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4»
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CiSaiBES UND Paches
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V.
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SÄMMTLICHEN WERKE
DES HERRN
EWALD CHRISTIAN VON
KLEIST.
II. Theil.
WIEN
GEDRUCKT FÜR F. A. SCHBÄmBL
HEY IGN. ALBERTI.
MDCCLXXXIX.
RHAPSODIEElSf-
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I09=BS
JLOB DER GOTTHEIT.
7 AUS BND Sternenheere loben meines
SchÖpfer^Pracht und Starke ;
Aller Himmelskreife Welten preifen feiner
Weisheit Werke ;
Meere 9 Berge, Wälder, Klüfte, die fein
Wink hervorgebracht ,
Sind Fofaunen feiner Liebe, findPofannen
feiner Macht.
Soll ich denn allein vermummen? foll ich
ihm kein Loblied bringen?
Nein« ich will des Geiftes Flügel auch zu
'feinem Throne fchwingen;
Und wenn meine Zunge ßammeh , o ! f o
foUen nur allein •
Diefer Augen milde Bäche Zeugen meiner
Ehrfurcht feyn.
■ ■;■■ '■ HO agaaaa=a ,'
Ja 9 iie fiammelt ; fieh » o Schöpfer , meines
Herzens Altar rauchen!
Könnt' ich gleich den blöden Pinfel in der
Sonne Flammen tauchen ,
Würde doch von deinem Wefeh noch kein
Ri& , kein Strich gemacht;
Dir wird felbft von reinen Geiftern nur ein
fchwaches Lob gebracht.
Wer heifst Millionen Sonnen prachtig,
majefiatifch glänzen?
Wer beftimmt dem Wunderlaufe zahlenl^«
Ter Erden Grenzen?
Wer verbindet &t zufammen ? wer belebet
jeden Kreis 7
Deines Mundes fanfter Athem , Herr! dein.
mächtigftes Geheifs.
Alles iE durch dich. Die Schaaren ange-
heurer Sphären liefen.
Auf den Ton von deinen Lippen, durch die
ewig leeren Tiefen.
Fifche , Vögel , zahme Thiere , Wild , das
F^d und Hain durchftrich.
Und vernünftige Gefchöpfe fcherzten d'rauf»
und freuten fich.
Dtt giebfi den entzückten Blicken » zwi-
fchen kräuteneichen Auen ,
Wälder, die fich in den Wolken faß ver-
tieren» anzufchauen.
Du machfi , dafs darinn durch Blumen fich
ein helles Nafs ergtefst.
Das zum Spiegel wird des Waldes , und
durch Mufcheln riefelnd fliefst.
•
Um des Sturmes Macht zu hemmen , und
zugleich zur Luft der Sinnen,
Thürmen Berge fich , von ihnen läfieft du
Gefundheit rinnen ;
Du tränkft mit der Milch des Regens, und
mit Thau die dürre Flur,
Kühlft die Luft durch fanfte Winde , und
erfreueft die Natur*
Durch dich fchmückt die Hand des Früh-
lings mitXapeten unfreGrenzen;
Durch dich mufs das Gold der Ähren , und
der Trauben Purpur glänzen ;
Du erfüUft die Welt mit Freude, wenn die
Kälte Re befiegt.
Wenn Blc eingehüllt in Flocken , wie in f
zarten Windeln , li^gt.
112
Durch dich kann des Mcnfchen Seele m
der Sternen Kreife dringen;
Durch dich weifs &e das Vergangne , hat
Begriffe von den Dingen ,
Scheidet der Sachen Ähnlichkeiten vo» den
Sachen felber ab ,
Urtheilt, fchliefst, begehrt und fchexiet; durcÄ
dich flieht fift Tod und Grab.
O l wer kann die Wunderwerke deiner
Liebe gnug erheben?
Selbß das Unglück ift uns nützlich, und
befeligt unfer Leben.
Zweifler, rührt euch nicht die Liebe, o! ^
ftlrchtet feihe Macht ;
Zittert wie verßcheuchte Sklaven, wenn des
Herren Grimm erwacht!
Schaut! der Mittag wird verflnftert ; es er-
wacht ein Schwärm von Eulen ;
Schtecken überfilllt die Lüfte; hdri ihr ängfl^-
lich hohles Heulen f
Schaut! wie dort der Sturm die KHppen , ais
zerbrechlich Glas , zerfchmeiGit,
Gunze Wälder wirbelnd drehet , und wie
Faden Ee zerrei&t.
Finftre Wolken , Bergen ühnlich , fioßen
ungeftüm zufammen ;
Schaut ! aus ihren fchwarzen Klüften brechen
Meere wilder Flammen ;
Wald und Fluren fiehn in Feuer , Ströme
fcheun und fliehn das Land,
ICrokodill , und Low' und Tiger bebt , und
eilt aus Dampf und Brand.
Wälder fiarker Mafien fiürzen vor der
Wut der Waflterwogen ;
Auf zerSüekten Brettern kommen Kriege»-
beere angeflogen,.
Die der Sturm , nebft Steu'r und Segeln , zu
der Wolken Höhe fchwingt ,
Bis fie fchnell der fchwarze Rachen des er-
grimmten Meers rerfchlingt.
Sagt» wer donnert in den Wolken? fagt,
wer braufet in den Stürmen ?
Zweifler , fprich ! wer wälzt die Fluten , die
fich wie Gebirge thürmen !
Donner » Meer und Stürme rufen dir mit
hohlem Brüllen zu:
O yerwägenes Gefchöpfe! diefs ifl Gott!
was zweifelft du
Herr h in meinem Munde Tollen deine
Thaten ewig fcliallen:
Aber Ia£s dir nur die Schwachheit eines Wur-
mes Wohlgefallen.
Du » der du das Innre prüfefl , fieh der See-
len Regung an.
Die l^e felber zwar empfinden, aber nicht
befchreiben kann.
Werd' ich einft vor deinem Throne mit
gekröntem Haupte fiehen;
Dann will ich mit edlern Liedern deine Ma-
jefiät erhohen.
O ihr längft erwünfchten Zeiten , eilt mit
fchnellem Flug* herbey!
Eilet, dafs ich bald der Freude, fonder
Wechfel , fähig £ey !
"5
SEHNSUCHT NACH RÜHE.
»744.
Rora mihi et rignt pliceaaC in valiibns amneS)
Flnmina amem filoasqne j ingloxins«
VIRGIL«
O SILBERBACH ! der Yormals mich ver-
gnügt ,
Wann wiril du mir ein fanftes Schaflied
raufchen?
Glückfelig » wer an deinen Ufern liegt ,
Wo voller Reiz der Büfche Sänger laufchen!
Von dir entfernt , mit Noth und Harm erfüllt,
Ergetzt mich noch dein wolluftreiches Bild.
Und du 9 6 Hain , o duftend Veilchenthal !
O holder Kranz von fernen blauen Hügeln!
O ftiller See! in dem ich taufendmal
Auroren fah ihr Rofenantlitz fpiegeln;
Bethaute Flur, die mich fo oft entzückt»
Wann wird von mir dein bunter Schmelz
erblickt?
Ml " i ll6
sprich , Wiederhall , der , wann die Laute
Mang,
Vom RaTenfitz' in dickbelaubten Linden ,
Mit hellem Ton' in ihre Saiten fang.
Sprich » Toll ich nie die Buhe wieder finden ?
Wie oft, wann ich vergnügt im Schatten lag.
Und : Doris l rief, riedt du mir : Doris ! nach !
Itzt fliehet mich die vor empfundae Lud ,
Ich kann nicht mehr dein füfs Gefchwätze
hören ;
Du füUteft dort mit Anmuth Ohr und Brufi,
Hier fliegt der Tod ans taufend ehrnen
Röhren;
Dort bot die Flur , der Bach , mir Freude dar»
Hier wächfi der Schmerz , hier fliefset die
Gefahr.
Wie» wenn der Sturm aus Aols Höhle fährt.
Und heulend Staub in finftre Wirbel drehet.
Den Hinunel fchwärzt» dem Sonnenfirale
wehrt.
Die grüne Flur mit Stein und Kies befäet :
So tobt der Feind , To wütend füllt fein Heer
Die Lufk mit Dampf» die Felder mit Gewehr'.
117 ssssssssssssss^sae
Die Saaten £nd zerwühlt , der Frucht«
bäum weinty
Der Weinfiock fiirbt von mörderirchen
Streichen »
Die fchöne Braut fieht ihren jungen Freund,
Den Blumen gleich , durch kalten Stahl er-
bleichen ;
Ein Thrädengufs , indem fie ihn umfchlierst.
Netzt ihr Geficht 9 wie Thau von Rofen flielst.
Dort flieht ein Kind. Sein Vater, der es
führt.
Fällt fchnell dahin , durchlöchert vom 6e-
fchütze ;
Er nennt es noch , eh' er den Geift verliert ;
Der Knabe wankt und ftürzet ohne Stütze,
Wie Boreas, wenn er die Schwingen regt.
Gepfropftes Reis , das fiablos , niederfchlägt.
Die Felder hat ein Feuermeer erfüllt.
Das um fich reifst, von keiner Macht ge-
hemmet.
Wie, wenn die See aus ihren Ufern fchwillt.
Durch Dämme fährt , und Länder über-
fchwemmet :
DieThiere fiiehn , das Fcur ergreift denWald,'
Der Stämme hegt, wie feine Mutter, alt.
ÄFC
Was Kanft und Witz durch Muh' und
Schweifs erbaut»
Korinth und Rom mit fiolzer Pracht gezieret»
Der St&dte Schmuck wird fchnell entflammt
gefchaut ;
Wie mancherThurm, yonMarmor aufgeführet.
Der fiolz fein Haupt hoch in die Wallten hebt.
Stürzt yon der Glut! Des Bodens Ve&e bebt.
Das blaffe Volk , das löfchen will , erftickt ;
Die Gaffen deckt ein Pflafier fchwarzer
Leichen ;
Und dem es noch das Feur zu fliehen glückt.
Der kann dem Grimm' der Kugeln nicht ent-
weichen ;
Statt Waffer trinkt der Pallaft Menfchenblut,
Das raucht und zifcht auf Steinen roller Glut.
Wann Fhöbus weicht , weicht doch die
Klarheit nicht ;
Die Nacht wird Tag vom Leuchten wilder
Flammen ,
Den Himmel färbt ein wallend Purpurlicht ,
Von Dächern fchmilzt ein Kupferflufs zu-
fammen ,
Der Kugeln Saat pfeift , da die Flamme heult :
Mond und Geflirn erCchrickt , erbla&t und eilt.
Wie» wenn ein Heer Kometen , aus der Klaft
Des Äthers , tief in's Chaos niederfiele :
So zieht die Laft der Bomben durch die Luft,
Mit Fear befchweift. Vom reifsenden Gewühle
Flieist hier Gehirn , liegt dort ein Bumpf
gefireckty
Hier raucht Gedärm ; fo ift der Grund be-
deckt.
Der Erde Bauch , mit Pulver angefüllt.
Wirft felber oft fein felficht Eingeweide
Den Wolken zu : die ferne Klippe brüllt»
Des Himmeb Vefie bebt; Thal, Feld und
Heide
Sind um und um mit Leichen überfchnejrt»
Als wenn Vefuv und Hekla Steine fpeyt.
So wütet Mars ; und hört fein Wüten an^
So drehn wir felbfl das Schwerdt in un&e
Leiber.
Ja , Gott des Streits ! hemm' deiner Waf-
fen Lauf !^
Was braucht es Krieg? wir find uns felbet
Bäuber :
Uns fchliefst der Stolz in güldne Ketten ein;
Der Geldgeiz fchmelzt aus Schachten fei-
ne Fein«
r
■'■ s 1 20 =ssss=ss==saie
' DeA bringt ein Sdhurk um Ehre , Ruh*
und Glück;
Denfucbt ein Dieb , ein RicHter , zubetri^en;
Hier wirkt das Gold ein heilig Bubenfiück ;
Dort raß ein Freund und tödtet dich mit
. Lügen.
Biß du gefchickt , e'ify Kluger hilft dir nicht ;
Du fragß warum ? — Du trittß ihm vor das
Licht.
JXes Nächßen Glück ,. Erfahrung , Fröm-
migkeit ,
Und Wiflenfchaft und £chte Tugendprobeil
Sind Fehler , die kein kluger Menfch verzeiht ;
Ein grolTer Geiß itaofs niemals andre loben.
Wer köfst, und druckt, und läßert, hat
Verßand ;
Wer redlich fpricht , gehöret auf das Land.
Wenn dich dasGlück mit einemStral' berührt,
O lieh, wie dann die Freunde zu dir fchleichen !
Wenn fich fein Stral in trüben Dunß verliert :
O! wie dem Froß' alsdann die Schwalben
weichen !
Ein ßummer Schwärm! dem Helden nützt
er nicht;
Doch füllet er die Büfan* und das Geficht;
Und wer auch noch- auf rdne Sitten hült.
Wird doch zuletzt v(An Haufen hiagerilTen»
Gleich einem, der in- wilde Fluten föllt:
£r peitfeht den StiMn mit Händen und mit
FOffeÜ,.
Er klimmt hinamH^ dboh endHcWehH^die Kraft^
Der Leib erftartt ,. finkt und wird fortgerafft.
Ja Welt! du bift des wahren Lebens Grab.
Oft reizet mich ein hei&er Trieb zuc Tugend ;
Vor Wehmuth rollt eiaBaoh die Wang' hemb ;
Das Beyfpiel fiegjt, und^du» o Feur der Ju-
gend!
ihr trocknet bald die edlenThtftnen ein. —
£in wahier MenTch muff fern von Men-
fchen feyn..
Pflüget 'denn das Meer bis an der Mohren
Strand !
£iU» Thoren» eilt,, fifcht Peslen aus dem
Grunde!
£• fey ein Brett des^ Gdabes Scheidewand';.
Betäubt den Berg» Bbspg;^ fi^f in feine Wunde,
Sucht eureti Schat»! üicht eure Sorg* und
Notiit
Und > WMin ihx könnt > beftecht damit den.
Todl
Führt SchloriTer auf, lafst eine Morgen-
weh
An Jeder Wand mit Gold durchwirket fehen«;
Lafst Trinkgefchirr', aus Indien befiellt ,
Und Diamant deil Werth von euch erhöhen ;
Schliefift euer Grab mit Marmorfäulen ein:
Ihr fehet Pracht ; ich Leinwand , Erde,
Stein.
Vergiefst das Blut aus falfcher Tapferkeit,
Tobt kühn herum , wie wilde Hauer toben,
Damit ihr feyd, auch wann ihr nicht mehr
feyd.
Damit euch einft die Todtenliften laben !
Wird wohl der Geift durch Schilderey er-
getzt ,
Wann unfer Aug* ein fchwarzer Staar ver-
let»t?
Wie täufcht der Schein ! Ihr feyd Ver-
liebten gleich ,
Die feueryoll den Gegenftand nicht kennen.
Macht mich das Glück nicht grofs , berühmt
und reich ;
Geringer Gram ! ich will es Fürften gönnen :
Ein ruhig Herz im Thal', wo Zephjr raufcht,
Sey nie von mir ^für Flittergold vertaufcht.
Komm , zeige dich , du leppichgleiche Flur !
Da Bach , den Rohr , Gebüfch und Wald
umfangen :
Kein güldoer Sand » dein. .Murmeln r^t
mich nur.
Und Zweige , die wie grüne Decken hangen;
Wenn ich im Geift- auf QAch > ihr Berge ! ßeh%
Iß mir die Welt fo klein , — als ich üe feh*.
Wie der» der fich von feiner Schonen
'trenn^» '
Untrö ftbair Ü ; . die offnen : Augen kleben .
An allem ßarr, und feh^n nichts; er rennt.
Er Teuixet tief, Ifrhafstde!! Städte Xeb«ii;
Sucht KMt und Waid , : klagt , lingt die
.•Liebt, feinen GrKiH.». und ittekret f^rn fetit
Leid :
So fehn' ich mioh , e grüne Finßernifs
Im dichte» Hami! ihr H<ckeal ustd ihi Amea,
Nach eurem ReizM fo Mag' ich , ungewifs,
JEuch einmal i^ui ,. geCdbweige ß«is ', au
..fcbdufent;» a?'i .ij.. /.
O! ruft mich balcL! O Ddris ; drücke du: r
Mix dort derdnS die Augen mresneiid auii >
124
# AND OKI &.
f
tniMaj 1744.
Itzt witrmt der JLenz die flockenfreye Luft^
Der Himmel kanaim Back^'ficli wieder fpie-
geln ;
Den Sckfifer labt bereits die Blumenduft»
Sein Wollenviek fpriogt kulbegi afiei» Qugeln ;
Der Wolkett^aifs gerann jAngfihin zuSchnee i
lixt ftrait es hell änf Büfoken und am Klee.
Es drängt der Halm fein Kronenhaupt
hervor»
Vad Zephy^r' (bhwimml auf- Saaten» als au£
Wellen ;
DieWiele ftickrihr Kleid» d«is inngeRo^
Verbrämt den Randides filberfarbnen Quellen ^
Die Liebe focht der Wälder grüne Nacht;
Und laiftduid Meei' und Eid' und Himmel
lacht.
Dort liegt der Hirt beym nsbea W«iEevfaH%
Vom fanften Ann' der Spliitferinn uinrclilu&-
In füiTem SchlsePi die holde Nachtigall
Hat diefes Paar liebreisend eingefungeii^
Ach füldt' ich doch , bey allgemeiner Luft,
Der Freude Reiz nwr auch in die&r Bxuft!
Kein, neia, £eilidkt! fis ift miariAngft
entflohn l
Kein J«en« rermag mein 'OwigXeid jb« »im*
dera4
Ich bki der Qual » ich hm des Unglücks
Sohn;
JSer T«d alWia kaan meiaeA fiUmMuer lin-
Weil I>orif naa aaf immer &ch entfeiriit:.
Durch die ich erH den Werth der Welt ge-
lernt.
Als jüngft mein Blut ans tiefen Wunden
dfsfl^.
Was bemateft du den Sts^m der Lebensfluten»
VeAüagnifs? wkiSk xu^maj^tern lebeasjUmg?
MuGrt' ich darum mich nicht zu Tode bluten.
Damit ich mich » von CchmeicbelhaltemWahn'
Und Lieb' entfleifsht » au Tode weinen kann ?
Uatrenes Glück , das nur die Tiioren
Ich fuchte dich ; du Haft dreh mir entzogen ;
Die Liebe hat mir Flügel angefenet;
Umfonft, dubift noch weiter mit entflogen,
I^h hol' auf deiner Fluciht dich nimmer ein,
Und Doris wird' die Meine ntmmer £ey^, •
Zwar, Doris ,• du verdicnft fein gröfler
Glück :
Iph bin nicht gnag, die Tngeüd zu beloli-
nen ;
' Dein holder Reiz , der Schöpfung Meifter-
ßück.
Dein edler Geift beglückte Köntgskronen ;
Und Taufende , geziert mit Stern und Band»
Erwiihken dich, durch dtoineii Blick ent-
branirt.
Doch diefes Volk , das Rang und Purpur
fchmückt ,
Ift niedern Geißs, ift leer an wahrer Liebe ;
lieh habe nichts , das Aug* und Sin« entzückt.
. ledoch ein Herz voll eSellnuth'g^r Triebe,
Ein Herz, das nie der Unbeftatnd verletzt.
Ein Herz, das dich mehr , als den Erdkreis,
CehAtzt."
■ ■ I II BS 127 " '
VerhängDils, rprich , ich foll ein Cüfar
feyn.
Ja 9 ohne fie , auf beiden Welten thronen;
Den niedern Stolz mag diefes -Glück er-
freu a»
Ich will vergnügt mit ihr in Hütten wohnen^
JD-ie Liebe macht der Hütten Armath reich.
Den Bach zu Wein , und harte Fluren
weich.
Wie manchen Hof, wie manche Stadt voll
Fracht
Hab' ich gefehn, feit ich dich , Doris>
kenne!
Der Schönen Reiz, der andre untreu macht,
. Macht , dals ich nur in dich noch mehr ent-
brenne :
£r weicht , fo bald ich dich mir vorgeßellt ;
Ich wählte dich allein aus einer Welt.
O gol4ne Zeit, da noch des Goldes Wuft
Verachtet ward , was fiohß du von der Erden ?
Ich ruhete gewiCs an Doris Bruft,
Könnt'fi du durch Flehn zurückgerufen
werden.
Ach komm zurück ! doch gönne mir dabey,
Dafs neben mix mein Gleim ein Schäfer fey.
aBaansBSssB&BMBB isSaBsaHSBfissasBBaBSB
JDu bdrft mich nicht , Verhängnifs! ja , ich
Toll ,
I«h foll ein Ball des falfchen Glückes bleiben :
So höce du , o Tod ! nimm deinen Zoll !
Soll nur dein Pfeil die^lücklichen entleiben ?
Hier ift die Bruft, eröffne mir das Herz:
Ich halteStand , kih fürchte nidit den Schmers
Dort, wo man «durch die Luft dichinfich
haucht ,
iBeytGif Abecn, und in fchreokettvollen Gninden ,
Dort , wo der Feinddas Schwerdt in Feinde
taucht >
Dort will ich dichyimAFAir du fäumeft, finden :
SKAOn »fea£B% 4> JDons : loh hab' ihn betrübt ;
•£r labte APfih* h«tt'^4BUdh Ai«ht ^iebt!
199
BIB
UNZUFRIEDENHEIT DES MENSCHEN.
AN HBRRN SULZER.
Ja 9 Freand ! oft trinket der Menfch die Luft
in Strömen und dürftet :
Der Glfickliclifte fiirbt unter Wünfchen; ein
Tropfen Kummers verbittert
Ihm ganze Meere von Freude. Die Einbil-
dung rpornt feine Triebe »
Wie Rofle reifsen fie aus , die Zwang und
Zügel verachten.
Und ziehn ihn mit fich zum Abgrund'. Sein
Stolz zielt immer gen Himmel.
Bald fchilt er die Vorficht > die ihn im Purpur
und Reichthum' verabfäumt ;
Bald dünkt er fich felber zu fchwach und tadelt
die Weisheit der Schöpfung :
Das Feuer haucht Plagen für ihn ; ihm blüht
auf Auen das Unglück »
Und eilt mit Fluten heran ; die Wind' um-
wehn ihn mit Schmerzen.
Wohin? verwägnes Gefchöpfe! Denkft du,
wie Riefen der Fabel»
Auf Felfen Felfen zu häufen , und , durch
den (Jnfinn bewaffnet»
Den Sitz der Gottheit zu ftürmen? Will ein
GefälFe von Leimen
Sich wider den Töpfer empören ? Durch-
fleuch erft die blauen Gefilde,
Mit Sonnen und Erden durchfä't» den milch-
farbnen Gürtel des Himmels,
Die Luftfphär' jeglichen Sterns, betrachte
des Ganzen Verbindung ,
Samt allen Federn der Rader und andrer
Planeten Naturen,
Die Arten ihrer Bewohner, ihr Thun und •
Stufengefolge ;
Ergründ' mit kühnem^Gefieder des dunkeln
Geiflerreichs Tiefe ;
Sieh Wefen ohne Geftalten , merk' ihre Ab-
hang' und Kräfte ;
Steig auf der Leiter der Dinge felbfi bis zum
Throne der Gottheit ;
Dann firafe, woferne du kannfi, die Für-
ficht und Ordnung der Erde.
Willft du die Urfach' erforfchen , warum , in
den Reihen der Wefen ,
Gott nicht zum Seraph dich fchuf? Entdeck*
erfi , Stolzer ! weswegen
Et nicht zur Milbe dich fehuf. Soll deiner
Thorheit zum Vortheil'
aaaa5== ■ 131 aaasaas 1 11
1>ie grofse W^tkette brechen, un^ taufend
Planeten und Sonnen ,
Ans ihren Gleifen gerückt , in Einen Rlnm-
pen zerfallen?
Soll bis zum Throne des HÖchßen des Him-
mels Vorhang zerreifsen ?
Und endlich die gante N^atu|, erfchutten
zum Innerßen , fi^ufzen ?
Diefs willft du , wenn du rerlangft , was mit
der Welfcordnung fireitet.
Sey deiner Neigungen H«rr , fo wirft du das
Unglück beherrfchen ;
Der Sehopfer ift Liebe und Huld, nur die
find deine Tyrannen,
Was baut ihrHaufer auf Wellen, ihr Diebe
der indifch^n Berge ,
Verdammt euch Jahre lang , nichts , als naflc
Gräber, zu fehen.
Und in deik Wolken den Tod? Du, Unter-
fucher der Gründe,
Was blickfi du hohnlachelnd abwärts , ge«
bläht vom Dünkel des Wiflens,
Im Wahn', vom höhen Olymp' auf Raupen
der Erde zu Tchauen,
Dem dennoch Nebel und Dunft das Lieht
der Seele verdunkelt?
Uüd ihr, ihr Helden! was eilt ihr in's Un*
' gewitter des TreSeas ,
«EBBBSSSSSSSSSaaBBB I32 fi&BBBB===sa8SS
Wo Blitze Blitze bekiUnpfen » und Stüzoie
Stürme zejfcliellen?
Um des Genichtes Pofaune mit earen Tha-
ten'zu füllen?
£3 lachen euxer die Wefen, die um euch
imfichtbar fchweben.
Da 9 Wahrhciitfefsler 1 dünkft ihnen , das
was dir plaudernde Dolen ,
Du t Held und Geizhals 1 was euch um Spreu
ficb jagende Würmer.
Des Lebens Augenblick ifi nicht weith der
Anlchlage Dauer ,
So vieler Sorgen und Pein. Der^ welchem
knieende Lander
Heut' S^hlölTernndFeftungon öffnen » wohnt
moi;gen in Hohlen des Todes ;
Dio Hoffnung iH mit ihm TerCcharrt , verfiopft
der Zugang des Nachruhms.
Mich deudit , es öffnen ßch mir der Unter-
welt fchattichte Thaler ,
Ich Ceh' den griechifchen Held« vor deffen
Klange der Waffen
Der ganze Erdball erfchrack» der Seen mit
Menfchenblut färbte.
Und bis zum Ganges den Off in eine Wüfte
verkehrte ,
Wie au^geriffene Meere Feld , WM uni
Städte v«r£chlingen;
Ich £ek' ihn in bleichen ZyprelTen yetlfJIem
und tieffinn^ irren»
£r ringt die Hände, und füUt mit diefen Kla-
gen die Lüfte:
y, Son& meines Unfinn^ Vergnügen , itzt mir
erfchreckliche Bilder,
„ Ihx^ Leichen voll Wunden und Blut, weicht,
weiijht aus diefen Revieren I
„ Kehrt eure Blicke von mir , ihr halb geöff-
neten Augen!
„ Veigefst dasStöhnen, ihrGrunde! Weh mir,
dafs jemals der Herrfchfucht
„ Sirenenfiimme mich täufchte! Du tolles
Labfal der Seelen ,
„ Zu kurz för ewige Reu' ! o Lob des finnlo-
£en Pöbels ,
„ Warum verachtet' ich dich , grofs in mir
felber , nicht ehe !
„Entflogene Zeiten, kommt wieder, wie?
oder verlafst mich , ihr Leichen !
„ Kehrt eure Blicke von mir , ihr halb geöff-
neten Augen ! "
Noch wären die Schätze der Welt £amt aller
Hoheit und WoUuÜ
Für unfere Seele zu klein , durchlebten wir
Alter der Sterne ;
Per Himmel fättigt lie nur , von deffen Flam-
me fie lodert.
I I '34 ■ ■
Vnd du f o göttlicbeTugend ! durch dich nur
können wir freudig
Das Meer des Lebens durch fchiffen. La(st
diefen Fharus uns leuchten ,
So fehn wir den Hafen des Glücks , trotz Un-
gewittern des Zufalls ,
Trotz aller Leidenfchäft Sturm', der mir den
Einlanf befördert :
So wird die Vorficht uns weife , der Himmel
uns gnädig bedünken«
t
I
i
GEMÄLDE
BTI7ER CROSSSK VBERSCHWEMMUMC.
Schnell glitten Berge von Schnee die dro-
henden Klippen herunter ,
Die Quellen empfiengen fie, blähten Geh
auf; die geborftenen Strome,
Voll Ichwimmender Infeln , die fich mit hoh-
lem iretöTe zerfchellten ,
DurchrilTen wühlend den Damm , verfchlan-
gen ge&ailig ihr Ufer :
Thal, Wald und Wiefe ward Meer. Kaum
^fahn die wankenden Wipfel
Zerfireuter Ulmen herv^or. Gefleckte Tau-
cher und Enten
Verfi^wanden , fchoflen herauf, und irretca
unter den Zweigen ,
Wo Cbnft vor Schmereen der Lieb' im Laube
die Nachtigall feufzte.
