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DIE
Spät-Renaissance.
Kunstgeschichte der europäischen Lander
von der Mitte des i6. bis zum Ende des iS. Jahrhundcns
GUSTAV EBE
IN ZWEI BANDEN.
ZWEITER BAND.
Mil ia1i]reiclicn in den Tciigcdruckltn Figuren und s Tafeln in Lichldnieli.
BERLIN
Verlag von Julius Springer
1886.
„Google
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INHALTS-VERZEICHNISS.
ZWEITER BAND.
in. ABSCHNITT.
Die zweite Stufe des italienischen Barockstils von 1630 — 1730
[von Bernint bis Juvara).
SeiW
Die Hemchaft des malenschen Ideals. — Politische und litterarische
Verhältnisse 485
a) Architektur.
Der Ausdruck der Bewegung durch die Bauglieder. — Die Kirchenfai;aden
mit perspektivischer Vertiefung und geschwungenen Formen. — Gross-
artige Entwickelung der Treppen und Gallerien im Palastbau. — Das
Bemineske und Borrom ini'sche Genre. — Der malerische Villenbau im
Zusammenhange mit der landschafdichen Umgebung. — Der &anztisische
^nfluss auf Italien zurückwirkend 51;
b) Skulptur.
Der Ausdruck der Affekte in der Bemini'schen Schule. — Die Gewand-
figuren mit realistischer Wiedergabe der Stoffe, — Die Allegorien. —
Die Schwebegruppen. — Das historische PortrUt 524
(} Malerei.
Die dekorative Malerei des Cortona. — Die Affekt maierei. — Der Natura-
lismus, — Die perspektivische Kaummalerei Pozzo's, in inniger Verbindung
mit Architektur und Skulptur bis zum Vermischen der Grenzlinien
fortgehend Sj8
d) Dekoration und Kunstgewerbe.
Der Luxiis der Innen- Ausstattungen. — Der niederländische Einfluss in
der Ornamentik. — Später der französische Einfluss S43
e) Kunstlitteratur.
Die Lehrbücher des Pozzo 545
yGoogIc
IV
IV. ABSCHNITT.
Der klassische Barockstil in Frankreich, von 1643—1715,
unter der Regentschaft Anna d'Autriche's und der
Regierung Louis XIV.
Seile
Das Entstehen der französischen Klassik unter den Kardinälen Richelieu
und Mazarin. — Politische und litterarische VerhUltnisse. — Die erste
Stufe das Stils Louis XlV.,- der Prunksitl Lepoutre's, .Lebrun's und
J. H. Mansfirt's. — Die zweite Stufe, das Genre Berain und Marot. —
Der Uebergang zum Roccoco durch de Cotte 549
a) Architektur.
Lemercier und Lemuet unter den KardinUlen. — Der Uebergangsslil des
Francois Mansart. Die volle Klassik des Leveau, J. H. Mansart und
Claude Perrault. — Die Triumphthore Blondel's. — Die Adelshöiels in
Paris, — Die Bauten Robert de Gotte's 573
b) Skulptur.
Die Nachfolge Bemlnl's durch Pierre Pugel. — Der Uebergangsslil der
CoysevoK und Coustou 579
c) Malerei.
Nationale BlUtheepoche mit Lesueur, den Poussin's und Claude Lorrain.
— Die Vorbereitung der Pozzo'schen Perspektive maierei. — Die Malerei
des Ch. Lebrün 593
d) Dekoration.
Der klassische Dekoraiionsstü unter den KardinUlen. — Die üallerie
d'ApoIlon im Louvre. — Das Innere von Versailles von Lepautre. — ■ Die
französische Gartenkunst. — Das Genre Berain und Marot, — Der
Möbelsiil der ßoulle's 607
e) Kunstgewerbe.
Der Bronzeguss Keller's. — Der Bleiguss. — Die Gobelins unter Lebrun's
und Mignard's Leitung. — Die Porzelaine tendre 610
f) KunstUtteratur.
Desgodetz, die neuen Aufnahmen der aniik-rU mischen Bauwerke .... 614
V. ABSCHNITT.
Der klassische Barockstil in Deutschland, England und
Spanien und die Nachfolge der französischen Klassik in
, diesen und den Übrigen europäischen Lündeni,
von i65o— 1720.
Die französische FUhrerrolle in Europa. — Das Verlassen der gothischen
Traditionen in den nordischen L'Jndern. — Litierarische und politische
Verhüllnisse 6jo
yGoogIc
V
Der klassische Barockstil In Deutschland.
Dna Wiedererwachen der Kunst nach dem drcissigjilhrigen Kriege. —
Die deutschen Höfe unter dem Eintlusse der HollUndcr, spater unter dem
der Franzosen 622
a) Architektur.
Die HollUnder in Berlin. — Schlüter, Fischer von Krlach und Pöppcl-
mann, die Meister der deutschen Klassik. — Decker, der Nachfolger des
Borromini und des Mansart. — Dtir Uebergang zum Koccoco 655
b) Skulptur.
Der nachbeniinische Stil. — Schlüter, Permoser, Mader 660
(} Malerei.
Die Historienmalerei meist durch AuslUnder vertreten. — Der deutsche
Schlachtenmaler Rugendas. — Der deutsche Porträtmaler Denner .... 66j
d) Dekoration.
Nachfolge des Genres Bcrain und Maroi 667
e) Kunstgewerbe und Kleinkunst.
Bronzeguss. — Die Curiost täten. — Dinglinger. — Die Schmiede-
arbeiten 67s
f) Kunstlitteralur 677
' Klassik und gothische Renaissance in England, von 1670—1725.
Die gothische Renaissance Wren's und seiner SchUler. — Die französische
Klassik durch den Hollynder Vanbrough importirt 678
a) Architektur.
Die Bauten Wren's. — St. Paul's Kathedrale in London und die kleineren
Kirchen. — Schloss ISIenheim von Vanbrough. — Wiederaufltommen der
Schule des Inigo Jones. — Der Stil Queen Anna 686
b) Skulptur und Malerei.
Ausländer 687
c) Dekoration, Kunstgewerbe uiiji Kunstlitteralur 688
Die Nachfolge des Borromini in Spanien, der churrlguereske
Stil und das Eindringen der französischen Klassik von
1649—1750.
Die Einführung des borrominesken Stils in Spanien und die höchste
GlUthe der spanischen Malerei. — Die Nachfolge der französischen
Klassik über Italien 69O
„Google
vr
a) Architektur.
Seil*
Die Maler bringen den hoirominesken Stil von Italien herUber. Der
cliurriguereske Stil als VorlUufer des Roccoco. Die Nachahmung der
franzCsischen Klassik durch Juvara und Sachetti 699
b) Skulptur.
Dekorative Werke 700
c) Malerei.
Die BlUthe der nationalen Malerei mit Zurbaran, Velasquez und Murillo.
— Die Nachfolge der italienischen Gewölbmalerei 707
d) Dekoration und Kunstgewerbe.
Mit den Stilstufen wechselnd, endlich das französische Genre Lepautre
nachahmend 708
Die Nachfolge der französischen kleisslk in den Niederlanden.
Das Uebertragen des französischen Ornamentslils. — Die Fortdauer des
borrominesken Barocks im Kirchenbau. — Die Nachahmung der Franzosen
in der Malerei 709
aj Architektur.
Die Kirchenbauten Faid'herbe's. — Die RUckkchr zum borrominesken
Barock in den Hauptformen und der Uebergang zum Roccoco in der
Ornamentik 713
b) Skulptur und Malerei.
Nachahmung der Franzosen 714
c) Dekoration und Kunstgewerbe.
Nachahmung des Genre's Lepautre und Mcrot 714
d) Kunstlitteratur 715
Die Nachfolge der französischen Klassik in den skandina-
vischen Ländern und in Russland.
Schlossbau in Stockholm. — Die Gründung von St. Petersburg, — Die
Bauten Tressini's und ZucharoiTs 721
Das Eindringen des Barockstils in die europäische Ttirkei
und in die überseeischen Länder.
Der Moscheenbau in Konstant in opel vom Abendlande beeinflusst. —
Bauten in Portugiesisch -Indien. — Kathedralen in Mexico und Peru . . 724
„Google
VII
VI. ABSCHNITT.
Die RoccocostiUrien in Frankreich, ihre Nachfolge in den
übrigen Ländern und die erste Stufe des Zopfstils in
Deutschland.
Seite
FranzCsischer Ursprung des Roccoco, aber die Vorbedingung hierzu isl in
ganz Europa gegeben, — Der deutsche Zoptslil erster Stufe zugleich mit
der Nachahmung des Roccoco. — Die Nachfolge des Palladio in England.
Sociale und litterarische Verhaltnisse 73°
Die Roccocostilarten In Frankreich.
Das künstliche Arkadien Watteau's. — Das Beseitigen der Gliederungen
und .Ordnungen im Innern der Räume 73J
a) ÄrehiUktur,
Der UebergEmg zum Roccoco durch de Cotte. — Die erste Srufe, das
Genre Regence, von Oppenort begründet. — Die zweite Stufe, das Genre
Rocaille oder Louis XV., von Meisonnier begründet, von Lassurance,
BofTrand, Babel, Cuvilliäs und andere entwickelt. — Die Chinoiseries,
vertreten durch PÜlement 744
b) Skulptur.
Die nachbernioische Schule 74^
() Malerei.
Die Genremalerei Watteau's und Boucher's. — Die Historienmalerei der
Vanloo und Subleyras i%%
d) Dekoration.
Die Omamentmotive des Roccoco: Rahmen, Muschel und natürliche
Blumen. — Die Färbung 754
^ Kunstgewerbe.
Bronze und Edelmetalle. — Gobelins, — Der Porzellanstil. — Die Möbel 75^
ß Kunstlitteratur. 7S9
Die erste Stofe des Zopfstils in Deutschland und die Nach-
folge des französischen Roccocos, von 1730 — 1750.
Der nDchteme Barockstil, die erste Stufe des Zopfstils, in Berlin und
Dresden. — Anwendung des Zopfstils im Aussenbau, des Roccocos im
Inoenbau 76a
a) Architektur.
Gerlach, Gayette und Dietrichs als Vertreter des Zopfe in Berlin. —
KnobelsdorlTs Wiederaufnahme des pallad ianJschen Stils. — Seine Nach-
yGooglc
VIII
Seile
ahmung des Roceocos. Der Zopfstil in Dresden, de Bodt und Bühr. —
Die Ruckkehr zum borrominesken Stil durch Chiaveri. Das Roccoco in
Prag und München. — Die Bauten des älteren und jüngeren Neumann 787
b) Skulptur.
Nachahmung der Franzosen '. 789
c) Malerei.
Italiener und Franzosen in Deutschland th3tig 792
d) Dekoration.
Das Genre Rocaille in Deutschland 797
e) Kunstgeiverbe.
Der plastische Porzellanstil. — Die Möhel 801
f) Kumtlitteratur 802
Der Roccoco- und Zopfstil in den Übrigen europäischen
Ländern.
Bauten in der Schweiz. — Niederländische Kunststecher. — Die palla-
dianische Klassik in England. — Die englische Malerei, — Das Roccoco
in Dänemark. — Dekoratives in Spanien und Italien. -~ Zopf und
Roccoco in Russland 807
VII. ABSCHNITT
Der klassizirende Zopfstil von 1740 — 1787 bis zum Beginn
der Neuklassik durch die David'sche Schule.
Wendung zur griechischen Antike. — Die Entdeckung der altgriechischen
Bauwerke. — Das Elrurische. — Die Ausgrabungen von Pompeji und
Herkulanum. — Gaylus und Winckelmann, — Die EnglUnder in Er-
forschung der altgriechischen Baudcnkmale. — Die Wirkung der Archiio-
logje auf den Kunstslil. -- Litteransche und politische BezUgc . . . ■ 819
Der klassizirende Zopfstil in Italien, 1740—1780.
Nebeneinandergehen des Barockstib mit der klassizirendcn Richtung . . 820
a) Architektur.
Die neuklassischen Kirchenfacaden von Fuga und Galilei. Der franzö-
sische Zopfstil des Piranesi, Simonetti, Vanvitelli und anderer. — Das
Zurückgehen auf Palladio in Venedig und Verona. Bauten in Genua in
französischem Zopfstil 829
b) Skulptur, Malerei und Dekoration.
Canova. — nnttoni und Raph. Mcngs. — Piranesi der Kunststecher. —
Albertolli der Stuckator 934
yGoogIc
IX
c) Kunstlitteratur. 5,1,,
Die Suche Piranesi's. — Die Thermen des Titus von Carloni 836
Der klassizirende Zopfstil in Frankreich, das Genre Louis XVI.,
von 1750-1787 bis zum Beginn der David'schen Schule.
Die grade Linie wird wieder eingeführt In der Dekoration ist Magerkeit
und Steifheit die Folge. — Die Senti mental itUt in der Malerei 8J7
ii) Architektur.
Servandoni's Facade von St. Sulpice. — Gabriel's Kolonnaden an der
Place de la Concorde. — Das Pantheon von Soufflot — Die Wohn-
häuser. — Das Theater .' 851
b) Skulptur und Malerei.
Pigalle, Coustou und Houdon. — Greuze und Fragonard B54
() Dekoration,
Das Genre Louis XVI. — Dekoration von Petit- Trianon. — Die Kunst-
siecher Petitoi, Salemhier, Prieur und Cauvet 858
d) Kunstgewerbe und Kleinkunst.
Die M&bel. — Die Gobelins 860
e) Kunstlitteratur 861
Der klassizirende Zopfstil in Deutschland, als zweite Stufe
des Zopfstils.
Die Spätzeit Friedrich's 'des Grossen. — Deutsche FUreten in Rom. —
Das westliche und südliche Deutschland. — Der Verfall von Skulptur,
Malerei und Kunstgewerbe 865
a) Architektur.
ßUring, Legeay, Gontard und Langhans in Berlin. — Krubsacius in
Dresden. — Hohenberg in Wien. — Der jUngere Neumann in Mainz . . 877
b) Skulptur.
Ranz, Tassaert und Gottfried Schadow 879
c) Malerei.
Oeser, Rode, Tischbein der Aeltere, Graff und Chodowiecki 886
d) Dekoration und Kunstgewerbe.
Mannor- und Holzarbeiten. — Porzellan, — Antike Gemmen 888
e) Kunstlitteratur.
Die Werke Winckelmann's 880
yGoogIc
X
Der klassizirende Zopfstil ia England in der zweiten Hälfte
des 18. Jahrhunderts.
Stile
Archaisirende Kunstrichtung. — Erstes Auftreten der Neugothik, — Die
englische Malerschule 891
ir) Archilektur.
Chambers, die Adam's, Taylor, Dance und Soane. — Kent als Neu-
goihiker. — Der romantische Gartenstil. — Die Bauten in Englisch
Indien 899
b} Skulptur und Malerei.
Reynolds, Hommey, West, Bary und Opie. — Flaxmann's Vasenmalerei 900
c) Dekoralion, Kunstgewerbe und Kunstlitteratur.
Chippendale. — Wedgwood 903
Der klassizirende Zopfstil in den Niederlanden, in Spanien,
in den skandinavischen Ländern und in Russland, nach der
Mitte des 18. Jahrhunderts.
Kirchenbaulen in den Niederlanden. — Dekoration im Genre Louis XVI,
— Der akademische Baustil in Spanien. — Ventura Rodriguei, Sabatini,
Villanueva. — Wiedewelt in D'anemsrit. — Sergell in Schweden. —
Quarenghi, Kossi und andere in Russland 919
Ergebnisse aus der Gesctiichte der Spätrenaissance und
Schlusswort.
Der AniheJI der verschiedenen Nationen an der Entwickelung der Sp'dt
renaissance. — Die Nationaliiatsidee in der Kunst. — Die neuen Raum-
schöpfungen und Typen. — Die neuen Zweige der Skulptur und Malerei.
— Die Cprtousche, — Der Roccocorahmcn. — Die Erfindungen im
Kunstgewerbe. — Die Kunst an der Schwelle des 19. Jahrhunderts . . . 948
„Google
III. ABSCHNITT.
Die zweite Stufe des italienischen Barockstils von 1630—1730
(von Bernini bis Juvara).
Das fortgeschrittene italienische Barocko kann mit einiger Berechtigung
für sich abgesondert betrachtet werden. Obgleich immer noch von weii-
reichendster Folgewirkung, so ist die italienische Kunst doch nicht mehr wie
in den früheren Rena issancec pochen die einzig massgebende Anregung für
die Rückkehr zur Antike in den anderen Ländern; denn es macht sich in
diesen von jetzt ab, besonders in Franltreich, abgesehen von den Nach-
wirkungen der Gothik, ein selbstsiändiges Bestreben nach einer Reproduktion
der römischen Antike geltend. Ucberhaupt ist zu bemerken, dass von der Mitte
des IT. Jahrhunderts ab nicht nur die politische und litterarische, sondern auch
die künstlerische Fuhrerrolle in Europa an Frankreich übergeht. — Das
italienische Barocko erhäh in dieser Periode seine Ausprägung hauptsachlich
durch das Wirken zweier MSnner, Bernini's und Borromini's, die wie im
Leben feindlicli zu einander stehend, so auch in der Kunst Gegensätze inner-
halb einer grossen Hauptrichtung darstellen. Die konsequenteste Weiter-
bildung der spezifisch italienischen Barockformen in der Architektur giebt
Burromini und übt damit auf die Baumeister und selbst auf die Maler ganz
Europas einen langhin erkennbaren Kinfluss; wahrend der Stil Bernini's mehr
mit der kurz nach ihm aufkommenden französischen Klassik Übereinstimmt.
Die letztere, welche den Barockstil im Sinne der spätrömischen Kunst weiter-
führen, oder eigentlicher gesagt, zurUckbilden wollte, suchte deshalb wieder,
mindestens für das Aeussere der Bauten, nach antiken Vorbildern. — Beide
Richtungen, die borromineske und die bcrninische, gehen in Italien eine Zeit
lang nebeneinander, bis endlich die letztere, durch den von Frankreich ein-
dringenden Einfluss unterstützt, siegreich bleibt. — In die nordischen Länder,
Deutschland und die Niederlande, auch nach Spanien verbreitet sich der
malerische Barockstil des Borromini meist durch die Kirchen- und Kollegiats-
bauien des Jesuitenordens und könnte in diesem Vorkommen allenfalls
^esuitenstil" benannt werden, wenn nicht diese Benennung als eine zu
einseitige und beschränkende abgelehnt werden müsste; ähnlich wie dies schon
yGoogIc
484 '"■ AbscIinilU lulicHisilicr Baruck»lil iwcil^^r ShiR>. Das mjlurisolie IJeal.
für die Ji;suiienbauieii der ersten lintwickdungssiul'c des ßarot:kstiIs des
Weiteren begründet wurde.
Von der Mine des 17. Jahrhunderts ab werden die Siilbezüye der ver-
schiedenen Länder zu einander immer verwickelter. Das KenaissaneC-ldeal
hat bereits an treibender Kraft verloren und vermag nidit mehr wie l'rUlier
die Geister im straffen Zusammenhalt zu fesschi. t)s beginnt bereits die Zeit -
der örihchcn Reiardationen, der spekulativen Wiederaufnahmen alterer Rich-
tungen, und die Herrschaft der pcrsiinlichen, dem Schuigeiste widersprechenden
Liebhabereien. Alles zusammen giebt die Empfindung, dass die Renaissance-
entwickelung ihren Gipfel überstiegen hat, und dem folgenden Chaos der
Stilrichtungen freie Bahn giebt.
Allerdings machen die oben genannten Hauptmeister, der als Bildhauer
und Architekt berühmte Lorenzo Bernini, und der ebenso hervorragende
Architekt Francesco Borromini, sein Nebenbuhler, noch einmal eine Siilepoche,
welche sich über Europa verbreitet; aber doch nur mit einer gewissen Ein-
schränkung. Denn das in dieser Zeil bemerkbare Hinschwinden des mittel-
alterlichen Prinzips in den Bauten der nordischen Länder ist mindestens eben-
sosehr dem französisch - klassischen, als dem italienischen Einflüsse zuzu-
schreiben.
An dieser Stelle wäre noch beiläufig zu erwähnen, dass die Bauten der
nordischen Lander, soweit dieselben noch Mischungen der borrominesken Stil-
art mit gothischen Formen zeigten, der Uebersichtlichkeit wegen schon im
vorigen Abschnirte gewissermassen vorgreifend geschildert wurden. In der
That macht auch im Norden erst der mit dem Beginne des 18. Jahrhundens
eintretende vollständige Sieg der Klassik eine Epoche in der Kunstgeschichte.
Weit entschiedener als in der Architektur bewahrt Italien in der Skulptur
seine alte Herrschaft. Die Bildhauerschule des Bernini bleibt unbestrittene
Meisterin, wenn auch die Franzosen als ausübende Künstler das numerische
Ucbergewicht gewinnen. Etwa um 1700 sind in Rom selbst mehr französische
als italienische Bildhauer beschäftigt.
Dagegen erwerben in der Malerei die Niederlande und zum Theil auch
Frankreich seit der Mitte des 17. Jahrhunderts eine eigene, unabhängige
Stellung, die der italienischen überlegen ist und auch auf diese zurückwirkt.
Der neue italienische Kunststil der zweiten Hälfte des 17. und des ersten
Drittels des 18. Jahrhunderts, dessen Schilderung für sich den Inhalt dieses
Abschnittes bilden soll, lässt sich in der Hauptsache dahin charakterisiren,
dass der bereits die Malerei der früheren Periode beherrschende Affekt nun
erst mit grösstem Nachdruck in die Skulptur und Architektur eindringt und die
ruhige plastische Schönheit zu Gunsten eines durchweg erstrebten malerischen
yGoogIc
III. Absi'hmlt. IUliemM;liL-r R:iri».'kstil iwchcr Sliifi.', ['uliiisilics und Unerari^dio. <g5
Eindrucks aufhebt. Indess isi die Einbusse an plastisclicr Ruhe nichl
gk'ichbcdcutL>nd mit dem Verluste der Moiiumentaliiüt für die Bauten dieser
Zeit, Die damals schaflenden Architekten verstanden meisterhaft zu konstruiren
und wussten bei den schwierigsten Aufgaben die sich aus der Verkörperung
ihres extravaganten Ideals ergaben die monumentale Existcnzfähigkeit zu sichern.
Auch bewahrte in Italien die alte Schuliradition und das Vorhandensein zahl-
reicher alterer berühmter Muster vor allzuweit gehenden Verirrungen des Ge-
schmacks. Die Paläste Roms aus der zweiten Barockperiode unterscheiden sich
nur wenig von den frUher errichteten und ähnlich ist es im übrigen Italien. Man
muss zugeben, dass dieses Land wie kein anderes eine sonst beispiellose gleich-
massige Folge der Renaissance-Ueberliefrung an seinen Bauten aufzuweisen hat.
In der italienischen Skulptur dieser Periode zeigen sich wieder grössere
Talente als in der früheren; nur die Malerei selbst, deren Prinzipien doch die
anderen Kunstzweige beherrschen, hat merkwürdigerweise für sich abgcwirth-
schaftet und bringt es kaum noch zur Gründung einiger neuen Schulen von
Bedeutung.
In politischer Beziehung war Italien im 17. Jahrhundert machtlos. Seit
dem Beginn der Regentschaft Anna's von Oesterreich in Frankreich, das lieissi
seit der Herrschaft Richelieu's (1624), steht dies Land allein im Vordergrunde
der europäischen Bewegungen; und von da ab muss der Beginn einer neuen
Periode in der modernen Staatengeschichte datirt werden. Seit Maria, die
Wittwc Heinrich'» IV., die letzte Mediceerin auf Frankreichs Throne, um 1631
nach Brüssel zu den Spaniern fliehen musste, ging es auch mit dem politischen
und künstlerischem Einflüsse Italiens in Frankreich zu Ende. — In Italien
selbst erhob sich erst zu Anfang des 18. Jahrhunderts die neue Macht Piemont's.
Victor Amadeus wurde 1720 der erste König von Sardinien und bewirkte in
seiner Hauptstadt Turin eine Nachblüthe der monumentalen Kunst.
In der italienischen Littcratur gelangte während des 17. Jahrhunderts die
Oper zur vorwiegenden Ausbildung und fast ausschliesslichen Herrschaft.
Ottavio Rinucini und Apostolo Zeiio werden durch ihre Openitexte bekannt.
Die Lyrik findet in Vicenzo da Filicaja {1642—1707) noch einen bedeutenden
Venreter. Sein politisches Gedicht «Italia, lialia!» ist ein edles Kleinod, bleibt
aber ohne Nachfolge. Auch andere Gedichte Filica|Vs, "Poesie Toscane»,
entquellen dem Herzen und sind frei von der Nachahmung Petrarca's und
der Alten, Ein zweiter Lyriker dieser Zeit, Glambattista Zappi (1667 — 1769),
verteilt wieder in die gewohnte Verweichlichung und Süssigkeit. Sonst be-
ginnt bereits die Wiederaufnahme alterer Kunsimaniercn; Nicolo Fortiguerra
[1674 — 1735) erinnert in seiner komischen Epopöe «Ricciardetto» an die
ironische Romantik Ariost's, allerdings in einem edlen Sinne.
yGoogIc
486
UL Absclinilt. luliciiisclier Barockslil zweii«r Stufe. Architeklur.
a) Architektur.
Die zweite Stufe des italienischen Barockstils in der Architektur kündigt
sich hauptsächlich durch den stärkeren Ausdruck des Lebendigen in den ßau-
gliedern selbst an. Die Künstler können sich nach dieser Richtung hin gar
nicht genug thun. Das, was früher die Ornamentik leistete, das verständliche
Aussprechen der dynatntschen Kräfte, soll nun von den Baugliedcrn selbst
vollbracht werden. Ausserdem wollte man in der Baukunst das stimmungs-
volle Pathos der damaligen Malerei wiedergeben und jagte damit einem un-
erreichbaren Ideale nach. Diese charakteristische Richtung tritt nun im Fort-
gange der Zeit immer unverholener zu Tage. Durch die Deckenmalerei mit
Umensichien war ein neuer Stil in die Malerei eingeführt, und die allgemeine
Anwendung desselben in den Bauten bestimmte dann die Haltung der
ganzen Innendekoration. Die Malerei seihst hatte sich auf leidenschaftliche
Bewegung der Figuren, auf die äusserste Darstellung der Afiekte geworfen
und veranlasste die anderen Kunstzweige diese Neuerung bei sich einzuführen.
Die Baukunst sucht ihre malerischen Vorbilder in der Bewegung dadurch
zu erreichen, dass sie die Gliederungen und besonders die Giebel mit
Brechungen versieht. Bernini und noch mehr Borromini waren Meister in dieser
neuen Kunst des Ausdrucks. Aber es bleibt nicht bei den Brechungen in der
Vertikalebene, die Profile schwingen sich endlich nach allen Richtungen. So
übertrieben diese Formgebung erscheint, so bleibt sie doch innerhalb der
Grenzen des Kunstmässigen; denn nicht allein geht die Absicht stets auf einen
rein künstlerischen Zweck, auf den Ausdruck einer besonderen Stimmung,
sondern das Gewolhe wird auch mit durchaus monumentalen Mitteln erreicht.
Vielleicht war es gerade der Umstand, dass diese Architekten tüchtige Mathe-
matiker und Konstrukteure waren, und deshalb das Bewusstsein hatten, alle
Schwierigkeiten mit sicherer Leichtigkeit überwinden zu können, der sie der
Verführung aussetzte, zu weit zu gehen und die höhere Forderung der monu-
mentalen Ruhe hintenanzusetzen. — Für diese Epoche der Späirenaissance ist
deswegen eine gewisse Parallele mit der Spätgothik nicht abzuweisen; nur
dient in dem Barocko die Uebertreibung handwerklicher Fertigkeit immer
noch rein künstlerischen Absichten, während das Antigen technischer Kunst-
stücke in der Spätgothik oft genug zum Selbstzweck wird. — Mit dem Aus-
drucke der baulichen Funktionen ist es der spateren Barockzeit noch weniger
Ernst, als den früheren Epochen der Renaissance. Man komponirt auf per-
spektivische Wirkung im Grossen hin und dazu ist ein starkes Relief und die
hierdurch bewirkte Schatten Wirkung das haupisUchlichste Erfordeniiss. Die
yGoogIc
ni. Abschnitt. Italienischer Barockstil iweiier Stufe. Die Kirclienf afaden. ^y
Dekoration des Innern, besonders in den Kirchen, ergeht sich gleichzeitig in
kostbaren Materialien und verhilft damit mindestens d&r farbigen Wirkung
wieder zu ihrem Rechte, Diese neue Dekorationsart, welche in ihrer engen
Verbindung mit der Gewölbmalerei in der Antike kein Vorbild hndet, bringt
Pozzo im ersten Vienel des i8. Jahrhunderts in seinem berühmten zwei-
bändigen Werke Über die Perspektive in ein System.
Die Kirchen fa^aden als besonders augenföllige Beispiele des Stilwechsels
zeigen jetzt gleichfalls eine derbere Ausdrucks weise, Algardi's Fa<;ade von
S. ignazio in Rom und Rainaldi's sUulenreiche Front von S. Andrea della
Valle ebenda sind hierfür bezeichnend, als eine Nachfolge der bereits früher
denselben Ton anschlagenden Fafade von St. Peter. Die Stil Veränderung
äussert sich in einem roarkirien Vor- und Rückwärtstreten der einzelnen
P'Iächen, in der stärkeren Ghederung und der vielfachen Brechung der Gesimse.
An Rainaldi's sehr interessanter Fa^ade von S. M. in Campitelli hat das untere
Stockwerk Säulen und Halbsüulen von vielerlei verschiedenem Range auf ebenso
vielen Axen. Das Vor- und Rück wdrtsbe wegen der Mauermassen offenban
sich hier deutlich als Ausdruck der Absicht auf höchste Steigerung der ma-
lerischen Wirkung. Eine prahlerische Ausschreitung ist die Fa^ade von
S. Vincenzo ed Anastasio bei Fontana Trevi von Mart. Lunghi dem Jüngeren
mit ihren gegen das Portal hin en e'chelon aufgestellten Sifulen. Um die
Mitte des 17. Jahrhunderts, mit dem Siege des ausgebildeten Barockos, tritt
dann die Vervielfachung der tragenden Glieder, die Begleitung derselben durch
Halbe- oder Vienelnebenpilaster vollständiger ein. Hierin offenbart sich ein
wichtiges Prinzip des Barockstils, die Absicht auf scheinbare perspektivische
Vertiefung. Die Biegung der Fa5aden beruht auf einem nach demselben Ziel
gerichteten Gedanken, auf dem Streben nach ebenso scheinbarer Bereicherung
der Formen; und kann, so verrufen sie auch sein mag, doch ganz wohlthuend
berühren, als Gegensatz zu der starren Trockenheit der in der Architektur
unendlich oft wiederholten graden Linie. Die Rücksicht auf Mannigfaltigkeit
der perspektivischen Wirkung kommt durch die Kurvaturen vorzüglich zur
Geltung, denn an gekrümmten Flächen zeigen sich die wiederkehrenden Bau-
glieder, wie Kapitale, Fenster, Giebel und dergleichen auf denselben Blick
unter ganz verschiedenen Winkeln. Borromini ist für diese geschwungenen
Fai;aden der Hauptmeistcr. Seine kleine Kirche S, Carlo alla quatro Fon-
tane (1667) zeigt weder im Aeussern noch im Jnnern gerade Linien, ausser
den senkrechten. Die Front von S. Marcello ist von Carlo Fontana ähnlich
errichtet; S- Luca ist von Pietro da Cortona; und S, Croce, ebenfalls wie die
vorigen in Rom, ist erst viel später, aus dem 18. Jahrhundert, aber in demselben
Sinne. — Ausser den Biegungen kommen an den Kirchenfa^aden noch kühnere
yGoogIc
Mittel der Scheinerweiterung vor; so wusste Pietro da Conona der kleitien,
schlecht gelegenen Kirche S. M. della Pace in Rom ein majestütisches Ansehen
zu geben, indem er vor der Fai;ade eine halbrunde Vorhalle und um die hintere
Hallte der Kirche eine grosse, hohe, dekorirte Halbrundmauer hinstellte,
deren vordere Abschlüsse durch Zwischenbauien mit der Kirche verbunden
sind. Das Auge setzt hinter dieser Mauer ein grösseres Gebüude voraus, als
das wirklich vorhandene. Bernini machte um die Kirche von Ariccia eine
ähnliche Halbrundmauer und liess dieselbe nach hinten hin niedriger werden,
damit das Auge auf eine grössere Ausdehnung schltesscn sollte. Allerdings
wurde ihm später sein perspektivischer Witz durch eine Brücke verdorben, von
welcher gesehen sich der Betrug in der Seitenansicht verröth. Bernini hat noch
mehr Derartiges geleistet. — Die Seitenfa^aden der Kirchen erfahren nur eine
geringe Ausbildung. — Dagegen wird der Thurmbau ein sehr entwickelter,
und von Borromini ab, von Uberphantastischcr Bildung. Er baut den Thurm
von S. Agnese an Piazza Navona in Rom mit ovalem Grundplan, den Thurm
am Kloster der Chiesa nuova mit zwei convexen und zwei concaven Seiten,
den Thurm der Sapienza mit spiralförmigem Oberbau, und vereinigt schliess-
lich dies alles im Thurm von S. Andrea della Fratte, ebenfalls in Rom. —
Der grösste und zugleich hüsslichstc Barockihurm Italiens befindet sich am
Sepolcro in Parma.
Im Innenbau der Kirchen schrin man noch zu viel kühneren Kombi-
nationen fori, als die schon in der vorigen Periode angewendeten waren.
Namentlich führte Borromini RundrSume, runde Abschlüsse mit Halbkuppeln
und sogar Verbindungen von elliptischen, halbrunden und irrationell ge-
schwungenen Räumen in die Kirchenarchitektur ein. Hiervon sind seine
Innenraume von S. Carlo alla quattro fontane und der Sapienza Beispiele; in
üenua der kleine Kirchenraum von S. Giorgio. Bernini geht nicht so weit;
seine elliptische Kirche S. Andrea, an Via del Quirinale in Rom, zeigt
eine deutlich festgehaltene Hauptform, welcher sich die Kapellen gleichmassig
unterordnen. Ein sehr ansprechendes Innere zeigt S. Maria in Campitelle,
i665 von Rainaldi errichtet, bei der auf einen Vorderraum in Gestalt eines
griechischen Kreuzes ein Kuppelraum und eine Chornische folgt. Der perspek-
tivische Reiz wird durch vortretende Säulen und die Art der Beleuchtung
erzielt. — Die Art der Beleuchtung ist jetzt immer ein Akt künstlerischer
Ueberlegung und meist glücklich; sie erzielt durch Oberlicht, welches durch
die Kuppel oder durch Fenster im Tonnengewölbe des Hauptschifls eingefühn
wird, in anderen Fallen durch hoc hangebrachte Lü netten fensler in den Quer-
schifl'en und Kapellen, eine wunderbare Wirkung,
Im Ganzen ist der Palastbau weit konserv-aiiver und von den alteren
yGoogIc
Musieni nicht prinzipiell abweichend; nur an Einzelpartien zeigt sich die
Wirkung des fortgeschrittenen Barocks. Auch hier, wie bei den Kirchen,
nimmt das perspektivische Raffinement zu und äussert sich besonders in den
Hofanlagen. Im Hofe der Consulta beim Quirinal in Rom, von Fuga, sieht
man vom Portal aus ein perspektivisches Scheinbild der hinteren Wand des
Hofes. Im Pal. Spada in Rom hat Borromini noch einen Säulengang nach
einem Nebenhofe angelegt, dessen wahre Lange nicht gleich zu errathen ist.
Im Pal. auf Monte Citorio in Rom von Bernini und Carlo Fontana ist der
ganze halbrunde Hof mit der Brunne nschaalc nur auf den Durchblick aus dem
Vestibül berechnet.
In der Ausbildung des Innern sind es besonders die Treppen, welche an
diesen Effekten theihichmen. Bernini's Scala regia im Vatikan, mit ihren per-
spektivischen Säulenreihen und ihrer kunstreich versteckten Verengerung galt
als Ideal und ist wirklich eine imposante Leistung auf dem gegebenen geringen
Räume. In den Palästen der neuen Nepotenfamilie Corsini zu Rom von Fuga
und zu Florenz sind den Doppeltreppen eigene Gebüudetheile gewidmet. In
einigen Palästen von Bologna, z. B. im Pal. Fioresi, erblickt man durch eine
Oeffnung des Plafonds die hell beleuchtete, in Fresko gemalte Decke eines
oberen Raums. — Die Säle werden, an Stelle der früheren Flachdecken, mit
geschalten Gewölben versehen und an diese werden die Freskomalereien ver-
legt. Die ganzen Wunde werden dann mit Tapeten bedeckt, oder mit Pro-
spekten bemalt. Das Simswerk der Räume mit seinen Schwingungen und
Unterbrechungen, ebenso die aus ihrem Laub- und Cartou sehen werk her\'or-
kommenden Stuckofiguren werden mit in die am Gewölbe gemalte Handlung
hineingezogen. Weit das bedeutendste dieser Art sind die Decken von Pietro
da Cortona in den Sälen des Pal. Piiti in Florenz.
Als im Allgemeinen wichtig ist die Grossartigkeit der Baugesinnung der
damaligen Zeit hervorzuheben und ein tiefgehendes, in allen Ständen lebendiges
Kunstgefühl. Vielleicht hat niemals eine andere Zeit so sehr für die gute Wahl
des Bauplatzes Sorge getragen; überhaupt für alles das, was den Bauten ihre
Wirkung sichern konnte. Man war auch deshalb öfter glücklich in die Dispo-
sition grosser öffentlicher Bauanlagen. Die 1707 erbaute Ripetta in Rom ist von
ausserordentlich malerischerWirkung, die Treppe vom spanischen Platze nach
Trinita de' Monii in Rom, 1721 — 1725 von Specchi und de Sanctis angelegt,
ist ein anderes sprechendes Beispiel dieser An. Die Lösung ähnlicher Auf-
gaben durfte in einer strenger gliedernden Zeit nicht so gut gelungen sein.
Auch die Anlage der Fontänen ist in diesem Sinne erwähnenswerth ; so ist
die Fontana di Trevi von Niccolo Salvi das Muster einer gelungenen male-
rischen und das Wasser als Hauptsache zur Geltung bringenden Anlage.
yGoogIc
^go III- Abschnill. Italienischer Barackslil iweticr Slufe. Berniiü.
Mit dem allgemeinen Kunstsinne der Zeit im Zusammenhange steht die
bevorzugte soziale Stellung, welche man damals den Künstlern einräumte.
Vielleicht ist nie wieder ein Künstler von Königen und Fürsten so auf dem
Fusse der Gleichheit behandelt, wie es Bemini geschah, dessen Reise nach
Frankreich dem Triumphzuge eines Eroberers glich.
Giovanni Lorenzo Bernini, geboren zu Neapel iSgS, gestorben zu
Rom 1680, Maler, Bildhauer und Architekt, am vorzüglichsten als Bildhauer,
seil Michelangelo das grösste wieder auftauchende Talent, hat am meisten dazu
Fig. isi. Pal. Barberiiii in Rom. Theil der Kauptfaeade.
beigetragen die neue Stilepoche herbeizuführen. Sein Vater Pietro Bemini
stammte aus Toskana, war später als Bildhauer in Neapel thatig und wurde
von Paul V. nach Rom berufen, um die Paulinische Kapelle in S. Maria
Maggiore zu dekoriren. Bei dieser Gelegenheit brachte er den jungen Lorenzo,
der als Kind schon Talent zur Bildhauerei zeigte, mit nach Rom.
Der Kardinal Francesco Barberini wurde der anfängliche Gönner des
Lorenzo Bernini und beauftragte ihn mit einem Theil der Bauarbeiten am
Pal. Barberini, an der nördlichen Spitze des Quirinals belegen, und einer
der bedeutendsten Roms. Der Bau war gegen 1624 nach den Plänen Carlo
Maderna's begonnen, aber dieser starb -schon 1629 und scheint von Anfang
yGoogIc
III. AbichnilL Italienischer Barockslil zn-eilcr Sture. Der t'al. Barbcrini. ^q|
an durch seinen Schüler und Verwandten Borromini uniersiUzt worden zu
sein. Der Kardinal seizte diesem noch Bernini zur Seite und gab jedem
einen Theil, den hinteren Theil an Borromini, den Vorderiheil mit der Haupt-
rai;adc an Bernini (Fig. i5i). — Die anscheinende Zurücksetzung, welche
Borromini erfuhr, gab die Veranlassung zu der zwischen beiden Architekten
ausbrechenden Feindschaft. Borromini in seiner leidenschafdichen Verbitterung
endete durch Selbstmord, er durchbohrte sich wenige Jahre später mit seinem
Degen. — Die Anlage der grossariigen Doppelhalle mit dem halbkreisförmig
anschliessenden Vestibül kommt wohl noch auf Rechnung Maderna's (Fig. iSz).
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^^ II]. Absi-Iiiuu. ItalK-niscIicr narockalil zweiicr Stufe. In iie usus Stauung von 5l. Pcler.
Die Architekiur der Fa?ade ist einfach, nur im oberen Stocltwerke des Miucl-
baues zeigen sich Spuren barocker Deiaillirung {Qu. Leiaroiiüy, pl, ißi u. ff.)
Die berühmte ovale Treppe isi von Borromini,
Papst Urban VIII. (Barberini) ernannte 1629 Bernini zum Baumeister der
St. Peterskirche. Der Hauptbau selbst war vollendet, aber nicht die innere Aus-
stattung. Der Baldachin über dem Hauptaltar unter der grossen Kuppel
war hier das zuerst in Angriff genommene Werk (Qu. Gailbaband, Heft 6b
und Letaroully, le Vatican), Leider wurde der neue Hociialtar aus der Bronze
von dem Portikus des Pantheons gegossen. Man hat Bernini oft wegen der
phantastischen Form des Baldachins und besonders wegen der gewundenen
Säulen getadelt, aber wenigstens für letztere war ein alles Motiv vorhanden;
denn der alte Hochaltar hatte zwölf ebenfalls gewundene MarmorsUuIen, die
Kaiser Constantin aus Griechenland bezogen haben .soll, oder welche doch
mindestens aus dem 8. Jahrhundert stammten. Eine andere Arbeit Bernini's in
St. Peter ist die Dekoration der Kuppelpfeiler mit Nischen zur Aufnahme von
Heiligenfiguren. Hierbei wurden die gewundenen Säulen benutzt, welche früher
die Chorschranken der alten St. Petersbasilika gebildet hatten. Ein bronzenes
Gehüuse für den alten hölzernen mit Elfenbein ausgelegten Bischofsstuhl, der
schon in der Apsis der constantinischen Basilika gestanden hatte, wurde aus-
geführt und gab Veranlassung zu jener grossen Dekoration, die einen Theil
der Chorwand vom Fusse bis zum Kranzgesimsc deckt.
Urban VIII. wendete sich dann der Vervollstandiguog des Aeusseren von
St. Peter zu. Die von Maderna begonnenen GlockenthUrme zu Seiten der
Vorhalle sollten vollendet werden, aber der links vorhandene Thurmunterbau
hatte schon Risse. Indess machte Bernini einen neuen Entwurf und fing an
den links belegenen Glockenthurm auszuführen, als kaum zwei Stockwerke
errichtet waren, wurden die Risse starker und der Bau musste eingestellt
werden. Bernini wurde beim Papste verdachtigt und zwar soll Borromini
sein heftigster Ankläger gewesen sein. Darüber starb Papst Urban VIII-,
um 1644. und unter seinem Nachfolger Innocenz X, verlor Bernini die
papstliche Gunst ganz und wurde durch Borromini als Baumeister von
St. Peter ersetzt. Im Jahre 1647 wurde der angefangene Glockenthurm ab-
gebrochen und seitdem die Errichtung von solchen ganz aufgegeben.
Unter Papst Alexander VII. (Chigi) kam Bernini wieder in seine frühere
Stellung und erhielt den Auttrag die Piazza di S. Pietro zu gestalten, nachdem
er bereits i655 die mittleren sehr niedrigen Stufen der grossen zur Vorhalle
führenden Treppe hinzugefügt hatte. Die wehbekannte, im Grundriss ellip-
ischen Kolonnaden von St, Peter, welche durch pilasiergeschmUckte Gallcrien.
mit der Vorhalle in Vorbindung treten, bilden das architektonische Hauptwerk
yGoogIc
. italienischer ßarnck
493
Bernini's (Fig. 1 53). Im Jahre 1667 wurde der Grundstein gelegt und rasch erhoben
sich diese mit Recht berühmten Poriiken, in denen der echte Geist des Barock-
siils, die auf perspektivische Scheinerweiierung gerichtete Absicht, eine glück-
liche und vollständig befriedigende Anwendung gefunden hat. [Qu. Gailha-
band, Heft (36). Dieser Bau schliesst endlich die lange Reihe der Arbeiten an
der St. Peterskirche. — Die grosse Treppe, welche aus der Vorhalle von
St. Peter in die Sala regia des Vatikans ftlhrt, ebenfalls mit dem perspektivi-
schen Scheineffekt einer Verengerung nach Oben hin, ist eine andere berühmte
architektonische Leistung Bernini's.
Derselbe Meister lieferte die Zeichnungen zu der Kapelle Cornaro
in der Kirche della Vitioria in Rom. — Die Chiesa di S. Bibiana, an der
Via di S. Bibiana, wurde an Stelle einer alten Kirche um löaS unter Leitung
des Bernini umgebaut, der eine Fa<;ade nach seinem Entwürfe hinzufügte
(Qu. LetarouUy 111, pl, 261). Die Kirche S. Andrea auf Monte cavallo für das
Noviziat der Jesuiten, mit malerischer Fa^ade, ovaler Kuppel und luxuriös ausge-
stattetem Innern, von demselben errichtet. — Ebenfalls von ihm, die Kuppel-
kirche zu Ariccia, von grossartiger Wirkung; eins seiner besten Werke.
An den beiden kleinen Kirchen am Eingange der Via del Corso von der
yGoogIc
jnA III. Ab schrill. Ilalitnischcr Barackülil iwciicr Slufe. Borromlni.
Piazza del Popolo in Rom, S. Maria Santo und S. Maria di Miracoli, hat
Bernini Amheil. Die erstere ist elliptisch, die aadere rund, beide von Rainaldi
1662 begonnen und durch Beraini und Carlo Foniana beendet (Qu, Leta-
roully III, pl. 233]. l'm [660 die Vergrösscruog des Hospitals S. Spirito in Rom
und der Bau der Fa^ade desselben durch Bemini (Qu. Letaroully III, pl. aSti).
Zu dem Pal. S. S. Apostoli, welcher von Maderna herrührt und spater
dem Herzog von Bracciano gehörte, baute Bernini die Faijade. — Von ihm
ist der Palast auf dem Monte Citorio fUr den Prinzen Ludovisi errichtet,
spater von Innocenz XII. zum Justizpalastc bestimmt, und das Collegium da
Propaganda Fide. — Eine Partie des Pal. Doria Panfili, an Via del Corso in
Rom, nach dem Platze des Collegio Romano hin, wird dem Bernini zu-
geschrieben und Migt wenigstens kenntlich seine Manier.
Der Ruhm Bernini's war am höchsten gestiegen, als er 1664 von Colben
mit dem Projekte zum Weiterbau des Pariser Louvre beauftragt, im darauf
folgenden Jahre vom Könige Louis XIV. selbst eingeladen wurde nach Paris
zu kommen. Bernini's Reise, die er in Begleitung seines zweiten Sohnes und
zweier Schüler, der Architekten Matiia Rossi und Giulio Cesare unternahm,
glich einem Triumphzuge. Er fertigte in Paris ein Modell fUr die Vereinigung
des Louvre mit den Tuiierien, aber sein Projekt kam nicht zur Ausführung.
Der Franzose Perrault besiegte ihn und dies kann als ein Zeichen gellen, dass
Frankreich in Sachen der Kunst fortan nicht langer von Italien abhangig
sein, sondern seine eigenen Wege gehen wollte.
Francesco Borromini, der zweite grosse römische Architekt dieser
Zeit, geboren zu Bissano hei Como 1 Sgg, gestorben in Rom 1667, war der Sohn
eines Architekten und wurde in seiner frühsten Jugend nach Mailand geschickt,
um die Bildhauerkunst zu erlernen. Im Alter von sechzehn Jahren kam er nach
Rom und wurde als Marmorarbeiter beschäftigt. Sein Verwandter Carlo Maderna
Hess ihn unterrichten, nahm ihn in sein Atelier und machte ihn schliesslich zu
seinem Faktotum, Später, als selbstständiger Architekt, verfolgte Borromini
sein eigenes Ideal, das er mit Leidenschaft und Begeisterung zu verwirklichen
trachtete. Die Elemente seines Stils, die durchschnittenen Giebel, die aufgerollten
Uesimse, die Cartouschen und Anderes hat er nicht erfunden, er hat nur einen
eigemhUmlichen üebrauch davon gemacht. Dazu kam noch, als Eigenes, seine
Vorliebe für die Anwendung gekrUmmier Flächen; aber besonders durch diesen
Zug traf er ganz mit dem aufs Malerische gerichteten Sinne der Zeit zu-
sammen. In der That bilden die Bauten des Borromini den gelungensten
Ausdruck des damals herrschenden Kunstideals und dieser Umstand erklärt
ihre ganz ungemeine, tiefe und nachhaltige Wirkung auf die Architektur
Italiens und aller Übrigen Länder, — Ueberdem kann man Borromini
yGoogIc
%. .S4. Ovale Trc
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^(jö ■«• AbscJmill. luliviiiaclier Burock^til ivirhuv Siiife. liiiLcre. der Basilika S. CÜijvaniii.
das Zeugniss nicht versagen, dass er es als echter Künstler verstanden hat,
seinen Ideen reale Existenz zu geben, er konstruirt ebenso solide, wie er kühn
und phantasievoll erfindet. — Seine Nebenbuhlerschaft mit Bernini verdarb ihm
das Leben; er musste einen Bau zum Theil an den letzteren abtreten, wurde
darüber hypochondrisch und tödteie sich selbst.
An diesem Bau — es war der schon erwähnte Pal. Barberini in Korn —
riel Borromini die Fa^ade hinter der Reitbahn zu und die Errichtung der
schönen ovalen Treppe mit der hohlen von Doppelsäulen getragenen Spindel
(Qu. Lctaroully, pl. 184). Aehnliche Spiraltreppen waren zwar schon früher
von Bramante im Vatikan, von Vignola in Caprarola, von Martino l.unghi im
Pal. Borghese ausgeführt, aber Borromini's Treppe ist die grossanigste und
zugleich einfach korrekteste in den Details (Fig. 154). — Pal. Giustiani in Rom,
gegen 1600 von Giovanni Fontana begonnen, wurde durch Borromini vollendet.
Nach dem Tode Maderna's (162g} wurde Borromini, unter Bernini's Ober-
leitung an der St. Peierskirche angestellt; aber es erhoben sich bald Zwistigkeiten
zwischen beiden Nebenbuhlern, welche die Entlassung Borromini's herbeiführten.
Erst unter Innocetiz V. seit 1644, als Bernini die päpstliche Gunst verloren haue,
trat Borromini an St. Peter in dessen Stelle, liess 1647 den halbfertigen Glocken-
thurm abtragen und setzte die innere Ausschmückung fon. Die Pfeiler des
Schiffs wurden mit kostbaren Marmorarten bekleidet und mit Medaillons, die von
Engelliguren getragen werden, geschmückt, die Altäre wurden mit Säulen und
Reliefs dekorirt. Bei diesen Arbeiten war auch der Bildhauer Algardi be-
theiligt. Eine Hauptarbeit Borromini's ist die Neudekoration der Basilika
S. Giovanni in Laterano in Rom, welche sechs Jahre bis i65o dauerte,
Innocenz X. dachte daran, die Kirche ganz neu zu bauen, nur der Respekt vor
einem Werke der consiantinischen Zeit hielt ihn davon ab. Borromini ver-
wandelte die Säulen der alten Basilika in Pfeiler und veränderte das ganze
Deko ratio nssy Stern des Innern, nur die unter Paul IV. neue hergestellte Decke
blieb (Qu. LeiarouUy II, pl. 233). Um 1663 ordnete Alexander Vll. die Restau-
ration der Apside der Basilika an, und unter Clemens XI. wurde für dieselbe
eine Anzahl Statuen beschafft.
Urlian VIII. übertrug die Arbeiten an der Sapienza dem Borromini.
Derselbe beendigte die nördliche Fa^ade und baute die Kirche S. Ivo alla
Sapienza mit den schneckenförmigen ülockenthUrmen. Für die Kirche
wollte Borromini im Grundplan, wie man sagt, das Wappen des Papstes,
einen Bienenkorb, nachahmen und verfiel mit dieser ganz unk Uns tierischen
Idee in eine bedeutende Abirrung vom eigentlichen Wesen der Baukunst
(Qu. Letaroully 1, pl, 70). — Die Kirche S. Agnese und das Collegio
Innocenziano ist gegen igSo unter Innocenz X. durch Rainaldi angefangen.
yGoogIc
111. AbscIiiiiU. IMlieniscIicr Karock&lil fwcilor SluR-. 5. Carlo al].: qiiallr^ Koiilanc. my
Dieser brachte das Innere der Kirche bis zum Gcblltk der grossen Ordnung;
Borromini wurde sein Nachfolger und dekoririe die Kirche, erbaute die
Kupp;;! und die Hauptfai;ade mit den beiden GlockenihUrmen, endlich auch
das kleine Collegiat und die Sakristei. Die Fat^adeder Kirche zeigt gekrümmte
Flachen zum Anschluss an die GlockemhUrme, ist aber gui entworfen, mit
reiclier Phantasie und tüchtigem Können, Es ist eine der g eist reichsten Ar-
beiten des Meisters (Qu. Letaroully II,
pl. 177). — Der ülockenihurm der
Kirche S. Andrea delle Fratte ist um i65o
von Borromini begonnen, aber nicht
ganz vollendet.
Weitere Arbeiten desselben Mei-
sters: Das Kloster di San Philippo
de Ncri, das zugehörige Oratorium und
die Fai;ade desselben, die Kirche des
CoUegiums della Propaganda, der Pal,
Falconieri in seiner Wiederherstellung,
der Pal. della Rulina zu Frascati, der Pa-
last des Prinzen Scarolino bei der Fon-
tana di Trevi, die Fai^de des Palasts
Pamphili-Doria, die kleine Kolonnade
im Garten an Pal. Spada, die Kirche
der sieben Schmerzen zu S. Pietro
in Montorio, deren Fai,~ade nicht voll-
ständig von ihm ausgeführt ist. — Die
Kirche S. Carlo alle quattre Fon-
tane zu Rom mit der geschwungenen
Fa.;adc und dem ovalen Innern ist
besonders bezeichnend für den Stil des i-\- -ss- i-rvm Jur Kiroim s. carig aii« .luaiiii:
Borromini, denn ausser den senk-
rechten sind hier alle geraden Linien vermieden (Fig. i55).
Die Anzahl der römischen Architekten, welche mehr oder weniger der
von Beriiini und Borromini angegebenen Stilisirung folgen, ist sehr bedeu-
tend, unter denselben finden sich Bildhauer und besonders Maler von Be-
deutung, welche letztere das ohnehin schon malerische Gepräge der Barock-
architektur noch mehr verstärken. Zu diesen gehören: die Maler, Domenico
Zampieri, genannt Domenichiiio (1581—1641), a"s Bologna und vor allen
Pietro Berettini da Cortona (iStjG— 16Ü9) aus Conona in Toskana, dann der
Bildhauer AJessandro Algardi ([602—1654) aus 1
yGoogIc
4^8 "l- AbschnilL lulienischer Barockslil zweiter Siufe. Domenichino elc.
Die Jesuitenkirche S. Ignazio in Rom, durch den Kardinal- Vizekanzler
Ludovico Ludovisi um 1626 gegründei, war i65o noch nicht vollendet, wurde
aber dem Gebrauche Übergeben. Erst i683 wurde der Bau ganz zu Ende
gefuhrt. Domenichino hatte zwei Projekte gemacht, die nicht ohne Weiteres
zur Ausführung kamen. Der Jesuitenpater Orazio Grassi kombinirte
beide Entwürfe zu einem dritten, welcher endlich Verwirklichung fand. Der
Grundriss von S. Ignazio, in Form eines lateinischen Kreuzes, erinnert an
del Gesü; die Ausbildung des Innern erfolgte in der Weise des Borromini.
Die Kuppel bildet ein Oval, ist aber im Ganzen ruhiger, auf den Stil Vignola's
zurückgehend. Die Hauptfa(;ade, vielleicht erst nach dem Tode Grassi's von
Algardi gegen 1640 entworfen und ausgeführt, folgt den Arbeiten deila Porta's
und weicht wesentlich von der Fassung des Innern ab. Berühmt ist die
Innendekoration der Kirche; besonders sind die Kapellen an den Enden des
Querschiffs von einer bedeutenden Pracht, antike und moderne Marmorarten
und vergoldete Bronzen sind hier mit Verschwendung verwendet. Die Kuppel
und das Gewölbe des Mittelschiffs sind spüler von Pozzo mit seinen perspek-
tivischen Malereien bedeckt {Qu. Gailhabaud, Heft 74 undT^undLetaroully II,
pl. 173)-
Ebenfalls von Algardi erbaut, die elegante Villa Panfili oder di Bel-
respiro bei Rom, vor der Porta San Pancrazio. Gegen 1644 fbr den Kardinal
Camillo Pantili errichtet, berühmt wegen der malerischen Anordnung ihrer
Massen, die symmetrisch sind, ohne monoton zu werden und durch die Stuck-
verzierungen des Innern, welche vermuthlich von Giov. Francesco Gri-
maldi, genannt il Bolognese, gearbeitet sind. Die Fai^ade mii gekuppelten
Pilasiern, durchgekröpften Gebalken und Gesimsen ist ganz frei von barockem
Detail und endet mit Terrassendächern. Bewunderungswürdig ist der Garten
der Villa mit seinem Uebergange aus der architektonischen Regel mössigk ei t
zur freien Natur (Qu. Percicr et Fontaine, Choix etc.). — Zum Hochaltar der
Kirche di S. Nicola de' Tolentini gab Algardi die Zeichnungen.
Pieiro Berettini da Cortona, dessen Hauptanspruch auf Nachruhm
auf seiner malerischen Wirksamkeit beruht, war auch Architekt und vor allem
grosser Dekorator, An der schönen von ünorio und Mariino Lunghi erbauten
Kirche S. Carlo, an Via del Corso, führte Pieiro da Cortona das Kreuz-
schiff, die Tribuna und die Kuppel aus und dekorirte das Innere (Qu. Leta-
rouUy II pl. 222]. Die Fai;ade ist spücer. — Die Villa Sacchetii am Monte
Mario bei Rom, von ihm um 1626 für den Kardinal Sacchetti erbaut. Dieselbe
bildet nur ein Kasino von wenigen Räumen und ist unvollendet geblieben
Fig. 1&6). In der Hauptfat^ade findet sich als Mitteleingang eine grosse halb-
kreisförmige Nische; die Flügel, ein Stock hoch, haben Tcrrassendiicher und sind
yGoogIc
:nUclier Barocksti
499
in leichter Kurve nach vorn bcwegl (Fig. i57). Das Ganze, jetzt Ruine, ist
mit der vorgelegten Terrasse und dem unteren Wasserbassin von grossem
malerischen Reiz (Qu. Percier et Fontaine, Choix etc.). — Der zweite Altar des
heiligen Franciscus Xavcrius in der Kirche del Gesü zu Rom, von Pietro da
Conona komponirt, mit der Apotheose des grossen Missionars Indiens in der
Mitte des durchschnitienea Giebels (Qu. Gailhabaud, Heft 74 u. 76). Pietro's
bestes Werk in Rom ist die Kirche S. Maria delle Pace, die er 1660 unter
y
Fig. 156. Villa Saccticlli. Grundri
Pereicr und Fontaine),
Alexander VII. in mehreren TheÜen überarbeitete und mit einer neuen Fa^ade
versah. Diese macht indess eine theatralische Wirkung und verräth die Hand
eines Malers; allerdings erwuchs dem Pieto eine Schsvicrigkcii aus der vorge-
schriebenen Benutzung der alten Fundamente des ßaccio Pintelli. Die innere
Dekoration von demselben lasst zu sehr die verschiedenen Epochen bemerken,
aus denen sie herrührt (Qu. Letaroully I, pl. 63). — Das Portall der Kirche
S. Maria in Via lata betrachtete Pietro da Cortona selbst als sein Meisterstück.
— Die Kirche S. Luca ist ganz von ihm erbaut. — In der Kirche S. Martino a' Monti
auf dem Esquilin gehört ihm der Haupiultar und die Dekoration der Unter-
kirche, letztere von sehr reicher theatralischer Wirkung (Qu. Letaroully III, pl. 252).
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„Google
III. Abschnilt. Italienischer BarocIiMil iweiter Sliifc. Soria. Rainaidi etc. 5o|
Der Architekt Giovanai Battista Soria (i58i— i65i), in Rom geboren,
baut die Fai;ade an der um 1612 durch Rosati begonnenen Kirche S. Carlo
a' Catinari (Qu. Letaroully III, pl. 350). — Derselbe Soria baut die Faijade
und die Ponike der Kirche S. Grisogno, letztere mit vier dorischen Säulen
von rothem Granit (Qu. Letaroully III, pl. 343). — In S, Gregorio magno auf
Monte Celio errichtet Soria um 1663 das Arium und die Fa^ade der Kirche.
Carlo Rainaldi, um 1611 in Rom geboren, hat die beiden schon er-
wähnten Kirchen S. Maria di Monte Santo und S. Maria de' miracoli an der
Piazza del popolo erbaut, welche später von Bernini und Carlo Fontana be-
endet wurden. Dieselben sind etwa 1662 begonnea (Qu. Letaroully III, pl. 233).
— An der Kirche S. Maria della Valle errichtete Rainaldi gegen 1670 die
Fa^ade, eine der prachtigsten Roms (Qu. Letaroully III, pl. 278). — In der
Basilika S. Maria Maggiore liess Clemens X. von Rainaldi ein Grabmal für
Clemens IX. erbauen, und 1672 wurde von ihm die hintere Faijade der Kirche
fortgesetzt, welche von Flaminio Ponzio unvollendet hinterlassen war, aber
die Arbeit Rainaldi's war nur die Wiederholung der alten Disposition (Qu.
Letaroully III, pl, 304).
Um 1640 wurde die Kirche Gesü e Maria, an der Via del Corso, durch
Carlo Milanesc erbaut und im Innern sehr reich dekorirt (Qu. Letaroully III,
pl. 261). — * Die Kirche S. Lorenzo in Piscibus wurde lÖSg neu konstruirt
durch Francesco Massari für die Familien der Cesi, Herzoge von Aqua-
sparta. Unter dem Pontifikate Clemens XII. fanden noch einige Verschöne-
rungen der Fa^ade derselben Kirche statt, nach den Zeichnungen des Navone
(Qu. Letaroully I, pl. 97). — Die Kirche S. Martino a' Monti auf dem
Esquilin, eine der schönsten Roms, wurde i65o durch den Architekten und Maier
Filippo Gagliardi neu erbaut. Sie ist dreischifüg und durch korinthische
Säulen getheilt, welche von der Villa Hadrian's bei Tivoli stammen. Die
Fresken der Seitenschiffe sind von Gasparo Poussin, die Figuren von anderer
Hand (Qu. Letaroully, pl. aSa). — Als römische Architekten dieser Zeil werden
noch genannt: Paolo Marucelli aus Rom, arbeitet um 1642, Antonio Casoni
um 1625, Vincenzo della Greca um 1630, Feiice della Greca um 1630, Basilio
und PlautUla Bricci aus Rom um i65o, Martino Lunghi der JUngere aus
Rom i6o5 — i656.
Der Florentiner Luigi Arrigucci führt gegen [634, unter Papst
Urban VIII.. den gänzlichen Neubau der Kirche S. S. Cosmo e Damiano auf
dem Campo Vacino aus. Die Rotunde, welche als Vestibül dient, soll indess
ein Theil eines antiken Monuments sein. Auf dem Pflaster der Rotunde befand
sich der aus der Epoche des Septimius Severus herrührende Plan des antiken
Roms. Derselbe ist heute an der Treppe angebracht, welche zum kapitolinischen
yGoogIc
5o2 "I- Absclinill, Ilaüenisclier BaroekjliJ erster Slufc. Gioi. Anl. de Rossi.
Museum fuhrt. Die Rotunde und den alten The ü der Abside behielt Arrigucci
bei, das Uebrige wurde erneuert {Qu. Leiaroully III, pl. 273). — Die Villa
Barberini im vatikanischen Viertel um 1626 für Taddeo Barberini erbaut, ver-
muthlich von Arrigucci und Domenico Castelli, ist mehr ein Stadtpalais in
Garten belegen, als eine Villa [Qu. Percier et Fontaine, Choix etc.}
Carlo Fontana, geboren in Bruciato bei Como (1634—1714), beendete
getneiaschaftlich mit Bemini die beiden schon erwähnten Kirchen an der
Piazza de! popolo, am Eingange der Via del corso. — An der alten Basilika
S. Maria in Trasievere Hess Clemens XI. die jetzige Portike der Fagade um
1702 durch Carlo Fontana hinzufügen.
