am Boden.
Vorne 1. Säule mit gewundenen Canelluren. R. davon
bogenförmig hängende Guirlande mit Band ; über ihr Lorbeer-
kranz und Inschrifttafel. L. Nebenseite: Greif nach r.
sitzend; dahinter Lorbeerbaum. Dasselbe r. noch kenntlich.
Arbeit des I. Jahrh. n. Chr.
Kaibel 1797.
110. Grabara eines Argaeus.
CIL VI 12298.
in. Fragmente eines grofsen Sarkophages
(Taf. 25).
H. 1,50 m. Feinkörniger hellgrauer streifiger Marmor.
Ergänzt der ganze Streifen zwischen den beiden Tiergruppen mit
der hohen schmalen Nische und der Meta Sudans, zwei Stücke Rand dar-
über (an dem grosseren die Inschrift: Muni ficentia • Pii • Sex ti • P • M .)• das
MittelstUck des 1. Vorderbeines am r. Pferd. Abgebrochen die Nasen
beider Männer, die Spitze des r. Ohrs am r. Pferd.
Eine Art Puteal ist hergestellt durch Zusammensetzung
von zwei Fragmenten eines grofsen Sarkophages, auf denen
246 GALLERIA LAPIDABIA III a.
»
sich die gleiche Hochreliefdarstellung wiederholt, und Ein-
schiebung des oben genannten schmalen Streifens mit Nische
und Meta Sudans (man hat sie zugefügt in Anspielung auf
die Lage dieser Wasseranlage beim Colosseum, das man sich
als Local derartiger Tierkämpfe dachte). Die Darstellung ist
folgende: beidemal dem Beschauer zugewandt ein zusammen-
brechendes, den Kopf rückwärts wendendes Pferd mit Hals-
koller, von einem riesigen Löwen mit beiden Vorderpranken
gepackt und in den Schädel gebissen. Von dem Hinterteil
des Löwen in seinen unteren Teilen verdeckt ein Bärtiger
mit Tunica und shawlartig umgeschlungenem Mantel, von
vorne sichtbar; den Kopf der Gruppe zugewendet, erhebt er
den Arm auf der der Gruppe zugekehrten Seite mit geöffneter
Handfläche zum Ausdruck des Schreckens; in der andern
seitwärts abgestreckten Hand hält er einen Speer mit sichel-
artigem Ansatz dicht unter der Spitze. An den Tieren die
Augensterne eingebohrt. Sehr starke, schematische Ver
wendung des Bohrers. Arbeit des 3. Jahrhunderts n. Chr.
Vgl. über derartige Sarkophage Robert Journal of hellen,
studies 1900 S. 97 und Alt mann Architektur und Orna-
mentik der ant. Sark. S. 49.
Stand 1792 als Basis des Meleager in der Sala degli
animali an Stelle von Nr. 210; hatte vordem bei dem Ora-
torium La Nunziatina gestanden.
Pasqu. Masi Indicazione antiqu. del pontif. Museo Pio. Clem. S.
193 Nr. 50: Gerhard-Platner S. 33 Nr. 65.
ma. Grabstein eines Arztes Alexander, gesetzt
von seiner Gattin Valeria Ursula.
H. 0,55 m., Br. 0,29 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Oben und 1. verletzt.
Oben in halbrunder Nische ziemlich hohes Relief: un-
bärtiger Mann in Tunica und Toga von vorn gesehen auf
Lehnstuhl sitzend, mit beiden Händen eine Rolle im Schofs
haltend. R. davon auf niedriger Bank ein Knabe, 1. Bein unter-
geschlagen, nach 1. sitzend, mit der R. eine Tafel erhebend.
Arbeit des 1. Jahrh. n. Chr.
Gefunden 1710 bei der heutigen Porta Appia.
Gerhard-Platner S. 31 Nr. 15; CIL VI 9604.
GALLERIA LAPIDABIA 1 1 1 b. C. 1 1 2. 247
11 ib. Grabstein eines Cladus, Hausverwalters
zweier Pontii Nigrinus und Labeo.
H. 0,40 m.t Br. 0,35 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Links durchgebrochen.
L. am Bruch Reste eines Reliefs (Vorderfüfse eines
Pferdes?). Inschrift rechts. Profilierter Rahmen. C. Petronius
Pontius Nigrinus war i. J. 37 n. Chr. Consul.
CIL VI 9338.
Aufserdem einige Grabsteine mit unbedeutender Orna-
mentierung wie Kränzen, Adler, andere mit eingeritzter
Zeichnung, z. B. der des Lictoren Quintus Cornelius Callippus
(Randornament; zwischen den beiden Teilen der Inschrift ein
aufrecht stehender Thyrsus; gef. in Tusculum; CIL XIV 2520),
der einer Friseuse Cypare (1. ein Kamm, 1. mit eng, r. mit
weit gestellten Zähnen, r. eine Haarnadel; CIL VI 9727;
E. Caetani Lovatelli Rom. Mitteil. 1901 S. 384), der eines
Goldarbeiters Hilarus (im Aetom ein Kranz, 1. davon eine
Wage, r. Hammer, Zirkel, kleines Gefafs oder Ambos; CIL
VI 9149).
nie. Grabara einer Amme Manlia Iucunda.
H. 0,44 m., Br. 0,56 m. Feinkörniger weifser Marmor mit schwärzlichen
Adern.
Profilierter Rahmen. Über der Inschrift ziemlich hohes
Relief: zwei schwebende Victorien halten zwischen sich
eine bogenförmig herabhängende Guirlande, auf der ein
Adler sitzt. Arbeit des 2. Jahrh. n. Chr.
Gerhard-Platner S. 32 Nr. 16; CIL VI 21988.
Abteilung XXVI.
112. Aschenurne.
H. 0,30 m., Br. 0,36 m., T. 0,28 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt ein Stück am Rand der Urne 1. oben. Vorne senkrechter
Bruch. Vordere Ecke des Deckels r. fehlt.
Vorne grofse Inschrifttafel ohne Inschrift mit ornamen-
tiertem Rand; im Giebel des Deckels Blume; als Akroter Pal-
mette. Rückwärts gerundet und gewellt canelliert.
248 GALLEBIA LAPIDARIA 113. 113a. II 4.
113. Korinthisches Capital.
H. 0,42 m., Br. oben 0,405 m., T. oben 0,42 m. Feinkörniger gelblicher
Marmor.
Die Ecken, besonders oben, bestofsen.
Unten ringsum und oben an den vier Ecken Akan-
thus; an den Seiten stilisierte Pflanze und Blüte. Aus
später Zeit.
113a. Zweihenkliges Gefäfs.
H. 0,40 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Fufs und Deckel (? Der Deckel von welfserem Marmor;
sein Centrum scheint ausgeschnitten gewesen zu sein; der Knopf abge-
brochen; an seiner Stelle ein kleiner Eisennagel; 1. unten ein Sprung).
Das Antike war in vier Teile zerbrochen: Hals, beide obern Hälften des
Körpers mit je einem Henkel, Unterteil des Körpers. An den Fugen ver-
letzt und verschmiert. Unter dem r. Henkel Vertiefung mit Eisenstift
(Zweck unklar).
Am unteren Teil des eiförmigen Körpers gerade Riefel-
ung; dann gerade umlaufendes Flechtband bis auf die Stücke
unter den Henkeln, die wieder mit grader Riefelung verziert
sind; an der Schulter abermals gerade Riefelung durch die
Henkel unterbrochen; Hals glatt; an der Öffnung Eierstab
und Perlenschnur; am Deckel strahlenförmig vom Centrum
ausgehende Riefelung.
114. Aschenurne eines P. Umbrius Macedo.
H. 0,36 m., Br. 0,34 m., T. 0,27 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Vorderseite: r. und 1. unten an den Ecken je eine un-
bärtige tragische Maske; darüber je ein Widderkopf, zwischen
deren Hörnern eine bogenförmig herabhängende Lorbeerguir-
lande, über der zunächst zwei kleine Vögel, dann die In-
schrifttafel. Am Deckel vorne im Giebel ein Adler, als
Akroterien Palmetten. Rückwärts gerundet und mit Fugen-
schnitt versehen. Auf dem platten Deckel Firstbalken und
und flache blattförmige Ziegel. Arheit des i. — 2. Jahrh.
n. Chr.
CIL VI 29424.
GALLERIA LAPIDABIA 1 1 5 . 115a. 249
115. Torso eines Satyrs (Taf. 27).
H. 0,78 m. Feinkörniger weifeer Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, beide Arme, der r. bis auf den Ansatz,
beide Beine von der Mitte der Oberschenkel abwärts, grofse Teile
des Fells.
Aufrechte Haltung; ruht auf dem 1. Bein; r. Bein leicht
vorgesetzt; r. Schulter zurückgenommen; r. Oberarm geht
abwärts und etwas nach hinten; 1. Arm war erhoben, Kopf
nach der 1. Schulter gedreht. Pantherfell — der Kopf liegt
auf der 1. Brust — auf der r. Schulter geknotet; seine
gröfsere Masse befand sich auf der r. Körperseite. In Hals
und r. Armstumpf moderne Dübellöcher für ehemalige Er-
gänzung.
Der Torso war augenscheinlich vordem im Besitz der
Mattei, aus dem viel Antiken in den Vatican übergegangen sind
(s. Nachtrag zu Nr. 23 des Br. n.); wenigstens stimmt er mit
dem Torso der bei Venuti Monum. Matthaeiana I Taf. 39
= Clarac 704D 1683 D abgebildeten Statue vollkommen
überein. Dort ist die gesenkte R. mit einer Schale ergänzt.
Sicher war ursprünglich ein Teil des Fells über den r. Arm
gelegt; die R. hielt das Pedum; die L. war zum diroaxoireusiv
erhoben.
Weichliche, charakterlose Arbeit nach einem Original
des 4. Jahrh. v. Chr.
Gerhard-Platner S. 37 Nr. 159.
115 a. Grabara eines Q. Gavius Musicus und
seiner Frau Volumnia Ianuaria (Taf. 27).
H. 1,35 m-» Br- °>88 m., T. 0,49 m. Feinkörniger gelblicher Marmor mit
grauen Adern.
Abgestofsen die Nasen der beiden Büsten. Sehr stark verletzt
die oberen Ecken. Auch sonst kleine Verletzungen und Sprünge. Die
beiden unteren hinteren Ecken Uberschmiert.
Über der Plinthe auf der Vorderseite und den Neben-
seiten dreifach gegliederter Ablauf. Darüber auf der Vorder-
seite in der unteren Hälfte die einfach umrahmte Inschrift;
darüber in viereckiger Vertiefung die fast frei ausgearbeiteten
25O GALLERIA LAPIDAB1A 115a.
Büsten des Ehepaars; 1. der Mann in Tunica und Toga auf
1. Schulter und Brust mit trajanischer Haartracht, r. die Frau
mit Untergewand und Mantel auf 1. Schulter und Brust mit
hohem flavischen Lockentoupet; flavische Schulterbüsten;
wohlgenährte Gesichter mit bürgerlich zufriedenem Aus-
druck. R. Nebenseite: Hochrelief auf die Fläche ge-
setzt; auf besonders angegebenem Boden stehende Frau —
1. Standbein; r. Fufs mit voller Sohle vorgesetzt — in ge-
gürtetem Untergewand, nach ihrer R. gewendet; die Haare
einfach zurückgestrichen, hinten, in kleinen römischen Schopf
aufgebunden; auf der L. trägt sie einen gefüllten Korb, mit der
R. erhebt sie eine Blume (Spes?). L. von ihr in die Fläche
(nachträglich?) eingeschnitten zwei Knaben in ganz flachem
Relief, weiter 1. ein dritter gröfserer in höherem Relief nach 1.
schreitend, alle in kurzer Tunica, der dritte mit Pänula, mit der
L. eine an einer hohen Stange befestigte Tafel haltend, die R.
zum Kopf erhebend. Bedeutung unklar. L. Nebenseite: In
vertiefter Nische sitzt 1. nach r. gewendet ein Mann (augenschein-
lich Gavius) in kurzer Tunica und Pänula auf einem Lehnstuhl,
die Hände im Schofs, den r. Zeigefinger ausstreckend nach einem
r. stehenden, ihm zugewendeten, nackten Knaben; hinter dem
Sitzenden ein stehender Mann mit Mantel; er blickt nach r.
und legt die L. einem Knaben in kurzem Röckchen hinter
dem Nackten auf die r. Schulter (wohl Scene häuslichen
Unterrichts). Darüber eine auf der Vorderseite und den
Nebenseiten gleichmäfsige, vierteilige Ausladung. Darüber
vorne ein oben um die Hälfte verkürztes Aetom, in
dessen vertieftem Feld in Hochrelief zwei Eroten eine bogen-
förmig herabhängende Fruchtguirlande halten; über ihr eine
Medusenmaske. R. und 1. kleine rechteckige Felder mit
einfacher Umrahmung; darüber Palmetten als Akroterien.
An den Nebenseiten stofsen die rechteckigen Felder in
der Mitte zusammen; darüber je ein gleich umrahmtes, drei-
eckiges Feld, 1. mit einer Ammonsmaske, r. einer Medusen-
maske. Rückseite glatt.
Gerhard-Platner S. 37 Nr. 159; CIL VI 18911; Wilpert Die
Gewandung der Christen in den ersten Jahrhunderten S. 14 Fig. 14 (Teil
der 1. Nebenseite); Strzygowski Jahresh. d. österr. Instituts 1901 S. 193
Fig. 207 (nach VVilp. wiederholt).
GALLERIA LAPIDAEIA Il6. Il6a. b. C. 117. 25I
Abteilung XXVII.
116. Kindersarkophag.
H. 0,33 m., L. 1,19 m., T. 0,44 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt ein grofses Stück in der Mitte der Vorderseite oben. Dar-
unter senkrechter Bruch. L. unten Abflufsloch.
Vorne drei Eroten (dem mittleren fehlt der Oberkörper)
zwei bogenförmig hängende Guirlanden auf den Schultern
tragend; über den Guirlanden r. Silens- und bärtige Satyrmaske,
1. jugendliche weibliche Maske (die zweite fehlt). An den
Nebenseiten bogenförmig hängende Guirlande, gehalten von
dem Erot an der vorderen Ecke und je einem Thymiaterium
an der hinteren Ecke; über der Guirlande Medusenmaske;
oben je eine Vertiefung zur Verklammerung des Deckels.
Über diese Art von Sarkophagen s. Altmann Architektur
und Ornamentik d. ant. Sark. S. 76.
Gerhard-Platner S. 34 Nr. 66.
Darunter: 116a. b. Zwei Fragmente von ornamen-
tierten Pfeilern mit Rebengewinde (1. ein Vogel).
116c. Fragment eines Gebälks.
H. 0,25 m., L. 0,97 m., T. 0,20 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Allenthalben sehr bestofsen. R., 1. und hinten gebrochen.
Vorderseite: unten abgeschlossen von Perlenschnur
und überhängenden Akanthusblättern; dann über einer vor-
tretenden, glatten Leiste Fries von Eroten, die in Akanthus-
ranken jagen; von 1. nach r. folgen sich: Löwe nach 1., Erot
mit Speer n. r., Hirsch n. r., Erot mit Schwert und Schild
n. r., Stier n. 1. Rechts schräge Anschlufsfläche. Auf der
Oberfläche längliche Einarbeitung mit je einem tiefen,
runden Loch an den Enden. Auf dem Rand davor ist mit
schwarzer Farbe 350 aufgemalt.
Zusammengehörig mit Nr. 118 a. Späte, geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 38 Nr. 231.
117. Grabara eines M\ Paccius Alexander.
In der Wölbung des Aetoms eine runde, jetzt fast ganz
mit Stuck ausgefüllte Höhlung zur Aufnahme der Spenden.
Arbeit des 1. Jahrh. n. Chr.
CIL vi 23653.
252 GALLERIA LAP1DABIA Il8. Il8a. 119. 119a.
118. Gebälkfragment (Taf. 26).
H. 0,41 m., L. 1,44 m*> T. 0,34 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
In der Mitte senkrechter Bruch, sehr stark verschmiert. Stark
bcstofsen.
R. und 1. unvollständig. Vorne an der unteren Leiste
das Ende der Inschrift, nach der der Bau, zu dem das Ge-
sims gehörte, von einem Architekten — nius Dion errichtet
war. Darüber lesbisches Kyma; dann Fries von regelmäfsig
abwechselnden hohen Akanthuskelchen, Palmetten, stilisierten
Blumen. Rechts ist mit schwarzer Farbe 634 aufgemalt.
Auf der Oberfläche r. Spur von Verdübelung.
Stammt aus den Ruinen der Stadt Capena und wahr-
scheinlich von einem Tempel der Feronia. Gute Arbeit.
Brunn Geschichte d. griech. Künstler II S. 335; 354; CIL XI 3945.
118a. Gesimsfragment (Taf. 26).
H. 0,37 m., L. 0,65 m., T. 0,22 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Stark bestofsen.
Zusammengehörig mit 116a; nach unten noch ein
Streifen mit Perlenschnur erhalten. Oben folgen sich von 1.
nach r.: Stier mit rückgewandtem Kopf nach r., Erot n. r.
ausholend, Reh n. 1., Erot n. r., Tier, dessen Vorderteil fehlt,
n. r. Zwischen dem zweiten Tier und Eroten eine tiefe
Einarbeitung. Auf der Oberfläche ein grofses Dübelloch.
Auf der Leiste unter dem Fries mit schwarzer Farbe
423 geschrieben.
119. Korinthisches Capital.
H. i,oo m,, Br. und T. oben 1,10 m. Ziemlich grofskörniger hellgrauer
Marmor.
An allen Ecken und hervorragenden Teilen stark bestofsen.
Auf der Oberfläche ca. 10 cm. breiter glatter Rand um
erhobenes rauhes Scamilium.
119a. Dorisches Capital.
H. 0,225 m«» Bf« oben 0,73 m., T. oben 0,70 m.
Der Abacus nur an einer Ecke erhalten: auch hier Ecken und Kanten
bestofsen.
GALLERIA LAPIDAKIA 119b. C. d. e. 253
Endigung der Canelluren; dann Perlenschnur; lesbisches
Kyma mit Kranz überhängender Akanthusblätter, dann Eier-
stab, am Abacus oben lesbisches Kyma. Auf der Ober-
fläche 11 cm. Rand um das I — 2 cm. erhobene Scamillum.
119b. Grabstein einer Isias, Scavin der Domitia
Domitiani.
CIL VI 19718.
119c. Grabstein einer Critonia Philema und des
Q. Critonius Dassius.
H. 0,29 m., Br. 0,58 m. Grofskrystallinischer bläulicher Marmor.
Unten in der Mitte ein Stück ausgebrochen.
R. und 1. von der Inschrift je ein einfach umrahmtes
rechteckiges Feld mit einem stehenden Skelett in Flachrelief.
Q. Critonius war nach der Inschrift scalptor uclarius (nach
Hülsen wohl solöcistisch für oclarius; vgl. CIL VI 9402 faber
oculariarius ; 9403 qui oculos reposuit statuis).
Gefunden an der Via Aurelia.
CIL VI 9824.
ngd. Grabara eines Eunuchen T. Flavius
Parthenopaeus.
H. 0,92 m., Br. 0,48 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
An den Ecken und oben bestofsen.
Über der Inschrift das Aetom mit Hochrelief: r. und 1.
von einem Thymiaterion je ein der Mitte zugewandter, unten
in Akanthus endigender Erot. In den Voluten r. und 1. je
eine Blume. Zeit des Nero und Vespanian.
CIL VI 8954.
119c Gr;abara eines marmorarius C. Sempronius
Felix und einer Procilia Prisca.
H. 0,63 ro., Br. 0,57 m., mefsbare T. 0,09 m. Feinkörniger hellgrauer
Marmor.
Der oben abschliefsende Architrav, getragen von den
Eckpilastern, deren Capitäle korinthischer Ordnung vorne
254 0 ALLERIA L API DA RIA 120. 121.
mit je einem menschlichen Kopf (1. weiblich, r. männlich;
mit Porträtzügen trotz der Kleinheit), an den Nebenseiten
mit einer Muschel unten, einem Dreizack darüber und herab-
schiefsenden Delphinen an den Seiten (Motiv aus den Agrippa-
Thermen) verziert sind. Vorne unter dem Architrav ein Bogen ;
in den Zwickeln je eine Blume. Unter dem Bogen die Inschrift;
unter dieser das Oberteil einer zu weit nach r. eingeschnittenen,
mit einer Muschel ausgefüllten Nische. Arbeit des i. oder
2. Jahrh. n. Chr.
CIL VI 9554.
Aufserdem nur unbedeutende Ornamente.
Abteilung XXVIII.
120. Grabstein eines Gamus, Sohnes eines
Q. Ofincius Gamus.
CIL VI 23404.
121. Fragment eines Sarkophages.
H. 0,52 m., Br. 0,38 m., T. 0,60 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Vielfach bestofsen.
Vorne Bogen mit überreich ornamentiertem Gesims über
einem korinthischen Capital (r.); im Bogen Muschelfüllung;
darunter in Hochrelief Kopf und Hals eines nach r. gewandten,
umblickenden Pferdes (Schnauze fehlt) und der 1. Arm eines
vor dem Pferde dem Beschauer zugewandt stehenden Mannes
(die L., die den Zügel hielt, sehr beschädigt). Dargestellt
war ein Dioskur mit seinem Pferde (vgl. Rom. Mitteil. 1900
S. 324 Fig. 1). R. oben an der Ecke über dem Gesims zwei
Fischleiber, die sich ursprünglich in einem Tritonkörper ver-
einigten (Ansatz vorhanden). Auf der Nebenseite (r.) in
Flachrelief Oberteil eines nach r. gewandten Jünglings mit
Sagum (Knopf auf der r. Schulter; Gesicht zerstört); r. Reste
eines Schildes und Speeres. Antoninische Zeit. Über diese
Art Sarkophage s. zuletzt Altmann Architektur und Orna-
mentik d. ant. Sark. S. 52 fr.
v.
GALLBRIA LAPIDAR! A 122. 123. 12 4. 255
122. Ionisierendes Pilaster-Capitäl.
H. 0,39 m., Br. der beiden bearbeiteten Seiten 0,46 und 0,42 m.
Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ecken und vorspringende Teile bestofsen.
Auf zwei aneinanderstofsenden Seiten bearbeitet; auf
den beiden andern Anschlufsfläche. Auf den ersteren: unten
Ausladung mit gedoppeltem Rundstab; dann Kranz aufsteigen-
der Blätter; zweite Ausladung wie die erste; Reihe ge-
schlossener Blüthen (Lotos); Reihe aufsteigender Uräus-
schlangen; an den Ecken Voluten, in die jederseits die letzte
Schlange übergeht; an den Ecken aufsen wieder je eine
Uräussch lange; in der Mitte der Seiten oben je eine ge-
öffnete Blüte. Augenscheinlich von einem Isis- oder Serapis-
Tempel.
123. Doppelaschenurne eines A. Ser. Epigonus
und einer Claudia Cissi 1. Amanda.
H. 0,26 m., Br. 0,46 m., T. 0,31 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
R. obere Ecke fehlt Voluten bestofsen. Die Nebenseiten an-
gestückt (antik:).
Vorne zwei Inschrifttafeln durch einen Pfeiler in Flach-
relief geschieden. An den Nebenseiten Fugenschnitt.
Hinten glatt. Deckel als Doppeldach mit drei Voluten (je
zwei am Boden vereinigte Kelche mit langen Blättern; im
Rund vorne und hinten je eine Blume); von dem Dachsparren
r. und 1. blattförmige Ziegel. Arbeit des 1. — 2. Jahrh. n. Chr.
CIL VI 26291.
124. Torso eines Knaben (Taf. 27).
H. 0,73 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, beide Arme (bis auf Ansätze), 1. Bein (bis
auf Ansatz), r. Bein (bis auf halben Oberschenkel). Verletzung an der
L Hüfte aufeen.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; Spuren des Stammes
an dem erhaltenen Teil; L Oberschenkel ging mit leichter
Neigung nach vorne abwärts; beide Arme waren gesenkt
(Stützenrest für den r. Arm an der r. Hüfte), der L mehr
256 GALLERIA LAPIDABIA 124a. b. 125. 126.
nach rückwärts genommen als der r.; der Kopf war nach
der 1. Schulter gewendet. Unklar ist die Bestimmung eines
Stützenrestes an der r. Schulter hinten. Geringe Replik einer
polykletischen Knabenstatue, die am besten durch eine Copie
in Dresden vertreten ist (Furtwängler unten a. a. O. T. XXVI).
Gute Replik des zum Typus gehörigen Kopfes im Museo
Chiaramonti Nr. 507.
Gerhard-Platner S. 37 Nr. 154; Furtwängler Meisterwerke S. 475
Anm. 5 b.
124a. Fragment einer Basis.
H. 0,06 m., Br. 0,48 m., T. 0,28 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Hinten unvollständig. Kanten und Ecken bestofsen.
War viereckig. An den von einfachem Leisten um-
rahmten Seiten flache Lorbeerguirlande.
124b. Ehrenbasis des Q. Plotius Romanus.
Auf der Oberfläche hinten zwei Standspuren der ihm
von den Decurionen geweihten Statue. Errichtet am 16. März
141 n. Chr. Stammt aus Ostia.
CIL XIV 400.
Abteilung XXIX.
125. Grabara eines C. Sabinius Angulatus.
CIL VI 2547.
126. Sarkophag eines Priesters (Taf. 26).
H. 0,81 m , L. 2,08 m.t T. o,66 m. Feinkörniger gelblicher Marmor mit
einzelnen grauen Partieen.
Ergänzt je ein Stück im unteren Teil der beiden Vorderecken, zwei
Flicken im unteren Rand des Deckels vorne. Viele Beschädigungen
und Brüche.
Vorderseite mit hohem Relief: in der Mitte zwei mit
einander verbundene, senkrecht gestellte Kelche von Akan-
thus; von dem unteren gehen nach beiden Seiten Ranken aus;
r. und 1. je ein Löwengreif der Mitte zugekehrt stehend, die
rückwärtige Vordertatze erhoben (dem r. fehlt die Hälfte des
1. Hornes; Ansatz vorhanden); ihre Schwänze gehen in ver-
GALLEBIA LAPIDARIA I2Öa. b. 127. 128. 257
schlungene Akanthusranken aus; in deren oberem Teil je
ein Putto aus einer Blüte ragt und mit dem Jagdspeer nach
einem Tier zielt, das unten aus einer Blüte vorkommt (Putten
und Tiere sehr beschädigt); an den Ecken je ein Thymia-
terium mit Flamme oben. An den Nebenseiten in Flach-
relief je ein Löwengreif mit erhobener Vordertatze stehend;
an den hinteren Ecken je ein Thymiaterium, r. mit Früchten,
1. mit Flamme. Deckel: vorne an den Ecken jugendliche
tragische Masken mit gedrehten Locken (Nasen abgeschlagen);
dazwischen rechteckige Vorderwand umrahmt von einfacher
Leiste; darauf in Hochrelief sechs Putten, die auf ihren
Schultern bogenförmig herabhängende Guirlanden halten;
zwischen dem ersten und zweiten (von 1. nach r.) Frucht-
guirlande, darüber Krummstab (lituus); dann Eichenguirlande,
darüber Weihrauchbüchse (acerra); dann Lorbeerguirlande,
darüber Sprengwedel (aspergillum); dann Fruchtguirlande,
darüber Kanne (praefericulura); dann Lorbeerguirlande, darüber
Schale (patera); nach diesen Gegenständen zu schliefsen, war
der Sarkophag für einen Priester bestimmt (Krummstab Attrt-,
but der Auguren, Wedel das der Pontifices). An den Neben-
seiten je ein Lorbeerkranz; an den hinteren Ecken je eine
Palmette. Gute decorative Arbeit trajanischer Zeit.
Nibby III Taf. XL; Pistolesi III Taf. L; Altmann Architektur
und Ornamentik d. ant. Sark. S. 81; 96 Anm. 1.
Darunter 126a. b: Zwei Fragmente von ornamen-
tierten Pfeilern mit stilisierten Ranken und einem Vogel 1.
(Taf. 26).
127. Grabara mit moderner Copie einer antiken
Inschrift.
CIL VI 9921.
128. Grabara eines C. Vedennius Moderatus,
Kriegsbaumeisters unter Vespasian und Domitian.
(Taf. 26.)
H. i,io m., Br. 0,945 m., T. 0,70 m. Ziemlich grofskörniger hellgrauer Marmor.
Schräger Bruch in der Mitte von r. nach 1. Die Inschrift sehr ver-
stofsen; ebenso die hinteren Kanten; verletzt die 1. Hälfte. des Reliefs
auf der 1. Nebenseite; unten unvollständig.
Vaitcan. Katalog I. 17
2$S GALLERIA LAP1DARIA 128a.
Oben bis auf die Rückseite abgeschlossen durch eine
profilierte Ausladung. Vorne in vertieftem Feld mit einfach
profiliertem Rand die Inschrift. R. Nebenseite: in Hoch-
relief ein Winkelmafs; 1. Nebenseite: in gleichem Relief
der auf Taf. 26 abgebildete Gegenstand: zwischen zwei
wagerechten Leisten mit länglicher Vertiefung und je drei
Nägeln ein gewölbter Kasten (die gröfste Ausladung liegt
über der Mitte) mit zwei stark vortretenden, senkrechten
Randleisten; auf dem Felde zwischen diesen in Flachrelief
zwei Säulen und eine halbe (1.) mit Bogen darüber (r. ein
halber) und Palmetten in den Zwickeln; zwischen den beiden
ganzen Säulen ein umrändertes, längliches, senkrecht gestelltes
Loch; über die wagerechten Leisten treten oben und unten
an den Enden je zwei abgerundete Leistenköpfe vor, unten
von einem schmalen Ring umgeben, dann der Länge nach
abgestuft; an den Innenseiten je eine runde Ose; durch den
Kasten ist in Höhe der gröfsten Ausladung ein runder Stab
getrieben, r., wie es scheint, mit einer spitzen Metallkappe
versehen, 1. etwas zugespitzt. Dieser Gegenstand ist bisher
als eine besondere Art von Verschlufs mit Schlüsselloch ge-
deutet worden, deren Erfindung dem Verstorbenen zu ver-
danken gewesen wäre. Eher dürfte man nach Hülsen an
ein Präcisions- oder Nivellier-Instrument denken.
Gerhard-Platner S. 34 Nr. 75; CIL VI 2725.
Darüber ein sehr zerstörter Aufsatz einer grofsen
Grabara; vorne noch ein Kranz in Relief zu erkennen.
128a. Grabstein eines GeminiusPacatus eq. sing.
H. 0,42 m., Br. 0,36 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Senkrechter Bruch. Oben und unten unvollständig.
Über der Inschrift in ganz flachem Relief der Ver-
storbene in Tunica und Toga auf einem Sopha liegend;
davor ein kleiner dreibeiniger Tisch. Arbeit des 3. Jahrh.
Vgl. hierselbst Nr. 137 a — p.
CIL vi 3262.
GALLERIA LAPIDABIA I28b. C. d. 259
128b. Grabstein eines T. Fl. Verinus eq. sing.
H. 0,45 m"., Br. 0,36 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Unten unvollständig. L. unten am Rande ein StUck ausgebrochen.
Oben r. und I. eine unbärtige Maske; dazwischen Aetom
mit Flachrelief: der Verstorbene in Tunica und Toga auf
einem Sopha liegend, mit der L. den Becher haltend, die R.
mit einem Kranz erhebend; vor dem Sopha ein kleiner drei-
beiniger Tisch mit Speisen ; r. ein geschlossener runder Korb,
1. eine senkrecht hängende Guirlande. Arbeit des 2. Jahrh.
n. Chr.
Vgl. hierselbst Nr. 137 a— p.
CIL VI 3260.
128c. Grabstein eines Veteranen M. Aur.
Secundinus.
H. 0,85 m., Br. 0,58 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Oben beschädigt.
Die Umrahmung der Inschrift oben unterbrochen durch
«ine Nische, in der die Figur des Verstorbenen in Tunica
und Toga (Wurf des 1. Jahrh. n. Chr.) steht, eine Rolle in
der L., von vorne sichtbar (Oberkopf abgestofsen); Hoch-
relief. Aus der Zeit des Marc Aurel oder Septimius
Severus; dass auf Monumenten dieser Zeit der Togawurf des
I. Jahrh. dargestellt wird, lässt sich durch manche Beispiele
belegen.
CIL vi 2488.
I28d. Grabstein des Feuerwehrmannes
Q. Iulius Galatus.
H. 1,27 m., Br. 0,76 m. Travertin.
Ränder bestofsen. Alle Einzelheiten undeutlich geworden.
Über der Inschrift die Figur des Verstorbenen in Stiefeln,
kurzer Tunica und Pänula, in der gesenkten L. einen undeut-
lichen Gegenstand tragend, mit der R. einen kleineren, läng-
lichen ausstreckend.
Gefunden vor der porta Ostiensis.
CIL VI 2987.
17*
2ÖO GALLERIA LAPIDARIA 129. 129a. 130. 130a.
Abteilung XXX.
129. Aschenurne eines M. Aurelius Polycrates
mil. coh. VII pr.
H. 0,30 m., Br. 0,35 m., T, 0,28 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor. .
Vorne an den Ecken korinthische Säulen mit spiral-
förmig gewundenen Canelluren; dazwischen oben und an
den Seiten herabhängend Guirlanden. In der Mitte oben
Inschrifttafel (doch steht der Name des Verstorbenen über
der Guirlande), unten Medaillon mit dem Brustbild des Ver-
storbenen in Tunica und Toga, gehalten von zwei stehenden
Eroten. Nebenseiten und Rückseite glatt. Arbeit des 2. Jahrh.
n. Chr.
CIL VI 2635.
129a. Deckel einer Aschenurne.
H. 0,10 m., Br. 0,26 m., T. 0,19 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
L. Vorder- Ecke abgebrochen.
Im Giebel stehender Fruchtkorb zwischen zwei Vögeln.
Als Akroterien Palmetten. Auf dem Giebelrand r. und 1.
nächst der Palmette je ein der Mitte zugewendetes kleines
Mäuschen, das an einem kleinen Gegenstande frifst (nur r.
genau zu erkennen).
130. Composit-Capitäl.
H. 0,42 m., Br. oben 0,54 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Die überragenden Teile des Abacus fast alle abgeschlagen. Die
ganze untere Hälfte modern abgearbeitet.
An den Ecken Akanthus; dazwischen unten ein aufrecht
stehendes, lesbisches Kyma; dann Perlschnur und Eierstab
(Blüten zwischen den Eiern); zwischen den Voluten je einegrofse
Blüte. Auf der Oberfläche in dem wenig erhobenen, kreis-
förmigen Scamillum einander diagonal gegenüberliegend je zwei
kleine Vertiefungen und rechts eine gröfsere mit GufscanaL
130a. Ossuarium.
H. 0,45 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt der Deckel; einige Löcher verschmiert.
GALLEBIA LAPIDABIA 131. 132. 26 1
Eiförmig mit stumpfen Vorsprüngen als Henkel; auf der
Wandung die.. Inschrift »Ossuarium«.
Venuti Monumente Matthaeiana III Taf. LII2; Gerhard-Platner
S. 37 Nr. 205; CIL VI 29977.
«
131. Aschenurne mit moderner Inschrift.
H. 0,22 m., Br. 0,39 m., T. 0,29 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
An den vorderen Ecken oben Widderköpfe, unten
Fruchtkörbe, an denen kleine Vögel naschen. Zwischen
den Widderköpfen hängt an der Vorderseite bogenförmig
eine Lorbeerguirlande; darüber in der Mitte eine Eidechse
von zwei Vögeln gepackt, dann die Inschrifttafel. An den
Nebenseiten eingegraben je zwei gekreuzte, am Kreuzungs-
punkt verbundene Thyrsen; oben Spuren von Verklammerung
des Deckels; 1. unten ein Loch durchgebohrt. Die Inschrift
(Grabschrift eines Prätorianers Val. Sarmatius) ist die mo-
derne Copie eines antiken Exemplares im Palazzo Rondinini.
CIL vi 2785.
Darüber ein (antik?) durchlochter, nicht zugehöriger
Deckel (zu grofs) ohne Ornament.
132. Fragmentierte Statue des jugendlichen
Herakles (Taf. 27).
H. 0,92 m. Feinkörniger gelblicher (wohl pentelischer) Marmor.
Es fehlen Nase fast ganz, Teil der Unterlippe, r. Arm von der Mitte
des Oberarms abwärts mit Hand, äufserer Teil des 1. Unterarms, 1. Hand, r.
Bein bis auf den Ansatz, 1. Unterschenkel mit Knie, viele Teile des Fells.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs mufs leicht zur
Seite gesetzt gewesen sein. R. Arm geht abwärts und etwas
vorwärts; in der Mitte der Bruchfläche ein Dübelloch; der
Unterarm war also angestückt; seiner weiteren Befestigung
und der eines Attributes diente wohl der Rest eines Eisen-
dübels in der r. Hüfte vorn und ein kleines Dübelloch 0,16 m.
gerade darunter. Der Kopf nach der r. Schulter gewendet und
gesenkt; bedeckt vom Kopf des Löwenfells, dessen Vorder-
tatzen vor der Brust verknotet sind ; der übrige Teil bedeckt
Rücken, 1. Schulter und Arm; das unterste Ende ist von
aufsen über den Unterarm geschlagen; der 1. Oberarm ist
2Ö2 GALLERIA LAP1DARIA 132 a. b. 133.
gesenkt und liegt an, der Unterarm ist vorgestreckt; zur An-
stückung des fehlenden Teils mit Hand und Attribut Rest
eines Eisendübels und Dübelloch in der Bruchfläche und
im Oberarm aufsen Dübelrest und zwei kleine Löcher dar-
über. Das Attribut der L. wird die Keule, das der R,
vielleicht ein Skyphos gewesen sein.
Geringe Copie eines guten attischen Originales aus der
zweiten Hälfte des 5. Jahrh. v. Chr. In die Copie sind spätere
Züge, besonders in der sehr lebhaften Modellierung des
Körpers eingemischt.
Gerhard Antike Bildwerke Taf. XXX; Gerhard-Platner S. 37
Nr. 150; Furtwängler Meisterwerke S. 518 Anm.
132a. Dorisches Capital.
H. 0,33 roM Br. 0,84 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ganz verstümmelt. Auf der Oberfläche vorne Rest einer viereckigen
Vertiefung mit Gufscanal.
132b. Becken in Form einer ausgehöhlten
Trommel.
H. 0,70 m. Travertin.
Vorne ein viereckiges, die Wandung durchbrechendes
Loch. R. und 1. die gleiche einfach umränderte Inschrift,
nach der die beiden Tiberii Iulii Staphylus und Nymphius,
Vater und Sohn, dieses Puteal der Diuturna geweiht haben»
Stammt aus dem 1. Jahrh. n. Chr.
Tomassetti Bullet, d. I. 1S71 S. 136 ff.; Mommsen Ephera.
epigr. I S. 36 f.; CIL VI 3700 ; Wissowa bei Röscher Mythol. Lex. II
Sp. 762; CIL I3 S. 327; Wissowa Religion und Cultus d. Römer S. 183;
Deubner Neue Jahrbücher f. d. class. Altert. 1902 S. 383.
Abteilung XXXI.
133. Cinerar-Ara eines P. Aelius Felix.
Deckel fehlt.
CIL VI 34239.
GALLERIA LAPIDARIA 134. 135. 136. 137. 137a. 263
134. Grabara einer Pallas, Sklavin eines- T.
Staberius Faventinius.
In der Oberfläche der abgeplatteten Aetomwölbung ein
Loch.
Gefunden 1599 an der Via Latina.
CIL VI 23731.
135. Cinerar-Ara eines T. Flavius Petalus.
Die Deckplatte modern.
CIL VI 8835.
136. Grabara eines L. Calpurnius Secundus.
Oben an Stelle des Aetoms ein würfelförmiger Aufsatz.
CIL VI 14197.
137. Grabara eines A. Caesennius Magnus.
CIL VI 13942.
137a. Grabstein eines Aur. Saturninus eq. coh.
VIII pr. (Taf. 28).
H. 1,23 m., Br. 0,53 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Horizontaler Bruch in der Mitte; 1. und r. am Rande beschädigt.
Über der Inschrift rechteckiges, von einfacher Leiste
umrahmtes Flachrelief: der Verstorbene — vollbärtig; mit
kurzer gegürteter Tunica, deren kurze Ärmel gefranst sind,
auf der r. Schulter geknöpftem, befransten Sagum; ein
langes breites Schwert umgehängt an der 1. Hüfte tragend
— steht mit 1. Standbein aufrecht, von vorn sichtbar; er
hält mit der R. eine hasta mit Schleife unter der Spitze,
mit der L. den Zügel des hinter ihm nach r. stehenden
Pferdes. Augensterne und Pupillen angegeben. Links vom
Kopf des Mannes im Grunde D, rechts M. An der Schwert-
scheide hängt eine Gerte (?) herab.
Vgl. die analoge Darstellung auf einem Relief in Florenz
(Hübner Archäologische Zeitung XXVIII T. 29; Amelung
Führer Nr. 125).
CIL vi 2672.
264 GALLERIA LAP1DARIA 137 1>-
137b. Grabstein eines Aurelius Dizala eques
singularis und seiner Fraii Aurelia Bazis
(Taf. 28).
H< '»395 m-> ^r- °»^9 m- Feinkörniger weifser Marmor.
R. fehlt ein Stück; 1. bestofsen.
Über der von einfach profiliertem Ablauf umrahmten In-
schrift 1. Säule mit spiralförmig gedrehten Canelluren, der
eine gleiche r. entsprochen hat. Dazwischen, umgeben von
einfacher Leiste, Hochrelief: bärtiger Reiter mit kurzer,
langärmeliger, gegürteter Tunica, Sagum, Hosen, die in die
Schuhe gesteckt sind, auf einem Pferde mit befranster
Satteldecke und Tierfell (Wolfsfell?) nach r. sprengend,
die L. am Zügel, mit der R, einen Jagdspeer schwingend
nach einem Eber, von dem nur das Vorderteil r. unten
erhalten ist, und gegen den ein Hund mit Halsband
unter dem Pferde anbellt; über dem Hinterteil des. Pferdes
der nach r. gewandte Oberteil eines bärtigen Dieners mit
Tunica sichtbar, der den Helm des Reiters mit der R. trägt;
r. vom Pferdekopf der Wipfel eines Baumes. Darüber r. und
1. je eine halbe unbärtige Maske mit gedrehten Locken; da-
zwischen Aetom mit Flachrelief: in der Mitte auf Sopha der
Verstorbene in Tunica und Toga, den Kopf geradeaus ge-
wendet; die erhobene R. ruht auf der Rücklehne des Sophas,
der 1. Arm stützt sich mit dem Ellenbogen auf das Polster,
die Hand hält ein Gefafs; davor dreibeiniger Tisch mit
rundem Gegenstand auf der Platte; r. auf Lehnstuhl nach
1. sitzend eine Figur, deren Geschlecht nicht klar ist, mit
Kranz und Becher (nach der Inschrift würde man die Ver-
storbene voraussetzen; doch ist in dem entsprechenden
Relief auf Nr. 137 c die Figur sicher kurzröckig, also wohl
ein Knabe); 1. herantretend der puer mit kurzem Rock, er-
hobener L. und kleiner Guirlande in der R. Aus nach-
severischer Zeit.
Gerhard-Platner S. 32 Nr. 17—24; CIL VI 3202; Cagnat bei
Daremberg-Saglio Dictionnaire d. ant. II S. 790 Fig. 2746*).
<
*) Über das Corps der Equites singulares vgl. Henzen Annali
dell' Ist. 1850 S. 5fr.; Mommsen Hermes 1881 S. 458fr.; Henzen Ann.
d. I. 1885 S. 235fr.; Cagnat bei Daremberg-Saglio Dictionn. d. antiq. II
GAXLERIA LAPIDARIA 137 C. d. 26$
137c.* Grabstein eines T. Aur. Tertius eq. sing.
• (Taf, 28).
H. 1,32 m., 8t. 0,60 m. Feinkörniger bläulicher streifiger Marmor.
R. fehlt ein Teil; oben beschädigt.
Unten in rechteckigem, leicht vertieften Held Flach-
relief mit Jagddarstellung wie auf 137 b, aber ohne den
Diener, und die Figuren sind weiter auseinander gerückt;
Baum r. erhalten; das Pferd ist mit einem Löwenfell gesattelt.
Darüber 1. eine Säule mit spiralförmig gedrehten Canelluren,
der r. eine gleiche entsprach; dazwischen in einfach profi-
liertem Rahmen die Inschrift. Darüber 1. Pilaster, dessen
Gegenstück r. fehlt; dazwischen in leicht vertieftem recht-
eckigen Feld Flachrelief: der bärtige Verstorbene mit Tunica
und Toga auf Sopha, nach 1/ blickend, mit Becher in der
L., die R. mit Kranz erhebend; Tisch und puer (mit be-
franstem Rock) wie bei 137b; r. mufs wie sonst ein Korb
gestanden haben; zwischen Kopf und r. Hand blickt über
den Rand des Sophas nach r. ein bärtiger Kopf. Darüber
1. Maske, wie bei 137b; r. vorauszusetzen; dazwischen Aetom
mit "mittlerem Relief (oberer Rand abgestofsen): bärtiges Brust-
bild des Verstorbenen mit Sagum von Vorne sichtbar zwischen
zwei sitzenden Adlern (r. nur zur Hälfte erhalten). Aus dem
2.-3. Jahrh.
Gerhard-Platner S. 32 Nr. 17—24; CIL VI 3228.
137a. Grabstein eines T. Aur. Probus eq. sing.
(Taf. 28).
H. 1,19 m., Br. 0,72 m., T. 0,04 m. Feinkörniger blauer Marmor.
Oben beschädigt. An den Schmalseiten unten je ein Loch zur
Verklammerung.
Stimmt in den Reliefs und Ornamenten vollkommen
überein mit Nr. 1 1 d. , Beschreibung s. dort. Zusammen mit
S. 789fr. Über die Grabsteine insbesondere vgl. Henzen Ann. d. I. 1850
S. 5of.: Cavedoni Bullettino d. I. 1851 S. 77; A. Müller Philologus 1881
S. 257 fr. S. hierselbst die Bemerkungen zu Nr. Hc. Das Corps ist Ende
des 1. oder Anfang des 2. Jahrhunderts von Trajan eingerichtet worden ; all
diese Grabsteine sind also jünger als 100 n. Chr. Anfangs wurde es meist
aus Germanen (Batavern, Frisen u. a. ; vgl. Nr. 137 d und k) rekrutiert; in
späterer Zeit, nach Severus, überwiegen auch hier die Barbaren aus den
Donauländern (z. B. Nr. 137 b, g, i).
266 GALLEBIA LAPIDABIA 137 c f.
Nr. 13711 in den Ruinen des Maussoleums der hlg. Helena
gefunden. Aus dem 2. Jahrh. n. Chr.
Montfaucon Diarium ital. S. 116; Muratori Novus thesaurus inscr.
798, 2; Bartoli Pitture ant. delle grotte di Roma app. T. VI; Barbault
Mooum. anciens pl. 30 Nr. 3; Gerhard-Platner S. 32 Nr. 17 — 24;
CIL VI 3220.
137c Grabstein eines (Sa)turninus eq. sing.
(Taf. 28).
H. 1,18 ro., Br. 0,72 m., T. 0,06 m. Feinkörniger weifser Marmor.
L. fehlt ein grofses dreieckiges StUck mit dem gröfsten Teil der In-
schrift; r. beschädigt.
Unten einfach umrahmte Inschrift; r. Säule mit Spiral-
Canelluren (1. vorauszusetzen). Darüber einfach umrahmtes
Flachrelief: Pferd mit Satteldecke nach r. (das r. Hinterbein
und Teil des Schwanzes fehlt; 1. der puer mit Leine zu
ergänzen); r. Pilaster (1. zu ergänzen). Darüber Aetom mit
Flachrelief: Darstellung wie bei Nr. 137 b oben (s. dort), nur
ruht die R. des Lagernden auf dem r. Knie (die Guirlande
in der R. des puer fehlt); r. ein Akroter mit Adler (z. T. er-
halten; 1. zu ergänzen). Aus dem 2.-3. Jahrh.
Gerhard-Platner S. 32 Nr. 17—24; CIL VI 3284.
1 37 f. Grabstein eines Aurel. Victor eq. sing.
(Taf. 28).
H. 1,20 m., Br. 0,49 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
L. obere Ecke fehlt; r. bestofsen; stark überarbeitet.
Unten zwei unregelmäfsig liegende Klammerlöcher. Dar-
über zwei über einander liegende, rechteckige, leicht vertiefte
Felder mit Flachrelief; unten Reiter mit ausgebreiteten Armen
nach r. sprengend, 1. puer stehend; darüber unbärtiges Brust-
bild mit Sagum von vorn gesehen, in einem von zwei
stehenden Eroten gehaltenen, unten abgeschnittenen Medaillon
(Flügel nur r. sichtbar). Dann die Inschrift zwischen zwei
Säulen mit Spiral-Canelluren. Oben r. und 1. Maske wie
bei Nr. 137b; dazwischen Aetom mit Flachrelief: lagernder
Mann auf Sopha, Tisch, Korb, puer (s. Nr. I37d u. nd).
Aus dem 2. — 3. Jahrh.
GALLERIA LAPIDABIA 137 g. h. i. 267
Gefunden 1633 zwischen Via Praenestina und Labicana
bei Torre Pignattara (vgl. die Herkunft von Nr. 11c).
Gerhard-Platner S. 32 Nr. 17—24; CIL VI 3234.
137g. Grabstein eines Candidius Valentinus eq.
sing. (Taf. 28).
H. 0,61 m., Br. 0,49 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Horizontaler Bruch in der Mitte; beide obere Ecken bestofsen.
Über der Inschrift Flachrelief: Medaillon mit dem un-
bärtigen Brustbild des Verstorbenen mit Sagum, gehalten
von zwei schwebenden Eroten. Darüber Masken und Relief
wie Nr. I37d (aber ohne Tisch und puer). Aus dem 3. Jahrh.
CIL VI 3241.
137h. Grabstein eines Mercator, servus eines
T. Aur. Gentilis (Taf. 28).
H. 0,51 m., Br. 0,35 m. Grofskrystallinischer weifser Marmor mit grauen
Streifen.
Oben bestofsen.
Über der oben, r. und 1. einfach umränderten Inschrift
zwischen zwei Halbpalmetten Flachrelief: Lagernder auf
Sopha mit Tisch, Korb r. Aus dem 2. — 3. Jahrh.
Gefunden bei Porta Septimiana; dann in der Sammlung
Mattei.
CIL vi 32796.
1 37 i. Grabstein eines Cl. Avitus eq. sing.
(Taf. 28).
H. 1,06 m., Br. 0,66 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Oben und seitlich bestofsen.
Stimmt in Reliefs und Ornamentik mit Nr. I37d und
1 1 d überein, nur finden sich die Eroten mit Kranz zwischen
dem puer mit Pferd und der Inschrift und sind von glattem
Rand (nicht Pilastern) eingefasst. Der puer oben erhebt die
R. mit der Guirlande; 1. von ihm hängen noch zwei weitere.
Aus dem 3. Jahrh.
Gerhard-Platner S. 32 Nr. 17—24; CIL VI 3243.
\
268 GALLERIA LAPIDARIA 137 k. 1. 1X1.
137k. Grabstein eines T. Aurelius eq. sing.
(Taf. 28).*
H. 0,63 m., Br. 0,58 m., T. 0,05 m. Grofskörniger hellgrauer Marmor.
Unten unvollständig.
Über der oben, r. und 1. einfach umrahmten Inschrift
zwischen Masken Relief: Lagernder auf Sopha, Tisch, Korb,
puer eine Guirlande vor sich haltend nach r.; s. Nr. 1371.
Aus dem 2. Jahrh.
CIL VI 3237.
137I. Grabstein eines T. Fl. Iulius sesq. eq. sing.
(Taf. 28).
H. it88 m., Br. 0,75 m., T. 0,06 m. Feinkörniger weifser Marmor mit
grauen Streifen.
Die vier Ecken bestofsen.
Unten glatte Fläche; dann in rechteckigem, leicht ver-
tieften Feld Flachrelief: bärtiger Mann — der Verstorbene —
in kurzer, gegürteter Armeltunica und Pänula, Hosen, Schuhen
und einem Schwert an der r. Hüfte, steht mit r. Standbein
von vorn gesehen, zwischen zwei der Mitte zugekehrten
Pferden mit gefransten Satteldecken und hält sie an kurzer
Leine. Darüber einfach umrahmte Inschrift zwischen zwei
Säulen mit Spiral-Canelluren. Darüber zwischen zwei Pilastern
in leicht vertieftem, rechteckigen Feld Flachrelief: zwei
schwebende Eroten halten einen Kranz. Darüber zwischen
zwei Masken Aetom mit Flachrelief: Lagernder auf Sopha, r.
Korb, 1. puer. Durch die Anzahl der Pferde ist die Charge
des Verstorbenen übereinstimmend mit dem Wortlaut der
Inschrift als die des Sesquiplicarius angegeben. Aus dem
2.-3. Jahrh.
Herkunft wie bei Nr. 11c.
Gerhard-Platner S. 32 Nr. 17 — 24; CIL VI 3253; Wilpert Die
Gewandung der Christen in den ersten Jahrhunderten S. 13 Fig. 12 (unteres
Relief).
137m. Grabstein eines Iustus eq. sing. (Taf. 28).
H. 0,67 m., Br. 0,55 m., T. 0,05 m. Grofskrystallinischer hellgrauer Marmor.
Unten unvollständig; r. obere Ecke stark bestofsen.
GALLERIA LAPIDARIA 137 n. °- 269
R. und 1. von der einfach umrahmten Inschrift je eine
glatte Säule; darüber zwischen zwei jugendlichen Masken
Flachrelief: Lagernder auf Sopha, Tisch, puer. Aus dem
2.-3. Jahrh.
CIL VI 3273.
13711. Grabstein eines T. Aurelius Maximus
signifer eqitum singularium.
(Taf. 28).
H. 1,46 mM Br. 0,74 m., T. 0,04 m. Feinkörniger weifser Marmor mit grauen
Adern.
Ecken und Kanten bestofsen, besonders die 1. obere Ecke.
Unten in rechteckigem, leicht vertieften Feld Flachrelief:
puer mit Pferd wie auf Nr. 1371 und sonst. Darüber in
ebensolchem Feld Flachrelief: zwei stehende Eroten halten
eine Guirlande; über ihr eine Medusenmaske. Darüber
zwischen zwei Säulen mit Spiral-Canelluren die einfach um-
rahmte Inschrift. Darüber zwischen zwei Pilastern rechteckiges,
leicht vertieftes Feld mit Flachrelief: Lagernder auf Sopha,
Tisch, puer mit Guirlande in der vorgestreckten R., Korb mit
senkrechten Riefen. Oben zwischen Masken (die 1. fehlt fast
ganz) Aetom mit mittlerem Relief: das bärtige Brustbild des
Verstorbenen mit Sagum (Augensterne und Pupillen angegeben).
Aus dem 2. — 3. Jahrh.
Gefunden Anfang des 18. Jahrhunderts bei Torre Pig-
nattara.
Gcrhard-Platner S. 32 no. 17 — 24; CIL VI 3214.
1370. Grabstein eines M. Antonius Ianuarius
cornicen ex. coh. VII. pr. (Taf. 28).
H. 0,48 m., Br. 0,45 m. Feinkörniger, leichtbläulicher Marmor.
Oben und unten bestofsen.
Im Aetom über der umänderten Inschrift zwischen den
Buchstaben D und M in Flachrelief die Figur des Ver-
storbenen mit kurzer gegürteter Tunica, Paenula, Stiefeln,
nach r. gewendet stehend, das cornu mit Querstab blasend
(Gesicht abgeschlagen).
Gefunden 1744 an Via Salaria.
27O GALLERIA LAPIDARIA 137p. 138.
CIL VI 2627; v. Domaszewski Die Fahnen im römischen Heere,
Abhandl. d. archäoL-epigr. Seminars in Wien V S. 7 ff., Fig. 2; vgl. v. Jan
bei Baumeister Denkmäler des klass. Altertums III S. 1658 f.
137p. Grabstein eines P. Aelius Quintianus mil.
coh. XL urb. (Taf. 28).
H. 0,78 m., Br. 0,50 m. Travertin.
R. unvollständig.
Über der Inschrift Flachrelief in rechteckigem ver-
tieften Feld: die Figur des Verstorbenen stehend, von vorn
gesehen, in kurzer Tunica, Pänula, Stiefeln, mit der erhobenen
R. die hasta stützend, in der gesenkten L. einen eimerartigen
Gegenstand haltend.
Stammt von der Via Appia.
CIL vi 2886.
138. Cinerar-Ara eines C. Iulius Hymetus, Tem-
pelhüters der Diana Planciana, in späterer Zeit
benutzt zur Ehrenbasis des L. Turcius Secundus
Asterius praef. urbi.
H. 1,255 m«i Br* 0,65—0,88 m., T. 0,635 — 0*65 m. Feinkörniger hellgrauer
Marmor.
Die Vorderseite der Ära steht heute 1. vom Beschauer.
Die schönen Schriftzüge weisen auf die beste Zeit. Die In-
schrift nimmt die ganze, mit glattem Ablauf umrahmte Seite
ein. Schale und Kanne waren an den Nebenseiten an der
üblichen Stelle vorhanden, sind aber bei der zweiten Ver-
wendung des Monumentes abgemeifselt worden. In der Ober-
fläche eine Vertiefung zur Aufnahme der Aschenreste. Der
Deckel hat sich nur fragmentiert erhalten (H. 0,23 m , L. 0,68 m.,
T. 0,63 m. Ecken und Kanten bestofsen. Zwei Ecken fehlen. Am
Bruch der 1. Seite eine gröfsere Eintiefung mit zwei z. T. erhaltenen
Klammerlöchern. Unterseite ausgehöhlt. Oberfläche rauh); unten ein-
faches Gesims; auf dem glatten Aufsatz das Unterteil eines
Reliefs: zwei beschuhte Füfse und die Beine eines nach r.
laufenden Hundes; das Relief stellte die jagende Diana dar.
Auf der ehemaligen Rückseite, die man auch der Vorderseite
entsprechend umrahmt hat, ist dann die Ehreninschrift jenes
GALLEBIA LAPIDARIA 138a. 139. 139a. 2J\
Turcius eingemeifselt worden — das »Asterii« am Rande
des Deckels — , der in der Mitte des 4. Jahrh. n. Chr. gelebt hat.
Gefunden im Frühling 1780 auf dem Platz vor der Kirche
S. Marco. Vgl. Nr. 165 a.
Amaduzzi Novelle letterarie di Firenze 1780 S. 548fr. u. 599; CIL
VI 2210; 1772.
138 a. Fragment eines Gesimses.
H. 0,40 m., ßr. 0,69 m., T. 0,45 m. Grofskrystallinischer bläulicher Marmor.
Sehr zerstört.
In der Hohlkehle und unten horizontal verlaufende Ranke;
dann Eierstab, Zahnschnitt mit ausgebrochenen Brücken, auf-
steigender Akanthus. L. Anschlufsfläche. Arbeit aus fla-
vischer Zeit.
Abteilung XXXII.
139. Aschenurne.
H. 0,35 m., Br. 0,41 m.f T. 0,28 m. (T. des Deckels 0,29 m.)
Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt obere Hälfte der Vorderseite, r. untere Vorderecke, r.
Nebenseite. Kanten und Voluten des Deckels bestofsen.
Vorne r. und 1. je ein Knabe, mit beiden Armen einen
Korb mit Früchten erhebend; zwischen beiden hängt bogen-
förmig eine grofse Frucht- Guirlande; darunter r. und 1. je
ein Kaninchen, an den Früchten naschend; über der Guirlande
in der Mitte zwei Hasen, dann das ergänzte Stück mit der
leeren Inschrifttafel. An den Nebenseiten die Bänder der
Guirlande; darunter je ein Blumenkorb. Im Giebel des
nicht zugehörigen Deckels (Tiefe verschieden) in der Mitte
Schale, r. Rosette, 1. länglicher Gegenstand (Kasten?).
139a. Fragment eines christlichen Sarkophages.
H. 0,30 m., Br. 0,17 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Auf allen Seiten abgebrochen. Der Figur fehlen die FUfse und
Teil des Schädels.
Dargestellt ist Moses, der nach r. gewandt mit erhobenen
Armen die Gesetzestafeln empfängt.
272 GALLEKIA LAPIDARIA 139b. 140. 140a. 140b.
139b. Fragment eines christlichen Sarkophages.
H.. und Br. 0,40 m» Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Auf allen Seiten gebrochen.
Unter einem Gebäude mit Säulen Oberteil des guten
Hirten. R. setzt gewellte Canellierung an. Darüber In-
schrift (Marciana, Frau eines Onesimus) und r. Kopf eines
Widders und Vorderbeine eines zweiten Tieres.
Gatti teilt aus De Rossi's Scheden mit: e pavimento aedis s. Martini
in montibus in Vaticanum translatum testatur Marinius in seh. Vatic. inscrip-
tionum ethnicarum.
140. Composit-Capitäl.
H. 0,43 m., Br. und T. oben 0,53 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Einige Ecken und Blattspitzen bestofsen. Auf der Oberfläche zwei
viereckige Vertiefungen mit Gufskanal.
Über einem Doppelkranz von Akanthus ein vollständiges
ionisches Capital. In die Voluten sind Akanthusblätter ein-
gerollt.
140a. Console.
H. 0,32 m., Br. 0,25 m., T. 0,56 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Wenig beschädigt Unten unvollständig.
Oben eine grofse, unten eine kleine Volute; grofses
Akanthusblatt vorne nach unten umgeschlagen, oben von
einer Palmette gedeckt. Um die Einschnürung ein natura-
listisch gebildetes Tuch geschlungen und vorne verknotet.
Hinten der roh zubehauene Keil, der in die Wand eingriff.
Antik?
140b. Stirnziegel.
H. 0,44 m., L. 0,36 m., T. 0,09 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Kanten und Ecken bestofsen, hinten abgebrochen.
Vorne in hohem Relief Palmette über Akanthuskelch.
Stammt von dem Tempel in Ostia, den man früher dem
Juppiter, neuerdings dem Vulcan zugeschrieben, auch für
das Capitolium von Ostia erklärt hat (Fisch Wanderung
nach den Trümmern von Ostia S. 10). Vgl. Nr. 147 a und 165.
Guattani Monumenti ined. antichi 1805 T. XXIII 2; Pistolesilll
Tav. IL 3; Gerhard-Platner S. 37 Nr. 174.
GALLERIA LAP1DARIA 141. 142. 143. 144. 273
Auf einer Aschenurne ohne Ornament nicht zugehörig,
weil zu klein:
141. Deckel einer Aschenurne.
H. 0,08 m., Br. 0,22 m., T. 0,23 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Im Giebel Fruchtvase zwischen zwei Vögeln. Als Akro-
terien Palmetten. Das Dach geschuppt.
142. Männlicher Torso (Taf. 30).
H. 1,00 m. Grofskrystallinischer weifser Marmor.
Es fehlen Kopf, 1. Schulterblatt, beide Arme bis auf die Ansätze,
Unterteil des Bauches, Gesäfs, beide Beine. Auf der Bruchfläche des Halses
ist mit schwarzer Farbe aufgeschrieben: 703.
Aufrechte Haltung; die Figur hatte 1. Standbein; beide
Oberarme gingen abwärts; 1. Schulter etwas geneigt; Kopf
war nach der r. Schulter und etwas nach oben gewendet.
Kopf und Arme waren besonders gearbeitet: im Hals,
stumpf oben grofses Dübelloch, kleines r. an dem nur an-
gelegten Haaransatz im Nacken. Grofses Dübelloch im r.
Armstumpf; zwei weitere im Körper unter beiden Arm-
stümpfen, 1. mit Eisenrest. Den Unterkörper wird Gewand
umhüllt haben, und er wird besonders gearbeitet gewesen
sein. Kraftvolle Formen reifen Alters. Asklepios? Gute
Ausführung.
Gerhard-Platner S. 36 Nr. 145.
Abteilung XXXIII.
143. Grabcippus eines Cn. Cornelius Musaeus.
CIL VI 8468.
144. Puteus, nach der Inschrift
von einem C. Caecilius Onesimus der Ceres
und den Nymphen geweiht.
Stammt aus dem Jahre 197 n. Chr. Gefunden in Ostia
bei den Ausgrabungen von 1802/3.
Gerhard-Platner S. 34 Nr. 89; CIL XIV 2.
Vatican. Katalog I. 18
274 GALLERIA LA PID A RIA 144 a.
144a. Gruppe des stiertötenden Mithras
(Taf. 30).
H. 1,09 m., Br. 1,17 m. Pavonaizetto.
Ergänzt Nase, Teil der Haare über dem r. Auge, grofses Stück des
Mantels oben.
Mithras, bekleidet mit Ärmelgewand, doppelt gegürtetem
Chiton, wehendem, auf der r. Schulter gespangten Mantel,
Hosen, Schuhen, die phrygische Mütze auf wallendem Locken-
haar (Augensterne und Pupillen angegeben), kniet nach r.
mit dem 1. Bein auf dem Rücken des zusammenbrechenden
Stieres, den r. Fufs weit zurücksetzend; mit der L. packt er
die Schnauze des Tieres von oben, mit der R. stöfst er ihm
ein Dolchmesser in den Hals; auf dem wehenden Teil des
Mantels Mondsichel und drei Sterne. Der Schwanz des Stieres
geht in Ähren aus (von einem Raben, den Cumont a. unten
a. O. nach Vergleich mit 147c hier voraussetzt, ist keine
Spur vorhanden); in seine Hoden beifst ein Skorpion; nach
dem von der Wunde herabströmenden Blut kriecht von 1.
eine Schlange, springt von r. ein Hund empor. Unten Fels-
boden: In der unteren Hälfte als Relief gearbeitet, unten
halbrund abschliefsend; oben frei. Hinten nicht ausgeführt.
Arbeit des 2. Jahrh. n. Chr.
Gefunden zusammen mit den beiden Inschriften, die
darüber und darunter eingemauert sind, in Ostia bei den
1802/3 auf Befehl PiusVII. unternommenen Ausgrabungen. Die
Gruppe wird in einer runden Vertiefung der Wand, ähnlich
wie jetzt, angebracht gewesen sein; ebenso mufs die obere
der. beiden Inschriften, d. h. die bogenförmige denselben
Platz, wie heute, eingenommen haben (die untere bezieht
sich auf den ganzen Bau, in dem das Bildwerk angebracht
war); nach ihr hat ein A. Decimius A. f. Pal(atina) Decimianus
die Gruppe herstellen lassen; zwischen Inschrift und Gruppe
wird noch ein die letztere kreisförmig schliefsender orna-
mental verzierter Rand gelegen haben (1. sind Spuren davon
vorhanden, dafs hier der Rand abgeschlagen worden ist).
Labus Biblioteca Italiana (1816) III Taf. 49 Nr. 2; Zoega Abhand-
langen S. 147 Nr. 4b; Gerhard-Platner S. 32 Nr. 26; Lajard Intro-
duction a l'etude du culte public et des myst. de Mithra PI. LXXX 1 ;
GALLERIA LAPIDARTA 144b. 145. 146. 147. 275
Visconti Annali d. I. 1864 S. I48f., CIL XIV 60, 61; Cumont Textes et
monuments figures relat. aux. myst. de Mithra II S. 240 Nr. 82 Fig. 70 u.
S. 116 Nr. 134.
144b. Gruppe des stiertötenden Mithras (Taf. 30).
H. 0,84 m., L. 1,42 m., T. 0,30 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Abgebrochen Nase des Mithras und 1. Vorderbein des Hundes.
Ergänzt Teil der Schlange.
Stimmt im Allgemeinen mit Nr. 147b überein; nur hat
Mithras gedrehte Locken, der Chiton ist nur einmal gegürtet;
am Mantel Mondsichel und sieben Sterne; der Skorpion fehlt;
auf den Ähren am Schwanz des Stieres ein nach r. sitzender
Rabe. Ganz als Gruppe gearbeitet; unten gerade. Auf der
Vorderkante die Inschrift, nach der die Gruppe die Weihung
eines L. Sextius Karus und eines Priesters G. Valerius Heracles
war. Arbeit des 2. — 3. Jahrh. n. Chr. Gefunden 1797 durch
Fagan in Ostia am Eingang der Grotte eines Mithräums.
Labus Bibliotheca Italiana (1816) III S. 54 Taf. III; Zoega Ab-
handlungen S. 1461". No. 2 Taf. V 15; Gerhard-PIatner S. 32 Nr. 25;
Lajard Introduction ä l'etude du culte public et des myst. de Mithra PI.
LXXX 2; Visconti Annali d.i. 1864 S.i48f.; CIL XIV 64; Cumont
Textes et monum. figures relat. aux myst. de Mithra II S. 237 f. Nr. 79
Fig. 67 u. S. 117 Nr. 138.
145. Grabara einer Livia Servanda.
Auf der Oberfläche der abgeplatteten Aetomwölbung
ist eine runde Eintiefung mit erhaben gearbeitetem Schalen-
rand samt Henkeln; in der Mitte ein Loch; demnach zum
Eingiefsen der Spenden bestimmt.
CIL VI 21433; Mau Rom. Mitteil. 1888 S. 139.
146. Grabara eines M. Iunius Victor.
CIL VI 14600.
147. Cinerar-Ara der Messerschmiede
L. Cornelius Atimetus und L. Cornelius Epaphra
(Taf. 30).
H. 1,33 m., Br. 1,00m, T. 0,90 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ecken, Kanten und teilweise die Figuren bestofsen.
18*
276 GALLERIA LAP1DARIA 147.
Vorne die Inschrift zwischen zwei korinthischen Pilastern
mit Architrav. L. Nebenseite: In der Mitte kleines auf-
gesetztes Hochrelief mit Darstellung einer Schmiedewerkstatt;
über der 0,03 m. weit vortretenden Bodenleiste sitzt auf einem
Holzschemel, auf den eine dünne Unterlage gelegt ist, ein
unbärtiger Mann mit gegürteter Exomis nach r., den Kopf
mit einer Lederkappe bedeckt (Gesicht sehr bestofsen); nur
sein r. Bein ist sichtbar, das 1. verdeckt durch einen aufrecht
stehenden cubischen Klotz, den der Mann augenscheinlich
zwischen die Beine genommen hat und der ihm bis zum
Gürtel reicht. Er hält mit beiden Händen einen fast ganz
zerstörten Gegenstand mit verbreitertem, abgerundetem Hand-
griff einer Längsstange und kürzeren Querstange; diese ruht
mit dem einen Ende auf dem in der Mitte stehenden Ambos
(oben die Ecken abgestofsen). R. davon steht ein zweiter
Unbärtiger mit gegürteter Exomis nach 1. mit gebeugten
Knieen (Kopf sehr verstofsen ; 1. Unterarm fehlt ganz, 1. Unter-
schenkel fast ganz) und erhebt mit der R. einen Hammer,
um auf das auf dem Ambos liegende Eisen zu schlagen.
Im Hintergrunde der Feuerherd; über der L. des Sitzenden
die Öffnung, in der Flammen plastisch angegeben sind; 1.
von seinem Rücken der Blasebalg. Oben eine Querstange
mit acht Nägeln, an deren ersten vier von 1. nach r. ein breites
Opfermesser, ein dreieckiges Eisen mit Schneide unten, eine
Zange, ein sichelartiges Winzermesser hängen; am letzten r.
ein langes schmales Messer. An der entsprechenden Stelle
der r. Nebenseite ein in der Gröfse gleiches Hochrelief mit
Darstellung eines Messerladens: auf der Bodenleiste steht 1. ein
Unbärtiger in Tunica, Toga und Schuhen (Kopf bestofsen) von
vorn sichtbar, mit der herabhängenden R. die Toga fassend,
die L. mit einem fast ganz zerstörten länglichen Gegenstand
nach r. vorstreckend, wohin auch das Gesicht sich wendet. Auf
der r. Seite steht ein Unbärtiger in ungegürteter Tunica und
Schuhen von vorn sichtbar, den Kopf (Gesicht bestofsen) leicht
nach 1. wendend, die L. mit einem faltigen Gegenstand (wohl
ein Tuch zum Abreiben) am Körper anliegend, die R. mit
einem sehr bestofsenen, gebogenen Messer und erhobenen
Zeigefinger nach 1. ausstreckend. Zwischen beiden der Laden-
tisch mit grofser Schublade. Im Hintergrund ein Gestell mit
GALLERIA LAPIDAR] A 147 a. 277
zwei schmalen vortretenden Seitenflügeln; zwischen diesen
über einander drei Querleisten, deren mittlerer auf den Seiten-
flügeln eine schmale Leiste entspricht. An der obersten
Querleiste (z. T. zerstört) und r. und 1. davon an den Flügeln
hängen an Nägeln zwei Sicheln, vier sichelartige Instrumente
und vier Gartenmesser; an der zweiten Leiste neun dolch-
artige Messer; r. und 1. davon an den Flügeln je ein drei-
eckiges Eisen; unter der dritten Leiste vier Bestecke mit
je fünf langen spitzen Eisen und, wie es scheint, je einem
jener dreieckigen (nur der oberste Teil sichtbar; oben ein
Ring daran); die Futterale haben vorne zwei Ausbuchtungen,
dazwischen einen Ring. Der Mann mit Toga ist der Käufer,
der ohne Toga der Verkäufer. An der Rückseite in Re-
lief 1. Kanne, r. Schale. Auf der Oberfläche in der Mitte
rundliche flache Vertiefung. Arbeit des i. Jahrh. n. Chr.
Aus Villa Montalto-Negroni-Massimo Anfang des 19. Jahr-
hunderts von Jenkins erworben und von diesem unter Pius VII.
an den Vatican verkauft.
Visconti Monumenti del Sig. Jenkins S. 46 Nr. 22; Massimo No-
tizie istoriche della Villa Massimo S. 187 No. Uli; N i b b y III Taf. XXXI V ;
Pistolesi III Taf. LI; Gerhard-Platner S. 34 Nr. 86; CIL VI 16166;
O. Jahn Ber. d. sächs. Gesellsch. d. VViss. 1861 S. 328fr. Taf. IX 9, 9a;
Guhl u. Koner Leben d. Griech. u. Römer S. 778 f. Fig. 977; Schreiber
Kulturhistorischer Bilderatlas I Taf. LXXI 3.
147a. Gesimsfragment (r. Eckstück).
H. 0,81 ra.f Br. 0,95 m., T. oben 0,83 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Unten wenig, oben stark bestofsen.
Unten lesbisches Blattkyma; darüber Zahnschnitt mit
Brücken dann Perlenschnur, Eierstab; Consolen mit Akanthus
vorne, Palmetten seitlich; zwischen den Consolen Cassetten,
umrahmt von lesbischem Blattkyma und gefüllt mit je einer
Rosette. Auf der Oberfläche verschiedene Vertiefungen mit
Gufscanal. Stammt von dem Tempel in Ostia (auf dem
Zahnschnitt: OST EFFOS), den man früher dem Juppiter,
neuerdings dem Vulcan zugeschrieben, auch für das Capi-
tolium von Ostia erklärt hat ('Fisch Wanderung nach den
Trümmern von Ostia S. 10). Vgl. Nr. 140b und 165.
Guattani Monumenti ined. antichi 1805 Taf. XXIII 1; Nibby III
Taf. XLIII; Pistolesi III Tav. LH; Gerhard-Platner S. 34 Nr. 86.
278 GALLERIA LAPIDARIA 148. 149. 149a.
Abteilung XXXIV.
148. Dreifache Brunnenmündung.
H. 0,40 m., Br. 0,79 id., T. 0,36 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Sehr zerstört.
Zwischen vier auf den Beschauer geradezu gerichteten,
seitwärts und vorn mit senkrechten Streifen verzierten Wänden
(nur 1. erhalten), von denen die zwei mittleren weiter vor-
traten als die äufseren (auf der r. äufseren ist mit schwarzer
Farbe 691 aufgemalt), unten in der Mitte ein Löwe (Tatzen
und Schnauze abgebrochen), 1. ein Panther (Unterkiefer und r.
Tatze abgebrochen), r. ein Tier, von dem nur Brust und
eine Tatze erhalten sind (danach wahrscheinlich auch ein
Panther). Die Leitung ging durch die Rücken und Mäuler
der Tiere. Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 36 Nr. 144.
149. Composit-Capitäl.
H. 0,39 m., Br. oben 0,42 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Sehr stark zerstö rt. Vorne ist mit schwarzer Farbe aufgeschrieben: 386.
Unten doppelter Akanthuskelch; darüber ein vollständiges
ionisches Capital; zwischen den Voluten Blüten. Auf der
Oberfläche Gufscanal. Vgl. hierselbst Nr. 140.
An dem Rumpf über dem Akanthuskelch ist mit
schwarzer Farbe 386 aufgemalt.
149a. Flaches rundes Gefäfs aus Pavonazzetto
(AM RANDE OST-EFFOS-; ALSO IN OSTIA GEFUNDEN).
Darüber ein zwar mehrfach ergänzter, aber wahrschein-
lich moderner Deckel von sehr feiner Arbeit, die wohl nur
von einem guten Künstler vom Ende des Quattrocento
stammen könnte (Durchm. 0,44 m. Feinkorn, gelbl. Marmor); Or-
namentrand (Schleifenmäander mit zierlicher Füllung) um
Agis mit Medusenmaske; in dieser ist der archaische Typus
nachgeahmt; Kranz von kleinen Schlangen ringsum; seitlich
wachsen die Schlangen unmittelbar aus den Wangen heraus;
unter dem Kinn ein Schlangenknoten.
GALLEBIA LAPIDARIA 150. 151. 151a. 152. 279
150. Sarkophag (Taf. 26).
H. 0,39 m., L. 1,46 m., T. 0,50 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Die Ränder besonders oben bestofsen; 1. obere Ecke fehlt; in der
1. Hälfte vorne ein schräger Sprung. In der Mitte des oberen Randes vorn
ist mit roter Farbe aufgemalt: 169 (vgl. Nr. 162 am Schlufs).
Vorderseite mit Hochrelief: an beiden Enden je ein
der Mitte zugekehrtes Knäbchen, ein Pedum schulternd, in
der Mitte ein nach r. tanzender, umschauender Erot mit
satyresk gesträubtem Haar, in der herabhängenden R. einen
Panther am Schwanz emporhaltend; alle drei tragen zwei
bogenförmig herabhängende Fruchtguirlanden mit wehenden
Bändern; über den Guirlanden jederseits zwei der Mitte zu-
gewendete Maskenpaare: 1. unbärtiger und bärtiger Satyr
(oder Pan?), r. Mänade mit Kopftuch und Silen (Augensterne
eingegraben). Nebenseiten mit Flachrelief: 1. liegende Sau
unter Bäumen; r. stehender Eber; Klammerlöcher zur Be-
festigung des Deckels. Vgl. hierselbst Nr. 116.
Ehemals im dritten Zimmer des Appartamento Borgia.
Gerhard-Platner S. 9.
151. Korinthisierendes Capital.
H. 0,40 m., Br. oben ca. 0,33 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Besonders oben sehr zerstört.
Aus dem Kranz von Akanthus steigen zwischen den
Voluten Palmetten auf.
151a. Rundes, kesseiförmiges Asch enge fäfs eines
Prastinas Fronto.
152. Votivstele des Juppiter Heliopolitanus.
(Taf. 30).
H. 1,26 m., Br. unten 0,27 m., T. unten 0,2 1 m. Grofskrystallinischer
bläulicher Marmor.
Schlanker viereckiger Pfeiler, an dessen Vorderseite ein-
fach umrahmt die Inschrift steht, nach der die Stele von einem
aus Heliopolis stammenden Soldaten unter der Regierung
Gordian III., also ca. 240 n. Chr., dem Juppiter Heliopolitanus
280 GALLEEIA LAPIDARIA 153. 154.
errichtet wurde. Darunter ist ein rundes 0,07 m tiefes Loch
eingebohrt. Darüber Kyma mit Deckplatte, die folgendem
Aufbau zur Basis dient: in der Mitte viereckiger Pfeiler, in
dessen Vorderseite eine flache Nische vertieft ist; darin eine
weibliche Figur mit den Attributen der Fortuna (r. Standbein)
in Chiton, den Mantel um 1. Schulter, 1. Arm und die Hüften
geschlungen, das Füllhorn im gebeugten 1. Arm; mit der
gesenkten R. hält sie das auf einer Kugel ruhende Steuer-
ruder; auf dem Kopf der Modius; r. und 1. an dem Pfeiler
je ein vorschreitender Löwe, rund ausgearbeitet. Über beiden
verringert sich das Volumen des Pfeilers; über der Mitte der
so auf beiden Seiten und hinten entstehenden Stufe je ein
Zapfenloch (hinten und 1. mit Metallrest; in den Stufen davor
eine Bahn eingehöhlt. Auf der Oberfläche eine verschmierte
runde Vertiefung. Die weibliche Gestalt wird die syrische
Göttin Atargatis darstellen sollen.
Jedenfalls lassen die genannten Löcher einen metallenen
Aufsatz der Stele voraussetzen, etwa ein Bild des Juppiter,
vielleicht aber auch (nach Petersen) ein Kasten mit Schlitz
zum Geldeinwurf im Deckel, ein thesaurus, sodafs das ganze
Monument als Opferstock gedient hätte (vgl. Gräven Jahr-
buch d. I. 1901 S. i64f.). Auf der r. Nebenseite ist mit
schwarzer Farbe 1077 aufgemalt.
Gefunden 1803, »allo sbocco dell'acque alseatine in
Trastevere presso la chiesa di S. Cosimato«.
Cardinali Memorie romane di antichitä e di belle arti III S. 3 5 ff.;
Melchiorri ebenda S. 117 ff.; Kellermann Vigilum romanorum latercula
duo S. 72 Nr. 284; Nibbylll Taf. Ic; Gerhard-P4latner S. 36 Nr. 140;
CIL VI 423; Drexler bei Röscher Mytholog. Lexikon I Sp. 1991 Z. 47 ff.
Abteilung XXXV.
153. Basis oder Ära des Silvanus.
Stammt von der Via Labicana.
CIL vi 698.
Auf einem unbedeutenden Pilastercapitäl:
154. Cippus mit Inschrift, die sich auf das Häuschen
des Custoden der Marc Aurel-Säule bezieht.
Gefunden 1777 ca. 60 m. westlich von der Säule.
GALLERIA LAPIDARIA 154a. b. 155. 156. 156a. 157. 28l
Fea Rovine di Roma bei Winckelmann Storia dell' arte III S. 349 ff.;
Oerhard-Platner S 34 Nr. 88; CIL VI 1585; Kiepert-Hülsen F. V. R.
S. 22; Petersen-Domaszewski-Calderini Marcus-Säule S. 1 f .
154a. Grabara eines Iulius Marcus decurio.
H. 0,72 m., Br. 0,22 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Oben unvollständig.
Im Aetom undeutliche Reste eines Reliefs. Arbeit des
3. Jahrh. n. Chr.
154b. Grabara eines Irenaeus.
H. 0,62 ra., Br. 0,265 m. Grofskörniger bläulicher Marmor.
Unten r. bestofsen.
Oben zwischen Palmetten die Büste des Verstorbenen.
Arbeit des i. Jahrh. n. Chr.
CIL VI 19698.
155. Grabara eines Caesennius Iustus.
CIL vi 13941-
156. Ehrenbasis eines Q. Hortensius Faustinus
advocatus fisci praef. fabr.
Stammt aus Tivoli.
CIL XIV 3643.
156a. Altar des Hercules invictus gesetzt von
einem Hermeros Aug. lib. tabularius thensauror[um (sie).
Gefunden 1775 auf dem Gut Salona vor Porta maggiore.
CIL VI 325.
Abteilung XXXVI.
157. Grabara eines C. Vibius Maximus
Egrilianus.
Im Aetom zwischen den Voluten ein Kranz. Stammt
vielleicht aus Ostia. Arbeit des i. — 2. Jahrh. n. Chr.
CIL VI 1538.
282 GALLERIA LAPIDARIA 158. 159.
Abteilung XXXVII.
158. Cinerar-Ara einer Sempronia Glycaera.
H. 1,15 m., Br. 0,49 m., T. 0,27 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Die Ecken bestofsen.
Oben vorne r." und 1. je ein Adler; in dem Aetom
dazwischen eine Muschel, umgeben von Perlenschnur; darin
Brustbild der Verstorbenen in Tunica (Augensterne vertieft;
Frisur der flavischen Epoche). Auf der Oberfläche als
Aschenbehälter eine grofse viereckige Vertiefung (0,25 m.)
mit Falz oben. Arbeit des 1. Jahrh. n. Chr.
Nach der Inschrift auf dem Rand vorne oben r. »C C
1827« in diesem Jahr vom Cardinale Camerlengo erworben.
CIL VI 7388.
159. Sarkophag eines M. Sulpicius Pylades
(Taf. 29).
H. 0,50 m., L. 2, 10 m., T. 0,62 m. Grofsköraiger hellgrauer Marmor.
Ränder und Figuren bestofsen; 1. war ein grofses Stück ausge-
brochen (Bruch r. vom 1. Genius).
Vorne in der Mitte rechteckiges vertieftes Feld mit
Hochrelief: Victoria im Typus der Venus von Capua, aber mit
entblöfstem 1. Bein, schreibt (r. Unterarm fehlt) auf einem
umränderten Schild, den sie mit der L. hält und der auf einem
oben profilierten viereckigen Pfeiler ruht; auf dem Schild
die Inschrift; am Boden 1. ein Helm, r. zwei Schilde gegen
den Pfeiler gelehnt. R. und 1. davon zwei einfach profilierte
rechteckige Felder, gefüllt mit gewellter Canellierung. An
den Ecken je ein rechteckiges vertieftes Feld mit je einer
stehenden Knabenfigur in Hochrelief: Standbein an der
Aufsenseite; Kopf der Mitte zugewendet; Chlamys auf der
r. Schulter geknüpft; die innere Hand mit Kränzchen gesenkt;
mit der äufseren eine lange Fackel haltend (fast ganz zerstört;
neben den Köpfen haben sich Reste der Flammen erhalten);
also Genien des Todes. Auf den Nebenseiten je ein
runder Schild mit gekreuzten Speeren in Flachrelief; 1.
in der oberen Ecke eine Klammerspur; unten in der Mitte
Abflufsloch. Arbeit des 2. Jahrh. n. Chr. Vgl. über diese
GALLERIA LAPIDARIA 159a. b. IÖO. IÖOa. 283
Art Sarkophage Altmann Architektur u. Ornamentik d. ant.
Sark. S. 50.
Gerhard-Platner S. 34 Nr. 93; CIL VI 26975.
Darunter: 159a. b. Zwei Löwenköpfe mit Ringen
im Maul und anstofsender gewellter Canellierung; Fragmente
eines grofsen Sarkophages (Taf. 29).
160. Altar des Sol Invictus Mithras.
Travertin.
Auf der Oberfläche in eingetieftem Viereck eine Schale
ausgemeisselt; an den Ecken je ein Zapfenloch.
CIL VI 745; Cumont Textes et monumcnts fig. de Mithra II S. 103
Nr. 53.
160a. Fragment vom Sarkophagdeckel eines
M. Ulpius Romanus (Taf. 29).
H. 0,35 m., L. 1,33 m. Grofskrystallinischer bellgrauer Marmor.
Ergänzt 1. Rand der Inschrift und Flicken 1. im Relief. L. zwei hori-
zontale und senkrechte Brüche.
L. die Inschrift in einfach profilierter Umrahmung; 1. davon
unten die Füfse und Gewandsaum einer stehenden weiblichen
Figur; r. grofses rechteckiges Hochrelief: 1. auf einem felsigen
Unterbau ein Kessel, in den ein r. stehender Knabe mit
gegürteter Tunica den Inhalt einer Amphora ausgiefst; vor ihm
kniet ein ebenso bekleideter Knabe, der ein Scheit Holz mit
der L., augenscheinlich zum Feuern, in den Unterbau schiebt;
r. davon tritt ein ebenso bekleideter Knabe mit Stiefeln nach
r., in der gesenkten L. eine Kanne, mit der R. einen Becher
erhebend, den er der ersten der übrigen vier Personen reicht,
die um ein bogenförmiges Polster lagern: der erste von 1.
mit gegürteter Tunica und Stiefeln, Bart auf der Wange,
lagert nach 1. mit gekreuzten Beinen, gestützt auf den 1.
Ellenbogen, die R. nach dem dargebotenen Becher erhebend;
von dem zweiten (nach 1. lagernden; gegürtet; mit demselben
Bart) sieht man nur den Oberkörper; er leert seinen Becher;
ebensoviel von dem dritten sichtbar (gegürtet; bartlos), der
nach r. lagert, mit der R. deutend auf den innerhalb des
Bogens auf einer Schüssel dargestellten Braten (Vogel?) —
284 GALLERIA LAPIDARIA l6ob. C. d.
I. davon zwei runde Brote, r. eins — ; die L. mit einem
Kranz dem vierten, dem er auch das Gesicht zuwendet, auf
die 1. Schulter legend ; r. der vierte, bartlos, mit ungegürteter
Tunica und Stiefeln, nach r. mit gekreuzten Beinen lagernd,
gestützt auf die R., die L. mit einem Becher erhebend und
den Kopf nach dem dritten umwendend. Hinter dem ersten
und r. von dem vierten je ein Baum, zwischen denen ein
Vorhang gespannt ist. Arbeit des 3. Jahrh. n. Chr.
Gerhard-Platner S. 32 Nr. 27; CIL VI 1637.
160b. Gebälk mit lesbischem Kyma und Teil einer
Inschrift auf dem glatten Fries (Taf. 29).
Die zweizeilige Inschrift — Beginn zweier Hexameter
— ist christlich und stammt aus dem 4. Jahrh. etwa; sie be-
richtet von der Bautätigkeit eines Maximus in einem einst
als Thermen dienenden Gebäude. De Rossi (Bull. arch.
Christ. 1867 S. 55 f.) hat vermutet, dafs dieser M. ein Priester
gewesen sei, der in eben jener Zeit Umbauten in den
Thermen des Novatus vorgenommen hat.
CIL vi 29769.
160c. Linke Seite einer Ära vom Jahre 161 n. Chr.
mit Kanne in Relief.
Gefunden 1774 beim Bogen des Septimius Severus.
CIL VI 1119b.
iöod. Weihinschrift gesetzt am 16. Nov. 341 unter
dem Consulat des Marcellinus und Probinus.
In der Mitte eine Kanne in Relief.
Die Inschrift stammt von der Nebenseite einer Ehren-
basis des M. Caesolius Saturninus; die Vorderseite ist in der
untersten Reihe der gleichen Wand eingemauert (Bonae ori-
ginis suboli et sinceritate praecipua praedito etc.; in der-
selben Reihe weiter rechts eine Inschrift gleichen Wortlauts,
in der M. Cluvius Martinus, der Bruder des Saturninus ge-
feiert wird). Stammt aus Otricoli.
CIL XI 4097.
G ALLEKI A L APIDAKI A IÖI.IÖ2. .285
Abteilung XXXVIII.
161. Grabara einer Futia Cypare und einer
Munatia Procula.
H. 0,81 m., Br. 0,51 m., T. 0,30 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Vorne über der umrahmten Inschrift im Aetom zwei
Greife zu den Seiten eines Thymiaterions, ihm zugewandt
sitzend; in den Voluten stillose Masken. Im vorderen Teil
der Volute 1. drei, r. zwei Löcher, wohl zur Befestigung
eines Zierrats. Arbeit des I. — 2. Jahrh. n. Chr.
Über die Familie der Munatia Procula vgl. Braccio nuovo
S. 2.
CiL vi 18829.
162. Sarkophag (Taf. 29).
H. 1,02 m., L. 2,06 m., T. 0,76 m. Grofskrystallinischer gelblicher Marmor.
Ergänzt Seitenwände und Rückwand des Deckels, oberer Teil der
Inschrifttafel, rechteckiges Stück im oberen Rand des Sarkophags r.
Der Sarkophag hat Wannenform; oben und unten um-
laufender Rand mitKyma undPlatte; vorne gewellte Canelluren,
die in der Mitte zusammenstofsen ; r. und 1. auf rechteckigen
Postamenten mit starker Einschnürung je eine Nabelbüste
fast ganz frei ausgearbeitet; beidemal die gleiche Persönlich-
keit, 1. unbärtig, r. bärtig; beide Gesichter nach der Mitte
gewendet (stark verwaschen); beidemal der r. Arm quer vor
dem Leib liegend, die Hand mit ausgestrecktem Mittel- und
Zeigefinger eine von der an der Hüfte anliegenden L. ge-
haltene Rolle berührend; Kleidung bei dem 1. Tunica mit
langen, enganliegenden Ärmeln und Chlamys oder Sagum,
auf der r. Schulter geknüpft; bei dem r. Tunica mit weiten
Ärmeln und Toga mit Contabulatio. Der Zipfel der sonst
über die r. Schulter gezogen und mitten auf der Brust unter
das von der r. Hüfte zur 1. Schulter laufende Stück gesteckt
wurde, hängt hier frei über den r. Oberarm herab; er ist
schleifenartig gebildet (ein Hauptwert des Sarkophages beruht
darauf, dafs er uns so über die Gestalt dieses Zipfels Aus-
kunft giebt); über diese späte Tracht der Toga s. Heuzey
Revue de l'art anc. et mod. I S. 298 Fig. 3. 4 und Wilpert
L'arte I S. 11 ff. des Separatabzugs; weitere Studien sind zu
286 GALLERIA LAPIDARIA IÖ2.
erwarten von dem Director des Museo profano der vati-
canischen Bibliothek, Baron Kanzler, von dem auch die
Erklärung des genannten Zipfels stammt. Auf den Neben-
seiten kreuzen sich in eingeritzter Zeichnung je drei Speere
und zwei Schilde mit einfachstem Ornament.
Am Deckel vorne in der Mitte die leere umrahmte In-
schrifttafel gehalten von zwei lebhaft ausschreitenden Eroten
mit umschauenden Köpfen und flatternden Chlamyden in
mittlerem Relief; r. davon zwei den Rücken einander zu-
kehrende, knieende Eroten mit Exomis, der 1. mit einer auf-
rechten, der r. mit einer liegenden Garbe Getreide beschäftigt;
zwischen beiden ein dritter stehend, eine Garbe schulternd;
r. Baum; 1. von der Tafel: Erot mit Pedum in der L. und
Gewand über dem 1. Unterarm nach r. ausschreitend; dann
Altar mit Früchten belegt und zwei -Eroten mit flatternden
Chlamyden nach 1. schreitend und umschauend, der erste
mit Doppelflöte, der zweite mit Lyra.
Wie hier der Verstorbene, so haben sich die Consuln
auf ihren Diptychen gelegentlich in zwei verschiedenen
Trachten darstellen lassen, und zwar ebenfalls in Chlamys
und Toga; vgl. W. Meyer Zwei ant. Elfenbeintafeln S. 28 f.,
der annimmt, die Chlamys charakterisiere den Dargestellten
als Patrizier, die Toga als Consul, doch scheint es richtiger,
hier militärische und bürgerliche Tracht im Gegensatz zu
einander dargestellt zu sehen; man denke an die Bedeutung
von Ausdrücken wie »sagum sumere, saga ponere«, und an
die Worte der Lex vestiaria des Theodosius (Cod. Theod.
XIV 10,1): chlamydis terrore deposito, sollten die Senatoren
im Privatleben Colobium und Paenula, bei officiellen Gelegen-
heiten die Toga tragen. Die Gegenüberstellung bedeutet
das Gleiche, als wenn in den Reliefs des Sarkophages Scenen
aus der kriegerischen und friedlichen Carriere dargestellt
werden (z. B. Amelung Führer Nr. 18). Man vergleiche
übrigens die gleiche Contrastierung der Tracht bei zwei ver-
schiedenen Personen auf dem Grabrelief hierselbst Nr. 24 c
und dem dort erwähnten Sarkophage in Arles.
Früher im Appartamento Borgia (in der Beschreibung
Roms nicht erwähnt); die frühere Nr. 162 steht jetzt an
Stelle von Nr. 169; diese an Stelle von Nr. 150.
GALLERIA LAPIDARIA 163. 164. 165. 287
163. Grabara eines Centurionen (Taf. 30).
H. 1,25 m.t Br. 0,63 m., T. 0,31 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Oben bestofsen.
An den beiden vorderen Ecken über der Plinthe je ein
korinthisierender Pilaster; auf dem Schaft vorne in Flachrelief
je ein Feldzeichen (daran von unten nach oben: zwei coronae
Ring mit zwei verbundenen Händen (dahinter wird, die
Hände kreuzend, der Stab sichtbar; v. Domaszewski nimmt
hier mit Unrecht eine zerstörte imago an), zwei coronae,
Medaillon mit bekleideter imago, vexillum, Adler); dazwischen
in nischenartig vertieftem Feld in mittlerem Relief ein
Bärtiger (Augensterne vertieft) von vorn sichtbar, aufrecht
stehend, bekleidet mit kurzer, mit tiefem Bausch gegürteter
Tunica, Pänula und Stiefeln, ein Schwert an der 1. Hüfte, in
der seitwärts abgestreckten L. einen Stab mit Knopf (vitis),
in der ebenso bewegten R. eine Schale, von der eine Spende
auf den 1. stehenden, mit Früchten belegten Altar fliefst;
Kopf leicht nach der r. Schulter geneigt. Über den Pilastern
Gesims, das auch auf die Nebenseiten umbiegt; darüber r.
und 1. jugendliche Satyrmaske, im Aetom sitzender Adler mit
ausgebreiteten Flügeln in Flachrelief.
Der in Interimsuniform dargestellte Verstorbene ist an
der vitis als Centurio kenntlich; er hat bei den Prätorianern
gestanden, deren signa wir in der Form, die sie durch Septi-
mius Severus erhalten hatten, an den Pilastern sehen.
Schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 36 Nr. 135: v. Domaszewski Die Fahnen im
römischen Heere, Abhandl. d. archäol.-epigr. Seminars in Wien V S. 58
Nr» 3 F>g- 57 u. S. 68.
164, Ära mit moderner Copie einer antiken Inschrift.
CIL VI 1472.
Abteilung XXXIX.
165. Wasserspeier.
H. 0,28 m., L. 0,68 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Die Wasserrinne geht in einen Löwenkopf (Augensterne
vertieft). Hinten abgebrochen. Stammt wie Nr. 140b und
288 GALLERIA LAP1DARIA 165 a. 166. 167. 168. 169.
147 a von dem Tempel in Ostia, den man früher dem Juppiter,
neuerdings dem Vulcan zugeschrieben, auch für das Capi-
tolium von Ostia erklärt hat (Fisch Wanderung nach den
Trümmern von Ostia S. 10).
Guattani Monumenti inediti antichi 1805 T. XXIII 3; Gerhard-
Platner S. 34 Nr. 95.
165a. Ehrenbasis einer . . . Paterna . . . Gemahlin
eines L. Turcius Secundus Asterius.
Gefunden 1780 auf dem Platz vor der Kirche S. Marco. Vgl. Nr. 138.
CIL VI 1773.
166. Grabara eines M. Epidius Flavianus.
CIL VI 17215.
167. Grabpfeiler einer Iulia Nice.
CIL VI 20578.
168. Grabsäule einer Philete.
Oben im Centrum ein rundes Loch.
CIL VI 24101.
169. Sarkophag (Taf. 29).
H. o,So m., L. 2tn m.f T. 0,83 m. Grofskrystallinischer weifser Marmor.
Vorne in der Mitte: unter einem von zwei Composit-
Säulen getragenen Gebälk mit Giebel (in dem Giebel Kranz
mit Schleife; als Akroterien in der Mitte Palmette, an den
Ecken je eine jugendliche Maske; dazwischen nach aufsen
gewandt je ein Meerrofs) in Hochrelief ein Ehepaar im Augen-
blick der dextrarum iunctio; r. der Mann von vorn sichtbar,
bärtig, in Tunica, Toga und Calcei, den Kopf der Frau
zuwendend, in der vorgestreckten L. eine Rolle, die tabulae
nuptiales; 1. die Frau dem Mann zugewendet; Tunica, Mantel,
der den Hinterkopf und ganzen Oberkörper bedeckt und von
der erhobenen L. aufgenommen wird, Schuhe; beider Ge-
sichter nicht ausgeführt; zwischen ihnen von vorn sichtbar,
eine Fackel mit beiden Händen quer vor dem Leib haltend,
der kleine nackte Hymenäus. R. und 1. von den Säulen
gewellte Canelluren, oben von doppeltem, unten von ein-
GALLERIA LAPIDARIA 169a. b. 170. 289
fächern Kyma abgegrenzt. R. und 1. an den Ecken in Hoch-
relief eine sich beiderseits wiederholende Gruppe: auf recht-
eckiger Basis mit Hohlkehle steht mit Standbein auf der Innen-
seite, langen Locken und Blumenkranz, über den beide Hände
gelegt sind, ein nackter Knabe, das Gesicht nach der Innenseite
zu geneigt (Iris umrissen) ; zu beiden Seiten je ein Baum mit läng-
lichen Blättern; an dem an der Innenseite befindlichen hängt
ein Gewand; an dieser Seite unten ein kleiner Amor, weit aus-
schreitend, mit Fackel in der Hand nach der Mitte zu, mit der
andern auf ein am Boden in Relief ausgeführtes maskenhaftes
Abbild vom Gesicht des Knaben deutend. Dargestellt ist Nar-
cissus, der sich in sein Spiegelbild im Wasser verliebt. Die
gleiche Darstellung als freie Gruppe im Museo Chiaramonti
Nr. 655; vgl. über sonstige Wiederholungen Wiesel er und
Greve a. unten a. 0. Sp. 18. Ebendort S. 74R. und Sp. 15 f.
s. über die leicht verständliche Bedeutung der Darstellung an
einem Grabmonument. An den Neben Seiten je ein sitzender
Greif in Flachrelief und oben je zwei Klammerlöcher.
Gefunden um 1780 durch Jenkins und Hamilton in Roma
vecchia an der Via Appia. Nach der Inschrift am oberen
Rand der Vorderseite (Munificentia Pii Sexti P. M.) unter
Pius VI. erworben. Stand zunächst an Stelle von Nr. 162,
dessen Nummer noch unter dem Giebel aufgemalt steht.
Gute Arbeit antoninischer Zeit.
Riccy Dell* antico Pago Lemonio in oggi Roma-Vecchia S. I27f.
Nr. 79; Visconti Museo Pio-Clementino VII Taf. XIII; Inghirami Mo-
numenti etruschi VI Taf. I, 4, I ; Gerhard Antike Bildwerke Taf. XCIII3 (nur
das 1. Relief); ders. Prodrom us S. 335 f.; Guigniaut Religions de l'antiquite
Taf. CLI Nr. 557 (nur das 1. R.); Zoega bei Welcker Zeitschrift für Ge-
schichte und Auslegung der alten Kunst S. 460 ff.; Gerhard -PlatnerS. 4 ff.
und S. 36 Nr. 136; Wieseler Narkissos S. 25 Anm. 49, Tafel Nr. 9 (nur das
1. Rel.); Greve bei Röscher Mytholog. Lexikon III Sp. 17 Nr. 3.
Darunter 169a. b. Zwei Fragmente eines orna-
mentierten Pfeilers. (Taf. 29).
Abteilung XL.
170. Brunnen (Taf. 29).
H. 0,22 m., Br. 0,48 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Sehr stark bestofsen.
Vatican. Katalog I. 19
290 GALLERIA LAPIDABIA 170a. 171.
Über der Basis durch Pfeiler getrennt sieben steile Treppen
mit je fünf Stufen; darüber in halbkreisförmiger Einbuchtung
je eine Muschel (zwei fehlen), in der oben ein Loch zum
Abflufs des Wassers. An den Aufsenseiten der Pfeiler sehr
verstofsene Flachreliefs: i. (r. von der Nummer) nach r. stehen-
der Angler in Exomis mit hochgesetztem 1. Fufs; 2. Unter-
teil eines nach 1. auf Felsen sitzenden Mannes; 3. Körper
eines stehenden Mädchens mit Eimer in der gesenkten R.;
4. unsichtbar (gegen die Wand gestellt); 5. Pan nach 1. stehend
mit Pedum; 6. Odysseus in einem kleinen Schiff am Mast
stehend; unten Wellen; 7. drei Sirenen, Flöte blasend. Inder
Mitte der eingetieften Oberfläche das Schulterteil eines runden
Gefäfses mit tiefer Höhlung, in deren Mitte unten ein Loch
für die Leitung. Vgl. hierselbst Nr. 58a.
Auf das Gefäfs ist rechts mit schwarzer Farbe 248 ge-
schrieben.
170a. Ionisches Capital.
H. 0,28 m., Br. oben 0,37 m., T. oben 0,25 m. Feinkörniger hellgrauer
Marmor.
Einzelne Blätter und Ecken bestofsen.
Am Hals Endigungen von vierundvierzig scharfgratigen
Canelluren, die oben blattartig vorragen. An Vorder- und
Rückseite steigt je eine in Relief gebildete Palmette auf, an
den beiden anderen Seiten je ein Akanthusblatt, während
nach den Ecken hin jederseits ein rund gearbeiteter, ge-
wundener Stengel mit einem gezackten Blättchen an der
Spitze ansteigt, sodafs sich zwei Blätter unter jeder Volute
treffen. Die zweimal eingerollten Canales — eine Blume im
Oculus — endete in der Mitte jeder Seite wieder mit je
einer kleinen Volute; diese kleinen Voluten treffen sich gerade
über der Spitze der erstgenannten Palmette; darüber steigt
eine andere kleinere auf. Der Gurt geschuppt, die Pulvini
mit Akanthus gedeckt. Zierliche Arbeit.
Abteilung XLI.
171. Runde Basis mit vertiefter, umrahmter Inschrift-
tafel; Weihung an Fortuna.
CIL VI 183.
GALLEEIA LAPIDARIA 172. 173. 174. 175. 176. 177. 2<)I
172. Altar des Genius Centuriae
gesetzt von einem C. Marcius Salvianus.
Der Altar hat die Form eines vorne senkrecht ab-
geflachten Cylinders; auf der Abflachung steht die Inschrift.
Auf der Oberfläche eine viereckige Vertiefung. Aus d.
J. 130 n. Chr.
CIL VI 208a.
173. Grabara einer Vetia Marcellina.
CIL VI 28703.
Abteilung XLII.
174. Grabara einer Pomponia Chia.
Im Aetom Kranz. Auf der Oberfläche der Aetom-
wölbung eine Schale mit Loch in der Mitte für die Spenden.
CIL VI 24656; Mau Rom. Mitt. 1888 S. 140.
175. Altar des Genius Centuriae
gesetzt von einem M. Autius Agricola.
Aus dem Jahre 174 n. Chr.
CiL vi 211.
176. Altar des Aristaios errichtet von einem Nigrinos.
Kranz in dem stark abgeflachten Aetom.
Kaibel 1416.
177. Sarkophag (Taf. 29).
H. 0,84 m., L. 2,18 m., T. 0,67 m. Grofskrystallinischer bläulicher
Marmor.
Einzelne unbedeutende Verletzungen.
Vorne zwischen zwei korinthischen Pilastern, deren
Canelluren unten gefüllt sind, eine umrahmte tabula ansata
mit den Buchstaben D • M
Q
Darunter in Hochrelief auf besonderem Boden mit dem
Kopf nach r. liegender, schlafender Amor mit Kranz
19*
292 GALLERIA LAPIDARIA 177.
in der ausgestreckten L. R. und 1. gewellte Canelluren;
an den Ecken je eine freistehende korinthische Säule,
auch mit unten gefüllten Canelluren (vgl. Altmann Archi-
tektur u. Ornamentik d. ant. Sark. S. 50). An den Neben-
seiten je zwei gekreuzte Speere und Schilde eingeritzt; oben
je zwei (im Deckel entsprechend sich fortsetzende) Ver-
tiefungen für schwalbenschwanzförmige Klammern; 1. unten
Abflufsloch. Am Deckel vorne r. und 1. jugendliche Satyr-
masken; dazwischen langgestrecktes, rechteckiges, von einer
Leiste eingefafstes Feld mit Hochrelief: r. eine nach 1. ge-
lagerte weibliche Gestalt, gestützt auf den 1. Ellenbogen, das
1. Bein untergeschlagen, Haare aufgebunden, in gegürtetem
ärmellosen Chiton; ein Himation ist um die Beine geschlagen
und flattert mit einem Teil bogenförmig hinter dem Kopf;
die emporgestreckte R. hält ein mit Blumen gefülltes Füll-
horn, das auf dem r. Bein ruht; 1. davon steht mit 1. Stand-
bein ein kleiner Amor, auf der seitwärts gestreckten L. einen
mit Blumen gefüllten Korb haltend, die R. an den Hinterkopf
legend; 1. von ihm ein umgekehrt entsprechender Amor; im
Korb Früchte; dann eine nach r. gelagerte Frau, umgekehrt der
ersten entsprechend, aber ohne Chiton; im Füllhorn Ähren;
Rücken an Rücken mit ihr eine dritte Frau, der ersten ganz
entsprechend, aber im Füllhorn Trauben; dann ein Amor,
dem ersten entsprechend; aber anderes Standbein, Trauben
im Korb und Mäntelchen von den Schultern flatternd; dann
Amor mit 1. Standbein, gegürtetem Röckchen, einer Ente in
der gesenkten L., einem Hasen in der erhobenen R.; dann
gelagerte Frau, der zweiten entsprechend, aber mit Chiton
und einen Teil des Himation über den Kopf gelegt;
im Füllhorn Früchte. Dargestellt sind die vier Jahreszeiten
durch die vier nach Art der Terra gelagerten Hören, zu
deren jeder ein Amor gehört; charakteristisch verschieden
sind Kleidung und Füllung der Hörner und Körbe; statt des
Korbes hält der Putto der Winterhore zwei Jagdtiere. Man
könnte zweifeln, ob in den lagernden Frauen nicht vielmehr
jedesmal Terra dargestellt, die Jahreszeit durch den Amor
personifiziert sei; wahrscheinlicher aber ist es, dafs die Frauen
die Hören sind, denen je ein Amor, dem Geschmack der
hellenistisch -römischen Zeit entsprechend, als Trabant bei-
GALLERIA LAPIDARIA 177a. b. 178. 179. 180. 181. 293
geordnet ist, besonders da in anderen Fällen, wie in den
Gruppen Museo Chiaramonti Nr. 6 u. 13 und auf dem Deckel
im Cortile del Belvedere Nr. 39 a, die Frauen von mehreren
Amoretten umgeben sind. Auch ist zu beachten, dafs auf
einem Reliefpfeiler in den vaticanischen Grotten das Brust-
bild der Terra von vier weiblichen Brustbildern umgeben ist,
die die vier Jahreszeiten darstellen und in Gewandung und
Attributen den lagernden Frauen entsprechen (Wiener Vor-
legeblätter IV 10; dazu Brunn Kl. Schriften I S. 64fr.).
Weshalb man die Hören, die Göttinnen, die über den
Wechsel der Zeiten, das Entstehen und Vergehen des Lebens
in der Natur wachen, an einem Sarkophage darstellte, ist
leicht verständlich.
Gerhard-Platner S. 36 Nr. 130; Petersen Annali dell' Istituto 1861
S. 215fr. Anm. 2; Rapp bei Röscher Mytholog. Lexikon I Sp. 2737.
Darunter: 177a. b. Zwei unbedeutende Fragmente von
ornamentierten Pfeilern. (Taf. 29.).
Abteilung XLII.
178. Grabara eines P. Aelius Aug. lib. Fortu-
natus. Kranz im Aetom.
CIL VI 10711.
179. Grabara eines Q. Hortesius Hermes.
CIL VI 19553.
180. Graburne einer Ianuaria, Tochter eines
Q. Magius Hilario.
CIL IV 19652.
Abteilung XLIIL
181. Grabara eines A. Postumius Celer
Bellicianus.
CIL IV 24858.
r'
294 GALLERIA LAP1DARIA 182. 182 a. 183. 184.
182. Sarkophag eines Knaben M. Aurelius
Ermogenes.
H. 0,30 m., L. i,io m., T. 0,35 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Beide obere Vorderecken bestofsen.
Vorne Hochrelief: in der Mitte der runde Inschrift-
schild gehalten von zwei fliegenden Amoren (am 1. die Nase
bestofsen); unter dem Schild zwei gekreuzte Füllhörner; r.
und 1. davon je ein umgestürzter Korb mit Trauben; r. und
1. an der Ecke je ein Amor mit Mäntelchen und schräg
emporgehaltener Fackel. Auf den Nebenseiten in Flach-
relief je ein sitzender Greif, eine Vordertatze auf einen
Widderkopf legend; oben je zwei Klammerlöcher. Aus dem
2.-3. Jahrh.
CIL VI 13124.
182a. Altar des Genius Noricorum.
CIL VI 250.
183. Altar der Civitas, gesetzt von einem
A. Aemilius Artema.
H. 1,08 m.f Br. 0,60 m., T. 0,50 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Alle Profile abgeschlagen; ebenso fast ganz die Voluten oben (in den
Bruchstellen je 2 Löcher wohl zur Befestigung von Ergänzungen bestimmt).
Im Aetom zwischen den Voluten in Hochrelief zwei
Löwengreife mit einer erhobenen Vordertatze beiderseits
einem Thymiaterium zugewandt stehend. Die Umrahmung
der Inschrift ist 1. fast ganz, r. ganz zerstört. Die r. Neben-
seite modern roh zubehauen, an der 1. Kanne noch zu er-
kennen. Arbeit des 1. — 2. Jahrh. n. Chr.
CIL VI 88; Steuding bei Röscher Mythologisches Lexikon I Sp. 909;
Au st bei Pauly-Wissowa Real-Encyklopädie III Sp. 2624.
Abteilung XLIV.
184. Basis des Hercules Defensor, errichtet von
einem M. Silius Messalla.
H. 1,35 m., Br. 0,82 m., T. 0,68 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Die Vorderseite von einfach profiliertem Rand eingefafst;
im oberen Teil die Inschrift. Auf der Oberfläche die Stand-
GALLEBIA LAPIDARIA 185. 186. 187. 187a. 295
spuren der Statue mit Bleivergufs (r. Standbein; 1. Fufs zu-
rückgesetzt); die Statue war demnach aus Bronze und über-
lebensgrofs.
Über die Bedeutung des Hercules Defensor (der Beiname
wird CIL VI 309 in der griechischen Version der Weihin-
schrift mit dXsSuaxos wiedergegeben) s. Peter bei Röscher
Mythologisches Lexikon I Sp. 2958 und Wissowa Religion
und Kultus der Römer S. 229; er wurde demnach unter
diesem Namen als der dem Silvanus wesensverwandte, im
Naturleben waltende Hüter des körperlichen Gedeihens und
Ländereibesitzes verehrt.
CiL vi 308.
185. Altar des Silvanus als Lar agrestis, gesetzt
von einem A. Larcius Proculus.
Die Gleichstellung von Silvan und Lar lag nahe, da beide
Flurgötter waren.
CIL VI 646; Wissowa bei Röscher Mythologisches Lexikon II
Sp. 1887 Z. 26 f.
186. Altar des Silvanus,
gesetzt von einem A. Herennu(leius) Italicus,
restituiert von einem Q. Vibius Capito iunior.
CIL VI 608.
187. Sarkophag mit moderner Inschrift.
Vorne zu beiden Seiten der Inschrift gewellte Canel-
lierung.
CIL VI 3501*.
187a. Ornamentierte Platte.
H. 0,37 m., Br. 0,63 m. Grofskörniger grauer Marmor.
Im oberen Teil ist eine rechteckige Tafel mit Ausladung
oben leicht erhoben; darunter zwei Guirlanden, bogenförmig
hängend, mit Schleifen befestigt.
296 GALLERIA LAPIDAEIA 188. 189.
Abteilung XLV.
188. Sarkophag eines Knaben (Taf. 29).
H. 0,37 m., L. 1,20 m., T. 0,39 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
. Verschiedene Sprünge und Beschädigungen.
Elliptischer Grundrifs. Hochrelief: vorne r. und 1. je
ein Löwenkopf mit Ring im Maul; zwischen beiden ein
trunken rückwärts sinkender Knabe — in der R. ein Kranz;
eine niederfallende Trinkschale darunter — von einem
von r. herzueilenden Amor und einem andern Knaben 1. auf-
gehalten; zwischen dem Amor und dem Löwenkopf ein
kleiner unbärtiger ithyphallischer Pan mit Syrinx in der
L., die R. jubelnd erhoben; 1. von dem zweiten Knaben ein
nach r. tanzender Amor mit gesenkter Fackel in der R. und
erstaunt erhobener L.; weiter 1. ein Mädchen, das einen
nicht mehr erkennbaren Gegenstand in den vorwärts er-
hobenen Händen trug (fast ganz zerstört; r. Hand ab-
gebrochen), nach r. schreitend, in gegürtetem Peplos, aus
dem das 1. Bein vortritt, und wehendem Mantel, epheu-
bekränzt; unter dem 1. Löwenkopf eine jugendliche Satyr-
maske, 1. von ihm eine Ciste, aus der sich eine Schlange
gegen einen stehenden, bärtigen, ithyphallischen Pan mit
Pedum in der R. ringelt. R. neben dem r. Löwenkopf ein
nach 1. tanzender jugendlicher Satyr mit Pantherfell und Pedum
im 1. Arm, mit der R. einen Panther am Schwanz aufhebend.
Hochrelief; Augensterne und Pupillen eingegraben; geschmack-
lose Bohrerarbeit; lebendig in den Motiven; 3. Jahrh. n. Chr.
Das Relief stellt die dionysischen Freuden des Jenseits dar
(vgl. Dieterich Nekyia S. 79); alle Teilnehmer stehen in
kindlichem Alter, da der Sarkophag für einen Knaben be-
stimmt war. An den Nebenseiten oben je ein Klammerloch.
Gerhard-Platner S. 35 Nr. 107.
189. Basis einer Mars-Statue, gesetzt von einem
A. Ostiensis Asclepiades.
Auf der Oberfläche eine kreisförmige Rille vertieft, wohl
zur Befestigung der runden Plinthe des Bildes.
CIL VI 479.
GALLERIA LAPIDABIA 189a. b. C. d. 297
189a. Inschrift über die Erbauung einer Schola
und ihre Weihung an Silvan mit Reliefresten
darüber.
H. 0,55 m., Br. 0,45 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben und unten unvollständig.
Über der umrahmten Inschrift in der Mitte Relief:
kleine männliche Gestalt (Brust und Kopf fehlen) stehend,
Stiefel an den Füfsen, einen Stamm in der L.; r. über der
Hand ein Pinienzapfen; neben der Hüfte Zipfel eines Fells;
also Silvan; 1. ein nach r. liegender Hund, r. ein entsprechendes
sitzendes Thier (wohl Panther). Arbeit des 2.-3. Jahrh. n. Chr.
Gefunden 1773 vor Porta S. Sebastiano. Vgl. Canina
Via Appia I S. 73 f.
CIL VI 10231.
•
189b. Basis einer Statuette des Silvanus, des
Genius collegi Zeunitorum gesetzt von einem Vitalius
Aug. n. verna.
H. 0,19 m., Br. 0,35 m., T. 0,09 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Auf der Oberfläche r. ein 1. Fufs mit Stiefel; daran
ein Stützenrest; 1. Rest eines Stammes oder einer Stütze.
CIL VI 693.
189c. Fragment eines Votivreliefs; dem Hercules
geweiht von einem Praefecten Bassus.
H. 0,29 m., Br. 0,36 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Unten Inschrift; darüber horizontales Profil; darüber
Keule, von zwei Ringen, oben und unten umschlossen, und
Rest des Löwenfells in Flachrelief.
CIL vi 275.
i8gd. Fragmente eines Votivreliefs, den Nymphen
geweiht von einem Earinus (geschrieben Oarinus)
Augustorum n. servus pedisequus.
H. 0,25 m., Br. 0,30 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Oben und r. unvollständig. In der Mitte von oben nach unten
durchgebrochen.
298 GALLERIA LAPIDARIA 189C 190. 190 a.
Einfacher Rand; unten Inschrift; darüber die Beine von
zwei Nymphen mit Gewand in Flachrelief. Aus d. Jahre 164
n. Chr.
CIL VI 552.
189c Basis einer Statuette des Silvan.
H. 0,14 m , Br. 0,22 m , T. 0,095 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Auf der Vorderseite die Inschrift. Auf der Oberfläche
zwei Füfse in Stiefeln mit Ansätzen der Unterschenkel (r.
Standbein); neben dem r. Fufs Rest eines Stammes, neben
dem 1. kleine Erhöhung mit Ansatz eines stabförmigen
Attributes.
CIL VI 31084.
Sonst einige Inschriften mit unbedeutenden Orna-
menten, und Fragment der Front einer Aedicula des
Mithras (CIL VI 747; Cumont Textes et mon. fig. de Mithra II
S. 103 Nr. 52; S. 214 Nr. 36 Fig. 42; r. auf dem Akroter ein nach 1.
springender Stier in Flachrelief).
190. Ehrenbasis eines Postumius Julianus.
Gefunden 1778 auf dem antiken Forum von Präneste.
CIL XIV 2934.
190a. Gebälkfragment mit Inschrift.
H. 0,30 m., L. 1,81 m. Feinkörniger weifser Marmor.
L., r. und oben abgebrochen.
Epistyl, an dessen Unterseite ein vertieftes, von einer
Perlenschnur eingerahmtes, längliches Feld mit zwei einander
zugekehrten Akanthusstauden und einer Blume in der Mitte
gefüllt ist; über zwei nach oben von je einer Perlenschnur
begrenzten Gurten der Fries mit Eierstab unten; in der Mitte
eine auch den Eierstab durchbrechende, vertiefte Fläche für
die Inschrift, die besagt, dass ein M. Acilius Priscus
Egrilius Plarianus praef. aerari militar. pontif. Volcani et
aedium sacrar. einen silbernen Schild mit goldener imago
geweiht hat. Stammt aus Ostia.
CIL XIV 72.
GALLERIA LAP1DARIA 191. 192. 192a. 299
Abteilung XLVI.
191. Linkes Eck-Akroter (Taf. 29).
H. 0,72 m., Br. 0,55 m.f T. 0,22 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Sehr bestofsen.
An der Ecke steigt aus einem Akanthuskelch ein Stengel
mit Palmette auf. An den Seiten je eine S-förmig gewundene
Ranke mit je einer Blume an den Enden. Stammt von dem
selben Bau wie Nr. 193. Vgl. Bartoli Gli antichi sepolcri
Taf. 52 und im Lateran Nr. 81 u. 646.
Nibby IIITaf. XLIIb; Petersen Ära Pacis Augustae S. 144 f. Fig. 45.
192. Grabcippus eines T. Statilius Tauri 1. Cnidus
und einer Statilia T. 1. Philematium (Taf. 29).
CIL VI 26758.
192a. Sarkophag eines Mädchens (Taf. 29).
H. 0,46 m., L. 1,27 m., T. 0,385 m. Der Sarkophag von grofskörnigem,
der Deckel von feinkörnigem hellgrauen Marmor.
Vorne Hochrelief: über plastisch angegebenen Wellen in
der Mitte das profiliert umränderte Medaillon mit dem Brust-
bild der Verstorbenen (Tunica gleitet von der r. Schulter;
Gesicht nicht ausgeführt) gehalten von zwei bärtigen Meer-
kentauren, die umschauen nach den nach aufsen auf den
Windungen der Fischleiber sitzenden, ebenfalls umschauenden
nackten Nereiden mit wehendem Mantel; unter dem Medaillon
zwei nach der Mitte herabschiefsende Delphine, je einer
unter den Beinen der Kentauren und der Nereiden; 1. und r.
von den Nereiden oben je ein augenscheinlich auf der
Schwanzflosse eines der Meerungeheuer sitzender Amor, r.
mit Doppelflöten, 1. mit Kithara (vgl. Nr. 18); an den Enden
je ein nach aufsen gewandter Meerstier, umarmt von einer
davor über dem Wasser schwebenden, nackten Nereide, die
den wehenden Mantel mit der rückwärtigen, erhobenen Hand,
festhält; darunter im Wasser je ein nach aufsen schwimmender,
nach einem Delphin haschender Amor. An den Neben-
seiten je ein Meerrofs in Flachrelief. Am Deckel vorne
300 GALLERIA LAPIDARIA 192b. C. 193. 194.
in Flachrelief über plastisch angegebenen Wellen jederseits
ein Zug von drei Delphinen-Paaren, auf einen in der Mitte
aufragenden Dreizack zuschwimmend. Vorne drei Spuren
von Verklammerung des Deckels (in der mittleren im Sarko-
phag noch Eisenrest), auf den übrigen Seiten je zwei. Sorg-
faltige Arbeit des 3. Jahrh. nach Chr. mit reichlicher Ver-
wendung des Bohrers.
Gerhard-Platner S. 36 Nr. 122.
192b. Korinthisches Capital (Taf. 29).
H. 0,30 m., Br. und T. oben 0,32 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ecken und Blattspitzen bestofsen.
Doppelter Abacus; der untere mit eingeschweiften Seiten,
in deren Mitte die übliche Blüte sitzt.
Spät und gering in der Arbeit.
192c. Brunnenaufsatz (Taf. 29).
H. 0,22 m., Br. und T. 0,33 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ecken und Ränder sehr bestofsen.
An den vier Seiten in der Mitte steile Treppe mit
Muschel oben; in dieser Loch zum Ausflufs; in der Mitte
der vertieften Oberfläche Schulterteil eines runden Gefafses,
in der Mitte durchbohrt für die Leitung. Vgl. Nr. 58a u. 170.
193. Rechtes Eck-Akroter (Taf. 29).
H. 0,74 m., Br. 0,51 m., T. 0,26 m. Marmor und Erhaltung wie bei dem
Pendant Nr. 191 (s. dort).
Nibby III Taf. XLIIb; Petersen Ära Pacis Augustae S. 144 f.
Fig. 45.
194. Grabara einer Cale.
R. Nebenseite Kanne, 1. Schale; Loch in der Mitte der
eingetieften Oberfläche.
GALLERIA LAP1DAB1A 195. 195a. 196. 197. 198. 301
195 (bezeichnet mit 203). Aschenurne.
H. 0,25 m., L. 0,605 m.f T. 0,32 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Sehr verscheuert; die Ecken bestofsen.
Vorne Hochrelief: in der Mitte Medaillon mit dem
Brustbild eines Bärtigen in Tunica und Chlamys, gehalten von
zwei stehenden Eroten; unter dem Medaillon zwei umge-
stürzte Blumenkörbe; r. und 1. je ein Baum; an beiden Ecken
ein schlafender Erot mit umgestürzter Fackel auf Felsen sitzend;
zwischen den Beinen der stehenden Eroten zwei durchgehende
Löcher. An den Nebenseiten je ein sitzender Greif in
Flachrelief; oben je zwei Klammerspuren.
Gerhard-Platner S. 36 Nr. 120.
195a. Cinerar-Ara eines Calpurnius
Parthenopaeus.
CIL VI 14180.
196. Altar des Aesculapius und der Hygia,
gesetzt von einem P. Aelius Philetus.
CIL VI 17.
Abteilung XLVII.
197. Altar des Hercules und Silvanus.
Oben sehr zerstört
CIL VI 295.
198. Aufsatz, vielleicht Mittel-Akroter eines
Grabmals (Taf. 30).
H. 1,28 m. Feinkörniger gelblicher Marmor (augenscheinlich pentelisch
verschiedene schieferige SprUnge).
Die vorstehenden Teile vielfach bestofsen. Grofser Teil des oberen
Randes und Gesicht (war nicht besonders angesetzt) fehlen.
Aus einem Akanthuskelch winden sich zwei aufgerollte
Ranken; darüber und vor eine Palmette (vgl. die analogen
Akroterien bei Brückner Ornament und Form der attischen
302 GALLERIA LAPIDARIA 199.
Grabstelen Taf. I Nr. 6 u. 7) ein weiblicher Oberkörper, in den
Motiven vollkommen mit der sog. Pudicitia im Braccio
nuovo Nr. 23 übereinstimmend (s. Beschreibung dort, zu der
nachzutragen wäre, dafs die R. wahrscheinlich ebenso,
wie hier, den Rand des Himation aufgegriffen hatte),
nur dafs die Faltenmasse des Mantels, die dort tief über
das 1. Handgelenk herabfällt, hier aufgenommen und von der
1. Hand gehalten wird. Am 1. Zeigefinger ein grofser
Ring. Der Kopf ganz leicht nach der r. Schulter ge-
neigt. An den Nebenseiten unten bis zur Höhe der
Ellenbogen je eine senkrecht verlaufende, schmale, ge
rauhte Bahn ( Anschlufsfläche) ; dem oberen Ende dieser Bahn
entsprechend an der Rückseite je eine Klammerspur; an der
Rückseite sind unten Akanthuskelch und Ranken der Vorder-
seite wiederholt, aber kaum ausgeführt; die Wölbung der
Palmette ist glatt; all dies und die Art der Ornamentik
spricht dafür, dafs das Stück in der Mitte des Oberteils einer
Architektur, vielleicht als Mittel- Akroter angebracht war; diese
Architektur wird ein Grabgebäude gewesen sein, ist doch auch
die sog. Pudicitia besonders häufig auf Grabsteinen verwendet
worden (s. a. a. O.); dafür spricht auch, dafs sich das Motiv der
Verbindung der menschlichen Gestalt mit pflanzlicher Orna-
mentik noch an einem anderen Grabmonument in Attika
findet (Conze Attische Grabreliefs T. CLXV Nr. 852; vgl.
auch Altmann Architektur u. Ornamentik d. ant. Sark. S. 82).
Die Arbeit ist einfach und gut.
K. O. Muller Archäologische Mittheilungen aus Griechenland (her-
ausgeg. v. A. Scholl) Taf. VI; Stackeiberg Die Gräber der Hellenen
S. 44,6: Pistolesi III Tav. LH; Gerhard-Platner S. 35 Nr. 114.
199. Sarkophag eines Knaben M. Aquilius
Eucarpus.
H. 0,35 m., L. 0,71 m., T. 0,385 m. Grofskömiger hellgrauer Marmor.
Vorne in der Mitte Inschrifttafel ; r. und 1. gewellte
Canelluren; an den Ecken je ein korinthischer Pilaster. An
den Nebenseiten oben Spuren von Verklammerung des
Deckels. Löcher vorn r. unten, r. Nebenseite unten, 1.
Nebenseite oben. Arbeit des 2. — 3. Jahrh. n. Chr.
Gerhard-Platner S. 35 unter Nr. 114; CIL VI 12259.
GALLERIA LAP1DARIA 199 a. 199 b. 303
199a. Altarförmige Votiv-Stele des Hercules.
H. 0,52 m., Br. unten 0,28 in. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben unvollständig; verscheuert.
Über der rechteckigen profilierten Basis ein schmaler,
nach oben verjüngter Schaft, aus dessen Schmalseiten unten
je ein Zapfen, oben je eine aplustre- artige Verzierung. Auf
dem vorderen Teil des Schaftes oben in Hochrelief Brustbild
des unbärtigen Hercules, das Fell über Kopf und Schultern
gelegt, die Tatzen vor der Brust verknotet, die Keule an
der 1. Schulter.
S. Nr. 199b.
Gerhard-Platner S. 35 unter Nr. 114.
199b. Altarförmige Votiv-Stele.
H. 0,56 m., Br. unten 0,24 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
R. obere Ecke abgeschlagen; sonst stark verscheuert.
Gleiche Form wie Nr. 199 a, doch fehlen die Zapfen.
Das Brustbild scheint nach der Frisur (breite Scheitelflechte
mit Knoten auf dem Wirbel; seitlich bis zu den Ohren herab-
fallende Locken) weiblich zu sein (nach der »Beschreibung
Roms« a. unten a. O. Diana mit Köcher).
Analoge Altäre finden sich: einer im Conservatoren-
Palast mit Brustbild der Athena (E. Caetani Lovatelli
Bullettino comunale 1881 S. 225 fr. T. XIX/XX und Ant.
Monum. S. 121 ff. T. XII; vgl. Galleria de1 Candelabri Nr. 162);
einer im Cortile des Museo nazionale romano delle Terme
mit Brustbild eines Satyrs mit Lagobolon; zwei im römischen
Kunsthandel, einer mit Büste der Artemis (Köcher), einer
mit Büste des Eros (Köcher), einer im capitolischen Museum
(Nuova descrizione del M. C. 1888 S. 73 Nr. 31) mit Rosetten;
einen endlich mit einem Brustbild des bacchischen Kreises
hat Pierre Jacques gezeichnet (S. Rein ach Lalbum de P. J.
pl. 1 bis). An allen mit Ausnahme der beiden vorletzten
findet sich auf der Rückseite ein Bukranion (die Rückseite
des letzten unbekannt). Die aplustre -artigen Verzierungen
scheinen keine besondere Bedeutung zu haben. Oben
schliefsen die gut erhaltenen Exemplare mit einer profilierten
Ausladung ab, auf deren Oberfläche die meisten eine recht-
3<H GALLERIA LAPIDABIA 200. 201. 202.
eckige Einarbeitung haben, während an dem Exemplar im
Museo naz. rom., dem im capitol. Museum und an dem von
Pierre Jacques gezeichneten über dieser Ausladung der Schaft
noch ein wenig fortgesetzt ist und dann abermals mit profi-
lierter Ausladung abschliefst, auf deren Oberfläche nun in
der Mitte eine quadratische Vertiefung eingehauen ist. Ver-
mutlich war ein derartiger Aufsatz bei den anderen Stelen
besonders gearbeitet und in die rechteckige Vertiefung ein-
gelassen. E. Caetani Lovatelli spricht a. oben a. O. die
Vermutung aus, dafs auf derartigen Stelen Votiv-Clipei be-
festigt gewesen seien, was sich weder beweisen noch wider-
legen läfst.
Gerhard-Platner S. 35 unter Nr. 114.
Nr. 200 ist jetzt zwischen Nr. 89 und 90 eingemauert;
s. Nr. 89 b.
201. Fragment eines Gesimses mit Muschelnische.
H. 0,24 ra.f Br. 0,82 m., T. 0,62 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Oben gerade verlaufendes Gesims mit Perlschnur und
Palmetten. Darunter eine mit einer Muschel gefüllte, flache
Wölbung, eingefafst von einem r. und 1. verkröpften Gebälk
(die Verkröpfung nur r. erhalten), das mit Perlschnur und
Blattkyma verziert ist. In der Muschel nahe dem umgebogenen
Teil ein viereckiges Zapfenloch.
202. Schaft einer Herme des Dionysos.
H. 1,72 m. Br. 0,46 m. T. 0,40 m. Cipollino.
Ergänzt viereckige Einsätze in den Armlöchern und Einsatz mit
Eisenzapfen im Brustausschnitt. Kanten bestofsen.
Viereckiger Schaft; auf dem oberen Teil langer Chitoa
und darüber ein Pantherfell gegürtet in der gleichen Weise
wie bei der Herme im Braccio nuovo Nr. 1. Armstumpfe
und Brust mit Kopf waren besonders gearbeitet — wohl aus
weifsem Marmor — und eingesetzt. Derb decorative Arbeit.
Gerhard-Platner S. 35 Nr. 115.
Eingemauert aufser einigen Inschriften mit Kränzen im
Giebel und einfach ornamentierten Rändern: Basisplatte mit
GaLLerIa lapidaria 203. 305
drei Einsenkungen ftr Statuetten der Nymphen, denen nach
der einfach umränderten Inschrift Q. Hortensius Hymnus
das ganze Werk geweiht hatte; kleine rechteckige Platte
mit vier leicht vertieften Fufssohlen, ein Paar abwärts,
das andere aufwärts gerichtet, nach der Inschrift (CIL vi 80)
von zwei Anhängern der Mithrasmysterien (leones) der Cae-
lestis (geschr. Cel.) Urania, der Göttin Karthago's, geweiht
(vgl. Cumont bei Pauly-Wissowa Realen cyklopädie III Sp. 1247 ff.); nach
der Stellung der Sohlen zu urteilen, wurde die Weihung nach
einer glücklichen Reise und Heimkehr gemacht; kleine
rechteckige Platte mit einer Weihung an die gleiche Göttin,
hier Dom inacaelestis genannt; ihr weiht einT. AnniusHedypnus
seine Ohren in effigie — sie sind in der Mitte in eingeritzter
Zeichnung dargestellt — iussus a numinae (sie) eius, also
nach einem empfangenen Orakel (CIL VI 77); die Caelestis ist
demnach hier als Heilgöttin angerufen worden (vgl. CILVHI
16417: sacerdos publicus deae Caelestis et Aesculapii) ; unterer Teil
eines Gebälks: unter einem Blattkyma zwei Gurte mit einer
Weihung anTrajan(ClL vi 544); grofse rechteckige Platte,
umrahmt von Perlenschnur und lesbischem Kyma, nach der
Inschrift von einem P. Staedius Primus einer Venuleia Prima
gewidmet (aus Tivoli; CIL XIV 3681).
Abteilung XLVIII.
203. Fragment einer sitzenden
Imperatorenstatue (Taf. 30).
H. 1,07 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Falten vielfach bestofsen; der unterste Teil des r. Unterschenkels
war gebrochen.
Erhalten der Teil des Himation, der über die Beine ge-
legt ist. Alle übrigen Teile waren besonders gearbeitet und
angesetzt; auf dem r. Oberschenkel Einarbeitung für den
entsprechenden Arm; vgl. Museo Chiaramonti Nr. 494. Zu-
sammen mit dieser Statue des Tiberius und den Fragmenten
einer Colossal-Statue des Claudius (Braccio nuovo Nr. 18)
1796 in Piperno, dem alten Privernum, gefunden. Siehe
Alles Weitere über den Fund und Verbleib der Fragmente
Vatlcan. Katalog L 20
306 GALLERIA LAttDARlA 204. 2Ö5. 205 a. b.
an letzterwähnter Stelle; ebendort über die Gründe, nach
denen die behauptete Zusammengehörigkeit mit der Büste
des Claudius abzuweisen ist.
Guattani Monumenti inediti (1805) Taf. XVI; Fea Nuova descri-
zione de' monum, ed oggetti d'arte conteD. nel Vaticano S. 90; d'Este
Nuovo Braccio S. 70 Nr. 119; Nibby II S. 69; GerhaTd-Platner S. 36
Nr. H9;Bernoulli Römische Ikonographie II 1 S. 332 Nr. 3; Hei big Nr. 7»
Unter dem r. Bein: Fragment eines Pilastercapitäls
(H. 0,13 m., Br. 0,27 m. Feinkörniger gelblicher Marmor; Trochilus mit
glattrandigen Blättern und Zwischenblättchen; Kyma mit akanthusähnlichen
Blättern); unter dem L Oberschenkel: Säule mit spiralförmig
gewundenem Epheu in Flachrelief (H. 0,60 m. Feinkörniger gelb-
licher Marmor); darunter: Unterteil einer attischen Säulen-
basis auf quadrater Plinthe. (H. 0,10 m., Bn und T. 0,265 m. Fein-
körniger gelblicher Marmor. Zwei Ecken abgebrochen.)
204. Nicht vorhanden.
205. Sarkophag eines Kindes.
H. 0,29 m., L. 1,40 m., T. 0,45 m. Grofskörniger grauer Marmor.
Sehr verscheuert und bestofsen.
Vorne Hochrelief: An den Ecken und in der Mitte
je ein stehender nackter Knabe; zu zweit je eine bogen-
förmig hängende Lorbeerguirlande tragend; über den Guir-
landen 1. ein nackter Knabe auf einem Meerpanther nach r.,
eine Peitsche in der gesenkten R., r. ein Amor auf einem
Meerlöwen nach L reitend, eine Peitsche in der R. schwingend.
An den Nebenseiten sitzende Greife in Flachrelief; an den
hinteren Ecken je ein Thymiaterium. An den Nebenseiten
und vorne in der Mitte oben Spuren von Verklammerung
des Deckels (r. durchgebrochen). Löcher vorne r. unten, 1.
oben, r. Nebenseite unten, 1. Nebenseite unten und oben r.
Vgl. Nr. 116.
Gcrhard-Platner S. 36 Nr. 118.
Darunter: 205a. b. Zwei unbedeutende Fragmente
von ornamentierten Pfeilern.
GALLERIA LAPIDARIA 206. 3Ö7
206. Fragment eines Hochreliefs auf horizontal
gerundeter Fläche (Taf. 30).
H. 1,19 m., Br. 0,87 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Oberschädel des Mannes, in zwei Stücken. Andere Ergän-
zungen waren vorhanden oder vorbereitet, wie man aus Herrichtung der
Flächen, Stiftlöchern oder erhaltenen Stiften schliefsen kann; so die Fort-
setzung der Darstellung nach 1. und r., Rand 1. unten, r. Unterarm, 1. Hand
und Nasenspitze der Frau, Teil vom r. Flügel des Vogels, Nase des Mannes.
Gebrochen war der obere Teil des Fufses r. unten.
Abgestofsen Schnabel des Vogels, grofser und' kleiner Zehen am r.,
grofser am 1. Fufs- des Mannes, Teile des oberen und unteren Randes.
Senkrechter Bruch in der Mitte. Unter dem Flügel des Vogels ist mit
schwarzer Farbe aufgeschrieben: 57t.
Links Rest eines Baumes mit grofsen, länglichen Blättern ;
daran unten die Reste einer am Stamm sich aufrichtenden
Ziege. R. davon eine aufrecht mit 1. Standbein stehende,
wenig nach r. gerichtete Frau in ärmellosem Chiton; das
Himation über den Hinterkopf gelegt, mit dreieckigem Über-
fall um den Unterkörper gezogen und um den Arm ge-
schlungen; die Haare gescheitelt und gewellt; Sandalen;
beide Unterarme leicht erhoben, ebenso das Gesicht Über
ihrer 1. Schulter auf kleinem Bodenstück ein Vogel im Be-
griff, mit erhobenen Flügeln nach r. aufzufliegen. Dann ein
mit 1. Standbein nach r. gewendeter bärtiger Mann, einge-
hüllt ins Himation, das die r. Brust und den r. Unterarm
freiläfst; der 1. Arm unter dem Mantel quer vor den Leib
gelegt; in der gesenkten R. ein Zweig mit kleinen länglichen
Blättern; barfufs. R. davon unten im Grunde kleiner Altar
angedeutet. Am Rande ein 1. Fufs mit erhobener Ferse und
Reste eines r. Beines mit Gewand; die Figur stand auf dem
r. Fufs, das 1. Bein über das r. gekreuzt. Nach dem Altar
und dem Zweig in der R. des Mannes handelt es sich um
eine religiöse Handlung; demnach wird die Frau ihre Hände
betend erhoben gehalten haben (ein von ihnen gehaltener
Gegenstand müfste Spuren hinterlassen haben). Augensterne
und Pupillen angegeben. Gute Arbeit des 3. Jahrh. n. Chr.
nach einem griechischen Vorbild ; vielleicht von einem Sarko-
phag. Unmöglich die in der Beschreibung Roms vorge-
schlagene Deutung auf Noah und die Taube.
Gerhard-Platner S. 35*". Nr. 117.
20*
308 GALLERIA LAPIDAEIA 207.
207 (bezeichnet mit 236). Fragment einer Hermen-
figur des Herakles (Taf. 30).
H. 0,31 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben drei grofse Stücke gebrochen. Es fehlen Basis, Zeigefinger
und fast ganzer Mittelfinger der 1. Hand (ihre Spuren auf der eingewickelten
R.), Kopf mit Hals, Teil der Brust. An einigen Stellen bestofsen.
Auf einem nach oben verbreiterten Schaft der Ober-
körper des jugendlichen Herakles eingehüllt in das Löwen-
fell, das den r. Arm, der quer vor dem Leib liegt, ganz
verdeckt; der 1. Unterarm ebenfalls quer vorgestreckt; die
L. fafst die eine Tatze des Fells, dessen Kopf sammt einer
Tatze an der 1. Hüfte hängt. Kopf mit Hals war besonders
gearbeitet, eingesetzt, und mittels eines Zapfens, dessen Loch
im Innern der Höhlung erhalten ist, (wohl erst nachträglich)
befestigt.
Gute decorative Arbeit.
Gerhard-Platner S. 35 Nr. 116.
Museo Chiaramonti.
Über die Erbauung des Corridors s. die Bemerkungen
zur Galleria lapidaria. Den Namen »Museo Chiaramonti«
(zunächst Museum Pio-Chiaromontanum) erhielt dieser Teil
der vaticanischen Sammlungen von dem Familiennamen des
Papstes Pius VII. , dem die 1810 beendete Einrichtung ins-
besondere zu verdanken ist. Seither sind nur ganz unbe-
deutende Veränderungen im Bestand der Antiken vorge-
nommen worden.
Von den Arae sind in dieser Beschreibung nur die
bildnerisch verzierten und solche, die eine Museumsnummer
tragen, berücksichtigt.
Visconti-Guattani S. Vff.; Sickler-Reinhart Alroanach aus
Rom 1810 S. 291fr.; Pistolesi S. 124fr.; Nibby II S. Vff.; Gerhard-
Platner S. 38fr.
Abteilung I.
i. Vorderseite eines Kinder-Sarkophages.
(Taf. 31).
H. 0,36 m.f L. 1,31 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Rechts abgeschnitten. Bruch von oben bis unten bei dem zweiten
Amor von links. Verletzungen im unteren Rand an einer, im oberen an
drei Stellen; abgebrochen der r. Unterarm des ersten Amors mit Teil
der Guirlande, seine 1. Ferse, Teil der vorderen Flöte beim zweiten, 1. Arm
•des fünften, r. Unterarm mit Hand des sechsten, Attribut in der R. des siebenten
und Kleinigkeiten.
Zwischen schmalen Randleisten Hochrelief: links
Pfeiler mit Sonnenuhr; r. davon ein Amor auf den Fuss-
spitzen nach r, schreitend, im 1. Arm ein Scepter, mit der
R. eine kleine Guirlande vorwärts haltend; er greift mit dem
r. Arrti über einer Vase auf einem Pfeiler vorbei. Weiter
ein mit gebogenem 1. Knie nach r. schreitender Amor, die
Doppelflöte blasend. Dann einer, ebenso nach r, vortretend
und einen vierten, der zurücktaumelt, mit beiden Armen
haltend; dieser trägt schärpenartig eine Guirlande von derl.
Schulter zur r. Hüfte, wo er sie mit der R. fafst; mit der
L. erhebt er einen Kranz, ihn einer r. stehenden Priap-
Herme aufzusetzen. Weiter ein Amor mit Chlamys, vor-
gesetztem r. Fufs und zurückgewendeter r. Schulter nach
r., die Syrinx blasend, im 1. Arm ein Lagobolon. Weiter
einer mit Chlamys, nach r. mit gebogenem 1. Knie schreitend,
im 1. Arm eine Lyra, mit der R. spielend. Weiter einer in
der Haltung des vorvorigen, mit Chlamys, einen Schlauch
mit der L. auf der Schulter haltend, in der gesenkten R. ein
stabartiges Attribut. Endlich einer mit dem 1. Fufs voran-
schreitend, ein Panthcrfell auf der 1. Schulter, in der er-
MUSEO CHIARAMONTI 2. 311
hobenen L. ein Lagobolon,. die R. an die Brust gelegt
Lebendige Motive: schlechte Arbeit
Das Relief ist Mitte des 16. Jahrhunderts von Pighius
.(f. 343; Jahn Berichte d. sächs. Ges. d. Wissensch. 1868
S. 220 Nr. 192), dal Pozzo (VIII 66) und Pierre Jacques (S.
Reinach L'album de P. J. S. 115 PI. 6 bis) gezeichnet worden.
Letzterer giebt Trastevere als den Ort an, wo es sich da-
mals befand. In den Vatican ist es aus dem Palazzo Lan-
celotti gelangt.
Vgl. Galleria lapidaria Nr. 188.
Gerhard Antike Bildwerke Taf. XCII i; ders. Prodromus S. 334k ;
C. L. Visconti Descrizione dei Musei VaticJini (1870) M. Chiar. 1.
2. Relieffragment mit sitzendem Apollon.
(Taf. 31).
H. 1,00 in., Br. 0,70 m. Grofskrystallinischer gelblicher Marmor.
Abgestofsen alle Ränder mit den Füfsen des Apollon, dem gröfsten
Teil des Greifen und der Kithara, dem Unterteil des Sitzes; ferner am
Apollon Nase, Teil der r. tfand, Stück am r. Ellenbogen, halber 1. Unter-
arm mit Hand (Stützen und Ansätze vorhanden), Teile des Kranzes und der
Falten. Kleine Sprünge 1. zwischen Kamm und Flügel des Greifen, r.
unten in den Saiten der Kithara. •
Apollon sitzt auf Felsen nach 1.; der 1. Fufs war über
.den r. gelegt; seine Haare sind gescheitelt, zurückgestrichen,
hinten in einen Knoten aufgebunden; kurze Schulterlocken;
Lorbeerkranz. Das Himation bedeckt die Beine; ein Teil
über den Sitz und die Kithara gelegt und unter dem 1. Arm
aufgenommen ruht mit Bausch auf der 1. Schulter. Der 1.
Unterarm stützt sich auf den Steg einer Kithara, die nur
zur Hälfte sichtbar wird (erhalten Hälfte des Steges, Ober-
teil des einen Hornes, die Saiten, deren einzelne Linien
durch Malerei angegeben waren, Stück vom Kasten); die L.
hing nach den Spuren, lässig, herab. Die R. ruht im Schofs;
zwischen Daumen und Zeigefinger ein länglicher Gegenstand,
das Plektron. Über dem r. Knie Reste eines nach 1.
sitzenden Greifen (auf den älteren Abbildungen gar nicht,
oder nur unvollständig wiedergegeben): grofser Flügel mit
gekrümmter Spitze (kommt neben der r. Schulter des A.
hervor), Hals mit gezacktem Kamm, Teil der Brust und
312 MU8E0 CHIARAMONTI 3. 4.
eines erhobenen Vorderbeines. Der Gott in hohem, der
Greif in flachem Relief. Die Art, wie hier die verschiedenen
Reliefhöhen neben einander gesetzt sind, findet sich oft an
hellenistischen und frührömischen Reliefs. Die Ausführung ist
sehr elegant und geschickt, Haltung und Ausdruck der Figur
vornehm.
Gefunden 1805 während der Restaurationsarbeiten, die
Pius VII. im Colosseum vornehmen liefs, zu dessen ursprüng-
licher Decoration das Stück gehört haben mufs. Oben r.
mit roter Farbe aufgemalt 48.
Guattani Memorie enciclopediche romane I S. 4; Pistolesi Taf.
XXXII 2; Nibby III Taf. IV; Gerhard-Platner S. 39 Nr. 2; Friede-
richs-Wolters Bausteine Nr. 1940; Ovcrbeck Kunstmythologie III 5
S. 285 Taf. XXI 7.
3. Fragment eines Sarkophagdeckels (Taf. 31).
H. 0,23 m., Br. 0,40 ra. Feinkörniger gelblicher Marmor.
R. und 1. abgebrochen.
Oben und unten Randleiste; dazwischen Hochrelief: in
der Mitte auf kleiner Säule eine komische Maske. Links da-
von auf Felsen nach r. sitzend eine (wohl jugendliche) männ-
liche Gestalt (Kopf mit Brust, r. Schulter und r. Arm fehlen)
mit Himation um Unterkörper und 1. Oberarm; komische
Maske in der erhobenen L. Rechts sitzt auf Felsen nach 1.
eine bärtige Gestalt (der nach r. gewandte Kopf sehr ver-
stofsen; 1. Ellenbogen fehlt) mit langem, schlichten Haar, den
Unterkörper mit Himation umhüllt; die R. ruht im Schofs,
der 1. Arm hoch auf dem Felsen. Geringe Arbeit.
Die Dargestellten sind Dichter; der Deckel mufs zu dem
Sarkophag einer litterarisch thätigen Persönlichkeit gehört
haben. Vgl. die Sarkophag-Nebenseite hierselbst Nr. 66 1,
Robert Die ant. Sarkophagreliefs II S. 145 Nr. 141 — 143 und
Krüger Athen. Mitteil. 1901 S. 126 ff.
Gerhard-Platner S. 39 Nr. 3.
4. Relieffragment (Taf. 31).
H. 0,28 m., Br. 0,30 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben und an den Seiten abgebrochen; auch sonst stark verletzt
Einzelnes im Text).
MU8E0 CHI ARAMONTI 5 . 3 1 3
Über stark bestofsener Randleiste Hochrelief: zwei
Männer in kurzer gegürteter Tunica schreiten gebückt
nach r.; der vordere (Vorderseite des Kopfes abgebrochen)
bärtig; mit dem r. Fufs voran; fafst mit der R. einen derben
Stock mit Krücke; die erhobene L. stützt eine grofse Stange,
die auf seiner 1. Schulter und der des zweiten Mannes liegt;
dieser (Vorderseite des Gesichtes, r. Unterarm, 1. Knie, r.
Bein abgebrochen) tritt mit dem 1. Bein stark voran; er
wendet das augenscheinlich unbärtige Gesicht zurück; 1. von
seinem Kopf Rest eines auf der Stange liegenden Gegen-
standes. R. noch undeutlicher Rest (grofses Gefafs?). Das
Fragment stammt von einer kleinen Darstellung eines Triumph-
zuges; die beiden Männer tragen das feretrum mit der Beute.
Vgl. hierselbst Nr. 152. Skizzenhafte lebendige Ausführung.
Gerhard-Platner S. 39 Nr. 4.
5. Relieffragment (Taf. 31).
H. 0,83 m. Br. 0,70 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Oben und r. abgebrochen; sonstige Verletzungen im Text.
Über einer stark vortretenden, hohen Basisleiste in
hohem Relief: 1. eine aufrecht stehende weibliche Gestalt;
1. Standbein; leichte Wendung nach ihrer 1. Seite; gegürteter
Chiton, der von der 1. Schulter gleitet; Himation um Unter-
körper und 1. Oberarm gelegt; Sandalen an den Füfsen (es
fehlen Kopf [Ansatz vorhanden] und Hals, halber r. Unterarm mit
Hand, 1. Hand; Glättung der Bruchfläche am Hals und Löcher
zur Befestigung einer Ergänzung hergestellt); die R. hat unter
der Brust Spuren hinterlassen; in der Mitte der Brust in Höhe
dieser Spuren Ansatz mit Loch; kleine Stütze oben an der
1. Hüfte vorne; 1. Unterarm erhoben. Rechts unten gerade
von vorn sichtbar ein nackter r. Unterschenkel eines Mannes
und ganz am Rande Rest des 1. Beines. Augenscheinlich
hielt die Frau mit beiden Händen Tänie oder Guirlande
(davon Ansatz und Stütze), um sie dem Manne zu reichen.
Am 1. Rande und darunter auf der Oberfläche der Basisleiste
Ansatzspuren eines abgearbeiteten Pfeilers. Nach links sprang
die Basisleiste etwas vor (fast ganz abgebrochen).
Sorgfaltige, geschickte Arbeit guter römischer Zeit mit
3H MUSEO CH1ARAMONT1 6.
Benutzung alter Typen (vgl. das Relief mit der Familie des
Augustus in Ravenna, Bernoulli Rom. Ikonographie II I
Taf. VI). Gefunden unter Pius VII. in Ostia.
Pistolesi Taf. XXXII 1; Gerhard-Platncr S. 39 Nr. y» C. L.
Visconti Descrizionc dei Musei Vaticani (1870) M. Chiar. 5.
6. Statue der Höre des Herbstes (Taf. 31).
L. 1,51 m., H. 0,82 m. Grobkrystallinischcr gelblicher Marmor.
Ergänzt Kopf mit Hals, beiden Schultern, Brustkasten, r. Brust,
Rücken, Falten des Gewandes unter der r. Achsel, 1. Unterarm, soweit nackt,
mit Hand und grofsem Teil der Rebe, r. Hand mit Traube (zwei Beeren am
Gewand erhalten), einzelne Faltenhöhen, r. Fufs mit Stück des Gewandes,
Ränder der Basis am Fufsende; derPutto zunächst dem Fufs ganz modern (An-
sätze für 1. Flügel und Stütze des Körpers vorhanden); der nächste Putto mit
dem Korb war abgebrochen; ergänzt an ihm beide Flügel bis auf Ansätze,
1. Hand mit Teil des Korbhenkels, r. Bein mit Fufs, 1. Unterschenkel mit
Fufs bis auf die Zehen; am dritten erg. Kopf mit Hals, r. Arm mit
Körbchen, 1. Arm mit der grofsen Traube und Stück der Rebe; abgebrochen
r. Flügel (Stutze am Gewand der Höre erhalten); abgebrochen war auch
der 1. Flügel, ist aber antik und nicht ganz richtig angesetzt (die Spitze fehlt;
Ansatz für sie zwischen zwei Falten des Mantels der Höre; Stützenrest an
der Innenseite des Flügels für einen Teil der Rebe); gebrochen war endlich
der Oberkörper an den Hüften; am Widder ergänzt die Schnauze; an dem
Tier hinter ihm abgebrochen Kopf und Vorderbeine bis auf den r. Vorderhuf,
der an der Rebe erhalten ist; an dem vierten Putto ergänzt Kopf und Hals,
r. Schulter und Brust z. T., beide Arme (der r. in mehreren Stücken) mit
Körbchen, beide Flügel (Ansätze am Gcsäfs erhalten), r. Fufs, 1. Fufsgelcnk;
die grofse Stütze des Körpers (Ansätze erhalten); von der Basis vorne war
das Stück mit dem Messer abgebrochen.
Auf Felsboden lagert mit gekreuzten Beinen, gestützt
auf den 1. Ellenbogen, eine weibliche Gestalt mit hoch-
gegürtetem Chiton, Unterkörper und 1. Arm vom Himation
umschlungen; Schuhe an den Füfsen. Der moderne Kopf
ist eine verkleinerte Copie der Büste der sog. Tragcedia in
der Sala Rotonda Nr. 537 (s. Beschreibung dort). Die R.
ruht mit einer Traube im Schofs, die L. fafst eine kleine
emporspriefsende Rebe. Um sie sind vier geflügelte Putten
mit Weinlese beschäftigt. Auf dem Vorderrand der Basis:
1. ein nach r. eilender, mit dem 1. Arm einen Korb voll
Trauben schulternd, in der gesenkten R. eine Traube; am
Boden nach r. Kaninchen an einer Traube fressend; zweiter
MÜSEO CH1ARAMONTI 6 a. 31 5
Putto nach r., mit beiden Händen einen Korb voll Trauben
auf dem hochgesetzten 1. Knie haltend; am Boden liegend
ein Winzermesser; dahinter aufwärts kriechend eine Eidechse;
dann Putto nach r. ausschreitend; mit der gesenkten R. einen
Korb voll Trauben haltend, mit der L. eine an der Rebe
hängende Traube fassend; r. von der Rebe ein Widder nach r.
liegend und umschauend; dahinter ein andres Tier zu der Rebe
aufspringend; neben dem 1. Ellenbogen der Höre aufsen ein
vierter Putto, den 1. Fufs in einen viereckigen flachen Behälter
voll Trauben setzend, im Begriff, mit beiden Händen einen
Korb voll Trauben in den Behälter nach vorn zu entleeren.
Dargestellt ist demnach die Höre des Herbstes mit vier
bei der Weinlese beschäftigten Putten; vgl. Galleria lapidaria
Nr. 177. Die Rückseite nicht ganz ausgeführt. Künstlerisch
geringwertige Decorationsarbeit. Es ist wohl möglich, dafs
derartige Gruppen schon in der hellenistischen Zeit geschaffen
wurden und den römischen Bildhauern als Vorlage dienten
(vgl. die Ausführungen zur Gruppe des Nil, Braccio nuovo
Nr. 109 S. 131).
Gefunden zusammen mit Nr. 13 und vielen anderen
Skulpturen 1794 bei einer Ausgrabung, die der Herzog von
Sussex auf einer Besitzung der Cesarini, dem sog. Campo
Jemini zwischen Ardea, Pratica und Torre Vaianico veran-
staltete; man fand Reste einer Villa; auf den Bleiröhren die
Namen eines T. Flavius Claudianus und T. Flavius Euelpistus.
Ebendort gefunden Braccio nuovo Nr. 29 und Galleria de'
Candelabri Nr. 264.
Fea Rdazione di un viaggio ad Ostia S. 73fr. Nr. 9; Ders. Nuova
descrizione S. 86; Sickler-Reinhart Almanach aus Rom 1810 S. 295;
1811 S.202 Nr.9; Pistolesi S. 125;. Nibby III Taf. VI; Clarac 447, 821I
Gcrhard-Platncr S. 40 Nr. 6; Heibig Nr. 64.
Photographie Moscioni 3903.
Darunter:
6a. Römischer Grabstein (Taf. 31).
H. 0,76 m., L. 1,52 m., T. 0,50 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt die oberen Kanten der Schmalseiten, Kleinigkeiten an den
übrigen Rändern. Abgestofsen die drei Nasenspitzen der Vorder-
seite; hier war der Oberschädel des Mannes mit r« Braue und oberem
3l6 MUSEO CHIARAMONT1 6a.
Reliefrand abgebrochen; tiefer Rifs von oben nach unten durch den
1. Oberarm des Mannes; Sprung durch .den Hals der Frau. Die Rück«
seite ganz verwaschen.
Vorderseite: in rechteckiger, von breiten Randleisten
umgebener Vertiefung Hochrelief; links der von vorn sichtbare
Oberkörper eines älteren unbärtigen Mannes mit schlichtem,
in die Stirn gekämmten Haar; doppelte Tunica (Ränder
umsäumt) und Toga, deren Rand die R. vor der 1. Brust
fafst. Er wendet den Kopf nach der Mitte und legt die
L. (Ring am kleinen Finger) um die Schultern eines Knaben,
der bis zu den Knieen und von vorne sichtbar ist; ebenfalls
schlichtes, in die Stirne gekämmtes Haar; doppelte Tunica
mit umsäumten Rändern, Toga und Bulla an breitem Band um
den Hals hängend; er legt die R. an die 1. Schulter des Mannes,
wendet das Gesicht nach rechts und legt die L. (Ring am
Goldfinger) an die r. Brust einer Frau, deren nach 1. gewandter
Oberkörper dem des Mannes entspricht; sie trägt Tunica und
Mantel, der 1. Schulter und 1. Arm verhüllt; einen Zipfel
erhebt die L. unter der Brust (zwei Ringe am Zeigefinger,
einer am Ringfinger); Frisur der augusteischen Zeit mit
Schulterlocken; auf der seitwärts erhobenen R. (Schlangen-
armband am Gelenk) reicht sie dem Knaben Birnen und
Trauben; vor dem r. Ellenbogen steht ein Körbchen mit
Trauben, Nüssen, Birnen, kleinen Kuchen, einer in Form
eines Fischchens; auf dem 1. Arm des Mannes sitzt nach r.
ein Vögelchen; ihm entspricht ein zweites rechts auf be-
sonderem kleinen Bodenansatz nach 1. gewandt. Auf der
Rückseite ist dieselbe Darstellung wiederholt; demnach
mufs das Ganze auf einem pfeilerartigen Unterbau frei-
gestanden haben, von beiden Seiten sichtbar (etwa an einer
Strafsengabelung); dann scheint es mit der jetzigen Vorder-
seite nach unten umgefallen zu sein, sodafs die Rückseite
dem zerstörenden Einflufs des Wassers ausgesetzt blieb.
Vortreffliches Beispiel römischer Sepulcralkunst bester
Zeit, in dem sich der kleinbürgerliche Familiensinn besonders
deutlich äufsert, ohne dafs die Darstellung selbst in dieser
intimen Scene den Zug zum Repräsentativen verleugnete, der
alle Werke römischer Kunst kennzeichnet; die Zusammen-
stellung ist nicht zu lebendiger Gruppierung entwickelt, wie
MÜSEO CHIAEAMONT1 7. 8. 317
auf griechischen Grabsteinen; sie bleibt steif, da zu deutlich
darauf Rücksicht genommen ist, dafs jede einzelne Figur für
sich zur Geltung komme, wie es heute bei ungeschickten
photographischen Aufnahmen geschieht.
Gefunden bei Acqua Traversa an der Via Flaminia.
Fea Nuova descrizione S. 86; Pistolesi Taf. XXXII 3; C. L. Vis-
conti Descrizione dei Musei Vaticani (1870) M. Chiar. 6.
7. Relieffragment (Taf. 32).
H. 0,335 m., L. 0,865 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
An den Seiten und unten mit den Füfsen der Figuren abgebrochen.
Oben schmaler Rand ; darunter Flachrelief: von 1. kommt
ein mit zwei Maultieren bespannter Karren, darauf zwei
grofse Körbe mit Trauben; darüber die Krone eines Feigen-
baums; r. von den Tieren der Lenker nach 1. gewendet, mit
einem Stab das vordere, vorne einknickende Tier schlagend;
ein andrer Bursche, von dem der Oberkörper über die Tiere
aufragt, hebt den r. stehenden Korb vom Karren; r. von dem
Lenker ein Feigenbaum ; davor ein dritter Bursche nach r., mit
der L. einen Korb voll Trauben auf dem Rücken haltend, mit der
R. eine grofse Traube in einen grofsen flachen Behälter voll
Trauben legend, in dem zwei weitere Burschen herumstampfen,
die r. Arme verschränkend, die 1. erhebend; über ihnen ein
flaches Dach, 1. von einer bärtigen Herme, r. von einem Pfeiler
getragen (vgl. Benndorf-Schöne Die ant. Bildw. des lateran.
Mus. Nr. 310 Taf. XIX 3). Die Burschen sind alle nackt und
haben in ihrer Häfelichkeit etwas Satyreskes.
Späte Arbeit; derbe Ausführung, mit reichlicher Ver-
wendung des Bohrers, aber lebendig in den Motiven. Vgl.
hierselbst Nr. 127 und Galleria lapidaria Nr. 56b, d und 63c.
Ehemals im Palazzo Lancelotti.
Gerhard-Pia tner S. 40 Nr. 7; CL. Viconti Descrizione dei Musei
Vaticani (1870) N. Chiar. 7.
8. Fragment eines Kindersarkophages (Taf. 32).
H. 0,365 m., L. 1,12 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Links unvollständig; unten in der Mitte geflickt; abge-
brochen das 1. Vorderbein des ersten Pferdes links und der r. Fufs des
mittleren Lenkers.
3l8 MÜSfiO CHIARAMONTI 9. 10.
Oben und unten schmale Randleiste; dazwischen Hoch-
relief: 1. zunächst ruhig nach r. fahrendes Zweigespann mit
Amor als Lenker; über den Pferden umschauender Knabe
ohne Flügel zu Pferde (desultor?); weiter r. ein nach r.
galoppierendes Zweigespann mit peitschendem Amor; unter
den Pferden ein vornüberstürzender Knabe ohne Flügel
(spartor); über den Pferden zwei Säulen mit Architrav und fünf
Eiern; weiter ein stürzendes Zweigespann mit Amor; darüber
vorspringende Ecke eines Gebäudes mit drei Akroterien, dann
Obelisk und zwei Säulen mit Architrav und vier Delphinen;
weiter nach r. galoppierendes Zweigespann mit Amor als
Lenker, der umblickt und die R. mit Peitsche erhebt; er ist
Sieger; unter den Pferden eine Hacke; darüber nach r. reitender
Knabe ohne Flügel mit rückwärts erhobener R.; an der Ecke
zwei Spitzen einer Metar deren Pendant an der andern Ecke
fehlt; alle Lenker haben die Zügel um den Leib gelegt. Vgl.
Galleria lapidaria Nr. 21. An einigen Stellen an den Flügeln
und Pferdeköpfen rote Farbspuren. Gewöhnliche späte Arbeit.
Ehemals im Palazzo Lancelotti.
Pistolesi S. 125; Gerhard-Platner S. 40 Nr. 8; C.L.Visconti
Descrizione dei Musei Vaticani (1870) M. Chiar. 8.
9. Relieffragment (Taf. 32).
H. 0,41 m., Br. 0,37 m. Feinkörniger, blaulicher, geäderter Marmor.
Stark beschädigt.
Randleiste unten erhalten, oben Ansatz eines Profils;
r. Rand vollständig; 1. abgebrochen; r. und oben ist der
Reliefgrund vorgewölbt. Hochrelief: hinter einem nach 1.
laufenden Hunde (Kopf, Vorderbeine, 1. Körperseite, r. Hinter-
bein bis auf die Pfote fehlen) ein nach 1. mit vorgesetztem
LBein stehender Mann mit flatternder Chlamys (Kopf und 1. Arm
fehlen); r. Arm gebeugt; weiter 1. noch ein 1., nach L gewandter
Fufs. Gehörte zu einer Jagddarstellung. Einfache Arbeit.
Gerhard-Platner S. 40 Nr. 9.
10. Fragment eines archaistischen Reliefs (Taf. 32).
H. 0,68 m., Br. 0,39 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Rand nur unten erhalten; auch hier bestofsen. Flach-
relief: von r. nach 1. schreitend ein Gott und Athena; von
MüSfiO CHIARAMONTI II. 12. 319
dem Gott nur erhalten Teil des Haarschopfes, 1. Arm (in
die Hüfte gestützt), Streifen von der Rückseite des Körpers,
1. zurückgesetztes Bein (sehr bestofsen), Zipfel der fein-
gefältelten Chlamys ; Athena tritt mit dem r. Fufs voran; sie
trägt hochgegürteten Chiton und Peplos, Aigis, schultert mit
der R» die Lanze, hält in der gesenkten L. den korinthischen
Helm mit Busch; abgeschlagen ihr Gesicht; ferner fehlen 1.
Arm, 1. Bein. Sorgfaltige, das Archaische stark übertreibende
Arbeit.
Pistolesi S. 125; Gerhard-Platner S. 40 Nr. 10.
11. Fragment eines Sarkophagdeckels (Fig. 32).
H. 0,24 m. L. 0,39 m. Ziemlich grobkörniger gelblicher Marmor.
Von der Randleiste oben ein kleines, unten ein längeres
Stück erhalten. Hochrelief: links Kopf, Schnauze, fünf
Vorderbeine und ein einzelner Huf eines nach r. gerichteten
Viergespanns; dann Dioskur mit grofser Chlamys und Schwert
vor seinem Pferd (nach r.) stehend; dann Unterteil der
Minerva, ihrer Lanze 1. und ihres Schildes r. Gehörte zu
einer Darstellung der capitolinischen Trias, umgeben von
Sol und JLurla mit je einem Dioskuren. Vgl. Gabinetto delle
Maschere Nr. 426 und 430. Über die Bedeutung der Dar-
stellung an einem Sarkophagdeckel siehe Brunn Annal. d.'
Ist. 1844 S. 196fr. = Kleine Schriften I S. 13.
Gerhard-Platner S. 40 Nr. 11.
12. Relieffragment (Taf. 32).
H. 0,435 mM Br. 0,54 m. Feinkörniger, bläulicher, geäderter Marmor.
An beiden Seiten abgebrochen.
Oben Randleiste mit Ablauf; unten glatte Leiste; da*
zwischen Hochrelief: links zunächst der 1. Unterschenkel
eines Gladiatoren mit hoher Beinschiene; darüber vier-
eckiges scutum (darauf ein geflügelter Blitz eingraviert) mit
Teil des haltenden Armes; r. davon mit 1. Standbein stehender
Retiarius (r. Wange abgescheuert); langes Haar; bartlos; kurze,
gegürtete Tunica; an der 1. Schulter Parierschild (galerus);
1. Arm mit Binden umwunden; beide Hände halten vor dem
Leib den Dreizack; weiter ein mit r. Standbein stehender
320 MUSEO CHIARAMONTI Ij.
Samnit (r. Wange abgescheuert); kurzes lockiges Haar; kurzer
Vollbart; Lendenschurz mit Gürtel; r. Arm mit Binden um-
wunden; in der mit Handschuh bedeckten R. der lange leicht
gekrümmte Dolch, am 1. Arm das grofse ornamentierte
scutum; an den Unterschenkeln hohe stiefelartige Bandagen,
am r. niedriger als am 1.; weiter ein mit 1. Standbein stehender
Thraker (Gesicht bestofsen); sehr langes schlichtes Haar; bart-
los; Lendenschurz mit Gürtel; am r. Unterarm das kleine
scutum; hohe Beinschienen mit Ornament und Schutz des
Fufsrückens; 1. Arm fehlt (die L. mufs das gebogene Schwert
gehalten haben; der Thraker ist Linkser).
Bedeutungsvoll die deutlich wiedergegebenen Rassen-
unterschiede zwischen Italiker, Thraker und Germanen (f Reti-
arier; vgl. Meier De gladiatura romana und Baumeister
Denkm. d. klass. Altert. III S. 2094fr.; s. hier ältere Litteratur).
Etwas flüchtig decorative, nicht unlebendige Arbeit.
Gefunden zu Anfang des 19. Jahrhunderts im Colosseum.
Pistolesi S. 125 f.; Nibby III Taf. XXXb (auf Taf. XXXII);
Gerhard - Platner S. 40 Nr. 12; E. Caetani Lovatelli Bullettino co-
munale 1895 S. 262 Nr. 15.
13. Statue der Höre des Winters (Taf. 32).
L. 1,46 m, H. 0,73 m. Grofskrystallinischer gelblicher Marmor.
Ergänzt Kopf mit Hals und r. Schulter, Zeige- und Mittelfinger der
1. Hand mit dem Ende des Pinienzweiges und Stütze für den hockenden
Putto, die beiden äufseren NadelbUschel am Zweige, Flicken in den
Gewandfalten, Stück am r. Knie, Vorderteil des r. Fufses; an dem Putto
zunächst den Füfsen erg. beide Flügel fast ganz (unbenutzt zwei kleine
Stützen am Rücken); dann Hals der Ente (Kopf fehlt); an dem nächsten
Putto Kopf mit Hals und den Oberteilen beider Flügel, r. Arm mit dem
oberen Teil des Gewächses, für das an der r. Schulter dieses und dem Kopf
des ersten Putto Stutzen vorhanden sind; an der zweiten Ente der Hals (Kopf
fehlt; Bronzestift zur Ergänzung in Gyps vorhanden); der folgende Putto
ganz modern mit beinahe dem ganzen Gewächs (Stützen am 1. Oberschenkel
der Höre, eine für einen Zweig, zwei für die Flügel, und Ansatz im Wasser
vorhanden); an der dritten Ente Kopf (Schnabel fehlt) und Hals; am
vierten Putto der 1. Flügel (eine Stütze verband ihn mit dem Rücken, eine
andre den r. mit dem Kopf); an dem fünften Putto Kopf mit Hals,
1. Flügel, 1. Arm (Hand antik); Kopf und Hals des Vogels.
Eine vollständig in den Mantel gehüllte weibliche Figur
lagert auf Felsen mit gekreuzten Beinen, gestützt auf den
MUSEO CHIABAMONTI 13 a. 32 1
1. Ellenbogen, den Kopf nach der 1. Schulter gewendet; ein
Band im einfach gescheitelten Haar; Schuhe an den Füfsen;
die R. liegt vor der Brust; die L. hält einen Pinienzweig.
Vor der Gestalt ist Wasser angegeben; darin Fische; darauf
fünf geflügelte Putten: aufsen neben der L. der Höre schreitet
einer mit vorgesetztem r. Fufs nach vorn, mit beiden Händen
einen Vogel vor den Leib haltend; weiter vorne kriecht
eine Schildkröte nach r.; 1. von dem Pinienzweig hockt ein
zweiter am Boden nach L, mit beiden Händen eine nach 1.
schwimmende Ente am Hinterteil fassend, weiter 1. hockt
einer nach L, die L. auf den 1. Oberschenkel stützend, mit
der R. den Stengel eines Gewächses fassend, neben dem
eine Ente, die nach vorne schwimmt; weiter 1. ein Putto
halb sitzend, halb auf dem r. Bein knieend, von vorne sicht-
bar; er fafst mit beiden Händen den Stengel eines Ge-
wächses, das sich 1. von ihm fortsetzt; ganz 1. nach r.
knieend der fünfte Putto, der eine nach r. schwimmende
Ente an beiden Flügeln packt.
Dargestellt ist die Höre des Winters, tief verhüllt, in
der L. den Zweig der aller Kälte trotzenden Pinie, mit fünf
spielenden Putten und den auf Fischerei und Jagd deu-
tenden Tieren; gedankenlos ist die Zufügung der Schildkröte,
die im Winter schläft.
Die Gruppe bildet das Pendant zu Nr. 6, mit der sie
zusammen gefunden wurde. Siehe dort.
Fea Relazione di un viaggio ad Ostia S. 74 Nr. 10; Ders. Nuova
Descrizione S. 91; Sickler-Reinhart Almanach aus Rom 1810 S. 295;
1811 S. 203 Nr. 10; Pistolesi S. 126; Nibby III Taf. VII; Clarac 448,
822; Gerhard-Platner S. 40 Nr. 13; Müller-Wieseler Denkm. d. alten
Kunst II Taf. LXXV Nr. 966; Wiesel er Annali d. I. 1852 S. 229;
Baumeister Denkm. d. klass. Altertums I S. 703 Fig. 761 ; Birt De
Amorum in arte antiqua simulacris S. XXVII Taf. IV; Heibig Nr. 63.
Photographie Moscioni 3902.
Darunter:
13a. Grabmal eines P. Aelius Verus und seiner
Familie (Taf. 32).
H. 0,66 m., L. 1,62 m.t T. ca. 0,30 m. Travertin.
Durchweg sehr stark beschädigt.
Vatican. Katalog I. 21
322 MUSEO CHJARAMONTI 14.
Eine rechteckige Vertiefung, eingeschlossen von glatten
Randleisten, auf denen die Inschriften verteilt sind; darin in
Hochrelief: 1. Oberkörper eines unbärtigen Mannes in Tunica
und Toga, geradeaus gewendet, die R. vor die 1. Brust er-
hebend; r. davon der Oberkörper einer Frau in Tunica; der
Mantel über den Kopf gezogen; geradeaus gewendet; die L.
fafst die Falten des Mantels; ihre R. legt sie in die des
Mannes; Frisur der augusteischen Zeit; r. davon in ganzer
Figur, sitzend (unkenntlich, worauf), von vorn sichtbar ein
nacktes Knäbchen mit lockigen Haaren; das 1. Bein hängt
herab, das r. ist angezogen; die Hände waren vor dem Leib
beschäftigt (alles Vorragende abgeschlagen); unter dem
r. Knie eine Traube; weiter r. Oberkörper eines zweiten
Mannes von vorn sichtbar; unbärtig; Tunica, Toga: die R.
vor der 1. Brust.
Die Fläche für die Inschriften geglättet; ebenso auf den
Nebenseiten vorne je ein Streifen von 0,04 m. Breite.
Gefunden 1808 an der Via Appia Nr. 36 in einer Vigna
Corsi vor Porta S. Sebastiano (bei Matz-Duhn Ant. Bildw. V.
del Pinto).
Fea Nuova Descrizione S. 91 ; Gerhard-Platner S. 40 Nr. 13;
C. L. Visconti Descrizione dei Musei Vaticani (1870) M. Chiar. 13;
CIL VI 10808.
Abteilung II.
14. Weibliche Statue (Taf. 33).
H. 1,53 m* Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Kopf und Hals, r. Arm mit Hand und Flöte, die äufseren
herabhängenden Falten des Apoptygma unter der r. Schulter, das frei-
stehende Stück des 1. Unterarmes mit Stück des Gewandes, Hand und
Attribut, Flicken in den Faltenrücken, Vorderteile beider Füfse, Basis.
Stark geputzt.
Jugendlich weibliche Gestalt, aufrecht stehend mit
1. Standbein; r. Fufs, mit voller Sohle auftretend, etwas seit-
wärts gesetzt; der moderne Kopf (Haarschleife oben; Kranz
vorne sichtbar) gradeaus gerichtet; r. Arm (auch ursprünglich)
erhoben (in der Hand eine Flöte); 1. Arm gesenkt (in der
eine Hand Schriftrolle). Peplos an der r. Körperseite offen
mit Apoptygma bis zu den Hüften; unter der r. Achsel wird
auch ein Chiton sichtbar; Sandalen.
MUSEO CHIAEAMONTI 15. 323
In der Figur ist der wenig gelungene Versuch gemacht,
den strengen Typus der Peplosfigur, wie er sich in der pelo-
ponnesischen Kunst des 5. Jahrhunderts gebildet hatte, durch
Vermehrung der kleinen Faltenmotive gefalliger zu gestalten
(vgl. hier Nr. 120). Ausführung unbedeutend.
Ehemals in den Gärten des Cardinais von Ferrara, den
späteren päpstlichen Gärten auf dem Quirinal (in den älteren
beiden Publicationen fehlt die 1. Hand).
De Cavalleriis Antiquae statuae urbis Romae (1585) I — II Taf. 49;
R üb eis Insign. statuar. icones (1645) I Taf. 49; Fea Nuova Dcscrizione
S 87; Clarac 505, 1008; Gerhard-Platner S. 40 Nr. 14.
15. Statue eines Togatus (Taf. 33).
H. 2,02 m. Marmor' des Kopfes feinkörnig und gelblich, der des Körpers
von gröberem Korn.
Ergänzt Nase, Rand des r. Ohres, Hals (in den Ausschnitt eingesetzt),
Flicken im Gewände, grofse Flicken im r. Unterarm, der dreimal ge-
brochen war, die Finger der r. Hand, Teil des 1. Daumens, die äufsere
Ecke des r. Fufses, der mit dem Stück Basis darunter abgebrochen war,
1. Fufs, unteres StUck des Stammes mit fast der ganzen Basis bis auf das
Stück unter dem r. Fufs, wo eine Ansatzspur für den abgebrochenen
Zipfel der Toga erhalten ist. Dahinter eine Eisendübel zur Verbindung
von Figur und Basis.
Aufrecht stehend; 1. Standbein; neben dem 1. Fufs aufsen
ein kurzer Stamm ; r. Fufs mit ganzer Sohle seitwärts gesetzt.
Calcei mit gamaschenartig den Rücken des Fufses und die
Knöchel bedeckendem weichen Leder (s. Mau bei Pauly-
Wissowa Realencyklopädie III. Sp. 1343 f. und Heuzey bei
Daremberg-Saglio Diction. I S. 816); Tunica; Toga im
üblichen Wurf des ersten Jahrhunderts der Kaiserzeit.
R. Arm hängt herab (bei der Ergänzung der Finger ist der
Rest einer Stütze an der Toga unbenutzt geblieben); 1. Hand
fafst den Rand der Toga vor der 1. Weiche; am kleinen
Finger ein Siegelring. Der Kopf geradeaus gerichtet; kurz
geringelte, bei Römern ungewöhnliche Löckchen; kurzer Voll-
bart; Brauen durch Striche angegeben; Augensterne und
Pupillen eingegraben; sehr ernster, vergrämter Ausdruck;
tiefe Falten in der Stirn und von der Nase abwärts. Der
Kopf stammt aus antoninischer Zeit, und kann deshalb nicht
zu dem Körper gehören.
21»
324 MUSEO CHIAEAMONTI 16.
Arbeit am Kopf nicht fein, aber ausdrucksvoll; am
Körper sorgfältig und langweilig.
Figur und Kopf (?) wurden Ende 1807 gefunden bei einer
von Canova geleiteten Ausgrabung des Grabmals der Servilii.
Guattani Memorie enciclopediche romane III S. 136; Fea Nuova
descrizione S. 87; Nibby III Taf. XVIII; Canina Via Appia I S. 9s
Anm. 5; Gerhard-Platner S. 40 Nr. 15; Bernoulli Rom. Ikonographie
I S. 21.
16. Statue der Artemis, ergänzt als Muse (Taf. 33).
H. 1,54 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Ergänzt Kopf mit Hals, r. Schulter mit Gewand und Knopf, beide
Arme mit Händen und Leyer in der L., Flicken im Gewände, grofses
Stück am r. Knie mit der Steilfalte darunter, Vorderrand der Basis. Ab«
gebrochen Faltenenden an der r. Seite. Stark geputzt.
Aufrecht stehend; 1. Standbein; r. Fufs mit erhobener
Ferse seitwärts und leicht zurückgestellt. Peplos an der
r. Körperseite offen (grofser Knopf auf der r. Schulter); unter
der r. Achsel wird ein hochgegürter Chiton sichtbar; von
dem Gürtel wird auch der Teil des Peplos unter dem Apo-
ptygma gefafst. Ein Köcherband von der 1. Hüfte zur
r. Schulter; ein Köcher ist nie vorhanden gewesen. L. Arm
hängt herab (in der L. eine Leyer erg.); r. Arm ist seitlich
erhoben (auf der Hand war früher eine tragische Maske erg.);
der moderne Kopf mit einfach zurückgestrichenem, hinten auf-
gebundenen Haar leicht nach der r. Schulter gewendet.
Arme und Kopf waren auch ursprünglich besonders gearbeitet
und eingesetzt. Mäfsig ausgeführte Replik eines Artemis-
Typus, von dem bisher zwei Fassungen nachgewiesen sind ; die
eine ursprüngliche mit erhobener R., die nach dem Köcher
greift, und dem Bogen in der gesenkten L.; die andre secun-
däre ohne Köcher, mit Füllhorn im 1. Arm und dem von der
ebenfalls gesenkten R. gehaltenen Steuer; in dieser zweiten
trägt die Figur stets unter dem Peplos den Chiton. Nach
dem Fehlen des Köchers wäre diese Replik zur zweiten
Gruppe zu rechnen; das Füllhorn konnte mit dem 1. Arm
aus einem Stück gearbeitet sein. Doch ist es zweifellos,
dafs der r. Arm auch ursprünglich erhoben war, da sich
unter der Achsel keine Spur eines Ansatzes oder einer Ab-
MUSEO CHIABAMONT1 l6a. 325
arbeitung findet. Da man ferner kaum voraussetzen kann, dafs
der Copist so gedankenlos gewesen sei, den Gestus der R.
von der ersten Gruppe ohne den Köcher beizubehalten, bleibt
nur die Annahme einer dritten Fassung übrig, nach der die
R. eine grofse Fackel gehalten habe (mit diesem Attribut
in der R. war wahrscheinlich eine im Typus entsprechende
Figur der Artemis auf einem aus Larissa stammenden Votiv-
relief im athenischen Centralmuseum ausgestattet; auf einer
pergamenischen Münze, auf der der Typus benutzt ist, hält
die Göttin in der L. eine lange Fackel (vgl. zu beidem
Amelung Die Basis des Praxiteles in Mantinea S. 22 f. und
S. 23 Anm. 1).
Das Original, das wir uns in der oben genannten ersten
Fassung vergegenwärtigen müssen (vollständigste Copie in
Dresden), darf mit Sicherheit dem Praxiteles zugeschrieben
werden (vgl. Furtwängler Meisterwerke d. griech. Plastik
S. 554 ff.).
Ehemaliger Aufstellungsort wie bei Nr. 14; s. dort. Nach
Pen na (s. unten) wären diese Figur und Nr. 61, 177, 402
hierselbst, die alle vom Quirinal stammen, identisch mit
ebensoviel weiblichen Figuren, die nach P. Ligorio Trattato
dell' antichitä di Tivoli S. 21 ff. im Theater der Villa Hadrians
gefunden wurden; dagegen ist zu bemerken, dafs die einzige
genaue Schilderung, die Ligorio S. 22 von einer dieser
Statuen giebt (Mnemosyne), auf keine der genannten, noch
auf Nr. 14 hierselbst passen kann.
De Cavalleriis Antiquae statuac urbis Romae (1585) I— II Taf. 58;
Rubeis Insign. statuar. icones (1645) I Taf. 58; Fea Nuova descrizione
S.87; Clarac 523, 1076; Pen na Viaggiopittoricod. Villa Adr. III Taf. XXXII;
Gerhard-Platner S. 40 Nr. 16; Winnefeld Die Villa d. Hadrian bei
Tivoli S. 153; Klein Praxiteles S. 309 I 3.
Darunter:
16a. Cinerar-Ara eines L. Sutorius Secundus.
und seiner Frau (Taf. 34).
H. 0,57 m. Br. 0,52 m. T. 0,42 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben unvollständig. Sehr zerstört.
Vorne Hochrelief: neben den oberen Ecken je ein Bu-
kranium; dazwischen bogenförmig hängend eine Guirlande mit
326 MÜSEO CHIABAMONTI 17.
flatternden Bändern, nach deren Enden unten je ein Vogel
pickt; darüber in der Mitte ein mit ausgebreiteten Flügeln
vor einer Schlange r. von ihm ausweichender, mit dem 1.
Flügel nach ihr schlagender Adler; dann die umrahmte In-
schrifttafel. An den Nebenseiten in Flachrelief je ein
Lorberbäumchen mit kleinen Vögeln auf den Ästen; unten
jederseits ein Kranich (auf der r. Nebenseite fassen beide
mit den Schnäbeln eine Schlange). Auf der Rückseite ein
weitverzweigter Baum. Das untere Profil setzt sich auf der
Rückseite nicht fort. Auf der Oberfläche eine rechteckige
Vertiefung für die Aschenreste. Der Aufsatz fehlt Schlechte
Arbeit; an der Vorderseite viele roh verteilte Bohrlöcher.
Ehemals in den Orti Giustiniani.
C I L vi 27037.
17. Statue eines Satyrs (Taf. 34).
H. 1,39 m. Grofskrystallinischer bläulicher Marmor.
Ergänzt Nase, fast das ganze Kinn, Unterteil des Halses, r. Arm
mit Hand u. Eisenstutze, vordere Ecke der Syrinx mit Spitze des 1. Zeige»
fingers, r. Bein von der Mitte des Oberschenkels abwärts mit Stamm, Basis
u. 1. Unterschenkel mit Fufs, von dem er gebrochen war, Flicken auf der
r. Vorderseite des Leibes, in der Mitte des Rückens, im 1. Oberschenkel
vorne. Im Oberschädel eine lange Vertiefung von hinten nach vorn u. zwei
mit Blei gefüllte Löcher (Zweck unbestimmbar).
Aufrecht stehend auf felsigem Boden; r. Standbein, ge-
stützt durch einen Stamm; 1. Fufs ein wenig vorgesetzt;
r. Arm gesenkt; in der Hand eine Traube; 1. Arm rechtwinklig
gebogen und die Hand mit einer Syrinx grade vorgestreckt;
zu ihr neigt sich der pinienbekränzte Satyrkopf mit lächeln-
dem Gesicht im späteren derben Typus.
Die Gliedmassen sind kaum richtig ergänzt; wir werden
sie stärker bewegt denken müssen. Trotzdem der Kopf vom
gleichen Marmor ist wie der Körper, kann er doch nicht zu-
gehören, da er zu klefn und von schlechterer Arbeit ist als
der Torso; auch lassen die erhaltenen Halsmuskeln auf eine
Wendung nach der r. Schulter schliefsen
Am Torso leichte Glättung. Geringe Arbeit.
Fea Nuova descrizione Nr. 91; Clarac 722, 1729; Gerhard-Platner
S. 40 Nr. 17.
MÜSEO CH1ABAMONTI 18. 327
18. Jugendlich männliche Statue mit Kopf des
Apollon (Taf. 34).
H. 2,2S m. Marmor des Kopfes feinkörnig und gelblich, des Körpers fein-
körnig und weifs mit vielen braunen und schwarzen AdeAi. Das Ganze hat,
besonders auf der Vorderseite, einen dunkelbraunen Ton angenommen.
Ergänzt Nase, Mund, Kinn mit Teil der r. Wange, r. Ohrläppchen,
r. Arm bis auf ein StUck an der Achsel, gröfster Teil der 1. Brust, 1. Schulter
mit Arm und Hand, beide Beine von der Mitte der Oberschenkel abwärts
(vom 1. mehr als vom r.), Stamm u. Basis. Gebrochen (vom Kopf)
Stück des Haarknotens hinten und Hals. Der Kopf an allen Teilen stark
bestofsen.
Aufrecht stehend; r. Standbein; aufsen daneben ein hoher
Stamm; 1. Fufs, mit ganzer Sohle auftretend, leicht zur Seite
und vorgesetzt. Keine Pubes. L. Arm seitlich ausgestreckt;
in der Hand das Mittelstück eines Bogens; r. Oberarm gesenkt;
Unterarm mit halb geöffneter Hand vorgestreckt, als habe
der Jüngling eben geschossen. Der Kopf stark nach der
1. Schulter gewendet (der Blick der Richtung des Schusses
folgend gedacht). Die Haare gescheitelt und von einem
Band umzogen; vorne zwei kurze Strähnen aufgerollt und
rückwärts hinter dem Band befestigt; sonst alles zur Seite weg-
gekämmt, hinten aufgenommen und mit den Enden wieder
durch das Band gezogen, sodafs eine hängende Schleife
entsteht (Krobylos). Der Kopf gehört nicht zum Körper;
er stammt von einer Replik der Statue des ausruhenden
Apollon, deren Original dem Praxiteles zugeschrieben
wird (bestes Exemplar in Berlin, Beschreibung der
ant. Skulpturen Nr. 44); auf dem Oberschädel die läng-
liche Ansatzspur der R. Die Arbeit des Kopfes ist gering.
Bei der Ergänzung des Torso ist die Stellung der Ober-
arme und die Bewegung des Halses richtig getroffen worden.
Stilistisch macht er einen etwas älteren Eindruck, als
der genannte Apollontypus. Auch seine Arbeit ist nicht
bedeutend.
Fea Nuova descrizione S. 91; Clarac 495, 963; Gerhard-Platner
S. 41 Nr. 18; Overbeck Kunstmythologie III 5 S. 120 Nr. II; Klein
Praxiteles S. 164 Nr. 12.
328 MUSEO CHIARAMONTI 19. 20.
19. Jünglingsstatue mit Kopf des Paris oder
Ganymed (Taf. 34).
H. 1,53 m. Marmor des Kopfes feinkörnig u. weifs, des Körpers ebenso
mit grünlichen Adern.
Ergänzt Nase, Kinn, Stückchen in der 1. Braue, Läppchen u. teil-
weise Rand des 1. Ohres, grofse Locke dahinter, ganzes Oberteil der Mütze
mit den Stirnlocken, Hals, r. Arm (bis auf Ansatz) mit Hand u. Apfel,
1. Arm mit Pedum u. Stütze, viele Flicken in der 1. Hüfte u. im 1. Ober-
schenkel, Gesäfs, r. Bein ganz (durchgebrochen), 1. Bein von oberhalb des
Knies abwärts, Stamm, Basis. Sehr stark geputzt (der Kopf mehr als der
Körper; die alte Oberfläche hat sich am r. Ohr und Umgebung erhalten).
Aufrecht stehend; r. Standbein; aufsen daneben ein
Palmenstamm; 1. Fufs mit erhobener Ferse leicht zurückgesetzt.
L. Arm mit Pedum gesenkt; r. Arm mit Apfel schräg vor-
gestreckt. Der Kopf mit dichtem Lockenhaar und phrygischer
Mütze, deren seitliche Bänder oben verknüpft sind, leicht
zur r. Schulter gewendet. Kopf und Körper gehören nicht
zusammen, da beide von verschiedenem Marmor sind. Der
Kopf stammt von einer Darstellung des Paris oder Ganymed,
einer charakterlosen Copie hadrianischer Zeit (viel Bohrer-
arbeit in den Haaren), nach einem Original des 4. Jahrh.
v. Chr.
Bei der Ergänzung des Torso ist die Stellung der Ex-
tremitäten richtig getroffen; er ist sehr schmal und rund
(kleine Pubes), dürfte also auf ein Original aus der zweiten
Hälfte des 4. Jahrh. v. Chr. zurückgehen. Sehr unbedeutende
Arbeit.
Fea Nuova descrizione S. 91; Clarac 830, 2081; Gerhard- PI atner
S. 41 Nr. 19.
Abteilung III.
20. Ornamentales Hochrelief (Taf. 35).
H. 0,62 m., Br. 0,37 m. Feinkörniger bläulicher Marmor mit schwarzen
Adern.
Ringsum abgebrochen.
Zwei Silene knieen auf natürlich behandeltem Boden
(sehr zerstört) in ganz entsprechender Weise mit dem dem
Beschauer zugekehrten Knie, die Fersen und Gesäfse anein-
MÜSEO CHIARAMONTI 21. 329
ander gelehnt. Sie tragen um die Hüften je ein Pantherfell
(Haare angegeben), dessen Kopf beiderseits die Scham be-
deckt. Beide sind gekoppelt durch ein Schweinefell (Haare
angegeben), dessen Kopf zwischen den beiden Nacken liegt,
und von dem je zwei Beine jedem von Beiden um den Hals
geknüpft sind. Die dem Beschauer zugekehrten Arme sind
rechtwinklig gebogen; die Hände halten einen nur r. er-
haltenen Gegenstand, eine leicht nach oben gekrümmte Staude
mit angegebenen Blättern. Die anderen Arme sind erhoben
und halten einen kraterförmigen Korb mit Trauben, der auf
den Nacken steht; 1. und r. erhebt sich aus den Trauben je
ein starker canellierter Stengel und in der Mitte hängt eine
distelartige Blüthe herab. Rechts ist ein Teil des Randes,
ein Stück Perlenschnur, erhalten.
Piranesi Della magnificenza ed architettura de' Romani
Taf. XIV ist ein Pfeiler mit der gleichen Darstellung als im
Palazzo Farnese befindlich abgebildet, und zwar ist hier nach
oben hin erheblich mehr erhalten: die distelartige Blüthe ist
die untere Spitze eines Thyrsus; die beiden canellierten
Stengel kreuzen sich in der Mitte und sind hier mit dem
Thyrsus durch eine Schleife verbunden; sie bilden nach
oben je eine weitere Schwingung; an ihnen hängen Trauben.
Gute decorative Erfindung; sorgfältige Ausführung, nach
der vielfachen Verwendung des Bohrers aus antoninischer Zeit.
Gerhard-Platner S. 41 Nr. 20.
21. Fragment eines bakchischen Sarkophags
(Taf. 35).
H. u. Br. 0,35 m. Nicht sehr feinkörniger gelblicher Marmor.
Ringsum abgebrochen.
Hochrelief: bekränzter, bärtiger Kentaur (Beine u. Hinter-
teil fehlen) mit Joch und Leibgurt nach r.; im 1. Arm eine
Lyra, in der R. das Plektron. Auf seinem Rücken kniet
mit dem r. Knie — 1. Bein vorgestellt — ein Erot mit dem
Beschauer zugewendetem, erhobenen Gesicht; in der L. die
Zügel, in der R. ein Stab. Dargestellt war der Wagen des
Dionysos, gezogen von Kentauren.
Spät und schlecht.
Gerhard-Platner S. 41 Nr. 21.
330 MUSEO CHIARAMONTI 22. 23.
22. Doppelconsole (Taf. 35).
H. 0,73 m., Br. 1,40 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Ergänzt aus Gyps Einiges an den Rändern der Voluten.
Eine horizontale Randleiste mit Ablauf wird von zwei
auch unten aufgerollten und hier verbundenen Voluten ge-
tragen, die ihrerseits von zwei langen, aus der Verbindungs-
stelle der Voluten nach unten spriefsenden Akanthusblättern
gestützt werden; zwischen den beiden Rändern jeder Volute
senkrechte kurze Canelluren. Auf der durch die beiden
Voluten und die horizontale Leiste gebildeten dreieckigen
Fläche drei aus der Verbindungsstelle der Voluten auf-
spriefsende Stengel: r. und 1. mit phantastischen Blumen und
Blättern, in der Mitte mit Eichblättern und drei Eicheln.
Vorzügliche Arbeit; aber kaum, wie man annehmen
müfste, aus augusteischer Zeit, sondern aus der Renaissance
stammend (wegen der Eicheln könnte man an die Zeit
Julius IL denken).
Pistolesi Taf XXXI 1; Gerhard-Platner S. 41 Nr. 22.
23. Fragment eines Meleager-Sarkophages.
(Taf. 35).
H. 0,64 m., Br. 0,55 m. Ziemlich feinkörniger gelblicher Marmor.
L. oben ein Stück des Randes erhalten; sonst ringsum abgebrochen.
War in zwei Stücke zerbrochen.
Schmale Randleiste oben 1. erhalten. Hochrelief: unten
fast ganz erhalten der nach 1. sitzende Eber, ein Hund zwischen
seinen Vorderbeinen, r. einer der Jäger von rückwärts sicht-
bar mit Chlamys; er setzte den Speer gegen die Seite des
Tieres an; eine andere Speerspitze über den Kopf des Ebers
horizontal nach r. gerichtet; darüber in kleineren Dimensionen
Atalante nach r. in Artemis -Kleidung, die Haare auf dem
Wirbel des Kopfes in einen Knauf gebunden; sie schofs ab-
wärts.
Gute Arbeit.
Gerhard-Platner S. 41 Nr. 23; Robert Die antiken Sarkophag-
reliefs III Nr. 259.
MUSEO CHIARAMONTI 24. 25. 33 1
24. Fragment eines Sarkophagdeckels (?) (Taf.3s).
H. 0,24 m., L. 1^96 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Sehr fragmentiert und viele Brüche. L. und r. unvollständig.
Oben und unten schmale Randleiste z. T. erhalten; da-
zwischen Flachrelief: in der Mitte eine Frauenbüste (Büstenform
der ersten Kaiserzeit) mit porträthaften Zügen; Halbmond
auf dem Scheitel. Zu beiden Seiten je ein auf die Büste
zusprengender Pegasus; dann je ein unbärtiger Kentaur, der
r. das Gesicht dem Beschauer zugekehrt und den rück-
wärtigen Arm vorgestreckt (beide Teile fehlen am 1.); im
andern Arm hält der r. eine Keule, der 1. einen Zweig; dann
je ein unbärtiger Merkentaur, eine lange Muscheltrompete
blasend, im vorderen Arm ein Steuerruder. Flüchtige Arbeit.
In den drei Figuren r. und 1. ist, jedesmal mit Benutzung
der Pferdegestalt, die sich am besten zur Füllung des zu
decorierenden Raumes eignete, je ein Bewohner der drei
grofsen Naturreiche, der Luft, der Erde und des Meeres, dar-
gestellt. Sie bewegen sich auf die Büste zu, in der die Ver-
storbene als Artemis, die grofse Natur- und Mondgöttin, er-
scheint Man vgl. die Art, wie an den Idolen der Aphrodite
von Aphfodisias die drei Reiche durch Büsten des Helios und
der Selene, die Gruppe der Chariten und ein Bild der Aphrodite
Pelagia auf dem Meerbock angedeutet sind (Fredrich Athen.
Mitteil. 1897 S. 368 fr.). Vgl. hierselbst Nr. 395.
25. Römischer männlicher Porträtkopf (Taf. 35).
H. 0,48 m. (ohne Fufs 0,37 id.). Ziemlich feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, grofses Stück im 1. Oberschädel, Büstenfufs mit Index-
täfelchen. Sehr bestofsen und verwaschen. Der untere Rand modern
glattgesägt. Auf der Stirn die Spur einer roten Nr. 19.
Kopf eines älteren Mannes mit kurzen, leichtgelockten
Haaren, die nach vorne gekämmt sind, und kurzem Vollbart;
schmale Lippen; schiefes Gesicht die 1. Hälfte stärker und
weiter abwärts gezogen, als die r.; ernster Ausdruck. Augen-
sterne und Pupillen scheinen eingegraben gewesen zu sein.
Halbe Wendung nach der r. Schulter. Sehr kleines Brust-
stück erhalten; war demnach wohl bestimmt, eingesetzt zu
werden. Zeit des Hadrian.
Gerhard-Platner S. 41 Nr. 25.
332 MUSEO CHIARAMONTI 26. 27. 28. 29.
26. Kopf des Septimius Severus (Taf. 35).
H. 0,50 m. (ohne Fufs 0,39 m.). Feinkörniger bläulicher Marmor.
Ergänzt halbe Nase, Unterlippe, r. Auge mit halber Braue u. grofsem
Teil der Wange, halbes 1. Ohr, Rand des r. Ohres, grofse Flicken in den
Stirnlocken u. dem Haar der r. Kopfseite, kleine Flicken im Bart, Büsten-
fufs mit Indextäfelchen.
Sehr geringwertiges Bildnis des Kaisers. Gradeaus ge-
richtet; Brauen, Augensterne und Pupillen angegeben. Be-
stimmt zum Einsetzen in eine Statue.
Gerhard-Platner S. 41 Nr. 26; Bernoulli Rom. Ikonographie
II 3 S. 23 Nr. 6.
27. Römischer männlicher Porträtkopf (Taf. 35).
H. 0,52 m. (d. Ant. 0,29 m.). Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, untere Hälfte des Halses, Bruststück, Fufs mit Index-
täfelchen. Sehr verscheuert Oberlippe u. 1. Auge. Auch sonst be-
stofsen. Stark Überarbeitet.
Jugendlicher, bartloser Kopf mit kurzen krausen (aufser
am Hinterkopf wie nach griechischem Vorbild gearbeiteten)
Haaren (viel Bohrarbeit), die lang in den Nacken herunter-
wachsen; geradeaus gerichtet. Zeit der Claudier. Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 41 Nr. 27.
28. Kopf einer Amazone (Taf. 35).
H. 0,50 m. (d. Antiken 0,33 m.). Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt halbe 1. Braue, halbe Nase, r. Hälfte der Oberlippe, Unter-
lippe, Kinn, zwei grofse Flicken in der r. Wange. Abgebrochen das
1. Ohrläppchen. Besonders verwaschen die 1. Seite.
Der Kopf gehörte zu der Statue einer verwundeten
Amazone von dem Typus Braccio nuovo Nr. 71. Auf dem
Schädel oben Rest der R* Ziemlich wertlos wegen der
flauen Arbeit und schlechten Erhaltung. Der Ausdruck des
Schmerzes verhältnismäfsig stark.
Gerhard-Platner S. 41 Nr. 28; Michaelis Jahrbuch d. arch.
Institutes 1886 S. 16 L; Heibig Nr. 66.
29. Kopf eines Satyrs (Taf. 35).
H. 0,55 m. (d. Antiken 0,28 m.). Feinkörniger bläulicher Marmor.
Ergänzt Nase, Kinn, untere Hälfte des Halses mit Bruststück und
Fufs. Abgestofsen die Spitzen der Ohren und vieler Locken. Stark
verwaschen.
MUSEO CHIARAMONTI 30. 31. 32. 333
Sehr schlechte Copie vom Kopf des ausruhenden Satyrs
(Braccio nuovo Nr. 120).
Gerhard-Platner S. 41 Nr. 29; Klein Praxiteles S. 205 Nr. 8.
30. Kopf des Antoninus Pius (Taf. 35).
H. 0,53 m. (d. Antiken 0,14 m.). Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt alles von dicht unter den Augen abwärts, die Haare an der
1. Seite. Einige antike Locken abgebrochen.
Die Arbeit des Antiken sorgfältig und gut erhalten.
Augensterne und Pupillen eingegraben.
Gerhard-Platner S. 41 Nr. 30; Bernoulli Rom. Ikonographie
II 2 S. 142 Nr. 11.
31. Römischer männlicher Porträtkopf (Taf. 35).
H. 0,47 m. (d. Antiken 0,23 m.). Feinkörniger bläulicher Marmor.
Ergänzt Nase, r. Auge, 1. Pupille, kleine Flicken in den Lippen,
Ränder der Ohren z. T., Hals und Fufs.
Jugendlicher männlicher Kopf mit ganz kurz geschorenem
Haar, niedriger Stirn, vollem Untergesicht, kleinem Schnurr-
bart, kurz gelockter Fischerkrause leicht nach der r. Schulter
gewendet. Brauen durch Striche angegeben; Augensterne
und Pupillen eingegraben; in den inneren Augenwinkeln
Bohrlöcher; Fleischpartien leicht geglättet. Sehr schlechte
Arbeit. Zeit des Gallienus, mit dem der Kopf Ähnlichkeit hat.
Gerhard- Platner S. 41 Nr. 31.
32. Römische männliche Porträtbüste. (Taf. 35).
H. 0,735 m* Marmor des Kopfes ziemlich feinkörnig u. grau, der Büste
feinkörnig u. weifs mit bräunlichen Stellen.
Ergänzt Nase mit r. Hälfte der Oberlippe, unterer Teil des Halses,
Knopf u. viele Flicken im Gewand, Ende des r. Armstumpfes, Büstenfufs
mit Indextäfelchen.
Jugendlicher männlicher Kopf mit dichtem krausen Haar,
kurzem Vollbart, trübem Ausdruck — Brauen plastisch;
Augensterne und Pupillen eingegraben — auf einer mit
Tunica und Paludamentum bekleideten antoninischen Oberarm-
büste. Beide Teile gehören nicht zu einander, weil von ver-
schiedenem Marmor. Beide von geringer Arbeit. Der Kopf
erinnert an die Porträts des jugendlichen Marc Aurel.
Gerhard-Platner S. 41 Nr. 33.
334 MÜSEO CHIARAMONTI 33. 34. 35.
33. Römische weibliche Porträtbüste. (Taf. 35).
H. 0.675 m« (d* Kopfes 0,3s m.). Grofskrystalli nischer bläulicher Marmor.
Ergänzt Nase, Ränder beider Ohren, oberste Lockentour, Büste mit
Fufs. Stark überarbeitet.
Auf moderner nackter Büste der Kopf einer Frau in
den mittleren Jahren mit leidendem Ausdruck ganz leicht
nach der r. Schulter gewendet. Die Frisur aus der Zeit des
Titus; vorne werden Stirn und Schläfen zunächst von einem
schmalen Streifen von aufgerollten und glatt angeprefsten
Haaren umrahmt; darüber eine doppelte Reihe diademartig
aufgetürmter Haarröllchen mit der Öffnung nach vorn ge-
richtet; darüber eine einfache, in der Mitte durch einen Ab-
stand von der unteren getrennten Reihe. Hinten ein grofses,
turbanartiges Nest. Schlechte, schwammige Arbeit.
34. Decoration für einen Springbrunnen (Taf. 35).
H. 0,67 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt ein Stück an dem vorspringenden Ast vorn oben (der
Ast war abgebrochen), der ganze Leib des Tieres mit Kopf u. Vorder-
beinen- bis auf die 1. Vorderpfote, Vorderecke. Viele Verletzungen.
Dargestellt ist ein hohler, von einer Rebe umwundener
Baumstumpf, vor dessen Höhlung ein kleiner weiblicher
Panther sitzt. Oben eine runde Ansatzfläche; in ihrer Mitte
eine Vertiefung, in der eine Leitung mit Bleiröhre mündet.
Wahrscheinlich war hier noch ein Becken befestigt, in dessen
Mitte der Strahl aufstieg; die Oberfläche des Stammes selbst
ist augenscheinlich nie vom Wasser getroffen worden.
Sorgfaltige zierliche Arbeit. Gefunden in Ostia.
Gerhard-Platner S. 68 Nr. 458; C. L. Visconti Descrizione dei
Musei Vaticani (1870) M. Chiar. 34.
35. Büste des Titus (Taf. 35).
H. 0,705 m. (des Kopfes 0,35 m.). Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt unterer Teil der Nase, Rand des r. Ohres, Büste mit Fufs.
Leichte Wendung nach der r. Schulter. Brauen durch
Striche angegeben (1. verscheuert); Bohrlöcher in den Haaren
um die Stirn. Ungewöhnlich ernster strenger Ausdruck.
MÜSEO CHIARAMONTI 36. 37. 335
Mittelgut. Die moderne Büste nackt Bernoulli nennt den
Kopf wohl mit Unrecht nur dem Titus ähnlich.
Gerhard-Platner S. 41 Nr. 35; Bernoulli Rom. Ikonographie II 2
S. 32 Nr. 3.
36. Römische männliche Porträtbüste (Taf. 36).
H. 0,71 m. (des Kopfes 0,28 m.). Kleinkrystallinischer weifslicher Marmor
mit grauen Flecken.
Ergänzt Nasenspitze, Teile der Ränder beider Ohren u. der Locken,
Hals mit Büste und Fufs.
Auf der modernen Panzerbüste mit Paludamentum der
jugendliche männliche Kopf mit starker Wendung nach der
r. Schulter; volles krauses Haar; kurzgelockter Vollbart;
breiter Mund mit vollen Lippen. Sehr starke Verwendung
des Bohrers in den Haaren; die Fleischpartieen leicht ge-
glättet. Sorgfaltige Ausführung. Zeit des Hadian.
Gerhard-Platner S. 41 Nr. 36.
Unter Nr. 32—36:
Fünf Stücke eines Gesimses (Taf. 35).
L. des Ganzen 4,05 m. Feinkörniger bläulich-fleckiger Marmor.
Sehr stark zerstört.
R. und 1. je eine Ecke erhalten. Von unten an: lesbisches
Kyma, Zahnschnitt, Eierstab, Geison und Sima mit länglichen
Blättern; an den Ecken des Sima je ein Akanthusblatt. Von
demselben Gesims andere Teile in Abteilung XIII, XIX und
XXIX.