Der Hlr&h , Ton Wellen verfolgt , ßrich über
unwirthbare Felfen,
Die traurig die Flut überfahn. Ergriffne BK-
ren durch ftfirzten
D^M anfangs feichte Gewäffer voll Wut: He
fchüttelten brummtnd
msBssssassssssssa 1^6
Die giefsenden Zoten ; bald Tank der falfche
Boden: fie fchwammen
Zum nahen Walde mit Schnauben, umklam-
merten Tannen und Eichen ,
Und hüben fich träufelnd empor. Der Büfche
verfammelte Sänger
Betrachteten traurig und ftumm , vom dürrea
Arme der Linde ,
Das vormals glückliche Thal » allwo üe den
flehenden Jungen
Im DornRrauch' Speife yertheilt. Die früh'
gereifete Lerche,
Sicfh aufwärts fchwingend , befchaute die
WalTerwüfte von oben »
Und kehrete wieder zurük. Es floITen He-
cken und Hütten,
Und Dächer und Scheuren umher. Aus Gie-
beln und gleitenden Kähnen
Verfah der bekümmerte Hirt £ch einer Sünd-
flut, die vormals
pie Welt umrollte , da(s Gei^ifen in fchla-
genden Wogen verfanken. - - •
ssBsäsasssssssassa» 137
FRAGMENT EINES GEDICHTS
V K DB N
*
SCHMERZEN DER LIEBE.
1 ... I>es Frühlings ▼«rfchwendete
Gab««,
Die um uns duften undflie&en, find arm
d^n Kfan-fcen ih>t Liebe;
Aurora glühet ihm tödtlich , ihm dünkt die
Sonne vevfiivfteyt;
Für ihn ^v^rfendet ^ «liöbt in ihren Stralen
Vergnügen-;
Ihm ifi die SdbÖ-j^ung e#fte#ben. Im Schwärm*
H<Ki jau^aMtden )F«ettiideR
Ift er yerUiffon und< o« > tam , hört nicht ihr
«itvfb«ihid ^Geläehteri
Hört über Felfea und Meer das liebliche
Flüftern des Abgotts » '
Der ihn bezaubert. Sein Geiß irrt zwifchen
den Liljen ^s BuTens^
Und klebt aai Honig'der Lippen. Und täufcht
ihm Argwü^hn der Untreü%
Gleich einem Irrlieht', den Sinn, wird ihn»
fein Schutzbild entriflen:
■ »3S .
Dann hebt fein Leiden erß an , dann gleicht
er vor Stilrnen und Kulte •
Entfärbten , welkenden Blumen ; dann wan-
delt ein Todter auf Erden.
Ihr bunten Wiefen voll Thau! ihr Gänge
Toll fulrchtfamer Efpeo !
Ihr Zephyr'! und die ihr vordem oft unter
Schirmen von Laube .
Ihn kühltet auf blühendem Klee , ihr rau-
chen Tannen ! ihr Bäche ,
Woran er oftmal« entfchlafen , gereizt vom
heifeip Gemurmel,
Gehabt in Zukunft euch wohli forthin er-
weckt ihr' ihm Marter.
Nur dürre» fand^te Wüften» des Ozeans
fiürniifch Gefiade»
Zerfiprte SchlöiTeir , durchnagt vom Zahn* der
Fäulailsy verfinftert
Von traurig, drohenden Ulmen , entlegner
Kirchhofe Schatten
Sind Paradiefe für ihn , wo ihm fein Elend
. in Tropfen
Die bleichen Wangen heirabfliefst , wo er
den Tag durch herunjirrt « .
Und. oft mit heulenden Winden aus Grüften
und Felshöhlen winfelt»
Undiichzt mit einfamenKauzen. Und kÖmrat
er abends zur Wohnung ,
Nack langem Watest durch Si^mpfe, b(Hf(H>
• " ' gen voni höpfeiidcn Irrlicht*,
So r^utlet er UniBathtind Zähttti ztim ÜWi^
• fliefsen inBriefev
Und ftiiht iiv jegliiBher'Beih^^ wid ,' oder di«
• traurige -Mtife
teufst dui^ ihn Todieagefäng«. Sein L>ager
' -wird ihm wr Falter ,
Er keucht bi» ifüta hblpgn J^orgen rQi» Mifwe-
' >'-■ ren H^?^*f-BefcFö1lnirs ;
Der Kummer wälzt ihn umher und klopft in
jeglichem Pulsfchlag'.
Befällt ihn endlich der Schlaf, fo lauera
fcheusliche Bilder
Rings um die Ruhftatt auf ihn. Bald irrt er in
nßnBern TJewoIben
Voll Geifter und Todtcngerippe ; bald fchre-
cken ihn feurige Hydern.
Er will entrinneti , allein der Grund geht un-
ter ihm rückwärts»
Und reifst ihn mit fich zurück. Izt wird ihm
die Erde zum Weltmeer',
Die Fluten treiben ihn fort , er fieht den Ra-
chen des Abgrunds ,
Klimml ängßlich an WalFergebirgen , und
fiirbt in ihren Ruinen.
Itzt ruft aus einer Höhle , vor deren Tiefe
ihm fchwindelt.
sassaBaassssasBBBs 140 BBBss&SBSsass^ssssaBs
Der Liebe Vorwurf ihm zu : fcliaell lä&t er
fieh fchwebend herunter»
Und wann er^ nach langenn^uikeii, ihn zu
erreichen ;fi«h fchmeichelt»
So finfcet der Boden ä«r Kluft £amt feinem
Göttearhüd' abwärts.
Vor Schrecken erwadit er darüber» £äl»rt'foft
im Wachen zu tf&umeny
VjonJVn^ twdSchwermuthgefatfeeU, ertort
von Jirampngteia Fieber. • - -
DER
FRÜHLING.
EIN GEDICHT.
{
f t
144
DER FRÜHLING,
B r M Q B D r c H r .
£mpfangt mich, heilige Schatten t ihr ho-
hen belaubten Gewölbe
Der emften Betrachtung geweiht, empfangt
mich, und haucht mir ein Lied ein
Zum Ruhm' der verjüngten Natur ^ — Und
ihr , o lachende Wiefen ,
Voll labjrrintbifcher Bäche ! bethante bl'u-
migte Thäler.^
Mit eurem Wohlgeruch' will ich Zufrieden-
heit athmen. Euch will ich
Befieigen, ihr duftigen Hügel! und wiH' in
goldene Saiten
Die Freude fingen , die rund um mich her aus
der glücklichen Flur lacht :
Aurora foU meinen Gefang, es folLihn He*^
fpesus hören..
Auf rofenfarbnem Gewölk' mit jungen
Blumen umgürtet ,
Sank jüngft der Frühling vom Himmel. D&
ward Fein göttlicher Odem;
Durch alle Naturen geFühlt: da rollte der
Schnee von den Bergen ,
Dem Ufer entfcfawoUen die Ströme , die
Wolken zergiengen in Regen ,
Die Wiefe fchlug Wellen, der Landmann er-
fchrack. — Er hauchte noch einmal
Da flohn die Nabel und gafbeo der Erde den
lachenden Ath/ei».
Dep Beden trank wieder die Flut» die Stzd-
Bue' wälzten fieh wieder
In ihsen befchilften Geffadea. ZWar ffarente
der weichende Winter
Bejr näcMicher Wiederkdlir oft von kr&ftig
gefchüttelten Schwingen-
Reii^ Sd^n^6|^fidber und Froft» und rief
den unbändigen Stürmen :
Di^ Stümue kmnen mir donnernder Siicnm*
aus den Höhlen des Nordpols»
Verheereten heulende Wälder, durchwühK
ten di» Meere von Grund auf. — •
£t aber hauchte noch einoialt den allbelc-
benden Odem:
Die Luft ward fanfter ; ein Teppich , mit
wilder Kühnheit aus Stauden
Und Blumeaund Saaten gewebt , bekleidete
Thälec und HügeU
Nun fielen Schatten vom Buchbaum' herab ;
harmonifche Lieder
ssaBaoaasssssssssasis
£xfüllten den damikieTBdeii Hain. Die Son-
ne befcbaute die Bächej
Die Bache führeten Funken ; Gerüclie flof-
fen im Luftraum';
Und jeden fchlafenden Nachhall erweckte
die Flöte der Hirten.
ihr , deren betrogene Seele , wie wolkich-
te Nächte des Winters,
Kein Stral der Freude befucht » rerfeufzet
.in Zweifel und Sehwermuth
Die fluchtigen Tage nicht mehr. Es mag die
fklavifche Ruhmfacht,
Die glühende Rachgier , der Geiz , und die
bleiche Mifsgunft fich härmen r
Ihr feyd zur Freude gefchaffen ; der Sdimerz
fchimpft Tugend undUnfchuld.
Trinkt WoUufi ! för euch iftdieWollua! Be
wallt und tönet in Lüften,
Und grünt und riefelt im Thal'. — Und ihr,
Freundinnen des Lenzen,
Ihr blühenden Schönen! o flieht den athem-
raubenden Auähanch
Von goldnen Kerkern der Städte! kommt!
Echo lacht euch entgegen.
Und Zejphyr erwartet, fein Spiel mit eulen
geringelten Locken,
14^
Indem ihr durch Thaler und Haine tanzt,
oder 9 gelagert am Bache,
Violen pflücket zum Straub' vom an- den
unAräflichen Bufen.
Hier , wo der gelehnete Fels , mit immer-
grünenden Tannen
Bewachfen , den bläulichen Strom zur H&lfte
mit Schatten bedecket.
Hier will ich in's Grüne mich fetzen. --> O !
welch ein Gel&chter der Freude
Belebt rund um mich das Land! Friedfer-
tige Dörfer, und Heerden,
Und Hügel, und Walder! wo foU mein ir-
rendes Auge fich ausruhn?
Hier unter der grünenden Saat , die fich in
fchmälernden Beeten
Mit bunten Blumen durchwirkt , in weiter
Ferne verlieret?
Bort unter den Teichen , bekränzt mit Ro*
fenhecken und Schleedam? —
Auf einmal reilset mein Auge der allgewalti-
ge Belt fort;
Ein blauer Abgrund voll tanzender Wel-
len. Die Aralende Sonne
Wirft einen Himmel voll Sterne darauf. Die
Rtf fen des Waflers
■MP
JDurchtaumelii , aufs neue belebt , die an-
abfehbare Flache. —
Sieh , ländliche Mufe , den Anger .voll fin-
flerer Rofle. Si^ werfen
Den Nacken empor » und ftampfen qiit freu-
dig wiehernder Stimme ;
J>er Fichtenwald wiehert zurück. Gefleckte
Kähe durchwaten.
Geführt vom ernßen Stier'» des Mej.erhofii
bufchigte Sümpfe.
Ein Gang von Erfpen und Weiden fuhrt zu
ihm 9 und hinter ihm hebt fich
Ein Rebengebirg' empor» mit Thyrfasßäben
bepflanzet :
Ein Theil ifl mit Schimmer umwebt > in Flohr
der andre gehüllet ;
Izt flieKt die Wolke ; der Schimmer eilt flaf-
felweis über den andern.
Die Lerche bezeiget die Luf^» fleht unter
fich felige Thdler»
Bleibt fchweben und jubiliret. Der Klang
des wirbelnden JLiedes
Ergötzt den ackernden Landmann : erhorcht
gen Himmel ; dann lehnt er
Sich über den wühlenden Pflug , wirft brau-
ne Wellen auTs Erdreich»
Verfolgt von Krähen und Elftem. Der See-
mann fjphreitet gerne (Ten»
t
Giebt goldenen Regen ihm nach. — O ftieii-
te der fleißige Landwirth
Für Seh den Samen doch aus ! wenn ihn feia
Weinfiook doch ti&nkte!
Ztt feinem Munde die Zweige mit [aftigen
Früchten fich beugten!
Allein » der gefiralBge Krieg » vom zihn»-
bleckenden Hunger
Und rcfenden Horden begleitet , verheeret
oft Arbeit und Hoffnung :
Cleich Hagel, vom Sturme gefchleudert, zer-
fchl> er die nährenden Halmen,
Reifst Stab uiid Rebe zu Boden » entzün-
det Dörfer und W&lder
Zur Luft — Wo bin ich? Es blitzen die fer-
nen Gebirge von Waffen,
Es wälzen fich Wolken toU Feuer aus of*
fenen ehernen Rachen,
Und donnern und werfen mit Keilen um-
her. Zerriffene Menfchen
Erfüllen den fcbrecklichen Sand. Des Hirn*
mels allfebendes Auge
Verhüllt fich, die Graufamkeit fcheuend,ia
blaue Finfternifs.<*- Siehe
Den blühenden Jüngling! er lehnt fein Haupt
an feinen Gefährten,
Und hält das ftrömende Blut und feine flie^
hende Seele
»49
Noch auf, and hoffet, die Braut noch wie-
der zu fehen , und zitternd
Von ihren Lippen den Lohn der langen
Treue zu emdten.
Ein Schwetdt zerfpaltetihnitzt. — Sie wird
in ThrAnen zerrinnen ;
In ihr wird ein Lehrer der Nachwelt, ein
heiliger Dichter, erblalTen.
Ihr , denen unCklaTifche Völker das Heft»
und die Sch&tze der Erde
l^'ertsauten , ach ! tödtet ihr fie mit ihren ei-
genen Waffen?
Ihr Väter der Menfchen, begehrt ihr noch
mehr glückfelige Kinder :
So kauft fie doch ohne das Blut der Erftge-
borenen«— -Hört mich,
Ihr Furien , dafs Gott euch höre ! Gebt feine
Sichel dem Schnitter,
Dem Pflüger die Roffe zurück. Spannt eure
Segel dem Oft' auf.
Und emdtet den Reichthum der Infein im
Meer'. Pflanzt menfchliche Gärten ;
Setzt kluge Wüchter hinein. Belohnt mit An-
fehn und Ehre
Die, deren nächtliche Lampe den ganzen
Erdball erleuchtet.
=sasaa 150 caäaBa=
Forfcht nach 111 den Hütten, ob nicht, entfernt
von den Schwellen der Groflen,
Ein Weiferlich felber dort lebt , und fchenkt
ihn dem Volke zum Richter :
Er fchlage das Lafier im Pallaft', und helfe
der weinenden CJnfchuld.
- Komm/Mufe ! lafs uns im Thale die Woh-
nung und häusliche Wirthfchaft
DesLandmanns betrachten. — Hier fteigt kein
parifcher Marmor in Säulen
Empor , und bückt fich in Kämpfern ; hier
folgt kein fernes GewälTer
Dem mächtigen Bufe der Kunß ; ein Baum,
worunter fein Ahnherr
Drey Alter durchlebte , befchattet ein Haus,
von Beben umkrochen.
Durch Dornen und Hecken befchfitzt. Im
Hofe dehnt fich ein Teich aus,
Worinn , mit Wolk>en umwälzt , ein zwejrtcr
Himmel mich aufnimmt.
Wann jener fich über mir ausfpannt ; ein un^
ermefslicher Abgrund!
Die Henne jammert am Ufer mit firupfig-
ten Federn , und locket
Die jfingfi gebrüteten Entcheu; fie fliehn
der Pflegerina Stimme, *
DurchplatfcheTn die Flut, und fchnatterii
im Schilf. Langhilfigte Gänfe
Verjagen von ihrer Zucht mit hochgefchwun-
genen Flügeln
l>en zottigten Hund ; nun beginnen ihr Spiel
die gelbhaarigten Kinder,
-Verßecken im WalTer den Kopf, und han-
gen mit rudernden FüITen
Im Gleichgewichte« — Bort läuft ein klei-
nes , gefchaftiges Mädchen ,
Sein buntes Körbchen am Arm', verfolgt von
weitfchreitenden Hünem.
Nun fteht es , und täufcht fie leichtfertig mit
eitelem Wurfe; begiefst fie
Nun plötzlidt mit Körnern , und fieht fie vom
Rücken fich eflen und zankenr
Dort laufcht in dunkeler Höhle das weifse
Kaninchen, und drehet
I>ie rothen Augen umher. Aus feinem Ge-
zelte geht lachend
Das gelbe Taubchen , und kratzt mit röth-
lichen Füßen den Nacken,
Und rupft mit dem Schnabel die Brufi , und
untergrabet den Flügel,
Und eilt jEuäh Liebling' aufs Dach. Dereifer«
(uehtige zürnet.
Und dreht fich um lieh und fchielt. Bald rührt
ihn jdie fchmeichelnde Schöne :
»5«
Dann tritt er naher und girrt. Viel Küfle
werden verfchweadet!
Izt fchwingen &e lachend die Fitigel und
faufeln über den Garten.
Ich folge» wohin ihr mich führt, ihr zärt-
lichen Tauben ! ich folge.
Wh fchimmert der blühende Garten! wie
duften die Lauben ! wie gaukelt
In Wolken iron Blüthen der fröhliche Ze-
phyr! £r fuhrt Iie gen Himmel»
Und regnet mit ihnen herab. Hier hat det
verwegene Schiffer
Die wilden Gewachfeder Mohren nicht hin»
gepflanzt; feltene Bifteln
Durchblicken die Fenfter hier nicht. Das
nützende Schöne vergnüget
DenLandmann,undetwannein Kranz.Diels
lange Gewölbe von NuCiftrauch
Zeigt oben voll laufender Wolken den Him-
mel , und hinten Gefilde
Voll Seen » und büfchichter Thaler » umringt
mit gefchwollenen Bergen.
Mein Auge durchirret den Auftritt noch ein«
mal 9 und muCs ihn verlalTen ;
Der nähere zieht mich an iich.— *0 Tnlipane!
wer hat dir
Mit allen Farben der Sonne den offenen
Bufen gefüllet?
^53 =
Ich püfste dicbFüxfiiim der Blumen, wofein
nicht die göttliche Rofe
Die taufendhlüttrige fchöne Gefielt, die
Faihe der Liehe,
Pen hohen bedorneten Thron » und den ewi-
gen Wohlgesttch hätte.
Hier lacht fie bereits dudi die Kntf fpe mich
an, die gepriefene Rofe.
Hier drängt dieMayenUume die Silberglöck-
chen durch Bliliter;
Hier reicht mir die Uaiie Jaaunthe dsn Kelch
roll kühler Geröche ;
Hier ßro«^ der haben VM» balfamifcher
AusfluCii hiei Areut 2ie
Die goldenen Stralen umher. Die Naehtrifole
läfst immes
Die ftolzeren Blumen den Dnft verhaachen ;
&e £rhUe£iel bedächtig
Ihn ein» und hoffet am Abend' den ganzen
Tilg ztt heühämmn ;
Ein BildnUsg^Ofc Gem«ther»dienidil , wie
die fiufchtfamea Helden,
Ein Kieis ven BewftQderen fpofnt, die tu-
gendhaft wegfA der Tugend,
Im ftilUu Schatten verborge» , Gerüche der
Gütigkeit auafireun.
Seht hin , wie brüHet der Pfau fich dort am
funkelnden Beete l
*54
Die braunen Aurikelgerchlechter , befireut
mit glänzendem Staube»
Stehn gleich den dicbten Geftirnen : aus Ei-
ferfucht geht er dameben.
Und öffnet den grünlichen Kreis voll Regen-
bogen und wendet
Den farbewechfelnden Hals. Die Schmetter-
linge » voll Wollufi,
Und unentrchloflen im Wählen , umflattern
die Blumen, und eilen
Aufbunfffn Flügeln zurück, und Tuchen wie-
der die Blüthe
Der Kirfchenreifer, die jfingft der Herr des
Gartens durchßigten
Schleeftämmen eingepfropft hatte , die itzt
fich übör die Kinder,
Von ihnen gefäuget , Verwundern. — Das
Bild der Anmuth , die Hausfrau,
In jener Laube Toll Reben , pflanzt Stauden
' i^nd Blumen auf Leinwand.
Die Freude lächelt aus ihr. Ein Kind, der
Grazien Liebling%
Verhindert Be fchmeichelnd, am Hälfe mit
zarten Armen ihr hangend;
Ein anderes tändelt im Klee , finnt nach«
und fiammelt Gedanken.
O dreymal feHges Volk, das k«ine Sorge
befchweret,
Keia Neid yerfuchet, kein Stok ! Dein Leben
flie&et verbergen»
Wie klare BAche durch Blumen , dahin. La&
andre dem P5bel,
Der Deichet und BAume befteigt » in Sieges-
wagen zur Sohao feyn.
Gezogen ron Elepkanten ; lafs andre fiek
lebend in Marmor
Bewundern , oder in Ktz, won flleenden
Sklaven umgel>en ;
Nur der ift «in Liebllfag de^l^Mtmels , der,
* fetii v6hl'^tüttaükl deiThoren,
Am Bädi^ bkl^ennm^eHy erwäget jund üngt.
-^l^^liialerdie Sohne
Öen Oft mit Purpur, ihm haucht di« ^^fa,
di^ NVitchtigtlU fingt ihm;
Ihm folget die' Rette ntoht nach »ni^ht durch
di>e W«11«ikd0fi'SHaten,
^idbi>ifti%r dio^^etden im aKhaf^meht^aii
.1 '' Ma T>aei(hen^eLäadet\
MiiA«b«it'w49£t'er'dtoKoR» fein Blut ift
leicht wie dtor'Äliher,
Sein Schlaf i^erÜie^t^iifttetDünimrungi; ein
Movgealüftcheh verweht ihn. —
t ■
ii^69Bamm
ihr holden G«&lda»
GeftKeckt i» wankonde Schatten, am Ufet
ff hwatahai^e« B&die »
HiufoKt nnr £elbei txk kbea» und Xi0id uad
ni^rdiige.SwgjMi
VerlÜbeträufdbeadex Luft ouiß susulbeQea!
A«h md^hie
Ikich Dons.di«Ti»lAe»m «uaIi .von di^ev
Wmgeo TArwifchen,
Und bald Gfifpr^ohe mit Fveuodea in eocli
jDteiA Leidet ▼cnrföifen.
Bald icd w >d< .llodte mick lielu:«!! » bald tieft?
m^^ dec W^tfk^t
JOej Gaiies WiOeiif durftaiUen, t |>fMUB.^MMt'
*, ick Berg« v^ft ]>0mant
Und goldene Klilfte dem Mogul ; dann mocii-
(eA kriegrifohe Zwerge
FeUkoke Bilder .fick. kauen» die 6etn«ni#
. SUoma vergoffeiii.
Ick wArde He nimittotbevaidiSnc Q«jQ*filb
des iaUl^kef , ei Hummel,
Da Meer der Idlebal ^q ttüakte minb dttok
dein AiitfliftTs:! Soll günzlich.
Wie eine Blettie/nMJii Leben, erftickt von
.. linke««! • verblaken? "
Nein, du bcfeligft dein Werk. Es lifpeltru-
hige Hoffnung
»57
Mir TioA uad La1ȣftl lum Heraeii : die D&m*
merttiig ftieirt vor Auroren;
Die fiafirc Decke det Zuknnft wird au%ezo*
gen ; icli fthe
Gana andere Scenen dee Dinge » und unbe*
kannte Gefilde.
Ick (ek^ didi » kimmlifiBke Dom l du kommt
aus Rolengebfifdifin
In mekte Sokatten » roU Giasa und majefiip>
tifiskctt Liebreiz';
So tritt die Tugend emker, fi» tft die An-
mntb gefialtet.
Dn fingft swr Zytker» and Pköbns fcrkfat
(ibktt^U dwfAt dicke Gewölke ,
JOie StArme Cekweigen» Olytnp m(»rkt ai^
das BildaiCi der Lieder
Tönt fanft in fernen Gebirgen » undZepkjrr
wekt mir's keräber.
Und du , mein rediicker Gleim » dn fteigft
-vom («pfel des Hömus »
Und lOktii dkt T^ilcken Saiten ¥qU Luft:
die Tkors des IQmmels
Gekn auf , Olafen fick CTpris widliuldgöt-
tinnffli und Amor
VoU Glaez. ajtf fonkeiftden Wolken Ui
f kUnea Lüften keoiieder ,
<Uad findeoUebHek darein. DerStemenii^oi-
' tes Gewölbe
3BS8SSSSSSSXaBS 158 ^BBSSSSSBBBS
Erfchallt vom frohen Konzert'. Komm bald
in meihe RevTere »
Komm, bring' die Freude zu mir, beblüme
Triften und' Anger ,
O Paar! duTroft meines Lebens , du milde
Gabe der Gottheit!
Doch wie? erwach' ich vom Schlaf? Wo find
die himmlifchen Bilder?
Welch ein anmuthiger Traum betrog die wa«»
chenden Sinnen?
£r flieht von dannen , ich feufze : Zu viel »
zu viel vom VerhiLugnifs'
Tat Durchgang' des Lebens gefedert! Hi«r
ia, Ratt Wirklichkeit, Hoffnung !
Des Wirklichen Schatten beglüdct; r^bft
wird mich's nimmer erfreuen.
Allein , was qniUt mich die Zukunft? Weg,
ihr vergeblichen Sorgen!
LaCit mich der Wollufi genie&en , die. Hat
der Himmel mip gönnet,
Lalst mich das firöhticfae Landvolk in diekb
Haine vAfolgen,
Und mit der Nachtigall fiogen, und mich
bey'nt Cenfzenden GieCsbach'
An Zephyrs Tonen ergötaen. ihr dichten
Lauben , von HAaden
Der Mutter dfer Dinge geflochten t ^ihr dun«
kein einfamen Ginge,
'59 ■
Die ihr das Denken erhellt , Irrgärten , voller
Entzückung
Und Freude , feyd mir gegrüfst i Was für ein
angenehm Leiden
Und Ruh' und fanftes Gefiihl durchdringet
in euch die Seele!
Durch's hohe Laubdach der Schatten , das
fireichende LüHe bewegen.
Worunter ein fichtbares Kühl in grünen
Wogen fich wälzet.
Blickt hin und wieder die Sonne , und über»
güldet die Blätter.
Die holde Dämmrung durchgleiten Gerüche
• von Blüthen der Hecken;
Die Flügel der Weftwinde duften. In überir-
difcher Höhle,
Von kraufeii Büfchen gezeugt , fitzt zwifchen
Blumen der Geishirt , /
Blaft auf der hellen Schällmey, hält ein , und
höret die Lieder
Hier laut in Buchen ertönen , dort fchwach»
und endlich verloren ;
Bläft , nhd hält wiederum ein. Tief unter ihm
' klettern die Ziegen
An jähen Wänden von Stein , und reifsen an
bitterm Gefträuche.
Mit leichten Lauften flireift itzt ein Heer
gefleckter Hindinnen,
Und Hirfche mit Äften gekronfc» durch grüiie,
raufchende Stauden,
Sezt über Klüfte» Gewäfler und Rohr, Mo*
r&fie venaiffen
Die Spur der fliegenden Laft. Gereizt rom
Frühling' zur Uebe ,
Durchlbeichen muthige Roffe den Wald mit
flatternden Mahnen;
Der Boden sittcri und tönt ; e» ftrotien die
Zweige der Adern ;
Ihr Schweif empört &ch verwildert ; fic
fehikauben WoUuft und Hitze ,
Und brechen, Tom Ufer fich flürzend, die
Flut der Ströme zur Kühlung ;
Dann flit h«n &9 über da« Thal au^ hohe Fei-
Ten X uad behauen
Fern über den niedrigen Hain aufs Feld
durch regelnde Dünße ,
Und wickln aoa Wolken herab. Itzt eilen
Stiere vorüber;
Au« ihren Nafen raucht Brunft ; fie fpaltcn
mit Hörnern das Erdreich ,
(Ind toben, im Nebel voa Staub ; Yerüchiednii
taumeln in HöbJhon ,
Und bcfillen dumpfigt heran« ; Torlchiedi^e
fiüizen Toa Klippen. —
Au« aMsgehöhltem Gebirgj» f^lt dort mit wil-
dern Getümmel
Ein Fluff in's büfebigleXhAl« roiiit mit lieh
Stücke Ton Felfen ,
DurchrauCcht eDtbiöffiste Wiirseln det anter-
grabenen Baume »i.
Die über fließende Hügel roki Scbaom fiidi
bücken und wanken;
Die grünen Grotten des Waldes ertönen und
klagen darüber,
£• fialzt ob folcbem Getöfe dai WUd > und
eilet. Ton dannen;
Sich nahende Vögel verlaffen » im Singen ge-
hindert, die Gegend,
Und rochen ruhige Stellen , wo El9 den Gat^
ten die Fühlung
Verliebter SchmerKen entdecken in p/ramid-
nem Gefträuche,
Und ftreiten gegen einander mit Liedern, von
Zweigen der Buchen.
Dort wiU ich lanfchen und &» fich freun
und liebkofen hören.
Fliels^anft, unruhiges FlüGichen! fiiin fich-
. zende Zephyr' im Laube,
Schwächt nicht ihr buhlrifohesFliftem! Schlagt
laut , Bewohner der Wipfel ,
Sdilagt , lehrt mich eoren Gefang! Sie fohla«
gen ; fymphonifche Töne
Dnrchfliehn von Eichen und Dom desjstreiten
_ SchattenCaals Kammern ^
■ I II i i i SasaasB— i6a asssasssssaBasssssasaBi
Die gani^'e Gegend wird Schall. Der Fink,
der Fothliche Hänfling
Pfeift kell aus Wipfeln der Erlen. Ein Heer
von bunten Stieglitzen
Hüpft hin und wieder au^ Strauch, befchaut
die blübei»deDiael;
Ihr Lied hfipft fröhlich wie &e. Der Zeifig
klaget der Schonen
Sein Leiden aus Zellen von Laub. Vom
Ulmbaum* flötet die Am fei
In hohlen Tönen den Bals. Nur die geflü-
gelte Stimme »
Die kleine Nachtigall , weicht aus Ruhm-
fucht in einfame Gründe,
Durch dicke Wipfel umwölbt, der Traurig-
keit ewige Wohnung ,
( Worinn aus Lüften und Feld der Nacht
verbreitete Schatten
Sich fcheinen verenget sa haben, als ^c
Auroren entwichen,)
Und macht die fchreckbare Wüfie zum Luft-
gefiide des Waldes.