Giov. Antonio de Rossi, aus Brembato bei Bergamo [1616—1695),
war ein vielbeschäftigter Architekt. Der Pal. Altieri, an Via del Gesü, einer
der grössten und pröchtigsien Roms ist von ihm gegen 1674 für den Kardinal
Giov. Battista Altier^ erbaut, und unter Clemens X., durch den Kardinal Paluzzo
Altieri vollendet. Die grosse Treppe des Palasts verdient besondere Aufmerk-
samkeil; bei der Endigung derselben im ersten Stock befinden sich Austritt,
Vestibül und Salon auf derselben Ase (Qu, LetarouUy I, pl. 67). — Die Villa
Altieri in Rom, Strada Feiice, von demselben Architekten. Zwei halbkreis-
förmige Treppen, geschmückt mit Fontänen, führen hier zu der offenen Ein-
trittslogej die sehr einfachen Fa^aden sind durch Lisenen gegliedert, über dem
Hauptgesims ist eine Attika und über der Mitte der Fa;ade eine Loggia im
Dache (Qu. Percier et Fontaine, Choix etc.). — Pal, Astalli, Via d'Ara Coeli,
von Giov. Ant. de Rossi, vermuthlich am Ende des 17. Jahrhunderts erbaut,
hat wieder eine wegen der Leichtigkeit ihrer Konstruktion bemerkenswerthe
Treppe (Qu, Letaroully 1, pl. 40). — Pal. d' Aste, Piazza di Venezia, gehörte den
Aste und Rinuccini von Florenz und kam spHler an Madame Laetitia Bona-
parte; Giov. Ant. de Rossi war der Architekt (Qu. Letaroully I, pl. 111). —
Die Faijade und die Dekoration des Innern der Kirche S. Silvestro in Capite,
am Ende des 17. Jahrhunderts, durch denselben Architekten ausgeführt (Qu. Le-
taroully III, pl. 279). Ebenfalls von ihm, der Wiederaufbau der Kirche S. Maria
in Campo Marzo, im lezten Viertel des 17. Jahrhunderts; der Hauptaltar der-
selben mit Malereien von Pozzo (Qu. Letaroully III, pl, 279). — Pal, Colonna
di Sonnino, Via di Torre Argentina, von Giov, Antonio de Rossi gegen 1680
erbaut, verdient eine besondere Beachtung wegen der wieder einmal mit
Sgraffitomalereien versehenen Fagade und der Fresken des Hofs (Qu. Leta-
roully III, pl. 314). — Endlich, Pal. Mutti Bussi, Piazza d'Ara Coeli auf einem
sehr beschränkten Bauplätze mit Geschick erbaut [Qu. Letaroully III, pl. 342).
MaitiadeRossi,ausRom(i637— 1695), der LieblingsschUlerBernini's der
denselben auf der liekannten Reise nach Frankreich begleitete, erbaute den Pal.
yGoogIc
III. Abschnitt, italienischer BaroclislU zncitcr Stufe. Malüa di Rossi etc. ^q?
Muti PapaEurri, Piazza della Pilota belegen. Der Plan ist un regelmässig, weil
alte Fundamenie benuizi werden mussten, aber die Faipade hat gute Verhältnisse
(Qu. Letaroully I, pl. 8). — Pal. Doria-Pantili, Via del Corso, gegen [6go von
Valvasori errichtet, wenigstens die Fa^adc nach dem Collcgium Romanum
zu. Ein spaterer Anbau, nach dem Pal. di Veiiezia, von den Architekten
Paolo Amali (Qu, Letaroully I, pl. 58). — Zu der Kirche S. Carlo, Via del
Corso, Hess Kardinal Omodei, gegen 1690, ein Faijadenprojekt von Carlo Rai-
naldi bearbeiten, verwarf dasselbe indess und liess ein neues Projekt von
Giov, Battista Menicucci ausführen, unter Assistenz des Fraier Kapuziner
Maria da Canepino. Die Fagade ist nicht zu loben (Qu. Letaroully 11, pl. 222).
Von i7i5 ab erfolgte die Umwandlung der Basilika S. Maria in Cos-
medin im Barockstil nach den Zeichnungen des Giuseppe Sardi, unter dem
Pontifikate Clemens' IX. und auf Kosten des Kardinals Albani. Das untere
Stockwerk der Fa^ade erhielt nun Arkaden, Über denen sich in der Mitte ein
Giebel erhebt. Eine Attika stellt sodann die horizontale Linie wieder her,
über der die westliche Wand des Mittelschiffs aulsteigt mit rechts und links
anlehnenden breiten Konsolen, welche die Dachneigung der Seitenschiffe be-
gleiten. Die Arbeit wurde bis 1718 vollendet; der Chor ist dann spater vom
Ritter Tommaso Mattei erbaut (Qu. Letaroully I, pl. 68). — Die alte Kirche
S. Maria in MonticeMi erlitt gegen 1710 unter Clemens XI. durch Matteo
Sassi bedeutende Veränderungen, ist aber sonst nicht besonders bemerkens-
werth (Qu. Letaroully II, pl. i5o). — Die Kirche S. S. Apostoli ist in den
Jahren 1702 — 1724 unter Qemens XI, und Benedict Xlll. durch Francesco
Fontana ganz erneuert (Qu. Letaroully II, pl. 167). — An der Basilika
S. Maria in Trastevere liess Clemens XI. um 1702 die jetzige Fa^-ade nach
den Zeichnungen des Carlo Stefano Fontana hinzufügen (Qu, Leta-
roully III, pl. 327). — Ein interessanter Bau, im malerischen Sinne dieser
Sp&tzeit, ist die Ripetta, unter Oemens XI. durch Allessandro Specchi
unterstützt von Giov, Fontana, ausgeführt (Qu. Letaroully 111, pl. 349). —
Die spanische Treppe, 1721— 1725 von Specchi und de Sanctis angelegt,
ist ein anderes Beispiel einer grossartigen Treppenanlage.
Andere römische Architekten dieser Zeit: Carlo Quadri aus Rom um
itigS, Carlo Francesco Bizaccherie um 1700, Giov. Batilsta Contini um i7o5,
Antonio Canevari aus Rom, gelwren 1681.
Hier ist eine Bemerkung nicht zu unterdrllcken: Die bekannte Samm-
lung der Aufnahmen römischer Gebäude durch Letaroully in drei Bänden,
umfasst ausser der altchristlichen Zeit auch so ziemlich den ganzen Verlauf
der Renaissance; aber bei einer schnellen Uebersicht des Mitgctheihen ist von
dem zeitlich so weiten Aneinanderliegen des Einzelnen, wenigstens \\'as die
yGoogIc
504 '"■ Absclinin. luHoiii>cln:r Barockslil iwciKT Sluff. Silvani, Avanzini.
Rtnaissancc bau werke anbelangt, kaum etwas zu bemerken. Dieser Eindruck
einer gleich förmigen römischen Kunstent Wickelung wird allerdings durch den
Umstand verstHrkt, dass Letaroully die extremsten Beispiele der borrominesken
Zeit Überging; aber immerhin ist eine solche reine Folge der Renaissance-
LJeberlieferungen, wie sie sich an den römischen Bauten durch drei Jahr-
hunderte darstellt, beispiellos und an keinem anderen Orte wiederzufinden.
Die Anfange des Barockstils in Florenz waren lebhaft, fanden aber da-
selbst keine besondere Nachfolge. In der Hauptsache blieb hier alles stehen,
wie es die grosse Zeit der Hochrenaissance hinterlassen hatte, M'oran auch
wohl der schwindenden politischen Bcdeuiung der Stadt ein grosser Antheil
zuzumessen ist. Für die bauliche Unfruchtbarkeit dieser späteren florentini-
schen Zeit ist die Geschichte der Domfai^ade daselbst recht bezeichnend. Unter
Ferdinand II., um 1(136, wurde der Grundstein zu einer neuen Fa^ade gelegt,
aber die von der floreniinischen Akademie gelieferte Zeichnung erregte öffent-
liches Missfallen und die Ausführung unterblieb. Zur Hochzeit Cosimo's III.
wurde eine Fai;ade, vermuthlich von Rondinelli entworfen, auf Leinwand ge-
malt und aufgerichlet, aber bald von einem Sturm umgeworfen. Endlich 1688,
als man die Verlobte des ürossprinzen Ferdinando erwartete, liess Cosimo 111.
durch eine Anzahl bolognesischer Maler eine Faijade auf die nackte Mauer
al fresco malen, im Barockstile, nach dem Entwürfe des Graziani. Dieselbe
hat denn, endlich fast ganz verwischt, bis auf die neueste Zeit gestanden.
Ghirardo Silvani (1579—1675) baute in Florenz in einem sehr ge-
mässigten Barockstile, in Anlehnung an den Fa>;adcnbau des Ammanati, und
ahmte auch wohl den Stil der älteren Florentiner getreulich nach. In diesem
Sinne hat er sein Seminar bei S. Frcdiano errichtet und den Süulcnhof bei
den Camaldulensern. Indcss war Silvani einer der fruchtbarsten Architekten,
von ihm sind: der Palast des Grafen von Alberto, die Villen Guadagni und
Guicciardini, der Palast von Luca degli Albizzi, die Kirche der Theatiner, der
Pal, Joh, Bapt. Strozzi, der Pal. Capponi, der Pal. Marucelli, der Pal. Fenzi
an Via S. Gallo, der Pal. Rinuccini und um 1675 die Kapelle Corsini im
Carmine zu Florenz. — Um i73tJ erneucne Ruggieri das Innere von S. Fe-
licitä zu Florenz.
In Modena erbaute Bart. Avanzini 1G34 den Pal. Ducak-, Der Hof ist
einer der schönsten Italiens, nach dem Vorbilde der Basilika Palladio's, aber
die originale Faijade ist klüglich. — Das barocke Innere des Doms in Ferrara,
um 1712, von Mazzarelli. — In Parma, von dem jüngeren Bibiena, um 1714,
das Doppelgewölbe von S. Antonio mit OcHnungen im unteren Gewölbe.
Von Bart. Triachini herrührend, der Pal. Malvezzi in Bologna.
Baldassare Longhena in Venedig (1602 — itiSa), ein Schüler des
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Scamozzi, stand der Vollendung der Procuratie nuove vor und wurde 1638
zum Proio auf Lebenszeit ernamit. Sein bedeutendstes Bauwerk ist die Kirche
Fig. 15g. Ansicht der Kirche S. Maria delle SaJule in Venedig-
S. Maria delle Salute, am Canal grande. Der Bau, vom Senat in Folge
eines Gelübdes bei der Pest von 1630 dekretirt, wurde 1630 begonnen und
ist einer der kolossalsten und solidesten Italiens. Die Grundform der Kirche
bildet einen Kreis mit Umgang, darüber folgt eine Kuppel mit äusseren
yGoogIc
5o6 in. Absehnilt. lulieniseher Barockstil zweiler Stufe. Sardl
Strebepfeilern. Das Aeussere mit zwei Kuppeln und zwei GlockenthUrmen
bildet eine malerische Gruppe (Fig. i58). Die im Grundriss achtecktc Kuppel
tsi von einem Nebenschiße und aclit Kapellen umgeben. Die eine Kapelle
erweitert sich zu einem zweiten Kuppelraume mit zwei angelehnten Halb-
kuppeln und bildet den Chor. Hinter diesem befindet sich noch eine kleinere
viereckte Kapelle (Fig. iSg). Die Ausbildung des Innern lässt eine besondere
Betonung der Ausgangs- wie der Chorseite vermissen. Die sehr reiche Deko-
ration der Kirche war um 1660 noch nicht vollendet (Qu. Cicognara etc.}. —
Ein anderes berühmtes Werk des Longhena ist der i65o nach den Motiven
der ßiblioteca, aber in barocker Siilfassung erbaute Pal, Pesaro in Venedig
(Fig. 160). Das untere Stockwerk in
sehr kräftig behandelter Rustika mit
einer Mezzanine , die beiden oberen
Stockwerke mit vorgesetzten korinthi-
schen Säulen, welche Arkaden auf ge-
kuppelten kleineren Süulen einfassen;
das Ganze den Eindruck eines reichen
Hallenbaues wiedergebend. Die Pa-
lasifagade ist ein charakteristisches
Beispiel von Fortissime im Vonrag der
Formen und deshalb typisch für den
Barockstil (Qu. AJIgem. ßauzeitung,
Jahrg 184g), Ebenfalls von Longhena:
Pal Rezzonico, mit Ausnahme des
von Massari später erbauten dritten
Stockwerks, dann Pal. Caporilla, bei der
Fondaco dei Turchi , Pal. Giustiani-Lolin , Pal. da Lezze alla Miseri-
cordia. Pal. Widmann an S. Camiano, die grandiose Treppe im Konvent
von S. Giorgio, die Altürc von S. Francesco della Vigna und Pietro di Casiello,
L'ospediiletio, die Fa^ade der Kirclie S. Giustino, das Innere der Kirche degü
Scalzi und das Monument Pesaro 166g in den Frari.
Von Maueo Caniero, um 1633, das Monument Erizzo in der Kirche
S. Manino in Venedig,
Giuseppe Sardi, ein Nachfolger Longhena's, erbaute 1680 die Fa^ade
von S. Maria Zobenigo in Venedig, ganz ohne Fenster, ein reines Prunk-
stück der Barockarchitektur, aber als solches von bedeutender Wirkung,
Unten jonischc Siiulenpaare auf hohen Sockeln und mit verkrüpftem Gebalk,
in der Miite ein Rundbogen pönal auf Süulen und an den Seiten je zwei
Figurcnnischen. Im zweiten Stock kleinere korinthische Säulen, ebenfalls ge-
yGoogIc
lU. Abschnitt lulicniichcr Barocksljl zweiter Stufe. Betioni elr. 3o7
kuppelt, auf Piedestakn und mit verkröpftem Gebalk. Ueber dem Portal eine
breite Figurennische, mit einer von Putten gehaltenen Draperie im Grunde
und zu Seilen je eine Figurennische. Die Giebel sind durch gebogene Streben
beendet. Darüber im Mittelbau ein Aufsatz mit grossem Wappcnfeld, das
Gebälk von Doppeltigurea getragen. Das Ganze ist mit gebrochenen Rund-
giebcln, auf denen Figuren sitzen, abgeschlossen (Qu. Canaletti). Ausserdem
Flu. 160. Ansicht des l'oi. Pcsaro in Vcncdiß.
von Sardi in Venedig: die Fa^adcn der Kirchen detl' Ospedale, S. Teodoro
S. Salvaiore und degli Bcalzi; dann der Palast Savorgnan, jetzt Galvagna, am
Canal regio.
Andere Barockarchiiekiea Venedigs sind: Guiseppe Benoni, der 1682
die Dogana am Eingange des Canal Grande errichtete, einen sehr gut dem
Zwecke und der Lage enisprechendtn Bau, von demselben Architekten die
Fa>;ade der Scuola S. Basso, — dann Ales. Tremignan, von dem die Fa^ade
der Kirche S. Moise' herrührt, um 1688. — Giov. Grassi um 1678 das Innere
der Kirche S. Eustachio, und Pater Giuseppe Posso, der den Haupiahar der
Kirche degli Scalzi errichtete. — Domenico Rossi erbaut das Innere der
yGoogIc
5o8 '"■ Abselmill. Ilalicinschcr Barockalil jweilcr Stufe. Ghiro, Piigel.
Kirche dei Gesuiti i7i5 — 1728, die Fa^ade von S. Eustachio, den Pal. Corner
della regina, später Monte di Pieta um 1724, letzterer nähen sich etwas dem
Pal. Rezzonico. — Andrea Tirali, ein letzter Repräsentant der Barock-
architektur in Venedig, stirbt 1737 in hohem Alter. Von ihm, die Fai;ade
der Kirche dei Tolentini, der Pal. Diedo am Fondamemo di S. Fosca, Pal. Priuli
an der Brücke des Canale regio, die Brücke delle Penitenti und die Treppe
des Pal. Sagredo.
Hiemach folgte die Zeit der kritischen Reaktion und besonders in Venedig
die Wiederholung des palladianischen Stils, auch Tirali gehörte zum Theil
schon in diese neue klassizirende Epoche.
In Genua war die grosse Zeit der Palastbauten vorbei, es entstand nur
noch weniges derart von Bedeutung. Das Albergo dei Poveri, 1664 nach
den Plänen des Antonio Corradi begonnen, wurde durch Girolamo Gan-
dolfo, Antonio Torriglia, ßaptista Ghiro fortgesetzt. Das Wichtigste
der Anlage rührt von Letzterem her, besonders die Kirche im Mittelpunkt der-
selben. Das Ganze bildet ein grossartiges Viereck von strenger Regelmässig-
keit und umschliesst vier quadratische Höfe Die Fai;ade in einfachen Barock-
formen ist durch den mächtigen Mittelbau und die Eckpavillons hinreichend
gegliedert. Der Mittelbau der Haupt front mit korinthischen PUastcrn auf
Stylobaten, der Unterbau rustizin, das Gebälk durchschnitten, um in der Mitte
ein Freskobild aufzunehmen, welches sich bis in das Giebelfeld erstreckt. Die
Flügel haben eine sehr einfache Fensterarchitekiür, die Kirche hat eine Kuppel.
Die grandiosen Verhältnisse und die glückliche Gliederung der Massen im
Aeussern erheben das Gebäude in die Klasse der Monumentalbauten (Qu.
Gauthier, les plus beaux etc.). — Die Kirche S. Annunziata zu Genua, am
Ende des 17. Jahrhunderts von Puget (1622— 1694) erbaut, auf Kosten der
Familie Lomellini. Der Bau bildet bereits wieder eine Rückkehr zum
klassischen Geschmack. Der Plan ist der einer dreischiffigen Basilika mit
Kapellenreihen an beiden Seiten. Die Schifle sind durch Arkaden auf korin-
thischen Säulen getrennt. Diese sind von weissem Marmor, deren Canneluren
durch Streifen farbigen eingelegten Marmors hergestellt sind. Die Wände sind
durchweg mit farbigem Marmor inkrustirt, das Tonnengewölbe hat Stichkappen
über halbkreisförmigen Fenstern (Fig. 161).
Eine besonders reiche NachblUthe des Barockstils hat Turin aufzuweisen,
welches in dieser Zeit zu politischer Wichtigkeit gelangte. Der Herzog Philipp
Emanuel von Savoyen begründete erst das moderne Turin und bereitete das-
selbe zur künftigen Königsstadt vor, hauptsachlich durch die Errichtung
monumentaler Bauwerke; dann durch die 1759 erfolgende Begründung der
Akademie der Wissenschaften und anderes. Guarino Guarini aus Modena
,yGoo(^le
Fig. i6t. Inneres der Kirch« S. Ar
Sog
yGoogIc
5io Hl. Abschnin. Halienischer Barocksiil sweiltr Smfo. Guarini.
(1624 — 1683) war der Hauptarchiteki des Herzogs vonSavoyen und erlangte einen
bedeutenden Ruf, auch als ausgezeichneter Konstrukteur. In der Formgebung
überbietet Guarini noch den Borromini in der Anwendung der Kurven und
zeichnet sich Überdies durch eine eigene schwulstige Dekorationsmanier nicht
vortheilhaft aus. Der Pal. Cari'gnano in Turin, eine Zeit lang Parlaments-
haus, gehUri zu diesen Bauwerken Guarini's, von solider Bauan und Über-
triebener barocker Gestaltung (Fig. 163). Der Mittelbau zeigt eine mehrfach ge-
schwungene Kurve und über dem Hauptponal einen gleichfalls geschwungenen
Balkon mit Loggia. Das Untergeschoss mit Mezzanine und schweren durch-
gehenden gequadenen Tafelpilastero, die beiden oberen Geschosse mit zwei
Mezzaninen, welche durch korinthische Tafelpilaster in Eins zusammengezogen
sind. Die Fensterarchitektur ist ganz phantastisch von schwerem Cartouschen-
werk eingefasst und bekrönt, und vermehrt die unruhig dekorative Wirkung des
Ganzen. Ausserdem von Guarini in Turin: Das Thor am Po, die Kapelle del
Santo Sudario als Rotunde, die kleine Kirche S. Lorenzo der Theatiner mit einer
wunderlichen Kuppel, die Kirche S. Philippo di Neri, ebenfalls von ihm, aber von
juvara vollendet; dann noch mehrere Palaste. — Zu Modena, seiner Vaterstadt,
hat Guarini die Kirche S. Vicenzo erbaut. — Guarini hatte unzahlige Schüler
in- und ausserhalb Italiens und er selbst wirkte in den verschiedensten Orten
des Auslandes. Von ihm, in Verona der Tabernakel in S. Nicoli, in Vicenza
die Kirche der Vater von Araceli, Nach seinen Plänen sollen erbaut sein:
Die Kirche de los Summascos in Messina, die Theatinerkirche in Paris, die
Marienkirche in Prag und Nuestra Seüora de la Providentia in Lissabon.
Guarini's Werk Über die Civilbaukunst, nach seinem Tode 1737 in Turin ge-
druckt, zeigi im Znsammenhange die Prinzipien des borrominesken Stils und
ruft noch spat eine bedeutende Nachfolge hervor, besonders in Spanien.
Der Nachfolger Guarini's in Turin wurde der Architekt Filippo Ivara,
oder Juvara, aus Messina und wahrscheinlich von Herkunft ein Spanier (i68£i
bis 1735). Ivara wurde von Carlo Foniana erzogen, der ein Schüler Bernini's
war, und nahen sich selbst wieder mehr der Manier des letzteren, mit einem
noch etwas stärkeren Hervorkehren einer gewissen klassilizirenden Trocken-
heit. Sein Stil entspricht genau dem allgemein europaischen Niveau, auf
welches im Verlauf der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die Nachfolge der
franzüsischeu Klassik die Architektur aller Liinder brachte. Der Herzog von
Savoyen, Phihpp Fmanuel, der Künig von Sicilien geworden war, Hess Ivara
nach Messina kommen und übertrug ihm um 1662 den Bau der Palazzata,
einer Häuserreihe am Hafen. Dieselbe wurde 17S3 durch ein Erdbeben zer-.
stört und nur theüweise wieder aufgebaut. — Bei seiner Rückkehr nach Turin
nahm der Herzog den Ivara dorthin mit. Sein Hauptwerk ist die Kirche und
yGoogIc
„Google
5l2 m. Abaclmin. Itatieniwher ßarorksin iwciicr Stufe. Ivar^.
das Kloster della Superga bei Turin, 1715 — 1731 erbaut. Es ist dies eine
Votivkirche zum Danke fur den Sieg, den König Victor Amadeus über die
Franzosen gewonnen hatte. Die Verbindung des Klosters mit der Kirche ist
nicht sehr glücklich, eines schadet dem anderen. Die Kirche hat eine achteckte
Fig. i6j. Ansicht der Superg» bei Turin.
Kuppel und einen viersäuligen korinthischen Portikus an der Eingangsfront
(Fig. 163). Das Aeussere ist im Sinne der berninischen Schule, ohne besondere
Extravaganzen, ebenso das Innere. — Die Fagade der Karmeliterkirche auf der
Piazza di S. Carlo, ganz im fortgeschrittenen Barock mit halben geschweiften
Giebeln. — Die grosse Treppe des königlichen Palastes, die Kirche des Berges
Carmel, die k()nigliche Kapelle des JSgerhofs, die Marställe, die Orangerie
yGoogIc
m. Abschnill. ttalitnischer BarocIisIiL iweitcr Sliifc. Ivara. 5l^
und dieGallerie dieses Palastes sind von ihm. — Das Jagdschloss Stupinigi,
iüY Carl Emanuel III., ist ganz von Ivara erbaut, nach einem cigenthUmlichen
Plane; ein grösserer Saal steht mit vier kreuzförmig angeordneten Wohnungen
für die Prinzen in Verbindung, Die moderne Westfa^ade des alten Pal. Ma-
dama zu Turin, sonst di Castello genannt, ist ein bemerke nswerth es Werk des
Ivara, vom Jahre 1720. Der Palast diente später für die Sitzungen des Senats
(Fig. 164). Das untere Geschoss in Rustika, das obere Geschoss mit breiten
Rundbogenfensterii und einer Mezzanina durch eine korinthische Ordnung
zusammenge^sst. Für das Treppenhaus vergleiche Fig. i65. Der Eindruck ist
Flg. 16t. Ansicht vom Pal. Madinu in Turin.
der einer edlen Vornehmheit. — Ausserdem in Turin von Ivara: Pal. Birago
de Borgaro und Pal. del Duca d'Aosta.
Ivara's Thatigkeit war nicht auf Turin beschrankt: er brachte den Winter
in Rom zu und wurde nach Lissabon berufen, um die Patriarchalkirche und
den königlichen Palast zu bauen. Nach Italien zurückgekehrt, errichtete er
in Mantua die Kuppel der St. Andreaskirche, in Mailand die Fa^ade von
S. Ambrogio. Später nach Madrid berufen, um den abgebrannten königlichen
Palast wieder neu zu bauen, starb er dort, noch an den Plänen arbeitend.
In Neapel herrschte durchaus der Barockstil, meist durch Architekten
der römischen Schule ausgeübt. Die Bauthätigkeit wurde indess durch die
politisch ungünstigen Verhältnisse unter der spanischen Herrschaft, durch innere
Revolutionen und durch den spanischen Erb folgekrieg, in der Entwickelung
yGoogIc
Kig. i«j. Treppe im l'al. Madama. Turin.
„Google
III. Ab sehn ilt. Italienischer ßirocksli] iirclter Sliifc. Skiilplur. 5i^
gehindert; erst unter Carl III. folgte wieder eioe bedeutende Thiitigkeii auf
diesem Felde; aber diese fällt bereits unter der Herrschaft des Iclassizirenden
Zopfstils, also in den folgenden Abschnitt der Retiaissanceentwickelung.
Von neapolitanischen Kirchen aus der Barockzeit sind zu nennen: S, Gio-
vanni maggiore i685, S. Maria delle Grazie a Capo NapoH, nach einer Zeichnung
des de Sanctis und anderes. — Sicilien theilt dieselbe Stilrichtung in noch
etwas phantastischerer NUanzIrung. Die Fa^ade und der Glockenthurm der
Kirche S. Gregorio in Messina zeigt ein ausschweifendes Barock mit vielfach
verkröpften Pilastern und durchschnittenem Rundgiebel, über dem ein steiler
Giebel aufsetzt. Der Glockenthurm derselben mit spiralförmig gewundener
Spitze, Die Palazzata, die Hauserreihe am Hafen, von Ivara, ist bereits erwühnt.
b) Skulptur.
Die italienische Skulptur dieser Zeit erhob sich, im Gegensatz zur vorigen
Epoche, wieder zur grössten Bedeutung. Noch einmal schuf das grosse
Talent Bemini's einen neuen Skulpiurstil, der wenigstens auf diesem Gebiete
der Kunst den unbestrittenen Vorrang Italiens sicherte und fUr ganz Europa
zur mustergültigen Regel wurde. Bernini ist zwar kein zweiter Michelangelo,
denn die Reinheit der künstlerischen Absicht wird bei ihm durch das Streben
nach augenblicklichem Effekt und hofmännische Aeusserlichkeiten mannigfach
getrübt, aber doch ein Künstler ersten Ranges, eine jener universell beanlagten
Naturen, denen die Macht gegeben ist, der gesammten Kunst eines Jahr-
hunderts ihren geistigen Stempel autzudrücken. Auch ausserlich erreicht
Bernini eine unter Künstlern beispiellose, fast fUrstliclie Stellung. — Der Sieg
der neuen Richtung, die von nun an mit Entschiedenheit dem Prinzipc der
Malerei folgte, war schnell und unwiderstehlich. Die Thiltigkcit dieser zur
internationalen Geltung entwickehen Schule wird eine wahrhaft ungeheure; sie
hat mehr Denkmäler hinterlassen, als alle früheren Zeiten, die Antike mit ein-
gerechnet. Dieselbe steht in einem engen Verhall nisse zur Baukunst und ver-
steht sich vortrefflich auf eine ins Grosse gehende Gesammt Wirkung. Ganz
im politischen SinAe der Zeit ist es; dass nun unter den Bildhauern die
Franzosen am zahlreichsten sind; so dass diese etwa um das Ende des 17. Jahr-
hunderts sogar in Rom das Uebergewicht der Zahl haben.
Kann man es dieser neuen Skulpturschulc ernsthaft zum Vorwurfe
machen, dass sie das ausübte, was sie so vortrefflich vermochte; nämlich das
malerische Ideal der Zeit mit elementarer Gewalt zum Ausdrucke zu bringen?
— Will man gerecht sein, so darf man den berninesken Stil mit der Antike
yGoogIc
5[G III. AbirliniU. Tlalicnisclicr liarock^til zweiter Sliifc. Bernmi.
gar nicht in Parallele stellen. Halt man an der Meinung fest, dass die Auf-
gabe der Kunst jedes mal darin besteht, den Geist ihrer Zeit im Monumentalen
auszuprägen; so kann man auch den Leistungen dieser Epoche einen hohen
Werth nicht absprechen. Heute stehen wir der klassischen Reaktion, der
speziell hellenischen Richtung am Ende des iS. und zu Anfang des i().Jahr-
hunderts, welche der Barockskulpiur allen Wenh, sogar die Existenzbcrcchii-
gung absprechen wollte, schon bedeutend kühler, mit einem historisch ge-
reiften Urtlicile gegenüber; und können wohl aussprechen, dass die ver-
sprochene Rückkehr zur homerischen Naivität eine Fabel war, dass die neu-
klassischen Künstler sich oft als recht trockene Gesellen geberdeien und wenig
genug im Ausdrucke des modernen Geistes leisteten, wenn sie sich nicht ge-
legendich eine verstohlene Anleihe aus der sonst laut geschmähten Kunst der
Barockzeit erlaubten. — Vielleicht ist es sogar heute noch zu früh, ein ab-
schliessendes Unheil über die Barockkunsi abgeben zu wollen; denn wir stehen
erst am Beginn einer neuen Folgewirkung. Die Zwischenzeit der klassischen
Reaktion ist kaum erst überwunden und es lässt sich noch gar nicht übersehen,
wohin die sich kundgebende Wiederaufnahme des malerischen Stils die neueste
Skulptur führen kann. Wenn man aufmerksam auf das ist, was bedeutende
Maler der Jetztzeit und mit ihnen weile kunstgebildete Kreise an der zeit-
genössischen Skulptur schützen; so wird man denselben Zug bemerken, der
seinerzeit die Barockperiode einleitete. Das Interesse heftet sich auch jetzt
wieder keineswegs an die, rein plastischen Gesetzen folgende, etwas akademisch
trockene Wiedergabe der Antike, sondern an die den hergebrachten Kanon
durchbrechenden frischen Impulse. Seitdem die wahre Antike, mit ihren auf
ilusserste Wirkung zielenden Absichten, durch die Funde der neuesten Aus-
grabungen in beweisenden Beispielen wieder vor uns auflebt, wird es um so
schwerer sein, an der alten akademischen Schablone festzuhalten. Vielleicht
war ein Schlüter der echten Antike näher als ein Canova!
Die neue Malerei der Zeit von 1(530 ah, welche so bestimmend auf den
Skulpturstil der berninischen Schule einwirkte, wurde durch das Bestreben
beherrscht, unter allen Umstünden naturwahr zu sein, die genaue .Aulfassung
des Geschehenden zu geben und die leidenschafthchste Empfindung in ihrer
ganzen Wucht zum Ausdrucke zu bringen. Diesen wirksamen Realismus
eignete sich nun auch die Skulptur an. — Bernini erkannte recht gut den
hohen Werth der Antike; aber er wollte mit Absicht modern sein und folgte
deshalb mit allen Krilften dem durch die Malerei neu entdeckten Prinzip.
Die Renaissance hatte in zwei Jahrhunderten die Vorbilder des Altenhums zu
erreichen gesucht, jetzt fand Bernini in der Verbindung von Skulptur und
Malerei einen neuen Weg; und selbst von dem Hinarbeiten auf perspektivische
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III. Ahschniit. Iialkiihchir Barock>lil iwcittr Stufe. IkTnini. 5,7
Wirkung in die Fürne, wtlches die Decke nmalurei aufgebracht haue, ging
etwas auf eine statuarische Kunst über; allerdings, wie man zugeben muss,
auch viel von Osicniation und falschem Prunk.
Giovanni Lorenzo Bernini, geboren zu Neapel i5()8, stirbt zu Rom
il)8(). Sein Vaier Pieiro, aus Toscana stammend, war ebenfalls Bildhauer und
brachte den Knaben mit nach Rom. Dieser war schon früh geschickt als
Bildhauer und erwarb sich bald einen bedeutenden Ruf. Kardinal Barberini,
der spatere Papst l'rban VIll., wurde sein gros-ser üönher. Bernini gcnoss als
Bildhauer und Baumeister einer fürstlichen Stellung, galt als der erste KLlnstler
seiner Zeit, und bestimmte bis zum Knde der Renaissance den Skulpiurstil.
Das historische Portrüi, bei dem der Naturalismus berechtigt ist, wenn auch
nicht einzig massgebend, wurde die starke Seite Bernini's und seiner Schule.—
Auch schon in den nächst vorhergehenden Perioden war das Portrüi gut, aber
nun ist dies noch mehr der Fall, üie Grabdenkmale bilden jetzt eine wahre histo-
rische Gallerie. In Rom, Neapel, Florenz und Venedig finden sich eine Anzahl
von Büsten dieser An, welche den besten Leistungen des van Dyck gleich zu
achten sind; die Charaktere sind nicht idealisirt, aber frei und grossartig aufgefassi.
Berntni steht dem malerischen Typus des Pietro da Conona viel näher,
als etwa' dem des Guercino. Er liebi das Gern ein heroische in seinen Mflnner-
tiguren; ein Ausdruck, der in der Malerei erst um i65o vorherrschend wird.
An seinen Reitersiatuen Konsiantin's und Karl's des Grossen,
letztere von Cornachini ausgeführt, an den entgegengesetzten Enden des
Vestibüls der St, Peierskirche zu Rom aufgestellt, kann man dies bemerken,
ebenso an seinem Pluto in der Villa Ludovisi, welcher besonders eine Ueber-
treibung der cononensischen Richtung giebt. An der letzteren Arbeit giebt sich
auch die An des Bernini zu erkennen, den jugendlichen und idealen Körpern
ein weiches Fett zugebeti, das den wahren Gliederbau umhüllt; wie denn Pluto's
Finger tief in das Fleisch der Proserpina hinein tauchen. Eine Jugendarbeit
von ihm, Apoll und Daphne, im oberen Saale der Villa Borghese, hat noch
nicht diese üppige Bildung. In den heroischen und Charakiertiguren ist Bernini
der Nachahmer Michelangelo 's; aber seine Ubenriebene Muskulatur bringt
nicht den Ausdruck elastischer Kraft henor. Zum Theil hat an diesem
Mangel auch die Pohtur schuld, die er allen Fleischtheilen geben zu mUssen
glaubte. Die grossen Siromgöttcr am Hauptbrunnen auf Piazza Navona, nach
seinem Entwürfe ausgeführt, haben nicht diese Politur und machen vielleicht
deshalb einen besseren Eindruck. Eine seiner besten Arbeiten ist der Triton
der Fontane auf Piazza Barberini. Der Naturalismus half ihm bei der Lösung
dieser Aufgabe und wohl auch das architektonische Gefühl für Linien, das er
doch in hohem Grade besass.
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5i8 ITl. Absdinin. Italienischer Barockslil zweiter Stufe, Bcrniiii.
Die Gewandung Bernini's ist wenig genügend; das malerische Prinzip,
nach dem er arbeitete, verdarb hier alles, wenigstens bei seinen Idealfiguren,
bei denen das Körpermotiv durch die Gewandung in der Wirkung unterstützt
werden muss. Bei den Portrüifigureii war dies anders, hier excellirt er in der
Wiedergabe der Stoffe. Seine Papststaiuen, Urban's VIII. und Alexander'sVII.
in St. Peter wurden die Muster für die Behandlung des schwerbrllchigen
Purpurs, lies gestickten Palliums, der fcinfäiiigen Alba, der GlanzstofTe der
Acrmel und der Tunika, Schliesslich kam er schon auf die Wiedergabe
durchbrochener Manschetten und Silume. Seine Statue der berühmten
Grafin Mathildis, an ihrem unter Urban Vlll. in St. Peter errichteten Grab-
mal, ist sehr schön, auch in .\bsichi auf Behandlung der Gewandung, und
von ihm selbst ausgeführt. Das Relief stellt Gregor VII, vor, der dem Kaiser
Heinrich IV. zu Canossa die Absolution ertheilt.
Eine wichtige Seite der bcrninischen Kunst ist die Darstellung des
Affekts, in einer von der damaligen Malerei abgeleiteten Weise. Einfache
Ex istenzti guten giebt es gar nicht mehr, alle sollen handeln, und in l^iden-
schaft handeln. Dies macht sich schon in den Einzelstatuen geltend, noch
mehr aber in den Gruppen. — Bernini's schleudernder David in der Villa
Borghese ist der Ausdruck dergrJjssien äusseren Spannung. — Gefahrlich wurde
dies Suchen nach Bewegungsmomenten für die Kirchenstatuen, für Engel und
Heiligen, welche jetzt in grosser Anzahl auf den Balustraden, in den Nischen
der Fai;adcn und an den Altären gebraucht werden. So erforderte allein die
Kolonnade des Platzes vor St. Peter 162 Heiligenfiguren zur Bekrönung, Hier
musste endlich der zur Extase gesteigerte, durch Geberden vcrsinnlichte GefUhls-
ausdruck, wie ihn sich die Malerei zu eigen gemacht hatte, aushelfen. Die
Skulptur suchte nun nach allen möglichen Nebenmotiven, um es der Malerei
in der Abwechselung nachthun zu können: der Heilige unterhält sich mit
einem Kinderengel, oder blättert heftig in einem vorgestutzien Buche. Bernini's
Marmorstatuen der Engel auf Ponte S. Angelo beschäftigen sich mit den
von ihnen gehaltenen Marterinstrumenten. Besonders häufig zu bemerken ist
ein inspirirtcs Auffahren, wie aus einem Traum, z. B. an seinen Statuen in der
Cap. Ghigi in S. Maria del popolo, oder ein eifriges Betheuren und Schwören,
wie an seiner Kolossal st atue des S. Longinus in einer der Pfeilernischen der
Kuppel von St Peter.
Eine besonders pikante Wirkung wollte Bernini an Nischenfiguren er-
reichen, indem er sie zu gross zur Nische bildete, wie seine Statuen in der
Cap. del orto im Dom zu Siena zeigen. Die Ausgleichung dieses Massstab-
fehlers liegt dann in der gebückten Stellung und Aehnlichem. In diesem
Momentanen, vermeintlich Dramatischen, sollte etwas besonders Ueber-
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TAF. 19.
FM. m. rONTANA DI PIAZZA NAVONA. ROM.
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FIG 167 BERNINI. GRABMAL URBAN'S Vlll- IN ST. PETER.
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IIL Abschnitt. Ha lii-iii scher Baruckslil twcHcr Sliifi'. ßcrnlni. 5,g
raschctiJes gegcb*;« wtrdtn, Dit Attribute der Hciligi;n wunft-n in wirklicher
Grösse gebildei, der Illusion zu Liebe. Das liintaehere drang nur noch mit-
unter durch, wie in Bemini's heiliger Bibiana in S. Bibiana und in den
liegendei] Statuen von ihm, die der seligen Lodovica Albertoni in S. Francesco
a ripa zu Rom und dem nach seinem Modell von Giorgini ausgcfUhriem
heiligen Sebastian in Sebastina.
In seiner schon erwähnten mythologischen Gruppe «Apoll und Daphne»
gab Bernini ebenfalls die beliebte Auffassung des Moments. In seiner Brunnen-
gruppe auf Piazza Navona wollte er die elementarischen Naturgewalten in
Michelangelo's Sinne darstellen, aber statt des gewaltigen Daseins gab er das
Pathos, Die Fontane des Obelisken auf Piazza Navona ist zur Zeit
Innocenz X. (Pamphili) erbaut. Der Obelisk aus roihem Granit stammt aus
dem Cirkus des Romulus und steht auf einem Felsen, der eine Höhle bildet.
An den Ecken des Felsens sind vier kolossale Figuren von Stromgöttern in
weissem Marmor gebildet: der Ganges, der Nil, die Donau und der Laphata-
strom (Fig. 166). Andere Fontünen des Bernini, unter Urban VIII. errichtet,
sind: die Barcaccia auf dem spanischen Platze und der Glaucus auf der Piazza
Barberini, in Mitten einer grossen doppelten Muschelschaale.
Bemini's schon erwähnte Prachtgraber der Püpste ivcrden für die Nach-
folger typisch [Fig. 167]. Das Grabmal Urban's VIII. im Chor von St. Peter
zeigt bereits die Niedlichkeiten in der Behandlung der Gewandung; das Grab-
mal Alexander's VII. über einer ThUr seitwärts vom linken Querschiff in
St. Peter angebracht, zeigt wie das vorige die Allegorie des Todes in Gestalt eines
Skeletts. Am Grabmal Urban's VIII. schreibt der Tod auf einem marmornen
Zettel die Grabschrift zu Ende; am Monument Alexander's VII, hebt das Skelett
die kolossale Draperie von gelb und braun geflecktem Marmor empor, unter
welcher sich die Tliür befindet. — Das Feld der Allegorien \\-urde in dieser
Zeit besonders stark kultivirt und es mag wohl sein, dass die moderne Kunst
im Gegensatz zur Antike diese Ausdrucksform nicht entbehren kann. Calderon,
der grosse Dichter der Barockzeit, licss ebenfalls seine allegorischen Personen
handelnd auftreten, auch Rubens versuchte ahnliches in derMalerei; aber ob
der Plastik dasselbe erlaubt ist, wiire doch noch die Frage? — Wenn man
diese Idealfiguren auffahren, sich zerren, ja auf einander losschlagen sieht, so
wirkt dies unzweifelhaft lacherlich. Indess wird diese neue Gattung spater
von der Schule Bernini's ins Unendliche varün.
In den Altargruppen ist Bernini oft ganz vortrefHich. Seine Pieiä, in
der Krypta unter der Kapelle Corsint im Lateran zu Rom, ist durchaus malerisch
komponirt, aber von schönem Ausdruck ohne falsches Pathos. Auch sein
Christusleichnam, in der Crypia des Doms von Capua, ist eine sehr guie> Arbeit.
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520 'II- Al--tlimlt. lliilicnisi;lii;r Bjrwk.iil /wciUT SLuft, Algaidi.
Die Glorien und Ekstasen, der (grosse Vorwurf der Makrci dieser Zeil,
mussien ebenfalls Ins Plastische Uhcrscizi werden, und hierzu wurden nun
hauptsächlieh die Hochaltöre der Kirchen verwendet. Die Hauptfigur
schwebt in der Regel auf einer Wolke, welche noch von Engeln und Engels-
kindern bevölkert wird. Konsequenterweise verfiel man endlich auf die bildniss-
massige Wandgruppe. Von Bernini ist in dieser Art, die berühmte Verzückung
der heiligen Teresa im linken Querschifl von S. M. della Vittoria zu Rom.
welche er seihst als sein Meisterstück betrachtete. Auch das Durchbrechen
des architektonischen Rahmens macht die Skulptur der Dekorationsmalerei
nach. Bernini's ■ Catedra», im Chor von St. Peter, deckt einen Theil der
Chorwand vom Fusse bis zum Kranzgesims und wurde noch unter Urban VIll.
ausgeführt. Sie fangt unten mit der Freigruppe der vier Kirchenväter an,
welche die Catedra des heiligen Petrus tragen, und endet oben als Wand-
dekoration, mit einer Glorie von Engeln, zwischen Wolken und Strahlen um
ein Ovalfenster vertheilt und mit dem heiligen Geist in Gestalt einer Taube
schwebend (Qu. Gailhabaud, Heft 66).
In der Kapelle des heiligen Sakraments in Sl. Peter befindet sich ein
Ciborium nach Bernini's Zeichnung, in Gestalt eines runden, mit Sdulen ge-
schmückten Tempels, von vergoldeter mit Lapis Lazuli ausgelegter Bronze.
Der Ruf Bernini's verbreitete sich Über Europa: Carl I. von England
Hess seine Büste von ihm arbeiten, Kardinal Mazarin wollte ihn nach Paris
ziehen; aber erst i665 unter Colben trat Bernini diesen Triumphzug an, der
mit einer Niederlage enden sollte. In Paris aibeitete er die Büste Louis XIV.
in Marmor, jetzt im Louvre, ganz gut in der Wiedergabe des kalten, hoch-
näsigen Despoten. Nach Rom zurückgekehrt, machte er unter Clemens X. die
päpstliche Büste und einige GemSflde, darunter das der Kapelle des heiligen
Sakraments in St. Peter. Seine letzte Bildhauerarbeit war ein Christus in
halber Figur in Marmor, für die Königin Christine von Schweden.
Alessandro Algardi (iSgS— 16S4), als Architekt schon genannt, als
Bildhauer von grösserer Bedeutung, folgt der beminischen Richtung, bringt
aber noch Anklänge einer früheren Schule mit. Der entschiedene Naturalismus
der neuen Richtung genügte, wie sich schon bei Bernini ergab, am ersten bei
den PorirSts und in der Darstellung des Kindes, das eigentlich kaum einer
Idealisirung bedarf, Algardi bildete oft ganz naive und schöne Kinderfiguren
und genoss dafür einen verdienten Ruhm. Seine Idealköpfe haben denselben
Wcrth. wie die besten der bologncsischen Malerschule; Beispiele solcher im
rechten Qucrschitf von S. Oirlo in Genua. Das Prachigrab Leo's XI. in
St. Peter, von Algardi, folgt dem durch Bernini am Grabmal Urban's VIll,
gegebenen Typus. Für den Hauptaltar von S, Paolo zu Bologna arbeitete
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TAF. 21
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Ii[. Abschiün, lulknisdiir Bar..di>lil <ivd1c.- Slufc. N[..>vlii, M,id>.>i™i sW. ^21
derselbe eine Enihaupiung Joliaiinis in zwei kolossalen Figuren; allerdings
ein Zurückbleiben gegen die damals auf den Hochaltären üblichen Glorien.
Algardi's Attila in St. Peter, Kapelle Leo's des Grossen, wird wohl das
grösste Relief der neueren Kunst genannt, aber es gehön eher zu den jetzt
üblich wcrdendeii Wandgruppen; und wenn aucJi Algard i immer gewissenhaft
ist und naiven Schönheitssinn behalt, so kann er doch den Verfall des Relief-
stils, der sich in das Gemälde verliert, nicht aufhaken. Die Reliefs über den
Apostelstaluen im Lateran sind von Algardi und seinen Zeitgenossen ent-
worfen.
Francesco Mocchi [f 1646) steht, noch mehr als der Vorgenannte, auf
der Grenzscheide zwischen dem bisherigen und dem berninischen Stil, aber
seine Rciterstatuen sind doch schon äusserst aH'ektirt durch heftige Bewe-
gungen und die schlecht .ideale Gewandung. Von ihm, die Bronze- R eil er-
statuen des Alessandro und des Ranucio Farnese auf dem grossen Platze zu
Piacenca (löaS). Seine Heiligenfiguren sind echt berninisch in den gezwungenen
Motiven der Bewegung. Die S. Veronica von ihm, eine der vier kolossalen
Nischenfiguren in den Kuppclp feilern von S. Peter, läuft eilig mit dem Schweiss-
tuche. Eine Verkündigung, im Dome zu Orvieto von Mocchi, zeigt die Figuren
der Maria und des Engels auf Marmorwolken, Der Engel schwebt im hastigen
Fluge heran und die heilige Jungfrau lüsst eine Miene der Entrüstung sehen.
Von den vier Nischenfiguren an den Kuppelpfeilern von S, Peter
sind, ausser den schon genannten, dem heiligen Longinus von Bernini und
der heiligen Veronica von Mocchi; die beiden anderen von Andrea Bolgia
und Franz Duquesnois. Ersterer hat die heilige Helena und letzterer den
heiligen Andreas gearbeitet. Diese Statuen beziehen sich auf vier bedeutende
Reliquien der St. Peterskirche: das Schweissiuch der heiligen Veronica, ein
SiUck vom Kreuze Christi, die Lanze, mit der die Seite Christi durchstossen
wurde und das Haupt des heiligen Andreas.
Stefano Maderna {i57i — 1636] liefert noch zu den Martyrien ohne
Pathos ein Beispiel. Seine S. Cacilia in S. Cacilia zu Rom unter dem Hoch-
altar ist eine schöne, liegende, in ihrer Art rUhrende Figur (Fig. 168),
Für den Ignatiusaltar in der Kirche del Gesü In Rom, vom Pater Rozzo
komponin, arbeitete Legros, einer der bedeutendsten französischen Bildhauer
Roms die silberne Statue des Heiligen.
In derselben Zeit vollendete Giuseppe Rusconi die Siaiuc des heiligen
Ignatius Loyola für die Nische eines Hauptpfeilers in St. Peicr, durch tieferen
Ausdruck und gediegene Ausführung ausgezeichnet. — Von Camillo Rusconi,
das Grabmal Gregor's XIII., erst 1723 lange nach seinem Tode errichtet, als
das Beste in der von Bernini in St. Peter begonnenen Reihe der Papstgrüber.
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522 III- Abselinitt. llalR-iiischcr Baruck^til i.veiwr Slufe. Fuggiiii, Mazi«.
Die Allegorien spielen auch in ikr Ho remini sehen, nachbernini sehen
Schule eine bedeutende Rolle; selbst die einzelnstehenden Figuren dieser Art
unterliegen der manierirten Bildung alles Idealen. Beispiele sind die Statuen
im Chor von S. M, Maddalena de Pazzi in Florenz. Von Montani die Religion
und die Unschuld, von Spinazzi Reue und Glaube, letztere eine der beliebten
verschleierten Figuren. — Die unter Foggini's Leitung dekorirte, 1692 voll-
endete Cap. Feroni, in der Annunziaia zu Florenz, ist ein Prachtstück bemi-
nesker allegorischer Bildungen. Das Grabmal zeigt, einzig der Symmetrie
zu Liebe, zwei Sarkophage statt eines, auf dem einen sitzt die Treue mit dem
bronzenen Porträt medaillon und die Schiffahrt, an dem anderen die Abun-
dantia maritima und der Gedanke, letzterer als ein nackter Alter mit Büchern
personiliziri. Ueber den Sarkophagen stehen S. Franciscus und S, Dominicus,
unter dem Kuppelrand schweben Engel und in der Kuppel Putten. Das
Gan2e mit dem Altarbildc von Lotti hat, trotz der gesuchten Einzelheiten,
immer noch den Anschein einer zusammengehörigen Ertindung. Von Foggini,
drei grosse Altarreliefs in der Cap. Corsini im Carniine. Engekhen schieben
die Wolken, auf welchen der entzückte Heilige ruht. In dem Relief der
Schlacht sprengen die Besiegten aus dem Rahmen heraus. Es sind ganz ge-
mäldeanige Komposiiionen und gehören dennoch zu den tüchtigsten Arbeiten
der ganzen Richtung. — Die Altargruppe im Haptisierium zu Florenz, um
1732 von Ticciaii gearbeitet, giebi einen tiefsten Grad der Ausartung der
Glorien mii Marmorwolken: von den schwebenden Engeln trügt wieder einer
die Wolke, auf der Johannes der Taufer kniet, ein anderer Engel stutzt die
Wolke mit dem Kücken und ein Stück derselben quillt bis über den Sockel
herunter.
Giuseppe Mazza in Bologna ist in den Reliefs einer der Besseren, da
er noch der bolognes Ischen Malcrschule folgt. Ausser zahlreichen Arbeiten
in seiner Vaterstadt, hat er in S. Giovanni e Paolo zu Venedig in sechs grossen
Bronzereliefs das Leben des heiligen Dominicus geschildert. Üben sind
Glorien, unten die irdischen Vorgänge dargestellt. Das Relief mit dem Tode
des Heiligen ist besonders gelungen. — Auf dem Hochaltare der Kirche del
Redentore zu Venedig befinden sich von Mazza kleine Staiueiien von glück-
licher Bildung, aus dem Jahre 1679.
Dagegen sind die allegorischen Statuen des Michele Üngaro in der Kapelle
Vendramin in S. Pictro di Castello zu Venedig kaum zu cniziHern. Justus
de Curt hat auf dem Hochaltar der Salute zu Venedig, neben der Madonna,
die Zwietracht als ein hüsslichcs ahes Weib in flatterndem Gewände gebildet,
von einem Engel mit der Fackel verfolgt. — Das Mausoleum des Dogen Valicr
in S, Giovanni e Paolo von Baraita, einem der besseren Nachfolger Bernini's,
yGoogIc
TAF. 22.
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lll. AbscIinilL lialienisdier Barockslil Kwciler Stuf*. Mara(;liano i:le. 521
ist ein grosses Wandgrab von zwei Ordnungen, wie in Venedig übüdi. Unter
den oberen Staiuen befindet sich die interessante Darstellung einer Dogeressa
in vollem KostUm. Das Grabmal des Dogen Pesaro in den Frari (f 1669), von
einem gewissen Banhel, giebt dagegen eine ganz verwilderte Konzeption:
vier Mohren als Atlanten tragen das Hauptgesims und sind mit zerrissenen
Hosen von weissem Marmor als Besiegte ganz erbärmlich charakterisirt.
In Genua, eine Anzahl Glorien auf den Hochaltaren einiger Kirchen von
Domenico und Filippo Parodi, in entschiedener Nachahmung von male-
rischen Leistungen an derselben Stelle, Mit der Wahl dieser Stoffe beginnt
die Noth wendigkeit den überirdischen Raum durch Wolkenbildungen zu ver-
sinnlichen. Hauptsächlich sind es Assunten, von Engeln gen Himmel ge-
tragen. — Von Schiaffino, um 1718, eine malerische Nischengruppe auf
Wolken schwebend, auf einen Hochaltar in S. Maria della consolazione in
Genua, Die Wolken, auf welchen zerstreut die Madonna, Engel und Heilige
in allen Siellungen ekstatischer Andacht verharren, scheinen sich von den
Wanden der Nische aus zu entwickeln. — Maragliano in Genua (um 1700)
kam auf die bemalten Gruppen des Guido Mazzoni zurück. Seine Figuren
sind gewöhnlich in einer von oben bcleuchtcien Nische über dem Altar rein
als Bild angeordnet. Sein Material ist meist Holz und die Ausfüllung höchst
liebevoll. Seine besten Altargruppen, von schönem und wahrem Ausdrucke,
in S. Annunziata, in S. Stefano, mehrere in S. Maria della pace, im Chor
derselben eine grosse Assunta mh S. Franz und S. Bernardin, in der zweiten
Kapelle rechts ein S. Franz mit den Wundmalen und anderes. — In einer
Kapelle der S. Maria della pace eine Gruppe desselben Stils von Pasquale
Navone.
Die nachberninische Schule von Neapel, bietet in den Statuen der Kapelle
der Sangri, Duchi di S. Severo, Beispiele der fortgeschrittensten Gewand-
kUnsielei. Von S. Martino der ganz verhüllte Chris lusl eich n am, bei dem das
Hauptinteresse verkehrterweise auf dem Durchscheinen möglichst vieler Kör-
performen durch ein feines Linnen beruht, obgleich sonst die Bildung nicht
gerade zu tadeln ist.— Von Corradini die ganz verhüllte, sogenannte Pudi-
citia, von ziemlich gemeiner Bildung, die sich durch die künstliche Durch-
sichtigkeit der Hülle erst recht aufdrangt (Fig. i(3f)). — Von dem Genuesen
Queirolo ist die Gruppe «il disingannoi, die Enttäuschung, Ein Mann, Por-
trättigur des Raimondo di Sangro, macht sich mit Hülfe eines herbeischwe-
benden Engels aus einem mit virtuoser Meisselfertigkeit gearbeitetem Strick-
neize frei; der geistige Gehalt ist aber trotz aller Illusion unbedeutend und
die Foriiigebung keineswegs zu loben {Fig. 170). Von Corradini hndet sich
eine ebenfalls verhüllte «Wahrheit» in der Gallerie Manfrin zu Venedig, —
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524 Itl. Ab<(;linilt. Ilaliciiiiclicr Barackslil z'vcilur Stufe. Maltrei.
Uebrigens sind diese mühevollen Meisselfenigkeiien im Barockstil, der viel
mehr ein geistreiches Improvisiren liebt, doch selten.
In Rom setzen die späteren Nachtreier Bcrnini's die Arbeil an den
Papstgrabern fort und haben den Meister noch weit in der plastischen und
poetischen Rücksichtslosigkeit überboten. Allegorische Einfälle und natura-
listisches Detail müssen die Meisterschaft beweisen. Ein Denkmal dieses nach-
beminischen Stils ist das Grabmal der Maria Sobieska im linken Querschifl'
von St. Peter, sonst prachtvoll und von sorgfältigster Ausführung. — Pietro
Bracci führt das Prachifirab Benedictes XIV. in St. Peter und dasjenige
Benedia's Xlll. in der Minerva aus. Von demselben, die Hauptfigur der 1762
unter Clemens XIII. erbauten Fontana die Trevi; ein Neptun auf einem von
Meerpferden gezogenen Wagen. Die NischenÜguren, der Ueberfluss und die
Gesundheit, von Phil, Valle. Säimmtliche Figuren in Marmor.
Die bereits um die Mitte des 18, Jahrhunderts beginnende Besserung des
Stils, die neue Auffassung der Antike, bringt zunächst den sogenannten Zopf-
stil hervor und gehön in den betreffenden Abschnitt.
c) Malerei.
Die Bernini'sche Epoche in Architektur und Plastik findet ihre
congeniale Vertretung in der Malerei durch Pietro. Bereitino da Cortona
(1596—1669). den mittelbaren Schüler des Florentiners Lodovico Cardi, genannt
Cigoli (1559—1613). Pietro's aufs Grosse und auf dekorative Gesammtwirkung
gerichteter Sinn bedingt eine durchgehende Gleichgültigkeit gegen die genaue
Formendarsteilung und gegen den besonderen Ausdruck des Einzelcharakters
in den Köpfen, Gegen die von den Caracci's erreichte Höhe ist bei ihm, nach
dieser Seite hin, ein entschiedener Nachlass zu bemerken. Indess ist Pietro da
Cortona ein sicherer Zeichner von entschiedener Begabung und ein ebenso
gewandter Kolorist, ganz geeignet, um in grossen dekorativen Malereien
eine einheitliche Wirkung hervorzubringen. In allen Füllen schmeichelt der
Gesammteindruck seiner kolossalen Ge wölb maiereien dem Auge, durch den
vorherrschenden hellen Ton, die sonnige Luft und die bequeme Bewegung
der Figuren. Von ihm sind die Deckengemälde der Chiesa nuova in Rom;
dann als eins seiner Hauptwerke, die Malerei des kolossalen Gewölbes im
Hauptsaale des Pal. Barberini. Das über den ganzen Raum ausgebreitete
Freskogemälde stellt den Triumphzug des Ruhmes dar, mit den Attributen
der Familie Barberini. Auch die von Pietro angegebenen Siucko's sind hier
von einer sehr schönen Ausführung. Allerdings gehört schon eine beträcht-
yGooglc
lidic Kcniuniss der barberinisclien Hausgcsi:hichtc dazu, um das zu erriuhcn,
was der Maler in seinen Bildern gemeint hat. — Andere Hauptwerke von ihm
sind eine Anzahl Plafonds im Pal. Piiti und Wandfresken in einem
Saale daselbst; die letzteren etwas gründlicher durchgeführt als seine Decken-
malereien, aber deswegen nicht erfreulicher. Auch in diesen Bildern im
Pal. Pitti wird der Stoff, Mythologie und Allegorie, mit Anspielungen auf die
mediceische Hausgeschichte im Grossen verwerthei und bleibt meist unverstand-
lich. — Weiter sind noch von Pieiro da Cortona herrührend, die Malereien eines
Saals im Pal. Pamlili auf Piazza Navona zu Rom und eine Anzahl in den Galle-
rien zerstreuter Startelei bilder. An seinem «Bund zwischen Jacob und Laban», im
Louvre. merkt man noch nicht die beginnende Epoche des Verfalls, es ist ein
Meisterwerk. Sein Bild "Rahel und Lea mit ihren Kindern», ebenfalls im Louvre,
ist fein und elegant im Stil, von warmer und heller Farbe und mit schüncn
Köpfen. Die -Geburt der Jungfrau» ist voll Frische, Grazie und Jugend und
auch die oheihge Martina, sich weigernd den falschen GOttern zu opfern», ist
ein bewunderungswürdiges Bild. Beide sind im Louvre wie die vorigen.
Besonders in der für diese Stilepoche so äusserst wichtigen Gewölb-
malerei findet die cortonensische Manier eine bedeutende Nachfolge; aber der
Zeit nach sind die Auslaufer der Schulen der Caracci, der Florentiner und
Neapolitaner früher zu betrachten und ebenfalls sind die Folgen des nieder-
ländischen Einflusses auf die italienische Malerei vorher zu erörtern.
Sassoferrato, eigentlich Giov. Battista Salvi (i(3o5 — ib83), hängt erst
miiielbar, vermuthlich durch Donienichino, mit der Schule der Caracci zu-
sammen; aber er geht seinen eigenen, im Einzelnen durchaus selbstsiandigen
Weg. im Ganzen mehr nach dem Vorbilde Rafael's. In seiner schönen
Madonna del rosario in S. Sabina in Rom, Kapelle rechts vom Chor, befolgt
er mit Absicht die alte strenge Anordnung. Auch bei einer Anbetung der
Hirten, im Museum von Neapel, vermeidet er das übliche Pathos und giebt
das Gemüthüche. Ebenso naiv, wenn auch etwas sentimental, ist erinScencn
aus dem Jugcndleben Christi. Eine heilige Familie im Pal. Doria zu Rom
und Joseph's Tischlerwerkstatt, in der Christus die Sphane zusammenkehrt,
im Museum von Neapel. — Auch seine Madonnen sind von echt mütterlichem
.\usdruck, wenn auch ohne Grossartigkeit. Dieser Art sind: die schon er-
wähnte Madonna del rosario, andere im Pal. Borghese zu Rom, in der Brera
zu Mailand und im Pal. Manfrin zu Venedig. In den Ufhzien und im Pal.
Doria zu Rom, befinden sich Einzelfiguren der Madonna von ihm, meist
dcmüthig abwüris schauend, ohne die Verhimmelung des Carlo Dolci.
Dieser ebengenannte Carlo Dolci (itiif — 168(>), ein Ausläufer der Horcn-
tinischcn Schule, holt in hunderten von Darstellungen ein, was die Schule
yGoogIc
536 !"• Abschnill. llalieiiisclisr Baroeksiil nwcilcr Slufc. Dulci, Ribera.
bis dahin an Aflektmalerei versiiumi haue. In den MaritrbilJcni verwendet
er ttas Grässliche, mitunter auch das Abgeschmackte. In seiner heihgen
ApoHonia im Pal. Corsini zu Rom zeigt die Heilige nur die Zange mit einem
der ausgerissenen Zahne. In den Bildern des vorlierrsch enden Seele na usdrucks
ist Dolci besonders stark vertreten. Sein dornengek runter Christus, das Ecce
homo, im Pal. Corsini in Rom, sein reuiger Petrus, als Ekstasenbild gemalt, im
Pal. Pitti; andere Propheten- und Heiligenbilder von ihm im Pal. Pitti, in den
Uffizien und besonders im Pal. Corsini zu Florenz. — Dolci ist süsslich,
malt eine konventionelle Andacht mit Kopf hängen und Augen verdrehen,
dabei eine gewisse Uebereleganz in der Haltung der Hände. Sein Kolorit
zeigt schwarze Schatten und geleckte Liditpartien; aber seine Ausführung
ist fleissig, und sein bedeutender, angeborener Schönheilssinn bleibt immer
erkennbar.
Die Schule von Neapel, die geistige Nachfolge Caravaggio's in jedem
Sinne, ausser im Kolorit, venriti der Valencianer Jose Ribera, genannt lo
Spagnoletto, geboren 1593, verschwunden seit [656. In seinem wilden
Genie ist etwas vom Banditen, vom Inquisitor und vom Gewaltmenschen; er
staltet die Martyrien mit dem ganzen Apparat des Henkers und erschreckender
Naturwahrheit aus. Wie aber Anderes von ihm beweist, etwa seine »Anbetung
der Hinens im Louvre, und auf diesem Bilde besonders der anmuthige Kopf
der Jungfrau, war ihm die reine Schönheit keineswegs unerreichbar. Das
Jesuskind liegt hier in einer Holzkrippe, umgeben von drei Schäfern und
einer Frau, welche ein Lamm darbringen; im Hintergründe verkündigt ein
Engel den Hirten die Geburt Christi. ^ In Ribera's Kolorit sind noch Studien
nach Correggio und den Venetianern sichtbar, trotzdem wird er oft hart, glasig
und grell. So, in seinem Bacchus, vom Jahre 1626, im Museum von Neapel.
Eine Figur des heiligen Hieronymus in der Tribuna der Uftizien ist vene-
lianisch im Kolorit. Ein sehr spätes, aber mit Liebe gemaltes Bild, sein
heiliger Sebastian im Museum von Neapel, ist deshalb merkwürdig.
Spagnoleito's Haupibild, die «Kreuzabnahme-, im Tesoro vonS, Martino
zu Neapel, ist in den Linien unangenehm; aber die Farbe ist vortrefflicli and
der Schmerz in einer wahrhaft ergreifenden, wenn auch zu naturalistischen
Art dargestellt. Wieder im Sinne eines gemeinen Naturalismus ist das kolossale
Bild von ihm, .die Kommunion der Aposteh, im Chore von S. Martino zu
Neapel, gemalt. In seinen ekstatischen Andachtsbildern lässt er als herberer
Naturalist das Visionäre ganz weg, wie in seinem S. Stanislaus Kostka im
Pal. Borghese, der das Christkind auf den Armen halt. — Propheten und
Heiligenbilder von ihm in den Gallerien von Parma und Neapel.
Corenzio war ein anderes Mitglied der Schule; dann Giov. Batt. Caracciolo,
yGoogIc
[11. AbscIinitL Ilalieiii^rlirr Barockstil zweiter Stufe. Stanziotii, il Calabrcsc. 527
welcher sich mehr ttem Siilc der Caracci anschloss. Von Leiztcrem im Chor
von S. Martino in Neapel, eines der Kolossalbilder, «die Fusswaschung»; das-
selbe behandelt den kirchlichen Stofl' wie eine Genrescene.
Massimo Stanzioni (i585 — 1656), der grössere Schüler des Caraccioli.
nahm auch von Caravaggio vieles herüber. Im Kolorit ist er reicher und
milder als Spagnoictto, Im Chor von S. Manino von Neapel, ein drittes der
Kolossalbilder von ihm, ein ligu renreiches Abendmahl, im Sinne des gemeinen
Naturalismus behandelt. Dagegen ist seine Pieta über dem Portal von S,
Manino noch ganz herrlich und den seelenvollsten Bildern zuzuzahlen, hier
übertrifft Sianzioni in der edlen Haltung und Verkürzung des Leichnams
Christi alle Neapolitaner, besonders den Spagnoleno. — Von de» italienischen
Karthäuserbildern, welche die weltvergessene, tiefe und stille Seelenandacht
darstellen, giebt Stanzioni eines der schönsten Beispiele, zu S. Martino in
Neapel, Cap, di S. Brunone, mit der Geschichte und Apotheose des Heiligen.
