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A 892.506
LITU-SLAVISCHE STUDIEN
von
ALEXANDER BRÜCKNER.
1. THEIL
' DIE SLSVISCHE« FREMDWÖRTER IM LITAUISCHEN.
WEIMAR
HERMJBB BÖHLAU
1977.
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LITÜ-SLAVISCHE STUDIEN
VON
ALEXANDER BRÜCKNER.
I. THEIL
DIE SLAVISCHEN FREMDWÖRTER IM LITAUISCHEN.
WEIMAR
HERMANN BÖHLAU
1877.
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SLAVISCHEN FREMDWÖRTER
IM
LITAUISCHEN
VON
ALEXANDER BRÜCKNER.
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WEIMAR
HERMANN BOHLAU
1877.
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^ Meinem hochvererten lerer
AUGUST LESKIEN.
Vorw ort.
Die erforschung der fremdwörter irgend einer spräche
ist sowol für den philologen wie für den kulturhistoriker von
bedeutung; jenen lert eine solche das ursprüngliche im wort-
schaze vom nicht ursprünglichen zu sondern, disem zeigt sie
die beschaffenheit der kultur des betreffenden Volkes zu der
zeit, da dises mit den im noch unbekanten gegenständen
oder begriffen auch deren fremde benennungen herübernam.
Für die litauische spräche wurde schon seit längerem
eine solche Untersuchung vermisst, die, auch in andern
sprachen öfters schwierig, in disem falle dadurch noch be-
deutend erschwert wurde, daß bei der so innigen verwant-
schaft zwischen litauisch und slavisch sich manchmal dem
untersuchenden die leidige frage aufwarf: muss das betreffende
wort entlent oder kann es nicht etwa ursprünglich sein?
Die folgende abhandlung, auf grund deren ich an der
Wiener philosophischen fakultät promovirte und die ich um-
gearbeitet jezt veröffentliche, soll ein versuch zur lösung diser
frage sein, im laufe der Untersuchung stellte sich mir klar
heraus, daß nicht auf das grossrussische als die quelle der
— VIII —
entlenung, sondern zunächst auf das ans litauische eng angren-
zende Weissrussische zurükzugehen ist; leider ist das weissrus-
sische Wörterbuch von Nosovic, meine wichtigste quelle, unvoll-
ständig, wie mich Bezsonov belorusskija pesni s. Lvi belert („on
propustil mnozestvo zamecatel'nejsich ili upotrebitel'nejsich
slov u, s. w."); wo mich nun dasselbe im stiche Hess, griflf
ich nach dem dem weissrussischen besonders im wortschaze
so nahe verwanten kleinrussischen, doch da es hier noch
mer als beim weissrussischen an irgend einem vollständigeren
Wörterbuche bis jezt gebricht (ausser Zakrevskij Partyckij und
fcevcenko kenne ich nichts ausfürlicheres), sah ich mich ge-
nötigt, selbst auf grund sorgfältiger lektüre eine art reich-
haltigeren glossars zusammenzustellen, ausser dem polnischen
benuzte ich auch das grossrussische, aber nur ausnamsweise,
wärend meine Vorarbeiter gerade von disem immer ausge-
gangen waren.
Nach vereinzeltön versuchen und andeutungen älterer
besonders polnischer schriftsteiler hatte Preiss 1840 über die
quelle der litauischen len Wörter gehandelt: doch habe ich
dessen aufsaz nie zu gesiebte bekommen können, derjenige,
welcher das fruchtbringendste auch auf diesem gebiete er-
öffnete, war Schleicher ; seine kurze auseinandersezung darüber
in der litauischen grammatik war für mich ein leitfaden bei
der ganzen müseligen Untersuchung; im glossar zu seiner
Donaleitisausgabe gab Schleicher neben vilen litauischen len-
wörtern die entsprechenden grossrussischen an. vereinzeltes
haben Miklosic (fremdwörter der slavischen sprachen; über
die christliche terminologie der Slaven) u. a. bemerkt.
Im folgenden habe ich aus scheu vor citatenkrämerei
es vermieden bei jedem worte anzugeben, wer die erste ver-
— IX —
mutung über entlenung ausgesprochen; ebensowenig habe
ich berüksichtigt, wer sich über ursprünglichkeit und ächt-
heit eines Wortes geäussert hat^). nur bei zwei werken, die
ausdrüklich die erforschung des Htuslavischen wortschazes
zum ziele haben, bei Fick's Wörterbuch und Geitlers Studien,
musste ich natürlich eine ausname machen; dise wurden
durchgängig berüksichtigt.
In der Schreibung der litauischen Wörter habe ich mir
nur die neuerung erlaubt, für bisheriges eis si z dz^ c s S dz
zu schreiben ; bedienen sich ja schon ältere zeniaitische quellen,
freilich inkonsequent, dafür der zeichen s c. „welclie zeit-
raubende arbeit mir durch das feien eines zuverlässig accen-
tuirten Wörterbuches verursacht ward wird wol nur der für
möglich halten, der sich selbst mit dem litauischen be-
schäftigt", dise Worte Schleichers (Donaleitis s. 9) kann
ich leider nur vollinhaltlich widerholen, für das erste capitel
diser abhandlung, das verzeichniss der lenwörter, habe ich
nach kräften die Schreibung Kursats (bis auf w für v, ts
für c u. a.) durchzufüren versucht ; dasselbe für die einleitung
zu tun, gestattete mir die beschränkte zeit nicht mer, so daß
in derselben noch vilfach die^ so ungenaue Schreibung Nessel-
manns befolgt ist, was ich selbst für einen übelstand er-
achten muss.
Zu spät für dise Untersuchung wurde ich auf den aufsaz
von Karlovic: über die litauische spräche, aufmerksam; ich
konnte in meist nur in den nachtragen benüzen. der Ver-
fasser hat ein ziemlich richtiges urteil über entlenungen; aus-
^) eine solche berüksichtigung hätte mich vil zu weit gefürt; gilt
ja noch bei den älteren sprachvergleichern, so bei Bopp z. b., jedes
litauische wort für ursprünglich, auch ein prärakas jukä u. a.
— X —
zusezen wäre, zuerst, daß er in der anname von entlenungen
vil zu weit geht (so sind nach im virvas plaüiiei dainnU
n'atböti u. a. entlent), dann daß er entlenungen aus dem
altsla vischen annimmt (vgl. u. a. s. 317), die nie stattge-
funden haben ; endlich unterschäzt er den einfluss des weiss-
russischen — das er beständig krevißisch nennt — , vgl. s. 319:
„;8? krevickiego visi^la Litva du^o, mniej vselako niz z pölskiego.''
Bei der anname von entlenungen bin ich meist mit grosser
mässigung verfaren; möge die Schwierigkeit der Untersuchung
manchen feigriff entschuldigen.
Der zweite band diser Studien wird die darstellung des
lituslavischen wortschazes enthalten.
Endlich erachte ich es für eine angeneme pflicht, herm
prof. A. Leskien und dr. H. Weber für einzelne berichtigungen
meinen aufrichtigsten dank auszusprechen.
Leipzig, im juli 1877.
A. B.
Verzeichniss der wichtigeren abkürzungen.
Bezsonov = Beiorusskija pesni izdal Petr Bezsonov Moskva 1871.
Bd. = Brodovski, handschriftliches lit.-deutsches und deutsch-
lit. Wörterbuch aus der ersten hälfte des vorigen
jarhunderts, s. Nesselmann s. vi.
Bielenstein = die lettische spräche nach iren lauten und formen u. s. w.
dargestellt von A. Bielenstein. 2 tt. Berlin 1863
und 1864. •
Fick = Vergleichendes Wörterbuch der indogermanischen spra-
chen sprachgeschichtlich angeordnet von August
Fick. 3. umgearb. aufl. 3 bände. Göttingen
1873—1876.
Forma Chrikstima von 1559 und der katechismus von 1547 = Litauische
und lettische druke des 16. und 17. jarhunderts.
herausgeg. von Ad. Bezzenberger. 2 hefte. Göt-
tingen 1874—1876.
= Litovskija narodnyja p^sni. eine liedersammlung von
Fortunatov und Vsev. Miller Petersburg 1867^
= Litauische Studien von Leopold Geitler Prag 1875.
= grossrussisch.
= Kalbos letuvisko lezuvio von JuskeviJ^ Petersburg 1861.
= jezyku litevskim napisal dr. Jan KarloviJ^ in den
Rozpravy i spravozdania z posiedzen vydziaJu
filologij^nego akademji umiejetnosci ii Kraköv 1875
s. 135—376.
klr. = kleinrussisch.
Kolberg = Lud. Jego obyßaje piesni zabawy gry u. s. w. von
0. Kolberg, band i—ix. Krakau 1865 —1876.
Kuriat gramm. = Grammatik der lit. spräche von Dr. Friedrich Kuräat.
Halle 1876.
Kuräat wtb. = Deutsch-lit. wtbuch. 2 bände. Halle f873 und 1874.
Fort.
G.
grr.
Jusk.
KarloviJ^
— XII —
ZievJ^enko =
Linde =
M. =
Mikuckij =
N. =
N. lied. =
N. thes. =
Nomys =
Nos. =
p. =
pr. lit. =
Qu. =
R. =
Öejn =
äyrv. =
yrv. p. s. =
Ulm =
Verchra6kij =
z. zem. =
Opyt russko-ukrainskago slovarja sostavil Michail
Levßenko Kijev 1874.
Slovnik jezyka polskiego p?ez M. Samuela BogumiJa
Linde vydanie drugie tom i— vi Lvöv 1854—1860.
Lit. -deutsch und deutsch-lit. Wörterbuch u. s. w. von
Christ. Gottl. Mielcke. Königsberg 1800 (vgl.
Nesselmann s. vi).
OtJ^ety St. Mikuckago in den Jzvöstija der Peters-
burger Akademie, band ii — iv 1853—1855.
Wörterbuch der litauischen spräche v. G. W. F. Nessel-
mann. Königsberg 1851.
Litauische Volkslieder von dems. Berlin 1853.
Thesaurus linguae prussicae von dems. Berlin 1873.
Ukrainski prykazki pryslivja i take inse. sporudyv M.
Nomys: St. Petersburg 1864.
Slovar' bölorusskago naröCija sostavlennyj J. J. Noso-
viöem Petersburg 1870.
polnisch.
preussisch-li tauisch.
anonymes handschriftliches quartlexikon, deutsch-
litauisch, s. Nesslm. s. vi.
lit.-d. u. d.-lit. Wörterbuch v. Philipp Ruhig Königs-
berg 1747 s. Nssl. ebds.
Belorusskija narodnyja pßsni. sbornik P. V. äejna
Petersburg 1874.
dictionarium trium linguarum in usum studiosae
iuventutis auctore R. P. Constantino äyrvid
edit. V Vilnae 1713.
punktai sakimu nu adventa iki gavienes par K. Castan-
tina iäyrvida, zum 2. male unverändert abgedrukt
von Leo Montvid Vilno 1845.
lettisches Wörterbuch von bischof dr. C. Christ. Ulmann
Riga 1872.
PoJ^atki do ulozenja nomenkljatury i termynoJohji
pryrodopysnoj narodnej napysav Jvan Verchradkij
heft i—v Lemberg 1864—1872.
Weissrussisch.
zemaitisch.
— XIII —
Berichtigung.
Daß ich die russisch- und polnischlitauischen dialekte alle unter
dem namen zemaitisch zusammengefasst hahe, verleitet durch Nessel-
mann u. a., ist ehi Irrtum, dessen ich zu spät gewar wurde, nach den
auseinandersezungen, die JuäkeviJ^, KarloviJ^, Baranovski und H. Weber
gegeben haben, ist folgendes über die Verteilung der litauischen dia-
lekte und ire benennung sicher gestellt worden, die litauischen dialekte
zerfallen vor allem in zwei abteilungen, die sich durch die verschiedene
behandlung der lautgruppen tj und dj von einander scheiden, die eine lässt
ij dj unverändert:*) svetiü der gaste, zödiu der worte, die andere palatalisirt
sie zu ci dzi^ manchmal zu ci dzi (so in Andrjewo) : sveeiu zödziu. die
erstere gruppe nennt man: zemaitisch oder niederlitauisch, sie erstrekt
sich über den nordwestlichen teil des litauischen Sprachgebietes, in
Preussischlitauen die hauptorte: Heidekrug Prökuls Memel und Krot-
tingen, in Russischlitauen die orte: Salanty Vjekäny §avle Tels und
Vomy umfassend *). das übrige litauische Sprachgebiet gehört der anderen
^) doch beachte man die worte von JuskeviJS (s. 18) : „vtenoÄ as turiu
ce pripleikti (hinzufügen), jog Ziamaiciu knigose tankiaus atsitink
neparsikeitans suminkstinimas (unveränderliche erweichung), taiyra dj
ir tjy gyvoje ju kdlhoje parsikeitans, tat yra dz ir c." zudem scheint
dz c in der stammbildung des zemaitischen ebenfalls vorzuherrschen,
also wäre dj tj auf die Wortbildung beschränkt.
*) bei der benennung dises dialektes als zemaitigch muss man sich
allerdings eines zweifachen historischen Verstosses bewusst bleiben,
erstens nämlich hat diebezeichnung: Samogizien Zemaiten (p. Zmödz) im
historischen sinne vil weitere geltung gehabt als oben von uns ange-
nommen wurde; das alte Samogizien umfasste beinahe auch die Ort-
schaften: Georgenburg (Jurbork) Kejdany Vielona Pograd Birsen Ponie-
viez und Posvold, reichte bis Kovno und Vilkomief und hatte als grenzen
ungefär die flüsse: den Niemen bis Kovno, dann die Viljaund dieSvinta;
es umfasste also diser name gegenden, die wir dem dialekte nach schon
als hochlitauisch bezeichnen müssen, doch beachte man, daß in spä-
terer zeit der name Samogizien auf das land bis ungefär zu den Aussen
Nievieza Lavena und Aa beschränkt ist, also sich bedeutend der von
uns oben angegebenen dialektgrenze nähert, zweitens umfasst nach
unserer terminologie der name : zemaitisch auch Ortschaften Preussisch-
litauens, Heidekrug und Memel, wärend historisch diser name sich nie
auf dise gegenden erstrekt hat; dise wurden in alter zeit Salauen ge-
nant, endlich ist es willkürlich (vgl. Kursat wtb. i s. vii) in Preussisch-
litauen von hoch und niederlitauisch zu reden, da ja das ganze preussische
gebiet gleichmässig niedrig gelegen ist; doch man hat, wie ich glaube,
— XIV —
gruppe, dem sogenannten hochlitauisch an. wie man siet, stimmen
dise dialektgrenzen mit den politischen grenzen nicht im entferntesten
Oberein. dise auf lautverhältnissen beruhende einteilung der dia-
lekte wird dagegen durch eine andere einteilung, die sich auf den
wortschaz gründet, gekreuzt; und leztere einteilung stimmt auch mit
den politischen grenzen scharf überein. denn, wenn man blos den
wortschaz betrachtet, kann man die gesamten dialekte Russischlitauens
den dialekten Preussischlitauens entgegenstellen; bei den ersteren über-
wiegen nämlich ungemein slavismen, bei den lezteren germanismen;
deshalb musste unten im Verzeichnisse der entlenungen immer bemerkt
werden, ob ein lenwort aus dem slavischen allgemein oder nur in
Russischlitauen gebräuchlich ist; zu disem zwecke gebrauchte ich die
abbreviatur: zem. = zemaitisch, welche aber nachdem eben bemerkten
etwa durch ein: rl. = russischlitauisch zu ersezen gewesen wäre.
das recht, der von der betrachtung des grösseren teiles gewonnenen
Unterscheidung den kleineren teil zu subsumiren, um endlich einetota-
lität der anschauung diser Verhältnisse gewinnen zu können, wenn
man sich also de? erwänten drei Verstösse bewusst bleibt, so kann man
den namen zemaitisch (den villeicht manche mit dem namen: nord-
westlicher dialekt zu vertauschen bereit wären) beibehalten, wofür
mereres spricht, diser unter dem litauischen volke noch so heimische
namen ist ja ser prägnant; die teilweise altertümlichkeit der lautstufe
dises so benanten dialektes erinnert uns an die sonstige zäliigkeit des
zemaitischen Stammes, der, als kern Litauens, noch im sechszenten jar-
hunderte an den sitten und gebrauchen, teilweise (so besonders ums
jar 1567) auch an dem glauben der vorfaren festhält, allerdings haben
sich die alten grenzen der Zemalciei und AukstÖciei heute gegen westen
hin verschoben; doch noch heute nent das volk der Umgebung von Teig
die östlichen Litauer, besonders die von Kovno und Vilkomief, Lietüvei
oder Kalnmei (von kälnas berg), und gegen Vilno hin faren drükt es
durch: { kdlnq, vaziuti aus (vgl. KarloviJ^ s. 189; Dovkont überschreibt
demnach richtig sein werk mit: budas senoves Lietuviu Kalnienu ir
Zamaitiu; Nesselmann fürt s. 475 ein: abeciela lAjtuviu kälnienu ir
Ziamc^tiu kcUbos auf).
Inhalt.
Seite
Vorwort vii
Einleitung 1
i. Gapitel. Der einfluss des slavischen auf den litauischen wort-
schaz ' . . 66
ii. Gapitel. Der einfluss des slavischen auf die litauische stamm-
bildungslere und syntax 159
iii. Gapitel. Slavische lenwörter im lettischen 166
iv. Gapitel. Slavismen im altpreussischen 191
Nachträge 198
Einleitung.
Es war eine schon im vorigen jarhundert^) bekannte
tatsaehe, daß litauisch und slavisch eng mit einander ver-
*
want sind, aber damals gieng man, teilweise im gegensatze
zu dem xix. jarhundert, meist nur von der betrachtung des
Wortschatzes beider sprachstämme aus. und fürwar, die Über-
einstimmung zwischen litauisch und slavisch ist im Wortschätze
vil augenfälliger, als die in irer grammatik. doch, sehen
wir genauer zu, so werden wir bald gewar, daß dise Über-
einstimmung zum teil nur scheinbar ist ; daß unter den wör- .
tern, die sich im litauischen und slavischen unter einander in
laut und bedeutung decken, nur ein gewisser teil auf wirk-
liche verwantschaft hinweist, wogegen andere zu einem
solchen beweise nichts beitragen, weil sie aus dem slavischen
ins litauische entlent sind, wie und wann dise entlenungen
und aus welchen slavischen dialekten sie statt gefunden haben,
diß nachzuweisen ist die aufgäbe der folgenden Zeilen.
^) besonders war es Thunmann, welcher (Untersuchungen über die
nordischen Völker, Halle 1872) keinen anstand nam, Litauer und Letten
für einen slavischen stamm zu erklären; im folgten hierin vile, z. b.
Tooke, Vue de BtMsie T. i p. 445, Hasse u. a. 'cf. Safafik Geschichte
der slav. Sprache und Literatur p. 23; slav. Altertümer i p. 446, KraSevski
Vilno i p. 355; und noch Pott (Etymolog. Forschung, i* xxxiii) nennt
die Litauer „eine in irem kern echt slavische klasse."
Brückner, Litu-slav. Studivii I. 1
Das litauische volk stösst überall, wo die meeresküste
aufhört, an Slaven, und zwar an die Westslaven und Russen
an. durch eine reihe von jarhynderten standen die Litauer
mit disen slavischen stammen in der innigsten berürung:
dieselbe wurde durch gegenseitige kriegerische einfalle und
eroberungen, durch handel und verker, endlich durch die
christlichen bekerungs versuche bewirkt: von disen drei
gesichtspunkten gehen wir in der folgenden auseinander-
setzung aus^).
Der erste kriegerische einfall, dessen Nestor gedenkt,
gieng von Seiten der Russen aus; 1040 und 1044 zog der
grossfürst von Kijev, Jaroslav, gegen die Litauer zu felde und
zwang sie zur leistung einer järlichen abgäbe, auch die
litauer begannen seit diser zeit vorerst ire unmitlelbarsten
nachbarn, die Krevicen^) — Weissrussen anzufallen und zu
plündern; dise einfalle begannen 1048, widerholten sich
1063, 1070, 1103. um 1131, 1132 drang Mstislav tief in
Litauen ein, aber diser verheerende zug schrekte die Litauer
vor erneuerten einfallen nach Russland nicht ab; die einmal
') wenn dise auseinandersetzung an erheblichen lücken und mangeln
leidet, so trägt die schuld daran der umstand, dass wir bis jetzt eine
kritische geschichte litauens noch nicht besitzen, ich habe für dise
Schilderung, die in irer un Vollständigkeit keinen historischen wert be-
ansprucht, hauptsächlich folgende drei werke benützt: T. Narbutt I>;e:i^e
starozytne narodu IMevskiego viii bände, Yilno 1835 sqq. (ein weit-
läufiges, aber ganz unkritisches werk, nur mit vorsieht zu benützen).
J. J. Kraievski Litva etc, 2 tt. Varäava 1847—1850 (ebenfalls wenig
gründlich und wissenschaftlich). J. JaroäeviJ Obraz Litvy pod vzgl^dem
jej cyvüizacji etc. Yilno 1844, 1845 in 3 bänden (eine zimlich um-
sichtige und fleissige Zusammenstellung) u. v. a. kleinere. Schlözer's
Geschichte von Litauen, Kurland undLivland, Halle 1785, 4. kenne ich
nur aus anfürungen.
') eine etymologie dises namens finde ich bei Nosovi^ p. 737, der
dises wort (russ. krivici, poln. kreviey, deutsch krevings) von krov
blut, ableitet, das weissruss. im gen. dat. sg. krivl lautet, in den ab-
leitungen: krivä/vie krivavec etc. es würde also diser name consanguinei
bedeuten. Weissruss. krevnyj verwandt ist a. d. poln. krevny entlent?
über den „Dialekt der Kreviöen" s. u. anm. 6.
angeregte beutesucht des Volkes konnte nur in fortwärenden
raubzügen ire befriedigung finden und so treffen wir sie
1140, 1160, 1183, 1185 wider in Russland und zwar schon
unter den mauern Gross -Novgorod's an. alle dise einfalle
waren offenbar vorübergehend, nur einige wochen dauernd;
aber sie bereiteten einerseits den boden für den künftigen li-
tauischen grossstaat, andererseits machten sie die Litauer immer
bekanter mit slavischer spräche und sitte. festen fuss fass-
ten die Litauer in Russland unter irem fursten Ryngold, von
anderen Gerpold genant; nach den vilen vorübergehenden
einfallen nämlich, von welchen die russischen Chronisten
unter den jaren 1204, 1205, 1206, 1208, 1211, 1213, 1216,
1217, 1218, 1220, 1222, 1224, 1225, 1226 berichten, verwüstete
Ryngold 1230 und 1234 Nordrussland und das land der
Krevicen, schlug 1235 bei Mogilna die gegen in verbündeten
russischen fürsten und dente zu ende seiner lebenszeit (um
1239) die litauische herrschaft in Russland bis zu den städten
Polock, Vitebsk, Orsa und Smolehsk aus. dises eroberte
gebiet wurde der kern des später sogenanten litauischen
Russlands (poln. i2w8 Utevska, russ. BuS lytovska).
Ryngold's son Mendogs*) erweiterte dises litauische
Russland über Grodno und Brzesc hinaus (1241) und be-
festigte das übergewicht der Litauer in disen gegenden durch
abhalten und besigen der Mongolenhorden (1242), vor denen
ja die russische fürstenmacht zusammen gesunken war. in
den jaren 1246, 1247, 1248, 1256, 1257 unternam er weitere
raubzüge gegen Russland; nach seinem gewaltsamen tode
(1263) brachen zwar grosse Unruhen über Litauen herein,
aber der einmal eroberte teil Russlands wurde niefit nur un-
geschmälert behauptet, sondern noch erweitert. Lutavor und
*) der name wird verschieden an gegeben, mendog mindov mmdovs
u. s. w. ; die deutung dises namens lässt sich anknüpfen an lit. ma^idagua
erbar, anständig etc.; doch ist bei der ausserordentlichen Unsicherheit
unserer Überlieferung wenig auf alle ähnlichen etymologischen ver-
suche zu bauen.
1*
_ 4 —
nt *
sein son Vitenes begründen endlich in Litauen eine neue
herrscherdynastie und Vitenes beherrschte bei seinem tode
(1315) bereits das ganze land der Krevicen mit den städten:
Turov, Pinsk, Bfesc, Slonim, Volkovysk und Grodno. unter
seinem son und nachfolger Gedymin (reg. um 1315 — 1340
oder 1341) erweiterte sich die* herrschaft der Litauer auf
slavischem boden beträchtlich; 1320 nämlich unterwarf sich
Gedymin das fürstentum Kijev und einen teil von.Sievief;
auf friedlichem wege gelangte Volyn unter die herrschaft
eines seiner söne Lubart; es huldigten im die republiken
Pskov und Gross-Novgorod. am weitesten dente sich dises
litauische Russland unter seinem sone und nachfolger Olgerd
aus; am Schlüsse seiner zweiunddreissigjärigen rumvollen
regierung (1345 — 1377) gehörten im an: Volyn, die
Ukraine, das fürstentum Bransk, ganz Sievief, teile von Po-
dolien und Smolensk; über Rzev und Mozajsk ernante er
die fürsten, Tver war von im abhängig; drei mal (in den
Jahren 1365, 1370, 1373) war er mit seinen plündernden scha-
ren bis unter die mauern Moskaus herangerückt, sein neffe
und nachfolger Vitold behauptete nicht nur das eroberte
land, sondern vergrösserte noch seinen einfluss durch züge
gegen Moskau (1408), Gross-Novgorod (1428) und gegen die
Tataren (den Don überschritt er 1395; 1396 war er bei
Azov, 1397 an der Volga). nach seinem tode (1430) wurden
weitere eroberungszüge in Russland von den Litauern nicht
mer unternommen, ja bald giengen die äussersten posten dises
vom baltischen bis an das schwarze meer reichenden gebietes
an die immer mer wachsende macht der grossrussischen
Garen verloren, so Rzev und Velike fcuki 1479, so Sievief
1490 u. s. w.
Dise von den Litauern unterjochten Russen standen zur
zeit irer Unterwerfung auf einer vil hohem stufe der kultur,
als die irer unterwerfer war ; die um vier jarhunderte früher
erfolgte bekerung zum Christentum und die innige berüinmg
mit der verfeinerten byzantinischen kultur hatte den Russen
— 5 —
die überlegene Stellung verliehen, und wie oft anderswo traf
auch hier dasselbe Schauspiel ein; der unterjochte prägte dem
unterjochenden den Stempel seiner höhern geistesbildung auf;
der unterjocher verlor seine geistige Selbständigkeit und
ward ein sklave des unterjochten auf dem gebiete der kultur.
Auf friedlichere art brachten seit jarhunderten handel
und verker beide Völker, Litauer und Russen zusammen,
der russische handel nämlich, welcher einer der blühendsten
des mittelalters war, hatte sich auch über Litauen ausgedent
und vor seinem einflusse schwand der der deutschen Hansa,
so wissen wir, um einzelnheiten zu erwänen, dass die nov-
goroder handelsleute schon seit den ältesten Zeiten russische
gasthäuser in den litauischen städten: Vilno, Kovno, Vilkomief
unterhielten ; in Vilno selbst gab es noch ein zweites russisches
gasthaus, welches 1366 abgebrant, 1375 wider aufgebaut
wurde, jaraus jarein durchzogen russische handelskaravanen
Litauen, für dessen rohprodukte, als kostbare feile, bernstein,
honig, wachs, getreide u. s. w., metallwaaren, salz, luxus-
gegenstände aller art u. dergl. m. hereinbringend, auch bei
disem verker musste sich die kentniss russischer spräche
und Sitten immer mer in Litauen selbst verbreiten.
Diser einfluss Russlands wurde bald dadurch gekräftigt,
dass auch die russische kirche sich frü einer bedeutenden
Stellung in Litauen bemächtigt hatte, die meisten litauischen
fürsten heirateten ja russische Prinzessinnen, Hessen sich
manchmal auch selbst taufen ; so wissen wir, taten diß zwei
söne Mendogs, Arvid (von anderen Doumunt genant) und
Tovcivil; einer seiner enkel soll abt im kloster des heil. Elias
bei Novogrödek gewesen sein, ebenso Hessen sich nach rus-
sischem ritus taufen drei brüder des fürsten Trojden (starb
um 1283), Sierputiej, Liciej, Svielkilej ^) , dann Vojna, der
>) andere quellen geben ire namen als Narymunt HolSa und Giedrus
an; man siht, wie wenig verlässlich, an den namen Doumunt übrigens
schliesst sich unser ältestes litauisches Sprachdenkmal an; Stryjkovski
— 6 —
bruder Gedymin's später unter dem namen Vasil fürst von
Polock ; dann der son Mendog's, Vojsielk oder Volstynik (?),
der ein mönch wurde, dann wider auf den tron gekommen
den christlichen glauben in Litauen auszudenen sich erfolg-
reich bemüte; die ausdenung desselben wurde durch aus-
wanderungen litauischer familien nach Russland in folge po-
litischer wirren befördert, so wanderten aus und Hessen sich
taufen dreihundert litauische familien in Pskov 1265, so 1266
Dovmunt mit seinem ganzen hause, 1346 Javnut u. a. m.
die zweite und dritte frau Gedymin's, Olga und Jeva waren
Russinnen; ebenso wurden die Russinnen Marja von Vitebsk
und Julianna von Tversk die zweite und dritte gemalin seines
sones Olgerd u. s. w. dise u. v. a. Prinzessinnen brachten
mit sich iren ganzen christlichen hofhalt nach Litauen herein,
hatten ire hofkapellen u. s. w. ; und bei der ausserordentlichen
toleranz der Litauer musste das christentimi vile proselyten
machen und so erhob sich schon 1347 eine kirche des heil.
Nikolaus in Vilno; der grossfürst Olgerd selbst gründete me-
rere kirchen und ehe noch die Litauer 1387 zum römisch-
katolischen glauben bekert wurden, gehörte bereits die hälfte
nämlich in seiner chronika (ix. buch, cap. 1; band i, p. 320 der ausg.
von 1846) berichtet von altlitauischen heldenliedern, deren eins begonnen
hätte mit:
Doumtmtas Dovmantaa Gedrotos kunigos iabos rc^tos iuguje;
ist dises acht und darf man eine Vermutung wagen, so möchte es ver-
suchsweise folgendermassen aufzufassen sein: D., D., der glänzende
fürst {(fiaidt/uog, giedrUtas von giedrä heiteres wetter, Sonnenschein wie
kälnUtas bergig von kdlnaa berg u. a. sagt doch Stryjkovski 1. 1. p. 319:
,fCO si^rozumie: sionce^^was sonne bedeutet; das schwanken zwischen
a und in der endung erklärt sich aus der Schwächung des endsilben-a
zu einem ü änlichen laute, so im dialekt von OnikSty, s. Schleicher
Donaleit. p. 335, dann bei den in polnischen quellen des xvi — xix jarh*
vorkommenden litauischen namen: Atrimpos Vaizgantos götternämen,
bojoteros bienenkönig u. a.) bat {iugdjOj wozu cf. pakcyaua iugoti um
frieden bitten Dovkontj lagoti „wmoy«*^** Mikuckij lett. lügt bitten, = ahd.
lachön s. Fick ii 357) um eine gute (schicksals??)wendung (?; zu V rit,
cf. ritü wälze, raitau rolle zusammen, apsiraiciojimas das umlaufen des
rades etc)
— 7 —
der einwoner Vilnos der orientalischen kirche an. auch der
glaube verschaffte nun der russischen spräche leichteren ein-
gang in Litauen.
Die fremde sprac4ie nistete sich so zuerst auf den höfen
der fürsten ein, von dk gelangte sie in die ersten familien
des landes und fand bald auch in den untern volksklassen
eingang. seitdem russisch hof- und amtssprache wurde*),
•) keines von den zalreichen diplomen, Urkunden und vertragen, die
von den litauischen fürsten in Litauen erlassen worden sind, ist in
litauischer spräche abgefasst worden: man bediente sich hiezu nur der
russischen spräche, unter diser darf aber etwa die heutige grossrus-
sische nicht verstanden werden; das russisch diser hof- und amtssprache
ist ein sonderbares gemisch von kirchenslavisch, kleinrussisch und pol-
nisch, (welches letztere element besonders in späteren Urkunden stark
hervortritt; als lerreiches beispil diene folgender satz: hospodar etc,
racyi popravovati nekotorych artihuüov v toj ustavie vyzej podanych i
opisanich z povodu prycyn etc. i roskaz^je Jeho Miiost etc. äby na
vsem tyje artykuly nizej opisanyje pry ustavie Bevizory opovedali %
stanoviU, (vom 20. Oktober 1557 bei JaroseviÖ 1. 1. ii p. 271). diser
mischdialekt, von den Zeitgenossen kurzweg pysmo ruske genant, ist
bei polnischen und russischen geschichtschreibern völlig willkürlich zu der
benennung: weissrussischer dialekt oder dialekt der Krevüen (so z. b.
Jarosevi£ 1. 1. ii p. 133) gekommen; besonders in polnischen quellen
auch der neuesten zeit behauptet sich der name: kreviSisch für weiss-
russisch, und so haben wir Sammlungen weissrussischer Volkslieder, die
der polnische herausgeber „v movie siaviano-krevickiej^^ geschrieben sein
lässt u. a. m., s. Bezsonov Belorusskija pesni (Moskva 1871), p. xxii
sqq. Bezsonov, der diese Schriftsprache für weissrussisch ausgibt, sagt
doch p. Lx: pi^mennyj jazykü beloj Busi , . . v starsich pisXmennichü
aktachu imejetü svcju, gluboko oüicntiju otü ustnago jazyka istoriju, i
svjazyvajetsja .,,gorazdo hlize zobscimi sudUbami vsej russkoj pisXmennosti
isüpU^mennostiiu cerkovno aiavjanskqj etc, vgl. auch darüber Mogilevskij
in den Zapiski o Jiiznoj Bmi izdaiü P. Kulis (2. Bde. St. Petersburg
1856, 1857) ii p. 257—279, welcher behauptet, es wäre diß der reme
südrussische (d. i. kleinrussische) dialekt. diß möchte ich schwerlich
zugeben, vgl. noch die worteOgonovski's (Siovo inavh^racyjne etc, p, dlb):
afez tota rmöyna btita cy-maio dyvovyzna; slova ruski polshi cerhov-
nß^ovja/nski tvoryiy zabavnu mUaninu, z jakoju i najlipsij fÜöloh pry
jazykosiovnoj anahfzi ne mih by oporatys, in disem dialekt nun wurden
die meisten litauischen weissrussischen kleinrussischen Urkunden, Chro-
niken, predigten u. s. w, abgefasst: er war die Schriftsprache, teilweise
wol auch die Umgangssprache der gebildeten auf dem grössten teil des
— 8 —
war sein übergewicht über die litauische spräche, für welche
es so verhängnissvoll werden sollte, besiegelt.
Aber nicht nur war es russischer boden, auf welchem
Litauer und Slaven zusammentrafen, auch in Mazovien,
Kujavien, Dobfyn und den übrigen polnischen ländem fan-
den dieselben berürungen statt, auch in dise länder fielen
ja die Litauer nur zu oft plündernd ein und so berichten uns
Chronisten von derartigen einfallen unter den jaren 1229,
1246, 1264, 1269, 1273, 1277, 1278, 1282, 1283, 1286,
1292, 1300, 1305, 1306, 1307 u. s. w. Mendogs allein
untemam neun raubzüge, bei denen regelmässig tausende
von gefangenen mitgeschleppt wurden, deren zal sich ein-
mal, 1323 (cf. Krasevski 1.1. ii 193), auf ungefar 20000
belief; so wurden 1325 bei der vermälung der litauischen
Prinzessin Aldona mit Kazimir von Polen 24000 polnische
Sklaven in ire heimat entlassen u. v. a. dgl. solche gefangene
wurden zumeist im innern Litauens angesiedelt und der täg-
liche verker zwischen disen fremden und den einheimischen
fürte eine gewisse ausgleichung herbei, bei welcher die ein-
heimischen in folge irer geringeren geistigen Selbständigkeit
manches von dem irigen in spräche und sitte einbüssten.
Das überwiegen des russischen in Litauen dauerte bis
1569; von disem jare an, das ist seit der endgiltigen Ver-
schmelzung von Litauen und Polen, nam der einfluss des
polnischen bald überhand über den des russischen; und
gebietes des litauischen Russlands vom 14—18. Jarhundert; cf. Zakrevskij
Bandurista iii (Moskva 1861) p. 252. nur zu vertragen mit dem abend-
lande, z. b. mit den päpsten oder mit dem kreuzorden wurde die latei-
nische, manchmal auch die deutsche spräche gebraucht, zu deren er-
lernung Gedymin seinen sönen deutsche sprachmeister hielt; Olgerd
Kejstut Vitold sprachen gut deutsch, Jagel:}o nur russisch. — in einem
teile des litauischen Sprachgebietes, im westlichsten, sind einige Urkunden
litauisch abgefasst worden, deren im texte keine erwänung geschah, so
eine Urkunde des Hohenzollem, Georg Friedrichs, vom jare 1578, mitgeteilt
von Nesselmann in „Neue Preussische Provinc. Blätter, andere . folge"
bd. i p. 241 ex 1852.
— 9 —
wärend man sich in Litauen bis zu diser zeit vorzuglich im
russischen geübt hatte''), wärend die erste auf litauischem
boden entstandene drukerei, in Vilno um 1525, nur russische
oder kirchenslavische Schriften drukte, begann man besonders
seit 1569 polnisch als die landessprache anzusehen und sich
vornemlich in ir auszubilden.
So arbeiteten unausgesezt zwei slavische sprachen an
der Zersetzung der litauischen, und dise gelang inen; wenn
man erwägt, dass noch auf älteren karten die grenze des
litauischen gebietes vil weiter als heutzutage hinausliegt,
dass die litauische spräche beinahe ganz ausschliesslich auf
die niedrigsten schichten der bevölkerung beschränkt, aus
den Städten dagegen völlig verschwunden ist, und noch dazu,
wie es in Russland der fall ist, eine systematische beschrän-
kung derselben ausgeübt wird, so muss man zugeben, dass
die zeit nicht allzufern liegt, wo auch die lezten der heute
noch an anderthalb millionen starken Litauer werden von sich
sagen können, was J. Parum Schnitze und Henning in betreff
der Polaben sagen^ konnten ^).
') cf. Michaion (de moribus Lithuanorum etc. Basileae 1613) p. 23.
übrigens war die polnische spräche schon seit 1389, d. i. seit der be-
kerung Litauens zur römischkatholischen kirche, durch polnische geist-
liche bekant gemacht worden; schon 1532 wurde das erste litauische
Statut ins polnische übersetzt, 1544 verfassten die litauischen adeligen
ire bittschrift an den tron in polnischer spräche, 1569 wurde das zweite
litauische Statut ins polnische übersetzt u. s. w. auch handel und ver-
ker hatten Mazuren und Litauer schon früh in Verbindung gebracht;
Rajganden (? „vielleicht Rajgrod" JaroäeviÖ i p. 108) war der Stapelplatz
des polnisch -litauischen handeis, durch welchen besonders polnische
tuchwaren hereingefürt wurden, leider berücksichtigt auch die neueste
geschichte Mazovien's (Toeppen, Geschichte Mazuren's, Danzig 1870)
nur wenig die beziehungen zwischen beiden Völkern.
•) auch sonst ist dise parallele zwischen polabisch und litauisch
interessant; das litauische zeigt uns heute, wie polabisch damals allmälig
untergieng. „wenn es mit im und den noch drei personen in seinem
dorfe vorbei sei, werde wol niemand recht wissen, wie ein hund auf
wendisch genannt werde" sagt Parum p. 151 (cf. Schleicher laut und
formenlere der polabischen spräche, St. Petersburg 1871, einleit. p. 7)
- 10 —
Zudem beachte man, daß es unter den dörfern, wo heute
noch litauisch gesprochen wird, verhältnissmässig vile gibt,
in denen die bauern litauisch und polnisch verstehen und
sprechen! wie schädlich nun eine derartige sprachmengerei
für die reinheit der erhaltung des überkommenen sprachgutes
sein muss, leuchtet ein. (cf. darüber Kondratovid, Vydeöki po
Lüvie, Vilno 1857).
Was hätte übrigens diser allmäligen Zersetzung der
spräche steuern können? schulen, in denen litauisch gelert
word^i wäre, gab es nicht •), in inen wurde nur pdnisch
und lateinisch, manchmal auch deutsch gelernt; niemand
liess dem litauischen wenigstens die pflege angedeihen, der
sich das lettische erfreuen kann, wo der erzbischof von Riga,
Henning von Scharfenberg seit 1424 soi^fältig darauf achten
liess, daß die angestellten priester der lettischen spräche
mächtig wären, wo schon seit 1631 in dem durch Gustav
Adolf gegründeten Rigaer gymnasium lettisch gelert wurde,
von den priestern, von denen nur die wenigsten litauisch
konnten, wurde, besonders in der früheren zeit, das litauische
als eine erfindung des teufeis angesehen, und als der herzog
Vitold, einer der wenigen, welche irem volke liebe und ver-
ständniss für dessen bedürfnisse entgegentrugen, das litauische
zur hof- und amtssprache zu erheben beschlossen hatte,
wandten in die kreuzritter, denen er leider sein vorhaben
mitteilte, wider davon ab, behauptend, ein solcher schritt
würde einem rükfalle in sein früheres heidentum gleich-
kommen; erschrekt liess Vitold seinen plan fallen und so
schwand die lezte stütze, welche das schiksal dem litauischen
und Henning bei Pfuhl, Gasopis tovarstva maÖicy Serbskeje 1863, heft
28 p. 84; änlich schwindet das kasubische in Pommern.
*) v9y^^*<^^^^^ Utterarüs dolendam caremttö" sagt Michaion 1. 1.
(dises für die kentniss der kulturzustände Litauens im 15. und 16. jar-
hundert äusserst wichtige buch ist 1544 und 1615, aber beidemal, wie
es scheint, nur als auszug aus einem grösseren, heute verschollenen
werke gedrukt worden).
- 11 —
darbieten konnte^®), orenzeugen berichten, dass die litaui-
schen predigten, welche von den polnischen geistlichen in
Vilno u. a. gehalten wurden, zumeist aus polnischen Wörtern
mit litauischen endungen bestanden und von disen predig-
ten her stammen im litauischen die unzäligen lenwörter
zur bezeichnung abstrakter begriffe: so smltnas traurig,
spdkaüivus ruhig, cnatUvus tugendsam, ]^ka/rnüs demütig,
pi^nus stolz, loskavas gnädig, laJcomnas habsüchtig, paslumm
diensteifrig, sragus grausam u. s. w. aufrichtige und eifrige
förderer hat das litauische nur wenige aufzuweisen ; und die
ersten bemühun*gen eines Syrvid zu anfang des 17. jarhun-
derts und die des bischofs VolonSevski in unseren tagen sind
eben wegen irer Vereinzelung wenig nachhaltig gebliben.
Auf so vilfachem wege drangen slavische elemente in
die litauische spräche ein; hof und amt, kanzel und schule,
handel und verker zersezten immer tiefer die einheimische
spräche, um deren pflege sich selten jemand kümmerte.
Nach disen auseinandersetzungen dürfen wir wol kün
behaupten, dass wir den slavlschen einfluss nicht leicht
zu hoch anschlagen können; wir müssen in überall suchen;
nicht nur die spräche ist es, welche er durchdringt, auch
glauben und aberglauben, sitten und gebrauche, sogar klei-
dung und ernärungsweise werden von im gleich tief getrof-
fen ^^). Doch alle dise berürungen nachzuweisen, will ich
nicht versuchen; meine aufgäbe beschränkt sich auf das
nachweisen der sprachlichen einwirkung.
»«) s. Narbutt 1. 1. vi p. 557.
") ich will hier nur an harscei pyragas kübastis püteris kttcioa
kisteliua u. s. w., dann an sopdtgcLS cebatai kurpe sarkas sermega kapUmas
kvartugas paceUkL panceka sukne eepcus ceräslas u. s. w. erinnern, so
ist auch das ganze sog. litauische recht, wie es uns in den Statuten von
den jaren 1524— 1529, 1564 und 1588 — natürlich in der anm. 6 erwänten
sprachform — vorliegt, nur ein abklatsch des russischen, und schon
Rakoviecki hat (in den anmerkungen zu seiner ausgäbe der Pravda
ru8k(^a) die auffallenden Übereinstimmungen zwischen dem lit, un<J
dem russischen rechte zusammengestellt.
— 12 —
Um auch jeden zweifei darüber , wie tief das slavische
ins litauische eingedrungen ist, schwinden zu lassen, wollen
wir kurz den einfluss, den das deutsche auf den litauischen
Wortschatz ausgeübt hat, überblicken:
Das deutsche wirkt erst seit circa 1500, seitdem das
bollwerk , welches das litauische von im trente, nämlich das
preussische verschwunden ist, auf dasselbe ein, und doch wie
manigfaltig sind schon die entlenungen des litauischen aus
dem deutschen geworden; man durchmustere nur folgendes
Verzeichnisse^):
ablötas oblate (auch öblota8\ äkas hacke,' akrütas rekrut,
äkselis häksei, (dmonas hofman, almtiscis und alamusyna al-
mosen, alve halbe, dmtmonas dngelas ansas und anusas hahs,
") dises verzeichniss ist keineswegs vollständig; „der deutschen
Worte findet man weniger in der Schriftsprache, mer aber in der ge-
meinen Umgangssprache und zwar in verschiedentlich hohem grade, bei
besonders schlecht redenden leuten vorzüglich" Schleicher Lit. Gr. i
p. 167. nur bei wenigen lässt sich nachweisen, was bei vilen zu ver-
muten ist, dass sie nicht direkt aus dem deutschen, sondern erst durch
ein slavisches medium ins litauische gekommen sind, so z. b. bei dekä,
welches nicht aus dem deutschen dank entlent ist — es müsste sonst
dankca oder donhas lauten — sondern aus dem klr. djaka = dank,
lerreich ist eine parallele mit dem polabischen; wenn man in dessen
geringen sprachresten die lenworte : <ngot ar (har) asikl afstörcäl bcid'ot
betrat hörst' a bredy brigot bükvaiteny busa daiakö dek d(köt dif dich-
tojq dogat doch dörstoje irlike emerika era engst fleutone ganöa gobel
har holQO iglik itd Kado Kagli kaisar karl kloga klory knapoje knöp
kolai kamot krcLC krq^l krig krigir krüd krüdot künai küatr leuk Ukam
lida lodo Iqdü losaj mauröt modai modik moltid nabest nerot ok olja
olot alter omar omel opat opo oao otajit pek pinon plater rachai rik
rika rosot saurai aipov skaiba skaino smadot smakot mok spacirot
spelot sperot spet stqgai stäl stig straf ot Sarpy §elpo sikai Sipa slachtot
solo sosky iopar Semai HkcU iiper §ribjot srivar iütno §vevel taid treuvot
tügai vachtot vamarkot varo varjot varba varbot vordot vark varklogot
varstot vartarot vasteloven vlite vorsto vrijot wüa vüly u. s. w. u. s. w.
findet und wenn man auch z. b. das slovincisch-kaiubische, das nieder-
sorbische auf dise seite hin prfift, wird man die masse der litauischen
entlenungen aus dem deutschen nicht zu gross erachten. — etwaige
lautgesetzliche Veränderungen werden bei der besprechung der lenworte
aus dem slavischen mitbehandelt werden.
- 13 —
aomas ahorn, äpsacas und äpsacas absatz, äpsietas babstas
pabst, bdlkis balsämas und balmmas barägas bar&nas barS-
keiis barscher käse R. M., bebre und bembrotas biersuppe??,
bekere bekis benasas bönhase, berstas bürste, auch zem. ; bin-
dokas, um Ragnit bindzbkas bindehacke bindeaxt, biski „ein
ziemlich allgemein, sogar im zem. gebrauchter germ." Ness.,
blazwras bUberis plapperer (oder ist es wegen blebenti u. s. w.
echt litauisch?), bleje blei, blekis blerbti plerren?, bl'eta blatt
platte, blekis bleiche, blingys plattd. een blinger, blinksUi
blinken „aus dem deutschen?" Fick ii p. 623, blukas block,
bode bad, boderius und bodorius bader, bolis bomas bomelükai
„germ." N. bosas fass, borai bare, brakas brancUi premsen?,
brangvynas branntwein (volksetymologisch, d. i. teurer wein
brangüs und vynas?J, brantas brand, bremas bnlis brisas
frisch, brukofi briünas braun, auch brunas braun, augenbraue,
im pl. auch augenbraunen gesprochen?, ftrwwAfos brunst Bd.,
bruSokas ein starker, handfester kerl, durch metathesis aus
bm^okas = bursche?, brutka braut, davon lit. neubildung
bruthmas bräutigam , bruzoti brucoti purzeln Bd., bruze brau-
haus M. bruule N. Kursat briüze Kursat bubkysU büberei
Bd., büdelis büttel, buksas bux, buJcsos büchse, bülins btdtis
biUvarkas und bulverkas bumbe buntelis büras bmgas btirgelis
burggrovs bwrgimtstras bu/rke (vogel-)bauer , burtds bmokas
bootshaken, btUeraufi füttern, bütkere bötticher, builis meme-
lisch für bülim, bükstavs buchstabe.
canga cantas zander, cäpas cedelys zettel (Schleicher),
cedras centneris cetkis cigelis dnas dmemmkas cypresas
(Arkdis cöberis cölis cukorius cuktuze Zuchthaus, öekas schek,
ieratUi zeren, cüpas zopf.
damas dekis dele diele, derslakas decekas duzend, diktus
dyla dyneris d%sere dranka (schweine-)trank, drebeles und
dreveles träber, dreskamara driöta drygere drechsler, dnkelis
drüker, dübelis döbel, dücas duzend, ducöfi dutzen, dums
z. b. in der phrase: üks dums ävins solch ein dummer schöps,
dtmkUauti raten Bd. (aus dünken?), dtt/rniti turnieren Qu. duze.
_ 14 —
(ibelis ebermonas Vormund, edelmonas eheti eJc'etnegelis
eksekveröU ekserceröti epSjeijos epheu, ercikis ese escher, ez-
mistras Jägermeister Bd. (gemacht aus hezmeister).
fabrike fagüts fona fdlsus fcm^lija ßleris felUti ßstunga
ßlcas firmeli&ti femkas flagä u. s. w.
gälges galgantas gSLlgand, schomus marisms^ gangagarSvä
und garSvas gersch, (Bgopodiwm podagraria oder angelica siU
vestris minor; gasas gibelis gelda giliükis negiliükis glück,
gipsas giriktas gizelis und giselis gonkas göre garküche Bd.
Qu., glasi/roU glotus gnoda grabe memelisch dafür: gfrove gra-
ben, grantas grdvas grüöe grüta und gürtas gurt.
ibiSke eibisch, Hinge eilung, prov. für Windsbraut; in-
glasiroti ingrossiren, jigere jümprovas justpai.
kadagys kaddig, prov. für wachholder, oder ist das
deutsche wort aus dem litauischen entlent?, kadarei und
kuderis ködern, alte lumpen, kaksSti „kaksen, von der henne,
wenn sie die küchlein ruft" N., kdlcedonas kalendros kdlkis
kalkunas kalkuttischer han, kalmüsas, dafür memel. kaimas,
kahne Bd. Qu.; kamferts kancelas kanelas kaneel zimmet,
kan^nke kanteris, kantöius öbelis Bd. M. kantapfel, kdpe kor
ßja kaflfee, käpke kappe, kaptatnis und kaptelnis kapitain,
käras karren, kärbas und kerbas kerbe, kafbas gewöhnlich
kurbas korb, karke korke, prov. für pantoflfel ; karprolas und
kaprölius korporal, karfünas und katunas kattun, kazya ke-
delys kittel, kegeU kelmeris kölmer, kelnore keller, kerübas
Cherub, kervelis kerbel, kezäis und kUa^ käse, kylys keil,
ki'Smeliei kümmelund kimnelis Qu., kypas kiepe, grosser korb;
kifkapis kirchhof, klemeris kleismonas kleinschmidt auch kleiS-
mantas und kleiSmidas, klingis, klorus nach JuskeviS 1. 1. p. 40
ostlitauisch; kloroH, kliuükurei klunkergarn auch ktmkolei?
knäpus kneipis knypkis koka kaken, s. N. i. h. v. ; konsorti-
ninkai „nur am Russ bekannt, holzftösser, weil irer immer
merere zusammengehören" N. aus: Consortes?; koras chor,
kos'Steris kossäte, koierus kescher, flscherhamen; kracäs kra-
gas krdmpa türkrampe, kräkmeles krapösas „ein profoss R.,
_ 15 ^
von M. wol absichtlich ausgelassen" N. kreeeris Jcresos Icresa
kreis? kreida kr^ge krieg, vgl. polab. krig; kringelis kripe
kristolas kristubere kristt^as kryzolitds kryzopras krdfnas kro-
pinti^ prov. kraufen krupen = kriechen; kruke kruzas krus,
krug; kubilis kubSba eine kubebe, kücas küöus kutscher,
kmdelis „keutel (netz), am haCF'^ N. kuU hderis kulper§is
küningas kupelis kurpirStdS kvape kvartiera,
ladüi Idkis laka loch, laktükai und latukai salat Bd. =
laktuklattich, lal6ti]B,\\en,Madeleyerys lägel, kleines tönnchen;
log(islodelogerislqpas]sLuf, üopas läppen, Usas los, frei; liöstas
und liöstas, Iota latte, lozgartas rossgarten Bd., l^muis lam,
luderis luroti lustavone Imteris liünta.
madaröU maddern sudeln, moMuti mändalas gewöhnlich
mändelis mdndele um ragnü = deutsch mandel in allen sei-
nen bedeutungen; nmngcUys mangaliMi mantelis marketeneris
mars marseroU rimseris, mästas und mäStas, mastikas und
mastike, maiterSH maiteriskas „aufrürerisch" N. aus meutern
entlent?, meds matUti melonas; menca münze, bei Syrvid
minca, Narbutt behauptete, er besässe eine münze aus Men-
dog's Zeiten, auf deren inschrift auch mindos zu lesen wäre,
dann wäre die entlenung ser alt, doch ist das stück echt?;
misinge mevas mezeris mezerkylis müteris ein mälzer, misa
mistras mole müle, muce und mwcfe müdelis modell, müdere
„Verstümmelung von motere^*' N, weib hebamme, aus mut-
ter?, nmlda mulkes molken Bd., mumele mwrkeU murdyti
muzike müsteris musketeras, mme auch mtnze mu^se mus,
vorhanden auch als zweiter teil in der Zusammensetzung:
krykmoze krykmose krykmoms und krykmosds mus von wil-
den pflaumen, kirschen u. s. w.^*), meseris messer s. d. anm.
*•) es ist diß also eine vox hybrida, aus einem echt litauischen
und echt deutschen worte zusammengeschweisst; solcher gibt es im
litauischen mer, z. b. sepkamis Schöpflöffel (aus sep- und urlit. käusas
löfifel) akselpeüis und snydpeilis häckel- und schneide-messer, daneben
freilich auch mydmeseriSf rötponis ratsherr, bobmudere ^memelisch, aus
böba und rnttdere, hebamme, siinkripe heuleiter, aus sienas und kripe.
- 16 -
«
naras, nSgelka negelke und nigelkas nelke, auch negel^s,
aus nägelein, nuie.
okas okelis onke.
pdimti paUjus jpulidje palSas päne pancerus pantas pa-
tüpelis und pantupelis pardas paswöti pasteida pastete, pazo-
nas pdikis penktda penrikis pepla und pepUpsippelyperkämas
vers, mit k einschub ? ?, pdrhas und perva um Schwarzort,
färbe; pesUfige festung, pinas finne, pihzelis piptras pype p^p-
Ais pfeifchen, pypti pfeifen, pirstaspistulapladcisplakasplanka
pleteris flieder, pletuti plätten, pUtyzeris plätteisen, pVincaiplinta
ploras plotaä plotüi pluk pluks pSderis „german. vom vater,
der altsitzer" N.; podis pode und potas pate, potinga hollich?
prakurotas prakurauti predikauti premsai preU'ene (jetzt auch
schon fretl'ene frkulein), prikelispüdmentasptu^tiptMti puchen,
pUtmpUti pundas pungidys plMdeuijsch pungel = bündel; püpe
purmanas purpuras und purpura, purstmistras forstmeister,
püstas post, püstmistras püstraitdis puteroias fourage Bd.
puzoti.
rakeris randas und randa (auch rdndavos die nerung Bd.
Q\i.?)j rästcLS arrest, ravlja rmtelis raümmas ratsmann, reizine
reisekan, um Memel ; ribantai reflfbänder, riMkas rike riecke,
prov. für planke etc.; rikbomis rickbaum, rikpolis rickpfal,
rikta richtung, riktSU rinda rinne?, nnka und rinke ring,
(rmkas und rmkm marktplatz, scheinen erst aus dem slav.
entlent zu sein, s. u.), ripq ripkq mtiSH sauchen schlagen, aus
reif cf. lett. ripSt rippchen spielen, sauchen schlagen, s. Ul-
mann p. 226 i. h. V,, r^vyzeris reibeisen, rdnas rane, das von
Nesselm., Thesaur. 1. pruss. p. 146 verzeichnete „rdne ränen^
prov. = ein stück bauholz, baumstamm'^ ist kein altpreussisches,
sondern wol ein deutsches wort, gibt ja doch das Voc. selbst —
631 — rone als deutsche erklärung des preuss. saksto= lit.
SiekStas; rata rotväe und rotuilus rötuh rathaus, rubä raub.
akungälis, medskrybeU, spylegrc^itis, verkpedis, losvogis mit deutsch
los = lit losaa zusammengesetzt, ziögspiros Sägespäne.
- 17 -
Plünderung; rukis rauch, ruklakis und ruhlaka rauchloch,
rulis rtdöH rollen, rümbas rümpf Bd. Qu., rungas (wagen)
runge, rupuncJce brunnenkresse Bd., d. i. wol rapunzel, rhsas
russe?, rustas rost, ruta raute = fensterscheibe, rulardis ross-
garten Bd., rüimas räum.
sinkine und zinkine senkstücke, sypa seife, um Laukisken,
skapöti schaben?, skatule schatuUe, skiüdelis schindel, auch
skiMelm und skindulis; skyvis Scheibe, d. i. teller, um Memel.;
skryhele Schreiber, sküne scheune, smanta schmant prov.,
= sane Laukisken ; smera schmeer, spanogelis sparus spartiAS
sparsam, verschlagsam, späras sparren, spät<^ spelmonas und
spelmonas, spieliuti und spieliutipersispicoti sich verspitzen, sp^ke
Speiche, auch sp^kis und Sp^ke, spinda und spinta, spyieaus-
speisung Qu., sprytas^ spüle spulhanka spunta und spuntas
spund, stärkus storch Syrvid (in vielen andern sprachen, z. b.
lett. stdrks, neubulg. stürk, serb. strk u. s. w.), stelöti stenderis
steneti stönen, sükselis stechsei, um Ragnit, stinta stirkyti
stopis stuhä sttidentas stükis stundas „ziemlich allgemein ge-
bräuchlich für adynä^', strangas strykas Streichholz, strykoti
und strykoti strimpelauti sich durchstümpern Laukisken?,
stropä surgöti sorgen, svelis und svelys,
sacoti §€dkis sancas Sandyti sapoti sarcas schürze, sar-
mokas schirrmacher, Sarpm serSantas und sarzentas Sartis
satas selmis senis schiene, sepa und sepas schaff, sepelis schef-
fel „bei Memel allgemein für ketvirtis^^ N. sepkavMb s. anm. 13,
sere und serys Sikavotis silerums Schilderhaus, Silingas simpoti
„eingebürgerter germanismus" N. schimpfen, 5ywa schiene, gew.
sienis ; siporius sirauti schirren Laukisken ; slamas slektas und
zem. dafür släktas slektöti schlachten Bd., slemas und Seimas
Sleda sch\i\len, Krottingen; slegas und slega schlägel, Slesorus
auch slesortts Schlosser, sl^pos Tilsit und Sl^pkos Ragnii schleife,
Slttrpti slure sluize smekoti smerininkas snierle Smülte schmalz
Ragnit snaruti snelderis snydmeseris und snydpeilis Schneide-
messer Ragnit; SnekSti plaudern reden, snektä gerede, sniake-
sis dialekt = ndd. snaken, Snipeldükas schnupftuch Ragnit
Brückner, Litu-slav. Studien I. 2
- 18 -
soU spaceröti Spelte spemegelis spyhe Spiljufi Fort. p. 198;
spukis? „alter liederlicher kerl" von spucken?, Sröga Srdpa
stadierüti stanga starelis spargel, stilpa itrajm und straja streu?
strykoti sturmas Sucas schütze, Sülcas Siüle bei Tilsit statt ämüe
siülmistras siülpinigei siupeU schaufei, ^iö^as Schoppen, suras
schauer und schauder, siürstas und Siürstas zimstas schürze,
äiürkStamis Schornstein und ^wr%weRagnit (^äft*ras Schornstein-
feger ist wol auch kein echt litauisches wort) svarchaU svigerTca
ävelis svesoH svögaris svarta.
täbäkas ruktäbakis täksas, tecmonas gew. im p]urB\ teo-
monai (kirchen-) dezem Labiau. N.; telis tall garn Bd. ter-
nauti ternen Ragnit, ünta tobotis poltern, d.i. toben; tpui pfui
Bd. Qu., trdpas M. tr^as und trdmpas Qu. = trappe, trepas
treppe, trepai davon auch : kirchenchor bedeutend ; tncas
trikteris trogas tronas trücas trotz, trtide gertrud „bei Memel
ser gebräuchlich" N. trüdelis troddel, „bei Ragnit." trupcts
trumpf, tidpije tulpe Bd. ttirmas turbas.
ubas hufe, ud&re futter (leinwand) ?', ugnulis hufnagel Bd.
Qu. uka hucke, tdpteris halfter, upSlegai aufschlage, ürdelis
ordre, umötelis haamadel.
vaktä „auch vektä gesprochen" wacht, väkmistras Wacht-
meister, (polnisch ebenso vachmistre), vane varkstötas vartas
verhuti verdelis „das gewönliche getreidemass bei Memel"
N. = viertel ? verke werk, gevverk, verkpede werkschuh, zoll-
stock (dafür durch blosse Volksetymologie versjpede-kalbsfuss-?),
auch verkpedis; verkS „auch velke gesprochen" werg, verpelis
Würfel, veftas — wert (auch in mereren slavinen einge-
bürgert), v^ga und v^ge wiege auch als pl. t. gebräuchlich;
mke und mkis wicke, viksauti vindas und vinde, vindetas
vinkelis vininge gewinn^ iswrfejfe* auswirken, mrtelis vyste vise
wisch, vogä wage volas.
iscdcierka salzfässchen Bd.?? mlve salbe, munä auch
isvanä iaünyti zäunen, zeglas und zeglys um Inse, bei Ragnit
leglas segel, zenkelis (schnür-)senkel, ziögds säge.
-- 19 —
Sdkctö sack, iahe und 6eke sake um Heidekrug und Me-
mel, ürÄe schirke, stubengrille Tilsit u. s. w. u. s. w.
Wenn nun das deutsche im verlauf von drei jarhunder-
ten den litauischen Sprachschatz so durchdrungen hat ^*), wie
vil mer muss das litauische von dem slavischen, dessen über-
wältigender einfluss vier jarhunderte früher zu wirken be-
gonnen hatte, in lexikon und syntax zersezt sein!