Dort tr&ikt ein finflerer Teich rings am fich
Weidengebüfche ;
AufÄfien wiegt Ee fich da, lockt laut , und
fchmettert und wirbelt,
Da£s Grund und Einöde klingt: fo rafen
Chöre von Saiten«
Itzt girrt &e fanfter, und Uuft durch taufend
Eärtliche Töne;
Itzt fchlagt fie wieder mit Macht. Oft wenn
die Gattinn durch Vorwitz
Sich im belaubten Gebaur des graufamen
Voglers gefangen»
Der lern im Lindenbufch* lauert , dann ruhn
die Lieder voll Freude ,
Dann fliegt &e ängßlich umher, ruft ihrer
Wonne des Lebens
Durch Klüfte , Felfen und Wald , feufzt un-
aufhörlich und jammert.
Bis &e vor Wehmuth zuletzt halbtodt zur
Hecken herabfällt ,
Worauf fie gleitet und wankt mit niederfin^
kendem Haupte.
Da klaget um &e der Schatten der todten
Gattinn, da dünkt ihr
Sie wund und blutig zu fefan. Bald tönt ihr
Jammerlied wieder ,
Sie fetzt es Nächte lang fort , und fcheint bey
jeglichem Seufzer >
Aus fich ihr Leben zu feufzen. Die nahen «
firauchichten Hügel,
HieduTch zum Mitleid bewogen , erheben ein
zärtlich Gewinfel.
«asaBsaBSBSBssaBBBBs 164 bbsssssssssssbbsbs
Alleia , was koUeit und girrt mir htef
zur Seite vom £ieliftamm%
Per kalb yermodett und zweiglos Von kei*
nem Geflägel bewohnt wird 7
Taufckt mich der Einbildung Spiel? Sieht
plötzlich flattert ein Täubchen
Au« einem Aftloch' empor mit wandelbarem
' Gefieder :
Diels zeugte den dumpfigten Schall im Bauch*
der Eichen. Es gleitet
Mit ausgerpteiteten Flügeln in'sThal, fucht
nickend im Schatten,
Und fchattt fich Torfichtig um, mit dfirrea
Beifern im Munde«
Wer lehrt die Burger der Zweige roll Kunft
fich Nefter zu wölben ,
Und fie ßir Vorwitz und Raub, roll fölTeil
Kummers, zu fiebern?
Welch ein verborgener Hauch füllt ihre
Herzen mit Liebe ?
Durch dich ift alles , was gut ift , unendlick
wunderbar Wefeo,
Beherrfcher und Vater der Welt! Dobift fö
herrlich im Vogel,
Der hier im Dornfirauch' hupfit , ab in der
Vefte des Hinunels,
In einer kriechenden Raupe , wie in deoi
flammenden Cherub.
KSBSBBS&BBBBSHSB 1^5 BsaataanssBEBaBBai
See ibnder Ufer und Grand! aas dir quillt
alles ; du felber
Hafi keinen Zufiuls in dich. Die Feaermeere
der Sterne
Sind Wieder fcheine von Pfinktchen des Lickts,
in welchem du leuchtefi. —
Du drohft den Stürmen» &e fchweigen; be*
rührft die Berge , ke rauchen ;
I>as Heulen anfrührifcher Meere , die xwi*
fchen wäffemen Felljp
Den Sand des Grundes entblößen» ift deiner
Herrlichkeit Loblied ;
Der Donner, mit Flammen beflügelt» res-
kündigt mit brüllender Stimme
Die hohen Thaten von dir; vor Ehrfurcht
zittern die Haine,
Und wiederhallen dein Lob; in taufend
harmonifchen Tönen ,
Von dem Verftande gehört » yexbreiten Heere
Geflirne
Die GrÖlTe deiner Gewalt und Huld von
Pole zu Pole.
Doch wer berechnet die Menge von deinem
Wandern ? wer fchwingt fich
Darch deine Tiefen» o Schöpfer? Vertraut
euch den Flügeln der Winde »
Ruht auf den Pfeilen des Blitzes p 4arch«
Jlreitht den glänzenden Abgrund
Der Gottl)«it, ihr endlichen GetAer» dttrcjh
taufend Alter des Weltbaus ;
Ihr werdet dennoch zuletzt kein Punktchen
näher dem Grunde ,
Als bey dem Aasfluge feyn. Verftummt denn»
bebende Saiten;
So preift ihr würd'ger den Herrn. - • -
Ein Flufs Ton lieblichem Dirft'» den Zephyr
^ mit rättfelnde» Schwingen
Von nahgelegener Wiefe herbeyweht , no-
thigt mich zu ihr. .
Da will ich an fchwirrendem Bohr' in ihrem
filumenfchoofs' ruhend ,
Mit Barken Zügen ihn einziehn. Kömmt zu
mir» Freunde der Weisheit,
Mein Spalding und Hirzel , durch die jüngft-
hin der Winter mir grünte.
Von deren Lippen die Freude zu meinem
Bufen herabfiromt ,
Kommt y legt euch zu mir , und macht die Ge-
gend zur himmlifchen Wohnung!
Lafst uns der Kinder der Flora GeAalt nnd
Liebe bewundern.
Und fpotten , mit ihnen gefchmückt , des trä-
gen Pöbels im Purpur !
Befiagt die Schönheit der Tugend; la&t eurea
Mundes Gefpräche
Mirfeyn, wie Dufte voaRofen. Hier ißt der
Grazien LuAptati;
. Kunftlofe Gärten durchirrt hier die Ruh'; hier
riefelt Entzuokong
Mit hellen Bächen heran. Den grünen Kl«e-
boden rchmüiaken
Zerflreute Wälder Mon Blumen. Ein Meer
von^kolden X^reruchen
Wallt unfichtbar über der Flur in ^ofTen
taumelnden Wogen ,
Von lauen Winden durchwflhlt. Es ift durch
taufend Bewohner
Die bunte Gegend belebt Hochbeinigl watet
imWalTer
Dort zwtfchen Kräutern der Storch« und
«blicht begierig nach Nahrung.
Dort gaukelt der Kibitz und (chreyt um's
Haupt des mfiCBgen Knaben,
Der feinem Nefte fich naht. Itzt trabt er
vor ihta zum Ufer,
Als hätt' er das Fliegen . vergeffen , reizt
ihn durch Hinken zur Folge,
Und lockt ihn endlich in's Feld. Zerfireute
Heere von Bienen
DurchCäufeln.die Lüfte; fie fallen auf Klee
und blühende StAuden ,
Und hängen glänzend daran , wie Thau von
Moadichein' vergtildet ;
Sann eilen fie wieder zur Stadt» die ihneB
im Winkel de» Angers
Der Landmann aus Körben erbaut*. Ein Bild-
nis recktfchaffener Weifen ,
l>ie ficb der Heimatb entziehn » der Menfch-
beit Gefilde darebfuchen ,
und dann heimkebrea'-aBür >ZeUe' mit läffer
Beute beladen»«
Uns Honig der Weisheit zu liefern«- Ein See
voll fliehender Wellen
Raufcbt in der Mitte der Au » draus fteigt ein
Eiland zur Hohe ,
MitBflumeii und* Hecken gekrönt, das »wie
vom Boden entrilbn »
Stfheiiit gegen die Fluten zu fehwimmen. In
einer beiden Verwirrung •
Prangt drauf HambuttengeEr auch voll feu-
riger Sternchen» der Quitzbaum»
Holunder» raucher Wachholder» und fieh
umarmende Palmen.
Das Geisblatt üchmiegt £ch an Zweige det
wilden Rofengebüfche :
Aus Wolluft küflen einander die jungen
Biilthen » und hauchen
Mit luflem Athem ßch an. Der blähend«
Hagdom am- Ufer
B&ckt fich btsttber aus Stolz , und fieht vei •
wuttdemd im Waffer
3sssss=ass3=ssaaaBs i6p sasaesassssssssssssaas
Den wei&en und röthlichen Schmuck. O
Schauplatz , ^er du die Freude
In's Herzens Innerftes malfi > ach ! dafs die
Wärme > die annech.
Seitdem der Winter von uns entflohn , kein
Regen gemildert , ■
Dich Tarnt Gefilden und Gärten » die nach
ErfriCchung fich fehnen.
Doch nicht der Zierde beraubte » und feiner
Hoffnung den Landmann !
Erquick' fie , gnädiger Himmel , und über*
fchütte von oben
Mit deiner Gfite die Erde : — Er kommt , er
kömmt in den Wolken,
Der Segen! dort taumelt er her, und wird
fich in Strömen ergiefsen.
Schon ftreicht derWefiwind voran, fchwärmt
in den Blättern det Bäume
Und wirbelt die Saaten , wie Strudel. Die
Sonn' eilt hinter den Vorhang
Von baumwollähnlichem Dunft*; es ftirbt
der Schimmer des Himmels
Gemach , und Schatten und Nacht läuft über
Thäler und Hügel.
Gekräufelt durch fi Iberne Zirkel, die, fich
vergrölfernd , verfchwinden ,
Verrätb die Fläche des Waffers den noch
nicht iichtbaren Regen. — .
Itzt fällt er häufiger nieder » fich wie Gewe«
be clurchkrttuzend.
Kaum fchützt des Erlenbaums Zelt mich vor
den raufchenden GüITen.
Das Volk, das kürzlich aus Wolken die
Gegend mit Liedern erfüllte »
Schweigt, und verbirgt lieh inBüfche. Im Lin*
denthal* drängt fich in Kreifen »
Vom Dach' der Zweige bedeckt , die Wol-
lenheerde um Stämme. ^^
Feld y Luft und Höhen find öde ; nur Seh waU '•
ben fchiefsen in Schaaren
)ni Hegen, die Teiche befchauend. -~ Die
Augenlieder, die itzo
Das Auge desWeltkreifes decken, die Dünft*
erheben fich plötzlich.
Nun funkelt die Bühne des Himmels, nun
fieht man hangende Meere
In hellen Tropfen zerrinnen und aus den
Lüften verfchwindcn.
Es lachen die Gründe voll Blumen, und al-
les freut fich, ob 'fiöIFe
Der Himmel felber zur Erde* Jedoch fchon
fchiffen von neuem
Beladnc Wolken vom Abend', und hemmen
wieder das Licht;
Sie Cchütten Seen herab, und fäugen die
Felder wie Brüße.—
■ ' ' ' asaassaas i;^i i s
Auch die vergtelsen fich endlich. Ein güld-
ner Regen von Stralen
Füllt itzo wieder die Luft ; der grüne
Hauptfchnfuck der Felfen,
Voll von den Saaten der Wolken , fpielt
blendend gegen der Sonne.
Ein Regenbogen umgurtet den Himmel , und
fieht fich im Meere ;
Verjüngt , voll Schimmer und lächelnd , voll
lichter Streifen und Kränze
Sehn die Gefilde mich an. Tauch' in die
Farben Aurorens,
Mal' mir die Landfchaft , o du ! aus delTen
ewige A Liedern
Der Aare Ufer mir duften und vor dem An-
gefleht' prangen,
Der fich die Pfeiler des Himmels , die Al-
pen , die er befungen.
Zu Ehrenfäulen gemacht. — Wie blitzt die
fireifichte Wiefe
Von demantähnHchen Tropfen ! Wie lieb-
lich regnen ke feitwärts
Von farbigten Blumengebüfchen und blü-
henden Kronen der Sträuche!
Die Kräuter find wieder erfrifcht , und hau-
chen üärkre Gerüche;
Der ganze Himmel ift Duft. Getränkte Hal-
men erheben
\p
aKSSaSSSaSSBS^B8BHI 179 ■S8SS3BSSS=aBS=BB
Froh ihre Häupter, und fcheinen die Huld
des Himmels zu preifen.
Grünt nun , ihr holden Gefilde ! Ihr Wie-
fen und fchattichte Walder»
Grünt! Teyd die Freude des Volks; dient
meiner Uufchuld hinfühso
Zum Schirm'» wennBosheit nndStolz ausSchlöf-
fern und Städten mich treiben.
Mir wehe Zephyr aus euch , durch Blumen ii^
und Hecken, noch öft«r
Ruh' und Erquickung in's Herz. Lafst mich
den Vater des Weltbau's »
(Der Segen über euch breitet im Stralen-
kreife der Sonne»
Im Thau' und Regen)» noch femer in eurer
Schönheit verehren »
Und melden » voll heiligen Grauens » fein .
Lob antwortenden Sternen ;
Und wenn » nach feinem Geheifs'» mein Ziel
des Lebens herannaht»
Daun fey mir endlich in^ euch die letzte
Ruhe verfiattct.
CISSIDES ü»n FACHES,
f w
DREY GESANGEN.
VORBERICHT.
Ich bilde mir nicht ein , durch die-
fes Gedicht die Welt mit einem Hel-
dengedichte zu bereichern. Meine
Abficht War , einen kleinen kriegeri-
fchen Roman aufzufetzen; und nach
diefer Abßcht wird mich der Lefer
beurtheilen. Den Abfclmitt des Ver-
fes habe ich nicht immer an diefel-
be Stelle gefetzt , weil ich beforgte,
durch den beftändigen Gleichlaut den
Lefer zu ermüden.
^75
CISSIDES UND FACHES-
ERSTER GESANG.
ZwiE Y Freunde fing' ich , die roll Edel«
math
Sich gegen ein gewaltig Heer Athens
Mit kleiner Macht beherzt rertheidigten :
O Kriegesmufe , fey dem Vorfatz' hold !
Begeiftre mich ! auf dafs der ehme ^lang
Der Waffen aus dem Liede wiederfchall' »
Und mein Gefang der That nicht unwerth fey«
Als Alexander ftarb, vor deflTen Muth*
Der Orient gebebt: , erkühnte fich
Athen , gereizt durch niedem Eigennutz,
Vom MacedonTchen Reich' Theffalien
Sich zu zu reifsen , und verfammelte
Gar bald ein zahlreich Heer. Leofthenes
War Führer. Wift ein Strom , im frühen Lenz'
Von RegengüflTen und gefchmolznem Schnee
GeCchwollen , raufcht und aus den Ufern
dringt,
«BSaBBBSSSaBS&^BBaBS ^7^
Die Flur zum Meere macht , die Wobnungen
' JDes Landmanas y Bäum' und Steine mit fich
rollt,
DaCs Fels und Wald vom Aufruhr' wiedertönt .^
So raufcht di« wild» Schaar Athens daher.
Verheert und überfchwemmt Theflalien»
Antipater *) zog aus mit feiner Macht
Aus Lamia **), dem ftolzea Heer' die Stirn"
Auf freyer Flur zu bieten. CifSdes ,
Als Haupt Ton wenig Volke , blieb zurück
In einer kleinen Burg bey Lamia ;
NAchft ihm fein Streitgefährte Pacjbes , gleich
Mit ihm an Tagend» gleich an Tapferkeit.
9, Ihr Macedonier! " fprach CiOides
Zu feiner Schaar, die ron der Mauer fchon
Den fernen Feind mit Blicken tödtete «
9,Ihr Macedonier! niin zeigt» daGi ihr
;»Es würdig war't » ron Aleacandern einft
»»Befehle zu empfahn. Sein Heldengeift
„Sieht vom Olymp' auf alles » was ihr dint.
»»Pen» der fur's Vaterland den Tod niclit
fcheot 9
«
• /) AUzs9d«rf GSAdül. j
••) Die Hanptftadt ite TheibUen.
«■mWWH—
9f'
177 ' ■
Erwartet dort fein Hitnmel » Kl er fein Ruhm ;
,;Uhd Sehand' erwartet jeden feigen Mann.
»ylOie Menge nieht , nur Math macht Hee-
re fiärky
„Und nur daroh ihn bezwangt ihr fonft die
Welt;
,, Athen ift nicht die Welt : es wird 6eh bald,
9 ,Bald neigen vor Antipatem und uns !
»»Durch uns gefchwächt erliegt Ireofthenes,
„Ja 9 durch Verluft'Yon feinem halben Heer'
yyErkattf er unfer SchloCs! Denkt» was ihr
war't,
„IhrMacedonier! und feyd es noch!
,,Und fechtet noch auf Knieen » w«nn ihr
fallt!"
So fprach er. Ein Gemurmel, wie zur Zeit
Des nahen Sturms im regen Meer' entfieht.
Durchlief dieSch&ar. EinKrieger , der mit Blut
Den Ganges färben half, dem edler Stolz
Im oAleUf Angefleht' roll Narben fafs ,
Erhttb die 5limm% und j^raeh zum CilBdes :
^,Mifstfiiu«n hat das Heer ^ das dir gehorcht,
„Noch ni« rerdient ; doch deine Rede zeigt
„Mi&iraaen an. O Feldherr , diefer Geift
„Der Tapferkeit , der uns in Afien
„Befeelet hac^ befeelf ans noeh! Es denkt
„Der Krieger jede Naeht » fo bald ^er Schlaf
syVon feinem Lager flieht, aa nichts, als Ruhm,
^»An nichts, als Ehrenwunden ; jeder hat
„Sein Leben gegen fernes Landes Wohl
„Und gegen feinen Ruhm verrechnet. Ha!
„Wie horchen wir nicht a^if , fobald ein Wort
„Von Helden ans der Griechen Munde £ällt:
„Denn diefer Name , dünkt uns , zieme nur
„Den Macedoniem. Mehr Zuverficht!
„Mehr Zuverficht zu uns, o Ciffidesl
„Von Schande fptich une nicht, von Feig-
heit nicht !
„Bis auf den letzten Mann wird fich dein Volk
, , Vertheidigen ; und hat die Schickung mich
„Zum letzten auserfehn, fo fecht'.ich noch,
„Bis mit dem Blut' mein Leben von mir
fleu&U "
*Der Feldherr fprach: „Mifstrauen .hat
mich nie,
„Auch nicht ein Schatten gegen euren Moth,
„Ihr Brüder, eingenommen; Ich bia fiol^»
, J>ais folch eifl^ Heer mir anvertrauet ward.
„Gefahr erhöhet unfern Muth» iind Schmerz
^,£zhit%et un&e Räch', und unfer Tod . .
„Verbürgen uns Unfierl{lichkeit: denn bald
„Wird Dafirei Thaten l^tzt.e das Gerächt.
,,Aof f^hnelUn Fittigen von einem. ?or ,
^79
„Zum andern tragen ; enälick wird
„Nach unferm Namen einGeftim benannt.
„Wo Tindars Sohne fiinkeln , oder dort,
^yWo Perfeus and Orion leuchten, dort
„Wird Alexander, unfer Gott, mit uns
„Vom Himmel auf die Menfchenkinder fehn/
Wenn, vom Orkan' gepeitfcht, des Mee-
res Flut
Sich mit den hangenden Gewölken mifcht«
Und itzt zur Hölle niederfturzt , und itzt
Sich wieder in den Himmel thürmt, und
heult
Und bellt und donnert ; wenn alsdann
Neptun
Den mächtigen Trtdent mit fburkem Arm
Aus WalTerbergen hebt; wie dann der Sturm
Im feine Höhle flieht, und Meer und Land
Und Himmel fröhlich lacht: fo legte fich >
Der kriegerifche Zorn der kleinen Schaar^
Sobald der Feldherr fprach , und flöCste Lull
Und Heiterkeit den Heldenfeelen ein.
IndelDen nahte fich der ßolze Feind ;
Und Mann und Rofs trat aus dem Staub*
herVot.
Sin unabfehlich Heer, ron Spiefsen fian*.
ISO
Gleich einem Ährenfelde , halb bedeckt
Mit blanken Schilden, Köcher roller Tod
iVuf feinen Schultern» sog mit gleichem
Schritt',
In wpiten Kreifen , rauTchend um das Schlols;
Und eine weifse Stadt von Zelten ftieg
Schnell aus der £rd' hervor, den Wellen
gleich ,
Die das von Winden aufgewühlte Meer,
In Schaum gekxaufelt , an's Gerade wälzt.
Mit Pfeilen und Ballifien*) war der Feind
Nicht zu erreichen ; CilBdes befiehlt ,
Bey Nacht fich ihm zu nahem , und dem
Schlaf
In Tod ihm zu vei;vandeln. Und fie (ank
Vom Hinmael , diefe Nacht. Und Faches nahm
Zweihundert Krieger aus der dunkeln Burg,
Und überfiel in Eil' den müden Feind,
Den itzl ein Schlaf von Bley belaftete.
Wie ein gewalt'ger Sturm den Hain er-
greift ,
Auf Eichen Eichen fiürzt , und efiie Bahn
*) Mtfchinea , mif welchen man Steiat warf. Sieh
Lipfii P»liorcteicQa iib. III. dial. 3.
Sich durch die Wohnung der Dryaden macht ;
So machte Faches Schaar fich eine Bahn
Buroh's Feindes Lager; tödtete uierft.
Die feft entfchlafhe Wacht , und eilte dann
Von Zelt xo Zelt » und ftiefs das Schwerdt»
und fliefs
Den Speer den Röchelnden in Hals und Brufi;
Bis 9 durch der Sterbenden Gefchrey erweckt,
Ein jeder zu den Waffen taumelte.
Nun eilt' mit feinen Helden Faches hin.
Da wo er Ton der Warte feiner Burg
Die Wagen ausgefpäht , die Klumpen Pech,
Und Fakeln und geballten Schwefel , Werch
Und Harz und alle Speife des Vulkans
Herbeygeführt» ergrifiP mit fchneller Fauß,
Und jeder mit ihm , eine Fakel , lief
Zum Wachtfeur und in jedes öde Zelt :
Die Flamme loderte durch alle Reihn*
In fchrecklichem Tumult' rifs jeder itzt
Sein leichtes Haus zu Boden. Faches zog
Vergnügt und unverfolgt fich in die Burg,
Sah, felbll erßaunt, am Morgen, was fein
Schwerdt
Und die Gewalt des Feuers a^sgefibt.
Xeofthenes fchnob Rache. Kaum erfchien
Im Lager der Ballißen drohnde Laß»
aaeaaasaa igg ' ■
Und Katapulte *) » Thiirm' **) und was die .
Wut
Zum Untergang' der Menfcben ausgedaeht:
AU er dem SchloOefiehin Graben ***), und
Verdecken****) n&herte. Nichts ward ver-
filumt«
Was fübig war , es mit Gefahr und Tod
Zu füllen. Elfen fiel wie Regen d'rein ;
Und ungeheure Felfen, vom Bailift*'
Gefohleudert » fauften und durchkreuzten lieh.
Und den fie trafen , den begraben &e,i
Und vom Gefchrey' der Stürmenden erklang
*) Mtfchinen , mit denen man lifenpfeile | Spiefse
«nd dergleichen warf.
**) Bewegliche Thiirme 9 welche die Alten oben
mit Volk beretzten , nnd fic gegen die befetzten Thür-
me der Mauern gebrauchten; Sieh den Polyblus.
***) Die Alten machten Lau fgr&ben, die den nnn:i-
gen fehr ähnlich waren. Sieh St. GcnieArt milit. pm*
riqu e Tom. I. pag. ag.
•«••) Eine Art beweglicher H&tten , deren flache ,
aber iarke y Dacher die Belagerer vor den Steinea
Achertea , und bey den Römern Mnrcnli , Crate»,
Viatae y -etc* hiefsea* S. Upfit Poiiorc. lib. !• dial. 9.
I I 183
Des Himmels B&hne iitreit , wie Re erklingt
Vom taufendÜm'migen Sturmwmde ; wie
Der Wald in Lybieh ertönt, wenn Low'
Unii Leopard und Lachs und Tiger brüllt,
AuF ihrem Raube ftehend. Ciißdes-»
So ruhig 9 als ein Gott, und als ein Gott -
So fchrecklich , überfchüttete den Fe'ind
Mit Sebenfachem Tod'. Ein Wolkenbnich
Von Steinen £el auf dein erlesnes Heer,
Leofthenes ! Der mächt'ge Katapult
Dujwhbohrte Bruftwehr , Fanzerrock und
Mann
Mit langen Pfeilen , wie des Blitzes Stral,
Und Spie&en. Eine Erndt' Erfchlagener
Lag auf den Feldern ausgefireut. Umfonfta
Dä&Mauerbohrer.fich, uodThurme fich
Der Vefie näherten; da& Widder fich
Der Mauer. Grund zu fturzen rüfleten;
Umfoaft^ 'dafs fich von Schilden grimmige
Phalangefa *) thfirmten;da und dort ein
Schwärm ,
•) ^«Xacy^f ^ma<fiii(ffioQ^ «de» wie «s die
KSmcr nennten , Teltndo militarls. GefcblolTene Ko-
lonnen , legten ihre Schilde über die Häupter ; an-
dere Koionnen iliegen anf dieffs Dach voaSchilden)
vad von da über die Maver.
Dnich Hebel hoch gehoben in die Luft »
Von drohenden Gerflften *) Pfeile fchois :
Das Ungewitter » das Vom SdilolTe fiel » .
Zetfchlug und CBhleud^rte zu Gnind den Fbind :
So fcfahig die wutenden Giganten Zevs,
Als fie,>den Himmel zu bekriegen, Berg'
Auf Berg' gethürmt; fein Blitz warf iie hesab ;
Verbrannt und blutig lag die tolle Schaar- .
Umher > und maCs der Berge Hdh' rerhehn. —
Doch blieb auch mancher Held des Ciffides :
Den tapfem Parraeo **) durchbohrt* ein Pfeil ;
Auch, dich , Simotes , überall bedeckt
Mit Narben , grofs in j«der Kriegeskunft.
Dem unbezwungnen Zelon , der allein ^
Ein Heer an Muth und Geifte war , zerfchlug
Ein Felsftuck beide Bein'. Er lebte lang'
Ein graufam Leben , und verbifs den. Schmerz
Voll Grofsmuth. Endlich fand Ceijt Bruder ihn
Im Kampf mit Schmerz und Xod«.und fchlug,
erblafst»
Die Hunde über fich zufammen. Selbft
Dem Tode vor Entfetzen nah', verband
*) D«rgleic1ieo die- ToUeBones der Ritmet wtris.
**) Die hier genannten Mwcdonier wirea akt« €f-
fhttre des Alexanders.
II i85 ■ '^ • '
Er ihn. — ^.Genug, o Bruder! endigd
»»Mein bittres Leben nur ! o du » um^ den
f^Ks mir allein gefiel " fpracfa Zelon. y,Nimm
9»Mein unnütz Gold mir ab » das du t und nicht
^,I>er Feind Texdient."— - Allein der Bruder
weint'.
Und gieng daron. ,» VerlälTett du raicU auch ? '*
Bief Zelon: ,tgöün& du mir langCftmen Tod?
,»Sonfi treufter Freund» gönnft du mir» daCs
ich noch
»»Den Schmerlen und der Schwachheit ob*
terlieg'a
„Und winfel' und nicht fterbe , wie ein Held?
»yGraufamer» geh! und rühme dich nur nie,
»»Dafs du mein Bruder warft." — 0er Bru-
der kehrt
Zurück, und füllt auf den Verwundeten,
Und lieget lang' auf feinen Lippen ftarr »
Jndefs mit HöUenfchmerzen Zelon ringt.
« *
D'rauf fetzt er feinen Bogen auf die Bruft
Des Flehenden » mit weggewandtem Blick':
Mitleidig fährt der Pfeil ihm durch das Herz , •
Und endigt feine Qual. Laut jammernd floh
Der edle Mörder , der fieundfahAftliche :
iEur Mauer hin, den Tod fÜr's Vaterland ,
Dem Bruder gleich , zu fterben ^ aber liels ,
Zu grofs zum Eigennutz', der Leieh' ihr Gold.
^asssssssBssssssssss, iS6 --^^^^3-^
r
2WEYTER GESANG.
Lbosthbmes Tally dafs die Burg mit Sturm
Scbwex zu erobern war ; er gab demnach '
Befehl , fie in d^pn Btand zu flecken. Schnell
Warf der Bailift , flatt Steinen » eine Saat
Von Klumpen griechTchen Feuers *) — Wie,
wenn Vefuv
Sein brennend Eingewetd' hoch durch die Luft
Umher fpeyt , mit erfchrecklichem Geräufch*
Der Feuerregen in ein Feuermeer-
Im Thal' zufammenfliefst, und weit das Feld
Mit laufenden und rothen Wellen deckt »
Da(s fich dasWaOTer in den Seen fcheut»
Und von dem Lande flieht , dafs Fels und Meer
Erfchrickt und jammert : fo flols in der Burg
Der Feuerregen in ein Feuermeer
Zufammen ; Tod und Schrecken fchwamm
darauf.
*) Le fes grtfgeois i ce fen inextingnible i dont le
ftcret s*eft perda ddpuis bien desfieclesy dtoitcom-
por^ de fovfr«y de bitnm«, de gommei de poix et
de refine , qni lyrftloit jurquei dans l'eav. On leaoAmft
gtigtois da nom desörecs, qni s*ea fönt ftrvis les
Premiers. Ray de St. Qeniei Art de U gnerse pra-
tiqne. T. I. p. ^.