37. Fragment eines ornamentierten Pfeilers
(Taf. 35).
H. 0,44 m., Br. 0,22 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Rechts ist der Rand mit Ablauf z. T. erhalten; sonst
ringsum unvollständig. Hochrelief: links der Stengel, der in
der Mitte dieser Seite des Pilasters aufstieg, mit länglichen
Blättern, auf deren einem ein Vogel nach r. sitzt (Vorderseite
des Kopfes bestofsen). Um den Stengel rankt Epheu mit
Früchten (Bohrlöcher). Unten rechts ein grofses Loch mit
Metallfüllung. Geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 41 Nr. 37.
336 MÜSEO CHIARAMONTI 38. 39. 40.
38. Fragment eines ornamentierten Pfeilers
(Taf. 35).
H. 0,485 m., Br. o, 17 m. Feinkörniger bläulicher Marmor mit dunklen Adern.
Links der Rand mit Ablauf teilweise erhalten; sonst rings-
um unvollständig. Hochrelief: aufsteigendes naturalistisches
Epheugewinde mit zwei Blüthen; unten ein Vogel. Die
Windungen r. fast abgeschlossen, also fehlt wenig. Sehr
verwaschen. Geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 41 Nr. 38.
39. Relief-Fragment (Fig. 35).
H. 0,24 m., Br. 0,32 m. Pavonazzetto.
Unten und r. Randleiste und Ablauf mit kleinen Akanthus-
blättern erhalten; sonst unvollständig. Hochrelief: r. auf einem
Unterbau mit drei Stufen r. und 1. das Unterteil je einer Säule
mit gewundenen Canelluren; dazwischen in der Mitte der Unter-
körper einer Venus, die mit der L. das um die Beine geschlagene
Gewand fafst; r. das Vorderteil eines abwärts schiefsenden Del-
phins; 1. eine kleine unbärtige, ithyphallische Herme (geht bei
den Hüften in den Schaft über; Arme bis zum Ellenbogen aus-
geführt; Glied und Stück der 1. Hüfte jetzt abgebrochen;
Spuren vorhanden); von Gerhard wird sie ohne Grund Eros ge-
nannt. Links von dieser Aedicula ein candelaberartiger Altar,
oder eigentlich zwei aufeinander gesetzte Altäre von einer Form,
wie sie sich auf Wandmalereien der Kaiserzeit (Barnabei La
villa Pompeiana di P. Fannio Sinistore S. 78 Fig. 19) und sonst
findet; ihre Herkunft ist vielleicht in Alexandrien zu suchen
(vgl. Schreiber Alexandr. Toreutik, Abh. d. sächs. Ges. d.
Wiss. 1894 S. 444). Weiter 1. noch ein streifenförmiger Rest
(von Gewand?). Flüchtige Arbeit später Zeit.
Gerhard-Platner S. 41 f. Nr. 39; Gerhard Gesammelte akadem.
Abhandl. I S. 88 Anm. 88 T. LV 1.
40. Fragment eines ornamentierten Pfeilers
(Taf. 35).
H. 0,435 m-> Br* 0,175 m. Feinkörniger bläulicher Marmor mit dunklen Adern.
R. und 1. Teile des Randes erhalten; oben und unten
unvollständig. Flachrelief: ein senkrecht in der Mitte auf-
MUSEO CHIARAMONTI 4° A. B. C. Ca. 337
steigender Stengel mit verschiedenen stilisierten Kelchen
und Blumenranken. Stark zerstört. Zierliche Erfindung;
mäfsige Arbeit guter Zeit.
Gerbard-Platner S. 41 Nr. 40.
40 A. Grabara einer Fabia Felicia Jullitta(Taf. 35).
Im Aetom ein Kranz mit Bändern in Flachrelief.
CIL VI 17594.
40B. Fragment eines ornamentierten Pfeilers
(Taf. 35).
H. 0,86 m., Br. 0,19 m. Feinkörniger bläulicher Marmor mit dunklen
Adern.
Unten, 1. und r. ist der Rand mit Ablauf erhalten. In
der Mitte in Flachrelief senkrecht aus einem Akanthuskelch
aufsteigend ein Stengel mit verschiedenen Blättern, zierlich
gewundenen Ranken und Blüthen; willkürlich componiert,
aber im Einzelnen naturalistisch gebildet.
Flaue Arbeit guter Zeit.
40C. Fragment einer Säule (Taf. 35).
H. 0,67 m. Durchm. ca. 0,20 m. Feinkörniger weifser Marmor mit bläu-
lichen Adern.
Sehr verscheuert und bestofsen.
Zweiunddreifsig senkrechte Canelluren; unten hat sich
z. T. ein Blattkelch erhalten , aus dem Epheuranken auf-
steigen, die die Säule umziehen.
Einfache Arbeit.
Darüber:
4oCa. Korinthisches Capital (Taf. 35).
H. 0,25 m., Br. 265 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Viele Ecken und Ränder bestofsen.
An den vier Seiten je eine lyra-artige Figur; an Stelle
der Saiten eine Blüthe. Zierliche Arbeit.
Vatican. Katalog I. 22
338 MUSEO CHIARAMONTI 40D. E. 41. 42.
40D. Fragment eines ornamentierten Pfeilers
(Taf. 35).
H. 0,88 m., Br. 0,19 m. Feinkörniger bläulicher Marmor mit dunklen
Adern.
Unten, r. und 1. Rand mit Ablauf erhalten. In der Mitte
in Flachrelief senkrecht aufsteigend ein schilfartiges Gewächs.
Unbedeutend.
40E. Grabara eines M. Vettius Germanus und
seiner Frau Vettia Thais (Taf. 35).
Im Aetom ein Kranz mit Bändern in Flachrelief.
CIL VI 28675.
41. Fragment einer cassettierten Decke (Taf. 36).
H. 0,60 m., Br. 0,66 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ringsherum abgebrochen.
Quadratische Cassetten eingefafst von einer Perlenschnur;
nach innen Ablauf mit kleinen Akanthusblättern, abermals
Perlenschnur und in der Mitte auf dem mit überhängenden
Blättern verzierten Grund der Cassetten eine vierblättrige
Blüthe. Im oberen Teil ein glatter Streifen, der zwei Teile
der Decke getrennt hat. Mit tiefen Bohrungen gearbeitet
Aus später Zeit.
Gerhard-Platner S. 42 Nr. 41.
42. Fragment einer ornamentierten Decke
(Taf. 36).
H. 0,87 m., Br. 0,62 m. Grofskrystallinischer bläulicher Marmor.
Ringsum abgebrochen.
Die Decke war durch ein System von Relief-Stäben in
verschiedene Figuren geteilt; sichtbar ein Dreieck, Teil eines
Sechsecks und eines Kreises. An den Stäben ein Ablauf
mit kleinen glattrandigen Blättern. In den Kreis eingeschlossen
ein Medaillon; darin ein jugendlich männlicher Kopf mit
vollen Locken (der Schädel fehlt), im Profil nach 1. Das Profil
umzogen von einer vertieften Linie; die Iris erhaben ge-
arbeitet. Der Kopf ist in der »Beschreibung der Stadt Rom«
MUSEO CHIARAMÖNTI 43. 44. 45. 339
(s. unten) falschlich auf Alexander gedeutet. Über derartige
Verwendung von Reliefköpfen in Deckendecorationen vgl.
Brunn Athen. Mitt. 1883 S. 96 T. VII, Heberdey ebenda
1890 S. 205 f. Fig. 2 T. IV 2, Conze Archäol. Untersuchungen
auf Samothrake S. 28 u. 68 Anm. T. LI, Furtwängler
Collection Somz£e S. 49 Nr. 68 und Richardson American
Journal of archeol. 1902 S. 16 Anm. 2 PL V. Späte schlechte
Arbeit.
Gerhard-Platner S. 42 Nr. 42.
43. Fragment einer cassettierten Decke (Taf. 36).
H. 0,62 id., Br. 0,60 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Ein Stück glatten Randstreifens oben, unten und r. er-
halten. Quadratische Cassetten; jede einzelne von einer
Perlenschnur umzogen; dann rohes lesbisches Kyma, glatter
Streifen und im vertieften Centrum eine Rosette. Spät und
schlecht.
Gerhard-Platner S. 42 Nr. 43.
44. Fragment eines Sarkophags mit Darstellung
einer Eber-Jagd (Taf. 36).
H. 0,42 m., Br. 0,50 m. Feinkörniger blaulicher Marmor.
Sehr zerstört.
Oben Rand erhalten. Hochrelief: Vorderteil des Ebers
nach 1.; Hinterteil verdeckt durch einen Baum (Ansätze der
Krone abgearbeitet). L. Rest eines unbärtigen Mannes mit
kurzem gegürteten Chiton und Schwertgurt nach r. den Eber
in die r. Seite mit dem Speer stofsend. R. unten Oberkörper
eines nackten Mannes mit Schwertgurt, der augenscheinlich
vom Eber verwundet am Boden liegt.
Schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 42 Nr. 44.
45. Fragment von der Vorderseite eines
Sarkophagdeckels (Taf. 36).
L. 1,79 mM H. 0,22 ra. Grofskrystallinischer bläulicher Marmor.
L. oben ein Stückchen des Randes ergänzt; Kleinigkeiten und beide
Masken 1. und r. abgebrochen; viele Brüche.
22*
340 MUSEO CHIABAMONTI 46. 47.
Mittleres Relief von glatter Randleiste umgeben: über
Wellen i. d. M. ein aufrecht stehender Dreizack; 1. davon ein
Erot auf einem Meergreifen nach r., die Zügel haltend; ihm
nach ein andrer auf einem Meerstier, in der rückwärts aus-
gestreckten R. eine kleine Guirlande; auf der andern Seite
nach 1. ein Erot auf einem Löwengreifen mit Fischhinterteil,
in der Linken die Peitsche schwingend; ihm nach ein vierter
auf einem Meergreifen, mit der R. die Peitsche vorstreckend,
am 1. Unterarm ein Körbchen tragend. Von den Eckmasken
hat sich r. unten eine Locke erhalten.
Geringe Arbeit.
46. Fragment eines bakchischen Sarkophages
(Taf. 36).
H. u. Br. 0,51 m. Feinkörniger bläulicher Marmor mit dunklen Adern.
Oben Rand erhalten. Hochrelief: Dionysos, bekränzt,
mit Himation um Unterkörper und 1. Schulter, Thyrsos in
der L., die R. an den Hinterkopf gelegt, lagert nach 1. (die
Füfse fehlen), den Oberkörper nach r. wendend; r. von ihm
der Pferdeleib und die 1. Hälfte des menschlichen Leibes
eines nach r. gewendeten Kentauren erhalten; er fafst mit
dem r. Arm ein Fell, in dessen Bausch Früchte liegen (er-
kennbar ein Pinienapfel). Von einem zweiten nach 1. ge-
wendeten Kentauren 1. unten der Schweif sichtbar.
Spät und schlecht.
Gerhard-Platner S. 42 Nr. 46.
47. Doppelherme des Faunus (?) und jugend-
lichen Mars (Taf. 36).
H. 0,20 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt an dem Bärtigen: beide Hörner fast ganz, halbe Nase u.
Oberlippe, Enden der Bartlocken; an dem Unbärtigen: Haarenden über der
Stirn r., Vorderteil der Nase, r. Ecke der Herme. An den Nebenseiten
unten i. d. M. je eine kurze gerundete Bahn eingearbeitet.
Der bärtige Kopf hat krause Haare, Tierohren, Stier-
hörner; auf die Brust fallen Tänienenden. Der Unbärtige
hat Tierohren, eine Helmkappe, aus der oben Ziegenhörner
hervorragen, und deren Stirnschild in die sich aufsträubenden
MÜSBO CHIARAMONTI 48. 49. 341
Haare übergeht, und Panzer. In anderen Darstellungen der
gleichen Doppelherme hat der Unbärtige menschliche Ohren
und ist demnach als Mars gedeutet worden (Schöne Museo
Bocchi Taf. XVII 2; Benndorf Bullettino d. I. 1867 S. 66);
offenbar hat bei diesem rohen Exemplar der Verfertiger
selber nicht mehr gewufst, was er darstellte und so dem
Gotte entsprechend seinem Gegenstück Tieroren gegeben.
Der Bärtige ist zweifelnd Faunus genannt geworden, der
dem Mars als bedeutende italische Gottheit wohl entsprechen
würde; aber er kommt in sicher benennbaren Darstellungen
nicht mit Hörnern vor (vgl. indes Arndt-Amelung Einzel-
Aufnahmen, Text zu Nr. 41 5f.); sonst ist dieser Typus für
Flufsgötter gebräuchlich.
Rohe Arbeit.
Nibby T. VIII; Gerhard-Platn er S. 42 Nr. 47; Gerhard Antike
Bildwerke T. CCCXVI1I; ders. Prodromus S. 408.
48. Römischer weiblicher Portätkopf (Taf. 36).
H. d. Ganzen 0,45 m., des Kopfes 0,24 m. Grobkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Oberlippe, 1. Seite der Unterlippe, beide Ohren, Hals
mit Bruststück und Fufs. Sehr verwaschen.
Kopf einer ältlichen Frau mit einer Frisur aus hadriani-
nischer Zeit; zunächst sind Stirn und Schläfen begrenzt von
einer dünnen Flechte, die sich über den Ohren verliert;
dann folgt welliges, in der Mitte gescheiteltes Haar und
dann ein turbanartiges Nest von vier Flechten.
Leichte Wendung nach der 1. Schulter. Augensterne
und Pupillen angegeben. War, soweit noch zu erkennen,
eine gute, lebendige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 42 Nr. 48.
49. Römischer männlicher Porträtkopf (Taf. 36).
H. d. Ganzen 0,51 m., d. Antiken 0,345 m. Ziemlich grofskrystallinischer
weifslicher Marmor.
Ergänzt Nase, Stückchen an der Oberlippe, Flicken in der r. Wange,
beide Ohren, Flicken hinter dem r. Ohr, Vorderteil des Bruststücks mit
Fufs. Kleine Verletzungen, z. T. verschmiert. Sprung über r. Schläfe
und Auge« Ziemlich verwaschen und geputzt.
342 MUSEO CHIARAMONTI 50. 51.
Kopf eines Mannes in mittleren Jahren mit rundem
Schädel, vollen Formen, tiefliegenden kleinen Augen und
kurzen schlichten Haaren; halbe Wendung nach der 1. Schulter.
War bestimmt, in eine Statue eingesetzt zu werden. Lebendige
Arbeit aus der Zeit der Flavier.
G erhard-Platner S. 42 Nr. 49.
50. Weiblicher Idealkopf (Taf. 36.)
H. d. Ganzen 0,42 m., d. Kopfes 0,31 m. Kleinkrystallinischer weifser Marmor.
Ergänzt Nase, die untere Vorderhälfte des Halses, Fufs. War von
oben bis unten in Vorder- und Hinterbälfte gespalten. Ober- und Hinter-
kopf, die besonders gearbeitet waren (hinten Loch mit Bleivergufs), fehlen.
Sehr bestofsen und im Untergesicht stark geputzt.
Geringe Copie des früher Sappho, jetzt von Furtwängler
a. unten a. O. mit Wahrscheinlichkeit Aphrodite genannten
Typus; bedeutend nur, da sie augenscheinlich von einer
Statue stammt, in deren Halsausschnitt sie eingesetzt war,
und den Kopf mit leichter Wendung nach der 1. Schulter
giebt.
Gerhard -Platner S. 42 Nr. 50; Furtwängler Meisterwerke S. 98
Anm. 2 f.
51. Römischer männlicher Porträtkopf (Taf. 36).
H. des Ganzen 0,545 m., ohne Fufs 0,38 m. Ziemlich feinkörniger
bläulicher Marmor.
Ergänzt aus Marmor: Nasenspitze, Fufs (aus afrikanischen Marmor);
aus Gyps: grofses Stück im Hinterkopf und der r. Schädelseite mit r. Ohr,
kleines Stück am Rande des Bruststücks vorne (ein andres Stück 1. fehlt
jetzt; Loch zur Befestigung der Ergänzung vorhanden). Bruch durch den
Hals oben; Sprünge in Stirn und 1. Wange.
Jugendlich männlicher Kopf mit mageren Formen, niederer
Stirn, starkem Untergesicht, kurzem, nach vorn gekämmten
Haar und langem dünnen Halse stark nach der r. Schulter und
etwas empor gewendet. Nach der Haartracht und dem Stil
aus der Zeit der Claudier.
War zum Einsetzen in eine Statue bestimmt.
Gute Durchschnittsarbeit, matt im Ausdruck.
Gerhard-Platner S. 42 Nr. 51; Bernoulli Rom. Ikonographie.
MÜSEO CHIAEAMONTI 52. 53. 54. 343
52. Kopf eines Satyrs (Taf. 36).
H. des Ganzen 0,45 m., des Kopfes 0,20 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Hals mit Bruststück und Fufs. Abgebrochen die
Epheutraube an der 1. Kopfseite. Die Vorderseite ist so stark geputzt,
dafs der Kopf fast einen modernen Eindruck macht.
Hellenistischer derber Typus; epheubekränzt; leichte
Wendung nach der 1. Schulter; grinsender Ausdruck. Un-
bedeutend.
Gerhard-Platner S. 42 Nr. 52.
53. Kinderköpfchen (Taf. 36).
H. des Ganzen 0,28 m., des Kopfes 0,15 m. Feinkörniger weifser Marmor.
In den Haaren rötlicher Schimmer, der wohl von ehemaliger
Bemal ung herrührt.
Ergänzt Nasenspitze, Hals mit Büste und Fufs. Sehr bestofsen.
Kinderköpfchen ohne individuelle Züge mit lockigen
Haaren und einem Kranz, von dem man nur an der r. Kopf-
seite eine Blüte und Knospe erkennt (also jedenfalls kein
Pappellaub, wie in der »Beschreib, d. St. Rom« vermutet
wird). Mit freundlichem Ausdruck gradeaus gerichtet. Ge-
hörte jedenfalls zu einer Statuette. Moderne Büste nackt;
auf dem Indextäf eichen OST-EFFOS-, also in Ostia gefunden.
Unbedeutende Arbeit.
Gerhard-Platner S. 42 Nr. 53.
54# Römische männliche Porträtbüste (Taf. 36).
H. des Ganzen 0,65 m., ohne Fufs 0,53 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt halbe Nase, Teile der Ränder beider Ohren, äufserste Ecke
der r. Schulter, Büstenfufs. Sprung in der r. Schulter. Die 1. Kopfhälfte
sehr verwaschen.
Auf nackter flavischer Schulterbüste mit halber Wendung
nach der r. Schulter ein jugendlicher männlicher Kopf mit
mäfsig langem Lockenhaar und kurzem Wangenbart; ernster
Ausdruck und edle Züge, die ebenso wie die Scheitelung
des Haares über der Stirn an polykletische Typen erinnern.
Harte sorgfältige Arbeit. Die Lider waren umrändert (noch
sichtbar am r. Unterlid) und der Wangenbart ist gebildet
wie bei Copieen nach Bronze.
Gerhard-Platner S. 42 Nr. 54.
344 MUSEO CHIARAMONTI 55.
55. Statuette der Hebe (Taf. 36).
H. (ohne Basis) 0,69 m. Ziemlich feinkörniger gelblicher Marmor (an einigen
Stellen schieferig brechend, also wohl pentelisch). Rötliche Flecken auf der
1. Hüfte und darunter rühren kaum von ehemaliger Bemalung her.
Es fehlen Kopf mit Hals und Bruststück, r. Arm, 1. Hand mit Teil
des Unterarms; diese Teile waren besonders gearbeitet, eingesetzt und ver-
dübelt (Eisenpflöcke z. T. erhalten); ferner fehlen r. Fufs und Teile der Ge-
wandung unten. Basis modern. Ziemlich bestofsen.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs mit erhobener
Ferse zurückgesetzt; Sandalen; Peplos, mit Apoptygma bis
etwas über die Hüften, an der r. Körperseite offen. Der 1.
Oberarm liegt am Körper senkrecht an; der Unterarm ist
horizontal vorgestreckt; der r. Arm war stark erhoben. So
ergiebt sich eine Haltung, die mit der des »einschenkenden
Satyrs« übereinstimmt. Dies, die mädchenhaften Formen,
die Kleidung und die Tatsache, dass eine in Stellung und
Gewandung mit der Statuette ganz übereinstimmende Figur
(der r. Arm gesenkt) auf einem Friesfragment im Museum
des Louvre zwischen Zeus und einer matronalen Göttin, also
doch wohl Hera, wiederkehrt (Clarac 200, 25; Kekule a.
unten a. O. Taf. III 2), sichert die Deutung als Hebe. Wegen
der Übereinstimmung mit dem praxitelischen Satyr und, weil
der Stil der Statuette dem der ersten Hälfte des 4. Jahrh. v.
Chr. entspricht — auch der pariser Fries spricht für die Be-
rühmtheit des Typus — , ist die Möglichkeit zu erwägen, ob
die Figur nicht in verkleinertem Maasfstab eine Statue der
Hebe wiedergiebt, die Praxiteles in einer Gruppe mit Hera
und Athena für Mantinea arbeitete (Pausanias VIII 9, 3).
Dem Verfasser ist im römischen Kunsthandel eine Doppel-
herme des Herakles und eines weiblichen Wesens, also jeden-
falls der Hebe, etwa in den gleichen Verhältnissen, wie die
Statuette, bekannt geworden; beide Köpfe waren im Stil
des 4. Jahrh. gearbeitet (eine Photographie befindet sich beim
Verfasser). Da kein anderer Hebe-Typus bekannt ist und
beide Darstellungen auf die gleiche Zeit zurückweisen, so
ist mit der Möglichkeit zu rechnen, dafs der Kopf der Herme
eben von dem Kopf der statuarischen Darstellung copiert sei.
Eine sehr ähnliche Statuette ist im Piräus gefunden worden
(Photographien des athenischen Instituts Nr. 26 — 28); der
MÜSBO CHIABAMONTI 56. 57. 345
einfachere Stand und die schwereren Falten, sowie die
breiteren Formen des Körpers verraten eine Arbeit vom Ende
des 5. Jahrhunderts; das r. Bein tritt auch hier zu Tage und
der 1. Arm war gehalten wie an der vaticanischen Statuette;
aber der r. Arm war gesenkt und raffte den hinteren Teil des
Peplos auf, sodafs sich Motive ergeben, wie bei der zweiten
Tochter des Asklepios auf einem schönen athenischen Votiv-
relief, das Löwy in den Beginn des 4. Jahrhunderts datiert
hat (bei Arndt- Amelung Einzelaufnahmen Nr. 1221; Thrämer
bei Röscher Mytholog. Lexicon I Sp. 639 f. mit Abb.); die
Arbeit ist handwerksmäfsig und die Deutung natürlich nicht
sicher, da das Motiv des Einschenkens fehlt; man vergleiche
übrigens die verschiedenen Fassungen des sog. Nemesis-
Typus, Galleria de' candelabri Nr. 224.
Kekule Hebe S. 51, Taf. III 1; Amelung Basis des Praxiteles in
Mantinea S. 18 Anm. 1; S. Reinach Repertoire de la statuaire II S. 677
Nr. 5; Heibig Nr. 65.
56. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. 36).
H. des Ganzen 0,71 m., ohne Fufs 0,58 m. Marmor der Maske grofskörnig
und bläulieb, der Büste kleinkörnig und bläulich.
Ergänzt Nase, der ganze Schädel mit den Haaren, den Ohren und
dem Hinterteil des Halses, Unterteil des Halses, 1. Schulter, Flicken im Ge-
wand, Büstenfufs mit Indextäfelchen. Sprünge in der Büste unten.
Auf einer antoninischen, mit Unter- und Obergewand
dicht verhüllten Büste ein nicht zugehöriger (Marmor ver-
schieden), jetzt ganz leicht nach der 1., ehedem nach der
r. Schulter gewendeter Kopf (s. die Halsmuskeln) einer jungen
Frau mit schmalem Gesicht, schmalen Lippen und traurigem
biöden Ausdruck; Brauen plastisch; Augensterne und Pupillen
eingegraben. Die moderne Haartour entspricht der Mode
aus der Zeit der jüngeren Faustina.
Beide Teile von schlechter Artoeit.
Gerhard-Platner S. 42 Nr. 56.
57. Römische männliche Porträtbüste. (Taf. 36).
H. des Ganzen 0,66 m., des Kopfes 0,34 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, Ränder beider Ohren, Büste mit Fufs.
Auf der modernen nackten Büste mit halber Wendung
nach der r. Schulter der Kopf eines Mannes in mittleren
346 MUSEO CHIABAMONTI 58. 59.
Jahren: runder Kopf, schwammiges Gesicht; kurzes, gelocktes
Haar; kurzgeschnittene »Schifferkrause«; volle Lippen;
lächelnder Ausdruck; kleine Augen mit grofsem Oberlid.
Brauen, Augensterne und Pupillen angegeben. Gewöhnliche
Arbeit spät-antoninischer Zeit.
An Stelle dieser Büste stand zur Zeit der Abfassung
der »Beschreibung d. St. Rom« ein Juppiter-Kopf (Visconti-
Guattani Taf. VI).
58. Römische männliche Porträtbüste. (Taf. 36).
H. des Ganzen 0,69 m., ohne Fufs 0,58 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase mit Oberlippe, Mitte der Unterlippe mit Kinn, Stück
des Nackens, r. Brust mit Achsel, Büstenfufs mit Indextäfelchen. Beide
Ohren zum gröfsten Teil abgebrochen; auch sonst sehr bestofsen.
Auf einer mit Paludamentum bekleideten antoninischen
Oberarmbüste sitzt der Kopf eines jungen Mannes mit vollem
Lockenhaar, Bartansatz an den Wangen, schmalem Gesicht
und blödem Ausdruck mit leichter Wendung nach der
r. Schulter; die Fleischteile leicht geglättet. Der Kopf sitzt
mit Schnitt auf, gehört also nicht zur Büste; er ist eine un-
bedeutende Arbeit hadrianischer Zeit.
Gerhard-Platner S. 42 Nr. 58.
59. Fragment der Statuette eines Silens (Taf. 36).
H. 0,40 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf mit Hals, r. Arm (war besonders gearbeitet), 1. Arm,
1. Bein, r. Knie mit grofsen Teil des Beines, Teile der Zehen des r. Fufsesr
fast ganz der felsige Boden. Die Bruchstellen des 1. Arms und Beins sind
modern als Ansatzflächen hergerichtet.
Der Silen kniet mit dem r. Bein auf Felsboden; der 1.
Oberschenkel ging schräg nach oben; der Oberkörper, mit
fetten Formen, aufgerichtet; beide Arme waren eitlich er-
hoben, der r. höher als der 1.; Achselhaare und kurze Be-
haarung der Brust plastisch ausgeführt; die Beine eines Fells,
dessen eines Bein auf dem r. Oberschenkel liegt (danach
Rehfell), vor der Brust verknotet; auf dem Knoten Locken
des Bartes, nach denen der Kopf zur r. Schulter gewendet war.
Decorative Arbeit.
Gerhard-Platner S. 42 Nr. 59.
MÜSEO CHIARAMONTI 60. 6oA. B. C. D. 347
60. Römische männliche Porträtbüste (Taf. 36).
H. des Ganzen 0,63 in., des Antiken 0,32 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Ergänzt Nase, Ohren zur Hälfte, Flicken in der 1. Wange, Büste
mit Fufs bis auf die r. Schulter, an der ein kleines Stück abge.
brochen war.
Auf der modernen nackten Büste — nach der erhaltenen
r. Schulter ist auf eine flavische Schulterbüste zu schliefsen
— der Kopf eines bartlosen Mannes in mittleren Jahren mit
halber Wendung nach der 1. Schulter: runder Schädel, kurzes
Kinn, die schmalen Lippen zusammengekniffen, tiefliegende
Augen, düsterer, leidender Ausdruck, mäfsig lange, wenig
gelockte Haare nach vorn gekämmt.
Lebendige, aber nicht hervorragende Arbeit. Auf keinen
Fall Agrippa, was noch Bernoulli a. unten a. O. für möglich
hält.
Gerhard-Platner S. 42 Nr. 60; Bernoulli Rom. Ikonographie I
S. 262.
60A. Cinerar-Ara eines Ti. Claudius Phoebus
(Taf. 36.)
CIL VI 15205.
60B. Tischbein (Taf. 36).
H. 0,46 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Gebildet aus dem Oberkörper, einer Pranke und Flügeln
eines Löwengreifen.
Gerhard-Platner S. 43, B.
60C. Grabara eines Ti. Claudius Titianus (Taf. 36).
CIL VI 15297.
60D. Tischbein (Taf. 36).
H. 0,74 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Gebildet aus dem aus einem Blattkelch aufsteigenden
Kopf und der Pranke eines Löwen.
Gerhard-Platner S. 43, B.
34** MÜSEO CHIARAMONTI ÖOE. F.
6oE. Grabrelief eines L. Vibius und seiner
Familie (Taf. 36).
H. 0,75 m.f 8r. 0,945 m» T. °«22 m- Feinkörniger bläulicher Marmor.
Abgebrochen die Nasenspitze an Mann und Frau. Im 1. Auge der
Frau ein Loch (Verletzung).
In rechteckiger, von glatten Rändern umgebener — auf
dem unteren Rand die Inschrift — und starker Vertiefung
Hochrelief: 1. der Oberkörper des L. Vibius, von vorn sichtbar,
in Tunica und Toga, aus der unten die R. hervorkommt; kahler
Schädel; mumienhaftes Gesicht mit verschobener Oberlippe
und cretinhaftem Ausdruck; das Porträt ist augenscheinlich
nach der Totenmaske gearbeitet, was wir auch sonst be-
obachten können (vgl. hierselbst Nr. 602). R. der Oberkörper
der Frau des Vibius im » Pud icitia «-Motiv (1. Hand erhoben)
von vorn sichtbar; Ring am Goldfinger der 1. Hand; Frisur der
augusteischen Zeit, breites knochiges Gesicht mit stupidem,
ordinären Ausdruck. Zwischen beiden oben von vorn sicht-
bar die Büste eines Knaben, Sohnes des Ehepaares; nackte,
julisch-claudische Brustbüste; Ähnlichkeit mit dem Vater
deutlich. Sorgfaltige Handwerksarbeit.
CIL VI 28774.
60F u. G. Nebenseiten eines Sarkophages (Taf. 36).
Jetzt eingemauert in Abteilung IX.
Über 60A u. B und 60C u. D:
Zwei Fragmente eines mit Relief decorierten
Frieses (Taf. 36).
Über einem lesbischen Kyma Hochrelief, Eroten auf der
Jagd darstellend.
Erstes Fragment (links, über 60C u. D).
H. 0,40 m„ L. 1,59 m., T. 0,13 ro. Feinkörniger bläulicher Marmor
mit wenigen dunklen Adern.
Unten und links vollständig; oben bis auf wenige Stellen und
rechts abgebrochen.
MUSEO CHIARAMONTI. 349
Kyma gut erhalten. Relief von 1. nach r.: Zweig eines
Fruchtbaumes; Knabe auf Felsen nach r. sitzend, in der L.
den Speer haltend ; der 1. Oberschenkel von einer Binde um-
wunden, also verwundet; Lorbeerbaum; davor mit gefälltem
Jagdspeer nach r. eilender Erot (fehlt 1. Hand u. Spitze des Speers);
Eber nach L, mit dem 1. Vorderbein auf Felsen knieend
(fehlt Schnauze u. 1. Hinterbein; Ansatz, von dem Speer des eben ge-
nannten Eroten herrührend, auf der Brust); ihn in der Mitte über-
schneidend ein Baum (Krone mit dem Reliefgrund fast ganz abge-
brochen); Erot mit gefälltem Speer nach r. ausfallend (fehlt
fast der ganze r. Arm [Ansatz für die Hand am Grund], 1. Hand, fast der
ganze Speer; Vorderteil des Kopfes war abgebrochen); von dem Speer
vorne getroffen ein Löwe (?), von dem nur r. Vorderbein,
Unter- und Hinterteil des Leibes, 1. Hinterbein und Ende
des Schwanzes erhalten sind; von ihm verdeckt ein Frucht-
baum, dessen Krone fast ganz mit dem Grund abgebrochen
ist; drei Cypressen (von der mittleren nur das unterste Stammende er-
halten).
Pen na Viaggio pittorico della villa Adr. III Taf. XVI io. Nibbylll
Taf. XXXI; Gerhardt-Platner S. 43, C.
Zweites Fragment (rechts, über 60 a u. b).
H. 0,40 m., L. 1,52 m., T. 0,13 m. Marmor wie beim ersten.
Ursprünglicher Rand unten und oben teilweise erhalten; r. und 1. ab-
gebrochen.
Vom Kyma wenig erhalten. Relief von 1. nach r.: Rest
eines Flügels und eines 1. Armes mit Speer; Rest eines nach
1. angehenden Ebers; Fruchtbaum (vielfach zerstört); Rest eines
nach r. stehenden Molosser- Hundes mit Halsband, der von
einem vorauseilenden Eroten an einer langen Leine gezogen
wurde; über dem Hund ein Ansatz rätselhafter Bedeutung;
von dem Eroten nur wenig Reste (am 1. Arm Gewand; in
der L. ein Speer); Rest eines Fruchtbaums; 1. Hinterbein
eines nach r. springenden Zweihufers. Unter dem letzten
Eroten ein kleines, rundes, durchgehendes Loch.
Penna Viaggio pittorico della villa Adr. III Taf. XVI 9; Gerhard-
Platner S. 43, C
Weitere Fragmente dieses Frieses in Abteilung XV und
XVII. Alle stammen aus der Villa Adriana, wo sie den
350 MÜSEO CH1ARAMONTI 6l.
Kuppelsaal des Hauptpalastes, und hier wahrscheinlich die
auswärts geschweiften Säulenstellungen zierten.
Pirro Ligorio Trattato dell' antichitä di Tivoli Vat. fol. 18; Tur.
fol. 41; Pen na Viaggio pittorico della villa Adr. III Text zu Taf. XII;
Winnefeld Die Villa des Hadrian bei Tivoli S. 70 u. 150.
Abteilung IV.
61. Weibliche Statue als Urania ergänzt (Taf. 37).
H. 1,45 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Kopf mit Hals und Bruststück, 1. Hand mit Globus und
angrenzenden Teilen des Mantels, r. Unterarm mit Hand und Flöten, viele
Flicken neben der r. Brust, äufserer Zipfel des Mantels unter der 1. Hand,
unterer Teil der senkrechten Mantelfalte vor dem 1. Bein, Vorderteile beider
Füfse mit Stücken des Chiton-Randes und Basis. Stark überarbeitet
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs, mit ganzer
Sohle auftretend, leicht zur Seite gesetzt; Sandalen; Chiton;
Himation mit einem Teil auf der 1. Schulter liegend, dann
schräg über den Rücken gelegt, um die r. Hüfte wieder vor-
genommen und über 1. Brust, Schulter und Arm wieder zu-
rückgeworfen. Die Ergänzung der L. (mit Globus) und des
r. Unterarmes (mit Flöten) trifft in der Richtung der Glieder
das Richtige (Reste von vier kleinen Stützen für die R. am
r. Oberschenkel aufsen). Der moderne lorbeerbekränzte
Kopf nach der 1. Schulter gewendet.
Das Gewandmotiv findet sich besonders häufig an Fi-
guren der Demeter und Köre; wegen der jugendlichen
Formen könnte nur letztere dargestellt sein; sie hätte in der
L. einen Straufs von Mohn und Ähren, in der R. die grofse
Fackel gehalten (vgl. Sala delle Muse Nr. 504). Geringe
Arbeit nach einem unbedeutenden Original des 4. Jahrh.
v. Chr.
Ehemaliger Aufstellungsort wie bei Nr. 14; vgl. das dort
und das bei Nr. 16 Gesagte. An ihrer jetzigen Stelle stand
zunächst eine Ceres (Fea Nuova descrizione S. 87).
De Cavalleriis Antiquae statuae urbis Romae (1585) I et II Taf. 56;
Rub eis Insign. statuar. icones (1645) I Taf. 56; Clarac 532, 1107; Penna
Viaggio pittorico d. Villa Adr. III Taf. XXX; Gerhard-Platner S. 43
Nr. 61; Winnefeld Die Villa d. Hadrian bei Tivoli S. 153; Amelung
Basis des Praxiteles in Mantinea S. 55 Anm. 1.
MUSEO CHIABAMONTI 6ia. 62. 35 1
61 a. Cinerar-Ara der Mevia Modesta (Taf. 37).
FL. 0,77 m., Br. 0,545 m.f T. 0,44 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Stark bestofsen; unten Spuren willkürlicher Zerstörung durch Hacke.
An den vorderen Ecken oben Widderköpfe, an deren
Hörnern eine Lorbeerguirlande mit flatternden Bändern
bogenförmig hängt; darüber ein mit ausgebreiteten Flügeln
sitzender Adler, dann die Inschrift; unten waren zwei nach
der Mitte einander zugewandte, am Boden pickende Vögel
dargestellt; sie sind bis auf schwache Spuren zerstört. Auf
der Oberfläche an den vier Ecken je eine Vertiefung zur
Befestigung des Aufsatzes. Hinten glatt. Vgl. Altmann
Architektur und Ornamentik der ant. Sarkophage S. 69,
AI 1 u. 2. Arbeit des 1. Jahrh. n. Chr.
CIL VI 9439.
62. Weibliche Statue als Hygieia ergänzt (Taf. 37).
H. 1,83 m. Marmor des Körpers feinkörnig und weifs mit schwarzen Adern,
des Kopfes ganz weifs mit gröfseren Krystallen.
Ergänzt grofser Flicken im Oberschädel, Streifen im Hals vorne,
Nacken und Teil des Rückens, grofses Stück im r. Oberarm hinten, r. Unter-
arm mit Hand, 1. Hand mit Schale und Schlange, 1. Fufs, Basis. Der r.
Oberarm war abgebrochen und in vier Stücke zerbrochen. Stark ge-
reinigt.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs mit erhobener
Ferse zur Seite und zurückgesetzt; Schuhe; Chiton; Himation
liegt mit einem Teil auf 1. Schulter und Arm, ist dann schräg
über den Rücken gelegt, um die r. Hüfte wieder vorge-
nommen und über den 1. Unterarm geworfen. Der r. Arm
seitlich leicht erhoben und vorgestreckt; die Hand (jetzt
leer) wird ehemals ein stabartiges Attribut aufgestützt haben.
Der 1. Oberarm liegt an, der Unterarm senkrecht vorgestreckt;
die L. mit Schale und Schlange ergänzt: dafs man Hygieia
tatsächlich unter diesem Typus dargestellt hat, beweist eine
Bronze des British Museum (Walters Catalogue of Bronzes
Nr. 143 1 PL XXVII), bei der die Schlange um den r. Unter-
arm gewunden ist, die L. einen Teiler mit Kuchen hält;
doch ist eine entsprechende Ergänzung hier wegen der
Haltung des r. Armes (gesichert durch den erhaltenen Ober-
arm) unmöglich. An anderen Repliken hat sich im 1. Arm
*
k
352 MÜSEO CHIARAMONTI 62a. 63.
ein Füllhorn ganz oder teilweise erhalten (s. Araelung a.
unten a. O.); doch auch dieses Attribut wird nur gelegent-
lich zugefügt worden sein, denn die Figur macht nicht
den Eindruck, dafs sie ursprünglich Tyche oder Demeter
dargestellt habe, deren Bilder sonst wohl in römischer Zeit
durch Beigabe des Füllhorns zu Bildern der Fortuna gemacht
wurden. Es bleibt demnach unbestimmt, was das Original
dargestellt hat. Dieses mufs am Ende des 5. Jahrh. v. Chr.
entstanden sein (von Amelung a. unten a. O. nach einem
in späteren Geschmack umgearbeiteten Exemplar falsch
datiert). Vgl. hierselbst Nr. 491. Die Arbeit des Exemplars
ist schlecht. Der nicht zugehörige, geradeaus gerichtete
Kopf ist ein sorgfältig gearbeitetes Porträt mit claudischer
Frisur; vorne drei Reihen gekräuselter Löckchen, hinten auf-
genommen und in einen kleinen Nackenschopf gebunden;
Schulterlocken. Die übliche Bezeichnung als Domitia ist
unbegründet. Die Figur mufs, da sie Schuhe trägt, auch
ursprünglich einen Porträtkopf gehabt haben.
An ihrer Stelle stand bis spätestens 1829 die Statue des
Hermes im Braccio nuovo Nr. 132.
Nibbyll Taf. XXXVII; Clarac 556, 1184; Bernoulli Rom. Ikono-
graphie II 1 S. 182 Nr. 3, Fig. 27; S. Rein ach Repertoire de la statuaire II
S. 654, Nr. 7; Amelung bei Arndt -Amelung Einzel aufnahmen Nr.
1186 Nr. I.
62a. Korinthisches Anten-Capitäl (Taf. 37).
H. 0,48 m. Br. 0,66 m. T. 0,78 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Vielfach beschädigt.
Die Seite, die an die Mauer anstiefs (r. vom Beschauer),
roh zubehauen. Statt der Voluten grofse Hülsenfrüchte,
die aus einer von der Mitte der Seite ausgehenden Ranke
spriefsen.
63. Statue der Athena (Taf. 37).
H. 1,38 m. Marmor des Körpers feinkörnig und gelblich, des Kopfes
grofskörnig und weifs.
Ergänzt Nase, Teil des Nackenschildes am Helm, Teil der Haare
im Nacken, r. Arm mit Hand, 1. Arm mit Hand bis auf die Spitzen der
drei Mittelfinger und des Daumens, Kleinigkeiten am Gewand vor der L
MUSEO CHIABAMONTI 63. 353
Hand. Abgebrochen fast alle Schlangen, z. T. die Ränder der Aegis,
viele Falten, besonders die Steilfalte unter dem 1. Knie und die gröfste
Falte aufsen neben dem r. Bein, die I. vordere und r. hintere Ecke der Basis.
Der Kopf war in vier Stücke zerbrochen.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs mit erhobener
Ferse zur Seite und zurückgesetzt; Sandalen; Peplos, an der
r. Körperseite offen, unter dem bis zu den Hüften reichenden
Apoptygma gegürtet; von der 1. Hüfte zur r. Schulter die
schärpenartig gebildete Aegis mit Schuppen und häfslichem,
aber nicht verzerrten Gorgoneion, erhobenem Rand — oben
grade, unten unregelmäfsig — , an dem sich nur wenige Reste
der Schlangen erhalten haben; 1. Arm mit dem Handrücken
nach vorn in die Seite gestützt; r. Arm erhoben mit Teil
eines Speeres (beide Arme in der Haltung richtig ergänzt);
Kopf mit leiser Wendung nach der 1. Schulter, die Haare
vorn gescheitelt, zurückgestrichen und hinten in langem
Schopf auf das Gewand fallend; attischer Helm. Der unbe<-
deutende Kopf (augenscheinlich im Gesicht stark geputzt)
gehört nicht zur Figur; an seinem Bruststück haben sich
Reste eines anderen Gewandes erhalten; auch ist er zu klein
für die Figur. Der ursprüngliche Kopf war eingesetzt (wie
wohl auch der r. Arm) und nach der 1. Schulter gewendet,
weil die Haare hinten nach der r. Schulter verschoben sind.
Es ist fraglich, ob die Figur nicht bei ihrer Auffindung den
ursprünglichen Kopf getragen hat, der dann verloren ging
oder aus irgend einem Grunde durch den jetzigen ersetzt
wurde; die beiden ältesten Abbildungen (De Cavalleriis
und Rubeis) zeigen einen Kopf mit korinthischem Helm und
der richtigen Wendung; einen solchen aber trägt eine Figur
aus Athen im Louvre (über die Herkunft s. Beschreibung
d. ant. Skulpturen in Berlin Nr. 72; die dortige Angabe wird
von Conze mündlich bestätigt, der die Figur in Athen
gesehen hat;; sie entspricht der vaticanischen bis auf eine
Veränderung im Motive des 1. Armes genau (Monuments Grecs
1893/4 Taf. 12; der 1. Arm hebt die kragenförmige Aegis,
auf der ein flacher Korb mit hervorkriechender Erichthonios-
schlange liegt); von diesem Kopf sind zwei weitere Copien
bekannt (eine hier in Sala delle Muse Nr. 533; Amelung
Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum 1900 S. 13 Taf. II).
Yatican. Katalog I. 23 '
354 MUSEO CHIARAMONTI 63.
Die Figur geht nach Proportionen, Standmotiv und Gewan-
dung auf ein Original aus dem letzten Viertel des 5. Jahrh.
v. Chr. zurück. Das wird noch deutlicher durch die Repliken
der Figur, denen gegenüber die vaticanische späterem Ge-
schmack entsprechend verfeinert erscheint; doch steht sie als
künstlerische Leistung am höchsten. Eine von ihnen, die in
Cherchel gefunden wurde (Heibig a. unten a. O. Fig. 6 und 7;
Sauer a. unten a. O.), weicht von den übrigen dadurch ab,
dafs an ihr der herabhängende 1. Arm einen Schild gehalten hat,
der unten auf einem Akanthus-Kelch aufstand. Dasselbe Motiv
war, wie aus inschriftlichen Rechenschaftsberichten geschlossen
werden kann, an einer colossalen bronzenen Athenastatue an-
gebracht, die im Jahre 417/16 mit einer Hephaistosstatue zu
Athen im Tempel dieses Gottes aufgestellt worden ist. Da das
Original des besprochenen Typus aus der gleichen Zeit stammt»
liegt es nahe, seine Repliken resp. Variationen — die häufigere
mit dem eingestützten Arm erklärt sich aus Bequemlichkeit der
Copisten, die andre in Paris durch den Zusammenhang mit He-
phaistos — für abhängig von jener Tempelstatue zu halten;
doch ist der Schlufs natürlich nicht zwingend. Er wäre wichtig,
da es wahrscheinlich ist, dafs Alkamenes der Meister des He-
phaistos war; dafs er dann auch der Schöpfer jenes Athena-
Typus gewesen sei, ist eine natürliche Folgerung. Reisch und
Sauer (s. unten), die den Typus der vaticanischen Statue that-
sächlich auf Alkamenes zurückführen, nehmen ferner an, dafs
die originale Gruppe in dem sog. Theseion gestanden habe.
Die Basis ist vorne und an den Nebenseiten folgender-
mafsen verziert: oben und unten ein glatter Randstreifen, an
den an den Schmalseiten ein nach innen bogenförmig aus-
gebuchtetes Stück anschliefst; dieser Umränderung folgend
nach innen einfacher Ablauf, so dafs im Innern ein schmaler
vertiefter Streifen bleibt.
Ehemaliger Aufstellungsort wie bei Nr. 14; s. dort.
De Cavalleriis Antiquae statuae urbis Romae (1585) I et II Taf. 57;
Rubels In sign, statuar. icones (1645) I Taf. 57; Visconti-Guattani
Taf. XIV; Fea Nuova descrizione S. 87; Clarac 467, 880; Gerhard-
Platner S. 43 Nr. 63; Müller-Wieseler Denkmäler d. alt. Kunstll Taf.XX
Nr. 218; Reisch Jahreshefte d. österr. archäol. Instituts 1898 S. 69 ft.
Taf. III; Heibig Nr. 67; Sauer Das sog. Theseion S. 241, II 1.
MÜSEO CH1ARAMONTI 64. 65. 66. 67. 355
64. Porträtbüste des Trajan (Taf. 88).
H. (ohne Fufs) 0,71 m. Kopf aus Basalt; Büste von Alabaster (innen mit
Gyps ausgeschmiert).
Ergänzt Fufs mit Indextäfelchen.
Auf einer Panzerbüste mit Paludamentum nicht zugehörig
ein sorgfaltig gearbeiteter, aber lebloser Porträtkopf Trajans
(Brauen plastisch) aus älteren Jahren, geradeaus gerichtet.
Bernoulli Rom. Ikonographie II 2 S. 78 Nr. 18.
65. Porträtbüste des Augustus (Taf. 88).
H. (ohne Fufs) 0,76 m. Kopf von Basalt, Büste von schwarz und rot
geflecktem Marmor.
Ergänzt Locken über der Mitte der Stirne, Nase, Teile beider
Lippen, Kinn, Teil beider Ohren, BUstenfufs mit Indextäf eichen.
Auf später Panzerbüste mit Feldherrnbinde und Palu-
damentum auf der 1. Schulter sitzt nicht zugehörig ein sorg-
faltig gearbeiteter, aber lebloser Porträtkopf des Augustus
in mittleren Jahren, leicht nach der 1. Schulter gewendet.
Augenscheinlich identisch mit einem ehemals in Villa
Aldobrandini befindlichen Kopf des Kaisers, den Meyer bei
Winckelmann Sämtliche Werke (Donaueschingen) V S. 37
Anm. 2 erwähnt; er war damals schon nicht mehr in der
Villa, aber M. sagt nicht, wo er hingekommen; seine Lob-
sprüche verdient allerdings dieser Köpf nicht.
Bernoulli Rom. Ikonographie II 1 S. 27 Nr. 7.
Abteilung V.
66. Fragment eines reliefgeschmückten
Gefäfses (Taf. 38).
H. 0,26 m , Br. 0,15 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Sehr verwaschen.
Auf gewölbtem Grund Hochrelief: bärtiger Pan, ithy-
phallisch, die Nebris auf der r. Schulter geknüpft, schreitet
nach r. die Syrinx blasend (Füfse fehlen). L. werden noch
Körper und Kopf eines weiblichen Wesens sichtbar. Schlecht.
67. Relieffragment (Taf. 38).
H. 0,19 m., Br. 0,16 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Senkrechter Bruch.
23*
35^ MUSEO CHIABAMOKTI 68. 69.
Unten breiter Rand. Darüber Flachrelief: 1. ein Mann
mit Himation (bis zu den Lenden erhalten), r. von ihm ein
Knabe im Mantel stehen nach r. gewendet; r. ein Möbelfufs
mit Querholz und darüber eine horizontale Erhöhung (Bett
mit Polster?). Flüchtige Arbeit. Rest eines griechischen
Todtenmahlreliefs?
68. Relieffragment (Taf. 38).
H. 0,275 m., Br. 0,165 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Rechts abgebrochen.
Flachrelief: schmale Randleiste; 1. auf Felsen eine
bärtige Herme und darüber eine Baumkrone; r. davon eine
nackte weibliche Figur nach 1., einen Schleiertanz aufführend.
Flüchtige decorative Arbeit.
Gerhard-Platner S. 43 Nr. 66.
69. Vorderseite eines Sarkophagdeckels (Taf. 38).
L. 2,07 m., H. 0,26 m. Feinkörniger bläulicher Marmor mit dunkleren
Adern und rötlichem Sinter.
Verletzungen s. im Text.
Oben und unten schmale Randleiste. Links an der
Ecke Kopf des Sol mit Strahlen. Dann Hochrelief: Knabe
und Mädchen auf vierrädrigem Wagen (Räder fast ganz abge-
brochen) von zwei Ziegenböcken nach r. gezogen; als
Lenker sitzt vorn ein Kind, von dem Kopf und Schultern
fehlen; voraus gehen zwei Diener, beide mit Exomis, der 1.
mit Stock und Eimerchen (das halbe Gesicht fehlt), der r. mit
Krug und undeutlichem Gegenstand; zwischen ihnen im
Hintergrund ein hoher Meilenstein, darauf eine Kugel mit
eingeritzter XI. Dann die umrahmte leere Inschrifttafel.
Dann abermals Hochrelief: 1. Kitharaspielerin sitzend (Gesicht
fehlt); dahinter Flötenspielerin mit phrygischer Doppelflöte
(Guhl-Koner Leben d. Griech. u. Rom. S. 352) stehend; dann
zwei Kinder auf einem Sopha lagernd, beide mit Schalen
in den Händen der aufgestützten Arme; das 1. Kind legt
den r. Arm über den Kopf und hält in der Hand eine kleine
Guirlande; vor dem Sopha unten 1. ein nach r. sitzender
Hund, dann ein dreibeiniger Tisch mit Speisen und ein hoher
MUSBO CHIARAM0NTI.7O. 357
schlanker Korb (vgl. denselben Gegenstand auf den Gelage-
Scenen der Reliefs der equites singulares in Galleria lapidaria
Abt III und XXXI und auf einem Sarkophag aus Kreta,
abgeb. bei Altmann Architektur und Ornamentik d. ant.
Sark. Taf. I); dann ein Diener mit Schüssel und ein
anderer mit Kanne und Schale, beide nackt. An der r. Ecke
Kopf der Luna über dem Halbmond.
Das 1. Relief deutet auf die Reise in 's Jenseits, das r.
auf die Freuden der Seligen; die Köpfe von Sol und Luna
geben ganz schematisch einem Gedanken Ausdruck, der in
Griechenland zur Einrahmung grofser Giebel -Compositionen
mit den Figuren des Helios und der Selene führte, dem Ge-
danken, dafs alles Werden und Vergehen den gleichen festen
Gesetzen ewigen Wechsels unterliegt; dafür, dafs dieser Ge-
danke den römischen Künstlern nicht fremd war, vgl. Brunn
Kleine Schriften I S. 12 f. und 14fr.
Späte Arbeit mit vielfacher Verwendung des Bohrers
ausgeführt, aber nicht unlebendig in den Motiven.
70. Relieffragment (Taf. 38).
H. 0,30 m., Br. 0,28 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Oben rund abgeschnitten und der Grund abgeschliffen.
Flachrelief: erhalten der Oberkörper eines Mannes, an
dessen 1. Oberarm ein Stück Mantel herabhängt; die langen,
vorn gescheitelten, zurückgestrichenen und hinten aufge-
nommenen Haare sind von einem Tuch umwunden, das oben
vorne in eine Schleife gebunden ist; stark gebogene Nase;
die Brauen nach der Nasenwurzel zu gesenkt, über den
Augen winklig erhoben; kurzer Schnurrbart über den Mund-
winkeln; am stark vorspringenden Kinn zwei lebhaft gewellte
Bartlocken; das Gesicht nach der 1. Schulter gewendet und
einem runden Spiegel zu geneigt, den rechts eine erhohene
R. hält, die zu einer anderen Figur gehört haben mufs;
oben hängen r. und 1. je eine breite Binde und eine
geknotete Wollbinde herab; über dem Kopf r. Reste, die
von einem palmenartigen Baum herrühren könnten. Der
Dargestellte ist augenscheinlich Priap, dem vielleicht ein
Hermaphrodit den Spiegel hielt; der Typus des Priapkopfes
35^ MÜSEO CHIARAMONTI 71. 72.
kehrt bei den »Pans«-Hermen im lateranensischen Museum
(Heibig Nr. 663/4) wieder; das haubenartig gebundene Tuch
sehr ähnlich an dem Kopf der sog. Methe in München
(Brunn-Bruckmann 125), einem Mädchenkopf im Pal. Pitti
in Florenz (Arndt-Amelung Einzelaufnahmen Nr. 232/3)
und der Statue der trunkenen Alten (Brunn-Bruckmann
394), die alle aus hellenistischer Zeit stammen. Wegen der
vorzüglichen, delicaten Ausführung augenscheinlich der Rest
einer hellenistischen Originalarbeit.
Gerhard-Platner S. 43 Nr. 68; Gerhard Antike Bildwerke
Taf. CCCVI 1; ders. Prodromus S. 395.
71. Relieffragment (Taf. 38).
H. 0,47 m., Br 0,38 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Sehr verstofsen.
Hochrelief: erhalten der Oberkörper einer mit hochge-
stelltem r. Bein nach 1. sitzenden weiblichen Gestalt in hoch-
gegürtetem Peplos mit kurzem Apoptygma, das Himation
über den Kopf gelegt, wo es 1. neben der Stirn von der R.
gefafst wird (nur drei Finger erhalten; der Unterarm fehlt);
der untere Teil, der den Schofs bedeckt, wird von der L.
neben der 1. Hüfte gefafst; 1. im Grunde noch die Ober-
schenkel und Geschlechtsteile eines nach 1. stehenden Mannes.
Nach dem deutlich traurigen Ausdruck des Gesichtes der
Frau und der lebhaften Bewegung der Falten gehörte das
Fragment zu einer bewegten Scene. Frische griechische
Arbeit der ersten Hälfte des 4. Jahrh. v. Chr.
Gerhard-Platner S. 43 Nr. 69.
72. Relieffragment (Taf. 38).
L. (ohne Rahmen) 0,95 m., H. (ebenso) 0,23 m. Feinkörniger weifser
Marmor mit bläulichen Streifen.
Ergänzt der ganze Rahmen, die 1. obere Ecke, die r. untere Ecke
der 3. Arcade von r. mit dem Hermenpfeiler r. davon, die game untere
Partie (mit den unteren Extremitäten der Putten und Tiere) der beiden
nächsten Arcaden r. und das Gefäfs r. Schnitt über der 2. Herme von r.
(s. unten).
Zwei Teile eines Flachreliefs umrahmt von einem ein-
fachen modernen Profil; auf dem ersten 1. vier Rundbögen,
MÜSBO CHIARAMONTI 73. 359
abwechselnd getragen von zwei bärtigen Hermen und zwei
schlanken Vasen; in den Zwickeln über den Hermen
Bukranien, über den Vasen kleinere Gefäfse; vom Scheitel
der Bögen hängen mit flatternden Bändern von 1. nach r.
unbärtige Maske, Kanne, unbärtige Maske, flacher Korb mit
erhobenem Deckel; unten: ein Hund einen nach 1. stehenden
Eber anbellend, dem ein Speer im Rücken steckt; von r.
kommt ein Knabe mit einem zweiten Hund, einen Speer
nach dem Eber werfend; dann nach r. zwei Steinböcke,
einer liegend, einer stehend; dann ein Knabe nach r. gehend,
ein Tier auf dem Rücken tragend. An dieses Stück stöfst
ein andres desselben Frieses mit zwei Bogen; dafs es nicht
ursprünglich hier anstofsen konnte, erkennt man daraus,
dafs auf die dritte Herme (von 1.) auf diesem Stück wieder eine
Herme folgt, während der regelmäfsigen Abwechslung ge-
mäfs eine Vase folgen müfste; unter dem 1. Bogen eine
langhaarige Silensmaske, unter dem r. eine Kanne; unten 1.
Erot nach r., zwei Jagdspeere in der L., mit der R. einen
nach r. anspringenden Hund an der Leine haltend; r. Stein-
bock nach 1. laufend; auf seinem Rücken ein Hund.
Zierliche Erfindung; flüchtige Arbeit. Ein Fragment des
gleichen Frieses in Berlin (Beschreibung d. ant. Skulp-
turen Nr. 957; erworben 1833 von Antonio d'Este in Rom);
andre Teile abgebildet im Codex Pighianus f. 348 — 50, Co-
burgensis fol. 16. 128 (Jahn Sachs. Berichte 1868 S. 182 Nr. 34).
Pistolcsi Taf. XXXIV; Nibby III Taf. XXXI; Gcrhard-Platner
S. 43 Nr. 70.
73. Fragment eines Marsyas-Sarkophages (Taf. 38).
H. 0,41 m., Br. 0,29 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Stark bestofsen.
Hochrelief: ein Jüngling in orientalischer Tracht und
mit phrygischer Mütze kniet nach r. mit erhobenem Antlitz
(es fehlen Nase, Arme, Füfse). R. im Grunde r. Arm und
Schulter, beides nackt, einer am Boden liegenden Figur;
hinter dem Kopf ein Stück Bein (?) einer dritten Figur. Dar-
gestellt ist der vor dem hängenden Marsyas knieende Schleifer
(vgl. Müller-Wieseler a. unten a. O. Taf. XIV Nr. 153).
3ÖO MUSEO CHIARAMONTI 74. 75. 76.
Ziemlich rohe, späte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 44 Nr. 71 ; Müller-Wieseler Denkmäler d.
alt. Kunst II T. XLI Nr. 491 ; Weizsäcker bei Röscher Mythol. Lexikon III
Sp. 864, C, Abb. 2; Robert Die antiken Sarkophagreliefs III 2 Nr. 206.
74. Statuette des Serapis (Taf. 38).
H. 0,38 m. Marmor der Statuette feinkörnig und gelblich, des Kopfes
feinkörnig und bläulich.
Ergänzt Modius, Nase, r. Schulter, r. .Unterarm mit Teil des Ober-
arms und Hand, 1. Arm mit Teil des Himation, grofser Teil der Rücken-
lehne, 1. Hinterbein des Thrones mit dem Boden dieser Seite, Vorderteil
des r. Fufses, Schnauze des äufseren Hundekopfes, Boden unter dem Kerberos
mit den Vorderpfoten, Kleinigkeiten an den Falten. Horizontaler Sprung
und Abarbeitung am Thron. Ganz überarbeitet. Kopf sitzt mit
Schnitt auf.
Serapis thront in Chiton und Himation im üblichen
Typus. Die L. hält ein Scepter, das wohl an der jetzt ab-
gearbeiteten Stelle am Thron entlanglief; die R. ruht auf
dem mittleren Kopf des schlangenumwundenen Kerberos.
Der Kopf (Augensterne eingebohrt) stammt von einer andern
Serapisstatuette. Der Boden von moderner Hand zu Fels-
boden hergerichtet. Ganz unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 44 Nr. 72.
75. Büste mit dem Kopf eines Schauspielers
der Komödie (Taf. 38).
H. (des Kopfes) 0,21 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Büste mit Fufs. Einiges bestofsen, besonders der Kranz.
Auf der modernen bekleideten Büste mit leichter
Wendung und Neigung zur r. Schulter ein mit bärtiger, be-
kränzter Komödienmaske bedeckter Kopf. Gehört zu einer
Statuette des Typus Galleria de' Candelabri Nr. 191 und 197.
Gerhard-Platner S. 44 Nr. 75.
76. Römischer weiblicher Porträtkopf (Tat 38).
H. (des Kopfes) o,2i m. Feinkörniger hellgrauer Marmor mit schwarzen
Adern.
Ergänzt Nasenspitze, Hals mit Bruststück und Fufs. Der Schopf
hinten, der besonders angesetzt war (tiefes Loch erhalten), fehlt jetzt*
Sehr bestofsen.
MÜSBO CHIABAMONTI 77.78.79. 36 1
Unbedeutender häfslicher Mädchenkopf mit hohem Haar-
diadem; Zeit des Titas.
Gerhard-Platner S. 44 Nr. 74.
77. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 38).
H. (des Kopfes) 0,25 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Teil der r. Braue, der 1. Wange, der Lippen, des
Kinns, beider Ohren, Hals mit Bruststück und Fufs.
Unbedeutender Mädchenkopf (Augensterne angegeben)
mit leichter Wendung nach der L Schulter. Frisur aus der
Zeit der jüngeren Faustina.
Gerhard-Platner S. 44 Nr. 75.
78. Kopf des Apollon (Taf. 38).
H. (des Kopfes) 0,18 m. Grobkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, Teil des Kinns, Ende der Haarschleife vordem
1. Ohr, fast der ganze. Hals mit Bruststück und Fufs. Vollkommen ver-
waschen. .
Der Kopf ist leicht zur r. Schulter geneigt; das Haar
vorne gescheitelt und zurückgestrichen, hinten in einer Rolle
aufgenommen; jederseits fällt vor den Ohren eine breite
Haarschleife herab; Lorbeerkranz. Ernster Ausdruck. Geht
auf ein Original aus dem dritten Viertel des 5. Jahrh. v. Chr.
zurück. Flüchtige Arbeit, im Einzelnen wegen der schlechten
Erhaltung nicht mehr zu würdigen.
Gerhard-Platner S. 44 Nr. 76.
Photographie beim röm. Institut Nr. 323/4.
79. Fragment von der Gruppe der Skylla mit
den Gefährten des Odysseus (Taf. 38).
H. (ohne Fufs) 0,30 m., T. 0,27 m. Feinkörniger, ganz hellgrauer Marmor.
Ergänzt der Fufs aus Marmor, Teil der Rückseite aus Gyps. Stark
verwaschen.
Erhalten ein kurzbärtiger, schmerzlich nach oben
blickender Kopf mit geöffnetem Munde, in dem die Zähne
sichtbar werden (Nasenspitze abgebrochen), ein Teil vom
Rücken desselben Mannes und der Ansatz des 1. Armes, der
besonders gearbeitet war (Dübellocherhalten); er war hoch er-
hoben; in die mäfsig langen Haare greift eine grofse r. Hand.
362 MUSEO CHIARAMONTI 80. 81.
Das Fragment gehörte zu einer Gruppe, die das Unge-
heuer Skylla — von ihr die Hand — mit Gefährten des
Odysseus darstellte; von Repliken haben sich noch weitere
Fragmente erhalten, ein mit dem vaticanischen überein-
stimmendes, aber schlechter gearbeitet und erhalten, in
Palermo (Arndt-Amelung Einzelaufnahmen Nr. 556).
Zu dem Stil der erhaltenen Reste und der Idee des
Ganzen bietet die nächsten Analogien der Laokoon, sodafe
das Original wahrscheinlich ein Werk der gleichen rhodischen
Schule war, aus der jener stammt. Der »Pasquino«, mit dem
Löschcke a. unten a. O. die Gruppe in enge Beziehung
gesetzt hat, macht stilistisch einen wesentlich älteren Ein-
druck (wie übrigens L. selbst, mündlicher Mitteilung zufolge,
jetzt zugesteht); vgl. auch das über die Odysseus-Statuette
hierselbst Nr. 704 Gesagte.
Gerhard-Platner S. 44 Nr. 77; R. Schöne Archäol. Zeitung 1866
S. 154fr. Taf. CCVIIl Nr. i, 2; ders. ebenda 1870 S. 57; Löschcke Ver-
handl. der 48. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner S. 158
(= Archäol. Anzeiger 1895 S. 217 1. oben).
80. Porträtkopf eines römischen Knaben
(Taf. 38).
H. (des Kopfes) 0,21 m. Feinkörniger weifscr Marmor.
Ergänzt Nase, Lippen, Flicken in Brauen und Oberlidern, Rander
beider Ohren, Hals mit Bruststück und Fufs. Stark geputzt.
Neigung und leichte Wendung zur r. Schulter. Trüber Aus-
druck. Augensterne und Pupillen angegeben. Unbedeutend*
Gerhard-Platner S. 44 Nr. 78.
81. Statuette der Demeter oder Persephone
(Taf. 38).
H. 0,45 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Kopf mit Hals, halber 1. Unterarm mit Teil des Himation
und Hand mit Straufs, r. Ellenbogen, die Finger der R. bis auf den Daumen,
Schnauze des Tieres, 1. Fufs mit Gewandsaum, gr. Zehen des r. Fufses
Basis. Abgebrochen war das Oberteil des Tieres mit der entsprechenden
Ecke des Throns. Stark geputzt.
Eine Frau von jugendlichen Formen sitzt auf einem
Stuhl mit niedriger Rückenlehne; Sandalen; gegürteter Peplos;
MUSEO CfflAßAMONTI 82. 363
Himation bedeckt den 1. Oberarm, den Rücken unten und die
Beine vorn; die R. ruht mit einem Straufs von Mohn und Ähren
im Schofs; die L. ist erhoben (jetzt mit Straufs); der moderne
Kopf leicht zur 1. Schulter gewendet; auf der 1. Seite der Figur
sitzt neben dem Stuhl (in Hochrelief dargestellt) ein doppel-
hufiges Tier mit ziemlich langen Ohren, den Kopf erhoben.
Das Tier zu bestimmen, will nicht gelingen. Die Göttin
kann wegen des Straufses nur Demeter oder Persephone
sein; in der L. ist Scepter oder Fackel zu ergänzen. Vgl.
Ruhland Die eleusinischen Göttinnen S. 107 Abb. 9.
Unbedeutende Arbeit.
Gerhard-Platner S. 44 Nr. 79; Overbeck Kunstmythologie III
S 473 f. Taf. XIV Nr. 16.
82. Fragmentierte Knabenstatuette (Taf. 38).
H. (ohne Basis) 0,65 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
In moderne Basis eingelassen. Gebrochen durch die Unter-
schenkel. Es fehlen Kopf, 1. Schulter, 1. Arm, Teil des r. Oberarms. Auch
sonst verstofsen. Die fehlenden Teile waren angesetzt; Eisenstifte vor-
handen. Zwei kleine Löcher auf der 1. Seite; das untere mit Bronze gefüllt.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs leicht zur Seite
gesetzt; Chiton, der sich beim r. Bein aufgekrempelt hat
und vom 1. Arm ganz in die Höhe gezogen wurde; der r.
Arm liegt an, der Unterarm quer vor der Brust. Hinter
dem 1. Bein ist unbehauener Marmor stehen geblieben.
Flüchtige Decorationsarbeit. Verbreiteter Typus; vgl. hier-
selbst Nr. 167 und 284 und Galleria de' candelabri Nr. 110,
172, 180, 227, 242. Dafs er in Rom zu Grabstatuetten ver-
wendet worden ist, beweist sein Vorkommen an einem Sarko-
phag im Giardino Colonna (Matz-Duhn Ant. Bildw. in
Rom II Nr. 3150; in der Mitte der Vorderseite; die L. hält
eine Traube), an dem in Nischen die einzelnen Familienmit-
glieder in statuarischen Typen dargestellt sind ; wahrscheinlich
war auch das Original für ein Grab bestimmt.
Eine Reihe von zehn Repliken hat Bulle im Text zu
Arndt -Amelungs Einzel-Aufnahmen Nr. 1444 zusammen-
gestellt.
Gerhard-Platner S. 44 Nr. 80.
364 MÜSEO CHIABAMONTI 83. 84.
83. Statuette der Hygieia (Taf. 38).
H. 0,85 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Flicken r. und 1. im Hals, die vordere Hälfte beider Unter-
arme mit den Händen und 1. der Schale, r. dem Vorderteil der Schlange,
Flicken oberhalb der Kniee, wo die Figur mitten durchgebrochen war,
und Basis. Stark geputzt.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; l.Fufs mit erhobener Ferse
zur Seite und zurück gesetzt Sandalen; Chiton; Himation fest
um den 1. Oberarm, Rücken und den Mittelkörper geschlungen,
sodafs vorne der untere Rand in flachem Bogen von der r. Wade
zur 1. Hüfte aufsteigt, wo das Himation vom 1. Ellenbogen und
Oberarm an den Körper geprefst und gehalten wird. R. Arm ge-
senkt; um den Unterarm ringelt sich die von der Hand gefafste
Schlange (Vorderteil richtig erg.). Der Kopf mit vorne geschei-
teltem und zurückgestrichenem Haar, das von einem breiten Band
durchzogen, hinten in einem Schopf aufgebunden ist, wendet
sich stark nach der 1. Schulter; er gehört öicht zum Körper.
Schlecht gearbeitete Replik eines verbreiteten Typus,
dessen Wiederholungen alle ungefähr in der gleichen Gröfse
ausgeführt sind. Das Original stammt aus hellenistischer
Zeit; vgl. die besser gearbeitete Replik Nr. 86.
Analogien bieten die »Pudicitia«-Typen.
Fea Nuova descrizione S. 87; Gerhard-Platner S. 44 Nr. 81 ;
Amelung bei Arndt- Amelung Einzelaufnahmen Nr. 1175a.
84. Statuette eines Satyrs (Taf. 38).
H. 0,78 m. Marmor des Kopfes feinkörnig und weifs, des Körpers
grobkörnig und gelblich.
•
Ergänzt halbe Nase, fast der ganze Hals, r. Arm von der Mitte des
Oberarmes an, halber 1. Unterarm, Hände und Flöte, Flicken im Leib vorn,
Stück am 1. Knie, halber 1. Unterschenkel, FUfse, Basis, Stamm mit Fell
von der Höhe der Hüften abwärts, Schnauze des Fells. Der Körper war
mitten durchgebochen, die Beine an den Knicen.
Der Körper ist eine verkleinerte Replik des Satyrs mit
der Querflöte (Braccio nuovo Nr. 36 A); der Kopf gehört
nicht zur Figur.
Gefunden in der Villa desHadrian bei Tivoli (nach Massi De-
scrizione generale delle Gallerie ecc. del Vaticano I S..74 Nr. 84).
Unbedeutend.
Fea Nuova descrizione S. 87: Gerhard-Platner S. 44 Nr. 82.
MUSEO CHIABAM0NT1 85. 85 a. 365
85. Statuette eines schlafenden Eroten (Taf. 38).
L. 0,79 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, an der R. Daumen, Teil des Zeigefingers mit Stück
der Hand, fast der ganze 1. Arm und Hand bis auf die vorderen Glieder der
Finger, ein Mohnkopf, gröfster Teil des r. Flügels, Vorderteil beider Füfse.
Der Erot mit dem Kopf nach r. auf Felsen liegend und
schlafend; in der ausgestreckten L. zwei Mohnköpfe; als
Kopfkissen dient ein kleiner Löwe, über den die R. gelegt
ist; neben den Füfsen eine Eidechse.
Rohe Decorationsarbeit
Derartige Darstellungen wurden als Grabschmuck ver-
wendet (s. Conze Jahrb. d. Vereins v. Altertumsfr. im Rheinl.
1872 S. 101 Anm.), aber auch zur Decoration von Quellen
(s. über den Typus die im Berliner Skulpturen-Katalog Nr. 143
angeführte Litteratur).
Ehedem mit Nr. 85 a in der Galleria de' candelabri.
Pasqu. Massi Indicasione antiquaria (1792) S. 164 Nr. 150; Gerhard-
Platner S. 44 Anm.; Furtwängler Bullettino d.i. 1877 S. 123.
85a. Deckel eines Kindersarkophages (Taf. 38).
H. 0,22 m., L. 0,79 m> Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt die ganze 1. Ecke (das Stück ist nicht gröfser gewesen, wie
aus dem Vogelkopf unten zu schliefsen).
Oberteil eines kleinen Sopha's mit sehr hohem Pfiihl. An den
Lehnen, die unten je in einen grofsen Vogelkopf (Gans oder
Schwan) ausgehen, vorn Blattornament in Flachrelief. An dem
Pfühl vorne ganz flaches Relief, Stickerei wiedergebend: r.
ein Erot, der einen Bären mit dem Lasso gefangen hat und zu-
rückreifst; dann ein Eber von einem Eroten beschossen; darüber
ein Erot mit dem Werfen eines Lasso beschäftigt (s. Petersen
Jahrbuch d. I. 1896 S. 209 mit Abb.); 1. ein Maultier von einem
Löwen angefallen; r. und 1. am Ende und i. d. M. je ein Baum.
Hinten roh zubehauen. Die Oberfläche glatt abgearbeitet; sie
trug die lagernde Figur des verstorbenen Kindes. Diente als Sar-
kophagdeckel, wie z.B. das entsprechende Oberteil eines grofsen
Sopha's mit ähnlich besticktem Pfühl auf dem Achiileus-Sarko-
phag im capitolinischen Museum (Heibig Nr. 432).
Über den ehemaligen Aufstellungsort s. unter Nr. 85.
Massi und Gerhard-Platner s. bei Nr. 85.
366 MU8E0 CHIABAMONTI 85 A. 86.
85A. Männliche Statuette als Asklepios ergänzt
(Taf. 38).
H. 0,77 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Kopf mit Hals, r. Arm mit Hand und Schlange, 1. Unter-
arm mit Hand und Schale und mit grofsen Teilen des Himation, Flicken
an der r. Hüfte, der r. Wade aufsen, vorne und sonst in den Himation-
falten. Das Gewand ist vorne und besonders vor der 1. Hüfte überarbeitet.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs mit erhobener
Ferse weit zurückgesetzt; Himation mit einem Teil, dessen
Zipfel vorne herabhängt, auf der 1. Schulter ruhend, dann
schräg über den Rücken gelegt, um die r. Hüfte wieder vor-
genommen, den Unterkörper umhüllend und an der 1. Hüfte
vom Ellenbogen festgehalten. Der r. Arm war auch ur-
sprünglich erhoben; die Hand mufs ein Scepter gehalten
haben (jetzt Schlange); möglich, dafs demnach die L. den
Blitz hielt (jetzt Schale) und dafs Zeus dargestellt war. Der
Kopf mufs bärtig gewesen sein (der jetzige unbärtig mit
gelocktem Haar). Unbedeutend.
Fea Nuova descrizione S. 87; Gerhard-Platner S. 44 Nr. 83.
86. Statuette der Hygieia (Taf. 38).
H. 0,845 m* Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Kopf mit Hals (bis auf ein Stück am Halse links und ein
wenig von den Haaren darüber), beide Unterarme mit Händen und Attri-
buten, sehr viele Flicken im Gewand, an beiden Füfsen die Spitzen des
grofsen und des nächsten Zehen, Basis.
Die Figur entspricht in sehr viel eleganterer Ausführung
Nr. 83, nur bedeckt der Chiton hier die Oberarme nicht, und
das Himation liegt auf der 1. Schulter mit einem Bausch.
Der Ergänzer hat die Attribute umgekehrt wie dort ange-
bracht — jedenfalls falsch (der 1. Unterarm mufs wagerecht
gehalten und etwas vor den Körper gelegt gewesen sein,
um das Himation am Herabgleiten zu hindern); richtig hat
er aber dem Kopf dem antiken Rest zufolge die Wendung nach
der 1. Schulter gegeben; ob die künstliche Frisur mit vorne
verknüpften Flechten dem Original entspricht, läfst sich nach
dem kleinen antiken Rest der Haare nicht feststellen.
Vgl. im Übrigen das zu Nr. 83 Gesagte.
Fea Nuova descrizione S. 87; Clarac 556, 1182; Gerhard-Platner
S. 44 Nr. 84; Amelung bei Arndt-Amelung Einzelaufnahmen Nr. 1175a.
MUSEO CHIABAMONTI 87. 367
87. Fragmentierte Statuette des Eros mit den
Attributen des Herakles (Taf. 38).
H. 0,79 m. Grosskrystallinischer weifslicher (parischer) Marmor.
Ergänzt Nase, Lippen, Kinn. Es fehlen r. Arm, fast die ganze
Keule (Rest im Nacken erhalten), die Flügel bis auf Ansätze, 1. Hand, der
hier herabhängende Teil des Fells, beide Unterschenkel. Behufs Ergänzung
sind alle Ansatzflächen bis auf die der Unterschenkel glatt zugeschnitten
und mit Stiftloch versehen. Oben sehr bestofsen und verwaschen.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; Hüfte sehr weit aus-
gebogen; 1. Oberschenkel leicht vorgestellt; die R. hatte die
Keule geschultert; das Löwenfell über den nach der 1.
Schulter gewendeten Kopf gelegt; die Vorderpranken vor der
Brust verknotet; das Übrige über den 1. vorgestreckten
Unterarm gelegt, von dem es herabhing (Rest einer verbin-
denden Stütze am 1. Oberschenkel aufsen); kleiner Stützenrest
an der 1. Schulter vorne (für ein Attribut der L.?). Lächelnder
Ausdruck.
Hellenistischer Typus. Frische Ausführung. Aus der
Villa des Hadrian.
Gerhard-Platner S. 44 Nr. 85; C. L. Visconti Descrizione dei
Musei Vaticani (1870), M. Chiar. 87.
Unter Nr. 82—87:
Drei Fragmente eines Gesimses (Taf. 38).
H. 0,26 m , T. 0,30 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor mit dunkleren
Adern.
Von unten nach oben: Blattkyma, Zahnschnitt, Eierstab,
Consolen und zwischen ihnen Rosetten, niedrige Platte und
Sima mit Akanthus und länglichen, glattrandigen Blättern.
a) Fragment (von r. bis unter Nr. 85). L. 2,05 m. Im 1. Teil
stark zerstört. Rechts Anschlufsfläche.
b) Fragment (fast bis Nr. 86). L. 0,92 m. Sehr zerstört.
c) Fragment. L. 1,12 m. Oben sehr verstofsen. Links Anschlufsfläche.
Andere Fragmente in den Abteilungen VII, XV, XVII,
XXV, XXVII.
368 MUSEO CHIABAMONTr88. 89. 90.
88. Fries frag ment (Taf. 38).
L. 0,65 m., H. 0,105 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
War in der Mitte durchgebrochen.
Oben und unten schmale Randleiste, dann Perlenschnur;
dazwischen in Hochrelief: r. Silensmaske nachr.; dann Tym-
panon, Doppelflöte und Lagobolon gekreuzt; Panther nach
r. liegend, an den Trauben eines umgestürzten Korbes
naschend; mit Früchten gefüllte Getreideschwinge; Panther
nach 1.; unter seinem Kopf ein undeutlicher Rest.
Flüchtige späte Decorationsarbeit.
Gerhard-Platner S. 45 Nr. 86.
89. Fragment mit Darstellung der Wölfin und
der Zwillinge (Taf. 38).
H. 0,22 m., Br. 0,14 m. Pavonnazzetto.
Sehr verscheuert.
Auf einer ovalen, leicht gewölbten Fläche (r. und 1. Stücke
ausgebrochen) in flachem Relief die Gruppe der Wölfin und
der Zwillinge (nach 1.; das Tier umschauend) ohne Boden.
Modern?
Gerhard-Platner S. 45 Nr. 87.
90. Fragment eines Reliefbildes (Taf. 38).
H. 0,25 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben scheint Rand erhalten zu sein. Links in sehr hohem
Relief der mittlere Teil eines 1. Armes mit nach r. flattern-
dem Pantherfell und einem Stück Lagobolon; also Rest eines
Satyrs. Darunter eine Stütze für die Hand und tiefer ein
Stück vom 1. Bein des nach 1. schreitenden Satyrs. Rechts
oben in flachem Relief Oberteil einer Stele, darauf Vase
mit Früchten (Bohrlöcher); weiter in höherem Relief ein nach
1. geneigter, von einer kleinen r. Hand gehaltener Thyrsos,
an dessen Schaft zwei Kymbala hängen; r. von diesen ein
undeutlicher Rest.
Sehr zierliche Arbeit.
Gerhard-Platner S. 45 Nr. 88.
MUSEO CHIABAMONTI 91. 92. 93. 94. 369
91. Relief fragment (Taf. 38).
H. 0,24 m., Br. 0,25 m. Grofsktimiger bläulicher Marmor.
L. aufgebogener Rand in Form eines Kreissegments;
r. Hochrelief: erhalten bis zu den Knieen ein jugendlicher
Jäger nach r. mit wehender Chlamys und Speer (vom und hinten
mit Händen und Unterarmen abgebrochen). R. neben dem Kopfe
noch ein r. Unterarm mit Hand und Teil eines Speers sichtbar.
Gewöhnliche Arbeit.
Gerhard-Platner S. 45 Nr. 89.
92. Fragment von der Vorderseite eines
Sarkophagdeckels (Taf. 38).
H. 0,23 m., Br. 0,25 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben schmale Randleiste. Flachrelief: 1. ein Erot (es fehlt
r. Arm, Bein und Flügel, 1. Fufs) mit gesenktem Lagobolon
nach r. laufend und umblickend ; r. stehender Erot (es fehlen
Teile beider Füfse) umblickend, brennende Fackel mit der
R. schulternd; er erhebt mit der L. eine grofse dicke Guirlande
mit Bändern oben und unten.
Spät und roh.
Gerhard-Platner S. 45 Nr. 90.
93. Relief mit Panthern und Hirschen (Taf. 38).
H. 0,23 m, L. 0,39 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor mit dunkleren Adern.
Abgebrochen die r. Ecke unten.
Schmale Randleiste. Flachrelief: r. unten Hirsch nach r.
sitzend, angefallen von einem Panther; 1. nach 1. laufender
Panther; oben Hirsch mit geschlossenen Augen nach L
springend (?).
Ganz spät und roh.
Gerhard-Platner S. 45 Nr. 91.
94. Relieffragment (Taf. 38).
H. 0,21 m., Br. 0,15 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Sehr verwaschen.
Jüngling mit Lendenschurz nach 1. schreitend; im 1. Arm
das Lagobolon; trägt etwas auf dem Kopfe (oder Rand?
Vatican. Katalog I. 24
37° MUSEO CHIABAMONTI 95. 95 A. B. C.
Es fehlen r. Unterarm und Unterschenkel, 1. Fufs). Am r.
Oberschenkel undeutliche Spuren; r. grofse wehende Tänie.
Mittleres Relief. Lebendig.
Gerhard-Platner S. 45 Nr. 92.
95. Vorderseite vom Deckel eines Kinder-
sarkophages (Taf. 38).
H. 0,13 m., L. 0,60 m. Grobkörniger weifser Marmor.
Abgebrochen die r. untere Ecke. War in acht StUcke zerbrochen.
Schmale Randleiste; auf beiden Seiten die gleiche Dar-
stellung in ganz flachem Relief: Profil einer lockigen Medusen-
maske; Amor und Psyche (Chiton; Schmetterlingsflügel) sich
liebkosend; Pfau unter einem Baum; Amor nach der Mitte
stark ausschreitend, umblickend und die leere, umrahmte In-
schrifttafel haltend.
Unbedeutend.
95A. Grabara eines C. Marcius Euhemerus
(Taf. 38).
Kranz im Aetom.
CiL VI 22061.
95B. Grabara einer Claudia Prisca (Taf. 38).
In der Mitte der Oberfläche ein senkrecht eingebohrtes
Loch. Kanne und Schale fehlen.
CIL VI 15565.
95 C. Ornamentierter Pfeiler (Taf. 38).
H. 0,84 m., Br. 0,18 m., T. 0,13 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ränder vielfach bestofsen, besonders stark r. in der Mitte, wo ein
Dübelloch von späterer Verwendung zeugt. Vorne oben ein rundes Loch
undeutlicher Bestimmung. Oben und unten abgebrochen.
Vorder- und r. Nebenseite decoriert: auf einfach um-
rahmter Fläche vorne eine senkrecht aufsteigende, compo-
nierte Phantasiepflanze (i. d. M. Ähren), r. eine Epheuranke.
Gute Arbeit. Vgl. Nr. 95 E.
MUSEO CHIAEAMONTI 95 D. E. F. G. 37 1
95D. Votiv an Hercules (Taf. 38).
H. 0,74 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Oben abgebrochen.
Auf einem runden unten weit ausladenden Untersatz mit
Torus oben eine senkrecht stehende Keule.
Darunter:
Sarkophagfragment (Taf. 38).
H. 0,32 m., Br. 0,34 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Löwenkopf. Stammt von der Ecke eines späten Sarko-
phags. Rohe Bohrarbeit.
Gerhard-Platncr S. 44.
95E. Ornamentierter Pfeiler (Taf. 38).
H. 0,81 m., Br. 0,185 m., T. 0,14 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor mit
dunklen Adern.
Vorne oben ein Dübelloch, darüber ein kleines rundes
Loch.
Erhaltung und Ornamentik wie bei Nr. 95 C, aber reicher;
auf der Vorderseite unten zwei Vögel.
95 F. Altärchen der Stata Mater (Vesta), gesetzt
von Q. Coelius Apollonides mag. vici. (Taf. 38).
In der Mitte der Oberfläche Rest eines Metalldübels.
Gefunden Mitte des 18. Jahrh. bei Florenz.
CIL vi 763.
95G. Grabara einer Aulina (Taf. 38).
Kranz im Aetom und Palmettenakroterien. Aus einem
Grab zwischen Via Appia und Latina.
CIL VI 12929.
24*
372 MÜSEO CHIARAMONTI 96. 97.
96. Vorderseite vom Deckel eines
Kindersarkophages (Taf. 39).
H. 0,155 m.t L. 1,045 m' Feinkörniger bläulicher Marmor.
Bruch von oben bis unten durch die Mitte der r. Frau; der r-
kleinere Teil von Feuer geschwärzt.
R. und 1. je ein bärtiger, satyresker Kopf; dazwischen
auf dem von schmaler Randleiste umrahmten Feld in Flach-
relief jederseits eine nach der Mitte zu lagernde Frau (hoch-
gegürteter Chiton, der von der vorderen Schulter gleitet;
Himation, das den Unterkörper bedeckt, oben bogenförmig
weht), mit dem vorderen Arm auf ein Kissen gelehnt; die
Hand des andern Armes hält einen auf dem erhobenen Knie
> ■
stehenden Korb mit Kränzen bei der 1., Ähren bei der r.r
nach dem ein stark ausschreitender Amor greift; in der Mitte
ein Bäumchen (Krone abgebrochen).
Dargestellt zwei Hören mit je einem Genius; nach Gewan-
dung und Inhalt des Korbes sind die Hören des Frühlings
und Sommers zu erkennen. Vgl. Galleria lapidaria Nr. 177-
Späte geringe Arbeit.
97. Fragment eines Kindersarkophages (Taf. 39).
H. 0,32 m., ßr. 0,50 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Gebrochen von oben bis unten r. von der Säule. Es fehlt die
ganze untere Partie mit den Füfsen der Figuren.
Hochrelief: i. d. M. über einer glatten Säule ein würfel-
förmiges Capital; darüber ein Stück Gesims, auf dem nach
r. und 1. je ein flacher Bogen ansetzt; in dem mittleren
Zwickel ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln; 1. noch der
Schwanz eines Delphins erhalten; unter dem 1. Bogen ein
Knabenpaar, gruppiert wie Dionysos mit dem Satyr; der L
mit Mantel um Unterkörper und 1. Schulter, legt die R. mit
einem losen Kranz auf den Kopf, den 1. Arm um die Schultern
des r., der mit der gesenkten L. eine Lyra hält; unter dem r*
Bogen zwei Knaben, der 1. nachr. die Doppelflöte blasend,
der r. nach 1. mit Syrinx; alle bis auf den ersten haben
den Kopf von einer Tänie umwunden.
Späte schlechte Arbeit. Vgl. Galleria lapidaria Nr. 188^
Gerhard-Platner S. 45 Nr. 95.
MÜSKO CHIAEAMONTI 98. 99. 373
98. Fragment eines Frieses von einem Rundbau
(Taf. 39).
H. 0,29 m., L. 1,07 m. Feinkörniger bläulicher Marmor mit schwärzlichen
Adern.
Bruch, dick mit Gyps verschmiert, in der Mitte von oben bis unten;
hier verschiedene Ergänzungen; darüber und über einzelne Ver-
letzungen s. die Beschreibung.
Das Ganze der Länge nach schwach gerundet; unten
schmaler vorspringender Rand; oben reicht das Relief nicht
bis zum Rand; hier griff also wohl das Gesims über; r.
und 1. glatt abgeschnitten. Starkes Hochrelief: 1. spannt
ein Amor den Bogen gegen einen entgegenlaufenden Hirsch
(es fehlen 1. Vorderbein, Teil des 1. Hinterbeins; Stütze dafür am Grund erh.);
zwischen beiden ein knorriger, r. vom Hirsch ein grad ge-
wachsener Baum; dann ein Amor (erg. aus Gyps fast der ganze
l. Arm) nach r. den Speer werfend nach einem nach r. laufen-
den Eber (fehlt Vorderteil des r. Vorderbeins; Stütze dafür am 1.);
zwischen beiden ein fast ganz ergänzter Baum; hinter dem
Eber eine Pinie, r. von ihm eine knorrige Platane; dann ein
Amor nach 1., den Speer gegen den Eber fällend; r. noch
«in Ast eines Laubbaumes.
Späte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 45 Nr. 96.
99. Fragment eines Kindersarkophags (Taf. 39).
H. 0,29 m., Br. 0,63 ro. Feinkörniger weifser Marmor.
An der schmalen Stelle durchgebrochen.
Rand oben erhalten. Hochrelief: 1. ein Amor nach r.
mit Kithara und wehendem Mäntelchen (es fehlen Unterarm,
Füße und Teile der Kithara), umblickend nach einem andern , von
der nur undeutliche Reste übrig sind; dann ein Amor nach
I. mit Mantel, die Doppelflöte blasend (es fehlen 1. Unterarm, 1.
Flöte, r. Bein, 1. Fufs, fast der ganze Mantel); dann ein bekränzter
Amor nach 1. mit Mantel, im 1. Arm die Fackel, mit der R.
das Trinkhorn erhebend; r. eine R. mit Stück Mantel und
undeutlichem Attribut.
Hübsche Erfindung und Ausführung guter Zeit. Vgl.
Galleria lapidaria Nr. 188.
Gerhard-Platner S. 45 Nr. 97.
374 MÜSEO CHIABAMONTI IOO. IOI. 102. 103.
100. Fragment eines Kindersarkophages (Taf. 39).
H. 0,245 m*i ^r- °>29 m* Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Hochrelief: zwei Amoretten tragen eine Keule nach r.
(dem r. fehlen Kopf, beide Arme fast ganz, beide Unterschenkel; dem 1.
beide Fufse); 1. eine Ciste mit erhobenem Deckel; daraus
schlüpfend eine geschuppte Schlange. Auf dem verlorenen
Teil wird Hercules als Kind dargestellt gewesen sein; nur
dann ist die Kleinheit der Keule verständlich.
Flüchtige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 45 Nr. 98.
101. Fragment eines Sarkophages (Taf. 39).
H. 0,41 m., Br. 0,475 m- Feinkörniger bläulicher Marmor mit schwärz-
lichen Adern.
Verwaschen.
Oben teilweise schmaler Rand erhalten. Hochrelief:
Mann in kurzer gegürteter Tunica, mit Paludamentum und
Jagdstiefeln (Gesicht sehr zerstört; r. Arm fehlt), sprengt nach r. auf
gezäumtem und gesatteltem Pferde (Schnauze, Beine, Teil des
Hinterteils und Schwanzes fehlen); die R. schwang den Speer gegen
ein Tier, dessen Hinterteil mit kurzem Schwanz r. unten
erhalten ist; 1. oben Pinienast; über dem Pferdekopf Krone
eines Laubbaums, dessen Stamm unten sichtbar wird; r. von
der Brust des Pferdes viereckiger Stützenrest. Späte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 45 Nr. 99.
102. Fragment eines Kindersarkophags (Taf. 39).
H. 0,32 m., Br. 0,29 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Oben profilierter Rand. Hochrelief: Knabe schleppt
Keule und Löwenfell nach 1. (beide Füfse fehlen). Vgl.
Nr. 100. Flüchtige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 45 Nr. 100.
103. Römischer männlicher Porträtkopf (Taf. 39).
H. des Ganzen 0,625 m., des Kopfes 0.33 m. Grofskrystallinischer
bläulicher Marmor.
Ergänzt Nase, gröfster Teil der Oberlippe mit Schnurrbart, Hals
mit Bruststück und Fufs. Hinterkopf fehlt, war aber augenscheinlich
nicht angesetzt (un regelmässige, rauhe Fläche).
MUSEO CHIARAMONTI IO4. 105. 375
Kopf eines alten Mannes mit kahlem Vorderschädel,
vollen Lockenhaaren (besonders über den Ohren) und Vollbart
geradeaus gerichtet. Gerunzelte Stirn; starke Backenknochen;
grofse Augen mit matten Oberlidern; Augensterne und Pupillen
angegeben. In den Haaren vielfache und rohe Verwendung
des Bohrers. Zeit des Marc Aurel. Schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 45 Nr. 101.
104. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 39).
H. des Ganzen 0,405 m.f ohne Fufs 0,315 m. GrofskrystaJlinischer weifser
Marmor.
Ergänzt halbe Nase und Fufs. Abgebrochen Rand des r. und
Läppchen des 1. Ohres. Beschädigt der Hals an seiner r. Seite.
Kopf einer Frau in mittleren Jahren mit blödem Aus-
druck, starken Backenknochen, eingesunkenen Wangen, kleinem
Mund, unbedeutendem Kinn, leicht nach der r. Schulter ge-
wendet; in jedem Mundwinkel ein Bohrloch; die Brauen
durch Striche angegeben, Augensterne nnd Pupillen einge-
graben. Die schlichten Haare gescheitelt und abwärts ge-
kämmt, über den Ohren zurückgestrichen; im Scheitel vorne
ein kleines Loch (zur Befestigung einer Mondsichel?); Ober-
und Hinterschädel waren angesetzt, der Kopf in eine Statue
eingelassen; vielleicht war der Mantel über den Kopf gezogen.
Sorgfältige Arbeit nicht ohne Leben aus dem Beginn des 3.
Jahrh. n. Chr.
Gerhard-Platner S. 45 Nr. 102.
105. Knabenkopf (Taf. 39).
H. des Ganzen 0,40 m., des Kopfes 0,20 m. Feinkörniger gelblicher Marmor
mit dunkleren Stellen.
Ergänzt Nase, Flicken in der Stirn 1., rundes Stück auf der r. Seite
des Oberschädels, Hals mit Bruststück und Fufs. Abgesprungen war ein
rundes Stück auf dem Scheitel. Sprung durch die 1. Seite der Stirn.
Stark beschädigt; im Gesicht überarbeitet.
Knabenkopf mit idealen Zügen und kurzen, wenig ge-
lockten Haaren, die über der Stirn in einen Knoten gebunden
und von einem kleinen Lorbeerkranz umgeben sind ; gerade-
aus gerichtet. Mäfsige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 45 Anm.
37^ MÜSEO CHIARAMONTI 106. 107.
106. Maskenrelief (Taf. 39).
H. 0,375 mM Br. 0,46 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt die 1. obere Ecke bis zu den Masken, die r. obere Ecke
an der bärtigen Maske oben fast die ganze Bekränzung, Haarenden und
die 1. Locken des Bartes, an der weibl. Maske die Nase. Der r. Rand
oberhalb der Maske abgesägt.
Rechteckige Platte. Vorderseite: unten vorspringender
Rand, der in der Mitte durchbohrt ist (die Bahn des Loches
setzt sich darüber noch etwas als Vertiefung im Reliefgrund
fort; kleine Löcher 1. davon und an der r. Nebenseite in
Augenhöhe der unteren Masken); unten 1. unbärtige Maske
mit gedrehten Locken (oben kurz, unten lang) und erzürntem
Ausdruck nach r. schauend; r. umgekehrt eine bärtige ko-
mische Maske mit kurzem gesträubten Bart, bandumwundenem
Kranz und bösem Ausdruck; über beiden ein stufenförmiger
Aufbau; oben in der Mitte zwei Masken neben einander
nach r. blickend, die 1. mit langem lockigen Bart, Kranz und
Ausdruck wie unten, die r. weiblich mit schlichtem Haar
und ernstem Ausdruck. Die Masken in hohem Relief; das
Übrige ganz flach. Rückseite mit flachem Relief: 1. Felsaltar
mit brennendem Feuer; r. auf Felsen eine bärtige und eine
weibliche tragische Maske mit hohem Onkos.
Decorative Arbeit. Der Tradition zufolge gefunden bei
den durch Pius VII. in Ostia veranstalteten Ausgrabungen.
Nibby III Taf. XXX; Gerhard-Platner S. 45 Nr. 104.
107. Kopf des Julius Caesar (?) (Taf. 39).
H. des Ganzen 0,52 m., des Kopfes 0,26 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt fast die ganze Nase, Hals mit Bruststück und Fufs. Be-
stofsen Ohren, Brauen, Kinn, Gesicht stark geputzt.
Unbärtiger Kopf eines älteren Mannes mit dicht an-
liegendem , leicht gewellten Haar (oben nach vorne gekämmt).
Leichte Wendung nach der r. Schulter. Physiognomisch
verwandt einer Reihe von Typen, in denen man mit grofser
Wahrscheinlichkeit das Porträt des Caesar vermutet. Von
diesen ist besonders nahe verwandt der Kopf der Berliner
Togastatue (Beschreibung d. Skulpt. Nr. 341; Bernoulli a.
unten a. O. S. 175 Fig. 23 und Taf. XVII); Physiognomie
und Haare sind ganz übereinstimmend, doch ist der Mann
MÜ8E0 CHIARAMONTI 108. 209. HO. 377
hier in jüngeren, in Berlin in älteren Jahren dargestellt.
Zweifellos stellen die gleiche Persönlichkeit dar: der Kopf
in Pisa (Bernoulli Nr. 22; vgl. S. 165 unten; I72f.; Arndt-
Amelung Einzelaufnahmen Nr. 202/3), einer in Pal. Pitti
(Arndt-Amelung a. a. O. Nr. 234/5), einer in Villa Mattei
{A.-A. a. a. O. Nr. 130/1) und doch wohl auch die Berliner
Büste (Bern S. 174 Taf. XVI). Gute sorgfältige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 45 Nr. 105; Bernoulli Rom. Ikonographie I
S. 156 Nr. 6 und S. 174; Seeck Kaiser Augustus (Monographien zur Welt-
geschichte) Abb. 5.
Photographie Moscioni 2293.
108. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 39).
H. des Ganzen 0,385 m., ohne Fufs 0,275 m- Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Fufs.
Erhalten nur Maske und Vorderteil des Halses; Hinter-
kopf war verschleiert und besonders gearbeitet; r. die Hälfte
eines Dübellochs erhalten. Charakterloses Gesicht, geradeaus
gewendet; Haare gescheitelt und zurückgestrichen. Unbe-
deutende Arbeit.
Gerhard-Platner S. 45 Nr. 106.
109. Römischer männlicher Porträtkopf (Taf. 39).
H. des Ganzen 0,575 m-i ^es Kopfes 0,28 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Teil der 1. Braue, Lippen mit Schnurrbart z. gröfsten
Teil, r. Ohr, Rand des 1. Ohrs, Hals mit Büste und Fufs. Das Gesicht
stark geputzt; nur 1. teilweise Sinter erhalten.
Kopf eines jungen Mannes mit ganz kurz geschnittenem
Haar (eingepickt), kurzem Vollbart, breitem Schädel, blödem,
vergrämten Ausdruck, schmalem kleinen Mund; ganz leicht zur
r. Schulter geneigt. Brauen durch Striche angegeben, Augen-
sterne und Pupillen eingegraben. Mäfsige Arbeit aus der Zeit
•des Gallienus. Am Fufs ist mit roter Farbe 53 aufgemalt.
Gerhard-Platner S. 45 Nr. 107.
110. Mädchenstatuette (Taf. 39).
H. 0,93 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt aus Marmor: Nase, grofses Stück des Nackens, Teile der
Falten vorn und hinten; aus Gyps: Kinn, r. Arm von der Mitte des Ober-
37^ MÜSEO CHIARAMONTI III.
arms an, an der L. Spitze des Daumens, Zeigefingers und kleinen Fingers,
Kopf und Hals des Vogels. In eine moderne Basis eingelassen. Die ganze
Figur gereinigt; der Hals an seiner r. Seite überarbeitet.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs, mit ganzer
Sohle auftretend zur Seite und leicht zurückgesetzt. Schuhe;
Peplos, von der 1. Schulter gleitend; an der r. Seite offen;
über dem bis zu den Hüften reichenden Apoptygma gegürtet.
Die L. hält vor der 1. Brust einen Vogel, nach seiner Gröfse
und dem Gefieder eine Taube (Hadaczek sagt a. unten
a. O., es sei Gans oder Ente; erstere ist ganz ausgeschlossen»
aber auch eine Ente müfste gröfser sein). Die R. nähert sich
dem Tier; Ansätze an dem Gewand auf der r. Hüfte und an
der r. Brust für Ellenbogen, Unterarm und Hand beweisen, dafs
diese Teile ursprünglich näher am Körper lagen. Der Kopf
geneigt mit leichter Wendung nach der 1. Schulter; die Haare
eingebunden in ein auf dem Scheitel geknüpftes Kopftuch;
vorne kurze Locken ; hinten ein Zopf aufgenommen; an Kopf-
tuch und Haaren rötliche Farbenreste , am Gewand schwarze.
Der Kopf gehört nicht zur Figur; er sitzt mit Schnitt
auf, ist zu klein und der Hals der Figur mufste seinetwegen
überarbeitet werden; zudem geht er auf ein älteres Original
zurück als die Figur; zu den stilisierten Locken vorne vgl.
die Athena mit der Hadeskappe in Villa Albani. Die Figur
ist die Copie eines Originals vom Ende des 5. oder Anfang des
4. Jahrh. v. Chr., einer Grab- oder Votiv-Statuette (Beispiele für
Beides s. bei Hadaczek). Die Ausfuhrung an beiden Teilen
ziemlich schlecht. Auf dem 1. Schulterblatt ist mit roter
Farbe modern aufgemalt -M-.
53
Gerhard-Platner S. 45 Nr. 108; Hadaczek Jahresheft des österr.
archäol. Instituts 1901 S. 209 ff. Fig. 226.
in. Statuette des Herakles (Taf. 39).
H. 1,03 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Gesicht mit fast dem ganzen Bart, dem Vorderteil des
Halses, Haaren über der Stirn und Schnauze des Fells, Hinterkopf, seitlich
vorstehende Teile des Fells, r. Arm mit Keule, L. mit Äpfeln, der hängende
Teil des Fells mit Stamm und Teil der Basis, verschiedene Flicken im 1»
Bein, r. Unterschenkel.
MÜSEO CHIABAMONTI 112. 113. 379
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs mit voller
Sohle seitlich vorgesetzt; die gesenkte R. hält die unten auf-
stehende Keule; das Löwenfell liegt mit dem Kopf auf dem
bärtigen, nach der 1. Schulter gewendeten Kopf des Heros,
ist mit den Vordertatzen vor der Brust geknotet und hängt
mit dem übrigen Teil über den wagerecht vorgestreckten 1.
Unterarm (in der Hand Hesperidenäpfel; unten kurzer
Stamm). Die Ergänzungen haben das Richtige getroffen.
Unbedeutende Arbeit.
Gerhard-Platner S. 45 Nr. 109.
112. Fragment der Statuette eines sitzenden
Silens (Taf. 39).
H. 0,47 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt die Basis. Es fehlen Kopf mit Hals, Arme, Kniee, Unter-
schenkel, Sitz bis auf einen geringen Rest. Sehr stark beschädigt.
Silen, kenntlich am Schwänzchen hinten, von fetten
Formen, sitzt, das r. Bein über das 1. geschlagen. L.
Schulter gesenkt, r. gehoben; der 1. Arm ging, Ansätzen
an Hüfte und Oberschenkel zufolge, abwärts; die Hand lag
auf dem Schenkel; die Spur des r. Armes geht grade ab-
wärts (die Hand stützte sich auf den Sitz); der Kopf war
nach der r. Schulter gedreht. Die ganze Figur ist zu stark
nach ihrer L. geneigt; die ursprüngliche Sitzfläche längs des
r. Oberschenkels und vorne kenntlich.
Flotte decorative Arbeit nach hellenistischem Vorbild.
Gerhard-Platner S. 57 Nr. 260.
113. Statuette des Asklepios (Taf. 39).
H. 1,03 m. Grofskrystallinischer bläulicher Marmor.
Ergänzt Nase, Teile des Halses, r. Ann mit Stütze (Ansatz vor-
handen), Keule und Schlange, 1. Unterarm mit Hand, Teile der Falten,
Stück im Rücken des r. Fufses, die Spitzen der drei mittleren Zehen des r.
Fufses, Ecke der Basis neben diesem Fufs. Angesetzt ist der Kopf
(nach Guattani a. unten a. O. mitgefunden; allerdings sei in seinem Hals-
ansatz ein Loch gewesen, dem an der Statue keins entsprochen habe; man
habe daraus auf beabsichtigte Restauration geschlossen); gebrochen war ein
grofser Teil der Basis mit r. Fufs. Sehr stark geputzt.
380 MDSEO CHIABAMONTI II 3.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs mit ganzer
Sohle vorgesetzt; Himation liegt mit einem Teil auf der 1.
Schulter, ist dann schräg über den Rücken gelegt, um die
r. Hüfte wieder vorgenommen und wird an der 1. Hüfte
vom Ellenbogen festgehalten; der Unterkörper also umhüllt;
vorne dreieckiger Überfall, mit dem Zipfel auf das 1. Knie
herabhängend; beide Arme gesenkt; die R. (Stütze zwischen
Handgelenk und Hüfte) hält die von der Schlange umwundene
Keule (richtig ergänzt), die L. eine Frucht (richtiger hätte
der Ergänzer ihr die Schale gegeben); der bärtige Kopf leicht
zur r. Schulter gewendet (Band im Haar); er kann nicht zur
Figur gehören, da er zu klein ist.
Rohe Replik eines in zwölf Wiederholungen erhaltenen
Typus; zu den bei Furtwängler a. unten a. O. aufgezählten
elf Repliken ist eine Statuette im Soane-Museum in London
hinzuzufügen, bei der der Schlangenstab erhalten ist. Furt-
wängler behauptet, das Original habe Zeus dargestellt, was an-
gesichts der Thatsache, dafs fünf Repliken sicher Asklepios dar
stellten, eine sechste wahrscheinlich, wenig für sich hat; aufser-
dem ist der Typus in verschiedener Weise zu anderen Fi-
guren umgemodelt worden, die zweifellos Asklepios darstellen.
Furtwängler schreibt das Original Myron zu; vgl. dagegen
Amelung bei Arndt- Amelung Einzel-Aufnahmen Nr. 306.
Gefunden Anfang 1783 im Vicolo de* Liutari in den
Fundamenten des Hauses der Buchdrucker Pagliarini an der
Ecke von Piazza Pasquino. Gegenüber dieser unverdächtigen
Angabe von Guattani und Visconti (s. unten) verdient
die des Correspondenten Claracs keine Beachtung (danach
181 1 in den Thermen des Titus gefunden).
Die 1. unvollständige Inschrift auf der Basis besagt,
dafs die Figur eine Weihgabe sei, die der Weihende — nach
der wahrscheinlichen Ergänzung des Anfangs: 'Ajupi Xrtkp —
ganz habe vergolden lassen (ein Attiskopf mit Resten voll-
ständiger Vergoldung im Conservatorenpalast; zwei weitere
derartige Köpfe — einer ein Odysseus — im Magazzino
comunale in Rom; vgl. ferner Winckelmann Geschichte
der Kunst VII 2 § 12 [dagegen allerdings VI 2 § 12] und
Denkm. d. a. K., Vorl. Abh. § 183 = Sämtl. Werke [Donau-
eschingen] V S. 74 und VII S. 239).
MUSEO CHIARAMONTI II 4. 38 1
Guattani Monum. ant. ined. 1784 S. XCIII; Visconti Museo Pio-
C lernen tino II S. 7 Anm.; Clarac 549, 1 1 57; Gerhard-Pia tner S. 45
Nr. in ; Osann Sylloge S. 437 Nr. 101 ; O. Müller Bullettino d. I. 1840
S. 12; Welcker Rhein. Museum 1842 S. 215; CIGr III 5975; Kaibel 968;
ders. Epigr. 804; Furtwängler Meisterwerke S. 368 Anm. 3 Nr. 6.
114. Statuette eines römischen Knaben (Taf. 39).
H. 0,86 m. Marmor der Figur grofskrystallinisch und gelblich, des
Kopfes feinkörnig und bläulich.
Ergänzt halbe Nase, obere Ränder beider Ohren, Stück des Halses,
vordere Hälfte beider Unterarme mit Händen, Rolle und Stützen, Teile der
Falten, Basis mit r. Fufs, halbem 1. Fufs und dem unteren Teil von Gewand
und Stütze. Bestofsen das r. Ohr und einige; Falten.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs mit erhobener
Ferse zurückgesetzt; neben dem r. Bein aufsen stelenartige
Stütze; Calcei, Tunica, Toga mit Wurf guter Zeit (nach dem
Alter des Knaben die Praetexta); am oberen Rande der
Tunica ein breiter Kragen; r. Arm gesenkt (Stütze für den
Unterarm); L. mit Rolle (durch Stütze mit dem Gewand ver-
bunden) wagerecht vorgestreckt (beide Arme richtig erg.);
Kopf mit schlichten, in die Stirn gekämmten Haaren nach
der 1. Schulter geneigt; er gehört nicht zur Figur (verschie-
dener Marmor; nicht eingesetzt).
Mittelmäfsige Ausführung.
Gerhard-Platner S. 45 Nr. 112.
Unter Nr. 110 — 114:
Fragmente von drei Gesimsen (Taf. 39).
a) unter 110 — in.
L. 1,13 m., H. 0,10 m., T. 0,225 m* Feinkörniger gelblicher Marmor.
Stark beschädigt.
Von unten nach oben: zwei doppelte Reihen von Blättern,
unten überhängende gröfsere, darüber aufrecht stehende
kleinere; Perlenschnur; aufrecht stehende Blätter; aufrecht
stehendes Blattkyma. Rechts eine Ecke; doch biegt das
Ornament nicht um ; auf der Schmalseite vielmehr Anschlufs-
fläche. An der Unterseite 1. und an der Schmalseite unten
je ein Loch mit Metallvergufs.
Späte Arbeit.
382 MÜSEO CHIARAMONTI 115. II 6.
b) unter m — 113.
L. 1,90 m., H. 0,11 m., T. 0,135 m- Feinkörniger gelblicher Marmor.
Mehrere Verletzungen.
Von unten nach oben: überhängende Blätter, Anthemien-
ranke, aufrecht stehendes Blattkyma.
Sehr späte Arbeit.
c) unter 114. Drei Fragmente, von denen 1 und 2 an ein-
ander passen.
I. L. 0,34 m., H. 0,14 m., T. 0,12 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Ergänzt der obere Rand teilweise. Unten r. bestofsen.
2. L. 0,43 ra., H., T., Marmor und Ergänzung wie oben.
Unten r. bestofsen.
3. L. 0,30 m., T. 0,11 m., H., Marmor und Ergänzung wie oben.
Die ganze r. Hälfte des unteren Ornaments fehlt; ebenso die 1.
Vorderecke; das Stück dahinter war abgebrochen.
Von unten nach oben: lesbisches Kyma, Anthemienranke.
Späte Arbeit.
115. Relieffragment (Taf. 39).
H. 0,46 m., Br. 0,42 m. GrofskÖrniger bläulicher Marmor.
Teil einer nach r. eilenden Bakchantin (es fehlen Kopf, Hals,
r. Schulter, beide Unterschenkel mit Gewand, Spitze des Thyrsus oben,
Ende des Attributs in der L.) in hochgegürtetem, geschlossenen
Peplos, der die r. Brust freiläfst; 1. Schulter und r. Bein voran;
die R. hält den Thyrsus, der den Oberkörper kreuzt (oben
eine Bandschleife mit flatternden Enden, unten Abschlufs mit
breiter Spitze); in der gesenkten L. ein Gegenstand mit
Bandschleife. Hochrelief.
Schlechte, späte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 46 Nr. 113.
116. Fragment eines Sarkophagdeckels (Taf. 39).
H. 0,25 m., L. 0,46 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben schmale Randleiste. Im Hintergrund ein Vorhang;
davor auf Kline mit hoher Lehne am r. Ende (Beine fehlen;
MÜSEO CHIARAMONTI II 7. II 8. 383
Lehne beschädigt) Mann und Frau gelagert (beide vollbe-
kleidet; ihre Füfse fehlen; die Köpfe nicht ausgeführt); er
hält in der L. eine Schale, sie in der R. eine gewundene
Binde; den 1. Ellenbogen stützt sie auf ein Kissen. R. der
Oberkörper eines Dieners mit Tunica, langen Haaren, in
den Händen eine Schüssel mit Speisen; 1. steigt über die
Beine der Frau ein Amor (r. Flügel abgebrochen), in der
erhobenen L. eine gewundene Binde, die R. auf die 1.
Schulter legend und umblickend nach einer Figur, von der
nur der 1. Unterarm erhalten ist. Hochrelief.
Rohe, späte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 46 Nr. 114.
117. Fragment eines Sarkophages (Taf. 39).
H. 0,27 m., L. 0,45 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Oben schmale Randleiste. L. oben Reiter (es fehlen r.
Arm fast ganz, r. Fufs, Hinterteil des Pferdes) in kurzer, gegürteter
Tunica, das Schwert mit der R. zückend nach r. Unten der
Kopf und ein Teil eines Vorderbeines von einem Löwen nach
1. R. noch der Oberkörper eines Jünglings mit Mantel, der
einen Speer mit der R. erhebt und nach r. unten sticht.
Mittleres Relief.
Spät und gering.
Gerhard-Platner S. 46 Nr. 115.
118. Fragment eines Sarkophages (Taf. 39).
H. 0,41 m.f Br. 0,38 m. Grofskrystallinischer weifser Marmor mit breiten
dunklen Streifen.
Unten und oben schmale Randleiste. Über plastisch
angegebenen Wellen, in denen 1. das Vorderteil eines Fisches,
ein Boot (Hinterteil fehlt); darin steht nach r. gebeugt ein
Amor mit einem Schurz um die Lenden; er blickt um
und zieht mit beiden Händen ein Netz aus dem Wasser; 1.
oben das Oberteil einer Angel, r. zwei Hände mit dem
Oberteil eines Ruders. Hochrelief.
Spät und roh.
Gerhard-Platner S. 46 Nr. 116.
384 MÜSEO CH1ABAMONTI 119. II9A. B.
119. Relieffragment (Taf. 39).
H. 0,39 m., Br. 0,27 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Unten breite Randleiste. Unterteil eines nach l.schreitendert
Satyrs der die Doppelflötc blies (Unterteil der einen Flöte 1. er-
halten; der 1. Fufs fehlt). Zwischen den Beinen kurzer Stamm
mit darüber gehängtem Ziegenfell und angelehntem Lagobolon.
L. unerklärbarer Rest, r. undeutliche Streifen auf dem Grunde.
Hochrelief. L. oben ist mit schwarzer Farbe 1024 aufgemalt.
Derbe, ganz lebendige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 46 Nr. 117.
119A. Altar der DiiDeaeque (gesetzt i. J. 157 n.Chr.).
CIL VI 100.
119B. Statuette einer Isispriesterin, Fragment
einer Gruppe (Taf. 39).
H. 0,75 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf mit Hals, r. Unterarm, 1. Arm von der Mitte des
Oberarms an, Vorderteil des r. Fufses mit Ecke der Basis, Spitze des 1.
Fufses. Ränder vielfach bestofsen.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs mit voller Sohle
auftretend seitwärts gesetzt; Schuhe; Tunica; ein breiter
Streifen, die palla, hängt vorne lang herab, ist über die 1.
Schulter gelegt, läuft schräg über den Rücken bis zur r.
Wade, dann vorne wieder schräg bis zur 1. Schulter, über
die das Ende zurückgeworfen ist, das hinten lang herabhängt;
eine vorn geknotete Schnur gürtet die Tunica und den Teil der
Palla vorne dicht unter der ganz unentwickelten Brust; beide
Arme waren gesenkt. An der r. Seite der Figur vier grofse
Stützen, an der 1. zwei grofse und eine kleine, an der 1.
Schulter zwei kleine Ansätze. Aufsen neben dem r. Fufs
auf der Basis ein kleiner 1. Fufs, neben dem 1. Fufs vier
kleine Füfse um einen Baumstumpf erhalten. Eine sichere
Ergänzung dieser Spuren zu geben, ist unmöglich. Die
Deutung der Figur ergiebt sich aus der Tracht der Palla (vgL
Loggia scoperta Nr. 3 und hierselbst Nr. 449).
Gerhard-Platner S. 46 A; Wilpert Un capitolo di storia del
vestiario (L'Arte I fasc. III — V) S. 16 und 27 Fig. 21a.
MUSEO CHIARAMONTI II9C. D. E. 385
119C. Dreieckiger Pfeiler (Taf. 36).
H. 0,60 m., Br. 0,195 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt der obere und untere Abschlufs.
Auf den drei Seiten folgende Darstellung in Flachrelief
wiederholt: Dreifufs in unvollkommen perspectivischer An-
sicht; die Beine gehen unten in Löwenfüfse aus; zwei Ringe
verbinden in gleichmäfsigen Abständen die Beine; oben
Kessel, r. und 1. mit je einem Gorgoneion verziert; auf dem
mittleren Stab oben Palmette als Abschlufs; über dem Rand
des Kessels zwei der Mitte zugewandt sitzende Greife, je eine
Pfote auf eine zwischen ihnen stehende Vase legend. Deut-
licher Bezug auf Apollon.
Zierliche Arbeit.
119D. Statuette der Minerva (Taf. 39).
H. 0,865 m- Feinkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf, r. Arm (war angesetzt), Teil des 1. Oberschenkels,
1. hintere Ecke der Basis. Die Figur in der Mitte quer durchgebrochen.
Ecken und Kanten bestofsen.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs mit erhobener
Ferse etwas zurückgesetzt; Sandalen; hochgegürteter Peplos;
Ägis die ganze Brust bedeckend ; Mantel mit einem Teil auf
der 1. Schulter liegend, schräg über den Rücken gezogen,
um die r. Hüfte wieder vorgenommen und über die 1.
Schulter zurückgeworfen; die gesenkte L. stützt den kleinen
ovalen Schild auf einen Felsstein; auf der r. Schulter eine
Locke; der Kopf war zur 1. Schulter gewendet. Auf der
Vorderseite der Basis die nach Hülsen moderne Inschrift:
8MINERVV
Späte, schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 46 B.
119E. Altar der Diana (geschr. Deana) Nemorensis
gesetzt von einem M. Acilius Priscus Egrilius Plarianus
(Taf. 39).
CIL XIV 2212.
Vaticau. Katalog I. 25
386 MÜSEO CHIABAMONTI 120.
Abteilung VI.
120. Weibliche Gewandstatuette (Taf. 40).
H. 1,16 m. Marmor der Figur feinkörnig und weifs, des Kopfes
kleinkrystallinisch und weifs.
Ergänzt Hals mit Oberteil der Brust und Schultern, Streifen im
Rücken mit zwei Haarlocken, r. Unterarm mit Hand und kleinem Teil des
Oberarms und der angrenzenden Falten, 1. Unterarm mit Hand, Alabastron
und gröfserem Teil des Oberarms und der angrenzenden Falten, runder
Flicken zwischen den Unterschenkeln, auch sonst Flicken im Gewand, be-
sonders am vorderen Saum des Apoptygma, Füfse mit Peplossaum und Basis.
Sprung in der Stirnflechte oben. Der Körper stark geputzt.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs mit erhobener
Ferse zur Seite und wenig zurückgesetzt; Sandalen; Peplos,
an der r. Seite offen; r. Arm gesenkt (Hand mit Stäbchen
erg.), 1. Unterarm grade vorgestreckt (Hand mit Alabastron
erg.); mädchenhafte Formen. Im Nacken vier ganz dünne, grad
herabfallende Strähnen (zwei davon richtig erg.). Der in der
Villa Hadrians bei Tivoli gefundene Körper ist eine aus der
Zeit jenes Kaisers stammende, glatte Copie eines Originals
vom Ende des 5. Jahrh. v. Chr., in dem der archaische Typus
der im Peplos ruhig stehenden Frauenfigur durch lebhaftere
Stellung des Spielbeins reizvoller gestaltet war. Vgl. die kleinste
der »herculanensischen Tänzerinnen« (Comparetti e De Petra
La villa ercolanense Taf. XIV 4) und eine Statuette im Magazzino
archeologico in Rom (Arndt-Amelung Einzel- Aufnahmen
Nr. 806/7); beide aber auf ältere Originale zurückgehend. Der
nach der 1. Schulter gewendete Kopf (Löcher in den Ohrläppchen ;
in den Mundwinkeln je ein Bohrloch; der Schopf hinten stark
überarbeitet) gehört nicht zum Körpe, stammt vielmehr von einer
wohl auch in der Zeit Hadrians gearbeiteten Statuettenreplik des
ausruhenden Apollon Lykeios; vgl. den Kopf von Nr. 18.
Visconti Museo Pio-Clementino II S. 97; Fea Nuova descrizione
S. 87; Clarac 773, 1929; Penna Viaggio pittorico della Villa Adr. III
Taf. LXXV; Gerhard-Platner S. 46 Nr. 118; Winnefeld Die Villa d.
Hadrian bei Tivoli S. 164.
121. Statue einer Dichterin (Taf. 40).
H. 1,53 m. Marmor der Figur feinkörnig und weifs, des Kopfes ebenso mit
schwarzen Adern.
Ergänzt Kranz, Schopf hinten mit Binden, Nase, Kinn, unterster
Teil des Halses, beide Unterarme mit angrenzenden Gewandteilen, Händen
MÜSEO CHIABAMONTI 12 2. 387
und Attributen, Kniee, grofse Stücke unter den Knieen, r. Fufs fast ganz
mit Saum r. und 1., Zehen des 1. Fufses mit Saum, kleine Flicken, Basis
(bis auf die Rückseite) mit dem untersten Teil des Scrinium. An dem Sessel
ist auf der 1. Seite der Figur die vordere Partie des Fufses abgeschlagen.
Vollkommen überarbeitet.
Auf einem Bänkchen mit Kissen sitzt, den l.Fufs angezogen,
den r. vorgesetzt, ein Mädchen aufrecht in Sandalen und Chiton;
das Himation liegt mit einem Teil auf der 1. Schulter, läuft dann
quer über den Rücken, ist bei der r. Hüfte vorgenommen, be-
deckt die Beine und ist mit einem Zipfel über den 1. Unter-
arm gelegt. Neben dem r. Bein aufsen ein verschlossenes
Scrinium, über seiner Öffnung ein Bündel Schriftrollen. Beide
Unterarme leicht erhoben (richtig ergänzt; in der R. der
Stift, in der L. die Rolle modern). Der ideale Mädchenkopf
nach der 1. Schulter gewendet; Löcher in den Ohrläppchen;
die Haare oben gescheitelt, vorn zurückgestrichen und hinten
in einem Schopf aufgebunden, von dem die Enden des Bandes,
das den Kopf umzieht, auf die Schultern fallen; diese Enden
modern, wie der über dem Band liegende, dicke Lorbeer-
kranz. Der Kopf gehört nicht zum Körper (Marmor ver-
schieden). In seinen Formen erinnert er sehr an die erhaltenen
Köpfe der Musengruppe im Musensaal Nr. 498, 499, 503, 516.
Der Körper mufs nach der Statue einer Dichterin, einem
Werk des 4. Jahrh. v. Chr. copiert sein. Die Arbeit ist an
beiden Teilen glatt und äufserlich elegant, besonders gering
am Körper, dessen Rückseite ganz vernachlässigt ist (der
Marmor reichte nicht); die Statue hat also jedenfalls gegen
«ine Wand gestanden.
Ehemals in den päpstlichen Gärten auf dem Quirinal.
Fea Nuova descrizione S. 87; Clarac 501, 988; Gerhard-Platner
S. 46 Nr. 119.
122. Statue der Artemis (Taf. 40).
H. 1,26 m. Feinkörniger gelblicher pentelischer Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, Hals mit r. Schulter und dem Rücken, soweit
von Haaren bedeckt, Ober- und Unterteil des Köchers, Arme von der Mitte
der Oberarme an, der 1. mit Hand und Bogen ; (von der r. Hand nur Daumen
und Zeigefinger antik), Teil des Gewands unter der r. Hüfte, Falte rück-
wärts davon und zwischen den Beinen, Füfse, Stamm und Basis. Ein großer
Rifs in der 1. Seite des Hinterschädels. Das Gesicht vollständig über-
arbeitet; Schläfenlöckchen sind weggemeifselt.
388 MÜSEO CHIAEAMONTI 12 2.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; aufsen daneben ein
Stamm; 1. Fufs mit erhobener Ferse etwas zurückgesetzt;
Jagdstiefel (ivSpojxiöe;) ; kurzer, die Oberarme bedeckender
Chiton, einmal unter dem bis zu den Hüften herabfallenden
Bausch, dann darüber unter den Brüsten gegürtet; die zu-
sammengefaltete Chlaina hängt mit einem Zipfel, der mitge-
gürtet ist, vorn über die 1. Schulter, zieht sich dann querüber den
Rücken zur r. Hüfte, ist um die Taille gewunden, den eben ge-
nannten Zipfel mit umfassend, und endlich ist der zweite Zipfel
durch die Umwindung gezogen, sodafs er unter dem ersten herab-
hängt. Das Gürtelband ist dünn an der r., breit an der 1.
Körperseite; in der Mitte vorne setzt beim Beginn des breiten
Teils das Köcherband an (die gleiche Verbindung an einem per-
gamenischen Artemistorso in Dresden, einem Artemistorso
der Sammlung Jacobsen in Kopenhagen Nr. 1048), einem in
Spanien [Arndt-Amelung Einzel-Aufnahmen Nr. 181 1] und
einer Artemisstatue im Palazzo dell'Esposizione in Rom).
Die R. ist auf die ausgebogene Hüfte gestützt, die gesenkte
L. hält den Bogen (modern). Der Kopf ist leicht nach der r.
Schulter gewendet; ein breites Band umzieht den ganzen
Kopf; zwei Strähnen, von den Schläfen ausgehend, sind
über das Band gelegt und auf dem Oberschädel verknotet,
wo die Enden künstlich gedreht sind; hinten lange Nacken-
haare (fast ganz modern; nur der Ansatz erhalten). Der
Kopf könnte nach Marmor, Erhaltung und Arbeit zum Körper
gehören. Sicher ist, dafs der ursprüngliche Kopf mit dem Brust-
stück und der r. Schulter besonders gearbeitet und eingesetzt war.
Der Torso ist von vorzüglicher, original-griechischer Arbeit,
sehr zierlich die Gewandbehandlung. Die Statue, zu der er
gehörte, oder wahrscheinlicher eine gröfsere, die dieser als
Vorbild gedient hat, mufs in einem Heiligtum der Artemis
als Cultbild gestanden haben; in einer Gartenmauer der Villa
Albani ist ein griechisches Votivrelief eingemauert (Nr. 295), auf
dem drei Adoranten von 1. der mit der vaticanischen Statue
übereinstimmend dargestellten Göttin nahen; den Kopf
wendet sie geradeaus; mit der 1. Schulter scheint sie sich gegen
einen hohen Baum zu lehnen; der L Arm hängt, wie der
ergänzte der Statue, herab ; von einem Attribut ist nichts zu
erkennen; hohe Jagdstiefel; vor dem Baum aufsen ein nach
MUSEO CHIAEAMONTI 123. 389
oben blickender Hund. Alle diese Züge ausgenommen das An-
lehnen an den Baum sind für das statuarische Original an-
zunehmen; der 1. Ellenbogen mufs sich, wofür auch die
Hebung der Schulter spricht, auf einen kurzen Stamm ge-
stützt, die L. den Bogen gehalten haben, der augenscheinlich
mittels eines Metalldübels befestigt war, von dem sich ein
Rest in einem Loch der 1. Weiche erhalten hat. Furtwängler
vermutet a. unten a. O. in dem Werk ohne einleuchtende
Gründe eine Schöpfung des Praxiteles, aus dessen spätester
Zeit es etwa noch stammen könnte, und den zugehörigen
Kopftypus in einer Büste in Petersburg (Kieseritzky Kaiserl.
Eremitage4 Nr. i88b), trotzdem er selbst angiebt, dafs die
Falten an den Gewandteilen der Büste mit denen der Statue
nicht genau übereinstimmen und das Köcherband dort fehlt.
Endlich ist in den letzten Jahren eine Replik jenes Kopfes
mit Teil der Brust im römischen Kunsthandel gewesen und
photographiert worden; auch diese Replik war zum Ein-
setzen hergerichtet, und der Brustausschnitt stimmt mit dem
der Petersburger Copie überein, ist indessen verschieden
von dem, den wir an dem Kopf der Statue voraussetzen
müssen.
In den Besitz des Vaticans aus dem des Bildhauers
Albacini übergegangen.
Fea Nuova descrizione S. 87; Clarac 573, 1228; Gerhard-Platner
S. 46 Nr. 120; C. L. Visconti Descrizione dei Musei Vaticani (1870),
Mus. Chiar. 122; Furtwängler Meisterwerke S. 558 f.; S. Reinach Reper-
toire de la statuaire II S. 802 Nr. 1 (Zeichnung nach einem Gyps des z. T.
ergänzten Torsos in der Ecole des Beaux-Arts).
Photographie Anderson 1362 (2); Moscioni 4039.
123. Torso einer Artemis-Statue (Taf. 41).
H. 0,98 m. Grofskrystallinischer hellgrauer Marmor.
Es fehlen Kopf, r. Arm, 1. Unterarm mit Ellenbogen, Köcher fast
ganz, Unterschenkel, Stutze neben dem r. Bein bis auf einen kleinen Rest;
das Gewand vielfach beschädigt.
Aufrechte Haltung; r. Standbein verstärkt durch eine
Stütze aufsen; 1. Knie leicht vorgebeugt; kurzer, ärmelloser
Chiton (auf den Schultern zu einem kleinen Bausch zu-
sammengebunden), einmal unter dem bis zu den Hüften
herabhängenden Bausch gegürtet, dann darüber um die
39° MÜSEO CHIABAMONTI 123A.
Taille mit einer vorn verknoteten Schnur; das beiderseits
umränderte Köcherband liegt quer über der Brust (1. Hüfte
zur r. Schulter); hinten der über die r. Schulter aufragende
Köcher; die zusammengefaltete Chlaina hängt mit einem
Zipfel vorn über die 1. Schulter herab (die Troddel am
untersten Zipfel abgebrochen; Ansatz an der Falte darunter),
läuft dann schräg über den Rücken nach der r. Hüfte, ist
um die Taille (unterhalb des zweiten Gürtels) und den ersten
Zipfel geschlungen, dann an der r. Hüfte mit einem Bausch
unter die erste Windung gesteckt, sodafs der andere Zipfel
hier herabhängt. L. Arm war gesenkt; drei grofse Stützen
für ihn und sein Attribut, jedenfalls den Bogen; r. Arm war
erhoben; an der Bruchstelle Rest eines Ansatzes, wohl einer
Stütze der nach dem Köcher greifenden Hand; der Kopf war
leicht nach der 1. Schulter gewendet.
Gute Erfindung vom Ende des 4. Jahrh. v. Chr. Die
Arbeit der Copie mäfsig.
Gerhard-Platner S. 46 Nr. 121.
123A. Altar der Artemis (Taf. 41).
H. 0,79 m., Br. 0,505 m., T. 0,33 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Sehr bestofsen.
Über der viereckigen Basis mit Rundstab und glattem
Ablauf der vierseitige Körper, an dem jede Seite mit glattem
Ablauf umrahmt ist; darüber der Aufsatz mit starker Aus-
ladung an den Nebenseiten, oben r. und 1. mit in der Mitte
eingeschnürten Voluten ; an der Vorderseite Rankenornament
mit Blumen; je eine Blume an der Vorderseite der Voluten.
An dem Körper an Vorderseite und Nebenseiten Hochrelief;
vorne: auf einer Bodenerhöhung in der Mitte ein Felsaltar,
an dem Köcher, Bogen und zwei Speere lehnen, und auf dem
eine Zackenkrone liegt; hinter ihm ein Laubbaum mit birnen-
artigen Früchten, an dessen 1. Ast eine Jagdtasche mit Tier
darin hängt; darunter ein langgewandetes, hochgegürtetes
Artemisidol, das in den beiden gleichmäfsig seitlich er-
hobenen Händen je eine kurze Fackel hält. R. Seite: Hirsch-
kuh unter kleinem Eichbaum nach r. gelagert, den Kopf zu-
rück- und emporwendend; 1. Seite: grofser Jagdhund nach
r. sitzend, ebenfalls zurück- und emporblickend. Hinten die
MTJSEO CHIARAMONTI 124. 125. 39I
Inschrift, nach der der Altar von einem A. Aemilius Priscus
errichtet worden ist. Arbeit des I. Jahrh. n. Chr. Vgl. den
ähnlichen Altar des Apollon in Villa Albani (Heibig Nr. 785)
und die dem Mercur geweihte Dreifufsbasis in Mailand (Notizie
degli scavi 1896 S. 445 ff.; Marmi scritti del Museo archeol.
di Milano S. 41 f.).
Gerhard-Platner S. 46 Nr. 121.
124, Männliche römische Porträtstatue (Taf.41).
H. 2,05 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Lippen fast ganz, 1. Braue, Hinterkopf mit Rand des
]., Hälfte des r. Ohrs und dem unteren Teil des Kinns, Hals, r. Arm von
der Mitte des Oberarms an, 1. Hand mit Schwert und angrenzenden Gewand-
teilcn, einige Falten, 1. Bein von der Mitte des Oberschenkels abwärts,
Füfse, Unterteil des Stammes, Basis.
Aufrechte Haltung; r. Standbein verstärkt durch einen nie-
drigen Stamm aufsen; 1. Fufs mit ganzer Sohle auftretend etwas
zur Seite und vorgesetzt; grofse Chlamys auf der r. Schulter ge-
knöpft, den gesenkten 1. Arm bedeckend ; die L. hält ein Schwert;
r. Arm gesenkt; Kopf nach der 1. Schulter gewendet. Er
zeigt claudischen Typus (Drusus d. ältere?) und gehört nicht
zur Figur, an der die Ergänzung der L. mit dem Schwert
richtig sein kann; doch bleibt zweifelhaft, wie man sich die
andere Hand zu denken hat; die L. könnte auch das Kerykeion
gehalten haben. Formen und Haltung des Körpers ent-
sprechen Vorbildern des 5. Jahrh. v. Chr. Rohe Arbeit.
Gefunden zu Acqua Traversa in der Villa des Lucius
Verus (vgl. Braccio nuovo Nr. 36); dann erworben von dem
Bildhauer Pierantoni, von dem auch die Ergänzung stammen
wird, und von ihm an den Vatican verkauft.
Clarac 971, 2495; Gerhard-Platner S. 46 Nr. 122; Bernoulli
Rom. Ikonographie II1 S. 169 Nr. 2 und S. 215.
125. Torso einer Statue der Artemis (Taf.41).
H. 1,02 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, 1. Schulter mit Rücken und Arm, r. Arm
bis auf den Ansatz, 1. Unterschenkel, halber r. Unterschenkel mit ent-
sprechendem Teil des Stammes, Füfse, Basis.
Haltung, Stellung und Chiton wie bei Nr. 123 (statt des
kleinen Bausches auf der r. Schulter hier ein grofser runder
392 MUSEO CHIARAMONTI 126. 127.
Knopf); an zwei Falten vorne hat sich rote Farbe erhalten; die
Chlaina ist schärpenartig um die Taille gewunden, sodafs die
Enden an beiden Seiten herabhängen; kein Köcherband und
Köcher; r. Arm war vorgestreckt; auf dem Stumpf oben eine
Stütze; eine andre an der r. Wade aufsen; Kopf war nach
der 1. Schulter gewendet. '
Schlechte Arbeit nach geringem Vorbild aus etwas
späterer Zeit als Nr. 123.
Gerhard-Platner S. 46 Nr. 123.
Abteilung VII.
126. Decoratives Relief (Taf. 42).
H. 0,295 m-» B*- °i45 m« Feinkörniger bläulicher Marmor mit dunkleren
Adern.
Ergänzt fast die ganze Brust des Tritons. Bestofsen die Ränder:
sehr verscheuert.
Rechteckige Platte mit einfachem Rahmen. Darauf
Flachrelief: über plastisch angegebenen Wellen ein Triton
nach 1.; der 1. Arm gesenkt (in der Hand ein länglicher
Gegenstand); der bekränzte Kopf erhoben zu einem Eroten,
dessen Oberkörper über die r. Schulter des Tritons aufragt,
der seinen r. Arm erhebt, um den Eroten zu halten; dieser
streckt die R. mit einer Blume (?) weit vor; auf dem Rücken
des Tritons eine Nereide nach r. sitzend, den bekränzten
Kopf umwendend; Gewand bedeckt ihre Beine; oben ein
wehender Schleier, von der über den Kopf erhobenen R.
und der seitwärts ausgestreckten L. gehalten.
Feine Composition; flüchtige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 46 Nr. 124.
127. Relieffragment (Taf. 42).
H. 0,39 m., L. 0,91 m. Ziemlich grofskrystallinischer weifser Marmor.
Es fehlt ein Streifen unten mit den Füfsen der Figuren. Links un-
vollständig.
Oben und rechts schmale Randleiste. Flachrelief: r. sitzt
auf Felsen nach 1. ein jugendlicher bartloesr Hirt in Exomis
und Stiefeln, ein Fell um die Schultern geknüpft, mit der
L. einen derben Stock vor sich haltend; auf die 1. Hand
MUSEO CHIABAMONTI 12 8. 393
stützt sich der r. Ellenbogen; die R. liegt unter dem Kinn
des hocherhobenen Gesichts; ihm entgegen ein Zweigespann
von Ochsen mit hohem Karren voll Getreide; im Grunde
zwischen Karren und Hirt ein hohes Gebäude mit
drei hohen Bogen, Obergeschofs mit sieben rechteckigen
Fenstern und Dach; den Karren unten verdeckend ein nach
1. stehender Widder mit erhobenem Kopf; weiter 1. ein nach
1. sitzender Hund mit Halsband erhebt die r. Vorderpfote
zu einem alten bartlosen Hirten mit kahlem Scheitel, der
auf einem umgestürzten Korbe nach r. sitzt; Stiefel, Exomis,
Provianttasche umgehängt; er hält mit der L. einen derben
Stock und fafst mit der R. den Hund liebkosend unter den
Kopf; hinter dem Hund ein Eichenbaum; 1. eine hohe,
schmale, oben stark gekrümmte Strohhütte. Farbenreste: in
Haaren, Laub und streifenweise an Gewändern, Gebäude
und Karren dunkles Violett; in den Augen der Ochsen Rot.
Viel Verwendung des Bohrers.
Decoratives Relief später Zeit; derb in den Mitteln,
aber nicht ohne Empfindung. Vgl. hier Nr. 7.
Gerhard-Platner S. 46 Nr. 125: Schreiber Kulturhistorischer
Bilderatlas Taf. LXIV 2.
128. Relieffragmente zusammengeflickt (Taf. 42).
H. 0,305 m., Br. 0,42 m. Marmor der antiken Teile grofskörnig und weifs.
Ergänzungen s. im Text. Oberfläche sehr beschädigt.
Rechteckige Platte mit schmaler Randleiste und Hoch-
relief: vor einem zwischen zwei Säulen aufgehängten Vor-
hang steht 1. eine Frau in Peplos (über dem Apoptygma
hochgegürtet) und im Rücken hängenden Mantel, den die her-
abhängende R. hält; die L. ist mit Schale über einen Altar
ausgestreckt, auf dem sich eine Schlange ringelt; r. steht ein
bärtiger Mann, das Himation um Unterkörper, 1. Schulter
und Arm geschlungen, den er in die Seite stützt; die R.
legt etwas auf den Altar.
Antik ist 1. ein Stück von 0,15 m. Br. mit Säule, Frau
und Vorhang Zwischen ihnen (an ihr erg. Gesicht mit Teil der Haare,
Vorderseite des Halses, Arme [r. Hand angesetzt, aber antik], Flicken im
r. Bein. Am 1. Oberschenkel aufsen ein Ansatz); r. die Figur des
Mannes ohne Kopf und Hals, r. Arm und beide Füfse (H. 0,20 m.).
394 MUSEO CHIAEAMONTI 129. 130.
Die beiden Fragmente haben ursprünglich nicht zusammen-
gehört, da das 1. viel geringer in der Arbeit ist als das r.
Dieses stammt von einem Votivrelief an Asklepios und
stellte den Gott selbst dar; vgl. zu dem Motiv hier Nr. 174C.
Gerhard-Platncr S. 46 Nr. 126.
129. Fragment von der Vorderseite eines
Sarkophagdeckels (Taf. 42).
H. 0,12m., L. 0,80 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Vier Brüche von oben nach unten.
Oben schmale Randleiste. Hochrelief: Oberkörper eines
Knaben, nach 1. gewandt; er hält mit dem 1. Arm einen
Schlauch, um daraus zu schenken; r. unten und oben un-
klare Reste. Weiter rechts über einem Polster die Oberkörper
von sechs nach 1. lagernden Personen; 1. Frau in hochge-
gürtetem Chiton und Mantel, auf den 1. Ellenbogen gelehnt,
nach r. umblickend; in der L. ein Becher (r. Arm fehlt);
folgt ein kurzhaariger Jüngling mit Chlamys, ebenso gelagert
und umblickend; in der R. ein Kantharos; folgt ein gleicher
Jüngling; in der L. ein Becher; dann ein Jüngling mit langen
Haaren, Pilos, Chlamys; in der L. ein bauchiges Trinkgefäfs,
in der R. ein Kranz; er blickt mit geneigtem Kopf nach r.t
wo ein Jüngling, wie der vorige, folgt, in der L. eine Schale
(beschädigt), den r. Arm über den nach oben gewendeten Kopf
gelegt (die R. hielt ein Attribut); endlich Leib und r. Ober-
arm eines nach r. gewendeten Mannes mit Himation; auf
dem Polster Reste der R. mit einem bandartigen Gegenstand.
In den beiden Jünglingen mit Pilos sind die Dioskuren
zu erkennen; dargestellt war das gemeinsame Mahl nach Be-
endigung der kalydonischen Jagd. Die weibliche Figur ist
Atalante. Ein vollständiges Exemplar ist 1901 in den
Sotterranei von Sta. Cecilia gefunden worden.
Schlechte Arbeit.
Robert Die antiken Sarkophagreliefs III Nr. 269.
130. Fragment von der Vorderseite eines
Sarkophagdeckels (Taf. 42).
H. 0,285 m'> ßr« °»35 m- Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oberfläche sehr zerstört.
MUSEO CHIABAMONTI 131. 395
Oben und unten schmale Randleiste. Dazwischen Hoch-
relief: in der Mitte thront von vorn sichtbar, die Beine vom
Himation bedeckt, die Füfse auf einem Schemel, der Sonnen-
gott, kenntlich an den sieben Strahlen des Hauptes und der
Peitsche in der L.; die Finger der R. werden sichtbar auf
dem Kopf eines geflügelten Knaben, der sich mit ge-
kreuzten Beinen an den Gott lehnt, zu ihm aufblickt,
die R. an seine 1. Wange (nur Ansatz des Armes und Hand
erhalten), die L. auf seinen Schofs legt; an den Rücken des
Knaben legt sich die R. einer 1. stehenden, vollständig ver-
hüllten weiblichen Gestalt, die in der L. ein Scepter hält
und an der Mondsichel über ihrer Stirn als Luna kenntlich
ist; r. noch der Rest eines nach r. eilenden Genius mit Keule
in der R.; vom r. Arm abwärts flattert Gewand.
In der »Beschreibung der Stadt Rom« a. unten a. O.
wird die Hauptscene mit Plutarch De facie in orbe lunari
erklärt: der Genius sei die Seele eines Verstorbenen, der
soeben von Luna der Fürsorge des Sol übergeben werde;
r. habe sich eine der üblichen Scenen bakchischen Treibens
angeschlossen. Thatsächlich aber ist in jenem Dialog von
einer derartigen Annahme nicht die Rede, sondern davon
(28), dafs sich der Mensch nach dem Tode in Körper, Seele
und Geist auflöst, ersterer bleibt der Erde, die Seele dem
Monde, der Geist der Sonne. Zur Erklärung des Monu-
mentes kann das nicht dienen.
Gerhard-Platner S. 47 Nr. 128; Gerhard Antike Bildwerke
Taf. XCIII4; ders. Prodromus S. 336f.
131. Fragment der Vorderseite eines
Sarkophagdeckels (Taf. 42).
H. 0,17 m., L. 0,905 m. Grofskrystallinischer hellgrauer Marmor.
L. am Ende jugendliche Satyrmaske (Nase fehlt); dann
rechteckiges Feld mit schmaler Randleiste und Flachrelief;
r. unvollständig: links Herd mit niedrigem Dreifufs und Kessel;
r. davon kniet ein jugendlicher Satyr mit Lendenschurz; er
legt ein Holzscheit ins Feuer; weiter vor einem Parapetasma
1. ein nach 1. im Himation lagernder Silen, in der L. den Becher,
die R. gesticulierend erhoben ; r. ein nach r. lagernder Silen
396 MÜ8E0 CHIABAMONTI 132. 133.
(Füfse fehlen), der auf seinen Knieen einen kleinen Knaben
reiten läfst (vgl. Birt De amorum in arte antiqua simulacris
S. XX f.); zwischen den Silenen am Boden Schale und Kanne.
Unbedeutende Arbeit.
132. Römischer weiblicher Porträtkopf mit
Helm und Kranz (Taf. 42).
H. des Ganzen 0,54 m., des Kopfes 0,29 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase mit Oberlippe, unterer Teil des Halses mit Bruststack
und Fufs. Stark bestofsen.
Jugendlicher Kopf mit vollen Wangen, unbedeutendem
Kinn, aber edlem Obergesicht, geradeaus gewendet. Um
Schläfen und Stirn mehrere Reihen gedrehter Löckchen, der
Mode zur Zeit der Claudier entsprechend. Die Haare sonst
bedeckt von einem attischen Helm mit starkem Kamm, von
dessen Busch sich hinten noch Teile erhalten haben; von
dem oberen Teil fallen nach r. und 1. Strähnen, die, wie es
scheint, durch Schleifen gezogen sind, auf dem Teil der
Helmkappe dahinter ist neben dem Kamme 1. ein springender
Greif eingegraben, r., soweit noch zu erkennen, ein Tier mit
Hufen, also wahrscheinlich Pegasus; der Helm ist diademartig
von einer Mauerkrone umgeben, darunter er und das Haar
über der Stirn von einem Kranz mit schmalen Blättern, also
wohl Lorbeer.
Schlechte Arbeit, doch kann die Dargestellte keine un-
bedeutende Person gewesen sein.
Gerhard-Platner S. 48 Nr. 130.
133. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 42).
H. des Ganzen 0,56 m., des Kopfes 0,34 m. Feinkörniger bräunlicher
Marmor mit schwärzlichen Stellen.
Ergänzt Nase fast ganz, Teil der Haarrolle über der Stirn (Gyps),
freistehende Teile des Mantels von den Ohren abwärts, Bruststück mit Fufs.
Sehr bestofsen.
Kopf einer römischen Matrone mit schmalem ernsthaften
Gesicht und grofsem, sehr individuellen Munde geradeaus
gewendet; der Hinterkopf vom Mantel bedeckt; nach der
Frisur aus augusteischer Zeit.
Einfache lebendige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 48 Nr. 131.
MU8E0 CHIARAM0NT1 134. 135. 136. 397
134. Römisches männliches Porträt (Taf. 42).
H. des Ganzen 0,58 m., des Kopfes 0,31 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Ergänzt Nase mit Oberlippe, Kinn, ganze r. Kopfhälfte mit halbem
Auge, Hals mit Bruststück und Fufs.
Bartloser Jünglingskopf mit blödem charakterlosen Ge-
sicht und vollem Lockenhaar geradeaus gewendet. Augen-
sterne und Pupillen eingegraben.
Rohe Arbeit antoninischer Zeit.
Gerhard-Platner S. 48 Nr. 132.
135. Römischer männlicher Porträtkopf (Taf.42).
H. des Ganzen 0,605 m-» des Kopfes 0,37 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Vorderteil des Halses, Bruststück mit dem untersten
Teil der Falten, Fufs. Abgebrochen der Rand der Toga oben. Ver-
letzt 1. Braue, Kinn und Ohren.
Kopf eines kahlen Alten mit sehr bedeutendem Schädel,
ernsten Augen, starken Backenknochen, grofsen Ohren,
breitem Mund mit schmalen Lippen und grofsem Kinn; ganz
leicht zur r. Schulter gewendet. Die Brauen sind durch
einzelne schräge Striche angedeutet; vgl. dazu Petersen Ära
Pacis Augustae S. 180. Der Schädel ist bedeckt von der
Toga; demnach stammt der Kopf von der Statue eines
Opfernden (vgl. Sala della Biga Nr. 612).
Harte, aber sehr lebendige und charaktervolle Arbeit
vom Ende der Republik. Jedenfalls aber kein Porträt des
Cäsar. Die Rückseite ist nur angelegt.
Gerhard-Platner S. 48 Nr. 133; Bernoulli Römische Ikono-
graphie I S. 156 Nr. 8 und S. 179; Heibig Nr. 72.
Photographie Moscioni 2296.
136. Römischer männlicher Porträtkopf (Taf.42).
H. des Ganzen 0,6 1 m., des Kopfes 0,29 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Teil der Ohren (Gyps), Hals mit Bruststück und Fufs.
Stark geputzt.
Jugendlicher bartloser Kopf nach der r. Schulter ge-
wendet; runder Schädel mit schlichtem, kurzen, nach vorn
gekämmten Haar, breites fleischiges Gesicht, blöde Augen,
schmale Lippen. Constantinische Haartracht. Augensterne
und Pupillen tief eingegraben. Die Haare sind auf dem
1
398 MUSEO CHIARAMONTI 137. 138. 139.
Oberschädel nicht ausgearbeitet. Nach Bernoulli möglicher-
weise der jüngere Philippus.
Rohe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 48 Nr. 134; Bernoulli Rom. Ikonographie
II 3 S. 147 Nr. 2.
137. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 42).
H. des Ganzen 0,54 m., des Kopfes 0,35 m. Ziemlich grofskxystallinischer
hellgrauer Marmor.
Ergänzt Nase, Mund, Kinn, Unterteil des Halses mit Bruststück und
Fufs. Sehr bcstofsen und um die ergänzten Teile überarbeitet.
Jugendlicher Kopf mit Frisur aus der Zeit des Marc
Aurel (vgl. die Mutter auf dem Sarkophagrelief Nr. 179);
geradeaus gerichtet; Brauen durch Striche angegeben, Augen-
sterne und Pupillen eingegraben; nichtssagende Physiognomie.
Schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 48 Nr. 13*.
138. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 42).
H. des Ganzen 05475 m., des Kopfes 0,27 m. Feinkörniger weifser Marmor
mit schwärzlichen Stellen.
Ergänzt Nase mit Oberlippe, Oberteil der Frisur (war besonders
gearbeitet gewesen), Unterteil des Halses mit Bruststück und Fufs. Die
ganze Oberfläche bedeckt von kleinen Verletzungen.
Kopf einer Frau in mittleren Jahren mit Frisur aus der
Zeit des Marc Aurel; gradeaus gerichtet; glatte Stirn, kleine
schmale Augen, starke Backenknochen, kleiner festgeschlosse-
ner Mund mit schmalen Lippen, unbedeutendes Kinn, strenger
ernster Ausdruck; Augensterne und Pupillen eingegraben.
Nüchterne Arbeit, nicht ohne Verdienst.
Gerhard-Platner S. 48 Nr. 136.
139. Büste mit Kopf des polykletischen Herakles
(Taf. 42).
H. des Ganzen 0,685 m., des Kopfes 0,35 m. Feinkörniger gelblicher
Marmor.
Ergänzt Nase, je ein Flicken in beiden Brauen über dem äufseren
Augenwinkel, die obere r. Schädelhälfte, Stück des Reifens über dem 1. Ohr,
Büste mit Fufs. Mund stark geputzt.
Auf nackter moderner Büste ein jugendlich männlicher
Kopf des polykletischen Typus, leicht nach der 1. Schulter
MÜSEO CHIARAMONTI I4<>- 399
gewendet (er ist zu aufrecht auf die Büste gesetzt worden).
Der mit einem Band umwundene Reif — die beiden Enden
hängen hinten ganz kurz herab — findet sich häufig bei
Herakles (vgl. hier Nr. 633); er scheint den Heros nicht als
siegreichen Athleten, sondern als verklärten Teilnehmer der
olympischen Symposien zu charakterisieren. Dieser Reif und
die Thatsache, dafs die meisten Repliken als Hermen —
jedenfalls für den Bedarf der Gymnasien — gearbeitet sind,
spricht für die Deutung auf Herakles. Die Repliken weichen
unter einander in der Wendung des Kopfes ab; auch sind die
Tänienenden auf den Schultern, wenn vorhanden, nicht über-
all gleich ausgeführt; beides läfst darauf schliefsen, dafs das
Original nicht als Herme erfunden war; da bei dem vati-
kanischen Kopf die Tänienenden nicht auf die Schultern
fielen, könnte er von einer Copie der Original-Statue stammen.
Nach Plinius n. h. XXXIV 56 stand in Rom ein Herakles des
Polyklet. Den Charakter des Originals und die polykletischen
Formen giebt — allerdings in derber Ausführung — ein Kopf
aus Herculaneum in Neapel am besten wieder (s. Furt-
wängler a. unten a. O. Fig. 65; Brunn-Bruckmann 545 mit
Text von Arndt); die anderen Repliken sind verweichlicht
und dem späteren, eleganteren Geschmack entsprechend um-
gebildet. Besonders schlecht und flau ist die Arbeit an dem
vaticanischen Exemplar.
Gerhard-Platner S. 48 Nr. 137; Heibig Bullettino d. I. 1867 S. 35;
<2räf Römische Mitteilungen 1889 S. 215; Brunn-Bruckmann 338; Furt-
w an gl er Meisterwerke S. 429 Anm. 1 (ebendort S. 428 ff. über den Typus);
Amelung bei Arndt-Amelung Einzelaufnahmen, Text zu Serie III S. 46.
140. Griechische männliche Porträtherme
(Taf. 42).
H. des Ganzen 0,53 m., des Kopfes 0,27 m. Feinkörniger gelblicher
Marmor.
Ergänzt Nase, Flicken in der r. Wange und auf dem Scheitel, Unter-
teil des Halses und Hermenbüste.
Auf moderner Hermenbüste mit Gewand auf Nacken
und beiden Schultern der mit etwas erhobenem Kinn leicht
nach der 1. Schulter geneigte Kopf eines ältlichen Mannes
mit kahlem Scheitel, leicht gewellten, vollen Haaren hinten
400 MÜSEO CHIARAMONTI 141. 142.
und an den Seiten, von denen die Ohren ganz verdeckt
werden, stark vorgewölbter Stirn, tiefliegenden kleinen Augen,
wohlgepflegtem Vollbart; nach dem sinnenden Ausdruck das
Porträt eines geistig thätigen Mannes, jedenfalls eines Griechen.
Gute Copie eines Originals aus der Mitte des 4. Jahrh.
v. Chr. Mit den Statuen des Titus und seiner Tochter (Braccio
nuovo Nr. 26 u. in; s, dort) beim Lateran gefunden.
Gerhard-Platner S. 48 Nr. 139; C. L. Visconti Descrizione de*
Musei Vaticani (1870), M. Chiar. 140; Winter Kunstgeschichte in Bildern I
Taf. 62, 8.
141. Römische männliche Porträtbüste (Taf. 42).
H. (ohne Fufs) 0,54 m. Ziemlich grofskrystallinischer weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Stück der 1. Wange, r. Schulter mit Armstumpf,
Büstenfufs mit Indextäf eichen. Das Gesicht geputzt.
Auf hadrianischer Oberarmbüste mit starker Wendung
nach der r. Schulter sitzt der Kopf eines Mannes in den
mittleren Jahren; breiter Schädel, volle kurze Locken, kurzer
Bart, ziemlich tiefliegende Augen, breiter Mund mit dicken
Lippen. Viel Bohrerarbeit in den Haaren; Brauen plastisch;
Augensterne und Pupillen eingegraben. Gutes Porträt des
2. Jahrh. n. Chr. (kein Hostilianus).
Bernoulli Römische Ikonographie II 3 S. 157.
142. Torso des Silvan (Taf. 42).
H. 0,75 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals (waren eingesetzt), halber 1. Unterarm mit
Hand und Teil des Fells (war angesetzt und mittels eines Dübels an der
Hüfte befestigt), Teil der r. Schulter (war gestückt), r. Unterarm fast ganz
mit Hand, 1. Bein von der Mitte des Oberschenkels an, halber r. Unter-
schenkel, Füfse, Schnauze und r. Ohr des Tiers, sein Unterteil, der des
Stammes, Basis. Ganz verwaschen.
Aufrechte Haltung; r. Standbein, gestützt von einem
Stamm, an dem aufsen ein Hund mit langen Ohren und läng-
licher Schnauze sitzt; 1. Oberschenkel leicht vorgestellt; ein
Pantherfell ist mit zwei Pfoten um den Hais geknüpft und
hängt über den 1. Arm, der es mit vorgestrecktem Unterarm
aufnimmt; im Bausch Früchte; r. Arm gesenkt; stabartiger
Rest am Oberarm. Schlechte Arbeit. Auf den Leib ist vorne
mit roter Farbe eine nicht mehr lesbare Zahl aufgemalt.
Gerhard-Platner S. 48 Nr. 138.
MU8E0 CHIARAM0NT1 143- J44- 4^1
143. Römische männliche Porträtbüste (Taf. 42).
H. (ohne Fufs) 0,59 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Flicken in der 1. Wange, Ränder beider Obren,
Büstcnfufs mit Indextäfelchen.
Auf hadrianischer Oberarmbüste mit halber Wendung
nach der r. Schulter sitzt ein jugendlicher Mannskopf mit
kurzem dichten Lockenhaar und Ansatz zu Vollbart; regel-
mäfsige, wenig eigenartige Züge; die Brauen waren plastisch
ausgeführt (jetzt abgerieben). Geringes Porträt hadrianischer
Zeit.
Gerhard-Platner S. 48 Nr. 141.
144. Hermenbüste des bärtigen Dionysos
(Taf. 42).
H. 0,47 m. Feinkörniger weifser (griechischer) Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, 1. Ohr mit umliegenden Locken, Rückseite und
r. Vorderecke der Büste. Abgebrochen verschiedene Lockenenden.
Verwaschen und geputzt.
Auf nackter Hermenbüste — an den Nebenseiten je ein
mit Metall gefülltes Loch und darüber eine senkrechte Bahn
(r. mit Gyps verschmiert) — mit halber Wendung nach der
r. Schulter ein bärtiger Kopf mit idealen Zügen; verhältnis-
mäfsig kleine, verschwimmende Augen; etwas gebogene
Nase mit breitem Ansatz; leicht geöffneter Mund, in dem die
oberen Zähne sichtbar werden; wirrer, starker, unten ge-
lockerter Vollbart; über der Stirn eine dicke Masse kleiner
struppiger Haare, an den Ecken stumpf vortretend und in
ihrem unteren Teil durchschnitten von einem Band, um das die
übrigen langen Haare hinten aufgerollt sind; vor den Ohren
breite Haarbüschel, zum Bart überleitend; ebensolche hinter
den Ohren (nicht Bandenden, wie Furtwängler a. zweiten
unten a. O. schreibt); einzelne Haarbüschel werden im
Nacken unter der Haarrolle sichtbar. Das Gesicht bekommt
durch die beschriebenen Züge einen Ausdruck tierischer
Geilheit, wie er sich sonst nur bei Dionysos, Pan und Ammon
findet. Pan ist ausgeschlossen, da die Bockshörner und seine
sonstigen charakteristischen Züge fehlen. Auf Dionysos ist
der Kopf früher allgemein gedeutet worden; man verglich die
Vatican. Katalog I. 26
402 MUSEO CHIARAMONTI 144.
dichte Masse wirrer Locken über der Stirn mit def gleichen
Erscheinung am Stierkopf und glaubte in den stumpfen Ecken
r. und 1. die kurzen Stierhörner verborgen. Furtwängler
erklärte a. ersten unten a. 0. all das für haltlos und den Kopf
für einen individuell gestalteten Heros; doch ist die natür-
liche Bildung einer derartigen Haarmasse an einem mensch-
lichen Kopf undenkbar und nur aus bewufster Nachahmung
tierischer Bildung verständlich. Nachdem dann Arndt (a.
ersten unten a. O.) in dem Kopf einen Ammon vermutet
hatte, schlofs sich Furtwängler dem an, bestimmt durch
die Thatsache, dafs in Ince Blundell Hall eine Replik
mit z. T. erhaltenen Widderhörnern und tierischen
Ohren existiert. Dem gegenüber stimmt eine dritte, aller-
dings geringe Replik in der Glyptothek Ny-Carlsberg in
Kopenhagen (Nr. nooa) mit der vaticanischen überein, nur
ist der Bart ruhiger gehalten.
Entscheidend ist, dafs eine derartige breite, quer über
der Stirn lagernde, von dem übrigen Schädel klar geschiedene
Erhöhung voll kurzer, struppiger Haare mit leicht ange-
deuteter Scheitelung sich nicht beim Widder, wohl aber
beim Stier findet (vgl. auch die in der Revue archöologique
1890 PL XVI publizierte, bronzene Maske eines Flufsgottes
mit Stierhörnern und -ohren); beim Widder ist der Teil
zwischen den Hörnern von einer ungeteilten Masse wolliger
Löckchen bestanden, die vorne tief in die Stirn hinabreicht;
hinten trennt diesen Teil keine Einsenkung vom übrigen
Schädel. Alle zweifellosen Ammonstypen in Rundplastik
zeigen zudem, wie der Kopf des Widders vielmehr eine Ten-
denz zu schmaler länglicher Grundform hat, nicht zu breiter,
kurzer wie hier, wo zu diesem Eindruck jene wagerecht
lagernde Masse wie an dem Kopf des Stieres noch wesentlich
beiträgt. Befremdlich bleibt nur, dafs die Hörner nicht, wie
an der citierten Flufsgottmaske, ausgeführt sind ; der Künstler
hat wohl vermeiden wollen, dafs die tierischen Elemente
zu hervorstechend wurden; denn, wenn er die Hörner aft
jener Stelle darstellte, mufste er dem Gott auch tierische
Ohren geben (anders ist es, wenn die Hörner oben auf dem
Schädel, dem Tierwuchs nicht entsprechend, angesetzt werden).
Es genügte ihm die Andeutung durch jene Haarmasse, den
MÜSEO CH1ARAM0NTI 145- 40^
wirren Bart und den sinnlichen Ausdruck. Dafs der Bildhauer
der Replik in Blundell Hall die Umwandlung zum Ammon
aus irgend einem Grunde vorgenommen habe, ist leichter
verständlich, als dafs der vorzügliche Künstler der vati-
canischen Herme sich in der Verlegenheit um ein Pendant —
so stellt es Furtwängler dar — nicht anders zu helfen gewufst
hätte, als indem er gedankenlos einem Ammontypus Hörner und
Ohren nahm und so ein unverständliches menschliches Ge-
bilde geschaffen hätte; denn das wäre es in diesem Fall ge-
wesen. Die Deutung auf den Stier-Dionysos besteht dem-
nach zu Recht.
Das Original ist früher in hellenistische Zeit, von Furtwängler
zuerst richtig in das S.Jahrhundert datiert worden. Furtwängler
vergleicht den Kopf mit dem des Anakreon; so sehr die Ver-
wandtschaft zwischen beiden zuzugeben ist, mufs doch hervor-
gehoben werden, dafs am Dionysos die ganze Formengebung
erheblich entwickelter ist, die Haare sind wesentlich lockerer
dargestellt, das Gesicht ist sehr viel weicher gebildet; die
Übergänge zwischen den einzelnen Formen und besonders
von der Vorderfläche zu den Seitenflächen der Wangen sind
feiner; die Augen liegen tiefer. Wir werden deshalb die
Entstehung des Originales eher gegen Ende, als in der Mitte
des 5. Jahrhunderts annehmen können. Die ältere Datierung
vertreten Furtwängler und Arndt.
Die Büste war, ehe sie in den Vatican kam, beim Bild-
hauer Pacetti.
Visconti-Guattani Taf. XXXIII; Braun Rainen und Museen Roms
S. 265 Nr. 24; Amelung Florentiner Antiken S. 17; Furtwängler Meister-
werke S. 95 f. Fig. 10 ; Arndt bei Arndt-Amelung Einzelaufnahmen Text zu
Nr. 398/9; Furtwängler Über Statuen copien im Altertum, Abhandl. d. k.
bayr. Akad. d. Wissensch. 1897 S. 563fr.; Heibig Nr. 73; Arndt La glyp-
totheque Ny-Carlsberg S. 75.
145. Büste mit jugendlichem Götterkopf (Taf. 42).
H. des Ganzen 0,635 m>? des Kopfes 0,38 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Kleinigkeiten an den Locken Über der Stirn und an
beiden Seiten, Büste mit Fufs. Oberfläche gleichmäfsig zerfressen.
Auf moderner nackter Büste leicht nach der r. Schulter
gewendet ein idealer Jünglingskopf, dessen Haare vom Wirbel
26*
404 MUSEO CHIARAMONTI 145.
gleichmäfsig über den Kopf gezogen, von einem gedrehten
Band umgeben und vor diesem zu regelmäfsigen Locken
gedreht sind, von denen die Ohren verdeckt werden; die
Brauen durch Striche, die Augensterne durch eine kleine,
leichte, sichelförmige Vertiefung angegeben, wodurch der
Eindruck erweckt wird, dafs der Blick der Wendung des
Kopfes folge (erster Anfang, den Blick zu markieren; danach
aus hadrianischer Zeit).
Der Kopf ist früher für einen Dioskuren oder Apollon
erklärt worden. Er gehört seinem Typus nach einer kleinen
Gruppe von jugendlichen Köpfen an, die sich alle dadurch
auszeichnen, dafs ihr dichtes Lockenhaar tief in die Stirn
fallt und die Ohren verdeckt. Nach dem Fund des sog.
Eubuleuskopfes in Eleusis, deutet man all diese Typen als
junge chthonische Dämonen; in den meisten Fällen wohl
mit Recht. In dieser Gruppe nimmt der vaticanische Kopf
keine hervorragende Stelle ein. Furtwängler hat ihn a.
unten a. O. fälschlich für die Replik eines nur ähnlichen
Kopfes im Louvre (ebenda Fig. 26) erklärt; die Locken sind
bei beiden verschieden, das Gesicht hier schmäler und
zarter, die Augen mehr beschattet; doch wird auch hier noch
ein Werk des 5. Jahrh. copiert sein. Die Arbeit des Exem-
plares ist gering.
Visconti-Guattani Taf. X; Gerhard-Platner S. 48 Nr. 142
Müller- Wieseler Denkm. d. alt. Kunst II Taf. XI Nr. 19; Overbeck
Kunstmythologie III S. 118; Benndorf Anzeiger d. philol.-hist. Cl. d. Akad.
zu Wien, 16. Nov. 1887 S. 6; Heydemann Marmorkopf Riccardi, 13. Hall.
Winckelmanns-Progr. S. 11 ; Furtwängler Meisterwerke S. 138 Anm. 2,
b; Heibig Nr. 74.
Unter Nr. 139—145 verschiedene Fragmente von
Gesimsen (Taf. 42):
a) unter Nr. 139). L. 0,64 m., H. 0,30 m.f T. 0,31 m.
Feinkörniger bläulicher Marmor.
Ecken und Kanten, besonders links, bestofsen.
b) (unter Nr. 140 — 141). L. 0,99 m., H., T., Mann.
und Erhaltung wie bei a.
Besonders zerstört rechts.
Gehören zu dem-
selben Gesims wie
• drei Fragmente in
Abteilung V; s.
dort
MUSEO CHIABAMONTI 146. I47. 405
c) (unter Nr. 142). L 0,62 m., H. 0,30 in., T. 0,27 m. Feinkörniger
gelblicher Marmor.
Hohe Sima mit sehr reich verschlungenem Ranken-
ornament von Akanthus und Blüten, das sich symmetrisch
r. und 1. an den Mittel-Akanthus angliedert; r. noch einige
Locken von der Mähne des als Wasserspeier dienenden
Löwenkopfes erhalten. Vielfache Verwendung des Bohrers.
Gute Erfindung. Späte Arbeit.
d) (unter Nr. I43 — 144). L. 0,82 m., H., T., Marm.'
und Erhaltung wie bei a.
Besonders zerstört links.
e) (unter Nr. I45). L. 0,65 m., H., T., Marm. und
Erhaltung wie bei a.
Bildet 1. eine Ecke.
Gehören zu dem-
• selben Gesims wie
a und b; s. dort
146. Relieffragment (Taf. 42).
H. 0,20 m., L. 0,38 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Unten schmale, stark vorspringende Basisplatte; darüber
1. unteres Ende eines reich ornamentierten, vielfach ge-
gliederten Schaftes, fast in voller Rundung ausgeführt; r. da-
von, mit schmaler Randleiste 1., Rest eines Hochreliefs: auf
Felsgrund 1. der r. Unterschenkel einer nach 1. schreitenden
Figur (Gamasche; unterster Rand des kurzen Gewandes;
der zugehörige 1. Fufs (Zehen abgebrochen) r. vorne; zwischen
den Füfsen steht nach r. ein Hund mit langem Schwanz
(Ansatz und Ende am r. Hinterbein erh.) mit erhobenem 1.
Vorderbein und Hals (Kopf fehlt); r. noch ein Unterschenkel.
Rest einer friesartigen Wanddecoration; vgl. Galleria
delle statue Nr. 416 u. Gabinetto delle maschere Nr. 434 u. 442.
Gerhard-Platner S. 48 Nr. 144.
147. Fragment eines Sarkophagdeckels (Taf. 42).
H. 0,25 m., Br. 0,26 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Schmale Randleiste oben ganz und unten an einem
Punkt erhalten; L und r. unvollständig. Mittleres Relief:
zwei Ochsen im Joch nach r. schreitend, der vordere mit
gesenktem, der hintere mit erhobenem Kopf; über ihnen die
1
406 MÜSEO CHIARAMONTI 148. 149. I49A. B.
R. des r. voranschreitend zu denkenden Lenkers mit Stab
und weiter 1. ein Laubbaum.
Geihard-Platner S. 48 Nr. 145.
148. Fragment von der Vorderseite einer
Aschenurne (Taf. 42).
H. 0,36 m., Br. 0,34 m. Feinkörniger gelblicher Marmor«
Flachrelief: Rest mit drei jungen und zwei alten
Schwänen, die die jungen futtern; daneben und darunter
modern abgearbeitet die Guirlande, sodafs es jetzt scheint,
als wären dort Felsen; darüber Unterseite von der Um-
rahmung der Inschrifttafel mit undeutlichen Resten der In-
schrift.
Gerhard-Platner S. 49 Nr. 146.
149. Fragment eines architektonischen
Ornaments (Taf. 42).
H. 0,30 m., Br. 0,23 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Lebhaft gewundene Ranke in Hochrelief; darunter
»laufender Hund« und Blattkyma. Links Anschlufsfläche.
Überkopf eingemauert. Ähnlich den Ornamenten der Ära
Pacis, aber minder fein.
149A. Grabara eines L. Cordius Agatocles
(Taf. 42).
Im Aetom Kranz mit flatternden Bändern in Relief,
Arbeit des 1. Jahrh. n. Chr.
CIL VI 16087.
149B. Torso einer Knabenstatuette (Taf. 42).
H. 0,64 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, Arme von der Mitte der Oberarme an,
fast der ganze r. Unterschenkel, 1. Fufs.
Knabe ohne Pubes, nackt, in aufrechter Haltung; r. Stand-
bein; grofser Ansatz des verstärkenden Stammes am Ober-
schenkel; 1. Fufs war mit erhobener Ferse zurückgesetzt
r. Arm hing herab (Stütze an der Hüfte erh.); 1. Oberarm
ist zurückgenommen; der Unterarm war vorgestreckt (Stütze
MÜ8E0 CHIARAMONTI 149.G D. E. F. 407
an der Hüfte oben erh.); die L. mufs ein Attribut geschultert
haben (zwei kleine Stützen auf der Schulter erhalten); Kopf
war nach der r. Schulter gewendet.
Die Statuette hat in ihren Motiven demnach dem Dory-
phoros des Polyklet entsprochen. Weiche, rundliche Formen.
Mittelgute Arbeit.
149C. Ornamentierter Pfeiler (Taf. 42).
H. 1,05 m., Br, 0,21 m., T. 0,13 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Die Ränder sehr zerstört.
Oben und unten unvollständig; im Durchschnitt drei-
eckig; Ornament nur auf zwei Seiten; an den Kanten Eir>
fafsung von kleinen, nach innen gelegten Akanthusblättern
(dieser Rand fehlt jetzt 1. hinten ganz, ebenso ein grofses
Stück r. oben und eins weiter unten; ein Stück 1. oben war
besonders gearbeitet und eingesetzt); dazwischen phanta-
stische Akanthusstaude in Hochrelief; tiefe Unterarbeitung
mittels Bohrers, Späte, schlechte Arbeit.
149D. Grabara einer Hosia (Taf. 42).
CIL VI 19555.
149E. Ornamentierter Pfeiler (Taf. 42).
H. 1,06 m. Br. 0,24 m. T. 0,14 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben schmale leicht vorspringende Randleiste erhalten;
unten und links hinten unvollständig. Im Durchschnitt drei-
eckig; Ornament an zwei Seiten: vorne Epheuranke mit
drei Vögeln; links phantastische Staude mit verschiedenartigen
Zweigen; von unten an: Lorbeer; Zweig mit länglichen
Blättern und kleinen runden Früchten, wie wilde Äpfel;
Zweig mit länglichen Blättern und Früchten, wie Garten-
Erdbeeren; Pinienzweig. Reste von Vögeln oben rechts und
unten links. Flachrelief. Einfache, hübsche Arbeit.
149F. Torso des Hermes als Kind (Taf. 42).
H. 0,44 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Bruch quer durch die Hüften; hinten mit Gyps geflickt.
Es fehlen Kopf und Hals, beide Arme bis auf die Ansätze, 1. Bein
bis auf Ansatz, r. von der Mitte des Oberschenkels abwärts.
408 MUSEO CHIARAMONTI 149G. 150.
R. Standbein; das 1. Bein kreuzte das r.; der 1. Ellen-
bogen lehnte sich auf einen Stamm; Ansatz der R. an der
r. Hüfte und des von ihr gehaltenen Caduceus an der
r. Schulter; der Kopf war zur 1. Schulter gewendet. Mittel-
gute Arbeit Auf der L Brust ist mit roter Farbe 6o auf-
gemalt.
149G. Grabara eines Cn. Cornelius Musaeus
manceps viae Appiae (Taf. 42).
Im Aetom eine kleine männliche Gestalt in Flachrelief
mit Tunica, Toga und Rolle in der L. Arbeit des 1. Jahrh.
n. Chr.
CIL VI 8468.
150. Relieffragment (Taf. 43).
H. 0,48 m., Br. 0,83 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Abgebrochen waren die Oberschenkel der beiden r. Stehenden;
ringsum unvollständig; unten in moderner Zeit glatt abgeschnitten.
Erhalten in sehr hohem Relief die Oberkörper von drei
neben einander stehenden weiblichen Figuren; von den
beiden r. stehenden auch die obere Hälfte der Oberschenkel.
Die 1. trägt einen feinen, ärmellosen Chiton, der unter den
Brüsten und um die Hüften gegürtet ist, und einen um die
Arme geschlungenen Mantel, der 1. flattert; der r. Arm war
erhoben (er war besonders gearbeitet und eingesetzt); der 1. gesenkt,
hält eine z. T. erhaltene Doppelaxt (Hand fehlt). Die mittlere
trägt einen feinen, geschlossenen, hochgegürteten Peplos mit
kurzem Apoptygma und einen Mantel um Unterkörper und
1. Arm geschlungen; in diesem ein Schwert mit Scheide und
Gehänge, der Griff nach unten (Hand fehlt); die R. scheint
ein stabartiges Attribut gehalten zu haben, von dem sich ein
Rest hinter der 1. Schulter der 1. Figur erhalten hat. Die
dritte in feinem hochgegürteten Chiton lehnte sich mit ge-
kreuzten Beinen an die mittlere, die L. auf die 1. Hüfte ge-
stützt (Rest erh.).
Frauen in solcher Kleidung und mit derartigen Attri-
buten können nur römische Personificationen von Städten
sein; solche von Provinzen würden charakteristische Kleidung
MUSEO CHIARAMONTI 151. 152. 409
tragen. Welche Städte personificiert sind, wird kaum zu
constatieren sein, da zuviel fehlt (vgl. v. Bienkowski De si-
mulacris barbar. gent ap. rom. Fig. 53 S. 64 u. 66, Fig. 59).
Geringe Arbeit antoninischer Zeit.
Gcrhard-Platner S. 49 Nr. 148.
151. Fragment eines Sarkophages (Taf. 43).
H. 0,44 m., Br. 0,62 m. Grobkörniger weifser Marmor mit schwärzlichen
Stellen.
Oben breite Randleiste erhalten; darunter Hochrelief:
Oberkörper des bärtigen Herakles (Arme fehlen; Nasenspitze ab-
gebrochen) mit umrändertem Köcherband und Löwenfell über
der 1. Schulter, den epheubekränzten Kopf nach der r.
Schulter wendend; r. unten der nach 1. gewendete, zu Herakles
emporblickende, pinienbekränzte Kopf eines Satyrs; darüber
ein r. Arm erhoben, ein Tympanon an einen Band haltend;
r. oben noch ein undeutlicher Rest.
Vielfache Verwendung des Bohrers; Augensterne ver-
tieft Späte, schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 49 Nr. 149.
152. Fragment eines Triumphal-Reliefs (Taf. 43).
H. 0,63 m., Br. 0,98 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
L. glatter Rand erhalten, jedenfalls der Abschlufs der Platte, da die
Darstellung hier nicht aufhören konnte.
Erhalten die Oberkörper und Untergesichter von zwei
nach r. gewandten Männern in gegürteter Tunica (der r.
bartlos, der 1. mit kurzlockigem Backenbart), die auf ihren
1. Schultern eine Stange, als Unterlage darunter je ein breites
zusammengefaltetes Tuch tragen (vgL hierselbst Nr. 4); von
dem r. die L. an der Stange teilweise, die R. mit dem
Oberteil eines Stockes ganz erhalten; der r. Ellenbogen des
1. in ganz summarischer Anlage sichtbar. Vor diesen ziemlich
flach ausgeführten Figuren war eine dritte fast ganz rund
ausgearbeitet; nur der Ansatz und etwas Gewand erhalten.
Zwei Stützen wohl für eine vierte Figur am 1. Arm des r.
Tragenden; 1. von dem 1. ein breiter horizontaler, jetzt undeut-
barer Ansatz,
4IO MUSEO CHIARAMONTI 153. 154. 155-
Decorative Arbeit, nach dem Bart des einen, frühestens
aus hadrianischer Zeit; und wohl auch nicht später.
Gerhard-PIatner S. 49 Nr. 150.
153. Fragment eines Kindersarkophags (Taf. 43).
H. 0,27 m., L. 0,55 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Oben schmale Randleiste erhalten; darunter Hochrelief:
1. ein nach 1. fliegender Amor mit Chlamys, den Kopf um-
wendend (es fehlen die Hände, die den Inschrift- oder Bildnis -Schild
hielten, 1. Fufs, r. Bein); r. im Hintergrunde ein Laubbaum, dann
Psyche in wehendem Chiton nach r. stehend (r. Flügel,
Hände und Unterschenkel fehlen); 1. Arm gesenkt, r. gehoben; r,
noch ein r. Arm, dessen Hand einen Schmetterling über den
Scheitel der Psyche hält.
Späte, schlechte Arbeit.
154. Fragment eines Sarkophages (Taf. 43).
H. 0,43 m., Br. 0,53 m. Grobkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen allen Figuren die Füfse. Sonstiges im Text.
Links fällt ein nackter Faustkämpfer mit Schopf auf
dem Wirbel nach 1. hin aus (Unterarme, Nasenspitze und Glied fehlen);
über seiner r. Schulter wird die L. des Gegners sichtbar; r. ein
bartloser Gymnasiarch in Himation nach 1. blickend (Nasen-
spitze fehlt); dann ein Jüngling in gegürtetem Chiton und
Chlamys (auf der r. Schulter geknüpft) nach r. stehend, in
der gesenkten L. eine lange grade Flöte mit Klappen und
Ringen, mit der R. sich einen Kranz mit kleinen empor-
stehenden Blätterbüscheln aufsetzend. Lebendige, aber rohe
Arbeit später Zeit.
Gerhard-PIatner S. 49 Nr. 152.
155. Fragment eines Kindersarkophags (Taf. 43).
H. 0,29 ra., L. 0,41 m. Grobkörniger bläulicher Marmor.
Oben und unten schmale Randleiste erhalten; dazwischen
mittleres Relief: r. ein nach r. fliegender Amor, den Kopf
umwendend (J. Arm und r. Hand fehlen; die Hände hielten den Inschrift-
oder Bildnis-Schild); unter ihm ein nach r. liegender Panther; 1.
MUSE0 CHIARAMONTI 156. 157. 158. 41 1
ein kleinerer Amor stehend, mit der r. Schulter auf eine um-
gekehrte Fackel gelehnt
Späte, schlechte Arbeit.
156. Fragmentierte Statuette eines Barbaren
(Taf. 43).
H. 0,42 m. Feinkörniger bläulicher Marmor mit schwarzen Adern.
Es fehlen Kopf und Füfse; zwei Löcher auf der 1. Schulter mit
Gyps verschmiert.
Der Barbar in Hosen, langem, doppelt gegürteten
Ärmelrock und grofsem, auf der r. Schulter geknöpften
Mantel schreitet lebhaft nach 1., indem er das 1. Bein weit
über das r. vorsetzt, die 1. Schulter zurückwendet, den Kopf
aber wieder zur r. Schulter dreht; die Hände legt er auf der
1. Hüfte übereinander. Rätselhaft bleibt es, was diese com-
plicierte Bewegung bedeutet; die Handhaltung deutet auf
Unterwerfung. Geringe Ausführung.
Gerhard-Platner S. 49 Nr. 154.
157. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 43)
H. des Ganzen 0,32 m., des Kopfes 0,20 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt Nase, Kinn, Hals mit Bruststück und Fufs. Gyps flicken
an r. Auge, r. Braue, oben auf dem Schädel.
Kopf einer Frau in den mittleren Jahren leicht zur
1. Schulter gewendet; einfaches Gesicht mit gutem Ausdruck;
die Haare vorne gescheitelt und in breiten welligen Strähnen
über die Ohren zurückgestrichen; hinten nach innen aufge-
nommen, sodafs sich ein gleichmäfsiger Wulst bildet. In den
Mundwinkeln und inneren Augenwinkeln je ein kleines Bohr-
loch.
Auf keinen Fall, wie man früher annahm, Domitilla, die
Frau des Vespasian. Ganz unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 49 Nr. 155; Bernoulli Rom. Ikonographie
II 2 S. 30.
158. Kopf des Hermes (Taf. 43).
^ H. des Ganzen 0,525 m., des Kopfes 0,27 m. Feinkörniger bläulicher
Marmor.
Ergänzt Nase, Hals mit Bruststück und Fufs. Der 1. Flügel aus-
gebrochen. Sehr verscheuert und verwaschen.
412 MÜSEO CHIAJRAMONTI 159. 160. l6l.
Jugendlicher männlicher Idealkopf mit kurzen Locken und
darin zwei kleinen Flügeln, an denen er als Hermes kenntlich ist,
leicht nach der 1. Schulter gewendet Ernster Ausdruck.
Schlechte Copie später Zeit (viel Bohrerverwendung in
den Haaren) nach einem attischen Original der zweiten
Hälfte des 5. Jahrh. v. Chr.
Gerhard-Platner S. 49 Nr. 156.
159. Römischer männlicher Porträtkopf (Taf. 43).
H. des Ganzen 0,57 m., des Kopfes 0,27 m. Ziemlich grofskörniger
bläulicher Marmor.
Ergänzt Nase, Rand des 1. Ohrs, Hals mit Bruststück und Fufs.
Jünglingskopf geradeaus gewendet; runder Schädel,
breites Gesicht, grofse, flachliegende Augen, ziemlich breiter
Mund mit schmalen Lippen; nach der Haartracht — oben
bilden die nach vorne gekämmten Haare einen hohen Wulst
— aus der Zeit des Nero. Sorgfaltige geistlose Arbeit.
Gerhard-Platner S. 49 Nr. 158; Bernoulli Rom. Ikonographie
II 2 S. 11.
160. Kopf des Geta (Taf. 43).
H. des Ganzen 0,525 m., des Kopfes 0,26 m. Feinkörniger gelblicher
Marmor.
Ergänzt Nase, Oberteil der Stirn mit grofsem Teil der Haare darüber,
Ränder beider Ohren, Hals mit Bruststück und Fufs. Stark bestofsen.
Kopf des Geta mit melancholischem Ausdruck nach der
r. Schulter gewendet und geneigt. Augensterne und Pupillen
eingegraben. Schlechte Arbeit.
Bernoulli Rom. Ikonographie II 3 S. 71 Nr. 2.
161. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 43).
H. des Ganzen 0,48 m., des Kopfes 0,24 m. Feinkörniger weifser Marmor
mit schwärzlichen Flecken.
Ergänzt Nase, Kinn, Teil der Haare am Scheitel 1., Hals mit Brust-
stück und Fufs. Beide Ohrläppchen abgebrochen; Haare sehr be-
schädigt; das Gesicht vollkommen überarbeitet.
Mädchenkopf mit leicht gedunsenen Formen und blödem
Ausdruck, etwas nach der r. Schulter gewendet; Augensterne
und Pupillen eingegraben; Frisur der Lucilla, Gemahlin des
Lucius Verus. Gering.
Gerhard-Platner S. 49 Nr. 159.
MUSEO CHIABAMONTI 162. 163. 164. 413
162. Torso einer Herakles-Statuette (Taf. 43).
H. 0,40 m. Feinkörniger weifser Marmor mit dunklen Flecken.
Es fehlen Kopf mit Hals, r. Arm bis auf Ansatz, Fingerspitzen der
L., dünnes Ende der Keule, Ende des Löwenfells, Unterschenkel — der 1.
mit Knie — , FUfse, Basis. Abgebrochen war das breite Ende der
Keule. SprUnge im Fell.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Oberschenkel leicht
vorgesetzt; auf dem 1. gesenkten Arm hängt das Löwenfell*
die L. hält die Keule gegen die Schulter gelehnt; der r. Arm
war erhoben, der Kopf zur 1. Schulter gewendet; er war mit
einer Tänie umwunden, von der sich auf der 1. Schulter ein
Stück, auf der r. ein Ansatz erhalten hat.
Die Statuette stimmte demnach in allen Motiven mit
dem bekannten Typus des Apollon Lykeios überein. Dar-
gestellt war nach Tänie und Motiv der siegreiche, nach
seinen Mühen ruhende Held. Vgl. den verwandten Typus in
Villa Albani bei Furtwängler Meisterwerke S. 574 Fig. 108.
Geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 49 Nr. 160.
163. Torso einer Silvanstatuette (Taf. 43).
H. 0,43 m. Grobkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf mit Hals und Teil der r. Schulter, r. Unterarm, der
herabhängende Teil des Fells, Unterschenkel mit Knieen, Füfse, Basis.
Bestofsen und verwaschen.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Oberschenkel leicht
vorgestellt; r. Arm hängt herab; 1. Unterarm vorgestreckt,
hält ein Ziegenfell, das auf der r. Schulter geknüpft ist und
in dessen Bausch Früchte und Trauben liegen. Derbe, breite
Formen. Unbedeutende Arbeit.
Seit 1834 an seinem Platz.
Gerhard-Platner S. 49 Nr. 161.
164. Torso einer Satyrstatuette (Taf. 43).
H. 0,67 m. Grofskrystallinischer bläulicher Marmor mit schwärzlichen Adern.
Es fehlen Kopf mit Hals, beide Arme bis auf die Ansätze, Schwänz-
chen bis auf Ansatz, r. Bein mit Stütze bis auf Ansätze, 1. Unterschenkel,
Füfse, Basis. Beschädigungen am 1. Glutacus.
Der Satyr safs mit dem r. Glutaeus auf irgend etwas;
das 1. Bein hängt herab mit auswärts gedrehtem Knie; der
4H MÜSEO CHIABAMONTI 165. 165A.
Torso ist leicht nach vorne gebeugt; der r. Arm war gesenkt,
der 1. vor der Brust gerade ausgestreckt, der Kopf nach der
1. Schulter gewendet. Mittelgute Arbeit. Auf dem Halsbruch
ist mit schwarzer Farbe 137 aufgemalt
Gerhard-Platner S. 49 Nr. 162.
165. Büste mit Kopf der Venus Anadyomene
(Taf. 43).
H. des Ganzen 0,61 m., des Kopfes 0,29 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Unterlippe, Kinn, die ganze freistehende Haarmasse
an der r. Kopfseite mit fast der ganzen gedrehten Locke vor dem r. Ohr,
der untere Teil der Haarmasse an der 1. Seite, Unterteil des Halses mit
Büste und Fufe. Sehr stark geputzt, besonders das Gesicht«
Auf nackter moderner Büste sitzt der Kopf der Ana-
dyomene mit leichter Wendung und Neigung nach der r.
Schulter; die Haare durchweg gescheitelt und nach beiden
Seiten auseinander gestrichen; beiderseits wurden die Haar-
massen von den erhobenen Händen gehalten (über den Typus
vergl. zuletzt Furtwängler bei Helbing Monatsberichte
über Kunstwissenschaft und Kunsthandel I4 S. 1 ff.); vor den
Ohren je ein kleines gedrehtes Löckchen; in die Stirn fallen
vom Scheitel zwei kleine lose Locken, was die Entstehung
des Originals in hellenistische Zeit weist. Sehr flaue Copie,
durch das Putzen ganz wertlos geworden.
Die richtige Deutung war nach der »Beschr. d. St. Rom«
schon früher gefunden, trat aber in letzter Zeit gegen die als Bar-
barenweib (He lb ig u. Lucas; s. unten) zurück, bei der jedoch
die Lage der Haare am Hinterkopf unerklärt bleibt, abgesehen
davon, dafs die Züge des Gesichtes vollkommen ideal sind.
Gerhard-Platner S. 491". Nr. 163; Heibig Nr. 70; Lucas Jahrbuch
d. I. 1900 S. 32 Nr. 7; v. Bieiikowski De simulacris barbar. gent ap. rom.
S. 94 Anm. 1 Fig. 94.
165A. Römischer Knabenkopf auf moderner
Panzerbüste (Taf. 43).
H. des Ganzen 0,57 m., des Kopfes 0,21 ra. Marmor des Kopfes feinkörnig
und weifs mit schwärzlichen Flecken.
Ergänzt Nasenspitze, Büste mit Unterteil des Halses und Fufs. Ab-
gebrochen 1. Ohr, Rand des r., viele Locken. Gesicht geputzt.
MÜSEO CHIARAMONTI l66. 167. 415
Auf moderner Panzerbüste sitzt mit halber Wendung
nach der r. Schulter ein römischer Knabenkopf mit vollen
Locken, runden Wangen und blödem Ausdruck. Brauen
durch Striche angegeben; Augensterne und Pupillen ein*
gegraben; in den Locken vielfache Verwendung des Bohrers.
Demnach aus späterer antoninischer Zeit. Früher falschlich
für Nero ausgegeben.
Gerhard -Platzier S. 50 Nr. 166; Bernoulli Rom. Ikonographie
II 1 S. 391 f. u. 412.
166. Jünglingskopf (Taf.43).
H. des Ganzen 0,57 m., des Kopfes 0,27 m. Feinkörniger gelblicher Marmor«
Ergänzt Nase, Teile beider Lippen, 1. Seite des Kinns, Hals mit
Büste und Fufs. Abgestofsen die Ränder der Ohren. Das Gesicht stark
geputzt.
Auf moderner Büste sitzt leicht nach der 1. Schulter ge-
wendet und geneigt ein idealer Jünglingskopf; die Haare
verlaufen vom Wirbel strahlenförmig über den Schädel; im
Nacken sind sie in zwei Zöpfe geflochten und um den Kopf
geschlungen mittels zweier eingeflochtener Bänder, die oben
auf dem Scheitel verknotet sind; vor den Bändern sind die
die Stirn und Schläfen bedeckenden Haarenden in streng
stilisierte, aber verschieden gebildete Locken gedreht; an den
Schläfen sind sie länger. Mund geschlossen; ernster, fast
mürrischer Ausdruck.
Geringere Replik vom Kopfe des Wagenlenkers im Con-
servatoren-Palast (Heibig Nr. 615).
Ghirardini Bullettino comunale 1888 S. 357 Taf. XV/XVI 3, 4;
Kalk mann 53. Berlin. Winckelmanns-Progr. S. 28; S. 95 Nr. 33 b; Heibig
Nr. 69.
Photographie des röm. Instituts Nr. 335. 336.
167. Torso einer Knabenstatuette (Taf.43).
H. 0,73 m. Ziemlich grobkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, r. Unterarm fast ganz, 1. Hand (war an-
gesetzt), Teil an 1. Schulter und Oberarm (beschädigt auch die r. Schulter),
r. Bein von der Mitte des Oberschenkels abwärts, 1. Unterschenkel, Ränder
nnd Zipfel des Chiton, Füfse, Unterteil der Palme, Basis. Ansatz für die
r. Hand oder ihr Attribut am Saum des Chiton.
4*6 MUSEO CHIARAMONTI 168.
Fragment der gleichen Figur wie Nr. 82 (s. dort), aber
gröfser und besser; die Ärmel umsäumt; als Stütze neben
dem 1. Bein ein Palmstamm. Auf dem Halsbruch ist mit
schwarzer Farbe 97 aufgemalt.
Gerhard-Platner S. 50 Nr. 166.
168. Torso einer Satyrstatuette (Fig. 43).
H. 0,50 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, Arme bis auf die Ansätze, Beine bis auf
den obersten Teil der Oberschenkel, Teile des Schlauches. Der fehlende
Teil des Schlauchs auf dem Rücken und dem 1. Glutaeus ist augenscheinlich
modern abgearbeitet.
Satyr von muskulösen Formen war nach 1, tanzend dar-
gestellt, das 1. Bein vorgesetzt, während die 1. Schulter zu-
rückgenommen ist; mit erhobenem r. und gesenktem 1. Arm
hielt er im Rücken einen Schlauch, zu dessen Öffnung bei
der L. sich der Kopf neigte. Besser erhaltene Repliken s.
bei Klein Praxiteles S. 218 Anm. (Variation). Sehr verwandt
im Motiv der sein Schwänzchen beschauende Satyr (hier-
selbst Nr. 708) und der Satyr, der im Vorwärtslaufen einen
Panther am Schwanz erhebt (Clarac 711, 693 A und S.
Reinach Repertoire de la statuaire II S. 138 Nr. 1). Lebendige
Erfindung der hellenistischen Zeit. Decorative Ausführung.
Seit 1834 an seinem Platz.
Gerhard-Platner S. 50.
Unter Nr. 163—168:
Fünf Fragmente von Gesimsen (Taf. 43):
a) (unter Nr. 163): Fragment eines flachen Bogens.
H. 0,26 m., L. 0,78 m., T. 0,225 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Viele Einzelheiten ausgebrochen; besonders zerstört die 1. Ecke.
Von unten nach oben: lesbisches Kyma; Zahnschnitt;
Perlschnur; Eierstab; schmale, aufrecht stehende Blätter.
Rechts Anschlufsfläche. In der Mitte der modern glatt
zugeschnittenen Oberfläche ein grofses viereckiges Dübelloch.
Gewöhnliche späte Arbeit.
MUSBO CHIABAMONTI 169. 170. 417
b) (unter Nr. 164): Fragment eines flachen Bogens.
H. 0,19 m., L. 0,61 m., T. 0,225 m. Feinkörniger gelblicher Marmor»
Von unten nach oben: abwärts gerichtete Akanthus-
blätter; Perlschnur; Eierstab; lesbisches Kyma, aufwärts ge-
richtete Akanthusblätter.
Gewöhnliche, späte Arbeit. Zu demselben Gesims ge-
hören d und e.
c) (unter Nr. 165—166): Fragment eines graden
Gesimses.
H. 0,25 m., L. 1,17 m., T. 0,24 m. Ziemlich grobkörniger grauer Marmor.
Sehr zerstört und bis zur Unkenntlichkeit verwaschen. Die Ober-
fläche modern glatt abgeschnitten.
Von unten nach oben: schmale, aufrecht stehende Blätter;
Perlschnur; breite, aufrecht stehende Akanthusblätter.
Gewöhnliche späte Arbeit
d) (unter Nr. 167): Fragment eines flachen Bogens.
L. 0,73 m., H., T. und Marmor wie bei b.
Von demselben Gesims wie b.
e) (unter Nr. 168): Fragment eines flachen Bogens.
L. 0.56 m., T. (nur hier vollständig zu messen) 0,33 m. H. und Marmor
wie bei b.
Links Anschlufsfläche. Oben glatt abgeschnitten.
Von demselben Gesims wie b.
169. Fragment eines ornamentierten Pfeilers
(Taf. 43).
H. 0,45 m., Br. 0,2 1 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Ringsum abgebrochen; sehr verwaschen.
Epheuranke und ein Vogel in Flachrelief.
Gerhard-Platner S. 50 Nr. 167.
170. Fragment von der Vorderseite eines
Sarkophagdeckels (Taf. 43).
H. 0,20 m., L. 0,34 m. Grobkörniger bläulicher Marmor.
Oben schmale Randleiste erhalten. Darunter Hochrelief:
über plastisch ausgeführten Wellen ein jugendlicher Meer-
Vatican. Katalog I. 27
4l8 MüSEO CHURAMONTI 171. 171a. 172.
kentaur nach 1., im r. Arm ein Ruder (Ellenbogen und z. T. das
Ruder fehlen), den Kopf zurückgewendet, blasend in eine von
der L. erhobene Muscheltrompete. Auf einer Windung des
Schwanzes ein Erot mit Lyra und sehr grofs geratenem
Plektron sitzend. Rechts noch die Vorderbeine eines anderen
Kentauren in Flachrelief.
Späte, schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 50 Nr. 169.
171. Fragment eines reliefgeschmückten
Gefäfses (Taf. 43).
H. 0,26m, Br. 0,21 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Sehr verwaschen.
Flachrelief auf leicht gewölbter Fläche; unten vor-
springende Bodenleiste; darüber r. der Unterkörper einer
nach 1. schreitenden, archaistisch gebildeten Göttin mit
langem stabartigen Attribut; die L. hebt das Obergewand ;
1. noch der 1. Unterschenkel eines nach 1. schreitenden
Gottes und darüber das schwalbenschwanzförmige Ende des
Mäntelchens.
Gerhard-Platner S. 50 Nr. 168.
171a. (ohne Nummer zwischen 174B und C). Grabara
einer Hündin Qeia.
An der Vorderseite die metrische Inschrift. Im Aetom
in Flachrelief ein Greif, der über ein nach 1. zu Boden ge-
drücktes Reh herfällt. Gefunden um 1820 in der ersten Vigne
vor porta Latina. Erst seit 1901 an seinem Platz (daher ist
auf Tafel 43 an dieser Stelle ein Sarkophagfragment ab-
gebildet).
Kaibel 1647.
172. Fragment eines Sarkophagdeckels (Taf. 43).
H. 0,38 m., Br. 0,185 m. Grobkörniger grauer Marmor.
War in zwei Stücke zerbrochen.
Oben schmale Randleiste erhalten. Darunter Flachrelief:
Meerrofs auf plastisch ausgeführten Wellen nach 1. Späte,
schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 50 Nr. 170.
MUSKO CHIARAMONTI 173. 174. *74A. B. 4I9
173. Relieffragment (Taf. 43).
H. 0,25 m., Br. 0,39 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Oben und unten schmale Randleiste teilweise erhalten.
Dazwischen Hochrelief: 1. von dem Unterteil einer Säule mit
spiralförmig gewundenen Canelluren und Basis zunächst eine
Mauer mit angegebenem Fugenschnitt; dann nach 1. ein Satyr
mit Nebris (Kopf fehlt); im 1. Arm ein Lagobolon; mit der R.
hilft er Silen, der von einem nach 1. zusammenknickenden
Esel vorn heruntergleitet; Mantel um den Unterkörper; in
der erhobenen R. eine kleine Fackel; unter dem Bauch des
Esels ein umgestürzter Fruchtkorb; 1. oben die Spitze eines
Thyrsos; der Grund ist links von Weinreben überzogen.
Späte, lebendige Arbeit. Auf dem Boden des Reliefs
ist r. mit schwarzer Farbe 986 aufgemalt. Von derselben
Farbe rühren zahlreiche Flecke her.
Gerhard-Platner S. 50 Nr. 171.
174. Fragment eines ornamentierten Pfeilers
(Taf. 43).
H. 0,44 m., Br. 0,2 1 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Rechts der Rand erhalten. Weinranke in Flachrelief.
Gerhard-Platner S. 50 Nr. 172.
174A. Grabara einer Claudia Itonis (Taf. 43).
CIL VI 15483.
174B. Statuette einer Muse (Taf. 43).
H. 0,86 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt die Basis. Es fehlen Kopf mit Hals, Hände, Vorderteile
der Füfse; alle diese Teile waren besonders gearbeitet und angesetzt.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs mit erhobener
Ferse zurück und zur Seite gesetzt; stoffreicher Chiton;
durchscheinendes Himation liegt mit einem Teil auf der 1.
Schulter, ist dann mit breitem Überschlag um die andere
Schulter herumgenommen, sodafs der ganze dicht vor der r.
Seite und Brust liegende Arm bedeckt wird, der untere Teil
sich straff um die Hüfte zieht, und ist endlich über l. Schulter
und Arm wieder zurückgeworfen; der 1. Arm ist gesenkt.
27*
420 MÜ8K0 CHIARAMONTI I 7 4 C.
Die Statuette ist eine mäfsig ausgeführte Replik einer
sehr häufig wiederholten Figur, deren Original einer wahr-
scheinlich von Philiskos von Rhodos im 2. Jahrh. v. Chr. ge-
schaffenen Musengruppe angehörte. Dort hielt die L. eine
Lyra, die hier mit der jetzt fehlenden Hand besonders ge-
arbeitet und angesetzt war (vgl. Cortile del Belvedere Nr. 131).
Gerhard-Platner S. 50A; Amelung Die Basis des Praxiteles in
Mantinea S. 79.
174C. Statuette des Asklepios (Taf. 43).
H. 0,85 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, r. Arm bis auf Ansatz (Ansatzfläche zur
Ergänzung hergerichtet), Füfse, Ränder des Gewandes, Basis. An der 1.
Seite der Figur sind in die Gewandfalten lange Bahnen eingekerbt (wohl
behufs einer geplanten Ergänzung.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs mit erhobener
Ferse zurück und zur Seite gesetzt; Himation ruht mit
einem Teil auf 1. Schulter und Arm, diesen ganz bedeckend,
ist dann quer über den Rücken gelegt, um die r. Hüfte wieder
vorgenommen, umhüllt den ganzen Unterkörper, ist an der
Vorderseite oben umgeschlagen und wird endlich von der
in den Rücken gelegten L. hinter der 1. Hüfte festgehalten;
der Umschlag vorne ist an der r. Hüfte besonders künstlich
aufgenommen — ein kleiner Bausch ist unter dem horizon-
talen Wulst nach oben durchgezogen — , wodurch sich leb-
haftere Falten bilden, als sonst möglich wäre; der r. Ober-
arm war gesenkt; dem Attribut dieser Seite mufs der Rest
einer ziemlich grofsen Stütze an der r. Wade aufsen gedient
haben; der Kopf war leicht nach der r. Schulter ge-
wendet.
Nach Vergleich mit anderen Typen war Asklepios dar
gestellt; die R. mufs also den Schlangenstab gehalten haben.
Sehr ähnlich ist eine Relieffigur im Louvre (Salle du heros
comb. Nr. 551; Clarac 152, 263) und ein auf der Insel Kos
befindlicher Torso mit anderem Standbein (Photographie des
deutschen archäol. Instituts in Athen: Kos 18). Die Statuette
geht auf ein Original der zweiten Hälfte des 4. Jahrh. v. Chr.
zurück. Decorative Arbeit.
Gerhard-Platner S. 50B.
MUSEO CHIARAMONTI 174D. 175. 421
174D. Altar der Iuno (Taf. 43).
Gesetzt i. J. 218 n. Chr.
CIL VI 367.
Abteilung VIII.
175. Statue des Dionysos (Taf. 44).
H. 1,44 m. Grofskörniger weifser Marmor.
Ergänzt beide Seiten des Kranzes mit Teilen der Haare und r. Ohr,
die freistehenden Teile der Schulterlocken, r. Arm mit Gewand bis auf
einen Teil, der an der Stütze anliegt, 1. Arm mit dem gröfsten Teil des
Gewandbausches, grofser Teil des r. Glutaeus, kleiner des 1., grofse Partieen
der Stütze, zwei grofse Flicken im r. Oberschenkel, kleinerer unter der r.
Wade innen, 2. und 3. Zehe des r.f die 4 grösseren, Ferse und Stütze
des 1. Fufees, Basis bis auf ein Stück unter r. Fufs und Stütze. Ge-
brochen war der Hals in der Mitte, r. Bein mit Stütze zweimal im
Oberschenkel, einmal unter der Wade, 1. Bein unter dem Knie und über
dem Knöchel.
Aufrechte Haltung; r. Standbein verstärkt durch eine
pfeilerartige Stütze hinten; 1. Fufs weit zur Seite und zurück-
gesetzt mit erhobener Ferse; r. Arm gesenkt, Hand vorge-
streckt (mit Trinkgefafs erg.); 1. Arm erhoben (Hand mit
Weintraube erg.); eine der Länge nach zusammengefaltete
Chlaina liegt mit einem Bausch auf der 1. Schulter, von wo
der eine Zipfel nach hinten herabhängt; das Übrige über-
quert den Rücken und ist um den r. Unterarm geschlungen;
der jugendliche Kopf ist leicht nach der r. Schulter gewendet
und geneigt; die Haare sind vorn gescheitelt, nach den Seiten
zurückgestrichen und hinten in einem Schopf aufgebunden;
kurze Schulterlocken fallen hinter den Ohren herab; Epheu-
kranz. Die L. müfste den Thyrsos, die R. den Kantharos
halten.
Die ganz jugendliche Darstellung des Gottes (kein
Schamhaar) und die zarten Formen verweisen das Original
der Figur in die zweite Hälfte des 4. Jahrh. v. Chr. Aus-
führung weich, aber ziemlich leblos.
Clarac 681, 1595; Gerhard-Platner S. 50 Nr. 173.
Photographie Moscioni 4040.
422 MUSEÖ CHIABAMONTI 175a. 176.
175a. Grabara eines T. Mescenius Olympus
(Taf. 44).
An der Vorderseite hängt an Widderköpfen (die vor-
springenden Teile waren angestückt; Eisenpflöcke erhalten)
zu beiden Seiten der Inschrifttafel eine Lorbeerguirlande mit
flatternden Bändern.
CIL vi 22428.
176. Statue einer Tochter der Niobe (Taf. 44).
• H. 1,76 m. Grobkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, r. Arm von der Mitte des Oberarms an
mit Hand, 1. Hand, grofse Teile des Mantels, einige Faltenhöhen. Einige
Teile des Mantels waren abgebrochen, sind jetzt mit Gyps angeflickt;
ein Gypsflicken auch am Chiton vorn; stark bestofsen und geflickt auch
der untere Rand der Plinthe.
Eine jugendliche weibliche Figur stürmt mit vorgesetztem
1. Fufs nach r.; der r. Fufs berührt nur mit der Spitze den
Boden; Sandalen mit Doppelsohlen; hochgegürteter Chiton,
auf den Oberarmen mit je vier Knöpfen genestelt; als Gürtel
dient eine Schnur, die vorn in eine Schleife gebunden ist; das
Himation ist um die r. Hüfte genommen und ruht mit zwei
Enden auf dem 1. Arm, während die übrigen Teile heftig
zurückflattern; der r. Oberarm war seitlich erhoben (die Hand
wird einen Zipfel des Himation gefafst haben); der 1. Ober-
arm gesenkt, der Unterarm wagerecht vorgestreckt (die Hand
wird geöffnet erhoben gewesen sein); der Kopf war nach
derselben Richtung wie der 1. Fufs gewendet; im Nacken
hat sich am Saum des Chiton ein Ansatz des Haarschopfes
erhalten. Auf der Vorderseite der Plinthe ist in einer Länge
von 0,655 m. ein Profil ausgearbeitet: unter einer schmalen
Randleiste ein Rundstab, dann eine Hohlkehle und ein breiter
glatter Streifen (jetzt fast ganz abgestofsen); r. und 1. davon
glatte Fläche in der Höhe des Streifens unten; die Hohlkehle
tritt dagegen zurück, Leiste und Rundstab vor. Die Plinthe
fällt an den Seiten nach unten ab, war also bestimmt, in
eine gröfsere Basis eingelassen zu werden, doch jedenfalls
so, dafs das Profil vorne sichtbar blieb. Die Arbeit vor-
züglich, wenn auch nicht original (die zurückwehenden Falten
MUSEO CHIARAMONTI 176. 423
des Chiton unten haben etwas Steifes; an der 1. Weiche
sind einige Bohrergänge angebracht, die an dieser vom
Himation beschatteten Stelle Falten markieren sollen).
Bei Fea a. unten a. O. findet sich nach Verzeichnung
der Figur, die als Ariadne gedeutet wird, folgende Notiz:
»nel casino Marconi in Frascati vi e intera e piantata piü
espressivamente sopra uno scoglio.« Von dieser angeblichen
Replik ist keine Spur mehr zu finden; sie wäre wegen ihrer
vollständigeren Erhaltung und, weil die Figur über Felsboden
eilte, von Wichtigkeit; endlich wegen des Verhältnisses zu
einer anderen Replik, bei der die Plinthe in der That als Fels
boden behandelt ist, zu der Statue der jüngeren Niobide in
Florenz (Amelung Führer Nr. 184). Diese unterscheidet
sich von der vaticanischen dadurch, dafs sie einen Ärmel-
chiton (xeiptStüxi; xtTC"v)> von Schulterbändern gehalten, trägt,
dessen Stoff in unendlich viel kleinen Fältchen bricht.