Die einzelnen Sprachdenkmäler und dialekte des litaui-
schen gehen in betreff ires gehaltes an slavismen zimlich
stark auseinander: das zemaitische und die ältere Schrift-
sprache sind im gegensatze zu dem preussisch-litauischen und
der neuern Schriftsprache besonders reich an denselben;
preussisch-litauisch nämlich und die auf im ruhende neuere
Schriftsprache sind durch das zemaitische, von welchem zu-
meist die ältere Schriftsprache ausgieng, wie durch ein boll-
werk vor slavischem einflusse geschützt; dieses selbst dagegen
ist im wie am meisten ausgesezt und die folge davon ist,
daß wir im zemaitischen vile slavismen finden, wofür preus-
sisch-litauisch uns entweder echt litauische worte oder ger-
manismen bietet. ^^ bei den Schriftdenkmälern des xvi. und
xvii. jarhunderts haben wir zu berüksichtigen, daß wir es
mit den anfangen eines Schrifttums zu tun haben, daß also
die litauisch schreibenden diser zeit manche slavismen ein-
schmuggelten, weil sie den ganzen reichtum der spräche, die
**) germanismen in der litauischen syntax sind jetzt auch schon
vertreten; wir wollen sie unten behandeln.
") deshalb musste auch im folgenden verzeichniss angegeben wer-
den, ob das betreffende wort preuss.-Iit. oder zemaitisch sei. umgekert
beklagt sich Valenavi£ (in einem gedichte aus d. j. 1826, abgedr. im
Vilnaer kalender f. 1850 p. 41) über das preussischlit:
«r tevp, tu neisgirsi to paprusia säle
tikru vardu vadinant maziatma daiktidle;
ce virva ita strikis o nms k einer is
zaks maüas, snaps arieika o semtuvs kiberiSj,
stipru itärkiu, tettisi poderiu vadina
ir §ifntun iimtais zodziu he gaia gadina.
2*
— ^0 —
ja zumeist nicht ire muttersprache war, nicht zu übersehen
vermochten, dise bemerkung gilt besonders von unsern
beiden ältesten denkmälern, dem katechismus. von 1547 und
der Forma Chrikstima von 1559. ^•) die beiden Verfasser
derselben, Mazvydas (Mosvidius) und ? gebrauchen vile sla-
vismen, die der heutigen Schriftsprache fremd sind, z. b.:
äbavem apsvieciti dachadas dtichas inotka patvarati spakaiUvas
sunmiene trezvas upaminati zhradnius u. s. w.
Viel ärgere slavjsmen verunstalten die neueren zemaiti-
schen Schriften, die zumeist religiösen Inhaltes sind; schon
die titel wimmeln von derlei Verunstaltungen, z. b. hroma
atverta ing vieönasti von Michal Olsevski Vilno 1799 und
1824, aittoritis dachavnas arba afieravone hveparöio mermals
abgedrukt, z. b. Vilno 1802, karunka Mvata Jezusa Christusa
Pona a. d. poln. übers, u. gedr. Vilno bei den pp. Basiliani,
kazanius kuniga Mikala Kärpoviöes Viskupa Vilniam ant
gaüinga atprovijma pagraba vom 20. april 1794 u. s. w. um
ein beispiel davon, wie weit dise barbarei getriben wird
zu geben, will ich hier ein kleines schriftchen : Namu kriHus
arba kavp reikie suditi yr misliti apej gierima arielkas etc.
(Vilniuje 1859, 86 ss.) anfüren,^ in welchem, obwol der Über-
setzer von sich sagt: uigimis Zemaitiusi yr tynai isatigies da-
baröio par ügq ciesq esans Liettwoj, folgende polonismen vor-
kommen:
kad SU uvogu uzsistanavise = p. jezli siq z uvagq zastano-
viä, nesvieii tada vendzita mesa = p. niesviele i vqdzone mi^o,
spasabas visu pevniausis = p. sposöb z vsysfkich najpevnießy,
spreSnastis, spakajnastis , gorlivastis, pavinastis^ bezbaznastis
= p. sprecnosc. spohqjnosö gorlivosc povinnoic bezboSnosc,
SSiraj = p. söerze, pasilnm = posilny, kaiieöiti = kaleSyc,
^') die angebliche Übersetzung des Donat ins litauische aus dem
12. jarhundert und Rapagelonas' geistliche lieder sind heute verschollen,
obwol letzterer in einem polnischen werke {Pamiqtniki pana Kamertona
pfez L. P. 3 tt. Poznan 1869 iii p. 222) als wirklich vorhanden zitirt
wird RapagelonäSy giesmes Uetuviäkame liezuve?
— 21 —
sluzölce (vocativ) = slmcUce, kanicne = Boniecnie, isnevaSiti
= znievazyc, kötadziejus = kolodziej u,s.w.
Aber auch Volkslieder sind von änlicher verderbniss an-
gestekt, vgl. einige bei Juskevic mitgeteilte dainos, oder den
anfang folgender daina (bei Xaver Bohus, o poöqJtkcLch narodu
i j^zyka litevsJdego etc. Varsava 1808):
Vanda iuva gram merga, ianku karcdaite
ne noreja nehad ana milet jaunikaite,
käip didia öion ant svieta givent nie trqpija
kamgi sava jaunas dienas daremnai nutrotija
välna ira koznai dusiai achatlivai huti
kam kienteti, kam duksauti, kam ce smutnai SM.
kad btd dievas ne prydavis diel adoma jevas
adams dievui hd addoms visas rojam pievas.
kos po linksma rqjaus da/rzej^ givenimas smtdnas^
kad ne butum zmogui d/raugies, jo stonas okrutnas u. s. w. ^'^)
*^) wie verhalten sich die einzelnen litauischen Wörterbücher in
bezug auf die menge der in inen enthaltenen slavismen? das älteste
und zuverlässigste derselben ist l^yrvid's Zodininkas a/rha swrinkUodis
trijun lezuviu etc., doch enthält dasselbe nicht nur manche polonismen,
die bei der bildung dieses mannes leicht erklärlich sind, sondern es
steigt in uns auch der verdacht auf, Syrvid hätte grossrussisch gekaut
und so erklären sich dann die in seinem dictioniarium vorkommenden
russismen: greda pugvice salunka selezenitM skaba u. s. w. nebenbei
bemerkt hat §. auch manch lateinisches wort ins lit. eingeschmuggelt,
so cytras Zitronenbaum, moras maulbeerbaum, esJcuius buche, auch nardus
borstengras ist wol lateinisch und nicht litauisch, mit noch grösserer
vorsieht sind Brodovski, das Quartlexikon, Ruhig und Mielcke zu ge-
brauchen ; schon im verzeichniss der len Wörter aus dem deutschen sind
uns oben ein paar Ungeheuerlichkeiten aufgestossen, noch mer wird
das folgende verzeichniss bieten; als grundsatz bei irer behützung ergibt
sich : allen vereinzelten angaben ist durchaus nicht zu trauen, im gegen-
satze zu der oben erwänten art von Schriftsprache kenne ich nur hie
und da Schriften mit schönem oder wenigstens verlässlichem litauisch:
so Volonievski's Viskupiste^ die kaXbos von JuSkeviJ, einzelne aufsätze
und gedichte in den Vilnaer kalendern, Genaveite von Jvinski, auch
Syrvid's punktai sakimu, u. m. a. Dovkonts spräche erregt misstrauen;
daß er doch einiges gradezu erfunden habe, ist wol sicher, z. b. das
Suffix — sina zur bildung von abstracta; er hat warscheinlich auch
— 22 —
Aber nicht nur die beiden hauptdialekte, preussisch-
und russisch-litauisch, sondern auch die dialekte der einzel-
nen gegenden schwanken zwischen einander in bezug auf
iren gehalt an slavismen. doch dise seite unserer frage er-
schöpfend zu behandeln, wird dann erst möglich sein, wenn
wir eine vollständige darlegung der lexikalischen Verschieden-
heiten einzelner dialekte besitzen werden ; für jezt mögen ein
paar belege, aus Nesselmann herstammend, genügen, so fin-
den wir das aus dem slav. entlente pieskos sand neben lit.
smütis sand, welches, früher wol allgemein im gebrauch,
heute nur noch nördlich vom Memelstrome vorkommt; das
entlente (?) sodiiei russ neben lit. paiSat pBSa puiSinas^ noch
erhalten um Ragnit, am Haff und bei Kraupisken; wärend
Suka heuhaufen noch bei Prökuls gebräuchlich ist, finden
wir dafür anderswo das entlente stirta oder stvrtdSy für lit.
tylüs still kommt das entlente tyküs tykä u. s. w. immer
mer auf; für lit. het aber wird das entlente die heutzutage
häufiger gelpraucht u. s. f.
So vil mag darüber gesagt sein, wie weit wir den ein-
fluss des slavischen auf das litauische anzunemen haben; wir
wollen nun die frage besprechen, welche slavischen dialekte
im besondern es wareA, die den litauischen Sprachschatz
slavisirten und in einem wie hohen grade ein jeder von
inen dabei mitwirkte.
Wie es einleuchtet, müssen die Litauer am meisten von
lettisch gekant, und daher z. b. iaba art weise Charakter = lett. da&a,
«uin^a arha piningas = lett. mcmta^ mdta land laadschaft = lett. malay
U^ias gross = lett. leeU u. a. m. (auch sonst kommen im lit. vereinzelt
lettische Wörter vor, z. b. zßnia ein siebenjäxiger junge = lett. zenSf
latmagaa pcUaimage vesperbrot = 1. launcnga pcUaunaga, knypa erwach-
senes mädchen, = 1. knipe^ zvenas schwer = 1. zvens zvina schwerfällig,
zedas tragbalken = zedini stäbe im zäun, dziedzarei ,,dTüse ^m halse^*
G. — dne^ßizens „drüse, mandel am halse" Ulm. cuinitis sich juken,
Schubben mem^l. G. — minitea sich schuppen, was besonders beim
memelischen nicht aulfallen darf^ da da das lettische Sprachgebiet sich
auf der kurische9 nerung so eng mit dem lit. berürt).
dem slavischen stamme entlent haben, mit welchem sie in
der innigsten und dauerndsten Verbindung gestanden haben ^®).
diß ist der inen unmittelbar anwonende stamm der weiss-
russen. *•) das weissrussische kommt in erster linie in be-
") man dürfte wol vermuten, daß bei der jarhunderte langen be-
rürung von Russen und Litauern auch einige litauische Wörter in den
russischen Wortschatz eingedrungen wären; ich vermute dies bei folgen-
den : grossr., kleinr. jantar* bernstein ist entlent aus dem lit. gent&ras
(auch jentäTM und gintäras); bernstein nämlich, wofür in anderen
slavinen : polnisch kleinruss. u. s. w. der german. burstyn gebräuchlich
ist, war der geschätzteste artikel, den Litauen russischen handelskara-
wanen darbot, darum haben schon JaroseviS 1. 1. und auch Miklosiö
fremdwörter p. 93 entlenung für jantar^ statuirt; grossr. litavrü aus
Mi. lietäiMras trommel (das lit. wort füren Kraievski u. a. an; litavrü
ist mir aus andern slavinen unbekannt, nur poln. veraltet Utavry, was
dann ebenfalls entlent wäre); grossr. kleinr. d^akio abgäbe tribut ist
entlent aus lit. düMe abgäbe {\/'du geben, sufßx A^;a-, dem slav. ist
bekantlich dises suffix in diser form fremd), djakia, in pohi. quellen
dziakiOj ist heutzutage völlig unbekant, es komt aber in den litauisch-
russischen Urkunden u. a. oft vor, erhalten hat es sich noch im weiss-
russ. [NosoviS p. 134: d£akh): izvistnaia podatl cMebomü; redko
updrebL]
*») in der vor. anm. konten wir nur drei sichere Wörter erwänen,
die das gemein-russische aus dem lit. entlent hat, desto mer hat, wie
zu erwarten war, das weissruss. entlent. bei einer eingehenden prüfung
des Nosovi^schen Wörterbuchs fielen mir folgende auf:
wr. doüid Zimmermann „selten gebr." Nos. — lit. daihfda „der künstler.
besonders der baumeis^er, Zimmermann.^' Nessl. cf. lit. dmU kunst
daüoMti zusammenfügen r^xkidodHa wagner.
wr. rofüghiia art ungesäuerten teiges — lit. rdugas Sauerteig, raugine
sauerteigtopf,
wr. tfjcka tycköm tijema zum trotz, zur quäl, belästigend — lit. tyciä
tyiciamia zum poesen, tycia trotz, Pgcu^ßmas mutwiUe.
wr. rupic beunruhigen, rüplivyj rupota rupotUvyj sorgend — lit. rupüs
besorgt', rupestiß besorgniss, rupinti sorgen, mdm tiip* mir ligt
am herzen = wr. tobe rupie skazGUC dir ligt am herzen es zu
sagen,
wr. vili5 betrügen, irrefüren und irregehen: skaeav da % zvüiv er haVs
gesagt und doch betrogen, väic dt^oji^ kfsdy ty vifjis vrohin weichst
du ab, zvilnnv kona lenkte das pferd ab, {z)vHjovod£ic irre füren
vifjac zu täuschen suchen: v^aj ne vHqqo u. s. w. — lit vyliua
betrug täuschung, viliöti täuschen verfüren,
bei folgenden Wörtern weiss ich nicht anzugeben, wer entlent hat:
— 24 —
tracht bei entlenungen, in zweiter kleinrussisch und polnisch,
mit Kleinrussen haben sich die Litauer vilfach berürt, so
durch ire eroberungen in den kleinrussischen gebiten, wie
Volhynien, Podolien u. s. w., dann durch ire langdauernden
Verbindungen mitKiev, da dessen leranstalten noch im xvii.
und xviii. jarhundert gern von Litauern besucht wurden,
bedeutender ist der einfluss, den Polen ausübte, haben sich
ja doch zuerst der litauische adel, dann die litauischen städter
vollständig polonishi. grossrussisch hat bisher auf litauisch
nie direkt eingewirkt ;^^) erst heute beginnen in folge der
wr. sliven art blinder drachen — lit. alibinas bei SyvYid punktai aakimu
p. 210: smaku aba alibinu tiUzis, schwer ist davon zu trennen
Dovkont's: alykunas arba smakas G,
wr. aviron, gt. avirna schlafkammer, avirönok avvronnyj — zemait.
avimua und avirna kammer schlafkammer.
wr. dorob doröbka korb u. s. w. — lit. darbia durbia holer bäum
Mikuckij, hierher auch drävia drevia wilder bienenstock (der
ja in holen bäumen seinen platz hat) dreveti aultta honig aus-
nemen? woher denn auch drevieti rauben plündern Dovk.?
wr. känkaia zudringlich bittender, kdnkanne das in den oren jmd.
ligen, (za) kdnkac lärmen plärren — lit. kavlkcdaa glocke, ka/Plklea
lit. zitlier, \^kan tönen ? lit. ritnatü ruhe — daraus wr. rimicu
ruhe harre aus, vgl. dieredensarten: zrimacu jeace irochUy zrimaci
jeSce choc hodzinu, obrimadm ttdj pokul dozdz projdzec. — lit.
dtdia alter abgelebter mann, dtdenti wie ein solcher gehen, dtUinSti
träge einhergehen, vgl. auch dtdya faules holz — wr. odüiovaPyj
nach . Mikucki. — lit. dürae roggentrespe — wr. hiraa getraide-
unkraut, hiraovataja pSenica wobei merfach sich schwer entschei-
den lässt, auf wessen seite die entlenung fällt; hängt auf diese
weise auch wr. 8vanA;a Schwägerin mit lit. svoincdass. zusammen?
und mereres andere unsichere der art. beruhte das k in weissr.
baMta makSta (für sonstiges baSta maMa) auf der bekanten
lit. eigentümlichkeit des Ä;einschubes vor a «, oder ist diser
X;einschub erst auf weissruss. boden vorgegangen? es kennen
ja vereinzelt auch andere slavinen einen solchen X;einschub, z. b.
grr. akvoren aber weissr. SvöreUf siebenbürg, bulgar. jeakle te
für ein gemein sIay, jaali, neubulg.je«K (katech. 17, 18 ed. Miklos.)
aklizek ungar. sloven. fürt Miklos. i. p. 259 neben alizek an u. a. m.;
übrigens gibt Zakrevskij bakäta auch als klruss. an.
^^) der ganze gang dieser Untersuchung zeigt, wie ich glaube, daß
es ein. irrtum war» lit. lenwörtem die entsprechenden grossrussischen
— 25 -
veränderten politischen läge grossrussische Wörter in das li-
tauische einzudringen, nachdem einige schon früher durch
Syrvid in die litauischen wörterbucher eingang gefunden
hatten.
Ich will hier einige lautliche kriterien anfüren, mittelst
deren man nachweisen kann, ob das betreffende lit. wort
aus dem polnischen oder aus dem weiss-, resp. kleinrussi-
schen entlent ist.
Lit. üTcalä schule, izbonas krug, iskadä schaden, isdroditi
verraten u. a. weisen gegenüber poln. skola zhan Skoda
zdradzic darauf hin, daß sie nur aus dem weiss- oder klein-
russischen entlent sind, hier entscheidet der dem poln. fremde
i- vorschlagt*).
Ebenso ist das e der lit. Wörter: ciesas zeity derai zauber,
cernas schwarz, Hertas spass lertavoti u. s. w. gegenüber dem
an die seite zu setzen ; freilich sind die grossr. Wörter mit den entspre-
chenden weiss- oder kleinrussiscben öfters identisch, so daß durch dise
Verwechslung die sache selbst manchmal gar nicht gefardet war.
*^) über den vokal Vorschlag im lit. wird unten ausfürlicher ge-
handelt werden, hier will ich nur den weiss- und kleinrussischen t- Vor-
schlag belegen, cf. wr. iarada verrat — p. zärada ilgac lügen — p. igac
ilhnüc schlucken — p. iyknqCj iVnuc — p. Ignc^ anlenen, irvac reissen —
p. rt?ac, irea rost — p. rdza^ irzisce roggenfeld — p. rzysko (boi Kol-
berg viii p. 3^); klr. vgl. izradaizrddytyt izhiyzaty — p. zhlizacn^Yievn
izvol izvompity — p. zvqtpic verzweifeln, izvucyty erlernen, izhynuty —
p. zginqc umkommen, ikty neben kiyki geschrei, ik neben k ku zu, td
neben d do hin, imia oder in^ia — p. mgüa nebel, imiystyj — p. mglisty
nebelig, irzaty — p, rzec wihern, iskaljaty — p. akalac besudeln,
ükvapnyj — p. skvapny flink, ispünyk — p. apölnik teilnemer, ischödci —
p. schödky stufen, imchovyj (Zaleski, Pieini ludu gaUcyjskiego p. 27) —
p. mchovy moosig, tspratmyj — p. spravny gewant, iver' (bei Vagileviö
Gramatyka jqzyka ma^oruakiego v GcUicji Lvöv 1845) — p. vior, imcyty
rozimcaiy (Ukrainski prykazky etc. von Nomys, nr. 9901) tragen, fort-
tragen, gegen mcaty tragen mcaika u. s. f., ilvovskij lembergisch v. Lviv
Lemberg, p. Lvöv ; ispovid'' beichte — p. spovied£t ispas erlösung — p. spas,
ircy ircete sage sagt v. d. yrek, isov für sov gieng, daher pcjsov gieng weg,
da IchoÖAft (Kulis Zapiski ii), u. s. f. (vgl. noch dazu Piskunov^s Slavnica
jugovaruakoj aho ukrainskoj tnovy, Odessa 1873, unter d. buchstab. t, t;) ;
vgl. serb. Jzmima'Smyma Vuk kovcezic ^.40 (1849) und unten anm. 33.
— 26 —
poln. a in cos 6ary öamy iart Sartovcbc u. s. w. entsprechend
dem kleinr. e von öes demyj Ser Sepka u. s. f. (cf. Jakov Ho-
lovackij Rogprtwa o jazyci juinormkim i jeho nariöjach, Lviv
1849 in den vergleichenden tabellen und Miklos. i p. 341) **).
Lit. kv in den Wörtern kvaUavoti falschen, kvarbas färbe,
kvarmas form, kvarturia fortuna, kvoHugas schürze, parakmja
parochei u. a. m. gegenüber poln. f in faUovac farba forma
fortuna fartuch pa/rafja u. a. m. können beweisen, daß dlse
Wörter aus dem weiss- oder kleinruss. entlent sind, in denen
sie ebenfalls chvarba chvaU pa/rachvija u. s. w. lauten ^•).
") dises merkmal ist nicbt mer ein ganz gültiges kriterium, denn
1. bietet das poln. selbst dialektisch ebenfalls e, z. b. kujavisch zerty
gefrässig, zd/reda verrat, jermo joch u. s. w. (s, Kolberg iv p. 268) 2. kann
das e der oben angefürten lit. Wörter erst auf litauischem boden durch
die c-färbung des r bedingt sehi, worüber mer s. u. 3. bietet endlich
das lit. mancherlei nebenformen, z. b. neben cemas cemylas — camas
carnylaSy ebenso eartas neben certcU^Unke, zartas neben zerta& u. s. w.
'♦) es ist bekant, daß im klruss., dem sich hierin das weissruss.
anschliesst, durch eine vergröberung des hauches ursprüngliches / zu
ckv wird, z. b. chvytosof — p. filozof, chvortka — p. furtka pforte,
chvarba— ^. farba, Ck&ed'ko für Fed'ko ams Fedar = Theodor y ehvyha--
p. figiOL feige, chvasola — p. fasola bonen» parachvija — p. parochja
parochei, chvjaikovyj — p. fjaikovy von veilchen, chvaU — p. faU falsch,
Chvena kosename aus Theodosia, ehvert, name des buchstaben / (alt
frltü) bei Kvitka, chvest a. d. deutschen fest, chvuha — ^,fuga u.s. w.,
vgl serb> cJwar gegenüber dem lat. faria bei Mikl. 1 331 und poln.
dlaL chvestunek festung, rachfai rafael, chvijaiek veilchen, c?wigiel —
p. figiel spass, Kolberg iv p. 284, oehfiara ochfiarovac - p. ofiara
Opfer, ochficer offizier ib. viii p. 314, parachfta — ]p.parafja ix p. 200i>
über das weissruss. s. Nosov. p. 673 anm.: „pocH vo vaechu slovachü
bukva f belormskimi prostoljtidinami proiznosiUja kak cAi;." der um-
gekerte Vorgang, ursprüngliches chv durch hauchentzihung zu blossem
/ oder ch sinken zu lassen, ist gemäss der grundrichtung aller sprach-
entwiklung, sich möglichst vil anstrengung zu ersparen, in den sla-
vischen sprachen vil reicher belegbar, ich verweise nur auf MiklosiS i
p. 292 (neubulgar.) 331 (serb.) 365 (kleinruss.) 438 (öech.) 474 (pohi.)
und 511 (niedersorb.), und erinnere, daß er auch in andern sprachen
vorkömt, z. b. in der german. grundform "^volfa für *völhva, fmf für
*finhVt cf. K. Vemer Kuhn's zeitschr. xxiii p, 121, der auch lappisch /«rc«
aus altnord» hverr, fäles aus an. hvälr u. a. anfürt.
— 27 —
Oft beweist uns die vom betreffenden polnischen worte
stark abweichende gestalt eines" lit. lenwortes entlenung aus
dem weiss- oder kleinr.^*); manchmal endlieh sind neben-
einander zwei lit. lenwörter, von derselben bedeutung, aber
etwas verschiedener form, das eine aus dem poln. das an-
dere aus dem w. klr. entlent, so ist z. b. lit. spodas degen
aus p. spaäa, aber äpogas degen aus klr. spaha entlent, lit.
sai)aiä samstag get auf poln. söbota, aber subaiä daß. auf klr.
subota, ebenso \\\t cvdas wunder auf poln. cud, aber cudas
daß. auf klr. iuA zurück u. m. a. lit. truöyna gift vereinigt
gleichsam in sich p. trucizna und klr. tndyna.
Es drängt sich nun die frage auf, woran kann man
überhaupt erkennen, ob ein in den genanten slavischen dia-
lekten, und im litauischen gleichmässig widerkerendes wort
lituslavisehen Ursprunges oder entlent ist. da Wir den grund-
satz, jedes in beiden sprachstämmen nach laut imd bedeu-
tung sich vollkommen deckende wort ist entlent, was für an-
^re sprachen wirklich geltung hat 2^), abweisen müssen —
die verwantschaft der litauer und slaven ist eine so innige,
daß eine beträchtliche anzal von urverwanten worten, sich
in laut akzent bedeutung vollkommen deckender, nachweis-
bar ist — so können wir nur folgenden satz als leitendai
aufstellen: sobald ein lit. wort lit. lautgesetzen widerspricht,
ist es als entlent anzusehen.
1. Dem litauischen lautsysteme sind die laute c ck f z
fremd; komt nun in einem lit. worte einer von diesen lau-
ten vor, so ist das betreffende wort entlent.
^) so schliesst sich das lit. lenwort haUis stiefel in seiner form
enger an klr. bot^ als an poln. 2m^an, so randa raneJMttö pächter enger
an kh*. randa randarf als an ^o\. arenda arendaf^ lit. dura« trossknecht
an klr. cwra als an poln. cwra^ vargdnäi orgel an klr. vorhany als an
p. orgamfy Nipras Dniepr an klr, Nipro als an p. IhUepr, u. s. f.
*») zulezt von Prof. Hübschmann, Kuhn's ztschr. xxiilp. 404: „man
dürfte überhaupt als regel, wiewol nicht als gesetz aufstellen, daß jedes
armenische wort, das mit dem entsprechenden persischen yollkomme^
übereinstimt, als lenwort anzusehen is^/*
In diser allgemeinheit gilt diser satz nur von dem laute
ch und /*, betreffs c und z muss folgendes erwogen werden:
c ist den litauern nicht vollkommen fremd, es komt be-
sonders in onomatopoeen vor, cipti stuApti quiken, cyrulys
lerche (N. bietet auch zyrulys) dba zigen zugerufen, dkulis
Schnepfe, cuiniHs jucken (warscheinlichst aus dem lettischen
entlent, s. oben), cilba Fort. Ij06 = dilba zwitschern, dann
in pme nachteule Bd., pn>cokas kollerhan, spruce stöpsel,
tacija grünes laub (!), kiuce korb, Äwaws knüttel {hüzis prügel
G.), (ancas neben ansas hans, gacpada neben gaspada her-
berge, machas neben maskas klein) u. s. V über z sagt
Schleicher (Comp. * 300) ^^z ist, ausser der Verbindung zd =
ursp. d (und dafür dialekt. auch z^ z. b. ragnitisch harzä
lazä küzbezalis = khzhezdalis bovist Russ grauze ocher =
grauzde von 'grauzdUi schwelen? für harzdä hart, lazdä ha-
selstecken, kurisch veiz'St für veizd'St sehen s. Lit. Gramm,
p. 71) ein dem litauischen fremder laut, der sich nur in ent-
lenten worten findet", dagegen muss man bemerken, daß
es nierere litauische worte mit z gibt, bei denen entlenung
noch nicht nachgewiesen werden konte, so amazui stich Bd.
fUezaiza flick wand Bd., biza zopf, bulzis robuster kerl (kann
= btUzdis sein, weil es um Ragnit gebräuchlich sein soll),
elza freudengeschrei elzoH, glezoti malen Bd., grevezoti her-
stottern, gryzoti wackeln Qu., izdas schätz, ilauzinti beleren,
kozas hochzeit, kuzelelis füllen (cf. kuisis füllen), kuzbezdalis
bovist, kuzjake jacke(?), navizorus eulenspiegel Bd., pavizm
kegel Qu., savizorus fronvogt Bd., tauziti schwatzen, zalderka
salzfasschen Bd., trizubai ringelstechen, zebangai gespenst Bd.,
zebju singe falsch, ziMi summen, zatagamis zotag schnell, zuiti
sich herumtreiben, zurniti abbetteln durch weinen G. u. m. a.
wo z sonst vorkomt, ist das betreffende wort entweder ein
lettisches {zenis zedas zvenas oben anm. 17) oder deutsches
(s. oben im verz. unter reizine zaunyti) oder slavisches len-
wort, oder endlich sind nebenformen da, mit e für z (macy-
nikäs und mazynikas ser klein, kücius und küzis knüttel), mit
— 29 —
s {plu/Tsiti und plurziti plaudern, sße und Z'^U meise, sonto
tos und zomatas bole slakette), mit s {syrus mist und mmzyroti
sich verunreinigen) und mit S {breziju okulire und hrem
schneide ein, pizlas und piieröke säufer).
2. „Nur in worten, die aus dem slavischen entlent sind,
entspricht lit. k einem slav. ch = urspr. s" (Schleicher
Comp. * 300).
Der litauer ersezt nämlich den im fremden laut ch des
slavischen durch k; wo nun das slav. ch (nach bekanter
slav. nelgung) auf altes s zurückget, ist dise entsprechung
sicheres zeichen der entlenung, denn urspr. s bleibt im lit.
unverändert, wird höchstens zu s; wenn dagegen das slav.
ch direkt oder durch die mittelstufe s hin auf urspr. k zurück-
get, kann dieses kriterium nicht mer entscheiden, denn dann
könnte ja das lit. k der unmittelbare fortsetzer des urspr. k
sein, doch diß weiter auszufüren, zu zeigen, wie Geitler's
versuch (Lit. Stud. p. 70) an disem satze Schleicher's zu rüt-
teln, misslungen ist, will ich für eine andere gelegenheit
aufheben.
3* Das ig. San erscheint in den lebenden slavinen (durch
die mittelstufe sti hindurch) als blosses s im wortanfang;
wenn im lit. einer solchen s Zusammensetzung ebenfalls blosses
s entspricht, ist diß ein sicheres zeichen der entlenung; denn
in echt lit. worten bleibt entweder san, z. b. sanpratavoti
verstehen G. 107 sankalai querhölzer, sdndora eintracht,
samplcUä und samplaöei dem ufer gleich santarve Verabredung
G. 113, oder wird zu sq su z. b. sqluba ehe aus liebe sqßparä
und 5wspard ecke, sqnosai auch sqnosai schlacken, sqnarys und
sannarys und sunaras glid, smmogä und sqsmoga und sansmogä
meerenge, sqpric besonders, sqslava gassenrinnert (Keleivis
von 1875 nr. 37 p. 151) sqmxme hesinnung, sqmisriut durch"
einander, Kursat. Wtb. i p. 315 i. h. v. {sumisriui Keleiv.
1875 nr. 30 p. 121, Nesselm. hat: samisai samiskai samisrai
und sumiärai p. 405) u. s. w. zu blossem s sinkt es aber wol
- 30 --
nie; es muss also z. b. smeftis tod (ab. 5i(mri{^ aus weissr.
klniss. smerf entlent sein („lit. müsste das Wort ^sumärtis
^sqmirHs lauten" Schleich. Lit. Gram. p. 168), ebenso ist
smütyti betrüben (j^man^^ cf. ab. sümqHH tagda^civ) u. m. a.
entlent.
4* Lit^ y ist die denung von i; slav. y, das im klänge
ziemlich sich nähert, ist nie ein Vertreter von altem i (mögen
wir uns nun ausdrücken „Vertreter von urspr. w" Schleich.
Comp.* 117 oder „y ist immer eine Verstärkung von W^
Mikl. iii ^ p. 96 oder „y entstet aus ä, aus U'\- i, aus a -\- nasal"
Leskien Declinat. etc. p. 16); decken sich nun in einem und
demselben worte HL und slav. y, so ist das wort sicher
entlent.
5. Die neigung des altbulg. neuslov. klruss. grossr. u. s. w.,
zwischen labiale und weichlaute ein weiches l der leichtem
ausspräche wegen einzuschieben, ist dem lit. speziell (da-
gegen kennt das lettische wol denselben lauteinschub) voll-
kommen fremd ; wenn wir nun doch ein solches unursprüng-
liches l in einem lit. worte finden, so ist es sicheres zeichen
der entlenung; bliüdas schüssel z. b. kann nicht direkt aus
altnord. Uoä (sonst müsste es bjudas lauten), sondern erst
• aus russ. bljudo entlent sein, ebenso Tcaräblms schiff arche
nicht aus poln. Tcorah^ sondern aus russ. korahV u. s. f.
6. Wenn im slav. durch vokalförbung a zu ^ wird
(s. Mikl. i 14 und 225, Joh. Schmidt Vocal. ii p. 169, z. b.
trSva neben trava gras, serb. krevef= xQdßarogu, a.), so nimmt
das lit. in urverwanten Worten meist keinen anteil an diser
c-farbung und reflektirt sie durch o = ä, z. b. slav. rSpa
rübe — lit. röpe ^Qanvq rapa ruoba\ rika fluss — lit. rcke
feiner regen Fick ii * 640, viTco deckel — lit. voka^ lett. vaks;
wo nun auch das lit. wort an dieser farbung teil nimt, ist
es als entlent zu betrachten, z. b. vierh glaube aus weissr.
v^ra^ strielä geschoss pfeil aus wr. str^la; cf. dagegen ahd.
toära und sträla.
- 31 —
7. Zumeist hat das lit., wenigstens dialektisch, ursprüng-
lichen vocal -f- nasal erhalten; wenn nun im gegensatze zu
altbulg. polab. und poln. ein lit. wort für vocal -f- nasal ein
u oder e,'e,je bietet, so ist dises wort als aus dem russischen
entlent anzusehen, denn die russischen sprachen ersetzen be-
kantlich altes q durch w, q durch ja, so ist z. b. lit. südas
gericht gegenüber p. sc^ aus russ. swd, sJcüpas — p. skqpy
ml
aus russ. skuipyj, üredas — p. ur0q!d aus russ. urjad u. s. w.
entlent. leider ist dises kriterium nur allzu unsicher, be-
sonders seit Joh. Schmidt (Vocalisraus i.) gezeigt hat, wie vil-
fachem wandet vocal -f nasal auch im lit. unterligen, cf.
Vocal. i. p. 174: „zwar gibt es genug fälle wo ein lit. tl fak-
tisch einem alten an am im wurzelinlaut entspricht, sie schei-
nen aber sonst sämtlich auf rechnung des russ. gesezt wer-
den zu müssen"; öfters ist auch das lit. wort trotz des er-
haltenen vocals -f- nasal als aus dem poln. entlent anzusehen,
so ist diß sicherlich der fall bei gansoms lancyti lenctigas
majentnastis vengras ventaras zq^ancynos u. v. a. ^®).
8. Die Worte haSn^ce kirche, nubaznas fromm, tüSytis
sich grämen, zelavoti zeUk beklagen, leider!, Sentas schwi-
gerson, Smitis freien, Syvata^s leib, zyviü ernären, Jyvnastis
narung, Hvylas element Bd. u. a. verrät ir S als entlente,
wären sie echt lit., so müssten sie wegen gaiVeti bedauern,
genüs verschwägerter, gyvatä leben u. s. w. mit g und nicht
mit z anlauten, doch auch dises kriterium ist nicht ent-
schieden zuverlässig, villeicht werde ich anderswo gelegenheit
haben zu zeigen, daß auch in echt lit. Worten S neben g
vorkomt.
9. Ob der accent irgend ein sicheres merkmal der ent-
lenung darbietet, darüber Hessen mich meine quellen in stich ;
'•) so beweist die lauUiche form von lit rurnbas säum nichts gegen
die anname der entlenung aus poln. rqbj denn das vollkommen änliche
runditi ist gewiss ans p. fo^zic entlent.
- 32 -
freilich mnss man berüksichtigen, daß meine hauptquellen,
Nesselmann, Geitler und zemaitische Schriften die betonung
entweder gar nicht oder höchst unzuverlässig bezeichnen,
im allgemeinen dürfte wol zugegeben werden, daß der accent
der lenwörter im litauischen mit der betonung derselben in
den sprachen, die quelle der entlenung waren, übereinstimt;
bei der beweglichkeit des lit. accentes konte diß ja leicht
erreicht werden, ich will hier nur ein paar beispile des
Schwankens in diser hinsieht anfüren: wärend die urlitaui-
schen bildungen hlastörius betrüger, sapwmMS träumer u. a.
das des suffixes betonen, betonen die entlenten Siporius Schif-
fer, smkoriv^ wirt, kükorius koch, drukorius drucker, UTcorim
arzt, decorms kaiser, mhorms zucker die Stammsilbe (weil sie
offenbar aus solchen sprachen entlent sind, die dise beton-
ung anwenden, das deutsche: Schiffer, und poln. synkarz
kückarz drultarz lekarz cesarz cükier nach dem bekanten
einförmigen accentgesetze des poln.), dagegen die ebenfalls
entlenten gaspadörim wirt, stikUrius glaser das sufßx-o, weil
sie aus wr. hospoddr^ russ. stekldr* nicht aus poln. gospödarz
sklar entlent sind. baSn^de kirche ist nach poln. hoSnica
betont, dagegen heisst es: smalinySä teerpaudel, stiklinydä
glashütte, paraknyöä pulverhorn, skarhnySä schatzhaus (wr.
skdrbnica), teirrnySä gefangniss (wr. poln. cemnica\ warschein-
lich nach der analogie von echt lit. Wörtern wie avinydä
Schäferei, eifrnyöä leuchte, turgus markt betont die Stamm-
silbe, gemäss der slav. form dises Wortes im gegensatze zu
urlit. dangus himmel, mediis met u. s. w., aber z. b. klebomja
pfarrei ist betont wie urlit. lapija laub, rnrya glükolen, ge-
genüber poln. (mav.ur.) klebdnja wr. plebdn\ja, entlentes kn-
vüle (wr. krivülja) krummstab unterscheidet sich vom urlit.
drebule espe, deghtas (russ. dehöf) birkenter vom urlit. riMvias
nuss, pagankä (wr. pöhdnkd) heidin, padonkä (wr. podddnkä)
leibeigene, untertanin, bti/rkä bäuerin von urlit. draügalka
gefartin kaim^nke nachbarin, dagegen unterscheiden sich gar
nicht in der betonung entlentes stönas stand, pönas herr,
- 33 -
padonas Untertan von urMi.kdlnasherg, säpnasiraum,peinas
verdienst, hernas knecht, ebensowenig entlentes mamä (so
Schleieher, Nessl. mäsna) beutel von nrlit. salnä reif, dainä
gesang, entl. gaspadtne (wr. hospod^'ha) wirtin von urlit. dugmne
bodenbrett margme, entl. hrhlds stul von url. Mislas spiel,
krlslas brocken, siülas zvsrirn u. s. w.
10. Auch die suffixa geben nur in wenigen fallen siche-
res an die hand; so ist z. b. Jcrikscioms miesöioms aus poln.
chfescjan Christ, miesöan städter entlent, weil es kein lit. sufßx
jonja gibt, unter dessen Voraussetzung die ableitung diser
nomina aus lit. krikStas milstas städt erklärlich wäre; so sind
die Worte parapijonas zur parochei gehöriger setonas satan,
vargonai orgeln, Samaritonas Bymijonas mit sammt dem
Suffixe aus den betreffenden slav. Wörtern entlent, ebenso
Segnöne segnen, korone und koravone strafen aus poln. Segndnie
karanie u. s. w. ; ebenfalls slavisch ist das sufif. 6a-, in svodbä
hochzeit, tu^bä gram, Sluzhä dienst u. a., wr. tüzba sluzba u. s. w.
(ist das Suffix in garM ere u. a. urlit.? oder sind alle lit.
Suffixe mit dem element 6 als unursprünglich, unter slavischem
einfluss entstanden anzusehen? sie hätten dann die alten
«;-suffixe — vom pronominalstamm ava — verdrängt, nur
das ostlitauische_ hätte die alte form erhalten? cf. Jusk. p. 36);
imursprünglich ist auch das zur bildung von adiectiven ver-
wante sekundärsuffix na-, die hierher gehörigen adiective:
UMnas arm, milmas massig, dfj/^tmos wunderbar, vdlnas frei,
vilmas treu u. a. sind entlent. (vgl. anhang i).
11. Sicheres zeichen der entlenung ist es, wenn das be-
trefifende lit. wort sich als zusammengesezt mit einer unlit.
Präposition erweist; so muss raspustas Übermut, mspustinin--
kas u. s. w. entlent sein aus poln. rozpusta, weil dises wort
aus der im lit. nicht erscheinenden praeposition ro0 und ypas
zusammengesezt ist, ebenso padvaiskas scherge aus poln. pod-
vqjski, das lit. kent keine praep. pod päd, ebenso rasodä die
jungen kolpflanzen aus wr. rosdda (aus praep. roz und Y^^^
Brückner, Litu-slav. Studien I. ' 3 -
- 34 -
grr. romsada) u. m. a. ; dasselbe gilt von lit. Zusammensetzungen
mit den imlit. praeposit. m hez und do.
12. Sobald ein wort nur dem lit. und slav. gemeinsam
ist, nicht auch aus dem lettischen oder altpreuss. belegbar
ist, taucht der verdacht einer entlenung auf, ebenso wenn
umgekert ein wort nur im lett. oder altpreuss. und slav. vor-
komt; widerum werden andere Wörter, trotzdem sie in allen
drei baltischen mundarten gleichmässig vorkommen, in be-
sondern fällen als entlent zu betrachten sein.
Wo uns aber, wie oft, die lautgesetze des litauischen im
Stiche lassen, ist es die kulturgeschichte, die den beweis der
entlenung liefert, da wir wissen, daß z. b. tyvun Jcrivulja
Tcwpdlo u. s. w. slavisches gut sind, daß z. b. hetman lavnik
komomik klucnik podkomofy stölnik starosta vcjski podvojski
vqjevoda vöjt Slachta slachcianka Supan u. s. w. auf polnischem
boden erwachsene ämter und Standesunterschiede bezeichnen,
sind wir gezwungen, die entsprechenden lit. Wörter tivunas
krivüU kupoU etmonas lovininkas ka/märninkas klv^ininkas
pakamore stalininkas storastas vaiskas padvaiskis vaivadas
vaitas slektas slekcianka iupone u. s. w. als entlent zu betrachten,
ausser disen benennungen gesellschaftlicher unterschiede, zu
denen noch bvrlokas kazakas bajöras ponas padönas und eine
menge anderer gehören, sind besonders namen von kleidungs-
gegenständen, gerätschaften u. s. w. unter den lit. lenwörtern
vertreten; ganz richtig bemerkt Juskevic (p. 6): L'etuvei is
sianu jau gadiniu smjq { paMntes su savo susedais, o kitüse
pakrasöiuse ir sumisq su jeis, rado pas ju datig giaru ir sau
naudinguju daiktu, kurius netrukus sau ir apsisavino, bet
nezinodami kokius jems naujus Utuviskus vardus {duti, uzlaike
tus pa^ius, kureis ane vadinos sviatimoje kaZhoje. ebenso
verhält es sich mit den namen ser viler kulturpflanzen, für
einzelne haben wir bestirnte historische notizen, so muss
z. b. lit. gnkai buchweizen aus mazur. gryka entlenf sein ;
dise getreideart nämlich ist ser spät in Litauen bekant ge-
worden, weder das erste noch das zweite Statut erwänen irer.
- 35 -
erst im inventar des königs Sigismund August findet man
eine andeutung. um noch ein beispiel anzufüren, liefern uns
einen direkten beweis für die entlenung von kürpe und so-
pägas folgende verse des Donaleitis (iii 774 sqq. ed. Schleich.):
äk kür dtngot jus Vetüvükos gadt/neles,
kaip dar Prüsai vökiskai kalbSt nemok'Sjo
ir nd kürpiu ne\ sopdgu dar nepa^ino,
bet vySäs kaip burams rei¥ nesiödami g^res,
in den meisten diser falle reicht die blosse nebeneinander-
stellung der betreffenden Wörter hin, um die entlenung offen-
bar zu machen.
Zum schluss wollen wir noch ausfuren, wie das litauische
die lautliche form seiner lenwörter umgestaltet, und zwar
werden wir zuerst zeigen, wie es die seinem eigenen laut-
System fremden slavischen laute widergibt.
Dem litauischen lautsystem sind die slavischen laute
c f h ch beinahe völlig fremd ^''). wenn nun in einem sla-
vischen lenworte einer von diesen lauten erscheint, so ver-
färt das lit. folgendermassen :
1. c wird beihalten, cf. im verz. cecele cesoritts celas
celus ceta cetas dhukas dlmlis dgonas cimbala^ cinamonas dt
cytryna cnatas cnatlivas cfudas,
oder es wird widergegeben durch c: celas cene cepöus
öeplyöia cetüle cilnm öypulas cupoti koceti maciti varöugas,
durch s: sviciti,
durch t: tmöiti R. M.?,
durch s: sviklas (vgl. wr. smok und cmok drache).
c für 6 liegt vor in: smocnas (für *smocnas, gewissermassen
ein umspringen der vergröberten ausspräche, oder unter dem
einfluss von nhd. schmack-?),
für s in: cecorius budlas lockä locnas nüpefckas ^oveckas.
*^) über c und z s. o.; /und ch werden noch im text erwänt, h ist voll-
kommen fremd, wo es dialektisch (z. b. haia = ulä äyrv,) vorgesezt wird,
ist es gleichsam vergröberung des spiritus lenis; über lit. Vorschlag von
h vor deutschen Wörtern s. Kuräat gramm.*§. 67.
3*
— 36 —
I
2. f, welches der lituslavischen grundsprache fremd war,
lernt der Litauer erst heute deutschem munde nachzusprechen
und frellene ßleris festunga feluti u. s. w. bürgern sich im-
mer mer ein. sonst wird es gemeiniglich durch p widerge-
geben (ebenso im neuslov., serbisch., kleinruss., poln., cech.,
nidersorb.), z. b. : apera Jcardupelis parapija pelcerm peran-
kas piglorim purmonas pijulke pleöha plekai turpas trijumpas
tropiti tropnas; manchmal durch 6 (ebenso neuslov., poln.,
cech., grossruss. ; vgl. auch serb. v für f)^ z. b. Uekai und
in den germanismen lösas fass, iri&ds frisch huteroMti ühas.
Lit. kv für fremdes f ist nicht auf lit. boden selbst entstan-
den, sondern es ist diß die widergabe von wr. klr. cäv, s. u.
3. h wird durchgehends durch g widergegeben : agurkas
bagötas hagotyrus hognas hofägas buklogas biogas degütas gaveti
cerga ges^ti goveda goniti groziti gromata gubiti kacerga knyga
plugas sapogai völomga zemcuigas u. s. w.
es fällt ab oder aus: adyne adnas alasas ambiti arelka
erbas etmonas ermideris puinolas pulokas udiü iidöü (ebenso
in den germanismen äkas hacken, äkselis häksei).
4. Der tonlose gutturale spirant ch ist dem Litauer und
Letten, ebenso wie z. b. dem Serben, vollkommen fremd,
wärend nun die ältesten schriftlichen denkmäler und die
ganze zemaitische literatur in lenwörtern ch beibehalten (vgl.
ditchas duchavnas dachadas achatlivas u. s. w.) wird es in der
Volkssprache und in der preussischen Schriftsprache durch-
gehends durch die gutturale tenuis k, ebenso wie den tönen-
den gutturalen Spiranten h die gutturale media g vertritt,
widergegeben ^^^), vgl. ak dbukas öerepakas dakadas dukas
dukaunas grilkas jerka juka kalupa kamantai kardinkas kau-
liti kavoti kavone pakavoti kern kikioti kylikas kytras paklepti
klapas klepas krykstauti krinas kudas kükne kükarka kükorius
27»») ebenso wird ja, um nur dies eine beispiel anzufüren, ch serb.
dialekt. zu k (vgl. Vuk, Foslovice Cetinja 1836, p. xii); über poln. k für
deutsches ch in lenwörtern s. Malinovski, Beiträge vi p. 278.
— 37 —
kurtas kvöla kvorta lapukas mikas moceka pakadas panceka
parakas pateka perkadas rokoti rokmonas rokuha rokunda
skäbe skamarakas strokas Slektas tyka tykas vykadas vitrakas
zokadas u. a.
Bekantlich nistet sich wegen der bedeutenden artikula-
tionskraft, die ein vorderes gutturales k (vgl. Sievers Grz. d.
lautphys. p. 61) erfordert, leicht hinter im ein labialer oder
palataler spirant ein; nach k für ch hat sich, wofern ich
richtig sehe, ein parasitisches v in akvata xxnApakvoöus ent-
faltet.
5. Inwiefern ein tönender Zischlaut z dem litauischen
lautsystem bekant ist, haben wir oben s. 28 auseinander-
gesetzt, in lenwörtern wird er beibehalten ähams äbrozas
arktAZdS azdaba aznyce bloznas kozelka kozonis kozelnyce koz-
nad-ejas küzäbas rezvas zadutkas zakristija zalaga zalatorius
apzalatiti zalecavoti zdleta zaranöynos ziSgoritis ziSgorininkas
zerkolas zevauti atzevauti zokadOrS zokänas zokrajus zopostas
zovada zoveska zühas zupelnas zbönas zdrajauti zdroda zdroditi
zla/dsjus znaiminti apznaiminti znoeiti znokas zvänas zvani-
ninkas zvänyti pazvänyti pazvelyti u. s. w.
Indem die Zungenartikulation des z etwas weiter rück-
wärts verlegt wird, entstet S in ähams arkuzas kozniti sluize
zogas zakonas apmozoü u. a.
Durch entziehung des stimmton es wird js? zu s in: arku-
sas bistmas grasinti nuprosnas pisa resvas snakas sorakas?
usinyöe.
Durch den umgekerten Vorgang stet z neben berechtig-
terem z in zekas neben Sekas, zwrdau und z.y zovauti und z,,
zioplys und z., Svagu und z, zalnierius neben zaln., zeglas neben
L? ziloti und Sil., zilvitis und #., neben s in zalmja neben
salvija^ zaksas und säksas, neben c in zukarinis (oder ist diß
nur der deutschen Orthographie angepasst worden?).
Es bleiben uns noch die sonstigen Veränderungen, die
lenwörter im litauischen zu erfaren haben, zu besprechen
und wir beginnen naturgemäss mit der betrachtung der vokale.
— 38 -
Auf den ersten blick wirkt folgende tatsache befremdend:
weissruss., klruss. und poln. o entspricht lit. a, und umge-
kert, für ir a sezt der Litauer o; z. b. wr. edkon = lit. zo-
känas gesetz, wr. ohrdz = lit. äbrozas bild. aber nichts
natürlicher als dise angebliche Veränderung, die nur durch
die unbeholfene schrift fixirt schroff dastet, wärend im leben-
digen gebrauch von einer solchen Veränderung wenig zu
merken ist. weissrussisches unbetontes o ist nämlich immer
das kurze o^ oder o* der physiologen, zu dessen widergabe
das stets lange o des litauers vollkommen ungeeignet wäre;
wie nun der litauer selbst tonlos gewordenes o in urlitaui-
schen stamm- und suffixsilben zu a verkürzt, so muss er
auch hier zu ä greifen, um den Weissrussischen vocal an-
nähernd genau widergeben zu können 2®). aber im wr. mhan
sind die beiden a nicht völlig gleichwertig; das betonte a
muss in etwas von dem unbetonten a verschieden sein, und
es muss, da der Weissrusse ebensogut wie der Kleinrusse,
Grossrusse und Pole den unterschied zwischen länge und kürze
des vokals verloren hat, diser unterschied, weil nicht in der
Zeitdauer, also in der farbung des vokals hervortreten, wä-
rend das unbetonte und kurze a das a von Brücke, Lepsius
und Sievers ist, ist das betonte und lange a das gedente 0^ oder
0* derselben ^**). für die widergabe dises gedenten 0* hatte nun
*•) wie a an lieh slavisches überhaupt ist, beweist der umstand,
daß schon im altbulg. „in entlenten Wörtern das ursprüngliche a
häufig durch vertreten wird" (Mikl. i p. 13) z. b. sotona — cataväg^
porodä — paradisus, poganü — paganua, polata — palatium, lazorl —
lazarus, kostelü — casteüum, octtü — acetuMy olütarl -- altare, golija —
yaiia u.s.w.
^s^) es ist ja bekant, daß das polnische noch im 15. jarhundert
lange vokale hatte, Jac. Parkog in seinem libellus de orthographia polo-
nica 1440 unterscheidet aeoq und aaeeoo^. früzeitig (spuren davon
weist Baudouin drevne pohkom jazyke §. 87 schon aus dem 14. jar-
hundert nach) beeinflusst die vokaldauer auch die vokalart und d nähert
sich einem d<» bis der längeunterschied im 16. jarhundert völlig schwindet
und ein a° früheres ä vertritt, dises a° wurde in der Schriftsprache d
bezeichnet (seit Seklucjan 1551). doch bald begann auch diser quali-
— 39 —
der litauer sein o, welches immer lang, immer aufazm'ück-
get, also ebenfalls = ö* ist. so musste aus poln. 'pan ma-
zur u. s. w., gesprochen po^nas md^zv/r, lit. pmas mozuras
werden, ich widerhole also noch einmal, nur schriftlich
fixirt befremdet dise Umgestaltung, in welcher die slavischen
lenwörter im litauischen erscheinen, in der lebendigen spräche
reduzirt sich der unterschied auf ein minimum.
Joh. Schmidt, der zuerst (vocal. ii) dise frage genauer
erörtert hat, löst die vermeintliche Schwierigkeit auf etwas
anderem wege. er sagt p. 165 sqq.: „sprechen nicht eben
die litauischen formen slavischer lenwörter gleichfalls für ur-
sprüngliche länge des slav. a? ist es warscheinlich, daß das
lit., welchem kurzes und langes a zur widergabe der slav.
Worte mit a zu geböte stand, beide unbenutzt gelassen und
zu dem nie kurzen o gegriffen hätte, wenn zur zeit der ent-
lenung dises slav. a nicht ebenfalls lang gewesen wäre?
.... lautete also das slav. wort zäkon^ so hatte der litauer
zur widergabe des slavischen dem a damals ^^) noch ser nahen
tative unterschied zu schwinden und 1771 erschien das lezte polnische
huch, welches zwischen a und ä schied, (siehe darüber Malinovski
krytycnd gramaUfJca jqzyJca polskiego p. 31) ; der versuch Malinovski's,
den unterschied zwischen dem „geschlossenen" ä und dem „offenen"
a in der Schriftsprache durchzufüren dürfte wol vergeblich sein, obwol
noch vile volksmundarten, wie das schlesische, grosspolnische, krakau-
ische u. a. beide a-laute streng scheiden.
*•) nicht nur „damals", sondern auch heute noch lautet das wort
weissruss. zakan. meine darstellung unterscheidet sich von der Joh.
Schmidts folgendermasseni J. Schmidt nimt an, zur zeit der entlenung
sei das slavische a noch lang gewesen; der litauer nam diß ä hinüber
und erst dann begann jenes lautgesetz zu wirken, welches die lit. d zu
machte, diser anname widerstreitet, glaube ich, die Chronologie, die
entlenungen beginnen meist seit dem 13. und 14. jarhundert; sollte damals
noch das russische (denn um dises handelt es sich zunächst, die ent-
lenungen aus dem poln. sind der zal nach vil geringer) langes a gekant
haben, oder sollte erst so spät, im 15. und 16. jarh. die lit. Wandlung
vor sich gegangen sein? meinem dafürhalten nach schwer glaublich
ich gieng bei meiner darstellung von dem momente aus, welches noch
heute, ebenso wie im 14. und 15. jarhunderte wirkt, von der färbung,
nicht von der Zeitdauer des vokals.
~ 44) —
6 keinen andern laut als a, lituanisirte also das wort zu
zäTcänas. als dann die alten ä zu 6 getrübt wurden, und
durch spätere meist von dem hoehton erzeugte denungen
neue ä an stelle von ä erstanden, gewann es die heutige
gestalt zokänasJ''
Die beispile dises „lautwandels" hier anfuren zu wollen,
wäre überflüssig, ire menge verbietet es. freilich muss ich
hierbei gestehen, daß zalreiche ausnamen vorhanden sind,
d. h. daß nebenformen die regelmässige lautentsprechung
öfters nicht beachten, aber bei der Unsicherheit unserer
bisherigen Überlieferung des litauischen Wortschatzes ist, wie
ich glauben möchte, darauf wenig gewicht zu legen, denn
1. müssen wir immer gefasst sein, einfache schreibfeler vor
uns zu haben, 2. beinahe alle unsere lexikographen, wie
Syrvid Brodovski u. s. w. waren der polnischen Schriftsprache
mächtig und nach ir modelten sie merfach das litauische
wort bewusst oder unbewusst um; 3. wirkliche dialektische
Schwankungen müssen ili einem gewissen grade auch ange-
nommen werden, wissen wir ja doch, wie verschieden das
nordlitauische dem südlitauischen gegenüber das o der stamm-
und suffixsilben behandelt, s. Kursat § 49 und 51.
Das oder a der lenwörter verschiebt sich in ein paar
fallen zu ü, z. b. pad&nas (aber hochlit. padonas) iscidätkas,
n&balnas nupertas nuprosfias numetas (bei Syrv. richtiger
nometas und nametas), in allen erwänten fallen ist die Ur-
sache davon klar: volksetymologisch werden padonas und
ead&tkas (poln. poddany eadatek) an die lit. form der jArftf
geben, nämlich dH (vgl. darüber Leskien Declination s. 56
und 57), die übrigen an die lit. praeposition nu angelent.
weniger klar ist die Ursache in nUgas („veraltet, heute all-
gemein nögas^^ N.) nuglas (Kursat schreibt noglas und nügla%\
Jculas (daneben kolas) lütis, vgl. lümas aus dem deutschen
lam, altlit. lüba heute löba arbeit u. a.
Durch eine änliche Verschiebung wird slav. a o zu u:
buklogas grumodas kulniSrius küldus mürgas mt4rolus nebura-
— 41 —
kas rtibokas sliibnas (aber slabneti) sttdpas trucoti tufgas u. a.
wie man siet, meist vor oder nach r l; und es ist längst
bekant, daß auch in vilen andern sprachen die liquidae
dieselbe w-färbung bewirken (vgl. Joh. Schmidt Vocal. ii);
vgl. lit. salmlinis neben sabalinis von zobel, aburas und
abaras wirrgarn u. s. w. ; besonders in lenwörtern findet auch
vor andern konsonanten dise verdumpfung statt, z. b. lit.
karuna kröne, kulniSrius kuleris koller, dragünas dragoner u. a.
entsprechend klruss. koruna kumir drahun kumanda (kom-
mando) u. s. w. dise und anliche erscheinungen sind wol
mit Sievers „auf ganz allmälige unbewusste Verschiebung
der Zungenartikulationsverhältnisse" zurückzufüren. dasselbe
ist der fall, wenn für u a oder o erscheint, samniene neben
sumniene, dobai goslus Monas kodelis krqpe rodelis u. a.,
ebenso bei o für e in molunas ropukas sroga^ bei i für o w
in biönas? pric? sisnakas triba u. a. man vgl. unter anderm
den südlitauischen dialekt von Liudvinov (in der Fort, lieder-
sammlung), wo o am wortende und vor m i^-artig lautet:
darzjalju skumjalju = preusslit. darSelio skomelio; u am
wortende lautet hier, auch im sog. hochlit. und zemaitischen
wie o: graSjo^ andos = gra^ju, audus.
Das überhaupt seltene, manchmal auch vokal -{■ nasal
vertretende ui (s. J. Schmidt Vocal. i' p. 175) entspricht in
lenwörtern slav. y, indem es beide demente, zwischen denen
slav. y gleichsam vermittelt, nämlich u und i, getrent wider-
^ibt; vgl. bmlas bmtis pribmtis krnla mullas mmtas smmkas
tutnas. wenn man fragt, warum der Litauer slavisches y nicht
ebenfalls durch sein y widergibt, beachte man, daß slav. y
und lit. y nur im lauizeichen, nicht aber im lautwerte iden-
tisch sind. vgl. über lit. y Juskevic p. 53: Letuviu katboje
nera placiqjo keto balso y bot ir tiktaj minkstqji i ktirq L'etuvej
nekif/rv&se atvejuse iStar pavelktinaj . . . jegu inai butu raSama
par t, tümiat ir sdlaujaj nebistartu ketai musu morints pa-
velktinos bet minkstos balses t, der verf. lässt die bekante
slav. ausspräche desselben nur für einige fälle im ostlitaui-
- 42 -
sehen gelten, für slav. u erscheint lii. ui in huile Sluize
(ebenso in den gennanismen SiüiU schule, muige muss), für slav.
uj in huinas, für slav. o in kmnas märe (weissr. Jfc(wi, poln.
köii)^^). für lit. u = slav. y sind zwei belege vorhanden:
pusnas strujus? doch da beide nur auf Qu. beruhen ist ire
beweiskraft allzugering.
Bedeutend erschwert ist die Untersuchung bei den e-lauten
1. durch die ausserordentliche Schwankung der Überlieferung,
welche dialekte nicht zu sondern weiss, 2. dadurch, daß noch
bei Nesselmann kein unterschied zwischen ie und e beachtet
wird.
Slavisches ja je wird lit. zu ja Je (besonders ost- und
südlitauisch, auch zemaitisch), sonst zu e (preuss.-lit.): apeka
apierä hieda hiednas dekä desetyne kalSdo skaUsa karelka pa-
teka pcpierius popiezus redä sehras sermegä svetkas vem u. s. w.
Besonders beachtenswert ist der Wechsel von a und e:
a tritt ein für slav. e in: bartiSus deraslas grakas naba-
gas nabastininkas lavas pargamynas serada toMyöe toMa^
zardas;
e für slav. a: bulverkas emalas celedininkas katenka ke-
jmze kerbas kertokas klestarus nqperckas nupertas pelinos pen-
"") ich will gleich hier alle beispiele für lit. ui, welches Geiiler
p. 49—51 der lituslav. grundsprache zuerkennen will, soweit ich deren
habhaft werden konte, anfüren, dabei zugleich Vermutungen über den
Ursprung desselben in den einzelnen worten vorbringen: aus at scheint
ui verschoben in: puisus russig, aus Kraupigken — paisal peia russ,
ruinas graustreifig, subst. seehund — rainüs graustreifig, subst. peizker,
ruisaa lam — rdisas; ebenso in zulkis hase aus klr.zajko; v^Lguiniöti
jagen, — memel. gainiöti G. p. 51; luinccs hornlos: launys = germ.
rüimas: räum: ui neben u (wie in Hüile und siüle schule, mutze mus,
cf. oben) in: puikya kaulbars — pukya pugzlia dass., rupuize kröte —
rupuze dass.; zu kuisti sachte nebenher laufen cf. kuseti kuitentis
und kutentis sich tummeln, sich rüren; als durch vokaldenung entstan-
den ist ui aufzufassen in briuüta cyprinus = brunsia dass., in stuipe
Stricknadel = atulpa dass., auika = aunka saft, puiria verfaulter baum-
klotz, Vilkomief — puaras dass. ib., endlich in güiti heftig jagen zuiti
heftig suchen (beide aus der Y^gan); schallnachamend ist ui in: jui!
- 43 -
caka remas retavoti terba votegas zemhlonas u. a. *^). wärend
e für i villeicht nur in peränka (s. d.) anzutreffen ist, ist lit.
ui! put pfui! putz (auch pui, katzen zugerufen, davon puize kätzchen)!
kuiä (füllen zugerufen, davon kuisis füllen)! atui! still! ; sonst kommt
ui noch vor in: ui^t drillen Bd. Qu. m'tetta faulenzer, kuibina sole, küikia
krücke (vgl. krüke?), kuilya zamer eher (vgl. Nesselm. Thes. 82), kuike eile,
huisa lebensweise, ( yhu) skuisti rasen, puiküs schön (Schleicher ver-
mutete, es wäre aus dem niederdeutsch, entlent) muica kniff, peraimuitina
ligä die krankheit säuert aus rulda händel, stuinua strebig, (V'ata)
kabüüas hängendes hofthor, (\^kab) knuisia mücke und kuiaia dass.,
vgl. kuisitia sich schubben (vgl. ah, kc^ati poln. koißacmordere'^\ cuinitia
jucken empfinden, guire ein kleiner fisch, iuitaa stück, klumpen, aluizia
zweiräderiger wagen, tuitimpoa unaufhörlich (für tut vgl. tulid) u. a.