Seine Fürbitte des S. Emidio in Trinitä de' Pellcgrini ist ebenfalls noch eine
Darstellung der schönen und gemässigten Andacht. — In den Glorienbildem
mit Untenansichi verfahrt Stanzioni unter den Neapolitanern am gewissen-
haftesten. An der Flachkuppel der Kapelle des heiligen Bruno zu S. Martino
in Neapel ist, trotz der gründlichen Unienansicht, das anbetende Aufwärts-
schweben des Heiligen, die Wolken von Putten und das Konzert der grösseren
Engel, ungemein schön und geistvoll gegeben.
An der Flachkuppel der zweiten Kapelle, rechts in S. Martino, hat
Stanzioni ganz im Sinne seiner Schule einen Stoft' behandelt, dem er nicht
gewachsen war: ^Christus in der Vorhölle».
Domenico Finoglia, der bedeutendste Schüler des Stanzioni, hat ein
noch stilles und würdiges Andachtsbild gemalt, S. Bruno, der die Ordensregel
empfangt, im Museum zu Neapel.
Mittelbare neapolitanische Nachfolger des Caravaggio sind: Matiia Preti,
genannt il Cavalicr Calabresc (16(3— 1699), dann Andrea Vaccaro u. a. —
Das Kolorit des Calabrcse hat nur den Werth einer äusserlichen Farben-
bravour. Er gehörte zu den neapolitanischen Vinuoscn der Schnellmalerei,
die Überall umherreisten; so hat er auch Chor und Kuppel des Carmine zu
Modena mit seinen Improvisationen bedeckt. — In den Marterscenen leistet
der Calabrese das Mögliche an Naturalismus; betreffendes im Museum von
Neapel. — Im Querschiff von S. Pieiro a Majaila zu Neapel hat er in flachen
Deckenbildern die Geschichte Papst Cölestin's V. und der heiligen Katharina
gemalt, mit Geist und Mössigung. In dem Bilde der, von fackeliragenden,
blumenstreuenden, singenden Engeln auf Wolken, nach dem Sinai gebrachten
Leiche der Heiligen ebenda, erhebt sich sein Naturalismus zur Würde. In
yGoogIc
52g in. Absclinitl. Ilalienisclicr BnrocliMil iwcilcr Sttifc. Sali-alor Rma.
seinen alttestamentarischen Historien, wie in der «Rückkehr des verlorenen
Sohns» im Museum von Neapel, verlasst der Calabrese gUnzHch die biblische
Weise; er schildert den Vorgang nach dem Leben, als einen liiglich vor-
kommenden und verzeihlichen. — Im Genrebild war tl Calabrese vielleicht
von den Niedertündeni inspirin, seine «Musil^ bei Tische-» im Pal. Borghese
ist gut niederländisch, ebenso sein »Conceri» in ganzen Figuren im Pal.
Doria zu Rom,
Andrea Vaccaro entwickelt in den Andachtsbildern im Museum von
Neapel eine würdige Haltung, auch in seinem «Kindermord zu Bethlehem^
ebenda, weiss er sich zu massigen. Sein bestes Bild ist »die Kreuzigung» in
Trinita de' Pellcgrini zu Neapel.
Die Schüler Spagnoleito's, der Schlachtenmaler Anicllo Falcone und der
in allen Gatiungeo schaffende Salvator Rosa (iöi5— 1673), seizen die neapoli-
tanische Schule unter dem starken Einflüsse der Niederlander fort. Salvator
Rosa isi ein Romantiker, vor dem Wiedererscheinen der schulmässigen
Romantik, etwa wie Rembrandt. Er hat zuerst die Knalleffekte in die Kunst
eingeführt: Unerwartete Schatten und Licht Wirkungen, in der Landschaft ge-
fahrdrohende Klippen und wilde drohenden Wolkenbildungen. Oft hat Sal-
vator Rosa noch eine vortreffliche Farbengebung; er malt das wärmste Licht
und das klarste Helldunkel, wie in seiner ^Verschwörung des Catihna» im
Pal. Pitti, meist aber ist er fahl und dumpf im Kolorit. In der Auflassung
und Wiedergabe der heiligen Geschichten gehört Rosa zu den krassesten
Naturalisten. In seinem Bilde «Christus unter den Schriftgelehrten» im
Museum von Neapel malt er um den göttlichen Knaben herum das brutalste
Volk. Sein erwähntes Genrebild, »die Verschwörung des Catilina», giebt eine
ausgesuchte Gesellschaft bösartig gemeinen, aber vornelim kostümirien Ge-
sindels. Sonst sind seine halben und ganzen Profantiguren nur renommistisch
gemalte Dekorationsstücke, wie die im Pal. Pitti, befindlichen: der «Poeta» und
der "üuerrieroü. — Seine «Hexe von Endor» im Louvre, ein vampyrartiges
Wesen, erleuchtet vom Feuer eines Dreifusses, mit dem gespensterhaft aus dem
Dunkel auftauchenden Schalten des herbeigerufenen Samuel, mit Saul und
seinen erschreckten Begleitern, ist von grauenhafter Wirkung.
Auch auf eine damals aufkommende Gattung der italienischen Malerei,
die Schlachtenmalerei, sind die Niederländer nicht ohne Einffuss. Michel-
angelo Cerquozzi und Salvator Rosa haben hierin den Ton angegeben und
malen das Schlachtgewühl mit dem Hauptnachdruck auf grosse Anordnung
nach Farben und Lichtmassen. Salvator Rosa hat sich hier in kenntlicher
Weise von der Amazonenschlacht des Rubens beinfiussen lassen. Im Louvre,
ein Schlachtbild von Salv. Rosa, ohne historischen Anhalt, die Schlacht an
yGoogIc
III. Abschiiiti. I tili» nischer Baroclislil ZH'tiltr Stiife. Cerqiioiii cic. 520
sich, aber von einer fremdartigen und packenden Energie. Neben einem mar-
mornen SSulenportikus Tallcn sich die Kavaliere mit unglaublich hitzigem Un-
gestüm an. Sie hauen, siechen und schlagen aufeinander los, mit einem ganzen
Arsenal antiker und barbarischer Waffen. Im Hintergrunde wendci sich ein
Theil der Reiter zur plötzlichen Fluchi, über dem Ganzen schwebt ein dllsier
drohender Himmel. — Eine grössere und eine kleinere Schlacht von S. Rosa
im Pal. Pitii, einiges im Pal. Corsini zu Florenz.
In der nach dem Vorbilde der Niederlander in Italien gepflegten Land-
schaftsmalerei ist Salvator Rosa mehr als in einer anderen Gattung selbst-
schöpferisch; er verdankt hierin anderen nur die Anregung und höhere tech-
nische Ausbildung. Er malt abendliche, oft zornig beleuchtete Felsgegenden
und schroffe Meeresbuchten, unheimlich siaffirt, wie in einem seiner Bilder
im Pal. Colonna zu Rom. Dann erhebt er sich zu einer ruhig erhabenen,
durch bedeutende Formen und Ströme von Licht Überwältigenden Art, wie
in dem Bilde «>Ia selva de' filosofi" und den Geschichten des Diogenes, im Pal,
Pitti, der Predigt Johannis und der Taufe Christi im Pal. Guadagni zu Florenz.
Anderes von ihm, in den Palästen Corsini und Capponi, sowie in den Uffizien.
Dazwischen, oder später, malt er auch frechere Bravourstücke, wie «la pace»
im Pal. Pitti und kalte, sorgfaltige, Überfüllte Marinen, ebenda. Eine besonders
phantastische Landschaft in der Brera zu Mailand, mit der gespenstischen
Leiche des heiligen Paulus Eremita, Eine andere Landschaft von ihm im
Louvrc, höchst poetisch in dieser Art; stürmischer Himmel, schwarzer
Wasserstrudel, halbentwurzelte Böume. zerrissene Felspartien und unheimliche
Staflage. aber im Ganzen etwas opernhaft. Ein mythologisches Bild Salvator
Rosa's, «Glaucus und Scylla» nach Ovids Metamorphosen, giebt Figur 171
wieder.
Von Aniello Falconc und Mico Spadaro, den neapolitanischen Nach-
ahmern des Salv. Rosa, eine Anzahl Schlacht- und Aufruhrscenen im Museum
von Neapel. — Von Salvator's Schüler in der Landschaftsmalerei, Bart, Torre-
giani. befinden sich Bilder im Pal. Doria zu Rom,
Ein Nachfolger Spagnoletto's ist auch der bedeutendste sicilianische
Maler Pietro Novelli, genannt Morrealese (um 1660}. Von ihm, «Donna
und Page", im Pal. Colonna zu Rom,
In Rom kreuzen sich nun alle Schaitirungen der Schulen und ausserdem
kommen hier in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts verschiedene Neben-
gattungen der Malerei zur Entwickelung. Die Genre- und Schlachtenmalerei
wird bedeutend repräsentirt durch Michelangelo Cerquozzi (1603 — iö(3o),
den Schuler des Arpino, und etwas spater durch den Niederländer Pietcr
van Laar, genannt Bamboccio. Die besten Arbeiten Cerquozzi's beünden
yGoogIc
530 "I- Abichnilt. Ilalienischer Barockstil zwciler Stii^'. BoLinjii
sich im Ausland«;. Er ist, wie schon erwiihnt, mit Salv
grllnder der italienischen Schlachtenmalerei.
Jaques Courtois, genannt Bourguignon (1621-
■'ig. i;i. Salvator Ko«<. lilauciis und äcylla.
der Schuler des Cerquozzi, richtete sich aber gleichzeitig nach Salv. Rosa,
obgleich sein Kolorit meist reicher ist, als das des Letzteren. Er malt eben-
falls Schlachten, von denen zwei im Pal. Borghese, eine grosse im Pal. Pitii,
zwei grosse, wahrscheinlich historische Schtachtenbilder, und zwei kleinere in
den Uffizien, zwei im Pal, Capponi zu Florenz, und mehrere im Pal. Corsini
zu Florenz.
yGoogIc
HL Abschnitt Ttaliinischer Barockstil iwcilcr 5mfe. Andrea I'ojio. 5^1
Diese Gattung schlief aber bald wieder ein, weil es an historischem
Itihalt fehlte, und sich die, wenn auch prächtigen Episoden immer wieder-
holten, neben einem gedankenlosen Flickwerk. Das unkriegerische Italien
Uberliess die Nachfolge den Holländern, van der Meulen und anderen,
und den Deutschen, bei welchen Rugendas sie neu und eigcnthUmiich belebte.
Als Pfleger einer besonderen Spezialität, der Blumenmalerei, trat in Rom
Mario de' Fiori auf (f 1673), ebenfalls in Nachahmung der Niederlander,
Eine nur dekorativ gemeinte Blumenmalerei von ihm, im Spiegel kabinet des
Pal. Borghese.
Rom ist in dieser Zeit auch der Hauptsitz der von Pietro da Cortona
abgeleiteten, nur auf dekorative Zwecke ausgehenden Schnell maierei; hierher
gehören Gianfranc. Romanclh (f 1662), Cirro Fern (f 1689), Filippo Lauri
(t 16(14) u. a. m.
Die genuesischen Maler dieser EpocJie folgen auch jetzt, wie früher
schon, den anderen Schulen nach. Domenico Flasella, genannt Sarzana
(f i66t|}, gleicht mehr dem Guercino. — Bemardo Strozzi, genannt il
capucino genovese (iSSi — 1644), ist hochbcrüchtigi unter den Nachfolgern des
Caravaggio. — Benedetto Castiglionc [1616— 1670) ist ein gewissenloser
Cortonist und kuliivirt daneben als Nachahmer der Niederländer das Thier-
siUck, ohne recht deutliche Absicht. Derartige, zum Theil lebensgrosse
Dekorationsbilder von ihm, im Pal. Colonna zu Rom und in den Ufhzien. —
Vom Capucino ist eine Scene nach der Auferstehung mit dem heiligen
Thomas, im Pal. Brignola in Genua, mit roher Verdeutlichung behandelt.
Seine Susanna, im Pal. Spinola ebenda, gehurt zu den profanirtcn Figuren
aus dem ahtestamentarischem Kreise; das Biblische ist hier nur Vorwand,
Auch im Genrebild greift der Capucino zu den gewöhnlichsten Stollen mit
Vorliebe; er malt etwa eine Köchin mit Geflügel, wie im Pal. Brignola zu
Genua,
Als eine der hoch charakteristischsten Aeusserungen der Malerei dicsei»
Zeit muss aber die, hauptsächlich in Rom, entwickelte Gewölbmalerei ange-
sehen werden, welche im Verfolg der durch die Leistungen Correggio's üblich
gewordene Glorien maierei nun die ganze Fläche der Gewölbe einnimmt, in
der Regel ohne weitere Theilung. Diese Art fand bereits in Pietro da Cortona
einen fruchtbaren Vertreter; aber erst Pater Andrea Rozzo, geboren 1642
zu Trient, gestorben 1709, erfand für die Gestalten dieser Malerei einen neuen
Raum als Einfassung und bequemen Aufenthahsort, welcher gleichsam eine
Fortsetzung der Architektur der Kirche bildete. In der Regel gab er eine
möglichst prächtige Hof halle wieder, über welcher man den Himmel und die
schwebenden Glorien sieht. Um dies täuschend darstellen zu können, war
yGoogIc
^■^2 '"■ Abiclinitt. llaliciiiiClKr üaiockslil /wLiler Shifc Poiin.
eine grosse Meisterschaft in der Perspektive nöthig, die Pozzo auch in e
lichem Masse besass. Pozzo ist in allen Stücken der berühmteste dieser
Künstler; er brachte zuerst seine Glorien und Apotheosen, in mitten von
grossen perspektivischen Kompositionen, verbunden mit Skulpturen, Stuckos,
Vergoldungen, Bronzen, kostbaren und farbigen Marmorarbeiten, in ein zu-
sammenhängendes Dekoratioiissystem. In diesem engeren dekorativen Sinne
darf man Pozzo's System wohl mit Recht als Inbegriff des «Jesuiteastils» be-
Pig. 171. Poziu. Klippel maierei Jer Altarniiclic in San Ignazio iu Rom.
"zeichnen, weil dasselbe charakteristisch für die Kirchen der Gesellschaft Jesu
ist und zuweilen einen betrachtlichen Theil des Schmucks dieser Gebüude
bildet.
Pozzo füllte Kirchengewölbe aller Art mit Glorien, Paradiesen, Assunten
und Visionen; und ausser diesen schwebenden, stets in Untensicht gegebenen
Gruppen und Gestahen, setzt sich bei ihm am unteren Rande, auf Balustraden
und Absatzen, ein Volk von anderen Gestalten an, deren irdisches Lokal die
prächtigen, perspektivisch gemalten Hallen sind. Der Ausdruck der Iniicrhch-
keit, die Erhabenheit der kirchlichen Stimmung, muss unter diesem viel-
seitigen Reichthum leiden und nach dieser Seite bleibt das Vorbild Correggio's
entschieden unerreicht. — Die Deckengemälde der Kirche del Gesü in Rom
yGoogIc
tu. Abschiiiii. llaliciiisclict lijroek=iil iwciicr Stufe. I..ica Gk.rdano. 5:^j
sowie die des Sdiirt's und dt;s Chors der Kirche S. Ignazio dascibsi. werden zu
seinen Hauptteistungen gezahlt; besonders die letztgenannten sind unübenrofi'en
geblieben (Fig. 172.) Er selbst bleibt in seinen Gewölbmalereien in S. Barto-
lommeo zu Modena dagegen zurück. Andere Male begnügt sich Pozzo mit
der blossen perspektivisch gemalten Architektur, wie in der Scheinkuppcl der
l'-ig. .73. PoJio. Gcinallc Kuppel im Collegio roinaiio zu Rom.
Badia zu Arezzo im Saal der Pinakothek zu Bologna und in der Kuppel des
Collegio romano zu Rom (Fig. 173). — Gleichzeitig mit Pozzo lieferten
Haffner und Colonna in Italien die gemalten Architekturen der Deckenbildcr.
Noch ein neapolitanischer Nachahmer der Manier des Pietro da Cortona ist
Luca Giordano (1632 — i7o5), mittelbarer Schüler des Caravaggio, und einer
der grössten Schnellmaler. Im Tesoro, zu S. Manino in Neapel, hat er die
Geschichten der Judith und der ehernen Schlange binnen acht und vierzig
yGoogIc
5(4 '"■ Abschni«, Italieniscliet ßarockslil iwiitei Stufe, Fumiani etc.
Stunden an das Gewölbe gemall. Sein heiliger Franz Xaver, der die Wilden
tauft, im Museum zu Neapel, ist in drei Tagen vollendet. Immerhin ist sein
von Paolo Veronese ausgehendes Kolorit noch von wahrer Frische und mii-
unter beneidenswerth. Er verleiht seinen, ohne sicheren Kontur, ohne Auswahl in
Formen und Motiven, mit einer gewissen Liederlichkeit gemalten Figuren,
doch einen grossen Keiz und anseheinende Lebens Wahrheit. Giordano's
grosses Fresko über dem Portal der Gerolimini, S. Filippo zu Neapel, «die
Vertreibung der Käufer und Verkaufer aus dem TempeK, ist mit einem Auf-
wand von südlicher HandgreiHichkeit gemalt; wie denn ein derber Naturahs-
mus bei allen diesen Späteren erkennbar ist. — Aber Luca bringt auch dem
Zeitalter der Glorien und Visionen, deren Vorbild Correggio's Domkuppel io "
Parma war, den Untenansichten, Wolkenräumen und den darin wie in einer
wirklichen Welt verkehrenden Enge Isc haaren, seinen Zoll. In seiner Madonna
del rosario, im Museum von Neapel, stellt er die Madonna schwebend auf
Wolken, unter einem von Engeln getragenen Baldachin vor, wahrend vorn
S. Dominicus, S. Chiara und andere Andächtige ihrer harren. Es ist eine
himmlische Prozession, ins volksthUmlich Neapolitanische übertragen, — Auch
in der Ausweitung der Allegorie ist Luca ein echter Nachfolger des Pietro
da Conona. Sein Plafond in der Gallerie des Pal. Riccardi in Florenz zeigt,
wie Cardinal Leopold, Prinz Cosimo und andere, als Lichtgott heilen aus den
Wolken daher geritten kommen; ringsum ist der ganze Olymp vertheilt.
Es herrschte damals eine unglaubliche Lust an grossen gemalten Räumen,
das V^erlangen nach solchen war allgemein, und die Maler konnten sich nicht
genug thun, um die kolossalsten Vorwürfe zu bewältigen. Die Absicht blieb
immer auf eine bis aufs Aeusserste getriebene perspektivische Wirkung ge-
richtet. Die grösste Schwierigkeit blieb die Darstellung des Lichts. Es
galt, neben den Fenstern, mit der Helligkeit des Bildes auszukommen, und
mindestens den Grad des Tageslichts, wenn nicht gar den Glanz des Paradieses,
zu erreichen. Man musste deshalb die Fenster verstecken und die Beleuchtung
nur auf das bemalte Gewölbe wirken lassen. Der jüngere Bibiena, der Bau-
meister von S. .\ntonio in Parma um [714, half sich dadurch, dass er im
I^nghausc zwei Gewölbe über einander baute und dem oberen starkes Seiten-
licht gab. Im unteren Gewölbe liess er eine Menge Oerthungen, durch welche
man die im Himmel schwebenden Personen hell beleuchtet erblickte.
Die spateren Venetianer, wenn sich auch einzelne Talente an dem Vor-
bilde Paolo Veronese's stärken, gehen ebenfalls zur Weise Pietro da Cortona's
und Pozzo's über. Von Fumiani (f 1716) ist die ungeheure Deckenmalerei
in S. Pantaleonc merkwürdig, welche nicht mehr aus vielen eingerahmten
Bildern, sondern aus einer grossen Komposition, mit perspektivischer Anord-
yGooglc
m. Abschnitt. Italienischer Baroclistil zweiter Sli^fe. Saeehl. Maralla. 3?^
nung in Pozzo's An besteht; übrigens doch nicht al fresco, sondern auf auf-
genagelten Tuchflächen gemalt ist: die Thaien und die Glorie S. Pauialeons
enthaltend. — Pietro Libri hängt in den Formen schon sehr von Pieiro da
Conona ab. Sein Schüler war Carlo Lotti, eigentlich Loth aus München
(t rögS), Von den Geschichten der heiligen Anverwandten werden jetzt vorzugs-
weise nur die pathetischen, besonders die Sterbebetten behandelt; so der Tod
des heiligen Joseph von Lotti in der Kapelle Feroni der Anunziata zn Florenz. —
In der venetianischeu Deckenmalerei werden die, bis dahin noch üblichen, mit
einem System von Einzelgemälden überzogenen Flachdecken, welche besonders
als Oelgemalde dunkel und schwer erscheinen, ganz von der fröhlichen Klar-
heit des Fresko verdrangt. Als endlich Giov. Bait. Tiepolo [f 1770) in
Venedig die Glorien male rci in Fresko einführte, ging er noch über alles Be-
kannte hinaus. Tiepolo ist ein Nachfolger Paolo Veronese's, allerdings meist
Schnellmaler, mitunter aber noch ansprechend. Im Kolorit hat er einen
hellen Silberton. In seinen hellfarbigen Bildern treibt er die Umenansicht
vielleicht am weitesten; so dass Fusssohien und Nasenlöcher zu charakteristischen
Theilen seiner Gestalten werden. Kine Assunta an der Decke von S. M. della
pictä, an der Riva in Venedig; die Glorie des heiligen Dominicus in S. S.
üiov. e Paolo, letzte Kapelle rechts, Tiepolo hat in Deutschland mehr gemalt
als in Italien; aber in allen seinen Malereien folgt er den Spuren Pozzo's. —
Die erstaunlichsten Excesse beginnen überhaupt erst mit dem i8. Jahr-
hundert. In der Absicht das Raumverhaltniss der Schvvebegruppen recht
deutlich zu versinnlichen, Hess man Arme, Beine und Gewander einzelner
Figuren über den gegebenen Rahmen hervorragen und stellte dieselben meist
durch ausgeschnittene Blechstücke her. Mitunter sind sogar einzelne Engelchcn
und allegorische Personen ganz aus dem Rahmen herausgeschwebt, wie es in
S. Ambrogio in Genua vorkommt.
Die letzte römische Malerschule gründete, um die Mitte des 17. Jahr-
hundens, Andrea Sacchi (1600—1661). Er hat ein kräftigeres und gründ-
licheres Kolorit, als Pietro da Cortona; und wenn auch in seinen Bildern
das Pathos vorherrscht und mit Vorliebe die Sterbebetten behandelt werden,
wie in seinem «Tod der heiligen Anna» in S. Carlo ai catinari zu Rom, linker
Altar; so hat er doch noch ruhige, feierliche Andachtsbilder gemalt, wie sein
S. Romuald mit den Mönchen, in der Gallerie des Vatikans. Eine Messe des
heiligen Gregor, ebenfalls von ihm, iii der vatikanischen Gallerie.
Carlo Maraita (1625—1713), der bedeutendste Schüler des Sacchi,
ist noch ein grosser Zeichner, gewissenhaft in den Formen, aber ohne
individuelle Begeisterung, wenn auch geistreich und geschickt. Einzelne
Apostelfiguren von ihm, in den oberen Zimmern des Pal. Barberini zu Rom.
yGoogIc
536 III' Atsclinitt Italienischer Baruchstil iweiier Stufe. Balloni.
eine Assunta mit den vier Kirchenlehrern in S. M. del popolo zweite Kapelle
rechts. Im Kolorit ist Maratta malt, und mitunter, wie in der «Pitturai im
Pal, Corsini, oder in seiner iMadonna mit dem schlafenden Kindo im Pal.
Doria, giebt er den Guido Reni wieder. Auch in den damals üblichen Mar-
tyrien hat Maratta etwas geleistet; seine Marter des heiligen Blasius in S. M.
di Cari^nano zu Genua, erster Altar rechts, hält sich an die ausschweifendsten
Vorbilder des Domenichino. Maratta's Madonnen folgen der ceremonielien
Auffassung der Zeit, wie in dem Ovalbilde im Pal, Corsini zu Rom, Hier
hat die Madonna etwas zu schelten, so dass die musizirenden Engel sich nur
ganz schüchtern, in Erwanung ihrer Befehle, bei Seite halten und der kleine
Johannes sich nur ebenso schüchtern herbeiwagt. Dies vornehme zurück-
haltende Wesen, das hier den heiligen Personen zugetraut wird, findet .seine
Parallele in den damaligen Ansichten über den geistlichen Stand.
Uebrigens bleibt Rom der Hauptsitz der, von Pietro da Cortona ab-
geleiteten, nur noch dekorirenden Schnell maierei. Der Florentiner Bencd.
Luii (t 1724) gehört zu diesen Meistern. Ein Plafond von ihm, im Pal. Colonna
in Rom, zur Verherrlichung Papst Martin's V. — Unmittelbar auf Maratta
folgen noch ein paar Maler, die in der Formgebung nahezu so gewissenhaft
als er sind, man lernt sie im Pal, Corsini zu Rom kennen: die Muratorit,
Ghezzi, Zoboli und den angenehmsten der Gortonisten, Donato Creti, Ganze
Kirchen, wie S. Gregorio, S. S. Apostoli, sind mit den leidlich gewissenhaften
Bildern eines Constanzi, Gauli, des schon genannten Luti u. A. gefüllt. — Von
Gauli, dem Nachahmer des Pozzo, das Deckenfresko im HauptschiftdesGcsü
in Rom, mit besonders geschickten Farben und Verkürzungen. Er will mit
allen Mitteln glauben machen, dass seine Heerschaaren aus dem Empyreum
gegen den Hochaltar heran schweben. Die Oelskizze zu diesem Bilde bc-
tindct sich im Pal, Spada. — Von Constanzi ist das Deckenfresko in S. Gre-
gorio gemalt.
Bemerkenswerther Weise fällt die höchste Blüthe der römischen Mosaik-
lechnik, welche doch gewissermassen nur neben einer gründlichen Oelmalerei
denkbar scheint, gerade in diese Zeit, Die Altarbläiter in St. Peter, mosaizirt
unter der Leitung der Christofaris, entstehen in den ersten Jahrzehnten des
]8. Jahrhunderts. Allein diese spÜte, mehr lokale als allgemeine Besserung,
ist ein rein äusserliches Resultat akademischen Fleisses; ein neuer geistiger
Gehalt, eine tiefere Anschauung der darzustellenden Gegenstände ist damit
nicht mehr verbunden.
Der Römer Pompeo Battoni (1708—1717), Zeitgenosse und Rivale des
Raphael Mengs, bildet selbst schon den üebergang zu einem strengeren Stile.
Von ihm, der Sturz des Zauberers Simon in S. Maria degli Angeli in Rom,
yGoogIc
IlL Abschnitt lullenhclier Barockstil zweiter Slufe. Solomens ei c. 5an
bei welirhem wieder etwas individuelles Leben zu spüren ist, wenn auch ohne
lieferen Sinn.
Die ehemals berühmte bolognesische Malerschule, die Schule der Caracci,
geht gegen 1700 ebenfalls in das damals allgemeine Niveau hinüber. Cavaliere
Carlo Cignani (1628— 1710) und Pasinelli sind die letzten Vertreter. Cignani
zeigt noch mitunier den echten von Michelangelo's Sistina abgeleiteten Deko-
raiionsstil, wie in seinen berühmten acht Putten, Je zwei mit einem Medaillon
über den Thüren von S. Michele in bosco zu Bologna, zu erkennen ist.
Ein Altarbild von ihm, in S. Lucia zu Bologna, Christus als Kind vor der
Madonna stehend, den Johannes und die heilige Teresa mit Kränzen beloh-
nend, übertragt schon in etwas gesuchter Weise die Handlung auf das
Chrisiuskind.
Von späteren Venetianem sind noch zu nennen: als Nachahmer des
Paolo Veronese, Marco Ricci (f 1729) und als Nachfolger des Giordano, Paolo
de Matteis (f 1729). — Pietro Longhi (1702 — 1762) malt Genrebilder aus dem
vornehmen Leben, etwas satyrisch gefärbt. Ein Bild von ihm, «die Toilette
einer grossen Dame», in der Akademie zu Venedig.
In der neapolitanischen Schule tritt, von Luca Giordano an, eine Ver-
flachuag ein, welche dann mit Giac. del Po, Solimena (f 1747), Conca(ti764)
Franc, de Mura, Bonito u. A. in blosse Dekorationsmalerei ausmündet, wenn
auch meist mit blühendem Kolorit. Von Solimena, die Fresken der Sakri-
steien von S. Paolo und S. Domenico maggiore, und eine grosse Geschichte des
Heliodor innen, über dem Portal del Gesü nuovo. Von Conca, ein grosses
Mittelbild der Decke in S. Chiara, David vor der Bundeslade tanzend. Ein
grosses Deckenbild in S. Chiara von Franc, de Mura u. s. w, — Beim Ver-
kommen der Lokalschulen in Italien reisten vorzüglich diese Neapolitaner als
Virtuosen der Schnellmalerei herum und drangen aucli in Toskana ein. So
hat CoQca im Hospital della Scala zu Siena die Chornische mit der Geschichte
des Teiches von Bethesda ganz stattlich ausgemalt.
Der Cerimonienmalerei huldigt auch Giac. del Po in seiner «Ruhe auf
der Flucht nach Aegypten», im rechten Querschiff von S, Teresa in Neapel.
Die Sceae ereignet sich auf einer Nilinsel, Joseph wacht auf, es ist eben
himmlische Audienz, die Madonna spricht mit einem Engel, der einen Nachen
anbietet, und UberlSsst umerdess das Jesuskind der Bewunderung und An-
betung zahlreicher Engel verschiedenen Ranges, von denen die älteren die
jüngeren meistern.
Als aufkommende Nebengattung der Malerei ist noch die Architektur-
malerei zu erwähnen, Giov. Paolo Panini in Rom (f 1764) malt sehr fieissig
durchgefühne Bilder dieser Art, einige im Pal. CorsinJ; aber sie geben nur
yGoogIc
immer einzelne Strahlen des Lichts, das sich in Gaspero Poiissin und Claude
Lorrain so mächtig gesammelt haue.
d) Dekoration und Kunstgewerbe.
Das Streben nach dekorativer Gesammtwirkung, das hierdurch bedingte
undetinirbare Ineinanderspiclen aller Kunstzweige, war das Haupt siichlichste
Merkmal dieser Zeil und musste desshalb schon weiter oben mehrfach Kr-
wähnung finden. Im Grunde genommen ist die Richtung der gesammten
KunstUbung der Epoche eine dekorative, aber innerlich einheitliche; denn wo
die Architektur mit ihren malerischen Bestrebungen auMiün, setzt die Skulptur
dieselben fort und gehl oft untrennbar in die Malerei selbst über. Aber die
Ausübung dieser alle Kunsizweige verbindenden Dekorationskunst verlangt
eine ganz universelle Begabung der schafl'enden KUnsiler, wenn die auf
Illusion und grossartigsie Wirkung gehende Absicht erreicht werden soll; und
diese Vielseitigkeil des Könnens haben die Haiipivertreter dieser Richtung
auch jedenfalls besessen.
Einer dieser Maler- Architekten isi der schon genannte Pictro da Cor-
tona (i5y(>— i6(ji(). Seine berühmten, weiter oben geschilderten Malwerke,
im Hauptsaal des Pal. ßarberini in Rom und in den Sillen des Pal. Pitti in
Florenz, treten in eine innige Verbindung mit den ebenfalls von ihm erfundenen
ornamentalen und figtlrlichen Stucko's, und bilden ein dekoratives Ganzes von
neuer, eigenthUmlich scitüner Wirkung. Unter vielen architektonischen deko-
rativen Einzelwcrken des Pietro da Cortona mag noch der Altar des heiligen
Franciscus Xavcrius in der Kirche del üesü in Rom Erwilhnung linden: Ein
Marmor- und Bronzebau. ahnlich dem Ignatius -Altar derselben Kirche von
Pozzo, wenn auch minder reich. In der Mitte des durchschnittenen Giebels
befindet sich die Apotheose des grossen Missionars Indiens.
In Regeln gebracht hat diese Dekorationsmanier, der, auf allen Gebieten
der Kunst, aber hauptsüchlich als Maler ihütige Andrea Pozzo (1642—170(1)
durch sein grosses Werk: Perspectiva pictorum et architectorum, Roma 1723,
zwei Bande in Folio mit 220 Kupfertafeln. Pozzo"s Art der Verbindung von
gemalten Glorien und Apotheosen, mit grossen perspektivischen Hallenbauien,
mit Skulpturen, Stucko's, Vergoldungen, Bronzen, kostbaren und farbigen
Marmorarten, wurde oben als 'Jesuitensiil» bezeichnet; blieb aber durchaus
nicht auf die Kirchen des Ordens beschränkt. Ein glänzender Reichthum der
Dekoration wurde ganz allgemein durch das malerische Grundprinzip des
Barockstils hervorgerufen; und wenn diese prunkvolle Manier dem rein kirch-
yGooglc
Hl. Abs.hni(i. Ttalisnischer Barockslil lueiler Slufe. ?i>i/... S^g
liehen Ausdrucke Schaden brachte, so eignete sie sich umsomehr für die
innere Ausstattung fürstlicher Paläste und fand auch auf diesem Gebiete viel-
fache Verwendung, wie zahllose Beispiele in ganz Europa bezeugen. — Selbst
der berühmte Prachtstil Lepautre's, unter Ludwig XIV.. beruht in den Haupt-
motiven auf der Nachfolge Pozzo's. —
Allerdings werden zunüchst in den Kirchen und namentlich in Jesuiten-
kirchen, die kostbarsten Inkrustationen mii Marmoren aller Farben, mit Jaspis,
l-apis I-azuli u. s. w. ausgefllhn, um dem müchiigen Drange nach durch-
fjehender polychrom! scher Wirkung zu genügen. Im Gesü in Rom werden
die Pilaster mit dem kasibarsten gelben Marmor belcgl. In S. Ambrogio in
Genua werden Inkrustationen ausgeführt, welche man als typisch ansehen
kann. Hier sind die Pilasier der Hauptordnung unten roth und weiss, oben
schwarz und weiss gestreift, Kapitale und Gesimse bleiben weiss,
nur der Fries ist schwarz mit weissen Ornamenten. — Besonders
in den zahlreich erbauten Kapellen konnte man sich des Reich-
thums nicht genug thun; das Innere derselben wurde, wenn irgend mtiglich,
mii den kostbarsten Marmorartcn ganz Überzogen imd noch mit vergoldeten
Bronzerelicfs ausgestattet. Man liebte es, im Ubcrschwilngliclicn Streben nach
dem Stimmungsvollen, sogar die Trauer in Passions kapeilen durch dunkle
Marmorartcn auszudrücken, — Die dem Auge nächsten Theile wurden durch
Mositikzierrathen ausgezeichnet. — Wenn man die echten Stoffe nicht hatte,
ahmte man sie mindestens in Stuckmarmor nach.
Zu einer so reiciien Polychromie passie nur noch eine stark modellirte
Plastik, deshalb setzte der spilte Barockstil grosse allegorische Figuren in die
ßogenzwickel, ganz ohne Rücksicht auf den architektonisch gegebenen Räum;
schliesslich wurden auch noch Gesimse und Giebel mit Figuren beseizi. Die
schon geschilderte Gewülhmalerei beschloss dann würdig das in seiner Art
harmonische, im höchsten Grade den Sinnen schmeichelnde Werk.
In der Kirche dcl Gesü zu Rom errichtete Rozzo , wie erwähnt,
den Ignatiusaltar, eines der reichsten und kostbarsten Werke (Fig. 174). Auf
einem Marmorunterbau erheben sich zwei Paar römisch-korinlhischer Säulen,
mit einem vielfach vcrkröpftem Gebalk, nebst durchschnittenem Fronton be-
krönt. In letzterem eine plastische Gruppe der heiligen Dreifaltigkeit, auf
. Wolken. Die Saulenschäfte sind mit Lapis-Lazuli bedeckt, Kapitale und Basen
in vergoldeter Bronze gebildet, das Figürliche aus weissem Marmor. Innerhalb
der Sttulenarchiiektur befindet sich eine mit kostbarem Marmor bekleidete
Nische, ehemals mit der silbernen Siatue des Heiligen (Qu. Gailhabaud,
Heft 74 und 73).
In der Kirche S. Ignazio zu Rom sind an- den Enden des Querschiffs
yGoogIc
Fig. 174. l'oizo. Allar des heiligen Ignalius zu K.on
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rir. Abschniu. Kfliicnischer Barocksiil jucilcr Smfc. Miiclli, dclfa Bflla. S4I
zwei ähnliche, luxuriöse Altiirt; aus kostbarem Marmor anA vergoldeier Bronze
gebildet (Qu. Gailhabaud, Heft 74 uml 75).
Die Arbeiten Jer Kunsistccher in ilL-rspiUeren Barockzeit stehen zunächst
allgemein und besonders auch in Italien unter dem Einflüsse der Niederlü tider
Fig. t7s- Swpliano d»IU Bell;.. Cartoii'Clic.
und wiederholen, das als 'Stil Rubens» bekannte, schwerfall ige, breite Ca rtou-
schen- und Rankenwerk, wie dies z. B. bei Agostino Mitelli, Maler und Kunst-
stecher {1609— löGo) zu bemerken. Bald aber beginni der Einfluss der franzö-
sischen Klassik, des Ornamenlgenres I^pautre: Bei Stephane della Bella, Maler
und Kunststecher, geboren zu Florenz iiiio, stirbt daselbst ] (»64, ist dies am frühe-
sten der Fall und gewisse rmassen selbstverständlich, denn er arbeitete in seinen
besten Jahren von 1640—30 in Paris (Fig. 17^). Franc. Bede.schinus um 1688,
yGoogIc
5^2 1'1' Abschnitt. Italienischer BaroclKliL fueiler Slufe. Der Bibiena's.
arbeiiec ebenfalls im Genre Lepautre [Fig. 176), Die Siiche nach den Zeich-
nungen des Kuischenmachei's Cirro Ferri in Rom, um 1691, zeigen ein schwer-
fiflliges, krauses Blactwerk, mii einem Uebergang zum Muschelwesen, — Die
Kompositionen von Paolo Cecconi in Venedig am Ende des 17. Jahrhunderts
zeigen ein Barock, das nicht mehr weil ab ist von dem franzüsischen Roccoco.
Am Anfang des lÜ. Jahrhunderts wird die Ornamentik Italiens ganz
französisch, im Sinne der Klassik Louis XIV; Akanihusranken und Blattwerk
werden wieder verschwenderisch angewendet. Die Haupt Vertreter dieser, dem
damals allgemein curopiiisclien Niveau entsprechenden Kunstrichtung sind die
Bibiena's. Ferdinand Galli Bibicna (töSy— 174;(} aus Bologna giebt Interieurs,
Fai;aden, Plafonds, Theaicrdekorationen, Katafalke u. .s, w.; alles in einem
FiR. 17S. Bcdescliinus. OmnmcntfüilHnj!.
malerisch Übertriebenen Stile l^uis XIV. Der Sohn des Vorigen, Joseph
Galli Bibiena, Maler und Architekt, geboren zu Parma, gestorben i756, folgt der
Manier seines Vaters und ist besonders durch den Reichthum seiner perspek-
tivisch dargestellten, theatralisch wirkenden Interieurs bemerkenswenh. —
Giov. Batt. Grondoni aus Genua arbeitet in Brüssel, um i7i5, und liefert
Vorlagen für Goldschmiede und Juweliere. — Lorenzo Zucchi, Kunststecher,
geboren 1704 in Venedig, stirbt J77ci in Dresden, komponirt seine Ornamente
ganz im Stile Louis XIV.
Die kunstgewerblichen Leistungen dieser Zeit sind bedeutend, schon
wegen des überall beliebten Reichthums der inneren Ausstattung der Gebäude,
aber sie werden von dem allgemeinen Dekorationsstil gewissermassen auf-
gezehn und verlieren ihre Einzelbedeutung, Damit schwindet auch das be-
sondere Interesse an dem Namen des Verfertigers, der sich kaum mehr wie
früher zu einer selbst stand igen Bedeutung aufschwingen konnte. Wer möchte
yGoogIc
111. Ab:.chnitt. iMlienischer Barockilil zwciler Slufe. Kunsilitleratur. 5.^
die Namen der vielen geschickten Dekorationsmaler und Stuckaieure dieser
Zeit aufzählen, wenn sie auch bekannt wären? Ihr Ruhm und Verdienst geht
unbeachtet in den Ruhm des Hauptmeisters aut\ der auch mehr als sonst die
geistige Erfindung aller einzelnen Theile auf sich konzentrirte.
c) Kunstlitteratur.
Die archäologische Forschung beginnt ihre Kreise immer weiter zu
ziehen. War es früher, in der Hauptsache, nur die römische Antike, welche
gemessen, aufgenommen und beschrieben wurde, so tritt jetzt die griechische,
etruskische, ahchristliche und mittelalterliche Vorzeit mit ähnlichen Ansprüchen
auf Beachtung heran. Indess sind es doch nur die Aufnahmen der römischen
-Antike, welche direkt auf die Stilgebung der Barockzeit wirken. Werke über
römische Antike sind: Montano, (Jean Baptiste), mailändischer Bildhauer, geb.
1534, stirbt in Rom 1621, Architettura con diversii ornamenti cavati dair antico.
Calisio Fcrranie exe, Rome 1636; — derselbe, Sielia di varii Tcmpieti antichi.
Soria exe, 1624; — derselbe, Raccoltü de Tempil et Sepolcri designati d'all
aniico, etc. Calisto Ferrente Romano exe. 1638; — Bartoli, Sepolcri aniiqui.
Rom 1699. Fol. Mit Kupfern; — Crochiante, Istoria della chiesa di Tivoli;
— Marzi, Historia, tiburtina; — Stefano, Gabral et Fausto de Re, delle ville
et de piu notabili monumenti della citta et de territorio di Tivoli; — Maffei,
.^ntlquitatcs Galliae Ep. XXV. Verona 1734. 4; — Vasi, M. della magnihcenzc
di Roma antica c moderna. Rom 1747 — 61. Fol, Mit Kupfern; — Carlo
Fomana, rAmfiteairo Flavio descriito e delineato 1725. Fol. Mit Kupfern; —
Maffei, F. S., degli Amfitcairi. Verona 1728. Fol. Mit Kupfern; — Bianchini,
Fr. Circi maximi et Imperaiorum romanorum Ichnographia. Rom 1726.
Ueber etruskische AlterthUmer schreiben: Dempster, Ftruria regalis etc.
Florenz 1723 — 24. 2 Vol. Fol. Mit Kupfern; — üori, Museum etruscum,
Florenz 1737. 3 Vol. Fol. Mit Kupfern.
Das allgriechische taucht in der italienischen Kunstlitteratur zuerst auf,
mit Franelli's, Fr,, Aiene atiica. Venezia 1707. 4°.
öeber Ahchristliches, besonders römisches und ravennatisches, kommt
mthreres zur Herausgabe: Fahre, Girolamo, le sagrc memorie di Ravenna
antica, Venetia 1664, in 4°; — derselbe, Ravenna ricercata, novero compendio
istorico delle cose piu notabili dell' antica citiä di Ravenna ore disoccupate.
Bologna 1678, 8; — Ciampini, J., Veiera monimenta etc. Romae i6cp. Fol.
Mit Kupfern; — derselbe. De sacris acditicicis a Contantino magno constructis.
Rom 1693. Fol. Mit Tafeln; — De S. Clemente papa et martyre ciusque
yGoogIc
^44 III- AbschniU. llalieniicher BarockMil i«eitcr Slufc, Kimsililieralur.
basilka in urbt Roma, auaore Ph. RonJinino, Taventino. Romae 1706. 4.
Mit Tafeln; — Anastasii Riblioihccarii, Viiae ronianorum pondficum a beaio
Petro ad Nicolaum I., Romac 1718. 4 Bd. in Fol.; — Storia della Basilika
diaconale, coUcgiaia e parochialu di S. Maria in Cosmedin, Roma I7i5. —
Dello staio della chiesa di S. Maria in Cosmedin. Roma 1719.
Das Mittelalter ist nur gering vertreten mit: Francisc. Mariae Angelt,
CoUis paradisi amoenitas. seu S. conventus assinensis historia. 1704; —
Antonio Visentini. Urbis Venetiarum prospectus celebriores ex AntonÜ Canal
tabulis XXXVIU. expressi. Venedig i74'2. Fol,; — Ciampini, Vetera monu-
menta. Rom 1747- Fol, Mit Kupfern.
Ueber die Schöpfungen der alteren Renaissance handeln: Chaitard, Nuova
descrizione del Vaticanu e della basilica di S. Pietro. Rom 1WJ7. 12; — Gate-
stmzzi (Giov. Baitista), Maler und Kunsistecher, geboren 1618 zu Florenz, arbeitet
in Rom; Trotii di Poliduro designaii dall' originale in Roma, intagtiati da
Giovanni, Battista Galestruzzi Fiorentino 16S8; — Costaguti, Ardiiiettura deUa
basilica di S. Pietro in Vaiicano, opera di Bramante Lazzari. Rom 1684.
Fol. Mit Kupfern; — Fontana, C, II tempio Vaticano e sua origine, Rom
1694. 2 VoL Fol. Mit Kupfern; — Rossi, Insignium Romae templorum pro-
spectus. Rom r684. Fol. Mit Kupfern; — ßonani, Ph., Numismata sum-
morum Pontificium templi Vaticani tabricam indicantia. Rom 1696. Mit
Kupfern, dabei die Entwürfe zur St, Petersbasililca; — derselbe, Templi Va-
ticani historia. Rom i7i5. Fol. Mit Kupfern; — Sgrilli, B, S,, Descrizione
e studij deir insegne fabbrica di S, Maria del Fiore Metropolitana Fiorentina,
Florenz 1733. Fol. Mit Tafeln.
Die neue Zeit kündigt sich durch eine Anzahl Lehrbücher an, von denen
die des Pozzo die weitaus am wichtigsten sind. Pozzo, Pater Andrea, Maler
und Dekorator, geboren zu Trient 1642, stirbt 1709, schrieb sich laieinisch
Putei oder Puteus, im französischen du Puis. — Von ihm: Perspectiva pic-
torum et architectorum Andreae Putei e societate Jesu, Rome 1761, Ex
typographia Joannis Zempel, Die erste Ausgabe erschien bereits 1693, die
zweite 1700, mehrere andere bis r7fJi. Das Buch hat zwei Bünde, der erste
enthalt auf hundert Tafeln die Elemente der Perspektive mit Text, die letzte
Tafel giebt das Gewülbe der Kirche S, Ignazio, Der zweite Band, Rome 1737
ex typographia de Rubeis, enthalt Architekturdetails, perspektivisch dar-
gesiclU auf 120 Tafeln, — Bibiena (Ferdinando Galli), L'Archiiettura civile
prcparata su la Gcometria et ridotta alla prospetiivc etc. Parma 1721. Mit
Kupfern; derselbe, Vari operc di Prospettiva inventate da Ferdinando Galli
do. il Bibiena Bolognese. phiore et architetto etc.; — Bibiena, Joseph Galli.
Architettura ed Prospettiva dedicate alle maesia di Carlo Sesio. Imperator de
yGoogIc
III, At-sdinitl, llalienisclier Barnckslil iwcher Sliife. Kunsüiiicraliir. 5^5
Romani. Da Giuseppe Galli Bibiena, invcntore delle medesime. Augusia,
soite la direczione di Andrea Pfeftel. 1740; — derselbe, Direczioni A'Giovani
studenti nel disegno dell' architettura civiie eic. Bologna 1731; — derselbe,
Diret:zione della Prospeaivi icorica etc. Bologna 1732.
Der zahlreiche Rest der Publikationen kommt auf die Erfindungen und
Ausfuhrungen der zeitgenössischen Künstler: Pietro Berettini da Cortona,
Stiche nach seinen Werken in 3 Bänden, befinden sich in der Bibliothek von
Paris; — Francini, Alessandro, Architekt, arbeitet im Anfangendes 17. Jahrhunderts
in Rom, später in Frankreich im Dienste Louis XIII., Livre d'architecture conte-
nant plusieures Portiques de diB'erents inventions sur les cinq ordres de co-
lonnes, par Alexandre Francine. Paris [631; — Opera del Caval. Francesco
Borromino etc. In Roma [720. Data in luce da Sabastiano Giannini. 2 Vol.
Mit III Kupfern. — Seb. Giannini war der Nefl'e Borromini's. — In der Biblio-
thek zu Paris, Oeuvres de Laurent Bernini, 1 Band, mit Abbildungen seiner
Papstgräber, der Kolonnaden von St. Peter, des Altars von St. Peter, seiner
Fontänen u. a.; — Orlandini (Giovanni), II bellesimo libro di grotis moderno
stampato P. Giovani Orlandi Romano, in Napoü, anno 1637; — Parasacchi,
Recolta della principale Fontane delle Citta di Roma, 1637; — Mitelli, Agos-
lino, unter anderen Arbeiten, Disegni et Abozzi di Agostino Mitelli intagtiati
da figliulo di lui Giuseppe Maria Mitelli; — - derselbe, Freggi dell' archiieitura etc.
In Bologna 1645. Mit 34 Tafeln; — Stefano della Bella, Verschiedenes, Car-
louschen, Architekturen, Portrats, Landschaften, Vasen, Theaterdekorationen,
Katafalke etc., die Arbeiten von ihm erscheinen um 1646;— Scoppa, Horatius,
Recueil d'orfeverie par etc. Neapel 1643; — Radi (Bernardioo), Architekt und
Siecher aus Cortona, lebt in der ersten Hälfte des 17. Jahrhundens,Desegm Varii di
depositio sepulcri. Rome 1618; — derselbe, Vari desegni de architettura ornati
de Porte etc. Rome 1619; — derselbe, Desegni Varii di Cartelle etc. 1649 u, a,;
— Grro Ferri in Rom; Stiche nach von demselben verfertigten Prachtkutschen:
— Bedeschinus, Franc, Inclita et fidelissima Urbi Acquilae Samnitum principii
Poriosae etc. 1688, enthält Cartouschen; — Grondoni, Gio. Batt., Principii per
Tarte degli orefici inventati et intagliati per etc. Brüssel 1709; — Re, Vicenzo,
Narrazione del solcmni feste fatie celebrate in Napoli da sua Maesta il Re della
due Secilie Carlo Infame di Spagna etc. 1. Napoli 1748; — Zucchi, Lorenzo,
Raccolia di vari ornati antichi e moderni desegnaiida Giulio Enric. Schwanz,
architetto Regio intagliati in rame etc.; — Brunetti, Gaetano, Maler, arbeitete
in London 173b, Sixty diflereni sorts of Ornaments etc.
,yGoo(^le
IV. ABSCHNITT.
Der klassische Barockstil in Frankreicii, von 1643-1715,
unter der Regentschaft Anna d'Autriche's und der Regierung
Louis XIV.
Seit der grosse Richelieu, wenn nichi das Szepter selbst, so doch die
Hand führte, welche das Szepter hieh, stand Frankreich unbestritten an der
Spitze Europas und damit an der Spitze der Gvilisation. In Folge dieser
Führerrolle konnte Frankreich beanspruchen, auch in der Kunst seinen eigenen
Weg zu gehen; und Richelieu that alles, um dies hohe Ziel zu erreichen.
Indess kam man weder in der Skulptur noch in der Malerei zu einer wirk-
lichen nationalen Selbstständigkeit, man blieb vom berninischen und pozzo-
schen Stil abhängig; aber wenigstens gelang es in der Architektur, eine eigene
Richtung zu finden. Der spätere Misserfolg des gefeierten Bernini, bezuglich
seines Louvreprojekts, war nicht dem Zufall einer gewöhnlichen Hollntrigue
zu danken, sondern hatte seinen tieferen Grund in einer Strömung nationalen
Ehrgeizes, welche die Abhängigkeit von Italien brechen wollie und deshalb
dem Entwürfe des Franzosen Perrault den Vorzug gab.
Wenn man damals in Frankreich den entschiedenen Willen hatte, der
durch Bernini und Borromini bewirkten Umbildung des italienischen Barocks
nicht weiter zu folgen und einen nationalen Ton anzuschlagen, so war man
ge wisser massen vor die Wahl gestellt, entweder wieder auf den Uebergangs-
stil Franij'ois I. zurückzukommen, oder an den Ursprung aller Renaissance, das
Altrömische, von Neuem anzuknüpfen. Es war bekanntlich Richelieu, der die
Wendung zur Antike bevorzugte, und durch die Stiftung der französischen
.'Akademie zu verwirklichen suchte. Als Louis XIV. wirklich zur Regierung
kam, fand er bereits eine fertige Richtung vor, und halte diese, selbst wenn
er den Willen dazu gehabt hotte, kaum mehr vom gegebenen Ziele ablenken
können.
Das Unternehmen, eine neue klassische Renaissance zu schatten, gelang
indess sowohl in der bildenden Kunst, wie in der Litteratur, nur üusscrlich,
und vielleicht noch am besten zu Anfang der Epoche, unter der Regentschaft
yGoogIc
IV. Abschnlll- Klissiacber Barockstil in Fnokrtich. Louis XIV. 5^7
der Anna d'Autriche. In dieser Zeit ist die Rückkehr zur Antike ernsthafter
gemeint, als später und trin auch in der Innendekoration mit grosser Ent-
schiedenheit auf, wie dies beispielsweise in der Ausstattung der sogenannten
Appartements du Pape im Schlosse von Foniainebleau zu bemerken ist. Aber
der Geist des Barockstils war viel zu tief eingewurzelt und entsprach viel zu
sehr dem damaligen Empfinden, als dass er nicht bald wieder, trotz der Klassik,
und desto lustiger hätte zum Durchbruch kommen sollen. Die Skulptur, die
Malerei und vor allen die Dekorationsweise des Stils Louis XIV., sind denn
auch ganz entschieden barock und unterscheiden sich nicht wesentlich von
der damals in Italien Üblichen, besonders von Bernini und Pozzo eingeführten
Formgebung. Nur das Schwere, Niederländische des vorhergehenden Barock-
stils Louis XIII. wird durch das serieuse Ornamentgenre Lepauire's gründlich
beseitigt; dann aber folgt bald das elegante zierliche Genre Berain, welches
seinerseits wieder das kommende Rokoko vorbereitet. Das letztere ist denn
auch nichts anderes, als ein Zurückgreifen auf die borromineske Barockdeko-
raiion, allerdings in echt französischer Umbildung.
Die erste Stufe des Stils Louis XIV., wie sie sich vorzugsweise in den
Dekorationen Lepautre's ausdruckt, hat eine gewisse prunlüiafce Grösse; aber
auch eine erkältende Vornehmheit; wie denn in derThat diese beiden Eigen-
schaften dem Auftreten des Roi-soleil entsprechend sind; Louis XIV. hatte
eine umständliche Etiquette erfunden, welche ihn äusserlich zu einer Art Gott
machte: Schon die gewöhnlichsten Vorkommnisse des Lebens, wie sein Auf-
stehen und Schlafengehen waren im höchsten Grade umständlich und durch
Ceremonien überlastet; selbst die bedientenhaftesten Handleistungen mussten
mit Feierlichkeit von den ersten Personen des Hofes verrichtet werden und
wurden gewissermassen zu Staatsaktionen. Deshalb erscheint dieser Theater-
apoll' mit der Allongenperrücke oft genug lächerlich und lasst ganz vergessen,
dass Europa in ihm und seinem Hofe das Muster des guten Geschmacks be-
wunderte. Erst in seinen letzten Jahren wird Louis XIV. selbst des Götter-
spielens müde und sucht in Grand-Trianon eine Zuflucht vor der lästigen
Etiquette von Versailles, nicht ohne starke äussere Veranlassung; denn Armee
und Marine waren damals geschlagen, die Finanzen ruinirt, das Volk im
Elend. Auch sein einziger Sohn war gestorben, ebenso sein ältester Enkel und
dessen Frau. Die Maintenon, frömmelnd, streng und von trübem Humor, be-
herrschte das Privatleben des Königs. Mit dieser Wendung im Leben
I^uis" XIV., die seinen früheren Ruhm ganz vergessen macht, endet auch
der, nach ihm benannte prunkhafte Stil, um einer leichtsinnigen Kunst Platz
zu machen, welche den Geist einer Gesellschaft wiedcrspiegelt, die in ewig
lächelnder, koquetter Grazie über einem Vulkan tanzt.
yGoogIc
548 'V. AbschnilU Klassischer Barockslil in Prankreich. Polilischcs und Lillcrarisches.
Mit dem Eintritte Richelieu's ins Ministerium, im Jahre 1624, beginnt
eine neue Periode in der Geschichte Frankreich's und sogar liuropa's. Der
bald allmachtige Minister verbannt Maria de' Mcdicis und damit den italieni-
schen Einfluss, bringt Frankreich zur höchsten politischen Machtemfaltung
und hilft Deutschland in Trümmer legen. Sein Nachfolger Mazarini, erster
Minister unter der Regentschaft Anna d'Autriche's, hat noch mit der Fronde
und den Spaniern zu kämpfen; aber er bleibt endlich siegreich und Ubergiebt
bei seinem Tode 1661, dem dreiundzwanzigjahrigen Louis XIV. ein beruhigtes,
sieggckrOntes Reich. Unter dem jungen Könige setzte Colbert die Traditionen
seiner grossen Vorgänger fort, auch in Sachen der Kunst und Litteratur
durch die entschiedene Begünstigung der klassischen Richtung. Der um-
schmeichelte Louis XIV. stürzte sich unterdess, aus Ländersucht und Ruhm-
begier, von Krieg zu Krieg; und lange Zeit hindurch sind eroberte Provinzen
und Städte sein sicherer Lohn. Von Spanien erobert er ein Stück Flandern 's
und die Franche-Comte; und im schon eroberten Elsass werden die freien
deutschen Reichsstädte, durch die Ränke der Reunionskammern, oder durch
listigen Ueberfall an Frankreich gebracht. Louis XIV. behndet sich im Zenith
seiner Herrhchkeit, als Colbert 1683 stirbt, aber mit diesem verschwindet ein
vernünftiger Faktor aus der Regierung. Schon i685 folgt die Aufhebung des
Edikts von Nantes und ganze Schaaren französischer Reformirter verlassen ihr
Vaterland und ziehen nach England, Holland, Dänemark und Norddeutschland;
allerdings zunächst noch dazu beitragend, um französische Sitte und Kunst
vollends über die anderen Länder zu verbreiten. Ein dritter Hauptkrieg Frank-
reich's gegen das deutsche Reich entspann sich 1688, wegen UbermUthig er-
neuter Ansprüche an deutsches Land, aber dieser neunjährige Krieg endete
nicht mit dem früher üblichen Uebermass von Gloire für Frankreich. Immer-
hin war es in Folge dieses Krieges, dass Westdeutschland von französischen
Kriegsbanden in gräuhcher Weise verwüstet wurde, wie es die Ruinen von
Heidelberg, Speier, Worms und andern deutschen Sifidten, und das mit diesen
für immer verknüpfte schändliche Andenken an die Namen Melac und d'Hu-
xelles, der Anführer bei diesen Mordbrennereien, bezeugen. Im spanischen
ErbfoJgekriege nahm das KriegsglUck endlich ganz von den französischen
Fahnen Abschied, und im Frieden von Utrecht 1713, behielt zwar Frankreich
seinen Raub an europäischen Ländern, musste aber seinen nordamerika-
nischen Besitz an England abtreten. Als Louis XJV. i7i5 nach 54Jähriger
Regierung starb, folgten ihm die Verwünschungen seines durch immer-
M'ährende Kriege erschöpften Volkes.
Die Periode der französischen Klassik begann in der Litteratur um 1635,
mit der Stiftung der Academie frani;aise durch Kardinal Richelieu, welche von
yGoogIc
IV. Abselmitl. Klassiscilcr Barockslil in Frankreicli. Arcliileklur. Siq
AmUwggen die Unsterbiichkeii dekretirte, wenn es mit der am Hofe ausf{e-
gcbcnen Parole Ubereinstimmie. Die Dichierwerke hiclien sich ängstlich an die
Nachahmung antiker Formen und im Drama an die abstrakte AuH'assUng der drei
Einheiten des Aristoteles. Pierre Corneille (1606—1684) eröffnete mit seinem
■.Cidü die Littcraiurperiode Louis XIV. Jean Racine (1639—1699) begann als
Nachahmer Corneille's mit dem feurigen Dialog, rhetorischen Entwickelungen
und dem Ausdrucke verschrobener Grösse, fand aber später seine wahre Rich-
tung in der Schilderung intimer Herzensregungen. Der Lustspieldichier Mö-
llere (1622 bis 1673) hat dagegen etwas demokratisches; er ist der Schöpfer des
modernen Charakterlustspiels und deshalb am wenigsten veraltet. Der Haupt-
lyriker der klassischen Periode, Nicolas Boileaux Despraux (1636 — i7ii), ist
pedantisch trocken und phantasiearm und vertritt mit diesen Eigenschaften eine
starke Seile des französischen Charakters. Daneben kommt die unter Mazarini's
Protektorat nach Frankreich verpflanzte heroische Ojier auf; der komische
und der spezifisch französische Skandalroman finden ihre Vertreter: dagegen
bilden die Feenmärchen und die Fabeln bereits eine nationale Opposition
gegen die antikisirende Litteratur. Wichtig wird die französische Historik
mit Pierre Bayle (1647 — 1706), der mit seinem Diaionaire historique et critique
das P'undament einer wahren Geschichtsschreibung legt. Ein noch wichtigeres
Element der Litteratur sind aber die Skeptiker: Rene Descanes (iSgö bis
i65o) mit seinem den Materialismus vorbereitenden philosophischen System,
Blaese Pascal (1623— 1662), mit seinen Lettres ä un Provincial, während
Fran^ois de la Rochefaucould (1613 — 1680), la Bruyere (1630— 1696) und
Charles de Sainl-Evremont (1613— 1703) bereits die praktische Philosophie
vorbereiten, welche der revolutionären Geistesrichtung des 18. Jahrhunderts
zunächst zur Grundlage dienen sollte.
a) Architektur.
Zu den Architekten, welche sich der von Richelieu gegebenen Richtung
zur Nachahmung der römischen Antike anschlössen und damit den Uebergang
zur Epoche Louis XIV. bewirkten, gehört vor allen Jaques Le Mercier, ge-
boren zu Pontoisc, gestorben 1660 zu Paris. Es scheint, dass er lange in Italien
gewesen ist; sicher befindet er sich um 1607 in Rom und sticht das von
Michelangelo hergestellte Modell der Kirche S. Giovanni de' Fiorentini in
Kupfer. Im Jahre 1626 stiehl er den Katafalk für Henri 11. in Kupfer, zu dem
er selbst die Zeichnungen entworfen hatte. Hier wendet er bereits eine
dorische Süulenordnung ohne Basis an. Bei seiner Zurückkunft fand er im
yGoogIc
5^ IV. AbschniU. Ktasiiichcr Barackstil in Fninkreich. Lcmercicr, Ltmoel.
grossen Kardinal einen Protektor und erbaute fUr denselben 1629 das Palais
Cardinal, an Stelle der abgebrochenen Hotels Rambouillet und d'Armagnac.
Von dem Werke Lemercier's ist aber kaum noch eine Spur übrig. Richelieu
schenkte das Palais an Louis XIII. und nach dessen Tode verliess Anna
d'Autriche den Louvre und bewohnte das Palais Cardinal, welches noch be-
deutend vergrössert wurde und von jetzt ab Palais-Royal hiess. — Wichtiger
war der, ebenfalls durch Lemercier, unter Richelieu seit 1639 bis 1635, aus-
geführte Bau der Kirche und des Schulgebäudcs der Sorbonne. Der
Plan der Kirche bildet ein dreischiftiges Oblong mit einer Kuppel in der
Mitte und basilikenanigem Querschnitt; denn die Seitenschiffe erscheinen als
niedrigere Kapellen. Die Architektur des Innern mit Pfeilerarkaden zeigt eine
korrekt akademische Spätrenaissance. Im Aeusseren, an dem sechssüuligcn
durchgehenden korinthischen Portikus mit Giebel, macht sich die Nachahmung
der antiken Tempel geltend. Sonst ist die Hauptfai^ade noch in der Weise
der italienischen Barockkirchen in zwei Geschossen gegliedert und die Seiten-
schiffe sind durch grosse Voluten verdeckt. In der Kirche berindet sich das
Grab Richelieu's, von Bouchardon gearbeitet. — Die Vergrösserung des Louvre
durch Lemercier im Stile Lescot's ist bereits im vorigen Abschnitte erwähnt. —
Am Bau der Kirche Val-de-Gräce in Paris hat Lemercier nur als Nachfolger
Fran^ois Mansan's, von dem der Plan herrührt, mitgewirkt, und erst durch
Lemuet, Leduc und Duval ist das Werk vollendet, — Das letzte grosse Werk
Lemercier's ist die Kirche St. Roch in der Rue St. Honore zu Paris. Dieselbe
ist im Jahre 1663 unter Louis XIV. begonnen und ganz im klassischen Geiste
entworfen. Der Plan ist sehr glückhch, in seiner modernen Auffassung der
kirchlichen Bedürfnisse, aber die gewählten Architekturformen sind schwer-
fällig und trocken. Lemercier starb, als erst der Chor und ein Theil des
Schiffs aufgeführt waren. Die spätere Vollendung ist durch Robert de Cotte
und dessen Sohn bewirkt.
Der Architekt Pierre Lemuet verfolgte dieselbe klassische Stilrichtung
wie Lemercier; ahnlich wie der Cardinal Mazarin, sein Beschützer, überall in die
Fussstapfen Richelieu's trat. Im Jahre 1624 kaufte Cardinal Mazarin das durch
Lemuet erbaute Hotel Tubeuf, an der Ecke der Rue Vivienne, und das Hotel
Chivry und vereinigte beide zu einer weiten Residenz, von der jetzt nur noch
Reste vorhanden sind. Nach dem Tode Mazarin's wurde die Besitzung wieder
getheili, das Hotel Tubeuf kam an den Marquis Mancini, Herzog von Niver-
nais, und bekam den Namen Hotel de Nevers. Frani,-ois Mansart erbaute hier
eine Gallerie, an der Rue Richelieu, und eine zweite parallel mit dem Hotel
Tubeuf und dies er\veiterte Gebäude wurde spater die Bibliotheque natio-
nale. Jm Jahre 164S kamen Romanclli und Grimaldi aus Italien, um diese
yGoogIc
IV. Abschnitt. Klassischer Barockstil in Frankreich. Dcnand etc. 55[
Gallerie und die anstossenden Ssle zu dekoriren, und zwar malte Romanelli
die Figuren und Grimaldi die Landschaften. Zum ersten Mal zeigt sich hier
eine Tranzösische Deckenmalerei im Stile Pozzo's, in den gemalten perspek-
tivischen Batkons über dem Hauptgesimse (Qu. Rouyer). Im Schloss von
Tanlay ( Depart. de Yonne), erst 1648 vollendet, erbaute Lemuet das Portal
der Cour d'honncur in Form eines Pavillons mit anschliessenden terrassirten
Arkaden, noch sehr schwerfällig und erst im Uebcrgange vom Stil Louis XIll.
zur Klassik (vergl. Fig. 107 aus Abschnitt 2); wahrend die Fa9aden der Cour
d'honneur nur zum Theil von Lemuet sind [vergl. Fig. 46}, und zwar sehr ein-
fach, in zwei Geschossen, mit dorischen Pilastem verziert Qu. Sauvageot etc.).