Aber die Übereinstimmung in den Hauptlinien ist so grofs,
dafs man beide ohne Weiteres für Repliken des gleichen
Originales halten mufs. Die Frage ist nun, ob wir uns die be-
treffende Figur der originalen Niobiden-Gruppe nach der rö-
mischen oder der florentiner Replik vorzustellen haben, denn
die eine oder die andere mufs eine Umwandlung jenes Originales
sein. Von den einen wird die vaticanische Figur für das Original
selbst erklärt, das man aus seinem Zusammenhang gerissen habe
(Körte, Klein s. unten). Einige Gründe gegen die Originalität
wurden schon oben angeführt; gegen die Möglichkeit der
ursprünglichen Zugehörigkeit zur Gruppe spricht auch das
Profil der Plinthe, wenn man nicht annehmen will, dafs es
erst ausgearbeitet worden sei, als die Figur allein aufgestellt
wurde. Wäre es ursprünglich, so müfste die Einlassung für
die Plinthe in der vorauszusetzenden grofsen allgemeinen
Basis der Gruppe vorn am Rande gewesen sein; r. und 1.
aber mufste das Profil an Teilen der Basis oder einer andern
unmittelbar anstofsenden Plinthe rechtwinklig vorgesprungen
sein, da eine directe Fortsetzung in derselben Flucht wegen
der Vertiefung der Hohlkehle unmöglich ist; abgesehen da-
von aber, dafs dies zu ganz undenkbaren Consequenzen
führt, müfste sich davon irgend eine Spur erhalten haben.
Es ist also falsch, zu behaupten, dafs das Abbrechen des
424 MUSEO CHIARAMONTI 176.
Profiles r. und 1. »den Anschlufs einer weiteren Gestalt deut-
lich vorbereitet« (Klein s. u.). Mit der Annahme, die
Figur stamme aus der Originalgruppe, verträgt sich, wie ge-
sagt, nur die weitere, das Profil sei erst bei ihrer Isolierung
zugefügt worden, wogegen in der That nichts eingewendet
werden kann. Doch spricht gegen die Originalität noch die
glatte Oberfläche der Basis. Die Motive von zwei Brüdern
der Gruppe — sie machen die gröfste Anstrengung, eine
Felsklippe zu erklimmen — sind nur verständlich, wenn ihnen
diese Klippen wie Stufen zu einem höhergelegenen Terrain
dienen konnten, wenn also der ganze Grund, auf dem die
Gruppe stand, als Felsboden gebildet war; ihre Anstrengun-
gen wären lächerlich erschienen, wenn jene Klippen nur wie
vereinzelte Versatzstücke aus dem glatten Boden aufgeragt
hätten, die die Jünglinge ohne Weiteres hätten umgehen
können. So sind denn auch die Plinthen aller jener aus der
grofsen Gesamtcopie der Gruppe stammenden Figuren in
Florenz als Felsboden gestaltet, und das kann nach dem
Gesagten nicht erst bei Gelegenheit einer Umbildung der
ganzen Gruppe in hellenistischem Geschmack geschehen
sein (Klein; s. darüber weiter unten). Wurde eine einzelne
Figur der Gruppe copiert, so fiel die Nötigung einer
derartigen Gestaltung der Plinthe natürlich fort. Deshalb
kann die Niobide Chiaramonti nicht aus der Original-
gruppe stammen; sie könnte höchstens eine Einzelcopie sein,
wogegen dann in der florentiner Statue eine Umbildung
vorläge; so urteilt Klein a. unten a. O., der diese Um-
bildung der hellenistischen Zeit, und Petersen, der sie
dem römischen Copisten der florentiner Figur zuschreibt.
Klein dient als Grundlage ein Vergleich mit der Nike von
Samothrake, die er abweichend von der herrschenden Mei-
nung einem rhodischen Künstler des i. Jahrh. v. Chr. zu-
schreibt; seine Gründe sind nicht überzeugend (vgl. Furt-
wängler Berlin, philol. Wochenschr. 1898 Sp. 307); den
rhodischen Gewandstil jener Epoche lernen wir an der
Musengruppe des Philiskos (hier Nr. 174B u. 245) und der
sog. Pudicitia (Braccio nuovo Nr. 23) kennen; wie sich ferner
der Gewandstil der Nike von Samothrake unter der Hand
eines geringen römischen Copisten gestaltet, sehen wir an
MUSEO CH1ABAMONTI 176. 425
der schlechten Replik eines von Klein (Praxitelische Studien
S. 53) mit Recht in nächste Beziehung zur Nike gesetzten
Artemistypus im Casino Rospigliosi (Arndt-Amelung Einzel-
aufnahmen Nr. 112), und das ist etwas absolut Anderes, als
der Stil der florentiner Figur. Gegen Petersen's Meinung
spricht die Überlegung, dafs es dem Copisten einfacher sein
mufste, den glatten Stoff der Niobe Chiaramonti zu bilden, als
den der florentiner mit all seinen kleinen Fältchen, und dafs der
Copist der florentiner Gruppe so geringwertig war, dafs wir
ihm kaum zutrauen dürfen, er habe sich die Arbeit unnötig
erschwert. Ferner war die Tracht des xeiptÖwt^; ^itwv *n
Griechenland eine seltene, in Rom — bis auf die spätesten
Zeiten — eine ganz ungewöhnliche; für den Copisten wird es
schwerlich gelingen, einen Grund dieser Änderung ausfindig
zu machen, besonders da ihm die herabhängenden Teile der
Knöpfarmel (s. das Exemplar Chiaramonti) eine willkommene
Stütze des erhobenen Armes boten; von dem Künstler des
Originals aber wäre eine derartige Auswahl wohl zu verstehen;
man bemerkt an den erhaltenen Figuren das Bestreben, in allem
Äufserlichen — Haartracht, Gewandung, Fufsbekleidung —
möglichst viel Abwechselung zu schaffen; zudem wurde jener
Chiton, ursprünglich eine barbarische Tracht, in Griechenland
auch als Luxusgewand getragen und deshalb auf Dar-
stellungen häufig zur Charakteristik hervorragender Persön-
lichkeiten verwendet; so sollte er hier die Königstochter
bezeichnen (Amelung bei Pauly - Wissowa Real-Ency-
klopädie III Sp. 2210).
Demnach war die Wahl dieser Tracht sinnvoll berechnet,
und sie ist schon deshalb weit besser bei dem Künstler des
Originales selbst als einem unbedeutenden Copisten ver-
ständlich. Es ist also wahrscheinlicher, dafs in der floren-
tiner Figur eine künstlerisch unzulängliche, aber im Äufser-
lichen getreue Copie des Originals in der Gruppe vorliegt,
in der vaticanischen eine Umbildung. Diese ist von Furt-
wängler (s. unten) für hellenistisch, von Amelung (s. unten)
speciell für pergamenisch erklärt worden; gegen Beide wendet
sich Petersen a. unten a. O. mit guten Gründen; es ist
ganz richtig, dafs der Ausführung die charakteristischen per-
gamenischen oder allgemein hellenistischen Eigenheiten fehlen.
426 MÜ8E0 CHIABAMONTI 176.
Hingegen giebt es eine Figur aus der Mitte des 4. Jahrh.
v. Chr., die zwar derber gearbeitet ist, aber in mehr als einer
Beziehung mit der N. Ch. übereinstimmt: die Hochrelief-Figur
einer lebhaft ausschreitenden Frau von einer der Säulenbasen
des ephesischen Artemistempels (Brunn-Bruckmann 173).
Dafs das Original der N. Ch. etwa in dieser Zeit entstanden ist,
wird durch die weitere Beobachtung gestützt, dafs die Figur,
nur auf eine Ansicht berechnet, fast wie eine Relieffigur ge-
dacht ist. Dieser Schlufs ist wichtig für die Datierung der
Niobiden-Gruppe, die nach den obigen Annahmen kurz vor-
her entstanden sein müfste. Für diese frühe Entstehungs-
zeit spricht der Mangel an Chiasmus in den lebhaft be-
wegten Figuren; der Einwurf, »das vierte Jahrhundert kenne
noch keine Terrainbasen« (Klein), ist bei der Lückenhaftig-
keit unserer Überlieferung nicht stichhaltig; datierte man
diese Neuerung bisher von der Tyche von Antiochia des
Eutychides, so wird man von jetzt an als ältestes Beispiel
die Niobiden-Gruppe nennen müssen.
Dafs die Umbildung noch von dem Künstler der Gruppe
selbst oder doch in seinem Atelier vorgenommen worden sei,
ist weder zu beweisen, noch zu widerlegen; deshalb kommt
die Autorfrage der Gruppe — - ob Praxiteles oder Skopas
oder keiner von Beiden — hier zunächst nicht in Betracht.
Gefunden bei Tivoli, angeblich in der Villa des Hadrian;
kam dann durch Ippolito d'Este in die später päpstlichen
Gärten auf dem Quirinal, von dort auf ihren jetzigen Platz.
Fea Nuova descrizionc S. 87; Nibby II T. XVII; Clarac 578,
1245; Penna Viaggio pittorico della Villa Adriana III Taf. XXXV; Ger-
hard-Platner S. 50 Nr. 174; Braun Ruinen u. Museen Roms S. 266
Nr. 25; Stark Niobe S. 265 Taf. XII: Lenorniant Gazette archeologique
III S. 140 nota 2, S. 171 f., pl. XII; Murray A history of Greek sculpture
II S. 314 Taf. XXVIII; Friederichs-Wolters Bausteine Nr. 1261; Bau-
meister Denkmäler des klass. Altertums III S. 1675 Fig. 1745; Brunn.
B ruckmann 313; Overbeck Geschichte der griech. Plastik II4 S. 87 f-
Fig. 164; Winnefeld Die Villa d. Hadrian bei Tivoli S. 164; Furtwängler
Meisterwerke S. 645; Amelung Führer S. 127 Abb. 35; Collignon Histoire
de la sculpt grecque II S. 537 ff. Fig. 279; Klein Praxiteles S. 330 ff.;
Heibig Nr. 75; Petersen Vom alten Rom S. 120 ff. Fig. 104; Shebelew
Niobiden S. 39.
Photographie Alinari 6627(4); Anderson 1427(3); Moscioni 2311
Rocca 803; 2055 (folio).
MUSEO CHUBAMONTI 177. 178. 427
177. Statue einer Muse oder Dichterin (Taf. 44).
H. 1,21 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt aus Marmor Kopf mit Hals, Flicken im Mantelwulst vorn,
das untere kurze Hörn der Leyer, 1. Fufs, so weit sichtbar, Rand der Basis
ringsum; aus Gyps vorderer Teil des oberen Horns der Leyer mit Spitze
des Zeigefingers der 1. Hand, Flicken am 1. Knie, Zipfel des Mantels unter
der R. Stark geputzt.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs mit ganzer
Sohle auftretend, leicht zur Seite gesetzt; Sandalen; Chiton;
Himation liegt mit. einem Teile auf 1. Schulter und Arm, um-
hüllt dann die Rückseite, die ganze r. Seite mit dem Arm;
dessen Hand darunter bis in Brusthöhe erhoben ist, und ist
endlich mit einem Teil um den. gesenkten 1. Unterarm ge?
wunden (der Copist hat hier augenscheinlich seine Vorlage
nicht verstanden; was er giebt, ist unmöglich); die L. hält
eine (jetzt unvollständige) Lyra; der moderne Kopf, dessen
Haare auf dem Scheitel verknotet sind, ist nach der 1. Schulter
gewendet; der moderne Basisrand mit einer Hohlkehle pro-
filiert, deren unterer Rand vortritt.
Flaue Copie nach einem einfachen Original des 4. Jahrh.
v. Chr.
Früherer Standort wie bei Nr. 14; vgl. das dort und bei
Nr. 16 Gesagte.
DeCavalleriis Antiquae statuae urbis Romae (1585) I et II Taf. 55;
Rubeis Insign. statuar. icones (1645) I Taf. 55; Clarac 523, 1075; Pcnna
Viaggio pittorico d. Villa Adr. III T. XXXI; Gerhard - Platner S. 5a
Nr. 175.
178. Statuette des Apollön (Taf. 45).
H. 1,19 m. Marmor des Oberkörpers grofskörnig und bläulich, des Unter-
teils feinkörnig und gelblich.
Ergänzt Nase, Arme bis auf Ansätze, zwei Flicken im Rücken
(Gyps), 1. Unterschenkel mit Knie, Spitzen beider grofsen Zehen, Ast,
Köcher, Rand der Basis. Vollständig überarbeitet.
Aufrechte Haltung; r. Standbein verstärkt durch einen
Stamm, an dem aufsen ein Köcher hängt, 1. Fufs mit voller
Sohle auftretend leicht zur Seite gesetzt; r. Arm gesenkt'
(erg. mit einer Traube in der Hand); 1. Unterarm vorgestreckt
(Becher in der Hand erg.); an der 1. Hüfte Ansatzstelle
und Loch mit Metallstift (für eine Stütze des 1. Armes
428 MUSBO CHIARAMONT1 178a. 178b.
oder ein Attribut der L.); Kopf mit vorne gescheitelten,
über die Ohren zurückgestrichenen, hinten in einem Schopf
aufgebundenen Haaren, Schulterlocken und Lorbeerkranz
leicht zur r. Schulter gewendet. Die Figur ist aus zwei nicht
zueinander gehörigen Fragmenten (Marmor verschieden) zu-
sammengesetzt: a) dem Oberkörper mit Kopf, Ansatz des r.
Beins und 1. Oberschenkels; b) der Basis mit Stamm, r. Bein
und 1. Fufs. Beide Teile stammen von Apollonstatuetten: an
a. ist der Kopf mit Lorbeer bekränzt; an b. ist das Köcher-
band z. T. antik und der Ansatz des Köchers erhalten. Der
Oberkörper geht auf ein Original zurück, das sich an den
Typus des stehenden Apollon, wie ihn die peloponnesische
Kunst des 5. Jahrh. v. Chr. geschaffen hat, anschliefst (vgl.
Braccio nuovo Nr. 95 und hier Nr. 199 u. 242). Beide Teile
gleich elend gearbeitet.
Gerhard-Platner S. 50 Nr. 176.
Darunter:
178a. Runder Altar (Taf. 45).
H. 0,56 m., Durchm. ca. 0,46 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Über runder Basis, deren einfache Ausladung mit
Palmettenornament in Flachrelief verziert ist, ein canellierter
Schaft; darüber, durch einen Rand getrennt, eine Hohlkehle,
dann eine hohe Platte, oben in einen starken, capitälartigen
Wulst, übergehend; darüber nochmals eine Platte.
178b. Säulenbasis (Taf. 45).
H. 0,19 m., Durchm. ca. 0,81 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Unten stark beschädigt.
Unten ein Toms mit senkrechten Wülsten und leichter Ein-
senkung oben, diese mit abwärts liegenden Akanthusblättern;
darüber eine starke, schmale Ausladung mit geflochtenem
Band; dann ein Trochilus mit senkrechter Riefelung, starke
Ausladung mit einfachen horizontalen Randlinien, niedrigerer
Trochilus ebenfalls mit senkrechter Riefelung; dann Torus
mit bandumwundener Guirlande von Lorbeer, Epheu mit
Früchten und anderen unbestimmbaren Laubarten. Sehr feine
römische Arbeit bester Zeit.
MÜSEO CHIABAMONTI 179. 4^9
179. Sarkophag eines C. Iunius Euhodus
und seiner Gemahlin Metilia Acte (Taf. 45).
H. 0,795 m., L. 2,10 m , T. 0,92 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Ergänzt aus Gyps die obere 1. Vorderecke des Deckels, Flicken im
Rahmen der Inschrifttafel und im oberen Rande des Sarkophages.
An der Vorderseite des Deckels r. und 1. je ein
jugendlicher Kopf mit gedrehten Locken und phrygischer
Mütze; in der Mitte die umrahmte Inschrifttafel, gehalten
von zwei schwebenden, umschauenden Victorien; diese in
einem Feld, das unten von der durchgehenden schmalen
Randleiste, oben durch eine von der Mitte der Rückseite jener
Köpfe zu den oberen Ecken der Inschrifttafel schräg auf-
steigende, schmale Leiste abgeschlossen wird; aufserdem
1. Tympanon und Lagobolon, r. Kymbala und Doppelflöte;
über den schrägen Leisten jederseits eine liegende brennende
Fackel (Flamme nach aufsen); oben abschliefsende schmale
Randleiste; Flachrelief. Die dargestellten Gegenstände und
Köpfe beziehen sich alle auf den Cult der Magna Mater,
deren Priesterin nach der Inschrift jene Metilia Acte war.
Auf der Vorderseite des Sarkophages sind in Hoch-
relief zwei Scenen aus dem Mythus der Alcestis dargestellt:
In der Mitte auf einer Kline mir hoher Lehne Alcestis; im
Hintergrunde zu beiden Seiten ihres Kopfes je eine Frau, r.
ihr zusprechend, 1. klagend (die Mutter?); vor ihr r. ein
Söhnchen, weinend, den r. Fufs auf eine Fufsbank gestellt,
1. ein Töchterchen, mit dem 1. Bein auf der Fufsbank
knieend ; von 1. herzueilend Admet mit Chlamys und Schwert,
Alcestis die R. reichend; 1. von ihm hinten der Vater der
Alcestis oder der Pädagoge mit Stab; dann Apoll mit Bogen,
nach 1. enteilend (1. neben ihm Dreifufs mit Schlange, nicht
als Andeutung für das Local Delphi zu verstehen) ; dann drei
trauernde Gefährten des Admet, einer mit Chlamys und
kurzem, stabartigen Attribut (Rolle? diese könnte den Orakel-
spruch symbolisieren; demnach und nach der Physiognomie
würde die Figur Admet darstellen können, wogegen aber
ihre Stellung im Hintergrund spricht), der mittlere mit Chlamys
und Schwert, der 1. unter einem Thorbogen mit Chlamys, Speer
und Hund an der Leine (mit Porträtkopf; daher Robert's .
430 MÜSEO CHIARAMONTI 179»
Deutung als Pförtner der Unterwelt abzuweisen); r. von der
Mitte Admet und Hercules einander über dem niedrigen
höhlenartigen Eingang zur Unterwelt die R. reichend; in
dem Eingang Cerberus in alexandrinischem Typus (Löwen-,
Wolfs-, Hundskopf); r. von Hercules das Schattenbild der
Alcestis, tief verhüllt, ähnlich einem bekannten Demeter-
Typus (Galleria lapidaria Nr. 2); im Hintergrund die drei
Parzen, die 1. mit einer Schriftrolle; r. Pluton nach 1. thronend,
die R. gewährend ausgestreckt; 1. hinter ihm Proserpina mit
grofser Fackel, ihm zusprechend, die L. auf seine r. Schulter
legend. Die Götter, Hercules und das Schattenbild ideal,
sonst durchweg Porträts; das des Admet beidemal gleich,
also jedenfalls das des Euhodus, das der Alcestis demnach
Metilia. Genaue Beschreibung s. bei Robert am unten a. O.
Die Nebenseiten nur abbozziert; 1. ein Meergreif zu er-
kennen. Nach der Inschrift bestellte Euhodus den Sarko-
phag als magister quinquennalis im 21. Lustrum des Collegiums
der ostiensischen Zimmerleute. Jenes Lustrum fiel in das
erste Jahrzehnt der Regierung des Marc Aurel; der Sarko-
phag ist demnach zwischen 161 und 170 n. Chr. ausgeführt
worden. Damit stehen Stil, technische Eigenheiten (Bohrer-
verwendung; Augensterne durch Punkte angegeben) und
Frisuren im Einklang. Sorgfältige Arbeit. Gefunden 1826
in Ostia bei den scavi Cardoni.
Gerhard Kunstblatt (1826) S. 233fr. ders. Hyperboreisch-römische
Studien I S. 150fr.; ders. Antike Bildwerke T. XXVIII; ders. Prodromus
S. 273; Guigniaut Les religions de l'antiquite IV S. 279 Tat 228
Nr. 771—3; Nibby III Taf. XIII; Henzen Bullettino d. I. 1849 S. loiff.;
Brunn ebenda S. 104 f. = Kleine Schriften I S. 33 ff. Abb. 12; ders.
Vorlegeblätter Taf. 5; Braun Ruinen und Museen Roms S. 268 Nr. 26;
Petersen Archäol. Zeitung 1863 S. 105fr. Taf. CLXXIX3; Urlichs Glyp-
tothek S; 98; Ribbeck Die röm. Tragödie S. 552f.; Roulez Gazette archeo-
logique 1875 S* 106 ff.; Dissel Der Mythos von Adm. u. Alk. (Programm
des Gymnasiums zu Brandenburg 1882) S. nf. A; Robert Westdeutsche
Zeitschr. für Geschichte und Kunst 1885 S. 281; ders. Archaol. Märchen
S. 177; CIL XIV 371; Overbeck Griech. Kunstmythologie III 5 S. 296
Nr. I Taf. XXII 20; Michaelis Röm. Mitteil. 1893 S. 175, F; Heibig
Nr. 76; Robert Die antiken Sarkophagreliefs III S. 3t ff. Taf. VII Nr. 26;
Alt mann Architektur u. Ornamentik der ant. Sarkophage S. 98 u. 103 f.
Fig. 32.
Photographie Anderson 1441.
MUSEO CHIARAMONTI 179a. 180. 43t
179a. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 45).
H. 0,37 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt aus Gyps Nase, r. Auge mit Braue, Teil des 1. Ohrs, Teil
des Haarzopfes, Rand des unteren Halsabschnitts.
Kopf einer jungen Frau mit edlen, regelmäfsigen, etwas
starren Zügen gradeaus gerichtet; die Haare bilden um die
Stirn ein Diadem von drei Lagen grofser gewundener Locken;
am Hinterkopf sind die Haare straff zurückgekämmt und
hinten in einen Zopf geflochten, der zu einem länglichen
herabhängenden Nest aufgesteckt ist. Gute Arbeit aus tra-
janischer Zeit.
Bernoulli Rom. Ikonographie II 2 S. 65.
180. Grofser ovaler Sarkophag mit Hochreliefs.
(Taf. 45).
H. 1,00 m., L. 2,18 m , T. 1,30 m. Grofskörniger weifser Marmor,
Die Ränder mehrfach beschädigt Sonstige Verletzungen s. im Text«
Die Beschreibung beginnt auf der 1. Seite. Ganz L eine
oben spitz zulaufende und vorgekrümmte Hütte (vgl. Nr. 127).
Unter ihrem Eingang steht ein Knabe in Exomis nach r.,
mit beiden Händen einen hohen Korb mit Früchten haltend.
R. von ihm kniet ein bärtiger Alter mit kahlem Scheitel in
Exomis mit dem 1. Knie auf dem Rücken eines Widders
(Schnauze beschädigt) und stöfst ihm mit der R. ein breites
Messer in die r. Seite des Halses. Über ihm, r. von der Hütte
ein Pinienbaum, an dessen Ast ein flacher Korb hängt Hinter
und über dem Widder eine stehende Frau mit doppelt ge-
gürtetem Chiton, der von der r. Schulter gleitet, von vorn
gesehen, das Gesicht dem Alten zuwendend, mit den Händen
einen Teller mit Traube, Pinienzapfen und zwei Äpfeln
haltend. Der Widder kniet mit den Vorderbeinen auf einem
Felsabsatz, an dem weiter r. eine brennende Fackel lehnt.
Darüber erhebt sich der Fels und trägt einen oben und
unten profilierten Altar mit brennender Flamme« Darüber
eine hohe Cypresse. R. von ihr auf Felsen über der Flamme
ein Sacellum mit vier Säulen (die beiden r. beschädigt; hier
ist mit roter Farbe 5268 aufgemalt) und Giebel; in diesem
ein Kranz aus länglichen Blättern mit Schleifen. In dem
432 MUSEO CHIABAMONTI 180.
Sacellum die Figur eines bärtigen Gottes in Chiton und
Himation über der 1. Schulter; r. Standbein; die L. ge-
senkt, die R. mit einer nur halb erhaltenen Patera vor-
gestreckt; Kopf nach der r. Schulter gewendet; Haar hinten
in einem Schopf aufgebunden. Man vergleiche zu diesem
Bilde eines ländlichen Opfers die analoge Darstellung auf
einem Kindersarkophag im Lateran (Benndorf- Schöne Die
ant Bildw. im 1. M. S. 78 unten). Der Felsboden zieht sich r.
schräg in die Höhe bis zu dem 1. Löwenkopf. Auf den Felsen
sitzt nach 1. ein nackter bekränzter Mann, die L. auf den Felsen
stützend, die R. auf den r. Oberschenkel legend, über die
r. Schulter umblickend zu einer ebenfalls nach 1. sitzenden
Frau in gegürtetem Chiton, der die 1. Schulter freiläfst; sie
legt die 1. Hand auf die r. Schulter des Mannes (1. Arm und
Kopf sehr beschädigt). R. von ihr noch ein kleiner Baum.
Darunter und r. von dem Altar lagert eine grofse bärtige
Gestalt nach 1. in langem Ärmelchiton (xetpi8o>xö; xiT<"v)» breitem,
vorne mit einer Maske verzierten Gürtel, Himation um Unter-
körper und 1. Schulter geschlungen und mit langen, hinten aufge-
bundenen Haaren; er hat das r. Bein über das 1. gelegt, stützt
sich auf den 1. Ellenbogen, hält im 1. Arm einen Thyrsos, von
dem nur das unterste Ende, die Mitte und ein flatterndes
Band erhalten ist; mit der R. erhebt er eine Traube; der
Kopf nach der 1. Schulter gewendet (beide Hände und Gesicht
beschädigt). Über dem r. Oberschenkel der Oberkörper
eines Knaben nach r. gewandt (r. Arm abgebrochen; Gesicht
beschädigt); ein Fell um 1. Schulter und Arm; die L. (wie
einst auch die R.) nach der Traube ausgestreckt. Auf dem
Boden unter dem Bärtigen eine nach 1. kriechende Eidechse
und eine nach r. gelagerte Ziege (Vorderkopf abgebrochen;
hinten beschädigt); an ihrem Körper vorn das Unterteil des
Thyrsus. Unter ihrem Vorderteil Weinblatt und Trauben. R. da-
von ein Korb mit gelüftetem Deckel, unter dem eine Schlange zu
den Trauben herankriecht. R. von der 1. Schulter des Bärtigen in
Flachrelief ein Knabe von vorn sichtbar, im 1. Arm Fell und La-
gobolon, mit der R. eine Syrinx zum Munde führend.
Darüber ein grofser, weit vorspringender Löwenkopf mit
offenem Rachen (Vorderteil des Unterkiefers abgebrochen),
den Hals mit Epheu umschlungen.
MÜSEO CHIABAMONTI 180. 433
Über dem Korb mit Schlange bis an die Kniee sichtbar
ein nackter Knabe (Gesicht abgeschlagen; r. Schulter und
Arm beschädigt), der sich nach r. zu Trauben herabbeugt,
die in einer grofsen ovalen Wanne liegen, die weiter r. ganz
unten am Boden steht (vgl. Altmann Architektur u. Ornamentik
d. ant. Sarkophage S. 46ff.). Ihre Vorderseite ist mit Akanthus-
Ranken verziert; in der Mitte ein Löwenkopf, aus dem der
Most in ein Dolium fliefst, das ganz unten angegeben ist.
Oben sind zwei Satyrn und ein Pan beschäftigt, die Trauben
zu treten; der am meisten 1. ist kenntlich am Schwänzchen;
nach r. gewendet; Schurz um die Lenden (Kopf, Unterarme,
Hände, r. Bein abgeschlagen; r. Bein war erhoben; Ansatz
für den r. Fufs auf den Trauben, Stütze für das Knie im
Grunde); der mittlere ist nach 1. gewendet; Schurz um die
Lenden; Schwänzchen nicht angegeben (Kopf beschädigt, r.
Unterarm, 1. Arm, Hände, 1. Bein von der Mitte des Ober-
schenkels an abgebrochen; 1. Bein war erhoben; Ansatz für
den Fufs auf den Trauben, Stütze für das Knie im Grunde;
über dieser noch eine, wohl für die hier vereinigten Hände
der beiden Satyrn; endlich am Felsboden darüber gröfserer
Ansatz, wohl für die R. des 1. und die L. des r., die beide
erhoben waren); r. ein ithyphallischer Pan, stark nach r. aus-
schreitend, umblickend; Fell über der 1. Schulter (Oberkopf,
Gesicht und 1. Oberschenkel beschädigt; r. Arm und 1. Hand
abgebrochen).
Hinter und über dem 1. Satyr ragt eine bärtige ithy
phallische Herme auf; dahinter und darüber ein Pinienbaum.
Über den Köpfen der Kelternden horizontaler Felsboden.
Darauf lagert nach 1. eine jugendliche männliche Gestalt, das
Himation um 1. Bein, 1. Schulter und Arm geschlungen, die
Füfse gekreuzt; sie lehnt auf dem 1. Ellenbogen; die L. (sehr
beschädigt) hält einen Napf; der Kopf (sehr beschädigt) mit
langem Haar wendet sich nach der 1. Schulter; r. Arm war
erhoben (abgebrochen); d. R. ruhte wohl auf dem Haupte.
Über dem r. Oberschenkel der Oberkörper einer Frau in Chiton
und Himation, den Körper nach 1., den Kopf (sehr beschädigt)
nach r. gewendet; sie hält mit ihrer L. einen flachen, rund-
lichen, sehr zerstörten Gegenstand (Tympanon?). R. von
dem Jüngling sitzt nach r. eine weibliche Gestalt mit hoch-
Vatlcan. Katalog I. 28
434 MUSEO CHIARAMONTI 180.
gegürtetem Chiton, der von der r. Schulter gleitet, das Hi-
mation um Unterkörper und 1. Schulter geschlungen, San-
dalen an den Füfsen (r. Schulter, 1. Hand, r. Fufs beschädigt,
r. Hand abgebrochen); sie wendet den Kopf zu dem Jüngling;
die R. ist vor die Brust erhoben, die L. ruht auf dem 1. Ober-
schenkel; ihr r. Fufs berührt den Rücken eines Panthers (Kopf
und Nacken beschädigt), der sich nach 1. an einer Vase mit
Früchten aufrichtet und von diesen frifst; sein Leib ist mehr-
fach mit Epheu umwunden. L. von der Vase vor der Wanne
ruht eine Ziege nach r. (Kopf beschädigt). R. über dem
Panther auf einer Basis mit Rand oben ein Korb (Unterteil
beschädigt), unter dessen gelüftetem Deckel eine Schlange
hervorkriecht. Vor ihr weicht ein im Grunde in Flachrelief
gebildeter, von vorn gesehener Knabe mit erhobenen Händen
zurück.
Darüber der zweite, dem andern im Gegensinne ent-
sprechende Löwenkopf (Schnauze beschädigt).
R. davon ein Satyr nach r. stehend; Fell über der 1.
Schulter; er blies die Doppelflöten, wie man an den aufge-
blasenen Backen, der Haltung der Arme und einem Ansatz
am 1. Unterarm erkennt (r. Unterarm mit Hand und Flöten
abgebrochen; Gesicht, r. Oberarm und 1. Hand beschädigt).
R. davon auf schräg in die Höhe ziehendem Felsboden ein
nach r. gelagerter Widder mit rückgewandtem Kopf (Schnauze
abgebrochen); darüber der Kopf eines andern Widders (be-
schädigt); er scheint aus einer Quelle zu trinken, die aus
einer oben auf einem Felsvorsprung ruhenden Urne strömt;
sie wurde ursprünglich gehalten von der darunter auf Felsen
nach 1. lagernden Quellgöttin (r. Unterarm, Hände, gröfster
Teil des von der L. gehaltenen Attributes abgebrochen; Ge-
sicht und r. Fufs beschädigt); sie stützt sich auf den 1. Ellen-
bogen, wendet den Kopf zur 1. Schulter, hat die Füfse ge-
kreuzt; im 1. Arm hielt sie einen SchilfstengeL von dem noch
ein Blatt und ein Ansatz im Grunde erhalten sind; r. Arm
zur Urne erhoben; Himation umhüllt Unterkörper und 1.
Schulter. R. von ihr auf Felsboden zwei Rinder von dem Laub
eines Baumes fressend, das 1. nach r. stehend (Unterteile der
Hinterbeine abgebrochen; Kopf und Hinterteil beschädigt), das
r. gelagert.
MU3E0 CHIARAMONTI l8l. 435
Unter diesen Figuren und dem ansteigenden Felsboden
eine grofse weibliche, nach 1. lagernde Gestalt, bekränzt, in
hochgegürtetem Chiton, der die r. Brust freiläfst, das Himation
um Unterkörper und 1. Schulter geschlungen (Gesicht und 1.
Fufs beschädigt); sie stützt sich auf den 1. Ellenbogen, hält
mit der L. einen gefüllten Napf mit Fufs und geriefeltem
Hals; die R. ruht im Schofs mit einer kleinen Guirlande; das
Gesicht nach der 1. Schulter geneigt und gewendet. Über dem
r. Oberschenkel das Oberteil eines Schafes nach r. R. von
der Frau ein Kind (nur der Oberkörper sichtbar; Gesicht
und 1. Hand sehr beschädigt) an einer Urne beschäftigt, die
auf Felsen liegt und aus der Wasser strömt, das unter der
gelagerten Frau entlang fliefst. R. davon grofser Pinienbaum.
Weiter eine Hütte wie auf der andern Seite, nach r. ge-
wandt; davor unten eine Ziege nach 1. gelagert mit rückge-
wandtem Kopf; r. davon ein Apfelbaum; dann ein grofser
Satyr nach oben 1. auf erhobenen Zehen airocxoTCucov, ein
Lagobolon im 1. Arm.
Die Rückseite unbearbeitet.
Klar ist die Bedeutung der ersten Scene, des ländlichen
Opfers; dann die der Kelterscene und darüber Dionysos,
Ariadne und eine Mänade; ohne besondere Bedeutung sind
die ländlichen Sujets der r. Seite. Zweifelhaft ist nur, welche
Namen man dem lagernden Bärtigen und der gelagerten Frau
geben soll. Wahrscheinlich aber ist in ihnen, entsprechend
dem vorne dargestellten griechischen Götterpaar, das italische,
Liber und Libera, gemeint. Liber ist jedenfalls auch in der
Figur des kleinen Sacellum dargestellt.
Die Ausführung stammt aus später Zeit; sie ist technisch
sehr geschickt, aber unlebendig. Der Sarkophag ist aus den
Gärten des Quirinal in den Vatican gelangt.
Fea Nuova descrizione S. 91; Gerhard-Platner S. 51 Nr. 178;
C. L. Visconti Descrizione dei Musei Vaticani (1870) Nr. 180.
181. Hekataion (Taf. 45).
H. 1,10 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Ergänzt aus Gyps die Köpfe und Hälse, aus Holz die Strahlen, aus
Marmor die Armansätze bis auf den 1. der Figur mit den Strahlen, die dar-
28'
436 MÜSEO CHIABAMONTI I$2.
unter vorragenden Balkenköpfe mit den angrenzenden Teilen der Falten,
Unterteil der Gewandung, Füfce, Basis. Vollständig überarbeitet.
Hekataion des hellenistischen, nicht archaisierenden
Typus; die drei Figuren tragen doppelt gegürteten, ge-
schlossenen Peplos, bei dem der durch die erste Gürtung
entstandene Bausch ein wenig unter dem Apoptygma vor-
schaut. Der Ergänzer hat den Füfsen Sandalen gegeben,
statt der Arme sinnlose Balkenenden, wie bei Hermen, an-
gefügt, von den Köpfen einen mit phrygischer Mütze und
Strahlen, einen mit Mondsichel und Lotosblüte, einen mit
Lorbeerkranz versehen, dies in Anlehnung an sonstige
Hekataia (vgl. Heibig Nr. 639).
Rohe Arbeit später Zeit.
Clarac 563, 1201; Gerhard-Platner S. 51 Nr. 179; Petersen
ArchäoL-epigr. Mittheil, aus Österreich 1881 S. 68 Nr. f.
Photographie Moscioni 769; 3069 (Oberteil).
182. Vierseitige Ära (Taf. 45).
H. 0,61 m., Br. 0,69 m.t T. 0,52 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt an der Vorderseite: aus Marmor der obere profilierte Rand
mit langem Streifen des Reliefgrundes bis auf die 1. obere Ecke, ganze
r. Kante in zwei Stücken mit Gewand der Mänade, r. und 1. Ecke des
unteren Profils; aus Gyps Teil des unteren Profils unter der Perlenschnur,
untere Hälfte der 1. Kante mit 1. Hand und halbem 1. Unterarm der Mänade,
fast ihrem ganzen r. Bein, Leib, r. Unterarm und Untergesicht nebst an-
grenzenden Gewandteilen und dem über dem Untergesicht liegenden Grund,
r. Handgelenk, Pinienapfel des Thyrsus ; an der Mittelfigur r. Arm mit Teil
der Hand, Stück des r. Unterschenkels, des Gewandes auf der 1. Schulter,
des 1. Unterarms und Scepters über der Hand (Gesicht des Eros ab-
geschlagen); an der r. Mänade Stück am Hinterkopf und r. Unterarm,
I. Arm mit Böckchen und Stück des Mantels darunter, Stück des Apoptygma
unter der r. Brust, r. Wade.
R. Nebenseite: aus Marmor der obere profilierte Rand mit Streifen des
Grundes, beide obere Ecken, r. Kante mit Oberteil des Thyrsus, 1. Kante
mit Gewandzipfel und 1. Bein der 1. Mänade (Fufs ant.), 1. Ecke des unteren
Randes (die r. abgeschlagen). Sprung im Kopf der r. Mänade.
L. Nebenseite : aus Marmor 1. obere Ecke mit Teil der 1. Kante, r. Ecke
der obersten Platte; aus Gyps der gröfsere untere Teil der 1. Kante, Unter-
körper der 1. Mänade mit 1. Unterarm, ausgenommen r. Unterschenkel mit an-
grenzenden Gewandfalten, Zehen des r. Fufses, Stück des Grundes mit Oberteil
des Thyrsus, Stück Grund unter dem r. Unterarm mit Unterteil des Thyrsus;
an der r. Mänade der ganze Teil des Mantels 1. von der Figur, Beine jnit
MU8E0 CHIARAMONTI 182. 437
Mantel und Unterteil der r. Kante, der ganze untere Rand. Mit Gyps ver-
schmiert ein Bruch, der das Stück über der 1. Mänade von dem darunter
liegenden trennt.
Rückseite: aus Marmor Alles von oben bis zu den Hüften der 1. und
mittleren Mänade und bis zum Kopf der r. ; aus Gyps Oberkörper der
mittleren Mänade mit 1. Oberarm und Gewand, die ganze r. Mänade bis
auf Kopf und ein Stück Gewand unten 1., r. Seite des unteren ProfUes.
Das Erhaltene sehr verwaschen.
Über einem umgekehrten lesbischen Kyma mit Astragal
ein Würfel (h. 0,43 m., br. 0,60 m.), bekrönt von einem nach
Art des dorischen Pilastercapitäls gebildeten Rande. An den
Seiten des Würfels Flachreliefs: in der Mitte der Vorderseite
eine weibliche Gestalt nach r. mit vorangesetztem 1. Fufs
schreitend, bekleidet mit gegürtetem Chiton; ein Mantel ist
über die 1. Schulter gelegt; sein andrer Zipfel müfste nach
weiteren Repliken um den r. Unterarm geschlungen sein; die
R. hält vor der r. Brust eine Blume, die vorgestreckte L. fafst
ein Scepter; die Haare, einfach zurückgestrichen, fallen auf
Nacken und Schultern in gedrehten Locken herab; über der
r. Schulter flattert ein Erot, mit den Händen den Kopf der
Gestalt berührend (Haus er s. unten, Typus 8). Rechts der
bekannte Typus der nach 1. tanzenden Mänade mit Messer
in der erhobenen R. und Hinterteil eines Rehes in der rück-
wärts gesenkten L. (Hauser 25). Links Typus der nach
r. tanzenden Mänade mit erhobenem Antlitz, Thyrsus in der
vorgestreckten R. (Hauser 32); in den Haaren ein Epheu-
kranz; die gesenkte L. hält der Ergänzung zufolge das
Gewand, nicht wie sonst das Vorderteil eines Rehbocks.
R. Nebenseite: Links Typus der nach 1. tanzenden
Mänade, ein Rehzicklein mit der L. schulternd, ein Messer in
der rückwärts ausgestreckten R. (Haus er 30); die Haare hier
zurückgestrichen und am Hinterkopf von einem Band zu-
sammengefafst, dann frei herabhängend; die von der r. Schulter
nach r. flatternde Nebris fehlt hier. Rechts Typus der nach
1. tanzenden Mänade, die in der vorgestreckten L. das
Vorderteil eines Rehzickleins, mit der rückwärts erhobenen
R. den Thyrsus hält (Hauser 28); die L. hier weiter als
sonst vom Körper entfernt; die Haare wie bei der vorigen.
L. Nebenseite: Links Typus einer nach r. tanzenden
Mänade mit Thyrsus in der vorgestreckten R. und rückwärts
438 MUSE0 CHI ARAMONTI 1 8 2 .
gesenkter L. (Hauser 32); hier der r. Fufs vorangestellt;
die L. (vielleicht falsch ergänzt) fafst das Gewand, nicht wie
sonst das Vorderteil eines Rehbocks; Nebris auf der r.
Schulter; der Hinterkopf von einer Haube bedeckt, aus der
oben Blätter und Früchte hervorragen; die hinten lose wehenden
Haare von einem Ring umschlossen (vgl. die auf denselben
Typus zurückgehende 1. Mänade der Vorderseite). Rechts
Typus der nach r. tanzenden Mänade mit Tympanon in der
vorgestreckten L. und rückwärts erhobener R. (Haus er 27).
Rückseite: Links nach 1. tanzende Mänade mit ge-
gürtetem Peplos, der die 1. Schulter freiläfst (ergänzt), Mäntel-
chen umgeschlungen (zu erschliefsen aus dem 1. erhaltenen
Zipfel); den r. Fufs vorangesetzt; die 1. Schulter vorgenommen;
in der vorwärts gesenkten L. ein kleines Tympanon am
Handgriff, mit der rückwärts erhobenen R. den Thyrsus
haltend (von Hauser mit Typ. 28 zusammengestellt, aber
sehr verschieden von ihm). In der Mitte Typus der nach 1.
tanzenden Mänade mit gesenktem Antlitz, den Thyrsus in
der vorgestreckten R., mit der rückwärts gesenkten L. den
Mantel fassend (Hauser 26). Rechts Typus der nach r.
tanzenden Mänade mit erhobenem Antlitz, in der vorwärts
gesenkten L. einen Epheukranz, mit der rückwärts gesenkten
R. den Mantel fassend (Hauser 31).
Die Ära ist ein gutes Beispiel neu-attischer Kunst, so-
wohl wegen ihrer zierlichen, aber flauen Arbeit, als in Be-
zug auf die Zusammenstellung und geschickte decorative Ver-
wendung älterer Typen. Die Mittelfigur der Vorderseite, die in
ihrer Ruhe und Strenge einen glücklichen Contrast gegen
die stürmische Unruhe der Mänaden bildet, ist ihrer Er-
findung nach archaisch; sie kehrt auf dem korinthischen
Puteal als Hebe wieder. Man hat sie wegen des Eros Aphro-
dite genannt; doch könnte die Figur auch Ariadne als Braut
darstellen — eine Braut ist ja auch die Hebe jenes Puteais — ;
sie wird von Eros geschmückt und von Mänaden umtanzt;
man müfste dann allerdings annehmen, dafs diese Ära einst
ein Gegenstück gehabt habe, auf dem der Bräutigam Dionysos
umschwärmt von Satyrn und Panen dargestellt war. Die
Figuren der Mänaden gehen auf ein gröfseres Reliefwerk
MÜ6E0 CHIARAMONTI 183. 184. 439
zurück, das in der Mitte des 5. Jahrh. v. Chr. entstanden ist,
doch sind die Typen nicht immer gewissenhaft nachgebildet.
Gefunden 1792 in den von dem schottischen Maler
Hamilton an Stelle des alten Gabii (Tenuta di Pantan de'
Griffi) unternommenen Ausgrabungen; von diesem an Pacetti
geschenkt, der sie dem Vatican verkaufte.
Pistolesi T. XXXIX; Visconti-Guattani T. XXXVI— XXXIX;
Gerhard-Platner S. 51 Nr. 180; Gerhard Gesammelte akad. Abhandl.
T. XXX 1 (Aphrodite mit Eros); Hauser Neuattische Reliefs S. 10 Nr. 4;
Winter 50. Berliner Winckelmannsprogramm S. ioiff.
Photographie Moscioni 3045 (Vorderseite).
Abteilung IX.
183. Relieffragment (Taf. 46).
H. und Br. 0,46 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben und r. eine wenig beschädigte schmale Randleiste
erhalten, an deren innerer Seite eine Einbuchtung entlangläuft,
gegen den Reliefgrund durch einen niedrigen Absatz abge-
grenzt. Das Hochrelief greift auf den Rand über. Erhalten:
rechts Hermes von vorn gesehen (Nase, r. Unterarm, FUfse fehlen);
r. Standbein; Chlamys; Kerykeicn im gesenkten 1. Arm; Kopf-
flügel; auf der nach 1. ausgestreckten R. sitzt das Dionysos-
knäbchen, Hermes zugewendet und die Hände nach ihm aus-
streckend (r. Unterarm mit Hand fehlt; Ansatz der R. am 1. Ellenbogen),
den Köpf nach 1. umwendend, nach einer Figur, von der sich
unter dem Knäbchen nur die nach r. ausgestreckte L. er-
halten hat; sie gehört der Nymphe, die das Kind in Empfang
nehmen soll.
Späte, schlechte Arbeit.
Die Figur des Hermes mit dem Knaben entspricht einer
Statue im Giardino Boboli zu Florenz (Amelung Führer
Nr. 199).
Gerhard-Platner S. 52 Nr. 181; Seilers Gazette des beaux-arts
1897 S. 6 des Separat- Abzugs Anm.
184. Vorderseite eines Kindersarkophages
(Taf. 46).
H. 0,35 m., L. 1,30 m. Ziemlich grobkörniger gelblicher Marmor.
Beschädigungen s. im Text. R. und 1. abgebrochen.
440 MUSEO CHIARAMONTI 185.
Oben und unten schmale Randleiste ziemlich vollständig
erhalten. Dazwischen Hochrelief: In der Mitte ein runder
umränderter Schild (Rand bestofsen) mit Inschrift, nach der in
dem Sarkophag der zweijährige T. Iunius Severianus beige-
setzt war; getragen von zwei mit den Rücken gegen einander
sitzenden Sphinxen (abgebrochen an der 1. Nase und 1. Vorderbein, an der
r. Gesicht und r. Vorderbein); der Schild seitlich gehalten von zwei
stark ausschreitenden, umblickenden Amoretten (dem 1. fehlt r.
Unterarm und I. Bein; r. von ihm ein senkrechter Bruch; dem r. fehlt 1.
Unterarm und r. Knie). Rechts zwei mit den beschriebenen ganz
übereinstimmende Amoren, die einen grofsen korinthischen
Helm auf eine zwischen ihnen stehende, mit Guirlanden ge-
schmückte Stele Stellen (Teil der Basis war abgebrochen; dem 1. fehlt
r. Unterarm, dem r. 1. Unterarm, Teil des 1. FlUgels und der Chlamys,
Sprung zwischen den Beinen des 1.). Links zwei Amoren mit Chlamys
(dem einen fehlen 1. Arm und grofse Teile des Speeres, dem andern ein Stück
des Oberschädels, Finger der L., r. Unterarm, Teil des r. FlUgels und der
Chlamys, 1. Knie, r. Bein fast ganz); beide sind gemeinsam be-
schäftigt, einen Speer aufzurichten.
Nach Inschrift und Stil aus dem 2. Jahrh. n. Chr. Ehedem
im Museo Kircheriano.
Gerhard-Platner S. 52 Nr. 182; CIL VI 20834.
185. Relief eines berittenen Laren (Taf.46).
H. 0,70 m., Br. 0,39 m. Feinkörniger blaulicher Marmor mit
schwarzen Adern.
Beschädigungen s. im Text.
Rand mit einfachem Profil bis auf geringe Verletzungen
erhalten. Auf einer hohen, oben stark vorspringenden Basis in
Hochrelief ein nach 1. gewendeter Reiter dargestellt; das Pferd
(es fehlt fast der ganze Kopf und 1. Vorderbein; Ansatz des Hufes Über dem
r. Vorderhuf) hob das 1. Vorderbein und wendet den Kopf zurück;
als Sattel dient ein Pantherfell; der Reiter (es fehlt halber 1.
Unterschenkel mit Fufs bis auf den Ansatz im Grunde, fast der ganze Kopf,
1. Arm bis auf Ansätze im Grunde) ist bekleidet mit kurzer Tunica
und Mantel, der plaidartig um die Hüften geschlungen ist;
die R. hält den grofsen über dem Pferdekopf sichtbaren
Lorbeerzweig; Kopf und 1. Schulter zurückgewendet; Gesicht
war erhoben; ebenso 1. Arm, dessen Hand ein gebogenes
Attribut hielt; nach Gewandung, Haltung, Lorbeerzweig kann
MUSEO CHIARAMONTI 1 86. 187. 44 1
es nicht zweifelhaft sein, dafs ein Lar dargestellt ist und das
Attribut der L. ein Trinkhorn war, dem sich das Gesicht zu-
wendete. Möglich, dafs wir einen Lar militaris zu erkennen
haben (vgl. Wissowa bei Röscher Mythol. Lexikon II
Sp. 1870). Wegen des Lorbeerzweiges frühestens aus augu-
steischer Zeit. Sorgfaltige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 52 Nr. 183.
186. Heroenrelief (Taf. 46).
H. 0,40 m., Br. 0,45 rn. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Am oberen Rande war ein Stück ausgebrocken, jetzt mit Gyps
angeflickt. Die 1. obere und r. untere Ecke abgestofsen. Auch sonst
beschädigt.
Oben schmale Randleiste mit Ablauf. Darunter auf
schmalem Bodenstreifen 1. der berittene Heros mit kurzem
gegürteten Chiton, Chlamys, Stiefeln (?), Petasos nach r.
sprengend (im Maul des Pferdes ein Loch für Bronzeeinsatz;
r. Huf bestofsen); unter den Vorderfüfsen des Pferdes der
Altar; r. ein kleiner, ganz in das Himation gehüllter Adorant
mit leicht erhobener R. Flachrelief. Einfache Arbeit des
5. Jahrh. v. Chr.
Nibby III Taf. XII; Gerhard-Platner S. 52 Nr. 184; Engel-
mann Annali d. I. 1874 S. 16.
187. Fragment eines Sarkophagdeckels (Taf. 46).
H. 0,31 m., L. 0,58 m. Ziemlich grobkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt aus Marmor, grofses Stück 1. mit der 1. Randleiste, dem
Vorderteil des Pferdes und den Beinen der Amazone; aus Gyps die obere
Randleiste, die untere bis auf ein Stück unter dem 1. Hercules, die r. bis
auf das obere Stück r. vom Schild, 1. Hinterbein des Pferdes, Unterarme
mit Ellenbogen und 1. Unterschenkel mit Teil des Fufses am 1. Hercules,
Grund über dem Hals des r. Teilweise abgebrochen Schild der Amazone
und ganz der Kopf des r. Hercules.
Rechteckiges Hochrelief eingeschlossen von schmalen
Randleisten (1. setzte es sich ursprünglich fort): 1. reifst
Hercules die seitlich auf dem nach 1. sprengenden Pferde
sitzende Amazone an den Haaren zurück und holt mit der
Keule zum Schlage aus; das Löwenfell hängt über die
r. Schulter; sie läfst den 1. Arm mit kleinem runden Schild
hängen; rechts fällt Hercules mit dem Fell auf dem vor*
44^ MU8E0 CHIARAMONTI 188. 189. 190.
gestreckten 1. Arm und geschwungener Keule nach r. gegen den
dreileibigen, gerüsteten Geryoneus aus. Rohe späte Arbeit.
Zoega sah das Fragment 1795 bei Pacetti, aus dessen
Besitz es in den Vatican gelangte.
Gerhard-Platner S. 52 Nr. 185; Stephani Der ausruhende Herakles
S. 199 Nr. 2; Klügmann Annali d. I. 1864 S. 317; Matz ebenda 1868
S. 259; Robert Die antiken Sarkophagreliefs Uli Nr. 113c.
188. Römisches männliches Porträt (Taf. 46).
H. 0,51 m. Marmor des Kopfes ziemlich grobkörnig und weifs, der Büste
feinkörnig und gelblich.
Ergänzt aus Marmor Nase und Kinn; aus Gyps ein Streifen im
Hals unten, Ende des Schopfes im Nacken, Flicken am Fufs. Kopf sehr
bestofsen.
Kopf und Büste (trajanisch) gehören nicht zusammen
(Marmor verschieden). Jünglingskopf leicht zur r. Schulter
gewendet; rundliche Formen; gekniffener Mund; schlichte
Haare vorne tief in die Stirne gekämmt, hinten in einen
Schopf gebunden; vor den Ohren fallt je eine Strähne
herab; die Haare umschlossen von einem schmalen Kranz;
darüber auf dem Oberschädel sieben kleine Löcher, bis auf
eins mit Metall gefüllt, für die sieben Strahlen des Sonnen-
gottes. Durch Kranz und Strahlen sollte ein römischer Prinz —
die Züge erinnern an Trajan — als Apollon verherrlicht werden,
der in Rom zugleich als Sonnengott gefeiert wurde.
Schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 52 Nr. 186.
189. Kinderbüste (Taf. 46).
H. 0,49 m- Feinkörniger bläulicher Marmor.
Kinderkopf mit weinerlichem Ausdruck auf die Brust
gesenkt. Ohne Zweifel modern.
Gerhard-Platner S. 52 Nr. 187.
190. Weiblicher Idealkopf mit Diadem (Taf. 46).
H. des Ganzen 0,505 m., des Kopfes 0,28 m. Grofskrystallinischer bläulicher
Marmor.
Ergänzt Nase, Mitte der Oberlippe, Unterlippe, fast der ganze Hals
mit Schulterlocken, Bruststück und Fufs. Kleines Stück des Diadems und
der Haare war abgebrochen. Gesicht sehr geputzt
MUSEO CHIABAMONTI 191. 192. 193. 443
Weiblicher Idealkopf mit weichen Zügen gradeaus ge-
richtet; Haare vorn gescheitelt, zurückgestrichen und hinten
in einen Schopf aufgenommen; Schulterlocken; Schläfen-
löckchen; hohes Diadem. Geringe Copie eines Originals
aus dem 4. Jahrh. v. Chr.
Gerhard-Platner S. 52 Nr. 188.
191. Statuette eines Knaben (Taf. 46).
H. 0,725 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Oberlider, Nase mit halber Oberlippe, 1. Schulter, Arme mit
Händen und Fackeln, Stückchen vom Bande vorne, Unterschenkel, Fttfsc,
Stamm, Basis.
Ein Knäbchen steht mit eingeknickten Knieen gradeaus ge-
wendet; r. Bein durch Stamm verstärkt; beide Hände gleich-
mäfsig vorgestreckt halten je eine Fackel (sinnlose Ergänzung);
Kopf nach oben gewendet; die Haare in einzelnen Locken
stilisiert; von der r. Schulter zur 1. Hüfte eine Schnur, an der
bei einer Replik in der Galleria de1 candelabri no. 99
Crepundia hängen. S. dort.
Schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 52 Nr. 189.
192. Weiblicher Idealkopf (Taf. 46).
H. des Ganzen 0,475 m., des Kopfes 0,25 m. Marmor des Kopfes grofs-
krystallinisch und bläulich, der des Bruststücks feinkörnig und gelblich.
Ergänzt Kehle, Bruststück mit Fufs. Stück an der Nasenspitze war
abgesprungen. Stark geputzt.
Auf einem Bruststück mit Gewand ein idealer Mädchen-
kopf mit süfslichen Zügen gradeaus gerichtet ; die von einem
Band umzogenen Haare oben auf dem Scheitel verknotet;
doch steht der Knoten mit dem darunter liegenden Haar in
keiner Verbindung. Es ist deshalb nicht unwahrscheinlich, dafs
der Kopf modern sei. Jedenfalls ein ganz wertloses Stück.
Gerhard-Platner S. 52 Nr. 190.
193. Römischer Porträtkopfeines Knaben (Taf. 46).
H. des Ganzen 0,42 m., des Kopfes 0,19 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt die r. Hälfte des Ober- und Hinterschädels, Hals mit Brust-
stück und Fufs. War in zwei Teile zerbrochen.
444 MÜSEO CHIABAMONTI 194. 195.
Knabenkopf mit claudischem Schädeltypus leicht zur
1. Schulter gewendet.
Gerhard-Platncr S. 52 Nr. 191.
194. Lachender Knabenkopf auf fremder Büste
(Taf. 46).
H. des Ganzen 0,51 in., ohne Fufs 0,39 m. Marmor des Kopfes feinkörnig
und weifs, der Büste grobkörnig und gelblich; der Fufs aus rotem,
gefleckten Marmor.
Ergänzt Nase, Stücke beider Lippen, Ohren fast ganz, Stück am
Hinterkopf, Hals, 1. Schulter mit Armstumpf, Büstcnfufs. Die Haare ganz
verschmiert.
Büste und Kopf gehören nicht zusammen (Marmor ver-
schieden); erstere hadrianisch. Der Kopf stark nach der
1. Schulter aufwärts gedreht mit lachendem Ausdruck; auf
dem Wirbel ein breiter Ansatz; im Nacken Reste einer Haar-
krause. Eine Statuette des Casino Borghese (Nr. CVI) trägt
einen entsprechenden Kopf ungebrochen; auf dem Wirbel
setzt ein kurzer, schnurartig gewundener Zopf an, der mit
seinen Bandenden auf die r. Schulter niederfällt; das Knäbchen
sitzt am Boden, prefst mit beiden Händen eine Ente an sich
und blickt lachend in die Höhe. Eine dritte Replik des
Kopfes war vor einigen Jahren im römischen Kunsthandel.
Jener Zopf wird für gewöhnlich nach vorn gelegt und mittels
einer Binde vorn festgehalten worden sein.
Geringe Arbeit nach einem Original der hellenistischen Zeit.
Gerhard-Platncr S. 52 Nr. 192.
195. Männlicher Statuettentorso (Taf. 46).
H. 0,39 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf mit Hals, r. Arm bis auf Ansatz, 1. Unterarm (war
angesetzt), Unterschenkel, Füfsc, Basis, Unterteil der Chlamys.
Aufrechte Haltung; r. Standbein, 1. Bein vorgestellt; r. Arm
hing herab (ein mit Metall gefülltes Loch in der r. Hüfte
aufsen); die Erhöhung der 1. Schulter und die Haltung des
1. Armes (Oberarm gesenkt, Unterarm vorgestreckt) lassen
darauf schliefsen, dafs der 1. Unterarm sich auf eine Stütze
lehnte; Chlamys, auf der r. Schulter geknöpft, hängt im Rücken
MÜ8E0 CHIARAMONTI 195A. 196. 197. 445
herab; Kopf war nach der 1. Schulter gewendet. Weiche
Formen. Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 52 Nr. 193.
195 A. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. 46).
H. (ohne Fufs) 0,51 m. Feinkörniger, leicht bläulicher Marmor.
Ergänzt Nase mit Oberlippe, Kinn mit grofsem Stück darunter,
Ohren, gröfsere Teile der Falten im Nacken, auf der r. Schulter und vorne,
BUstenfufs mit Indextäfelchen. Die Oberfläche stellenweise, besonders auf
der 1. Wange bestofsen.
Auf Büste mit Tunica und Mantel, der beide Schultern
bedeckt, der Kopf einer Matrone mit halber Wendung nach
der r. Schulter und aufwärts; schöne, ernste Formen; die
Haare bilden um Stirn und Schläfen zunächst einen Kranz
schleifenartiger Locken; darüber eine grofse, aus mehreren
Lagen von Zöpfen aufgetürmte Krone. Augensterne und
Pupillen eingegraben. Nach Büstenform, Frisur und Stil aus
frühantoninischer Zeit.
Gute Arbeit.
Gerhard-Platner S. 52 Nr. 193.
196. Torso einer Satyrstatuette (Taf. 46).
H. 0,41 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Es fehlen Kopf mit Hals, r. Arm, r. Bein von der Mitte des Ober-
schenkels an, 1. Unterschenkel mit Knie und Teil des Oberschenkels unten,
Teil des Schwänzchen, Unterteil des Stammes, Füfse, Basis. Sehr be-
schädigt, besonders L. und Lagobolon. Stark geputzt.
Aufrechte Haltung; r. Standbein, 1. Bein schreitend vor-
gesetzt, verstärkt durch einen Stamm, auf den das vom 1. Arm
gehaltene Ziegenfell herabhängt; Lagobolon in der L.; r. Arm
war seitlich gesenkt; auf und unter der r. Brust ein länglicher
undeutlicher Ansatz. Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 52 Nr. 194.
197. Colossalkopf der Athena (Taf. 46).
H. des Ganzen 1,05 m., des Antiken 0,445 m* Grofskry stall inischer
weifser Marmor.
Ergänzt Helm bis auf den Rand Über Stirn und Haaren und den
Nackens chutr., 1. Ecke des Nackenschutzes, Haare Über Stirn und Schlafen,
446 MÜSEO CHIABAMONTI 197.
Augen mit Wimpern, Bruststück mit Ende des Haarschopfes und Fufs.
Geputzt.
Eingesetzt in ein modernes Bruststück mit Chiton und
kragenartiger Ägis der leicht nach der r. Schulter gewandte
und gesenkte Colossalkopf der Athena; die Haare quellen
unter dem Helmrand in vollen Strähnen vor, die vom Scheitel
nach den Seiten gestrichen sind und bei den Ohren unter
dem Helm verschwinden (richtig ergänzt); im Nacken fallt
ein breiter Schopf herab; attischer Helm, an dessen Stirnschutz
vorn eine Spitze in die Stirn ragt; auf dem antiken Rand
noch Reste des vom Ergänzer im Ganzen wohl richtig (bis
auf das unsinnige Mittel-Motiv) vervollständigten Rankenwerks;
der Nackenschutz umrändert; auf der modernen Helmkappc
oben zwei Pegasoi und Kamm für den Busch; dieser Oberteil
des Helmes scheint ursprünglich angestückt gewesen zu sein,
denn Fagan berichtet (bei Visconti a. unten a. O.): »sopra
la testa vi e un canale, forse addattato per l'incassatura dell'
elmo«; natürlich aber müfste dieser Teil aus Marmor gewesen
sein, um sich dem erhaltenen Rand anzupassen, nicht, wie
Fagan annimmt, aus Bronze (vgl. Arndt La collection Jacobsen
Taf.41/2); metallene Wimpern und Glasaugen modern einge-
setzt; erstere, da man nach Spuren grüner Patina in der Um-
gebung der Augen auf die Existenz antiker Wimpern aus
Metall schliefsen konnte; letztere an Stelle von antiken Augen,
an denen, nach einigen mitgefundenen Resten zu urteilen, das
Weifse aus Elfenbein, die Pupille aus Edelstein gebildet war;
in den Ohrläppchen Löcher für Gehänge. Nach dem Fund-
bericht ist das Halsstück unten zugespitzt; der Kopf war also
zum Einsetzen bestimmt; mit ihm wurde ein Arm und Fufs
aus demselben Marmor, in entsprechender Gröfse und Spuren
zufolge ebenfalls zum Ein- resp. Ansetzen bestimmt gefunden.
Alle drei Stücke gehörten demnach zu einer Statue, bei der
die bekleideten Teile aus einem geringeren Marmor oder aus
Holz mit Metallverkleidung gearbeitet waren.
Sorgfaltige glatte Copie eines attischen Werkes aus der
zweiten Hälfte des 5. Jahrh. n. Chr.
Gefunden im Anfang des 19. Jahrhunderts durch Fagan
bei Torre Paterno in den Ruinen von Laurentum; er liefs
MTJ8E0 CHIARAMONTI 197 a. 198. 447
den Kopf restaurieren; über den Verbleib des mitgefundenen
Arms und Fufses ist nichts bekannt.
Fea Nuova descrizione S. 87; Visconti-Guattani Taf. XV; Ger-
hard-Platner S. 52k Nr. 195.
Photographie Anderson 1429; Moscioni 2294.
Darunter:
197a. Viereckige Platte (Taf. 46).
H. 0,06 m., Br. 0,45 m., T. 0,39 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt aus Marmor: grofses Stück der Mitte mit Mittelstuck der
Rückseite und Teil der r. Seite; aus Gyps: fast der ganze untere Rand; die
Brüche mit Gyps verschmiert. Abgebrochen war die r. vordere und die
1. hintere Ecke, Stück der 1. Seite. Die Ecken und Ornamente bestofsen.
Auf drei Seiten zwischen oberer und unterer Randleiste
in Flachrelief eine Guirlande an je sechs Bukranien aufgehängt;
über den bogenförmig hängenden Teilen der Guirlande sind
Tiere dargestellt; Vorderseite (von 1. nach r.) 1. Löwe, eine
Ziege niederdrückend, 2. langhalsiger Vogel, 3. Sphinx,
4. Vogel, 5. keine Spur mehr; 1. Seite: 1. Delphin (?), 2. Rabe,
3. Vogel, 4. Eber, 5. Huhn (r); r. Seite: 1. Rabe, 2. Hund
3. Häschen, 4. Straufs (?), 5. Schwein oder Hund.
Gerhard-Platner S. 53 mit Anm. 2.
198. Grabara (Taf. 46).
H. 1,13 m., Br. 0,77 m., T. 0,51 m. Feinkörniger bläulicher Marmor mit
weifsen Streifen.
Über der glatten Basis auf allen Seiten Rundstab; darüber
sitzen vorne an den Ecken auf hohen viereckigen Basen
mit umränderten Seiten — auf der vorderen jedesmal eine
bärtige und eine unbärtige Maske, auf den Nebenseiten je
ein Vogel in Flachrelief (Ecken und Kanten bes. r. bestofsen) — je
zwei mit den Vorderkörpern vereinigte Sphinxe (bei den
1. Kopf, Vorderbeine, Hinterteil der vorderen abgebrochen; bei den r. Ober-
körper mit Kopf, Vorderbeine abgebrochen, beide Hinterteile sehr zerstört);
zwischen ihnen über geradem Ablauf und plastisch ange-
gebenen Wellen ein nach 1. gerichtetes Meerpferd (Schnauze
und 1. Vorderbein fehlen), auf dessen Rücken mit der Rückseite
nach dem Beschauer eine nackte Nereide (Kopf und r. Arm
fehlen fast ganz) mit wehendem Schleier sitzt: auf den Schwanz-
44$ MÜSEO CHIARAMONTI 199.
Windungen zwei Eroten (Köpfe fehlen); zwischen den Beinen des
Pferdes ein nach unten gerichteter Delphin (Schwanz fehlt); an
den Kanten oben je ein Widderkopf (dem 1. fehlt die Schnauze, dem
r. der ganze Vorderkopf); an den Hörnern aufgehängt eine Guir-
lande mit Früchten, Pinienzapfen, Blumen; r. und 1. hängt grade
herab je ein stark geripptes Band, unter dem je ein an einer
Traube derGuirlande pickender Vogel sitzt; über der Guirlande
ein Gorgoneion (Nase fehlt) zwischen zwei Schwänen (der Hals des
1. ganz, der des r. z. T. abgebrochen); darüber die umrahmte In-
schrifttafel mit DIS MANIBVS SACRVM, oben einschneidend
in das auf allen Seiten gleiche Gesims.
An den Nebenseiten entsprechen der Vorderseite
Widderköpfe, Guirlande mit Bändern, die in die Höhe
flattern, Sphinxe mit Basis (abgebrochen die Schnauze am hinteren
Widderkopf der r. Seite; bestofsen der Kopf der Sphinx darunter und Kopf
und Körper der entsprechenden Sphinx links).
Auf der r. Seite zwischen den Widderköpfen die Schale;
darunter ein Nest mit drei kleinen und zwei grofsen Vögeln,
die die kleinen füttern; zwischen den Sphinxen auf besonderem
Boden die Wölfin nach 1. (Schnauze fehlt) mit den saugenden
Zwillingen, der 1. von vorn, der r. von hinten gesehen. Auf
der 1. Seite oben die Kanne; darunter zwei Vögel, die eine
Heuschrecke verzehren; unten die Hirschkuh nach r. (Schnauze
fehlt) mit Telephos in r. Seitenansicht (r. Arm abgebrochen, Kopf
bestofsen) auf besonderm Boden.
Auf der Rückseite auch Relief; jetzt unsichtbar.
Durchweg sehr hohes Relief; vielfache Benutzung des
Bohrers. Nach der Inschrift aus dem ersten Jahrh. n. Chr.
Vgl. Altmann Architektur u. Ornamentik d. ant. Sarkophage
S. 69 AI u. II 2.
Die Ära war ehedem in den Orti Giustiniani, dann im
Besitz Canova's, aus dem sie in den des Vatican überging.
Gerhard -Platner S. 53 Nr. 196; Bachofen Annali d. I. 1868
S. 427 Nr. 8 Taf. OP Fig. 3, 3a, b; CIL VI 29858.
199. Torso einer Apollonstatuette (Taf. 46).
H. 0,50 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Es fehlen Kopf, Arme bis auf Ansätze, Unterschenkel (1. mit Knie),
FUfse, Basis, Ober- und Unterteil der Stütze. Geputzt.
MUSEO CHIARAMONTI 200. 200Ä. 449
Aufrechte Haltung; 1. Standbein, verstärkt durch eine
Stütze, wie es scheint, einen schräg nach vorn wachsenden
Stamm mit undeutlichen Resten (Schlange, Scepter, Gewand?);
r. Oberschenkel vorgestellt; r. Oberarm war gesenkt; Be-
schädigung an der r. Schulter, wahrscheinlich Bruch eines
hier anstofsenden Gegenstandes; 1. Oberarm war mäfsig er-
hoben; Schulterlocken, Schopf im Nacken; der Kopf war
etwas nach der r. Schulter gewendet und gehoben. Die
Deutung ergiebt sich aus dem Vergleich mit dem auch
stilistisch verwandten mantuaner Apollontypus (vgl. hier
Nr. 242) und seiner Variation im Pal. Pitti zu Florenz (Brunn-
Bruckmann 304; vgl. Furtwängler a. unten a. 0. S. 81 f.).
Eine Copie befindet sich nach Furtwängler im Louvre
(Gall. Mollien 2955).
Sorgfältige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 53 Nr. 197; Furtwängler Meisterwerke S. 79
Anm. 2.
200. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. 46).
H. (ohne Fufs) 0,51 m. Grofskörniger, leicht bläulicher Marmor.
Ergänzt Nase, Mitte und 1. Hälfte der Stirn mit fast dem ganzen
1. Auge und dem darüber liegenden Kranz von Locken, Strähnen und
Flechten, Streifen in den Haaren weiter r. mit Teil der Stirn und dem r.
Auge, 1. Ohr, Rand des r. Ohres, StUck vom Nacken mit Gewand, Flicken in
der 1. Schulter und 1. Armansatz, unterer Teil der 1. Brust, Rand der r.
Schulter, BUstenfufs mit Indextäfelchen. L. Wange mit Gyps geflickt.
Kopf und 1. Schulter waren gebrochen; Bruch mit Gyps verschmiert.
Sprünge in der r. Wange, hinter und vor dem 1. Ohr, durch den unteren
Teil des Halses. Geputzt.
Auf hadrianischer Büste mit Tunica und Mantel, der
beide Schultern und Brust bedeckt, Kopf einer Matrone,
halb nach der r. Schulter gewendet, mit mageren Zügen,
schmalen Lippen, kaltem Ausdruck; die Haare wie an den
Porträts der Sabina geordnet. Harte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 53 Nr. 198.
200A. Männlicher Statuettentorso (Taf. 46).
H. 0,51 m. Feinkörniger leichtbläulicher Marmor.
Es fehlen Kopf mit Hals, r. Arm bis auf Ansatz, 1. Unterarm mit
Teil des Oberarms, Ende der Chlamys, Unterschenkel, Füfse, Basis. Chlamys-
falten beschädigt.
Vatlcau. Katalog I. 29
J
450 MUSEO CHIARAMONTI 201. 202.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Oberschenkel vor-
gestellt; 1. Oberarm gesenkt; der Unterarm war vorgestreckt,
um ihn die auf der r. Schulter geknüpfte Chlamys geschlungen;
r. Oberarm war seitlich erhoben, Kopf nach der 1. Schulter
gewendet.
Unbedeutende Arbeit.
Gerhard-Platner S. 53 Nr. B.
Unter Nr. 195—196 und 199— 200 A:
Drei Fragmente eines Gesimses (Taf. 46).
H. 0,17 111., L. 1,31, 0,64 u. 0,755 m«> !• °-.325 m- Feinkörniger gelblicher
Marmor.
Sehr beschädigt.
Von unten nach oben: Eierstab; Consolen mit Akanthus;
zwischen ihnen Rosetten; Sima mit Palmettenband. Rechts
Anschlufsfläche. Spät und gering.
201. Relieffragment (Taf. 46).
H. 0,20 m., Br. 0,18 m. Grobkörniger gelblicher Marmor.
Erhalten in Hochrelief ein Erot bis auf die Unterschenkel
und den r. Unterarm; Schurz um die Lenden; er trägt ein
Bündel Ähren nach r. Auf dem Grunde 1. undeutliche Reste,
r. oben Ansatz. Augensterne gebohrt. Stammt von dem-
selben Relief (wohl von einem Sarkophag) wie Nr. 202; dar-
gestellt waren Eroten bei der Ernte. Späte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 53 Nr. 199.
202. Relieffragment (Taf. 46).
H. 0,18 m., Br. 0,225 m. Marmor wie bei Nr. 201.
Erhalten der Oberkörper eines Eroten, der ein Ähren
bündel (Oberteil erhalten) 1. von sich erfafst und den Kopf
zurückwendet (1. Flügel beschädigt); links Teil eines Laubbaums;
r. auf dem Grund Teil einer Pinie, oben undeutlicher Rest
(Blatt?).
Von demselben Relief wie Nr. 201; s. dort.
Gerhard-Platner S. 53 Nr. 200.
MÜSEO CHTARAMONTT 203. 204. 205. 45 1
203. Relieffragment (Taf. 46).
H. 0,175 m*> ^r- °iI3 m- Feinkörniger gelblicher Marmor.
Unten glatt abgeschnitten. Darüber im Grunde die
vorspringende Ecke eines Aufbaus, zu unterst mit Fugen-
schnitt, dann zwei dache Stufen, zu oberst über der Ecke
Säulenbasis; vor dem Bau liegen unten Panzer mit Schärpe,
1. davon Reste von zwei Beinschienen, r. grofser runder
Schild mit strahlenförmig vom Mittelpunkt ausgehenden
Rillen, darüber korinthischer Helm; r. davon ragt hinter dem
Schild der Griff eines Schwertes vor. Mittleres Relief. Stil
der hellenistischen Reliefbilder. Gute Arbeit.
Gerhard- Platncr S. 53 Nr. 201.
204. Fragment eines christlichen Sarkophags
(Taf. 46).
H. 0,14 m., Br. 0,17 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben schmale Randleiste. Darunter in Hochrelief Reste
einer Darstellung der Auferweckung des Lazarus; r. Kopf
Christi (Gesicht abgeschlagen) nach 1. gewendet; dann r. Hand
mit Stab; 1. Oberteil des Grabtempelchen und des Lazarus.
Gerhard-Platner S. 53 Nr. 202.
205. Relieffragment (Taf. 46).
H. 0,22 m., Br. 0,205 m- Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben und unten schmale Randleiste teilweise erhalten.
Dazwischen Flachrelief: rechts ein Teil einer Meta (?); dann
zwei nach r. laufende Eroten, der vorderste den Kopf zurück-
wendend (wohl als Sieger am Ziel), beide mit runden Scheiben
spielend, die an einem Stabe lenkbar sind, wie sie die Kinder
im Süden noch heute zum Spielen benützen; 1. ein am Boden
nach r. hockender Erot (erhalten Kopf, 1. Schulter mit Arm,
r. Hand); ihm scheint der Stab aus dem Achsenloch der
Scheibe gegangen zu sein.
Späte, schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 53 Nr. 203.
29*
45 2 MÜSEO CHTARAMONTI 206. 207. 208. 209.
206. Fragment eines Pilastercapitäls (Taf. 46).
H. 0,26 m., Br. 0,23 m. Pavonazzetto.
Akanthus mit Blütenranke aufspriefsend ; auf dem 1. Blatt
der Unterkörper einer bekleideten, stehenden Figur (r. Stand-
bein; Rest der 1. Hand am L Oberschenkel); r. davon un-
deutliche Reste. Hochrelief. Schlecht und spät.
Gerhard-Platner S. 53 Nr. 204.
207. Relieffragment (Taf. 46).
H. 0,175 ni*> Br» °>32 m* Feinkörniger gelblicher Marmor.
Flachrelief: r. ein nach 1. liegender Löwe (Teil des Schwanzes
fehlt); links Hinterteil eines Pferdes (r); über beiden undeut-
liche Reste. Schlechte, späte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 53 Nr. 205.
208. Relieffragment (Taf. 46).
H. und Br. 0,26 m. Grofskörniger, hellgrauer Marmor.
Oben breite Randleiste erhalten. Darunter Hochrelief;
Oberkörper (bis zu den Hüften) eines vom Rücken gesehenen
Knaben, nach r. gewendet; Chlamys auf der r. Schulter ge-
knöpft und über den linken Unterarm geworfen; lange Locken;
oben Haarknoten; r. Arm fehlt bis auf Ansatz; über der
1. Schulter ragt ein von der L. gehaltenes Vexillum mit
Fransen empor (1. oben bestofsen; Teil des Stabes über dem Arm fehlt).
Späte, sorgfältige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 53 Nr. 206.
209. Fragment vom Deckel einer Aschenurne
(Taf. 46).
H. 0,13 m., Br. 0,30 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Unten und links schmale Randleiste ganz, oben teilweise
erhalten; der Rand steigt oben giebelförmig auf (1. Rest des
Akroterion erhalten). Im Giebel Flachrelief: ein Knabe, mit
rückgewandtem Kopf nach r. eilend, zieht mit der R. einen
Hasen an den Hinterbeinen nach sich; 1. davon in der Ecke
undeutlicher runder Gegenstand; r. sitzt ein Hund nach 1.,
MUSEO CHIARAMONTI 2IO. 211. 2 1 1 A. B. 453
Kopf und r. Vorderpfote erhoben; letztere scheint er auf
den 1. Unterarm des Knaben zu legen.
Unbedeutend.
Gerhard -Platner S. 53 Nr. 207.
210. Relieffragment (Taf. 46).
H. 0,12 m., Br. 0,16 m. Feinkörniger wcifser Marmor.
Senkrechter und wagerechter Bruch.
Mittleres Relief: über plastisch angegebenen Wellen ein
Meerrofs nach 1. (es fehlen Kopf, Hals, r. Vorderbein, 1. Vorderfufs, Ende
des Schwanzes); auf seinem Rücken sitzt von vorne gesehen
eine Nereide (ihr fehlen Kopf, Hals, 1. Schulter, 1. Oberarm, 1. Fufs; r. Fufs
und 1. Arm beschädigt); sie hält in der R. den Rest eines Zügels,
stützt die L. auf den Rücken des Pferdes.
Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 53 Nr. 208.
211. Fragment eines Kindersarkophags (Taf. 46).
H. und Br. 0,22 m. Grobkörniger gelblicher Marmor.
Drei Pferde staffeiförmig hinter einander nach r. ge-
wendet; das vorderste fast rund ausgeführt (es fehlen Schnauze,
Ohren, Vorderbeine, fast die ganzen Hinterbeine, Schwanz), die beiden
andern in Flachrelief (dem mittleren fehlen Vorderkopf und Beine,
dem hintersten der Kopf); Reste von Zäumung; auf dem
hintersten der Oberkörper eines reitenden Knaben (es fehlen
Kopf und Hals, r. Arm; r. Bein verletzt); über dem Hinterteil dieses
Pferdes Rest einer Stütze. Zweigespann mit Beireiter; aus
einer Darstellung von Circusrennen.
Schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 53 Nr. 209.
211 A. Grabara eines L. Vestiarius Modestus
(Taf. 46).
CIL VI 28630.
21 iB. Altar des Silvanus (Taf. 46).
CIL VI 650.
454 MU8B0 CHIARAM0NT1 2 1 1 C. D. E. F. 212.
21 iC. Ornamentierter Pfeiler (Taf. 46).
H. 0,79 m., Br. 0,24 m., T. 0,07 m. Feinkörniger weifeer Marmor.
Ränder bestofsen. In der Mitte durchgebrochen. Der Bruch
mit Gyps verschmiert.
Oben und unten unvollständig (unten fehlt wenig). Vorne
eingerahmt von Kyma und Perlenschnur ein Palmenstamm
in Hochrelief. L.und r. in Flachrelief stilisierte Blütenstauden.
Ein Fragment von der Vorderseite eines entsprechenden
Pfeilers, auf dem die Palmenkrone erhalten ist, befindet sich
hierselbst als Nr. 657. Sorgfältige Arbeit.
21 iD. Ornamentierter Pfeiler (Taf. 46).
H. 0,74 m., Br. 0,26 m., T. 0,13 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Ränder verletzt.
Oben und unten unvollständig (unten fehlt wenig). An
den Langseiten glattes Kyma; vorne mittleres Relief: aus einer
Vase, von deren Rand jederseits eine Perlenschnur herab-
hängt, steigt eine stilisierte Blütenstaude auf; an den Seiten
in Flachrelief aufsteigende Biütenstauden. Zierliche Arbeit.
211E. Altar des Silvan (Taf. 46).
CIL vi 627.
21 iF, Grabara einer Fabia Ionice (Taf. 46).
CIL VI 17606.
212. Sarkophagfragment (Taf. 47).
H. 0,56 m., Br. 0,19 m. Ziemlich grobkörniger bläulicher Marmor.
Abgebrochen r. obere Ecke, Gesicht, r. Ellenbogen. Unten be-
schädigt.
Schmale Randleiste oben, r. und unten erhalten. In
Hochrelief dargestellt eine Replik der sog. grofsen Herculanen-
serin in Dresden; in der L. zwei lange Ähren; das Gesicht
war der Frisur zufolge (Lucilla) Portrait. Spät und schlecht.
Gerhard-Platner S. 53 Nr. 210.
Statt des auf der Tafel als Nr. 213 abgebildeten Reliefs
(Gerhard-Platner S. 53 Nr. 211), das in das christliche
Museum im Lateran übertragen wurde, ist jetzt eingemauert:
MUSEO CHIARAMONTI 213. 214. 455
213. Relief mit Darstellung eines Käufers und
Verkäufers.
H. 0,44 111., Br. 0,605 m- Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Rechteckige Platte mit einfach profiliertem Rand. Flach-
relief: L. steht nach r. gewandt ein unbärtiger Mann in
Stiefeln, Tunica und shawlartigem Umschlag, die R. nach r.
mit nach oben geöffneter Handfläche vorgestreckt, mit der
zur Schulter erhobenen L. augenscheinlich ein sackartiges
Packet haltend, das am Rücken herabhängt. R. wird über
einem Ladentisch mit rechteckigen Feldern der Oberkörper
des Verkäufers sichtbar in Tunica und Umschlagetuch; der
Kopf nach 1. gewendet; die Hände liegen auf dem Tisch;
unter dem 1. Ellenbogen ein Tuch(r); r. davon ein Behältnis,
das wir wahrscheinlich von der Schmalseite aus gesehen zu
denken haben; danach wäre es ein Kasten, dessen Rückwand
höher ist als seine Vorderwand; die dargestellte, fünfeckige
Fläche ist umrändert und quadriert; 1. auf dem Tische ein
Haufen runder Gegenstände (Brote?). Rohe späte Arbeit;
Augen, Ohren, Mundwinkel durch Bohrlöcher angegeben.
Wird als Ladenschild gedient haben. Jahn und Humbert
(s. unten) halten die Darstellung eines Wechslertisches mit
Wechsler, der einen Bettler abweist, für möglich; doch ist die
Arbeit zu gering, um aus den einzelnen Zügen des Mannes
am Ladentisch seinen Gemüthszustand schliefsen zu können;
ferner bleibt der Haufen von Gegenständen links unerklärt.
Endlich würde sich die Wahl dieses Gegenstandes zur Dar-
stellung aus keinem Beweggrund verstehen lassen.
War früher im Giardino della Pigna, und stammt viel-
leicht von einem Sarkophag im Palazzo Salviati (s. Jahn).
O. Jahn Berichte d. sächs. Gcsellsch. d. Wissensch. 1861 S. 348 ff.
Taf. X 4; Humbert bei Daremberg-Saglio Dictionnairc des antiq. I S. 406
Fig. 494; Schreiber Kulturhistorischer Bilderatlas l Taf. LXI 13.
214. Sarkophagfragment, ein Mahl im Freien dar-
stellend (Taf. 47).
H. 0,42 m., Br. 0,68 m. Grobkürniger gelblicher Marmor.
Ergänzt 1. obere Ecke.
Oben und unten schmale Randleiste erhalten. Dazwischen
Flachrelief: r. ein Baum, dem ein zweiter 1. von der Mitte
456 MUSEO CHIARAMONTI 215.
entspricht; zwischen beiden ein Vorhang gespannt; darunter
am Boden ein halbkreisförmiger Polstersitz; vor ihm zwei
runde, kreuzweis gekerbte Brote und zwischen ihnen ein Fisch;
r. sitzt vom Rücken aus gesehen ein Knabe in gegürteter
Exomis, den 1. Fufs unter das Gesäfs gelegt; er stützt sich
auf die L., wendet den Kopf nach 1. und erhebt den r. Arm
senkrecht bis zur Krone des Baumes, von dem er eine Frucht
zu pflücken scheint; 1. von ihm über dem Polster der Ober-
körper eines unbärtigen Mannes in gegürteter Ärmeltunica
von vorn sichtbar; er legt die R. aufs Polster, neben die L.
des andern, hält mit der L. ein Trinkgefafs und wendet den
Kopf nach r. zu dem Knaben; 1. davon ein nach 1. gelagerter,
unbärtiger Mann in gegürteter Ärmeltunica und Stiefeln, auf
den 1. Ellenbogen gelehnt, die R. mit einem Trinkgefafs vor-
gestreckt; über diesem Arm der Oberkörper eines kleinen
Knaben in Tunica nach r. gewendet, unter dem zweiten Baum;
1. davon ein nach 1. schreitender Jüngling mit umgewandtem
Kopf in gegürteter Tunica, auf der nach r. gestreckten L. eine
Schüssel mit Speise, die R. nach dem Kopf eines Knaben in
gegürteter Exomis ausstreckend, der nach 1. vor der Höhlung
eines Herdes kniet, in die er Hoiz einlegt; auf dem Herde
ein grofser Kessel, in den ein bis zu den Hüften sichtbarer,
nach 1. gewandter Jüngling in gegürteter Ärmeltunica läng-
liche Dinge hineinlegt; r. über seinem Kopf undeutlicher Rest.
Späte, ganz lebendige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 53 Nr. 212.
215. Sarkophagfragment (Taf. 47).
H. 0,66 m., Br. 0,31 m. Feinkörniger grauer Marmor.
L. untere Ecke fehlt.
Unten schmale Randleiste, links Rest eines Pilasters, oben
Kyma mit Eierstab. Dazwischen Hochrelief: Knabe von vorn
gesehen stehend; r. Standbein; Kopf mit Lockenschopf nach
der r. Schulter gewendet; im r. Arm ein hoher Korb mit
Früchten; in der erhobenen L. ein Hase; neben dem 1. Fufs
ein zweiter Korb mit Früchten; neben dem r. ein von vorn
gesehener, sitzender Panther, mit den Vorderbeinen auf einem
Felsen ruhend (das Hinterteil in Flachrelief zwischen den
MUSKO C11IARAMONT1 2l6. 217. 2l8. 457
Beinen des Knaben). Genius des Herbstes. Späte rohe
Arbeit; vielfache Verwendung des Bohrers.
Gerhard-Platner S. 53 f. Nr. 213.
216. Fragment eines Sarkophags (Taf. 47).
H. 0,265 m., Br. 0,30 m. Ziemlich grobkörniger gelblicher Marmor.
Oben schmale Randleiste erhalten. Darunter Hochrelief:
nach r. sitzende, nackte Nereide, den Kopf nach 1. gewendet
(ihr fehlen Unterschenkel, r. Unterarm mit Ellenbogen und Hand,
Teile des Gesichts und Mantels); sie stützte die R. auf den Rücken
ihres Tieres und hielt mit beiden Händen den wehenden
Schleier; von dem Tier nur 1. unter dem Gesäfs ein Rest,
weiter 1. undeutliche Spuren. L. unten ist mit schwarzer
Farbe 918 aufgemalt.
Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 54 Nr. 214.
217. Vorderseite eines Kindersarkophags (Taf. 47).
H. 0,23 m., L. 1,23 m. Grobkörniger weifser Marmor.
Ergänzt aus Gyps einige Ecken und r. Unterarm und Unterschenkel
des 1. fliegenden Eroten. Vielfach beschädigt; abgeschlagen alle Nasen,
r. Oberschenkel des r. stehenden Eroten, 1. Fufs des r. fliegenden. In den
Nasen und an einigen Stellen der Ränder Metallstifte, die zur Befestigung
jetzt abgefallener Ergänzungen in Gyps gedient hatten. Zwei Brüche von
oben nach unten r. von dem 1. fliegenden und durch seine Hüften. Sehr
verwaschen.
Oben und unten schmale Randleiste. Dazwischen Hoch-
relief: in der Mitte ein runder, umränderter Schild, jederseits
gehalten von einem fliegenden Eroten mit umgewandtem Kopf;
unter dem Schild zwei Panther r. und 1. von einer umge-
stürzten Vase mit Früchten, ihr zugewandt liegend; an den
Seiten je ein kleinerer Erot mit Chlamys, die Beine ge-
kreuzt und auf eine umgestürzte Fackel gelehnt. Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 54 Nr. 215.
218. Fragment eines Sarkophags (Taf. 47).
H. 0,315 m., Br. 0,32 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Sehr verwaschen.
Oben schmale Randleiste erhalten. Darunter Hochrelief:
die Oberkörper eines nach 1. gewandten Triton (Flossen
45^ MÜSEO CHIARAMONTI 219. 220. 221.
auf Wange und Brust) und einer nackten Nereide auf seinem
Rücken; er (r. Arm fehlt) wendet den bekränzten Kopf nach
ihr und legt den 1. Arm um ihre Hüften; sie legt den r. Arm
um seine Schultern und hält mit beiden Armen (der 1. Unter-
arm fehlt) den wehenden Schleier; r. oben an seinen Falten
ein r. Armchen mit Hand, von einem Eroten stammend.
Dutzend-Arbeit
Gerhard-Platner S. 54 Nr. 216.
219. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. 47).
H. 0,37 m. Pietra di Monte (gelblicher Sandstein).
Die Büste in der Höhe der Brüste grade abgeschnitten
und voll ausgeführt, wie der Abschnitt einer Statue; der
Kopf gradeaus gewendet; der Mantel bedeckt den Hinterkopf,
beide Schultern und Brust; unter ihm der r. Arm angegeben;
die Hand wird oben sichtbar (ganz roh ausgeführt); Hals-
band mit dünnen, hängenden Perlen; dreieckige Ohrgehänge;
die Haare vorne gescheitelt und in welligen Strähnen zurück-
gestrichen; ordinäre volle Züge: hinten nur angelegt.
Stammt wohl von einem Grabe republicanischer Zeit.
Gerhard-Platner S. 54 Nr. 217.
220. Kopf der Hera (Taf. 47).
H. des Ganzen 0,425 m., des Kopfes 0,21 m. Feinkörniger, unten gelblicher,
oben dunkelgrauer Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, Hals mit Bruststück und Fufs.
Kopf mit strengen, matronalen Zügen gradeaus gewendet;
Haare vorne gescheitelt und in dicken, welligen Strähnen
zurückgestrichen; hinten Schopf und Ansatz zu zwei Schulter-
locken jederseits; Diadem. Geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 54 Nr. 218.
221. Römischer weiblicher Porträtkopf, vielleicht
Antonia, Gemahlin des Nero Drusus (Taf. 47).
H. des Ganzen 0,435 m«» des Kopfes 0,22 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Flicken über der Nasenwurzel, Unterlippe mit Kinn,
Hals, Nackenschopf, Bruststück mit Fufs. Ohren sehr bestofsen.
Kopf mit breiten vollen Formen und sehr niedriger Stirn
gradeaus gerichtet. Die Haare vorne gescheitelt und in
MUSEO CHIARAMONTI 2 2 2. 223. 224. 459
breiten, seitlich gewellten Strähnen zurückgestrichen, hinten
in einen kleinen claudi sehen Schopf gebunden.
Geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 54 Nr. 219; Bernou 11 i Rom. Ikonographie II I
S. 219 Nr. 4 Fig. 41.
222. Büste des Zeus (Taf. 47).
H. des Ganzen 0,74 m., des Kopfes 0,39 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt unterer Teil der Nase, Locken oberhalb des r. Auges, Hals,
Büste, Fufs. Sprung im 1. Auge.
Auf der modernen nackten Büste ein Zeuskopf im Typus
des Jupiter Verospi gradeaus gewendet; Augensterne und
Pupillen eingegraben; Unterlippe umrissen; in den von einem
Reif umgebenen Haaren der Bohrer vielfach und roh ver-
wendet. Elende Arbeit.
Fea Nuova descrizionc p. 91; Gerhard-Platner S. 54 Nr. 220.
223. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 47).
H. des Ganzen 0,46 m., des Kopfes 0,22 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, 1. Braue, Hals mit Bruststück und Fufs. Mund und
Kinn geputzt. Vordere Ecken des Schopfes abgestofsen.
Matronaler Kopf, gradeaus gerichtet; nicht, wie früher
angenommen, Julia Mammaea, sondern vielleicht Etruscilla;
Haare, vorn gescheitelt und glatt zurückgestrichen, bilden
oben und hinten kissenartige, von einem Netz umschlossene
Toupets; Augensterne und Pupillen eingegraben.
Gerhard-Platner S. 54 Nr. 221; Bcrnoulli Rom. Ikonographie II 3
S. 115 u. 156.
224. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 47).
H. des Ganzen 0,465 m., des Kopfes 0,27 m. Grofskrystallinischer Marmor,
an der 1. Seite gelblich, an der r. dunkelgrau.
Ergänzt Nase, Stlick des Schopfes über der Stirn und des Kinns,
Hals mit Bruststück und Fufs. Ohren sehr bestofsen.
Kopf einer Frau in mittlerem Alter geradeaus gewendet
und leicht geneigt. Unbedeutende, wenig individuelle Züge;
nach der Frisur aus augusteischer Zeit die (Haare am Vorder-
kopf sind in eine Flechte gefafst, die über den Scheitel
460 MUSEO CHIARAMONTI 225. 226.
zurückgelegt ist; hinten sind die Haare in einen Knoten
gebunden). Geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 54 Nr. 222.
225. Relieffragment mit Oberkörper des Herakles
(Taf. 47).
H. 0,34 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Den Hintergrund bildet ein Baumstamm, dessen Rück-
seite ausgehöhlt und roh zubehauen ist. Davor der Ober-
körper des bärtigen Herakles, ganz in das Fell eingewickelt,
unter dem man den vor der Brust liegenden r. Unterarm
und die vorgestreckte L. erkennt (die L. selbst abgebrochen; auf der
Bruchfläche ist modern 926 aufgemalt); auf dem nachder 1. Schulter
gewendeten Kopf ein Pappelkranz, dessen Bänder auf die
Schulter fallen (an dem 1. fehlt der freistehende Teil). Bekannter
Hermentypus; vgl. Furtwängler bei Röscher Mythol. Lexik.
I Sp. 2170. Die Darstellung setzte sich oben, unten und r.
weiter fort. Sorgfaltige, saubere Decorationsarbeit; im Barte
Reste bräunlicher Farbe.
Gerhard-Platner S. 54 Nr. 223.
226. Griechische männliche Porträtbüste {Taf. 47).
H. (ohne Fufs) 0,50 m. Feinkörniger, leicht bläulicher Marmor.
Ergänzt aus Stuck: Nase, 1. Braue, Flicken im Gewand; aus Marmor:
Büstenfufs mit Indextäfclchen. Stück der Oberlippe abgebrochen.
Sprung in der 1. Brust unten. Oberteil des Kopfes stark überarbeitet.
Die bis unter die Brüste ausgeführte Büste mit Arm-
stumpfen ist bekleidet mit Chiton und Himation (von
der r. Hüfte zur 1. Schulter, diese bedeckend); sie ist hinten
nicht ausgehöhlt, sondern abgeschrägt; daraus und aus dem
runden Abschnitt der Büste unten kann man schliefsen, dafs
sie in einen runden Rahmen eingesetzt und an einer Wand
befestigt war (Clipeus; vgl. Cortile del Belvedere Nr. 41 Ab
u. 45 Ab).
Darauf mit kurzem Hals, gradeaus gewendet, Kopf eines
älteren Mannes mit Vollbart, hoher Stirn, mageren Wangen,
geschlossenen Lippen, ernstem Ausdruck. Griechisches
Philosophen- oder Dichterporträt nach einem Original des
MUSEO CHIARAMONTI 227. 228. 229. 46 1
4. Jahrh. v- Chr. Geringe Arbeit Früher ohne Grund für
Pythagoras erklärt.
Gerhard-Platncr S. 54 Nr. 224; Bernoulli Griech. Ikonographie
I S. 76.
227. Büste mit jugendlichem Idealkopf (Taf. 47).
H. des Ganzen 0,56 m., des Kopfes 0,28 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt aus Marmor: Nase, Büste und Fufs; aus Gyps: Locken-
enden im Nacken.
Auf moderner Büste mit Gewand auf der 1. Schulter der
leicht nach der r. Schulter gewendete Kopf mit langen
Locken, an die aus dem Alexanderkopf abgeleiteten Typen
erinnernd; auf dem Schädel eine runde erhöhte Fläche, um-
geben von einer Rinne. Geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 54 Nr. 225.
228. Fragment einer Herme mit Satyrkind (Taf. 47).
. H. 0,64 m. Feinkörniger weifser Marmor mit bläulichen Stellen.
Ergänzt unteres Ende des Schaftes bis auf die r. hintere Ecke und
Basis. Der Herme fehlen Kopf, Hals, Schultern, 1. Arm ganz, r. Oberarm,
Teile des Fells, dem Satyr Kopf, Hals, 1. Schulter, 1. Unterarm mit Hand
(Ansatz auf der Brust der Herme), Fufsspitzen fast ganz. Bei der Bruchstelle
der 1. Schulter der Herme Rest einer viereckigen Vertiefung mit MetaUfUllung
zum Anstücken des 1. Armes.
Hermenschaft mit grofsem, auf der 1. Schulter geknüpften
Pantherfell; an den Schultern setzten unverhältnismäfsig grofse
Arme an, deren r. ein Satyrkind hält, das seine R. auf die
Finger der Hermenfigur stützt, den 1. Arm vor der Brust der
Herme ausgestreckt hatte; der 1. Arm der Herme wird erhoben,
der Kopf mufs nach dem Kind geneigt gewesen sein; die
Hermenfigur war ebenfalls ein Satyr. Schlechte Arbeit. An
der r. Nebenseite ist mit schwarzer Farbe 929 aufgemalt.
Vgl. die beiden Hermen im lateranensischen Museum, Heibig
Nr. 663/4.
Gerhard-Platner S. 54 Nr. 226.
229. Doppel-Silenskopf (Taf. 47).
H* 0,365 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Bestofsen an dem archaischen Kopf Nase, Brauen, Schnurbart, r.
Ohr, Blätter des Kranzes, an dem hellenistischen Nase, Locken des Backen-
bartes, 1. Ohr, Blätter seines Kranzes und unterer Teil der Basisplatte.
4Ö2 MUSEO CHIARAMONTI 229a. 230.
Auf viereckiger niedriger Basisplatte mit glattem Kyma
unten und oben stehen, mit den Hinterköpfen aneinander
gelehnt, zwei epheubekränzte Silensköpfe, der eine archaisch
(Stilstufe des zweiten Viertels des 5. Jahrh. v. Chr.), der andre
hellenistisch. Beide Typen durchaus getreu wiedergegeben.
Die Bestimmung des Werkes war jedenfalls rein decorativ;
die Gegenüberstellung sollte dem gebildeten Beschauer den
Unterschied des archaischen vom hellenistischen Stil an
einem besonders markanten Beispiel heitren Genres darthun,
setzt also bei Beschauer und Bildhauer genaue kunstgeschicht-
liche Studien voraus. Erwähnt sei, dafs sich auf Silbermünzen
von Thasos aus dem 4. Jahrh. v. Chr. ein gedoppelter Silens-
kopf findet (Head Historia num. S. 228). Das Werk wird eine
Originalarbeit augusteischer Zeit sein.
Pistolesi IV T. LV; Nibby III T. IX; Gerhard-Platner S. 57
Nr. 227; Furtwängler Annali d. I. 1877 S. 199 Anro. 1, S. 234; Heibig
Nr. 77.
Darunter:
229a. Capital oder Basis (Taf. 47).
H. 0,105 m- Durchm. (unten) 0,30. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Bestofsen.
Unten und oben rund; eine, ringsum laufende nach
oben ausladende Hohlkehle mit Akanthusblättern ausgelegt.
Schlecht.
230. Grabara einer Luccia Telesina (Taf. 47).
H. 1,34 m., Br. 1,02 m., T. 0,66 m. Feinkürniger weifser Marmor mit schwärz-
lichen Adern.
Ergänzt vordere r. Ecke oben, viereckiges Stück der Inschriftplatt c
1. oben, vorspringende Ecke unter der vorderen 1. Sphinx, Widderkopf an
der 1. hinteren Kante mit Ecke darüber. Blätter der Eichenguirlande vorne
mit Gyps geflickt. Verschiedene Sprünge. Beschädigungen im
Text genannt.
Basis mit Rundstab, Ablauf und Hohlkehle. Darüber
an den vier Kanten unten je eine sitzende Doppelsphinx
vorne mit Halskette, gedrehten Schulterlocken und Tänie
auf vorspringender Basisplatte mit ausgeschweiften, um-
ränderten Langseiten (an der r. fehlen Nasenspitze, Kinn, Vorderfüfse,
MUSEO CHIARAMONTI 230. 463
r. hinteres Knie [war erg.: Loch für Stift erh.]; an der 1. Kopf, Hals,
obere Spitze des 1. Flügels, Brust, Kniee [war alles erg.; Löcher und teilw.
Bronzestifte erh.]), hinten auf vorspringenden Felsen ohne Hals-
band (an der 1. fehlt das 1. hintere Knie; es war erg.; Loch erh.). An
den Kanten oben je ein mit einem schmalblättrigen Kranz
geschmückter Widderkopf (Augensterne und Pupillen eingegraben);
an den Hörnern ist vorne eine Eichenguirlande, r. und 1.
je eine Lorbeerguirlande aufgehängt; auch an den Hörnern
oben Schleifen, von denen auf den Nebenseiten Bandenden
auf einander zu flattern. Auf der Vorderseite unter der
Guirlande und zwischen den Sphinxen Hochrelief auf be-
sonderer Bodenleiste: in der Mitte kleiner Lorbeerbaum;
r. davon nach r. stehender Ziegenbock, an der Guirlande
fressend; dann auf Felsen nach 1. sitzend bärtiger Hirt in
Exomis, den Kopf umgewendet, beide Hände erhoben, die L.
mit Lagobolon, die R. mit einem Zicklein, das sie an den
Vorderbeinen hält; r. von ihm ein nach 1. stehender Hund;
1. von dem Baum ein nach r. stehendes Tier (Kopf, r. Vorder-
fufs, r. hinterer Unterschenkel fehlen) mit saugendem Kleinen (nur
der Leib erh.); 1. ein nach r. stehender Ziegenbock. Hochrelief
über der Guirlande: in der Mitte die mit umgewandtem Kopf
(sehr beschädigt) nach 1. fliehende Leto in ungegürtetemPeplosmit
langem Apoptygma, der das r.Bein nackt vortreten läfst und von
der 1. Schulter gleitet; sie hält mit den Händen das wehende
Himation und trägt auf jedem Arm ein Kind; das auf dem r.
(Kopf und r. Schulter fehlt) ist bekleidet und legt die R. an die r.
Brust der Mutter, die L. an ihren Rücken; das andre (Kopf und
Fufse fehlen) ist nackt und legt die R. auf ihre 1. Schulter und
streckt die L. mit ausgebreiteten Fingern seitwärts aus; r.
lagert auf Felsen eine Ortsnymphe im Chiton, der von der
r. Schulter gleitet, und Himation, den umgewandten Kopf in
die Hand des aufgestützten 1. Armes gelehnt; die R. liegt vor
dem Unterleib (r. Unterarm fehlt); I. steht mit 1. Standbein
nach r. gewandt eine Frau in Chiton und Himation und er-
hebt die L. mit einem Himationzipfel zum Kinn, die R. seit-
wärts mit einem kleinen runden Schild mit Gorgoneion (die
Pythonschlange ist r. vorauszusetzen, wohin sich alle Blicke
richten; das Gorgoneion soll sie erschrecken). Über dem
Relief die umrahmte Inschrifttafel. R. Nebenseite: zwischen
464 MÜSBO CHIARAMONTI 23 1.
den Widderköpfen Omphalosschale; darunter zwei einander
zugewendete Vögel (Köpfe fehlen), jeder nach einem Schmetter-
ling pickend; unter der Guirlande auf plastisch angegebenen
Wellen ein nach 1. schwimmender Delphin, an dessen Rücken
sich ein schwimmender Knabe anhält; beides Hochrelief.
L. Nebenseite: statt der Schale fein ornamentierte Kanne;
zwei Vögel füttern zwei Kleine im Nest; der Delphin nach r.
gewandt; statt des Knaben ein Erot. Auch die jetzt unsicht-
bare Rückseite ist mit Relief geschmückt. Oben ringsum
Gesims mit fallendem und steigendem Kyma und dazwischen
dreifacher Platte; an der Rückseite weniger weit vorspringend.
Darüber flach gewölbter Aufsatz (oben abgeflacht) mit Voluten
an den Seiten (gebildet wie zwei mit dem Boden verbundene
längliche Blumenkelche); vorne Hochrelief: in der Mitte
Dreifufs mit Kessel (das vorderste Bein fehlt); jederseits ein nach
aufsen sitzender Greif mit umgewandtem Kopf (dem r. fehlt
Schnabel und r. hinteres Knie).
Sorgfaltige, decorativ geschickte Arbeit des i. Jahrh.
n. Chr. (vgl. Alt mann Architektur u. Ornamentik d. ant.
Sarkophage S. 69).
Stand ehedem in der Villa di papa Giulio, zu Zoega's
Zeit im Garten des Quirinal-Palastes.
Raoul-Rochette Monuments inedits I Taf. XLVIIi S. 216 Anm. 3;
Gerhard -Platner S. 54 Nr. 228; Nibby III Taf. XXVIII; Müller-
Wieseler Denkmäler d. alt. Kunst II Nr. 880; CIL VI 21563; Sauer bei
Röscher Mythol. Lexikon II Sp. 1974; Wernicke bei Pauly-Wissowa Real-
Encyklopädie II Sp. 109.
231. Herme eines Eros (? Taf. 47).
H. (d. Ant.) 0,90. Feinkörniger bläulicher Marmor mit dunkleren Streifen.
Ergänzt fast das ganze untere Drittel des Schaftes bis auf einen Teil
rechts. Abgestofsen die Nase.
Auf einem Hermenschaft mit Geschlechtsteilen (Blatt),
der sich unten etwas verbreiterte (s. r. hintere Ecke), ein
Kinderkopf mit Scheitelzopf gradeaus gewendet; im Rücken
oben ein viereckiges Loch (für die Flügel allerdings etwas
tief); an der 1. Schmalseite zwei kleinere viereckige Löcher
senkrecht übereinander, das obere sicher für den vierseitigen
Pflock; r. die gleichen Löcher in einer langen senkrechten
MUSKO CHIARAMONTI 232. 233. 465
Bahn; die Herme könnte als Pfosten in einem Geländer
gedient haben. An der r. Nebenseite oben ist mit schwarzer
Farbe 912 aufgemalt.
Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 54 Nr. 229.
232. Büste mit Kopf des sog. Scipio-Typus (Taf. 47).
H. des Ganzen 0,625 m., des Kopfes 0,29 m. Der Kopf aus nero antico.
Ergänzt aus schwarzem Marmor: unterer Teil der Nase, Teile beider
Ohrenränder; aus weifsem: Büste mit Fufs. Einige Sprünge.
Auf der modernen Togabüste sitzt mit leichter Wendung
nach der 1. Schulter ein Kopf jenes kahlköpfigen Typus mit
kreuzförmiger Narbe über der Schläfe, der gewöhnlich als
Scipio Africanus gedeutet wird (vgl. zuletzt Six Rom. Mit-
teilungen 1895 S. 184 fr.).
Gute Arbeit, nach der Angabe der Pupillen aus anto-
ninischer Zeit.
Gerhard-Platner S. 54 Nr. 230; Bernoulli Rom. Ikonographie I
S. 38 Nr. 5.
Photographie Moscioni 4090.
233. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. 47).
H. des Ganzen 0,655 m*t des Antiken 0,59 m. Marmor des Kopfes feinkörnig
und grau, der Büste feinkörnig und gelblich.
Ergänzt Nase, Flicken in der 1. Wange, Kinn, beide seitliche Enden
der Frisur, Streifen im Halse, 1. Schulter, BUstenfufs bis auf die obere Scheibe
mit gerundetem Rand. Brauen und Oberlippe abgestofsen.
Kopf und Büste nicht zusammengehörig (Marmor ver-
schieden). Die ganz in den Mantel gehüllte Büste mit Index-
täfelchen ist trajanisch, der halb nach der r. Schulter ge-
wendete Kopf (Haare vorn gescheitelt, gewellt, zurückge-
strichen; hinten bilden sie ein kissenartiges Toupet, das
aufgenommen und auf dem Wirbel befestigt ist; Augensterne
und Pupillen eingegraben) Julia Soaemias oder Maesa,
möglicherweise auch Otacilia; jedenfalls nicht Mammaea.
Beide Teile unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 54 Nr. 231; Bernoulli Rom. Ikonographie II 3
S. 94; 1*5; l3* f.; 145-
Vatlcau. Katalog I. 30
466 MÜSEO CHIARAMONTI 234. 235. 235a.
Unter Nr. 226—28 und 231 — 33:
Drei Fragmente eines Gesimses (Taf. 47).
L. 1,315 m., 0,54 u. 0,82 m., H. 0,185 m., T. 0,24 m. Feinkörniger
bläulicher Marmor.
Ergänzt die r. Vorderecke oben.
Von unten nach oben: Kyma mit Geison, glatte Sima.
Rechte und linke Ecke und ein Mittelstück. Sauber, einfach.
234. Relieffragment (Taf. 47).
H. 0,20 m., Br. 0,09 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Flachrelief: oben ein Weinblatt; unten nach r. schreiten-
der Pan mit Bocksbeinen (1. Arm, 1. Bein, r. Unterschenkel fehlen),
den Kopf umgewandt, mit der R. einen Panther am Zügel
haltend, von dem nur der Kopf erhalten ist. Flüchtige
Arbeit.
Gerhard-Platner S. 55 Nr. 232.
235. Sarkophagfragment (Taf. 47).
H» °»I35 m., L* °»23 m- Feinkörniger gelblicher Marmor.
Flachrelief: zwei zusammengejochte Ochsen nach r.
(dem vorderen fehlen die unteren Teile der Vorderbeine und Hinterteil,
dem hinteren Schnauze und an dem einzigen erhaltenen Vorderbeine der Huf).
Spät und gering.
Gerhard-Platner S. 55 Nr. 233.
Darunter:
235a. Nebenseite eines Sarkophags (Taf. 36).
(bezeichnet mit 60 F; vgl. Abteilung III.)
H. 0,60 m.f Br. 0,59 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt gröfseres Stück unten mit 1. Vorder- und Hinterpfote des
Greifen« Bruch quer von 1. nach r. und in der Mitte darüber von oben
nach unten.
Ein nach 1. sitzender Greif in Flachrelief. Eine recht-
eckige Vertiefung oben neben dem Flügel, eine andere, mit
Metall gefüllt, unter dem Schnabel; beide zur Verklammerung
des Deckels. Unter der jetzigen Nummer ist mit roter
Farbe 91 aufgemalt; vgl. Nr. 250. Gegenstück zu Nr. 239 a.
MU8E0 CHIARAMONTI 236. 237. 238. 467
236. Sarkophagfragment (Taf. 47).
H. 0,485 m., Br. 0,185 m- Feinkörniger grauer Marmor.
Unten schmale Randleiste erhalten. Darüber Hochrelief:
stehender Knabe, von vorn gesehen, ein Tuch um die Lenden
geknüpft (Pupille eingebohrt); abgeschlagen 1. Gesichtshälfte,
fast der ganze 1. Arm, der erhoben war und eine lange Fackel
hielt, von der nur Reste erhalten sind, ferner die Zehen des
1. Fufses. Die R. mit undeutlichem Attribut gesenkt; daneben
noch der Rest eines Trennungsleistens.
Spät und schlecht. Zwischen den Füfsen ist mit schwarzer
Farbe 242 aufgemalt.
Gerhard-Platner S. 55 Nr. 234.
237. Sarkophagfragment (Taf. 47).
H. 0,48 ro., ßr. 0,20 m. Feinkörniger, leicht bläulicher Marmor.
Oben Randleiste erhalten. Darunter Hochrelief: Frau in
gegürtetem Peplos, der von der r. Schulter gleitet, Himation
um Hüften und 1. Schulter, Band im Haar, sitzt nach r. auf
Überdecktem Sitz (fehlen Nasenspitze, 1. Arm, r. Hand, Fiifse, Unterteil
des Sitzes; Pupillen gebohrt). Muse mit Kithara? Späte, sorg-
faltige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 55 Nr. 235.
238. Fragment von der Vorderseite eines
Sarkophagdeckels (Taf. 47).
II. 0,125 m.f L. 0,325 m. Feinkörniger, leicht bläulicher Marmor.
Oben schmale Randleiste. Darunter r. Rest der um-
rahmten Inschrifttafel mit Teil der Inschrift; 1. Flachrelief:
Zweigespann von Ziegenböcken nach r.; unter den Tieren
ein halb erhaltener nach 1. umgestürzter Blumenkorb; auf
dem Wagen (untere Hälfte des Rades fehlt) ein umblickender Knabe
mit flatternder Chlamys (r. Fufs fehlt), in der R. einen gefüllten
Blumenkorb. Nach Vergleich mit Nr. 406 (s. Brunn Bullettino
d. I. 1849 S. 75 f. = Kleine Schriften I S. 32 f.) der Genius
des Frühlings; vgl. Nr. 239. Späte, geringe Arbeit. Oben
ist mit roter Farbe 15 aufgemalt.
Gerhard-Platner S. 55 Nr. 236.
30*
468 MUSEO CHTARAMONTI 239. 239 a. A.
239. Fragment eines Sarkophagdeckels (Taf. 47).
H. 0,14 m., Br. 0,26 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Oben schmale Randleiste erhalten. Darunter Flachrelief:
Zweigespann von Ebern nach r. (Hinterfufse fehlen); unter den
Tieren ein halb erhaltener, nach r. umgestürzter Blumenkorb;
auf dem Wagen (unterer Teil fehlt) ein Knabe in kurzer, ge-
gürteter Tunica, in der L. die Zügel, in der R. einen grofsen
Schilfstengel (halber r. Unterschenkel fehlt); r. das l.Vord erbein eines
nach 1. laufenden Tieres mit gespaltenen Hufen. Nach Ver-
gleich mit Nr. 406 (s. weiteres bei Nr. 238) Genius des
Winters (Kleidung!), dem entgegen entweder das Gespann
des Frühlingsgenius mit Ziegenböcken oder das des Sommers
mit Stieren kam. Späte geringe Arbeit (kann nicht von dem-
selben Deckel wie Nr. 238 stammen).
Gcrhard-Platner S. 55 Nr. 237.
239a. Linke Nebenseite eines Sarkophags (Taf. 36).
(bezeichnet mit 60 G; vgl. Nr. 235 a).
H. 0,60 m., Br. 0,57 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt r. obere Ecke mit Kopf des Greifen. Abgebrochen war
ein gröfseres Stück oben.
Gegenstück zu Nr. 235 a mit nach r. sitzendem Greifen
in Flachrelief. Rechteckiges Klammerloch oben neben dem
Flügel.
239A. Grabara eines L. Passienus Augianus
(Taf. 47).
H. 0,56 m., Br. 0,295 m., T. 0,185 m- Feinkörniger grauer Marmor.
Grabara der üblichen Form mit Volutenaufsatz. Vorne
die umrahmte Inschrift. Links in Flachrelief: stehender Mercur
von vorn gesehen; Chlamys vor der Brust geknöpft; Kopf
mit Petasos nach der i. Schulter gewendet; die L. mit Cadu-
ceus gesenkt, die R. geschlossen vor den Leib erhoben.
Rechts in Flachrelief: über plastisch ausgeführten Wellen ein
nach 1. fahrendes Schiff mit Gitterbrüstung an Bord; darauf
nach 1. stehend eine Frau in gegürtetem Chiton, mit Diadem,
mit erhobener R. und gesenkter L. ein jetzt abgearbeitetes
Segel vor sich haltend ; in ihr ist Fortuna zu erkennen.
MUSEO CHIARAMONTI 239 B. C. D. 240. 469
Späte, geringe Arbeit. Ehemals im Museo Kircheriano.
Gerhard-Platner S. 54 Nr. 224; CIL VI 23845.
239B. Doppelherme des Dionysos und der
Ariadne (Taf. 47).
H. (d. Köpfe) 0,17 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt Nasenspitzen, StUck am Bart, Büste und Schaft.
Rechts Ariadne mit Diadem, links Dionysos mit Band
im Haar; archaistische Typen. Spät und schlecht.
Gerhard-Platner S. 55 Nr. A.
239C. Doppelherme des Hermes und Dionysos
(Taf. 47).
H. (d. Kopfe) 0,17 m. Feinkörniger, leicht gelblicher Marmor.
Ergänzt Nasen, Büste, Schaft.
Links jugendlicher Hermes mit Petasos und kurzen
Locken; rechts bärtiger Dionysos; längere Locken; der Bart
wächst in einzelnen Strähnen; die Stirn gerunzelt, oben um-
wunden von breitem Band, von dem aus ein Tuch über den
Kopf gelegt ist; unter dem Tuch zwei flügelartige Ansätze.
Vgl. Galleria geografica Nr. 24 und Berlin Beschreibung
d. ant. Skulpturen Nr. 119. Spät und schlecht.
Gerhard-Platner S. 55, B; Gerhard Antike Bildwerke Taf.
CCCXVIII 2; Braun Kunstvorstellungen des gefliig. Dionysos S. 4.
239D. Grabara eines Cn. Domitius Hilario
(Taf. 47).
CIL VI 16945.
Abteilung X.
240. Knabenstatue (Taf. 48).
H. 1,56 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt aus Gyps: Kopf und Hals; aus Marmor: r. Arm mit Hand,
Teil der Schulter und dem seitlich hängenden Teil der Chlamys, Knopf,
1. Arm von der Mitte des Oberarms an mit Hand und Schwert, Teile der
Chlamys am Stamm, 1. Unterschenkel mit Rückseite des Oberschenkels, Stütze
zwischen den Waden, untere Hälfte des r. Unterschenkels mit unterem Teil
des Stammes, Fttfse, Basis,
470 MÜ8E0 CHIARAMONTI 240 a.
Aufrechte Haltung, verstärkt durch einen Stamm; 1. Fufs
mit erhobener Ferse zur Seite und zurückgesetzt (richtig erg.);
Chlamys mitten vor der Brust geknöpft; 1. Arm gesenkt (erg.
mit Schwert); r. Arm seitlich bis in Augenhöhe erhoben (wohl
in der Hauptsache richtig erg.); der Kopf — ein Gypsabgufs
des wahrscheinlich Annius Verus darstellenden Kopfes im
Braccio nuovo Nr. 70 — ist leicht zur r. Schulter gewendet.
Mäfsige Arbeit.
Fea Nuova desciizione S. 87 (statuetta con testa di Filippo Giuniore);
Clarac 937, 2388; Gerhard-Platner S. 55 Nr. 238.
Photographie Moscioni 4041.
Darunter:
240a. Grabara eines M. Antonius Alexander
(Taf. 48).
H. 0,85 m., Br. 0,65 m., T. 0,49 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Über der Basis ein an den Nebenseiten und vorne um-
laufendes Profil mit Rundstab und Ablauf. Darüber ist die
Vorderseite umgeben von einer schmalen Randleiste; in
den beiden oberen Ecken je ein Pflock, an denen mittels
einer langen Öse die umrahmte Inschrifttafel aufgehängt ist;
zwischen dieser und der Randleiste unter den Ösen durch
liegt eine breite Lorbeerguirlande mit flatternden Bändern
unten. R. Nebenseite: reich verzierter Krater; auf dem
Rande zwei Vögel, einer mit gesenktem, der andere mit er-
hobenem Kopf; unten 1. ein nach oben blickender Hahn, r.
die reich verzierte Kanne. L. Nebenseite: ähnlicher Krater
mit Vögeln, von denen der mit erhobenem Kopf einen
Schmetterling im Schnabel hat; unten r. ein nach r. gewandter
Vogel (Henne?), 1. die Schale. Rückseite rauh gelassen.
Darüber an den Nebenseiten und vorne ein Gesims (drei
niedrige Geisa über einander, stufenförmig vorspringend;
Sima). Oben Aetom mit Voluten an den Seiten (der ganze
obere Teil abgeplattet); an der Vorderseite in der Mitte
Gorgoneion; r. und 1. je ein Harnisch mit Parazonium, Köcher (?),
zwei gekreuzte Beinschienen; dann in der vorderen Rundung
der wie zwei gekoppelte Blumenkelche gebildeten Voluten
je ein Helm; diese Waffen werden hier bedeutungslos, rein
MÜSEO CHIARAMONTI 241. 47 1
decorativ angebracht sein (vgl. E.Caetani Lo vatelli Bullettino
comunale 1900 S. 264 f.). Durchweg mittleres Relief. Arbeit
aus der Mitte des 1. Jahrh. n. Chr.
Gerhard-Platner S. 55; C.L.Visconti Descrizione dei Musei Va-
ticani (1870) Nr. 240a; CIL VI 10360 (vgl. 10363).
241. Statue einer Göttin, die ein Kind stillt
(Taf. 48).
H. 1,63 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Gewand im Nacken, r. Schulter mit einigen Locken, r. Arm
mit Teilen der Brust (Hand antik), gröfseres StUck unter der r. Hand, 1.
Unterarm mit Teil der L., Vorderglied des kl. Fingers an der L., grofses
Gewandstück unter dem 1. Ellenbogen; an dem Kind: Nase, grofser Streifen
im Rücken und an der 1. Hinterbacke, Teil des 1. Fufses, 1. Knöchel. Sprung
r. vom Halse abwärts. L. Hinterbein des Stuhls beschädigt. Im Ganzen
stark geputzt.
Auf einem viereckigen Schemel mit Querhölzern zwischen
den Beinen und Kissen sitzt eine matronale weibliche Ge-
stalt; die beschuhten Füfse auf einem flachen Schemel; der 1.
zurückgezogen; bekleidet mit Chiton und Himation, das 1.
Arm und Schulter, Rücken und Beine bedeckt; der Chiton
ist auf der 1. Schulter gelöst und die entblöfste 1. Brust wird
von der R. gehalten, während ihr die L. den lockigen Kopf
eines Knaben nähert, der auf dem 1. Oberschenkel der Frau
sitzt, mit der L. nach ihrem Handgelenk, mit der R. nach
ihrer 1. Schulter greift; ihr Kopf ist halb nach der 1. Schulter
gewendet und leicht geneigt; die Haare sind vorn gescheitelt
und in welligen Strähnen über die Ohren zurückgestrichen;
auf Schultern und Nacken fallen künstlich gedrehte Locken;
hinter den gewellten Strähnen hohes Diadem; dicht hinter
dessen Mitte oben ein kleines rundes Loch. Die Figur ist
in zwei Stücken gearbeitet (Fuge über den Hüften), die hinten
durch zwei grofse Bronzeklammern verbunden sind; die Rück-
seite ist vernachlässigt, der Kopf oben und hinten garnicht
ausgeführt. Die Arbeit ist am Körper sehr roh, nur ganz
äufserlich decorativ, am Kopf besser, in dessen weichen
Zügen sich ein intensiver Ausdruck mütterlicher Zärtlichkeit
erhalten hat.
Die idealen Züge des Gesichtes lassen keinen Zweifel,
dafs es sich um eine Göttin handelt. Man hat sie erklärt für
472 MUSKÖ CHIARAMONTI 241.
Hera mit Herakles, Hera mit Ares, Iuno Lucina, Demeter
mit Iakchos, Amalthea mit Zeus, Rhea mit Zeus, eine der
Kinderpflege beflissene Göttin, ähnlich der griechischen Ge
Kurotrophos oder der pränestiner Fortuna Primigenia. Gegen
die Deutungen auf Hera ist mit Recht angeführt worden,
dafs das in dem Kopf ausgedrückte Wesen dem der Hera
gerade entgegengesetzt ist, und die Entlegenheit der Mythen;
letzteres auch gegen die Deutung auf Demeter; gegen die
auf Amalthea spricht, wie schon Winckelmann betont hat,
das Diadem, gegen die auf Rhea, dafs sie Zeus nicht selbst
genährt hat. Die meiste Wahrscheinlichkeit hat die letzte
Deutung für sich, die auf vielfache Funde von Terracotta-
statuetten einer nährenden Göttin an verschiedenen Punkten
des römischen Reiches begründet ist; man vergleiche auch
eine in Syrien gefundene Bronzestatuette in Paris (Babelon-
Blanchet Catal. des bronzes ant. de la bibl. nat. Nr. 56).
Unsicher bleibt, welche der mütterlichen Gottheiten in der
Statue speciell dargestellt werden sollte (man kann an Iuno
Lucina, Fortuna Primigenia [Praeneste] oder im Allgemeinen
an Dea nutrix denken).
Noch ist eine andre Möglichkeit zu erwägen: die Frisur
des Haares (vgl. dazu den nicht zugehörigen Kopf einer
Statue der Loggia de' Lanzi; Dütschke Ant. Bildw. in Ober-
italien III Nr. 559) weist nach Alexandrien; für ein alexan-
drinisches Werk würde auch der weichliche Formencharakter
und die Physiognomie der Göttin passen (vgl. Amelung
Bullett. d. comm. arch. comun. 1897 S. noff. u. bes. S. I34f.)-
Endlich kann in dem Loch über der Mitte des Diadems sehr
wohl eine Lotosblume aus Bronze befestigt gewesen sein.
Wir würden also eventuell die Nachbildung einer gräcisierten
Darstellung der Isis mit dem Horosknaben zu erkennen haben.
Dagegen haben Furtwängler und Gurlitt (s. unten),
die sich für eine Deutung als Dea nutrix ausgesprochen
haben, die Statue für das Werk eines campanisch-griechischen
Künstlers aus dem 1. oder 2. Jahrh. v. Chr. erklärt; eine An-
nahme, bei der sich der eigentümlich weichliche Formen-
charakter in der That auch erklären würde.
Gefunden in Otricoli (Clarac); aufgestellt zunächst in
den päpstlichen Gärten des Quirinal, dann auf der Loggia
MUSEO CHIARAMONT1 242. 473
scoperta, von wo das Werk gegen Mitte des 19. Jahrhunderts
an seinen jetzigen Platz gelangte.
Winckelmann Monum. ined. I Taf. XIV S. 14 = Sämtl. Werke
(Donaucsch.) VII S. 300; ders. Geschichte d. Kunst V 1 §2 = Samt],
Werke (Don.) IV S. 87; Visconti Museo Pio-Clementino I Taf. IV; P. Mass i
Indicazione antiquaria (1792) S. 70; Miliin Gal. mythol. PI. XXXIX Nr. 142 =
Guigniaut Lcs relig. de l'ant. PI. XCVI Nr. 355; Hirt Bilderbuch Taf. II 7;
Agincourt Samml. von Denkm. d. Archit., Skulpt. etc. Taf. I 17; Creuzer
Symbolik III 2 Taf. IV 20; Clarac 423, 748; Gerhard-Platner S. 194
Nr. 4; Minervini Memorie dell' accad. crcolan. 1854 S. 317 ff.; Müller-
Wiesel er Denkm. d. alt. Kunst II Nr. 62; Stephani Compte-rendu 1864
S. 189; Garrucci Disscrtazioni archeologiche S. 152; Overbeck Kunst-
mythologie II S. 332ff. Nr. 16 Taf. IV II; Furtwängler Sammlung Sabou-
roff I Text zu Taf. LXXI mit Anm. 15; Baumeister Denkm. d. kl. Altert. I
S. 650 Fig. 720; Gurlitt Die Nutrices Augustae in Poetovio, Festgabe für
Fr. von Kroncs S. 18; Heibig Nr. 79.
Photographie Alinari 11 822; Anderson 1393.
242. Statue des Apollon (Taf. 48).
H. 1,66 m. Grofskörnigcr weifser Marmor.
Ergänzt Kopf, Hals, Bandenden ganz, r. Arm von oberhalb des Ellen-
bogens abwärts mit Hand, 1. Arm von der Mitte des Oberarms an mit Leyer,
Stamm, Stück im 1. Oberschenkel, 1. Unterschenkel, r. Unterschenkel mit
Knie, Füfse, Basis. Beschädigung an der r. Hüfte auswärts (Ausbruch einer
einstigen Stütze für die Hand). Stark geputzt.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein, verstärkt durch einen
Stamm; r. Fufs mit voller Sohle leicht zur Seite gesetzt; r.
Arm hängt herab; die L. ruht auf dem Steg einer auf den
Stamm gestützten Lyra (modern); der Kopf, eine moderne
Copie nach dem Typus des Apollon Lykeios (s. Nr. 18 u. 120),
ist leicht zur 1. Schulter gewendet. Der Torso ist eine glatte
Replik des archaischen bronzenen Apollon aus Pompei in
Neapel; die R. ist demnach mit Plektron richtig ergänzt;
die L. müfste in die Saiten der Lyra greifen; wo der Er-
gänzer Bandenden vom Kopf hat herabfallen lassen, müfsten
Locken aufstofsen.
Gerhard-Platner S. 55 Nr. 240; Overbeck Kunstmythologic III 5
S. 172 Nr. 8.
Darunter:
1
474 MÜSEO CHIARAMONTI 242a. 243.
242a. Cinerar-Ara (Taf. 48).
H. 0,76 m., Br. 0,66 m., T. 0,58 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Sehr zerstört.
Von der Inschrift hat sich lesbar nur SVIS ET SIBI
erhalten. Über der Basis Toms mit Flechtband und fallendes
Kyma mit schmalen Blättern. Oben an den vier Kanten
Bukranien, zwischen denen bogenförmig je eine Guirlande
von Blumen und Früchten herabhängt. Vorne über der
Guirlande ein weibliches Brustbild (Gesicht abgeschlagen;
lange Schulterlocken, Chiton, Armband am r. Oberarm);
darüber die Inschrift. Links Schale, rechts Kanne, hinten
Becher. Gute Arbeit des 1. Jahrh. n. Chr.
Photographie Moscioni 3042 (Vorderseite).
243. Statue eines Satyrs (Taf. 49).
H. 1,20 m. Marmor des Kopfes grofskrystallinisch und weifs, des Torso
grobkörnig und leicht gelblich.
Ergänzt (z. T. aus Gyps, z. T. aus Marmor) Nasenspitze, Teil des
Kranzes und der Haare Über dem 1. Ohr, r. Arm in zwei Stücken fast ganz
mit Hand, Rückseite des 1. Oberarms, 1. Unterarm, Teil der Nebris unter
ihm, Zipfel an der L., Teil des Nebrisüberschlags unter der r. Brust, Kopf
und Hals beider Tiere, an dem oberen auch die Vorderbeine, an dem Satyr
weiter 1. Unterschenkel mit Teil des Oberschenkels, Rückseite des r. Ober-
schenkels, r. Unterschenkel mit Knie, Füfse, Unterteil des Stammes, Basis.
Gebrochen war der Stamm in zwei Stücke, dann vom Arm, ferner der 1. Ober-
arm. Abgebrochen Stütze an der 1. Schulter aufsen (wohl zur Verbindung mit
dem Kopf des Tieres), Schwanzende des oberen Tiers, Teil der Trauben
unter dem unteren, Ende der neben dem r. Bein herabhangenden Klaue der
Nebris, Ast am Baum innen (Bruch glatt abgearbeitet; eine entsprechende
Stelle am 1. Oberschenkel aufsen mit Gyps verschmiert). Der Kopf ist
angesetzt; Fuge mit Gyps verschmiert.
Ein jugendlicher Satyr steht aufrecht mit gekreuzten Beinen
(r. Standbein), den 1. Ellenbogen auf einen Stamm gelehnt;
die L. hält einen Zipfel der auf der 1. Schulter geknüpften,
um die r. Hüfte gezogenen Nebris, von der eine Klaue längs
des r. Beins aufsen herabhängt; in dem Bausch Trauben und
darüber zwei kleine Panther; die R. leicht vorgestreckt mit
einer kleinen Schale (erg.); der pinienbekränzte Kopf mit
lachendem Gesicht zur 1. Schulter gewendet. Er gehört nicht
MU8E0 CHIARAM0NT1 244. 244a. 475
zum Körper (Marmor verschieden; zu klein). Schlechte Arbeit.
Variation eines dem Satyr mit der Querflöte (Braccio nuovo
Nr. 36 A) ähnlichen Typus, der wahrscheinlich die Flöte ruhig
in beiden Händen hielt; die Nebris ist meist als Schweinefell
kenntlich (vgl. Klein a. unten a. O. S. 212 Var. I; Galleria
delle statue Nr. 409; Gall. de' candelabri Nr. 4).
Die Figur stammt aus dem Besitz der Mattei, denn es
kann kein Zweifel sein, dafs die bei Venuti a. unten a. O.
abgebildete Statue mit ihr identisch sei.
Venuti Monum. Matthaeiana I Taf. 36 = Clarac 70$, 1680 D;
ebenda 706, 1686; Gerhard-Platner S. 55 Nr. 241; Klein Praxiteles
S. 214 Anm.
244. Büste eines Wassergottes (Taf. 49).
H. 1,32 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Lippen, Teile der Locken über der Stirn, Lockenspitzen.
Auf kleinem Bruststück sitzt ein colossaler bärtiger Kopf
mit pathetischem Ausdruck und leicht geöffnetem Munde;
Brauen plastisch; hinten nur angelegt; grofse Öffnung für
Wasser von hinten bis zum Munde. Decorativ sehr wirksame
Arbeit. Gefunden in der Villa des Hadrian bei Tivoli.
Penna Viaggio pittorico della Villa Adriana III T.XLVIIIi; Gerhard-
Platner S. 55 Nr. 242; Winnefeld Die Villa des Hadrian bei Tivoli
S. 156; Heibig Nr. 78.
Darunter:
244a. Puteal (Taf. 49).
H. 0,61 m., Dur ehm. 0,59 m. Feinkörniger, leicht bläulicher Marmor.
Unten Kyma mit hängenden breiten Blättern; oben Kyma
mit doppelter Herzblatt-Reihe; der Rand darüber gerieft.
An der Trommel Flachrelief: drei Keulen stehen mit dem
dicken Ende nach unten in je einem Trinkbecher aufrecht;
an dem schmalen Ende sind mit Tänien je zwei Weinreben
angebunden, deren jede sich mit der von der nächsten Keule
ausgehenden kreuzt; am Kreuzungspunkt sind beide abermals
mit einer Tänie verbunden. Die Beziehung auf Herakles,
der auch Beschützer der Quellen war, ist durch Keule und
Becher gegeben. Einfache Arbeit erster Kaiserzeit.
47Ö MUSEO CHIARAMONTI 244h. 245.
Darunter:
244b. Grabara der Cornelia Tertulla, Gemahlin
eines L. Furius Diomedes, caelator de sacra via (Taf. 49).
H. 1,10 m., Br. 0,77 m., T. 0,50 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor,
Ecken und Kanten bestofsen.
Über der Basis ringsum unten Torus mit Flechtband,
oben Herzblatt -Kyma; zwischen beiden flache Hohlkehle.
Die Vorderseite umrahmt von Herzblatt-Kyma; auf der
Fläche unten r. und 1. je ein Lorbeerbäumchen; dazwischen
der Teil der Inschrift mit dem Namen der Frau; darunter ist
ein Relief von zwei einander zugewandt stehenden Tieren
abgemeifselt, und darunter wieder zwei Worte der Inschrift;
oben r. und 1. je ein nach der Mitte umschauender Adler mit
erhobenen Flügeln; beide halten eine bogenförmig herab-
hängende Lorbeerguirlande; über ihr der Teil der Inschrift
mit Namen und Titel des Mannes; die Nebenseiten um-
rahmt wie die Vorderseite, r. Schale, 1. Kanne; 'Rückseite
oben ringsum Gesims mit Eierstab, Zahnschnitt, Sima mit
Blütenreihe. Nach der Inschrift aus dem 1. Jahrh. n. Chr. (vgl.
Altmann Architektur u. Ornamentik d. ant. Sarkophage S. 68).
CIL VI 9221.
245. Statuette einer Muse (Taf. 49).
H. 1,06 m. Marmor der Figur grofskörnig und leicht bläulich, des Kopf-
fragments feinkörnig und grau.
Ergänzt Nase, Hinterkopf, Hals fast ganz, Nacken, 1. Schulter, r. Hand
mit Teil des Gewandes, 1. Hand, Stück des Gewandzipfels unter ihr, Pfeiler
bis auf das Capital, Ferse und gr. Zehe des 1. Fufscs mit Teil des Fufses
darüber. In moderne Basis eingelassen. Das Kopffragment (Maske mit
1. Ohr, Teil der Haare und des Halses) war quer durchgebrochen. Sehr
beschädigt und verwaschen.
Eine jugendliche weibliche Gestalt steht mit r. Standbein,
den 1. Fufs hinten über den r. gelegt, nach vorn gebeugt und
mit dem 1. Unterarm und r. Ellenbogen auf eine schmale Stele
mit glattem Kyma oben und unten gelehnt, das Kinn des
nach der r. Schulter gewendeten Kopfes mit den Fingern
der R. stützend. Sandalen; Chiton; Himation, an dem sich
an der der Wand zugekehrten Seite Fransen erhalten haben,
MUSEO CHIARAMONTI 246. 477
fest um Oberkörper und Arme gezogen, von denen der r.
ganz verhüllt ist; sog. Melonenfrisur. Mäfsig ausgeführte
Statuettenreplik einer Muse aus der wahrscheinlich von
Philiskos von Rhodos herrührenden Gruppe (vgl. Nr. 174B).
Das Kopffragment gehört nicht zu der Figur; nach einem in
römischem Privatbesitz befindlichen Fragment einer anderen
Statuettenreplik, der einzigen Replik mit erhaltenem Kopf,
ist dieser gradeaus gewendet und stimmt darin und in der
Frisur mit der entsprechenden Figur auf dem Relief des
Archelaos von Priene (Brunn -Bruckmann 50) überein;
ferner hat sich dort oberhalb der fehlenden L. ein Ansatz
erhalten, der nur von einer von der Hand gehaltenen Schrift-
rolle herrühren kann; wahrscheinlich ist also die L. hier
danach zu ergänzen (ebenso übrigens bei der grofsen Berliner
Replik: Beschr. d. ant. Skulpt. Nr. 221). Ein Pfeiler, wie
hier, fand sich auch an einer dritten fragmentierten Statuetten-
replik, die i. J. 1901 im römischen Kunsthandel war; doch
ist bei der Berliner Replik dem Relief entsprechend der
Felsen gesichert.
Clarac 525, 1084; Gerhard-Platner S. 55 Nr. 243; Amelung Die
Basis des Praxiteles in Mantinea S. 80.
Abteilung XI.
246. Fragment eines Sarkophages (Taf. 50).
H. <>i595 m.f Br. 0,52 m. Grobkörniger hellgrauer Marmor.
Sehr bestofsen.
Oben schmale Randleiste erhalten. Darunter Hochrelief:
vor einem im Hintergrund gespannten Vorhang zwei stehende
Musen von vorn sichtbar; die r. mit r. Standbein, die 1. mit 1.;
beide mit Ärmelchiton und darüber ärmellosem Chiton und
breitem Gürtel, Armbändern an den Oberarmen, Mantel, der
bei der 1. nur auf den Schultern sichtbar wird, bei der r.
auf der 1. Schulter, am Gürtel, durch den er gezogen ist, und
1. neben dem r. Bein; die r. hält in der seitwärts ausge-
streckten R. eine grofse Flöte mit Haken (abgestofsen Federn
auf dem Kopf, Nase, Kinn, 1. Hand, die jedenfalls die andre Flöte hielt,
Füfse); d*e 1. hält im 1. Arm die Lyra, mit der R. vor der
Brust das Plektron (abgestofsen Federn, Nase, Kinn, Stück am Steg
478 MU8E0 CHIARAMONTI 247. 248.
und äufserem Hörn der Lyra [Ansät« am Grunde], Finger der R., Füfse);
1. noch die L. (mit Plektron?) einer dritten Muse mit Gewand.
Augensterne gebohrt. Schlecht und spät.
Gerhard-Platner S. 55 Nr. 244.
247. Sarkophag-Fragment (Taf. 50).
H. 0,39 m., Br. 0,36 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor mit dunkleren Adern.
Oben schmale Randleiste erhalten. Darunter Hochrelief:
Oberkörper von zwei Musen; die 1. von vorn sichtbar, ohne
Attribut, in Chiton und Mantel, den beide Hände — sie
sind von ihm bedeckt — vor der Brust erheben; auf dem
Scheitel die Spur der Federn; die r. Melpomene nach 1. ge-
wandt, in Ärmel-Chiton und einfachem Chiton darüber, beide
gegürtet; auf dem 1. Unterarm eine bärtige Maske, die R.
demonstrierend vorgestreckt; auf dem Scheitel die Federn;
r. unten noch eine R. mit Teil des Unterarms einer sitzenden
Figur auf undeutlichem Gegenstand (Kithara?) sichtbar.
Augensterne gebohrt. Spät und schlecht.
Gerhard-Platner S. 56 Nr. 245.
248. Relieffragment (Taf. 50).
H. 0,415 m., Br» o,68 m. Ziemlich grofskörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt die r. obere Ecke, Kopf, Hals, 1. Schulter, fast der ganze
1. Arm und Rücken der r. sitzende Muse, r. Unterarm mit Hand, Kinn und
1. Hand des Mannes, 1. obere Ecke, Kopf, Hals, Schultern, r. Unterarm mit
Hand und Plektron der 1. sitzenden Muse, 1. untere Ecke mit halbem Stuhl-
bein. Beschädigungen s. im Text.
Schmale Randleiste oben, unten und 1. erhalten (nicht
so stark vorspringend, wie an Sarkophagen); r. abgebrochen.
Links sitzt nach r. auf einem Sessel mit Polster und Über-
hang mit Troddeln eine Muse in Sandalen, gegürtetem Chiton
und Mantel um 1. Schulter und Unterkörper (Loch im r. Ober-
arm mit Gyps verschmiert. R. Knie fehlt); sie hält mit der be-
schädigten L. eine Lyra (äufseres Hörn und Steg z. T. abge-
brochen) auf den L Oberschenkel gestützt und erhebt mit
der R. das Plektron; r. von ihr im Grunde ein Laubbäumchen
(Lorbeer?). Weiter r. ihr zugewandt ein Mann im Himation
mit gekreuzten Füfsen stehend, mit 1. Hand und r. Ellenbogen
auf eine Stele gelehnt, das Kinn auf die R. gestützt (er scheint
MÜSEO CHIABAMONTI 249. 250. 479
unbärtig zu sein); jedenfalls ein Dichter. R. davon im Grunde
eine stehende Muse von vorn gesehen, in gegürtetem Chiton
und Mantel, in der gesenkten L. ein rundes längliches
Attribut (Rolle?), den Kopf nach r. gewandt. Weiter r. vorn
eine stehende Muse von vorn gesehen, in Chiton und Mantel
aus dem nur die Hände hervorragen, in der L. eine Rolle,
den Kopf nach r. gewandt. R. davon im Grunde eine
stehende Muse nach 1. gewandt, in Chiton und Mantel, den
r. Ellenbogen auf die L., das Kinn auf die R. gestützt.
R. endlich eine nach 1. sitzende Muse (Sessel [Beine sehr be-
schädigt] und Kleidung wie 1.); sie hält mit der L. ein Diptychon (?)
und erhob mit der R. einen Stilus mit Knopf (sehr beschädigt)
Hochrelief mit vielfacher Verwendung des Bohrers. Spät
und schlecht.
Gerhard-Platner S. 56 Nr. 246.
249. Sarkophag-Fragment (Taf. 50).
H. 0,32 m., Br. 0,315 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Oben grade abgeschnitten. Hochrelief: vor einem im
Hintergrund aufgespannten Vorhang zwei stehende Musen
von vorn gesehen (beiden fehlen die Fufse); die r. mit Ärmel-
Chiton und ärmellosem Chiton, beide gegürtet, Mantel, Federn
auf dem Scheitel, mit beiden Händen eine Doppelflöte nach
1. haltend (unteres Ende der r. abgebrochen), den Kopf nach r.
umwendend (Stirn fehlt); die 1. in Chiton und Mantel, der
nur die gesenkte L. mit Rolle freiläfst, den Kopf nach r.
Wendend (es fehlen die Federn fast ganz mit Teil der Haare, 1. Knie
und Unterschenkel). Leicht geglättet. Späte, nicht ungeschickte
Arbeit.
Gerhard-Platner S. 56 Nr. 247.
250. Relieffragment mit Inschrift (Taf. 50).
H. 0,79 m., Br. 0,43 m. Grofskörniger, leicht bläulicher Marmor.
Oben und unten breite Randleiste erhalten; auf beiden
Reste einer Votivinschrift. Dazwischen Hochrelief: r. steht
von vorn gesehen mit r. Standbein eine ideale nackte
Jünglingsgestalt, die langen Haare vorn gescheitelt und
zurückgestrichen; der Kopf wendet sich nach der 1. Schulter;
480 MÜSKO CHI ARAMONTI 2 5 1 .
der 1. Ellenbogen (fehlt mit Unterarm und Hand) ruhte auf
einem mit Gewand bedeckten, schmalen Pfeiler mit zwei
Ansätzen r. (wohl dem Rest eines Dreifufses); die R. gesenkt
mit einem undeutlichen, hörn artigen Attribut. L. davon ein
viereckiger, oben und unten einfach profilierter Alter mit
Guirlanden zwischen Bukranien an den Ecken (das sichtbare
z. T. ergänzt); hinter dem Altar eine Pinie, um deren Stamm
eine breite Binde geschlungen scheint und in deren Krone
Wollbinden geschlungen sind ; r. hängen an einem AstKymbala,
1. ist an den Stamm eine Flöte (?) gelehnt. Zwischen den
Beinen des Jünglings ein durchgehendes rundes Loch. Oben
rechts mit roter Farbe dasselbe Zeichen, wie bei Nr. 235a,
aufgemalt; s. dort. Späte weichliche Arbeit.
Gerhard Antike Bildwerke Taf. LXXXII2; ders. Prodromus S. 322;
Gerhard-Platner S. 56 Nr. 248; Bötticher Baumcultus der Hellenen
S. 44 und 76 Fig. 5; Guhl u. Koner Leben der Griechen u. Römer6 S. 47
Fig. 48; Schreiber Kulturhistorischer Bilderatlas I Tafel XII 3; Mon. d. I.
Supplemento Taf. XXVIII 1; CIL VI 31068.
251. Vorderseite eines Kindersarkophags (Taf. 50).
H. 0,335 m., L. 1,42 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor mit dunkleren
Adern.
Ergänzt 1. obere Ecke, Flicken im oberen und unteren Rand. Auch
sonst vielfach erg. und beschädigt; s. das Einzelne im Text.
Oben und unten schmale Randleiste erhalten; dazwischen
Hochrelief: 1. ein Amor (r. Flügel erg.) mit bekränztem Kopf,
lehnt sich mit der R. auf eine kurze Stele und läfst Wasser;
dann ein Amor mit sog. Melonen frisur, nach 1. umblickend,
in der gesenkten R. eine kleine Guirlande, mit der L. nach r.
oben weisend; r. davon ein Amor mit Mäntelchen nach r.,
mit der R. eine Fackel senkend (oberer Teil mit Hand fehlt),
mit der L. ein Trinkhorn erhebend (teilweise abgebrochen);
dann eine Gruppe: ein Amor mit Rebenkranz und Mäntelchen
hält mit der R. einen andern, der mit Rebenkranz und Hals-
kranz, eine Fackel mit der R. senkend (Hand mit Teil der F. erg.)
zurücktaumelt und den 1. Arm um die Schultern des andern
legt (im r. Bein zwei Gypsflicken); dann in der Mitte wieder eine
Gruppe von zwei Amoren, die sich umschlingen und herzen,
beide bekränzt, der 1. mit Mäntelchen (Teil des r. Unterarms mit
MÜSEO CHIARAMONTI 252. 253. 48t
Hand, 1. Knie, Teil des l. Fufses erg.) deutet auf die andre Gruppe
zurück, r. davon ein senkrechter Bruch; dann ein Amor mit
Mäntelchen nach r., in der gesenkten R. eine Fackel (Teil davon
und am r. Flügel erg.); mit der L. dem nächsten nach dem Kopf
fassend, der mit Mäntelchen nach r. schreitend Lyra spielt
(oberes Ende des äufseren Horns abgebrochen; Ansatz im Grunde) und
umblickt; zwischen seinen Beinen ein mit einem grofsen
Gyps flicken gefülltes Ausflufsloch, r. von ihm senkrechter
Bruch; dann ein Amor mit Chlamys nach r., die gekrümmte
Doppelflöte spielend (erg. Teil des Oberarms); ganz r. ein Amor
mit Chlamys nach r., umblickend, in der gesenkten R. eine
Laterne, mit der L. einen Stab schulternd; der untere Teil
mit den Füfsen der letzten beiden und dem 1. Fufs des dritt-
letzten war abgebrochen und zwischen den Füfsen des
vorletzten durchgebrochen.
Späte, aber lebendige Arbeit
Vgl. Galleria lapidaria Nr. 188.
Gerhard -Platner S. 56 Nr. 249; Gerhard Antike Bildwerke
Taf. XCIIa; ders. Prodrorous S. 3341*.
252. Torso einer Apollonstatuette (Taf. 50).
H. 0,34 m. Grofskrystallinischer, leicht bläulicher Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, Anne von der Mitte der Oberarme an
(1. Arm war angesetzt; Eisenstift erhalten), Unterschenkel, fast die ganze
Stütze.
Aufrechte Haltung; r. Standbein, das verstärkt war durch
die Stütze; 1. Oberschenkel etwas vorgestellt; r. Oberarm
hängt grade herab, der 1. ist etwas seitwärts vom Körper
abgestreckt und zurückgenommen; Schulterlocken und Band-
enden, auf denen sich kreuzende Zickzack- und Querlinien
eingeritzt sind. Sorgfaltige Arbeit nach einem archaischen,
dem Typus Nr. 242 verwandten Original.
Gerhard-Platner S. 56 Nr. 250.
253. Kopf des Titus (Taf. 50).
H. (ohne Fufc) 0,36 m. Sehr grobkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Kinn, Fufs mit Indextäfelchen. Abgebrochen war
das Stück Gewand r. unten. Ohren bestofsen. Im Ganzen sehr ver-
waschen. Unten modern abgeschnitten.
Vatican. Katalog I. 31
4^2 MU8E0 CHIARAMONTI 254. 255. 256.
Der Kopf leicht nach seiner r. Seite gewendet. Ernster
Ausdrück. Gute lebendige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 56 Nr. 251.
Photographie Moscioni 3916.
254. Kopf der knidischen Aphrodite des
Praxiteles (Taf. 50).
H. des Ganzen 0,59 m., des Kopfes 0,33 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Teil der Oberlippe, Vorderteil des Halses, Haarschopf,
Bruststück mit Fufs. Sehr geputzt.
Schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 56 Nr. 252(?); Furtwängler Meisterwerke
S. 531 Anm. 2 Nr. 12; Klein Praxiteles S. 252 Nr. 3.
255. Statuette des Sarapis (Taf. 50).
H. °>S&5 m- Die antiken Teile von Bigio.
Ergänzt Kopf mit Hals und Teil des Nackens, r. Brust und r. Schulter,
r. Arm mit Ärmel, 1. Arm mit Teil des Mantels, Flicken am r. Schienbein,
Flifse und Unterschenkel, soweit sie nackt sind, Lehne, grofser Teil des
Sitzes hinten und seitlich, Basis.
Auf einem Stuhl mit Rückenlehne und gekreuzten
Leisten an den Seiten zwischen den Beinen thront Sarapis
in Chiton und Himation (auf 1. Schulter, um Rücken und
Unterkörper) mit erhobenem 1. Arm (die Hand mit Teil des
Scepters erg.), den r. Arm vorgestreckt, auf dem Kopf den
Modius. Unbedeutende Arbeit.
Fea Nuova descrizione S. 87; Gerhard-Platner S. 56 Nr. 253.
256. Griechischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 50).
H. des Ganzen 0,56 m., des Kopfes 0,28 ro. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Flicken in der 1. Braue und Wange, Hals, Bruststück
mit Fufs. Ende des Haarschopfes war abgebrochen. Ohren sehr
bestofsen. Gesicht stark überarbeitet.
Geradeaus gewendeter jugendlicher weiblicher Kopf mit
sog. Melonenfrisur; die Stirn umkränzt von kleinen Löckchen;
die Haare umwunden von einem Band, das auf dem Scheitel
vorn gebunden ist und von dem sich über den Ohren ein
zweites, den Kopf überspannendes Band abzweigt. Die
Züge sind individuell, aber nur in geringem Mafse; danach
MU8E0 CHIARAMONTI 257. 258. 483
und nach dem Stil des Kopfes und seiner Repliken, die
zugleich dafür sprechen, dafs das Orignal im Altertum
bekannt war, dürfen wir auf ein Porträt der attischen Schule
vom Beginn des 4. Jahrh. v. Chr. schliefsen, vielleicht das
einer Dichterin. S. Rein ach hat a. unten a. O. versucht,
dieses Original speciell dem Silanion zuzuschreiben und ver-
mutet in ihm nach Vergleich mit einer Statuette in Compiögne
die Korinna dieses Künstlers; aber erstens stimmt der Kopf
der Statuette gar nicht genau mit dem hier besprochenen Typus
überein, zweitens scheint die Zugehörigkeit des Kopfes nicht
über jeden Zweifel erhaben. Endlich ist er so unbedeutend
als Arbeit, dafs er nicht genügt, uns eine klare Vorstellung
vom persönlichen Stil des Silanion zu übermitteln; was er
aber giebt, unterscheidet sich deutlich von dem noch strengen,
flächigen Stil des fraglichen Typus, und dagegen spielt die
Ähnlichkeit der Frisur — von Übereinstimmung ist auch hier
nicht die Rede — gar keine Rolle.
Gerhard-Platner S. 56 Nr. 254; Amelung bei Aradt-Amelung
Einzelaufnahmen, Text zu Nr. 11 88/9; S. Rein ach Revue archeologique
1900 I S. 170.
257. Bärtiger Athletenkopf (Taf. 50).
H. (ohne Fufs) 0,33 m. Ziemlich grobkörniger, bräunlicher Marmor.
Ergänzt Vorderteile der Nase, Fufs. Unten modern abgeschnitten.
Ohren und Haare besto'fsen.
Bärtiger Kopf mit vollem Lockenhaar, verschwollenen
Ohren, tiefliegenden kleinen Augen, festgeschlossenem
Mund, leicht nach seiner r. Seite gewendet. Im Haar tiefe
Rinne, jedenfalls für einen Kranz. Vorzügliche hadrianische
Copie nach dem Kopf einer ikonischen Athletenstatue aus
Bronze vom Ende des 4. Jahrh. v. Chr. (vgl. das Porträt des
Demosthenes).
Gerhard-Platner S. 56 Nr. 255; Arndt-Bruckmann Griech. u. röm.
Porträts Taf. 223/4.
258. Fragment einer Dionysosstatuette (Taf. 50).
H. 0,42 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Ergänzt Teile der Haare und des Stirnbandes. Es fehlen Trauben
des Kranzes, Arme, Unterschenkel mit Knieen, Füfsen, Basis. Vorn unten,
1. und hinten, augenscheinlich durch Feuer, sehr zerstört.
31*
484 MÜSEO CHIARAMONTI 259. 260.
Aufrechte Haltung; r. Standbein, 1. Oberschenkel leicht
vorgestellt; 1. Arm gesenkt; r. Arm hoch erhoben; die R.
ruhte auf dem nach der 1. Schulter gewendeten Kopf (Ansatz
erhalten) mit langem gescheitelten Haar, Stirnband und
Epheukranz, dessen Trauben mittels kleiner Metallstifte be-
festigt waren, die z. T. erhalten sind. Kleine Stützenreste
auf der 1. Schulter (für den Thyrsos?), in der 1. Achsel und
auf der r. Hüfte (für eine andere Figur?). Augensterne ein-
gebohrt. Sorgfaltig gearbeitete Variation des Apollon-
Lykeios-Typus.
Gerhard-Platner S. $6f. Nr. 256.
259. Römische männliche Porträtbüste (Taf. 50).
H. (ohne Fufs) 0,41 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt fast die ganze Nase, oberer Teil beider Ohrmuscheln,
Bfistenfuis mit IndeztSfelchen.
Auf einer Büste von der am Ende der Republik und
Beginn der Kaiserzeit üblichen Form mit leichter Wendung
nach der 1. Schulter ein magerer, knochiger Kopf eines alten
Mannes mit kurz geschorenem Haar (eingepickt), scharfem
ernsten Blick, grofser Nase, schmalen, fest geschlossenen
Lippen und breitem Kinn. Vortreffliche, lebendige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 57 Nr. 257.
260. Torso eirier Knabenstatuette (Taf. 50).
H. 0,59 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, r. Arm, 1. Hand, 1. Bein von der Mitte
des Oberschenkels an, r. Unterschenkel, Ende der Chlamys. Falten sehr
bestofsen. Stark geputzt.
Knabe ohne Schamhaar; aufrechte Haltung; r. Stand-
bein (am Oberschenkel aufsen Stützenrest des verstärkenden
Stammes); 1. Oberschenkel vorgesetzt; r. Arm war gesenkt;
Chlamys auf der r. Schulter geknüpft und um den leicht
vorgestreckten 1. Arm geschlungen (Stützenrest am 1. Ober-
schenkel aufsen wohl für den abgebrochenen Chlamyszipfel;
in den Falten auf dem 1. Unterarm und an der 1. Schulter
Spuren des von der L. gehaltenen Attributes). Unbedeutende
Arbeit.
Gerhard-Platner S. 57 Nr. 258.
MÜSEO CHIARAMONTI 261. 262. 263. 485
261. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. 50).
H. 0,66 m. Feinkörniger weifeer Marmor mit bläulichen Stellen.
Ergänzt Nase, Kinn mit Teil der Unterlippe, Flicken in der 1. Wange,
Ohren, Oberteil der Haartour Qber der Stirn, runder Haarwulst auf dem
Hinterkopf, zwei Stücke am Büstenfufe unten. Der Hals ganz mit Gyps
verschmiert. Stark überarbeitet.
Auf trajanischer Achselbüste mit Tunica und Mantel, der
beide Schultern und Brust bedeckt, gradeaus gewendet der
Kopf einer Matrone mit schmalem Gesicht und grämlichem
Ausdruck; Frisur der Matidia (vgl. Braccio nuovo Nr. 73).
Ob der Kopf zur Büste gehört, ist zweifelhaft; die Bewegung
der beiden Halsteile scheint nicht zusammenzustimmen. Un-
bedeutende Arbeit.
Gerhard-Platner S. 57 Nr. 259. •
262. Knabenstatuette (Taf. 50).
H. 0,80 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Flicken in der 1. Wange mit Hälfte der Lippen,
1. Hand mit Gewandzipfel, Rand des Gewands am r. Bein, Streifen und
Flicken im r. Bein beim Knie, 1. Unterschenkel mit Knie und Fufs, Basis.
Abgebrochen die Spitze des r. grofsen Zehen. Das r. Bein war am Knie
durchgebrochen.
Ein Knäbchen steht breitbeinig (das r. Bein verstärkt
durch einen kurzen Stamm), erhebt mit der L. einen Zipfel
seines kleinen Chiton, der von der 1. Schulter geglitten ist
und in dessen Bausch Trauben liegen, in die die R. greift;
der Kopf wendet sich mit lächelndem Gesicht nach der
r. Schulter und aufwärts. Hübsche Erfindung; geringe Arbeit.
Gefunden 1811 bei Ausgrabungen in Veji an derselben
Stelle, an der die Statue des Tiberius (hierselbst Nr. 400) ge-
funden wurde.
C. L. Visconti Descrizione dei Musei Vaticani (1870) Nr. 262.
263. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. 50).
H. (ohne Fufs) 0,54 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt aus Marmor: Nasenspitze, Ohren, Büstenfufs mit Index*
t&felchen; aus Gyps: Haarschopf über der Stirn, Haarwulst auf dem Hinter-
kopf, Flicken im Gewand auf der r. Schulter und vorn. Kopf war ge-
brochen.
486 MUSEO CHIABAMONTI 264. 265.
Auf trajanischer Achselbüste mit peplosartigem Gewand
halb nach der 1. Schulter gewendet und leicht geneigt der
Kopf einer Matrone mit schmalem, fleischigen Gesicht, sehr
markierten Zügen und bösem Ausdruck, die Brauen durch
Striche angegeben; die Haare vorn gescheitelt und in welligen
Strähnen zurückgestrichen; auf der Mitte des Vorderschädels
ein gescheitelter kurzer Schopf, dahinter ein grofeer runder
Chignon. Vorzügliche Arbeit trajanischer Zeit (früher ganz
grundlos Zenobia genannt).
Gerhard-Platncr S. 57 Nr. 261; Bernoulli Rom. Ikonographie
II 3 S. 185; Arndt - Bruckmann Griech. u. röm. Porträts Taf. 177,8;
Heibig Nr. 81.
264. Torso eines verwundeten Kindes (Taf. 50).
H. 0,44 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, 1. Schulter mit Arm, r. Arm (beide waren
angestückt; Eisendübel erhalten), Unterschenkel mit Knieen und Ftifsen, Basis.
Aufrechte Haltung; Oberschenkel gleichmäfsig etwas
vorgesetzt; am 1. aufsen Spur einer Stütze; r. Arm war
gesenkt; Wunde an der r. Brust aufsen. Unbedeutende
Arbeit.
Gerhard-Platner S. 57 Nr. 262.
265. Römischer männlicher Porträtkopf auf
moderner Büste (Taf. 50).
H. des Ganzen 0,61 m., des Kopfes 0,275 m. Feinkörniger,
hellgrauer Marmor.
Ergänzt fast die ganze Nase, Hals mit Büste und Fufs.
Auf moderner nackter Büste mit leichter Wendung nach
der 1. Schulter der Kopf eines Mannes in mittleren Jahren
mit vollem Lockenhaar, kurzem Vollbart, tiefliegenden Augen,
schmalen geschlossenen Lippen und ernstem, trüben Aus-
druck. Brauen durch Striche angegeben; Augensterne und
Pupillen eingegraben. Gutes Porträt aus der Zeit des
Antoninus Pius.
Gerhard-Platner S. 57 Nr. 263.
Unter Nrt 259—265:
MÜSEO CHJARAMONTI 266. 287
Drei Fragmente verschiedener Gesimse (Taf. 50).
a (unter 259 — 60).
H. 0,28 m., L. 1,135 m*> T* °iI5 m* Ziemlich grobkörniger gelblicher Marmor.
Sehr bestofsen. R. und 1. von Nr. 259 je ein Bruch.
Geison; Kyma mit überhängenden kleinen Akanthus-
blättern; Sima mit Akanthusranken und -kelchen. Spät und
schlecht.
b (unter 261—64).
H. 0,305 m., L. 2,57 m.t T. 0,27 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt der obere Rand fast ganz. Unten nicht vollständig erhalten.
Sehr bestofsen.
Geison mit Anthemienband; Astragal; Kyma mit
Akanthusblättern; Sima mit Delphinen, deren Schwänze
verknotet sind. Spät und schlecht.
c (unter 265).
H. 0,14 m., L. 0,765 m., T. 0,34 m. Grobkörniger grauer Marmor.
Sehr zerstört.
Sima mit Delphinen wie bei b; zwischen ihnen Blumen.
Spät und schlecht.
266. Relieffragment (Taf. 50).
H. 0,19 m., L. 0,54 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben und 1. schmale Randleiste erhalten. Mittleres
Relief: bärtiger Triton (Teile der Schwanzwindungen fehlen) nach 1.
schwimmend, den Kopf umwendend, hält im 1. Arm eine
lange grade Muscheltrompete, führt mit der R. ein Meerrofs
am Zügel; auf dem Rücken des Tritons eine Nereide (1. Fufs
fehlt); sie hält mit der R. einen wehenden Schleier, stützt die
L. auf den Schwanz des Tritons und wendet den Kopf nach
einem über der Schwanzflosse des Tritons schwebenden Eros,
der mit beiden Händen nach dem Schleier greift; r. über der
Schwanzflosse eines nach r. gewandten Pendants des Tritons
ein nach r. fliegender Eros mit umgewandtem Kopf und
Guirlande in beiden Händen. Augensterne eingebohrt.
Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 57 Nr. 264.
488 MUSEO CHJABAMONTI 267. 268. 269. 269A.
267. Relieffragment (Taf. 50).
H. 0,24 m., Br. 0,375 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Unten weit vorspringender Rand erhalten; darüber, vor
einer in Flachrelief angegebenen Ballustrade mit Pilasterbasis,
in Hochrelief der 1. Unterschenkel mit Fufs (Ferse erhoben)
und Teil des vorangesetzten r. Unterschenkels und Fufses
einer nach 1. eilenden Frau mit flatterndem Gewand (Falten
bestofsen) und Sandalen an den Füfsen. Vgl. den Fries
der »borghesischen Tänzerinnen« im Louvre und seine
Repliken (Haus er Neu-attische Reliefs S. 46 ff.), auf denen
jedoch Balustrade und Basis höher im Verhältnis zu den
Figuren sind. Gute Arbeit.
Gerhard-Platner S. 57 Nr. 265.
268. Fragment eines Sarkophagdeckels (Taf. 50).
H. 0,28 m., Br. 0,40 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Senkrechter Bruch in der Mitte.
Oben und r. schmale Randleiste erhalten. Über plastisch
angegebenen Wellen zwei neben einander nach r. bewegte
Meerrosse; von den Schwanzflossen nur eine teilweise erhalten.
Spät und roh.
Gerhard-Platner S. 57 Nr. 266.
269. Relieffragment (Taf. 50).
H. 0,13 m., Br. 0,26 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Senkrecht gebrochen im 1. Teil; 1. davon wagerecht.
Unten weit vorspringender, breiter Rand erhalten.
Darüber Hochrelief: über plastisch angegebenen Steinen und
Gras zwei neben einander nach r. schreitende Rinder, das
vordere fressend (1. Hinterbein unten abgebrochen), das hintere
nach dem andern umblickend; L (nur angelegt) nach r.
sitzender, kleiner Hirt mit Lagabolon; r. von ihm im Grunde
der Kopf eines Hundes nach r. gewandt Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 57 Nr. 267.
269A. Grabara einer Iunia Athenais (Taf. 50).
CIL VI 20860,
MU8E0 CHIABAMONTI 269B. C. D. E. Ea. 489
269B. Kleiner Altar des Dispater und Hercules
gesetzt von Ti. Claudius Spendon und Valeria Frontis
(Taf. 50).
CIL VI 139.
269C. Fragment eines dreiseitigen ornamentierten
Pfeilers (Taf. 50).
H. 0,74 m., Br. 0,215 ra- Feinkörniger, leicht bläulicher Marmor,
Ränder mehrfach bestofsen.
An den Rändern je ein Rundstab, dann Leiste und glattes
Kyma; im Feld je ein Schaft eines Thyrsos.
269D. Kleiner Altar der Fortuna gesetzt von einem
T. Flavius Bathyllus (Taf. 50).
CIL VI 172.
269E. Aschenge fäfs (Taf. 50).
H. (ohne Fufs) 0,32 m. Feinkörniger bräunlicher Marmor.
Ergin zt der Fufs. Deckel fehlt; er war mit Metallstiften befestigt,
von denen sich r. einer erhalten hat.
Eiförmiges Gefäfs, auf dessen Schultern sich von den
Henkeln nur Spuren erhalten haben; an der Wandung in
Flachrelief vier Satyrn nach 1. tanzend, jeder ein Pantherfell
um die Schultern geknüpft; der vordere mit Doppelflöten,
der 1. mit Thyrsos, unten ein Panther, der hintere den r.
am Fell fassend, dieser mit Thyrsos. Lebendig, aber flüchtig
und ohne Feinheit gearbeitet.
Darunter:
269 Ea. Aschenurne mit gefälschter Inschrift
einer Vernasia (Taf. 59).
H. 0,33 m., Br. 0,255 m- Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt die r. hintere Ecke. Die Inschrift war ausgebrochen.
An der Vorderseite r. und 1. je eine ionische Säule
mit gewundenen Canelluren; dazwischen oben die umrahmte
Inschrifttafel, unten Hochrelief: zwischen zwei Lorbeerbüschen
49° MUSEO CHIABAMONT1 269 Kb. F. G. H.
ein Ziegenbock, der an dem r. frifst; auf seinem Rücken ein
Erot. An den Nebenseiten in Flachrelief je ein Lorbeer-
baum mit zwei Vögeln darunter.
CIL VI 3483».
Darunter:
269Kb. Aschenurne (Taf. 50).
H. 0,24 m., Br. 0,36 in., T. 0,34 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Sehr bestofsen.
Oben glatter, unten ornamentierter Rand. An den Ecken
je ein Bukranion; dazwischen je eine Guirlande mit flattern-
den Bändern; auf der Vorderseite über der Guirlande
weibliches Brustbild, die L. mit undeutlichem Attribut vor
die Brust legend (vgl. Nr. 242a); r. und 1. von ihr undeutliche
Reste; auf den Nebenseiten an entsprechender Stelle je
eine Muschel. Rückseite unsichtbar. Unbedeutend.
269F. Aschenurne einer Flavia Didyme (Taf. 50).
Auf der Vorderseite r. und 1. je ein Candelaber; daran
aufgehängt eine Lorbeerguirlande; darüber die Inschrifttafel.
Stammt aus Ostia, wo sie Anfang des 19. Jahrhunderts ge-
funden wurde.
CIL XIV 1045.
269G. Fragment eines dreiseitigen orna-
mentierten Pfeilers (Taf. 50).
H. 0,73 m., Br. o,i6 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ränder sehr bestofsen.
Unten und an den Seiten glattes Kyma (oben unvoll-
ständig); im Feld jederseits eine phantastische Staude mit
verschiedenen Blüthen; jede Seite anders componiert; 1. oben
ein Vogel; eben hier ist mit roter Farbe 8 aufgemalt. Feine
Decorationsarbeit guter Zeit.
269H. Grabara einer Allidia Lucifera (Taf. 50).
CIL VI n 467.
MUSEO CH1ARAMONTI 269I. 270. 27 1. 272. 491
269I. Grabara einer Ogulnia Clementlila (Taf. 50).
CIL VI 23425.
270. Sarkophagfragment (Taf. 51).
H. 0,53 m , Br. 0,71 m. Feinkörniger weifser Marmor mit bläulichen Stellen.
L. von der Säule senkrechter Bruch.
Unten weit vorspringender, hoher Rand mit Profillinie
vorn oben. Darüber in der Mitte auf gesonderter Basis
der untere Teil einer Säule mit spiralförmig gewundenen
Cannelluren; I. der Körper eines sehr rundlichen Knaben
(es fehlen Kopf und Hals, r. Schulter und Brust, Arme bis auf Ansätze;
r. Arm war gesenkt, 1. mäfsig erhoben) von vorn gesehen, mit
r. Standbein auf ebenfalls gesonderter Basis stehend; r. ein
ähnlicher Körper (es fehlen Kopf und Hals, r. Arm bis auf Ansatz,
1. Unterarm) ebenso von vorn gesehen und auf besonderer
Basis stehend; 1. Standbein; die R. hielt augenscheinlich das
sichelartige Messer, das sich vorn an der Säule erhalten hat;
der 1. Unterarm war seitlich vorgestreckt; an der 1. Hüfte
Ansatz; rechts noch der Rest einer weiteren Säulenbasis.
Sehr hohes Relief. Nach der Sichel sind Genien der Jahres-
zeiten zu vermuten. Gute, sorgfaltige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 57 Nr. 268.
271. Sarkophagfragment (Taf. 51).
H. 0,48 m., Br. 0,27 m. Ziemlich grobkörniger, gelblicher Marmor.
Oben schmale Randleiste erhalten. Darunter Hochrelief:
vor einem Vorhang der Oberkörper eines bärtigen Mannes
(bis zu den Kniecn) mit Himation, von vorn sichtbar; 1. Stand-
bein; Kopf nach r. gewendet; L. mit Rolle mäfsig erhoben;
R. docierend vor der Brust (Finger abgebrochen). Rechts
ein Stück einer Leiste erhalten; hier werden die gewellten
Canelluren angesetzt haben. Spät und roh.
Gerhard-Platner S. 57 Nr. 269^
272. Sarkophagfragment (Taf. 51).
H. 0,58 ro., Br. 0,27. Grofskrystallinischer bläulicher Marmor.
Oben weit vorspringende schmale Randleiste erhalten.
Darunter Hochrelief: vor einem Vorhang eine von vorn
492 MÜSEO CHIARAMONTJ 273. 274.
sichtbare, mit 1. Standbein stehende Frau (es fehlen Nasenspitze,
Hände, Füfse) in Chiton und Himation, das über den Kopf
gezogen ist und vor dem Leib einen dreieckigen Überschlag
bildet (Typus der Fortuna im Braccio nuovo Nr. 86); Kopf
nach der r. Schulter gewendet; beide Hände waren erhoben
(auf der 1. Schulter und über der r. Stützenreste für die
Hände); die Frau war also als Betende dargestellt. Links
Reste eines Baumstammes (?); auf einem unteren Absatz ein
nach 1. sitzender Vogel mit umgewandtem Kopf (es fehlen
Schnabelspitze, r. Fufs, 1. Bein). Späte, sorgfältige Arbeit mit viel-
facher Verwendung des Bohrers (christlich?).
Gerhard-Platner S. 57 Nr. 270.
273. Fragment von dem Sarkophagdeckel eines
Knaben P. Cassius Atticus (Taf. 51).
H. 0,17 m., L. 1,16 m. Feinkörniger gelblicher Marmor mit schwärzlichen
Adern.
Rechts abgebrochen. Durch den Amor 1. von der Inschrift senkrecht
gebrochen.
Links ein Kopf mit gedrehten Locken und phrygischer
Mütze (Mithras). R. daran schliefst sich die Vorderseite des
Deckels mit Flachrelief; links, oben und unten schmale
Randleiste erhalten; die Mitte nahm die umrahmte tabula
ansata mit Inschrift ein, jederseits mit beiden Händen von
einem schwebenden Amor gehalten; 1. davon jederseits neben
einer kurzen Stele, auf der eine Silensmaske der Mitte zu-
gekehrt liegt, ein auf dem äufseren Bein knieender Amor,
das andre Bein ausgestreckt, sodafs sich die Füfse berühren,
die äufsere Hand auf den Boden gestützt, mit der andern
die Maske berührend und nach ihr umblickend; r. hat sich
noch ein Teil einer ganz entsprechenden Gruppe erhalten.
Gerhard-Platner S. 57 Nr. 271.
274. Drei Fragmente von Sarkophagdeckeln.
(Taf. 51).
Von links nach rechts:
a. H. 0,195 m., Br. 0,215 m. Feinkörniger, leicht bläulicher Marmor.
Ergänzt 1. untere Ecke und obere Hälfte.
MÜSEO CHTARAMONTI 275. 493
An dem antiken Fragment unten schmale Randleiste;
darüber in mittlerem Relief nach 1. stehend eine Sau, r. von
ihr ein Hund (Kopf fehlt), über ihm ein Baumstamm (Krone und
entsprechender Baum 1. erg.).
b. H. 0,195 m-> L. 0,49 m. Ziemlich grobkörniger, gelblicher Marmor.
Schmale Randleiste unten teilweise, oben fast garnicht
erhalten. Dazwischen in mittlerem Relief: 1. auf Felsen
nach r. sitzend ein Hirt mit Hut, Exomis und hohen
Sandalen; die R. (Arm fehlt) auf den Felsen gestützt; die L.
liebkost einen Hund mit Halsband, der ihm zugewandt steht
und das r. Vorderbein erhebt; hinter diesem ein kahler Baum
mit zwei langen Ästen; r. zwei Rinder nach r., der vordere
fressend, der hintere den Kopf umwendend (vgl. Nr. 269).
Lebendige, einfache Arbeit.
C. H. 0,195 m*i L. 0,35 m. Feinkörniger, bläulicher Marmor.
Ergänzt ein grofses Stück r. am Ende. Senkrechter Bruch r.
vom Rad.
Oben und unten schmale Randleiste erhalten. Da-
zwischen Flachrelief: 1. ein grober, zweirädriger Karren, mit
Holzscheiten (?) beladen, von zwei Ochsen nach r. gezogen;
über den Tieren der Oberkörper eines Lenkers mit Ärmel-
tunica, von vorn sichtbar, im 1. Arm einen leicht gekrümmten
Stab, in der R. einen kurzen Stab, mit dem er auf die Ober-
fläche des Wagens deutet; r. schreitet den Tieren, sie
führend, ein umblickender Knabe mit Tunica und Mäntelchen
voran. Vgl. zu allen Dreien Nr. 127 und Galleria lapidaria
Nr. 56 b und 63 c.
Die drei Fragmente stammen aus dem Besitz der Mattei.
Venuti Monum. Matthaeiana II Taf. LXXXII3; Gerhard-Platner
S. 57 Nr. 272.
275. Relieffragment (Taf. 51).
H. 0,59 m.f Br. 0,45 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt 1. untere Ecke mit r. Fufs des 1. Mannes. Abgebrochen
war die untere Partie mit den Fttfsen.
Auf leicht gerundeter Fläche Hochrelief: r. ein Mann
in langem Ärmelchiton mit breitem Gürtel nach r. aufrecht
494 MUSBO CHIABAMONTI 276. 277.
stehend; 1. Füfs hochgestellt; beide Arme vorgestreckt; über
dem 1. undeutlicher Rest (wohl von einer Kithara stammend;
Kitharöde; es fehlen ]. Fufs, r. Unterarm, Hände, Kopf). L. ein
Mann in kurzem gegürteten Chiton, auf den Fufsspitzen und
gebückt vorschreitend (1. Fufs voran); Unterarme vorgestreckt;
die Hände hielten einen zweigartigen Gegenstand (es fehlen
Kopf, r. Unterarm mit Hand). Zwischen seinen Beinen ein runder
Schild mit Rand (ein Stuck ausgebrochen) und 1. aufwärts
ragendem Band oder Stab. Einfache, decorative Arbeit.
Gerhard-Platner S. 57 Nr. 273.
276. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 51).
H. des Ganzen 0,53 m., des Kopfes 0,30 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Ergänzt Nase, Brauen, Stück des r. Unterlides und darunter, Stück
der Oberlippe und am Rande des 1. Ohres, Bruststück mit Fufs.
Kopf einer Frau in mittleren Jahren gradeaus gewendet
mit starkknochigem Gesicht, schmalen geschlossenen Lippen,
grofsen Augen und ernstem Ausdruck. Die Haare sind vom
Scheitel nach den Seiten gestrichen; an den Schläfen ein
Teil zurückgekämmt; über der Stirn dicker, vorstehender
Wulst, von dem r. und 1. je ein dünner Zopf ausgeht, die
hinten mittels einer Schleife verbunden sind; im Nacken kurze
Haare. Unbedeutende Arbeit augusteischer Zeit.
Gerhard-Platner S. 57 Nr. 274.
277. Römische männliche Porträtbüste (Taf. 51).
H. des Ganzen 0,48 m., des Kopfes 0,28 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Oberlippe, Teil der Unterlippe, Kinn, zwei Flicken
der r. Wange, Teile der Augen, Ohren, Bruststück mit Fufs.
Jünglingskopf mit rundem glatten Gesicht und breitem
Schädel leicht nach der r. Schulter gewendet und geneigt;
kleinlicher Mund; Brauen durch Striche angegeben; Augen-
sterne und Pupillen eingegraben; kurzgeschorenes Haar (ein-
gepickt). Zeit des Saloninus, Sohnes des Gallienus, aber nicht,
wie früher angenommen, sein Porträt.
Gerhard-Platner S. 57 Nr. 275; Bernoulli Rom. Ikonographie
113 s. 175.
MU8E0 CHIABAMONTI 278. 279. 280. 495
278. Bärtiger Satyrkopf (Taf. 51).
H. des Ganzen 0,44 m., des Kopfes 0,21 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Locke über der r. Seite der Stirn, Hals fast ganz, Büste mit
Fufs. Fast ganz abgebrochen die Ohren.
Auf moderner Büste mit Nebris auf der 1. Schulter sitzt
gradeaus gewendet ein bärtiger Satyrkopf mit lächelnd ge-
öffnetem Mund. In den Haaren ein gewundenes Band. Viel
Bohrerarbeit. Roh.
Gerhard-Platner S. 57 Nr. 276.
279. Statuette eines schlafenden Eroten (Taf. 51).
L. 0,65 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, 1. Hälfte des Bodens mit Teil der Blumen, dem Ende
des 1. Flügels, dem 1. Bein, Füfsen und der Eidechse.
Ein Erot liegt schlafend mit gekreuzten Beinen, den Kopf
in die L. geschmiegt; der r. Arm liegt quer über den Körper
nach vorn; in der Hand Blumen; r. davon ein Schmetterling,
1. eine Eidechse ; ganz r. ragt ein Häschen aus einer Boden-
öffnung vor. Schlechte decorative Arbeit. Gefunden in
Roma Vecchia. Stand ehedem in der Galleria de' candelabri.
Gerhard-PIatner S. 57 Anm.*); C. L. Visconti Descrizione dei
Musei Vaticani (1870) Nr. 279.
280. Kopf eines Greisen auf moderner Büste (Taf. 51).
H. des Ganzen 0,46 m., des Kopfes 0,19 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Oberschädel mit einigen Locken, Nase, Bartlocke am r. Kinn-
laden, Büste mit Fufs. Sehr geschwärzt und verscheuert; die Ohren
fast ganz abgebrochen.
Auf moderner Büste mit Exomis und Schwertband sitzt
mit starker Hebung und Wendung nach der 1. Schulter der
Kopf eines greisen Mannes, dessen Haar und Bart in einzelnen
unregelmäfsigen Lockenbüscheln wächst; in dem geöffneten
Mund sieht man den zahnlosen Gaumen; schmerzlicher Aus-
druck; an Stelle des ergänzten Oberschädels wird ein breit-
randiger Hirtenhut angestückt gewesen sein. Vgl. den ähn-
lichen Kopf in Dresden (Treu Arch. Anzeiger 1890 S. 99)
und den der trunkenen Alten (Heibig Nr. 439). Gute Copie
eines hellenistischen Originals.
Gefunden im trajanischen Hafen bei Ostia.
Gerhard-PIatner S. 57 Nr. 278.
49^ MUSEO CHIA.RAMONTI 281. 282. 283.
281. Römischer männlicher Porträtkopf (Taf. 51).
H. des Ganzen 0,525 m., des Kopfes 0,26 ra. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Stück am Kinn, Hals, Bruststück mit Fufs. Sehr
verwaschen und verscheuert.
Kopf eines älteren Mannes mit vollem Gesicht, fest-
geschlossenem Mund und bösem Blick, leicht nach der
1. Schulter gewendet; kurze Haare leicht gelockt und nach
vorn gekämmt (hier viele Bohrlöcher). Zeit des Vitellius.
Gute, lebendige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 57 Nr. 279.
282. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 51).
H. des Ganzen 0,51 m., des Kopfes 0,28 m. Feinkörniger, leicht bläulicher
Marmor.
Ergänzt Nase, Teile beider Lippen, Flicken unter dem r. Auge,
Ohrläppchen, Unterteil der Haare im Nacken und hinter den Ohren, Büste
und Fufs.
Kopf einer Frau in mittleren Jahren gradeaus gerichtet;
volle Gesichtsformen; schmale, geschlossene, etwas gespitzte
Lippen; ernster Ausdruck; Brauen durch Striche angegeben;
Augensterne und Pupillen eingegraben; die Haare gescheitelt
und schlicht nach den Seiten gekämmt, lassen die Ohren
frei und bilden hinten und an den Seiten einen kissenartigen
Chignon mit Flechtennetz. Zeit der Etruscilla (3. Jahrh. n. Chr.).
Gerhard-Platner S. 57 Nr. 280.
283. Griechischer männlicher Porträtkopf auf
moderner Hermenbüste (Taf. 51).
H. des Ganzen 0,565 m., des Kopfes 0,29 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nasenspitze und Büste.
Auf moderner Hermenbüste mit Gewand auf der r.
Schulter sitzt der Kopf eines älteren Mannes mit leichter
Wendung zur r. Schulter; längliches Gesicht; Vollbart; ge-
schlossener, vorgeschobener Mund mit schmaler Oberlippe;
magere Wangen; grade Nase; grofse Augen mit leicht-
geglätteten Augäpfeln; niedrige, gerunzelte Stirn; die
schlichten Haare nach vorn gekämmt (auf dem Hinterkopf
nicht angegeben); ordinärer Ausdruck« Die Brauen sind
MUSEO CHIABAMONTI 284. 285. 497
durch Striche angegeben. Eingesetzt, also ursprünglich auch
für Herme oder für Statue bestimmt. Geringe Arbeit (welcher
Zeit?).
Gerhard-Platner S. 57 Nr. 281.
284. Statuette eines Knaben (Taf. 51).
H. 0,95 m. Marmor des Kopfes feinkörnig und grau, des Körpers fein-
körnig und weifs mit schwärzlichen Adern.
Ergänzt aus Marmor: Hals (in verschiedenen Stücken), r. Unterarm
mit Ellenbogen und Hand, Stück des 1. Vogels im Nest, viele StUcke der
Falten, r. Unterschenkel fast ganz, unteres Ende des Stammes mit Fttfsen
und Basis; aus Gyps die Nase; das ganze Gesicht mit G. Uberschmiert.
Abgebrochen Ränder der Ohren, 1. Hand mit Gewandzipfel (war ergänzt;
Löcher für Stifte erhalten).
Der Körper ist eine ganz elende Copie des Typus Nr. 167
mit der Variation, dafs der Knabe hier in den Falten des
Gewandes unten ein Nest mit drei Vögeln, in der R. einen
Vogel hält. Der nicht zugehörige Kopf (Marmor verschieden)
trägt einen schmalblättrigen Kranz im kurzlockigen Haar;
Augensterne wahrscheinlich modern eingebohrt; ebenfalls
schlechte Arbeit. Stand ehemals in der Galleria de1 candelabri.
Gerhard-Platner S. 57 Anm. **).
285. Statuette des Apollon (Taf. 51).
H. 1,04 m. Feinkörniger weifser Marmor mit gelblichen Flecken.
Ergänzt Oberteil des Schädels, Diadems und Kranzes, längliche
Flicken im Vorderteil des Halses, freistehende Teile der Schulterlocken,
r. Arm mit Hand» Tier und grofsem Flicken in der r. Seite, 1. Hand und
Teil des Gelenks, 1. Bein von der Mitte des Oberschenkels abwärts mit Fufs,
Flicken im r. Oberschenkel, halber Unterschenkel mit Fufs, Stamm mit
Köcher, Basis. Abgebrochen r. Ohrläppchen und Stütze zwischen 1. Hüfte
und Handgelenk. Beschädigt der Rand des r. Ohrs. Gebrochen waren
Kopf, 1. Unterarm, r. Bein dreimal.
Aufrechte Haltung; r. Standbein (modern verstärkt durch
Stamm mit Köcher); 1. Fufs gerade vorgesetzt; kein Scham-
haar; 1. Arm hängt grade herab; r. Unterarm vorgestreckt,
hält ein Hirschkalb (modern, doch ist nach dem grofsen
Flicken in der Seite ein derartiges Tier vorauszusetzen);
Kopf ganz leicht nach der r. Schulter gewendet und geneigt;
die Haare umsäumen die Stirn ungescheitelt in Wellen (unter-
Vatican. Katalog I. 32
1
498 MUSEO CHIABAMONTI 286.
höhlt mittels kleiner Bohrlöcher); Schulterlocken und im
Nacken Krobylos (dieser ist hier abweichend von der ge-
wöhnlichen Art gebildet, d. h. die Haare sind nicht nach
oben aufgenommen, sondern so, dafs der Schopf der Haar
enden unter der darüber liegenden Schleife der aufgenommenen
Strähnen hervorkommt); oben Kranz von einfachen rosetten-
artigen Blumen und hohes Diadem.
Flaue, sehr charakterlose Copie eines archaischen
Originals vom Beginn des 5. Jahrh. v. Chr. Eine ähnliche
Statuette im Fitzwilliam Museum zu Cambridge s. bei Furt-
wängler Statuencopieen (Abh. d. kgl. bayer. Akad. d.
Wissensch. XX) S. 573f. (mit Abb.). Mahler (s. unten) ver-
mutet Abhängigkeit von dem didymaeischen Apoll des Ka-
nachos. Zu der Art, wie das Tier getragen wird, vgl. eine
phidiasische Artemis im Lateran und in Villa Albani (Heibig
Nr. 900). Die Bedeutung wird gesichert durch den Schmuck
des Kopfes und das in der Hauptsache richtig ergänzte Tier;
die L. wird Bogen und Pfeil gehalten haben.
Gefunden im October 1795 in einer Bade- Anlage an der
Via Nomentana acht Miglien vor Porta Pia in einer Tenuta
Capo Bianco.
Pentini bei Guattani Memorie enciclopediche romane II S. 57 f.;
Clarac 483, 931; O. Müller Handbuch der Archäologie § 96, 1. u. 2. Aufl.
Nr. 10, 3. Aufl. Nr. 16; Gerhard Antike Bildwerke T. XI; ders. Prodromus
S. i7oflf.; Gerhard-Platner S. 57 Nr. 282; Mahler Journal international
d'archeol. numismatique 1901 S. 122 flf. Taf. XI.
286. Männliche griechische Porträtstatuette
(Taf. 51).
H. 0,99 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor mit schwärzlichen Adern.
Ergänzt Kopf mit Hals, halber r. Unterarm mit Hand, fast die
ganze L.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs seitlich vor-
gestellt; aufsen neben ihm ein Scrinium; Sandalen; Ärmel-
chiton; darüber Chiton mit kurzen Ärmeln; Himation, das mit
einem Teil auf 1. Schulter und Arm liegt, dann um den
Rücken und r. Hüfte gelegt ist, den Unterkörper umhüllt und
über den 1. Unterarm geworfen ist; die Hände sind vor
der 1. Weiche gefaltet (richtig ergänzt; ein Stützenrest am
MUSEO CHIARAMONTI 287. 499
Körper ist unbenutzt geblieben); der Kopf war auch ur-
sprünglich eingesetzt (der moderne, fast kahl, mit sorgenvoll
gerunzeltem Gesicht nach der 1. Schulter gewendet und
geneigt). Schlechte Arbeit.
Das Motiv der Hände entspricht dem von der Statue
des Demosthenes überlieferten, die Polyeuktos i. J. 280 v. Chr.
in Athen aufstellte (vgl. Braccio nuovo Nr. 62). Dafs in der
Statuette nicht etwa eine Replik jenes Werkes erhalten sei,
beweist die Tracht des Ärmelchitons, die in jener Zeit noch
ein Zeichen von Luxus oder barbarischer Herkunft war und
die man deshalb dem grofsen Patrioten sicher nicht gegeben
hätte, ferner die Thatsache, dafs die stilistisch nächst- ver-
wandten Werke ihrem Hauptvertreter, dem sog. Maussolos,
zufolge aus der Mitte des 4. Jahrh. v. Chr., also wesentlich
jüngerer Zeit stammen (vgl. Ottagono del Belvedere Nr. 4
und Sala della Biga Nr. 620).
Die Figur stammt aus dem Besitz der Mattei.
Venuti Monumenta Matthaeiana I Taf. LXXII; Clarac 900, 2298 E;
Gerhard-Platner S. 57 f. Nr. 284; Bernoulli Rom. Ikonographie I
S. 280.
287. Statuette eines schlummernden Fischer-
knaben (Taf. 51).
H. 0,65 m. Feinkörniger gelblicher Marmor mit schwärzlichen Adern.
Ergänzt Ränder des Hutes, r. Arm von der Mitte des Oberarms bis
zum Handgelenk, r. Fufs mit Teil des Unterschenkels, Felsensitz bis auf das
Stück r. oben. Abgebrochen war das r. Bein.
Auf Felsen sitzt mit hoch aufgesetztem I.Bein ein Knäbchen
in gegürteter Exomis; den runden Fischerhut auf dem Kopf;
beide Hände liegen über einander auf dem 1. Knie, auf ihnen
der Kopf mit geschlossenen Augen; am 1. Arm hängt an
geflochtenem Henkel ein Eimerchen mit kleinen Fischen.
Mäfsige Arbeit nach einem hübsch erfundenen, früh-
hellenistischen Original (eine Replik in Boston, kleinere
Wiederholungen in Villa Albani und im Museo delle Terme).
Dasselbe Motiv findet sich auch bei Erosdarstellungen
(Clarac 644 A 1459 D, E; Braun Kunstvorstellungen des
geflüg. Dionysos S. 6f. Taf. IV 8, 9). In beiden Fällen dienten
die Statuetten zur Decoration einer Quelle.
3*'
500 MU8K0 GHIARAMONTI 287 A.
Erworben aus dem Besitz von Jenkins. Stand ehedem
in der Galleria de' candelabri.
Visconti Musco Pio-Clementino III T. XXXIII; P. Massi Indicazione
antiquaria (1792) S. 164 Nr. 151; Nibbylll Taf. XXXVI; Clarac 879,
2242; Gerhard-Platner S. 58 Anm. *).
287A. Griechischer männlicher Idealkopf auf
moderner Hermenbüste (Taf. 51).
H. des Ganzen 0,59 m., des Kopfes 0,36 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, Herme. Sprung in Unterlippe und Bart, z.T.
mit Gyps verschmiert; ebenso eine Stelle am Hinterkopf.
Auf moderner Hermenbüste mit Gewand auf der 1.
Schulter ein nach der r. Schulter gewendeter und leicht
geneigter, bärtiger Kopf; die ungescheitelten Haare hängen
vorne in einzelnen lebhaft geringelten Locken ziemlich tief
in die Stirn; hinten sind sie länger ausgekämmt und unten
durch einen breiten Nackenzopf von Ohr zu Ohr abgeschlossen
(der Hinterkopf ist nicht ganz ausgeführt, und die Frisur vom
Copisten nicht verstanden; es müfste von jedem Ohr ein
Zopf ausgehen und beide müfsten auf dem Oberschädel
unter den nach vorn gekämmten Haaren mit einander ver-
knüpft sein). Haar und Bart; sind mit Hilfe des Bohrers
stark unterhöhlt, womit jedenfalls der Eindruck der Bronze-
arbeit am Original wiedergegeben werden soll; dieses mufs
von einem attischen Künstler in der Mitte des 5. Jahrh.
v. Chr. gearbeitet worden sein. Wegen des schlichten,
bürgerlichen Charakters könnte man meinen, ein stark
idealisiertes Porträt vor sich zu haben; aber es fehlt jeglicher
individuelle Zug. Furtwängler hat a. unten a. O. den
Erechtheus des Myron in ihm vermutet; doch besteht
zwischen ihm und den sicheren Copien myronischer Köpfe
nur eine Ähnlichkeit, wie stets zwischen Werken der gleichen
Zeit und Schule.
Gerhard-Platner S. 58 Nr. 285; Schreiber Athen. Mittheilungen
1883 S. 255; Furtwängler Meisterwerke S. 393^ Fig. 57; Heibig Nr. 80.
Unter Nr. 283— 287 A:
MÜ8E0 CHIABAMONTI 288. 5OI
Drei Gesimsfragmente (Taf. 51).
a (unter 283 — 4).
H. 0,33 m., L. 1,10 m., T. 0,41 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Von unten nach oben: Kyma mit Akanthusblättern;
Zahnschnitt mit viereckigen Vertiefungen auf der Vorderseite
der denticuli und Brückchen in Form von zwei Ösen; Perl-
schnur; ionisches Kyma; Geison und Sima getrennt durch
Perlschnur und mit dichtem Rankenwerk (Masken darin)
überzogen. R. eine Ecke. L. ist ein gröfseres Stück ohne
Ornament gelassen. Späte Zeit.
Ganz übereinstimmend in den Motiven Nr. c und zwei
Fragmente in Abteilung XIII.
b (unter 284—7).
H. 0,40 m., L. 1,89 m., T. 0,42 m. Feinkörniger grauet Marmor.
Sehr bestofsen. In der Mitte zweimal durchgebrochen; die
Brüche verschmiert.
Von unten nach oben: Perlenschnur; Zahnschnitt (1. die
Teilung nur angedeutet); Geison; Perlenschnur; Sima mit
Akanthusranke. Späte Arbeit.
c (unter 287— 7 A).
H. 0,34 m., L. 1,14 m., T. 0,395 m* Feinkörniger grauer Marmor.
Links sehr zerstört.
Motive wie bei Nr. a (unter dem ersten Kyma noch eine
Perlenschnur); s. dort. L. eine Ecke. R. sind in einer Länge
von 20 cm. die Profile ohne Ornamentik gelassen. Das Stück
entspricht also Nr. a in der Umkehrung genau; beide haben
demnach einst entsprechende Stellen eingenommen und sind
vielleicht erst in moderner Zeit aus einander gesägt worden.
288. Sarkophagfragment (Taf. 51).
H. 0,31 m., Br. 0,33 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben schmale Randleiste erhalten. Darunter Hochrelief:
muschel förmiges Medaillon mit dem Brustbild eines kurz-
geschorenen Knaben in Tunica und Toga, Schriftrolle in der
L. (Augensterne eingebohrt); neben dem r. Ohr eine lange
502 MÜ8E0 CHIABAMONTI 289. 290.
Locke (vgl. Galleria lapidaria Nr. ioif. und Sala dei busti
Nr. 372); beiderseits Reste der Eroten, die das Medaillon
schwebend hielten; unten 1. der Rest eines weiblichen Kopfes
(Erdgöttin); dann Oberkörper eines Kindes mit Schmetterlings-
flügeln nach 1. gewendet, dann bärtiger Kopf nach 1. gewendet
und Schilfstengei (Oceanus).
Gerhard-Platner S. 58 Nr. 286.
289. Relieffragment (Taf. 51).
H. 0,23 in., Br. 0,33 m. Feinkörniger bräunlicher Marmor.
Oben schmale Randleiste erhalten. Darunter in Flach-
relief Ober- und Vorderteil eines nach r. galoppierenden
Pferdes mit kurzgeschorener Mähne (von den Vorderbeinen nur
das 1. erhalten); auf dem Rücken ein nackter Knabe, mit
beiden Händen die Zügel fassend (Unterschenkel fehlen; r. Arm
sehr beschädigt); die langen Locken von einem Band um-
wunden, dessen Enden zurückflattern. Geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 58 Nr. 287.
290. Fragment eines Kindersarkophags (Taf. 51).
H. 0,27 m.f Br. 0,31 m. Feinkörniger weifser Marmor mit schwärzlichen
Stellen.
Oben schmale Randleiste erhalten. Darunter Hochrelief:
r. ein Knabe von vorn gesehen mit Chlamys, deren Zipfel von
der R. vor den Körper gezogen wird, sodafs sie die Scham
bedeckt (es fehlen 1. Unterarm, 1. Unterschenkel ganz, r. halb, Füfse);
1. der Oberkörper eines von vorn gesehenen Mädchens in
gegürtetem, kurzen Chiton, mit Melonenfrisur; über der r.
Schulter wird der Köcher sichtbar; die fehlenden Hände
hielten quer vor dem Leib einen Speer (nur z. T. erhalten);
zwischen beiden wird ein Knabe mit Mantel von vorn sicht-
bar; 1. der Rest eines Kopfes und 1. Hand mit grofsem,
gefüllten Jagdnetz (Gesichter sehr bestofsen; Augensterne eingebohrt).
Atalante, Meleager und Genossen als Kinder. Unbe-
deutende Arbeit.
Gerhard-Platner S. 58 Nr. 288; Robert Die ant. Sarkophagreliefs
III 2 Nr. 227 a.
MUSEO CHIARAMONTI 29 1. 29 1 A. 503
291. Relieffragment (Taf. 51).
H. 0,32 m., L. 0,565 m. Feinkörniger, bläulicher Marmor.
Antik ist die Frau bis auf den r. Fufs mit Gewand, der Vorhang
Über ihr mit einem Stück des oberen Randes, der Oberkörper des Kindes
bis auf die R., Schale, Kissen, Schnauze des Hundes und ein Stück des
Lagers zwischen Kind und Hund. Abgestofsen die Nase der Frau.
Rechteck umrahmt von schmaler Randleiste (nur oben
ein Teil erhalten). Darin Hochrelief: vor einem Vorhang
liegt eine Frau in ungegürtetem Chiton, die Beine bedeckt
vom Mantel, auf einem Ruhebett; der 1. Ellenbogen auf ein
Kissen gestützt, auf die Finger der L. der Kopf; mit der R.
reicht sie einem von vorn sichtbaren nackten Knäbchen, das
vor dem Lager steht, eine zweihenklige Schale; es trinkt
daraus und fafst mit der L. einen der Henkel; die R. ist ab-
wärts gestreckt und wird ein Spielzeug gehalten haben; r.
sitzt ein Hund mit erhobener Schnauze nach 1. Gut als
Erfindung und Arbeit. Rest einer Grabara oder eines Sarko-
phagdeckels?
Gerhard-Platner S. 58 Anm. •*) Nr. 1459.
291 A. Sarkophagfragment (Taf. 51).
H. 0,32 m., Br. 0,21 m. Ziemlich grobkörniger, weifser Marmor.
Oben schmale Randleiste erhalten. Darunter Hochrelief:
r. der Oberkörper eines nach r. schwimmenden jugendlichen
Meerkentauren mit umgewandtem Kopf (l. Körperseite fehlt;
von den Beinen nur das Oberste des r. sichtbar); wilde Haare, Flossen
auf Brust und Oberschenkel; auf dem Fischleib sitzt nach 1.
eine Nereide, einen Mantel um Beine und r. Oberarm ge-
schlungen; sie wendet den Kopf um und legt den r. Arm
um Brust und Schultern des Kentauren (l. Arm und r. Bein
fehlen); 1. davon der Fischschwanz des Kentauren, auf dem
ein Erot nach r. sitzt; er war wohl damit beschäftigt, auf
einer Muschel ZU blasen (es fehlen r. Arm, Flügel, Gegenstand in
den Händen); unten Wellen plastisch angegeben; darin r. vom
Fufs der Nereide ein Boot mit kleinem rudernden Eroten
(Arme fehlen); Kopf umgewandt. Späte, schlechte Arbeit. L.
ist mit schwarzer Farbe 900 aufgemalt; auf dem Rücken der
Nereide rote Zeichen.
Gerhard-Platner S. 58 Anm.**) Nr. 906.
504 MUSEO CHIARAMONTI 292. 292 A.
292. Sarkophagfragment (Taf. 51).
H. 0,55 m., Br. 0,305 m. Grofskrystallinischer bläulicher Marmor.
Unten profilierter Rand erhalten. Darüber in Hochrelief:
grofse ovale Wanne, mit zwei Löwenköpfen vorne, voll
Trauben, die drei kleine Knaben treten; der r. hält ein Pedum
im 1. Arm, der mitlere hielt es ebenfalls im 1., der 1. im r.
Arm (dem r. fehlt das l. Knie; dem 1. r. Unterarm und r. Knie; von dem
Pedum nur am Arm ein Rest erhalten; dem mittleren fehlt 1. Unterann und
1. Knie; von seinem Pedum sind Ansätze oben und I. vom Gesäfs des r.
erhalten); darüber rundes Medaillon mit profiliertem Rahmen;
darin Brustbild der Herbsthore in Peplos; das Apoptygma
über den 1. Unterarm gelegt; im Bausch eine Traube; die L.
hält eine Rebe (Finger beschädigt); die R. zum Kopf erhoben,
auf den sie den Rebenkranz zu drücken scheint. Vielfache
Verwendung des Bohrers; späte, aber lebendige Arbeit.
Die Herbsthore ist sehr ähnlich dargestellt auf dem
bekannten Reliefpfeiler in den vaticanischen Grotten (Wiener
Vorlegeblätter IV T. X; Brunn Kleine Schriften I S. 66
Abb. 23).
Gerhard-Platner S. 58 Nr. 290.
292A. Altar des Hercules (Taf. 51).
H. 0,48 m., Br. 0,355 m'» T. 0,28 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Abgebrochen die r. obere Vorderecke.
Unten und oben ringsum profilierter Rand. Auf der
umrahmten Vorderseite oben die Inschrift; darunter ein Kreis
vertieft eingehauen, mit Verletzung des Rahmens (Durchm.
0,14 m.); in seiner Mitte ein tiefes rundes Loch (jetzige T.
0,115 m.); diese Vorrichtung kann nicht, wie angenommen
worden ist, zur Libation gedient haben, könnte aber von
einer nachträglichen Verwendung der Ära als Brunnenmündung
herrühren. L. Nebenseite: Kanne; r. Schale. Auf der Ober-
fläche zwei wellenförmige Erhebungen (Längsachse von 1.
nach r.).
Gerhard-Platner S. 57 (unter Nr. 281); CIL VI 262 = XIV 3905,
MUSKO CHIABAMONTI 292 B. C. D. $0$
292B. Torso des Apollon (Taf. 51).
H. 0,64 m. Grobkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, r. Arm von der Mitte des Oberarms ab-
wärts, Unterschenkel fast ganz, StUck im r. Knie, das Freihängende des
Mantels hinter der r. Seite des Körpers, Füfse, Unterteil der StUtzfigur, Basis.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs war wenig zur
Seite gesetzt; r. Arm war gesenkt (Stütze am r. Oberschenkel
aufsen; die R. hielt jedenfalls das Plektron); die L. ruht lose
auf einer Kithara, der neben dem 1. Bein aufsen eine kleine
Figur mit struppigem Haar und Bart als Stütze dient; ein
Mantel bedeckt beide Schultern, Brust, 1. Unterarm und
Rücken (Knüpfung nicht angegeben). Die Stützfigur wahr-
scheinlich Marsyas, der überwundene Dämon, wie ein Gigant
den Schild der Athena stützt. Schlechte Arbeit.
Gerhard Antike Bildwerke T. LXXXIV5; ders. Prodromus S. 324;
Gerhard-Platner S. 58 Nr. A; Hadaczek Rom. Mitth. 1903 S. 178.
292C. Torso des Apollon (Taf. 51).
H. 0,74 m. Grobkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, untere Hälfte des r. Unterarms mit Hand,
Finger der L., Füfse, an der Kithara die Saiten, Steg, äusseres Hörn, am Greifen
Ohren, Schnabelspitze, Vorderbeine, fast ganz die Hinterbeine.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs leicht zur Seite
gesetzt; r. Arm gesenkt (Stütze am r. Oberschenkel; die R.
hielt jedenfalls das Plektron); die L. greift in die Saiten der
auf einem Pfeiler (neben dem 1. Bein aufsen) stehenden
Kithara; dem Pfeiler andrerseits entsprechend ein sitzender
Greif; Chlamys auf der r. Schulter geknüpft Schlechte
Arbeit.
Gerhard-Platner S. 58 Nr. B.
292D. Grabara einer Iulia Insequentina (Taf. 51).
Im Giebel zwischen den Voluten oben in Flachrelief
eine Amphora zwischen zwei Vögeln.
506 MUSEO CH1ABAMONTI 293. 294.
Abteilung XII.
293. Torso des polykletischen Doryphoros (Taf. 52).
H. 1,15 m. Feinkörniger weifser Marmor mit schwärzlichen Adern.
Es fehlen Kopf mit Oberteil des Halses, r. Unterarm mit Hand,
1. Unterarm mit Stück des Oberarms aufsen und Hand, beide Beine von
oberhalb der Kniee abwärts. Stütze für den 1. Unterarm oberhalb der
1. Hüfte, für das r. Handgelenk unterhalb der r.; Bruchstelle am r. Bein
aufsen mit Ansatz des Baumstammes. An verschiedenen Stellen verscheuert
und besonders in der Gegend der Scham gewaltsam verstofsen. Im
Ganzen geputzt.
Vgl. Braccio nuovo Nr. 126. Ziemlich glatte, aber sorg-
fältige Arbeit.
Fea Nuova descrizione S. 88; Gerhard-Platner S. 58 Nr. 291;
Furtwängler Meisterwerke S. 421 Anm. 1.
294. Statue des Herakles (Taf. 52).
H. 2,33 m. Grobkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt unterer Teil der Nase, 1. Ohr, Rand des r., r. Arm mit dem
gröfsten Teil der Schulter, Stütze und kleinem Teil des Handtellers, Teile
der Finger an der R., r. Bein von der Mitte des Oberschenkels abwärts mit
fast dem ganzen Fufs (nur Zehen und Teil der Aufsenseite antik; erg.
wieder die Spitze des gr. Zehen), 1. Unterschenkel mit Fufsknöche), Spitze
des 1. gr. Zehen, Stütze zwischen den Beinen, Keule bis auf Spitze
und stumpfes Ende. Abgebrochen war Kopf, 1. Unterarm mit Fell und
Stamm bis oberhalb der unteren Tatzen, 1. Vordereckc der Basis mit dem
Keulenende. Die Brüche stark verschmiert. Die Oberfläche sehr zer-
fressen.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs mit erhobener
Ferse zurückgesetzt; neben dem 1. Bein aufsen ein Stamm,
über den das von der gesenkten L. gehaltene Löwenfell
(die Hand verdeckt) herabhängt; r. Arm gesenkt, die Hand,
etwas seitwärts abgestreckt, hält die auf dem Boden auf-
stehende Keule; der bärtige Kopf ganz leicht zur 1. Schulter
gewendet.
Gut ausgeführte Copie eines wahrscheinlich in Bronze
gearbeiteten Originals, das im Standmotiv und Formenschema
noch ganz dem polykletischen Kanon entspricht (vgl. Nr. 293),
aber in dem Verhältnis vom Rumpf zu den Beinen, vom Kopf
zum Rumpf, in der Durchbildung der einzelnen Formen, der
Bildung des Schamhaars und dem Typus des Kopfes durch-
MUSEO CHIABAMONTI 294 a. 507
aus lysippischen Einflufs verrät. Entweder liegt in der
Figur ein Zeugnis für das allmähliche Herauswachsen des
lysippischen Stiles aus dem polykletischen vor, oder wahr-
scheinlicher für ein bewufstes Verschmelzen beider Stil-
richtungen seitens eines unselbständigen Künstlers, denn die
lysippischen Elemente sind nicht etwa unentwickelt und zag-
haft, sondern stammen aus der Zeit der vollen Reife des
Meisters. Dafs Lysipp selber je eine derartige Verschmelzung
vorgenommen habe (Furtwängler), ist bei einem so selb-
ständigen Künstler höchst unwahrscheinlich. Der Typus ist
auf einer Terracotta- Platte nachgeahmt worden, die zur
Zimmerdecoration diente und die Porticus einer Palästra
darstellt.
Gefunden 1802 in den Bagni Apollinari bei Oriolo. Er-
gänzt von D'Este nach einem Modell Canova's.
Fca Nuova dcscrizionc S. 88; Clarac 792, 1985; Gcrhard-Platner
S. 58 Nr. 292; Furtwängler Meisterwerke S. 597 Anm. I; Hartwig Jahres-
hefte des Österreich, archäol. Instituts 1903 S. I ff. mit Abb.
Darunter:
294a. Sarkophagfragment (Taf. 52).
H. 1,09 m.t Br. 1,17 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Links und rechts abgeschnitten, wodurch 1. die Quaste des Löwen-
schwanzes, r. ein grofser Teil der Mähne des Löwen und Schnauze des
Ebers verloren ist. Abgebrochen r. Ohr des Ebers.