'*) wie man siet, ist diser Wechsel von a und e durch die umgebenden
laute vorzüglich durch r bewirkt, über disen einfluss von r auf den
im benachbarten vokal haben bes. Brugmann in Gurt. Stud. v und Job.
Schmidt Voc. ii p. 41 sqq. gehandelt, ich will hier alle beispiele des
wandeis von a und e im lit., die mir zu geböte stehen, anfüren :
a) südlitauisch e für a: terp krentaa drebnaa grebe (Fort. p. 6). im
nördlichen teile des mariampoler kreises ist anlautend e für a be-
liebt: ekmua (akmu) eaia.
b) südlitauisch (Fort. p. 6) ist besonders anlautend a für e, ebenso
(nach Mikucki, vgl. Schleicher Beiträge i p. 235 sqq.) in anderen teilen
deä gouvernement Suvalki: agU alnia, aau auch aaiu = eamu eau,
arjalia aze akecoa älkania azeraa azüf smch aaauraa für aeauraa (heiir.
1. Lp. 242); ebenda lautet ei anlautend ai: aisju aiU (F. p. 8).
ich lasse nun die übrigen beispiele aus Nesselm. alphabetisch folgen,
wobei es sich wider zeigen wird, daß „gerade vor r die vokale e und a
mer als vor andern consonanten schwanken" (Curtius Grz. Et. * p. 74) :
äkrutaa und äkrutaa schiff (vgl. p. okr^), akrütaa rekrut, äkaelia häksei,
häkerling; alkania und eikania erle (grf. (üsna Fick ii 520.), älmena und
elmes materie? ämälia und em. mispel (grf. awcia Fick ii 518.), amarat
amerai mid ewera» meltau? ardvaa und crrfv. breit ( J^ar trennen), areMs
und er. adler (grf. arela)^ obelia und ebelia ebelauti hobeln, advernUkei
und edv, verkert, oglua und egl. taxusbaum? agle und egU tanne (vgl.
die dörfernamen Aglonen Aglen, lett. egle) akaa und ekete wunne (vgl.
aJtyia äuge), cUküne und elkune ellenbogen (vgl. Fick ii 711, ab, lakütt),
almuzna und elm, almosen, apuaia und ep, espe (vgl. lett. apaa)j elugaa
und olinge loch im eise z. fiscbfang? aala und eata achse (vgl. poln.
08 u. s. w.), aamu und eamu schärfe (]/^afc, a>g) aavökle eavÖkU (hier ist
der vokal blos vorgeschlagen) udegä und udagä? schwänz, ugneveta und
ugnavete heerd, {ugna- auch in andern comp, für ugni-, vgl. ugnadegtia),
uzdenyce und uzdaivyce zäum (p. uzdzienicä) af afgUf und er ergu B^.
— 44 —
i für slav. e häufiger, vgl. äsilas bavilna cemerycei dirti
ridlkas stipinas Silkai Sirmavoti tetirva vinSavoti, vergl. auch
S. ob, ää ich und äs in älteren Schriften, bulvarkas und btUverk, Vor-
werk (p. folvark), blandziüs und ble. verdunkle mich (Y bland Fick ii
623) bldskai und ble, vorgeklopftes getreide; brdndolys und brend, kern,
carnylas und cern, schwärze (klruss. comyio) cerealaa und ceräalaa geld-
katze (klr. ceresio) dagilei und degilei angelica, dagläs und (26^1. bunt
(vgl. dazas?)^ degutas und (2a^. birkenter (klr. dehof), dalmonaa und
de?m. tasche? dervä darva (cf. russ. derevo) kienholz, drabüiis und dre6.
kleid, dramblys und drem. dickbauch, dravis und dr^v. wilder binenstok
(vgl. wruss. dorob?) grkcnas und grac, redlich wacker (p. gfeöny),
grebläkotis und greblek. harkenstil) (von greblys, ja-stamm, vgl. greb-
lagcdva). grätaa imd gret nahe?, kacerga und kacar. ofenkrücke (poln.
kocerga und kocarga)?, kankorezis und kenh tannzapfen? karbas und
kerbas (p. karb) kerbe, karcama und karcema (eingeschobener hilfsvokal,
p. karcma)f klevas und A:?av. ahorn (vgl. Fick ii 544 Ueno), klecus aus platz,
klabu und A;/e&tt klappern, klejoti nnd A;2a;. irren („in manchen gegenden
beide formen, am haff bei Jnse nur klajoju gebr." N.)?, klämeria und klem.
klammer, klepkas aus p. A;?apÄ:a klappholz, A;nar X:^t und Ä:n€rX;<i quarren?
kräpsas und kr eps. bettelsak (vgl. Ä;rap«n^t kriechen)?, krätvas und krelv,
krumm, kramsle und kremsle knorpel (l/"Ä;ram), kvankSu und kvenksu auf-
husten?, kvarksle und kverksU glukhenne, labgavä und Ubg, Labiau (von
labas -i- gauti?) Hädas Syrv. sonst ledaa eis (lituslav. leda oder lada?y vgl.
altpreuss. ladia u. s. w.) ; ladökaa und Zed. liederlich (p. ladaco, aber weissr.
Z6(2dtÄ; und leddik), lampa und Zempe lampe, ZancZonys und lendonya
wurm?, Idpus und Ihpua verwönt?, lankä und ZcnÄc wise (p. loika),
levas und lavaa löwe (p. Zev), lavende und levende lavendel, m^Zmä und
malmu steinkrankheit?, mdlnyce und melnyce müle (]/^waZ mölere),
mändelis und mändcUas mandel, mar^aücaa und marSelga marschall,
marvd und mervä bremse?, mantelis und men^. mantel, meme mama,
mefcus mert/ynas aus üfar^tn, ne(ZafÄ;a und nedetka löwenzan (die Fick'scbe
etymologie dises wories sicher unrichtig), pcdevä und pälav, glasur
(p. poleva% paiavekas und palev. nichtsnutz?, penkolei und pank, fenchel,
plastake und pleiteke nachtschmetterling, (vgl. plastu vibrire und plestu?),
pec^nka uud pecän. braten (p. piecenka\ pelakas und püekaa fisch-
schwanz?, pancaka und panöeka strumpf (p. poncocha), perva aus färbe,
dazu auch pervetas geschrenkt Bd., pleiskanos und plesk, und plask,
schinn?, plaskoti und pleskoU klatschen (p. plaskac), präparSas graben
und prapersis blanke?, ramentas und rawan^a« stab ?, remestasund ram,
handwerk (klr. remesto), ramüne und rem. kamille (klr. romen\ restas
und ra, arrest, rendä und randä pacht (p. arenda, aber klr. randar'
weissr. rända), aaklyce und sekl. stube?, sdlavä und selavä moräne?,
scUykki und sei. malz? (vgl. p. siöd klr. soiod?), zembofrys und sambcurys
— 45
pyrsis. ich will gleich hier die übrigen beispiele, die uns die
sprachquellen liefern, aufzälen: iUe für eW Elisabet, ilijos
erdgott (vgl. ieme), seidökas aus poln. aaidak, seredä und seradä mitt-
woch (vgl. klr. seredä), sinovadai und aanev, rittersporn ^gl. klr. syn-
jovod), skepataa und akepetä tuch?, serbenta bocksbere, sarbentai in
Aniksc. süel, vers 67; sedulele ib. v. 80, aber sadula kreuzbaum Bd.,
skramblys und skrandis magen, aber skrembJya?, skraiate und skr eiste
mantel, (Y skrit), smaigiu und smeigiu Syrv. einstecken, snarglys und
snergl. Syrv. rotz, (Y^snarg), Fiek ii 686) snäigala und 8ne%ga2a Schnee-
flocke, sprainas und spreinas staar?, stambras und sie, stengel, {Y^stab
Fick ii 684) stdrkas und ster. zander?, siägaras und stegerys Strunk,
(s. Fick 1. 1.), sabrakas und se. Schabracke, secoti und sacoti schätzen,
(doch ist sac. villeicht aus poln. sacovac entlent, dann also zu streichen),
sartnonys und serm. wiesei, bes. das weisse (nach der färbe benant,
vgl. sarmä reif?) serzantas und sarsentas sergeant, sermokas und sarm.
schirrmacher, slajus und slejus elephant?, slektas und slak. schlecht,
slämas und sie. schlämm, svapsu und svepsu lispeln?, takis und tekis
Widder ( ^^aA;), telis austall, telökas und ^aloA^as erwachsen? tarda und
terba tasche (p. torba), tarp und terp zwischen, teslyce und tasL axt
(p. ciesla) tasla und tesla teig?, Upleva undt£|)Zat;aTapiau? trdpas und
tre, trappe, trasku und tresku rasseln, trainija und trein, hinterarm?.
utdminkas und utirn. dienstag, vdranka und verenka trichter (grr.
voronkä), väivaris und vaiver, männchen? (vgl. vovere, grf. vävarja
Fick ii 666?) vedere und vedar. magen? valcta und vekta, vektorius vek- '
wistras wache, v^mteris und vewtaras (p. vi^cier) fischsack, vafgas not
und vergas leibeigener gehören zusammen? (Y^varg bedrängen Fick ii
662), votagas und votegas peitsche (p. batög) zaböti und zeb, zäumen,
cf. zabokle gebiss, und zebenklas knebel, Bd. Qu. zake und zek. socke,
zcdnerus und zeln, soldat (p. zoinierz), zalva undidt^aSalau? zembarys
und zamb. erdgott (zeme), zastis und zestis blech?, zartas und zertas
(p. zart), zum gebrauche dises weitläufigen Verzeichnisses möchte ich
folgendes anfüren; die vorangehende form enthält den ursprünglicheren
vokal, das in klammern daneben stehende versucht, einen beweis dafür
zu liefern ; wo ein fragezeichen hinzugesezt ist, war es mir nicht möglich,
entscheidende beweise für die ursprünglichkeit des einen oder des andern
Vokals vorzubringen; wo hinter den betreifenden wortformen nichts
bemerkt ist, genügt ein blick auf das daneben stehende deutsche wort
oder auf die weiteren Verzweigungen im lit. selbst, um die fragliche
ursprünglichkeit zu erweisen, bei einer durchmusterung dises Verzeich-
nisses siet man leicht, daß doch in bei weitem mer fallen a und nicht
e das ursprüngliche sind, zudem daß e f ür a besonders im zemait., in
der altern Schriftsprache, auch bei läyrvid angetroffen wird, beispiele aus
anderen sprachen beizubringen wäre hier überflüssig, ich verweise aufBrug-
- 46 ~
dSna und el, d. Mariae Verkündigung (eig. der tag des heil.
Elias, wr. Illja, 20. Juli), ingliönas Engländer, inkaustas und
enk. tinte (poln. inkaust a. d. latein.), baUena und haUina
eggscheide, bertSninkas und bertin. ein viertelscheflfelsack, bindern
und bendzm Benedikt, birllei u. s. w. für berllei birkenäste
(grf. bekanntlich berlä) blinde und blende saalweide, brizgelas
und bnzgilds zäum, öemerei und 6im. enzian, övertis und
cvirtis viertel schefifel (poln. cviertf), gentäras und gint. bern-
stein, geliüti und giloti gelten, kempine und kimp, baumschwamm,
kremsle und krimzle knorpel, lencugas und linc. kette (poln.
^öWicMCÄ), lendine und ßwd. hole (J/"üawrf), lopisys, auch Zö^ö-
äfys und Zop5jfS wiege, meksras und miisms pletze, mesingas
und wis. messing, peningas und jpiw. pfennig, geld; pelcerus
und i^üc. feldscher, j^erM und ^rM kaufe, prädem undjpra-
dim zugleich, retena und retina Schafgarbe, selenos und selinos
kielen, skrebe und skribele hut, smägenes und smägines zan-
fleisch, serdekSnis und sird. spannagel, seiTwetii« und smmidis
holunder (d, i. Seivä-medis spulbaum), §armonelis und fiferm.
und 5irm. C^müd^iw silelis) wiesei, telmkas und tilvikas brach-
vogel, trenkü und trinkü wasche, venöavä und viwtf. trauung,
veriys und virL strick (J/"t;ari, Fick p. 662, ii), vesna und
vyine kirsche (vgl. poln. viSnia), velenä und vilenä rasen.
mann, Job. Schmidt, dervile beispiele aus slav. sprachen, z.b. aus dem poln.
p. 41 sqq. zusammenstellt, zu denen ich hier eih paar beispiele aus dem
krakauischen und kujavischen (Kolberg iv p. 268 sqq.) hinzufüge: hereSt
arrest, treft^nek = p. trc^unek zu fall, potrefic = p. potrafic treffen,
inedanie = p. iniadanie fröstück, vietrno windig von viatr, zredlivy = p.
zdradlivy verräterisch, zerty = p. (oh)zarty gef rassig, tarmosic = p.
term. schütteln, redio redlic = p. radio radlic = ab. rälo, parsk und
perak grübe für kartoffeln u. s. w., zdreda = p. zdrada verrat, jefmo =
p. jarmo joch, reno = p. rano frü, ateno = p. aiano heu, ledaco = p.
ladaco lüderlich u. s. w. kagubisch: ^re^l und fra^l zurük, (serb. n4^rd^)
redoac remio krevc gfenjca reno rea (er wuchs = p. röai) eni (= p.
ani) jädra und jedfe u. s. w.; so sprechen die bewoner der seeküste
und die Ragusaner nach Vuk's zeugniss (Kov6ezi6 1849 p. 19) grebreatem
vrebac für grob raatem vrahae u. v. a.
— 47 -
vengräs und vingr. Ungar (poln. v^ier), eergUti und Hrgl.
ausschreiten, Sengiü und zingiü sehreite *2).
Die nasalvocale des poln. werden bei der entlenung bei-
behalten : vgl. gansorus ganstus lanciti lenmgas majentnastis
mentavoti mmtcüs? mentlihas vengras ventaras u. a. manch-
mal wird q dann zu un unter dem einflusse des nasals, vgl.
munka rumbas rundüi, bekantlich wird ja ostlitauisch, be-
sonders aber zemai tisch (im eig. sinne, d. h. im nordwest-
lichen teile des Sprachgebietes) jedes an un gesprochen (vgl.
Jusk. p. 30).
Die sogenanten vollen, richtiger entfalteten vokale des
russischen werden im litauischen entweder beibehalten, d. h.
wr., klr., grr. olo oro ere wird ala ara ere, vgl. dsaladitas
bälanä kaladä kalatiti karalikas karälius pärakas saladiti
saladynos serada talaciti vdlacuga valakä valaknä mlatöritis
apmlcUiti,
•*) auch bei disem wandel bemerken wir, daß er vorzugsweise vor
dauerlauten, besonders aber vor n statt findet, in den bei weitem meisten
fällen ist e das ursprünglichere, teilweise mit unrecht sagt also Joh.
Schmidt Voc. i p. 79: „die nasalgruppe wandelt das i im abactr. wie
im lit. zu e" weit häufiger ist das umgekerte, e zu i vor dem nasal;
äyrvid z. b. schreibt durchgängig in für hochlit. en (diß hat schon
Nesselmann bemerkt) vgl. Juäkevi^ p. 40: „ir ziamaiciu kaiboje tankiausej
devemas yra nosinis bahas in vetoje cn" (folgen beispiele). zu disem
Wechsel — zu welchem man auch den von a und t in adänt und idänt da-
mit, arakis und arikis grenzstein, ine int und ant auf, gärbana und gärbina
loke u. a. m. vgl. — will ich nur ein analogon anfüren: Sejn {Belorusskija
narodnyja pemi etc. p. 525) lert: vprocemü casto vü odnechü i techü
ze mestnoaijachü {psohlivo Vitobskoj i Mogüevsk. gub.) daze odnemi %
temi ze licami e vygovorivajetsa resitetino käküi. eto javlenie vstrecaemü
i vü oblastnychü govorachü russkago jazyka.^^ -^ übrigens ist bei allen
erwänten vokalwandeln zu beachten, daß zumeist unbetonte und kurze
vokale von inen getroffen werden; „beim kurzen vokal, der nur einen
momentanen Zungenschlag erfordert, wird gar leicht das eigentliche mass
der entfernung von der indifTerenzlage nicht erreicht, d. h. es wird
allmälich eine Wanderung sämtlicher aussenvokale (d. i. i-ü) nach der
neutraleren mitte der vokallinie (d. h. gegen a zu) angebaut," (Sievers
Grz. p. 131).
- 48 -
oder gleichsam reduzirt, wobei immer die dem litauischen
so geläufige folge: vokal -|- liquida -{■ kons, beachtet wird,
zu al ar er: barvikai? öerpe karvQJus pdltis papdrtis sdlmas
valdimieras.
Zufolge der eben erwänten neigung wird poln. bcUamut
zu lit. bälmutas, poln. kcUamaf zu Tcalmorms, poln. sromota
zu sarmatä.
Der im russischen und polnischen der erleichterung der
ausspräche wegen eingeschaltete hülfsvokal e und o (von
Miklosic „beweglich" genannt, well er, sobald das wort am
ende wächst, sofort ausfällt) feit der lituanisirten form des
betreffenden wortes, z. b. dastotkas aus poln. dostatek, gnt. sg.
dostatku; vgl. agurkas bartktcs bübnas gorctis koröus küpöius
düMim moröus morkva paslas u. s. w., aber poln. fcv, gnt. sg.
Iva — lit. lievas, die laulgruppe Iv komt lit. anlautend
nicht vor.
Vokalvorscliub: atkoniöa Syrv., ükalä und skalä, hrada
und zrada, übonas und zbonas; apsälmas ,^sdlmas können
die Litauer nicht gut aussprechen" Kursat Gramm. § 121;
cf. zemait. Izdons lidonaviöe (eigennamen) für sonstiges
Zdons Zdanovice (Jusk. p. 14); vgl. abredelis und bredelis
morchel (vgl. Miklos. Lex. i. v. abridü\ asvokle eSvokle und
Svokle johannisbere, adrumas und dru^nas blöde, aduksis
Seufzer und düksauti seufzen; für zbonas izbonas komt auch
uzbönas vor^'*).
•») dise erscheinung — zu deren erklärung s. Sievers 1. 1. p. 80 —
hat ausfürlich besprochen und durch beispiele aus den verschidensten
sprachen erläutert Curtius Etym. * p. 709 — 717. für slav. vorgeschobe-
nes a und bietet Miklos. Lex. p. 1 und 459 belege; Aber den weissruss.
und klruss. t-vorschub cf. oben anm. 21, nachzutragen ist z. b. wr. istopka
und stopka (stube, bei Nestor istüba aus anord. stofa^ Miklos. iii ' 250,
poln. izba^ izdebka), istuzka und stuzka und die eigennamen Avläs
Addrja Amciaiav (aus Vlaa Darja Mscisiav)^ aV\janina aVljanyj etc.
linnen = grr. Uiyanyj, amslc mit moos decken (z. b. amsic chatu,
BtoV zamsili) von moch, gen. sg. mcha moos, davon amsennik, amsära
und amiärinaf auch amäärinne und amsäriace moosbedekte flächen, ovtörok
— 49 —
Vokalentfaltung im Innern oder svarahhakti: gemyne
(poln. gmina) karcema und Jcarciamä (poln. Jcarcma) kimynai
(poln. kmin) krivida (russ. krivdo) maskavä (poln. moskva)
alamusyna aus almosen, eSegys und ezgys, stangaretas aus
poln. Stangret, vilrinas aus viSrnas; über gelezis eisen und
olektis eile vgl. jezt Job. Sebmidt Voeal. ii p. 208, gdlandau
und glandau, aseka oSkä ziege G., mangele aus mergele, deSrä
und deserä, dedesrä und dedeseras, velinas und velnias? ttatl^s
und tutuiis? s. orikelis, asidinis neben ose?., Sälavija aus poln.
salvja, stimhras und stimberas?, gedaros und jedros? grivina
aus grivna u. a. m., minykas minyskä (poln. mnicÄ mmsia)
mi^iÄ (poln. wsa). je grösser die artikulationsdiflferenzen der
naebbarlaute, desto leicbter der eintritt solcber vokale, über
deren entstebung s. Sievers 1. 1. p. 142; weitere belege bei
Curtius 1.1. p. 717— 721 3*).
Ueber den aus- und abfall von vokalen wird unten bei
dem aus- und abfall der konsonanten zusammenhängend
gesprochen.
Was die quantität der vokale anlangt, ist zu bemerken, daß
— ausser e ie (Schleichers e) yo io ü, die von natur lang sind —
länge oder kürze des a und e vom betont- oder unbetont-
sein der Silbe abhängt (vgl. Kursat § 110), i und u bleiben,
besonders in germanismen, meist kurz, aber küzähas u. a.
Nach anfürung von mereren fallen der diphthongitung
einfacher vokale, wie au für u in laupiti kauliti graumodas?,
ei für e in veiza, ai für a in dainyce graiti gvaizdikas, für
e in maisas — welche erscheinung warscheinlich auf dem
diiistag (aber poln. vtorek dass., klr. vivtorok), iströp = poln. strop decke,
istrüb = grr. srub, az = grr. zga; kasubisch Dgunsk und Udgunsk =
Danzig (Hilferding p. 4) u. a. m.
'*) natürlich darf man nicht das * von skärbininkas z. b. gegen
poln. skarbnik, oder von bliudin/^ce stiklinyce smalinyce u. a. gegen poln.
smolnica u. s. w. für einen derartigen eingeschobenen vokal ansehen;
dise Worte sind auf litauischem boden mit den Suffixen -ininka und -mycia-
gebildet.
Brückner, Litn-slav. Stndiftii T. 4?
- 50 -
einflusse circumflectirender beton ung berut, s. Sievers §.27, 2 —
gehen wir zur behandlung der konsonanten über.
Bei den gutturalen ist der Wechsel zwischen g und j
erwänenswert. wird nämlich die artikulationsstelle des g
gegen den harten gaumen hin verschoben, besonders unter
dem einflusse ' eines folgenden i-haltigen dementes, so wird
die tönende gutturalis zu einer tönenden palatalis, ja sogar
zu dem tönenden Spiranten j, z. b. gahartai und javartai
türgatter, gedaros und jedros masern, gentäras und jentwras
bernstein, g'iras Syrv. für jerns = eras lamm, geruhe und
jeruUe haselhun, pragerkä und praj. schlitz (yir trennen),
silögiei und Silqjei (auch Süövjet) heidekraut (bei Kursat
Wtb. i p. 602) släges und Släjes Schlitten, ^egä und ilejä
dämmerung, suffix ga und ja wechseln u. a., s. Curtius 1. 1.
p. 599.
Daß in lenwörtern die tonlose aflfricata ö **) zu k gleich-
sam zurükgesprungen wäre, machen, weil sonst litauisches
ö immer auf tj zurükget, falle wie skydas paskiepyti apkeravoti?
iskernoU? kystas? kereti? beinahe warscheinlich ; ebenso get
cmlai auf gusla zurük. (?)
Da der tönende labiale verschlusslaut b und der im ent-
•*) c ist ausser wo es aus ö hervorget, sonst kein allzuhäufiger
litauischer laut, von den circa 117 fällen, wo es anlautend vorkommt,
sind 56 entlent, in 4 fällen sind nebenformen mit t noch da (cf. ch ceba
ciasta con), von den übrigen 57 fällen wechselt in 10 fällen c mit s
(vgl. öi^kstas „gewönlich HZkstaa^' N., cice „für stce" N. cimpü und Hmpü
curvine und surv», 6Hka und ^ecka^ dentis und selitia? cemukas und
äernukas, cyraa und syraa sydas sydronas Schleier, cypa^ in kc[ atlt
cypojuko laikyti einen ganz auslachen und sypauti auslachen, cidudmi
und scidudmi Syrv. niese) die übrigen 47 falle sind beinahe sammt und
sonders onomatopoeen, als curkSnoti saugen, curksti zwitschern, curlivoti
singen, curSkHi rauschen, cakmöti und cauksti schnalzen, cav^kiU hell
schlagen, cühti zwitschern, cukst husch! coi^t rutschen, culbu \in^ öulpu
pfeife, ctitpcoti weklagen, cu hunden cukut Schweinen zugerufen, cirpju
cvrksu girre, cirhu plaudern u. s. w.; mit der entsprechenden tönenden
affricata dz lauten gar nur 3—4 worte an: ditr^fm^t auf der geige spilen,
y^dzug sich freuen, ydzu troken sein und dzugüs geschwätzig.
— 51 —
sprechende labiodentale spirant v beinahe homorgan sind,
so ist ein gegenseitiger austausch nicht besonders auffallend:
hotägas und vot, bulbe und buivis, gnevoti und gnehoti, tavora
aus poln. tabor, v^sküpas aus poln. biskup, debes^lcLS aus russ.
devesil, viUlybas und viUlyvcLS, buditi aus wr. vudzic, klr. vudyty;
gabartai und javartai türgatter, bebrüs und vebrüs biber ^^)
„ankst^vas und ankst^bas frühe, vel^vas und vel^bas spät,
dal^vas und dal^bas teilhaftig" (Jusk. p. 36), efteZis und eWis
höbe], dr'ebeles und dr'eveles träber, küzäbas und käzävas düte,
gebelis und gevelis giebel, plibiSkas und ^üii;. Ortsname, wViis
und birzdis heidekraut (vgl. poln. «;ros, vresieä = wiiw menu
Syrv. September) nugalavüi und nugaiabiti abtun (von gfaZvd
„um den köpf bringen"?) sewtwe und senöbe altertum, füt-
veveris aus feldwebel (Eeleivis 1875, nr. 32, p. 129).
V wäre ausgefallen in lekarsta neben lekarstva.
Selten ist der Wechsel zwischen m und 6, vgl. grabnyce
aus poln. gromnica? globöti und glomöti umarmen,*®) ebenso
der zwischen m und v: Sir mos und sifvas grau **), häufiger
••) auch debrus „am hafif** N., wozu vgl. ulboti und u2(2o^t win-
seln, ächzen, äpskardas and apskarbas glatteis, gtiba und ^«<da getreide-
schober, gvdlbyti und gvüdyti aushülsen.
'^) analogieen aus andern sprachen bieten sich in masse dar; so
wird im bengali skr. v regelmässig zu b, über das zend vgl. Justi Hand-
buch § 99, 3 und 100, 7. über griech. deutsch und kelt. vgl. Curtius 1. 1. *
p. 571 — 577, „in inschriften der späteren kaiserzeit wechseln b und v
regellos" Gorrssen Ztschr. xiii p. 315; auch aus den slavischen sprachen
belegbar, vgl. poln. soviedfai und aobizdfat Till Eulenspiegel (Kol-
berg viii 321), mskwp und biskup (kujavisch, vgl. Kolberg iv 268 sqq.)
klr. Varvara aus Bwrbara, cheruvym aus cherubin, bahiaj und vah-
ioQ u. a.
••) parallelen aus slavischen sprachen zu dem Wechsel zwischen m
undö bietet Miklos. i 196. 255. 365. 401. 496, 4 und 511, 3, vgl. auch ab.
degba rixa und nslov. degmati se (Mikl. Lex. i. h. v.), beriöga und wr.
meriöha morsche streu und für das griechische Röscher in Gurt. Stu-
dien iii 127 — 143 und nachtrag dazu ebendas. iv.
••) das obige beispiel ist auch leicht zu streichen, wenn man zwei
verschidene suffixe: ma und va annimt. zu disem wandel von m
und V, der von manchen oft behauptet, von andern bestritten wird,
4*
— 52 -
dagegen zwischen den beiden nasalen : m und n, vgl. grdmdau
und grdndau schrapen, t^mai und t^nai masern (vgl. timsras
bleifarbig, tymas säfran Bd. Qu. tymü balnas, auch tymas b.
roter, dunkelfarbiger, brauner sattel; vgl. endlich t^mnUiei
und tgn^iezei masern), dimsta man ,,m den südlichen haff-
gegenden" für dingsta man mir scheint, kengras und kembras
mager? kmynai und kn^vai kümmel aus poln. kmin, metas
und netas münze aus klr. mjata, nendre und mindre auch
lendre ror, mosa und noSa Syrv. des mannes Schwester, kanoti
auch kamoti quälen, (cf. kdnka leid quäl ?) *®) misparas aus
poln. niespory petmas aus poln. ^ig^no.
Wechsel von r und l: grumtas und glumtas erdscholle,
grygalis aus Gregorius, skvarmas häufiger als skvalmas form,
smarktäei und smalktelei dorfname, ^uma^ und suinas statt-
lich, prabrekSta es dämmert und paiblykStu erblasse, ^arwa
und Salnä reif (vgl. neubulg. sland „givre^' Dozon) barbalas
N. und barbares G. tau, Aja^wrw und käiulu kitzeln u. a. *^)
vgl. Curtius Grz. * 577—584; vidüa vidüi vidwys mitte stellt Curtius
p. 334 zu (iiccog meddus; für das slav. hat schon Schleicher kirchslav.
forml. die belege: crüviwuim: skt kimis und prüvü: primus SLuf^^estelli,
vgl. Miklos. i 255. 332. 365,4 (v aus m), ib. 292. 332. 365, 3. 4; 496, 4
(m aus v) und füge hinzu serb. guvno area = poln. weissr. klr. gumno,
serb. tavno = tamno dunkel, neubulg. povnijü und pomnijü (yman)
bei Dozon, Chansons populaires bulgares Paris 1875 p. 29; umgekert:
mnuk aus vmik enkel, bei Miladinoviö Bülgarski narodni pdsni Agram
1861 pg. 638, serb. M/c<ct = Venedig; weissruss. in den particip. praet.
act. i : daiomBi Nosov. p. 732, vs^omSis ib. 730 und vgl. Miklos. iii • 270.
ob auch der Instrument, sg. fm. der a-stämme auf -om (im serbischen
und dialektisch im klruss.) direkt aus -ov entstanden sei, ist mer als
zweifelhaft.
^) vgl. Curtius Grz. * p. 441 : „wo sich m und n entsprechen, gilt
gewiss im allgemeinen mit recht die regel, dass m der ältere laut ist.*'
daß gr. yafdog und lit. gemü nascor auf Y^gan zurükgehen, behauptet
Curtius 1. 1. p. 174 und 536. vgl. poln. krakauisch mtemt^c durch assi-
milation aus niemiec deutscher, krak. und weissruss. Miköia aus N&xo-
kaog u. a.
**) vgl. Curtius 1. 1. p. 442 und Sievers p. 131. öfters ist die Ur-
sache der trieb der dissimilation, wie in Grygalis für *0rygari8, vgl.
poln. mülar maurer, aber mur; maigofata aus Margarete, Krakau. lub-
— 53 —
Mannigfacherem wandel sind die Sibilanten unterworfen,
für s und neben s erscheint mit zurükverlegung der zungenarti-
kulation s: anJcstirai und ankstiros engerlinge, apsacas und äpScu:.
absatz, dedesvä und dedeS, wicke, Jcarosas und harosas karausche,
Jcastüvas und hast, pferdestriegel, losfas und lostas last, atlosai
und atlosai klappen, mdstas und ma§t. ihast, persona und
persona person, peslys und peSl. weihe (vgl. pesH raufen),
plasköti und plasköti klatschen, {plidskinti K.), plibiskas und
pliviskas Ortsname, plöstrus und ^Ws^. pflaster, preskas und
prekSas Qu. ungesäuert, salvija und sait?. salbey, sqnosai und
saw. schlacken, serdokas und sereZ. kittel, serdecnikas und sertZ.
spannagel, sei«;» und seit?cl5 weberspule, siksnä und s. leder,
siifÄ;«* und s. seide, s%w und sl. lene an, Slesorivs und sZ.
Schlosser (aber poln. älusaf) snricinu und sw«. purzeln, smiMs
und sm. vorschnur, spoceroju und 5^?. spazieren, spegas und
5p. spion, spelmonas speUti und sp. spielen, sj9yÄ;e und 5p.
Speiche, spykere und 5p. Speicher, spitole und 5p. spital, ^poeZr«
und 5p. degen, Spogas und sp. dass., 5^ife und 5p. spule,
stukas und 5^MÄ;a arglist, Stuipe und 5^. Stricknadel?, Strajus
und 5^r. streu, streple und 5^r. strumpf, stryköü und 5^.
streichen, striokas und 5^r. eile?, sfriosnas und 5^r. eilig, strusas
und s^r. strauss, 5«;a^meVi und sva^nwe^i kriechen?, 5«;eK5 und
5t;. schwelle, sopägas und söp. „memelisch" stiefel, 5«*rma und
5. pfeife, ^iogfa und sl. stäupe?, stokas und 5^. pfal, storavoti
„seltener st" sorgen, srove und ,,strove Laukischken" fluss-
strömung, svidits und 5i;. blank, spilgä und 5^. Stecknadel,
varnalesis und varnalesis klette, 5 geradezu für 5 auch in
äsila^ esel, kusnerius kürschner, sämas weis, Syvas grau,
salt^siiAS schultheiss (poln. soltys) slovH rum, wozu auch Slovnas
sloviti u. a. ; Skapas schöps, sluhas trauung, . SiltliSe = poln.
ryka = rubrik, leJcrut == rekruty iozmajeron rosmarin, lozmiar = rozmiar
ausdenung, weissr. levizor revisor (davon levizoväc levizacja), lendär =
poln. arendaf pächter, lefetor gefreiter, chvaUitor vorreiter, sekletär =
Sekretär, (vgl. lit. sikütUras dass.), alar* = kirchslav. orar%, ?ioriiyj =
haieiyjy Umar rimer, järmoika jarmarkt.
— 54 —
Slma oder a. d. deutschen schleuse?, smokas geschmack,
mocnas schmackhaft, Sviems frisch, syrditis bös sein ^^).
Der tonlose Zischlaut § wird in der Umgebung von
tönenden lauten zum tönenden Zischlaut S und umgekert:
anväe und anuze name, üenannA. iL Schnecke?, ttSetkas und
uz. eimer?, viSlis aus poln. t^j^ei hünerhund, dröziu und droS,
schnitze, kusys und Jcurzys cunnus, gaiSus verdorben und
gmius widerlich, genSe und genie reiher, gmis und guiis
brustknochen?, glväohas und gluL auerhan, greSlSimA grelU
Wachtel? pa^aune und jpai. flösse?, bruisis und bruiMs pletze,
la^a und laSa flintenlauf, rdskaSis und rdskaiys äppigkeit,
sluinus und slusnus gehorsam, §ake und i. socke, SaltgSim und
Sältg^ius schultheiss, lamhas und «. kante, iese und 5e;^e amsel ?,
Mlvttis und &7i;i^. uferweide, iurkupenai und sirgup. ortsname,
St4/rStas und ;?«r. schürze, Snypju und i?«yjp. schnauze, ^e^wecZi«
und Mm. spulbaum, i«;iKi sausen wiegen und vgl. nendriale
Svü^enti 6., Saltpusnis und iaZp. huflattich, ifveZwws und zv.
sanft, Silteloti und ;?. warm sein, iaras aus klr. sar reihe.
Auf stimmtonentzihung berut der Wechsel zwischen s
und 0, i\ auch das umgekerte tritt vilfach ein: vgl. anySas
und anysas anies (doch kann ersteres direkt a. d. poln. anyz,
*•) an demselben Wechsel nemen auch slavische dialekte teil, z. b.
das weissruss., vgl. Seryj grau, (grossr. seryjy klr. Siryjj poln. mry), sdblja
Säbel (poln. klr. ebenso, grr. sablQa^ bulg. sablja, serb. 8a2^'a) SerdU =
p. ateraA; grauer kittel, skibinar terpentinöl (grr. skipidar), skalevac
schmähen (p. skcUovac, cf. grr. skaliti?) skorlupa schale (klr. skariupa,
grr. skorlu/pa) skrdbaö Skröhac scharren (p. ebenso, grr. skrobaVl) §hura
haut (klr. skira^ aber p. aköra u. s. w.) Skrupulät skrupulös, Sltib a. p.
8lt*b trauung, mäk maroväc aus poln. smalec smarovac, smygac und
smykac sich herumtreiben — p. smykac?^ §nur grr. snufj srot a. d. poln.
sröty sruba aus p. 4ruba, Stöpka und stöpka u. a. (schon aus disen bei-
spielen ersiht man, daß Szein p. 529 irrt, wenn er behauptet „s v slovach
viatych neposredstvenno 8 poUakago jazyka^ perechodit v «.") aus dem
klr. cf.: slub amarovaty mah skvracdty skttia §tyl ätopka smarkoV
skandor u. a. aus dem poln. dialekt. akotak und skotak viehirt (ab. akotü
pecua) Kolberg viii p. 321 akopiec aber akopek milcheimer ib. 322,
aaSyna und aaayna u. s. w,
— 55 —
ezteres direkt a. d. deutsch, entlent sein) arMSaSy auch a/rlcmas
arkuias arkums blatt papier, wa und isra Inster, üzenyce
und usan. halfter, vevesa und vevem viehlaus, dise und dizd
zins, gizelis und giselis gesell, gusas und gm. knorren, presas
und prez. mal, haUamas und 6a?s. baisam, hizunas und 6is.
peitsche, mezliava und mesi. abgäbe?, mwi^sre und mwise mus,
mmbaris und 5. erdgott, zauniti und 5aww. schwatzen, zefkolas
und 5. Spiegel, zinkine und sinA. senksteine, zqpostas und 5.
Vorrat, zovada und s. galopp, ;2fM6as und s. lippe, ^s^mte und
5. hase, zladejtis und sZ. dieb, slepteru und iZ. rede leise, serbmta
und ;8?. bocksbeere, zonasas und iS^owa^. stecksei, svogwnas und
jß:i7. zwibel, u. V. a.
Die sibilans s und die affricata c wechseln in: siek§tas
und c. klotz, cieckä und se(?. stosseisen, AracÄ^a und Ara^Aa
brückenkof, lysnas und lycnas unpaar, nwct;ywis, auch rinsv.
und Wwsii;. rein wein, rucinyce und rucinyse büchse, Sepronas
und c. safran, se^ra und c. zeit, s««mwe und c. spritze, Svertis
und ci;. virtel, zemöus und zemSus korduan ?, puökä pudkörius
aus poln. puska, kvälcavöti aus wr. chvalsovac, curai und
5wrai tross, semukas und c. frischling, cemucka aus poln.
cemiuSka u. a. *^).
Ganz entsprechend ist der Wechsel von s und c : gacpadä =
poln. gospoda, lockä = poln. tosia, vgl. serbisch cäZo glas
*') derselbe Wechsel auch slavisch, vgl. unter andern klr. kl'ucna =
poln. Ijimtiaj klr. sapka = p. capka müze, wr. cecn = grr. sasni streit,
serb. sto aus c^o, srs meduüa und sröika, spag = abulg. cipagU, masta-
nije aber ab. müclta, vgl. Jagic Glasovi p. 70. freilich werden bei der
Unsicherheit unserer überliferung, manche von den angefürten litauischen
belegen völlig zu streichen sein; sie können leicht in einer blossen
verschreibung oder absichtlichen anpassung an die deutsche oder slavische
quelle des wortes iren grund haben, trozdem habe ich auch solche
unsichere beispiele mitaufgenomen, um eine vollständigere Übersicht über
das ganze gebiet der betreffenden Veränderungen geben zu können, bei
deren beurteilung schliesslich der satz Benfeys berüksichtigt werden muss:
„die Umwandlung der organischen laute durch phonetische einflüsse
ist eigentlich stets das unregelmässige und deswegen schon an und für
sich selten fähig, sich durchweg geltend zu machen" (Or. Occ. iii p. 41).
— 56 —
aus skloy ckvara = skva/ira, ckniti u. a. bei Jagic Rad Ju-
goslov. Akadem. ix p. 88. beide Wechsel finden meist nur
vor konsonanten statt.
Wärend die ältere Schriftsprache im engen anschluss an
die gestalt des lenwortes im slavischen festhaltend die laut-
folge §c unangetastet lässt, hat die heutige ausspräche die-
selbe zu S vereinfacht: cf. öiHpi cilpas neöestis cyras cytas;
vgl. auch ciduimi nise für Söidadmi bei Syrv., poln. kujav.
ittr = sctir ratte u. a.
Wandel der konsonanten.
a) Wechsel zwischen tenuis und media, es ist anerkant,
daß im gegensatze zu der weit verbreiteten neigung der
sprechenden, durch lockerung des verschlusses tenues zu
mediae werden zu lassen, die Litauer öfters auch aus mediae
tenues hervorgehen machen, da es nun schwer fallen wurde
— wegen öfteren mangels an etymologischer anknüpfung —
streng zwischen media zu tenuis und tenuis zu media zu son-
dern, so habe ich im folgenden Verzeichnisse die hierher ge-
hörigen belege zusammengestellt, und wo sich eine entschei-
dung vermuten lässt, die als ursprünglicher sich ergebende
form vorausgesezt, wie ja diß auch für alle früheren änlichen
Verzeichnisse gilt: bämba nabel, -pampu dunse auf (auch
Fick ii p. 615 nimmt hamb schwellen als nebenform zu
pamp id.), pldueenis und hl, deckblatt? pläkis und U, blei?
plekai und hl. gekröse (poln. flaki), hlizge und pl. Bd. läppen,
hlinkseti und hlizgü glänze (vgl. Joh. Schmidt Voc. i p. 72),
hrukcts und hrugis Steinpflaster (poln. bruk), pelegas und pe-
Ukas fischflosse? pupä aus pol. hdb bone? ptirpju xxnA. purhju
schwelle auf? ilgas und draikas (Joh. Schmidt Voc. ii p. 492,
grf. *delga lang), pablyksti neben hlizgiti i 72, suffix -inga
aus inka i p. 85 *'^), krapineti und graUn. blindlings tappen
(bei Kursat d. lit. Wtb, i p. 248), kartüpelis und kard. kar-
^^) oMakle und aPikstas sind zu streichen, arlkakle hat nämlich
mit angä nichts zu schaffen (es ist = aiU -{- käklaSt was auf dem halse
— 57 —
tofifel, haukarä und Jcaugtms hügel (yjcuk), keksdentis und
keg. katzbalgen? klehavöH und gleb. schmeicheln (poln. po-
chleüac), krokiu und krog. röcheln {ykrak, Fick ii 541), krtfr
gas riegel und kruke haspe? kvailus und gv. dumm? pleka
und plega schlag (yplak, Fick ii 610), käblöti und gabl vexiren
(vgl. kibü)^ kakta und g. querholz? kdura nndg. teppich (russ.
kover)^ goglys und goklystresser? kufbas und g.korh^ grmpstas
und kr. kescher? subokle und sup, wiege? vgl. suböti und
supöti wiegen (z. b. bei Nessl. lieder nr. 5.) und lett. supüt,
atverija und adv. türramen, aflagas und atlak. dröschacker
(poln. odlög), vertelka und vertelgä kaufmann (Wechsel des
Suffixes?), virpu und virbu zittern?, viskiu und visgiu heben?
tobelis und tapelis „memel." klingbeutel (poln. toboiek), teo-
monas aus decem, töbnyce und top. s, tobelis; tüskenu und
M^g. anpochen? daprdk und dabr. gänzlich? darküs und darg.
hässlich (ydmÄJ, Fick ii 588), dumas aus Thomas, tuzgenti
und d. s. oben, ragalsis und karaisis fladen (zugleich mit
metathesis)? dreginu „gewönlich aber drek. gesprochen"
N. benetze, l'ebauju prassen und lepauju übermütig sein?
(vgl. poln. labovac), lenke und lenge wiese (= slav. Iqka),
ismanginis und mankininkas?? (manga nach Fick zu 2 mag);
marselka und marselga aus poln. marsaiek, megzdroju und
meÄsc. nachäffen? meslunkis und meslungis krampf?; molükas
und molügas haarwurm? rengiu rüsten „riwiwSyrv."; rwpW-
as und rwfcZ. rauh, saukiu und saugiu schalle ? siejgfiw und si'ekiu
schwöre (aus wr. prisiga eid, s. u.), serbentä und serp. bocks-
bere, stirbiü und surpiü schlürfe (vgl. sorbeo etc.), sUgiu und
sZeim bedrücken, spagas und spakas tropfen? spvngis und
spiwiis durchhau ? s^7Äa und spilgä aus poln. spilka, spindu
und Sjpm^ aus spind, stebjüs und 5^ep. sich aufrichten („vgl.
stebas pfeiler" N.), strugas pastruginti verkürzen und strukas
liegt, vgl. Kursat gramm. § 390 und über an für ant Fortun. 9, 18)
cMstas ist aber mit dukstas (v. Y^aug) zu vgl. und sollte auch an^sf^os
gfschriben werden, im wörterb. schreibt K. wirklich oMkakU»
- 58 ~
knapp? svaigiü und svaiJciü taumele, Surkupencd und sirgup.
Ortsname, Sugzdu und suMdu rasseln? SnögMm und snöMtai
abgänge, Mndis und zintis narung; nach Juskev. ist ostlitauisch
dimas = fymas traun, druniti = trtmieti faulen, ertvm ertas
ertybe crime ertuma räum = erdvus breit erdvibe u. s. w.
(yareZ, vgl. ardpi trennen, zu %rU\ geibti = kaipti kränkeln ?
{sidimeti sich einprägen = {siÜmyti N. ; gUbys und kl, arm-
voll {ygrah\ hierher auch kUbinikis; Imkis und luzgis lump ?
puga und puka Schneegestöber, ritinti und rid, rollen, ebenso
riedeti von der yrit, slobiu und süo^^iw ersticke, kliaiidä feler
und iZiaw^e bei Syrv. u. a. m. in mereren von diesen fallen
ist der trieb nach assimilation oder dissimilation massgebend
gewesen**).
b) Wechsel und umsprung der articulation: sterble und
skerble schos»? sekmas „eine seltsame Verdrehung von "^sept-
mas^^ Schleicher compend. * 492, Slutemyöe und sluk. behält-
nisß? krüia und trusa birne, pledus und kUdus platz, pökSte
blumenstrauss und kökstas büschel ? ? bübnas und bügnas trom-
mel (poln. bqben), iSgvSrusi und iSdverusi ausgelaufen, a^ms-
kas aus poln. odpusfj kartokas aus poln. tartak, varcugas aus
poln. varcaba, divagoties aus poln. dzivovac, möliügas und mo-
lünas aus poln. melon, magenkä aus poln. magerka, patulkus
aus ^o\n.potulny? lakunas aus poln. lokaj u. a. „diß schwan-
ken fiele in den bereich jener doppelformen , die sich für
fremdwörter am leichtesten bilden" Gurtius Grz. * p. 476 z. e.
lerreiche belege für dise und die früer erwänten erscheinungen
bietet die schon angefürte abhandlung L. Malinovski's: zur
lautlere der lenwörter in der polnischen spräche (beitrage
vi p. 277—300).
Konsonantenvorschub: merfach tritt im litauischen vor
**) änliche änderungen werden an deutschen lenwörtern gemacht,
vgl. büdelia aus büttel, huntelys aus bündel, Udelis aus kittel, kulpersys
aus kaulbars, mnotelis aus haarnadel, verdelis aus viertel, dlsere aus
tischler, drSbeUs aus Iräber u.a.
- 59 —
anlautende konsonanten oder konsonantengruppen ein s, in
lenwörtern sJcusJcä und kuskä tuch, auch in skvarmas =
kvarnias aus wr. chvorma form?, sonst in plezdenü und spl.
(s. Kursat i p. 442 i. v. flattern), skerdHus inMm-ec = kerdMus
(s. Kursat gr, § 704 a, grf. kerdia hiri), smerditi sierhen wollen
und merdeti daß. (ersteres nach smertis??), sküzbezdalis und
k. bovist, skiaüre durchlöcherter Aschkasten und kiduras
löcherig, skiamöei holrund und kiauSas schale, Wölbung?
skelbti angeben berichten und kalbä rede, cf. skielbiejas pre-
diger und kdlb'ejimas das reden ?, sketwra und sketera kämm
bug des pferdes und ketera daß., smägines mark zur grf.
masga mark?, pragä „gewönlich sprcigä^^ lücke, spleöiu und
plec. ausbreiten (von platus breit), sklatos scheidel vgl, klas-
timas Scheitel, klast0i scheiteln, küduras und sküd. läppen,
in strüstis (welches nicht == sutrustis ist, wie Fick p, 575 will)
weberror gegenüber altbulg. trUsU u. a. über den Vorschlag von
V vgl. Kursat gramm. § 1004 und Fort. p. 8, 13, über den
von Ä vgl. oben p. 35, über den von j Schleicher comp. 145.
Konsonanteneinschub (vgl. Sievers p. 141) *5): zopostas
aus poln. zapas, pecvetis aus russ. pecaf, pyvnyce aus poln.
pijanica, vUraktis aus poln. vitrych (dieterich, nachschlüssel,
oder volksetymologisch an räktas Schlüssel, vgl. visraktas daß.
= allschlüssel angelent) einschub eines r: kartünas und kat.
aus dem deutsch, kattun, kartekis und kat. brautschleier?
kvarciu ane und kvociu? stukas und strukas knapp? stipinis
*•) ausser den oben angefürten gilt für das lit. folgendes: s und z
werden beim zeitworte eingeschoben, vgl. Schleicher comp. 311; Ä: be-
sonders vor 8j die beispiele sind massenhaft, yq\, äuksas = ipreuss. ausin,
eiksnia u. a.; t zwischen 8 und r seltener, doch vgl. für gemeinlit. strena
beiDovkont nr. 81 srena?, für straige Schnecke Dovk. «rat^e, im astrus
scharf Dovk. asrus, umgekert für lit. nasral ndstrai bei Kovno G., pustri-
Ulis bei Fort. p. 42 früstück für sonstiges püarytis si/roga büschel gegen
sonstiges aruga, neben sonstigem sravUi sriautas sruja u. a. — strukle röre
durch die etwas fliesst G., straume strove zem,, auch struta schäum,
strutoti schäumend fliessen von 'ysru? u. a.
— 60 -
und stnpinis knüttel? (vgl. st.ypas wurfknuttel bei G.), diMi
und dirMi durchprügeln? u. a. ***').
Auf sekundäre entwickelung eines j, besonders nach r
und ?, vor vokalen der ^^■reihe, hat Joh. Schmidt Beiträge
vi p. 129 — 152 aufmerksam gemacht, von geringerem be-
lang für den urlit. wortschaz (zu den beispielen Schmidt's
füge hinzu: Sioriuti glühen aber Sarijos glühkole, triumpas
kurz, Y^'^^ ^^^^ " 575, brmse und briuiSe bleibe u. a.) ist
dise erscheinung namentlich in lenwörtem aus dem deutschen
stark vertreten, vgl. hriünas braun, kliti/^Jcurei kunkelgam,
liaupsü lob, lidupsinti preisen, liSde lade, liögaris lager, liämpa
lampe, liSsas loos, liöge löge, liödStuks ladstock, ^Krfwe pflaume,
pa^iure schauer, sioU schal, ^iüiU und §mle schule, Siülmistras
smruti scheuern, SiürJcStainis Schornstein, Slimpti schlürfen,
smekiüti ziögspiros Sägespäne u. v. a. da Nesselmann die er-
weichung nicht bezeichnet, bin ich in bezug auf slavische
lenwörter auf weniger beispiele angewisen: gliüpas pliudres
SiobU SUüwe triubä trimnna (andere belege: bliüdas liübyti
liütas piudyti siülyti ziupone s. bei Schmidt 147; belege aus
dem poln. bei Malinovski p. 290—292).
Abfall und ausfall von einzelnen lauten und silben:
aglu krotos rapnikas razmas srega tavorska tavöröius vangelija
gordics jömarkas locnas nopefckas pasninkas raspusninkas *•)
pulokas puinolas skarada naika leka/rsta kuska u. a. zur .er-
klärung dises Vorganges vgl. die worte von Whitney (Sprach-
wissenschaft p. 105): „die Ursache fast aller lautverände-
rungen ist jener trieb des menschen, den sprachorganen die
Sache leicht zu machen, allen unnützen bailast über bord zu
46 b) vgl. poln. dialekt war«ynamaschine Kolberg viiip. 311, kurcaba
neben kticaba kotschaufel Malinovski 290, kasubischA;arpM;8fa= kapouze,
serbisch kärtün = kattun, doch auch deutch karton gesprochen u. a. ,
*•) solches hinwegeilen über änlich klingende silben ist auch sonst
merfach bezeugt, cf. lit. akutas aus akotutaa hachelig, abakt. haurvaf
aus fiaurvatätj mainyavaganh aus mainyavavaganh? griechische beispiele
bei Fick in Bezzenbergers beitragen i p. 64, lateinische bei Kuhn, Ztschr.
xxii 98. 371 u. a.
^ 61 -
werfen, diser Instinkt ist ausfluss der angebornen trägheit
oder der Sparsamkeit, d. i. des Selbsterhaltungstriebes u. s. w.
Metathesen: s. u. alerka ceverykas kalmokas murolius
pinave selhorus torelus tramyna cenikei? alvmikas?? tviroti?
vgl. karaUis und ragmsis fladen, remkai und cerukai brun-
nenkresse, kartokle und karklote pflugseil, birjolei und brij.
Ortsname, gabenti und boginti bringen? vöbikas und bovikas
lockvogel, virzis und brizdis heidekraut, skrobiti und skorbiti
= grr. skorbiti, spirginti und sprdginti rösten (vgl. sproginti
daß. und sprag'eti prasseln), spurgas knospe und sprökstu be-
komme einen ansatz, staSkus und stuckus bereiter, slemas
Seimas schlämm, zeblenti und zlebenti nass machen, satrai
und trasai verstocktes oder verfaultes getraide (]/"^rm5, vgl.
tr^iu dünge, trdüa fettigkeit, tr^tu verwese, trjisa dünger,
auch trctskanos augeneiter hierher?), tranlsteris aus tornister
(Keleivis 1875 nr. 31 p. 127) u.a.*'') „für die bei metathesen
auftretenden grossen abnormitäten ist noch kein bestimtes
gesetz gefunden, nur sovil lässt sich villeicht sagen, daß die
meisten stellentauschungen unter den sonoren stattfinden"
(Sievers p. 140 sq.) ; beispiele aus dem poln. bietet Malinovski
p. 297 u. 298.
Die betonung bleibt zumeist, besonders gilt diß von den
germanismen, unverändert; bei ausnamen übt die anlenung
an eigene betonungskategorieen wichtigen einfluss.
Da die litauische spräche das neutrum (bis auf geringe
*') ich will hier aus dem weissr. einige beispiele anfüren, so racymonja
aus ceremonjä, koiopen aus konopel\ markotocka und mokotrocka
gegenüber poln. makutra klr. makitra, nomastyr aus fAovaGjriQiov, ga^
mazeja aus magazin, palarus auspara^islämung, paralysirung; sind wr.
vechdtka und grr. vetosküf wie sie es der bedeutung nach sind, auch
dem Ursprünge nach identisch? dann würden auch die entsprechenden
Stammwörter veckot und grr. vetosü identisch und abulg. vechüti peni-
culus (nslov. vechet, poln. viechec u. s. w.) würde von vetüchü alt stammen,
vgl. bei Miklos. Lex. p. 123 vechtemü und vetchomu, hercegovinisch vegdi
aus vetchij alt (vgl. Vuk Poslovice p. xii) u. a.
— 62 —
spuren beim adiectiv. und pronomen) verloren hat, so wer-
den slavische neutra entweder durch das
masculinum: bognas bliüdas öudas dzolas goslus nipras
posmas pudlas sehras süTclas vajskas vedras vdüai Setas?
cerlslas,
oder durch das femininum widergegeben: dMa kovone
lakamstva lekarstva paspaistva peklä sterva setra valaknä
zegnöne.
Oefters wird das geschiecht eines Wortes bei seiner ent-
lenung verändert: abydas amalai hromas öerpe dunajegrau-
modas kaledas hapustas harla Mapoita kvarmas kva/rhas matka
najkas padaskas patinka poras pupä pletkas raspustas raiuse
sabala slu^as stirtas srega tapalas ta/rbas vajnas Sovada u. a.
doch sezt uns hierbei die kritiklosigkeit unserer bisherigen
Überlieferung gar oft nicht in stand, zu entscheiden, welche
formen wirklich gebräuchlich sind*®).
Die russ.-poln. masculina, welche im nominativ den aus-
gang der feminina haben, treten im lit. in die masculine
form über, so burlokas koznadejäs swatäs slugas taslas u. a.,
aber es bleiben süd^e" pastidäe" valacugä vaivada u. a, Kursat
fürt auch koznadejä siratä an, da alle masculina auf ia e ent-
lent sind, so ist villeicht dise endung selbst als eine bei der
entlenung mit hinübergenommene zu betrachten?
Gemäss der im lit. so üblichen pluralia tantum wird
auch bei entlenungen zaländerung merfach vorgenommen
(vgl. Schleicher gramm. p. 255, Kursat § 1298); so bei
barscei cekinei cemeryöei kucos klijei magarycos pelinos
petrmkai u. a.
Bei der entlenung wird eine unlitauische praeposition
merfach durch eine acht litauische ersezt, so slav.^od durch
**) vgl. hiezuJuskev. p. 37: Ziamaieei liubija vartoti daiktvardzius
(d. i. substantiva) su päbengimo (endung) viriskos liUs (mascul. gener.)
-a8, teip ane sako: lipas slivas subas reguias starsinas veto paprastai
devemu pormu : lipa sUva 8t*ba regula star^ina.
- 63 -
por Vgl. pakamore aus poln. podkomofy, padonas aus poln.
poddany, pasudze aus pods§dm u. a. *^).
Alle dise sekundären lautwandel überblickend können
wir nun mit Sicherheit annemen, in der periode, als die len-
wörter aus dem slavischen ins litauische einzudringen be-
gannen, waren diejenigen lautgesetze, welche das litauische
recht eigentlich von seinen nächsten verwanten scheiden, so
z. b. die Verschiebung der langen a zu o, teilweise Wandlung
einiger en zu e u. a., bereits ausser Wirkung, so stehen wir
prinzipiell der anname entgegen, das e der Wörter deJcä reteSis
pütnyce öildyti rSdas sei erst auf litauischem boden aus en
entstanden, sie wären also mit dem nasal noch entlent wor-
den und erst auf litauischem boden wäre en zu e, ebenso
wie in miesä aus *mensa fleisch, geworden (J. Schmidt Voc. i
69). aber für so eine Umwandlung sind alle dise lenwörter
vil zu jung, und so lange wir keine direkten beweise des
gegenteiles haben, sind wir gezwungen anzunemen, ir- e ist
wie sonst = ia und sie sind one den nasal herubergenom-
men (aus klr. djdka retja£ pjatnyca, wr. scad£ic rjad), sonst
*•) beachtenswerth ist die häufige Verstümmelung des ersten teiles
eines compositums (über die Ursache davon vgl. o. pag. 60 z. e.) van-
kriJcstas und vangurikätai „das fest der heiligen dreikönige, der 6. Januar"
verstümmelt aus ^vandenkrikstai = russ. Vodochrescie (ein festtag der
Orientalischen kirche, wassertaufe bedeutend) vüdalgis Schwertlilie (eig.
wolfsschwert) neben vükd,, demedis neben devm, (vgl. dieduk und düzgi
iHTdieve dUk und dievas zlno) kafstlige und kafsl. nervenfieber, ktrmvarpa
und kirv, Wurmstich, gervuge und geruge kranichbeere, gyvsakai und gys.
harz, medsarka und mecerka waldelster, selmedis für setvmedis (vgl. Kursat
Wtb. i p. 445), daikotis sensenstil neben daigkotis, skrandgcdys und
skrang, pelzflick, bärzskutis neben bafzdsk , vilsikei aus vüks, (auch vilti.
unrichtig gesprochen) Ortsname, gynagis aus gyvn., zälpume für saltp ,
ob mit N. vargivas lümmel, als = varg + gyvas anzusehen ist, ist
doch zweifelhaft (dann würde es wol vargyvis lauten) es kann diß ser
leicht varg + suffix yvas (vgl. däl^vas u. a.) sein ; svieliaides für sviet-
laides (bei Lelevel, Spis bogöv zmudzkich i litevskich in: Pölska dzieje
i recy jijj Posen 1863 v p. 457 — 482) u. a. m., vgl. Kursat lit. gramm.
§132.
— 64 —
begehen wir einen chronologischen feler *^). das lautgebäude
der litauischen spräche war vollkommen ausgefürt, bevor
noch lenwörter eingang fanden; der einfluss der slavischen
sprachen hat an demselben bis heute nicht zu rütteln ver-
mocht.
Freilich gilt diß lezte nicht von den dialekten des li-
tauischen, die unmittelbar an polnisches und Weissrussisches
gebiet angrenzen; hier sind zwei merkwürdige tatsachen zu
verzeichnen:
a) „die Polen und Russen und durch deren einfluss auch
die Litauer in Russisch-Litauen sprechen z. b. nje statt ne,
so unter andern Litauern z, b. in Wjeksny (im nordwesten
des litauischen Sprachgebietes) myljeti girdj'eti kentj'eti für
preussischlit. gird'eti u. s. w.*' Kursat gramm. § 43,
b) im Südosten des litauischen Sprachgebietes, um Merec,
Sventenai, Pusolatei u. a. wird unter weissrussischem einfluss
vor weichen vokalen, vor ie, i u. a. d zu d0, t s und d zu c
aflfrizirt, cf, taütcis == tatusis, marcos = inarcos, sucirpsi =
sutirpsi, dzldelis = dtdelis, praS0 = praäyti, dzievas = dilvas,
dz'emedzisnon = dievmedisnon, choc = weissr. choö obschon,
nubarce nuvainuce = nubari^iau u. a. (Juskev. p. 33 sq., Kursat
gramm. § 118).
Dise beiden tatsachen lassen sich wol schwerlich blos
dadurch erledigen, daß „benachbarte sprachen häufig laut-
liche Übereinstimmungen zeigen" (Schleicher comp. * p. 1347,
sondern es dürfte geradezu entlenung zu statuiren sein.
•®) einen direkten gegenbeweis liefert der lit. name der Polen:
Linkaij entlent aus russ. Ljach, wobei en nicht zu e wurde, obwol dise
entlenung als eine der allerältesten anzusehen ist, vorgenomen inner-
halb des 8—10. jarhundertes, d. i. in der zeit, wo die Russen noch den
nasal hatten: L^h, wie ja merere indicien bekantlich dafür sprechen,
daß um dise zeit auch andere slavinen, nicht nur das altbulgarische
und das lechitische, nasalvokale noch kanten, ebendafür liefert einen
beweis der name der Jadivingi, eines litauischen Stammes (vgl. darüber
Dlugos p. 394 der ausgäbe von 1711), russ. Jatvja£, aus Jatvq£ (poln.
entweder Jad£vingovi€, oder — russifizirt — Jacviez).
— 65 —
Ausser den eben angefürten fallen also und ausser der
allmäligen einnistung eines f und ch haben die lenwörter
bisher keinen andern trübenden einfluss auf die litauischen
lautgesetze aus zuüben vermocht: unbeschadet derselben bietet
unter den lebenden abkömmlingen der indogermanischen
grundsprache das litauische den treuesten abdruck des laut-
bestandes derselben.