Bald donnert' in des Schlofles Innerem
Die Flamme » wie im Bauch' der HöU', und
fuhr
Ztt allen Fenfiem und zum Dach' heraus
In Strudeln : und der ganze Bau ward Glut ,
Fiel in einander , wie ein Fels . vom Blitz'
Gefpalten , föllt. Die Erde zitterte ;
I>es Himmels weiter Raum erfcholl umher ;
Zu löfchen war umfonft. Auch drang der
Feind
Stets wütender heran » und dacht* einmal
Den macedon'fchen Muth zu fchwächen.-*
Doch ,
Er fchwScht' ihn nicht , und CifEdes hlieh fiets
Derfelbe ; Faches auch : &e breiteten
Nacht fiber's Volk Athens » mit Pfeilen » aus ,
Ennulitertea ihr Heer, und wo Gefahr
Grols war , da waren fie ; begegneten
Sie fichi Co fahen fie vergnügt fich an;
Schwieg gleich der Mund, fo fprach ihr
Auge viel.
Und fagt': Unfterblichkeit ift unfer Theil ! —
Doch auch die Freundfchaft fah zum Blick'
heraus ,
Und es blieb ungewifs, ob Heldenmurh
Die Freunde mehr beherrfcht', als Zärtlichkeit.
Sie drückten fich die Hand', iind eilten dann ,
SMHBavssBaBsaaBaBa iS8 soBssoESisssssscsss
WobiB fie Ehte trieb, und wo ddr Tod
In Feat und Steia und Pfeilen faufete. —
Gleich uaeifclirocken blieb ihr kleines Heer :
Sah jemand feinen Freund getödtet ; floGi
Vom trüben Aug* ihm eine Thrinenflnt ,
Podh CQhickt er Pfeil' auf Pfeil' dem Feind« xu.—
»
Zulezt befiel den Ton dem Streit', rom Brand'»
Und Noth an Ruh' erhitzlen Ci£Eidea
Ein heft'ger Dürft. Er kämpfte lange fchon
Kit Aagft nnd Ohnmacht , weil GetrSnk
gebrach
(Des Schlofles Brunnen war rerfchfittet von
Ruinen.]t— Ach i ich fterbe ! Cagt' er fchwach
Zum Pachet ; fchon feh' ich den Himmel fchwara ;
JDurft ift mein Tod , und nicht Leofthenes. -—
Sein Freund erbla&te mehr , vor Angft , als ^r ,
Und eilte fort , and fiehöpft' in feinen Helm»
Von eben nur Erfehlagnen , Blut , und bracht'«
DemCilBdes, nndfagte: Trink! Er trank»
Und feufzte fcbandernd : Ach ! ihr Götter ! ach !
Wo£u bringt ihr die fchwachen Sterblichen! —
Allein er ward erquickt , und Hetteskeit
Kam ihm i^i's Antlitx. Nach dem Than' der Nacht
Erheben Blumen. fo, die fchon die Au
Befäen wollten mit der BUtter Schmuck',
Gedrückt Vota Sonnenftral' des Tor'gen T«ags »
Voll Pracht ihr hangend Haupt, undgl£nzen, wie
Der helle Morgenfiern, der auf fie Geht.—
£r ward erquickt , der tap&e Ciffides ,
Und eilte tu der Maur , wo alles noch
Mit Löwenmuthe Btxitt , obgleich die Zahl
Der Todten feines Volks fchon größer war ,
AU der noch Lebenden. Er kam nicht hin !
£in Pfeil flog über die zerfallne Burg ,
Und fuhr dem Helden — Ach ! erfchreckliehe
£rinniung 1 MülTen anch des Todes Raub
Diejenigen feyn, die, zu der Erde Glück'»
Zu leben ewiglich verdieneten ! •—
Fuhr in den Rücken ihm nnd durch die Bruft.
Fr ßel aufs Angefleht. Gefühllos lag
Er lange fo , — > erholte fich- dennoch ,
Und^ wollte fich erheben» aber Kraft
Gebrach ihm. -— Faches kam , und fand den
Freund
Im Blttte fchwimmend. Ach » wer kann dei^
Schmerz
Des Redlichen befchreibea! Ohne fich
Zu regen » fiand er. -^ So erfiarrt die Flut
Im Winter, wenn der rauhe Nordwind ftürmt;
Sein Athcm rührt BlC an » und &e ift Stein.
Ach, fagte Ciffides, zieh doch den Pfeil
JVlir AUS dem Rücken, Freund, und kehi'
mich um!
Der Tod für's Vaterland wird mir nicht fchwer ;
Die Art des Todes nur wird mir^ : wer fo
Mich findet , kann vermuthen » als hStt' ich
Die Brufi dem Feinde nicht gezeigt. Lafs nicht
Mit Schande mich mein Leben endigen»
Daflets mein Wunfch nur Ehr' und Tugend war!
Und Faches zog den Pfeil*) zur Wund' heraus
(Blut fiürzt' dem Eifen nach , wie Wafler aus
der Quell*), umarmet' und erhub den Freund »
Mit Thranen in dem Aug', und kehrt' ihn um.
Hab' Dank ! — Leb' ewig wohl ! — fprach CiIHdes,
Freund ! — und verfchied. Von taufend Ster>
benden
Die Qual zufammen ift kein Theil der Qnal ,
Die Faches fühlt': er glaubt' nur halb zu £eyn ,
Wehklagte laut und irrte wild umher.
Wie eine Löwinn in derWüfte, wenn
Man ihr die Jungen raubt. Das Heer erfchrack.
Und klagte mit. Der Feind erfuhr den Schmerz
DeflTelbeh durch BalliA und Katapult.
Von Neuerfchlagnen raucht* umher das Feld $
Blut und Gehirn und Leichen deckten es.
') Die Alten hatten vielerley Pfeile > nad einige
davon waren mit keinem Wiederhaken verrehen. Die
es nicht waren, konnten alfo leicht ans einer Wna-
de herans gezogen wcidca. 8. den Lipfins.
■ ■''' I - i^imsssssssss==sssipsssss
DRITTER GESANG. .
r^ACHDEM der Feind den Cidfides nicht mebc
Erblickte , der durch einen Fedeibufch
Am Helm' erkenntlich war, vermuthet' er
Den Tod deflelben »und dacht' im Triumph'
Bald in das Schlofs zu fieigen, wenn er'sitzt
Aufbieten liefs'; «in Herold ward dazu
Befehliget ; fein RoGs war Holz , wie er ;
Es fchien , die Erde zu verachten : kaum
Berührt' es üe mit leichten Füflfen. fchnob
IJnd wieherte zu der Trompete Klang',
Und foderte zum Kampf heraus , wie er.
»•'
yEuch wenigen," Tagt' er, indeAi er fich
Der Mauer naht', „euch wenigen , die noch
,,Die Macht der Waffen des Leofthenes
9,Bisher yerfchpnet hat , euch bietet er
„Das Leben an, und feine Gnad', im Fall'
.,Ihr euch an ihn ergebt. Verwegenheit
9,Iß eur vermeynter Muth. -— Seht um euch !
feht,
,9 Was für ein zahlreich Volk euch noch um-
fchliefst !
^,,Seht, feine Spiefs' erheben fich umher,
„Wie Ähren auf -dem Feld'! und Tapferkeit
■J ' ' "• : 192 xssssss=3=ssssss
„Wird in den Bufea ite euch tauchen » wenn
j,Ihr länger kämpft. Lafst eure Wut einmal
„Gehorchen der Vernunft, und übergebt
„Die Maur der Öden Burg dem Heere , das
„Voll Langmuth euch bewundeft und nicht
fcheot ;
„Wählt feine Huld , wo nidit, fo wählt den
Tod ! ''
9»
Wir haben längft gewählt , fprach Faches
( Ernft
Und Majeftät fahn aus dein AngeGcht'
Des Helden), „Tod iß unfer Wunfch und
Glück »
„Wenn wir dadurch des Vaterlandes Wohl
, »Erkaufen können; und wir werden es
„Gewifs dadurch erkaufen! Schande trifft
,',Den niederii Stolz und Geiz Athens gewifs!
„Warum bekriegtet ihr uns ehmals nicht»
„Als Alexander uns heherrfchte ? glaubt
„Ihr» unfer Muth fey mit ihm eingeCcharrt?
„Und wenn ihr diefes glaubt ; ifi's edel , dafs
„Ihr Schwachheit überfallt? — Allein umfonfi!
„Noch lebt des Helden Geift in feinem Heer%
»yUnd eure Scheitel wird es fühlen. — Auch
9»Raubt* uns der Tod des CilBdes nicht Muth ;
,,Mit ihm liegt unfre Luft» nicht Tapferkeit.
*93
Nicht euch» nicht Tod» nur Schande fOich-
ten wir."
Der Herold brachte dem Leofihenes
Die Antwort kaum » als alles um die Burg
Zum Angriff fich bereitete. Wenn Sturm
Au« Äols Höhle fällt » wie Waffer aus
DerSchleuf und drückt den Wald; dann
neigen £ch '
Die fiarken Wipfel zu der £td herab ;
Tumult herrfcht überall , und jeder Zweig
Vermehret das Geräufch ; der Klüfte Schlund
Brüllt dumpfigt; tauber Lärm erfüllet weit
Des Himmels Baum, d'rinn Wolke Wolke jagt :
So auch erwacht' im ganzen Heer' Athens
Schnell Aufruhr :Thtfrm » Bailift und Katapult
Und Hebel, Bohr und alles regte fich.
Und nahte fich dem Schlofs', in wildem Lärm'.
Zwar Faches lieGi an tapfrer Gegenwehr
Nichts mangeln i Pfeil' und Steine fchlugen den
Erhitzten Feind, wie Schloffen fchwaches
Korn»
Darnieder. Tigef find fo wütend nicht.
Wenn man zum Zora'fie reizet , wie fein Heer
Itzt war. Doch die Befatzung war zu fchwach.
Und atUgemein der Sturm«' Mifslung es hier
Dem Feinde» To erfiieg er dort die Maii'r.
Das Schlofs wardüberfehwemmt y and ward
ein Raub
Des Todes: fo rerfchlingt die Flut desIVfeers
Das Ufer nach der Kbb% und was fich ihm
Genaht: wo Blumen itzt ftolzirten» tobt
In Waßerwogen das Verderben it£t. — ^
Auch Faches ward des Todes Raub , wie fein
Fuiehtlofes Heer. Leoflhenes fand ihn
Durchbohrt und hingeftreckt » undkannt'ihn an
Der Rüfiung; lange fah mitleidig er,
Nebft Feinem Volk', dafs auf die Spielse fich
Umher gelehnt, den todten Helden an,
«Und eineThrJlne flofs ihm von dem Aug'^
£r iah noch Edelmuth in Zügen des
Erblafsten Angefichts. -^D'rauf wänfcht' er,
- auch
Den Ciilides zu fehn, doch lang' umfonfi.
Zuletzt erblickt* er einen Teppich anf
DerErd', erhob ihn und erfchrack , als ^t\k
Ein Macedonier aufrichtete.
Der mit dem Ciffides darunter lag.
»,W:as liegft du bey dem Todten ?{irug man
ihn.
ä,Kr war mein Herr , erwiedert' er ; dooh mehr
„Mein Vater. Ich war , als erlebt', ihm treu ;
*1 I ^ aaacag 195 sasssesEBSSESss-sss
„Sollt' ich vergeOen , es anitzt zu leyn ?
„Ibr habt ihn mir geraubt ; iraubt mir nur auch
,,Das Leben , meina Laft ! " -^ Ein Thrä-
nenguts
Netzt* ihm das Angeficht. Leoßhenes
Raubt* ihm das Leben nichts dem redlichen
Schildträger , fondern pries die feltne Treu%
' Und trdfiete den immer jammernden«
. Und fchenkt' ihm riel ; betrachtete nachher.
Samt dem gerührten Volk', deä Ciffides,'
Und glaubte , die entwichne Seele noch
In grofsen Zügen des Gefichts zu fehn ;
Beweint' ihn , liels die Afche beider Freund'
In einer Um' bewahren, ihnen auch
. ' Ein prächtig I>enkmal baun, und zog fich d'^rauf
Schnell nach Athen zurück: feinüeer war fo
Gefchwächt, dafser vergafs, in einer Schlacht
Antipatern zu überwaltigien.
Und fo ward, durch der beiden Freunde Muth,
Des Vaterlaiids Verderben abgewandt.
. 1
196
Ihr Kneger! die ihr meiner Helden Grab
Jn fpäter Zeit nocii fehl , ftreut Rofen d'rauF,
Und pflanzt von Lorbeem einen Wald umher !
Der Tod ffir's Vaterland ift ewiger
Verehrung werth. — Wie gern fterb' ich ihn
auchy
Den edlen Tod» wenn mein Verhängnils ruft !
Ich » der ich diefes fang im Lärm' des Kriegs^
Als Räuber aller Welt mein Vaterland
Mit Feur und Schwerdt in eine Wüßeney
Verwandelten ; als Friedrich felbft die Fahn'
Mit tapfrer Hand ergriff» und Blitz und Tod^
Mit ihr, in Feinde trug» und achtete
Der theuren Tage nicht für Volk und Land,
Das in der finfiern Nacht des Elends feufzt.-^
Doch es verzagt nicht d'rinn » das treue Land :
Sein Friedrich lächelt » und der Tag bricht an.
Der Tag bricht an ! Schon zöge Schwab' und
Rufs,
Lappländer und Franzos» ülyrier
Und Pfälzer, in podirlichem Gemifch',
Den Helden im Triumph', rerßattet' es
Deflelben Grofsmuth. Schoq fliegt Himmelan
Die Ehr' in blitzendem Gewand' und nennt
Ein Sternenbild nach feinem Namen ! Ruh'
Und ÜberfluDi beglücken bald fein Reicht
S E N E K A»
■ IN.,
TRAUERSPIEL.
VORBERICHT.
Ich habe diefe erßen Züge eines
Trauerfpiels in der Abilcht entwor-
fen , um nach denfelben ein Trauer-
fpiel in Verfeii auszuarbeiten. Weil
ich aber an meinem Vorfatz' gehin-
dert werde, und meine Freunde mir
Tagen, dals auch die Anlage nicht
miüsfalle, fo habe ichfie dem Druck*
übergeben wollen.
PERSONEN.
S £ N £ K A , ehemaliger Bath des Kaife»
Nero.
P O M P E J A , des Seneka Gemahlmn.
P O L Y B I U S, ein Freund des Seneka und
Vertrauter der Agrippina, der
Mutter des Nero.
PISO , ein Freund des Seneka:
F £ N I U S , ein Freund des Seneka.
aiv HAUPTMANN des Heerfähzert
Fabius.
DIB WACHE.
BIM BOTE.
DieScene ift auf dem Landgute des Seneka.
«feOtOBiaBtfBBttHB tOi *
■M
. S E N E I^ A.
JERSTi^R AUFZUG.
SENEKA UND P'ölViPEJA.
' SE N EK A.
Ja Fompc^a!. ich. habe dxn beträglicfaea
lUtclith^leMieTi» niid dtsn^patthrliehcn Ehrvn-
ilellü^o .mit oftehr, Freude etilßigr»; als ht
iühesAotKBbmn^'NLäm. kfiBfti^BsläilAök.waruii-
ge'n^iA ^irisi '.ieh, fie^^btoiahm,» .und es. tft
gel^ils ,'4a. ick mich ihiet entfchättet habe.
Nun wollen wir uns felber leben ,. mad den
niedern Stolz und Unfinn des Hofes nicht
•mehr icMeiM ? Attdenkeiis wfinllgto.
>• ieh-lioffe-* däfs/wit giücUich leyn wer-
den ', Sdnekal' und di^ bishei^gen - Wieder-
wai tigl^siten werdito «ns dienen ^ unfer jet-
ziges GlAck zu fahlen« Entfchlage dich nur
alles Kttmmen^ ^dac dich noch zuweilen
209 mBammamsasgmmm
quAlt ! Dein Gemath ky fo ruhig, wie die
Natur» die nun ihre Schätze um uns ver-
breitet, da es, wie fie, unfehuldig ift.
Es geht mir zu Zeiten wie denen, die,
nach überAandeAen fchweren Ungewittem
auf dem Meere , das Ufer betreten: der fette
Boden foheinel ihnen zu wanken ; das Bild
der tobenden Wellen ift ihnen noch immer
gegenwärtig, und fie furchten fich auf dem
Lande , von ihnen Verfehlungen %n werden.
Allein bald wird mir der Boden nicht mehr
wanken: die Zeit* wird die tranrigen Bilder
in mir verlöfchep. Auch das Angedenken
der KnechtCehaft Roms, das- nkioh oft un-
aus^^rechlieh martert, wird endlich in mir
' y erlolbhen , da. ich ' ifie ,'* auch ' duscH ■ Vet -
giefsung meines Bhits , nicht hMbe hindem
können.
POKFCJA.
Freylidi hätteft 4n iie nlekt hindern kdn-
nen. Dein Tod, det gewifs erfolgt wäre,
wenn du Rom nicht' .Yerläflen. hätteft -^
denn du haft.dem Kailer nils zu kAhn fei-
• ne JLafter »nd Granlamkeiten vorgewecfsn
«*r dein Tod wurde ^tur^das. UnglOck dei-
nes Vatetlaiides, und nicht lein Glück be»
fördert huben. Der Blutdorft des Tyran-
nen würde durch die Gewohnheit nocb. im-
mer heftiger geworden feyn ; und was wa*
re ihin noch heiiig geblieben , nachdem er
deiner nicht gefchonet? Sey alfo Ter^^ügt,
Seneka! dA6 Utigewitter , das fiber unferm
Haupte fchwebte , hat fich verzogen. Die
Vorfehang hat dich der Weh gefchenkt,
ond hat dich mir gefehenkt; denn ach!
was wäre ich ohne dich? Ve^gils» was
nicht in deiner Gewalt ift» und dberlafs
die Strafe des WCttrichs und die Errettung
deines Vaterlandes dem Wefen 9 das über
alles wacht 9 das, wie du mich oft geleh-
ret haft, alles zur Glückreligkeit der 'Welt
lenkt y und *die Thränen des Tugendhaf-
ten und des Weifen an feinen Feinden
rächet*
SKHBKA«
Es wird üe rächen» das gütige, das ge-
rechte Wefen ^' es wird alles zor Glückfe-
ligkeit der Weh lenken ! Allein wie kannft
du mir vorwerfen , da(s ich dem Nero fei-
ne Graufamkeiten zu kühn verwiefea?
Kann man gegen einen Böfewicht zu* kühn
feyn ? Und hätte ich mich nicht durch Still-
fchweigen feiner Frerelthaten theilhaftig ge-
steaaaaasa ■ 204 sssssssssssssoBsst
macht ? Wer Laftem wehren kann, und weh-
ret ihnen nicht , der rerubt fie felber.
POMTPKJ A.
Ka ift deiner Denkungsart und deines
Herzens wfirdig , dafs da dich . des Wut-
richs Bosheiten widerfezt. H£tteft da aber
nicht rielleicht durch Sanftmuth 9 und an-
haltendes Bitten , und Vorßellungen » mehr
ausgerichtet, als durch Heüigkeit? Doch
Polybius kommt» er—^
ZIVEVTER AUFTRITT.
POI.YBIUS UND DIB VORIGEN.
PÖLYBIUS.
Und* du haft dein Vaterland Terlaflen,
Seneka » und haft nicht erwogen , dafs da
esverwaifet hinterliefseft? Seit deiner Ent-
fernung iß Rom ein gro&es Gefangenhaas,
das Ton den Klagen der Elenden und Un-
terdrückten wiederhallet. Welch ein Jam-
mer, die Tugend ewig mit erblafstem An*
gefichte • und in Zähren zerfloflen , zu fe-
hen! Kein Rechtfchaffher Öffnet die Au-
gen mehr der Freude; ein jeder glaubt,
dafs ihm ein entblöfstes Schwerdt .fiber der
' g05
Scheitel hange 9. und der immer erneuerte
Gram yetSnStert ihm die Ausficht in -fro-
here Tage. GeAern— -ach! daGi der fshwap-
ze Tag ewig aus dem AngedenJie» der Men*
fchen könnte verlofchen werden ! «* geftern
hat des Nero grofse und tugendhafte Ge-
rn ahlinn , auf das Geheifs des Bafbarea , den
Giftbecher**
PO MV »JA. ■
Wie? Oktavia. ift durch Gift hingerich-
tet? Oktayia». meine Freundinn? O Him-
mel y wer wird nunmehr leben wollen !
Was hat fie verbrochen? Wie hat £ch
das Bild der Schönheit , und der Sanft-
muth, den Hafs des Bdfewichts zuziehen
können?
i> t Y B I u s;
Ja Pompeja , Re ift nicht mehr » die fchö-
neUnfchttld» die Ehre der Menfchheit! Re
ift nicht mehrt'; Nach langer Qual hat &e,
die vergangene Nacht, die grofse 'Seele dem
Himm«! zugefchickttuHd fie geniefst jetzo
fchon den Lohn ihrer Tilgend. Ihr Verbie*
chen war ihre Unfchuld und ^ihre gVofsen
Eigenfchafteh ; und wehe den Edel n u^d
Bechtfchaftien , fie werden noch viele Ver-
brechen begehen ! -^
Ift es mSglich , daSk die Bosheit des
nenfehlieken Hersens fo weit kann getrie-
ben werden , als Nero Re treibt! dafs die
Natur fich fo verleugnen und fo tief von
-ihrer Höhe fallen kann ! Oklaria , die wür-
dig war , ewig su leben ! Fin&rer Tag , der
der Welt ihr befies Kleinod raubt > o dafs
iißh dir die Augen dffiien muCi! Warum
verz^gre ich » mit dir zu erblaflen » o mei-
ne Freuadinn , o meine geliebte Freun-
. dinn ! —
• «NB KA.
Erfehrecktiche Nachricht! Nun hat die
. JMordfitcht des Nero >den hdchften Gipfel
erftiegen. Die Gefchichten der barbarifch-
ften Nationen zeigen uns keine Beyfpiele
ron Ahnlicher Grausamkeit. — Aber'» Pom-
peja» lais dich diefen Zufall nicht zu fehr
erfchattern! Oktavia ▼erdiente alle Glöck-
feligkett, deren Sterbliche* föhig find, und
ich hätte felbft ««ein Leb?A i^rilligiDiar fie
. geladen. Allein fie war hinfällig, wie al-
les Irdifche» und hiUte doch, fterben muf-
fen. Sie ifi ihrer GlftckfeligkeU entgegen
gegangen, auf die wir* alle ipjoch warten.
«Beruhige dein Gemfith» und mifsgönne ihr
ihr Gluck nUht. Sie ift Jet«o jfeine Zierde
des. HlmnieU » :tiiid weita nicliU Inehr ▼on
dem Elende der Sterblichen« ^.^ ..imäras-
Ipr^chlicber Woime -genie&t &e den Lohn
Atet Tagenden.
POLYBIUS.
Ja» de» ijepielst fie. Sie b8rte mit be-
vnmdktmwüBäigbt SUndbaltigkeU den Be^
-fehl des . IXjpgcapBen an.» und («rie fie <len
Giftbecher ^^ettunlteif: h$mt^ »: >Yerfitmmeltf .
fie ihre gegesk#ä^tigen Freunde und Freun-
dinnen um fich herum » und Tagte : —^ (Ach»
nimmer werde ich den (liffen Ton vergef-
ifen '» mit dra :£e diefes auslprach » ' iind
idmm^r«tfare heitre und himmUrdb hohe Mie-
• ne!) .>Sie £igte: »»Ich gehe nun^ iii fellge-
. ,»fie WohAmJigen » in Wohndngen der Freu-
• »»de; mtd der Ruhe. Gehabt eu«h wohl , m^i-
.y,ne Ge^ibbteften ! meine Freunde l auch ihr,
»die ihrjtso nicht gegenw&rtig feyd» aber
imeineii' Fall '/bedauern werdet.» gehabt
i'^iBueh.MdlDjewig -wohl! Ihr re3rd das ein-
: «iäigei. Iw^] ich vnjgerA auf. der Welt an-
• <•»!«€& Ufle%; >iyiein ei» kleilier Zeitpunkt
• »»fcheldeit narleuffe-Glückreligkeit von der
'»»neimgen« .Bald. . windet ihr mir ^ folgen ;
»»daUft will ieh in ewig heitern Gefildnoi
m1
„eucK iiiieh tun mUh faeraiii '^erTaanmeiii«
9,uiid-aiifrtf ]ßV«Eade witd Alle VoiftcUnng
■••■'• ' '«POM.pft'J-A"-.''' '• ' ' ;
Ich werde dir am erfien folgen , o 66tt»
liehe ! ich werde dir am erfien folgen !
B>as lieben Ift mir zur Lafti» unfd'Üer'Tod
hAt Wblkift'ffi«.^i«lu<Acl|.jf4räfttai bin 'nh
hey 'deinem lPode«ni6ht:^egatt^rtig giwe-
£en y o «ib ; 4n« ätüfeftt Stelle dlOrweliiige'gaitx
^lifeweh^ n^ari Wdna»' hdiw^h dir nicht
die Augen ^ugedrUcktMcii witre fo mit dir
ztigieich efblaflet; <:«-i> >— t. EntEet£ticher Ver-
lüfl ! ^' Unerhörte GmuIaknkeiU Wer Juum
auftretbn-' dn'dl 0iKtah(^ear nüs dBAoes Fehlers
hefchaldigen? Bie rdie»nfie)>$iäel«''wi>hBte
in dem fchdnflen Leibci. Jdii^filfl€kförigfceit
ihrer 'Freunde, und des j^zem incnfielili-
chen Gefchiechts, warihse einzige 'Sorge.
Die Gu^thätigen und Mitiei^geasfohieiien
ihr fltur«, grofs za(fe3rnv'Uiid>€e^Cite< Ui«
ren 40itiztgen Werth nor ^n'Mitlbiddn'.and
Oiifthlttigkeit. ^ Unijr diaki Ml vich^nicht
mehr Rheni' o meine: ^eliebteift^ ffwmt*
dhin! Ich fbll' nicht ihehv deine aiffeii'<Ge-
f^tÜche hdren, und d^ne^^rofHn Gefiji-
^uiigen bewbnderAy' die ä»ch «Mir Tii^ad
saaaaaa i i ■ i a 209=S8XBBsa3
anfeuerten! Ach! unmöglich kann ich nun
das Leben langer ertragen. — Ich fühle
fofaon die Schauer des Todes in meinen-
Adem; —
fr O L YBI tr s.
Du mufst leben , Pompeja ! Du mufst dei-
nem Getnahr und der Wohlfahrt der Welt
leben. Erheitre dein Gemuth , und lafs es un-
ter dem Schmerz' nicht erliegen ! — Agrippi-
na hat mich abgefandt und befchwöret dich»
Senefca , hey der Heiligkeit der Tugend und
der Religion» £e und Rom nicht zu rerlaf-^
fen , fondem deine Ehrenfiellen , die für dich
aufgehoben find» wieder anzunehmen. Du
bifl der einzige , der der Raferej des Kai-
fers Einhalt thun kann , weil er dein An*
fehn hey dem Volke fürchtet —
P OMPB J A.
Der Wütrlch hat die allgemeine Liebe
Roms zu Oktavien nicht gefürchtet» und
wer ift Bürge » daüs er dieferwegen meines
Gemahls fchonen werde? Erhafletihn» der
Vorwürfe wegen, die erihmtfchon gemacht»
mu viel» als dafs et fich die Folgen feiner
Grausamkeit rorftellen foUte ; uiid neue Vor-
würfe würden ihn noch mehr erbittern. Nein
nein » man gönne dem Seneka » nach rie%
1er überftandner Arbeit und erlittenem Un-
gemach', die Ruhe, und mich -überhäufe
man nicht mit Unglück, deffen fchwere
Laßen ich ohne dem nicht mehr ertragen
kann. Die Vorfehung wird fohon die Rech-
te der Tugend behaupten , und die Fefleln
Roms zerbrechen.
POLTBIUS.
. Du haft zu wenig Vertrauen zu Agrippi-
i^ens und zu meiner Freundfchaft. Wie
würde Agrippina, die deinen Gemahl ver-.
ehrt , van ihm etwas verlangen» dabey fein
{.eben Gefahr liefe ? Und ich , dem es nicht
Gphwer feyn würde, für meinen Seneka zu
fierben, -—.dem es nicht fchwer feyn wür-
de, -* wie könnte ich ihm zu etwas Ge-
führlichem rathen? Granius Sylvanus, und.
die grölsten Heerführer haben fi ch wider
den Nero rerfchworen , ui|d das ganze Heer
wartet ungeduldig , den Wütrich zu beftra^
fen. Seneka Coli das letzte verfuchen , und
ihm die Folgen feines Blutdurfts und Un--
jßnns vorfiellen« Entweder er gehet in fich»
und wird wieder der Vater feines Volks»
wie er es ehedem wsr, oder eine ewige
Gefangenfchaft ift, mit Agrippinens Ein*»
willigung, der Lohn feiner.Bosheiten.Pifo»,
der , wie ich höre , nebft Feniiu eben bey.
dir feyn fgll , Pi£6 » derRechtfchaffene , dex*
ehe fein Leben verlöre» als ein Lafter be-
gienge , der tugendhaft feyn würde , wenn
es eine Schmaoh wäre , Tugend auszuüben, -
wird i^n entweihten Thron beAeigen , Um.
durch feine Thaten heiligen , und Rom
Buhe , Sitten und Glückfeligkeit wi<u;c r
fehenken. «- .