Stark gerundete Fläche. Oben und unten schmale
Randleiste erhalten. Dazwischen Hochrelief, nach r. hin
mehr und mehr vertieft und ausgeführt: ein mächtiger Löwe
hat nach r. springend mit den Vordertatzen einen Eber um-
schlungen und niedergedrückt; 1. oberhalb des Löwen der
Oberkörper eines Jägers mit Ärmelchiton und flatterndem
Mantel nach r. blickend, den 1. Arm staunend erhoben, im
r. Arm ein Pedum; zwischen 1. Hand und Gesicht viereckiges
Dübelloch zur Verklammerung des Deckels. Vielfache Ver-
wendung des Bohrers. Stammt von einem grofsen Sarkophag
später Zeit mit elliptischer Grundform. Vgl. Galleria lapi»
daria Nr. in.
Gerhard-Platner S. 58 unter Nr. 292.
508 MU8S0 CHIABAM0NT1 295. 296.
295. Torso einer Apollonstatue (Taf. 52).
H. 1,04 m. Ziemlich grofskrystallini scher weifser Marmor mit
bläulichen Stellen.
Es fehlen Kopf mit Oberteil des Halses, Arme, Beine bis auf Ansätze,
Füfse. An Bauch, Brust und 1. Schulter gewaltsam beschädigt. Stark
geputzt.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Oberschenkel etwas
vorgestellt; Rest einer grofsen rechteckigen Stütze an der
1. Hüfte; 1. Arm hing herab; r. Arm war stark erhoben. Glatte,
leere Copie des aus dem 4. Jahrh. v. Chr. stammenden
Apollon-Lykeios-Typus (vgl. Berlin Beschreibung d. antiken
Skulpturen Nr. 44); die R. ruhte auf dem Scheitel (Köpfe des
Typus hier auf Nr. 18, 120 und 242); der 1. Arm hielt eine
Kithara, die auf einem Baumstamm ruhte (zur Verbindung
mit diesem die Stütze).
Fea Nuova descrizione S. 88; Gerhard-Platner S. 58 Nr. 293;
Klein Praxiteles S. 163 I Nr. 12; S. Reinach Repertoire de la statuaire II
S. 173 Nr. 2; Heibig Nr. 82.
296. Jünglingsstatue (Taf. 53).
H. 1,765 m. Marmor des Körpers grofskörnig und weife, des Kopfes
feinkörnig und weifs.
Ergänzt Nase, Unterlippe, grofser Teil des Halses und Nackens mit
Bandenden, r. Arm, 1. von der Mitte des Oberarms abwärts, Hände, grofser
Teil der Scham, r. Bein (oben ein Stück besonders erg.) mit Stamm, Stütze
zwischen den Beinen, 1. Bein von oberhalb des Knies abwärts, Füfse, Basis.
Ränder der Ohren bestofsen. Die Haare um die Stirn verwaschen.
Aufrechte Haltung; r. Standbein, verstärkt durch einen
Stamm aufsen; 1. Fufs mit leicht erhobener Ferse zur Seite
und zurückgesetzt; 1. Arm hängt herab, zwei kleine Ansätze
über einander an der 1. Hüfte; r. Oberarm abwärts, Unterarm
leicht vorgestreckt; grofse Ansatzstelle an der r. Hüfte vorne,
runder Stützenansatz (?) am r. Schulterblatt oben; der Kopf
mit kurzen Locken und Band, dessen Enden hinten herab-
hängen, leicht zur 1. Schulter gewandt und geneigt. Kopf
und Körper gehören nicht zusammen (Marmor verschieden).
Der Körper mit seinem langen, runden Torso und breiter
flacher Brust giebt in ganz ausdrucksloser Ausführung die Um-
arbeitung einer Figur aus der ersten peloponnesischen Schule
MUSEO CHIABAMONTI 297. 509
des 5. Jahrh. v. Chr. in späterem Geschmack wieder; der
Ergänzer hat den 1. Fufs zu weit zurückgestellt, die Haltung
der Arme im Ganzen richtig getroffen, nur müfste der r. Unter-
arm näher am Körper liegen. Der Kopf, der einen sieg-
reichen Athleten darstellen mufs, geht auf das Werk eines
attischen Künstlers aus der Mitte des 5. Jahrh. v. Chr. zurück,
der sich den Kopf der »Stephanosfigur« zum Vorbild genommen
hatte (Furtwängler Meisterwerke Fig. 62); nächst verwandt
mit ihm ist ein von Furtwängler a. a. O. S. 737 f. dem
Phidias zugeschriebener Kopf in Kopenhagen (Arndt La
glyptoth&que Ny-Carlsberg PI. 44; vgl. auch ein bärtiges
Köpfchen in Athen, Arndt- Amelung Einzel- Aufnahmen
Nr. 1269); er ist besser gearbeitet als die Figur, aber auch gering.
Gerhard-Platner S. 58 Nr. 294.
Photographie (Profil des Kopfes) beim röm. Institut.
297. Statue eines ausruhenden Athleten (Taf. 53).
H. 1,39 m* Feinkörniger gelblicher Marmor mit dunkleren Adern.
Ergänzt Nase, Unterarme (der 1. mit Ellenbogen), Hände, Unter-
schenkel (1. mit Fufs), am r. Fufs kl. Zehen fast ganz, der nächste bis auf
die Spitze, erstes Glied des mittelsten, Spitze des gr. Zehen, ferner Stamm
und Basis bis auf ein Stück um den r. Fufs. Gebrochen war der Hals
unten, r. Oberarm am Ansatz, Stück der Achsel darunter. Kopf sehr
überarbeitet.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs mit leicht er-
hobener Ferse leicht zur Seite gesetzt; Schamhaare leicht
eingeritzt; der 1. Ellenbogen ruht auf einem Stamm; der r.
Arm ist hoch erhoben; die R. ruht auf dem Scheitel des
nach der 1. Schulter gewendeten Kopfes mit kurzen Locken.
Die Ergänzung ist zur Hauptsache gesichert; Abarbeitung
des Handansatzes auf dem Scheitel. Das Motiv stimmt voll-
kommen mit dem des Apollon Lykeios überein (vgl. No. 295);
dem Stil des 4. Jahrh. v. Chr. entspricht zudem die Formen-
gebung des Körpers und der Typus des Kopfes, dem sich
verschiedene ähnliche an die Seite stellen lassen (Amelung
s. unten); der Künstler des Originals mufs der zweiten attischen
Schule angehört haben. Die Ausführung ist glatt und flau.
Gefunden in Porto d' Anzio.
5IO MUSEO CHIARAMONTI 297 a. 298.
Nibbylll Taf. XXVIII; Clarac 479,916; Gerhard-Platner S. 43
Nr. 62; Petersen Bullettino comunale 1890 S. 191 (die dort besprochene
Figur im Pal. Mattei ist keine Replik der vaticanischen Statue, sondern des
Apollon Lykeios); Amelung bei Amdt-Amelung Einzelaufnahmen Text
zu 11 19/20.
Photographie (Profil des Kopfes) beim röm. Institut.
Darunter:
297a. Gebälkverkröpfung (Taf. 53).
H. 0,61 m., Br. 0,67 m, T. 0,77 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Obere Hälfte des Epistyls mit zwei Gurten, getrennt
durch eine Perlenschnur; dann Kyma mit Akanthusblättern
und Abacus; darüber der Fries mit Hochrelief, oben abge-
schlossen durch eine Perlenschnur: vorne in der Mitte
Akanthuskelch; r. und 1, davon je ein unten in Akanthus
ausgehender Erot, der mit erhobener R. nach einem an der
Ecke befindlichen Thymiaterium greift; der 1. trägt mit der L.
ein Kästchen (für Weihrauch); r. Nebenseite: zunächst ein
dem 1. vorderen entsprechender Erot; dann ein nach r. spren-
gender Hirsch (abgebrochen r. Hinterbein und Vorderfufs),
dessen Geweih in Akanthus ausgeht; ihm entgegen ein Knabe
mit geschwungenem Speer; 1. dieselbe Darstellung, nur statt
des Hirsches ein Panther. Auf beiden Nebenseiten ist das
Relief nahe der Rückseite unausgeführt gelassen. Auf der
Oberfläche vorne in der Mitte ein Gufscanal, hinten zwei
Klammerspuren. Von dem gleichen Gebälk stammen Nr. 23
und 82 in der Galleria lapidaria, hierselbst Nr. 5i6Ca; s. dort.
Gerhard-Platner S. 58 (unter Nr. 295.)
298. Statue des Dionysos (Taf. 53).
H. 1,77 m. Grofskörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Oberlippe, Teil der 1. Braue und des 1. Oberlides, 1.
Arm mit Schulter, Hand und Thyrsos, r. Arm mit Hand, Flicken in der
Brust, r. Oberschenkel mit Knie und Oberteil des Stammes, Flicken im
1. Oberschenkel, 1. Unterschenkel mit Fufs und fast der ganzen Basis bis
auf das Stück unter dem rechten Fufs, dem Stamm und Panther; an diesem
erg. Kopf mit Hals, 1. Vorderpranke. Der Körper war mitten durch-
gebrochen.
Aufrechte Haltung; r. Standbein, verstärkt durch einen
Stamm aufsen, neben dem wieder aufsen ein Panther mit
MÜSEO CHIARAMONTI 299. 3OO. 5II
erhobener 1. Vordertatze und den Kopf zu dem Gott empor-
gewendet sitzt; 1. Fufs mit erhobener Ferse zur Seite gesetzt;
r. Arm hängt herab (die R. mit einer Traube erg.); der 1. ist
seitlich erhoben und hält einen Thyrsos, der bis zum 1. Ober-
schenkel reicht; der Kopf mit Schulterlocken, Schopf im
Nacken und Weinkranz ist stark zur r. Schulter gewendet
und leise geneigt. Die Ergänzung mit dem Thyrsos ist
richtig, doch müfste dieser senkrecht auf dem Boden auf-
stehen (gesichert durch die vom 1. Oberschenkel ausgehende
Stütze); die R. müfste einen Kantharos halten. Weichliche
Formen. Späte, rohe Arbeit.
Erworben aus dem Besitz des Bildhauers Albacini.
Visconti-Guattani T. XXVIII; Fea Nuova descrieione S. 90;
Clarac 688, 1617; Gerhard-Platncr S. 58 Nr. 296.
Abteilung XIII.
299. Maskenrelief (Taf. 54).
H. 0,31 m., Br. 0,46 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Bestofsen die Ränder bis auf den unteren. Ausgebrochen ein
grofses StUck aus dem Oberkopf der r. Maske. Abgebrochen war die
r. obere Ecke mit der r. Maske; senkrechter Bruch in der Mitte.
Auf Felsboden liegt r. auf einem Tuch nach 1. gewendet
eine jugendliche Maske mit Kopftuch, gedrehten Locken
und ernstem Ausdruck; in der Mitte eine kleine Syrinx; 1.
zwei Masken nach r. gewendet: im Hintergrund ein jugend-
licher Satyr, vorne ein bärtiger ernster Kopf mit teilweise
gedrehten Locken, Haarschopf mit herabfallendem Band, fein-
blättrigem Kranz, dessen Spitzen oben mittels einer Agraffe
zusammengehalten werden; bei diesen beiden Masken die
Augensterne eingebohrt; unter ihnen r. zwei kleine Schall-
becken, 1. eine kleine runde glatte Scheibe. Sorgfaltige
Arbeit.
300. Fragment eines Schildes, von einer Copie
der Athena Parthenos des Phidias stammend (Taf. 54).
H. und Br. 0,37 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Rand der Rundung links erhalten. R. unten Locken
des Gorgoneion, das das Centrum einnahm. Auf der Fläche
512 MUSBO CHIARAMONTI 300.
dazwischen in Fachrelief folgende Figuren : 1. eine Amazone
rückwärts zu Boden gesunken; der r. Arm hängt herab; die
Hand hielt eine Waffe, von der undeutliche Reste geblieben
sind; der l. Arm mit Pelta liegt über den Kopf erhoben
(1. Spitze der P. abgebrochen); der Kopf mit anschliefsender Helm -
kappe (tiefer Nackenschutz, wie beim attischen Helm; nie-
driger Bügel) war abwärts gewendet (Gesiebt abgestofsen); be-
kleidet mit gegürteter Exomis und Stiefeln mit Fellbesatz.
Darüber eine zweite Amazone, ebenfalls hingesunken oder
vielmehr hinsinkend; die Beine gekreuzt (1. Fufs verschwindet
hinter dem 1. Oberschenkel der ersten); r. Arm hängt ohne
Waffe herab; 1. Arm mit Pelta liegt ähnlich wie bei der
ersten; der Kopf (auch hier fast ganz abgestoßen) etwas nach der
1. Schulter gesenkt und nach der r. gewendet; Helm und
Kleidung wie bei der ersten; die Falten lebhafter bewegt.
R. davon und etwas tiefer eine dritte Amazone, nach r. mit
dem 1. Fufs emporsteigend; Kopf nach oben gewendet
(fast ganz zerstört); 1. Unterarm mit Pelta (fehlt z. Th.) leicht er-
hoben; r. Arm mit geschlossener Hand abwärts ge-
streckt (Waffe fehlt); Helm und Kleidung wie bei den andern.
Von dem Gegner ist r. oben nur ein Rest erhalten, wohl
Knie mit Beinschiene und Chitonsaum. Der r. Fufs der
dritten Amazone verschwindet hinter dem Rücken einer
vierten, von der nur der Oberkörper erhalten ist; nach 1.
gewendet; beide Hände über den Kopf erhoben, wie um mit
einer Axt zu schlagen; Waffe undeutlich (Gesicht und l. Arm
fast ganz zerstört); Helm und Kleidung wie bei den andern. Von
dem Gegner 1. unten nur ein Rest des Kopfes und eines runden
Schildes erhalten. Zierliche Arbeit. Die Beziehung auf die
Parthenos ist gegeben durch den Gegenstand und den Stil
der Figuren, der hier augenscheinlich weit treuer als auf
den ȟbrigen Repliken gewahrt ist. Der Felsboden mufs
durch Malerei wiedergegeben gewesen sein. Die Figuren des
Fragments kehren übereinstimmend auf keiner der andern
Repliken wieder (vergl. aufser den bei Michaelis a. unten
a. O. verzeichneten Exemplaren: Heibig Nr. 622 und C.
Smith Annual of the British School at Athens 1896/7 S.
138), was sich daraus erklärt, dafs all diese kleinen Repliken
nur Auszüge aus dem Original bieten.
MUSSO CHIARAMONTI 301. 301 a. 513
Gerhard-Platner S. 59 Nr. 298; Brunn Archäologischer Anzeiger
1860 S. 50 Aom.*): KlUgmann Bulle ttino dell* Istituto 1867 S. 34; Jahn
Populäre Aufsätze S. 218 Taf. II 2; Michaelis Parthenon S. 284 Taf. 15
Nr. 35; Schreiber Abhandl. d. philos.-histor. Klasse d. sächs. Ges. d.
Wissensch. 1883 S. 600 ff. Nr. c; Heibig Nr. 83; Jahn-Michaelis Arx
Athenarum a Pausania descr. Tab. XXXVII 10.
301. Rechte Nebenseite eines Amazonen-
sarkophages (Taf. 54).
H. 0,44 m., Br. 0,63 m. Feinkörniger bläulicher Marmor mit schwärzlichen Adern.
Rand oben und unten ausgebrochen und mit Gyps verschmiert.
Oben und unten schmale Randleiste. Rechts ein Laub-
baum (Blätter nur an einem nach links sich ausstreckenden
Aste); links davon stürmt ein nackter Krieger (Schwertge-
hänge, grofser runder Schild, korinthischer Helm) mit vor-
gesetztem 1. Fufs nach links; die gesenkte Rechte zückt einen
Speer gegen eine Amazone, deren Pferd sich links aufbäumt;
die A. (Nase abgebrochen) trägt kurzen Chiton mit breitem
Gürtel, der sich vorne in drei Riemen teilt, hohe Stiefel und
korinthischen Helm; von der Pelta nur eine Spitze sichtbar;
die erhobene R. schwingt einen langen Speer (nur z.T. erhalten);
zwischen den Füfsen des Kriegers ein Helm, unter dem Pferd
eine grofse Pelta. Dieselbe Gruppe kehrt auf der Nebenseite
eines Sarkophags im Cortile del Belvedere Nr. 69 wieder, wo
sich links unmittelbar die auf Nr. 302 wiederholte Gruppe
anschliefst (s. dort). L. von der Amazone ein grofser, links
abgebrochener Schild, der einem Krieger (Tubabläser) gehört,
der einzig von der Vorderseite erhalten ist (r. Körperhälfte fehlt);
er schreitet mit dem 1. Fufs aus, blickt zurück, trägt attischen
Helm, kurzen, gegürteten Chiton, Stiefel. Dübelloch für die
Verklammerung des Deckels am Schild des ersten Kriegers
oben. Mittleres Relief. Geringe Arbeit. Vgl. Nr. 302.
Gerhard-Platner S. 59 Nr. 299; Robert Die ant. Sarkophag-
reliefs II Nr. 79 b S. 96 fr.
Darüber:
301a. Sarkophagfragment.
H. 0,40 m., L. 0,57 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Oben und unten hat sich Randleiste erhalten. Dazwischen
Hochrelief: auf einem niedrigen, vierrädrigen Wagen (von den
Vatican. Katalog I. 33
5 14 MUSEO CHIARAMONTI 302.
zwei sichtbaren Rädern nur wenig erhalten), der von zwei Pferden
nach r. gezogen wird, sitzen auf dem nach vorn geöffneten
Wagenstuhl zwei ältere, bartlose Männer, der vordere (vom Be-
schauer aus gerechnet; Nasenspitze fehlt) in Ärmeltunica und Sagum,
die R. neben sich auf dem Sitz, die L. im Schofse ruhend,
der andere in Tunica und Toga, die beiden Arme bis auf die
Hände verhüllt, die R. docierend vor der Brust, die L. mit
einer Rolle vor dem Leibe haltend; er wendet den Kopf zu
dem ersten; beide haben individuelle Gesichter. Auf dem
Wagen sitzt vorne der bartlose Lenker in ungegürteter Tunica
und treibt die springenden Pferde mit einer Peitsche in der
R. an. Von den Pferdebeinen hat sich nur das 1. Hinterbein
und die beiden r. Hufe des vorderen, Ober- und Unterteil
des r. Vorderbeins und ganzes 1. Vorderbein (z. Th. verdeckt) an
dem hinteren Pferde erhalten. Unter dem vorderen Pferde
ein nach r. laufender Hund mit Halsband. Rechts von den
Pferden laufend und umblickend ein Diener in gegürteter
Tunica, mit der R. einen Gegenstand schulternd. Hinter den
Pferden ein Gebäude mit drei Zinnen. Weiter r. undeutliche
Reste. Der Bohrer ist vielfach verwendet. Roh in der Aus-
führung, aber ganz lebendig in den Motiven. Arbeit des
3. — 4. Jahrh. n. Chr.
Das Fragment ist an seiner Stelle erst kürzlich einge-
mauert worden und deshalb auf unserer Tafel 54 nicht ab-
gebildet
302. Fragment von der 1. Nebenseite eines
Amazonensarkophages (Taf. 54).
H. 0,41 in., Br. 0,28 m. Marmor wie bei Nr. 301.
Oben ein Stück der Randleiste erhalten. Mittleres Relief:
r. von vorn sichtbar eine auf das 1. Knie gesunkene Amazone
in gegürteter Exomis und Stiefeln, mit erhobenen Armen
(es fehlen 1. Arm fast ganz, r. Hand, 1. Unterschenkel, Füfse); 1. eine
zweite in doppelt gegürtetem, kurzen Chiton, Stiefeln, rundem
Helm mit hohem Busch, nach links ausschreitend und nach
rechts blickend, wohin sie auch den 1. Arm mit der Pelta
ausstreckt, die indes fast ganz von dem runden Schild eines
Gegners verdeckt Wird (es fehlen Nase, Unterarme, Füfse); unter
MTJSEO CHIABAMONTI 303. 304. 305. 515
ihr ein Pferdeknie. Schlechte Arbeit. Die gleiche Gruppe
auf der Nebenseite des Sarkophags im Cortile del Belvedere
Nr. 69 (vgl. hierselbst Nr. 301). Nr. 301 und 302 stammen
von dem gleichen Sarkophage, der vollständig erhalten und
mit seinem Deckel Ende des 15. bis Mitte des 16. Jahrhunderts
im Vorhofe von S. S. Cosma e Damiano nachweisbar ist; dann
kam er ohne Deckel in den Vatican und zwar ins Belvedere;
ungewifs ist, wann er zersägt wurde.
Gerhard-Platner S. 59 Nr. 300; Robert Die ant. Sarkophagreliefs II
Nr. 79 a S. 96 ff.
303. Maskenrelief (Taf. 54).
H. 0,32 m., Br. 0,52 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt aus Gyps die r. untere Ecke. Es fehlt das r. obere Viertel.
In der Mitte senkrechter Bruch.
Auf Felsboden links eine bärtige Maske nach r. schauend
(lange Locken; hinten Schopf; auch die Haare am Bart gedreht;
Blumenkranz); r. weibliche Maske nach 1. (lange Flechten;
Blumenkranz; Haarschopf fehlt; Nase verletzt); 1. von ihr im
Grunde Rest einer nach 1. gewandten, bärtigen Maske mit
schlichten Haaren (erhalten nur Nasenspitze, Mund, Bart).
Diese in Flach-, die andern in Hochrelief. Schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 59 Nr. 301.
304. Taube (Taf. 54).
H. 0,14 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Schnabel, Flicken im Hals, Vorderteil des 1. Flügels, Schwanz,
Basis. Kopf war gebrochen.
Nach 1. sitzend. Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 59 Nr. 302.
305. Stier (Taf. 54).
H. 0,19 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Kopf mit Hals und Teil der Schultern, Stück der Basis r.
Mit eingeknickten Vorderbeinen nach r. liegend. Un-
bedeutend.
Gerhard-Platner S. 59 Nr. 303.
33*
5l6 MÜSEO CHIARAMONTI 306. 307. 308.
306. Aschengefäfs (Taf. 54).
H. 0,21 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Stück am Rande des Deckels vorn.
Rundes Gefafs; an der Wandung von oben nach unten:
Streifen; Astragal; Schuppengürtel; Flechtband; Schuppen-
gürtel; glattes Kyma. Vorne unterbrochen durch die um-
ränderte, leere Inschrifttafel; unten rechts und links neben
ihr je ein pickender Vogel. Am Deckel oben ein Knopf in
Form eines Mohnkopfes; dann Schuppenornament und Rand,
vorne unterbrochen durch Amphora mit zwei Vögeln und
Traube darüber in flachem Relief. Einfache Arbeit.
Gerhard-Platner S. 59 Nr. 304.
307. Fragment eines Gefäfses (Taf. 54).
H. 0,22 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Auf gewölbter Fläche eine bärtige Dionysosmaske mit
langen, gedrehten Bartlocken, Stirnbinde mit kleinen Löchern
und Rebenkranz (Augensterne eingebohrt; Brauen durch
Striche angegeben; Nase abgestofsen); 1. davon ein Lorbeer-
zweig, r. ein Weinblatt (Rest einer Rebe); oben Rand, unten
Rest eines Eierstabes. Ein ganzes Gefäfs dieser Art (Aschen-
urne) in St. Petersburg (Kieseritzky Kaiserl. Eremitage
Nr. 130). Zierliche, späte Arbeit. Deutlich die Nachahmung
nach Bronze (vgl. Schreiber Alexandr. Toreutik, Abh. d.
sächs. Ges. d. Wiss. 1894 S. 434 Fig. 125 f.).
Gerhard-Platner S. 59 Nr. 305.
308. Kleine Gruppe von drei Eroten und einem
Delphin (Taf. 54).
H. 0,37 m. Feinkörniger weifser Marmor mit schwärzlichen Adern.
Ergänzt aus Marmor: r. Arm des grofsen Eroten mit Hand, sein
1. Daumen mit der L. des stehenden kleinen, r. Ellenbogen des hängenden
kl.; aus Gyps: Teil am r. Flügel des gr., Schwanzflosse des Delphins. Ab-
gestofsen die Nase des gr. und des hängenden kl. Eroten.
Auf einem abwärts schiefsenden Delphin reitet ein Erot,
mit der R. den Schwanz des Tieres fassend; mit der L.
hält er einen auf den plastisch angegebenen Wellen stehen-
MÜSEO CH1ARAMONTI 309. 31O. 311.312. 517
den kleinen Eroten, während ein andrer sich an seinen
r. Fufs anhängt. Schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 59 Nr. 306.
309. Leopard (Taf. 54).
H. 0,16 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Nach r. stehend mit gekrümmtem Rücken, den Kopf
nach vorn und oben wendend; die Augen waren eingesetzt;
die Flecken im Fell durch Löcher angegeben. Sorgfältige
Arbeit.
Gerhard-Platner S. 59 Nr. 307.
310. Häschen; Brunnenfigur (Taf. 54).
H. 0,165 m* Feinkörniger blauer Marmor.
Das Tier liegt und hält mit den Vorderpfoten eine
Traube. Die Leitung geht unten hinein und mündet im
Maul des Tieres. Schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 59 Nr. 308.
311. Panther (Taf. 54).
H. 0,54 m. Ziemlich grofskörniger weifser Marmor.
Ergänzt Vorderteil des Kopfes, Ohren, Vorderteil des 1. Vorder-
beins, Basis (bis auf ein Stück unter der r. Hinterbacke) mit Teil des
r. Vorder- und Hinterbeins, dem 1. Hinterbein fast ganz, den Hoden und
dem Schwänzende. Der Kopf war abgebrochen.
Das Tier sitzt nach links mit erhobenem 1. Vorderbein
und umgewendetem und erhobenem Kopf. Die Augen sind
eingesetzt (der Augapfel aus gelbem durchsichtigen Stein, die
Pupille aus schwarzem Smalt). Wird zu einer Dionysosstatue
gehört haben. Unbedeutend. Gefunden in der Villa Adriana
bei Tivoli.
Gerhard-Platner S. 59 Nr. 309.
312. Gruppe eines Löwen und eines Mannes
(Taf. 54).
H. 0,38 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt an dem Mann: Nase, r. Zeigefinger, 1. Unterarm mit Hand
und Schwertstück; am Löwen: Kopf und Teil des Halses; Ränder der Basis
r., 1. und hinten. Der Kopf des Mannes war gebrochen.
5l8 MU8E0 CHIARAHOMTI 313. 314. 315.
Auf zackigem Felsboden ist ein Mann in gegürteter Exomis,
eine Lederkappe auf dem Kopf, nach 1. gesunken; er stützt
sich auf die R., blickt schmerzlich nach oben und stöfst mit
der L. ein Schwert in die Brust eines grofsen Löwen, der
liegend dem Mann seine 1. Vordertatze auf den 1. Ober-
schenkel gelegt hat und brüllend den Kopf erhebt. Schlechte
Arbeit.
Gerhard-Platner S. 59 Nr. 310.
313. Luchs (Taf. 54).
H. 0,815 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Kopf und Hals, Brust, Beine fast ganz, Schwanz, Stamm, Basis.
Nach r. gewandt stehend auf Felsboden, gestützt durch
einen kurzen Stamm; r. Vorderbein erhoben; Kopf nach
seiner R. gewendet. Lebendige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 59 Nr. 311.
314. Gruppe eines Knaben und Löwen (Taf. 54).
H. 0,415 m. Feinkörniger weifser Marmor mit dichten schwärzlichen Adern.
Antik ist nur der Torso des Kindes (ohne Gesäfs, 1. Hüfte und Bauch-
seite), sein Kopf (ohne Nase und Hals); r. Arm und Hand (war gebrochen},
r. Bein (ohne Fufs).
Ein Knabe hockt auf Felsen und fafst mit der R. einen
nach rechts gewandten kleinen Löwen, nach dem er mit der
erhobenen L. schlägt; unter den Vorderpranken des Löwen
ein Ziegenkopf. Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 59 Nr. 312.
315. Panther (Taf. 54).
L. 0,76 m., H. 0,34 m. Schwarzer Granit.
Das Tier liegt nach r. mit erhobenem Kopf. Scheint
Brunnenfigur gewesen zu sein, da im Maul eine runde Öffnung
ist. Lebendige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 59 Nr. 313.
Unter Nr. 311 — 315
Fragmente von zwei verschiedenen Gesimsen
(Taf. 54).
a (unter 311— 2).
MUSEO CHIARAMONTI 316. 519
a I . L. 0,49 m.
Sehr bestofsen.
Rechts Gehrungsschnitt, links grader Schnitt. Oben rechts
Klammerloch, weiter links Dübelloch.
a 2. L. 0,60 m.
Ergänzt grofser Teil der Deckplatte. Sehr bestofsen.
aß. L. 0,51 m.
Ergänzt die Deckplatte. Sehr bestofsen.
Rechts Anschlufsfläche.
Alle drei stammen von demselben Gesims wie die in
Abteilung III unter Nr. 32—36 beschriebenen. S. dort.
b (unter 313).
L. 0,67 m., H. 0,27 m.f T. 0,37 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Ergänzt die obere Deckplatte bis auf das Mittelstack. Sehr be-
stofsen.
Von unten nach oben: lesbisches Kyma; Zahnschnitt mit
achtförmigen Brückchen; Eierstab; Sima mit Akanthusranken.
Späte Arbeit.
c (unter 314 — 5).
CiL. 1,10 m.
Ergänzt die obere Deckplatte r. In einer Länge von 0,60 m., sind
r. die Blätter der Sima angesetzt (müssen schon im Altertum gestückt
gewesen sein). Sehr bestofsen.
Links grader Schnitt.
C2. L. 0,50 m.
Abgeschlagen die 1. obere Ecke. Sehr bestofsen.
Links Gehrungsschnitt. Beide von demselben Gesims wie
Nr. a. S. dort.
316. Fragment eines Sarkophags (Taf. 54).
H. 0,32 m., Br. 0,18 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Hochrelief: erkennbar ein von vorn sichtbarer, stehender
Jüngling mit Chlamys, der im 1. Arm einen Speer trägt, mit
5 20 MU8E0 CHI ARAMONTI 3 1 7 . 3,1 8 .
der R. ein nach 1. stehendes Rofs am Zügel hält. Dem
Jüngling fehlen Kopf, Hals, Schultern, Teile des Speers,
Füfse; von dem Pferd nur der Vorderleib, r. Vorderbein fast
ganz, 1. halb erhalten (am r. Stützenansatz für den 1. Vorder-
huf). Der Jüngling ist vermutlich ein Gefahrte des Hippolytos.
Geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 59 Nr. 314; Robert Die antiken Sarkophag-
reliefs III 2 Nr. 157 1 mit Textabbildung.
317. Relieffragment (Taf. 54).
H. 0,21 m., Br. 0,58 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Unten schmale Randleiste erhalten; auch oben Rand
erhalten (ohne Leiste). Hochrelief: links Rest einer oben
gekrümmten, runden Hütte; r. davon unter einer Baumkrone
ein nach r. stehendes Mädchen, das mit beiden Händen eine
Schüssel (oder Sieb) vorstreckt; darunter am Boden zwei Vögel,
das eine pickend; darüber rechts Vorderteil eines Tieres, dafs
sich an dem nächsten Baum aufrichtet und an der Krone
frifst (der Stamm teilweise abgebrochen); r. davon nach r. stehender
Ochse, unten angedeutetes Gras fressend; darüber die Köpfe
von zwei Tieren (an dem r. ein Hörn erkennbar), von denen
das 1. an der Baumkrone 1., das r. an der rechts folgenden
frifst; r. von diesem Baum ein nach r. sitzender Hund mit
erhobenem Kopf; über ihm wieder der Kopf eines Tieres,
das an der Baumkrone frifst; ganz r. ein Hirt mit gekreuzten
Beinen nach r. auf einen Stab gelehnt stehend (Stab abge-
brochen), in Exomis und Mäntelchen. Ganz rohe, späte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 591". Nr. 315.
318. Fragment eines Mithrasreliefs (Taf. 54). (
H. 0,30 m., Br. 0,195 m* Feinkörniger weifser Marmor mit schwärzlichen
Adern.
Erhalten die r. obere Ecke. L. unten in Hochrelief der
erhobene Kopf des Stiers und der Oberkörper eines Dieners
mit nach r. gesenkter Fackel; darüber die Wölbung der
Grotte; in der Ecke r. in Flachrelief der Kopf der Luna mit
Halbmond nach r. gewendet und geneigt. Schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 60 Nr. 316; Cumont Textes et monum. fig.
rel. aux myst. de Mithra II S. 213 Nr. 33.
MU8B0 0HIABAMONT1 319. 320. 321. 521
319. Fragment eines Kindersarkophags (Taf. 54).
H. 0,31 m., Br. 0,39. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben und unten schmale Randleiste erhalten. Da-
zwischen in Flachrelief: Blumenguirlande von zwei Eroten
gehalten (dem r. fehlt der 1. Arm; vom 1. nur das 1. Bein erhalten);
über der Guirlande eine weibliche, rebenbekränzte Maske
nach r.; darunter ein Vogel nach r., aus dem Inhalt eines
umgestürzten Korbes pickend. Späte, schlechte Arbeit. Oben
ist mit schwarzer Farbe 604 aufgemalt.
Gcrhard-Platner S. 60 Nr. 317.
320. Fragment eines Sarkophagdeckels (Taf. 54).
H. 0,20 m , Br. 0,23 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Rechts unten schmale Randleiste erhalten. Hochrelief:
Zweigespann nach r. (Ohren, zwei Hinterhufe, Unterteil der Räder
fehlen); auf dem Wagen nackter, umblickender Erot (r. Arm
fehlt; sehr bestofsen); hält mit der L., die am Stengel sichtbar
wird, eine grofse Palme; der r. Arm war rückwärts erhoben;
Zügel (z. T. abgebrochen) um seinen Leib gelegt. Der Erot
ist Sieger im Wettfahren. Schlechte Arbeit. Unter den
Pferden ist mit schwarzer Farbe 250 aufgemalt.
Gerhard-Platner S. 60 Nr. 318.
321. Relieffragment (Taf. 54).
H. 0,33 m., Br. 0,44 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Teil einer Sculptur mit gewölbter Fläche zwischen einem
gröfseren und einem kleineren Kreis; umschlossen von dem
inneren Kreis eine tiefe Höhlung. Die erhaltene Fläche oben
und unten eingefafst von je einer schmalen Randleiste; da-
zwischen Reste eines Hochreliefs: 1. der Rest eines Kriegers
in Rüstung, flatternder Chlamys und Stiefeln (fehlt Kopf, Hals,
1. Arm, r. Hand, 1. Fufs, Attribut der Hände, wahrscheinlich ein Speer, den
der Krieger nach 1. ausweichend nach r. zückte) ; am 1. Fufs und rechts
undeutliche gröfsere Reste; rechts darüber Körper und 1.
Hinterbein eines nach r. gewandten, aufgezäumten Pferdes
mit Satteldecke; darauf Gesäfs, 1. Bein und wehender Mantel
1
522 MÜSEO CHIAEAMONTI 322. 322A. B.
eines gepanzerten Reiters. Rechts undeutliche Reste; unten
zwei hintere Pferdebeine. Die Figuren sind alle in einer
Richtung, nicht radial nach dem Mittelpunkt der Kreise hin
orientiert. Rätselhaft bleibt es, welcher Art das Monument
war (sculpierter Schild mit eingesetztem Mittelstück?). Sorg-
faltige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 60 Nr. 319.
322. Sarkophagfragment (Taf. 54).
H. 0,25 m., Br. 0,14 ra. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben schmale Randleiste erhalten. Darunter Hochrelief:
Reste von zwei weiblichen Figuren auf Kamelen nach r.
reitend; von dem vorderen Tier nur Vorderleib mit Höcker
und Ansatz des r. Beines erhalten; der Reiterin mit gegür-
tetem Chiton, gedrehten Locken und Kopftuch fehlen die
Füfse; sie hält den Zügel mit beiden Händen; von der hinteren
nur Oberkörper, r. Oberarm und Hinterkopf sichtbar (gleiche
Tracht). Gefangene Frauen aus dem indischen Triumphzug
des Dionysos (vgl. Zoega Bassirilievi antichi I Taf. 7).
Schlechte, späte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 60 Nr. 320.
322A. Grabara eines L. Valerius
Stratonicus (Taf. 54).
CIL VI 28122.
322B. Aschenkiste einer Aristia Basilla (Taf. 54).
H. mit Deckel 0,26 m., Br. 0,32 m., T. ohne Deckel 0,27 m. Feinkörniger
hellgrauer Marmor.
Vorderseite: oben und unten einfaches Profil; bogen-
förmig hängende Guirlande; an den Ecken je ein Delphin,
dessen Schwanz über der Guirlande, dessen Kopf unter ihr
sichtbar ist; über der Guirlande in der Mitte die umrahmte
Inschrifttafel. Im Giebel des nicht zugehörigen Deckels (um
3 cm. tiefer und etwas breiter) ein Kranz mit flatternden
Bändern.
CIL VI 12320.
MU8E0 CHIABAMONTI 322 C. D. E. F. 523
322 C. Fragment eines ornamentierten Pfeilers
(Taf. 54).
H. 1,03 m., Br. 0,245 m-> T. 0,13 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ränder beschädigt.
Dreiseitig (eine Seite eingemauert). Oben und unten
unvollständig. Vorne Rebe mit zwei Vögeln; an der nur
halb erhaltenen r. Seite eine phantastische, senkrecht auf-
steigende Staude mit verschiedenen Ästen (unten Lorbeer,
oben Eichlaub) mit zwei Vögeln. Flachrelief. Geringe Arbeit.
322D. Fragment eines ornamentierten Pfeilers
(Taf. 54).
H. 1,07 m., Br. 0,20 m., T. 0,17 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben die 1. Kante der Vorderseite ausgebrochen. Ränder sehr
beschädigt.
Dreiseitig (eine Seite eingemauert). Von der oberen
Randleiste vorne ein Stück erhalten; hier eine senkrechte,
phantastische Staude mit verschiedenen Ästen (unten Pinie,
oben Lorbeer) mit zwei Vögeln in der Mitte und einem oben;
an der nicht vollständig erhaltenen 1. Seite eine Rebe. Flach-
relief. Gegenstück von Nr. 322 C; die hier nur halb erhaltene
Seite findet sich dort vollständig, und umgekehrt. Oben ist
mit roter Farbe 15 aufgemalt.
322E. Aschenkiste eines T. Bettvedius Vestalis
(Taf. 54).
CIL VI 13573.
Darauf ein nicht zugehöriger Decke L Im Giebel Vogel
mit Traube. Auf dem First hinten eine runde Vertiefung.
322F. Grabara einer Attia Agele (Taf. 54).
H. 0,90 m., Br. 0,62 m., T. 0,40 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Über der Basis ringsum Rundstab und glattes Kyma.
Auf der umrahmten Vorderseite unten die Inschrift; darüber
in vertieftem Feld Hochrelief: auf einem Sopha, dessen Rück-
und Seitenlehnen gerade aufragen (links bestofsen) und mit
Quaderfugenschnitt gezeichnet sind, und dessen Matratze mit
524 MtJSEO OHIARAMONTI 323. 324.
Querstreifen verziert ist, lagert eine Frau in Tunica und
Mantel (Gesicht sehr b es tofsen), den 1. Ellenbogen auf ein be-
franstes Kissen gestützt, in der L. einen Becher, mit der
im Schofs liegenden R. eine Guirlande haltend; auf einem
dreibeinigen Tischchen (die Beine fehlen z. T.) vor dem Sopha
zwei Kantharoi, ein gröfserer Becher mit hohem Fufs und
ein Schöpf löffel (Geräte z. T. b es tofsen). Oben ringsum Kyma,
Abacus und Sima. Oben Voluten mit Spiral-Ornament an der
Vorderseite (Blumen, halbe Palmetten). Sorfaltige Arbeit aus
dem 1. Jahrh. n. Chr.
Gerhard-Platner S. 59; CIL VI 12758; Petersen Rom. Mitteil
1892 S. 45 Fig. VIII 6.
323. Fragment eines Sarkophags mit dem Raub
der Persephone (Taf. 55).
H. 0,55 m., L. 0,84 m. Feinkörniger weifser Marmor mit schwärzlichen Adern.
Sehr stark zerstört.
Oben schmaler unten breiter Rand z. T. erhalten. Rechts
eine weibliche, beflügelte Eckfigur mit wehendem Gewand
(es fehlt Kopf und Hals fast ganz, 1. Schwinge, Teil des r. Unterarms,
]. Unterschenkel mit Gewand); sie trägt im aufgenommenen Ge-
wände Blumen; also eine Mischung von Nike und Höre; ihr
zunächst der nach r. weit ausschreitende, umblickende Hermes
(fehlt Rand des Petasos, Gesichtszüge, Unterarme, Teile der Chlamys und
des Kerykeion [Stutze dafür an den Falten unter dem Arm] Teile des r.
Beins, Flügel des r. Fufses [Ansätze am Reliefgrund], 1. Bein fast ganz
[Sohle des Fufses und Ansätze der Flügel erhalten]); dann die vier
galoppierenden Pferde des Hades, von denen fast nur die
Leiber, Hälse und Teile der Köpfe und Beine erhalten
sind; 1. die Deichsel des Wagens. Geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 6o Nr. 321; Förster Raub und Rückkehr der
Persephone S. 154 Nr. 14.
324. Fragment eines Kindersarkophages
(Taf. 55).
H. 0,345 m., Br. 0,37 m. Grobkörniger grauer Marmor.
Oben und unten schmale Randleiste erhalten. Dazwischen
Hochrelief: Zweigespann mit Erot nach r. (an den Pferden fehlen
Köpfe fast ganz und viele Teile der Beine und der Zügel, am Eroten u
MÜSKO CHIAR AMONTI 325.326.327. 525
Arm, 1. Unterarm, Teile des 1. Flügels, Nase); unter den Pferden ein
vornüber gestürzter Knabe (Gesicht, r. Arm, Fufee fehlen); rechts
Hinterkopf, r. Arm und Flügel eines rückwärts fallenden
Eroten; über den Pferden im Grunde grofser viereckiger
Unterbau; links Vorderteil eines Pferdes. Von einem
Sarkophag mit wettfahrenden Eroten.
Gerhard-Platner S. 60 Nr. 322.
325. Relieffragment (Taf. 55).
H. 0,40 m., L. 0,95 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Sehr beschädigt.
Oben schmaler, unten breiter Randstreifen erhalten.
Dazwischen Flachrelief: r. ein Zweigespann nach r., gelenkt
von einem Eroten mit Peitsche in der L. (den Pferden fehlen
Kopf, Hals, fast alle Vorderhufe, Teile der Zügel); 1. folgen die Pferde
eines zweiten Gespanns (ihnen fehlen die Hinterteile); vom Lenker
nur die R. am Zügel erhalten. Geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 60 Nr. 323.
326. Fragment eines Sarkophagdeckels (Taf. 55).
H. 0,17 m., L. 1,12 m. Feinkörniger weifser Marmor.
War mitten durch gebrochen.
Rand oben, unten und 1. erhalten; r. unvollständig.
Flachrelief: vier Knaben (von dem r. nur das r. Bein erhalten)
tragen bogenförmig hängende Lorbeerguirlanden, über denen
je ein unbärtiges maskenartiges Gesicht von vorn gesehen
liegt. Links die Schmalseite sichtbar; geschwungene, oben
spitz ausgehende Form. Schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 60 Nr. 324.
327. Relieffragment (Taf. 55).
H. 0,27 m., Br. 0,21 m. Feinkörniger, leicht bläulicher Marmor.
Schmale Randleiste oben, unten und 1. erhalten. Da-
zwischen mittleres Relief: Zweigespann, dem die Vorderteile
fehlen, von einem Eroten gelenkt, nach r. fahrend. Schlechte
Arbeit.
Gerhard-Platner S. 60 Nr. 325.
526 MUSEO CHIARAMONTI 328. 329. 330.
328. Relieffragment (Taf. 55).
H. 0,33 ib., Br. 0,285 m. Grobkörniger bläulicher Marmor.
Rand links und schmale Leiste unten erhalten. Mittleres
Relief: vierrädriger Wagen nach r. gewandt; von den Pferden
nur ein Stück Bein und Schwanz erhalten. Auf dem Wagen
ein Mann in kurzer, gegürteter Tunica mit langen Ärmeln,
Mantel und Schuhen nach r. sitzend (Kopf fehlt); in der L.
hält er eine offene Rolle; die R. docierend erhoben. Über
der Rolle die Reste einer zweiten, in den Mantel gehüllten
Figur. Auf dem Vorderteil des Wagens auf einem Kissen das
Mittelteil des in den Mantel gewickelten Kutschers. In den
vertieften Linien und Löchern braune Farbe erhalten.
Mäfsige Arbeit
Gerhard-Platner S. 60 Nr. 326.
329. Sarkophagfragment (Taf. 55).
H. 0,40 m., Br. 0,42 m. Grofskörniger bläulicher Marmor.
Oben schmale Randleiste erhalten. Darunter Hochrelief:
1. die Reste eines Baumes; über dem schräg aufsteigenden
Rand einer Felsgrotte ein Jüngling mit wehender Chlamys
und Pedum in der unten aufgestützten R., nach r. schauend;
darunter eine Frau, die ein Tuch mit beiden Händen vor
sich ausbreitet und nach r. blickt; vor ihr Oberteil eines
nach 1. gewendeten Rehes; r. das Gesäfs einer nach r.
gewendet und gebeugt stehenden Figur, die das Gewand um
den Unterkörper geschlungen hat. Aktäon, der die badende,
von ihren Nymphen bediente Artemis überrascht. Schlechte,
späte Arbeit. Stammt aus dem Besitz von Pacetti.
E. Q. Visconti Illustrazione de' Monumenti scelti Borghesiani II S. 6
Anm. 1; Gerhard-Platner S. 60 Nr. 327; Ziehen Bonner Studien S. 186;
Robert Antike Sarkophagreliefs III 1 S. 5 f. Nr. 2 Fig. 2.
330. Fragment eines bakchischen Sarkophages
(Taf. 55).
H. 0,35 m.f L. 0,54 m. Grofskörniger weifser Marmor.
Schmale Randleiste unten und r. erhalten (also r. untere
Ecke des Reliefs). Darstellung in Hochrelief: vierrädriger Wagen
— am Wagenkorb in flachem Relief 1. eine Palmette, r. nach 1.
MÜSKO CHIARAMONTI 33 1. 332. 527
schwebende Nike mit Palme — von zwei Maultieren nach 1. ge-
zogen (dem vorderen fehlt fast der ganze Kopf, r. Ohr, 1. Vorder- und
Hinterbein bis auf die Hufe; Schwanz bestofsen); auf dem Wagen
Ariadne -gelagert (fehlt Kopf, 1. Arm, r. Unterarm); über den
Maultieren Oberkörper einer nach 1. eilenden Mänade (fehlt
Kopf, L Unterarm, r. Arm); hinter dem Kopf des vorderen Tieres
das Bein eines Pan. Späte, schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 60 Nr. 328.
331. Kopf eines Hermaphroditen auf moderner
Büste (Taf. 55).
H. des Ganzen 0,497 m., des Kopfes 0,22 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt aus Marmor: Nase, Unterlippe mit Kinn, unterer Teil des
Halses, Büste und Fufs; aus Gyps: oberer Teil des Haarschopfes. Die
Haare auf dem Schädel und 1. Ohr sehr bestofsen.
Auf modernem nackten Bruststück mit Wendung nach
der r. Schulter jugendlicher Kopf mit lächelndem Ausdruck;
Zähne sichtbar; Grübchen; die Haare allseitig zurückge-
strichen und hinten in einem Schopf aufgebunden. Geringe
Arbeit.
Stammt wohl von einer Copie der am besten in Dresden
erhaltenen Gruppe des Hermaphroditen und Satyrs (Clarac
672, I73S).
Gerhard-Platner S. 60 Nr. 329.
332. Römisches weibliches Porträt (Taf. 55).
H. (ohne Fufs) 0,245 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase und Fufs. L. Ohr bestofsen. Sehr verwaschen.
Maske eines weiblichen Porträts aus trajanischer Zeit;
Hinterkopf war angestückt. Die Haare bilden um die Stirn
eine plattgedrückte Rolle; darüber zwei Reihen von hoch-
stehenden Haarschleifen. Ähnlichkeit mit Marciana, der
Schwester des Trajan, die vielleicht dargestellt ist. Unbe-
deutend.
Gerhard-Platner S. 60 Nr. 330; Bernoulli Rom. Ikonographie
II 2 S. 98.
528 MÜSKO CHIARAMONTI 333. 334. 335- 336-
333. Kinderkopf (Taf. 55).
H. des Ganzen 0,41 m., ohne Fufs 0,23 m. Grobkörniger weifser Marmor
(der Fufs aus rotem africanischen Marmor).
Ergänzt Nase, Unterteil der 1. Wange mit Teil des Kinns, dem gröfsten
Teil des Halses, Bruststück und Fufs, Flicken in der r. Wange und Unter«
lippe. Ohren fast ganz abgestofsen. Sehr verwaschen.
Lebhafte Wendung nach der 1. Schulter; Scheitelflechte;
individuelle Züge; Augensterne und Pupillen waren ange-
geben. Porträtkopf der antoninischen Zeit. Schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 60 Nr. 331.
334. Fragment eines römischen Porträtkopfes
(Taf. 55).
H. des Ganzen 0,53 m., des Kopfes 0,31 m. Feinkörniger, hellgrauer Marmor
(der Fufs aus rotem africanischen Marmor).
Ergänzt Unter- und Vorderteil der Stirn mit Braue, halbem Ober-
lid, Nase und Teil des Schnurrbarts, Haare am Hinterkopf, Hals, Medaillon
mit Fufs.
Aufgesetzt auf eine elliptische, umrahmte Scheibe die
1. Hälfte eines römischen Porträtkopfs; alter Mann; kahler
Scheitel; hinten volle Haare; Backenbart; ruhige, edle Züge.
Augensterne und Pupillen eingegraben; in Haar und Bart
viel Bohrarbeit. Schlechte Arbeit aus der Zeit des Marc
Aurel.
Gerhard-Platner S. 60 Nr. 332.
335. Kinderkopf (Taf. 55).
H. des Ganzen 0,345 m*> des Kopfes 0,18 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Hals mit Bruststück und Fufs. Gesicht sehr verwaschen
und geputzt; Überarbeitung an den Haaren neben der r. Schläfe.
Leichte Wendung nach der 1. Schulter; lächelnder Aus-
druck; kurze Locken; Epheukranz. Schlecht.
Gerhard-Platner S. 60 Nr. 333.
336. Römischer Porträtkopf eines Knaben
(Taf. 55).
H. des Ganzen 0,43 m., des Kopfes 0,205 m- Feinkörniger grauer Marmor
mit schwärzlichen Adern.
Ergünzt aus Marmor: Hals mit Bruststück und Fufs; aus Gjrps: Nase.
Ohren bestofsen.
MU3E0 CHIARAMONTI 337-338. 529
Leichte Wendung nach der 1. Schulter; gedunsenes Ge-
sicht mit kleinem, mürrischen Mund; kurze Haare. Erste
Kaiserzeit. Schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 60 Nr. 334.
337. Oberteil einer Knabenstatuette (Taf. 55).
H. 0,31 m. Grofskörniger weifser Marmor.
Ergänzt Oberschädel, Nase mit Oberlippe, Büstenfufs mit Index-
täfelchen. Unterlippe bestofsen. Hals mit Gyps geflickt.
Das Bruststück stammt von einer Statuette (unten modern
zugeschnitten); 1. Arm war gesenkt, r. etwas rückwärts er-
hoben. Ob der Kopf zugehört, ist nicht sicher; jedenfalls
war er vom Bruststück getrennt. Er ist gradeaus gesenkt
mit freundlichem Ausdruck; der Schädel umschlungen von
einer gewundenen Binde, unter der dichte Locken regel-
mäfsig gelegt herabfallen. Der Oberkopf wird auch ur-
sprünglich angestückt gewesen sein. Mäfsige Arbeit nach
einem Werk des 4. Jahrh. v. Chr.
Gerhard-Platner S. 60 Nr. 335.
338. Statuette eines Knaben mit Knöcheln
(Taf. 55).
H. 0,89 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt Stück im r. Schienbein, Vorderteil des r. Fufses, Stück am
Rücken des 1. Fufses und seiner Aufsenseite, Basis bis auf zwei Stücke am
Stamm und 1. Fufs. Gebrochen war der Kopf, die Hand, beide Beine
unter den Knieen (r. Unterschenkel mit Stamm), Ferse und Vorderteil des
1. Fufses. Hals dick verschmiert. Bestofsen die Finger und verschiedene
Lockenenden.
Ein Knäbchen steht breitbeinig (hinter dem r. Bein ein
kurzer Stamm) aufrecht, nach seiner R. hin ausweichend; der
r. Oberarm (nur ein Ansatz mit Stützenrest darauf erhalten) war
abwärts und zur Seite gestreckt, der 1. (nur Ansatz und Hand
erhalten) war gebogen und die Hand prefst neun Knöchel
gegen die Brust. Die Armansätze und die L. zur Ergänzung
der Arme hergerichtet (Anschlufsfläche und Loch). Der
Kopf mit Scheitelzopf und klagendem Ausdruck (Heydemann
spricht a. unten a. O. fälschlich von heiterem Ausdruck)
wendet sich ganz nach der 1. Schulter, wo der Gegner im
Yatlcau. Katalog I. 34
530 MÜSEO CHJARAMONTI 338A. 339. 340.
Streit um die Knöchel in der That zu erwarten ist. Der
anders gewendete und lächelnde Kopf einer Replik in Berlin
(Beschreibung d. ant. Skulpt. Nr. 487) kann demnach nicht,
wie in der Beschr. versichert wird, zugehören. Mäfsige Arbeit.
Fea Nuova descrizione S. 90; Clarac 884, 2255; Gerhard-Platner
S. 60 Nr. 336; Müller- Wieseler Denkm. d. ant. Kunst II Text zu Nr. 649;
Heydemann die Knöchelspielerin, 2. Hallisches Winckelmannprogr. S. 19 f.
338A. Satyrkopf (Taf. 55).
H. (d. Kopfes) 0,24 m. Feinkörniger, gelblicher Marmor.
Ergänzt Oberschädel, Traube über dem 1. Auge, Haarspitzen über
der Stirn, Unterteil der Nase, Hals mit Bruststück und Fufs. Verwaschen.
Halbe Wendung nach der r. Schulter; lächelnder Aus-
druck; Zähne sichtbar; im kurzen, sträubigen Haar ein Band
mit zwei Epheutrauben oben; neben der Spitze des 1. Ohrs
und unter dem Band über der r. Schläfe je ein Loch für
Bronzeeinsatz (Blätter?). Der Oberschädel wird auch ur-
sprünglich gestückt gewesen sein. Hübsche decorative Arbeit.
339. Satyrstatuette (Taf. 55).
H. 1,07 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Kopf mit Hals, Arme und Hände mit Apfel und Pedum
bis auf die oberste Spitze, 1. Hüfte mit Glutäus, 1. Bein von der Mitte des
Oberschenkels abwärts mit Stamm, r. Bein von oberhalb des Knies abwärts,
Füfse, Basis. Abgebrochen das Schwänzchen bis auf den Ansatz.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein, verstärkt durch einen
Stamm; r. Fufs leicht vorgesetzt; 1. Arm mit Pedum gesenkt,
r. mit Apfel erhoben; jugendlicher Kopf nach der 1. Schulter
gewendet. Kräftige, straffe Formen. Ergänzung richtig bis
auf den Apfel in der R.; zweifelhaft, was an seine Stelle zu
setzen wäre. Unbedeutende Arbeit.
Gerhard-Platner S. 6o Nr. 337.
340. Statuette eines schlafenden Knaben;
Brunnenfigur (Taf. 55).
L. 0,38 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt die Haare mit Teil der Stirn und des Mantels. Ränder des
Felsens z. T. bestofsen.
MU8B0 CHIARAMONTI 341. 342. 53 1
Ein Knäbchen, eingewickelt in einen befransten Mantel,
der aber die unteren Extremitäten unbedeckt läfst, liegt mit an-
gezogenen Knieen auf Felsen und benutzt eine Amphora als
Kopfkissen; eine Wasserleitung geht von unten durch die
Amphora; über sie ist die L. gelegt, die das Band eines
runden Behältnisses mit gewölbtem Deckel (Laterne?) gefafst
hält. Replik mit geringen Abweichungen in Neapel (C 1 ar a c 882,
2247 D) und im Conservatorenpalast (Bullettino comunale 1876
S. 216 Nr. 18).
Gerhard-Platner S. 60 Nr. 338.
341. Statuette der Selene (Taf. 55).
H. 1,02 m. Marmor der Figur feinkörnig und weifs, des Kopfes grofskörnig
und bläulich.
Ergänzt Mondsichel, Nase, Hals mit oberem Teil der Schulterlocken,
oberer Teil des segeiförmig wehenden Mantels mit der L.f r. Unterarm mit
Mantelzipfel, Hand und Fackel, Streifen im Bauch, 1. Fufs mit Gewand,
Rand der Basis. Stück am 1. Handgelenk war abgebrochen, die ganze
Figur mitten durch gebrochen.
Selene, bekleidet mit einem Chiton und darüber einem
bis über die Waden reichenden, hoch gegürteten Peplos und
Sandalen, schwebt mit vorgeschobenem 1. Fufs voran; r. Arm
mit Fackel gesenkt; von dem r. Unterarm und der leicht er-
hobenen L. wird der segelartig sich blähende Mantel ge-
halten; der Kopf mit gescheitelten, über die Ohren zurück-
gestrichenen Haaren, Schulterlocken, Band und Mondsichel
leicht zur r. Schulter geneigt. Er kann nicht zum Körper ge-
hören (Marmor verschieden), scheint aber von einer gleichen
Darstellung zu stammen. Vgl. über den Typus Robert Die
antiken Sarkophagreliefs Uli S. 53.
Schlechte Decorationsarbeit.
Gerhard-Platner S. 60 Nr. 339.
342. Ente (Taf. 55).
L. 0,32 m. Feinkörniger bläulicher Marmor mit schwärzlichen Adern.
Antik ist nur Leib und Schwanz der Ente.
Nach 1. flach auf plastisch angegebenen Wellen
schwimmend und mit dem Schnabel einen Fisch ergreifend.
Gerhard-Platner S. 60 Nr. 340.
34*
532 MUSEO CHIARAMONTI 343. 343 A. 344.
343. Statuette des Paris (Taf. 55).
H. 1,075 m* Feinkörniger weifser Marmor mit schwärzlichen Adern.
Ergänzt Kopf mit Oberteil des Halses und den freistehenden Teilen
der Mützenbänder, Arme von der Mitte der Oberarme an mit Händen,
Attributen und Teil der Stütze an der 1. Hüfte, Zipfel des Fells mit Kopf,
Flicken im Fell an der r. Hüfte, r. Bein von der Mitte des Oberschenkels,
1. von oberhalb des Kniees abwärts mit Füfsen, Stamm und Basis.
Aufrechte Haltung; r. Standbein verstärkt durch einen
Stamm aufsen; 1. Fufs mit erhobener Ferse zurückgesetzt;
Zicken- oder Rehfell mit Haaren nach aufsen auf der 1. Schulter
geknüpft und um die r. Hüfte geschlungen; 1. Arm mit
Pedum ergänzt und gesenkt; R. mit Apfel ergänzt und vor-
gestreckt; der moderne Kopf mit dichten Locken und
phrygischer Mütze nach der r. Schulter gewendet; auf dem
Mützenband auf der 1. Schulter ist ein Rankenornament
eingeritzt. Die Haltung des Kopfes, des 1. Arms und der
Beine gesichert; die R. mufs das Fell in irgend einer Weise
an der r. Hüfte aufgehalten haben. Nach Fell und Mütze
sicher Paris. Oberflächliche Copie nach einem Werk des
beginnenden 4. Jahrh. v. Chr.
Gerhard-Platner S. 6of. Nr. 341.
343A. Römischer männlicher Porträtkopf
(Taf. 55).
H. des Ganzen 0,50 m., des Kopfes 0,24 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Ohren fast ganz, Flicken in Oberlippe und Kinn,
Hals mit Bruststück und Fufs. Sehr verwaschen.
Gradeaus gewendet und etwas geneigt; schmales Gesicht
mit blödem, trüben Ausdruck; dichtes schlichtes Haar tief
in die Stirn gekämmt. Brauen waren plastisch; Augensterne
und Pupillen sind eingegraben. Geringes Werk der hadri-
anischen Zeit. Früher fälschlich M. Brutus genannt.
Bernoulli Rom. Ikonographie I S. 194.
344. Statuette eines Knäbchens mit Äpfeln
(Taf. SS)-
II. 0,99 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt aus Gyps: Nasenspitze, r. Arm mit Schulteransatz und Hand,
Spitzen beider Füfse, r. Ferse, Flicken an den Brüchen; aus Marmor die
MUSEO CHIABAMONT1 344. 533
Basis. Gebrochen war der Kopf und 1. Bein mit Stamm. In beiden
Beinen senkrechte Sprünge. Kopf besonders stark verwaschen, das
Andre sehr geputzt.
Ein Knäbchen steht auf beiden wenig von einander
getrennten Füfsen aufrecht; neben dem 1. Bein aufsen ein
Stamm; mit der L. hält es zwei Äpfel an die Brust gedrückt;
mit der R. erhebt es einen dritten, zu dem es emporblickt
(zweifelhaft, ob diese Ergänzung der R. richtig ist); der
Kopf hat lange Locken, die oben in einen Knoten gebunden
sind. Schlechte Arbeit.
Clarac 884, 2259; Gerhard-Platner S. 61 Nr. 342.
Unter Nr. 338—344:
Drei Fragmente von Gesimsen (Taf. 55).
a (unter 338—9)-
H. 0,37 m., L. 1,12 m , T. 0,40 m. Feinkörniger gelblicher Marmor mit
schwärzlichen Streifen.
Ergänzt Teil der oberen Platte links. Stark zerstört.
Stimmt in den Motiven überein mit dem in Abteilung XI
unter Nr. 283 — 4 u. 287 — JA beschriebenen Gesims; s. dort.
Rechts Ecke; links Anschlufsfläche. An der Vorderseite
setzen 1. in einer Länge von 16 cm. alle Ornamente aus (zum
Einmauern bestimmt). Spät und schlecht.
b (unter 340 — 2).
H. 0,44 m., L. 1,52 m.; T. 0,50 m. Feinkörniger gelblicher Marmor mit
schwärzlichen Streifen.
Sehr beschädigt.
Von unten nach oben: Kyma mit Akanthusblättern,
Zahnschnitt, Eierstab; dieser Teil ist in zwei stumpfen
Winkeln gebrochen, in denen die Ornamente unorganisch
auf einander stofsen; darüber Geison, Astragal, Sima mit
Anthemienband; dieser Teil ist flach gerundet; das Geison
tritt jederseits in einer Länge von 29 cm. etwas zurück. An
den Schmalseiten Anschlufsfläche mit länglicher horizontaler
Vertiefung. Spät und schlecht.
c (unter Nr. 343 — 4). Zusammengesetzt aus zwei Stücken:
534 MU8E0 CHIARAMONTI 345. 34^. 347-
ci (unter 343).
H. 0,42 m., L. 0,47 m., T. 0,38 m. Feinkörniger bläulicher Marmor
mit helleren Stellen.
Bestofsen.
Rechts Anschlufsfläche, r. mit länglicher horizontaler
Vertiefung. Links vorne hört das Ornament in einer Länge
von 10 cm. auf (vgl. a).
C2 (unter 343 b — 4).
L. 0,89 ni., H., T. und Marmor wie bei ci.
Bestofsen. Links Ecke.
Bei beiden dieselben Motive wie bei Nr. a; s. dort.
345. Decorationsfragment (Taf. 55).
H. 0,29 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Die Ecken vielfach bestofsen.
Schildartige Rosette mit umgebogenen, ausgeschweiften
Rändern; in der Mitte ein Gorgoneion; davon ausgehend
ein Blätterkelch. Vielleicht Unterteil einer Lampe mit acht
Flammen. Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 61 Nr. 343.
346. Relieffragment (Taf. 55).
H. 0,315 m., L. 0,30 m. Feinkörniger, leicht gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf mit Hals, 1. Schulter mit Arm und Hand, FUfse und
Teil der Unterschenkel, Unterteil des Sitzes. Die R. mit dem Straufs und
das Gewand bestofsen. Die Ränder modern geglättet.
Eine Frau in gegürtetem Chiton, den Mantel um Beine
und Schultern gelegt, sitzt bequem nach 1. zurückgelehnt
auf einfachem Sitz, den r. Ellenbogen rückwärts aufgestützt;
ein Straufs in der R. (Mohn? demnach Demeter?). Gute
Arbeit.
347. Fragment einer Grabara (Taf. 55).
H. 0,49 m., Br. 0,22 m. Grofskrystallinischer bläulicher Marmor.
Es fehlen Unterarm, Unterschenkel, Teil des Pilum.
Oben schmale Randleiste erhalten. Darunter Hochrelief:
Oberkörper eines Soldaten in gegürteter Tunica und Pänula,
MUSEO CHIARAMONTI 348. 348A. 349. 349a. 535
den Kopf mit kurzgeschorenem Bart (Augensterne eingebohrt)
nach der r. Schulter gewendet; die L. hielt ein Pilum. Ge-
ringe Arbeit. Vgl. Galleria lapidaria Nr. 163.
Gerhard-Platner S. 61 Nr. 345.
348. Relieffragment (Taf. 55).
H. 0,49 m., Br. 0,24 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Mehrfach bestofsen.
Hochrelief: oberster Teil eines Schaftes; darum oben
ein Lorbeerkranz mit wehenden, gerippten Bändern und
darüber eine Turmkrone.
Saubere Arbeit.
Gerhard-Platner S. 61 Nr. 346.
348A. Grabara einer Flavia Vettilia und eines
Faustus (Taf. 55).
CIL VI 18460.
349. Fragment einer Musenstatuette (Taf. 55).
H* °»375 m- Feinkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, Knice, Unterschenkel, FUfse, Sitz. An
Stelle der R. beschädigt. Ein rundes Loch zwischen den Oberschenkeln
schräg nach unten durchgebohrt.
Die Figur sitzt gerade aufrecht; das Gewand entspricht
in seinem Wurf dem der grofsen Herculanenserin in Dresden.
Der Rücken nicht ausgeführt und in einer Fläche zubehauen.
Die Deutung ergiebt sich aus dem Vergleich mit den aus
derselben Gruppe stammenden Nr. 350 u. 351. Das Loch im
Schofs wird zur Befestigung auf dem besonders gearbeiteten
Sitz gedient haben. Geringe decorative Arbeit.
Gerhard-Platner S. 61 Nr. 347.
Darunter:
349a. Fragment einer Cinerar-Ara (Taf. 55).
H. 0,54 m., Br. 0,355 m*> ^ • °>39 Tn* Feinkörniger gelblicher Marmor.
Erhalten nur die 1. Nebenseite und der anstofsende Teil
der Vorderseite. Über der profilierten Basis an der vorderen
536 MU8E0 CHIABAMONTI 350.
Ecke ein Säulenschaft mit spiralförmig gewundenen Canel-
luren. Daneben hängt auf der Vorderseite eine Guirlande
herab; r. daneben der untere Teil eines geschuppten Drei-
fufs-ßeines, das auf einer niedrigen Basis steht; r. davon
oben der Rest der umrahmten Inschrifttafel, auf der eine
KXaoBia genannt wird ; darunter in vertieftem Feld Hochrelief:
auf niedrigem Sopha mit hoher Rückenlehne, die mit Fugen-
schnitt gezeichnet ist (vgl. Nr. 322 F), lagert nach L eine
Gestalt in Tunica und Mantel (fehlt Kopf, Hals, l. Schulter, 1.
Brust, 1. Arm); die R. ruht im Schofse; über der Lehne der
Oberkörper eines Knaben mit mächtigen Schulterflügeln (1. Arm
und Flügel fehlen); er blickt nach seiner R. und hält in der
ausgestreckten R. einen runden Gegenstand; Somnus oder,
da die Inschrift griechisch geschrieben ist, Thanatos. Das
Sopha steht auf der Dreifufsbasis r. von dem erhaltenen
Dreifufsbein; an der Basis in umrahmtem Felde drei Vögel in
Flachrelief. Auf der Nebenseite ein Dreifufs auf einer
Basis mit ausgeschweiften Seiten; rechts und links davon je
eine schmale, hängende Lorbeerguirlande; an der hinteren
Ecke ein geschuppter Pilaster.
Kaibel 1777.
350. Fragment einer Musenstatuette (Taf. 55).
H. 0,53 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, Füfse mit Teil der Unterschenkel. Ge-
brochen war das Stück der Beine, soweit es den Sitz überragt, dieses
wieder von oben bis unten neben dem 1. Bein innen, und links von diesem
Bruch oben ein kleines Stück. Die Brüche mit Gyps verschmiert. Das
fehlende Stück der Beine war angestückt; an der Vorderseite des Sitzes
unten zwei grofse, noch z. T. mit Metall gefüllte Löcher zur Verklammerung.
Die Muse sitzt auf einem würfelartigen Sitz aufrecht,
wie Nr. 349. Sie trägt ärmellosen Chiton und dicht um
Rücken, Schultern, Überarme und Unterkörper geschlungenen
Mantel; die Arme liegen gleichmäfsig vorgestreckt auf den
Unterschenkeln und die Hände halten eine Rolle ausgebreitet.
Die breite Falte zwischen den Brüsten findet sich analog auf
den praxitelischen Basisreliefs aus Mantinea. Der Rücken
glatt zubehauen, wie bei Nr. 349.
Gcrhard-Platner S. 61 Nr. 348.
MDSEO CHIARAMONTI 350a. 35 1. 537
Darunter:
350a. Aschenurne eines A. Caecilius Anicetus
(Taf. 55).
H. 0,295 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
An der runden Wandung hinten wellenförmig geschweifte
Riefelung, vorne um die oben angebrachte, umrahmte In-
schrifttafel sehr zerstörtes Hochrelief: unter der Tafel ein Eber
nach 1. aus einer Höhle ragend, einen ihm gegenüber stehenden
Hund niedertretend ; 1. ein nach r. auf Felsen sitzender Jüng-
ling mit Chlamys und Speer, von einem anderen in Exomis,
der hinter ihm steht, gehalten; neben ihm am Boden ein
Hund (dem Jüngling fehlt Kopf, Hals, r. Hand mit Teil des Unterarms
Speeres und Felsens, 1. Unterarm mit Ellenbogen und Hand, r. Bein; dem
Hund Kopf und Hals); r. sitzt auf Sessel eine Frau nach 1. in
hochgegürtetem Chiton und Mantel; die R. war erhoben,
die L. auf den Sessel gestützt; 1. Schulter entblöfst; über
ihren Knieen und auf sie gestützt der Oberkörper eines Amor
(Stück Flügel über der r. Schulter sichtbar); er stützt den Kopf
auf die R. und blickt seitlich nach oben zu der Frau; diese
im Rücken gehalten von einer alten Dienerin (der Frau fehlen
Kopf, Hals, r. Hand, 1. Arm mit Hand und Sesselecke mit Bein). Rechts
ist sicher zu deuten Fhädra mit Amme und Amor; demnach
1. Hippolytos (der in der »Beschreibung d. St. Rom« gegebenen
Deutung auf Venus und Adonis widerspricht die Figur der
alten Dienerin).
Gerhard-Platner S. 61 unter Nr. 348; CIL VI 13709.
351. Fragment einer Musenstatuette (Taf. 55).
H. 0,36 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, Teil des Mantels zwischen r. Schulter und
Hand, Unterschenkel mit Knieen, Fufsen und Sitz, an der Maske Nase und
Teil der Haare.
Haltung und Kleidung mit Nr. 350 vollkommen über-
einstimmend; der Sitz fehlt wie bei Nr. 349; die R. hält eine
weibliche tragische Maske; demnach Melpomene. Rücken
wie bei Nr. 349 u. 350. Loch im Schofs wie bei Nr. 349.
Geringe Arbeit.
^
538 MÜ8E0 CHIARAMONTI 35 1 a. 351 A. 352.
Die drei Statuetten stammen aus einer künstlerisch sehr
geringwertigen Musengruppe, deren Originale im 4. Jahrh.
v. Chr. entstanden sind (s. die Gewandung von Nr. 349 und
und die Falten zwischen den Brüsten an Nr. 350 u. 351).
Gcrhard-Platner S. 61 Nr. 349.
Darunter:
351a. Cinerar-Ara eines Miccinus und eines
Stefanus (Taf. 55).
H. 0,63 m., Br. 0,42 m., T. 0,36 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
An den beiden Vorderecken je eine korinthische Säule
mit spiralförmig gewundenen Canelluren. Daneben an der
Vorderseite je eine schmale Guirlande hängend; zwischen
diesen die umrahmte Inschrifttafel; darüber moderne Abarbei-
tung. An den Nebenseiten je ein Dreifufs mit Rabe; an den
hinteren Ecken je ein Pilaster.
CIL VI 22490.
35 iA. Grabara eines Ti. Claudius Ep-
aphroditus und eines Ti. Claudius Aemilianus
(Taf. 55).
Im Aetom vorne zwei Spiralen mit aufgerollten Enden,
in der Mitte aneinander stofsend.
Abteilung XIV.
352. Statue eines Dadophoros (Taf. 56).
H. 1,46 m. Ziemlich grobkörniger weifser Marmor mit einzelnen dunkleren
Stellen.
Ergänzt Spitze der Mütze, zwei Stücke an ihrem Rand über dem
r. Ohr, Lockenspitzen, Teil der Nasenspitze, Kinn, Flicken in beiden Kinn-
laden, zwei Stücke im Hals vorne und 1., grofser Teil des Nackens unter
den Haaren, viele Flicken im Gewand, 1. Hand mit Teil des Unterarms,
r. Unterarm mit Hand, grofse Stücke des Mantels, des Stamms, des 1. Fufses,
Ecke der Basis vor diesem. Gebrochen war der Hals unten, r. Schulter
mit Knopf, Oberarm und Teil des Mantels, beide Beine und Stamm unter
dem Saum des Mantels. Stark geglättet.
MUSEO CHIABAMONT1 35«. 539
Aufrechte Haltung; r. Standbein, verstärkt durch einen
niedrigen Stamm hinten; 1. Fufs zur Seite und etwas zurück-
gesetzt; Schuhe mit Bändern auf dem Fufsrücken; Hosen;
Ärmelchiton (xeiptSorric ^ixaiv) doppelt gegürtet, mit Bausch in
der Hüftengegend und breitem, vorn verknoteten Band dicht
unter der Brust; langer Mantel auf der r. Schulter geknöpft;
er bedeckt fast ganz den 1. Arm, dessen Unterarm grade
vorgestreckt ist; r. Arm hängt herab (erg. mit Apfel in der
Hand); der Kopf mit dichtem Lockenhaar, das die Ohren
verdeckt, und phrygischer Mütze nach der r. Schulter ge-
wendet.
Mit einem im Brittischen Museum (III. graeco-roman
room Nr. 162) befindlichen Gegenstück 1785 in einem
Mithräum 5 Miglien vor Porta Portese gefunden; demnach
müfsten beide Hände eine den Körper überschneidende
Fackel halten (das brennende Ende mit der L. erhoben).
Die glatte, raffinierte Art der Ausfuhrung (starke Unter-
höhlung der Haare mittels des Bohrers) weist in hadri-
anische Zeit; doch hat sich der Künstler eng an Vor-
bilder des 4. Jahrh. v. Chr. angeschlossen. Beide kamen zu-
nächst in den Besitz von Jenkins, von dem die eine Figur
in den eines Grafen Fries überging, durch den sie nach Wien
kam; von dort gelangte sie nach London; die andre nach
der modernen Inschrift an der Basis vorne von Pius VI. für
den Vatican erworben (nach Visconti 1789); sie stand zu-
nächst im Gabinetto delle maschere an Stelle von Nr. 433,
die hier aufgestellt war und mit der sie dann den Platz
wechselte, nachdem sie unter Napoleon nach Paris gebracht
worden war (die Rückgabe erfolgte i. J. 1816).
Guattani Monum. ant. inediti 1787 Maggio S. 87 ff. Taf. III; Visconti
Museo Pio-Clementino III Taf. XXI; P. Massi Indicazione antiquaria (1792)
S. 91 Nr. 42; Goethe Zweiter Aufenthalt in Rom, Ausgabe 1829, B. XXIX
S. 5 2 f.; Raccolta di statue antiche (181 7) Taf. 29; Visconti Opere varic IV
S. 339 Nr. 115; Piranesi Monuments et Musce Napoleon IV Taf. IV;
Clarac 559, 1189; Zoega Bassorilievi di Roma II S. 15 Anm. 4; ders.
Abhandlungen S. 94 Nr. 2; Gerhard -PI atn er S. 204 Nr. 8; Cumont
Textes et monuments figur. de Mithra S. 209 Nr. 27 mit Tafel; ders. bei
Röscher Mythologisches Lexikon II Sp. 3068.
Photographie Anderson 1395 (zusammen mit 353 u. 354); 1433 (2/I
Moscioni 2302; 1500 (cab.).
540 MÜSEO CHIARAMONTI 353.
353. Gruppe einer Göttin mit Eros und einem
anderen Kinde (Taf. 56).
H. 1,58 m. Grofskrystallinischcr weüser Marmor.
Ergänzt aus Marmor: obere Hälfte des r. Oberarms, r. Unterarm mit
Hand und Äpfeln, 1. Unterarm mit Ellenbogen, Gewandzipfel, Hand und
Pfeil; aus Gyps: Unterteil des Halses, Oberteil des Rückens, 1. Schlüsselbein,
Bruchstelle der 1. Schulter und des 1. Ellenbogens, Stück unter der r. Schulter,
untere Hälfte des r. Oberarms und Teil des Ellenbogens, Teile des Rückens
und der Zehen des 1. Fufses, Bruchstelle des Felsens vorne. Gebrochen
war r. Schulter nebst Schlüsselbein, 1. Schulter, 1. Oberarm, oberer und'
mittlerer Teil des 1. Fufses, Vorderecke des Felsens. Beschädigt Nase,
Diadem, Falten, Zehen des r. Fufses, Bogen, Felsen. Der Haarschopf
hinten fehlt; er war angestückt (Metallpflock erhalten). In Hals und
Nacken je ein Loch mit Blcivergufs zur Befestigung des Kopfes; an der
r. Hüfte dicht über dem Gewand ein gröfseres Loch, einst mit Metall gefüllt
(wohl von einer ehemaligen, modernen Stütze herrührend); am r. Knie aufsen
ein Loch mit Blei gefüllt; an derselben Stelle scheinen Ansätze abgemeifselt ;
am 1. Oberschenkel aufsen ein Eisenpflock in einem bleigefüllten Loch ; ein
grösserer darunter am Felsen. L. von dem 1. Füfschen ein modern ein-
gemeifseltes rechteckiges Loch; davor eine grofse Ecke des Felsens abge-
schlagen; r. von dem r. Füfschen ebenfalls ein modern eingemeifseltes
Loch. All diese Löcher und Metallstützen sprechen dafür, dafs die bei
De Cavalleriis etc. gezeichnete Ergänzung oder eine ähnliche thatsächlich ein-
mal ausgeführt war. Das Nackte stark geputzt.
Auf Felsen sitzt eine mädchenhafte Gestalt, den r. Fufs
angezogen, den 1. vorgestellt; ein Mantel umhüllt den Unter-
körper, läfst aber das 1. Bein nackend vortreten; ein Zipfel
ist über den 1. Unterarm geworfen (seine Fortsetzung an der
1. Hüfte); der 1. Arm ist leicht gesenkt und vorgestreckt
(Hand mit Pfeil erg.); r. Oberarm ist seitwärts abgestreckt, der
Unterarm erhoben (Hand mit Äpfeln erg.); der Kopf leicht zur
1. Schulter gewendet; seine Haare sind vorn gescheitelt und
über die Ohren zurückgestrichen; kleine Stirnlöckchen; die
Haare hinten von einem Tuch umwunden, das oben ver-
knotet ist; davor ein in der Mitte spitz aufsteigendes, flach
zurückliegendes Diadem. Neben dem r. Fufs aufsen entspringt
eine Quelle mit plastisch angegebenen Wellen, auf denen
vorne ein kleiner Köcher liegt; auf dem Felsboden davor
ein kleiner Bogen, auf dessen eines Ende das Mädchen den
grofsen Zehen des 1. Fufses stellt. Auf dem Felsen links
vom Beschauer ein kleines 1. Füfschen nach rechts gewendet
MtJSEO CHIARAMONTI 353. 54*
(rückwärts daran ein Ansatz; Rest von Gewand?); auf dem
Felsvorsprung gegenüber ein etwas kleineres r. Füfschen
schräg nach vorn gerichtet.
Nach dem Ansatz der r. Schulter müfste der Arm
mehr gesenkt und zurückgenommen sein (wie in der von
De Cavalleriis etc. gezeichneten Ergänzung). Der Kopf
kann zugehören (Marmor, Stil und Erhaltung identisch); doch
müfste er mehr geneigt werden.
Gegen die Deutung auf Venus scheinen die mädchen-
haften Formen der Sitzenden zu sprechen. Deshalb und nach
Analogie eines pompejanisches Bildes hat Robert a. unten
a. Ort die Figur Deianira genannt. Er nimmt an, die Zeich-
nung des De Cavalleriis entspreche im Ganzen der ursprüng-
lichen Composition, die damals noch besser erhalten gewesen
sei; nur habe sich der Zeichner bei dem Attribut der R.
versehen, da er eine Traube statt der Äpfel gezeichnet habe.
Köcher und Bogen gehörten einem Herakles, dessen Figur
verloren, aber nach dem Gemälde so zu ergänzen sei, dafs
er der Jungfrau das Füllhorn darbiete; sie habe die Früchte
aus dem Hörn genommen und halte sie nun empor, um den
begierig danach langenden Eros zu necken. Hiergegen hat
schon Knapp (s. unten) geltend gemacht, der r. Unterarm
scheine nicht antik; er ist zweifellos modern, vom gleichen
Marmor und der gleichen Bearbeitung wie der 1. Weiter hat
Knapp auf die Unwahrscheinlichkett hingewiesen, dafs die
Eroten im 16. Jahrhundert noch vorhanden gewesen und seit-
dem verloren gegangen seien; aus allerlei Anzeichen (s. oben)
hat sich uns vielmehr ergeben, dafs die Gruppe einst ergänzt
war, und dafs De Cavalleriis sie in diesem Zustande ge-
zeichnet hat. Endlich sind Köcher und Bogen so klein, dafs
sie unmöglich einem Herakles gehören können, sondern
zweifellos einem der Putten, also Eros, zukommen. Da das
Mädchen den grofsen Zehen des einen Fufses auf das eine
Ende des Bogens setzt, könnte man an eine Darstellung
der Bestrafung des Liebesgottes denken. Ob das andere
Kind auch ein Erot war oder etwa Psyche, läfst sich nicht
feststellen.
Knapp hat zum Vergleich passend auf eine kleine Marmor-
gruppe (Ber. der sächs. Ges. d. Wissensch. 187 1 Taf. II) hin-
542 MUSEO CHIARAMONTI 354.
gewiesen, die eine von Eroten umspielte Nymphe darstellt.
Auch vergleiche man: Buti Antiche pitture della Villa
Negroni Taf. 3 und Robert Die antiken Sarkophagreliefs III 1
Taf. XXIV Nr. 83 (das eine Relief am Deckel, das Aphrodite
mit zwei Eroten und Psyche darstellt).
Die Gruppe stand ehemals in dem päpstlichen Garten
auf dem Quirinal.
De Cavalleriis Antiquae statuae urbis Romae I/II Taf. 51 (wieder-
holt bei S. Rein ach Repertoire de la statuaire II S. 377, 5); Vaccari An-
tiquar, statuar. icones 1584 I Taf. 8 u. 162 1 II Taf. 58; R üb eis Insign.
statuar. icones (1645) I Taf. 58; Clarac 603, 1325; Gerhard-Platner
S. 61 Nr. 351; BernouIIi Aphrodite S. 384 Nr. 2; Robert Annali d. I.
1879 S. 229fr. tav. d'agg. Mi; Knapp Jahrbücher für class. Philologie 1881
S. 231 ff.; Hartwig Herakles m. d. Füllhorn S. 72.
Photographie Anderson 1395 (zusammen mit 352 u. 354); Mos-
cioni 2303.
354. Statue der Athena (Taf. 56).
H. 1,45 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Helmbusch, Vorderteil des Helmes mit Teil der Haare,
untere Hälfte der Nase, Arme (waren besonders gearbeitet und eingesetzt),
einzelne Falten, der von der 1. Hafte herabhängende Zipfel, Vorderteil des
r. Fufses, Basis. Ausgebrochen war ein Stück des Helmes oben. Rand
der Aegis bestofsen. Kopf stark überarbeitet
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs weit zur Seite
und etwas zurückgesetzt; Sandalen; hochgegürteter Peplos;
schmaler Mantel mit einem Zipfel auf der 1. Schulter liegend,
dann um Rücken und r. Hüfte herumgenommen und an der
1. Hüfte mit einem Zipfel unter dem Gürtel festgesteckt;
kragenförmige Aegis, vorne durch das Gorgoneion ver-
bunden, mit Schlangen* an dem aufgebogenen Rande (der
Teil über der r. Brust sehr viel schmaler als der auf der 1.);
1. Arm gesenkt und leicht vorgestreckt mit kleinem Schild,
jedenfalls falsch ergänzt; die Hand wird ein Attribut, etwa
das Käuzchen, gehalten haben; ein niedergesetzter Schild
hätte Ansatzspuren hinterlassen); r. Arm mit Stück des Speers
mäfsig erhoben (der Oberarm müfste gesenkt sein, nach
Spuren unter der Achsel zu urteilen); Kopf mit liebenswürdig
lächelndem Ausdruck nach der r. Schulter gewendet; die
Haare an den Schläfen zurückgestrichen, fallen hinten in
** MUSEO CHIARAMONTI 355. 543
einem Schopf herab; attischer Helm mit Busch — er trug
ursprünglich drei Büsche, wie man aus Spuren erkennt —
und jederseits einem Käuzchen in Relief.
In zwei Stücken gearbeitet, die beim Gürtel zusammen-
stofsen. Am Gewand Spuren rötlicher Farbe (besonders
stark am Saume vor dem r. Fufs; hier dunkelrot, an dem
Mantel heller und bräunlicher). Schlechtere Replik in Sala
della Muse Nr. 533.
Die an spät-praxitelische Typen erinnernden Züge des
Gesichtes beweisen die Entstehung des Originals in praxi-
telischer Schule am Ende des 4. Jahrh. v. Chr. Vgl. Braccio
nuovo Nr. 107 A und die stehende Nikevon Samothrake (Conze
Archäol. Unters, auf Sam. S. 27 Taf. XL VIII; S. Reinach
Repertoire de la statuaire II S. 383,5), die ihrerseits wieder
mit Nr. 403 hierselbst zu vergleichen ist. Reizvolle, zierliche
Erfindung. Sorgfaltige, leblose Arbeit.
Gefunden 1774 in der sog. Villa des Cassius bei Tivoli
zusammen mit der Musengruppe in der Sala delle Muse.
Erworben von Pius VI. und zunächst im Gabinetto delle
Maschere an Stelle von Nr. 112 aufgestellt.
Antologia romana 1775 S. 269 f.; Visconti Museo Pio-Clementino I
Taf. VIII; Paf. Massi Indicazione antiquaria (1792) S. 92 Nr. 44. Clarac 466,
873; Gerhard-Platner S. 204 Nr. 9.
Photographie Anderson 1395 (zusammen mit 352 u. 353); Mos-
cioni 2274; Rocca 1868 (Kopf).
355. Statue einer Rutilia P. f. (Taf. 57).
H. 1,93 m- Feinkörniger grauer Marmor mit schwärzlichen Adern.
Ergänzt aus Gyps Nasenspitze, Kinn, Flicken im Hals, r. Unterarm
mit Gewandsaum, 1. Hand mit Teil des Unterarms, verschiedene grofse
Flicken im Gewand. Gebrochen war der Kopf. Auf der r. Vorderecke
des Basis oben ist mit brauner Farbe 73 aufgemalt, wohl die Nummer, die
die Figur im Museum des Principe di Canino trug.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs zur Seite gesetzt;
Schuhe; Tunica; Mantel bedeckt Hinterkopf, Rückseite,
Schultern und ist vorne mit dreieckigem Überschlag quer
über die Brust gezogen und über 1. Schulter und Arm zurück-
geworfen; 1. Unterarm vorgestreckt; r. erhoben; Kopf leicht
zur r. Schulter gewendet; breites Gesicht mit vollen, ziemlich
gewöhnlichen Zügen; Haare vorn gescheitelt und in welligen
544 MÜSEO CHIARAMONTI 356. 357.
Strähnen herab und bei den Ohren nach rückwärts gekämmt.
Auf der Basis vorne die Inschrift, in der die Dargestellte als
avia bezeichnet wird. Handwerksmäfsige Arbeit vom Ende
der Republik oder Anfang der Kaiserzeit.
Gefunden Anfang des 19. Jahrhunderts bei Ausgrabungen
des Principe di Canino in Tusculum mit Nr. 357 und Braccio
nuovo Nr. 77.
Die beiden Nr. 355 u. 357 standen bis wenigstens 1834
in der Galleria lapidaria als Nr. 3 u. 7 (s. dort).
Nibby Viaggio antiquario ne' contorni di Roma II S. 50; Melchior ri
Antologia roniana 1826 S. 123; Canina Descrizione dell' antico Tusculo
S. I44f. Taf. XXXII; Clarac 978, 2529; Gerhard-Pia tner S. 38 Nr. 243;
CIL XIV 2742.
356. Oberkörper eines gefangenen Dacers
(Taf. 57).
H> 1,82 m. Kopf von feinkörnigem, weifsen Marmor, Körper von
Pavohazzetto.
Ergänzt Spitze der Mütze, Brauen, Nase, Unterlippe, Kinn mit Bart,
unterer Teil des Halses, Teil des Gewandes zwischen Hals und Mantel,
rundes Stück in der Mitte des Leibes vorn, freihängende Teile des Mantels
r. und 1., Teil der Oberarme, beide Ellenbogen, Unterarme, Hände. Haare
sehr bestofsen. Beim Gürtel quer durchgebrochen.
Aufrechte Haltung; Hände vorne gekreuzt (richtig erg.;
typische Haltung für die Gefangenen); Ärmelgewand tief-
gegürtet; Mantel auf der r. Schulter geknöpft; bärtiger Kopf
mit der für den vornehmen Dacer charakteristischen Mütze
(pileus; vgl. Braccio nuovo Nr. 127) gradeaus gewendet.
Schlechte Arbeit trajanischer Zeit. Ehemals in Villa Mon-
talto - Negroni - Massimo.
Gerhard-Platner S. 62 Nr. 354; S. Reinach Repertoire de la sta-
tuaire II S. 196 Nr. 7; Heibig Nr. 84.
357. Statue einer Rutilia L. f. (Taf. 57).
H. 1,88 m. Feinkörniger grauer Marmor mit schwärzlichen Streifen.
Ergänzt aus Gyps Hände, der unter der R. herabhängende Teil des
Mantels, die ganze Partie von der r. Hüfte bis zur r. Wade, z. T. der r. Fufs.
Abgebrochen war die r. Vorderecke der Basis. In den Gewandfalten be-
merkt man rötliche Farbspuren. Auf der r. Vorderecke der Basis oben
ist mit brauner Farbe 72 aufgemalt (vgl. Nr. 355).
MUSEO CHIARAMONTI 357 a. 358. 545
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs zur Seite gesetzt;
Schuhe; Tunica; Mantel bedeckt Hinterkopf, Rückseite,
Schultern, Arme, Vorderseite von den Brüsten bis zu den
Waden, hier mit langem dreieckigen Überschlag; 1. Unter-
arm vorgestreckt, r. erhoben (die R. am Mantelsaum); Kopf
stark nach der 1. Schulter gewendet; Haare vorn gescheitelt
und in gewellten Strähnen über die Ohren zurückgekämmt;
Gesichtszüge sehr ähnlich denen von Nr. 355. Auf der Basis
vorne die Inschrift, in der die Dargestellte als mater-ter-regin«
bezeichnet wird, was Dessau im CIL XIV S. 493 zu materter (a)
Regin (i) ergänzt, wogegen indes der Punkt zwischen den ersten
beiden Worten spricht; Hülsen ergänzt wahrscheinlicher zu
mater Terentii Regini, was sich schon bei Canina als mut-
mafsliche Ergänzung angegeben findet. Über Herkunft und
ehemaligen Aufstellungsort s. Nr. 355; beide augenscheinlich
von dem gleichen Mann gearbeitet.
Nibby, Melchiorri, Canina s. Nr. 355; Clarac 978, 2530 ; Ger-
hard-Platner S. 3a Nr. 2; CIL XIV 2741.
Darunter:
357a. Grabara einer Vettia Pharia (Taf. 57).
H. 0,98 m., Br. 0,72 m., T. 0,49 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Die Inschrift eingefafst rechts und links von je einem
ionischen Pilaster; oben unmittelbar an die Capitäle ange-
schlossen und beiderseits nach innen gewandt je ein Widder-
kopf; zwischen beiden ein Gorgoneion. Darüber setzt das
Gesims nicht direct auf, sondern erst nach Einfügung eines
gegen die Capitäle und Köpfe zurücktretenden Streifens. Aus
den Orti Giustiniani.
CIL VI 28705.
Abteilung XV.
358. Relieffragment (Taf. 58).
H. und Br. 0,18 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Hochrelief: Rücken und 1. Arm (ohne Hand) einer weib-
lichen Figur, bekleidet mit Chiton, dessen Falten nach
archaischer Art gebildet sind; am Hals Queder; Teil eines
Yatican. Katalog I. 35
54^ MUSEO GHIARAMONTI 359. 3 60.
schmalen, viermal gefalteten Mantels, der über beide Arme
gelegt war. Archaistisch. Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 62 Nr. 356.
359. Relieffragment (Taf. 58).
H. 0,39 m„ Br. 0,585 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Hochrelief: Oberkörper von zwei nach r. gewandten
Kriegern in gegürteten Panzerhemden, eng anliegenden
Helmkappen, mit Schild (dem r. fehlt ein Teil) und Speer.
Späte geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 62 Nr. 357.
, 360. Relief der drei Chariten (Taf. 58).
H. 1,83 m.t Br. 1.87 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt 1. untere Ecke mit Vorderteil des r. Fufses der 1. Figur.
Abgebrochen die 1. obere Ecke.
Über einer weit vorspringenden Bodenleiste (sie springt
1. weiter vor als r., doch wohl erst infolge moderner Zu-
richtung) Hochrelief: drei weibliche Figuren schreiten nach L;
die erste in Dreiviertelprofil sichtbar; r. Fufs voran; Peplos,
der mit tiefem Bausch gegürtet und auf den Oberarmen
geheftet ist (vgl. Amelung bei Pauly-Wissowa Realencyklo-
pädie III Sp. 23 12 f.), und Mantel, der auf der 1. Schulter
aufliegt (hier vom Peplos nicht deutlich geschieden) und von
der gesenkten R. vorgezogen wird; die Haare sind vorn
gescheitelt und in zwei starken, gewellten Massen über
Schläfen und Ohren gelegt, hinten zusammengefafst, sodafs
ein geschlossener Schopf in den Nacken fallt; die gesenkte
L. fafst die R. der zweiten, die ganz von vorn sichtbar ist;
Peplos, an der r. Körperseite offen, auf den Oberarmen
ebenfalls geheftet; die Haare umgeben Stirn und Schläfen
in einem vollen Kranz von Buckellöckchen; dahinter ein
Diadem; die gesenkte L. fafst die R. der Dritten, die im
Profil sichtbar ist, den r. Fufs vorangesetzt; Chiton: Mantel,
nur die Brüste und den Saum des Chiton freilassend, von
der gesenkten L. gefafst; die Haare vorn gescheitelt und in
zwei dicken Strähnen über Schläfen und Ohren gelegt, dann
unter einer Haube verschwindend, die den ganzen übrigen
MUJ9B0 CHIARAMONTI 360. 547
Schädel bedeckt. Harte, sorgfaltig gearbeitete Copie eines
archaischen Originals, das in der ersten Hälfte des 5. Jahrh.
v. Chr. entstanden sein mufs; die Unklarheit in der Ge-
wandung auf der 1. Schulter der ersten Figur und das Über-
schneiden der Oberlider über die Unterlider sind die einzigen
nachweisbaren Ungenauigkeiten des Copisten. Die Deutung
als Chariten ergibt sich durch den Vergleich mit ähnlichen
archaischen Reliefdarstellungen dieses Dreivereins, aus dem
deutlichen Bestreben des Künstlers, durch Wechsel der
Tracht möglichst viel Reiz zu entwickeln, und daraus, dafs
die mittelste ein Diadem trägt, ein Zug, der sich auch sonst
auf Charitendarstellungen findet. Die Thatsache, dafs die
Mehrzahl der Copien auf oder an der athenischen Akropolis
gefunden ist, setzt das Original in engen Bezug zu dem
dortigen Chariten -Cult; dafs sich zwei Copien in Italien
fanden, spricht für die Berühmtheit des Originals. Vor den
Propyläen der Akropolis stand eine Darstellung der Chariten,
die dem Philosophen Sokrates zugeschrieben wurde (O ver-
beck Schriftquellen Nr. 910fr.; Jahn-Michaelis Arx Athe-
narum S. 46). Dafs dieses Werk das vermutete Orginal war,
beweist die Thatsache, dafs ein Eponymbeamter des Namens
Sokrates die gleiche Composition auf verschiedene Münzen
prägen liefs (Imhoof-Gardner Numism. comment. on Pau-
sanias Taf. EE6; Jahn-Michaelis a. a. O. Taf. XXXV 17).
Die überlieferte Zuteilung an den Philosophen kann unmöglich
recht haben, da das Werk entstanden sein mufs, als dieser
geboren wurde. Der in der Inschrift genannte Künstler oder
Weihende wird Sokrates geheifsen haben und dadurch die
volkstümliche Übertragung entstanden sein. Im ersten Falle
könnte das Werk von einem böotischen Bildhauer des Namens
und jener Zeit stammen (Overbeck a. a. O. Nr. 478); bei
dieser Annahme würde sich der an einem attischen Werk
auffallende Mangel an Feinheit und Grazie erklären.
Gefunden 1769 beim Hospital von S. Giovanni in
Laterano. Dann im Besitz von Cavaceppi, von dem es der
Vatican erwarb.
Cavaceppi Raccolta di antiche statae III Taf. XIII; Pistolesi
Taf. XLIII; Thiersch Über die Epochen d. bild. Kunst1 S. 370; Gerhard-
Piatner S. 62 Nr. 358; Michaelis ArchäoJ. Zeitung 1867 S. 11; Benn-
35*
548 MÜSEÖ CHIAÄAMONTI 361. 362.
dorf Arch. Ztg. 1869 S. 55 f. Taf. XXII I; Blümner Arch. Ztg. 1870
S.83ff.; Conze Heroen- und Göttergestalten Taf. LXXXVII 1 ; Furtwängler
Athen. Mitth. 1878 S. 181 ff.; Milchhöfer Athen. Mitth. 1880 S. 211 ff.;
Petersen ArchäoL-epigraph. Mittheil, aus Österreich 1881 S. 26 f.; Bohn
Die Propyläen S. 25, 1; Friederichs- Wolters Bausteine Nr. ri8; Furt-
wängler bei Röscher Mythologisches Lexikon I Sp. 881; Baumeister
Denkmaler d. klass. Altert. S. 376 ff. Abb. 411; Milchhöfer ebenda S. 203;
Studniczka Berliner philologische Wochenschrift 1893 Sp. 694; Furt-
wängler Meisterwerke S. 33; 37 Anm. 3; 48; Derselbe Über Statuen-
copieen im Altert, Abhandl. d. bayer. Akad. d. Wissensch. 1897 S. 5 32 f.;
Arndt- Amelung Einzelaufnahmen Nr. 731/2; Escher bei Pauly-Wissowa
Real-Encyklopädie III Sp. 2i65f. Nr. 4c; Heibig Nr. 85.
361. Relieffragment (Taf. 58).
H. 0,54 ra., Br. 0,31 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Ergänzt alle Ränder, am Ares Teil des Schädels, r. Unterarm mit
Hand, Zeigefinger der L. mit Teil des Speers, r. Fufs, Vorderteil des 1.,
an der Aphrodite Hinterteil des Kopfes, 1. Unterschenkel mit Gewand und
Teil des Fufses.
Hochrelief: über schmaler Bodenleiste 1. nach 1. gewendet
Ares mit vorgesetztem r. Fufs, bärtig, im Panzer, einen
Mantel um den 1. Unterarm geschlungen; die L. schultert
den Speer; die ergänzte R. bedeutungslos vorgestreckt; r.
ihm folgend Aphrodite in archaistisch gefälteltem, gegürteten
Chiton und mit Schleier; die L. mit der charakteristischen
archaistischen Haltung der Finger (zwei mit den Spitzen
oben vereinigt) vor den Leib gehalten; die R. mit Scepter
wird über der 1. Schulter des Ares sichtbar. Stammt augen-
scheinlich aus einer Götterprocession. Schlechte, stillose
Arbeit.
Gerhard-Platner S. 62 Nr. 359; Braun Annali d. I. 1839 s- 243
tav. d'agg. L.; Bernoulli Rom. Ikonographie II 2 S. 117 Nr. 116.
362. Weiblicher Id^alkopf (Taf. 58).
H. des Ganzen 0,455 m-» des Kopfes 0,21 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Mund, Kinn mit Umgebung, Flicken in der r. Wange,
Stück vom Rande des r. Ohres, Hals, Bruststück, Fufs. Rand des 1. Ohres
bestofsen.
Gradeaus gerichtet; Haare gescheitelt; vor einem schmalen
Bande in welligen Strähnen auseinander gekämmt und über
MÜ8K0 CHIARAMONTI 363. 364. 549
die Ohren zurückgenommen; hinten kleiner Schopf; Ansatz
zu Schulterflechten. Schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 62 Nr. 360.
363. Archaischer weiblicher Kopf (Taf. 58).
H. (ohne Fufs) 0,35 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, BUstenfufs. Ohren sehr bestofsen; sonst ver-
waschen; horizontale Verletzung an der r. Schädelseite oben. Rand des
Halses unten modern abgeschnitten.
Gradeaus gerichtet; auf langem Hals Kopf mit langem
schmalen Gesicht und tiefem Schädel; stark entwickeltes
Kinn; überhängende Unterlippe, wodurch der sonst ernste
Ausdruck etwas Mürrisches erhält; grofse flachliegende Augen;
glatte, hohe, dreieckig begrenzte Stirn: die Haare gescheitelt,
zur Seite gekämmt; ein Teil an den Schläfen und über den
Ohren aufgerollt; hinten in einer umfangreichen, weit ab-
stehenden Rolle aufgenommen. Gute Copie eines archaischen
Kopfes, der gegen Mitte des 5. Jahrh. v. Chr. von einem
peloponnesischen Künstler geschaffen worden ist und zu einer
gröfseren Gruppe von Werken ähnlichen Charakters gehört.
Repliken in Lansdowne House (Michaelis Ancient marbles
S. 449 Nr. 53; besser gearbeitet und erhalten) und in Rieh-
mond (Michaelis a. a. O. S. 634 Nr. 53). Man vergleiche
auch einen recht verwandten Terracotta-Kopf aus Tarent, den
Furtwängler in den Sitzungsberichten der bayer. Akad. d.
Wissensch. 1897 Taf. VII veröffentlicht hat und in dem er
wohl mit Recht S. 132 f. einen Zeugen für die Einwirkung
der Schule des Hagelaidas auf die tarentinische Kunst ver-
mutet.
Gerhard-Platner S. 62 Nr. 361; Kopp Rom. Mitth. 1886 S. 200 ff.
Taf. XI; Kalkmann 53. Berlin. Winckelmanns-Progr. S» 99 Nr. 35a; Arndt
La glyptotheque de Ny-Carlsberg S. 49 Fig. 23; Mariani Bullett. della
comm. archeol. comun. 1897 S. 183; Heibig Nr. 86.
364. Römischer männlicher Porträtkopf (Taf. 58).
H. des Ganzen 0,53 m., des Kopfes 0,26 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Kinn, Hals, Bruststück und Fufs.
Gradeaus gerichtet; Kopf eines jungen Mannes mit
sprossendem Bartflaum und starkem Lockenhaar, das durch
550 MUSEO CHJABAMONTI 365. 366. 367.
die vielfache Bohrerarbeit schwammartig wirkt; starke Kinn-
laden; geschlossener Mund mit schmalen Lippen; ernster
Ausdruck; leicht gesenkte Oberlider. Brauen durch Striche
angegeben; Augensterne und Pupillen eingegraben. Spätere
Zeit der Antonine. Mäfsige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 62 Nr. 362.
365. Jugendlicher männlicher Idealkopf (Taf. 58).
H. des Ganzen 0,54 m.t des Kopfes 0,315 m. GrofskÖrniger weifser Marmor.
Ergänzt Unterteil der Nase, Büste und Fufs.
Auf moderner nackter Büste mit halber Wendung nach
der r. Schulter und leicht gehoben ein Jünglingskopf mit
feinen schönen Zügen und wirrem, kurzen Lockenhaar, in dem
vorne ein dickes Band sichtbar wird. Augensterne und Pu-
pillen angegeben. Der Hinterkopf ist in Form und Aus-
fuhrung vernachlässigt. Glatte, aber nicht unlebendige Arbeit
aus späthadrianischer Zeit, wohl nicht als Copie, sondern
Nachahmung eines Typus des 4. Jahrh. v. Chr. aufzufassen.
Gefunden in Ostia (auf dem Indextäfelchen: OST-EFFOS-).
Pistolcsi Taf. XLIV 3; Gerhard-Platner S. 62 Nr. 363.
366. Porträtkopf, wahrscheinlich der jüngeren
Faustina (Taf. 58).
H. des Ganzen 0,485 m.f des Kopfes 0,24 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Flicken in r. Wange und Haaren, Hals, Bruststück
und Fufs. Stark geputzt.
Entspricht in Gesichtszügen und Frisur am meisten den
wahrscheinlichen Porträts der jüngeren Faustina. Brauen
durch Striche angegeben; Augensterne und Pupillen einge-
graben. Geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 62 Nr. 364; Bcrnoulli Köm. Ikonographie
S. 193 Nr. 3.
367. Kopf des eingiefsenden Satyrs (Taf. 58).
H. des Ganzen 0,455 *"*> des Kopfes 0,24 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Flicken am Kinn vorn, Unterteil des Halses mit Brust-
stück und Fufs. Sehr verstofsen.
Wiederholung des am besten aus der Replik in Museo
Buoncompagni bekannten eingiefsenden Satyrs (Heibig
MUSEO CHIABAMONTI $6$. 369. 55 1
Nr. 875). Dies Exemplar aber gehörte, dem Halsrest und
den vorfallenden Bandenden zufolge, nicht zu einer Statue,
sondern einer Herme; ein analoges Beispiel in Galleria geo-
grafica Nr. 40. Der Schädel oben flach und nicht ausgeführt.
Die Haare bronzemäfsig behandelt. Schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 62 Nr. 365; Furtwängler Meisterwerke S. 533
Anm. 3; Klein Praxiteles S. 192 Anm. (Köpfe: Nr. 3).
368. Römischer weiblicher Porträtkopf
(Taf. 58).
H. des Ganzen 0,45 m., des Kopfes 0,22 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Unterteil der Nase, grofser Flicken in der 1. Wange, kleiner
in der I. Kinnlade, Hals mit Bruststück und Fufs. Ohren sehr bestofsen.
Stark geputzt.
Kopf einer alten Frau leicht nach der r. Schulter ge-
wendet; stark vortretende Backenknochen; unbedeutendes
Kinn; breiter, geschlossener Mund mit schmalen Lippen;
schmale, längliche Nase; tiefliegende Augen; kleine, stark
gerunzelte Stirn; die Haare gescheitelt und vorne in stark
gewellten Strähnen abwärts gelegt bis zu den Ohren, dann
zurückgenommen und zusammengedreht; hinten ein starker
Chignon von der Form einer Halbkugel. Brauen eingeritzt;
Augensterne und Pupillen eingegraben. Nach der Frisur aus
antoninischer Zeit.
Gerhard-Platner S. 62 Nr. 366.
369. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. 58).
H. (ohne Fufs) 0,38 m. Ziemlich grofskrystallinischer gelblicher Marmor.
Ergänzt Bilstenfufs mit Indextäfelchen. Die Büste unten modern
zugeschnitten. Ziemlich stark geputzt.
Auf kleiner, mit Tunica bekleideter Büste (über die
Form läfst sich wegen der Zuschneidung nichts sagen) mit
leichter Wendung nach der r. Schulter der Kopf einer älteren
Frau mit breitem, häfslichen Gesicht; besonders gewöhnlich
die starken Lippen und die breite Nase; die Haare gescheitelt
und regelmäfsig gewellt zur Seite gestrichen, dann aufgerollt
und nach hinten genommen, wo ein kleiner von vier Zöpfen
gebildeter und von einer aufgerollten Strähne umwundener
Schopf herabhängt. Lebendige Arbeit Bernoulli (s. unten)
552 MUSEO CHIARAMONTI 370. 37 1.
hält es für möglich, dafs der Kopf Antonia darstelle; jeden-
falls aus ihrer Zeit.
Gerhard-Platner S. 62 Nr. 367; Bernoulli Römische Ikonographie
II 1 S. 220 Nr. 5.
370. Fragment einer Gruppe von Mars und
Venus (Taf. 58).
H. 0,41 m. Ziemlich grofskrystallinischer weifser Marmor.
Erhalten der Torso des Mars mit einigen Resten der
Venus. Dem Torso fehlen Kopf und Hals, Arme von der
Mitte der Oberarme abwärts, 1. Bein bis auf den halben Ober-
schenkel, r. Unterschenkel, Füfse. Aufrechte Haltung; 1.
Standbein; r. Oberschenkel seitlich vorgestellt; beide Ober-
arme abwärts: also Motiv des Ares Borghese; ein Schwert-
gehänge von der r. Schulter zur 1. Hüfte. Stützen für den
Schild am 1. Arm auf der Schulter aufsen, an der Brust,
Hüfte und dem Oberschenkel; eine Stütze am r. Oberschenkel
aufsen für die R. Von der Venus haben sich die fünf Finger-
spitzen der R. an der r. Brust des Torso, Spur des 1. Armes
im Nacken und Vorderteil der L. bis auf den Daumen auf
seiner 1. Schulter erhalten. Vgl. Nr. 627. Geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 6a Nr. 368.
371. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. 58).
H. (ohne Fufs) 0,52 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Oberlippe, Stück am Kinn, grofser Flicken im Halse,
Kleinigkeiten an der Büste, Bttstenfufs mit Indextäfelchen. Gebrochen
war der Kopf vom Halse oben, r. Schulter samt Hals vom übrigen, grofses
Stück unter der r. Brustseite. Abgebrochen fast ganz die Ohren. Im Ganzen
sehr bestofsen und geputzt (besonders die r. Wange).
Auf hadrianischer Oberarmbüste mit Tunica und Mantel,
der Schultern und Brust bedeckt, mit halber Wendung nach
der r. Schulter der Kopf einer Frau in mittleren Jahren mit
feinem, schmalen Gesicht, kleinem, geschlossenen Mund, tief
liegenden Augen und energischem Ausdruck; die Haare in
Wellen zurückgestrichen — eine Rille in der Scheitellinie — ;
hinten in Zöpfe geflochten und zu einem grofsen Nest auf-
genommen. Brauen durch Striche angegeben; Augensterne
MÜ8E0 CHI ARAMONTI 3 7 2 . 3 7 2 A. 553
und Pupillen eingegraben. Zu der Frisur vgl. den Kopf der
Mutter auf dem Sarkophag der Metilia Acte (hierselbst Nr. 179).
Gerhard-Platner S. 62 Nr. 369.
372. Statuette eines Knaben, als Faustkämpfer
ergänzt (Taf. 58).
H. 0,575 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Kopf und Hals, Arme mit Händen, r. Bein von der Mitte
des Oberschenkels abwärts mit Stütze, 1. Unterschenkel mit Knie, FUfse, Basis.
Aufrechte Haltung; r. Standbein, verstärkt durch eine
Stütze mit Gewand; 1. Fufs mit erhobener Ferse zurück-
gesetzt; der Körper chiastisch bewegt; r. Arm erhoben, 1.
gesenkt; an beiden Händen caesti; der Kopf leicht nach der
1. Schulter gewendet. Schlechte Arbeit. Der Torso erst
durch den Ergänzer zu einem Gegenstück von Nr. 372 B ge-
macht. Ehemals in der Galleria de* candelabri.
P. Massi Indicazione antiquaria (1792) S. 169 Nr. 169; Clarac 883,
2257; Gerhard-Platner S. 254 Nr. 30 und S. 63 Anm. *).
372 A. Relieffragment (Taf. 58).
H. 0,70 na., Br. 0,58 m. Bläulicher böotischer Kalkstein.
Ergänzt Nase des Mannes, Flicken am Handgelenk, Spitze des
Pferdeohrs und r. Hälfte des oberen Randes. Ohr des Mannes und Auge
des Pferdes verletzt.
Stück des Randes 1. oben erhalten. Hochrelief: Pferd
mit bärtigem Reiter nach r. sprengend; am Reiter fehlt der
r. Unterschenkel mit Fufs und die Enden des unten zurück-
wehenden Gewandes; vom Pferd ist nur Nacken, Hals und
Kopf ohne Vorderhälfte erhalten. Der Mann sitzt ruhig auf-
recht, den Kopf gradeaus gewendet; kurzer Chiton und
Chlamys, auf der r. Schulter geknüpft (sie bedeckt die ganze
Vorderseite); unten in der bis zur Mähne vorgestreckten, ge-
ballten R. — der Rücken nach aufsen gekehrt — ein rundes
Loch zur Befestigung des Bronzezügels; ein anderes r. davon in
der Mähne; 1. Arm nicht sichtbar. Das Pferd hat ziemlich kurz-
geschorene Mähne; es zieht den Kopf zurück und streckt die
Schnauze gradeaus; das r. Ohr zurückgelegt. Die Darstellung
setzte sich r. weiter fort; unter dem Pferdekopf Falten, die
von dem Mantel eines andern Reiters stammen müssen; über
1
S 54 MÜSEO CHI ARAMONTI 3 7 2 B.
ihm am Rande Spuren abgearbeiteter Reliefteile. Der Grund
über beiden Köpfen nicht so stark geglättet wie weiter unten, was
fiir hohe Aufstellung spricht. Augenscheinlich also das Fragment
eines Reliefs analoger Bestimmung wie der Parthenonfries,
dem es auch stilistisch so nahe steht, dafs man lange ge-
glaubt hat, es stamme von ihm, bis mit der Bestimmung des
Materials auch der Ort der Entstehung festgelegt wurde; der
böotische Kalkstein ist unseres Wissens nie behufs Her-
stellung von Sculpturen versandt worden. Das Relief mufe
also in Böotien gearbeitet worden sein. So ist denn auch
das Relief etwas höher als am Parthenonfries, der Stil weniger
vornehm. Das Charakteristicum der böotischen Kunst ist
auch sonst Abhängigkeit von Attica, aber geringere Feinheit
in der Durchführung. Immerhin ist das Fragment eine vor-
treffliche Arbeit aus der Entstehungszeit des Parthenonfrieses.
Im J. 1687 von den Venezianern unter Morosini als
Kriegsbeute aus Griechenland mitgebracht, kam es zunächst
in den Besitz des Dogen Marcantonio Giustiniani, später in
den Palazzo Giustiniani in Rom, dann durch Vermittelung
Camuccini's in den Vatican, für den es durch PiusVII. er-
worben wurde.
Do d well Aleuni rilievi della Grecia S. 7 Taf. VIII; Cardinali Mc-
morie romane delle antich. c belle arti 1825 S. 294 f.; Pistolesi Taf. LIX;
Nibby II Taf. XL V; Braun Ruinen und Museen Rom's S. 269 Nr. 27;
Friederichs Archäolog. Zeitung 1863 S. 12 Taf. CLXX2; Urlichs Die
Glyptothek S. 11; Körte Athen. Mitth. 1879 S. 273f.: Haussoulier Quo-
modo sepulcra Tanagraei decoraverint (Paris 1884) S. 46; F Hederichs -
Wolters Bausteine Nr. 1205; Colli gnon Histoire de la sculpt. grecque II
S. 146 Fig. 72; Heibig Nr. 87.
Photographie Alinari 6578.
372B. Statuette, einen Knaben als Faustkämpfer
darstellend (Taf. 58).
H. 0,535 m. Feinkörniger, leicht gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, 1. Arm mit Schulter und Hand, r. Hand mit Gelenk,
Unterschenkel, r. Fufs, Stück der Stütze unten, Basis bis auf das Stück unter
dem 1. Fufs. Gebrochen war Kopf, r. Arm, Stütze oben.
Ein Knäbchen steht aufrecht, den r. Fufs weit vorgesetzt,
beide Füfse auf die Zehenspitzen erhoben; der Körper ist
chiastisch bewegt, d. h. die r. Schulter weit zurückgenommen,
MU8E0 CHIABAMONTI 373. 555
der Oberarm wagerecht nach hinten gestreckt, der Unterarm
senkrecht erhoben; die Hand mit caestus geballt, mit dem
Rücken nach hinten gehalten; 1. Schulter vorgenommen und
L Arm (Hand mit caestus richtig erg.) weit vorgestreckt; der
Kopf mit kurzem Haar und individuellen Zügen in der
Richtung der L. gedreht; an den r. Glutäus stöfst eine mit
Gewand bedeckte, runde Stütze, an der ein grofser Köcher
in Flachrelief dargestellt ist
Die Gegenüberstellung mit Nr. 372 ist willkürlich; Marmor
und Formen des Körpers verschieden. Dieser Knabe ist
durch den Rest des caestus am r. Arm als Faustkämpfer
gesichert. Die Figur ist eine Reduction einer grofsen Faust-
kämpferstatue in kindliche Verhältnisse. Der Torso einer
Copie dieser grofsen Vorlage ist im Berliner Museum (Be-
schreibung d. ant. Skulpturen Nr. 469). Durch den Vergleich
mit der Statuette wird die schon ausgesprochene Vermutung,
dafs der Torso von einem Faustkämpfer stamme und dafs bei
diesem beide Füfse auf die Zehenspitzen erhoben gewesen
seien, bestätigt und Overbeck's Erklärung als bogen-
schiefsender Apoll endgültig widerlegt. Der r. Arm mit
Hand wäre an dem Torso nach der Statuette, die darin mit
dem bekannten arxtotficr/u>v der ficoronischen Ciste überein-
stimmt, zu ergänzen; die Richtung des 1. Armes scheint der
Ergänzer richtig getroffen zu haben. Über die Form des
caestus, wie man sie nach dem erhaltenen Rest voraussetzen
kann, vgl. Jüthner Über ant. Turngeräthe, Abh. d. arch.-
epigr. Seminars der Univ. Wien XII S. 75 ff. Das gemein-
same Original des Berliner Torso und der Statuette mufs eine
Bronzestatue der zweiten Hälfte des 4. Jahrh. v. Chr. ge-
wesen sein.
Stand ehedem in der Galleria de' candelabri.
P. Massi Indicazione antiquaria (1792) S. 169 Nr. 169; Clarac883,
2256; Gerhard-Platner S. 254 Nr. 30 u. S. 63 Anm. *).
373. Weiblicher Idealkopf auf moderner
nackter Büste (Taf. 58).
H. Ganzen 0,645 m-t des Kopfes 0,26 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt der ganze Hinterkopf, Büste und Fufs. Nasenspitze be-
stofsen. Stark geputzt und geglättet.
556 MU8E0 CHIABAMONTI 373A. 374.
Auf moderner weiblicher nackter Büste gradeaus ge-
wendet und leicht geneigt ein Mädchenkopf mit freundlichem
Ausdruck und tiefliegenden Augen, dessen Haare bis auf
einen Streifen um Stirn und Schläfen, der gescheitelt und
zurückgekämmt ist, von einem Tuch fest umwunden sind.
Geringe Copie eines Originals aus dem Beginn des 4. Jahrh.
v. Chr. Zu vergleichen der Kopf vom Falatin im Museo
nazionale romano (Heibig Nr. 1226) und ein Kopf in Athen
(Arndt-Amelung Einzelaufnahmen Nr. 647 — 9).
Gerhard-Platner. S. 63 Nr. 370.
373A. Torso einer männlichen Statuette
(Taf. 58).
H. 0,435 ro. Feinkörniger weifser Marmor.
Es fehlt Kopf und Hals, r. Arm bis auf Ansati, 1. Hand mit Griff
des Schwertes, Zipfel des Mantels, r. Bein von der Mitte des Oberschenkels
abwärts, 1. Unterschenkel, FUfse, Basis. Am Körper ist oberhalb des Unter-
arms eine Stelle abgemeifselt (Verbindung mit dem Ellenbogen ?).
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs war zurück-
gesetzt; r. Arm hing herab (Stützenrest an der r. Hüfte); 1.
Oberarm gesenkt, Unterarm grade vorgestreckt; ein Mantel
liegt mit einem Bausch auf der 1. Schulter, ist dann von innen
nach aufsen über den 1. Unterarm gelegt; die L. hielt das
Schwert, dessen Scheide unter dem Ellenbogen liegt und
dessen Band die Brust überquert; der Kopf war nach der 1.
Schulter gewendet. Unbedeutende Arbeit. Vgl. den praxi-
telischen Torso eines Heros in Neapel (Arndt-Amelung
Einzelaufnahmen Nr. 531; dazu Nachträge der IV. Serie
[Herrmann]).
Gerhard-Platner S. 63 Nr. 371.
374. Römische männliche Porträtbüste (Taf. 58).
H. (ohne Fufs) 0,42 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Ergänzt StUck am Hinterkopf, Flicken Über dem r. Ohr, Büstenfufs
mit Index täfeichen. Überarbeitet.
Auf julisch-claudischer Brustbüste gradeaus gerichtet der
Kopf eines älteren Mannes von bäurischen, knochigen Formen
und mit faltigem Fleisch; breiter geschlossener Mund mit
schmalen Lippen; kurze breite Nase; tiefliegende Augen;
MÜSKO CHIABAMONTI 375. JS7
ernster, sehr energischer Ausdruck; kurzgeschorenes Haar
(eingepickt); zu der Angabe der Brauen durch unregelmäfsige
Striche vgl. hierselbst Nr. 135. Derbe Arbeit aus der letzten
Zeit der Republik oder dem Beginn der Kaiserzeit.
Gerhard-Platner S. 63 Nr. 372.
Unter Nr. 369 — 374
Vier Fragmente von Gesimsen (Taf. 58).
a (unter Nr. 369).
H. 0,30 m., L. 0,585 m., T. 0,31 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Sehr zerstört.
Unten Herzblatt-Kyma, dann kleiner Zahnschnitt, Eierstab,
grofser Zahnschnitt, niedriges Geison, Sima, auf der Akanthus
und schmale Blätter mit einander abwechseln. Bildet r. eine
Ecke. Vgl. Nr. c.
b (unter Nr. 370—2).
H. 0,275 m., L. 0,74 m., T. 0,28 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt die ganze obere Deckplatte und Teil von Sima und Geison 1.
(Gyps). Sehr zerstört.
Dieselben Motive wie bei Nr. a. Vgl. Nr. d.
c (unter Nr. 372— 2A).
H. 0,30 m., L. 0,94 m., T. 0,31 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Sehr zerstört.
Die gleichen Motive und Mafse wie bei Nr. a, aber
besser gearbeitet.
d (unter Nr. 372 B— 4).
H. 0,30 m., L. 1,54 m't T. 0,28. Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt Teile der Deckplatte. Vielfach beschädigt.
Stammt von demselben Bau wie Nr. b.
375. Fragment der Vorderseite eines orna-
mentierten Pfeilers (Taf. 58).
H. 0,49 m., Br. 0,125 m* Feinkörniger weifser Marmor.
Ungefähr in der Mitte durchgebrochen und mit Gyps geflickt.
558 MÜ8E0 CHIARAMONTI 376. 376A. 376B. 377.
R. und 1. schmale Randleiste. An einem Schaft, der
aus einer Blüte senkrecht aufsteigt und in eine Blüte
endigt, sind Sträufse von Früchten, Ähren, Bohnen und
Blüten befestigt. Hübsche decorative Arbeit.
376. Sarkophagfragment (Taf. 58).
H. 0,24 m., Br. 0,32 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Oben und unten schmaler Randstreifen erhalten. Da-
zwischen Flachrelief: weiblicher Greif sitzt nach 1. mit er-
hobener r. Vorderpfote; I. der Anfang einer senkrecht hän-
genden Fruchtguirlande mit langem Band (unten Schlange?);
r. Reste von Felsen und darüber Mauer mit Fugenschnitt.
Über den Flügeln kleine runde Vertiefung. Einfache Arbeit
Stammt jedenfalls von einer r. Nebenseite.
Gerhard-Platner S. 63 Nr. 373.
376A. Fragment eines Sarkophagdeckels
(Taf. 58).
H. 0,20 m., Br. 0,22 m. Feinkörniger weifser Marmor mit schwarzlichen
Adern.
Oben und unten schmale Randleiste erhalten. Dazwischen
in Flachrelief ein nach r. stehender Greif mit Zackenmähne.
Gerhard-Platner S. 63 Nr. 374.
376B. Relieffragment (Taf. 58).
H. 0,21 m., L. 0,86 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Mehrfach gebrochen.
Oben und unten schmale Randleiste z. T. erhalten.
Flachrelief: Links ein Greif nach 1. laufend (Flügelspitze fehlt);
ihm nach ein Löwe (Kopf, Teil des Rückens und Schwanz fehlt);
dann noch Vorderteil eines Tieres mit Tatzen. Unbe-
deutende Arbeit. Vgl. Nr. 24.
Gerhard-Platner S. 63 Nr. 375.
377. Decoratives Relief (Taf. 58).
H. 0,29 m , Br. 0,455 m- Feinkörniger weifser Marmor mit schwärzlichen
Adern.
Ergänzt ein Stück in der Mitte unten. Mehrfach gebrochen; die
Brüche mit Gyps verschmiert.
MUSEO CHIARAMONTI 378. 378 A. B. C. D. 559
Rechteckige Platte umrahmt von einfach profiliertem
Rand. Links ein nach r. stehender Hirsch, den Kopf gesenkt;
ihm entgegen ringelt sich eine Schlange unter einem Lorbeer-
baum hervor. Flachrelief.
Gerhard-Platner S. 63 Nr. 376.
378. Fragment von der Vorderseite eines orna-
mentierten Pfeilers (Taf. 58).
H. 0,385 m., Br. 0,185 m. Feinkörniger, leicht bläulicher Marmor.
Rechts und links Randleiste mit glattem Ablauf. Da-
zwischen senkrechte Staude mit wechselnden, phantastischen
Ranken. Hübsche decorative Arbeit.
378A. Grabara einer Taronia Restituta (Taf. 58).
CIL VI 27 108.
378B. Ornamentierter Pfeiler (Taf. 58).
H. 0,73 in., Br. 0,17 m., T. 0,13 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ränder sehr beschädigt.
Sichtbar zwei Seiten. Oben und unten unvollständig.
An den Rändern schmale Randleiste. Vorne senkrechte
Staude mit Blättern, Blüten, Ähren. Links Epheuranke
(hier 1. unten eine grofse, tiefe, viereckige Vertiefung, jedenfalls von später
barbarischer Verwendung stammend).
378C. Grabara eines Erziehers Callimorfus
(Taf. 58).
Im Aetom Akanthuskelch mit Blumen in Flachrelief.
CIL VI 14083.
378D. Ornamentierter Pfeiler (Taf. 58).
H. 0,72 m., Br. 0,185 m., T. 0,13 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Form, Motive und Erhaltung wie bei Nr. 378B; an der
Seite der Staude unten zwei Vögel, an den Ähren pickend.
Vorne in der Mitte eine Vertiefung wie bei Nr. 378B. Wahr-
scheinlich mit dieser Nummer zusammengehörig.
H
$ÖO MUSKO CHURAMONTI 378E. 378a. 379.
378E. Grabara eines L. Vibius (Taf. 58).
Im Aetom vorne Ranken, die sich gleichmäfsig nach
beiden Seiten hin ausbreiten und in der Mitte verbunden
sind. Auf der Oberfläche eine runde, jetzt mit Cement ge-
füllte Vertiefung (zur Aufnahme der Opferspenden). Gefunden
an der Via Ostiensis zwischen dem 3. und 4. Meilenstein;
dann in den Orti Giustiniani.
CIL VI 28782.
Zwischen Nr. 378 B und D steht seit einem der letzten
Jahre (bis dahin hier in Abteilung XXV):
378a. (bez. mit 634B). Kleiner Altar (Taf. 78).
H. 0,545 m., Br. unten 0,29 ra., T. unten 0,21 m. Feinkörniger hellgrauer
Marmor.
Ergänzt das ganze obere Viertel, r. untere Ecke und Teile der
anderen Ecken.
Der Altar ist vierseitig; auf jeder Seite ein Gegenstand
in Relief: Lorbeerkranz; Füllhorn; Schale; Kanne. Demnach
wohl der Fortuna oder dem Bonus Eventus geweiht. Un-
bedeutend.
379. Sarkophag fragment (Taf. 59).
H. 0,84 m. Ziemlich grobkörniger gelblicher Marmor.'
Erhalten in Hochrelief die Gestalt eines stehenden
Mannes in Tunica, Toga und calcei mit 1. Standbein (es fehlen
Kopf mit Hals, Teile der Finger, Füfse); die gesenkte R.
fafst den Rand der Toga; in der vorgestreckten L. ein runder
Gegenstand (Rest einer Rolle; Stützenansatz an den Falten
darunter); links Reste einer korinthischen Säule mit spiral-
förmig gewundenen Canelluren. Stammt von einem grofsen
Säulensarkophag (vgl. darüber zuletzt Altmann Architektur
und Ornamentik d. ant. Sarkophage S. 52 fr.); zu beachten
ist, dafs der Togawurf der der ersten Kaiserzeit ist, während
der Typus der Säulensarkophage erst in der Zeit der Antonine
geschahen wurde (s. Galleria lapidaria Nr. 128c). Vgl.
Nr. 380 und 381.
Gerhard-Platner S. 63 Nr. 377.
MUSEO CHIARAMONTI 38a. 38 1. 382. 561
380. Sarkophagfragment (Taf. 59).
H, 0,82 m. Ziemlich grobkörniger gelblicher Marmor.
Erhalten in Hochrelief die Gestalt einer stehenden Frau
in Tunica und Mantel, der beide Schultern und Oberarme
mit r. Ellenbogen, die Rückseite und vorne den Unterkörper
umhüllt, mit 1. Standbein (es fehlen Kopf mit Hals, r. Ellenbogen,
Fafse); in der unter der 1. Brust liegenden L. hält sie den
Rest einer Rolle (Stützenansatz an der Schulter), auf deren
oberes Ende sie zwei Finger der R. legt; rechts der Rest
einer Säule mit spiralförmig gewundenen Canelluren; rechts
davon unten der Oberkörper eines Knaben (l. Arm fehlt; Gesicht
verstofsen), der mit der erhobenen R. einen Haufen Ähren (?)
auf dem Kopf hält. Stammt von einem Säulensarkophag
wie Nr. 379 (s. dort), aber nicht von demselben, da die Canel-
luren enger sind.
Gerhard-Platner S. 63 Nr. 378.
381. Sarkophagfragment (Taf. 59).
H. 0,60 m. Grofskrystallinischer bläulicher Marmor.
Ein Stück links war gebrochen.
Erhalten in Hochrelief die Gestalt eines stehenden
Mannes in Tunica und Toga mit 1. Standbein (es fehlen Kopf
mit Hals, Stück der Toga unter der R., Unterteil der Unterschenkel und
Fufse); die gesenkte R. fafst den Rand der Toga, die nach
Art der ersten Kaiserzeit gelegt ist (vgl. Nr. 379); die seit-
wärts ausgestreckte L. hält eine Rolle; r. davon ein Säulen-
schaft mit graden, unten ausgefüllten Canelluren; davor eine
nach unten gekehrte R. mit Rolle; 1. oben Faltenreste einer
dritten Figur. Stammt von einem grofsen Säulensarkophag.
Gerhard-Platner S. 63 Nr. 379.
382. Sarkophagfragment (Taf. 59).
H. 0,87 m. Grofskörniger gelblicher Marmor.
Erhalten in Hochrelief die Gestalt einer stehenden Fortuna
mit 1. Standbein (es fehlen Kopf mit Hals, halber r. Unterarm mit
Hand, 1. Hand fast ganz, Fufse); Gewand wie bei dem Fortuna-
Typus im Braccio nuovo Nr. 86, nur dafs der Chiton die
r. Brust freiläfst; die R. war seitlich ausgestreckt; die L.
Yatican. Katalog I. 36
562 MÜSEO CHIABAMONTI 383. 384.
stützt sich auf ein umgekehrtes Ruder (Griff fehlt) und hält
einen kleinen, runden, gefüllten Korb, auf dessen Rand ein
Kindchen safs, von dem nur der Unterleib erhalten ist. Hat
augenscheinlich Bezug auf die pränestiner Fortuna Primigenia,
die als kinderpflegende Göttin verehrt wurde; vgl. hierselbst
Nr. 241. Späte decorative Arbeit.
Gcrhard-Platner S. 63 Nr. 380.
383. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 59).
H. des Ganzen 0,59 m., des Kopfes 0,29 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Flicken im Oberschädel, Nase, Stück vom Rand des 1. Ohrs
und den Flechten unter dem r. Ohr, unterer Rand der Haare, Hals mit
Bruststück und Fufs. Vielfach verletzt
Gradeaus gewendet der Kopf einer Frau in den mittleren
Jahren mit gewöhnlichen Zügen, breitem Gesicht, freund-
lichem Ausdruck; die Haare gescheitelt, glatt an den Seiten
herabgestrichen — die Ohren frei — und hinten zu einem
polsterartigen Wulst zusammengeflochten. Die Brauen waren,
wie es scheint, angegeben. Augensterne und Pupillen waren
eingegraben; der Blick ist etwas nach 1. (vom Beschauer aus)
gerichtet. Nach der Frisur aus der Zeit der Iulia Soaemias.
Unbedeutende Arbeit.
Gerhard-Platner S. 63 Nr. 381.
384. Behelmter Jünglingskopf (Taf. 59).
H. des Ganzen 0,465 m., des Kopfes 0,24 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Hals mit Bruststück und Fufs. Sehr bestofsen und
verwaschen (wodurch sich erklärt, dafs der Kopf früher für weiblich ge-
halten wurde).
Jugendlicher männlicher Kopf gradeaus gerichtet; kurz-
gelockte, aufwärts gesträubte Haare um Stirn und Schläfen;
der Schädel bedeckt von einem attischen Helm mit merk-
würdig hoch angebrachtem Stirnschutz; oben ein grofses, da-
hinter ein kleineres Loch zur Befestigung des bronzenen Helm-
busches. Augensterne und Pupillen eingegraben. Schlechte
Arbeit
Gerhard-Platner S. 63 Nr. 382.
MU8E0 CHIARAMONTI 385. 386. 387. 563
385. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 59).
H. des Ganzen 0,535 m., de9 Kopfes 0,30 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Flicken in den Brauen, Nase, Kinn, Bruststück mit Fufs. Ver-
waschen.
Jugendlich weiblicher Kopf leicht zur r. Schulter ge-
wendet; weiche Formen; kleiner voller Mund; grofse, weit
geöffnete Augen, deren Blick etwas nach links (vom Be-
schauer aus) und aufwärts gerichtet ist; mit emporgezogenen
Brauen; niedere Stirn; blöder Ausdruck; die Haare ge-
scheitelt und in regelmäfsig gebrannten Wellen zur Seite
gestrichen — Ohren frei — ; hinten in einen dicken polster-
artigen Wulst zusammengeflochten. Augensterne und Pupillen
eingegraben. Schlechte Arbeit. Nach der Frisur aus der
Zeit der Iulia Domna.
Gerhard-Platner S. 63 Nr. 383.
386. Maske eines römischen weiblichen
Porträtkopfes (Taf. 59).
H. des Ganzen 0,35 m., des Maske 0,23 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase» Kinn z. grofsen Th., Hals mit Bruststück. L. Braue,
Lider und Oberlippe beschädigt. Augen und Hinterkopf fehlen.
Gesicht einer Frau in mittleren Jahren stark nach der
r. Schulter gewendet; die Augen waren eingesetzt; die Brauen
sind durch einen erhobenen Strich angedeutet; rundes Ge-
sicht; kleiner Mund; von den Haaren vorne ein Teil erhalten,
der gescheitelt und in breiten welligen Strähnen zur Seite
genommen ist Der Hinterkopf war besonders gearbeitet
und angesetzt (wahrscheinlich mit Gewand bedeckt)» Schlechte
Arbeit. Nach dem Rest der Frisur aus der Zeit der Lucilla.
Gerhard-Platner S. 63 Nr. 384.
387. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 59).
H. des Ganzen 0,495 m«> des Kopfes 0,29 m. Ziemlich grobkörniger weifser
Marmor.
Ergänzt Nase, Ränder beider Ohren, Unterteil des Halses mit Brust-
stück und Fufs.
Kopf einer alten Frau gradeaus gerichtet; welke, faltige
Züge; breiter Mund mit abwärts gezogenen Winkeln, schmaler
Oberlippe, überhängender Unterlippe, starken seitlichen Falten;
36 •
1
JÖ4 MUSEO CHIARAMONTI 388. 388 A.
kleine Augen; vorgebaute Unterstirn; ordinärer Ausdruck.
Die Haare straff zurückgestrichen; auf dem Oberschädel ein
turbanähnlicher Flechtenkranz. Derbe, äufserst charakte-
ristische Arbeit trajanischer Zeit.
Gerhard-Platner S. 63 Nr. 385.
388. Römische männliche Porträtbüste (Taf. 59).
H. des Ganzen 0,50 m., ohne Fufs 0,38 m. Ziemlich grobkörniger weifser
Marmor.
Ergänzt Flicken Über der 1. Braue, in Oberlippe und Kinn, Nase,
BUstenfufs mit Indextäfelchen. Auf der Stirn die Spur einer roten Nummer.
Auf einem kleinen, modern zugeschnittenen Bruststück
ein Jünglingskopf mit starker Wendung nach der 1. Schulter;
langer Hals; längliches Gesicht mit vollem Mund; flache
Augen mit tief herabhängenden Oberlidern; Augensterne
und Pupillen eingegraben; kurz geschorene Haare (eingepickt).
Schlechte Arbeit später Zeit.
Gerhard-Platner S. 63 Nr. 386.
388A. Archaischer weiblicher Kopf (Taf. 59).
H. des Ganzen 0,545 m., des Kopfes 0,30 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase mit Wurzel, Mitte beider Lippen, Flicken neben dem
r. Mundwinkel, 1. Ohr und Haare darüber, Unterteil des Halses mit Brust-
stück und Fufs. Auf der Stirn die Spur einer roten Nummer.
Auf starkem Hals geradeaus gerichtet und leicht geneigt
ein weiblicher Kopf von sehr derben harten Formen, stark
entwickeltem Untergesicht, breitem Mund, länglichen Augen,
niederer Stirn, flachem, nicht sehr tiefen Schädel, auf dem
die schlichten Haare vorne gescheitelt und straff zur Seite
gestrichen sind; noch auf dem Vorderschädel geht dann
rechts und links vom Scheitel eine breite Strähne aus, die
das Vorderhaar vor den Ohren überdeckt, dann schleifen-
förmig aufgenommen und grade nach dem Hinterkopf zu
gelegt ist, wo beide Strähnen mit einander verknotet scheinen;
•
der Knoten wird verdeckt von den Haaren des Hinterkopfes,
die erst in einer breiten, unten abgerundeten Masse herab-
hängen — die Seiten sind aufgerollt (Angabe der Haar-
strähnen fehlt) — ; dann ist in der Mitte eine breite Strähne
aufgenommen und unter dem genannten Knoten durchge-
MUSEO CHIARAMONTJ 389. 389A. 390. 565
zogen, so dafs sie frei über ihn bis zum Rande der übrigen
Haarmasse herabhängt. Die Haare auf dem Oberschädel
nicht ausgeführt. Die Augensterne wohl modern eingebohrt
Mäfsig ausgeführte Copie guter Zeit — stillos nach späterer
Manier sind die Augen behandelt — nach einem griechischen
Original aus der Mitte des 5. Jahrh. v. Chr., das von Bronze
gewesen sein mufs, da die Lippen umrissen sind, und das
der Gruppe von Werken verwandt ist, zu der Nr. 363 gehört.
Gcrhard-Platncr S. 63 Nr. 386b.
389. Kopf eines Niobiden (Taf. 59).
H. des Ganzen 0,455 m., des Kopfes 0,245 m. Feinkörniger weifscr Marmor.
Ergänzt Flicken in der r. Braue, Unterlippe, Rand des 1. Ohres ganz,
des r. z.T. (anderer Teil abgebrochen), unterer Teil des Halses mit
Bruststück und Fufs. Stark verwaschen.
Geringe Copie nach dem Kopf des aufs 1. Knie ge-
stürzten Niobiden.
Gerhard-Platner S. 63 Nr. 387; Amelung Führer S. 123 Nr. 179.
389A. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. 59).
H. 0,54 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Streifen in den Flechten auf dem Oberkopf, Nase. Unterer
Rand bestofsen. Abgebrochen die Stütze im Rücken.
Auf einer runden Platte mit Hohlkehle ringsum eine
trajanische Achselbüste, die im Rücken eine freistehende
Stütze hat; bekleidet mit Tunica und Mantel auf der 1. Schulter;
der Kopf ist ganz leicht nach der r. Schulter gewendet; Frau
in mittleren Jahren mit gewöhnlichem, verdrossenen Gesicht;
der Mund ist schief gezogen; die Haare sind vorn gescheitelt
(grader Einschnitt) und glatt zur Seite gekämmt; darüber ein
hoher turbanförmiger Aufbau von Flechten (vgl. Nr. 387).
Schlechte Arbeit. Gefunden in dem Grab der Manilier
(vgl. hierselbst Nr. 721 — 3 und Heibig Nr. 1181 [Reisch]).
Guattani Memorie enciclopedichc romane IV S. 33 ff. Fig. 7; C. L.
Visconti Dcscrizione dei Musci Vaticani (1870) M. Chiar. Nr. 389 A.
390. Kindertorso (Taf. 59).
H. 0,385 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, Arme, Unterschenkel, Füfse. Vorne stark
verletzt; der ganze Rücken ist abgehackt.
566 MUSEO CHIARAMONTI 39 1« 392.
Replik von Nr. 191; s. dort. Ein Band um den Hals,
eins von der r. Schulter zur 1. Hüfte. Am r. Oberschenkel
hinten grofse Stütze.
Gerhard-Platner S. 63 Nr. 388.
391. Kopf des Apollon (Taf. 59).
H. des Ganzen 0,595 m«» des Kopfes 0,29 m. Feinkörniger weifcer Marmor.
Ergänzt grofser Teil des Oberschädels, 1. Braue mit Teil der Stirn
und des Lides, Nase, Lippen, Kinn, Teile beider Ohren, Teil des Halses mit
Büste und Fufs. Das Gesicht stark überarbeitet
Auf moderner nackter Büste mit leichter Wendung und
Neigung zur r. Schulter ein jugendlich männlicher Idealkopf,
der nach dem Typus des Gesichtes und dem starken Haar-
wuchs nur Apollon darstellen kann. Die Haare sind ge-
scheitelt und vorn zur Seite gekämmt, dann über ein Band
zurückgeschlagen, das vorne nicht sichtbar wird; hinten bildet
die Masse des übrigen Haares einen Krobylos, d. h. sie ist
etwa in der Mitte ihrer Länge aufgenommen und durch jenes
Band gezogen, sodafs die Enden des Haares in künstlich ge-
drehten Locken hinten frei herabfallen (vgl. Braccio nuovo
Nr. 92 S. 108). Geringe Copie eines schönen, interessanten
Originals aus dem dritten Viertel des 5. Jahrh. v. Chr. Eine
bessere Copie im Museo Torlonia (I monumenti del M. T. ripro-
dotti in fototipia T. XXXV Nr. 137), bei der indes der Kopf
gerade auf dem Halse sitzt (Schuld der Ergänzung? oder
war der Kopf hier zu einer Herme benützt?); die Haare auf
dem Oberschädel sind hier nicht gescheitelt, sondern gehen
vom Wirbel aus.
Gerhard-Platner S. 63 Nr. 389.
392. Porträtbüste des Hadrian (Taf. 59).
H. des Ganzen 0,705 m., des Kopfes 0,33 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt vier Flicken in den Locken, Nase, r. Ohr, Rand des 1.,
unterer Teil des Halses, Büste und Fufs. Sprung durch die Augen.
Guter Porträtkopf des Kaisers, nach der 1. Schulter ge-
wendet. Die Panzerbüste ergänzt nach einer antiken im ca-
pitolinischen Museum (Heibig I S. 314 Nr. 32), von der es
mehrere antike Wiederholungen giebt, und deren Panzer sich
durch die im Relief auf den Schulterklappen dargestellten
MUSEO CHIARAMONTI 392 A. 393. 393 A. 567
Tritonen auszeichnet; das Gorgoneion archaisierend. Stand
bis 1834 an Stelle von Nr. 51 iA.
Gerhard-Platner S. 71 Nr. 510; Bernoulli Rom. Ikonographie II 2
S. 1 1 1 Nr. 32.
392 A. Kopf des Zeus (Taf. 59).
H. des Ganzen 0,605 m>» des Kopfes 0,31 m. Grofskrystallinischer weifser
Marmor.
Ergänzt grofeer Teil der Haare über der Stirn, Stück der r. Braue
uud Wange, Nase, Unterlippe, Hals mit Büste und Fufs.
Auf moderner nackter Büste mit leichter Wendung nach
der 1. Schulter ein elend gearbeiteter bärtiger Zeuskopf mit
sehr vollen, die Ohren gänzlich bedeckenden Locken; Band
im Haar. Vielfache rohe Verwendung des Bohrers in Haar
und Bart.
Visconti-Guattani Taf. V; Gerhard-Platner S. 63f. Nr. 390.
393. Torso einer männlichen Statuette (Taf. 59).
H. 0,46 m. Grobkörniger weifser Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, Arme bis auf den halben 1. Oberarm,
Hände, Beine bis auf den halben r. Oberschenkel, Flifse, Basis.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Oberschenkel war
leicht vorgestellt; beide Arme waren gesenkt (Stützenrest an
der 1. Hüfte aufsen; der r. Arm war angesetzt; Stiftloch er-
halten); der 1. Oberarm geht etwas zurück; der Kopf war
nach der r. Schulter geneigt und leicht gewendet. Einfache
Arbeit nach einem Werk des 4. Jahrh. v. Chr. Auf der 1. Brust
ist mit roter Farbe 15 aufgemalt.
Gerhard-Platner S. 64 Nr. 391.
393A. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. 59).
H. des Ganzen 0,56 m , ohne Fufs 0,44 m. Marmor des Kopfes feinkörnig
und weifs, der Büste grofskrystallinisch und bläulich.
Ergänzt Nasenspitze, r. Ohr, Stück am Rande des 1., Flicken am
Kinn, Teile der Falten, BUstenfufs mit Indextäfelchen. Abgebrochen ver-
schiedene Locken oben. Der Kopf sehr verwaschen. Die Rückseite der
Büste modern zugerichtet
Auf sorgfältig gearbeiteter Oberarmbüste mit Tunica und
Mantel, der Schultern, Armansätze und r. Brust bedeckt, der
nicht zugehörige, leicht nach vorn und der r. Schulter ge-
568 MUSEO CHIARAMONTI 394.
neigte Kopf einer Frau in den mittleren Jahren, nach Stil
und Frisur aus claudischer Zeit; feines Gesicht mit zarten
Wangen und Kinn, kleinem geschlossen Mund mit schmalen
Lippen, ein wenig gebogener feiner Nase, flachliegenden
Augen, etwas leidendem Ausdruck; die Haare sind vor
einer den Schädel überquerenden Scheitelung nach vorne
gekämmt und in drei Reihen künstlich gedrehter Röllchen
geordnet, hinter jener Scheitelung zurückgestrichen und
hinten in einem kleinen Schopf dünner Zöpfe zusammen-
geflochten. An verschiedenen Stellen metallgefüllte Löcher:
an jeder Seite des Halses zwei ca. 5 cm. senkrecht über-
einander; vor jedem Ohr eins; im vorderen Teil der Frisur
eins; am hinteren Rande der Löckchenreihen auf jeder Seite
eins. Das läfst auf reichlichen Metallschmuck schliefsen,
da Marmoranstückungen weitere Spuren hinterlassen haben
würden, auch an und für sich an den genannten Stellen un-
wahrscheinlich sind; man wird an Halskette, Diadem, Stern,
Gehänge (vor den Ohren) denken dürfen. Demnach ist vor-
auszusetzen, dafs das Porträt ein Mitglied des Kaiserhauses
darstellt. Unleugbare Ähnlichkeit besteht zwischen ihm und
der sog. Agrippina d. ä. in Neapel (Bernoulli a. unten a.
O. S. 381 ff. T. XXII) und zwischen beiden und den Porträts
des Tiberius.
Bernoulli Rom. Ikonographie II \ S. 183 Nr. 4.
394. Römischer männlicher Porträtkopf (Taf. 59).
H. des Ganzen 0,50 m., des Kopfes 0,235 m- Feinkörniger, leicht bläulicher
Marmor mit grauen Flecken.
Ergänzt Nase, Stück in r. Braue und Wange und im Rande des
r. Ohrs, 1. Ohr, unterer Teil des Halses mit Bruststück und Fufs.
Kopf eines jungen Mannes mit starkem Schädel und
vollen Wangen halb nach der r. Schulter gewendet; unbe-
deutendes Kinn; kleiner, geschlossener Mund mit starker
Unterlippe; flache, seitwärts blickende Augen; kurzgeschorene
Haare (eingepickt); Augensterne und Pupillen eingegraben.
Geringe, späte Arbeit. Gefunden in Ostia (auf dem Index-
täfelchen OST-EFFOS.).
Gerhard-Platner S. 64 Nr. 392.
MÜSEO CH1ARAMONTI. 569
Unter Nr, 389—394:
Zwei Fragmente eines Frieses mit jagenden
Eroten (Taf. 59).
a (unter Nr. 389—91).
H. 0,41 ro., L. 1,84 111. Feinkörniger hellgrauer Marmor mit dunkleren Adern.
Auf dem Friese von r. nach 1.: Antilope (?) nach 1. laufend
(Hinterbeine mit Hinterteil, 1. Vorderbein, Schnauze, Teil der Hörner fehlen);
Feigenbaum; Erot nach 1., einen langen Speer zum Abfangen
bereit haltend (Kopf, 1. Arm, r. Unterarm, 1. Unterschenkel, fast der ganze
Speer fehlen); Pinienbaum; Tier mit Tatzen und kurzem Schwanz
nach r. gegen den Speer des Eroten anspringend (Kopf, Vorder-
beine, r. Hinterbein ohne Tatze fehlen); Bär (?) nach 1. hockend, von
dem Speer des nächsten Eroten in die Brust getroffen (Kopf,
1. Vorderbein , Teil des 1. Hinterbeins fehlen); Baum mit länglichen
Blättern und runden Früchten (Apfelbaum?); Erot nach r. mit
langem Speere Stofsend; (fast der ganze Kopf, Teil des r. Flügels,
r. Arm, 1. Unterarm, Teil des 1. Unterschenkels, r. Unterschenkel ohne Fufs,
fast der ganze Speer fehlen); Eichbaum; Tier mit Tatzen und
langem Schwanz nach r. laufend (Kopf, r. Vorder- und Hinterbein,
Schwanz bis auf Ansätze fehlen).
Pen na Viaggio pittorico della Villa Adriana III Taf. XV* 8.
b (unter Nr. 392 — 4).
H. 0,39 m., L. 2,19 m. Feinkörniger, leicht gelblicher Marmor.
In der Mitte durchgebrochen. Von dem Kyma ein Stück in der
1. Hälfte ausgebrochen.
Das Ganze der Länge nach leicht convex gebogen.
Auf dem Fries von r. nach 1.: Tier mit Tatzen und langem
Schwanz (wohl ein Hund, der die nächsten Tiere jagt) nach
1. laufend (Schnauze, 1. Ohr fehlen); Eichbaum; Antilope (nach
den Hörnern; der Körper merkwürdig schwer) nach 1. laufend
(1. Vorderbein fehlt); ähnliches Tier ohne Hörner (wohl das
Weibchen) in gleicher Richtung (Schnauze, Teile der Vorderbeine
fehlen); Platane (einige Äste fehlen); Erot nach 1., mit der
R. einen kurzen Speer schwingend, mil der L. einen andern
zum Parieren vorstreckend (Hinterteil, 1. Bein fehlen); Löwe
nach r. laufend; Baum mit länglichen Blättern und runden
570 MUSEO CHIARAM0NT1 395. 396. 397. 398.
Früchten (Apfelbaum?); Löwe nach 1. laufend (Kopf und Brust, r.
Vordertatze, 1. Vorderbein, Teil des Schwanzes fehlen).
Pen na Viaggio pittorico della Villa Adriana III Taf. XIII 2, XIV 4.
Die Fragmente stammen aus dem Kuppelsaal des Haupt-
palastes in Villa Adriana. Vgl. die Litteraturangaben auf
S. 3 50 oben.
395. Fragment eines Sarkophagdeckels (Taf. 59).
H. 0,22 m., L. 0,40 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
In der Mitte senkrecht durchgebrochen.
Oben schmale Randleiste erhalten. Darunter Flachrelief:
Meerkentaur nach 1., im 1. Arm ein Ruder, mit der R. eine
Muscheltrompete haltend, auf der er bläst. Links noch das
Hinterteil eines Pferdes. Vgl. Nr. 24 und 376B. Rechts
oben ist mit schwarzer Farbe 817 aufgemalt.
Gerhard-Platner S. 64 Nr. 393.
396. Fragment eines Sarkophagdeckels (Taf. 59).
H. 0,23 m., L. 0,49 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
R. obere Ecke fehlt. Unten und 1. unvollständig.
Schmale Randleiste oben und r. erhalten. Mittleres
Relief: Meerrofs nach r. (r. Vorderbein und Teil des Bauches
fehlen); 1. noch Vorderkopf und Brust eines Meerlöwen.
Späte, geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 64 Nr. 394.
397. Fragment eines Sarkophagdeckels (Taf. 59).
H. 0,22 m.f L. 0,56 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben schmale Randleiste erhalten (beschädigt). Darunter
Flachrelief: über plastisch angegebenen Wellen ein Meer-
drache von 1. (Schwanzende fehlt), ein Meerrofs von r. (Hinter-
teil fehlt). Späte, geringe Arbeit. Rechts oben ist mit schwarzer
Farbe 819 aufgemalt.
Gerhard-Platner S. 64 Nr. 395.
398. Fragment eines Sarkophagdeckels (Taf. 59).
H. 0,22 m., L. 0,35 m. Sehr grofskrystallinischer blauer Marmor.
Oben und unten schmale Randleiste erhalten (rechts ab-
gemeifselt). Flachrelief: Meerrofs nach 1. Links Vertiefung
MÜSKO CHIABAMONTI 398 A. B. Ca. Cb. 57 1
und Ausschnitt in Form eines Kreissegments. Späte, geringe
Arbeit. Rechts oben ist auf der Leiste 818 mit schwarzer
Farbe aufgemalt.
Gerhard-Platner S. 64 Nr. 396.
398A. Cinerar-Ara eines P. Aelius Bithus (Taf. 59).
CIL VI 10652.
398B. Torso einer Artemisstatuette (Taf. 59).
H. 0,62 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, Spitze des Köchers, 1. Arm bis auf halben
Oberarm, r. Arm bis auf Ansatz, Hände, Unterschenkel, einige Gewandzipfel.
In Stellung und Gewandung ganz mit Nr. 123 überein-
stimmend; s. dort. Kopf war nach der r. Schulter gewendet,
r. Arm etwas vorgestreckt, 1. Arm gesenkt mit Bogen (Ansatz
am Oberarm; zwei Stützenreste am Oberschenkel); kleiner
Puntello am r. Oberschenkel aufsen; darunter Ansatz des
Baumstamms. Decorative Arbeit.
Gerhard-Platner S. 64 Nr. B.
■ *
398 Ca. Pfeilercapitäl (Taf. 59).
H. 0,195 m» &r* der Seiten oben 0,26 m. Feinkörniger, leicht bläulicher
Marmor.
Die Ecken bestofsen.
Quadratischer Grundrifs. Ornament an den zwei nach
vorn gerückten Seiten: an den Ecken Palmetten, von deren
mittlerer nach rechts und links je eine Ranke ausgeht, links
mit Blatt, rechts mit Blume. Oben Profil: fallendes Blatt*
kyma und darüber steigendes Kyma. Das Profil geht um die
r. Ecke auf der hier anstofsenden Seite glatt weiter; an der
1. Ecke ist auf der hinteren Seite Palmette und Profil noch
um 2 — 3 cm. weitergeführt; dann folgt hier Anschlufsfläche.
Zierliche Arbeit.
Darunter:
398Cb. Ornamentierter Säulenschaft (Taf. 59).
H. 0,54 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Der vortretende Rand oben teilweise erhalten. Um den
Schaft in Flachrelief eine Epheuranke; unten ein Vogel.
Unbedeutend.
572 MUSEO CHIARAMONTI 398 D. E. 399. 400.
398 D. Torso einer Artemis-Statuette (Taf. 59).
H. 0,60 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf mit Hals und oberem Teil der Brust, Oberteil des
Köchers, r. Arm bis auf Ansatz, 1. Arm bis auf halben Oberarm, Hände,
Teile der Falten, Unterschenkel, FUfse, Basis.
Stellung und Gewandung wie bei Nr. 398 B {s. dort), nur
ist der 1. Oberschenkel weniger energisch vorgestellt und
sitzt der Gürtel höher. L. Unterarm war vorgestreckt (An-
satz an der 1. Hüfte), r. Arm seitlich vorgestreckt; darunter
Rest des Stammes. Mäfsige decorative Arbeit.
Gerhard-Platner S. 64 Nr. C
398E. Cinerar-Ara eines T. Sextus Polytimus.
CIL VI 26532.
Abteilung XVI.
399. Colossalkopf des Tiberius (Taf. 60).
H. 0,55 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Stück am Rand des 1. Ohrs. Kinn war abgebrochen
(Bruchstelle verschmiert).
Kopf des Tiberius in mittleren Jahren; gradeaus gerichtet.
Zum Einsetzen in eine Statue bestimmt; der Hals hinten
rauh gelassen; auf dem Oberschädel eine runde Stelle ab-
geflacht. Geringe, ausdruckslose Arbeit.
Gefunden mit Nr. 400 und 401 i. J. 181 2 in Veji durch
die Brüder Giorgt; die drei Stücke fielen nach langem Prozefs
zwischen der päpstlichen Regierung und den Erben der
Finder i. J. 1824 dem Vatican anheim und wurden hier zu-
nächst im Magazin aufgestellt (Gerhard Hyperboreisch-
römische Studien I S. 123). An dieser Stelle stand bis gegen
Mitte des 19. Jahrhunderts Nr. 402.
Guattani Memorie enciclopediche romane VII S. 79; Canina L'antica
citta di Veji S. 83fr.; Urlichs Die Glyptothek S. 16; Bernoulli Rom.
Ikonographie II 1 S. 145 Nr. 5; Heibig Nr. 88. :
400. Statue des Tiberius (Taf. 60).
II. 2,00 m. Marmor des Körpers feinkörnig und weifs mit einzelnen grauen
Adern; der des Kopfes grofskörnig und gleichmäfsig weifs.
Ergänzt Rand des r. Ohrs, Enden der Kranzschleife, Flicken am
Ansatz des r. Oberarms, im r. Ellenbogen und Unterarm aufsen, Finger
, MU8E0 CH1ARAM0NTI 400. 573
der R. mit Stab, Flicken im Mantel auf der Brust, Mittel- und Zeigefinger
der L., grofser Teil des Schwertbandes, Schwert bis auf ein Stück des
Griffs, der Gewandzipfel, neben dem I. Bein innen, Unterteil des 1. Unter-
schenkels, 1. Fufs in mehreren Stücken, Flicken im Gewandzipfel neben dem
1. Bein aufsen, r. Fufs in zwei Stücken, vorderster Teil des Kissens 1., Stück
in der Mitte und hinten unten an der r. Seite, Sitz, Basis (die Abbildung
bei Clarac [s. unten] giebt die Statue z.T. unergänzt, z.T. anders ergänzt
[1. Fufs]). Abgebrochen war r. Oberarm, unterer Teil desselben, gröfserer
Teil des r. Unterarms. Nasenspitze verletzt. Sprünge in Gesicht, r. Schien-
bein, 1. Knie (z.T. verschmiert). Stark geputzt.
Der Kaiser sitzt aufrecht auf einem würfelartigen Sitz
mit Kissen, den 1. Fufs angezogen, den r. vorgesetzt; ein
grofser Mantel ist auf der r. Schulter geknöpft, bedeckt die
Brust, 1. Schulter, Rücken, r. Bein und fallt in zwei Zipfeln
rechts und links vom 1. Oberschenkel nieder; die L. ruht
auf dem 1. Oberschenkel, ein Schwert in der Scheide, fassend,
dessen Band das Handgelenk bedeckt; der r. Arm ist erhoben;
in der R. ein Stab (Teil des Scepters); der jugendliche, nach der
1. Schulter gewendete Kopf ist bekränzt mit der Corona civica
(Eichenkranz mit langen Bändern); die Haare sind auf dem
Schädel nicht ausgeführt. Kopf und Körper gehören nicht zu-
sammen (Hals sitzt mit Schnitt auf; Marmor verschieden; auf den
Schultern keine Spur von Bandenden, die hier ganz erg. sind).
Die Ausführung des Kopfes ist gut; in Formen und Ausdruck
stark idealisiert. Der Körper mufs von einer Kaiserstatue
stammen; seine Ergänzung ist richtig, nur müfste das Scepter
ganz ausgeführt sein. Sehr ähnlich das Fragment der Galleria
lapidaria Nr. 203. Das Motiv ist von Darstellungen des
Juppiter übertragen (vgl. Michaelis Jahrb. d. I. XIII S. 192fr.).
An einer abgeschliffenen Stelle des Sitzkissens links zwei Schrift-
zeichen: ein lateinisches C und ein griechisches 6. Die Aus-
fuhrung ist hart und sorgfältig. Gefunden mit Nr. 399; s. dort.
An dieser Stelle hat bis gegen Mitte des 19. Jahrhunderts
die Statue des sog. Marcellus (Heibig Nr. 509) gestanden.
Guattani Memorie enciclopedichc romanc VII S. 73fr. Taf. XIII;
Canina L'antica citta di Veji S. 83fr.; P. Visconti Memorie romane 1824
IIS. 49; Clarac 925, 2352; Pistolesi Taf. XL1V; Nibby II Taf. XXVII;
Braun Ruinen und Museen Roms S. 275; Bernoulli Römische Ikonographie
II 1 S. 145 ft. Fig. 19; S. Reinach Repertoire de la statuaire II S. 582
Nr. 2 ; Heibig Nr. 89.
Photographie Alinari 6664 (2); Anderson 1453 (3); Moscioni 2292;
Rocca 854.
574 MUSEO CH1ABAMONTI 4<>I. 4<>2.
401. Colossalkopf des Augustus (Taf. 60).
H. 0,595 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt aus Marmor: Ohren, das 1. mit Umgebung; aus Gyps: Nacken.
Kopf des Augustus in mittlerem Alter mit leichter
Wendung und Neigung nach der r. Schulter. Ziemlich stark
idealisiert. Haar oben und hinten nicht ausgeführt. Bestimmt
zum Einsetzen in eine Statue, deren r. Arm augenscheinlich
erhoben war. Nicht unlebendige, decorative Arbeit. Gegen-
stück zu Nr. 399, mit dem es gefunden wurde (wie es scheint,
von demselben Mann gearbeitet); s. dort. An dieser Stelle
hat bis gegen Mitte des 19. Jahrhunderts Nr. 403 gestanden.
Guattani Memorie enciclopediche romane VII S. 79; Canina L'antica
citta di Veji S. 83 ff.; Braun Ruinen und Museen Roms S. 271 Nr. 29;
Urlichs Die Glyptothek S. 16; Bernoulli Rom. Ikonographie II 1 S. 27
Nr. 8 Fig. 3; Heibig Nr. 90.
Photographie Moscioni 4369.
402. Weibliche Statue, als Muse ergänzt (Taf. 88).
H. 1,21 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt Kopf mit Hals und r. Schulter, R. mit Mohnkopf und halbem
Unterarm, L. mit Rolle und Teil des Gewandes, Steilfalte des Mantels vor
dem 1. Bein, Vorderteil des r. Fufses, Basis. Gyps flicken unter der
Brust. Geputzt.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs etwas zur Seite
gestellt; Sandalen; Chiton aus glattem Stoff, der von der r.
Schulter geglitten ist (auf dem r. Arm sieht man keine
Knöpfung, wie sonst gewöhnlich ; statt dessen ist Naht voraus-
zusetzen, die vielleicht durch Malerei angedeutet war); Mantel
von der 1. Schulter um den Rücken, unter der r. Achsel
durch, quer über die Brust gelegt und über die 1. Schulter
zurückgeworfen; r. Arm gesenkt (Hand erg. mit Mohnkopf);
1. Oberarm gesenkt, Unterarm vorgestreckt (Hand erg. mit
Rolle); der moderne Kopf (Haare gescheitelt und zurück-
gestrichen; Kranz; Schopf) leicht nach der r. Schulter ge-
wendet; an dem modernen Rand der Plinthe unter dem
hohen, glatten Streifen die obere Hälfte einer Hohlkehle.
Der Ergänzer konnte in der Haltung der Hände nicht irren,
nur lag die Rechte Ansatzspuren zufolge dicht am Körper ah;
die Wahl der Attribute ist willkürlich. Der Kopf mit r. Schulter
MÜ8E0 CHJARAMONTI 403. 575
war augenscheinlich besonders gearbeitet und eingesetzt.
Decorativ ausgeführte Copie eines Originals aus dem 4. Jahrh.
v. Chr. Stand ehedem in den päpstlichen Gärten des Quirinal,
wo sie mit einer Maske auf der L. und leerer R. ergänzt war.
Vgl. das über die Herkunft von Nr. 16 Gesagte.
De Cavalleriis Antiquae statuae urbis Romae (1585) I — II Taf. 59;
Rubei s Insign. statuar. icones (1645) I Taf. 59; Fea Nuova descrizione
S. 90; Pistolcsi Taf. XLII; Clarac 528, 1096; Penna Viaggio pittorico
d. Villa Adr. III Taf. XXXUI; Gerhard-Platner S. 64 Nr. 397; Winne-
feld Die Villa d. Hadrian bei Tivoli S. 153.
403. Statue der Athena (Taf. 88).
H. 1,32 m. Grofskörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt Kopf und Hals, r. Arm mit Hand und Attribut in mehreren
Stücken, 1. Unterarm mit Hand und Schild, Rand der Aegis neben der 1.
Brust, die vorderen Teile der Falten neben dem r. Bein aufsen, Steilfalte
vom r. Knie z. Th. t Geputzt.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs mit erhobener
Ferse zurück und zur Seite gesetzt; sehr schlanke Figur; 1.
Hüfte stark ausgebogen; Brüste fast gar nicht angegeben;
hohe Sandalen; Chiton und Feplos; dieser an der r. Körper-
seite offen und mit langem Apoptygma (der Teil unter der
r. Achsel ist in unverständlicher Weise geschlossen; wohl
nur Misverständnis des Copisten); hochgegürtet mittels eines
breiten, dick gerandeten, vorn verknoteten Bandes; kragen-
artige Aegis mit Schuppen und aufgebogenen, schlangen*
umsäumten Rändern; vorne verbunden mittels eines Gor-
goneions mit Stirnbinde, vollem, freundlichen Gesicht und
hoch angesetzten und aufragenden Flügeln; r. Arm erhöben
mit einem Stück des Speerschaftes (wohl etwas zu abstehend ;
aber die Hand jedenfalls mit Speer zu ergänzen); 1. Arm ge-
senkt (am Unterarm ein moderner elliptischer Schild mit Lor-
beer und Gorgoneion; die L. mufs den auf dem Boden stehenden
Schild gehalten haben); der nach der r. Schulter gewendete
und erhobene Kopf mit korinthischem Helm und gescheitelten,
zurückgestrichenen Haaren; die hinten einen Schopf bilden,
ist eine moderne Copie des Athena-Typus Nr. 558 mit um-
gekehrter Kopfwendung. Das Original der Figur ist sehr
fragmentiert bei den englischen Ausgrabungen in Ephesos
gefunden worden und steht im Brittischen Museum (Amelung
576 MDSEO CHIARAMONTI 404.
a. unten a. O. S. 23 Abb. 5). Die Gestalt ist eine Weiter-
bildung der praxitelischen Artemis, von der hier zwei Copien
sind: Nr. 16 und 681 ; Gürtung und Aegis sind hinzugekommen,
der Körper ist schlanker, die Stellung lebendiger geworden.
Dafs das Original in Ephesos stand, bestätigt die Vermutung,
dafs sich das Original jener Artemis ebenda befunden habe
(s. Nr. 16). Die Ausführung ist gering. Im Rücken ein starker
Eisendübel, mittels dessen die Figur an einer Wand befestigt
war. Ehemals in den Gärten auf dem Quirinal; vgl. das zu
Nr. 16 Gesagte.
De Cavalleriis Statuae antiquac urbis Romae (1585) I/II Taf. 60;
Vaccari Antiqu. statuar. icones (1584) I Taf. 17; (1621) II Taf. 60; Rabeis
Insign. statuar. icones (1645) I Taf. 60; Fea Nuova descrizione S. 90; Clarac
469, 886; Gerbard-Platner S. 64 Nr. 399; Furtwängler Meisterwerke
5. 556 Anm. 2; Amelung Basis des Praxiteles aus Mantinea S. 24 Anm. 1;
Klein Praxiteles S. 310 Anm.
Abteilung XVII.
404. Sarkophagfragment (Taf. 61).
H. 0,36 m., Br. 0,44 m. Feinkörniger gelblicher Marmor«
Hochrelief: auf Felsboden, der von dem glatten Grunde
vorspringt (auf der Unterseite eine Reihe Löcher), 1. vor
einer weitverzweigten Pinie (Äste beschädigt) der nackte
Marsyas breitbeinig etwas nach seiner R. gewendet, den
Kopf, der nur skizziert ist, über die 1. Schulter zurückdrehend;
die Hände sind im Rücken augenscheinlich an den Baum ge-
bunden; 1. von ihm hängt am Baum sein grofses Pantherfell,
rechts sein Flötenpaar mit deutlich sichtbarem Mundstück (r.),
Löchern und Klappen; darunter am Boden ein länglicher,
vierseitiger Gegenstand (wohl der Wetzstein); rechts sitzt der
Skythe in orientalischer Kleidung auf Felsen; in beiden
Händen einen länglichen, gebogenen Gegenstand, vielleicht
sein Gürtelband, das er fest anzieht, um sich zur Schindung
vorzubereiten (auf keinen Fall ein Teil des Strickes, mit dem
Marsyas gebunden ward); der Kopf stark nach links gedreht
und erhoben; über dem Kinn ein rätselhaftes Puntello. Das
Fragment stammt von einem Guirlandensarkophag, wie aus
einer Zeichnung der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ge-
MÜSEO CHIARAMONTI 405. 406. $jj
schlössen werden kann, auf der noch ein Erot und die Guir-
lande unter dem Relief zu sehen ist (s. alles Nähere bei
Robert). Flüchtige, nicht ungeschickte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 64 Nr. 402; Schreiber Hellenistische Relief-
bilder Taf. CXIa; Robert Antike Sarkophagreliefs III 2 Nr. 197.
405. Relieffragment (Taf. 61).
H. 0,24 ra., Br. 0,21 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Unten schmale Randleiste erhalten. Darüber Hochrelief:
zweirädriger Wagen nach r. (Rad sehr beschädigt); darauf Erot
umblickend (R. fehlt; Kopf hinten beschädigt); von dem Ge-
spann (gespaltene Hufe; länglicher Schwanz) nur das Hinterteil
des vorderen und ein Fufs des hinteren Tieres erhalten.
Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 64 Nr. 403.
406. Zwei Fragmente von der Vorderseite
eines Sarkophagdeckels (Taf. 61).
a. H, 0,325 m., L. 1,15 m. Grofskörniger bläulicher Marmor.
Ergänzt aus Travertin die beiden Umrahmungen der Eckmasken mit
den Blumen über den Masken; aus Gyps unterer Rand z. Th. mit unterstem
Stück der Gespanne. Drei BrUche von oben bis unten.
An den Ecken, umrahmt von schmaler Randleiste, je
eine jugendliche satyreske Maske; darüber in dem das Recht-
eck ausfüllenden Feld je zwei Blumen; die Masken gehören
nicht ursprünglich zu dem Relief, denn sie stimmen nicht
mit der zu dem Gegenstück sicher zugehörigen r. Maske
überein und sind mit dem Relief nur durch die aus Travertin
ergänzte Umrahmung in Verbindung gebracht (s. unten). Da-
zwischen auf rechteckigem, von schmaler Randleiste um-
rahmten Feld (die Leisten links und rechts sind modern) Flach-
relief: nach den Seiten sprengen zwei Zweigespanne aus-
einander, links Stiere, rechts Ziegenböcke; auf den zwei-
rädrigen Wagen je ein Erot mit Chlamys und einem Korb
auf der der Mitte zugewendeten Hand — im Korb r. Ähren,
in dem 1. Blumen — , in der andern Hand den Zügel haltend
und einander anblickend; unter den Stieren ein umgestürztes
Bündel.
Vatlcan. Katalog I. 37
57? MÜSEO CHIARAMONTI 407.
b. H., L. und Marmor wie bei a.
Ergänzt fast der ganze untere und viel vom oberen Rand, an der r.
Maske Stirn, Teil des Auges und Nase, ein Streifen Gyps zwischen der
f. Maske und dem Relief.
Einteilung wie bei a; doch sind die Masken rechts und
links hier nicht satyresk, und die Blumen liegen als Kränze
auf den Haaren; ganz in der Ecke je eine Knospe; im Mittel-
feld entsprechende Darstellung; statt der Stiere Panther
(das vordere Tier weiblich; ihm fehlt die 1. Vordertatze), statt der Böcke
Eber; in den Körben Früchte; unter beiden Gespannen Zweige.
Dargestellt sind die Genien der vier Jahreszeiten; jeder
mit einem charakteristischen Gespann: der des Frühlings mit
Stieren, der des Sommers mit Ziegenböcken, der des Herbstes
mit Panthern, der des Winters mit Ebern; Frühling und
Sommer sind auch durch den Inhalt der Körbe unterschieden
(Brunn hatte falschlich das Stiergespann dem Sommer, das
Ziegengespann dem Frühling zugeteilt). Vgl. hierselbst Nr. 238
u. 239. Die beiden zugehörigen Eckmasken stellen augenschein-
lich Hören dar; nur die rechte hängt ungebrochen mit dem Relief
zusammen. Da aufserdem beide von Ecken stammen (das
Gesicht war auf den Nebenseiten nicht ausgeführt), so mufs
die Anordnung so gewesen sein: die 1. Ecke bildete die 1.
Maske von b; dann folgte rechts daran anschliefsend a mit
Frühling und Sommer, dann die Inschrifttafel, weiter das
übrige Stück von b mit Herbst, Winter und r. Eckmaske.
Über die Bedeutung einer derartigen Darstellung an einem
Sarkophag vgl. Galleria lapidaria Nr. 177. Späte schlechte
Arbeit mit roher Verwendung des Bohrers.
Zoega Bassirilievi antichi II S. 222; Gerhard-Platner S. 64 Nr. 404;
Brunn. Bull. d. I. 1849 S. 76 = Kleine Schriften I S. 32.
407. Fragment eines Sarkophages mit Darstellung
der kalydonischen Jagd (Taf. 61).
H. 0,39 m., Br. 0,34 m. Grobkörniger gelblicher Marmor.
Sehr hohes Relief: 1. im Grunde eine Eiche; dann Atalante
in der bei Artemis typischen Kleidung nach rechts eilend
Und umblickend (es fehlen r. Arm, 1. Unterarm, Hände, r. Schienbein,
Unterteil der Unterschenkel, Füfse; Arme waren einst ergänzt; Löcher vor-
MUSEO CHIABAMONTI 408. 409- 410- 579
handen); hinter den Beinen Oberteil eines nach rechts laufenden
Hundes (Kopf fehlt; war ergänzt) dann ein Bärtiger mit Chlamys,
nach links zurücktretend, umblickend, die R. erstaunt er-
hebend (Füfse fehlen); dann Körper eines nach rechts gewandten
Mannes mit Mantel; r. Oberarm kreuzt den Körper (Unterarm
war ergänzt). Gute Arbeit
Gerhard-Platner S.64 Nr.405; Robert Antike Sarkophagreliefs III 2
Nr. 245.
408. Flachrelief (Taf. 61).
H. 0,23 m.f Br. 0,32 m. Feinkörniger bläulicher Marmor mit dunkleren
Adern.
Beide untere Ecken bestofsen.
Rechteckige Platte. Bodenstreifen springt von dem
glatten Grunde vor; darauf ein vierrädriger Wagen mit
stehendem Pferd nach r.; hoher, oben grade abschliefsender
Wagenkorb, dessen oberer Rand von neun Säulchen getragen
wird; vorne sitzt der Kutscher mit kurzem Mäntelchen und
schwingt die Peitsche; rückwärts sitzt eine Frau in Ärmel-
tunica nach r.; an sie schmiegt sich ein (vom Beschauer aus)
vor ihr sitzender Knabe im Rock und Mäntelchen (Gesicht be-
stofsen); in der Mitte ein liegendes Hündchen. Schlecht. Antik?
Gerhard-Platner S. 65 Nr. 406.
409. Satyrkopf (Taf. 61).
H. des Ganzen 0,46 m., des Kopfes 0,23 m. Feinkörniger weifeer Marmor.
ErgUnzt Nase, Kinn, Hals mit Bruststück und Fufs. Sehr bestofsen.
Lachender jugendlicher Satyrkopf von hellenistischem
Typus nach der r. Schulter geneigt; im Haar ein Band mit
zwei Epheutrauben oben. Schlecht. Vgl. den Kopf auf der
Statue im Braccio nuovo Nr. 30 und hierselbst Nr. 338 A.
Gerhard-Platner S. 65 Nr. 407.
410. Kopf des jugendlichen Dionysos (Taf. 61).
H. des Ganzen 0,445 m., des Kopfes 0,125 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Brauen, Nase, Lippen, Kinn, Unterteil des Halses mit Brust-
stück und Fufs. Sehr verwaschen.
Knabenkopf mit traurigem Ausdruck nach der r. Schulter
geneigt; in den kurzen Locken ein gedrehtes Band; davor
37 #
580 MÜSEO CHIARAMONTI 41 1 412.
am Vorderkopf zwei Erhebungen, auf denen erst von moderner
Hand je ein Weinblatt ausgearbeitet zu sein scheint» Die
Deutung ergiebt sich aus dem Vergleich mit Galleria geogra-
fica Nr. 66 (Amelung Florentiner Antiken S. 15 ff.)» beide
Köpfe sind Repliken desselben Originales, nur mit verschie-
dener Neigung. Jener hat an Stelle der Weinblätter Hörner,
die wir auch hier ursprünglich voraussetzen dürfen. Das
Original scheint ein Werk des Praxiteles gewesen zu sein,
von dessen Eigentümlichkeiten an diesem Exemplar allerdings
wenig mehr zu erkennen ist.
Gerhard-Platner S. 65 Nr. 408.
411. Knabenbüste (Taf. 61).
H. (ohne Fufs) 0,38 m. Marmor des Kopfes grofskörnig und gelblich, der
der Büste von hellerem Ton.
Ergänzt Teil der Haarschleife, Nase, Hals mit Nackenlocken, Büsten-
fufs mit Indextäfelchen.
Auf einer Büste, die aus dem Fragment einer Statuette
modern zurecht gemacht ist (strenge Formen; r. Arm vor-
gestreckt; 1. hing herab), sitzt, nicht zugehörig, ein idealer
Knabenkopf (Eros oder Apollino) mit langen Locken, die
oben in eine Schleife gebunden sind; die Locken hier
künstlich gedreht. Elende Arbeit.
Gerhard-Platner S. 65 Nr. 409.
412. Statuette einer Kanephore (Taf. 61).
H. 0,64 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Kopf mit Kalathos, Schleier, Hals und Oberteil der Brust,
Arme mit Teilen der Ärmel.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs leicht zur Seite
gesetzt; Sandalen; Chiton und Peplos, dessen Kolpos unter
dem Apoptygma vorsieht; beide Arme erhoben; Kopf mit
Schleier und Kalathos gradeaus gerichtet. Hinten nur an-
gelegt. Die Ergänzung hat jedenfalls das Richtige getroffen,
wie aus der Haltung der Arme und dem Habitus der Figur
zu schliefsen ist, die nach Vorbildern der zweiten Hälfte des
5. Jahrh. v. Chr. geschaffen ist. Geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 65 Nr. 410.
MUSEO GHIABAMONTI 413. 414* 415- 581
413. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. 61).
H. des Ganzen 0,46 m., des Kopfes 0,13 m. Ziemlich grobkörniger weifscr
Marmor.
Ergänzt die ganze Frisur bis auf einige Lockenenden auf der Stirn
und die beiden die Ohren verdeckenden Flechten; erg. ferner Nase, Kinn,
Unterteil des Halses mit Büste und Fufs.
Auf moderner Büste mit Tunica und befranstem Mantel,
der beide Schultern und r. Brust bedeckt, mit leichter
Wendung nach der 1. Schulter ein charakterloses weibliches
Köpfchen, dessen Haar vorne in gedrehten Locken in die
Stirn fällt, während je zwei Flechten in grofsen Bogen
hängend die Ohren überdecken; Augensterne und Pupillen
(nach oben gerichtet) eingegraben. Schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 65 Nr. 411.
414. Satyrkopf (Taf. 61).
H. des Ganzen 0,455 m., des Kopfes 0,25 m. Grobkörniger bläulicher
Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, gröfscrer Teil des Halses mit Bruststück und
Fufs. Stark geputzt.
Satyrkopf eines hellenistischen, aber von dem üblichen
abweichenden Typus mit kurzen Locken, leicht zur 1. Schulter
gewendet; heiterer Ausdruck. Ganz schlechte Arbeit Auf
der Stirn ist mit roter Farbe 19 aufgemalt.
Gerhard-Platner S. 65 N. 412 (?).
415. Weiblicher Idealkopf (Taf. 61).
H. (ohne Fufs) 0,26 m. Grobkörniger weifscr Marmor.
Ergänzt aus Gyps: Stirn über dem 1. Auge, 1. Wange; aus Marmor:
Teil des Halses und Fufs. An seiner 1. Seite sehr vom Wasser zerfressen.
Jugendlich weiblicher Kopf nach seiner L. gewendet
und geneigt. In den Haaren ein breites Band, das nur oben
sichtbar wird; nur vor diesem sind die Haare gescheitelt;
sonst alle nach hinten genommen, wo sie in einen Schopf
gesammelt waren, der jetzt abgeschlagen ist Die 1. Gesichts-
hälfte etwas geringer an Volumen, als die r. (vernachlässigt,
weil vom Beschauer abgewandt). Nach einem Gypsabgufs
in Würzburg ohne Kenntnis des Originals publiciert von
Bulle bei Arndt- Amelung Einzelaufnahmen Nr. 894/5; er
$82 MU6E0 CHIABAMONTI 416. 417.
erklärt den Kopf richtig für praxitelischem Stil verwandt und
verweist auf den Sauroktonos. Geringe Arbeit. Auf der Stirn
der undeutliche Rest einer mit roter Farbe aufgemalten
Nummer.
Gerhard-Platner S. 65 Nr. 413.
416. Weibliche Büste (Taf. 61).
H. des Ganzen 0,415 m.f des Kopfes 0,25 m. Grofskrystalünischer, leicht
bläulicher Marmor.
Ergänzt Nase mit Lippen, Büste mit Fufs. Sehr geputzt.
Auf moderner Büste mit Untergewand ein idealer weib-
licher Kopf, geneigt und leicht zur 1. Schulter gewendet;
die Haare gescheitelt, vorne auseinander gekämmt, dann
über ein Band zurückgeschlagen und hinten in einem kleinen,
abstehenden Schopf aufgebunden. War zum Einsetzen in eine
Statue bestimmt. Unbedeutend. Eine Inschrift auf der Stütze
der Büste belehrt uns, dafs der Kopf i. J. 1859 bei S. Balbina
gefunden worden ist (s. über diese Ausgrabungen C. L. Vis-
conti Bull. d. I. 1859 S. ioff. und Henzen ebenda S. 164 f.).
Heydemann, Archäologische Zeitung 1868 S. 11.
417. Römische Knabenbüste (Taf. 61).
H. (ohne Fufs) 0,35 m. Feinkörniger, leicht bläulicher Marmor.
Ergänzt kleines Stück der 1. Braue, Nasenspitze, Büstenfufs mit
hinterem Teil des Indextäfelchens. Gebrochen war das Indextäfelchen.
Abgebrochen ein Stück des 1. Ohrs.
Auf trajanischer Achselbüste der Kopf eines Knäbchens
von etwa fünf Jahren mit halber Wendung nach der r. Schulter;
spitzes Kinn; breiter Schädel; schlichte Haare in die Stirn
gekämmt. Die nackten Teile leicht geglättet; die Brauen
in ganz leichtem Relief angegeben. Sehr sorgfaltige, elegante
Arbeit. Nach einer Inschrift an der Büstenstütze i. J. 1858
bei S. Balbina gefunden (vgl. Nr. 416). Nach der Inschrift am
Büstenfufs vorne von Pius IX. erworben. Vgl. Nr. 419. Die
ehemalige Erklärung beider Büsten für Caius und Lucius, die
Neffen des Augustus, braucht nicht mehr erörtert zu werden.
C. L. Visconti Bull. d. I. 1859 S. 13; Bernoulli Rom. Ikono-
graphie II S. 133.
Photographie Alinari 6523 (2); Moscioni 4094.
MÜSEO CHIARAMONTI 418. 419. 583
418. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. 61).
H. (ohne Fufs) 0,37 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt aus Gyps: grofse Teile der Haare zu beiden Seiten des
Scheitels und hinter dem r. Ohr, Ränder der Falten.; aus Marmor: 1. Ohr
mit Haar dahinter, Büstenfufs mit Indextäfelchen.
Auf julisch-claudi scher Brustbüste mit doppelter Tunica
— die obere mit langen Schulterbändern, von denen nur eins
vor der r. Schulter sichtbar wird; vgl. Sala de' busti Nr. 352
— und Mantel auf beiden Schultern der Kopf einer Frau in
mittleren Jahren mit halber Wendung nach der 1. Schulter;
weiche Formen; kurze Nase mit breiter Basis; grofse Augen
mit leicht gesenktem Oberlid; niedre Stirn; die Haare sind
gescheitelt und auseinander gekämmt; breite Wellen; kleine
Stirnlöckchen; hinten waren sie in einen besonders an-
gesetzten Schopf zusammengeflochten (fehlt jetzt; grofses
Loch mit Metalldübel). Am Hals jederseits ein Loch, 1. mit
Gyps, r. mit Eisen gefüllt; je ein kleineres darüber hinterm
Ohr, r. mit Gyps, 1. mit Eisen gefüllt; für metallenes Gehänge
(vgl. Nr. 393 A). Die Ohrläppchen durchbohrt für Ohr-
gehänge. Diese Ausstattung und die sorgfältige gute Arbeit
läfst schliefsen, dafs die Dargestellte einer hochstehenden
Familie angehörte. Man könnte an Antonia denken. Die
Erklärung als Iulia, Tochter des Augustus, ist ganz un-
begründet.
Nach einer Inschrift an der Büstenstütze i. J. 1856 in
Ostia gefunden. Nach der Inschrift am Indextäfelchen von
Pius IX. erworben.
Bern o ulli Rom. Ikonographie II 1 S. 131 u. 220 Nr. 6.
419. Römische Knabenbüste (Taf. 61).
H. 0,39 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Nasenspitze bestofsen.
Vollkommenes Gegenstück zu Nr. 417, mit dem sie zu-
sammen gefunden und erworben wurde (die gleichen In-
schriften an gleicher Stelle). Die physiognomische Ähnlichkeit
läfst schliefsen, dafs die Dargestellten Brüder waren; dieser
hat etwas Müdes im Ausdruck, womit die Neigung und
Wendung des Kopfes (zur r. Schulter) in Einklang steht.
Die Brauen hier durch Striche angegeben.
584 MÜSEO CHIARAMONTI 42O.
C. L. Visconti Bull. d. I. 1859 S. 13; Bernoulli Rom. Ikono-
graphie II I S. 133.
Photographic 6596 (2); Moscioni 2210.
420. Hermenbüste des Hephaistos (Taf. 61).
H. 0,55 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt die Locken Über und neben dem 1. Auge, Teil des r. Ohr-
läppchens, Nase, Vorderteil des 1. Kopfnickers, 1. Vorderecke der Büste
r. Brust mit Vorderteil der Schulter. Bestofsen r. Unterlid und manche
Locken.
Auf einer Hermenbüste, die bestimmt war auf einen
Schaft gesetzt zu werden, ganz leicht nach der r. Schulter ge-
wendet der bärtige Kopf des Hephaistos, als solcher kenntlich
an der kegelförmigen Handwerkerkappe, unter der die kurzen
Locken in dichtem Kranz vorquellen, und an den breiten,
derben Formen und dem stumpfen, ziemlich geistlosen Aus-
druck. Die Ungleichheit der Gesichtshälften — die r. hängt
etwas — soll wohl weder auf die körperliche Mifsgestalt des
Gottes deuten (Brunn s. unten), noch ist sie auf Nachlässigkeit
des Copisten zurückzuführen (Furt wän gier a. unten a. O.
S. 121 Anm. 4); sie wird vom Künstler beabsichtigt sein,- um
auch durch dieses Mittel das Bild des banausischen Handwerker-
gottes von der Höhe rein idealer Schönheit herabzudrücken
und der individuell unregelmäfsigen, irdischen Formenwelt
naher zu bringen; bei idealen Götterbildungen kommen wohl
auch leichte Abweichungen der beiden Gesichtshälften von
einander, aber nicht so starke Unregelmäfsigkeiten vor. Gute,
in der Ausführung etwas flaue Copie eines Originales aus dem
letzten Viertel des 5. Jahrh. v. Chr. Da in eben jener Zeit Alka-
menes seinen berühmten Hephaistos schuf (Reisch Eranos
Vindobonensis S. 21), lag es nahe, hier eine Nachbildung zu
vermuten (Furtwängler); doch fehlen alle weiteren Anhalts-
punkte. Furtwängler glaubt ferner, dafs der Körper, zu dem
der Kopf ursprünglich gehört habe, in einem Torso des Casseler
Museums mit gegürteter Exomis und Mantel nachgebildet er-
halten sei. Doch hat der Kopf einen stärkeren Hals als der
Torso — bei der Umarbeitung zur Herme lag kein Grund vor,
wie Furtwängler meint, den Hals stärker zu gestalten — , und
dafs der Torso einen Hephaistos darstelle, ist sehr unwahr-
MU8E0 CHIARAMONTI 42 1. 585
scheinlich (Amelung bei Aradt-Amelung Einzelaufnahmen
Text zu Nr. 331; vgl. Reisch Jahreshefte des Österreich,
archäol. Instituts 1898 S. 87 ff.).
Gefunden um das Jahr 1855 auf Piazza di Spagna, als der
Grund der zu Ehren der unbefleckten Empfängnis errichteten
Säule gegraben wurde, und zwar am Fufs einer kleinen
Treppe, die zu einer Gartenanlage gehört hatte. Alsbald
von Pius IX. erworben (s. Inschrift an der Basisplatte).
Brunn Annali d. I. 1863 S. 421 ff.; Monuro. d. Ist. VI — VII
Taf. LXXXI; ders. Griechische Götterideale S. i6rT.; Conze Heroen- und
Göttergestalten Taf. XXXVI; Friederichs -Wolters Bausteine Nr. 154I;
Baumeister Denkmäler d. klass. Altert. I S. 641 Fig. 712; Brunn-Bruck-
mann 244; Furtwängler Meisterwerke S. i2of. Fig. 22; Collignon
Histoire de la sculpt. grecque II S. 123 Fig. 59; S. Rein ach Repertoire
de la statuaire II S. 40 Nr. i; Heibig Nr. 91 ; Sauer Das sogen. The-
seion S. 249.
Photographie beim röm. Institut Nr. 715.
421. Weibliche Statuette (Taf. 61).
II. 1,05 m. Marmor des Kopfes grofskörnig und gelblich, der der Figur
feinkörniger.
Ergänzt Nase, Hals und nacktes Bruststück, r. Hand mit Blumen,
1. Hand mit Straufs, der über den 1. Unterarm gelegte Zipfel, Flicken im
Gewand, Ftifse mit Teilen der Unterschenkel und des Gewandes, Vorderteil
der Basis. L. Schulter beschädigt.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs mit erhobener
Ferse zur Seite und zurückgesetzt; Sandalen; Armelchiton
(^etptScoToc Xltc"v0 darüber ein Chiton, der die Oberarme be-
deckt, und darüber wieder ein Chiton, der die Arme ganz
blos läfst und auf den Schultern geknüpft ist; weiter ein Mantel,
der mit einem Teil auf 1. Schulter und Arm liegt, den Rücken
quer überschneidet, um die r. Hüfte vorgenommen und mit dem
andern Zipfel über den vorgestreckten 1. Unterarm geworfen ist;
r. Arm gesenkt, in beiden Händen Blumen ergänzt; der ge-
radeaus gewendete Kopf, dessen Haare gescheitelt, vorne aus-
einander gekämmt, an den Seiten um ein Band geschlungen und
hinten in einem abstehenden Schopf aufgebunden sind, ist nicht
sicher zugehörig. Dem Stil nach könnte er es sein; die Figur
giebt in sorgfältiger, aber nicht sehr feiner Arbeit ein Original
aus dem letzten Viertel des 5. Jahrh. v. Chr. wieder, das dem
Typus der Hera im Braccio nuovo Nr. 83 nahe steht. Vgl,
586 MU8E0 CHIARAMONTI 43 2. 423. 424.
auch hier Nr. 62. Die Ergänzung als Flora ist jedenfalls un-
richtig; eine andere kann nicht vorgeschlagen werden.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. 417.
Photographie beim röm. Institut.
422. Büste des Demosthenes (Taf. 61).
H. 0,505 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, Teile am unteren Rande der Basis. Geglättet.
Auf einer runden Basisplatte mit Hohlkehle ringsum,
eine Brustbüste mit Gewand auf der 1. Seite. Darauf mit
leichter Wendung und Neigung nach seiner R. der Kopf
des Demosthenes in Haltung und Typus dem der Statue im
Braccio nuovo Nr. 62 entsprechend. Die Ausfuhrung nicht
unbedeutend, wenn auch nicht im Einzelnen durchgeführt.
Ehemals im Pal. Barberini.
Pistolesi Taf. XLIV; Gerhard-Platner S. 66 Nr. 419; Michaelis
bei Schäfer Demosthenes u. s. Zeit3 S. 409 Nr. W; Bernoulli Griech.
Ikonographie II S. 69 Nr. 3, S. 78 u. 82.
423. Römische Knabenbüste (Taf. 61).
H. des Ganzen 0,38 m., des Kopfes 0,165 m* Feinkörniger gelblicher
Marmor.
Ergänzt Teil des 1. Ohres, Hals mit Büste und Fufs.
Auf moderner Achselbüste das Köpfchen eines etwa
vierjährigen Knaben, stark nach der r. Schulter gewendet.
Aufserordentlich individuelles Kindergesicht; kurze, volle
Locken; vortreffliche Arbeit der besten Zeit.
An Stütze und Fufs die gleichen Inschriften wie bei
Nr. 417 und 419, mit denen zusammen der Kopf also 1858
bei S. Balbina gefunden und von Pius IX. erworben wurde
(vgl. Nr. 416). Doch hat er sonst mit ihnen nichts zu thun
und steht künstlerisch weit höher. Die übliche Benennung
— Agrippa Postumus — ist ganz grundlos.
Bernoulli Röm. Ikonographie II 1 S. 137.
Photographie beim röm. Institut.
424. Römische männliche Porträtbüste (Taf. 61).
H. (ohne Fufs) 0,38 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, Ränder beider Ohren, Büstenfufs mit Index-
täfelchen.
MÜ8E0 CHIARAMONTI 424A. B. 587
Auf julisch-claudischer Brustbüste mit starker Wendung
nach der r. Schulter der Kopf eines jungen Mannes mit
länglichem Gesicht, Ansatz einer Schifferkrause, breitem
vollen Mund, schmaler und langer, gebogener Nase, grofsen
Augen (Brauen plastisch) und langem schlichten Haar, tief in
die Stirn gekämmt (das Haar ist hinten, der Bart an der
r. Wange nicht ganz ausgeführt). Mäfsige Arbeit. Trotz der
frühen Büstenform wegen Bart und plastischer Brauen erst
aus trajanischer Zeit.
An Stütze und Fufs die gleichen Inschriften wie bei
Nr. 417, 419 und 423, mit denen zusammen die Büste also 1858
bei S. Balbina gefunden und von Pius IX. erworben wurde.
C. L. Visconti Bull. d. I. 1859 S. 13.
424A. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. 61).
H. (ohne Fufs) 0,53 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Teil des Haarschopfes oben, Nase, Rand des 1. Ohrs, Ende
des Haarschopfes hinten, MittelstUck des Halses, BUstenfufs mit Indextäfelchen.
Bestofsen r. Braue und Ohr. Stark geputzt
Hadrianische Oberarmbüste mit Tunica und Mantel, der
die 1. Schulter ganz, die r. hinten, Nacken und Unterteil der
Brust bedeckt. Darauf nicht zugehörig, mit leiser Wendung
nach der r. Schulter der Kopf einer Frau in den mittleren
Jahren mit breitem Gesicht, geschlossenem Mund und
traurigem Ausdruck; die oben nur angedeuteten Haare bilden
vorn in der Mitte einen herzförmigen Wulst, von dem sich
über den Scheitel vier glatte Strähnen legen, rechts und links
Flechten ausgehen, über die sich wieder lose Strähnen legen;
hinten umschnüren diese Flechten einen kleinen hängenden
Schopf, in den die übrigen Haare zusammengeflochten sind.
Demnach aus julischer Zeit. Sorgfaltig, aber unbedeutend.
424B. Römischer männlicher Porträtkopf (Taf. 61).
H. (ohne Fufs) 0,32 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Teil des Kinns (Gyps), BUstenfufs mit Indextäfelchen.
Abgestofsen beide Ohren. Bestofsen Haare, Brauen, Backenknochen,
Lippen.
Kopf eines älteren Mannes leicht nach der 1. Schulter
gewendet; der dünne faltige Hals leicht gebogen; längliches
$88 . MUSEO CHIABAMONTI 424B.
Gesicht mit breit vortretenden Backenknochen und spitzem
Kinn; geschlossener Mund mit voller Unter-, schmaler Ober-
lippe; tiefliegende, kleine Augen mit forschendem Blick;
hohe, von einer Querfalte durchfurchte Stirn und starker,
nach hinten gewölbter Schädel; kurze, schlichte Haare, nach
vorn gekämmt und über der Stirn zur Seite gekämmt. Gutes
Porträt der letzten republikanischen Epoche. Früher ganz
willkürlich für Cicero erklärt; dann hat ihn Heibig (s. unten)
mit mehr Wahrscheinlichkeit Sulla genannt; in der That ist
das Porträt des Sulla, wie wir es durch Denare kennen, die
sein Enkel, der Münzmeister Q. Pompeius Rufus i. J. 59 v. Chr.
prägen liefs, dem Kopf nicht unähnlich.
Gerhard-Platncr S. 72 Nr. 523 und Beilagen S. 8ff.; Braun Ruinen
und Museen Roms S. 272 Nr. 30; Bernoulli Rom. Ikonographie I S. 93 f. u.
140 Nr. i, Taf. V; Heibig Nr. 92.
Unter Nr. 416— 424 B:
Fünf Fragmente eines Gesimses (Taf. 61).
a (unter Nr. 416 — 7).
H. 0,30 m., L. 0,58 m., T. 0,31 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Teil der Deckplatte 1. Sonst bcstofsen.
Bildet r. eine Ecke.
b (unter Nr. 417 — 20).
L. 0,91 m., H. und T. wie bei a. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt Teil der Deckplatte r. In d. M. sehr bcstofsen.
c (unter Nr. 420 — 1).
L. 0,57 m., H., T. und Marmor wie bei b.
Oben bcstofsen.
d (unter Nr. 421—4).
H. 0,29 in., L. 1,17 m., T. 0,28 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oberer Rand fehlt fast ganz. Auch sonst bestofsen.
e (unter Nr. 424 A — B).
L. 0,70 mM H. und T. wie bei a. Feinkörniger weifser Marmor.
Vielfach bestofsen.
MUSEO CHIARAMONTI 424D. E. F. 589
Bildet 1. eine Ecke.
Stammen, trotzdem die Marmorsorten nicht überein-
stimmen, von demselben Bau; dieselben Motive wie Abt. XV
unter Nr. 369 — 74; s. dort.
424C ist nicht vorhanden.
424D. Relieffragment (Taf. 61).
H. 0,37 m., Br. 0,14 m. Grobkörniger bläulicher Marmor.
An beiden Seiten glatt abgeschnitten.
Oben und unten schmale Randleiste erhalten. Dazwischen
Hochrelief: r. unten kleine Felsgrotte, vor der nach 1. ein
Panther mit nach r. emporgewandtem Kopfe sitzt; über dem
Kopf aufragend ein candelaberartiger Aufbau mit Vase oben;
über der Felsgrotte steht aufgerichtet ein weiblicher Panther,
die r. Hintertatze auf den Aufbau, die beiden Vordertatzen auf
den Rand der Vase legend (Stück des 1. Hinterbeines fehlt);
links der Rest eines Pilasters, in den die Umrisse der Vase
eingeschnitten sind; rechts undeutliche Reste. Spät und
schlecht
Gerhard-Platner S. 66 Kr. 421.
424E. Grabara einer Iulia Paulina (Taf. 61).
Oben hoher Aufbau mit bogenförmig abschliefsender
Nische; darin im Hochrelief das Brustbild der Verstorbenen
mit Tunica und Mantel auf beiden Schultern (sehr verstofsen)';
die Haare in welligen Strähnen zur Seite gestrichen; an
den einschliefsenden hohen Seitenwänden vorne oben kleine
Masken, aufsen je eine Taube in Flachrelief. Nach der In-
schrift aus dem Beginn des 2. Jahrh. n. Chr.
CIL VI 20595a.
424F. Grabara einer Acilia Rufina (Taf, 61).
Im Aetom vorne in mittlerem Relief das Brustbild der
Verstorbenen (Einzelheiten nicht zu erkennen). Nach der
Inschrift aus dem 2. Jahrh. n. Chr.
CIL vi 10531.
59° MUSEO CHIABAMONTI 424 Fa. G. H. I. K.
424Fa. Relieffragment (Taf. 61).
H. 0,22 m., L. 0,26 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Oben und unten eine breite Randleiste mit Ablauf er-
halten (auf der oberen ist mit roter Farbe 512 aufgemalt).
Dazwischen Flachrelief: Mann, drei Frauen und zwei Kinder
(vollgewandet) schreiten nach rechts, wo noch der Rest einer
in starker Bewegung nach rechts knieenden Figur erhalten ist
(Arme und 1. Bein fehlen fast ganz). Flüchtige Arbeit.
424G. Ornamentierter Pfeiler (Taf. 61).
H. 0,78 m., Br. 0,25 m., T. 0,15 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Oben, unten und hinten unvollständig. Zwei Seiten
dichtbar. An der Vorderseite rechts und links schmale Rand-
leisten erhalten (beschädigt). An der Vorderseite Rebe mit
Vögel, an der Nebenseite (1.) stilisierte Blütenstaude mit Apfel-
und Olivenzweigen. Hübsche Arbeit.
424H. Altar des Iuppiter, geweiht von einem
L. Valerius Telesphorus (Taf. 61).
CIL VI 290 (vgl. 289).
424I. Ornamentierter Pfeiler (Taf. 61).
H. 0,79 m., Br. 0,19 m., T. 0,16 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Rand an der Vorderseite 1. erhalten; sonst an allen Seiten
und oben und unten unvollständig. Vorne Rebe mit Vogel
und Schmetterling. L. Nebenseite: stilisierte Staude mit
Oliven-, Eichen- und Äpfelzweigen, zwei Vögeln und zwei
Schmetterlingen. Sorgfaltige Arbeit.
424K. Grabara eines Kochs Photion (Taf. 61).
Zu dem Beinamen Sestianus vgl. Hülsen Rom. Mitth.
1888 S. 222 fr.
CiL vi 8754.
MUSEO CHIARAMONTI 424Ka. 591
424Ka. Fragment eines Kindersarkophags
(Taf. 61).
H. 0,265 m., L. 0,53 m. Grofskörniger gelblicher Marmor.
L. abgeschnitten; r. gebrochen.
Oben und unten schmale Randleiste. Dazwischen in
Flachrelief zwei Scenen, getrennt durch einen Pfeiler mit
Bogenansatz. Links: vor einem ausgespannten Vorhang sitzt
auf einem Lehnstuhl nach r. eine alte Frau, vollgewandet,
mit Kopftuch (Amme?), ein Wickelkind in den Armen und
gegen die Brust drückend; rechts von ihr ein Mädchen ihr
zugewendet, ein Tuch ausbreitend; am Boden eine Wanne,
in der ein nacktes Kind nach links kniet, gehalten von einem
Mädchen, das weiter rechts auch nach links kniet; über
dieser Gruppe die drei Moiren nach rechts gewendet, die
letzte r. umblickend; die 1. mit Weltkugel und Stab, die
mittlere mit Tafel und Stift, die r. mit Spindel und Rocken;
1. steht an den Stuhl gelehnt eine Frau mit gekreuzten Beinen,
das nach 1. umblickende Haupt gegen die L. gestützt, mit
der R. nach r. unten weisend; sie ist vom Schnitt beschädigt
und mufs zu anderen Figuren in Beziehung gestanden haben.
Rechts: L. sitzt auf einem kleinen, mit einem Widder be-
spannten Wagen (auf dem Wagenkorb ist mit roter Farbe 123
aufgemalt) ein Knabe (Kopf nicht ausgeführt), in der L.
die Zügel, in der R. die Peitsche; rechts von seinem Kopf
ein zweiter Knabe nach links gewandt sichtbar, nach rechts um-
blickend ; ein dritter rechts vom Tier, nach rechts gewandt, um-
blickend (1. Körperseite fehlt; er ist mit Riemen wie ein Circus-
kutscher umschnürt) ; im Grunde über dem ersten ein Gebäude
mit drei Spitzen; über dem Tier ein Gebäude mit Giebel.
Das Ganze stellte die Lebensgeschichte eines Kindes dar (er-
halten links das Kind als Säugling und gebadet von den
Wärterinnen; dann Spiel mit Kameraden). Sehr späte geringe
Arbeit.
War früher an der Loggia scoperta eingemauert (s.
dort).
Zoega bei Welcker Zeitschrift S. 212; Raoul-Rochette Monu-
ments inedits I Taf. LXXVII 2 S. 408; Gerhard-Platner S. 196
Nr. 21.
592 MÜ8E0 CHIARAMONTI 424L. M. 425. 426.
424L. Grabara einer Castricia Veientilla
(Taf. 61).
An der 1. Nebenseite eine rechteckige Vertiefung
(H. 0,39 m., Br. 0,19 m., T. 0,15 m.), die augenscheinlich
mittels einer Thür verschlfcfsbar war (zu ihrer Befestigung
rechts zwei Angeln, links ein Loch für den Riegel. In dem
Aetom vorne ein Gegenstand, wie ein halb im Boden steckender
Granatapfel, in Relief; von dem Gegenstand aus ragen zwei
eingeritzte, bogenförmige Linien empor. Aus dem 2. Jahrh.
n. Chr.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. A; CIL VI 14573.
424M. Sarkophagfragment (Taf. 61).
H. 0,42 m., Br. 0,20 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben eine starke Randleiste z.T. erhalten. Darunter Hoch-
relief: nackter Knabe — Nebris über die r. Schulter gelegt
— nach 1. schreitend, umblickend (Füfse fehlen); in der er-
hobenen R. eine z. T. erhaltene Traube; die gesenkte L.
hält einen mit umgewandtem Kopf nach r. springenden Ziegen-
bock an den Hörnern (nur Vorderkörper erhalten). Spät und
schlecht.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. 422.
425. Fragment einer decorativen Sculptur
(Taf. 62).
H. 0,64 m., Br. 0,43 m. Grofskörniger gelblicher Marmor.
Vielfach bestofsen. In der Mitte quer durchgebrochen.
Oben eine schmale Randleiste erhalten. Hochrelief: starke
Akanthusranke, lebhaft gewunden; jederseits ein Vogel (dem 1.
fehlt der Kopf); aus der Blume oben taucht ein Pegasos halb
hervor (nach rechts gewandt). Späte effectvolle Arbeit.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. 423.
426. Fragment eines Sarkophagdeckels (Taf. 62).
H. 0,265 m» Br. 0,71 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Über einer schmalen Basisleiste 1. eine halbe, unbärtige,
tragische Maske mit gedrehten Locken; dann eine halbrunde
Nische mit Thymiaterion zwischen zwei ihm zugewandt
MÜSEO GHIARAMONTI 427. 428. 429. 593
sitzenden, umblickenden Greifen in mittlerem Relief; dann eine
halbe Palmette. Stammt von der r. Nebenseite (weil sich die
Maske vorn befinden mufste). Gute decorative Arbeit.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. 424.
427. Fragment einer decorativenSculptur (Taf. 62).
H. 0,42 m., Br. 0,64 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Oben grader Rand erhalten; sonst unvollständig. Hoch-
relief: r. der Rest vom Kopf eines Okeanos (l. und untere Kopf-
hälfte fehlt) mit fliefsendem Haupthaar und Vollbart, einer
Krebsscheere auf dem Kopf; die Wange von Meerpflanzen
überwachsen. L. davon grofse Akanthusranke mit Blume.
Gute Arbeit.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. 425.
428. Fragment einer decorativen Sculptur (Taf. 62).
H. 0,31 m., L. 0,35 m. Feinkörniger gelblicher Marmor..
Oben und unten schmale Randleiste mit Ablauf erhalten.
Dazwischen in flachem Relief: Bukranion, an dessen Hörnern
mittels Binden r. ein Lorbeerzweig, 1. ein Eichenzweig
befestigt ist; auf dem ersteren ein Vogel. Feine delicate
Arbeit augusteischer Zeit.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. 426.
429. Unterseite von dem Gebälk eines Rundbaues
(Taf. 62).
• H. 0,50 m., L. 1,45 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Senkrecht durchgebrochen.
Rest eines bogenförmig gezogenen Flechtbandes; der
gröfsere Teil von rechts nach links, der kleinere von links
nach rechts gerichtet; gleich links von dem Bruch stofsen
beide auf einander; an den Langseiten eingerahmt von les-
bischem Kyma; von den Schmalseiten nur die r. mit zwei
kleinen Akanthusblättern erhalten. Gute Arbeit.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. 427.
Vatlcan. Katalog I. 38
594 MUSKO CHIARAMONTI 430. 43 1. 432.
430. Fragment einer decorativen Sculptur (Taf. 62).
H. 0,40 m., Br. 0,52 m. Pavonazzetto.
Rechts glatt abgeschnitten.
Oben kleines Stück profilierten Randes erhalten. Bärtige
Maske, deren Haar und Bart Akanthusblätter bilden, und
von der Ranken ausgehen. Späte, gute Arbeit.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. 428.
431. Porträtkopf des Menander (Taf. 62).
H. (ohne Fufs) 0,37 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt aus Gyps die Nase, aus Marmor Büstenfufs mit Index-
täfeichen. Unterlippe und Kinn stark beschädigt. Am Hinterkopf fehlt
ein kleines Stück (abgeflacht; keine Spur ehemaliger Anstückung des Fehlenden).