Merfach wird die bedeutungssphäre eines urlit. Wortes
durch dieselbe eines stammverwanten slavischen Wortes
merklich modifizirt. so heist deti preusslit. nur: legen stellen
sezen; aber zemait. auch: tun, nach dem poln. dziac, daher
geradejas woltäter, piktadejas Übeltäter nach poln. dohrodziej
zlodziej; pardüti (eigentlich nur: vergeben) ist zur bedeu-
tung: verkaufen (woher dann pardavlrnsiS verkauf „gemein
parducke auch parduske^^, zemait. auch parda, z. b. in den
Vilnaerkalendern) wegen poln. pfedac (pfedavac pfedaz) ge-
kommen, ÜS v^ro duti verheiraten wegen poln. m mq£ dac,
isduti dükteri ii£ ko die tochter verheiraten wegen poln. vydac
cdrkq m kogo, dünis abgäbe, zins wegen poln. da'^?, haltä
galvä (weisser köpf) anrede an frauen wegen poln. 6m?o-
glova u. a. einiges ist im verzeichniss selbst bemerkt; doch
muss man sich bei der beurteilung änlicher fälle immer des
eigentümlichen Charakters der litauischen literatur bewusst
bleiben, welcher in einer so sklavischen widergabe auch der
bildlichen ausdrücke und redefiguren des polnischen oder
deutschen Originals bestet, „daß man oft, um die übersezung
verstehen zu können, erst den deutschen oder polnischen
text einsehen muss" (Kursat), vgl. hudavöti im verzeichniss und
künigas in den nachtragen, manchmal beeinflusst z. b. ein
polnisches wort nicht nur die bedeutungssphäre, sondern
auch die äussere gestalt des entsprechenden litauischen Wortes,
s. im verzeichniss unter krälius kninga u. a., kunigäikstis in
den nachtragen.
Brückner, Litu-slav. Studien I. 5
a „veraltete form für o" N,, und, aber — p. wr. klr. a.
aha oder — wr. klr. p. äbo.
äbarä „in preuss. lit. unbekant" N. gehöft — wr. p. ohöra.
abaraSj ahma^s R. wirrgarn — wr. grr. oho^^a p. dbafanek^).
dbatas „in dem Protestant, pr. lit. unbek." N. abt — p. opat.
dbavem kateehism. 1547, dann — p. ahoviem alboviem.
ähaeas „zuweilen dbaias gespr., pr. lit. unbek.'* N. lager —
p. öböz.
abecela abcbuch — p. abecadlo.
ahyda „abydas nicht so gebräuchlich, in pr. lit. unbek." un-
recht — wr. obida.
äb^ininkas gewalttäter ahyditi unrecht tun etc. — wr. öbid-
nik öbizdac.
abrdkas „pr. lit. unbek." gemengtes pferdefutter — wr. obrök
hafer für pferde.
abreskai gekröse memel. G. ^— klr. obri^ki^).
ähroms bild — wr. klr. p. ohrdz^
ahrüsas handtuch — wr. obrüs laken.
adamoska „nur zem." damast — wr. adamd§ka.
adynä s. gadyne.
adnüs s. gadnüs.
agürkas, a^gurkUis gurke — p. ogörek,
advos kaum Syrv. — klr. odva%
*) Nos. „tonkaja verevka v rode bicevki prikrepljaemaja kü lapijamü
dija obertyvmija jeju nogü pri obuvi sverchü onucü"; Linde t. h, v.
obaranki cyli vience ze murköv, strick netz". *) acht lit. lieisst es:
kdgälviei viduriel zdrnos s. Kursat Wtb. i. h, v, *) das « von ddvos
erklärt sich durch anlenung an lit vÖ8 kaum.
- 67 -
aglü aglumi im ganzen — wr. ogül ogulom oguVno.
ajerai kalmus G. — klr. ajer acorus calamus Verchrackij 2
p. 28, wr. jder und javor.
ajstas storch Mik. — grr. aist vgl. Grot Fil. Razisk. 447 flf.
äJcrütas, auch ekrütas schiflf — p. ökrqt.
dktdva der achte tag nach einem feste — p. oktdva wr.
ebenso (aus dem lateinischen).
akvdta zem. munterkeit — wr. p. ochota; zem. auch achai-
livas munter vergnügt — p. wr. ochotUvyj.
aladzios zem. klösse in öl — grr. öladja wr. ladka.
dlasas „bei Ragnit unbek." geschrei — wr. hdlcts und haläs^).
alba katechism. 1547, p. 9, 10, oder „veraltet" K. — p.
wr. klr. alho^).
ale ja R. M., aber — wr. p. klr. ale aber®).
aliSjus öl — wr. olej p. olej.
alyvä oliye, aiyvü medis Ölbaum; alyvas und aiyvä „in manchen
gegenden syringa vulgaris Linn." — p. öliva Ölbaum;
baumöl.
alkierm erker — p. alkier,
alnmzna s. jalmuma,
altörius altar — p. oltar.
alunas alaun — p. alun.
alvas zinn Bd. Qu. — p. olov blei'').
amhiti schelten — wr. MMic klr. hMhyty p. entlent haiMne.
amerqs vergelter Bd. — p. odmiefac.
ande am anu§e anke mädchennamen — vgl. p. a/Mza klr.
hafia harnisa hanka.
anialas engel — p. aniol^)
angis ongis ehemals Dovkont — p. ongi.
*) poln. haias ist wegen seines anlautenden h als entlent aus dem klr.
oder wr. anzusehen MiklosiC i p. 478, 6. *) lit. heisst es arbä, •) gegenüber
acht lit. bet, vgl. Kursat § 1631 u.D.lit. wtb.p.6. '^) lituslavisch nach
Fick ii 520, leider ist es nur. durch Bd. und Qu. belegt, deren angaben
man nie trauen darf. •) komt in der form nur im katech. von 1547
und in zem. Schriften vor; Kursat gibt ängelas (a. d. deutschen) an.
5*
— 68 —
atis anä er — wr. p. klr. on ona^).
an0aSf an^sas memelisch (a. d. deutschen ?) anies — p. any^.
anukas enkel Bd. Syrv. anunas R. M. fälschlich — klr. onük ^®).
apcorius s. avöorius.
apeka Syrv. »in pr. lit. schwerlich bekant« schütz — p.
opieka.
apekunas Vormund — p. cpiekun.
apierh opfer — p. oßa/ra^^).
apolkä und apdlka »nicht überall bekant« futterschwinge —
p. opalka.
aptykä und aptiekä, aptilkorius aptiekarka apotheke etc. —
p. apteka aptekaf aptekarka,
arhatä iee zem. — p. herbata.
arcavoti Jusk. p. 31 springen vom pferde gesagt — wr. har-
4
coväö.
o/relka zem. brantwein — wr. horSlka; vgl. unten orikelis.
arendorius s. randorim,
argonai s. vargönai.
arküsas zem. »auch arkusas avkuzas arku^as geschr.« bogen
papier — p. arkm,
arudas »um Ragnit, arödas seltener, aröda getraideverschlag
kästen — wr. arud ,^aseka" Öejn.
asahä zem. person — p. wr. osöha.
asäblyvas persönlich — p. wr. osöblivyj abgesondert und ab-
sonderlich.
asaladitas s. sdkiditi.
asetras stör M. — klr. osetr.
•) wärend lit. afls anä immer auf eine weiter entfernte person
hinweist, wird orls anä „ii^ memelischen und in einigen zemait. gegen
den" (Kursat § 1303), so im dialekt von AnyksCei (vgl. Schleicher Do-
naleitis p. 335) für lit. jla er gebraucht, weil russisch und pohlisch
den nominat. i ebenfalls durch on ersezen. ^^) „lit. anukas entlent
aus dem slav." Fick ii 300, aber p. 515 siet er es wider als nicht-
entlent an. ") afierä im zem. oft, z. b. aüorius duchavnas arba
afieravone kveparcio Vilniui 1802, afieravoti §yrv. P. S. p. 151 u. a.
— 69 —
äsilas, im katech. 1547 asilas p. 11, 5 esel — klr. osel p.
osiol ^2).
äsfanka zem. ätstankas „ungebr." Vorrat rest astanklngas
der V. hat Schleicher — p. cstanek wr. ostdnok rest
überschuss; vgl. unten stänka,
atkonice Syrv. gewebe — p. tkanka, tkanica?
aflagas und atlakas dröschacker — p. odlög,
ätlosas Ness. lieder p. 147 atlas — p. aüas.
dtpuskas zem. ablass — p. odjmst
atvoznas kün verwegen — p. odvazny ^^).
avcorius auch apcorius schäfer — p. ovcar^ wr. ovcar^ ^*).
azdaha schmuck zem. — p. ozdöba,
asn/Cfce und azn. malzdarre — p. ozdimAa {„vyraz davny,
dMs slodovnia^' Kolberg viii p. 315).
az aza bis, bis daß — p. az^%
häbkas, hapka Qu. lorbeere — p. hohki ^^).
backä fass — klr. boöka.
hagötds reich, iagöcius ein reicher, hagotyrus ser reich, hagotiti,
reich machen , nebägas . „nabägas gewönlicher" armer
elender — wr. hohatyj p. hogac wr. hohatyr klr. hahatyr
wr. hohaclc p. niehoga^'^.
bajöras edelmann — wr. klr. hojar^^).
hakdlorius Vorsänger Qu. — p. hakaZaf Schulmeister u. a.
ialamütas betrüger, ausschweifender, balamütyti betrügen —
wr. halomüt p. hailanmcic.
halanä, fälschlich balamä M. splint — klr. bolona p. Mona.
") lituslav, nach Fick 522, schon aus kulturgeschichtlichen anzeichen
unwarscheinlich, vgl. Hehn p. 422 sq. ") von Nesselm. zu lit. voziti
verlangen gestellt, dagegen sträubt sich die bedeutung des wortes.
**) acht lit. heisst er avininkas, ") Kursat kennt nur iki und köl;
Schleicher gramm. p. 334 : es ist nicht mer gebräuchlich. *•) lituslav.
nach Fick 615. aus kulturhistorischen gründen unmöglich. ") daß
bagötas entlent ist, hat schon J. Schmidt eingesehen; die obigen in
form und bedeutung sich so deckenden belege, bes. hagotyrus be-
weisen die richtigkeit diser Vermutung. ") freilich wr. und klr. heute
nur noch in liedern, besonders hochzeitsgesängen gebräuchlich.
— 70 —
lalankä fensterscheibe Syrv. — wr. holönha.
hälavötis toben, sich schlecht auffüren Schleicher — wr. p.
bdlovdc prassen.
balhiirim barbier (auch iarhejus) — p. halhief.
haltramejus halsys baltras taufnamen — p. hartlomiej hlalej ^®).
lalvönas götze — wr. bolvdn.
bandä heerde, proflt — wr. bdnda und bonda ^®).
baranka mutze von lämmerfellen — wr, bardnok lämmerfell.
barav^Jcas, baravike Bd. Steinpilz — wr. borovik boletus b(h
vinus 2^).
barböra barböras kurze lederne peitsche — klr. barbara Zak-
revskij bajbara Levceiiko i. v, knutU.
barönas hammel — wr. bardn^^).
barsükas dachs zem. barsiukas Wildschwein eher G. (sie!) —
p. borsuk dachs.
barstis rote rübe, baräöiai gesäuerte rote rüben, ein gericht —
wr. barsö und borsö^^).
bartininkas bienenwärter R. M. — klr. bortnyk,
bartys plural. bienenstock G. — klr. bort\
") besonders in eigennamen erlaubt sich der Litauer ser starke
Verstümmelungen, wie ; Klpcis aus Christoph, Dövas aus David u. a.
(vgl. Kursat § 372) was aus dem täglichen gebrauche sich hinlänglich
erklärt. *®) von Fielet (Origin. Jndoeurop. ii p. 40) rürt die Zusam-
menstellung desselben mit skr. bandhu her. Bezzenberger vergleicht
allerdings altlit bendaa nüzlich (katech. 6, 8) preuss. enbändan unnüz
(?, preuss. en- = un-?). wr. bdnda (entlent aus dem deutschen durchs
polnische) bedeutet heerde schaar, bönda „im westen, ein ausgedentes
stück land, vysiuzonaja b." Nos. vgl. bei G. bandauti um Ion vieh hüten
bandiMtü hirt bandininks an der kurländischen grenze gebräuchlich,
d. h. wo das lit. vil lettische elemente aufgenommen hat, vgl. lett. banda
bandineks bandotes; wäre nun das wort urlit. so müsste es nach dem
bekanten lett. lautgesetze (lett. röka = lit. rankä) wol böda heissen;
es scheint also entlent zu sein. **) borovik = Silvester, da nun das
lit. ein bor wald nicht kent, so ist baravffkas entlent. **) lituslav. nach
Fick 617. *•) Job. Schmidt Vokal ii p. 18: „Nesselmanns barstis wenn
bewärt, verbietet die anname von entlenung aus dem sla vischen." wo!
kein stichhaltiger grund: aus baHöiai rübengericht wurde barstis rübe
gleichsam abstrahirt, wie aus kvieciel weizen kvietys ein weizenkorn.
— 71 —
bartism, richtiger hardisius hellebarde — p. hardys berdys,
hartkus Schneider — grr. portnoj?
bcmjä färbe Schleicher — p. harva.
bäsas barfuss; bäsius ein barfuss herumgehender; vgl. ias-
köjis basmrcias — p. bosy^^).
bdtas Stiefel — wr. bot, klr. bot öfters in den Zapiski Kulisa.
batis und batuMs Rhesa dainos p. 74 — klr. baf bat'ko vater ^*).
batvynys und baövynys rote ruhe — wr. botvina und bocvinka
beta cicla.
bavilna bäum wolle „mn Ragnit" — p. baveina^^).
bavolas büffel Bd. — wr. bdvol.
bäzyti beteuern, schwören — klr. boSytysa grr. boiitisja wr.
bozacca.
baSni/ce kirche — p. boznica, heute: Synagoge.
baika fabel märchen zem. — p. bajka.
biedä not, biSdnas armselig, biedutis armseliger mensch, biid-
Hus armer wicht — wr. bSda bSdnyj p. bieda Uedak'^^).
besas teufel, euphemistisch — p. bies.
besogai ränzel feileisen M. — klr. besahy bei Zakrevskij.
bestija bestie — p. bes^a a. d. latein.
bezas bezdas holunder — p. bez^'^),
bezdönis bezdziöne u. s. w. bezdäiankä die gewönlichste form,
aflfe — grr. obezUjatia^^).
«*) lituslavisch nach Fick 618; „villeicht entlent" Schleicher Dona-
leitis-Glossar i. h. v. ^•) bei Rhesa lautet dervers: ai batibaty batuzi
mano perleisk man tavo mergytq (bei Nessl. lieder p. 153) o vater vater,
mein Väterchen, überlass mir u. s. w. ? ") KurSat nent nur den germa-
nismus bümbtUe dafür. ^^) wäre das wort ursprünglich, so müsste es
boda oder bada lauten, vgl. bädas hungersnot, wärend im slav. e = ä
ist, wie ja bekanntlich öfters; an diser vokalfärbimg nimmt das lit. in
urverwanten Worten keinen anteil, vgl. o. s. 30. *') Kursat fürt für
syringa vulgaris: alyvas und für sambucus nigra nur Seimedia an
28) mit disem angeblich urlit. bezdziöne, ebenso mit dem von Öyrvid ge-
bildeten Jcupranugaria für kameel, mit liütaa für löwe u. ä. ist von
polnischen geschichtschreibern, besonders von Narbutt, bei der beant-
wortung der frage über herkunft der Litauer ser vil missbrauch getrie-
ben worden. Miklosiß fremdw. i. h. v. wies die entlenung nach.
— 72 —
lezlepyce posseri, hezlepytis ein tunichtgut — wr. bezlepica
zoten, taugenichts.
heeminas schnellwage — klr. hezmen Partyckij p. przezmian
(d. i. one Wechsel, Kolberg v p. 319).
biblija hihle zem. bibel — p. biblja^^).
büe- irgend — p. byle wr. byVib^^).
birkals birTcavas schififspfund — grr. berkovecä,
bisünas Ragnit bizünas, bezunas G. kurze peitsche — wr. klr.
p. Uzün,
bladystai s. pladystas,
blednas mager dürre vom boden pabledqs dass. — klr. blidnyj,
grr. bUdnyj, wr. bUdyj blass?
bleivas blei weiss — klr. blejvas^^).
blekai s. pleJcai.
bleScöti flimmern Syrv. — wr. bliscec p. blysdec^^).
blynai melspeise — klr. blyn.
biogas schwach schlecht — klr. blahyj p. blahi.
blovest4S der tag Maria Verkündigung Prökuls, bloviescim zem.
25. märz — klr. bldhoviScje dass. wr. blahovöSc.
blöznas schelm schalk — wr. etc. Udzen.
blüda torheit, blüdas narr — klr. bind p. blqd Irrtum.
blüditi umherschwärmen, pabludifi irre gehen — klr. bludyty
p. blqdiic.
bliüdas Schüssel — klr. bljudo.
bluJcavöti Schleicher (lit. leseb. p. 246) — klr. wr. bluhdcca
p. blqkac siq^^),
blüznyti lästern, bluznilrius lästerer — p. bluznic bluznief.
") h'jheUs „um Ragnit" ist aus dem deutschen bibel entlent. •®) Kur-
sat § 989: wird zur bezeichnung der unbestimtheit pronominibus
und adverbiis tonlos vorgesezt: bilekäa irgend wer ^ poln. hylekto u. a.
die entlenung ist nur zu deutlich, denn in poln. byle steckt bekantlich
der aorist von hyti sein. •*) der germanismus dafür ist bljvita. •*) im
lit. ist sonst nur blisk- blizg- vertreten. ") gehört hierher auch
blukunas Schleicher Qu. d. i. umherirrer gebildet wie tekunas be-
günas ?
— 73 —
böha altes weib — wr. klr. grr. p. baha; höba grossmutter
zem. — wr. haha, gew. hahJca; hobele amboss auf dem
dg;- Schnitter die sense klopft — wr. bahka „nakovalenJca
*^ na kotoroj klepljutU kosu'^ Nosov. p. 10, nr. 7^*).
bocitis greis grossvater Dovkont b. G. — wr. baca vater, vgl.
oben hati.
bögnas fichtenbruch — wr. bdhna klr. bahno morast^^).
bokstas türm zem. — wr. baksta, auch klr. baksta bei Za-
krevskij.
hone grapen Qu. bonke irdener krug — p. bana haMa.
borvikai immergrün — p. bärvinek,
hostras bostrükas bostarka bastard — wr. bastrjä bajstrük
klr. hajstrja bajstrjuk.
botägas „votägas Memel.** peitsche — klr. batöh^^),
boviti, gewönlich bovitis, die zeit hinbringen, spielen zem. und
memel. — wr. bävic hdvicca.
bovikas s. vobikas,
hovilne s. bavilne.
hran0i rauben plündern — wr. p. brönic verweren^*^)?
bravoras brauerei Syi'v. — p. brovar.
brede bredne neckerei, bredyti necken — p. wr. bredifiä bredzic.
bresceti belfern — wr. brechdc oder p. vfescec kreischen?
hrlkas brtka Schleicher, lastwagen — p. bryka.
hrilus hut zem. — wr. klr. bryV hryljok,
britonas grosser bauernhund — wr. brithn p. hrytan,
britvh rasirmesser Ragnit Russ — wr. klr. britva.
bröga bragen — wr. klr. brdha,
brökas feler — p. brak
'*) lituslavisch nach Flck 615; dagegen vgl. Bielenstein lett. spräche i
p. 467 und Schleicher Donaleitis-glossar i. h. v., vgl. auch praboba
urgrossmutter zem. = p. prababa u. a. ••) lituslavisch nach Geitler
p. 62. ••) bötkotis peitschenstiel ist eine Verstümmelung aus botagJcotiSy
wie oft im ersten teile von Zusammensetzungen, vgl. einleit. p. 63.
»') nach J. Schmidt Vokal ii p. 125, doch stimmen die bedeutungen
nicht recht.
— 74 —
broma bromas tor zem. — p. brama ^^).
brone weiblicher vorname — p. brona,
brostva brüderschaft — p. bractvo^%
brukas „brugis am Russ" Steinpflaster — p. bruk.
bukas s. bukas»
bübnas bubnä trommel, durch dissimilation bügnas Ragnit
Laukisken, durch Umstellung bunga, bungas müsti trom-
melschlagen Memel G. bübivyti bügnyti trommeln bubnir
ninkas (bubelninkas Öyrv. gebildet wie ktipc'elninkas
handelsmann) — wr. btthnlc klr. bubeA bvibcyh. bubnyk
bvbnyty bqben bqbnic,
bvhlos backwerk — klr. wr. bublik^^),
budä bude — p. wr. klr. büda.
budavöti bauen — p. bttdovac^^).
buditi räuchern — klr. vudyty, aber budlenyca rauchfleisch
Zakrevskij vudka Partyckij p. vqd£ic.
bukas rordommel Syrv. — klr. etc. buk^^).
bukas holunder M. buxbaum buche holunder Bd. buka buche
R. — p. buk^^).
••) besonders auf büchertiteln, vgl. Broma atverta ing viecnasti von
K. Michael OlSevski Vilno 1799 und 1824. »») ebenfalls oft auf bücher-
titeln, vgl. Kninga luozapa sventa apei visokias brostvas (um 1749
auf erlaubniss des bischofs Horaim gedruckt) oder: Jmingele aprasante
brostva patnoksiakrikscioniska etc. (im auftrage des bischofs Lopaciiiski
aus dem poln. übersezt Vilno 1773) u. a. bei Kamertoni. 1. iii222sqq.
das lit. wort dafür ist brölyste oder draugyste, *®) ist auch bubiti
schlagen prügeln hieher als entlent zu stellen? **) Narbutt 1. 1. i, h. v.
„bei den Litauern hiess der gott der sauren speisen ragutis [d. i. wol raugu-
tis], der der süssen bublos oder bubilos^^ (!) auch bei Lasicki de diis Samo-
gitarum etc. komt bubulis in diser bedeutung vor. es ist diß ein krasses
missverständniss, wenn nicht absichtliche entstellung, eine derzallosen,
die das gebiet der lit. mythologie nun schon seit drei jarhunderten
unsicher machen. **) pabudavötis sich erbauen, erbaut werden im reli-
giösen sinne ist ein germanismus; freilich ist auch poln. zbudovac siq,
byc zbudovamjm in demselben sinne gebräuchlich. *•) nach Ness. Thesau-
rus p. 31 und Mikuckij ist dukas lit. Wtb. p. 148 ein druckfeler. **) „in
der lebenden spräche habe ich das wort nicht ermittelt.** acht lit. heisst
die buche skroblüs.
— 75 —
hiketelis bluniensträusschen Ness. lieder p. 225. — p. hukiet
huMogas tonne zem. — klr. hoMah, wr. biklaga, p. buMak.
büksos, büksvos hosen — p. mazur. buksy^^).
bulbe, bulvis in pr. lit. ganz unbek., kartoflfel — wr. büVba,
bumbalas eiserner knöpf am peitschenende G. — p. bqbel.
bumbüas bambilas bobüas der verheiratete bursch „kqtnik^''
(Lelevei 1. 1.) — p* wr. bobyl'.
büras grau — klr. etc. büryj rötlich grau?
buris regenschauer — klr. etc. bürja^^).
burka filzmantel — p. klr. burka.
burkantai Syrv. barkunas Fort. p. 90 — grr. barkunu pastinak.
burlökas ein russischer oder polnischer herr Ragnit — wr. klr.
hji/rlhk herumzieher, lümmel u. ä., cf. lett. bwrlaka.
btirmtstras bürgermeister — p. bwrmistf.
buröka borago officindlis — p. burak rote rübe.
burökas art roter rüben s. d. vorherg.
bus'elas busüas, bticilas am Niemen G. storch — wr. klr. bmel\
butelke Keleivis 1875 p. 114 fläschchen — p. buielka.
bullös chaerophyllmn silvestre — klr. bylo, bylje bylynka
bylysko bei Zegota Pauli Volkslieder, wr. bylU grashalme,
stoppeln.
buiU kartoffel zem. cf. bulbe.
buinus üppig — p. etc. bujny,
buüis gegenwart existenz Syrv. — p. byt, pribuitis anwesen-
heit, nepribuitis abwesenheit Syrv. pribuitis residenz einer
hohen herrschaft Syrv. — p. przybytek bes. residenz
gottes *'').
ceceU kinderspielzeug Syrv. — p. caco cacko.
**) oder ist diß lit. wort direkt aus dem plattdeutschen büchse ent-
lent? *•) lituslavisch nach Fick 620. zu beachten ist, das slav. u =
au in ursprünglich lit. Wörtern ist. *'') Schleicher gramm. p. 60:
„von der lit. {/^bü-ti können dise worte nicht wol abgeleitet sein, da
sie in disem falle butis pributis (vgl. piütis u. a.) heissen würden." nicht
beachtet von Geitler p. 49. der umstand, daß sie nur aus §yrv. be-
legbar sind und mit den entsprechenden polnischen wörtem sich all-
zuser in der bedeutung decken, nötigt zur anname einer entlenung.
— 76 —
ciecorius, ci'esorius zem. „sonst gew. helzeris^' K. — p. cesaf
kaiser.
ciSlas memelisch, sonst ciUiis ganz — wr. celyj,
ciilius^ auch HUius ciUis mal, zeichen, ziel deliuti zielen — p.cd,
ceta, auch seta buckel, knöpf Syrv. — klr. cata p. cqtka.
cetas gerade ceta leka paar oder unpaar, ein Wettspiel —
p. cet, cet cy liSka dass.
cibukas, cino dbükelis Juskev. p. 46 mundstück an der ta-
bakspfeife — p. cybmh pfeifenror mit d. mundstück.
dbüle dlnUis zwiebel — wr. cyhülja.
dgonas zigeuner — wr. cyhdn.
dnibolas, auch dmbalds und dmbelis — wr. cymbdly eine
zimbel.
dnamamas zimmet — p. cynarnon.
dt! still! — p. cyt.
cytara eine zither Syrv. — p. cytra.
cytryna zitrone — p. cytryna.
cölas zoll, „gewönhcher cdZis" — p. cah
aiatä tugend cnatlyvas tugendhaft cnaüyvyste etc. — p. (daraus
wr. entlent) cnöta cnoüivy motlivosc.
cüdas „gew. ctidnas^^ wunder, öudnas wunderbar cüditis sich
wundem — p. cwd cudny, wr. klr. cwd ctido cudnyj cud-
zicca.
dfkorius dakurys zucker — p. cukier.
carnylas auch öemylas schusterschwärze — klr. cornylo, wr.
cernüo^^).
camhnyges carnaknyges zauberbuch, öarnininkas zauberer —
p. carnöksiqznik etc.
diaftas teufel — wr. klr. cort, p. cart
cebdtas polnischer stiefel, cebatöriits stiefelmacher — wr. d'ebot,
pl. ceboty; cebotdr.
cecka, s. cycka.
**) hieher gehört warscheinlich auch: cema böba alte vettel d. i.
schwarzes weih.
- 77 -
ciHyti schonen sparen — wr. scad^ic.
öenikei cekinei s. ciasnäkas,
ciekis, cieklis Qu. zeichen — p. cech cecha, ciekiuti zeichnen —
p. cechovac,
ciSlas s. d^s.
celedininkas waflfenträger Qu. — p. celadnik gesell, hülfs-
arbeiter.
diSlius s. cillius,
cemerijcei cemerei, auch öimerei heUeboras albus Syrv. gentiana
rubra — klr. cemeryca.
cene, cenis und cenus pensum, cenavoti schätzen taxiren —
p. cena preis cenic.
ciSpas Pfropfreis, ciSpyti pfropfen — p. scep Scepic,
cepcus weiberhaube — wr. cepec.
öeplyce warmes bad — p. deplice,
ceprönas safran — p. safran.
cerai Zauberei, cerininkas Zauberer — wr. cdry carovnik.
derlslas öeriäslas lederner geldgürtel — klr. cereslo p. tfoslo.
cerepakas Schildkröte zem. — klr. cerepacha Sumpfschildkröte
Verchrackij 2 p. 17.
ceresna kirschenart — klr. ceresiki, p. (entlent) ceres'ha^ sonst
tfes'fia.
cerga reihe Mikuckij — wr. klr. cerhä, cerhöju reihenweise.
derka schaale — wr. p. cärka,
cerna bobä s. camylas.
cemückas ornifhogalum luteum — p. cerAuSka'i
cerpe Ofenkachel — wr. klr. cerep hes, topfscherbe.
certablake ein kraut M. — klr. certopoloch eryngium planum? ^^).
cerukai s. remkai.
öerulninkas barbier zem. — p. cyrulik.
ciSsas zeit — wr. p. klr. cas^^^).
*•) wegen seiner Zauberkräfte im volke berümt. *^^) „für das grös-
sere alter von altbulg. cisU neben casü kann lit. ctjfsas" (Schleicher
comp. 116) nichts beweisen, da es nicht aus dem altbulg. entlent ist.
~ 78 —
cesnäkas arba kaip Jciti istar seSnagas (Keleivlsex 1875 nr. 30
p. 122) siSnakas Dovkont knoblauch, cekinei Qu. ienikei
Bd. prieslauch? — klr. casnyk^%
destis ere, öhtlyvas und cestlybas erbar, cestnmgas erbar, ces-
tavöti bewirten etc. — wr. cesc ere, öesnyj erbar,
cestovdc bewirten, klr. öesf; auch desnls gastmal u. a.
necistis Unglück M. s. unter necistis.
öietra s. sietra.
cetuU tante Syrv. — p. ciotula^^).
öetvergas donnerstag Tilsit — klr. cetver^ wr. cecver und decver,
gt. öecverhd,
cetvertis viertel — klr. cetverf viertel, wr. öecvertyj der vierte.
ceverykas schuh zem. — klr. derev^k,
cycka cyckas, auch ^ecka tannenapfel — klr. syska.
6yras rein lauter — klr. Scyryj p. scery,
castus rein sauber — p. klr. cystyj, cystata reinlichkeit
cystatas zem. Jusk. p. 20, c^Scius fegefeuer c'^styti rei-
nigen — p. öystota cysdec fegefeuer öyscic.
cytas giebel — p. S^yt.
cizma socke, cuzmas pantoflfel — p. cizmy pantoffeln.
ciöbras, gew. pl. t. öiohrai pfeflferkraut — wr. cdbör satweja
hortensis,
öudas öuänas s. cudas,
cuinets fleissig R. M. — p. wr. cujny wachsam.
culka strumpf socke — klr. öulka.
ciupr^ne, ciwpr^nas Bd. haarschopf — wr. cwjpnwa, klr.
Sv/pryna,
cüras unbedeutend, subst. kleiner dienstjunge, §urai tross ge-
folge — p. cm-a dass. dury (pl.) tross.
cuslai Zauberei G. — p. gmla^^).
duze, sonst guze reisegöttin der alten litauer M. — wr. klr.
cuzyj fremd ^^),
***) Gurtius grz. p. 476: „doppelformen bilden sich für fremdwörter
am leichtesten." **) acht litauisch heisst es tetä tetüle **) schon von
Schleicher (Lituanica, Sitzungsberichte der k. akademie der wiss. philos.
- 79 —
cvertis, öviriis, svertas Meniel viertel — p. cvierc, klr. cvert^
wr. cverc.
cvoliti eren Qu. s. kvolüi.
da s. do und kapitel ii s.
daha art weise Charakter G. doha Mikuckij — wr. döha,
dachadas katechism. 1547 p. 22, 23 dakddas zem. einkommen —
p. dochod,
dainyce topf — p. donica,
dakucoti auslachen Qu. — wr. p. dökucdc belästigen.
dambras brummeisen — grr. domhra bei Grot Filologic. Ra-
ziskanija p. 65 vgl. domrä bei Dal.
danelis dammhirsch Tauroggen — p. danid elennhirsch.
ddnskas und ddnckas, auch dänska danzig — p. gdansk.
darmai daremnai umsonst — p. darmo daremnie,
dastaind würdiglich — p. dostojnk.
dastötkas hinlänglicher Vorrat — p. dostatek,
davddas beweis Zusammenhang, davddnas ausfürlich, davädßi
anordnen — p. dovöd beweis dovod£ic,
debesylas, debesynas Bd. Qu. wol irrtümlich, symphytum offi-
cinale — grr. devesü aus devjatisü vgl. p. d^eviqsü und
Miklos. lexicon p. xxii ad p. 158 '^^*').
dekavone seltener: dekä dank, deklngas dankbar, deking^ste
dSkavoti — klr. djaka^^).
demijons thymian Fort. 150 p. — grr. termjanü, p. tymjan.
desetine kirchenzehent zem. desetkas desetka anzal von zehn
desetkä duzend „veraltet, gew. dücas'*' K., deekcas dass. N.
zem. desetininkas Bd. desetinks M. desetkininkas an-
bist, klasse, b. ix p. 103) als aus dem slaviscben entlent angesehen, oder
ist czuslai nur druckfeler und identisch mit §yrv. custai blendwerk?
ä^^b) da die Litauer nach Mikuckij iii 176 die blätter dieser pflanze
zum beschwören der regenwolken gebrauchen, kann das b von debesylas
als an debesla wölke volksetymologisch angelent betrachtet werden.
*') ist auch das adverbiell gebrauchte dekui dank! als aus wr. d^jäkuj
entlent zu betrachten? — ganz verfeit ist es, wenn Fick ii 740 eine
prusolettische grundform denka denkautvei aufstellt (!).
— 80 —
fürer von zehn mann — vvr. dzesatka klr. desatyna deSatJca
desainyk **).
deSka backtrog — wr. dz6zka,
dUzS büchse futteral, gelte — wr. dz^zd trog.
devym neun, lettisch devviM^*^).
dyla pranger — p. plur. tant. dyby.
didke kleine geldmünze? Jusk. p. 21 — p. dttdek zwei-
kreuzerstück.
dykas wild — klr. dykyj,
diktavöti diktiren Fort. p. 180 — p. dyktovac.
dimkas zwiebelgattung, zu Setzlingen den winter hindurch
aufbewart — klr. plur. d^mki Verchrackij 2 p. 28: tu
cyhdju vyhudSujuf v mi§kach nad pedeju ^^).
dyne kürbis Syrv. — p. dynia.
dirti schinden Qu., nudirtas geschunden Qu. Öyrv. — wr.
dzerd klr. derty ^®)
dirsä trespe^'')
dysel^s deichsei Ragnit — p. dySel oder germ.?
dpvas wunder gew. pl. d^vai^ d^vnas wunderbar (d^vinas
Kursat, dimnas bei Fort. p. 212 nurdruckfeler?) d^vitis
sich wundern, divagoties G.; padyva Verwunderung — wr.
dziv und dzivo dzivnyj dzivicca^^).
do in do daugiaüs um so mer, manchmal blos expletiv G.
**) acht lit. heisst es deiimtine desimtinikas. ^^^) können ir d für n
(vgl. preuss. wmni« neunter) slavischem einfluss verdanken, nach einer
Vermutung prof. Leskien's. **) das klr. wort ist abgeleitet von dym
rauch; acht lit. müsste diß wort wegen dümai rauch dumkai heissen.
••) lituslavisch nach Fick 580, wäre es nur besser belegt! Kursat z. b.
fürt es nie an. •') Job. Schmidt voc. ii p* 86: „wenn dirsä zu grr.
dereza robinia frutescens gehört, kann es nur aus dem slavischen ent-
lent sein", doch ist diß eben fraglich, damit hängt durch entlenung
wr. fvlrsa weizenunkraut, hirsovataja psenica, zusammen; auch poln.
lit. dyrsa ist daraus entlent, s. d. nachtrage. •*) Fick 585: „das lit.
wort kann aus d. slav. entlent sein." bestätigt wird dise anname durch
die allzugrosse Übereinstimmung der bedeutungen, vgl. padyviti übel
nemen = wr. podzivic „prinjatl v chtidi^u storonu^^ Nos.
- 81 -^
da als bedeutungsloses flickwort im zem. gebr. N. —
wr. klr. da und.
dobai, dubai gerberlohe, auch im sing. gebr. — klr. dub,
dovyti umherjagend abquälen — klr. davyty^%
d/raska geleftne eisenschuppe Syrv. — klr. drosJca schuppe
Splitter.
dratmis von drat — wr. drot dröiovyj.
drehnus klein Fort. p. 106 — p. drohny.
drigantas hengst, dragdntas Schleicher — p. dialekt. drygant
„ogier'' (Kolberg viii p. 330).
dronyce dünnes brett — p. dranica,
drickorius drukavöti buchdrucker u. s. w. -^ p. drukaf dru-
kovac.
dübas, dübos Kursat, s. u. dobai,
duda hirtenhorn — wr. klr. dudä,
duchas und dukas geist, duchauruis und duk. geistlich „in
pr. lit. veraltet" — p. dtjcch duchovny ®®).
dukas rordommel s. bukas,
dükas übler geruch „am hafif" — p. dttchj^).
dula birne Syrv. — wr. klr. p. düld^^),
dumä sinn vorhaben, dumas das trachten, dumöti meinen,
dumcius klügling, rat — wr. duma, klr. dumäty, dumec
rat«2j.
dunaje flussname, dunajeU in liedern — klr. dunaj, wr. du-
najka flüsschen bei Vitebsk*^).
*») lituslav. nach Fick 585. an entlenung hat schon Schleicher
Donaleitis-glossar i. h. v. gedacht. •") lit. ch ist ausser aus neueren zem.
Schriften auch aus dem katech. 1547 und der forma chrikst. 1559 belegbar.
dukas übler geruch ist wegen seines k als entlent anzusehen (ächtlit.
heisst es sudus^s oder pridvesqs)^ ebenso dwse^ wegen seines i gegenüber
ächtlit. dausä. ebenso jezt Fick p. 586, wärend er es in der 2. aufl. 581
als lituslav. angefürt hatte. •*) hieher auch dullnis gepfropfter bäum
Qu. d. i. gepfropfter veredelter birnbaum? •*) nach Miklos. fremdw.
p. 85 ist auch das slav. wort entlent. ••) wie dunajj bes. in klr. Volks-
liedern, geradezu zur bedeutung: fluss, wasser überhaupt gekommen ist,
darüber s. Jagi6 archiv f. slav. phil. i 299 — 333; über die entlenung
dises namens durchs gotische aus dem celtischen s. Müllenhof 1. 1. 290— 298.
Brückner, Litu-slay. Studien I. 6
— 82 —
dupkus der bube im kartenspiel — p. dupaky Kolberg viii
p. 306: „niSnik cervienny v kartacW".
dufnas närrisch — wr. klr. dumpj p. durny.
dufnius tor, dtt/rnuti rasen — p. durevi,
dtAäe" see\e — p. dma^^).
dü^as feit feist „polonismus" Kursat D.-lit. Wtb. i p. 434 —
wr. düMj stark hart kräftig.
deola dzolas kanone Bd. — p. dzialo.
ei^e! behüte! — p. klr. eße?
ekas s. jekas.
ekrutds s. äkrutas.
elmuzna s. jalnmzna.
EfndrSjus Andreas — . p. J^dfej.
enkamtas s. inkausias.
erbos wappen M. Bd. Qu. — p. herb.
ermideris zem. armidaris Mikuckij lärm — wr. klr. harmider.
erzdu erzdinu knurre, vom hunde N., erzinu erzdinu reize
Schleicher erzinimas das reizen Vilnaer kalender von
1862 arza streit hader Mik. — wr. erzac jorzac zu-
dringlich werden, reizen necken erza erzun.
etmonas anfürer — klr. hetmatL
is pvrm gadu vom anfang Bd. enthält das russ. godü jar ;
wörtlich: seit den erst-jaren, vgl. lett. gads.
gadas Vereinigung Bd. Qu. gadyti ein übereinkommen treffen
zem. wohin zielen zem. gädyüs zutreffen sich ereignen
sich schicken; pagadä günstiges wetter; friede R. nepa-
gada und nepagadas ungünstiges wetter, pagaditis sich
aufklären, prigada und prigadas Unfall, smigadyti sich
versönen — wr. hodzic übereinkommen treffen, p. godzic
wohin zielen; wr. hodzicca sich ereignen; sich schicken;
pöhoda nepohoda pohödzicca sich aufklären, poJuidlivyj
günstig vom wetter = lit. pagadlyvas daß., prihoda Unfall,
zhodzicca sich versönen u. a. ®*).
•♦) lituslavisch nach Fick 546; wegen der einander all zu ser decken-
den bedeutungen schwerlich richtig.
- 83 —
gadyna adyna stunde zem. („dafür ziemlich allgemein stiin-
das aus dem deutschen" N.) „zeitmoment pr. lit." (Kur-
sat § 1559) — wr. hodßina stunde, zeit.
gadnüs geeignet „wenig gebr." K. gddnds brauchbar, würdig
— • wr. hödnyj „sposöbnyj; dostojnyf'.
gagcUas ostlit., gaigalas enterich — klr. hohoV anas clangula
Verehr. 2, 8.«5).
gaizes Qu. s. goces?
galatä betrüger R. M. — wr. klr. p. (entlent) holöta lum-
penpack.
gansorius töpfer G. — wr. honcar',
ganstus dicht G. — p. gqsty.
garsüs böse R. M. — p. gorsy ärger?
garborius gerber — p. garhaf,
gacpadä und gaspadä gasthaus — wr. hospöda,
gacpadöritts hauswirt, gacpadine hausfrau, „niemals gastwirt,
also auch nicht von gaspadä, wie es Schleicher meint*'
K. — wr. hospodär^ hospod^nja,
gätavas bereit, gatävyti bereiten fertigen — wr. hotovyj ha-
tovdc.
gaveti fasten „veraltet", püsgavenes mittfasten K., gavSnios
fastenzeit ü^gavenes fastnacht — klr. hovity,
gaura zem. s. Tcawirä,
gemyne gemeinde — p. gmina^%
ginta gintavotas s. gvintavotas,
glodena glodine blindschleiche — klr. Madyna hladün Ma-
dunka Verchrackij •'').
•*) „storch" gibt G. irrtümlich an, denn mit zelzinas enterich (s. d.)
identifizirt es JuSk. p. 41. ••) für entlenung a. d. slav., nicht direkt
a. d. deutschen spricht sich Miklosiö christliche terminologie aus. •^) lit.
heisst die blindschleiche sraigis (d. i. die schuppige, sriegas schuppe
und sriegutas); zu gelezlne (angls) vgl. klr. zeliznyca midjaivyca Verehr.;
aklöji angls ist villeicht dem deutschen (oder auch dem slav.) nach-
gebildet?
- 84 —
glumas betäubniss G. glumas arit jö uiejo = wr. hium na
cebe napau •®).
gliüpas dumm — wr. Mupyj,
gluSokas glos. glu£. „Tauroggen" gluzünas „Wilkischken" auer-
han — wr. Mmdk taub, hlmec auerhan ^*).
gnev^ti gnevöti und gnebyti gneboti necken kränken — wr.
hnivic ärgern.
gniüsas gew. pl t. Ungeziefer — grr. gnjtis,
goces lange hosen Bd., gaiees unlerhosen Qu. — p. gade
Unterhosen.
göda lob ere, godöti preisen zem. — wr. hadäc sprechen?
godym blindschleiche Bd. — wr. hddzina p. gadzina schlänge.
godpi godöti erraten Syrv. dasigodoti daß. — wr. hddäc er-
raten klr. döhadyvaüa daß.'®).
gojas gqjtis hain zem. — wr. haj p. gqj (altlit. elkas), ^
gonSakas Jagdhund Tauroggen — p. gofiiy goificah
goniti beschimpfen Vilnaer kalender 1861 — p. ganic tadeln
gonkas gang — p. ganek.
gorcKS masstopf zem. — wr. hamec hdrcovyj harcovka,
goslus gauklerisch abergläubisch zem. — p. gusla Zauberei,
guüaf vgl. oben öiislaL
goveda: käs dengs tq govedq vaikü wer wird die menge kin-
der bekleiden N., govada vükü Mik. i 109 — p. gaviedz
schaar, besonders müssige schaar.
gräbas sarg, grab, grabhügel tSyrv., grebas Fort. p. 38 —
klr. hröb sarg p. grob grab ''^).
pagrabas begräbniss, auch pagrebas zem. — p. pogfeb.
grabnyce lichtmesse — p. gromnka.
graiti spielen zem. — p. grac.
grdmzdai gerümpel — wr. hromozdh, grr. grömozd.
••) hieher gehören noch: paglumiti betrügen, sand in die äugen
streuen G. uzglumiti Fort. p. 112, villeicht auch tat jaü mäno gume
„ärgerniss" Bd. ? ? •») ächtlit. heisst er kurtinys, vgl. kurtus kurcius
Lauk. '•) litslav. nach Fick 546. ") lit. slav. nach Fick 556.
\
- 85 —
grdsinti warnen, grastis drohung G., graminti warnen Qu.,
gra^oti drohen G. — p. grozic warnen drohen grozba^
wr. hro^mne, klr. hrozyty.
gratis groschen — p. gros,
graumadas s. gromadas.
grebnas N. lieder p. 35 drell grob v. zeugen — p. zgfebny daß.
grecnas gracnas tüchtig wacker — p. etc. gredny artig.
greda hünerhof Öyrv. — p. grqda balken, auf dem die hüner
sitzen: kura na grqdze vgl. grr. grjada wr. grjddki ta-
bulatum.
griSkas sünde, griUyti sündigen, grilsnas sündig, griekduti
Sünden in der beichte vorhalten — p. grech gresyc gresny.
gr^has gryhe pilz, bes. reizker; griSbas zem. Schleicher, oft
in Zusammensetzung wie sungrybis pikfgrybis pievgrybis
grybludere G. — p. gfyb wr. grib.
gr^kas^ gräkas Öyrv. grykonas Grieche — p. grek.
gnkai buchwaizen — mazur. gryka^ klr., daraus p. entlent
hrecica.
grynice gesindestube R. M. räucherkammer Syrv. grica G.
bäckerei zem. — altruss. grid^nica grid/ha gesindestube.
grivna grivina grivinis grivininkas mark, geldstück — wr.
griviki,
grivmka wagenklaube — grr. grivenka,
grizas darmwinde — wr. gryz grr. gryza p. dialekt. gryz,
grocus Spieler — p. grac,
grödas erdschoUe grödis grodinis dezember grvdis Vilnaer
kal. dass. — p. grtida, grudz&i^ (wr. grüdzei^ selten gebr.)
dezember '^^).
grömiata brief — klr. hramöta (bekantlich aus YQdgJtfJbaza entl.)
gron^öe grenze zem. — p. granica.
grotas grotelis gitter Fort. p. 36 — klr. grata p. kräta.
gruiziti rund schneiden Mikuckij — wr. kruzaP grr. kruzif ?
") lit. slav. nach Fick 555.
— 86 —
grumddas gesellschaft Qu., graumddas Bd., grumodas häufen
M. — wr. gromdda häufe menge; dorfgemeinde.
gruntas grund gruntavrtds gründlich — p. grünt gruntovny.
grme birne „bes. zem." — p. grusa.
gruSkas melklos, gruce brei — wr. grüca gerstenbrei.
«
grüzdas bitterling — grr. gruzd pfeflferschwamm.
gruzlei kleine melkuchen Bd. — p. grussly melklümpchen.
gruzlotas grulotas uneben holperig — klr. hruzlatyj?, vgl.
gruzlovy gruzlovaty Linde.
gubas in dvlgubas zweifach trlgubas dreifach'^**)
gvibyti prellen schlagen Bd. Qu. gvbiti verlieren — wr. huhic
verlieren; beschädigen, zu gründe richten.
güne pferdedecke Syrv. — wr. hüha JiMka.
guzas^ guias M. knöpf buckel drüse guzotas buckelig — wr. klr.
huz huzik huzatyj^ p. guz buckel beule.
guM cf. cuze?
gvaizdiJcas lichtnelke — p. gvozdzik. ''^).
gvintavotas gewunden ginta gintavotas — p. gvinta gmntovany,
gvoltas gewalt gvaltas Syrv. p. 212 gvoltavnas gewaltsam,
gvoUyti gewalt antun — p. gvalt gvcUtovny,
chauturas zem. chalturei Mikuckij ''*).
idas gew. pl. t. idai gewürm — klr. hyd.
72 b) yf\Y^ von Kursat § 1038 „weil im lit. one etymologische verwant-
schaft, fremden Ursprunges" bezichtigt; one grund, \gh preuss, dvigubus
doppelt dvibugüt zweifeln und Fick ii p. 554. '■) lit. slav. nach Fick 563.
wol unmöglich. '*) „begräbniss", bes. häufig finde ich diß wort in
polnischen quellen, z. b. Narbutt 1. 1. der es durch totengeschenke wider-
gibt, von einem chau tod (!!) es ableitend; Lasicki spricht dabei von
einem „fest der blutwürste" (!) Krasevski leitet es von käturioti kitzeln (!)
ab. wr. chovtury das daraus nach S6jn u. a. entlent sein soll (schon
wegen des anlautenden ch schwerlich möglich) bedeutet: begräbniss,
tod, totenmal. trotz sorgfältiger nachfragen unter Kleinrussen habe
ich diß wort nur einmal gehört: chautur bedeute ein kleines brot
vom totenmale, das armen gegeben wird ; to chautur werde auf
unbedeutende dinge angewandt. Mikuckij leitet es von chovatl beer-
digen her; Kotljarevskij (o pogrebatinych obycajachjazyceskich slavjan,
Moskva 1868, p. 24) siet es als entlent a. d. skipetarischen kaltura be-
gräbniss (?) an.
— 87 —
ida Ursache zu etwas schlimmen yc(a laster gebrechen G. —
klr. hydy p. ohyda scheusal, wr. hidko.
tJcrai fischroggen laich — p. klr. iJcra.
imberas ingver — p. inibier.
ynis reif — klr. grr. inej dass. ; p. dialekt. inej (aus d. klr. entl.)
isdroditi verraten s. zdroditi.
iskadä schaden, iskadlyvas schadhaft, iskädyti schaden, i5-
kadoritis schadenfroh — wr. p. SJcöda skodzic skodlkyyj,
iskalh s. skdlh,
israngoti c. dativo, jmd. spotten, verhönen Syrv. — p. urq-
gac komu,
izbonas s. zbonas.
jalmuSna, almmna, elmuma ahnosen — p. jcUmuzna.
Janas memel, sonst Jonas Johann — p. jan.
jävoras s. jovaras.
jednötivereinigen versönen „nicht überall bekant" — pjednac'^'^).
jekas tekas sovil als es ist M. ekas ein gewisser, mancher
äyrv. — p. jaki tak% jakis.
jeksis jekStis axt „um Memel u. Prökuls" — p. oksa.
jerka dünnes schlafleder Syrv. — p. jercha ircha.
V
jermekas Unterkleid Syrv. — p. giermak,
jevä rhamnus frangula — klr. iva,
jörmarkas Jömarkas jarmarkt — p. jarmarek, wr. jdrmolka,
jore grünspan, jorioti grünen Dovk., Joris arbä frimpos gott
d. frülings Dovk., jorstü grüne Dovk., jorüs grün Dovk.
(G.) — grr. jar^ grünspan, klr. jar^ früling, z. b. Nomys
nr. 548, p. klr. jary vom getraide gebr., das erst im
früling gesät wird u. a. ''•).
jovaras jävoras, ovaras memelisch ahorn, weissbuche, pappel
Ragnit u. Memel — wr. p. jdvor ahorn.
jiU)dSgoris fischart G. — p. jazgaf jazdz jazdzik kaulbars klr.
jazgir bei Verchrackij 5, p. 23.
'*) lit. heisst es vienytiy v. viSnas. "'•) vgl. dagegen ächtlit. zälias
grün, zalesas grünspan, zäliuti.
— 88 —
juka suppe — wr. juchä '''')
jüpa frauenkittel, talar Öyrv. — p. jtf/pa jupka kittel.
jüpance filzmantel, filzsole — p. opoMa.
jväe schlechte suppe — wr. jüska daß.'''').
Tcabalnyce schlagbaum „in d. bedeutung bei Ragnit unb.** N. —
p. hdbylika Jcohelica kobylina kobylenie dass. bei Linde''®).
kacerga manchmal kaciärga, kacerpa R. ofenkrücke — wr.
köcerhä.
kaSkh querbalken a. d. brücke — p. dialekt. kackh quer-
haken am deichselende? (in slovnicek provincjcmalizmov
podolskich^ jarbücher d. krakau. gel. gesellsch. serie iii
band xviii p. 178—259, 1870).
kacöti s. kaU,
kadükas epilepsie Syrv. — p. wr. koMk^ do kaduka z. teufel!
kaiziti schneiden Mikuckij — wr. kdzic verderben ver-
unstalten ^®).
kakal^s kachelofen „ungebr., dafür krösnis^^ — klr. kachoV
vgl. Nomys nr. 4933: meni vse rivno, sco kachoV Sco
pidka, a. d. deutsch.
kalddä hauklotz, kdlade Syrv. — wr. köloda^^).
kaladninkas vorschauer Memel und zem. — klr. cholodnyk
cholodna, vgl. serb. klaMa garbenschober.
kalatauka butterfass zem. — p. kölotövka dass.
kcddtiti zanken — klr. kolotytys, p. klöcicsiq.
kalatoti hämmern prügeln Schleicher — wr. kolotdc dass.
kaldra decke N. lieder p. 161 — p. koldra, wr. koldra.
kaldünai weichselzopf K. — p. koltun.
kcdMas kaiende, kaUda kalda labiauisch ; kcdSdos kaidos wei-
'') noch z. b. von Bopp vgl. gramm. i*, p. 143. 144 für urlit. ange-
sehen, was es wegen seines Ä nicht sein kann; ebenso das folg. jt*«^, we-
gen des 8, vgl. duSe, '•) N. färt fort: „um Ragnit wird k, gebraucht
als Schimpfwort auf ein faules pferd: elk tu kabalnyce^'. ^.kobyla wird
heute zumeist ebenfalls mit diser bedeutungsmodifikation gebraucht.
'•) hierher N. apkezelis krummgewachsene flehte? = p. okazony ver-
unstaltet? •^) ächtlit. trlnka; lituslav. nach Fick 535; beachte die im lit.
seltene vokalentfaltung.
— 89 —
nachten kcUedöti nach kaiende faren etc. — wr. koljadä,
köljddy etc., p. kölqda etc., wr. auch koledh,
haleja reihe, mäno käleja die reihe ist an mir Bd. — p. kolej,
wr. köleja.
kalendorius kalender — p» kalendaf.
kaliäsa kaliäsas kalesche — p. kolasa.
kalmogas gew. pl. t., kleiner wagen Bd. Qu. — wr. köto-
mazka grr. kotymaga dass.
kalmökas s. klumokas,
kalmörius tintenfass — p. katamaf.
kalnSrius zem. kulnSrius kulnSras rockkrageri — p. kolnief.
kalpokas hut — p. kolpak,
kalüpa auch kolupa, kalupka hütte — wr. cholüpa chotüpka.
kalvoratas spindel zem. — p. kolovrot kotovrotek.
kamanifce steinernes haus — p. kamienica.
kamantai „russ. und poln. kummetgeschirr ; in pr. lit. sache
und wort wenig bekant" N. — p. chomqto,
kamarh kammer, kamdrninkas Vorarbeiter — wr. komöra,
p. komornik.
käminas kamin — p. komin.
kamisorius kommissär — p. komisar.
kamka belg Bd. Qu.? = grr. kamka art feinen zeuges?
kamrötas kamarötas kamerad — p. kamrat (oder direkt a.
d. deutsch. ?"!
kanäpes auch knäpes hanf — klr. konoplja^ p. konopje ®^)
kanciükas, kancius peitsche — wr. koncük.
kanimne Öyrv. kanuksle Bd. Qu. Pferdestall „in pr. lit. schwer-
lich bekant" N. — p. grr. koAuMa.
kankalas glocke ^^), vgl. zum suffix skamh-alas gloke u. a.
®*) nach Fick 531 hätten es schon die Lituslaven a. d. latein. ent-
lent; doch, da andere auf hanfbau bezügliche ausdrücke die Litauer
a. d. slav. entlent haben (vgl. pleislcänes)^ so ist die möglichkeit, daß sie
auch kanäpes entlent hätten, nif ht ausgeschlossen. **) „entlent aus grr.
kolokoly abulg. klakolü^^ Fick 535. schwerlich richtig, aus kaii-Mas
lit. Zither ergibt sich eine wurzel kan sonare (Fick 531), die mit ge-
brochener reduplikation als kank mkank-alas vorliegt.
- 90 -
kanücka religiöses gesangbuch zem. — p. TcantySka^^)
kaph schock, 60 stück zem. — wr. kopä.
käplanas priester katechism. 1547, auch käplionas — p. kaplan.
kaplyce kapeile Bd., auch koplice — p. kaplica.
kapldnas koplünas kapaun zem. — p. kaplön.
kapSis grenzhügel G., kipsis teufel G., — wr. kopsa grab-
geist ®*). vgl. auch kdpcius grenzhügel = wr. kopec^
kapocius totengräber = p. kopac.
kaptonas kaptonelis N. lieder p. 329 kittel — p. kaftan.
kapüstai kopüstai brassica oleracea alba Linn. — p. kapusta.
kardbas kv/rdbas düte Bd. — wr. koröba grr. koröb.
kardblus karöblis karöblus schiff arch — klr. korabV, p. korab\
karaXikas karoTtkis, kraükas kaninchen — klr. korolyk p.
krölik.
karaVikas karalükas karalSlis Zaunkönig — klr. korolyk Verch-
rackij 2 p. 15.
karälius, krälius unter poln. einfluss könig — klr. IcoroV p. krol.
karaliducim Königsberg — vgl. p. kröleviec.
karaze Scharlach Bd. Qu. — p. ka/razja art tuch.
kdrbas kerbas kerbstock karböti kerben — p, karb karbovac
oder a. d. deutsch.®^).
karbäcius peitsche — p. korbac, klr. karbac.
karcmh karciamh schenke — p. karcma^ wr. korcmh,
kdrdas degen — p. kord^%
kardüpeliei^ kartüpelis kartoflfel Kraupischken — wr# kor-
toplja kurdöpljtty oder direkt a. d. deutsch, entlent?
kardelius kardelis ankertau — p. kordel, grr. ka/rdely,
karelkis koralle — p. koralka.
"') dass. vgl. Kantickas ziamaitiskas arba giesmes nabaznas etc.
gesammelt v. Vilmik u. Valmus, Vilno 1823 u. a. •*) zu seiner besänf-
tigung wurden dem toten münzen ins grab mitgegeben, daher das wr.
Sprichwort: z hrosami i kopsS dohodzis Nos. freilich bleibt die heran-
ziehung v. kipsis zweifelhaft. *') lituslav. nach Geitler 65. unmöghch; die
slav. Worte sind a. d. deutschen entlent, was die lautverschiebung be-
weist, aus inen das lit. *•) lituslav. nach Fick 534; s. dagegen den
nachtrag.
— 91 —
Tcareth kalesche — p. kareta.
karlas karlä zwerg — p. karel^''),
karmazynas N. lieder p. 52 — p. karmazyn scharlachrotes
tuch, wr. karmazyn,
karmonas bettelsack — kir. grr. karman tasche.
karosas karüsis Memel, korusas karausch — p. klr. karas,
kdrpa kdrpis Syrv. karpfen — p. karp.
karSuns habicht Mik. ii 380 — wr. klr. korSün.
kartökas schneidemüle kertökas wassermüle — klr. kertak
p. ta/rtak schneidemüle.
karünh fane — klr. karun tuch Zakrevskij.
karünä karünas kröne, korünä „selten" K. — p. kormia,
karünka rosenkranz zem. — p. korönka ®*).
karvöjas karvcjus osterfladen — klr. korovdj hochzeitskuchen,
festkuchen.
kash harzopf, käs-pinas band in der haarflechte — klr. p. wr.
kosä 88).
kasnikas zopfband zem. — klr. kosnyk,
kasotis die kleider auf schürzen — klr. pid-kasa>t^s, p. pod-za-
kasac siq^^),
kaska Syrv. brückenpfal s. ka^ka.
kastanas kastanie, kastanienbaum — p. kmtan,
kastä, memelisch ka^kä, kästos, ka^tunkas kastunka kosten
ka^tdunas kostbar kasttUi kosten — p. kost kostunek
kostovny ßostovac.
kastavöti kosten schmecken Qu. — p. kostovac.
kasius käse Mikuckij großer korb kasele kober kasikas hand-
korb kaselninkas korbmacher — wr. ko§ koseV kösik^^).
kdtas, katvyce Öyrv. aiiker — p. kat kotvica.
*') geh. hieher N. „karläuka poetisch für tanne** = p. kariövka
die zwerghafte? *•) oft auf zem. büchertiteln, vgl. karunka zivata Jezuaa
Christusa pona Vilno bei d. pp. Basiliani. *») lituslav. nach Fick 536.
•<>) lituslav. nach Geitler 65. •*) lituslav. nach Fick 536. die Überein-
stimmung ist zu aufifallend, als daß wir ursprünglichkeit der lit. Wörter
zugeben könten.
— 92 —
hati katze Jcätinas kater — p, hat
katenka kateka leibchen kamisol Bd. Qu. — p. katanka kittel
wr. kotdnka.
kätilas kessel katllius kesselflicker — klr. koteV.
kaflerysU kesselhandwerk §yrv. — p. kotlarstvo,
kauliti zanken G. -r- klr. chviyty^^).
kauräy käuras teppich gawra n. matte zem. — wr. kover,
kavalerius Jusk. 20 bräutigam — p. kavaler.
kaveras kappe kopfbedeckung Bd. — klr. kover koher Zak-
revskij, cf. p. dialekt. kavior strobündel z. dachdecken
(Kolberg VIII p. 309) ?
kavöti aufbewaren pakavöti begraben etc. — p. chovac po-
kavölyste schmiedehandwerk Syrv. — p. kovalstvo.
kamkas kosack, kazokas Fort. p. 152 — klr. kozak,
kazelekas auch kaselekas art eßbarer pilze Ragnit — p. kozlik
wr. kozljdk.
kaziamSkas gerber — wr. klr. kozemjdka^^).
keliSkas, keliSkelis Jusk. 28 gläschen — p. kieliSek.
kepuze Wintermütze — p. kapuza.
kerbas s. kdrbas.
iSkernofi verleumden beklatschen G. — p. ocenfiac^^),
kermösm zem. kirmeß — p. kiermas wr. kermdS.
kertus kertükas Spitzmaus — klr. kert kertyca Verchrackij **).
kestenus peitsche Öyrv. — p. kiesc&i/i.
kesenius tasche zem. — p. kie§&h,
kei'eti beabsichtigen — wr. chocSc p. chdec klr. chotity?
kesti, davon izsiketqs Syrv. aufgeblüt — mazur. kisc blühen
wr. kvisc?
•*) lituslav. nach Geitler p. 65? ö2bj ija,t mit sku warnemen (so
Fick ii p. 271. 490. 681. u. ö.) nichts gemeinsames. ••) berümt auch
als märchenheld, Kirillo Ä;oiew;aÄ;a bei Kulis ii 27— 30, grossruss.iVtÄfi^a
K, bei Afanasjev nar. r. skazki i p. 495. •*) hier wäre slav. c durch k
vertreten, wie in kernoii kystas? •') villeicht geratener, es mit Geitler
p. 65 für lituslav. zu halten.