FO MPBJ A.
Allein » wer ift Bftxgff » dafs-mein Gemahl
nicht ein Opfer Ton des l^annen crfiem
Ausbruche des Zorns wird ? Und ach l ge«
Hebteiler Seneka! du bleibeft ewig der Welt»
deinem Vaterlande und mir entriffen , wenn
man gleich nachher deinen Tod an dem
Watrioh' mit den graufamflen Martern rä-
ehece^ •
S SN E K A. . '
' Dn beforgß zu viel » Pompeja ! Du förch-
teft nur den Verlufi meiner; fürchte mehr
den Untergang Roms ! Polybius hat Rechte
man mufs das letzte verfuchenr Ich werde
es fchon mit Glimpf, lind nicht mehr, wie
▼ormals » mit Heftigkeit thtin. — Wie glück-
Uch wollte ich mich fohätzen , wenn ich.
Rom nicht vom Nero belreyeQ , Condern den
Kero feinem Volke wieder fchenken könn*
te! Er, der ehemab meine Luft, und die
Löß des menfchliclien Gefchlecbts war , ach!
möchte er es doch wieder werden ! Wie froh
wollte ich einmal mein graues Haupt zur
Ruhe legen » wenn ich den Verirrt^ auf
die Bahn der Tugend zurück bringen könn-
te! Ich wurde glauben, den Himmel offen
zu fehen , und die Freude der Unfterblichen.
zu empfinden!
nPOLYBiüS.
Vielleicht biß du fo glücklich, Seneka!
Wenigßens kann man hoffen 9. dafs die
t'urcht vor traurigen Folgen » deren Herän-
näherung man ihm verdeckt zeigen muGi»
ihn von fernerer GrauCamkeit abhalten wer-
de. — Ach ! geliebteßer Freund ! Du fchenkll.
durch deinen Entfchlufs Agrippinen und
mir das Leben , und Rom feine Wohlfahrt
wieder. S&ume nicht, dein Verfprechen zu
erfüllen. Ich will eilen, und Agrippinen die
frohe Nachricht von deiner baldigen An*
kunft in Rom überbringen. (Er geht ab,)
SBNB K A.
Und wir , Pqmpeja , wollen den Feniu&
und Pifo auffnchen , und ilmdii entdecken,
was vorgegangen iß.
ZWEYTER AUFZUG,
ERSTER AUFTRITT.
FOLYfilUS» der zurückkämmt,
Himmel » was bedeutet diefes ! Das Land-
gut des Seneka ift jryngsum mit Kriegern
befetzt. — Ich finde keinen Ausgang, wo-
hin ich mich wende. — Gewifs ift es um
des Redlichen Leben gefchehen. Wenn du
gerecht bift, o Gottheit! wenn du gerecht
biß 9 fo verßatte diefes Unglück nicht.
' jSchone der gröfsten menfdi liehen 'Tugend!
^ Schone den , der auf der Welt dir am Ühn-
lichfien ifi! Verhänge über mich Schmerz
und Elend , Verlull der Güter , Gefangen-
fchaft und Verweifung , und alles Unglück ;
nur \äXs den Seneka leben ! --<^ Der grofse
Seneka » das Bild aller memfchlichen Voll-
kommenheiten, foU Ton der Hand eines Ver-
fuchten erblalTen; — Welch ein Gedanke
für michl Wie werde ich des Tages Lacht
ertragen, können , wenn er nicht mehr feyn
wird! Gedanke , der mich mit Schrecken
und Verzweiflung erfüllet, und« — .
ZWEFTER AUFTRITT.
EIN HAUPTMANN des fabius, kbbst
DER WACHE, UND POLYBIUS.
DER HAUPTMANN.
Bift du Seneka?
P O L YBl US.
{Die erfien Worte, hty Seite.) Er kennt
mich nicht. •— Ich bin's; ich bin der , dent
4q fuchfiii • •**
DER HAUPTMANN. '
Der Kaifer> hat- dem' Heerführer Fabms
Befehl ertheilet, den Tod dir anzukündii
gen 9 und Fabiüs hat es mir aufgetragen^
Du weifst 9 da& icli. dich fuche, du wirft,
auch dein Verbrechen , die Urfachen dei^
ves Todes wilTcn. .
p o L Y B I u s.
Die Urfaehen meines Todes weifs ick t
Nero iß ein Tyrann , und ich habe es Ihm
gefagt. Meiin Verbrechen weifs ich nicht. Ich
-fterbe gem. Mein Gewiffen klagt mieh nicht
an »und der Tod ift mir ertri^icher» als
die beftündige Furcht des Todes» worinn
4er Graufame alle Redlichen und Edelge-
Bnnten von Rom unterhält; erträglicher, aU
der Schmerz, den ich fchan zu lange fib^r
die Unterdrückung and das Elend der Recht-
fcha^nen empfinde. — • Sage dem Nero , dafs
. er ein Wütrich ift ! Sage ihm , dafs ich mir
.einen Ruhm daraus mache » auf fein* Ge-
.heifs zu fterben, da noch kein BöfewichC
durch ihn das Leben verloren. Glückrelig6s
Rom» wenn ich der letzte Unfchuldige bin,
den er hinrichtet! — (key Seite) Ach wäre
ich der letzte ! Ach ! möchte fich Seneka
yeibergen » und , nachdem der Hauptmanns
zum Nero zurückgekehrt » fich mit der Flucht
retten. — Aber warum hat der Heerfüh-
rer Fabius mir nicht felbft den Tod afige*
kündiget? Warum gebraucht er dich zu ei-
nem fo unbarmherzigen Gefchafte?
DER HAUPTMANN.
Ich w^^ifs nicht , warum -er dir den To^
nicht felbft angekündiget. Mich aber ge-
braucht er dazu» weil ihm meine Treue
gegen den Kaifer bekannt ift. Man ift nicht
unbarmherzig, wenn man fich gegen Ver-
brecher gebrauchen lafst. Du haft den Tod
fchon durch das , was ieh höre , verdient.
PO L Y BI u s.
Nichtswürdiger ! Nero hat die Strafe des
Himmels und den Abfcheu der Welt ver-
fi l i n t'l if ■T"i a 2l0SSSSSS^=3=ftS^B8&
dienet, und diejenigen, die ihm in feinen
Bosheiten treu find, Marter, Verachtung
und Schande. — Böfewicht ! baue nur dein
Glück auf den Gehorfam gegen einen Un-
finnigen ! Er bejiafte dich nüt feiner Gna-
de, und erfülle dich mit feinen fchwarzen
Freuden! i\ber wifTe: Hohn und Schande
wird dir auf dem. FüIFe folgen, und der
Zorn des HimmeU wird Über dich köm-
men, wie eine Überfchwemmung. — Und
Was für eine Todesart hat mir der Graufa-
rae auferlegt?
DBR- HAUPTMANK.
- Verräther ! der Kailer ift nur tu ffnädig ;
er überläfse üe deiner Wal^l. Ich —
POLVBIUS.
Meiner Wahl ? {Er entblößt die Brufi )
Hier ift die Bruft ! Erfiich mich , und -eile
dem Kaifer, dem Mörder, die frohe Nach-
richt von meinem Tode su überbringen.-^
iErftich mich. Feiger!
DRITTER AUFTRITT.
" SENEKA UND BiB VORIGEN.
S B N E K A.
Welch ein Auftritt ! Was wiUß du , Po-
lybius?
po L Y B I US,
Sterben !
DER HAUPTMANN.
Er will nicht fierben , der feige Seneka !
Aber er roufs fierben ! Nero und Fabius ha>
ben ihre Befehle keinem Schwachen , kei-
nem Weichlinge anvertraut. —
s B N K K A.
Wenn Seneka ßerben foll, fo mufs ich der-
ben , und nicht Folybius : ich bin Seneka \
EI.N &ot,Ti AT HU dem Hauptmanne, .
Diefer ift Seneka » und nicht der erftere,
der fich für den Seneka ausgab. Ich kenne
ihn , und habe ihn oft bey dem Kaifer auf
dem Kapitor gefehen.
DER HAUPTMANN.
Wunderhaie Verwirrung! Schon war ich
bereit, meinSchwerdt in den Bufen des fal«
fchen Seneka zu ftolTen. — - Doch es wäre
gessasa i ' i 218 ■^=as==^aasa'
nar von dem Blute eines Unrechten gefärbt
worden • aber nicht ron dem Blute eines
Unfchuldigen : &e find beide Feinde dgs
Kaifers. (zum Polybius) Aber was für ein
Unfinn bewegt dich , den Tod zu Tuchen ?
durch deine treulofen Gefinnungen gegen
den Nero wirft du ihn finden » ohne ihn ru
fuchen.
p o L r B I u s.
La(s ihn mich finden, Graufamer! laCs
ihn mich finden! er ift mir nicht furchtbar;
Aber furchtbar ift mir der Tod des tugend-
haften Seneka: fcbone diefen Gerechten,
diefen Freund des Kaifers » der fein ganzes
Leben, und feine Glück feligkeit dem Wohl'
des Nero , und des Vaterlandes aufgeopfert
hat 9 und es noch thun wird ; fchone ihn,
wenn du das fanfte Gefühl des Mitleiden»
und die Pflichten kenneft, womit du der
Welt und Rom verbunden bift. — Diefe
einzige edle That wird dich glücklicher ma-
chen , als alle Ehren und Keichthümer der
Welt ; das Andenken derfelben wird dich,
dein ganzes X.eben durch , begleiten , und
dir ein Schild fe;rn gegen Elend und widri-
ge Zufälle.
■^ 219 ■■■! I »
DER HAUPTMANN.
Mein Glück hüngt von meinem Gehör*
fam' ab. Seneka mufs fierben. Ich bin nicht
befehligt , feine Schuld oder Unfchuld zu un>
terfuchen ; aber ihm den Tod •^
P O L Y B I U S.
■ Glaube der Stimme Borns, wenn du mir
nicht glaubfi! Rom kennt feine Unfchul4
und fodert fein Leben. — Vergeblich , o
Niederträchtiger 9 machU du dir Hoffnung,
durch Bosheit grofs zu werden : der baldi-
ge Fall deines tyrannifchen Abgotts wird
dich erdrücken »du —
S B N B K A.
Entrüfie dich nicht, Pol^^biusf laßs mich
fterben. Zu was für Ausfchweifungen ver-
leitet dich deine Freundfchaft gegen mich!
Wie wäre es mir ergangen, wenn du , ftatt
meiner , das Leben verloren hätteft ! Ich
hätte den Tod nicht gemieden , fondern ihn
zehnfach gefühlt. Ach Freund , ach Redlich-
Aer unter den Sterblichen! deine Freund-
rohaft ttt mir zum erflenmale zur Laß, Ich
kann dir meine Schuld nicht bezahlen , fa
gern ich es wollte ! Wie viel vergnügter
würde ich fierben , wenn ich nur deinet-
wegen fierbea könnte , und nichts weil es
Nero befiehlt I — r Ach! \aü mich ßerben,
und erhalte du dein Leben zur Wohlfahrt
der Welt. Es ift unedel, das Leben, zu yer*>
achten » fo lange man der Welt Nutzen fchaf-
fen 9 und glücklich feyn kann. Lafs diejeni<»
gen es verachten, die Alter und Unglück
zu Boden drückt , oder die es auf Befehl
graufamer Regenten hingeben müflen. -—
DER HAUPTMANN^
Verachte es alfo ! du mufst es hingeben.
Wähle dir eine Todesart nach eigenem Ge*
fallen. Verachte es -^
S E N B K A.
Ich will deine und deines Kaifers Freude
nicht verzögern. Erlaube nur, dafs ich von
meinen anwefendenFreundenAbfchied neh-
men darf.
(Sie gehen ai,)
asi
DRITTER AUFZUG.
ERSTER AUFTRITT.
SENEK A mit verbundenen Adern , POM-
PEJA, PI30, FENIUS, POLYBIUS»
DER HAUPTMANN und die WACHE.
s s N B R A mit fchwucher Stimme.
4
Es wird nicht nÖthig feyn, dafs ich mir
die Adern wieder öffnen laße : Schwachheit
und Ohnmacht Überfällt mich fchon , und
ich fühle das Ende meiner Tage li^h nahen.
O ewiges » unbegreifliches Wefen! auf deflen
Ruf das Terwirrte Chaos Leben und Gewal-
ten 9 Schönheit und Ordnung annahm ! das
auch den denkenden , nnfierblichen Getft
des Menfchen werden liefs ! ich fürchte mich
nicht , vor dir zu erfcheinen , ungeachtet du
mit mächtigem Arme die forchtbare Wage
hliltft , die die Thaten der Sterblichen richtet.
Ich bin der Vernunft » die du mir zur Führe-
rinn gegeben , gefolgt. Nie hat mich Bosheit
entehrt , nur Schwachheit hat mich zu Feh-
lern verleitet. — O ! welche Pracht , welche
Herrlichkeit mufs dichmmgeben , da deiner
Hände Werk , der Bau der Welt , die Sonne
und der geftimte Himmel mit fo viel Maje-
Btät gefchmuckt iß! •»
- P M P E J A.
Du bift deiner Giückfeligkeit und dem
Lohne deiner Tugend nahe, meinSeneka!
Aber mich und deine Freunde laDefi du zu-
rück. Ach! wefTen Schmerz ift dem meinigen
gleich? Wer hilft mir meine Lad tragen?
Oktaviens Tod hatte ich fchon nicht über-
leben können , wenn ich dich auch nicht
zugleich hätte verlieren müflfen. Der Befitz
deiner , und deine Liebe überwog bey mir
alle Pein , und fchien mir der fchrecklichften
Martern werth. Allein itzo erdrückt mich die
Hand des Unglücks ! Nun ift mir des Tages
Licht unerträglich! — Gerechter Himmel»
warum tödtefi du nicht gleich diejenigen , die
du elend machfi ! Wie leicht iß derTod, aber
wie entfetzlich find oft feine Urfachen! —
Doch endlich be&eyt er von aller Qual. Er
wird mich auch davon befreyen ! Ich will ihn
fchon finden. £in kurzer Schmerz ift einem
langen Übel vorzuziehen. Ich will mit dir
zugleich erblaflen» o du, die befie Hälfte
iif eines Lebens!
«23
■«I
S B N E K A.
Der Tod wird mir nicht fchwer, nur der
Verluft deiner , o Pompeja , iind der Verluft
eurer, meine Freunde» wird es mir. Doch
ihr werdet bald bey mir feyn , und ich bin
glücklich genüg gewefen , dafs ich euch be-
-Teflen habe. O ihr» vormals mein Wunfch
und TroA » itzt meine Qual , lebt ewig wohl !
£tter Glück fey euem grolTen Verdienften
gleich. Errettet euer Vaterland von der
Knechtfchaft » richtet die unterdrückte Tu-
gend auf» und wiCchet die Thrünen von den
Augen der Gerechten ! Der fey unter euch
der Gröfste » der der Willigfte ißt , die Glück-
feligkelt Roms mit Ketten und Wunden»
und allem feinem Blute zu erkaufen. —
p 1 s 0.
• * Achl erftiibtt der gröfste Römer! erftirbt»
und verlieret all fein Blut für die Glückfe-
ligkeit Roms ! Warum verhfingft du feinen
Tod , o Himmel ! warum verhüngft du » dafs
ich dabey gegenwilrtig fvyn mufs ! Ich glaub-
te »duitih meinen Befuch» mehiGemüth zu
erheitern» und Bilder» fchw&rzer» als die
Nacht des Todes » erfüllen es » und werden
•niemals wieder daraus verlöfchen ! Künfti-
ge » weit entfernte Jahrhunderte werden dei-
nen Fall bedauern , o Edelfter unter den
wenigen Edeln d«r Welt! und fie werden
dem Wütricli' fluchen , der ihn veranlafst. ^
Aber beforge nickt , dafs deine Fronde je-
mals die Gefinnüngen verleugnen werden,
die &e deinem Umgange und deinem Un*
terrichte zu danken haben. Du wirft immer
knitten unter uns feyn ; wir werden glau-
ben» dafs dein Geift auf unfre Thateitfieht,
da(s feine Gegenwart uns umgiebt , wie der
Äther f und bey allen zweifelhaften Fällen
werden wir uns befragen : wie würde diefes
Seneka aufnehmen? -* wie würde er hau«
dein?— 'Kein dir unwürdiger Gedanke foll
jemals deine Freunde entehren-; und wem
nur ein Schatten davon vor der Seele vor-
über geht, den wird Abtcheu und eine edle
Angft erfüllen, wenn er an dieK gedenkt;
er wird dein Bildnifs fehen, und ein heilt«
ger Schauer wird fein Innerftes durchdrin-
gen. —
8 B N B K A.
Denkt nicht su lange an mich und meinen
Tod , meine Geliebt^ften ! nur eine kurze
Zeit beweinet euem Freund. — Mein Le-
bensende ift nahe! -— Die Bruft wird. mir
zu enge ! — Ich —
SS=BSSCSSS33SaSSS ""^ ■■■■■■■■ Uli.*
POLYBIUS.
Ach ! er fiirbt l er ift erkaltet l — Himmel,
warum mufs ich ein Zeuge diefes Unglücks
feyn I Was wird meinen Verluft erfetzen !
Nimmer werde ich di^^c^n abfcheulichen
Tag vergeflen , der mir meinen vortreffli-
chen Freund, und den; menfchlichen Ge-
fchlechte feine Zierde raubt. -~
P MP B J A.
Nun* ift es um mich gefchehen ! Mein
Seneka! mein Seneka! wie erfchrecklioh
ireugft du mieh ! Sage mir noch einmal , daCs
du mich liebß! — Erbat feinen Geiß fehon
zu den Unfierblichen gefandt, — Ach! wer
errettet mich Yon der Angft , die meine Seele
überfallt? Unausfprechliche Martern zef-
reifsen mich! M^ine fch wachen Fülle zit-
tern und erhalten mich nicht mehr , und die
Bruft ift — und die Welt ift — mit zu enge —
Wo bift du, mein Seneka? wo bift du ? Kehre
zu mir Verlaflenen zurück 1 — • Nattern -^
Heere von Nattern eilen auf dich zu , und
wollen dich tödten. — Seht , wie fie dea
Ichuppichten Leib krümmen t Hdct wie &e
zifchen ! -^ Rettet ihn ! o ! rettet meinen Ge-
liebten ! — Aber — wie ift mir ? unbefchreib-
liehe Angft zerrüttet meine Natur. Q Todl
<26 3
nur du kannft mich Tön meinem Elende
befreyen. Ö meiil Seneka ! —
{Sie erßicht Jich,)
p oxr B I u s.
Himm«] , was für entfetzlicher Pein bin
ick aufgehoben ! Unglück folgt auf Unglück
und Jammer äüf Jammer. O mein Freund»
o meine FreundtnnI in was für einem Zu«
flande hinterlafst ihr nitch! wie werde ich
t»hne euch die Laft des Lebens ertragen!
Die Ehre Rt>ms und die E^redes menfchli-
chen Gefchlechts ifl dahin > und Nero und
ihre Schande lebt^ Wann wirft du deine
Rechte fchütKen? o Vorfehung! wer wird
das Werkzeug deiner gewiffen Rache feyn?
Pifo, Fenibs, ihr E)de1n—
s B M c K A , derßeh von Her Ohnmacht
erholt.
Ach — - Ijft das Ende meiner Qual noch
hiebt vorhanden ?— Eine Zeitlang hatte mich
dasOefühlreilaflen, allein nun empört fich
die Bruft^aufs neue— Himmel, was ifihie^
geichehen \ ^— <• Pompeja in ihrem Blute I Ent£>
ietzlicher Anblidc , der mich mehr beunruhi-
get, als alles » was ich jemals erlitten habe.-*
Pempeja! o Allzugetrene ! Verzeuch;, ver*-
zeuch, bis ich zugleich mit dir erblafieb
öffnet mir die Binden , dafs alle mein Blut
^ahin flie&e ! dals meines Elendes eiaEnd«
werde! —
[Pompeja wird weggebracht^
ZWEYTER AUFTRITT.
5ENEKA 4JND DIB VORIGEN,
JDJBR BOTE.
. )> S R B O T B«
- £in erichreekltcher Zufall verwüftet deine
Vorwerke am Geßade des Meers , o Sencka !
Ich bin abgefchickt, es dir zu fa^n, Gewalt
tige Winde erhvben fidi plötzlich , Finfter-
inifs bedeckte den Himmel « Co , dafs die Vö-
gel der Nacht erwachten. Flammen fuhren
. iiiis der Erde ; h^ kradite , alt wenn alle
JFelfen des Grundes bis zum Mittelpunkte
^er Eide gefpaltet würden. Die See fchien
SU klagen » erhub ßch » und rifs aus ihren
'U£em. Die G^bAude ftfirzten ein vor der
Macht der Wellen $ und «Schrecken und
jdingfi erfüllte die ganze Gegend — Allein,
ihr Götter ! was fehe ich ! Nun weifs ich,
was diefex fürchterliche Zufall verkündiget
hat. .*-
-29$
F E N »U S,
Ja , leider! kahnft du e« kier fehen ! Se*
neka , dein Herr , der gröfste , ond der tu-
gendhaftefte Mann unter allen Sterblichen,
der Freund des Himmels, und die Zierde
der Natur, flirbt, auf Befehl des elende-
ften Böfewichts ^ den jemals die Erde ge-
tragen hat. Nicht nur die Seinigen werden
den Tod des Edeln beweinen , fondern die
weite Welt , die er belehret hat , und de-
ren Glückfeligkeit er fuchte. Der Himmel
^ kündiget ihr, durch die entfetzliche Mrun-
derbare Begebenheit , die GrölTe ihres Ver-
lufies an — -
DER BOTE.
Ach ! welch ein Unglücksbote mufs ich
feyh! Die Wiit der Elemente hat Furcht
und Schrecken in der Gegend , von der ich
komme ,' verbreitet ; aber die Nachricht, die
ich ihr bringen werde, wird alle Bewoh-
ner derfelben mit Verzweiflung erfüllen*
Sie werden nun die wehklagende Stimme
des Sturmes verft^en, und das rufende
Meer wird ihnen fagen , dafs Seneka , ihre
Freude und ihre Gläckfeligkeit, ftirbt! Vor
Schmerz werden &e fich die Bruft fchla-
geh , und das Haar fich von ihren HÜup*
sssas= S229 — ■ ■ ■
tern reifsen. O gerechte Götter ! o Sene-
ka ! o mein geliebteftef Herr ! (Er geht ab,)
DRITTER AUFTRITT.
SENEKA, PISO, POLYBIUS.
FENIUS, DER HAUPTMANN
VMD DIE WACHE.
S BN BKA.
Nun nahet fich das Ziel meiner Tage !
Atfaemloßgkeit , und kalter Schweifs über-
fällt mich» und die Gegenftände fchwim-
men mir fchon vor den Augen. — O We*
fen aller W-efcn beflügle meinen Ausgang
aus der Welt! — Gehabt euch wohl, mei-
ne Freunde ! gehabt euch wohl ! — Ich —
a«rbe!
{Der Vorhang fällt zu.)
PROSAISCHE
AUFSATZE.
233aBaBs
I.
Ich las -neulich, ehe ich mich fchlafeu
legte, des Boiieau GefprSch, Pluto ge-
nannt. Die Bilderdesunterirdifchen Reichs,
die fich dadurch meinem Gemüth' eznge-
praget hatten , waren yermuthlich die Ur«
Cache des nachfolgenden Traums.
Mich dünkte, dafs ich mich am Ein«
gange der Unterwelt befünde, wo Mtnos
auf feinem fürchterlichen Richterfiuhr- über
die ankommenden Schatten der auf der
Oberwelt verftorbenen Menfchen Gericht
hielt; zu feiner Rechten fiand der Hüter
der elyfäiCßhen Felder, und zu feiner Lin-
ken der Hüter des Erebus. „Womit haben
„Sie fich auf Erden befchaftiget , mein arti-
ger Herr? " fagte Minos zu dem erften Schat-
ten, der fich ihm näherte. Der junge Herr
ward über die Frage nicht wenig verwirrt.
Endlich erholte er fich» und antwortete,
indem er ein Ballet zu tanzen fchien: „Ich
„bin niemals muffig gewefen : alle Tage
„habe. ich meine ungelehrigen Haare,, mit
„Hülfe eines hei£sea Eifeas, und anderer
' I I I 234 I " " "'
9,Kunßgriffe , unterrichtet , in wallenden
,yLoken za fpielen. Ich gewöhnte mein
y^Geficht vor dem Spiegel zum Lächeln,
9»und meine FuflTe zu Reverenzen, die ich
V,mit groflem Aiiftande glitfchte. Im Pi-
'9,rouett' , das ich auch vor dem Spiegel
pizvLT Vollkommenheit brachte , hat es mix
»«niemand meiner eiferfüchtigen jungen
,,Zeitverwandteo zuvor gethan. Überdem
,»las ich galante Schriften, und vergnttgte
»,mit Ef^ählang der Begabenheiten , die
„ich darinn fand, die Schönen bey mei-
'„nen Aufwartungen am Nachttifche. Ich
«»befuchte Konzerte und B&lle, und fang
„und pfiff und trillerte." -— Und du haft
dein Leben nicht mÜffig hingebracht? Tag-
te Minos : Fort mit dir zu meiner Linken I
Fort mit dir! Der Cerherus foli dir lauter
Pirouetten fpritigen , und lauter Triller heu«
len, damit du nicht aus der Gewohnheit
kommeft! — Und du? bift du auch ein
Müflfigg&nger gewefen? rief Minos hier ei-
nem röthlichen und fetten Schatten mu,
der auf den jungen Herrn folgte. Du haft
iehr die Miene davon. — »tDet bin ich
.»nicht gewefen , antwortete der fette
„Schatten. Muffiggänger habe ich Immer
'„ gehafsr. Die obne Verrichtung leben, and
„alle Tage fpazieren gehn, und Felder und
„Wälder durch Areicben » find MülBggünger»
s, wenn &e. gleich vorwenden , dafs &e es
»fthun, um die Schönheiten der Natur zu
»»bewundem» oder im Schatten zu lefen.
»» Ich war Prälat » und hatte meine Verrieh-
»»tungen. Ich mufste meine Einkünfte be-
,» rechnen , täglich zwey Kfichenzettel ma*
)»<;hen » und metner Haushaltung vorfte*
»•hen» und habe niemals im Schatten ge-
»»feflen» alai etwa im Schatten von mei-
,» nem groITen WeinfalTe," — Und . da ge«
wifs nicht mütHg » verfetzte Minos. In Ely-
fien ift zu viel Schatten für dich. Man
bringe ihn nach dem Erebus » zu den Fäf-
fern der Danaidenl Er hat genug, gezapft»
er kann auch einmal anfüllen. •— Was haft
du im Leben gethan? fragte Minos ferner
eine Matrone» die auf ihn zukam. »»Ich
»» habe meinem Manne » der Pächter eines
M Vorwerks war» zwölf Kinder geboren»
», die ich ihm mit meiner Hände Arbeit er-
»» nähren half» und forgfältig und fromm
»» erzog. Meine Mühe hat auch fo gut ge-
^» fruchtet» dafs mein altefier Sohn einer
», der beAen Obfigärtner in unferer Gegend
„ifty auch den Ackerbau; und die Wirth-
»9
»9
Tchaft der Bienen fehr gut verfteht ; und
meine iütefte Tochter , die bey meinem
^, Manne geblieben ift, weifs» ohne Ruhm
»9 zu fagen, mit dem Obfttrocknen fo gut
«»umzugehen , und ift überhaupt eine fo
pt gute Wirthinn , als eine im - Lande. "
Minos lichelte über die Einfalt der guten
Frau , und Tagte : Hier wird ^e niemand
heyrathen. Aber , fuhr er fort , dein Mana
wird hier bald bey dir feyn , und ihr follt
beide. •— Die ehrliche Frau fiutzte ein
wenig » und erwiederte : »; Gut ! aber
lywenn er nur nicht mehr fo viel Tabak
»»rauchte! "Und Minos empfahl fie dem
Hüter der elyfAifchen Felder. — Nnn-
mehro folgte ein kaum fichtbarer Schat-
ten. Er fchten der Schatten eines Schattens
zu feyn. Auf die Frage des Minos » wie er
gelebt habe? antwortete er: „Ich habe ge-
„ fucht » meine Schuldigkeit zu thnn » und
„ den Endzweck zu erfüllen » wamm mich
V, die Götter auf die Erde gefetzt. loh bin
„aber doch nicht glücklich gewefen. Ich
»»hatte einen kränklichen Leib, und war
»» von trauriger Gemüthsart» und habe bey
„ meiner Unfchuld mehr als Erebos Qualen
■ ■ ' asa^ga 237 ssbssssssss=sss^
„eilitten." Da bift milzruchtijg gewefen,
(agte Minos. Fftnge mir nur hier nicht aa
zu klagen. Und was hielteft du für deine
Schuldigkeit, die du dich befirebt haft zu
thun? »,Was mir Tugend» meine Vernunfty
„und die Ehre befahlen , " erwiederte der
ddrre Schatten ; „denn ich hielt ehrliebend
„handeln , und der Götter Willen erfüllen,
„für einerley. — Er war , " fieng der Schat-
ten feines Nachbarn an , der unmittelbar
auf ihn folgte , „er war das Glück und
y,der Troft feiner ganzen Gegend, — O
„nein ! fagte der Traurende , o nein ! ich
„habe die ganze Gegend traurig gemacht.