Die Jesuitenkirche St, Paul-St, Louis zu Paris, in der Rue
St. Antoine, frUher St. PauI-des-Champes, wurde 1627 nach dem Plane des
Pater Fran^ois Derrand begonnen und entsprach in der Anlage ganz den
italienischen Jesuitenkirchen. Die Ornamente sind nur in den höheren
Theilen vor den Zerstörungen der Revolution gerettet; dagegen sind die reichen
Ausstattungsstucke, von Jaques Sarrazin, Coustou, Germain Pilon und Fran^ois
de Lorrain gearbeitet, verschwunden. Die Faijade, um 1641 von einem an-
deren Jesuiten Marcel Ange erbaut, bezeichnet die französische Umbildung
des römischen Barockstils zweiter Stufe. Die Hauptdisposition ist Bhnlich
wie an St. Gervais, mit drei SäulensteDungen Übereinander; die elliptische
Fensterrose Über dem Hauptportal ist hier besonders zu bemerken; wahrend der
national- französische Einfluss sich am stärksten in den Verzierungen Süssen
(Qu. Gailhabaud, Heft 74 und 75). — Die Kirche St. Jaques-du-Haut-Pas,
belegen Rue St. Jaques, ist 1630 von Gittard an Stelle einer alteren Kirche
erbaut, aber erst viel spater, um 1688, vollendet. Die Kirche St, Sulpice
zu Paris, 1646 unter Anne d'Autriche begründet, nach dem Plane Christophe
Gamart's, dann durch Leveau und Gittard fortgesetzt, ist hauptsachlich wegen
der spateren erst im 18. Jahrhundert, von Servandoni erbauten Fai;ade berUhmt.
Das Hotel de Ville zu Lyon, 164Ö— 1655, nach den Planen Gerard
Desarques (f 1662), durch Simon Maupin ausgeführt, zeigt ebenfalls den
Uehergang zur Klassik Louis' XIV,
Als hauptsächlicher Mitbegründer der neuen Siilrichtung ist der Architekt
Franijois Mansart (1598—1666), der Onkel des berühmteren Jules Hardouin
Mansart, wichtig. Beide Mansan's sind Italicner von Abstammung und wurden
in Frankreich zur Lösung grosser architektonischer Aufgaben berufen, denen
aber ihr Genie nicht gewachsen war. In der That sind der Maler Lebrun
und der Dekorator Lepautre weit mehr als Schöpfer des eigentlichen Stils
Louis XIV. zu betrachten, als diese Architekten, — Das Schloss von Blois,
von Fran^ois Mansan, im Jahre [635 ftlr den Prinzen Gaston von Orleans
yGoogIc
552
IV. Abscimiu. Klassischer Barockstil in FrankieiiTh. Fnn^oii« Manun.
ist nur erst ein Uehergangswerk zur Klassik. Jedes Geschoss mit
einer Pilasterordnung versehen, in breiten und schmalen Intervallen wechselnd.
In den Flügeln sind Rundbogenfenstcr in den breiten Axen, Rund böge nnischen
den schmalen Axen angebracht; dagegen zeigen die Eckpavillons gradlinig
geschlossene Fenster mit graden Bekrönungen auf Konsolen. Mit diesen An-
ordnungen glaubte der Architekt ohne Zweifel den Viiruv übertroften zu haben,
und den besten Werken des Augusteischen Zeitalters gleich zu kommen; aber
eine solche Einbildung konnte nur durch die damals mangelhafte Kenntniss
der Antike her\'orgerufen werden (Qu. Laborde, Monumens de la France). —
Ein anderes und glücklicheres Hauptwerk Frani;ois Mansart's ist das 1631, bis
1642 erbaute Schloss de Maisons, flir deii Marquis Rene de Maisons, be-
Fig. .j?. S<
Grundriss (n. Sauvagcol).
legen in der Nühe von St. Germain en I.^ye [Fig. 177 und 178). Das Schloss
verbindet noch das Malerische der Massen, im Stil Fran^ois 1., mit dem klassi-
schen Detail der Zeit Louis XIV. Das gewaltige Dach ist in Pavillons auf-
gelöst und durch hohe Schornsteine und Dachau fbauten belebt. Das Gebäude
hat den wahren Schlosscharakter, und heuchelt nicht, ungeachtet seiner ersicht-
lichen Wendung zum Klassischen, die falsche Würde eines antiken Tempels,
verliert sich aber auch nicht in den kleinlichen .Ausdruck der gewöhnlichen
Wohnhauszwecke. Es sind zwei Geschosse auf einem Unterbau gegeben,
jedes mit einer durchgehenden Ordnung. Am Mittelpavillon und an den Eck-
pavillons sind die Pilaster gruppirt und durch kleinere in das Dach ein-
schneidende Flachgiebel bekrönt. Die Fenster sind' in grossen Abstanden an-
geordnet und massig dekorirt; Überhaupt ist aussen wenig Ornamentskulptur
aufgewendet. Das Hauptvesiibul, im Innern ebenfalls streng mit Süulen und
Pilastern dorischer Ordnung dekorirt, hat ein Spiegelgewölbe mit in Stuck
yGoogIc
IV. Abschnitt. Klauischer ßarockslil in Frankreich. Fran9ois Mansarl. 533
ausgeführten Adlern in den Ecken und Amoretten am Plafond. Die Haupt-
treppe, in einem quadratischen Räume angeordnet, mit drei graden Armen,
wirkt sehr schön und ist mit Steingeländer versehen. Das Treppenhaus ist
mit einer Kuppel abgeschlossen. Der obere Theil der Wände daselbst, mit
einer jonischen Pilasterordnung, hat schöne allegorische Kindergruppen, die
KUnste vorstellend in den Feldern. Die Haupttreppe scliiiesst in der ersten
Fig. iiS. Schloss de Maisons. Ansicht der Seitenfront [n. Sauvagcot).
Etage ab, während nur Nebentreppen weiter nach oben führen. Die grosse
Festgallerie im ersten Stock, zeigt eine pompöse und grossanige Architektur,
an einer Schmalseile den Kamin, an der anderen die vortrefflich dekorine
Musiktribune [Qu. Sauvageot, Chateaux etc.). — Das Hötcl Carnavalet zu
Paris wurde durch Fran^ois Maasart zum Theil erneuert und nach dem Garten
hin mit den von ihm erfundenen gebrochenen Dächern versehen. Von dem-
selben, das Hotel d'Aumont in der Rue de Jouy erbaut; vom Innern ist
aber nichts erhalten. Zur Kirche Val-dc-Gracc in Paris, lö^b unter Anna
d'Autriche als Voiivkirche für die Geburt Louis XIV. begonnen, lieferte Fran-
yGooglc
554 ^' Abichnitl. Klasiiacher Birockatit in Frankreich. Leveau.
?ois Mansart den Entwurf. Das Werk wurde dann spater durch Lemercier
fortgesetzt und durch Lemuet, Leduc und Duval vollendet. Der Plan nähert
sich dem von St. Peter in Rom, aber nur im verkleinerten Massstabe; die
Kuppel hat indess eine glückliche äussere Linie.
Seit i65i war Louis XIV. volljährig; indess lebte Mazarin noch bis 1661
und blieb bis zu seinem Tode der allgebietende Minister. Unter seinem Nach-
folger Colberi wurde die Nachahmung der Antike noch systematischer und
gew isser massen als Staatsprinzip betrieben. Im Jahre 1671 stiftete Colbert die
Bauakademie in Paris und beauftragte dieselbe ausdrücklich mii dem Lehramt
fUr griechische und römische Kunst. Die ersten acht Mitglieder dieser
Akademie waren: Fran^ois Blondet, Louis Leveau. Liberal Bruani, Daniel
Gittard, Antoine Le Paultre, Pierre Mignard, Fran^ois d'Orbay und Andre
Felibien. Ausserdem wurde Desgodetz von Colben nach Rom geschickt um
die antiken GebBude daselbst neu zu messen und herauszugeben. Das be-
treffende Werk erschien im Jahre 1682 und wurde sofort das hauptsächliche
Gesetzbuch der Architekten.
Louis Leveau (f 1670) entwarf die Plune zu dem, erst 1663 von
Franifois Dorbay ausgefuhnen, College des Quatre-Nations, jetzt Palais
de rinstitut. Die Kapelle desselben, in welcher sich das Grabmal des Kardinals
Mazarin befand, welches spater nach dem Louvre gebracht wurde, bildet im
Plan ein griechisches Kreuz mit elliptischem Dom. An der Vorhalle und den
Eckpavillons der Flügelbauien sind durch beide Geschosse gehende Ordnungen
angebracht. Die Kuppel hat keine Gewölbe, sondern ist von Holz konstruin.
— DieTuilerien waren noch immer unvollendet und bis dahin unbewohnt;
Louis XIV. Übertrug die Fortsetzung des Baues 1660 an Leveau und Dorbay
und diese fUgten dem Mittelbau noch die sogenannte französische Ordnung
hinzu und krönten dieselbe mit einer Balustrade. Die Nichte des Königs,
Mademoiselle de Montpensier, bewohnte dann zuerst das Palais. Der Pavillon
Marsan wurde korrespondirend mit dem Pavillon der Flora erbaut und der
ältere Bau, ebenfalls unter Leitung von Leveau und Dorbay, überarbeitet —
Der Neubau des Schlosses von Versailles wurde 1664 durch Leveau be-
gonnen und von ihm bis zu seinem Tode 1670 fortgesetzt. Das alte Jagdschloss
daselbst aus der Zeit Louis XIII., ein kleines Gebäude in Ziegel und Haustein,
sollte erhalten bleiben. Soweit es nachweisbar ist, beschränkten sich indess
Leveau's Arbeiten auf die Wiederherstellung und Ausschmückung des alten
Schlosses, mit einigen Zusätzen für den wachsenden Glanz des Hofes; in der
Hauptsache gehört das Bauwerk Jules Hardouin Mansan an. — Das Hotel
Lambert in Paris, durch Leveau für Lambert de Thorigny erbaut, zeigt nach
der Rue Saint-Louis eine ganz einfache Fa?ade, eine etwas reichere an der
yGoogIc
(V, Abschnitl. Klassischer Burarksllt in Frankreich. Leveau. 355
Cour d'honneur, grössere Beachtung verdient der in Bezug auf I^ge und
Verbindung der Zimmer ganz musterhafte Plan, aber den grössten Theil seines
Ruhmes verdankt der Bau allerdings seinen vorzuglichen Innendekorationen
(Fig. 179 und 180). — Eine andere grosse Arbeit I^veau's war der Weiterbau
der Cour carre'e im Louvre. Die noch fehlenden Geböude wurden erst jetzt
bis zur Höhe der Dacher gefühn, dabei blieb das Arrangement der alten
Fa^ade, nur trat an die Stelle der Attika ein drittes Geschoss und wurde mit
einer Balustrade abgeschlossen, — Louis XIV. war der erste König, der nicht
mehr im Louvre. wohnte, und seit der Ucbersiedelung des Hofes nach Ver-
Fig 179. Hfilel Ijmberl. Grmdriaa I. Etage (n. Sauvageol).
sailles wurde das Gebäude ausschliesslich zu wissenschaftlichen und Museums-
zwecken ver^vendet. Die Academie franijaise kam in den durch Lemercter
erbauten Flügel, die anderen Abiheilungen der Akademie folgten. An der
Seineseite wurde ein Antikenmuseum eingerichtet, und in der grossen Gallerie
Henri IV, Ateliers fUr Künstler und kunsigewerbliche Werkstätten. — Ausser
den oben genannten Bauten sind noch die Kirchen der Hospitaler SalpStriere
und BicStre von Leveau errichtet.
Einer der bedeutendsten Architekten dieser Zeit ist Jules Hardouin
Mansart, der Nefte des Fran9ois Mansart, wenn man auch als sicher an-
nehmen kann, dass der eigentliche, sogenannte Stil Louis XIV, mehr von
Lebrun und Lepauire geschaffen wurde, als von ihm. Die Mansan's waren
yGoogIc
556 'V- Abschnitt. Klaisisoher Barochslil In Frankreich. Jiil« Hardouin, 'Maniart,
eine italienische Familie, deren Glieder schon seit mehreren Generationen als
Ingenieure und Architekten im Dienste der Könige von Frankreich standen.
Jules Hardouin Mansart, geboren [646, stirbt 1708, und wurde 1686 zum Grafen
de Sagonnc erhoben. Sein Vater, Hardouin, war Kabinetsmalcr des Königs und
Fig. iSn. Hü(el 1 jmhen. AiHithl des groHen Treppenhauses (n. Saiivagcol).
seine Mutter eine Schwester Fran^ois Mansart's, Eines der Hauptwerke
Jules Mansart's ist das Schloss von Versailles, eitis der kolossalsten
KUnigsschlösser Furopas (Fig. 181). Wie schon oben erwähnt, ist der Bau
nicht mit einem Male entworfen und Mansart hatte auf das Vorhandene Rück-
sicht zu nehmen, aber die von ihm herrührenden Haupttheile des Schlosses
rechtfertigen immerhin das Unheil, dass Mansart's Architekturstil in Bezug
yGoogIc
auf Monumenialität vieles vermissen l.lsst. So zeigt der Haupteingang eine
ganz mangelhafie untergeordnete
Anordnung, schon durch seine
I^ge in einem SeiienHügel der
Cour royale, welche denselben fast
unauTHndbar macht, umsomehr da
irgend welche Auszeichnung durch
Ponilien-, Vestibül- oder Treppen-
anlage fehh, wie sie einem Monu-
mentalbau gemüss wäre. Die
grosse Gallerie der Gartenfront,
einer der grössten Räume Euro-
pas, ist nur 1 1 Meter tief und circa
r3 Meter hoch, bei einer Länge
von 100 Meiern. Diese Verhalt- s
nisse drücken dem Raum den a
Charakter einer Passage auf, man ö
glaubt durch sie in einen gros- s
seren Raum zu kommen, obgleich J
dies nicht der Fall ist. Eine ahn- |
liehe Vernachlässigung im Aus- 3
druck des Einzelnen zeigt auch g
die Aussen archiiektur. Das Unter- ^
geschoss ist durchweg in Rustika js
mit rund bog ig geschlossenen
Fenstern und ThUren von gleichen
Dimensionen gebildet; ebenso hat
das Haupt geschoss eine durch-
gehende Ordnung, in den Vor-
sprllngen als Süulen, in den zu-
rückweichenden Theilen als Pila-
sier ausgebildet. Die Zwischen-
weiten sind in den breiten Axen
sehr gross, und deshalb mussten
die Architrave aus einer Anzahl
von Blöcken zusammengesetzt und
verankert werden. Ueber dem
Haupigcschossc folgt noch eine Attika, mit Balustrade, hinter welcher das un-
sichtbare Dach liegt; und das Hauptgesims ist ganz unbedeutend (Fig. 182).
yGoogIc
558 'V. Abschnilt. Klassischer Barockstil in Frankreich. Le Paulre, Jean und Antoinc.
Ueberhaupt fehlen dem Ganzen
durchaus die beherrschenden Par-
tien und Gliederungen, und so
macht dasselbe den unruhigen
zerrissenen Eindruck, einer aus
verschiedenen Hausern besiehen-
den Strassen front. Das Beste, was
von dem Werke Mansart's gesagt
werden kann, lässt sich dahin zu-
sammenfassen, dass es nirgends
augenfällig gegen den guten Ge-
« schmack verstösst und in keinem
M Theile etwas anderes scheinen
will, als es wirklich ist; mit Aus-
f nähme der Geschosse int hei long,
< welche, wie bei der grossen Gal-
^ lerie, nach Aussen zwei Stockwerke
i^ ankündigt, wahrend im Innern
r doch nur eins vorhanden ist. Der
^ mittlere Theil des Schlosses scheint
f bereits 1681 bewohnt worden zu
s sein und die Gartenfront des
-j Schlosses wurde i685 vollendet.
I Die berühmte Innendekoration der
§■ Appartements von Versailles, von
9 Lebrun und Lepautre herrührend,
§, zeigt eine etwas kalte, aber in
S ihrer An hochgradige Prachteni-
wickelung, welche eigens der
ersten Zeit Louis XIV. zukommt
und insgesammt wohl als «Genre
l-epautre» bezeichnet wird. ^
Hierauf ist noch einmal in dem,
über Dekoration handelnden Ab-
schnitte zurückzukommen.
Jean Le Pautre, der grosse
Dekorator und Stecher, geboren
zu Paris 1618, gestorben 1682, wird
auch als Architekt genannt, noch
yGoogIc
]V. Abscimilt. Klassieclier Barocktlil in Frankreich. I>:brun. Perraulu 55»
mehr gilt sein jüngerer Bruder Antoine Le Pautre als ein Architekt von
Ruf. Das Hotel de Beauvais, Rue St, Antoine, wird dem alteren Bruder zu-
geschrieben, ebenfalls die Kirche des Accouchemenis im alten Kloster Port-
Royal zu Paris. Von Antoine [f 1691) herrührend, die Anlage der Kaskaden
von St. aoud.
Der berühmte Maler Charles Lebrun, geboren zu Paris ;6itj, gestorben
1690, erhielt nach 1661 den Aufrag zum Wiederaufbau der ehemals unter
Henri IV. errichteten und durch Brand zerstörten Gallerie am Louvre. An
diesem Neubau, welcher nach einem malerischen Hauptmotive der Deko-
ration Gallerie d'Apollon genannt wurde, dauerten die Arbeiten bis 1680,
aber die Vollendung desselben erfolgte nicht, weil der Bau von Versailles den
Vorrang gewann. Das Gewölbe, in gedrücktem Bogen, endigt an den Schmal-
seiten in Form eines Klostergewölbes und ist reich bemalt. Die Haupifassung
des Dekorativen erscheint immer noch als eine Nachfolge der Arbeiten Rosso's
in seiner berühmten Gallerie zu Foniainebleau.
Eine der wichtigsten Bauunternchmungen unter Louis XIV, war die
Ausfuhrung der Hauptfai;ade des Louvre durch Claude Perrault, be-
sonders weil in diesem Falle die antikisirende Richtung des damaligen Stils und
zugleich der nationale Triumph über die Kunst der Italiener am Schlagendsten
zum Ausdruck kam. Louis XIV, wollte den Louvre zu einem Ganzen gestallen
und berief i665 den weltberühmten Bernini von Rom, um von ihm hierzu den
Plan machen zu lassen. Der Entwurf Bernini's gehel aber nicht und wurde
durch einen anderen von Claude Perrault vorgelegten besiegt, Claude
Perrault, als Sohn eines Parlamentsadvokaten 1613 zu Paris geboren, stirbt
1688. Er hatte sich anfänglich (ür die Medizin bestimmt, übersetzte aber,
vielleicht durch den Minister Colbert angeregt, den Vitruv, und bildete sich
durch diese Arbeit zum Architekten. Colben hatten zur Berathung der Louvre-
angelegenheit einen Baurath gebildet, bei dem Claude's Bruder, Carl Perrault
Sekretair war, und deshalb dazu helfen konnte das Projekt Claude's zur Vorlage
zu bringen. Dasselbe war rein vom poetischen Gesichtspunkte aus entworfen,
ohne die geringste Rücksicht auf die Nutzlichkeitsidee; so hatte die Wand unter
der grossen Kolonnade des ersten Stocks ursprünglich gar keine Fenster, sondern
nur Figurennischen. Dieser Mangel wurde zwar spater beseitigt, aber immerhin
bildete sich an der Hauptfront durch die beiden nahen parallelen Mauern ein
ganz unbrauchbarer Korridor, Es ist aber bezeichnend für die ßaugesinnung
der Zeit, dass die künstlerischen Kommissionsmitglieder, der Architekt Leveau
und der Maler Lebrun, ohne Weiteres einen Plan billigen konnten, der im ent-
schiedenen Gegensatz zu den alteren Theilen des Louvre stand. Das Bestechende
war in diesem Falle die akademische Nachahmung der Antike; denn der da-
yGoogIc
56o ^''- Abselinilt, Klassischer Bartifkstil in IVankreich. IVtraull.
maligen Kennmlss der Antike kam Perrault's Loüvrekoloniiade am nächsten, ob-
gleich an derselben noch ganz entschiedene Spuren der Spütrenaissancestilisirung
geblieben sind, wie die Kuppelung der Säulen, das Einschneiden des Porial-
bogens in das obere Geschoss, das Vorrücken der Mauer des Mittelbaues in
die Linie der Seilenkolonnaden u. a. (Fig. 183). Der Hauptfehler der Fatjade
wird immer der bleiben; dass sie nicht aus den inneren Zwecken und Bc-
Fig. iB> MittcUliciJ der Haiipiri-ciin des l^iiivre In. Lepaiilre].
dUrfnissen heraus entwickelt ist. Die Hortai;ade dieses Bautraktes schliesst
sich wieder den alten Fronten der Cour carree an, nur dass an die Stelle der
Ättika und des Daches ein drittes Geschoss gelreten ist, welches mit einer
Balustrade abschliesst. Die Louvrefai;adc nach der Flussseite ist im engen
Anschluss an die Ostfront projekiiri, aber nur mit einer, durch die zwei
oberen Geschosse gehenden, korinthischen Pilasterordnung. Die Fa^ade an
der Rue Sl. Honore, im Anschluss an den alten Pavillon an der Ruc Frenicn-
icau, ist noch einlacher gebildet, mit bossirtcn Ecken, in U eberein Stimmung mit
yGoogIc
dem erwähnten alteren Bautheii, aber von kraftvollen Cliarakier, besonders im
Mittelbau Fig. 184). Die Sternwarte in Paris, 1667 bejfonnen, um 1671 be~
Hg. 184. Miiiclllieil der Stitenfroiil dts, 1/jiivrc, nach Jcr Rue Sl. HoiiorO (n. Ltpi"'!")-
endet, mit ihrem berühmten Keller von nnveriinderlicher Temperatur, ist eben-
fedls von Perranlt. Derselbe Architekt lieferte die Zeichnungen zu einem
Triumphbogen, der am Eingänge der Vorstadt St. Antoine in Gyps ausgeführt
wurde und dann liegen blieb. In Versailles sind von ihm, die Grotte, die
Wasseralice und andere Garten Verzierungen,
yGoogIc
362 IV' Abschnitl. Kbssisclicr BarocksUl in Frankreicli. Blondel.
Fra n^ois Blondel, geboren 1618, stirbt 1686, wurde als Architekt durch
seine in dieser Zeit in Paris errichteten Triumphthore berühmt. Er hatte sich
Fig. i8s, l'oric! SaiHl-Dcnis.
in der Jugend nicht dem Studium der Künste gewidmet und wurde zum
Mare'chal de Camp ernannt. Im Jahre ]653 ging Blondel mit einem jungen
Adligen als Hofmeister auf Reisen, nach Italien, Konstantinopel und Aegjpten
yGoogIc
iV. Abschnitt Klassischer BarotVsiil in Fraiikreicli, Bruanl. %-^
und trat im Orient als ausserordenilichcr Gesandter des Königs auf. Nach
seiner ZurUckkunfi wurde er Lehrer des Dauphin. Im Jahre i665 erbaute er eine
BrUckc Über die Charente bei Saintcs, verbunden mit einem Triumphbogen,
und wurde 1669 zum Oberaufseher der öß'entlichen Bauten ernannt. Blondel
nahm 1673 eine Vergrösserung der früher für Henri II. erbauten Triumph-
pforte am Ende der Rue St. Antoine vor; dieselbe wurde aber spater abge-
brochen. Sein Hauptwerk ist die 1671 — 1672 errichtete Porte Saint-
Denis, dem Andenken an die Siege in Flandern und der Franche-Comtc ge-
widmet. Das Triumphthor bildet eine grosse Arkade, in eine vicreckte Masse
eingeschlossen. Die beiden Seiten der Arkaden haben Pyramiden im Basrelief
mit Trophäen in antiker An und einer Kolossalligur am Fusse jeder Trophäe
^Fig. i85). Die Idee des Ganzen zeugt von selbststündiger Originalität; indess
wird die üesammt Wirkung des Denkmals durch die geringe Tiefe desselben
beeinträchtigt. Von Blondel ist noch, um 1674, das Thor St. Bernard erbaut.
Zum Berliner Zeughause hat derselbe mindestens Entwürfe gchefcn; dieselben
existiren noch unter der Bezeichnung: Fai,~ade de i'Arsenal royal de Berün
du Dessein de Mr. Blondel, conduit par Nerin. Archit.
Die Porte Saint-Martin, 1674 zu Ehren der detinitiven Eroberung der
Franche-Comte, und wie die Porte Saint -Denis, auf Kosten der Stadt errichtet,
ist von Pierre Bullet, einem Schüler Fran<;ois Blondel' s, entworfen, der auch
noch zur Kirche St. Thomas d'Aquin die Pldne lieferte. Die Porte Saint-
Martin hat eine mildere grosse und zwei kleinere Seitenarkaden, in Quader-
Rustika, und über dem Hauptgesims eine Attika. Der Platz der Reliefs, in
den verbreiterten Bogenzwickeln der Arkade, ist nicht besonders glücklich;
überhaupt ist das Ganze von geringer Erfindung.
Liberal Bruant (f um 1697) Vühne das von Louis XIV. begründete
Hotel der Invaliden zu Paris aus und 1670 — 1674 die dazu gehörige Cha-
pclle des Soldats. Diese ist ein einfaches GebSude mit einem Tonnenge-
wölbe über dem Hauptschitl und Tribunen in den Seitenschi üen. Das Tonnen-
gewölbe des Mittelschiffs ruht auf dem Gebalke einer korinthischen Pilaster-
ordnung und das im Oval geschlossene Sanktuarium bildet zugleich die Ver-
bindung mit dem später erbauten Dom der Invaliden (Qu. Gailhabaud, Heft 76).
Am Bau des Hospitals «La Salp^triere^, eigcnüich nur der Umbau eines Arsenals,
war Bruant mit Leveau, Duval und Lcmuet betheiligt. Die Kirche Notre
Dame des Viaoires, von Lemuet begonnen, wurde durch Bruant fortgesetzt.
Demselben wird der Plan zum Schlosse in Richemont in England zuge-
schrieben.
Dem an Pracht gewöhnten Könige genügte die von Bruant erbaute Cha-
pelle des Soldats im Invalidenhötel nicht, und Jules Mansart wurde beauftragt in
yGoogIc
36^ IV. Abschnitl. KUssiachcr Barock^ül in Prankreich. J. H. Mansart.
Verbindung mit derselben einen Dom zu errichten. Dieses grossanige monu-
mentale Bauwerk, Dom der Invaliden genannt, von 1680 — 1706 ausgeführt,
ist das Hauptwerk Jules Mansart's und begründet vor allen seinen Anspruch
auf Nachruhm. Der Zusammenhang mit der Invalidenkirche ist nur ein äusser-
licher, in Wirklichkeit ist der Dom ein selbstsiandiges Werk. Der Grundplan
zeigt ein gleicharmiges Kreuz mit einer achteckten Kuppel in der Mitte, letztere
von vier grossen und vier kleinen Seilen begrenzt. In den Ecken sind wieder
runde Kapellen mit Kuppeln, und Pendemifs gleichen überall die Rundung aus.
Ueber der MittelCffnung der Hauptkuppel erblickt man eine zweite seitwärts
beleuchtete Kuppel mit einem Bilde;
ein' schon in der Barockarchitektur an-
MMi___^M gewendetes Motiv. Die äussere Kuppel
J^ ^n ist von Holz konstruirt und ebenso die
Bj«J^^ ^M^k^gM Laterne (Fig. 186). DieAussenfa^ade, von
^ "" "^ ^^ grössiem Reichthum der Formen und
harmonischer Wirkung, hat zwei Ord-
nungen Übereinander. Die Kuppel, auf
dem Vorbilde von St. Peter in Rom fus-
send, kommt wegen der kurzen Arme des
griechischen Kreuzes nach Aussen vor-
trefflich zurGeltung. Der Tambour zeigt
aussen eine Verstärkung durch gekup-
pelte Säulenpaare; eiu zweiter Tambour
von kleinerem Durchmesser deckt die
untere innere Kuppel und enthSh die
Fenster zur Beleuchtung der zweiten
Kuppel (Fig. 187). Von den gekuppelten
Säulen des ersten Tambours gehen stre-
benartige Voluten herüber. Der Invalidendom hat ganz den Charakter eines
seinerzeit entsprechenden modernen Gebäudes und dies ist sein Hauptruhm;
er ist verhältnissmassig klassisch zu nennen, mehr als andere Bauwerke dieser
allgemein als klassisch bezeichneten Epoche (Qu. Gailhabaud, Heft 76).
Jules Mansart hatte unterdess den Kolossalbau des Schlosses von Ver-
sailles fongesetzt; hier entstanden: die Stallungen, die Orangerien des Schlosses,
in gemeinschaftlicher Arbeit mit Lenötre, das Grand-Commun und Anderes.
Das nach dem Invalidendom beste Werk Mansart's ist die zweistöckige Kapelle
von Versailles (Fig. 188 und 189) (Qu. Le Pautrc, Chateaux etc.). Das
Schloss von Clagny bei Versailles, jetzt zerstört, wurde 1676—1680 durch
Mansan für den Herzog du Maine erbaut. Dasselbe bildete einen lang-
yGooglc
IV, Abschni«. Klassischer Barockstil in Frankreicli, J. H. Mansart. 565
gestreckten Bau, um drei Seiten eines grossen Hofs belegen und war zwei-
geschossig im Stil von Versailles. Mittelbau und Risalite hatten eine Ordnung
fUr jedes Geschoss, sonst nur Fensterarchitektur und mit Quadern eingefasste
Ecken. Auch hier war kein Hauptgesims von einiger Bedeutung vorhanden.
Uiiber dem Mittelbau erhob sich ein Dom, sonst die bekannten gebrochenen Dächer
nach dem von Francis Mansart eingeführten System; aber das Ganze ist ohne
Fig. 1G7. Dom dtr Invaliden. Schnilt (n. GaiEliabaud}.
besonderes Interesse. In einem Flügel befand sich die beliebte lange Gallerie
deren Gewölbe hier etwas in den zweiten Stock hineinreichten und diesen un-
brauchbar machten (Qu.LePautre,Chateaux etc.).— Das Schloss von Meudon
bei Paris, fUr den Kardinal Charles de Lorraine unter Henri II. erbaut, wurde
unter Louvois und dem Dauphin, Sohn Louis' XIV,, durch Jules Mansart
ganz erneuert. Das Schloss liegt an einer grossen Terrasse, ist nach der
Bergseite nur zwei Stockwerke hocli und wirkt deshalb von dieser Seite nicht
sehr befriedigend; dagegen erreicht die andere Front, welche durch die
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KiU. 18S. K-rrlle von Versailles, Gi
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Senkung des Terrains vier Stock hoch ist, einen beträchtlichen Ausdruck von
Wurde, umsomehr da dieselbe ohne Säulen und Pilaster ähnlich wie die Nord-
front des Louvre gebildet, die Fehler vermeidet, welche so oft mit der An-
wendung der Ordnungen verknüpft sind. Nur die zu hüufige Anwendung
der Rustika, bis zum Hanptgesimse hinauf, wirkt hier etwas monoton und
roh, und das Hauptgesims erscheint ungenügend, wie immer bei Mansan
(Qu. Le Pautre, ChSteaux etc.). — Ebenfalls von Jules Mansan, um 1676, das
Schloss von Trianon im Park von Versailles erbaut, für Madame de Mai n-
tenoQ. Es bildet einen einstöckigen, mit einem Terrassendach abgeschlossenen
Bau, durchgehend» mit einer Pilasterordnung und bis zum Boden reichenden
Rundbogen fenstem ausgestattet. Die grosse Gallerie, der Mittelpunkt des
Ganzen, ist von beiden Seiten offen wie ein Pflanzenhaus. Die Flügel ent-
halten die Wohnräume, ebenfalls in einem Stockwerk. Die Dekoration ist
reich an Marmor, Stuck und Malereien, aber das Ganze erscheint doch monoton
und gleichgültig. — Das Schloss von Marly an der Seine, von Mansart 1682
erbaut, weicht in der Hauptanlage von den Üblichen Schlossbauten ab; es
bildet eine viereckte geschlossene Masse, um einen grossen, mit hohem Seiten-
licht versehenen Mittelsalon gruppirt. Aussen geht eine grosse korinthische
Pilasterordnung durch beide Geschosse. Die Fenster im Parterre bilden sämmt-
lich Thuren und sind durch Relieftafeln mit den Fenstern der oberen Eiage
verbunden; Skulpturschmuck und Dekoration gehören bereits in das leichlere
Genre ßerain. Durch einen Giebel wird jedesmal ein nicht sehr ausgezeichneter
Mittelbau gebildet und eine Balustrade schliesst den flachgedeckten Bau. Der
Mittelsalon geht durch zwei Etagen und wird im oberen Geschoss durch
Seitenlicht erhellt {Qu. Le Pautre, Ch3teaux etc.). — Am Chäteau de Dampierre
ftlr den Herzog von Luynes errichtet sind die FlUgelbauten von Mansart; eben-
falls von ihm die FlUgel am Schlosse von St. Cloud, fUr den Herzog von
Orleans erbaut. Das grosse Corps de Logis von St. Cloud ist von Gerard, aber
ganz im Stile Mansart's und sehr trocken, zweigeschossig mit einer Attika
(Qu. Le Pautre, ChSteaux etc.). Auch die unteren Partien der Kaskade von
St. Qoud sollen von Mansart herrühren. Das Schloss wurde bei der Belage-
rung von Paris im letzten Kriege von den Franzosen in Brand geschossen und
zerstön. Um i685 erfolgt der Bau der Ecole de St. Cyr von Mansan. — Dem-
selben Architekten ist eine Erfindung zu verdanken, welche sptJter viel Nach-
folge finden sollte, nämlich das Zusammenfassen einer ganzen Sirassenfront zu
einer Palastfa^ade. Die 1699 von Mansart errichteten Gebtiude der Place
Vendöme zu Paris sind immer noch das beste Beispiel einer solchen Schein-
architektur geblieben. Hier sind eine Anzahl kleiner GcbSude und Privathäuser
im Einzelnen unkenntlich, zu einem grossen Gebäude zusammengefasst. Im
yGoogIc
IV. Absclinilt. Klassischer Barockstil in Frankreich, Fauboiue St Genniin. 55q
Erdgeschoss zeigen sich Blendarkaden in Rustika, darüber folgt eine durch
zwei Geschosse gehende korinthische Pilasierordnung von monumentalen Ver-
hältnissen. — Besonders in England hat diese Art zu bauen mehr Nachfolge
gefunden, als in Frankreich selbst — (Qu. Le Pautre, Chateaux etc.). Die
Place des Victoires von Mansart und seinem SchUler Pre'dot, um i685,
bildet eine ganz ähnliche Bauanlage.
Fig. >9o. lEÖIel de Matigmin. Grundriss (n. Blwidel).
Eins der wichtigsten baulichen Ereignisse unter Louis XIV, ist der
Ausbau des Faubourg St. Germain zu Paris, als Sitz der grossen Adels-
familien. Zugleich mit dem Bau des Luxembourg-Palasts hatte die Entwick-
lung dieses neuen Siadtquariiers begonnen, aber eine besondere Wichtigkeit
erlangte dasselbe erst unter Louis XIV. Der Ponc royale, i685 nach Ent-
würfen Mansari's und Gabriel's durch den Dominikanermönch Fran^ois Romain
ausgefUlin, direkt auf die Westfront der Tuilerien zuführend, sicherte die
Verbindung des linken Seineufers mit der Residenz. Der vornehmere Faubourg
wurde seitdem immer mehr für die Anlage der Adelshötels benutzt, auch deshalb,
weil die Verbindung mit Versailles über Issy und Meudon eine bequeme war;
yGoogIc
570 IV. Atjschnill. Klassischer Bari.ckslil in Frankreidi. Kauboiirg St. Gerinain.
denn hierin lag der Haupivorzug dts Quartiers St. Gcrmain gegen den Faubourg
St. Honore, so lange nämlich der Hof in Versailles residirte. Die grossen Fami-
hen Frankreichs folgten unter Louis XIV, dem Beispiele des Hofes und bauten
=1*—
). Blundel).
Hdtet de Malifit
Fig. 193. Hülcl de Malignnn. Sclinitl (n. Biundci).
ihre Hötds in Paris in einem der stolzesten Aristokratie Europa's angemessenen
Massstabc und im Wetteifer mit der von dem glänzendsten Hofe seiner Zeit
entfalteten Pracht. Viele von diesen Hotels sind jetzt zerstört, andere in
Regierungsgebäude umgewandelt, aber manche sind noch erhalten und zeigen
yGoogIc
IV. Abschoitl. Klassischer Barockslil in Frankreich, Adcis-Hölets in Paris. 571
ein kalt vornehmes Aeusserc, sehr im Gegensatze zur wohnlich - heiteren
Dekoration des Innern. In Italien ist die Strassenfront der PalHste immer die
prachtvollste und am besten geschmückte ; dagegen findet sich bei den franzö-
sischen Palästen an der Strasse nur eine hohe todte Mauer, etwa durch
RustikapfeÜer mit dazwischen gelegten Füllungen getheilt, und in der Miite
durch die mehr oder weniger ausgezeichneten Porte-cochere unterbrochen.
Der Palast liegt erst hinter einem Hof und auch die hierher gehende Front
ist selten so gut durchgebildet, wie die der entgegengesetzten Gartenseite.
In der Regel wenden die Pariser Architekten dieser Zeil die Ordnungen nur
sparsam an, und dann mit gutem Geschmack nur im Mittelbau, welcher ohne-
hin eine Vorhalle nöthig hat und die Anwendung der Säulen als eine natürlich
gegebene erscheinen lässt. Eine typische Form dieser Pariser Adelswohnungen
geben die Fig. [90 — 193, in der Darstellung des Hotel de Matignon, Rue
de Varennes belegen. Das Gebäude, 172t nach dem Plane von Courtonne,
Architekten des Königs, für den Fürsten von Tingrj-, bekannt unter dem Namen
des Marschalls von Montmorency, errichtet, kam 1723, kaum vollendet, an
den Herrn de Matignon, Grafen de Torigny, gehörte spater dem Herzoge von
Vaientinois, seinem Sohne und am Ende des 18. Jahrhunderts dem Prinzen
von Monaco. Die Paradezimmer befinden sich im Erdgeschoss; ausserdem
enthalt das Hauptgebäude eine erste Etage und wird durch ein Mansardendach
mit Balustrade beendet. In der Detaülirung des Baues ist bereits eine ge-
wisse Nachlässigkeit zu bemerken.
Zu den elegantesten dieser Pariser Paläste gehören die der Soubise und
der de Rohan, beide erbaut von de la Maire, und sehr ühnlich, ausser dass
der erste zwei, der zweite drei Stockwerke hoch ist. Beide sind elegant und
gewählt in den Formen und haben in der Aussenarchitekiur nur den Fehler
einer gezwungenen RegelmHssigkeit, welche Durchfahrten und Salonfenster
gleich weit macht. Das Hotel de Soubise, 1706 ftlr Frani;ois de Rohan erbaut,
mit strenger Architektur der Fa^aden und einer ebenso regelmassig durch ge-
kuppelte Säulen unterstutzten Terrassenanlage, welche den Hof umgicbt, zeigt
im Aeussern ganz den Stil Louis XIV.; jedoch gehört die spätere, 1735 bis
1740, durch Germain Boffrand ausgefUhne, Innendekoration der folgenden
Stilperiode an (Qu. Ho uy er). — Das Hotel de Noailles, von Jean Marot
(geboren 1619 zu Paris, stirbt 1679) ausgeführt, ist drei Stock hoch und bietet
ebenfalls einen Typus der damaligen Palasiarchiiektur. Hier ist im Erdgeschoss
eine dorische Säulenhalle angeordnet, im ersten Stock jonische Pilaster, welche
Rundbogenarkaden einschliesscn, und darüber ein niedriges Stockwerk mit
korinthischen Pilastcrn und im Flachbogcn geschlossenen Fenstern. Die mitt-
leren drei Axen sind ohne rechte Motlvirung durch einen Flachgiebel mit
yGoogIc
572 IV. Abtchnjtl. Ktauitcher Barockstil in Frankreich, StilwechMl.
Wappenfeld zusatnmengefasst. IJeber der ganzen Front erstreckt sich ein
kolossales Dach in der gebrochenen, sogenannten Mansardenlinie, — Das Hotel
des Herzogs du Maine ist ganz ohne Pfcilerstellungen ; indessen sind die
Gesimse doch so bemessen, als ob Ordnungen vorhanden waren und ihre
Verhaltnisse berücksichtigt werden mUssten.
Nach der Mitte des 17. Jahrhunderts entstand in Paris die Anlage der
Boulevards, an Sielte der alten Walle, welche im 16. Jahrhunden angelegt
waren. Die Boulevards St. Denis, St. Martin, du Temple, de Filles du Calvaire
und Beaumarchais waren die ersten und im Jahre 1676 folgten die Boulevards
Bonnes Nouvelles, Poissonicre, Montmartre, des Italiens, des Capucines, de la
Madelaine und damit war der Keim zur späteren vorzugsweise nach Westen
und Nordwesten erfolgenden Entwickelung der Stadt gegeben, vor welcher der
Glanz des linken Seineufers allmählich erbleichen sollte.
Der klassische Stil Lcbrun's und Mansart's verbreitete sich, hauptsachlich
durch das Beispiel von Versailles, auch in die Provinzen. Das Innere des
Palais de Justice zu Rennes, des alten Parlaments ha uses der Bretagne,
zeigt diesen gleichzeitigen Einfluss; aber die Stilfassung ist strenger und
massiger als in Versailles. Die Architektur und die Omamemirung der Säle
ist schwerfallig und erinnert noch an den Uettergangssiil zur Zeit Sully's. —
Das Hotel de Ville zu Lyon, 1674 durch einen Brand beschädigt, wurde
durch T, Blanchet und Jules Mansart restaurirt und hierbei erfuhr auch
das Aeusserc eine bedeutende Veränderung (Qu. Rouyer). — Von Schloss-
bauten ausserhalb Paris und seiner näheren Umgebung ist aus dieser Zeit
wenig vorhanden, denn der Adel liess seine Landschlösser verfallen und zog
sich in die Nahe des Hofes.
In den letzten Regierungsjahren Louis XIV. kündigte sich eine Siil-
veranderung an; indem man der kalten rümischen Klassik müde wurde und
wieder an die alteren Traditionen der französischen Renaissance anzuknüpfen
suchte. Am entschiedensten äusserte sich der neue Geschmack in der De-
koration, im Aufkommen des Genres Berain, welches die zweite leichtere
Phase des Stils Louis XIV. bezeichnet und bereits das kommende
Roccoco ahnen lässt. Für die Veränderung der Aussenarchitektur waren
Gabriel und Robert de Cotte massgebend, doch gehören die Arbeiten der-
selben grösstentheils in die folgende Stilperiode.
Unterdess hatte sich der Enthusiasmus für das Klassische in vandalischer
Zerstörung der mittelalterlichen Monumente geäussert und mehr zur Ver-
wüstung der alten Kirchen beigetragen als selbst der spütcr folgende Sturm
der Revolution. Die Notre-Dame Kirche zu Paris wird am Ende des 17. Jahr-
hunderts im Innern sammt den Skulpturen gelb übertüncht, die Glasgemfllde
yGoogIc
IV. AbichnilL Klaisiicher Barock»tiMn Fnnlireich. R. de Colle. 573
derselben werden zerstört, die ürabsteine bei Seite geschafft, das Portal ver-
stümmelt, die Nebenschiffe verunstaltet und beinah die halbe prächtige Chorein-
fassung abgebrochen und vernichtet; und alles dies geschieht um 1699 auf Be-
treiben der Domherren.
Der Architekt Robert de Cotie, geboren i656 zu Paris, gestorben zu
Passy 1735, war ein Schüler und Neffe Jules Mansart's und wurde 1708
erster Architekt des Königs. Er führte den Bau von Versailles fort, beendete
die Schlosskapelle, ebenso den Bau des Invalidendoms durchweg im früheren
Stile. Bei der japanesischen Kolonnade von Grand-Trianon und noch mehr
in der Dekoration des Chors von Notre-Dame in Paris, 1699—1714
entwickelte er seinen neuen Stil. Er gab dem Chor von Notre-Dame eine
Dekoration in Marmor und Bronze und errichtete daselbst einen Hochaltar, und
zwar in einer Fassung, die wieder entschieden auf das malerische Pritizip
des borrominesken Stils zurückging und damit den Uebergang zum Roccoco
eröffnete. Von diesen Arbeiten ist nichts erhalten, ausser einer Kreuzabnahme,
den in Statuen l^uis' XIII. und Louis' XIV., den Engeln in Bronze, den Stühlen
in Eichenholz, dem Mosaikpflaster und den gleichzeitigen Stichen nach den
Zeichnungen de Cotte's. — Das Portal der 1G53 unter Louis XIV. und seiner
Mutter Anne d'Autriche begonnenen Kirche St. Roch. Rue St. Honore, ist
ebenfalls von de Cotte. Der Bau ist erst im 18. Jahrhundert beendet.
Das Schloss von Choisy bei Paris, für Mademoiselle de Montpensier
durch Gabriel erbaut, zweigeschossig ohne Pilaster, hat noch ganz die
trockenste Formgebung des Jules Mansan. Der Haupibau Gabriel's, die
schünen Kolonnaden an der Place de la Concorde, gehören in die fol-
gende Epoche — Das Palais Bourbon, spater zum Palais du Corps le-
gislatif umgebaut, von Girardini um 1732 errichtet, war wie Trianon ein-
stückig mit sehr grossen Oellhungen, aber im Ganzen etwas besser als
I-etzteres; denn hier gab es wenigstens einige Abwechselung der Theile, wenn
auch ein kleinhches Detail den Uebergang vom grandiosen Stil Louis XIV.
zur späteren Zierlichkeit bezeichnet. Die Abmessungen des Palais Bourbon
waren sehr klein; und als Stadtresidenz, von anderen Gebäuden überragt,
musste das Bauwerk unbedeutend aussehen.
b) Skulptur.
Die italienischen St iltradit Jonen, welche die Franzosen durch ein über-
legtes Zurückgreifen auf das Ahrömische beseitigen wollten, behielten in der
Skulptur dennoch die Oberhand. Die Absicht, eine neue nationale Klassik
hervorzurufen, gelang nur in der Architektur, und auch da nur zum Theil.
yGoogIc
574 '^' A''*^''"'"' KI»wiMli*r Barockstil in Frankreich. Skulptur.
Zunächst findet man an der figürlichen Ausstattung der Bauten des
neuen Stils noch die Bildhauer der Siteren Schule, welche von Giov. da Bo-
logna ausgeht, in voller Thätigkeit begriffen. In dieser Art liefert Jaques
Sarrazin Figuren zur Fa^ade der Kirche St. Paul -St, Louis und für das
Schloss zu Blois. Im Chäteau de Maisons sind die Kindergruppen in den
Ecken des Vestibüls von Ihm modellirt und von Buyster ausgefuhn. FUr
dasselbe Schloss arbeitet Gilles Guerin die vier Basrehefe des Vestibüls, die
vier Welttheile darstellend und den Kamin der grossen Gallerie. G^rard
van Obsial liefert die schönen allegorischen Kindergruppen des Treppen-
hauses daselbst, — Claude Lestocard schnitzt, zwischen 1624 — 1656, die
Kanzel der Kirche St. Etienne du Mont zu Paris, nach einer Zeichnung des
Malers Laurent de la Here, in Eichenholz. Ein kolossal gebildeter Simson, auf
einem todten LUwen knieend, trügt die Kanzel, an welcher sitzende allegorische
Figuren und Reliefs angebracht sind; ebenso befinden sich RelieTs an der
Treppe und Einzelfiguren am Schalldeckcl. Das Ganze ist sehr steif und ge-
sucht, aber die Bildhauerarbeiten sind im Einzelnen gut ausgeführt (Qu. Rouyer}.
Von Bouchardon ist das Grabmal Richelieu's in der Kirche der Sorbonne
und (1739} die Fontäne der Rue de Grenellcs zu Paris.
Michel Augier von Eu (1618 — 1686) geht schon entschiedener zum
Stil Bemini's über. Er liefert um 1645 einen Theil der Skulpturen der Kirche
Val-de-Grace; und an der Porte St. Denis die Figuren Hollands und des
Rheins, nach Zeichnungen Lebrun's. Auch im grünen Gewölbe Dresdens be-
finden sich von ihm vier Statuetten in Bronze, die Elemente darstellend: das
Feuer, ein Alter, seine Hände Über eine Gluthplänne haltend, die Erde, eine
weibliche Figur mit dem Füllhorn, die Luft, als eine weibliche Figur mit dem
Adler, und das Wasser, ein bärtiger Mann auf einem Delphin stehend.
Pierre Puget, geboren 1622 zu Marseille, gestorben 1694, der
französische Michelangelo zubenannt, ist der grosse Nachfolger Bemini's in
Frankreich und übertreibt noch den affektreichen Stil seines italienischen Vor-
bildes. Bei Puget tritt, wie bei Bernini, nach dem Vorbilde der Malerei dieser
Zeit, Überall die leidcnschafdichste Handlung an die Stelle einer ruhigen
Existenz, auch bei seinen Kirchenfiguren. Puget hat die starke Muske-
latur des Michelangelo in gesuchter Weise nachgeahmt, wie an seinem heiligen
Sebastian in S. Maria da Carignano zu Genua zu bemerken. Der Heilige muss
sich vor Qual krümmen, damit der Künstler das Unerhörte von Formen an
ihm entwickeln könne. Puget, zugleich Bildhauer, Seh iflsba um e ister, Maler und
Architekt kam zuerst in Marseille zu einem Schiffsbaumeister in die Lehre, der
zugleich Holzschnitzer war. Mit siebzehn Jahren ging er nach Italien, und
fand wieder bei einem Holzbildhauer und Möbeltischler Beschäftigung, bald
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TAF. 23.
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tV. Absciulitl. KlissbchcT Barockstil in Frankreich. Pugel. . 5y5
aber wurde er in Rom ein Schüler des Pietro da Cortona, in der Absicht
sich zum Maler auszubilden. Cortona nahm ihn mit nach Florenz, um an
den berühmten Piafonds des Pal. Pitti mitzuhelfen. Im Jahre 1643 kam Puget
nach Marseille zurück und malte das Porträt seiner Mutter, wurde aber sofort
vom Herzog de Breze, Amiral de France, nach Toulon berufen um Kriegsschiffe
zu bauen. Im Jahre 164Ö fbhrt er das Schiff «La Reine» aus, mit den schönsten
Schnitzereien an der sogenannten »Puppe». Nun wollte Puget Architekt werden
und ging im Auftrage der Königin Anne d'Autriche wieder nach Rom, um
die antiken Monumente zu zeichnen. Nach Marseille zurückgekommen, um
1653, wandte sich Puget zur Malerei zurUck und wurde vielfach mit Kirchen-
bildern beschäftigt, bis er i655 schwer krank wurde und auf den Rath der
Aerzte die Malerei aufgeben musste. Jetzt erst wurde Puget Bildhauer, und
das Portal des Hotel de Villc zu Toulon war sein erstes Werk dieser Art.
Dasselbe zeigte zwei Hermen, welche den Balkon unterstützten. Er entwarf
eine neue Fa^ade für das Hotel de Ville zu Marseille (La Loge); dieselbe kam
aber nicht zur Ausführung, nur das Wappen von Frankreich an diesem Ge-
bäude ist von ihm. FUr den Marquis de Girardin, zu Vandreuil in der Nor-
mandie, machte Puget den Herkules und die Gruppe «Janus und die Erde».
Bei dieser Gelegenheit kam er zum ersten Male nach Paris und lernte Lepautre
kennen. Im Jahre 1660 ging Puget nach Carrara, um für das Schloss Vaux-
le-Vicomte des Fouquet, die, unter dem Namen «Hercule Fran^ais» bekannte,
jeizi in ' der Pairs-Kammer zu Paris befindliche Marmorstatue zu machen.
In dieser Zeit arbeitete er für S. Maria di Carignano zu Genua die Kolossal-
statue des Beaio Alessandro Sauli, in dem leidenschaftlichsten Ausdrucke, der
die Figur verdirbt (Fig. 1^); und für dieselbe Kirche den schon erwähnten
heiligen Sebastian, im rücksichtslosesten Naturalismus der Zeit, mit einer ganz
unwürdigen Darstellung des körpcrhchen Leidens (Fig. igS). Ebenfalls von
ihm, eine Himmelfahrt für den Hauptaltar der Kirche des Albergo de' Poveri
in Genua, mit der damals üblichen Zuthat von Wolken; dann eine heilige
Jungfrau für Pal. Balbi, die Statue des heiligen Philippus Neri, das Taber-
nakel und die Bronzeengel für die Kirche Saint Syr, den Altar der Kirche
Notre Dame de Vignes, den Raub der Helena für den Pal. Spinola und ein
grosses Basrelief der Himmelfahrt für den Herzog von Mantua,
Im Jahre 1669 wurde Puget durch Colbert nach Toulon, als Direktor
der Schiffsdekoration, zurückberufen, und baute die Kriegsschiffe und Galeeren:
Le Magnitic, La Commandante, La seconde Commandantc und La Viaoire,
von denen noch Reste des Figürlichen im Arsenal von Toulon aufbewahrt
werden. Er erbaut sich in Toulon ein Haus und malt den Plafond mit
seinem Selbstporträt, welches sich jetzt in Paris befindet. An Büdhauer-
yGooglc
576 IV. Abschnill. Kbssischcr Baruckslil in Fninkreieh. Teudon, Lcgros.
arbeiten stammen aus dieser Zeit, zwei Kinderengd in Marmor fUr die Kirche
des Minimes zu Toulon, und zwei anbetende Engel für den Altar der Kapelle
Corpus Domini in der Kathedrale daselbst. — Puget kehrte dann nach
Marseille zurück und erbaute dort für sich wieder ein Haus, und 1672 die
Festhalte. Jetzt erst, um 1683, entsteht im Auftrage Colbert's, für Paris ge-
arbeitet, sein Hauptwerk, die Kolossalgruppe des Milon von Kroton, der von
den Krallon eines Löwen zerfleischt wird. Dieselbe, im Louvre behtidlich.
wirkt aber abschreckend durch die naturalistische Behandlung und ist hSsslich
in den Linien. Ebendort, seine Gruppe des Perseus und der Andromeda, rein
malerisch komponirt, aber edler in den Formen, und sein Hochrelief Alexan-
der und Diogenes, ebenfalls malerisch aufgefasst, doch meisterhaft naturali-
stisch behandelt. Die Andromeda sollte ein Pendant zum Milon sein, und
wurde zuerst im Park von Versailles aufgestellt, Puget arbeitete das Modell
einer Reiterstatue Louis XIV. fUr Marseille, ging deshalb 1688 nach Paris,
erhieU aber den Auftrag nicht. In den Jahren 1689—1694, erbaute er in Mar-
seille die Kirchö und das Hospiz de la Charite', erlebte aber nicht die Voll-
endung. Sein letztes Bildhauerwerk ist das Basrelief, die Pest in Mailand
darstellend; dasselbe befindet sich noch Jetzt in Marseille.
!n Paris selbst konnte Puget keinen festen Fuss fassen, wie sich bei ver-
schiedenen Gelegenheiten und namentlich bei dem erwähnten Modell einer
Reiierfigur für Louis XIV. ergab; denn der despotische Alleinherrscher im Reich
der Künste, der Maler Charles Lebrun, duldete keinen Nebenbuhler von gleich-
berechtigten Ansprüchen. Dies musste auch der grosse Bernini erfahren, der
von Louis XIV. selbst berufen, i665 nach Paris kam: Er machte die BUste
des Königs, musste aber nach Rom zurückkehren, ohne dass sich eine weitere
Wirksamkeit in Frankreich ftlr ihn gefunden hätte. Im Salon der Diana zu
Versailles betindet sich die Büste an der Feosierwand und ist historisch vor-
trefflich. Der Roi-Soleil ist als eine Art Jupiter mit der Perrücke vorgestellt,
ganz entsprechend der besonderen, von ihm protegirten römischen Antike.
Ebenso wie Puget, verliess Teudon (f 1680) Frankreich, nachdem er die
Metamorphose der Daphne für die Tuilerien ausgeführt hatte, ein Werk, an
welchem man die Reinheit und Anmuth der ersten Renaissance wieder findet.
Es war wieder der Kampf mit l^brun, der Teudon aus seinem Vaterlandc
nach Italien vertrieb. Teudon gehön in seinen italienischen Werken ganz zur
Bernini'schen Schule; in seiner Gruppe, rechts vom Ignatiusaltar im Gesü zu
Rom, «der Glaube stürzt die Abgötterei», hat er die allegorischen Figuren han-
delnd dargestellt. Die besiegle Partei ist hier sogar durch zwei Personen vertreieo.
Pierre Legros (f 1719) lebt fast beständig in Rom und schlicsst sich
ebenfalls der Bernini'schen Richtung an. Er eignet sich ganz den ekstatischen
yGoogIc
IV.Abwhniii. Klassischer BarocVslil in Frankmdi. Girardnn, Gillcl elc. 577
Geftthlsausdruck der neuen Schule an, und giebt die Versinnlichung desselben
durch heftige Geberden. Beispiele dieser An bieten seine Apostelhguren in
den Pfeilernischen des Laterans, Den Ausdruck der Schwärtnerei durch Hin-
kniecn oder Hinsinken, giebt er theils durch das gesenkte Haupt, wie in dem
S. Aloys Gonzaga im rechten Querschift von S. Ignazio zu Rom, oder durch
das so hoch nach oben gewendete Haupt, dass man nur noch Kinnbacken
und Nasenspitze bemerkt, wie in dem silbernen S, [gnatius im Unken Quer-
schift des Gesü. — Die letztere Statue ist jetzt nur noch durch eine kupfer-
versilberte Nachbildung vertreten. — Auch die Farbe meldet sich wieder in
der Skulptur, als Folge des übertriebenen Naturalismus. Die Statue des heiligen
Stanislaus Kostka, in einer Kapelle des Noviziats St. Andrea zu Rom, von
Legros, ist aus verschiedenfarbigen Marmorarten zusammengesetzt.
Fran9ois Girardon aus Troycs (1627 — i7i5) hat die Skulpturarbeilen
an der Porte St, Denis begonnen, die dann von Michel Augier fortgesetzt
werden. Von ihm, die spater vernichtete Reiterstatue Louis' XIV. auf dem
Vendömeplatze, von welcher sich eine kleine Kopie in Bronze im Louvre und
eine Wiederholung im grünen Gewölbe zu Dresden befindet. Von demselben,
die vier bedeutenderen Marmorgruppen im Apollobad des Gartens von Ver-
sailles. Der Apollo ist das Portrat Louis' XIV. und die Nymphen sind
Portrats hei^orragender Schönheiten seines Hofes. Auch von diesen Arbeiten
ist eine kleine Bronzekopie im grlinen Gewölbe zu Dresden vorhanden.
Ausserdem von ihm, ein heiliger Ludwig in Marmor, am Portal des Inva-
lidendoms in Paris, und eine MarmorbUste Boileau's im Louvre. Die Marmor-
gruppe «Raub der Proserpina», im Garten zu Versailles, ist sehr geschickt
aufgebaut, als eine Nachahmung des Raubes der Sabinerin von Giov. da Bo-
logna in der Loggia de' Lanzi zu Florenz. Eine Kopie in Bronze im grünen
Gewölbe zu Dresden,
Fran^ois Gillet gehört zu den an den Innendekorationen von Ver-
sailles bethciligien Bildhauern, von ihm, der Kamin und die Stuckdekora-
tionen im ersten Audienzsaal. Caspar von Cambray (1624 — it58i) und
Balthasar Marsy (1625 — 1684) waren ebenfalls an den Dekorationen der
Bauten dieser Zeit beschäftigt. Von Marsy, eine Gruppe für den Tuilerien-
ganen >Borcas entführt die Nymphe Orythia» begonnen, und von seinem
Schuler Ans. Flamen (1647— 1717) beendet. Eine Kopie dieser Gruppe in
Bronze, im grünen Gewölbe zu Dresden. Von Thomas Regnauldin aus
Moulins (1627 — 1706), drei Marmorfiguren, im Apollobade des Ganens von
Versailles. Martin van den Bogaerd, genannt Desjardins, (geboren zu
Breda 1640, stirbt 1694), liefert die später umgestürzte Statue Louis' XIV. fUr
die Place des Viaoires und einen Theil der Basreliefs an der Porte St. Martin.
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578 IV. Abschnitt Klassisclier Baroctälil in Frankreich. Coyseiroi, Nie. Coutlou.
Die Figuren in Bronze vom Sockel der Siatuc Louis XIV. stammend, gefesselie
Nationen darstellend, sind noch erhalten.
Antoine Coysevox aus Lyon (1640 — 1720), von Abstammung Spanier,
ist einer der vielbeschäftigstcn Bildhauer unter Louis XIV, Von ihm, eine
Reiierstatue des Königs, im Hofe des Hotel de Ville zu Paris von Bronze,
im KoslUm eines römischen Imperators; dann die Pferde über dem üancn-
thor der Tuilericn, Ebenfalls von ihm, das Grabmal Mazarin's, ehemals im
College des Quatre-Naiions, jetzt im Louvremuseum , und die Marmorstatue
Karls des Grossen am Portal des Invalidendoms. An einer Wand des Salon
de la guerre im Schloss zu Versailles, ein grosses Basrelief von Coysevos in
Stuck, den König zu Pferde in antikem Kostüm darstellend, zwei Ruhmes-
genien in vergoldetem Stuck, bieten demselben eine Palme und den Lorbeer.
Im Louvre befinden sith von Coysevox ganz vortrefdiche Port rät statuen und
Büsten; so die BUsten von Richelieu, Bossuct, Lebrun und Mignard, dann die
der Marie Serre, der Mutler des Malers Rigaud, und das Marmorstandbild
Ixiuis" XIV. Sein Hauptwerk ist das schon erwähnte Grabmal Mazarin's.
Die Marmorstatue des Ministers kniend dargestellt, edel aufgcfasst und voll-
endet durchgeführt. Auf den Stufen des Monuments sitzen die Allegorien
der Klugheit, des Friedens und der Treue, besser als sonst üblich In Bronze
ausgeführt. Auch die beiden Marmortiguren des Denkmals, die Caritas und
die Religion sind in einer massvollen Auffassung gegeben. Von der Statue
einer Fama von Coysevox berindet sich eine kleine Kopie in Bronze im grUnen
Gewölbe zu Dresden. .\n den Skulpturen zur neuen Ausschmückung des
Chors von Notre-Dame zu Paris, von Robert de Cotte entworfen, war Coysevox
ebenfalls betheiligt.
Die Skulpturwerke der Schlosskapelle von Versailles zählen zu den Haupt-
arbeiten Nicolas Coustou's [1658—1733). '" seinen Werken, wie überhaupt
in der Skulptur der letzten Jahrzelintc des 17. Jahrhunderts, tritt cinekoquette
Richtung auf, die sich in süsslicher Grazie erschöpft und damit den Uebcr-
gang bildet zum Stil Louis XV. Es gelingt auch nicht mehr eine wahre
historische Portratfigur zu machen: die Marmorstaiue Louis XV. im Louvre
von Nie. Coustou, dem Schüler und Neffen von Coysevox, giebt eine ganz
äusserliche, nichtige Theate rat titu de. Ebenfalls von ihm im Louvre ein Relief,
Apollo zeigt dem dankbar entzücktem Volke die Büste Louis XIV, Von den
Skulpturwerken Coustou's für die Kirche St. Paul-St. Louis in Paris ist nichts
erhalten. Für das Invalidcnhötel zu Paris arbeitete Coustou eine Reiterstatuc
Ixiuis XIV., begleitet von den Allegorien der Gerechtigkeit und der Klugheit,
ausserdem noch die Statuen des Mars und der Minerva, Von ihm, «LaSaone»,
eine Bronzegruppe an dem Stadthause zu Lyon, das Gelöbniss Louis XIH. in
yGoogIc
IV. Abschnill. Kbss^clicr Baruckilil in Franlireich. \ralcrci. 57q
Notre-Damc zu Paris und mehrere Statuen in den Tuilerien. Auch am Hotel
de Soubise in Paris ist einiges Figürliche von Coustou.
Unter den am Ende des Jahrhunderts thatigen Bildhauern, welche die
Versailles und die Tuilerien zierenden Statuen, Gruppen und Vasen aus-
führten, und meist nach den Zeichnungen Lcbrun's arbeiteten, sind noch zu
nennen: Cornelius van Qeve (164&— 1732), le Lorrain, Etienne le Hongre,
Tubi und Raon. Von le Lorrain waren auch einige der jetzt verschwundenen
Skulpturen fUr die Kirche Sl Paul-SL Louis; andere Arbeiten von ihm am
Hotel de Soubise sind noch erhalten. Von le Hongre sind verschiedene
Skulpturen im Garten der Madame de la Fayette, Rue Ferou in Paris ausgeführt
und einiges von den Basreliefs der Porte St. Martin. Eine kleine Bronzegruppe
von Cornelius van Cleve, Diana belauscht den schlafenden Endymion, hinter
ihr Cupido mit dem Finger auf dem Munde, im grünen Gewölbe zu Dresden.
Die Reiterstatuen Louis XIV. wiederholten sich ins Zahllose; ausser den schon
erwähnten fenigten Canitot und Petitot eine solche für Versailles, eine andere
von Debay und Carboncaux wurde zu Montpellier auf der Promenade de
Perou aufgestellt, aber die meisten derselben vernichteten die Stürme der
Revolution,
c) Malerei.