— 93 --
hetvergas s. cetvefgas; das k für c wegen lit. kettiri vier.
kiblas kyblds runder bügel zum zopfaufflechten — klr. kybalka
kybaloöka Zakrevskij ®^).
kyka kykas weiberhaube „um Ragnit unbek." N. — klr. kyka.
kikioti kichern zem. — wr. kikcLC p. chichotac,
kikleris quacksalber Bd. Qu. — p. figlar possenreißer?
kiklikas weste, brustbinde — p. cechel?
kilbäsas Bd. Qu. kilbdsus wurst — wr. kelbasä p. kielbasa.
kilciharas helleborus albus Syrv. — altp. kiUybor^'^),
kilepas streitkolben Öyrv. — klr. kelep •^).
kylikas auch kyl^kas kelch — p. kielich, vgl. o. keliskas.
kiloStis brüchig Syrv. — p. küac wr. p. küä.
ki'emeliei, kim^nai s. km^nai,
kisiHim haferbrei — klr. kyseV **).
kgstas „nebenform für cptas, daher nekyste nekySce zoten,
Laukisken" N.s. castus ; das ä; für d im anschluss Rnsk^stas?
kyta zen pfund flachs, n. topf — wr. kUka bündel v. 5 — 10 pfd.
kytruUus klügling, kytras kytrüs schlau, kytrümas ky triste
klugheit, kytravöti klügeln — wr. chitric chitrosc chitrün
p. chytry.
kiriejas mantel Dovk. G. — klr. kyreja kereja ^^rodü plaSca^''
Zakrevskij.
kize schlechtes haus, hütte Syrv. — klr. chym wr. chiSka
p. dial. hyS chyz (Kolberg viii p. 308 u. v p. 148).
kldpas junge kldpcus klöpcas Bd. Qu. kläpcukas, bes. zem. —
p. chlop bauer, chlopiec cMopöyk junge wr. cholqp^^^).
klapatä mühe beschwerlichkeit klapätyti abmühen, apklapdtiti
bezichtigen M. R.? — wr. klöpot klopotdc kiqpocic.
••) lit. heisst dise Vorrichtung apatninkaSy vgl. Ness. •') Linde
fürt es an, weiss es aber nicht zu erklären, vgl. auch klr. cylcybel,
strychnos nux vomica Zakrevskij. •*) bes. häufig in den historischen
Volksliedern. ••) kisiUius ist ein brei aus gesäuertem hafermel, das
klr. wort dasselbe (vgl. Mahura im Haiycanyn von 1863) vgl. kimuty
sauer werden, kisiyca holzapf el, wr. külic kisljdvic säuern küljdvka u. a.
*®°) gegen Geitler p. 70, der lit. kalpa mit seipti helfen zusammenstel-
len will.
— 94 —
Jclapöti klepöti apklepoti verleumden, paklapa Verleumdung —
wr. klepdc klepdnne, pokljop Verleumdung ^®^).
klavikardas ein klavier R. M. — p. klavikord.
Mehoti pdkleboti schmeicheln — p. pochlebjac sMebjac^^^).
klebönas pfarrer „früher allgemein, jetzt fast nur noch von
den katholischen pfarrern in zem. gebräuchlich" N. klehone
klebomja pfarrhaus zem. „teilweise noch in pr. lit." —
mazur. kleban Ketfynski o mazwrach Toznwh 1872 p. 83
wr. klibdn^ klihdnja^ s. a. plehonas.
klecms s. plecim.
klepas brot wecken Öyrv. — p. chlep.
klepkas klepnas kiappholz — wr. kl'&pka p. klepka.
klestartis Öyrv. s. kloStorius.
AZ^^is vorratshäuschen — altruss. (schon bei Nestor) kUt, wr. kUc.
kletka Vogelbauer zem., bude — wr. kUtka bude p. klatka
käfig 1«»).
klijei klejal leim pri-su-klejuti leimen — klr. klij klijity ^®*).
klinas zipfel, keil — p. klin zipfel, keil.
Td^nes klynai kleien — wr. klinec.
Monas Wirtschaftsgebäude, kiounas tenne G. — wr. poln.
dialekt klti/Zui scheuer klr. kli4/i^ kluAa.
klonotis klonUis^ sklonotis Fort. p. 122. u. ö. sich verbeugen
paklänas verneigung pasiklonok jdm nu müsu mache im
unsere empfelung pakldnus ererbietig — p. kia/ifiiac siq^
poklofiy pohlo^ siq jemu od nas dass. wr. prokUnnyj er-
erbietig.
klostoritis, kleUams Syrv. kloster — p. klaStor.
***) lituslav. nach Geitler 65. übrigens ist das slav. wort ser alt
belegbar, so bedeutet schon in der pravda rosXkaja {spisok troickij
§ 15—17) klepati anklagen, pofcZepnaJa angeschuldigt u. a. *"*) daneben
fürt Ness. worte mit g an, wie paglebü schmeicheln, paglebciua Schmeich-
ler = p. pochlebca, die wol ebenfalls entlent sind u. von ächtlit. glebü
u. glembü, suglembü schlüpfrig werden zu trennen sind. *®*) dafür
werde pr. lit. kurhutis gebraucht, sagt N.; Kursat fürt burkütis (vgl^
bei N. bwrkä Vogelbauer) für dass. berut etwa die angäbe Ns. auf einem
blossen druckfeler? *°*) lituslav. nach Fick 544.
— 95 —
kliübas klauben weidengerte „sonst kirnas^^ — p. Müb, hluby.
klücius klotz — p. kloc^ oder direkt a. d. deutsch.?
klumkas ränzel Syrv. klumokas, kalmökas Ragnit säckchen,
klumse bettelsack klumze pulverhorn — wr. klümka
tasche, klr. klunok ränzel, bettelsack.
klumpe holzschuhe — p. klumpie.
km^nai kim^nai kn^vai feldkümmel — p. kmin.
knätas docht lunte — p. gnot, knot^^^) wr. knot
knybyti jmd. drängen belästigen Syrv. — wr. knibic.
knyga „inj singular, veraltet** N. kn^gos buch; blättermagen
bei den widerkäuern; knygeles kny gutes bücheichen kny-
gin^ce bücherschrank kn^gininkas buchhändler — klr.
knyha; wr. knizki „trebudui" p. ksiqmica ksiqgar
cerknyges s. unter camylas, ^®^).
köbotas „bei Gumbinnen gebr., unbek. bei Ragnit" N. weiber-
kamisol — wr. kaidt.
köderius ketz^r — p. kacef.
koöius mangelholz koculas dass. koöiuti mangeln, glätten — wr.
kdödc kacdlka kacülka, klr» kae.
koceti numireli einwickeln G. — p. koöic.
kod^las weirauch, kadüa bernstein zem. — klr. kadylo.
kodis wasserkrug R. M. bottich Syrv. kodzitiSy — p. wr. kc^dz
klr. grr. kad\
kölytä „geldbeutel, bei Verden" K. — wr. kalüä p. kaleta.
köloti schelten tadeln — p. kalac besudeln?
kolupa s. kalupa.
komzüle, komzulele Ness. lieder p. 91, weste — großp. kamizela
u. kamzela Kolberg IX p. 78 u. 79.
*®*) hat mit lat. scintüla nichts zu schaffen (so Fick i p. 538).
**") zem. kninge kningele gegenüber älterem, vom 16. bis 18. jarhundert
allein üblichen kniga knigele verdankt sein in dem poln. ksi^ga. was
den numerus betrifft, so beachte man, daß diß wort im älteren polnisch —
ebenso wie kimigy im abulg. — ein plur. tant. war, vgl. Stojenski's
grammatik von 1568: ksi^gi singulari numero carent (s. Nehring,
Archiv ii 376); ksi^ga ist erst jüngeren datums, darnach lit. kniga no-
bäznistes etc. von 1653 u. a.
-- 96 -
kcfpija lanze Bd. — p. kopja.
kopliöe s. kapliSe.
koplunas s. kaplunas.
kopüstai s. kapüstai.
korä strafe koröne, koröti, koravöti strafen pakoröti bestrafen —
p. wr. klr. kara wr. karäc pokardc ^^'^).
korälus koralle Syrv. — p. koral, vgl. o. karelkis,
korötis polnischer scheffel zem. — p. kofec wr. koric.
kortä auch kvortä karte, körtininkas u. kvörtininkas karten-
macher — p. karta.
korunä s. karunä,
korüsas s. karosas,
kos koS zuruf an die pferde — p. kos, davon p. wr. kösa
pferd in der kindersprache.
köSe grütze zem. — p. kaSa.
kösas s. kvösas,
kötas ^Jcotras R. wol feierhaft" N. henker kotp^vöU peinigen
kutavötis sich zur büssung kasteien Kursat — p.kat katovac.
kozelkä fischheller, keselis fischkescher G.? — klr. kozuVka
Verehr. 2 p. 25.
közonis predigt „um Ragnit Insterburg ungebr." kozelnyöe
kozdunyöe kozänyce kanzel, koznadejä Kursat gramm.
§. 594 zem. koznadejas prediger etc. — p. kazanie kazaU
nica kaznodzieja.
koznas jeder — wr. kdzen kazinyj kdznyj köSnij klr. kaznyj
Kulis Zapiski ii p. 85, sonst koinyj.
köznyti feierlich, züchtigen zurechtweisen — wr. kaznic p.
kainic.
kraikas first — wr. kraj rand krdjka krdjöik?
kraUkas kraUkis kaninchen — p. krölik, vgl. oben karaükas.
kräpas, gew. pl. t. kräpai anethum — p. krop, klr. krip
kropec,
kräpinti kräpiti spritzen — wr. p. kropic klr, kropyty dass.
»«') lituslav. nach Fick 533.
- 97 -
krdta ^yrv. hrätas, auch hrotas gitter — p. krata, vgl. oben
gröta.
Ttrauöus litauischer Schneider zem. — p. kraviec.
kriduSe birne, birnbaum ^^'^^),
kreglas spielkugel Bd. Syrv. — p. krqgiel wr. krehlja.
krilnos kriSnä meerrettig — wr. ehren p. chran.
kresas kresa kreis, kresiti zirkeln — p. kres kreslic*
kreslas stul, schemel — p. kfesio.
knkstas kreuz, taufe vankrikStai der 6. jänner s. oben einleit.
anm. 49; krlkStyti bekreuzen, taufen, krikst^nos tauf-
öchmaus, krikscioms Christ, kriksöiankä Christin, kristonis
„nicht sehr gebräuchlich" Christ, persikrikstyti sich um-
taufen Syrv. krikstinüta mergä geschwängertes m.? —
wr. ehrest chreseie ehreseiny p. chfesejan chfesejanka grr.
krestjan p. pfeehfde äq ^®®).
krivas krumm, krivüU krummstab, nukrivoti die schuhe
schief treten, krividä krivdä unrecht, krivditi unrecht tun,
pakrivditi veruntreuen — wr. krivyj krivulja (cf. krivuVka
krimUecka Nos.), krivic krivda krivdzie pökrivdzie ^^®).
kr^zius kreuz, kryzokas kreuzritter, krySiavöti kreuzigen —
wr. (entlent a. d. pobi.)? kr0 kryMk krySövae.
kröpa kröpe, kröpas Bd. Qu. krüpäs K. grütze — p. krupy.
Jcrösa Syrv. krösas färbe, farbestoflf, krösilas, krösyti färben
„jetzt gewönlich pdrvas parvUti^'' K. — wr. klr. krasa
krasylo krasyty.
krötos schiff G. vgl. oben äkrutas.
^^ ^) „das abulg. grida pirm ist teils unverändert herübergenommen,
als gruse, teils mit richtigem gefül lituanisirt als kridtt§e" Job. Schmidt
beitr. vi 148. nur von gruse darf man entlenung behaupten, kriäuse ist
nicht entlent a) wegen preuss. krausios birnen u. b) wegen des au =
slav. u. „die grammatische einsieht", daß slav. u lit. au entspricht, darf
man nicht bei litauischen bauern voraussetzen, (vgl. dazu J. Schmidt
vokal, ii p. 166). ^®*) krlMtas mit Ä-einschub aus *kri8ta8 ^kreatas;
s. einleit. anm. 40. **•) im gegensatze zu ächtlit. kreivas ist krivaa
als entlent zu betrachten, vgl. Job. Schmidt vokal, ii p. 493. von krivdä
vermutete bereits Schleicher lit. gramm. p, 111 entlenung.
Brückner, Litu-slav. Studien I. 7
- 98 -
kruckas kolrübe zem. — wr. krücka.
krüke krtikis haspe, krügas riegel Syrv. — wr. grr. krjuk
haken.
knipas bräune Viln. kal 1846 — grr. krup.
krupke knöpf Bd. — p. kropka punkt?
krüjsas krüSas kruSe krug — grr. kru^'ek kruzka^^^),
kälas „bei Memel ungebräuchlich" zaunpfal — p. köl^^^).
küpa pfandgeld lösegeld Syrv. — wr. kqpa anzal geld?
kuinlis kubilis kübüas kübel kvblvlis ausgeholtes holzgefass
Ragnit — • wr. kuhd küblik kubetok p. dialekt. hMo.
kubilokas pferdehirt Bd. — klr. köbyljak vgl. köbylnyk bei
Zakrevskij.
kucos weinachtsessen aus honigwasser auf gekochte erbsen
gegossen bestehend — wr, kuccä dass. p. kuca klr.
grr. kutja.
küdas mager verkommen gering; küdümas magerkeit — p.
chitdy.
kuMä haarzotte küdlas, kiidlutas zottig — wr. kücUa kvdldtyj.
kudokti gackeln Syrv. — klr. kudaJcaty dass.?
kuilä kmlS ktUä bruch, kuilutas der e. bruchschaden hat —
klr. kyla kytatyj vgl. oben küoöius.
kfunas märe — p. köA klr. ki/A.
kuinena pferdefleisch — p. konina.
kimis mücke Viln. kal. 1861 kuisüis beim jucken sich reiben,
schubben G. — wr. kmdka mücke kusic beißen?
kuis ktdS füllen zugerufen, kums füllen G. s. oben u. kos; zu
kuzelelis füllen G. vgl. wr. kuSeTnacek kuhakalka (Sejn)
kleines kind.
kiÜcälas kdÜccHiei kükäie raden — klr. kukiV p. kqkol wr. huhol.
kükne küche, feuerheerd, kükorius koch, kükarka köchin —
p. kuchi^a kuchaf kucharka.
küklys kukulis brot, kloss — p. kuMa ktddelku grr. kukuV ^^^).
"®) vgl. krägas krazukaa krug kanne. "*) lituslav. nach Fick 535.
1") lituslav. nach Geitler 66.
— 99 —
hulbökas kolbalken „um Pilkallen; bei Ragnit etc. kumbrys^^
N. — wr. kbr. p. JcuVbdka.
Jcul'e kulkä kugel — p. ktüa kulka^^^).
külp bund, z. b. bund stroh — wr. klr. grr. küP; kvMs über
hals u. köpf — wr. külem kuVma ^^*).
kulys sack, schlauch, kuU Bd. kuükas beutel — grr. kuP
tasche kulek.
kuUe külsis hüfte — p. kulse klr. kuVsi.
kümas gevatter, früher mer kumä, pate — wr. Äwm kuma.
kümetis instmann — klr. kmet bauer, p. kmiec ki4miec in
Augustovo.
kumpis Schweineschinken — p. k(ip, Jcumpie.
kunyce halseisen Syrv. — p. ku/nka wr. kunica^^^),
kuätusai habseligkeiten, geringe kleider Kursat wtb. i p. 577
u. 691 — p. kontus wr. kiinttis langes oberkleid.
kiipa häufen Versammlung Syrv. — wr. klr. kupa^^^).
kwpöius kaufmann, kupcelninkas kleinhändler — p. kupec wr.
kupiec; kupcidtUi trödeln — p. kv/pcyc.
kupkus kwpkä becher in kelchform — p. kubek.
kupöle Johanniskraut, kupolelis, kupolauti die johannisfeier
feiern zep. — wr. kupdla die johannisfeier^^'').
"») ächtlit. nach Fick i 530. "*) lituslav. nach Geitler 66. "») nach
Nos. befand sich noch bis gegen anfang unseres jarhunderts in alten
Weissrussischen kirchen (ritas graeci) an der kirchenwand ein eiserner
pflock mit dem halseisen, in welches offenkundige sünder gesteckt und
Öfters auch noch gegeisselt wurden. **•) gegenüber von ächtlit. kaupais
etc. kann das Syrv. kupaj auch kupa geschriben, villeicht als entlent
betrachtet werden. "') es wäre unbegründet anzunemen, daß die auf
einem grossen gebiete der slavischen stamme bekante und teilweise
auch noch gefeierte JcapaiofeieT (am Vorabende des tages Johannes des
täufers) auch den Litauern gemeinsam, d. i. Htuslav. Ursprunges wäre,
wo in Litauen die kupdioieier begangen wird, ist es wol nur unter dem
einflusse der Weissrussen bewirkt, wie ja überhaupt vielfach, besonders
von polnischen geschichtschreibern weissrussische mythologie mit der
litauischen verwechselt wurde, in den abhandlungen der Krakauer ge-
lert. ges. v. 1870 (t. xviii p. 36. 64) ist ein Utauisches Volkslied, das
bei diser feier gesungen wird, mitgeteilt worden, bezeichnender weise
7*
— 100 —
Jcurdhas düte Qu. s. karabas.
Tcu/rapTca rebhun — klr. kwrqpka kuripka, sonst wr. p.
kur(^atva.
kürka truthenne, kurkinas truthan — wr. klr. p. kürJca henne.
kürpe schuh — p. kurpie^^^),
kürta kurzer polnischer rock Syrv. — p, wr. kürta.
kürtas Windhund kürtis — klr. chort p. chart
kürva hure Memel — wr. kürva^^%
kuska tuch Memel — p. chustka.
kusti Qu. küsinti verfüren, pakusä anreizung, priküsinti an-
locken — p. klr. kusiö pokusa pfyhmc,
ku&nerius kürschner — p. kusnief.
kütis stall Memel — p. kuca niedrige hütte?
kutosütas betroddelt Nesslm. lieder p. 128 — wr. p. kutds
troddel kutdsovyj betroddelt.
kügäbas düte, korb „samenkolben bei Wasserpflanzen" K. ;
küzävas Syrv. — p. dialekt, kazubek düte korb Kolberg
viii p. 309, grr. kuzdbok klr. kuzub&ff,ka kozuhenka Za-
krevskij.
kuzelelis s. u. kuis.
kvaöumas pralerei Bd. R. M. — wr. chvasc dass. chvascen
praler chvaskö chvaslivyj grr. chvastaf.
kvaje niedrige flehte — • klr. chvoja flehte, z. b. Nomys no. 744.
wimmelt es von slavismen, z. b. vajaunikas = p. vojovnik krieger,
pahulavoti = wr. pohu^äCj data = wr. dolja Schicksal, razumnas =
p. rozumny verständig, zaunierus = wr. zovn&r soldat u.a. obgleich
nun wider natürlich nicht zu leugnen ist, daß die Litauer ire sonne-
wendfeier (heute heisst sie jomneSj s. Volonöevski bei 6. p. 38) hatten,
so möchte ich doch behaupten, der name kupaio und was sich daran
knüpft ist den Litauern ursprünglich fremd.
"*) nach diser fussbekleidung wird ein polnischer stamm, der den
landstrich zwischen dem untern laufe des Bug, dem mittleren der Narvia
und des Niemen bewont, kurpie genant (sie werden auch pitscakif von
den grossen waldwüsten, z. b. der vielka Zagajnica, die in irem gebiete
sich befinden, oder grycany wegen irer Vorliebe für den anbau des
buchweizens genant), lituslavisch nach Fick 534 ^^•) ächtlit. kel^e,
auch das rumunische z. b. hat dises wort aus dem slav. entlent.
— 101 —
Jcvälcavöti falschen, kvdlcavöne falschung — wr. chvaVs, chvaV-
Sovac p. falSovai^ie.
hvärba kvdrbas färbe — wr. chvdrba.
kvarmä Jcvafmas form kvarmuti formen — wr. chvorma p.
forma fonnovac.
Jcvartüna Bd. M. kvartünas Bd. Qu. kvartwmas R. kvarstüna
M. glück — wr. chvortüna p. fortuna.
kvartugas kvartugelis Nesslm. lieder p. 224 vortuch, schürze —
wr. chva/rtük p. klr. fartuch.
kvatiera quartier — p. kvatera wr. chvacera.
kvaterka ein mass — p. kvaterka.
kmetka blute blume — wr. kvet kvStka kvUocka^^%
kvynei kümmel zem. s. kmynai.
kmtas kvitancas kvitone quittung, kvitavöti quittiren — wr.
kvit kvitdncja kvitoväc.
kvola lob, kvoliti rümen, cvoUti Qu. — wr. p. klr. chvala
chvälic.
kvorta s. kortä.
kvosas kvose Ragnit kosas zem. alaun — p. kvas.
labeta Bd. privare priS labetos es ist aus mit im Bd. — klr.
iäbet p. entlent labety^^^).
ladäkas ladokas s. ledökas.
Idditi gromiatq e. brief erlassen — wr. Idddc klr. ladyty.
laidökas s. anm. 123.
läjus talg — wr. ioj.
V
lakanka gefäss Dovk. lakoska waschbeken Syrv. (auch lakas
irdener krug?) — grr. lochanka waschfass.
laktukai s. latukai.
lakünas lakai — p. lokaj,
lamentavöti G. p. 32 verzweifeln wehklagen — p. lantentovac,
lanciti zem. verbinden — p. Iq^öyc.
"*) lituslav. nach Fick 544. **^) vgl. Zakrevskij: popavsa v iabet;
poln. podolisch: tolazl v labePy d. i. er steckt in der klemme, kann sich
schwer heraushelfen (s. den slovnicek provincjonälizmöv podolsJtich,
in d. jarbüch. d. krak. ges. 1870, p. 178—259).
— 102 —
lapcUka Schulterblatt Qu. — p. lopatka,
lapuJcas neunkraft, kublume Bd.? — wr. klr. p. Iqpuch aro
tium lappa,
latdkas wasserröre, latakas Jcraüjo ström blut G. — wr. etc.
lotök wasserrinne.
lätras bösewicht prasser, latravoti etc. — wr. p. lotr
lotrovdc.
lavas zem. s. levas.
lavenda Uvenderis levendrelei^ levendris Fort. p. 78 lavendel —
klr. Ijavanda.
Idvininkas kämmerer Bd. Qu. s. lovininkas.
Ihza, auch laSa büchsenschaft — p. lole^^^).
l'Sbauti prassen Ubduninkas -r- p. lahovac.
Uecavoti s. u. paliecavöti uzliecavöti,
ledäkas ledokas liederlich, „schlecht, veraltet, jezt vielfach
slektas^*' K. — wr. leddSto leddik ledöik^ p. ladaco, klr.
ledacij^^^).
ledonkh R. M. ledunka Bd. patrontasche — - p. grr. Ijadunka.
ledvh ledvai kaum schwerlich — wr. ledva ledve ledvi; cf.
led ne led beinahe G. = wr. ledvi ne ledvi.
leims leitseil d. pferde Bd. Qu. — p. lica.
leika trichter zem. leikele G. — p. lejka.
liSkorim arzt liSka^sta lieka/rstva arzenei — p. lekaf lekarstvo.
Uli puppe — wr. p. Ijalja,
leVija lilie — wr. Ijaleja, klr. lileja, p. lilja.
lenciügas, lindügas Syrv. kette — wr. lancuh p. iai^mch.
"«) lituslav. nach Geitler 67 und Fick 647. »") viUeicht ist auch lit.
Zai(^A:as zügelloser mensch N. entlent aus poln. iajdak lump, wr. iajdälc;
denn aus litauischem sprachgut lässt es sich nicht leicht erklären, zwar
stellt es N. zu Uidmi und deutet es durch: der sich gehen lässt; wogegen zu
bemerken ist, dass mit dem stammbildenden suffix oka- selten primäre
nomina agentis, wie apindökas summer, meist secundäre wie Huüökas u. ^.,
(Schleicher lit. gramm. p. 126) gebildet werden; ein laidökas von leid-
könnte also wol nur einen herablasser (vgl. leidzkas holzflösser, d. i.
herablasser) bedeuten, acht lit. pasiUidelis zügellos.
— 103 —
lenhas, lynkas Öyrv. Pole — p. altruss. Iqch^^^),
lepsas zem. besser, palepSiti bessern — p. lepsy, polepSyc wr.
lepSic.
Msininkas UsiMius förster — p. lesnicy lesnik.
levas Syrv., liavas zem. löwe, levice löwin Syrv. punktai sak.
p. 177 — p. fei; Ivka^^^).
levendelei s. lavenda.
lycus zeichen — altruss. lico^^^).
licba zal zem. lycyba einsatz? — p. wr. licba.
lycyna larve maske — klr. lyöyna maske bei Zakrevskij
tevcenko Storozenko u. a.
Irenas mipaar l^snas — klr. iysnyj gdlysnyj grr. licnyj.
likys zal zem. G. — wr. lik, vgl. likotdi lihuti zälen likousina
zal G. 127).
liktorius leuchter, liktema liktäma laterne — wr. licMdr
licMdr'ha,
l^na l^ne, l^nas Qu. seil, Jeine — p. lina.
l^nas Schleie — p. wr. klr. lin?^^^),
linta zierband R. M. — klr. grr. lewta band.
lipims saimo thymallus Syrv. — p. l^pieifi dass.
lyras leier, lirctcs leiermann — klr. etc. iyra iyrec.
lis prsepos. c. gen. one ausser zem. — p. klr. lysj lise
Nestor nur.
l^snas s. Irenas,
"*) da die Polen sich in der uns bekanten zeit Iqchy nicht nennen
und nur die Russen den namen Ijach auch noch bis heut zu tage seit
Nestor gebrauchen, so haben die Litauer lenkas warscheinlich von den
Russen entlent zu eioer zeit, da die Russen noch l^h mit dem nasal-
vokal sprachen, d. i. wol zwischen d. 8. — 10. jarhundert, s. oben p. 64.
in neuerer zeit gebrauchen manche poln. geschichtsschreiber, z. b. August
BieloYski in seinem V8t0) hrytycny do dziejöv Pölski den namen l^ch
l^hicJci, ^^*) s. unten anm. 137. "•) zu N. vagls aM lycaus nutvertaa
vgl. licmi in der tat, wirklich, pravda rostkaja sp. troickij §28 („in
Wesenheit" übersezt von J. F. G. Evers, das älteste recht der Russen
Dorpat 1826). ^•') lituslav. nach Geitler p..67. hieher gehört wol auch
parnelik zuvil G. d. i. gar nicht zälbar, wozu vgL wr. prenesluch gar
ungehorsam, prenevuk gar ungelerig. ^'*) lituslav. nach Fick 653.
— 104 —
litera lüerele Fort. p. 180 buchstabe — p. litera.
litvinas Litauer zem. — wr. litvin^^^).
lyvoti glasiren, eig. begiessen G. — klr* norpo-Uvattf.
locJcä s. losM.
löcnas s. vlosnas. ,
lökamnas zem. gierig, Idkamstva katechism. 1547 — p. wr.
lakömyj iaJcömstvo,
Iqjoti schmähen, schimpfen, bellen — p. lajac^^^).
lone oder löne hirschkuh — p. laiüa^^^).
lopetä schaufei — p. klr. lopata.
loskä „seltener gebr., gewönlich in pr. lit. lockä gesprochen"
K. gnade gunst; nelockä Ungnade; losnüs locnüs locnlngas
lockavas gnkdig „selten" — p. lasJca, p.nidasJca, wr. läsJcovyj.
lovä bettgestelle, lovininhas kämmerer Bd. — wr. Idva bes.
schlafbank, Idvnik p. lavnik früher e. mitglied d. Stadt-
rates ^^2).
lubas äussere rinde — klr. Ivb,
lüba, lubas Syrv. decke, lubotas mit e. decke versehen G. —
p. lub vgl. wr. lubha ^^^).
liubyti gern essen trinken, lubUi pflegen Memel Prökuls, liübUi
Labiau — wr. Ijubic ^^%
lubysta lubyste lubystas levisticum offic. — wr. Ijubista.
luönyce laterne Bd. Qu. — p. Iv4fia iuönica.
"•) doch finde ich nie in zem. Schriften den namen litvinas für
den eig. Litauer in gebrauch, sondern dafür immer lietitvvnmkas; wol
aber werden die Weissrussen lytvyny genant von den Kleinrussen und
dise lytvyny geniessen bei den Kleinrussen denselben ruf wie etwa
die Schildaer bei den Deutschen, vgl. die ergözlichen geschichten bei
Rudöenko narodnyja jumorusskija skäzki Kiev 1869 1870, ii nr. 50 i— v
und die bezüglichen Sprichwörter bei Nomys. "*) wärend löti litu-
slav. bleibt, vermute ieh von lojöti entlenung, gegen Fick 646. "*) acht
lit. heisst sie eine, "*) lituslav. nach Fick 654. "») lit. heisst es ^diis.
Kursat Jubas deckel, urspr. baumrinde." lituslav. nach Fick 656.
^•*) es dient zur Umschreibung des imperfects vgl. Schleicher p. 309.
liubyti gern geniessen ist warscheinlichst entlent, vgl. p. lubiec, paliu-
byti an etwas wolgefallen haben = p. polubiCy scfJubä Vereinigung aus
neigung villeicht nach p. Hub trauung gebildet? vgl. Kursat §. 1375.
— 105 —
lüJcai lauch — p. luk,
lustas stück schnitt brot Syrv., Dauksa — wr. lusta klr.
lustTca stück brot.
Wis IMas Iotas kan — p. Udi^^^).
lutis stürm Syrv. — klr. luf dass., z. b. bei Nomys^^®).
liütas löwe — wr. Ijütyj der böse, p. luty grausam^*'').
mäce macht zwang „oft macis" macnis mächtig „zuweilen auch
körperlich stark, kräftig" mamüs tapfer K. — wr. moc
möca, möcnyj.
mäcyti heilen helfen, pdmace pamdöus hilfe, pamdcininkas
helfer, pamäcyti helfen — p. pomoc pomocnik pomöc ^^®).
magarycios leinkauf Vertragstrunk, magariöei magrycos Mik. —
wr. möhoric klr. mohoryö,
magerkh Bd. magenkä R. M. mützchen — p. magierka „capka
velniana hiala" Kolberg viii. p. 311; klr. mahwka wr.
margelka.
"») lit. heisst es eUija, "•) lituslav. nach Fick 656. "^ von lit.
Iiuta8 get G. Pauli in seiner schrift: die benennung des löwen bei den
Indogermanen Minden 1873 aus, um zu erweisen, dass die namen für
löwe in den indogerm. sprachen nicht aus dem semitischen entlent sind.
liutas scheint im von ~yiiv ebenso gebildet zu sein, wie siutasyonsiv,
J. JoUy in der anzeige diser schrift (ztschr. xxii p. 354) scheint im
beizustimmen, ebenso müt sich Pauli ab, zem. Uvaa liavaa aus einer
grundform Ijavas herauszubekommen, daß Uvas entlent ist, zeigtauch
§yrv. levicia; Uutas ist ebenfalls entlent; es komt ja nur in märchen
vor; in klr. und wr. märchen bezeichnet Ijüta den drachen (so nent
sich bei RudJenko 1. 1. der drache Ijütüy der zigeuner nent sich darnach
überbietend praljüta u. a.); mit dem märchenstoff wandern ja bekant-
lich auch die märchennamen und so ist kein grund vorhanden, liütas
für ächtlit. zu halten. Job. Schmidt beitr. vi 147: „man kann zweifeln,
ob es eine Weiterbildung von ab. Uvü leo oder ob es ein substantivirtes
adjektivum ist, dem ab. Ijutu ferus entsprechend;" ebenso KarloviJ;
„wol stet fest, daß dises epitheton beim wort zveri (fera) gerade für
die bezeichnung des löwen häufig in anwendung kam. Ijutü wird vor
allem von reissenden tieren gebraucht: cXto ho jesUUval^utejelihQr'
nik 1073" Jagiö Archiv ii 364. "*) mäcyti und weiter unten magöti —
nach Fick 625 lit.-slav. — scheinen erst auf litauischem boden aus den
entlenten pamäcyti und pamagöti gleichsam abstrahirt worden zusein;
zu magöti vgl. übrigens wr. moha mohenne.
— 106 —
magilä s. mogüä.
magöti helfen, pamagöti helfen — wr. pomohdc^^^).
majentnasUs vermögen zem. — p. majqtno^c,
majerönai Öyrv. mevronai mUronai myronai majoran — p.
majeran,
mdkone pfütze Bd. maköti etwas dichtes kneten; im kote
waten G. makasiti dass. G. — wr, moJc nässe, mokdc ein-
tauchen?
makrai Syrv. makna Ö. maknas S. zotte franze, maknvUas zottig
Öyrv, — wr. mochrä grr. mochor zotte; kir. grr. mochna
mochnatyj.
maksnä makStis s. maSnä.
mamka amme — p. klr. mdmka.
maneta geld münze Syrv. — p. moneta.
iwaras pest — p. mör ^*®); martnUs ntmmardavoU etc. s. die anm.
märgas Öyrv. mürgas morgen landes — p. morg.
markdtnus verdriesslich, markaöiti winkelzäge machen? —
wr. markötnij^ ma/rkocic verdriesslich machen.
mdrmuras Syrv. mdrmoras marmor — wr. mämmr.
marnas vergänglich zem. mamastis Vergänglichkeit — p. marny
marnosc.
marsalkas marSeika Jusk. 21 im hochzeitsliede marSelga —
p. marsalek,
marudüi kq jemd. stören belästigen G. — wr. morüdzic.
marvä mischmasch, alles durcheinander Ragnit — wr. mordva?
masdndis Fort. p. 54 messing — p. mo^qdz.
maskvä maskavä Moskau, maskolius Russe, nmskvitis Russe
äyrv., maskviUSkas russisch Syrv., maskolWcas dass., —
• wr. moskvä moskdl^; p. moskvitamoskvickimoskievski^*'^).
"*) acht lit. heisst es lälkos nach Fick 629 lituslav. auch noch ein
paar andere scheinbar ächüit. bildungen der (/"war sind entlent, z. b.
nusimardavöti sich abmergeln Qu. = p. zmordovac aiq; marmtis sich
kasteien äyrv. — p. mofyc siq mafmti tödten R. M, Syrv. (üi Pr. ht.
„beim sterben zugegen sein** Kurgat) — p. moryc, **®) „für maaküliei
hört man heute schon häufiger rusai" N.
— 107 —
masieruti marSiertUi marschieren — p. maSerovac.
masnä beutet, auch moMnä ledernes futteral makStis dass.
hieher^*^) — klr. moSi^ay wr. mosonka.
mästas mastbaum — p. mast^^^).
matika matikas hake rodeaxt — p. motyka.
mdtkas mdtka tocke garn, zinsgarn — p. motek.
maiida mutter ostlit. G. — wr. maMlja.
maeüras mo^uras Masure — p. mamr^^^),
mecius schwert — p. miec.
medelenskas medelenckas der grosse englische bärenhund —
wr. medioljdn mediöljaAskij, klr. meddjaitökij „canis mo-
lossus^' ievcenko.
mednyce ein becken Bd. Qu. — p. miednica.
melnice malniSe müle*, melninkcis müller -- grr. melnyca, p.
mielnik ^**).
melninkas mulde — grr. mdnikü.
melus bleiweiss Syrv. melas gips, pamelUi tünchen — wr.
pomiUc dass. grr. wr. mel gips.
menoMti Kraupisken meinatdi Ragnit die verlobten aufbieten —
wr. menovdc nennen, p. mianovac ernennen.
mentals „nur in der Verbindung: alus kai mentals trübes
hier" — p. mqtel m^ny trüb.
mentelis mentelikas, mentlikas Syrv. mantel — p. mqtel mqüik.
mierä mieras mass, mittelmässigkeit Öyrv. mieris mierus ziel,
mierkä trinkmass, mierininkas messer, miSmas miemingas
massig mittelmässig, mieruti messen, müryti zielen etc. —
wr. mera merka, p. miemik miemy miefac miefyc^^^).
^**) lituslav. nach Fick 632. "*) mZistas ist der germanismus dazu.
"») y^mazurcLS lit. ein untersezter kräftig gebauter mensch, daher der
name Mazuren" Ketfynski o Mazurach Posen 1872 p. 7; das umgekerte
ist der fall; weil die Mazuren meist von dem erwänten körperbau sind,
so nennen die Litauer einen derart gebauten menschen, überhaupt ma;ert«ra«.
1**) ächtlit. modunas maiuninkas, "») in lit. sprachquellen begegnet
uns mierä auch noch im andern sinne, z. b. = klr. myr Welt in vaMimieraa
gouverneur G. = klr. voiodymir (weltbeherscher); klr. myr, wr. mir
heisst auch friede und so kann man eine stelle auffassen katechism.
— 108 —
milstas stadt, miescionls bürger, miescianka bürgerin, mies-
cionpste bürgerschaft — wr. mSsto, p. miesSan mieSianka
mieSdai^stvo.
meskä bar, meskins, meSke bärin — p. mieSek?^^^).
meSköti langsam gehen — p. mieSkaCf o-mieSkivac säumen
zögern grr. meSkaf.
mltos metä, auch netas mentha crispa Linn. — klr. mjata,
p. mi^.
metas vgl. anm. 147.
metelninkas gaukler — p. mietelnik wr. metdPnik dass.
meflikas Öyrv. s. mentelis.
metavotis auch mentavotis zem. G. sich bekeren, in sich
gehen — p. opamqtac iiq,
migdölas migdalas^migdala mandel — p. migdal.
myla myll meile — p. mila.
militi pamUüUi sich irren, apsmiUti sich verrechnen — p.
mylic siq, omylic 5ig^*^).
mylus freundlich, verliebt Syrv., miflista gnade huld, jo mfiUsfa
jüsu m^lista euer gnaden, anrede bes. zem. tämista tämsta
dass. — p. müy müoiö, vasa müoU, klr. mßist^^^
mynia mennig Syrv. — p. minia^ lat. minwm.
min^kas mönch, minyökä nonne „so im volksmunde" (Kursat
1547 p. 26: dok miera tärp visu panu: gib frieden (vorher ist ja von
krieg die rede: nogi niepreteliaus turka dieve saugak tava raka und
im folgenden: zadi apginti te apgin kunu bei labiu),
**•) vgl. abulg. mecikü meclka me§lka^ nbulg. mecuk meckuy grr.
meskay wr. mika (kinderwort); mieSek gebraucht z. b. der Litauer Adam
Mi6kieviö im Pan Tadeui. ^*') „sauMto metas" ein löfifel voll Bd. Qu.
M. von der Y^mat werfen, wurf des löffeis, vgl. klr. met. auch das fol-
gende metelninkas gehört derselben y an. ^**) hat nichts mit lat. malus
lit. melas lüge (Fick 631) gemeinsames. **•) nach Fick 631 lituslav.
dise art der anrede ist bes. in der litauischrussischen Schriftsprache
und zwar immer vom könige gebräuchlich, z. b. Jeho Koroievskaja
Mitosty Hospodara Koröla jeho miiosti u. a.; zu mylistyvas mylastyvas
vgl. p. miioscivyj klr. myiostyvyj. tämsta ist aus tävo m/jlista zu-
sammengezogen, Kursat g. 1305.
- 109 -
§. 126) mn^kas mnySkä In der Schriftsprache — p. nrnich
mniSJca.
myronai s. majeronai.
misüs misle gedanke gesinnung, mysU rätsei, rmslyti denken
meinen, iSmislyti sumislyti erdichten, numislis bedacht
Qu., pamislyti auf einen gedanken kommen — p. mySl
myÜic zmyslic namysl pamyilic, wr. m^slic.
mistras meister, maistras Syrv., maistrene meisterin Syrv.,
maistrj^ste meisterschaft Syrv. — p. mistf, majster maj-
sterstvo.
misS predigt messe, auch mUios plur. tant. — p. mSa.
miSparä mispäras vesper — p. nieSpory ^'^^),
mizernas Fprt. p. 134 elend kläglich — p. mizemy,
mn^kas mnyskh s. min^kcbs.
möceka, mockä M. Stiefmutter — klr. macmha, grr. macichaj
wr. p. macocha?
mogila kirchhof „in alten Urkunden und Verordnungen" —
p. mogila grabhügel, wr. mohirnik kirchhof, klr. mo-
hyikl dass. ^^^).
mojöti glänzen Bd. Qu. — klr. majatys^ p. wr, majacic, vgl.
p. m>ajak pferdeschwenkungen der kosaken u. a.
m6jus mai Syrv. — p. wr. klr. ma;.
moliavoti malen auch muUiavoti, m^oliörms maier — wr. ma-
levdc, p. malovac, p. malaf,
molünas melonas molügas kürbiss melone — p. melon,
monas zauber, mdnai blendwerk, monyti zaubern, apmonyU
verblenden betören, apmonininkas — wr. mai^ manä,
klr. many öbmanyty omancyki (vgl. HaFko narodnyje
öbrjady 2 p. 28)^").
**®) volksetymologisch an müe^ angelent? *»^) zweifelnd stellt
Schleicher (Lituanica, Sitzungsbericht der k. akadem. der wiss. in Wien,
phil. hist. klasse xi p. 76 sqq.) hieher: magüä alte göttin des todes;
beachte die redensart: ima ji magilos „hole in der teufel" N.: villeicht
= p. mogüy totenhügel; es würde bedeuten : hole in der tod? "*) litu-
slav. nach Fick 628.
— 110 —
morai totenbare — p. wr. mdry.
moröus märz Syrv. vgl. marine märzente, auch morcinas
ein kraut Bd. M.? — p. mafec, wr. fndrec
morkva Syrv. morka morkas morrübe — wr. mörJcva morköva,
moste, mostls salbe, mostyti salben — wr. mase, klr. masf
mastyty.
moter^nas mutterkraut — klr. grr. materynka, p. maciefanka.
motka Fort. p. 40. 176 mutter — p. matka.
motne sack am fischnetz, motn^Se wune im eise u. a. — klr.
matAa matnyca.
mozna man kann Fort. p. 192 nemdSna man kann nicht
G. p. 25 — p. mozna niemoina, wr. moznb.
moewras s. mazuras,
mozoti beschmieren G. apmoMi betünchen — wr. mdzac
öbmdmc.
müöyti peinigen quälen müöyjimas nmcp^ peinigung — klr.
muöyly, p. mqcyc.
mudrüs, mtmdrüs Ragnit zem. mundurelis s. d. anm. ^**).
mukä, mukas R. munka zem. quäl pein — klr. muka, p.
mqka.
mu%las seife, mmlyti seifen — wr. klr. mylo^^%
multas brückenzoll — p. myto (maut).
mdlas maulesel mula mauleselin — p. mul.
müras mauer, nvurörius maurer, muryti nmr(wöti mauern —
wr. mwr maurovdc mwal, p. mulaf.
murgas s. margns,
mürinas mor, mürinka morin — p. mwryn nmfynka.
"») Job. Schmidt Vok. i p. 175: „die ächtlit. form hat sich neben
muä/riiB munter (grr. mudryj prudens) als mand/rüs munter erhalten."
doch würde ich es nicht wagen, bei mwdrw» eine entlenung zu behaupten;
denn die bedeutungen stimmen nicht (munter-prwdens) und von dem
warscheinlichst nicht entlenten mand^üs gelangen wir durch mund/rus
hindurch zu mud/rm, das also ebenfalls nicht entlent zu sein braucht.
mund/rÜ8 in der bedeutung „vernünftig", so G. 25, ist dagegen entlent.
^**) zu sumuUyti einen übertölpeln vgl. p. omyäLic TcogOy dann das be-
kante Sprichwort vysedi jak Zabiocki na mydkf wr. m/yia zev u. a.
— 111 —
murkstmti besudeln, murSlinti dass. s. d. anm. ^^^)-
murolius Qu. s. moliörius,
nrnrza schmuziger mensch, mmzoti mwrzinti beschmieren G. —
wr. rmrsia mürssefMca mürmö.
müsiti „bes. zem." gezwungen sdn, müssen — ^ wr. p. müm.
mtAftkas leibeigener bauer zem. — wr. muiiik, klr. mulyk,
nabägas nebägas s. unter bagötas.
nabästininJoas auch nübästininkas^ nabäsninkas und nub, der
verstorbene — p. niebosctfk, wr. nebö§öik.
nagrada belonung zem. — p, nagroda.
nmkas naika zigeunerpeitsche — p, nahajka.
nametas Syrv. s. numetas.
navas neu, navatnas neuling Bd. — p. novy novotivy^ zu nor
vine — cf. wr, novina, novcäe und neuigkeit.
nebespecnas „pr. liL nicht gebr." gefärlich — p. niebezpieöny.
neburdkas armer schelm, wicht — wr. nebordk,
necestis Unglück M., neScesti& neuere zem. schritten •— « klr.
nescastje, p. niescqSie.
nedelia nedUe sonntag, seit Syrv. auch woche — p. niedziela
Sonntag und woche,
nepras Dniepr — klr. ^ipro,
nefü nicht nur G. — p. metyle nietylko, klr. netyl.
neta s. mUos,
nevädas und nevadas grosses fischnez — p. i^vöd, klr. nevid.
nigdä trotz unerachtet — p. nigdy nie??
nptis kämm im webestul; einzelner faden G. — wr. nyt,
p. nie faden *^*).
nodeje hoffnung zem. — p. nadzieja,
nogäs nugas nackt tmgis nügpste imgaiä nacktheit, nvmugti —
p. imgi nagoic nagota^^'^).
nometas nümStas, nametas Syrv. kopfputz der frauen „heute
***) Fick p. 630 : „muss man mwrkstinti und mwrslinti als entlenung
aus slavisch mrusiti betrachten?" durchaus nicht. **•) Utuslav. nach
Geitler 68. *") villeicht richtiger, mit Fick 592 es für Utuslav. an-
zusetzen.
— 112 -
in pr. lit. nicht mer gebräuchlich — wr. nametka, klr.
namitka.
nuprosnas vergeblich, missbräuchlich — wr. klr. napramyj
plözlich, oder p. naprözno vergeblich umsonst? ^5®).
nordgas pflugschar — wr. norac.
nota katech. 1547 p. 19 z. 7 und 25 weise melodie — p. nöta.
noima natur -^ p. natura,
nuba^nas fromm — p. ndboeny.
näglas nuglüs plözlich jähe — p. nagly ^^•).
nüpertas halsstarrig — p. naparty^^^).
nuperckas Kursat, nopercJcas fingerhut — p. naparstek, grr.
naperstok.
rnidnas langweilig zem. — p. wwdwy, wr. nüdnyj,
nuogis mangel 6. ist von nugas ebenso abgeleitet wie plötis
breite von platüs, ügis länge von \lgas.
nm nuze wolan! vorwärts! — p. nuie.
öbyvaUlis einwoner — p. ohyvatel grundeigentümer.
oborä s. abarä.
orikelis brantwein in e. dainä — wr. JiorSlka^^^y
ortas wrtas a/rtas geldstück, „a/rtaugas a/rttmgaibas (?) arba
urtas piningas" Öyrv. P. S. p. 239 — p. ort urt v/rcik
ort Örtchen, bruchteil eines talers ^•2).
i»8) vgl. klr. naprotmyca jäher tod, auch na^rasna smert' (Prawda
vom jare 1875 p. 306); vgl. katechismus 1547 p. 10 vers 20 v. o.: ne
gimki varda dieva pana tava naprasnai = p. naprözno umsonst.
"•) lituslav. nach Fick 592. ^•°) das e von naphrtas gegenüber p.
naparty (vgl. wr. napercca halsstarrig sein) hat verschiedene auslegung
gefunden; Schleicher dachte an volksetymologische Wandlung, mit an-
lenung an perti baden schlagen; Job. Schmidt an entlenung aus apoln.
nciperty, *•*) aus a/relkä brantwein (s. d.; Kursat bietet dafür alierkä)
orelkia (vgl. klr. horiika) wurde durch Umstellung orkeliSt daraus aus
versnot orikelis in der dainä; aus demselben metrischen gründe wird
mergele zu marigele (Rhesa Dainos p. 248) mundrelis zu mundurelis u. sl.
^<') wie Cacki o pravach pohkich i litevskich band i ausfürt, haben die
Litauer eigene münzen nie geprägt; vor irer Vereinigung mit Polen
waren im lande russische münzen im gebrauch; nach der union fand
das polnische münzwesen in Litauen eingang; alle münznamen sind also
als entlent anzusehen ; vgl. pelikia timpaa gräsia u. a.
- 113 —
ovaras s. jovaras.
Ovis wachen, sapne ir ovije im träume und im wachen Dauksa,
ovitis sich im träume sehen lassen M. — p. javic siq
jav^ V snie i na javie; vgl. unten prdjovas.
pdbaSnas fromm — p. pohomy.
pahölei hin und wider, nicht alle zeit Bd. — p. povoli lang-
sam?
paceleta schnupftuch Heidekrug — p. facelet ^^^).
pacvöra gespenst ungetüm — p. wr. pocvdra scheusal larve.
paddle querstück Bd. ? — wr. podöl podolok (= p. podolek)
querstück, säum am kleide.
padaSkas blech auf der wagenachse — wr. podöska,
padkavä hufeisen — p. podkova ^**).
padorkas gäbe geschenk zem. — p. podarek.
padunas padonas Untertan leibeigener — p. poddany Unter-
tan, wr. podddnyj leibeigen, podddnka podddnstvo = lit.
padonkä padon§ste ^^^).
padurkai unterer teil des weiberhemdes ^^®).
padmka kopfkissen zem. — p. poduska,
pa^ada voller wind zum segeln; friede R. s. u. gddas.
pa^glümiti s. unter ghimas.
pagonas und pa^onis beide, pa^onkä und pagankä heidin
pa>gonpste pa^oniskas — ^.poganin, wr. pohdnyj pohdnka.
pajemlus G. pajemblus G. fähig empfänglich — gebildet nach
p. pojqtny fähig empfänglich, pojmovac fähig empfänglich
sein .... von lit. paimü paemiaü paimti = p. pojqc.
^••) diser name ist mit dem hofe der königin Bona aus Italien nach
Polen und von da nach Litauen herübergekommen. *•*) nach Kursat
ist dafür ledzygä gebräuchlicher. "») lituslav. nach Fick 577 u. v. a.
man beachte, daß §yrv. z. b. in den P. S. dafür regelmässig valdMas
vcUdonybe gebraucht, daß Mazvydas in seinem katechismus es ebenfalls
umschreibt: padotygy alba veldamai, was zeigt, daß die entlenung damals
noch eine ganz junge war; vgl. auch Gurtius Grz. p. 489: „für sklave
und Sklaverei finden sich keine uralten namen." das u erklärt sich
aus der anlenung an die lit. \^du, "•) aus „grr. poddergaj^' Schleicher
im Donaleit. glossar zweifelnd, vgl. p. podd£efgac.
Brückner, Litu-slav. Studien I. 8
— 114 —
r
tu pakadü derselben art Bd. — p. pochM gang?
pakoQus Zimmer Jusk. p. 46 — p. poköj.
pakäjus friede eintracht, nepakäjus Unfrieden krieg, nepäJcajöti
beunruhigen, pakajlngas zufrieden — p. poköj, niepokoj,
niepokoic, wr. poköj.
pakcUene geschlecht herkunfl; modus in d. coniug. zem.? —
p. pokolenie.
pakamore beförderer von befeien und brlefschäflen — p. pod-
komofy kämmerer, ein poln. erenamt?
pdka/ra Fort. p. 98 demut, pakamas pakamüs demütig, pa-
kam^ste etc. — p. pokora pokomy pokomosc.
päkida päkulos grobe hede, pakiümis davon gemacht —
wr. pdkulle (collect, n.) pdkuPnyj,
paküta zem. ki'rchenbusse, pakutavöti busse tun, wapaMfo un-
bussfertigkeit — p. pokuta pökutovac.
pakvalnöji fastenzeit von fastnacht bis ostern Bd. — p. poch-
valna^ klr. pochvaVnaja der fünfte fastensonntag (an
disem tage darf nichts gearbeitet werden).
pakvoöus bäcker Bd. Qu. — klr. pachac ackerbauer?
pdlagas Ragnit, pdldgas M., pälagis behänge über dem braut-
wagen — wr. grr. poloh bettbehänge.
pdldenikas Syrv. s. pänedelis.
päliecavöti empfelen, uMiecovöti anempfelen — ^.pcHecacmlecac.
palevä palavä glasur, paliavöti glasiren — p. poleva poievac;
vgl. 0. lyvöti; wr. poliva poUvanyj (sonst glcusieruti).
palifce krummes Streichbrett, pflugstürze — wr. polica,
palmskas tasse teller 6. — p. pölmisek schüssel,
paloüus R. paliööius palast — p. paiac,
pdltis Speckseite — p. wr. polö, klr. polot ^•'').
pälüdienieij pälüdinis Laukiszken vesperzeit, palvdienauti Ves-
perbrot essen — wr. pöludzeA polüdne mittag, klr. polu-
dAuvaty zu mittag essen.
^'^) lituslav. nach Fick 604. es stimmen die bedeutungen zu ser
überein; ächtlit. heisst es la8inie%.
— 115 -• .
pälüsis walkmüle M. — p. klr. följus wr. vhljm Mik. iii
207 i«8).
paitvas falb fal — p. plovy klr. polovyj^^^).
pamstyti rächen, pamstytis sich rächen Bd. — wr, pamsdc
p. pomscic klr. pomstyty.
panceka strumpf socke zem. — p. poncocha wr. pancöcha.
pänedelis pänedele, paldenikas Syrv» montag — p. ponied-
isialek.
pänta hanenbalken — p. hanty?
papdrtis papdrciei tüpfelfarn — klr. paporof p. paproc ^''®).
papartis fane kirchenfane Mikuckij — wr. pdperc kirchen-
flur? 1^1).
paprugelis Fort. p. 42 — wr. popruha gvr.podpn*ga pferdegurt.
papum papagei Bd. — klr. papum p. papuga^'^^).
pärakas schiesspulver , paraknyce" pulverhorn, parakatmyde
Syrv. — wr. pöroch klr. porochnyca,
päramas färe — klr. porom p. prom,
pardniti prügeln Bd. — p. poranic verwunden?
parapUja russ.-lit. parakmja pfarrei paa-apijonas pfarrkind
— p. parafja parafjan dialektisch parachfja,
parendas parenda die kirchliche beichthandlung; parendytis
sich in der beichtvorbereitung ermanen lassen; pareü-
dininkas beichtkind, parendytojis beichtvermaner^''^).
pargamynas Syrv. pergament — p. pergamin.
^*^) so beisst es z. b. in der russ. lit. ustava o volokach des königs
Zygmunt August : pry stavech mogut byti miyny i följide (von 1557).
"•) villeicht richtiger es mit Fick 605 als lituslav. anzusetzen, vgl.
pdUas fal. "*^) lituslav. nacb Geitler p. 53. *'*) die Zusammenstellung
rürt von Mikuckij her; bei Dovkonts: fane kann man an p. propofec
lanze 'mit fane, fänlein denken; die kirchenfanen heissen wr. paräty
aparäty (aus apparatus). *^*) die Bd. glosse ist so aufzufassen: was
bei uns die goldamsel (volunge) ist, ist in fremden ländern der
papagei. ^^*) „mit ohrediti srediti ist villeicht zusammenzustellen lit.
parendaSf vgl. paredai gebrauche mit parefidyti und ohrediti mit grr.
obrjad; daß das lit. wort mit parentatio [Kursat wtb. i 192] nichts zu
schafifen hat, ist wol an sich klar." MiklosiS terminologie der slav. spr.
p. 31. den nasal verdankt parendyti polnischem einfluss: porqdzic,
8*
. — 116 —
I
pamelik s. anm. 127.
partiöininkas lieutnant — p. porucnik,
pasdbnas, pasäbnesnis keleivis 1875 p. 42 passend, hilfreich —
wr. posdbnyj dass. p. sposöbny passend.
pasaga bauchriemen sattelgurt Syrv. — wr. klr. pasok p.
pasek gürtel?
pasirodavöti sich beraten Fort. p. 16 — wr. porädzicca.
paskilpyti impfen G. — p. poscepic.
pdslas böte, pasl^ste botschaft — wr. posöl p.poset poselstvo.
pdsogas „seltener pdsagas^*' pdsoga ausstattung, ispasogiti aus-
statten — wr. posdh und posdha p. posag vyposaiyc ^''*).
paspdlam insgemein^ paspalitas allgemein, paspälstva gemeines
Volk, paspaiva allgemeines aufgebot Qu. (!) — p. pos-
polem pospolity pospölstvo.
pasternökas pastinak, gew. pl. t. — p. pastemak.
pästininkai pästninkai päsninkai fasten; busstag pastininke
dass. ; pästininkauti — p. post postnik poscic.
pastijolka sane 6. — wr. postojälka süsse milch.
patdmkai auch potdmkai nachkommen — p. potomki.
pdtapas Überschwemmung zem. — p. potqp.
patega knieriemen der Schumacher — wr. pödh klr. potjahaö.
pateka vergnügen trost zem. — p. podecha klr. poticha.
patemurei mauerzinnen brustwer Syrv. — p. podmufe unter-
mauer, brustwer?
patinka pantoffel — p. patynek.
patkavä s. padkavh ; berut paktava Fort. p. 20 nur auf einem
druckfeler?
patoSus Pottasche zem. — p. potas.
patrova speise zem. — wr. p. potrdva.
patulkus geduldig leidend — p. potulny dass.
pat%i/t6U einem etwas vorhalten, aufmutzen — wr. potüric
poturjac einen zu etwas anhalten treiben.
"*) acht lit. heisst sie 8(M'va8 {§yrv. kent sarvas in derselben bedeu-
tung, bei Fort. p. 36 komt sarvelis und pasogZlis neben einander vor)
oder kraitis (bei Michaion de moribus etc. auch: krieno).
— 117 —
patsukas grosse ratte G. — wr. pacuk, poln. lit. pac pacuk.
patvada rüstwagen Bd. — p. podvoda Vorspann.
patvaiskds scherge Qu. — p. 2>ödi;o;sJfei niederer gerichtsdiener
„gerichtsfron" L.
paivarati katech. 1547 p. 15 v. 4 verläumden — p. potvafac.
pavetra pest — p. povietre, meist luft; wr. povi'trenaja po-
v^trisce.
pav^nas pamnas schuldig, verpflichtet nepavynas einer sache
überhoben — p. povinien niepovinien,
pavoga ansehen zem. — p. povaga,
pazddböti antreifen? Juskev. p. 32 — p. pozdybac,
paznavöti davon: pasipaSnavoti als das seinige anerkennen;
prisipoJnavöti sich anmaßen — wr. pomaväcca pripoz-
navdcca.
pecius bäckofen, pecenJca peHänka braten, pechms ofenheizer,
üSpecis räum hinter dem ofen — wr. pec pecefia, pecMr
ofenarbeiter mpecek ^''5).
peciete und pedviete pecietis und pecvietis siegel pecietyti und
pecvietyti siegeln — grr. pecaf wr. pecdtka p. piecqc
piecqtovac.
peJdä hölle — wr. peklo klr. peklb.
pelikis ein altes kleines geldstück — p. pulki bei Hennig,
vgl. Nesselm. unter eidkikas.
pelinos wermut Öyrv. — p. piolun.
grilkq peln^ti sündigen M. — p. gfech pdnic, popelnic.
pencake s. panceka.
pepulis hünerpips Mikuckij — wr. p^plo klr. pypec.
püras piera gegitter, pieriti ein haus decken G. — p. pief
piefyc.
perankas bettvorhang Bd. — p. firanka.
peryna federbett — klr. perynä p. piefyna wr. perina.
perkddas engweg — p. pfechöd durchgang.
"•) dasselbe pecitM scheint enthalten zu sein in Qu/s peclinda
Zaunkönig d. i. ofenkriecher?
— 118 —
perväzas fare, perväzininka^ färmann, pervaziüti überfaren —
p. pfevoz pfevo£nik pfevozic,
pilskos sand „nur südlich vom memelstrome gebräuchlicher"
— p. piasek klr. pisök (acht lit. smiltls).
piestä stampfe piestas piescius piestokas mörserkeule — grr.
pes^ pestik mörserkeule stössel pestovyj dazu gehörig.
pestiti pflegen 6. — p. piescic wr. p^sdc.
petnas Syrv. petmas petma zem. zeichen marke petmyti be-
zeichnen — klr. pjatno p. piqtno piqtnovac.
pltnyce freitag — klr. pjatnySa (fünfter Wochentag , pjaf =
fünf).
atpetoti erwidern vergelten — vgl. wr.p^tacp^tovac schlagen?
petriüSkos petriuSkä petersilie — p. pietruSka.
pevnas sicher zuverlässig zem. — p. pevny,
peiöti kriechen M. — p. peUac?
pigkrius spassmacher possenreisser — p. figlaf.
pijonySe pivniSe^'^^) säufer — p. pjanica.
pijülke pjulke Veilchen — p. fijolek.
pykai lanzen Nesselm. lieder p. 24. — wr. p. pika.
pila spielball, püine veralt. jezt hole — p. püa, wr. pilka.
pilnal fleissig, pilniaüs, piln^ste pilnastis fleiss Sorgfalt, pü-
navöti in acht nemen — wr. piVno piVno&c piVnoväö,
pinave s. pivania.
pypkis pppke tabakpfeife — wr. pipka.
pyrägas weissbrot — wr. klr. piröh p. pierög.
l§ pinngadu v. anfang Bd. s. u. gadas.
pize pyzdä cmmus — p. etc. pizda ^''''),
pküs brüst 6. pirSingas breitbrüstig 6. — p. piers^'^^),
pisnus prächtig — p. pysny.
pUtelis pitlius beutelsack in der müle pitlia/voti beuteln — p.
pytel pytlovac; „jezt häufiger bpdeUakis bj^deliaiäi" K.
pivane pinave zem. päonie — p. pioonja.
"•) volksetymologisch an pyvas hier angelent. *^') lituslav. nach
Flck 606. "•) lituslav. nach Fick 609.
— 119 —
pgvas „im gegensatze zu dem selbstbereiteten älüs das braue-
reibier" pyvorius bierbrauer, pyvnyce bierfass (wegen
der bedeutung säufer: vgl. oben unter pijonyöe) — wr.
pivo pivnica brauerei und bierkeller.
pladistas allimn vineale Öyrv. hladystai lauch M. — klr.^^o-
dystok plodystec Verehr, v p. 31.
plakas gering schlecht „veraltet" — p. plochy leichtfertig ge-
ring, wr. plöchij gering; krank; klr. plochy j schlecht
(Kulis Zapiski i z. e. und Nomys i. h. v.)
plamoti plasJcoti plidSkinti pleskoti klatschen — wr. pljöskac
pljosnuc klr. pleshaty plesnuc^'^%
plebonas pfarrer zem. „gewöhnlich Mebonas^' s. d. plehonija
pfarrei — wr. plehän plebdnja.
plecius pleds, klecius platz — p. plac.
pUökä pleSkä gläserne flasche — wr. pljdcha pljdSka klr.
auch pljddka.
pleizgana pMskänes pleizges fimmel, männliche hanfpflanze —
wr. pUskani grr. posk(m\
plega Laukisken schlag hieb — wr. pljdha p. plaga gew.
pl. \. plagi.
plikai bllkai gekröse — klr. etc. fljäky.
pleme stamm geschlecht zem. — wr. pleme,
pUniti lodern glimmen Bd. — p. ploniec?
plep'eti schwatzen Ragnit — p. plaplac?
pleSka Syrv. s. pleckä.
pletkas plauderei papletka böse nachrede — wr. pljofkd dass.
p. plotka.
plyckas plyskas plycke fladen — p. placek klr. pljacok dass. ^®®).
plytä Ziegel — p. klr. plyta platte ziegelplatte.
ploka iSminüs schlechter verstand M s. oben plakas.
pldnis emtekranz Donaleitis ii v. 507 510 ed. Schleicher —
p. plon ernteertrag. ^®^)
"») villeicht lituslav., so Fick 610. "'') deutsch flinse, woran
Schleicher dachte, steckt in lit. püncai flinsen. "*) „wort und gebrauch
fand ich nicht mer" Schleicher glossar z. Donaleit. i. h. v.