Unten modern abgeschnitten. Ganz verwaschen.
Der Kopf halb nach seiner R. gedreht und erhoben.
Eines der besten Exemplare eines sehr weit verbreiteten
griechischen Porträts, das früher fälschlich Pompejus, von
Studniczka in einem noch nicht veröffentlichten Vortrag
auf der Dresdener Philologen- Versammlung aber über-
zeugend Menander genannt worden ist. Da es ein Orignal
vom Ende des 4. Jahrh. v. Chr. voraussetzt, wird es auf
das von den Söhnen des Praxiteles im Dionysostheater in
Athen aufgestellte Porträt des Dichters zurückgehen (O ver-
beck Schriftquellen Nr. 1337/8). Es ist unberechtigt, dafs
Bernoulli am zweiten unten a. O. den Kopf unter die zweifel-
haften Exemplare des Typus stellt. Ein weiteres Exemplar
hier Nr. 508.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. 429; Bernoulli Rom. Ikonographie
I S. 123 Xr. 2; ders. G riech. Ikonographie II S. 113 Nr. 20.
432. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 62).
H. des Ganzen 0,48 m., des Kopfes 0,22 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Ohren, Kinn, Flicken in der r. Kinnlade, Hals mit Haar-
enden, Bruststück mit Fufs. Der untere Teil des Kopfes war abgebrochen.
Kopf einer Frau in den mittleren Jahren gradeaus
gewendet; rundes Gesicht; kleiner, geschlossener Mund;
grofse Augen; niedere Stirn; Haare gescheitelt, zurück-
gestrichen und hinten in einem kleinen hängenden Schopf
MUSEO CHIARAMONTI 433- 434- 435- '595
zusammengeschnürt, unter dem jederseits eine Schulterlocke
vorkommt. Geringes Werk der ersten Kaiserzeit.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. 430.
433. Römische männliche Porträtbüste (Taf. 62).
H. des Ganzen 0.52 m., des Kopfes 0,26 m. Feinkörniger weifscr Marmor.
Ergänzt Nase fast ganz, 1. Ohr, Rand des r. Ohrs (z. T. aus Gyps),
Kinn mit Teil der Unterlippe, Hinterkopf, Hals mit Büste und Fufs.
Kopf eines älteren Mannes gradeaus gerichtet; breites
Gesicht; Doppelkinn; breiter, geschlossener Mund mit herab-
gezogenen Winkeln; grofse, tiefliegende Augen; hohe, ge-
runzelte Stirn; kurzgeschorenes Haar. Mittelgutes Porträt
der letzten republicanischen oder ersten Kaiserzeit. Früher
fälschlich Horaz genannt.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. 431; Bernoulli Rom. Ikonographie
I S. 252.
434. Büste des Silvan (Taf. 62).
H. 0,47 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Auf einer runden Basisplatte die bekleidete Büste —
trajanische Achselbüste — mit dem gradeaus gerichteten
pinienbekränzten Kopf des Gottes; auf der r. Schulter der
Knoten, auf der 1. der Kopf eines Tierfells; vor der 1. Brust
Trauben, Äpfel, ein Pinienapfel, neben der r. ein sitzender
Hund. Hinten nicht bearbeitet. Roh (Reifferscheid nimmt
a. unten a. O. falschlich an, der Verfertiger habe die Holz-
technik nachahmen wollen).
Gerhard-Platner S. 66 Nr. 432; Reifferscheid Annali d.i. 1866.
S. 211 Anm. tav. Ki; Baumeister Denkmäler d. klass. Altert. III S. 1665
Abb. 1730.
435. Römische männliche Porträtbüste (Taf. 62).
H. (ohne Fufs) 0,47 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt Nase fast gauz, BUstenfufs mit Indextäfelchen. Hinterkopf,
Ohren und besonders die Büste Überarbeitet.
Auf julisch-claudischer Brustbüste gradeaus gerichtet der
Kopf eines älteren Mannes; längliches Gesicht; starkes Kinn;
breiter, geschlossener Mund mit sehr unwilligem Ausdruck
in dem vorgeschobenen Mund; gebogene Nase; kleine, tief-
38 •
59^ MUSEO CHIARAMONTI 436. 437. 438.
liegende Augen; hohe Stirn; kurzgeschorenes Haar. Gutes
Porträt der letzten republicanischen oder ersten Kaiserzeit.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. 433.
436. Weiblicher Kopf (Taf. 62).
H. (ohne Fufs) 0,30 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt die Haare oberhalb des 1. Auges, Nase, Kinn, grofser Teil
des Hinterkopfes, Büstenfufs mit Indextäfelchen. Ohrläppchen abgestofsen.
Hals unten modern abgeschnitten. Gesicht um Mund und Nase ge-
putzt.
Jugendlich weiblicher Kopf leicht nach seiner L. ge-
wendet; schwärmerischer Ausdruck; Haare gescheitelt, um
ein Band gerollt und hinten geknotet; in den Ohrläppchen
waren Gehänge, wie am r. Ohr zu erkennen ist.
Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. 434.
437. Porträtkopf des Septimius Severus (Taf. 62).
H. des Ganzen 0,59 m , des Kopfes 0,33 m. Sehr grofskrystallinischer
grauer Marmor.
Ergänzt Unterteil der Stirn mit Brauen, Nase, Backenbart, Unterteil
des Halses mit Bruststück und Fufs.
Leicht zur r. Schulter gewendet; Augensterne und
Pupillen eingegraben; Haare oben und hinten nicht aus-
gearbeitet. Sehr schlechtes Exemplar.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. 435; Bernoulli Rom. Ikonographie
II 3 S. 23 Nr. 7.
438. Fragment einer Heraklesstatuette (Taf. 62).
H. ohne Basis 0,80 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, r. Arm, 1. Arm bis auf den halben Ober-
arm, 1. Unterschenkel mit Knie, FUfse, Basis bis auf ein Stück unter dem
Stamm. Gebrochen war der Körper in der Höhe der Hüften, das r. Bein
vom Stamm und unter dem Knie.
Aufrechte Haltung; r. Standbein, verstärkt durch einen
Stamm, über den das Löwenfell gehängt ist; 1. Oberschenkel
leicht vortretend; 1. Oberarm gesenkt und leicht zurück-
genommen, Unterarm war vorgestreckt (Spur eines Ansatzes
an der Hüfte unter dem Bruch); r. Arm war erhoben; Kopf
war nach der 1. Schulter gewendet; im Nacken Reste einer
MUSEO CHIARAMONTI 439. 440. 597
Tänie, die vom Kopf niederfiel. Einfache Formehgebung.
Mittelgute Arbeit. Halsschnitt, Armansätze und Rest der Basis
zur Ergänzung in Marmor hergerichtet.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. 436.
439. Fragment des aus Villa Adriana
stammenden Frieses mit jagenden Eroten (Taf. 62).
H. o,395 m-» L. 0,83 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Sehr zerstört Hinten abgespalten.
Das Fragment ist grade. Auf dem Fries zu erkennen:
rechts das Hinterteil eines nach rechts laufenden Hirsches
(darauf ist mit roter Farbe 15 aufgemalt; r. Hinterbein fehlt);
dann Eichbaum; dann Erot mit Mäntelchen nach rechts
stehend, auf einen Speer gestützt, die R. klagend vor die
Stirn legend (Speer, r. Flügel und Ellenbogen beschädigt); links und
teilweise hinter dem Eroten sitzt ein grofser Hund nach links
ZU dem Eroten aufschauend (Schnauze, r. Ohr, 1. Vorderbein, r. Vorder-
tatze fehlen); Flügel eines nach links gewandten Eroten. Vgl.
hierselbst S. 349k
Gerhard-Platner S. 66 Nr. 437; Penna Viaggio pittorico della
Villa Adriana III Taf. XIII 3.
440. Römische männliche Porträtbüste (Taf. 62).
H. des Ganzen 0,57 m., des Kopfes 0,305 m. Grofskrystallinischer grauer
Marmor.
Ergänzt Rand beider Ohren, Nase, Mund, Kinn mit Umgebung,
Unterteil des Halses mit Büste und Fufs. Kranz bestofsen.
Auf nackter, moderner Büste leicht zur 1. Schulter ge-
wendet der Kopf eines Jünglings mit länglichem Gesicht,
kurzem Ansatz eines Backenbartes, dichten, glatten Haaren,
die nach vorn und über der Stirn nach den Schläfen aus-
einander gekämmt sind; matter Ausdruck; Brauen plastisch;
Augensterne und Pupillen eingegraben; auf den Haaren ein
starker Lorbeerkranz. Da fast alle charakteristischen Teile
der Physiognomie ergänzt sind, ist die Bestimmung des
Porträts unmöglich; jedenfalls ist nicht, wie man vermutete,
Saloninus, der Sohn des Gallien, dargestellt. Geringe Arbeit
des 2. Jahrh. n. Chr.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. 438; Bernoulli Rom. Ikonographie
II 3 S. 175.
598 MUSEO CHIARAMONTl 440A. 441.
440A. Kopf des Poseidon oder Asklepios, auf
moderner Büste (Taf. 62).
H. des Ganzen 0,51 m., des Kopfes 0,26 m. Grofskrystallinischer hellgrauer
Marmor.
Ergänzt Unterteil der Nase, Locken Über der Mitte der Stirn und
an der r. Schläfe, die vordersten Bartlocken an der r. Seite des Kinns, Haar-
enden an beiden Seiten des Halses, BUste mit Fufs.
Auf moderner nackter Büste halb nach der r. Schulter
gewendet und etwas geneigt der Kopf eines bärtigen Gottes
mit lebhaft emporsteigendem Lockenkranz', Band im Haar.
Wegen des Mangels an Hoheit in Ausdruck und Haltung
und der Unregelmäfsigkeit des Haarwuchses kann Zeus nicht
dargestellt sein. Overbeck (s. unten) glaubte den Kopf des-
wegen und wegen einer gewissen Verwandtschaft mit dem
Poseidon auf dem Münchener Friese als Poseidon deuten zu
müssen; die Neigung des Kopfes könne wie dort einer
Amphitrite gegolten haben, mit der der Gott gruppiert ge-
wesen wäre; doch könnte auch, wie Heydemann (s. unten)
annahm, Asklepios dargestellt sein (man denke an den pathe-
tisch sehr erregten Asklepios aus dem Piräus, Athen. Mitt. 1892
Taf. IV).
Decorative, nicht ungeschickte Copie eines Originals aus
dem 4. Jahrh. v. Chr.
Nach den Inschriften an der Stütze und am Fufs, ebenso
wie Nr. 416 i. J. 1859 bei Sta. Balbina gefunden und von
Pius IX. erworben (aufgestellt 1868).
Heydemann Archäologische Zeitung 1868 S. II; Overbeck Kunst-
mythologie III 2 S. 270 Nr. 12 Taf. XI 13.
441. Griechischer männlicher Porträtkopf (Taf. 62).
H. (ohne Fufs) 0,45 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, 1. Ohr fast ganz, BUstenfufs mit Indextäfelchen
(aus Africano).
Kopf eines schönen jungen Mannes mit kurzem Backenbart,
der das Kinn fast freiläfst, starken Lippen, kleinen Augen,
kurzem, um Stirn und Schläfen vollen Lockenhaar. War zum
Einsetzen an eine Statue oder Herme bestimmt. Der Kopf wurde
bisher an das Ende des 5. Jahrh. v. Chr. datiert; da in jener Zeit
kein Anderer als Alkibiades in so jungen Jahren zu derartiger
MU8E0 CHIARAMONTI 44 T. 599
Berühmtheit gelangt war, dafs man sein Porträt monumental
ausgeführt und dieses auch noch das Interesse römischer
Kreise erregt hätte, nannte man den Kopf Alkibiades (so
schon in der »Beschreibung d. Stadt Rom«; s. unten; danach
Heibig), zu dem auch die hervorragende Schönheit und die
eigenartige Bildung des Mundes zu passen schien, in der
man die Angabe eines leichten Sprachfehlers erkennen
wollte, wie er von A. überliefert ist. Dagegen ist die
Notiz des Athenaios über die Art, wie A. in seiner Jugend
die Haare getragen habe (x6fi7)v expe<ps in\ izokb ttj; fjXtxfac)
geltend gemacht worden (Wolters u. Töpffer s. u.); doch
weist Heibig diesen Einwand durch die Thatsache zurück,
dafs der Kopf einen Mann von etwa 30 Jahren, keinen
Epheben darstellt. Ausschlaggebend aber ist, worauf Arndt
a. unten a. O. hinweist, dafs der Stil das Porträt nicht an's
Ende des 5., sondern in's 4. Jahrh. v. Chr. verweist, wenn
auch, nicht in die Mitte des Jahrhunderts, wie Arndt will, da
für jene Zeit die Haare noch zu stark stilisiert sind, während
ein anderes Porträt desselben Mannes, das ihn in reiferem
Alter darstellt (stärkerer Bart; magere Formen; Diadem, das
vielleicht schon auf Heroisierung nach dem Tode deutet;
vgl. Amelung Neue Jahrbücher f. Philol. 1900 S. 505), that-
sächlich den Stil jener Epoche aufweist. Der Dargestellte
mufs also im zweiten Viertel des 4. Jahrh. in der Blüthe
seiner Jahre gestanden haben. Dadurch und durch ihre
innere Unwahrscheinlichkeit fallt Arndt's Hypothese, dafs
Philipp IL von Makedonien dargestellt sei.
Die Formen des Gesichtes erinnern so stark an einen in
der zweiten attischen Schule beliebten Idealtypus, dafs ohne
Zweifel das Werk eines Künstlers jener Schule zu Grunde
liegt. Die Arbeit des Exemplars ist sorgfaltig, aber ziemlich
allgemein und glatt.
Gerhard -Platner S. 66 Nr. 439; Heibig Annali d. I. 1866 S. 228 ff.;
Monum. d. I. VIII Taf. XXV; Friederichs-Wolters Bausteine Nr. 1321;
Baumeister Denkmäler d. klass. Altert. I S. 48 Fig. 55; von Sybel Rom.
Mitt. 1891 S. 244 f.; Töpffer bei Pauly-Wissowa Realencyklopädie I
Sp. 1531 f. ; Arndt bei Arndt-Amelung Einzelaufnahmen Text zu Nr. 965/7;
ders. griech. und röm. Porträts Taf. 467/68; ders. Strena Helbigiana
S. 10 ff. Fig. 1 u. 2.
600 MUSEO CHIARAMONTI 442 A. 443.
442A. Weibliche Büste (Taf. 62).
H. des Ganzen 0,6 1 m., des Kopfes 0,26 m. Kopf aus feinkörnigem weifsen
Marmor; Büste aus Alabaster.
Ergänzt grofser Teil der Nase, Nacken, unterster Teil des Halses
Büstenfufs mit Indextäfelchen. Die Büste vielfach gebrochen und ge-
flickt. Die Haare vielfach bestofsen. Kopf sehr stark geputzt.
Antoninische Oberarmbüste mit Tunica und Palla, die
die 1. Schulter und die Brust bedeckt. Darauf mit leichter
Wendung nach der r. Schulter und Neigung ein weiblicher
archaistischer Kopf; das Haar bildet vorne eine flache, durch
Bohrlöcher schwammartig wirkende Masse; auf dem Schädel
ist es dünn und vom Wirbel gleichmäfsig nach allen Seiten
gestrichen; hinten ein dünnes Schöpfchen; hinter den Ohren
Ansatz je einer Schulterlocke. Die Haare waren von einem
Diadem umzogen, das fünf Ansätze hatte, von denen sich
rückwärts Reste erhalten haben.
Nach der Inschrift auf dem Fufs durch Pius VI. er-
worben.
443. Fragment des aus Villa Adriana
stammenden Frieses mit jagenden Eroten (Taf. 62).
H. o,395 m., L. 0,74 m. Marmor wie bei Nr. 439.
Hinten modern abgesägt.
Das Fragment ist grade. Rechts rauhe Anschlufsfläche.
Oben zwei Dübellöcher zur Befestigung nach hinten. An den
beiden Ecken der Rückseite je ein senkrechter Falz ausge-
meifselt. Auf dem Friese: rechts der Rest eines mit flatterndem
Mäntelchen nach rechts laufenden und den Bogen spannenden
Eroten (erhalten Ansatz des Kopfes, Flügel, Mantel, Teile des Speers und
des Körpers); dann vor einem Lorbeerbaum ein nach rechts
laufendes Tier mit Doppelhufen und mäfsig langem Schwanz
(Kopf, r. Vorder- und Hinterbein, Schwanz bis auf Spuren fehlen); dann
Rest vom Vorderbein eines nach rechts laufenden Tieres mit
Tatze; der Kopf war vorgestreckt; davon zwei Stützenreste;
darüber einige längliche Blätter und eine runde Frucht. Vgl.
Nr. 439.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. 441 : Penna Viaggio pittorico della
Villa Adriana III Taf. XIV 6.
MUSEO CHIARAMONTI 444. ÖOI
444. Fragment einer Asklepiosstatuette (Taf. 62).
H. ohne Basis 0,68 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, 1. Arm bis auf den halben Oberarm, Hände,
FUfse, Keule von der Hüfte abwärts. Abgebrochen war der r. Oberarm
mit Stab und Teil des Leibes.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs war zur Seite
und zurückgesetzt; das Himation liegt mit einem Teil auf 1.
Schulter und Arm, ist dann um den Rücken gelegt, um die r.
Hüfte vorgenommen und mit dreieckigem Überschlag vor dem
Leib zur 1. Hüfte geführt, wo es von der an der Hüfte hinten
anliegenden L. gehalten wird; r. Arm gesenkt; die r. Achsel
stützt sich auf die Keule, um die sich unten jedenfalls die
Schlange ringelte. Im Hals, r. Armansatz und beiden Hüften
je ein Loch zum Anstücken; in dem im Hals und an der 1.
Hüfte je ein Eisenstift, wohl für moderne Stückung. Auf dem
Halsschnitt ist mit schwarzer Farbe 107 aufgemalt. Einfache
Arbeit nach einem Vorbild vom Ende des 5. Jahrh. v. Chr.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. 442.
Unter Nr. 438 — 444:
Zwei Fragmente des aus Villa Adriana
stammenden Frieses mit jagenden Eroten (Taf. 62).
a (unter Nr. 438—41).
H. 0,38 m., L. 2,07 m. Marmor wie bei Nr. 439
Abgebrochen 1. obere und r. untere Ecke. In der Mitte senkrecht
durchgebrochen.
Das Ganze leicht concav gebogen. Auf dem Fries: r.
der Ansatz des Vorderteils und Vorderbein eines nach 1.
laufenden Tieres mit Tatzen (Hund?); dann Lorbeerbaum
(Krone beschädigt); teilw. davor, teilw. 1. davon zwei nach 1.
laufende Hirsche (dem r. fehlt r. Hinterhuf, 1. Hinterbein, Kopf und
Hals, 1. Vorderbein; dem 1. Kopf, 1. Vorderbein); unter dem 1. ein
Felsblock, der dem fehlenden Vorderbein des r. Hirsches zur
Stütze diente; dann ein nach links laufender Erot, den Speer
schwingend (erhalten nur die r. Körperhälfte; auch diese sehr beschädigt);
die L. scheint einen Gegenstand parierend gehalten zu haben;
dann sehr beschädigter Baum mit länglichen Blättern; dann
602 MU8E0 CHIARAMONTI 445.
nachl. sitzender Löwe, nach dem Eroten umschauend (fehlt
Vorderteil des Kopfes; Hinterteil beschädigt); dann Pinie", dann
Erot nach 1. eilend und umschauend, im 1. Arm ein Speer
(es fehlen r. Arm fast ganz, 1. Schulter und Hand, Beine bis auf die Füfse,
Teile des Speers; beschädigt Gesicht un<f Flügel); im Hintergrund
flattert ein Mäntelchen, das nirgends sichtbar befestigt ist;
dann Apfelbaum (beschädigt); dann nach 1. sprengender Wild-
esel (?) (es fehlen Schwanz fast ganz, 1. Hinterbein, Vorderteil des Kopfes,
1. Ohr, 1. Vorderbein; Ansätze im Grunde erhalten; r. Vorderbein be-
schädigt): dann rechtwinklig vorspringender, grader Ansatz.
Gerhard-Platner S. 64 Nr. A; Penna Viaggio pittorico della
Villa Adriana III Taf. XIV 5 u. XIII 1.
b (unter Nr. 442 — 4).
H. 0,38 m.t L. 1,87 m. Marmor wie bei Kr. 439.
Besonders oben sehr zerstört.
Das Fragment ist grade. Auf dem Fries: rechts ein nach
rechts gewandter Erot, mit der R. einen Speer schwingend;
einen andern hielt er in der L. (es fehlen Kopf und Hals, Arme, 1.
Bein ; Ansätze des r. Ellenbogens und der R., von dem Speer in der R. ein
Stück vor der Brust, von dem in der L. das Ende am Grunde unten erhalten);
dann Eiche (beschädigt); dann Stier (?) nach links stehend
(es fehlen Kopf und Hals, I.Hinterbein, Schwanz fast ganz); hinter ihm
im Grunde Andeutung eines Baumes; dann nach rechts aus-
schreitender Erot, dem Tier einen Speer in die Brust stofsend
(es fehlen Vorderteil des Kopfes, Unterarme; Brust beschädigt; vom
Speer ein Rest am Bauch erhalten); dann Lorbeerbaum (1. beschädigt);
dann Tier mit Hufen und Schwanz nach rechts sprengend
(es fehlen Kopf und Hals, Brust, r. Vorderbein, Schwanz bis auf Ansatz
im Grunde); dahinter Rest eines Baumes; dann Gehrungsschnitt
und gröfsere glatte Fläche; hier mufs also eine weitere Platte
in rechtem Winkel angestofsen haben. Vgl. Nr. 439.
Gerhard-Platner S. 64 Nr. A; Penna Viaggio pittorico della Villa
Adriana III Taf. XV 7.
Photographie Moscioni 577 (Gesamtaufnahme von diesen Stücken
und Nr 445 — 48 D).
445. Oberkörper einer Statuette der Selene
(Taf. 62).
ü. 0,34 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Abgebrochen Teil der Mondsichel, Nase, Teil der Falten über der L.
MU8E0 CHIABAM0NT1 446. 447. 603
Selene war schwebend dargestellt; bekleidet mit Peplos,
der über dem Apoptygma gegürtet ist; der Mantel bläht sich
segelartig nach oben; auf der einen Seite um den gesenkten
r. Arm geschlungen, auf der andern von der erhobenen L.
gehalten; der Kopf leicht zur r. Schulter gewendet und ge-
neigt; die Haare gescheitelt und zurückgestrichen; auf dem
Scheitel die Mondsichel; zwischen ihr und dem Mantelrand
ein Zwischenstück mit einer jetzt undeutlichen Figur (Sternbild?
vgl. Jahn Archäol. Beiträge S. 67 f.). Hübsche decorative
Arbeit.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. 443; Robert Die antiken Sarkophag-
reliefs III 1 S. 53 (Abb.).
Photographie Moscioni 577 (s. vorige Nummer).
446. Sarkophagfragment (Taf. 62).
H. 0,37 m., L. 0,53 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben schmale Randleiste mit eingeritztem Eierstab
erhalten. Darunter Flachrelief: 1. ein stehender Erot mit
Mäntelchen, von vorn gesehen ; er hält mit der R. einen Schlauch
geschultert, in der gesenkten L. ein Pedum (Füfse fehlen);
neben seinem r. Bein ein aufschauender Panther (Füfse fehlen);
rechts davon ein nach rechts ausschreitender Erot mit
Mäntelchen, die Doppelflöte blasend (1. Fufs fehlt); zwischen
seinen Füfsen eine Pansmaske (Bart fehlt); dann Oberteil eines
Eroten mit Mäntelchen, die Lyra spielend und umschauend;
dann Rest eines Flügels. Späte, schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. 444.
Photographie Moscioni 577 (s. S. 602).
447. Relieffragment (Taf. 62).
H. 0,60 m., Br. 0,35 m. Grofskrystallinischer grauer Marmor.
Zweimal horizontal durchgebrochen.
Oben, über einem schmalen vorspringenden Rande Reste
von Waffen; 1. das Unterteil eines Panzers; dann ein ab-
gebrochenes Stück (Helmf); weiter zwei gekreuzte läng-
liche Schilde ; dann ein Helm. Unter dem Rand drei Bogen
auf Kragsteinen ruhend; darunter: links unten ein bärtiger
Togatus nach r. etwas reichend oder gesticulierend (die L.
hält eine Rolle; es fehlen Nasenspitze, r. Hand, 1. Unterschenkel, Füfse);
604 MÜSEO CHIARAMONTI 448. 448 A.
er wendete sich zu einem gröfseren nach links sitzenden Mann,
von dem nur r. Knie, Teil des r. Arms, Stirn mit Oberschädel
erhalten sind; zwischen Beiden oben die Oberkörper von
zwei Togati im Gespräch mit einander (der 1. unbärtig, der
r. bärtig; dieser hat eine Rolle in der L., jener fafst mit der
gesenkten L. den Zipfel der Toga und streckt die R.
nach dem andern aus). Die Männer tragen alle Toga mit
Contabulatio. Hochrelief. Stammt wohl von einem Grabmal,
auf dem die Carriere des Verstorbenen dargestellt war; über
die Waffen vgl. E. Caetani Lovatelli Bullettino comunale
1900 S. 260 ff. Sehr späte, schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. 445.
Photographie Moscioni 577 (s. S. 602).
448. Stirn ziegel (Taf. 62).
H. 0,42 m., Br. 0,28 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Sehr bestofsen.
In einer hohen, oben rundbogig abschliefsenden Nische
mit erhobenem Rand eine Figur der Athena in Hochrelief;
Typus der Palladien; von vorn sichtbar; 1. Fufs vorgesetzt;
Peplos mit langem Apoptygma; über diesem gegürtet;
Aegis vorne die Brust bedeckend, hinten mantelartig herab-
hängend; Kopf mit Helm (hoher Busch) gradeaus gerichtet;
in der erhobenen R. der (nicht erhaltene Speer), am 1. Arm
der grofse Schild. Geringe Arbeit. Gehört zusammen mit
vier analogen Exemplaren im Lateran; alle augenscheinlich
von demselben Bau; da sich dort auf einem die moderne
Inschrift 1823 C. C. 304 findet, auf den übrigen nur 304,
können wir schliefsen, dafs die ganze Gruppe im Jahre 1823
vom Vatican erworben wurde.
Gerhard-Platner S. 67 Nr. 446; Benndorf-Schöne Die anU
Bildwerke des lateranensischen Museums S. 315 unten.
Photographie Moscioni 577 (s. S. 602).
448A. Grabara einer Allia Sophia (Taf. 62).
In dem Aetom vorne in Flachrelief ein Pfau nach rechts,
an den Früchten eines umgestürzten Korbes pickend. Aus
dem 2. Jahrh. n. Chr.
CIL VI 11478.
Photographie Moscioni 577 (s. S. 602).
MÜSKO CHIARAMONTI 448 B. C. 605
448B. Fragment einer Knabenstatuette (Taf. 62).
H. 0,62 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, Vorderteil des r. Fufses.
Knäbchen aufrecht stehend, den 1. Fufs etwas vorgesetzt;
an den Füfsen Sandalen; eingehüllt in ein weites Himation,
das auch beide Arme bedeckt; der r. liegt vor der Brust;
der 1. ist leicht vorgestreckt.
Von dem Typus sind mehrere Wiederholungen erhalten
(s. hier Nr. 448 D), die bekanntesten in Villa Borghese, von
Heibig (Nr. 955 u. 956) als Strafsenjungen gedeutet, weil die
Knaben angeblich keinen Leibrock tragen, und dort Köpfe
mit einer für die niederen Stände bezeichnenden Filzkappe
erhalten seien. Dagegen ist zu bemerken, dafs die Zuge-
hörigkeit jener Köpfe sehr zweifelhaft ist, dafs es vielmehr
eine Reihe andere Repliken giebt, bei denen der Kopf ganz
oder z. T. erhalten ist, und zw. ohne Kappe; vgl. darüber
und über ältere Deutungen des Typus Berlin Beschreibung
d. ant. Skulpturen Nr. 488 (an der Deutung auf Hermes, der
den Rinderdiebstahl leugnet, hält auch noch Michaelis in
der neuen Ausgabe von Springers Handbuch der Kunst-
geschichte I S. 274 fest). Ausschlaggebend dafür, dafs diese
Statuetten einfach sterbliche Knäbchen guten Standes dar-
stellen sollten, ist das Vorkommen ganz entsprechender Ge-
stalten auf attischen Votivreliefs (z. B. Arndt-Amelung
Einzelaufnahmen Nr. 1230, 1234, 1240). Als Votive oder zum
Schmuck der Gräber werden die Statuetten denn auch ge-
dient haben. Rohe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. A.
Photographie Moscioni 577 (s. S. 602).
448C. Ornamentierter Pfeiler (Taf. 62).
H. 0,63 m., Br. 0,24 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben abgebrochen. Sehr bestofsen.
Sichtbar zwei Seiten: unten Blattkyma und glatter Ablauf,
der auch die Seiten umrahmt, die mit einer senkrecht auf-
steigenden stilisierten Pflanze verziert sind. Zierliche Arbeit.
Photographie Moscioni 577 (s. S. 602).
6o6 MÜ8K0 CHIABAMONTI 448 D. E. 449.
448D. Fragment einer Knabenstatuette (Taf. 62).
H. 0,54 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, Vorderteile beider Ftifse, Basis. Sehr be-
stofsen.
Bessere Replik von Nr. 448 B; nur die Füfse ohne San-
dalen. S. dort.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. B.
Photographie Moscioni 577 (s. S. 602).
448E. Grabara einer Fabia Latina (Taf. 62).
Im Aetom vorne ein Kranz.
CIL VI 17609.
Abteilung XVIII.
449. Römische weibliche Porträtstatuette (Taf. 63).
H. 1,32 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Kopf und Hals, r. Arm von der Mitte des Oberarms abwärts
mit Hand und Eisenstütze, 1. Hand mit Rolle, grofser Streifen im Ge-
wand vor der r. Hüfte, kleinere Flicken hinten, Füfse mit Gewandsaum und
Basis. Geputzt und geglättet.
Die moderne Basis ist elliptisch und mit Hohlkehle
ringsum verziert. Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs
leicht zur Seite gesetzt; Tunica, mit tief herabhängendem
Bausch gegürtet; darüber die Palla, die schärpenartig um
1. Schulter und r. Hüfte geschlungen ist; die vorn und hinten
herabhängenden Teile sind ganz zu einem Streifen zusammen-
gefaltet (vorn in der Mitte des Körpers, hinten längs dem
Rande des unteren Teils), während der um die r. Hüfte ge-
schlungene Teil mehr gelockert und nur unten doppelt gelegt
ist (diese Tracht bildet demnach eine Vorstufe zu der von
Nr. 1 19B, wo die Palla durchweg zu einem Streifen zusammen-
gefaltet ist; unklar bleibt hier, wohin der eine Streifen gehört,
der an der 1. Hüfte unter dem Gürtel vorkommt und herab-
hängt); eine vorn verknotete Schnur gürtet Tunica und Palla
unter der Brust; beide Arme gesenkt (in der leicht vorge-
streckten R. eine Schale, in der L. Rolle ergänzt); der moderne
Kopf ist leicht zur r. Schulter gewendet.
Späte, sorgfaltige, aber leblose Arbeit.
Clarac 772, 1923; Gerhard-Platner S. 67 Nr. 447.
MUSEO CHIABAMONTI 450. 451. 607
450. Jugendlich männliche Statue als Hermes
ergänzt (Taf. 63).
H. 2,27 m. Marmor der Figur feinkörnig und leicht bläulich (gelblich
überstrichen); der des Kopfes feinkörnig und gelblich.
Ergänzt Teil der 1. Braue und des Oberlides, Nase, Lippen, Kinn,
Rand des r. Ohrs, 1. Ohr fast ganz, Teil des Halses, r. Arm mit Teil der
Schulter und Hand, 1. Unterarm mit Hand, dem Kopf und 1. Schulter der
Hernie, Kerykeion (Bronze), Unterschenkel, der 1. mit Knie, FUfse, Stamm,
unterster Teil der Herme, Basis.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs ganz wenig zur
Seite und vorgesetzt; hinter dem r. Bein ein Stamm, einen
starken Ast nach der 1. Kniekehle entsendend; aufsen neben
dem 1. Bein steht nach aufsen gewendet eine Herme, deren
Oberkörper in ein Löwenfell gehüllt ist; der bärtige Kopf
— ein Panskopf — nach der r. Schulter, d. h. nach vorn ge-
wendet; darauf ein Kalathos mit Früchten; der 1. Arm der
Figur gesenkt mit bronzenem Kerykeion in der Hand; r.
Arm erhoben (Beutel in der Hand); der Kopf ist leicht
nach der r. Schulter gewendet und geneigt.
Das Ganze ist ein Pasticcio aus einem Doryphoroskopf,
an dem die Haare sehr sorgfältig, die Lider merkwürdig
dick gebildet sind, und die Gesichtsformen ihre Härte verloren
haben, dem Torso, der in ziemlich matter Ausführung einem
attischen Werk der Mitte des 5. Jahrh. v. Chr. nachgebildet
ist, und an dem der Ergänzer die Richtung der Extremitäten
richtig getroffen hat (Stützenrest für den gesenkten 1. Arm
an der Hüfte aufsen), und endlich der decorativ gearbeiteten
Herme ohne Kopf — es war eine Heraklesherme — , zu der
hierselbst Nr. 225 zu vergleichen ist.
Pistolesi Taf. XLV2; Gerhard-Platner S. 67 Nr. 448; Gerhard
Antike Bildwerke Taf. CCCXIX 5 (Herme); ders. Prodromus S.409; Heibig
Bull. d. I. 1864 S. 30 Nr. 1; Furtwängler Meisterwerke S. 421 Anm. 4
(Kopf).
Photographie Anderson 1406 (2).
451. Statuette der Aphrodite oder einer
Nymphe (Taf. 63).
H. 1,21 m. Grofskrystallinischer weifser Marmor.
Ergänzt unterer Teil der Nase, untere VorderhHlfte des Halses, Ober-
teil des Gewandes auf dem 1. Arm, r. Arm mit Hand, Flicken im Gewand,
608 MUSEO CHIARAMONTI 452.
r. grofser Zehen, 1. Fufs mit Gewandsaum und Teil der Basis, Herme bis auf
die Basis. In eine moderne Plinthe eingelassen. Kleine Verletzungen
an Lippen, Körper und Gewand. Brüche durch die Taille, den 1. Ober-
arm, in Höhe der Kniee und Knöchel.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs, mit ganzer Sohle
auftretend, zur Seite gesetzt; aufsen neben ihm eine niedere
Herme (wird ursprünglich ein Pfeiler gewesen sein), auf deren
Scheitel die gesenkte R. gelegt ist; die L. in die Hüfte ge-
stützt, wo sie das Himation festhält, das mit dem einen Zipfel
den 1. Arm bedeckt, dann um die Hüften geschlungen ist,
sodafs es den Unterkörper ganz verhüllt, vorne ein dreieckiger
Überschlag; der Kopf leicht zur 1. Schulter gewendet; die
Haare gescheitelt, vor einem breiten Bande auseinander ge-
strichen, zurückgenommen und am Hinterkopf in einen
Knoten gebunden, unter dem lose Haare herabhängen (die-
selbe Frisur an dem Kopf von Nr. 83 hierselbst). Der Kopf
scheint trotz der Gleichheit in Marmor und Erhaltung nicht
zum Körper zu gehören, da die Nackenhaare sich auf dem
Rücken nicht fortsetzen. Mäfsige Arbeit nach einem zierlichen
Original aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrh. v. Chr., das
Figuren wie der Venus von Arles und Ostia (Furtwängler
Meisterwerke Fig. 102 und 103) nachgebildet ist; eine sehr
ähnliche Figur hat Pierre Jacques gezeichnet (S. Reinach
L'album de P. J. PI. 13 S. 116). Vgl. Nr. 452. Wegen der
zierlichen Erscheinung ist vielleicht eher eine Nymphe als
Aphrodite zu erkennen.
Pistolesi Taf. XLIX i; Clarac 604, 1326; Gerhard-Platner
S. 67 Nr. 449.
452. Statue der Aphrodite (Taf. 64).
H. 1,62 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt fast die ganze Nase, r. Ohr mit angrenzenden Haaren, Unter-
teil des Halses, r. Arm mit Hand und Stück der Achsel, Brüste, 1. Schulter,
Stück des 1. Unterarms, fast der ganze 1. Unterarm mit Hand und dem ihn
bedeckenden und von ihm herabhängenden Gewand, Flicken in den Falten,
Füfse mit Vorderteil der Basis.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs mit erhobener
Ferse zur Seite und zurückgesetzt; Sandalen; Himation mit
einem Zipfel um den gesenkten 1. Arm geschlungen, dann
rings um die Hüften gelegt, sodafs es den ganzen Unter-
MU8E0 CHIARAMONTI 453. 609
körper bedeckt; vorne dreieckiger Überschlag; r. Oberarm
seitlich abgestreckt, Unterarm erhoben (die Hand sinnlos mit
einem Salbfläschchen ergänzt); der Kopf leicht zur 1. Schulter
gewendet und geneigt; die Haare gescheitelt vor einem breiten
Band auseinander gestrichen, zurückgenommen, über den
Ohren eine starke Masse bildend, hinten in einen kurzen
hängenden Schopf gebunden. Die Haare oben und hinten
nur angedeutet. Der Kopf könnte zugehören, da er in Marmor,
Gröfse, Stil, Charakter zum Körper pafet Mäfsige Copie
eines ziemlich matten Originals (s. die grade Linie der
r. Körperseite und die langweilige Bildung der oben quer
verlaufenden Falten), das Figuren wie der Venus von Arles
und Ostia (Furtwängler Meisterwerke Fig. 102 u. 103) nach-
gebildet ist; vgl. Nr. 451. Zu der richtig ergänzten L. vgl.
die Muse in der Sala delle Muse Nr. 598.
Clarac 600, 1322; Gerhard-Platner S. 67 Nr. 450.
453. Jugendlich-männliche Statue (Taf. 64).
H. 2,07 m. Marmor des Kopfes feinkörnig und gelblich; der der Figur
grofskrystallinisch und gelblich.
Ergänzt r. Braue mit Stück der Stirn und Oberlid, Nase, Teile -der
Lippen und der r. Wange, Rand des r. Ohrs, oberer Teil der Brust mit
Schultern und Gewand, I. Hand mit Kugel und Nike, Finger der R. und
fast die ganze Stütze, Teile der Chlamys neben dem 1. Bein, Spitze des
I. grofsen Zehens, r. Unterschenkel, Vorderteil des r. Fufses, Basis bis auf
die Stücke unter Stamm und Sohlen. Gebrochen war der r. Arm oben
und in der Mitte des Unterarms, 1. Arm mit Teil der Chlamys, 1. Bein und
Stamm in Höhe des Knies.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein, verstärkt durch einen
Stamm aufsen, an dem eine angelegte Beinschiene angedeutet
scheint; 1. Fufs etwas zur Seite und vorgesetzt; r. Arm hängt
herab (Stütze zwischen Handgelenk und Hüfte); 1. Oberarm
gesenkt, Unterarm grade vorgestreckt (die Hand mit Welt-
kugel und bronzener Nike ergänzt); um den Unterarm ist eine
auf der r. Schulter geknöpfte Chlamys geschlungen, die bis
auf den Stamm niederhängt; der kurzlockige Kopf nach der
1. Schulter gewendet und leicht geneigt.
Kopf und Körper gehören nicht zusammen; der erstere
ist eine schlechte Copie des Meleager-Kopfes; der Körper
wird zu der Statue eines Heros oder heroisierten Feldherrn
Vatican. Katalog I. 39
6lO MUSEO CHIARAMONTI 454- 455-
gehört haben (Beinschiene am Stamm). Die Arbeit am
Körper ist derb decorativ; an der Chlamys Liegefalten.
Clarac 97oA, 2494; Gerhard-Platner S. 67 Nr. 451.
454. Statuette des Asklepios (Taf. 64).
H. 1,46 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt aus Marmor: Nase mit Oberlippe, Hals mit Haaren hinten,
kl. Finger der 1. Hand, Zipfel des Mantels vor dem Bauch, Füfse mit Basis,
Stamm und Mantelzipfel daran; aus Gyps: r. Arm mit Schulter, Hand und
Schlangenstab. /
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs mit erhobener
Sohle zur Seite und zurückgesetzt; Sandalen; Himation
mit einem Teil um den in die Hüfte gestützten 1. Arm
geschlungen, dann um Rücken, r. Hüfte und Unterleib gelegt,
sodafs der Unterkörper ganz verhüllt ist — dreieckiger Über-
schlag vor dem Bauch — , und an der 1. Hüfte wieder von
der L. gehalten; die Zipfel fallen hier auf einen kurzen
Stamm neben dem 1. Fufs aufsen herab; die gesenkte R.
fafst die neben dem r. Fufs aufsen aufstehende, von einer
Schlange umwundene Keule; der bärtige Kopf leicht zur
1. Schulter gewendet; vor einem Bande dichter Kranz von
langen Locken.
Die Ergänzung mit dem Schlangenstab ist richtig. Der
Kopf wird Asklepios darstellen, kann aber nicht zum Körper
gehören, da er zu klein ist; auch entspricht er dem Ideal des
4. Jahrh. v. Chr., während der Körper einen unbedeutenden
Typus des 5. Jahrh. wiedergiebt. Beide Teile schlecht ge-
arbeitet (Augensterne und Pupillen eingegraben).
Gerhard-Platner S. 67 Nr. 452.
Abteilung XEX.
455. Fragment eines Adonis-Sarkophages
(Taf. 65).
H. 0,535 mi Br* °»38 m. Grofskörniger weifser Marmor.
Erhalten die r. vordere Ecke mit schmaler, an der Vorder-
seite stark vortretender Randleiste. Darunter an der Vorder-
seite Hochrelief: im Hintergrund ein Vorhang (r. oben be«
schädigt), 1. befestigt an einem Eichbaum; davor sitzt vorne
MUSBO CHIARAMONTI 456. 6l I
auf Felsen nach 1. Adonis, den 1. Oberschenkel verbunden,
mit der L. sich auf den Sitz stützend (Vorderhalfte des Kopfes u.
1. Arm fehlen); vor dem Sitz ein nach rechts gebückter Eros
(Unterschenkel, r. Arm, I. Unterarm fehlen); über den Oberschenkeln
des Adonis der ihm zugewandte Oberkörper der Aphro-
dite in hochgegürtetem Chiton, der die r. Schulter freiläfst
(Kopf und r. Arm fehlen); sie scheint Adonis mit der R. ge-
halten zu haben; r. oben Brust, Kopf und erhobener r. Arm
eines nackten Bärtigen, wohl eines Gefährten des Adonis; 1.
unten Teil der Höhle und des Ebers. R. stöfst die Schmal-
seite an; darauf in Flachrelief der Rest eines nach links
eilenden, kurzgekleideten Jünglings; in der R. ein Stab; auf
der Schulter ein gefülltes Netz; daneben Kiammerloch zur
Befestigung des Deckels. Späte, gute Arbeit. Für das Museo
Chiaramonti von dem Bildhauer Antonio d'Este erworben.
Gerhard-Platner S. 67 Nr. 453; Welcker Annali d.i. 1833 S. 156
Nr. 7; Engel Kypros II S. 631 Nr. 9 u. 10; Petersen Annali d. I. 1862
S. 161 I; Hirzel ebenda 1864 S. 681; Robert Die antiken Sarkophag-
reliefs III 1 S. 19 Taf. IV Nr. 17,
456. Vorderseite eines Kindersarkophages
(Taf. 65).
II. 0,49 m., L. 1,38 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt: r. obere Ecke; verschiedene Teile des Randes; an dem ersten
Reiter rechts Kopf, r. Arm fast ganz, Peitsche; an seinem Pferde Schnauze,
Teil des Zügels; am Lenker darunter Kopf, r. Arm mit Peitsche, 1. Unter-
arm mit Zügel; am vorderen Pferde Schnauze und die r. Beine; am Eros unter
den Pferden Gesicht, r. Arm, Teil des 1. Oberschenkels; am zweiten Reiter
Kopf, r. Arm, r. Fufs; am Pferde Kopf, Zügel, r. Vorderbein; am zweiten
Lenker Kopf, r. Arm, 1. Hand mit gröfstem Teil der Zügel, r. Oberschenkel;
am Wagen oberer Teil des Korbes und Rad; am hinteren Pferde Vorderkopf
mit Teil jler Zügel; am vorderen Kopf mit Teil der Zügel, Vorderbeine, r.
Hinterbein; am Eros unten Kopf, r. Flügel und Arm; am dritten Reiter
Kopf, r. Unterarm mit Peitsche, 1. Hand mit Zügel und Kopf des Pferdes;
am dritten Lenker Kopf, r. Arm, 1. Unterarm mit gröfstem Teil des Zügels;
am Wagen unterer Teil der Rades; an den Pferden Kopf fast ganz mit
Zügel; am vorderen die Vorderbeine (1. Vorderhuf erhalten), r. Hinterbein;
am Eros unten Kopf, r. Arm; an dem vierten Reiter Kopf, Rücken mit r.
Flügel, r. Arm mit Zügel, Vorderteil des r. Fufses; am Pferd Kopf mit
Zügel; am vierten Lenker Kopf mit Oberteil der Brust, r. Flügel fast ganz,
r. Arm, 1. Unterarm mit gröfstem Teil der Zügel; am Wagen grofser Teil
39*
6l2 MÜSE0 CHIARAMONTI 457. 458.
des Rades; an den Pferden Teile der Zügel; am vorderen Kopf und r.
Beine; am Eros unten Kopf, 1. Flügel und Arm, hinterer Teil des 1. Ober-
schenkels; Teil der Meta; 1. untere und obere Ecke.
Oben und unten schmale Randleiste; dazwischen Hoch-
relief: vier Zweigespanne mit Eroten als Lenkern nach rechts;
über jedem Gespann der zugehörige Reiter (desultor?); am
Boden unter jedem Gespann ein am Boden gebückt knieender
spartor mit seinem (hier kaum erkennbaren) umflochtenen
Gefafs (s. Galleria lapidaria Nr. 21); im Hintergrund von links
nach rechts: Meta, zwei korinthische Säulen mit Architrav,
fünf Delphinen und Leiter, analoger Bau mit sechs Eiern,
Victoria auf Säule nach rechts, zwei korinthische Säulen
mit Giebel, Meta. Sorgfaltige späte Arbeit.
Pistolesi Taf. XLIII2; Gerhard-Platner S. 67 Nr. 454.
457. Fragment eines Niobidensarkophags
(Taf. 65).
H. 0,46 m., Br. 0,28 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Erhalten die Vorderecke der 1. Nebenseite mit Ansatz
der Vorderseite. Unten schmale Randleiste; darüber an der
Nebenseite in mittlerem Relief in Chiton und auf der r.
Schulter geknüpftem Mantel, der nach rechts oben blickende,
bärtige Pädagoge, der eine zusammensinkende Niobide hält
(an dem Pädagogen der Kopf beschädigt; der Niobide fehlen die Beine);
an der Vorderseite in Hochrelief Amphion in Rüstzeug und
Stiefeln, im r. Arm einen toten Knaben haltend (von Amphion
nur die 1. Hälfte erhalten; Kopf fehlt; an dem Knaben fehlen r. Unter-
arm mit Hand [Finger erhalten] und 1. Bein [Fufs erh.]).
Gerhard-Platner 8. 68 Nr. 455; Stark Niobe und die Niobiden
S. 192; Klügmann Bullettino d. I. 1864 S. 126; Heydemann Berichte
der sächs. Gesellsch. d. Wissensch. 1877 S. 74«
458. Statuette einer Kuh (Taf. 65).
H. 0,30 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor mit schwarzen Adern.
Antik nur der Leib. Schwanz fehlt.
Nach links gewendet mit gesenktem Kopf. Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 68 Nr. 456.
MU8E0 CHIARAMONTI 459. 460. 461. 462. 613
459. Statuette eines Adlers mit Schlange (Taf. 65).
H. ohne Basis 0,46 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt Beine mit Schlange und Felsen, untere Spitzen beider Flügel.
Der obere Teil des 1. Flügels war gebrochen.
Ein Adler sitzt auf Felsen mit erhobenem Kopf, mit den
Fängen eine Schlange haltend (willkürliche Ergänzung). Un-
bedeutend.
Gerhard-Platner S. 68 Nr. 457.
460. Torso einer Statuette des Apollon (Taf. 65).
H. ohne Basis 0,55 m. Der Chiton aus orientalischem Alabaster, der Gürtel aus
Giallo antico, der Mantel aus rotem, weifsgefleckten Marmor.
Ergänzt der vordere Teil des Gürtels. Unten horizontaler Bruch.
Aufrechte Haltung; 1. Oberschenkel im Schreiten vor-
gestellt; beide Arme waren seitlich ausgestreckt; beide und
der Kopf waren besonders gearbeitet — jedenfalls aus
weifsem Marmor — (Anschlufsflächen und Dübellöcher vor-
handen); langer Chiton, breiter Gürtel; Mantel den oberen
Teil der Brust, beide Schultern und Rücken bedeckend.
Vgl. wegen der Deutung auf Apollon die Statue in der Sala
delle Muse Nr. 516.
Unbedeutende Arbeit. Aufgestellt in der Zeit zwischen
1832 — 4 (zunächst in Abteilung XV).
Gerhard-Platner S. 63 (und S. 69 Nr. A?).
461. Statuette eines Kranichs (Taf. 65).
H. ohne Basis 0,45 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Antik nur der Leib, der in der Mitte horizontal gebrochen war.
Ein Kranich steht aufrecht mit rechts gewandtem Kopf.
Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 68 Nr. 459.
462. Statuette einer Kuh (Taf. 65).
H. 0,21 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Antik der Leib bis auf das Hinterteil.
Nach links stehend, mit gesenktem Kopf. Elend.
Gerhard-Platner S. 68 Nr. 460.
614 MUSEO CHJARAMONTI 463. 464.
463. Statuette eines Ebers (Taf. 65).
H. 0,46 m. Nero antico.
Ergänzt Ohren, Schnauze, Vorderbein (1. Huf antik), unteres Ende
des 1. Hinterbeins, r. Hinterbein fast ganz, Schwanz, ganzer r. Vorderteil
der Basis. Gebrochen war der r. Teil der Basis mit 1. Vorderhuf und der
1. Teil mit Ansätzen für das r. Hinterbein. Ein Ansatz für den Schwanz
ist unbenutzt geblieben. Verschiedene Sprünge.
Auf einer länglichen Basis mit abgerundeten Seiten, die
vorn und an den Seiten profiliert ist (oben und unten
schmales, glattes Kyma) sitzt nach rechts ein Eber. Sorg-
fältig gearbeitete, verkleinerte Replik des Ebers in Florenz
(Amelung Führer Nr. 9).
Gerhard-Platner S. 68 Nr. 461; Heydemann Mittheil, aus den
Antikensamml. in Ober- u. Mittelitalien, III. Hallisches Winckelmannsprogramm
S. 72 Nr. 55.
464. Mithrasgruppe (Taf. 65).
H. 0,70 m., L. 0,835 m. Marino bigio.
Ergänzt am Mithras: Oberkörper mit Kopf, Armen und flatterndem
Mantel, viele Falten, Vorderteil des r. Fufses; am Stier: Kopf und Hals bis
zur Wunde, 1. Vorderbein mit r. Hinterecke der Basis und Hund bis
auf den gröfseren Teil seines 1. Vorderbeines, Flicken in den Hoden,
Schwanz, Teile des r. Hinterbeins; an der Büste Kopf und Hals. Abge-
brochen der Felsen rechts und links oben und der Schlangenkopf.
Über einer rechteckigen Basis (mit schmaler Randleiste
an den Seiten oben und unten) die Gruppe des stiertötenden
Mithras mit Hund und Schlange. Das in Ähren ausgehende
Schwänzende des Stiers liegt auf seinem HinterteiL Links Felsen
und darüber der Oberkörper einer Figur mit gegürtetem Chiton
und Diadem ; Büste des Sol, falschlich mit weiblichem Kopfe er-
gänzt. Der Felsen mufs ursprünglich bogenförmig die Gruppe
überspannt und auf der nun ergänzten r. Hinterecke der Basis
aufgesessen haben (vgl. Cumont a. unten a. O. S. 270 Fig. 112);
der Büste des Sol entsprach eine der Luna.
Die Gruppe war ehedem in der Villa Montalto-Negroni-
Massimi, dann bei dem Bildhauer Albacini, von dem sie in
den Vatican kam (Cumont's Angabe ist ungenau).
Zoega Abhandlungen S. 148 Nr. 5c und S. 168 f.; Visconti Museo
Pio-Clementino III S. 28; Gerhard-Platner S. 68 Nr. 462; Lajard Re-
cherches sur le culte de Mithra PI. XCVIII2; Cumont Textes et monuments
figures relat. aus mysteres de Mithra II S. 211 Nr. 30 Fig. 39.
MÜSEO CHIARAMONT1 465. 6l$
465. Relieffragment (Taf. 65).
H. 0,87 m., Br. 0,70 m., T. 0,29 m. Feinkörniger gelblicher Marmor (Studniczka
und Graf vermuten, dafs es hymet tisch er Marmor sei; jedenfalls ist er attisch
und, wenn nicht pentelisch, doch dieser Art nächst verwandt).
Von dem Reliefgrund haben sich nur Ansätze — am
meisten rechts über dem Sitz — erhalten. Dargestellt war in
starkem Hochrelief eine auf einem Sessel nach links sitzende
Frau, die das r. Bein über's 1. gelegt hat, den r. Ellenbogen
auf den r. Oberschenkel stützt, den Kopf auf die erhobene R.
gelehnt hatte und die L. rückwärts auf den Sitz legt; Chiton
und Mantel, der um die Beine geschlungen ist, Rücken und
Hinterkopf bedeckt; unter dem Sitz ein Korb (abgebrochen
Kopf und oberer Teil des Halses, r. Unterarm mit Hand, 1. Arm bis auf
Teil des Oberarms [von der Hand ein Teil und zwei Finger erhalten], Spitze
der 1. Brust, Vorderteil des r. Kniees, Unterschenkel, Füfse, der gröfstc Teil
der Sitzfläche mit den Sesselbeinen, Teil des oberen Randes und Unterteil des
Korbes). Auf dem Reliefgrund Spuren blauer Farbe. Die
Beine und den r. Arm zeigt in vollständigerer Erhaltung die
Replik in der Galleria delle statue Nr. 261, die indes als
Statue gearbeitet ist. Den zugehörigen Kopftypus hat
Studniczka entdeckt (s. unten; zu den ihm bekannten
Exemplaren jetzt noch ein gutes im Museo nazionale romano
zu fügen: Heibig Nr. 1104). Dafs auf dem Relief nur die
eine Figur dargestellt war, wird durch die genannte statu-
arische Replik und eine kleine, ebenfalls statuarische Vari-
ante wahrscheinlich gemacht (Hei big Nr. 610); aufserdem ist
die Figur so tief in sich versunken gedacht und künstlerisch
so in sich geschlossen, dafs jede weitere Gestalt diesen Ein-
druck beeinträchtigen würde. Bezeichnend ist auch, dafs
die Figur mehr oder minder genau in drei verschiedenen Com-
positionen wiederkehrt und zwar jedesmal als Penelope:
1. archaisches Thonrelief, angeblich aus Melos, im Louvre:
Penelope, hier nach rechts gewendet, sitzt Odysseus gegenüber,
der als Bettler vor ihr steht und mit der R. ihr 1. Hand-
gelenk fafst (Revue arch£ol. 1899 S. 13 f.) (ob echt? Petersen);
2. Rotfigurige attische Vase aus der Mitte des 5. Jahrh. v.
Chr.: Penelope sitzt nach links vor dem Webstuhl, dem
vor ihr stehenden Telemach gegenüber (Mon. d. I. IXTaf.XLII;
Baumeister Denkm. d. kl. Altert. Abb. 2332; Heibig Fig. 9);
6l6 MUSEO CHIARAMONTI 465.
3. Sog. campanasches Thonrelief: Penelope sitzt nach links,
der Scene zugewendet, in der Eurykleia dem Odysseus die
Füfse wäscht (Heibig Nr. 1456; weiteres s. bei Furt-
w an gl er a. unten a. Ort). Hätte die Originalfigur schon
zu einer gröfseren Composition gehört, so wären die Künstler
jener drei Werke kaum darauf verfallen, die eine Figur
herauszugreifen und jedesmal anders zu verwenden, während
eine derartige Benutzung einer Einzelfigur nicht ohne Beispiel
ist. Eine andere Frage ist, ob das Original bereits Penelope
darstellen sollte; sie ist entschieden zu verneinen, wenn der
Schlufs angenommen wird, dafs die Figur allein dargestellt
war; vielmehr entspricht das Bild der sinnend in sich ver-
sunkenen Frau, auf deren häusliche Tugenden der Wollkorb
deutet, durchaus den Vorstellungen, die wir auf einer grofsen
Anzahl von griechischen Grabreliefs verkörpert finden; bei
einem Grabrelief würde die Isolierung ohne Weiteres ver-
ständlich sein. Zweifellos aber war das Original ein Relief;
nur bei dieser Annahme ist die noch unbeholfene Einpressung
der Figur zwischen zwei Flächen erklärlich. Das Werk
mufs sofort Aufsehen erregt haben; seinem ganzen, noch
archaisch befangenen Formencharakter nach mufs es gegen
Mitte des 5. Jahrh. v. Chr. entstanden sein, und aus gleicher
Zeit stammt jenes »melische« Relief, aus wenig späterer das
Vasenbild. Wer nicht anerkennen will, dafs ein einfaches
Grabrelief jene Bedeutung habe erlangen können, mufs an-
nehmen, dafs all die genannten Darstellungen samt dem
Grabrelief von einem verlorenen, unbekannten Original ab-
hängig seien, etwa einem Gemälde, das dann wahrscheinlich
Penelope dargestellt habe. Dafür, dafs man in Rom die
Figur Penelope genannt habe, sprechen die Wiederholungen;
einem beliebigen Grabrelief hätte man dort kaum ein der-
artiges Interesse entgegengebracht.
Die Stellung der Figur wirkt trotz der Unbeholfenheit,
mit der der Körper zwischen den Grund und die ideale
Vorderfläche eingeprefst ist, sehr ausdrucksvoll. Während
der Chiton noch sehr regelmäfsig gebildet ist, fällt an dem
Mantel eine gewisse malerische Freiheit auf; diese Züge und
das Rundliche, Weiche aller Formen (auch des Gesichtes) setzt
das Werk in nächste Beziehung zu den Giebel-Skulpturen
MUSEO CHIARAMONTI 466. 467. 6\J
am Zeustempel in Olympia. Die Arbeit des Exemplares
ist sehr gut und jedenfalls griechisch, wenn auch nicht so
frisch, dafs man darin das Original vermuten dürfte.
War früher in Abteilung XXIX als Nr. 729 eingemauert.
Tbiersch Giornale arcadico 1823 S. 4fr. Fig. i; der*. Über die
Epochen d. bild. Kunst9 S. 426fr. mit Abb.; Raoul-Rochette Monuments
inedits I Taf. XXXIII 3 S. 162fr.; Gerhard-Platner S. 86 Nr. E; Over-
beck Gallerie heroischer Bildwerke S. 808 Taf. XXXIII 19; FurtwUngler
Sammlung Sabouroff, Text und Nachtrage zu Taf. XV— XVII; Conze
Sitzungsberichte der Berlin. Akademie 1884 S. 622; DU mm ler Jahrbuch
d. archäol. Instituts 1887 S. 171 ; Studniczka Antike Denkmäler 1888 S. 17 f.
Taf. XXXI B; Petersen BulJettino della commiss. archeol. comun. di Roma
1888 S. 204fr.; Conze Die attischen Grabreliefs Nr. 471a Taf. CXI; Graf
Athen. Mitth. 1890 S. 17 Nr. 2a; Petersen Rom. Mitth. 1892 S. 72fr.;
v. Duhn Heidelberger Jahrbücher 1893 S. 99ff.; Overbeck Geschichte
der griech. Plastik (4. Aufl.) I S. 257 f.; Heibig Nr. 94; Amelung. Zeit-
schrift fUr bildende Kunst 1902 S. 171 ff. Abb. 7.
Photographie beim römischen Institut 321. 569.
466. Statuette eines Phönix (Taf. 65).
H- °>535 m- Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt Schnabel, oberer Teil beider Flügel. Abgebrochen
Kralle des 1. Fanges.
Auf brennendem Nest von ungefähr quadratischer Form
steht ein adlerartiger Vogel mit ausgebreiteten Schwingen.
Antik?
Gerhard-Platner S. 68 Nr. 464.
467. Hund (Taf. 65).
H. 0,50 m., L. 0,80 m. Feinkörniger gelblicher Marmor mit heuen Stellen.
Ergänzt Oberkiefer, Ohren, Teil des r. Vorderbeins, Teile der
Hinterbeine, Schwanz. Gebrochen war das 1. Vorderbein und die Stütze
(jetzt mit Eisenklammer verbunden).
Ein junger Molosserhund steht nach r. und fafst mit
beiden Vorderpfoten ein Stück Schenkel; Kopf gesenkt und
mit zusammengezogenen Brauen etwas zur Seite gewandt,
als knurre er einen Störenfried an; Halsband. Gute Arbeit.
Gerhard-Platner S. 68 Nr. 465.
Unter Nr. 463—467 :
6l8 MÜSBO CHIABAMONTI.
Sechs Fragmente von zwei Gesimsen (Taf. 65).
a (unter Nr. 463).
H. 0,34 m„ L. 0,46 m., T. 0,42 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor mit
schwarzen Adern.
Ergänzt der vordere Teil der Deckplatte. Sehr beschädigt.
Gehört mit b, d, e, f zu demselben Bau wie Abt. III
unter Nr. 32—36, Abt. XIII Nr. 311— 12 und 314—15. S. dort
Hier r. und 1. glatte Fläche.
b (unter Nr. 464).
L. 0,99 m.t H., T. und Marmor wie bei a.
Ergänzt einige StUcke der oberen Platte. Mehrfach beschädigt.
Vgl. a.
c (unter Nr. 465).
H. 0,47 m., L. 1,18 m., T. 0,43 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Obere Platte vorn beschädigt.
Von unten nach oben : lesbisches Kyma, Eierstab, Zahn-
schnitt, Geison mit Triglyphen (je drei Tropfen unten) und
Metopen, lesbisches Kyma, Sima an der Vorderseite mit
breiten und schmalen, glatten Blättern, Akanthus und Pal-
metten. In den Metopen in Flachrelief (von rechts nach
links); Blüte, Greif nach links, Vase, Greif nach rechts,
Panzer mit Schwert und Schild, Helm, Greif nach links.
Unbedeutend.
d (unter Nr. 466).
L. 0,38 m., H., T. und Marmor wie bei a.
Ergänzt r. Teil der oberen Platte. Vielfach beschädigt.
Vgl. a. Links grader Schnitt, rechts Bruch.
e (unter Nr. 467 rechts).
L. 0,44 m., H.f T. und Marmor wie bei a.
Ergänzt die obere Platte. Sehr zerstört.
Vgl. a. Links und rechts grader Schnitt.
MU8E0 CHIARAMONTI 467A. B. C. 619
f (unter Nr. 467 links).
L. 0,61 m., H., T. und Marmor wie bei a.
Ergänzt r. Teil der oberen Platte. Vielfach beschädigt.
Vgl. a. Links oben Klammerloch mit teilweise erhaltener
Metallfullung.
467A. Grabara eines T. Aurelius Speratus
Eq. sing (Taf. 65).
H. 0,99 m., Br. 0,465 m., T. 0,27 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Vorne Inschrift. An der r. Nebenseite Flachrelief: Diener
hinter einem nach rechts gewandten Pferd mit befranster
Satteldecke, das er an einer Leine führt, herschreitend.
L. Nebenseite: Kanne.
An dem Aetom vorne Flachrelief: der Verstorbene auf
einem Sopha nach links gelagert (Kopf abgestofsen); die R.
mit Kranz liegt auf dem erhobenen Knie; vor dem Sopha
ein kleiner dreibeiniger Tisch; rechts ein Korb mit kegel-
förmigem Deckel.
Vgl. Galleria lapidaria Nr. 11c.
CIL vi 3224.
467B. Grabara einer [Vo]lumnia . talis (Taf. 65).
Auf der Oberfläche ein mäfsig eingetieftes Rund.
CIL VI 29495.
467C. Ornamentierter Pfeiler (Taf. 65).
H. 1,02 m., Br. 0,20 m., T. 0,17 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben, unten und links hinten gebrochen.
Vorne in Flachrelief eine senkrecht aufsteigende phan-
tastische Staude mit rechts und links hervorspriefsenden
Zweigen von Epheu unten, Lorbeer oben; unten rechts ein
Vogel, in der Mitte links Reiher mit Schlange, rechts Vogel,
oben links Vogel, rechts Heuschrecke. An der linken Seite in
Flachrelief eine natürlich rankende Rebe; darin unten links
Schlange, rechts Vogel, weiter oben Schmetterling. Darunter
ist mit roter Farbe 15 aufgemalt. Vgl. Nr. 4670,
Ö20 MÜ8E0 CHIARAMONTI 467 Ca. D. E. F. 468.
4670a. Grabara einer Aufidia Helpis (Taf. 65).
Auf der Oberfläche eine mit Stuck gefüllte runde Ver-
tiefung.
CIL VI 12843.
467D. Ornamentierter Pfeiler (Taf. 65).
H. 1,015 m-> &r- °>24 m*i T. 0,13 m. Feinkörniger weifser Marmor mit
grauen Partieen.
Unten und hinten rechts gebrochen. Oben beschädigt.
An der Vorderseite oben profilierter Rand. Darunter in
Flachrelief eine natürlich rankende Rebe; unten ein Vogel
mit Heuschrecke, in der Mitte Vogel mit Schmetterling, oben
ein Reiher, der einen Wurm vom Blatte loszieht. Rechte
Nebenseite: senkrechte phantastische Staude mit Lorbeer unten,
Fruchtzweigen oben; oben ein Vogel mit Schmetterling. An
der Vorderseite unten ist mit roter Farbe 1 5 aufgemalt. Vgl.
Nr. 467 C, mit dem dies Stück jedenfalls zusammengehört,
wenn sie auch nicht von dem gleichen Pfeiler stammen, da
die Marmorsorten verschieden sind. Die Seite, die hier nur
halb erhalten ist, findet sich dort vollständig, und umgekehrt.
467E. Grabara eines M. Aruntius Menas (Taf. 65).
Auf der Oberfläche ein 4 cm. tiefes rundes Loch. In
der Unterseite eine konische Höhlung, die mit jenem Loch
nicht in Verbindung steht.
CIL VI 12429.
467F. Grabara einer Iulia Trophime (Taf. 65).
CIL VI 20712.
468. Fragment eines Kindersarkophages (Taf. 66).
H. 0,36 m., Br. 0,37 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Es fehlen die Unterschenkel, dem rechten Knaben der 1. Arm (Hand
erhalten). Sehr verwaschen.
Oben schmale Randleiste erhalten. Darunter Hochrelief:
ein Knabe mit Weinkranz, Binde um die Stirn und Chlamys,
einen Kranz mit Bändern in der gesenkten R. (daneben
MUSEO CHIARAMONTI 469. 470. 62 1
undeutliche Faltenreste), nach rechts gewendet und zurück-
taumelnd aufgehalten von zwei andern Knaben; der rechte
auch mit Chlamys; rechts von ihm Rest eines Flügels.
Späte, schlechte Arbeit. Vgl. Galleria lapidaria Nr. 188 u.
hierselbst Nr. 251.
Gerhard-PIatner S. 68 Nr. 466.
469. Sarkophagfragment (Taf. 66).
H. 0,40 m., Rr. 0,54 m. Grobkörniger gelblicher Marmor.
Sehr bestofsen. Alle Beine fehlen.
Erhalten die linke obere Ecke mit schmaler Randleiste.
Hochrelief: Links ein gewölbter Thorbogen mit Seiten-
pfeilern; rechts schliefst sich an ein Gebäude mit Giebel-
dach, Fenster und Thorbogen. Aus dem ersten Bogen
kommen vier Männer und ein Pferd nach r.; voran einer in
gegürteter Armeltunica und Mantel, auf dem Kopf ein rundes
flaches Barett, wie es auf den altchristlichen Sarkophagen
die Juden tragen; in der R. ein langer Stab (1. Arm fehlt).
L. von ihm das Pferd, gezäumt und gesattelt; darüber der
Oberkörper eines zweiten, gekleidet wie der erste; die
fehlende R. mufs den Stab links gehalten haben, mit dem
vielleicht ein undeutlicher, leicht geschwungener Ansatz oben
im Bogen zusammenhing; dann der Oberkörper eines dritten
ohne Barett, sonst wie die andern gekleidet; darunter der
Oberteil eines vierten in Tunica, ein gerolltes Gepäckstück
um den Hals gelegt. Spät und schlecht.
Gerhard-Platner S. 68 Nr. 467.
470. Rechte Vorderecke eines Kindersärkophags
(Taf. 66).
H. 0,44 m., Br. 0,41 m. Grobkörniger gelblicher Marmor.
Sehr zerstört.
Erhalten die r. Vorderecke des Sarkophags mit schmalem
Rand oben und unten. Vorderseite mit Hochrelief; links die
Pferde eines Zweigespannes nach rechts (dem hinteren Pferd
fehlen Schnauze und r. Vorderbein, dem vorderen Kopf, Hals und die r.
Beine); dahinter die Meta; unter den Pferden der undeutliche
Rest eines umgestürzten Gegenstandes (Amphora?); darüber
zwei runde Ansätze; rechts ein Gespann, das soeben um die
02 2 MUSEO CHIAR AMONTI 4 7 1 .
Meta biegt, von hinten gesehen; von dem lenkenden Knaben nur
die Beine deutlich (Wagen bestofsen); darüber die beiden Säulen
mit Architrav und sechs Eiern (die r. Säule fehlt fast ganz)- R.
Nebenseite mit Flachrelief: Vorderteil eines Pferdes nach
links; darauf ein nakter Knabe, einen Stab im 1. Arm haltend
(Ellenbogen fehlt). Stammt also von einem Sarkophag mit
Darstellung des Wettfahrens im Circus. Späte, schlechte
Arbeit.
Gerhard-Platner S. 68 Nr. 468.
471. Vorderseite eines Kindersarkophags (Taf. 66).
H. 0,49 m., L. 2,14 m. Grobkörniger weifser Marmor.
Sehr verwaschen und bestofsen. Vier runde Löcher im oberen
Teil verschmiert.
In der Mitte rundes Medaillon mit profiliertem Rand und
dem Brustbild des Verstorbenen in Tunica und Toga, den
Kopf leicht zur 1. Schulter gewendet; r. Hand sichtbar. Das
Medaillon rechts und links gehalten von je einer umblickenden
Victoria in gegürtetem Peplos, unten von zwei knieenden
Knaben (der 1. Victoria fehlen Teile des Gesichts, r. Unterarm, Oberteil
des r. Flügels, 1. Beine fast ganz; der r. die r. Hand, 1. Unterarm, r. Bein
fast ganz; dem 1. Knaben Arme fast ganz, 1. Bein, dem r. r. Arm); zwischen
den Knaben ein Panther nach links (fehlt Kopf, Hals, 1. Vorder-
bein, Schwanz). Links von dem Medaillon: in der Mitte ein
Dreifufs (vorderstes Bein fehlt), belegt mit Früchten; unter
ihm liegt ein toter Widder; über dem Tisch reichen sich
zwei Knaben mit Chlamys die R.; der r. hält einen Stab im
1. Arm; zwischen beiden im Hintergrund ein Camillus, die
Doppelflöte blasend (r. Hand und obere Teile der Flöten fehlen);
rechts von dem r. Knaben der nach links gewandte Kopf
eines anderen mit Chlamys; links von dem 1. schreitet ein
vierter mit Chlamys nach rechts, mit beiden Händen eine
längliche Schüssel tragend; weiter links ein gleicher mit der
L. einen Schlauch schulternd; mit der gesenkten R. hielt er
den Henkel einer Situla (Hand und Henkel fehlen; ebenso das r.
Bein fast ganz); von hier bis zum Camillus im Hintergrund ein
Vorhang. R. Seite: rechts zwei nach den Seiten auseinander-
tanzende, umblickende Knaben, der r. den Mantel, der 1. (mit
Chlamys) eine Guirlande (?) hinter sich schwingend (dem r.
MÜSEO CHIAEAMONTI 472. 623
fehlt r. Unterarm und 1. Arm); zwischen beiden ein Panther nach
rechts (fehlt r. Vorderbein); links auf einem Altar eine unbärtige,
rebenbekränzte Maske; links davon am Boden noch eine
jugendliche Maske; darüber der Körper eines nach rechts
tanzenden Knaben, der den Mantel hinter sich ausbreitet
(Arme fehlen; 1. Fufs war erhoben); dann im Hintergrund der Kopf
eines die Doppelflöten blasenden Knaben nach rechts. Späte,
geringe, aber sorgfältige Arbeit.
Während die r. Seite auf die bakchischen Freuden der
Seligen anspielt, ist links irgend ein Vertrag mit Opfern dar-
gestellt (Petersen glaubte a. unten a. O. den Bund zwischen
Theseus und Peirithoos zu erkennen, was bei der Entlegen-
heit dieser Sage nicht annehmbar und von ihm selber auf-
gegeben ist.
Gerhard-Platner S. 68 Nr. 469; Petersen Kunst des Pheidas
S. 367 f.
472. Weiblicher Kopf (Taf. 66).
H. des Ganzen 0,475 m-> des Kopfes 0,255 m. Feinkörniger grauer Marmor
mit schwarzen Streifen.
Ergänzt Nase, Teile der Lippen, Kinn, Hals mit Schulterlocken,
Bruststück und Fufs. Die Augen fehlen. Beschädigt die Lider. Nacken-
schopf abgebrochen.
Gradeaus gerichtet; breites Tundes Gesicht mit weichen
Zügen; die Augen waren eingesetzt; die Ohrläppchen durch-
bohrt für Gehänge. Die Haare gescheitelt; vorne in regel-
mäfsig gewellten Strähnen bis zu den Ohren zurückgenommen;
hinten unter einem Bande zu einem breiten und langen
Schopf von beiden Seiten zusammengerollt; beiderseits
Schulterlocken. Auf dem Scheitel ein grofses viereckiges
Loch. Die Haare oben nicht ausgearbeitet. Oberflächliche
Copie eines Originals aus der ersten Hälfte des 5. Jahrh. v.
Chr.; vgl. besonders den Kopf der einen herculanenischen
Tänzerin (Collignon Histoire de la sculpt. gr. I S. 448
Fig. 219; Benndorf Jahreshefte des österr. Instituts 1901
S. 180 Fig. 194).
Gerhard-Platner S. 68 Nr. 470.
624 MÜSKO CHIARAMOMTI 473. 474. 475.
473. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 66).
HL (ohne Fufs) 0,42 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Lippen, Büstenfufs.
Leicht zu seiner R. gewendet. Breites, weiches Gesicht
mit starkem Kinn; Mund mit schmalen Lippen geschlossen;
grofse ruhige Augen; sehr niedrige Stirn. Die Haare ge-
scheitelt und in regelmäfsig gewellten Massen über die
Ohren weg nach hinten genommen, wo sie in einem kurzen
und dünnen Schopf zusammengeflochten sind (Mode der
claudischen Zeit).
Bestimmt zum Einsetzen in eine Statue (der untere Rand
bis auf das hintere Stück modern abgeschnitten). Könnte
Antonia, die Frau des Drusus, darstellen. Geringe Arbeit
Gerhard-Platner S. 68 Nr. 471 ; Bernoulli Rom. Ikonographie II 1
S. 220 Nr. 7.
474. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 66).
H. (ohne Fufs) 0,44 m. Grofskrystallinischer hellgrauer Marmor.
Ergänzt Nase, Büstenfufs.
Halbe Wendung nach der r. Schulter. Längliches Ge-
sicht mit starkem Kinn, vollen Lippen, freundlichem Aus-
druck, niederer Stirn. Brauen durch Striche angegeben;
Augensterne und Pupillen eingegraben. Die Haare gescheitelt
und in dichter, regelmäfsig gewellter Masse über die Ohren
gelegt; hinten in einem breiten flachen Nest zusammen-
geflochten. Zeit und Frisur der jüngeren Faustina. Sorg-
faltige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 68 Nr. 472.
475. Kopf eines jugendlichen Athleten auf
moderner Büste (Taf. 66).
H. des Ganzen 0,48 m., des Kopfes 0,255 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Unterteil der Nase, Stück des Hinterkopfes, Nackenhaar,
Hals mit Baste und Fufs.
Auf moderner nackter Büste gradeaus gewendet ein
Knabenkopf mit vollem Lockenhaar, das von einer schmalen
Binde locker umzogen ist. An dieser als siegreicher Athlet
kenntlich. Die Arbeit ist ganz elend, sodafs Gesichtszüge
MUSEO CHIARAMONTI 476. 477. 625
und Kopfform jeden Charakter verloren haben; nur die
Stilisierung des Haares, in dessen Ordnung um Stirn und
Schläfen das polykletische Schema trotz gröfserer Fülle
deutlich erkennbar ist, giebt ein Anzeichen über die Her-
kunft des Originals. Sehr eng verwandt ist z. B. der bronzene
Knabenkopf in München (Furtwängler Beschreibung der
Glyptothek Nr. 457), ein Original-werk eines von Polyklet ab-
hängigen Meisters (vgl. Hauser Rom. Mitth. 1895 S. 97fr.).
Furtwängler Meisterwerke S. 507.
Photographie beim röm. Inst 185 a. b.
476. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 66).
H. des Ganzen 0,525 m., des Kopfes 0,26 m. Grofskrystallinischer gelblicher
Marmor.
Ergänzt Nase, Unterteil des Kinns, fast der ganze Hals mit Brust-
stück und Fufs. Ohren beschädigt. Viele Sprlinge.
Ein wenig nach seiner R. geneigt. Längliches Gesicht;
starkes Kinn; festgeschlossener Mund; ausdruckslos; Brauen
durch Striche angegeben; Augensterne und Pupillen einge-
graben. Die Haare gescheitelt; vorne in regelmäfsig ge-
wellten Massen abwärts- und zurückgestrichen, hinten ge-
flochten und zu einem grofsen Nest aufgenommen; auf dem
Hinterkopf oben ein Kranz von Flechten. Schlechte Arbeit
aus der Zeit des Marc Aurel (vgl. die Frisuren auf dem Al-
kestis-Sarkophag hierselbst Nr. 179).
Gerhard-Platner S. 69 Nr. 474.
477. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 66).
H. (ohne Fufs) 0,48 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase und BUstenfufs. Ohren und Diadem sehr bestofsen.
Schulterlocken abgebrochen. Der untere Rand fast ganz modern ab-
geschnitten.
Ganz leichte Wendung und Neigung nach seiner L.
Breites Gesicht mit vollen Formen; starkes Kinn; kleiner ge-
schlossener Mund; ausdruckslos. Die Haare vorne gescheitelt
und in drei Reihen kleiner Löckchen geordnet (in jeder ein
Bohrloch); dahinter ein Diadem; dann die Haare zurück-
gestrichen und hinten in einem dünnen herabhängenden
Vatlcan. Katalog I. 40
626 ' MUSEO CHIARAMONTI 478. 479. 480.
Schopf zusammengeflochten; in den Haaren vielfach Spuren
rötlicher Farbe; beiderseits fielen Schulterlocken herab.
Claudische Zeit.
Gerhard-Platner S. 69 Nr. 475.
478. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 66).
H. des Ganzen 0,515 m.t des Kopfes 0,33 m. Feinkörniger weifser Marmor
mit schwanen Adern.
Ergänzt Nase, Hals, Ende des Schopfes, Bruststück mit Fufs. Be-
schädigt an der 1. Wange.
Gradeaus gewendet. Breites, volles Gesicht; breiter
Mund mit schmalen Lippen, geschlossen; kleine Augen;
freundlicher Ausdruck ; niedrige Stirn. Die Haare gescheitelt
und zur Seite gekämmt; oben gewellt, an den Schläfen in
drei neben einander liegende Locken gerollt; hinten in einem
kleinen Schopf zusammengeflochten. Unbedeutende Arbeit
claudischer Zeit. Früher mit Unrecht für die jüngere Agrip-
pina oder Messalina erklärt.
Gerhard-Platner S. 69 no. 476; Bernoulli Rom. Ikonographie II 1
S. 183 Nr. 5.
479. Stirnziegel (Taf. 66).
H. 0,30 m., T. 0,215 m- Feinkörniger grauer Marmor.
Rand teilweise beschädigt.
Vorne in Hochrelief eine Vase, aus der eine Akanthus-
pflanze hervorwächst und von der rechts und links je zwei
Blüten herabhängen; die beiden inneren sind durch die
Henkel gezogen. Spät und schlecht.
Gerhard-Platner S. 69 Nr. 477.
480. Statuette eines knieenden Pan (Taf. 66).
H. 0,415 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt Vorderteil der Nase, 1. Ellenbogen, r. Ann (von der Hand
die drei Mittelfinger erhalten), Flicken im Bauch, 1. Hafte und Schlauch
(Gyps). Durch Bauch und Beine gebrochen.
Ein bärtiger Pan (von den Hörnern nur das 1. noch zu
erkennen) kniet auf beiden Beinen, stützt die R. auf den
r. Oberschenkel und hält mit der L. einen Schlauch, der
auf dem Rücken liegt und dem als Unterlager ein um den
MUSEO OHIABAMONTI 48 1. 482. 483. 627
Hals geknüpftes Fell dient; der Kopf halb zur r. Schulter
gewendet Da der Schlauch durchbohrt ist, zierte die Figur
einen Brunnen. Auf das Fell an der 1. Seite der Figur ist
mit schwarzer Farbe 629 aufgemalt. Pendant zu Nr. 486.
Ganz rohe Arbeit
Gerhard-Platner S. 69 Nr. 482.
481. Stirnziegel (Taf. 66).
H. 0,33 m.t T. 0,20 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Teilweise beschädigt.
Vorne ein Akanthuskelch, aus dem eine Palmette steigt.
Sorgfältige Arbeit. Stammt von demselben Bau wie Nr. 485
u. 487. Rechts oben ist mit schwarzer Farbe 743 aufgemalt.
Gerhard-Platner S. 69 Nr. 478.
482. Knabentorso (Taf. 66).
H. 0,52 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals (war angesetzt; Dübelloch erhalten), Arme,
Beine von der Mitte der Oberschenkel abwärts.
R. Standbein; l. Oberschenkel vorgesetzt (die Beine
waren gekreuzt); Körper sehr stark gebogen; 1. Arm stützte
sich auf (Ansatz der Stütze am 1. Oberschenkel); r. Oberarm
ging zurück; der Kopf war nach der 1. Schulter gewendet.
Sehr weiche, fast weibliche Formen. Mittelgut Auf den
Halsschnitt ist mit schwarzer Farbe 89 aufgemalt.
Gerhard-Platner S. 69 Nr. 484.
483. Schlafender Amor (Taf. 66).
L. 0,59 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Lippen, Kinn, r. Ohr, fast die ganze 1. Hand, r. Flügel,
r. Unterarm mit dem gröfsten Teil des Bogens und dem StUck Felsen dar-
unter, beide Beine von der Mitte der Oberschenkel an, 1. Ecke des Felsens.
Amor liegt rückwärts auf Felsen; der Oberkörper ist
soweit nach seiner L. gedreht, dafs der Kopf auf dem 1. Arm
ruht; der r. Arm liegt quer über den Leib und die Hand hält
den Bogen. Geringe Arbeit. Nach der Inschrift an der
modernen Basis von Pius VI. erworben; seit 1834 an seiner
Stelle. Vgl. hierselbst Nr. 85.
Gerhard-Platner S. 69 Anm.
40*
628 MU8E0 CHIARAMONTI 484. 485. 486. 487.
484. Torso einer Statuette (Taf. 66).
H. 0,65 m. Grofskörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, r. Arm, 1. Arm bis auf ein Stück des
Oberarms, r. Unterschenkel mit Knie, 1. Unterschenkel, Fufse, Basis. Be-
schädigt die r. Körperseite.
R. Standbein; Rest einer grofsen Stütze am r. Ober-
schenkel aufsen; darüber ein kleinerer für den herabhängenden
r. Arm; 1. Oberarm geht zurück; der Unterarm war vor-
genommen (Stützenrest an der Seite); der Kopf war nach
der r. Schulter gewendet. Nach alledem hatte die Statuette
das gleiche Motiv wie der polykletische Doryphoros; doch
sind die Formen weicher und schlanker. Gute, einfache
Arbeit.
Gerhard-Platner S. 69 Nr. 485; Furtwängler Meisterwerke S. 421
Anm. 1.
485. Stirnziegel (Taf. 66).
H« °i34S m-> T. 0,18 m. Marmor wie bei Nr. 481.
Teilweise beschädigt.
Vgl. Nr. 481. Links oben ist mit schwarzer Farbe 744
aufgemalt.
Gerhard-Platner S. 69 Nr. 479.
486. Statuette eines knieenden Pan (Taf. 66).
H. 0,40 m. Marmor wie bei Nr. 481.
Ergänzt Teil der Stirn und Haare, 1. Ohr, Nase, Oberteil des
Schlauches mit Ausgufs und r. Hand und Arm, 1. Arm bis auf die Hälfte
des Oberarms und Hand, r. Knie.
Umkehrung von Nr. 480; vgl. dort. In dem Fell hier
kleine Löcher eingebohrt. An der 1. Seite der Figur ist auf
das Fell mit schwarzer Farbe 630 aufgemalt.
Gerhard-Platner S. 69 Nr. 483.
487. Stirnziegel (Taf. 66).
H. 0,29 m., T. o,i 6 m. Marmor wie bei Nr. 481.
Stark beschädigt.
Vgl. Nr. 481. R. ist mit schwarzer Farbe 745 aufgemalt.
Gerhard-Platner S. 69 Nr. 480.
MUSEO CHIARAMONTI. 629
Unter Nr. 479—487:
Drei Gesimsfragmente (Taf. 66).
a (unter Nr. 479—82).
H. 0,40 m., L. 1,53 m., T. 0,21 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Sehr stark zerstört. In der Mitte senkrecht durchgebrochen.
Über einem Kyma mit überfallenden Blättern ein Fries
mit Hochrelief: Akanthusranken, in denen immer einjagender
Erot und ein Panther, der aus einem Blütenkelch hervor-
kommt, abwechseln. Hier drei Paare in Resten erhalten;
der mittlere Erot hat Gewand um den 1. Arm gewunden;
sonstige Einzelheiten nicht mehr zu erkennen. Späte, roh
decorative Arbeit. Von demselben Bau wie c.
Gerhard-Platner S. 69 Nr. A.
b (unter Nr. 482—4).
H. 0,33 m., L. 1,31 m., T. 0,33 m. Feinkörniger gelblicher Marmor mit
grauen Adern.
Bestofsen.
Convex gebogen; links und rechts radialer Schnitt und
Spuren von Verklammerung auf der Oberfläche. Von unten
nach oben: Kehle, Zahnschnitt, Eierstab, Consolen mit
Akanthus und zwischen ihnen Rosetten, Geison, glattes
Kyma, Sima. Unbedeutend.
c (unter Nr. 485—7).
L. 1,34 m., H., T. und Marmor wie bei a.
Ergänzt Einzelheiten an den Tieren, dem Pan und dem Kyma, sowie
links an dem durchschnittenen Akanthuskelch.
Von demselben Bau wie a; s. dort. Links ein Schnitt
mitten durch einen gröfstenteils ergänzten Akanthuskelch.
Hier zwei Paare erhalten; von rechts nach links: Panther
nach links; Erot mit Gewand um den 1. Arm nach links;
Panther nach rechts; Pan nach links (Kopf fehlt).
Gerhard-Platner S. 69 Nr. B.
630 MU8E0 CfflARAMONTI 488. 489. 49O. 491. 492. 492A.
488. Fries mit Palmetten und Akanthuskelchen
(Taf. 66).
H. 0,15 m., L. 0,56 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Unten schmale Randleiste erhalten; sonst ringsum ge-
brochen. Sehr tief unterhöhlt Späte Arbeit. Von dem-
selben Friese Nr. 490 u. 491.
Gerhard-Platner S. 69 Nr. 486.
489. Oberteil einer Seite eines ornamentierten
Pfeilers (Taf. 66).
H. 0,21 m., Br. 0,23 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Rand links und oben erhalten. In Flachrelief Oberteil
eines Candelabers mit Flamme, umgeben von Ranken.
Gerhard-Platner S. 69 Nr. 487.
490. Fragment eines Frieses mit Palmetten und
Akanthus (Taf. 66).
L. 0,27 m., H., Marmor und Erhaltung wie bei Nr. 488, mit dem es vom
gleichen Friese stammt
Gerhard-Platner S. 69 Nr. 488.
491. Fragment eines Frieses mit Palmetten und
Akanthus (Taf. 66).
L 0,43 m.t H., Marmor und Erhaltung wie bei Nr. 488, mit dem es vom
gleichen Friese stammt.
Gerhard-Platner S. 69 Nr. 489.
492. Vorderseite eines Stirnziegels (Taf. 66).
H 0,30 m., Br. 0,2 1 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Verziert mit einer Palmette in flachem Relief.
Gerhard-Platner S. 69 Nr. 490.
492A. Altar des Pantheus (Taf. 66).
Vgl. Peter bei Röscher Mythol. Lexikon III Sp. 1 5 5 5 ff.
CIL VI 558.
MUSEO CHIARAMONTI 492 B. C. D. E. 63 1
492B. Torso eines Pan (Taf. 66).
H. 0,74 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, Arme bis auf Ansätze, 1. Unterschenkel,
Fttfse. R. Arm war angesetzt; in der Schulter Spur der Verdttbelung.
R. Standbein; an der Hüfte aufsen grofser Stützenrest;
1. Fufs war hochgestellt, 1. Arm gesenkt (am Oberschenkel
zwei kleine Stützenreste): r. Arm war seitwärts abgestreckt,
Kopf nach der r. Schulter gedreht. Derbe decorative Arbeit.
Gerhard-Platner S. 69 Nr. C
492 C. Eckakroter (Taf. 66).
H. 0,50 m., L. (der Seiten) 0,47 m. Ziemlich grobkörniger gelblicher Marmor.
Vorderkante bestofsen.
Aus einem Akanthuskelch spriefsen lebhaft gewundene
Ranken mit Blumen; über dem Kelch eine Palmette. Gute,
decorative Arbeit. Vgl. Galleria lapidaria Nr. 191 u. 193.
Gerhard-Platner S. 69 Nr. E.
492 D. Torso eines Pan (Taf. 66).
H. 0,65 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, r. Arm, 1. Hand (vielleicht eingemauert),
Unterteile beider Unterschenkel, Füfse, Basis. Kopf und r. Arm waren
besonders gearbeitet und eingesetzt. Verwaschen.
L. Standbein; r. Fufs war vorgesetzt; 1. Hand liegt im
Rücken; um den Unterarm ein Gewand oder Fell geschlungen;
r. Arm war erhoben. Kein Pendant zu Nr. 492 B; bessere
Arbeit. Wiederholung der Figur in Dresden (Becker
Augusteum II S. 89fr. Taf. LXXXIII; Clarac 544, 1142) und
in der Sammlung Deepdene in England (Specimens of anc.
sculpt. II, 55; Clarac 726A 1740B; Michaelis Ancient
marbles in Gr.-Br. S. 288 Nr. 27 ; an beiden Exemplaren sind
die Köpfe gebrochen aber antik, die mit Fell umwickelte L.
erhalten, der r. Arm modern; ebenso in Dresden der ganze
Stamm und die Zusammenstellung mit Apollon.
Gerhard-Platner S. 69 Nr. D.
492E. Grabara einer Cornelia Faceta (Taf. 66).
An dem Aetom in Flachrelief: Greif nach rechts sitzend ;
die 1. Vordertatze auf einen Widderkopf legend. Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 69 Nr. F; CIL VI 16386.
6ß2 MÜ8B0 CHIARAMONTI 493. 494-
Abteilung XX.
493. Heroische Knabenstatue mit römischem
Porträtkopf (Taf. 67).
H. 1,40 ro. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Unterteil der Nase und des Halses, viele Flicken im Mantel,
in 1. Schulter und Oberarm, Zeigefinger und Daumenspitze der L. mit Ende
der Schwertscheide, Finger der R., Spitze des 1. grofsen Zehens. Ge-
brochen waren ein Teil des 1. Oberarms mit Mantel, der aus dem Mantel
vorragende Teil des Unterarms, 1. Hand in der Mitte, Beine und Stamm in
Höhe der Knöchel. Die Basis auf einer anderen Platte mittels Bleivergusses
befestigt.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein, verstärkt durch einen
Stamm; r. Fufs mit erhobener Ferse weit zurück und zur
Seite gesetzt; r. Arm hängt herab (Stütze zwischen Hand-
gelenk und Hüfte); 1. Oberarm liegt an; der Unterarm ist
vorgestreckt; ein Mantel liegt mit einem Bausch auf der 1.
Schulter, ist dann von aufsen über den Unterarm gelegt und
hängt über den Stamm herab; die L. hält am unteren Ende
ein Schwert in der Scheide (längs dem Unterarm anliegend);
der augenscheinlich zugehörige Kopf ist leicht zur r. Schulter
gewendet. Breiter Schädel; kleines Kinn; volle Lippen; ver-
schleierte Augen (starkes Unterlid; gesenktes Oberlid); trüber,
kränklicher Ausdruck; kurze, anliegende Haare in die
Stirn gekämmt; Brauen durch Striche angegeben; Augen*
sterne und Pupillen eingegraben.
Der Kopf ist früher mit Unrecht für ein Porträt des
Diadumenian, Sohnes des Macrinus, erklärt worden. Der
Körper ist eine leidliche Copie nach einem Werk aus der
ersten Hälfte des 4. Jahrh. v. Chr.; seine Bewegung wirkt
sehr lebendig; die Formen haben aber weder an den Werken
der attischen Meister jener Zeit, noch an den früh-lysippischen
Analogien; vgl. hierselbst Nr. 175. Für die späte Zeit gut
gearbeitet
Gerhard-Platner S. 70 Nr. 495; Bernoulli Rom. Ikonographie
II 3 S. 82 Taf. XXIV (Oberkörper von der 1. Seite aufgenommen).
494. Colossalstatue des Tiberius (Taf. 67).
H. 2,05 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Mitte der Oberlippe, Flicken im Kinn (Marmor und
Gyps), Rand des r. Ohrs, Vorderteil des 1. Unterarms mit Teil des Mantels,
MU8E0 CHIARAMONTI 495. 633
1. Hand mit Stab, r. Unterarm mit Ellenbogen, Hand und Stutze, grofse
Teile des Mantels unter dem r. Oberschenkel und neben dem 1., kleine
Flicken, sonst r. Fufs mit Teil des Unterschenkels und Mantels, Vorderteil
des 1. Fufses, Sitz, Basis. Gebrochen war der r. Oberarm.
Die Figur sitzt aufrecht auf einem würfelartigen Block;
der 1. Fufs angezogen, der r. vorgestellt; ein Himation be-
deckt mit einem Teil 1. Schulter und Arm (unter dem 1.
Unterarm aufsen ein unverständlicher Knick in den Falten),
ist dann über den Rücken zur r. Hüfte gefuhrt und bedeckt
den Unterkörper, bis auf den 1. Unterschenkel, zu dessen
Seiten es geteilt herabhängt; der r. Oberarm gesenkt; die
jetzt demonstrierend geöffnete Hand berührt mit den Fingern
den r. Oberschenkel; der 1. Oberarm gesenkt, der Unterarm
seitlich abgestreckt; in der Hand jetzt ein kurzer Stab; sie
müfste ein Scepter, die R. den Blitz halten. Der Kopf ist
halb zur 1. Schulter gewendet; er stellt den Kaiser, der hier
als Juppiter idealisiert ist, in jüngeren Jahren dar; vgl. Nr. 399.
Die Arbeit ist sorgfaltig und decorativ wirkungsvoll. Ge-
funden mit Braccio nuovo Nr. 18 und Galleria lapidaria
Nr. 198 i. J. 1796 bei einer von Gius. Petrini zu Piperno,
dem antiken Privernum, veranstalteten Ausgrabung (s. die
Inschrift an der 1. Seite des Sitzes: Ex ruderibus Priverni
Joseph Petrinius Anno MDCCXCVI). Für den Vatican er-
worben von Pius VII.
Guattani Monumenti antichi inediti 1805 S. 72fr. und 84 Taf. XV
(verdruckt in VII); Fea Relazione di un viaggio ad Ostia S. 7; ders.
Nuova descrizione S. 88; Visconti-Mongez Iconographie rom. PI. XXII I
u. 3; Nibbyll Taf. XXVIII; Clarac 924, 3354 u. 926, 2356; Gerhard-
Platner S. 69 Nr. 492; Braun Ruinen u. Museen Roms S. 274 Nr. 31;
Müller-Wieseler Denkmaler d. alten Kunst I Taf. LXVI Nr. 355 u. 355a;
Bernoulli Rom. Ikonographie II i S. 147 Nr. 7 Fig. 20 u. 21 ; Weil bei
Baumeister Denkmäler d. klass. Altertums I S. 238 Fig. i88u. 189; Hei big
Nr. 95.
Photographie Anderson 1454 (2); Rocca 853.
495. Statue des bogenspannenden Eros (Taf. 67)
H. 1,25 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt unterer Teil der Nase, Lippen, Kinn, Flicken in der Brust,
Arme bis auf die Hälfte des 1. Oberarms, Flügel mit Teilen des Rückens,
Flicken in der r. Hüfte, r. Oberschenkel, r. Knöchel und 1. Wade, die drei
gröfseren Zehen des r. Fufses, Vorderteil des 1., Unterteil des Köchers und
634 MUSEO GÜIARAMONTI 495.
Basis bis auf die Stücke unter dem Stamm und um den r. Fufs. Brüche
durch den Hals, Mitte der Brust, Oberkörper, Hüften, r. Oberschenkel (zwei),
r. Knöchel, 1. Unterschenkel mit Stamm (zwei). Geputzt.
Eros steht mit leicht gebogenen Knieen, den r. Fufs mit
etwas erhobener Ferse zur Seite gestellt, nach seiner R. ge-
wendet; das 1. Bein hinten verstärkt durch einen Stamm, an
dem aufsen der Köcher hängt; beide Arme sind der Wendung
des Körpers folgend ausgestreckt; die L. müfste, Gemmen-
Darstellungen zufolge, die Mitte des Bogens halten, dessen
unteres Ende an der r. Wade anlag, wo sich ein länglicher
Ansatz erhalten hat (der Bogen war also auch aus Marmor
gearbeitet), während die R. beschäftigt war, die Sehne auf
dem oberen Hörn zu befestigen; der lockige Kopf mit
Scheitel auf der 1. Seite folgt der gleichen Richtung. Gute
Copie eines sehr weit verbreiteten Typus (vgl. Heibig
Nr. 437); das Original war augenscheinlich eine Bronzestatue,
die in der zweiten Hälfte des 4. Jahrh. v. Chr. entstanden
sein mufs (zu dem Stellungsmotiv vgl. die Venus von Capua,
zu dem Kopftypus den Satyr mit der Querflöte, Braccio
nuovo Nr. 36A). Man vermutet allgemein, dafs dieses Original
der bronzene Eros des Lysipp zu Thespiä gewesen sei,
wofür auch das lebendige Motiv und die realistische Art
der Wiedergabe des Körpers angeführt wird ; doch läfst sich
kein entscheidendes Moment beibringen. Weil drei Copisten
den Stamm ihres Exemplares mit Löwenfell und Keule aus-
gestattet haben, hat man gemeint, Eros spanne nicht seinen
Bogen, sondern den des Herakles. Der Schlufs ist für das
Original falsch, da der Stamm an ihm nicht vorhanden war,
und die Gröfse des Bogens der des Eros entspricht; auch
ist die Statue auf einem neuerdings in Pompei entdeckten
Wandgemälde (Rom. Mitth. 1901 S. 340) nachgeahmt, u. zw.
ist Eros hier dargestellt, wie er sich anschickt auf Aphrodite
zu schiefsen (vgl. Petersen Archäol. Anz. 1902 S. 51); wahr-
scheinlich wollten indes jene Copisten die Statue so ver-
standen wissen, dafs Eros sich abmühe, den Bogen des
Herakles zu spannen; sie gedachten der Figur dadurch einen
neuen Reiz zu verleihen. Vgl. hierselbst Nr. 653. Gefunden
beim Lateran mit den Statuen Braccio nuovo Nr. 26 u. 1 1 1
(s. dort) und hierselbst Nr. 140, 510 u. 51 iA.
MUSEO CHIARAMONTI 49<5. 63 5
Gerhard-Platner S. 69 Nr. 491; Braun Ruinen und Museen Roms
S. 276 Nr. 32; Schwabe Observationum archaeologicarum particula I (Dor-
pati Livonorum 1869) S. 2T; Klein Praxiteles S. 230 Anm. 1 Nr. 6;
Hei big Nr. 96.
Photographie Alinari 6545 (2); Anderson 1351 (3); Moscioni
2272; 1465 (cab).
496. Statue der Athene (Taf. 68).
H. 1,75 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt aus Marmor: Oberteil des Helmes mit Kranz, Vorderteil des
Helmes, Nase, Oberlippe, Hals mit dem Nacken, der Brust, Arme mit 1.
Schulter und ganzem Rücken, Falte an der r. Hüfte, Teile der Sleilfalten,
Ferse des r. Fufses mit Teil des Unterschenkels; aus Gyps: Teil des r.
Auges, Stütze des 1. Unterarms, Flicken, Käuzchen. Abgebrochen 1.
Ohrläppchen, Ende des Nackenschopfes, einzelne Gewandzipfel. Pupillen
f e h 1 e n.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs mit erhobener
Ferse zur Seite und zurückgesetzt; Sandalen; Peplos, über
dem Apoptygma mit einer vorn in eine Schleife gebundenen
Schnur gegürtet; am Halsausschnitt ein quederartiger Bund;
1. Arm gesenkt; Hand leicht vorgestreckt; r. Arm seitlich
abgestreckt; auf der Hand ein Käutzchen; Kopf nach der r.
Schulter gewendet; die Haare vorn gescheitelt, zurück-
gestrichen und hinten durch einen Ring zusammengefafst;
korinthischer Helm; daran ein Olivenkranz in Flachrelief (nur
an dem ergänzten Teil; ursprünglich hatte der Helm einen
Busch, von dem sich auf dem Haarschopf noch das Ende
erhalten hat); die Pupillen waren aus farbiger Masse ein-
gesetzt. Zugehörigkeit des Kopfes möglich, trotzdem der
Marmor mit dem des Körpers nicht ganz identisch scheint.
Die Statue gehört zu einer kleinen Gruppe von Figuren,
die alle in den Hauptzügen übereinstimmen und deren Arche-
typus augenscheinlich am besten durch eine Athena-Statue
zu Ince Blundell vertreten wird (Furtwängler a. unten a. O.
S. 5S5ff. Taf. IV; vgl. auch Amelung bei Arndt- Amelung
Einzelaufnahmen Text zu Nr. 1129): hier ist r. Standbein und
schmale Aegis vorhanden. Von dieser Figur giebt es Repliken
und Umkehrungen (1. Standbein) mit und ohne Aegis. Solche
Umkehrung ohne Aegis liegt hier vor; doch ist zugleich der
Fufs des Spielbeins erheblich weiter zurückgesetzt, wodurch
^ i
636 MU8E0 CHIARAMONTI 496 a.
die Stellung lebendiger wird, aber an Würde verliert (die
hinter dem Spielbein liegende Falte mufste wegfallen). Diese
Veränderung ist jedenfalls dem römischen Bildhauer der
Figur zuzuschreiben und nicht von einem griechischen Original
abhängig; ebenso die Einfassung des Halsausschnitts und die
Umformung des Kopfes, falls er zu der Figur gehört; in
diesem Fall könnten wir dem englischen Exemplar zufolge
annehmen, dafs die gesenkte L. den Speer gehalten hat. Die
Ergänzung der R. mit dem Käuzchen ist möglicherweise
richtig. Harte leblose Arbeit guter Zeit. Stand ehemals in
den Gärten der Grafen Giraud auf dem Janiculus hinter der
Fontana der Acqua Paola. Kam von dort in den Besitz des
Bildhauers Pacetti, von dem die Ergänzungen stammen,
dann in den Vatican.
Visconti-Guattani Taf. XII; Pistolesi Taf. XL VII (Büste); Fea
Nuova descrizione S. 90; Clarac 468, 884; Gerhard-Platner S. 69
Nr. 494; Furtwängler Über Statuencopien I in Abhandl. d. kgl. bayer.
Akad. d. Wissensch. 1897 S. 566g.
Photographie Moscioni 4046.
Darunter:
496a. Grabara eines Ritters T. Claudius Liberalis
(Taf. 68).
H. 0,90 ro., Br. 0,73 m.f T. 0,56 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt Teil des Randes links vorne und hinten. Ränder und Ecken
bestofsen.
Unten und oben mehrfach gegliedertes glattes Profil
ringsumlaufend. An der Vorderseite mit profiliertem
Rahmen die Inschrift. An den Nebenseiten je ein mitt-
leres Relief. Rechts: Drei Figuren neben einander stehend,
von vorn sichtbar; in der Mitte ein Jüngling mit Lenden-
schurz, in der R. eine Geifsel haltend (im CIL wird er des-
wegen als Lupercus erklärt); rechts und links je ein kleinerer
Jüngling in Tunica. Links: Pferd mit Reiter (scheint bekränzt)
nach rechts; ihm folgt ein kleiner Vexillifer; dieses Relief
bezieht sich auf den Stand des Verstorbenen.
Gerhard-Platner S. 69^; CIL VI 3512.
MÜSEO CHIARAMONTI 497. 637
497. Fragment eines grofsen Sarkophags (Taf. 68).
H. 1,22 m., Br. 1,37 m., T. 0,76 m. Grofskörniger grauer Marmor mit
dunkleren Streifen.
Erhalten die r. Vorderecke. An der Vorderseite oben
und unten stark vorspringender Rand (besonders der obere sehr
stark beschädigt); dazwischen Hochrelief: rechts eine römische
Mühle, die von einem Pferde gedreht wird (mola iumen-
taria; man unterscheidet deutlich meta und catillus; vgl.
Marquardt-Mau Privatleben der Römer S. 421 ff.); von
dem Tiere wird nur der Vorderkörper links sichtbar;
der Brustriemen ist an dem Querholz oben mittels einer
Kette befestigt; die Augen sind durch eine brillen-
artige Bandage verbunden (1. Vorderbein fehlt bis auf den Huf;
Stützenrest am r. Knie); rechts von der Mühle an der Ecke ein
nach links gewendeter, bärtiger Mann mit kurzer, gegürteter
Tunica, mit der L. ein Getreidemafs vor dem Leib haltend
(Gesicht fast ganz abgeschlagen; 1. Fufs fehlt; 1. Wade beschädigt);
oben ein nach oben sich verbreiternder Trichter, aus dem
ein viereckiger Stab mit nach rechts bewegter Schnur ragt
(vielleicht für das Einschütten des Getreides bestimmt; vgl.
Blümner Archäol. Zeitung 1877 S. 54 Taf. 7, 2); links sind
noch Teile einer zweiten Mühle erhalten und rechts davon das
Hinterteil eines Pferdes, das auch mittels einer Kette an dem
Querholz oben und augenscheinlich auch an dem weiter unten,
schräg nach oben stehenden Holz befestigt ist, was wir dann
auch für das andere Pferd anzunehmen haben, bei dem das Ende
dieses Holzes durch den Kopf verdeckt ist (an dem zweiten Pferd
fehlt das Mittelteil des r. Hinterbeins); zwischen den Mühlen oben
eine Console und darauf eine Lampe (Andeutung, dafs die
Arbeit bei Nacht geschieht). Zahlreiche Farbenreste von
Violett, Dunkel- und Hellbraun; fehlende Teile wie das
Vorderteil des 1. Pferdes und das untere Ende seiner Kette
waren gemalt. An der glatten Nebenseite oben die Spur
der Deckel •Verdübelung. Späte, sorgfältige Arbeit. Vgl.
Nr. 685.
Gefunden 1826 in der Vigna delle tre Madonne vor
Porta S. Giovanni; erworben von Leo XII.
| Pistolesi Taf. XLVI; Nibby III Taf. XXXIII; C. L. Visconti Des-
crizione dei Musei Vaticani (1870) Nr. 497; Jahn Berichte d. sächs. Gesellsch.
638 MUSEO CHIARAMONTI 497 A.
d. Wissensch. 186 1 S. 343 f. Taf. XII 2 ; Blümner Technologie der Gewerbe I
S. 44 Fig. 6; Ders. bei Baumeister Denkm. d. klass. Altert. II S. 933 Fig. 1005 ;
Schreiber Kulturhistorischer Bilderatlas I Taf. LXVII Nr. 6; Hei big
Nr. 98.
497A. Kindersarkophag (Taf. 68).
H. 0,43 m., L. 1,075 m'> T. 0,36 m. Grofskrystallinischer hellgrauer Marmor.
Ergänzt rechte obere Ecke des Sarkophages, Gesicht und r. Arm des
Knaben rechts mit dem Grund dazwischen; abgebrochen das obere Drittel
der Säule rechts; am Deckel waren in der r. Hälfte zwei Stücke ausge-
brochen.
An der Vorderseite Hochrelief: rechts eine Säule; dann
eine Gruppe von sechs Knaben in halblanger Tunica, mit
Mäntelchen, die sie beutelartig mit der L. aufnehmen, und
Schuhen; einer (links) beugt sich nieder und zielt mit
einem kleinen runden Gegenstand, der deutlich als Wallnufs
charakterisiert ist, in der R. nach einer Reihe von vier
kleinen Häufchen von Nüssen; die beiden linken sind von
drei Nüssen gebildet, auf denen eine vierte liegt, während
diese vierte bei den andern Häufchen herabgerollt ist; auf
den Knaben eilt ein anderer zu, den ein dritter (zwischen
beiden) zurückzuhalten sucht, während ein vierter von rechts
mit erhobener R. herankommt; die beiden übrigen werden
links im Hintergrund nach rechts blickend sichtbar; der 1. fafst
das Mäntelchen so, als ob er damit schlagen wolle; links
davon eine Gruppe von zwei Knaben mit kürzerer Tunica
und Schuhen, von denen der r. den 1., der sich vergebens
wehrt, bei den Haaren packt; zwischen den Füfsen des r. am
Boden wieder ein Häufchen von vier wie rechts aus einander
gerollten Nüssen; ganz links eine Gruppe von fünf Mädchen
mit gegürteter Tunica und Schuhen; die Haare bilden auf
dem Wirbel einen kleinen Schopf; links sitzt eine auf einem
niederen Schemel nach rechts und erhebt die R. — der
kleine und der Goldfinger eingeknickt, die andern ausge-
streckt — im Gespräch mit zwei anderen rechts, von denen
die eine sitzt (von vorn gesehen) und die R. auf drei am
Boden liegende Nüsse hält; die andere steht hinter ihr und
wendet sich lebhaft gesticulierend nach der ersten; eine
vierte eilt von links herbei, mit beiden Händen ihre Tunica
MUSEO CHIARAMONTI 497 »• ^39
■
erhebend, in deren Bausch sie etwas trägt; die fünfte schaut
ruhig von links her zu. Dargestellt sind Mädchen, kleine und
gröfsere Knaben bei einem Spiel mit Wallnüssen, bei dem es
darauf ankam, kleine, von vier Nüssen gebildete Pyramiden
durch eine fünfte aus einander zu werfen(nuces castellatae, ludi
castellati; vgl. E. Caetani Lovatelli a. unten a. O. S. 56ff.).
Dieses Spiel ist augenscheinlich rechts gemeint, u. zw. handelt
es sich um eine Reihe von solchen Pyramiden in der zuerst
auf die entfernt liegenden gezielt werden mufste; der Spielende
hat zwei von den Pyramiden aus einander geworfen; da ist
irgend eine Unregelmäfsigkeit vorgefallen und sofort eilen die
Knaben der Gegenpartei herzu, um das Weiterwerfen zu
hindern. Die beiden kleineren Knaben, bei denen es sich nur
um ein Häufchen handelt, sind handgemein geworden, und die
Mädchen scheinen eine Partie vorzubereiten und zwei von ihnen
vielleicht durch Morraspiel zu entscheiden, welche von ihnen be-
ginnen dürfe. Sie spielen im Innern des Hauses (Vorhang),
die Knaben im Hofe. An den Nebenseiten Flachrelief;
rechts ein sitzender Greif (rote Farbspuren), links liegender
Greif; unter seinem r. Vorderbein ein Widderkopf. Am
Deckel vorne Flachrelief: in der Mitte die leere, einfach
umrahmte Inschrifttafel, gehalten von zwei schwebenden um-
blickenden Eroten; rechts und links davon je eine Blumen-
vase, dann je ein nach aufsen schwebender, umblickender
Erot mit Fackel. Späte, aber sehr lebendige Arbeit.
Nach der Inschrift an der r. Nebenseite oben 1822 in
der Vigna Ammendola an der Via Appia diesseits S. Se-
bastiano gefunden (P. S. AMMENDOLA 1822; vgl. Benn-
dorf-Schöne Die antiken Bildw. des lateran. Museums S. 1 12).
Melchiorri Atti dell' Academia romana di archcologia 1825 S. (49
mit Tafel (ohne die Ergänzungen); Gerhard Prodromus S. 309; E. Caetani-
Lovatelli Bullettino della commiss. archeol. comun. 1882 S. 59; dies.
Monumenti antichi S. 173; Hei big Nr. 99.
Unter Nr. 497:
497a. Grabara der Iulia Aufidena Capitolina
(Taf. 68).
H. 1,00 m., Br. 0,82 m., T. 0,55 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Vielfach bestofsen.
64O MU8E0 CHIARAMONTI 4^8.
An den Vorderecken je eine korinthische Säule mit
spiralförmig gewundenen Canelluren; ^dazwischen die um-
rahmte Inschrift, oben Akanthusranke 'mit zwei nach rechts
springenden Tieren (links sicher ein Lö*re). Auf den Neben-
seiten je ein sitzender Greif auf besonderem Postament in
Hochrelief; an den hinteren Ecken je ein korinthischer Pfeiler
mit unten ausgefüllten Canelluren. Rückseite glatt.
Gerhard-Platner S. 70 unter Nr. 496; /CIL VI 20385.
498. Weibliche Statue (Taf. 68).
H. 1,65 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt aus Marmor: Teil des Hinterkopfes hinter dem 1. Ohr, dieses
selbst, Rand des r. Ohrs, Nase, Hals mit Teil der Nackenlöckchen, r. Arm
von der Mitte des Oberarms abwärts mit Hand, 1. Hand mit Rocken, Falten,
die drei gröfsten Zehen des r., die zwei gröfsten des 1. Fufses; aus Gyps:
Teil des 1. Oberlides, der Oberlippe, Kinn, Gewandzipfel unter dem 1. Arm
aufsen (StUtzenrest dafür an den Falten links), Flicken, unterer Teil der
Basis. Gebrochen war der Hinterkopf.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs mit voller Sohle
auftretend leicht zur Seite gesetzt; Sandalen; Chiton mit
einem Bande hoch gegürtet; ein Kreuzband um Brust und
Rücken; an der Kreuzungsstelle auf der Brust eine runde
Scheibe; der Mantel liegt mit einem Teil auf 1. Schulter und
Arm, ist dann quer über den Rücken gelegt, an der r. Hüfte
wieder vorgenommen und mit dem anderen Ende über den
1. Unterarm gelegt; 1. Oberarm liegt an; der Unterarm leicht
erhoben (die Hand mit Rocken ergänzt); der r. Arm gesenkt
und etwas vorgestreckt; der Kopf leise nach der r. Schulter
gewendet und leicht geneigt; die Haare bilden vorne einen
Kranz krauser, kleiner Locken; hinten sind sie bedeckt von
einem Tuch, das auf dem Scheitel vorn geknüpft ist (der
Wirbel bleibt also unbedeckt); um Tuch und Haare liegt
noch ein ringförmiges Band. Der Kopf wird nicht zu dem
Körper gehören, da er stilistisch einen älteren Eindruck
macht; er scheint auf ein Original vom Ende des 5. Jahrh.
v. Chr. zurückzugehen, während der Körper sicher ein Original
aus der ersten Hälfte des 4. Jahrh. v. Chr. wiedergiebt. Ganz
willkürlich ist die Ergänzung mit dem Rocken als Parze.
Die elliptische Basis ist ringsum mit Hohlkehle und Rundstab
MÜ8E0 OHIABAMONTI 499. 64 1
unten und oben verziert. Sorgfaltige, harte Arbeit; der
Kopf etwas weicher und flüchtiger behandelt. Der Über-
lieferung nach in der Villa des Hadrian bei Tivoli gefunden;
vormals in Villa d'Este; 1788 in den Vatican übertragen.
Pen na Viaggio pittorico della villa Adriana III Taf. XXXVIII; Fea
Nuova descrizione S. 90; Clarac 759, 1855A; Gerhard-Platner S. 70
Nr. 496; Winnefeld Die Villa des Hadrian bei Tivoli S. 164; Heibig
Nr. 97.
Photographie Moscioni 3907; Aufnahme des Kopfes beim röm.
Institut.
Abteilung XXI.
499. Relieffragment (Taf. 69).
H. 0,64 m., Br. 0,60 m. Marmor des Grundes mit Säulen etc. grofskörnig
und weifs; der des Reliefs grofskörnig und bläulich; der des Hermenkopfes
kleinkörnig und weifs.
Das Ganze ein Pasticcio; das Relief auf allen Seiten glatt abgeschnitten
und eingesetzt; auf dem Grund keine Spuren der fehlenden Teile.
Oben schmaler, unten breiter Randleisten erhalten; über
letzterem zwei fast frei gearbeitete, korinthische Säulen mit
spiralförmig gewundenen Canelluren (von der r. fehlt unten ein
Stück; in dieser Höhe der ganze Grund quer durchgebrochen); darüber
Architrav und Giebel mit sitzendem Adler (1. Giebelh&lfte be-
schädigt; Sprung 1. oben); der Grund zwischen der Herme und
r. Säule rauh; rechts und links von den Säulen Fugenschnitt.
Hochrelief: rechts eine Heraklesherme, der ein bärtiger
Dionysoskopf mit Tuch über den Haaren aufgesetzt ist (Nase
fehlt); auf sie zu eilt weit ausschreitend von links ein nackter
Jüngling mit Thyrsosschaft im 1. Arm (es fehlen Kopf und Hals,
r. Arm, 1. Oberarm; Sprung im Oberkörper); er stützt einen links
mit gekreuzten Beinen stehenden Jüngling, der einen Mantel
um die Oberschenkel geschlungen hat und ebenfalls einen
Thyrsosschaft im 1. Arm hält (es fehlen Oberkörper mit Kopf und
Armen bis auf die 1. Hand, Füfse, Teil des Mantels links); jedenfalls
Dionysos von einem Satyr gestützt; die beiden Stäbe sind
als Thyrsen kenntlich an den Blattschuppen und gebohrten
Knospen. Unbedeutende decorative Arbeit.
O. Müller Götting. gel. Anzeig. 1831 Nr. 149; Gerhard Antike Bild-
werke Taf. XLI 4; Ders. Prodromus S. 287; Gerhard-Platner S. 70
Nr. 497.
Vatican. Katalog I. 41
642 MUSEO CHIAJtAMONTI 50O. 501.
500. Römisches Grabrelief (Taf. 69).
H. 0,54 m., Br. 0,71 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Ergänzt an der Frau: Unterteil der Nase, Teil des 1. Auges und der
1. Wange, Spitze des 1. Zeigefingers und Daumens, Stücke im Gewand; am
Mann : Unterteil der Nase, Teil des 1. Goldfingers, 1. kleiner Finger, Flicken
im Gewand.
Vor einem oben giebelförmig zugespitzten Grund in
Hochrelief die Oberkörper eines Ehepaars in mittleren Jahren,
er rechts, sie links; beide von vorn sichtbar, nur die Köpfe
einander zugewendet; er hat volles lockiges Haupthaar,
Vollbart und derbe, ernste Züge; bekleidet mit Tunica und
Paludamentum , woraus sich der militärische Beruf des Dar-
gestellten ergiebt; die L. liegt an der 1. Brust, die R. ist
seitlich ausgestreckt und an die R. der Frau gelegt (die Hand-
flächen gegen einander); ihre L. wird auf seiner 1. Schulter
sichtbar; sie trägt die Tunica, die von der r. Schulter gleitet;
ihre Züge weich, mit ängstlichem Ausdruck; die Haare vorn
gescheitelt und in sehr lebhaften, regelmäfsigen Wellen über
die Ohren zurückgestrichen; auf dem Wirbel ein hohes Nest
von Flechten. In den Haaren des Mannes vielfache Ver-
wendung des Bohrers; die Brauen durch Striche angegeben;
Augensterne und Pupillen eingegraben. Sorgfaltige, bürger-
liche Arbeit aus antoninischer Zeit. Das Ganze war jeden-
falls in eine architektonische Umrahmung an der Aufsenseite
eines Grabmals eingefügt.
Gerhard-Platner S. 70 Nr. 498.
501. Relieffragment (Taf. 69).
H. 0,60 m. Grofskbrniger weifser Marmor; der des weiblichen Kopfes
kleinkörnig.
Ergänzt aus Marmor: der ganze Grund (das Relief darauf mit Blei-
vergufs befestigt), unterer Rand, Teile des Rades; aus Gyps: Hals des
Dionysos.
Hochrelief: auf einem nach rechts gewandten, zwei-
rädrigen Wagen steht von vorn sichtbar Dionysos in Ärmel-
Chiton (xetpi8o>Toc yix<bv) und Nebris, beides mit einem breiten
Band gegürtet (es fehlen Nase, r. Arm, Hände, Teil des Thyrsos; Kopf
aufgesetzt); die L. fafste den Rand des Wagenkorbes; links
davon Reste der Zügel; die R. hielt einen Thyrsos; der
MÜ8B0 CHIARAMONTI $02. 503. 643
rebenbekränzte Kopf ist stark nach der r. Schulter gewendet
(wenn zugehörig, falsch aufgesetzt; die 1. Seite nicht ausgeführt; sie sollte
also nicht sichtbar sein). Am Wagenkorb Flachrelief: von links
nach rechts langbekleidete Mänade, beckenschlagender Pan,
Löwe, von einem Satyr mit Pedum geführt, männliche Figur,
deren Hände auf dem Rücken gebunden scheinen (Inder?).
L. eine Mänade in gegürtetem Peplos, der die r. Brust freiläfst;
r. Bein tanzend vorwärts erhoben; Körper zurückgelegt; 1. Arm
vorgestreckt, r. War erhoben (es fehlen r. Arm und Hände; Kopf
nicht zugehörig: Marmor verschieden; am Kopf Ansätze von Schulterlocken,
die sich auf den Schultern nicht fortsetzen). Zwischen Dionysos und
Mänade im Grunde ein r. männliches Bein mit Gewand oben.
Die fehlenden Teile sollten ergänzt werden (Stiftlöcher vor-
handen). Spätere Sarkophagtechnik.
Gerhard-Platner S. 70 f. Nr. 499.
502. Kopf des Apollon (Taf.69).
H. des Ganzen 0,61 m., des Kopfes 0,32 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Lippen, die gedrehten Locken fast ganz, Nackenschopf,
Hals mit Bruststück und Fufs. Zahlreiche Flicken von Gyps.
Gradeaus gerichtet; die Haare vorne gescheitelt und in
drei lebhaft gewellten Strähnen zurückgestrichen über eine
starke Schnur, die nur hinten über dem auf den Nacken
herabfallenden Schöpfe sichtbar wird; hinter den Ohren setzen
jederseits zwei volle, künstlich gedrehte Schulterlocken an.
Sehr schlechte Copie eines verbreiteten Typus (die Copisten
haben sich grofse Freiheiten erlaubt), der in der attischen
Kunst am Ende des 5. Jahrh. v. Chr. entstanden sein mufs,
und dessen bestes Exemplar im capitolinischen Museum
erhalten ist (Arndt-Amelung Einzelaufnahmen Nr. 402/3).
Gerhard-Platner S. 71 Nr. 500; Heibig Nr. 100; Arndt La glypto-
theque Ny-Carlsberg S. 97 (vgl. PI. 59 — 61).
503. Knabenkopf (Taf. 69).
H. des Ganzen 0,46 m., des Kopfes 0,235 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt 1. Oberlid, Unterteil der Nase, Hals mit Brosts Uck und Fufs.
Haare z. T. bestofsen. Stark geputzt.
Gradeaus gerichtet; leicht individuelle Züge mit freund-
lichem Ausdruck; die Haare fallen in länglichen, unregel-
41 •
644 MÜSEO CHIARAMONTI 504. 505. 506. 507.
mäfsig gewundenen Locken vom Wirbel auseinander; die
oberen Lider sind tief unterhöhlt. Lebendige Arbeit. Vgl.
Kieseritzky Eremitage Nr. 224.
Gerhard-Platner S. 71 Nr. 501.
504. Knabenkopf (Taf. 69).
H. des Ganzen 0,56 m., des Kopfes 0,28 m. Grofskömiger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, fast der ganze Hals mit Bruststück und Fufs.
Leicht zur 1. Schulter gewendet; runder Schädel; glattes,
ausdrucksloses Gesicht; kleiner geöffneter Mund; die vollen,
ziemlich kurzen Haare in die Stirn gekämmt. Schlecht.
505. Kopf des Antoninus Pius (Taf. 69).
H. des Ganzen 0,67 m., des Kopfes 0,375 m. Grofskömiger grauer Marmor.
Ergänzt Nase, Kinn, Hals mit Bruststück und Fufs. Sehr ver-
waschen.
Summarisch behandelter Kopf des Kaisers in vorge-
schrittenem Alter (Rückseite nicht ausgearbeitet), leicht zur
1. Schulter gewendet; starker Eichenkranz (corona civica).
Gerhard-Platner S. 71 Nr. 503; Bernoulli Rom. Ikonographie II
2 S. 14a Nr. 12.
Photographie Moscioni 2295.
506. Knaben köpf auf moderner nackter Büste
(Taf. 69).
H. des Ganzen 0,505 m., des Kopfes 0,255 m- Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt unterster Teil der Nase, Büste mit Fufs, Gypsflicken in
Brauen und Nase.
Leicht nach der 1. Schulter gewendet und gehoben;
runder Schädel; kleiner geöffneter Mund; kurze Haare glatt
anliegend und in die Stirn gekämmt. Unbedeutende Arbeit,
wohl nach einem Original vom Ende des 5. Jahrh. v. Chr.
Gerhard-Platner S. 71 Nr. 504.
507. Kopf einer polykletischen Knabenstatue
(Taf. 69).
H. des Ganzen 0,475 m-» des Kopfes 0,235 m. Grofskömiger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Oberlippe fast ganz, Unterlippe, Hals mit Bruststück
und Fufs, Gypsflicken in r. Braue und 1. Oberlid.
MUSEO CHIAEAMONTI 508. 509. 645
Halb nach der 1. Schulter gewendet und vorgeneigt; das
1. Ohr nicht ausgearbeitet (war also dem Beschauer ver-
borgen); der Ergänzer hat nach den Resten der Oberlippe
die Lippen richtig umrändert gebildet (das Original war
also Bronze); die Haare in polykletischer Weise vorn ge-
scheitelt und in länglichen Locken am Kopf anliegend; dem
polykletischen Stil entspricht auch der scharfe Knick beim
Zusammenstofsen des Unterlides und der Wange, wie die
Kopfform. Replik des Kopfes einer Statue im Dresdener
Museum, an der auch Körperformen, Stellung und Motiv
durchaus polykletisch sind (Replik des Torso in Galleria
lapidaria Nr. 124). Der Knabe wird bescheiden auf einen
Siegespreis in der vorgestreckten L. geblickt haben. Der
vaticanische Kopf ist eine sorgfaltige, aber leblose Copie
guter Zeit.
Gerhard-Platner S. 71 Nr. 505; Heibig Bullettino d. I. 1864
S. 30 II; Fla seh Verhandlungen der 29. Philologenversammlung in Inns-
bruck (1874) S. 163; Furtwängler, Annali d. I. 1877 S. 203; ders.
Meisterwerke S. 476 Anm. 1 Nr. b; Heibig Nr. 101.
508. Porträtbüste des Menander (Taf. 69).
H. ohne Fufs 0,41 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt r. Braue, 1. Braue fast ganz, Nase, Lippen, Kinn, Rand des
1. Ohrs, Büstenfufs mit Indextäfelchen. Sprünge im Bruststück.
Auf Brustbüste mit halber Wendung nach der r. Schulter
und Erhebung ein griechischer Porträtkopf, früher falschlich
Sulla oder Pompeius, neuerdings richtig Menander genannt.
Vgl. Nr. 431. Sorgfältige, etwas harte Arbeit. Ehedem im
Besitz der Mattei.
Venuti Monumenta Matthaeiana II Taf. Villi; Gerhard-Platner
S. 71 Nr. 506; Bern o ulli Rom. Ikonographie I S. 94 und 123 Nr. 1
Taf. VIII; ders. Griech. Ikonographie II S. in Nr. 1.
509. Kopf des Meleager (Taf. 69).
H. 0,56 m. (d. Kopfes 0,28 m.). Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase mit Obeilippe, Mitte der Unterlippe, Teil der 1. Braue
und der r. Wange mit Unterlid, r. Ohr, Rand des 1. Ohres, grofser Teil des
Halses, Bruststack mit Fufs.
Geringe Wiederholung vom Kopfe des Meleager (Belvedere
Nr. 10).
v^
646 MUSEO CH1ARAMONT1 510. 510A.
Gerhard-Platner S. 71 Nr. 508; Graf Rom. Mittb. 1889 S. 221
Nr. 16; Hclbig Nr. 102.
510. Weiblicher Ideal kop f (Taf. 69).
H. des Ganzen 0,615 m., des Antiken 0,43 m. Grofskörniger weifser (wohl
parischer) Marmor.
Ergänzt Nase fast ganz; Oberkopf mit Haarschleife hinten, Büstcnfufs
mit Indextäf eichen. Sehr verwaschen und bestofsen.
Bestimmt zum Einsetzen in eine Statue; an der 1. Brust-
seite Gewandsaum. Leichte Wendung zur 1. Schulter und
Hebung; die Haare sind gescheitelt und vorne in welligen
Strähnen, die von einer schmalen Stirnbinde durchschnitten
werden, zurückgenommen, hinten in einem Schopf aufge-
bunden; sehr lebhaft gewundene Schulterlocken jederseits,
deren Windungen mit dem Bohrer stark markiert sind. Die
aufserordentlich vollen, weichen Formen, der schwärmerische
Ausdruck und der Schmuck der Stirnbinde legen den Ge-
danken an Ariadne nahe. Decorative Ausführung; Copie
eines hellenistischen Originals des 2. Jahrh. v. Chr.; charakte-
ristisch ist bei aller Weichheit ein fühlbares Streben nach
grofser einfacher Formengebung, wie sie in älterer Kunst
üblich war.
Gefunden mit Braccio nuovo Nr. 26 (s. dort) u. in und
hierselbst Nr. 140, 495 u. 511 A in der Nähe des Lateran; seit
1829 im Museo Chiaramonti, seit 1834 an seinem jetzigen Platz.
Nibby III Taf. II; Gerhard-Platner S. 71 Anm.
510A. Römischer männlicher Porträtkopf (Taf. 69).
H. 0,37 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt der vordere Teil des Bruststücks. Brauen und Ränder der
Ohren bestofsen.
Starke Wendung nach der 1. Schulter; sehniger Hals;
faltiges Gesicht; breiter Schädel mit ziemlich wirr liegenden,
leicht gelockten Haaren; hängende Unterlippe; der Mund ge-
schlossen und etwas gespitzt; grade dicke Nase; vorquellende
Augäpfel an den inneren Winkeln tiefliegend und von den
Brauen beschattet; böser, energischer Ausdruck.
Vortreffliches Porträt aus der letzten Zeit der Republik
oder der ersten Kaiserzeit, Gegenstück zu Nr. 512, mit dem
MU8E0 CHIARAMONTI 510A1. 5 II. 511A. 647
es ehemals im Pal. Randanini war und 1824 für den Vatican
erworben wurde (1. unten Inschrift: 1824 • C. C. 309); die
physiognomische Ähnlichkeit ist so grofs, dafs sicher zwei
Angehörige der gleichen Familie dargestellt sind (der Unter-
schied im Schädelbau verbietet indes anzunehmen, derselbe
Mann sei hier in jüngeren, dort in älteren Jahren dargestellt).
Nr. 510A ist früher nach einer jetzt verschollenen, aber all-
gemein als falsch anerkannten Bronzemünze L. Munatius
Plancus (Consul i. J. 42 v. Chr.) genannt worden.
Cardin ali Memorie romane delle ant. e belle arti 1825 S. 298;
Nibby III Taf. XX; Bernoulli Rom. Ikonographie I S. 83 f. und 236
Fig. 11; Heibig Nr. 103.
510A1. Löwenfufs als Stütze (Taf. 69).
H. 0,255 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt der Akanthuskelch.
Endigt oben in einen Akanthuskelch.
511. Römische weibliche Porträtbüste (Taf. 69).
H. 0,55 m. (d. Kopfes 0,21 m.). Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Teil der Oberlippe, Kinn, Ohren fast ganz, unterer
Teil des Halses mit Büste und Fufs.
Auf moderner Oberarmbüste mit Tunica und Mantel der
halb nach der r. Schulter gewendete Kopf einer jungen Frau
mit schmalem Gesicht, feinen Zügen, flach liegenden Augen,
liebenswürdigem Ausdruck, der etwas freundlich Erstauntes
hat; die Haare des Oberkopfes sind vom Wirbel nach vorn
genommen, hier zusammengeflochten, und die Flechte ist
grade über den Scheitel wieder zurückgelegt; die übrigen
Haare sind glatt nach hinten gestrichen, wo sie am Hinterkopf
ein hohes, abstehendes aus Zöpfen geflochtenes Nest bilden.
Einfache Arbeit der ersten Kaiserzeit.
51 iA. Kopf der Hera auf moderner Büste (Taf. 69).
H. des Ganzen 0,66 m., des Antiken 0,30 m. Grobkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Unterteil der Nase, Teil des Diademrandes, Hals fast ganz
mit Büste und Fufs.
Auf moderner Büste gradeaus gerichtet und gesenkt eine
Wiederholung des Kopfes der Hera Barberini (Rotonda Nr. 546);
648 MUSEO CHIARAMONT1 5 1 1 B. 5 1 2.
die Haare sind wie dort vorne gescheitelt und in mehreren
parallelen Strähnen zurückgestrichen; dahinter ein hohes
Diadem; hinten sind die Haare aufgenommen und von einer
grofsen Haube bedeckt. Der ganze obere und hintere Teil
des Kopfes ist glatt gelassen. Die Arbeit ist geringwertig,
da sie die charakteristischen herben Züge, die sich an der
barberinischen Hera erhalten haben — starkes Kinn, flache
Wangen — , mildert und so das Ganze verweichlicht.
Gefunden beim Lateran mit Braccio nöuvo Nr. 26 (s. dort)
u. in und hierselbst Nr. 140, 495 u. 510.
C. L. Visconti Descrizione dei Musei Vaticani (1870) Nr. 51 lA.;
Ovcrbeck Kunstmythologie II 2 S. 94 Nr. 12 Taf. IX Nr. 11 ; Furtwängler
Meisterwerke S. 117 Anm. 7; Amclung Rom. Mitth. 1897 S. 73.
Photographie Moscioni 11 826.
51 iB. Römischer männlicher Porträtkopf (Taf. 69).
H. 0,49 m. (ohne Fufs 0,32 m.). Feinkörniger bläulicher Marmor.
Ergänzt Unterteil der Nase, Rand des 1. Ohres, oberer Teil am
Rande des r., Büsten fufs mit Indcxtäfelcben.
Kopf eines älteren Mannes leicht nach seiner R. ge-
wendet; viele Falten, auch im Hals; kurzgeschorenes Haar
und ebensolcher Vollbart; starkknochiges Untergesicht; ge-
schlossener Mund mit schmalen Lippen; gebogene grofse
Nase mit seitlichen Falten; grofse, tiefliegende Augen; flache
Stirn. Haar und Bart eingepickt; Pupillen eingegraben
(modern?). Bestimmt zum Einsetzen in eine Statue. Gutes
Porträt des 3. Jahr. n. Chr. Nach der Inschrift auf dem Index-
täfelchen in Ostia gefunden.
512. Römischer männlicher Porträtkopf (Taf. 69).
H. 0,34 m. Grofskörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nasenspitze. Bestofsen Brauen, r. Wange, Rand des r. Ohres.
Kopf eines alten Mannes halb nach seiner Linken ge-
wendet und etwas geneigt. Physiognomisch fast ganz mit
Nr. 510A übereinstimmend, nur ladet der Schädel oben
stärker nach vorn und in die Breite aus; der Ausdruck ist hier
weniger energisch als leidenschaftlich; dann ist ein höheres
Alter dargestellt, dementsprechend die Haut faltiger und der
Oberschädel kahl. Wegen der Abweichung im Schädelbau
JIU8E0 CHIABAMONTI 512 a. 513. 513A. 649
kann nicht die gleiche Person dargestellt sein; jedenfalls aber
gehörten beide der gleichen Familie an.
Ebenfalls vorzüglich gearbeitet. Früher wegen seines
bäurischen Charakters für Marius erklärt. Über Zeit der Ent-
stehung, Herkunft und Erwerbung (hier links die Inschrift:
1824. C. C. 308) s. Nr. 510A.
Cardinali Memorie romane dcllc ant. c belle arti 1825 S. 298;
Nibby III Taf. XXV; Bcrnoulli Rom. Ikonographie I S. 83 f. Fig. 10;
Hclbig Nr. 104.
Photographie Moscioni 6599.
512a. Löwentatze als Stütze (Taf. 69).
H. 0,27 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Akanthuskelch und Teil der zweiten Klaue von rechts.
Endigt oben in einen Akanthuskelch. Kein Pendant zu
Nr. 510A1 (die Tatze dort behaart, hier glatt; die Formen
nicht gleich).
513. Weiblicher Idealkopf auf moderner Büste
(Taf. 69).
H. des Ganzen 0,58 m., des Kopfes 0,26 m. Grofskörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Lippen, Schädel mit fast allen Haaren, Büste mit Fufs.
Stark geputzt.
Auf moderner Büste ein weiblicher Idealkopf, leise zur
1. Schulter geneigt, mit vollen weichen Formen ohne ausge-
sprochenen künstlerischen oder stilistischen Charakter. Die
modernen Haare sind ganz vorn gescheitelt, sonst aber alle
zurückgestrichen und hinten dicht unter dem Wirbel in einer
grofsen Schleife aufgesteckt. Unbedeutend.
Photographie Moscioni 3908.
513A. Kopf der Aphrodite auf moderner Büste
(Taf. 69).
Höhe des Ganzen 0,56 m., des Kopfes 0,29 m. Grofskörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Unterteil der Nase, Unterlippe, Unterteil des Halses mit
Büste und Fufs. Abgebrochen Haarschleife oben, Rand des r. Ohrs,
Ende der Flechten im Nacken.
Auf moderner Büste ein Kopf der Aphrodite mit starker
Wendung nach der 1. Schulter und leichter Neigung; als
65O MTJSEO CHIARAMONTI.
Aphrodite kenntlich am Typus des Gesichtes und der Frisur,
die beide an die capitolinische Venus erinnern; die in leicht
gewellte Strähnen zerteilten Haare sind gescheitelt und bis
auf zwei Flechten auf dem Oberschädel vorn, die oben ver-
knotet waren, zurückgenommen, wo sie ebenfalls verknotet
sind; die Enden fielen rechts und links auf die Schultern; die
Ohrläppchen sind für Gehänge durchbohrt. Die Zeichnung bei
Visconti-Guattani (s. unten) giebt die Haarschleife oben
richtig ergänzt; doch scheint diese Ergänzung nie am Marmor
ausgeführt gewesen zu sein; wenigstens ist keine Spur davon
vorhanden. Die Arbeit ist fast übermäfsig sorgfältig; wodurch
der Ausdruck an Leben verliert; man gewinnt den Eindruck
einer genauen Copie nach Bronze. Gefunden am 2. Januar 1805
im Gebiet der Diocletiansthermen; die Angabe bei Braun
a. unten a. O. ist irrtümlich). Eine Replik in der Glyptothek
Ny-Carlsberg in Kopenhagen (Nr. 1073 d). Zu Grunde liegt
ein Original aus der Mitte des 4. Jahrh. v. Chr., wie es
scheint, nicht aus attischer Schule.
Guattani Monumenti ant. ined. 1805 S. 93fr. Taf. XIX; Visconti-
Guattani Taf. XXVII; Fea Nuova descrizione S. 88; Sickler-Reiohart
Almanach aus Rom 181 1 S. 139 Taf. XI; Gerhard-Platner S. 71 Nr. 511;
Braun Ruinen u. Museen Roms S. 277 Nr. 33; Bernoulli Aphrodite
S. 236 Nr. 67; Friederichs-Wolters Bausteine Nr. 1463; Kalkmann 53.
Berlin. Winckelmanns-Progr. S. 100 u. m Nr. 46; Hclbig Nr. 105.
Unter Nr. 509— 513 A:
Drei Gesimsfragmente (Taf. 69).
a (unter Nr. 509—10).
H. 0,14 m.f L. 0,91 mM T. 0,13 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben bestofsen. Unten und rechts gebrochen.
Von unten nach oben: doppeltes Blattkyma, Geison mit
Anthemienband, Sima mit Akanthusblättern. Späte Arbeit.
Zu demselben Gesims gehört c.
*
b (unter Nr. 5 10 A— 12).
H. 0,30 m., L. 2,20 m., T. 0,28 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Zwei senkrechte Brüche in der Mitte und rechts; Sprung links
oben. An diesen drei Stellen mit Gyps geflickt.
MUSEO CHIABAMONTI 514. 515. 65 1
Concav gebogener Fries. In der Mitte Akanthuskelch
mit alabastronartigem Aufsatz, um dessen Hals ein Band
mit flatternden Enden gebunden ist; unten ein Kelch von
spitzen Blättern. Rechts und links davon lebhaft gewundene
Ranken, ausgehend je von einer Maske mit Blattkranz und
Korb mit Früchten auf dem Scheitel; gegen die Maske
jederseits ein Panther anspringend. An beiden Enden ist
das Relief augenscheinlich modern abgeschnitten und ein
Stück von zwölf, senkrecht verlaufenden Rillen auf gerader
Grundfläche angefügt; hier mufs je ein weiteres Friesglied
angestofsen haben. Mäfsige Arbeit.
Gerhard-Platncr S. 71.
c (unter Nr. 513— 13 A).
L. 0,95 m., H., T., Marmor und Erhaltung wie bei Nr. a.
Von demselben Gesims wie a.
Links Anschlufsfläche.
514. Fragment eines Kindersarkophages (Taf. 69).
H. 0,35 m. Ziemlich grobkörniger gelblicher Marmor.
Verwaschen.
Hochrelief: Gruppe von Amor und Psyche in den
üblichen Motiven; nur trägt Psyche unter dem vor der Scham
geknoteten Mantel den hochgegürten Chiton und hat die
Beine gekreuzt (beiden fehlen die Füfse mit Teil der Unterschenkel
und des Gewandes, die Flügel bis auf die Ansätze; dem Amor die R.,
Psyche Kopf und Hals). Unbedeutend. Vgl. Nr. 522.
Gcrhard-Platner S. 71 Nr. 513.
515. Relieffragment (Taf. 69).
H. 0,34 m. Grofskörniger Marmor, gelblich an der Figur, bläulich am Grunde.
Der Grund modern geglättet.
Hochrelief: Oberkörper einer nach rechts gewendeten
Mänade vom Rücken sichtbar, der Kopf im Profil; Chiton,
der von der 1. Schulter gleitet; wirre lose Haare mit dichtem
Kranz. Der Grund tritt oben vor; rechts ist er von moderner
Hand mit einer Randleiste bogenförmig abgeschlossen. Augen-
sterne eingebohrt. Späte, flotte Arbeit.
Gerhard-Platner S, 71 Nr. 514,
652 MUSEO CHIARAMONT1 516. 516 A. B.
516. Altar des Silvan, errichtet von einer Sestia
Hellas und einem Sestius Magnus (Taf. 69).
H. 0,73 m., Br. 0,53 m., T. 0,24 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Die Ecken und Kanten sehr stark bestofsen.
Unten und oben einfaches Profil auf allen Seiten. Vorne
die umrahmte Inschriftfläche. R. Nebenseite in zwei Felder
geteilt; in dem gröfseren oberen ein Eichbaum und links
davon (das Hinterteil vom Stamm verdeckt) ein Widder
nach links stehend; im unteren ein Schwein nach links stehend.
(Verg. Aen. VIII 600: arvorum pecorisque deus). L. Neben-
seite: auf Felsen steht Silvan mit Eichenast in der L. nach
rechts; rechts zu ihm aufschauend sein Hund. Alles in mittlerem
Relief. Von dem Aufsatz mit Voluten nur sehr wenig erhalten.
Sehr schlechte Arbeit.
Gcrhard-Platner S. 71; Reifferscheid Annali d. I. 1866 S. 211
Anm., tav. I2 u. 3 (die beiden Nebenseiten); CIL VI 618.
516A. Altar (Taf. 69).
H. 0,25 m., Br. 0,19 m.t T. 0,18 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Sehr abgescheuert und an den Ecken bestofsen.
Würfelförmig; Vorderseiten und Nebenseiten einfach
umrahmt; an allen je eine Büste in Hochrelief. Vorne:
jugendlich männliche Büste mit Gewand auf der 1. Schulter,
neben den Ohren jederseits Trauben; Dionysos. Links:
jugendlich männliche Büste mit wirrem Haar, lächelndem
Ausdruck, einem Fell von der 1. Schulter quer über die
Brust; Satyr. Rechts: bärtige Büste; an der 1. Kopfseite
oben scheint ein gekrümmtes Hörn zu erkennen; Ammon?
Rückseite glatt. Auf der Oberfläche eine kleine runde
Vertiefung.
516B. Dreiseitiger ornamentierter Pfeiler.
(Taf. 69).
H. 0,81 in., Br. 0,20 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Oben und unten abgebrochen.
Jede Fläche an den Längsseiten eingerahmt von glattem
Kyma; dazwischen je ein erhobener Streifen mit aufwärts
gekehrten Schuppen in flachem Relief.
MUSEO CHIARAMONTI 5 1 6 C. 653
516C. Linke Seitenlehne eines Ruhelagers
(Taf. 69).
H. 0,375 m., L. 0,50 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben und links unvollständig. Unten bestofsen.
Über einem niedrigen Leisten dessen (jetzige) Vorder-
und r. Schmalseite mit glattem Kyma umrahmt ist, die ge-
schweifte Lehne durch einen horizontal verlaufenden Rund-
stab abgeschlossen; darüber eine dünne, grade aufsteigende
Wand. Auf der Vorderseite decoratives Flachrelief: unter dem
Rundstab links von der jetzigen Mitte ein Thymiaterion, an
dessen dünnen Hals zwei Zweige kreuzweis befestigt sind,
nach links hin ein Pinienzweig, nach rechts ein Rosenzweig
(gezackte Blätter und volle Knospen); an der r. Kante die
Hälfte eines gleichen Thymiaterion, von dem nach links
wieder ein Rosenzweig ausgeht; wo er sich mit dem ersten
kreuzt, sind beide verbunden und eine kleine bärtige Satyr-
maske aufgehängt; an dem Thymiaterion sieht man oben
noch das Stengelende eines nach rechts hin hängend ge-
dachten Zweiges; den ersten Pinienzweig kreuzt ein zweiter,
von linksher kommender; am Kreuzungspunkt sind beide
verbunden und zwei Schallbecken aufgehängt. Über dem
Rundstab rechts ein halbes Akanthusblatt; dann lebhaft ver-
schlungene Reben; unter ihnen rechts ein kleiner bocks-
fiifsiger Pan nach links schreitend, die Hände über dem Kopf
zusammenschlagend; weiter links ein Erot nach links eilend,
umschauend und ein Häschen mit der L. haltend; dann ein
Eichhorn nach links sitzend und an einer Traube fressend.
Aufserordentlich feine, delicate Arbeit. Rückseite.
Das Stück mufs sich links mindestens bis zu einem
dritten Thymiaterion fortgesetzt haben (um 13 cm.), wird
aber auch nicht weiter gegangen sein, da sich sonst ftir eine
Seitenlehne eine zu grofse Länge ergeben würde. Dafs es
sich um eine solche handelt, ergiebt sich aus der Form (vgl.
Petersen Rom. Mitth. 1892 S. 44t Fig. VIII 2 u. 3). Auf
der r. Schmalseite ist mit schwarzer Farbe 354 aufgemalt.
Photographie der Hauptseite beim röm. Institut.
Darunter:
654 MÜ8B0 CHIARAMONTI 5i6Ca. D. E. F. 517.
516 Ca. Gesimsfragment (Taf. 69).
H. 0,58 m.f Br. 0,63 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Hinten beiderseits schräg abgeschnitten.
Stimmt in der Decoration vollkommen überein mit
Nr. 297a. S. dort. Unten ist mit schwarzer Farbe 355 auf-
gemalt.
516D. Dreiseitiger ornamentierter Pfeiler
(Taf. 69).
H. 0,72 m., Breite 0,23 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Oben und unten abgebrochen. Die Seiten teilweise bestofsen.
An den Kanten je ein Rundstab, dann ein glattes Kyma;
auf den Flächen jederseits eine senkrecht hängende Guirlande
(oder Thyrsosschaftf) mit schuppenförmig liegenden Blättern
und kleinen Beeren oder Blüten im Flachrelief.
516E. Grabara einer Ulpia Oenanthe (Taf. 69).
Unten allseitig einfaches Profil, oben Rundstab ; Inschrift
vorne; an dem gradkantigen Aufsatz mit runder Vertiefung
auf der Oberfläche, vorn die Büste der Verstorbenen in
Flachrelief. Schlecht.
CIL VI 29376.
516F. Altar der Nemesis, errichtet von einem
M. Aurelius Romanus (Taf. 69).
CIL VI 531.
517. Sarkophagfragment (Taf. 70).
H. 0,60 m., Br. 0,61 m. Ziemlich grobkörniger weifser Marmor.
Die Ränder modern zugeschnitten. Ein bogenförmiger Schnitt
trennt die Reliefdarstellung von der Guirlande ; entweder gehören also beide
Teile nicht zusammen, oder sie sind von moderner Hand auseinander ge-
sägt, da sie getrennt werden sollten, und dann doch wieder vereinigt worden.
Unten schmaler, stark vortretender Rand erhalten; darüber
in Hochrelief eine bogenförmig hängende Fruchtguirlande,
dann der Rest eines Relief bildes: ein Meerlöwe, auf dessen
Rücken eine Nereide sitzt, wird von einem Triton nach
rechts gelenkt; die Nereide hat ein Gewand über den 1. Ober-
MU8E0 CHIARAMONTI 518. 519. 655
Schenkel gelegt; der Triton schwingt mit der L. eine grofse
längliche Muschel (es fehlen dem Triton Gesicht und 1. Unterschenkel,
dem Meerlöwen Kopf und Teil des Schwanzes, der Nereide Oberkörper mit
Armen und die Zehen des r. Fufses; Gesicht des Triton und Oberkörper
der Nereide waren ergänzt oder sollten es werden; Ansatzstelle hergerichtet).
Die Nereide stimmt, soweit erhalten, fast vollständig mit der
Galateia eines Sarkophags im Pal. Mattei überein, die aber
auf einem Delphin sitzt (Robert Rom. Sarkophagreliefs II
Taf. LX Nr. 182 rechts und Sauer Der Torso v. Belvedere
S. 52 m. Abb.). Gute decorative Arbeit (die Guirlande wurde
rechts und links von je einem Eroten gehalten). Vgl. Alt-
mann Architektur u. Ornamentik d- ant. Sarkophage S. 80.
Gerhard-Platner S. 71 Nr. 515.
518. Sarkophagfragment (Taf. 70).
H. 0,48 m., L. 0,75 m. Ziemlich grobkörniger gelblicher Marmor mit
bläulichen Stellen.
An allen Seiten gebrochen.
Sehr complicierte, barocke Architektur; rechts ein Bogen,
getragen von zwei korinthischen Säulen mit spiralförmig ge-
wundenen Canelluren (nur die obere Hälfte erhalten) und über-
höht von einem Giebel (darin oben ein grofees, viereckiges Loch);
unter dem Bogen fast frei ausgearbeitet der Oberkörper einer
Frau mit hochgegürteter Tunica und Mantel auf 1. Schulter
und um die Hüften, leicht nach ihrer L. gewendet; in den
Händen lag ein länglicher Gegenstand (es fehlen Kopf und Hals
fast ganz, Hände, Attribut bis auf Ansatz); links in ebenso hohem
Relief der Oberkörper eines jungen Mannes nach rechts ge-
wendet; das Himation liegt auf der 1. Schulter, die L. stützt
einen Speer (es fehlen Kopf fast ganz, r. Arm bis auf Ansatz). Späte
geschickte Arbeit. Vgl. Alt mann Architektur u. Ornamentik
d. ant. Sarkophage S. 52 fr.
Gerhard-Platner S. 71 Nr. 516.
519. Sarkophagfragment (Taf. 70).
H. 0,39 m., Br. 0,72 m. Grofskörniger gelblicher Marmor.
Ränder modern zugeschnitten.
Hochrelief; unten bogenförmig hängende Fruchtguirlande
(sie wurde jederseits von einem Eroten gehalten); darüber
6$6 MÜSEO CHIARAMONTI 5 20. 521.
Rest eines Relief bildes ; bärtiger Meerkentaur nach rechts
gewendet, spielt Lyra und blickt um zu einer Nereide auf
seinem Rücken; sie hat um den Oberkörper ein Gewand ge-
schlungen, dessen wehendes Ende sie mit der R. fafst; rechts
scheint der Rest eines Delphins zu sein (es fehlen dem Kentauren
Gesicht, 1. Arm, Oberteil der Lyra, Beine bis auf Ansätze, Ende des
Schwanzes; der Nereide Kopf und Hals, r. Hand, Teil des wehenden Ge-
wandes). Geschickte Arbeit. Vgl. Nr. 517.
Gerhard-Platner S. 71 Nr. 517.
520. Fragment eines Kindersarkophages (Taf. 70).
H. 0,40 m., Br. 0,53 m. Grofskörniger bläulicher Marmor.
Oben und unten schmale Randleiste erhalten. Dazwischen
mittleres Relief: ein nach rechts schwebender, umblickender
Amor mit Chlamys (Füfse fehlen) schlägt mit beiden Händen
einen Vorhang zurück, der auf der anderen Seite von einem
entsprechenden Amor gehalten worden sein mufs; vor dem
Vorhang die Nabelbüste des verstorbenen Kindes mit Fufs
und kleinem rundlichen Zwischenglied; die Büste ist bekleidet
mit Tunica und Toga: die Arme sind verhüllt bis auf die
Hände, die eine Rolle halten; der Kopf nicht ausgeführt;
unter dem Amor ein nach rechts gewandter Pfau; links vom
Büstenfufs ein Apfel, rechts ein Kuchen. Schlechte Arbeit des
3. Jahrh. n. Chr.
Gerhard-Platner S. 7if. Nr. $18.
521. Fragment eines Kindersarkophages (Taf. 70).
H. 0,51 m., Br. 0,63 m. Grofskörniger weifser Marmor.
Oben und unten schmale Randleiste erhalten. Dazwischen
Flachrelief: links ein nackter Knabe nach links schreitend,
chiastisch bewegt und rückblickend zu einem Hund mit
Halsband, der rechts nach einem Hasen emporspringt, den
der Knabe mit der L. erhebt; in der R., wie es scheint, ein
Widderkopf am Bande hängend (Unterarm und Teil des Gegenstandes
fehlen); rechts davon eine aufrecht stehende, brennende Fackel,
an deren oberem Ende mit flatterndem Bande eine Lorbeer-
guirlande befestigt ist, die nach rechts bogenförmig herab-
hängt, und deren anderes Ende jedenfalls an einer ent-
sprechenden Fackel befestigt war; unter ihr ein Tisch, von
MU8E0 CHJARAMONTT 522. 523. 657
dem nur ein Teil der Platte mit einem Bein in der Mitte
erhalten war; auf der Platte ein dreieckiger, quadratierter
Gegenstand mit Knopf oben, ein flacher, länglicher und Teil
eines höheren, alles wahrscheinlich Kuchen und Siegespreise
für die unten kämpfenden Hähne (vom r. nur der Kopf erhalten).
Viele Bohrlöcher. Späte, schlechte Arbeit. Zu den Kampf-
hähnen und dem Tisch mit Preisen vgl. Benndorf-Schöne
Die ant. Bildw. des later. Mus. Nr. 189.
Gerhard-Platner S. 72 Nr. 519.
522. Fragment eines Kindersarkophages (Taf. 70).
H. 0,41 m., Br. 0,40 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Unten und oben links schmale Randleisten erhalten.
Dazwischen Hochrelief: links Gruppe von Amor (r.) und
Psyche; Amor hat wehende Chlamys, Psyche doppeltgegürteten
Chiton, der die r. Schulter freiläfst; sie steht mit gekreuzten
Beinen (es fehlen Psyche Teil des Kopfes, der FlUgel, der Füfse, Amor
Teil des 1. Flügels); rechts neben Amor ein Korb mit Früchten,
von denen ein Hahn frifst (Kopf fehlt); dann Rest einer be-
wegten weiblichen Figur mit wehendem Gewand. Späte,
unbedeutende Arbeit.
Gerhard-Platner S. 72 Nr. 520.
523. Doppelherme des Ammon und Dionysos
(Taf. 70).
H. 0,32 m. Feinkörniger gelblicher pentelischer Marmor.
Ergänzt die Nasen, am Ammon die Bartspitze. Bestofsen. Schiefer-
artiger Sprung im Haar des Ammon.
Dionysos bärtig, rebenbekränzt; oben Reste von zwei
kurzen Stierhörnern; in den Haaren des Ammon ein ge-
wundenes Band, dessen Enden auf die Schultern fallen.
Beide Köpfe nach guten Typen des 5. Jahrh. n. Chr. ge-
arbeitet. Wo sie oben zusammenstofsen ein grofses, vier-
eckiges Loch, das auf decorative Verwendung schliefsen läfst.
Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 72 Nr. 521.
Vatican. Katalog I. 42
658 MU8E0 CHIABAMONTI 524. 525. 526.
524. Kopf des Herakles (Taf. 70).
H. ohne Fufs 0,26 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt der Büstenfufs. Unten herum modern zugeschnitten.
Kopf des bärtigen Herakles mit freundlichem Ausdruck
geradeaus gerichtet; in den Haaren ein gerolltes Band, in
das Blätter gesteckt scheinen; die Erhebung um den Hals
wohl ein Rest des Felles. Auf dem Schädel oben eine
runde Stelle abgeplattet und in ihrer Mitte ein tiefes, rundes
Loch, das auf decorative Verwendung schliefsen läfst Derbe,
diesem Zweck entsprechende Arbeit. Auf der Stirn die Spur
einer roten Zahl.
Gerhard-Platner S. 72 Nr. 522.
525. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 70).
H. ohne Fufc 0,32 m. Sehr grofskörniger, hellgrauer Marmor.
Ergänzt Nase und Büstenfufs mit Indextäfelchen. Oberlippe verletzt.
Kopf einer Frau in mittleren Jahren leicht zu ihrer R.
gewendet; rundes Gesicht, weiche Formen, kleiner Mund,
flache Augen, niedrige Stirn, ruhiger Ausdruck. Die Haare
gescheitelt und in regelmäfsig gewellten Massen auseinander
gestrichen; hinten ein grofses, flaches Nest. Augensterne
und Pupillen eingegraben. Zum Einsetzen in eine Statue
hergerichtet. Geringe Arbeit. Vgl. Bernoulli Rom. Ikono-
graphie II 2 Taf. LIII.
Nach der Aufschrift auf dem Indextäfelchen in Ostia
gefunden.
Gerhard-Platner S. 66 Nr. 420.
«
526. Relieffragment (?) (Taf. 70).
H. des Antiken 0,33 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt aus Marmor: Kinn mit Teil der Kinnladen, Büstenfufs; aus
Gyps: Nase, Lippen, Teile der Wangen, des Kinns und der Haare Aber
dem 1. Ohr. Alle Ränder modern abgearbeitet.
Kopf einer Satyressa nach links gewendet; spitze Ohren,
sonst edle Züge mit ruhigem Ausdruck; lange Haare im
Nacken zusammengebunden; Stirn- und Schläfen löckchen;
die Haarenden hinten liegen z. T. auf einem Fell auf.
Scheint von der Copie eines hellenistischen Reliefs mit voll-
MUSEO CHIABAMONTI 527. 528. 659
kommen freigearbeiteten Figurenteilen zu stammen; decorative
Arbeit.
Gerhard-Platner S. 72 Nr. 524.
527. Römischer männlicher Porträtkopf (Taf. 70).
H. ohne Fufs 0,34 m. Feinkörniger weifter Marmor.
Ergänzt Nase, Büstenfufs. Ränder der Ohren bestofsen.
Kopf eines älteren Mannes leicht zu seiner R. gewendet.
Langer dünner Hals, schmales Gesicht, starkes Kinn, breiter,
geschlossener Mund mit schmalen Lippen, tiefliegende ziemlich
gekniffene Augen, horizontal gerunzelte Stirn,* kurzes volles
Haar. Ernster, geschäftsmäfsiger Ausdruck. Gehört zu den
sogen. Cäsartypen. Geringe Arbeit vom Ende der Republik.
War bestimmt zum Einsetzen in eine Statue.
Gerhard-Platner S. 72 Nr. 525; Bernoulli Rom. Ikonographie
I S. 156 Nr. 7.
528. Archaistischer Kopf des Dionysos (Taf. 70).
H. ohne Fufs 0,37 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase mit Teil der Oberlippe, Teil der Haare über dem 1.
Auge, Büstenfufs. Mehrfach bestofsen. Unter dem r. Ohr ein Sprung.
Bartende fehlt.
Bärtiger Dionysoskopf gradeaus gerichtet; die Haare
sind auf dem Schädel in einzelne flache, leicht gewellte
Strähnen gesondert und vom Wirbel strahlenförmig aus-
gehend geordnet, dann von einem Band umgeben, in dem
kleine Epheublätter nach oben gerichtet stecken; vor dem
Band bilden sie eine geschlossene, leicht gewellte Masse, die
hinten breit in den Nacken herabhängt; dieser Schopf geht
in kleine künstlich gedrehte Löckchen aus; von ebensolchen
ist die Stirn umsäumt, und endlich fallt oberhalb der Ohren
eine kurze Strähne von dem Band her über die davor
liegende Haarmasse; sie endigt ebenfalls in gedrehte
Löckchen. Freundlicher Ausdruck. Das Bartende war wohl
angestückt, das Ganze zum Einsetzen in Statue oder Herme
bestimmt. Unbedeutend. Auf der Stirn ist mit roter Farbe
15 aufgemalt.
Gerhard-Platner S. 72 Nr. 526.
4**
660 MÜSKO CHIABAMONTI 529. 530. 530A.
529. Archaistischer Kopf des Dionysos (Taf. 70).
H. 0,33 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, Ende der Locken 'neben den Ohren. Einiges
bestofsen.
Bärtiger Dionysoskopf gradeaus gerichtet. Die Haare
nach vorn gekämmt, wo sie sich in kleine Löckchen auf-
lösen, hinter denen das umschliefsende Band liegt; vor den
Ohren zwei breite Locken ; der Bart in einzelne Locken ge-
dreht. Hinten glatt abgeschnitten; also wohl die Hälfte einer
Doppelherme. Unbedeutend. Auf der Stirn ist mit roter
Farbe 15 aufgemalt.
Gerhard-Platner S. 72 Anm. 3.
530. Römische Knabenbüste (Taf. 70).
H. des Ganzen 0,51 m., des Kopfes 0,19 m. Ziemlich feinkörniger,
weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Hals fast ganz mit Büste und Fufs. Sehr ver-
waschen, doch ist die Oberfläche des Gesichts leicht geglättet.
Auf moderner Oberarmbüste mit Paludamentum der
Porträtkopf eines Knaben leicht zur r. Schulter gewendet
und geneigt; etwas gedunsene Formen; trauriger, kranker
Ausdruck; dichte, schlichte Haare ins Gesicht gekämmt.
Die Pupillen sind ganz leicht angegeben. Unbedeutende Ar-
beit trajanischer Zeit.
Gerhard-Platner S. 72 Nr. 529.
530A. Weiblicher Idealkopf auf moderner Büste
(Taf. 70).
H. des Ganzen 0,57 m., des Kopfes 0,29 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Stücke des Diadems, die Haare am Scheitel, Mittelteil der
Stirne mit Nase und Mund, Kinn, Teile der Augen, Flicken in der 1. Wange,
1. Ohrläppchen, Teile des Schleiers, Büste mit Fufs.
Auf moderner, nackter Büste sitzt ganz leicht nach der
r. Schulter gewendet ein strenger, weiblicher Kopf; die Haare
sind vorn gescheitelt, die Strähnen über den Ohren weit
ausladend aufgerollt, dann, wie die Haare hinten, über ein
Band geschlungen, das vorne von dem Diadem verdeckt ist;
an diesem sind fünf gleiche Akanthuskelche in Flachrelief
gebildet; der Hinterkopf ist überdeckt von einem Gewand;
MUSEO CHIAR AMONTI 5 3 1 . 66 1
im Nacken noch der Saum des Chiton oder Peplos sichtbar.
Der Kopf gehörte also zu einer Statue. Die Brauen sind
durch einen leicht erhobenen Strich angedeutet (Haare nur
an dem modernen Teil angegeben); die Pupille ist ganz flach
erhoben (nur noch an dem r. Auge zu erkennen); demnach
Copie nach Bronze. Die drahtförmig behandelten Haare
und die strengen Formen des Gesichts weisen auf die Mitte
des 5. Jahrh. v. Chr. In der That ist der Kopf abgesehen
vom Diadem und schleierartigen Gewandstück eine Replik
des kürzlich von Arndt (La glyptoth^que Ny- Carlsberg
S. 99ff.) und Mariani (Bullettino della commiss. archeol.
comun. 1897 S. 169fr.) behandelten peloponnesischen Typus.
Das Diadem verrät durch Form und Ornamentik, dafs es
erst von dem römischen Copisten erfunden ist; ebenso wird
es mit dem schleierartigen Gewandstück stehen, das entweder
zu einem Mantel oder zu dem Apoptygma des Peplos ge-
hört haben könnte. Jedenfalls also war die Figur, zu der
der Kopf gehörte, keine Copie, sondern eine Umarbeitung
der ursprünglichen, und die Beifügung des Diadems legt den
Gedanken nahe, dafs auch jene ein höheres göttliches Wesen
dargestellt habe; doch ist dieser Schlufs nicht bündig. Arbeit
gering.
Gerhard - Platner S. 72 Nr. 528: Amelung Rom. Mitth. 1900
S. 188 Anm. 3.
Photographie Alioari 11 828.
531. Kopf eines Strategen auf modemer Büste
(Taf. 70).
H. des Ganzen 0,70 m.} des Antiken 0,27 m. Feinkörniger weifser Marmor
mit schwarzen Streifen.
Ergänzt Helm bis auf den untersten Rand zur Seite und im Nacken,
Nase, Büste mit Fufs. Das Gesicht ist stark geputzt.
Auf moderner Büste leicht nach der 1. Schulter ge-
wendet der Kopf eines Mannes in mittleren Jahren mit
kurzem Vollbart, dichten, an den Schläfen wirr gelockten
Haaren, auf denen ein korinthischer Helm sitzt. Die Gesichts-
züge wenig individuell; volle, runde Wangen; leicht geöffneter
Mund, stark vorspringende Stirn; der Ausdruck hat etwas
Müdes. Der mäfsig ausgeführte Kopf ist eine Replik des
662 MU8E0 CHIARAMONTI 532. 533.
besser gearbeiteten, der dem sog. Phokion in der Sala della
Biga (Nr. 616) aufgesetzt ist; der Ausdruck ist dort sehr viel
lebendiger. Das Original war jedenfalls ein idealisiertes
Strategenporträt vom Anfang des 4. Jahrh. v. Chr. Ehemals
war der Kopf im hiesigen ägyptischen Museum aufgestellt.
Gerhard-Platner S. in Nr. 745; Arndt-Bruckmann Griech. u.
röm. Porträts Nr. 283/4; Bernoulli Griech. Ikonographie II S. 58.
532. Weiblicher Idealkopf auf modemer Büste
(Taf. 70).
H. des Ganzen 0,605 m., des Kopfes 0,275 m* Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Hinterkopf vom Band an mit Nacken, hinteren Strähnen der
Schulterlocken und Ohren, Haare vom Scheitel bis zum 1. Ohr fast ganz,
Nase, Unterlippe, der ganze Hals (bis auf ein Stück der Kehle) mit Büste
und Fufs. Stark überarbeitet.
Auf nackter, moderner Büste grade aus gewendet ein
jugendlicher weiblicher Idealkopf mit länglichem Gesicht, das
durch Überarbeitung und Ergänzung jeden Charakter ver-
loren hat. Die von einem Band umzogenen Haare sind
gescheitelt, von den Schläfen zurückgestrichen und hinten
in einen Schopf aufgenommen, von dem Schulterlocken herab-
hängen. Das Original mufs gegen Ende des 5. Jahrh. v. Chr.
entstanden sein.
Die Deutung auf Diana (moderne Inschrift am Index-
täfelchen) ist ganz willkürlich.
Gerhard-Platner S. 72 Nr. 530.
Photographie Alinari 11 827.
533. Deckel einer Aschenurne (Taf. 70).
H. 0,43 m., L. 0,77 m. Marmor des Kopfes grofskörnig und grau, des
Übrigen feinkörnig und gelblich.
Ergänzt Nase, Hals mit Teil der Schultern. Die Lehnen des Lagers
oben bestofsen.
Gebildet in Form eines Ruhebettes mit mäfsig hohen
Lehnen auf drei Seiten, auf dem eine männliche Figur nach
links gewendet lagert; sie trägt ungegürtete Tunica und den
Mantel um 1. Schulter und Arm, Rücken und Beine; die
Hand des mit dem Ellenbogen aufgestützten 1. Arms hält
einen Skyphos, die über den Schofs nach vorn gelegte R.
einen Kranz; der nicht zugehörige Kopf (Marmor verschieden)
MUSEO CHIARAMONTI 534. 535. 663
ist weiblich; er hat gescheiteltes, zurückgenommenes, hinten
in einem Schopf aufgebundenes Haar. Hinter dem r. Ober-
schenkel liegt in der Ecke auf seiner 1. Seite mit ausge-
streckten Beinen ein Hund mit wolligem Fell. An dem Lager
ist die Vorderseite mit einem einfachen Profil umrahmt; die
anderen Seiten sind nicht ausgeführt. Vorne die gefälschte
Inschrift:
PERSIPHOME • PACATA . DITI . DECVMBIT •
INTEGRITÄT! . LIT AT •
Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 72 Nr. 531; CIL VI 3555*.
534. Kopf der Hera auf moderner Büste (Taf. 70).
H. des Ganzen 0,66 m., des Kopfes 0,395 m* Feinkörniger weifser Marmor,
Erg&nzt Splitter am Rand des Diadems, Flicken an den Augen, Nase
mit Stück der r. Wange, Lippen fast ganz, Büste mit Fufs.
Auf nackter, moderner Büste sitzt etwas zurückgebogen
und ganz leise zur r. Schulter geneigt ein weiblicher Ideal-
kopf mit vollen, reifen Formen und ernstem Ausdruck; die
lebhaft gewellten Haare sind gescheitelt, von den Schläfen
zurückgestrichen, hinten in einem Schopf aufgebunden und
oben überragt von einem Diadem mit längslaufender Aus-
buchtung; grofse Schläfenlöckchen. Seinem Charakter nach
stellt der Kopf wahrscheinlich Hera dar; die Formen weisen
auf ein Original vom Ende des 5. Jahrh. v. Chr. Sorg-
fältige, aber harte und leblose Arbeit.
Nach der Inschrift auf dem Indextäfelchen in Ostia ge-
funden.
Gerhard-Platner S. 72 Nr. 532; Overbeck Kunstmythologie III 2
S. 92 Nr. 10.
535. Kopf eines Galliers auf moderner Büste
(Taf. 70).
H. des Ganzen 0,71 m., des Kopfes 0,35 m. Ziemlich feinkörniger grauer
(pergamenischer) Marmor.
Ergänzt grofses Stück der Haare oben vorn, Nase, Oberlippe mit
Mitte des Schnurrbartes, Büste mit Fufs.
Auf nackter moderner Büste der Kopf eines Mannes
stark nach der r. Schulter gewendet und erhoben; dicker,
664 MU8E0 CHJABAMONTI 53 5 A.
kurzer Hals; starkknochiges derbes Gesicht mit kurzge-
schnittenem, struppigen Vollbart; Mund geöffnet, Stirn ge-
runzelt; Ausdruck von Schrecken und Angst; die Augäpfel sind
an der Stelle der nach oben gerichteten Pupillen etwas abge-
flacht; Brauen durch Striche angegeben; wirres, kurzsträhniges
Haar, das sich über der Stirn straff in die Höhe sträubt. Schon
durch diese Merkmale ergiebt sich die Deutung, doch sind
auch von der den Galliern eigenen Torques Spuren erhalten:
jederseits ein Ansatz an der Haargrenze im Nacken und von
dort ausgehend je eine streifenförmige Abarbeitung. Augen-
scheinlich stammt der Kopf aus einer Kampfgruppe, in
der der Gallier unterliegend, von seiner R. her oder von
rückwärts angegriffen — vielleicht wurde er am Stirnschopf
gepackt — und voll Angst schreiend dargestellt war. Zu
diesem Charakter pafst das Merkmal des Vollbarts; nur die
vornehmen Gallier rasierten sich das Kinn (Diod. V 28).
Gegenstand, Art der Arbeit, des Marmors und Gröfse be-
weisen, dafs der Kopf ebenso wie der sterbende Gallier im
capitolinischen Museum und die ludovisische Gruppe, von
den Siegesdenkmalen Attalos I. von Pergamon (241 — 197 v.
Chr.) stammt. Die Nebeneinandersteilung der drei Gallier-
köpfe giebt einen Begriff von der Mannigfaltigkeit von
Künstlerindividualitäten, die damals für Pergamon thätig
waren: in dem ludovisischen Kopf starke Idealisierung,
höchstes Pathos, in den Formen Weiterbildung des skopasi-
schen Stils; im capitolinischen schlichter Realismus gedämpft
durch einen etwas matten Idealismus; im vaticanischen
krasser, rücksichtsloser Realismus in Form und Auffassung.
Gerhard-Platner S. 45 Nr. 103; Petersen Rom. Mitt. 1895 S. I26ff.
Taf. II V; Heibig Nr. 106.
535 A, Römische weibliche Porträtbüste (Taf. 70).
H. des Ganzen 0,66 m., ohne Fufs 0,55 na. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt ein regelmäfsig geformtes Stück der Frisur mit dem Nest
hinten (war jedenfalls angestückt), Nasenspitze, 1. Brust, äufsercr Teil der
1. Schulter, Büstenfufs mit Indextäfclchcn.
Auf einer Oberarmbüste mit Tunica und Mantel (er be-
deckt beide Schultern, Nacken und Unterteil der Brust) mit
halber Wendung nach der 1. Schulter und leichter Neigung
MUSBO CHIABAMONTI 536. 665
der Kopf einer Frau in den mittleren Jahren mit sanft ge-
rundeten Wangen, spitzem Kinn, geschlossenem Mund mit
langer, leicht vortretender Oberlippe, kleiner, gebogener Nase,
schmalen Augen, glatter Stirn. Brauen durch Striche angegeben;
Augensterne und Pupillen eingegraben. Der Ausdruck ernst.
Die Haare gescheitelt und in regelmäfsig und stark gewellten
Massen rechts und links abwärts-, dann über die Ohren zurück-
gekämmt, hinten in einem Nest zusammengeflochten. Gute
Arbeit. Die Dargestellte vielleicht Iulia Mammaea. Gefunden
1770 auf dem Esquilin bei der Erbauung des Klosters
S. Francesco di Paola an der Via Sta. Lucia in Selce (vgl.
CIL VI 358). Nach der Inschrift auf dem Büstenfufs vorn
unten von Pius VI. erworben.
Viconti Museo Pio - Clementino VI Taf. LVII 2; C. L. Visconti
Descrizione dei musei Vaticani (1870) Mus. Chiar. Nr. 535 A; Bernoulli
Rom. Ikonographie II 3 S. 109 Nr. 3 und S. 114 f.
536. Oberteil einer Statuette des sogen.
Narkissos (Taf. 70).
H. ohne Fufs 0,37 m. Grofskörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt Unterteil der Nase mit Lippen, halbem Kinn und Teil der
1. Kinnlade i Unterteil des Halses mit Stück der 1. Schulter, Stück am r.
Armstumpf aufsen, Büstenfufs mit Indextäfelchen. Unten und an den Arm-
stumpfen modern zugeschnitten und unten ausgehöhlt.
Oberteil einer Knabenstatuette; der 1. Arm war auf-
gestützt; der r. ging leicht zurück; der Kopf mit kurzem,
gelockten Haar (auf dem Oberkopf sind die Locken voller
und länger als an den Seiten) ist nach der 1. Schulter geneigt
und leicht gesenkt (die Gesichtshälften sind sehr ungleich ge-
raten). Gut gearbeitete Replik des sogen. Narkissostypus,
einer Knabenstatuette mit r. Standbein, die L. auf eine Stele
gestützt, die R. (häufig mit einem Apfel) in den Rücken ge-
legt. Früher Narkissos oder Hypnos genannt, oder für eine
Grabfigur erklärt, ist sie letzthin von Furtwängler (a. zweiten
unten a. O.) Adonis genannt worden. In den Formen mischte
sich polykletischer und attischer Stil; letzterer aber überwiegt.
Die Copien sind in den Köpfen nicht alle gleich; die einen
sind voller und rundlicher als die andern; das vaticanische
Exemplar zeichnet sich durch besonders starke Schmalheit
666 MU8E0 CHIARAMONTI 536.
des Gesichtes und Feinheit der einzelnen Züge aus. Das
Original mufs ein attisches Werk vom Ende des 5. Jahrh.
v. Chr. gewesen sein (Furtwängler erkennt darin a. unten
a. O. vielmehr das Werk eines Schülers Polyklet's).
Gerhard-Platner S. 72 Nr. 533; Furtwängler Bullettino d. I. 1877
S. 159; Winnefeld Hypnos S. 30; Kalkmann 53. Berlin. Winckelmanns-
Progr. S. 90 Nr. 23c; Furtwängler Meisterwerke S. 483 Anm. 3 Nr. b;
Amelung bei Arndt- Amelung Einzelaufnahmen Text zu Nr. 11 39.
Photographieen beim röm. Institut (Face und Profil).
Unter Nr. 530—536:
Zwei Fragmente eines Gesimses und zwei einer
Brunnenmündung (Taf. 70).
a (unter Nr. 530— 30A).
H. 0,16 m., L. 0,94 m., T. 0,20 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Vielfach bestofsen.
Von unten nach oben: Platte; lesbisches Kyma; Zahn-
schnitt; Eierstab; Platte. Rechts und links Anschlufsfläche.
b1 (unter Nr. 531—2).
H. 0,22 m., L. 0,58 m., T. 0,24 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Oben bestofsen. Links gebrochen.
Friesartiger Block mit Flachrelief unter einem schmalen
Rand mit glattem Kyma. Von links nach rechts: Krokodil
nach links (Schnauze fehlt); dann Akanthuskelch; Nilpferd nach
rechts; Bäumchen mit Blättern und Beeren; halber Kelch
mit gezahnten Blättern. Rechts Anschlufsfläche.
b8 (unter Nr. 533—5)-
H. 0,25 m., L. 1,47 m., T. und Marmor wie bei b1.
Ränder bestofsen. Die r. obere Ecke war abgebrochen.
Dem profilierten Rand oben entspricht hier ein breiter
Randstreifen mit Inschrift. Auf dem Fries: rechts halber
Akanthuskelch mit Blüten; links davon Reiher nach links;
dann lilienartige Pflanze; Schnepfe (?) nach rechts; Akanthus-
kelch mit einem Schmetterling auf einer Blüte rechts; sprin-
gender Hund mit Halsband nach rechts; Pflanze mit fein ge-
fiederten Blättern; halbe Lilienpflanze. Dazwischen unten drei
MU8B0 OHIABAMONW 537. 538. 539. 667
Löcher; das 1. leer, die beiden andern mit Bronzeröhren und
mit dickem Bleivergufs. Links sind Ränder und Relief ab-
und eine Bogennische eingearbeitet.
Beide Teile gehören zu demselben Fries und stammen,
nach den Röhren zu schliefsen, von einem Wasserwerk, was
für die Auswahl der Tiere und Pflanzen bestimmend war.
Die nach Hülsen wahrscheinlich moderne Inschrift lautet:
F-C-R.G-F-F-A-D.I-S-Q-I
Geringe decorative Arbeit.
Gcrhard-Platncr S. 72 Nr. A.
c (unter Nr. 535 A — 6).
L. 0,99 m., H. 0,145 m*t T. 0,24 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Vielfach bestofsen.
Motive wie bei a, aber Alles gröfser und derber.
537. Relieffragment (Taf. 70).
H. 0,34 m., Br. 0,30 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Oben ein kleines Stück schmaler Randleiste erhalten.
Hochrelief: Reiter mit kurzem, gegürteten Ärmelchiton und
flatternder Chlamys nach rechts; die L. mit Zügel vorgestreckt;
die R. war mit Speer nach rückwärts erhoben (es fehlen Kopf und
Hals, r. Unterarm mit Hand und Speer, Füfse); das Pferd ist, wie
es scheint, mit einem Fell gesattelt (ihm fehlen Kopf, Beine,
Schwanz). Decorative Arbeit.
Gerhard-Platner S. 72 Nr. 535.
538. Relieffragment (Taf. 70).
H. 0,19 m., Br. 0,17 m« Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben und unten schmale Randleiste erhalten; dazwischen
Flachrelief: Stier nach links schreitend, den Kopf dem Be-
schauer zuwendend. Schlecht.
Gerhard-Platner S. 72 Nr. 536.
539. Fragment eines Kindersarkophags (Taf. 70).
H. 0,23 m., Br. 0,35 m. Grofskörniger, leicht bläulicher Marmor.
Unten und oben rechts schmale Randleiste erhalten.
Flachrelief: ein Wagen, auf dem ein Kind in ungegürtetem
668 MUSEO CHIABAMONTI 540. 541. 542.
Röckcheh sitzt und lenkt, von zwei Schafböcken nach rechts
gezögen; voran schreitet ein Knabe in kurzem, gegürteten
Röckchen, einen Stab in der R., umblickend (dem Kinde fehlen
Kopf und Hals, dem Knaben 1. Arm). Spät und roh, aber lebendig.
Gerhard-Platner S. 72 Nr. 537.
540. Fragment eines Sarkophagdeckels (Taf. 70).
H. 0,29 m., L. 0,30 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben und unten schmale Randleiste erhalten. Dazwischen
Flachrelief; links ein kleiner Rest eines Wagens, den zwei
Schafe nach rechts ziehen; auf dem Wagen sitzt ein Knabe
als Lenker in ungegürteter Tunica, Peitsche und Zügel in
der R.; darüber der Oberkörper eines ebenso gekleideten
Knaben mit einer Gerte in der erhobenen R.; im Grunde
hinter den Schafen ein Meilenstein mit rundem Aufsatz, auf
dem L eingeritzt ist (vgl. hierselbst Nr. 69); den Tieren voran
schreitet ein jugendlicher Diener in kurzem gegürteten Rock,
Zügel in der R., der Kopf ist kurz geschoren; nur vom
Wirbel hängt ein Büschel herab (ihm fehlen 1. Arm und Bein).
Späte rohe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 72 Nr. 538.
541. Relieffragment (Taf. 70).
H. 0,23 m.f Br. 0,25 m. Grobkörniger weifser Marmor.
Oben schmale Randleiste erhalten. Flachrelief: Links
und rechts oben Reste von Pinie und Laubbäumen; links unten
oberes Vorderteil eines Stiers nach rechts (Hom ausgebrochen);
rechts unten Kopf eines Widders mit Halsband nach links.
Späte geringe Arbeit. L. oben ist mit roter Farbe 8 auf-
gemalt.
Gerhard-Platner S. 73 Nr. 539.
542. Relieffragment (Taf. 70).
H. 0,35 m., Br. 0,37 m. Grobkörniger grauer Marmor.
Hochrelief: Reiter in derselben Kleidung, Haltung und
Richtung wie auf Nr. 537; hier die Füfse mit hohen Stiefeln
erhalten; von dem Speer ein Teil am Hals des mit Fell ge-
sattelten Pferdes erhalten; unter dem Pferd der Rest eines
MUSEO CHIABAMONTI 54*A. 542B. 542Ba. 542C. 669
Hundes (dem Reiter fehlen Kopf, r. Hand und Fufsspitze, . dem Pferd
Unterteil der Hinterbeine, Vorderbeine; Kopf sehr bestofsen). Späte,
schlechte Arbeit. Auf den Kopf des Pferdes ist mit roter
Farbe 8 aufgemalt.
Gerhard-Platner S. 73 Nr. 540.
542 A. Grabara einer Valeria Festa (Taf, 70).
CIL VI 27945.
542B. Fragment einer Herakles-Herme (Taf. 70).
H. 0,53 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals mit Teil der 1. Schulter, Teil der R.,
Spitze des Löwenkopfes, Zipfel darunter (Stutze dafür erhallen), unteres
Ende des Hermenschaftes.
Auf dem Hermenschaft der vollkommen in das Fell
gewickelte Oberkörper des Heros. Vgl. hierselbst Nr. 680B
und C. Schlechte, späte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 72 Nr. B.
542Ba. Grabara einer Claudia Bassilla gesetzt
vom Vater Daphnus imp. Domitiani Aug. Germanic(i) ser(vus).
Im Aetom vorne ein voller Lobeerkranz mit Bändern.
Die Ära ist erst vor Kurzem hier aufgestellt und deshalb auf
Tafel 70 nicht abgebildet worden. Stammt aus einer Vigna
alle tre Madonne.
CIL VI 15368.
542 C. Fragment einer Herme (Taf. 70).
H. 0,78 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Er fehlen Kopf und Hals, Teil des r. Oberarms, 1. Arm mit Hand,
unteres Ende des Hermenschaftes. Sehr bestofsen.
Auf dem Hermenschaft ein männlicher Oberkörper, bis
auf den jetzt fehlenden 1. Arm in den Mantel gehüllt (der
r. Unterarm liegt quer vor der Brust). Vielleicht war Hermes
dargestellt.
Gerhard-Platner S. 72 Nr. C
67O MU8E0 CHIABAMONTI 542 D. 543.
542D. Grabara eines T. Atilius Piso (Taf. 70).
An dem sehr zerstörten Aufsatz vorn der Rest einer
kleinen Büste in Relief.
CIL VI 12623.
Abteilung XXII.
543. Torso einer Panzerstatue mit idealem
Jünglingskopf (Taf. 71).
H. des Ganzen 1,06 m., des Kopfes 0,27 m. Marmor des Torso feinkörnig
und weifs; der des Kopfes gelblich. Der Fufs aus braunem Alabaster.
Ergänzt aus Marmor: Ende des r. Armstumpfes, 1. Armstumpf mit
Gewand, viele Falten, Teile der Greifenflügel; aus Gyps: Hinterkopf mit 1.
Ohr, Unterteil der Nase, Teil der Oberlippe, Hals, Teil der Mantelrosette,
Troddeln des Cingulum. R. Armstumpf war gebrochen. R. Ohr be-
stofsen. Der Torso hinten modern ausgehöhlt.
Torso von aufrechter Haltung mit reliefgeschmücktem
Panzer: über dem Nabel ein Altar, der wie ein weiter zwei-
henkliger Kessel mit grofsem Fufs gebildet ist, mit Flamme;
rechts und links davon, ihm zugewendet, je ein stehender
Löwengreif mit einer erhobenen Vorderpranke (Fufsboden ist
nicht angegeben); unter dem Nabel die nach rechts stehende
Wölfin mit den einander zugekehrt hockenden und nach den
Eutern greifenden Zwillingen (sie wendet den Kopf und leckt
den einen Knaben am Scheitel); um die Taille geschlungen
die vorn verknotete Schärpe, deren befranste Enden jeder-
seits noch einmal aufgenommen und durchgesteckt sind; längs
der r. Seite sind die Scharniere des Panzers deutlich an-
gegeben; die Armlöcher sind vorne mit einem Zackenornament
umrändert, das unter der r. Achsel von einem halbkreis-
förmigen Stück (wohl aus Leder zu denken) überdeckt wird;
auf der r. Schulter mit Rosette geknüpft ein über die 1.
Schulter zurückgeworfenes Paludamentum ; von den Arm-
stümpfen der linke gesenkt, der rechte mit der Schulter seit-
lich vorgestreckt. Der jugendliche, unbärtige Kopf mit kurz-
lockigem Haar halb zur 1. Schulter gewendet; im Haar oben
Reste eines Kranzes und darin Löcher zum Einfügen von
Blätterbüscheln.
Torso und Kopf gehören nicht zusammen; der Torso
stammt von einer späten Imperatorenstatue, der Kopf ist die
MÜSKO CHIABAMONTI 543 a. 544. 67 1
gute Copie eines vortrefflichen Originals aus dem 4. Jahrh.
v. Chr., dem Stil des Skopas besonders nahe stehend; eigen-
artig ist neben der lebendigen Modellierung der Stirn die
einfache flächige Behandlung der Wangen; sehr ausdrucksvoll
das tiefliegende Auge; wegen des Kranzes ist als Original
jedenfalls eine Siegerstatue vorauszusetzen. An der Figur,
zu der der Torso gehörte, waren Unterleib und Beine, dann
die Arme und der Kopf besonders gearbeitet und angestückt.
Gegenstück zu Nr. 545.
Gerhard-Platner S. 73 Nr. 541.
Photographie Moscioni 4371/2; Aufnahme des Kopfes beim röm.
Institut.
Darunter:
543a. Cinerar-Ara einer Maena L. 1. Mellusa und
eines C. Oenucius Delus (Taf. 71).
H. 1,00 m., Br. und T. 0,59 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Sehr bestofsen. Vorne ein Sprung von 1. oben nach r. unten.
Auf Vorderseite und Nebenseiten unten und oben ein-
faches, glattes Profil. Vorderseite: oben die Inschrift;
darunter in Flachrelief eine auf hoher, oben vorspringender
Basis nach links auf einem Stuhl mit Kissen sitzende Frau
in hochgegürteter Tunica und Mantel auf Hinterkopf, Rücken
und Beinen; sie hält im 1. Arm ein kleines Kind und
streckt die R. nach einem Knaben aus, der, bekleidet mit
einem Mäntelchen, mit gekreuzten Beinen vor ihr steht, den
1. Ellenbogen auf ihr r. Knie, das Kinn auf die L. gestützt.
An den Nebenseiten und an der Rückseite je eine, an
zwei Bukranien bogenförmig hängende Fruchtguirlande; die
Bukranien an den Ecken, doch sind die an den vorderen
halbiert, d. h. es befindet sich nur auf den Nebenseiten je eine
Hälfte. Arbeit des 1. Jahrh. n. Chr. In den Vatican aus der
Sammlung Giustiniani gelangt.
Galleria Giustiniana II Taf. 78 u. 133. CIL VI 21805.
544. Statue des Silen (Taf. 71).
H. 1,75 m. Sehr grofskörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, Teile des Kranzes, halber linker Unterarm mit
6j2 MUSEO CHIARAMONTI 544.
Hand, Pedum und Stütze (ohne Ansatz), r. Arm bis auf Ansatz mit Hand,
Gefafs und fast der ganzen Stütze, Basis mit Füfsen, Teilen der Unter-
schenkel (nach Lucidi [s. unten] wäre das 1. Bein schon in antiker Zeit
restauriert gewesen), Unterteil des Stammes und der Panther bis auf die 1.
Hintertatze; am Fell Kopf, vordere und hintere äufsere Tatze.
Aufrechte Haltung; r. Standbein, verstärkt durch einen
Stamm aufsen, neben dem wieder aufsen auf einer Erhöhung
ein nach oben blickender Panther mit erhobener 1. Vorder-
tatze sitzt; 1. Bein, mit dem andern an der Wade durch eine
breite Stütze verbunden, etwas vorgesetzt; r. Schulter stark
gesenkt; der r. Arm hängt herab (die Hand sinnlos mit einem
Flaschen in Bronze ergänzt, dessen Inhalt der Panther auf-
zufangen scheint); 1. Oberarm seitwärts abgestreckt; darüber
ein Pantherfell gelegt (an dem ergänzten Kopf sinnlose
Hörner); der Unterarm dem Kopf genähert; die Hand hält
ein Pedum, das mit dem Kopf durch eine hohe Stütze ver-
bunden ist (während diese willkürlich ergänzt scheint, ist der
Ansatz einer andern auf der 1. Schulter oben nicht benutzt
worden); der bärtige Kopf ist mit melancholischem Ausdruck
in der Richtung des Panthers gesenkt; das Gesicht hat ausge-
sprochenen Sokratestypus; Brauen plastisch; grofse Schweins-
ohren; der Oberschädel kahl bis auf eine einsame Locke
vorn (die gleiche Erscheinung an den Homerköpfen); der
Kopf umzogen von einem Epheukranz mit Früchten; sehr
fette Formen; Haarbüschel zwischen den Brüsten; die Scham-
haare breiten sich bis auf den Bauch aus. Die Ausführung
der Figur ist decorativ, aber sehr gut; besonders gelungen
der Kopf.
Die richtige Ergänzung würde vielleicht sein, dafs die
L. ein Gefafs zum Eingiefsen hielte, die R. eine Schale,
ohne sie aber noch in die richtige Höhe bringen zu können
(ein ähnlicher Gedanke bei dem Silen der München er
Glyptothek: Furtwängler Beschreibung Nr. 221). Eine
Replik in der Sala delle Muse Nr. 491 (eine weitere bei
Clarac 732, 1761); eine Variation im Braccio nuovo Nr. 28.
Das Original mufs in der ersten hellenistischen Zeit entstanden
sein; das Stellungsmotiv ist von lysippischen Werken ge-
nommen (Herakles Farnese; Silen mit Dionysoskind, Braccio
nuovo Nr. 11).
MÜ8E0 CHIARAMONTI 545* 54^. 673
Gefunden 1791 unterhalb von Ariccia in der Contrada
detta delle Cese nahe der Via Appia unter den Ruinen einer
Villa, die dem i. J. 61 n. Chr. verstorbenen P. Memmius
Regulus gehört hat (vgl. über ihn Dessau Prosopographia
romana II S. 364 f. Nr. 342).
Die Ergänzungen von Antonio d'Este.
Lucidi Memorie storiche dell' Ariccia S. 227; Visconti-Guattani
Taf. XL; Fea Nuova descrizione S. 88; Clarac 734B, 1765D; Gerhard-
Platner S. 73 Nr. 542.
Photographie Anderson 1324; Moscioni 2269; 3071.
545. Torso einer Panzerstatue mit römischem
Porträtkopf (Taf. 71).
H. 1,05 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor. Der Fufe aus braunem
Alabaster.
Ergänzt aus Marmor: r. Armstumpf grofser Teil des 1., viele Falten
und Rosette, Teil der Greifenflügel und der Fransen am Cingulum; aus Gyps:
Nase, Teil der Unterlippe, des Kinns, der Ohren, des Halses, der Falten,
Flicken im Panzer. Hinten modern ausgehöhlt Kopf sehr verwaschen.
Der Torso ist ein Gegenstück zu Nr. 543 (s. dort), doch
ist die r. Schulter auch hier vorgenommen; der r. Armstumpf
ist gesenkt und unter dem Nabel eine stiertötende Victoria
dargestellt; der Altar zwischen den Greifen steht hier auf
einer Basis; das r. Armloch ist von Wellenornament (laufendem
Hund) umsäumt. Der Kopf könnte ein schlechtes Porträt
des Tiberius sein; stellt jedenfalls einen Claudier dar, er
kann nicht zum Torso gehören, da dieser seiner Arbeit nach
aus späterer Zeit stammt.
Gerhard-Platner S. 73 Nr. 543; Bernoulli Rom. Ikonographie II
1 S. 169 Nr. 3; von Rohden Bonner Studien S. 19 Nr. 73.
546. Weibliche Statue mit römischem Porträtkopf,
ergänzt als Ceres (Taf. 72).
H. 1,65 m. Ziemlich feinkörniger, leicht bläulicher Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, Rand des 1. Ohres teilweise, Hals mit nacktem
Bruststück und Teil des Gewandsaumes, Unterarm mit Gewandsaum und
Händen, Teile der Falten.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs etwas zur Seite
und vorgesetzt; Schuhe; hochgegürteter Chiton; chlaina-artiger,
doppelt gelegter Mantel geknüpft vor der 1. Schulter; beide
Vatican. Katalog I. 43
674 MUSEO CHIARAMONTI S4Öa.
Oberarme gesenkt; 1. Unterarm leicht erhoben, r. seitlich vor-
gestreckt (Hand mit Straufs von Mohn und Ähren erg.); Kopf
halb nach der 1. Schulter gewendet; regelmäfsige, ruhige
Züge; die Haare vorn gescheitelt, in welligen Strähnen zurück-
gestrichen, hinten aufgenommen; auf dem Wirbel ein hoher
Kranz von Flechten; Augensterne und Pupillen eingegraben.
Der Kopf könnte zugehören, wie bei Visc.-Guatt. (s. unten)
versichert wird; er stellt nicht, wie man früher annahm, die
ältere Faustina dar, stammt aber aus ihrer Zeit. Der Kopf
der Statue war jedenfalls besonders gearbeitet und eingesetzt.
Die eigentümlich krause, manirierte Gewandbehandlung wird
das eigene Werk des römischen Verfertigers der Statue sein.
Dafs der Mantel hier auf der 1. Schulter geknöpft ist, erklärt
sich vielleicht nur durch das Bestreben, ein Pendant fcu einer
andern Figur zu schaffen (das Übliche ist die Knöpfung auf
der r. Schulter). Für die Ergänzung der Hände ist kein Anhalt
vorhanden. Unbedeutend.
Nach der Aussage der ersten Besitzers, des Bildhauers
Fr. A. Franzoni, zusammen mit einer kleineren Statue der
Faustina, die auch als Ceres ergänzt wurde (Gerhard-Platner
S. 76 Nr. 585), in Ostia gefunden (falsche Angabe, nach der
sie in Villa Adriana gefunden wäre, bei Clarac a. zweiten
unten a. 0.).
Visconti-Guattani Taf. XVI; Fea Nuova descrizione S. 90; Clarac
426, 761 u. 433, 785; Gerhard-Platner S. 79 Nr. 634: Bernoulli Rom.
Ikonographie II 2 S. x6o.
Darunter:
546a. Cinerar-Ara eines L. Plotius Eunus
(Taf. 72).
H. 0,915 m., Br. 0,76 m., T. 0,41 m. Grobkörniger gelblicher Marmor.
Vielfach bestofsen.
Unten ringsum Rundstab und glatter Ablauf; an den
beiden vorderen Kanten darüber unten je ein knieender
Erot, dessen Beine in Schlangen ausgehen, also Giganten-
Putto; darüber ein stehender Erot (vgl. Altmann Architektur
u. Ornamentik d. ant. Sarkoph. S. 70 B III 2); die ersteren
halten beschäftigungslos die Hände am Leib (die an den
MÜSKO CHIARAMONTI 547. €^5
Nebenseiten befindlichen Hände scheinen mit Fell umwickelt
zu sein), die oberen halten eine bogenförmige Fruchtguirlande;
unter ihr, zwischen den Schlangen ein nach rechts schreitender
Löwe; über ihr zwei kämpfende Hähne, dann die umrahmte
Inschrifttafel; an den Nebenseiten je eine entsprechende
Guirlande an der hinteren Kante an einem Bukranion befestigt;
darüber je zwei Vögel, 1. nach einem Schmetterling, r. nach
einem Heupferd pickend; unter den Bukranien auf vor-
springendem Boden je ein Schwan. Oben durch umlaufendes
glattes Kyma und Sima abgeschlossen. Geringe Arbeit vom
Ende des i. Jahrh. n. Chr.; in den Haaren der Eroten rohe
Bohrerarbeit. Aus dem Besitz des Giustiniani in den Vatican
gelangt.
Galleria Giustiniana II Taf. 125; Pistolesi Taf. XLVIII 2; Gerhard-
Pia tner S. 73 (unter Nr. 544); CIL VI 24312.
547. Büste der Isis (Taf. 72).
H. 1,56 m. Feinkörniger weifser Marmor mit schwärzlichen Adern.
Ergänzt (Gyps) Lotosblume, Nase, Lippen. Manche. grade Sprünge.
Gesicht stark geglättet.
Der Kopf gradeaus gewendet und leicht geneigt; Gesicht
mit starren, düsteren Zügen; die Formen sind von Werken des
5. Jahrh. v. Chr. entlehnt; das matronale Wesen der Göttin
ist durch starke Querfalten im Halse betont; der ganze Ober-
kopf bedeckt von der Calvatica, die über der Stirn mittels
einer Tänie gebunden ist; ihre Enden fallen hinter den Ohren
auf die Schultern vor; oben die Lotosblume (augenscheinlich
nach einem Ansatz ergänzt); über den Hinterkopf hängt ein
Schleiertuch herab und darunter jederseits eine geknotete
Wollbinde, die über dem Ende der Calvatica liegt; die Büste
bekleidet mit einem zartstoffigen Gewand mit Queder; darüber
drei um den Hals geschlungene, geknotete Wollbinden. Oben
mitten auf dem Kopf ein grofses, rundes, ziemlich tiefes Loch;
an der Rückseite unten ein grofser rechtwinkliger Einschnitt
zur Anpassung an eine Stufe.
Von Winckelmann (s. unten) für Kybele erklärt. Für
Isis entscheidend ist die Haube; die Lotosblume augen-
scheinlich richtig ergänzt; das Gewand auf der Büste ist der
Linnenchiton der Isis. Für die Büstenform giebt es keine
43*
6?6 MUSEO CHIARAMONTI 547 a.
Analogie. Die Arbeit ist schlecht und römisch, wiederholt
aber wohl ein alexandrinisches Original. Die Unheimlichkeit
des Eindrucks wird durch die Verhüllung und die ge-
spenstische Widernatürlichkeit der Büstenform gesteigert; die
Lichteffecte des mystischen Cultes werden zudem noch das
Ihre gethan haben, diesen Eindruck zu heben.
Vermutlich in der Villa des Hadrian bei Tivoli in oder
bei der sogen. Palästra gefunden; dann in dem päpstlichen
Garten des Quirinal. Zeichnungen der Büste finden sich im
codex Pighianus (Jahn Berichte d. sächs. Ges. d. Wissensch.
1868 S. 178) und Coburgensis (Matz Monatsberichte d. KngL
preufs. Akademie d. Wiss. zu Berlin 1871 S. 462, Nr. 10).
Gori Inscriptiones Donianae Taf. VIII Nr. III Praefatio S. LXXI;
Winckelmann Monum. med. I S. 7; Visconti -Guattani Taf. I i;
Penna Viaggio pittorico della villa Adriana III Taf. XXIV; Nibby De-
scrizione della villa Adr. S. 25; Fea Nuova descrizione S. 90; Gerhard-
Pia tn er S. 73 Nr. 545; Winncfeld Die Villa des Hadrian bei Tivoli S. 156;
Marucchi II Museo egizio vaticano S. 323.
Darunter:
547a. Grabara eines griechischen Dichters und
Arztes Asklepiades
(Taf. 72).
H. 1,48 m., Br. 0,90 m.t T. 0,60 m. Feinkörniger bläulicher Marmor mit
helleren Stellen.
Ecken bestofsen.
Über der Basis hoher glatter Ablauf; darüber an der
Vorderseite das umrahmte griechische Epigramm. Oben
ringsum Kyma und Sima, beide glatt. An dem hohen Aufsatz
vorne Flachrelief: in einem vertieften länglichen Feld in der
Mitte Apollon zwischen zwei Musen; Apollon steht mit r.
Standbein, hält mit dem 1. Arm die auf einer Stele stehende
Kithara und läfst die L. auf dem Scheitel ruhen; das Hima-
tion um den Unterkörper geschlungen; links von ihm Mel-
pomene von vorn sichtbar; 1. Standbein; Kothurne; gegürteter
X&ipiSu>To; /itcüv; Mantel im Rücken; die seitlich ausgestreckte
R. hält Lorbeerzweige, die L. eine tragische Maske; rechts
Thaleia ebenso stehend; ungegürteter /etp« x*> der Mantel
um Unterkörper und 1. Arm geschlagen; in der seitlich aus-
MU8E0 CHIARAMONTI 548. 6jJ
gestreckten R. eine komische Maske, in der gesenkten L. das
Pedum (die Hand fafst das gebogene Ende). Rechts und
links von diesem Feld je ein kleineres tiefer liegend unter
den Vorderrosetten der Voluten, die z. T. in die Felder ein-
schneiden; in jedem eine Muse: links Urania, nach rechts
gewendet, in Chiton und Mantel, der um 1. Schulter und r.
Hüfte geschlungen ist; sie hält mit der L. einen auf niedrigem
Pfeiler ruhenden Globus, auf den sie mit einem Stäbchen in
der R. weist; rechts Kleio von vorn sichtbar, etwas nach links
gewendet stehend, gekleidet wie die Urania; in der seitlich
gesenkten R. eine Rolle, in der gesenkten L. ein Kranz. An
den Seiten je drei Lorbeerbäume. Schlechte Arbeit. Gefunden
17 15 zu Rom in einer Vigna Cavalieri.
Gerhard -Platner S. 73 (unter Nr. 545); Kaibel 1424.
548. Weibliche Statue, ergänzt als Diana Lucifera
(Taf. 72).
H. des Ganzen 1,65 m., des Kopfes 0,26 m. Marmor des Kopfes ziemlich
grobkörnig und gelblich; der des Körpers feinkörnig und weifs mit
einzelnen violetten Stellen.
Ergänzt Nase, Oberlippe, Hände mit Fackeln und Teilen des Mantels,
grofses StUck des Mantels unter der 1. Hand, Teile der Falten, alles von
den Knieen abwärts. Am Hals zwei Stücke gebrochen.
Aufrechte Haltung; beide Füfse — der 1. etwas vor-
gesetzt — auf die Zehen erhoben; Sandalen; Chiton einmal
mit tiefem Bausch, der den Gürtel verdeckt, dann dicht unter
den Brüsten mit einer vorn in eineSchleife gebundenen Schnur
gegürtet; ein Mantel bedeckt den Nacken und ist um beide
Arme geschlungen, die jederseits gleichmäfsig vorgestreckt
sind (in jeder Hand eine kurze Fackel ergänzt); der Kopf ist
halb nach der r. Schulter gewendet; die Haare sind vorn ge-
scheitelt und seitlich über ein Band zurückgestrichen, hinten
in einen kleinen hängenden Schopf zusammengeflochten, wie
er in der julischen und claudischen Zeit Mode war; die Züge
sind durchaus ideal.
Kopf und Körper gehören nicht zusammen; das ein-
gesetzte nackte Bruststück des ursprünglichen Kopfes ist er-
halten und von anderem Marmor als der Kopf. Dieser gehört
zu einer kleinen Gruppe von Köpfen, die bei idealen Ge-
678 MÜ8B0 CHIABAMONTI 549-
sichtszügen und griechischem Arrangement der Haare vorn,
hinten jenen römischen Schopf tragen (s. Amelung a. unten
a. O.). Er ist sehr delicat und weich gearbeitet. Die Figur
ist augenscheinlich aus späterer Zeit und von schlechterer
Arbeit ; in Gewand und Haltung ist archaistische Zierlichkeit
angestrebt. Sehr wohl möglich ist, dafs thatsächlich eine
Mondgöttin dargestellt war.
Nach der Inschrift an der Basis vorne von Pius VI. er-
worben. Ehemals in der Galleria de1 candelabri.
P. Massi Indicazione antiquaria (1792) S. 162 Nr. 146; Pistolesi
Taf. XLVII; Clarac 564, 1205; Gerhard-Platner S. 73 Anm.**);
Amelung bei Arndt-Amelung Einzelaufnahmen Text zu Nr. 112 1/2.
Photographie Moscioni 4042.
Abteilung XXIII.
549. Relieffragment (Taf. 73).
H. 0,49 m., Br. 0,37 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt an der Figur: Kopf und Hals, Teil der r. Hand und des r.
Oberarms, halber 1. Unterarm mit Teil des Gewandes, Hand und Schale,
fast ganzer 1. Unterschenkel mit Fufs und Gewand, Teil der rechts hängenden
Mantelfalten; an dem Grunde links alles bis auf das untere Stück der Säule
bis in Schulterhöhe und einen kleinen Streifen 1. von ihr, über der Figur
alles bis zum r. Arm, rechts die gröfsere untere Hälfte und die r. obere
Ecke des Pfeilercapitäls. Ein Bruch geht durch den r. Oberarm schräg
nach rechts unten. Vielfach bestofsen.
Im Hintergrund in Flachrelief ein Gebäude, dessen nach
vorn abfallendes Dach — ein Teil über dem Pfeiler r. antik;
danach das Übrige ergänzt — rechts von einem Pfeiler, links
von einer uncanellierten Säule korinthischer Ordnung getragen
wird ; zwischen beiden eine Schranke mit profiliertem Abschlufs
in Schulterhöhe; darüber schliefst sich an den Pfeiler links
eine kleine Wand (unter der r. Hand sichtbar), der links an
der Säule eine gleiche entsprochen haben wird; links schlofs
sich an die Säule eine niedrigere Schranke mit profiliertem
Abschlufs in Hüfthöhe (vom Ergänzer nach den Resten nur
als eine Art Pfeiler ausgeführt, an dessen Basis er eine sich
emporringelnde Schlange dargestellt hat, vor der das Mädchen
zu flüchten scheint). Rechts vor der Säule in Hochrelief
eine weibliche Gestalt vom Rücken gesehen, mit dem r.
MÜ8E0 CHIARAMONTI 550. 679
Fufs voranschreitend, den r. Arm hoch erhoben (die Hand
am Capital des Pfeilers); der 1. Oberarm gesenkt, der Unter-
arm seitlich abgestreckt (die Hand mit Schale erg.); der
Kopf nach der 1. Schulter gesenkt und rückwärts geneigt
(richtig erg.); die Figur trägt ungegürteten Chiton, der von
der 1. Schulter gleitet, und einen Mantel um r. Schulter und
1. Hüfte geschlungen. Rechts von ihren Füfsen noch ein r.
Fufs mit Sandale und Gewand nach links gewendet (die
Figur, zu der er gehörte, mufs gesessen haben). Augen-
scheinlich war eine Schmückung des Gebäudes dargestellt;
die erhobene R. wird beschäftigt gewesen sein, eine Guirlande
zu befestigen. Sehr zierliche originale Arbeit. An dem
Pfeiler ist oben mit roter Farbe 19 aufgemalt.
Pistolesi Taf. L 2; Gerhard-Platner S. 74 Nr. 547.
550. Ornamentierte Platte (Taf. 73).
H. 1,09 id., Br. 1,47 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt der ganze 1. Ran dp feiler, unterer Randleisten mit Stücken
darüber, an dem r. Pfeiler Teile der Blätter, r. obere Ecke und Stück im
äufseren Rand unten, Nase und Kinn der Medusa, an dem Friesstreifen 1.
obere Ecke und Stück des 1. Randes, Kopf des Hundes und des Ebers,
Nase der zweiten Herme von links, am 1. Eros Kopf, 1. Arm fast ganz, r.
Unterarm, Teil des Leibes und der Beine, Stück des Bogens darüber, unterer
Teil der dritten Herme, Früchte und Nadelbüschel der Pinie, Oberkopf und
Rücken des Bären, kleines Stück des zweiten Bogens, Nase und Teil der
Stirn der fünften Herme, am Hirsch Oberschädel, Leib, 1. Vorderbein, Teil
des 1. Hinterbeins, Schnauze des Löwen, Kante der sechsten Herme. Nase
der vierten Herme fehlt. Sprung rechts unten.