In der Malerei hat Frankreich erst jetzt seine grosse Epoche von natio-
naler Bedeutung. Wenn auch der direkte Zusammenhang mit der italienischen
Kunst überall unverkennbar ist, und viele der französischen Maler fast ihre
ganze Lebenszeit in Rom verbringen; so macht sich doch in ihren Werken ein
besonderer französischer Zug bemerkbar, namentlich in dem vornehmen und
, bleichen Kolorit. Die Affekimalerei, das Streben nach seelischem Ausdruck,
findet bei dem grossen Le Sueur eine, der italienischen Schule mindestens
gleichwerthige Vertretung, noch ausgezeichnet durch eine gewisse MSssigung
und einfache Innigkeit. Den grössten Stolz der französischen Schule bilden
aber die Poussin's und ihre Nachfolger, unter diesen der grosse Qaudc Lorrain.
In ihren Bildern kommt das Streben nach antiker Grösse, wie es der Zeit der
Kardinal - Minister, Richelieu und Mazarin, eigen war, am reinsten zum
Ausdruck. In der spateren Folge der Epoche Louis' XIV. findet die deko-
rirende Malerei Italiens, in ihrer Anwendung auf die Decken grosser Rüume,
durch Lebrun und Delafosse auch in Frankreich Eingang.
Eustache Le Sueur (i6t7— 1655) ist einer der ruhmvollsten Maler der
französischen Schule. Sein Hauptwerk ist «das Leben des heiligen Bruno« in
yGoogIc
3go IV. Abscliiiill. KUsii^clKT Barocktlil in Kraiikrcidi. Lc Siicur.
22 Bildern für die Karthause der Rue d'Enfer zu Paris gemalt, jetzt im Louvre.
Hier ist das einfach Innige der Mönch sandacht geschilden, welches den Kan-
häuserbildern, auch den italienischen, einen eigenen Vorzug giebL Es ist
dieselbe Art von Visionen, Casteiungen, Thatigkeiten, Gebeten und Wunder-
wirkungen, bis auf den Tod auf hartem Lager, oder unter Morde rh anden ;
allein die tiefe und stille Seclenandacht, mag sie den Blick nach oben wenden,
oder ihn demllihig sinnend auf die Brust senken, vergisst hier die Weh und
die Beschauer mehr als irgendwo. — Die Mönche Le Sueur's denken an den
Himmel, während die des spanischen Zurbarao vor der Hölle zittern. — Le
Sueur hat hier in hohem Grade dieses bleiche und .sanfte Kolorit, welches
die französische Schule auszeichnet. Die Komposition der Bilder ist sehr ein-
fach; in dem geringen Beiwerk, in dem demUthigen Ausdruck der Köpfe,
zeichnet sich die klösterliche Strenge, und ebenso drängen die weissen Ge-
wänder der Ordensleute gebieterisch auf eine ruhige, feierliche Haltung hin.
Die Motive der Brunobilder sind: die Bekehrung des Heiligen beim Tode des
Diocres, seine Weltentsagung, die Erscheinung der Engel während seines Schlafes,
die Gründung des Klosters, sein Gebet in der Zelle u. a. Eines derselben, der Tod
des heiligen Bruno, verdient besonders hervorgehoben zu werden. Der Heilige
liegt auf dem Siechbetle ausgestreckt, in der Agonie des Todes, mehrere Mönche
umgeben sein Sterbelager, nur eine Kerze erleuchtet die weissen Gewönder; und
dennoch strömt von dieser fast monochromen Leinwand eine durchdringende
Trauer in die Herzen der Betrachter. — Die Malereien im Hotel Lambert zu
Paris zeigen Le Sueur von einer anderen Seite. Die Geschichten des Cupido für
das sogenannte Cabinet des Amor gemalt, jetzt im Louvre, stellen die Geburt
Cupido's, seine Vorstellung bei Jupiter und die Episoden seines olympischen
Lebens dar, und sind im besten Sinne dekorativ, in einem leichten brillanten
Tone gemalt. Die Köpfe sind von einer heiteren SUsse, die Formen luftig
und schmiegsam, von elegantem und reinem Geschmack. Die neun Musen,
in verschiedenen Bildern fUr das Schlafzimmer der Frau von Thorignv,
ebenfalls im Hotel Lambert gemalt, sind echt französische Uebersetzungen
der Antike, halb Damen halb Göttinnen. Die Bewegungsmoiive sind einfach,
sie sehen ruhig vor sich hin, mit einem sanften Lächeln, ihre Attribute sind
nicht besonders betont, sie haben etwas von rafaelischer Schönheit. Im Hotel
selbst sind noch einige Malereien von Le Sueur erhalten: im Treppenhause
ein Fluss, begleitet von einer Nymphe, grau in grau, im Badekabinet Meeres-
gottheiien in den Ecken, unten in der Mitte Kinder mit Koralten zweigen, an
den Schmalseiten der Triumph des Neptun und der Triumph der Amphitrite,
an den Langseiten Diana, .\ctaeon und Callisto. Das Deckenbild aus dem
Kabinet der Musen, Apollo von Phacton besucht, ist jetzt im Louvre. Eben-
yGooglc
IV. AbscIinilL Klassischer Barockstil in Frankreich. Nie. Poussin. 5g[
falls im Louvre, die Predigt des Apostels Paulus zu Ephesus, von Le Sueur.
Der Apostel zeigt gen Himmel, als den Sitz der wahren Wissenschaft und
die Epheser verbrennen vor ihm die weltlichen BUcher. Christus als Kreuz-
trager, ebenda, ist rührend durch den Ausdruck tiefer Traurigkeit und
Ermüdung. — Im Hotel Fibel, Rue St. Paul zu Paris, sind noch Malereien
von Le Sueur erhalten.
Nicolas Poussin, geboren zu Andelys 1594, stirbt i665, ist der philo-
sophische Maler, der Maler geistreicher Leute, denn seine Kompositionen tragen
alle den Stempel der Uebcrlegung. Das Kolorit seiner Bilder ist durch Nach-
dunkeln meist unerfreulich geworden. Poussin kam dreissig Jahre alt nach Rom,
und fand die Schulen des Caravaggio und des Giuseppe d'Arpino als herr-
schende vor. Er selbst studirt nach der Antike, nach Rall'ael, Giulio Romano und
besonders nach dem damals verachteten Domenichtno, aber er bleibt in seinem
Grundwcsen Franzose. Allerdings macht sich ebensowenig eine Rückwirkung
Poussin's auf die italienische Historienmalerei bemerkbar; indess sind seine
edlen, wahrhaft historischen PorUäts fast immer den gleichzeitigen der Ita-
liener vorzuziehen. In der Komposition, in der architektonischen Strenge des
Gruppenaufbaues, geht Poussin, der grösste Verehrer Domenichino's, oft zu
weil; so dass seine Gruppen absichtlich konsiruirt erscheinen, wie in seiner
«Ruhe auf der Flucht nach Aegypten», in der Akademie zu Venedig. Das
erste Bild Poiissin's, «der Tod des Germanikus», machte ihn sofort bekannt,
aber durch einen sonderbaren Zufall betraf grade die erste römische Bestellung
ein Marterbild, «den heiligen Erasmus, dem die Dürmc aus dem Leibe gewunden
werden». Er brachte hiermit dennoch ein Bild zu Stande, welches in Beireff
des Kunstgehalcs zu den treft'lichsten des Jahrhunderts gehUrt. Dasselbe, für
Si, Peter gemalt, ist jetzl in der Galleric des Vatikans, und eine kleine eigen-
händige Wiederholung im Pal. Sciarru. «Eliezer und Rebeccas im Louvre
ist eine seiner liebenswürdigsten und graziösesten Kompositionen. Das Bild
zeigt in der Rebecca und ihren Gefährtinnen die verschiedenen Typen weib-
licher Schönheit, vielleicht in Anlehnung an ein Bild Guido Reni's, welches die
heilige Jungfrau unter den jungen Mädchen arbeitend, darstellt, Moses aus dem
Wasser gerettet, Moses als Kind mit der Krone Pharao's spielend, Moses den
Aronsstab in eine Schlange verwandelnd u. a,. erinnern wieder an die kleinen
Fresken RalTael's aus dem alten Testamente, an den Decken der Loggien. —
In der mythologischen Malerei ist Poussin ebenfalls ein Nachfolger des Dome-
nichino. Sein Triumph des Ovid im Pal, Corsini zu Rom, sein Einzug der
Flora in der Gallerie des Kapitels, sein Zeitgott, der den Hören zum Tanz
aufspieh, in der Akademie zu Venedig, haben sämmtlich mit ihren erlosche-
nen Farben und etwas allgemeinen Formen nichts Reizendes; aber historisch
yGoogIc
„Google
TV.Abachnin. Klissiichtr Barockstil in Prankreich. Giip. Poussino. 5gi
betrachte! verdient sein Streben, in der Zeit der falschen PrStensionen rein
und wahr zu bleiben, die höchste Anerkennung, [n der Hinen- oder Novellen-
scene im Pal. Colonna ist er sogar ganz naiv und schön, ebenso in seinem
berühmten Bilde im Louvre «Et in Arcadio ego», welches eine naive Melancholie
in dem Gedanken an die Vergänglichkeit des Lebens zum Ausdrucke bringt.
Ausserdem von Poussin im Louvre befindlich: Der Raub der Sabinerinnen,
der gerettete junge Pyrrhus, die beiden heiligen Familien, die Himmelfahn
der heiligen Jungfrau und die Vision des Paulus. — Die von Tizian gegebene
Anregung, den poetischen Ausdruck wesentlich mit in die landschaftliche
Umgebung zu verlegen, hat Nie. Poussin zur Vollendung gebracht. Er wird
der bewusste und definitive Schöpfer der landschaftlichen Gesetze (Fig. 196).
Seine Landschaften im Louvre: «der Frllhling* als irdisches Paradies, «der
Sommer* durch die Geschichte der Ruth und des Boas ausgedruckt, «der
Herbst* durch die grosse aus Canaan gebrachte Traube, «der Winter* durch
die SUndiluth, sind symbolische Bilder der Jahreszeiten. Das letzte ist
das bedeutendste, ein kalter Schrecken weht aus diesem schwarzen Bilde, in
dem sich der Regen mit den immer steigenden Wogen mischt. Orpheus
und Eurydice, Diogenes seine Schale fortwerfend, ebenfalls im Louvre, sind
Muster der historischen Landschaft; das heisst einer dem Menschen unter-
geordneten Namr. Im PaL Sciarra findet sich eine herrliche einfache Fluss-
landschaft, in welcher S. Mathaeus mit dem Engel zwischen Ruinen sitzt. —
Was den äusseren Lebensgang des grossen Meisters anbelangt, so wurde
Poussin unter Louis X.1II. nach Paris berufen, um in der Gallerie des Louvre
die Thaten des Herkules zu malen; aber die Arbeit blieb unvollendet und
Poussin ging wieder nach Rom zurück.
Gaspard Dughet, genannt Gaspero Poussino (1613 — 1675), ein Ver-
wandter und Schüler des Nie. Poussin, ist wieder einer der Begründer der mo-
dernen Landschaftsmalerei. Bei ihm redet die Natur die gewaltige Sprache,
welche noch jetn aus den Gebirgen, Eichenwäldern und Ruinen der Umgegend
Roms hervonönt. Oft erhöht sich dieser Ton durch Sturmwind und Gewitter,
welche dann das ganze Bild durchbeben, und in den Formen herrscht durch-
aus das Hochbedeutende, namentlich sind die Minelgründe mit einem Ernst
behandelt, wie bei keinem anderen. Von ihm sind in beiden Seitenschiffen von
S. Martino a' monti zu Rom eine Anzahl meist sehr verdorbener Fresko-
landschaften mit den Geschichten des heiligen Elias, im Pal. Colonna drei-
zehn Landschaften in Wasserfarben gemalt. Beide Bilderreihen bestehen die
grosse Probe; ob eine Landschaft bloss durch Linien und Hauptformen ohne den
Reiz leuchtender Farben und Details bedeutend werden könne. Im Pal. Corsini
zu Rom, unter mehreren kaum minder trefflichen Bildern, ider Sturm* und
yGoogIc
584 '^- Abschnitt. Klassischer Barockstil in Frankreich. Gasp. Poiissliio.
«der Wasserfall», Letzteres Bild ist sehr durch Nochdunkeln im Grünen be-
nachtheiligt, wie noch viele andere Bilder üaspero's (Fig. lo"). In der
Akademie di S. Luca mehrere treflüchc Bilder von ihm; im Pal. Pitti vier
köstliche kleine Bilder, welche vorherrschend klar geblieben sind; und in den
Uftizien eine kleine Waldlandschaft,
Derjenige Landschaftstypus, den Annibale Caracci vorgebildet, die
beiden Poussin's zur Vollendung gebracht hatten, blieb nun lange Zeit der
yGoogIc
tV. Abschnitt Klauiicher Barockstil in Frankreich. Claude le Lorrain. Jgg
herrschende; so dass die Holländer und ihre Nachfolj^e mit ihrer mehr
realistischen Landschaft im Ganzen eine allerdings ruhmvolle Minorität bilden.
Der Landschafistypus der Poussin's stellt immer eine jungfräuliche Natur dar,
in welcher die Spuren der Menschenhand nur als Bauwerke, hauptsächlich
als Ruinen der Vorwelt, auch als einfache Hütten, zum Vorschein kommen.
Das Menschengeschlecht, das man doch voraussetzen muss, oderauch wohl dar-
gestellt findet, gehurt entweder der Fabelwelt, oder der heiligen Geschichte, oder
dem Hinenleben an; der Eindruck des Ganzen ist daher ein heroisch-pastoraler.
Seine höchste Verklärung erhielt dieses Landschaftsideal durch den Zeil-
genossen der Poussin's, Claude Gele'e, genannt Le Lorrain (1600— 1682),
dessen künstlerische Entwickelung wieder Italien angehört. Er war längere
Zeit der Gehülfe des Agosiino Tassi, von dem Bilder, im Pal, Corsini zu Rom,
in den Uffizien und im Pal. Pitli vorhanden sind. Seine Höhe erreichte Le
Lorrain nach einer höchst prüfungsvollen Jugendzeit zu Rom. Seine Land-
schaften sind im Bau weniger gewaltig, als diejenigen desPoussino; er giebt
das streng eingeschlossene der Poussin'schen Kompositionen auf und lüsst
den Blick über weite Ebenen schweifen. Die plastische Gruppirung macht
sich bei ihm nur noch in den Baumpartien des Vordergrundes geltend. Er
giebl, wie Gaspero, die Wirkungen der Luft, vor allem aber den beseelenden
Glanz und die Spiele des Lichts, die Bewegungen des Laubes, die ziehenden
Wolken, das Rieseln der Bäche, das Spiel der Meereswellen und den Aus-
druck der Tageszeiten. Aus Claude's Landschaften spricht der unausprech-
liche Zauber einer reingestimmten Seele, die in der Natur die tröstende Stimme
vernimmt. Wer sich in seine Werke venieft, und schon ihre gleichmassig
schöne Vollendung macht dies zu einer dankbaren Arbeit, für den ist kein
weiteres Wort von Nöthen. Im Pal. Doria zu Rom von ihm: «11 molino»,
dann ein Hauptwerk <«der Tempel ApoUss, und eine uRuhe auf der Flucht»
[Fig. 198). Im Pal. Rospigliosi, der Tempel der Venus. Im Pal. Sciarra, «Reiter
an einem Hafen» und sdie Flucht nach Aegj'pten», beides kleine Juwelen.
Im Pal. Barbcrini, eine kleine Landschaft von ihm. Bei Camuccini, ein See-
hafen. Im Museum von Neapel: ein Sonnenuntergang am Meere und die Grotte
der Egeria. In den Uffizien: eine Abendlandschaft mh Brücke, Strom und
Gebirge und eine abendliche Marine mit Palästen.
Sebastian Bourdon (f 1671)1 ein jüngerer Zeitgenosse der Poussin's, ist
ein Nachahmer derselben. — Jean Couriois, genannt Le Bourguignon
(t 1676), als Schlachtenmaler berühmt, in der Manier Cerquozzi's undSalvator
Rosa 's, ist aber besonders farbenreich. Von ilim, zwei Schlachten im Pal. Borghese,
eine grosse im Pal. Pitti, zwei grosse und zwei kleinere in den Uffizien, zwei
im Pal. Capponi zu Florenz, und mehrere im Pal. Corsini ebenda.
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IV. Abiclmin. Klassitcher Barockem in Frankr
Noch zu den Schülern Vouei's gehön Pierre Mignard, genannt
Mignard le Romain (f 169&), der durch seine graziöse Auffassung, verbunden
mit einem nach veneiian Ischen Studien gebildeten Kolorit, unter den franzüsi-
schen Porträtmalern eine bedeutende Stelle einnimmt. Seine historischen
Bilder sind weniger gut, aber immerhin konnte er auch hierin als Neben-
buhler Lebrun's gelten. Von ihm befinden sich Bilder im LomTe, im Ber-
yGooglc
IV. AbschnilL Klassischer Barockstil in Frsnlircich, Rrnnanelli etc. 587
liner Museum und anderwärts. Mignard malte die Kuppel von Val de Grace
zu Paris, und im Schlosse von St. Cloud die Plafondbilder im grossen Saal und
Jcr Gallerie, Mars und Venus, und die vier Jahreszeilen darstellend. Auch in
der Kirche St, Louis en I'lsle zu Paris befinden sich Malereien von Mignard,
neben denen seines Lehrers Vouet.
Im Hotel Mazarin, jetzt Biblioihequc nationale, malten die 1648 aus
Italien gekommenen Künstler RomaneJli und Grimaldi, zum ersten Male
Fif;. i9i|. Decke «111 dem allen Hfitel Mazarin (d. Roiirer).
in Frankreich, eine Scheinarchitektur an die Decken, in der Art, wie dies
damals in Italien Üblich wurde. Hier sind es perspektivische Balkons in der
Vouie eines Saales, darüber Luft, Die Figuren sind von Romanelli, das
Architektonische und Landschaftliche von Grimaldi (Fig. 190).
Die Stiftung der franzUsischen Maler- und Bildhauerakademie in Paris
erfolgte im Jahre 1648 noch unter Mazarin; doch sein Nachfolger Golben
übernahm auch die Erbschaft des Kunstmücenatenthums und gründete im
Jahre 1666 die Akademie von Frankreich zu Rom. Die erste Ausstellung
neuer Bilder fand 1699 im Louvre statt.
Mit den grossen Bauausführungen unter Louis XIV., und besonders mit
dem Schlossbau von Versailles ist der Name eines Malers, Lebrun's, eng ver-
yGoogIc
5gg IV. Abschnilt. Klassischer Barockslil in Frankrtich. Lebrun.
knüpft. Charles Lebrun {1619—1690), der berühmteste Schiller Vouei's, war
nicht nur selbst zur Ausführung grosser Werke berufen, sondern stellte eine
Art von Kunstminister vor, von dem die mitwirkenden Maler, Bildhauer,
Dekorateure und selbst die Architekten abhangig waren. Bereits bei Gelegen-
heit der Skulptur musste erwähnt werden, dass bedeutende Talente, welche
sich der Allgewall Lebrun's nicht fUgen mochten, durch ihn aus Frankreich
vertrieben und mindestens von Paris und aus der Nahe des ICtSnigs fern gehalten
wurden. Dieser Zug von Kunstdespotie hat dem Ruhme Lebrun's als Maler
geschadet und die Würdigung seines bedeutenden Verdienstes einigermassen
verhindert. Indess ist Lebrun jedentalls ein Künstler von unerschUpflichem
Ideenreichthum und von erstaunlicher Arbeitskraft; denn er hat nicht nur
kommandirt, sondern in der That eine ganze Armee von Malern, Bildhauern,
Ornamentikern, Tapetenwirkem und anderen mit seinen Skizzen versorgt.
In der dekorativen Malerei besitzt er eine eigene, grossanige, wenn auch
etwas theaterhaft prunkvolle Manier; aber ganz im Geiste der Epoche des
grossen Königs, welche forderte, dass FeldzUge, Belagerungen und Hoffest-
lichkeiten in gleicher Weise, etiquette massig arrangirt, behandelt werden sollten.
Beim Wiederaufbau der 1661 durch Brand zerstörten Gallerie Henri IV. am
Louvre, der später sogenannten Gallerie d'ApoUon, bewies sich Lebrun als
Maler, Architekt und Dekorateur, Der Triumph ApoUo's, als Anspielung auf
Louis XIV., gab die Hauptidee zu den Deckenbildern. Das Innere der Gallerie,
in seiner Gesammtheit eins der gelungensten Beispiele des Stils Louis XIV.,
wtirde zwar nicht vollendet, denn der Bau von Versailles nahm bald alle
Kräfte in Anspruch. Und in diesem Schlosse muss man auch die malerischen
Leistungen Lebrun's studiren; die grosse Gallerie zu Versailles, mit den
Geschichten Ludwig XIV. und den Schlachten Alexanders des Grossen, ist seine
vorzüglichste Arbeit. Der Uebergang über den Granikus, die Schlacht bei .\rbella,
Alexander und Porus, der Einzug Alexanders in Babylon, jetzt sämmtlich im
Louvre, sind monumentale Bilder, auf die jede Zeit stolz sein könnte (Fig. 100).
Diese Kompositionen waren ursprunglich zu Vorlagen für Gobelins bestimmt.
Die grossen Appartements von Versailles wurden kurz nach 1675 vollendet,
und sind mit einem grossen Aufwand von Malereien, Skulpturen, Marmor und
Vergoldungen dekorin, meist unter Lebrun's Oberleitung. Im Salon de la Guerre
ist die Malerei des flachen Kuppelgewölbes von ihm, um 1679 ausgefllhn,
das siegreiche Frankreich darstellend. In Pariser Privathötels hat Lebrun Ver-
schiedenes gemah: Im Hotel Dangeau, an der Place royal,-den Plafond eines
Salons, in den Jahren 1646—1647, im Mittelfeld die aufgehende Sonne, in den
Vouten gemalte Reliefs mythologischen Inhalts und Medaillons. Ein Plafond
im Hotel d'Aumont, Rue de Gouy, ist verschwunden; ein anderer im Hause
yGoogIc
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IV. AbKhnitt Klauiichtr Barockitil in Frankreich. Coypd, Delafoste ttc. 3q]
der Ninon, Rue des Tournelles, noch erhalten, ist von eiocm der Schüler
Lebrun's. Im schon genannten Hotel Lambert ist eine Gallerie im zweiten
Stock ganz von Lebrun gemalt: im Plarond die Apotheose des Herkules und
seine Verbindung mit Hebe, in der Voute andere Geschichten des Herkules,
Das Ganze bildet ein Meisterwerk der Dekorationsmalerei. Das Jabach'sche
Familienbild im Berliner Museum ist eins der besten Staffelei bilder Lebrun's,
von geistvoller Auffassung der Figuren und feinem Kolorit
No£l Coypel (f 1707) gehört, wie Lebrun, zu den Nachahmern der
italienischen Schule, er folgt den Begriffen der Zeit, die Allegorien, die Mytho-
logien, das Alterthum bilden die Hauptquellen seiner schöpferischen Begeisterung
(Fig. 201), Coypel ist an den Malereien in der Kirche St. Louis en l'lsle zu
Paris betheiligt, doch seine Hauptwerke sind die Bilder der Schlosskapelle zu
Versailles, und die der Tuilerien. Eine Dekoration, im Saal der Grand Chani-
bre des Palais de Justice, zu Rennes, in den Jahren i637— 1663 ausgefühn, wird
Coypel zugeschrieben, aber nicht mit Sicherheit.
Charles Delafosse (f 1716) malte die Kuppel und den Thronsaal zu
Versailles. Ebenfalls von ihm, im Salon d'Apollon zu Versailles der Plafond
in der Mitte Apollo auf seinem Wagen, begleitet von den Jahreszeiten; dann
das Schlussbild der oberen Kuppel im Dom der Invaliden; und die Apotheose
des heiligen Ludwig und die Himmelfahrt der heiligen Jungfrau in der 1670
von Erard erbauten Kirche de TAssomption in Paris. Stalfeleibilder von
Delafosse befinden sich im Louvre.
Hervorragender ist Jouvenet (1644— 1717) durch seine meisterhaft kom-
poninen Kreuzabnahme. Mit Delafosse, Boullongne und Antoine Coypel ist
Jouvenet an der durch Robert de Cotie ausgeführten neuen Ausschmückung
des Chors von Notre-Dame betheiligt. Jouvenet malte auch die Apostelbilder
in der imieren Kuppel des Invalidendomes zu Paris. — Nicolas Colombel gehört
mit seinem Wunder des heiligen Hyacinth zu den besseren Malern am Ende
des 17. Jahrhundens. — Die Brüder, Bon de Boullongne (f 1717} und Louis de
Boullongne (t 1733}, malten im Hotel der Invaliden, und unter Lebrun's Ober-
leitung in Versailles, ebenso Fr. Lemoine (f i737>. Von letzterem sind die
Malereien des Herkulessaals in Versailles und die Deckenbilder des Chors der
Kirche Sl Thomas d'Aquin. Von Louts de Boullongne, befand sich ein Bild
im Hotel de Ville zu Paris, «der König den Magistratspersonen den Adelsbrief
verleihend». — Nicolas de LargiUiere stellt im Hotel de Ville das Fest dar,
welches im Jahre 1687 die Stadt dem Könige gab. — Ausser diesen sind noch
zu nennen: die beiden Fran^ois de Troyes, Vater und Sohn, Kaymond la Fage,
Laurent de Lahyre, von denen allen sich zahlreiche Werke im Louvre befinden.
Vqp einem Fran^ois de Troyes ein Bild im Höiel de Ville de Paris, «der König
yGoogIc
vom Mafjistnit wff;cn Jcs l-'ricilcns von l'trcclil beglückwünscht». Antoine
Coypcl, lIlt Sohn Nnül (xiypt-rs, niah Jas Manyrium des Heihgcn in der
Kirche Si. liticnnc du Moni in l'aris.
Vin- loi- Ki'gaiid. Selbslporlral.
Der grÖKstc französische Portratmaler dieser Zeit ist Hyacinth Rigaud
(1659—1743) (Fig. 202). Im Louvre, sein grosses, gcist- und wirkungsvolles
Bild Bossuci's. Die Schlachtenmalerei wird durch Martin des Batailles
yGoogIc
IV. Absclinill. Klassisclicr Barockilil in Fraiikn'icli. Dckuralion, 5g^j
(t 1735), welcher die militärische Geschichte Conde"» mall, und durch den
Holländer van der Meulcn (f 1690), der Louis XIV. auf seinen Feldzligen
begleitet, vertreten. Die Hauptwerke beider Künstler befinden sich in Versailles,
Jaqucs Rousseau verzierte die Wände des Wintergartens im Schlosse
von St. Qoud mit gemalten Perspektiven. Damit, und mit der nun hüutig
dekorativ verwendeten Blumenmalerei ist der Uebergang von der heroischen
Kunst des Zeitahers Louis' XIV. zur späteren Roccocokunst gegeben, welche
sich in der Hauptsache den naturalistischen Bestrebungen der lebensvollen nie-
derländischen Schule anschliesst. Jean Baptiste Monnoyer, geboren zu Lille 1635,
gestorben in London 1699, ist ein namhafter Vertreter der Blumenmalerei.
Die lange verbannte Genremalerei taucht erst mit Claude Gillot.
geboten zu Langres 1673, gestorben 1722 zu Paris, dem Lehrer Waiteau's,
wieder auf. Gillot hat sich lange mit Dekorationen für die Oper beschäftigt
und malt Kinderfeste, Bacchanale, Gruppen von Faunen und Satyren. Besonders
als Ornamentiker bildet er den vollen Uebergang zur folgenden Epoche
Louis' XV. (Fig. 203).
d) Dekoration.
Wenn der französischen Klassik, zur Zeit Richelieu's und Mazarin's,
und in der darauffolgenden Epoche unter Louis XIV., eine gewisse üriginalilät
nicht abgesprochen werden kann, so ergiebt sich diese in der Architektur
weniger durch das Aeussere der Bauten, als durch die Ausstattung des Innern.
Im Gegensatz zum meist sparsam dekorirten, etwas nüchternem Aeussem,
hndet man im Innern der Paläste, und um derartige Bauten handelt es sich in
der Regel, eine prachtvolle Folge von überaus glänzend dekorinen Räumen.
In den Hallen, Vestibülen und Gaüerien wurde regelmässig eine Pilasterordnung
zur Gliederung der Wandflachen eingeführt, gewöhnlich die korinthische, mit
Marmorschäften und Bronzekapitälen ausgestattet, und in den kleinen Räumen
sta« dessen eine Wandfelderiheilung mit besonders reicher DurchtÜhrung des
Rahmenwerks. In diesen dekorativen Arrangements, von grossartig pompöser
Entfaltung, steckt fast immer ein bedeutendes Mass künstlerischer Erfindung.
Es ist ein neuer Ausiluss des Barockstils, der sich hier kundgiebt, allerdings
zu kalt und zu vornehm, um den Charakter des Wohnlichen ausdrücken
zu können. Indess begegnet man überall der Mitwirkung der hohen Kunst;
einmal in den Bildern und Skulpturen, welche durchweg fllr den Platz ge-
arbeitet sind, an dem sie sich befinden; dann in der harmonischen Einheit
aller Theile, welche sich stets vortheilhaft bemerkbar macht.
Zu Anfang der klassischen Epoche, unter den Kardinälen, macht sich in
yGoogIc
Fig. »3. Gillol. Ornaineiilfeld (11. Maflres oriitraanistcs).
yGoogIc
iV. AbiChnitL Kla>,isc;hi'r Barockstil in Kr;iiik reich. Saloiiä in Foiiuincblcaii. 5^5
der Innendekoration die Annäherung an das Römische am auftälligsten geltend.
In den sogenannten Appartements du Papc, im Schlosse Fontaincbleau,
ebenso in den Salons Louis' XIII. daselbst, zeigt sich fast keine Spur des
Barockstils. Die Gesammiwirkung der Rilume, Marmor, Gold und farbige
Malereien auf hellem Grunde zeigend, ist eine sehr vornehme. Die Ver-
zierungen der Wandfelder nehmen sogar den rein malerischen Stil der vati-
kanischen Loggien wieder auf, wenn auch in mehr pomphafter Fassung. Die
Decken sind wie die Wunde behandelt, Marmor, Goldmalcrci und farbige
Felder herrschen vor und einzelne Felder sind von wahrhaft antikem Adel
iFig. 304). Die Boiscricn eines der Salons Louis' XIII. sind besonders streng in
architektonischen Linien gehallen und mit Malereien geschmückt, welche
Ptlanzenmotive, Landschaften und Figurenkomposiiionen darstellen. Mitunter
kommt auch noch barockes Canouschenwerk als Umrahmung der Wandfelder
vor, im Sinne der alten Schule von Fontaincbleau; aber dann nur mit Blumen-
yGooglc
Sn6 IV. AbschnilL KJa!,»i>clier BarocksUI in Frankreich. Salon» im llölcl de Sully etc.
und Fruch (gehangen in Verbindung, ohne hgUrÜche Zuthaten. Eine Super-
porte enthalt das Porträt der Anne d'Autrichc, Gemahlin Louis' XIII., welche
diese Räume bewohnte (Qu. Pfnor, Pal. de Fontaiaeblcau eic. pl. 134 und 135),
Aus der ersten Zeit der Anne d'Autriche, nach 1639, statnmt dicTüfelung
eines Salons im Höiel de Sully zu Paris und zeigt die Anfänge der neuen
Klassik (Qu. Rouycr etc.). Das Kabinet Sully's im Arsenal, aus der letzten
Zeit Louis Xlll., oder den ersten Jahren der Regentschaft stammend, ver-
muthlidi von 1637—1642, hat bereits eine Pilasterordnung und dazwischen ge-
malte Felder (Qu. Rouyer etc.). — Der Maler und Kunststecher Jean Cotelle
(1610— 1676] giebt in seinen Plafondkompositioncn den vollen Ausdruck des
klassischen Bestrebens dieser Zeit, selbst das Figürliche seiner Felder zeigt
alt römische Historien.
Indess Hessen sich die dekorativen Erfindungen der zweiten Entwickclungs-
phase des italienischen Barockstils doch nicht auf lange abweisen. In der schon
erwähnten BiblioCheque nationale, dem alten Palais Mazarini, zeigen sich zum
ersten Male in Frankreich die perspektivischen Architekturen in der Decken-
malerei, ganz entsprechend der später von Pozzo zur Vollendung gebrachten
Art. Die Italicner Romanelli und (jrimaldi malten in dieser Manier in den
Jahren 1648—1660, die Voute eines Saals der ersten Etage. (Qu. Rouycr etc.)
Auch die spätere Kuppclmalcrci im Dom der Invaliden, mit verstecktem Licht,
beruht auf einem italienischen Barockmotiv. — Der Alkoven eines Schlaf-
zimmers, jetzt zum Presbyterium von St, Nicolas du Chardonnet gehörend,
in Paris Rue de Bernardines, zeigt ebenfalls den Uebergang zum Stil Louis XIV.
Zwei Pilasier begrenzen die Oeftnung des Alkovens, vom Architrav hüngt eine
doppelte Fruchiguirlande herab, in Verbindung mit Konsolen an den Seiten-
flächen der Pilaster. Die Felder des Alkovens sind getilfeh und en camajeux be-
malt (Qu. Rouyer etc.). — Die Architektur des dritten Audienzsaals, um 1670, im
Palais de Justice zu Rcnnes, mit jonischen Wand pi lästern, erinnert an das
Kabinct Sully's im Arsenal; doch ist die Ornamentirung noch etwas schwerfällig
provinzial. Auch die Innendekoration des Schlosses de Maisons, von Fran^ois
Mansart, gehört hierher. Das wenige Erhaltene zeichnet sich durch Festigkeit
der Profile und grosse Massigkeit in den Verzierungen aus. Das Hauptvcstibul
ist streng mit dorischen Siiulen und Pilastcrn dekorirt und hat als Decke ein
Spiegelgewölbc mit Stuck Verzierungen. Am Plafond sind Amoretten gebildet
und in den Ecken Adler, Auch der obere Theil des Treppenhauses hat
jonische Pilaster, in den Feldern schöne allegorische Kindergruppen, und
schliesst mit einer Kuppel ab.
Dem hierauf folgendenDekorationsstil der crsienRegierungszeit Louis XIV.,
wie derselbe hauptsächlich durch Charles Lebrun und Jean Lepautre ent-
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IV. Ab^cliiiill. Klasi-isclicr Burockslil in 1-rankrcich. (Jliarmeloii, Lcbruii. ^gy
wickelt wird, ist ein gewisser Adel und eine vornehme Grösse durchaus nicht
abzusprechen, derselbe nahen sich wieder, in der Raumgestaltung, dem Ber-
ninischen Barockstil. Das etwaige Falsche dieser Dekorationsmanicr liegt in
der Uebertrcibung des Prächtigen und Pomphaften. Es scheint, dass man
mehr darauf ausging, Räume für den Aufenthalt von Halbgöttern, als mensch-
liche Wohnungen zu schaffen. Diese Anhäufung von Marmor, Sluckaturcn,
brillanten Mahverken und strahlenden Vergoldungen nöthigen den Mensclicn,
sich in eine gewisse Pose zu setzen, um gegen einen solchen Hintergrund nicht
ganz zu verschwinden. Die fast durchweg angewendete, schwere, architekto-
nische Gliederung der Wände und Decken tragt noch dazu bei, ein erdrückendes
Gefühl von Monumentali tat zu verbreiten.
George Charme ton, Architckturmalcr, geboren zu Lyon löcg, gestorben
1674, ein Schüler Stella 's, ist als Ornamentiker noch ein Vorlaufer l^pautre's.
Seine Ornanienikompositioncn, im Uebcrgang zum klassischen Barockstil,
zeigen eine Vermischung von Bändern und Cartouschen mit Rankenwerk
und Figuren.
Charles Lebrun, der grosse Maler und spiltere Kunstdiktator [[öiijbis
1690), lieferte sein erstes grosses Dekoraiionswerk beim Wiederaufbau der
Galerie d'Apollon im Louvre, an Stelle der itüii abgebrannten Galerie
Henri IV., über den Zimmern der Caiharina de" Medicis. Sie ist vielleicht der
voUendeste Ausdruck des Stils dieser Epoche, grossartig und im besten Sinne
dekorativ, wie kaum ein anderes Werk (Fig. 2o5). Nichts Reicheres, als die
mit Hautreliefs verzierten Voulen, nichts Harmonischeres als die vergoldeten
und en camajeux bemalten Lambris, nichts Besseres von Verhältnissen, als die
Abmessungen und Oeffnungen dieser unvergleichlichen Galleric. Das Gewölbe,
im gedruckten Bogen, ist in sieben Zonen gcthcilt und in jeder Zone befinden
sich Bilder von reichem, figürlichem Rahmenwerk umschlossen. Der Triumph
Apollos, als eine Anspielung auf Louis XIV,, gab die Hauptidec zu diesen
Bildern. Die figürlichen Stuckos von Gaspard de Marsy, erinnern wieder
sehr an die Arbeiten des Rosso in Fontaincbleau. Gaspard hat die eine Hälfte
den Fenstern gegenüber ausgeführt; eine andere Partie ist von Girardon. Die
Figuren sind weiss, die Gliederungen rothes Gold, die Fonds grünes Gold.
Jean Berain lieferte das Detail der Ornamentik, aber er stand hier noch unter
dem EinHusse des Lebrun und sein eigentlicher Stil, der Ausdruck der Spät-
zeii Louis XIV., kommt noch nicht zur Erscheinung. — Das grösste Werk
Lebrun's, welches er im Verein mit Lepauire schuf, sind die unendlichen
Dekorationen des Schlosses von Versailles, nacli [6/5 entstanden.
Jean Lepautre, Architekt. Ornamentiker und Kunststecher, geboren
zu Paris ]öi8, gestorben daselbst, ist der wichtigste Ornamenimeister der
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;r (i-ilcrie d' Apulloii [n. Kour
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6oo 'V- Abschnitt. Kras'iischcr Barockslil in Frankriicii. Salons In Vcr^llles.
ersten grandiosen Wendung des Stils unter Louis XIV. Lepautre beginnt
1645 zu arbeiten, zwei Jahre nach dem Tode Louis' XIIL Der Ti-schler und
Ornameiitiker Adam Philippen war sein Lehrer und er stach zuerst nach
Zeichnungen, die Philippon in Italien gemacht hatte. Später hat Lepautre
nur nach seinen eigenen Ideen gearbeitet. Er geht in seinen Erfindungen vom
Sp3irUmischen aus und wendet wieder mit Vorliebe das Rankenwerk dieser
Epoche an, bei dem der Kontur hinter die Schatten Wirkung zurUcktritt, Sein
Akanthus ergiesst sich in breiten Strömen mit leidenschaftlicher Gewalt, und
in den wirbelnden Fluthen desselben scheinen Figuren aller An zu schwimmen,
auf- und abzutauchen (Fig. 306). Lepautre bcsass eine ausserordentliche
Leichtigkeit des Schaffens, selten dass er seine Arbeiten erst zeichnete, er war
im Stande, seine Kompositionen sofort zu siechen und nur daher ist die un-
geheure Anzahl der von ihm herrührenden Platten erklärlich.
Im Salon der Diana zu Versailles sind die Wände in Marmor,
Bronze und geschnitztem Holz gebildet. Die verschiedenfarbigen Marmore,
meist aus Languedoc, sind sümmilich weiss geädert, und erhalten dadurch eine
gewisse Harmonie, Im Salon d'ApolIon sind die Wände mit Purpursammet
und Gold dekoriri, dazu die Möblinmg in Silber. Der Salon de la Guerre
ist ganz pomphaft, wie auch die grosse Gallerte, welcher dieser Raum als
Vorzimmer dient (Fig. 207); ebenso der Salon de la Paix, korrespondircnd
am anderen Ende der grossen Gallerie belegen; Marmor, Stuck und Bronze
bedecken die Wände. An einer Wand des Salon de la Guerre, das grosse
Basrelief in Stuck von Coysevox, den König zu Pferde im antiken Kostüm dar-
stellend. Der Rahmen ist von rothem wcissge äderten Marmor. Zwei Ruhmes-
genien in vergoldetem Stuck bieten dem Könige die Palme und den Lorbeer,
Unter dem Relief, ein blinder Kamin mit dem Basrelief des Sieges und zwei Ge-
fangene in Stuck, auf dem volutirten Giebel, in der Farbe die antike Bronze
nachahmend. Die Voluten sind in grünem rothgeaderten Marmor und die
Rahmung der Viktoria in blasserem grünen Marmor ausgeführt; die Sockel
in weissem Marmor, mit schwarzen Adern. Die ThUren in Weiss und Gold
gehalten mit grünen und roihen Marmoreinfassungen, darüber Felder in Ci-
polinmarmor mit dem Namenszuge des Königs in vergoldeter Bronze, Die
Felder sind mit Bronzeornamenten umrahmt, und die oberen zeigen Trophäen
in vergoldetem Stuck. Der ganze Raum ist durch ein Haches Kuppelgewölbe
mit einem allegorischen Bilde von Lebrun überdeckt (Qu, Rouyer etc.). — Im
Hotel deVille zu Lyon, ein besonders prächtiger Kamin, im Genre Lepantrc's,
wenn nicht überhaupt von ihm selbst. Allegorische Figuren sitzen auf dem
gebrochenen Giebel über dem Kamin, im Aufsatz befindet sich eine Land-
schaft, die Flache zwischen dem Bilde und den umfassenden Pilastern ist reich
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IV. Abschnitt, Klassischer Barockstil in Frankroicli. Jean Lepautrc. ^01
durch guirlandentragende Figuren dekorin (Qu. Rouyer etc.). — Im Hütel
Lauzun, Isle Si. Louis zu Paris, iGS?— 1661, für den Armeelieferanten Charies
Uruyn erbaut, die Innendekorationen in dem pompösen Genre Lepautre. —
Fig. »7. Wand aus dem Salon de la guerre in VersaiUes (n. Rooyer).
Gleichzeitig mit Versailles ist auch die Ausstattung einiger RUume im Palais
tle Justice zu Rennes. Im Saale der Grand Chambre daselbst sind Thtlren
und Plafond gleicherweise glänzend dekorirt. Die gemalten Arabesken, farbig
auf Goldgrund, von vergoldeten Profilen eingelasst, sind von einem Pariser
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IV. AhsthriHt. Klassischer Bsrocksiil in Frankreich. I.enotre, Jean Berain. (x}-^
Maler Antoinc de Brays. ThUr, Kamin und Plafond des ersten Audienz-
saals sind i66<)— 1694 entstanden. Der Tischler Pierre Dumesnil und der
Bildhauer Fran>;oisGlllet waren daran beschäftigt. In den reich de kor irten
Feldern, figürliche Kompositionen und Landschaften, von Jouvenet ausgeführt
'Qu. Rouyer etc.).
Antoinc Lepauirc, Architekt des Künigs, lernt von seinetn illtercn
Bruder Jean, und arbeitet in demselben Stile. Er ist bekannt durch sein
Werk unter dem Titel: "Oeuvres d'architecturc d'Antoine Le Pautre», io
welchetn das von seinem Bruder und ihm geschaffene Dekorati oasgenre ge-
wisKcrmassen in ein System gebracht wird. Der Oberleitende und Richtung-
gebende blieb allerdings immer Lehrun, dessen zahlreiche dekorative Erfin-
dungen, Bauten zu Festlichkeiten, Malereien, Kartons zu Tapeten, Trophäen,
Fontilnen, Gartenpavillons und anderes, von verschiedenen Stechern wieder-
gegeben und in 6 Bunden vereinigt sind. — Die gelegentlichen dekorativen
Arbeiten l^brun's fUr Privatpalaste, so in den Hotels Dangeau und Lamben
zu Paris sind schon bei der Malerei erwähnt worden (Fig. 208).
In die Reihe der stilbestimmenden Manner der Epoche Louis XIV. gChtin,
und nicht an letzter Stelle, der grosse Gartcnkunstler Andre Le Notre. Er ist
der Schöpfer dieser architektonischen Parkanlagen, welche der Natur gewisse
kunstliche Formen aufzwingen. Die beschorenen Hecken, welche grüne
Wände und Koulissen bilden, die ebenfalls in verschiedene Formen zuge-
stutzten Büumc, im Verein mit den mosaikartig behandelten Blumenparquetts,
geben seinen Garten einen feierlichen plastisch-abgemessenen Ausdruck. Der
spater wieder auflebende romantische Sinn hat diese Gartenkunst ganz ver-
werflich gefunden und das rein malerische Prinzip an die Stelle der.selben
gesetzt; aber es ist doch sicher, dass die Behandlungsart Lenotre's, besonders
in räumlich naher Verbindung mit den baulichen Anlagen dieser Zeit, ihre
Berechtigung hat. Um i665 legte Lenotre den Tu ilcri engarten an, im Jahre
1670 die Champs-Elysees, aber sein Hauptwerk sind die Gärten von Versailles.
Lenotrc"s Ruf erstreckte sich über ganz Europa, und es entstand in dieser
Zeit kaum irgendwo ein Schlosspark, der nicht von Lenotre -selbst, oder durch
seine Schüler angelegt wurde.
Ein anderer berühmter Ornamentmeister, typisch für das Detail des Stils
Louis XIV., ist Jean Berain der Vater, geboren zu Saint -Mihiel 1638,
gestorben zu Paris 1711. Er zeichnet sich besonders vor Lepautre durch
seinen leichten und lockeren Akanthus aus. In seinen graziösen und echl
franzüsischen Erfindungen gähn bereits das Ferment einer kommenden Stil-
veranderung. Berain hatte den grössten Ruf schon bei seinen Lebzeiten;
seine Manier beherrschte mehr als eine andere die Ornamentik seiner Zeil,
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(3o6 '^'- Absftinitt. Klassisdier Bamckstil in Fraiikrcicli. D. Mamt. Boiillt.
Die Stiche ßcrain's sind sehr zahlreich und beircfl'cn das ganze Gebiet der
Dekoration. Claude ßcrain, sein Bruder und Jean, sein Sohn, waren eben -
lälls Kunststechcr und Ürnamcntmcister von Ruf.
Eine bedeutende Umbildung des Dekorationsstils gegen die Art Lepauirc's,
eine enisehiedene Wendung s^gcn das l.x;ichie und Zierliche und in der Be-
tonung des Rahmenwerks eine Vorahnung des kommenden Roccoeos, giebt
Jean Marot, Architekt und Kunststecher, geboren zu Paris 1619, gestorben
1679. Noch entschiedener in derselben Richtung wirkt Daniel Marot, der
Sohn, geboren zu Paris um i65o, gestorben gegen 1712. Derselbe ging
nach der Aufliebung des Edikts von Nantes (tüib] nach Hotland und wurde
Architekt des Prinzen von Oranien.
Besonders dieser jüngere Marot ist in
der Zeichnung eleganter, als l^pautre
und Berain. Das Blatt- und Ranken-
werk wird von ihm nur HUchtig, aber
höchst geistreich behandelt, im echt
französischen Sinne [Fig. 209 und 210).
Zum Dekoraiioiisgcnre der Marot's
stimmt auch der Mübcistil der Boulle'.s,
Vater und Sohn. Andre' Charles
ß o ull e, Vater, der berühmte lilbenisi, ge-
boren zu Paris 1642, stirbt 1732. Seine
Möbel zeichnen sich durch die Monii-
rungen in Bronze und die Anwendung
vonMarqueteriearbciten aus. DieHaupt-
' formen bewegen sich fast immer in ele-
Fig. ai.. iioiiric. M.>i>ei. ganten Schwingungen; sie geben ge-
wissermassen die Anwendung des späten
Barockstils auf die Gestaltung der Möbel (Fig. 211). Jean Philippe Boulle,
einer der vier Söhne des Andre, Ebenist des Königs, arbeitet ganz im Stile
seines Vaters. Die Möbel der BouHc's werden typisch und ihre sofort ge-
stochenen und publizincn Erlindungen geben die Muster für ganz Europa.
Zu Anfang des 18. Jahrhunderts drängt sich die Nachahmung der natür-
lichen Blumen, in der malerischen, wie in der Stuckdekoration, sehr in den
Vordergrund, dafür verschwindet die klassische Akanthusrankc immer mehr
und begleitet meist nur in lockeren Bildungen den Kontour der immer
selbststiindiger entwickelten Rahmungen ; damit ist dann der Uebergang zum
Roccoco, zum Stil Louis XV. gegeben.
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e) Kunstgewerbe.
Für die Emwkkelung des Kunstgewerbes geben die bedeutenden Bau-
uniernchmungcn dieser Zeit einen nadilialiigcn Anstoss. In manclien Zweigen,
wie in den Gobelins, den Porzellanen und den Möbeln, kommt das Neue sehr
massgebend zum Ausdruck; indcss herrscht unverbrüchlich die I^inheii des
Siils, denn die hohe Kunst steht noch mit dem Kunstgewerbe in fester leiten-
der Verbindung. Um nur ein Beispiel zu nennen: so dirigirt Charles Lebrun,
der grosse Maler, gleicherweise Architektur, Malerei, Skulptur, wie auch die
Teppichweberei und noch viele andere kunsthandwerkliche Arbeitszweige.
Allerdings geht der Impuls für die Auflassung des Kunstgewerbes durchweg
vom französischen Hofe aus; und der Minister Colbert macht die Krrichlung
und die Pflege der Kunstwerkstillten sogar noch mehr als früher zur Sache
des Staats.
Der Bronzeguss, dem die Aufgabe zuHel, den Ruhm des grossen Königs
in zahlreichen Denkmälern zu verewigen, nahm hiervon einen bedeutenden
Aufschwung. Es wurden unter Louis XIV, zwei Etablissements für Bronze-
guss gegründet, das eine in den Gobelins, das andere im Arsenal. Aus den
Gobelins stammen die schönen vergoldeten Bronzen zur Innendekoration des
Schlosses von Versailles. Im Arsenal goss Johann Balthasar Keller, ge-
boren 1638 in Zürich, gestorben 1702 in Paris, fast alle die Bronzen, Vasen,
Statuen und Gruppen der Parkanlagen von Versailles, Marly, St. Cloud und
der Tuilcrien. Er ist der Erlinder der neueren Bronze leg irung, bestehend aus
Kupfer und Zink, mit wenig Zinn und Blei, und giesst 1Ö09, in Gemeinschuft
mit seinem Bruder Johann Jacob, die 60000 Pfund schwere Reitersiatue
Louis' XIV, für den Vendömeplaiz in einem Gusse. — Wegen der Menge
der verlangten Gusswcrkc fing man an, statt in Bronze, in dem weniger kost-
spieligen und leichter zu bearbeitenden Blei zu giesseii, allerdings nicht zum
Vonheil der zu erreichenden Monumentalität. Ein hervorragendes Werk in
diesem Material ist die Fontäne de la Pyramide im Garten von Versailles,
nach dem Modelle Girardon's. Dieselbe ist ganz in Blei, hat vier Schalen
pyramidalisch übereinander, die oberste von Krebsen getragen, die zweite von
Delphinen, die dritte von jugendlichen Tritoiien, endlich ruht die untere
Schale auf Lö«cntaizen und auf vier grossen Tritonen, welche im unteren
Bassin zu schwimmen scheinen.
Die ausgeführten Marmorarbeilen sind gleichfalls sehr bedeutend, obgleich
flicht zu Übersehen ist, dass der Stuck im echten Barocksinne für das Figür-
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6o8 I^' Ab.chnin. Klai^iscliur Baruckilil in FTiinktcii.ii. BalUn, l'HHot etc.
liehe der Innendekoration, hauptsachlich in den Prachtraumen von Versailles,
fast allein Anwendung hndet. Die Stuckfelder werden vergoldet, ahmen
antike Bronze nach, oder bleiben weiss, und sind oft mit Rahmungen von
echten Marmor in verschiedenen Färbungen umschlossen. Ein grosses Marmor-
werk, vom Jahre [664, ist unter anderem der Lettner der Kathedrale
von Auch in der Gascogne, unter Bischof Henri de Lamothe Houdemoni
errichtet. Der Lenner besteht aus einer korinthischen Ordnung mit gekuppelten
Säulen aus Marmor von Languedoc. in der Mitte ein Vorbau mit der Thür,
auf dessen Gipfel die Statuen der Evangelisten an einem Tische sitzend darge-
stellt sind, lieber dem Kranzgesims erhebt sich eine Balustrade aus rothem
italienischen Marmor, dessen Mittelpfeiler die Statuen der heiligen Jungfrau,
des Apostels Johannes, David's und Josua's tragen.
Das Holz findet hauptsächlich in den prachtvoll geschnitzten Boisscrien
Anwendung und fast gar nicht mehr zu den Decken, welche durchweg
stuckirt und mit Gemälden bedeckt werden. Als Holzschnitzereien sind die
Schiflsverzierungen von Füget bemerkenswerih, von denen noch Reste im
Arsenal von Toulon aufbewahrt werden. Schöne geschmiedete Gitter, aus
dem Schlosse de Maisons stammend, befinden sich im Louvre.
Louis XIV. hatte ausgezeichnete Goldschmiede in seinem Dienste: Claude 1.
Ballin, Qaude U. BalHn, de Launay und Pierre Germain. Diese verfertigten
für den König für zehn Millionen Goldarbeiten, welche aber 1689 und 1709
eingeschmolzen wurden, um die Kosten der Kriege zu decken. Claude 11.
Ballin arbeitete ausserdem für fast sammiliche Fürsten Europas. Von den
Arbeiten Pierre Germain's sind mehrere durch Abbildungen in Kupferstich
erhalt<in. Theodore I^ Juge, Goldschmied und Kunststecher, arbeitete zu Paris
um die Mitte des ■?■ Jahrhunderts. Louis Roupert, Goldschmied zu Metz um
1668, hat ganz das Blattwerk Lepautre's; dagegen venritt Jean Bourgerci,
Goldschmied zu Paris, von 1702—1723 arbeitend, den Uebergangssiil zum
Roccoco.
Jean Petitot aus Genf [1607—1691) und Bordier sein Associe, brachten
die Poriratmalcrei in Emaille in grossen Ruf. Das Louvremuseum besitzt
von ihnen etwa 40 Porträts der berühmtesten Personen aus der Zeit Louis XIV.
Auch in England, Russland und in Frankreich zerstreut giebt es noch viele
ihrer Emaillcbilder. Petitot kopirtc mehrere Gemälde nach Lebrun und Mignard,
unter anderen die Familie des Darius. Sein Meisterstück ist das Ponrat der
Gräfin Southampton, von bedeutender Grösse, jetzt im Besitze des Herzogs
von Devonshire. Durch die Zurücknahme des Edikts von Nantes aus Frank-
reich vertrieben, starb Petitot in Genf. — Gilles l'ßgare, Goldschmied und
Maler aus Chaumont en Bassigny, arbeilet zu Paris gegen I663, macht sich
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IV. Abselinitl. Klassi^tlicr Barockstil in FrankreLeli. Gubcliiis, Porzclainc icndre . 6«)
ebenfalls als Emailleur bekannt. Noe) Laudin aus Limoges (1667—1727) lieferte
Mosaikbilder in Pieira dura. Von ihm, eine Reiterschlacht der Griechen und
Perser im grünen Gewölbe zu Dresden.
Die Anzahl der Medaillen- und St empelschn eider war unter l.^uis XIV,
sehr bedeutend. In der Munzc von Paris befinden sich Arbeiten von Molart,
RousseU Jean Duvlvier, Bernard, Mauger, Jean le Btanc, Che'ron u, a.
Die tigurirte Teppichweberei, die Fabrikation des Gobelins, nahm unter
der Oberleitung Lebrun's einen neuen Aufschwung. — Seit Louis XI. Arras
eroben hatte, war die Kunst Gobelins zu weben, hier verloren gegangen und
andere Städte Flanderns, auch Italiens, hatten sich dieses Kunstzweiges be-
mächtigt. Erst unter Frani;ois 1,, der eine Manufaktur in Fontainebleau eta-
blirte, wurde die Gobelinsweberei eine speciell in Frankreich ausgeübte
Techaik, Das Atelier wurde mannigfach verlegt, von Henri II. nach Paris, in
das Hospital de la Trinite, von Henri IV. in das Kolleg der Jesuiten Rue St
Anioine, spater, als die Jesuiten zurUckkehnen, in das Palais des Tournelles,
dann in die Gebäude der Place Royal. Louis XIII. brachte die Tapisserie des
Gobelins in die Rue Moußetard, in die alte Manufaktur der Meubels de la
couronne. Im Jahre 1662 wurden unter Colbert sämmtliche Ateliers der
Tappisseries, die früher im I^uvre, in der Savonnerie und in den Tuilerien-
gäricn zerstreut waren, einzig im Louvre vereinigt; ebenso wurden die Werk-
stätten der Färber, Sticker, Goldschmiede, Giesser, Graveurs, Steinschneider
und Ebenistcn dahin verlegt. An die Spitze dieses grossanigcnKunsigewerbe-
insiituts, welches an 800 Arbeiter beschäftigte, trat 1663 Charles Lebrun als
Direktor und unter ihm die Maler van der Meulcn, Blin de Fontenay, der
Blumenmaler Monnoyer und die Dekorateure Francari und Augier. — Im
Jahre 1664 wurde noch die Teppichweberei von Beauvais durch l^uis Hinnart
gegründet, welchem die Regierung grosse Vortheile und Privilegien bewilligte, —
Nach demTode Lebrun's (1690) wurde sein alter Rivale, Mignard, Direktor des
grossen Staaisinstituts. Er schuf eine Zeichnenschulc und unter ihm waren
Nofl Coypel und Michel Corneille beschäftigt. Im Jahre 1694, nach Vollendung
der Arbeiten für Schloss Tr'ianon, wurden eine Menge Arbeiter entlassen und
nach dem Tode l..ouis XIV. machte man nur noch Teppicharbeiten, vorzugs-
weise Reproduktionen der Gemälde grosser Meister.
Die Porzellan fabrikation wurde 1647 von Edme Potcrat zu Ronen ver-
sucht, aber ohne Erfolg. Der Tüpfer Mor in in St. Cioud setzte die Bestrebungen
die chinesische Waare nachzubilden fort, und erfand 1595 die Porzelaine
tendre, also hundert Jahre vor Böttger, der erst das wahre chinesische Por-
zellan nacherfand. In der Paste der Porzelaine tendre ist kein Kaolin, über-
haupt wenig plastische Erde. Nachdem die geformte Paste bis zur Verglasung
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g,Q IV. Ab>ehuiii. Kla-Nisehcr Barocksiil in Frantrcicli. Klln^llilIeratur.
gebrannt ist, in welchem Zustande sie Bisquit heisst, wird die Hiniglusähnliche
Kiystalglasur aufgesetzt. Die Fabrik in St. Cloud, aus welcher später die
berühmie Manufaktur von Sevres hervorging, wurde nach Morin's Abgange
von Cliicameau geleitet. — Im Jahre 1711 erhielt Barthclemy Dorez in Lille
ein Privilegium, um Porzellan zu l'abrtziren, ahnlich dem in St. Cloud hcrgc-
stelttcn. Aus diesem Atelier in Lille sind unter der Leitung von Tron viele
Arbeilen hervorgegangen, besonders ein blaues symmetrisches Dekor auf milch-
weissem, etwas dickem Grunde. Es war immer noch kein wahres Porzellan,
wie das chinesische, sondern ein opakes Glas, bei einer niedrigeren Temperatur
schmelzbar.
Die Möbellabrikation der Boulle's, in der Siilisirung bereits der Spätzeit
Louis XIV. angehörig, ist schon erwähnt. — In der Kaihcdralc von Auch in
der üascogne wird 1664 eine Orgel vollendet, dieselbe gilt als Meisterstück
Joyeuse's, des berühmten Organisten und Orgelbauers dieser Zeit.
Die Glasmalerei musste endlich vor der alles durchdringenden Klassik
schwinden. Im Jahre 1646 liess Erzbischof Dominique de Vic. ebenfalls in
der Kathedrale von Auch, die weissen Glasfenster der Kapelle des Schills ein-
setzen, nur mit gemalten Einfassungen von Deneis versehen. Immerhin
kommen noch einige Glasmalereien vor; so die von Aniaud Molles 1683, für
die Kathedrale von Auch, und der Einzug Henri IV. in Paris von Lcmpy,
weiches merkwürdige Werk sich noch in der Biblioihck von Troyes bchndet.
In Saint-Mery und Saint-Paul zu Paris wurden noch Fensler ausgeführt;
einige Grisaillen und Wappen zu Versailles, und bei den Invaliden. Von
MicUu und G. Leviel rühren so ziemlich die letzten französischen Glas-
malereien her.
Nur zur Zeit Louis' XIV. war die französische Schule der Kupfersiech-
kunst die erste in Europa. Die berühmtesten Meister waren: Poilly, Etienne
Baudci, Pesne, Guillaume Chilteau, Claudine Stella, Ge'rard Audran, Edelinck,
Nanieuil, Drevet, Massoii und van Schuppen. — Bedeutende Holzschneider
noch zur Zeil der Kardinitle: Eiienne Duval und Pallioi. — In der Schwarz-
kunst ist Vaillant (f 1677) beinah der einzige französische Künstler unter
Louis XIV.
f) Kunstlitteratur.
Das Interesse an den Monumenten der altchrlsi liehen und mittelalterlichen
Welt bleibt in dieser Zeit, wie wahrend der ganzen Renaissanceperiodc, ein
rein historisches und antiquarisches und auf diesem Boden bewegen sich auch
die betretenden Publikationen. Dom Edmond Mailene, Voyage litte'raire de
yGoogIc
IV. Abschnill. Kb9si<iCl>er Barochslil in Franhreich. KimMliileratiir. 5i |
deux religieux ben^diciins de la Congregation de Saint-Maur, Paris 1717—1724.
5 vol. 4. — Thiers, Abbe' J, B, Dissertation sur les porches des egiises.
Orleans 1679. 12. — Thaumeaii de la Thaumassieres, Gaspard, Histoire du
Berry, Bourges 1689. Fol. — J. Dupuy, ßiat de IVglise du Perigord depuis
Tetablissement du christianUme. Pe'rigueux 1718, 2 vol. (3. — B. de Moni-
faucon, L'amiquiie' explique' et representtie en Figures. Paris 1724. i5 vol.
Fol. Mit Kupfern [enthält auch die römische Antike).
Merkwürdig ist die jetzt zuerst auftauchende Kunde von den griechischen
Monumenten in dem Werke: Jac, Spon, Voyage d'lialie, de Dalmatie, de Grece
et du Levante, fait dans les anne'es 1675 et 1676. Lyon 1677. 3, Vol. 13.
Mit Abbildungen. Allerdings ist das Gebotene noch sehr vage und bleibt
auch, als dem Zeitgeiste widersprechend, vorläufig unbenutzt.
Dagegen ist das Werk des Architekten Antoine Desgodetz, Les Edetices
amiques de Rome. dessine's et mesures tres-exaciement, Paris 1(582, mit be-
\vussier Absicht auf sofortige lebendige Wirkung in der Gegenwart, und zwar
auf Befehl des Minister Colben verfasst. In dieser neuen Aufnahme der
römischen antiken Bauwerke giebt sich das klassische Bestreben dieser Zeit
kund, und wirklich wurde das Werk nun das hauptsächlichste Lehrbuch der
Architekten. Hieran schliessen sich noch eine Anzahl anderer, die römischen
Monumente betreffende Puklikationen: J. Poldo d'Alb^ias, Discours hisiorial
de l'antique et illustre cite de Nimes, Lyon i65o, in Fol, Mit Holzschn. —
Deyron, Antiquites de la ville de Nimes, 1663 in 4, — Les dix livres d'Archi-
tecturc (Vitruv), corrige's et traduits en frant;ais avec de notes par Pcrrault.
Paris 1684. gr. in Fol. Fig. — Gauthier, Histoire de la ville de Nfmes et de
ses antiquitä. — Pierre Joseph de Haitze (gen. Hache, geboren um 1648 zu
Cavaillon, stirbt 1736), Les Curiosites les plus remarquables de la ville d'Aix.
1679 en 8.
Der Architekt Augustin Charles d'Aviler, geboren zu Paris 1653, ge-
storben zu Montpellier 1701, geht wieder auf den Anfang der Spatrenaissance,
auf Michelangelo und Vignola zurück, und liefert ein in dieser Zeit viel-
benutztes Werk: Cours d'Architecture, qui comprend les ordres de Vignole,
avec les commentaires, les figures et descriptions de ses plus beaux bStitnents
et de ceux de Micliel-Ange etc. Paris 169t, — Adam Philippon, der Lehrer
Lepautre's, theilt die Ergebnisse seiner italienischen Reise mit: Curieuses
recherches de plusieurs beaux morceaux d'ornements amiques et modernes,
tarn dans la ville de Rome ques autres villes et lieux d'ltalie. Paris 1645. —
Noch andere Werke betreffen grössteniheils die altere Renaissance. Peinturcs
de Bologne (Le Primatice) ä Fontainebleau, Belou fecit 1647. — Pommeraye,
D,, Histoire de la cathedrale de Ronen. Ronen 1670. 4. — Andre'e Fdibien,
yGoogIc
g,2 IV. Abschnitt. Klassischer Barockstil in Frankreich. KunsUillcratur.
Entreticns sur les vies et sur les ouvrages de plus excellents peintres. 1668
bis 1Ö88. — ßernier, J., Hisioire de la ville de Blois. Paris 1682, 4. — Perrault,
Ordonnance de cinq species de Colonnes, selon les Anciennes. Paris 1683 in
Fol. *— Blondel, Fr., Cours d'Architeaurc enscigne' dans racademic royalfc
Paris 1698. Mit Kupf. ^ Sauval, Henri, Hisioire ei recherclies des aniiquites
de la ville de Paris. — Paris 1724. 3 vol. Fol. — Felihiens, Dom Michel,
Histoire de l'abbaye de Saint-Denis en France, avec les preuves. Paris 1706.
Fol. — Piciirt, Bernard, Traite' d'architcciure d'aprcs Alberti, In Fol. 1726.