— 120 —
plopa plaudertasche plopti plcpoti plärren etc. plovoti dass. ? —
p. plapla plaplac.
plöstras plöstrus plösteris plöStorus pflaster — p. plaster.
ploSöm mantel zem, ploste weisse bettdecke laken — p. plasd
mantel.
plotJca umschlagetuch oder laken — p.plat pHatek stück lein-
wand; stück überhaupt.
plotavöti übermütig sein — grr. plutovdf possen Schelmereien
treiben?
pliüSkis dummer schwäzer pliuSMti plappern schnattern ^^^^)
pliüdros pliüdres lange polnische hosen — p.pludry wr.pljüdry.
pliügas „moderner pflüg** — klr. pluh.
poöyna ,jpu6pnas langes schweres rüder bei witinnen, fären** —
p. grr. poöyna klr. opaöyna tevcenko
podyme pflüg R. — klr. podyma querholz am pflüge, cf. Kol-
berg V p. 175: podkuleh i poddyma u vozu.
pölavöti s. paliavöti.
^omeYis gedächtniss zem. — kh.pamjaf p. pamiqc, wr. pdmjac.
ponmkelis gadus callarias — p. pomuchla.
pönas herr pöna pone, pana zem. fräulein panna Öyrv. P. S.
142, pon^stapon^steheTrscha&ponavöH herrschen ^ow^sfe'
jungfräulicher stand Öyrv. — wr. pdn pdnna pdnstvo
panovdc, p. panieMvo. ^®*'*)
popierim papier popierne papiermüle — p. papier papieriki.
pöpieiSim pabst popieSininkas päbstlicher, e. katholik —- p.
papieS wr. papeHnec.
porä poras paar — p. pa/ra.
pösmas gebinde garn — p. pasmo.
posninkas fasten zem. s. pästininkas.
poSne Fort. p. 52: posnios artojelis „polevoj pachar^" getrsLide-
feld — wr. grr. pdsi^a.
^^^^) nach Job. Schmidt (beitr. vi 147) entlent aus p. pluskac
plätschern; wol unbegründet; beide worte können unabhängig von
einander durch schallnachamung entstanden sein, vgl. pleskHihrodeln u. a.
1") lituslav. nach Fick 598.
— 121 —
potäm nachher — klr. potöm p. potem? ^®^)
potdmkai s. patamkai,
poterus, poterius Syrv. punktai sak. p. 211 paternoster bei d.
katholiken — p. pacef,
pövaspova pfaupcw^Je weibchen v. pfau Öyrv. — p.pavpavica.
p&vilas Paulus — p. pavel.
poHtkas vorteil gewinn — wr. pozitok p. poSytek.
prdba versuch prova K. prabavöti 6. — p. pröha pröbovac.
prdbajus türhaspe oder lürkrampe — grr. proboj,
präbascius präböscius probst zern. — p. prohoSc.
pracesijos prozession Syrv. — p. procesja.
prdjovas ^vunder monstrum Syrv. prajSvas Dauksa Mik. —
wr. projava.
prakirä spottvogel R. M. ? prakorauti kredenzen Bd. R. M.
— vgl. wr. prokeric ein fröhliches Trinkgelage halten,
vgl. keric kerinne bei Nos.?
prärakas prophet — p. prorok ^®*).
prästas auch im katech. 1547, gemein schlicht prastökai
prascökai pöbel päprastas gewönlich — wr. pröstyj, p.
prostaki, vgl. p. poprostu.
prastyra prastyre laken grabtuch — klr. prostyra.
praS^ti iordeTupapraspi ansuchen perpraS^ti abbitten uzpraäpi
einladen — p. prosic poprosic przepr. zaprosic.
pratapiti perdere Forma 1559 p. 42 v. 32 — grr. protopiU
durchbringen ^^^) p. pfetopic topic durchbringen.
pratega knieriemen der Schuhmacher s. patega,
prategui hintereinander prategoti h. e. spannen — klr. protja-
hom protjahaty?
prazantavöti Jusk. p. 21 darreichen — p. prezentovac.
"*) »pö mit dem dativ komt nur in wenigen redensarten vor, so
in potdm darnach statt des ebenfalls ser gewönlichen pö tö villeicht
aus dem poln. potem entstanden" Kiirsat grammt. §. 1472. "*) gilt z.b.
bei Bopp vgl. gramm. 2 i p. 37 für acht litauisch, dafür auch pränasaa
„veraltet". ^®*) Bezzenberger stellt es zu lit. tampü täpti; aber es feit
eine vermittelung der beiderseitigen bedeutungen.
— 122 —
preskas preskus ungesäuert preska ungesäuertes brot M.
preskas Qu. — p. pfasny klr. prjaskij ^®*).
priitelius prütelis freund prietelka freundin nepri'Stelis „m
manchen gegenden auch nepriStelitiS" K. feind neprUtelka
feindin — wr. prijdceV klr. pryjateV p. pfyjadel wr.
neprijaceV neprijdceVka ^®'').
priö „nördlich v. Memel** apriö „südlich davon" apricnai
sqpriS besonders, ausserhalb — p. klr. pröö qpröc, wr.
opfid opriöno popriö.
pryöyne prydih vorwand, äussere Verhältnisse — wr. kh*.
priöina Ursache schuld vor wand.
priemngas angenem N. wtb. p. 556 — nach p. pfyjemny
wr. prijSninyj.
priklyle Widerwärtigkeit G. priklitis w. empfinden 6. — wr.
prikricca, prikryj widerwärtig p. pfykry.
priklodas beispiel N. wtb. p. 220 — p. pfyMad.
pröce mühe arbeit procavotis procevötis sich anstrengen pasi-
procevöH etc. — wr. p. praca wr. pracovdc.
prosas presse zem. — wr. p. prdsa.
provä das rechte, das recht; provyti recht machen; machen
verfertigen; einen prozess füren; provavöHs prozessiren
provinmkas richter, prozesssüchtiger atprövyti zu ende
füren; abfertigen a^cwaabfertigungi^riprova zubehör^^''*')
— wr. p. prdvo prdvic pravovdcca p. pra/onik odpravic
adprava pfyprava.
prüdas heller, gegrabener fischteich — grr. prud, wr. prud
prüdnik prüd^iSSe müle müller mülteich.
prüdiü wehen blasen R. M. — wr. prüdzic ausschütten,
schütten; austreiben?
pü6ka dickeres ende des hünereies R. M (für tuöka Ness. ?) —
wr. pucha püska vgl. unten püSka.
pü6ka üiiil^ piLÖklorius büchsenschmidt — klr. puSka p. puSkaf.
"•) lituslav. nach Geitlerp.52. "^) „priStelius enUent?" Fick 610.
wo] unfraglich, was hat ein -telius mit einem ächtlitauischem worte
zu schaffen? ^^^) „mittel, handwerkszeug" K.
— 123 —
piüdyti hezen — russ. diah pudiPt p. pqd£iö.
pudlas schachte! — p. pudlo.
puga 6. puM 6. Schneegestöber — klr. fuga füha.
pugvyöe knöpf Syrv. — grr. pugomca.
pükas pükis flocke flaum pukUtas flaumig — wr. p. klr.
pmh pmhdtyj ^^^).
ptUJcas häufe pulkatminJcas hauptmann — p. pulJc pulkovnik.
puldkas eine pistole — klr. polhak p. polhak heute ungebr.
pülpitas schreibpult Öyrv. — p. pulpit.
pune stall, verschlag fürs vieh Syrv. „beiRagnit unbek/* —
wr. grr. puik^.
puinolas dolch Syrv. — p. puinal puginal.
pupä bone — p. hob klr. hib wr. hob?
purlotis säumen zaudern Syrv. — p. bu/rdac siq? *
pmmonas furmann — p. furman klr. firman oder direkt
a. d. deutschen?
püstasleev öde wü^pmtä weg! nicht vorhanden wüst; pustpie
einöde wüste puscepusce wüste pustSlninkas Verschwender;
zem. einsiedler püstyti verwüsten verschwenden — wr.
püstyj püsto pusi/^'ha pusteVnik p. puUa pusdc pf&puicic.
puSkä pmkh grösseres ende des eies Mik. — grr. puSka.
püSfMS stolz aufgeblasen Qu. s. py§mts, oder vgl. p. napmony
dass. wr. pmnyj aufgetrieben (v. brote).
pütilas fessel Syrv. — klr. putylo^ vrgl. wr. püto (ächtl. pdntis).
püteris pütera pütra Ragnit, ser gewönliche speise aus gersten-
mel etc. — klr. putrja ^®®).
puiterozas fourage Bd. — p. fviraä.
püzra gemächtbruch, bes. bei kindern, puedra vorbaut beim
pferde 6. — wr. puzd/rjo^ vgl. serb. puzd/ra rute der
vierfüssler.
rabath arbeit mühe quäl — wr. klr. p. robofa,
räbavöti rauben rahavöjimas — p. rabovac.
1") ächtlit. nach Fick 608. "•) vgl. Nomys nr.5121: nechai skisnt
na putrju} Zakrevskij i. h v. „v cuchonskam jazyke putru: kasa^^.
— 124 -
rahudiei langsam „um Memel unbek." "®).
racine kartoffel zem. — vgl. klr. rachiny Verehr. 5 s. 28.
ragaie binsendecke matte 6. — klr. rohoi grr. rogola cf. wr.
rohöz^e, p. rogöSka auch roböSka gesprochen.
ragocus ragoöe ragözius, ragaSus Syrv. jochbaum am pflüge
— p. rogal wr. rohdc.
ragötine speer lanze — p. rogacina, wr. rohädna knorriger pfal.
rdkas ziel frist Umurakis dienstzeit der knechte 6. — wr. p.
rok jar, wr. rokovdc ein jar lang verweilen rokovScina
jaresdienst.
ramestas s. remSstas.
ramünes s. remünes.
randä pacht miete randörius arendörius pächter randavöti
^renduvöti (Volkslied aus Utena bei Kamerton 1. 1. iii p.
41) pachten — wr. klr. randa randdr^ randovdc arenddr^
arendoväc.
Srangöti c. dat. jemandes spotten, in verhönen Syrv. — p.
wqgac c. dat.^®^).
rankove ärmel am kleide; rankalka muff Bd. Qu. s. d. anm.
— p. rqkav wr. rukavä. ^^^)
rapnikas peitsche 6. — klr. p. harap harapnik.
rdragas „in der alten bibelübers." geier — p. rarög falco
buteo, klr. rarih fcdco laniarius Verehr.
rarotai frügottesdienst zem. — p. wr. roraty.
rasälas R. Bd. rasalä salz lake — wr. rosöl. ^•^)
rdskaSis rdskaSys Üppigkeit raska^riMS üppig — p. roskoS
roskoSny wr. rosköSa roskösnyj.
rasodä die kleinen sezlinge der kolpflanzen — wr. rosdda.
raspusta raspustas Übermut raspustininkas raspusninkas ein
übermütiger — wr. raspusta raspüsnik p. rozptista etc.
rätuSe rathhaus Öyrv. — p. ratuS.
ravas G. rava 6. strassengraben — wr. rov p. röv klr. riv.
*•'*) villeicht an rdbatä anzulenen, vgl. p. roboco arbeitslustig?
wr. roböc. i") lituslav. nach Fick 642. »•«) lituslav. nach Fick 642.
zu rankalka muff vgl. p. zarqkavek dass. ^*') lituslav. nach Geitler p. 69.
— m —
razbdjus mord strassenraub razbäinirikas räuber mörder
razhdininkisicas mörderisch — wr. raishöj razböjnik,
razgrmmas Katechis. 1547 p. 14 v. 12 entsündigung — p.
rozgfeSmie,
rämmas räzmas „südlich von Memel ungebr." verstand witz
razumnas verständig neräzumas Unverstand etc. — wr.
rdzum rozünmyj p. nierozum etc. ^®*).
rmstras raistas register — wr. reestr klr. rejstr,
raunas raunus änlich — wr. p. klr. rovnyj.
rece recis recus ding sache — p. wr. fec klr. riö.
recis hundehalsband vgl. retezis?
reckä trinkgeschirr zu schöpfen R. M. — wr. rjäSka.
redas reda Ordnung redai gebrauche redyti anordnen — wr.
rMz p. fqd^ vgl. pofqdek ohrqdek ^^^).
regulamas regelmässig zem. — p. regularny.
reja scheune 6. reje Mikuckij — wr. rega grr. riga.
reisas mal ant reiso auf einmal porq reisu ein paar mal —
wr. raz p. na raz parq razy ^®*).
relikvija reliquie relikvijorius reliquienschrein — p. relikvja
relikvjar,
Temas rima remal ramen — p. rama, oder direkt a. d.
deutschen ?
remesas handwerker remestas remeslas handwerk remestininkas
remesninkas handwerker remestduti * — wr. remestvb
remesnik grr. remeslo p. femioslo femieslnik.
remünes remüles kamille — wr. ramön rumenka klr. rumanec
*•*) zu lit. kas dumäm p6 razumu vgl. klr. sco dumomupo rozumi
gehört hierher auch der von N, erläuterte 'sylvesterscherz razumükq^
var'^ti? "•) im texte ist entlenung angenommen worden, doch u. a.
zeigt lit. redas eine zu abweichende bedeutungsmodifikation, es wird
bes. auf kleidung putz angewandt, zudem beachte man rinda rindas
krippe; rinne; linie reihe; biogai rinditi wirtschaften (eig. gut w., p.
biogo fqdzic) bei G. und vgl. lett. rinda reihe zeile, rindät ordnen,
welches aus dem lit. entlent sein kann? vgl. unten rwndt^t. ^••) „erregt
verdacht wegen des s" Job. Schmidt vok. ii 496. „lit. reisas aus lett.
reisa entlent" Fick 043. vgl. unten rozas.
— 126 -
rumjtmok romaSka Verchra6kij romen romhn romün
tevcenko.
repeöha kröte Ragnit re^ökUti kriechen K. — wr. rapücha
klr. repticha rjapucha Verch. ^•'').
riteSis räeius reteee stachliches hundehalsband, reSis dass.?
— klr. retjae.
retavöti paretavöti retten aufhelfen zem. — wr. retovdc,
poretovdc.
r^zvas resvas rezvus munter frisch — p. feivy.
rUükai, daraus durch Umstellung öerukai? brunnenkresse —
p. fe^ucha.
ricerius, ricielius zem. ritter ricerka heldin riceryste riceriSkas
— p. rycef rycerstvo rycerski klr. lycdr.
ridtkds rettich — klr. reöCka.
r^mas Rom rymijofias Römer rymijonka Römerin — p. fym
fymjanin fymianka.
r^mininkas riemer — p. rymaf wr. Uinar\
rtnkas nnkus nnka rlnke marktplatz — p. rynek klr. rynök.
rinSvynas rinSvynis rinövynis, rmskmis „um Prökuls" wein
— p. rehskie vino reinwein?
rizenU die zäne weisen, lachen — p. feinac podfeinac »iq.
rUai fezen, lumpen Mikuckij — wr. rizze.
rizios rüstung Syrv. — klr. ruMje rjaia wr. ruiio.
ryius reiskorn rySei reis — p. ryi.
roöyti gönnen, geneigt sein zu tun — p. ra4yc wr. rdöic.
rödas willig, als adiekt. nur noch in alten phrasen vorkom-
mend, rödas rods adverbiell. gern willig, nerods ungern
„biblisch, sonst aber ungebräuchlich" K. — p. rady
nierady, rad nierad, klr. radyj neradyj ^•*).
"^ ächtllt. rupeze §yrv., rupuüe rupuze Ragnit, ranpeze Syrv. zu
raupas pocken, ausschlag. ^*^) lituslav. nach Fick 641. auffällig ist
der adverbielle gebrauch des nominativs masc. des adiektiv. ,4^ der
bibel findet sich Mfit^m*' im anschluss an das p. rad meist mit röds
übersezt, doch gegen den gewönlichen Sprachgebrauch, in welchem rdd«
zwar bedeutet" K. i 524.
— 127 —
rodas roda TaArodyUTSilenrodimnkcLSYBtgeheTpdrodapdrodas
anschlag — wr. rdda rddzic pordda ^•^).
rödelis rüdelis Steuerruder — p. riidel.
rod^nos niederkunfl, geburtsschmaus — wr. rod^ny.
rodnas bequem gelegen — klr radnyj cf. rodas.
rojus paradies — p. raj.
rojoti unordentlich krähen, v. han — grr. rajaM ^oo).
roJcmonas zam fromm v. pferden rökmonüs zmogüs ruhiger
mensch, rökmom kalhä r. rede K. — wr. rachmdnyj still
ruhig sanft, klr. rachmannyj 2®^).
rohuti rechnen; Memelisch: sagen erzälen roJcunda rokündas
rechnung rokuhä rechnung — wr. rachovdc racMnok
rachüba,
rona und röna wunde ironyti verwunden — p. rana ^^^).
rotuze rotväe rötmiis rathaus — p. raftis vgl. oben rattise.
rozds mal ne roza manchmal Fort. p. 154 razas G. s. 2i
WT. klr. p. raz, ne raz.
roz^nka rosine — p. rozynka wr. raz^nM.
"•) lituslav. nach Fick 641. *«•) lituslav. nach G. 69. jedenfalls ser
zweifelhaft. *^^) vgl. wr. rachmänkaimd rachmanina Yon stiller sanfter
natur rachmanüha dass.; po-racAmdnec ruhig werden: kon rachmanejec; .
z-za-rachrndnicca sich fromm ruhig verhalten, auch auf die Witterung
übertragen, poln. veraltet rachmanny von zamen tieren, bäumen und
menschen gebr.; vgl. rochmanicurochmanicobrochmanic hei Linde 1. h. v.;
klr. huculisch: sese ne ceiovik a jakijs rachmanyn (s. Vitvicki rys his-
toryöny o Hucutach p. 92) von einem edlen menschen gesagt; räch.
bes. ukrain. fromm, angebhch auch sanft, im klr. hat diß wort eine
mythologische bedeutung bekommen; die Huculen bes. kennen zwölf Räch-
many, die in der stadt Rachman hinter dem meere wonen; von den
Ostereiern werden die schalen in einen fluss geworfen und man sagt^
sie gelangten so zu den fastenden Rachmany (vgl. klr. postymo jak
rachmany Nomys. nr. 128) und würden inen den anbruch der osterf eier-
tage verkündigen (vgl. rachmanakij veiykden) u. a. es ist viel unfug
mit disem worte getrieben worden ; es wurde an den namen der brah-
manen angeknüpft (vgl. Pravda 1867, nr. 9—11), wärend es ein arabisches
knwort ist, arab. rachman misericors, durch „tatarische vermittelung"
MiklosiS fremdw. p. 121 und nach Linde i. h. v. das arabische r. wurde
bes. an der polnisch-türkischen grenze gebraucht. »*•) lituslav. nach
Fick 642. vgl. oben paränyti.
— 128 —
rozl rose — p. röia wr. kir. röM.
roiandm rosenkranz zem. — p. römniec,
roziti treffen berüren zem. isroMti dass. uiroziti anstecken,
von einer krankheit — wr. p. rdzic, wr. p. zarazic.
rübas kleid, „gew. drdbhzis'' K. — wr. rub.
rubelis rubel — grr. rtd)U.
rubeziiAS grenze rübezininkas grenzbewohner, auch riba grenze
G. hieher? vgl. auch apyruba grenzgegend — klr. grr.
ruibel rube^nyh.
rubokas wurm zem. — p. röbak wr. rybdk.
rubrikis rötel — wr. rübrika p. rubryka.
iruöinyöe rtiöiniSe rucinika rudzinyce flinte — p. ruönica klr.
ruSnyca, ruznyca Kotljarevskij, ruSnyöa; kasubisch rq^nica.
rucka querholz — wr. klr. rucka p. rqöka.
rüdä metall, erz; metallhütte rudininkas eisenschmidt — p.
ruda rtidnik, wr. rtidi^a.
rugöti grollen murren isrugöti ausschelten — klr. ruhaty
naruhaiy 2®^).
rukledis gerät rukleidis; rukledM und rukleidM gerumpel
— grr. rukljad" wr. rochljüddze trödel.
rümbas säum schwiele rumboti säumen — p. rqb säum
ob-za-rqUac säumen? 2®*).
rumökas handpferd Bd. Qu. — p. rvmak.
runditi regieren — p. fqdäic ^^^).
rürä röre rinne, auch = subine G. — p. wr. rura.
pa^u^yti etwas antasten Qu. — p. poruSyc.
rütas rutä raute — w. klr. p. ruta ^^%
ruzia gerate Werkzeug Syrv. — wr. klr. ruSzo grr. ru^ije,
vgl. oben rizios.
*«•) lituslav. nach Fick 642. '•*) lit. heisst es: skutinoa uzkrascei
oder valinei G. **•) N. belegt es aus einer p. lit. grammatik: daug da
yra zodziu kure viaokiaia klausimaia rundije = p. viele jest aiöv, ktöre
röznemi pfypadkami fqdzq. '^•) thalictrura ; in der bedeutung : fenster-
scheibe ist es aus dem deutschen raute entlent.
— 129 —
säbalas säbdlä, sahalus Syrv. zobel säballnis, sahulinis M. von
zobel gemacht — klr. soboV söboTnyj.
säbatä Sonnabend — p. sobota.
sadula weichholz Bd. sedulele eine baumart G. — p. klr. sadula,
sagonas kessel zem. — p. sagan.
sajatavo Fort p. 58: suknios sajatavo — vgl. p. wr. sajeta
feines tuch?
sdkalas falke — p. wr. soköl klr. sokü.
sakas ankläger rival Mik. — altr. sok, vgl. Grot Razisk. s. 78.
sakvele ein reisesack G. — p. sakva,
saladynos saladynai träber — klr. solodyny wr. soiodziny.
säladiti äzen absaladitas abgeäzt Bd. — wr. solodzic süss-
machen? ^o*?).
salota saUtos salat — p. klr. salata,
sdlunka salzfass Syrv. — klr. soljanka grr. sdonka^^^),
sälvija s. ScUvija,
sa/mas s. sumä.
sanavadai sanevadai s. sinevadai.
sape weiblicher vorname — p. zofja?
sapelka jägerhorn — wr. sqpelka klr. sopivka grr. sqpel\
sarmatä verdruss sarmatiti beschänden — klr. sromota
sromotyty wr. sromötnyj.
sdsas sachse p. sas.
saüsos diSnos quatember Syrv. nach p. suchednie,
savifai reichlich G. — wr. sovUo „selten gebr." Nos. p. sovide.
scestis nesöestis Unglück Fort. p. 66 sceslivas glücklich Fort,
p. 96 — wr. scasce Scaslivyj klr. sciste neSciste etc.
sebras oder nach andern siSbras gefaxte; bes. teilnemer an
einem geschäft oder besitz siSbraufi freundschaftlichen
Umgang mit jemand haben Öyrv. — wr. s^br und sjabr
sabrük freund verwandter klr. sabro säbr^i^ Piskunov
p. siäbr siaberstvo abulg. sebrü ^^^).
•°^) villeicht von Bd. nach saladynos nachgebildet. **•) das
litauische hat bekantlich wie das albanesische (vgl. V. Hehn das salz)
den europäischen namen für salz verloren. **•) die doppelform erklärt
Brückner, Litu-slav. Studien I. 9
— 130 ~
silgorim s. ziigorius.
siegiu und siehiu prisiegiu und prisiekiu schwöre pr^siega
„selten pr^sieka^*^ eid prysiegininkas dorfgeschworener
^yvY. smisieJcqs ein verschworener — wr, prisiha prisjaMiff
klr. prysdha prysaznyk p. pfysiqzny^^^),
seidökas köcher auch saidokas — p. klr. sajdak.
satmas der polnische reichstag zem. — p. sejm.
selava salavä, selova Syrv. morSne — wr. seljdva siljäva
siljdvka siljdvocka grr. seljava Grot Filol. Razisk. s. 77.
seleeianitis enterich Syrv. zalzinelis enterich G. zelzinas enterich
Jusk. p. 41 — klr. selezeiü ukrain. selech.
sieras sierä schwefel sierutas schwefelig sienngas — klr. sera
si/ra sirka p. siarka.
serdeönikas spannagel am wagen Syrv. — p. serdeönik.
serdokas Serdökas brustlaz — p. sierdak.
serkolas s. zerkölas,
sermegh männerüberrock — wr. sermjdha klr. mit metathesis
semrjdha p. skrmi^ga,
seredä seradh mittwoch — wr. klr. sereda,
siStas sieb sUretelis s. die anmerk. — wr. p. klr. sito ^^^).
seta buckel oder knöpf am gürtel Syrv. s. unter ceta.
MiklosiS terminqlogie p. 45: ,,lit. prysiega aus dem russischen; dagegen
ist prisiekti sowie siMi dem slavischen nachgebildet: langen reichen;"
richtiger wol: volksetymologisch an siSkti langen angelent. segiü sekiü
schwören kann aus prisegiü prisehiü gleichsam abstrahirt sein, wie aus
pamagöti ein magöti s. o.
•") jf8§br<i8 andere leute um Ragnit entschieden sich für aiebraSf
gaben aber nicht an, was das wort bedeute; Kursat erinnert sich es in
seiner Jugend gehört zu haben; pr.-lit. jezt unbekant; im russ.-lit. aber
ein bekantes und gebräuchliches wort nach Baranovski, der die bedeutung
künde dafür angibt" Schleicher Donaleit. glossar i. h. v. lituslav. nach
Fick 677. *") findet sich nach Nos. besonders in den teichen und seen
der gubemien Vitebsk und Vilno. der name selbst wird zusammengestellt
mit siJjäc zasilic angeln, weil er auch kleine (d. i. also leicht angelbare)
fische im allgem. bezeichnet. *") lituslav. nach Fick 674. acht Ht. heisst
das sieb retis (z. b. in der HohenzoUernurkunde v. 1578, Bezzenbergers
beitrage i p. 45) oder kretalas (vgl. kretu schüttehi); sitrietelis sieb
kalend. Vilno 1847 ist = sitas + retis: eine merkwürdige doppelsetzung !
— 131 —
sykis syhe coregonus oder salmo lavaretus — grr. sig daß.
klr. sik cohifis fania Verchrackij 4 p. 9. 2^^)
sylä stärke kraft sßyfi zwingen nötigen sßytis sich anstrengen
persylei mit gewalt Öyrv. — wr. stla silic silicca pere-
silenne, klr. syla na peresyV mit gewalt p. süa etc.
Sigifa bes. in den altern zem. kalendem = p. Zygmunt?
silkm baumwoUe s. SilJcm.
süke sühis häring, sühelis Strömling — grr. seUdi klr. seledha
wr. seledzec p. sledi (das lit. wort entstand aus südke).
sinavadas sinovadas wilder rittersporn ,^sanevddai Donaleit. i.
V. 578 sanavadai Rhesa z, d. stelle, Ejdymtt kent cina-
vadas^^ Schleicher Donal. p. 282 und 343 — klr. synjovod
delphinium ajads Verchrackij 1 p. 10 und 2 p. 31; p.
cynovod aquilegia.
sypas gewönlich: sypnas fein, gebeutelt vom mel — klr. syp-
nyj p. sypny.
siratä waise, siratäs verwaist — klr. syrota p. sierota wr.
sirotä,
sytnas fein gebeutelt vom mel — klr. sytnyj wr. sitnica siU
nicka brot aus fein gebeuteltem mel ; cf. serb. sitan fein.
skaha hufeisen Öyrv. — grr. skoba ^i*).
skabas rippe Mikuckij — wr. skdba schweinsrippe, vgl.
p. schab.
skdliti anschlagen, vom Jagdhunde, skalikas skaMius Jagd-
hund — wr. skälicca die zäne weisen, besonders von
einem bösen hunde, vgl. klr. wyskdlyty oskalyty isuhy,
grr. oskalivaPi zuby,
skamaräkas spielmann pfeifer „wenig bekant". -*- wr. skonuh
röcha dass. ^^*).
skdpas schaJBf Memel. — p. skop skqpiec.
2J«) lituslav. nach Geitler 69. «1*) lituslav. nach G. 69. "*) vgl.
wr. veaelle bez skomorochi; a skomorochova hor'kqja do\ja in einem hoch-
zeitsliede Nos. weiteres darüber bei Miklos. fremdwörter i. h. v. Nessel-
mann stellt dazu zweifelnd > „skambräkas skämbrdkai orts- und familien-
name um Ragnit."
9*
— 132 —
sJcdplis holaxt zum ausholen der tröge G. — wr. sköblja
grr. sJcoheV ^^^),
skdrbas schätz, skarhnyciä Schatzkammer, skdrhininJcas pasJcdr-
bininkas rentmeister — p. skarh skarhnica podskarhi.
skardyti schroten, zerstampfen G.; kämpfen — wr. skorodzic
eggen; verwirren; unrechtes sprechen.
skarne stiefel Bd. s. anm. 222.
skaradä R. skarvadä Syrv. skauradä bratpfanne, skavrada
Bd.; heute ungebr. — p. skovroda klr. skovoroda cf.
wr. skovorödnik e. art teiges.
skatüle schatuUe — wr. skaUUa p. skafulka.
skaükas polnischer groschen — p. skociec skojec skojdec =
2 prager groschen, aus scotm (Linde) ^^'^).
skelcilpiti einen ableger machen, skelcilpis ableger sezling^^®).
skerpeökes strumpfe G. — p. skarpetki wr. Skarpetka,
sklenyciä trinkglas nur zem., auch sklejnice — p. sklenica
sklanica.
sklepas gewölbe, sklepyti wölben — p. sklep sklepic,
sklutä „im Süden gebr." K. breites zimmerbeil — p. sklut.
skömas geschmackssinn zem. skomyti essen Juskev. p. 42
skomieti kosten G. — wr. kömsac skomsanyj aufgegessen,
osköma oskomka appetit, gierigkeit.
skcme tisch Syrv. skomda/rUs tischler Kai. Vilno. 1847 G. —
klr. skamja wr. skamlica grr. skamejka ^^^),
skorhiti wasche mit kraftmel stärken skrohiti; skorbilas
skrohilas kraftmel, skaruhas Syrv. „bei Ragnit ungebr."
•*•) lituslav. nach G. 69. *") so wären alle lit. münzennamen als
entlent anzusehen, vgl. gräsis ortaspmingas timpa u. a. nur von zweien
vermag ich vorläufig entlenung nicht nachzuweisen : jwdifcis (vgl.jwda«,
also schwärzling?) und väläke (Kursat unter heller). MiklosiÖ lexikon
stellt shatlkas zu ah. skotü vieh, vgl. gotisch sJcatts nhd. schaz und
skot = geld bei Nestor, akotlnica schazhaus Mikl. lex., doch kann ich
nicht erweisen, daß auch die den Litauern anwonen den Russen skot in
der bedeutung geld gekant hätten. ***) mit N. ist citpyti (s. d.) als
zweiter teil der Zusammensetzung anzusehen; zu skel- vgl. skyle loch,
skelti spalten. **•) lituslav. nach G. 70.
— 133 —
— grr. skorhiPt skorbilo, cf. wr. skorSlic stärken, kore'c
steif werden, korelyj steif.
skoferte skotertis tischtuch; lakeri. — klr. skaterta, skhtirka
skatertyna skaternycahevceiiko; grr. skaterta wr, skdcerka.
skradSas durch und durch G. — wr. p. skroz,
skrelas flederwisch, von den Schwungfedern der gans Bd. —
p. skfeli 22®).
skrobiti s. skorbiti,
skr^ne Öyrv. skryneU Qu. schrein, laden — p. skfyAa wr.
skr'^'ha ^^i).
skrypka skrypice geige, fidel zem. — klr. skrypki skrypyca
p. skfypce skfypki.
sküpas skv/püs karg, knapp, sküpyti sparen, skup'6ti geizen —
wr. klr. skupyj p. skqpy skqpic.
skürh feil, memel. auch für uda haut, skünke; skürmis von
feil — wr. sküra beides: feil und haut: skürka; p. skora
klr. skura gew. skira grr. skura 222),
nuskv/rd^s nuskurdelis im Wachstum verkümmert Ragnit cf.
nuskiirqs suskurqs zerlumpt, abgerissen? — p. skwöony
verkrümmt ?
skuskh taschentuch, Wischtuch Qu. R. M. kuska tuch, Schnupf-
tuch Memel. — p. chustka.
skvafmas skvalmas lichtform „Inse** — wr. chvorma.
tu skverne „du balg, e. unartigen kinde zugerufen.** — grr.
skvemyj unflätig wr. skverMvyj, skvernotä skvefiki unflat.
slabn'eti schwach werden erschlaffen zem. (dagegen ist slopstu
werde schwach Fort. p. 172, Siuck nuslqpju erstike Memel.
slopiu slqpinu G. wegen lett. sldpSt erstiken sldpes sldpt
**®) lituslav. nach Fick 682. villeicht ist aber wr. skryl skryljök etc.
heranzuziehen, welches ein flügelartig herausgeschnittenes stück be-
zeichnet, skrylidc so schneiden Nos. ••*) akrlne oder skryne gebraucht
schon Bretkunas in seiner bibelübersetzung von 1590 für die arche
Noa's, ebenso die heutige bibelübersetzang (7. aufläge 1865) ; Kursat da-
gegen nent sie äkrütas) vgl. auch oben karablus, **•) lituslav. nach
Fick 679. hieher ist villeicht Bd.'s skarne stiefel (nach p. sköra)
zu stellen? vgl. damit oberserb. §kömje dass.
— 134 -
dürsten sldponi onmacht etc. davon zu trennen) slubnas
schwach matt krank zem. — wr. slahenic slabenec
slahjüchnyj p. slaby slabniec.
sladBjus s. zlaMjus.
slänas elephant Bd. Qu. vgl. släjm Bd. SlSjm R. M. släpis
R. M. „in Pr. lit. alle unbekant", dafür etepaütas —
p. sloü.
slanka schnepfe — klr. slofüca Verchrackij 2 p. 14.
slaunus berümt Fort. p. 48 — p. slavny.
slebizavoti Syrv. buchstabiren — p. slahizovac.
sUsorias ällsorius Schlosser — klr. slusar^ p. slusaf.
sUMs schlammpeizker — p. SliS.
slügas diener ^^slüga dafür gebräuchlicher" slügine dienstmagd
slüiyti dienen „auch slüiyti gesprochen, ebenso die
folgg." slulbä sluäbas Qu. sluimä slulmas Qu. dienst
slubnas sluSnus sluiaunas dienstfertig slüMninkas Memel.
slüzduminkas dienstbote atslülyti abdienen abarbeiten
paslüzyti c. dat. bedienen pasluSnüs paSlmnüs dienst-
fertig uislülyti verdienen etc. — wr. slüha slüzba
sluS&mik p. sluga slulyc sluSba uslumy odsluSyc posluzyc
c. dat. poslusny zasluiyc klr. sluzivnykslmeVnylc posluSnyj.
smagoti peitschen nusmagöti — klr. smahaty p. miagac ^^^).
5waÄ;as drache der fabelwelt — wr. p. smdk^^^),
smalh teer smälius teerbrenner smalinmkas teerfürer smalorius
teerhändler smalinyce' smalnyce teerbüchse; teerfackel
Bd. apsismoUmti sich mit teer besudeln smälins voll teer
— wr. smor p. klr. grr. srnda smolaf smölnica ^2«).
smarhatä schleim, roz. — klr. smorkota, vgl. wr. smorkoviny
smorhdö = p. smarkac ^^e).
**•) doch raten wol smogis hieb smogti «mdM^^t würgen an, smagöti
nicht als entlent anzusehen. ***) „lit. siwÄÄas entlent?" Fick689. sicher;
mit dem märchenstofif wandern* bekantlich öfters auch märchennamen
hinüber; über slykunas drache s. oben s. 24; vgl. s. 105; wr. heisst das wort
auch cmoh *•») lituslav. nach Fick 689. "•) lituslav. nach Fick 689;
acht lit. marglys.
— 135 —
smeftis ^^'^) tod, smertelnas sterblich, tötlich nesmertSlnas
smertelfi'^ste sleThlichkeii nesmerteln^sfe, smeftnas smurti-
nas smertmngas smertisJcas tötlich — wr. smerc smer-
teTnyj, smerjotnyj tötlich, davon smerjotnaja todeskraft
nesmerteVnyj p. niesmiertelnosc,
smetona sane zem. — wr. smetdnha p. smetana.
Sfmöelas smicelus smicelas fidelbogen — p.smyceJc, Mr.smycoJc.
smokavöti schmecken zem. smokavqjimas — p. smakovac.
smmkas prlit. geige, zem. fldelbogen, smuikuti geigen —
klr. smyk ievcenko p. 150 p. smycek fledelbogen.
smütyti betrüben, smütytis sich betrüben, smütkas smMkä
smiUn^be betrübniss, smütnas smutnüs betrübt, smütnytis
sich betrüben etc. — wr. smudc smucicca smutök smütnyj
p. smutniec.
snakas snokas s. znokas.
sodas baumgarten, södnas G., södininkas gärtner — wr, kb.
p. sad, klr. sadovnyk p. sadovnik ^^^),
sod^ba kleines gnindstück, soda ansiedelung dorf G. = p. osada
— wr. sad0iba klr. sadyba bauernhof mit den neben-
gebäuden ?
sddSiei russ södMutas berusst apsödinti berussen — i^.sadza? ^^^)
sodna brandfleck Bd. Qu., sodnas ein vom sattel gedrüktes
pferd — grr. sadno p. sedno wr. sadzeA.
sodmuka somuka fischteich, sazteich zem. — klr. samvka
p. sadmvka wr. sdSevka grr. sälalka.
sqpägas sopägas memel. sqpaga Haacke stiefel — klr. sapoh
sapöhy.
sqpostas s. zopostas.
••^ „sonst gewönl. masculinum, ist es noch im poln. südlit. femininum,
z. b. ka/rü smeftis^^ Kursat § 660. den grund von dem übertreten des
smertis ins männliche geschlecht haben wir villeicht in der anlenung
an die mask. abstr. auf -is, wie ätilsia ruhe, gyvasüs leben, pazinüs
erkentniss, priezasüa Ursache, prigimtls natur, rimastls gemütsruhe, rü-
pestis sorge u. a. zu suchen. ***) lituslav. nach Fick 671. **•) villeicht
besser, es mit Fick 672 als lituslav. anzusetzen; lit. heisst übrigens der
russ pesa paUäl.
— 136 -
sordkas bescheid Bd. Qu. — grr. srok
spakailivas Katchs. 1547 p. 16 v. 35 spaJcajingai Forma 1559
p. 35 V. 27 — p. spokqjlivy spokojnie friedlich s. oben
unter pakäjus.
sparöi darbelei flinke arbeit Fort. p. 62, sperai aug wächst
schnell N. speroses rafikos die tätigen bände N. —
wr. p. spöro spörno flink tätig, wr. spor tätigkeit rürigkeit.
spasdbas art und weise zem. — p. sposdb.
späviede beichtformular Kursat beichte, auch pr. lit.; „komt
noch nicht bei Syrv. vor, häufig in neueren zem.
Schriften" N. spaviedininkas beichtkind spavUdäuti beich-
ten — p. spoviedz spoviadac, spoviednik beichtvater.
spilgas s. Spilgas.
sperai s. sparöi.
spilgä „um Russ üblich" spilka steknadel — p. spilka.
spitöle s. spitöle.
spyiame Speisekammer zem. — wr. p. spizdrM.
spodas spogas s. spodas spogas.
spraunas spratmus lustig frisch munter Ragnit, rüstig hurtig
G. — wr. sprdvnyj, vgl. sprdvka rürigkeit; p. spravny.
sprova geschäft, sprovavöfi besorgen, spravadininkas advocat
bürge Bd. Qu. — p. sprava spravovac wr. sprdvnik =
grr. ispravmk gerichtsvorsteher.
sragus grimmig grausam zem. — p. srogi.
stdcija Station Syrv. — p. stacja.
stadöle einfart an den dorfkrügen Memel. — wr. stodöla
„saraj pri samom za&szem domS^' Nos.
staine Pferdestall zem. — wr. p. stdjifui.
pristainas pristainus ansenlich stattlich — p. pfystojny.
staketas zaunpfal Ragnit — p. stächet stachety oder direkt
aus dem deutschen stakete.
stälas tisch, stälimnkas königlicher truchsess Syrv. stäloritis
tischler — p. st6l stolnik stölaf ^^%
*»o) lituslav. nach Fick 682.
— 137 —
staminti dämpfen, uzstaminti Bd. Qu. — wr. stcymic utomlc
tomic abmühen schinden; klr. tomyty idomytys etc.
stangaretas N. lieder p. 195 stalldiener — p. stangret
stanha atstanka äfstankas rest neige überbleibsei — klr.
ostanok p. ostanek wr. stdtki; cf. oben atstanka.
starostas s. storastas.
sfatecnas stattlich ansenlich — p. statecny wr. klr. statecnyj
Zakrevskij.
stavka Spieleinsatz, stamcnas uSstavicnai beständig stäts
uMavas uzstavkas mstavka sqstovas Qu. Verpfändung —
p. stavka ustavicnie zastava wr. zastdva etc.
sterva aas, stervienä aasfleisch — wr. scerva scervina klr.
stervo *^^).
sfyga saite zem. — klr. sfyh steh,
sttklas glas; trinkglas, stiklörim gläser, stikUnis gläsern etc. —
grr. steklo stekljannyj stekljar^ wr. p. Sklo; p. sklanica
pokal glas = stiklinyce pokal glas Syrv.
stypa begräbnissmalzeit G. — kh\ stypa,
st^ras Steuerruder, st^rininkas, stirnikas Öyrv. punktai sak.
p. 179 Steuermann — p. ster stemik klr. styr styrnyk.
stwta stirtas häufen heu oder garben Bd. Syrv. — p. stert^^^)
styrta klr. galizisch styrta für sonstiges skyrta grr. skirda.
stödas eine herde vieh, bes. pferde zem. — p. klr. stado^^^).
dastöti etwas erreichen zem. — p. dostac.
dastötkas knpgu bibliothek Bd. — p. dostatek ksiqlek hin-
längliche anzal bücher.
sqstovas Verpfandung s. unter stavka.
stönas stand zustand, tökio stöno a/rbh stövio Syrv. p. 143,
stone pferdestand im stalle, alyvstonys ölkrug — p. stan
klr. stai^ pferdestand 2^*).
storästa storastas ein polnischer starost — p. starosta.
"*) lituslav. nach Fick 686. „weniger gebräuchlich, als watYa"
Kursat wtb. i p. 1. "*) lituslav. nach Fick 685. ächtlit. swÄa. *»») litu-
slav. nach Fick 683. «»*) lituslav. nach Fick 683.
— 138 —
storöne sorge G. storavöti „seltener StoravöW sich bemühen
bekümmern storavöUs etc. — p. starai^ie starac siq.
stötkas grosses gefäss, kübel — cf. p. statek geschirr gefass.
stounis kübelfass G. — grr. stoveA.
stramus rüstig, slrebig, hurtig — grr. sfrojnyj klr. stru/Akij
iev6enko Zakrevskij.
slraka Ordnung, reihenfoJge, nestrdka Unordnung Syrv.; cf.
strakis markstein Qu. ? — grr. stroka klr. stroka Rudfienko
kazki ii p. 181, sroka ii p. 182.
straiininkas amtsdiener — p. stra^nik aufseher.
strielä strielas geschoss pfeil; strielba geschütz vgl. Fort. p. 18,
striSllius schütze, strielyce strielnyöe bogen Bd. — wr.
strila striVhh strMec p. stfaia stfelba stfelec sifelnica^^^).
striokas striokis strioka „jezt hört man wol überall striokas^^
Schleicher Donaleit. glossar p. 292 gefar Unfall; hast,
eile; strokus Strokus heftig, hastig — wr. p. klr. strack
schrecken ; wr. strack Ijuhlju ich habe schreklich gern u. ä.
stropnus mündig Bd. — vgl. p. roztropny verständig?
stroSnas^ meist Stroänas strioSnüs eilfertig, Striosytis ser eilen,
istroSiti sich mühe geben mit etwas Bd. Qu. sustroSiti
sich übereilen Qu. — p. klr. straSnyj schreklich wr. p.
»
klr. straSic schrecken, vgl. oben striokas.
strovä speise kost, sustroviti verdauen — wr. strdva strävic.
strügas Schneidemesser Ragnit, bei Memel unbek. — grr.
strtig vgl. wr. struika p. strugac kb. strukaty.
striunä saite, struninis iiedas gliederring Bd.? — p. strona
saite.
stnipas alter abgelebter greis, verächtlich gebr. — cf. p, sl/rup
geschwür wr. strupje strupina??
strüsas auch strusas strauss — p. strm.
stüöka breites band v. seide oder atlas zem. — p. (vjstqika
wr. sMzka,
stm halt! stehe still — p. stöj!
»") f,8triHa (e?) scheint aus dem slav. entlent" Fick 685.
— 139 —
sMca arglist Bd. Qu. s. Stuka.
stula priesterstola Syrv.; Juskev. s. 21 — p. shUa.
stulpas Säule pfeiler pfosten, sttdpu a/rbä stiebu Syrv. p. 84 —
grr. stolp wr. kir. stovp stovb.
subatä Sonnabend — wr. klr. subota; vgl. oben sabatä.
subtelnas niedlich, fein Bd. — p. subtelny,
südas gericht, sitdnä dienä oder südnas südas das jüngste
. gericht, sudze" richteramt Bd.; richter schölBfe; südyti
richten, aisüdyti absprechen, pastidfe unterrichter, prir
südyti zuerkennen — wr. sud sudzic p. sc^mf dSieA
sqdza odsqdzic podsqdm pfysqdzic.
südas gefass geschirr krug bes. zem., sudyne dass. — wr.
südy sudnö sudzenko sudzina klr. sud sosud.
suitis reichlich, suitei reichlich G. ^^^).
sukne oft bei Fort, sukniu pora N. lieder p. 52 kleid, bes.
ein weibliches — p. suknia,
siülyti bieten antragen, pasiülyti, pasiula gebot auf eine wäre
— wr. sulic sulenne posülka grr. posul^^'^.
-suma Öyrv., zänms zumä K. summe — p. suma.
sumiene katchsm. 1547, p. 16 v. 2. 10; samiene ib. p. 15
gewissen — p. sumnienie,
süris käse, surinyce käseform — klr. syr symyca?^^^),
su/rma surmas pfeife flöte schalmei — p. surmy klr. su/rma^^^)^
süsedas nachbar, susedkä nachbarin, susedpste nachbarschaft,
susediSkas nachbarlich zem. — wr. susi'd sm^dstvo
susS'dskij,
sutka feldmark Bd. Qu. — cf. klr. sutok, sutki gang korridor?
svietas weit, svUtiSkas weltlich, sveckas katchs. 1547 p. 15.
svetlyciä gaststube (im e für ie anächtlit. sveöias gast angelent)—
•*•) ist es villeicht wegen des auffalligen ui = slav. y im gegen-
satze zu acht lit. sotüs als entlent zu betrachten? vgl. wr. syc sattig-
keit. *'^) ächtlit. nach Fick 673 (der die slav. Wörter nicht mit anfürt)
obwol schon Schleicher im Donaleit. glossar i. h. v. entlenung ange-
nommen hatte. »**) oder mit Fick 676 als lituslav. anzusetzen. **•) acht
lit. nach Fick 693.
— 140 —
wr. svet svetltca svetlicJca klr. sviÜyca p. svietlica gast-
zimmer p. sviecki weltlich, wr. svecä bewirtung 2*®).
svietkas ZBUge zem. Svieciimas Syrv. punktai sak. p. 151 das
zeugniss-ablegen, apsvieciti Forma 1559 p. 38 u. 40 be-
zeugen — wr. sv^toJc u. svi'tJca, svetcenne svetcic p.
sviadek klr. svidok.
svikla smklas rote rübe — p. klr. cmkla (bekantlich entlent
aus neugriech. asvxXov),
svlma kammer schlafkanimer zem. s. oben pag. 24.
svodhä hochzeit, svodbuti svodhavöti h. feiern — wr. klr.
svacPba kasubisch svadzha^^^),
Säbrakas auch sehrakas Satteldecke — p. Säbrak.
Sacuti sacavöti auch SecUti schätzen — p. Sacovac.
salavije salvija zalvija zalvijos salbei — p. klr. salvja klr.
gewönlich savlija.
äalbieritis betrüger, bemeli Salhereli Fort. p. 34, salbierpste be-
trug, salbieruti betrugen — wr. salbSr salberstvo Salberic
p. Salbief.
Saldra landstreicher G. — wr. Saldyha salyha?
sdlmas Salma heim „veraltet" — altr. selom klr. seiom sdom
vgl. wr. Seiomejka köpfchen 2*2).
Salt^Sim „Salt^zius Memelisch" schultheiss — p. soltys.
Sämas weis — klr. som sum^^^^).
Mrkas tuchener Überrock der halBffischer; Sdrkm memelisch =
sermegä; cf. auch serkai schürz Qu. — wr. Serdk seräk
p. sierak.
§iarliotas Scharlach — p. skarlat (auch Siarliökas a. d. deutsch.)
Sarputi eilen G. — vgl. wr. p. Sarpac greifen, reissen?
Saucukas schuster Ness. lieder p. 160 — p. wr. Sevöik.
240) ygi, Miklosiö terminologie p. 41. Indogerm. Uvit wird ja lit. durch
8vit' (vgl. svintü) reflektirt, obwol freilich nicht zu leugnen ist, daß in
einigen sicheren fällen indog. U = lituslav. 8 im lit. durch s, nicht durch
8 vertreten ist, was ich an einem andern orte näher auszufüren gedenke.
»**) ist auch 8V0ta8 verwanter aus dem slav. svat entlent? gegen
Fick ii 692. "«) Fick 697 „alte entlenung aus got. hüms ahd. heim?*'
2*2 *>) lituslav. nach Fick 695.
— 141 —
setha stosseisen hakmesser Mikuckij, ceöka(s) ceckocius ceckocia
N. cerka cirka §ecka sUcka cerkocius Bd. Qu. cieckä
K. — grr. secka hackmesser wr. p. satkovac damit hacken;
vgl. p. siekac.
pasielimas tobsucht, Sieloti wüten G.; cf. N. sielitis den narren
spielen, pasiela i^ossen, pasielis e. durchtriebener mensch —
wr. sai u. §aV wansin torheit ; saly possen, saWc posaWc
toll sein; possen treiben.
senavöfi schonen beschonen mit dem gen. — p. wr. sanovdc
mit dem gen.
sepa zem. sepas Qu. schrank schrein seporitis schaflfner
seperka schafifnerin sepor^^sU schafifneramt etc. — p.
safa Safaf safarka safarsfvo.
sieprönas sieprönai Syrv. für sonstiges cieprönas safran — p.
Safran.
SepSes ein um Memel üblicher weiberkopfpuz s. cepctis?
serdekSnis Sirdeksnis spannagel cf. oben serdecnikas.
serstelis Fort. p. 26 feil — grr. Sersf p. sersc.
setonas satan — p. wr. klr. sdtan.
sietra si'etras zeit laube; auch cietra — klr. Sator §ater.
Siditi keifen Bd. Qu. sidorelis Fort. p. 72 spottvogel — p.
§yd0ic honen klr. sydyty.
sikavnas schicklich passend geeignet — p. sykovny,
ülka% seide — wr. klr. sovk grr. selk,
syna schiene „gewönlich Sienis'' — p. syna.
sinkä sinkus schenke sinküti schenken sinkauna schenke
sinkorius schenker sinkarka sinkorka schenkerin — wr.
sink sinkovdc sinkovnyj sinkarka p. synkaf synkovfia,
sirdyfis zornig werden zem. (vgl. Schleicher Donaleitis p.
335) — klr. serdytys p. sierdzic siq,
sirenka halstuch halsbinde Wischtuch Bd. Qu. — wr. sirina
si/rinka klr. syr^nka,
sirmavöti fechten sirmavorius fechter sh*mavonyce fechtschule
— p. sermief Sermiefyc klr. syrmir.
Siänakas seSnagas s. oben unter cesnäkas.
— 142 —
syvas syvis schimmelig, v. pferden — p. sivy, sivos grau-
schimmel wr. sivyj, sivdk dass. ^**).
skadä nebst den ableitungen s. unter iskadä.
Skala schule Syrv. sonst iskalä „veraltet" skalinis Schulmeister
Syrv. — p. skola skolny.
skapas widder schöps R. — p. skqp.
skartoline eine krankheit Kai. Vilno 1862 G. — p. ikarlatyna
scharlachfieber (pr. lit. sidrlakas a. d. deutschen).
slajei Pferdegeschirr, sielen Syrv. — p. sUji slejki klr. üejki.
slektas adelig; ein adeliger; Slektonka eine adelige Slekdianka
dass.; Slektyste adel, SlektiSkas adelig — p. slcuMa
slachdanka Slachedvo slachecki,
SlSsoritiS s. slhorius.
slike käppchen Bd. — wr. klr. Slyk.
Slögas hundestäupe — wr. Sloh rutenslreich Slohac stäupen
öbslohac Slohan.
Slovl ere neslovl unere slovnas herrlich Slövinti rümen segnen
— p. slava nieslava slavny slavic; slaunus s. oben.
slübas trauung — wr. klr. sljtib p. Slub.
SlüSyti SluSbä Slulduninkas u. a. durchgängige Schreibung
Kursat's, s. oben unter sl.
Smäkas smokas geschmack — p. smak; vgl. oben smokavoH.
Smöönas Smocnus smocnas Smoksnm schmakhaft — p. smaöny.
smotas Bbschniti — wr. p. Smat Sonata.
Sniüras schnür richtschnur, snimininkas schnurdreher SniuruH
schnüren Snmranka schnürleibchen Fort. p. 58 — p.
§mi/r Smi^ovac Snurövka.
siöblis swble säbel — wr. p. sdblja.
Solkai wagschalen Qu. — wr. p. sdlki.
Sopä^as Memel s. sopägas.
äpiSgas spilgas spiigus spion Spilgmi spiegöti spiegavöti kund-
schaften — p. spieg spiegovac wr. speh spehovdc.
spitole spitole hospital — p. spital wr. Spüdr.
"») lituslav. nach Fick 698.
— 143 —
spoda spada spoda stossdegen rappier Bd. — p. Spada.
spogas dass. R. M. — kir. §paha.
spilga Vilnaer Kai. 1846 s. spilgä,
spotnas spotnus garstig unreinlich — p. spei/ny wr. spetnyj.
srdtas Syrv. sriöta schrot — p. sröt wr. srot.
sriüba Sriübas schraube sriuhuti — p. sruba srubovac wr.
smb .srubovac,
St^vas steif — p, styvny.
striokds s. striokas,
s^wÄ^ scherz possen s^wÄm«*s possenreisser stukmgas; stukavöti
spass machen — wr. ^täkaj stukdr' „fokusnik'^ Nos.
stürmas stürm sttirmavöti Fort. p. 192 yyhesnovaUa'^ — p.
stv/rm Stt4/rmova6.
süba sübas pelzrock — wr. klr. p. Süba.
Sülas Stollen stab Ständer pfosten — wr. sula dass.
sumöU schäumen — p. etc. sumavac.
^wpinys gericht von erbsen und grütze — klr. Supoü Mahura
im Halycanyn 3 und 4.
suröti scheuern — p. surovac,
swrai s. cwaL
swrkstüs scharf rauh grob — p. sorstki 2**).
surma s. surma.
sutas sütm possenreisser sütyti scherzen §utka scherz stUkorius
possenreisser sutlysta spass svMyvas stdüngas spasshaft
— klr. sutka svikar sudyty suüyvyj grr. sutif mtka/r*
sutka sutUvyj etc.
sveniorius kirchhof Svenie festtag svmfyne sventin^ce heilig-
tum pasvenöiüs lasse mich einweihen Syrv. — p. cm^f
(aus cimenterium) svi^o ivqtyAa pos'oiqcam siq.
svertis Memel s. cvertis,
Svi'ezias svieSüs neu frisch Svie^inti cMviezinti erneuern auf-
frischen — p. sviely §vieäyc odsviezyc wr. svezyj klr.
^vizyj ^*^)
«♦♦) anders Job. Schmidt vokal, ii p. 33. "») lituslav. nach Fick 699.
— 144 —
Sviciti i§viöiti peitschen Qu. — p. cvicyc.
svlnas blei — grr. svinec dass., klr. svincevyj bleiern Dragoma-
nov nar. predan. p. 425.
tdblyce s. tdblyöiä,
tdbäkas tabäka tabak — grr. tahak wr. tabäka.
tabalöti verwirren Qu. tabalqjus verwirrer Qu. tdbalkä land-
streieher Bd. M. — cf. grr. täbalu hitt müssig sein?
talaciti plappern talaSiti tal(i6inoti — klr. toroöyty dass.?
talorus taler Syrv. „gew. dörelis^^ — p. talar.
tdlziti Mikuckij schlagen — wr. talyzäc.
tamkus tamoSius Thomas — p. tomek tomaS.
tämsta s. mßista.
tdncm tanz tancavoti tanzen attancavoti abtanzen — p. taniec
wr. tdnec klr. tancovaty.
tapalas zem. Syrv. pappel — p. topola.
taranas eine kriegsmaschine G. — p. taran, wr. erhalten in
tardnic.
tarantas tigerpferd apfelschimmel — p. tarant
tarba terba tarbas terblyce tasche säckchen zem. — p. wr.
törba.
taslyce teslyciä zimmeraxt — wr. ceslja ceseVnyj ceslevdc zim-
mern; p. ceslke zimmerbeile grr. teslica.
tavoras tavorh in pr.-lit. gewönlich die wäre tavorninkas
krämer — p. tovar tova/rnik.
tavoras tavorh zeit bude tavorus daryti ein kriegslager auf-
schlagen Syrv. — wr. p. tdbor altruss. tovar und tovdr
auch lager.
tavorcins tavorscius genösse gefarte tavorökä tavorscä gefartin
tavorsta Fort. p. 128. — klr. tovarys wr. tovarySS tovarka
Mikuc. iv p. 99 tovdristvo p. tovarys tovafyska.
telas kalb zem. teletyna kalbfleisch Syrv. teletinis aus kalbfell
Syrv. telyce" ferse — wr. cele celjä p. cielq delqdna
cielqcy cielica klr. telja telyca^ vteiytysa = apsitelinti
kalben Syrv.
— 145 —
Umytis sich merken einprägen isitlmyti, patlmyti bemerken —
klr. tjamyty.
teminyciä gefängniss, vralt. — wr. cemnica klr. temnyca^^^).
teraröti schnattern, von gänsen Qu. tratieti schnell sprechen
kal. Vilno 1861 G.^^'^) — cf. wr. taratdric taratun tara-
tücha schnattern grr. taratorif?
terlice irdenes becken, reibenapf Syrv. — wr. cerlo cerlocko
klr. terlyca,
teröti verlieren, pateroti verderben — grr. terjaf klr. tyraty
potera^ ^48^
testamentas testament — p. testament,
tSsyti atsitiSsyti sich rächen, patiesä erquickung, räche patUyti
laben erfreuen — p. desyc pociecha podesyc klr. tisytys.
tetivä sene Öyrv. Bd. R. — wr. cecivä cecivka p. dqciva.
tijunas „zem., in pr. lit. unbekant" amtmann, tijunyste
tijunauti e. gut verwalten, tievunas tievunija gau G. —
wr. dvün civunskij amtmann, gutsverwalter, Ökonom;
altruss. tiun (in der pravda rusha).
tyJcä tyJcümas stille, t^Jcas tyküs still, tyJcöji pUnyce charfreitag,
netgkas wild, U patyku gemach ruhig — wr. ciS" ciSa
p. cichy, dchy piqiek podchu klr. tychyj netychyj 2*»).
tykoti lauern — p. cychac,
tymijöfuis thymian — p. tymjan.
timpa altes geldstück G. — p. tynf; wr. t^nfa t^nfik.
tyronas tirann N. lieder p. 322 — p. tyran wr. t^ran u. tyrdn.
flumdctis dolmetscher — p. tlumac.
**•) auch ins deutsche eingedrungen, vgl. den provincial. temnite
temliz (Nesselmann thes. p. 187) und mhd. tymenitze tßmenitz gefängniss
(Fick). *♦') für „schnarchen" habe ich schnattern geschrieben? ***) litu-
slav. nach Fick 568. **•) Nessl. fürt auch tekas, ü teko an. Kursat
§ 182: durch die anname „daß lit. k slav. ch gegenüber zeichen der
entlenung sei, würden der lit. spräche Wörter genommen werden, welche
in ir wie z. b. tykcis eine ausgebreitete Verwandtschaft haben und one
deren ursprüngliches Vorhandensein die spräche kaum gedacht werden
könnte." aber acht lit. heisst die stille tylä, tylüs tilstus still, vgl. auch
tvyiöti tvüinti schweigen zem. 6.
Brückner, Litu-slav. Studien I. , 10
— 146 -
töbelis tohnyöe auch tdpelis topnyce klingsäckel, patobelis kirch-
ner — p. tobola tasche, tdböleh täbolek ränzchen.
tdblyöe' schreibtafel tafel — p. tdblica.
tolenge talenge kalesche — p. tdlaga telqga teliga „stara hrycha^
vösf' Kolberg viii p. 323 (davon auch telqgac oder telqbac
siq) grr. taUga.
toUrms toUrka teller, tolem^öe tellerbrett — p. tcdef wr.
tdlerka klr. talir talirka.
topcMTUs dabei, cyprinus jeses — p. toporek (Linde i. v. topor
u. harvena) cyprinus barbus.
torUius taur^Um teller „gebräuchlicher als d. vorige, aber bei
Memel ganz unbekant" — klr. taryl tarylka grr. tarelka.
totoruSy totoris Syrv. tatar totörJca tatarin totoriSkas totor^sU
etc. — p. klr. etc. tatar tatarka fatarstvo tatarSkij.
patrakai patrukai M. gekröse — p. klr. potroki grr. potrocha.
tralce dreieinigkeit — p. tröjca.
trezvas nüchtern katchsm. 1547 p. 14 u. 15 — p. tfeisvy, da-
gegen wr. u. klr. mit Umstellung: cverezyj tverezyj.
tribä s. triubä.
trine trinios Sägespäne Syrv. — p. tfyvy u. tryna feilstaub.
trin^ciai Oberhemde v. drillich — wr. trinica (um Minsk gebr.).
triunma Fort. p. 130 sarg — p. trumna wr. trund.
trivoga übel schaden Bd. Qu. verwarlosung Qu. — p. trvoga
klr. trwoha angst furcht?
trivöti dulden ertragen, istrivöti ausdauem, pertrwöti bis zu
ende ertragen — wr. trivdc ausharren bestehen^ v^rvac
p. pfetrvac klr. tryvaty trivaty ^^^).
trimhai ein lit. nationalspiel, das ringelstechen ; je zwei bewaff-
nen sich mit einer langen stange, an deren einem ende
eine tellergrosse scheibe befestigt ist u. s. w. — wr.
trihuhka grr. treztibec ,^erd! na koncS kotorcj prikr&plena
Miznaja grebenka o trech zubach dlja vbivanija ryby^'.
trocius brettschneider — p. traö.
"«) lituslav. nach Geitler p. 53.