„Ich — Er hat allen Ärmern von feiner
„Armuth mitgetheilet , fuhr der Nachbat
„fort, und ohne ihn hätte ich mein Leben
in grolTem Elende hingebracht. Er war
mäffig, keufch, mitleidig, grofsmüthig,
dankbar, unvermögend zu der geringftexl
„Bosheit, ganz Ehre und ganz Freund-
„fchaft; nur feine traurige Gemüthsart , die
„Yon einer kränklichen Leibesbefchaffen-
„heit , und von hochmüthigen Böfewichtern
„vermehret ward , die ihn aus Neid läfter«
ten, und verfolgten , war Schuld, dafs
er iiichtf feinea Verdienten nach, glück«
9»
9»
»9
»9
gas I
„lieh war." — „Nein, nein! ieb habe
„meine Schuldigkeit " — rief der traurige
Schatten. — - Minos winkte dem Aufleher
der elyräifchen Felder, die beiden guten
Schatten in Empfang zu nehmen. Der Nach-
bar ifi auch ein ehrlicher Mann gewefen,
fagte Minos; denn es ift fchon eine grolTe
Tugend , der Tugend Gerechtigkeit wieder-
fahren zu laOen. — Kaum berührte der
Hüter Elyiiens den traurigen Schatten , als
Freude und Entzückung au^ feinen Augen
fah, und fein ganzes niedergefchlagenes
Geiicht fich aufheiterte , fo wie eine Blume,
vom Regen nafs , und von Stürmen ge-
drückt , der fchnell hervorkommenden Son-
ne fchimmeind entgegen lacht* —
Cerberus fieng nun gewaltig an zu heulen.
Er bewillkommt feine Gafte, fagte Minos.
Dort kömmt ein ganzer Schwärm betrunkner
Böfewichler an. Sie haben fich Muth getrun-
ken , und find in der Schlacht getödtel wor-
den , die itzt eben auf der Oberwelt gelie-
fert worden. Ein gräCsliches Gefchrey , von
dem ich, au&er Tcremtette! bajzom a* lel"
ket / ftich ! Hund ! tue ! tue I nichts verfiand,
wirbelte von ihren bärtigen Lippen , fo ^ daGi
a—aateeai i'i laeaa 33^ ssssssssssssssaar
das ganze unterirdifche Jleich davon er*
fcholl , und ich vox Schrecken aus dem
Schlaf erwachte.
IL
MEIN HERR AUFSEHERr
SiB glauben durch ihre Spöttereyen und
liiiligen Einfälle die Welt zu beflTern , und
es ift möglich, daüs Sie etwas Gutes da-
durch ßiften , ob ich gleich zweifele , dafs
es viel feyn werde. Die Menfchen denken
feiten y dafs fie die Urbilder der lächerli-
chen Abfchilderungen flnd , die man in den
Schriften der Satirenfchreiber findet ^ und
machen gern andere dazu ; wodurch fie denn
eher boshafter » als befler werden. Wäre
es al£b nicht von gröIFerm Nutzen, wenn
Sie der Welt Gemälde von edlen Charak-
tem > tugendhaften und grollen Handlungen
u. d. gl* vor Augen legten , und . fie auf
diefe Art zur Nachahmung anfeuerten 7 Bey-
fpiele von Verachtung der Beichthümer»
von-Standhaftigkeitim Unglück', von aufser»
ordentlicher Freundfchaft , feltener Treue
und Redlichkeit , Mitleiden gegen die Ar>
meji> Aufopferung feines eigenen Nutzeus
fiii den Nutten 4^ Welt ; und mit eineift
Worte 9 B^rpiele von HandUn^en » die
aus der GröiTe der Seele entfpcangen find»
Tühren ungemein, reizen zur N^achahmung»
und beflfern mefai^» sls aller Spott und alle
Gei&elu der Satire.. Damit ich meine Mey--
nung begreiflich mache; fo erlauben Sie,
d^£s ich ihnen ein Paar Exempel von die-*
fer Art erzähle, die ich beide aus Luciaai
Toxaris genommen habe«
Eudamidas , ^ ein Korinther , hatte zw9y
Freunde , den Charixenus , einen S^cionier,
und den Aretheus, einen Korinther. Weil
er nun arm , feine zwej Freunde aber reich
waren, machte er fein Teftamen^t folgen*
dermalTen : „Dem Aretheus vermache ich,
i,meine Mutter zu ernähren, und ihr in
„ihrem Alter beyzufiehen ; dem Charixenus,
f^mekke Tochter zu verheyrathen , und fie,
^,fo gut, als es nur immer möglieh ift, aus«
.„zuftatten. In dem Falle aber, dafs einer
»,von beydea mit Tode abgehen follte : fo
„fetze ich den noch Lebenden an des Vor-
^ftorbenfn Stelle ein." Diejenigen,. welche
diefes Tefiament zu fehen bekamen , fpot-
<tetei]^ darüber; allein feine £rben nahmen
.iBSS^BsssEsasasssB 241 BssBssssssssssssaas
dalTelbe » auf die erhahene Nachricht , mit
befoiiderm Vergnügen an. Ja » als einer voxx
ihnen , Charixenus » fünf Tage nachher ge-
ftorben » und feine Stelle zum Vortheil' des
Aretheus erledigt worden war ; ernährte die-
fer die Mutter forgfältig » und gab von den
fünf Talenten» welche er im Vermögen
hatte, zwey und ein halbes femer einzigen
Tochter mit , die andern zwey und ein
balbes aber der Tochter des Eudamidas,
welchen ier auch allen beiden an Einem
Tage die Hochzeit ausrichtete.
Und nun höjren fie auch die zweyte Ge-
fichichte.
Um die Pracht der Pyramiden » die me-
tallene Bildßlule des IVIemnons, die Toa
der Morgenfonne erklang, den Nil, und
andere Wunder der Natur uudKunftzufe*
ben , 7eifete Demetrius nebft feinem Freun-
de Antlphilus , die fich beide den WiflTen*
fehaften gewidmet hatten, aus Griechen-
land nach Egypten. Kaum waren &e dafelbA
angekommen, als Antiphilus erkrankte.
Demetrius liefs ihn in den Händen eines
Arztes , und eines Bedienten , Sy ras ge-
nannt , und verfolgte feine Reife den Nil
belauf. Sytus war indellen ron ungefähr
■ ' 242 >
mit Baubern in Bekanutfchaft gerathen , die
ihm geßolilne güldne und Blbeme Gefäfle
aus des Anubis Tempel , wie auch' den'
güldnen Gott felber » in Verwahrung gege-
ben hatten. Die Sache ward ruchtbar : man
warf, wegen des Bedienten , Verdacht auf
den Herrn ; und Antiphilus ward nebft dem
Syrus und den Raubern in Verhaft ge-
nommen. Man brachte Re in ein finfieres
unterirdifches Gefangnifs» und legte fie in
Ketten. Antiphilus mochte im Verhöre den
Bichtem Ton feiner Unfchuld fagen, was
er wollte » er blieb in Ketten und im fin*
ftern Gefängnifs' in Gefellfchaft derBauber.
Er überliefs fich hierauf, einige Monate
lang, dermalfen dem Schmerz', dafs er zu
letzt keine Speife mehr zu genielsen ver-
mochte, dafs der Schlaf ihn floh, der ohne-
dem auf der harten und feuchten Erde nicht,
fanft feyn konnte, und dafs er beynahe,
da er kaum genefen war, wieder in eine
todiliche Krankheit verfallen wäre ; als eben
pemetrius von feiner Reife zurück kam. So
b^ld diefer erfahren hatte , was vorgieng,
eilti^ er zu dem Gefängnifs*, und brachte
es, ^urch Bitten und Flehen, bey dem
Kerkcrmeifter fo weit, dafs er zu dem
«43» ' ' '
Antiphilus , von dem Kerkermeifier beglei-
tet ,- gelaffen wurde. Er erkannte feinen
Frennd nicht mehr : fo hatte denfelben
der Schmerz und das Elend verftellt > und
er mufste ihn mit Namen rufen i um ihn zu
finden. Mit taufend' Thränen umarmeten
fich endlich die beiden Getreuen. Demetrius
rprach dem Antiphilus Muth ein ; und weil
er fähe, daCs des Antiphilus Kleidung im
Kerker von Feuchtigkeit zernlTen und ganz
▼erdorben war » zerfchnitt er gleich feinen
eignen Mantel in iwey Stücke, und* gab
dem Gefangenen die eine Hälfte; weil er
auch 4uf die Reife fäft alle fein Geld ver-^'
wandt liatte, fo fafste ^er den Entfchlufs;
duf ch körperliche Arbeit , ob er ^e gleich
nicht gewohnt War» feinem' Freunde tind
fich Unterhalt zu verfchaffen , und half, mit
fchwachem Leibe » den Schiffern Laften in
die Schiffe tragen. .
So>tnfihfte er fich und den AntipbUuJf
•inetiemlidhe Zeit, und fchaffte ihmetWa»
Bequemlie^ikeit und Linderung feines Un-
glücks. Alljsin bald darauf ftätb einer, ron
den 'Räubern, und man mufhmaflete, dafs
^r Gift eingenommen hjttte. Dem Demetrius-
watd alfo'^, wie' einem jeden i 'der IZugang
«u dem Kerker unterbot. In diefen trauv
rigen Umfianden , die ihm das groGrte Un-
glück tn feyn fchieaen , waftte er kein ander
Mittel f zu feinem Freunde zu kommen»
als lieh für mitfchnldig anzugeben. Er thal
es, und w^rd zum Antiphilnsgefiihrt. Die«
fer erftaunte , als er den Demctrius unver-
muthet, in Ketten » wieder Iah * und zer-
flofs in Zühren fiber diefe neue Probe feiner
grofsen Freundfchaft , und feines edlen Ge*.
mfiths. Sie weinten beide toU Z&rtlichkeit,
und tr&Eelen fich mit derFfirforge des Him-
mels» üem iie Yertrauten. *— Lange Zeit
faifen fie ohne Hoffiaung der Befre3rung , und
waren wund yon den FeSeln » und abge*
fallen Ton Gram und Yon der fehlechteA
Nahrung , die man Urnen reichte ; bis ei-
ner der RAuber Gelegenh^t fand, durch
Seheidr^alTer lieh und alle Gefangenen
Tpn den &^en zu befreien » und ans deaa
GefangniCi' zu hMlen. Ein jeder der Erldfe-
len rettete fich tnit der Flucht , fo' gnt er
konnte » nur Demetrius und Antiphilus blie*
ben zurück ; und fie meldeten felber dem
Präfektus» was Torgegangen war. IBefer»
der nunmehr vdn Ihrer Unfchuld fibeizeugl,
ward» lobte fie fehr, befcheukle fie,. be-
«45 ,
fondeis den Demetrius » fo reichlich » da(s
^e, ihr ganses Lehen- durch t keinen Man-
gel KU beforg^n hatten, und lieb fie ver«
^Qgt in ihr Vaterland siirück kehren.
Ich bin»
MKIN HBRR AUfSBHBR!
Ihr Freund und fleiüsigerLefer » v.K«
Ilt
CHARON vNO KATILINA.
»
BI M QBS PRlcff.
CHAROK»
Dbi-n Schatten ficht ja (ehr blutig und cer-
fetstaus. Du biftgewifs «in Held gewefeo»
und in einer Schlacht geblieben T
K An L I M A.
Du ritheft recht. Ich war ei ^ und bin in
«iner Schlacht geblieben«
CHARON.
Wieheifseft du?
KATILINA«.
KatÜina.
. C H A R O N.
Ich kenne dich. Viele Römer , die. ich
über den Flnfs gefahren, haben mir Be*
fchreibungen von dir gemacht Aber warum
fuchteft du den Untergang deinies Vaterlan-
des? Was hatte es gegen dich verbrochen?
K A T'I L I N A»
Es war ungerecht, gegen mich , pnd ver-
Tagte mir Ehrenftellen , die ich verdiente.
Ich wollte mir alfo das mit Gewalt fchaf-
fen, was man mir, :weil ich ohne Gewalt
war 9 verfagte. Ich hatte einerley Abfichten
mit Cäfam, und war. fojgro.fs als er, nur
nicht fo glücklich.
C.H A RO K.
Du warft alfo wohl ein tugendfaaf^erMann?
K.A T I L Z N A.
Um dtefft V'erdienft der Schwachen habe
ich mich fo wenig bekümmert , als . Cäfar.
Ich war ein ^olser Feldherr und Staatsver«
ftändiger^ voller Ehrbegierde und grollen
Anfchlige. «
CH ARO N.
Alfo warft du ein . aufserordentlichec
Mann» wie alle berühmten RAuber auch
waren : aber kein großer Mann , denn die-
fer muls zugleich redlich und tugendhaft
teyn. Ift es wahr , dafs du der WoUuft Co
Cehr ergeben gewefen?
KATILINA.
Ich habe geglaubt, dafs ich auf der Welt
w&re , um glücklich zu feyn : daher habe
ich mir freylich keine Art des Vergnügens
verfagt.
CH ARON.
Das heifst: du haft gefchwelgt» und be-
trogen um zu fchwelgeH;du hafi alle Nach'
te mit Tanz und Unzucht hingebracht , und
den halben Tag verfchnarcht. Um zwölf
Uhr Mittags lieCseft' du dich aus dem Schlafe
wecken , es mochte Tag oder Nacht feyn ;
nicht Wahr?'
KATILINA.
Du fcherzefi. Ich war aus Gründen wol-
lüßig, wie du gehört hafi. Allein meine .
Neigung zur Wolluft hinderte nicht,, dafs
ich nicht Kulte und Hitze, Hunger und
DurU , und alles Elend , trot« jemand , er-
tragen l^onnte, fo bald es nöthig war. Rom
hat es etfahren. — Niemals hätte ich einen
Pofi,ei^, den ich vertheidigte , aus Mangel
TonGemächlichkeit undLebensmitteln über>
geben. Ich h&tte meine linke Hand gegelv
Ten , um mit der rechten noch zu ßrciten;
C H A R O N. '
Ein ganz beronderer Mann! Du hatteft
den Galgen oder den Thron verdient, Ka-
tilina! Das Rader wäre eine Begnadignag
für dich gewefen. — Doch* konim, und lad
dich begnadigen! Du biß flarkund nerricht,
greif einmal das doppelte Ruder aA » und
verfuch' deine Kr&fte! ich will dich mir vom
Pluto znm Ruderer ausbitten , damit ich AI*
ter ein wenig beym leichten Steuer ausru*
hen kann. \
IV.
MEIK HERR AUFSEHER!
DtB M&he» welche fich Ihre Vorginger ,
der Zufekauer und der alte Aoffeher^ um
die Verbeffemng der Sitten gegeben» ift
nicht firuchtlos gewefen. Be fonders hat daa
Fogenannte fchöne Gefchlecht feitdem feine
Hälfe und Waden wieder bedeckt , daron
orftere immer langer wurden » und letztere
immer mehr zum Vorfchein' kamen» fo
daCi » wenn die Kleidung ron unten und oben
noch immer mehr zußimmen gefchrumpft
w&ffo » die Damen endlich zu dem Feigen-
«49 "■■^■===^iBi>""B:
blatte ihrer erfien Mutter zurück gekommen
wiien. Die ungeheuren Fifchreufen , darinn
oft ein ungieftalterFirch fteckte, ich meyne,
die Reifröcket find durch die witzigen Spöt>
tereyen dtefer Ihrer Vorgänger auch aus der
Mode gekommen.
> Aiich die eiferfüchtigften Ehemänner fa-
hen endlich ein , dafs Pope recht gehabt ,
davon zu Tagen :
Diefes fieben£iche Bollwerk wid«rfteht nicht
llets der LiAt
Ob es gleich durch WallfiCchrippen and durch
Reifen fbrchtbar ill.
Sie widerfprachen alfo derDemolirung die-
Tes Bollwerks nicht mehr, und man fieng-
an» fich natürlicher zii kleiden. > Die Ama-
ftonenkleidung 9 die, nebft einigen andern.
Ceitdem. aufgekommen » fo oüLnnlioh &e auch
au^fieht ,* fiehl doch nicht buhlerifoh > Ion-
dem fittfam genug aus«Jndem Ee die Hälfe
und Beine verkürzt. — Allein, welcher
Qeift det Frechheit mufs den Schönen ein*
gegeben hieben, daCi eine jedePerfon, die
einen I(ut aufhabe, auch reite« muffe!
3iQ galoppire« i.tzo, traverfiren» und
iommein ihre Pferde trotz einem KüraiBc-
rer, und man hört He von Karriere und
Karakol fprechen , und mit diefen Knnft-
Wörtern der Reitknnft, gleich einem Stall*
meifter» in Gefellfchaft um lieh werfen.
Mann kann von ihnen Tagen, was einer
untrer Dichter von einem andern Eagt , der
Befchreibungen von Turnieren u. d. gl. ge-
macht hatte:
Wer ift, der fo, wie da,
Oet Pferde KöpP «od Sitten alle kennet,
Da Pferdebändigerl— ^
Was ift ^in grdflTeyer Beweis, dals nichts
auf der Welt fo ausfchweifend ift, dazu
fich die Menfchen nicht verleiten laflen,
ads diefes, daCi das fchöne Gefchlecht,
welches fein g^ses Leben durch auf alle
möglichen Mittel zu gefallen finnt, und
faft ganz allein darauf finnt , durch nichts
aber fo fehr gefällt, als durch SittCamkeit,
da£i diefes Gefchlecht auf Ausfchweifungen
ger&th, die der Sittfamkeit, und feinem
Endzwecke zu gefallen , fo fehr entgegen
find! — St. Evremond glaubte, dab die.
Gelehrfaikikeit eine Frau ziere, fo wie ein-
Stutibart &tf zieren würde : (welches doch
ohne EinfclirJUikiing nicht zugegeben wer>
den kann) was würde er nicht fagen » wenn
er itzt auflebte , und eine nnferer Amazo>
aen einen Springer reiten fahe ! Käme ihm
zu gleicher Zeit einer von unfern gefchmink-
ten und mit Schönpfläßerchen fchattirteu
jungen Herrn vor die Augen : würde er nicht
des altern Plinius Erzählungen von ver-
wandelten MAnnern in Frauen «und Frauen
in Männer » für wahr halten und glauben,
dafs diefe Art wieder aufgelebt wäre ?
Doch das mindere Gefallen ift der ge-
ringfte Schaden y den Jich das fchöne Ge-
(chlecht durch diefe allzumännlichc Auffüh-
rung zuziehen kann. In welche Gefahr ge-
Täth es nicht » wenn fein Blut , durch die
heftige und ungewohnte Bewegung , in Wal-
lung gebracht wird ! — Ich habe einen ver«
buhlten jungen Herrn gekannt, der keiner
Dame lieber die Aufwartung machte , al<
wenn &e eben vom Pferde gefiiegen war,
und er fagte , dafs er niemals glücklicher
gewefen , als bey folcher Gelegenheit. -*•
Sie werden der Sache weiter nachden*i
ken, mein Herr Auffeher, befondets da Sie
felber eine Schwefter. haben, die gern als
eine Amazontnn reitet ; und wie ich hoffe'.
252
•
werden Sie der weibliehen Welt Ihre Be-
trachtttngen darüber nicht mi&gdnnen. Sie
find diefes dem Nutzen der Hälfte des
menfchlichen Gefchlechts» allen ehrlichem
Ehem&nnem , und fieh felber fchuldig.
Ich bin u. f. w.
Berlin» den 10. Maj 1759.
Leberecht Fulsgänger^.
V.
Ich habe einen Freund » der ein Engl&n-''
der und Dichter und ein befonderer Lieb-
haber vom • Spazierengehen ift. Neulich»
als ich ihn des Abends in (einer Behau-
fung vergeblich gefucht hatte , fand ich ihn
im Walde auf einem Felshflgel im Gräfe
ruhen , bey einem Kleinen Bach* , der un«
ter einer Decke von wilden Rofen hervor
fchiefst» und, in Waflferftaub und Schaum
aufgelöft » in's Thal fällt. Das Geräufch des
Walferfalls verhinderte ihn» meine Ankunft
zu hören. Ich fchlich mich hinter feinem
Kopfe heran» und ward gewahr» dafs er
in feine Schreibtafel» unter lautem Seuf-
zen » uiid mit VergieCiung einiger Thränem
die lezten Zeilen einer Poefie fclirieb. — «■
Nun wollte er aufftehen , und fah mich. ><*-
Sind Sie fcbon lange hier ? fagte er etwa«
«rrethend; ich habe Sie nicht kommen
^ören» Seitdem Sie fo laut feufzten» bii>
ich fchon hier» antwortete ich, und al»
ihnen Zähren auf die Schreibtafel fielen.
Der (chöne FrOhling und diefer fchöne
Frühlingsabend, verfetzte er, hat mich in
•ine fo angenehme Wehmuth gebracht , dafs-
ich nicht widerftehen konnte , einige mei-
ner Empfindungen niederzufohreiben , und
dabey kann ich in Gedanken gefeufzt hal-
ben. Er tfaeilte mir hierauf feine Arbeit mit,
mid wird mir rerzeihen, dafs ich i^e in
•iner fchwachem ptofaifchen Überfetzung
bekannt maehv.
,,Wte fanft raufcbt diefer Waflerfall , und
„hört nicht auf zu raufchen ! Wie zittert
9,feine Flut im Thal' unter Blumen fort, die
9»fich Aber feinie Fläche biegen ! Noch ror
»»kurzem ftürzte er unter einem Bogen tou
„Elfe hervor; die Erde lag traurig undbe-
„trftbt , in eine weifse Todtenkleidung ge*
», hüllt. Büfehe und WAlder waren mit
»iFlocken befbhleyert^ und von ihtete fin-
»9
99
»Agenden Bewohnern verlafTen. Die fiar*
,,fcen Leiber der Stiere und der Hirfche
,,waren mit Reif und Eife begofTen , dafs.
„ße wie in tönenden Panzern einhergien-
,',gen. Alle Gefchöpfe fühlten die Laß des
„Winters. — Wie gnadig ift Gott! wie ver-
jüngt und erquickt er alles» was. lebet ^
Denn Er war es, der mit allmächtiger
„Hand den Lafien der Weltkörper den er-
„ften Schwung ertheilte , durch den &e ewij;
in ihrem Gleife laufen» und die Abwech-
felung der Jahr^ieiten hervorbringen.—
Die röthcre Sonne fieht itzo die grüne und
„blühende Erde im Meer' ihrer Stralen um
»yfich'fchwimmen. Der Wallfifch ruht auf den
„wärmern Fluten gleich einer fchwimmen-
„denlnfel, oder ftürzt fich .in den Abgrund
„des Meers » und erregt Strudel , indem er
„fcherzt; und der Nautul ift fich felbfi wie-
,,der Schiff, Ruder, Segel und Steuermann..
,,Unzähl|>are8 Geflügel, das unfere Fluren
„verlalTen hatte, eilt itzo fröhlich -.über'«
,,Meer heran, und rei(et gleichfam in Heeren
„auf den unfichtbaren Wellen der Lpft. Alle.
Wälder erfchallen von Tönei^ fröhlicher
Bürger. Der Elephant und alle ungeheuren
„Thierberge» das mannigfaltige kleine Vieh,
»9
9»
^55
yyund alles Gewürm» das in derErde, das in
„den Bäumen der Wülder^das in d^rLuft
,^und in den Waflernlebt, fühlt denmdch-
yytigen Hauch des allbelebenden Frühlings.
„O danket dem Herrn und preiCet feinen
„Namen, alle die ihr feine Gnade fühlt.
,tKm allgemeines Konzert Aeige Ton euch
„zu feinem Throne empor 1 Leiht mir eure
»»Stimmen » ihr Donner » di^ ihr itzo wie-
,>der in den Lüften wohnet » das Lob des
»»Herrn der. Erde zu verkündigen ! --*> Und
„o ! wie reizend funkelt dort det Abend-
»»hinmiel in purpurfarbnem und goldnem
»»Lichte ! Dort gleicht er einer Landfchaft
„vollWiefen, voll Wäldcf, voll Berge»
»;voll Seen; und dort einem Meere voll
„feuriger Wellen. Holde Gerüche verbrei-
„ten fichyund eine tiefe Stille herrfohtüber-
»»all » die nur vom Gemurmel des kleinen
»»Bachs geftöret» und von Zeit zu Zeit von
„dem melancholifchen Liede der Nach-',
»»tigall unterbrochen wird» und von einer
»»ländlichen » feufzenden Flöte. — Sey ru-
,»hig mein Herz ! fey ruhig wie die Luft !
»»und fey es immer! nie empören 0ch ftür-
^»mifche Leidenfchaften in dir» aufserHafs*
»»und Zorn gegen Ungerechtigkeit und La*
95^
,»ier! — - Herr'» der du mir den Morgen
»»und Mittag meines Lebens ertragen haiffi,
»»laff den Abend deüTelben , der fich mitge-
»»fchwinden Schritten nahet» ach lafii ihs
„fchöner» als den Tag, feyn! Lafs mich»
»»wenn er kommt » Co wie den Werbenden
»»Tag » Tor Freude glühen » da{s ich deine
»»Wohnungen» dais ich deine Herrlichkeit
»»fehen foll. -— Und ihr » meine Freunde » die
»»ihr mir Glück» Ehre» Reichthum » und al--
»»les wäret» die ihr meine Fehler und
^»Schwachheiten » um meines Herzens wil>
»»len» überfahet» weint dann einige Thrä«
»»nen um mich »wann meine fchon halb ge-
»»brochenen Blicke entzückt um den Hirn-
„mel taumeln werden.'
»>
VI.
£ s ift ein Glück für das menfchliche 6e-
fchlecht» dafs» bey den unter ihm eingerif*
fenenLaftern» die Neigung zur Wolluft viel
gemeiner ift » als die Ehrfucht und die Nei-
gung zum Gelde ; fo dafii man wohl hun-
dert Wollüftige (deren Hauptneigüng die
WoUuA ift) gegen sehn Ehrgeizige und ge«
gen Einen Geldgeizigen (deren Hauptlei«
denfchaft Ehrgeiz und Geldgeiz ift) unter
ibm antriih. Die Habruchf ia der GefelU
fchaft and der Harmonie und GlückfeUg*'
keif des Ganzen fo zuwider , dafs die Men«
fchen entweder fehr elend feyn würden,
oder dafs ihr Gefchlecht ganz untergehen
tttüOstay gefetzt auch, dafs esfich durch die
Zeugung fortpflanzte , wenn mehrere Geiz^
hülfe darunter rorhanden wkren. Neid,Hafs,
Verleumdung, Verfolgung, Arglifi, Be-
trug, Diebfiahl» und endlich Mord und
Blutvergielsen , würden die Welt alsdann
so einer Mördergrube machen ; und es wäre
dann erträglicher , in Wüßen , unter lauter
Schlangen und Skorpionen , Löwen und TU
gern, als unter Menfchen, zu wohnen.
Und was der Ehrgeiz für Unglück fiiftet«
braucht keines Bewetfes. Wem die Gefehich«
ten der Welt ein wenig bekannt find, fin*
det, daCsoft der Umfturz gewaltiger Reiche«
allgemeines Elend , und die Vergiefsung des
Bluts Ton Millionen Menfchen , durch diefe
Leidenfchaft iß verurfachet worden. IndeOTen
iSt ein kleinq^ Übel allemal ein Übel und
der übertriebene Hang zur WoUilß verleug*>
net feine Natur eines Lafiers nicht» und '
wirkt gleichfalls nicht, wenig Böfes. -Nicht
zu gedenken , da& es um alle Kunfie Und
WilTenfchaften übel ausff hen wüide , wenn
lauter WollüfiUnge die Erdebewohnlen» die
lieh aus Ha£s gegen die Anftrengung « und
aus Liebe zur Gemächlichkeit , bald um alle
Gemächlichkeiten , ja gar um die Nothdürf-
tigkeiten des Lebens bringen würden ; fo
frageich nur riß wohl jemand unglücklicher,
als diejenigen» die nichts , als angenehme
Empfindungen , die nichts , als die höchße
Wölluft fuchcn? Denn fo bald ihnen an-
genehme Empfindungen abgehen » verfallen
Sie in Traurigkeit und.Schwermuth. Und
wie folUen he ihnen nicht bald abgehen»
da gemeiniglich heftige Vergnügungen , die
die ganze Seele erfchüttem, und gleich-
fam in jeder Nerve gefühlt werden» ihr
ganzer WunCch, unfchuldige aber für iie
zu matt und unfchmackhaft find? Graufa-
me Kranliheiten » Abnahme der Kräfte des
Leibes und des Gemüths , VerluR der Ehre,
des guten Namens und des Vermögens» ja
oft der Ruin ganzer Familien » find unaus-
bleibliche Folgen ihrer AusCchweifungen.