Sei bstverst lind lieh nimmt die Darstellung des Zeitgenössischen und hier-
von die der Ornamentik den breitesten Raum ein. Die Ornamenistiche von
Georges Charmeton, Archiiekturmaler, geh. zu Lyon 1619, gestorben zu Paris
1Ö74, unter verschiedenem Titel: Plafonds, Friese, Masken, Vorlagen zu
Stickereien, Vasen, Felder, Hauptgesimse u. a., meist 1676 erschienen. — Die
wahrhaft kolossale Menge der Stiche des berühmten Jean I.^ Pautre ist in
5 Bänden mit zusammen 2248 Tafeln vereinigt. Der Inhalt derselben an
Ornamenten, Architekturen, Landschafis- und Historienbildern durchlauft den
ganzen Kreis der Renaissancckunst. — Die Stiche nach den architektonischen,
dekorativen und malerischen Erfindungen des grossen Malers Charles Lebrun
füllen ebenfalls 6 Bände mit einer ahnlich grossen Anzahl von Platten. Man
muss bei Durchsicht dieser Werke Über die enorme Prodnktionskraft beider
Münncr erstaunen. — Die beiden Brüder Loir, Nicolas, geboren 1624 in Paris,
stirbt dort 1679, Alexis, geboren 1640, stirbt 1713, sind sehr fruchtbare Ornament-
mcister und Stecher im Genre Lepautre, besonders für Kandelaber, Mübel,
Pracht karossen und derartiges. — Von Jean Marot, 3 Bücher Architektonisches
und Ornamcnterlindungcn. — Jean Baptiste Monnoyer, der Blumenmaler, hat
eine Reihe seiner graziösen Kompositionen gestochen und Jean Vauquer
von Blüis hat an dieser Arbeit Theü genommen. — Paul Androuet Ducerceau,
der Enkel des berühmten Jaqucs Audrouet, arbeitet von 1660 — 1710 als
Omamenimeister und Stecher. — Jean Berain, der Vater, wieder einer der
grossen, den Stil eigenthUmlich fortbildenden Ornamentiker, sticht meist nach
seinen eigenen Erfindungen, Innendekorationen, Schlosserarbeiten, Ornamente
für Arquebusiers und anderes. Seine Arbeiten fanden über ganz Europa Ver-
breitung und Nachfolge. — Claude Berain, der Bruder von Jean und Jean
der Sohn, setzen den Stil des alteren Berain als Ornamentiker fort. — Sebastien
Le Oerc, geboren zu Metz 1637, gestorben in Paris 1714, giebt einen Band:
Tapisseries du Roy oü sont representez les quatre filemens et les quatre
Saisons, avec le devises qui les accompagnent et leurs explications. Paris
1679. Mit Vignetten und 8 Kupfern. — Derselbe, Les petits conqueies de
Louis XIV, — Derselbe, Thriomphe de Charles IV., duc de Lorraine, und eine
yGoogIc
IV. Abschnitt. KlasslBClicr Barock slil In Fninkreicli, Kunsllinoraliir. gn
Anzahl Architekturen bei festlichen Gelegenheiten, Ponräts, Apotheosen,
Triumphbogen und anderes. — Pierre Le Pauire, Sohn des berühmten Jean,
stirbt 1716 zu Paris, sticht die Bauten Jules Hardouin Mansart's und
eigene Omamenterfindungen. — Jean Dolivar, geboren zu Saragossa 1641,
gestorben 1602, der Neffe Jean Lc Pautre's, arbeitet mit seinem Onkel und
nach J. Berain. — Die Möbelerfindungen Andre-Charles Boulle's, werden von
Mariette gestochen und herausgegeben. — Daniel Marot, der Sohn Jean's.
giebt seine eigenen architektonischen und Ornamenterfindungen heraus; die-
selben sind sehr zahlreich und erscheinen zu Amsterdam 1612, — J. Bernard
Toro, Omamentiker und Bildhauer, geboren zu Toulon 1672, gestorben daselbst
1731, ein Schuler Puget's, liefert eine Unzahl Zeichnungen für den Stich;
Ciborien, Kelche, Lampen und Kandelaber für Kirchen, Trophäen, Masken,
Cartouschen, Vasen, Schalen und Aufsätze für Goldschmiede, ausserdem
Grotesken und Arabesken aller An, — Louis Fordrin, Schlosser des Königs,
gegen 1723, entwirft zahlreiche Schmiedearbeiten im Slil der Epoche, — Die
angeführten Omamentiker mögen genügen, um einen Begriff von der reichen
ThUtigkeit der Zeit auf diesem Felde zu geben, sonst liesse sich die Reihe
derselben noch um viele verlängern.
Enthielten die vorgenannten Ornamentwerke grösstentheils freie Erfin-
dungen und nur zum Theil wirklich Ausgeführtes, so ist das Letztere doch
ebenfalls hinreichend zur Darstellung gekommen, besonders die Bauten aus der
Zeit Louis XIV, Andree Felibien, Descripiion des lableaux, statues et bustes des
maisons royales, Paris 1677- — Le Jeune de Boulencoun, Description gene-
rale de THostel des Invalides, t^tabli par Louis le Grand dans la plaine de
Grenelle pres Paris, etc, Paris 1683 in Fol, Mit Kupfern. — RecueiJ de Profils
de Comiches exe'cutcs dans le Cliüteau de Versailles sur les dcssins de Jules
Hardouin Mansart, grave par P. Le Pautre. — Felibien, J, F^ Description de
Teglise royale des Invalides. Paris 1706; in Fol. Mit Kupfern, — Picart,
Bernard, Les peintures de Charles Lebrun et d'Eustache Le Sueur. Paris
1740, — Mariette, Jean, Archiiecture frani;aise, ou Recueil des plans, elevations
coupes et profiles des Egiises, Palais et Maisons particulieres de Paris et de
Chuteaux et Maisons de campagne ou de plaisance des environs, et de plusieurs
autres endroits de France, bütis nouvellement par le plus habiles architectes,
et leve's et mesures exactement sur les lieux. Paris 1727. 3 vol. in fol. —
Derselbe, L'Architecture a la mode, ou sont les nouveaux dessins pour la
de'coration des baiiments et jardins par les plus habiles architectes, sculpieurs,
peintres, menuisiers et serruriers, etc. Paris. 3 vol. en 4°. — Roben de Cone,
L'EldvatJon du Mattre-Auiel du Choeur de N. D. de Paris. Paris 1714.
1 Tafel. — La grande Galerie du cliüteau de Versailles et les deux Salons
yGoogIc
ßlA IV. AbschnitL Klastischer Baruchslil in Frankreich. Kunsllilleraliir.
ijui rai;i;umpagnent, peiiit par Charles Le Brun, dessine's par Jean Masse et
graves par ies meilleurs matires du tcmps. Paris nit- — Recueil des Vues
et Ornaments de Versailles. Ch. Ij; Brun iuv„ Le Poulire sc. — Plans, Ele-
vaiiotis, Jets d'eau et Statues du CliSteau de Versailles, des. et grav. par Isr.
Sylvestre en 1080—1684, ^^ ^- Lc Paulire en 1G72, 1677. iG8y, F. Chauveau
ex. — Descriptlon de la Grotte du Versailles. Paris 1779. — Grand escalier
du Chäteau de Versailles. Paris i725.
yGoogIc
V. ABSCHNITT.
Der klassische Barockstil in Deutschland, England und Spanien,
und die Nachfolge der französischen Klassik in diesen und den
übrigen europäischen Ländern, von 1650—1720.
Obgleich sich der klassische Barockstil Frankreichs, um die Mitte des
17. Jahrhunderts, über alle europaischen Lander verbreitet und selbst auf
Italien das Mutterland der Renaissance zurück wirkt, so kann man doch nicht
ohne weiteres die gesammte Künsten t Wickelung der zweiten Hälfte des
17. Jahrhunderts als von der französischen abhängig ansehen; denn es machen
sieb daneben noch andere Einflüsse, auch Regungen der Selbstständigkeit
bemerkbar; und dies gilt nicht allein von der italienischen, sondern auch ganz
augenscheinlich von der deutschen und englischen Kunst.
Für Deutschland machte der westfälische Frieden einen tiefen Abschnitt;
als die einzelnen seitdem selbst ständiger gewordenen Staaten wieder an-
hngeo, sich von den Unbilden des Krieges zu erholen, kam zum ersten Male
eine Renaissance in Uebung, welche sich ganz von mittelalterlichen Remi-
niscenzen freihielt, nicht nur im Detail, sondern auch in der Hauptanordnung
der Baulichkeiten. Aus diesem Grunde kann die neubegrUndete deutsche Stil-
Periode wohl die Bezeichnung einer «klassischen» für sich in Anspruch nehmen.
In der Architektur sind es namentlich drei hervorragende Künstler, welche
die «deutsche Klassik» in bedeutenden Werken ausprägen: Schlüter in Berhn,
Pöppelmann in Dresden und Fischer von Erlach in Wien. Unzweifelhaft
kannten diese Architekten die französischen Bauten der Epoche Louis' XIV.
atis eigener Anschauung, oder mindestens aus den betreffenden Publikationen;
aber sie hatten zugleich, und wie es scheint mit grösserer Vorliebe, die
halienische Kunst siudirt und wussten als bedeutende Individualitäten ihren
eigenen Schöpfungen einen hohen Grad von Originalität zu verleihen. Vor
allem möchte der Zwinger Pöppelmann's in Dresden, wenn er auch das Vor-
hergehen des borromincsken Stils voraussetzt, und in der Hauptanlage das
französische Pavillonsystem annimmt, schwerlich irgendwo seines Gleichen
finden. Schlüter in Berlin gicbt als Baumeister, in seinem Königsschlosse
yGoogIc
()l() V. Ab:.t'liriitl. Klas.i^clier Barockslil in DciilsdiUnd. l^nftland, Spanien cic.
daselbst, wohl den reinsten Ausdruck einer Klassik, welche sich in den Haupt-
formen der spUtiialicnischen Fassung der Bauten anschÜesst. und in der
Detailhrung besonders des Innern das französische Genre Berain anwendet.
Aber Schlüter ist nicht allein Architekt; er ist noch bedeutender als Bildhauer
und gehört als solcher, seiner Hauptrichtung nach, in die Nachfolge der
bcrninischen Schule. Er verfällt sogar gelegentlich in die äusscrsteo Aus-
schreitungen derselben, in die Verwendung handelnder, allegorischer Figu-
ren; indess muss man Ihm soviel zugeben, dass er doch auf einem höheren
Niveau steht, als alle seine Zeitgenossen, und dass er sich in der wahren
Wiedergabe des historischen Porträts, sowie in dem grossartigen Ausdrucke
der Affekte, als ein echter Nachfolger Michelangelo's und Giovanni da Bo-
logna's erweisst, — Der Architekt Fischer von Erlach in Wien vereinigt,
ahnlich wie Pöppelmann, den borrominesken Stil mit dem französischen der
Epoche Louis XIV., halt sich aber in der Hauptanlage seiner Palaste naher
an die grandios einfache Auffassung der Italiener, wahrend bei Pöppelmann
noch Anklänge der alteren Romantik bemerkbar werden.
In der deutschen Skulptur dieser Zeit steht die Vortrefflichkeit SchlUter's
ganz vereinzelt. Vor ihm, wie nach ihm, herrscht eine grosse Oede und seine
eigenen Schüler bringen kurz nach seinem Weggange von Berlin ganz Unzu-
lässiges zu Stande; wie denn Überhaupt das Meiste der plastischen Werke
dieser Zeit in Deutschland kaum Über die h and werks massige Miitelmassigkeit
hinausreicht. Johann I^nz in Köln und Balthasar Permoscr in Dresden
gehören mit ihren besseren Leistungen noch zu den seltenen Ausnahmen.
Eine gleichzeitige deutsche Malerei giebt es kaum, und dies lässt wieder
auf einen tief innerlichen Mangel an nationaler künstlerischer' Triebkraft
schliessen. Alles Geleistete läuft auf eine grobe Nachahmung der italienischen
und niederländischen Malerei der vorigen Epoche hinaus. Uebrigens waren
damals an den deutschen Höfen durchweg nur Ausländer thatig, in Berlin
Hollander, in Dresden, München und Wien Italiener. Nur als Aus-
nahmen können die Deutschen, Balthasar Denner und Rugendas genannt
werden; der erstere als tüchtiger Portratmaler und letzterer als Schlachten-
maler von Bedeutung.
Die verhaltnissmässig grosse Selbstständigkeit Deutschlands, mindestens
in der Architektur dieser Epoche, ist deshalb um so bemerkenswerther, weil in
der Litteratur bereits jede Spur von nationaler Eigenheit, über der unbedingten
Nachahmung der Franzosen, verloren gegangen war. Die verschiedenen, nach
dem Musler der italienischen Akademien errichteten Dichterorden pflegten
alles andere eher, als die volksmassige Poesie. Die schlesischen Dichterschulen
verloren sich in bombastische Phrasenmacherei, Der mehr als derbe Roman
yGoogIc
V.Ab>dinilU Allecmüints. Polili.die und lilk^rarisclic VcrhäJinis,c. g,,
Simplicissimus von Hans Jacob Christoffel von Grimmeishausen trifft gut
f^enug die durch die unendlichen Kriegsläufic bewirkte Verwilderung der
Siiten; und Abraham a Sanaa Clara als Kanzelredner zeichnet seinerseits die
damit Hand in Hand gehende Verwilderung in Stil und Ausdruck. Der
gleichzeitige Begründer der deutschen Philosophie, Gottfried Wilhelm Leibnitz
(1646 — 1716) schrieb französisch und lateinisch, weil die deutsche Sprache
nicht mehr die der feineren Welt war. Am Ende des 17. Jahrhunderts stieg
die Fluth der Gallomanie immer höher, besonders an den einzig den Glanz
von Versailles beneidenden Höfen, Allerdings gab es eine nationale Opposition,
aber vorläufig kämpften die Vertreter derselben einen vergeblichen Kampf: der
Dichter Christian Weise (1642—1708), der es versuchte, den allen volksmässigen
Ton wieder zur Geltung zu bringen und der Gelehrte Christian Thomasius in
Leipzig [1655—1728], der das erste akademische Programm in deutscher Sprache
1678 an das schwarze Brett der Universität schlug, waren in diesem Falle.
Viclleichl wäre es dem begabten Dichter Christian Günther (1695—1733) besser
geglückt, die nationale Richtung wieder emporzubringen, wenn ihn nicht
ein früher Tod hinweggerafft hätte, — Politisch genommen, stand es womög-
lich noch schlimmer, denn die Selbststiindigkeit Deutschlands, die deutsche
Reichscinheit, sank der zunehmenden Macht der einzelnen Höfe gegen-
über wirklich zum Schatten herab. Ausserdem wurde Oesterreich 1663 durch
einen neuen TUrkenkrieg und in den nächsten Jahren durch eine Empörung
der Ungarn hart bedrängt. In der That beherrschte Ludwig XIV. Europa,
und gab besonders fUr die grossen und kleinen deutschen Höfe, die auch
politisch mehr oder weniger nach Frankreich gravirten, das tonangebende
Muster. Die Belohnung für die Deutschen blieb nicht aus: Ludwig XIV.
riss, in immer erneuten Kriegen, oder auch im Frieden durch allerlei schlaue
Ränke, ein schönes Stück Deutschland nach dem anderen an sich. So gingen
Lothringen und Elsass an Frankreich verloren und die Pfalz erlitt durch
französische Soldatenbanden eine noch die Grüuel des dreissigjührigen Krieges
Übersteigende Verwüstung; nicht einmal die Kaisergrüber im Dome zu Speier
wurden verschont. — Im Jahre 1683 standen wieder einmal die Türken be-
drohlich vor Wien und an den deutschen Grenzen lauerte auch schon ein
französisches Herr auf die günstige Gelegenheit; aber endlich wurden die
Türken 1687 bei Mohacz und 1697 bei Zcuia durch Held Eugen von Savoyen
entscheidend geschlagen, die Heerhaufen des allcrchristlichcn Königs
mussten diesmal zu Hause bleiben, und auf die gehoffte Beute verzichten.
Das deutsche Reich war für diesmal noch gerettet, und Oesterreich genoss
endlich, nach dem Aufhören der TUrkenkriege und der ßesiegung der Ungarn,
unter Kaiser Leopold I. (i658— 1705) und seinem Nachfolger Joseph I. (f 1711)
yGoogIc
6i8 '^- AbiClmill. Klas-isclicr Barockstil in »eulscIiUiid, Engrand, Spanien «ic.
einer verhsltnissmässigen Ruhe und konnte sich den friedlichen Arbeiten,
ako auch der Pflege der Künste, widmen. Es begann für Wien eine neue
grossartige Bauepoche, die sich besonders in der Errichtung von Palästen,
üussertc. Der Machtzuwachs der deutschen Einzelhöfe tnachte sich ebenfalls
sofon in zahlreichen, den Residenzen zugewendeten baulichen Verschönerungen
bemerkbar. An Sachsen kam unter Kurfürst Friedrich August II. die polnische
Königskrone (1697) und dieser Erwerb verlieh dem Dresdener Hofleben, wenn
auch nur fUr kurze Zeit, einen alles Überstrahlenden Glanz, der sich greifbar
in den übermUthigen und prunkvollen Formen des Zwingerbaues verkörpene.
Nachhaltiger, weil mehr von Innen heraus erfolgend, war der Aufschwung
Preusscns, hauptsachlich bewirkt durch den mächtigen Regentengeist Friedrich
Wilhelm's, des grossen KurfQrsten (1Ö40 — 1688). Sein Sohn und Nachfolger,
der Kurfürst Friedrich III. (1688—1713), konnte es wagen, sich die Königskrone
aufzusetzen, als Friedrich 1. [1701); und wandle dann alles auf, um Berlin
baulich zur wUrdigen Königsresidenz umzubilden. Dies durch die politischen
Verhältnisse veranlasste Vorhaben gab die Grundlage fQrSchlUter's geniales, leider
nur zu bald durch ein tragisches Schicksal unterbrochenes künstlerisches Wirken.
In Englands Kunstleben handelt es sich in dieser Zeit ebenfalls wesent-
lich um die Emwickelung der Architektur; denn von nationaler englischer
Skulptur und Malerei ist gleichzeitig wenig zu berichten. Ueberhaupt war
Englands Initiative, in Erfindung neuer Siilformen für die bildende Kunst,
immer nur schwach, und hierin ändert auch diese Epoche nichts. Die alte
englische Zähigkeit im Festhalten der ererbten Traditionen thut sich auch jetzt
hervor und kann nur ruckweise durch ausländische Einflüsse besiegt werden.
So muss jetzt die verspätete Nachahmung Palladio's, die Schule des Inigo Jones,
nicht minder der Anfang eines nordischen Barockstils, wieder einer gothischcn
Renaissance weichen, welche durch Wren und seiner Nachfolger hervorgerufen
wird; und erst zu Anfang des 18. Jahrhunderts bewirkt der Ausländer Van-
brough die Einfuhrung des klassischen Barocks der Franzosen, des Stils Lud-
wjg's XIV., in England. — Die republikanische Periode unter Cromwell, seit der
Hinrichtung Karl's 1. (1649), also die zeitweilige Herrschaft der Puritaner und
die durch die Revolution hervorgerufenen Bürgerkriege waren derEntwickelung
der Kunst möglichst hinderlich gewesen. Zum weiteren Beweise dieser Thatsache
hat diese Zeit nur einen Dichter von Bedeutung, John Milton (1608—1674]. "^'^
seinem «Verlorenen Paradiese» aufzuweisen. — Nach der Gegenrevolution,
um 1660, brachte Karl II. den französischen Geschmack mit herüber, der sich
dann in den Dichtungen John Dryden's (1631 — 1700) durch Glätte und trockene
Korrektheit äusserte. Zugleich beginnt in der Philosophie, mit John Lookc
(1632—1704), die Herrschaft des Materialismus, und diese Richtung wird durch
yGoogIc
V.Abschnill. AI Ige meines. r«lilischi und liiierarischc Verliül misse. 6,,j
die «Freidenker», Shaftsbury (1671 — 1713) und Bolingbrocke (1672 — i75i) in die
höheren Klassen der Gesellschaft eingeführt. — Die feige und schlechte PoUiik
Bukingham's, Ministers Karl's II., führte zur Vertreibung des Königs durch den
Oranier Wilhelm, Nach dessen Tode wurde Anna, die Tochter Jakob's IL,
Königin (1702—1714) und berief die braunschweig-hannöversche Linie auf
den Thron. Dei- Dichter dieser Zeit, Alexander Pope (1688— 1744), glänzt mehr
durch seine Eigenschaften als Weltmann und Philosoph, und der bittere Satyriker
Jonathan Swift (1667— 1745) kann mit grösserem Rechte als Ausdruck der Epoche
gelten. Im Ganzen geben die Produktionen des englischen Geistes in dieser
Zeit, in der Liueratur, wie in den bildenden Künsten, kein einheitliches Bild;
und man kann sagen, dass hier zum ersten Male seit dem Bestehen der
Renaissance der Mangel einer festen, alles mit sich fortrcissendcn Richtung
deutlich zu Tage tritt. Dies Fehlen eines sonst für alle Phasen der Renais-
sance charakteristischen Merkmals giebt bereits ein verfrühtes Vorbild der
chaotischen Bestrebungen der neuesten Zeit, und tritt in genaue Parallele mit
dem Vorangehen Englands in der zersetzenden Philosophie.
Im letzten Vienel des 17. Jahrhunderts musste auch in den Niederlanden
das malerische Barock der Rubens'schen Periode einer nüchternen Klassik im
Sinne des Stils Ludwig's XIV. weichen. Während des vierzig Jahre dauernden
Krieges mn Frankreich (1672-1713) bürgerte sich die französische Bildung in
Holland ein, nicht zum wenigsten durch die, seit der Aufhebung des Edikts
von Nantes unter Ludwig XIV., aus Frankreich auswandernden Protestanten,
Schon 1672 klagt der Dichter Antonides, dass die holländische Litteratur eine
Aeflin der französischen sei, aber die Klage war nutzlos, denn es blieb dabei.
Die holländische Malerei fällt von ihrer glänzenden Höhe herab und bequemt
sich, hauptsachlich in der Landschaft, zur Nachahmung der Poussin's nnd des
Qaude Lorrain. Nur die SpeziaHiät der holländischen Blumenmalerei bewahrt
noch etwas von der früheren frischen UrsprUnglichkeii und wahren Natur-
auffassung, und Übt damit sogar eine Ruckwirkung auf die im ersten Viertel
des 18. Jahrhunderts erfolgende Umbildung des französischen Stils. Alles von
Holland Gesagte gilt in noch höherem Masse von dem politisch ganz nichtig
gewordenen Belgien.
In Spanien machen sich in der Architektur, von der Mitte des 17- bis
zur Mitte des 18. Jahrhunderts, drei verschiedene Stilstufen bemerkbar, welche
aber sämmtlich der Klassik, das heisst einer Stilfassung angehören, welche der
gothischen Ueberlieferung keinen Eintluss mehr gestattet. Zuerst dringt der
borromineske Barockstil von Italien ein, dann erfolgt, mit dem Beginn des
iS. Jahrhunderts, eine Steigerung zum «churrigueresken» Genre, und endlich
die Wendung zur französischen Klassik, welche aber bereits im Uebergangc
yGoogIc
620 V. Absdinilt. KlHMi^clier Bdroeloül in Deutsclilaiid, KnBliind, Spaiiitii vXc.
zum neu klassischen Zopfstile begriffen ist. — Mit der Herrschaft des borro-
mincsken Stils trifft in Spatiien die höchste BlUthe der Maierei zusammen.
Das Wirken der grossen Meister, Zurbaran, Velasquez und Murillo dauert etwa
von 1630 — 1670. — Die spanische Skulptur dieser Zeit gehört, wie überall, in
die Nachfolge Bernini's, aber vielleicht fanden hier die Nachbildungen der
Affekte und die Anwendung der handelnden Allegorien mehr als anderwärts
ein geistiges Vorbild in den Dichtungen des grossen Calderon de la Barca.
Auch das von den Bildhauern besonders kultivirte Genre «Churriguerescc
hatte ein litterarisches Vorbild in der damaligen Wendung des poetischen
Ausdrucks zum Kunstlichen und Geschraubten.
Das Uebertragen der Schnell maierei der zweiten iulienischen Barock-
periode nach Spanien, durch Luca Giordano, der in den letzten Jahren des
17. Jahrhunderts dorthin kam, bedeutet mindestens den Untergang der ein-
heimischen Malerei.
Uebrigens gab ein politisches Ereigniss den näheren Anstoss zum Ver-
drängen der nationalen spanischen Kunstart durch die französische Klassik.
König Karl II. starb im Jahre 1700 kinderlos; und durch die Ueberlegenheit der
französischen Politik wurde Philipp von Anjou, der zweite Enkel Ludwig XIV,,
sein Nachfolger, allerdings nicht ohne einen, in halb Europa deshalb gefuhnen
Krieg, nach dessen Beendigung ([714) Philipp erst allgemein anerkannt wurde.
Mit den Bourbonen zog auch die Nachahmung der französischen Klassik in
Spanien ein und vernichtete zuerst die spanisch-nationale Litteratur, obgleich
einzelne Dichter, wie Jose Gaüizares und Antonio de Zamora, gegen das
Eindringen des fremden Geschmacks opponlrieo. Bald darauf gelangte
auch in der bildenden Kunst das Französische zur vollen HerrschafL
Der Einfluss Frankreichs wird am Ende des 17. Jahrhunderts ganz all-
gemein und unabwendbar in Europa, und muss deshalb als wahre Signatur
der Zeit gelten. Selbst im fernen Norden, in den skandinavischen Ländern,
sind es französische Architekten, Maler und Bildhauer, denen die Haupt-
arbeiten zufallen. Der Gallicismus dauene hier, besonders in Schweden, noch
lange fort, nachdem derselbe in den übrigen Landern bereits durch nationale
Regungen wieder siegreich bekämpft worden war. — Auch Russland, dieses
eigentlich jetzt zum ersten Male in den Kreis europäischer Kunstent Wickelung
eintretende Land, musste sofort den fremden Götzen opfern. Die Gründung
von St. Petersburg, durch Peter den Grossen, am Anfange des 18. Jahr-
hundens, gab Gelegenheit zu bedeutenden Bauten, die zwar meist von Italienern
ausgeführt wurden, aber doch unter dem merkbaren Einfiusse der französischen
Klassik standen.
yGoogIc
I. Der klassische Barockstil in Deutschland.
Bereits um die zwanziger Jahre des 17. Jahrhunderts wird der in Deutsch-
land herrschende, nordische Barockstil durch die mehr klassischen Formen
des späten italienischen Barockstils verschiedentlich beeinflussi, oder ganz
verdrängt; aber erst nach dem Abschlüsse des westfälischen Friedens, nach
der Mitte des 17. Jahrhundens, kommt in der Kunst der entschiedene Gegensatz
zur mittelalterlichen Ueberlieferung, das klassizirende Barock, zur allgemeinen
Geltung. Noch in der Bluthezeit der speziell sogenannten Deutschrenaissance,
um 1 554, fand Herrmann Crombach in Köln für seinen Vorschlag, den Weiter-
bau des Kölner Domes nach den alten Rissen zu unternehmen, Zustimmung
und günstige Aufnahme; und wenn es nicht zur Ausführung des gebilligten
Plans kam, so lag dies nur an äusseren Umständen, an den schlimmen Zeit-
läuften, am Ausbruch eines alle friedliche Thötigkeit hemmenden Krieges.
In der Epoche des klassischen Barockstils wäre die Weite rfUhrung eines
gothischen Werks aus inneren Gründen unmöglich gewesen; denn man hatte
sich unterdess auch in Deutschland das verachtende Urtheil der Italiener über
den mittelalterlichen Kunststil angeeignet und war nun gewöhnt, «Gothisch»
und «Barbarisch» für gleichbedeutend anzusehen. Als die Deutschen nach
dem Ungewiner des dreissigjghrigen Krieges wieder zum Genuss eines ruhigen
Daseins gelangten, schien es, als ob sie aus dem Lethe getrunken hätten:
sie hatten die eigenen grossen Traditionen auf allen Gebieten geistigen Lebens
ganz vergessen ; und bemühten sich ernstlich, eine neue Kuhur vom Auslände
heran zu holen, selbstverständlich in erster Linie von den vielbe wunderten fran-
zösischen Nachbarn. In Frankreich herrschte damals die Nachahmung der römi-
schea Antike, die neue Klassik, und selbstverständlich mussie dieselbe Richtung
nach Deutschtand übertragen werden. Dass sich trotz dieser Abhängigkeit den-
noch eine eigenthümliche deutsche Kutistrichtung, mindestens in der Architektur,
bilden konnte, ist das Verdienst einiger grosser künstlerischer Individualitäten,
der Schlüter, POppelmann und Fischer von Erlach. Diese Meister fanden, bei
Beginn ihres Wirkens, den französischen Einfluss bereits in voller Blüthe, und
konnten es nur durch grosse künstlerische Kraft und originelle Begabung
dahin bringen, etwas verhaltnissmassig selbstständiges zu schaffen. Aber, wie
dieser momentane Aufschwung in der deutschen Baukunst nur aus dem per-
sönlichen Talent einzelner grosser Meister entsprang, so endete derselbe wieder
ebenso schnell mit dem Ableben derselben. Keiner der vorgenannten grossen
Architekten machte Schule; ihre Nachfolger hatten nicht die Kraft, dem unter-
yGooglc
622 V' AhschniU. K<iiiii>clicr Bvocksül in Deutschland. Archilcktiir.
dess in Frankri;ich ausgebildeten, von dort als Modestil eindringenden
Roccoco Widerstand zu leisten, welches bald genug jeder selbstsiandigcn
deutschen Kunsteatwickclung den Weg abschneiden sollte.
a) Architektur.
Wie schon oben bemerkt worden, ist es vorzugsweise die Architektur, in
welcher der Gegensatz der neuen klassischen Richtung zum früheren gothisiren-
den Barockstil, zum Ausdruck kommt. War man früher in Deutschland, in den
Hauptdispositionen der Bauten, noch immer den Prinzipien des Mittelalters
gefolgt und hatte damit nur das antike Detail in einigermassen spielender und
phantastischer Weise verbunden, so wird das nun mit einem Male anders; die
antike Richtung herrscht jetzt, nach dem Vorbilde Frankreichs und Italiens,
durchweg. Ein mächtiges Hauptgesims mit Balustrade schliesst die meist mit
flachen Dächern versehenen Gebäude ab, und macht die Anwendung der frUher
beliebten Ziergiebel und anderer Dachaufbauten unmöglich. Der Gesammt-
eindruck der Bauten wird hiermit ein wesentlich anderer, denn die frühere
malerische Silhouette verschwindet zu Gunsten einer akademisch regelmässigen
graden Abschlusslinie. Zugleich wird auch das Detail besser nach den antiken
Mustern studirt; aber ähnlich wie in Frankreich erstreckt sich der klassische
Purismus nur auf das Aeussere, während im Innern das alte Barock in Uebung
bleibt,' und zwar in nicht zu verkennender französischer Fassung, beeinflusst
durch die Werke der fruchtbaren Ornament meiste r Lepautre, Berain und
Daniel Marot.
Von den deutschen Einzelstaaten hatte sich Preussen unter der kraft-
vollen Regierung des grossen Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1640 — 1688) zu-
erst wieder erholt. Auswärtige Baumeister, Bildhauer, Maler und Kupfer-
stecher, meist Holländer, wurden nach Berlin berufen und brachten den fran-
zösischen Geschmack miL Besonders stark wurde der Kunstbetrieb seit dem
Frieden von St, Germain (1670}- — Johann Gregor Meinhard aus Holland
(t 1678), i65o als Ingenieur und Baumeister berufen, war damals der einzige
Architekt von Bedeutung in Berlin. Sein erster Bau, um i65o, war das Lusthaus
im alten Lustgarten, zweigeschossig mii Eckihürmen und Gallerien, im unterea
Geschoss mit Muschelgrotte und Vcxir wassern. Der obere Saal wurde spater
zur Kaufmannsbörse eingerichtet. Am kurfürstlichen Schlosse in Berlin wurde
bis 1653 viel verändert, Einrichtungen von Zimmern und dergleichen; aber
erst i656, nach Beendigung des schwedischen Krieges, erhöhte Meinhard das
Haus der Herzogin an der Spreeseite und baute noch ein Gemach über dem
yGoogIc
,V. Abschnitt. Klassischer Barockstil in Deulschland. Mtinhard, Chi«e. Langerveid. 623
grUaen Hut Das Schloss in Oranienburg wurde i665 durch Meinhard erweitert;
die Haupttreppe dasdbsi mit den zwei Porphyrsäulen ist noch aus dieser Zeit
erhahcn. Joachim Ernst Bleseodorf aus Zielenzig (1*340—1677), ein Schüler
Meinhard's, wurde zum Siudium nach Italien geschickt und nach seiner
ZurUckkunft zum Oberbaudirektor ernannt. Ein anderer Hollander, Michael
Matthias Smids aus Rotterdam (1636—1692), wurde 1653 berufen und baute
in Berlin, 1663 — iOi'tg, den Thurm der Marienkirche, 1665—1670 den Marstall
in der Breiienstrasse, durch das von Ribbeck'sche Haus vergrössert, und jm
kurfürstlichen Schlosse den Alabastersaal im Querhause, Philipp vonChieze
aus Piemont (f 1673), kam 1661 aus schwedischen Diensten. Sein Hauptwerk
ist das nachmals umgebaute Stadtschloss in Potsdam, seit 1660 und 1673
durch Meinhard fortgesetzt. Es entstand die Hauptseite mit der grlinen Treppe,
einem Thurm auf der Miite und ThUrmchen auf den Eckrisaliten, dann zwei
Flügel und ein Quergebäude. Der Hauptbau war zweigeschossig, das Mittel-
risalit hatte einen Giebel; die Flügel erhielten nur ein Stock, aber wieder zwei-
stöckige Pavillons, am Zusammensioss mit dem QuergebUude. Das Ganze
war mit einem Wassergraben umzogen. Ebenfalls von Chicze. das Schloss
zu Kapui bei Potsdam, für den grossen Kurfürsten erbaut. Cornelius
Ryquart, vermuihlich Hollander, kurfürstlicher Baumeister zu KUstrin, er-
richtete das Schloss zu Sonnenburg, für den Johanniter meister Fürst Johann
Moritz von Nassau, und 1670 das Hauptgebäude des Schlosses zu Schwedt.
RUtger van Langerveld, zu Nymwegen geboren (1635—1695], kam als
Baumeister und Hofmaler nach Berlin, baute 1681 das Schloss in Köpenick
für den Kurprinzen, und vermuihlich 1678 — 1687 die Dorotheensiöd tische Kirche
in der Mittelstrasse. Künstlerisch bedeutender als die Vorigen ist Johann
Arnold Nering (f 1695), vermuihlich ebenfalls Holländer und Schüler des
Smids. Nering hat zuerst das klassische Barock der Franzosen, den echten Stil
Louis XIV., nach Berlin gebracht, wenn man annehmen darf, dass das Zeug-
haus in Berlin von ihm herrührt. Allerdings giebt es zwei Entwürfe, be-
titelt: Fa^ade de l'Arsenal Royal de Berlin du Dcssein de Mr. Blondel con-
duit par Nerin, Archt.; wonach die Erhndung vom Pariser Architekten Blondel
herrühren würde und Nering nur die Ausführung gehabt hätte. Innere und
äussere Gründe machen diese Vermuthung wahrscheinlich, einmal wegen der
Uebereinstimmung des Stils, und dann weit Fran(;ois Blondel, als Mare'chal de
Camp und Baumeister der bekannten Pariser Triumphihore, wohl Ruf genug
haben konnte, um zum Entwürfe eines militürischen Gebäudes für Berlin
aufgefordert zu werden. Auch in der Zeitbestimmung liegt kein Hinderniss
zu dieser Annahme, denn Blondel starb 1686, und der Plan Nering's von i685
künnte eine UeberarbeJtung des Blondel'schen Entwurfs darstellen. Uebrigens
yGoogIc
fiy.A V. Abschnin. Klassischer Barockslil in Deiilschland. Ntring.
ist die Frage Dach dem Ursprünge des ersten Zeugliausentwurfs deshalb voa
geringerer Bedeutung, weil das Hauptcharakterisiikum des Baues, der tnSchtige
Trophaenkranz Über dem Hauptgesimse, in der ersten Idee dem Architekten
de Bodt, und in der Ausführung, mindestens in den Haupttheilen, dem deutschen
Meister Andreas Schlüter angehört. — Zunächst baute Nering, nach dem Tode
Mcinhard's, von 1678—1690 das Schloss Oranienburg fertig, besonders die
Seite nach der Havel mit den offenen Arkaden, dann in Berlin 1679 — '^^ '''^
Kaufladen vor der alten Stechbahn, mit einer dorischen Bogenlaube; ausserdem
hatte er unter Smid's bis 1692 vielen Antheü an dem angefangenen Schlossbau
daselbst an der Spreesciie. Seit 1683 leitete er, ebenfalls als Nachfolger Mcin-
hard's, die Erweiterung des Stadtschlosses zu Potsdam, an dem die
Seitenflügel nach der Stadt hin verlängert und um ein Geschoss erhöht, der
umgebende Wassergraben aber zugeworfen wurde. Es soll bereits Nering's Plan
gewesen sein, das Schloss nach der Stadtseite im Halbzirkel abzuschli essen,
doch wurde dieser Gedanke erst nach seinem Tode durch de Bodt ausgeführt
Die Kapelle am KUpenicker Schlosse wurde 1684 von Nering hinzugefügt;
aber eine seiner Hauptarbeiten als kurfürstlicher Oberingenieur war die Anlage
der Friedrichstadt in Berlin seit 1688, in welcher alle Gebäude nach seinen
Rissen gebaut werden mussten. Das Patais fUr den Feldmarschall von Schomberg,
jetzt zum kronprinzlichen Palais umgebaut, das Fürstenhaus auf dem Werder
für den Obcrprasidenien von Dankelmann, und das Haus des Feldmarschalls
von Dcrßlinger am kölnischen Markt rühren von ihm her. Gemeinschaftlich
mit Cayart erbaute Nering 1692 — lögS die lange Brücke; und hinterliess bei
seinem Tode zwei angefangene Bauten, die Parochialkirche i685 begonnen
und das Zeughaus. Zu diesem letzteren Hauptbau machte Nering iö85 eine
Zeichnung [Blatt No. 6 in Bröbes Prospekten), wonach der Bau zwei Ge-
schosse haben sollte und darüber eine Attika, mit der plastischen Darstellung
dcrThatcn des grossen Kurfürsten; die hintere Seite sollte halbrund abschli essen.
In demselben Jahre wurde noch der Grundstein gelegt, aber ein Theil der
Gewölbe stürzte ein und der Plan wurde durch Nering's Nachfolger bedeutend
verändert. — Der Ingenieur Heinrich Behr {1647— 16<)[) war Nering t>eim An-
bau der Friedrichstadt beigegeben und behielt spater unter GrUnberg allein
die Leitung; die Behrenstrasse hat von ihm den Namen, Leonhard Braun,
der Vater, der spätere eingebildete und eigenwillige Widersacher Schlüier's,
der viel zum Sturze desselben beigetragen hat. baute nach Nering's Tode die
Parochialkirche weiter; aber auch hier stürzte ihm das Gewölbe ein, wie noch
sputer der vielbcrufene MUnzthurm,
Kurftlrst Friedrich III. [1688—1713), d*^"" spatere König Friedrich I., in
dessen Regierungszeit bereits ein Theil der oben erwähnten Bauaus fUhrungen
yGoogIc
V. Absehnl«. Klassischer Barockstil in Deiuscliland. Cayart. Gnlnbcrg etc. ßaS
ftUt, setzte die auf Hebung der Künste gerichteten Bestrebungen seines Vaters
in noch hCheremGiade fort; um so nachhaltiger als Berlin durch ihn eine KOnigs-
rcsidenz zu werdeo bestimmt war. Die Berufung auswärtiger Künstler fand
immer noch statt, nur dass jetzt die Franzosen vor den Hollandern den
Vorzug erhielten. Ludwig Cayart hatte als Ingenieur unter Vauban gear-
beitet, kam i6<)2 nach Berlin, baute mit Nering die lange Brücke und 1701 bis
1705 die französische Kirche auf dem Gensdarmenmarkt, letztere nach dem
Muster der ehemaligen, 1624 von de Brosse erbauten Kirche der Reformirten
zu Charenton, welche iö85 nach dem Widerruf des Edikts von Nantes wieder
abgebrochen wurde. Christian Ellester aus Potsdam {1672 — 1700), Schüler
RUtgers van Langer\'eld, hat das Schloss GrUnhof in Preussen und das ehe-
malige Lustschloss Friedrichsthal bei Oranienburg gebaut. Marlin GrUn-
berg, aus Litthauen (i655 — 1707), ging auf Kosten des Kurfürsten nach Italien
und Frankreich, wurde als Baudirektor der Nachfolger Nering's, vollendete
nach 1698 die Parochialkirche der Reformirten in der Klosterstrasse, erbaute
1Ü99 die Werderschc Kirche, um 1701 die neue Kirche auf dem Gensdarmen-
markt Jo Gemeinschaft mit Simonetti, und in den Jahren 1701 — 1703 die ehe-
malige Garnisonkirche in der neuen Friedrichstrasse. Diese bildet ein läng-
liches Viereck durch Pfeiler getheilt, ohne Thurm. Grünberg errichtete noch
die Sternwarte, und hng 1702 das Friedrichshospital an, welches durch Gerlach
fortgesetzt wurde. Johann Simonetti, aus Roveredo in GraubUndten
(i652 — 1716), studirte in Italien Architektur und Bildhauerei und wurde 1683
in Berlin als Hofstuckator und Hofmaurermeister angesielh. Ausser den schon
er^vähnlcn Bauten mit Grünberg, führte er in Berlin eine Erweiterung der
Jernsalemerkirche aus, und baute später als fürstlich Zerbstischer und herzog-
lich Barbyscher Baumeister, nach 1706, das Schloss in Zerbst, die Dreifaltig-
keitskirche daselbst, das Schloss zu Koswig, fing dann in Barby das Schloss
an, und baute endlich die Domprobstei in Magdeburg. — Der Rathhausbau
daselbst, 1691—1698 ausgeführt, mit Arkaden im Erdgeschoss, grossem Mittel-
risalit und Dachreiter, in der Grundrissbildung an das Amsterdamer Ratiihaus
von Campen's erinnernd, bietet ein weiteres Beispiel dieser frühen durch
Holländer herübergebrachten französischen Klassik.
In die oben geschilderte, immerhin an Architektur werken reiche, durch
eine Anzahl Maler und Bildhauer noch mehr belebte Berliner Kunstatmo-
Sphäre, trat Schlüter 1692 oder 1694 etwa als dreissig jähriger Mann ein, viel-
leicht noch auf Veranlassung Nering's berufen; und erhob sich durch sein
geniales Schaffen als Architekt und Bildhauer zu einem Hauptmcisier dieser
Epoche. Die Kunstrichtung, welche Schlüter in Berlin vorfand, war die
französische eines klassizirendcn Barockstils, in ziemlich nüchterner holländischer
yGoogIc
g26 V. Abschniti. Klassischer Barockstil in DcuMcliland. Andreas Schlüler.
Fassung; dass quo Schlüter es vermochte etwas Eigenes an die Stelle der
bisherigen schülerhaften Nachahmung zu setzen; dass ihm gelang der Klassik,
im Zurückgehen auf die grossen italienischen Muster, gewisse rmassen ein
neues Geprüge zu gcbt-n, bleibt sein unbestreitbares künstlerisches Verdienst.
Die Schlutcr'sche Renaissance darf deshalb dun Rang einer deutsch nationalen
Richtung beanspruchen, wenn sie auch eine abgeleitete ist. — Schliesslich
sind doch alle Kultur- und Kunst fortsch ritte von irgendwelchen fremdlier über-
kommenen Traditionen abhungig; und man kann deshalb den ebenso unbegrün-
deten Anspruch auf Urgermanenthum getrost gewissen Neugothikern Überlassen.
— Giebt es eine Umbildung der Antike, welche auch der nordischen Phantasie
gemäss ist; so entspricht derselben vielleicht mehr das klassische Barock Schlüter's,
als die spätere hellenistische Renaissance, welche ihr Hauptversprechen, den
Zwiespalt zwischen Konstruktion und Kunstform rein aufzulösen, ebenso
wenig halten konnte, als alle früheren Wiederholungen der Antike.
Andreas Schlüter, 1664 zu Hamburg als Sohn eines Bildhauers ge-
boren, kam mit seinem Vater nach Danzig, und trat nach dessen Tode zum Bild-
hauer David Sapovius daselbst in die Lehre. Sein weilerer Bildungsgang ist
unbekannt. Vermuthlich war Schlüter in Italien, speziell in Norditalien, denn
seine Architektur nähert sich am Meisten der wieder zur klassischen Einbch-
heit zurückkehrenden Siilfassung Ivara's in Turin; aber unzweifelhaft hat er
auch die französische Klassik Louis XIV. gekannt und studin, besonders das
sputere Ornamentgenre Berain's und Marot's, denn seine Innendekorationen
zeigen im Detail, in der Verbindung von Rahmtheilen mit einem sehr lockeren
tiefgerisseaen und spitzen Akanthus, ahnliche Formen. Indess könnte er ebenso
gut seine Anregungen allein aus der zeitgeuössi sehen Kunstlitteratur geschupft
haben. — Schlüter kam 1691 nach Warschau, und trat als Baumeister in die
Dienste des Königs von Polen, aber man weiss nichts Sicheres von Gebäuden,
die er don ausgefUhn haben könnte. Nach Gurlitt soll wenigstens die bild-
nerische Ausschmückung des Schlosses Willanow in Warschau 1691 — 1694, für
Johann Sobiesky erbaut und Palais Kracynski daselbst von ihm herrühren.
Jedenfalls dürfte das, was Schlüter in Warschau ausgeführt haben könnte,
nur wenig sein, denn schon ein oder einige Jahr später, 1692 oder 1694,
wurde er nach Berlin berufen und zwar als Hofbildhauer. Im Jahre 1694
wurde in Berlin die Akademie der Künste gegründet, nach dem Muster der
Pariser, und Schlüter erhielt eine der Direktoren- und Lehrerstellen an
derselben. Sein erster Bau war das Schloss in Lietzow, begonnen 1695
für die Kurfürstin Sophie Charlotte, deshalb später Charlottenburg genannt.
Schlüter erhielt den ausdrücklichen Auftrag, das Schloss im italienischen Gc-
schmacke zu errichten. Von ihm ist der mittlere Theil des jetzigen Baues,
yGoogIc
V. Abiclinilt. Klassisclier Barocktlil in Dculsclilind. Schlüur. g27
ohne die Kuppel und die ScitciitlUgcl. Besonders im Innern, in den
Dekoraiioncn der sogenannten KurfUrstcnzimmer, entfaltet er bereits eine
hohe KUnstIcrschart (Qu. Bröbes-
Prospekte, Bl. 20 u. 21). Im
Jahre 1698 wurde ihm der Wei-
terbau des Zeughauses,
eines Werks, das er durch seine
hildhauerischcn Arbeiien gewisser-
massen schon zu seinem geistigen
Eigcnthum gemacht hatte, über-
tragen; aber bereits 1699 musste
er den Bau wegen seiner Ucber-
häufung mit anderen Geschälten
wieder aufgebeo.
Es war der Schiossbau in
Berlin, der von jetzt ab Schlü-
ters Kraft vorzugsweise in An-
spruchnahm. Kurfürst Friedrichlll.
wollte, in Fortsetzung der unter
seinem Vater begonnenen Arbei-
ten, den inneren Hof umbilden;
und hierzu machte Schlüter seinen
ersten Entwurf [derselbe ist von
C F. Biesendorf gezeichnet, von
Kraus gestochen}. Von der allen
unregel massigen Masse des kur-
fürstlichen Schlosses blieben die
Gebüudei heile an der Spree; vom
Flügel des Kaspar Theiss am
Schlossplatz wurde der Erker an
der langen Brücke mit eingebaut,
die Mitte des Flügels erhielt ein
Saulenponal; das Ganze sollte mit
einem flachen Dache abschliessen ^-'t^-^"- Aiisitw Jc» i'unai, Nu. i jnpLiiiu>>ri-'i'.
(Fig. 212). Im Jahre 1699 hatte der
S>:hlossbau mit dem Flügel am Lustgarten begonnen und Schlüter wurde zum
Schlossbaudirektor ernannt. Ein Jahr spater waren die neuen Räume, die
Paradekammern und der Rittersaal, bereits soweit, dass mit der Deckenmalerei
begonnen werden konnte. Als jedoch Friedrich 1. 1701 nach der Königs-
yGooglc
Fig. »ij. Aiisii'hl diT Hullroiil
^r Sclilujscs (ii. Dol>
yGoogIc
V. Abscbnill. Kla^äisclicr Barockstil in Deulsclilaiid. Si'lilfitcr. 62Q
krünuiig von Königsberg zurück kam, musstc Schlüter ein neues Projcki
maclieD; unJ, um mehr Zimmer in einer Fluchi zu haben, den Flügel
am Lustgarten verlangern. Als ein Meisterstück SchlUter's kann der 1700 be-
gonnene QuerflUgel im Hof, nach der Spreeseile, gelten [Fig. 213). Der
grosse Wendeistein und ein anderer alter Thurm am Hause der Herzogin
wurden in diesem Bau mit hineingezogen. Das neue Portal dieses FlUgels
mit dem dahinter liegenden Treppenhause, sowie die Seitenportale des Hofes,
durch Arkaden mit einander verbunden, sind Muster von Pracht und malerisch
freier Behandlung (Qu. Dohme, königliches Schloss in Berlin). Bis hierher
war alles vortrefflich gelungen; die grosse Aufgabe hatte noch Schlüters Genie
gesteigen; die Aussenarchitektur des Schlosses zeigte eine edle MonumentaUtiit
der Linien und ein vortrefflich nach der Antike studirtes Detail, wenn auch
die sparsamen Geldmittel nur die Ausfuhrung der Gliederungen in Haustein
gestattet, und der Bildhauer mitunter über den Architekten den Sieg davon
getragen hatte. Das Innere des Baues war mit glänzender Phantasie durchgeführt,
besonders in den von Schlüter selbst ausgeführten Stuckaturen; aber nur allzubald
nahtedieKatastrophe,welche SchlUter's wohlerworbenenRuhm als Baumeislermit
einem Schlage und auf lange Zeit vernichten sollte. Der, in der Verlsngerung des
FlUgels am Lustganen an der HundebrUcke belegene, MUnzthurm sollte auf
E>oo Fuss erhöht werden, um im oberen Geschosse ein Glockenspiel aufzu-
nehmen. Der Bau war schon auf 240 Fuss emporgeführt, als derselbe Risse
bekam und i7o5 mit grossen Gefahren und Kosten abgebrochen werden
musste {Qu. Berckenmeyer, Antiquarius etc. Hamburg 1720). Schlüter verlor
nun die Leitung des Schlossbaues, blieb aber Hofbildhauer. Schon 1704 hatte
Schlüter, mit einem in Freienwalde für den König errichteten Sommerhause
Unglück. Ein Gewitter beschädigte sofort nach der Vollendung das aus
Holz und Stuck errichteie Gebäude und dasselbe wurde dann dem Verfall über-
lassen (Abbildung bei Beckmanp, Beschreibung der Mark Theil I, Seite 5r)ä).
SchlUter's künstlerische Kraft, hauptsächlich die Energie, welche ihn zum
Verfolgen einer eigenen Richtung befähigte, war nun gebrochen; er stemmte
sich der Uerfluthung mit französischen Ideen nicht mehr wie früher entgegen.
Dies Nachgeben ist besonders an der Strassenfront des von Kamekeschcn
Gartenhauses, jetzt zur Loge «Royal York» in der Doroiheenstrasse gehörend,
mit ihrem Uebergange zum französischen Roccoco, zu bemerken. Die Innen-
dekoration des durch beide Geschosse gehenden Mittelsalons ist aber wieder
in alter Vortrefflichkeit gearbeitet. — Aus SchlUter's bester Zeit stammt der
Bau des Giesshauses. hinter dem Zeughause, mit einer absichtlich schwer
und massig gestimmten Fai;adc (Qu. Wiebeking, bürgerliche Baukunde II.
p. 148); dann das Wohnhaus für den Grafen Wartenberg an der langen
yGoogIc
630 V. Absclinitl. Kbssisclicr Baitickstil in Dculscliland. E. von Goellie.
Brücke, um 1701 begonnen. Die beiden oberen Geschosse desselben mit durch-
gelienden jonisclicn Pilasiern und mit Reliers verziert. Vom Innern sind noch
einige sciiöne Decken erhalten. Im Jahre i7o5 erbaute Schlüter das Haus für
den Geheimrath von Krosigk, in der Wallstrasse, mit zwei Sternwanea; jedes
Geschoss mit einer Pilasterordoung, das Ganze mit dachem Dach und Ba-
lustrade abgeschlossen. Das Haus ist spater ganz veründert.
Den grössten Vortheil vom Sturze SchlUter's hatte Eosander von Goethe,
der auch 1709 als Schlossbaudirektor dessen Nachfolger wurde. Unzweifelhaft
war er Schlüter's Feind und Neider, wie sein Benehmen in der über den
Einsturz des MUiizthurms geführten Untersuchung erkennen iässt; aber unbegabt
war Goethe nicht, wie man Öfter zu beweisen versucht hat. Seine früheren
Bauten, besonders die Schlosskapelle in Charlottenburg, sind keine Nach-
ahmungen Schlüter's, sondern gehen in eigner Weise mehr nach der
borrominesken Seite des italienischen Barocks. Johann Friedrich Eosander,
Freiherr von Goethe, 1760 in Riga geboren, später in Schweden ansässig,
kam 1692 nach Berlin, wurde vom Kurfürsten zu künstlerischen Studien nach
Italien und Frankreich geschickt und nach seiner Zurückkunft 1699 zum Hof-
architekten ernannt. Er hatte in Oranienburg einen Sommersaal von Laub-
und Blumenwerk erbaut; und dies, sowie andere gelungene Arrangements zu
Festlichkeiten, gewannen ihm rasch die Gunst des Hofes, besonders der Kur-
fUrstin Sophie Charlotte. Er wurde in nächster Folge zum Direktor der
Operndekorationen ernannt. Bei den Festbauten zur Künigskrönung in Königs-
berg und bei den für den Empfang des Königs in Bcrhn errichteten Triumph-
bogen zeichnet sich Goethe wieder aus und wird 1702 zum ersten Baudireklor
ernannt. Sein erster Bau, das 1704 begonnene Schloss Schönhausen bei
Berlin, war nur der Umbau eines alten früher von Grumbkow'schen Hauses
und auch sonst ohne Bedeutung; dagegen bot ihm der Auftrag der Königin
i7o5 crthcilt, das Schloss Charlottenburg zu vcrgrüsscm, eine günstige
Gelegenheit sein architektonisches Talent zu zeigen. Der Schlüter'sche Bau
gewann entschieden durch die dem Mittelbau aufgesetzte Kuppel und die
hinzugefügten Flügelbautcn. Die Dekoration der Kapelle zeigt ein italienisches
Spätbarock, von entschiedenerem Gepräge, als sonst in Berlin zu finden, und
ist deshalb bemerkenswcrth. Im Jahre i7o5 starb die Königin Sophie Char-
lotte und Goethe errichtete den Katafalk. In dasselbe Jahr Mit der Einsturz
des Münzthurms; und Goethe, der mit Schlüter, Grünberg und Sturm aus
Frankfurt a. d. Oder in eine Kommission berufen war, um Vorschläge zur
Erhahung des Thurms zu machen, falls dieselbe noch möglich wäre, oder
sonst ein neu vorzulegendes Projekt SchlUter's zu begutachten, wussle das
beabsichtigte kollegial ische Verfahren in eine hoch not hpcinliche Untersuchung
yGoogIc
V.Abschnilt. Klassi5chcr Barockstil in Deiitschlaod. E. von Goelhe. 63 j
gegen Schlüter zu verwandeln, vermuthlich nicht ohne EinversiBndniss mit
dem Grafen Wartenberg, dem Schlüter unbequem sein musste. Das Resultat dieser
Intriguen war die Entlassung Schlüter' s als Schlossbaudirelctor und sein Ersatz
durch Goethe. Im Jahre 1708 übernahm dieser den Schlossbau und machte
einen neuen Plan zur Vergrüsserung desselben. Die Front am Lustgarten
wurde um 7 Fenster verlängert und 5 Fuss vorgerückt. Die Architekturformen
blieben in der Hauptsache, die des SchlUterschen Baues, nur die Fenster er-
hielten eine andere Verdachung. Das wesentlich Neue bildete das grosse
Portal, des weiter nach der Schlossfreiheit hinausgerückten Querbaues, nach
dem Muster des Triumphbogens des Sepiimus Severus. Goethe wollte auf
dieses Portal, entweder den vom Könige gewünschten Thurm setzen, oder
eine Kuppel, aber vorläufig unterblieb beides. In der Ecke am Lustgarten
sollte eine Kapelle angelegt werden und hierzu erfolgte 1708 die Grundstein-
legung. Das alte Quergebüude zwischen den beiden Schlosshüfen wollte auch
Goethe beseitigen, aber es kam nicht dazu. Die inneren Seiten des äusseren
Schlosshofes, die Treppe der Schlosswache, und die beiden schünen, auf
Säulen ruhenden Treppen des grossen Portals rühren ebenfolls von ihm
her. Im Jahre 1709 wurde Goethe zum Schlossbaudirektor und zum Aufseher
des Bauarchivs ernannt; aber der Schlossbau rückte wegen Geldmangel nur
langsam vorwärts; noch 1709 war man an den Fundamenten der Front an
der Schlossfrciheit beschäftigt. Andere Bauausführungen Goethe's sind: 1706
bis [709 die Favorite im Schlossgarten zu Oranienburg und das Orangerie-
haus daselbst, dann das Lustschloss Monbijou für die Gräfin Wartenbcrg,
das später erweitert wurde. Goethe leitete den Bau des Schlosses zu Alt-
Landsberg, für Herrn von Schwerin, welches 1770 abbrannte. Im Jahre 1709
begann derselbe den grossen Orangeriesaal in Charlottcnburg, in der
Mitte mit einem schönen auf Süulen ruhenden Salon, und in etwas mehr fran-
zösischer Stilisirung.
Der Tod Königs Friedrich I. [1713) brachte eine jähe Unterbrechung
des bisherigen Kunstbetriebes, denn sein Nachfolger der König Friedrich
Wilhelm I., führte grosse Ersparnisse ein, die allerdings Noth thaicn, und
strich vor allen die Gehülter der auswärtigen Künstler. Andreas Schlüter,
der noch als Hofbildhauer bisher seine Stelle behalten hatte, ging nach
St. Petersburg in die Dienste Peter des Grossen, der ihn möglicherweise bei
einem Besuche in Berlin 1712 kennen gelernt hatte; aber er starb schon
1714, nicht ganz Sa Jahre alt in St, Petersburg, bevor er nocli etwas Bedeu-
tendes hatte vollbringen können. Sein Rivale Eosander von Goethe, wurde
gleichfalls entlassen, trat in schwedische Dienste und wurde i7[5 preussischer
Kriegsgefangener, ging als solcher freigelassen nach Frankfurt a. M. zu
yGoogIc
6^2 V, Abschnill. Kla"i'i-hcr Baroclislil in Dculscliland. Bühmc.
seinem Schwiegervater Merian; musste sich aber wegen fehlender Risse und
Karten, aus dem Berliner Bau archive stammend, verantworten. Im Jahre 1722
irat Goethe, als Gcnerallieuienant, in die Dienste August's desStarketi, erbaute
das Schlüsschen Uebigau bei Dresden, fUr den Minister Grafen Flemming,
und starb 1729 in Dresden.
Marlin Heinrich Böhme, ein Schüler SchlUter's (f i735), war seit
1706 am Schlossbau als Kondukteur angestellt und ftlhrtc nacli dem Abgänge
des Meisters den Flügel des Schlosses am Dome, vom Portale rechts bis zur
Kcke der Schlossfreiheit, nach dessen Zeichnungen weiter. Böhme setzte die
Arbeiten auch unter üoethe's Oberleitung und nach dessen Abgange fort;
aber er endigte den Schlossbau nur noihdUrftig; denn gewisse Theile blieben
unvollendet; und nicht einmal die fenigen SchlUter'schen Figuren wurden
aufgestellt. — Böhme baute noch 1712, tür den Minister von Creutz, das Haus
in der Klosterstrasse, an der Ecke der Siebergasse, und leitete den Umbau
des Schlosses Friedrichsfelde bei Bertin für Markgraf Albrechi Friedrich. In
den Jahren 1721 — 1723 stellte Böhme das Schi oss in Schwedt in seiner Jetzigen
Form her, als Markgraf Friedrich Wilhelm aus Italien zurückkam. Samuel
Nerger aus Danzig, arbeitete unter Schlüter als Kondukteur, und ging 1710 in
die Dienste der Stadt Hamburg. Lorenz August von Balk und Philipp
Wilhelm Nuglisch arbeiteten unter Goethe, ersterer als Kondukteur beim
Schlossbau. letzterer, der 1G97 von einer Reise nach Italien und Frankreich
zurückkam, selbststSndig in Oranienburg und an dem Schlossbau zu Landsberg.
Paul Decker aus Nürnberg, geboren 1(177, gestorben 1713 in Bayreuth,
der talentvoUsie Schüler Schlüter's, kam 1609 nach Berlin, wohnte auch in
dessen Hause und half ihm bei den Planen zum Schlossbau. Decker war ein
sehr geschickter Zeichner, im echten Renaissancesinne, gleichmässig im Figür-
lichen,, wie im Architektonischen geübt, Decker hat 1703 das Schloss in
Berlin, nach dem Projekte SchlUter's, zusammen mit Heckenauer in Kupfer
gesiochcru Im Jahre 170Ö, als Schlüter seine Stellung als Schlossbaudirektor
verlor, ging Decker wieder nach Nürnberg zurUck und wurde fürstlich pfalz-
sulzbachscher Architekt, später Hofbaumeister in Bayreuth. Sein Hauptwerk
ist die Herausgabe des oFürsthchen Baumeisters» in zwei Theilen und einem
Anhang, Augsburg 1713— 1716; dasselbe enthalt seine ausgeführten und un-
ausgeführten Entwürfe. Seine freien Erfindungen, hauptsächlich die Plane
zu einer fürstlichen und einer königlichen Residenz, sind von einem über-
schwangüchen Reichthum. Man spUn wohl den Geist Schlüter's, aber ohne
dessen klassischen Adel. Das französische Ornamentgenre Lepautre's und
Berain's beeinflusst nur Decker's Deiaillirung; dagegen zeigt sich in den vielen
Kurvaturen der Hauptanlage, in den zahlreichen Schwebegruppen des Innern.
yGoogIc
V. Abschnitt. Klassiaclicr Barocksül in Dculscliland. PanI Decker. (3?^
in den Plafonds mit Untensichien und perspektivisch gemalten Architekturen
die Schule Borromini's und Pozzo's (Fig. 214 und 2i5). Decker's Darstellung
bleibt an Geschicklichkeit der Mache nicht hinter den gleichzeitigen Italienern
Fig. ^M- Audicni5aal aus dem F.nHvnrfe ..■incs Königs -Palastes viin Dcclicr.
zurück. Seine künstlerische Absiebe ging, wie die aller seiner Zeitgenossen,
auf eine Erneuerung der römischen Antike und vom Roccoco zeigt sich bei
ihm noch keine Spur. — Der Entwurf des fürstlichen Hauses ist im Grundriss
ganz ohne das Raffinement der Franzosen, ohne Degagemenis und versteckte
Treppen, dagegen mit Hachen Dachern und mit Pi laste rordnungen ii] den Risali-
yGooglc
ßx± V. Abschnilt. Klassischer BarockstiE in Deulschland. Sturm.
ten, welche durch mehrere Geschosse gehen. DieFlüchenbchandlung derFa^aden,
besonders die einfassenden Umrahmungen der Fenstergruppen, erinnern sehr
an das Berliner Schloss, ebenso die grossen angebrochenen Hauptlinien und
das Vermeiden der französischen Pavillonbildungen. Gleichlälls fehU ein
HauptstUck der französischen Schlösser dieser Zeit, die Grand" Galerie, aber
auch die echte Monumentalität der besseren Italiener. Das Innere der Haupt-
rilume zeigt «eine> grosse Ordnung, wie damals Üblich, und Überreichen
Skulpturenschmuck in grossartiger Stilisirung, mit Plafonds in Pozzo's und
auch in Marot's Manier. In den Lusthitusem, Orangerien und Grotten, be-
sonders aber in den grossartigen BrunnenentwUrfen Decker's, kommt ein
ganz phantastisches BarockgefUhl zum Ausdruck; alles soll lebendig und
Fig. 115. Dcche aii9 dem Entwürfe des Künlgs-PaUsIcs von Decker.
dramatisch wirken, selbst die Wasserstrahlen sind als geschleuderte Geschosse
mit in die Handlung gezogen (Fig. 2r6). Der Entwurf zu einem Künigspalaste
ist womöglich noch theatralisch pomphafter, als das Vorige, und die Garten-
anlagen ganz im Stile Lenötre's. Auch ein MUnzthurm mit Glockenspiel, wie der
in Berlin beabsichtigte, ist im Ent\vurfe dargestellt. — Decker's zur Ausführung
bestimmte, zumTheil auch wirklich ausgefühne Entwürfe, die Plane des Schlosses
zu Christian Erlang, ftlr den Markgrafen von Bayreuth, dann die Residenz der
Markgrafin von Bayreuth zu Christian Erlang, und endlich der Entwurf zum
Schloss Monplaisir für die Markgräfin, sind müssiger gehalten, aber immer
noch reich genug an Detail.
Ein Zeitgenosse Schlüters, und mit in die fatale MUnzthurmangclegenheii
verwickelt, ist Leonhard Christoph Sturm, Archiiekturprofessor in Frank-
furt a. d. 0., später fürstlich Mecklenburgischer Baudirektor. In seinem
Werke, «Prodomus Architecturae Goldmanniae, Augsburg 1714», beklagt sich
yGoogIc
V. Abschnin. Klagsischcr BarockMil in Dtulschland. J. de Bodt 63^
der ehrliche Sturm bitler, dass man ihn nicht zur Baupraxis lassen wolle,
weil er die Reise nach Italien nicht gethan; und vermisst sich, seine Dekora-
tionen durch die gemeinsten, elendesten Maler zur höchsten Zufriedenheit aus-
führen zu lassen, auch die poetische Erfindung selbst zu machen. Indess ist
Sturm's künstlerische Ader nur schwach, er vergreift sich stark im Maassstab
seiner Dekorationen und seiner Architekturen. Um nicht seinen Widersachern
Recht zu geben, die behaupteten, er künne sich nur im Judiziren mausig
Fig. Ji«. Enlwiirf eines Liistbrunncns von Decker.
machen, legt er drei eigene Entwürfe zu dem besagten Münzthurme für Berlin
bei; aber wie man denken kann und wie er auch selbst vermuthet, ohne
praktischen Erfolg. Sein Jagdhaus zu Neustadt an der Elbe, für den Herzog
von Mecklenburg, mit Mansarden und durchgehender Rustikabehandlung, ist
mehr als zulässig eine Kopie nach Jules Hardouin Mansart.