— 147 —
tronas tron — p. tron.
trqpyti treffen, tropijas pasitropijas es begibt sich, tropnas
tropmis treffend füglich, nutröpyti betreffen, patropyti
recht treffen, prisitröpija es ereignet sich — p. trafic
traf ja siq trafny natrafic pfytrafja siq wr. trdpi ctrdpicca
trdplja träpnyj pokäpic.
trotieti s.. unter teraroti,
trotyti durchbringen verderben, etwas quälen, bis es schaden
nimt, trötininkas durchbringer zem. patrötinti verlieren,
patrötyti einbüssen, patröta M. patrötka Qu. unrat, hieher
auch tratöti lustig sein Bd. = p. tracic verschwenden,
utracjm Verschwender? — ^vr. trdta trdtnyj trade potrddc
p. potrata^^^).
triuhä „ein von rinde und holz gemachtes langes hirtenhorn*'
K. tribä Schalmei, triühyti blasen, triubininkas hornist,
iStriübyti ausblasen, sutriübyti zusammen blasen — wr.
trübä tridbic p. trqia trqbic vytrqhid.
trucyna truöyne gift, bes. arsenik Memel nutruöiti vergiften
zem. — wr. p. trucizna, wr. trudc trucenne trücenyj
vergiftet klr. trutyna,
trucoti zupfen Qu. — p. trocyc.
triüdnas „pr. lit. ungebräuchlich, aber bekant" betrübend,
betrübt, trudnastis bedrängniss zem. — wr. klr. trüdnyj,
p. trudny trudnosc,
triüskis triüske kaninchen Ragnit — wr. trus klr. trucha
tntchai^a Verchrackij 2 p. 6; auch trus trmyk.
tulnas pfal hole zaunstakete Bd. Qu. Syrv. — ^vr. tyn z. b.
in tyMrava tryMrava Unkraut das am zäune wächst;
klr. tyn,; vgl. p. tynina bei Kolberg viii p. 315^^2).
tükstantis tausend 2*^).
^*^) lituslav. nach Fick 568. ***) „villeicht ist das lit. wort aus dem
slavischen oder deutschen entlent" Schleicher compend. * p. 489; rich-
tiger ist es wol mit Fick p. 573 es als ächtlit. aufzufassen' „mit ein-
schub von lit. k und t vor und hinter dem s" nach der bekanten Vor-
liebe des lit. für die lautfolge kst kst «»*) = altnord. tun, lituslav.
nach Geitler p. 49 und 71.
10*
— 148 —
tuU dille am wagen, stecksei — p. tuUja „zvüek, osada z
blachi" Kolberg viii p. 324.
tülkas tülkininJcas dolmetscher, tulJcuti dolmetschen — grr.
tolk lere sekte, tolkuju erkläre deute tolkovnik ausleger.
tuiköcm Bd. tulmöctts M. mörserkeule — wr. klr. tovkäö.
tulponä tulpe M. — p. tulipan,
turgus markt markttag marktpreis marktwaare, turgavöti han-
deln, turgavas den markt betreffend, turgaunyce ttirga-
vicios Syrv. marktplatz — wr. torh torhövyj p. targ
targovy targovac targovica.
turkas Syrv. turkus „pr. lit. gewönlich" turcynas zem. — p.
tv/rek twrcyn Türke.
tufmas gefängniss — p. turma wr. tt4rma.
tüstas tüsdias leer ledig hol arm tuStökas tustintelis, tu§ciel
vergeblich leer tüstinti leer machen tmt^be leerheit eitel-
keit, auch tustimai weiche ? 2^*).
tüzas dauss, ass im kartenspiel — wr. klr. p. grr. tuz.
tuzinelis N. lieder p. 314 duzend — p. tuzin.
tüzyti ängstigen; sich ängstigen tüzbä tüzmä gram sorge,
auch tuzmas; tüSbyti bange machen — wr. tüzic tüSba
(Sluzmä tuzmä dienen hat grosse beschwerde = wr.
sluzba tuSba) tuiSc klr. tuSbyty,
tverti formen schaffen Syrv. tvSrimas schöpfung.Syrv. tverejas
Schöpfer Syrv., auch stdverti erschaffen sutverimas sutver-
tojis Schöpfer? — nach p. tvofyc stvofyc stvorenie stvo-
fydel dass.
tvicUi stäupen R. M. — wr. cvicic, vgl. oben sviditi Qu.
tviroti dauern kal. Vilno 1847 G. s. trivöti.
tmrtdS fest standhaft ^^^y
*»♦) „entlent aus ksl. tüsti = Huskja-s^'' Fick p. 573. die ent-
sprechenden russ. Worte sind: grr. toscii leer nüchtern; eitel vergeblich
kirchenruss., wr. Ucij nüchtern, vergeblich, p. ccy dass. ich kann ent-
lenung nur wenig zuversichtlich ansetzen. *•*) „entlent aus ksl. tvrüdü?"
Fick p. 576 (wr. klr. ^rr, tverdyj, ^.tvardy), keineswegs.
— 149 —
übas hufe landes — grossp. uba ubiaf hüfner, oder eher
direkt aus dem deutschen.
ühdgas uhagis bettler ubage bettlerin — wr. uböhij p. ubogi
uboga.
uäa angelschnur Memel G. udas aalschnur — wr. klr. vuda
grr. uda p. vqdka,
ndüai gebiss, mundstuck am zäum Syrv. — klr. vudylo^
p. vqdzicUo.
vdüi oft schelten keifen — wr. hüdzic klr. hudyty schmähen
schelten.
udöti ächzen girren — wr. htidze'c klr. hvdaty summen.
ugnülis hufnagel Bd. Qu. — p. ufnal Kolberg viii p. 326
klr. uchnal,
üJcsüsas üJcsosas essig, bes. Weinessig — grr. uJcsus.
ulavöti paulavöti G. ulöti N., bes. in liedern gebräuchlich,
jauchzen, singend und lachend sich unterhalten — p.
hulac pohulac "wr. Mli hui j de ^^%
ülyce Strasse gasse, jetzt gew. gasas — klr. vHyca p. ulica.
ümas sinn verstand ümai gedanken — klr. p. um.
upats stossweise Qu. upü haufenweise Öyrv. — p. hufem
haufenweise.
upaminati katchsm. 1547 p. 18 ermanen — p. upominac.
uparnas tiparmts slövrig trozig — p. upomy.
ürSdas, urSda Bd. Qu. amt urMinirikas beamter urldaufi
regieren ured^ste amt — wr. klr. urjdd urjädnik urjddstvo
p. ufqd ufqdovac uf^nik.
ustavicnai beständig — p. ustavicnie,
tUdras kömming, kimme am böttchergefäss — klr. utor p.
vqtor Kolberg viii p. 325.
„utdrninkas, in einigen gegenden uterninJcas" K., utarnika
Jusk. p. 20 dienstag — klr. vivtorok wr. vtdrok p. vtorek
grr. vtornik.
uvozoti acht geben Jusk. p. 20 — p. wr. u/vamc.
"•) lituslav. nach Fick 526.
— 150 —
tizbonas s. zbdnas.
uzdenyce meines usinyöe ^^üzanyce auch üzemyce^^ K. halfter,
pferdezaum — p. uzdienica^ p. wr. grr.iizda, p.wr. uzdeSka.
uSliecavöti einem etwas anempfelen — p. zcdecac komu.
vadka vcUka nachlauf beim brantweinbremien, schlechterer
brantwein — p. vödka.
vailokas pfül polster, satteldeke — p. klr. vcjlok.
vaina vainas krieg zem. — p. ^;o/na**•^
valskds heer armee — p. wr. vojsko klr. vijsko (jezt anmja).
vaitas dorfschulze vaü^ste schulzenamt — wr. vqjt vojtovstvo
p. vöjt.
vaitkus Albrecht — p. vojtek.
vaivada „kreisvorsteher im ehemaligen polnischen reiche"
zem. — p. vqjevoda.
valacugä landstreicher — wr. vdocüha klr, volocuha.
valdka hufe landes — klr. vötoka p. vUka,
vdlakas valökas ein wallache vdlakiSka v^Sne wälsche kirsche
valakiSkas rieSutas wallnuss — p. vloch, vloski ofech wr.
votoskije orechi.
valaknä fasern des hanfes und flachses — p. vlökno klr.
völoknö,
valdimieras herrscher gouverneur G. — klr. völodymvr eigen-
name „durch walten berümt** Miklosic.
vale' wille, erlaubniss; valqj' in der freiheit vdlnäs frei väln§ste
freiheit vdlnyU befreien nevale" gewalt zwang nevdlyti
zwingen nevdlä menschenfeind nevdlninkas leibeigener
knecht nevdlninke msigd iSnevdlyti abtrozen ^(wa?ai all-
mälig, langsam; svavdlnikas svavälnike eigensinniger mut-
williger Fort. p. 46 sonst: saiwdlninkas savovdlninkas,
2W *») dazu stellt Ness. isvainoti ausschelten ausschimpfen und bei G.
s. 88 heisst es: isvainoti durch üble nachreden verlobte entzweien, eigent-
lich wol krieg stiften, diß ist mir ganz unwarscheinlich; isüaiwoir ist
von vainas zu trennen und mit vainiti verspotten zusammenzustellen; über
die weitere verwantschaft des Wortes (slav. vina u. a.) werde ich im 2.
bände diser Studien handeln.
— 151 —
savvcde eigenwiWesawalnink^ste eigensinn — p. völa^ na voli,
volny volnosc volnic i^evola i^evoUc 'Aevölnik zi^evolic povoli
svyvölnik svavöla svavolnosc wr. vöVnyj klr. volja^^'^),
valhatä landstreicher — wr. völokita p. vlohita^^'^).
valscius regierter bezirk — klr. volosf p. vlosc wr. voioäc
volostka.
vdranka varenka verenka trichter — grr. voronka.
varauntis wolverwart varaunastis gute einrichtung G. varaunei
elgties sich vorsichtig auffüren zem. — p. varovny wer-
haft varovnoSc.
varcugas vä/rciugas damenspiel brettspiel — p. wr. varcdby arcdby.
vargonai, argofiai zem. orgel va/rgonininkas, argonikas zem.
Organist — wf. arhdnnik p. organy wr. a/rhdny.
varjavöti närrisch sein G. — p. varjovac wr. varjevdcca.
varkä vorbrand vorsprung am brantwein M. — p. varka.
varsä flocke von wolle, hären; flusch Syrv. — grr. vorsa wr.
vors, varsutas flockig zottig — grr. vorsatyj; wr. mit Um-
stellung vochrä 25^).
varstas pfluggewende als wegemass Syrv. -- wr. versta.
vaska pfund Syrv. „pr. lit. unbekant" — p. vaSka vazki
gewichtchen cf. wr. klr. väzko schwer.
vdrzaSy varza Öyrv. geflochtener korb zum fischfang, reuse
— klr. verza^ vgl. verska Verehr. 2 p. 22.
varvalis fischtran Kai. Vilno 1846 — grr. vorvoi^? ^^^),
vat sieh! G. — wr. grr. vot!
vdtulas kleines fischernez M. wenig gebr. — grr. votdla vatüla
grobe leinwand zu säken, oberkleid von grobem tuch,
vgl. votola bei Nestor.
vazotis sich herumtreiben Memel G. — p. wozic si^ henim-
faren, vgl. wr. vozekacca.
*•'') litQslav. nach Fick 665. 267 bj so schon Kartoviß; man beachte,
daß ausser in dem seltenen elgeta bettler -ato- nur zur bildung von ab-
strakta dient: sveikatä gesundheit, nugatä naktheit u. a.; doch kent K.
auch ein välkatunai landstreicher. *•') lituslav. nach Fick 664. *••) litu-
slav. nach Geitler p. 72.
— 152 —
vamune, vamuneU N. lieder p. 226 wagenschoppen — p.
wr. vozövAa,
vain/^öe furmann — p. voinka,
veSere „abendessen, vralt." K., heil, abendmal — p. viedefa.
ved Partikel an fünf stellen deskatech. 1547, siehe! denn, ja!
— grr. v&d^ (vgl. Jagi6 slav. archiv ii s. 369).
vedras grosser eimer „um Lazdenen gebräuchlich" — wr.
vedro vedzerko p. viadro klr. vidro,
vejunis kleinere art aalraupe, quappe G. — klr. vijun cjun.
velyti anraten erlauben gönnen velytis vorziehen pavelyU er-
lauben; befeien — klr. vdyty povelyty; über die angeb-
liche nebenform gvelyti s. d. ^^'^).
velpJcos ostern Osterfest — p. vielka noc wr. velikodne velicko
velikdzeA velikqje svjato klr. velyTodefh.
venöiavä vinöiavä trauung ve^diavoH trauen etc. — klr. vindane
vinöuvaty, cf. p. viei^ec brautkranz, viei^cyc viehcdc vieMwäe
ehelichen durch verlöbniss viefäcyny verlöbniss vieAccUna
angelobte frau.
veügras Ungar vengrai Ungarland (dafür auch unMterai?
bei Miklosic vgl. gramm. iii^ 341) — p. vqgier vqgry.
ventaris venteris „ventere bei Ragnit üblich*' fischreuse — p.
viqcef klr. vjaier (von garn gestrikt, im gegensaze zu värzas).
vierä glaube, religion; warheit nevierä argwon Bd. vilryti
für war halten vilmas vilrinas treu acht viern^ste viernpbe
viemümas treue warheit nevilrnas neviem^ste, pavi?ryti
uMlryti anvertrauen etc. — wr. vi'ra etc. p. vicbra
nieviara viefyc vierny viernosc nieviemoSc poviefyc klr.
vira etc. ^®^).
verbä verbas weidenzweig utn ostern verhü nedeU oder ver-
hmdji Bd. palmsonntag, osterwoche — wr. verbä weide
weidenzweig, verbnica palmsonntag 2®*).
verbliüdas kamel — klr. verbljüd p. vklblqd.
verenka s. va/ranka.
2««) lituslav. nach Fick 661. "») lituslav. nach Fick 669.
— 153 —
vertas wert würdig billig, verciä geldwert, vertpbe vertingümas
Würdigkeit, nevertas nevertpbe — wr. klr. vdrtyj vdrfo
p. vart vartoSc oder direkt aus dem deutschen.
veste vestis nachricht anzeige — p. viesc klr. vist\
vesna memel. s. s)päne.
vetryna rauchfleisch Öyrv. — klr. vitryna.
veSa, veiza Syrv. türm gefangniss zem, — p. viem wr. ve'za.
viSMybas, viizlivas Syrv. erbar anständig, viezlyh^sU erbarkeit
anstand, neviizlybas nevieMyhpte — grr. vSilivyj.
vicas memel. u. zem. Weidenrute — p. vic.
vykadas heimliches gemach, abtritt — p. vychöd ausgang.
vylija der heilige abend — p. vilja,
mlna wolle, neben vünlnis auch vünonis wollen, vilnyne
wollenes kleid Syrv. vilnytis eine art pilze Bd. bavilne
baumwolle, bavilnmis baumwollen — p. velna vel'hany
vet'Aanka bavelna havd'hany grr. volna wr. klr. vövna
vov^nyj wr. vovfbanlci vovfiänTca art pilze ^®^).
v^nas wein, v^nySe Weinberg — p. vino vinnica wr. vinnica
vinnik = v^nininkas weingärtner.
vinciavone s. venciavone.
vingras s. vengras.
vintaris s. venteris.
virsus vers zem. — p. viers wr. virs u. vers.
v^sküpas bischof, vysküppte bischöfliche würde, b. sprengel,
v^sküpiskas bischöflich — p. hiskwp biskupstvo.
visla vysla Weichselstrom — p. visla,
viSlis hünerhund — wr. p. v^zei grr. vyMik.
vpsna kirsche „um Pillkallen kirschbaum" v^Sne kirschbaum
„um Ragnit kirsche** vesna Memel. — wr. p. visiki.
vitine floss, polnisches floss — p. vidna klr. vytyna.
vitöti zutrinken, vitavöti bewirten, pavitöti zutrinken etc. —
wr. vitdc p. vitac klr. vytaty begrüssen.
••*) lituslav. nach Fick 664. §yrv. medziavÜne ist eine genaue Über-
setzung des deutschen baumwolle, ebenso Kursats medvilnes.
— 154 —
vürikas Bd. vttrikis M. vürakas Qu. dieterich, nachschlüssel —
p. vürych {mtraktis dass. volksetymol. nach räktas Schlüssel).
vytis arba rideliAS held G. — kir. vytjai^^^).
vlosnas eigen; eigentümlich vlosnastis eigenschaft Bd. Qu.
vlosnyste eigentum Bd. Qu. — p. vlasny vlasnosc. hieher
auch locnas für vlocnas eigen eigentümlich, änlich; locnybe
locnyste eigenschaft änlichkeit locninkas erbe zem. — wr.
vldsnyj eigen eigentümlich, aber auch herr = vldstnyj.
vöbiti locken, vöbikas lockvogel, prwöbiü anlocken, iSvobiü
herauslocken — wr. vdbic väMk privdbic isväUö.
vojavöü Fort. p. 186 krieg füren — p. vojovac.
voitas s. vaitas.
vöditi hindern, ulvoditi verhindern — wr. p. vddiic mvadzic
klr. vadyty,
volas volus vola wall — p. val.
volai pavölai unterläge — p. pavcUa?
volukas Wallach — p valach.
vorgonai Bd. s. vargonai.
völkas Bd. votkas R. M. (fälschlich) reibkeule — p. valek.
voravöti nachgeben Bd. — p. varovac „verwaren behüten
verbürgen wache halten" Linde?
vosilkä kornblume — klr. vasylök vasylki.
votagas Memel. votegas G. s. botägas.
bei N. vöSyti mögen, gern gebrauch machen von etwas ist atvoS-
nas kün verwegen sicher entlent; doch kann auch vöSyti
entlent sein, vgl. wr. vdMc „wägen; wiegen; erwägen;
etwas ersteigen, erlangen"?
J3aharauckas ein hase Bd. Qu. 2®*).
zadütkos handgeld — p. mdatek klr. zaäatok.
mkristija Sakristei, mkrisUjonas Fort. p. 134 — p. ssakrystja
mkrystjan.
zaldga schutzwache — p. mloga.
*•*) doch vergleiche Miklosiö fremdwörter p. 136. *•*) wird wol, wie
so manches andere, rein erfunden sein, ich möchte dahinter p. grr. zaborovs-
kij sehen: d. i. der hinter dem walde handliche oder wonende: ea borem.
— 153 —
zcdaidrius goldschmid, äpmlätüi vergolden — wr. kir. ^olotö
gold, kIr. zoloiar' vobzolotyty.
zaliecavöti leckern löffeln Bd. Qu. — p. zdlecac siq sich ein-
schmeicheln.
zaUta ehehaften Bd. Qu. — p. mloty werben, brautwerben;
denn p. zaleta heisst empfelung, ejnpfelende eigenschaft.
ziälniSrius s. Sialnürius.
zdlmjos s. Salvlja.
zarancynos ehehaften — p. zar^cyny Verlobung.
zbaras Versammlung Syrv. punktai saL p. 187. 189 u. ö. —
p. zbör,
zhonas^ auch izhonas u. uzhonas topf krug, zbonka irdene
flasche — wr. ^an zbcmok klr. zhan zbanök.
zhradniiAS katchsm. 1547 p. 14 Verbrecher — p. zbrodSeiH
gewön. zhrod'fiaf,
zdroda verrat, zdrodnas verräterisch, zdrodininJcas Verräter,
zdrödyti verraten, isdrodyti verraten R. M. — p. zdroda
zdradiic wr. zdrdda zdrddnyj zdrddnik izrdda klr. izrada
izradyfy.
ziSgoris ziSgorius ur, zilgorininJcas urmacher — p. zegar^
zekas s. zekas.
zelkorius zerkolas spiegel „gew. spygelps^'' K. — klr. zerkalo.
zevauti gänen, atzevauti aufgänen — wr. etc. zSvdc,
zgoda eintracht Anik. Öilel. 266 — p. zgoda.
zladejus bösewicht meuchelmörder, zlaäejyste meuchelmord —
p. zlodiej wr. zlödzej dieb p. zlodiejistvo,
znßiminti apznaiminti anzeigen zem. — p. o-znajmic.
znociti bezeichnen zem. — p. znacyc.
znökas zeichen, ne beleke nei snako es blieb gar nichts übrig,
Memel G. — p. znak, nie zostälo ani znaku; wr. znaki.
zcdzinelis enterich, zelzinas enterich G. s. selezianitis.
ziskas nutzen katchsm. 1547 — p. zysk.
zokddas abtritt — p. zachod eingang wr. zacMd abtritt.
zökolas zökalas wezstein, duna kalp zokals dichtes festes brot —
grr. zakdlf wr. zakaljäc vom schärfen wezen gebr.; grr.
— 156 —
eahdl p. zahdec kir. zahüec beim brote bezeichnet dessen
dichtigkeit, klötzigkeit.
zokäruxs Sokänas gesetz, bes. das mosaische; Ordensregel —
p. zdkon.
zohräjus breite schneideseite der pflugschar Ragnit — p. zdkroj.
zondms zondsas steksel (um Ragnit dafür der german. stikselis
gebr.) — klr. zanoz Rudcenko cumackija narodnyja pesni
Kiev 1874 p. 250, p. zanoska „zatyöka u jafma pfy
plttgu^*^ Kolberg iv p. 278, dagegen wr. gir. zanozä
Splitter; übertragen: kummer quäl.
zopagas s. sopägas.
zopöstas Vorrat, zopostlngas sparsam, zopostyüs sich mit Vor-
räten versorgen — p. klr. wr. zapäs.
zovadas zovada galopp, zovadnas wettreiter zovadnu vietä renn-
ban, zovadininkas renner; „komt wol nur im Instru-
mentalis vor; von menschen wird es nicht gebraucht"
Kursat — p. zavöd rennban Wettrennen.
zomhkas zoviSckas zovilska zovihka eisernes türband — klr.
zaviska p. zavias.
zoSulis lichtschirm Bd. — cf. p. zuzel „rose am brennenden
lichte" Linde?
zubas aufgeworfene lippe, triztibai dreizak s. oben i. h. v. —
wr. klr. zub zan p. zqb.
zupelnas vollständig vollkommen zem, — p. zupelny.
zmkis hase „um Ragnit u. auf d. nördlichen Memelufer all-
gemein" — wr. zajka klr. zajko^^^),
zvcmas gloke, zvänininkas glökner; zvaneti veraltet, zvänyti
läuten, üzvänyti ausläuten — wr. p. klr. zv6n klr. zvonyty
zvonnyk.
*") „zulkis hase, ab. zaj^X erregt durch sein unlit. z den verdacht
der entlenung aus dem slavischen; dem widerspricht wider das ä, da
sowol grr. zajec als p. zajqc den assibilirten laut haben; lett. sakkis macht
den Ursprung noch dunkler, so daß ich hier nicht zu entscheiden ver-
mag". Job. Schmidt vok. i p. 176. durch die oben herangezogenen
Wörter lösen sich wol die Schwierigkeiten.
— 157 —
pcbzvelyti bewilligen, pazvelyjimas bewilligung — p. po0volic.
Sabrys s. zohrys.
Solos Qu. mlo schaden, leid — wr. klr. p. ml\
Salno kriegsvolk Bd. Qu. zialnürim ziolnihius u. eelnihius
Soldat, zialnihko Soldatenfrau, molnieriskos soldatisch,
ziolnier'^ste soldatenstand, ^iolniSrouti — wr. Sovner
Sovnerho zovnerskij p. zoliief zolüerha zölfisrski zolfierstvo.
mros reihe Ordnung — klr. sor?
Sdrdos Sondas M. stangen- oder pfalgeruste — wr. p. zerdi
grr. zerd^ pfal stange.
zortas zertos spass scherz, zertovöti scherzen — wr. zorf
zortovdc.
zehrökas bettler, zehrovöti betteln — wr. zebrdk zehrovdc.
zebris auerochs G. — p. zubr.
zednos jeder „veraltet*' — klr. zoden zodnyj jed^r bei Kulis
zopiski i p. 156 u. ii p. 283, vgl. Piskunov i. h. v.,
ievcenko i. v. kozdyj p. 55; wr. zodnyj zddzen zdden
zodnyj zoden jeder; keiner p. zodny keiner.
zSglis zlglius segel „seltener zSglas; SegliuH zeglavöti segeln" —
p. zogiel zaglovac oder direkt a. d. deutschen.
zegnöti segnen, Segnöne segen, persizegnöU sich kreuzigen,
zegnödies als wünsch (aus zegnök dihs) bei der malzeit —
p. zegnoc zegnanie pfezegnoc siq; wr. zehnäc.
zekos zekas Qu. ein abcschüze — p. zak schüler.
Selöti zelovöti eifern, SeUk dihe gott erbarme sich! zelovöti
beklagen — kh*. zeiaty idlovoty p. zotovoc.
zemblönos freiherr baron — p. sombelon?
zemöiügos zemciügo perle edelstein; spanische wicke — grr.
klr. zemcuh wr. zemcuk.
zemonys Semlionis Bd. Qu. zemkos zemkis zemkus Bd. Qu.
landsmann — p. iermonin iomek wr. zemjdk.
Senitis freien, Sentas eidam. — p. zenic siq ziqc klr. iof.
zertos s. unter zartos.
hSstis-es blech, ziostS zestS zinnbecher, zestininkas blech-
— 158 —
Schmidt, ugnäiestis kolenpfanne — grr. iesf, iestjdnka
blecherne dose iestjanöj,
iidlkoris Spiegel G. s. unter zefkolas.
i^öyti iyöiöti Memel leihen borgen, Syökas Zinsen, paz^Syti
leihen borgen, iyckä paiyökas darlehen, üiiyöka wucher —
wr. z^öU poz^öic klr. iyöyty iyöka pozySka poiySyty etc.
p. pozyöyc etc.
^yöüi wünschen wolwoUen zem. — wr. z^öic p. zyöyc.
z^das Jude, zydüka zydaüka Jüdin Fort. p. 144 zyd^ja zydavä
Judenland, iyd^sU Judentum, i^dükas jüdisch — wr. iid
zidövka Sidovä ziddvskij p. klr. zyd.
iüava trauer, Süavoti trauer tragen Mikuckij — p. zaloha.
Syvätas mutterleib; leben R. M. ^^vyti ernären erfrischen,
i^vytis sich ernären, zyvnastis narung lebensmittel,
zivylas element Bd. R. M. — p. iyvot zyvic zyvic si^
Syvnosc Syvici,
zöbra G. Kobras Qu. zobrys, idbrys Memel zarte ein fisch —
klr. iäbra grr. idbry fischkiemen??
züponas Unterkleid der polen zem. — p. wr. Mpan.
liwpone vomeme frau — vgl. p.. iupan.
iviras kleine steinchen Vilna. Kai. G., N. zvirzdas zvirgzdds
Mzdra grant, kies, sand — p. Svir.
ii. Capitel.
Der einfluss des slavisoheii auf die litauische
stammbildungslere und syntax.
die nämlichen umstände, welche dem woi'tschatze
einer spräche raschen und bedeutenden Zu-
wachs zufüren, können endlich selbst auf die
grammatik einwirken, wenn schon nur indirekt
und meistens nur da, wo die spräche nicht durch
grammatische zucht in irer freien entfaltung
gehemmt wird.
Whitney, Sprachwissenschaft s. 214.
Im vorhergehenden kapitel ist versucht worden nach-
zuweisen, in wie grossem masse der litauische wortschaz
vom slavischen beeinflusst worden ist ^); naturgemäss drängt
sich die frage auf, ob nicht auch bei andern seiten des
*) schon oben s. 21 anm. 17 wurde hervorgehoben, daß die einzelnen
litauischen Sprachdenkmäler und Schriften in bezug auf die in inen vor-
kommende menge von slavismen ser von einander abweichen, wärend ich
im Donaleitis (nach dem Schleicher'schen glossar) ungefär 430 slavische
lenwörter fand, zälte ich irer in einem kaum zwei oktavseiten langen
artikel des vilnaerkalenders für 1863 (s. 31) 137; bei Nesselmaiin sind unter
dem buchstaben h 213, unter p 182, unter 1 68 slavismen. die ältere Schrift-
sprache wird öfters durch noch grössere mengen von slavismen ver-
unstaltet, die heute teilweise litauischen neubildungen, manchmal höchst
zweifelhaften wertes, den plaz geräumt haben. — kulturhistorische Schlüsse
aus disen lenwörtern zu ziehen, habe ich absichtlich unterlassen; diß
kann sich ja jedermann leicht selbst besorgen, nur darf er hierbei
den grundsatz: wofür sich ein lenwort findet, diß wurde dem Litauer
erst mit der entlenung des namens bekant, nicht streng verfolgen, weil
diser durch fälle wie smertis u. a. ad absurdum gefürt werden kann,
jedenfalls heisst es vollkommen richtig:
daug ira zodziu musu liezwoiej numotUy
plika butUf kad kaiminams visus atiduotu.
— 160 —
litauischen Sprachbaues spuren derselben wbkung sich auf-
finden lassen, wo und wie das litauische lautsystem slavischem
einfluss unterlegen ist, haben wir oben (s. 64, vgl. den nach-
trag dazu) gesehen, bei der betrachtung der stammbildungs-
lere des litauischen lässt sich eine ganze anzal suffixe als
unlitauisch ausscheiden :
suffix 'ha in svodbä hochzeit, Sluzbä dienst, tuiba gram
(vgl. oben s. 33); suffix -da lässt sich nach ausschluss von
gardüs würzig nur mit krivdä unrecht, kliaudä feler^paklode
bettlaken (N. auch paklödasundiiiModas)he]egen; da. krivdä
ein lenwort ist, kliaudä nicht nur mit kliüti^ sondern auch
mit kliudaü und kliausti zusammengestellt werden kann
(Syrvid bietet kliauU\ endlich bei paklode (vgl. paklotis) sla-
vischer einfluss mit im spiele sein kann {p.poklad u. a.), so
dürfen wir an einem ächtlit. suffix -da gerechtermassen zwei-
feln; suffix -ionia ist entlent s. oben s. 33;
Sekundärsuffix -^m, zur bildung von adiektiven, ist eben-
falls entlent, s. ebds. ; doch ist es primär, wie in pUnas fein
pHnas voll, so ist es kein zeichen von entlenung (gegen Kar-
lovic s. 320);
suffix 'orius mit Karlovic s. 320 für entlent anzusehen
ist unrichtig, obwol man beachten muss, dass im lett., ausser
in Vulgaris ?y dises suffix unbelegbar ist;
suffix 'kis: „maskulina auf -kis gibt es wol nur in ent-
lenten Wörtern" Kurschat § 306;
suffix -nySia für acht lit. -dnycia ist entlent : paraknyöe" schiess-
pulverbehältniss, cän^öe malzdarre, hainpöe kirche, kozänyce
kanzel, pStnyße f reitag, vafpnyce türm , v^nyge weinberg, skarbnyöe"
Schatzbehälter, iibnyce leuchte u. a. sind, gegenüber avinyöe"
schafstall, blivdin^öe schüsselschrarik, langinpöe fensterkopf,
stiklinpde glasschrank, smalinyce teerbüchse, teminyöe^ gefang-
niss u. a., nach p. skarhnica hoznica demnica kazalnica virir-
nica u. a, für: parakinyce vininyöe lihinyce u. s. w. gebildet ^) ;
*) auch im lett. ist daran festzuhalten, daß -enice (grf. ininkja,
für das lit. ist grf. -irnntja) das ursprünglichere, -nice dagegen entlent
— 161 —
sqffix-^va für ächtlit. -tuva; Jrifea rasirmesser hätte ächtlit.
etwa brietuvas (vgl. kosfhvas zu kösiu^ riestüvas zu rilsti u. a.)
lauten müssen;
suffix 'Stva in lakamstva paspalstva liSkarstva u. a. stammt
aus dem poln. ächtlit. heisst es -tva: senätve hohes alter u. a.
Ein präfix ist aus dem slavischen entlent: da „eine
inseparable präposition, welche den verbis vorgesezt das voll-
endete des wurzelbegrififes anzeigt, sie kommt nicht häufig
vor und ist im zem. gebräuchlicher als im prlit." (N.) „be-
sonders scheint sie gebräuchlich zu sein im gouvernement
Suvalki" (G.); in russ. und poln. lit. Schriften findet man:
daeUi hinzugehen, danesti hinzutragen, dagerti zu ende trinken,
davaziuti darödyti daleisti datlrti datyröti, bei Fort, davifti
dajöti dadugti daplaükti u. a., alles slav. d(h nachgebildet;
pr. lit. ist nur dahöH neben böti und a^böti; im lett. erscheint
es nur in danakt hinkommen, daet hinzugehen („dafür in
reineren gegenden^^de^" Ulm.), daMt erlangen (aus grr.dobytt),
dairt herbeirudern und dasekt ergründen; aber dem russ.
do gleich separirt mit dem dativ ^) wird es nur im Oberlande
und in Livland für: herzu gebraucht (vgl. Bielenstein § 544)
daraus ersiet man, daß das ansezen eines litaslavischen „^
präpos. bis hinzu und präfix" (Fick ii 576) unbegründet ist.
„Im lit. werden Verbalkomposita nur durch zusammen-
sezung der verba mit Präpositionen gebildet, andere verbal-
ist; vgl. ursprüngliches vejenica windfane, jerenica müze von lammsfeil,
seklenica saatstock gegenüber entlenten baznica kirche, pavämica koch-
lö£fel, lemesnica pfluggabel, semica käsehaus, wornach jezt auch esal-
nica malzdarre u. a.; spresUca handspindel gehört nicht hieher mit
„Wandel des n in V* (so Bielenstein gramm. §. 218), sondern ist mit samt
dem Suffixe aus dem ^r. entlent, s. u.; für 's lett. ist ferner ka als se-
kundärsuffix (Bielenstein §. 219 a. 4) zu streichen, weil das einzige
beispiel dafür: svetki kirchenfeste, entlent ist, u.a.
') unklar bleibt mir dabei, warum diß da mit dem dativ, nicht
mit dem gen. verbunden wird, wäre der grund davon etwa in dem
allgemeinen streben der spräche, die präpositionen mit dem dativ zu
verbinden, was schon im plural beinahe überall und im sing, wenigstens
im maskul. des pron. durchgedrungen ist, zu suchen?
Brückner, Litu-slav. Studiun I. 11
— 162 -
zusamraensezungen gibt es im lit. nicht, als etwa die beiden
girda/ryti woltun, gandaryti genugtun, beides nur ira katechis-
mus und in der kanzelsprache vorkommend" (Kurs. § 442 a) und
dorthin aus dem deutschen (vgl. auch p. zadoscucynic) entlent.
„der gebrauch der verbalsubstantiva auf -imas ist durch
den einfluss des deutschen und polnischen jezt häufiger ge-
worden als früher" (Kurs. § 1313 anm.)
-dejas als zweiter teil einer zusammensezung in der be-
deutung: täter tuer, ist aus dem poln. •40iej entlent: pikta-
d'ejas Übeltäter geradijas woltäter, hoznadejä prediger aus p.
zlodziej döbrodziej kaznodzieja.
In der wortbildungslere des litauischen fremden einfluss
aufsuchen zu wollen, würde verfeit sein ; zeigt doch die Sprachge-
schichte merfach an eklatanten beispielen aus verschiedenen
sprachen (z. b. englisch, türkisch, neupersisch), dass, mag ir
wortschaz von fremden eindringlingen noch so ser zersezt
sein, ire formen wesentlich unversert bleiben.
Bei einer eingehenden prüfung der litauischen syntax
ergibt sich ungefär folgendes: die syntax der preussisch-
litauischen spräche (abgesehen natürlich von der Schriftsprache
in welcher bekantlich meist jede deutsche Wendung wort
für wort ins litauische umgesezt wird) wird von stark um
sich greifenden germanismen immer mer zersezt; zu disen
gehören: n& Jco für apil kq bei verben des besprechens be-
handelns „ein unleidlicher, aber schon stark überhand nemen-
der germanismus" (Kurs. § 1458); n& mit dem genetiv beim
passiv von der selbständig wirkenden Ursache statt des gen.
allein: mötina nü hüdikio tetp mylimä die mufter wird vom
kinde so geliebt „richtiger one n^". (Kurs. § 1457)*); sü
*) ebenso wird in der lettischen Umgangssprache nu mit dem gene-
tiv des logischen Subjektes beim passiv anstatt des blossen gen., der
sich noch im volksliede zalreich erhalten hat, gebraucht: gegenüber
den Wendungen des Volksliedes: saüles pits vainadzins ein Yon der sonne
geflochtenes kränzchen,, de«a jatu humelinu ein vongott gerittenes röss-
lein, cepure meitas svesta eine von mädchen geworfene mutze u. a.
(vgl. Bielenstein §. 592,8 c) heisst es heute gewönlich: tä grämata nu
— 163 —
mit dem instrumental zur bezeichnung des mittels anstatt des
instrumental allein: sü ädata siUti mit der nadel nähen für:
ä, s. (über die Ursache davon — undeutlichkeit infolge öfteren
formellen zusammenfallens des istr. mit dem nom., auch mit dem
acc. sing. — und weitere ausdenung s. Kurs. § 1480, b); „in
solchen fallen, wo das subjekt ein bestimmtes Substantiv ist,
hat man angefangen, auch wenn es mit der allgemeinen
negation ne% joks behaftet ist, die sezung des genetiv für den
akk. aufzugeben und man spricht also statt des korrekten
älteren lit. net jökio zmogaüs sicion ne büvo jezt schon ser
allgemein — unter deutschem einflusse — auch ne% joks
6mogüs, auch spricht man wol schon: glrioj ßs ne% joki Smogt^
ne mäte für das korrektere nei jökio gmogaüs" (Kurs. § 1570) ;
„ebenso hat man bereits angefangen in nachamung des
deutschen: ein eine die Unbestimmtheit durch die zal viens
vienä auszudrücken" (ebends. § 1510); die sezung des substan-
tivischen Prädikates in den instrumental wird immer sel-
tener und redensarten wie äs esü zmogumi, jis büvo mäno
gelbetcju, tos ce künigu, veralten (vgl. Kurs. § 1329 a, 1391
und 1411); einzelne auffallige germanismen sind: jls tat per
tißsq lalko er hält diß für war, a^pef tm d^vyjüs ich wundere
mich darüber (Kurs. §. 1468 a und /J); vgl Kurs. §. 1439;
„durch litauisch redende deutsche ist auch die deutsche Wort-
folge vilfach unter Litauern verbreitet" (Kurs. §. 1636), so
z. b. sind tu aZe, th hef für ale tu, het tu , jezt in der Schrift-
sprache bereits öfters vorkommende germanismen" Kurs.
§. 1642 u. a. viel schwieriger ist diselbe Untersuchung über
die einwirkung der slavischen syntax zu füren, ein beträcht-
licher bruchteil der gegenseitigen Übereinstimmungen get auf
gemeinsamen Ursprung zurück, zu einem andern bruchteil
tnanis rakstita der brief ist von mir geschrieben, nu visem mtlets von
allen geliebt ; ebenso gebraucht der ächte Lette noch den blossen gene-
tiv zur bezeichnung des Stoffes: zelta gredzens ring von gold (= lit.
äukso zUda8)y wogegen sich heute immer mer der germanismus gre-
dzens nu zeUa, pijule nu kuka violine von holz u. a. einbürgert.
11*
— 164 —
derselben können die beiden sprachstämme unabhängig von
einander in irer einzelentwickelung gelangt sein und so bleibt
nur ein geringer rest auffalliger Übereinstimmungen übrig, bei
denen man entlenung anzusezen befugt ist. folgendes ungefär
darf man verdächtigen: die bildung des Superlativs in Wjeksny
in Zem. durch vorsezen von nai vor dem compar. stammt aus
dem poln. (na% geriaü für ächtlit. geridus aus p. najlepiej).
ant staldq eigentlich : auf dem stall in Kupiski für stalde
im stall (Kurs. §. 528) ist gemäss den poln. Wendungen: na
polu na stajnie na stodole na sfogu u. a. ;
po mit dem gen. vom räume in den Wendungen: po
desinls zur rechten po kairls zur linken stammt aus p, po
pravicy, polevicy; noch so: po ahm vor den äugen; acht lit.
dagegen darf po in diser bedeutung nur mit dem instrum.
verbunden werden: po stalü po zerm: im älteren lit. heisst,
es auch richtiger: po ahiml, zusammengezogen poifcm z.b. Syrv.
p. s. 10; po ahim bei Bretkunas;
potöm darnach für das gewönliche po to kann aus p. '
potem entlent sein; die in russ.-poln. Litauen gebräuchliche
anrede: pons und pone mit dem prädikat in der dritten pers.
sing, dürfte ebenfalls aus dem p. entlent sein : pons hus toks
gers oder pone büs tokiä gerä = p. pan hqdzie taki dohrt/,
pani heßzie taka dobra; famsta braucht nicht wie ich es oben
im verz. nach Kurs. §. 1305 angenommen hatte, aus tävo
mßista, sondern aus tävo masta = wr. poln. jego mosc klr.
jeho wö5^' zusammengezogen sein(?);
wenn in Merec (poln.-lit.) dem tegüV noch säv hinzuge-
fügt wird (Kurs. §. 1160) so kann diß dem poln. entlent
sein; tegüV sdv eina = niech sohle idzie;
„für das passivum wird in verschiedenen gegenden russ.-
poln. Litauens das reflexivum gebraucht (Kurs. §. 1162):
tetp kaXbasi es wird so gesprochen j\s teip vadinasi er wird
so genant, heisst so; vgl. p. tak siq mövi, on siq tak nazyva;
„für preuss.-lit. säkoma man sagt regimä man sieht's (passiv-
formen) sagt man russ.-lit. säkosi regisi" (Kurs. §. 1320);
— 165 —
der gebrauch der zweiten pers. imper. sing, für die dritte
pers., wofür man heute den permissiv sezt, in alten schritten
und gebeten ist ein slavismus; Mk svenciamas tävo vardas für
fesiS, atelk tävo Jcaräl^ste für fateina ist wörtlich aus dem
poln. bc^z posviqcone imiq tvoje und pfyjdi krölestvo tvoje
übersezt, wie ja die gesammte ältere litauische übersezungs-
literatur wesentlich vom polnischen ausget, was schon die
zalreichen lenwörter aus dem poln., die ich teilweise absicht-
lich übergangen habe, beweisen;
über den gebrauch von ans für jls um Memel und in
einigen russischlit. gegenden s. oben im verz. unter ans.
Die sezung des substantivischen prädikates in den instru-
mental, heute besonders in pr. lit. im schwinden begriffen,
kann aus slavischem einfluss erklärt werden : äs esü zmogwm =
p. jestem cloviekiem(?); die Umschreibung des imperfektums
durch liubeti mit dem Infinitiv (Kurs. § 1356) ist sammt dem
verbum selbst aus dem slav. entlent.
Folgende Wendungen scheinen durch slavischen einfluss
hervorgerufen zu sein: per hernq slüSyti als knecht dienen
für richtigeres hernu sl. = p. m parohka sluzyc; käs tat per
Smogüs für koks f. zem. = p. co to m cloviek, doch auch
deutsch: was für ein mann und lett. ä^s tos per putns, kas
fe par cilveki; käs greiciaüs wie am schnellsten (Schleicher
s. 331) = p. CO prqdzej; ciä hüvo koks sifkts, kokiS devym
da waren etwa hundert, etwa neun = p. tu hylo jakich sfo,
jakich dzieviqc, auch jaki sto, jaki dzieviqc; khs in der be-
deutung: jeder unveränderlich vorgesezt: käs diSnq täglich =
p. CO dzi&fi; täs scheinbar überflüssig gesezt: kureis ta%s
zodzeis mit welchen Worten = p. ktöremi temi slovami (frei-
lich nennt Schleicher leztere „acht litauische fügungen" s. 302);
tat mäno brölis, tat mäno sesu für älteres und richtigeres täs
m, br., tä m, s. kann dem poln. : to möj brat, to moja siostra
oder dem deutschen: das ist mein bruder, das ist meine
Schwester nachgebildet sein, u. a.
iii. Capitel.
Slavisohe lenwörter im lettischen.
Die kulturentwikelung des lettischen starames ist eine
wesentlich andere gewesen, als die des litauischen; wärend
die Litauer von Slaven, wurden die Letten früzeitig von
Deutschen zivilisirt, ire kultur ist eine vollkommen deutsche,
diß bezeugt schon die menge völlig eingebürgerter germanismen
des lettischen, über die ich — nach vorausgegangener behand-
lung derselben durch Bielenstein im 1. bände seiner lettischen
grammatik — jezt auf Baumgärtel „die deutschen bestand-
teile des lettischen Wortschatzes" verweise.
Aber auch mit Slaven sind die Letten vielfach in be-
rürung gekommen, weniger mit Polen, besonders mit Weiss-
und Grossrussen, sie nennen die Russen Krevi und in disem
namen glaube ich die alten Krevicen, d. i. Weissrussen,
widerfinden zu können, in dem nun folgenden Verzeichnisse
will ich, sobald ein lettisches wort aus demselben slavischen
Worte wie das entsprechende litauische entlent ist, auf das
frühere veraeichniss verweisen; sonst werden die entsprechen-
den weiss- oder grossrussischen Wörter hinzugesezt werden.
a „in den Volksliedern scheint es auch für das russ. i und zu
gelten" — lit. a.
aha apa etwa? „selten gehört" — p. abo.
äblava treibjagd — p. ohlova.
agwlcis gurke — lit. agufkas.
— 167 —
cäava nicht milchende kuh — grr. jalovaja p. jalövJca wr.
jdlovka,
airgavenis s, gaveni
akutniks spion spitzbube — „grr. p.ocÄo^mA freiwilliger?" Ulm.
dlvs älva zinn, alvöt verzinnen — lit. aivas.
arods „weniger gebr." kornkasten — lit. arudas.
artavs ein heller, ungebr. — lit. ortas.
bäba alles weib — lit. höha.
bagats reich; ausreichend, bagatiba reichtum — lit. bagötas.
bärkSkes bärenklau, heracleum sphondylium — lit. barsciai.
bdvifes sich aufhalten — lit. bovytis.
bajärs vornemer herr; in d. Volksliedern der edelmann, der
gutsherr — lit. bajoras,
bälamute Schwätzer, balamutSt schwatzen, no-ap-bälamutit be-
reden betrügen — lit. bälamütas.
bandas das dem knechte vom wirte als Ion zur benuzung
abgegebene stück feld oder die aussaat darauf; neben-
verdienst bandas bSms uneheliches kind, bandotes für
sich selbst arbeiten, bandineks ein solcher knecht — lit.
bandä.
baraskas kleine russische kringel — p. obafanek kleiner
kringel.
baravika grosser brauner pilz — lit. baravpkas.
barenin Schäfchen, in Volksliedern; hammel — lit. barönas
bardnka.
baznica tempel — lit. bazn^ce.
bass barfuss — lit. bäsas.
bacvins, bacinas kol — lit. batvynys.
belaks weisser hase — wr. beljdk.
berlinka fünfer — grr. berlinka auch lit. berlinka, so Jusk. 21.
berna raks, bernu ragi verdingungstag = lit. bwnurakis
s. unter rakas.
beis one, mit dem gen., selten mit dem acc, in zusammen-
sezung mit Substantiven gleich dem a privativum, hat
— 168 —
seine form, gegenüber lit. be one, dem slavischen (grr.
wr. p. bejs) entlent.
hezmens vezmens schnellwage — 1. heemlnas.
biguse gericht aus feinem mel milch spek zwiebeln, das zu
kartoffeln gegessen wird — wr. hihus p. Ugas.
bika grosser starker Schafbock — p. byk stier?
bikus böser bube — p. wr. byk lümmel.
bü wenn irgend „nur im Oberlande aus Nerflft wo sonst
durchaus noch nicht das ächte hochlettisch gesprochen
wird" (Bielenstein § 619) — lit bäe.
bvrkavs birkava schif5)fund — grr, berkavec.
bizons zigeunerpeitsche — 1. bizunas.
bldgs schwach schlecht — lit. biogas.
blandües blandit umherirren, blandis blandans blanda tage-
dieb — p. blqßzic? lett. auch blinda; blödis u. blodites
dagegen = lit. blüdyti; ebenso bluäU bludites, bluda das
umhertreiben.
blinas kuchen — lit. bl^nai ; lett. auch blinis blincuks pfann-
kuchen.
bo denn „gränzlettisch" — p. etc. bo.
bobuls der ein eigenes bauschen in e. gesinde hat — lit.
bobUas.
braga dach auf vier pfosten zum schütze von heu im freien —
p. brög.
branit schelten — grr. branif.
bfile hut „ausser gebrauch" — lit. brütis.
brite rasirmesser — lit. britvä.
bridka reisewagen — p. brycka.
bruge Steinpflaster — lit. brukas brugis.
btidka „auch 6wÄ;a" kleine hütte — grr. p. budka.
büda hütte — lit. btidä.
bulbes bulvas kartoffeln — lit. bulbes.
bulka Semmel — grr. p. buika.
bulväns btdens bulans ausgestopfter lokvogel — lit. bdlvonas
(auch lett. btUi/ne vogel hieher?)
— 169 —
humalha papiergeld — grr. humaga humaSha.
hwrkäns burkane möre — lit. hurkantai.
hmrlaha burlaks strassenräuber ; barkenzieher — lit. hurUkas.
cäns in Oppekalm durchgehends gebräuchlich; cena nur im
locativ cenä gebr. wert cendt cenit schäzen eren pflegen
cenigs geschäzt ceniba Würdigkeit „wenig gebr." cendt
pacenät freundlich bewirten — grr. cena p. cena wert
preis p. cenny kostbar cenic schäzen.
cacis caSa ced cecas cacis •kinderspielzeug — lit cecele,
cidU verzärteln ungebr. — lit. cildyti.
cSls und cdls ganz — 1. öiUas.
ceSki oft häufig — wr. castyj p. c^ty (oberländ. casts).
cena preis marktpreis s. cdns,
dlveks mensch dlvecigs menschlich dlveciba menschheit —
grr, celovek p. cloviek.
dnUneks feldscher — grr. cirjulnik.
cicars kaiser — lit. d'ecorius.
cukari Zwieback — grr. sttchari.
caba frosch — wr. p. Saba.
cabas cabatas grosse stiefel — lit. cebaias.
caja tee — grr. p. caj.
öamaraks art wurzel; schnupftabakssorte — lit. öiamer^cios,
öarka glas brantwein — grr. p. wr. öarka.
öastot castU bewirten beköstigen — lit. pacesnavöti; grr.
cestif dass.
öacis s. ca^.
öediSana Schonung — lit. öildyti,
derpägs öerpaks Schöpfeimer — grr. p. öerpak.
cetri vier u. a. gegenüber cetortais vierter kann sein c für c
nur slavischem einfluss (grr. cetvero u. s. w.) verdanken.
nach einer mitteilung prof. Leskien's.
cibuka hölzerne tabakspfeife — 1. dbukas.
cigans zigemier — 1. dgonas.
Unit reinigen fliken herausziehen — grr. öinif p. cynic tun
arbeiten ? ?
— 170 —
cuguns gusseisen — grr. iugun,
öüdües sich wundem — 1. äudas.
öurncUa postfelleisen Sumatnehs der damit reisende postillon
— „grr. öemodan^' Ulm.
öupra schöpf — 1. öiuprpias.
6u/ra trossbube diener — 1. öwras.
cuöka kleiner hund — wr. cücka.
övertis viertel „nicht gehört** — 1. Svertis.
da in den grenzgegenden getrennt für: herzu gebräuchlich —
wr. grr. klr. p. do.
ddba eigenschaft natur dabigs natürlich — lit. dccba.
dabüt bekommen; verschaffen — grr. döbyf p. döbyc.
ddrgs teuer därdziba teuerung därdzinät verteuern dargwms
teuerung — grr. wr. klr. dorohij p. drogi drolyc drolyzna.
deldt delates zögern? — grr. delaf handeln tun.
degots gegöts degufs birkenter — 1. deghtas,
denciks dmäiks Offiziersdiener junge dencis junge — ^vv.densHh.
devM neun — s. 1. devynl,
digdt bewegen — grr. dvigaf.
dtrdt schinden — 1. dirü.
diva dw8 meerwunder dtvains wunderbar dtvates divotes sich
wundem — lit. dpvas.
doma gedanke meinung domät denken meinen domigs nach-
denklich sinnend — 1. dwmä.
d/rava bienenstock im walde dravet einen bäum ausholen?
dravineks bienenzüchter — 1. drävis.
dregi trage drSgeris träger — grr. drogi?
dreve bäum mit einem bienenstocke s. drava.
d/rigants hengst ; unbändiger ; drigalts raufbold — 1. drigantas.
drobuSkas brocken krümchen — wr. drobocka.
dubenis prügel dübengals prügelende — grr. dubina.
däda flöte pfeife kindertrompete — 1. dtdda. vgl. düdevinä
Strandpfeifer düdelneks dudelsackbläser düdinas stalfeder-
harmonika düduls blashorn dMot blasen u. a., auch
duidas geige.
— 171 —
dusa gemüt; leibliches befinden dusigs herzhaft tapfer —
1. dme".
dvJca duks lebenskraft lebensmut — 1. dukas.
dupa der hintere — p. dupa,
dwrdks dureks narr; schweinchen (ein kartenspiel) — grr.
p. du/rak, vrgl. den eigennamen Durökas bei Donaleit.
durns benommen dumums benommenheit durnet faulenzen
— I. durnas.
dzenols bienenstock „ungebr." auch dzenis eingeklemmtes
holz? — p. dialekt. diefi loch im bienenstocke dieniö
ein solches loch im bäume machen.
dzilnis dzilna specht — grr. zelna wr. klr. lovna? (acht lett.
heisst er dzenys = lit. genys).
erceSa ser zänkisches frauenzimmer ercet streiten sich quälen
grämen — 1. erzinu?
eskdt laufen — grr. iskaP p. iskac.
eva faulbaum — 1. jevä.
gads jar, gadskarta e. volles jar, gaddlaiks zeit eines jares,
gadejs järig — grr. god.
gadites sich ereignen, gadiba Zufälligkeit, gadijums begeben-
heit — lit. gadas.
gadigs gädigs erbar zuträglich — s. ebds.
gddät sorgen, gädigs sorglich, gäds Vorrat — lit. gadyti?
gänU beschmuzen, schmähen, gäniha entweihung, gäneklis
Schandfleck — wr. Mniö Mnenne schmähen schelten.
galava der älteste der bauergemeinde — grr. golova.
gaspaia frau, titel der bürgerfrauen — grr. gospoia vgl. wr.
hospoi&ifika,
gatavs bereit, gatavot bereit machen; reisen, gataviba bereit-
schaft reise — lit. gätavas,
gavet fasten, gavSni fastenzeit — 1. gavßti
gemhas pl. t. mund — p. gqba.
glups glupis glupijs dumm, glupjiba dummheit — 1. gliüpas,
gnidas nisse — klr. hnidy.
gräda gartenbeet — grr. grjada.
— 172 —
grämata buch brief schrift, grämatneks einer der mit büchern
viel umget — 1. grömiata.
grasites drohen; versuchen (imminere) — 1. grasinti; auch
graSot trotzen hieher?
greda, gräda zusammengestapelter häufe, greds planke — vgl.
wr. hHddki pfalwerk grr. grjada tdbulatum?
greks sünde; schade; gr^köt sündigen, grSkotes apgr^kotes sich
versündigen, grecigs sündhaft, gredneks sünder, gredba
sündigkeit — 1. griSkas.
grezöt drohen, grezot verdriesslich ärgerlich sein, grezigs ver-
driesslich? — s. unter grasites oder vrgl. p. gryic?
gribas pilze, grtba Steinpilz — 1. gr^bas.
griki auch kriki u. driki buchweizen, grikaji buchweizenstroh,
grikajs buchweizenfeld — 1. gnkaL
griSka kriSka ofenschieber — grr. kryska.
grmnada grumata zalreiche Zusammenkunft zur beratung „heute
ungebr." — 1. grumodas.
gubU gewaltsam wegschaffen, abtreiben — grr. gubif wr.
hubic.
guSas riemen — grr. guL
gmi gans — grr. wr. hus.
i und — wr. grr. klr. p. i „wol abgekürzt aus ir" Ulm.
tsts warhaft eigentlich recht, isti wirklich just, istens eigent-
lich wirklich acht, isteni recht — grr. istinno istina wr.
iscma isföta.
ikra auch ikri roggen, laich — grr. wr. p. ikra 1. ikrm,
ihrs wade, mer im plural ikvi zu hören — grr. ikry p. ikra.
indiks induks indecens ein kalkhun, truthan — p. indyk.
izdelät ausrichten „nach grr. dUaf gebildet" ü.
izUdSt izUöet erleichtern gesund machen — grr. Ucit\
izvaSas izvaii furwerk — „warscheinlich dem grr. izvoscik
nachgebildet" U.
jertmUna ein jüdisches kalottchen — p. ja/rmwrka.
jöma, auch jomis joni tiefe untiefe — p. jama grübe ?
— 173 —
Tcabata auch hahats schubsack tasche „in Livland ungebr." —
1, Mbotas?
Mlot tadeln — 1. Jcdlioti,
Mposts kol — 1. kopüsfai.
Jcärtät schelfern? — wr. korotdc kürzen, durchbringen?
Mvät hüten, kävates sich hüten sich vorsehen — lit. kavöti.
kcUatka fussblock — wr. kölodka klotz ; vgl. kdlotes klotze an
den füssen.
kalaci wecken, semmein — p. kolacy.
kalite lederne tasche — wr. kalitä^ 1. kolytä,
kalpaka kalpaks müze nachtmüze — 1. kalpökds.
kalps knecht — grr. wr. cholöp.
kalfons weichselkopf — p. koltv/nj 1. kaldünai,
kanepe hanf, kanepajs hanfpflanze — 1. kanäpes.
kanevals kanevalgs pferdearzt, kanevalgöt pferde kuriren —
grr. p. konoval,
kancuks kancuka kosakenpeitsche — 1. kanciükas.
kapata frauenkleid — p. kapota,
kapeika kapeiks kapSks geldstück — grr. kopejka.
kapUce familientotengewölbe — 1. koplifce.
kaps, kapa „livl. ungebr." ein schock — 1. kapä.
karbaia peitsche — 1. karbäcius. >
karite u. karete kutsche — 1. karetä,
karmanciks taschendieb — grr. karmancik wr. kormdnnik.
karmtt kormU füttern, karms wolgenärt — grr. kormif, korm
narung.
karögs fane, karögneks karodzneks fanenträger — grr. chorügv^
p. (^orqgiev.
kaza ziege — grr. wr. p. koza; kazlSns zikel (lituslavisch nach
Fick 530).
kazäks kosak; gerichtsbote Ä:a;8?aife5 Aa^^acÄa kosaken tanz, kaza-
cene kosakenplette — 1. kazökas.
kazarmis kazarma kaserne; grosses etablissement für knechte —
grr. kazarma.
kaselis kaSele netzartiger sack — grr. wr. kosel\
— 174 —
hazoks pelz, kazokneks kazodneks kürschner — wr. koiüch,
kaÜs kessel, katlers kupferschmidt, kcUUneks — 1. kätücLS.
kavät bewaren behüten — 1. kavoti; auch kavet aufhalten
hindern zögern, kavetes sich aufhalten hieher? kavinät
aufhalten^ kaveklis hinderniss.
kacans kolstrunk — p. kadan,
keselis fischreuse — 1. kozelka?
kibitka kibitke — grr. kibitka.
kiselis gericht von hafermel — 1. kisiMius.
kUrs karg, such' kürs reinlich; nichtsnutzig unreinlich zänkisch
— 1. kytrus?
kika weiberhaube — 1. k^ka.
kila brach — 1. kilocius.
kimenes kümmel — 1. kim^nai.
kiSki eingeweide — p. kiski.
klaips grosses brot — 1. klepas.
klanües sich bücken verbeugen — 1. klmotis.
klancis klance tasche — 1. klumokas?
klapata klapasts klapasta mühe mühwaltung, klapatates sich
mühe geben — 1. klapata.
klapads kleiner junge, diener, klapca offiziersdiener klopsiks —
^ 1. klapöim.
klopca klqpdka klopcis bauemjunge knecht — 1. klapcius.
klenis dreschtenne, klons tenne estrich — 1. klonas.
kUts komspeicher Vorratskammer, kUtneks mann der darüber
die aufsieht hat — 1. klUis.
klSvs klSve kläva klävs schaf- viehstall — p. cMev,
klepöa offiziersdiener s. oben klapads.
Tdence klince schubsack s. oben klancis.
kUns brach — 1. klonas,
knüte knute — p. kmU.
kods mager, nokodet abmagern — 1. küdas.
kSkalis kornraden — 1. kukäliei.
komiks strasensteuermann auf der Dünä — vgl. grr. korscik
dass.? oder p. kkrovnik?
- 175 -
kosna kosa Vorrat — grr. kazna.
koss schön zierlich fein klar „livl. wenig gebr." kosums Schön-
heit trefflichkeit — grr. goMj p. hozy? Ulm.
ko0a hülse kruste balg etc. — wr. grr. kom haut?
kos kos zuruf an pferde — 1. kos ko§; kosins pferdchen (in
der kindersprache) — p. koSa.
kosulis netzartiger sack s. kaSdis.
koc kamu wenn schon, obgleich — wr. p. cäoc, wr. cMca
chodd chocdj chöcej chöcej.
kräsa färbe Schönheit, kräsla färbe, kraksUks schminke
ungebr. kräSni schön, kräsns auch kra^ns schön sauber
artig, kräsnums Schönheit — 1. krösas; grr. krasnyj.
kralUs kralins kaninchen — 1. kraltkas.
kraucs Schneider — 1. kraucius.
krevs Russe, krevindt russifiziren, kreviski russisch, krevini
alte esthnische kolonisten — nach dem namen der
Krevicen-Weissrussen.
krams feuerstein — grr. kremen' p. kfemi&A.
krepes pferdemäne — „grr. etc. griva^'' Ulm?
krSsls stul, kreslotes sich bestulen — 1. kreslas.
kristU, oft krustU taufen, kristiba taufe, kristibas taufschmaus,
kristigs christlich, kristitajs täufer, kristaievs — 1. knkstyti.
krqpas dill — 1. kräpai.
krüze krug — 1. krüms.
krucdneks betrüger — grr. kruceTnik.
kudlains zottig, kudlis zottelkopf — 1. kudlä.
küds mager, küdim-s magerkeit — 1. küdas.
küki küci küce kücens weinachtsabendgericht — 1. ktwos.
külis küls garbe bund — 1. ktd^s.
küms küma taufzeuge pate^ kümmS kümina, kümneki ge-
vattem — I. kümas.
kvkars koch, kukarka köchin, kukna sommerküche küche,
kukaret kochen, wirtschaften — 1. kükne.
kulaks faust, kulakdt mit faustschlägen traktiren — grr. p.
kuiak.
— 176 —
hupaca hupice kupenice gränzmal, auch hipiis kapöe, hapcs
zeichen für ein abgemessenes stäck land — grr. topec*
p. kopiec kcpica.
hupia kupHs händler krämer getraidehändler, kupcoi handel
treiben — 1. küpcius.
kurata kuratina feldhun — 1. kurapka.
ktmm schenkhätte auf dem jarmarkt, schlechte bude — grr.
kureiü.
kurka kurke kurkens kurkins kurice kalkhmi — 1. kürka.
kurpe schuh, kurpneks schuster — 1. kurpe.
kurts Windhund — 1. kurtas.
kurva hure — 1. kürva.
kuza haut kruste — grr. klr. wr. koza.
kuca hündin „selten^' kucuSka, kucens junger hund s. o. cucka.
kvars schwach — wr. chvoryj krank schwach.
läpsta lapsts schaufei spaten Schulterblatt — 1. lopeta u.
lapatka.
laska gnade — 1. lackh.
läva Idvis pritsche bettstelle^ lavina ordinäre bettstelle —
1. lovä.
laiduks taugenichts — 1. laidökas.
lapsas auch lapöas russische bastschuhe — grr. Idpot.
laSa lazina steinerne sitz- u. schlafbank — p. loze bett? vgl.
laina improvisirtes bett.
laudis latdini leute volk gesinde — alte entlenung aus grr.