Alsdann gehabt euch wohl» angenehme
Empfindungen! Unruhe» Angft und Vet*
7.weifIunghatitzo euren Platz eingenommen»
. und die Seele des Wolltifilings überfallen,
der dabey doppelt' unglücklich iß , je we-
niger.erdtefer Feinde feines Glücks gewohnt
vrar. — ^Zwar leben die Menfchen zum Ver-
gnügen ; denn der gütige Schöpfer hat
uns aus Liebe aus dem Nichts hervorge-
rufen : allein befiehet diefes Vergnügen in
der Unzucht? oder darinn, dafs wir un-
fern Leib zu einem Keller, und unfer Le-
ben zu einem langen BalTetfpiele machen ?
Sind keine ünfchuldigern Vergnügungen und
Freuden möglidi? Der Umgang mit Ter-
nünftigen Freunden ift ein weit mannigfal-
tiger Vergnügen » und kann uns , ohne Wein
und Spiel, mit Freuden überhäufen. Und
wahre Freunde werden keinem fehlen, der
fie «tt haben werth , und felbft ein Freund
SU feyn fühig Ift. Überdem bietet uns das
greife Reich der Natur und der KÜnfte tau-
fend eclaubte Ergetzlichkeiten dar :
• Sieh! sni wifikt die Natnr; Mit Bnaasf^recii-
lieber Anmnth '
. Hattcht fis Zufriedenheit ans. lieh , wie der
tnbige HimiKel
WoUcAloi 4orch di« g«f eiligen Zweige der
Linden henbieht!
^les iaschzt Freude > nad Udet tnt Lall.«
. WISLAVO.
Für ufkB duften die B(ameii; f^ uns raufehc
der&ch fchUngelnde Bach lukter einem diui-
kehl Gewölbe von belaubten B&imeh fort»
daa von dem* Gelange der Vögel etfcballt;
der- Felder und Auen .beblOnite bunte De'-
cken prangen für uns ; f&r uns bemalt die
Sonne den öftltcben Himmel mit Gold and
Purpurfarbe. Alles , wohin wir die Augen»
worauf wir die Gedanken richten » alle«
fallt unfer GemOth mit Freude und EntKü^
flkung. Und was gewähren uns die KOa«
Ae nicht für Vergnügen l was für. ein weit««
Feld angenehmer-BefchSftigungen efoffnei^
fie yoiM nicht! Wir find |a nicht nnr.snm
grpben Gefühle der Sinne, {bndera auch
ti»m Denken und Wirken erfchaffen ; und
nur durch Arbeitfamkeit und vernünftige
Handlungen gelangen wir su eine^ wahren
viid dauerhaften Gemüthsrnhe. Der Wirk->
lame» der tugendhafte, kann mil Recht
lagern, und ts iitEcCÜllung bringen» wa»
der bekannte Herzog von Orleans» Begent
Ton Frankreich , gelagt hat :
Icli will mich jlets bcy jeder kleiae« Oibei
Die mir 4er Himmel f iebt y erl^esn \
Ich will dea Weg> den ich s» lasfea habe«
Mit Blnmes mir beftrena*
Folgenden Brief» den lohror einigen Ta-v
gen erhalten habe » k«nn ich nicht umhin»
meinen LefeniL bey diefer Gelegenheit mit«
xutheilen :
MEIN HEBB»
D A ich eben font^oh) auf ien Nutzen des
menfchlichen GercHleolits bedacht bii^» als
Sie» aber keine Gelegenheit habe» meine
Abfichten allenthalben bekannt zu macheil ;
fo erfuche ich Sie , diefes Aatt meinet zu ver-
richten . - Ich habe feit her durch Verfertigu A|^
glitferner Augen »wei&er und rother Schmin-
ke » einfacher und doppelter Bufen » dem
menfchlichen Gefchlechte zu dienen gedachte
«ülein die vielen Pfufcher und- Affen mdlne>
Kunft haben verurlacht » dafs ich den F^is
meiner Waaren utn ein merkliches habe
heruntei fetzen mtÜT^n« I^fzt bin ich auf eiae
a6g ^— — " I ti
Erfindung gefallbn , davon ich nicht allein
der Welt, fondem auch meinem Beutel vie-
len Vortheil verfpreche. *Ich habe in unfc-
rer Stadt manche Leute beiderleyGefchlechts
ohne Nafen herumwandern fehen', und da-
her eine Art Nafen von leichtem Holze zu
verfertigen angefangen > die ich mit Drat an
die Überbleibfei der weiland fleifchernen
Nafe bcfeftigc, und- ihr derfelben Farbfe ge-
be , fo dafs man fchwören follte, die alte
Nafe fey wieder hervorgewachfen.Dafs diefe
Erfindung von Wichtigkeit und Nutzen fey,
werden Sie felber einfehen , und daher fo
gütig feyn , meine Nafenfabrik durch ihre
vielgeltende Empfehlung in Aufnahme zu
bringen. Ein je dier wird nun doch wieder
feine Nafe tragen können , wie es ihm be-
liebt : welches feither manchem nicht mög-
lich war ; und niemand wird mehr fo ecket-
häft ausfehen » als bisher viele. Ein gewif*
fer Mann , den eine gewiflfe WoUuft'um feine
Nafe gebracht hatte» ward von eineniWol-
lüftlinge anderer Art, von einem Säufer,
dieferwegen fehr verfpottet. Jettt habe ich
dem Verfpotteten,iim ein billiges , wieder
zu feiner Ehre geholfen-, und fein Spötter,
diefe» iing9h«cire Weittfafs mit Armen und
Beinen, foilte viel darum fchuldig (eyn»
'nrenn er ihm an gutem Anfehen gleich kä-
me. Sagen Sie diefes alles doch der Welt,
und fchaffen Sie meinem Talente dadurch
feine Belohnung ; welches Sie zu thun fchul-
dig find , im FaU'Sie das wirklich find, Wofiit
Sie ficK ausgeben. Sagen Sie ihr auch, dafs
nicht allein diejenigen , die ihre Nafe Ter*
loren :hahen , bey mir dergleichen wieder
kaufen können; fondera dafs auch alle,
die in Gefahr flehen , Ee künftig zu verlie-
ren , fehr wohl thun würden , wenn Sie fich
bey Zeiten damit verforgten. Sie erhalten
dadurch den Vortheil, dafs ich das.Modell
nach ihrer jetzigen Nafe nehmen kann , und
dafs ich nicht , ftatt einer ehemaligen Ha-
bichtsnafe , eine Stumpfnafe anfetze* Ich bin»
MEIN HERR»
Ihr fehr terbundner Diener,.
Nicolas PoAiche»
Galanteriofabrikant.
saBBSBBsasssBsaBB 264 <i
P, S. Sie wiflen , daFs eine fibele Krank-
heit Gelegenheit zur Erfindung der Per&keiB
gegeben; indeflen find fie fo fehr Mode ge-
worden f dals ich in gewiffen Handelsftadten
oft zu jemandes Lobe habe Tagen hören: Er
ift ein artiger Menfch » er trägt eine Peru-
ke» und alles fleht ihm wohl an. Wenn
Sie die Sache mit Nachdrock treiben »^fo
koffe ich, dafs, obgleich eine noch fiblere
Krankheit mir zu meiner Erfindung Anlals
gegeben, ei' doch noch mit der Zeit auck
be^ uns heilsen Toll: Er ift ein artigerMenfch»
•r trägt eine gefärbte Nafe , und alles Aekf
ihm wohl an.
VII.
Das Publikum ift zuweilen ziemliek un-
dankbar gegen die Bemühung verdienftrol-
1er Schriftfteller ; und es fcheint , als wenn
Be nothwendig erfi todt fe/n millsten , ehe
die Welt gefleht, dafs 60 fchön geCichrie-
ben haben. Gewifle eingebildete Kritiker,
die ihren Gefchmack entweder nach deo»^
Gefchmacke einer einzigen Nation, oder
auch Viach einigen Wenigen Lieblingsfchrif-
ten ihres eignen Volks gebildet , und
^BBBsssssssssssssasBB »65 «BaassssssssBas»
iiig aUgräieinen Verßand haben, tadeln
. alles , was ihnen fremd ift ; und wie viel
ift ihnen nicht fremd 1 Ihr zoyerfichtiges üt-
theil giebt indeflen andern noch kurzfichti-
gein den Ton » und es ifi nichts feltnes , dafs *
jnan auf diefe Weife vonMeifte^liücken als
von etwas Mittelnraffigem fpveehen böit.
Der VerfaiFer der. vortrefflichen Kriegslie-
>der» welcher längfi als unfer deutfcherj^na-
)ireon und KatuU bekannt gewefen, und
dem es beliebt hat , fich anitzo als einen
prenCsifchen Gienadiei xu zeigen, hat die»
fes auch erfahren , fo bald er die leichtere
Bahn verlaflen. Da er im Namen eines .Gce^
nadiers gefchrieben , hat er keine zierliche
Hoffprache , fondem die Sprache eines Sol-
daten Cehieiben muffen , und diefes hat die
galante Welt wider -ihn* au%,ebTa«ht.
Die galante Welt fey indeflen fo gütig
und fage was Erhabneres, alit' was der
Verfaffer von dem Könige, im Lowofitsi-
fchen Schlachtgelange y fagt:
. .•
Frey i wie eia Gott , von Fnccht and «GrauSy
Volt meaichltch«n GcfdhlSy i
Steht er tind theilt die AoUeii aiis
^ Des groffea Trivcrf^icls. ^ . .
Dort , Cpxkht er , ilehe Reotcrcjr !
Hier Fafsvolk! Alles ileht
la groffer Ordnung y fchreckenfreyy
Indem die Sonn' anfgebt.
So Jland , tU Gott der Herr erfchnf,
Des Heer der Sterne da \
GehorAffl itand es feinem RttP
In groffer Ordnnng da.
Und wie diefes , im Rolsbaeliirchen SchUelit*
gefange :
Vom fieraenvoUeB Himmel fahn
Schwerin und Winterfeld
Bewoademd den gemachten Plan»
Gedankenvoil den Held«
Gott aber wog, bey Steracnklang»
Der beiden Heere Krieg $
Et wogy nnd preafsens Schale fanky
Und ÖJtteichs Schale fiieg.
Und wie riel Hoheit herrfcht nicht in dem
Gedicht' an die Mufe nach der • Schlacht
hey Zorndorf! Der feindliche Schwärm zoj
aE8SSS=SS=S=SSSS 2^7 SBBSSSSSSS
. . . ^ . . langfam fo daher,
Wie durch frachtbares Feld in Afrika
Giftvoller ^oITer Schlangen Heere zieha;
Da fleht aof beiden Seiten ihres Zugs
. Erftorbnes Gras , da lieht , fo weit amher,
Als ihre fiiache kriechen y alles todt :
Von Memel bis KuUrin fiand Friedrichs Land
So da, verwüftct, öde , traorig, todt!
Man ßelle fich hier ein Heer groflfer Schlan-
gen vor 9 davon eine mit einemmal' einen
Menfclien verfchtingen kann, dergleichen
es wirklich in Afrika giebt ; welch ein Bild !
welch ein Gleichnifs ! - - - Und wie unver-
gleichlich iü diefe Stelle , da der grolTe Fried-
rich in den Afchenhaufen Küftrins Thränen
fallen läfst :
*
...... Bin König weifrtt
Gieb ihm die Uerrfchaft fiber dich, o Weltf -
Dieweil er weinen kann.
Wie fürchterlich ifi diefe Befchreibung:
Ans einem Strome fchwarzen MSrderblnts
Trat ich > mit fcheaem Fnfs', aaf einen Berg
Von Leichen I fthe-rreit nm mich herum u, f. w.
M I II I 'l aasaaMa 96$ ssatsssssssssssssssa.
Ich mülste viel abfchreiben , wenn ich alles
Schöne , GroITe und Rührende anführen
wallte. Es wäre zu wünfchen , dafs alle un*
fere Dichter dem VerfaiTer der Kriegslie-
der an Naivität und Hoheit der Gedanken
gleich kamen, und das Erhabne in diefem
Tone und mit fo fimpeln Worten ausdrück-
ten ; anftatt dafs viele derfelben für eine ge-
wilTe poesie epithet^e , wie ^e die Franzofen
»ennen, zu feW eingenommen find, und
iedes Hauptwort an einem Beyworte, das
ihm gleichfam zur Krücke dient , dahin
hinken lalTen. England hat freilich große
Geifier gezeugt , Griechenland und Roni
aber gröflere ; und wir würden wohl thuu
und gröIFeT werden , wenn wir ehe dea
Griechen und Römern , als dea Englän-
dern folgten, welche die Bey Wörter, die Me-
taphern, und überhaupt alle fchimmernden
Ideen zu fehr häufen» tind der Natur weni-
ger getreu find.
^^9 ^ ' ■
VIII.
GEDANKEN ÜBER VERSCHIEDENE
VORWÜRFE,
Dbk Schmers macht, daf$ wir die Fread#
fühlen , fo wie das Höfe macht , dafs wit
das Gate erkennen. Ift denn für uns ein
Zuftand von immerwährendem Vezgnfigem
möglich , den wir immer wünfchen und im-
mer hoffen ?
Diejenigen, die abwechfeli^d Schmerz und
Vergnügen fühlen, find nicht fo glücklich,
als die , welche wegen rieler GefchAfte , oder
yermöge ihrer Geroüthsart , beides nicht füh-
len. Wie glücklich ifi man in der Kindheit^
da man fich noch nicht fiihlt! Wie glflcklidi
ift der Land mann , dem feine Tage über fei-
ner Arbeit dahinftreichen!
Wäre kein Schmer« in der Weh , fo würde
der Tod alles aufreiben : wenn mich eine
Wunde nicht fcKmerzte , würde ich G^e nicltt
heilen , und würde daran fierben.
Unter den Unglücklichen beklagt man die
am wenigfien , die es durch ihre Schuld ge-
worden find; Sie find aber am meifien zu
beklagen : der Troft eines guten Gewijfens
fehlt ihnen.
moBBsss SS 2yo stsssssssss
Oft ertragen wir grofTes Unglück , und
märSgen uns im heftigen Zorn'; bald darauf
reifst uns ein kleiner Unglücksfall , eine
geringe Beleidigung, aus allen Schranken.
Die Seele ift fchon vorher voll von Seh merz
gewefen , der» nur ixm ein weniges vermehrt»
wie ein Strom aus feinen Ufern fehwillt» and
die Schleufen durchbricht
Es ift unmöglich » dafs ein Menfch von gu-
tem Charakter nicht follte vergnügter feyn;
als ein andrer, von einem fchleehten Cha-
rakter: Freundfchaft , Liebe und Gutthltijg-
keit. Mitleiden, Dankbarkeit, GroCimutb^
die ein gutes Gemüth wechfelsweife fühlt»
find viel'zu angenehme Emp^ndungen, als
dafs fic es traurig lafTen Tollten.
Woher kommt es doch , dals wir ehe
eine (iehiefe Seele ungetadelt laiFen , als
eine fchiefe Verbeugung?
Das blofle Aufhören des Schmerzens ift
die gröfste Wolluft. Aller Schmerz ift leich-
ter zu ertragen, als man es glaubt. Ift er
zu heftig, fo kann er nicht lange dauern:
ift er es nicht , fo kann man ihn fchon aus-
halten , ob er gleich lange datiert.
• Niemand lebt , der nicht einmal ruhig au
leyn gedenket. Auch diejenigen , die mit
der gröfsten Heftigkeit Tag und Nacht ar-
beiten » ihr Glück zu machen , haben diefen
V.orfatz. Der Tod übereilt lie aber oft.
Je mehr Verfiand jemand hat , je beflTer
wird fein Herz feyn. Was ift ein guter Ge*
müthscharakter anders , als gute Begriffe von
Schönheit, Tugend, Gluckfeligkeit ? von
dem was edel und grofs ift, und die Har-
monie der Welt befordert ? Übelgefinnt
tpynt heifst üb«l denken.
Veränderung ift angenehm und der menfch*
liehen Natur noth wendig, wenn Ee auch zum
Schlimmem ift.
Wolluftige Leute haben gemeiniglich nur
foiviel Verftand, als fic zu ihrer Wolluft ge»
brauchet.
Eine gewiiTe Art Leute , die riel Vernunft
haben wollen , die &e nicht haben , und die
Ihrer heftigen Leiden fchaften, und ihrer La-
fter wegen, unglücklich find, fchiebeh die
Urfach' ihres U'nglücks immer auf die Ver-
nunft. Thörichter Selbftbetrug! Macht uns
nicht dieTugend glücklich? Und iß tugend-
haft handeln , und vernünftig handeln, nicht
jeinerley ?
Ich kenne einen Mann , der lieh viel zu
£9yn glaubt , ab^r fo wenig ift , daCs ex-Schrit-
ten» worinn nur etwas gedacht ift, und be-
fonders Poefien, wenn &e auch leicht lind,
nicht yerfteht. Diefer Tagte mir einmal, da
jemand von der Poefie fprach» im Veftrauen
üi's Ohr: da£s alle Poeten nicht wüCtten,
was ße fchrieben» and da(s alle diejenigen,
die vorgaben , dafs Be die Poefien verftan-
den» Tolches aus Eitelkeit th&ten. So geneigt
ift man, ehe der ganzen Welt den Verftand
abzuTprechen , als zuzageb«n, daüs ander«
paehr find , wie wir.
Wer verlangt , dafs man ihn Teines Reich-
tbums wegen verehre, der hat auch Reclt
zu verlangen, dab man einen Berg verehie,
der Gold in fich hat.
Wer fich viel über Undankbarkeit be-
fchwert» ift ein Taugenichts , der niemals
aus Menfchlichkeit , fondern aus Eigeonutz,
andern gedienet hat. Wenn man es für eine
Schuldigkeit hält , zur Glfiekreligl^eit der
Menfchen, fo viel man kann, beyzutragen;
fo wird man fich nicht darum bekümmern,
was die Gutthaten fQr eine Wirkung auf
der andern Gemüther, in Abficht unfer,
hervorbringen. Ein ehrlicher Mann kann
den bioffen Gedanken nicht leiden , daTs
jemand gegen ihn undankbac fe/.
Leute, die bey der erften Bekanntfchaft,
die man mit ihnen macht , all ihr WiAen
auskramen , find gemeiniglich fchlechte Ge-
feit fchafter. An eigenem Witz 'leiden &e ^e-^
meiniglich Mangel, und weil &e den frem-«
den yerfchwendet haben , find üe hernach
Ftguranten in der Gefellfchaft.
■ £s ift eine falfche Maxime» dafs man alle
Verbrechen das erfte Mal gelinde befirafen
foll. Man beftrafe Be hart» damit die Vor-
ftellung der Strafe fiärker werde , als die
Uorfiellung der Luft» die das Verbrechen
wirkt. Lafier» die zur Gewohnheit gewor-
den find » Bni nicht auszurotten. Späte
Strafen find wie fpate Arzeneyen.
Wer zu riel Ränke macht » macht keine :
man wird &e gewahr und lacht ihren Ur*
heber aus.
Verfiellung ohne Noth ift ein Lafier und
eine Niederträchtigkeit; in der Noth» wenn
man fich und andere dadurch erhält » oder
glücklicher macht » ift Be eine Tugend.
Ein jeder fcheut natürlicher Weife deu
Tod. Wenn ihn alfo ein Krieger» oder fonft
jemand verachtet » muls ihn die Ehre dazu
treiben. Grofie Merzhaftigkeit heifst groflf«
Furcht» feine Ehre zu verlieren«
Junge Leute von übler Gemüthsart fötl-
tcn fich immer einem Stande widmen , der
lie nöthiget, tugendhaft zu ^feyn. Rleon ift
voller Ränke, hochmüthig, eigennützig und.
ein Menrchenfeind. Wäre er ein Staatsbe-
dienter geworden , hätte er alles in Verwir-
rung gefetzet p und taufend Unglückliche ge-
macht. E^r ift ein Priefier, dient den Men-
fchen , und verth eidiget die Religion.
Gelehrte betrügen fich gemeiniglich am
meiften im (Jrtheilen über Menfchen. Sie
find mit ihrer Unfterblichkeit befchäfltiget»
und geben fich nicht die Mühe , das Innere
-des Menfchen zu untierfuchen«
Der Charakter der Menfchen ift ihren
Gefichtern eingeprägct. Alle Leidenfchaften
verurfachen befondere Züge in dem Gefieb-
te. äind EiC von langer Dauer, Co werden
die Züg9 unauslöfchlich.
Leute von groOen Talenten haben groflen
Verftand. Sie muffen alle Wiflenfchaften
und -Künfte überfehen können, um in ei-
ner glücklich zii feyn , wegen der Verwandt-
fchaft, worinnen Re mit einander ftehen.
Man wendet ein, Kajus habe. ein Talent
zur Mufik , er fey aber von fehreinge-
fchränktem Verftande. Allein wie gro£i ift
-.MI ' I 'i assaaeagggs «75 aesasas ■ * 1 ' i' i
dds Talent des Kajus? fetzt er? und wie
fetzt er? unterfcheidet er die Leidenfchaf-
ten genau , eine von der ändern ? drückt er
fie gehörig aus? rühret er? Er hat fo viel
Talent» ein .Tonkünftl^r zu feyn« als der
Affe» ein Menfch zu feyn.
Nur groIFe Geifter, die den Zufammen-
hang der Welt» und alle Wiirenfchaften
überfehen, find zur Freundfchaft vermögend;
denn nur die können fich hochfchätzen.
Alles» was möglich iß» tragt fich auf der
Welt» in der Folge der Zeit» endlich zu.
Daher entftehen ewige Veränderungen der
Heiche» der Sitten, der Künfie» der Na-«
tionen. Wem ron der unendlichen Menge
pur die wenigen Gefchichten, die uns die
Zeit gegönnet hat» bekannt find» und wer
dabey den Vorwurf des Möglichen bedenkt»
dem wird keine neue Begebenheit , wie felt-
fam ^e auch ifi» wunderbar fcheinen.
. Ein j04^r hat von Natur das Maafs des
Verbandes , das er haben folL Die Erzie-
hung kann die Verftandeskrilfte » die in der
Seele find^ entwickeln » aber die nicht hin-
einlegen» die nicht darinn find.
Auf übermäfßge Freude mufs nothwen-
^ig> der menfchlichen Natur nach» Trau-
rigkeit folgen. Die Fteude macht das Blut
KU wallend , und diefes rerurfachet eine an*
Angenehme und fehmerzhafte Empfindung,
welche Traurigkeit wirken raufs. Wer her>
ttger Leiden fchaften fähig i& y. wird wiflen,
dafs er mitten inllarker Freude fchonMift-
rergnugen gefühlt habe. Eben diefe Be-
wandtnifs hat es mit allen übrigen heftigen
Leiden fchaften : ein Beweis , dals Tugend
allein glücklich macht, die in der Mittel-
Hrafle befieht.
Freundfchaft gründet fich auf Hochach-
tung, folglich auf Eigenfchaften des Gemüths^
Liebe aber auf die Eigenfchaften des Kör«
pers. Man kann gegen eine Perfon> die eine
Ichöne Seele hat , viele Freundfchaft hegen»
aber nicht Liebe. Der KuCi , den die KÖni-
ginn Ma^aretha von Schottland dem gelehr-
ten , aber übelgeftalteten Alain Chartier gab»
war nur eine Grimafle.
Es giebt keine unbiegramem und hartem
Menfchen , als die immer mit Betrachtung
Ihres Unglücks befchiftiget find.
Greife Geifter werden oft durch die Noth
gezeugt. Die unfruchtbarften Lfinder haben
die gröfsten Beherrfcher. Ein Beweis ift
Mofes 9 der Ctaar Peter der erfte » und der
König von Preufsen.
ssaasssstsaaaemam
Aach die gröfslen Männer müflTen Ver*
Achtung und Spott leiden , befonden roa
Leuten, die nicht rermdgend find» ihre
Verdienfie einzufehen , und die andere Be-
griffe und eine andere Denknngsart habend
▼on niemand aber werden Ee mehr ver-
wehtet, als von fi ch felber.
Je weniger jemand ift,je mehr Stolz wird
0t haben, und je geneigter wird er feyn,
an andern l^ehler ,* gute £igenfchaften aber
nicht, zu bemerken*
Tugend iR eine Fertigkeit , die Harmonie
der Welt zu befördern. Sie iß kein leerer
Käme , fie macht uns allein glucklich , denn
fie ift allen Ausfeh weifungen entgegen ge-
fetzt: eine Moral, die in aller Munde ift,
die aber leider! wenig gefühlt wird! Ein
Tugendhafter kann durch nichts e^rchüttert
werden ; alles , w^s aufser ihm ift, hat
keine Macht über ihn : will das Glück , daCi
er herrfchen Toll, wird er fich diefes Zn->
£alU bedienen , wie er muls; foll er dienen;
wird er gleidi grofii> und beym Hirtenfiabe
eben to glücklich, wie bejm Zepter Ceyn«
Nur Bdlewichter find unglücklich : nur die
verzweifeln hey widrigen Zufallen des
Lebens,
«a(s&s=sssaa8Bsc=s 2/8 ====>39ssssssass=ss^
Je tugendhafter jemand ift» defto ange-
nehmer und leutfeliger wird er im Umgän-
ge feyn.
Was unvernünftig ift» kann nicht edel»
und was vernünftig ift, nicht unedel feyji.
Die meiften Schriftfteller Cchatzen nie«'
mand eher hoch» und halten niemand eher
für ein Genie , bis er in hundert Bogen be-
wiefen hat » dafs er ein Narr fey.
Ein Menfch von gutem Temperament'»
und der ohne heftige Gemüthsbewegungen
ift, darf fich nur leidend verhalten» nm
glücklich zu feyn. Die Natur bietet ihm
taufend Annehmlichkeiten dar, die ihn nicht
lange mifsvergnügt lauen können. Aber
wehe dem , der fich heftigen Letdenfichaf*
ten uberlafst ! er kann nicht glücklich feyn,
und eine unfehlbare Verxwei feiung ift end-
lich , über lang oder kurz » das Ende fei-
nes Unglücks. Die Schönheiten des Gebäu-
des der Welt find zu fanft für ihn » als
dafs er ße fühlen foUte ; für ihn rteMa
keine Bäche» und duften keine Blumen;
die Sonne färbt ihm keine Wolken ; ftir ihn
ift die Schöpfung todt.
Luftige Leute begehen mehr Thorheiten»
als traurige ; aber traurige begehen gtoi&re.
Ein Rachgieriger lernt denjenigen bald
verachten , den er ha (Ten gelernt hat.
Es ift ein groETer Troft in Widerwlrtig-
fceiten , wenn man fich immer einige Jahre
älter denkt: wer die Welt kennet , weifs,
was einige Jahre für Veränderungen machen.
Viele haben die Schwachheiten und Feh-
ler großer Männer nicht an fich ; das macht»
fie haben den Verftand deifelben gemieden.
Wer in Gefelirchaft feiner Freunde immer
Worte wiegt , iß feiten ein wahrer Freund,
und feiten der Freundfchaft fähig ; er denkt
nur immer an fich , und Hebt fich zu viel.
Man mufs grofs genug feyn , fich feinen
Freunden zu zeigen, wie man iß: verliert
man Be , um feiner Schwachheit willen , fo
ifi es ein glücklicher Verluft , fo find fie nie-
mals Freunde gcwefen.
VARIANTEN
NACH DBR BBRLINBRAUSOABB V«M
JAMRB 1778*
Seite 3.
DBR VORSATZ. Ifi beygejttzti Dem Herrn
Uz zugeeignet.
S. 3. V. 5 bis 8.
Ermüde Famens willige Pofaune
Mit deinen Thaten ; Land und Meer erftaune ;
Avernens Abgrund wird ron diefen Tönen
Nicht wiedertönen.
S. 3. V. 9.
Und du, o Wuchrer ! magft mit Müh' entdecken
S. 4. V. 1 bis 4.
Gekrönter Pöbel , lafs in Marmorzimmem
Kriftalle leuchten und Metaltc rchtmmern;
Furcht, Unmuth, Reue find bey deinem Fefie
GewiflTe Gäfte.
S. 4. V. 5 bis 8.
Mir felbft genugfam will ich diefer Rotten
An hellen Bächen , wie mein Dämon fpotten ;
Er liebt die Weisheit , liebt die goldnen Sitten
Der Schaferhütten;
S. 4. V. 13 bis 16.
Er fieht von oben Länder Hufen gleichen.
Und Städte Löchern : fieht in allen Reichen,
Den heifien Dürft nach Erd'^und Spreu zu
kühlen,
Ameifen wühlen.
VARIANTEN;
S. 4. V. 18 bis 20. j*
Was wollt ihr kleinen Herrn der Weh be«
. ginnen?
Wölk ihr des Erdballs mannichfAche Zonen
Allein bewohnen?
S. 5. V. 1 nnd |.
Zehntaufend Tode lafst ihr , ichnell zn Regen»
Iß eurem Hochmuth, bey der Linder Menge,
S. 5. V. 5 bis g.
Ihr lafst erhabne Prankgebäude gleilTen,
Aus eitler Luft , ^e wieder einzureißen ;
Der Tod wird plötzlich euch auf längre Zeiten
Ein Haus bereiten.