Rechteckige Platte, unten von einer breiten Randleiste
abgeschlossen; rechts und links je ein ornamentierter Pfeiler
(der 1. nach dem r. ergänzt), auf dessen mit Randleiste und
Blatt- Kyma eingefafstem Feld eine aus einem Akanthus-
kelch aufsteigende und von verschiedenen Pflanzen zusammen-
gesetzte Phantasiestaude in Hochrelief gebildet ist; oben
darauf ein Reiher. Zwischen beiden unten ein grofses Feld,
auf dem in Flachrelief ein runder Schild dargestellt ist mit
Medusenmaske in der Mitte; strahlenförmig davon ausgehend
ein rosettenartiges Ornament; am Rande ein Lorbeerkranz,
oben und unten gebunden; hinter dem Schild, quer von der
1. unteren zur r. oberen Ecke ein kurzer Speer mit kleinerer
680 MU8E0 CHIARAMONTI 55 1.
Spitze oben, längerer unten. Über diesem Feld ein Fries-
streifen mit mittlerem Relief: ein Zaun, hinter dem man hohe,
dicht verschlungene Pflanzen erkennt, unterbrochen durch
zwei Bogen, in denen auf niedriger Basis je eine Eroten-
statuette steht; links mit 1. Standbein, in der gesenkten R.
eine Palme haltend, die L. dem Kopf nähernd, augenschein-
lich um einen Kranz darauf zu drücken (s. über diesen Typus
Milchhöfer Archäol. Studien Heinr, Brunn dargebracht
S. 62ff.); r. nach links ausschreitend und umblickend, in der
gesenkten R. einen Kranz, mit der L. einen um die Schultern
geknüpften Fruchtschurz haltend (bekannten Satyrtypen ähn-
lich). Über dem Zaun von links nach rechts: nach links ge-
wandte bärtige Dionysosherme; Hund nach rechts laufend;
Ölbaum; Eber nach rechts laufend; Silensherme mit Band in
den Haaren nach rechts; dann nach dem ersten Bogen: Pans-
herme nach links; Stier nach rechts laufend; Pinie; Bär nach
links anspringend; bärtige Herme mit Rollbinde nach rechts;
dann der zweite Bogen; danach unbärtige Herme mit Roll-
binde (demnach wohl beidemal Herakles) nach links; Hirsch
nach links laufend; Ölbaum; Löwe nach links laufend; un-
bärtige Herme nach rechts. Sehr flotte, decorative Arbeit.
Kann nicht, wie früher vermutet wurde, als Trapezophor
gedient haben, da der Fries unter der vorragenden Tisch-
platte nicht zur Geltung gekommen wäre. Petersen hält es
für möglich, die Platte habe als Schranke nach Analogie der
Trophäenplatten von der Neptunsbasilica gedient.
Pistolcsi Taf. LIV; Nibby III Taf.XXXI; Gerhard Antike Bild-
werke Taf. LXXX 2; Ders. Prodromus S. 3i8f.; Gerhard-Platner S. 74
Nr. 548; Braun Ruinen und Museen Roms S. 278 Nr. 34; Schreiber Kultur-
historischer Bilderatlas I Taf. LXXX Nr. 8; Heibig Nr. 108.
551. Relieffragment (Taf. 73).
H. 0,41 m., Br. 0,27 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt der ganze Grund, Kopf, Hals mit oberen Teilen des Mantels,
Füfse, Teile der Falten unter den Knieen und dem Gesäfs, Sitz, Bodenleiste.
Ein bärtiger Mann sitzt auf einem würfelartigen Sitz nach
rechts, eingehüllt in das Himation, das nur Kopf, 1. Arm und
Füfse freiläfst; die eingehüllte R. liegt auf dem 1. Ober-
schenkel; darauf stützt sich der L Ellenbogen und das Kino
MU8B0 CHJABAMONTT 552. 553. 98 1
auf die 1. Hand. Gute originale Arbeit. Oben ist mit roter
Farbe 19 aufgemalt. Vgl. das Relieffragment mit dem Ober-
körper des Anaximander im Museo nazionale romano
(Bernoulli Griech. Ikonographie I S. 73 f. Abb. 13); eine
gröfsere Reihe ähnlicher Monumente ist von Krüger Athen.
Mitth. 1901 S. 126fr. Taf. VI besprochen; ein dort nicht an-
geführtes befindet sich im zweiten Zimmer des Magazzino
archeologico in Rom (Fragment mit Oberteil eines nach
links sitzenden Mannes und Baum) und eines mit der Inschrift
E880J0?, dem Anaximander-Fragment sehr verwandt, im Be-
sitz des Herrn Dr. Hartwig in Rom.
Pistolcsi Taf. L3; Gerhard-Platner S. 74 Nr. 549.
■
552. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 73).
H. ohne Fufs 0,325 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt 1. Ohr fast ganz, BUstenfufs mit Indextäfelchen. R. Ohr
bestofsen. Gesicht und Hals stark geputzt.
Mädchenkopf mit halber Wendung und Hebung nach
seiner R. Regelmäfsige Züge, denen nur der geschlossene
Mund mit den etwas herabgezogenen Winkeln und die flach
liegenden, weit nach oben geöffneten Augen etwas Individuelles
geben; die Haare über dem 1. Auge gescheitelt; über dem
r. Auge schopfartig gewellt; die ganze Masse in fünf ver-
schiedene, straff gekämmte Strähnen gesondert; alle diese
und eine Flechte hinten laufen auf dem Wirbel zusammen,
wo sie in einem kleinen aufragenden Schopf von Zöpfen zu-
sammengedreht sind. Merkwürdig einfache Formengebung
im Gesicht (die Lider überschneiden sich nicht an den
äufseren Augenwinkeln; die Angabe der Thränenkarunkel
fehlt); demnach und nach der Frisur (vgl. Braccio nuovo
Nr. 64) aus der ersten Kaiserzeit, oder eher noch aus der
letzten republicanischen Zeit. War zum Einsetzen in eine
Statue bestimmt.
Gerhard-Platner S. 74 Nr. 550.
Photographien beim röm. Institut (Face und Profil).
553. Römischer männlicher Porträtkopf (Taf. 73).
H. des Ganzen 0,465 m., des Fufses 0,235 m« Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt r. hintere und obere Kopfhalfte, Ohren, Nase, Kinn, Stück
682 HÜ8E0 CHIABAlfONTI 554. 555. 556.
der r. Wange, Unterteil des Halses mit Bruststfick und Fufs. Vielfach be-
stofsen. Sehr verwaschen.
Kopf eines junges Mannes, leicht nach der 1. Schulter
gewendet, und etwas gehoben; längliches Gesicht mit spitzem
Kinn; geschlossener Mund mit herabhängenden Winkeln; leicht
gebogene Nase; grofse, leicht verschleierte Augen; schlichte
kurze Ifaare nach vorn gekämmt. Gelangweilter Ausdruck.
Brauen durch Striche angegeben; Augensterne und Pupillen
eingegraben. Unbedeutende Arbeit des 3. Jahrh. n. Chr.
Gerhard-Platner S. 74 Nr. 551.
554. Porträtkopf des Antoninus Pius (Taf. 73).
H. ohne Fufs 0,39 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Unterteil der Nase, Kinn, Bttstenfufs mit Indextäfelchen.
Unten modern abgeschnitten. Sprung im Halse.
Gut gearbeiteter Kopf des Kaisers in höherem Alter mit
halber Wendung nach seiner R. Brauen durch Striche an-
gegeben; Augensterne und Pupillen eingegraben.
Gerhard-Platner S. 74 Nr. 552; Bernoulli Rom. Ikonographie
II 2 S. 142 Nr. 13.
555. Römischer männlicher Porträtkopf (Taf. 73).
H. des Ganzen 0,6 1 m., des Kopfes 0,405 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Hinterschädel mit beiden Ohren (bis auf das 1. Ohrläppchen),
der 1. Hälfte der Stirn mit 1. Auge und r. Schläfe, Stück der 1. Wange oben,
ein Stück bei dem r. innern Augenwinkel, Nase (teilw. aus Gyps), unterer
Teil des Halses hinten, BUstenfufc mit Index täf eichen. Mehrfach gebrochen.
Unten modern abgeschnitten.
Kopf eines bartlosen älteren Mannes mit vollem Locken-
haar, leicht nach seiner L. gewendet. Brauen durch Striche
angegeben. Das Porträt, von dem viele Exemplare vor-
handen sind, wurde früher fälschlich Pompejus genannt, stellt
aber wahrscheinlich den Kaiser Nerva dar. Dies Exemplar
ist gut gearbeitet.
Nibby III Taf. XXII; Gerhard-Platner S. 74 Nr. 553; Bernoulli
Rom. Ikonographie I S. 125; II 2 S. 72.
556. Römischer männlicher Porträtkopf (Taf. 73).
H. des Ganzen 0,52 m., des Kopfes 0,39 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt aus Gyps die Nasenspitze, aus Marmor Hinterteil des Halses
mit Fufs.
MU8E0 CHIARAMONTI 557. 558. 683
Kopf eines jungen Mannes, gradeaus gerichtet. Starker
Hals; volles, breites Gesicht; kleiner Mund mit starken Lippen,
kleiner Schnurrbart und kurze Schifferkrause; grade Nase; ge-
rundete Augen mit dicken Lidern; niedrige Stirn; sehr volles,
stark gelocktes Haar. Brauen durch Striche angegeben;
Augensterne und Pupillen eingegraben. Die Haare mit Hülfe
des Bohrers stark unterhöhlt. Nicht, wie früher angenommen
wurde, ein Porträt des jugendlichen Lucius Veras, aber aus
seiner Zeit. Geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 74 Nr. 554; Bernoulli Rom. Ikonographie
II 2 S. 217.
557. Weiblicher Idealkopf (Taf. 73).
H. des Ganzen 0,42 m., des Kopfes 0,225 m* Ziemlich grobkörniger gelb-
licher Marmor.
Ergänzt aus Marmor: Nase, Bruststück mit Fufs; aus Gyps das
Kinn. Schulter- und Nackenlocken abgebrochen. Sehr verwaschen.
Jugendlich weiblicher Kopf leicht zur 1. Schulter gewendet
und geneigt; Mund leicht geöffnet; schwärmerischer Ausdruck;
Haare gescheitelt und zurückgestrichen; teilweise über ein
Band gelegt, in dem hinten ein tiefes rundes Loch ist; hinten
in einen Schopf aufgenommen, von dem auf Nacken und
Schultern lose Locken niederfielen. Unbedeutende Arbeit
nach einem Original des 4. Jahrh. v. Chr.
Gerhard-Platner S. 74 Nr. 555.
558. Kopf der Athene (Taf. 73).
H. des Ganzen 0,52 m., des Kopfes 305 ro. Ziemlich feinkörniger, grauer
Marmor.
Ergänzt Vorderspitze des Helms, Nase, Bruststück mit Fufs.
Harte, die Nachahmung des Bronzestils übertreibende
Wiederholung eines Athene-Typus mit lebhaft zur 1. Schulter
gewendetem und in den Nacken geworfenen Kopf mit
korinthischem Helm, unter dem die vollen Haarsträhnen vor-
quellen; sie sind über die Ohren zurückgestrichen und werden
hinten von einem Ring zusammengefafst. Vgl. über diesen
Typus Galleria lapidaria Nr. 29.
Gerhard-Platner S. 74 Nr. 556; Furtwängler Meisterwerke S. 527
Anm. i; Heibig Nr. 109.
684 MDSEO CHIARAMONTI 559. 560.
559. Römische Knabenbüste (Taf. 73).
H. 0,73 m. Feinkörniger gelblicher Marmor; der Fufs aus bräunlichem
Alabaster.
Ergänzt Nase, 1. Hälfte der Büste, Streifen am Hals unten, Büsten-
fufs. Der Kopf war über der Nase durchgebrochen; geflickt am Rand
des Halsstückes. R. Kopfhälfte geputzt.
In eine antoninische Oberarmbüste mit Panzer und Palu-
damentum ist ein Knabenkopf mit leichter Wendung nach
der r. Schulter eingelassen. Ähnlichkeit mit dem sogen.
Annius Verus (vgl. Nachträge), aus dessen Zeit die Büste
jedenfalls stammt; Brauen durch Striche angegeben; Augen-
sterne und Pupillen eingegraben; dichtes, ziemlich schlichtes
Haar tief in die Stirn gekämmt. Unbedeutende Arbeit.
Gerhard-Platner S. 74 Nr. 557.
560. Römische männliche Porträtbüste (Taf. 73).
H. ohne die moderne Basisplatte 0,585 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt einige Locken vorne, Nase fast ganz, Flicken in der 1.
Kopfhälfte, Teile der Falten, Stück der Stütze hinten. L. Kopfhälfte
geputzt.
Auf vollständig erhaltener, flavischer Schulterbüste mit
Paludamentum (mit Knopf) auf der 1. Schulter der Kopf
eines älteren Mannes, stark nach der 1. Schulter gewendet;
derbknochiges Untergesicht mit kurz geschorenem Kinn- und
Schnurrbart (die Stellen sind gepickt); geschlossener Mund mit
schmalen Lippen; energische Falten neben der Nase; kleine
Augen; zusammengezogene Brauen; ziemlich niedrige Stirn;
kurzgelockte Haare, vorne voller als hinten. Die Locken
vorne mit Hülfe des Bohrers ausgearbeitet; die Brauen durch
Striche angegeben; die Ränder der Lider wie feine Nähte
(nur noch am r. Auge erhalten), die Brustwarzen wie kleine
Knöpfe gebildet. Vorzügliche, sehr charakteristische Arbeit.
Steht auf einer runden Marmorscheibe mit Inschrift,
nach der die Büste von Pius VI. erworben ist.
Unter Nr. 559—560:
Zwei Gesimsfragmente (Taf. 73).
a (rechts am Ende).
H. 0,20 m., L. 0,515 m., T. 0,22 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
MÜ8E0 CHIAEAMONTI 561. 561a. 685
Sehr bestofsen.
Von unten nach oben: Eierstab; Consolen und Rosetten;
Sima mit Anthemienband. Rechts Anschlufsfläche; auf der
Oberfläche zwei Klammerlöcher. Spät und unbedeutend.
Gehört zusammen mit dem Stück unter Nr. 562—3.
b (unter Nr. 559—60).
H. 0,20 m., L. 1,13 m., T. 0,235 m- Feinkörniger gelblicher Marmor.
Sehr bestofsen.
Die gleichen Motive wie bei a, aber die einzelnen
Teile gröfser. Rechts scheinbar Anschlufsfläche. Auf der
Oberfläche ein Klammerloch. Spät und überladen.
561. Römische männliche Porträtbüste (Taf. 73).
H. (ohne Fufs) 0,61 m. Feinkörniger weifscr Marmor.
Ergänzt unterer Teil des Nasenrückens, Stück am Rand des r. Ohrs,
BUstenfufs. R. Braue, Lippen, Kinn, 1. Ohr bestofsen. . .
Auf trajanischer Achselbüste mit alten Formen (unten
der Ansatz des Ihdextäfelchens) der Kopf eines bejahrten
Mannes leicht nach der 1. Schulter gewendet; starkes, breites
Kinn; breiter, geschlossener Mund mit schmalen Lippen;
volle, etwas faltige Wangen; breite, rundliche Nase; kleine,
tiefliegende Augen, beschattet von den plastisch ausge-
führten Brauen; lebhaft modellierte Stirn; ziemlich schlichte,
mittellange Haare. Freundlicher, beobachtender, etwas sar-
kastischer Ausdruck. Vortreffliche Arbeit trajanischer Zeit.
Die früheren Deutungen auf den Vater des Nero oder des
Trajan oder auf Pompejus waren willkürlich.
Vormals im Pal. Altieri.
Guattani Monumenti inediti 1785 Marzo S. 18 f. Taf. III; Gerhard-
Platner S. 74 Nr. 559; Brunn-Arndt Griechische und röm. Porträts
Taf. 177/8; Bernoulli Röm. Ikonographie I S. 1301". Taf. IX.
Darunter:
561a. Grabara einer Iulia Panthea (Taf. 73).
H 1,20 m., Br. 0,76 m„ T. 0,475 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt der Teil des Aufsatzes zwischen den Voluten, der Nr. 561
als Basis dient, viele Flicken in den hervorragenden Profilen und an der Fuge
der beiden Teile (unter dem oberen vorragenden Profil)
686 MUSEO CHIARAMONTI 562. 563.
Über der Basis ringsum ein mehrfach gegliedertes, glattes
Profil; dann an der umrahmten Vorder fläche eine bogen-
förmig an zwei Nägeln aufgehängte Guirlande von Blumen
und Früchten mit flatternden Bändern an den beiden Enden
und in der Mitte (Hochrelief); darüber die wenig erhobene
tabula ansata mit der Inschrift. An den Nebenseiten
und hinten glatt. Oben wieder weit vorspringendes Profil
auf allen Seiten. Auf der Oberfläche rechts und links je eine
Volute mit Akanthus und Blumen an den runden Seiten-
flächen; dazwischen ist eine giebelförmige Erhebung, vorn
und hinten am Rande mit zwei oben aufgerollten und ver-
bundenen Streifen verziert, von deren Verbindungspunkt eine
Palmette herabhängt; rechts und links von ihr Laubzweige
(Flachrelief). Darüber dann das ergänzte Stück, das Nr. 561
als Basis dient.
Sehr sorgfaltige, gute Arbeit der augusteischen Zeit.
CIL VI 20594.
562. Römische männliche Porträtbüste (Ta£ 73).
H. des Ganzen 0,75 m., des Kopfes 0,35 m. Ziemlich feinkörniger wei&er
Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, Ohren fast ganz, vor beiden ein kleiner Flicken
im Bart, Büste mit Fufe bis auf den Nacken und beiderseits ein Stück
Schulter mit Gewand.
Auf moderner Panzerbüste mit Paludamentum der Kopf
eines jüngeren Mannes halb nach der r. Schulter gewendet
Schmales längliches Gesicht; kurzes Kinn; geschlossener,
etwas vortretender Mund mit schmalen Lippen; kurzer Schnurr-
bart und Fliege; längere Schifferkrause; schmale, etwas
hängende Nase; kleine, tiefliegende Augen; niedrige, zurück-
weichende Stirn; kurzgeschnittene Haare. Brauen plastisch;
Augensterne und Pupillen eingegraben. Gutes Porträt des
3. Jahrh. n. Chr. (Zeit des Alexander Severus).
Gerhard- Platner S. 74 Nr. 560.
563. Römische männliche Porträtbüste (Taf. 73).
H. ohne Fufs 0,52 m., des Kopfes 0,31 m. Marmor des Kopfes ziemlich
feinkörnig und leicht gelblich; der der BUste feinkörnig und weifs.
Ergänzt Nase, Stücke beider Brauen und der Stirn mit Teil des r.
MUSEO CHIABAMONTI 564. 565. 687
Auges, Flicken in der Stirn, Ohren, Teile der Falten, Büstenfufs mit Index-
täfelchen. Halsfuge verschmiert.
Auf einer Oberarmbüste, an der ein Mantel den Nacken,
beide Schultern mit Armansätzen und r. Brust bedeckt, sitzt
mit leichter Wendung nach der 1. Schulter und Neigung der
Kopf eines bejahrten Mannes. Schmales, längliches Gesicht mit
hohlen Wangen; breites, stark vortretendes Kinn; geschlossener
Mund mit schmalen Lippen und tiefen Falten rechts und
links; tiefliegende, besonders an der Nasenwurzel stark be-
schattete Augen; hohe Stirn; kurzgeschnittenes Haar. Der
Kopf gehört nicht zur Büste ; er ist ein vortreffliches Porträt
der letzten republikanischen oder der ersten Kaiserzeit; die
Büste ist antoninisch.
Gerhard-Platner S. 74 Nr. 561.
Unter Nr. 562—563:
Gesimsfragment (Taf. 73).
H. 0,185 m , L. 0,58 m , T. 0,245 m* Feinkörniger grauer Marmor.
Sehr bestofsen.
Dieselben Motive und Einzelmafse wie bei dem Stück unter
Nr. 559—60 rechts, mit dem es augenscheinlich von dem-
selben Gesims stammt Auf der Oberfläche drei Klammer-
löcher.
564. Sarkophagfragment (Taf. 73).
H. 0,25 m., Br. 0,19 m. Grofskörniger gelblicher Marmor. >
Oben Rand ohne Leiste erhalten. Hochrelief: lang-
lockiger Jüngling mit Panzer und Schwertgehänge sitzt nach
links auf einem Felsen, auf den er die L. stützt; die R. ruht im
Schofs und hält einen Stab (Speerschaft; Nase, Teil des 1. Arms
und Unterschenkel mit Füfsen fehlen). Spät und schlecht.
Gerhard-Platner S. 74f. Nr. 562.
565. Relieffragment (Taf. 73),
H. 0,24 m., Br. 0,145 m< Feinkörniger bläulicher Marmor.
Oben Rand ohne Leiste erhalten. Mittelrelief: Herakles
sitzt auf Felsen nach links (r. Hand und Fufse fehlen); das Fell
auf dem Fels und dem r. Oberschenkel; L Ellenbogen stützt
688 MU8E0 CHIARAMONTI 566.
sich auf Felsen; die L. hält die Keule; r. Unterarm war er-
hoben (das jetzt sichtbare Stück ist modern aus der Bruch-
stelle ausgearbeitet). Spät und schlecht.
Gerhard-Platner S. 75 Nr. 563.
566. Relief fragment (Taf. 73).
H. 0,23 m., Br. 1,03 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt zwei grofse Flicken r. unten (Stuck). Sehr bestofsen.
Das Mittelstück überarbeitet. Oben und unten glatte Schnittfläche, die aber
nicht modern zu sein scheint ; das Relief wird sich aus verschiedenen Streifen
zusammengesetzt haben.
Links der Rest eines herabhängenden Gewandes. Dann
eine Relieffläche, die 1. schräg vortritt (10 cm. lang), dann
grade verläuft (28 cm.) und endlich schräg zurückweicht
(20 cm.). Sie ist durch eine horizontale Leiste in zwei Teile
geteilt. Über der Leiste von 1. nach r. (Flachrelief): Altar
auf Felsgrund (er ist rechteckig, an den Seiten mit Guirlanden
verziert; an den Ecken laden volutenartige Glieder aus; oben
in der Mitte regelmäfsig geschichtetes, brennendes Holz);
Cypresse; Bukranion; Schale; Bukranion; undeutlicher Rest
(Cypresse?); länglicher Rest mit unregelmäfsigem Contur;
Rest einer Frau (nach rechts gewendet; nur oben zu erkennen;
sie trägt, wie es scheint, etwas Grofses, Flaches auf dem
Kopf); Oberkörper einer verschleiertea Frau (die L. in
Schulterhöhe erhoben; die R. scheint das Gewand zu fassen);
Oberkörper einer unverhüllten Frau (nach rechts), die mit
der L. einen Korb auf dem Kopfe hält; Frau bis zu den
Knieen sichtbar (nach rechts), die R. betend erhoben (der
Mantel bedeckt den Hinterkopf, Rücken, Unterkörper und
1. Unterarm); Kopf einer Frau (nach rechts) im Grunde; Frau
bis zu den Knieen sichtbar (nach rechts), beide Hände betend
erhoben (der Mantel bedeckt den Hinterkopf); darunter un-
deutliche Reste (nach Gerhard A. B. ein Schwein); Teil
eines grofsen Blätterkranzes (die Blätter nach unten gerichtet).
Unter der Leiste: Muschel; Palmette; Muschel; rechteckige
Abarbeitung. Links über dem Altar der Rest eines glatten
aufsteigenden Kyma's mit Platte darüber; Reste davon auch
über den Frauen; da dazwischen keine Reste erhalten» sind,
und wegen der unregelmäfsigen Form der Leiste ist es
MUSEO CHIARAMONTI $66 A. B. C. Ö89
wahrscheinlich, dafs die beiden schräg verlaufenden Flächen
sich einst in der Mitte in einem stumpfen Winkel getroffen
haben, dafs diese Ecke modern abgeflacht worden ist und
in die neue Fläche die Ornamente in der Mitte (Schale und
r. Bukranion; Palmette und r.. Muschel) eingearbeitet worden
sind. Oben über dem Kyma mit Platte noch etwas Relief-
grund mit undeutlichen Resten (oberhalb des ersten Bukranion
links Rest wie der Boden einer flachen Schale; rechts davon
halbmondförmiger Rest; weiter rechts ganz undeutliche An-
sätze und Linien).
Das Ganze stellte wahrscheinlich einen Opfertisch mit
seinen Ornamenten und Reliefs in Flachrelief dar, über den
links ein Gewand gelegt war. Sehr zierliche decorative
Arbeit. Oben in der Mitte die Spur einer roten Nummer.
Gerhard Antike Bildwerke Taf. LXIII2; Ders. Prodromus S. 308;
Gerhard-Platner S. 75 Nr. 564.
566A. Grabara eines C. Aelius Urbicus (Taf. 73).
H. 0,73 m., Br. u. T. 0,39 m. Feinkörniger grauer Marmor.
An dem Aetom vorne Flachrelief: ein Knabe kniet nach links
und verbirgt an seiner r. Seite mit beiden Händen eine Traube
vor einem Hahn, der von rechts herankommt; zu den Füfeen
des Hahns einige Gräser eingeritzt; rechts und links Palmetten-
ornament.
Gerhard-Platner S. 75 Nr. A; CIL VI 10818.
566B. Deckel einer Aschenurne (Taf. 73).
H. 0,085 m*> &r* °»255 m-» T. 0,24 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Er gehört nicht zu der Urne auf der er liegt, da die
Mafse nicht stimmen. Im Giebel zwei Vögel aus einem
Gefafs fressend. Rechts und links Palmetten.
566C. Ornamentierter Pfeiler (Taf. 73).
H. 1,00 m., Br. 0,14 m., T. 0,055 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ränder bestofsen. In der Mitte durchgebrochen und an der
Bruchstelle geflickt.
Vorne in umrahmtem Feld eine aus verschiedenen
Pflanzen zusammengesetzte phantastische Staude in Flach-
Vatican. Katalog I. 44
69O MUSEO CHIARAMONTI 566 D. E. F. 567.
relief. Schmale Nebenseiten mit ähnlicher, einfacherer Ver-
zierung. Hübsche Arbeit.
566D. Ornamentierter Pfeiler (Taf. 73).
H. 0,78 m.f Br. 0,165 mv T. 0,08 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ränder bestofsen. Unten abgebrochen.
Vorne in umrahmtem Feld eine aus verschiedenen
Pflanzen zusammengesetzte phantastische Staude in Flach-
relief. Schmale Nebenseiten mit ähnlicher einfacherer Ver-
zierung. Hübsche Arbeit. Vorne ist in der Mitte r. mit
roter Farbe 2 aufgemalt.
566E. Eimerartige Aschenurne eines
M. Troianius Marcellus (Taf. 73).
Der Deckel hat strahlenförmige Rillen und einen er-
gänzten Kopf.
566F. Grabara eines M. Servilius Lampo (Taf. 73).
567. Relief mit Darstellung des löwenköpfigen
Kronos (Taf. 74).
H. 1,07 m., Br. 0,39 m. Feinkörniger grauer Marmor mit schwärzlichen
Adern.
Dreimal quer durchgebrochen; kleinere Brüche daran anschliessend;
die Bruchstellen mit Gyps geflickt. Oben durch Brand geschwärzt; im
Übrigen stark geputzt.
Flachrelief: über einer schmalen Randleiste ein Krater,
aus dem eine violett getupfte Schlange aufsteigt (Kopf und
Schwanz neben einander in der Öffnung des Kraters); sie
umringelt eine schwebende, von vorn gesehene, männliche
Gestalt (die Füfse rechts und links von dem Gefäfs), die an
Hüften und Schultern kleine Flügel (an dem an der 1. Schulter
rote Farbenreste) und einen Löwenkopf hat (das Maul stark
ausgehöhlt); beide Hände sind symmetrisch vor die Brust
geprefst und halten je einen Schlüssel; die Füfse, Kniee und
Hände sind violett gefärbt. In beiden oberen Ecken je ein
kleines Loch; ein drittes im r. Fufs der Figur; alle drei zur
Befestigung der Platte dienend. Das Relief stellt den in der
MU8E0 CHIARAM0NT1 568. 69 1
Mithras-Religion verehrten Kronos (Zrvan Akarana) dar: der
Krater deutet auf das Wasser, Schlange und Löwenkopf auf
Erde und Feuer, oder Kälte und Hitze, die Flügel auf die
vier Winde; die Schlüssel bezeichnen ihn als Himmels-
pförtner (vgl. aufser der unten angeführten Litteratur Cumpnt
bei Röscher Mythol. Lexikon II Sp. 3038 f. und 3069 f.). Späte
rohe Arbeit. Nach Zoega war das Relief bei der Auffindung
vollständig vergoldet. Gefunden in Ostia.
Zoega Abhandlungen S. 198 f.; Gerhard-Platner S. 75 Nr. 565;
Lajard Memoire sur un bas-relief mithriaque decouvert ä Vienne S. 12
Taf.l2; ders. Introduction ä l'etude du culte de Mithra PI. LXXIi;
Recherches sur le c. de M. S. 584; Cumont Textes et monuments relatifs
au culte de M. II S. 239 Nr. 81 Fig. 69.
568. Mithrasrelief (Taf. 74).
H. 0,88 m., Br. 1,21 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt die I. untere Ecke mit dem 1. Diener und den Ähren des
Schwanzes, grofses Stück über dem Stierkopf mit zwei Sternen und der
Hälfte des dritten, Stück am r. Rand mit 1. Hand und Fackelende des r.
Dieners. Zweimal von oben nach unten und im oberen Teil von rechts
nach 1. durchgebrochen.
Mittleres Relief: in der Mitte unter dem bogenförmigen
Rand der Felsgrotte Mithras den Stier tötend, nach rechts
gewandt und umblickend; unten Skorpion am Gemächt,
Schlange und Hund das von der Wunde herabrinnende Blut
leckend; der Schwanz des Stiers geht in Ähren aus (Ansatz er-
halten); im Rücken des Gottes vier, rechts drei Sterne; links
und rechts je ein Diener mit gekreuzten Beinen stehend, jeder
eine nach der Mitte gesenkte Fackel haltend (der 1. falsch
ergänzt; seine Fackel müfste erhoben sein); unter der Gruppe
über der schmalen Bodenleiste (die sich auch rechts und
links nach oben fortsetzt) sieben Altäre, die beiden äufsersten
rund, die andern viereckig; auf dem ersten, vierten, fünften
und siebenten von links brennt Feuer, auf den übrigen liegen
Früchte; über dem Grottenrand rechts Büste der Luna mit
Mondsichel auf dem Scheitel, links Büste des Sol mit Strahlen-
kranz, beide der Mitte zugewendet; rechts von Sol auf dem
Rande der Grotte der Mitte zugewandt und nach unten
schauend der Rabe; über dem Rande sechs Altäre und, mit
ihnen abwechselnd stehend, sieben Bäume. Späte gute
44*
}
692 MUSEO OHIARAMONTI 569. 570.
Arbeit. Gefunden nach Zoega bei S. Lucia in Selce, nach
der Beschreibung Roms in Ostia.
Zoega Abhandlungen S. 150 Nr. 26b und S. 172 f.; Gerhard -
Platner S. 75 Nr. 566; Lajard Introduction ä l'etude du culte de Mithra
PL LXXIX2; Cumont Textes et monuments relat. au culte de M. II S. 199
Nr. 13 Fig. 23.
569. Fragment eines Mithrasreliefs (Taf. 74).
H. 0,835 m.t Br. 0,67. Grofskörniger grauer Marmor.
Rand ist links und oben (mit schmaler Leiste) erhalten.
Flachrelief: rechts von der Hauptgruppe ein Teil vom
wehenden Mantel des Mithras mit zwei eingeritzten Sternen
und der Schwanz des Stieres mit Ahrenbüschel erhalten; links
und oben Felsenmasse; darauf oben die Büste des Sol mit
Strahlendiadem, der Mitte zugewendet; darunter der Rabe,
der Mitte zugewendet auf einem kurzen Lorbeerbaum sitzend;
links darunter ein senkrecht im Boden steckendes Schwert,
rechts eine nach links lagernde bärtige Gestalt, das Himation
um die Beine und den Hinterkopf gelegt; in ihrer R. hält
sie die Harpe; dargestellt ist also Saturn; unter ihm ein
Diener rrtit gekreuzten Beinen stehend, mit beiden Händen
die nach rechts gesenkte Fackel haltend; links davon auf
einem Baumstumpf eine phrygische Mütze. Späte schlechte
Arbeit. Viele rote Farbspuren an den Gewändern und
Mützen. Gefunden in Ostia durch Fagan gegen Ende des
18. Jahrhunderts. Das Fragment gehört zweifellos mit einem
anderen, und zwar Cortile del Belvedere Nr. 105, zusammen;
Mafse, Marmor und Stil stimmen überein, und die Falten
des Mantels z. B. gehen unmittelbar in einander über.
Zoega Abhandlungen S. 150 Nr. 25 u. S. 176 f.; Gerhard-Platncr
S. 75 Nr. 567; Lajard Introduction ä l'etude du culte de Mithra PI.
LXXVIIIi; Cumont Textes et monuments relatifs au culte de M. II S. 245 f.
Nr. 85 Fig. 78.
570. Weiblicher Kopf (Taf. 74).
H. des Ganzen 0,445 m-> des Kopfes 0,24 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Mund, Kinn, Unterteil des Halses mit BruststUck und
Fufs. Stark geputzt.
Kopf einer jungen Frau, ganz leicht nach seiner L. ge-
wendet; rundes, volles Gesicht; alle bestimmenden physio-
MÜ8B0 CHIMAM0NT1 57 1. 571a. 572. 693
gnomischen Züge bis auf die Augen modern; die Haare vor
einem umschließenden Bande emporgekämmt, sodafs sie
einen hohen Kranz aufsteigender Locken bilden; hinten sind
sie unter dem Bande einfach verschlungen. Schlecht und
unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 75 Nr. 568.
571. Weiblicher Idealkopf (Taf. 74).
H. ohne Fufs 0,315 m. Grofskörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Büstenfuis mit In d ex täf eichen. Stark bestofsen.
Unten modern abgeschnitten.
Leichte Wendung nach der r. Seite und Hebung; rundes
Gesicht mit weichlichen Formen ; emporgezogene Unterlider;
niedrige Stirn; Haare gescheitelt und vor einem umschliefsenden
Bande zurückgestrichen; hinten ein Knoten. Ganz schlechte
Arbeit.
Gerhard-Platner S. 75 Nr. 569.
571a. Statuette des löwenköpfigen Kronos
(Taf. 74).
H. ohne Basisplatte 0,42 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Hände fehlen. Sehr bestofsen.
Aufrecht stehend; umwunden von der Schlange, deren
Kopf oben auf dem Löwenkopfe liegt; beide Unterarme vor-
gestreckt. Hinten nicht ausgeführt. Schlechte Arbeit.
An der untergelegten Basisplatte die Nummer 45, die
die Statuette im Museo egiziano des Vatican getragen hatte,
in dem sie früher aufgestellt war.
Cumont Textes et monuments relatifs au eulte de Mithra II S. 213
Nr. 34.
572. Römischer männlicher Porträtkopf (Taf. 74).
H. des Ganzen 0,53 m., des Kopfes 0,265 m- Grofskörniger grauer Marmor.
Ergänzt Haare über der Stirn, 1. Braue mit Teil der Stirn, Nase, 1.
Ohr, Hals mit Bruststück und Fufs.
Kopf eines Mannes in mittleren Jahren leicht nach der
1. Schulter gewendet; hervorragend häfslich: knochiges Ge-
sicht; breites Kinn mit kurzgeschnittenem Bart; eingefallene
Wangen; vorstehende Backenknochen; breiter geschlossener
94 MÜ8K0 CHIARAM0NT1 573. 574. 574a.
Mund mit schmalen Lippen; breite Nase; geschlitzte, nach
der Nase zu gesenkte Augen; dicht gelocktes Haar. Derb
ausgeführtes Porträt der flavischen Zeit (Barbar?).
Gerhard-Platner S. 75 Nr. 570.
573. Statuette des löwenköpfigen Kronos
(Taf. 74).
H. ohne Basisplatte 0,73 m. Feinkörniger weifser Marmor mit
schwarzen Adern.
Abgebrehen war der 1. Arm. Gebrochen durch die Hüften und
Knöchel; an den Bruchstellen einige Verletzungen. Die Fitigel fehlen
(Löcher zum Einsetzen vorhanden).
Auf einer Halbkugel aufrecht stehend; ein Gewand um
den Unterkörper vor dem Bauch geknotet; umwunden von
der Schlange, deren Kopf auf dem Löwenkopf liegt; die
Hände mit Schlüsseln vor der Brust. Rohe Verwendung des
Bohrers am Kopf. Elende Arbeit. Stammt (nach Raffe i)
aus Casa Carpegna.
An der Halbkugel vorne die Nummer 20, die die Statuette
im Museo egiziano des Vatican getragen hatte, in dem sie
früher aufgestellt war.
Kircher Oedypus Aegyptiacus III S. 504; Raff ei Osservazioni sopra
aleuni monumenti esistenti nella Villa Albani S. 24 (Winckelmann Monumenti
antichi inediti III S. 131); Zoega Abhandlungen S. 204 Nr. 6; Cumont
Textes et monuments relatifs au eulte de Mithra II S. 214 Nr. 35 Fig. 41.
574. Kopf des Trajan (Taf. 74).
H. des Ganzen 0,50 m., des Kopfes 0,24 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Ränder der Ohren, Hals mit Bruststück und Fufs. R.
BTaue und Oberlippe geflickt.
Leichte Wendung nach der 1. Schulter. Stellt den Kaiser
in jüngeren Jahren mit vollen Wangen dar; sehr freundlicher
Ausdruck. Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 75 Nr. 572; Bernoulli Rom. Ikonographie
II 2 S. 78 Nr. 19.
r
574a. Römischer männlicher Porträtkopf (Taf. 74).
H. des Ganzen 0,455 m» des Kopfes 0,21 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Vorderteil der Nase, Ohren, Hals mit Bruststück und Fufs.
Gypsflicken in der Stirn. Stark geputzt,
MUSEO CHIARAMONTI 575. 576. 577, 695
Kopf eines jüngeren Mannes leicht nach der r. Schulter
geneigt und gewendet. Längliches Gesicht; breites Kinn;
Kinnbart eingepickt; breiter, geschlossener, etwas vorstehender
Mund, schmale Nase, hohe, glatte Stirn; Augensterne und
Pupillen eingegraben; kurz geschorenes Haar. Trauriger,
blöder Ausdruck. Schlechte Arbeit des 3. — 4. Jahrh. n. Chr.
Gerhard-Platner S. 75 Nr. 571.
575. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 74).
H. ohne Fufs 0,315 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase mit Teil der Oberlippe, Büstenfufs. R. Braue und
Ränder der Ohren bestofsen. Unten gebrochen, und der Bruch z. T.
glatt abgeschnitten.
Kopf einer Frau in mittleren Jahren, halb nach ihrer R.
gewendet und gehoben; breites Gesicht mit sehr vollen
Formen; Ansatz zu Doppelkinn; breiter geschlossener Mund
mit starker Unterlippe; grofse, aufwärts blickende Augen.
Ideale Tracht der Haare, die vorne gescheitelt und über ein
Band zurückgestrichen sind; grofse Schläfenlöckchen; hinten
ein abstehender Büschel zusammengebundener Locken; im
Nacken ein Rest von Gewand. Geringe Arbeit der ersten
Kaiserzeit.
Gerhard-Platner S. 75 Nr. 573.
576. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 74).
H. 0,51 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Bruststack mit Fufs.
Kopf einer jungen Frau leicht nach der 1. Schulter ge-
wendet; breites Gesicht; starkes Kinn; geschlossener Mund
mit schmalen Lippen; längliche Augen; die Haare z. T. nach
vorne gekämmt, wo sie über der Stirn ein hohes, oben zu-
gespitztes Toupet künstlich gedrehter Löckchen bilden; am
Hinterkopf ein grofses rundes Nest von Flechten. Zeit des
Titus. Ganz elende Arbeit.
Gerhard-Platner S. 75 Nr. 574.
577. Torso einer Knabenstatuette (Taf. 74).
H. 0,42 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, Arme bis auf Ansätze, Beine von der
Mitte der Oberschenkel abwärts.
696 MÜ8E0 CHIABAMONTI 578. 579.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Oberschenkel leicht
vorgesetzt; an der r. Hüfte grofser Stützenansatz, jedenfalls
für einen Stamm, auf den sich der r. Ellenbogen gestützt
haben wird; 1. Oberarm ging nach rückwärts; Kopf war nach
der r. Schulter gewendet und geneigt. Einfache Formen.
Geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 75 Nr. 575.
578. Statuette eines Silen (Taf. 74).
H. 0,78 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Kopf mit Hals, Nacken und Teil der r. Schulter, 1. Schulter
mit Knoten des Fells, L Hand mit Öffnung des Schlauchs, äufserer Teil
des Schlauchs, r. Unterarm (von der Hand die zwei kleinsten Finger antik),
der aufgenommene Rand des Fells, Rückseite des r. Oberschenkels, r. Unter-
schenke! mit halbem Knie, 1. Unterschenkel, Fttfse, Basis.
Der Silen steht mit r. Standbein, den 1. Fufs leicht vor-
gestellt, und lehnt sich mit dem 1. Ellenbogen auf einen
Schlauch, dessen Öffnung die L. hält und der auf einem
Stamm liegt, an dem vorn der Kopf eines Pantherfells sichtbar
wird, das wohl als Unterlage des Schlauchs gedacht ist; auf
der 1. Schulter ist ein Bocksfell geknüpft, das um die r.
Hüfte geschlungen ist und vorn von der R. aufgenommen
wird; der moderne, bärtige und rebenbekränzte Kopf ist
nach der 1. Seite hin gewendet und geneigt. Diente jeden-
falls als Brunnenfigur; das Wasser sprudelte aus dem
Schlauch: der Silen ist betrunken; während er seicht, drückt
er mit dem 1. Ellenbogen auf den Schlauch, dessen Inhalt
so herausgeprefst wird. Das Standmotiv ist abgleitet von
dem lysippischen Silen mit dem Dionysosknaben (Braccio
nuovo Nr. 11). Zwei Repliken in Neapel (Museo Borbonico
II pl. 61 und Bronzes d'Hercul. Nr. 465 = Clarac 730B
1765C u. 734D 1765I). Elende Decorationsarbeit.
Gerhard-Platner S. 75 Nr. 576.
579. Torso einer Statuette der Hermes (Taf. 74).
H. 0,54 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, r. Unterarm mit Ellenbogen und Hand
(Loch zur Ergänzung gebohrt), Spitze des Kerykeion, vordere Hälfte der
drei inneren Finger der 1. Hand, Unterschenkel mit Knien und Füfsen. Die
Falten vielfach bestofsen. An der r, Hüfte vorn Verletzungen,
MD8K0 CHIARAMONTI 579. 697
Hermes als Knabe (ohne Pubes); aufrechte Haltung; L
Standbein (am Oberschenkel hinten Ansatz der Hauptstütze);
r. Oberschenkel leicht vorgesetzt; r. Arm war gesenkt, der
Unterarm angesetzt (Stiftloch in der Bruchfläche; am r.
Oberschenkel vorne Ansatz einer gröfseren Stütze, wohl für
das Attribut der R.); L Arm gesenkt; verhüllt von der mit
dem geknüpften Teil auf der Schulter ruhenden Chlamys; die
L. hält das Kerykeion (doch wohl dies Attribut, trotzdem nur
eine Schlange sich um den Stab ringelt), dessen oberer Teil
am Oberarm aufsen anliegt (am Gewand unter der L. kleiner
Rest einer Stütze für das Unterende des Kerykeion). Der
Kopf war nach der r. Schulter gewendet; Tänienende auf
der r. Schulter, Schlichte Formen; an der Chlamys Reste
dunkelroter Farbe. Einfache Arbeit.
Gerhard-PJatner S. 75 Nr. 577.
Unter Nr. 577—579:
Zwei Gesimsfragmente (Taf. 74).
a) (unter Nr. 577).
H. 0,25 m., Br. oben 0,52 m., unten 0,22 m., T. 0,30 m. Feinkörniger
grauer Marmor.
Oben sehr bestofsen. Links gebrochen.
Verkröpftes Gesims, hinten beiderseits schräg geschnitten
(man erkennt noch, dafs die 1. Seite ebenso gestaltet war wie
die rechte). Auf der Oberfläche links eine schräg liegende
Klammerspur, rechts ein Klammerloch. Von unten nach
oben: Zahnschnitt; sehr flache Consolen; Geison; schmales
glattes Kyma; Sima. Schlechte Arbeit.
b) (unter Nr. 578—9).
H. 0,29 ro.t L. 1,1 1 m., T. 0,29 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt ein Teil des oberen Profil es rechts. Sehr verwaschen
und bestofsen«
Der Länge nach leicht gerundet. Von unten nach oben:
Perlenschnur; Zahnschnitt; Eierstab; Consolen und Rosetten;
Geison mit vertieften Quadraten, in deren Mitte ein viereckiger
Pflock stehen gelassen ist, und die getrennt sind durch je
einen Steg mit senkrechtem Einschnitt; Eierstab; glatte
698 MÜ8EO CIUABAMONTI 580.
Sima. Links und wahrscheinlich auch rechts Anschlufefläche.
Schlechte Arbeit.
580. Statuette einer alten Frau (Taf. 74).
H. 1,19 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt Kopf mit Gewand, Hals, 1. Brust fast ganz und 1. Schulter,
Spitze der 1. Brust, 1. Hand mit Alabastron, Gewand zwischen Hand und
Brust, Vorderteil des vom I. Arm herabhängenden Gewandzipfels, r. Ann
mit Teilen des Gewandes und Hand, Flicken in den Falten, Füfse mit
Gewandsaum und Basis.
Eine alte Frau steht etwas zusammengekrümmt; 1. Stand-
bein mit weit ausbiegender Hüfte; r. Fufs leicht zur Seite
gesetzt; Schuhe; Chiton aus feinem Zeug, der von der r.
Schulter geglitten ist; der Mantel ist über den Hinterkopf
gelegt (richtig ergänzt), bedeckt den Rücken, 1. Schulter und
Arm, ist um die Hüften beiderseits vorgenommen und vor
dem Unterleib verknotet; r. Arm gesenkt; 1. Oberarm ge-
senkt, Unterarm vorgestreckt (Hand mit Alabastron ergänzt);
der moderne (haubenbedeckte) Kopf ist halb zur 1. Schulter
gewendet.
Das Welke des Körpers ist naturwahr dargestellt. Dies
und der sehr lebhafte, zierliche Wurf des Gewandes be-
weisen, dafs das Original der Figur hellenistisch war. Die
eigentümliche Tracht des Mantels findet sich auch sonst an
Statuetten alter Frauen: a) Giardino della Pigna Nr. 49;
b) Palazzo Doria Panfili (Matz-Duhn Ant. Bildwerke in Rom
Nr. 1208; Clarac 778, 1948V, c) Museo nazionale romano (un-
publiciertV Von diesen sind b und c durch die Kürze des
Chiton als bäuerisch gekennzeichnet; c hält ein Weingefafs
in den Armen. Dadurch erklärt es sich, dafs die gleiche
Tracht auf Sarkophagen bei einer alten Frau wiederkehrt, die
dem Dionysos ein Opfer herrichtet ^z. B. hierselbst Nr. 709,
Belvcdere Nr. 116); auch bei Mänadcn findet sie sich (z. B.
auf dem Deckel des Sarkophag Casalt; Visconti Museo Pio-
Clcmcntino V Taf. C = Baumeister Denkm. d. klass. Alt I
S. 442 Abb. 4Q;X und in Darstellungen ländlicher Mysterien-
feiern auf den Stuckreliefs des Museo nazionale romane
,Monumenti inediti pubb!. doli Istituto arch., supplemento
l\u. XXXIV = I.cssing-Mau Wand- und Deckenschmuck
MÜSEO CHIABAMONTI 58 1. 582. 699
Taf. XIV; Heibig Nr. 1 107/8). Augenscheinlich wurde
der Mantel in dieser Weise von Mägden und Schaffhermnen,
vor allem auf dem Lande, getragen, um bei den Hantierungen
nicht zu behindern; aus dem Leben wurde er dann auf die
mythischen Teilnehmerinnen der ländlichen Dionysosfeiern
übertragen. Über weitere Beispiele dieser Tracht und ihre
wahrscheinliche Herkunft aus Ägypten vgl. Lucas a. unten
a. O. Damit ist natürlich nicht gegeben, dafs alle diese
Statuetten etc. auf alexandrinische Originale zurückgehen
müfsten.
Die Figur ist in den oberen Teilen gut, der Chiton
unten schlecht gearbeitet. Gefunden 1822 auf Piazza del
Popolo.
Gerhard-Platner S. 76 Nr. 578; C. L. Visconti Descrizione dei
Musei Vaticani (1870) Nr. 580; Lucas Jahrbuch d. I. 1900 S. 41.
581. Torso einer Statuette des Herakles (Taf. 74).
H. 0,57 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, r. Arm von der Mitte des Oberarms an
mit Hand, ]. Ellenbogen, 1. Unterarm fast ganz mit Hand, grofse Teile des
Fells, Unterschenkel, Füfse. Rest eines Eisenpflockes im Bruch des Halses
und des 1. Arms (von antiker Ergänzung oder Stückung herrührend).
Aufrechte Haltung; 1. Standbein, verstärkt durch einen
Stamm, auf den das Fell niederfallt, das über den vor-
gestreckten 1. Unterarm gelegt war; r. Fufs war zur Seite und
zurückgesetzt; r. Arm hing herab (Stützen an der r. Hüfte
und dem r. Oberschenkel aufsen); der Kopf war nach der
r. Schulter gewendet.
Nach Motiv und Formen auf ein Original der Zeit zwischen
Polyklet und Lysipp zurückgehend. Mäfsige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 76 Nr. 579.
582. Statuette des ausruhenden Satyrs (Taf. 74).
H. 0,90 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Kopf und Hals, Stück des Fells hinter der r. Schulter,
Schnauze des Fells, 1. Arm mit Hand und aufgenommenem und herab-
hängendem Teile des Fells, Unterschenkel mit Füfsen und gröfstem Teil
der Basis. Es fehlen r. Unterarm mit Ellenbogen und Hand, Teile am
Rande des Fells, Teil der Schlange am Stamm unten (Eisenstift fUr ehe-
700 MU8E0 CHIARAMONTI 583.
malige Ergänzung erhalten). Am r. Knie waren zwei Stücke gebrochen.
Stark geputzt
Geringwertige Statuettenreplik des dem Praxiteles zu-
geschriebenen, ausruhenden Satyrs; vgl. Braccio nuovo
Nr. 120. Aus einer Öffnung des Stammes unten ringelt sich
eine Schlange.
Gerhard-Platner S. 76 Nr. 580; Klein Praxiteles S. 205 Anm.
Nr. 45.
583. Torso einer Statuette des Silen (Taf. 74).
H. 0,46 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Es iehlen Kopf und Vorderteil des Halses und der Brust, Arme, r.
Unterschenkel, Füfse. Vorne ganz überarbeitet.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Bein stark vorgesetzt;
an der 1. Hüfte aufsen der Ansatz der Hauptstütze, wohl
eines Baumstammes, auf den sich der 1. Ellenbogen gestützt
haben wird; r. Arm war hoch erhoben, der Kopf nach der
1. Schulter gewendet; Reste des Bartes auf der Brust; ein
Nebris schärpenartig um r. Schulter und 1. Hüfte geschlungen
und vorne verknüpft. Dicker Bauch; ganz behaart. Das
Motiv entspricht dem des Apollon Lykeios, von dem es auf
Dionysos, hier auf dessen Diener, übertragen worden ist
Geringwertig.
Gerhard-Platner S. 76 Nr. 581.
Unter Nr. 581—583:
Zwei Gesimsfragmente (Taf. 74).
a (unter Nr. 581—2).
H. 0,29 m., L. 1,21 m., T. 0,30 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Zweimal durchgebrochen. Ergänzt sehr viel neben dem L Bruch.
Sehr bestofsen.
Von unten nach oben: Zahnschnitt; Consolen; ganz
niedriges Geison; Sima mit Anthemienband. Rechts eine
Ecke; links glatte Schnittfläche. Schlechte Arbeit.
b (unter Nr. 583).
H. 0,25 m., L. 0,39 m., T. 0,30 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt ein Teil oben rechts. Sehr bestofsen.
MTJSEO CHIARAMONTI 584. 585. 586. 586 A. B. 70I
Motive wie bei dem Stück a unter Nr. 577. Links Ecke:,
Geringe Arbeit.
584. Fragment eines ornamentierten Pfeilers
(Taf. 74).
H. 0,42 m., Br. 0,18 m. Grofskörniger grauer Marmor.
Ringsum gebrochen.
Lorbeerzweig in Flachrelief. Gute Arbeit.
Gerhard-Platner S. 76 Nr. 582.
585. Fragment eines ornamentierten Pfeilers
(Taf. 74).
H. 0,50 m., Br. 0,22 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Links grader Rand erhalten. Weinrebe mit kleiner
Schlange oben im Flachrelief; sie kehrt sich gegen einen
kleinen Vogel, der ihr Schwanzende mit dem Schnabel ge-
fafst hält. Gute Arbeit.
Gerhard-Platner S. 76 Nr. 583.
586. Fragment eines ornamentierten Pfeilers
(Taf. 74).
H. 0,50 m.f Br. 0,205 m* Feinkörniger grauer Marmor.
Links und rechts grader Rand erhalten. Phantastische
Staude senkrecht aufsteigend mit Weinrebe rechts und links;
unten links eine Eidechse, rechts ein Vogel. Flachrelief.
Gute Arbeit.
Gerhard-Platner S. 76 Nr. 584.
586 A. Grabara einer Furia Primitiva (Taf. 74).
Am Aetom vorne ein sitzender Adler in Hochrelief.
CIL VI 18813.
586 B. Fragment einer Satyrherme (Taf. 74).
H. 0,775 m- Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Es fehlen Kopf und Hai?, grofeer Teil der Schulteipartie, unteres
Ende des Schaftes. Ränder sehr bestofsen.
An einer nach unten allmählich verjüngten Herme ist
auf der 1. Schulter ein Bocksfell geknüpft; ebenda Rest einer
702 MU8E0 CHIARAMONTI 586 C. D. 587.
gefältelten Kopfbinde. An der r. Schmalseite zwei kleine
Löcher, links eins mit Metallfüllung. Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 76 Nr. A.
586 C. Fragment einer Satyrherme (Taf. 74).
H. 0,92 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, grofser Teil der Schultcrpartie, Teil des
unteren Schaft-Endes. Das Fell unten bestofsen.
Aus einem Kelch von jederseits drei Blättern steigt ein
nach oben sich verbreiternder Hermenschaft auf (vgl. über
diese Form und ihre wahrscheinlich hellenistische Entstehung
Schreiber Alexandr. Toreutik, Abh. d. sächs. Ges. d.
Wissensch. 1894 S. 452 Anm. 71), auf dessen 1. Schulter ein
Pantherfell geknüpft ist; auf der r. Schulter Rest einer kleinen
Epheuranke. An jeder Nebenseite ein kleines Loch mit
Metallfüllung. Unbedeutend. Kein Gegenstück zu Nr. 586B,
da die Brust breiter ist.
Gerhard-Platner S. 76 Nr. B.
586D. Grabara einer Aelia Potita (Taf. 74).
An dem spitzenbogenförmigen Aetom vorne ein sitzender
Adler in Hochrelief; als Akroterien je eine bärtige Maske.
CIL VI 10952.
Abteilung XXIV.
587. Gruppe des Ganymed mit dem Adler
(Taf. 75).
H. 1,40 m. Grofskörniger weifser Marmor (parischer?).
Ergänzt Spitze der Mütze, Teil der Mütze zwischen Spitze und
Haaren, Teile der Haare über der Stirn, Mitte der Stirn, Nase, Mitte der
Lippen, Kinn, grofee Teile des Chlamys auf der Brust, r. Arm mit Hand
und Schale, Stück im oberen Ende des Pedum, 1. Ellenbogen, 1. Hand mit
unterem Ende des Pedum, drei Flicken im 1. Oberschenkel, grofser Flicken
im r. Schienbein oben, kleinerer ebenda unten, grofser Flicken in der 1.
Wade, kleinerer über dem 1. Knöchel, am Adler Schnabel und Ecke des r.
Flügels, im Stamm hinten zwei lange Flicken. Bruch unter der Chlamys
durch r. Schulter, Rücken, Brust und 1. Oberarm, einer neben der 1. Seite,
einer durch den Ast des Stammes, einer durch die Oberschenkel, einer
durch den r. Unterschenkel unten, einer durch den 1. Unterschenkel oben,
MUSEO CHIABAMONT1 587. 703
einer durch den 1. Knöchel, einer durch den 1. Fufs über den Zehen, einer
durch Rücken und Ferse des r. Fufses, einer durch den Schwanz des Adlers.
Stark geputzt und geglättet.
Ganymed steht mit r. Standbein, es mit dem 1. Beine
kreuzend; er lehnt mit der r. Achsel gegen einen Stamm,
vor dem unten der emporschauende Adler sitzt; die auf der
r. Schulter geknüpfte Chlamys ist um den 1. Arm geschlungen;
die L. hält das Pedum; der r. Oberarm ist seitlich ab-, der
Unterarm vorgestreckt (in der Hand die Schale ergänzt); der
lockige Kopf mit der phrygischen Mütze beugt sich freund-
lich zu dem Adler • herab, ohne indes den Blick ihm zu-
zukehren. Sehr weiche, zarte Formen. Die Ausführung ist
elegant, aber glatt und leblos; besonders langweilig die
Chlamysfalten. Das Exemplar wird in hadrianischer Zeit
gearbeitet sein. Das Original mufs im Beginn der hellenis-
tischen Zeit entstanden sein; vgl. den Satyr mit der Quer-
flöte, Braccio nuovo Nr. 36A. Die Ergänzung der R. mit
der Schale wird wohl das Richtige treffen. Ob die Situation
auf Erden oder im Olymp zu denken sei, ist aus den
Motiven nicht ersichtlich; für das erstere wird das Vor-
handensein des Pedum, das als charakteristisches Attribut
den Hirtenknaben auch in den Olymp begleiten konnte,
kaum entscheidend sein. Dafs Ganymed den Adler necke
und ihm den Trank vorenthalte, ist eine ganz willkürliche
Annahme.
Gefunden 1780 in der Tenuta del Quadraro vor Porta
S.Giovanni; erworben nach der Inschrift an der Basis vorne
von Pius VI. Stand ehemals im Gabinetto delle maschere.
An seiner Stelle ist noch in der „Beschreibung der St. Rom",
die mit Nr. 546 zusammen gefundene Statue der Faustina
verzeichnet (s. dort).
Piranesi Raccolta di statue Taf. IV; Riccy Dell* antico Pago
Lemonio in oggi Roma -Vecchia S. 123 Nr. 65; Visconti Museo Pio-
Clemcntino II Taf. XXXV; P. Massi Indicazione antiquaria (1792) S. 92 f.
Nr. 46; Miliin Gal. mytholog. pl. CXLVI Nr. 534 (= Guigniaut Religions
de l'antiquite pl. CCXVIII Nr. 746a); Pistolesi V Taf. LXX1V; K. O.
Müller Handbuch der Archäologie § 357, 6; Clarac 409, 708; Gerhard-
Platner S. 204 Nr. 10; Welcker Monum. ed Annali d. I. 1856 S. 94;
O verbeck Kunstmythologie II S. 543a; Heibig Nr. in.
Photographie Anderson 1382 (2); Moscioni 3081 ; Rocca8o7; l923
(Kopf).
\
704 MUSEO CHIARAMONTI 587 A. 588.
Darunter:
587 A. Grabara eines Carpus Aug. lib.
Pallantianus (Taf. 75).
H. 0,99 m.f Br. o,6o m., T. 0,46 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Sehr bestofsen.
Unten und oben allseitig ein mehrfach gegliedertes,
glattes Profil. An der Vorderseite die umrahmte Inschrift.
L. Nebenseite: Hochrelief in vertieftem, eingerahmten Feld ;
über plastisch angegebenen Wellen ein Schiff nach rechts
fahrend; über dem Hinterteil die bärtige Maske eines Meer-
gottes; auf dem Schiff steht ein Mann in Tunica und Toga und
legt die L. auf einen Gegenstand, geformt wie ein nach oben
verjüngter dreiseitiger Pfeiler, dessen eine Seite ausgehöhlt
ist; unten steht dieser Gegenstand in einem runden, auf drei
Füfsen ruhenden Behältnis. R. Nebenseite: in ebensolchem
Feld steht auf besonderer Basis mit eingerahmtem, eckigen
Feld eine weibliche Gestalt in hochgegürtetem, ziemlich
kurzen Peplos; die gesenkte R. scheint einen Straufs zu
halten; die seitwärts ausgestreckte L. erhebt eine Fackel,
von der sich nur das obere Ende erhalten hat. Die Er-
klärung giebt die Inschrift, nach der der Verstorbene adiutor
praefecti Annonae war. Auf die HerbeischafTung der
Annona zur See unter Obhut eines Beamten deutet das Bild
mit dem Schiff (der Gegenstand, auf den der Mann die Hand
legt, ist der Behälter der Annona); die weibliche Gestalt wird
Annona selbst darstellen sollen, trotzdem sich die Fackel
sonst nie bei ihren Figuren findet, oder die mit der Annona
späterhin verschmelzende Ceres.
Stammt aus der Zeit des Kaiser Nero. Geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 76 (unter Nr. 585); Brunn Annali d. I.
1849 S. i37f.=Kleine Schriften I S. 52t*.; CIL VI 8470; Wissowa bei
Röscher Mythol. Lexikon I Sp. 361; Hirschfeld Philologus XXIX S. 51;
De Ruggiero Dizionario epigrafico I S. 481 Nr. 3; Marquardt Staats-
verwaltung II2 S. 132; Oehler bei Pauly- Wissowa Real-Encyklopädie I
Sp. 2318 u. 2320.
588. Gruppe des Dionysos und eines Satyrs
(Taf. 75).
H. 2,20 m. Grofskörniger gelblicher Marmor.
MUSEO CHIARAMONTI 588. 70$
Ergänzt am Dionysos: Stück der Nasenspitze, Spitzen der drei
vorderen Finger an der R., lange Bahn an der Rückseite des I. Oberarms,
unterer Teil des 1. Handgelenks, 1. Zeigefinger und Daumen, Spitze des 1.
Mittelfingers, Oberteil des Bechers, innerer Teil des 1. Knöchels, Spitze des
1. grofsen Zehen, Stück oberhalb des r., Spitze des zweiten und Teil des
vierten r. Zehen; am Satyr: Nase, Lippen, Kinn, 1. Wange, Spitzen des
Kranzes, Flicken im Rücken und r. Arm, 1. Schulter, Stück im Oberteil
und Ende des Pedum, 1. Zeigefinger, Flicken im 1. Oberschenkel, Unterteil
des 1. Beins mit Fufs; am Stamm neben dem Satyr: Unterteil mit Teil der
Syrinx; am Stamm neben Dionysos: grofsc Bahn an der Rückseite: am
Panther: Spitze der Schnauze, Ohren, Flicken im r. Vorderbein; an der
Basis: die Teile unter dem 1. Fufs des Satyrs und dem Stamm daneben,
alle Ränder. Brüche: schräg durch den Oberkörper des Dionysos und
des Satyrs, oberhalb des 1. Ellenbogens des Dionysos, an seinem 1. Hand-
gelenk, durch seine Knice und den Stamm daneben, sein 1. Fufsgelenk und
die Zehen des r. Fufscs; am Satyr war der freistehende Teil des r. Armes
gebrochen, der 1. Arm bei Ellenbogen und Handgelenk, das Pedum dreimal ;
weitere Brüche durch seine Oberschenkel, r. Knie, r. Unterschenkel, r. Fufs-
gelenk und die Stütze zwischen den Beinen; am Panther durch die r.
Hintertatze, zwischen r. Vordertatze und Lammskopf. Mehrfache Sprünge.
Am r. Stamm oben eine Stelle abgearbeitet; dort war eine Stütze für
die 1. Hand des Satyrs. Stark geputzt.
Dionysos steht aufrecht im Motiv des Apoll on Lykeios;
der Kopf mit Epheu und Reben bekränzt; Schulterlocken;
neben dem r. Bein aufsen ein rebenumrankter Stamm; wieder
neben diesem aufsen ein nach vorn gerichtet sitzender
Panther, der den Kopf zu dem Gott erhebt und die 1. Vorder-
tatze auf einen Lammskopf legt; Dionysos läfst die L. mit
einem Becher auf der 1. Schulter eines kleinen Satyrs (mit
Pubes) ruhen, der mit 1. Standbein, den r. Fufs mit erhobener
Ferse zurückgesetzt, neben ihm steht, den r. Arm in den Rücken
des Gottes legt und den pinienbekränzten Kopf zu ihm erhebt;
die gesenkte L. hält das Pedum; neben dem 1. Bein aufsen
ein Stamm, an dem die Syrinx hängt. Zu den vollen,
weichen Formen des Gottes bilden die straffen, mageren des
Satyrs einen starken Gegensatz. Die Augensterne sind bei
Beiden eingegraben.
Die roh gearbeitete Gruppe ist augenscheinlich keine
Copie eines griechischen Originals, sondern eine zu decora-
tiven Zwecken hergestellte, ungeschickte römische Composition
heterogener Elemente ; sehr schlecht wirkt die Gruppierung
einer stehenden und schreitenden Figur. Nicht anders sind
Vatlcau. Katalog I. 45
706 MÜ8E0 CHIARAMONTI 589.
all die verwandten Gruppen zu beurteilen, von denen die
beste die in Florenz ist (Amelung Führer Nr. 140; dort ist
ein schreitender Dionysos mit einem stehenden Satyr
gruppiert). Ganz falsch war es schon deshalb, in einer dieser
Gruppen eine Nachbildung eines praxitelischen Werkes zu ver-
muten, wenn auch einige Elemente der Composition stets
aus Werken der praxitelischen Zeit entlehnt sind (Milan i
Museo italiano di antich. class. III S. 786 fr. Dagegen
Amelung a. a. O.; E. Seilers Pliny's chapters on the hist.
of art S. 55; Heibig s. unten).
Gefunden zur Zeit Pius* VI. bei Frascati in einer dem
Grafen Giraud gehörigen Tenuta di Morena unter den Ruinen
eines Gebäudes, in dem man eine Villa der Licinier ver-
mutete, von deren Beinamen Murena jene Benennung abge-
leitet worden sei. Wurde sofort für den Vatican erworben
(Inschrift an der Basis vorne), zunächst an Stelle des Meleager,
dann in der Rotunde (Beschreib, d. St. R.) aufgestellt.
Visconti Museo Pio-Clementino I Taf. XLI; P. Massi Indicazionc
antiquaria (1792) S. 19 Nr. 9; Pistolesi V Taf. CXI; Clarac 694, 1633;
Gerhard-Platner S. 230 Nr. 21; von Sybel Rom. Mitth. 1891 S. 242
Anm.; Heibig Nr. 112.
Photographie Alinari 6518(2); Anderson 1325(2); Moscioni 2270;
I466 (cab.); Rocca 785 B; 399 D (cab.).
589. Statue des Hermes (Taf. 75).
H. 1,56 m. Feinkörniger weifser Marmor mit dunklen Streifen.
Ergänzt Petasos, Nase, Kinn mit Unterlippe und I.Kinnladen, Hals,
r. Arm von der Mitte des Oberarms an mit Hand und Kerykeion, 1. Hand
mit Beutel, herabhängender Zipfel der Chlamys, grofses StUck im 1. Ober-
schenkel innen. Der r. kleine Zehen war abgebrochen. Sprung im r.
Knöchel und Rücken des I. Fufses. Stark überarbeitet.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein, verstärkt durch einen
Stamm; r. Fufs leicht zur Seite gesetzt; die auf der r.
Schulter geknüpfte Chlamys ist mit ihrem Ende über den
vorgehaltenen 1. Unterarm geschlagen (in der Hand der
Beutel ergänzt); in der gesenkten R. das Kerykeion (modern).
Der nicht zugehörige Kopf (die Streifen verlaufen in anderer
Richtung) wendet sich leicht geneigt zur r. Schulter; der
Petasos wird nach Ansätzen ergänzt sein; die kurzen
Locken sind nach polykletischem Muster geordnet; die
MUSEO CHIARAMONTI 589 a. 590. 707
Gesichtsformen weisen eine Mischung attischer und poly-
kletischer Elemente auf; das Original wird demnach am
Ende des 5. Jahrh. v. Chr. entstanden sein. Der Körper giebt
das Stellungsmotiv der Kunst aus der Mitte des 5. Jahrh. v.
Chr. mit ganz verweichlichten Einzelformen; ob er ursprüng-
lich Hermes dargestellt hat, ist nicht zu beweisen. Gefunden
gegen Ende des 18. Jahrhunderts in der Nähe des Monte di
Pietä und von Fr. A. Franzoni ergänzt.
Visconti-Guattani Taf. XXIII; Clarac 659, 1517 ; Gerhard-
Platner S. 76 Nr. 587; Furtwängler Meisterwerke S. 506 Anm. 4a
(Kopf).
Photographie Anderson 4035; Moscioni 2216; beim rüm. Institut
(Kopf).
Darunter:
589a. Grabara einer Grattia Tertia (Taf. 75).
H. 0,87 m., ßr. 0,50 m., T. 0,48 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Vielfach bestofsen. Aufsatz fast ganz abgebrochen.
Über der Basis unten umlaufend ein Ablauf mit lesbischem
Kyma; an den Vorderkanten oben je ein Widderkopf, an dessen
Hörnern auf der Vorderseite eine bogenförmig hängende
Lorbeerguirlande mit flatternden Bändern befestigt ist; unter
ihr zwei nach einer Eidechse beifsende Vögel; über ihr ein
mit ausgebreiteten Flügeln sitzender Adler; dann die. um-
rahmte Inschrifttafel (alles Hochrelief); vgl. Altmann Archi-
tektur und Ornamentik d. ant. Sarkophage S. 69A I 1 u. 2.
An den Nebenseiten in Flachrelief je ein Lorbeerbaum;
darunter je zwei Reiher (?), nach Schlangen (1.) und Eidechsen
(r.) haschend. An der Rückseite Patera und Urceus.
Oben umlaufend ein Profil von Kyma mit überhängenden
Blättern, Zahnschnitt, Sima mit ebensolchen Blättern. Der
Aufsatz war mit Voluten und Palmetten (vorne) verziert.
Stammt von der Via Appia.
Gerbard-Platner S. 76 (unter Nr. 587); CIL VI 19123,
590. Torso des Apollon (Taf. 76).
H. 0,82 m. Grofskörniger weifeer Marmor.
Ergänzt die Vorderteile der Oberschenkel. Es fehlen Kopf mit
45
» 't
708 MUSEO CHIARAMONTI 590 a.
Hals, 1. Arm mit Schulter und Teil der 1. Brust, r. Arm von der Mitte des
Oberarms an, Beine, Füfse.
R. Standbein; 1. Oberschenkel ging leicht vor; die r.
Schulter ist vorgenommen; der r. Arm überquerte den
Köper, viereckige Stütze für den Unterarm auf der 1. Brust;
die 1. Schulter ist sehr hoch gehoben; der Kopf folgte dieser
Wendung. Sehr weiche, schmiegsame Formen; keine Pubes.
Stammt von einer sorgfältigen Replik des eigenartigen
Typus des sogen. Apoilon mit der Gans (das beste Exemplar
in Florenz; Amelung Führer Nr. 96); an der Bruchstelle
der 1. Seite lag der Mantel an. Vgl. über den Typus zuletzt
Klein Praxiteles S. I22ff. Praxitelische Studien S. 15fr. (da-
gegen Amelung Berlin, philol. Wochenschr. 1900 Sp. 623t.)
und Furtwängler Sitzungsberichte d. kgl. bayer. Akademie
d. Wissensch. 1901 S. 783 ff., der darauf basierend, dafs eine
Anzahl Repliken geflügelt sind, und nach Vergleich mit einer
Gemme, auf der die Figur einen Thyrsos mit den Händen
hält, das Original für den Pothos des Skopas erklärt, wogegen
zu bemerken ist, dafs die Figur weder im Motiv, noch in den
Formen, besonders nicht in denen des Kopfes, eine greifbare
Verwandtschaft mit den Werken aufweist, die man mit einiger
Sicherheit dem Skopas zuschreiben darf.
Nibby III Taf. XXIX; Gerhard-Platner S. 76 Nr. 588; Amelung
bei Arndt- Amelung Einzelauf nahmen Text zu Nr. 1148.
Darunter:
590a. Grabara eines Sex. Mulv[ius (Taf. 76).
H. 0,93 m., Br. 0,74 m., T. 0,45 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Stark zerstört.
Auf der Vorderseite zu erkennen: über der umrahmten
Inschrifttafel in der Mitte ein Gorgoneion; daneben jederseits
ein kleiner Schwan nach aufsen gewendet und umschauend;
dann Widderköpfe nach der Mitte gewendet; rechts und
links von der Tafel hängt je eine dünne Guirlande herab;
unter der Tafel in der Mitte ein Thymiaterion, dem jederseits
ein Greif zugewandt sitzt. An den Vorderkanten war je eine
Dreiviertel-Säule mit spiralförmig gedrehten Canelluren. Auf
den Nebenseiten je ein Dreifufs mit Rabe oben. An den
MÜSEO CHIARAMONTI 59 1. 591a. 709
Hinterkanten je ein Pilaster mit Schuppenornament. Alles
Hochrelief. An dem Aufsatz vorne ein kleines Klammerloch.
CIL VI 22626.
591. Heroische Statue mit Kopf des Claudius
(Taf. 76).
H. 1,92 m. Marmor der Figur feinkörnig und gelblich; der des Kopfes von
noch feinerem Korn.
Ergänzt Vorderteil der Haare, Nasenspitze, Teile der Ränder beider
Ohren, Stück des Halses unter dem 1. Ohr, r. Arm mit Teil der Schulter
und Hand mit Stab, 1. Hand mit Kugel und angrenzenden Falten, der unter
der 1. Hand herabhängende Mantelzipfel fast ganz, Teile der Falten, Zehen
des r. Fufses fast ganz, viele Teile des 1. Fufses. In eine moderne Basis
eingelassen. Gebrochen war das Vorderteil des 1. Fufsgelenks.
Aufrechte Haltung; r. Standbein, verstärkt durch einen
dahinter stehenden Stamm; 1. Fufs mit erhobener Ferse
zurückgesetzt; 1. Oberarm gesenkt, Unterarm vorgestreckt
(Hand mit Globus ergänzt); der Mantel ist um den 1. Arm
und die Hüften geschlungen, sodafs die Oberschenkel bedeckt
sind; r. Arm erhoben (in der Hand Stab-Ende ergänzt); der
Kopf ist halb nach der 1. Schulter gewendet und etwas er-
hoben. Er gehört nicht zur Figur (sitzt mit Schnitt auf);
seine Arbeit ist gut, die Auffassung des Kaisers sehr ernst.
Die Figur giebt einen Typus wieder, der häufig für heroische
Statuen verwendet wurde; ursprünglich wird er einen Hermes
dargestellt haben (vgl. Amelung bei Arndt- Amelung Einzel-
Aufnahmen Text zu Nr. 332); die Formen des Körpers sind
polykletisch; die R. müfste Scepter oder Speer halten.
Mäfsige Arbeit.
Fea Nuova descrizione S. 90; Clarac 936, 2385; Gcrhard-Platncr
S. 76 Nr. 589; Bcrnoulli Ruin. Ikonographie II i S. 332 Nr. 2.
Darunter:
591a. Altar oder Basis aus einem Mithraeum,
errichtet i. J. 194 n. Chr. von einem M. Aurelius
Euprepes und seinen Söhnen (Taf. 76).
H. 1,24 m., Br. und T. 0,62 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Oben und unten an dem viereckigen Hauptteil an allen
vier Seiten ein mehrfach gegliedertes, glattes Profil. Da-
7IO MUSEO CHIARAMONTI 592.
zwischen an der Vorderseite die umrahmte Inschrift. Auf
der Oberfläche an den vier Ecken je ein tiefes rundes Loch;
dann niedriger, runder Aufsatz umgeben von einer schuppigen
Schlange mit Hahnenkamm und darüber sechs Strahlen; sie
beifst sich selber in den buschigen Schwanz, auf den eine
Mondsichel in Relief aufgesetzt ist (Teil des Schlangen-
körpers dicht am Kopfe fehlt; Hochrelief).
Marini bei Zoega Abbandlungen S. 395 Anm.; Gerhard-Platner
S. 76 f. (unter Nr. 589); Maionica Felsengeburt Nr. 15; CIL VI 724;
Cumont Textes et monuments figurcs relatifs au culte de Mithra II S. 20S
Nr. 25.
592. Torso des Helios (Taf. 76).
H. 0,91 m. Grofskörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals mit Teil der Schultern, Arme, Beine,
Füfse. Sehr beschädigt durch die Absplitterungen und Zerfressung der
Oberfläche.
Aufrechte Haltung: 1. Standbein (war dem Rest am An-
satz aufsen zufolge durch einen Stamm verstärkt); r. Ober-
schenkel war leicht vorgestellt; 1. Arm scheint gesenkt ge-
wesen zu sein; der r. Oberarm war seitlich abgestreckt; im
Nacken starker, geteilter Haarschopf; von der r. Schulter
zur 1. Hüfte ein breites Band, der balteus, der vorne mit
den zwölf Bildern des Tierkreises in Flachrelief verziert ist
(von oben nach unten: Fische, Wassermann, Capricornus,
Schütze, Skorpion, Wage, Jungfrau, Löwe, Krebs, Zwillinge,
Stier, Widder). Die Formen sind streng (2. Hälfte des
5. Jahrh. v. Chr.).
Einfache Arbeit nach einem guten Original.
Gefunden 1825 bei der Fundamentierung des Tcatro
Valle. Der Torso einer Replik scheint im codex Coburgensis
gezeichnet zu sein; vgl. Matz Monatsberichte d. kgl. preufs.
Akademie d. Wissensch. zu Berlin 1871 S. 462 Nr. 11 u. 12.
Cardinali Mcmorie roroane delle antich. e d. belle arti 1825 S. 299;
Raoul-Rochettc Monum. inedits I Taf. XL VI 3 S. 171 Anm. i; Nibby
III Taf. V; Rapp bei Röscher Mythol. Lexik. I Sp. 2002 mit Abb"; S.
Rein ach Repertoire de la statuaire II S. in Nr. 6.
MUSEO CHIARAMONTI 593. 594. 71 1
Abteilung XXV.
593. Fragment eines attischen Votivreliefs an
die Nymphen (Taf. 77).
H. 0,43 m., Br. 0,40 ra. Feinkörniger gelblicher (pentelischer) Marmor.
Sehr bestofsen und verwaschen.
Oben breite stark vortretende Randleiste mit gradem,
glattem Ablauf nach abwärts, unten ein Stück schmaler
Bodenleiste erhalten. Mittelrelief: drei weibliche Figuren
bewegen sich tanzend nach links; die linke ist ganz in den
Mantel gehüllt und nach links im Profil gewendet (ihr fehlt
der r. Unterschenkel mit Fufs); im Nacken langer Haar-
schopf; der r. Arm liegt vom Mantel verhüllt vor der Brust;
der 1. Unterarm ist vorgestreckt; links noch die Reste einer
weiteren Figur; die mittlere, fast ganz von vorn gesehen
und umblickend, trägt Peplos (ihr fehlt der 1. Fufs); beide
Hände gesenkt; die R. scheint einen Mantelzipfel der ersten
zu fassen, die L. hält einen runden Gegenstand (Ball oder
Frucht); die rechte ist wieder nach links im Profil ge-
wendet; sie trägt Chiton und ist in den Mantel gewickelt,
der nur rechts Brust und Schulter freiläfst (ihr fehlen Füfse
und 1. Unterschenkel); die Haare scheinen in einer Haube ge-
borgen; der 1. Arm ist unter dem Mantel in die Hüfte ge-
stützt; der r. verschwindet hinter dem Rücken der mittleren.
Das graziöse Relief ist, nach Stil und Marmor zu
schlicfsen, attisch, ein Werk vom Ende des 5. Jahrh. v. Chr.
Dargestellt sind Analogien zufolge die Nymphen; links wird
Hermes dem Reigen voranschreitend gebildet gewesen sein.
Gerhard-Platner S. 77 Nr. 591.
594. Sog. Totenmahlrelief (Taf. 77).
11.0,31 m., Br. 0,42 m. Feinkörniger gelblicher (pentelischer) Marmor.
Ergänzt (Gyps) das Gesicht der Sitzenden fast ganz, die Kopfe der
adorierenden Eltern und r. Unterarm des Mannes. R. untere Ecke be-
schädigt. Sehr verwaschen.
Hochrelief eingefafst von zwei Pilastern, die einen
Architrav mit sieben Stirnziegeln tragen. Rechts liegt auf
einem Lager nach links ein bärtiger Mann mit Modius, das
712 MU8E0 CHIARAMONTI 595.
Himation um den Unterkörper geschlungen; er blickt aus dem
Relief heraus, hält auf der L. eine Schale, in der erhobenen
R. ein Rhyton; seine Füfse verdeckend sitzt auf dem Lager
eine Frau in Chiton, einen Mantel um die Oberschenkel ge-
schlagen; sie erhebt die L. gesticulierend zu dem Mann; die
R. ruht im Schoofse; ihre Füfse stehen auf einer Fufsbank;
vor dem Lager ein langer Tisch; links stehen nach rechts
gewendet zwei Reihen tiefverhüllter Gestalten, die R. ado-
rierend erhoben: vorne vier Kinder, dahinter ein Mann und
eine Frau, die Eltern.
Flüchtige Dutzendwaare griechischer Arbeit des 4. Jahrh.
v. Chr. Vgl. über den Typus der „Totenmahlreliefs" zuletzt
v. Fritze Athen. Mitth. 1896 S. 347 u. 473fr.
Gerhard-Platner S. 77 Nr. 592.
595. Vorderseite eines Sarkophages mit dem
Sieg des Dionysos über die Inder (Taf. 77).
H. 0,39 m., L. 1,37 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt die 1. obere Ecke, der untere Rand rechts, Stück am
vorderen Pferdekopf und dem des Knieenden.
Hochrelief. Von links nach rechts : zweirädriger Wagen
von zwei sprengenden Kentauren nach rechts gezogen, von
denen der rückwärtige unbärtige einen Bogen spannt, der
vordere bärtige einen runden Schild erhebt und den Thyrsos
wie eine Lanze schwingt (an dem vorderen Rade fehlt ein Teil rechts;
dem vorderen Kentauren r. Hinterbein, Teil des r. Vorderbeins und Armes;
dem hinteren Teil des r. Vorderbeins und dcsBogens); auf dem Wagen
als Lenkerin Nike (Flügel fehlen bis auf den Ansatz) und vor ihr
Dionysos mit der Nebris, zu einem Wurf weit ausholend
(ihm fehlen Kopf, r. Arm mit Hand und Waffe); unter den Ken-
tauren ein jugendlicher Gefallener; in der Mitte ein zweiter
Wagen von zwei sprengenden Rossen nach rechts gezogen
(dem vorderen Pferde fehlt ein Teil des r. Vorderbeins); auf dem
Wagen ein bärtiger Mann mit • barbarischem Haarwuchs
(gallischer Typus) mit Panzer und Beinschienen, sich weit
nach rechts lehnend, umblickend und die R. flehend erhebend,
während die L. mit dem Schild den Rücken zu decken sucht;
über den Pferden der Oberkörper eines vom Rücken gesehenen
Vollgerüsteten mit erhobener R.; unter den Pferden ein
ks
MUSEO CHIARAMONTI 596. 713
länglicher Schild und ein rückwärts Gefallener, nackend, die
R. erhebend; hinter ihm im Grunde sind ansteigende Felsen
dargestellt; weiter rechts kniet ein bärtiger Barbar in ge-
gürteter Exomis und Hosen mit gebundenen Händen nach
rechts vor dem auf einem hohen Stuhl mit niedriger Lehne
thronenden Dionysos, der die R. gewährend erhebt; er hat
das Himation um die Beine geschlungen; die Füfse stehen
auf einem hohen Schemel, auf den ein vor dem Stuhl nach
links sitzender Panther die r. Vorderpfote legt (dem Knieenden
fehlt der 1. Fufs; den SchemclfUfsen und dem Panther der untere Teil);
im Hintergrunde über dem Knieenden der Oberkörper eines
nach rechts gewandten Jünglings mit Speer und grofsem, vier-
eckigen, blitzgeschmückten Schilde; rechts von ihm eine nach
rechts im Profil stehende Frau in hochgegürtetem Chiton,
die L. gestikulierend zu Dionysos erhebend; von vorn ge-
sehen Pan, bis auf den Kopf von einem runden Schild ver-
deckt, den er vor sich hält.
Dargestellt ist links der siegreiche Kampf des Dionysos
gegen die Inder, deren König flieht; rechts fleht dieser vor
Dionysos; die Frau über ihm wird eine Inderin sein sollen;
Pan hält als Waffenträger den Schild seines Herrn. Die
Composition ist am besten erhalten auf einem Sarkophag in
Salerno (Gerhard a. unten a. O. Taf. CIX 2 und S. 353); ein
Fragment der r. Scene in Villa Albani (Hei big Nr. 848).
Gerhard Antike Bildwerke Taf. CIX 1; Ders. Prodomus S. 3521".;
Gcrhard-Platner S. 77 Nr. 593; MUller-Wieseler Denkmäler d. alt.
Kunst II Taf. XXXVIII Nr. 444; Heydcmann III. Hallesches Winckcl-
mannsprogramm S. 112; Gracf De Bacchi expeditione Indica monumentis
expressa (Berolini 1886) S. 47 Nr. 29 u. S. 52 Nr. 29b; Grävcn Jahrbuch
d. I. 1900 S. 216 Nr. 4.
596. Fragment eines sog. Ikariosreliefs (Taf. 77).
H. 0,38 m., Br. 0,49 m. Feinkörniger gelblicher (griechischer) Marmor.
Sehr beschädigt.
Unten schmale, vortretende Bodenleiste, links Rand ohne
Leiste erhalten. Hochrelief: auf einem Lager, das mit einer
Decke verhängt und mit einer Matratze belegt ist, liegt nach
links ein unbärtiger Mann, den Unterkörper mit einem
Himation umschlungen; er lehnt mit dem 1. Ellenbogen auf
714 MUSEO CHIARAMONTI 597.
Kissen, an die sich die L. legt, und erhebt den r. Arm; der
Kopf ist nach rechts gewendet (Kopf und r. Arm sehr beschädigt;
die Hände fehlen); links sitzt auf dem Lager, die Füfse des
Liegenden verdeckend, nach rechts gewendet eine Frau in
hochgegürtetem Chiton; ein Mantel ist um die Beine ge-
schlungen; sie hat das r. Bein über das 1. gelegt und setzt den
1. beschuhten Fufs auf einen Schemel; der 1. Unterarm ist leicht
erhoben; die Hand hält eine Schale (Oberteil stark beschädigt;
r. Arm und Fufs fehlen); rechts von ihr vor dem Lager ein Tisch
mit drei Pantherbeinen und runder Platte, auf der verschiedene
Gegenstände liegen (alles stark bestofsen; vorn und rechts Brote,
links Schalen fufs?) rechts davon kniet am Boden nach rechts ein
kleiner Satyr und ist mit dem Vorderteil eines Fufses mit
Sandale beschäftigt; links von dem Lager ein nach rechts
eilender Knabe den 1. Arm vorwärts, den r. rückwärts aus-
gestreckt; auf der L. eine Schale (Kopf und r. Arm fehlen fast
ganz); links von ihm ein hoher Krater; im Hintergrund ein
Vorhang gespannt.
Die vollständige Composition ist am besten erhalten auf
einem Relief in Neapel (Schreiber Hellenistische Relief-
bilder Taf. XXXIX). Dargestellt ist der Besuch des Dionysos
und seines Schwarmcs bei einem siegreichen Dichter oder
Schauspieler, der das Relief als Weihgeschenk hat arbeiten
lassen; vgl. Reisch a. unten a. O. S. 27fr. Gute hellenistische
Arbeit. Vgl. zu der Hauptgruppe ein Grabrelief aus Kyzikos
im Louvre, abgebildet in den Jahresheften des österr. Instituts
1902 S. 191.
Pistolcsi Taf. Li; Gcrhard-Platner S. 7S Nr. 594: Jahn Philo-
logus XXVI S. 240 Anm.; Reisch Griech. Weihgeschenke, Abh. des archäol.-
epigr. Seminars in Wien 1890 S. 28 Anm.
597. Römisches Knabenporträt (Taf. 77).
II. des Ganzen 0,42 m., des Kopfes 0,21 m. Feinkörniger weifser Marmor
mit schwarzen Adern.
Ergänzt Nase mit Oberlippe, Flicken in den Locken über der Stirn,
am Wirbel, im Hinterkopf, Hals mit Nackenhaaren, Bruststück und Fufs.
Sehr verwaschen.
Kopf eines Knaben von etwa zehn Jahren; gradeaus-
gerichtet; rundes, volles Gesicht mit freundlichem Ausdruck;
MUSEO CHIARAMONTI 598. 599. 600. 715
dichtes Lockenhaar. Augensterne und Pupillen emporblickend
eingegraben. Unbedeutende Arbeit antoninischer Zeit.
Gerhard-Platner S. 78 Nr. 595.
598. Porträtbüste eines griechischen Philo-
sophen (Taf. 77).
H. des Ganzen 0,555 m., des Kopfes 0,30 m., Feinkörniger gelblicher
Marmor.
Ergänzt Nase, Ohren fast ganz, Vorderteil der Büste und Fufs.
Sehr verwaschen. Augen und Bart teilweise überarbeitet. Das er-
haltene BüstenstUck unten an den Seiten modern zubehauen; nur an der
1. Schulterscite aufsen hat sich ein Stück der alten Oberfläche erhalten,
woraus ersichtlich ist, dafs die Büste keine wesentlich andere Form gehabt
haben kann.
Auf Brustbüste gradeaus und emporgerichtet der Kopf
eines griechischen Philosophen, den man für Karneades, Arat
oder Chrysipp erklärt hat; am meisten Wahrscheinlichkeit
dürfte für letzteren sprechen; vgl. Bernoulli a. unten a. O.
unter den betreffenden Namen. Einfache Arbeit.
Gerhard-Platner S. 78 Nr. 596; Bernoulli Griech. Ikonographie II
S. 183.
599. Büste des Ganymed (Taf. 77).
H. ohne Fufs 0,40 m. Grofskrystallinischer gelblicher Marmor mit schwärz-
lichen Stellen.
Ergänzt Spitze der Mütze, Stück in jedem der beiden Mützenbänder
(r. mit einer Locke), Nase, Stück der 1. Braue, der 1. Wange und der
Lippen, Büstenfufs mit Indextäfelchen. Die Seiten und Unterfläche der
Büste modern abgearbeitet; aber vorn und hinten ein Stück des antiken
Randes erhalten.
Auf einer kleinen Büste ein Ganymed-Kopf halb nach der
r. Schulter gewendet und leicht geneigt; ganz knabenhaft; sehr
weiche Züge mit träumerischem Ausdruck; auf den lockigen
Haaren die phrygische Mütze, deren Spitze nach der r. Kopf-
seite zu herabhängt und deren Bänder auf die Schultern fallen
(aufgebunden bei Nr. 586). Gute Replik eines sehr reizvollen
Originals aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrh. v. Chr.
Gerhard-Platner S. 78 Nr. 597.
600. Porträtkopf des Augustus (Taf. 77).
H. des Ganzen 0,56 m., des Kopfes 0,275 m. Feinkörniger weifser Marmor.
yi6 MUSEO CHIARAMONTI ÖOI. 602.
Ergänzt Nase mit Teil der Wangen und der Oberlippe, Teile der
Ohren, Hals mit Bruststück und Fufs. Haare über der Stirn sehr be-
schädigt. Das Gesicht stark geputzt.
Leichte Wendung nach seiner R. Stellt den Kaiser in
jüngeren Jahren dar. Lebendig und ausdrucksvoll. Die Haare
auf dem Schädel nicht ausgearbeitet; der Kopf safs demnach
auf einer Statue.
Gerhard-Platncr S. 78 Nr. 598; Bernoulli Rom. Ikonographie
II 1 S. 28 Nr. 10.
601. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 77).
H. des Ganzen 0,55 m.t des Kopfes 0,29 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Flicken in beiden Brauen, in Wangen, Lippen und
im Kinn, Bruststück mit Fufs. Sehr verwaschen.
Auf einem modernen Bruststück mit Gewand halb nach
der 1. Schulter gewendet und leicht gehoben der Kopf einer
jungen Frau mit rundlichem Untergesicht, kleinem Mund,
markierten Falten von den inneren Augenwinkeln abwärts,
kleinen, aufwärts blickenden Augen, vortretender, niedriger
Stirn; der Ausdruck ruhig; die Brauen durch Striche an-
gegeben; Augensterne und Pupillen eingegraben; die Haare
gescheitelt, in dichter Masse abwärts und über die Ohren zu-
rückgenommen; hinten ein grofses flaches Nest. Könnte
Manlia Scantilla, die Gemahlin des Didius Iulianus, darstellen.
Gerhard-Platner S. 78 Nr. 599; Bernoulli Rom. Ikonographie
II3 S. 13.
602. Römischer männlicher Porträtkopf (Taf. 77).
H. ohne Fufs 0,35 m. Ziemlich grobkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Ohren fast ganz, BUstenfufs mit Indcxtäfelchcn.
Unterteil der BOste modern zugeschnitten.
Auf einem kleinen Büstenstück gradeaus und empor-
gerichtet der Kopf eines alten Mannes; breites, kurzes Unter-
gesicht; grofser, festgeschlossener Mund mit schmalen Lippen;
starke Backenknochen; tiefliegende, kleine Augen; hohe Stirn;
die Brauen durch Striche angegeben. Die Faltigkeit der
Haut und der eigentümliche Ausdruck dürften sich dadurch
erklären, dafs das Porträt nach der Totenmaske gearbeitet
ist; vgl. hierselbst Nr. 60E. Gute Arbeit der letzten republi-
\ MUSEO CHIARAMONTI 603. 603A. 604. 717
canischen Zeit; vgl. für die Angabe der Brauen das zu
Nr. 135 Gesagte.
Gerhard-Platner S. 78 Nr. 600 a.
603. Kopf eines Kindes auf moderner Büste (Taf. 77).
H. des Ganzen 0,375 m., des Kopfes 0,175 m- Ziemlich grobkörniger
gelblicher Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, Hals mit Büste und Fufs. Sehr verwaschen.
Auf nackter moderner Büste ein lächelndes Köpfchen
mit Scheitelzopf und dicken Schläfenlocken ganz leicht nach
der 1. Schulter gewendet; die Haare sind hinten zu einem
kleinen Schopf aufgebunden. Ganz unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 78 Nr. 600b.
603A. Fragment einer Satyrstatuette (Taf. 77).
H. ohne Basisplatte 0,41 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Kopf mit Hals, r. Schulterblatt mit Hinterteil des r. Arm-
ansatzes und r. Schulter nebst dem entsprechenden Teil der Nebris, Flicken
in der Nebris vorne, oberes und unteres Ende des Lagobolon mit der L.
und dem entsprechenden Teil der Nebris, Hinterteil des 1. Oberschenkels,
Streifen im r. Oberschenkel vorne, Flicken unter dem Schwänzchen. Ge-
brochen die Oberschenkel. Es fehlen r. Arm, Stücke der Nebris, Scham-
teile, Unterschenkel, Ftifse. Sehr überarbeitet.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Oberschenkel vor-
gesetzt; Schwänzchen im Rücken; Pantherfell vor dem Halse
lose verschlungen (die Reste vom Ergänzer nicht richtig be-
nutzt), dann um den gesenkten 1. Arm geschlungen, dessen
Hand das Lagobolon hält; der r. Arm war auch gesenkt;
der moderne, epheubekränzte, lächelnde Kopf ist halb zur r.
Schulter gewendet und geneigt; der antike war nach der 1.
Schulter gewendet. Hübsche, decorative Arbeit.
Gerhard-Platner S. 78 Nr. 601.
604. Kopf des Eros auf moderner Büste (Taf. 77).
H. des Ganzen 0,515 m., des Kopfes 0,23 m. Feinkörniger weifeer Marmor.
Ergänzt Nase mit Mund und Kinn, länglicher Flicken in der 1. Hälfte
der Stirn, der Binde, 1. Schläfe und der Wange, Oberteil des 1. Ohrs mit
Teil der Locken und Binde, links herabhängendes Ende der Binde mit
Locken, Rand des r. Ohrs mit Teil der Locken, rechts herabhängendes
71 8 MUSEO CHIARAMONTI 605. 606.
Bandeode, Locken im Nacken, Hals mit Büste und Fufs. Sehr Über-
arbeitet.
Auf moderner Büste gradeaus gerichtet ein lächelnder
Kinderkopf, dessen Scheitel-Locken vorne in einem Schopf
zusammengebunden sind; eine Binde um Stirne und Hinter-
kopf, deren Enden hinter den Ohren schleifenförmig durch
das Übrige nach oben durchgesteckt sind und dann herab-
hängen (ebenso an einem Athletenkopf in Erbach und seiner
Copie im brittischen Museum; Anthes Festschrift für Over-
beck S. 79fr. Taf. IV.). Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 78 Nr. 602.
605. Griechische männliche Porträtbüste (Taf. 77).
H. des Ganzen 0,78 m., des Kopfes 0,295 m« Grobkörniger gelblicher
Marmor.
Ergänzt Nase, äufserer Teil des r. Ohrs, BUste mit Fufs. Das
Vorderteil des Kranzes war ausgebrochen. Stark bestofsen.
Auf moderner Oberarmbüste, deren 1. Schulter und
Unterteil von einem Mantel bedeckt sind, der Kopf eines
älteren Mannes mit kurzem Vollbart halb zur 1. Schulter ge-
wendet und leicht geneigt; kurzes Kinn; volle, geschlossene
Lippen (die untere stark angezogen); breite Wangen; vor-
tretende Augen; die Brauen in flachem Relief angegeben;
die Haare sind in länglichen, wenig gelockten Strähnen in
die Stirn gekämmt; sie sind hinter einem Kranz mit langen
Bändern nicht ausgearbeitet; demnach gehörte der Kopf zu
einer Statue; der Kranz besteht aus dicken Büscheln von
schmalen Blättern und kleinen Früchten. Die ganze Aus-
führung ist flüchtig, aber nicht unlebendig. Copie eines
griechischen Porträts aus dem Ende des 5. Jahrh. v. Chr.?
oder Grieche aus der Zeit des Trajanf
Gerhard-Platner S. 78 Nr. 603.
606. Knabenkopf (Taf. 77).
H. ohne Fufs 0,17 m. Ziemlich grobkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Oberteil des I. Ohres, BUstenfufs. War in fünf Stücke
gebrochen. An der Rückseite und dem r. Ohr sehr verwaschen. Alles
Übrige stark überarbeitetet.
Leichte Wendung und Hebung nach seiner R. Läfst in
MÜSEO CHURAMONTI 607. 719
Formen und Haaren noch den Einflufs des polykletischen
Ideals erkennen; aber Alles verweichlicht. Schlechte Arbeit.
Photographie Moscioni 3914.
607. Kopf des Poseidon, auf moderner Büste
(Tat 77\
H. des Ganzen 0,76 m., des Kopfes 0,43 m. Feinkörniger gelblicher (wahr-
scheinlich pentelischer) Marmor.
Ergänzt viele Lockenenden oben und an der r. Kopfseite (ihre
Richtung überall durch Ansätze gegeben), Büste. Der Fufs ist antik, aber
natürlich nicht zugehörig (Marmor weifslicher).
Moderne nackte Büste. Der Kopf leicht nach der 1. Schulter
gewendet und gehoben; der Gott ist als alter Seemann dargestellt
mit verwitterter, mannigfach durchfurchter Haut, kleinen tief-
liegenden Augen, einer unten leicht gebogenen Nase, fest-
geschlossenem Munde und dichtem Vollbart; grofse Energie
und trübes, heftiges Temperament im Ausdruck; die hohe
Stirn umrahmt von wirren Locken, die von Feuchtigkeit
schwer und vom Sturm durcheinander geworfen scheinen.
Vortrefflich ausgeführtes Charakterbild, wahrscheinlich nach
einem Original in Bronze, wofür die Unterhöhlung der
Locken spricht Einen aufserordentlich ähnlichen Kopf trägt
eine hellenistische Poseidonstatuette (Cecil Smith The For-
man Collection, Catal. of the eg., gr. a. rom. ant. Nr. 84 PI. VI),
die den Gott stehend und mit der gleichen, sehr charakte-
ristischen Wendung und Hebung des Kopfes darstellt; aus
hellenistischer Zeit mufs auch das Vorbild des vaticanischen
Kopfes stammen. Die Haare auf dem Oberschädel nicht aus-
geführt; der Kopf hat demnach zu einer Statue gehört.
Er kam in den Besitz Pius VII. durch Fagan; da F.
viel in Ostia gegraben hat, vermutet man, dafs der Kopf
dort gefunden sei. Doch ist dieser zweifellos identisch mit
dem bei Visconti Museo Pio-Clementino II Taf. A Nr. 9 Text
zu Taf. I (danach Müller-Wieseler Denkm. d. a. K. II
Taf. LXVII Nr. 851) publicierten und auf Hades gedeuteten
Kopfe; dieser aber stammte unverdächtiger Überlieferung
nach aus Porcigliano; als Visconti ihn publicierte war er im
Pal. Chigi, wo er sich einem Inventar zufolge auch noch
1793 befand (Docum. ined. per serv. alla storia dei musei IV
720 MÜSEO CHIARAMONTI 607A. B.
S. 415); von dort mufs er durch Fagan's Vermittelung in
den Vatican gelangt sein, wo er sein modernes Büstenstück
erhielt.
Visconti-Guattani Taf. XXIV: Pistolesi Taf. LV; Gerhard-
Platner S. 78 Nr. 604; Braun Vorschule der Kunstmythologie S. 10
Taf. XVI; Ders. Ruinen und Museen Roms S. 279 Nr. 35; Müller-
Wieseler Denkmäler d. alt. Kunst II Taf. VI Nr. 67 (neue Ausgabe von
Wernicke I S. 177 f. Taf. XV 1): O verbeck Kunstraythologie III S. 256;
S. 268 Nr. u; S. 398 Anm. 18; Taf. XI Nr. 11/12; Kekule Hebe S. 60;
Friederichs-VVolters Bausteine Nr. 1542; Brunn-Bruckmann 140;
Baumeister Denkmäler d. klass. Altertums III S. 1392 (vgl. I S. 620);
Hei big Nr. 113; Winter Kunstgeschichte in Bildern I Taf. 66, 4; Michaelis
Drei alte Kroniden S. 4 f. mit Anm. und Abb. 2.
Photographic Anderson 1425.
607 A. Kopf des bogenspannenden Eros (Taf. 77).
H. des Ganzen 0,46 m., des Kopfes 0,24 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Haarknoten, Nase, Kinn, Flicken in der 1. Wange, Unterteil
des Halses mit Bruststück und Fufs. L. Oberlid und Ränder der Ohren
bestofsen.
Stammt von einer mäfsig ausgeführten Replik des bogen-
spannenden Eros in halber Lebensgröfse; die Augensterne
sind leicht markiert; vgl. hierselbst Nr. 495.
Photographie Moscioni 3090.
607B. Römische männliche Porträtbüste (Taf. 77).
H. des Ganzen 0,75 m., der Maske 0,20 m. Ziemlich feinkörniger
weifser Marmor.
Antik ist nur die Gesichtsmaske mit den Haarenden Über der Stirn
ohne Schläfen und Ohren. An ihr ergänzt Teil der r. Braue und des r.
■
Oberlides, Nase, Mitte der Unterlippe und Kinn. An einzelnen Stellen j
bestofsen. ^
Auf moderner Oberarmbüste mit Tunica und Palu-
damentum gradeaus gerichtet und leicht gesenkt der Kopf
eines Mannes in mittleren Jahren; schmales Untergesicht;
breiter Schädel; grofser Mund mit vollen Lippen; tiefliegende,
trübe blickende Augen; lebhaft modellierte, niedrige Stirn;
die kurzen, wenig gelockten Haare nach vorn gekämmt.
Die antike Maske stammt von einem guten Porträt der
claudischen Epoche.
Gerhard-Platner S. 78 Nr. 605,
MÜSEO CHIARAMONTI 608. 609. 721
608. Porträtbüste der Octavia, Tochter des
Claudius (?) (Taf. 77).
H. des Ganzen 0,51 m., des Kopfes 0,235 m* Grofskrystallinischer
hellgrauer Marmor.
Ergänzt Nase, Mitte der Unterlippe, schmaler horizontaler Streifen
von der r. Schläfe unter der Nase durch zum 1. Ohr, breiterer senkrechter
Streifen mit dem 1. Ohr und den Haaren darüber, grofses Stück der 1.
Schädelhälfte, Flicken in den Haaren, unterer Teil des Halses mit Schulter-
locken, Nackenschopf, Büste und Fufs.
Auf einer modernen Brustbüste mit Gewand der Kopf
einer jungen Frau leicht nach der r. Schulter gewendet. Er
entspricht in Gesichtszügen und Haartracht vollkommen dem
Kopf einer aus Caere stammenden, im Lateran aufgestellten
Statue (Heibig Nr. 672), die man früher allgemein Agrippina
d. J. nannte, kürzlich aber nicht ohne Wahrscheinlichkeit
für die jüngere Octavia erklärt hat (Mau Rom. Mitth. 1892
S. 237 f.). Die Ausfuhrung des vaticanischen Kopfes ist weit
besser als die der genannten Statue.
Gerhard-Pia tner S. 78 Nr. 606; Benndorf-Schöne Die antiken
Bildw. des lateranens. Museums Nr. 207 S. 128; Bcrnoulli Rom. Ikono-
graphie II i S. 183 Nr. 7, S. 249 u. 379, Taf. XXI.
/ Photographie Moscioni 4092.
609. Torso einer Artemisstatuette (Taf. 77).
H. ohne Basisplatte 0,37 m. Grofskörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals (fast ganz), Arme bis auf den gröfsten
Teil der Oberarme, Unterschenkel, Füfse. Der Köcher war angesetzt; Loch
dafür im Rücken.
4 Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Bein zur Seite ge-
setzt; kurzer Chiton aus sehr feinem Stoff einmal mit lang
überhängendem Bausch, dann dicht unter den Brüsten ge-
gürtet; der Mantel ist über die linke Schulter und um die
Hüften geschlungen, das Ende an der r. Hüfte durch das
Übrige von oben durchgezogen, sodafs es hier kurz herab-
hängt; r. Arm hing herab; der 1. war seitlich etwas ab-
gestreckt; für das Attribut eine viereckige Stütze mit Loch
am Gewand unten; die Brust überkreuzt das Köcherband
von der rechten Schulter zur linken Hüfte; der Kopf war
nach der r. Schulter gewendet; langer Haarschopf auf dem
Vaticaa. Katalog I. 46
H., T. und Marmor wie bei
Nr. a.
722 MUSEO CHIARAMONTI 6lO. 610a.
1. Schulterblatt. Sehr flotte, originale Arbeit nach Mustern
des 4. Jahrh. v. Chr.
Gerhard-Platner S. 78 Nr. 607.
Unter Nr. 603 A— - 609:
Fünf Fragmente eines Gesimses (Taf. 77).
a. unter Nr. 603 A.
H. 0,31 m., L. o,6i m., T. 0,345 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Rechts Ecke.
b. (unter Nr. 604 — 6). L. 0,98 m.
c. (unter Nr. 606 — 7). L. 0,60 m.
d. (unter Nr. 607 A — B). L. 0,99 m.
e. (unter Nr. 608 — 9). L. 0,75 m.
Links Ecke.
Alle ziemlich stark bestofsen.
Von demselben Gesims Teile in Abteilung XV unter
Nr. 369 — 74 (s. dort über die Motive), XVII unter Nr. 416 — 24
und XXVII unter 650—6.
610. Fragment eines Kindersarkophags (Taf. 77).
H. 0,40 m., Br. 0,28 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Oben und unten breite Randleiste erhalten. Dazwischen
Hochrelief: im Hintergrunde ein Gebäude durch zwei Pfeiler
angedeutet; davor steht ein bärtiger Mann in kurzer ge-
gürteter Tunica von vorn gesehen; Kopf nach rechts ge-
wendet; r. Arm erhoben (Hand fehlt); im 1. Arm trägt er eine
grofse schlanke Amphora (oben beschädigt); rechts von ihm
ein unbärtiger in kurzer gegürteter Tunica nach links ge-
beugt, beschäftigt ein Bund Halme mit der Sichel zu schneiden ;
links vor ihm am Boden ein geschnittenes Bund; dann noch
Kopf, Arme und 1. Bein (teilweise) eines Unbärtigen, der
ein Bund auf die 1. Schulter aufgepackt hat. Späte, rohe,
aber lebendige Ausführung.
Gerhard-Platner S. 78 Nr. 608.
610a. Fragment eines Sarkophages (Taf. 43).
H. 0,48 m., Br. 0,49 m. Grofskrystallinischer bläulicher Marmor»
MUSEO CHIARAMONTI 6ll. 6l2. 723
Oben breite Randleiste erhalten. Darunter Hochrelief:
r. auf einem mit Löwenfell gesattelten Pferde (Vorderbeine fehlen)
ein bärtiger Mann (Nasenspitze fehlt) in gegürteter Ärmeltunica,
Hosen, Schuhen, wehendem Mantel nach rechts reitend, mit
der R. einen Speer zum Stofs erhebend ; darunter zwei Jagd-
hunde nach rechts laufend (Pfoten fehlen), ganz r. unten ein
undeutlicher Rest; rechts von dem Kopf des Reiters Falten
eines wehenden Mantels; links ein Jüngling in gegürteter
Ärmeltunica, Mantel, Stiefeln nach rechts trottend (Fufse fehlen);
in der R. einen Speer haltend, mit der L. einen runden
Schild mit Mittelknopf und markierten Strahlen wagerecht
über den Kopf haltend; darüber der Kopf einer Antilope (r).
Späte, lebendige, aber schlecht ausgeführte Arbeit. Das
Fragment war bis vor Kurzem zwischen Nr. 174B u. C ein-
gemauert, wie es auf Taf. 43 noch zu sehen ist.
611. Sarkophagfragment (Taf. 77).
H. 0,27 m., Br. 0,36 m. Grofskrystallinischer bläulicher Marmor.
Oben schmale Randleiste erhalten. Darunter Hoch-
relief: Rechts der menschliche Oberkörper eines Triton von
vorn gesehen, den bärtigen Kopf nach links gewendet; beide
Arme gesenkt; im linken ein Ruder (r. Hand fehlt); links da-
von die Endung seines Fischschwanzes; weiter links der
Oberkörper einer Nereide vom Rücken gesehen, den Kopf
nach rechts gewendet und den r. Arm dorthin ausstreckend ;
dahinter und an der 1. Schulter Falten ihres Mantels. Spät
und schlecht. Vielfache Reste eines weifsen Farbcnbelags
(wohl Untermalung).
Gcrhard-Platner S. 78 Nr. 609.
612. Fragment eines Sarkophagdeckels (Taf. 77).
H. 0,28 m., L. 0,44 m. Ziemlich grobkörniger, gelblicher Marmor.
Unten der Länge nach durchgebrochen.
Oben und unten schmale Randleiste z. T. erhalten. Da-
zwischen Mittelrelief: Links ein Erot mit flatterndem Mäntel-
chen nach links eilend, umblickend und die Hände vorwärts
ausstreckend (Kufsspitzen fehlen; er hielt rechts die Inschrifttafel, und
es entsprach ihm links ein entgegengesetzt bewegter): rechts von ihm
46*
724 MÜSEO CHIARAMONTI 612 a. 613. 613A. B.
ein nackter Erot nach rechts gebückt, beschäftigt, eine Garbe
zu schneiden; rechts noch der Oberkörper eines Eroten mit
Chlamys in derselben Beschäftigung nach links gebeugt.
Späte unbedeutende Arbeit.
Gerhard-Platner S. 78 Nr. 610.
612a. Friesfragment (Taf. 78).
H. 0,175 m., L. 0,64 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Rechts und links abgebrochen.
Rand oben und unten erhalten. Unten Perlenschnur;
darüber Anthemienband in Flachrelief auf gewölbter Fläche.
Hübsche Arbeit. Das Fragment war bis vor Kurzem als
Nr. 632 eingemauert, wie es noch Taf. 78 zeigt.
Gerhard-Platner S. 79 Nr. 630.
613. Fragment eines Kindersarkophags (Taf. 77).
H. 0,27 m., Br. 0,29 m. Ziemlich grobkörniger, hellgrauer Marmor.
Oben schmale Randleiste erhalten. Darunter Hochrelief:
rechts auf einem nach rechts gewandten, teilweise erhaltenen
Wagenkorb (Rad halb erhalten ; vom Gespann ein Schwanz und ein Teil
eines Beines) steht vom Rücken gesehen ein umblickender
Erot, die Zügel um den Leib geschlungen und mit der R.
fassend, die L. zurückstreckend; über der R. Reste eines
Gebäudes; links der Rest eines nach rechts galoppierenden
Zweigespannes. Dargestellt war ein Circusrennen. Schlechte,
späte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 78 Nr. 611.
613 A. Grabara eines Aur. Maximus (Taf. 77).
Am Aufsatz vorne zwischen den Voluten ein umge-
kehrter Akanthuskelch. Gefunden 1735 in Vigna Nari an
der Via Salaria.
CIL VI 34S5-
613B. Grabara einer Pontia Petale und eines
Pontius Bupalus (Taf. 77).
CIL VI 24750.
MUSKO CHIARAMONT1 613c. D. E. F. 614. 725
61 3 C. Ornamentierter Pfeiler (Taf. 77).
H. 0,88 m., Br. 0,15, T. 0,05 m. Feinkörniger, hellgrauer Marmor.
Rand teilweise bestofsen. Unten quer durchgebrochen.
Die Vorderseite auf allen Seiten von einer schmalen
Randleiste eingefafst. Im Feld ein senkrecht aufsteigender,
candelaberartiger Schaft mit Pantherfüfsen, Blüten, Blättern,
Früchten, gekreuzten Füllhörnern, Gefafs, Ähren und mehr-
fach angehängten Infulae. Delicate Arbeit. Antik?
613D. Ornamentierter Pfeiler (Taf. 77).
II.o,88 m., Br. 0,165 m«j T. 0,05 m. Feinkörniger, hellgrauer Marmor.
Rand teilweise bestofsen. Unten quer durchgebrochen.
Die Vorderseite oben und seitlich von einer schmalen
Randleiste eingefafst. Im Feld oben an einem Ring befestigt
ein Gehänge von Tafel, Waffen, Früchten, und nochmals
Waffen. Delicate Arbeit. Antik?
613E. Grabara eines M. Vibius Proclus (Taf. 77).
Von oben nach unten durchbohrt.
CIL VI 1903.
61 3 F. Grabara eines M. Rubrius Varro (Taf. 77).
Am Aetom vorne eine Kranz in Relief.
CiL vi 25528.
614. Sarkophagfragment (Taf. 78).
H. 0,45 m., Br. 0,28 m. Grofskörniger, gelblicher Marmor.
Oben und unten schmale Randleiste, 1. Rand ohne Leiste
erhalten. Hochrelief: rechts eine weibliche Figur nach rechts
gewendet, halb vom Rücken gesehen in Chiton und Mantel
(r. Unterarm und r. Fufs fehlen); rechts von ihr am Knie undeut-
licher Ansatz; links ein bärtiger Mann in Hosen und doppeltem
gegürteten, kurzen Chiton (lange und kurze Ärmel); er kniet
mit dem 1. Bein auf Felsen, hält mit der R. einen runden,
flachen Gegenstand empor (Schild oderTympanon); im Nacken
ein Rest, vielleicht von einer phrygischen Mütze (r. Hälfte des
Kopfes fehlt).
Gerhard-Platner S. 78 Nr. 612.
72Ö MUSEO CH1AHAM0NTI 615. 616. 617.
615. Giebel (Taf. 78).
H. 0,31 m., Br. 1,05 m. Feinkörniger, hellgrauer Marmor.
Auf dem von kräftigem Gesims überragten Giebelfeld in
mittlerem Relief folgende Darstellung: in der Mitte ein drei-
beiniger Tisch; darauf zwei Näpfe und ein Schöpflöffel; rechts
und links davon je ein Sopha; auf jedem lagert mit dem
Kopf nach der Mitte eine Gestalt in Unter- und Obergewand
(um die Beine geschlungen), links ein Mann, rechts eine Frau;
beide wenden die Köpfe einander zu; er scheint auf der L.
eine Schale zu halten. Wird zur Decoration eines Grabes
gehört haben. Hübsche Arbeit.
Gerhard Platner S. 78 Nr. 613.
616. Decoratives Relief (Taf. 78).
H. 0,42 m., Br. 0,89 m. Ziemlich grobkörniger, bläulicher Marmor.
Rechts und links auf kleiner Console je ein Atlant; über
der von ihnen getragenen Platte je ein Bukranion; zwischen
den Atlanten in leicht vertieftem Feld zwei stehende Greife,
deren Schwänze in Arabesken endigen, einander zugewandt;
zwischen ihnen ein Thymiaterion, auf dem Früchte liegen.
Diese Darstellung in Flach-, Atlanten und Bukranien in Hoch-
relief. Der Streifen zwischen den Bukranien ist modern ab-
gearbeitet. Schlechte Arbeit.
Gerhard-PJatner S. 78 Nr. 614.
617. Sarkophagfragment (Taf. 78).
H. 0,40 m., Br. 0,20 m. Feinkörniger, weifser Marmor.
In der Mitte quer durchgebrochen.
Oben schmale Randleiste erhalten. Darunter Hochrelief:
in der Mitte ein stehendes Mädchen von vorn gesehen (Nase,
r. Arm, Fufse fehlen); Kopf nach rechts geneigt: langes, unten
befranztes Gewand hoch gegürtet; es läfst die r. Brust frei;
lange, gedrehte Locken; Stirnbinde; die Hände scheinen auf
dem Rücken gebunden zu sein; rechts oben im Grunde der
Kopf eines zweiten solchen Mädchens im Profil nach rechts
geneigt; darunter Gewandreste; dann Rest eines Ellenbogens;
ganz unten die erhobene Ferse eines beschuhten Fufses, der
einer nach rechts knieenden Figur gehört hahen mufs; links
MÜSEO CHIARAMONTI 618. 619. 727
oben im Grunde Rest eines bärtigen Kopfes mit flach an-
liegender Kappe im Profil nach rechts geneigt. Augensterne
und Pupillen eingegraben.
Stammt von einem Sarkophag, auf dem der Triumph
des Dionysos über die Inder dargestellt war.
Gerhard-Platner S. 78 Nr. 615.
61S. Römischer Knabenkopf (Taf. 78).
H. des Ganzen 0,43 m., des Kopfes 0,23 m. Feinkörniger, weifser Marmor.
Ergänzt Bruststück und Fufs. Ränder der Ohren bestofsen.
Kopf eines Knaben von ca. zwölf Jahren leicht nach der
linken Schulter gewendet; mageres Gesicht; vorgebauter, ge-
schlossener Mund mit schmalen Lippen; gebogene Nase;
kleine Augen; vortretende Unterstirn; kurzgeschorenes Haar.
Ernster Ausdruck. Brauen durch Striche angegeben ; Augen-
sterne und Pupillen, wie es scheint, modern eingegraben;
auch die Umränderung des Unterliedes und einige Falten
unter den Augen scheinen modern zugefügt Fremder Typus.
Sorgfaltige Arbeit des 1. Jahrh. n. Chr.
Gerhard-Platner S. 78 Nr. 616.
619. Römischer weiblicher Portraitkopf
(Taf. 78).
H. ohne Fufs 0,315 m. Feinkörniger, gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Kinn, Teil des 1. Ohrläppchens, BUstcnfufs. Das
Bruststilck unten modern zubehauen. Ziemlich verwaschen.
Kopf einer älteren Frau leicht nach ihrer Rechten ge-
wendet; magere Wangen; breite Backenknochen; breiter,
geschlossener Mund mit schmalen Lippen, leicht zum Lächeln
verzogen; doch sind die Brauen in der Mitte etwas weiner-
lich erhoben; über der Nasenwurzel zwei senkrechte Falten;
tiefliegende Augen; niedrige Stirn; die Haare sind vorn in
Röllchen geordnet, deren Masse über den Ohren stärker
wird; hinten sind sie zurückgekämmt und in einen kleinen
hängenden Schopf zusammengeflochten; in den Ohrläppchen
Löcher für Gehänge. Sehr gutes Porträt der claudischen Zeit..
Gerhard-Platner S. 78 Nr. 617; Bernoulli Rom. Ikonographie II 1
S. 183 Nr. 8.
728 MÜSEO CHIABAMONTI Ö20. 621. 622.
620. Weiblicher Idealkopf (Taf. 78).
H. ohne Fufs 0,455 ra* Feinkörniger, gelblicher Marmor.
Ergänzt Unterteil der Nase, Teil des Kinns, Btistenfufs. Ver-
letzungen an 1. Wange, Unterlippe, unter dem r. Ohr und am Hals.
Unterteil des Bruststücks modern zubehauen.
Jugendlich weiblicher Kopf mit ernstem Ausdruck gerade-
aus gerichtet. Die Haare sind vorne gescheitelt und über
die Ohren zurückgestrichen; alles übrige Haar ist zurück-
gekämmt und hinten zu einem flachen Wulste aufgerollt;
bügeiförmig überschneiden die Haare drei Bänder; eins vorn,
um das hinter den Ohren die vorn gescheitelten Strähnen ge-
schlungen sind — sie hingen dann auf die Schultern herab — ,
die beiden anderen in gleichen Abständen weiter hinten; auf
dem Brustsück rechts und links Gewand; daraus und aus
der Art, wie der Nacken abschneidet, ferner daraus, dafs die
Haare am Hinterkopf nicht ausgeführt sind, ergiebt sich, dafs
der Kopf zum Einsetzen in eine Statue bestimmt war; vier
Repliken werden von Furtwängler Meisterwerke S. 98,
Anm. 1 und Arndt bei Arndt- Amelung Einzelaufnahmen
Text zu Nr. 435/6 aufgezählt; vgl. zuletzt Arndt La glypto-
theque Ny- Carlsberg Text zu PI. 43. Furtwängler schreibt
das Original dem Phidias zu, doch scheint der Typus den
Werken näher zu stehen, die er selber dem Kaiamis zuerteilt,
besonders einem Knabenkopf (in der Münchener Glyptothek;
Furtwängler Beschreibung Nr. 56; Meisterwerke S. 115 Fig. 21),
zu dem dieser weibliche Typus in einem analogen Verhältnis
stehen dürfte, wie die echt-phidiasische Sappho- Aphrodite
(hierselbst Nr. 50) zu dem sog. Phaon (hierselbst Nr. 695;
Meisterwerke S. 98 ff".).
Gerhard-Platner S. 78f. Nr. 618.
621. An dieser Stelle stand bis zum Jahre 1899 die auf
unserer Tafel abgebildete Statuette des Bes; sie ist seither
in das ägyptische Museum übertragen.
Heibig Nr. 114; Marucchi II Museo egizio vaticano S. 317 Nr. 61.
622. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 78).
H. ohne Fufs 0,32 m. Feinkörniger, weifser Marmor.
Ergänzt Nase und BUstenfufs. Verletzung an den Haaren rechts,
Gesicht stark überarbeitet.
MUSEO CHIARAMONTI 623. 624. 729
Kopf einer jungen Frau gradeaus gerichtet; rundes,
weiches Gesicht; kleiner Mund mit starken Lippen; kleine
Augen; niedrige Stirn; Brauen durch Striche angegeben;
Augensterne und Pupillen eingegraben; die Haare gescheitelt
und in starker, regelmäfsig gewellter Masse über die Ohren
abwärts und zurückgekämmt; jederseits Ansätze zu Schulter-
locken; hinten ein tief hängendes, starkes und breites Nest.
Vielleicht ein schlecht gearbeitetes Porträt der jüngeren
Faustina.
Gerhard-Platncr S. 79 Nr. 620; Bernoulli Rom. Ikonographie II 2
S. 143 Nr. 4.
623. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf.78).
H. ohne Fufs 0,32 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nasenspitze und 6 listen fufs. Bestofsen die Ohren und
das Haar über dem 1. Ohr. Unterteil des Bruststücks modern zubehaucn.
Kopf einer älteren Frau, leicht nach der r. Schulter ge-
wendet; starkknochiges, derbes Gesicht; geschlossener Mund
mit unwillig aufgeworfenen Lippen; kurze Nase; grofse Augen
mit zornig zusammengezogenen Brauen; niedrige Stirn; die
Haare sind oben gescheitelt und bis zu den Ohren in vier hori-
zontalen, flachgedrückten Rollen geordnet; der Scheitel selber
ist von einem dünnen Zopf bedeckt, der von vorne ausgeht;
von demselben Punkt geht jederseits noch ein dünner Zopf
aus, der oberhalb jener Rollen nach hinten verläuft; vor dem
Ausgangspunkt der drei Zöpfe sind in die Stirn zwei kleine
Haarschleifen gelegt; hinten laufen alle Haare, einschliefslich
der Zöpfe, in einen von dünnen Zöpfen geflochtenen, hängen-
den Schopf zusammen. Auf dem Bruststück Gewand; in
dem erhaltenen r. Ohrläppchen ein Loch für Gehänge. Sehr
charakteristisches Porträt; gute Arbeit aus der Zeit des
Tiberius. Vgl. wegen der Frisur Bernoulli a. unten a. O. II I
S. 218 Nr. i,
Gerhard-Platner S. 79 Nr. 621; Bernoulli Rom. Ikonographie
II 2 S. 65.
624. Kopf des jugendlichen Trajan (?) (Taf. 78).
H. des Ganzen 0,44 m., des Kopfes 0,235 m- Feinkörniger, bläulicher Marmor.
Ergänzt Unterteil des Halses mit Bruststück und Fufs. Geflickt
die Nasenspitze.
73° MÜSEO CHIARAMONT1 625. 625 A. 626.
Kopf eines Knaben von etwa zwölf Jahren leicht zur L.
gewendet. Die Ähnlichkeit mit Trajan macht es wahr-
scheinlich, dafs eben er dargestellt ist. Jedenfalls aus seiner
Zeit. Geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 79 Nr. 622.
625. Kopf des Antinous (Taf. 78).
H. des Ganzen 0,56 m., des Kopfes 0,33 m. Feinkörniger, leicht bläulicher
Marmor.
Ergänzt einige von den Locken, die die Ohren bedecken, das ganze
Untergesicht von den Augen abwärts, Vorderteil des Halses mit Brustansatz,
BUstcnfufs. Abgebrochen das Mutzenband über dem r. Ohr.
Kopf des Antinous; er war leicht nach seiner R. ge-
wendet und geneigt; die Oberfläche des zugespitzten Ober-
kopfes ist gerauht; hier ist die phrygische Mütze, von der
sich nur ein Band über dem 1. Ohr erhalten hat, abgearbeitet.
Antinous war also als Ganymed oder Attis dargestellt. Die
Arbeit an den antiken Teilen ist gut. Der Kopf hat zunächst
im ägyptischen Museum gestanden.
Gerhard-Platner S. 113 Nr. 895.
625 A. Kopf des ausruhenden Satyrs auf moderner
Büste (Taf. 7S).
H. des Ganzen 0,69 m.t des Kopfes 0,26 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt gröfserer Teil der Nase, Unterlippe, Kinn, Büste und Fufs.
Auf einer modernen Oberarmbüste mit Gewand auf der
1. Schulter eine ganz rohe Replik vom Kopfe des ausruhenden
Satyrs (Braccio nuovo Nr. 120); am Halse ist die Neigung
nach der 1. Schulter deutlich; die Haare sind auf dem
Hinterkopf, im Nacken, besonders hinter dem r. Ohr, nicht
ausgearbeitet, weil sie an der Statue bei Vorderansicht nicht
gesehen werden; Bohrlöcher in den Mundwinkeln.
Gerhard-Platner S. 79 Nr. 623; Klein Praxiteles S. 205 Anm., Nr. 9.
626. Mädchenkopf (Taf. 78).
H. ohne Fufs 0,34 ro. Ziemlich feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Unterteil der Nase, Stück im r. Ohrläppchen. Gesicht über-
arbeitet.
Leicht nach der r. Schulter gewendet und geneigt; feine,
MUSEO CHJARAMONTI 626A. 627. 73 1
etwas individuell gestaltete Züge mit ruhigem Ausdruck; die
Haare gescheitelt und vorne zurückgekämmt; hinten fallen
sie auf den Nacken in breiter Masse, um die lose ein Band
geschlungen ist. Kalte Arbeit nach einem Original des
4. Jahrh. v. Chr. War zum Einsetzen in eine Statue bestimmt.
Über die Erwerbung giebt die Inschrift links unten Auskunft:
1823. C. C. 34.
Eine Wiederholung mit umgekehrter Kopfwendung und
von besserer Erhaltung befindet sich in der Madrider Kunst-
akademie (Hübner Die antiken Bildwerke in Madrid Nr. 501;
drei photographische Aufnahmen werden bei Arndt-Ame-
lung Einzel -Aufnahmen Nr. 1778 — 80 publiciert werden);
Arndt hat erkannt, dafs der Madrider Kopf die nächste
Verwandtschaft mit der Eirene des Kephisodot aufweist.
Bei dem vaticanischen Kopf ist dieser Charakter durch die
moderne Überarbeitung ganz verloren gegangen.
626 A. Torso eines kleinen Knaben (Taf. 78).
H. ohne Basisplatte 0,615 nK Feinkörniger weifscr Marmor.
Es fehlen Kopf mit Hals und Teil der r. Schulter (war ergänzt;
Eisenpflock erhalten), 1. Arm von der Mitte des Oberarms abwärts (war
erg.; Eisenpflock erh. : an der 1. Hüfte tiefes Loch), r. Unterarm fast ganz
(war erg.; Stiftloch erb.); 1. Bein, r. bis auf einen Teil des Oberschenkels,
Ftlfse. Verschiedene kleine Verletzungen.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Oberschenkel war
leicht vorgesetzt, 1. Arm gesenkt, r. lag gebogen an der
Seite, die Hand vor der Brust. Unbedeutend.
Gerhard- Platner S. 79 Nr. 624.
627. Statuettengruppe des Mars und der Venus
(Taf. 78).
H. 0,83 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt an der Venus der ganze Oberkörper mit Kopf, Armen und
Händen mit Ausnahme der r. Daumspitze, einige Falten unter der 1. Hüfte
und dem 1. Knie, Ftlfse mit Saum des Gewandes ; am Mars grofser Flicken
im Oberkopf, Nasenspitze, Unterteil des Halses, Arme mit Händen, Griff
und Scheide des Schwertes, Unterkörper von den Hüften abwärts; Basis.
Der Faltcnbausch vor dem Unterleib der Venus ist überarbeitet.
Mars steht aufrecht nach seiner L. gewendet; r. Stand-
bein (Stamm); 1. Fufs vorgesetzt; die gesenkte L. hält das
732 MUSEO CHIARAMONTI 628.
am Riemen hängende Schwert am unteren Ende der Scheide
(törichte Ergänzung; der Unterarm müfste vorgestreckt sein
und die Hand das Schwert am Griffe fassen); der r. Arm
liegt gebogen an der Seite (Zeigefinger ausgestreckt); der
Kopf mit kurzen Locken und Tänie wendet sich stark nach
der r. Schulter, Venus zu, die links mit gekreuzten Beinen
(r. Standbein) steht, den 1. Arm um seinen Nacken, die R.
an seine Brust legt; sie trägt Sandalen, gegürteten Chiton, der
die r. Schulter freiläfst und den Mantel um den Unterkörper
geschlagen; der moderne Kopf hat die Frisur der Faustina.
Die Gruppe ist ein Pasticcio aus drei nicht zusammengehörigen
Fragmenten: I. Der männliche Kopf; er pafst nicht auf den
Körper, da seine starke Wendung dem Halsansatz des Torso
nicht entspricht; ferner stellt er keinen Mars dar; auch ist
sein Marmor dunkler als der des Torso; er hat zu einer
schlechten Statuette von der Art der „Stephanos-Figur" ge-
hört. 2. Torso des Mars; dafs er von einer derartigen
Gruppe stammt, ergiebt sich aus dem Daumen an der Brust
und den richtig benutzten Ansätzen im Nacken. 3. Der
Unterkörper der Venus; dafs er nicht zu einer derartigen
Gruppe gehört hat, ergiebt sich daraus, dafs seine r. Hand
den Mantel an der 1. Hüfte durch Zugreifen am Herabgleiten
hindern müfste. Alle Teile gleich schlecht und unbedeutend.
Fea Nuova descrizione S. 90, Gerhard-Platner S. 79 Nr. 625.
Photographie Moscioni 4048.
628. Torso einer männlichen Statuette (Taf. 78).
H. ohne Basisplatte 0,595 m. Grofskörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf mit Hals und Teil der Schultern, r. Arm, 1. Unter-
arm, Hände, r. Bein von der Mitte des Oberschenkels an, 1. Unter-
schenkel, FUfse.
Aufrechte Haltung; r. Standbein (war verstärkt durch
einen Stamm, dessen Rest sich erhalten hat); 1. Oberschenkel
leicht vorgesetzt; beide Arme hingen herab; der 1. etwas
vorgestreckt; an der r. Hüfte aufsen Rest einer Stütze mit
Loch in der Mitte; auf dem 1. Oberschenkel vorn länglicher
Ansatz; auf der r. Schulter am Halsbruch kleine Erhöhung.
Formen des 4. Jahrh. v. Chr. Gute Arbeit.
Gerhard-Platner S. 79 Nr. 636.
MUSEO CHIARAMONTI 628A. 629. 629A. 733
628 A. Büste des Augustus (Taf. 78).
H. des Ganzen 0,50 in., des Kopfes 0,25 ru. Ziemlich feinkörniger
weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Ohren, Stück in der r. Braue, Hals fast ganz mit
Büste und Fufs. Das Untergesicht ist stark Überarbeitet.
Auf moderner Brustbüste Kopf des Augustus in vor-
geschrittenem Alter leicht nach der 1. Schulter gewendet.
Das Untergesicht ist durch die moderne Überarbeitung merk-
würdig spitz geworden. Unbedeutend in Auffassung und
Arbeit.
Bern oul li Rom. Ikonographie II 1 S. 28 Nr. 11.
629. Römische männliche Porträtbüste (Taf. 78).
H. 0,69 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, Teil der Unterlippe, Unterteil des Halses und
des Büstenfufses. Gebrochen durch das Indextäfelchen. Viele Ver-
letzungen.
Antoninische Oberarmbüste mit Schwertband und Mantel
mit Knopf auf der 1. Schulter; darauf ein Jünglingskopf halb
nach der r. Schulter gewendet und etwas geneigt; runder
Kopf; spitzes Kinn; kleiner geschlossener Mund mit ver-
ächtlichem Zug; gerade Nase, stark beschattete Augen mit
zusammengezogenen Brauen; in der Mitte vorgewölbte
Stirn; kurz geschorenes Haar. Augensterne und Pupillen
eingegraben. Der Kopf gehört zu der Büste, da Marmor,
Erhaltung und Zeit übereinstimmen. Geringes Porträt aus
der Zeit des Alexander Severus.
Gcrhard-Platner S. 79 Nr. 627.
629A. Römischer weiblicher Porträtkopf
(Taf. 78).
H. des Ganzen 0,56 m., des Kopfes 0,295 m- Gelblicher Kalkstein.
Ergänzt Flicken in der Stirn, der r. Braue, den Wangen, der Unter-
lippe, Vorderteil der Nase, Bruststück mit Büstenfufs.
Kopf einer Frau in mittleren Jahren, die den Mantel
über den Hinterkopf gezogen hat; kurzes spitzes Kinn; Mund
mit vollen Lippen; gebogene feine, etwas gerümpfte Nase;
beschattete Augen; ernster, etwas blöder Ausdruck; die
Haare zurückgestrichen. Die Brauen sind durch einen
734 MÜSEO CHIARAMONTI 629A.
schmalen Steg markiert. Nicht fein, aber bürgerlich charakte-
ristisch. Wird von einer Grabstatue stammen; letzte Zeit
der Republik oder erste Kaiserzeit. Vgl. hierselbst Nr. 357.
Unter Nr. 625— 629 A:
Vier Gesimsfragmente (Taf. 78).
a (unter Nr. 625— 25 A).
H. 0,32 m., L. 0,92 m., T. 0,31 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Sehr bestofsen. Rechts abgesägt.
Von unten nach oben: Zahnschnitt; Perlenschnur; Eier-
stab; Geison; Perlenschnur; Sima mit Palmettenornament in
hohem Relief. Links Ecke. Späte Arbeit.
b (unter Nr. 626— 26 A).
H. 0,28 m.» L. 0,68 m., T. 0,275 m* Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt ein Teil der oberen Deckplatte links. Sehr bestofsen.
Links gebrochen. Rechts Schnitt.
Von unten nach oben: Perlenschnur; Eierstab; hoher
Zahnschnitt mit niedrigen Brücken; Perlenschnur; Eierstab
(beides gröfser als unten). Rechts scheint Anschlufsfläche zu
sein. Späte Arbeit.
c (unter Nr. 627).
H. 0,18 m., L. 0,825 m-i T- °»27 m« Feinkörniger grauer Marmor.
Stark bestofsen. L. und r. modern abgearbeitet.
Von unten nach oben: Eierstab; Zahnschnitt; Consolen;
niedriges Geison mit Perlenschnur, Sima mit Akanthusblättern.
Späte, zierliche Arbeit.
d (unter Nr. 628— 29 A).
H. 0,13 m., L. 1,65 m., T. 0,27 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt zwei grofse StUcke der oberen Platte vorn. Sehr bestofsen.
Von unten nach oben: glattes Kyma mit Leisten; Eier-
stab; weit vorspringendes Geison mit kleinen senkrechten
Canelluren; niedrige, glatte Sima. An beiden Seiten Ecke.
Die Unterfläche ist rauh. Unbedeutend.
MU8E0 CHIARAM0NT1 630. 631. 632. 633. 735
630. Spätrömisches Votivrelief an Silvan
(Taf. 78).
H. 0,33 id., Br. 0,49 in. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Die Ränder sehr zerstört.
An allen vier Seiten Reste einer schmalen Randleiste
erhalten. Flachrelief: rechts steht Silvan in gegürteter Tunica,
in der L. einen Fichtenzweig, in der seitlich ausgestreckten
R. das Gartenmesser haltend und nach links blickend, rechts
von ihm sitzt aufschauend der Hurid; links von ihm steht
nach links gewendet ein Eber; dann ein roher, niedriger
Altar, auf dem ein Korb mit Ähren steht,und ein unbärtiger
Hirt in gegürteter Exomis mit gekreuzten Beinen stehend
und mit dem 1. Ellenbogen auf den von der R. gehaltenen
Stab lehnend, das Gesicht in die L. gelegt; über dem Eber
auf einer Felsklippe ein nach rechts liegendes Schaf (Kopf
zerstört). Vgl. Nr. 516. Schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 79 Nr. 628.
631. Fragment eines ornamentierten Pfeilers
(Taf. 78).
H. 0,36 m., Br. 0,14 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben und unten abgebrochen.
Senkrecht aufsteigender Schaft mit verschieden ge-
wundenen Canelluren und Stützblättern von Akanthus. Hoch-
relief.
Gerhard-Platner S. 79 Nr. 629.
632 ist jetzt als Nr. 612a eingemauert", s. dort.
633. Fragment eines ornamentierten Pfeilers
(Taf. 78).
H. 0,47 m., Br. 0,17 ro. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben und unten abgebrochen.
Rand rechts und links erhalten. Senkrecht aufsteigende
Staude mit länglichen Blättern und Blütendolden an hohen
Stengeln in Flachrelief. Gute Arbeit.
Gerhard-Platner S. 79 Nr. 631.
736 MUSEO CH1ARAMONTI 634. 634 A.
634. Relieffragment (Taf. 78).
H. 0,335 m., L. 0,54 m. Grobkörniger gelblicher Marmor.
Rand oben und unten erhalten. Dazwischen Flachrelief:
links der Rest eines Hirten (1. Arm, Teil der Brust und des
Kopfes), der sich auf einen Stab lehnt; rechts davon ein
Baum; dann ein Ziegenbock nach link gewendet liegend, der
umblickt und sich mit dem 1. Hinterbein kratzt; rechts dar-
über ein Stier nach rechts; fressendes Schaf nach rechts ge-
wendet; rechts darüber Kopf eines Schafs nach links ge-
wendet; Reste eines Baumes und anderer Tiere. Sehr späte,
rohe, aber lebendige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 79 Nr. 632.
634A. Altar des Genius horreorum errichtet von
den horreari Saturninus und Successus im Jahre 75 n. Chr.
(Taf. 78).
CIL VI 235.
634B ist jetzt in Abteilung XV aufgestellt; s. Nr» 378a.
Statt dessen steht hier:
Cinerar-Ara des Lictors M. Coelius Dionysius.
H. 0,62 m., Br. unten 0,43 m., T. unten 0,355 m« Feinkörniger hellgrauer
Marmor.
Sehr bcstofsen.
Die Basis ist an der Vorderseite mit glattem Kyma um-
rändert. Darüber noch eine schmale Bodenleiste und darauf
an den Ecken je eine korinthische Säule mit gewundenen
Canelluren. An den Capitälen ist mittels eines Bandes eine
dünne Lorbeerguirlande befestigt, sodafs der Teil zwischen
den Capitälen einen flachen Bogen bildet, die beiden Enden
längs der Säulen herabhängen. Dazwischen unten die um-
rahmte Inschrifttafel. Darauf steht, wie auf einem Podium,
der Lictor in Tunica und Toga, die fasces im 1. Arm, mit
der herabhängenden R. einen Stab senkend; rechts und links
von ihm im Grunde fasces. An den Nebenseiten steigt aus
einem Akanthuskelch eine lebhaft gewundene Blumenranke
auf. Den Säulen entsprechen an den hinteren Ecken Pilaster.
MUSEO CHIARAMONTI 634C. 635. 737
Alles ist in mittlerem Relief dargestellt. Der Aufsatz fehlt
(statt seiner eine moderne Marmorplatte). Arbeit der ersten
Kaiserzeit. Stand bis vor Kurzem im Giardino della pigna.
CIL VI 1898.
634 C. Grabara (Taf. 78).
Übliche Form; ohne Inschrift und Relief (abgearbeitet).
Abteilung XXVI.
635. Torso einer Panzerstatue mit römischem
Porträtkopf (Taf. 79).
II. f,37 in. Marmor des Kopfes feinkörnig und weifs; der des Torso grofs-
körnig und gelblich.
Ergänzt der ganze Schädel mit Ohren, Stack der r. Braue, Nasen-
spitze, Hals, der ganze obere Teil des Mantels um den Hals mit Knopf,
r. Armstumpf, Flicken im Mantel 1. Es fehlen r. Arm mit Hand, 1. Hand
mit Teil des Unterarms (war angesetzt; Eisenzapfen erhalten), r. Bein, 1.
Unterschenkel, Füfse. Sehr verwaschen. Des Torso sehr bestofsen.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs war leicht zur
Seite und vorgesetzt; kurze Tunica; Panzer mit befransten
Streifen; und zwei Reihen von Klappen, auf deren oberer
Tierköpfe, Gorgonen und L und r. je eine Palmette ange-
bracht sind, auf der unteren Palmetten; an dem Panzer Relief-
schmuck: unter dem Nabel eine abwärts gerichtete Palmette,
darüber ein Tropaion und unter der r. Brust ihm zugewandt
eine langgewandete Victoria (vgl. Wroth Journal of Hell,
studies 1886 S. 131 Type III); befranstes Paludamentum auf
der r. Schulter geknöpft; es bedeckt den 1. Arm, dessen Hand
leicht vorgestreckt das Schwert gehalten haben wird; der r.
Arm war erhoben; die Hand mufs den Speer gehalten haben.
Der unbärtige Kopf halb zur r. Schulter gewendet; rundes
Gesicht; vortretendes Kinn; geschlossener Mund mit schmalen
Lippen und herabgezogenen Winkeln; lange Oberlippe; kurze
breite Nase; vortretende, nur an den inneren Winkeln be-
schattete Augen; niedrige Stirn; kurzgeschnittenes Haar nach
vorne gekämmt. Brutaler Ausdruck. Ob der Kopf zum
Torso gehört, ist nicht auszumachen; er ist früher für ein
Porträt Philipps des jung, erklärt worden.
Vatican. Katalog I. 47
738 MÜSEO CHIARAMONTI 636.
Gerhard-Platner S. 79 Nr. 633; Bernoulli Rom. Ikonographie
II 3 S. 147 Nr. 3 u. S. 151.
636. Statue des Herakles mit dem kleinen
Telephos (Taf. 79).
H. 2,12 m. Feinkörniger weifser Marmor mit grauen Streifen.
Ergänzt aus Marmor: Nasenspitze des Herakles, r. Unterarm mit
Ellenbogen, Hand und oberem Teil der Keule; aus Gyps: am Herakles
Flicken im r. Oberarm, Finger der 1. Hand, viele Teile der 1. Zehen, Teile
an dem r. grofsen und dem nächsten Zehen, r. kleiner Zehen, Flicken im
r. Fufs, Unterteil der Keule (Ansatz unten erhalten); am Fell Rand im
Nacken, Tatze auf der Brust, r. Unterkiefer, Rand darunter, Rand unter der
L. des Herakles, die unter dem Kind herabhängende Tatze, Rand darunter;
am Kind Hände, Zehen des r., Spitze des 1. Fufses; die Ränder der Basis.
An der Basis war vorne ein Stück mit der r. Fufsspitze des Herakles ab-
gebrochen.
Herakles steht aufrecht mit r. Standbein, den 1. Fufs seit-
lich vorgesetzt; schräg hinter dem 1. Fufs ein Felsen, auf
den das Fell herabhängt, das auf der r. Schulter geknüpft
ist, Brust, Nacken, 1. Schulter und 1. Arm bedeckt und dessen
Kopf vor der 1. Brust hängt; der 1. Unterarm ist leicht vor-
gestreckt; auf ihm sitzt ein Knäbchen mit langen lockigen
Haaren, den 1. Arm abwärts, den r. aufwärts gestreckt, den
Kopf erhoben; der r. Arm des Herakles gesenkt; die Hand
hält die Keule, die oben gegen die r. Hüfte gelehnt ist; der
bärtige Kopf mit gewundener Binde, in die kleine Trauben
eingebunden sind, wendet sich nach der 1. Schulter.
Die Figur ist früher auf den Kaiser Commodus, der sich
gern als Hercules darstellen liefs, mit seinem Lieblingsknaben
gedeutet worden. Winckelmann (s. unten) erkannte mit
Recht in den idealen Formen des Kopfes ein Bild des Herakles
und nannte den Knaben Ajas, da der Heros diesen in sein
Löwenfell gewickelt und ihn dadurch unverwundbar gemacht
habe. Visconti wies a. ersten unten a. O. diese Deutung
mit Recht zurück — die Sage ist ganz entlegen und unbe-
deutend, der Knabe kein Neugeborener — und gab selbst die
richtige auf Herakles mit seinem Söhnchen Telephos, das der
Held unter der Obhut der Hindin gefunden hat; bei einigen
anderen Statuen, die Herakles ebenfalls mit einem Knäbchen
darstellen, ist die Hindin zugefügt (Clarac 302, 2002: S.
MUSEO CHIARAMONTI 636. 739
Reinach Repertoire de la statuaire II S. 233 Nr. 1, 3 und 6;
v. Sacken Die ant. Skulpt in Wien S. 45; vergl. auch das
Relief im Belvedere Nr. 79). Dafs indes hier das Kind nur
eine spätere Beigabe ist, wird durch seine ungeschickte, un-
kindliche Haltung, die doch die Aufmerksamkeit des Helden
garnicht erregt, die Inferiorität seiner Bildung im Ver-
hältnis zu allen übrigen Teilen der Statue und durch die
Existenz einer Replik in Villa Albani bewiesen, bei der im
1. Arm die Keule ruht (Heibig Nr. 884; auf die Überein-
stimmung hat Furtwängler a. unten a.O. zuerst hingewiesen) ;
der r. Arm war dort erhoben (er ist mit einer Schale auf
der Hand ergänzt) ; der Kopf sitzt gerader auf dem Hals und
ist etwas erhoben (doch sind bestimmende Teile an ihm er-
gänzt); es fehlt die Binde. Die Variation mit dem Kinde
wird in Pergamon vorgenommen worden sein, wo Telephos
als Stadtgründer verehrt wurde und an dessen Kunstweise im
3. Jahrh. v. Chr. thatsächlich die Art, wie die Haare des
Knaben und die Mähne des Löwenkopfes gebildet sind, er-
innert; nach dem pergamenischen Original wäre dann die vati-
canische Figur copiert worden. Da ihr Kopf in ganz ent-
schiedener Weise dem des praxitelischen Hermes in Olympia ver-
wandt ist, glaubt Furtwängler das Original, das jedenfalls in
Bronze gearbeitet war, dem Praxiteles zuschreiben zu dürfen;
dagegen ist zu bemerken, dafs der Kopf der albanischen
Statue jene Verwandtschaft vermissen läfst. Jedenfalls aber
war das Original ein Werk des 4. Jahrh. v. Chr. Zu der Art,
wie das Fell arrangiert ist, vgl. Galleria delle statue Nr. 256.
Die Arbeit ist sehr sorgfaltig, aber hart und leblos; auf dem
Obcrschädel sind die Haare nicht ausgeführt. Der Kopf über-
ragt alles Übrige bei Weitem an Güte der Ausführung. Ge-
funden im Beginn des 16. Jahrhunderts auf dem Campo di
Fiori; unter Julius II. im Garten des Belvedere aufgestellt,
kam die Figur unter Napoleon nach Paris; nach ihrer Rück-
kehr wurde sie in der Rotunde aufgestellt; in den sechziger
Jahren des 19. Jahrhunderts kam sie an ihren jetzigen Platz.
Man hat geglaubt, dafs sie zu der Ausstattung der in der
Nähe des Fundorts gelegenen porticus Herculea gehört habe;
doch weist Lanciani a. unten a. O. darauf hin, dafs es
wahrscheinlicher sei, sie habe in den Gebäuden der Wagen-
47*
740 MU8B0 CHIARAMONTI 636 a.
lenker ebendort (stabula im factionum) gestanden (vgl. Sala
rotonda Nr. 544).
Vaccari Antiqu. statuar. icones II (162 1) Taf. 55; Perrier Segment*
nobilium signorum (1638) Taf. 5; Maffei-De Rossi Raccolta di statae
Taf. V ; Barbiellini Elegantiores statuae antiqaae (1 776) Taf. 28 ; W i n c fc e 1 -
mann Monum. antichi inediti I Trattato prelimin. S. 99 = SSmtl. Werke
(Donaueschingen) VII S. 250 ff. § 198—202; ders. Gesch. d. Kunst XII 2
§ 13 = Sämtl. VV. (Don.) VI S. 312 fr. Abb. 101; Visconti Museo Pio-
Clementino II Taf. IX; P. Massi Indicazione antiqaaria (1792) S. 30;
Visconti Opere varic IV S. 363 Nr. 141; Piroli-Radel Musee Napoleon II
Nr. 34; Bouillon Musee des Antiques II PL II; Pistolesi V Taf. CIII;
Clarac 800, 2003; Gerhard-Platner S. 226C Nr. 13; Brunn Sitzungs-
berichte d. bayer. Akademie 1892 S. 662; Furtwängler bei Röscher
Mythol. Lexikon I Sp. 2247; ders. Meisterwerke S. 576 f. Fig. 109 u. 110;
Klein Praxiteles S. 90 Anm. 1 u. S. 97; Helbig Nr. 115; Lanciani
Bulletino della comm. archeol. comun. 1899 S. iiiflf. ; ders. Storia degli
scavi I S. 144 u. 154 ff.
Photographie Alinari 6563(2); Anderson 1368(3); 1369(3); Moscioni
2271 ; Rocca 800 A.
Darunter:
636a. Vierseitiger Altar (Taf. 79).
H. 1,12 m. Br. unten 0,92 m., oben 0,91 m. T. unten o,8i m, oben 0,80 m.
Grofskrystallinischer gelblicher Marmor.
Ergänzt aus Marmor viele Flicken an Kanten und Ecken; aus Gyps
einzelne Streifen neben der Figur des Mercur und in der Figur der Fortuna.
Unten läuft auf allen vier Seiten ein Profil um, be-
stehend aus einem sehr weit ausladenden hohen Ablauf, ein-
geschlossen von zwei Rundstäben ; oben eins mit glattem
Kyma, schmaler gerader Leiste und steil aufsteigender glatter
Sima. An den Seiten in Hochrelief je eine Gruppe von
zwei einander zugewendeten Gottheiten auf vortretendem
Boden. Vorn: von 1. eilt Diana in kurzem Jagdgewande
und Jagdstiefeln herbei; in der in Schulterhöhe erhobenen
L. hält sie den Bogen, mit der R. greift sie nach einem Pfeil
im Köcher; den 1. Fufs setzt sie auf einen erlegten Eber;
hinter ihr, halb über dem Eber, ein mit ihr laufender Hund ;
rechts steht Apollo nach links gewendet; nackend; in der
bis in Hüfthöhe gesenkten L. den Bogen, in der vorgestreckten
R. den Lorbeerzweig (über die bei Visconti-Guattani ge-
zeichnete Pfeilspitze s. gleich); hinter Apoll der Dreifufs mit
MÜ8E0 CHTARAMONTI 636 a. 74 1
Kessel; zwischen den beiden Göttern und hinter dem Kopf
des Ebers ein vierseitiger Altar, mit Früchten belegt; hinter
ihm ein Lorbeerbaum; im Grunde eine niedrige Mauer, auf
der man rechts und unter der R. des Apollo je eine nach
oben stark ausladende Erhöhung bemerkt (aus der zweiten
hat der Zeichner bei Visconti-Guattani eine Pfeilspitze ge-
macht). L. Nebenseite: links steht nach rechts gewendet
Fortuna in Sandalen und Chiton, einen zusammengefalteten
Mantel um den Unterkörper geschlungen und über den 1.
Unterarm gelegt, ein Diadem im Haar; die gesenkte R. hält
ein Steuerruder, das auf einer Weltkugel aufsteht; auf dem
vorgestreckten 1. Arm ein Füllhorn; rechts steht in archais-
tischer Kleidung Spes nach links gewendet; ein Diadem im
Haar; die gesenkte L. hebt das Kleid, die vorgestreckte R.
hält eine Blüte; zwischen beiden ein Thymiaterium mit
brennender Flamme. R. Nebenseite: links steht Mars, kurz-
bärtig, nach rechts gewendet, vollständig gerüstet; die er-
hobene R. hält den Speer, die gesenkte L. stützt sich auf
den Schild; der Mantel ruht mit einem Bausch auf der 1.
Schulter und ist dann um den 1. Unterarm geschlungen; hinter
seinem r. Bein und dem Speer noch ein Schild am Boden;
von rechts eilt Mercur herbei mit Sandalen und Petasos, die
Chlamys über den 1. Unterarm gelegt; die leichtgesenkte L.
hält den Caduceus, die vorgestreckte R. den Beutel; zwischen
beiden auf einer Felsenklippe ein Altar mit Gaben (in der
Mitte ein grofser Pinienapfel). Rückseite (Gypsabgufs hinter
Nr. 636): links steht Hercules, bärtig, halb vom Rücken gesehen,
nach rechts gewendet; der Kopf des Fells ist über den Kopf
des Heros gelegt; das Übrige bedeckt seine Schultern und
den 1. Arm; in der halb gesenkten R. die Keule erhoben;
hinter ihm geht nach rechts ein Schwein mit Bauchgurt;
rechts schreitet der bekränzte Silvan heran in hohen, um-
schnürten Stiefeln; ein Schweinefell ist auf der r. Schulter ge-
knüpft, dann über den halb erhobenen 1. Arm geworfen (der
Kopf des Fells hängt aufsen herab; auf der Zeichnung bei
Visc.-Guatt. kaum zu erkennen), wo im Bausche Früchte,
ein Pinienapfel und eine Traube liegen; die L. hält einen
Pinienzweig> die vorgestreckte R. das Gartenmesser; links
vor ihm sitzt sein Hund, zu ihm aufschauend ; zwischen den
742 MÜSEO CHIARAMONTI 637. 637a. 638.
Göttern ein bekränzter Altar, auf dem eine Granate, ein
Pinienapfel und ein geriefelter Gegenstand liegen; da-
hinter eine Pinie. Die Beziehung der Gottheiten zu einander
und der Tiere zu ihnen ist ohne Weiteres verständlich. Sehr
schlechte Arbeit. Stand ehedem im Garten Aldobrandini
auf dem Quirinal.
Guattani Monumenti ant. inediti 1786 Januar S. Vff. Taf. II— III;
Visconti-Guattani Taf. XVIII— XXI; Gerhard-PIatner S. 79 (unter
Nr. 634); Amelung Athen. Mitth. 1900 S. 288 Nr. 3 (Apoll).
637. Männlicher Torso (Taf. 79).
H. 1,08 m. Grofskrystallinischer, hellgrauer Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals (waren eingesetzt; vgl. Galleria lapidaria
Nr. 60), r. Arm mit Hand und 1. Hand (waren beide angesetzt [antike
Restauration?]; Diibellöcher erhalten), Ende der Chlamys, Schwertgriff, Beine
bis auf Ansätze, Füfse. Abgebrochen war r. Schulter mit Brust, 1. Arm
mit Gewand. Ein Stück am Hals ausgebrochen. Das Gewand oben be-
stofsen. Abarbeitung an der 1. Hüfte aufsen.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; r. Arm hing nieder;
eine Chlamys ruht mit einem Bausch auf der 1. Schulter und
ist dann über den vorgestreckten 1. Unterarm gelegt; die L.
hält das Schwert, dessen Scheide zwischen Unterarm und
Chlamys sichtbar wird. Stammt von einer Imperatorenstatue;
Formen des 4. Jahrh. v. Chr. ; gute Arbeit.
Gerhard-PIatner S. 79 Nr. 635.
Darunter:
637a. Grabara eines M. Lucceius Chrestus
(Taf. 79).
An der Vorderseite über der Inschrift in einer kleinen,
bogenförmig abschliefsenden Nische das Brustbild des Ver-
storbenen in Mittelrelief.
CIL VI 21531.
638. Verstümmelte weibliche Statue (Taf. 80).
II. 1,53 111. Sehr grofskrystallinischer gelblicher Marmor mit einzelnen
grauen Stellen.
Es fehlen Kopf und Hals (modernes Loch in der Bruchfläche, für
nicht ausgeführte Ergänzung bestimmt), r. Arm mit Hand, I. Schulter,
MUSEO CHIARAMONTI 639. 743
äufscrer Teil des 1. Oberarms, Teil des 1. Unterarms mit Hand, Spitze der
r. Brust, Rand des Gewandes neben der r. Hüfte, Füfse, Saum des Ge-
wandes, Basis. Vielfach und stark bestofsen; die Oberfläche z. T. von
Wasser angegriffen. Abgebrochen war der unterste Teil des r. Unter-
schenkels mit Gewand und ein Stück Gewand neben dem 1. Knie.
Ein Mädchen von sehr kräftigen Formen eilt nach
rechts, das 1. Bein vorangesetzt; ein grofser Mantel ist mit
einem Teil um den gesenkten 1. Unterarm geschlungen, dann
fest um das zurückgesetzte r. Bein und am andern Ende von
dem leicht erhobenen 1. Unterarm in die Höhe gezogen;
der r. Arm war erhoben; die Hand wird das segelartig ge-
bauschte Gewand am Rande gefafst haben; der Kopf war
nach der r. Schulter gewendet, blickte also rückwärts; lose
Strähnen auf den Schultern; am Gewand im Nacken der An-
satz des Haarschopfes; am Gewand aufsen neben dem 1.
Knie Rest einer grofsen viereckigen Stütze (augenscheinlich
zur Verbindung mit einer anderen Figur). Die Gewandfalten
sind an der Rückseite nicht ganz ausgeführt.
Die aufserordentliche Frische und Energie der Formen-
gebung machen es zweifellos, dafs hier ein griechisches Ori-
ginal erhalten ist. Da im Körper den Eigentümlichkeiten des
weiblichen Wuchses noch so wenig Rechnung getragen ist,
dafs man die Figur früher für einen Hermaphroditen halten
konnte, mufs die Entstehung noch im 5. Jahrh. oder im Be-
ginn des 4. Jahrh. v. Chr. angenommen werden, womit der
einfache, einheitliche Wurf des Gewandes im Einklang steht.
Das Mädchen flieht vor einem Verfolger; eine bestimmtere
Deutung läfst sich vorläufig nicht geben.
Fea Nuova descrizione S. 90; Gerhard-PIatner S. 79 Nr. 636.
Photographie beim röm. Institut 496**.
639. Statue der Iulia Soaemias als Venus
(Tat 80).
H. 1,71 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt Nase, Locke auf der r. Schulter ganz, freistehender Teil der
andern, r. Arm bis auf Ansatz mit Hand und Ende der Locke, 1. Unterarm
mit Stütze, Hand und Salbgefäfs, viele Flicken am Gewand, Zehen des 1.
Fufses mit der entsprechenden Ecke der Basis; am Amor fast das ganze
Untergesicht, 1. Schläfe, 1. Arm, 1. Hand, Oberteile beider Flügel, die
drei gröfseren Zehen des r. Fufses, gröfserer Teil der Stütze dieses Fufses,
744 MÜSEO CHIARAMONTI 639.
Zehen mit einem Teil des 1. Fufses, 1. Schienbein; am Delphin Teil der
1. Flosse, Stütze darüber, Schwanzflosse; 1. Vorderecke der Basis. Ge-
brochen war der Kopf (der Bruch verläuft sehr gerade; es ist aber nicht
Schnitt; die anderen Brüche verlaufen ebenso; der Marmor an Kopf und
Körper gleich, nur am Kopf stärker geputzt), 1. Oberarm, Gewandknoten
vor der Scham, r. Fufs mit Stück der Basis; am Amor Kopf mit r. Schulter,
r. Bein zweimal, 1. Bein am Knie; vom Delphin der Schwanz zweimal; die
Basis zwischen Delphin und Venus.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs mit erhobener
Ferse leicht zur Seite gesetzt; um den Unterkörper ein befranstes
Gewand geschlungen, das vor der Scham verknotetist; 1. Arm
seitlich vorgestreckt (die Hand sinnlos mit einem Salbfläsch-
chen ergänzt); r. Oberarm gesenkt, Unterarm erhoben: die R.
(wohl richtig ergänzt) hebt leicht das Ende einer Schulter-
locke, der eine andere auf der 1. Schulter entspricht; der
Kopf ist ein mattes Porträt der Iulia Soaemias, Mutter des
Elagabal; die Haartour (ohne die Schulterlocken) ist aus
einem besonderen Stück gearbeitet und abnehmbar, damit
die Statue alle Moden mitmachen könne; Augensterne und
Pupillen eingegraben ; neben dem r. Bein aufsen ein nach ab-
wärts schiefsender Delphin, auf dem ein Amor bäuchlings
in fürchterlieh gezwungener Stellung liegt, den 1. Arm zur
Schwanzflosse des Delphins und den Kopf hoch erhoben.
Der Venus-Körper ist nach einem Vorbild des 4. Jahrh. v.
Chr. gearbeitet; alles übrige elend.
Gefunden bei Ausgrabungen, die im Auftrage Pius VI.
in Präneste vorgenommen wurden, im Garten der Padri
Dottrinari, d. h. an Stelle des alten Forum. Über die Er-
werbung seitens des Papstes berichtet die Inschrift an der
Basis vorn. Stand zunächst in der Galleria de' candelabri.
Visconti Museo Pio-Clementino II, Taf. LI; ders. Iconographie
romaine III S. 132 pl. 51 Nr. 8/9; P. Massi Indicazione antiquaria (1792)
S. 139 Nr. 35; Miliin Gallerie mythologique PI. XLIV Nr. 188 (= Gui-
gniaut Religions de l'antiquite PI. CI Nr. 396b); Clarac 607, 1339; Fea
Nuova descrizionc S. 90; MUllcr-Wieseler Denkmäler d. alten Kunst I
Taf. LXXI Nr. 402; Bcrnoulli Rom. Ikonographie II3 S. 931". Taf. XXVII;
Heibig Nr. 116.
Photographie Moscioni 4089.
A
MUSEO CHIARAMONTI 640. 641. 745
640. Männlicher Torso mit römischem Porträtkopf
(Taf. 80).
II. 1,63 m. Marmor des Kopfes feinkörnig und hcllbläulich ; der der
Figur grofskürnig und gelblich.
Ergänzt Nase, Lippen, Teil des Halses. Es fehlen r. Arm, 1. Hand,
Beine, Fiifse, Knopf und viele Teile am Mantel. Sehr verwaschen.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Bein war vorgesetzt;
beide Oberarme gesenkt; der 1. Unterarm leicht vorgestreckt;
ein Mantel aus schwerem Stoff ist vor der Brust geknöpft
und bedeckt den ganzen 1. Arm; er zeugt von einer heftigen
Bewegung der Figur; im Nacken ein Loch für ein Eisen be-
hufs Befestigung an einer Wand. Der jugendliche Kopf ist
halb nach der rechten Schulter gewendet; rundes Gesicht;
schwaches Kinn; volle Lippen; tiefliegende Augen; starkes
wirres Lockenhaar, roh mit dem Bohrer ausgearbeitet; Brauen
durch Striche angegeben; Augensterne und Pupillen einge-
graben. Der Kopf ist ein schlechtes Porträt antoninischcr
Zeit; er gehört nicht zur Figur, die in einer breiten decora-
tiven Manier gut ausgeführt ist und auf ein hellenistisches
Original zurückgeht.
Fea Nuova descrizione S. 90; Gerhard-Platncr S. 80 Nr. 638.
Abteilung XXVII.
641. Relieffragment (Taf. 81).
H. 0,72 m., Br. 0,62 m. Feinkörniger gelblicher (pentelischcr) Marmor.
Ergänzt der obere Teil der Platte mit 1. Arm, Kopf und Hals der
Sitzenden und dem oberen Teil der Brust an der Stehenden, der ganze
Reliefgrund 1. mit r. Arm und Hand der Stehenden und Teil des Bodens,
Stück der r. Hand mit drei Fingern an der Sitzenden, Nase und Oberteil
des Diadems der Stehenden. Brüste und Füfse bestofsen.
Unten weit vortretende Bodenleiste erhalten. Hoch-
relief: auf Felsen sitzt nach links gewendet eine Frau im
Peplos, dessen Kolpos und Gürtung dadurch sichtbar wird,
dafs das Apoptygma auf dem höheren Teil des Felsens rechts
aufliegt; ein Mantel ist auf den Sitz gebreitet und um die
Beine geschlungen; davon unabhängig scheint das Tuch,
das über den Kopf gelegt ist und von beiden Händen ge-
halten wird; der 1. Arm stützt sich auf den höheren Teil des
74Ö MUSEO CHIARAMONT1 642.
Felsens, der r. ist nach vorne gehalten und aufwärts gebogen;
er wird dicht unter dem Handgelenk von einer links stehenden
Frau mit der L. gefafst; sie trägt Sandalen, Chiton und den
Mantel auf 1. Schulter und um den Unterkörper geschlungen,
vorne mit dreieckigem Überschlag; die R. ist auf die Hüfte
gestützt (augenscheinlich richtig ergänzt), der Kopf mit
hohem Diadem nach rechts gewendet. Dieser Kopf gehört
augenscheinlich nicht zu dem Relief (der Marmor ist heller;
eine Schulterlocke r. ist abgearbeitet); er müfste sich zu der
Sitzenden neigen, umsomehr als wahrscheinlich das Relief
r. abschlofs (man beachte die Form des Felsensitzes rechts).
Die verbreitete Deutung des Reliefs nennt die Stehende
Hera, die Sitzende Thetis; Hera rede der traurigen wider-
strebenden Thetis zu, in die Heirat mit dem sterblichen
Peleus zu willigen. Doch sind an den antiken Teilen zu
wenig charakteristische, sprechende Elemente erhaltert, um
eine bestimmte Deutung zu erlauben.
Die Ausführung ist nicht fein, scheint aber griechisch
aus dem Ende des 5. Jahrh. v. Chr. Für die römische Zeit,
in die man das Fragment hat versetzen wollen, fehlt einer-
seits Eleganz, andererseits decorativer Effekt.
Visconti-Guattani Taf. VIII; Gerhard-Platner S. 80 Nr. 639.
Overbeck Kunstmythologie III S. 129 G Taf. X Nr. 17; Friederichs-
Wolters Bausteine Nr. 1870; Heibig Nr. 117.
642. Relieffragment (Taf. 81).
H. 0,33 m., Br. 0,35 ra. Feinkörniger bläulicher Marmor.
Oben und links Umrahmung (schmale Leiste, glatter
Ablauf) erhalten. Hochrelief: Kopf und Büste eines nach r.
gewendeten Mädchens mit geneigtem Kopfe; die Haare sind
vorne zurückgekämmt und fallen hinten lang in den Nacken;
ganz umhüllt vom Mantel, der im Rücken zurückflattert.
Sehr elegante Ausführung. Angeblich gefunden in der Villa
des Hadrian bei Tivoli. Vgl. Nr. 644.
Visconti-Guattani S. 316 Anm., Taf. XLIV3; Penna Viaggio
pittorico della villa Adriana IV Taf. CXXVI 1 ; Gerhard-Platner S. 80
Nr. 640; Hauser Die Neuattischen Reliefs S. 45 Nr. 60; Winnefeld Die
Villa des Hadrian bei Tivoli S. 166; Hei big unter Nr. 118.
4
MUSEO CHIARAMONTI 643. 747
643. Relieffragment (Taf. 81).
H. 0,44 m., Br. 0,41 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Unten Bodenleiste erhalten (teilweise beschädigt). Darüber
Hochrelief: rechts aus dem Boden steigend der Oberkörper
einer reifen Frau (bis etwas oberhalb der Kniee sichtbar) nach
links gewendet; sie trägt einen gegürteten Peplos (der Kolpos
kommt unter dem Apoptygma zum Vorschein) und einen Mantel
im Rücken; in den reichen, frei herabfallenden Locken ein
Diadem; ihr Gesicht ist aufwärts gerichtet, und sie reicht mit
beiden Händen ein Knäbchen, dessen Beine in ein Mäntelchen
gehüllt sind, nach links einer ihr zugewandt stehenden
weiblichen Figur, der das Kind die Arme entgegenstreckte
(fehlen bis auf einen Teil des 1. Oberarms): von der zweiten Figur
sind nur die Beine erhalten und zwei Finger der R., die
bereit scheinen, das Kind in Empfang zu nehmen; sie trägt
Sandalen, Chiton und Mantel um die Beine geschlagen, so-
dafs die Ränder vorn zusammenschlagen; rechts unten noch
ein nach links stehender 1. Fufs mit Gewandsaum.
Eine vollständigere Anschauung der Composition gewährt
ein im Louvre befindliches Fragment (Clarac 123, 104;
Robert a. unten a. O. S. 193), auf dem die links stehende
Figur bis unter die Brust, das Kind vollständig, die Figur,
zu der der Fufs rechts gehört, bis zu den Hüften erhalten
ist; diese ist männlich und lehnt sich auf einen Pfeiler; der
Saum gehört zum Himation (vgl. zu dem Motiv die Bonner
Jahrbücher CI Taf. VII publizierte Aphrodite-Figur aus der
Zeit des Phidias); die links stehende Figur fafst mit beiden
Händen den Mantel, um das Kind so in Empfang zu nehmen;
der Chiton scheint ungegürtet; sie ist als Athena ergänzt. Links
ist noch ein nach links sitzender Gott dargestellt, der sich um-
wendet; er hat das Himation um die Beine geschlungen, stützt
die L. auf den Sitz, eine Bank mit Löwenfüfsen, während der
r. Arm erhoben ist; er ist richtig als Zeus, die Rechte mit dem
Scepter ergänzt. Die Figuren sind weiter auseinander gerückt,
als auf dem vaticanischen Fragment; auch Einzelheiten in den
Bewegungen und Gewändern stimmen nicht genau überein;
die aufsteigende hat künstlich gedrehte Locken; die Arbeit ist
weniger lebendig. Mit der Ergänzung der links Stehenden
748 MUSEO CHIARAMONTI 644.
* •
als Athena ist die Deutung auf die Übergabe des Erich-
thonios durch seine Pflegerin Gaia an seine Mutter Athene
gegeben; der rechts Stehende wäre Hephaistos, der Vater
des Kindes. Diese Deutung ist von Robert (s. unten) an-
gefochten worden: das Kind sei Dionysos; die Empfangende
eine Nymphe; links sitze Zeus.
Dieser links sitzende Zeus gehört aber augenscheinlich
nicht zu der ursprünglichen Composition; weder sein Stil,
noch sein Sitz pafst zu dem Charakter der übrigen Figuren;
zudem kehrt er auf einem anderen Relief des Louvre (Clarac
200, 26; vgl. Hauser a. unten a. O. S. 73) in anderer Um-
gebung wieder, gehörte also wohl zu dem Repertoire der
Verfertiger decorativer Reliefs. Entscheidend ist, dafs die
Hauptgruppe alle Elemente aufweist, die wir auf den sicheren
Darstellungen des Erichthoniosmythos finden. Das Original
mufs gegen Ende des 5. Jahrh. v. Chr. entstanden sein. Die
Ausführung ist recht lebendig und wohl griechisch. Gefunden
in der Villa des Hadrian bei Tivoli (vgl. dagegen Hauser
a. unten a. O.).
Visconti-Guattani S. 320 Taf. XLIV4; Panofka Annali d. L 1829
S. 301 f. Monum. d. I. I Taf. XII 2; Penna Viaggio pittorico d. Villa Adr. IV
Taf. CXXVI2: Gerhard-Platner S. 80 Nr. 641; Braun Annalid. I. 1841
S. 91 ff.; Jahn Archäol. Aufsätze S. 62; Stephani Compte rendu 1859
S. 68: Flasch Annali d. I. 1877 S. 438f.; Friederichs-Wolters Bau-
steine Nr. 1861; Robert Archäologische Märchen S. 192 mit Abb.; Häuser
Neuattische Reliefs S. 72 f. Nr. 103 b; Winnefeld Die Villa des Hadrian
S. 166; Heibig Nr. 119; Sauer Das sogen. Theseion S. 6sf. mit Abb.;
Amelung Neue Jahrbücher für Philologie und Pädagogik 1900 S. 6 Anm.
644. Relieffragment (Taf. 81).
H. 0,725 m., Br. 0,84 m. Feinkörniger bläulicher Marmor.
War in drei Stücke zerbrochen; an den Bruchstellen mit Gyps
geflickt.
Oben und links Umrahmung (Leiste und glatter Ablauf)
erhalten, unten Bodenleiste. Hochrelief; links ein nach links
eilendes Mädchen mit leicht gesenktem Kopf (Nase und einige
Falten fehlen); sie trägt den Chiton und einen Mantel, der den
Körper bis auf die L. ganz umhüllt und auch über die
Haube gelegt ist, in der die Haare geborgen sind; die ge-
senkte R. ist unter dem Mantel leicht vorgestreckt, die L. an
MUSEO CHIARAMONTI 644. 749
die Hüfte legt; beide Hände ziehen das Gewand etwas empor;
ihr folgt ein fast von vorn gesehenes Mädchen (es fehlen Kopf
und Hals, Chitonsaum und Fufse); sie trägt einen Chiton, darüber
eine Ärmeljacke (s. weitere Beispiele bei Amelung Pauly-
Wissowa Real-Encyklopädie III Sp. 2208 oben) und einen
Mantel, der nur r. Arm, Schulter und Brust freiläfst;
die gesenkte R. zieht den Mantel ein wenig nach vorn,
um den Schritt zu erleichtern; die L. ist unter dem Mantel
in die Hüfte gestützt; von einer folgenden dritten ist nur der
r., von einem Stück Mantel bedeckte Unterarm mit Hand
erhalten; in der Hand eine nach vorn gesenkte Kanne, aus
der eine plastisch angegebene Flüssigkeit strömt.
Wegen dieses Attributes hat man die Mädchen — die
mittlere ist früher mit Unrecht für männlich gehalten worden
— für die drei attischen Thauschwestern Aglauros, Pandrosos
und Herse erklärt, eine Erklärung, die jetzt dadurch be-
stätigt wird, dafs Haus er ein Gegenstück zu dieser Platte
nachgewiesen hat, auf dem die drei Hören dargestellt waren;
zu diesem Gegenstück gehörte hierselbst Nr. 642, die beiden
nach rechts bewegten Figuren eines Reliefs in Florenz, dessen
dritte Figur wieder die Thyiaden- Platte vervollständigt
(Amelung Führer Nr. 160), und ein Relief in der Münchener
Glyptothek (Furtwängler Beschreibung Nr. 256); Hauser
wird diese Entdeckung nächstdem in den Jahresheften des
österreichischen Instituts veröffentlichen. Die Ausfuhrung ist
elegant, aber nicht sehr lebendig, hadrianischem Stil ent-
sprechend. Die Vorbilder der Figuren sind im Beginn des
4. Jahrh. v. Chr. entstanden.
Gefunden in der Villa Palombara auf dem Esquilin.
Mit diesem Fragment stimmt Nr. 642 in Marmor, Um-
rahmung, Stil, Gegenstand vollkommen überein, sodafs man
ohne Weiteres annehmen würde, beide hätten zur gleichen
Decoration gehört, wenn nicht dort als vermutlicher Fund-
ort die Villa Adriana überliefert wäre. Entweder liegt in
dieser Angabe ein Irrtum vor, oder wir müssen annehmen,
dafs beide Reliefs in derselben Zeit und wahrscheinlich in
dem gleichen Atelier gearbeitet wurden, dann an zwei ver-
schiedene Bestimmungsorte gelangt seien.
Visconti-Guattani Taf. XLIVi; Fea Nuova descrizione S. 89;
7SO MUSEO CHIARAMONTI 645. 646.
Pistolcsi Taf. LI; Gerhard-Platner S. 80 Nr. 642; Braun Ruinen und
Museen Roms S. 280 Nr. 36; Heydemann Verhüllte Tänzerin (IV.
Hallesches Winckelmannsprogramm) S. 9, Taf.; Friederichs - Wolters
Bausteine Nr. 1876/7; Haus er Die neuattischen Reliefs S. 44 Nr. 60 und
S. 146; R ei seh Abhandlungen d. archäol.-epigr. Seminars in Wien 1890
S. 98; Kalkmann 53. Berliner Winckelmanns-Progr. S. 94 u. 105 Nr. 13;
Heibig Nr. 118.
645. Statuette des Apollon als Kind (Taf. 81).
H. 0,71 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Kopf und Hals, 1. Schulter, 1. Unterarm mit Hand, Stück
im Rücken, Flicken unter der 1. Brust, 1. Bein mit Stamm, r. Unterschenkel,
Füfse, Basis. R. Schulter und Arm waren gebrochen.
Aufrechte Haltung; das 1. Bein vorangesetzt (verstärkt
durch einen Stamm); I. Arm gesenkt; r. leicht erhoben; in
der R. ein Pfeil (oben abgebrochen); Köcherband von der 1.
Hüfte zur r. Schulter (wo der Köcher safs, jetzt ein Stück ergänzt);
das Köpfchen mit Haarknoten oben leicht zur r. Schulter ge-
wendet. Die L. mufs den kleinen Bogen gehalten haben.
Entweder Darstellung des Apollino selbst — die Deutung
auf Amor ist ausgeschlossen, da Flügel fehlen, — oder
eines sterblichen Kindes mit seinen Attributen; vgl. Galleria
lapidaria Nr. 83 c. Schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 80 Nr. 643.
646. Jünglingsstatuette mit einem Kopf des
Antinous (Taf. 81).
H. 0,67 in. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt untere Hälfte der Nase, 1. Unterarm mit Ellenbogen und
Hand, r. Arm von der Mitte des Oberarms an mit Hand und Stäbchen,
kleiner runder Flicken über der 1. Hüfte (an Stelle einer Stütze für den
Arm), gröfserer im 1. Oberschenkel aufsen, Unterschenkel, der linke mit Knie
und Stamm, Füfse, Basis. Das Gesicht ist stark überarbeitet.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; r. Fufs leicht vorge-
stellt; r. Arm hängt herab (in der Hand ein Stabende); 1.
Unterarm leicht vorgestreckt (die Haltung der Arme vom
Ergänzer richtig getroffen); Kopf mit langen, in die Stirn
gekämmten Haaren nach der 1. Schulter gewendet; er ge-
hört nicht zur Figur (Schnitt); an den Haaren ist das Porträt
des Antinous kenntlich. Der Torso ist eine unbedeutende
MÜSKO CHIARAMONTI 647. 648. 75 1
Copie einer guten Figur der zweiten Hälfte des 5. Jahrh.
v. Chr.
Pistolesi Taf. LIX 1; Gerhard-Platner S. 80 Nr. 644.
647. Statuette des Attis (Taf. 81).
H. 0,92 m. Grofskörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Spitze der Mutze, 1. Arm mit Hand und Pedum, r. Hand
mit Teil des Unterarms und des Tympanon. Der r. Rand des Gewandes
am Bauch beschädigt.
Basis von der Form einer hinten abgeschnittenen Ellipse;
vorne und an den Seiten profiliert (Hohlkehle zwischen zwei
Rundstäben) Attis als Knabe aufrecht stehend mit r. Standbein,
den 1. Fufs leicht vorgesetzt; er trägt Schuhe, Hosen und
eine Ärmeljacke, die vor der Brust geknöpft ist, den Bauch
aber freiläfst; er hält mit der R. ein Tympanon, mit der seit-
lich erhobenen L. ein Pcdum (die Hand mufs ein langes
Stabattribut gehalten haben, dessen Ansatz auf der Basis
erhalten ist); der mit der phrygischen Mütze bedeckte Kopf
ist mit schwärmerischem Ausdruck leicht zur r. Schulter ge-
neigt und in den Nacken geworfen; neben dem r. Bein aufsen
ein Stamm, an dem zwei Schallbecken hängen. Geringe späte
Arbeit. Stammt aus dem Pal. Altieri.
Guattani Monumenti inediti antichi 17S5 S. XXV Taf. III; Pistolesi
Taf. LI 2; Clarac 396 C 664 I; Gerhard-Platner S. 80 Nr. 645;
Cumont bei Pauly-Wissowa Realencyklopädie II Sp. 2251.
648. Statuette des ausruhenden Apollon (Taf. 81).
H. 0,69 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Unterteil des Halses, r. Arm mit Hand, 1. Unterarm mit
darllbergelegtem Teil des Mantels und Hand, Unterteil des Stammes, Unter-
schenkel, Fiifse, Basis.
Apollon steht im Motiv des sog. Lykeios mit r. Stand-
bein, den 1. Fufs leicht zurückgesetzt, den 1. Ellenbogen auf
einen Stamm gelehnt, den r. Arm erhoben und über den
Kopf gelegt; eine Chlamys ruht mit einem Bausch auf
der 1. Schulter und ist dann über den Unterarm gelegt (vgl.
Klein a. unten a. O. S. 174); die L. kann die Leyer nicht
gehalten haben, die Spuren hinterlassen haben würde; sie
müfste also mit dem Bogen ergänzt werden (vgl. Klein a. a. O.
S. 158 fr.). Der Kopf mit Haarschleife oben kann nicht zu
752 MÜSEO CHIARAMONT1 649. 650. 65 1.
der Statuette gehören, da sich auf ihm keine Spur der Hand
findet. Unbedeutende Arbeit.
Gerhard-Platner S. 80 Nr. 646; Ovcrbeck Kunstmythologie V
S. 21 Nr. 18; Klein Praxiteles S. 163 Anm., Nr. 14.
649. Knaben-Statuette (Taf. 81).
H. 0,715 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Unterteil des Halses, r. Arm mit Gewand und Hand, 1. Unter-
arm mit Gewand und Hand, r. Bein fast ganz, 1. Unterschenkel, Füfse,
Stamm, Basis.
Ein Knäbchen steht aufrecht mit gekreuzten Beinen (1.
Standbein), gegen einen Stamm gelehnt; 1. Arm gesenkt, r.
vorwärts erhoben (Oberarm richtig ergänzt); ein schmales
Gewandstück ist um beide Arme geschlungen (in den Händen
sinnlose Stabenden ergänzt); der gelockte Kopf nach der r.
Schulter gewendet und erhoben; er gehört wahrscheinlich zum
Körper. Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 80 Nr. 647.
650. Torso einer Dionysosstatuette (Taf. 81).
H. ohne Basis 0,383 m. Feinkörniger weifser Marmor mit grauen Adern.
Es fehlen Oberkopf mit fast dem ganzen Gesicht, Arme bis auf An-
sätze, Hände, Beine von der Mitte der Oberschenkel abwärts, Füfse. Ver-
letzungen an der 1. Brusthälfte.
R. Standbein; 1. Bein war vorgesetzt (wahrscheinlich
kreuzte es das r.); r. Arm hing herab (zwei kleine Stützenreste
und ein kleines mit Metall gefülltes Loch an der r. Hüfte
aufsen); 1. Schulter hoch erhoben; der Oberarm war etwas
zurückgestreckt; grofser Stützenrest an der 1. Hüfte aufsen;
der Kopf ist nach der 1. Schulter gewendet und etwas ge-
hoben; neben den Ohren Reste des Traubenkranzes; lange
Locke auf der r. Schulter, der eine andere hinter der 1. Schulter
entspricht; zwischen beiden der Rest des Haarknotens. Sehr
weiche Formen. Mäfsige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 81 Nr. 648.
651. Knabenstatuette (Taf. 81).
IT. 0,835 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Ober- und Hinterschädel, Nasenspitze, r. Arm mit Schulter
MüßEO CHIABAMONTI 65 1 A. 652. 753
und Hand, Hals und Kopf des Vogels, Flicken am Saum des Gewandes und
im Stamm unten, Runder der Basis. Besonders links verwaschen.
Elende Replik des Typus Nr. 82; s. dort. Der Knabe
drückt hier mit der L. einen Vogel an sich; Ring am 1. Gold-
finger; der Kopf mit Haarschöpfchen oben (richtig ergänzt)
ist leicht nach der 1. Schulter gewendet; stupider Ausdruck.
Gefunden in Ostia.
Clarac 878, 2231; Gerhard-Platner S. 81 Nr. 649.
651 A. Torso einer Amazonenstatuette (Taf. 81).
H. ohne Basis 0,57 m. Grofskrystallinischer gelblicher Marmor.
Ergänzt 1. Brust, Falte darunter, Zipfel vor dem Unterleib, Teil des
Köchers und der Falten unten. Es fehlen Kopf mit Hals, Arme von der
Mitte der Oberarme abwärts, gröfster Teil des Köchers, Unterschenkel, FUfse.
Die Falte zwischen den Brüsten beschädigt Halsausschnitt und Arm-
ansätze zur Ergänzung zubehauen und mit DUbellöchern versehen.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Oberschenkel leicht
vorgesetzt; r. Arm hing herab (grofse Stütze mit Loch an
der r. Hüfte aufsen); 1. Oberarm geht leicht zurück; bekleidet
mit kurzer Exomis (r. Schulter und Brust frei; ein Zipfel hängt
vorne herab); tief gegürtet; die Brust überquert ein Köcher-
band mit Köcher im Rücken (er war besonders gearbeitet;
antiker Ausschnitt im Rücken); 1. Schulter ziemlich stark
gehoben. Sehr gute, lebendige Arbeit. Eine gröfsere (etwas
unterlebensgrofse) Replik ist bei Clarac 576, 1241 als in der
Coli. Vescovali befindlich publiciert. Auch vergleiche man
Babelon et Blanchet Les bronzes de la bibliotheque
nationale Nr. 818. Das Original mufs im 4. Jahrh. v. Chr.
entstanden sein. Im Halsausschnitt ist mit schwarzer Farbe
522 aufgemalt.
Gerhard-Platner S. 81 Nr. 650; Friederichs-Wolters Bausteine
Nr. 1532.
Photographie beim röm. Institut.
652. Kopf eines Kentauren (Taf. 81).
H. des Ganzen 0,49 m., des Kopfes 0,285 m. Feinkörniger gelblicher
Marmor.
Ergänzt grofser Teil der Locken und Blätter um Stirn, Schläfen und
Nacken (Alles nach bestimmten Ansätzen), 1. Braue, Unterteil der Nase,
Bartlocken, Bruststück mit Fufs.
Vatican. Katalog I. 48
754 MÜSEO CHIABAMOOTI 652.
Auf einem modernen Bruststück mit Gewand auf der 1.
Schulter ein bärtiger, rebenbekränzter Kopf mit tierischen
Ohren, buschigen Brauen, wirrem Haar und Bart und erregtem
Ausdruck, stark nach der r. Schulter gewendet. Gute Replik
vom Kopfe des am vollständigsten im Louvre (Salle du Heros
combattant Nr. 562; Clarac 277, 1782) erhaltenen bärtigen
Kentauren, dem ein Erot die Hände im Rücken gebunden
hat und, während er rücklings auf seinem Pferdekörper Platz
genommen hat, zerrend in die Haare greift (dieses Motiv an
dem Exemplar im Louvre deutlich zu erkennen, da an der
betreffenden Stelle Locken abgebrochen sind und das r. Ohr
abwärts gebogen wird; an allen sonstigen Exemplaren sind
die betreffenden Teile modern); am bekanntesten ist die
Replik der Aphrodisier Aristeas und Papias im capitolinischen
Museum (Heibig Nr. 525) mit ihrer widerlich übertriebenen,
virtuosenhaften Ausführung. Beiden Repliken fehlt der Kranz;
an einer sehr guten dritten Copie des Kopfes in Berlin (Be-
schreibung d. ant. Skulpturen Nr. 205) findet sich ein Epheu-
kranz; über analoge Abweichungen vonRepliken unter einander
vgl. Braccio nuovo Nr. 7 und 120. Da hier der Mehrzahl der
Repliken der Kranz fehlt, die beiden mit Kranz aber nicht
übereinstimmen, wird es richtig sein, das Original unbekränzt
vorauszusetzen.
Mit Recht wird die Entstehung des Originals dieses Ken-
tauren und seines jugendlichen Pendants (s. Sala degli ani-
mali Nr. 138) in hellenistischer Zeit vermutet (vgl. besonders
Furtwängler Jahrbücher d. Vereins von Altertumsfr. im
Rheinlande 1892 LXXXXIII S. 58 ff.); der bärtige Kopf wirkt
wie eine Herabsetzung des Laokoonkopfes in's Derbe. Schon
im 17. Jahrhundert war den Antiquaren diese Verwandtschaft
aufgefallen; so ist der pariser, damals borghesische Kentaur
bei Perrier im Index der Raccolta di statue (1638 — 53) als
Centaurus eiusdem opificis cuius et Laocoon verzeichnet,
und bei Sandrart Teutsche Academie der Bau-, Bild- und
Malereikunst I, II Taf. O ist er sogar mit der Bemerkung
»Werk des Agesanders« abgebildet; so wurde damals, wie
heute, aus einer Hypothese eine Thatsache, denn man wird
kaum voraussetzen dürfen, dafs den damaligen Antiquaren
etwa eine Basis mit Inschrift und Spuren der Figur bekannt
MÜSKO CHIARAMONTI 653. 653 A. 755
gewesen wäre, deren Kenntnis sich verloren hat. Auch
Thiersch schreibt a. unten a. O. das Original auf Grund
der Verwandtschaft mit dem Laokoon der rhodischen Schule zu.
Ehemals in der Sammlung Camuccini; vom Vatican 1823
erworben (am 1. Rand des Bruststücks: 1823.C.C.31).
Cardinali Memorie romane delle ant. e belle arti 1825 S. 298;
Pistolesi Taf. LH; Thiersch Über die Epochen der bild. Kunst9
S. 332; Nibby II Taf. XIII; Gerhard-Platner S. 86 Nr. 717; Braun Ruinen
u. Museen Roms S. 281 Nr. 37; Friederichs -Wolters Bausteine Nr. 1421
(Schlufs der Litteraturangabe) ; Collignon Histoire de la sculpt. grecque II
S. 590 Fig. 307; Heibig Nr. 120; ▼. Schneider Album auscrles. Gegen-
stände der Ant.-Sammlung d. allerh. Kaiserhauses S. 13 (zu Taf. XXXIII).
Photographie Alinari 11829; Moscioni 2268; Rocca 1983.
653. Statuette des bogenspannenden Eros
(Taf. 81).
H. 0,86 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Kinn, r. Arm mit Hand, Flicken im 1. Oberarm, ,1.
Unterarm mit Hand, Bogen bis auf ein Stück am r. Oberschenkel, Flügel
bis auf Ansätze, r. Bein von der Mitte des Oberschenkels abwärts, 1. Unter-
schenkel, FUfse, Stamm, Basis.
Variante des bekannten Typus des bogenspannenden
Eros — s. Nr. 495 — mit dem Unterschied, dafs der Kopf
hier länger gelockt und nach der 1. Schulter zurückgewendet
ist, und der Bogen anders gehalten wird (sein eines Ende
wird zwischen die beiden Oberschenkel geklemmt); auch
stehen beide Füfee mit ganzer Sohle auf dem Boden; hinter
dem r. Bein ein Stamm mit Köcher. Ganz unbedeutende
decorative Arbeit
Gerhard-Platner S. 81 Nr. 651; Schwabe Observationum archaeo-
logicarum particula I S. 2 Nr. U; Klein Praxiteles S. 231 Anm., Nr. 27.
Photographie Moscioni 3911.
653A. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 81).
H. des Ganzen 0,505 m., des Kopfes 0,35 m. Grofskrystallinischer
gelblicher Marmor.
Ergänzt Bttstenfufs mit Indextäfelchen, auf dem sich die Inschrift
ANTONIA AVG. findet.
Kopf einer Frau in den mittleren Jahren leicht zur r.
Schulter gewendet; voller faltiger Hals; rundes Gesicht;
43*
756 MUSEO CHIABAMONTI 654. 655.
weiche Formen; Ansatz zu Doppelkinn; starkes Kinn; volle
lebhaft aufgeworfene, ein wenig geöffnete Lippen; kurze,
leicht gebogene Nase; kleine Augen mit hochstehenden
Brauen; niedrige Stirn; ruhiger Ausdruck; die Haare ge-
scheitelt und in leicht gewellten Massen über den Oberteil
der Ohren zurückgenommen, hinten in einen kleinen,
hängenden Schopf zusammengeflochten; in den Ohrläppchen
Löcher für Gehänge; das Bruststück ist unten zum Einsetzen
in eine Statue oder Büste hergerichtet. Die beiden Gesichts-
hälften sind auffallend ungleich; der r. Mundwinkel steht
höher als der 1. Gute Arbeit. Die moderne Inschrift des
Indextäfelchens könnte Recht haben.
Ehemals in der Sammlung Camuccini; 1823 für den
Vatican erworben (am Rand des Bruststücks rechts die In-
schrift: 1823.C.C.32).
Nibby II Taf. XXX; Bernoulli Rom. Ikonographie S. 220 Nr. 8
Fig. 42.
654. Torso einer Isisstatuette (Taf. 81).
H. ohne Basis 0,65 m. Grofskrystallinischer gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, Unterarme mit Ellenbogen und Händen,
Unterschenkel, der 1. mit einem Teil des Oberschenkels, die entsprechenden
Teile des Gewandes, Füfse.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Fufs war vor- und
hochgestellt, r. Arm seitlich abwärts- und vorgestreckt, 1.
gesenkt (Stützenrest an der 1. Hüfte aufsen); Chiton mit
Queder; darüber ein befranster Mantel, der vorne die ganze
Gestalt bis auf den Oberteil der Brust umhüllt und oben mit
dem über die r. Schulter gezogenen Zipfel eines Teils ver-
knüpft ist, der im Rücken herabhängt und von dem ein
Bausch auf der 1. Schulter liegt; der Kopf war den Resten
künstlich gedrehter Locken zufolge nach der r. Schulter ge-
wendet. Sehr gute Copie eines alexandrinischen Originals.
Vgl. Amelung Rom. Mitth. 1901 S. 258fr.
Gerhard-Platner S. 81 Nr. 652; Arndt bei Arndt-Amelung Einzel-
aufnahmen Text zu Nr. 57.
655. Statuette des Narkissos (Taf. 81).
H. ohne Basis 0,695 m* Feinkörniger weifser Marmor.
MUSEO CHIARAMONT1 656. 757
Ergänzt am Narkissos: Kopf und Hals, Arme mit Händen, Unter-
schenkel mit Fttfsen; am Eros: Kopf und Hals, Teil des r. Flügels; an der
Nymphe: Kopf und Hals, 1. Brust mit Schulter und Oberarm, r. Oberarm;
Basis. Es fehlen am Eros: r. Unterarm mit Hand, r. Fufs; an der Nymphe:
r. Unterarm mit Hand, 1. Hand (Bronzestift, zur Ergänzung bestimmt, vor-
handen). Die Figur war vom übrigen abgebrochen. Sprung in der
r. Achselhöhle des Narkissos. Die Figur stark geglättet
Ein Knabe steht aufrecht mit 1. Standbein, den r. Fufs
mit erhobener Ferse zur Seite und zurückgesetzt, das lang-
lockige Haupt nach der 1. Schulter gewendet und gesenkt
(diese Ergänzung richtig; die der Arme, als habe der Knabe
eben mit dem Bogen geschossen, ganz sinnlos); aufsen neben
dem 1. Bein eine Felserhöhung und ein Stamm, über den
die Chlamys gehängt ist; darunter ein Eros mit Köcherband
und Fackel in der gesenkten L. nach rechts hinabschwebend,
das Gesicht dem Beschauer zugewendet; er scheint mit der
R. nach unten gewiesen zu haben; unten eine unterwärts mit
dem Mantel umhüllte, mit den Füfsen nach links gelagerte
Nymphe; unter ihr sprudelt aus dem Felsen ein Quell, in
dessen plastisch ausgeführten Wellen ein Knabenantlitz an-
gegeben ist; es ist von langen Locken umrahmt; oben be-
merkt man ein gewundenes Band mit zwei eingebundenen
Blumen; die Augensterne sind eingehohrt.
Dargestellt ist Narkissos, der voll Sehnsucht sein Spiegel-
bild im Wasser betrachtet. Die richtige Ergänzung der Arme
ergiebt sich aus der nach dem gleichen Original gearbeiteten
Reliefdarstellung an dem Sarkophag der Galleria lapidaria
Nr. 169: die Hände waren über dem Kopf auf einander
gelegt. Der Kopf hätte dem Spiegelbild in den Wellen ent-
sprechend ergänzt werden müssen. Geringe decorative Arbeit.
Stammt aus einem Pal. Accoramboni.
Clarac 495, 964; Gerhard Antike Bildwerke Taf. XCITI Nr. 1 ;
Dcrs. Prodromus S. 3351".; Zoega bei Welcker Zeitschrift für Geschichte
und Auslegung d. alt. Kunst 8.462!*.; Gerhard-Platncr S. 81 Nr. 653;
Wiesel er Narkissos S. 26 Taf. Nr. 10; Greve bei Röscher Mythologisches
Lexikon III Sp. 18 Nr. 2.
656. Torso einer männlichen Statuette (Taf. 81).
H. 0,385 m. Feinkörniger weifscr Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, r. Arm bis auf Ansatz mit Hand, 1. Unter-
75^ MÜ8E0 CHIARAMONTI 657,
arm mit Hand, r. Unterschenkel ohne,.], mit Knie, Füfse. Geflickt die
Rückseite des r. Oberschenkels. Halsabschnilt und Armreste zur Ergänzung
geglättet und mit Löchern versehen.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; am Oberschenkel aufsen
Ansatz des Stammes; r. Fufs war leicht zur Seite gesetzt;
r. Arm war, wie es scheint, gesenkt; 1. Oberarm zurück-
gestreckt; 1. Unterarm war gesenkt^ auf den Schultern Tänien-
enden. Lebendige Formen nach einem Vorbild aus der
ersten Hälfte des 4. Jahrh. v. Chr. Gute Arbeit.
Gerhard-Platner S. 81 Nr. 654.
Unter Nr. 650—656:
Vier Fragmente eines Gesimses (Taf. 81).
a. (unter Nr. 650 — 51 A).
H. 0,28 m , L. 1,16 m., T. 0,34 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt die Deckplatte an zwei Stellen. Sehr bestofsen.
Rechts Anschlufsfläche. Links Bruch.
b. (unter Nr. 652—3).
L. 0,95 m., H., T. und Marmor wie bei a.
Ergänzt an der Deckplatte rechts und darunter. Vielfach be-
stofsen.
c. (unter Nr. 653 — 4).
L. 0,92 m.t H., T. und Marmor wie bei a.
Ergänzt 1. oben und r. unten. Hier und da bestofsen.
d. (unter Nr. 655—6).
L. 0,93 m., H., T. und Marmor wie bei a.
Ergänzt r. oben. Hier und da bestofsen.
Links Anschlufsfläche.
Alle vier Fragmente stammen von demselben Gesims
wie in Abteilung XXV unter Nr. 603 — 9; s. dort.
657. Fragment eines ornamentierten Pfeilers
(Taf. 81).
H. 0,58 m., Br. 0,24 m. Feinkörniger grauer Mamor.
Rand links und rechts vollständig, oben z. T. erhalten;
links und rechts lesbisches Kyma. Dazwischen in Mittelrelief
1
. j
MUSEO CHIABAMONTI 658. 659. 660. 660A. 759
ein Palmenstamm mit stilisierter Krone (oben etwas bestofsen).
Sorgfältige Arbeit. Hierselbst Nr. 21 iC das Fragment eines
entsprechenden Pfeilers.
Gerhard-Platner S. 81 Nr. 655.
658. Fragment eines decorativen Reliefs
(Taf. 81).
H. und Br. 0,48 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Oben schmale Randleiste erhalten. Hochrelief: Körper
einer Amphora, verziert mit Epheuranken in Flachrelief
(der unterste Teil fehlt); die Henkel nur teilweise erhalten; oben
ist aufwallende und ausströmende Flüssigkeit plastisch an-
gegeben; rechts davon auf dem Rande ein Pfau (Schweif
fehlt fast ganz), trinkend; links ein Papagei mit erhobenem
Kopfe. Geringe, späte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 81 Nr. 656.
659. Fragment eines decorativen Reliefs
(Taf. 81).
H. 0,36 m., L. 0,59 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben und unten schmale Randleiste erhalten (aber be-
schädigt). Dazwischen Mittelrelief: ein nach links gewendet
stehender Greif mit erhobener r. Vorderpranke; rechts das
Hinterteil eines, soweit zu erkennen, gleich gearteten und
bewegten, aber weiblichen Tieres.
Gerhard-Platner S. 81 Nr. 657.
660. Fragment eines ornamentierten Pfeilers
(Taf. 81).
H. 0,53 m., Br. 0,19 m. Feinkörniger weifser Marmor mit grauen Adern.
Rechts und links ist Rand erhalten. Mittelrelief: cande-
laberartiger Aufbau mit phantastischen Masken, Kranichen,
Tafel. Augenscheinlich modern.
Gerhard-Platner S. 81 Nr. 658.
660A. Grabara einer Pinnia Poppea (Taf. 81).
Im Aetom vorne ein sitzender Adler.
CIL VI 24209.
760 MU8E0 CHIARAMONTI 660B. C. D.
660B. Ornamentierter Pfeiler (Taf. 81).
H. 0,92 m., Br. 0,185 m*> T. 0,135 m- Feinkörniger grauer Marmor.
Die Kanten bestofsen. Obere Hälfte stark Überarbeitet.
Ornamentiert die Vorder- und linke Nebenseite; beide
von einer schmalen Randleiste eingefafst; die Ornamente in
mittlerem Relief gearbeitet: vorne eine phantastische Staude
aus verschiedenen Pflanzenelementen gebildet, unten cande-
laberartig auf drei Füfsen ruhend; links ein aus einem
Akanthuskelch aufsteigendes Flechtband. Gute Arbeit mit
vielen Bohrlöchern im Contur der Vorderseite (im oberen
Teil allerdings augenscheinlich von moderner Hand vermehrt).
660C. Votiv in Form eines Baumstammes
(Taf. 81).
H. 0,85 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Oben abgebrochen. Sehr bestofsen.
Über einer viereckigen Basisplatte ein Stamm von einer
Rebe umwunden. An den beiden Vorderecken je eine
Schlange; dazwischen eine Eidechse; über der r. Schlange
zwei Vögel nach einem Insekt pickend; ein Vogel 1. hinten.
In halber Höhe eine viereckige Fläche vertieft; darauf In-
schrift, nach der ein Sex. Scutarius Aetherius, seine Söhne
und sein Verwandter Heracia den Stamm dem Silvan ge-
stiftet haben.
Gerhard-Platner S. 81 Nr. A; Keiffcrscheid Annali d. I. S. 222
tav. LMi; CIL VI 687.
660D. Fragment eines ornamentierten Pfeilers
(Taf. 81).
H. 0,88 m.f Br. 0,19 m , T. 0,06 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Oben und unten abgebrochen. Kanten bestofsen.
Die Ränder rechts und links einfach profiliert. Die
Ornamente in flachem Relief gearbeitet: vorne Gerank mit
länglichen Blättern und kleinen, Granatäpfeln ähnlichen
Früchten; links und rechts je eine Staude mit länglichen
Blättern. Hübsche Arbeit
MUSEO CHIARAMONTI 660E. 66l. 662. 761
660E. Grabara eines Q. Dasumius Ianuarius
(Taf. 81).
Im Aetom vorne ein Kranz mit Bändern.
CIL VI 16748.
661. Oberteil der Nebenseite eines Sarkophags
(Taf. 82).
H. 0,50 m., Br. 0,575 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Rand oben und an den Seiten erhalten. Flachrelief:
Oberkörper eines nach rechts stehenden, unbärtigen Mannes,
der das Himation um 1. Schulter und r. Hüfte geschlungen
hat und sich mit der 1. Achsel auf einen Stab lehnt, an dem
die gesenkte L. liegt; Blick und r. Hand (mit zwei aus-
gestreckten Fingern) sind nach rechts erhoben zu einer Rolle,
die über eine Stele ausgebreitet — augenscheinlich auf einem
Pulte — liegt; links auf einem entsprechenden Pfeiler eine
nach rechts gewendete, unbärtige, tragische Maske. In der
Rolle und links vom Kopf je ein viereckiges Loch zur Ver-
klammerung des Deckels. Sehr schlechte Arbeit.
Dargestellt ist ein Schauspieler oder tragischer Dichter,
der aus der Rolle vorträgt Vgl. hierselbst Nr. 3 und das
Relief bild im lateranensischen Museum (Heibig Nr. 684).
Möglicherweise von dem gleichen Sarkophag wie Nr. 663.
Vgl. zu beiden v. Sacken Die ant. Skulpturen in Wien S. 43.
Gerhard-Platner S. 81 Nr. 659.
662. Sarkophagfragment (Taf. 82).
H. 0,96 m.f Br. 0,60 m. Grobkörniger gelblicher Mamor.
Sehr zerstört. Ein Sprung links oben.
Rand ist oben, rechts und links unten (profiliert) er-
halten. Rechts ein korinthischer Pilaster, dessen drei Canel-
luren unten ausgefüllt sind; darauf ein Stück Architrav und
nach links hin ein flacher Bogen; links der Rest eines zweiten
Pfeiler- Capitäls; rechts als Zwickelfiillung ein Triton, der
eine Muschel bläst, links Sphinx oder Greif (nur halb erhalten).
Unter dem Bogen Hochrelief: rechts ein nach links gewendet
mit gebogenen Knieen stehendes Mädchen (r. Fufs voran) mit
langen Haaren, im Peplos, der an der linken Körperseite
7Ö2 MUSEO CHIARAMONT1 663.
offen ist, Schuhe an den Füfsen (ihr fehlen Kopf, 1. Arm mit
Hand, Brust, Teil des l. Fufses); zwischen ihren Füfsen am Boden
ein gestreiftes Gerät mit breitem, viereckigen Teil und läng-
lichem Ansatz, Rest einer Lyra; beide Arme waren erhoben
und um die zweite gröfsere Figur geschlungen (die R. am
Arm der andern Figur erhalten; Ansätze für den 1. Arm am
Gewand dieser Figur), die mit rückgewendetem Oberkörper
nach links eilt und den r. Fufs auf den Busch eines am
Boden liegenden Helmes setzt, auf dessen Kappe ein Greif
in Relief gebildet ist; sie trägt gegürteten Peplos, der an der
r. Körperseite offen ist; nach einem Rest links oben hatte sie
langes Haar; der 1. Arm ist rückwärts mit einem runden Schild
erhoben; die R. scheint, nach einigen Ansätzen am Peplos
und am Flügel des Eroten zu schliefsen, den Speer geschwun-
gen ZU haben (es fehlen Gesicht, r. Arm mit Hand, r. Bein ohne
Fufs; Gewand und Schildrand bestofsen); rechts vom Kopf ein auf
ihn ZU fliegender Erot; (es fehlen Kopf, Körper und r. Flügel teil-
weise, Arme mit Händen, 1. Bein mit Fufs. Am 1. Flügel ein Ansatz für
die L. oder ein Attribut); sein r. Flügel wird in der »Beschreibung
der Stadt Rom« (s. unten) falschlich für den Rest eines Helmes
der zweiten Figur erklärt; so wird auch der dort voraus-
gesetzte Bart an dieser Gestalt ein Rest des Eroten sein.
Dargestellt sind augenscheinlich Achill und Deidamia im
Moment der Entdeckung Achills.
Gute, decorativ effectvolle Arbeit. Gefunden 1793 in
einem Grabe der Via Appia aus trajanischer Zeit. Eben-
daher stammt die Grabinschrift der Claudia Semne in der
Gall. lapidaria Nr. 31b und zwei Statuen im Cortile del
Belvedere Nr. 110 u. in.
£. Q. Visconti bei Fea Misccllanea filologica critica e antiquaria II
S. 69 Nr. 17; Gerhard-Platner S. 81 Nr. 660 ; Robert Die antiken
Sarkophagreliefs II S. 53 f. Nr. 40 Taf. XX.
663. Nebenseite eines Sarkophages (Taf. 82).
H. 0,69 m., Br. 0,57 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt zwei Flicken oben (Füllungen der Löcher zur Verklamme-
rung des Deckels), der 1. mit zwei Fingern.
Dargestellt ist in Flachrelief ein bärtiger Mann nach links
auf einem Sessel mit geschwungenen, gekreuzten Beinen, die
MÜSEO CHIARAMONT1 664. 665. 666. 763
wie Stierhörner gebildet sind, und befranstem Polster sitzend ;
er hat das Himation um die Beine geschlagen, hält in der
vor die Brust erhobenen L. einen kurzen, keulenartigen Stab
und erhebt die R. mit zwei ausgestreckten Fingern; augen-
scheinlich trägt er aus einer Rolle vor, die, wie auf Nr. 661,
links auf einem Pfeiler aufgestellt ist (nur halb sichtbar); r.
steht auf einem höheren Pfeiler eine Sonnenuhr. Wie letztere
beweist, ist die Scene im Freien gedacht; dargestellt ist wohl
ein Lehrer beim Unterricht. Rohe Arbeit. Gehörte viel-
leicht zu dem gleichen Sarkophag, wie Nr. 66 1; vgl. zu beiden
v. Sacken Die ant. Skulpt. in Wien S. 43.
Gerhard-Platner S. 82 Nr. 661.
664. Knabenkopf (Taf. 82).
H. 0,35 id. Feinkörniger weifscr Marmor.
Ergänzt Oberkopf mit r. Ohr und Augen, 1. Ohr, Nase fast ganz,
Flicken am Kinn, BUstenfufs. Gebrochen war der Hals und ein Stück
im Nacken. Der Hals unten modern abgeschnitten.
Kopf eines Knaben von etwa zehn Jahren mit freund-
lichem Ausdruck nach seiner L. gewendet; an dem ergänzten
Schädel kurze Haare nach vorn gekämmt Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 82 Nr. 662.
665. Weiblicher Idealkopf (Taf. 82).
H. des Ganzen 0,435 m» des Kopfes 0,23 m. Feinkörniger hellgrauer
Marmor.,
Ergänzt Nasenspitze, Kinn, Hals mit Bruststück und BUstenfufs.