Johann de Bodt, einer der besten Architekten dieser Zeit, 1670 zu Paris
geboren — sein Vater war aber ein Mecklenburger — verliessals Reformirter
Frankreich und trat in Holland, als Kadct beim Prinzen Wilhelm von Oranien
in Dienst. Als dieser KtSnig von England wurde, ging de Bodi mit dort hin.
Um 1700 kam de Bodt in brande nburgi sehe Dienste, später in sächsische, und
yGoogIc
ß^Ö V. Abschnin. Klassischer Barocksiil in Deulschland, Longlune, Kemmeltr.
Starb 1745 in Dresden. Sein erstes Werk in Berlin ist der Weilerbau des
Zeughauses (Fig. 217). Er beseitigt den anfangs beabsichiigten halbrunden
Anbau, nach der Giesserei hin; und was noch wichtiger ist, er setzt über
dem zweiten Stock, siatt der Attika, eine Balustrade mit Trophäen und Statuen
auf, welche hauptsächlich dazu beitrügt, das Gebäude, welches im Erdgeschoss
Rustika mit Rundbogen fensiern, im oberen Geschoss eine dorische Pilasier-
ordnung hat, zweckvoll zu charakterisiren. Auch ist es diese Anordnung, welche
Flij, '■;. MiUclIhtH der I-Caiipirronl des Zeughauses in Iterlin (luch I'erdisch und Adler).
Schlüter Gelegenheit gegeben hat, hier sein grosses Bildhaucrtalent zu beweisen.
Am Stadt schlösse in Potsdam baute deBodt r70i den halbrunden Abschluss
nach der Marktseitc, mit dem Portal und der Kuppel darüber, als eine sehr
malerische, gut komponirte Erfindung, in Berlin 1702 die Hauptfroni der
Stechbahn, und das Podewill'schc Haus in der Klosterstrasse, neben der
Parochialkirche u, a. Der Tod König Friedrich I, vertrieb auch de Bodt aus
Berlin. Er wurde Kommandant von Wesel und baute dort das Berliner Thor.
Seine spätere Thatigkeii in Dresden nach 1728 gehört stilistisch in die nächst-
folgende Periode. — Ein Freund de Bodt's, Zacharias Longlune aus Paris
{t 174S), widmete sich anfangs der Malerei, später unter Lepautre der Baukunst.
Er leitete unter de Bodt den Bau des Zeughauses, der Stech bahn front und anderer
Gebäude. 1710 ging er auf Kosten des Künigs nach Italien und erhielt 1713
seinen Abschied nach Rom geschickt, kam aber doch zurück, wurde
yGoogIc
V. Abschnill. Klassischer Barockslil in Deiilschland. Fischer vc,n Erlacli, der Acllire. 637
Holbaumeister in Dresden und gab die Veranlassung, dass de Bodt eben-
falls don Beschäftigung fand. — Michael Kemmeter, ein geschickter Zimmer-
meisicr aus Rtgcnsburg, baute 1700 die Synagoge in der Heidercuiergasse
in Berlin, als einen Centralbau mit Kuppel, in den zeiigemössen Baroclc formen,
ohne besondere Monumentalität, aber bemerkenswerth als Muster anderer
Synagogen, zum Beispiel der in Halberstadt.
Das Sudportal des Königsthors in Stenin 1718—1728 erbaut, mit je zwei
dorischen Pilastern eingefasst, zwischen denen Trophäen feld er befindlich, zeigt
ebenfalls den entschiedenen Einfluss der französischen Klassik, speziell in der
Fassang ßlondel's. Die Attika des Thors ist ebenfalls mit Trophäen geschmückt,
und darüber befinden sich noch frei gearbeitete Trophäengruppen.
Vom Ende des 17. Jahrhundens bis gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts,
unter den Regierungen der Kaiser Leopold 1. (16S8— i7o5), Joseph I. (i7o5bis
1711} und Karl VI. (1711— 1740), hat sich in Wien und Prag die Baukunst
fast nur mit Palasten, sehr wenig aber mit dem bürgerlichen Wohnhause be-
fasst und das bis zum Anfange des 19. Jahrhunderts etwa im letzteren Sinne
Geleistete, ist in Beziehung auf Baustil und innere Anordnung, für den Archi-
tekten nicht sehr merkwürdig. Die Behandlung der kirchlichen Architektur
Wiens tritt ebenfalls gegen die schwungvolle Behandlung der Palastarchitektur
zurück; allenfalls die St. Peters- und die Karlskirche ausgenommen. Das
Zeitalter des Prinzen Eugenius von Savoyen bezeichnet besonders einen Auf-
schwung der deutschen Schule in Wien, welche hier ebenfalls zu einem
klassischen Barockstile, allerdings mehr im italienischen, als im französischen
Sinne übergeht. In dieser spätesten Fortsetzung des Baustils der Guarini und
Juvara behalten die Deutschen gewissermassen das letzte Wort; indem sie
sorgfältig alles das studiren, was in dieser Stilan Italien und Frankreich schon
geleistet hatten, und nun auf den Schultern ihrer Vorgänger stehend weiter
schaffen. — Die ersten Wiener Architekten dieser Zeil sind: die beiden Fischer
von Erlach, Johann Bernhard, der Vater {i65o — 1723), Joseph Emanuel, der Sohn
(1680 — 1740), Dominik Martinelh (1650—1724) und Lucas Hildebrand (f i755).
Fischer von Erlach der Aeltere studirte schon jung in Rom, und
folgte anfangs dem Borromini, später dem Bernini. Nach Wien zurückgekehrt,
wurde er Lehrer der Architektur beim Erzherzog Joseph, nachmaligem Kaiser
Joseph I. Der Plan zum Lustschloss Schönbrunn bei Wien, welches
Kaiser Leopold 1. für seinen Sohn bauen Hess, war wohl Fischer's erster bedeu-
tender Auftrag. Der ursprüngliche Plan war sehr umfänglich, ausserdem jetzigen
Schlosse sollte sich noch ein zweiter Palast auf der Höhe der Gloriette
erheben. Der Bau, 1696 begonnen, etwa 1700 vollendet, zeigt eine grosse
durchgehende Ordnung für Hauptgeschoss und Mezzanine, über einem Erd-
yGooglc
ßgg V. Abschnin. Klassischer Barockslil ia Deutsehland. Fischer »on Eriach, der A«1lcrc.
geschoss als Unterbau. Der Mittelbau mit Saulen-Portikus, darüber'eine offene
Loggia, in italienischer Manier, sonst flache Dacher hinter einer Balustrade.
Das Hauptgebäude, mit FlUgelbauten gruppirt, aber durchaus rechteckig im
Grundriss, mit einem grossen Vorhof, von terrassinen Nebenbauten umschlossen.
Ucbrigens ist Fischer hier noch nicht auf der vollen Höhe seines Künnens;
der Bau giebt eine etwas schematische Wiederholung der italienischen von
Frankreich becinHussien Klassik (Qu. Fischer von Erlach. Essai d'une archi-
Fig. »i8. Vom Palasl Clam-Gallas in Prag.
teciure hisiorique. Wien 1720). Die Pfarrkirche zu St. Peter in Wiea,
unter Kaiser Leopold i. 1702, soll nach Fischer von Erlach's Planen erbaut
sein. Sie bildet einen Centralbau, mit ovalem Grundriss, von einer mächtigen
Kuppel Überspannt, die von den durch Pfeiler vorlagen verstärkten Abschluss-
mauern getragen wird. Den Abschluss der Kuppel bildet eine Laterne. Der
ganze Bau, kühn und imposant durchgcdlhrt, im Innern reich mit Wand-
süulen und Fresken geschmückt, letztere grösstentheils von Rothmayer, ist ein
Nachklang des borromincsken Kirchcnstils. Das Portal, aus grauem Marmor,
stammt erst aus dem Jahre i756. Der Palast für den Fürsten Trautson
yGoogIc
V. Abschnill. Klawisclier Barocksül in Deiilstlitand. FiiChL-r von Erlach, der AcUtre, 63(1
in der Vorstadt St. Ulrich zu Wien, jetzt Eigcntliiim der ungarischen Leib-
garde, mit Garten und Orangerie, um 1712 erbaut. Im Erdgcschoss Rustika,
darüber PÜaster, durch die Haupteiagc imd eine Mezzanine rcicliend. Der
Mittelbau mit flachem Giebel, sonst Hache Dächer mit Balustrade als Abschluss
Fig. aig. Gruiidriu der Karlskirclic in Wien.
(Qu. Essai etc.). In demselben Jahre vollendet Fischer den Palast für den
Grafen von Gallas, Herzog von Lucera, in der Altstadt zu Prag, sein bei
weitem bestes Werk, mindestens was die Parade nebst den Theilen des
Vorderhauses anbetrifft, während das Uebrige kalt und flüchtig behandelt ist,
wie so oft an den Fischer'schen Bauten. Die dreistöckige Fa9ade ist durch
einen Mittelbau mit Giebe! und zwei Seitenrisalite gegliedert. In den Eck-
risaliten befinden sich die Portale mit Gigamen, darüber eine Fensterarchitektur
yGoogIc
(i40 V. Abscliiiilt. Klassi«lier Barucksül in Dciils.lilaiid, l"i,chcr vun Kriatli, der Aillcrc.
von grosser Scliünhcii, malerisch mit Rundbogen und vorliegenden Balustraden
verbunden (Fig. 218], Das obere üesclioss des Miiielbaucs und der Lekrisaliie
ist höher geführt und mit jonischen Pilastern versehen, sonst sehliesst das
Gcbiiiide mit Hacliem Dach und Balustrade. In diesem Werke zeigt Fischer's
Stil eine bedeutende Verwandtschaii mit dem Schlüter' sehen, was den .\del und
die Grossheit der Formgebung anbelangt (Qu. Essai etc.). Der Ausbau der
Hofburg in Wien fallt in die Jahre irKi— 1720, aber es kamen von einem
yGoogIc
V. Abschnitt. Klassischer Itaruckslil in Dculschland. Kiiohvr vixi l^riacli, der AcLIcrc, g< [
umfänglicheren Projekte nur dieWinterreitschule, die Rotumte, die Hof bibliotliek
und die Reichskanzlei zur Ausführung. Die Wintcrreitschule, mii ihrer
schönen Fa^ade gegen den Michaels platz, bildet den einen Flügel. Im Innern
sind zwei ringsum laufende Gallerien. Ausser diesem Flügel ist noch der
mittlere Theil, die Rotunde, mit mächtiger auf acht Säulen ruhender Kuppel
zur Ausfuhrung gekommen und die Hofbiblioihek am Josephplatz, deren
Flügel aber spater sind. Die Reichskanzlei mit der Wohnung des Kaisers,
am inneren Burghofe belegen, wurde ebenfalls in dieser Zeit vollendet,
Das gegenwärtige Staaisministerium, nach Planen Fischcr's von Erlach, aus vier
Hitusern zusammengebaut und 1754 durch Maria Theresia vergrösseri. Die
Votivkirche zu St. Karl Borromöus in Wien, ein Renaissancebau von
architektonischer Bedeutung, in den Jahren 1716— 1724 erbaut, kann als eine
der hen,orragendsten Leistungen Fischer's gelten. Eine lange Vorhalle, an
deren Seiten Durchfahrten für die Wagen angeordnet sind, ist der Kirche
vorgelegt. Das Hauptschifl", ein ovaler Raum, mit einer ebenfalls ovalen Kuppel
überdeckt, an welches zwei kurze Kreuzarme und ein langgestrecktes Chor
anschliesseiL Der Theil des letzteren hinter dem Hochaltar ist für die Geist-
lichen bestimmt. Neben dem Chor, zwei Sakristeien und zwei Treppen zu
yGoogIc
643 V- Absclini». Klassiitlicr Barockstil in Deulschland, Fischer von Erlach, der Jungcrc-
dcn darüber belegenen Oratorien (Fig. 219). Im Innern zeigt sich eine grosse
durchgehende Ordnung, darüber im Kuppelraum eine zweite fast ebenso
hohe, für den Tambour, In der gedruckten Kuppel sind nochmals runde
Fenster angebracht. Das Kuppelgewölbe ist kassettin und trägt eine Laterne,
und über dem Altarraum ist eine kleinere Kuppel angeordnet (Fig. 220). Vor
der Haupt&i;adc stehen zwei Säulen, mit Reliefs umwunden in der Art der
Trajanssäule, welche die Geschichten des heiligen Karl Borromäus vorstellen
(Fig. 231). Der Stil Fischer's zeigt an der Karlskirche wieder das durch den
EinHuss der französischen Klassik gemässigte borromineske Barock (Qu.
Essai etc.). — Die Plane zu den kaiserlichen Stallungen, in der Hofstallstrasse
zu Wien, sind von Fischer sehr umf^irglich projektirt, aber nur theilwcise zur
Ausfuhrung gekommen. Die Gebäude um einen grossen Hof belegen, der zur
Abhaltung von Karroussels eingerichtet ist, sind an einer Seite halbkreisförmig
durch Arkaden abgeschlossen, welche unten die Wagenschuppen enthalten und
auf dem Dache ein Amphitheater für die Zuschauer abgeben. Die ganze
Anlage nühert sich mehr dem Stil J. H. Mansan's, als andere Werke Fischer's.
Die Paläste, flir den Prinzen Eugenius von Savoyen, die Fürsten Starhem-
berg und Auersperg, für die Baihiany und Stratmann, sind der Mehrzahl nach
noch bei Lebzeiten des älteren Fischer's von Erlach ausgeführt, oder doch
kurz nach seinem Tode von seinem Sohne Joseph Emanuel vollendet. Der
Palast für den Prinzen Eugenius in der Himmelpfongasse zu Wien, jetzt
kaiserliches Finanzministerium, gehört durch seine Fa^ade, das prachtvolle
Stiegenhaus und die grossartigen Säle zu den hervorragendsten der Stadt. Die
Fa^adc vereinigt in einem rustizirten Unterbau zwei niedrige Geschosse, dar-
über ist eine grosse jonische Pilasterordnung für das Hauptgeschoss und eine
Mezzanine geltend. Der Abschluss erfolgt durch eine hgurenbekröntc Balustrade
und ein Haches Dach. Zwei Rundbogcnportalc mit Balkons liegen seit\värts.
Wie erwähnt, hat die Fa^ade nur ein Hauptgeschoss und zeigt leichte Rück-
Sprünge, welche einen breiten Mittelbau und schmale einaxige Eckrisalitc an-
deuten. Die Fe n Sterbekrönungen des Hauptgeschosses haben spielend barocke
Aufsätze (Qu. Essai etc.). Das Fürstlich Schwarzenberg'sche Gartenpalais
am Rennwege, 1697—1715 für den Fürsten von Mansfeld-Fondi, vermuthlich
von Fischer dem Jüngeren ausgeführt, kam 1716 in den Besitz des Fürsten
Franz zu Schwarzenberg, war aber 1725 noch nicht ganz vollendet. DasHaupt-
gcbüudc ist hinter einer Cour d'honneur belegen, dann folgt ein prachtvoller
Garten. Das Ganze, im grossanigen Palaststile, zeigt nur ein Hauptgeschoss
mit jonischer Ordnung, im Fries grosse Konsolen als Trüger des Haupt-
gcsimscs, und darüber eine hohe Attika. Die Gartenfront ist malerisch be-
wegt durch den halbrunden Mittelbau und die herumgclegten Freitreppen.
yGoogIc
V. Mschnill. Kl3Sjiscli<:r Barockstil in DcuUciiland. D. Mariitielli. ß_^■^
Das Vestibül und ein grosser Saal sind gewölbt, ersteres ist mit Spiegelgewölbe,
letziertr mit Peiidentifkuppcl versehen. Das Innere im grossartigen Dekorations- ■
Stil, mit Deckengemälden von Daniclcs und Hamilton (Qu. Niemann, Paläste
des Barockstils in Wien). — In Salzburg befinden sich noch verschiedene
Bauten Fischer's des Aelteren; ein LustgebSude für den Fürstbischof, Glcs-
hcimb oder die neue Favoriie genannt und. die Kirche unserer lieben
Frauen. Letztere mit dreischiffigcm Grundriss, die Seitenschiffe zu Kapellen
verbaut, mit Emporen über denselben; daher zweigeschossig durchgeführte
Anlage. Der Haupteingang oval, darüber ein Musikchor, Zwei Seiteneingange
fuhren in die Kapellen. Diese haben ovale doppelte Kuppeln, mit einer Licht-
ölfnung in der Mine. Der Chor schhesst wieder oval,- dahinter eine Doppel-
treppe für die oberen Oratorien, üeber der Durch schneid ung des Mittelschiffs
und Kreuzschifls eine runde Kuppel mit Laterne. Das Mittelschiff hat ein
Tonnengewölbe, auf der üblichen durch beide Geschosse gehenden korinthischen
Pilasterordnung ruhend. Die Glockemhürme zu Seilen der Hauptfront, in
horrominesker Weise gebildet, sind niedriger als die Kuppel (Qu. Essai etc.}.
Die neue Favorite hat zwei Geschosse, unten Rustika, oben im Mittelbau
Rundbogenarkaden zwischen Süulen, in den Flügeln Wandstreifen zwischen
den Fenstern. Die P'a9adent heile am Mittelbau, mit geschwungenen Linien, sonst
mit Hachem Dach und figureiibekrönter Balustrade abschliessend (Qu. Essai etc.).
Im Stile der beiden Fischer bauten die bürgerlichen Baumeister Georg
Bouwanga und Christoph Oeiel das städtische Gebäude «die Mehlgrube».
Auch Dominik Martinelli (1650—1724), derZeitgenosscFischer's des Aelteren,
hat dieselbe Richtung. Von ihm ist der fürstlich Lichtenstein' sc he Palast in
der Stadt, Schenkensirasse, und der Plan zu dem Lichtenstein'schen Palast
in der Rossau. Die Ausführung der letzteren grossartig monumentalen Bau-
anlagc erfolgte in den Jahren 1697—1708, wenn nicht durch Dominik selbst,
so doch wahrscheinlich durch einen der Marcinelli"s. Die Architektur von
reiner Einfachheit ist eine den römischen Palästen der Spätrenaissance ver-
wandte: Gewallige, wenig gegliederte Massen, kraftvolle Gliederungen und
wenig Ornamentik der Fai;aden. Eine Pilasterordnung vereinigt die beiden
Obergeschosse. Der Mittelbau, wenig vorspringend, ist etwas höher geführt.
Im Erdgeschoss gequaderte Lisenen und die Wandflächen in Münelputz
(Fig. 233), Das Erdgeschoss enthält meist nur weite Hallen, dagegen befinden
sich im Haupigeschoss, der sehr grosse Empfangssaal und eine Reihe Zimmer,
letztere allerdings ohne Abwechselung in der Grundriss form. Die Ausstattung
der Zimmer ist später verändert, nur die reizvollen Stuckaturen der Decken,
meist mit figürlichen Darstellungen mythologischen Inhalts, von unge\vöhn-
licher Schönheit geschmückt und im Spiegel die Gemälde, sind erhalten. Im
yGoogIc
(,AA V. Abschnitt KUasischcr Barockslil in Deulschlani Palast Lichlcnslem.
gewölbten Hauptsaal, Fresken von Pozzo, die Apotheose des Herkules dar-
stellend. Die sechs grossen Zimmer des Erdgeschosses sind gewölbt und al
fresco mit perspektivischen Scheinarchitckiuren bemalt. In den Kapitalen des
Aeusseren macht sich ein phantastischer Zug bemerkbar, der eine Umänderung
Fig. 9». Treppenliaiis vom Licliien>icin'«lieii l'alaM an der ll<j=»ai. m Wien (n. Niemann).
des Stils andeutet (Qu. Niemann, Barockpaläste etc.). Jetzt befindet sich im Palaste
die fürstliche Gemaldegallerie. Von überraschender Wirkung war, die am
Abschlüsse des italienischen Gartens des Lichtenstein' sehen Palastes erbaute,
jetzt abgetragene Gloriette, mit der berühmten, wahrhaft malerischen Marmor-
treppe, Ein Entwurf hierzu, zwei Pavillons durch einen offenen Bogen
verbunden, und die Treppcnanlage um ein Bassin mit Fontänen zeigend,
yGoogIc
V. Abschnitt. Klasaiicher Barockstil in Deutschland. J. L. Hiidebrand. h, 5
ist auch in den Entwürfen J. B. Fischer's von Erlach enthalien (Qu.
Essai, etc.).
Johann Lucas Hitdebrand (f i755), in der Hauptsache ebenfalls vom
borromincsken Stile abhängig, zeichnet sich durch eine leichtere Anmuth
aus, welche bereits den Uebergang zum Roccoco einleitet. Das fürstlich
Lichienstein'sche Majoratshaus zu Wien in der Bank Strasse, 1694 für
Fürst Andreas von Lichtenstein durch Hildebrand erbaut, zeigt eine sehr gross-
anige Anlage. Der nach drei Seiten freistehende, zwei Stockwerk hohe Palast
hat starke reich gegliederte Ge-
simse, und Über dem Hauptge-
sims noch ein Halbstock. Das
Haupiportal mit imposantem SSu-
Icnportikus und Figuren ausge-
stattet. Die innere Einrichtung ist
später. In den Jahren 1693—1724,
das Belvedere in Wien, für den
Prinzen Eugenius, durch Hilde-
brund erbaut. Die innere Aus-
schmückung hat Quudius Lefort
du Plessis kaiserlicher Raih und
oberster SchiHsamtsÜeutenant be-
sorgt. Zunächst, am Rennwege,
das sogenannte «untere Belvedere»:
Eine im Halbkreis angelegte Ein-
fahrt, umgeben von einstöckigen
Nebenbauten, welche den Eingang
ineinen Holbildct.-Seit 1806 wurde
hier die berühmte AmbraserSamm- ^"•i- "i- Ansicht vom Kinskyschen Palast in Wien
lung untergebracht. — Weiterhin
erhebt sich der terrassenförmige Garten gegen das im oberen Belvedere belegene
Schloss, welches aus einem länglichen Viereck besteht, mit einem Aufbau in
der Mine und vier kuppelartig abgeschlossenen Thürmcn an den Ecken. —
Hier befindet sich die kaiserliche Gemäldegallerie. — Von demselben Archi-
tekten der Daun'sche Palast und das ehemals Kinsky'sche Fideikommisshaus auf
der Freiung. Der, fUr den Feldmarschall Graf Daun, vermuthlich 1709— 1713
erbaute, später fürstlich Kinsky'sche Palast, wird dem Stile nach Hildebrand
mit einiger Sicherheit zugeschrieben. Die Architektur der Fa^ade ist von male-
rischem Reiz und guten Verhältnissen. Die beiden Haupigeschosse sind durch
eine korinthische Pilasterordnung zusam menge fasst und die vier Pilaster des
yGoogIc
(^ß V. Abschnitt Klassischer Bvockaiil ia Deutschland. Kirchenbauten in Wen.
Mittel risalits vcrjUnf^en sich hermenartig. Das Erdgeschoss ist in Rustika, das
Portal sehr reich gestaltet durch freistehende Säulen und Atlanten und mit dem
Mittelfenster des ersten Stocltes zu einem wirkungsvollen Ganzen vereinigt
(Fig. 223). Im Innern ist eine bedeutende Grossräumigkeit entwickelt, trotz
des schmalen, langgestreckten, eingeengten Bauplatzes. Die Glanzpunkte des
Innern bilden; das durch zwei Geschosse gehende Vestibül und die Haupt-
stiege im linken FlUgel. Die Gelander der letzteren sind schwungvoll modellin
und ein schöner Troph3enfries behndet sich unter den Gallerien des Ober-
geschosses. Die Decke des Treppenhauses, mit gemalter Architektur, zeigt einen
Durchblick auf den Himmel und im Raum schwebende, oder auf den Gesimsen
sitzende Gestalten. Die Stuckornamentik ist überall aus freier Hand modellirt.
Das Palais ist vielfach modernisirt, aber die Stuckdecken mehrerer Zimmer,
sowie die Deckenfresken im ovalen Empfaogssalon sind erhalten (Qu. Niemand,
Barockpaläste etc.}.
Das alte Schloss Laxenburg ist der Umbau eines theilweise aus dem
14. Jahrhundert stammenden Gebäudes. Im Jahre 1686 Übernahm Kaiser
Leopold I. die Herrschaft Laxenburg und begann 1693 mit dem Bau des neuen
Schlosses und der Kirche am Markt. — Die Theresianische Ritterakademie in
Wieden, ursprünglich Sommerresidenz, «die neue Favorita* genannt, unter
Leopold 1. erbaut, und als das Gebäude wahrend der zweiten TUrkenbelagerung
sehr gelitten hatte, glänzend wieder hergestellt, dann unter Maria Theresia
zur Ritterakademie eingerichtet und 1753 und 1797 wesentlich umgestahet.
Der gräflich Harrach'sche Palast auf der Freiung ist 168g aufgeftlhrt. Der Palast
des Fürsten Lobkowitz, 1687 für den Grafen von Dieirichstein erbaut, mit
viel barockem Detail, aber wirksam in den Gesammt Verhältnissen.
Sammtliche Kirchen Wiens aus dieser Zeit sind von einheimischen Bau-
meistern erbaut, von Mathias Gerl, Franz Raymund, Franz Anton Pilgram,
Johann Opel u. a., die sammilich noch streng an den Traditionen des 1 7. Jahr-
hunderts festhielten. Deshalb treten diese Kirchen, mit Ausnahme der Fischer"-
schen, gegen die schwungvolle Behandlung der Prafanarchitektur zurück. Be-
sonders nüchtern ist gewöhnlich die Plananlage dieser Barock kirchen. Erbaut
sind: 1675 die Ursuliner Nonnenkirche, 1690 die Kirche Unserer lieben Frauen
bei den Schotten, die letztere hat noch den dreischiftigen Basilikengrundriss
und ist im Aufbau sehr dürftig, 16S4 die Kirche der barmherzigen Brüder in
der Leopoldstadt, 1689 die Kirche zu Mariahilf, 1690 die Kirche der Weiss-
spanier in der Alservorstadt, und die Kirche zu St. t^argareih unter den
Weissgerbern, 1695 die Kirche der Minoriten in der Alservorstadt, 1698 die
Kirche zu Mariatreu in der Josephstadt, mit oblongem Grundriss, radialen
Kapelle nbauten und einer hohen, mächtigen Kuppel Wölbung, die ThUrme
yGoogIc
V, AbMlinitt. Klassiwher B»rockslil in DeuMChland. M. D. Pöppelnunn. 6^7
sind erst spater vollendet, 1711 die Elisabethkirche auf der Landstrasse, 1712
die Pfarrkirche zu Lichienihal, um 1770 erweitert, 1719 die Kirche der Sale-
sianerinnen auf der Landstrasse, 1721 die Kirche zu Maria Trost in St. Ulrich,
1722 die Kirche des Waisenhauses in der Alservorstadi, Um 1700 hatte Pran-
dauer von St. Polten fQr die Benediktiner-Abtei Molk den Bau einer Kirche
angefangen, und dieses gelungene Werk scheint für Wien eine grosse
Anregung gegeben zu haben.
Seit 1720 beginnt auch in Wien und Prag die Herrschaft des Zopfstils,
welcher allmalich das Barock verdrflngt.
Die Reihe der Dresdener Prachtbauten wird durch Kurfürst Johann
Georg V. mit der Errichtung des «Gartenpalais» um 1680 ertißhet; aber die
BlUlhe des Dresdener Bauwesens unter August dem Starken [1694—1733), der
als August 11. zum König von Polen erwählt wurde, fällt erst nach dem Auf-
schwünge den die Kunst in Prcussen, unter KUnig Friedrich 1. genommen hatte.
Viele der nachmals unter Friedrich Wilhelm I. von Berlin fortgeschickten
Kunstler wandten sich daraul nach Dresden und fanden daselbst Beschäftigung;
erst viel später zur Zeit Friedrich's des Grossen, im siebenjährigen Kriege, er-
fuhr die Dresdener Kunstthatigkeit eine jähe und nachhaltige Unterbrechung.
— August der Starke war unter den Fürsten, welche den Hof Ludwig's XIV.
kopirten, der grossartigste und phantasievollste. Allerdings wurden unter ihm
und seinen Vorgängern, in Sachsen nicht minder wie anderwärts, die Künste
als eine fremde Kolonie eingeführt; aber die Dresdener Bauten, unter diesen
besonders der »Zwinger», erscheinen dennoch als originelle Aeusserungen des
deutschen klassischen Barockstils, und sind als vollkommener Ausdruck des
Hoflebens dieser Zeit höchst merkwürdig. Der Stil des Zwingers zeigt bereits
dies leichte phantasie volle Barock, welches auch in Deutschland selbststflndig
zu einer Art Roccoco hatte führen müssen, wenn nicht das Aufkommen des
nüchternen Zopfetils und das Eindringen des französischen Roccocos die
Weiterbildung des Stils unterbrochen hatte.
Mathaus Daniel Pöppelmann, 1662 in Dresden geboren, gestorben
1736, erhielt 1709, nach der Schlacht bei Puliawa, durch König August 11.
den Auftrag zum Entwürfe eines grossen Lusthauses für den Dresdener Hof.
Man dachte an die Nachahmung der römischen Thermen, und Pöppelmann,
der sich 1710 in Rom und Neapel aufhielt, war dort mit dem Entwürfe des
Baues beschäftigt. 1711 war das Gründungsjahr, und man nannte den Bau
zuerst die Orangerie, aber als nach dem Tode Kaiser Joseph's 1., August der
Starke, in den Landern des sächsischen Rechts, mit der Reichsvcrweserschafi
betraut wurde, steigerte sich die Baulust des Königs noch bedeutend, und der
Zwinger sollte nun durch einen Schlossbau nach der Nordseite, bis zum Elb-
yGooglc
V. Abachnitl. Klassisclicr DarockKiilin Detiischland. M. D. P&ppclmi
648
Ufer hin, vergrössen werden. Um
zwecken in Paris, Der Bau hatte 1
171 5 war Pöppclmann wieder zu Studicn-
lit der Westseite begonnen, und diese ist
rr— .^^Ja,
die reichste und in der Plandisp
ichfaltigste, darauf wurde die
Südseite erbaut und zuletzt die Ostseile. Im Jahre i
i der Zwinger-
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649
■. Xwiiq;cr5 (.1. Hcllncr;
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V. Abschnitt. Klassischer Baradtslil in Deiilschbnd. Zuccali, Eflner. C5l
bau wegen mangelnder Miitel unierbrochen werden; die Nordseite fehlte noch
gitnzitch. Später ist der Raum durch den Semper'schen Museumsbau ausgcrulU.
Der Zwingerbau, soweit derselbe zur Ausführung gekommen, ist nur der Vor-
hof eines Palastes; aber eins der originellsten und sicher eins der malerischsten
Bauwerke Deutschlands. Der Grundriss ist klar und einfach, und erinnert
etwas an das französische Pavillonsystem (Fig. 224). Der Aufriss ist ebenfalls
im Grundgedanken einfach; es sind im Hauptmotiv ßogensiellungen, mit ein-
gespannten Pilastern, durch eine Plattform mit BalusiradcnbekrUnung abge-
schlossen (Fig. 225), Dagegen sind das Hauptportal an der Südseite, sowie
die beiden polygonalen Mittclpavillons an der West- und Ostseite, die am
meisten charakteristischen Theile der Architektur, von einem Überquellen-
den Rcichihum; alles geht auf das Schlanke, Leichte, Anmuthigheitere mit
einer wahren Verschwendung der figürlichen Skulpturen [Fig. 226). Das Erd-
ge.schoss beginnt mit Satyrhermen, darüber folgen vielfach gebrochene und
gekuppelte Pilaster, und den Abschluss bildet eine, mit dem Mansardendach
zu einem Ganzen ver\^'ebtc, unendlich gebrochene Dachlinie. Das Detail ist
ganz vortrcfHich und gut studirt. Die Haupirflume des Innern bilden die
Obersiile der sechs Pavillons. Nur ein einziger dieser Säle hat sich in der
Pracht seiner Innendekoration, die im strengeren Barockstile gebildet ist als
das Acussere, erhalten. In einem unteren Groitensaale befanden sich Wasser-
künste (Qu. H. Hettner, der Zwinger etc., Leipzig 1874). Ein anderes Werk
Pöppelmann's ist der, für August 1. um 1720 begonnene Umbau des Schlosses
Moritzburg bei Dresden. Die grossartige Terrassen an läge zeigt bedeutende
Verwandtschaft mit dem Zwingerbau (Qu. Adam in Dresden, Aufnahmen).
Von 1727—1731 bewirkte Pöppelmann die Verbreiterung der Dresdener
ElbbrUcke.
In München tritt, in der Regierungszeit des Kurfürsten Max Emanuel
(1679 — 1726), das italienische Barock, in der Weise des Bern ini und Borromini
in den Vordergrund. Zunächst herrschte zwar noch der Stil Maderna's und des
Theatinermönchs Franc. Grimaldi, wie an dem bereits 1663 begonnenen, aber
erst jetzt vollendeten Lustschlosse Nymphenburg zu bemerken. Auch der, 1Ö84
aus Italien berufene Architekt Zuccali, tritt bei den Schleissheimer Schloss-
bauien noch ganz in die Fussstapfen des früheren Barella, und das zuerst in
Angriff genommene «Luftheim» zeigt noch keineswegs den Berninischen Stil.
Dasselbe ist jedenfalls ganz von Zuccali, und auch am Hauptbau zu Schieissheim
dürfte der Aniheil E. Effner's, der seil 1694 als Oberbau meisier erscheint,
ziemlich gering sein und sich mehr auf die BaufUhrung beziehen. Der Ent-
wurf der schüncn Treppe, welche erst unter König Ludwig zur Ausfuhrung
gekommen ist, gehurt Zuccali an; nach einer Noiiz ist der Entwurf von 1742.—
yGoogIc
if,-2 V. Ah-Jiiiiii, Kl.i,5is,lKT Tln....l,.til in DculBiMand, <;. A. Viiardi.
Die Italiener allein vuriniien Jamals in München das künstlerische Element.
Icnn als man hc-i ikm liau des l'>ziehungshauscs der cnfflischcn FiHulein,
H-no- ii"i4 durch GraC Wahl, schlechte Krluhrunucn gemacht hatte, Uberliess
man den li;ilicncrn auch Jie Hewühnlichen Gehilude. — G. A. Visardi, der
spatere Hofarchiickt, bringt den voll entwickelten Barockstil des Borromini
mit, und baut ia dieser Art 171 1— 1718 die Drcifaltigkeiiskirche und das
Karmcliterklosier in München. Der BUrgerkongregationssaal der Jesuiten,
gleichzeitig von demselben Architekten erbaut, musstc als Pendant des schon
1578 erbauten lateinischen Kongregationshauses, entsprechend den alteren
Formen gehalten werden. Ebenfalls von Visardi mit bedeutendem Dekorations-
aufwand im Innern, die Hieronymitenkirche am Lechel mit Kloster
yGoogIc
V. Abschnitt Klassischer Barockstil in Uciilscliland. Baiiicn bei Sliittgan, in Düsseldorf cic. (J5^
1727 — 1737, im borrominesken Barock, wie sich dies besonders an der Fm;ade
ausspricht. Das Innere hai einen Kuppelbau auf vier reich pilasirinen
Pfeilern, zwischen welche sich Ifurze Kreuzschenkcl mit Tonnengcwülben
spannen; der eine Kreuzschenkel erweitert sich zur Altarabsidc. Die Stucka-
turen des Innern sind bereits im Roccocostile gehalten. Nach der Rückkehr
des Kurfürsten Max Emanuel vollzieht sich der Uebergang zum Französischen;
die Pavillons des Nymphenburger Gartens, die Pagodenburg von 1716 und die
Badenburg 1718, tragen bereits den Charakter des Ucbergangs zum Boccoco;
ebenso die Bauten und dekorativen Leistungen der GebrUder Asam in
München (Fig. 227).
Die geistlichen Höfe im Westen Deutschlands waren schon im letzten
Viertel des 17- Jahrhunderts ganz französirt, hier bauten meist Franzosen in
der trockensten Nachahmung des Jules Hardouin Mansart.
In Zürich wird 1Ö94 das Rathhaus im Barockstil erbaut, in Baden 1697
das alte Schloss wieder hergestellt, in Mainz 167a das erzbischöfliche Schloss
vollcDdet.
Schloss Ludwigsburg bei Stuttgart, von imponirendcr Ausdehnung
und grosser Prachtcnt Wickelung, 1704 unter Herzog Eberhard Ludwig, als
Jagd- und Lusischloss durch den Hauptmann Nette begonnen, später uLud-
wigsburg» genannt. Die FlUgcIgebilude durch Paolo Retti nach dem Tode
Neite's (1714) ausgeführt. Im Jahre lyiS die Fürstengruft, noch nach Nette's
Entwurf, von Donato Guiseppe Frisoni begonnen und 1732 eingeweiht. Die
innere Ausführung erfolgte im Roccocostile, oder noch später am Ende des
18. Jahrhunderts im Uebergange zur Ncuklasstk. Das Schlüsschen Favorite bei
Stuttgart, ebenfalls durch Nette begonnen und durch Paolo Retti vollendet.
Der Stil der Jesuitenkirchc in Düsseldorf, um 1700, steht dem Ba-
rock des Salzburger Doms am nächsten; hier erscheint noch einmal der
Gipfelpunkt, einer diesem Stile eigenthUmlichen, glänzenden Siuckdckoration.
In Kassel unter I^ndgraf Karl erfolgte 1701 die Errichtung des Orangerie-
schlosses und des Marmorbades in der Au; spater wurde ebenfalls in der Au der
sogenannte Kuchenpavillon erbaut. I7i5 die Wasserkünste auf Wilhelmshühe
hinter Schloss Weisscnstein angelegt. Der Italiener Giovanni Francesco
üuerncrini lieferte den ganzen Plan und den aus Kupfer getriebenen far-
nesi sehen Herkules.
Der Galleriesaal in Herrenhausen bei Hannover, 1692 unter Kurfürst
Ernst August erbaut, mit Fresken vom Italicner Tommaso geschmückt. — In
Gotha wird die Kirche des Friedensteins, unter Friedrich IL, itHj7 neu aufge-
lilhn. Daselbst, 1710 das Waisenhaus und die zugehörige Kirche, i7t5 die
Kirche am Siechhote, 1717 das Hospitalgebüude, in demselben Jahre das soge-
yGooglc
Ö54 V AhsJ„,iii. Khi"i^.her H=r,.ckstil in D<:ut«hland, Wohnhäi.Kr in MagdebiirB.
nannii; iilteri; Kiiihhnus am Jacobsplaiz wkdcr aufgebaut, auch der Bau des
KrialriL-hsilials liilli in dicstilhi; Zäi. — Das Meininger Schloss von Ro-
manu Alcssamlro Hussini orl'aut. Von ikmselben Architekten, der driiie
Anbau der Abtei zu Ciaiidtrsbcim unter der HcRicrung der EHsabetli Emestina
von Sachsen. Hier ist der Kaisersaal durch malerische Ausschmückung be-
.. r "~ -~ . - -- . mcrkenswerth. — Im Regensbur-
■' ' gerDom, umi697, diespaterwieder
beseittgie Vierungskuppel, mit rei-
chen Stuckaiuren von Riva und
Carlone, — In Salzburg, ausser den
schon genannten dem Fischer von
Erlach zugeschriebenen Bauten,
das Schloss HcUbrunn und die
Klosiergebaude zu Maria-Schein
und St. Peter.
Von der Gestaltung derWohn-
haus-Faijaden in dieser Zeit sind
noch vielfach charakteristische Bei-
spiele erhalten. Hervorragend sind
eine Anzahl Paraden, am Breiten
Wege in Magdeburg, aus dem Be-
ginn des iS. Jahrhunderts stam-
mend und vcrmuthlich von Italie-
nern entworfen. Für die Einfas-
sungen, Gliederungen und Skulp-
turen ist Sandstein verwendet und
Mörielpmz fUr die Flachen. Im
Ganzen ergiebt sich hier eine
eigcnth Um liehe Form des deut-
Fiß. J.8. wohiihau^fa^adc am lircitcnwcgc in Mafidi-hnr^. »«^'^cn Wohnhauses, das in der
Hauptsache immer noch die Fas-
sung des nordischen Barockstils bewahrt hat (Fig. 228J. Kein abschliessendes
Haupigcsims, sondern ein Uebergang der Faijade in das steile, durch Aufbauten
und Schorn.steinc belebte Dach. Die Fa^adenflachen zeigen ein leichtes Vor-
und Zurückweichen als hauptsachliche Gliederung, und sind durchaus zu einer
Einheit komponirt, von der kein Theil beliebig abzutrennen ist. Das Portal
wird kraftig und einladend behandelt und oft mit Figuren geschmückt. Die
freie, auf perspektivische Wirkung berechnete Gestahung des Figürlichen bildet
einen weiteren Vorzug dieser von echt künstlerischem Geiste belebten Faijaden,
yGoogIc
Klassischer ßaroclistil in Dtut^liland. 655
Leider haben dieselben, besonders in den letzten Jahrzehnten, viellach charak-
terlosen Neubauten weichen mUsscn.
b) Skulptur.
Für die Plastik dieser Epoche ist ganz allgemciti, auch in Deutschland,
der Stil Bernini's massgebend. Charakteristisch für die entstehenden Skulptur-
werke sind die momentanen Attitüden, die unruhige Bewegung, und der oft
vorkommende Ausdruck bacchantischen Muthwiltens. Man glaubt Indess die
Griechen weit hinter sich zu haben und findet in den Werken Bernini's ein
Feuer, ein Leben, eine Wahrheit des Fleisches, wie man es nicht in der
Antike entdecken kann, und bewundert an denselben ein graziöses, lebhaftes,
malerisches Wesen, welches Bemini dem Correggio und Parmeggiano ab-
gelernt haben soll. Der Unterschied des Nationalgeschmacks war fast beseitigt.
Das Kunstschaffen dieser neuen, gewissermassen internationalen Schule hatte
sich gegen alle EinHUsse, sowohl der Natur, wie der Antike abgeschlossen,
selbst die Individualität der Künstler, und schliesslich sogar der Unterschied
des Talents wurden verwischt.
Um so höher sind die Leistungen des grossen Andreas Schlüter (1662
bis 1714) zu schätzen, der zwar derselben Schule angehört, aber durch die
Mehrzahl seiner Werke weit Über alle seine Zeitgenossen emporragt. Seit 1692
als Hofbildhauer nach Berlin in die Dienste KurtÜrst Friedrich's 111. berufen,
fertigte er als sichere erste Arbeit die Decke im Marmorsaale des Pots-
damer Stadtschlosses, mit den schönen Kindergruppen in Stuck. Seine
nächsten Arbeiten, die Helme am Aeussern und die Masken im Hofe des
Berliner Zeughauses, mochten ihn schnell berühmt. Die letzteren
sofort 1695 von B. Rode in Kupfer gestochen, bringen die Köpfe sterbender
Krieger mit ausserordentlicher Kraft und Lebendigkeit zur Darstellung und
verzieren die Schlusssteine der unteren Bogenfenster. Weitcrc Arbeiten
SchlUter's am Zeughause folgten 1697; so das mittlere Giebelfeld, Mars,
auf Trophäen ruhend, von gefesselten Sklaven umgeben; dann die schönen
Figurengruppen zu beiden Seiten des Giebels, rechts Mars mit ge-
fesselten Sklaven, links Minerva, umgeben von Kriegsgerath, Kriegern urtd
Waffen. Von den vielen Trophäengruppen der Balustrade sind eine Anzahl
ebenfalls von Schlüter erfunden. Ueberhaupt ist anzunehmen, dass Schlüter,
vielleicht mehr als de Bodt, der Nachfolger Nering's, die Veranlassung zur Ab-
änderung der von letzterem projektirten Attika in eine Balustrade mit Trophäen
und Statuen gegeben hat, also in Wirklichkeit der geistige Urheber des
yGoogIc
656 V. Ab.chnil[. KUjsischtr Bamckslil in Dtul:.ciilaiid. SciiluK-r.
für das Gebtiudu hauptsächlich churukturistischun Trophäcnkranzes f{ewesen
ist. Für seinen 1693 bcnonncnen Schlossbau in Lieizow, später Char-
loUcnburg genannt, rcrti({tc Schlüter verschiedene hgUrlich dekorative Werke.
Im ehemaligen Audienzzimmer die lebensgrossen B;isrcliel'tiguren der Kunsic
in Siuck; im blauen Saale, lür den Kamin, sechs Kinder unter einem vergol-
deten Baldachine, über den TliUren zwei vergoldete Uasreliefs, ebcnrulls in
Stuck; im anstossenden Zimmer die Stuckaturen der Decke und zwei vergol-
dete Basreliefs. Das Deckenbild, Flora vom Zephir gekrönt und der Kamin
mii zwei Kindcrtiguren sind nach seinen Angaben gearbeitet. Im Speisesaal
von ihm. Über dem Kamin ein schönes Basrelief!, Flora mit Zephir darstellend,
Über der Haupttreppe die Stuckaturen des Plafonds, und in der Porzellan-
Gallerie die BUste des Kurfürsten in karrarischem Marmor. Im Jahre t6^r:
modellirt Schlüter die Statue Friedrich's III., l'Ur den Zeug hau shof bestimmt.
Dieselbe wird von Jacobi in Bronze gegossen; aber erst viel später unter
König Friedrich Wilhelm III. vor dem Schlosse in Königsberg aufgestellt. In
demselben Jahre hatte Schlüter angefangen, Skizzen zu einer Reitcrstaiue des
grossen KurfUrstcn, für die lange Brücke in Berlin bestimmt, zu entwerfen,
und mussie im Verfolg dieser Arbeit um 1691) den Zeughausbau aufgebea
Das Denkmal des grossen Kurfürsten ist aber auch sein Hauptwerk ge-
worden; es genügt allein, um ihn unsterblich zu machen. Durch die historische
Wahrheit der Ponrütfigur, obgleich dieselbe im römischen Kostüm aufgefasst
ist ; durch die gelungene Darstellung des Pferdes, endlich durch den äusserst glück-
lichen Gesammtkontur des Denkmals, im Verein mit dem reichen Postamente
aus weissem Marirjor, an dessen Ecken vier in Bronze gegossene Sklaven siizen,
und welches ausserdem mit Bronzereliefs an den Seilen und Bronze Verzierungen
an den Ecken geschmückt ist, gehün dasselbe zu den besten Reiierdenk malern
Europas, und in die echte Nachfolge des Altmeisters Michelangelo (Fig. 32q).
Bei der Ausfuhrung der grossen Modelle zu den Sklaven nahm Schlüter seine
Schuler, Baker, Brückner, Hcnzi und Nahl zu Hülfe, aber er Überarbeitete diese
Figuren und das Reiterstandbild selbst ist ganz seine eigene Arbeit. Im Jalire
J700 erfolgte der Guss des Denkmals durch Jacobi. — Auch für seinen, seit 1700
begonnenen Berliner Schlosebau hat Schlüter selbst eine Reihe glänzender
dekorativer Skulpturen geschaffen. Im Rillersaale, Über den ThUren, die vier
Erdtheile eigenhändig von ihm in Stuck modcUin, und in den Ecken die vier
Jahreszeiten nach setner Angabe, von Sapovius, seincin früheren Lehrer. Die
Figuren Jupiters und der Titanen, im Treppenhause des Schlosses, hat Simo-
netii Dach Schlüter's Skizzen in Stuck ausgeführt. Wieder von ihm selbst
sind, die Basreliefs über den Thüren des Pfeilersaales des dritten Geschosses, im
gelben Damastzimmer ein Basrelief über dem Kamin, im Spielzimmer desselben
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RQ. 229. REITERBILD DES GROSSEN KURFÜRSTEN, VON SCHLÜTER.
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V. At-schnilL Kla.ibclicr Barock>lil in DeulschUnd. Schliilcr. 65?
Geschosses zwei weibliche Genien mit einem Schilde, und noch vieles andere.
In der Bildergallcric zwei grosse Reliefs; das ersle Könit; Friedrich I, auf dem
Throne, umgeben von allegorischen Gestalten , das zweite die Darstellung der
Krönung, ebenfalls mit Allegorien. An dcnGesimsen des Saales sind nochmals die
vier Erdtheile dargestellt, über den Fenstern allegorische Figuren und Kinder-
gruppen, und an der Decke schöne geflügelte Genien. — In diese Zeit fallt das
Denkmal fUrdenHofgoldschmicd Daniel Männlich (ti70o)in der Marien-
kapelle an der Nicolaikirche zu Berlin; ganz im nachberninischen Stile erfunden.
Neben einer kolossalen Urne steht die Gestalt der Verwesung, die ein schreiendes
Kind an sich rcisst, an der anderen Seile der Genius des Lebens, In bangem
Entsetzen. Um 1703 arbeitete Schlüter die marmorne Kanzel für die
Marienkirche in Berlin und schnitt den einen Pfeiler der Kirche ab, um
den Aufgang zur Treppe darunter anzubringen. Die Komposition des Werkes
erhebt sich nicht über den Stil der Zeit. — Im Jahre 1703 wurde die Reiter-
statue des grossen Kurfürsten aufgesielli, aber der Giesser Jacobi hatte den
Hauptruhm davon; er licss sein Bildniss in Kupfer stechen und daneben die
Reiterstatuc abbilden, Schlüter wurde gur nicht erwähnt, denn sein Ruhm
fing bereits an durch die Folgen der Munzthurm - Katastrophe verdunkelt zu
werden. Wie weit dies Vergessen Schlüters endlich ging, kann man daraus
abnehmen, dass nicht einmal ein Bildniss des grossen Meisters erhalten ist, und
dass auch noch im 19. Jahrhundert das Brock haus'sc he Konversationslexikon
nicht einmal seinen Namen nannte. — Schlüter blieb zwar, nach dem i7o5
wirklich erfolgten Abbruch des MUnzthurmes und nach Verlust seiner Stellung
als Schlossbaudirektor, noch Hofbildhaucr; aber er war schwermUthig geworden
und hatte den grüsstcn Theil seiner SchalTenskraft eingeblissL Ware er ein
Italiener vom Schlage Cellini's gewesen, er hatte seine Sache vermuthlich
anders zu Ende geführt. — Um [708 arbeitete Schlüter den Sarkophag für den
Prinzen Friedrich Ludwig, ersten Sohn des nachmaligen Königs Friedrich
Wilhehn. Der Sarg, aus Blei gegossen und vergoldet, mit der Figur des halbjähri-
gen Kindes, aber mehr als lebe nsgross gebildet, auf einem Kissen sitzend, befindet
sich in der Gruft unter dem Dom, Nach dieser Zeit war Schlüter mit den
Sandsicinfigurcn für die Balustrade des Schlosses beschäftigt, aber der Künstler
würde jetzt, wie seine Arbeiten, mit Nachlässigkeit behandelt; die fertigen Figuren
wurden nicht einmal aufgestellt. Sechs derselben, Merkur, Juno, Bacchus,
Flora, Leda und Venus standen zuletzt im früheren Ephraim'schen Garten am
Schillbaucrdamm, und sind spater verschwunden. In dem von ihm erbauten
von Kameke'schcn Gartenhausc kam Schlüter 1713 noch einmal auf seinen
Licblingsstoll', die vier Wehtheüe, zurück, und bildete dieselben als Haut-
retiefs, in dreiviertel Lebensgrüsse, im Mittelsalon in Gyps, und zwar in der
yGoogIc
(55g V, Abschnilt. Klassisclier Barockslil in Deiiiscliland. Eafiers, Hulut elc.
alten Vortrefflichkeit. An den Wanden desselben Salons befanden sich von
ihm noch vier kleinere, allegorische Basreliefs, die jetzt verschwunden sind.
Im Jahre 1713 starb König Friedrich [. und sein Nachfolger Friedrich Wil-
helm 1. enheike Schlüter noch den Auftrag, die Sarkophage für den König
und die Königin Charlotte zu modelliren. Dieselben sind reich mit Figuren
geschmückt, von Jacobi in Zinn gegossen und vollendet; sie stehen jetzt in
der Domkirche. Dann wurde Schlüter's Gehalt gestrichen, und er musste sich
1713 nach St, Petersburg wenden, um einen Unterhalt zu gewinnen, kam aber
nicht mehr zu einem Wirken, denn 1714 ereilte den erst zwei und fünfzig-
jährigen, vom Schicksal gebrochenen Mann der Tod. — Schlüter war auch Lehrer
an der 1694 gegründeten Berhner Akademie der Künste, indess ist zu ver-
muihen, dass ihm seine kolossalen Ausführungen, als Architekt und Bildhauer,
nicht viel Zeit zum Lehren Übrig Hessen; wenigstens liat er als Bildhauer
keine namhaften Schüler hinterlassen.
Der grosse Kurfürst hatte bereits verschiedene Bildhauer nach Berlin
berufen; und unter diesen Vorgängern SchlUter's sind noch einige zu nennen.
Michel Däbeler arbeitet um 1674, vermuihlich sind die Reliefs am Marstall-
gebäude von ihm, ebenso einige Decken in dem Thcile des Berliner Schlosses
an der Spreeseite. Bartholomäus Eagers aus Amsterdam arbeitete dort
1663 vier Putten auf Bestellung des grossen Kurfürsten. Auch die später
im weissen Saale des Schlosses aufgestellten elf Marmorstatuen der Kurfürsten
sind von ihm. 1687 kam Eagers nach Berlin und fertigte die Slatuc des Kur-
fürsten Friedrich 111,, nebst den Statuen des Julius Caesar, Konstantin des Grossen
und Kaiser Rudolph's, welche sämmtlich später im weissen Saale Platz fanden.
Carl Philipp Dieussart, Johann van der Ley, und Jeremias Sussmer werdca
noch in dieser Zeit als Hofbildhauer in Berlin genannt.
Ein Zeitgenosse SchlUter's ist Georg Friedrich Weihenmeyer aus
Ulm, (t i7i5); er kam 1690 nach Berlin und hat die hegenden Figuren der
Seegötter und Najaden an den Bogen der langen Brücke gefertigt; dieselben
sind jetzt ruinirt. Später hatte Weihenmeyer, nach SchlUter's Modellen, vieles
gearbeitet und übernahm seit 1696 dessen Lchrerstellc an der Akademie der
Künste. — David Sapovius aus Danzjg, Schlüier's früherer Lehrer, wurde von
ihm nach Berlin berufen und am Schlossbau beschäftigt. — Der bedeutendste
Zeilgenosse SchlUter's in Berlin, der Franzose Guillaume Hulot, hat am
Zeughausc in Berlin verschiedenes geleistet. Von ihm ist das Bronzebrustbild
in Relief Friedrich's I., über dem Portal, 1706 von Jacobi in Bronze gegossen;
dann die vier allegorischen Figuren an beiden Seiten des Hauptporials in
Sandstein, die Rechenkunst, die Geometrie, die Mechanik und die Feuerwerks-
kunst darstellend ; und wohl auch eine Anzahl der Trophüengruppen auf da
yGoogIc
V. Abschnin. Klassischer Barockstil in DeulschlAnd. Permoser. gjg
Balustrade. Hulot ging 1720 nach .Frankreich zurUck und arbeitete noch
vorhandene Marmorvasen für den Garten in Versailles. — Hcnatus Char-
pentier (1677—1723), geb. zu Cuille in Anjou, kam mit de Bodt nach
ßcriiu und hat verschiedene Gebäude dieses Architekten mit Bildhauer-
arbeiten verziert; so das Portal des Potsdamer Schlosses nach der Stadtscite.
Vielleicht ist auch einiges am Berliner Zeughause von ihm. Charpcntier ging
nach Paris zurUck, und fand, durch die Figur eines Mcleager, Aufnahme in
die dortige Akademie. Johann Simonetti, i652 zu Koveredo in GraubUndten
geboren, stirbt 1716 in Berlin, Baumeister, Bildhauer und besonders Stuckaior,
wurde zuerst nach Prag berufen, zur Dekoration des Czernin'schen Palastes,
und kam dann nach Berlin. Von ihm, i6<>4 die Stuckaiuren im Schloss
Oranienburg unter Nering, im Dom zu Breslau ein Bischofsgrabmal, und
vieles im Berliner Schlosse; hauptsächlich die Figuren Jupiters und der Titanen
in Stuck an der Decke des grossen Treppenhauses nach Schluter'schen Skizzen.
— Johann Christoph Döbel hat die Kanzel der Parochialkirche in Berlin
gearbeitet, ting auch den Altar in der Parochialkirche an, starb aber 1713 vor
Vollendung desselben. — Karl King, Engländer, arbeitet im Berliner und
Oranienburger Schlosse. In der getäfelten Gallcrie des alten Flügels im
Charlottenburger Schlosse sind schöne Frucht- und Btu mengehänge von
seiner Arbeit,
Die Gehulfen und eigentlichen Schüler SchlUtcr's haben es zu keinen
namhaften selbstständigen Leistungen gebracht. Johann Conrad Koch hane
unter Friedrich Wilhelm 1. vier Sklaven zu der SchlUter'schenFigurFriedrich'sl.
modellirt, die von Meyer in Erz gegossen wurden, aber kläglich ausfielen und
deshalb niemals aufgestellt wurden. Von demselben, 1720 eine marmorne
Kanzel in der Petrikirche, bei dem Brande 1730 zerstört, und die marmorne
Kanzel in der Garniso nktrchc zu Potsdam, nach Feldmann's Zeichnung.
Peter Baker, Johann Georg Glume aus Wanzlcben, Henzi, Gottlieb Herfort,
Nahl und Heinrich Rode haben sSmmtlich nach Schluter'schen Modellen
gearbeitet. Alfanz aus Wien hat die beiden Löwen über der Gittenhür des
gräflich Sacken'schen Palais in der Wilhelmstrasse, ebenfalls die dort befind-
lichen Vasen und den Engel über der Apotheke, an der Dreifaltigkeiiskirche
in Berlin, geliefen.
In Dresden hatte die nachberninische, gewisscrmassen internationale Bild-
hauerschule sehr zahlreiche Werke hinterlassen; allein im grossen Garten
befanden sich an 100 Marmorwerke von Italienern, Franzosen und Deutschen,
und ebeuso zahlreiche Sandsteinfiguren; Satyren und Centauren standen am
Thor und auf den Rampen des 1680 errichteten Gartenpalais. — Balthasar
Permoser, geboren zu Kammerau in der Pfalz (i65o — 1732), erhebt sich aus
yGoogIc
66o V' AbschnilL Kla^sisrher Barockülll in Dculschland. Marerei.
der Schaar der damals ganz ohne Eigenart schaficnden Künstler durch ein
bedeutendes Talent. Permoser lernte in Salzburg, war dann 14 Jahre in
Italien und kam 1704 nach Berlin. Er arbeitete fUr den König, einen pfeiU
schürfenden Cupido, dann einen jugendlichen Herkules, der die Schlange zer-
drückt, und schliesslich eine Gruppe «Adam und Eva», ebenfalls in Marmor.
Permoser ging 1710 nach Dresden, lieferte hier den Saturn an der Brücke, dann
die schöne Kanzel in der Hofkirchc, mit den damals unvermeidlichen Wolken
und Cherubims. Auf dem Friedrichstadter Kirchhof befindet sich sein be-
rühmtes, von ihm selbst verfertigtes Grabdenkmal. Ausserdem von ihm im
grünen Gewölbe eine Anzahl vortrefflicher Elfenbeinschnitz werke: Herkules
und Omphale mit Cupido, ein schlafende.s Kind nach einem in Rom befind-
lichen Originale Fiammingo's, Amor bogenschnitzcnd nach Correggio, und
Jupiter auf dem Adler reitend nach einer Kamee. — Paul Herrmann und Paul
Egel folgten Permoser in seiner Kunstweise.
In Wien wird die Dreifaltigkeitssüulc am Graben im Jahre 167g errichtet
nach einem Entwürfe des Architekten Ottavio Burnaccini, ausgeführt von
Fischer von Erlach. Das Figürliche von Frühwirth, Strudl, RauchmUUer u. a.
— Das Grabmal des Grafen Mikrowiz in St. Jacob zu Prag um 1714, von
Fischer von Erlach in der schhmmstcn malerischen Manier der Zeit entworfen,
zeigt einen Sarkophag mit einer abgebrochenen Pyramide dahinter. Auf dem
Sarkophag, die Figur des Verstorbenen, vom Glauben unterstützt, zur Seite
der Tod, als Sensenmann und eine trauernde Qio. Ein schwebender Genius
des Ruhms zeigt auf die Inschrift der Pyramide. — Die Reliefs an den Säulen
der Karl-Borromäuskirche zu Wien, Geschichten aus dem Leben des Heiligen,
sind von Christoph Mader. An der Fa^ade der deutschen Kongregation
in München, eine Madonna von Ableitner. Das Relief des englischen Grusses
am Hauptaltar von Greif und A. Feistenberger herrührend.
Das Meiste der plastischen Werke dieser Zeil in Deutschland erhebt
sich nicht über eine handwerksmassige Mittel mässigkeit. In Köln gehön
Johann Lenz zu den Wenigen, die sich von der gleichgültigen Masse ab-
heben. Seine Figur der schlummernden heiligen Ursula vom Jahre i685, auf
dem Grab derselben, in S. Ursula zu Köln, zeichnet sich durch einen edlen
weichen Naturalismus und den Ausdruck schöner Empfindung aus,
c) Malerei.
Die Historienmalerei bildete den ausgeleb testen Zweig der damaligen Ma-
lerei; aber sie hatte herkömmlich die Dekoration der Schlösser und Kirchen zu
besorgen; und gerade in dieser Zeit entstanden viele prachtvoll ausgestattete
yGoogIc
V. Absdmill. Klassisclicr Barockstil in Deiilscliknd. Silvtstre, M. Terweslen. (iöl
Schlossbauten, Wie die Bildhauur, so waren auch die Hisiorienmaler damals
iiitcrnaiional, ohne einen Hauch von unterscheidender Eigenheit, wie derselbe
in der Architektur immer noch mächtig hcr\orbrach. Die Götter und Heiligen
der Maler sind jetzt nur noch akademische Schemen, oder Reminiszenzen
aus den Werken älterer Meister.
Der erste Maler dieser Zeit in Dresden, Louis Silvestre (löyS — [760},
war ein Schüler Lebrun's, in Paris geboren und durch Le Plat an den kur-
sachsischcn Hof gekommen. In dem Plafondbilde des mathematischen Saals
im Zwinger, 1717 und 1723 gemalt, die Erhebung der Psyche zum Olymp
darstellend, bricht wirklich wieder ein Schimmer der Farnesina hervor. Das
blühende Kolorit, die jugendlich vollen Formen, dieser auf Wolken gruppirten,
grossen Kinder, alles das stimmt ganz gut zu dem beabsichtigten Eindruck
träumerisch sinnlichen Behagens. Später wollte Silvestre nur noch Porträts
malen; von ihm, das Portrat Friedrich August's II,, und das Friedrich
August's III, im grünen Gewölbe zu Dresden. Sein letztes Bild, ein heiliges
Abendmahl, sandte Silvestre itSs aus Paris nach Dresden. Andere Gemälde
im Zwinger sind vom Italiener Pellegrini ausgeführt.
Unter dem Grossen Kurfürsten waren in Berlin meist Franzosen und
Hollander thütig. Gedeon Romandon kam löyS nach Berlin und wurde nach
Italien geschickt um in Modcna die Bilder Correggio's zu kopiren. Friedrich
van Roye, Blumen- und Früchiemaler aus Haarlem, 1669 nach Berlin berufen,
war an der Dekoration des Schlosses in Potsdam thütig. Ausserdem noch,
FViedrich de Coussy, ein Mohr aus Guinea, Adam de Qerck, Nuglisch und
Pribusch, sümmtlich ebenfalls in den Schlössern beschäftigt.
Unter Kurfürst Friedrich III. war Mathias Terweslen (1649— 1711)'
zusammen mit Schlüter, hauptsächlich an der Einrichtung der neuen Akademie
der Künste 1694 betheiligt. Terwcsten, ein Schüler Wieling's in Holland, ging
spater nach Italien, Frankreich und England, und kam 1692 als Hofmaler
nach Berlin. Der SchlUier'sche Schlossbau in Berlin hätte den ersten Rek-
toren und Mitgliedern der neuen Kunstakademie, Terwesten, Werner, Probner,
Gericke, Lubienitzki, Leygebe und Wenzel eine schöne Gelegenheit bieten
müssen ihr Talent zu bethatigen; aber sie alle erhoben sich nicht annähernd
zu der genialischen Höhe, die Schlüter als Bildhauer und Dekorator einnahm.
Sogar die generellen Entwürfe zu den Malereien musste Schlüter selbst liefern;
der Übrigens auch malte, denn eine Oclskizze von ihm auf Holz, den Grossen
Kurfürsten im Helm vorstellend, war früher vorhanden. Terwesten malte das
Deckenstuck der Porzellan kämm er im Schlosse zu Oranienburg, später in
Berlin und Potsdam noch mehrere Plafonds, Joseph Werner aus Bern ([637
bis 1710), Schuler von Mathäus Merian in Frankfurt, ging Studien halber nach
yGoogIc
Rom, lebte später io Augsburg, kam 1695 nach Berlin und wurde zum Direk-
tor der Kunstakademie an Terwcstcn's Steile ernannt. Werner ging 1706 nach
der Scliweiz zurUck. Micliael Probner aus Graudcnz (f 1701}, war ebenfalls
Direktor der Akademie der Künste in Berlin. Mathias Terwesien's jüngerer
Bruder, Augustin Terwesien, 1670 in Prag geboren, der älteste Schuler
der neuen Berliner Maleraliadctnie, malle i7o5 ein Deckensiück im Charlotten-
burger Schlosse. Im Jahre 1710, nach seines Bruders Tode, ging er nach
Holland zurück. Nicolaus Bruno Belau (1684—1747), zu Magdeburg ge-
boren, ein Schüler Tenvesten's, malte das Deckensiück im grossen SchlUier-
schen Portal des Berliner Schlosses, und ging dann nach Italien. Nach Berlin
zurückgekehrt, malte er im dritten Zimmer, hinter der Bildergallcrie, ein Gast-
mahl Kaiser Karl's VI., dann den Plafond im von Kameke'schen Gartenhausc
zu Berlin u. a. Cornelius Abraham Bcgo, i63o in Holland geboren, kam j688
aus dem Haag nach Berlin und malte die Belagerung von Stettin, als Muster
fUr eine gewirkte Tapete, dann fünf Bilder an einer Ehrenpforte beim Begräb-
nisse König Friedrich Wilhelm's. Johann Georg von Hamilton malte Pferde,
Geflügel, Blumen, wurde von Wien berufen und ging nach König Friedrich's I.