Ijttdi wr. Ijiid p. liidie oder lltuslav. (so Fick 656)?
lamt gewönlich laviteSj lauem, «ich heimlich bestreben —
„grr. loviP jagen" Ulm. ?
ledaks völlig entkräftet, ledeks plumper mensch; schlecht
liederlich — 1. ledäkas.
lemesis pflugschaar; lümmel; lemesnica hölzerne gabel der
Pflugschar — p. lemies wr. lemes grr. Umech; p. lemie§nica.
lesneks buschwächter — 1. Usincius.
leste butte — grr. wr. p. Möl
lih von 1586 (Bezzenberger) p. 10, 23 u. 13, J. — grr. lihq.
— 177 —
linta lentd band z. schmuke — 1. linta.
lizika löflfel — p. lyzka,
liskis = sonstigem lelcs überschüssig unpaar, Vitebsk — wr.
l^ka,
luba dachschindel, lubit spleissen — 1. lühas,
lübet belieben — 1. liühytL
lugis grosses transportboot, luginehs fürer desselben — s. 1.
Iväis lütis (über den Wechsel von gj und dj vgl. s. 205).
lulkis pfeife — p. lulka, vgl. T%(/rkitis eine kleine schlechte
pfeife.
lupstaga lustaji liebstöckel — 1. liubystas.
mäni gaukelbilder phantasieen, mdneklis gaukelei, mänigs
betrügerisch, mänit mänet, besonders apmänU betrügen,
mänis gaukler — 1. monai
mcHavät malen, mdlauneks maier Vitebsk — 1. molavöti,
manirka feldflasche der Soldaten — grr. manerka, p. manierka,
maSelneks durchtriebener schelm — grr. moseVnik.
mers friede, merigs friedlich ruhig zufrieden, merinät be-
ruhigen — grr. mir.
mems stumm — wr. grr. nemyj^ p. niemy.
mers mass, m^rneks landmesser, mertt merot m^irot messen,
meriba mässigkeit, mSrens massig — 1. mierä.
meträ miteres pfeflfermünze — 1. mStos.
milites sich irren — 1. militi.
miska beiname des baren, meska — 1. meskä.
moka quäl pein, gewönlich pl. t.; moceklis märtyrer, m^ciha
pein, mocU quälen, mdcinät quälen lassen, mticU peinigen
— I. mukä.
moz villeicht — wr. p. möze; vgl. mmeit villeicht = „grr.
moM byf^'' Ulm.
misUt meinen — 1. mislyti,
muita zoll, muität verzollen, muitineks Zöllner — 1. mmtas.
muim herrenhof landgut, nmisele gütchen, muizneks guts-
besitzer — grr. m^za,
munins geld — „grr. p. mowefo" Ulm.?
Brückner, Litu-slav. Studien I. 12
— 178 —
muSiJcs bauer — 1. muzykus.
ndbags arm, ein bettler, nabagot betteln, nahagotes bettelnd
umhergehen, nabadeiba armut — 1. nabägas,
näsa in Vitebsk für: nestuvas achseljoch — p. nosa noSe^ grr.
nosa tracht last?
naimUis ein tageweise gemieteter arbeiter — wr. ndjmit.
ncusis messer — grr. wr. woi.
nedela woche, nedelneks wöchner — 1. nedele,
negadns unwürdig untauglich, negadnis taugeniehts — 1. gadnüs.
negatavs unfertig unreif — s. gatavs.
negods unere schmach ; teufel Vitebsk, negoSa ervergessener —
wr. nehoSyj nehödnik unpassend schlecht grr. negodjaj.
neslava böser ruf, üble nachrede — wr. nesldva,
nespetns nesjpetns garstig unverschämt, nespetnis ein nieder-
trächtiger, nespatns — p. Spetny garstig; s. u. Spetns.
nespars vesper im katholischen gottesdienst Vitebsk — p.
' nieSpory wr. ne§p6r.
nevala Zeitmangel verhinderlsein — s. vala,
nUe weberhefteln, nttU garn einfödeln — 1. npis.
nuSda geschäft ; dringende not „ungewönlich" — grr. nueda.
oboze militärfuren — 1. Sbazas.
öbrazs heiligenbild — 1. äbrozas.
obroJcs pferdefutter — 1. ahrdkas,
ölnice steinweg gasse — 1. ülyce?
oma verstand fassungsvermögen omosa; omä nemt, omaif war-
nemen „selten" — 1. ümas,
padSmät der meinung sein vorhaben , padoms rat absieht,
padomneks ratgeber — s. doma.
padonis Untertan „neubildung nach d. lit. padonas^'' Ulm.
pagadi Witterung, — wr. pohoda^ 1. pagada der volle wind
zum segeln.
pagcms beide „Schimpfwort für grobe und zudringliche" po-
ganisks heidnisch -^ 1. pagonas.
pagasts auch pagäsne gebiet bezirk; wake — grr. pogost\
pagrabs keller leichengewölbe — grr. pogreb.
— 179 —
pärboBfika emporkirche — s. hamka.
pärlags ein stück land, früher beakert, jezt mit strauch be-
wachsen — grr. perdog.
pdrrobeSneks jenseits der grenze wonend — »s. robeza.
pdsma gebinde garn — 1. pdsntas.
pdtaga pätadzina peitsche — 1. hotägas.
päöka dose, dosenförmige fruchthülle Vitebsk — grr. p. padka.
' pdvs pfau — 1. povas.
patjeSkas pakiskas pahites pakisi tragbänder gedärme — grr.
podtjazka.
pakmels kazenjammer Vitebsk. — grr. pochmelje.
pökviniks verstorbener — grr. pokqjnyj,
pakulains heedig, pakulas pakuls werg heede — 1. päkulos.
pakwrts blendling von einem Windhunde — s. kurts.
pakuta bussstrafe busse, pakutniks büssender — 1. pakutä.
palags bettlaken betttuch — 1. pdlagas.
paUxte höherer gerichtshof — grr. pälaia.
pdläva s. läva,
palatka ein zeit — grr. palatka.
paltt schiessen erschiessen — grr. palit\
pcdkavneks obrister — grr. p. polkovmk.
paminkas beerdigung Vitebsk — wr. pominki sterbetagsfeier.
paparde papardi farrenkraut — 1. papdrciei.
papravites sich bessern, v. krankheiten — grr. pogravit' sa.
papmka papmkis bündel tabaksblätter — wr. pcpüSa grr.
papüSka,
pardds rat befel Vitebsk — wr. pordda.
paskani paskanas männliche hanfstaude, pasthanf, paskanaj —
grr. poskah^
pastala pastel (schuhe)? — klr. postoly.
pastrunkis peitsche; peitschenhieb ; scherzhaft: ein halb-
erwachsener knabe — wr. postronek poströnka grr.
«
postromka p. postronek.
paeuka busen des kleides; bündel? pazuse unterm arm? —
grr. wr. p. klr. pazttcha.
12*
— 180 —
pazags pamga pazogs ofenstange Vitebsk — grr. poSog das
anzünden? vgl. p. oiög ofenslange.
paScuks oberster heerdenhirt Vitebsk — grr. p. pastuch.
paziöet borgen Vitebsk — 1. i^cyti.
patdäka tragband — s. o. patjezkas,
pa/vada pavads geleite, pferdezügel, halfter — grr. povod.
pavadi begleitende futterfuren pavazi pavaineki — 1. p(üvada.
pavdre pavämica kochlöffel pavars pavärs koch — altruss.
povar küche grr. povar koch povärAa küche pdDarskij
povdrennyj dazu gehörig.
pekle pekles tiefer abgrund eles pehle höUe — 1. peklä.
peroza pram — grr. perevoz.
petaks fünfkopekenstück petuks, — grr. pjatak.
pdruska petersilie Vitebsk — 1. petrüiSkä.
peöka ofen — grr. pecka.
pirags kuchen Speckkuchen' — I. pyrägciS.
pizda — 1. pyzdä.
pleme familie stamm — 1. pleme,
pletne kosakenpeitsche — grr. plef pktkd, pletnyj zur peitsche
gehörig.
plecs pleSi plece schulter pledsi pleöi plecis pleSi uzpleci jake
wams one ärmel — grr. pleöo p. plecy.
pltte Ziegelstein — 1. plytä.
plotneks russischer Zimmermann — grr. plotnik.
pltfia fleisch, zarte haut, eingeweide; plutains glatt — grr.
plof p. plec.
pluts floss pram — grr. plot.
pluts plute vagabond — grr. plut.
ponis herr — 1. ponas.
pars dampf Vitebsk — grr. pa/r.
pSsts Verwüstung verderben pßsttt verheeren posiava und
pöstctSa verwüstete stelle einöde — 1. püstas, vgl. wr.
püstoS* einöde; gehört hieher auch po^as „stelle wo früher
ein gesinde gestanden" identisch mit pöci streuländereien?
polaks pole potadns knabe mit geschorenem haar — p. pölak.
— 181 —
polUirs diener Vitebsk — „grr. polutor?^^ Ulm.
popa russischer kegel — „grr. habka?" Ulm.
präva gericht prozess „Livl. ungebraucht, Kurl. ser gewönlich"
prävät und prdviUs prozessiren — 1. provh.
pralka handspindel — grr. prjalJca.
prasts gemein einfach — 1. prastas.
prasU bitten fordern — 1. prctößi.
pravtt zurechtstellen pravites sich zur reise bereiten — l.provyti.
prad geschäfte — 1. proce.
pribaka pribaks zugäbe — grr. pribavka.
pripraza pripaS anspann des seitenpferdes, seitenpferd — p.
pfypfqz wr. priprezka %vv. priprjazka, priprjaznaja losacF
nebengespann.
prods prodins kleiner natürlicher teich — 1. prüdas.
proSava abschied — grr. proscdnie.
puds das pud — grr. pud.
püga wind windstoss — 1. pu>ga.
püka flaum, fasern , charpie pukains faserig flokig pukät
izpukot und pükät ausfasern, leinwand zupfen — 1.
pükas.
pünis Scheune stroscheune püne kafifscheune — 1. pune.
püsti pdsti, auch pustas verfallene gebäüde, ruinen püska eine
wüste stelle — s. oben p6sts.
pücka eine dose — vgl. oben päcka.
pulks pulka menge; regiment ,^lks wird wie pulka und
pulku auch adverbial für: vil gebraucht" pulk'Urjunkers
landjunker? pulkavnekss. palkavneks, pulcet versammeln,
meist sapiddt, pulcindt meist saptUdnät — 1. pulkas.
pupa bone pupaji bonenstroh — 1. pupä,
pmka kanone — grr. pvMka, vgl. 1. puckä.
puSkis blumenstrauss puSkainis blumenkranz puskains befranzt
püskSt mit blumen zieren ; schmüken — grr. pitdek
blumenstrauss bündel zopf ? vgl. memelisch pöksU?
putra grüze brei putraims rohe grüze putrains grüzig
putraimains aus kleinen körnern bestehend putrineks
~ 182 -
grüzkessel; einer der alles verwirrt ptUrot grüze essen;
viel schnattern — 1. putra.
rdbata arbeit; Strafgeld — 1. rdbatä.
rads verwanter radiwdksti geschlechtsregister radone ver-
wantin radotes verw. besuchen; sich verwant rechnen;
radnedba verwantschaft radües sich vermeren radineks
verwanter radijums das erschaffene radtt erschaffen ge-
bären radigs ausgibig gedeilich radiba geburt Schöpfung
verwantschaft vermerung radibas niederkunft radas
radi niederkunft radagabals art verwanter — wr. rod
rödzic und rodM rödnyj rödziö rödzina p. röd,
rämis pram fare rdmikis rämneks farmann — aus grr. wr.
klr. porom, 1. päramas?
raja paradies — 1. rqjtis.
raks ziel gränze — 1. rdkas.
razhaineks strassenräuber raubmörder — 1. razbdininkas.
raza zalreiche familie; gedeihen reichliche ernte raS8t her-
vorbringen raiqjums erzeugniss rasigs fruchtbar razenot
fördern, rasma ergibigkeit rasmigs ergibig? — wr. rozdc.
rasäls raSuls häringslake — 1. rasälas.
rSdes Pferdegeschirr riemen redineks riemer.
rSdit rSdit in Ordnung bringen ausstatten bezalen — 1.
redpi.
remesis Zimmermann biblisch — 1. remBstas.
rente arende pacht miete rentSt izrentSt verarendiren rentneks
arendator pächter — 1. randä.
ribas Steinpilze — grr. grib.
rtja und rija komdarre, auch plur. tant. rijas, fijkuris rijen-
heizer njneks rijenkerl, auch rikulis — 1. reje rije.
krevu rinka plaz der russischen buden in der vorstadt in
Riga rinkams kreisförmig rinkis kreis umkreis rinkot
ri/nkSt im kreise laufen — 1. rinka.
röbeza robezis grenze röbeineks grenzbewoner — 1. rubeMvs.
rota kompagnie Soldaten — p. grr. rota.
rubulis rublis rubel — grr. rubV.
— 183 —
rünit kastriren rüniMs kastrirer rünis wallach, kastrirer —
„1. rönyti verwunden'* Ulm., aber rämit = 1. r&myti.
rücneks handtuch Vitebsk — wr. grr. klr. rucnik.
rumaks beschäler hengst — 1. rumokas.
rum flinte gerät Werkzeug — 1. ruzia.
saddmdt ausdenken, besorgen s. doma.
säbris Sehers sSbris mitwirt in demselben gesinde ; vinam daudz
säbru er hat eine grosse bekantschaft — I. silbras.
sadga auch sadSus dorf in Litauen, flecken — 1. soda.
sdls salz sälneks sälnice salzfass sältt salzen sdUjums sältms
sdlags sälaks Salzlake säligs salzig sdlums salzigkeit —
grr. soV soVnka soZif lituslav. nach Fick 673.
sänus plur. tant., sanas schütten — grr. sani p. sanie.
sdpasts Vorrat — \. Jcpostas.
sakaipSt im dienste gestanden haben s. kalps.
saldacka Soldatenfrau Vitebsk — grr. soldatka.
sälms strohalm sdlmi stroh streu — grr. wr. klr. soioma p.
sloma (lituslav. nach Fick 697).
sams weis — 1. sämas.
saSens russischer faden — grr. salen,
sebrs freund kamerad künde s. sdhris.
sedli, auch segli sattel ' — grr. sSdlo p. sodlo; vgl. sedlot und
selot, seglot satteln sedlineks und seglineks sattler.
sedülka kissen auf dem rüken des pferdes — grr. sidelka.
serU die notdurft verrichten — p. srac?
sers käse semica serneks käsehaus — 1. süris.
sets sieb setins kleines sieb — 1. siStas.
sigam s. cigans.
sika, siga schnäpel sige — 1. sykis.
sits satt Vitebsk — grr. wr. p. sytyj,
silke häring — 1. süke.
sinces vorhaus — grr. sei^ p. se^.
sivenis ferkel sivenice sau, die ferkel hat — grr. sm/i/ia
Schwein.
skdters skdteritis rok skartelis rok? — 1. skoterte.
— 184 —
sJcavärds bratspiess Vitebsk skavärdnice bratpfanne Vit. —
1. skavradä.
Shops geizig skopums geiz skopiba; sMpdirsis geizhals Vit. —
lit. sküpas; auch sküps. „wol nicht entlent" Fick ii 678.
skrine kästen Vit. skrms skrinis roher bretterkasten zum lem-
treten, getretener lern — 1. skrpne.
skrSSki ränks arglist — „grr. krucki?^' Ulm.
skwra haut hülse hülle; hure (vgl. sc(yrtum) — 1. skurä,
skurU, auch skßrht schwindlig onmächtig werden — „grr.
skorlSf skorlnuf?^^ Ulm.
släbs schwach gering släbans schlaff matt — 1. slahneti.
slaukts geschirr mit einer Öffnung am boden Vit. — wr.
klr. zlükto.
slava rum slavet rümen slavins und slavens löblich berümt
— 1. SlovS.
siede geleise spur siedet und sledätgTRS etc. niedertreten —
grr. wr. sied,
slenas Speichel slenät speicheln geifern slenains schleimig —
grr. p. slina wr. sUnja.
sleijas sielen — 1*. slajei.
slöka Waldschnepfe — 1. slanka.
slönU niederlegen slSnites slänites nicht ordentlich arbeiten —
wr. p. slontc nieder lenen?
sliiga dienerin slttgät dienen slugates sich im dienste abquälen
sluSot dienen — 1. slüga.
smatrus revüe smatrU revüe halten — grr. smofr smotrif.
smerte tod — 1. smertis,
sobars bauerhändler — 1. silbras; vgl. sobariba gesellschaft
„ungebr."
sodeji sodreji sodri sodreihe russ tabaksöl — 1. sodiiei,
sodtt richten strafen sodites sich verwünschen, vil fluchen ;
södiba und sods, strafe plage — 1. südas,
s6lU bieten versprechen geloben — 1. siülyti.
soma s6ms ranzen schlauch balg — grr. srnna.
spegs spion spegot spioniren — 1. Spegas.
— 185 —
spüka steknadel Vit. — 1. spilgä.
sprädze schnalle heftel — grr. prjazha; sprddze sprSdze vor-
hängeschloss „wol dasselbe wort mit dem vorhergehenden".
spreslice handspindel sprest mit der spindel spinnen — grr.
prjaslica jprjasf.
stadeles staddls stadola stadele stall bei krügen — 1. stadole.
stärästs stärästa aufseher in der landwirthschaft — I. storastas.
staika schenke Vit. — grr. staßa schoppen wagenschoppen.
stakans trinkglas; untersäziger mann? — grr. stakan.
starigs strebsam tätig sta/raUs sich bemühen — 1. storavöti.
staravers altgläubiger Vit. — grr. starover.
starsins gemeindeältester — grr. starsina.
siedele s. stadeles.
sterva aas — 1. sterva.
sttga saite metalldrat, Verzierungen in genätem (vgl. p. scieg)
— 1. styga,
stikls fensterglas Scheibe glasscherbe s^iÄZiwßto gläser — \.st\klas
stirts stirta, auch stirpa getreideschober — 1. stirta.
stolers tischler Vit. — grr. stoljar.
strdddt arbeiten nosträdates sich abarbeiten stradneks arbeiter
— grr. stradaV leiden dulden. )
strela strUis streles streifen im zeuge; drekrankheit feifei
strilains gestreift strelet schiessen strelneks strSlis schüze
— I. strielä.
strojas strajas, cam- strqjäm ddt spiessruten laufen lassen —
grr. sfrcj, byf prognanu skvoz strqj dass.
stroSa aufseher auf grossen gütern — grr. storoS p. ströz.
strühe s. trübe.
strüga struse, barke auf der Düna — grr. striy.
stulbs pf Osten stulpinS pfosten zur feldeint eilung; stulpeneks
durch solche pfosten begrenztes feldstük — 1. sttdpas.
stulpane päonie — p. tulipan.
stupdt zu fusse gehen atstupates sich müde gehen — wr.
stupdc,
sulmrs sobars s. sebers.
— 186 —
sübrs auerochse — p. itibr.
sukari militärzwiebak — grr. p. suchar.
sukata Schwindsucht auszerung Vit. — p. suchota; dagegen
ist lit. sükata drekrankheit nicht mit p. suchota zusammen-
zustellen, wie Kursat gramm. p. 89 es tut.
srnna s. s6ma.
sundaha sundega •sundurs tornister wandertasche — grr.
sundtiL
sunhis mittelgrosses schwein — p. §vvhJca schweinchen?
suprata supraka supratka spinntalkus s. spr^st spreslke.
svabads schlaff los frei, svahadiba ungebundenheit freiheit —
grr. svöbodnyj p. svohodny svoboda.
sväti Väter eines ehepaares; freier, verwandter Vit. svdt$t
freien Vit. svaöas mütter eines ehepaares — wr. grr. kir.
p. svat svaiat\
sveSs frisch Vit. „sonst wenig gebr." — 1. SvSHas.
svUki feste, svStnica heiliger ort — wr. svjatkt p. sviqtnica.
svikls rote rübe — 1. smklai
svite u. svita eine art v. röken; weiter wollener rok Vit.
svitina halbrok Vit. weiberkamisol (gehört hieher auch
svite i. d. bedeutung hutband längsstreifen; svttra dass.,
svitains u. svUrains streifig, svttrdt gerade streifen ziehen ?)
svitigs u. ivitigs kleidemarr — wr. klr. svUa svitka kIr.
svytyna.
smnU svmit beschmuzen verleumden; svinites sich schmuzig
machen, anlaufen; svUSt dass. — p. ^t;imc .beschmuzen ?
svins svinds blei, svinains bleiern, svinot verzinnen glasiren —
1. Svinas.
salders flatterhaft wild, sälderis Windbeutel — 1. Salbierms.
Saldi'baMi ausdruck für albernes geckenhaftes wesen — wr.
saly-haly.
Sankas ein schütten s. Sanas.
par sartu zum spass — p. pfe0 ia/rt.
Saras anspann geschirr — p. Sory; vgl. Siras das preussische
Pferdegeschirr.
— 187 -
sinelis mantel — grr. sineV.
sinka schenke Vit. — p. synk 1. sinkä.
SlekstU tiere veredeln — 1. slektas; vgl. Slektesana tierverede-
lung, slekts edel v. tieren gebr.
soma söms s. soma.
Spetns ne§petns garstig boshaft wild grossmäulig — p, spetny
garstig wr. spStnyj.
spickas Zündhölzchen — grr. spicki.
stuks stuka schabernak kniff, ranke; stukalneks stukmeisteris
auch stukm. possenreisser — 1. stukh,
Süba pelz; sube sommerkittel arbeitskittel — 1, suba.
sums lärm, Sumit lärmen — grr. Sum.
sutka scherz spass, sutisks spasshaft; absonderlich gebrechlich,
Sutiski rundt unvernemlich sprechen, sutU scherzen —
1. sutka.
sverte viertel vom Schlachtvieh — 1. svertis.
svUra streifen, svttrdt ävUrains s. svita.
tackds karren Vit. — p. tacki
tarba brotsak tornister jägertasche — 1. tarba.
tavarica kamerad — 1. tavorcius.
tebecneks täbacneks pferd der tabaksfuren aus Südrussland
Vit. — p. tabacnik?
tele tels telis bild schatten gerippe skelett, tilains mit e. bilde
versehen, telotes sich gestalten, telneciba bildhauerkunst —
p. caio leib körper klr. tüo??
terpit vil quäl leiden — grr. terpif.
tels kalb, tele kustärke, telens kalb, telite kleines kukalb,
telice zweijärige kustärke — 1. telas.
terpit aushalten s. tSrpit; auch herausziehen durchfüren.
timneks timnice timpe gefangniss „in Livl, ungebr." — 1.
temifiyce".
timpa kleine münze „ungebr." — 1. timpa.
ti/rgus markt lärm, tirämni Vit. tirdzineks marktbesucher, tirgot
feilschen, twgotes handeln lärmen — 1, twfgus.
— 188 —
•
tölks ausweg rat hülfe, tulks dolmetscher, Mhot dolmetschen
ausforschen, Mkotes verabreden unterhandeln tölmät
merken verstehen — 1. tülkas.
tqpnici klingelbeutel — 1. tobelis tobnyce.
troika dreigespann — grr. trojka.
trüha trübe trubis posaune; röre; trübät trub&t trompeten,
trübneks bläser — 1. triubh.
trtiSe trusis kaninchen, trusinS; trm trtts zuruf an kaninchen
oder eichhörnchen — 1. triüskis.
tiice tuds regenwolke Strichregen — wr. grr. p. tuca.
tulks s. tolks.
tulpites sich häufen, satulpites sich ansammeln — grr. tolpitsa,
tups stumpf Vit. — grr. tupyj.
tväraka dike milch, käseteig — grr. tvorog p. tvärög.
ubags bettler, ubagöt betteln, ubadzigs bettelhaft, ubadziba
bettelei; bettelhaftigkeit — 1. übagas; da dises wort ent-
lent ist, so fallt Bielensteins versuch (gramm. § 558),
dem lett. auf grund dises einzigen Wortes eine untrenn-
bare präpositio u = slav. u apr. au zu vindiciren.
üda sezangel hechtangel hamen — 1. uda; vgl. undes stricke
ttiil angelhaken.
ulica weg zwischen zwei zäunen — 1. ülyce,
vadka votka brantwein; nachlauf beim brantwein — 1.
vadkä.
väbtt vor gericht fordern zitiren — „1. vobiti?" Ulm.
vdpSt anstreichen glasiren kalk löschen — grr. vapif.
värdka käse = „tväraka?" Ulm.
vaina schuld Ursache schade, vainigs schuldig gebrechlich,
vainot beschuldigen tadeln schädigen, bes. evainot — grr.
vina vinit\
vaizdiks lichtnelke — 1. gvaizdikas.
valaks eingemessenes stück feld — 1. valakä.
vakuÄtes sich umhertreiben — wr. voloöicca.
vargana vargans maultrommel, vargandt darauf spielen — 1.
vargonai.
— 189 -
verot verotes warnemen erwägen mutmassen, verigs aufmerk-
sam, vSriba aufmerksamkeit, vera UM u. nemt beachten —
1. vierä?
vengeri vengri Ungarn — 1. vengras.
venteris sezkorb seznez — 1. ventaris.
verniba vSrniha treue — grr. vemyj.
verste werst — grr. versta.
vesels gesund ganz heil, veseli! adieu! veselums gesundsein,
veseliba gesundheit, veseligs gesund heilsam, veselotes
veseletes genesen — grr. etc. veselyj froh.
vezmms vezmers hezmens bezmers schnellwage — 1. bez-
menas.
virit glauben — 1. vierä.
vüa u, vilna wolle, vilaine vilane wollene weiberdeke, vilains
wollig, vilaines vilenes vilnini vilnisi ein pilz, vilnis
vilnene vilitis, vündtne halbwollen, vilots wollig —
1. mlnos,
visna Weichsel — 1. visla.
vitit pevitet zutrinken traktiren — .1. vitöti.
vica spizrute, vicät mit der rute schlagen — 1. viccts.
votka s. vadka.
vuimdt merken spüren wittern — p. umiec kennen?
vuidtes lernen Vit. — grr. ucifsa.
zdbaks Stiefel, zdbameks Schumacher Vit. zäbahneks stiefel-
träger, zäbakains zäbakots gestiefelt — 1. sopägas.
zäpasts Vorrat — 1. zopostas.
zakis hase, zakdt hasen jagen — 1. zmkis.
zastava schlagbaum barre — grr. zastava.
zelts gold, zeltnesis goldfinger, zeltU apzeltU vergolden, zeltene
goldmädchen — grr. zoloto, p. zloto zlodc,
zilons elephant, züonkauls u. ztlonkauls elfenbein — p.
sloi^. wegen des eingeschobenen i vgl. sivenis sertt u. a.
zizlis stab, ziSli radspeichen — grr. zezl.
znakmns bekanter — grr. znakomyj.
znacka zettel Vit. — p. znacek.
— 190 —
eohs zan, zobi schneide schärfe, zöheUs zäne weisen spotten,
zohit nozobtt eobot izzobot verhönen, zobugals spötter —
grr. ziib.
zvans gloke glokenklang klang, zvanitajs glökner, zvanis
zvanikiSj zvanit läuten; fortwärend im munde füren —
1. zvänas.
zvi/rgzde kies, zvirgzdains kiesig, zvirgzdejs kiesiges land,
zvirgsSt v. geräusch rollender erbsen, zvirgt grobkörnig
zerfallen — 1. iviras.
äcdbers hühwrs übermutig — p. Sälbief eulenspiegel.
Selavaine sold gehalt — grr. Salovanije.
Serbini loos, ierbinus mest losen, ieberi mest Seberit dass.
Vit. — „grr. Sreb Serebej'^ Ulm.; lett. auch Sirbini.
ztds Jude, zidauka Sidete itdene Jüdin, iidens judenjunge —
1. ^das.
„zivai aus dem grr. zivije ermunternder ruf an die pferde" Ulm .
zivati haustiere — wr. Mvoty.
idrU brennen, zürU schmoren — „grr. gor^f?^' Ulm.
SölbiMTS Windbeutel s. ialbers.
Kölners soldat — 1. SialniSnus.
Subs mit aufgeworfener lippe, Subtt das maul rümpfen, auch
zubinat mäkelnd essen; saugen; laichen? — 1. zübas u.
vgl. oben zSbs.
iults galle — grr. zelff p. z6U.
iv. Capitel.
Slavismen im altpreussischen.
Nesselmann hat bereits in seinem Thesaurus linguae prus-
sicae den preussischen Wörtern die entsprechenden slavischen
beigesezt, one über die frage: entlent oder nicht, sich aus-
zusprechen ; nur um eine Übersicht über sämtliche glieder der
baltischen sprachgruppe zu ermöglichen, behandle ich hier
das preuss. mit, obwol ich nichts neues hinzuzufügen weiss,
durch den gänzlichen mangel älterer oder ausfürlicherer Ur-
kunden ist die Untersuchung in disem falle besonders schwierig
und es ist öfters kaum zu befriedigenden resullaten zu ge-
jangen.
Im gegensaze zu Litauern und Letten sind die Preussen
nur mit Westslaven, Pommern und Polen in berürung gewesen ;
ich will hier nur an den verker zwischen Polen und Preus-
sen erinnern ; oft kam es auch zu einem kriege zwischen den
drei nationen; einigemal vereinten sich die Preussen mit den
Pommern gegen den deutschen orden (bes. 1240).
abazus Voc. wagen, ahas Gr., ahams Praetor. — 1. abams.
aboros Voc. raufe — I. äbarä.
adle tanne V. — p. jocUa.
aiculo nadel V. — aus p, igia entlent?; vgl. angle Gr.
akyvistu dkivysti akevystin öffentlich Ench. — p. ocyvisty
augenscheinlich.
alvis blei V. — 1. älvas.
— 192 -
(zsanis herbst V. — p. jesei^ vgl. klr. osi/A; lituslav. nach
Fick 522.
iäbo hone V. — p. hob, lituslav. nach Fick 615.
lora flehten- kiefernwald — p. bor.
bruneto haselhun — p. brunatka musdcapa fusca.
bucus buche — p. buk, s. lit. bukas.
dyla werk arbeit, dUants dilniks arbeiter, dümt bewirken,
dileitiskan hantierang, dila-pagaptin Werkzeug — p. disielo
dzialac etc.
dumbis? gerberlohe V. — 1. dübaiy p. dqbnica.
dtisi seele — p. dtcSa s. lit. duSe.
estureUo eidechse V. — p. jascurka kas. jasöefeca.
gatavint pogatavint bereiten — 1. gätavas.
ist glavo köpf V. gegenüber sonstigen galu gälva auf rechnung
des poln. glova zu sezen?
gölimban blau V. — p. götqbi taubenblau.
grekoi sünden, grikai sünden ench., grikaut beichten, grikausna
beichte, gnkeniks sündiger, grikit sündigen — 1. griSkas.
icrai wade — lett. ikri.
Gr. jest er ist für sonstiges ast aus dem poln. jest?
kalene scheune V. — p. koliiia.
Tcalso fladen V. — vgl. p. kolac?
kamenis feuermauer esse V. — p. komin Schornstein.
Jcanove tonne V. — p. konev, heute meist: konevka.
Jcarcemo krug schenke V. — 1. karöiamä.
katils kessel V. — 1. kdUilas.
Jcaupiskan handel — 1. küpcim.
kekulis badelaken — p. öechel cechlo hemd kittel.
kela? rad V. — p. kolo; „auch in keleranko runge, etwa:
• radhand?" N.
kelmis V. chelmo Gr. hut — p. heim heim.
per-klantU fluchen, per-klanüsnan das fluchen — p. klqc
klqtva,
klenan Speicher nebengebäude — vgl. oben kalene.
komaters gevatter V. Gr. — p. kmotr.
— 193 —
kordo strik in okloJcordo leitseil? V. — p. Jcorda.
Jcragis krug V. Gr. — 1. Jcrdgas.
Jcreslan lenstul — 1. krhlas,
JcriJcstitvei taufen, Jcrikstiänai Christen, krikstianisJcas christlich
Christenheit/ inisfniÄstäufer, krikstisna krikstisenien taufe
etc. etc. — 1. knkStyti.
kukore köchin oder küche? V. — 1. kükorius.
kuliks beutel tasche V. — 1. kuükas,
kulci hüfte V. — 1. külSis.
Jcumetis bauer V. — 1. kümetys,
kunklis raden tunklis V. — 1. kükäliei, p. kqkol.
kurpe Voc. Gr. euch, schuh — 1. kürpe, vgl. auch kurpis
schmiedestok amboßstok V. „gleichsam der schuh des
amboßes " N. kurpelis turpelis V. leisten des Schu-
machers.
kurtis Windhund — 1. kürtas,
Unis schleihe V. — 1. l^nas aus grr. p. lin? lituslavisch nach
Fick 653.
lystyjos notstall V. — p. lesice Schafhürde N., kasub. leseca.
lopto spaten V. — 1. lopetä,
lupo brett V. — 1. lubh.
lubeniks lubnigs kopulirer, lubilaiskas traubuch, sälüban ehe,
gomal, sälubiskai ehelich, sälühsna trauung, salübslaiska
traubuch, salühaivirins ehemänner — nach p. sltib
trauung gebildet.
Itidys mensch Gr. lettisch latidis^ ludis wirt hausherr, lutdini
Wirtin Voc? — aus p. lud volk, lidze menschen? oder
mit Fick 656 als lituslav. anzusezen?
lunka aker Gr. — p. Ic^ wiese?
madla madlas bitte gebet madlisna, madlikan gebetlein, madlit
bitten beten euch. — p. modla modlitva modlic; entlent
wegen der sonderbaren Umstellung? vgl. lit. maldßi.
lituslav. nach Fick 631.
medinioi beken V. — 1. medn^ce.
mestan V. maysta Gr. stadt — 1. mihtas,
Brückner) LUu-slav. Studien I. 13
— 194 —
ermvrit erdichten, pomrit bedünken bedenken, pomyrisnans
gedanken ench. — p. pomiary pomiefyc zamiary?
möke mon V. — p. mak; lituslavisch nach Fick 180.
nadde sonntag V. — I. nedUe.
pagonhe heidenschaft V. poganans pogünans beiden encji. —
I. pagonas.
pake, SLCCUsai. pakanpcJcun pakajen friede, paMvingiskan fried-
sam ench. pakavingi friedlich — 1. pakäjus.
pantveko tiegel V. — p. panevka aus deutsch: pfanne??
pastauton fasten ench., pastnygo fasten Gr. — p. poScic\ 1.
pästininkas.
pcistavis laken V. — p. postav ballen tuch.
pamtas wild in compp. und in pattstre wildniss V. — entlent
aus p. pusty?
peisät schreiben, peisälei schrift — p, pisac,
pekore bäker V. — p. piekar,
perklantU verfluchen, perklanüsnan verdamniss — s. klantU,
perslüzit verdienen, perslumnan verdienst ench. — s. Sluzit.
pevo Gr. pivis V. biej, cf. pivamaUan malz V. („wörtlich bier-
mel" N.) pivemtis träber V.? — 1. p^vas.
plateis bezal Gr. — p. pl(zcic zalen.
plügis pflüg V. — 1. phigas.
pogatavint bereiten ench. s. gcUavint
pogtmans beiden ench. s. pagonhe.
pomtrü bedünken s. mirit.
ponadele montag V, — vgl. nadele und p. poiüedMek.
pcpeisät schreiben ench! s. peisat.
pore dampf brodem V. — p. para.
posty weide weidefeld V. — p. pastva pastvisko, pasc.
povis pfau V. — 1. pövas.
prasan hirse V. — p. proso,
ratinsis kette V. — p. fecqdz? kasub. fecoz „cep'" Gilf.
ravys graben V. — p. r6v.
rokis krebs V. — p. rak.
säbatico Sonnabend V. — 1. säbatä.
— 195 —
sal salz Gr, — p. sol.
salavban ehe — s. unter luheniks.
scHme Stroh Gr. — p. sloma; lituslav. nach Fick 697.
salmis heim V. — 1. Sälmas.
sälovis nachtigall V. — p. slovik, kas. slovin os. solohih.
saltan spek V. — p. saäZo.
saluban ehe — s. unter lubeniks,
seilin ench. kraft ernst flelss, niseilevingis unfleissig — lit.
sylä kraft?
seveinis saustall V. — cf. lett. swens aus p. svvha?
sidis hartriegel V. — p. svidva?
siduko siebtopf V. — p. sitko? \Bs\jib. sefko.
sineco meise V. — grr. simca meise, vgl. p. si^ec columba
venas.
0yme körn V. — p. mrno.
sTcabs Stabs schöps V. — 1. Skdpas.
sluzitvei dienen, Sluzien dienst euch., slusisnas dienst ench.
sluzmkas diener, Sluzmka dienerin, Sludngisku dienst-
lich — 1. slüSyti.
sknsin kreuz ench., sknsit kreuzigen — p. kfyS?
slanke grosse schnepfe V. — 1. slankä.
slidmikis leithund V. — p. slad spur, cech. slidnik spürhund.
zowmkis schloss zum verschliessen V. — p. zamek.
staytan schild V. — p. Scyt altbulg. stiUi.
stalis V. stalan ench. tisch — 1. stäUzs.
stümcLS eifrig ernst in stürintikroms, stumaviskan ernst ench.
stumavifigisku ernstlich ench. — p. sfarac siq, stararmy
sorgfältig sta/ranie.
sundan swndin strafe ench., sundintvei strafen ench. — p. sqß
gericht, sqßiic richten.
supis dämm am mülenteich V. — p. syp nasyp dass.
zwpüm hausfrau ench. zwpana braut Gr. — 1. Smpöne.
suris käse V. sur Gr. — 1. suris.
svefiapis zuchtheng^ V. — p. §viefepa stute.
svintian schwein V. — p. Smniq-qcia.
13*
— 196 —
svetan weit V. svitai ench. — 1. sviltas.
tarhio mülkasten „villeicht ist zu vgl. 1. tarbas sak etc." N.
tisties? tistiks? schwäher V. — p. tesc.
trapt treten ench. — p. trop fussspur, tropic „oder deutsch
traben" N.
tuJcoris weber V. — p. tkac tkaö.
idrminan rot ench., varmun Gr. vormyan V. — p. rumiany?
varstis lippe V. — p. varga vargi?
veloUundis maultier V. — p. mdUqd kameel.
vesdls frölich ench. veselingi frölich ench. — p. vesoly vgl.
veslishm freude ench.
ebvinüt beschuldigen, e^t;ini2^ entschuldigen, nivinütiskan Un-
schuld ench. nivinüton unschuldig ench. niehvinüts un-
schuldig ench. — p. obviniac vinwy nievinny nieohmniony.
visnaitos kirschen V. — 1. v^sne.
voisigrdbis spindelbaum „wörtlich ziegenbuche*' N. — p. grab
hagebuche spindelbuche.
vuhri braue V. soll nach Fick ii 622 aus abulg. öbrüvi ent-
lent sein; vil eher ist lit. bruvis entlent aus grr. hrov\
vuysis wachthund — p. vySel hünerhund?
vimbaris eimer V. — p. vqboreJc,
cziliks czizihs? zeisig V. — p. cySyk,
Ausser disen verhältnissmässig zalreichen lenwörtern aus
dem slavischen enthalten die spärlichen Überreste des
preussischen viele germanismen, so: oder oder, byla beil,
broakai bruch d. i. bauschiges mittelstük der beinkleider,
brunyos brünne, bugo sattel- bogen, bwr-valkan bauern-hof,
dinkun ämkausnan dank, dinkaut danken, dubelis döbel,
engels engel, faU-videkausnan falsches zeugniss, gancan ganz,
gldso glas, grundälis gründling, gru/ntan grund vgl. grtmt
pomrpun grundlos, höfftmannin hauptmann, ja ja, jumpravan
Jungfrau, kamerto kammer, keiserin kaiser, kelks kelch, kekers
kicher-erbsen, Mrkin kirche cf. kirkisteikusnan kirchenordnung,
klatai klette, konagis könig, korbis korb, kramptis krampe
nagel, likte licht, mistran meister, moa/rgis morgen landes,
— 197 —
murat murren ? Yidbis nabe ? nauts not, paps pfafife, plinksne
flinse ? predikerins prediger, predikausnan predigt, rapis rapen
ein fisch, rekenamnan reehenschaft , retentkan heiland retter
reüveniskan rettvingiskan heilsam rettend, rikis herr riks
reich rikyviskan herrlichkeit rikaut herrschen rikausnan
regierung rikyiskai herrlich, signät segnen, sklaits schlecht,
skrutele schroter, skudan Sktidan schaden, smerlingis schmerle,
au^pandimai wir spannen aus, sparis sparren, stakameceris
Stechmesser, standis stände stellfass, stuho stube stubmikis
bader stübner, stundiks Stündchen, surgaut sorgen vgl. dusai-
surgavingi Seelsorger, tapali tafel, tols zoll, vcüks falke, veraut
wären, verts verUngs verüvings wert würdig vertingiskan
Würdigkeit, vikis wike, vinis wein u. a. m. besonders wird
der text der katechismen in irer allzuwörtlichen übersezung
durch arge germanismen verunziert, so endäst sien er be-
gibt sich (in einen kämpf) ench., enimts = angenem, enlaiktU
anhalten d. i. ermanen, vyrinan männin (!), kaimalüke sucht
heim{!), epvertinevingi tekint abwendig machen, suhanasman
selbachten, mes maus enimimmai sin wir nemen uns an, der
imperativische gebrauch des part. act.: ewmigfwws eingeschlafen?
(Fr. Aug. Wolfs furmannsimperativ), die Umschreibung des
prseteritums durch das particip. mit dem hilfsverbum, gemons ein
part. act. auch passivisch nach dem deutschen : geboren u. a. ^).
^) vgl. damit kasubisch: jo jem bivoni = ich bin gewesen, on mö
uciniöne = er hat getan, on midi zapisone = er hatte aufgeschrieben;
polabisch: mo värdöt euvozony = er soll angebunden werden, jq
eum'8/tty = er ist gestorben, mos pürdön = du hast verkauft; nieder-
serbisch: budu bys ich werde sein, ja vorduju pytany = ich werde ge-
fragt u. a. das unförmliche kaimalüke = heimsuchen (im sinne von be-
strafen; aus kaimis dorf, heim und laukit suchen) hat seine parallelen
an den für jeden andern Slaven so befremdlichen germanismen des
oberserbischen: domapytac heimsuchen, nutr vzac einnemen, sobu-
dzelic mitteilen, sobudar mitgäbe u. a.
Nachträge.
Zur einleitung«
Zu s. 7). lieber dise Verhältnisse vgl. folgenden bericht
des päpstlichen nuntius Ruggiero aus d. j. 1568 (bei Karlovic
s. 208) : „ . . . . nicht alle bewoner Polens sprechen eine
spräche was die litauische betrifft, so unterscheidet sich
dise ganz voll den beiden vorhererwänten (polnisch und
deutsch) und hat vile verdorbene lateinische ausdrüke und
man schrieb bisher nie in ir (bekantlich falsch), die könig-
liche kanzlei gebraucht demnach in Litauen die russische,
was auch Privatleute tun, von denen vile auch polnisch zu
schreiben pflegen, in Samogizien spricht man dieselbe
litauische spräche, obschon stark verändert ; mit noch einigen
änderungen ist diselbe einigen andern preussischen städten
gemeinsam, wo bisher die nachkommen der alten Pommern (!)
existiren, durch das schwer t der tapferen kreuzritter unter-
worfen und beinahe ausgerottet, sie leben in iren kleinen
Ortschaften, kaum ire altertümliche spräche bewarend. dasselbe
geschieht mit den Livländern, deren land gleichfalls durch
die erwänten kreuzritter (!) erobert wurde; deshalb bleibt die
dortige alte spräche nur unter dem pöbel; sie ist der
litauischen änlich, obwol in vilen ausdrüken verschieden, so
daß dise vier sprachen (lit. samogiz. preuss. und lett.) im
gründe eine und diselbe sind."
— 199 —
Zu s. 12flf.). eine nachlese von germanismen, zumeist
aus Kursat:
Ägüze Auguste, aJctoberis, apikotas und afikotas advokat,
armai Mikuck. iii s. 175, ärpa harfe.
bdnkaSj heSis binse G. (vgl. IBai aus linse), b^deliauÜ beuteln,
bydeUakis, h^U beil, blöta hruhai Mhsprysas MMtavas,
BüSe Barbara.
daüsas, di'er^as dorsch, dragünas dreifeningis.
dniis Elshe ElSe Endrikis Enskps, ergeliutis sich ärgern,
Erkme Erdmute.
falcuti, febervöryjus und febervötyja, ßderjmSe feMrikis feningis
fermunderis fSrsas fiügerhuts flrsteris ßirkaste f^rvakte
ßsbems fräktas friezas friezeliei, Fricim und Prickm.
Gäsparis und Kdsparas, gästuze giv'era giverke gräSis Gr^ta
grödas.
inSpekteris inzelis, ^pas hieb.
januvörijus und januvörija, jasm^nes, je und j6 ja, Jobas JüU
Jürs Jürgis.
kdlkiai kamandierüti kammotas kansMfija, kanüU kanone,
kasäras kaserne, kard'ece, Klpas verkürzt aus Erlstups,
kttas Jatelis kituti kläse kleidä kUknere kf^peliS) knlpski
müsti knippchen schlagen, knürpsas knirps, kölräbis,
kräpelis krapfen Donaleii jezt kräfkis, kre^zas, krSpelis
krüppel, kronas ktmterbandierüti.
IdntSturmcLS Idntverai Idrva, leUmons lieutenant^ lenSe auch
lesai und Usükas linse, llmelis lynijole liodMti, loga läge
reihe mal {däbar mäna loga yrä jezt ist an mich die reihe
6. tris Jogas dreimal 6. und K. gramm. § 1043), liösas
los bes. zem. : lousybe freiheit, lotmnti befreien u. a., liüka.
majöras malteris, ma/ndiera und mundura, Märe Mar^ke metjis
mekleris mercas Mercius Mertynas Mikas, momedmas
muhamedaner, mözeris nmntStikis mufas nrnmä.
mtäs novemberis niüdelis nümeris mmterieruti.
paa-dunas päsas, pasteliüti bestellen, patriüna p^belis plkis,
pUfmgas pfennig piningal geld (vgl. p. pieni^ze dass.),
— 200 —
pldnta pl'eta, pratiJcüle protokoll, presas presuü Prlcitcs,
pr^skis prise, pröpstiis, prüpas pfropf, prüpeteneris kork-
zieher, pücere putzscheere.
rä^U raspel, relfas rerlceUs r^gelis, rykduti herrschen regieren
Bd. Qu. rikunia Verwalterin Syrv. aus: reich, vgl. apr.
rikis hutarikians rikaut; rlpsai r^sas, rükti und ruki^ti
rauchen, rume ausdenung rumas haus halle G. rumai
hof Mikuckij i 112 aus: räum, rumas rünipa, rufidinas
rund, ru/fikuliei runkelrüben.
sikvesteris stampmele sasija Simelis Sleieris sVicas srmrgelis
Snäpsas snäras snepe, Spi'eras (urzeiger, speer), spUcas
Spygelps SpncaSj Storoti susistorauti sich zuraunen Bd. mit :
historie zusammenhängend? vgl. dialektisch: storchen =
erzälen, Stri'ekis Strölis stuU Stüpselis, aiüklapas scheu-
leder, Svdkas.
tapicieras, t'Sja tee, tö felis.
Urte Dorothea.
välnetas wallnuss.
zalvitas Serviette, zandäras und standäras gensdarm, z'ebelis.
Zu s. 15). wie sind kün^gas, entlent aus mhd. chuning,
zu der bedeutung: pfarrer und das deminutiv dazu, kunigdi-
kstis zur bedeutung: fürst gelangt? da dasaltlit. küningas noch
fürst bedeutet, vgl. apr. konagis könig lett. kungs herr, so ist
künigas zur bedeutung : pfarrer (in der es übrigens schon im
katechism. 1547 erscheint) unter einfluss des p. ksiqdz dass.
gekommen; weil nun p. ksiqSq gt. sg. ksiq^qda, der form
nach ein deminutivum zu ksiqdz, fürst bedeutet, so bedeutet
kunigaikStis (aus kunjgdistis — im katchsm. 1547 — und
dises aus kunygditis, daraus lett. kimingailkstis fürst entlent)
ebenfalls fürst, da -aitis dem p. -^, gt. sg. -gcia entspricht
(ksiqSq-qcia: ksiqdz = viUq -qcia: vilk, ebenso lit.: kimigd-
ikStis: künigas = vilkditis: vükas).
Zu s. 21 anm. 17). ^,sandalipa totenbare Qu. sandapila
dass. Bd. eines von beiden ist wol feierhaft" N. s. 455.
natürlich sind es beide, denn s. ist ein lateinisches aber kein
_ 201 —
litauisches wort! — mit unrecht habe ich ebendaselbst
Dovkont der erfindung eines zur bildung von abstrakta ver-
wendeten Suffixes -s%na beschuldigt; nach Mikuckij iv 366
werden mit -sena in Tels, -sewa in Savli verbalsubstantiva
gebildet, so: Jiegfsewa entlaufen, 6t*sewa an Wesenheit, vaHosena
faren ; eisenh gang ist gemeinlit. darauf gehen nun Dovkonts
laidosina bestattung {Ididoti bestatten), likousma zälen (likuti)
gebiestna industna (gebieti pflegen; verstehen) u. a. zurük;
vgl. lett. 'Sana : hüsana zustand, esana gang, mirsana sterben,
apr. hmenis wesen, en&isanien eingang, madlisna gebet, segisna
tun u. a. — dagegen dürfte noch folgendes ein lenwort aus
dem lettischen sein: sagis arba sa^gsis reisekleid der Litauerinnen
G. aus lett. sagsa deke der frauen.
Zu s. 23 anm. 18). gintäras „auch g^ntars um Tels*'
(Karl. s. 364) ist vilfach aber wie ich glaube bisher unrichtig
erklärt worden, ältere etymologieen übergehend, erwäne ich
hier den versuch Dals, der im wörterbuche es aus ^Xsxtgov
durch vermittelung der Tataren entlent sein lässt, im folgt
Karlovic s. 365; nach Gilferding wäre es ein wort indo-
germanischen Ursprunges; nach Pierson (Elektron s. 48) das
phönizische el gentar el getar (s. Karl. a. a. o.) ; Jagic (Archiv
i s. 96): „vilieicht mit avd^qal^ zusammenhängend?"
Zu s. 23 anm. 19). ebenso haben die litauischen Polen
vile Wörter und ausdruksweisen aus dem litauischen entlent,
so dyrsa weizenunkraut (lit. d!irses trespe) dyrvan brachaker,
dyrvaniec brach liegen (1. dirvä aker Saatfeld, dirvonas brach-
aker Syrv.) lajba nachen (1. Idivas), oblergac mit den füssen
umfassen (1. zergti die beine auseinander spreizen, apSergti
mit den beinen umspannen), poSör futter (1. päsaras), ra^gude
Schlitten (1. roges rogutes holzschlitten schleife), slaje schütten
(i. släjes)^ supinia erbssuppe mit speck (1. siupin^s erbsen-
brei), torp oder torpa der Zwischenraum zwischen zwei
Scheunenständern (1. tdrpas) u. a. (Karlov. s. 299 und 324) ^).
*) wie man aus den angefürten beispielen ersiet, entspricht in disen
ganz jungen entlenungen litauischem a polnisches o, lit. o poln. a,
— 202 —
die polnische Schriftsprache gebraucht folgende litauische (??)
Wörter: znic = heiliges ewig brennendes feuer (durch ein
komisches missverständniss aus lit. hnöius? •— a sacerdote,
qui Zinc appeUäbatur sagt Dlugos — entstellt) kryve kryvejto
Oberpriester der heidnischen Litauer (vgl. apr. Torive?) vejdor
Iota heidnischer priester u. a. endlich sind folgende Wendungen,
die die litauischen Polen gebrauchen, litauischen nachgebildet :
Up^ za mnie für gemeinpoln. l. ode mnie oder l. nii ja nach
1. gerSsnis üi manq (Karl. 298), pfeciv vieöora gegen abend
für hu vieiorovi oder nad viecorem nach priSS väkarq (Karl.
297) u. a. wenn Litauer polnisch sprechen, so behalten äe
z b. ire absoluten participialkonstruktionen : stolek e&psuv^
siq, dorn mpdnie zgnivsy^ pi^ hwiy nach man naman ^nant,
sdidei nusileid£iant, oder sprechen: ja bylem poviedjsiavSy, ona
byla pfySedliy nach äs buvaü säk^^ ß büvo afejusi (Karl.
300)^); in der ausspräche des polnischen vermeiden sie die
dem litauischen fremden laute und sprechen : pana Ana kono
pfyjechala für panna Anna konno pf. oder: kod£ Pilipie nieh
ik Uka i ta grania i ta trqbienia für: cJiodi Füipie, niech ich
licho, i to granie i to trqUenie (von Polen fingirte säze zur
lächerlichmachung diser ausspräche bei Karl. 318).
Zu s. 34). 13. vereinfacht wird die frage, wenn sich
wenigstens von dem slavischen worte entlenung nachweisen
lässt: dann muss ja das entsprechende litauische wort aus
dem slavischen entlent sein, so z. b. sezt Fick ii 534 eine
lituslavische grundform karda- an (lit. kdrdas degen =
abulg. karUda); leider muss ab. karüda entlent sein, denn
serbisch heisst dieses wort korda und corda und nur in ent-
lenten, nicht in urslavischen Worten findet im serb. der wandel
ebenso in eigennamen: lit. Giedräitis wird p. GiedrojCf dadurch wird
die richtigkeit der oben s. 38 CT. dargelegten ansieht über die angeb-
liche Verwandlung von slav. a o zu lit. o a in lenwörtern erwiesen.
*) dagegegen sezt, wie ich glaube, mit unrecht, Karloviö aus-
druksweisen wie: napfqdiam siq nagrdbüem siq u. a. auf rechnung der
lit. priiwerpiaü prisigribiau u. a.; sie sind ja nicht auf lit. Polen be-
schränkt, man kann sie ebenso gut z. b. in Galizien zu hören bekominen.
— 203 —
zwischen k und c, g und dj statt (vgl. cefalija im Zakonik
Dusana edd. Novakovic nr. 29 aus dem gr. xsipal-y Jcesa und
cesa, cdba = kaaba, ceSke und heshe, djaur = giaur, Djürac^
= Georgius u. a. vgl. Miklos. i s. 333); das slavische wort
ist demnach aus dem iranischen entlent : abaktr. kareta Justi
s. 80, wie das altnord. kordi ungar. kard; aus poln. kord ist
dann das lit. entlent.
Zu s. 41). in vielen zem. Schriften wird auch demgemäss
ein i und ein y gar nicht unterschieden.
Zu s. 43 ff), vgl. noch asiuklis binse G. und esiüMid
equisetum Kurs., nümaris nummer Kurs. §. 1046; sargü für
sergü bin krank, dovanä dovenä. zem. gäbe, Sovada zoveda zem.
galopp, per paf zem. durch, vasärius jänner Kurs, vaseris
februar zem. (die monatsnamen stimmen im pr.-lit. und russ.-
lit. nicht überein; nach Kurs, heissen die monate jänner bis
april: vasäris oder püscius, komnis, karveünis oder balandinis
und süUekis oder geguSinis, aber russ.-lit. : sausis, vaseris,
kovas, halandis oder karvelis; September bis dezember nach
Kur§.: rvdug^s oder rujaus menü, lapkritp, grodinis und
saüsis oder sammis, russ.-lit. : rttgsiejas oder silinis, bei Öyrv.
auch virMu menü nachgebildet dem poln. vfesieA, spaünis
nach dem poln. pazdmmik^ lapkritis und siekis) u. a.; da-
gegen ist bei repükas (Donaleit.) rübe für sonstiges rophkas
röpe slavischer einfluss (p. fepa grr. repa) massgebend gewesen.
Zu s. 48). siükliei und esiükliei Schachtelhalm Kurs.
Zu s. 49). aber, besonders russ.-lit., auch gelMs, vgl. apr.
geUo lett. d^else; gelzkelis eisenban bei Kurs.
Zu s. 51, anm. 36). sind etwa auf dise weise auch jfodas
habsucht godüs godingas godiSius habsüchtiger u. a. mit russ.-
lit. göbüs göbmgas gobsis dass. gobiete begeren gobul^s gobiejimas
begierde u. a. zu identifiziren ? .
Zu s. 62). „häufig ist in Ejdymtt's mundart das genus
der Worte ein anderes, als in der preussisch-lit. Schriftsprache"
(Schleicher Donaleit. s. 338).
— 204 —
Zu s. 62 anm. 48). „der Wechsel des genus ist im alt-
litauischen ziemlich häufig; es finden sich nebeneinander z. b.
narsas und narsa grimm, laükas und lauka feld, ülas und
ülä fels, afieras und afierä opfer, stulpus und s^wi^a säule u. a."
Bezzenberger beitrage i s. 44.
Zu s. 64). „in der mundart von Anykscei hörte ich wie
im russ. vor e erweichung der vorhergehenden konsonanten ;
z. b. lautet giesml nicht wie im preuss.-lit. mit hartem
deutschem m, sondern so wie ein Russe das wort aussprechen
würde, fast wie giesmjl^^ (Schleicher Donal. 335).
Zu cap. i 9
Zu s. 67). aJcas oJcas wune „nur zem.*' — p. oka löcher,
äugen (nach Ness. auch akis und üJcas; ächtlit. eketl).
Ebds.). aksomits sammet (sonst samatä) — p. aksamit.
Zu s. 70). die so prägnante bedeutung von lit. banda
vieh, hancTtsius viehhirt (handiMtim? in dem mandat von
1578, mitgeteilt von Bezzenberger, göttinger riachrichten 1877
s. 248), (gebildet wie kiauüSius Schweinehirt zu kiaüU\ auch
der umstand, dass dise Wörter immer mer veralten, raten
von der anname einer entlenung ab; dass es auch im
lettischen handa anstatt des zu erwartenden huda heisst, wird
durch änliche fälle (vgl. brangs = lit. hrafigüs teuer, hanga =
hangä woge, rantit = ranUfti kerben u. a., s. Bielenstein
lett. spräche i s. 144 — 148) sicher gestellt, übrigens ist
Bezzenbergers altlitauisches hendas, von im hieher gestellt,
blosse fiktion.
Zu s. 86). gubefnija gouvernement, russ.- lit. K. — p.
guhernja.
Zu s. 92). mit kauliti zanken G. ist identisch: „kaülyti
kq iS ko durch fortgeseztes bitten von jmd. etwas zu erhalten
bemüt sein, unedel" Kursat wtb. i s. 243.
Zu s. 98). „kukul^s eine aus mel oder kartoflfeln ge-
bakene rundlich geformte auch platt gedrükte speise, kukti^
lükas klösschen, kukuUutas klümperig" Kursat.
— 205 —
Zu s. 99). Jcule keule schlägel Syrv. — p. Jcula „maciiga^'
Linde.
Zu s. 107). menke gadus kallarias Memel — klr. me^
(Verehr. 4, 10) grr. we^ meneJc gadus Iota, kasub. mejnk.
Zu s. 107), ' mentukas marienblatt Ragnit — p. miqta
miqtka marienmünze ?
Zu s. 110). mit morcinas ein kraut Bd. vgl. oberserb.
niärcyny alchemilla vulgaris.
Zu s. 119).' j^^vas ist auch noch erhalten in: rükp^ve
essig (daraus rüp^ve, über dise Verstümmelung des ersten
teiles einer zusammensezung s. o. s. 63 anm. 49) d. i. sauer-
bier (surügti sauer werden, rükStas sauer).
Zu s. 123). als eine gewönliche speise wird die putra
schon von Stryjkovski (aus dem jare 1582) s. 314 erwänt:
V
„Zmiidzin sam chudzina, casem i putry nie majq^^' Linde
u. d. w. gibt irrig „milchfass*' an.
Zu s. 139). im älteren litauisch, bes. bei Bretken, er-
scheint stiUpas (dafür auch stfdpa) als synonymon von abrozas
bild, ja auch von deM oder ddvis abgott (die belege s. bei
Bezzenberger beitrage i s. 43 — 45), hat also die bedeutung:
bildsäule, wozu man Syrvids ^^stulpininkas bildhauer" ver-
gleiche.
Zu s. 146), das au von taurUius teller neben sonstigem
torSlius dürfte aus volksetymologischer anlenung an tatirS
holzbecher zu erklären sein?
Zu s. 148). der grund, warum man tmöias als entlent
ansiet, ist, dass es nach litauischen lautgesezen auf -stja
zurükget, wärend altbulg. t^SU auf 'Skja(?) zurükfürt. aber
diß ist nicht stichhältig; wir wissen ja, dass es stellen am
gaumen gibt, wo ein kj und tj von einem ungeübten ore
nicht unterschieden werden können, ein umspringen von kj zu
tj ist etwas den sprachorganen ganz geläufiges; so get lit.
tu§dias aus tustjas auf tuskjas zurük und man darf daran
nicht den geringsten anstoss nemen. so get z. b. das litauische
Suffix 4nyce auf -initja, das slavische damit identische -inica
\
— 206 —
dagegen auf -inikja zurük; auch hier ist also derselbe un-
merkliche Vorschub der artikulationsstelle dem harten gaumen
zu anzunemen; an entlenung darf nicht gedacht werden,
ebenso ist das verhältniss zwischen litauischem -inyöe und
lettischem -dnica (ms^nikja; Bielenstein lett. spräche i s. 289
sezt -wfca an und erklärt bildungen wie jer-enica vSj-enica
als durch das eintreten eines bindevokals hervorgerufen, eben-
so sezt er ein suffix -neka an und lässt dann einen „eupho-
nischen bmdelaut" nach belieben eintreten, Gärend litauisches
'inyde -ininkas slavisches -'inica -^nikU klar beweisen, dass
der angebliche bindevokal zum suffixe gehört; wo er im
litauischen und lettischen feit, ist lautlicher Verlust, eher aber
beeinflussung vom slavischen, auf dessen jüngeren sprach-
stufen der halbvokal ^ schwinden musste, anzunemen, vgl.
oben s. 160 und anm. 2).
Zu cap. iii s. 166.
Unter den drei hauptdialekten des lettischen zeichnet
sich der sogenannte oberländische oder hochlettische gegenüber
dem tamischen und dem mittleren durch eine bedeutende
anzal von slavismen aus, was durch seine begrenzung und
durch die wesentlich vom slavischen beeinflusste kultur-
entwikelung der in sprechenden Letten leicht erklärlich ist.
der wortschaz dises dialektes ist niedergelegt in dem werke:
Slovnik polsko-iaci'fisko-lotevski uloiowy i na/pisany pfez ksiqdza
Jana Kurmina, Vilno 1858, 282 flf. in 8. dises Wörterbuch
ist ziemlich reich an polonismen, besonders in neubildungen
und kunstausdrüken ; ich hielt es deshalb für überflüssig, dise
hereinzuziehen; hier will ich nur ein paar anfüren: M mit
dem gen. one (klr. lys\ noposte gefar (p. napaSc)^ snvwrauka
schnürbrust (p. mwr6vka\ kaptonens (p. kaftan)^ ladu saladu
mache fertig (p. laäzic^ zlaäeic)^ gosts gast gaSka gastin
(p. goSc), gospoda gasthaus (p. gospodd), godnys würdig (p.
godny)^ leSeju heile (p. leSyc), zyvejus näre mich (p. iyvic
siq\ praca arbeit (p. praca\ deslys tischler (p. desla)^ desnys
m