Leicht nach vorn gesenkt, die Haare vorne gescheitelt
und zur Seite gestrichen, hinten von einer Haube bedeckt;
Diadem. In den Mundwinkeln je ein Bohrloch. Elende
Arbeit.
Gerhard-Platner S. 82 Nr. 663.
666. Büste des Asklepios (Taf. 82).
H. des Ganzen 0,46 m., des Kopfes 0,26 m. Grofskörniger hellgrauer
Marmor.
Ergänzt Nase, Mitte der Oberlippe, Flicken in der Unterlippe und
1. Wange, Unterteil des Halses mit BUste und Fufs. Sehr verwaschen.
Auf kleiner moderner Büste mit Gewand auf der 1. Schulter
764 MÜSEO CH1ARAMONTI 667. 668. 669.
(ein Teil davon antik) halb nach der r. Schulter gewendet
ein Asklepioskopf mit ernstem Ausdruck; ein schmales Band
im Haar hinter den dichten, in der Mitte aufsteigenden, dann
zur Seite abwärtsfallenden und die Ohren bedeckenden
Locken. Geringwertige Copie nach einem guten, attischen
Original des 4. Jahrh. v. Chr. In den Locken über dem 1.
Ohr Spuren roter Farbe.
Gerhard-Platner S. 82 Nr. 664.
667. Griechischer männlicher Porträtkopf
(Taf. 82).
H. ohne Fufs 0,36 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt Nase und Büstenfufs. Hals unten modern abgeschnitten.
Kopf eines älteren Mannes mit Vollbart leicht zur 1.
Schulter gewendet; die Züge entsprechen fast durchaus dem
Ideal des 4. Jahrh. v. Chr. (vgl. den Asklepios von Melos);
nur in den eingefallenen Wangen und dem individuellen
Wuchs des vollen, leicht gelockten Haares, das über der Stirn
ansteigt und göfstenteils nach der 1. Kopfseite gestrichen ist,
sowie in der ungleichen Teilung des Bartes wird die Absicht,
ein Porträt zu geben, deutlich.
Gute, nicht sehr detaillierte Copie eines vortrefflichen
attischen Originals aus dem 4. Jahrh. v. Chr.
Gerhard-Platner S. 82 Nr. 665.
668. Büste des Sarapis (Taf. 82).
II. des Ganzen 0,615 m., des Kopfes 0,345 m. Grofskörnigcr hellgrauer
Marmor.
Ergänzt Oberteil des Modius, Nase, Flicken in I.Wange und Schnurr-
bart, Vorderteil des Kinnbartes, Hals mit Büste und Fufs. Verwaschen.
Auf kleiner, moderner, nackter Büste gradeaus gewendet
ein Kopf des Sarapis im üblichen Typus; im Haare ist der
Bohrer roh verwendet. Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 82 Nr. 666.
669. Kopf der Aphrodite (Taf. 82).
H. ohne Fufs 0,30 m. Grofskrystallinischer weifser Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, Büstenfufs. R. Ohr etwas bestofsen. Hals
unten modern abgeschnitten.
MUSEO CHIARAMONTI 670. 670A. 765
Der Kopf ist nach seiner L. gewendet und gehoben; die
Haare sind gescheitelt und zurückgestrichen (Oberteil der
Ohren bedeckt), hinten in einem kleinen Knauf zusammen-
gebunden; von dort ziehen sich zwei Bänder über den Kopf,
wie bei der knidischen Aphrodite des Praxiteles, mit der
auch die Bewegung übereinstimmt; während aber dort die
Haarsträhnen von den Bändern überschnitten werden, liegen
hier beide in gleicher Richtung. Die rundliche Bildung der
Augäpfel, die starke Vertiefung der inneren Augenwinkel,
das Vortreten des Kinns sind Züge, die der Kopf mit denen
der Niobiden gemeinsam hat, doch hat er viel weichere,
zartere Formen als jene. Gutes, wenn auch nicht hervor-
ragendes Original eines attischen Künstlers vom Ende des
4. Jahrh. v. Chr.
Gerhard-Platner S. 82 Nr. 667.
Photographieen (face und Profil) beim röm. Institut.
670. Kinderkopf (Taf. 82).
H. ohne Fufs 0,23 m. Ziemlich grobkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, Oberlippe, Rand des 1. Ohres, 1. Schulteransatz,
Büstenfufs. Langer senkrechter Sprung in der 1. Gesichtshälfte. Hals
unten modern abgeschnitten.
Kinderköpfchen mit freundlichem Ausdruck; ein Band im
lockigen Haar; gradeaus gerichtet. Im Hinterkopf eine grofse
viereckige Vertiefung. In den Haaren viel Bohrerarbeit.
Gute Copie nach einem hellenistischen Original.
Gerhard-Platner S. 82 Nr. 668.
670A. Knabenstatuette, ergänzt als Herakliskos
mit den Schlangen (Taf. 82).
H. 0,87 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Kopf und Hals, Arme mit Hunden, viele Flicken im Körper,
Unterschenkel mit Füfsen, Stamm bis auf kleinen Ansatz am 1. Oberschenkel,
Schlangen, Basis. Der Rücken war fast ganz abgebrochen. Verletzt
die 1. Brust.
Der Knabe steht aufrecht mit 1. Standbein; die Hüfte
darüber sehr weit ausgebogen ; der r. Fufs tritt seitwärts auf
eine Schlange; eine zweite windet sich um das 1. Fufsgelenk
und den aufsen neben dem 1. Bein stehenden Stamm; der
766 MÜSEO CHIARAMONTI 671. 672.
1. Arm gesenkt, die Hand geöffnet, um die Schlange im ge-
gebenen Moment zu fassen; die R. seitlich vorgehalten mit
einem unkenntlichen Attribut in der Hand; der Kopf mit
kurzen Locken blickt zu der zweiten Schlange herab. Was
der einzige antike Bestandteil, der Torso, ursprünglich dar-
gestellt hat, ist nicht ersichtlich; auf seinem Nacken haben
sich lange Haarbüschel erhalten. Unbedeutend.
Fca Nuova descrizione S. 90; Gerhard-Platncr S. 82 Nr. 669.
671. Hermenbüste des bärtigen Dionysos
(Taf. 82).
H. 0,57 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Unterteil der Nase, Kinn, Unterteil des Kinnbartes, Bllste.
Hinten glatt abgeschnitten.
Der Kopf gradeaus gesenkt; der Bart bildet eine regel-
mäfsig geformte Masse stilisierter Locken; die Haare sind
nach vorne gekämmt und vor einem gewundenen Band in
drei Reihen künstlich gedrehter Locken geordnet; die übrige
Masse fällt hinten und in zwei gesonderten Schulterlocken
seitlich herab. Spuren roter Farbe in Haar und Bart. Da
der Kopf hinten abgeschnitten ist, wird er von einer Doppel-
herme stammen. Gute einfache Arbeit nach einem schönen,
ausdrucksvollen Original vom Ende des 5. Jahrh. v. Chr.
672. Statuette des Ganymed mit dem Adler
(Taf. 82).
H. 0,87 m. Grofskrystallinischer weiiser Marmor.
Ergänzt Kopf und Hals, r. Arm bis auf Ansatz mit Hand und Schale,
Schnabel des Adlers, Flicken im r. Unterschenkel aufsen. Gebrochen
war ein Stück des r. Unterschenkels und der Kopf des Adlers. Unten einige
Sprünge. Verletzt die Basis hinten.
Ganymed steht aufrecht mit 1. Standbein, den r. Fufs leicht
zur Seite gesetzt; der r. Arm ist seitlich etwas vorgestreckt;
in der R. die Schale (wohl richtig ergänzt); der langlockige
Kopf neigt sich zu dem kleinen Adler, den der 1. Arm um-
fafst; der Vogel sitzt auf einem mit der Chlamys des Ganymed
überdeckten Stamm neben dem 1. Bein aufsen.
Die Figur des Knaben ist nach einem Vorbild aus dem
5. Jahrh. v. Chr. in der Art des Stephanos-Jünglings gearbeitet,
MÜ8B0 CHIARAMONTI 67 2 A. 673. j6j
die ganze Composition demnach jedenfalls, wie die Ausführung
römisch. Einfache decorative Arbeit.
Fea Nuova descrizionc S. 90; Clarac 411, 697; Gerhard-Platner
S. 82 Nr. 670.
672A. Römischer männlicher Porträtkopf
(Taf. 82).
H. ohne Fufs 0,34 m. Feinkörniger weifscr Marmor.
Ergänzt Unterteil der Nase, r. Ohr, Büstenfufs. Der Hals unten ab-
geschnitten. Ziemlich verwaschen.
Kopf eines bejahrten Mannes leicht nach seiner L. ge-
wendet; längliches Gesicht; kleines, ziemlich fettes Kinn;
breiter, geschlossener Mund mit schmaler Ober-, starker
Unterlippe; kurze, leicht gebogene, etwas hängende und
rundliche Nase mit scharfen Falten an den Seiten; kleine,
ziemlich tiefliegende Augen; hohe faltenreiche Stirn; spitz-
gewölbter Schädel mit kurzgeschorenem Haar (eingepickt).
Gutes Porträt der letzten republicanischen oder ersten
Kaiserzeit.
673. Statuette einer Venus mit zwei Amoren
(Taf. 82).
H. 1,13 m. Feinkörniger gelblicher Marmor mit grauen Adern.
Ergänzt Kopf, Arme mit Händen und Locken, Flicken im Körper
und r. Bein, StUck vom Kopf des Mecrungeheuers, dessen Schnauze ge-
brochen war. Basis hinten beschädigt.
In der Mitte steht Venus aufrecht mit 1. Standbein, den
r. Fufs leicht zur Seite gesetzt; ein Mantel um die Hüften
geschlungen und vor der Scham verknotet; die Hände heben
die Schulterlocken ein wenig; der moderne, leicht nach der r.
Schulter gewendete Kopf hat Porträtzüge, vorne gedrehte
Locken und ein Diadem (der antike Kopf hatte die gleiche
Wendung); zur R. der Göttin ein Amor auf dem Rücken
eines Meerungeheuers stehend, in der gesenkten R. eine kleine
Blumenguirlande; die L. umfafst ein Gefäfs mit Blumen und
drückt es an die Hüfte; zur L. der Venus ein entsprechender
Amor auf einem Delphin stehend, nur sind die R. und der
Kopf erhoben. Rohe Arbeit. Gefunden in Ostia.
Gerhard-Platner S. 82 Nr. 671.
768 MÜSEO CHIARAMONTI 674. 674 A.
674. Porträtkopf des Alexander Severus (Taf. 82).
H. des Ganzen 0,49 m., des Kopfes 0,28 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Mund fast ganz, Ränder der Ohren zum Teil, unterer
Teil des Halses, Büstenfufs.
Sorgfaltig gearbeiteter Porträtkopf des Alexander Severus
halb nach seiner R. gewendet und leicht geneigt; Brauen an-
gegeben; Augensterne und Pupillen eingegraben; Haare ein-
eingepickt. Vgl. besonders bei Bernoulli a. unten a. O.
Taf. XLV.
Fea Nuova descrizione S. 90; Bernoulli Römische Ikonopraphie II 3
S. 99 Nr. 3.
674A. Statuette des Ganymed mit dem Adler
(Taf. 82).
H. 0,99 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt am Adler: Hals und Kopf, Flügel fast ganz; am Ganymed:
Unterarme mit einem Teil der Oberarme und den Händen bis auf den
gröfsten Teil der L. mit einem Stück des Pedums (war gebrochen), untere
Hälfte der Unterschenkel mit Fiifsen, Mantelsaum und Basis.
Ganymed steht aufrecht mit 1. Standbein, den r. Fufs mit
erhobener Ferse ganz leicht zurückgesetzt; ein weiter, auf
der r. Schulter geknöpfter Mantel fällt im Rücken tief herab;
die L. mit dem Pedum ist gesenkt, die richtig ergänzte R.
halb erhoben zu dem r. Flügel des Adlers, der mit dem einen
Fang den Knaben an der unbedeckten r. Seite fafst, den
andern ihm auf die 1. Schulter setzt; Ganymed wendet den
lockigen Kopf mit der phrygischen Mütze ganz nach der r.
Schulter und nach oben; der Adler blickt ebenfalls hinauf
(ursprünglich war der Hals vielmehr gebogen, und der Kopf
näherte sich dem Gesicht des Knaben).
Aus der Position des Adlers ist klar, dafs nicht der
Moment des Raubes selbst dargestellt werden soll, sondern
ein Moment vorher: der Adler hat den einen Fang schon an
die Seite gelegt, den andern noch nicht Deshalb hat die
Statuette mit dem berühmten Werk des Leochares, in dem
nach den Worten des Plinius (N. h. XXXIV 79) der Raub
selber dargestellt war, gar nichts zu thun (vgl. Galle ria de1
candelabri Nr. 118). Schlechte decorative Arbeit.
MTJSKO GHIABAMONTI 675. 675 A. 769
Fea Nuova descrizione S. 90; Clarac 412, 712; Gerhard-Platner
S. 82 Nr. 672; O. Jahn Archäologische Beiträge S. 21 ; Overbeck Kunst-
mythologie II S. 523 Nr. 9; Hei big Nr. 121.
675. Hermenbüste des bärtigen Dionysos (Taf. 82).
H. 0,55 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt Stück der 1. Braue, Oberlider, Nase, Oberlippe, Teil der
Schulterlocke unter dem 1. Ohr, Unterteil des Kinnbartes, Vorderteil und 1.
Schulter der Henne. Haare über der Stirn beschädigt.
Ähnlicher Typus wie Nr. 671 ; s. dort; doch ist das Band
im Haar nicht gerollt, und vorne liegen nur zwei Reihen
künstlich gedrehter Locken; der Ausdruck ist weniger ernst
und bedeutend. Geringere Arbeit.
675 A. Statuette des Dionysos (Taf. 82).
H. 0,90 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, r. Arm mit Teil der Stütze, Hand und Schale, 1. Ellen-
bogen, Stück der Rebe mit Blatt unter der 1. Hand, Stamm bis auf den
oberen Teil, FUfse mit Teil der Unterschenkel, Basis. Gebrochen waren
Kopf mit Hals, 1. Unterarm, 1. Hand, Unterschenkel.
Dionysos steht aufrecht mit gekreuzten Beinen (r. Stand-
bein), mit der 1. Achsel und 1. Oberarm auf einen Stamm
gelehnt, um den sich eine Rebe windet, deren obersten Teil
mit Traube die dem Gesicht genäherte L. hält; der r. Arm
liegt quer vor dem Körper (richtig ergänzt; in der Haltung
bestimmt durch die Stütze; die Schale in der Hand jeden-
falls falsch ergänzt); der Kopf mit Schulterlocken urd Reben-
kranz ist stark in den Nacken geworfen und nach der 1.
Schulter gewendet. Geringe Copie eines hellenistischen
Originals. Entspricht im Motiv vollkommen dem »Apollon
mit der Gans« (vgl. hier Nr. 590 und Giardino dclla Pigna
Nr. 172; über das Motiv s. Klein Praxiteles S. 1201T.).
Gerhard-Platner S. 8a Nr. 673.
Unter Nr. 670— 675 A:
Vier Gesimsfragmente (Taf. 82).
a. (unter Nr. 670—73).
H. 0,29 m., L. 1,89 m., T. 0,255 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Vatican. Katalog I. 49
77° MUSEO CfflABAMONTI 676. 677.
Ergänzt die r. Ecke oben. Das Geison Überarbeitet. R. Ecke
und oben vorne bestofsen.
Von unten nach oben: Geison; lesbisches Kyma (ohne
Astragal; links am Ende ein kleines Stück glatt); Sima mit
abwechselnden Palmetten und Blattkelchen; Eierstab. Rechts
Ecke. Geringe Arbeit.
b. (unter Nr. 673).
H. 0,26 m., L. 0,27 m., T. 0,25 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Sehr bestofsen und verwaschen. Links and rechts abgeschnitten.
Von unten nach oben: glattes Kyma; Zahnschnitt; Eier-
stab; Geison; lesbisches Kyma (ohne Astragal); Randleiste.
Geringe Arbeit.
c. (unter Nr. 673— 74 A).
L. 0,85 m., H. u. T. wie bei b. Feinkörniger Marmor, links gelblich,
rechts hellgrau.
Erhaltung wie bei b.
Gehört zu demselben Gesims wie b. Links Ecke.
d. (unter Nr. 674 A— 5 A).
H. 0,31 m., L. 1,02 m., T. 0,25 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt ein Teil der Deckplatte rechts oben. Sehr bestofsen.
Von unten nach oben: Zahnschnitt mit rohen Brücken;
Perlenschnur; Eierstab; Geison; Perlenschnur; Sima mit An-
themienband. Späte schlechte Arbeit.
676. Fragment von der Vorderseite eines
Sarkophagdeckels (Taf. 82).
H. 0,34 m., L. 0,54 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben und unten schmale Randleisten z. T. erhalten. Da-
zwischen in Flachrelief links ein delphinartiger Fisch mit
wunderlich kleinem Kopf, rechts ein Meerbock nach links.
Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 82 Nr. 674.
677. Gebälkfragment (Taf. 82).
H. 0,44 m., Br. 0,40 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Unten drei Gurte, jeder nach unten zu etwas vortretend
MU8E0 CHIARAMONTI 678. ffl
(der unterste in ganzer Höhe erhalten); zwischen dem ersten und zwei-
ten kleines lesbisches Kyma (ohne Astragal), zwischen dem
zweiten und dritten Astragal; dann lesbisches Kyma (ohne
A.) und Fries mit Akanthusranken in Hochrelief; links ein
Teil des Kelchs, aus dem die Ranken spriefsen; in den
Ranken ein Hase nach links (Schnauze abgebrochen). Späte,
schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 82 Nr. 675.
678. Fragmente von Kindersarkophagen,
zusammengesetzt (Taf. 82).
H. 0,43 m., L. 0,95 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt ein dreieckiges S.Jck oben vorn in der Mitte.
Zusammengesetzt aus zwei Stücken, von denen jedes
einem elliptisch geformten Kindersarkophag angehört hat.
a) Linkes kleineres Stück. Mittleres Relief: In einer
Barke, an der rechts ein Meerungeheuer in Flachrelief gebildet
ist, sitzt nach links ein Erot, umschauend, mit beiden Händen
ein Ruder regierend, das durch eine Öffnung unter der oberen
Randleiste des Bordes gesteckt und an diese Leiste mit einem
Strick gebunden ist; unten plastisch ausgeführte Wellen. Links
unten ein grofses, mit Gyps ausgefülltes Loch. Der Marmor
ist heller als bei b, die Figur erheblich gröfser als die
Knaben dort, die zudem nicht geflügelt sind, das Relief
weniger hoch.
b) Hochrelief, von links nach rechts: grofses Schiff mit
Mastbaum; darin sitzt nach links ein Knabe umblickend und
mit beiden Händen ein Ruder regierend; in den plastischen
Wellen unten ein nach rechts schwimmender Knabe, Kopf
eines Delphins und rechts von dem Schiff ein, wie es scheint,
auf einem Delphin reitender Knabe; im Hindergrund ein
Palmenbaum, dann ein grofses Gebäude mit Giebeldach und
drei Fensteröffnungen, in deren mittlerer ein Kinderkopf er-
scheint; dann vorne wieder ein Schiff; darin links ein sitzender
(es fehlen 1. Hand, r. Arm bis auf Ansatz mit Hand, Teil des r. Ober-
schenkels; Gesicht bestofsen), rechts ein stehender Knabe (es
fehlen r. Unterarm mit Hand, Teile des l.J Armes); der linke trägt
Rollbinde auf dem Kopfe und hat augenscheinlich die Doppel-
49 *
772 MÜ8B0 CHIARAMONTI 678 a. b. 679. 680. 680A. B.
flöte geblasen; der rechte scheint beschäftigt den Mastbaum
aufzurichten; dann unten zwei Delphinköpfe, im Hintergrunde
eine Palme.
Beide Stücke von schlechter, später Arbeit.
Gerhard-Platner S. 82 Nr. 676.
Darunter:
678a u. b. Zwei Bankstützen (Taf. 82).
H. 0,35 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Vorne je ein Löwenfufs mit Kopf. Schlechte Arbeit.
679. Ornamentplatte (Taf. 82).
H. 0,95 m., Br. unten 0,34 m., oben 0,075 m- Feinkörniger gelblicher Marmor.
Die Platte bildet rechts unten und oben einen rechten
Winkel, verjüngt sich dagegen links von unten nach oben.
Darauf in mittlerem Relief ein aufserordentlich fein aus-
geführtes Rankenornament. Rechts hat sich eine schmale
Randleiste z. T. erhalten. Es scheint wenig zu fehlen.
Gerhard-Platner S. 82 Nr. 677.
680. Fragment von der Vorderseite eines
Sarkophagdeckels (Taf. 82).
H. 0,26 m., L. 0,50 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben und unten schmale Randleiste erhalten. Dazwischen
in flachem Relief über plastisch angegebenen Wellen zwei
neben einander nach rechts schwimmende Delphine. Un-
bedeutend.
Gerhard-Platner S. 82 Nr. 678.
680A. Grabara einer Iulia Panthea (Taf. 82).
CIL VI 20594.
680B. Fragment einer Heraklesherme mit dem
kleinen Telephos (Taf. 82).
H. 0,63 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Sehr bestofsen. Der Schaft unten abgebrochen.
Über einem Hermenschaft der vollständig in das Löwen-
MÜSEO CH1ARAMONTI 680C. D. 68 1. 773
feil gehüllte Oberkörper des bärtigen Herakles; der leicht
nach der 1. Schulter gewendete Kopf mit kleinen, einzeln ge-
rollten Locken, Rollbinde, deren Enden auf die Schultern
hängen, und einem Kranz von Weifspappel bekränzt; auf dem
von der 1. unter dem Fell verborgenen Hand erhobenen Kopf
des Felles safs ein winziges Kind, von dem sich nur das
r. Bein und das Knie des 1. untergeschlagenen Beines erhalten
hat. Jedenfalls war das Kind der kleine Telephos; vgl. Nr. 636.
Die Herme ist von rechts nach links von zwei, in einem
Abstand von 0,28 m. über einander befindlichen Löchern
durchbohrt; vgl. Nr. 680C. Unbedeutende decorative Arbeit.
Gerhard-Platncr S. 82 Nr. A u. S. 227 Anm.*); Gerhard Antike
Bildwerke Taf. CXIIl 2; Ders. Prodromus S. 3641".
680C. Fragment einer Heraklesherme mit dem
kleinen Telephos (Taf. 82).
II. 0,73 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Stimmt fast vollkommen mit Nr. 680B überein, nur tritt
der Bauch hier stärker vor als dort; die Rechte, wie die Linke
unter dem Fell, fafst eine über die Schulter hängende Tatze;
von Telephos ist der Unterkörper erhalten. Die gleichen
Löcher wie dort in den Seiten; wahrscheinlich gingen hier
verbindende Stangen von einer Herme zur andern, wodurch
ein Geländer gebildet wurde. Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 82 Nr. B u. S. 227 Anm.*).
680D. Grabara eines M. Ulpius Primigenius
(Taf. 82).
CIL VI 29257.
Abteilung XXVIII.
681. Statue der Artemis ergänzt als Athena
(Taf. 83).
H. i,6i m. Marmor des KopfTragments grofskrystallinisch und gelblich;
der der Figur feinkörnig und weifs.
Ergänzt Kopf bis auf das Gesicht mit einem Teil des 1. Ohrs und
Halses darunter, Nase, Hals, Brust, Rücken, Arme mit Händen und Attributen,
774 MUSEO CHIARAMONTI 682.
Teile der Falten unter dem r. und hinter dem 1. Arm , Schild mit Stütze,
Teil der Falten daneben, Ftifse mit Gewandsaum, Basis.
Der Körper, soweit antik, stammt von einer mäfsigen
Replik der sog. Dresdener Artemis praxitelischen Stils; an
der 1. Hüfte aufsen zwei Löcher mit teilweise erhaltener Eisen-
füllung; hier könnte der metallene Bogen befestigt gewesen
sein; die Replik gab demnach, und weil sich an der andern
Seite keine Spuren des anliegenden Armes erhalten haben,
das Original unverändert wieder; vgl. Nr. 16. Der Ergänzer
Albacini läfst die gesenkte L. den Schild, die erhobene R.
einen Teil des Speerschaftes halten. Das Gesicht, das mit
kurzen Locken und attischem Helm ergänzt ist, geht auf ein
stilistisch älteres Werk zurück als der Körper; es ist von
unbedeutender Arbeit. War ehemals in der Villa Montalto-
Negroni-Massimi; kam dann in den Besitz von Jenkins, von
dem Albacini die Figur kaufte.
Visconti-Guattani Taf. XIII; Clarac 468, 883; Gcrhard-Platner
S. 82 f. Nr. 679; Klein Praxiteles S. 309 Anm., I 4.
Photographie Moscioni 4047.
682. Panzerstatue mit dem Kopf des Antoninus
Pius (Taf. 83).
H. 2,50 m. Grofskrystallinischer gelblicher Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, Teil des Mantelknopfes, des Mantels vor der
1. Brust und auf der 1. Schulter, 1. Oberarm, Vorderteil des 1. Mittel- und
Zeigefingers, Teil des Schwertes am Griff unten und an der Scheide hinten,
der freihängende Teil des Mantels unter dem 1. Arm, Teile der Rüstung
auf der r. Schulter, r. Arm von den Fransen abwärts mit Hand und Stab,
der freihängende Teil des Mantels unter der r. Achselhöhle, Teil der Schärpe 1.,
die Klappe mit der Rosette, Teile der hier herabhängenden Fransen und
des Gewandes darunter, 1. Knie mit Unterschenkel, Fufs und Stanrm bis
auf den obersten Teil, Stück des Mantels zwischen den Beinen, Flicken
im r. Oberschenkel, Knie und Unterschenkel, r. Fufs mit Teil des Unter-
schenkels, Basis. Gebrochen war ein Teil des Oberschädels, der Kopf
vom Halse, r. Schulter in mehrere Stücke, 1. Hand mit Schwertgriff, der
Körper durch die Hüften, r. Ober- und Unterschenkel. Sprünge in Nase
und r. Wange.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein, verstärkt durch einen
Palmenstamm aufsen; r. Fufs mit erhobener Ferse zur Seite
und zurückgesetzt; Stiefel mit Pelzbesatz; kurze Tunica; Panzer,
an dem vorne in Flachrelief einander gegenüber zwei Greife
MUSKO CHIARAMONTI 683. 775
mit erhobenen Vorderkörpern gebildet sind (vgl. Nr. 543 u.
545); an den Klappen von der r. Hüfte an: zweimal Rosetten,
Helm, Adlerkopf, Pantherkopf, Rosette, Pantherkopf, Adler-
kopf, Eberkopf; Schärpe, vorne in einen Knoten gebunden;
Paludamentum auf der r. Schulter geknöpft; der 1. Unterarm
vorgestreckt; die L. hält den Griff des am Arm anliegenden
Schwertes; r. Arm gesenkt; in der R. ein Stab (Teil des Speer-
schaftes; richtig ergänzt). Der Kopf, ein gutes Porträt des
Antoninus Pius (Brauen plastisch; Augensterne und Pupillen
eingegraben) ist nach der r Schulter gewendet. Auch der
Körper ist noch von guter einfacher Arbeit.
Gefunden wurde die Figur (nach Clarac) im Garten des
Conservatorium delle Mendicanti; dann in Villa Mattei. Im
Vatican stand sie bis gegen Mitte des 19. Jahrhunderts in
der Rotunde.
Monumenta Mattbaeiana I Taf. LXXXIX; Maffei-Dc Rossi Raccolta
di statue Taf. CV; Montfaucon Antiq. cxpliq. IV, I PL II f 3; Pistolcsi
Taf. CVI; Clarac 949, 2442; Gcrhard-Platncr S. 227 Nr. 15; Braun
Ruinen und Museen Roms S. 435 Nr. 151; Duruy Geschichte der röm.
Kaiser II S. 493; Bernoulli Röm. Ikonographie II 2 S. 140 Nr. 1; von
Rohdcn Bonner Studien S. 17 Nr. 2; Heibig Nr. 122.
683. Statue der Hygieia, Rest einer Gruppe
(Taf. 83).
H. 1,64 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt aus Gyps: Kopf mit Hals und dein nackten Teil der Brust;
aus Marmor: lange Bahn in der zweiten Steilfalte von rechts. Es fehlen
beide Unterarme mit Händen, Vorderteil des r. Fufses (in den Ansatzflächen
des r. Arms und des Fufses Löcher zum Verdübeln der fehlenden Teile; in
der des Fufses noch der EisendUbel erhalten); an der r. Hand auf der
Schulter fehlen Zeigefinger, Teil des Mittelfingers, Daumenspitze. Falten
bestofsen. Gebrochen war die r. Hand auf der Schulter. Die Ränder
der Basis bis auf ein Stück hinten abgearbeitet.
Junges Mädchen aufrecht stehend mit 1. Standbein; r. Fufs,
mit voller Sohle auftretend, seitlich vorgestellt; hohe Sandalen;
feinfaltiger Chiton mit umsäumten Rändern; darüber Peplos
mit langem Apoptygma, an der r. Körperseite offen; beide
Oberarme gesenkt; r. Unterarm war etwas vorgestreckt (Rest
einer Eisenstütze an der r. Hüfte aufsen); 1. Unterarm war
tiefer gesenkt (zwei marmorne Stützenreste an der 1. Hüfte
77& MÜSEO CHIARAMONTI 683.
aufsen); der leicht nach der r. Schulter gewendete Kopf ist
ein Abgufs des Kopfes, der der Statue in der Sala delle
Muse Nr. 515 aufgesetzt ist; der ursprüngliche Kopf war
besonders gearbeitet und eingesetzt. Auf Nacken und
r. Schulter liegt der r. Unterarm mit Hand einer Figur, mit
der die beschriebene gruppiert und ursprünglich wohl aus
einem Block gearbeitet war (man beachte, wie summarisch
die 1. Seite der erhaltenen Figur behandelt ist); augenschein-
lich wurde dann in antiker Zeit eine Restauration und Ver-
bindung beider Figuren durch eine grofse Eisenklammer nötig,
von der sich an der L Hüfte hinten ein Rest erhalten hat;
jene r. Hand hält eine Schlange, von der sich wieder ein
Rest am Unterleib (rechts darin ein Loch mit Eisenstift) und
ein Stützenrest unter der r. Brust findet; nach den zarten Formen
zu schliefsen, kann jene Hand nur einem weiblichen oder einem
jugendlich männlichen Wesen angehören. Durch die Schlange
ergiebt sich die Deutung: das Mädchen ist Hygieia; mit ihr
war in zärtlicher Vereinigung gruppiert eine ihrer Schwestern,
ein Asklepiade oder Asklepios selbst, jugendlich dargestellt.
Die Arbeit ist sorgfaltig, aber ohne Leben; die strenge
Regelmäfsigkeit im Fall des Gewandes mufs indes schon
vom Künstler des Originals beabsichtigt gewesen sein, der
in der zweiten Hälfte des 4. Jahrh. v. Chr. gelebt haben mufs.
Die Figur ist nach einer Inschrift am Basisrande hinten
(OST. EFFOS.) in Ostia gefunden worden.
Von der Figur ohne den Arm der anderen Gestalt und
die Schlange ist eine geringere, in Einzelheiten nicht ganz
getreue Replik in Dresden (Becker Augusteumll Taf. LVIII;
ergänzt Kopf mit Hals [war auch dort eingesetzt] , Arme fast
ganz, Basis); der Torso einer Umkehrung ist in Villa Albani
durch Ergänzung zu einer Herme und Brunnenfigur um-
gewandelt (ergänzt Kopf und Hals, Arme mit je einem an
der Hüfte anliegenden Wassergefafs; ein Stück unter dem
Saum des Apoptygma ist zum Hermenschaft abgearbeitet;
abgebildet bei Sandrart Teutsche Academie der Bau-, Bild-
und Mahlereikünste, Titelblatt zu I 2 [von der Scultura]).
Sehr ähnlich ist eine Bronzestatuette der Nike in Lyon
(Gazette arch£ologique II S. 112 Taf. XXIX; Klein Praxiteles
S. 313 Anm. 1).
MUSEO CHIARAMONTI 683a. 684. JJJ
Es liegt nahe, zu vermuten, dafs das Original der Gruppe,
das nach alledem wohl bekannt war, die Cultgruppe im Askle-
pieion zu Kos gewesen sei, von der wir aus Herondas IV 4
erfahren, dafs Asklepios die Hygieia mit seiner R. berührte.
Vielleicht bringen die bevorstehenden Ausgrabungen des
Tempels durch Herzog Aufschlufs darüber.
Clarac557, 1187; Gerhard-Platner S. 83 Nr. 681; Braun Ruinen
u. Museen Roms S. 282 Nr. 38; Hei big Nr. 123.
Darunter:
683a. Altar (Taf. 83).
H. 0,88 m., Br. 0,59 m., T. 0,51 m. Feinkorniger hellgrauer Marmor.
Sehr stark beschädigt.
Vierseitig; unten und oben auf allen Seiten mehrfach
profilierter Rand. An der Vorderseite in mittlerem Relief
eine langgewandete, behelmte Athena nach rechts schwebend,
in der vorgestreckten L. eine Palme, in der R. einen Kranz
tragend. Unbedeutend. Stammt aus dem Besitz der Giustiniani.
Galleria Giustiniana II Taf. 141; Gerhard-Platner S. 83 unter Nr. 681.
684. Statue des Asklepios (Taf. 84).
H. 1,27 m. Grofskrystallinischer gelblicher Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, Hals mit Nackcnlocken, r. Zeigefinger. Maul
der Schlange abgebrochen. R. Fufs hinten beschädigt. In dem Stab
oben vier kleine moderne Löcher (Zweck unbestimmt).
Aufrechte Haltung; 1. Standbein, neben dem aufsen eine
teilweise von Gewand bedeckte Stele als Stutze dient; r. Fufs
mit erhobener Ferse zur Seite und zurückgesetzt; Sandalen; das
Himation ist mit einem Teil über 1. Schulter und Arm gelegt,
dann quer über den Rücken nach der r. Hüfte genommen, um
den Unterkörper geschlungen und wird an der 1. Hüfte von
der dort aufgestützten L. festgehalten; die gesenkte R. hält
den knotigen und krummen Stab (lange Stützen zur r. Hüfte
und 1. Knie), um den sich unten die Schlange windet; der
bärtige Kopf (er gehört sicher zum Körper) ist leicht nach
der r. Schulter gewendet.
Mäfsig ausgeführte Copie eines sehr schön componierten
Originals aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrh. v. Chr. Ge*
funden in Ostia.
yfö MUSEO CHIARAMONTI 685.
Fea Nuova descrizionc S. 89; Gerhard - Pia tn er S. 83 Nr. 682;
C. L. Visconti Descrizione dei musei Vaticani (1870) Mus. Chiar. Nr. 684.
685. Grabstein eines P. Nonius Zethus und seiner
Verwandten (Taf. 84).
H. 0,46 m., L. 1,37 m., T. 0,765 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Unten bestofsen.
An der Vorderseite über der glatten Bodenleiste rechts
und links je ein korinthischer Pilaster (an den Nebenseiten
nur angedeutet), auf denen Fries und Gesims ruht. In der
Mitte der auf diese Weise eingeschlossenen Fläche die um-
rahmte Inschrifttafel; links und rechts davon je eine Dar-
stellung in mittlerem Relief. Links: Getreidemühle gedreht
von einem Esel, der hinter der Mühle nach rechts geht; vgl.
Nr. 497; die Befestigung am Halsgurt ist hier ganz deutlich,
ebenso die Verschnürung der Achse mit dem Querholz des
Rahmens, an dem links eine schwingende Glocke hängt;
darunter ist ein grofser Holzhammer eingesteckt; die Augen
sind dem Tier nicht verbunden; oben rechts eine Peitsche.
Rechts: verschiedene Geräte, die beim Mehlhandel dienten; links
über besonderer Leiste ein flacher Korb; rechts davon unten
ein hoher runder Korb und eine kurze Leiste; darüber über
längerer Bodenleiste ein grofses (links) und ein kleineres,
nach oben verengtes, rundes Gefäfs mit je vier kurzen Beinen
(dem grofsen fehlt ein Bein vorne); beide sind oben und
unten umrändert, in halber Höhe von einem Reifen um-
spannt und augenscheinlich aus Holz; ebensolch Gefäfs noch
oben in der Mitte; rechts davon hängt ein Sieb an einer
Öse, links ein längliches, flach gewölbtes Gerät mit Querrillen
und einer Ose an der einen Seite (zum Brotformen?). Auf
der Oberfläche finden sich acht verschieden grofse, konische
Vertiefungen (wie in Mafstischen); in der einen links hinten
ein Thontopf fast ganz erhalten (Rest einer Aschenurne); um
die beiden links vorne je drei mit Blei ausgegossene Löcher
(zur Befestigung der Urnendeckel); am Rande der Vertiefungen
sind ganz flüchtig Nummern eingeritzt (zu erkennen I, II,
IUI, VI, zweimal VIII; das erste Mal aus Versehen für VII
geschrieben). Gefunden in Ostia.
MUSEO CHIARAMONT1 685 A. B. C. 779
Nibby III Taf. XXXIIIc; O. Jahn Berichte d. siiehs. Ges. Wiss. 1861
S. 346 f. Taf. XII 3: Schreiber Kulturhistorischer Bildcratlas I Taf. LXVII 10 ;
CIL XIV 393.
Darüber:
685A. Hermenbüste des bärtigen Dionysos
(Taf. 84).
H. 0,34 m. Giallo antico.
Ergänzt Nasenspitze, Stück der Binde Über der Mitte der Stirn,
Ränder des Bartes, Vorderteil der Büste. Die Augen fehlen; sie waren
eingesetzt.
Der Kopf gradeaus gerichtet; die einzelnen Locken des
Bartes wie in Bronze ausgearbeitet; ruhiger, wohlwollender
Ausdruck; die Haare vorne gescheitelt, in Strähnen zurück-
gestrichen und hinten in einen Schopf aufgenommen; vor
den Ohren fallt je eine kurze Locke herab, hinter ihnen je
eine Schulterlocke; ein Band verdeckt den Oberteil der Stirn;
oben umzieht ein Rebenkranz die Haare; an beiden Seiten
ist das Band mit dem Kranz in einer Schleife verbunden;
seine Enden umwinden die Schulterlocken. Mäfsige Arbeit
nach einem Vorbild aus der Zeit des Phidias.
Gerhard-Platner S. 86 Nr. 720.
685B. Kopf einer Barbarin (Taf. 84).
H. 0,18 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Es fehlt Nase, Teil der Oberlippe und Daumen. Kinn verletzt.
Sehr verwaschen.
Der Kopf gradeaus gerichtet; dafs er von einer Statuette
stammt, beweist die an der r. Wange liegende r. Hand; die
Haare sind vorn gescheitelt, fallen dann lang in den Nacken,
die Ohren verdeckend. Die Arbeit ist schlecht und spät-
römisch. Doch sei daran erinnert, dafs das Motiv von einer
der verlorenen Figuren des attalischen Weihgeschenks über-
liefert ist (vgl. Habich Amazonengruppe S. 16 Anm. 3).
von Bieiikowski De simulacris barbararum gentium apud Romanos
S. 44 Nr. 25 Fig. 25 a und b.
685C. Köpfchen des Eros (Taf. 84).
H. 0,14 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
jSO MÜSEO CIIIARAMONTI 686. 686a.
Nase fehlt.
Das schlecht gearbeitete Köpfchen stammt von einer
Statuettenreplik des „Eros von Centocello" (Galleria delle
statue Nr. 250).
686. Weibliche Statue (Taf. 84).
H. 1,31 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt Stück der 1. Braue, Nase, Mund, Kinn, fast ganz die Haube
und der Hals mit den anliegenden Flechten, 1. Arm vom Gewand an, Vorder-
teil des r. Vorderarmes, Hände, das ganze Sieb, Gewandsaum hinter dem
r. Fufs.
Ein junges Mädchen steht aufrecht mit 1. Standbein ;
r. Fufs mit erhobener Ferse zur Seite und leicht zurück-
gesetzt; Sandalen; Chiton und gegürteter Peplos, dessen
Kolpos unter dem Apoptygma sichtbar wird; beide Hände
halten vor dem Leib ein Sieb, auf dessen Rand vorne die
mit Absicht verstümmelte Inschrift
- S x . . P E L L O •
steht, die bedeuten sollte: sepulcrum calumniam pello; der
Kopf ist leicht zur r. Schulter gewendet; seine Haare sind
vorne gescheitelt, zurückgestrichen und hinten von einer
Haube bedeckt; hinter den Ohren hängt je eine Locke herab.
Der Kopf gehört nicht zur Figur; er geht auf ein
Original des 5., die Figur auf eins des 4. Jahrh. v. Chr.
zurück. Die Figur mufs etwas an Form dem Sieb Ent-
sprechendes gehalten haben. In der Figur glaubte man
eine Darstellung der Vestalin Tuccia zu besitzen, die ihre
Unschuld dadurch bewies, dafs sie Wasser aus dem Tiber
in einem Sieb holte (Plinius N. H. XXVIII 12). All das ist
natürlich schon deshalb hinfällig, da das ganze Sieb modern
ist. Schlechte Arbeit.
Fea Nuova descrizione S. 89; Clarac 771, 1918; Gerhard-Platner
S. 83 Nr. 684.
Darunter:
686a. Cinerar-Ara einer Mithrasia Severa
(Täf. 84).
H. 0,82 m., Br. 0,66 m., T. 0,44 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
MUSEO CHIARAMONTI 687. 78 1
Ergänzt rechte oberste Ecke und Stücke am Rande der Inschrift
links oben und rechts unten. Sehr zerstört.
Vorne jederseits eine Säule mit spiralförmig gewundenen
Canelluren; die Capitäle mit je drei geflügelten Hören mit
Früchten im Gewandschurz verziert (sehr bestofsen); in der
Mitte die umrahmte Inschrifttafel (darauf links oben mit Farbe
die Nummer 15); darüber eine Art ionisches Capital; in den
Voluten je ein Widderkopf, dazwischen ein Gorgoneion (alle
drei zum gröfsten Teil behufs Ergänzung ausgemeifselt); daneben
hängt je eine Guirlande längs der Säulen herab; unten zu
den Seiten eines Thymiaterion je eine stiertötende Nike
(auch z. T. ausgemeifselt); Alles in Hochrelief. An den Neben-
seiten in mittlerem Relief je ein Dreifufs mit Lorbeer-
guirlande und Rabe (Kopf beiderseits bestofsen); an den hinteren
Ecken je eine Fackel. Rückseite gerauht Vgl. Altmann
Architektur und Ornamentik der ant. Sarkophage S. 70 B II;
hierselbst Nr. 590 a.
Gerliard-Platner S. 83 unter Nr. 684; CIL VI 22566.
Abteilung XXIX.
687. Sarkophagfragment (Taf. 85).
H. 0,56 m., L. 1,34 m. Grofskrystallinischer hellgrauer Marmor.
Links abgebrochen. Vielfach verletzt.
Oben und unten starke Randleiste. Dazwischen Hoch-
relief: rechts eine Erinys auf Felsen nach links sitzend und
schlafend (Untergesicht und l. Ellenbogen fehlen); unter ihren Händen
kommt eine Schlange vor; an ihren Knieen lehnt das Doppel-
beil: dann Lorbeerbaum und auf Felsen hochstehend ein
Dreifufs (vorderes Bein fehlt), von dem Orest nach links
hinwegschleicht (Nase, 1. Hand — sie war rückwärts zu dem Lorbeer
erhoben — , r. Unterarm mit Hand fehlen; die R. hielt ein Schwert, von
dem sich ein Ansatz erhalten hat); dann vor einem gespannten Vor-
hang ein in Exomis nach links hockender Diener, der sich
mit einem Schemel deckt, und die nach rechts zurück-
gesunkene Leiche der Klytaemestra: hinter dem Vorhang die
Köpfe zweier Erinyen nach 1.; die vordere streckt eine
Schlange gegen den sich nach links abwendenden Orest
(1. Hand und Schwert in der R. fehlen). Links unten noch ein
782 MÜSEO CHIARAMONTI 688. 689.
Rest, wohl von dem 1. Arm des Aegisth. Mäfsige Arbeit.
Vielleicht identisch mit einem Fragment, das Zoega 1791
bei dem Bildhauer Albagini sah.
Zoega bei Welcker Zeitschrift für Geschichte und Auslegung d. alt.
Kunst S. 436; Pistolesi Taf. LIII; Raoul-Rochette Monuments inedits I
Taf. XXV 2 S. 177fr.; K. O. Müller Aeschylos Eumeniden S. m Anm. 5;
ders. Handbuch d. Archäologie § 416,2 i. d. M.; Rathgeber bei Ersch-
Gruber Allgem. Encyklopadie III 5 S. 115*".; Gerhard-Platner S. 83
Nr. 685; Grifi Atti della Pontif. Accad. Rom. di archeol. 1842 S. 308;
Preller Berichte d. sächs. Ges. d. VVi .ensch. 1850 S. 257 Anm. 49; Over-
beck Gallerie her. Bildw. I S. 70if. Nr. 30=33=34; Benndorf Annali
d. I. 1865 S. 235 Nr. 4; Rosenberg Erinyen S. 47 Anm. ib; Robert Die
antiken Sarkophagreliefs II S. 175 Taf. LVI Nr. 160.
688. Sarkophagfragment (Taf. 85).
H. 0,46 m.f Br. 0,48 m. Grofskörniger weifser Marmor.
Sehr zerstört.
Rand oben und unten teilweise erhalten. Hochrelief:
rechts ein Rest der Gruppe des Pylades mit dem nieder-
sinkenden Orest (von Orest nur ein Stück des Oberkörpers
und Ansatz des Kopfes erhalten; dem Pylades fehlt der
Kopf); über Orest ein wehendes Gewand; links von Pylades
ein stehender Skythe (es fehlen Kopf, r. Arm, 1. Bein), der
etwas im 1. Arm trägt; links daneben ein Bein eines zweiten
Skythen. Gute Arbeit. Das Fragment pafst links Bruch auf
Bruch an ein in Villa Albani befindliches Stück an, mit
dem es um die Mitte des 16. Jahrhunderts noch ungebrochen
vereinigt war, wie sich aus einem Stich des Agostino
Veneziano und einer Zeichnung im cod. Coburgensis ergibt,
und zwar wahrscheinlich im Pal. Carpi (s. alles Nähere bei
Robert a. zweiten unten a. O.).
Gerhard-Platner S. 83 Nr. 686; Welcker Die griech. Tragödien
III S. 1169 (mit Notiz aus Zoega App. Fol. 566 Nr. 18); Robert Archäol.
Zeitung 1875 S. 138 Nr. C; ders. Die antiken Sarkophagrelicfs II S. 179 ff.
Taf. LVII Nr. 168 a.
689. Sarkophagfragment (Taf. 85).
H. 0,36 m., Br. 0,60 m. Grofskrystallinischer grauer Marmor.
In der Mitte von oben nach unten durchgebrochen.
Oben schmale Randleiste erhalten, von den Figuren nur
MUSEO CHIARAMONTI 690. 783
die Oberkörper. Hochrelief; rechts ein weinender Jüngling
und ein Bärtiger, beide nach rechts gewendet; darunter ein
Pferdekopf nach rechts (Schnauze und Ohren abgebrochen)
dann ein Jüngling von vorn gesehen, die R. zum Gesicht er-
hebend; in der L. der Rest eines Speeres (Rest der Spitze
am Kopf des Bärtigen); dann ein weinender Jüngling nach
rechts gewendet mit zwei Speeren; endlich Rest ein Armes;
Alle tragen Chlamys. Augensterne eingegraben. Geringe
Arbeit. Stammt von einem Meleager-Sarkophag.
Gerhard-Platner S. 83 Nr. 687; Robert Die antiken Sarkophag-
reliefs III 2 Nr. 291.
690. Sarkophagfragmeht (Taf. 85).
H. 0,54 m., L. 1,17 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen allen Figuren die Flifse, allen bis auf den Bärtigen links
die Nase, der Frau rechts beide Unterarme und Hände, ihr der 1., dem
Vater der r. Unterschenkel, dem Tragenden beide Beine, dem Meleager der
r. Arm.
Oben schmale Randleiste z. T. erhalten; links darauf die
moderne Inschrift VI ANTINOI ADR CAES CONSECR.
Hochrelief: links wird der sterbende Meleager nach rechts
getragen; von den Tragenden nur rechts drei erhalten; links
oben Reste einer Figur mit Helmbusch, dann ein Bärtiger
nach rechts gewendet; dann nach links gewendet und den
1. Arm Meleagers erhebend der Pädagog; ihm folgt die
Amme, von der nur der alte Kopf mit der Haube sichtbar
wird; dann eine Gruppe von drei Jünglingen, die die Füfse
Meleagers tragen; im Hintergrund eine Frau, den Kopf nach
links wendend; dann der Vater des Sterbenden vollgerüstet,
mit Schärpe unter der Brust, nach rechts eilend, umschauend
und die R. hoch ausstreckend; ihm entgegen eilt die Ge-
mahlin Meleagers mit aufgelösten Haaren, zurückgehalten
von zwei Mägden, von denen die rechte nach rechts blickt,
wo die Scene des Selbstmords der Mutter folgte. Augensterne
eingegraben. Schlechte Arbeit. Unten i. d. M. der Rest einer
roten Nummer.
Gerhard-Platner S. 83t Nr. 688; Gerhard Archäol. Zeitung 1850
S. 219fr. Taf. XX 2; Heibig Annali d. I. 1863 S. 89 Anm.; Matz ebenda
1869 S. 99 Nr. B. u. S. 103; Amelung Atti della pontificia accademia rom.
di archeol. 1901 S. 79; Robert Die antiken Sarkophagreliefs III 2 Nr. 288.
784 MÜSEO CHIARAMONTI 691. 692.
691. Kopf des Dionysos (Taf. 85).
H. des Ganzen 0,48 m., des Kopfes 0,275 m* Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt Hals mit Büstenfufs. Nasenspitze und Trauben bestofscn.
Kopf mit archaisierenden Gesichtszügen gradeaus ge-
richtet; statt des Vollbarts wachsen Weinblätter und Trauben;
ein dichter Rebenkranz umgiebt das Haar, das hinten in einen
Schopf aufgebunden ist. Späte Arbeit; die Trauben sind
mit dem Bohrer tief unterhöhlt. Dionysos ist fast zu einer
Personification des Weinstocks geworden; die Bildung ist
nach dem Muster der Meergötter vorgenommen, bei denen
auch ganze Teile des Organismus sich in Pflanzen verwandeln.
Gefunden in Ostia.
Vielleicht ist hier eine Darstellung des Dionysos Sxa^uXi-
xr^ versucht (vgl. Usener Götternamen S. 243 f.). Ein fast
übereinstimmender Kopf in St. Petersburg (Kieseritzky
Kaiserl. Eremitage4 Nr. 46). Vgl. die Gruppe des Dionysos
und Ampelos im Brittischen Museum (Ancient marbles III
PI. II; Clarac 691, 1629; Baumeister Denkmäler d. klass.
Altert. I Fig. 487); Gerhard berichtet in den hyperboreisch-
römischen Studien I S. 88 von dem Funde eines Mosaiks vor
Porta Portese, in dessen Mitte der Kopf einer ländlichen
Gottheit dargestellt war, deren Haar und Bart durch Früchte
ersetzt war.
Böttiger Kleine Schriften II S. 353, 53; Pistolesi Taf. LH 3;
Gcrhard-Platner S. 84 Nr. 689; Müller-Wieseler Denkmäler d. alt.
Kunst II Nr. 344; Thrämer bei Röscher Mythol. Lexikon I Sp. 11 53.
692. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 85).
H. ohne Fufs 0,485 m. Feinkörniger gelblicher Marmor mit grauen Adern.
Ergänzt der Büstenfufs. Nasenspitze und Ränder der Ohren
bestofsen.
Kopf einer jungen Frau stark nach der 1. Schulter ge-
wendet; die Gesichtszüge augenscheinlich sehr idealisiert; nur
der Ansatz zum Doppelkinn und die schmalen Augen sind
individuell; die Haare sind vorne zu einem hohen Diadem
gedrehter Löckchen aufgetürmt; hinten zu einem grofsen
runden Nest zusammengeflochten. Zum Einsetzen in eine
Statue bestimmt. Gutes Werk trajanischer Zeit.
Gerhard-Platner S. 84 Nr. 690.
MUSEO CfilARAMONTI 693. 694. 695. 78$
693. Kopf des jugendlichen Herakles (Taf. 85).
H. ohne Fufs 0,44 m. Grofskrystallinischer weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Mitte der Oberlippe, Büstenfufs. Die Blätter, Band-
enden und Unterlippe bestofsen. Das Bandende am r. Ohr teilweise ab-
gearbeitet. Der Hals unten modern zugeschnitten.
Der Kopf ist leicht nach der r. Schulter gewendet und
gehoben; auf den kurzgelockten Haaren ein Weifspappelkranz
mit einer Tänie umwunden, deren Enden hinter den Ohren
herabhängen (vgl. besonders Theokrit Idyll. II 121 f.). An
diesem Kranz ist der Kopf als Herakles kenntlich. Er gehört
zu den Repliken eines verbreiteten Typus (s. Galleria geo-
grafica Nr. 64), der seinen charakteristischen Formen nach
auf ein Werk des Skopas zurückgeht.
Sorgfaltige, aber glatte Arbeit; die Blätter stark mit
dem Bohrer ausgearbeitet. Ein Abgufs des Kopfes auf der
Herme im Braccio nuovo Nr. 1. Nach einer Angabe ehe-
mals im Garten Aldobrandini, nach einer anderen in Villa
Bonelli vor Porta Portese.
Visconti-Guattani Taf. XL III; Pistolesi Taf. LV; Gerhard-
Platner S. 84 Nr. 691; Braun Ruinen und Museen Roms S. 282 Nr. 41;
Graf Rom. Mittheilungen 1889 S. 194 Nr. 4.
694. Weiblicher Idealkopf (Taf. 85).
H. ohne Fufs 0,315 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Teil des Diadems oben links und der Büstenfufs. Die
r. Kopfhälfte verwaschen.
Jugendlich weiblicher Kopf leicht zur L. gewendet;
lächelnder Ausdruck; die Haare gescheitelt und zurück-
gestrichen; hinten einfacher Schopf; hinter den Ohren am
Haaransatz je ein kleines Loch für Gehänge; oben ein hohes
Diadem. Bestimmt zum Einsetzen in eine Statue. Mäfsige Ar-
beit nach einem liebenswürdigen Original des 4. Jahrh. v. Chr.
Gerhard-Platner S. 84 Nr. 692.
695. Idealer Knabenkopf (Taf. 85).
H. ohne Fufs 0,36 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Lippen, Büstenfufs. Geflickt (Gyps) in der r. Wange
und 1. Halsseite. Ein Sprung geht senkrecht durch die 1. Wange, das 1.
Auge und schräg über den Schädel weg; teilweise mit Gyps verschmiert.
Das Bruststflck unten s. T. abgeflacht.
Vattcan. Katalog I. 50
786 MUSEO CHIARAMONTI 696.
Ein Knabenkopf mit einfacher Schnur im vollen Locken-
haar, das beide Ohren bedeckt, gradeaus gerichtet. Replik
eines verbreiteten Kopfes (meist Hermen), der in Madrid mit
der sogen. Sappho (hierselbst Nr. 50) als Doppelherme vor-
kommt und deshalb Phaon genannt worden ist. Furt-
wängler (s. unten) vermutet in beiden Werke des gleichen
Meisters und nennt den weiblichen Kopf nicht ohne Wahr-
scheinlichkeit Aphrodite, den Knabenkopf demnach und nach
Vergleich mit einer berliner Gemme Eros. Jedenfalls liegt
ein Götterbild eines Künstlers aus der attischen Schule zur
Zeit des Phidias, wenn nicht eins des Phidias selbst (Furt-
wängler) zu Grunde.
Sorgfaltige, aber leblose Arbeit; in den Ringeln der
Locken unretouchierte Bohrlöcher. Zum Einsetzen, wohl in
eine Herme, bestimmt.
Gcrhard-Platner S. 84 Nr. 693; Furtwängler Meisterwerkes. 101
Anm. 2.
Photographie beim röm. Institut 257.
696. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 85).
H. 0,535 m. Grofskrystalliniscber weifser Marmor.
Ergänzt r. Schulteransatz und Büstenfufs. Das Bruststück unten ab-
geschnitten. Das Gesicht geputzt.
Kopf einer älteren Frau mit sehr edlen Zügen ganz leicht
zur r. Schulter gewendet; breiter geschlossener Mund mit schma-
ler Oberlippe; kleine, stark gebogene, unten etwas nach ihrer
r. Seite abweichende Nase mit scharfen, seitlich abzweigenden
Falten; sehr regelmäfsig geformte Augen; hohe, gut model-
lierte Stirn: die Haare sind vorne zu einer hohen Masse von
dreizehn senkrechten Rollen mit je vier Löchern aufgetürmt;
in den sechs vorderen Rollen oben kleine Eisenstifte (zur
Befestigung eines metallenen Schmuckes) erhalten; die Haare
hinten in viele kleine Zöpfe geflochten und auf dem Wirbel
zu einem kleinen Nest aufgesteckt. Die Brauen durch Striche
angegeben; auf der Unterlippe einige senkrechte Striche ein-
geritzt. Sehr sorgfaltige gute Arbeit spät-trajanischer oder
hadrianischer Zeit.
Gerhard-Platner S. 84 Nr. 694.
Photographieen (Face und Profil) beim röm. Institut.
MÜ8E0 CHIARAMONTI 697. 698. 787
697. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 85).
H. ohne Fufs 0,375 m* Grofskörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Unterteil der Nase, Büsten fufs. Der Hinterkopf fehlt (war
besonders gearbeitet und angesetzt; die Fläche gerauht).
Kopf einer jungen Frau gradeaus gerichtet; um den
dicken Hals eine Kette mit sieben hängenden Perlen und
dazwischen je zwei querliegenden; rundes fettes Gesicht;
breiter geschlossener Mund mit vollen Lippen; kurze Nase;
längliche Augen mit hohen Oberlidern; hohe glatte Stirn.
Die Haare sind vorn gescheitelt und in stark gewundenen
Strähnen zurück- und abwärtsgenommen. Brauen durch Striche
angegeben; Augensterne und Pupillen eingegraben. War zum
Einsetzen in eine Statue bestimmt. Geringe Arbeit der an-
toninischen Zeit.
Gerhard-Platner S. 84 Nr. 695.
698. Römische männliche Porträtbüste (Taf. 85).
H. des Ganzen 0,74 m., des Kopfes 0,33 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Ergänzt Unterteil der Nase, r. Ohr, Rand und Läppchen des 1.,
Hals mit Büste uud Fufs.
Auf moderner nackter Büste der Kopf eines bejahrten
Mannes nach vorn gesenkt. Breiter hoher Schädel; wohl-
genährtes, wenn auch faltiges Gesicht; rundliches Kinn; leicht
geöffneter Mund mit vollen Lippen; grade, feine Nase; tief-
liegende Augen; hohe Stirn; die länglichen, wenig gelockten
Haare sind an der r.Kopfseite gescheitelt; freundlicher, ironisch
beobachtender Ausdruck.
Der Kopf ist Cicero genannt worden wegen seiner
Ähnlichkeit mit den Köpfen zweier Büsten, einer in Madrid,
einer in London, die beide inschriftlich als Cicero bezeichnet
sind; doch ist die Ähnlichkeit mit der Londoner sehr all-
gemein (vgl. über sie zuletzt Furtwängler Antike Gemmen III
S. 351 Anm. 3); der Kopf des Madrider Exemplars ist
wahrscheinlich modern, gehört aber jedenfalls nicht zur Büste
(Bernoulli a. unten a. O. S. 135 f.). Immerhin dürfte der
römische Kopf aus der Zeit des Redners stammen. Die Brauen
sind durch Striche angedeutet, die Augensterne ganz leicht
vertieft, die Lippen umrändert. Mehrfache Reste braunroter
50*
788 MUSEO CHIARAMONTI 699. 700.
Bemalung auf weifser Grundierung scheinen darauf zu deuten,
dafs der Kopf ganz übermalt war, um den Eindruck zu er-
wecken, als sei er aus Bronze. Gute Arbeit.
Gefunden in Roma-Vecchia an der Via Appia.
Gerhard-Platner S. 84 Nr. 696; Braun Ruinen und Museen Roms
S. 282 Nr. 39; Bernoulli Rom. Ikonographie IS. 137 Taf. XI; ebenda II 1
Vorwort S. VI; Arndt-Bruckmann Griech. und röm. Porträts Taf. 257/8;
Heibig Nr. 125.
Photographie Alinari 6534; Anderson 1339; Moscioni 3050; 3053;
Rocca 876; 401 D (cab.).
699. Porträtkopf Gordian III. (Taf. 8$).
H. des Ganzen 0,465 m., des Antiken 0,30 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Ränder der Ohren, gröfster Teil des Bruststücks mit
Fufs. Ein Teil der Oberlippe fehlt (war ergänzt). L. Oberlid be-
schädigt.
Der Kopf des jugendlichen Kaisers ist mit vergrämtem
Ausdruck halb nach der r. Schulter gewendet und etwas ge-
neigt. Kurze Haare. Die Brauen durch Striche angegeben;
Augensterne und Pupillen eingegraben. An dem Bruststück
Oberteil der Tunica. Gute Arbeit.
Bernoulli Röm. Ikonographie II 3 S. 13a Nr. 4 und S. 157.
700. Statuette eines Knaben mit einem Gefäfs
auf der Schulter; Brunnenfigur (Taf. 85).
H. 1,00 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt der ganze Oberteil des Gefäfses, r. Hand bis auf die Finger-
spitzen mit Gelenk, r. Ellenbogen, Stück der r. Achselhöhle, Flicken im
Gewand auf der 1. Schulter, die Beine von der Mitte der Oberschenkel ab-
wärts mit dem entsprechenden Teil des Gewandes, Füfsen und Basis. Ab-
gebrochen waren drei Stücke des r. Arms, ein Stück an der Rückseite
des Gewandes unten.
Ein Knabe schreitet mit dem r. Fufs voran; die Kniee sind
eingeknickt unter der Last eines fein ornamentierten Wasser-
gefafses, das der Knabe auf der 1. Schulter trägt, mit beiden
Händen hält und dem er als Polster den Bausch eines Mantels
untergelegt hat, dessen (modernes) Ende hinten nachschleppt;
die lockigen Haare sind oben zu einem Schöpfchen zusammen-
gebunden. Das Gefafs ist durchbohrt für eine Wasserleitung.
Schlecht gearbeitete Replik eines verbreiteten Typus, dessen
MUSEO CHIARAMONTI 701. 789
Gestaltung in hellenistische Zeit gehören mufs. An dem
borgheseschen Aktaion -Sarkophag im Louvre ist auf dem
Relief, das die von A. im Bade überraschte Artemis darstellt,
das Knäbchen, das die Göttin übergiefst, in eben diesem
Typus gebildet (Clarac 114, 67; Baumeister Denkm. d. kU
Altert I S. 37 Abb. 40; Robert Die ant Sarkophagreliefs III
Taf. I 1 u. S. 3 Abb. 1); vgl. ferner dazu Schreiber Alexandr.
Toreutik, Abh. d. sächs. Ges. d. Wiss. 1894 S. 461 Fig. 133.
Eine Replik giebt dem Knaben statt des Mantels und Ge-
fäfses Löwenfell und Keule des Herakles (Eberhard-
Schäfer Museum Worsleyanum Taf. 17, 2; Michaelis An-
cient marbles S. 236 Nr. 82; vgl. Schreiber a. a. O. S. 373
Fig. 109). Sehr ähnliche Motive auf den Reliefs, die einen
Götterthron darstellen, zu dem Putten die Attribute des
Gottes heranschleppen, und an Sarkophagen mit Guirlanden,
die von Putten getragen werden (z. B. Altmann Architektur
u. Ornamentik d. ant. Sarkophage S. 80 Fig. 29).
Gefunden 1819 durch Vescovali in der angeblichen Villa
der Cynthia bei Tivoli.
Guattani Meroorie enciclopediche VII S. 139; Clarac 755, 1845
Gerhard-Platner S. 84 Nr. 697.
701. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 85).
H. ohne Fufs 0,33 m. Grobkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase fast ganz und BUstenfufs. Ein Bruch geht vorn
durch den Hals, dann hinten durch den Schopf zur 1. Schulter; teilweise
verschmiert. Sehr verwaschen.
Kopf einer Frau in mittleren Jahren halb nach seiner R.
gedreht; am Bruststück Saum der Tunica; rundes Gesicht
mit breiten Wangen; kleiner, energisch geschlossener Mund;
leicht gebogene Nase; die Augen an den inneren Winkeln
leicht beschattet; niedrige Stirn; kluger, ruhiger Ausdruck;
die Haare gescheitelt, abwärts und zurückgestrichen; an den
Schläfen gewellt; hinten in einen kleinen hängenden Schopf
zusammengeflochten; jederseits eine Schulterlocke; Löcher
in den Ohrläppchen fiir Gehänge. War zum Einsetzen in
eine Statue bestimmt. Gute Arbeit der julischen Epoche.
Bernoulli Rom. Ikonographie II 1 S. 220 Anm. 3.
Photographie Moscioni 3912.
790 MÜSEO CHIARAMONT1 702. 703. 704.
702. Porträtkopf des Antoninus Pius (Taf. 85).
H. ohne Fufs 0,6 1 m. Grobkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase und Büstenfufs.
Gut gearbeiteter Kopf des Kaisers etwas nach der
r. Schulter gewendet; er stammt von einer Statue (unten
gebrochen; die Haare auf Ober- und Hinterschädel nicht
ausgearbeitet); Brauen durch Striche angegeben; Augensterne
und Pupillen eingegraben. Ernster Ausdruck; grämlicher
Zug um den Mund.
Gefunden in Ostia.
Guattani Monurocnti antichi inediti 1S05 S. 69fr. Taf. XIV; Fea
Nuova descrizione S. 89; Gerhard-Platner S. 84 Nr. 698; Bcrnoulli
Rom. Ikonographie II 2 S. 142 Nr. 14; Hclbig Nr. 126.
703. Römischer Knabenkopf (Taf. 85).
H. des Ganzen 0,43 m., des Kopfes 0,225 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nase, Flicken in Stirn und Brauen, in Wangen, Lippen und
Kinn, Hals mit Bruststück und Fufs. Haar über der Stirn und Rand des
1. Ohres bestofsen.
Kopf eines Knaben von etwa zehn Jahren leicht geneigt;
spitzes Kinn; volle Wangen; freundlicher, blöder Ausdruck;
volle Locken nach vorn gekämmt. Brauen durch Striche
angegeben; Augensterne und Pupillen eingegraben. Unbedeu-
tende Arbeit antoninischer Zeit.
704. Statuette des Odysseus (Taf. 85).
H. 0,97 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, r. Arm bis auf den Ansatz mit Hand, Mantel,
soweit er oben vor der Brust liegt, 1. Brust mit Schulter, Arm (mit Hand
und Schale) und den angrenzenden Teilen der Gewandung, Flicken in den
Gewandrändern, herabhängender Zipfel der Exomis, Flicken am r. Knie
innen, am r. Fufs (verschiedene), Vorderteil des 1. Fufscs, äufscrer Rand
der Basis mit Teil des Stammes. Gebrochen waren Kopf, Beine (unterm
Knie und am Fufsgelenk), r. Wade. Die Barllocken unten bestofsen.
Odysseus, kenntlich am Pilos, hat den 1. Fufs voran-
gesetzt, den r. mit leicht erhobener Ferse ganz auswärts
gedreht; dabei wendet sich sein Körper nach seiner L. und
noch mehr als dieser der Kopf; er trägt die gegürtete, an
der r. Körperseite offene Exomis und einen auf der 1. Schulter
MUSEO CHIARAMONTI 704. 791
geknöpften Mantel, der im Rücken herunterflattert und auf
den als Stütze dienenden Baumstamm zwischen den Beinen
aufstöfst; der 1. Arm ist vorwärts erhoben (in der Hand eine
Schale), der r. leicht gesenkt. In der Ausarbeitung des Ge-
sichtes, des Bartes und der Haare ist der Bohrer reichlich
zur Verwendung gekommen.
Die richtige Ergänzung der Arme und die Erklärung der
Situation ergeben sich aus einer Replik der Figur (Winckel-
mann Denkmale II 2 Nr. 154; Clarac 833A 2087 A; Ovcr-
b e c k Galleric heroischer Bild werke I S. 766 Nr. 1 9 Taf. XXXI 23),
einem Dreifufsrelief im Louvre (Overb. S. 768 Taf. XXXI 20;
Petersen Festschrift für Benndorf S. 131 ff.), Sarkophagreliefs
(Robert a. unten a. O.), dem Relief einer Aschenurne aus
Volterra (Brunn I rilievi delle urne etrusche I S. 114 Taf.
LXXXVI 2; Overb. S. 772 Nr. 29 Taf. XXXI 17) und zwei
Thonlampen (Brunn, Heibig, Robert a. unten a. 0.). Man
vergleiche auch eine kleine Bronzestatuette in Wien, die
zweifellos auf das gleiche Original zurückgeht (v. Sacken
Die ant. Bronzen des Münz- u. Antiken-Cabin. in Wien S. 106
Taf. XXXV 6; S. Rein ach Repertoire de la stat. II S. 40 Nr. 8;
vgl. dazu die Bronzestatuette des Polyphem in Paris, Raoul-
Rochette Monuments inödits PI. LXII 2; Overb. S. 765 f.).
Demnach waren beide Hände beschäftigt, eine Schale vor-
zustrecken; Odysseus bietet sie, gefüllt mit süfsem Wein, dem
Polyphem, der einen seiner Gefährten mit der L. hält, bereit,
ihn nach Genufs des Weines zu verschlingen. Der Held
hat den r. Fufs so gestellt, dafs er im Augenblick, falls der
Kyklop statt nach dem Trank nach ihm greifen wollte,
rechtsum machen und entwischen kann; darin und in dem
Ausdruck des Gesichtes, in dem sich gespannte Aufmerk-
samkeit und Mifstrauen mischen, spricht sich der Charakter
des Odysseus unvergleichlich aus. Der Mantel, der nur
noch auf der Aschenurne wiederkehrt, ist augenscheinlich
eine Zuthat des Copisten. Da die Statuette für sich nicht
verständlich wäre und sich von dem Polyphem ebenfalls
eine den Reliefs entsprechende. Rundfigur erhalten hat
(Heibig Nr. 415), so ergiebt sich die Folgerung, dafs die
Statuette zu einer sehr frei componierten Gruppe gehört
haben mufs, die zum mindesten aus ihr und dem Polyphem
792 MUSEO CHIARAMONTI 704*
bestand. Da die etruskische Urne im 3. oder 2. Jahrh. v. Chr.
gearbeitet worden ist, so ergiebt sich daraus für die Ent-
stehung der Gruppe eine untere Zeitgrenze. In die erste
Hälfte der hellenistischen Zeit müfste sie auch ihren stilisti-
schen Eigenheiten nach datiert werden. Ähnlich frei com-
ponierte Gruppen, bei denen die Rücksicht auf den um-
schliefsenden Contur aufhört, sind z. B. in der ersten perga-
menischen Schule entstanden (vgl. die Galliergruppe und
Amelung Führer S. 68f.); dafs indes die Statuette auf ein
älteres Original zurückgeht, ist ohne Weiteres klar; ihr Kopf
erinnert noch zu stark an die Typen des 4. Jahrh. v. Chr.
Löschcke (s. unten) hat sie eng mit der sog. Pasquino-
Gruppe und der Skylla - Gruppe (vgl. hierselbst Nr. 79)
zusammengestellt und in ihnen eine gleichzeitig entstandene
Serie homerischer Gruppen vermutet In der That erinnert
der Odysseus in der äufseren Erscheinung und dem Motiv
an den Menelaos jener Gruppe, der mit gebrochenen Gliedern
hängende Gefährte an den Patroklos, und ähnliche Figuren
können in der Skyllagruppe nicht gefehlt haben. Aber die
lose Composition der Polyphemgruppe scheint es zu verbieten,
sie mit der durchaus geschlossen componierten Pasquino-
Gruppe eng zusammenzustellen; auch ist der Kopf des Odys-
seus stilistisch entschieden jünger als der des Menelaos. Ist
also jene, wie jetzt allgemein angenommen wird, am Ende
des 4. Jahrhunderts entstanden, so mufs das Original des
Odysseus in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts geschaffen
worden sein.
Die Arbeit ist geschickt und flott. Die Analyse des
Kopfes bei Brunn (s. unten), der darin die scharfe Charak-
teristik des Odysseus beleuchtet hat, behält ihren Wert, auch
wenn der Ausgangspunkt — der Vergleich mit Nr. 420, einem
fast zweihundert Jahre älteren Werke — nicht mehr gebilligt
werden kann.
Clarac 832,2087; Gerhard-Platner S. 84 Nr. 699; Braun Ruinen
u. Museen Roms S. 283 Nr. 40; Brunn Annali d. I. 1863 S. 423 fr. Tav.
d'agg. O = Griechische Götterideale S. 17 ff. mit 2 Abb.; Baumeister
Denkmäler d. klass. Altertums II S. 1038 Abb. 1249 u. 1251; Löschcke
Verhandlungen der 48. Versammlung Deutscher Philologen u. Schulmänner
MÜ8E0 CH1ARAM0NT1 705- 7°6. 793
S. 158; ders. Archäol. Anzeiger 1895 S. 216 f.; Heibig Nr. 127; Robert
Die ant. Sarkophagreliefs II S. 160.
Photographie beim röm. Institut 313*.
705. Porträtkopf der Crispina, Gemahlin des
Commodus (?) (Taf. 85).
II. des Ganzen 0,45 m., des Kopfes 0,21 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Ergänzt Nasenspitze, Hinterkopf, Hals mit Bruststück und Fufs. Die
Haare Über der Stirn r. etwas beschädigt.
Kopf einer jungen Frau auf einem modernen Bruststück
mit Tunica leicht zur 1. Schulter gewendet. Wahrscheinlich
ein schlechtes Porträt der Crispina, jedenfalls aus ihrer Zeit
und in der Haartracht mit ihr übereinstimmend; Brauen durch
Striche angegeben; Augensterne und Pupillen eingegraben.
Bernoulli Röm. Ikonographie II 2 S. 248 Nr. 5.
706. Porträtbüste des jugendlichen Commodus
(Taf. 85).
H. 0,83 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Ergänzt Nase, Unterteil der r. Wange mit Mund und Kinn, Augen,
Ohren, fast alle Haare, fast der ganze Mantel auf Brust und Nacken, Flicken
an der 1. Schulter und r. Armstumpf, Büstenfufs mit Indextäfelchen. Ge-
brochen war der Kopf, r. Armstumpf (in vielen Stücken), 1. Schulter.
Unten links ein grofser Sprung.
Auf antoninischer Panzerbüste mit Paludamentum ein
schlechter Porträtkopf des jugendlichen Commodus halb nach
der r. Schulter gewendet; Brauen plastisch. Gefunden in
Ostia.
Fea Nuova descrizione Nr. 89; Gerhard-Platner S. 84 Nr. 700;
Bernoulli Röm. Ikonographie II 2 S. 232 Nr. 32.
Unter Nr. 698—706:
Fünf Fragmente eines Gesimses (Taf. 85).
a (unter Nr. 698—9).
H. 0,32 m., L. 0,96 in., T. 0,45 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Sehr bestofsen.
Rechts Ecke.
794 MU6E0 CI1JARAM0NTI 707. 707A.
b (unter Nr. 700 — 2).
L. 1,14 m. H., T. und Marmor wie bei a.
Ergänzt ein Teil der oberen Platte links und rechts. Sehr be
stofsen.
c (unter Nr. 703).
L. 0,485 ra. H., T. und Marmor wie bei a.
Ziemlich bestofsen. L. abgeschnitten.
d (unter Nr. 704).
L. 0,47 m. H.f T. und Marmor wie bei a.
Ziemlich bestofsen. Links und rechts abgeschnitten.
e (unter Nr. 705 — 6).
L. 0,985 m. H., T. und Marmor wie bei a.
Ziemlich bestofsen, besonders links.
Links Ecke.
Alle gehören zu demselben Gesims wie die Fragmente
in Abteilung III unter Nr. 32-6, XIII unter Nr. 31 1-2 u. 314-5
und XIX unter Nr. 463-4 u. 466-7.
707. Relieffragment (Taf. 85).
II. 0,325 m., Br. 0,28 m. Grofskörnigcr gelblicher Marmor.
Verletzt die Brüste.
Hochrelief: ein weiblicher Körper, von vorn gesehen,
ragt von der Mitte der Oberschenkel an über horizontale Ge-
wandfalten empor (es fehlen Kopf mit Hals, r. Schulter mit Arm, l.
Unterarm, Hände): er ist stark nach der 1. Hüfte gesenkt; der
1. Oberarm hängt herab; rechts und links im Grunde Gewand-
falten. Die Arbeit nicht schlecht; aber roh die Andeutung
des Nabels.
Gerhard-Platner S. 84 Nr. 701.
707A. R. Hälfte von der Vorderseite eines
Sarkophagdeckels (Taf. 85).
H. 0,21 m., L. 0,79 m. Grofskrystallinischer bläulicher Marmor.
In der Mitte quer durchgebrochen.
Oben schmale Randleiste erhalten. Darunter in Flach-
MUSEO CHIARAMONTI 707 B. C. D. E. 795
relief über plastisch angegebenen Wellen ein Meerlöwe (links)
und ein Meergreif nach links schwimmend. Links Rand der
Inschrifttafel. Geringe Arbeit.
Gcrbard-Platner S. 84 Nr. 702.
707 B. Fragment von der Vorderseite eines
Sarkophagdeckels (Taf. 85).
H. 0,26 m., L. 0,74 m. Grobkörniger gelblicher Marmor.
In der Mitte quer durchgebrochen.
Bis auf unten schmale Randleisten erhalten; links schlofs
sich die Inschrifttafel an. Flachrelief: Über plastisch an-
gegebenen Wellen nach links und rechts auseinander je ein
Paar von Meertieren, gelenkt von einem oben schwebenden
Eroten; links Meerrofs und Meerstier, rechts zwei Meerwidder.
Schlechte späte Arbeit.
Gcrbard-Platner S. 84 Nr. 703.
707C. Fragment von der Vorderseite eines
Sarkophagdeckels (Taf. 85).
H. 0,11 m., L. 0,475 m- Grofskrystallinischcr hellblauer Marmor.
Rechts abgebrochen.
Links eine unbärtige Eckmaske; dann in Flachrelief über
plastisch angegebenen Wellen zwei Meertiere aus dem Katzen-
gcschlecht nach rechts schwimmend; rechts der Rest der
Inschrifttafel ohne Inschrift.
Gerhard-Platncr S. 84 Nr. 704.
707D. Zwei Fragmente einer ornamentierten
Platte (Taf. 85).
II. 0,10 m., L. 0,28 u. 0,22 m. Feinkörniger weißer Marmor.
In der Mitte ancinandcrgcsctzt.
Oben schmale Randleiste erhalten; darunter im Hoch-
relief Reste von Blumenranken. Die beiden Fragmente passen
nicht an einander an. Zierliche Arbeit.
Gerhard-Platncr S. 84 Nr. 705.
707E. Grabara einer Aulia Laodice (Taf. 85).
Am Aetom vorne in der bogenförmig abschliefsenden
79Ö MUSEO CHIARAMONTI 707F. G. H. I.
Nische das Brustbild der Verstorbenen in Tunica und Palla.
in Hochrelief. Unbedeutend.
707F. Ornamentierter Pfeiler (Taf. 85).
H. 1,035 m*> Br* °i225 m*t T« 0,185 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Unten and rechts hinten abgebrochen. Die Kanten bestofsen.
An der Vorderseite in Flachrelief eine senkrecht auf-
steigende Staude mit Quitten- (?), Lorbeer- und Pinienzweigen;
darin zwei Vögel; an der r. Nebenseite natürlich rankender
Epheu mit zwei Vögeln, auch in Flachrelief; oben auf beiden
Seiten über dem vortretenden Rande eine abschliefsende runde
Leiste. Man vgl. Nr. 149E, 322 C, D und 467C, D, die alle
augenscheinlich zusammengehören.
707G. Grabara eines M. Valerius Trophimus
(Taf. 85).
An der Vorderseite des Aufsatzes stilisierte Ranken; auf
der gewölbten Oberfläche hinten eine rechteckige Ein-
arbeitung; davor ein ziemlich tiefes rundes Loch; an den
beiden vorderen Ecken oben eiserne Nägel.
CIL VI 28135.
707 H. Ornamentierte Säule (Taf. 85).
H. 0,97 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Unten abgebrochen.
Unten ein Kelch von dreieckigen Blättern, zwischen
denen am Schaft fünf canellurartige Streifen mit abgerundeten
Enden aufsteigen; oben ein Rand von abwärts gekehrten Drei-
ecken mit senkrechter Teilungslinie und kleinen Voluten an
der Spitze ; dazwischen je zwei über einander liegende runde
Blättchen; darüber ein Kyma mit kleinen Blättern. Unbe-
deutend. ,
707I. Ornamentierter Pfeiler (Taf. 85).
H. 1,01 m., Br. 0,175 m., T. 0,15 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Oben und unten abgebrochen. Ziemlich stark bestofsen.
Verziert mit hohem Relief an der Vorder- und L Neben-
MÜ8E0 CH1ABAM0NTI 707K. L. 708. 797
seite: an den Kanten Umrahmung mit kleinen Akanthus-
blättern; dazwischen aus einem Akanthuskelch aufsteigend
eine Staude mit verschiedenartigen Blättern. Späte, schlechte
Arbeit.
707K. Console (Taf. 85).
H. 0,38 m., Br. 0,32 m., T. 0,20 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Die vorspringenden Ecken links und rechts bestofsen.
Gebildet in Form eines Fruchtkorbes, der auf einem
Akanthuskelch ruht; darüber ein ionisches Capital.
707L. Grabara eines Pierus Caesaris verna
a commentariis fisci asiatici (Taf. 85).
An dem Aufsatz vorne in der bogenförmig abschliefsenden
Nische das Brustbild des Verstorbenen mit Tunica und Toga
in Hochrelief (Nase abgestofsen). Von der Via Appia.
CIL VI 8572.
708. Relieffragment (Taf. 86).
H. 0,875 m*> Br. 0,335 m* Feinkörniger weifser Marmor mit einzelnen
grauen Adern.
An den Seiten und unten schmale, einfach geriefelte
Randleiste erhalten. Flachrelief: auf einem Streifen natür-
lichen Bodens schreitet ein Satyr mit erhobenen Fersen,
den 1. Fufs vorangesetzt nach links; der Leib dreht sich
stark mit der linken Schulter zurück, während die L. das
Schwänzchen fafst und vorzieht; am 1. Arm hängt ein Panther-
fell herab (es fehlen Kopf und Hals, Schultern, r. Arm mit Hand).
Das Relief giebt eine auch in Rundplastik mehrfach erhaltene
Figur wieder (s. Galleria de' candelabri Nr. 176 u. 178);
die richtige Ergänzung jener Repliken wurde erst durch
Heranziehung dieses Reliefs möglich; nur fehlt an ihnen
das Pantherfell, das der Relief künstler zur Füllung des
Raumes zugefügt hat; dann mufs auf dem Relief der r. Arm,
der dort mäfsig erhoben und vorgestreckt war, eine andre
Bewegung gemacht haben (die Hand könnte auf dem Kopfe
geruht haben). Sehr feine Arbeit der ersten Kaiserzeit.
Das Relief hatte decorative Bestimmung. Das Fragment eines
79% MUSBO CHIARAMONTI 7O9.
Pendants — die Figur in umgekehrter Bewegung; Umrah-
mung, Stil, auch Erhaltung ganz entsprechend — befand sich
1902 im römischen Kunsthandel; angeblich ist es in der
Villa des Hadrian bei Tivoli gefunden worden; eine Photo-
graphie wird in den Einzel- Aufnahmen von Arndt- Amelung
publiciert werden.
Gerhard-Platner S. 84 Nr. 706: Conze Annali d. I. 1861 S. 332
Tav. d'agg. Nr. 4; Heydemann Pariser Antiken, 12. Hallisches Winckel-
mnnnsprogramm S. 71 Nr. 20; Klein Praxiteles S. 218 Anm.; Hei big Nr. 129.
709. Fragment von der Vorderseite eines
Sarkophags (Taf. .86).
H. 0,71 m., L. 1,40 m. Grofskörniger hellgrauer Marmor.
Vielfache Ergänzungen und Verletzungen, die im Text ange-
geben sind. Sehr verwittert.
Unten weit vorspringende, schmale Bodenleiste erhalten.
Darüber Hochrelief; r. steht nach rechts gewendet und ge-
bückt eine Frau mit Chiton und Mantel, der den Unterkörper
umhüllt und vor dem Leib verknotet scheint (es fehlen Kopf
und r. Arm mit Hand; ergänzt Teil des Mantels; vgl. hicrselbst Nr. 580
und Belvedere Nr. 116); sie hielt mit der L. einen Vogel an
den Beinen (Schwanz fehlt; 1. Flügel ergänzt) über die Flamme
eines kleinen, viereckigen, bekränzten Altars; rechts davon
eine mit Bändern umwundene Stele, auf der, anderen Dar-
stellungen zufolge, ein Bild des bärtigen Dioysos stand; hinter
der Opfernden nach rechts gewendet eine aufrecht stehende
Frau mtt gegürtetem Peplos, der die r. Schulter freiläfst; sie
hält mit der L. eine hohe brennende Fackel (es fehlen Kopf
und r. Arm); links folgt, gelagert auf einem gesattelten, nach
rechts gewendet stehenden umschauenden Esel, Silen, Lyra
spielend; ein Mantel ist über den Kopf gelegt und bedeckt
1. Schulter und Rücken; ein Zipfel fallt über den r. Ober-
schenkel (es fehlt Teil der Lyra, r. Hand, r. Fufs; ergänzt die
Schnauze des Esels, Kopf, Teil des r. Armes und Beine des Silen); der
Mantel wird an der r. Schulter gelüftet von einem über den
Füfsen des Silen aufragenden jugendlichen Satyr, der ein grofses
Fell auf der 1. Schulter geknüpft trägt (ergänzt Kopf, r. Arm
mit Hand und Teil des Mantels); rechts von ihm im Grunde der
halb nach links gewendete Kopf eines gleichen Satyrs f der
MÜSEO CHIARAMONTI 7 10. 799
einen schräg nach links aufragenden Thyrsos hält (Spitze fehlt);
links folgt weiter ein mit erhobenem 1. Bein nach rechts
schreitender Pan, fast ganz von vorne gesehen (es fehlen
Kopf, l. Unterarm mit Hand); über den 1. Arm ist ein Fell gelegt;
unter seinem 1. Bein am Boden ein nach links sitzendes Kind
(Oberteil fehlt); unter dem 1. Bein ein nach rechts stehender
Panther, der einen Bockskopf in den Vordertatzen hält (Kopf
fehlt); dann auf einem grofsen, nach rechts laufenden Panther
mit umschauendem Kopf und einem Rebenkranz um den Hals
(ergänzt Schnauze, 1. Ohr, 1. Vorderpfote, Schwanz; r. Vorderbein und 1.
Hinterpfote fehlen), Dionysos sitzend, den 1. Ellenbogen auf den
Hals des Tieres stützend, in der gesenkten L. eine Traube,
den r. Arm mit einem Thyrsos erhoben, den Kopf mit Reben
bekränzt (Teil des Thyrsos fehlt; ergänzt Kopf, 1. Schulter mit Arm,
r. Arm von der Mitte des Oberarms an mit Teil der Hand und des Thyrsos,
r. Bein fast ganz); der L Fufs berührt eine runde Ciste mit ge-
lüftetetem Deckel (die Schlange abgebrochen); rechts im Grunde
der Oberkörper eines jugendlichen Satyrs mit Fackel im
1. Arm nach links gewendet (r. vom Kopf im Grunde ein runder
Flicken r. aber der Fackel einer von der Form eines Kreissegments am
Rande eingesetzt); links eine bekleidete Mänade leicht nach
rechts gewendet, den r. Ellenbogen auf ein Tympanon
stützend, also sitzend zu denken (ergänzt Kopf mit Hals und
1. Schulter; Zoega's Deutung der Figur a unten a. O. als
Kybele ist falsch; diese würde nicht so im Hintergrunde
dargestellt sein); 1. noch ein mit einem Trinkhorn erhobener
1. Arm (ergänzt mit der ganzen 1. oberen Ecke). Ehemals war 1.
noch ein modernes Stück mit zwei Mänaden angefügt (jetzt
im Giardino della Pigna Nr. 181). Geringe späte Arbeit.
Erworben aus dem Besitz des Bildhauers Cavaceppi, von
dem also auch die Ergänzungen herrühren werden.
Visconti-Guattani Taf. XXXV; Zoega Bassirilievi di Roma II
S. 144; Gerhard-Platner S. 84k Nr. 707.
710. Sarkophagfragment (Taf. 86).
H. 0.575 m-5 L. o,8i m. Grofskömiger gelblicher Marmor.
Sehr zerstört. R. ein horizontaler Bruch«
Rand unten und rechts erhalten, oben nur rechts ein
kleines Stückchen. Hochrelief: r. ein nach rechts tanzender
80Ö MU8E0 CHIARAMONTI 7 II. 7 12.
umschauender Satyr, der mit der L. einen undeutlichen Gegen-
stand schultert; ein Ziegenfell hängt über die 1. Schulter
(es fehlen Gesicht, r. Arm mit Hand, r. Bein); hinter ihm schreitet
ein Panther nach rechts (Kopf und r. Vorderbein fehlen); am
Boden hockt links ein kleiner Satyr, der dem andern mit der
L. nach der 1. Wade greift (es fehlen Gesicht, r. Seite des Körpers
mit Arm und Hand, Beine fast ganz); weiter auf dem Grunde Gewand-
reste und Stützen, am Boden eine Ciste und der Rest eines
1. Fufses. Unbedeutend.
Gerhard-Platner S. 85 Nr. 708.
711. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 86).
H. des Ganzen 0,46 m., des Kopfes 0,32 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt Nase, Teil der Oberlippe, Kinn, fast der ganze Hinterkopf,
Stück des Halsrandes 1., Büstenfufs.
Kopf einer jungen Frau leicht nach der r. Schulter ge-
wendet; breites Untergesicht; kleiner geschlossener Mund mit
schmalen Lippen; volle Wangen; flach liegende Augen;
niedrige Stirn; die Haare sind vorne gescheitelt, in sehr
stark und regelmäfsig gewellten, flach anliegenden Strähnen
abwärts und zurückgestrichen; hinten in ein grofses Nest zu-
sammengeflochten ; Brauen durch Striche angegeben; Augen-
sterne und Pupillen eingegraben; zum Einsetzen in eine
Statue bestimmt. Schlechtes Porträt aus der Zeit der Julia
Domna.
Gerhard-Platner S. 85 Nr. 709.
712. Porträtbüste der Sabina (Taf. 86).
H. des Ganzen 0,57 m., des Kopfes 0,275 m. Ziemlich feinkörniger
weifser Marmor.
Ergänzt Unterteil der Nase, Hals mit Büste und Fufs. Beschädigt
r. Braue, Kinn, Obren. Sehr verwaschen.
Schlechtes Porträt der Sabina mit üblicher Frisur grade-
aus gewendet. Die Brauen waren durch Striche angegeben
(nur an der 1. einige Striche erhalten). In den Haaren Reste
einer gelblichen Färbung.
Gerhard-Platner S. 85 Nr. 710; Bernoulli Rom. Ikonographie II 2
S. 128 Nr. 2.
MU8E0 CHIARAMONTI 713. 714. 71 5- 8oi
713. Kopf des Dionysos (Taf. 86).
H. des Ganzen 0,58 m., des Antiken 0,305 m. Feinkörniger hellgrauer
Marmor.
Ergänzt Nase, Traube unter dem 1. Ohr, Unterteil des Halses mit
Bruststttck und Fufs. Geflickt Brauen, Lider, Lippen. Haare sehr be-
schädigt. Schulterlocken abgebrochen
Kopf des jugendlichen Dionysos mit schwärmerischem
Ausdruck halb zur r. Schulter gewendet und geneigt; die
Haare vorne gescheitelt, zurückgestrichen und hinten in
einem Schopf aufgenommen; Schulterlocken hingen jederseits
herab; ein Band ist um den oberen Teil der Stirn gelegt
(darauf in flachem Relief ein Kantharos, von dem jederseits
Ranken ausgehen); über den Haaren ein Rebenkranz, von
dem jederseits eine Traube über die Ohren herunterhängt.
Fragment einer Statue. Schlechte späte Arbeit nach einem
Original des 4. Jahr. v. Chr.
Gerhard-Platner S. 85 Nr. 711.
714. Römischer Porträtkopf eines Knaben
(Taf. 86).
H. des Ganzen 0,44 m., des Kopfes 0,22 m. Grofskrystallinischer • hell-
grauer Marmor.
Ergänzt Nase, Teil des r. Ohrs, Unterteil des Halses mit Bruststück
und Fufs. Vielfach bestofsen. Augensterne modern eingebohrt. Das
Gesicht stark üb erarbeitet.
Kopf eines Knaben gradeaus gewendet; langes Gesicht
mit breitem Kinn und starken Backenknochen; kleiner, ge-
schlofsener Mund ; starke Falten unter den Augen ; vortretende
Stirn; kurzgeschnittene Haare (gestrichelt). Schlechte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 85 Nr. 712.
715. Porträtbüste eines Claudters (Taf. 86).
H. des Ganzen 0,58 m , des Antiken 0,32 m. Grofskörniger weifser Marmor
Ergänzt 1. Auge mit Braue, Flicken in den Haaren darüber, Ränder
•
der Ohren, Unterteil des Halses mit Büste und Fufs. Ein Sprung geht
mitten durch die Stirn und rechts an der Nase herunter. Die Haare vorne
modern überarbeitet.
Jünglingskopf von dem für die Claudier charakteristischen
Typus kalb zur 1. Schulter gewendet und leicht gesenkt.
Mäfsige Arbeit.
Vatican. Katalog L 5 1
8o2 MÜSEO CHTARAMONTI 716. 717. 718.
Gerhard-Platner S. 85 Nr. 713; Bernoulli Rom. Ikonographie II 1
S. 169 Nr. 4.
716. Römischer weiblicher Porträtkopf (Taf. 86).
II. des Ganzen 0,56 m., des Kopfes 0,275 m. Ziemlich grofskörniger
hellgrauer Marmor.
Ergänzt Nase, Kinn, Flicken in der r. Wange und im Rand des r.
Ohrs, Hals mit Ende des Haarschopfes, Bruststück und Fufs.
Kopf einer jungen Frau geradeaus gerichtet; volles Ge-
sicht; kurzes Kinn; geschlossener, etwas vorgebauter Mund;
flachliegende Augen mit hohem Oberlid; niedrige Stirn; die
Haare bilden um Stirn und Schläfen eine in der Mitte ge-
teilte flachgedrückte Rolle; darüber zwei runde, bandartige
Rollen; dann ein diademartiger Aufbau von breiten Flechten,
um den in bestimmten Abständen eine Anzahl dünner Flechten
in senkrechter Richtung gelegt sind; im Nacken sind die
Haare aufgenommen und zu einem grofsen Flechtennest auf-
gesteckt. Unbedeutende Arbeit trajanischer Zeit.
Gerhard-Platner S. 85 Nr. 714.
717. Römische männliche Porträtbüste (Taf. 86).
H. des Ganzen 0,56 m., des Kopfes 0,27 m. Feinkörniger grauer Marmor
mit äufserlicher gelblicher Färbung.
Ergänzt Nasenspitze, Hals mit Büste und Fufs. Beschädigt Rand
des 1. Ohrs und Bartspitze.
Auf nackter, kleiner, moderner Büste der Kopf eines
Mannes in mittleren Jahren, geradeaus gerichtet. Schmaler,
länglicher, spitzer Schädel; starke Backenknochen; vorsprin-
gender Vollbart; breiter geschlossener Mund mit vollen Lippen;
gebogene Nase mit starken Falten rechts und links, tief-
liegende grofse Augen mit zusammengezogenen Brauen;
niedrige Stirn; kurze schlichte Haare nach vorne gekämmt.
Arbeit des 1. Jahrh. n. Chr. Die Ausführung gering, aber
sehr individuell. Früher ganz willkürlich Julian Apostata
genannt.
Gerhard-Platner S. 85 Nr. 715; Bernoulli Rom. Ikonographie
II 3 S. 249.
718. Satyrtorso (Taf. 86).
H. ohne Basis 0,415 m. GrUner Basalt.
MUSEO CHIARAMONTI 719. 72O. 803
Ergänzt ein Stück an der r. Hüfte und der Rand des Beinstumpfes
darunter. Es fehlen Kopf und Hals (langer Eisenzapfen zum Anstücken
erhalten)! Arme und Beine bis auf Ansätze, Hände, Füfse, die Klaue des
vorne herabhängenden Beines der Nebris. Gebrochen war der Ansatz des
1. Oberschenkels und der Hals mit einem Teil der r. Schulter.
Aufrechte Haltung; kräftige Jünglingsformen (ohneSchwänz-
chen); r. Standbein; eine Nebris ist auf der r. Schulter ge-
knüpft; sie wurde von dem vorgestreckten 1. Unterarm auf-
gehalten, und ihr Bausch war mit Früchten gefüllt ; r. Arm
hing herab; der Kopf war nach der r. Schulter gewendet.
Man könnte auch an Silvan denken, doch würden sich
dann Spuren der Haare im Nacken erhalten haben.
Gute Arbeit.
Gerhard-Platner S. 85 f. Nr. 716.
719. Griechische männliche Porträtbüste (Taf. 86).
H. des Ganten 0,59 m., des Kopfes 0,44 m. Feinkörniger hellgrauer
Marmor.
Ergänzt Nase, fast die ganze Oberlippe mit der r. Seite des Schnurr-
bartes, unterer Teil des Halses mit Hermenbüste.
Auf moderner, nackter Hermenbüste gradeaus gewendet
der Kopf eines bejahrten Mannes mit Vollbart; breiter ge-
schlossener Mund mit schmalen Lippen; eingefallene Wangen;
tiefliegende, kleine Augen; stark vorgewölbte hohe, falten-
reiche Stirn; die lockigen Haare lassen den Oberschädel fast
frei. Nach einem vorzüglichen Porträt vom Ende des 4. Jahrh.
v. Chr. geschickt, aber nicht sehr sorgfaltig gearbeitet (ober-
flächlich die Arbeit an den Haaren und Ohren).
720. Doppelkopf des bärtigen Dionysos (Taf. 86).
H. ohne Fufs 0,28 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt der Bttstenfufs aus schwarzem Marmor. Hie und da be-
schädigt* Die Bandenden abgebrochen.
Fragment einer Doppelherme; der gleiche Kopf ver-
doppelt; der Bart ist in regelmäfsige, künstliche Locken ge-
dreht; die Haare gescheitelt und vorne zurückgestrichen;
über die Ohren fällt je ein kurzes dichtes Lockenbündel
herab; auf den Haaren oben je ein Reifen, der von einem
breiten Band umwunden ist; die Enden des Bandes hängen
5«#
804 MU8E0 CHTARAMONTI ?2 I. 722.
jederseits herab. Die Gesichtszüge sind nach attischen Vor-
bildern vom Beginn des 4. Jahrh. v. Chr. gebildet.
Gute sorgfaltige Arbeit. Erworben 1823 (auf dem Büsten-
fufs oben die Inschrift: 1823.C.C.33.) aus der Sammlung
Camuccini.
Nibby II Taf. III; Pistolesi Taf. LH 2; Gerhard-Platner S. 86
Nr.- 718; C. L. Visconti Descrizione dei musei Vaticani (1870) Mus. Chiar.
Nr. 720.
721. Porträtbüste einer Manilia Hellas (Taf. 86).
H. 0,59 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Rand des 1. Ohrs verletzt.
Runder Fufs mit Hohlkehle ringsum zwischen zwei Rund-
stäben; am Fufs vorne die Inschrift; über dem Fufs hinter
einem kleinen, ebenso profilierten Indextäfelchen ohne Voluten
eine weibliche Achselbüste mit doppelter Tunica; darauf mit
leichter Wendung nach der 1. Schulter der Kopf einer älteren
Frau mit länglichem Gesicht, kurzem Kinn, kleinem, ge-
schlossenen Mund, gebogener Nase, flachliegenden Augen mit
Brauen, die von der Nasenwurzel aus stark in die Höhe
steigen; sie sind durchstriche angegeben; Augensterne und
Pupillen eingegraben (modern?); die Frisur mit hohem Haar-
diadem vorne und turbanartigem Flechtennest auf dem Wirbel
entspricht der der Matidia, Nichte des Trajan und Schwieger-
mutter des Hadrian (s. Braccio nuovo Nr. 52). Schlechte
bäurische Arbeit.
Das Grab der Manilier, aus dem hierselbst noch Nr. 722,
723 und 389 A stammen (vgl. auch Reisch bei Heibig Nr. 1181
und 1189), wurde 1816 in der Vigna Moroni vor Porta S.
Sebastiano entdeckt (Guattani a. unten a. O. S. 33fr.). Die
Büsten wurden zunächst im ägyptischen Museum aufgestellt.
Guattani Memorie enciclopediche IV S. 43 f. Abb. 4; Gerhard
Platner S. 112 Nr. 788; CIL VI add. 35777.
722. Porträtbüste eines L. Manilius Primus
(Taf. 86).
H. 0,73 m. Ziemlich grofskörniger gelblicher Marmor.
Ergänzt ein Teil des Indextäfelchens und am oberen Rande des
Bttstenfufses. Die Büste war hier gebrochen. Verletzt der Rand des
r. Ohrs.
MUSEO CHIARAMONTI 723. 724. 805
Unten zunächst ein Würfel, auf dessen Vorderseite die
mit einer Linie umrahmte Inschrift steht. Darauf der hohe,
nach oben verjüngte Büstenfufs; dann das rechteckige Index-
täfelchen mit horizontaler Hohlkehle vorne; darüber eine
männliche flavische Schulterbüste mit Tunica und der über
die 1. Schulter geworfenen Toga; der Kopf ist der eines alten
Mannes; er ist leicht nach der 1. Schulter gewendet; breites,
kurzes Kinn; kleiner, geschlossener Mund ; kurze, dicke Nase;
scharfe Falten in den Wangen; tiefliegende Augen (behandelt
wie bei Nr. 721); hohe, faltige Stirn; kurzes, schlichtes Haar,
das den Oberkopf fast frei läfst, nach vorne gekämmt, sauer-
töpfischer Ausdruck. Derbe Arbeit. Vgl. über Herkunft
Nr. 721.
Guattani Memorie cnciclopediche IV S. 44 Abb. 5; Gerhard-
Platner S. 112 Nr. 789; CIL VI add. 35776.
723. Porträtbüste eines L. Manilius Faustus
(Taf. 86).
H. 0,53 m. Grofskörniger weifser Marmor.
Die Büste war am Fufs gebrochen.
Hoher Fufs; nach oben nur wenig verjüngt; vorne die
Inschrift; darüber ohne Indextäfelchen eine männliche Achsel-
büste (sehr breit und wenig hoch) mit Tunica und Toga, die
über die 1. Schulter geworfen ist; der gradeaus gewendete
Kopf der eines älteren Mannes mit länglichem Gesicht; kurzes
Kinn; geschlossener, leicht vorgebauter Mund; ziemlich dicke,
gebogene, etwas hängende Nase ; tiefe Falten unter den tief-
liegenden schmalen Augen (behandelt wie bei Nr. 721); die
Brauen nach der Nasenwurzel zu gesenkt; schmale, stark ge-
furchte Stirn; volles, leicht gelocktes Haar, nach vorne ge-
kämmt Geringe Arbeit. Vgl. über Herkunft Nr. 721.
Guattani Memorie cnciclopediche IV S. 43 Abb. 3; Gerhard-
Platner S. 112 Nr. 791; CIL VI add. 35775.
724. Doppelhermenbüste des bärtigen Dionysos
(Taf. 86).
H. ohne Basisplatte 0,32 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Es fehlen beide Bartenden (glatte Fläche). Vielfach bestofsen.
Der r. Kopf modern stark Übergangen.
806 MUSEO CHIARAMONTI 725. 726.
Zwei gleiche, bärtige Dionysosköpfe sind vereinigt; der
Bart ist in einzelnen, am Ende aufgerollten Löckchen ge-
bildet; die Haare sind nach vorne gekämmt, wo sie um die
Stirn einen Kranz kleiner Löckchen bilden (an dem 1. Kopf
nur über dem r. Auge ausgeführt), und umgeben von einem
Band, das an den Seiten zu einer Schleife gebunden ist; über
die Ohren hängen kurze Lockenbüschel, auf die Schultern je
eine gedrehte Locke herab. An den Seiten der Büste je ein
kleines, rundes Loch. Ganz elende Arbeit. Aus Palestrina.
C.L.Visconti Descrizione dei Musei Vaticani (1870) Musco Chiar.
Nr. 734.
725. Griechischer männlicher Porträtkopf
auf moderner Büste (Taf. 86).
H. des Ganzen 0,70 m., des Kopfes 0,345 m. Feinkörniger gelblicher
Marmor.
Ergänzt 1. Braue, Nase, Mitte der Oberlippe, Rand des 1. Obre*,
Unterteil des Halses mit Büste und Fufs. Ziemlich verwaschen.
Auf kleiner, nackter, moderner Büste der Kopf eines
Mannes in den besten Jahren, leicht zur 1. Schulter gewendet;
sehr breiter, runder Schädel; starkes Kinn; kurzer Vollbart;
schmal geöffneter Mund; leicht gefurchte Wangen; mäfsig tief-
liegende, sehr weit von einander stehende Augen mit energisch
zusammengezogenen Brauen; niedrige, über der Nase stark
vorgewölbte Stirn; kurzgelockte, in die Stirn gekämmte Haare.
Geringe Arbeit nach gutem Vorbild.
726. Männlicher Torso (Taf. 86).
H. ohne Fufs 0,39 m. Grüner Basalt mit hellen Adern.
Es fehlen Kopf und Hals, r. Arm mit Hand, r. Hüfte, r. Glutins
r. Bein, 1. Arm mit Hand und 1. Bein bis auf Ansatz, Füfse.
Aufrechte Haltung; 1. Standbein; beide Oberarme gingen
herab, der r. etwas vor, der 1. (Stiftloch für Ergänzung im
Ansatz und in einem grofsen Stützenrest an der L Hüfte aufsen)
etwas zurück ; der Kopf war nach der r. Schulter gewendet
Verwandt mit dem Doryphoros des Polyklet, doch sind die
Formen weicher und gerundeter. Sorgfaltige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 86 Nr. 720.
1
1
MUSEO GHIABAHOKTI. 8<>7
Unter Nr. 718—726:
Fünf Fragmente von Gesimsen (Taf. 86).
a (unter Nr. 718 — 20).
H. 0,23 m., L. 1,41 m., T. 0,32 m. Feinkörniger hellgrauer Marmor.
Kanten und Ecken bestofsen.
Von unten nach oben: Kehle, Zahnschnitt; Eierstab;
niedrige Consolen und zwischen ihnen Rosetten; Geison;
glattes Kyma. Rechts Ecke. Unbedeutend.
b (unter 721—2).
L. 0,645 m* H., T. und Marmor wie bei a.
Ergänzt ein Teil der 1. oberen Ecke. Etwas bestofsen.
Stammt von demselben Gesims wie a. Links springt
das Gesims um 9 cm. ein; an Stelle der Rosette hier eine
Palmette.
c (unter 722 — 3).
H. 0,32 m., L. 0,485 m., T. 0,30 m. Grofskörnigcr hellgrauer Marmor.
Ergänzt das glatte Kyma oben. Unten abgebrochen. Links und
rechts abgeschnitten. Sehr bestofsen.
Von unten nach oben: Kyma mit Akanthusblättcrn,
Zahnschnitt (zwei Zähne sind immer mit einander ver-
bunden; die Teilung nur durch eine rechteckige Vertiefung
in der Mitte angedeutet; zwischen diesen Zahnpaaren stets
eine Brücke in Form einer liegenden Acht); Astragal; Eier-
stab; Geison mit dichten Akanthusranken und Masken darin,
die sich nach unten wieder in Pflanzen auflösen; Astragal;
glattes Kyma (modern). Späte, überladene Arbeit.
d (unter Nr. 724).
II. 0,335 m., L. 0,46 m. T. und Marmor wie bei c.
Ergänzt wie c. Sehr bestofsen. Links und rechts abgeschnitten.
Stammt von demselben Gesims wie c. Unter dem Akan-
thuskyma noch ein Astragal.
e (unter Nr. 725 — 6).
H. 0,34 m., L. 1,00 m., T. 0,37 m. Marmor wie bei c und d.
Sehr bestofsen.
808 MÜSEO .CHIARAMONTI 727. 728. 729.
Stammt von demselben Gesims wie c und d. Über dem
oberen Astragal eine Sima mit dichtem Anthemienband er-
halten. Rechts eine Strecke von 8 cm. an Geison und
Kyma darunter glatt gelassen. Links Ecke.
727. Relieffragment (Taf. 86).
H. 0,185 m., L. 0,33 m. Grofskörniger hellgrauer Marmor.
Oben und unten schmale Randleiste erhalten. Dazwischen
Flachrelief: ein Bärtiger lagert nach links, das Himation um
die Beine; er lehnt den 1. Ellenbogen auf einen Altar, den
nach der r. Schulter gewendeten Kopf in die L.; die seitlich
ausgestreckte R. hält einen Stab (doch wohl so zu verstehen,
trotzdem vier Finger vor dem Stab angegeben sind). Deu-
tung nach dem Erhaltenen unmöglich. Späte, unbedeutende
Arbeit.
Gerhard-Platner S. 86 Nr. 721.
728. Decoratives Fragment (Taf. 86).
H. 0,22 m., L. 0,31 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Links und rechts abgebrochen.
Unten Astragal und Kyma mit hängenden Blättern; dann
unten ausgebauchtes Kyma mit Palmetten; darüber eine
schmale Randleiste mit Eierstab. Flaches Relief. Zierliche
Arbeit.
Gerhard-Platner S. 86 Nr. 722.
729. Grabara einer Varia Sabbatis.
H. 0,71 m., Br. 0,445 m , T. 0,415 m. Feinkörniger hellgrauer flockiger
Marmor.
An der Basis vorn die Inschrift; darüber vorn und an
den Nebenseiten (Rückseite eingemauert) mehrfach gegliederter
glatter Ablauf. Dann an der Vorderseite in einer Muschel
die fast rund ausgearbeitete Schulterbüste der Verstorbenen
(Nase fehlt) mit Tunica; der Kopf leicht zur 1. Schulter ge-
wendet; die Haare bilden vorn die sog. Melonenfrisur; hinten
ein turbanartiger Kranz von Flechten; die Augensterne sind
leicht markiert. Darüber mehrfach gegliederte Ausladung;
dann gewölbter Aufsatz mit Voluten an den Seiten (leicht
MUSEO CHIARAMONTI 730. 73 1. 73 I A. 809
beschädigt); am Aetom in Flachrelief ein stehender Pfau mit
Rad zwischen zwei Fruchtkörben; der Pfau kommt auf Münzen
des 1. und 2. Jahrh. als Symbol der Consecratio vor.
Nach Büstenform und Frisur aus der Zeit der Flavier.
Stand früher in den vaticanischen Gärten. An seiner Stelle
war ehemals das Penelope-Fragment Nr. 465 eingemauert.
CIL vi 28361.
730. Fragment eines Pilaster-Capitäls (Taf. 86).
H. 0,23 m., Br. 0,34 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben abgebrochen. An den Seiten beschädigt.
Links und rechts an den Ecken je ein Akanthusblatt;
dazwischen ein ausgezacktes Blatt mit strahlenförmiger
Rippung bis dicht an den glatten Rand; darüber aufsteigend
eine kurze Staude, die nach rechts und links stilisierte Ranken
entsendet. Flaches Relief; zierliche Arbeit.
Gerhard-Platner S. 86 Nr. 723.
731. Friesfragment (Taf. 86).
H. 0,20 m., L. 0,335 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Oben, unten und rechts schmale Randleiste erhalten.
Flachrelief: links auf einer rechteckigen Basis ein nach rechts
stehender Hirsch; rechts davon auf einer nach rechts an-
steigenden Basis Artemis in kurzem Chiton nach rechts hin
ausschreitend, in der vorgestreckten L. den Bogen, in der
erhobenen R. ein langes stabartiges Attribut, jedenfalls einen
Speer, haltend; rechts unten ein Hund nach rechts stehend;
dann Laubbaum und ein auf den Hinterbeinen aufgerichteter
Eber. Flüchtige Arbeit.
Gerhard-Platner S. 96 Nr. 724.
731A. Grabara eines C. Poppaeus Ianuarius
(Taf. 86).
H. o,68 m., Br. 0,42 m.} T. 0,39 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Sehr bestofsen; besonders oben.
Unten auf allen Seiten gleichmäfsig ein glattes Kyma.
An der Vorderseite die Inschrift zwischen zwei senkrecht
stehenden, brennenden Fackeln, die oben mittels einer Infula
8lO MUSEO CHIARAMONTI 73 1 B.
verbunden sind; diese wie alle übrigen Darstellungen in flachem
Relief. L. Nebenseite: auf besonders angedeutetem Boden
steht, von vorne gesehen, ein Togatus, die Toga über den
Kopf gezogen, beide Hände, mit den Handflächen nach aufsen,
seitwärts erhoben, also betend; links von ihm ein viereckiger
Tisch; darauf einige undeutliche Gegenstände, darunter ein
Ferkel nach rechts stehend ; über der Figur eine rechteckige,
umränderte, leere Inschrifttafel. Jedenfalls ist der Togatus
der Verstorbene; der Tisch dient als Altar; das Ferkel ist
Opfertier. R. Nebenseite: auf besonders angegebenem
Boden steht eine weibliche Gestalt, von vorn gesehen; sie
trägt Tunica und den Mantel um 1. Schulter, Arm und
Unterkörper geschlungen; auf der 1. Hand, die an der Hüfte
anliegt, sitzt ein nacktes Kind, an der 1. Brust saugend; die
seitlich ausgestreckte R. hält eine kurze, brennende Fackel;
das Gesicht blickt rechts hin, wo ein Lorbeerbaum steht,
an dem unten eine Binde, oben eine Tasche (?) hängt. Die
Gestalt ist Iuno Lucina, die römische Licht- und Geburts-
göttin; ihr gilt jedenfalls das Gebet des Ianuarius, wohl ein
Dankgebet für eine leichte Niederkunft der Poppea Ianuaria,
die nach der Inschrift die Ära ihrem Patron errichtet hat;
so wenigstens würde sich der Tisch erklären, denn „nach
glücklich überstandener Entbindung wurde der Lucina zum
Dank für ihre Hülfe eine ganze Woche lang ein Tisch ge-
deckt" (Ihm a, unten a. O. Sp. 583 Z. 28 ff.); das Schwein
kommt auch sonst als Opfertier der Iuno und speciell der
Lucina vor. Der Lorbeerbaum soll auf den Hain der Göttin
auf dem Esquilin deuten.
- Geringe Arbeit.
Gcrliard-Platner S. 86 Nr. A; Brunn Annali d. I. 1848 S. 430fr.
Tav. d'agg. N = Kleine Schriften I S. 46fr. Abb. 17; Ovcrbeck Kunst-
mythologic III 2 S. 153 Taf. X Nr. 24; CIL VI 24819; Ihm bei Roschcr
Mythol. Lexikon II Sp. 582 u. 611.
731B. Fragment einer Doppelherme (Taf. 86).
H. 0,70 m. Feinkörniger weifser Marmor.
Es fehlen beide Köpfe; an der männlichen Herme r. Schulter mit
Arm und Hand, 1. Hand; an der weiblichen 1. Schulter, 1. Brust, 1. Hälfte
des Oberkörpers mit Arm und Hand, r. Hand,
MÜSEO CHIARAMONTI 73 iC. D. 8ll
Über einer achteckigen, oben einfach profilierten Basis
steigt der nach oben verbreiterte Hermenschaft aus einem
Akanthuskelch; oben geht er in zwei mit dem Rücken ver
bundenc Oberkörper über. Der linke männlich: Chlamys
auf der r. Schulter geknöpft und um den vorgestreckten 1.
Unterarm geschlungen; ein Ansatz auf der 1. Schulter mufs
von dem Attribut der L. herrühren. Der r. Oberkörper weib-
lich: gegürtete Exomis, Köcherband oder Schwertgurt von
der r. Schulter zur 1. Hüfte. Da der weibliche Teil nur eine
Amazone oder Roma darstellen konnte, wird der männliche
Ares gewesen sein, seine L. den Speer, beide Köpfe den
Helm getragen haben. Geringe Arbeit.
Gerhard-Platner S. 86 Nr. C.
73 iC. Doppelherme (Taf. 86).
H. 0,915 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Der Hermenschaft verbreitert sich nach oben; links ein
Kopf einer Mänade mit Stirnbindc und Rebenkranz, rechts ein
jugendlicher Satyrkopf mit Fichtenkranz. Elende Arbeit.
Gerhard-Platner S. 86 Nr. D.
731 D. Altar (?) (Taf. 86).
H. 0,73 m., Br. 0,39 in., T. 0,385 m. Feinkörniger grauer Marmor.
Sehr zerstört.
Oben und unten ein auf allen Seiten gleichmäfsiges
Profil: unten zunächst ein Rundstab, belegt mit länglichen
gezackten Blättern, die von den Ecken nach der Mitte zu
liegen; wo sie zusammenstofsen eine Blume; darüber ein
Kyma mit überhängenden Akanthusblättern ; oben über einem
Astragal ein Kyma mit aufrecht stehenden Akanthusblättern.
Dazwischen an den drei Hauptseiten Hochrelief: vorne sitzt
auf Felsen Herakles nach links; er hat das Löwenfell auf den
Felsen gebreitet (der Kopf unter seinem 1. Ellenbogen vorne
herabhängend); ein Teil ist über den L Oberschenkel gelegt;
die L. hält den Skyphos; der bärtige Kopf mit Binde im
Haar ist erhoben; die R. liegt auf dem Schädel; links hinter
seinen Füfsen eine Mänade mit flatterndem Peplos und Mantel
nach rechts gewendet; sie wirft den Kopf zurück und schlägt
8l2 MUSEO CHIARAMONTI 732. 733.
mit beiden Händen das Tympanon (Gesicht und r. Unterarm fehlen)
R. Nebenseite: ein jugendlicher Satyr schreitet nach links
und blickt zurück; er trägt mit der gesenkten R. das Pedum,
auf der 1. Schulter, über die ein grofses Pantherfell geworfen
ist, einen Schlauch (Teil des Schlauches und des 1. Beines fehlt).
L. Nebenseite: Der bocksftifsige, ithyphallische Pan tanzt
nach rechts und schlägt mit beiden vorgestreckten Händen
zwei Schallbecken auf einander; um den Leib hat er eine
Guirlande geschlungen (1. Schulter — r. Hüfte); über die I.
Schulter hängt ein Fell, das straff zurückfliegt (hier scheint
eine Figur verloren, die an dem Fell zog), der Kopf ist stark
nach der r. Schulter zurückgewendet; rechts unten Pedum
und Syrinx.
Ganz rohe, späte Arbeit. Vgl. zu dem Herakles hier-
selbst Nr. 733.
Visconti-Guattani Taf. XLII; Gerhard-Platner S. 86 Nr. B.
Abteilung XXX.
732. Porträtherme (Taf. 87).
H. des Ganzen 0,54 m., des Antiken 0,12 m. Feinkörniger gelblicher Marmor.
Antik ist nur das Oberteil des Gesichtes (Nase bis Haaransatz, ohne
Ohren); an diesem wieder ergänzt die Nase. Das Antike geputzt.
Auf moderner Herme mit Gewand auf r. Schulter und
Nacken ein leicht nach der r. Schulter gewendeter, bärtiger
Kopf. Das antike Obergesicht stammt von der Copie eines
Porträts aus dem 4. Jahrh. v. Chr.
Gerhard-Platner S. 87.
733. Statue des gelagerten Herakles (Taf. $?).
H. 1,57 m., L. 2,41 m. Feinkörniger gelblicher (pentelischer) Marmor.
Ergänzt Kopf mit Hals (nach dem farnesischen Herakles), r. Arm
mit Hand und Keule, 1. Arm von der Mitte des Oberarms an mit Hand, r.
Bein vom Löwenfell an mit Fufs, halber 1. Unterschenkel mit Fufs; vom
Löwenfell ist antik nur die Schnauze, die über den Oberschenkel gelegte
Pranke (hier wieder ergänzt die beiden äufseren Krallen und Teile der
Ränder) und der Teil unter dem 1. Bein, soweit es antik (links ein Streifen
aus Gyps geflickt); ergänzt endlich die ganze Basis.
Der bärtige Herakles lagert nach links; das r. Bein
überkreuzt das 1.; der 1. Ellenbogen stüzt sich auf eine
MTJSEO CHIARAMONTJ 733. 813
Erhöhung des Bodens, auf der der Kopf des Löwenfelles
liegt, das dem Heros als Unterlage dient und von dem eine
Pranke über den r. Oberschenkel gelegt ist; auf dieser liegt
die R.; die die nach hinten gestellte Keule hält; der Kopf
wendet sich nach der 1. Schulter (richtig ergänzt); rechts
aufsen liegt der Köcher, mit dem geöffneten Teil nach vorne.
Die Figur giebt in derber Arbeit einen Typus wieder,
der auf einer Gruppe von sieben Reliefs wiederkehrt (zu-
sammengestellt bei Löwy a. unten a. O. eins in der Sala a
forma di croce greca Nr. 564a), von denen vier sicher, zwei
andre wahrscheinlich aus Attika stammen und von denen sechs
Votive waren; das Motiv findet sich noch auf Münzen und
geschnittenen Steinen wieder (s. ebenda), endlich an einem
kürzlich in Ephesos gefundenen, bronzenen Lampenträger
aus hellenistischer Zeit (Ausstellung von Fundstücken aus
Ephesos; Wien 1901 S. 3 f. Nr. 2, 4 mit Abb.); man vgl.
auch ein angebliches Metallrelief bei Cartari Imagini delli
dei de gl'antichi S. 3 19t Demnach liegt ein berühmtes Original
zu Grunde, das einst in Attika gestanden haben mufs. Die
ältesten jener Reliefs stammen aus dem 2. Jahrh. v. Chr.,
womit ein terminus ante quem gewonnen ist. Von den
Reliefs geben drei dem Herakles einen Napf in die L.; auf
zwei anderen ist das gleiche zu erschliefsen, in vier Fällen
ruht die R. auf dem r. Oberschenkel. Diese Motive können
wir ohne Weiteres auf die Statue übertragen (die Ergänzung
der R. mit der Keule ist gewifs unrichtig). Dagegen ist es
unmöglich, dem einen der Reliefs entsprechend den Napf in die
R. (die Hand ist dort erhoben), in die L. die Keule zu legen.
In dieser Weise sind dagegen die Attribute verteilt an einer
Tuffstatuette, die an Stelle des Bahnhofs Trastevere gefunden
worden ist, d. h. in der XIV. Region, in der nach einem der
Regionarier des 4. Jahrh. n. Chr. ein Hercules cubans war
(Löwy a. unten a. O. S. 67); da die Statuette den Heros mit
allen Details eines bei Tische Liegenden darstellt, so ist kein
Zweifel, dafs sie das Bild jenes H. c. getreu wiedergiebt;
demnach kann die vaticanische Statue mit ihm nicht in Be-
ziehung gebracht werden. Besser begründet schien der Ver-
such, sie mit einem andern Bild des Hercules in der XI. Region
zu identifizieren, von dem ebenfalls die Regionarier berichten,
8 14 müseo chiaramonti 733 a.
dem Hercules Olivarius (Petersen a. unten a. O.). Im J. 1895
wurde die Basis dieses Bildes gefunden bei dem Rundtempel
am Tiber; sie konnte nur eine überlebensgrofse liegende
Figur getragen haben; der Schlufs auf die vaticanische , die
einzige, jenen Voraussetzungen entsprechende, die in Rom
gefunden worden ist, lag deshalb nahe; doch stellte sich
heraus, dafs die Statue zu grofs für die Basis gewesen wäre
(Löwy). Demnach sind alle weiteren Versuche, mit Hülfe
der Statue etwas von der Kunstart des Scopas minor zu
erraten, der auf der Basis als Künstler des Olivarius genannt
wird, hinfallig (Petersen; Löwy).
Die Statue stand 1 568 auf dem Monte Cavallo und wurde
in diesem Jahre, nachdem man sie restauriert hatte, nach
Tivoli in die Villa d' Este gebracht (dadurch wird sich die
Angabe Clarac's erklären, sie stamme aus der Villa Adriana);
von dort kam sie in den Vatican (s. Petersen am 2. unten
a. O. S. ioof.). Eine Zeichnung in der Ambrosiana, die
augenscheinlich von einem italienischen Meister in der
Mitte des 16. Jahrhunderts herrührt, scheint unsere Statue
wiederzugegeben, obwohl sie sie unrestauriert darstellt und
dabei Teile angiebt, die heutzutage restauriert sind; wenn
aber nicht dieses Exemplar, so giebt die Zeichnung ein
anderes des gleichen Typus wieder (S. Reinach Melanges
d'archöol. et d'hist 1895 S. 183fr. Taf. II; ders. Repertoire
de la statuaire II S. 41 Nr. 5; dagegnn Petersen a. 2 unten
a. O.).
Clarac 796, 1991; Gerhard-Platner S. 87 Nr. 725; Stephani
Der ausruhende Herakles S. 125, 2; Winnefeld Die Villa des Hadr. bei
Tivoli S. 164; Petersen Notizie degli seavi 1895 S. 459 f.; ders. Rom.
Mitth. 1896 S. 99 ff.; Löwy ebenda 1897 S. 56 ff.; Petersen ebenda
S. 144fr.; Heibig Nr. 128.
Darunter:
733a. Sarkophag (Taf. S7).
H. 0,74 m., T. 0,85 m. Grofskörniger hellgrauer Marmor.
Der Sarkophag hat elliptischen Grundrifs. An der Vorder-
seite ein rechteckiges Stück mit profiliertem Rand oben und
unten; dazwischen gewellte Canelluren; wo diese in der Mitte
MÜSEO CHIARAMONTI 734-735' 8lS
oben zusammentreffen, ist ein kleines dolium in Flachrelief
eingefügt. Rechts und links je eine nach vorn gerichtete Tier-
gruppe in Hochrelief: ein Löwe wirft sich auf ein Tier —
links einen Eber, rechts eine Antilope — und umfafst es mit
seinen Vorderpranken. Späte rohe Arbeit mit vielfacher
Verwendung des Bohrers (Augensterne eingegraben); aber
geschickte Raumfüllung. Die Rückseite ist rauh gelassen.
Vgl. Altmann Architektur und Ornamentik d. ant. Sarko-
phage S. 49.
Gerhard-Platner S. 87 unter Nr. 725.
734. Griechische Herme mit der Inschrift coawn
und einem Porträtkopf des Epikur (Taf. 87).
It. 1,10111. Marmor der Herme feinkörnig und grau, der des Kopfes weifs.
Ergänzt ein Streifen im Halse aus Gyps. Mit Gyps verschmiert
die Löcher an den Seiten des Schaftes. Die Schamteile abgemeifselt.
Der Kopf verwaschen.
Hermenschaft mit Gewand auf der 1. Schulter; nach der
dicht unter der Brust angebrachten Inschrift trug er einst
einen Porträtkopf des Solon. Der Kopf, den er jetzt trägt,
ist ein schlechtes Porträt des Epikur.
Die Herme war unter den Monumenten, die Pacetti und
Andere fiir den Prinzen Ludwig von Bayern erworben hatten,
die aber dann 181 2 an Vitali übergeben und z. T. an den
Vatican verkauft wurden. Auf dem Schaft ist vorne mit roter
Farbe -I- 32 aufgemalt.
Gerhard-Platner S. 87; Urlichs Glyptothek S. 2; Bernoulli
Griech. Ikonographie I S. 39.
Photographie Moscioni 4367.
735. Männlicher Torso (Taf. 87).
H. 1,09 m. Grofskrystalli nischer gelblicher Marmor.
Es fehlen Kopf und Hals, r. Arm mit Hand, 1. Hand, Unterschenkel
mit Knieen und Füfsen. Die Chlamys bestofsen; grofse Verletzung an
der 1. HUfte.
Aufrechte Haltung; r. Standbein; 1. Oberschenkel vor-
gesetzt; 1. Oberarm gesenkt, Unterarm leicht gehoben; auf
1. Schulter und Arm liegt eine Chlamys in einfachen Falten ;
r. Arm war erhoben; Kopf, r. Arm und 1. Hand waren ge-
l6 MUSEO CHIABAMONTI 735a.
stückt (wohl antike Ergänzung); in den Bruchflächen der
ersten beiden Eisendübel erhalten, in der der Hand ein
Loch mit Rest des Bleivergusses. Nach den einfachen
Formen des Körpers und dem noch ziemlich schematisch
gebildeten Schamhaar geht der gut gearbeitete Torso auf
ein Original vom Ende des 5. oder Anfang des 4. Jahrh.
v. Chr. zurück, ein Original, das künstlerisch nicht unbedeutend
gewesen sein kann.
Darunter:
735a. Grabara einer Volusia Fortunata (Taf. 87).
Am Aufsatz vorne ein Kranz mit Bändern, und Blumen
als Volutenabschlufs. An der Vorderseite oben rechts die
moderne Inschrift C. C. 1827., nach der die Ära in diesem
Jahre vom Vatican erworben wurde.
CIL VI 7391 (danach ehemals im laterancnsischen Museum).
Giardino della Pigna
Der Giardino della Pigna, die obere Hälfte des grofsen,
zwischen dem päpstlichen Palast und dem Belvedere, von
Bramante eingehegten Hofes, genannt nach dem grofsen
erzenen Pinienzapfen Nr. 227, wird umschlossen östlich von
dem Museo Chiaramonti, südlich von dem Braccio nuovo,
westlich von der Bibliothek, nördlich von der dem Belvedere
vorgebauten Wand mit der grofsen Apsis des Bramante.
Neuere Veränderungen s. zu Nr. 223.
Die an drei Seiten des Giardino längs den Wänden auf-
gestellten Skulpturen entbehren der Numerierung; es mufste
ihnen daher eine willkürliche gegeben werden, die an der
Ostseite beginnt und mit der Nordseite schliefst. Zur leichteren
Auffindung der Stücke im Giardino selbst sind die Wand-
arkaden der Ost- und Westseite von I (je nur die Eingangs-
thür) bis XIII gezählt (an der Westseite rückläufig), und diese
Bezifferung ist auf den Tafeln angegeben, die von 89 — 112
(ausgen. 95) je eine der Wandarkaden umfassen. Die letzten
Tafeln 113 bis 121 enthalten die von West nach Ost ge-
zählten Skulpturen. Ausgenommen sind nur die durch Zer-
störung allzu belanglos gewordenen.
Der Bestand ist leider z.T. ziemlich fluktuierend; nicht
wenig Stücke, die sich früher im Giardino befanden, sind in
den letzten Jahren in das Museum selbst eingeordnet; andern
wird hoffentlich dasselbe zu teil werden. Die besseren Stücke
gedenkt der gegenwärtige Direktor etwas geschützter in der
grofsen Apsis um den Sockel der Antoniussäule herum an
der Wand aufstellen zu lassen. Einiges was während der
Drucklegung von seinem früheren Platze genommen wurde,
ist als noch vorhanden, wie abgebildet, so auch beschrieben.
Yatic&D. Katalog I. £2
8l8 GIARDINO DELLA PIGNA I. 2. 3. 4. 5.
1. Oberteil einer Cinerar-Ara (Taf. 89).
Br. 0,39 m. Marmor italisch.
Im Aetom Adler mit halbgebreiteten Schwingen; Kopf
nach rechts.
2. Oberteil eines Reliefpilasters (Taf. 89).
H. 0,24 m., Br. 0,22 ra. Marmor italisch.
An einen Ring gebunden mit geripptem Bande, dessen
zu je zwei Spitzen ausgeschnittene Enden zierlich flattern,
hängt ein Kranz von ineinandergesteckten Blüten und in
diesem eine Tafel, die 0,10 m. breit ist. Sauber und zier-
lich gearbeitet; ob antik? Vollständigeres Oberstück, gleich-
verziert Nr. 89.
3. Ende einer Sarkophagvorderseite (Taf. 89).
H. 0,48 m., Br. 0,25 m. Marmor parisch.
Stehende Frau, ganz eingehüllt in den Mantel, »Pudicitiac-
motiv, die Rechte einen Zipfel vor der Brust haltend, die
Linke hängend mit Ähren und Mohn. Haartracht etwa wie
Etruscilla. Rechts neben ihr noch etwas von den Canelluren.
4. Weibliches Standbild (Taf. 89).
Lebensgrofs, Marmor italisch.
Fehlen Kopf, Hals, 1. Unterarm und Hand, die sämtlich an glatter
Schnittfläche angestückt waren; r. Unterarm und Hand abgespalten, aber in
der Bewegung klar; Unterstes von Gewand und Füfse. Hinten auch unten
ein Ausschnitt für StUckung.
Steht auf dem r. Fufs, in Chiton, der oben nur mitten
vor der Brust sichtbar, und Himation, das über die 1. Schulter
vorn herabfallt, hinten die ganze r. Seite und den hängenden
r. Arm deckte, aber mit einem Faltenzug nach der r. Hand,
zuletzt über den erhobenen 1. Unterarm geworfen war. Sorg-
faltige aber sehr zerstörte Arbeit. Vgl. Braccio nuovo Nr. yym
Gerhard-Platner S. 107 Nr. 2.
5. Basis einer Widmung für M. Aurel als
Arvalbruder (Taf. 89).
H. i,i 8 m., Br. 0,90 m.
CIL VI 1012.
GIABDINO DELLA PIGNA 6. 7. 8. 9. IO. II. 819
6. Oberteil einer Cinerar-Ara (Taf. 89).
Br. 0,19 m. Marmor italisch.
Im Aetom w. Brustbild mit Haartracht wie Iulia Titi.
7. Sarkophagdeckel fragment (Taf. 89).
H. o,iS m. mit oberem Rand, Br. 0,21 m. Marmor grobkörnig.
Ein Triton mit gesträubtem Haar und Pferde- oder Ochsen-
vorderbein bläst eine Muschel, deren Spitze fehlt, und schultert
mit der Linken einen Anker. Späte Bohrarbeit.
Gerhard-Platner S. 107 Nr. 3.
8. Fragment eines Musensarkophags (Taf. 89).
H. 0,46 ra., Br. 0,26 m. Marmor italisch.
Euterpe, oben, unten und seitlich unvollständig, steht
gradvor, den Kopf, welcher fehlt, nach links wendend, mit
doppeltem Chiton bekleidet, und mit breitem, rankenverziertem
Gürtel hoch gegürtet. Die gesenkten, jetzt fehlenden Hände
hielten je eine Flöte. Ihre Brust ist flach. Auf der 1. Schulter
liegt eine Locke. Rechts ist noch Gewand einer andern Figur
(Polyhymnia?). Fleifsige Arbeit des 3. Jahrhunderts.
Gerhard-Platner S. 107 Nr. 3a.
9. Unterteil einer langbekleideten Frau (Taf. 90).
H. 0,78 m. Marmor italisch.
Steht auf dem r. Fufs, den linken danebensetzend. Der
Saum des Apoptygma rings sichtbar, ausgenommen an der
r. Seite, wo es auseinanderschlägt und hinten, wo es vom
Mantel bedeckt ist, der bis an die Waden reicht. Hohe Sandalen.
Arbeit gewöhnlich. Reste von Bemalung.
10. Sarkophagfragment (Taf. 90).
H. 0,42 m., Br. 0,18 m. Marmor italisch.
Oberteil eines nackten Flügelknaben, der, nach rechts ge-
wandt, den Kopf nach links, einen Clipeus hielt.
11. Statuette einer Bacchantin (Taf. 90).
H. noch 0,56 m. Marmor grobkörnig, verwittert.
52*
820 GIARDINO DELLA PIONA 12. 13. 14. 15.
Fehlen Kopf, r. Arm, halber 1. Unterarm, 1. Fufs und Plinthenrxni
vorn. Stückungsflächen z. T. mit Eisen im Hals, r. Schulter, L Unterarm,
]. Fufs von Ergänzung.
Steht auf 1. Fufs, den rechten nachziehend. Über lang-
ärmeligem (Knopfarmel) Chiton, hoch übergürtet eine Nebris
und Himation, das um die r. Seite herumgeführt, über hori-
zontalem 1. Unterarm lag. Der r. Arm war ergänzt (Eisen
in der Schulter, an der 1. Hüfte Bohrloch). Die Brust ist
nicht entschieden weiblich. Locke auf der r. Schulter. Arbeit
dekorativ nach hellenistischem Vorbild.
12. 13. 14. Drei Tisch- oder Stuhlbeine (Taf. 90I
Marmor italisch.
12: über dem zwischen Tierfufs und Kopf vermittelnden
Blattkelch ein geflügelter, gehörnter Löwe Unterkiefer und
Zunge, Unterteil fast vom Knie abwärts fehlt.
13 (unten liegend): ebenso ein ungeflügelter Löwe. Ähn-
lich Nr. 142.
14: ebenso ein geflügelter Knabe mit Traube in der
Hand und umgeknüpftem Pantherfell. Dekorative Arbeiten.
15. Sepulcrales oder anathematisches Hochrelief
(Taf. 90).
Br. 1,32 m., H. 0,65 m. ohne die 0,30 m. vorspringende Fufsplatte, 0,98 m. mit
derselben. Marmor griechisch, sehr verwittert.
War ergänzt, aber die Ergänzung ist von den Stück ungs flächen mit
plumpen Eisen darin z. T. wieder abgefallen.
Die Fufsplatte ist vorne modern als Deckplatte mit Hohl-
kehle darunter zurechtgeschnitten. Seitlich schliefsen zwei
canellierte Pilaster ab, die vorne schmale Front haben, seit-
lich und hinten Breite 0,11 m. Oben ist der ziemlich grade
Verlauf der Rückwand links nicht alt, da die Figuren diese
Linie überragten; die rechte Hälfte ist modern abgeschrägt
und ergänzt.
Vor der Hinterwand stehen zwei Ruhebetten, das linke
parallel dem Grunde und nur mit zwei runden wie gedrech-
selten Beinen, vor dem Grunde vorstehend; das rechte da-
gegen stumpfen Winkel zum ersteren bildend, schräg vom
Grunde heraustretend, seine Schmalseite vorne präsentierend,
GIARD1N0 DELLA PIGNA 15. 821
schief auch zum Grunde. Die Betten sind zunächst mit
Decken, weiter mit Matratzen und Polstern belegt. Vor dem
linken stehen zwei Schemel, ähnlich wie die zwei Klinen in
gegensätzlicher Stellung. Der rechte, lang, wie das Bett ge-
richtet, der linke kurz, in stumpfem Winkel zu jenem stehend;
dieser gehört der links am Fufsende sitzenden Frau, jener dem
rechts liegenden Mann. Es war aber offenbar auch noch ein
Tisch vorhanden, denn für nichts anderes kann ein viereckiges
flaches, aber verschliefsbarcs Zapfenloch etwa in Höhe der
vorauszusetzenden Tischplatte, und grade darunter ein andres
tieferes, gleichfalls viereckiges bestimmt gewesen sein als für
den Tisch, der nicht die ältere oblonge, sondern die spätere
runde Form gehabt haben wird.
Auf der langgestellten Kline nun liegt, mit dem Kopf
genau in der Mitte des Ganzen, ein Mann im üblichen Schema
des Totenmahls, oberwärts nackt, die Beine vom Himation
bedeckt; das rechte kommt, horizontal gestreckt, links von
der Frau zum Vorschein. Er stützt sich mit dem 1. Ellen-
bogen auf das Polster, über den Unterarm legt sich, vom
Rücken herkommend, der Mantel. Die Hand ist weggebrochen.
Horizontale Bruchspuren oben unterhalb der Brust, ein wenig
höher als der Bruch des Handgelenks, zeigen, dafs die Hand
die Schale hielt. Der r. Arm legte sich um den Nacken der
Frau, auf deren Schulter die Hand geruht haben wird. Auf
zwischengeflicktem Halsstück sitzt der zugehörige Kopf, bärtig
mit in die Stirne herabhängendem Haare und einem Rest des
»Modius«. Er blickt grad aus.
Neben ihm also sitzt die Frau, in Chiton und Himation
(fehlt der Oberkörper vorn bis über den Nabel abwärts). Mit
dem 1. Arm, von dem nur der halbe Unterteil geblieben ist,
stützt sie sich auf die Matratze und schlug das 1. Bein (jetzt ab-
scheulich ergänzt bis zum halben Oberschenkel mit der auf-
liegenden r. Hand) über das rechte. Sie zog damit Chiton und
Himation, deren schmaler Abbruch da läuft, wo die moderne
Stütze des 1. Fufses ansetzt, etwas empor. Das Himation war
von der 1. Seite über beide Beine geworfen, und ein Zipfel
ist von der r. Seite her über den 1. Oberschenkel geworfen.
Ihre Rechte mag erhoben vor der Brust gelegen haben.
Von den zwei Figuren auf der schräg gestellten Kline
822 GIARDINO DELLA PIGNA 16. 17. 18. 19. 20.
sind die Beine als im Grund verschwindend nie daxgestellt
gewesen ; beide Oberkörper, schon ziemlich tief abgebrochen,
sind vom Ergänzer glatt geschnitten, auf einem haftet noch
die plumpe Ergänzung; bei dem andern ist sie verschwunden,
die Stückungsfläche mit Eisen darin sichtbar geworden. Von
der links liegenden Figur ist der mittlere Teil des r. Armes
am Polster des Modiusträgers haften geblieben; er langte vor,
nach dem Tisch zu; der 1. Arm scheint auf dem Polster rechts
vom Rumpfe aufzuliegen. Gleich daneben scheint auch ein
Stück vom r. Arm des andern sichtbar zu sein, während dessen
1. Unterarm, vom Gewand überdeckt, ganz rechts auf dem
Polster zu liegen scheint, und vielleicht noch wie ein Schatten
der Hand mit einer Schale über dem Bettpfostenkopf zu er-
kennen sein dürfte. Griechische Arbeit des 4. — 3. Jhdts.
Das Stück möchte ziemlich einzig dastehen durch die
Gröfse und fast runde Ausführung. Beim Unterweltsgott sind
wohl Verstorbene, als Gäste aufgenommen, am Mahl teil-
nehmend dargestellt. Unteritalische Herkunft ist zu vermuten.
Vgl. Römische Mitteilungen 1900 XV S. $gff. Abgebildet
Galleria Giustiniani II 92.
16. Glatter Sarkophag (Taf. 90).
L. 1,92 m. Marmor italisch.
Die ganze Vorderseite wird von der tabula ansata ein-
genommen, mit der Inschrift CIL XVI 4068. Vorn ein Loch
eingebrochen. Stammt aus Fidenae.
17. 18. Zwei korinthische Capitäle (Taf. 90).
H. 0,52 m. und 0,50 m. Marmor italisch.
Von Gröfse weniger als von Stil und Erhaltung verschieden.
19. Sarkophagstück (Taf. 90).
Br. 0,47 m.f H. 0,38 m. Marmor grobkörnig.
Clipeus mit Brustbild eines kurz geschorenen und ra-
sierten Mannes in Tunica und Toga. Von dem linken tragenden
Amor ein Teil erhalten; vom rechten nur Finger.
20. Ornamentplatte, jetzt fehlend (Taf. 90).
H. 0,29 m., Br. 0,58 m. W ei fs -bläulich er Marmor mit dunklen Streifen.
G1ARD1N0 DELLA PIGNA 21. 22. 23. 24.
823
Dargestellt ist eine Tafel (nur der untere Teil), an deren
Unterkante mit drei Schnüren zwei Festons aufgehängt sind.
Arbeit antik? Vergl. Gall. lapidaria 181: ein oben voll-
ständigeres Gegenstück.
21. Rechtes Ende eines Sarkophagdeckels
(Taf. 90).
Br. 0,83 m., H. 0,20 ra. Marmor grobkörnig.
Rechts in der recht deutlich gemachten Kürbislaube
schläft Jonas nackt. Links davon Jonas vom Seetier aus-
gespieen nach rechts. Ganz links das Seetier und, von ihm
aufgefangen, Jonas; auch noch 1. Arm des Fischers.
22. Torso einer bekleideten Frau (Taf. 90).
H. 0,81 m. bis zum Gürtelknoten. Marmor italisch.
Pcplos mit Steilfalten vor dem r. Standbein, über dem
Apoptygma halbhoch gegürtet; das 1. Knie hängend, das
Gewand mehr als der zu schlanke Körper an das 5. Jahrh.
erinnernd. Am 1. Oberschenkel aufsen Stützenbruch. Die
Plinthe zum Einlassen geschnitten. Arbeit mittelmäfsig.
23. Sarkophagteil vom rechten Ende (Taf. 90).
H. 0,45 m., Br. 0,26 ra. Marmor grobkörnig.
Ergänzt Kopf, r. Schulter und Flügel, Oberstes vom linken.
Amor-Somnus nach links, das r. Bein über das 1. schlagend;
die umgekehrte Fackel unter die r. Achsel stemmend und
daran die hängende R. mit einem Kranze legend. Seine L.
ist auf die r. Schulter, dem ruhenden Kopfe untergelegt.
Rechts neben ihm ein Stamm. Arbeit des 2. — 3. Jahrhunderts.
24. Teil einer Aschenurne (Taf. 90, andre Teile 89).
H. 0,54 m., Br. (unten) 0,40 m. Marmor italisch.
An den Ecken unten sieht man vorn Adler, mit Hasen
in den Krallen, hinten Schwäne mit Jungen, die unten da-
neben liegen; oben (nur rechts erhalten) vorn Ammonskopf
mit Fruchtkranz, hinten Bukranien mit Lorbeerkranz; darüber
vorn ein nach links liegender oder schwebender Knabe, der
824 GIARDINO DELLA PIGNA 25. 26.
den 1. Arm nach rechts, den r. Arm nach links ausstreckt.
Um die Arme schlingt sich ein über dem Kopf bauschender
Gewandstreif.
25. Zeus(?)statuette (Taf. 91).
Ohne die neue Fufsplattc H. 0,74 m. Marmor italisch.
Ergänzt Fufsplatte und mehr als die Hälfte des r. Unterbeines, das
linke bis über das Knie. R. Hüfte, r. Arm mit Schulter wieder abgefallen.
Der Kopf (jetzt fehlend) ist mit dickem Eisenstift auf modernem Halsstück
befestigt.
Stand auf dem 1. Fufs, den rechten zur Seite voll auf-
gesetzt. Der Unterkörper ist bis nahe an den Nabel ins
Himation gehüllt, dessen einer Zipfel um den 1. Arm fallend
und ihn bis nah an die Schulter deckend, zugleich mit dem
andern Zipfel durch die auf die Hüfte gestemmte Linke ge-
halten wird. Der r. Arm reichte ziemlich hoch ans Scepter,
von dem ein Stützenbruch an der r. Hüfte am Gewände ist.
Das Haar ist über der Stirn nicht gesträubt, sondern
schlicht zur Seite gestrichen, die Ohren mit Lockenmassen
deckend. Schnurr- und Kinnbart sind symmetrisch geordnet,
auch Stirn und Augen von älterer Form (des 5. Jahrhunderts).
Arbeit, besonders am Kopf, nicht fein.
Typus Reinach Repert. II 136 (Palermo).
26. Cinerar (Taf. 91).
H. 0,69 m., Br. 0,43 m., T. 0,22 m. Marmor italisch.
Hat die Form eines Arcus, der mit Fufsplatte innen
0,455 m'i ohne sie 0,38 m. hoch, 0,22 m. weit ist und dessen
Attika, gehöhlt (ein kleiner Teil des Deckelfalzes ist übrig),
den Aschenbehälter bildete, während im Arcus die Büste
stand, für deren Einfügung ein Zapfenloch in der Fufsplatte
bestimmt war.
Die tragenden Pilaster sind vorn mit aufsteigenden Ranken
verziert, haben statt der Capitäle Blitze tragende Adler, über
denen die Pfeiler glatt weitergehen, seitlich nach innen je
eine Palme; darüber ist ein einfachster Mäander am Gebälk
der Attika. An den Seiten ist unten, rechts, ein Rundschild,
dahinter gekreuzt Schwert und Lanze (?), links glatt; höher
jederseits ein Tropaeum zwischen sitzenden Gefangenen, die
GIARD1N0 DBLIjA PIGNA 27. 28. 825
sich gegen einander wenden. Das Tropaeum links steht tiefer,
bekleidet mit befranstem Gewand; oben deckt den Pfahl eine
Fell(Haar)-Kappe, und dicht darüber ist ein Zapfenloch. Neben
den Schultern sind links und rechts sechseckige Schilde; so
auch rechts, wo das Gewand am Tropaeum ähnlich, die Kopf-
bedeckung nicht erhalten. Hier sieht man besser als links,
dafs das Tropaeum als in einer Nische (wie bei den sogen.
Trofei di Mario) stehend vorgestellt ist.
Vgl. die mit Trophäen an den Ecken und Waffen ge-
schmückte Urne, bei E. Caetani-Lovatelli, Attraverso il mondo
antico S. 285.
27. Sarkophagstück (Fig. 91).
H. 0,30 m., Br. 0,23 m. Marmor grobkörnig.
Erhalten nur zwei Figuren bis fast zur Mitte der Unter-
beinc. Rechts Virtus, behelmt, in kurzem Gewand, das die
Brust blofs läfst, schreitet nach rechts, die Rechte vor-
streckend; in der Linken Lanze (?). Links schreitet nach links,
aber nach rechts umblickend, ein straubhaariger Jäger, in
Tunica und Sagum, mit der Linken wohl den Schwertgriff,
mit der Rechten eine Lanze senkrecht haltend. Späte Bohr-
arbeit.
28. Weiblicher Torso (Taf. 91).
ÜberJcbcnsgrofs (Brustwarzenweite 0,34 m.). Marmor pentclisch.
Erhalten nur von den Schultern bis etwas über den Nabel,
mit 1. Oberarm, in weichem ein Kinsatzloch für den wagrecht
vorgestreckten Unterarm. Der r. Arm ist derartig abgespalten,
dafs seine Haltung unklar ist. Auch der Kopf sammt Hals
war eingesetzt. Stand auf dem r. Bein, mit feinem ionischen
und darüber dorischem Chiton bekleidet, der nur die 1. Brust
und Schulter freiläfst, so dafs der ionische nur hier und an dem
etwas nach vorn bewegten Oberarm sichtbar wird, unter
diesem in charakteristischen feinfaltigen Massen herabhängend
über den straff unter der 1. Achsel durchgezogenen dorischen
Chiton; desgleichen an der r. Seite, wie es scheint, durch den
Schlitz des dorischen Kleides. Gegürtet nicht tief mit einer
doppelten Schnur, deren Schleife vorn in einem Bohrloch
826 GIARDINO DELLA PIC.NA 29. 30.
besonders gearbeitet angefügt war. Gute Copistenarbeit, aber
sehr zerstört.
Eine solche Gewandanordnung dürfte im ersten Halb
des fünften Jahrhunderts, dessen Stil im allgemeinen nach-
geahmt scheint, (die von den Ärmelknöpfen ausgehenden
Faltengruppen sind noch archaistischer und zugleich manie-
riert) unerhört sein. Also wohl ein merkwürdiges, nicht
gewöhnliches Beispiel archaisierender Kunst. Eine bis auf
Kopf und Unterarme, die eingesetzt waren und sich verloren,
vortrefflich erhaltene Wiederholung ward jüngst aus Korinth
bekannt, American Journal of arch. 1902 Taf. XVI.
29. Sarkophagstück (Taf. 91).
H. 0,80 m., mit Rand oben, Br. unten 0,27 m. mit kleinem Rest eines Pilastcrs
rechts. Marmor grobkörnig.
Amor-Somnus nach rechts, 1. Bein über rechtes schlagend,
die umgekehrte Fackel unter die 1. Achsel stemmend, daran
den 1. Arm legend, in der Linken eine Corona tortilis. Der
Kopf legt sich mit fast geschlossenen Augen auf die r. Hand,
die auf der 1. Schulter liegt. Über der Stirn Haarknoten.
Locken im Nacken. Links Rest eines bekleideten Beines,
rechts ein Pilaster. Rote Farbspuren an Flügeln, Augen,
Band des Kranzes, Fackel und Umrifs des r. Arms. Arbeit
des 3. Jahrhunderts.
Gerhard-Platner S. 107 Nr. 8a.
30. Nackte Knaben-Statuette (Taf. 91).
H. noch 0,85 m. Marmor grobkörnig.
Fehlen Kopf, Hals, Arme, r. Unterbein bis fast zum Knöchel.
Mehrfach gebrochen, das Glied stark bestofsen, im 1. Oberschenkel
ein Flicken.
Bewegung ähnlich dem Doryphoros Polyklets: Rechte war
gesenkt (vor der Hüfte ein Bohrloch); der 1. Oberarm war
etwas zurückgenommen; ein Stützenbruch mit rostigem Eisen-
nagel von Ergänzung liegt über der Hüfte. Auch im r. Arm-
bruch Rest eines Bohrlochs. Arbeit dekorativ.
Aufgesetzt ohne Hals ein behelmter Kopf mit tief aus-
geholter Iris im Auge, fast maskenartig; auf dem Helme ein
liegendes Tier.
GIARDINO I)£LLA P1GNA 31. 32. 33. 827
31. Aschenkiste (Taf. 91).
H. 0,37 ra., Br. 0,58 ra., T. 0,36 m., ohne Rahmen, aus eigentümlich (durch
Feuer?) zackig verwittertem Marmor.
Das Relief sehr zerstört.
Die Hauptfigur nackt, bärtig (?), tritt einem ganz undeut-
lichen Gefährten voran mit gefälltem Spiefs dem anrennenden
grofsen Eber entgegen, unter dessen 1. Vorderbein ein Hund
liegt, während ein andrer den Eber wütend anfallt. Über
dem Eber sieht man links von vorn einen Mann, der, am
1. Arm beschildet, mit der Rechten ausholt; rechts ein Weib,
das, um die Taille mit einem Schal gegürtet, beide Arme (mit
einer Axt ?) hebt, also Atalante.
32. Sarkophagstück (Taf. 91).
H. mit Rand oben 0,32 m., Br. 0,27 m. Marmor italisch.
Links steigt ein Amor auf einer Leiter zum Weinstock
hinauf und schneidet mit sichelförmigem Messer Trauben;
ein zweiter steht unter der Leiter, gebückt einen Korb aus-
schüttend, wohl in die Kelter, in der vor ihm ein dritter,
fast vom Rücken gesehen, vermutlich stand. Er blickt hinauf,
hält ein Pedum in der Linken; sein r. Arm fehlt mit dem
Weiteren. Arbeit spät.
Gerhard-Platner S. 107 Nr. 9.
33. Togatus, Statuette (Taf. 92).
H. 0,64 m. Marmor grobkörnig bläulich.
Der ergänzte Kopf ist neuerdings abgebrochen.
Steht auf dem r. Fufs, das 1. Bein leicht gebogen, be-
kleidet mit Tunika und Toga, deren Umwurf ungewöhnlich
ist, indem sie unter dem r. Arm durchgezogen, über den 1.
Unterarm geworfen und zu einem schmalen Streifen zusammen-
gedreht unter dem 1. Arm zurückkehrend von der gesenkten
r. Hand gefafst wird. Auch von dieser hängt noch das letzte
Ende herab auf einen Ast des Stammes, der zu übergrofser
Sicherheit neben dem Standbein steht. Die Linke trug einen
Gegenstand, der, erhalten nur mit dem unteren Teil des Ober-
arms, hier, diesem anliegend einer dicken, doppelten Rolle
gleicht. Senkrecht, ein wenig nach hinten eingebogen, ist er
828 GIARDINO DELLA PIGNA 34.
oben abgebrochen mitsamt der Schulter, nach unten durch
zwei Stützenbrüche in seinem Verlauf angezeigt, einem
kleineren etwa in Höhe der Hand, einem grofeen oblongen
vor dem Oberschenkel, über denen Arm und Attribut also
frei vom Körper abstanden. Flott angelegt, oberflächlich
ausgeführt.
34. Sarkophagvorderseite (Taf. 92).
L. 2, 20 m., H. 0,55 m. Marmor griechisch.
In der Mitte steht Poseidon auf seinem Wagen , dessen
allein sichtbarer Kasten seine Unterbeine verdeckt, rechtshin
drehend mit etwas gespreizten Beinen und stark gebreiteten
Armen, über die ein Schal hängt, der über dem Kopfe
bauscht. Ihm zufliegend oben jederseits ein Eros, unten in
den Wellen fünf Eroten, Delphine und ein Seedrache. Jeder-
seits hielt wohl ein Triton, neben den vier Rossen, blasend
die Muschcltrompete mit der R. an den Mund. Der rechte,
langhaarig, schultert mit der Linken einen Anker, der 1. ist
kurzhaarig, seine Linke, mit gespreizten Fingern am Grunde
sichtbar, hält nichts. Jeder hat um den 1. Arm ein Fell. Auf
ihrem Fischleibe sitzt je eine Nereide, die linke, mit Busen-
band, vom Rücken, die rechte von vorn gesehen. Jene
legt die Rechte um den Hals des Triton, diese trägt auf dem
1. Arm einen Eros; ein grofses Scepter liegt, nur zum kleinen
Teil erhalten, in ihrem r. Arm; das ein aus dem Wasser sich
hebender Eros angefafst zu haben scheint. Zwei Eroten
fliegen auch von links auf die linke Nereide zu, zwei sind
neben der andern rechts. Je am Ende noch eine Nereide,
die links auf einem Meer(?)stier sitzend, die rechts neben einem
solchen, schwebend, ihn liebkosend. Jene (ob Amphitrite?}
hat den Kopf von Gewand bedeckt, dessen Saum die be-
hobene Linke und die gesenkte Rechte hält; zu ihr wenden
sich von den Eroten in der Luft zwei, das Kopftuch fassend.
Arbeit des 2.-3. Jahrh.; garstig lange Hälse.
Abgebildet und besprochen von O. Jahn Entführ, d. Europa, Denk-
schriften der Philos.-histor. Kl. d. Wiener Akad. XIX Taf. IX a. S. 51 (S.A.1.
Jahn ist geneigter Europa zu sehen als Amphitrite, vielleicht auch nureioe
Nereide.
GIARDINO DELLA PIGNA 35. 36, 37. 829
35. Satyr als Brunnenfigur (Taf. 92).
H. 0,80 m. Marmor italisch.
Ein Bruch geht durch den r. Fufsknöchel, I. Knie, 1. Unterarm. Unter
r. und 1. Fufs sind noch StUcke der alten Plinthe (die größtenteils modern
ergänzt ist) erhalten, zusammenhängend aber gebrochen. Hinten ist die r.
Schulter und Oberarm (aufsen) etwas auch die 1. Schulter abgespalten;
Eisennägel und Abarbeitung bezeugen eine Restauration.
Steht auf dem 1. Fufs, den r. entlastend, hält in der Linken
den Schlauch (der von hinten her durchbohrt ist), mit der
Rechten die Syrinx, nicht ganz an den Mund. Arbeit
gemein. Rot aufgemalt OST(ia).
36. Sarkophagstück (Taf. 92).
L. 1,25 m., H. 0,53 m. Marmor grobkörnig streifig.
Rechts oben ' ergänzt.
Vor einem gefallenen Pferde liegt unten links, den Zügel
noch mit der Linken haltend, in gezwungener Lage ein Jäger,
von rechts springt über eine tote Löwin, der vorn ein Speer
aus der Brust hervorragt, ein Löwe an, aus dessen 1. Ober-
schenkel hinten eine Speerspitze zum Vorschein kommt, an-
gegriffen von einem nebenherlaufenden zottigen Hunde mit
Halsband, an welchem ein Ring ist. Über dem Rücken des
Löwen sieht man das r. Vorderbein eines nach rechts be-
wegten Pferdes, Gewand von einem Mann von vorn. Unter
dem Löwen noch ein Tierbein und rechts das Unterteil eines
Jägers in Tunica und Stiefeln, nach rechts, dessen lebhaft be-
wegte rechte Hand zufälliger Weise sich auf das Kreuz des
Löwen legt. Späte Arbeit.
37. Langbekleidete Frauenstatuette (Taf. 92).
H. ca. 0,85 m. bis zum Gürtel. Marmor italisch.
Fehlen Kopf, beide Arme, Alles über, an ihrer 1. Seite auch etwas
unter dem GUrtel.
Steht auf 1. Fufs, r. danebensetzend; bekleidet mit Chiton,
Himation, der oben zum Wulst gedreht ist, und Schuhen.
Arbeit mittelmäfsig.
83O GIARDINO DELLA PIGNA 38.
38. Herakles und Hesperide. Hochreliefstück
(Taf. 92).
H. 0,24 (einst etwa 0,50—60) m., Br. 0,24 m. mit Rahmen (Anlauf und Platte)
unten und rechts. Marmor griechisch.
Erhalten das 1. Spielbein des Herakles, daneben rechts
ein hängendes Löwenbein und weiter rechts, höher das untere
Ende des Bogens. Daneben rechts kleiner ein erwachsenes
Mädchen, welches aus dem Grunde nach vorn schreitet. Mit
der Linken zieht sie das Himation, dessen einer Zipfel über
dem 1. Arm liegt, und das um den Unterkörper hinten herum-
genommen ist, nach ihrer 1. Hüfte hin, wobei doch das L
Bein gröfstenteils unbedeckt bleibt; die Rechte (verstümmelt)
hob sie staunend, indem sie zu Herakles hinaufblickte. Hinter
ihr ein runder Stamm, von welchem oben rechts die Spitze
des Schlangenschwanzes zur Seite hängt.
Das ist zweifellos das Stück, welches Zoega folgender-
mafsen beschreibt: »rimane la gamba sinistra d'una figura
d'Ercole in piedi con parte della pelle leonina pendente da
questo (d. h. dem linken) braccio e la clava piantata in terra;
avanti la clava sta una piccola figura di donna seminuda, la
quäle raccogliendo colla s. il suo peplo guarda insu verso
Ercole ed alza la destra«, Worte, die Robert DASR. HI,
S. 136 falschlich auf die von Dal Pozzo gezeichnete Sarko-
phagseite H3C bezieht, wo Herakles von hinten gesehen wird,
während er nach Zoegas Beschreibung in Vorderansicht ge-
standen haben mufs, wie in unserm Relief. Zoega hielt nur
den Baumstamm für die Keule und übersah die Schwanz-
spitze, die auch auf dem Sarkophag von Mantua (Robert
Nr. 102) links von der verlorenen Nebenseite her sichtbar ist.
Vgl. den Corsinischen Sarkophag (Robert 106 und S. 130).
Ob unser Relief zu einem Sarkophag gehört, darf man (trotz
dem Kölner Sarkophag, Robert Taf. XLII) wegen des
Rahmens bezweifeln.
Richtig verglich Amelung, Einzelaufn. IV S. 58, unser
Relief zu der ebenda II Nr. 385 abgebildeten und besprochenen
Wörlitzer Gruppe. Auch er übersah indessen die Schwanz-
spitze; sonst würde er gewifs für jene Gruppe die völlig
sichere Deutung auf Herakles mit den Hesperiden an die
GIABDINO DBLLA PIGNA 39. 40. 41. 42. 83 1
Stelle der verschiedenen irrigen gesetzt haben. Die Über-
einstimmung des Herakles, der Hesperide und des Stammes
ist so grofs, dafs man getrost auch dem Wörlitzer Herakles
den Bogen in die Linke und die Keule in die Rechte geben
darf, wie es durch den Corsinischen Sarkophag und die
nahe verwandte andre, bei unserer Nr. 98 zu erwähnenden
Darstellung des Hesperidenabenteuers empfohlen wird.
Cagnat (Mus6e de Lamb^se S. 50 zu Taf. IV 6 hat den Rest
einer kleinen Gruppe, nach Helbigs Weisung, richtig mit
der Wörlitzer Gruppe verglichen, aber deren falsche Deutung
als Theseus und die befreiten Athenerinnen auf das Fragment
von Lambaesis übertragen, obgleich hier Herakles durch die
Körperformen und den Köcher völlig gesichert ist. Durch
den mit Pfeilen gefüllten Köcher wird nun auch der Bogen
in der Hand des Herakles für beide Gruppen bestätigt, wie
er auf unserm Relief überliefert ist. Arbeit sorgfaltig.
Gerhard-Platner S. 107 Nr. 12.
39. Clipeus von einem Sarkophag. Rechts von
30 eingemauert, daher auf Taf. 92 nicht sichtbar.
Dm. 0,24 in. Marmor griechisch.
Bildnis eines bekleideten Knaben, dessen Haar kurz ge-
schoren ist; die Pupille je ein eingebohrtes Loch.
40. Giebel von einem Grabstein (Taf. 92).
H. 0,23 m., Br. 0,70 m. Marmor italisch.
Dasselbe Blattornament zweimal, aufwärts wie abwärts,
sowohl am graden wie an den schrägen Geisa. Im Feld
Kranz mit flatternden Bändern. Arbeit des 1. Jahrhunderts.
41. Rechtes Ende eines Sarkophagdeckels.
Rechts neben 40, auf Taf. 92 nicht sichtbar.
H. 0,28 m., Br. 0,20 m. Marmor griechisch.
Amor (Phosphoros?) mit einer Fackel nach rechts laufend
und dabei nach links sich umsehend.
42. Sarkophagstück (Taf. 92).
H. 0,34 m., Br. 0,22 m. Marmor streifig, grobkörnig.
832 GIARDINO DELLA PIGNA 43- 44- 45- 4^.
Ein Krieger steht von vorn im Panzer, die Linke oben
auf dem Rand des Schildes, der fast in Vollansicht auf einen
Felsen gestellt ist. Vom Paludamentum ist ein kleiner Teil
sichtbar und an der 1. Hüfte der Schwertgriff. L. Schulter,
Kopf, r. Arm fehlen mit allem übrigen. Arbeit derb , aber
nicht ungeschickt. Rothe Nummer 70.
43. Barbar, Statuette (Taf. 92).
H. 0,45 m. Marmor italisch.
Fehlen Kopf, r. Unterarm, Füfse.
Steht in kurzem, langärmeligem Rock, über den ein
Mantel hinten in breiter glatter Masse wie ein Pfeiler herab-
fällt. Er hat Hosen; auf der 1. (und r.f) Schulter liegen die
vorderen Enden der Tiara, im Nacken auf dickem Haarwulst,
das hintere. Er hatte den r. Arm erhoben, stemmt den linken
in die Seite. Vgl. Nr. 220. Arbeit grob.
44. Grabstein mit eradierter Inschrift (Taf. 92).
H. 0,43 m., Br. 0,29 m. Marmor griechisch.
45- Jünglingsstatuette (Taf. 93).
H. 0,98 m. ohne Plinthe. Marmor italisch.
Kopf, Arme, fast ganz das Glied fehlen. Schnitt durch Stamm und
Beine, mit diesen wie mit den antiken Füfsen und unterem Stammende auf
antiker Plinthe sind die modernen Unterbeine durch Eisenklammern ver-
bunden; was geflickt, z. T. wieder abgefallen.
Stand auf dem r. Bein, das durch einen Stamm verstärkt
ist, das 1. mit gelöster Ferse zur Seite setzend; hatte den 1.
Arm gehoben, den r., so viel zu sehen, gesenkt, den Kopf
ein wenig rechts gewandt. Bessere dekorative Arbeit.
(Der auf Taf. 93 unter 45 sichtbare Reliefkopf ist modern).
46. Nackter Jünglingstorso (Taf. 93).
Lebensgrofs. Marmor italisch.
Kopf, Hals, r. Arm, 1. Unterarm fehlen. Alles abwärts von etwas ober-
halb des Nabel war besonders gearbeitet, an nicht wagerechter Stückungs-
fläche angesetzt, später einmal mit zwei groben Klammern hinten verbunden.
Safs wohl nackt, nur um die 1. Armbeuge mit Gewand,
G1ARDIN0 DELLA PIGNA 47. 48. 49. 833
das von seiner r. Seite hinten herum, von aufsen um den
Arm und wieder nach hinten ging, um neben dem Ellbogen
nach aufsen über den Felsen zu hängen, auf den er den
Ellbogen stützt; hatte den Kopf etwas nach seiner L. geneigt.
Oben am Hals Löcher, ebenso zwei hinten oben im Gewand
für Klammern moderner Ergänzung. Locken fallen auf beide
Schultern. Hinter der 1. Rückenseite, an der Grenze des Ge-
wandes ein starkes Bohrloch für ein Wasserrohr oder zur
Befestigung mit dem unteren Teil. Arbeit mittelgut.
47. Bacchusstatuette (Taf. 93).
H. 0,84 m. (die Schultern). Marmor griechisch.
Fehlen Kopf, Hals, r. Arm, 1. Unterarm grösstenteils.
Steht auf dem r. Fufs, den 1. weit zur Seite setzend.
Auf der 1. Schulter geknüpftes Ziegenfell. Der r. Arm hoch
zur Seite, hielt den Thyrsos, dessen unteres Ende aufsen an
dem Stamm, der das r. Bein verstärkt, erhalten ist. Der 1.
Ellbogen stützt sich auf eine vom Gewand überdeckte Stütze
an der andern Seite, der Unterarm war gehoben. Ein Panther
safs aufrecht (erhalten nur Hinterteil und eine Vorderpfote)
aufsen links neben dem Stamm.
48. Grab-Ara der Cornelia Glyce (Taf. 93).
H. 1,46 m.y Br. 0,74 m. Marmor griechisch.
An den vier Ecken aus Blattkelchen hervorwachsende
Palmbäume mit Früchten, die reichlich grofs, als Datteln
vielleicht auf den Namen Glyce (für Glycera) anspielen sollen,
wie sie so auffallig gegen den Kopf hin hängen. An den
Palmen hängen an den Nebenseiten Festons, über denen Krug
und Schale. Vorn im runden Aetom ein Blütenkranz mit
Bändern, und in einer Vertiefung eine bekleidete Büste älterer
Form, der weibliche Kopf mit Haarfrisur wie Julia Titi,
mächtig dickem und breitem Wulst mit Bohrlöchern; in den
Augen schwache Andeutung der Pupille.
Gerhard-Platner S. 107 Nr. 14. CIL VI 16399.
49. Bekleidete Frauenstatuette (Taf. 93).
Höhe bis Schultern 1,0 m. Marmor italisch.
Vatican. Katalog I. 53
834 GIARDINO DELLA PIGNA 50. 51. 52.
Fehlen Kopf, Arme (aufser oberstem Teil des rechten), Spitzen der
drei mittleren Zehen des 1. Fufses, die mit einem Stück der Plinthe glatt
weggeschnitten sind. Von einer (antiken ?) Herstellung rührt wohl ein rostiges
dickes Dübelloch im r. Armbruch her; vielleicht auch, wenn nicht von ur-
sprünglicher Stückung, der glatte Schnitt mit grofsem (50X75 mm.) Dfibel-
loch, worin Marmor abgebrochen ist, und Eisen darüber zur Anfügung des
1. Arms. Auch der Rücken ist hinten von 0,64 m. über der Plinthe glatt
abgeschnitten und mit grofser Höhlung versehen.
Eine alte Frau mit welkem Hals und flacher Brust
steht auf beiden Füfsen, bekleidet mit einem Chiton, der,
oben fein- unten grobfaltig, vielleicht kurze Ärmel hatte.
Ungewöhnlich ist der Umwurf des Himation, dessen eine Seite
über die 1. Schulter vorn herabhängt, während zwei andere
Zipfel von unten her, einer von rechts, einer von links nach
vorn gezogen und, die Beine bis über die Knie herab deckend,
durch einander gesteckt und gewissermafsen verknotet sind.
In den hängenden Teilen ist viel Flächenbelebung versucht
worden. Arbeit besser als die grofse Masse. Vgl. Museo
Chiaramonti Nr. 580.
50. Clipeus von einem Sarkophag oder
Grabstein (Taf. 93).
Durchm. 0,26 m. Marmor wegen Corrosion ungewifs.
Unter dem unbärtigen Brustbild mit Tunica und Toga
zwei gekreuzte Füllhörner.
51. Torso eines Togatus (Taf. 94).
Lebensgrofs, Marmor grobkörnig, sehr verwittert.
Der Kopf, welcher sich nach seiner Linken wandte, ist
samt Hals glatt abgebrochen, der r. gestikulierende, vor-
bewegte Unterarm, der Stückung verlustig; der linke, am
Gewände hängend, ist abgebrochen, auch die Beine von ober-
halb der Knie fehlend. Auf der r. Schulter ist die Toga von
vorn kaum sichtbar. Von guter Arbeit.
Gerhard-Platner S. 107 Nr. 8.
52. Kolossaler männlicher unbärtiger Kopf
(Taf. 94).
Gesichtshöhe ca. 1,20 m., Br. ca. 1,0 m. Marmor italisch.
GIARDINO DELLA PIGNA 53. 54. 835
Vielfältig geflickt an Haar (wenn nicht vielmehr der ganze Ober- und
Hinterkopf samt Ohren neu ist), Mittelstirn, Brauen, Augen, Nase, Ober-
lippe, Kinn, mit einem Rifs durch die 1. Wange.
Nach der Neigung des Halses gegen die 1. Schulter ge-
hörte der Kopf einem stehenden, nicht einem sitzenden Kolofs.
Dem Augustus, dem man ihn zugeschrieben hat, gleicht
allerdings die Breite des Schädels und die Modellierung um
die Mundwinkel, nicht aber dafs der Mund geöffnet, statt
geschlossen ist. Für einen Idealkopf scheint das Gepräge
zu individuell. Gute Arbeit des i. Jahrh. n. Chr.
Nach Gerhard-PIatner S. 107 Nr. 16 wurde der Kopf dem Papste
vom Prinzen della Pace geschenkt.
53. Weibliche Provinzfigur in Hochrelief (Taf. 94).
H. 1,16 m., Br. vorn 0,55 m. Marmor italisch, bläulich grobkörnig.
Die rauhe Hinterseite liegt 0,27 m. hinter der Grundfläche des Reliefs,
und von ihren Kanten laufen die Brüche schräg nach vorn. Unten liegt
ca. 0,87 m. unter der Halsgrube eine wagrechte Fläche, wohl zur Auf-
stellung hergerichtet. Jedenfalls war die Zurichtung des Blockes wie bei
den Provinzfiguren von der Neptunsbasilika ,). Fehlen Kopf, 1. Hand und
Unterarm, r. Unterarm halb, FUfse.
Stand auf dem 1. Fufs, bekleidet mit doppeltem Unter-
gewand, unterem mit langen, oberem mit kurzen Ärmeln;
darüber ist ein gefranster Mantel, der fast bis zu den Füfsen
herabhängt, unter der 1. Achsel angezogen, auf der r. Schulter
geknüpft. Die Linke hielt zur Seite hin nach unten einen
Gegenstand, von welchem ein Stützenbruch unter der 1. Hand
blieb; die Rechte fafste vor der r. Leistengegend einen
schräg von unten links, nach oben rechts verlaufenden Stiel
einer Waffe. Die Oberfläche, merkwürdig frisch, offenbar
weil durch Farbe geschützt gewesen, zeigt am Nackten und
Gewand, nicht auf dem Grund Raspelung; das Gewand hat
Liegefalten. Die Conturen von Rillen umzogen.
Abgebildet Lucas a. O. S. 14 Fig. 15; Bienkowski a. O. 80 Fig. 78.
54. Langbekleidete Herme (Taf. 121).
H. noch 1,14 m. Br. oben 0,26 m., unten 0,20 m. Marmor italisch.
*) Lucas, Jahrbuch 1900 XV S. 3; Bienkowski, Corpus barbarorum,
Prodromus S. 60.
53»
836 GIAKDINO DELLA PIGNA 55. 56. 57. 58. 59.
Hals und Kopf fehlen.
Die xe?Pe* waren in flache Eintiefungen (später?) eingefugt,
mit Eisenstift befestigt.
Der nicht zugehörige weibliche Kopf, dem die halbe
Nase fehlt, ist wohl modern, wie auch bei Gerhard-Platner
S. 107 Nr. 17 gesagt ist.
55. Grabstein.
H. 0,69 m., vorn abgesägt, mit Krug 1. und Schale (r.)
56. Sarkophagdeckel, rechtes Ende.
Br. ca. 0,60 m. Marmor italisch mit dunklen Adern.
Meerdrache und Meerwidder nach I.. Arbeit gewöhnlich.
57. Männliche Herme mit fremdem Kopf (Taf. 95).
H. 1,08 m. (bis zum Hals), Br. 0,29 (oben). Marmor pentelisch,
am Kopf italisch.
Der Kopf ist am Bart stark überarbeitet und reduziert.
Die Herme hatte nie männliches Glied, aber am Hals
links ist etwas von kleinen Bartlocken erhalten. Eintiefungen
für einzufügende yeXpes.
Der Kopf mit tiefliegenden Augen, in Falten aufge-
zogener Stirn kann schwerlich Antoninus Pius dargestellt
haben, dem er sonst ähnelt, und dessen Zeit die Form des
eingegrabenen Augensterns zukommt.
Gerhard-Platner S. 107 Nr. 18.
58. (Unter 55). Grabstein eines Aphnius.
CIL VI 12102.
59. Fortuna, Torso (Taf. 96).
Halblebensgrofs, H. noch 0,57 m. (Knie bis Halsgrube 0,40 m.). Marmor
grobkörnig, verwittert.
Fehlen Kopf, Hals, Unterarme, Füfse. Zapfen von neuer Herstellung
in den glatten Schnitten.
Stand auf dem r. Fufs; das 1. Knie hängt stark; be-
kleidet mit hemdartigem ungegürtetem Gewand; trägt im
1. Arm das Füllhorn, dessen oberster Teil fehlt. Der r. Ober-
GIABDINO DELLA PIGNA 60. 6l. 62. 63. 837
arm ging ein wenig vor, der Oberarm hob sich, und fast
mitten vor der Brust ist eine Ansatzspur. Dutzendarbeit
Nach Amelung wäre es die Grabstatuette eines Mädchens
mit Attributen der Fortuna.
Gerhard-Platner S. 107 Nr. 12.
60. Sarkophagstück (?) (Taf. 96).
H. 0.40 ra.t Br. 0,14 m. Marmor griechisch. Oben Rand.
Ein Knabe (Bacchus?) nackt, bis auf ein schmales, straff
um die Lenden geschnürtes Tuch, steht gradvor auf dem L
Fufs, in der Linken einen Thyrsos (?) aufstützend, in der ge
gesenkten Rechten einen z. T. abgebrochenen Becher (?)
haltend. Späte Arbeit.
61. Silvanstatuette, Torso (Taf. 96).
H. noch 0,50 m. Marmor italisch.
Kopf, Hals, r. Unter und halbes Oberbein, 1. Unterbein fehlen.
Mit Pubes und herculischen Formen, steht der Gott auf
dem r. Fufs, den 1. etwas vor, zur Seite setzend. Das auf
der 1. Schulter geknüpfte Fell wird, mit Früchten gefüllt, vom
1. Arm getragen; drunter vor kommt die Linke mit dem
Winzermesser. Die Rechte ist eines Stützenbruches wegen
gesenkt zu denken. Arbeit mittelgut
Gerhard-Platner S. 107 Nr. 19.
62. Knabenstatue (Taf. 96).
H. 0,66 m. ohne Plinthe. Marmor italisch, geädert.
L. Hand, r. Arm fehlen. Vielfach gebrochen. An der r. Kopfseite
glatter Schnitt mit Eisennagel im Centrum.
Steht nackt vorwärts geneigt, wie um ein Tier zu fangen,
die Linke mehr vorstreckend, die Rechte zurückhaltend.
Gemeine Arbeit.
63. Römisches historisches Relief (Taf. 96).
H. noch 0,50 m., D. 0,06 m., mit Relief 0,19 m. Marmor griechisch. Hinten
rauh gepickt.
Ein Mann in geschürzter Tunica und Paludamentum steht
grad vor, ohne Kopf, r. Arm, Unterleib, Beine; die Rechte
838 GIAKDINO DKLLA P1GNA 64. 65. 66.
war hochgehoben, die Linke kommt unter dem Mantel vor,
so gehalten, als ob zwischen beschädigtem Mittel- und Zeige-
finger der Schwertgriff herauskäme. Rechts ist noch Gewand
von einer zweiten Figur.
64. Spätes Relief (links neben 63 eingemauert).
H. 0,36 m., Br. 0,40 m., unten 0,14 m. hoher glatter Streif. Marmor italisch.
In flach eingetieftem Feld Reiter nach rechts, bärtig, in
gegürteter Tunica und Sagum; hält mit Linker den gefloch-
tenen Zügel, hebt mit der Rechten die Lanze zum Wurf
gegen einen Eber, der unter einem Fels hinter einer Eiche
mit vielen Eicheln hervorguckt. Unter dem Pferd ein Hund
mit Halsband. Wohl Teil vom Grabstein eines eques singu-
laris. Vgl. Galleria lapidaria 137 b und c.
Gerhard-Platner S. 107, 20.
65. Sarkophagvorderseite (Taf. 96).
L. 1,82 m., H. 0,54 in. Marmor griechisch.
Neu untere r. Ecke.
S-Canelluren zwischen Mitte und Enden, in der Mitte
Clipeus (Durchm. 0,33 m.) mit bekleidetem weiblichen Brust-
bild, dessen Gesicht nicht ausgeführt ist; Haartracht etwa
wie Etruscilla. Sie hält in der Linken eine Rolle, auf welche
sie die Finger der Rechten legt. Unter dem Rund zwei ge-
kreuzt zusammengebundene Füllhörner, unter denen seitlich
je ein Granatapfel liegt. An den Enden je Amor-Somnus.
66. Statuette des Bonus Eventus (Taf. 96).
H. 0,65 m.f Br. 0,23 m. Marmor italisch mit dunklen Flecken und Adern.
Fehlen Kopf Arme, r. Bein fast ganz.
Steht gradvor auf dem 1. Fufs, in Laschenstiefeln, das
umgeknüpfte Tierfell über den 1. Arm geworfen, aber ohne
Fruchtschurz; im 1. auf einen Stamm gestützten Arm ein
Füllhorn (?), rechter gesenkt (Stützenbruch). Arbeit ge-
wöhnlich.
(Nicht antik ist das seltsame Kampfrelief zwischen 66 und 67.)
GIABDINO DELLA PIGNA 67. 68. 839
67. Sarkophagstück (Taf. 96).
H. 0,64 m. Marmor griechisch.
Senkrecht abgespalten mehr als die r. Kopfhälfte, nach unten weniger;
Unterbeine fehlen.
Amor-Somnus, nach links gewandt, also vom r. Ende.
68. Römisches historisches Relief, Fragment
(Taf. 95, rechts unvollständig).
L. 0,44 m., H. 0,35 m., D. der Fufsplatte 0,35 m.
Fehlt 1. Teil, alle Köpfe. Rechts Rand.
Sechs Figuren, drei links, 6 (klein), 5, 4 nach links ge-
wandt, drei rechts, 2, I, 3, von denen die mittlere I grad-
vor steht, die andern, 2 und 3, sich zu ihr wenden und sie
somit als Hauptperson (Kaiser?) kennzeichnen. Alle tragen
calcei, 2, 4, 5, 6 geschürzte Tunica, darüber alle Toga
contabulata. Immer ist der zuerst über die 1. Schulter nach
vorn gelegte Zipfel sichtbar, entweder ganz oder zum grofsen
Teil in einen schmalen Streifen künstlich zusammengeprefst.
Derselbe schmale Streifen, die eigentliche contabulatio, kommt
dann, um den Rücken herumgelegt, unter der r. Achsel wieder
zum Vorschein. Es ist aber nicht völlig klar, ob in diesen
Streifen die ganze Togamasse zusammengelegt ist und dann
erst nach abermaliger Herumführung um den Rücken aus-
einandergefaltet nach vorn kommt,1) oder vielmehr schon
gleich bei der ersten Umwindung, von dem geplätteten Streifen
die übrige Masse die Brust bedeckend, herunterfallt. Nament-
lich bei 1 scheint dies die einfachere Auffassung, die ja auch
von dem ursprünglichen Togaumwurf nicht wesentlich ab-
weicht. Bei 1 wäre dann die der contabulierten gegenüber-
liegende Kante über r. Schulter und Oberarm nach vorn
geschlagen, und dieselbe Kante, von unten aufs Neue um-
geschlagen, wieder über die 1. Schulter zurückgeworfen. Diese
Tracht zeichnet die Hauptfigur aus. Bei den andern bleibt
der r. Oberarm von der Toga unbedeckt und die von der
contabulatio herabhängende Masse wird von 6 mit der Linken
gefafst und herübergezogen, bei 5, 4, 2 und wahrscheinlich 3
*) Dies jedenfalls die spätere Tracht, deren zahlreiche Beispiele Wilpert
im Capitolo di storia del vestiario I (in l'Artc I) abbildet und erläutert.
84O G1ARDIN0 DELLA PI6NA 69. 70. 71.
ist der Zipfel über den 1. Unterarm geworfen; an der 1. Schulter
aber ist die ganze Togamasse in die eine contabulatio zu-
sammengefafst. Wie i gewifs, hat wohl auch 5 eine Rolle.
Bessere Arbeit des 3. Jahrh. Bohrarbeit an Falten und
Fingern. Vgl. 33.
69. Statue des gelagerten Bacchus (Taf. 96).
L. noch 0,68 m., H. 0,40 m. Marmor italisch.
Die Plinthe hinten gerundet, vorn gebrochen.
Der jugendliche Gott, von weichlichen Formen, lagert
auf Gewand, den Oberkörper lässig aufgerichtet, auf den 1.
Ellbogen gestützt, den r. Unterarm (fehlen Hand und Gelenk)
auf den gehobenen r., jetzt fehlenden Oberschenkel legend,
über den das Gewand gezogen war. Die Linke, deren Finger
fehlen, ruht auf dem Kopfe eines gradvor liegenden Panthers,
zwischen dessen Vorderbeinen ein Trinkhorn liegt. Der Kopf
des Gottes fehlt, aber die Bänder seines Kranzes liegen auf
den Schultern. Arbeit gewöhnlich.
70. Sarkophagstück (Taf. 96).
L. 0,32 m.f H. 0,52 m. Marmor griechisch, ein wenig bläulich.
Links trauernder Amor, rechts eine schwebende halb-
nackte Victoria, die mit der R. ihr Gewand, mit der L.
wohl den Clipeus hielt. Unter ihr ein Meerpanther. Reste
von roter Zeichnung an Augen, Flügelfedern, auch am Panther.
71. Hermestorso (Taf. 96).
H. 0,53 m. Marmor griechisch.
Fehlen. Kopf, Hals, 1. Unterarm und Hand, r. Arm bis auf die Hand,
die auf dem Baumstamm liegt.
Steht auf dem r. Fufs; die Chlamys umschliefst den Hals,
hängt hinten lang herab. Im 1. Arm lag der Stab, dessen
Schlangen oben an der Schulter erhalten sind. Impubes
sonst läfst die grobe Arbeit zweifeln, ob die knabenhaften
Formen beabsichtigt seien. Arbeit gröblich.
Gerhard-Platner S. 107 Nr. 10.
GIABDINO DELLA PIGNA 72. 73. 74. 75. 84I
72. Sarkophagstück (?) (Taf. 96).
H. 0,42 m. Marmor griechisch, verschlissen.
Ein Jüngling steht, mit Chiton und Himation bekleidet,
an einen gewandbedeckten Pfeiler (?) (wie die Figur selbst
nur zu oberst erhalten) gelehnt und den 1. Ellbogen auf den-
selben stützend. Die Linke hält eine Rolle, die auseinander-
gerollt am andern Ende von der Rechten gehalten sein
mufste, tief, als ob der Jüngling aufgehört hätte zu lesen, die
Hände sinken liefse, um mit etwas geneigtem Kopfe dem Inhalt
nachzudenken. Nicht ohne Empfindung.
73. Tischfufs (Taf. 97).
H. 0,54 m. Marmor italisch, verschlissen.
Fehlen Anne bis auf Ansatz des rechten, Alles von oberhalb des
Hinterbeinknies.
Eros mit Scheitelflechte, langen Locken, mit umgeknüpfter
Nebris und zurückgekrümmten Flügeln, zwischen denen, den
Kopf überragend, der vierkantige Pfosten steckt, unten und
oben glatt geschnitten, oben mit Einsatzloch. Blattwerk deckt
den Übergang in das Tierbein, wie bei Nr. 14. Zwei Eisen-
nägel in der 1. Brust.
74. Sarkophagdeckelstück (Taf. 97).
H. 0,33 m., Br. (unten Rand) 0,23 m. Marmor griechisch.
Vorderteil eines Ebers nach links, unter dem das Bein
eines Hundes (?); von einem andern Hunde sind Kopf und
Beine vor ihm, und höher noch ein Kopf. Rechts Bäume
und über dem Eber ein ausgestreckter r. Arm; links vor-
geneigte Bogenschützin. Flaches Relief des 2. — 3. Jahrh.
Verschmiert.
75. Brunnenmündung (Taf. 97).
H. 0,83 m., Dm. 0,74 m. Marmor italisch.
Hinten nur ein Feston mit Bändern, über dem ein un-
kenntlicher Zierrat. Vorn in der Mitte Apollo Kitharodos
nach rechts mit Kolpos unter hohem Gürtel, die Rechte
hängend mit dem Plektron. Er schreitet auf den Zehen, ihm
842 GIAEDINO DELLA PIGNA 76. 77.
vorauf ein Bärtiger mit kurzem Haar, in Chiton und Himation,
chiastisch das 1. Bein und den gesenkten r. Arm vorbewegend,
in der Linken das Scepter mit abwärts gehaltener Blüten-
krönung. Diesem vorauf schreitet eine Frau, den Kopf zurück-
wendend, in Chiton und Himation, das den hängenden 1. Arm
bis auf die Hand, den zum Hals gehobenen rechten ganz
umhüllt. Nach Apollon kommen drei, wie jene gekleidete
Frauen, die erste hält die Linke im Mantel vor, fafst mit der
Rechten rückwärts die Rechte der ihr folgenden. Denn in
chiastischer Bewegung zeigt diese den Oberkörper vom Rücken
her, den Kopf hebend, die Linke zurückbewegend. Die dritte
ist der nahen Wand wegen nicht zu sehen. Arbeit grob.
Gerhard-Platner S. 107 Nr. 25. Abgeb. Gerhard Ant. Bildw. T. 13.
76. Teil eines Hochreliefs (Taf. 97).
H. 0,47 m., Br. 0,42 m. Marmor italisch.
Ein Jüngling in phrygischer Mütze (Attis), in langen
Hosen, die unter dem Knie geschnürt sind, steht mit ge-
kreuzten Beinen nach rechts gekehrt, aber den Kopf nach links
umwendend. Den 1. Ellbogen auf einen Stamm stützend, hebt
er die Linke staunend, während die Rechte von einer ein-
fachen Flöte noch ein Stück hält. Von links kam wohl, wie
auf dem Albanischen Stein, bei Zoega B. R. XIII f., Müller-
Wieseler D. a. K. 11813a, Kybele auf ihrem Löwenwagen.
Arbeit des 2. Jahrhunderts.
77. Sarkophag- oder Cinerar-Ecke (Taf. 97).
H. 0,54 m., L. 0,42 m. noch Langseite, 0,26 m. Schmalseite. Maimor griechisch.
Psyche steht gleich einer Tänzerin oder Victoria fast
schwebend, den 1. Fufs ein wenig vorsetzend über dem stark
ausladenden Sockel, mit beiden Händen den Überfall des
hoch gegürteten Peplos anfassend. Über ihrer r. Schulter
und Schmetterlingsflügel flattert das Band eines grofsen Feston
zurück, während das andere Band über den Kranz herab-
hängt. Die Nebenseite ist roh gespitzt. Arbeit spät.
Gerhard-Platner S. 108 Nr. 24.
GIARDINO DELLA PIGMA 78. 79. 80. 81. 843
78. Sarkophagstück (Taf. 97).
H. 0,39 m., L. 0,29 m. (modern rot angestrichen).
Ein kleiner Amor steht nach links staunend mit er-
hobenen Unterarmen, auf etwas herabblickend; ein andrer,
über dessen Kopf ein Krater aufragt, steht r. hinter ihm nach
rechts gewandt. Vgl. z. B. Pisa, Lasinio, Taf. L, wo dieselbe
Composition, wie auch sonst im Gegensinn sich findet. Arbeit
gewöhnlich.
Gerhard-Platner S. 108 Nr. 24.
79. Torso eines Priesters (Taf. 98).
Lebensgroß, H. fast 1,0 m. Marmor griechisch.
Fehlen Kopf, (war eingelassen) r. Unterarm, 1. Hand (Eisen im Bruch),
Unterbeine, Füfse.
Stand auf dem r. Fufs, den 1. vorsetzend, mit Tunica
und Mantel bekleidet, der über die r. Schulter vorkommend
und über die linke zurückgeworfen über den etwas gehobenen
Armen liegt, zwischen und neben ihnen herabhängend, die
Hände freilassend. An dieser eigentümlichen Tracht hatte
Wüscher-Becchi nach den Reliefs der Ära Pacis den Flamen
in einer Statue des Palazzo Sacripante (Matz-Duhn 1317,
Rom. Mitteil. 1897 S. 84) erkannt; danach MonsignorJ. Wilpert
(s. Bulletino comunale 1897 S. 301) den Torso des
Giardino della Pigna. Gute römische Arbeit, soviel die starke
Verwitterung sehen läfst. Köpfe von Flamines bei Arndt-
Brunn Porträts 461, 463, 465.
80. Reliefpfeilerstück (Taf. 98).
H. 0,60 m., Br. 0,23 m., nur links vollständig, Marmor italisch.
Ein Blätterzweig (Epheu?) frei und unsymmetrisch, dran
links ein Vöglein. Arbeit sorgfaltig.
81. Etruskischer Sarkophagdeckel (Taf. 98).
L. 2,10 m., Br. 0,53 m. Nenfro.
An der 1. Schmalseite als Giebeldach mit Akroterien
charakterisiert, erscheint der Deckel vorn und am r. Ende
als Bett. Auf dessen Polster stützt sich, flach gelagert, ein
844 GIABD1N0 DELLA PIGNA 82. 83. 84. 85. 86. 87.
Mann in Chiton und Himation. Die Rechte hält eine grofee
Buckelschale auf dem r. Knie; die Linke einen dünnen,
bandumwundenen, um Nacken und Brust geschlungenen
Kranz. Der jetzt fehlende Kopf war gehoben. Plumpe Arbeit.
Vorn war vielleicht eine jetzt gänzlich verwitterte In-
schrift.
82. 83. Zwei korinthische Capitäle (Taf. 98).
H. 0,76 id. Marmor italisch.
Nicht ganz gleich; das eine, soviel zu sehen, rings aus-
geführt, das andre an der Rückseite nicht; auch die Cauli-
culi bei dem einen vorn gehöhlt, bei dem andern nicht
84. L. Sarkophagdeckelseite (Taf. 98 unter 81).
Br. unten 0,49 m., Marmor italisch.
In Form eines Giebels mit Seitenakroterien. Darin in
der Mitte der gute Hirte, der mit beiden Händen das um
den Hals gelegte Schaf haltend sich nach rechts wendet;
jederseits ein dem Hirten zugekehrtes Schaf, rechts an dem
Akroter (das entsprechende linke ist glatt) ein abgekehrt von
einem Baume fressendes. Das gegensätzliche Verhalten der
Schafe ist wohl symbolisch. Arbeit grob.
85. Mittelstück eines Relief-Pilasters.
H. 0,24 m., Br. 0,175 m* Marmor italisch.
Von einem Ring hängt an einem Band mit flatternden
Enden ein symmetrisch zusammengebundenes Büschel von
drei Birnen herab, je mit einem Blatt Arbeit mittelgut.
86. Sarkophagstück (Taf. 98 wenig deutlich).
H. (mit Rand oben) und Br. 0,30 m. Marmor griechisch.
Amor reitet auf Meerpanther nach r. Späte Arbeit.
87. Oberteil eines Rankenpilasters.
H. 0,25 m.t Br. 0,165 m- Marmor italisch.
Verkehrt, das Unterste zu oberst, eingemauert Gute
Arbeit.
GIARDINO DELLA P1GNA 88. 89. 90. 91. 845
88. Unterteil einer weiblichen Gewandfigur
(Taf. 98.)
Lebensgrofs, H. (Über der Plinthe) bis unterhalb des Nabels 0,82 m.
Marmor italisch.
Oben wagrechter nicht ganz glatter Schnitt, glatter durch die r. Hüfte
von antiker StUckung. Ausserdem verschiedene Dübellöcher unklarer Be-
stimmung.
Steht langbekleidet auf dem r. Fufs, der 1. entlastet da-
neben; die vorn in der Mitte vorhängenden Faltenmassen des
Chiton (vom Himation ist keine Spur) weisen in hellenistische
Zeit, während die Falten an ältere Weise erinnern. An ihrer
1. Seite ein Rest von Kolpos. Arbeit mittelgut.
89. Oberteil eines Reliefpfeilers (Taf. 98).
Ohne Rahmen, H. 0,48 m., Br. 0,21 xn.
Wie Nr. 2, aber vollständiger: der Ring, die Schleife mit
flatternden Enden des Doppelbandes, womit am Ring der
Kranz mit tabula ansata darin aufgehängt ist, unter dem die
Bänder dann auseinandergehen, gewifs um einen querliegenden
Gegenstand zu tragen.
90. Teil eines Hochreliefs (Taf. 99).
H. 0,66 m.y das Relief flach auf 0,11 m. dicker, hinten horizontal flach ein-
gerundeter Platte. Marmor griechisch.
Links und rechts grade Brüche (?).
Männliche Figur, deren Oberkörper (ganze Höhe einst
etwa 0,90 m.), r. Arm, Teil der Füfse fehlt, in Chiton (r),
Himation und Schnürstiefeln. Die L. hielt vor dem Schofs
einen undeutlichen Gegenstand. Zwischen und neben den
Unterbeinen unverständliche Querfurchungen. Arbeit derb.
91. Rest eines Grabreliefs (Taf. 99).
Lebensgrofs. Travertin.
Fehlen Kopf, Hals, Füfse, vorn abgebrochen mit der Fuüplatte.
Männliche Figur, bekleidet mit Tunica und Toga, die
um die Arme geschlungen ist. Die herabhängende Linke
fafst einen Zipfel derselben. Die Rechte liegt vor der Brust
Republikanische Zeit. Arbeit gemein.
846 GIARDINO DELLA PIGNA 92. 93. 94. 95.
92. Grabstein der Iulia Stemma (Taf. 99).
Marmor grobkörnig.
CIL VI 20691.
93. Athena in Relief (Taf. 99).
H. 0,32 m., Br. 0,21 id. Marmor griechisch.
Athena steht fast gradvor, ein wenig nach links sich
wendend, auf dem r. Fufs, den 1. nachziehend, bekleidet mit
hochgegürtetem Chiton und Himation, das, schmal um die
1. Hüfte vorkommend, über den 1. Arm geworfen ist. Die
Aigis (?) deckt eben die Brust. Vom Helm hängt der lange
Busch neben ihrer 1. Seite auf die Schulter herab. Die Linke
legt sich auf den frei zur Seite stehenden Schild und scheint
zugleich die in dem 1. Unterarm lehnende Lanze zu fassen.
Die Rechte trägt ziemlich zur Seite gehalten eine kleine
Figur, die als Nike nicht mehr kenntlich ist. Trotz der Ab-
weichungen namentlich in der Tracht gleicht die Statue der
Parthenos in der Gesamtanordnung. Sehr verwittert, so dafs
die Arbeit nicht zu beurteilen ist.
94. Sarkophagdeckel-Ende (Taf. IOO, nur zum Teil sichtbar.)
H. 0,32 m., L. 0,76 m. Marmor griechisch.
Rechts grofser Attiskopf; daneben zwei gelagerte Flügel-
knaben (Jahreszeiten) in Exomis mit Hirtenstab; jeder hält
mit einer vorgestreckten Hand einen Korb, der linke mit
Ähren, der rechte mit Früchten. Zwischen den Körben ein
Baum.
95. Linkes rundes Ende eines Kindersarkophags
(Taf. 100).
H. 0,41 m., L. noch 0,45 m.y Br. 0,43 m. Marmor grobkörnig.
Bruch durch ein Loch zur Verklammerung des Deckels verursacht.
Oben ein roher Eierstab, unten Blattkyma. Am 1. Ende
vor der rauh gelassenen Rückseite zwei unbärtige Jäger in
Laschenstiefeln, Gamaschen und Exomis; sie tragen auf den
Schultern ein schweres Jagdnetz nach rechts. Der hintere
stützt sich mit der Linken auf einen Stock, die Rechte, vor
GIARD1K0 DELLA PIGNA 96. 97. 98. 847
der Brust, mufs, was nicht zu sehen, das Netz halten; zwischen
seinen Beinen ein fressender Hase. Der vordere dreht sich
um und hebt erstaunt die Rechte, wobei das Netz in un-
möglicher Weise vor dem Arm liegt, als hätte er, das Gesicht
dem Gefährten zugewandt, rückwärts getragen. Seine Linke
hält eine Dogge an der Leine. Ein Laubbaum trennt dies
Neben- vom Hauptbild, von dem nur ein Jäger übrig ist,
der ähnlich wie jene gekleidet die Rechte mit einem grofsen
Stein zum Wurf hebt. Vom Arm hängt ein Gewandzipfel
herab. Arbeit spät.
Gerhard-Platner S. 108 Nr. 33.
(Rechts und links neben 94 und 95 zwei Ergänzungsstücke zu Nr. 223.)
96. Grofser Sarkophag (Taf. ioo).
L. 2,07 m., Br. und H. 0,80 m. Marmor sehr grobkrystallinisch, bläulich.
Links und rechts S-förmige Canelluren; in der Mitte oben
ein leeres Rund.
97. Sarkophagstück (Taf. ioo).
H. und Br. c. 0,38 m. Marmor grobkörnig, etwas bläulich.
Oben Rand, unten unvollständig.
Ein Elephant läuft nach links, von wo ein Löwe gegen
ihn anspringt, desses gehobenes r. Vorderbein der Elephant
mit dem Rüssel packt, während er mit dem 1. Zahn des Löwen
Hals bedroht. Über dem Elephanten ist ein aufspringendes
Wisent am zottigen Hals und gehobenen Bein kenntlich. An
dessen Mähne Reste von Violett. Rechts ungewöhnliches
Ornament.
98. R. Ende eines Sarkophagdeckels (Taf. ioo).
H. 0,31 m.r L. 0,56 m. Marmor griechisch.
Am r. Ende ein bärtiger Herakleskopf im Löwenkopfe.
Daneben mit Rahmen rechts, oben und unten bestofsen, links
gebrochen, das Hcsperidenathlon. Neben dem vom Drachen
umwundenen Baum stand rechts Herakles, jetzt fast ganz
weggebrochen. Da links ein vom Löwenfell umwickelter
Arm, gegen den Drachen halb gehoben, rechts eine seitlich
gesenkte Hand, wie auf die Keule gestützt, erscheint, die
848 GIARDINO DKLLA PIGNA 99. IOO.
Füfse gegen den Grund stehn, mufs der Held vom Rücken
gesehen gewesen sein. Links vom Baum ein Mädchen, leb-
haft nach 1. bewegt, wobei ihr r. Bein aus dem Gewände
heraustritt.
Also wesentlich so wie auf dem Londoner Sarkophag
(Robert Nr. 120; vgl. auch den von dal Pozzo gezeichneten
Sarkophag, Robert Nr. 113 c), und fast möchte man auf unserm
vaticanischen Sarkophag rechts von dem Kopfe der Hesperide
einen zweiten Kopf erkennen, dürfte dann auch den dritten
links voraussetzen. Vgl. Nr. 38.
Gerhard-Platner S. 108 Nr. 32.
(Auf dem Dach des Braccio nuovo (Südseite) ist die vierte Figur von
1. nach Amelung (Basis d. Praxiteles S. 422) antike Copie der vatikanischen
Polymnia, nach Petersen modern, wie die übrigen dort aufgestellten.)
Westseite.
99. Kleiner Torso eines Satyrs? (Ta£ 101).
H. 0,55 m. Marmor grobkörnig.
Fehlen Kopf, Hals, Arme, r. Bein, Glied, 1. Unterschenkel.
Stand auf 1. Bein, hatte den r. Arm grad emporgehoben,
den 1. minder stark; Nebris (?) vor dem Hals geknotet Im-
pubes. Im r. Oberschenkel zwei Eisen; an der Mitte des L
Oberschenkels Stützenbruch. Arbeit gewöhnlich.
100. Schlafend liegende Nymphe (Taf. 101).
L. 0,92 m. Marmor italisch, brüchig.
Fehlen Füfse; von moderner Ergänzung Eisennagel im Abschnitt,
auch vorn an der Plinthe und oben auf dem Schädel; ein Teil des Unter-
lagers unter dem Oberkörper ist noch ergänzt.
Mit nacktem Oberkörper liegt das Mädchen, den Ober-
körper etwas erhöht, die Linke auf eine liegende Urne ge-
legt, aus der Wasser fliefst; der r. Arm liegt auf der Brust,
die Hand auf der 1. Schulter unter dem Kopf. Im Haar
Binde. Hinten rechts abgerundet, als ob für Aufstellung in
einer Nische gearbeitet.
Gerhard-Platner S. 109 Nr. 56a.
(Neben 100 zwei moderne Ergänzungsstücke zu Nr. 223 wie bei 941.)
GIARDINO DELLA PIGNA IOI. 102. 849
101. Sarkophagstück (links neben 102).
H. 0,35 m., Br. 0,20m; Marmor verwittert, unkenntlich.
Ein Jüngling in kurzer Tunica schreitet nach rechts, in-
dem er nach links den Kopf zurückwendet. Auf der 1.
Schulter hält er mit der Linken das bogenförmige Ende eines
Tragholzes, in der vorgestreckten Rechten eine Hundeleine.
Arbeit roh.
(Entsprechend rechts eingemauert moderne barocke Maske).
102. Sarkophag mit Thaten des Herakles
(Taf. 101).
H. 0,82 m., L. noch 1,65 m. Marmor grobkörnig.
Teile von vier (a—d) Arkaden, nur die dritte (von links)
noch mit beiden Säulen mit gewundener Canellierung. Unten
spätes Herzblatt, oben Falz (?).
In a von dem nach links gewendet, mit über dem Kopf
geschwungener Keule angreifenden Herakles nur das untere.
Ende der Keule und die vier um die 1. Schulter flatternden
Tatzen und Schweif des Löwenfells. Unten rechts, etwa
unter der Linken eine formlose Stütze. (Hydra.)
In b nur der Torso des von vorn gesehenen, nach rechts
auf eine r. ansteigende Basis (darauf 1. Fufs erhalten) tretenden
Herakles, von dessen 1. Schulter das Löwenfell herabhängt.
Darauf grad in Vorderansicht der Eber. Neben Herakles* r.
Flanke eine Stütze für den Arm, oben für den nach seiner
R. geneigten Kopf.
In c Herakles das 1. Knie auf den Rücken des Hirsches
setzend, der zusammenknickt. Herakles' Rechte war gesenkt,
drückte auf das Geweih. Abraspelung vor dem Unterleib
des Helden, ähnlich wie an der Statue Rom. Mitt. IX Taf. X
S. 345, der 1. Arm wagerecht.
In d Herakles steht nach r. nackt mit Köcherband vor
der Brust; über der 1. Schulter Köcher und Bogen, weiter
rechts Teile des Fells. Kopf, Arme, Beine, Gegner fehlen.
Unten links auf einem toten Vogel die Zehen von Herakles1 1.
Fufse. In den Zwickeln zwischen a und b wie zwischen b
und c vor grofsen Blättern je eine kleine Herme des in ein
Vatican. Katalog L 54
85O GIARDINO PELLA PIGNA 103« 104. 105. 106.
Fell gehüllten Herakles (ithyphallisch). Zwischen c d ein in
zwei Fischleiber ausgehender Triton, der nach links die
Muschel bläst, in der Linken ein Ruder hält Arbeit fleifstg.
Gerhard-Platner II 2 S. 108 Nr. 38; Robert Die antiken Sarko-
phagreliefs III 130 S. 150, wo weitere Literatur.
103. 104. Zwei zusammengehörige Teile eines
Reliefpilasters (Taf. 101).
H. bei beiden 0,38 m., Br. 0,12 m. Marmor italisch.
103: der untere Teil enthält eine schlanke Amphore mit
geschwungenen Henkeln (Fufs fehlt mit unterem Rahmen), über
der ein phantastisches Rankengewächs aufsteigt, zu oberst in
einem dicken Blüten(?)körper abbrechend; 104: setzt sich der
feine Stengel fort, aus dem seitlich zwei Ähren und, mit
Blättern, aus einer Knospe, zwei Eichenranken symmetrisch
abgehen; zu oberst auf einer kleinen Blüte steht eine Lampe,
Griff links, Flamme rechts. Arbeit zierlich.
105. Sarkophagstück (Taf. 101).
H. 0,27 m., Br. 0,16 m. Marmor unkenntlich.
Ein Flügelknabe, Eros, nach rechts schreitend, nach links
umblickend, hält mit beiden Händen eine brennende Fackel.
106. Sarkophagdeckel-Ende (Taf. 101).
H. 0,27 m. (mit dem unteren Rand), Br. 0,54 m. Marmor italisch.
Zwei Knaben (Jahreszeiten), nicht geflügelt, sondern der
linke mit kurzärmeliger geschürzter Tunica, der rechte mit lang-
ärmeliger und darüber einem Sagum, beschuht, lagern gegen-
einander, ein Bein untergeschlagen, das andere aufgestellt und
mit dem erhobenen Knie je einen Korb stützend, den die
eine Hand fafst. Im linken Korb Äpfel, im rechten Ähren,
würde man sagen, zumal der Knabe in der 1. Hand eine
Sichel hält, wenn Tracht und Platz nicht dem Winter ge-
hörten. Auch steht zwischen beiden ein Bäumchen, dessen
gegenständige Zweiglein wieder jenen ,Ähren' gleichen.
Spät.
Gerhard-Platner S. 108 Nr. 38 (a).
.fc
GIABDINO DBLLA PI6NA 107. X08. 109« HO. III. 85I
107. Reliefpfeilerstück (Taf. 101).
Br. 0,15 m.| H. 0,45 m. Marmor italisch.
Ähnelt 103 f., doch die Seitenzweige nicht rankend; zu
oberst ein Mohnkopf zwischen zwei Ähren, tiefer Blätter,
unten noch Deckel eines Gefafses und je Blumenranke.
108. Kindersarkophagstück (Taf. 101).
H. 0,34 m., Br. 0,23 m. Marmor italisch.
Vor einer Quadermauer, über welcher, durch Abbruch
undeutlich, oben Zuschauer (?) erscheinen, und davor zwei
Spitzsäulen, die mit kleinen Coni bekrönt sind, also einen
Circus darstellen, läuft ein bekleideter Flügelknabe nach
rechts, die Linke vorstreckend, den Kopf zurückwendend, wo
ihm einer oder mehrere andere folgten. Denn wie er seinen
Reifen oder Rad mit einem Stabe laufen läfst, so ist hinter
ihm ein zweites Rad z. T. erhalten.
Gerhard-Platner S. 108 Nr. 38.
109. Reliefpfeilerstück (Taf. 101).
Br. 0,15 m., H. 0,45 m. Marmor verwittert, unkenntlich.
Starker Mittelstcngel mit Blüten und kleinen Ranken.
110. Tisch- oder Thronbein (Taf. 101).
H. noch 0,37 ro. Marmor italisch.
Löwen- oder Pantherkopf mit mähnenlosem Hals, unter
dem die Brust in ein Bein übergeht, und Ansatz von Flügeln.
Arbeit gering.
in. Torso eines Jünglings (Taf. 101).
H. noch 0,70 m. Marmor grobkörnig.
Fehlen Kopf, Hals, r. Arm, 1. Arm grösstenteils, r. Bein mit Hüfte,
1. bis auf Teil des Oberschenkels.
Stand auf dem r. Bein. Die auf der r. Schulter ge-
knüpfte Chlamys ist über die 1. Schulter zurückgeworfen;
der 1. Unterarm war wohl wagerecht gehoben, die Chlamys
hat auf dem Rücken einen Zug nach diesem Unterarm; der
r. Arm war gesenkt. Arbeit nicht mehr zu beurteilen.