S. 5. V. 9 bis i«.
Voll Muth ergoeift er die gerechte Leyer,
Beftraft des Lafters mächtig Ungeheuer,
Erhebt die Tugend , die ftets unbelohnet
Im Staube wohnet.
S. 5. V. 13 bis 16.
Freund, lafs mich deine höhern Töne lernen,
Lafs meinen Geiflßch von der Erd' entfernen!
Lafs mich dir nach auf nimmer mfiden
Schwingen
Zum Himmel dringen.
rr j , , ^fymne. S. 7. V, 7.
Und du, dcsErdbalU Herr, o MenfcKl zerfleals
Erheb' ihn ! doch zu dcinli Seligkeit.
vi^^^Z'' ^''''"">'- ^dUr. s! 1 1 . V. 9.1t. 10.
was üilft s, wenn künftig dein Grab rcr-
Wenn «*« ^goWte Waffen befchutzetf,
wenn man aus Marmor dein Bild im furchli
barn Panzer erhöht?
Er r.1, * ^* *^- V.l.
^*^ "*"' A"^» ^oll Blut . fchliei; nur rom
Himmel bedeckt.
VARIANTEN.
OdfiandiepreufslfckeArmee^ S. 13 V. f.
Derdürre, fcheele Neid treibt niederträcht'ge
Sch'aarea
Minladung auf's Land. St itf. V. i^.
Die fchnelle Jacht.
S. 15. V. id.
Und » fem von Neid, n
Das Landleben, & 21. V. 1.
O wohl dem Manne , dem nicht Feldpofauaen«
S. 21. V. 2,
Der RoITe Stampfen, Donnern der Kartaunen
S. 21, V. 12.
Scblaflofes Trauren.
S. 22. V. 2 bis 4.
Dem Meer entßeigend, lieblich niederrchauet»
Flieht er fein Lager, das nurMeyenfchmü-
cken.
Mit heitern Blicken.
S. 22. V. 7 und 8-
Hört im Gelifpel fanf^ bewegter Äße
Sein Lob vom Wefie.
S. 22, V. 9.
Sieht Regenbogen auf dem Gräfe blitzen
S. 22. V. 15 und i<^.
Das itzt verfinket, itztüch wiederfindet»
Und itzt verfchwindet.
S. 23. V. 1 bis 4.
Er fieht den Himmel weifs und woUieht
prangen»
Ihn weifs und wollichtin den Fluten hangen»
Noch eine Sonn' ihn dort mit Feuerfiralen
Und Purpur malen.
S. 23. V. 9. und 11,
Nun pfropft er Bäume, leitet Walfergraben»
Nun tränkt er Pflanzen» zieht von Rofen-
ftöcken
VAHIANTEN.
S. 23. V. 14.
Wo bej der Unfehuld Fried' und WoUaft
wöhnety
S. 34. V. 2. und 3.
Denn Freud' und Arbeit wfirzt ihm MilcH
und Fruchte ;
K«in bang Gewiflen zeigt ihm Schuld und
Strafe
S. 24. V. 7.
Komm , Dämon *) ruft uns , komm zum Sitz'
der Freuden
*) Dimon WUT der ingenommene poetifcheName
des Herrn L«ngc , Predigers und Inrpektors
XB .LaublingCü 7 defTeaerüe Gedichte nebftdeu
Gedichten des Herrn Pyra anter dem Titel:
Thyrfis nnd Dämons frenndfchaftliche Licdery
heransgckommen waren.
Hymne, S. 25. V. 16,
Den Thron des Herrn verhüllt fein eigner
Glanz.
S. 26. V. I.
O welch ein Gott , der blofs durch einen Ruf
S. 26. V. 7.
Sind ganz Gefang und Lob 9 und ftromen
durch den Himmel
PfyUii an Danton,
S. 29. V. 2. .
Ich fühl'y ich fiihle, was dein Herz empfunden
S. 29. V. 4.
Zu gleicher Liebe.
Trinklied,
S. 32. V. 1, bis 3.
Sieh mich an, wie mir I'o fehön
Mjrrtenlaub und Bofe fiehn.
Und fo fchnell die Tropfen gleiten
VARLANTEN,
■
S. 32. Vi 5.
Zehnmal füllt* ich fcbon mein Glas
V. 7 oad 8*
Zehnmal werd' ichs wieder fülleif,
.Und noch meine Luft nicht Üillen.
Galathee,
S. 33. V. 8» und 9.
Allein ^e zürnet , und entfliehet mir.
Hier will ich» welch ein Glück! da, wo fie
lag , mich legen,
I — — V. 11 und 12.
Hier tret' ich » welch ein Glück ! auf der be-
j blümten Flur
Der fc hauen FülTe Spur.
Die Heilung,
S. 34. V. 5.
Es irrt' in allen Hecken
Liebeslied an die IVeinflafcke*
I S. 40. V. i.
Fiel Adam wohl , der Trauben gnug gegcITen
V. 3.
Der Bifs in Frucht , aus der wir Cider prelTen.
S. 42.
I DamSt uad Lesb» führt noch die AnfTchrtft : Die
I ' Verftihnnng» D«s : Nach dem Horaz : Donec gra-
I tus eram tibi etc. ift hiaweggeUffea.
V. 2.
In dir hatt' ich ein irdifch Himmelreich.
— — V. 3 und 4.
Du liebteft mich ; mein Kummer floh von
hinnen ;
Durch dich war ich beglückter» als Göt*
tinnen.
— — V 5 und 6.
Nun felTelt mich Naiden« holder Blick ;
"^^^^^
»FÖ'
VARIANTEN,
In ihr fincT ich mein jüngft verlornes Gluck«
S. 42. V. 7 und g.
Nun ftreb* ich nur, Amynten zu gefallen«
Und bin^aufs neu die feligfte von allen.
S. 43. V. 1 und 2.
Wahr ifi'sy da& dir Naid* an Schönheit
gleicht ;
Doch weicht ^e dir , wenn mir Amynt nur
weicht.
— — V. 3 und 4.
Du follft von ihm mein Herz auf ewig erben ;
Dein wunfch' ich nur zu leben, dein za
fterben.
Gedanken eines betrunkenen Sternfehers,
S. 44. V. 6.
Am Himmel gar zwey Sonnen !
Chlor is,
S. 45, V. 9.
Zwey faflen in den Augen
V. 12.
Zwey andre fchoiTen Pfeile
Grablied, S. 46. V. 4,
In rother Tracht, mit goldnem Haar
Geburtslied,
S. 48. V. 23.
Wo fioh ^% Meer im Strudel dreht
S. 49. V. £..
Zu rüttlen fcheint , indem du zürnft
S. 49. V. 11.
So fehlt dir Geift , fo fehlt dir Witz.
S. 50. V. 8.
Der Birken hangend Haar , du gehft
V. 10 und 11.
Voll Ruh' einher , und athmeft Lufi,
Und fieheft einen Schmetterling
VABIANTEN.
S. 50. V. 16.
-£s werden Wiefen dich eifreun
S. 51. V. 9.
.Befelgen » und ein Troll dir feyo.
Jüilon und Iris»
S. 64. V. 1.
'Mit Blüthen und. mit goldnen Veilchen
fchmückt ;
S. 6^, V. lg.
Sie feufzt* und ihre Bruft empörte fich. — ^
V. 20.
Fragt' Iris. Aber fie erröthete
Amynt,
S. d6. V. 13 bis 16.
NurEinen Blick, Ein Wort aus ihrem Mande,
Und , was mir oft das Leben wieder gab.
Nur Einen Kufs ! dann fchlage meine Stunde :
Mit Freuden tret' ich ab.
Irin,
S. 63. V. 4 und 5.
Zu legen, welches rings umher
l>er nahen Infein Strand -umgab.
S. d^, V. 19.
und iu noch fchönern Gegenden
S. 72. V. 15.
Auch ihm Ein Frühlingstag zu feyu.
Emire und Agathokles, *)
S. yf, V. 1.
Emire fieng das Licht des Lebens an zu
haflen
*) Diefe Enahlnn? ward mit lodern Worten, und
in Frol'e von d?m Herrn Ramler aafgefetzt,
der fie feinem Freande zu einer Epifode xa
dem Frühlinge znfjhickte I (ie in Hexameter
an briogen y aad an dem Orte eiazalchaUcfti
VAEIANTES,
«re Ton einem kleinen Bylande die Rede ilt«
Mit dergleichen rührenden Erzahlfingen > mit
wohlgewahlten Bey(^ielen au der Gefchichtc
der Völker, mit |riiiloi'ophifchen Betrachtun-
gen« beConders aus derNatargerchichtej-iietli
er dem Verfaffer, die häufigen Bilder in Tei«
Bern Prühiinge z« nntermifchen 9 nnd das Ge-
dicht mannichfaltigerznmvichen. Bs Wäre auch
gercheben , wenn der Tod die beiden Frenqd*
micht getrennet hatte.
Die Freundfchaft, S. 82. V. 1.
Leander und Selin» zwey Freunde, di«
S. Z3. V, 1 7.
Um dich zehnfache Todesaneft gefühlt*
jiriß,
S. h5' V. 9.
Er klagt* aus Ungeduld den Himmel an
jin die Morgenruthe»
S. 93. V. 4.
Dann, Göttinn, lafs es fpater tagen.
S. 94. .
l/ber die Statue der Venus , an die ßeh
jimor Jchmiegt 9 von dem von Papenho"
ven y in dem Garten Sanssouci vor
Potsdam,
Amor im Triumphwageri*
S. 95. V. 4 und 5.
Den Neftor mit bereiften Haaren»
Den Cäfar, den Bourbon fahich wie Skla-
ven ziebn;
Matforius. S. 97. V, 5.
£rfchalt das Lamm, den Hund, den Rre-
kodill —
■ Auf die Arria,
S. 98. V. 4.
Oab fie den Dolch dem Mann, und fprack:
Es fchmerzet nicht
VARIANT£N.
Der Säufer zu dem Dichter, S. 102.
.'Berautche dich , mein f reund» aus deiner
Hippokren,
BeTauTche dich daraus ! ich will in's Wein-
haus gehn.
Petialus, S. 102. V. 2.
Vom Folard , PuiCegür , von Widdern ,
SpieiTen » Lanzen,
Lob der GotMeit^ S. 110. V. 8-
Deines Mundes Eanfter Athem, HERR ! dein
mächtiges GehetCs.
S. 111. V. 11.
Du erfüllfi die Welt .mit Freude , wann die
Kälte fie b^egt,
V. 12.
Wann &e, eingehüllt in Flocken » wie in zar-
ten Windelnliegt.
S. 112. V. 12.
Ganze Wälder wirbelnd drehet, und wie
Faden üe j^rrelfst.
Sehnfucht nach Ruhe. S. iig. V. 12.
J)a5 raufcht nnd zifcht auf Steinen -voUer
Glut.
Sw 119. V. 17.
Uns fchlieljt der Stolz in goldne Ketten ein
.S. ^23. V. 3.
Kein goldner Sand ;^-dein Murmeln reizt
tmoh-nur
Die Unzufriedenheit des Menfcken,
S. 130. V. 5.
Die Lnftfphär' jegliches Steins, betraehtedes
Ganzen Verbindung
V. 8.
'£rgru»de mitJiHbnem Gefieder des dunkeln
■Geifteireichs Tiefe
VARIANTEN.
S. 130. V. 11.
Dann firafe, wofeme du kannfi, die Vorficht
und Ordnung der Erde.
V. 12.
WillA du die Urfach erfoTfchen, warum in
den Reichen der Wefen
S. 131. V. 7.
Der Schöpfer ift Liebe und Huld : nur jene
find deine Tyrannen.
y. 11.
Was blickfi du hohnlÄchelnd herab, gebläht
vom Dünkel des WiOens
S. 132. V. 9.
Die Hoffnung ift mit verfcharrt, verftopft der
Zugang des Nachruhms
S. 133. V. 10.
Entflogene Zeiten» kommt wieder ; oder ver-
laTst mich» ihr Leichen.
V. 13.
Für unfere Seelen zu klein, durchlebten wir
Alter der Sterne ;
Getnälde einer groffen Überfckwemmung,
S. 136. V. 2.
Zum nahen Walde mit Schnauben» umklam-
mertenXannen undFichten
Fragment eines Gedichts von den Schmer»
Mif der Liebe. S. 140. V. 5.
VottAngft und Schwermuth gerüttlet» erftarrt
von krampfigen Fieber.
Im Frühlinge, S. 144. V. 4.
Voll lab/rinthifcher Bäche ! bethaute » blu*
michte Thäler
S. 145- V. 4.
Ihr » deren betrogene Seele » wie wolkige
Nächte des Winters,
VARIANTEN.
. S. 145 V. 10.
Und grünt, und riefelt im Thal. — Und ihr,
Freundinnen des Lenzes*
S. 146. V. 2.
Zum Kranke Violen und himmelblaue Ver»
gifsmeinnicht pflücket.
S. 146. V. 3.
HieryWO die Lehne des Felfen, mit immer
grünenden Tannen
• S. 147. V. 5.
•Gefuhrt vom ernfien Stier, des Meyerhofs
büfchige Sümpfe.
S. 1.50. V. 3.
Er fchlag' im Palafie den Frevel, und helfe
der weinenden Unfchuld.
S. 150. V. 12.
Die Henne jammert am Ufer mit ßrupfigen
Federn, und locket
S. 151. V. 1,
DurchplÜtfchern die Flut , und fchnattem im
achilf. Langhälfige Gänfe
S. 151. V. 3.
Den zottichten Hund ; nun beginnen ihr Spiel
die gelbhaarichten Kinder
S. 154. V. 13.
*} Bis hieher gehen die letzten VerbeflTeningen,
die diefes Gedicht erhalten hat; in dem Ge-
dichte CISSIDBS gehen fie bis an das Ende
des erften Gefanges. Der Dichter wilre damit
fortgefahren , wenn ihn der Tod des Heldea
Nicht übereilet hätte.
S. 157. V. 8.
Die Stürme fchweigen , Olymjp merkt auf:
das Abbild der Lieder
VARIANTEN.
S. 159. V. 6.
Blickt liin und wieder die Soime , und über-
goldet die Blatter.
S. 161. V. I.
EinFlAfs in's bufchichte Thal , reifst mit ficb
Stücke von Felfen.
S. 163. V, 4.
Der fem im Lindenbufch laurte » dann ruhn
die Lieder YoU Freude,
S. 164. V. 5.
Diefs zeugte den dumpfigen Schall im Bau-
che des Eichbaums. Es gleitet
S. 164« V. 9.
Vor Raub und Vorwitz ^e , voll füfles Kum-
mers, zu fiebern?
S. 165. V. lOu
• Allein vom Verftande gehört, verbreiten
Heere Geftime
S. 167. V. /.
Die bunte Gegend belebt. Hochbeinig watet
im Wafler
S. 167. V. 14.
Und hängen glänzend daran, wie Than vom
Mondfchein' vergoldet ;
S. 170. V. 11^
Es lachen die Grände voll Blumen, und alles
freut fich , als flöOfe *
S, 170. V. 13.
Beladne Wolken vom Abend, und hemmen
das Licht und ergieCien
S. 17b. V. 14.
Sich wieder in Seen und C&ugen die dürfti-
gen Felder wie Brüfte.—-
S. 171. V. 3.
Voll von den Saaten der Wolken , fpielt
blendend gegen die Sonne
VARIANTEN.
S. \7\' V. 5.
Verjüngt, voll Schimmer, fanft lächelnd, voll
lichter Streifen und Kränze
S. 171. V. 12.
Von farbigen Blumengebüfchen und blühen-
den Kronen der Sträuche*
S. 172. V. 5.
Gr&nt» fejd die Freude des Volks I dient mei-
ner Unfchuld in Zukunft
S. 172. V. 6.
Erquickung und Ruh' in's Herz ; lafst mich
den Vater des Weltbaus
Im Ciffides und Packes, S. 175. V. 5.
BegeiAre mich , damit der ehrne Klang
— r-V. 11.
Theflalien vom macedonifchen
V. 1«.
Reich abzureiflfen , und verfammelte
S. 176, V. n.
Nächft ihm fein Streitgefährte Faches , ihm
— — -Y. 12.
An Tugend gleich, und gleich an Tapferkeit.
S, igo. V. lg»
Auf Eichen fiiUzt, und eine Bahn
S. itgi. V. 9.
Nun drang mit feinen Helden Faches hin
,V. 23.
X^eofthenes fchnaubt Rache.. Kaum erfchien
S. 18«. V. 3.
Als er dem SchloITe ßch in Graben und
S. iS4. Y. u.
Den unbezwungnen Zeloa, der allein
S. 186. V, va.
Und von dem Lande flieht , dafs Feld und
Meer
VARIANTEN.
S. 187. V. 2«.
Sie drückten fich die Hand » und eilten dann
S. 188. V. 2.
In Feuer , Steinen » Pfeilen faufete
V. 16.
Und eilte fort , und fchöpft' in feinem Helm
S*. 190. V. 14.
Die Faches fühlt. £r glaubt nur halb zu feyn.
V. 15.
£r wehklagt laut und irret wild umher»
S. 193. V. 10.
Brüllt dumpfig ; tauber Lärm erfüllet weit
V. 19.
Danieder. Tiger find fo wütend nicht
S. 194. V. 2i.
W-as liegft du bej dem Todten? fragt man ihn.
Im Seneka* S. 203. Zeile 3.
heftiger worden feyn ;
S. 204. Z. 4 bis 6.
Es war deiner Denkungsart .... würdig » daft
du dich .... widerfetzteft.
S. 205. Z. 5.
könnte verlöfcht werden! —
S. 212. Z. 2.
Ihn , der ehemals- meine Luft »
S. 213. Z. 11.
Schone die gröfste menfchliche Tugend !
.S. 214. Z. 20.
Meine Verbrechen weifs ich nicht.
S. 215. Z. 7.
durdi ihn das Leben verloren hat.
S. 223. Z. id.
und alle feinem Blute zu erkaufen. —
VARIANTEN.
In den projaifchen Auffiitien,
S. 337. Z. 15.
Er hat allen Armen von feiner
S. 237. Z. 22 bis 24.
die von einer kränklichen Leibesbefchaffen-
heit herkam, und
S. 239. Z. 18 and 19.
Handlongen Tor Augen legten ,
S. 241. Z. 15 und \6,
Um die Pracht der Pyramiden, und die Bild-
Giule Memnons
Z. 22.
Kaum waren fie dort angekommen
Z. 26 und 27.
und verfolcte feine Reife den Nil hinauf.
Syrus
S. 243. Z. 13 und 14.
weil er auf die Reife faft alle fein Geld
S. 247. Z. 9 bis 12.
Das heifst : du haft gefchwelgt, und, um zu
fchwelgen, haft du betrogen ; alle Nächte
mit Tanz
S. 249. Z. 23 und 24.
die einen Hut aufhat, auch reiten muffe?
S. 250. Z. 12 bis 14.
dafs nichts in der Welt fo ausfchweifend ift,
wozu fich
S. 253. Z. 7 bis 8*
ja gar um die Nothwendigkeiten des Lebens
Aorser diefen Veränderungen hit die Rertinerinsgt-
be iiin Idie gleichfolgende Oefchichte ans dem
Kriege mehrt als die übrigen Aasgabeo » derea
Sinrchaltnng anter VIII. derfelbea in den pro-
fliifehen Aanatseii noch die Namer IX. gtebr.
VARIANTKN.
S. 369.
VIII.
GESCHICHTE AUS DEM KRIEGE.
I* u'nphuninirt Tel»ellHx;b« Soldaten folU
ten zugleich gerichtet, und aa £iui(htmclert
Bäume au%ehäQgt werden. Die H'auptleute
ermohntett die fönftaulend gegenwartigen
Soldaten, den König mit ßufamen Bitten auf
ihvn Knien um Girade anzuflehen, aber
nicht allzu nah an feine Per fon zu treten,
Sie knieten nieder, umfafsten mit einer Hand
dreErdc, mid riefen fo leife, wie ttögUtk:
Gnade! gnädigfier König! Gnade! Y^et Kö-
nig wandte £cli zu ihnen und f^gte : Steht
auf! Und zu den fünfhundert gebundeileiY^
die in fünf Haufen ßanden, rief er : Ihr follt
leben, wenn der Rädelsführer fieh diefen
Augenblik felbft angeben will. Nach einer
kurzen Paufe, und nachdem fie fich einander
angefehen h«tlon ^ trafr Einer hervor, fiel nie-
der auf r^in Angeficbt , und (agie : Gnadigfter
Herr und König ! ich bin es. Ich bitte für mei-
ne verfährt^n Kan&eraden. Nun Cbllft d«
auch frey feyn , antwortete der König, und
Srach zu den Soldaten : Nehrift euren Mit-
IdateiK diis Bande ab , und gebt ihnen ihre
Waffen. Als diefies gefchehen war, zog Einer
unter ihnen fein Sdbwert aus , und erfiach
fich. Man mufs wiffen , dafs diefer der Rä-
delsführer gewefen war , und daÜs der erfte
fich angegeben hatte, weil er (ahe , dals fich
keiner melden wollte.
rARIANTEN'.
S. 269.
IX. Gedanken Über verfchiedeneGegenßände.
S. 276. Z. 10.
die in der MittelftralTe liegt.
S. 275>l. Z. 9.
Jie haben den Verftand derfelben nicht.
Z. K>;und 21.
Wer in Gefelirchaft feiner Freunde immef
Worte wägt» iftr feiten ein wahrer Freunde
Bierea Verbefferungen und ZuHltzen Jinn, welche
in der Berlineransgabe von I778« enthalten find)
j^lairbt man , hier noch jene bey einem Minnen wiv
Herr v. Kleift , immer merkwürdige Anecdotea
. beyfagen za muffen, welche Dr. Krünitz von nnle-
rdm Dichter aufbewahret hat. In reinen Anecdoten,
' den Herrn von Kleift betreffend , fchi'eibt Dr. Kr&«
. nitz > d« er vom Herrn Profeffor Nikol« {t>ficht :
»«Diefer edle Mann, der mit gründlicher
Gelehrfamkcit die feinfte Menfchenliebe ver«
band, und im eigentlichen Versande auch
mein Bufenfreund war, nahm den fchwer
Verwundeten (Herrn von Kleift) in fei-
ne Behaufung, und liefs ihm die forgfältigße
Pflege wiederfahren , um wo möglich , fein
theure» Leben zu retten. Dr. Eberti und ich,
nebfl den gefchickteften Wundärzten »ka-
men faß Tag und Nacht nicht von feinem
Bette, und wandten alle Mittel zu feiner Er-
haltung an. Es hätte uns auch vielleicht gc*
glückt , wenn Herr von Kleifl fich die nö-
tbig gewordene Amputation des Fufles hätte
gefieillen laffen wollen. Allein , durch alle
Bitten und Vorfiel lungen war er dazu nicht
zu bewegen, weil er fich von de? Vergeb-
lichkeit der Operation überzeugt glaubte.
VARIANTEN.
Was er ehedem felbft in feinem Ciffidei
ond Pa^es gelcbrieben hatte i
Der Tod ftr's VtcerUad ift ewiger
VerehroQf werth.— Wienern flcrb' idi ihn lachi
Dea edle« Ted, wenn mein VerhtagaÜJi ruft !
Aefengroffen Gedanken empfand er ttzt. Der
Tod für das Vaterland war immer» auch
felbft im Frieden , fein wirmfter Wnnfch. "
»y Diefer Wunfeh wurde erfüllt. Er be-
hielt» fein zebntAaiges fchmerzhaftes Lager
Über» die bewundemswürdigft«« Stärke und
Gegenwart des Geiftes , und unterhielt die-
'jenigen »die um ihn waren (worunter fich
auch beiUndig viele ruflifche Offiziere» die
den Wetth diefes Kriegsgefangenen kann*
ten und zu fchAtzen wufsten» befanden) » mit
den lehrreichften Unterredungen aus allen
Fächern der Ge1ehrfamkeit.'Al8 ich voraus
fah » dafs er dem Tode unterliegen mufste»
erbat ich mir von ihm ein Andenken in mein
Stammbuch. Er nahm es , traf fogletch auf
die Seite » worauf der Prinz von Preufsen
fefchrieben hatte *)» küfste es » und fagte :
>as ift Balfam für meine Wunden ! O ttfir-
digfter Thronfolger! Nachher fand er» zu
folnem gröfsten Vergnügen» berühmte Na-
men eines Euler, v. Wolf» v. Haller» Emefti,
LeiTins und vieler andern » und machte theils
über ihre Perfon » in fo fern fie ihm bekannt
*) Der Prlaihttte d!e herrlichen Worte avt dem
Vlrgtl eiagerchriebcat
— Animo repeeentem etempla meorom
Bc Piter Aene«! ) et annocvlas exoitit Hector.
VARIANTEN.
iN^aren , theiU über ihre Schriften die grfind-
lichßeii Anmerkungen. Auf die Frage : 9 »Was
Toll ich armer Kriegsknecht Ihnen denn ein«
fchreiben? " antwortete ich : „Schreiben Sie
eine Satire anf die Arzte, denn lefa bin mei«
ner Kunft nnd allen Anten gram » dafs wit
Ihnen nicht helfen können.** So werde ich
Ihnen denn , fagte er , aus dem Seneka fchrei-
ben : Innumtrabiles morbos nuraris ? Jlfe*
dieos numera. Vortrefflich ! erwiederte ich.
Dafs beim Seneka nicht Medicos^ fondern
Coquos Bünde , mochte ich ihn nicht erin-
nern» weil ich wirklich vermuthefe» daCi
lein Gedächtnifs ihn hier verlaflen, und ich
ihm auch zu diefem launigten Einfall An«
lafs gegeben hatte. Er federte einen Folian-
ten » legte ihn im Bette auf das Knie feines
zerfchmettertenFulfes , legte das Stammbuch
darauf, und fchrieb , zu meinem gröfstcn
Erflaunen , das wahre Wort :
Jnnumerabiies effe morbos nurarisf
coquös numera*).
Francoß Htsee Nobiiissimö
d, 113. Aug. 1759. Domino Pössessöri nu^
nibriain sui * eommendat
E.C.deJaeiß.
»^
»Nach diefem gelehrten Scherze flarb er
am folgenden Tage mit einer fafl beyfpiel-
lofen Gegenwart des Geifles und der Ge-
*) Dq wunderft dich , dafs es To nnzlhlige Krank-
kciten giebt ? — Zakle die Kdche.
VARIANTEN.
laflenheit. Selbft die bey feinem Tode ge-
genwärtigen feindlichen Offiziere vermi feh-
len ihre gerechtenXhränen mit den unfrigen."
y,Um feine Gefichtsbildung uns gegen-
wärtig zueviialten, machte ich von feinem»
-aiiehnach dem Tode noch beft&idig freund-
lich und leutfelig gebliebenen Gefichte » ei-
nen Gypsabdruck. Die Frau Profenbrinn
Nikolai « eine Schwefter des berühmten
Herrn Doktors Zuckert, belegte die Bruft
im Sarge mit einem breiten fchwarzen feid-
nen Bande, worinn üieine feiige Gattinn
die Buchftaben £. C. ▼. K. mit weiflTer Sei-
4» genühet hatte. Diefes feidne Band hat
man im Jahre 1777» und alfo nach 18 J^h-
ten , als man , um Kleifts Grabmai zu ent-
decken , nachgrub , nebft dem zerfchmet-
. tertea Schienbeine, im Sarge noch unver*
wefen wieder angetroffen; und eben aus
diefem Bande vornehmlich erkannte man
fein Grab."
„Herr Nikolai hielt ihm eine Standrede,
die er aus aller unferer Herzen herlas, und
welche durch allgemeines Schluchzen und
lautes Weinen von Freunden und Feinden
öfter unterbrochen ward."
. »»Sechs fullifche Staabsoffiziere , einige
ProfelToren, Magiftratsperfonen , ich und
ein anfehnlicher Zug von Studenten beglei-
teten die Leiche zu ihrer Ruheftütte. Als
acht ruffifche Grenadiere den Sarg auf ihre
Schultern heben wollten , fragte der edle
ruffifche Kommandant , Herr Major von
Haudriiig, der in diefem Augenbliclie nicht
daran dachte , dats ein auf dem Schlacht-
f
VARIANTEN.
felde nakend ausgezogener feindlicher Of-
fizier weder Degen noch Schärpe und Ring-
Kragen mehr befitzen konnte , ob man nicht
diele Ehrenzeichen auf den Sarg legen wür-
de. »Wie könüten wir das itzt haben?"
antwortete Herr Nikolai. Nein ! erwiederte
der grofsmüthige feindliche Befehlshaber»
der Leiche eines fo würdigen Offiziers muls
diefes kriegerifche Ehrenzeichen nicht feh-
len ! Er zog hiebe/ feinen eigenen Degen
von der Seite , und diefer ward auf den Sarg
bcfeftiget. IVIan folgte der Leiche, die auf
Befehl der Offiziere von der aro Thore be-
findlichen Wache auf gut ruffifch falutirt
wurde. Kleifi ward den Augen, aber nicht
den Herzen entzogen."
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