54*
8$2 OIABDINO DELLA PIGNA 112. 113. 114. II 5. Il6.
112. Relief-Pilasterstück (Taf. 102).
H. 0,42 m., Br. 0,2 1 m. Marmor italisch.
Ein schwach gewundener Lorbeerstamm mit Zweigen,
Blättern und Beeren links und rechts. Auf dem linken sitzt oben
eine Amsel (?), die mit niedergebogenem Kopf und Schnabel
das Schwanzende einer Eidechse fafst, die auf der rechten
Seite hinauflief, jetzt sich gegen den Vogel wendet. Arbeit
fein. Vgl. Nr. 130.
113. Statuette der Fortuna (Taf. 102).
Lebensgrofs. Marmor griechisch (?).
Fehlen Kopf, Hals, r. Unterarm, 1. Hand mit Gelenk, r. Fufs.
Steht auf 1. Fufs, bekleidet mit feinfaltigem Chiton mit
Knopfarmeln; darüber grober ärmelloser Chiton hochgegürtet
und Mantel, normal getragen. Im 1. Arm noch das mittlere
Stück des verzierten Füllhorns. Vom Ruder, das oben die
hängende Rechte fafste, an der r. Wade aufsen zwei Stützen-
reste. Arbeit des 2. — 3. Jahrh.
Gerhard-Platner S. 108 Nr. 44.
114. Grabstein des C. Clodius Charitho (Taf. 102).
CIL VI 15 714.
115. Männlicher nackter Torso (Taf. 102).
Lebensgrofs. Marmor italisch.
Erhalten vorn nur Schultern und Brustmuskeln, 1. Oberarm, hinten
etwas mehr.
R. Oberarm war gehoben, 1. Oberarm gesenkt; um den
Unterarm legte sich das Gewand, von dem eben noch ein
Teil erhalten ist. Der Kopf wandte sich nach seiner linken
Seite. Arbeit gut.
116. Mittelstück einer Jünglingsstatue (Taf. 102).
Nur vom Brustknorpel bis zur Pubes. Lebensgrofs« Marmor italisch.
Hatte r. Standbein. An der linken Flanke ein Loch mit
Bronzestift; in der rechten Leistengegend eine längliche Ein-
arbeitung, mit Zapfenloch darin. Im Gliedabschnitt ein
GIABDINO DELLA PIGNA 117. Il8. II9. 120. 121. 853
•
doppeltes Loch, eines alt (?), eines von moderner Ergänzung.
Eine Abarbeitung auch neben dem 1. Darmbeinkamm.
Schräger Stückungsschnitt durch den 1. Oberschenkel. Arbeit
mittelgut.
117. Pilaster mit Ornament (Taf. 102).
H. 0,54 m., Br. 0,19 m. Marmor italisch.
An feinem Stengel wechseln Knospen vierfaltig, in Kreuz-
form, und nur zweifaltig, horizontal, durch kleine Rosetten
auf der Mitte markiert. Aus den kreuzförmigen spriefsen
oben wie unten je zwei feine Ranken. Arbeit sehr fein.
Vgl. Mus. Chiaramonti Nr. 679.
118. Weiblicher Torso (Taf. 103).
H. 0,72 m. (Scheitel bis fast Scham). Marmor griechisch.
Fehlen Arme, Beine mit Haften. Gesicht and Brüste abgestofsen,
wie auch der Unterleib vorn verwittert.
Die Arme gingen beide abwärts nach vorn (Eisen oder
Loch in den Brüchen). Wie der Kopf, mit reichem Locken-
haar und Binde und etwas trübem, nicht reizlosem Ausdruck
ein wenig vor und nach seiner r. Seite geneigt ist, so krümmt
sich auch der Körper ein wenig vor, lauter Umstände, die
ftir eine Nymphe mit Muschel, ähnlich Reinach Rupert. II
S. 405 Nr. 3, sprechen und, des Ausdrucks wegen, könnte
an eine Danaide gedacht werden. Vgl. auch eine Aphrodite-
statue in Berlin (Beschreibung d. ant. Skulpt. Nr. 21).
119. Mittelstück eines korinthischen Capitäls
(Taf. 103).
Ganze H. 0,4a m.
Mittelgute römische Arbeit.
120. Grabplatte der Tullia Demetria (Taf. 103).
H. 0,48 m., Br. 0,3a m. Marmor italisoh.
CIL X 6668.
121. Urnendeckel mit liegender Figur (Taf. 103).
L. 1,30 m. (ohne das fehlende 1. Ende), Br. 0,32 m. Marmor grobkörnig.
854 OIABDIKO DELLA PI6NA 122. 123. 124. 125. 126.
Auf einem Ruhebett, dessen großenteils ergänzte Lehne
vorn wie ein Delphin geformt ist, liegt ein Jüngling mit kurz-
geschnittenem Haar, in Tunica und Pallium, auf den 1. Ell-
bogen gestützt. Während die Linke eine teilweis aufgerollte
Schrift auf dem Bette liegend hält mit zwischen die beiden
Rollen gestecktem Mittelfinger, richtet sich der Kopf sinnend
nach oben, und legt sich die Rechte um einen kleinen Amor
(Kopf fehlt), der die Leier spielend auf seinem Schofse sitzt.
Also wohl ein Liebhaber oder gar Dichter von Liebesliedern.
Form der Pupillen nicht deutlich. Arbeit des 3. Jahrh.
122. Grabstein des Allius Festus (Taf. 103).
Darauf ein nicht zugehöriger Cinerar-Deckel.
H. 0,26 m., Br. 0,34 m. An beiden Marmor italisch.
CIL VI n 477.
123. (Links hinter 124) Sarkophagdeckelstück
H. 0,27 m., Br. 0,32 m. Marmor griechisch.
Nur angelegtes weibliches Brustbild; Haartracht wie
Etruscilla; vor der Brust eine Rolle, welche die Linke hält,
während zwei Finger der Rechten sich darauf legen. Rechts
noch Amor (fehlt 1. Kopfseite, Füfse), der ein Velum hinter
dem Kopf hält.
124. Sarkophagdeckelstück (Taf. 103).
H. 0,21 m., Br. 0,14 m. Marmor grobkörnig.
Amor wie ausschreitend nach links, dahin mit der Rechten
hoch, mit der Linken tief einst einen Clipeus fassend, den
Kopf umgewandt.
125. Sarkophag mit S-Canelluren (Taf. 103).
L. 1,43 m- Marmor grobkörnig.
Oberer Teil links fehlt.
In der Mitte eine inschriftlose Tafel.
126. Sarkophagdeckelstück (Taf. 103).
H. 0,23 m. (oben Kante), Br. 0,19 m. Marmor griechisch.
Amor sitzt nach links auf einem Delphin, den Kopf,
GIARDINO DELLA. PJGNA 127. 128, 129. 130.
855
nach rechts gewandt, in die Linke stützend. Arbeit spät
Augensterne, Nasenlöcher, Mundwinkel eingebohrt.
Gerhard-Platner S. 108 Nr. 44.
127. Composites Pilastercapitäl (Taf. 103).
Halbe Br. (die r. Volute fehlt) 0,32 m. Marmor.
Oben flach abgerundet, unten glatt. Links neben dem
Akanthos ein Stück Wandquader: die Blätter steif aufge-
richtet; neben dem mittleren, welcher höher, gleich den Eck-
blättern zwei grad aufsteigende Blüten, oben einwärts ein-
gerollt. Arbeit spät.
128. Composites Pilasterkapitäl (Taf. 103).
Halbe Br. (das 1. Drittel fehlt) 0,40 ro. Marmor.
In der Mitte des Abakus eine unten abgeschnittene Rose.
Rechts neben dem Akanthos Wandstück. Akanthosblätter
sehr breit.
(Zwischen 127 und 128 sind fünf unbedeutende Fragmente eingemauert,
zwei kleine Stücke von verzierten Pfeilern, zwei von Sarkophagdeckelköpfen,
ein Greif von Sarkophagnebenseite.)
129. Bacchus(?)-Statuette (Taf. 103).
H. von Halsgrube bis Glied (soweit alt) 0,31 m. Marmor italisch.
Modern Kopf, Hals, r. Arm (wieder abgebrochen), 1. Arm (Hand fehlt
wieder), r. Bein (Fufs fehlt), r. Unterbein, Scham.
Stand auf dem 1. Fufs, hatte den r. Arm gehoben, den
linken gesenkt. Auf den Schultern je eine lange Locke; an
der 1. Hüfte und Glutaeus Ausschnitt (modern?) für Stamm?
Rote Farbe auch auf ergänzten Teilen. Arbeit gewöhnlich.
Gerhard-Platner S. 109 Nr. 45.
130. Relief-Pilasterstück (Taf. 103).
H. 0,37 m., Br. 0,20 m. Marmor italisch, weifs mit dunklen Flecken.
Flaches Relief; gewundener Stamm von Lorbeer, links
pickender Vogel. Gehört zu Nr. 112.
856 GIABDINO DELLA PIGNA 131. 132. 133. 134. 135.
131. Statuette der Artemis (Taf. 104).
H. noch 0,77 m. Marmor italisch.
Fehlen Kopf, 1. und r. Unterbein, r. Fufs mit einem Stück von Plinthe,
r. Arm, halber 1. Unterarm. ,
Alt der 1. Fufs mit einem Stück der Plinthe, Stamm und
Hund (fehlt Schnauze, 1. Vorderbein mit Eisen von abge-
fallener Ergänzung) mit Halsband; blickt hinauf zur Göttin.
Diese steht auf dem 1. Fufs, hielt in der Linken wohl den
Bogen, die Rechte, hoch, griff nach dem Köcher oder stützte
sich auf eine Lanze, des bewegten Gewandes wegen vielleicht
eher jenes. Über ionischem Chiton mit Knopfarmeln trägt
sie geschürzten dorischen Chiton, dessen Apoptygma hoch
übergürtet ist. Am Gürtel ist das Köcherband befestigt.
Das Mäntelchen liegt auf der 1. Schulter und ist von da
hinten herabhängend, von innen über den 1. Arm geschlagen.
Arbeit gering. Vgl. besonders eine Statue der Artemis in
Stockholm (Photographie Lagrelius Nr. 15).
132. Stück eines korinthischen Capitäls (Taf. 104).
Das Ganze H. 0,40 m., das untere Akanthosblatt 0,20 m.
Marmor unkenntlich.
133. Unterteil einer weiblichen bekleideten
Statue (Taf. 104).
H. (kaum bis zu den Knien) 0,60 m. Marmor pentelisch (?).
Steht auf 1. Bein. Vorn, zwischen den Knieen hängt
ein Zipfel vom Himation herab. Arbeit mittelmäfsig.
134. Sarkophagstück (Taf. 104).
H. 0,91 m. ohne Rand. Marmor griechisch.
Amor als Somnus, steht im gewöhnlichen Schema nach
rechts, wo ein kleines Stück von einem Pilaster erhalten ist.
Rote Farbe an Haar und Augen. Arbeit des 3. Jahrhunderts.
135. Torso eines jugendlichen Bacchus (Taf. 104).
H. (von Halsgrube bis Glied) 0,265 m. Marmor italisch.
Fehlt Kopf (ergänzt satyresk, jetzt fehlend), Hals, r. Arm, 1. Ann
(schlecht ergänzt) vom Biceps an, r. Bein von Mitte des Oberschenkels,
GIARDINO DELLA PIGNA 136. 137. 138. 139. 857
linkes vom Knie (beide schlecht ergänzt). Plinthe, Stamm. An r. Hüfte
hinten und seitlich Rest von Stütze.
Stand auf r. Bein mit stark ausgebogener Hüfte, 1. Fufs
vor, etwas mehr zur Seite gesetzt als der Neapler ,Narcifs\
mit dem sonst Ähnlichkeit vorhanden ist, namentlich in
Beugung des Oberkörpers nach seiner r. Seite. Ein Panther-
fell lallt mit einer Pranke über die linke, mit dem Kopf über
die r. Schulter vor; zog sich hinten je mit einem Bein zu
einem der Arme hin. Arbeit mittelgut.
136. Stück von korinthischem Capital (Taf. 104).
H. 0,36 m. Marmor italisch.
Arbeit gewöhnlich.
137. Torso eines Silvan (Taf. 105). #
H. von fast Knie bis Schulter (incl.) 0,61 m., bis Scham 0,37 m.
Marmor italisch.
Fehlt Kopf (war eingesetzt), Hals, r. Schulter, r. Bein, 1. Unterbein.
Stand auf 1. Bein, an welchem aufsen oberes Ende eines
Stammes erhalten ist. Vom r. Arm Stützenbruch an r. Flanke.
Das auf der r. Schulter geknüpfte Fell deckt 1. Brust und
fallt über den Arm herab. Eins der Beine hält die L. Im
Bausch über dem 1. Arm liegen Trauben, Feigen, Ähren und
andere Früchte. Arbeit gewöhnlich.
Gerhard-Platner S. 109 Nr. 49.
138. Sarkophagstück (Taf. 105).
H. 0,40 m. mit oberem Rand. Marmor grobkörnig.
Amor steht nach links mit gebogenen Beinen. Mit der
vorgehaltenen L. und der gehobenen R. scheint er ein hinter
einer Porträtbüste ausgespanntes Tuch gefafst zu haben.
Arbeit gewöhnlich.
139. Tisch fufs (Taf. 105).
H. noch 0,52 m. Marmor italisch.
Der glatte lange Hals des Löwen geht unvermittelt in
das Bein über. Arbeit gewöhnlich.
858 GIARDINO DBLLA PIGNA 140. 141. 142. 143.
140. Brunnenfigur (?) (Taf. 105).
L. c. 0,83 m., Br. 0,26 m., H. mit Figur 0,40 m. Marmor griechisch.
Ein lockiger Jüngling liegt nackend ausgestreckt, das r.
Bein über das 1. gelegt, den etwas gehobenen Oberkörper, mit
1. Ellenbogen aufstützend ; den r. Arm über den Kopf zurück-
schlagend, hält er mit der R. ein Pedum oder einen Kranz
(halb erhalten), in die Höhe blickend. Arbeit gewöhnlich.
141. Tischfufs (Taf. 105).
H. noch 0,45 m. (fehlt von oberhalb des Kniees). Marmor griechisch.
Zwischen dem mähnigen Löwenhals und -Kopf mit
zornigem Blick und dem Bein vermittelt Blattwerk. Arbeit
besser als bei 139.
♦ 142. Sarkophag (Taf. 105).
L. 1,71 m., H. 0,45 m.y Br. 0,55 m. Marmor italisch mit dunklen Streifen.
Drei Amoren tragen, der 1. und mittlere nach links auf
der 1. Schulter, der r. nach rechts auf der r. ein Frucht-
gewinde, das je vor der Unterstützung doppelt von einem
Bande umwunden ist, dessen Enden flattern. Der tragende
Arm jedes Amors greift über den Kopf nach hinten.
Über den Gewinden zwei Medusenköpfe rund, nnster-
blickend, aber ohne sichtbare Zunge und Zähne. Das Haar
über der Stirn gesträubt, unter den Flügeln je kleiner Schlangen-
kopf. Die Schwänze unter dem Kinn geknotet.
An der 1. Seite zwischen knorrigem Baum links und
Palme rechts ein stehend schlafender Amor-Somnus, ebenso
an der r. zwischen Laubbaum, unter dem eine Schlange her-
vorschlüpft, links und Weinstock rechts, von dem ein kleinerer
Amor Trauben geflückt hat, die er in einen schon gefüllt
unten stehenden Korb legen will. Handwerksmäfsige Arbeit
des 3. Jahrhunderts.
Klammerloch für Verschlufs nur an r. Seite nach hinten.
Gerhard-Platner S. 109 Nr. 50.
143. Sarkophagseite (linke?) (Taf. 105).
Mit Rand oben H. 0,53 m., Br. 0,37 m. Marmor unkenntlich.
Apollo sitzt auf einem Fels nach rechts, die Kithar auf
GIABD1N0 DELLA PI6NA 144. 145. 146. 859
dem höher gestellten 1. Oberschenkel, die R. mit dem Plektron
von dem Instrument zurückgezogen. Er blickt vor sich etwas
herauf. Da ist an der Kante oben der Ast eines Baumes,
tiefer ein hängendes Fell, vermutlich dem aufgehängten
Marsyas gehörig, sichtbar. Unten 1. sitzt der Greif. Arbeit
des 2. — 3. Jahrhunderts.
Gerhard-Platner S. 109 Nr. 50; Robert DASR III 210.
144. Sarkophagstück mit Knabe-Jahreszeit
(Taf. 105).
H. 0,60 m. Marmor grobkörnig.
Modern 1. Unterarm mit unterem als Füllhorn ergänztem Teile des
Korbes, Unterbeine mit der Platte.
Reichgelockt, mit Nebris, die auf der r. Schulter ge-
knüpft ist, steht der Knabe gradevor, den Kopf nach rechts
gewandt, im gesenkten r. Arm einen Pinienzweig, auf der L.
einen Korb mit Trauben (?) die mit Blättern zugedeckt sind.
Späte Arbeit.
Gerhard-Platner S. 109 Nr. 50.
145. Barbarenstatuette (Taf. 105).
H. (Knie bis Schulter) 0,42 m. Marmor grobkörnig.
Fehlt Kopf (war eingelassen) und Unterteil von Knieen ab. Hinten
ein 8 — 9 cm breiter senkrechter Streif eingemeifselt wie zur Anpassung an
einen Pfeiler, mit Zapfenloch in Ellenbogenhöhe.
Bekleidet mit kurzärmeliger Tunica und einem auf der
r. Schulter geknüpften Sagum, stand der Mann auf dem 1.
Fufs, den r. zur Seite gesetzt, die Hände vor dem Leibe
über einandergelegt, wie Gefangene im Triumphzug zu thun
pflegen. Die Tunica ist mit runder Schnur gegürtet, und tiefer
nochmals, und durch diesen Gurt ist an der r. Seite ein
Zipfel des über den Rücken hängenden Mantels durch-
gezogen. Arbeit plump.
Gerhard-Platner S 100, 2.
146. Sarkophagstück (Taf. 105).
H. 0,43 m.f L. 0,21 m. (links Rahmen). Marmor grobkörnig.
Ein Satyr (Oberteil von r. Schulter und 1. Hüfte fehlt),
tänzelt mit gehobenem 1. Bein nach links. Ein Pantherfell
8ÖO 6IABDIN0 DELLA PIGNA 147. 148. 149. 150.
hängt ihm vorn an der r. Seite, hinten neben der 1. Hüfte
herab. Die R. hält ein oben wie unten abgebrochenes Pedum.
An seiner 1. Seite wird ein 1. Kinderbein sichtbar; das Knäbchen
mufs auf dem 1. Arm des Satyrs gesessen haben. Ein weib-
licher Panther läuft von links zwischen des Satyrs Beinen
durch und blickt zu ihm hinauf. Wie so oft auf bacchischen
Sarkophagen (s. Annali 1865 S. 395) scheint auch hier ein
statuarischer Typus (Reinach Rupert II S. 137) frei benutzt
zu sein. Arbeit des 2. — 3. Jahrhunderts.
147. Weiblicher Torso (Taf. 106).
H. 0,44 m. Marmor italisch.
Fehlen Oberkörper von unterhalb des Gürtels, Füfse.
Stand auf dem r. Fufs, bekleidet mit Chiton, der in
reicher Faltenmasse zwischen den Füfsen vorfällt (hellenistisch);
das Himation war von rechts her über den 1. Arm geworfen.
An der r. Seite etwas unter Kniehöhe und darüber am Mantel
säum eine grofse Stütze (Fortuna?). Arbeit gewöhnlich.
148. Aschenurne desL. Acilius Secundus (Taf. 106).
H. 0,29 m., Br. 0,43 ra. Marmor italisch.
Die Tafel mit der Inschrift (CIL VI 105 10) wird von zwei
nackten knieenden Knaben gehalten. Im Giebel Kranz mit
flatternden Bändern. Arbeit roh.
149. L. Schmalseite eines Sarkophagdeckels;
abgesägt (Taf. 106).
H. 0,34 m., L. 0,73 m. Marmor griechisch.
In dem unsymmetrischen Giebel ein Meerpanther nach
rechts auf Wasser, aus welchem ein kleiner Fisch und rechts
ein Delphin auftaucht; an der Ecke rechts ein Attiskopf gut
erhalten bis auf die bestofsene Nase. Arbeit spät, aber sorg-
fältig. Rote Nr. 15.
150. Grabstein des L. Appas (Taf. 106).
Im umrahmten Viereck oben ein Giebel, unter welchem
die Inschrift (CIL VI 21093) auf eingetiefter (um 0,01 m)
Fläche, also wohl an Stelle einer andern getilgten steht.
GIABDINO DELLA PI6NA 151. 152. 153. 154. 86 1
151. Kleine Gruppe von Aesculap und Hygieia
Fragment (Taf. 106).
H. 0,54 m. (bis zur Halsgrube der Hygieia). Marmor italisch.
Fehlt Aesculap bis auf Schlangenstab und r. Unterarm mit Hand, r.
Fufs und Unterbein; von Hygieia Kopf, r. Unterarm, 1. Arm.
Aesculap stand rechts auf dem 1. Bein im Himation, mit
Sandalen; die gesenkte R. fafst den Stab oben, um den sich
die Schlange ringelt, deren Kopf auf seinem Arm liegt.
Hygieia links, in hochgegürtetem ionischen Chiton und
normal umgeworfenem Himation, legte die L. vielleicht auf
Aesculaps Schultern; die R. hielt die Schale, deren Abbruch
an ihrem Himation kenntlich ist. Eine Haarsträhne liegt auf
jeder Schulter. Arbeit grob.
152. Aschenkiste von halbkreisförmigem
Grundrifs (Taf. 106).
H. 0,19 m., L. 0,35 m., T. 0,26 m. Marmor italisch.
Die Tafel mit dem Namen (die Inschrift CIL XIV 1240)
über einem dicken Kranz, den jederseits ein nackter aus-
schreitender Amor auf einer Schulter trägt, während die
andere Hand das flatternde Band fafst. Arbeit gering.
Stammt aus Ostia, erworben nach eingeritzter Inschrift 1829.
153. Sarkophagstück (Taf. 106).
H. 0,48 m., L. 0,23 m. Marmor griechisch.
Knabe und Mädchen sich umarmend, augenscheinlich
Amor und Psyche, wie namentlich an der Beinstellung deut-
lich; die inneren Beine sind die Spielbeine, das des Amor
vorgesetzt, dafs der unterwärts mit Mantel bekleideten Psyche
über das andere geschlagen. Sie wendet den Kopf ab.
Arbeit spät, roh, stillos.
154. Statuette des Aesculap (?) (Taf. 107).
H. 0,81 m. ohne Kopf und Plinthe. Marmor italisch.
Fehlen Kopf, Hals, r. Arm, 1. Hand gröfster Teil der Plinthe mit dem
r. Fufs, vordere Hälfte des ]. Fufses und des Omphalos, mit Andeutung
von Binden (?)•
862 GIARDINO DELLA PIGNA 155. 156. 157. 158.
Steht auf dem 1. Bein, bekleidet mit Chiton und Himation,
in ungewöhnlichem Umwurf; schmal zusammengenommen
hängt es vorn von der 1. Schulter und, um die r. Flanke
herumgeholt, über den 1. Arm herab bis auf den Omphalos,
nur vor dem Leib als spitzes Dreieck mit Doppelquast unten
sich entfaltend. Sandalen; an der 1. Hüfte Ansatzspuren.
Arbeit plump.
155. Grabstein des Lictors L. Tossius (Taf. 107).
Rankenverziertes Aetom.
Die Inschrift CIL VI 188 1.
156. Sitzende männliche Figur (Taf. 107).
H. 0,50 m. (ohne Kopf) Marmor italisch.
Fehlt vom Brustmuskel aufwärts, Beine fast vom Glied ab; Eisen von
moderner Ergänzung im Hals und Beinen und r. und 1. am Felsen. Eines
unter der r. Achsel sprengte das Obere ab.
Sitzt nackt grad aufrecht auf Fels; der 1. Oberschenkel,
ein wenig höher, war wohl angezogen, der r. vorgesetzt.
Arbeit gemein.
157. Schlafende Nymphe (Taf. 107),
L. 1,55 m- O1"* Ergänzungen) Marmor italisch.
Modern Kopf, 1. Schulter mit r. Hand darauf, Finger der L. aufser
dem Daumen. Füfse und kleiner Teil der Unterschenkel, des Felsunterlagers
und etwas vom Gewand, das darauf liegt, von ungefähr der Mitte bis zum
1. Ende.
Liegt auf dem Rücken; die Beine nebeneinander, vom
Gewand bedeckt, das, den Schofs fast unbedeckt lassend,
unter ihr sich hinaufzieht, um den 1. Arm geschlungen, dessen
Hand sich auf eine kleine liegende Urne stützt. Arbeit
gewöhnlich.
Gerhard-Platner S. 109 unter 56.
158. Statuette des Mars (Taf. 107).
H. bis zum Hals 0,6 1 m. Marmor italisch.
Fehlen Kopf, Hals, Arme (waren ergänzt), r. Fufs, 1. Bein von Mitte
des Oberschenkels (rostige Dübellöcher in den Stückungsflächen). Die
.GIARDINO DELLA PIGNA 159. 160. l6l. 863
Plinthe mit dem r. Fufs ist vorn angestückt, auch das Bein zwischen Fufs
und Sitz, aber vom 1. angezogenen Bein sieht man den Abbruch am Felsen.
Sitzt auf einem Fels, nackt bis auf die Chlamys, die
auf der r. Schulter geknüpft, über Rücken und Sitz fallt.
Das Schwert hängt dem Gott an der 1. Seite. Die R. hielt
wohl mit wagrechtem Unterarm die Lanze, die L. ruhte auf
dem Rundschild, der, mit Gorgoneion geschmückt, zur Seite
auf dem Felsen steht, gegen welchen links ein Harnisch,
rechts mehrere sechseckige Babarenschilde und Beinschiene (?)
lehnt. Im Rundschild ist undeutlich VALER1A zu lesen.
Arbeit nicht fein.
159. Sarkophag (Taf. 107).
L. 2,10 m., H. 0,64 m., Br. 0,60 m. mit Relief. Marmor grobkörnig.
Zwei nackte Amoren mit über der Stirn zusammen-
gebundenem Haarschopf tragen fliegend mit weit gespreizten
Beinen und nach aufsen blickend die Muschel mit dem Brust-
bild eines bärtigen Mannes mit Tunica und Pallium über der
1. Schulter. Unter jedem Amor liegen zusammengebunden
Bogen und Köcher (die umgebogenen Bogenenden als Greifen-
köpfe gestaltet); unter der Muschel steht eine Vase mit
Früchten, von wo je ein kleiner Amor eine Traube genommen
zu haben scheint, die er mit weitgespreizten Beinen auf dem
Boden sitzend, vor einem von der Vase her angreifenden
Hahn zu retten sucht. Vielfach bestofsen.
An jedem Ende der Vorderseite das Bild des Amor-
Somnus auch mit Stirnschopf und je mit zwei Mohnköpfen
in der hängenden Hand (die Fackel bis auf das brennende
Ende gröfstenteils weggebrochen).
An jeder Nebenseite ein gegen die Vorderseite gekehrt
sitzender Greif. Arbeit nach Mafsgabe des Medaillonporträts
aus der Zeit des Antoninus Pius, sorgfaltig, aber handwerks-
mäfsig. Je zwei Löcher für Deckelverklammerung, die rechts
mit Eisen.
Gerhard-Platner S. 109, 56.
160. 161. Zwei korinthische Capitäle (Taf. 107).
Ersteres H. 0,49 m., letzteres unten weniger gut erhalten, 0,48 m.
864 G1ARDIN0 DELLA PIGNA 162. 163. 164.
Gehören wohl zusammen, trotz einiger Verschiedenheit
in der Zeichnung und Ausfuhrung z. B. der vorn unter dem
Abakus befindlichen Blume.
162. Mittelstück eines Sarkophags mit
S-Canelluren (Taf. 107).
H. 0,45 m.y Br. 0,45 m. Marmor italisch.
Medaillon mit männlicher Büste mit kurzem Bart- und
Kopfhaar nach der Weise des 3. Jhdts., auch die tief ein-
gebohrten Pupillen (wie oft bei kleinen Köpfen, ein rundes
Loch). Daneben oben jederseits eine Blumenknospe. Unter
dem Porträt die Tischler -Werkstatt. Links steht ein Bursch,
welcher mit Hobeln beschäftigt ist. Rechts sitzt ein Mann
unbärtig in Exomis, und bearbeitet mit einer Hacke den
Tischfufs, der oben löwenköpfig, unten löwenfüfsig ist. Unter
dem Tisch Haublock. Arbeit nicht fein.
Gerhard-Platner S. 109 unter 56. O. Jahn, Sachs. Berichte 1861
Taf. X6; Blümner, Technologie II 343; Schreiber, Bilderatlas LXXIV 109.
163. Weibliche (?) bekleidete Statue (Taf. 107).
Reichlich halbe Lebensgröfse. FL ohne Kopf 0,8 1 m. Marmor italisch.
Fehlen Kopf, Hals (war eingelassen), r. Arm (in der rohen Stückungs-
höhlung ein Eisennagel), 1. Unterarm und Brust (auch im Arm Eisennagel
von ehemaliger Restauration. Die Plinthe ist hinten 0,14 m. hoch ab-
gearbeitet, vorn Vorderteil des 1. Fufses (Eisen im Bruch) abgebrochen.
Steht auf dem r. Bein, über dem Chiton ein Himation
mit ungewöhnlicher Anabole, die, mehr noch als die Stoff-
fülle unten am Chiton, durch ihre Künstlichkeit auf helle-
nistische Zeit weist. Auf der 1. Schulter liegt eine Locke,
vor der 1. Brust ein seltsam geformter Zipfel (nicht Nebris).
Arbeit mittelmäfsig. Die Muse Gail. Lap. 76 a hat das Gewand
sehr viel einfacher angeordnet.
164. Basis einer Weihung für Juppiter
Heliopolitanus (Taf. 107).
L. Krug, r. Schale.
CIL VI 422.
GIABDINO DELLA PIGNA 165. 166. 167. 865
165. Torso einer Artemis (Taf. 108).
Etwa halber Lebengröfise, H. 0,46 id. von unter der Halsgrube bis oberhalb
der Kniee. Marmor italisch.
Fehlt Kopf (war eingelassen), 1. Schulter, Arme, Beine unterhalb des
Gewandes. Denn, obgleich die jetzige Aufstellung nicht gestattet die Unter-
seite zu sehen, und die Falten nicht bestimmt als unten geendigt erscheinen,
werden wohl nur die Beine gebrochen sein.
Der feinfaltige Chiton ist unter den Brüsten über dem
bis eben über die Hüften hinabreichenden Schurz übergürtet,
am Gürtel ein Köcherband befestigt. Der Mantel ist zu
schmalem Streifen zusammengelegt oben über die 1. Schulter,
unten um die r. Hüfte herumgenommen, an der 1. Flanke
geknotet, so dafs beide Enden herabhängen. Arbeit mittelgut.
Ebenso Reinach Rupert. II 324,3.
166. Sarkophagstück (Taf. 108).
H. 0,34 m., Br. 0,35 m. Marmor griechisch.
Vor einem ausgespannten Teppich drei Figuren, links
eine stehende, rechts eine liegende. Die mittlere, ein bärtiger
Mann, dessen Gesicht abgespalten ist, sitzt auf einem Klapp-
stuhl in Tunica und Pallium, den 1. Fufs angezogen, den r.
stark vorgestreckt. Er hält mit der L., den Ellbogen auf
den Liegenden oder das Bett stützend, eine Rolle, aufweiche
er schreibt mit einem Stilus, den er mit drei Fingern hält
(vierter und fünfter eingebogen). Rechts von ihm liegt auf
einem Bett ein anderer Bärtiger (?), gleichfalls in Chiton und
Himation gekleidet. Auf den 1. Ellbogen gestützt, hielt er
mit der hängenden Linken und einst auch der R. vielleicht
eine Rolle (Stützen am Bettstuhl). Links von dem Mittleren
steht eine Frau, an das Bett sich lehnend, auch sie mit
Chiton und Himation bekleidet. [R. Unterarm.] Ein Lehrender,
ein Schreibender, eine Hörerin (?). Arbeit des 3. Jahrh.
167. Statuette eines liegenden Flufsgottes
(Taf. 108).
L. 0,37 m. ohne Füfse. Marmor griechisch.
Fehlen Kopf, L Schalter und Oberarm, Filfse.
Liegt auf der 1. Seite, den Oberkörper auf den 1. Ell-
Vatican. Katalog I. 55
866 GIABDINO DELIA PIGNA 168. 169.
bogen stützend, der auf grad und wagerecht gestreiften un-
deutlichen Gegenstand lehnt. Das 1. Bein ist untergeschlagen,
das r., im Knie gehoben, dient dem r. Arm als Unterlager.
Himation um 1. Arm, Rücken und Beine. Unbedeutend.
168. Korinthisierendes Capital (Taf. 108).
H. 0,72 m. Marmor italisch.
Vier Blattreihen zählt man übereinander von unten her,
aufser dem oben zum Vorschein kommenden eigentlichen
Kalathos, alle vier schmale aufrecht stehende Blätter, 1. ein-
fach hohl mit aufgebogenem Rand wie die oberen Enden
von Canelluren; 2. gleichfalls kurz, aber oben spitzer und der
Länge nach durch tiefe Furchen geteilt, jede Hälfte wieder
mit flacher Rinne, wenig gekräuselt; 3. länger mit stark ge-
kräuselten Rändern und in der Mitte entlang nicht eine Rille,
sondern eine Blattrippe. Auf derselben Basis wie 2. stehen an
den vier Diagonalpunkten Akanthusblätter, so hoch wie 2. und
3. zusammen. 4. wie 2., nur von geringerem Durchmesser,
und nicht einen nur unterbrochenen Ring, sondern Teile
von vier verschiedenen bildend und mit ihnen auf gleicher
Basis, alle mehr als doppelt so hoch; über den vier unteren
wieder vier Akanthusblätter, jedes gedoppelt, ein unteres und
ein darauf liegendes, zusammen je zur Volute gerollt (die
rechte vorn abgebrochen). Auf den äufseren Rändern jeder
Volute liegen zwei Delphine, deren schlanke Bildung, schnabel-
artiges, zahnreiches Maul, sternumgebenes Auge stark an die
Delphine im Thermenbau hinter dem Pantheon erinnern.
Ihre nach oben eingerollten Schwänze bilden kleinere obere
Eckvoluten über den gröfseren der Akanthusblätter, die unter
ihnen liegen. Zwischen den Schnauzen der Delphine je eine
Blüte, aus der Ranken aufsteigen, je in eine Rose endend, da-
zwischen eine kleine Vase (?) und darüber, schon am Abakus,
ein Pinienzapfen in einem Kelch. Arbeit sorgfaltig.
Gerhard-Platner S. 110 erwähnt drei solche. Nr. 14, 53, 59, von
denen das zweite hier Nr. 231, das dritte fehlt.
169. Grabstein der Iulia Auge (Taf. 108).
H. i,i 1 m., Br. am Fufs 0,66 m., T. 0,38 m. Marmor italisch.
GIABDINO DELLA PIGNA 170. 171. 172. 867
Im gerundeten Aetom zwei Greifen gegeneinander jeder
eine Vorderpfote auf eine zwischen ihnen stehende Vase
legend, darunter an den Ecken oben Widderköpfe, an deren
Hörnern an den Seiten Lorbeer-, vorn Fruchtgewinde hängen,
unten hinten Schwäne stehend, vorn zweiseitige Sphinxe
aufrecht sitzend. Über dem Gewinde links Krug, rechts
Schale, vorn sehr verwittert ein abgekürzter bacchischer Zug.
Einem zurückblickend Tympanon schlagenden Pan folgt ein
nackter Eselreiter (Herakles, Silen?), gehalten von zwei Be-
gleitern (Satyrn?) jenseits und hinter dem Esel. Unter dem
Gewinde vorn zwei pickende Vögel.
Gerhard-Platner S. 109 Nr. 59; die Inschrift CIL XIV 3351.
170. Torso eines Silvan (Taf. 108).
H. noch 0,45 xn. (Halsgrube bis Glied 0,32 m.). Marmor italisch.
Fehlen Kopf, Hals, r. Ann, Beine größtenteils.
Stand auf dem 1. Bein. Im Bausch des Ziegenfells,
dessen Beine auf der r. Schulter geknotet sind, trägt der 1.
Arm Traube, Nüsse, Feigen, Apfel und einen Pinienzapfen?,
in der Hand das krumme Messer. Arbeit gewöhnlich.
Gerhard-Platner S. 109 Nr. 51.
171. Sarkophagstück Amor-Somnus (Taf. 109).
H. c. 0,55 m. ohne Unterbeine und Oberkopf. Marmor grobkörnig.
Flügel und Arme bestofsen, Gesicht fast ganz fehlend.
Arbeit des 2. Jahrhunderts.
172. Torso eines nackten Jünglings (Taf. 109).
H. 0,48 m. (von Halsgrube bis Rumpf). Marmor italisch.
Fehlt Kopf, Hals (lange Locken hängen auf die Schultern und im
Nacken, der etwas platt ist), 1. Arm, r. Unterarm.
Stand ähnlich wie der Apollo mit der Gans, Reinach
Repertoire II S. 99, auf dem r. Bein, das 1. überschlagend,
mit dem 1. Arm angelehnt, mit dem r. an der Brust vorüber-
greifend (Stützenbruch unter dem 1. Brustmuskel ein anderer
aufsen am 1. Oberschenkel). Auch die jugendlichen Formen
hat die Statuette mit jenem Typus gemein; von dem "ihn
die Schulterlocken scheiden, wie auch das bis zum Knie der
55*
868 GIARD1N0 DELLA PIGNA. 173. 174. 175.
1. Seite des Körpers anliegende Gewand — falls der von der
Achsel bis unten entlang laufende Bruch vom Gewand herrührt.
Arbeit gewöhnlich.
173. Stücke eines Cinerars (Taf. 109 und 111).
H. 0,55 m., Br. o,i m. Marmor italisch.
Mittelstück eines Fruchtgewindes mit flatternden ge
rippten Bändern, mit welchen wir das Gewinde an Hörnern
von Widderköpfen (Taf. in) befestigt sehen. Über den
seitlichen Festons* Schalen; darüber zwei an Ähren (?)
naschende Ratten oder Mäuse; darunter Inschriftrest. Bohr-
arbeit.
Rechts Schale [links also Krug].
174. Gelagerter Flufsgott, Statuette (Taf. 109).
L. 0,40 m. Marmor grobkörnig.
Kopf stark bestofsen.
Lagert auf der 1. Seite, das 1. Bein untergeschlagen, den
Oberkörper, stark gehoben, auf den 1. Arm stützend, der
sich auf die liegende Urne legt, in deren Öffnung die Finger
hineinfassen. Auf dem gehobenen r. Knie ruht die R., einen
Rohrstengel eher als Palmwedel fassend, der im Arm liegt.
Der Kopf, wie bei Flufsgöttern typisch, etwas zurückgeworfen,
nach seiner L. gewandt. Himation um 1. Arm und Beine.
Arbeit gewöhnlich.
Gerhard-Platner S. 109 Nr. 64.
175. Sarkophagfragment (Taf. 109).
H. 0,62 m., L. 2,14 m., T. 0,64 m. (mit Rel.). Marmor italisch mit
dunklen Adern.
Grofse Klammern (jetzt fehlend) einst an jeder Seite in der Mitte and
vorn an den Enden der Riefen.
In der Mitte sitzt vor einem Vorhang ein Jüngling (Gesicht
unausgeführt) in Tunica, Pallium auf einem Stuhl mit Panther-
kopfbein, mit den Händen vor der Brust eine geschlossene
Rolle haltend. Ein Rollenbündel steht unten rechts auf der
Erde. An den Enden stehen Amoren (rechts ein Flügel sichtbar)
mit gekreuzten Beinen mit Chlamys und Kränzen von un-
GIAEDINO DELLA PIONA 176. 177. 177a. 178. 869
kenntlichem Laube; in der R. hält der 1. Amor eine Keule,
in der L. einen Hasen; der r. in der R. zwei Enten, in der
L. eine Fackel mit Flamme nach oben; unten bei jedem ein
Korb mit denselben Früchten. Arbeit grob, des 3. Jahrh.
Die Seiten wenig -geglättet.
Gerhard-Platner S. 109 Nr. 62.
176. Sarkophagstück (Taf. 109).
H. vollständig 0,40 m., also Kindersarkophag, Br. noch 0,29 m. Marmor
grobkörnig.
Neben einem Apfel(?)baum ist der Amor-Somnus sitzend
dargestellt, im übrigen im gewöhnlichen Schema, den 1. Fufs
hoch auf eine Felserhebung stellend, unter welcher ein Hase (?)
fressend gesehen wird. Arbeit gewöhnlich.
Gerhard-Platner S. 109 Nr. 61.
177. (In 175) Torso eines Opferknechtes (?)
Statuette (Taf. 109).
H. 0,49 ro. (tjals bis Hüften). Marmor italisch (?) mit speckigem Aussehen.
Fehlen Arme, Beine.
Nackt bis auf den Lendenschurz, schreitet der Mann nach
rechts und holte vielleicht zum Schlage aus, denn der r.
Arm war stark, der 1. Oberarm schwächer gehoben, nicht
anliegend. Arbeit am Nackten nicht fein, doch besser als
am Gewand.
177a. Sarkophagstück (Taf. 109).
H. (mit Rand oben und unten) 0,50 m., L. noch 0,40 m.
Vor einem rechts oben angeknüpften Teppich links der
1. Teil eines weiblichen Brustbildes in Unter- und Obergewand
mit Rolle in der Linken, deren vierter Finger einen Siegel-
ring trägt. Arbeit gewöhnlich.
178. Amor-Somnus (?) Statuette (Taf. 109).
H. (vom Knie bis Mund) 0,51 m. Marmor italisch.
Fehlt Kopf vom Mund aufwärts, 1. Arm, r. Hand, Unterbeine.
Nackt, den 1. Fufs vor, stand der Knabe nicht im ge-
87O GIABDINO DELLA PIGNA 179. 180. 181.
wohnlichen Schema, kreuzte nicht die Beine, sondern stellte
das 1. nur weiter vor. Der Kopf neigt sich etwas auf seine
1. Seite, konnte aber nicht auf der R. ruhen, die sich nicht
auf die 1. Schulter legt, sondern unterhalb des 1. Armes
wahrscheinlich auf das Fackelende; auf die r. Hand stützte
sich dann wohl der 1. Ellbogen, und in die 1. Hand der Kopf.
Ein Kranz hängt um den Hals. Rote Farbe am Haar.
Arbeit gewöhnlich.
Gerhard-Platner S. 171 Nr. 63.
179. Aufrecht sitzender Hund (Taf. no).
H. noch 0,62 m. Marmor griechisch (?).
Fehlt Hinterkopf, 1. Ohr, Schnauze, (Stückungsflache modern?) Teile
der Mähne, der Hinterbeine (Stückungsflächen.) An der r. Flanke ein grofees
Loch wie für Waserleitung, wovon sonst keine Spur.
Derselbe Typus wie die zwei im vaticanischen Cortile
und in Florenz (s. Reinach Repertoire II S. 760). Arbeit
decorativ, aber flott.
Gerhard-Platner S. 110 Nr. 64 (für einen Löwen versehen).
180. Sarkophagstück (Taf. no).
H. 0,38 m.f Br. 0,28 m. Marmor italisch.
Zwei Amoren, der eine rechts nach rechts schreitend,
hält mit beiden Händen das Tuch, vor welchem das Bild des
Verstorbenen zu denken; der andere links, kleiner, schreitet
nach links, aber nach jenem zurückblickend hielt etwas mit
der L. und der fehlenden R. Beide mit Chlamys. Arbeit roh.
181. Torso eines Jünglings (Taf. 110).
Reichlich lebensgrofs. H. (Halsgrube bis Glied) 0,66 m. Marmor griechisch.
Fehlt Kopf, r. Arm grösstenteils , 1. Unterarm und Hand, Beine
grösstenteils, Glied (war eingefügt).
Stand auf dem r. Bein, hatte den r. Arm gehoben, viel-
leicht eine Lanze fassend; über den etwas abseits vom
Körper wagerecht gehaltenen 1. Unterarm war von innen
die Chlamys geschlagen, die auf der r. Schulter geknüpft,
vorn die Brust deckt, aber über die 1. Schulter zurück-
GIABDINO DELLA P1GNA 182. 183. 184. 87 1
geworfen ist Die L. hielt das Schwert in der Scheide.
Arbeit verwittert, mittelgut
Gerhard-Platner S. 110 Nr. 65p).
182. Sarkophagstück (Taf. uo).
H. 0,67 m., Br. 0,30 ra. Marmor italisch.
Rechts unten ein Pantherbein, läfst etwa einen [Bacchus]
auf seinem Tier voraussetzen, dem eine Bacchantin mit Ähren-
kranz (1) im Haar folgt, in gegürtetem kurzen Chiton mit selt-
samem Faltenwulst längs der entblöfsten 1. Brust Seltsam ist
auch das überladene Füllhorn und die Art, wie die Rechte
es trägt. Seltsam auch die hinter ihr bewegungslos mit
leichter Neigung des Kopfes nach rechts stehende Frau, und
seltsam deren Kleid mit Halsbund und ihr, ähnlich dem
andern Gesicht, mit kleinlicher Zierlichkeit ausgeführtes
Gesicht. Im Museo Chiaramonti I XXXV (s. Nr. 709) als 1.
Ende eines bacchischen Sarkophags abgebildet, also ver-
mutlich eine wieder entfernte moderne Ergänzung.
Gerhard-Platner S. 110 unter Nr. 65.
183. Lacunarienstück
H. 0,46 m., Br. 0,37 m.
Cassettierung; unter (bei jetziger Aufstellung) der Casset-
tierung glatter Streif, 0,15 m. breit, in dem 0,05 m. vom
Ornament eine eingerissene Linie, wohl das Auflager abzu-
grenzen bestimmt.
184. Statue des Cerberus (Taf. uo).
H. noch 0,61 m. Marmor italisch.
Fehlt Schnauze des Hauptkopfes, beide nach den Seiten gewandten
Nebenköpfe, und bei dem rechten der Hals, Hinterleib, der mit grofsen
Zapfen angestückt war (modern ?), unterster Teil der Beine.
Sitzt aufrecht, den Hauptkopf etwas gehoben und nach
seiner 1. Seite gewandt, wo also vielleicht Pluto-Sarapis voraus-
zusetzen ist. Das Maul war geschlossen. Zwei Schlangen
kommen unten zwischen den Beinen hervor (aus dem Schweif?),
drehen sich unten vor der Brust einmal umeinander, um-
schlingen den Haupthals, gehen weiter um die Nebenhälse
1
872 GIARDINO DELLA PlGNA 185. 186.
und sprangen zuletzt frei heraus, jetzt mit Stückungsfläche
und Eisennagel darin. Arbeit nicht fein.
Gc rhard-Platner S. 110 Nr. 66.
185. Sarkophagstück (Taf. no).
Gänse H. 0,34 m. (mit Rand oben und unten, also Kindersarkophag), Br. 0,29 m.
Marmor italisch.
Rechts sitzt ein Knabe mit dickem, nicht ausgeführtem
Kopf, bekleidet nur mit Pallium, welches r. Arm und Brust
blofs läfst. Die Linke liegt mit einer Rolle im Schofs, die
Rechte ist grüfsend erhoben gegen die von links kommenden
nackten Knaben, von denen der erste deutlich beflügelt ist
und die Leyer spielt; der zweite, dessen ganze 1. Seite fehlt,
blies die Doppelflöte. Zwischen dem sitzenden und dem
Leyerspieler her schreitet auf jenen noch ein ganz kleiner
Knabe, dessen Flügel nicht sichtbar sind, zu, mit beiden
Händen ihm einen unkenntlichen Gegenstand hinhaltend.
Arbeit roh.
Gerhard-Platner S. 110 unter Nr. 66.
186. Weibliche bekleidete Statue (Taf. in).
Reichlich halblebensgrofs. H. 0,90 m. (ohne Kopf und Füfse). Marmor italisch.
Fehlen Kopf und Hals (waren eingelassen), von dessen r. Seite schräg
zur r. Hüfte hinab die ganze 1. Seite abgespalten ist; r. Unterarm (war ge-
stückt), Füfse.
Stand auf dem 1. Bein, das in seinen Formen ziemlich
deutlich hervortritt, obgleich über dem ionischen Chiton, mit
Knopfarmeln, noch das Himation liegt, das, oben doppelt
genommen, mit dem einfachen Teil bis auf die Füfse reichte,
über den 1. Arm geworfen, neben dem 1. Bein in schwerer
Masse senkrechter Falten herabfallt. Vor beiden Beinen
hängen dagegen keine senkrechte, sondern Bogenfalten, an
der r. Hüfte klein beginnend, je näher zur 1. Seite, in desto
länger gezogenen Kurven; der Chiton, ionisch mit Knopf-
ärmeln, ist ungegürtet mit reich bewegtem Gefalt. Die Körper-
formen sind von wenig ausgeprägter Weiblichkeit, und doch
kann der Tracht wegen nicht etwa an ein unerwachsenes
Mädchen gedacht werden. Gute Arbeit des 1. Jahrhunderts,
aber schwerlich Copie eines älteren Werks.
. GIARDINO DELLA PIGNA 187. 188. 189. 190. 873
187. Basis, dem Hercules sanctus geweiht
(Taf. in).
H. 0,49 m. (unten fehlt etwas), Br. 0,33 m.
Einfache Umrahmung. Links Krug, rechts Schale.
CIL VI 422.
188. Torso einer Jünglingsstatuette (Taf. in)!
H. 0,50 m. (von Halsgrube bis fast Knie). Marmor griechisch.
Fehlt Kopf, Hals, r. Arm, linker von Mitte des Oberarms, r. Bein von
oberhalb des Knies (Brüche) linkes ebenso, aber Oberschenkel vorn ab-
gespalten.
Stand ruhig auf dem r. Bein. Beide Oberarme gesenkt,
der rechte vielleicht etwas abstehend vom Körper. Impubes.
Grofse Stütze am r. Oberschenkel unten vermittelte mit nicht
baumförmiger Stütze. Kleiner Stützenbruch an L Hüfte von
der Hand. Arbeit gewöhnlich.
189. Sarkophag-Medaillon (?).
Dm. c. 0,38 m. Marmor griechisch.
Brustbilder eines Ehepaares, deutlich abgerundet, aber
ohne Rahmen, der weggearbeitet ist. Jeder legt einen Arm
um den Hals des Andern, so dafs die Hand auf der Schulter
ruht; sie links, er rechts. Er (Kopf ergänzt, 1. Arm fehlt) ist
mit Tunica und Sagum bekleidet; sie mit ionischem Chiton.
Über den r. Arm, der gegen des Mannes BrHist bewegt ist
(halbe Hand fehlt), legt sich ein Zipfel vom Mantel. Frisur
gleich J. Domna. Arbeit unfein, 2-/3. Jahrhunderts. Pupillen
' eingebohrt.
190. Sarkophagfront, 1. Seite (Taf. in).
H. 0,50 m. (unten fehlt etwas), Br. noch 0,88 m. Marmor bläulich,
grobkörnig.
Ergänzt Teil des oberen Randes am Durchbruch, untere Ecke rechts.
Rechts ein bärtiger Seekentaur(r) (fehlen Vorderbeine), der
mit den nach rechts bewegten Armen (nur halb erhalten) das
Bildrund hielt, den Kopf nach links wendet zu der auf
seinem Fischleib sitzenden Nereide. Sie sitzt nach links,
stützt sich mit der Linken auf seinen Tierleib, sieht ihn mit
874 GIABDINO DELLA PIONA 191. 192. 193. 194. 195.
umgewandtem Kopf an und fafste mit der erhobenen R. (fehlt)
ihren Mantel, der ihre Beine deckt und oben hinter ihrem
Kopf und Rücken segelartig gebläht ist. Links neben ihr sitzt
ein Eros (fehlen Flügel, Unterarme (auf dem emporgerichteten
Fischschwanz des Kentauren. Ein anderer Eros (fehlt 1.
Flügel, Teil der Arme) 'steht auf dem diesseitigen von zwei
Hippokampen (Vorderkopf beider ergänzt, die Ergänzung
des jenseitigen wieder abgefallen), die er offenbar zügelte.
Unter ihnen im Wasser zwei Delphine. Arbeit derb.
191. Bekleidete Knabenstatuette (Taf. in).
H. 0,50 m. (ohne Kopf, Ftlfse vorn.) Marmor italisch.
Steht auf dem 1. unbeschuhten Fufs, bekleidet nur mit
Pallium, das unter der r. Achsel straff herumgenommen den
Zipfel der 1. Schulter überkreuzt, von dem ganz eingewickelten
1. Unterarm gegen Brust und Oberarm geprefst wird, unten
bis auf die Füfse herabhängt. In der hängenden Rechten ein
Ball? Arbeit plump.
192. Sarkophag der Annia Ismene (Taf. 111).
L. 1,79 m*i H* un(l T. 0,45 m. Marmor grobkörnig, bläulich.
Bis auf den Rand und die Inschrifttafel ganz mit S-
Canelluren bedeckt.
CIL 11 795.
I93- x94- Zwei zusammengehörige korinthische
Capitäle (Taf. in).
H. 0,43 m. Marmor italisch.
Akanthosblätter stehen nur an den vier Ecken, je über
einem unteren ein oberes höheres, oben wenig umgerollt, die
Volute seitlich durch Rosen markiert. An den vier Fronten
je unten eine Palmette, darüber ein System von in Rosen
ausgehenden Stengeln, deren äufsere die Rosen an den Vo-
luten tragen. Die Blume (?) in der Mitte des Abakus zerstört
195. Jugendlicher männlicher Kopf (Taf. 111).
Lebensgrofs. Marmor griechisch.
War einmal modern aufgesetzt, liegt gewöhnlich in dem Sarkophag 192.
GIABDINO DBLLA PIGNA 196. 197. 875
Gehört zu den von Graef (Römische Mitteilungen 1889
S. I93ff.) gesammelten Beispielen des mit Weinlaub (nach
andern Pappellaub) gekränzten Herakles. Bemerkenswert ist
die rundliche Gesichtsform, die Öffnung des Mundes, das
reichliche, deutlich ausgeprägte Weinlaub, hinten die hän-
genden Kranzbänder, die Contraction der Brauen. Der Herakles-
typus ist nicht ausgeprägt, die Augen nicht vorquellend, das
obere Lid nicht überdeckt. Der Kopf neigt sich etwas nach
seiner r. Seite. Arbeit nicht fein.
(Über das Stück eines Cincrars (Taf. 111) s. Nr. 173.)
196. Kindersarkophag (Taf. in).
H. 0,25 m., L. 0,96 m. Marmor grobkörnig mit dunklen Adern.
Links unvollständig, aber das Mafs durch die Symmetrie gegeben.
Die ganze Vorderseite mit senkrechten, unten ausge-
füllten Canelluren bedeckt, ausgenommen die Mitte, wo auf
Klappstuhl links ein Knabe in Tunica und Pallium sitzt, auf-
rechter, sonst gleich Römische Mitteilungen 1900 S. 171 Fig. 5,
in beiden Händen eine aufgerollte Rolle haltend. Ihm gegen-
über steht an einen Pfeiler gelehnt eine Frau im Schema der
Polyhymnia, ins Himation gehüllt, den Kopf auf die Rechte
gestützt. Beide Köpfe sind nur angelegt; an ihrem dennoch
Haartracht etwa Etruscillas kenntlich. Hinter ihnen ein Teppich
aufgehängt.
197. Torso einer Artemis (Taf. in).
H. 0,80 m. (vom Hals bis unterem Saum des hochgeschürzten Gewandes).
Marmor grobkörnig, verwittert.
Fehlen Kopf, Hals, Arme (1. bis auf halben Oberarm), Beine soweit aus
dem Gewand.
Standschema (auf r. Bein) und Armhaltung, r. gehoben,
1. gesenkt, auch der hochgeschürzte Chiton sind wie z. ß.
die Diana des trajanischen Rundreliefs (Römische Mitteilungen
1889 Taf. XII 4), nur dafs die vaticanische nicht mit Schnur,
sondern Gürtel gegürtet ist, nicht einen Schal um die Taille
geschlungen hat, sondern noch ein Fell über die 1. Brust ge-
deckt hat, über dem Gürtel und Köcherband liegen, letzteres
nicht sichtlich mit dem Gürtel verbunden. Köcher ge-
876 GIARDINO DELLA PIGNA 198. I99. 200. 201. 202.
schlössen (fehlt Unterteil) auf dem Rücken. An der 1. Hüfte
Stützenreste für Hand und Bogen (?). Vgl. den Torso des
Louvre Reinach, Repert. II S. 317, 5. Arbeit nicht gut zu
beurteilen.
Gerhard-Platner S. 110, 69.
198. Grabstein der Flavia Prahatis (Taf. in).
H. 0,54 m.f Br. 0,44 in.
Im flach gerundeten Aetoma zwei Pfauen (?), die an einem
Korbe oder Kelch picken.
CIL VI 18400.
199. Deckel eines Cinerars (Taf. 112).
H. 0,46 m., Br. 0,22 m. Marmor italisch.
Im gerundeten Aetom Lorbeerkranz mit flatternden
Bändern.
200. Sarkophagstück (Taf. 112).
H. 0,24 m., mit oberem Rand ; unten unvollständig, einst vielleicht 0,32 m.,
also Kindersarkophag, Br. 0,32 m.
Ungefähr in der Mitte des Fragments (wohl auch des
Ganzen) steht gradvor ein Knabe in Tunica und Pallium,
der Kopf nur angelegt; die L. hält eine Rolle, die R. stützt
sich vor der Brust ins Pallium. Er wendet den Kopf etwas
nach links, wo noch das Mittelstück eines Amor, der, mit
Chlamys bekleidet, im 1. Arm einen Korb mit Obst hält.
Von der anderen Seite ist ein viel kleinerer geflügelter Knabe
zu sehen, von > den Hüften abwärts nicht kenntlich. Dem
Bilde des Verstorbenen zugekehrt, hebt er die R. mit un-
deutlichem Gegenstand gegen dessen Kopf und hält in der
L. entweder einen toten Vogel am Hals oder ein vierfüfsiges
Tier (Hase?) an einem Bein.
201. 202. Amor-Somnus, zweimal, vom 1. und r.
Ende eines Sarkophags (Taf. 112).
20X ohne Füfse, Br. 0,21 m., Marmor griechisch.
Arbeit des 2. — 3. Jahrhunderts.
GIARDINO DELLA PIGNA 203. 204. 877
203. Bekleidete weibliche Statue (Taf. 112).
LebensgTofs. Marmor italisch , von Corrosion die Oberfläche wie sandig.
Fehlt Kopf (war eingelassen), Arme ungefähr vom Biceps und mit
dem 1. der Mantel, der in der Linie des 1. Hüftenconturs abbricht.
Schreitet nach vorn, rechts v. B., auf dem 1. Fufs stehend,
den r. nachziehend mit hohen riemenlosen Sohlen; lebhaft
bewegt, was besonders das Gewand verrät: Ein feinfaltiger
Chiton mit Knop farmein und kurzem, nur wenig über die
Brüste herabreichenden Apoptygma schmiegt sich den
Körperformen mehr noch künstlerischen Geschmackes wegen
als durch die Bewegung begründet dem Körper an. Denn
nicht nur liegen auf dem Oberkörper die Falten des, soweit
das Apoptygma reicht, doppelten, weiter unten einfachen
Stoffes wie darübermodelliert, und treten auch unten aus
den dichteren Faltenmassen die Beine deutlich hervor; auch
das Himation, das, um die r. Seite herumgenommen, hier
von der Hüfte bis zum Knie reicht, von da mit lauter con-
vergierenden Falten sich zusammenziehend, über den 1. Unter-
arm geworfen war, läfst die Oberschenkel noch deutlich er-
kennen. Die 1. Hand mufs auch das andre Ende des Mantels
der hinter dem Rücken sich schräg hinaufzieht, über die
Schulter emporgezogen haben. Vorn und hinten bricht die
Mantelmasse ab, und die ganze 1. Körperseite bleibt von ihm
unbedeckt. In den breiten Formen des Oberkörpers, wie
auch in der beschriebenen Gewandabteilung ist manches, was
an Werke des fünften Jahrhdts. erinnert. Doch dürfte mehr
Imitation als Copie vorliegen. Mehrere Reihen von Löchern
mit und ohne Eisen in den Faltentiefen und -Höhen des
Mantels an der r. Seite haben vielleicht zur Befestigung eines
Attributs gedient, das unten zweigartig sich ausgebreitet
haben müfste. Arbeit gut, so viel noch zu sehen. Eine Replik
mit augenscheinlich besser erhaltenem Gewand (Kopf und
Unterarme jedenfalls modern) steht, wie Amelung bemerkt,
aufsen auf einem der Pfeiler, die die Kuppel der Sala rotonda
stützen, sichtbar von dem an die Sala d. animali anstofsenden
Höfchen.
204. Deckel eines grofsen Cinerars (Taf. 212).
H. 0,25 m., Br. 0,75 m. Marmor italisch.
878 GIARDINO DELLA PIGNA 205. 206. 207. 208. 209.
Das gerundete Aetoma mit zwei gröfseren, die Akroterien-
voluten mit kleineren Rosen gefüllt.
205. Grabstein des C. Fabius Justus (Taf. 112).
H. 0,45 xn., Br. 0,32 m. Marmor griechisch.
CIL VI 17542.
206. Ornamentpilaster (Taf. 112 neben 205).
H. 0,64 m., Br. bis 0,09 m. Marmor italisch. Links und oben unvollständig.
Arbeit des I. Jahrh. n. Chr.
(In dieselbe Basis an der 1. Seite eingemauert ein moderner Reliefkopf,
an der r. ein gleichfalls moderner Greifenkopf mit Bockshörnern und Schnurr-
bart, der seitlich im Ornament verlief; Wasserspeier).
207. Deckel eines Aschengefäfses (Taf. 112).
H. 0,23 m., Br. 0,28 m. ohne die Palmettenakrotere daneben.
Im gerundetem Aetoma ein mit geöffneten Flügeln
stehender Adler, das Symbol der Apotheose.
208. Sarkophagstück (Taf. 112).
H. 0,23 m., Br. 0,32 m. Marmor italisch. Oben Rand, sonst überall
gebrochen.
Links der Oberteil der Polyhymnia mit Melonenfrisur
und Haarknauf im Nacken und Stirnfedern nach r., das Kinn
in die L. gestützt, den 1. Ellenbogen auf die darunter, auf
einen Pfeiler scheints, gelegte Rechte stemmend. So sieht
sie die rechts gradvor stehende Verstorbene an, deren Kopf
Frisur des 3. Jhdts. hat; Kleid und Mantel. Arbeit spät.
Gerhard-Platner S. 110, 72.
209. Torso eines jugendlichen Togatus.
Lebensgrofs, nur vom Nabel bis fast zu den Knöcheln erhalten. Marmor
italisch, Oberfläche verwittert, sandig.
Arbeit gut.
GIARDINO DELLA PIGNA 21 0. 211. 212. 213. 879
Nordseite.
210. Togatus.
Lebensgrofs: Marmor italisch. Stark verwittert.
Nur Unterteil, ohne r. Fufs erhalten. Neben dem 1.
(Stand) -Fufs mit Calceus eine Bücherkapsel. Arbeit des
I. Jahrh. n. Chr..
211. Unterteil eines weiblichen Standbilds
Lebensgrofs, Marmor italisch.
Steht auf dem 1. Fufs, bekleidet mit Chiton und Himation.
Arbeit mittelmäfsig.
212. Statue eines Togatus.
Reichlich lebensgrofs; Marmor italisch.
Kopf nicht zugehörig, aber alt, kurzgeschoren und rasiert,
(fehlt Nase, Teil der Oberlippe) Mund festgeschlossen. Steht
in Tunica und Toga auf dem r. Fufs. Die Linke, jetzt fehlend,
war hängend ; der r. Oberarm (fehlend) halb erhoben ; der Kopf
(fehlt) war nach seiner linken Seite gewendet1). Mittelgute
römische Arbeit.
213. Reliefplatte einer Thronenden (Götter-
mutter?) (Taf. 113, vgl. Nr. 219).
H. 0,80 m., Br. o,6o m. Marmor italisch.
Links glatt geschnitten, rechts roher, doch nur z. T. gebrochen.
Fufs und Kopfplatte mit schlichtem Profil treten stark
vor, dazwischen 0,65 m. Höhe für das Relief. Links und
]) Diese oder Nr. 238 könnte eine der sechs Statuen sein, welche in
der Indicazione antiquaria vom J. 1856 unter Nr. 479 — 484 nur als von der
Loggia scoperta in den Giardino della Pigna versetzt, angegeben sind, in
der Descrizione dei Musei Vaticani vom J. 1872 als auf der Loggia durch
Reliefs ersetzt erwähnt werden. Die Vergleichung von Gerhard-Platner
S. 194fr. zwingt zu der Annahme, dafs die dort unter 1 — 6 verzeichneten
sechs jene sechs von der Loggia in den Giardino versetzten seien, von denen
aber nur die unbekannte männliche Togafigur noch daselbst geblieben wäre.
Von den übrigen ist 4 jetzt Chiaramonti 241.
880 GIAEDINO DELLA PIGNA 21 4. 21 5.
rechts am Ende scheint etwas wie ein Pilaster weggemeifselt,
ohne diesen beträgt die Breite 0,47 m. Auf einem Thron
mit hoher Rücklehne sitzt eine Frau in gegürtetem Chiton
und Himation, das über den Kopf gezogen ist. Ihre Unter-
arme fehlen. Vom Attribut der L. blieb ein dicker Ansatz.
Die beschuhten Füfse stehn auf schräggestelltem niedrigem
Schemel. Links neben ihr ist ein Lorbeerbaum unten weg-
gearbeitet, an dessen einem Blatt (Zweig) zwei durch einen
Riemen verbundene Kymbala hängen. Die Farbe daran ist
modern. Das Gesicht war (durch moderne Restauration?)
an ziemlich glatter Fläche mit einem Nagel befestigt, ist
aber wieder verschwunden. Arbeit unfein. Erinnert an das
Lateranische Relief, Benndorf u. Schöne Nr. 212.
214. Statuette des Zeus (Taf. 113).
H. 0,68 m. Marmor griechisch, grofskörnig.
Haar und Stirn rechts beschädigt.
Am Thron, auf welchem der Gott sitzt, sind die Pfosten
der Rücklehne mit Lorbeer verziert. Darauf ein giebel-
förmiger Aufsatz mit Voluten. Seitlich quillt seltsamerweise
zwischen Sitz und Querriegeln ein colossales Polster heraus.
Die Rechte mit dem Blitz ruht im Schofs, die Linke hielt,
gehoben, das Scepter, dessen unteres Ende am Thron er-
halten ist, und zu dessen oberem Teile eine spiralcanellierte
Stütze vom 1. Ellbogen abging. Das Himation bedeckt 1.
Schulter und Oberarm und den Unterkörper. Auf dem
schräg gestellten Schemel ist der 1. Fufs vorgesetzt Die
Arbeit nicht fein, im Haar die Bohrgänge deutlich.
215. Statuette der thronenden Fortuna (Taf. 113).
H. ohne Kopf, Schultern und einen Teil der Brust noch 0,46 m.
Marmor italisch.
Stark verwittert. Es fehlen auch die Arme grösstenteils, im Bruch
des linken Eisennägel von früherer Restauration.
Auf einem Stuhl ohne Rückenlehne sitzt stark zurück-
gelehnt die Göttin im hochgegürteten Chiton und Himation,
das um die Beine, hinter dem Rücken hinaufgehend, wohl
über die 1. Schulter nach vorn fiel. Der 1. Fufe, mit Sandale,
GIABDINO DELLA PI6NA 21 6. 21 7. 21 8. 88 1
tritt über die Schemelkante vor. Neben dem Stuhle an der
r. Seite der Göttin ist noch das Ruder über der Kugel
kenntlich.
216. Statuette der thronenden Fortuna (Taf. 113).
H. noch 0,32 m. Marmor italisch.
Fehlen Hals und Kopf, der eingelassen war. Arme zum Teil und
Füfse; am linken Arm ist ein Stück des Füllhorns erhalten. Eisen oder
Löcher in Brüchen auch links am Thron für das Ruder.
Die Göttin sitzt sehr aufrecht, die Füfse mehr angezogen,
das 1. Knie stark gebogen, bekleidet mit hochgegürtetem
Chiton und einst wahrscheinlich über den Kopf gezogenem
Himation. Arbeit mittelmäfsig.
Gerhard-Platner S. 109 Nr. 48. (Vgl. 215.)
217. Sarkophag ohne Deckel (Taf. 113).
L. 2,39 m»» H* (mit ^em Falz oben) 0,665 m., T. (mit Profil) ot8o m.
Marmor italisch.
Vorn in der Mitte in einem Fruchtkranz die Inschrift.
Den Kranz halten je mit einer Hand zwei Flügelknaben, wie
je mit der andern Hand einen zweiten Kranz, dessen andres
Ende an einem Stierschädel an der Ecke befestigt ist. An
der 1. Nebenseite Patera, an der r. Gorgoneion. Arbeit local.
218. Weibliche Gewandstatue (Taf. 114).
H. noch 1,68 m.
Kopf mit Hals, bis zur Halsgrube eingelassen, die Fuge läuft im
Nackten des Halses. Dies, wie auch das verschiedene Aussehen des Marmors,
speckig weifs, griechisch am Kopf, von stumpfem Weifs, italisch (?) am
Körper, dazu die Kleinheit (Gesichtshöhe bis zum Haar 0,17 m.) macht die
Zugehörigkeit des Kopfes zweifelhaft. Am Kopf die Nasenspitze und Ober-
lippe bestofsen, die Unterlippe von Gips, ebenso die Locke hinter dem r.
Ohr und der Hinterkopf über der Binde.
Das Haar ist schräg aus der Stirn zur Binde hinauf-
gekämmt, die Scheidung der einzelnen Strähnen wenig tief,
ebenso vorn in der Mitte die Scheitelung kaum angedeutet,
stärker betont die Querlinien, das Ohr ist vom Haar halb
gedeckt. Vom Haarknoten im Nacken ringelt sich je nach
vorn eine Locke. Der Kopf wendet sich mit leiser Hebung
Vatican. Katalog I. 56
882 GIARDINO DELLA PI6NA 21 9.
ein wenig nach seiner 1. Seite. Die weichen Formen, be-
sonders das mäfsig geöffnete Auge lassen an Aphrodite und
das Stirndreieck, die breite Nasenwurzel speziell an eine
Praxitelische denken.
Der Körper ruht auf dem r. Fufs, der 1. Oberarm hängt,
soweit erhalten, anliegend senkrecht; Eisen von Ergänzung
in der Abbruchsfläche, der rechte geht, ein wenig abstehend,
etwas nach vorn (Eisen im Bruch; ein Drittel liegt abge-
spalten daneben); da vom Unterarm unten kein Ansatz noch
Spur, war er vermutlich gehoben. Unter dem Himation, das
in ungleichen Hälften, also mit übereinander liegenden Säumen
die 1. Seite umschliefst, auf der r. Schulter genestelt ist,
kommt oben am Hals auf den Oberarmen und an der r. Seite
der Chiton zum Vorschein. Der in feinen Falten kräuselnde
Stoff, dessen Ausarbeitung oben um Hals und Schultern
arg bestofsen und verschlissen, auf den Oberarmen in den
schematischen ,Knopfärmeln( auch keine fein empfundene
ist, archaisiert ganz besonders an der r. Seite, durch den bis
zum Knie herabreichenden Kolpos und das ungefähr bis zu
den Hüften reichende Apoptygma. Archaisch ist auch die
gewaltige Schulterbreite.
Die Arbeit an beiden Teilen nicht schlecht.
219. Reliefplatte wie 213 (Taf. 115).
Masse, Marmor gleich.
Dasselbe Fufsprofil erhalten, das Kopfprofil nicht; auch mit glattem
Fugenschnitt links, nicht rechts; ebenfalls links und rechts ein breiterer
Streifen abgehackten Reliefs ; der Zwischenraum wieder 0,47 m. breit, das
Ganze 0,67 m. Die Platte hinten roh zugehauen.
In der Mitte steht auf niedriger Basis, statuenartig, Artemis
in Laschenstiefeln, das Gewand hochgeschürzt mit Schal statt
eines Gürtels; dazu hat sie einen Gürtel um die Hüfte. Der
Kopf fehlt; die Linke (fehlend) war gesenkt, der r. Unterarm
gehoben, und auf der hinteren Ecke der Basis links ist das
Ende der Fackel erhalten, wie an der r. Hüfte ein Stützen-
rest. Links ist das Unterteil eines Hundes, rechts eines
Rehes kenntlich, aufserdem noch rechts ein Stamm mit an-
gehängtem Bogen und Köcher. Die Arbeit wie bei 213.
GIARDINO DELLA PIONA 220. 221. 222. 223. 883
220. Pfeiler-Statue eines Phrygers (Taf. 115).
Überlebensgrofs, ohne Plinthe 1,90 m. hoch. Aus phrygischem Marmor.
Der Pfeiler, hinten roh gearbeitet, ist ca. 0,55 m. breit Fehlt r. Arm,
der linke (gehoben) gröfsten teils.
Auf dem 1. Fufs steht der Unbärtige, dessen lockiger
Kopf die phrygische Mütze mit auf die Schulter herab-
hängenden Zipfeln deckt; die Rechte war auf die Hüfte ge-
stützt, wo die Finger, der Daumen nach oben, kenntlich sind;
die Linke wird sich, hoch gehoben, auf eine Lanze gestützt
haben. Von grober Arbeit etwa Constantinischer Zeit. Vgl.
Nr. 43.
221. Composit-Capitäl (Taf. 115).
H. 0,825 m. Marmor italisch.
Mitten am Abakus ein Kopf, von dem volutenbildende
Ranken ausgehen, darunter ein mit Eichenlaub bekleideter
Toms; um den Korb unten eine Reihe hoher schmaler
Blätter, darüber acht Akanthosblätter mit Ranken.
222. Römische Frauenstatue (Taf. 121).
Lebensgrofs. Marmor italisch.
Fehlt von etwas oberhalb des Gürtels; unten von Sprüngen durchzogen.
Steht auf dem r. Fufs in Chiton und Himation. Jener ist
nicht hoch gegürtet. Dieses hängt fast auf die Füfse herab,
oben in dichtere Faltenmasse zusammengenommen, dann über
den 1. Unterarm geworfen.
223. Der Sockel der Antoninus-Pius-Säule
(Taf. 216—218).
H. 2,47 m., Seitenbreite 3,38 m. Marmor italisch.
Dem Divus Antoninus Pius wurde von seinen Söhnen
und Nachfolgern M. Aurelius Antoninus und Lucius Verus
eine Säule errichtet, auf deren Höhe die Statue des Ver-
götterten stand.
Bis zum Jahre 1703 wufste man von dieser Säule nur
durch ein paar dem Divo Pio zum Gedächtnis geprägte
Münzen und mochte sie also mit der Marcus -Säule, deren
56*
884 GIAEDINO DELLA PIGNA 223.
Weihinschrift fehlte, identisch glauben, freilich nicht ohne
sich mit den Reliefs der Säule in sehr gezwungener Weise ab-
zufinden. Zu Ende des Jahres 1703, unter Clemens XI. wurde
im November die Granitsäule, deren oberer Teil immer aus
der Erde hervorgeragt hatte, freigelegt, und aus der Inschrift
und dem Bildwerk des Sockels erkannte man nun alsbald,
dafs diese Säule des Antoninus und die andere seines Sohnes
Marcus Denkmal und Bildträger sei.
Das Standbild des Divus wurde natürlich nicht gefunden;
auch vom Capitäle der Säule hat man keine zuverlässige Kunde.
Die Basis sieht man noch bei Piranesi über dem gleichfalls
wohl der Erleichterung wegen später abgenommenen Aufsatz
des Sockels. Den Säulenschaft konnte man messen : 66,8 palm
(Piranesi), die man gleich 50 röm. Fufs fand, den Durch-
messer 8 P. 41/, U. Bei Hebungsversuchen zerbrach der
Schaft1) und blieb liegen; die Hauptmasse desselben dienten
später zurAusbesserung des Gnomon-Obelisken des Augustus*);
das unterste Ende hatte man wegen der Inschrift schon vorher
abgesägt und bewahrte den durch das Feuer nicht unleser-
lich gewordenen Teil (unten Nr. 224) im Vatican. Die Säule
verschwand also.
Mehr Interesse weckte alsbald der Sockel. Benedikt XIV.
liefs ihn restaurieren*) und vor der Curia Innocenziana, dem
heutigen Parlamentsgebäude aufstellen. Unter Pius VI. wurde
er in den grofsen vatikanischen Garten überführt und auf
dem Platz von Monte Citorio4) statt seiner der schon er-
wähnte Gnomon- Obelisk aufgerichtet. Unter Gregor XVI.
in der Mitte des Giardino della Pigna*) aufgestellt, wurde der
*) Cancellieri S. 4. Die Literatur s. am Ende S. 8S7.
*) Fea Mise. I CXXIII Anm. a im Jahre 1790 erwähnt die Restaurations-
arbeit als im Gange seiend.
3) Cancellieri S. 17 f. berichtet was Clemens XL gewollt und
Benedikt XIV. gethan hatte.
4) Beschr. Roms II 2 S. 388, zu Ficoroni, Fea Miscell. I p. CXXIII;
Nibby Roma nel 1838= Moderna II 584.
5) Piranesi Camp Mart. I XXXII f. zeigt den Sockel mit den für Ein-
fügung der Ergänzungen gemachten Ausschnitten; die noch separaten Er-
gänzungsstücke an besonderer Stelle der zweiten Tafel. Auch unsere
Photographien Taf. 116 ff. zeigen den Sockel noch an seinem früheren Platze,
und Taf. 119 seinen jetzigen Platz noch leer.
GIARDINO DELLA PIGNA 223. 885
Sockel hier von de Fabris aufs neue ergänzt. Dabei
wurden jetzt, wie der im Jahre 1846 veröffentlichte Bericht
de Fabris* sagt, statt der früher, zum Schaden des Werkes,
verwendeten Eisen, erzene Dübel und Klammern angewendet.
Die Ergänzungsstücke des oberen und unteren Ablaufs von
der ersten Restauration, die bei dem Transport unten Pius VI.
vorsichtshalber abgenommen und im Magazin verblieben
waren, wurden ebenfalls jetzt wieder angefügt. Doch vgl.
hinter 95 u. 100. Über ähnliches Schicksal der Inschrift s. unten.
Im Jahre 1885 endlich mufste der Sockel abermals einem
andern Monument den Platz räumen: in der Mitte des Gartens
wurde die Concilssäule aufgerichtet; der Sockel der heid-
nischen Säule wurde durch den gegenwärtigen Direktor der
päpstlichen Museen, Alb. Galli, auf geneigter Ebene, ohne
dafs die Pigna gerührt zu werden brauchte, an ihren jetzigen
Platz in der grofsen Apsis, hinter der Pigna gebracht.
Den ursprünglichen Platz der Antonins-Säule im Zu-
sammenhang der Antoninischen Anlagen hat Hülsen a. u.
a. O. genauer bestimmt. Rund 180 M. westnordwestlich von
der Säule des M. Aurel stand diejenige des Vaters, nicht
wie diese und die trajanische eine ,centenaria', sondern nur
halb so hoch, aber aus einem einzigen Stück aegyptischen
Granits, demzufolge auch weder innen hohl noch aufsen mit
Relief oder auch nur Canellierung versehen, sondern glatt.
Ihre Basis und gewifs auch das Capital war aus weifsem
Marmor; desgleichen der Sockel. In gleicher Orientierung
wurde später die Marcus-Säule errichtet; doch erstreckte sich
die Übereinstimmung der Orientierung nicht auf das Bild-
werk, dessen Hauptstück am Sockel der Antoninssäule sich
nach Süden, an der Marcus-Säule nach Osten kehrte1), an
welcher Seite bei letzterer auch die Victoria in der Mitte des
Säulenreliefs ihren Platz hat.
Die Fundierung der beiden grofsen Triumphalsäulen
kennen wir natürlich nicht; diejenige der Antoninssäule ist
beim Ausheben der Stücke, wobei die Hoffnung, eingemauerte
Münzen und Documente zu finden, enttäuscht wurde, auf-
gezeichnet worden. Auf dem untersten Fundamentkern von
}) Petersen, v. Domaszewski, Calderini Marcus-Säule S. 6 ist dar-
gethan, dafs die Hauptansicht dieser Säule von Osten war, wo auch die ThUr
886 GIARDINO DELLA PIGNA 223.
in Kalk gebetteten Steinbrocken lag, über einer Abgleichung
aus feiner Puzzolana, eine Travertinquaderschicht; über dieser
wieder eine Abgleichung von Kalk, darüber eine zweite
Schicht von Travertinquadern1). Hiermit schlofs das eigent-
liche Fundament ab; denn darüber lag der untere Sockel
aus parischem Marmor*), 3 Palm=M. 0,66 dick, darüber der
Sockel, aufser dem absägten Säulenendstück das Einzige was
von dem ganzen Monument zu unserer Kenntnis erhalten
geblieben ist.
Der Sockel besteht aus weifsem italischen Marmor, der
stellenweise durch dunkle Adern getrübt und ins Bläuliche
spielend erscheint. Den Erhaltungszustand zeigt die Tafel
Vignolis, mit welcher die heute sichtbaren Ergänzungen der
Hauptsache nach übereinstimmen. Denn wie die schon bei
Vignoli kenntlichen Beschädigungen z. T. erst bei den Ar-
beiten zur Freilegung und Hebung des gewaltigen Gewichts
entstanden zu sein scheinen, so sind bei den wiederholten
und gröfseren Wanderungen, die das Monument später noch
gemacht hat, weitere Beschädigungen nicht ganz vermieden
worden, wie z. B. diejenige, welche die in die unterste Zeile
der Inschrift hineinreichende Ergänzung nötig machte. In
Vignolis Abbildung erscheint der obere Ablauf fast nur in
der Mitte der Rückseite (mit der Inschrift) sowie an der 1.
Ecke der (für den vor der Hauptseite Stehenden verstanden)
linken Nebenseite stärker verletzt; der untere dagegen an allen
vier Seiten, mehr an der 1. als an der r. Nebenseite; und noch
sich befand. Diese fehlt der Antonins-Säule, aber deren Hauptansicht war
selbstverständlich diejenige, an welcher die Apotheose am Sockel dargestellt
war. Diese lag nach Vignolis Tafel gegen Osten; aber nach de la Chausse
lett. In kehrte sich die Inschrift gegen das Mausoleum des August, d.h.
gegen Norden, folglich die Apotheose gegen Süden, genauer Südsüdost.
Entscheidend sind die von Hülsen mitgeteilten Worte Bianchinis, wonach
die Inschrift gegen das Mausoleum Augusti, die Apotheose ad australera et
orientalem plagam posita gewesen und hinzugefügt wird: Huic vero lateri
ad austrum praeponitur quadrata praecinctio triplex, quae ad bustum principum
pertinere intelligitur.
!) Von Valesio bei Hülsen a. O. S. 42 notiert.
3) Dieser wurde vermutlich seiner gröfseren Festigkeit wegen gewählt,
vgl. Marcus-Säule S. II. Posterla S. 3 il primo Zoccholo, che posa sopra la
Platea di Travertino e di marmo Greco quasi tutto deruto ed e alto Palmi tre.
G1ARD1N0 DELLA PI6NA 223. 88/
stärker ist die Zerstörung an den Ecken. Der ganze Block
ist aufserdem von Kissen durchzogen. Natürlich sind nicht
alle Stücke, die man heut angefügt sieht, moderne Zuthat;
es sind darunter auch alte Teile, die entweder schon ab-
gebrochen gefunden waren oder erst bei den verschiedenen
Proceduren abbrachen. Der leidigen Gewohnheit, des Aus-
gleichs wegen, auch die alten Teile neben modernen An-
stückungen zu überarbeiten, ist man auch hier gefolgt, so dafs
kaum zu unterscheiden ist, was von neu angestückten Teilen
alt sein mag.
Vgl. die Lette ra di Fr. Cancellieri sopra lo scoprimento e
la traslazione della colonna di Antonino Pio in den EfTemeridi letterarie II
(Rom 1821), wo eine gleichzeitige Relazione (nicht von Fr. Valesio) mitge-
theilt wird. AusValesios echten Aufzeichnungen (DiarioMs. im capitolinischen
Archiv) gibt Hülsen, Rom. Mitth. 1889 S. 34 ff., Auszüge; ferner Fr. Bian-
chini de Kaiendario et Cyclo Caesaris u. s. w., dabei eine Tafel zu Cap. VII mit
Abbildung des Sockelreliefs mit angedeuteten Ergänzungen, Rom 1^03. Vgl.
die noch wichtigeren Angaben Bianchinis, welche Hülsen a. O. aus einem
Manuscript desselben in Verona ausgezogen hat. Ioannis Vignoli Petilianensis
de columna imper. Antonini Pii dissertatio, Rom 1705 mit einer grofscn Tafel
zu S. 13, auf welcher alle vier Seiten des Sockels ziemlich genau im damaligen
Zustand abgebildet sind; die Lettera (I und II) de! Sig. Michelagn. Dela
Cbausse data in luce da Nicc. Bulifoni, Neapel 1704 u. 1705; Fr. Posterla
istorico e perfetto ragguaglio u. s. w. mit Beschreibung und Abbildung von
Fontanas Gerüst zur Hebung der Säule; Piranesi campus Martius Taf.
XXXII— XXXIII Rom 1762; ViscontiMus.Pio-Clem. VII, XLIII; DeFabris
il piedistallo della colonna Antonina u. s. w. Rom 1846 zu Taf. XXVIII ff.;
Taf. I, welche indes nicht, wie die Unterschrift sagt, den Zustand des Sockels
vor der Restauration, welche de Fabris für Gregor XVI. ausführte, wieder-
gibt, sondern die Tafel Vignolis; Taf. II die restaurierten Reliefs.
Der Sockel im ganzen. Unterer und oberer Ablauf
sind gleich, zunächst ein als Blätterrolle verzierter Rundstab,
dann ein stark ausladendes Herzblattkyma aus wechselnd
glatten und mit Akanthos gedeckten Blättern; die letzteren
sind fast um !/5 breiter als die ersteren. Derselbe Wechsel
bei der unteren Blätterlage. Darüber, bezw. darunter liegt
eine Deckplatte. Auch unten wäre nach Vignolis Abbildung
der Vorderseite dieselbe Platte gewesen. Die Basis der Säule
aus weifsem Marmor wurde sehr zerstört gefunden. Sie hat
sich nicht erhalten.
Vorderseite (Taf. 116). Hier war nach derselben Tafel
Vignolis das Herzblattkyma nicht vorhanden. So auffallend
888 GIARDINO DELLA PI6NA 223.
die Erhaltung des mittleren Teiles bis ganz unten ist, so wird
dies doch bestätigt durch den heutigen Befund. Denn zwar
nicht mehr bis über den linken Helm hinaus reichend, aber
doch unter dem halben Fufs der Roma und unter dem r.
Helm ist ein Stück der Fufsplattenvorderseite erhalten, deut-
lich geschieden von einem schmalen modernen Streifen
darunter. Diese Hauptfläche ist allerdings nicht als Wasser,
wie Vignoli meinte, sondern als Fels oder Erdboden gekenn-
zeichnet Während auf beiden Nebenseiten die ganze Bild-
fläche als campus zu verstehen ist, aus welchem kleine
Bodenstücke vorspringen, um die Figuren zu tragen, ist hier
der Erdboden auf die untere Zone beschränkt, mit zwei,
jetzt gröfstenteils aber nothwendig und sicher ergänzten Er-
hebungen; darüber ist der Luftraum. Dieses Gegensatzes
wegen ist der Erdboden hier so viel stärker betont, und das
Ablaufsprofil preisgegeben.
Auf dem Erdboden nun lagert ein Jüngling (1) idealen
Aussehens, den aufgerichteten Oberkörper mit dem r. Ell-
bogen stützend (neu Unterarm und Hand, Flicken im Leib und
in der r. Flanke). Seine Beine sind von Gewand (ein Streifen
ganz entlang mitsamt r. Fufs ergänzt) bedeckt, das rechte aus-
gestreckt, das linke angezogen, der Fufs mit neuem Knie) hoch
aufgesetzt. Mit dem 1. Arm umfafst der Jüngling, die Finger
(neu Zeigefinger) daranlegend, einen Obelisken, unter dessen
würfelförmigem Sockel nicht Erdboden, sondern Gewand neben
der Flanke des Jünglings sichtbar wird. Der Obelisk steht
nicht ganz senkrecht, worin keine Absicht liegen kann. Ge-
krönt ist er mit einer Kugel, die weniger durch den kleinen
Knauf oben, als durch ihre Stützen, die sich auf die Kanten
der obersten kleinen Pyramide legen, als aus anderm Stoff,
gewifs Metall, bestehend zu erkennen gibt. Der Jüngling
hebt den Kopf und blickt dem vergötterten Kaiserpaar nach,
das zum Himmel emporgetragen wird. Es ist, wie Visconti
sah, der personificierte campus Martius mit dem Obelisk, den
Augustus nach Plinius 36, 72 als Gnomon in campo unfern
des nachmaligen Antoninischen Ustrinum aufgestellt hatte
und der oben mit einer Kugel gekrönt war, wie derselbe
Plinius bezeugt. Fast wie aus dem Schofse des liegenden
Jünglings schwebt, mit etwas steif gestreckten, parallel ge-
GIARDINO DELLA PIGNA 223. 089
haltenen, nicht sich überschneidenden Beinen (2) ein idealer
Jüngling nach r. empor (neu r. grofser und zweiter Zeh nebst
Teil vom dritten, r. Zeigefinger und der Gewandknoten, Nasen-
spitze, Oberlippe, 1. Zeige- und kleiner Finger bis auf die
Spitze, Gewandzipfel neben der Linken von 1). Das Haar
steigt wie bei i über der Stirn auf, um sich zu beiden
Seiten hinab zu locken. Ein faltenreiches Gewand hängt
vom Rücken her über den 1. Arm vor, und an der andern
Seite von der Rechten gefafst, dient es, zurückfliegend, die
Bewegung durch die Luft zu versinnlichen. Den Kopf hebt
der Geflügelte und wendet ihn ein wenig nach seiner Rechten,
zu denen die er trägt empor. Auf der gehobenen Linken hält
er den Himmelsglobus, den eine Schlange umwindet, deren
Schwanzende (alt) über den Arm herabhängt, ein Sinnbild
der Ewigkeit oder das Sternbild des Draco, neben dem
minder leibhaftig, mehr bildartig, noch Fische, Widder und
ein Stück vom Stier und neben dem Widder die Mond-
sichel sichtbar ist; die Epoche des Todes und der Con-
secratio zu bezeichnen, wie Bianchini, von Visconti gebilligt,
deutet.
Ueber den mächtigen, schräge, der Flugrichtung gemäfs,
ausgebreiteten Schwingen sieht man, als säfsen sie, jedenfalls
nicht blofs als Büsten zu denken, links Antoninus Pius
(neu Finger der L. mit Ende des Scepters, Hals und Kopf
des krönenden Adlers, Nase und eine Gewandfalte). Mit
Tunica und Toga bekleidet, läfst er die R., welche das kurze
Adlerscepter hält, auf dem Rand des Flügels ruhen, als wäre
dieser unbeweglich. Dicht an seiner 1. Seite sitzt seine Ge-
mahlin Faustina (neu Nasenspitze, 1. Unterarm, Hand, Scepter-
ende, Gewandteile) in gegürteter Stola, mit von der Flechten-
krone zu beiden Seiten niederfallendem Schleier. Das Scepter
hielt sie wohl, wie es ergänzt ist, und den Kopf wendet sie
ein wenig zum Gemahl. Neben beiden fliegen, über den
Schwingen des Genius, zwei geleitende Adler, die Sinnbilder
der Consecratio (neu beider Kopf und Hals).
Den Emporgetragenen blickt von r. Roma mit acclamie-
rend oder anbetend gehobener R. nach. (R. Unterarm und
Hand aufeer drittem und viertem Finger, vier Finger der L.,
Nasenspitze, Schwertgriff ergänzt; ebenso verschiedene kleine
89O GIARDINO DELLA PIGNA 223.
Faltenteile, z. B. über dem 1. Ann und neben der r. Brust; 1.
Knie, Spitze des 1. grofsen Zehs, Faltenteile auch unten.) Den
Kopf deckt ein attischer Helm, dessen grofser Kamm von einer
liegenden Sphinx getragen wird. Ihr Kleid läfst die r. Schulter
und Brust blofs; dafs es lang sei, wird man kaum behaupten
dürfen, weil der 1. Fufs mit rankenverzierten Fellstiefeln bis
zum Obergewand frei ist. Dies hat die Göttin eben zum
Ersatz um die Beine geschlagen, so dafs sie auf einem Teile
davon sitzt; eine grofse Faltenmasse liegt im Schofs, und ein
Zipfel, hinten herumgenommen, ist über den 1. Arm geworfen.
Mit diesem stützt sich die Göttin leicht auf den runden Schild,
dessen flacher Rand aufsen mit einem Lorbeerkranz ge-
schmückt ist, während auf der rosettenartig verzierten Wölbung
die Wölfin mit den Zwillingen angebracht ist. Etwas stärker
längs des Rückens, sonst überall gleichmäfsig behaart, ist
das Tier in der Bewegung ähnlich der capitolinischen , aber
es leckt einen der Zwillinge, die gegeneinandergekehrt gleich-
mäfsig sitzen, jeder mit den Händen das Euter fassend, an
welchem er saugt (ergänzt war am 1. das r. Bein, am r. 1. Knie
und 1. Arm; doch sind die Ergänzungen wieder abgefallen).
Neben dem Sitz der Göttin und besonders vor ihr liegen
Waffen, auch sie im ganzen vorzüglich erhalten. Vom Schilde
der Göttin z. T. verdeckt ist, einzig in seiner Art, ein Gürtel
mit doppelter Reihe von hängenden Plättchen. Der faltige
Gürtel, den man sonst, weil von dem Panzer verdeckt, nie-
mals sieht, scheint fest um den Felssitz der Göttin geschnürt
zu sein. Vor ihm ist ein breites Schwert, angelehnt stehend,
davor liegen zwei Beinschienen (die 1. links, die r. rechts
ergänzt), weiter links ein buschloser Helm, (abgebrochen,
wieder angefügt), vor den Füfsen der Göttin endlich ein
Schild von elliptischer Form, verziert mit Zackenborte und
vierfachem Pflanzenkelch um den Umbo, auf dem ein Gor-
goneion, schief zu beiden Achsen der Ellipse, abgebildet ist.
Oben auf dem Schildrand liegt ein breiter Bogen, dessen
eines, allein sichtbares Ende in einen Greifenkopf endet;
gegen den Schild gelehnt steht ein cylindrischer Köcher mit
umgeknüpften Riemen (wenig ergänzt). Der Deckel hängt
aufgeklappt daneben, und die gefiederten Pfeilenden ragen
hervor. Rechts neben dem Köcher kommt hinter dem Fufs
GIARDINO DELLA PIGNA 223. 89 1
der Göttin das gekrümmte Ende eines Feldzeichens oder
einer Trompete in Form eines Löwenkopfes (neu Wange) zum
Vorschein; links ein Helm mit Federbusch und verziert mit
zwei gekreuzten sechseckigen Barbarenschilden, und mit
Ranken auf dem Visier.
Linke und rechte Nebenseite (die r. Taf. 117). Beide
Nebenseiten enthalten genau dieselbe Darstellung: siebzehn
Reiter reiten im Galopp in geschlossenem Ringe um eine
Doppelgruppe von Fufssoldaten, je fünf Mann, die lebhaft
bewegt aber nicht angriffsmäfsig von links und rechts einander
entgegentreten. Schon Vignoli erklärte das für ein militärisches
Manöver, etwa wie das, welches Herodian IV, 2 bei Gelegen-
heit der Consecratio des Severus beschreibt, dieses aller-
dings nur mit iiciraaia, bei welcher icav to Jttitix&v xcrjffjLa irepi-
Oei xüxa«), also den Scheiterhaufen umkreist, nicht wie hier
eine Abteilung Fufsvolk im Centrum1).
Beide Darstellungen sind so übereinstimmend, dafs nicht
nur die Beschreibung, sondern auch die Angabe der Ergän-
zungen, soweit sie erforderlich scheint, zusammen für beide
gegeben werden kann. Denn da im allgemeinen alle freier sich
vom Grunde lösenden Teile der Zerstörung anheimgefallen
waren, ist bei der Gleichheit der Ausführung auch dies
Ergebnis auf beiden Seiten fast dasselbe gewesen.
Fufsgänger. Das Schema des Aufstellung läfst sich
mit Ziffern 5432i i2s45 andeuten, 1,1 sind Signiferi, 2,
2 — 4, 4 gewöhnliche Soldaten und zwar der Signa wegen
Praetorianer, 5, 5 Officiere.
Signa sind erhalten an der r. oder Ostseite (O), er-
gänzt an der 1., d. i. der Westseite (W): über zwei Quasten
der erste Clipeus mit Kaiserbild, über einer dritten Quaste
der zweite Clipeus, darüber zuletzt ein Oval mit kleinem
Schild in Relief drauf. Beide Kaiserbilder sind als Gepanzerte
mit Balteus über der Brust und Mantel auf der 1. Schulter,
barhäuptig zu erkennen. Sie sehen eher unbärtig als bärtig
aus, namentlich der untere, ohne ausgeprägte Ähnlichkeit.
Die Signiferi haben Caligae wie alle übrigen, keine Hosen,
!) Vgl. Appian, b. c. I 106 xal td twp 0? tc farcic *al ^ crrpaxtd TtipU-
ftpapov, bei der Leichenfeier für Sulla.
892 GIAEDINO DELLA PIGNA 223.
mit tiefem Bausch gegürtete Tuniken, darüber umgeknüpft
das Tierfell, dessen Kopf im Nacken hängt. Köpfe sind
erhalten W. 1. 1; O. 1. I, 2, r. I, 2, 4; alle bärtig; alle, aufser
den Signiferi, behelmt, der Busch erhalten nur W. 1. 1.
Die Gemeinen (2 — 4) haben überall deutlich erhalten
den Schienenpanzer mit einfacher Rundplättchenreihe, kein
Cingulum noch Schwert oder Balteus ; Hosen sind genügend
gesichert, ebenso die Lanze in der R., neben dem langrunden
Schild in der L., meist mit vierfacher Blume oder Palmette
um den Umbo, das Blitzornament (ohne Zacken) nur W. und
0. rechts 4. Die Officiere (5) sind kenntlich W. und O. L
am glatten Panzer mit einfacher Rundplättchenreihe, dazu
dem Sagum, W. r. an doppelten Rundplättchen.
Reiter. Diese reiten teils einzeln, teils zu zweien, dreien
und vieren: vorne, W. und O. links unten 1 mit vexillum,
2 desgleichen, 3 und 4 als Paar zu denken, aber fast ge-
löst, 5, 6 Seite an Seite, so auch 7, 8, 9 zu dreien, ebenso
10, 11, 12, dann einzeln 13, endlich zu vieren 14, 15, 16, 17.
In diesen Reihen trägt der am Reliefgrund befindliche Flügel-
mann also 7, 12, 14 das vexillum. W. 1, 13, 17 sind fast
ganz zerstört. Die Pferde, deren Extremitäten nur erhalten
sind, wenn am Reliefgrund anliegend, sind gleichmäfsig aus-
gestattet mit gefranzter Schabracke, die durch Bauchgurt,
Brust- und Schwanzriemen gehalten wird, letztere beide wie
noch zwei Halsriemen weiter oben mit hängenden Lunulae
oder Blättern vierziert, die an längeren Riemchen schwingen,
zwei vor und hinter der Schabracke. Die Reiter, von
denen sich jederseits sechs Köpfe erhielten, sind meist bärtig,
so 5 (W. wenig), 12, 14, 15, 16, unbärtig nur 7. Ketten(?)-
panzer mit gezacktem Saum unten und an den Armen haben
nur 1, 2, 7(?), 10, I2(?), dabei ein meistens flatterndes Sagum
1, 2, 7, 10, 12, und dies auch 9, 11, 14, 15, 16 (ohne das
Panzerkoller). Unter den so ausgestatteten Reitern sind auch
die einzigen, welche als einzige Waffe ein Schwert an der
1. Seite haben, von dem freilich meist nur der Balteus
sichtbar ist, so I, 2, 11; ungewifs, weil verdeckt, 7, 10, 12, 14.
Die übrigen, d. h. 3, 4, 5, 6, 8, 9(?), I3(?), I7(?), haben einenMantel
in übereinstimmender Weise umgeworfen, so dafs der linke
Zipfel über die 1. Schulter vorfiel, der rechte hinten herum,
GIARD1N0 DELLA PIGNA 224. 893
unter dem r. Arm vor und über den 1. Arm zurückgeworfen
wurde, darauf ähnlich wie bei der Toga, vom 1. Zipfel ein
Teil unter dem ihn deckenden r. zu einem Sinus vorgezogen
ist. Diese so gekleideten Reiter werden Ritter und dieser
Mantel die Trabea sein. Die Teilnahme der Ritter an den
Funeralpompen ist bezeugt.
Die Inschriftseite (Taf. 118). Das Inschriftfeld ist von
einem Herzblattkyma eingerahmt. Von der dreizeiligen In-
schrift, die jetzt in Erzbuchstaben zu lesen ist1),
DIVO • ANTONINO . AVG . PIO
ANTONINVS • AVGVSTVS . ET
VERVS • AVGVSTVS . FILII
wurden im Jahre 1703 die Furchen leer, d. h. der Erzbuch-
staben beraubt gefunden, und wahrscheinlich haben die
Kanten der Furchen beim Ausbrechen des Metalls die Ver-
letzungen erlitten, welche die gegenwärtig sichtbaren Er-
gänzungen nötig gemacht haben. Allerdings könnte das auch
bei der zweiten Plünderung geschehen sein. Denn nach de-
Fabris S. VII 13 konnte man bei der Restauration im J. 1846
drei Erzbuchstaben aus jener Zeit der Herstellung unter
Benedikt XIV. benutzen.*) Bei der ersten Entdeckung wird
einstimmig das Fehlen der Erzbuchstaben bezeugt; also war
die Inschrift unter Benedikt in Erz hergestellt8); dann wurden
die Buchstaben vielleicht successive gestohlen bis auf drei,
die man in Sicherheit gebracht haben mag. Arbeit sorgfältig.
224. Die abgesägte halbe Unterseite der
Antoninssäule.
Durchmesser noch sichtbar i,6o, verdeckt je 0,15 (?) m. Aus rotem Granit.
Was vom Feuer schadhaft, beim Absägen nicht zer-
bröckelt war, ist unter dem Sockel vorn eingemauert. In
') CIL VI 1004, wo indessen über die Buchstaben nichts gesagt wird.
*) Si sono similmente (wie für Ergänzung des oberen und unteren Ab-
laufs am Sockel die fUr den Transport ausgenommenen Ergänzungsstacke s.
oben S. 885) conservate di detta epoca (natürlich del restaura fatto al tempo
di Bcnedetto XIV, der vorher erwähnt ist) num. tre lettere di metallo delle quali
parimente si fece uso per completare il numero occorente nella iscrizione.
') Bianchini-Hülsen S. 53; Vignoli S. 13; De la Chausse In.
894 GIABDINO DELLA PIGNA 225. 226.
grofsen, ganz flach eingehauenen Buchstaben ist auch jetzt
noch zur Not lesbar:
Aioaxoüpoo. (exet) & ' Tpatavou . . . &uo dva ttoSsc v '. ['Apia]ret3oo
dp^ixexTOü.
Piranesi CampUs Martius XXXII. De Fabris, il
piedistallo della colonna Antonina Taf. 4 erzählt, dafs das
Stück bei der Treppe Bramantes eingemauert, vergessen und
erst von ihm wieder aufgefunden sei. Weiteres bei Kaibel
IGI 2421, auch das Sartische Facsimile.
225. 226. Zwei Pfauen aus vergoldeter Bronze
(Taf. 119).
H. jetzt 1,06 m.
225. Ergänzt der untere Teil des Halses ringsum, der ganze Ann und
die Spitzen der Schwungfedern am 1. Flügel, die Beine und Füfse.
226. Ergänzt ein grofser Teil des Rückens, fast vom Anfang des
Schweifs bis zum oberen Ansatz des Flügels (schief, nach der 1. Seite hin
mehr), ein Flicken oben am Hals, ein gröfserer an der Schulter des r. Flügels,
Beine und Füfse.]
Kopf und Hals, Rumpf, die Flügel, der geschlossene,
nicht zum Rad geöffnete Schweif und die Beine scheinen
getrennt gegossen zu sein, was namentlich am Schweif so-
wohl aufsen zu sehen, als innen zu fühlen ist. Vielfache Gufs-
fehler sind in bekannter Weise durch eckige Flicken aus-
gebessert, durch die Vergoldung dann unsichtbar gemacht,
wenngleich sie jetzt durch dieselbe hindurchscheinen, soweit
nicht gar herausgefallen. An den ergänzten Teilen fehlt die
Vergoldung; nicht aber Spuren einer Patina, die deutlich
verschieden ist von der, welche die goldentblöfsten alten
Teile aufweisen. Ciselierung ist wohl nur am Kopf zu er-
kennen. Die Zeichnung des Gefieders ist nur die schon am
Thonmodell gemachte. Der Kopf büschel, den Viscontis Tafel
gibt, war nie vorhanden, obgleich gerade der Kopf am meisten
Naturbeobachtung verrät.
Die Pfauen sind offenbar für einander gearbeitete Gegen-
stücke, denn sie machen eine nicht blofs an Kopf und Hals
wahrzunehmende, sondern den ganzen Körper ergreifende
Wendung gegeneinander. Gegeneinander gekehrt stehen auch
zwei Pfauen an der Frontlünette der JErzdecke, welche den
Kantharus im Vorhof der alten Peterskirche überspannte, auf
GIAJRDINO DELLA P1GNA 225. 226. 895
beiden zu Nr. 227 angeführten Zeichnungen kenntlich. Aus
einer dritten älteren Zeichnung, welche nicht den Vorhof, son-
dern die Front der dahinter liegenden Kirche darstellt, mit
zwei Pfauen als Eckakroterien auf dem Dach, hat Grisar Anal.
Rom. S. 473 f. zu Taf.X auf noch zwei Pfauen mehr geschlossen.
Denn obwohl kein bildliches oder schriftliches Zeugnis die
Pfauen an beiden Stellen — über dem Dach und über dem
Kantharus — gleichzeitig darbietet, ist es doch nicht wahr-
scheinlich, dafs die letzteren mit den ersteren identisch seien.
Für das Vorhandensein von einst mehr als zwei macht Grisar
auch das verschieden beurteilte *) Zeugnis der Mirabilia geltend:
tetnplum (d. i. Mausoleum) Adriani . . . in circuitu vero cancellis
ereis circumseptutn cum pavonibits aureis et tauro (vermutl.
aereis deauratis oder ähnlich) ex quibus fuere duo qui sunt in
cantharo paradisu Grisar nimmt also an, dafs der Pfauen ur-
sprünglich vier waren, verweist auf die Bestätigung, welche
die Nachricht von dem Erzgitter durch neuerliche Aus-
grabung*) erfahren habe, und setzt die vier Pfauen auf den
vier Ecken des grofsen, das ganze Mausoleum einfriedigenden
Gitters an. Eine solche Einfriedigung aus Eisen hatte nach
Strabo S. 236 auch das Mausoleum des Augustus, und nach
den von Hülsen, Rom. Mitt. 1889 S. 48, erläuterten Skizzen und
Fundberichten Bianchinis auch das Ustrinum der Antonine.
Nun gibt aber grade der neuerdings aufgedeckte Thatbestand
eine andre, wie es scheint, viel annehmbarere Aufstellung grade
von vier Pfauen an die Hand, nicht in kaum übersehbarem
Abstand, sondern nahe bei einander, nicht vereinzelt, wie sie
an den Ecken der Einfriedigung, eben des Abstandes wegen,
stehen würden, sondern in zwei Paaren. In der Axe des Pons
Aelius ist nämlich offenbar der Eingang der Einfriedigung
gefunden, dreigeteilt, einst natürlich mit Pforten geschlossen,
zwischen vier Pfeilern, von denen zwei erhalten, zwei in Stand-
spuren kenntlich gefunden wurden. Wie gut würden diese
vier Pfeiler von den Pfauen bekrönt werden, und sicherlich
sind diese hier nicht bedeutungsloser Zierat, da der Pfau schon
auf Münzen des ersten und zweiten Jahrhunderts als Symbol
*) Jordan, Topogr. II 433.
*) Notizie d. scavi 1892 S.422; Tgl. H (Ilsen in Rom. Mitt 1893 s- 3*3-
896 GIARDINO DELLA PIGNA 227.
der Consecratio und Apotheose erscheint. Von den Heiden
ist das Symbol dann auf die Christen übergegangen.
Der Haupteinwurf gegen die Annahme von einst vier
Pfauen dürfte der sein, dafs jetzt nur zwei erhalten sind.
Gute, nach der Natur gemachte Arbeit des 1. oder
2. Jahrhunderts n. Chr.
Visconti Museo P.C1. VII T. XXVH, 1. Gerhard-Platner S. 106.
Pistolesi IV Taf. LVI.
227. Die Pigna, der eherne Pinienzapfen
(Taf. 119).
Die Höhe wird auf 12 Fufs angegeben von Winghe zu der S. 899,1 er-
wähnten Zeichnung, von Visconti 16 Palm, beides r. m. 3,56, der Durch-
messer berechnet sich aus dem Umfang auf m. 1,75 am Fufs, auf m. 2,0
weiter oben.1)
Ergänzt ist die Spitze, zwei bis drei Schuppenreihen,
was schon auf einer guten Photographie leicht zu sehen ist:
die Schuppen haben eine andere Gestalt und werden gröfser
anstatt kleiner. Wer durch eines der gröfseren Löcher ins
Innere blickt, gewahrt sogleich noch einen anderen Unter-
schied zwischen dem Alten und dem Ergänzten. Jenes ist
grade oben besonders von einer Menge im ganzen gleich-
mäfsig verteilter Löchlein durchbohrt, durch welche stern-
artig das Tageslicht dringt; dieses entbehrt der kleinen
Löcher, ist dafür aber von Rissen, die gleichfalls Licht ein-
lassen, durchzogen. Jene Löchlein') sind von der zweiten
oder dritten Reihe an aufwärts durch den oberen Teil der
Schuppen durchgebohrt, manchmal an der kleinen Abplattung
der Schuppen, meistens aber auf dem hinter dieser Abplattung
liegenden Rücken; öfters finden sich solche Löcher an beiden
Stellen nebeneinander, dann aber pflegt das eine mit einem
rostigen Eisennagel geschlossen zu sein. Diese Vernagelung
macht sogleich den Eindruck späterer Entstellung des sonst
sorgfältig gearbeiteten Erzwerks; aber auch die Löcher selbst
1) Die besten Beobachtungen machte Lacour-Gayet La ,Pigna' du
Vatican in Melanges d'archeol. et d'histoire 1881 S. 312. Er bat für das
gegenwärtige Pantheon behauptet, was hier von dem früheren (des Agrippa)
aufrecht zu halten versucht wird.
2) Andere unregelmäfsig verteilte Löcher scheinen kleine Gufsfehler.
GIARDINO DELLA PIGNA 227. 897
können, schon an und fiir sich schwerlich für ursprünglich
gehalten werden1). Es gibt darunter sorgfaltiger gebohrte;
andere aber sind von einer des Ganzen unwürdigen Roheit
der Arbeit. Sie sind, der Idee des Ganzen zuwider, offenbar
für einen besonderen Zweck eingearbeitet, von dem sogleich
zu sprechen sein wird. Es finden sich auch eine Anzahl
gröfserer Löcher, Schäden der Zeit, die aber, wie das bei
Erzwerken häufig zu beobachten ist, manchmal an Stellen
eingetreten sind, die von Anfang an fehlerhaft waren. An
einem solchen gröfseren Loch ist nämlich der Gufsfehler,
den man in üblicher Weise mit einem Flicken geschlossen
hatte, deutlich zu erkennen2), da der Flicken später sich
wieder abgelöst hat. Dafs nicht mehr Gufsfehler vorhanden
oder von unten her sichtbar sind, wird sich aus der Dicke
des Metalls erklären, die bis zu 1 cm. geht.
Das Profil des Konus ist nicht von allen Seiten gesehen
dasselbe: nach aufsen gegen den Garten ist es dem natür-
lichen Vorbild entsprechend convex, gegen die Nische da-
gegen zu einem Teile sogar fast etwas eingebogen.
Als moderne Zuthat gibt sich auch der 0,18 m. hohe
Gürtel am Fufs, mit seiner unteren etwa 0,10 m. einwärts
gehenden horizontalen Einbiegung auf den ersten
Blick zu erkennen, schon durch die moderne Patina
und durch den oberen Rand des Metalls, welcher
roh gelassen ist, so wie sich beim Erkalten des
Gusses die Oberfläche gebildet hatte, am aller-
deutlichsten aber dadurch, dafs dieser Gürtel, von
dem alten Werk in jeder Beziehung abstechend,
sowohl die alten Künstlerinschriften als auch die
ursprüngliche untere Endigung der Pigna verdeckt.
Unter der eigentlichen Nufs liegt nämlich wie bei-
stehend skizziert ist, zunächst ein kleiner Ablauf und unter
dessen kantigem Absatz ein runder Torus, dessen nicht eckig,
*) Lacour-Gayet S. 313 denkt an einen technischen Grund: ä moins
que leur presence ne se comprenne par un artifice de construction de la
part du fondeur, pour parer ä tout danger provenant du retrait de cette
raasse enorme. Verstehe ich recht, so ergäbe das Löcher in der Form,
aber nicht im Gufs.
*) An einem andern ist von solcher Besserung keine Spur.
Vatfcan. Katalog L 57
898 Gl ABDINO DELL A PIGNA 227
wie die moderne, sondern rund, wie der
obere Teil des Tonis, verlaufende Einziehung,
eben von dem modernen Gürtel einge-
schlossen und verdeckt, nur durch ein rund-
liches Loch, das durch den modernen wie
den alten Teil hindurchgeht, durch Schauen
und Tasten wahrgenommen werden kann.
Dabei gewahrt man zugleich, dafs die untere
Einziehung des ,Torus* auf eine gröfsereStrecke
zerstört ist, und darf eben darin den Grund
dieser modernen Zuthat erkennen, nämlich die
Pigna standfest zu machen. Auf dem Gürtel
findet sich erhaben, also mitgegossen ein A,
weiterhin ein nach dem Gute, wie es scheint,
eingearbeiteter Kreis, ein O mit zwei runden,
ungleich tiefen Einbohrungen an der r. Seite.
Dieses O steht wohl zufallig unter dem Anfang,
das A unter dem Ende der einen Inschrift.
Dreimal1) nämlich in nicht ganz gleichen
J Abständen steht auf dem oberen Teil des
/Tonis', scharf eingeschnitten, mit ziemlich
unregelmäfsigen Zügen, die Inschrift
P . CINCIVS . P • L • S ALVIVS FECIT,
die unser direkt nach den Zügen des Ab-
klatsches gebaustes Facsimile wiedergibt1).
*) Im CIL VI Nr. 29794 ist von einer Wiederholung
Überhaupt nicht die Rede. (Doch vgl. jetzt S. 3732.) Von
doppelter Inschrift hatte Visconti S. 221, 1 vernommen;
sie wurde konstatiert von Lacour-Gayet S. 320, der
aber den Platz beider vertauscht, und Salvius in Calvins
(beiGrisar Calvinus geworden) verkehrt. Amieichtesten
sichtbar und, von der Bedeckung des unteren Teiles abge-
sehen, vorzüglich erhalten ist 1 (bei Lacour-Gayet 2),
gegenüber dem Sockel der Antonins-Säule; 2 (bei Laconr-
Gayet 1) m. 1,06 weiter rechts, nur die erste Hälfte noch
kenntlich; 3 bisher unbekannt, m. 2,04 links von I. Die
Wiederholung läfst sehr gut erkennen, dafs die Unregel-
mäfsigkeit der Buchstabenformen, weil wesentlich gleich
in 1 u. 3, weniger der Schwierigkeit des Materials als des
Alter der Schrift zuzurechnen ist Vgl. Brunn G. dp.
K. I 620, Robert bei Pauly-Wissova III2, 2558.
*) Die obere (in welcher der vom Abklatsch verlorne
GIABDINO DELLA PIGNA 227. 899
Dies in seiner Art einzige Werk steht nach Visconti im
Belvedere seit Innocenz VIII. , an seiner jetzigen Stelle seit
Paul V, Vordem bildete es den Kantharus des Hauptbrunnens
im Paradisus der alten Peterskirche. In den alten Zeich-
nungen de Winghes und Grimaldi-Tassellis ') sieht man die
Pigna unter einem Tabernakel stehn, das an jeder Seite von
drei Säulen (de Winghe läfet zwei aus) getragen wird, und
dessen eigentliches Dach, wohl kreuzgewölbartig zu denken,
aber aus Erz, schon fehlt, während die vier Lünetten aus
ehernem Gitterwerk noch vorhanden sind*)/ Als Kantharus
kann aber, als jene erste Zeichnung angefertigt wurde (im
16. Jahrhundert), die Pigna schon nicht mehr gedient haben.
Denn wohl sieht man dort, schematisch angedeutet, die Löcher
in den Schuppen der Nufs, aber keine Wasserstrahlen1), und
es fehlen die Marmorplatten, welche, schrankenartig zwischen
die Säulen eingefügt, das viereckige Becken gebildet hatten,
das namentlich von Grimaldi, aber gleichfalls als nicht mehr
vorhanden, nur als einst gewesen, beschrieben wird. Viel-
mehr scheint dort die Pigna auf demselben Steinboden zu
stehen, der die Säulen trägt. In Wahrheit freilich mufs ihr
unterster Teil, weil nicht sichtbar4), im Boden stecken. Zu
einer solchen Aufstellung bedurfte es jenes Fufses (des neuen
erste Buchstabe aus der andern eingesetzt ist) gibt die in der vorigen
Anmerkung mit 3 bezeichnete wieder, die untere I.
]) De Winghe, cod. Vatic. 10545, Bullett. di archeol. crist. 1881
T. V mit kurzer Notiz S. 123; Grimaldi-Tasselli bei Grisar, Analecta
rom. I T. XI f. Erläutert von de Rossi, I. C. U. R. II, I S. 428 zu Nr. 67
mit den Worten de Winghes und den älteren Beschreibungen von P. Mallius,
den Mirabilia, und namentlich Grimaldi.
*) Sie wurden sammt den vier Wasserspeiern in Form von Delphinen
und den beiden christlichen Monogrammen in Kränzen, welche die Lünetten
der beiden Hauptseiten akroterienartig krönten, von Paul V. eingeschmolzen.
Nur die zwei Pfauen der vorderen Lttnette (s. Nr. 225 f.) sind Übrig ge-
blieben. Vgl. de Rossi S. 430.
*) Man hat diese Wasserstrahlen und selbst die Löcher geleugnet« s.
Jordan, Topogr. II S. 368. De Rossi, S. 430, bemerkt, dafs schon P.
Mallius im 12. Jahrh. die Pinea nur als gewesenen Born erwähne.
4) Bei Grimaldi-Tasselli ist der untere Teil sichtbar, aber nur bis
da ungefähr, wo heut der moderne Gürtel beginnt, der, wie oben gesagt,
die Zerstörung bedeckt und ausgleicht« Demselben Zweck diente in jener
Aufstellung die Steinfassung.
57*
900 GIAEDINO DELLA PIGNA 227.
Bronzegürtels) nicht. Dieser wird also für die Neuaufstellung
unter Paul V. nötig geworden sein und ist vielleicht aus einem
Teil jenes Lünettenerzes gegossen worden.
Dagegen erscheint die Nufs in de Winghes Zeichnung
oben vollständig. Man wird also wohl, als die Pigna aufge-
hört hatte als Kantharus zu dienen, die fehlende Spitze er-
gänzt haben. Eben aus der grofsen oberen Öffnung war nach
Grimaldis Aussage1) vordem das meiste Wasser abgeflossen,
und nur diese Öffnung konnte den Gedanken wecken, die
Pinea als Kantharus, d. h. Becher oder Kelch, zu verwenden5).
Also erst die teilweise Zerstörung der Pinea hat sie geeignet
gemacht, als Born zu dienen, wozu ihre Form sie sonst nicht
zu empfehlen scheint*). Man wird folglich auch die Durch-
bohrungen erst für diese Verwendung, sei es im Brunnen des
Vorhofs der Peterskirche, sei es schon früher bei ähnlicher,
doch nicht der ursprünglichen gemacht denken müssen.
Woher aber stammt denn die Pinea? Was dürfte allein
nach ihrer Form und ihrem Stoff als ihre ursprüngliche Be-
stimmung gelten können? Gibt es keine über ihre Ver-
wendung im Paradisus hinausreichende Überlieferung?
Den Liber Pontificalis LH, 1 versteht man4) so, als ob
die Pinea schon vor Papst Symmachus (498 — 515) als Kantharus
im Atrium gestanden habe und, weil ein Zeuge diesen schon im
4. Jhdt. fluenta ructantem nennt, glaubt de Rossi, dafs bereits
1) habebat magnum aquae fontem egrcdientem de pinnaculo pincae et aln
fontes in singulis nucum nodis grato aspectu cadentes,
2) Vielleicht wurde diese Auffassung der Bronze in ihrem verstümmelten
Zustand erleichtert durch die in der Kaiserzeit Üblichen Trinkgefäfse in Form
einer knotigen Keule.
8) Wo wäre eine Analogie? Wie wäre man darauf gekommen, den
Pinienzapfen als Trank spendend zu denken? Bei Euripides Bau 710 heilst
es Ix hl xtoalvujv ftäpaaiv yXuxEtav piXiroc lotaCov jtaal, also von Blättern.
Lanciani hat wiederholt (Notizie 1882 S. 345 f. und Ancient Rome S. 286)
ausgesprochen, dafs die Pinea von Anfang an, etwa in Agrtppas lacus im
Campus Martius als Brunnen gedient habe. Die von ihm angeführten Ana-
logien des 9. und 11. Jhdts. in Konstantinopel und Aachen sind evidente
Nachahmungen der vorbildlichen Peterskirche und ihres Atriums, wie auch
de Rossi Inscr. crist. II 430 Anm. anerkennt.
4) S. Duchesne zu LIII (Symmachus) Note 23, de Rossi S. 429
und schon Visconti S. 217, 1.
GIARDINO DELLA PIGNA 227. 9OI
Constantin sie dort aufgestellt habe. Die Mirabilia schreiben
den Kantharus samt seinem Schmuck kurzweg dem Symmachus
zu, mit der merkwürdigen Angabe über die Pinea: quae
fuit coapertorium cum sinino aereo et deaurato super statuatn
Cibeles, tnatris deorutn in foramine pantheon. Hier ist in
allen Versionen1), aufser dem Anonymus Magliabecchianus,
nicht die Cybele, sondern das Sininum, d. h. die Wölbung
(Jordan, Topogr. II 367), natürlich jene in den angeführten
Zeichnungen schon halb zerstört gesehene, gleichsam wie
eine Laterne mitsamt der pinea, die freilich schlecht dazu
pafst, über dem foramen angesetzt8).
Von dort oben soll nach Cabollinus (Urlichs S. 139) die
pinea repentino fulminis ictu herabgeworfen sein und
unten liegend der benachbarten Kirche S. Stefano de pinea,
gewöhnlicher del cacco den Namen gegeben haben, bis sie
durch Papst Symmachus nach dem Atrium der Peterskirche
gebracht und dort zum Kantharus gemacht worden sei.
Ist darin Überlieferung, oder ist es vielmehr nur eine
phantasievolle Verknüpfung des konusförmigen Kantharus mit
dem Namen der Region Pinea')? Aber woher hatte denn die
Region ihren Namen? Von einer wirklichen Pinie, das wäre
glaubhaft, aber von einem wirklichen Pinienzapfen doch un-
möglich. Also von einem künstlichen? Sowie man das zu-
gibt, senkt sich die Schale der Überlieferung. Gesetzt einmal,
dafs die Pigna, durch einen Blitz hinabgeworfen, ein paar
Jahrhunderte dort gelegen habe, so ist es wohl begreiflich,
dafs erstens an ein so seltsames Ding, das vor Aller Augen
lag und die Aufmerksamkeit täglich beschäftigen konnte, eine
Kunde von seiner Herkunft und seinem Geschick sich fest
anschlofs und vererbte, dafs zweitens der Ort und weiter die
Gegend davon benannt wurde, und dafs drittens auch nach
*) Urlichs cod. Topogr. Version 1 S. 105, 2 S. 118, 3 S. 132.
*) D. h. über der Statue der Cybele (welche im Centram der Rotonda
gedacht ist) stand oben anf der Dachöffnung als Schlufs die Pinea mit eben
dem Säulenbau, der noch im Paradisus S. Petri die Pigna überdachte co-
lumpnis porphyreticis quae . . . precioso celo ereo cooperta cum floribus
et delfinis ereis et deauratis aquas fundentibus.
8) Jordan, Topogr. II S. 368. Auch de Rossi, S. 430, verwirft jene
Nachricht schlechtweg.
1
902 Gl ABDINO DELLA PIGNA 227.
der Versetzung der Pigna an einen Ort, wo sie noch viel mehr
die Augen täglich auf sich zog, an ihr die Überlieferung ihrer
Herkunft, wenn auch getrübt, haften blieb, und dem Stadt-
teil der eingebürgerte Name verblieb, auch lange nachdem
der Anlafs beseitigt worden war. Diese Möglichkeiten wird
man nicht unbedingt leugnen können.
[Schwieriger, doch kaum unmöglich wird solche Annahme,
wenn ein von Hülsen so eben scharfsinnig mit der Porticus
Divorum einer- und dem Serapaeum andererseits combiniertes
Stück der Forma Urbis (Jordan 59 LAVACRA) in der Gegend
von s. Stefano de pinea ein Rundbassin zeigt, und Hülsen
dies richtig mit der Pinea ausgestattet denkt, (obgleich grade
im Centrum ein Viereck gezeichnet ist). Dann wäre die
Pinea schon, bevor sie im paradisus s. Petri solchem Zwecke
diente, als Brunnen verwandt gewesen, und die Erinnerung
an ihren ursprünglichen Platz und Zweck hätte sich noch
über ein Stadium mehr erhalten müssen.]
Nun darf, ja mufs man aber fragen, welche Bestimmung
wird man der Pigna lediglich um ihrer selbst willen zu-
sprechen? Schwerlich irgend eine andere als dafs sie die
Bekrönung von etwas war, und zwar wegen ihrer Riesen-
gröfse nicht von einem Mobile sondern einem Immobile,
einem Bauwerk, offenbar einem nicht unbedeutenden, also
ein Akroterion, und zwar wegen ihres runden Querschnitts
von einem Rundbau, endlich wegen des Stoffes nicht von
einem mit Stein, sondern mit Erz gedeckten1). Da sehen
wir uns also durch das Monument selbst eben dahin ge-
wiesen, wohin die Überlieferung wies. Schiene nur nicht
die Pigna mit dem Pantheon unvereinbar: über dessen
,Occhio' hat keine Laterne gestanden, ist also auch kein Platz
für die Pigna gewesen1).
So mochte, ja so musste man denken, so lange als
das gegenwärtige Pantheon für dasjenige des Agrippa galt
Seit wir dagegen wissen, dafs das heutige Pantheon ein
Neubau des Hadrian ist, der eben durch seine unbrennbare
]) Visconti macht dies richtig geltend, nur int er, indem er für die
Herkunft vom Mausoleum Hadrians eintritt.
') Lacour-Gayet denkt sich die Nufs natürlich nicht direkt auf
das Loch gesetzt, sondern auf eine dieses schliefsende Laterne.
GIABDINO DELLA PIGNA 227. 903
Construction und namentlich die wunderbare gewölbte Stein-
decke die Tradition bestätigt, dafs das ältere des Agrippa
verbrannt ist, seit wir uns sagen müssen, dafs vor allem das
Dach des älteren Pantheon von Holz war, seitdem mufs, was
vorher unmöglich und unwahrscheinlich erschien, jetzt viel-
mehr grade nicht blofs möglich, sondern wahrscheinlich
heifsen: ein Rundbau mit Holzdach, dies vermutlich über
erhöhtem Mittelbau zeit- oder schirmartig construiert wie
beim Odeion des Perikles, mufste ein centrales Akroterion,
einen Knauf haben, wie unsere Kuppeln eine Kugel, wie das
Philippeion in Olympia einen Mohnkopf als Krönung hatte,
wie Rundbauten nach Vitruvs (IV 7) allgemeiner Vorschrift
eine Blume. Das bestätigen römische Cinerare in Rund-
tempelform mit Knäufen solcher Form, gelegentlich auch
einer Pigna; besser noch Rundbauten mit solcher Bekrönung
in den Stuckreliefs des augusteischen Hauses, Lessing-Mau,
Wand- und Deckenschmuck 7.
Dafür, dafs sie wirklich einst in dieser Art verwendet war,
spricht nun auch die technische Form der vatikanischen
Pigna, nämlich der ,Torus4 mit seiner unteren Einziehung,
die offenbar zum Übergreifen1) und Decken bestimmt war.
Zu dem allen endlich die Inschriften, welche nach ihrem
Schriftcharakter in die erste Kaiserzeit, wenn nicht den Aus-
gang der Republik weisen. Die Verletzungen der Pigna
könnten natürlich auch sonst sich erklären; sie sind aber
jedenfalls genügend, der Frage zu begegnen, wie denn der
gewaltige Körper beim Sturz von der Höhe sich habe er-
halten können. Dafs der Kolofs da unten von Agrippas Zeiten
]) Die [x^xu>v xotXx7) über dem Philippeion heifst bei Pausan. V. 20
ouvftcoftoc Tale fcoxoic Die im 16. Jhdt. auftauchende Meinung, die Pigna
habe einst das Mausoleum des Hadrian gekrönt, beruht wenigstens auf
richtiger Beurteilung der tektonischen Bedeutung; auf Überlieferung gewifs
nicht: Vaccas n. 62 sempre ho inteso dire che fusse trovata . . .
alle radici del Mausoleo u. s. w. kann als solche nicht gelten.
Vielleicht aber Übertrug sich, bewufst oder unbewufst, die Herkunft der
Pfauen (oben Nr. 225 f.) auf die lang mit ihnen verbunden gewesene Pigna.
Das Mausoleum mufste eine andre, weit gröfsere Krönung haben. Benozzo
Gozzoli blieb bei der andern Überlieferung, als er im Campo Santo in
Pisa das Pantheon mit der Pigna gekrönt malte.
904 GIABDINO DELLA PIGNA 228.
[auch nur bis zum Bau jenes in der Forma Urbis erkannten
Brunnens] so liegen gelassen sei wie er gefallen, das sind
wir zu denken ja nicht verbunden.
Dem Mariendienst soll die Rotunda an demselben Tage
geweiht sein, an welchem sie einst in honorem Cibelis
Neptuni et omnium daemoniorum gebaut worden war1).
Bei der Pigna ist der Wechsel des Dienstes: christlichen
statt vordem heidnischen, ja zweifellos. Es leuchtet aber ein,
dafs eben dieser Wechsel selbst eine für die gläubigen Be-
sucher der Peterskirche wichtige Sache sein mufste, und
darum in der Erinnerung fortleben konnte.
228. Compositcapitäl mit Figuren (Taf. 119)-
H. 1,245 m* Marmor grobkörnig bläulich.
Vieles abgebrochen, aber nichts ergänzt. Visconti (s. u.) vermutet,
das Capital stamme von den Caracallathermen her; er wufste also nichts
über die Herkunft. Zu Fabrettis (s. u.) Zeit, gegen Ende des 17. Jhdts., stand
es im päpstlichen Garten auf dem Quirinal. Ob es aus den Constantins-
thermen dahin gelangte?
Über zwei Reihen von Akanthosblättern liegt das ionische
Diagonalcapitäl, dessen Blüten von Blättern überdeckt, dessen
Abacus mit einem Eierstab verziert ist. Die Gesammtform
des Capitäls ist von denen der Caracallathermen sehr ver-
schieden, viel gedrückter.
Auf der unteren Blattreihe standen jederseits fünf Figuren
ziemlich frei herausgearbeitet, namentlich (immer von links
gezählt) je die dritte, mittlere, die Hauptfigur, gegen die sich
die vier andern kehren. Wegen solcher Ablösung vom
Grunde ist sie erhalten nur auf der vorderen, dem Garten
zugekehrten (auf Taf. 119 sichtbaren) Seite, die im Folgenden
V, wie die linke L, die rechte R, die hintere H heifsen soll.
Auf LRH sind dagegen nur Stützenbrüche und z. T. die Füfse
von ihr vorhanden. Die Übereinstimmung der vier Neben-
figuren ist keineswegs vollständig, aber doch so grofs, dafs
ihre Beschreibung eine vergleichende sein mufs und danach
auch die fehlende Mittelfigur überall gleichartig gedacht
werden kann.
J) Jordan Topogr. II S. 367.
G1ARDIN0 DELLA PIGNA 228. 905
V3, (die einzige erhaltene Mittelfigur also) ist ein sieg-
reicher Athlet, in gesteigertem polykletischen Standschema'),
mit 1. Standbein und nachgezogenem r. Fufs. Der 1. Arm
hält gesenkt, nach vorn und zur Seite bewegt, einen auf-
gestützten Palmwedel; die erhobene R. kann man kaum
anders als den Kranz über dem eigenen Haupte haltend
denken. Es ist ein Faustkämpfer; denn die Arme sind bis
an die Achsel mit Fell bedeckt und mit Riemen kreuzweis
umschnürt; auch ist an der L. der Caestus in spätester Form3)
kenntlich. Der Kopf wendet sich etwas nach seiner R., und
die auf dieser Seite stehenden Nebenfiguren, i in höherem,
2 in flacherem Relief, aber näher zur Mitte, erscheinen allemal
gegen 3 hin bewegt, während die rechts stehenden 4 in
flacherem Relief, etwas näher, von 3 fortgeht, aber nach ihm
umblickt, 5 mehr zu 3 hingewandt steht. 1 in V (wo allein
der Kopf sich erhielt) mit schwachem Wangenbart und band-
umwundenem Blütenkranz, hat hier Stiefel, langärmeligeTunica
mit Gürtelbausch und auf der r. Schulter geknöpfte Chlamys,
auf LHR dagegen keine Tunica, sondern nur ein Himation,
welches die Schulter umhüllend mit beiden Enden über den
1. Arm geworfen ist. Auf V hielten beide Hände eine ab-
wärts, nicht in die Höhe gerichtete Tuba, deren Stützenbrüche
sichtbar sind, und die geblähten Wangen zeigen, dafs der
Jüngling blies, also die typische Gruppe des gekränzten und
sich kränzenden Siegers mit Tubicen links und Kampfwart
rechts, wie auf Sarkophagen, die auch Caestus, Cirrus und
andere Einzelheiten übereinstimmend darstellen *). Der
Himationträger 1 auf LHR kann, namentlich wegen der
offenen Linken auf L, kein Tubicen gewesen sein.
2 auf L nackt, bärtig (auch auf V) trägt dort auf der
1. Schulter einen Sack (nicht einen Schlauch) mit Sand (?),
dessen Öffnung die L. mit festem Griff fafst und schliefst,
0 Vgl. den Polykletischen Kyniskos.
a) Vgl. Jüthncr Über antike Turngeräte S. 87fr., S. 91, eine sehr
gute Photographie der Vorderseite (V) des vaticanischen Capitäls.
*) Vgl. Hirzel Annali 1863 S. 404, besonders einen des Louvre, Clarac
187, des Lateran, Benndorf u. Schöne Nr. 81, des Vatican, Visconti
Museo Pio-Clem. V Taf. 36. Der Sieger allein wie in berühmten Statuen
und Gemälden, vgl. E. Caetani-Lovatelli, nuova misc. arch. S. 13 ff.
906 GIABDIHO DELLA PIGNA 228.
während die R. geöffnet und gehoben Staunen ausdrückt,
auch auf R über der Schulter von i sichtbar. Dieselbe Ge-
bärde macht 2 auf H mit der L., die auf R herabhängt und
auf V einen Stab ähnlich wie der ,Doryphoros< trägt, während
die R. ebenda (auf HRV) hinter i herabzuhängen scheint
5 (rechts 1 entsprechend) ist mit Ärmeltunica (fehlt auf
R) und Pallium bekleidet, gestiefelt, bärtig und mit band-
umwundenem Kranze auf V (wo allein der Kopf erhalten
blieb). Mit zur Mitte zurückgewandtem Antlitz tritt er nach
rechts ab, die R. im Staunen oder Beifall gegen die Mittel-
figur 3 hebend (nur auf V erhalten), in der L. einen kurzen
Stab (L und R).
4 bärtig VR, unbärtig aber mit Cirrus L (kopflos H)
tritt ähnlich wie 5, rechtshin von 3 weg, doch ebenfalls auf
diese Hauptperson zurückblickend, die R. staunend gehoben
(L, wo über seiner 1. Schulter eine glatte Masse, die ein
Sack wie bei 2 sein könnte, zum Vorschein kommt); gesenkt
ist die R. auf RH mit einem zusammengefalteten Tuch
(mappa? vgl. die Statue des Conservatorenpalastes Heibig,
Führer 583f, bei Wilpert TArte 1899 Fig- 6a, 7a und ebenda
die Fig. 9a, 13 a, 16a von Diptychen, Zoega BR. XC S. 190).
Es sind Scenen aus der Palaestra später Kaiserzeit, in
welche auch der klobige Stil der Sculptur weist. Viele Ver-
gleichspunkte bieten die angeführten Sarkophage und die
grofsen Athletenmosaike der Caracallathermen, von Hülsen,
Architekt. Studien von Iwanoff III S. 74, dem ausgehenden
4. Jhdt. zugewiesen. Vielleicht dürfen wir die in diesen
Mosaiken erscheinenden andern Kampfarten: Scheibenwurf,
Lauf und Ringkampf preisgekrönt in den drei andern Seiten
LRH voraussetzen.
Der Vergleich anderer figurierter Capitäle aus den
Caracallathermen, woher man das vaticanische gekommen
geglaubt hat (bei Iwanoff a. O. S. 76 Taf. H u. Matz-Duhn
ABiR. 3443fr.) und andrer ebenda 3445, abgeb. Piranesi d.
magnific. e d. arch. d. Rom. Taf. XVII; oder des Pfeilerkapitäls
vom Elagabalium Rom. Mitth. 1901 Taf. XII (Studniczka)
zeigt wohl, dafs das vaticanische Capital einer späteren Ent-
wickelungsphase gehört. Näher als jene, auch die von
Studniczka a. O. angeführten, dürfte eines bei Piranesi a.O.
GIARDINO DBLLA PIGNA 229. 230. 231. 232. 233. 907
Taf. VII als in cavaedio domus professae RR-PP. soc. Jesu,
befindlich abgebildetes kommen,
Gerhard-Platner S. 106. Abgeb. Visconti VII Taf. XLIII Vorder-
und Rückseite, XLIII a die rechte, b die linke Seite; die Vorderseite bei
Jttthner a. O., der Faustkämpfer allein bei Fabretti col. Traj. S. 261.
229. Unterteil einer Frauenstatue
(Taf. 121).
Lebensgrofs. Marmor italisch. (?)
Fehlt von Mitte des L Oberschenkels und 1. Unterarms aufwärts.
In Chiton und Himation ähnlich 222. Arbeit sorgfaltig,
glatt.
Rechts von der grofsen Nische:
230. Mittelstück einer colossalen Roma
(Taf. 120). %
H. ca. 1,30 m., Hüftenbreite ca. 0,70 m. Marmor griechisch.
Viel Faltenbrtlche waren mit Eisenstiften wieder angefügt.
Sie stand auf dem r. Fufs, hatte den 1. stark gehoben,
wohl auf etwas gesetzt. Bekleidet ist sie mit bauschigem,
tiefgegürtetem, offenbar kurzem Chiton, der auf der r. Schulter
gelöst, einen Zipfel vorn über den r. Oberschenkel herab-
hängen läfst, und über dem ein breiter Schwertriemen liegt,
der über die r. Schulter geht. Gute Arbeit des 1. — 2. Jhdts.
231. Korinthisierendes Capital wie 167 (Taf. 120).
232. Unterteil eines Togatus.
Lebensgrofs. Marmor italisch.
Fehlen auch Füfse.
Die nicht tief herabreichende Toga geht hinten in einen
Stamm über. Die Gewandoberfläche ist geraspelt. Gute
Arbeit.
Gerhard-Platner S. HO.
233. Statue der Isis oder einer Isispriesterin (?)
(Taf. 121).
Lebensgrofs. Grofskörniger griechischer Marmor.
908 GIARDINO DELLA PIGNA 234.
Fehlen Arme, 1. Schulter, abgespalten, Brüste Kniee bestofsen, Füfse
vorn glatt weggeschnitten (zur Ergänzung? doch ohne Zapfenlöcher); Brüche
quer durch die Beine, einer quer durch das Gesicht, das zugehörig, mit in
Stuck ergänztem Hinterkopf und Hals aufgesetzt ist. In neue Plinthe ein-
gelassen mit Teil der alten.
Steht auf dem r. Fufs, den 1. zur Seite setzend. Der r.
Oberarm war gesenkt, ebenso wohl der L; von beiden Unter-
armen, am Gewand keine Ansatzspuren. Über ionischem
Chiton ein in ungleiche Hälften zusammengelegtes Himation,
so dafs der eine Saum der Diplax hoch über dem andern
liegt, unter der 1. Achsel . und Brust hinaufgenommen erst
von hinten nach vorn, dann von vorn nach hinten geworfen.
Das regelmäfsig gebildete jugendliche Gesicht umrahmen
reiche, fast flechtenartig gedrehte, vom Scheitel herabhängende
Haarsträhnen, die (ergänzt, hinten zusammengeknotet, von
da an beiden Seiten des Halses nach vorn fallend) mit ihren
antiken Enden auf der Schulter liegen. Über dem Scheitel
vorn eine Blüte. Diese, ähnlich wie bei der Statue Vitalini bei
Wilpert, Un capitolo di storia del vestimento in TArte 1899
Fig. 19a S. 25, und auf dem ebenda abgebildeten vati-
canischen Relief Pio-Clem. Nr. 487, Visconti VII 19 be-
rechtigt, sie Isis oder Isispriesterin zu nennen. Von diesen
beiden ist das Himation (abgesehen von der palliumartig um-
gelegten Binde) bei der zweiten auch gedoppelt, aber vor
der Brust geknotet. Noch ähnlicher ist es bei einigen Statuen,
die auch zum Isisdienst gehören oder zu gehören scheinen.
Clarac 987, 2582; 988, 2574c; 989, 2585. Vgl. auch 438F
und G. Arbeit glatt, oberflächlich.
234. Torso eines Hermes (Taf. 120).
In menschlicher Lebensgröise. Marmor grofskörnig.
Fehlen Kopf, Hals, Arme und Beine gröfsten teils.
Bekleidet nur mit vorn an der r. Schulter geknüpfter
Chlamys, die dann wohl von irfnen über den 1. Unterarm
nach aufsen fiel, stand der Gott auf dem r. Bein. Der r.
Oberarm ging abwärts, und an der r. Hüfte scheint eine
Absplitterung von Berührung oder Verbindung herzustammen;
auch der L, bis zur Armbeuge erhalten, war soweit wenigstens,
hängend. Der Unterarm hielt, vermutlich etwas nach vorn,
J
GIARDINO DELLA PIGNA 235. 236. 237. 909
den Stab, den drei Stützenbrüche, ein gröfserer unter zwei
kleineren, jener auf den Knoten, diese auf die Schlangen
weisend, anzeigen. Arbeit mittelmäfsig.
235. Weiblicher Torso (Taf. 120).
Überlebensgrofs (das Erhaltene, H. 1,05 m., vom unteren bis oberen Gewand-
saum des Apoptygma 0,39 m.). Marmor italisch.
Fehlen Kopf, Hals, r. Arm (war angestückt) I. Schulter, abgesplittert
auch die 1. Brust, 1. Hüfte und der ganze Unterteil von oberhalb der Kniee.
Replik der capitolinischen Statue Heibig Nr. 519;
Röscher Lex. II Sp. 1352. Der Leib ist voller; der r. Arm
als einst gesenkt, der 1. als gehoben zu erkennen. Der Unter-
teil des eingelassenen Halses läfst Wendung nach seiner R.
erkennen. Arbeit mittelgut.
Vielleicht Gerhard-Platner S. 110 Nr. 74 oder 75.
236. Torso einer Bakchosherme (Taf. 120).
Hinten noch 1,10 m. hoch, vom Gürtelknoten bis zur Halsgrube 0,22 m.
Marmor italisch, ähnlich dem des Apoll vom Belvederc.
Fehlt Kopf, Hals grösstenteils, r. Arm, der gesenkt war, L Arm, der
gehoben, vielleicht über den Kopf gelegt war. Eisen für Ergänzung, an der
r. Schulter (für Locke?) und unter zwei abgebrochenen Fellteilen. An der
r. Hüfte eine wagrechte Reihe von Bohrlöchern (ein Versuch, bequemerer
Aufstellung halber, den unteren Teil abzutrennen?).
Bekleidet mit ionischem Chiton, worüber ein Pantherfell
liegt, breit übergürtet. An der r. Hüfte horizontal gefalteter
Mantelwulst, der auf dem Rücken am Abbruch zur 1. Schulter
hinauflaufend erkannt wird, also wohl über den r. Unterarm
und den 1. Oberarm geworfen war. Die r. Hüfte ist höher, als
stände die Figur auf dem r. Bein. Ähnlich auch in der
Arbeit und dem Mantelmotiv die Herme des Braccio nuovo
Nr. 1.
237. Männliche Statuette (Taf. 120).
H. bis zur Pubes 0,35 m. Marmor grobkörnig.
Fehlt Oberkörper durch glatte Schnittfuge getrennt. Schnitt auch
hinten und unten. Am r. Fufs aufsen ein Eisen im Schnitt.
Sitzt, vom Mantel umhüllt, auf einem Felsen, den r. Fufs
hoch, den 1. niedrig vorsetzend. Arbeit mittelmäfsig.
9*IO GIARDINO DELLA PIGNA 238. 239. 240.
238. Männliche Statue (Taf. 121).
Reichlich lebensgrofs. Marmor parteiisch.
Kopf unzugehörig. Oberer Teil der Brust und von den Knien ab-
wärts fehlt.
Der 1. Unterarm trug die von beiden Seiten her darüber-
geworfenen Zipfel des Pallium. Der Kopf (neu Nase, Teil
des Bartes) ähnelt Hadrian. Arbeit beider Teile mittelgut
239. Weiblicher Torso.
Lebensgrofs. Marmor italisch.
Fehlen Kopf, Hals, (war angesetzt) Schultern, halber r. Unterarm, I.
Hand, Beine von Mitte der Oberschenkel.
Hatte 1. Standbein; trägt über fast hochgegürtetem Chiton
ein Himation, von der 1. Schulter hinten herumgenommen
und über den 1. Arm geworfen, dessen Hand eingesetzt war;
der r. Unterarm scheint sich nach der Brust gehoben zu
haben. Mittlere Arbeit, aber sehr zerstört. Vgl. C 1 a r a c 498 D
1115B; 502, 994; 527, 1092B.
240. Sarkophag (Taf. 120).
H. 0,68 m., Br. 0,71 m., L. 2,265 m* onne das Relief. Marmor italisch.
Bestossen, namentlich die Köpfe.
Vorn: zwei Flügelknaben, unter deren jedem eine Fackel
liegt, halten einen Porträtschild. Darin männliche Büste, mit
kurzgeschorenem und bartlosem rasierten (?) Kopf, und Toga
contabulata. In der R. hält der Mann eine Rolle wie aus-
einandergerollt (L. nicht sichtbar). Unter dem Schilde zwischen
zwei links und rechts gelagerten Flufsgöttern ein Boot mit
zwei kleinen Figuren darin. Von den Flufsgöttern hält der
1. ein Füllhorn in der L., die R. leer, der r. in der R. ein
Ruder, die L. am Gewand. Am 1. Ende steht Athena in
Chiton und Himation, mit hochbuschigem Helm und Aigis.
Sie stellt den r. Fufs hoch auf einen Fels, unter dem die
Eule sitzt und wendet sich nach rechts um; hinter ihr ist
der Ölbaum. Am r. Ende ist Apollo in ähnlicher Haltung,
aber sitzend, nach links sich umwendend. Derbe Arbeit des
3. Jahrhunderts.
Gerhard-Platner S. 108 Nr. 26.
GIARDINO DELLA PIGNA 241. 242. 243. 9II
241. Grofser Zeh einss colossalen 1. Fufses
(Taf. 120).
Das Ganze 0,78 ro. lang, der Nagel 0,13 m. Marmor italisch.
Unter dem Zeh dicke Sandale und 0,10 m. hohe Plinthe.
242. Standbild eines Togatus.
Lebensgroß. Marmor italisch (?).
Fehlen Kopf und Hals, der unterste Teil der Beine mit den Füfsen.
Stand, ganz (bis auf die Hände) in die Toga eingehüllt,
auf dem 1. Fufs, den r. zur Seite stellend. Die L. hängt,
die R. kommt, in die Toga sich stützend, vor der Brust zum
Vorschein. Arbeit vorkaiserlich.
243. Jugendlicher Togatus (Taf. 121).
Lebensgrofs. Marmor italisch.
Kopf (war eingesetzt), 1. Unterarm (ein grofses Zapfenloch im Schnitt),
r. Arm (zwei grofse, moderne (?) Eisen im Schnitt), 1. Fufs abgebrochen
(Eisen im Bruch).
Vor der Brust hängt eine Bulla an einem Band. Calceus
patricius.
Gerhard-Platner Nr. 73.
Nachträge und Berichtigungen.
Zu S. 3» b. Maate hält es, brieflicher Mitteilung nach, für möglich, dafs
die Zufügung des Delphinreiters, der in der Tat bei der Ino der
Odyssee nichts zu tun hat, durch die Einführung des Cultes der
Ino-Mater Matuta und des Palaimon-Portunus am Tiberhafen ver-
anlagst sei; vgl. in seinem Buche »Griechen und Semiten auf dem
Isthmus v. Korinth« S. 132 fr.
„ S. 7 Nr. I. Vgl. Giard. d. Pigna Nr. 236, nicht 234.
„ S. 14. Die Statue ist in einer 181 7 bei Piale in Rom herausgegebenen
Raccolta di statue antiche auf Taf. 47 abgebildet mit dem Ver-
merk »Giä presso Pierantoni.c
„ S. 15 Nr. 9- Friederichs-Wolters Bausteine Nr. 1571 ; Brunn-
Bruckmann 179, nicht 178.
„ S. 25. t^ber den Siegelring des Augustus vgl. Milani Studi e
materiali 1902 S. 172 fr.
„ S. 34. Zu der Beschreibung vgl. S. 302 Nr. 198. Die »Pudicitiac
wurde schon Anfang 1771 vom Vatican erworben; s. Amaduzzi
Novelle letterarie di Firenze 1771 S. 6 und die Vorrede zu den
Monumenta Matthaeiana. Eine Copie ist auch im Lateran, Benn-
dorf-Schöne Nr. 114.
„ S. 48f. Nr. 34. 35. Friederichs-Wolters Bausteine Nr. 1546/7.
„ S. 66 ff. Nr. 47. Im römischen Kunsthandel war vor Kurzem das
Fragment einer Statue: ein Stück Gewand mit einer Statuette, auf
die sich wohl der 1. Arm der Statue gestutzt hatte 4 die Statuette, der
der Kopf fehlte, stimmte durchaus mit der Karyatide überein, doch
hielt sie im 1. Arm eine Lyra, in der R. das Plektron, sollte also eine
Muse darstellen. Man erinnere sich, dafs auch eine der Erechtheion-
Koren, die an der r. Ecke vorn stehende, durch Zufügung einer
bärtigen tragischen Maske in der R. zur Muse gemacht worden ist
(Arndt-Amelung Einzel- Aufnahmen Nr. 9).
„ S. 74 Nr. 53. Arndt -B ruckmann Griech. und röm. Porträts
Taf. 571. Vgl. Röm. Mitth. 1890 S. 128.
„ S. 82. Hartwig hat an einen Gypsabgufs des vaticantschen Demo-
sthenes einen Abgufs jener Hände anfügen lassen; die Ergänzung wirkt
durchaus überzeugend. Dafs die Hände von einem Demosthenes
stammten, wird zudem durch den r., an gleicher Stelle gefundenen
Vatican. Katalog I. 58
9T4 NACHTRÄGE UND BERICHTIGUNGEN.
Fufs der Copie bewiefen. S. die Publication im Jahrbuch d. I. 1905
S. 2 5 ff. S. ferner Arndt Bruckmann Griech. und röm. Porträts
Taf." 574.
Zu S. 87. Die Figur des Agias ist seither abgebildet von P. Gardner
Journ. of hell, studies 1903 S. 129; er stellt ihn neben den Herakles
Lansdowne, mit dem er die Figur sehr verwandt findet; gleich ist
aber nur das Stellungsmotiv; alle Einzelheiten sind vollkommen und
sehr charakteristisch verschieden. Vgl. auch Mahl er Polyklet Fig. 50
und Amelung Berl. philol. Wochenschr. 1902 Sp. 278.
„ S. 89 Nr. 70. Nach Vergleich mit dem Porträt des jugendlichen
Caracalla im Bogen der Wechsler kann kein Zweifel sein, dafs dieser
meist Annius Verus genannte Knabenkopf eben Caracalla darstellt;
siehe C. Jacobsen Revue archeologique 1903 1 S. 121 ff.
„ S. 92 Nr. 72. Ein achtes Porträt des Ptolemaios s. bei Waille
Nouvelle mission archeologique ä Cherchel (1902) S. 96*. Taf. II.
„ S. IO3 Nr. 86. Raccolta di statue antiche, erschienen 1817 bei
Piale in Rom, Taf. 21. Vgl. den Nachtrag zu S. 344 Nr. 55.
„ S. IOS Nr. 89. Arndt-Bruckmann Griech. und röm. Porträts
Taf. 573-
„ S. III Nr. 95. Overbeck Kunstmythologie III5 S. 106, I:
Taf. XXII 36.
„ S. I34 Nr. IO9. Magnan La citta di Roma (1779) IV S. 79 Fig. 75.
(British Museum Catalogue of the greek coins, Alexandria, Intro-
duction S. LXXIIf.)
S. I34ff. Nr. in u. 114 sind auf Taf. 18, Nr. 112, 113, 115, 116,
118 und 119 auf Taf. 14, Nr. 117 auf Taf. 19 abgebildet.
S. 143. Abgebildet auch in einer 1817 bei Piale in Rom erschienenen
Raccolta di statue antiche Taf. 3 mit dem Vermerk »Presso il
principe di Canino«.
S. I46 Nr. Il8. Friederichs-Wolters Bausteine Nr. 1569.
S. 152 Nr. 127. n „ 1570.
S. 154 Nr. 129. Magnan La citta di Roma (1779) III S. 44
Fig- 45-
S. 164. Eine 10. Replik s. Notizie d. seavi 1897 S. 390.
S. 165 Nr. 3 a. Ein r. anpassendes Fragment ist in der gegenüber-
liegenden Wand eingemauert. Auf dem Rande oben steht TA- MATER
— also mit der Inschrift des anderen Fragmentes: scelesta mater —
darunter QVOD. Von dem Relief hat sich nur der Teil eines Bogens
erhalten; wohl der Eingang zur Unterwelt, in der die auf dem andern
Fragment erhaltene Gestalt — Pluton — thront. Jetzt CIL IV 36739.
S. 169 Nr. 9a. Vgl. im Lateran Benndorf-Schöne Nr. 67c
S. 171 f. Nr. HC. d. Ähnlich, wie auf manchen Grabsteinen der
equites singulares im unteren Felde durch die Darstellung des Ver-
»
7>
7)
7)
NACHTRAGE UND BERICHTIGUNGEN. 91 5
storbenen und seines puer mit Pferden oder häufiger des puer mit
einem Pferde auf die Charge des eques hingewiesen wird, wäre nach
Heibig (Memoires de l'academie des inscr. et belles-lettres 1902
S. 201 ff.) durch die Darstellung eines jugendlichen Reiters auf den
Sockeln der archaischen attischen Grabstelen der militärische Stand
des Verstorbenen angegeben, der selber als Hoplit gedient und als
solcher zu seiner Beförderung und Bedienung ein Pferd und einen
{ji^piTTfi unterhalten habe, die beide oben auf den Sockeln unter
dem Bilde des Verstorbenen selbst dargestellt seien.
Zu S. I78 Nr. 18. Galleria Giustiniana II Taf. 102.
„ S. l8l Nr. 20 f. Zu dem Öfchen vgl. Dumont Revue archeologique
1869 II S. 430fr. Taf. i7=Guhl u. Koner Leben der Griechen u.
Römer Abb. 309.
„ S. l82 Unten. Den gleichen Bausch sehen wir im Rücken der Jäger
am Sockel des borgheseschen Heraklessarkophages; Robert Die
antiken Sarkophagreliefs III Taf. XXXVIII Nr. 127. Der vaticanische
Sarkophag stammt aus dem Besitz der Giustiniant; Galleria
Giustiniana II Taf. 94.
„ S. I93 Nr. 31b. S. Museo Chiaramonti Nr. 662.
„ S. 247* Zu der eingeritzten Ornamentik vgl. im Lateran Nr. 200
(nicht bei Benndorf- Schöne verzeichnet).
„ S. 263 Nr. 134* Statt Foventinus lies Faventinus.
„ S. 279 Nr. iSia. Stammt aus Sutri; CIL XI 3257.
„ S. 305 oben. Das Nymphenvotiv des Q. Hortensius Hymnus stammt
aus Sutri; CIL XI 3247.
„ S. 311 Nr. I. Gerhard-Platner S. 39 Nr. 1.
„ S. 317 Nr. 6. „ „ S. 40 Nr. 6.
„ S. 327 Nr. l8. Die Statue war, nach einer Notiz des Barons Philipp
von Stosch auf einer in der Wiener Hofbibliothek befindlichen
Zeichnung, im Anfang des 18. Jahrhunderts im Pal. Verospi (Mitteil.
Dr. Hermann Eggers).
S. 331 Nr. 24. Gerhard-Platner S. 41 Nr. 24.
S. 334 Nr. 34. Reifferscheid Annali d. I. 1866 S. 223 tav. LM2.
S. 338 Nr. 42. S. auch Tuchs tein Jahrbuch d. I. 1901 S. 152 mit
Anm. 10.
S. 34O Nr. 45. Gerhard-Platner S. 42 Nr. 45.
S. 344 Nr. 55. Die Doppelherme Herakles-Hebe ist jetzt im Museum
of fine arts zu Boston; Trustees of the m. of. f. a. XXVI. annual
report S. 36. — Im Neapeler Museum ist kürzlich eine bisher im
Magazin befindliche, aus Pompei stammende Statuette aufgestellt
worden (Inventarnummer 1 II 387); sie stimmt in allen Hauptsachen
mit der „Hera" des Reliefs im Louvre Uberein, nur stützt sie die
r. Hand, die jene auf die Schulter der Hebe legt, auf einen niedrigen
58*
7)
7)
9)
9l6 NACHTRÄGE UND BERICHTIGUNGEN.
Pfeiler. Der Kopf hat praxitelischen Typus. Die Ausführung ist
geringwertig.
Zu S. 348 Nr. ÖO E. Gerhard-Platner S. 42, A.
S. 355 Nr. 66. s. 43 Nr. 64
S. 356 Nr. 67. „ „ S. 43 Nr. 65.
S. 357 Nr- 69- » n S. 43 Nr. 67; Inghirami
Monum. etruschi Ser. VI Taf. II i.
S. 360 Nr. 75. Gerhard-Platner S.44 Nr. 73, nicht 75.
S. 370 Nr. 95. , , S. 45 Nr. 93.
S. 37I Nr. 95D Reifferscheid Annali d. I. 1866 S.223 UT.LM3.
S. 372 Nr. 96. Gerhard-Platner S. 45 Nr. 94.
S. 377 Nr. IO7. Arndt-Bruckmann Griech. und röm. Portrits
Taf. 513/4.
S. 380. Über weitere Beispiele ganz vergoldeter Marmorstatuen s.
S a v i g n o n i Notizie d. scavi 1 901 S. 250 u. Gauckler Revue archeo-
logique 1902 S. 395.
S. 394 Nr. 129. Gerhard-Platner S. 47 Nr. 127.
S. 395 Nr. 131. , S. 47 f. Nr. 129.
S. 397 Nr. 135. Arndt-Bruckmann Griech. und röm. Porträts
Taf. 451/2.
S. 4IO Nr. 153. Gerhard-Platner S. 49 Nr. 151.
S. 411 Nr. 155. „ , S.49 Nr. 153.
S. 428 Nr. 178b. Pistolesi Taf. XXXVIII 2.
S. 440 Nr. 184. Vgl. Alt mann Architektur u. Ornamentik d. ant.
Sarkophage S. 97 Fig. 30.
S. 448 Nr. 198. Galleria Giustiniana II Taf. 139 (hier ist noch
ein Aufsatz mit Waffen zwischen den Polstern und Eroten r. und L
erhalten).
S. 451 Nr. 203. Schreiber Die hellenistischen Reliefbilder
Taf. XCIIA.
S. 458 Nr. 219. Hadaczek Abhandlungen des archäol. - epigr.
Seminars in Wien 1903 S. 70 Anm. 4: nach dem Ohrschmuck etrus-
kischer Fabrication aus dem 4. — 3. Jahrh. v. Chr.
S. 471 Nr. 240a. Galleria Giustiniana II Taf. 131.
S. 498 Nr. 285. Gerhard Antike Bildw. Taf. XL, nicht XI;
Overbeck Kunstmythologie III 5 S. 174 Taf. XX 23.
S. 554 Nr. 372A. Galleria Giustiniana II Taf. 88 (ergänzt,
wohl nur in der Zeichnung); Gerhard-Platner S. 112 unten (Museo
egiziano).
572 Nr. 398 E. Statt Sextus lies Sextius.
S. 605 Nr. 448 B.D. Bei einem Kunsthändler in Rom befindet
7)
7)
7i
7i
99
NACHTRAGE UND BESICHTIGUNGEN. 917
sich der Torso einer Wiederholung, an der die L. eine Schriftrolle
hält. Das pafst weder für einen Strafsen jungen, noch für Hermes,
wohl aber zu der im Text gegebenen Deutung.
Zu S. 629, C. Pistolesi Taf. LIV 3.
„ S. 631 Nr. 492G Pistolesi Taf. XLVIII 1.
„ S. 638 Nr. 497. Lindet Revue archeologique 1900 I S. 19fr.
Fig. 9.
„ S. 639 Nr. 497 A. Pistolesi Taf. XLVI 1.
S. 650, b. Pistolesi Taf. LIV 1.
S. 664 Nr. 535* Vß** Watzinger Archäol. Anzeiger 1903 S. 34 f.
Abb. 14.
S. 671 Nr. 543 a« Statt Oenucius sehr. Genucius.
S. 680 Nr. 550* ^er obere Streifen Relief abgeb. bei Humbert
Daremberg-Saglio Dictioon. des ant. I S. 1556, VI Fig. 2048.
S. 741* L- Nebenseite: Bernoulli Aphrodite S. 71 Nr. 16; Peter
bei Röscher Mythol. Lexikon I Sp. 1539Z. 10 ff. Rückseite: Peter
a. a. O. Sp. 2951 f. mit Abb.
S. 746 Nr. 642 U. S. 748ff. Nr. 644. Hauser Jahreshefte des
osterr. archSol. Instituts 1903 S. 798". Taf. V/VI.
S. 764 Nr. 668. O verbeck Kunstmythologie I S. 309 Nr. 5.
S. 778 Nr. 685. Lindet Revue archeologique 1900 I S. 19 ff.
Fig. 10.
S. 793 Nr. 704. Höfer bei Röscher Mythol. Lexikon 111 Sp. 677 L
Abb. 14.
S. 853 Nr. I20 1. Julia, nicht Tullia.
S. 876 Nr. I98. Statt Flavia Prahatis sehr. Flavia Felicissima (nicht
Pientissima, wie im CIL steht, ihr Kosename ist Felicula) Frei-
gelassene eines Fl. Prahates.
S. 9OI Nr. 12. 1. Caballinus.
in
7)
VERZEICHNISSE.*)
Bn = Braccio nuovo. Gl = Galleria lapidaria. MCh = Museo Chiaramonti.
Gp = Giardino della pigna.
1
SACHLICHES VERZEICHNIS.
Achilleus MCh 662.
Adler MCh 459.
Adonis Gl 5. MCh 455. 536.
Aedicula Gl 18 d. 91. [S. 298].
Aegyptisierende Büste Bn 1 28.
Africa Gl 34b.
Akroter Gl 191. 193. I98(?).
492 C (s. Nachträge).
Aktaion MCh 329.
Alexander Severus MCh 674.
Alkestis MCh 179.
Alkibiades sogen. MCh 441.
Altar Gl 50. 100 a. 105 b. 106.
153. 156a. 160c. 172. 175.
176. 196. 197. 199a, b(?).
MCh 95F. 119A. E. 123A.
174D. 178 a (s. Nachträge).
1 82. 2 1 1 B. E. 269B. D. 292 A.
378a. 424H. 492A. 516.
516A. F. 566. 591 a. 634 A.
636a (s. Nachträge). 683 a.
73 iD. Gp 187.
Alte Frau MCh 580. Gp 49.
Amazone Bn 44. 71. MCh 28.
300 — 302. 65 iA.
Ammon MCh 523.
Amor Gl 15. MCh 85. 87. 231.
279. 308. 353-483- 514- 522.
Gp 10. 18. 23. 29. 32. 65.
67. 70. 78. 105. 108. 123.
124. 134. 138. 142. 152. 153.
159. 171. 176. 178. 180. 185.
200. 201 f. 217. 240.
Annius Verus sogen. Bn 70
(s. Nachträge).
Antencapitäl MCh 62 a.
Antinous MCh 625. 646.
Antoninus Pius MCh 30. 505.
554. 682. 702.
— Säule Gp 223 f.
Antonius sogen. Bn 97 A.
Aphrodite Bn 79. MCh 165.
182. 254. 361. 45 1(?). 452.
51 3 A. 669.
*) Beide Verzeichnisse sind nur provisorisch. Am Schlüsse des ganzen
Werkes werden mehrere und ausfuhrlichere gegeben werden.
VERZEICHNISSE.
919
Apollon Bn 41. 95 (s. Nach-
träge). MCh 2. 18 (s.Nachtr.).
78. 178. 199. 242. 252. 285
(s. Nachtr.). 292 B. C. 295.
391. 460. 502. 547 a. 590.
636a. 645. 648. Gp 75.
143. 240.
Apoxyomenos Bn 67.
Ära taurobolata Gl 31.
Archaistisches MCh 10. 171.
442 A. 528. 529.
Architrav Gl 14b. 23. 82. 91 a.
Ares MCh 361.
Ariadne MCh 239B.
Artemis Bn [S. 5]. 38. 92.
108. MCh 16. 122. 123. 125.
398 B. D. 609. 636 a. 681.
73i- Gp 131- l65- *97- 219-
Arvale Gp 5.
Aschenurne Gl 20a. 40a. 42.
44a. b. 58. 59a. 65a. 72a.
74b. 92. 92 a. 94. 112. 114.
123. 129. 129a. 131. 139.
141. 151a. 180. 195. MCh
148. 209. 269 E. Ea, b. F.
322B. E. 350a. 533. 566B.
E. Gp 26 (Triumphbogen).
31. 122. 148. 152.
Asklepios Bn 17. Gl 100. 196.
MCh 113 (s.Nachträge). 128.
174C. 440 A(r). 444. 454-
666. 684. Gp 151. 154.
Atalante MCh 23. 290. 407.
Athene Bn 10. 13. 56. 107A.
114 (s. Nachträge). Gl 29.
MCh 10.63. 119D. 197. 354.
403. 496. 558. Gp 93. 240.
Athlet Bn 97. 99. 101. 103.
105. MCh 257. 297. 475.
Attis MCh 647. Gp 76.
Augustus Bn 14 (s. Nach-
träge). 102. MCh 65. 401.
600. 628 A. Gp 52(?).
Bakchanal Gl 188. MCh 1 (s.
Nachträge). 21. 46. 97. 99.
251. 330. 446. 468. 471. 499.
501. 709. 710.
Bankstütze MCh 678 a. b.
Barbar MCh 156. Gp 43.
145. 220.
Barbarin MCh 685 B.
Basis Gl 51a. 61. 63. 73. 78.
87a. 106. 124a. b. 138. 153.
156. i6od. 165a. 171. 189.
189b. e. 190. 197 a. MCh
22 ia. 591 a. Gp 5. 164.
Baumstamm als Brunnen-
schmuck MCh 34 (s. Nach-
träge); als Votiv 660 C.
Bildhauer-Werkstatt Gp 162.
Bonus Eventus Gp 66.
Brunnen Gl 24. 58 a. 148. 170.
192 c. MCh 34 (s. Nach-
träge). [S. 666 f.]. 700. Gp
35. 100. 140. 157. 167. 174.
Caesar (?) MCh 107 (s. Nach-
träge).
Capital Gl 89 a. 95 a. 151. MCh
229a. Composit Gl 75 b. 102.
130. 140. 148. Gp 127 f.
221. 228 f. Dorisches Gl 67 b.
85. 119a. 132a. Ionisches
Gl 45 a. 58b. 60a. 64. 83a.
170 a. Korinthisches Gl 64 b.
74. 76. 77 a. 83. 101a. 103.
113. 119. 192b. MCh 4oCa.
920
VERZEICHNISSE.
Gp 17 f. 82f. 119. 132. 136.
160 f. 193 f. Korinthisierend
Gp 168. 231. Mit Figuren
Gp 228.
Caracalla Nachträge zu S. 89
Nr. 70.
Cassetten-Decke MCh 41 — 43
(s. Nachträge). Gp 183.
Cerberus Gp 184.
Chariten Gl 12. MCh 360.
Cicero sog. MCh 698.
Cinerar-Ara Gl 3. 4. 7. 8. 14.
16. 19. 26. 27. 34. 36. 40.
43- 44- 52. 62. 66a. 69. 71.
72. 75. 79. 89. 107. 109.
133- 135- 138. 147- IS».
195a. MCh 16a. 60A. 61a.
242a. 349a. 351a. 398 A. E.
543 a. 546a. [S. 736]. 686a.
Gp 1. 6. 24. 173. 199. 204.
207.
Claudius Bn 18. 117 MCh 591.
Commodus Bn 8 (s. Nach-
träge). 121. MCh 706.
Console Gl 42b. 140a. MCh
22. 707 K.
Crispina, Gem. des Commo-
dus (F) MCh 705.
Dacer Bn 9 (s. Nachträge).
118 (s. N.). 127 (s.N.). MCh
356.
Dadophoros MCh 352.
Decoratives Relief MCh 377.
425. 427. 428. 430. 616. 658.
659. 728.
Demeter Gl 2 (s. Nachträge).
MCh 8i(?). 346(r).
Demosthenes Bn 62 (s. Nach-
träge). MCh 422.
Dichter MCh 661.
Dichterin MCh 121. 177.
Dionysos Bn 1 (s. Nachträge).
125. Gl 67. 202. MCh 144.
175. 180. 239B. C. 258. 298.
410. 516A. 523. 528. 529.
588. 595. 650. 671. 675.
675A. 685A. 691. 713.
720. 724. Gp 47. 69. 129.
i35.
Dioskur Bn 25. Gl 121. MCh
11. 129 (s. Nachträge).
Domitian Bn 129 (s. Nach-
träge).
Doryphoros Bn 126. MCh
243. 450.
Eber MCh 463.
Ente MCh 342.
Epikur MCh 734.
Eques singularis Gl na. c. d
(s. Nachträge). 128 a. b.
i37b-n. MCh 467 A. Gp64.
Erichthonios' Geburt MCh
643.
Eros MCh 495. 604. 607 A.
653. 685 C.
Eubuleus Gl 28.
Euripides Bn 53 (s. Nach-
träge).
Faunus MCh 47 (?).
Faustina Bn 90. Gp 223.
Faustkämpfer MCh 154. 372.
372B.
Feldzeichen Gl 163.
VERZEICHNISSE.
921
Fischer MCh 118. 287.
Flamen Gp 79.
Flufsgott Gl 101. Gp 167.
174. 240.
Fortuna Bn 59. 74. 86 (s.
Nachträge). 171. MCh 382.
636a, (s. Nachträge). Gp
59. 113. 215. 216. 147 (?)
Fries Gl 64a. MCh [S. 348 ff.].
88. 98. [S. 569 f.]. 439- 443.
[S. 601 f.]. 488. 490. 491.
612a. 731.
Gallier MCh 535 (s. Nach-
träge).
Ganymed MCh 19 (?). 587. 599.
672. 674A.
Gebälk Gl 24a. 31b (s. Nach-
träge). 108 a. 116 c. 118.
160 b. 190a. [S. 305]. MCh
297 a. 429. 677.
Gefäß Bn 39. Gl 75 a. c. 85 b.
93. 103a. 113 a. 149a. MCh
66 (s. Nachträge). 171. 269 E.
306. 307.
Genien einer Hafenstadt Gl
76 c.
Gesims Gl ib. 108c. 118a.
138 a. 147 a. 201. MCh
[S. 335- 367. 381 f. 4<>4f.
4i6f. 450. 466. 487. 501.
5 18 f. 533 f. 557. 588 f. 618 f.
629 (zu c s. Nachträge).
ösof. (zu b s. Nachträge)].
5i6Ca [S. 666. 684 f. 687.
697 f. 700 f. 722. 734. 758.
769 f. 793 f. 807 f.]
Geta MCh 160.
Giebel MCh 615. Gp 40.
Gladiatoren MCh 12.
Göttin MCh 241 (nährend).
353 0n Gruppe mit zwei
Kindern).
Gordian III. MCh 699.
Gott Gl 74c (archaisch). 95
(jugendl. Torso).
Grabara Gl 6. 6a. 10. 11. 13.
14c. 16a. 17. 17a. 20. 25 a.
29a- 30- 3 id. 32. 33. 35-
37—39.41.48. 50a. 54— 56.
57. 63a. 68. 70. 72b. 80.
81. 83 d. e. 88. 90. 91 b. d.
96. 98. 98 a. iOic. 108. rio.
nie. 115a. 117. 119a. e.
125. 127. 128. 134. 136. 137.
143. 145. 146. 154a. b. 155.
157. 161. 163. 166. 173. 174.
178. 179. 181. 194. MCh
40 A. E. 60C. 95 A. B. G.
149A. D. G. 171a. 174 A.
175 a. 198 (s. Nachträge).
211 A. F. 230. 239 A. D.
240a (s. Nachträge). 244b.
269 A. H. I. 292 D. 322 A. F.
347. 348 A. 351 A. 357 a.
378 A. C. E. 424E. F. K.L.
448 A. E. 467 A. B. Ca. E. F.
492E. 496a. 497a. 516E.
542 A. Ba. D. 547 a. 561a.
566A. F. 586A. D. 587.
589a. 590a. 613 A. B. E. F.
634 C. 637 a. 660 A. E. 680B.
D. 707 E. G. L. 729. 731 A.
735 a. Gp 48. 120. 150.
169. 205.
Grabherme Bn 135. Gl 24c.
Grabpfeiler Gl 167.
Grabsäule Gl 168.
]
922
VERZEICHNISSE.
Grabstein (mit Relief) Gl 3 a
(s.Nachträge). 8a. na. c. d.
19a. 20b. e. f (s. Nachträge).
22a. 24a. e. 25b. 28a. b.
3 ic. 39a. 47a. 56a. c. e. f.
80a. 83 c. 101b. e. [S. 241].
ii ia. b. [S. 247]. 119b. c.
120. 128a — d. 137a — p. 192.
MCh 6a (s.Nachträge). 13a.
60 E (s. Nachträge). 500.
685. Gp i89(r).
Greis MCh 280.
Hadrian Bn 81. MCh 392.
Häschen MCh 310.
Hafen MCh 678.
Hahnenkampf Gl 8 a. MCh
521.
Hebe MCh 55 (s. Nachträge).
Hekataion MCh 181.
Helios MCh 592.
Hephaistos MCh 420.
Hera Bn 83. MCh 220. 51 1 A.
534. 64i(?).
Herakles Gl 132. 207. MCh
in. 139. 151. 162. 225.
294. 438! 450. 524. 542 B.
565. 581. 636. 680 B.C.
693- 733- Gp 38. 98. 102.
187. 195.
Hercules Gl 25. 199a. MCh
95 D (s. Nachträge). 187.
636 a (s. Nachträge).
Hermaphrodit MCh 331.
Herme Bn 1. 65. 67 A. 135.
Gl 28. 84a. [S. 241]. 202.
207. MCh 47. 228. 239B.C.
542 B.C. 586B. C. 680B.C.
73 iB. C 732. 734. Gp54-
57- 236.
Hermes Bn 65. 67 A. MCh
589. Gp 71. 234.
Heroenrelief MCh 186.
Hesperiden Gp 38. 98.
Historisches Relief MCh 4. 5.
152. Gp 63. 68. 9o(?).
Hochzeit Gl 34a.
Höre MCh 6. 13. 644. S.
Jahreszeiten.
Hund MCh 467. Gp 179.
Hygieia MCh 83. 86. 683.
Gp 151.
Idealkopf weibl. Bn 19. 38.
112. Gl 1. MCh 50. 190.
192. 362. 363. 373. 388 A.
415. 416. 436. 472. 510.
513. 530 A. 532. 557. 620.
665. 694.
— männl. Bn 22. 24. 85.
MCh 145. 166. 227. 287 A.
365. 384. 543-
»Ikariosreliefc MCh 596.
Imperatorenstatue Gl 203.
Inder MCh 322. 595. 617.
Ino-Leukothea Bn S. 3 b (s.
Nachträge).
Isis Bn 31. MCh 547. 654.
Gp 233.
Isispriesterin MCh 119B. Gp
233.
Jagd Gl 11a. 20c. in. 137 b.c.
MCh 9. 44. [S. 348fr.]. 85.
91. 98. 101. 117. 207. 294a.
3i6. 537. 542. 610a. Gp
27. 31. 36. 74. 95. 97. 101.
VERZEICHNISSE.
923
Jahreszeiten Gl 47. 177. MCh
96. 215. 238. 239. 292.
406. Gp 94. 106. 144. 175.
177 a. 200(?).
Jonas Gp 21.
Jüngling liegend als Brunnen-
figur Gp 140.
Julia Domna Bn 133.
Julia Soaemias MCh 639.
Julia Titi Bn in.
Juno Lucina MCh 73 iA.
Kanephore MCh 412.
Karyatide Bn 5. 47 (s. Nach-
träge).
Kentaurenkopf MCh 652.
Kinderkopf MCh 53. 189. 333.
335- &>3- 670.
Kinderpflege MCh 424Ka.
Knabenkopf MCh 105. 194.
503. 504. 506. 507. 606.
664. 695.
Knabenstatue MCh 240. 493.
Gp 30. 62. 191 (?).
Knabenstatuette MCh 82.
149B. 167. 191. 260. 262.
264 (verwundet). 284. 337.
338. 340. 344. 372. 372B.
390. 411. 448 B. D (s. Nach-
träge). 482. 577. 626A. 649.
651. 670 A. 700.
Knöchelspiel MCh 338.
Korb Gl 74b,
Kranich MCh 16a. 461.
Krieger (Mars?) Gp 42.
Kronos MCh 567. 571a. 573.
Kuh MCh 458. 462.
Laden Gl 147. MCh 213.
Landleben Gl 56b. d. 63c.
MCh 7. 127. 147. 180. 201.
230. 269. 274. 317. 541.610.
612. Gp 32. 84.
Lar MCh 185.
Lazarus MCh 204.
Lehne MCh 516C.
Leopard MCh 309.
Lepidus sogen. Bn 106.
Leto MCh 230.
Löwe MCh 312. 314.
Löwenfufs MCh 510A !. 512a.
Luchs MCh 313.
Lucilla Bn 90.
Lucius Verus Bn 123.
Luna MCh 24 (s. Nachträge).
130-
Mädchenkopf MCh 626.
Mädchenstatuette MCh 110.
Mänaden S. 4. Gl 15. MCh
182. 515. 731C. Gp n.
Männliche Statue Brn 123.
MCh 18 (s. Nachträge). 19.
124. 296. 450. 453. Gp
45. 46. 156. 191 (?)- 237(?).
238. 242.
— Statuette Gl 74c. MCh
85 A. 195. 200A. 373 A.
393. 484. 628. 646. 656.
Mahl MCh 69 (s. Nachträge).
129 (s. Nachträge). 214.
Marc Aurel Bn 100.
— Säule Gl 154.
Mars Gl 189. MCh 47(?). 370.
627. 636a. Gp 158.
'Marsyas MCh 404.
Masken Bn 53. Gl 150. MCh
75. 106. 273. 299. 303. 319.
924
VERZEICHNISSE.
Mater magna Gp 213.
Medusa Bn 27. 40. 93. 110.
Gp 142.
Meerwesen Bn [S. 3 ff.]. 34.
35 (s. Nachträge). Gl 9. 18
(s. Nachträge). 77b. 105.
192 a. MCh 45 (s. Nachträge).
126. 170. 172. 198. 210.
216. 218. 230. 266. 268.
291 A. 395—8. 517- 519.
611.676. 707 A—C. Gp 7.
34. 56. 86. 149. 190.
Meleager MCh 290. 453. 509.
689. 690. Gp 31.
Mercur Gl 45 b. MCh 636 a.
Mithras Gl 144a. b. MCh 318.
352. 464. 568. 569. 591a.
Monogramm Christi Gl 76c.
Mosaik S. 2 — 5.
Mühle MCh 497 u. 685 (s.
Nachträge).
Musen Bn 7. Gl 76a. MCh
174B. 177. 237(?). 245—9.
349—Si. 547a. Gp 8. 34.
196. 208.
Narkissos Bn 38 B(?). Gl 169.
MCh 536(?). 655.
Nereide s. Meerwesen.
Nerva Bn 20. MCh 555.
Nil Bn 109 (s. Nachträge).
Niobide MCh 176. 389. 457.
Nymphen Gl i89d. [S. 305;
s. Nachträge]. MCh 45 1(?).
593. GP75- 100. 157.
Octavia, Tochter des Clau-
dius^) MCh 608.
Odysseus S. 3. MCh 704.
Orest MCh 687. 688.
Ornamentales Relief MCh 20.
H9. 345. 550- 679. 707D.
Gp 20.
Pan MCh 66 (s. Nachträge).
234. 480. 486. 492 B.D.
Panther MCh 311. 315.
Panzerstatue MCh 543. 545.
635.
Paris MCh 19 (?). 343.
Penelope MCh 465.
Persephone MCh 81 (?). 323.
Pfau MCh 520. 729. Gp 225 f.
Pfeiler ornamentiert Gl 12 a. b.
15 a. b. 108b. 1 16a. b. 126a.
b. 169a. b. 177a. b. 205a.
b. MCh 37. 38. 40. 40B. D.
95 C. E. 119C. 149C. E. 169.
174. 211C. D. 269 C. G.
322C.D. 375. 378.378B.D.
424G. I. 448C. 467 C. D.
489. 516B. D. 566C D.
584-6. 61 3 CD. 631. 633.
657. 660. 660B. D. 707 F. I.
Gp 2. 62. 80. 85. 87. 89.
103 f. 107. 109. 112. 117.
130. 206.
Philippus Arabs Bn 124.
Philosoph MCh 551.
Phönix MCh 466.
Pigna Gp 227.
Pilastercapitäl Gl 5 a. b. 9 a.
(s. Nachträge), b. 18 a. b. 65.
66. 67a. 83 b. 84. 85 a. 86.
88 a. 89b. 104. 122. [S. 306].
MCh 206. 398 Ca. 730.
Platte ornamentiert Gl 187 a.
Pluton Nachtrag zu Gl 3 a.
VERZEICHNISSE.
925
Polyklet Gl 124. MCh 139.
507. S. Doryphoros.
Porträt weibl. Bn 78. MCh
570.
— griech. männl. MCh 140.
226. 283. 441. 531. 598.
605. 667. 719. 725. 732.
— weibl. MCh 256.
— röm. männl. republicanisch
Bn 4. 49. 60. 115. 136.
MCh 135 (s. Nachträge).
374. 424B. 510A. 512. 527.
602. 672 A. 698.
— — augusteisch Bn 103 A.
119. 131. MCh 259. 336.
433. 435. 563. 618. 653.
714.
claudisch MCh 27. 51.
124. 159. 193. 545. 607 B.
715. 717.
flavisch Bn 97 A. MCh
49. 54. 157. 281. 560. 572.
722.
trajanisch Bn 69. 88.
106. 188. 417. 419. 423. 424.
530. 561. 723.
— — hadrianisch Bn 2. 122.
MCh 25. 36. 58. 141. 143.
343 A.
antoninisch u. später
Bn 6. 12. 15. 16. 21. 46.
51. 57- 63- 68. 70. 75. 76.
84. 87. 100A. 130. 134.
MCh 31. 32. 57. 80. 103.
109. 134. 136. 165A. 232.
265. 277. 334, 369. 388.
394. 440. 493. 51 iB. 553.
556. 559- 562. 574a. 597-
629. 635. 640. 703. Gp
57. 159. 162. 212. 238.
— weiblich republicanisch
MCh 219 (s. Nachträge).
552. 629 A.
— — augusteisch Bn 37. 64.
MCh 108. 133. 224. 276.
355. 357. 424A. 432. 511.
575. 701.
claudisch Bn 45. 77.
132. 221. 369. 393 A. 418.
473. 477. 478. 619. 623.
— — flavisch Bn 42. 56.
113. 116. MCh 33. 60. 76.
576. Gp 48.
— — trajanisch - hadrianisch
Bn 52. 73. 79. 80. 91. MCh
48. 179 a. 200. 261. 263.
332. 387. 389 A. 692. 696.
716. 721.
antoninisch Bn 3. 43.
55. 58. 61. 66. 96. 98. 104.
Gl 2. MCh 56. 77. 104.
137- '38. 161. I95A. 223.
233. 282. 366. 368. 371.
383. 385. 386. 413. 474.
476. 525. 535 A.- 546. 601.
622. 697. 711.
Porträtstatuette MCh 1 14. 286.
449.
Poseidon MCh 440 A(?). 607.
Gp34-
Priap MCh 70.
Priesterin Bn 94.
Priester-Sarkophag Gl 126.
Provinzen MCh 150. Gp 53.
Psyche Gl 1 s.MCh 1 53(s.Nach-
träge). 514. 522. Gp 77.
153.
926
VERZEICHNISSE.
Ptolemaios von Numidien u.
Mauretanien Bn 72 (s. Nach-
träge).
»Pudicjtia« Bn 23 (s. Nach-
träge) Gl 198.
Pupienus Bn 54.
Puteal Gl 60b. 67 c. 132 b.
144. MCh 244a. Gp 75.
Reise MCh 69 (s. Nachträge).
408. 469. 540.
Reiterrelief MCh 372 A(s. Nach-
träge).
Relieffragment MCh 5. 39
67 (s. Nachträge). 68. 71
72. 90. 91.93.94. 115. 119
128. 146. 173. 182. 201 — 3
(s. Nachträge). 205. 207
208. 210. 225. 234. 248
266. 267. 269. 275. 289
291- 3I7- 321. 325- 327
328. 346. 348. 358- 359
361. 376B. 405. 424D. Fa
447. 499. 501. 5i5. 526
537- 538. 54i. 542. 549
551. 565. 566. 641—44
707. 708. 727.
Roma Bn 13. Gp 223. 230.
Sabina MCh 712.
Säule MCh 40 b. 398 Cb. 707 H.
Säulenbasis Gl 105 a. [S. 306].
MCh 178b (s. Nachträge).
Sarapis MCh 74. 255. 668
(s. Nachträge).
Sarkophag Gl 5. 9. 12. 15. 18.
18c. e. 20c. 21. 24b. 42a.
47. 63c 92c. ioid.f. in.
116. 121. 126. 139a. b. 150.
I59- 159a. b. 162. 169. 177.
187. 188. 192 a. 199. 205.
206 (?). MCh 1. 8. 21. 23.
44- 73- [S. 37i]- 99—102.
117. 118. 151. 153— s (s.
Nachträge). 179. 180. 184
(s. Nachträge). 204. 212.
214—8. 235. 235a. 236.
237. 239a. 246. 247. 249.
251. 270 — 2.288. 290. 291 A.
292. 294 A. 301. 302. 316.
319. 322—4. 329. 330. 376.
379—82. 404.407.424^. M.
446. 455—7- 468—71. 497.
497 A (s. Nachträge). 514.
517-22. 539. 540. 564.595-
610 — 11. 613. 614. 617.
661—3. 678. 687—90. 709.
710. 733 a. Gp 3. 8. 10.
16. 19. 23. 27. 29. 32. 34.
36. 38(r). 42. 50. 60. 65.
67. 70. 72 (?). 74. 77. 78.
86. 95. 96fr. 102. 108.
125. 134. 138.
144. 146. 153.
166. 171. 175.
178. 180. 182.
192. 196. 200.
i
142. 143.
159. 162.
176. 177 a.
185. 190.
201 f. 208.
217. 240.
Sarkophagdeckel Gl 5 c. 56b.
d. 59b. 63 b — d. 91c. e.
160a. MCh 3. 11. 24. (s.
Nachträge). 45 (s. Nach-
träge). 69 (s. Nachträge).
85 a. 92. 95 (s. Nach-
träge). 96 (s. Nachträge).
97. 116. 129 — 31 (s. Nach-
träge). 147. 170. 172. 187.
238. 239. 268. 273. 274.
VERZEICHNISSE.
927
320. 326. 376A. 395—8-
406. 426. 6l2. 676. 68O.
707 A—C. Gp 7. 21. 41.
8l. 84. 94. 1O5. 106. I2l.
123. 124. 126. 149.
Satyr Bn [S. 4]. 29. 30. 32.
33- 36- 38 A. 120. Gl. 15.
56d. 77. 115. MCh 17. 29.
52. 84. 164. 168. 196. 228.
243. 278. 338A. 339. 367.
409. 414. 582. 586B. C. 588.
603A. 625A. 708. 718.
731 C. Gp35. 99 (?)- 146.
Satyressa MCh 526. '
Schauspieler (d. Komödie)
MCh 75 (s. Nachträge). 661.
Schild d. Athena Parthenos
MCh 300.
Schmiede Gl 147.
Selene Bn 50. MCh. 341. 445
Septimius Severus MCh 26
437.
Silen Bn 11. 28. MCh 59
112. 131 (s. Nachträge)
229. 544. 578. 583.
Silvan MCh 142. 163. 434
630. 636 a (s. Nachträge)
Gp 61. 137. 170.
Skylla Bn S. 3. MCh 79.
Skythe (Marsyas-S.) MCh 73.
404.
Sol MCh 130.
Sonnenuhr MCh 664.
Sophokles Bn 89 (s. Nach-
träge).
Spes MCh 636 a (s. Nachträge).
Spiele Gl 19a. MCh 205.
424 Ka. 497 A (s. Nachträge).
539. Gp 108.
Stier MCh 305.
Stirnziegel Gl 92 b. 94a. 140b.
MCh 448. 479. 481. 485.
487. 492.
Stratege MCh 531.
Taube MCh 304.
Telephos MCh 198. 636.
680B. C.
Thetis(?) MCh 641.
Thyiaden MCh 644. (s. Nach-
träge).
Tiberius MCh 399. 400. 494.
Tischbein MCh 60B. D. Gp
Tischlerei Gp 162.
12—14. 73. 110. 139. 141
Titus Bn 26. MCh 35. 253.
»Todtenmahlrelief« MCh 594
Gp 15.
Togatus MCh 15. Gp 33. 51
56. 79 (?). 209. 210. 21 2
232. 242.
Torso Gl 51. 60. 74 a. 87. 95
124. 142. MCh 637. 640
726.735. Gp in. 115. 116
172. 181. 188.
Trajan Bn 48. MCh 64. 574
624 (?).
Triton Bn S. 4h. Gl 9. 105
Triumphbogen als Aschenurne
Gp 26.
Turmkrone S. 5 MCh 348.
Untersatz architekt. mit Reliefs
Gl 77 b.
Venus MCh 627. 639. 673.
Vertrag mit Opfer MCh 471.
Victimarius Gp 177.
928
VERZEICHNISSE.
Votivrelief griech. MCh 186.
593-
— röm. Gl nb. 20d. 44c.
189 c. d. MCh 250. 630.
Waffen in Relief Gl 4. MCh
184 (s. Nachträge). Nach-
träge zu 198. 203 (s. Nach-
träge). 240 a (s. Nachträge).
447- Gp 25.
Wagenrennen Gl 21 (s. Nach-
träge). MCh 8. 211. 320.
324. 325. 327. 456. 470. 613.
Wassergott MCh 244.
Wasserspeier Gl 165.
Weibliche Statue Bn 37. 74.
JJ. 80. Gl 1. 2. 45. MCh
14. 61. 62. 402. 498. 546.
548. 638. 686. Gp 4. 9.
22. 28. 37. 88. 118. 133.
147. 163. 186. 203. 211.
218. 222. 229. 235. 239.
— Statuette Gl 76 a. b. MCh
120. 421. Gp 49.
Wölfin mit Zwillingen MCh
89. 198.
Zeh colossal Gp 241.
Zeus MCh 222. 392 A.
25. 214.
Gp
EPIGUAPHISCHES VERZEICHNIS.
Die Namen aus griechischen Inschriften sind in Cursivschrift gedruckt.
M. Acilius Priscus Egrilius
Plarianus Gl 190a. MCh
119E.
Acilius Secundus Gp 148.
Acilia Magmila Gl 17 b.
Acilia Rufina MCh 424F.
Aegnatia Fortunata Gl 68.
P. Aelius Bithus MCh 398 A.
P. Aelius Felix Gl 133.
P. Aelius Fortunatus Gl 178.
Aelius Patrius Gl 19.
P. Aelius Philetus Gl 196.
P. Aelius Quintianus Gl 137p.
C. Aelius UrbicusMCh 566 A.
P. Aelius Verus (mit Familie)
MCh 13 a.
Aelia Auxanusa Gl 4a.
Aelia Potita MCh 586 D.
M. Aemilius Artema Gl 183.
M. Aemilius Chrysanthus
Gl 63.
A. Aemilius Priscus MCh
123A.
Aemilia Serapias Gl 31.
Aesculapius Gl 196.
Agatkias Gl 94.
Agrestius Gl 78.
Aineias Gl 98 a. 101c.
Alcime Gl 40 a.
Alexander Gl 1 1 1 a.
Q. Allius Festus Gp 122.
Allia Sophia MCh 448 A.
\
VERZEICHNISSE.
929
Allidia Lucifera MCh
269 H.
Alvia Venusta Gl S. 212.
Amor Gl 80a.
M. Annaeus NarcissusG183d.
M. Annaeus SaturninusClodi-
anus Aeliänus Gl 20 c.
T. AnniusHedypnusGlS.305.
Annia Ismene Gp 192.
A. Antestius Antiochus (mit
Familie) Gl 31c.
Antoninus Pius Gp 223.
M. Antonius Alexander MCh
240 a (s. Nachträge).
M. Antonius Ianuarius Gl
i37o.
Antonia Bacche Gl 91b.
Aphnius Gp 58.
Aphrodeite Gl 101 c.
L. Appas Gp 1 50.
M. Aquilius Eucarpus Gl 199.
Arduinne Gl 1 1 b.
Argaeus Gl 1 10.
Arimanius Gl 78.
Aristaios Gl 176.
Aristia Basilla MCh 322b.
Articuleia Athenais Gl 10.
M, AruntiusMenasMCh467E.
Asklepiades MCh 547 a.
Asklepios MCh 113.
T. Atilius Piso MCh 542 D.
Atinia Bule Gl 13.
Attaliane Gl 10 1 f.
Attius Insteius Tertullus
Gl 73.
M. Attius Suburanus Gl 79.
Attia Agele MCh 322 F.
AufidiaHelpisMCh467Ca.
Yaticaii. Katalog L
Aulia LaodiceMCh 707 E.
Aulina MCh 95 G.
A. Aulius Strenuus Gl 69.
M. Aurelius frater arvalis
Gps.
T. Aurelius Gl 1 37 k.
Aur. Amphiktyon Gl 35.
Lucius Aur. Avianius Sym-
machus Gl 87 a.
Aur. Dizala Gl 137 b.
M. Aurelius Ermogenes Gl
182.
M. Aurelius Euprepes MCh
591a.
T. Aur. Gentilis Gl 137 h.
Au]relius Magnus Gl 8a.
T. Aurelius Maximus Gl 1 37 n.
Aur. Maximus MCh 61 3 A.
M. Aurelius Polycrates Gl 1 29.
T. Aur. Probus Gl I37d.
M. Aurelius Romanus MCh
516F.
Aur. Saturninus Gl 137 a.
M. Aur. Secundinus Gl 128 c.
T. Aurelius Speratus MCh
467 A.
T. Aur. Tertius Gl 137 c.
Aurel. Victor Gl 137 f.
T. Aur. Vitellianus Gl 1 1 d.
Aurelius Vitorinus Gl 1 1 a.
Aur. Apollonia Gl 91 e.
Aurelia Cassia Firmina
Gl 63 c.
Aurelia Paulina Gl 56 d.
M. Autius Agricola Gl 175.
Bassus Gl 189 c
C. Bennius Zoticus Gl 33.
59
93°
VERZEICHNISSE.
T. Bettuedius Vestalis MCh
322E.
Blastion GI91CI.
A. Caecilius Anicetus MCh
350a.
Q. Caecilius Martialis Gl 50a.
C. Caecilius 0ne6imus Gl 144.
Caecilia Sperata Gl 30.
Caelestis Gl S. 305.
Caesennius Iustus Gl 155.
A. Caesennius Magnus Gl 1 37.
T. Caesernius Statius Quin-
ctius Macedo Quinctianus
Gl 22.
M. Caesolius Saturninus Gl
i6od.
Sextus Caesonius Apollonius
Gl 34.
Cale Gl 194.
Cailimorfus MCh 378 C.
Calpurnius Parthenopaeus
Gl 195 a.
Camulus Gl 1 1 b.
Candidius Valentinus Gl
I37g.
Carpus Pallantianus MCh
587 A.
M. Cartilius Rhodon Gl 43.
Cassius Agrippinus Gl 1 2d.
P. Cassius Atticus MCh 273.
P. Cassius Helenus Gl 44a.
Castricia Veientilla MCh
. 424L.
Ceres Gl 144.
Cheirisophos Gl ioid.
P. Cincius Salvius Gp 227.
Civitas Gl 183.
Cladus Gl 1 1 1 b.
Ti. Claudius Aemilianus MCh
35*A.
Cl. Avitus Gl 1371.
Ti. Claudius Epaphroditus
MCh 351 A.
Ti. Claudius Felix Gl 81.
Ti. Claudius Liberalis MCh
496 a.
Ti. Claudius Phoebus MCh
60 A.
Ti. Claudius Spendon MCh
269 B.
Ti. Claudius Telesphorus Gl
41.
Ti. Claudius Titianus MCh
60C.
Claudia Gl 99.
Claudia Bassilla MCh
542 Ba.
Claudia Amanda Gl 123.
Claudia Gemellina Gl 63 a.
Claudia Helene Gl 70.
Claudia Isias Gl 96.
Claudia Itonis MCh 174 A.
Claudia Lais Gl 70.
Claudia OpsequensGl25a.
Claudia Prepontis Gl 55.
Claudia Prisca MCh 95 B.
Claudia Semne Gl 31b.
C. Clodius Charitho Gp 114.
M. CocceiusAttilianusGli7b.
Q. Coelius Apollonides MCh
95 F.
M. Coelius Dionysius MCh
S. 736,
Coelia Elpis Gl 20b.
A. Considius Hermes Gl 24t.
L. Cordius Agatocles MCh
149 A.
VERZEICHNISSE.
931
L. Cornelius Atimetus Gl 147.
Quintus Cornelius Caljippus
Gl S. 247.
L. Cornelius Epaphra Gl 147.
M. Cornelius Euhodus Gl 27.
Cn. Cornelius Musaeus Gl 143.
MCh 149G.
D. Cornelius Priscus Gl 72 b.
Cornelia Faceta MCh
492 E.
Cornelia Glyce Gp 48.
Cornelia Tertulla MCh
244 b.
Cn. Cossutius Felix Gl 42.
Crepereia Petronia Mar-
ciana Gl 56b.
Q. Critonius Dassius l Gl
Critonia Philema/ 119c.
Cypare Gl S. 247.
Q. DasumiusAgathopusGli7.
Q. Dasumius Ianuarius MCh
660E.
A. Decimius Pal. Decimianus
Gl 144a.
Diana Nemorensis MCh
119E.
Diana Planciana Gl 138.
Dii Deaeque MCh 119A.
Dioskuros Gp 224.
Dispater MCh 269 B.
Diuturna Gl 132b.
L. Domitius
Domitia Maxima
Cn. Domitius Hilario MCh
239D.
Domitia Domitiani Gl
119b.
P. Durdenus Gl 53.
}
Gl I2C.
Earinus Gl 189a.
Eitkeos Gl 98 a.
M. Epidius Flavianus Gl 166.
Eraclia Gl 24b.
Eubuleus Gl 28.
Euelpistos Gl 49.
Euploia Gl 76c.
Eusebios Gl 101b.
Eutychia Gl 63 c
K. Fabius Felix \ ~.
Fabia Amaryllis j
C. Fabius Iustus Gp 205.
Fabia Calliste Gl 31 d.
Fabia Felicia Iullitta MCh
40A.
Fabia Iusta Gl 90.
Fabia Latina MCh 448 E.
Faustus MCh 348 A.
. Fides Gl 80 a.
T. Flavius Bathyllus MCh
269 D.
T. Flavius Cosmus Gl 61.
T. Flavius Glycon Gl 37.
Q. Flavius Hedistus Gl 45b.
T.FL Iulius Gl 137 1
T. Flavius Parthenopaeus Gl
n9d.
. T. Flavius Petalus Gl 135.
T. Fl. Verinus Gl 128 b.
Flavia Cypris Gl 37.
Flavia Didyme MCh 269F.
M. Flavia Iucunda Gl 28 a.
Flavia Optata Gl 37.
Flavia Felicissima Gp 198
(s. Nachträge).
Flavia Vettilia MCh 348 A.
Fortuna MCh 269 D.
M. Fulvius Celer Gl 72.
932
VERZEICHNISSE.
L. Furius Diomedes MCh
244b.
Furia Primitiva MCh
586 A.
Futia Cypare Gl 161.
Gallonia Maritima Gl 89.
Q. Gavius Musicus Gl 115 a.
M. Gavius Parthenius Gl 71.
Geminius Pacatus Gl 128 a.
Genius centuriae Gl 91a.
172. 175.
— collegi Zeunitorum Gl
189 b.
— horreorum MCh 634 A.
— Noricorum Gl 182 a.
L. Genucius Delus MCh 543a.
(s. Nachträge).
Grattia Tertia MCh 589 a.
Hediste Gl 88.
Heracia MCh 660 G
Hercules Gl 11b. 156a
(invictus), 184 (defensor).
189c. 197. MCh 269B.
292 A. Gp 187 (sanctus).
Herennia Sophe Gl 26.
Herennia Tertulla Gl 14b.
A. Herennuleius Italicus Gl
186.
Herennuleia Gl 8.
Hermeros Gl 156 a.
Hilarus Gl S. 247.
Honor Gl 80 a.
Q. Hortensius Faustinus Gl
156.
Q. Hortensius Hermes Gl
179.
Q. Hortensius Hymnus Gl
S. 305 (s. Nachträge).
Hosia MCh 149D.
Hygia Gl 196.
Ianuaria Gl 180.
Igorios Gl 5 c.
Irenaeus Gl 154b.
Isias Gl 119b.
Iucundus Augustianus Gl
6 a.
C. Iulius Censor Gl 56.
Fl. Iulius Constantinus Gl 5 1 a.
Q, Iulius Galatus Gl i28d.
Ti. Iulius Gratus Gl 2oe.
L. Iulius Heuretus Gl 20a.
C. Iulius Hymetus Gl 138.
Iulius Marcus Gl 154a.
Ti. Iulius Nymphius ^ Gl
— Staphylus / 132 b.
Iulia Agele Gl 2of.
Iulia Aufidena Capitolina
MCh 497 a.
Iulia Auge Gp 169.
Iulia Demetria Gp 120 (s.
Nachträge).
Iulia Epi . . . Gp 16.
Iulia Insequentina MCh
292 D.
Iulia Nice Gl 167.
Iulia Panthea MCh 561a.
680 A.
Iulia Paulina MCh 424E.
Iulia Stemma Gp 92.
Iulia Trophime MCh 467 F.
C. Iunius Euhodus MCh 179.
T. Iunius Severianus MCh
184 (s. Nachträge).
M. Iunius Victor Gl 146.
VERZEICHNISSE.
933
Iunia Athenais MCh269A.
Iunia Chia Gl 32.
Iuno MCh 174D.
Iuppiter Gl 11b. 22. 61
(Dolichenus). 152 (Helio-
politanus). MCh 424 H.
Gp 164 (Heliopolitanus).
Iustos Gl ioie.
Iustus Gl 137 m.
Laevia Ithake Gl 109.
A. Larcius Proculus Gl 185.
Larcia Aprylla Gl 39.
C. Licinius Marius Gl 59a.
M. Limbricius Polides Gl 63.
C. Livius Alexander Gl 39 a.
A. Livius Epictetus Gl 44b.
P. Livius Larensis Gl 7.
Livia Servanda Gl 145.
M. Lucceius Chrestus MCh
637 a.
M. LucceiusOnesimusG163b.
Luccia Telesina MCh 231.
Lykurgos Gl S. 241.
Maena MellusaMCh 543 a.
Q. Magius Hilario Gl 180.
L. Manilius Faustus MCh 723.
L. Manilius Primus MCh 722.
Manilia Hellas MCh 721.
Manlia Iucunda Gl nie.
Manneia Primilla Gl 20.
Marcellinus Gl 59 b.
Marcianus Gl 47 a.
C. Marcius Euhemerus MCh
95 A.
Q. Marcius Malchio Gl 31a.
L. Marcius Moderatus Gl 107.
C. Marcius Salvianus Gl 172.
Margaris Gl 57.
Melitine G163d.
Melizusa Gl 80.
Mercator Gl 137 h,
Mercurius Gl 1 1 b.
T. Mescenius Olympus MCh
175 a.
Metilia Acte MCh 179.
Mevia Modesta MCh 61 a.
Miccinus MCh 351a.
Minerva MCh 119D.
Mithras Gl 144 a. b. 160.
[S. 298].
Mithrasia Severa MCh
686 a.
Sex. Mulvius MCh 590 a.
Munatia Procula Gl 161.
Nemesis MCh 516F.
Nigrinos Gl 176.
P. Nonius Zethus MCh 685.
Nymphae Gl 144. i89d.
[S. 305].
Q. Ofincius Garn us Gl 120.
Ogulnia Clementilla MCh
269I.
Oktabilla Gl 92 c.
Ofympias Gl 98 a.
Ossuarium Gl 130 a.
A. Ostiensis Asclepiades Gl
189.
C. Ovidius Capito Gl 72 a.
M\ Paccius Alexander Gl 1 17.
Paian (Asklepios) Gl 100.
Pallas Gl 1 34.
Pantheus MCh 492 A.
Parthenius Gl 62.
934
VERZEICHNISSE.
L. Passienus Augianus MCh
239A.. .
Patroinos Gl 100.
Phaidimos Bn 38 B.
!'. Pkileinos Gl 46.
Philete Gl 168. .
/Photion MCh424K.
Pierus MCh 707L.
Pinnia Poppea MCh66o A.
Pletorius Friraus Gl 28 b.
L,. Plotius Antbus Gl 17 a.
L. Plotius Eunus. MCh 546a.
Q, Plotius Romanus Gl 124b.
Polycletus Gl 36.
Q. Pompeius Proculus Gl 68.
Pomponia Chia. Gl 1 74.
Q. Pomptinus Apollonius Gl
14.
Pontius Bupaius 1 MCh
Pontia Petale J 61 3 B.
r
C. Poppaeus Ianuarius MCh
73i A.
Q. Postumius Celer Bellici-
anus Gl 181.
Postumius Iulianus Gl 190.
Prastinas FrontoGliSia
(s. Nachträge).
Procilia Prisca Gl 119c
Procope Gl 24 a.
Q. Propertius Secundus Gl 16.
M. Quartinius Sabinus Gl 1 1 b.
M. Rubrius Varro MCh 61 3 F.
Rufina Gl ioie.
Rustius Philetus Gl n.
Rutilia L. f. MCh 357.
Rutilia P. f. MCh 355.
C Sabinius AngulatusGli25.
Sarapis Gl 97.
Saturninus Gl 137 c
Sex. Scutarius Aetherius
MCh 660 C.
Secundus Gl 6.
Sellia Celerina Gl 18 c.
C. Sempronius Felix Gl 1 19c
Sempronia Glycaera Gl
158.
A. Ser. Epigonus Gl 123.
Sergia Sattia Augustiane
Gl 91 c.
M. Servilius Lampo MCh
566F.
P. Sestius Blastus Gl 40.
Sestius MagnusK*/~i *
c ♦• u 11 } MCh 516.
Sestia Hellas J
L. Sextius Karus Gl 144 b.
T. Sextius Polytimus MCh
398 E (s. Nachträge).
M. Silius Messalla Gl 184.
Silvanus Gl 153. 185. 186.
189a. b. e. 197. MCh 21 1 B.
E. 516. 660C.
Sol Gl 63 (invictus). 160
(invictus Mithras).
Solon MCh 734.
T. Staberius Faventinus Gl
134 (s. Nachträge).
P. Staedius Primus Gl S. 305.
Stata Mater MCh 95 F.
T. Statilius Cnidus | Gl
Statilia Philematium/ 192.
Stesichoros Gl 84 a.
M. Sulpicius Pylades Gl 159.
L. Sutorius Secundus MCh
16a.
VERZEICHNISSE.
935
Taronia Restituta MCh
378A.
T. Tertinius Marcianus Gl
HC.
Tertulla Gl 54.
Theia (Hündin) MCh 171a.
Titia Primigenia Gl 38.
L. Tossius Gp 155.
Traianos Gp 224.
M. Troianius Marcellus MCh
566E.
Tullia Veneria Gl 56a.
L. Turcius Secundus Asterius
Gl 138. 165a.
Cn. Turpilius Aphrodisius Gl
14a.
Cn. Turpilius Hilarus)_. -
~ ... ~ }G1 10a.
Turpiha Gemina J
M. Ulpius Cerialis Gl 56f.
M. Ulpius Maternus Gl 83 c.
M. Ulpius Primigenius MCh
680D.
M. Ulpius Romanus Gl 160a.
Ulpia Acte Gl 48.
Ulpia Laif Gl 98.
Ulpia Oenanthe MCh
516E.
P. Umbrius Macedo Gl 1 14.
Vafria Athenais Gl 56 c
G. Valerius Heracles Gl 144b.
L. Valerius Stratonicus MCh
322 A.
L. Valerius Telesphorus MCh
424 H.
M. Valerius Trophimus MCh
707 G.
Valeria Festa MCh 542 A.
ValeriaFrontis MCI1269B.
Valeria Ursula Gl 11 ia.
Varia Sabbatis MCh 729.
C. Vedennius Moderatus Gl
128.
Venuleia Prima Gl S. 305.
M. Veratius Matutinus Gl 68.
Veritas Gl 80a.
Vernasia MCh 269 Ea.
L. Vestiarius Modestus MCh
211 A.
Vetia Marcellina Gl 173.
M. Vettius Germanus| MCh
Vettia Thais j 40E.
Vettia Pharia MCh 357a.
S]ex. Vetulenus Alexander Gl
83 e.
Viator ad aerarium Gl
i2e.
L. Vibius MCh 60E (mit
Familie; s. Nachträge).
378E.
Q. Vibius Capito Gl 186.
C. VibiusMaximusEgrilianus
Gl 157.
M. Vibius Proclus MCh 61 3 F.
Vitalius Gl 189 b.
Volumnia Ianuaria Gl
115a.
Vojlumnia . . talis MCh
467 B.
Volusia Fortunata MCh
735 a.
Xenon Gl S. 241.
Zenon Bn 135.
Zeus Helios Sarapis Gl 97.
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