Tode dahin zurück. Paul Leygebe, Sohn des berühmten t^isenschneiders Gott-
fried Leygebe, 1664 zu Nürnberg geboren, kam mit seinem Vater nach Berlin,
malte Pferde und JagdstUckc und wurde Professor der Anatomie an der Aka-
demie. Im Schlosse zu Berlin, sind zwei Plafonds von ihm; ausserdem im
Schlosse zu Potsdam ein Triumphzug des Grossen Kurfürsten, den man ihm
zuschreibt. Theodor Lubicnitzky aus Krakau, Schüler von Stur in Hamburg,
spater von Lairesse in Holland, ging nach Florenz und dann nach Hannover,
kam 1697 nach Berlin als Historien- und Landschaftsmaler. Michael Madder-
stegh aus Amsterdam (1659—1709), Schüler von Backhuyzen, Marinemaler und
Schitfsbaumeister, kam 1698 nach Berlin. Der König Hess von ihm eine Fre-
gatte in Holland bauen, und nach Berlin bringen; dieselbe wurde später an
Czaar Peter geschenkt. Peter de Coxcie aus Holland, malte in van Dyck's
Manier und lebte seit i7o5 in Berlin. Von ihm, das Deckenstück der Bilder-
gallerie im Berliner Schlosse, der Plafond im Zimmer No. 12, den König
Friedrich Wilhelm noch als Prinzen darstellend, und die schOne Decke der
Schlosskapelle in Charlotten bürg, Glaube, Liebe und Hoffnung darstellend, mit
biblischen Historien grau in grau, auf beiden Seiten. Die letzteren Bilder sind
mit Oelfarbe auf Kalk gemalt, nuf die kleineren der Vorkirche sind in Fresko.
Emanuel Theodor Gericke aus Spandau (i665 — 1730), anfangs Schüler
bei Romandon, später mit Elias Terwesien in Rom, um die Antiken für *^'*
neue Kunstakademie in Berlin abzugiessen, studicj dann einige Jahre bei Carlo
Maratta, malt nach seiner Rückkehr Deckenbilder in den Schlössern, auch
yGoogIc
V. Abschnilt Klassischer Barockslil in Deutschlaad. Dekonlign. (^'t
das Altarbild der Nicolai tu rche, aber ziemlich mittel massig. Anton Schoon-
jans, zu Antwerpen geboren, (i655— 1726), hat viel in Düsseldorf und an andern
deutschen Höfen gemalt, stirbt in Wien. Im Charlottenburger Schlosse, in
der blauen Kammer, ein Deckenbild von ihm, Flora von Zephyr gekrönt, in
Verbindung mit Schi Ute r'schen Basreliefs, ausserdem noch mehrere Plafonds
mit Grotesken und Figuren. Johann Friedrich Wenzel, zu Berlin geboren
(1670 — 1729), Schuler von Queerfurt und Harms in Braunschweig, dann von
Carlo Maratta in Rom, wurde 1703 nach Berlin zurückberufen um die
Krönungsceremonie zu malen. Später von ihm, im Berliner Schlosse, der
Plafond im Wohnzimmer der Königin, dann im Rittersaale, die Thaten Frie-
drich's 1., und im Schlosse zu Oranienburg ein Plafond mit der Apotheose des
Hauses Oranien. Nach dem Tode des Königs ging Wenzel nach Dresden.
Die Fresken der Kuppel der Pfarrkirche zu Maria Treu in Wien von
Maulbertsch, vermuihlich erst 1716 ausgeführt. Sechs Sopraportenbilder im
fürstlich Schwarzenberg'schen Gartenpalais, mit Kindergruppen, sind von
Strudel. Das Deckengemälde in der Kuppel der kaiserlichen Hofbibliothek,
die Wissenschaften und Künste darstellend, von Daniel Gran. Die Fresken
in der Karlskirche in ^'ien, ebenso den grössten Theil der Fresken in der Pfarr-
kirche zu St, Peier hat Rothmayer von Rosenbrunn geschaffen.
In München, im Betsaal der deutschen Kongregation, Landschaften von
J. Beich, die bayerischen Wallfahrtsorte darstellend.
Immerhin giebt es in dieser Zeit noch einige vortreffliche Porträtmaler.
Der Ungar Adam Manyoki, 1710 in Dresden, kam 1720 nach Berlin, musste
aber wegen verdächtigen Umganges mit dem berüchtigten Clement, seinem
Landsmann, Hüchten. Von Johann Kupetzky, ebenfalls aus Ungarn
(1666—1740), befindet sich ein tüchtig gemalter heiliger Franziskus im Berliner
Museum und gute Porträts von ihm anderwärts. Balthasar Denner in
Hamburg (1685—1749), berühmt durch seine Ponrüts alter Münncr und Frauen,
in voller Naturwahrheit, aber ohne geistiges Leben dargestellt, studirt 1707 an
der Berliner Akademie, lebt spater in Dresden und nach 1730 in Hamburg.
Der Schlachtenmaler Georg Philipp Rugcndas von Augsburg
(1666 — 17^) hat zahlreiche vortreffliche Bilder gemalt, voll Kraft und Feuer
und mit geistreichster Auffassung. Seine Stoffe sind meist Schlachtszenen oder
friedliche Darstellungen des Soldatcnstandes.
d) Dekoration.
Eine so vorzüglich klassische vornehme Dekorationsart, wie sie Frank-
reich aus ((er Zeit der Kardinäle Richelieu und Mazarin autzuweisen hat, fehlt
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Ö64 ^' Abtchnin. Klassbclier Baroclislil in Dciilschlnnd. ü. Stapf.
allerdings in Deutschland gUnzlich. Als die französische Klassik in Deutschland
eindrang, kam bereits mit dem sericusen Stile Lepauire"s das leichtere üenrc
Berain's und der Uebergangsstil Daniel Marot's mit herüber. — Augsburg bildete
Fig. a,w. Titdblall i-on V. Slapf (n. Mniircs ornemanisics).
damüls in Deutschland den Mittelpunkt fUr die Kleinmeistcr, Ornament stechen,
Schnitzer und Maler. Johann Ulrich Stapf, Ornamentstecher in Augsburg,
arbeitet um 1700, ist einer der ersten, welche den Ornamentstil der französi-
schen Klassik durch seine Stiche verbreitet; aber sein unruhiges und zerrissenes
Laubwerk, welches den Pflanzen Charakter nur konventionell wiedergiebt, isl
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V. Atschnitl. Klassischer Barockslil in Deutschland. Heckenauer, Schilbler. (565
bereits eine schwerfallige Uebersetzung des Genre Berain ins Deutsche (Fig. 230].
Die Franzosen nennen diese An Blattwerk «Genre Chicoree» (Cichorie, Weg-
wart). — Stapf folgt der Zeit nach direkt auf Unteutsch, den Vertreter des
«Genre Auriculairo, der schlechtesten Abart des Barockstils. — Leonhardt
Heckenauer arbeitet in Augsburg und München bis 1704, Er will die neue
römische Renaissance geben, aber in Wahrheit giebt er ebenfells das Genre
Chicoree, unruhig und zerrissen in den Blattformen, wenn auch etwas besser
als Ulrich Stapf. Friedrich Jacob Morisson, Zeichner und Juwelier, um
1693 in Wien und Augsburg, giebt das französische leichte Genre Louis XIV.,
nach der Weise Berain's, reiner wieder. Albrecht Biller, Goldschmied in
Augsburg (1663—1730), und Abraham Drentweti, Ornamentstecher in Augs-
burg, sind sehr elegante Nachahmer desselben Dekorationssiils.
In der letzten Zeit des 17. und in den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts
gerSth das italienische Ornamenigenrc in Deutschland ganz in Vergessenheit, min-
destens in der Detaillirung; es herrscht allein die Nachahmung der glanzenden
französischen Meister des Stils Louis XIV. Paul Decker aus Nürnberg (1677
bis 1713), als Architekt noch sehr dem borrominesken Stile huldigend, beweist
sich in seinen zahlreichen, vortrefflich gezeichneten Ornamentwerken als ein
entschiedener Nachahmer der französischen Klassik, ohne grosse eigene Ori-
ginatitüt. Ebenso, ein anderer grosser Ornamentmeister dieser Zeit, Johann
Jacob Schubler, ausserdem Mathematiker, Maler und Bildhauer; er stirbt
1741 zu Nürnberg. Von ihm, die Kompositionen reicher Interieurs, wie bei
Decker. Johann Leonhard Eysler, Goldschmied und Kunststecher in Nürnberg,
arbeitet gegen 1731 in demselben Stile wie die vorgenannten.
Der Dekorationsstil Andreas SchlUter's erhebt sich oft zum Adel der
echten nachmichelangelesken Schule, sowohl in seinen Deckenertindungen von
grosser Schönheit, als auch in seinen dekorativen Wand Skulpturen. Die
Stuckdecke im Portal No, V des Berliner Schlosses, mit Schildern und Tro-
phäen, ist in dieser Art mit gänzlicher Vermeidung der Cartousche erfunden.
Die Schluterschen Decken der Säle und Zimmer im Schlosse zeigen meist einen
bemalten Plafond mit reicher Rahmung, in Verbindung mit grossen Stuck-
dekorationen und bildergeschmUckten Vouten(Figur33i). Im grossen Treppen-
hause des Schlosses sind die Tiianenfiguren bemerkenswerth, welche die
Treppenlaufe tragen, ebenso die freie Verbindung der Skulptur mit der Malerei
des Plafonds. Die Wandarchitektur der vornehmeren RJlume ist meist durch
Pilasterstellungen gebildet, einfach und streng wie im Schweizersaalc, oder von
ausserordentlicher Pracht der Detailirung, "ie in der brandenburgischen Kam-
mer. Der Hauptton ist auch hier wieder auf die schmückenden Skulpturen
gelegt, wie im Rittersaal auf die meisterhaft schwungvolle Behandlung der
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Ii66 V. Ahsdiniu, Kl.i.'i.dicr li.nn.ckMil in Dciiisciaand. Schlfiler.
Sopraporten, mii iler Darstdlunfj ilcr vier Weltiheile {Qu. Dohme, Königlich«
Schloss in Berlin). In der Wahl der Figurenmotive hat Schlüier dieselbe unbc-
wiisste Vornchmheil unil ürossanigkeii, wie die grossen frünzüsisehen Dekora-
torcn Lebrun und Lep;iutre; erst in SdillUer"s Ornamentik macht sich der Ein-
Huss Bcrain's und Marut's {jehend, besonders in seinen Akanihusbildungen.
üine sehr schüne An der KlJchenorniimcniik, aus Rahmihetlen mit bciiki-
Fig. !)'■ I>ecke einer Pandckainnn.T im berliner Sclllosse von Sclilültr.
tendem Akanihus gebildei und durch tigUrlichc Bildungen belebt, zeigt sich
in den Holzschniizereien der Fensterleibungen in der brandenburgischen
Kammer und in den grossen ThUren des Riucrsitales. Im Allgemeinen isi das
Cariousclienwerk in der SchlUtcr'schen Ornamentik nur mflssig verwendet und
mit Feinheil behandelt. Die Farbenstimmung der SchlUter'schen Räume, in den
sehr bemerkenswerihen sogenannten KurfUrsienzimmern des CharloUeii burger
wie des Berliner Schlosses, ist krüfiig mit häufiger Vergoldung, welche letztere
aber nur als der Ton eines Farbeiiakkords wirkt. Die gelegentlich ganz
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\'. Abschnill. KlaMischcr Bimcliatil In Deulschland. Kunsigewcrbe und Kleinkunsl. (357
vergoldeten Thuren, Gesimse und Decken fügen sich harmonisch dem übrigen
reich bchandehen Ganzen ein. Ein sehr vornehm wirkender Raum ist der
Marmorsaal des Potsdamer Stadtschlosses, an dessen Decke Schlüter ebenfalls
ihätig gewesen ist; allerdings gehört die Vollendung in der Hauptsache erst
Knobeisdorff an.
Das Triumvirat der Wiener Klassik, Fischer der Ältere, Martinelli
und Hildebrand, isi noch entschiedener italienisch in seiner Raumgcsiahung
und Dekoraiion. Die vornehmsten Räume werden mit Vorliebe gewölbt und
die Wunde durch Einführung der Ordnungen verziert; damit verbindet sich
ein brillanter serieuser Stucksiil, mit seltener Anwendung der Cartouschenform
und vielen Trophäen. Erst bei Hildebrand geht die Behandlung zu einer leich-
teren Manier und in der figürlichen Skulptur zur häufigeren Verwendung von
Kindertiguren Über. Die malerische Deckenbehandlung, fbllt meist in die
Pozzo'sche Manier, mit architektonischen Perspektiven und Durchsichten, «'eiche
durch allerlei Figuren belebt sind. Die Marmorarbeiten im fürstlich Schwarzen-
berg'schen Gartenpalais, von den BrUdern Johann und Bathasar HaggenmUller,
die Vergoldungen vom Bauamtsmaler Johann Franz Hürl ausgeführt.
Die Stuckaturen und Malereien der St. An na- Pfarrkirche in München
von den üebrUdern Asam, I^idius dem Stuckator und Cosmas Damian dem
Maler zeigen bereits den Uebergang zum Roccoco, wie schon beim Abschnitt
«Architektur» erwähnt ist.
e) Kunstgewerbe und Kleinkunst.
Die Kunst des Bronzegusses wurde durch den Schweizer Bathasar Keller
in Paris, den berühmten Giesser und Erlinder der modernen Bronze, wieder
auf eine hohe Stufe der Entwickclung gebracht, und durch seine Schüler in
andere Lander übenragen. Als die Gebrüder Hinze, seit 1673 kurfürstliche
Siückgiesser in Berlin, sich weigerten, wegen hohen Alters den Guss der
Schlot er'schen Reiterstatue des grossen Kurfürsten zu übernehmen, wurde
Jacobi zu diesem Unternehmen berufen. Johann Jacobi, 16Ö4 zu Homburg
vor der Hübe geboren, wandene als Schmiedegeselle nach Frankreich und kam
in die berühmte Werkstatt Keller's. Von hier wurde derselbe 1697 nach Berlin
berufen, goss zuerst die Statue Friedrich's III, nach Schlüter und das Reliefbild
des Kurfürsten für das Berliner Zeughaus nach Hulot, dann um 1700 die
Reiterstatue des grossen Kurfürsten mit den Sklaven, sein Hauptwerk, wieder
nach Schlüter. Später Inspektor der Königlichen Giesserei, goss Jacobi meist
Kanonen.
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6G8 V. Atstlmilt. Klassischer Barockstil in Deutschland. Dinglinger.
Der Geschmack der prachtliebendcn Hore bef^Unstigte in dieser Zeit
besonders die Phanosiearbeiten in Gold und Edelsteinen. Derartige StUckc
sind im grUnen Gewölbe zu Dresden zu einer Sammlung von unvergleich-
lichem Rcichthum vereinigt. Der Stamm derselben cxistirte bereits unter Herzog
Georg dem Bartigen (f 1539), aber erst Kurfürst August (i553— 1586) der Gold-
macher, zur Zeit der Adepten Beulher und Schwertzer, gab der Sammlung eine
grössere Ausdehnung und hinterliess noch 17 Millionen Rcichsthaler in ßaarcm.
Kurfürst Johann Georg I. (161 i — i65C) beschaffte hauptsächlich Elfenbeinarbeitcn
und Johann Georg II. (i65o— 1680) fuhr ebenfalls in der Vermehrung des Schatzes
fon. Die Einrichtung des jetzigen Lokals geschah erst 1721—1724, unter
August dem Starken (1697—1733), Kurfürsten von Sachsen und König von
Polen. Der HaupikUnstlcr dieser Zeit, auch der deutsche Cellini genannt, ist
Johann Melchior Dinglinger, Hofjuwelier und Günstling August's II.,
geboren zu Biberach bei Ulm j665, gestorben 1731. Dinglinger arbeitete
zuerst in Augsburg und Nürnberg, dann in Paris unter Aved und wurde 1702
nach Dresden berufen. An künstlerischem Werth können sich seine Arbeiten
zwar nicht mit denen des grossen Cellini messen; es sind mehr kostbare
Kuriositäten, die Dinglinger mit grossem mühseligen Fleiss und Geschick
zusammenbringt. Im grUncn Gewölbe befinden sich von ihm zahlreiche und
oft .'iehr umfüngliche Arbeiten. Ein ägyptisches Alterth ums- Museum en minia-
ture, oder ägyptische Mythologie nach Dinglinger's Idee, die Figürchen reich
mit Edelsteinen besetzt; dann der sogenannte Hofhalt des Grossmoguls Atireng-
Zeyb zu Delhi, der von 1659—1707 regierte. Die letztere Arbeit dauerte acht
Jahre, für Dinglinger, seine Familie und Gehülfen, wurde mit 58485 Thalern
bezahlt, und stellt einen Tafelaufsatz vor, zwei Ellen im Quadrat. Eine silberne
Platte ist mit Gebäuden eingeschlossen und in drei Hufe getheilt, welche
durch eine Menge indischer Figuren aus Gold und prachtvoller Emaille belebt
werden; den Grossmogul mit Leibwüchiern, Fürsten u. s. w. nachbildend.
Weitere Werke Dinglinger's im grünen Gewölbe; eine Vase aus Chalcedon
mit dem ruhenden Herkules, der Obcliskus Augustalis, 2 Meter hoch mit 340
Kameen und Intaglien von Hühner, drei Werke in Form von Monstranzen-
hauschen, Ausbruch, höchsten Grad, Folge und Ende der menschlichen Früh-
lichkeit darstellend, mit aus der Antike geschöpften Motiven, und ein Thee-
service von vergoldetem Silber, dessen Tassen von emaillirtem Gold, mit kurio-
sen Malereien verziert sind; dasselbe zeigt bereits den Roccocostil. GehUlfen
Dinglinger's waren, der schon genannte Edelsteinschneider Hübner, die Juweliere
Döring und Köhler, dann seine Brüder, Georg Friedrich als Emailleur (f 1720)
Georg ClirLstoph als Goldarbeiter, und sein Sohn Johann Friedrich (1702— 17<37).
ebenfalls als Goldarbeiten Von den 5 Töchtern Dinglinger's ist die eine, Sophie
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\'. Absohiiitt. Klassischtr Barockslil in DeiilschlaiKl. Köhler. Schwan'eburEtT. (Jöq
Friederike (1736 — lySS), als Email lern alerin berühmt geworden. Ausser den
vorgenannten Werken Din^tlinger's, des Vaters, befinden sich noch von ihm
oder von seinem Sohn Georg Friedrich im grUnen Gewölbe: das Göttermahl,
Kopie in Emaille nach Ellingcr's Gemülde, das Portrdt August des Starken
in Emaille, eine Tafel mit Emailleporträts, sechs Emailleportrats angeblich
der Maitressen August's II., das Emaille einer Bärenhöhle, eine Stahlvase mit
einer Opferszene, eine kostbare Tafeluhr von einem Dromedar getragen, ein
Uhrgehäuse mit Emaille, eine emaillirte Gruppe mit Perlen, eine weibliche
Figur, Glaube, Liebe und Hoffnung darstellend, aus Perlen, ein Jaspispokal,
als geffUgelter Drache gebildet, auf dessen Rücken eine fürstliche Dame sitzt,
eine Vase mit Kindergruppe und Böcken auf dem Deckel, eine Trinkschale
mit dem Lieblingspferde August's II,, ein Trinkhorn aus Rhinozcroshorn in
Form eines Segelschiffes, dann die grUsste bekannte Emaille, eine heilige
Jungfrau auf Kupfer ausgcfUhn von Georg Friedrich Dinglinger, Vom Hof-
juwelier Köhler, um 1700, ebenfalls im grUnen Gewölbe, eine Stutzuhr ganz
mit FJdelsieinen bedeckt, ein Uhrgehäuse mit Emaillen, eine emaillirte Gruppe
mit Perlen, die Figur der Spitzenklöpplerin Barbara Utimann aus Annaberg
aus Elfenbein, Gold und Juwelen bestehend, der Sackpfeifer nach einer Zeich-
nung Dürer's, dann noch der Töpfer, der Schieifer und der Schuhmacher aus
emaillirtem Gold und b^delstcinen hergestellt. Von J.Bernhard Schwarze-
burger aus Frankfurt a. M. (1672—1741) und seinen drei Söhnen, s3mmilich
Bildhauer und Edelsieinschneider, im grUnen Gewölbe, 1714 gearbeitet, ein
Kaminsims aus Achat, Onix, Sardonix, Lapis Lazuli und Marmor nach Art
der Horentincr Pieira dura mit allegorisch - rtgürl ich er Darstellung. Von den-
selben, zwölf kleine BUsten römischer Kaiser in buntem Marmor aufMessing-
postamenien. Von Ismael Mengs, geboren 1690 zu Kopenhagen, gestorben
i7<i4 zu Dresden, ein Eccc Homo in Emaille, im grünen Gewölbe. Von dem-
selben ebenda, ein Mosaik in Pictra dura, Alexander und Diogenes. Ein
grosses silbernes Becken mit einem Bacchusfesi in getriebener Arbeit, im
grünen Gewölbe, vom Augsburger Goldschmied Andreas Theloit (1654 bis
1734). Ebenda von Irminger, Goldschmied in Berlin, um if)<)7 gearbeitet, ein
massiv goldener Pokal mit emaillirten Jagdstücken. Auch von Jean Pierre
und Ami Huault, den Genfer Emaillemalern am BerhnerHofe, befindet sich
ein Stück, zwei Magdalenen in eine Tafel eingefügt, im grUnen Gewölbe.
Vom Kunstdrcchslcr Stephan Zick, Sohn (f i7i5), verschiedenes, und von
Leberecht Wilhelm Schulz, Elfenbeinschneider aus Meiningen (1674 — 17O4),
ein Becher aus Hirschhorn und vergoldetem Silber, worauf eine Jagd ein-
geschnitten. Von KrUgcr, der am Ende des 17. Jahrhunderts von Danzig nach
Dresden gekommen, sind 4 Bettler vorhanden, nach Zeichnungen des Murillo
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^70 ^- Abschnlll. Kla!>stscher Barockslil in Deutschland. Kolzsrbellen etc.
geschninen; von J. Schäfer in Holz geschnitzte Löffel, mit biblischen Dar-
stellungen, vom Jahre i6ti8. Ein grosses Giessbecken in Silber, mit einer
Jagdszene, vom Goldschmied Otto Mannlich in Berlin (1625—1700), im
grünen GewUlbe zu Dresden.
Neues, in der Art der früher üblichen Prunkstücke der Innungen, Becher
und Kannen, kommt Jetzt nicht mehr vor. Ein silberner Kronleuchter, in der
gothischen Marktkirche zu MUnden an der Fulda von 1691, scheint sich an
ältere Formen anzulehnen [Qu. Ortwein, deutsche Renaiss. Abthlg. 13). Unter
König Friedrich I. wird in Berlin Andreas Haid, Goldschmied aus Augsburg
genannt, als Verfertiger vieler der grossen silbernen Wandleuchter in den
Paradekammern des Berliner Schlosses; dann Peter Loft um 1704 als Kunst-
goldschmicd und geschickter Zeichner.
Von D. Conrad, Graveur, einem Schüler Kellerthaler's, um 1681, eine
vergoldete Kupferplatte, mit dem punzinen und geätzten Ponrat Johann
Georg's III., im grUnen Gewölbe zu Dresden. Johann Christian Koch, zu
Aken a. d. Elbe 1608 geboren, stirbt 1742 zu Gotha, ein Medailleur von Ruf,
ist der Schuler Wermuth's zu Gotha, arbeitet 1707 in Berlin, geht dann nach
Holland und England. Levi, ein vortrefflicher Wappenstecher, lebte um 1710
in ßerlin. Raymund Falz, berühmter Medailleur, i658 zu Stockholm geboren.
Schuler von F. Cheron in Paris, wird 1688 nach Berlin berufen und stirbt
daselbst 1703.
Christian Ungelier, Eisenschneider in Augsburg, kam 1678 nach Berlin
als Münzinspekior. Peter Formery, Eisenschneider und Büchsenmacher aus
Sedan (f 1738), kam 1668 nach Berlin. Von ihm sind noch Arbeiten im
Antiquariat des Berliner Museums aufbewahrt.
Die ganz vorzüglichen Holzschnitzarbeiten, besonders an den Thüren
im alteren Theile des Charlottenburger Schlosses bei Berlin, sind von Ring.
Johann Leopold Baur, ein geschickter Schnitzer in Holz, Elfenbein und Stein,
war ebenfalls in Berlin beschäftigt, ging aber nach Augsburg zurück, und
starb dort 1760.
Die Schlosscrarbeiien der Zeit halten sich mehr an den alteren Barock-
stil, wie die schönen Arkadengitter von 1688 am spanischen Bau in
Köln zeigen. Kelche und Stengel treten stark aus der Fläche hervor, die
breit auslaufenden Schnecken sind stets doppelt und schliessen andere ein.
Das Einfassungsgitier des Taufbeckens, in der Marienkirche zu Braunschweig
von 1C75, hat noch den Charakter der Deutschrenaissance (Qu. Ortwein, deutsche
Renaiss. Abthlg. 2()). Das geschmiedete Gitter an der .Bose'schen Grabkapelle
in Zwickau von 1678 ist eine reiche ßarockarbeit von Meister Daniel Vogel.
Das Rankenwerk aus Rundeisen ist theilwetse durchsteckt, theils an den Knoten-
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punkten durch übergelegte Bunde befcsiigt und mii ßlätiurn, Blumen und
Masken verziert. Aul'scnieteie Meiiaillons enthalten Bibelsprüche und Gemälde,
Fig. 131. Sclimiedceisernei Thor vom Paradiesnartcn di^ Belvedtre in Wien.
wie auck die ganze Arbeit überaus reich bemalt und vergoldet ist (Qu. Ort-
wein, deutsche Renaiss. Abthlg. 33]. Das Gitter um den schönen Brunnen in
Neisse, von 1686, eine tüchtige Arbeit des Meisters Wilhelm Helleweg, in
alterer Stilfassung. Die schönen schmiedeeisernen Gitter im Münster zu Ulm
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fi-2 V, Abichniil. Klassischer BRrockstil in Dculscliland. Schmiedearbeit»!!.
voH Johann Vitus Bunz, um 1713 Rcarbciiei, immer noch in den Formen
der Deutsch renn issance {Qu. Ortwein, deutsche Itcnaiss. Abthlg, 20), In der
Vincenzkirche zu Breslau, um 1727. ein Prachtjiiiier vom Stit'isschlosser Jacob
MajT, zum Abschluss der Hoch berg' sehen Kapeile gefertigt, in sehr schwung-
voller, eleganter Zeichnung [Qu. Ortwein, deutsche Renaiss. Heft 171). Die
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V. Abschnht. KlasMscher Barockslil in DciiliChland. Böitger, Kunkel. 67,
schönen geschmiedeten Thore am Belvederef^arien in Wien, in den Figuren
232 uod 233 dargesieih, zcigeo aber vollsiSndig den Siil der Epoche.
Im stadiischen Museum zu Hildesheim, ein Apostelkrug vom Jahre 1787;
der Körper desselben ist braun, der Grund der Medaillons ist blau, die Guir-
landen sind grün, Blmter und Schrift weiss (Qu. Ortwein, deutsche Kenaiss.
Abthlg. 35). Das wichtigste Ere ig niss aul dem Gebiete der Töpferei bildet die
Erfindung des echten Porzellans durch Friedrich Böttger in Sachsen, Der-
selbe bringt zuerst ein aUerfcinstes Steingut zu Stande. Hochpolirte Kafl'ee-
tassen in prachtvoll ebenmUssiger Porphyrmasse, in der Form ungegliedert,
aber höchst zierlich, dünn und leicht, sind davon noch vorhanden. Im Jahre
1709 oder 171 1 erfand Böttger in Meisscn, zum ersten Male in Europa, die echte
Porzellanmasse aus Kaolin, wie sie in China vielleicht prühistorisch ist. Doch
ersi in der Roccocoperiode gewann die Fabrikation des Porzellans in Meissen
eine grosse Ausdehnung, wurde von anderen Fabriken Deutschlands nachge-
ahmt, und kam endlich auch nach Frankreich. Dort hatte man bisher die
Pate tendre, eine Art opaken Glastluss ohne Kaolin fabrizin. Die Goldmacher,
und zu diesen gehörte auch Böttger anfangs, waren eine Signatur dieser Zeil
und kamen dann fast zufällig auf andere Erfindungen. Schon im 16. Jahr-
hundert hatte der Adept Sebald Schwertzer eine Art Ruhingias erfunden;
eine bläulich purpurrothe Scheibe dieses Fabrikats befindet sich im grUnen
Gewölbe zu Dresden. Johann Kunkel von Löwenstern (1630— 1702),
Goldmacher und Tausendkünstler in Berlin, erfand dann wirklich die Kubin-
gläser, von denen sich ebenfalls Stücke im grünen Gewölbe befinden.
Die Glasschneiderei wurde vielfach geübt; so sind in der Kunstkammer
zu Berlin noch Gläser mit eingeschniitencn Jagden, Schlachten und Historien
von Johann Schlurch herrührend, vorhanden. Auch Gottfried Spillcr in Berlin
schnitt Figuren und Thiere auf Glasern und Pokalen.
Ein Beispiel der dekorativen Steinskulptur dieser Zeit giebl Fig. 234 in
der Darstellung einer Sphynx vom Belvedere in Wien.
Die Arbeit der Stuckaioren bildete auch jetzt einen wichtigen Zweig des
Kunsih and Werks und ging oft untrennbar mit der hohen Skulptur zusammen,
wie denn Schlüter selbst eine Anzahl eigenhändiger Stuckarbeiten ausgeführt
hat. Ein Stuckator Anton Belloni arbeitet 1680— 1682 im Schlosse zu Potsdam,
andere wie Anton Sala und Nicolaus Caivan um 1701 im Berliner Schlosse.
Der Hofstuckator Martin Bolle arbeitete 1702 — 1713 ebenfalls im Berliner
Schlosse. Es war damals üblich Schaucssen, in Wachs ausgeführt, als Tafel-
aufsätze zu benutzen; und diese wurden von eigens dazu angesieUien Wachs-
bossirern angefertigt. In Berlin, Abraham Drentweit WachsboSsirer und Silber-
arbeiter aus Augsburg, Joachim Henne, zugleich Miniaturmaler und Elfenbein-
yGooglc
674 ^- Abschnill. Klassischer Barockslil in Doiilsehland. HautelisM-Tapelen.
Schneider, und Wilhelm Kolm aus Franken, sammUich als Hofwachsbos sirer
genannt. Michael Andreas Herzog ist um 1710 als Hofheraldikmaler angestellt.
Gerhard Dagly und sein Bruder Jacob, berühmte I^clcircr und Vergoldcr aus
Lutiich, die den chinesischen Lack nachmachen konnten, besorgten alle Ver-
goldungen im Berliner Schlosse.
Johann Damnilz arbeitet 1680 an den Sprinj^brunnen im Lustgarten zu
Fig. SM- Sphynx vom ßelvcdere in Wim.
Berlin, wird r689 zum Gronirer in Oranienburg bestellt, und kommt später nach
Barrata's Tode in derselben Eigenschaft in Berlin. Der Kunslgärtner Simon
Godeau, 1632 in Paris geboren, wird von der Herzogin von Orleans 1694
nach Berlin geschickt und fuhrt nach dem von Lenotre herrührenden Plane
den Schlossgarten zu Charlottenburg aus.
Die Hauielisse-Tapetcnwcberei war in Berlin durch zwei Fabriken ver-
treten, die von Mercicr und Vigne, Joseph Franz Castecls wurde 1688 nebst
seinem Bruder aus Brabant berufen, um die Kartons zu liefern. Vermuthlich
ist ein Thcil der im Berliner Schlosse in den Zimmern der Königin befind-
lichen Hautelisse-Tapeten, welche die Feldzüge des Kurfürsten Friedrich
yGoogIc
V. Abschain. KJassisctiei BuockstU in DcuiscUiDd. Kupfenucher. 673
Wilhelm darstellen, nach den Zeichnungen der Casteels gefertigt. Die Haute-
lisse-Tapeien im Charlottenburger Schlosse stammen aus der Vigne'schen
Manufaktur.
Die Kupfersiechkunsi, besonders in Augsburg und Nürnberg stark ver-
treten, beschäftigte auch in Berlin eine Anzahl KUnstkr: Gottfried Bartsch
aus Schweidnitz, Georg Friedrich Leonhard aus Nürnberg (f 1680), Johann
Hainzelmann aus Augsburg (1640—1693), Schüler von Poilly in Paris. Johann
Baptista Broebes aus Paris war anfongs Ingenieur, dann Schüler des Archi-
tekten J. S. Marat in der Archiiekiur und im Kupferätzcn, kam 1690 als
Ingcnieurhauplmann in brandenburgischc Dienste und wurde Professor der
Baukunst an der neuen Berliner Akademie. Er hat die Pläne und Aufrisse der
meisten könighchen Schlösser in Kupfer gestochen; indess ist das betreffende
Werk flVues des Palais et maisons de Plaisance de S. M. le roi de Prusse,
dessinees et ffravees par J. B. Broebes, Augsburg 1733», erst nach seinem
Tode erschienen. — Viele Stiche enthalten eigene Arbeit von Broebes und der
Vorwurf, den ihm Nicolai macht, er habe sich viel Fremdes angeeignet, ist
unhaltbar. Besonders ist das in erster Linie bestrittene Blatt, der Entwurf zu
einem Berliner Dome, wohl sicher auch von Broebes erfunden und nicht von
Schlüter, deim an diesem Dome, nach italienischer Art in ein grosses Kloster
eingepfercht, ist nichts besonders Schlüter'sches zu bemerken. — 1720
wurde Broebes nach Barby berufen, um an dem fürstlichen Schlosse daselbst
zu bauen, und starb dort einige Jahre nachher. Von Lorenz Beger, um 1708,
vier Kupferstiche, das Feuerwerk bei der Vermahlung des Königs mit der
meklcnburgi sehen Prinzessin Sophie darstellend. Samuel Biesendorf (f 1706),
sticht hauptsächlich Portrats. Konstantin Friedrich Biesendorf, der
jüngere Bruder, malt in Miniatur und Oel, hat für Schlüter und von Goethe
viel gezeichnet und die Arbeiten derselben in Kupier gestochen, stirbt 1734.
Elisabeth Biesendorf (f 1706), Schwester der Vorigen, geht mit der Fürstin
Menzikof nach Russland. Johann Böcklin hat unter anderen den Aufriss des
Chors der Charlottenburger Kirche gestochen. Elias Christoph Heiss, Kupfer-
stecher in Augsburg, hielt sich um 1704 in Berlin auf, kehrte nach Augsburg
zurück und starb 1731. Jacob Wilhelm Heckenauer, aus Augsburg, hat mit
Paul Decker das Berliner Schloss auf 6 Blattern gestochen. J. W. Michaelis
aus Wittenberg {1670 — 1737) sticht hauptsachlich Porträts, stirbt in Siargard
in Pommern. August Oldenburg aus Amsterdam, bei Biesendorf in Berlin
gebildet, ging nach dessen Tode nach Amsterdam zurück. Heinrich Jacob
Otto, seit iTOainBerUn, hauptsächlich für Porträts. Johann Georg Wolfgang •
aus Augsburg (1664 — 1744) aii>eitet in Berlin.
yGoogIc
f) Kunstlitteratur.
Das berühmte Werk Pozzo's, das systematische Lehrbuch der ausge-
bildeten italienischen Barockkunst, wird in Augsburg von Neuem auFgelegt:
Andrea Rozzo (Puteus) Perspectivae pictorum atque architectorum, Augsburg.
J. Wolf i7o(>. Mit Kupferstichen von Boxbarih. Fol. Sonst behandeln die
Publikationen meist die zeitgenössischen Bauten. Fischer von Erlach, Essai
d'une archiiecture hisioriquc, Wien 1720. MitTaf., giebt neben dem Versuch,
die sieben Weltwunder und andere, berühmte antike Werke im Geiste der
Zeit wieder herzustellen, ein gutes Theil der eigenen Bauwerke Fischer's und
seiner Projekte. Ausserdem wird von seinem Sohne herausgegeben: Fischer
von Erlach. Jos. Eman, Prospekte und Abrisse einiger Gebäude von Wien,
Wien 1713. Mit Taf. — Vermehrte Ausgaben desselben Werke« erfolgen i7i5
und 1719- — Kleiner, Salomon, Ansichten sämmtlicher öfi'emlicher Gebäude,
Paläste etc., herausgegeben von Johann Andreas Pfeflel 1727—1737 in 4 Ab-
theilungen mit Kupferstichen. Wien. — Gran (Daniel), Maler(i6q4—i757),Decken
und Verzierungen der kaiserlichen Bibliothek in Wien. J. J. Sedelmayer sc.
Für die Kenntniss der damaligen Berliner Architektur ist das schon
genannte Werk von J. B. Broebes: Vues de Palais etc., wichtig, Paul Decker,
der Schüler Schlüter's, giebt eine Anzahl Werke heraus: den Fürstlichen Bau-
meister, oder Architectura civilis. Wie grosser Fürsten und Herren Paläste etc,
füglich anzulegen, Augsburg jti 1—1716. 2 Bände. Querfolio, Mit Taf., dann
die Architectura theoreiico-praaica. Leipzig 1720, mit einem Supplement
Ausserdem verschiedene Ornameniwcrke von demselben: Schilder vor Bild-
hauer und Goldschmidt — Bucklein von Tischen in den gemaechern des
Königs von Frankreich, Allerhand Arten von Schilden, Gefassen und Schalen.
Grotteschen werk vor Mahler, Goldschmnck, Stuccato etc, und Anderes. —
Decker's Werke, in der Haupifassung italienisch -barock, im Detail dem Genre
Berain folgend, sind typisch für die deutsche Klassik, aber als Entwürfe, die
nicht zur Ausführung bestimmt sind, haben sie den Nachtheil mit einer ge-
wissen phantastischen Uebenreibung behaftet zu sein, — Von L. C. Sturm in
Frankfurt a. O.: Goldmanni. N. Getreulich entdeckte und zu vollkommener
Leichtigkeit gebrachte Wissenschaft der Civilbaukunst. Leipzig 1708, Fol., und
iGeireue und gründliche Anweisung, worin die Praxis der Civilbaukunst be-
stehe, Augsburg 1711. Fol. — ßocklem, Andreas, Architekt und Ingenieur:
Architectura curiosa nova, exponens fundamenta hydrogogika etc. Nuremberga
I70I. — Senckeisen, Joh. Christian, Architekt zu Leipzig um r707; Leipziger
Architektur Kunst und Saulenbuch.
yGoogIc
V. Abschnill. Klassik und gothiachc Renaissance in England. Allgemeines. (3??
Der Rest besieht in den sehr zahlreichen Arbeiten der Kunststecher, in
dem von der französischen Klassik abgeleiteten Genre Chicoree. Unselt,
Johannes, Bildhauer zu Augsburg um ißgS; Neues Zierathen Buch, inven-
tirt etc. Augsburg ißgS. — Preisler, Jos, Daniel, Maler und Ornamentiker zu
Dresden, stirbt 1737 in Nürnberg: Anleitung zu Groieschen, Schild und an-
deren Verzierungen. — Reif, Jos. Conradt, Kunststecher in Nürnberg: Zicrathen
Büchel vor Glasschneider und Künstler; und Neu inventines Laub Bandl und
Groteschen-Werk. — Nonnemacher, Markus, Hofebenist in Prag; der archi-
tektonische Tischler oder Pragerisches Süulen-Buch etc. Nürnberg, Frankfurt,
Leipzig 1710.— Beger, Lorentz, Kunststecher, geboren zu Heidelberg 1663, stirbt
1735 in Frankfurt a. M.: Feu d'artifice tire' ä l'ocassion des Noces du roi de
Prusse avec la princesse de Meklcnbourg en 1708.
2. Klassik und gothische Renaissance in England, von
1670 bis 1725.
Eine kräftige, von einheimischen Talenten getragene Entwickelung des
nordischen Barockstils hatte England nicht gehabt, statt dessen hatte Inigo
Jones auf die Anlange der iiahcnischen Spätrenaissance, auf den palladianischen
Stil zurUckgegrißen. Wren, nach diesem der einzige kunstmassige Architekt
seines Landes, hat i665 Gelegenheit, in Paris das Aufblühen der französischen
Klassik zu beobachten und wird ebenfalls in diese Wege gezogen; aber er ist
von den heimischen gothischen Traditionen erfüllt und kann sich als Kirchen-
bauer, der er hauptsächlich ist, nicht von den Grundprinzipien des mittel-
alterlichen Stils frei machen. Sein eigener Stil zeigt deshalb eine gothische
Renaissance, welche den Geist, die Grundsätze der Gothik, mit einem klassi-
schen Detail verbindet, und deshalb wesentlich verschieden ist von der engli-
schen neugothischen Schule, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, welche
zwar das gothische Detail wiedergiebt, aber ohne eine Ahnung von der ur-
sprünglichen Bestimmung desselben zu haben. Das klassische Barock der
Franzosen wurde erst auf Umwegen, über Holland, durch John Vanbrough,
mit holländischer Schwerfülligkeit behaftet, in England eingeführt; blieb aber
ohne eine tiefere Einwirkung und bedeutende Nachfolge, Die Schüler Wren's
setzen später die gothische Renaissance des Meisters fort, und der sogenannte Stil
Queen Anne giebt eigenilich nur die Anwendung derselben auf ländliche
Bauten. Bald darauf, noch im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts, beginnt der
klasstzirende Zopfstil, mit oder ohne französischen Anflug; indess konnte
,yGoo(^le
fy-^ \'. Absciliiili. Klassik und fjothlstUc Reiuiiiianct' in England. Archiiektur.
diese Siilfassung in England als erneute Schule des Inigo Jones auftreten. In
der Malerei und Skulptur theilt England in dieser Zeit das Schicksal des
Ubriffen Europas, eine kosmopolitische Kunst ohne nationale Impulse zu be-
sitzen; und obenein fehlen hier einheimische grosse Talente ganzlich.
a) Architektur.
Die zweite Hallte des 17. Jahrhunderts bringt für England dauernde
politische Unruhen, denn dieser Zeitabschnitt umschliesst die Restauration der
Stuarts und die Wiedervcrjagung derselben durch die Oranier, und ist schon
deshalb wenig günstig für die PHegc der Kunst. Ausserdem war die Richtung
der Geister eine nüchterne, versiandesmässige, und als treffender Ausdruck
derselben können die materialistischen Philosophen I-ockc und Shaftesbury
gelten. Das geringe KunsibedUrfniss des Landes wird hinreichend durch den
Umstand erhärtet, dass Wren lange Zeit der einzige kunstmälssigc Architekt
in England bleibt, und dass er es haupisüchlich einem äusseren Umstände, dem
grossen Brande von London im Jahre 1666 verdankt, wenn er zu den viel-
beschuftigstcn Architekten gerechnet werden muss. Christopher Wren
(1632—1723), der Zeitgenosse des grossen Mathematikers Isaak Newton (1642
bis 1727), war selbst Mathematiker und blieb auch später, seiner eigentlichen
Begabung nach, mehr Ingenieur als Architekt. Sein Vater, aus einer alten
danischen Familie yammend, war Dechant in Windsor. Christoph that sich
als Mathematiker hervor und lehrte bereits im Alter von fünfundzwanzig
Jahren in Oxford. Drei Jahre nach der Restauration der Stuart's tindct sich
Wren's Name in einer Kommission, welche die alte St, Paulskirche in London
zu rcpariren hatte, als einer der mit der Ausführung dieser Arbeiten beauf-
tragten Architekten. Im folgenden Jahre 1664 gab er die Zeichnung zu dem
Sheldonian-Theatre zu Oxford, einem zu litterarischen Uebungen der
Universität bestimmten Gebäude, welches den Beweis liefert, dass Wren da-
mals schon ein fertiger Baumeister war. Das kreisförmige Theater, bis 1669
vollendet, ist elegant und zweckmässig, schlicsst sich aber noch an die palla-
dianische Richtung des Jones an. Im Jahre i665 ging Wren nach Paris, ent-
weder um dort den Zustand der Künste zu untersuchen, die soeben die neue
Wendung zur römischen Neuklassik nahmen, oder was ebenso wahrschein-
lich ist, um seine astronomischen und mathematischen Studien fortzutreiben.
Jedenfalls rief ihn der grosse Brand Londons im Jahre 1666 von Paris ab,
denn er empfand den Trieb, in die grosse Angelegenheit, den Wiederaufbau
der Stadt, einzugreifen und legte einen neuen Bebauungsplan vor, der aber
yGoogIc
V. Absehnill. Klassik und gothische Renaissance in England. Wren. 67g
nur zumTheil angenommen wurde, und fast gar nicht zur Ausführung kam.
Indess erhielt er durch den Brand Gelegenheit, St. Paul und etwa 5o andere
Kirchen neu zu bauen, und damit einer der bedeutendsten Architekten als
Kirchenbauer zu werden; denn auf diesem Felde liegen seine originellen
Leistungen, nicht in seinen Palastbautcn, die in einer nüchteren palladianischen
Richtung beharren.
Das Hauptwerk Wren's ist der Neubau von St. Paul in London, zu
dem er im Jahre 1673 verschiedene Plane vorgelegt, und sofort ein grosses
Modell von dem zuerst gewählten Plane
gefertigt hatte. Das Modell wird noch
im South Kcnsington-Museum aufbe-
wahrt. Der Plan nühcrt sich dem Ent- *
würfe Sangallo's für St.Peicr: ein griechi-
sches Kreuz mit einer Kuppel, von acht
kleineren Kuppeln umgeben und einer
Vorhalle, Die Paraden Wren's zeigen
eine korinthische Ordnung undeine hohe
Attika (Abbildung bei Fergusson). In-
dess wurde dieser Plan verlassen, als der
englischen Tradition widersprechend,
und Wren musste einen neuen Entwurf
machen, der sich den alten gothischen
Kathedralen annäherte; als einzige Neue-
rung wurde die Kuppel zugelassen. Man
kann aber wohl aus der anderweitigen
unbeeinflusstcn Bauthätigkcit Wren's Fig. n^. ürundn.s vun j^i. i'ani in i.ondun
schliessen, dass diese Acndcrung eben- "' " '" ""
sowohl seiner eigenen inneren Uebcr-
zcugung entsprach, der zufolge er freiwillig an den Plandispositionen und den
konstruktiven Prinzipien dcrGothik festhielt, wenn er auch, dem allgemeinen
Zuge der Zeit folgend, das Detail in antiken Formen bildete. Der neue Plan zu
St. Paul war dreischiffig, mit Querschiff, und Kuppel über der Mitte des Lang-
schifTes (Fig. 235), — Selbstverständlich konnte die Verbindung der Kuppel mit
den Seitenschiffen nicht gelingen, ebensowenig wie dies seinerzeit im Dome zu
Florenz der Fall gewesen M'ar. — Im Jahre i6t5 wurde der Grundstein gelegt, im
Jahre rrio war St Paul im Wesentlichen hergestellt, und die Kuppel von 1690
bis 1710 erbaut; aber erst 1723 war das ganze Bauwerk mit aller ornamentalen
Ausstattung vollendet. Indess erlebte Wren, unterdess 1C88 als Nachfolger John
Denham's zum Architekten des Königs ernannt, noch die Vollendung des Baues,
yGoogIc
hatte sich aber bereits seit 1718, mit Aufgabe seiner Stellung als Generaldirektor
der königlichen Bauten, auf das Land zurückgezogen. Das Innere von St. Paul
Fig. 136, Längeii5chnitt von Sl. Paul in l.oiidon in. Gailliabaiid).
wirkt nicht sehr glücklich; das sehr verkürzte Querschiff theilt die Kirche in zwei
fast gleiche Theile, und die Dekoration erscheint kali und dürftig. Der Gegensau
der grossen Ordnung des Mittelschiffes, gegen die kleinere der Seitenschiffe,
wirkt siürend, und die Ueberdeckung jeder Travee des Mittelschiffes mit einer
yGoogIc
V, Abschnin. Klassik und gotlii^chc Renais^nrc in England. W'rtn. (ig|
Flachkuppel irä^ nichts dazu bei, dieWirkung zu verbessern; obgleich diese An-
ordnung mindestens demNachempfindenderRaumgrösse besser zu HUlfe kommt,
als das ununterbrochene Tonnengewölbe von St. Peter in Rom (Fig. 236).
Der stark konische Tambour der Kuppel ist konstruktiv sehr vortheilhaft, aber
die schräge Stellung der Pilasicrordnung macht sich für die Ansicht aus dem
Langschiffe unangenehm bemerkbar. Das Aeussere der Kirche ist ganz ohne
Beziehung zum Innern; dies zeigt sich schon an der äusseren Säulenhalle des
Tambours der Kirche, die ganz ohne organische Verbindung mit dem Innern
geblieben ist, und noch mehr an der zweiten oberen Ordnung der Seiten-
schiffe, mit den Nischen, unter denen sich kleine Fenster öffnen, denn diese
ist nichts als eine richtige
Maske zur Verdeckung der
Strebebogendes Mittelschiffes
(Fig. 237). Sonst zeigt die
äussere, wie an Mansärt's
Dom der Invaliden, in Holz
konsiruirte, mit Kupfer ge-
deckte Schutzkuppel, welche
ihrer grossen Höhenent-
wickelung wegen den Cha-
rakter eines Mittelthurmes
hat, einen guten Kontur; '■'. '- ^ S i ?■-
auch die Westfront wirkt ^'K- '3'> <J'icrsclini" von st. l'anl in London.
durch den Gegensatz des
zweigeschossigen, offenen Portikus zu den ThUrmen ganz gut; ebenso die
Querschifisfronien, mi^ ihren halbkreisförmigen Eingangshallen (Fig. 238). Die
Paulskirche imponirt nothwendig durch die Grösse ihrer Abmessungen; aber
künstlerisch genommen ist ihr Werth ziemlich gering. (Qu, Gailhabaud,
Heft 7Ö.) Das Material des Baues isi Kalkstein, von den Pord and Inseln.
In anderen Bauten war Wren als Architekt glücklicher; besonders her-
vorragend sind seine theihveise sehr ansehnlichen, reich gegliederten Kirch-
thllrme, bei denen ihm seine gothisirende Richtung zu Hülfe kam. Wren
hat auch ganz gothisch gebaut, wie 1G82 den Towntower zu Oxford. Auch
der Thurm von Bow-Church, mit dem oberen Pilasiergeschoss und der
runden Laterne mit Pyramide, ist in dieser Art ganz gelungen. Das Gothische
an diesem Thurme liegt in der Hauptdisposiiion, in dem Uebergange vom Vier-
eck zur Rundung und in dem Aufbau der in eine Spitze ausgehenden Laterne.
Der Plan von St. Stephcn's, Wallbrook, hat cbcnfjUs etwas üothischcs,
die Kuppel ruht auf acht Säulen und isi in ein Oblong eingebaut Das Innere
yGoogIc
682 V. AbKhnitt. Klassik und golhische Renaiwancc in England. V/na.
wirkt sehr originell, wie kaum an einer zweiten Renaissancekirche zu bemerken
(Fi^. 239 und 240}. Der Thurm von St. Bride's, F"leetstreet, ist weniger gut,
als der von Bow-Church. Es wiederholen sich zu oft Shnlichc Stockwerke und
schiessen unangenehm teleskopartig auf Das Aeussere dcrKirchc ist sehr einfach.
Fig. 13B. Weslfrool von St. I>iiiil m Undori.
wahrend das Innere durch die Emporenanlage beeinträchtigt wird. St. James's
Piccadilly ist im Innern ähnlich mit Emporen ausgestattet wie St, Siephcn's,
das Mittelschifi" mit einem Tonnengewölbe auf Säulen, in welches die kurzen
Tonnengewölbe der Seitenschiffe einschneiden. Nur das freischwebende grade
Gebulk unter den Gewölben der Seitenschiffe wirkt schwerfällig (Fig. 241).
Wren hat damals schon versucht Klassik und Romantik zu verbinden und
dies ist ihm mindestens so gut gelungen, als irgend einem der neueren Archi-
yGooglc
V. Absclinin. Klassik und gothischc Renaissance in England. Vanbrougli. gg?
tekten. Weitere ganz goihische Bauien von ihm sind: der kUhne und reiche
Thurm von St. Michael's, Comhill, wohingegen die zugehörige Kirche Renais-
sanceformen zeigt; dann der Thurm von St. Dunsian's in ihe East. Die west-
lichen ThUrme der Westminsterabici sind von Wren hinzugefUgi, aber die
Details sind wenig goihisch. Ebenso ist der Thurm der Pfarrkirche zuWar-
wick zwar gothisch in den Hauptlinien, aber mit antiker Detaülirung.
Die zahlreichen Palastbauten Wren's, in palladiani-
scher Stilfassung erbaut, sind gerin gwerthiger als seine
Kirchen. Der Palast zu Winchester ist wenig
besser als eine grosse Kaserne, Der Mittelbau mit sechs
koiinthischcn Süulen, und die Risalite mit Süulen an
den Ecken, können das nicht andern. Besser ist der
Palast zu Hamptoncourt, aber der Unterbau ist zu
niedrig, das erste Stockwerk wirkt unruhig und hat Fig. ^39. Si. Sicphcn's.
schlechte Verhältnisse. Chelsea Hospital ist noch ^^''"(n™Fcrg.i«i™nT""
schlechter, üreenwich ist glücklicher, so weit es von
ihm ist, vcrmuthlich sind es die hinteren FlUgel, Diese gruppiren sich glücklich
mit den früher erbauten Theilen, naher am Flusse. Die Bibliothek inTrinity
College zu -Cambridge ist sehr
zweckmässig angelegt, und hat
im unteren Geschosse eine schUne
Arkadenhalle in Rundbogen.
Das klassische Barock derFran-
zosen, der Stil Louis' XIV., kam
erst durch den holländischen Ar- .
chitekten John Vanbrough(i66ü
bis 1726] nach England. Schloss
Ble n h e i m ist das Hauptwerk seines
Lebens. Die Hauptdisposition ist
grOSSanig, ein grosses Oblong Fib-'«. St Srephen-s, Wallbmok, inneres
um zwei kleine Höfe belegen mit
vorspringendem Mittelbau und weit ausladenden Fttlgclbauten, an der Haupt-
front durch etwas unmoiivirte Kurven mit dem Hauptkörper des Baues ver-
bunden (Fig. 242). Der Miiiclhau cnthMlt grosse Säle und einer der Flügel
eine gallerieartige Bibliothek von bedeutenden Abmessungen, Der .\ufbau
wirkt nicht glücklich, denn die kolossale durch zwei Geschosse gehende
Hauptordnung lasst alles andere kleinlich erscheinen. Die Parkfront ist besser
als die Eingangs front, einfach und grossariig, und die beiden viereckten
Thürme beenden dieselbe kräftig (Fig. 243). Der Fehler liegt hier wieder in
yGoogIc
Ö84 V. Abschnitl. Klassik und gotl.ischc Rennissance in England. Vanbroiigh.
der Ubenrieben gigaLnischen Ordnung des Mittelbaues. Am besten sind viel-
leicht die beiden Seitenfa^aden, in guten Verhaltnissen und malerischer Grup-
pirung. Allerdings ist hier der Mangel einer Verbindung zwischen den in Rustika
behandelten Thürmen und dem glatten Uebrigen augenfällig, auch die ver-
Fig. »11. Sl. James's, Rccadlll)-, Inncrts (n. Fc^isson).
schiedencn Fensterweiten und -Höhen wirken störend. In der Gestaltung und
Dekoration des Innern bleibt Vanbrough weit hinter seinen französischen Vor-
Kig. HJ. Gnindrlss von ScIiIqh Blenlicim {n. Fergiisson).
bildern zurück. Die Halle ist zu hoch gegen ihre übrigen Dimensionen, und der
feinste Raum, die grosse Bibliothek, zeigt ein plumpes und überladenes Detail,
von ungleichem Masssiab (Qu. Fergusson, Hisiory etc.). — Castle Howard
ist der nächst wichtigste Bau Vanbrougli"s, und in derselben Zeit wie Blen-
heim entstanden, Indess ist ersterer bei Weitem glücklicher disponin.
yGoogIc
V. Abiclinilt. Klassik und golhischi: Renaissance in England. Hawksinuor. gg^
müssigcr und einfacher, und kann als einer der bescen englischen Landsitze gelten.
Der zweigeschossif^e Mittelbau hat auch hier nur eine durchgehende Ordnung
und die eingeschossigen Flügel eine kleinere. Eine organische Verbindung der
Theile im Acusseren fehlt zwar ebenfalls, dagegen wirkt die mittlere Kuppel
vortrefflich. — Die kleineren Bauten Vanbrough's, wie Seaton Delaval, Eeasibury
und Grimsthorpe sind weniger gut, weil hier die Fehler des Massstabs, in der
Anordnung der Theile und Gliederungen, noch unangenehmer hervortreten.
Eine nationale Nachfolge fand das französische klassische Barock in
England nicht, denn einmal setzte sich die Schule Wrens fort, und dann nahm
die Nachfolge des Inigo Jones, in der Manier des Palladio, die eigentlich
niemals ganz aufgehört hatte, einen neuen Anlauf, um endlich fast unmerk-
F*s. 143- Ansichi der Scilcnfronl von Schloss Bltnlicim (ii. Fei^jnssun).
lieh in den klassizirenden Zopfstil überzugehen, dem diese Richtung so
nahe steht.
Hawksmoor (1666—1736), war ein Schuler und Freund Wren's und
half ihm zuletzt bei seinen Zeichnungen, Die DoppelihUrme von AH Soul's
College zu Oxford sind vermuthlich noch unter der Leitung Wren"s ent-
worfen und nur von Hawksmoor ausgeführt. Dieselben haben einegoihische
Haupidisposition, mit schlecht stilisirtem Detail, ühnlich wie die Thllrme der
Westminsterabtei. Hawksmoor war auch der Architekt von St. Georg's
Bloomsbury, einer der frühesten Kirchen mit einem Portikus, Derselbe hat
hier sechs korinthische SUulen, in guten Verhaltnissen, aber statt der Pilastcr
an der Rückwand stehen hier Halbsäfulen. Der an der Seite stehende Thurm ist
eine Art Restauration des Mausoleums von Halikarnas. — Si. Mary's Wool-
noth in Lombard Street von Hawksmoor, aber in einem sehr verschiedenen
Stile, mit einer kräftigen Rustika, und massigen Formen. Si. üeorg's-Church
im Osten, ebenfalls mehr barock- nordisch, schwerfällig in der Hauptform und
den Details.
yGoogIc
686 V. Abschnitt. Klassik nnd «othiiche Renaisunce in England. Campbell
Die meist ländlichen Bauten, welche den Regieruogszeiten der letzten
Stuans und der Königin Anne (1703— 1714) angehören, schlichte Ziegelroh-
bauten ohne besonderes Detail, aber in malerischer Gruppirung, mit steilen
Dächern und Giebeln, hohen Schornsteinen und Dachhauben, eine Art gothi-
scher Renaissance darstellend, werden als im Stil «Queen Anne» gebaut be-
zeichnet und jetzt in England als nationale Renaissance gefeiert.
Ein Zeitgenosse der Vorigen, der Architekt Colin Campbell, ein Mann
von Genie, Originalität und gutem Geschmack, wie er das durch sein Werk
iVitruvius Brittannicus* beweist, folgte wieder der Schule des Inigo Jones.
Der Typus des cnghschen Landsitzes, den Webb, der Schüler des Jones, in
Amresbury in Wilthshire, im Anfange des 17. Jahrhunderts, geschaffen, ein
Oblong in einfachem Quaderbau auf rnstizinem Untergeschoss, mit einem
giebelgekrönten korinthischen Portikus im Mittelbau, in enger Anlehnung an
Fi)!, au- WaiHtcad Honst. Frontansiclii (n. Fergusson).
Palladto, ist durch Colin Campbell wieder in Mode gebracht, und hat dann
im ganzen 18. Jahrhundert Nachahmung gefunden. Wanstead House ist
sein berühmtester Bau und gah lange Zeit als Muster, der mit einem Portikus
versehenen Schlüsser (Fig. 244). Die Abmessungen des Baues sind bedeutend,
aber der Eindruck ist nüchtern, die beiden Geschosse sind zu glcichwerthig
und der Ponikus wirkt dünn gegen den schweren Giebel (Qu, Fergusson,
History etc.).
Ein anderer namhafter Nachfolger des Inigo Jones ist Kent (1684— 174S).
Der Earl of Burlington war sein Freund und Mitarbeiter. Das fUr den letzteren
erbaute Burlington House, sehr italienisch, ohne wahre Originalität Die
nördliche Parkfroni des Schatzamisgebäudes bei Whitchall von Kent ist besser,
etwas Horeniinisch in der kräftigen Rustika der beiden Geschosse; aber nur
der Mittelbau ist zur Au.'ifUhrung gekommen. Das Gebäude der Horse-
Guards, an welchem die Seilenfront die bessere ist, von Kent erbaut. Von
der Wiederaufnahme des goih Ischen Stils, im romantischen Sinne durch Kern,
wird noch im folgenden Abschnin die Rede sein.
yGoogIc
b) Skulptur und Malerei.
Als Bildhauer wird ein Francis IJird (ifiii? — 1731) genannt. Die Monu-
mental maierei befand sich in der Nachfolgt; der Franzosen. Unter Karl II,
wird der Neapolitaner Antonio Verrio berufen zur Ausführung grösserer
Deckenbilder. Erhalten sind von demselben die manierinen Wandbilder in
mehreren Räumen von Burlington housc. James Thornhill (1676—1734)
hat verschiedene Altarbläitcr und Deckenijemillde hinterlassen, in Greenwich
Hospital, und in der Kuppel der Paulskirchc die Geschichten des Apostels
Paulus, grau in grau. Besser ist die Port rät mal erei vertreten. Gottfried
Kneller aus Lübeck (i648— 1723) hat die englischen Palaste und l^ndsitze
mit seinen Bildern angefüllt. Dieselben sind von schönem Kolorit, naiurwahr
und fleissig durchgeführt, aber in einer gewissen theatralischen Manier. Die
Porträts seines jüngeren Zeitgenossen Jonathan Richardson sind tüchtiger.
Auch Joseph Highmore ist als Porträtmaler von Bedeutung.
c) Dekoration, Kunstgewerbe und Kunstlitteratur.
Der englischen Kunstsiechcr sind nur wenige. C. de Moelder, am Ende
des 17. Jahrhunderts, hat im Genre Louis XIV. Vorlagen für Goldschmiede
gestochen unter dem Titel: Proper Ornaments to be tngraved on Plaic etc.
Achnliches, J. B, Herbst um 171a Von Butller Lincll, Ornamenizeichner,
eine Karosse dir die Königin von England. J. Tijou arbeitete um 1720 und
von ihm ist ein Werk, betitelt; Nouveau Livrc de Scrrurerie de composition
anglaise, contenant plusieurs desseins pour les maisons royales et pour
Celles de personnes de qualitc et particuliercs, les quelles ont e'te exe'cutees
4 Londre.
Um 1700 beginnt ein Töpfer aus Staffordshirc die Fabrikation der feinen
Fayence, indem er gebrannten schwarzen Feuerstein unter den Pfeifenthon
mischt, aber die Glasur bleibt noch der alte Bleiglanz. Erst spüter entwickelte
sich hieraus das Wedgwoodgeschirr.
Die Kunstlitteratur beginnt sich mit dem Griechischen zu beschäftigen,
wenn auch nur im Allgemeinen und ohne nähere Erforschung der Monumente.
Francis Vernon, Letter on Greecc. Philosoph. Trans. London 1675. — Spon
ei Wheler, Voyage en Grece, Amsterdam 1676. 12. Der Palladio wird neu
aufgelegt. Palladio, A. The architecture. In four books containing a short
treatise of the five ordres and the mos! necessary observations concerning all
yGoogIc
68g V. Abschniti, Borrnmiii<:skcs Barock und fran/üsisclic Klassik in Spanien. AllBcmcinei.
sorts of building. London 1721. Der *Vitruvius Brittannicus» voQ Colin
Campbell wirkte in demselben Sinne.
Die Reise des Ritters Chardin in Persien und anderen Gegenden des
Orients, von Paris bis Ispahan, erschienen London 1686, diente vorlaufig, wie
auch die Reisebeschreibung über Griechenland, nur zur Befriedigung der
Neugierde.
Mit der Auhiahmc und Publikation zeitgenössischer Bauten scheint man
sich nicht sehr beschäftigt zu haben; dagegen nimmt das Prähistorische und
Miitelaheriiche die Aufmerksamkeit in Anspruch. D. Stukely, A dcscription
of Abury, London 1722. — W. Charleton, Chorea Gigantum or the most
famous aniiquity of Great Britain, vulgarly called Stone-Henge, Standing on
Salisbury- Piain rcstored to the Dancs. London 1725. Fol. — J. Webb,
A vindication of Sione-Heng resiored in which the orders and ruies of archi-
tecture observed by the ancient Romans are discused. London i725. Fol,—
Inigo Jones. The most notable antiquity of Great-Briiain vulgarly called
Stone-Heng on Salisbury -Piain restored, London 1725. Fol. Dann Mittel-
alterliches betreffend; Torre, J., The antiquities of York city, 1719 in 8", und
Leiand, Itenary of Great-B ritain, Oxford, 1710. 9 vol. 8",
3. Die Nachfolge des Borromini in Spanien, der
churriguereske Stil, und das Eindringen der französischen
Klassik, von 1649 bis 1750.
Der lange Zeitraum eines Jahrhunderts spanischer Kunstentwickelung, von
der Mitte des 17. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, umfasst drei in sich sehr
verschiedene Stilphasen; die aber wegen ihrer gemeinsamen Abhängigkeit von
dem italienischen borrominesken Barock und gleichzeitig von dem klassischen
Barock der Franzosen am besten im Zusammenhange und an dieser Stelle
geschildert werden; obgleich die letzten Jahrzehnte der Periode bereits dem
Zopfstile erster Phase angehören, und sogar schon den Uebergang zum späteren
klassizirenden Zopfstile bilden. Die politischen und littcrarlschen Verhältnisse
Spaniens bereiten auch diesmal die Stil Wandlungen vor, oder gehen mit denselben
parallel. Unter Philipp IV, und seinem Minister, dem Herzog von Olivarez,
der später seinem Ncft'en Luis de Haro weichen mussie. ist der Zusammen-
hang mit Italien noch sehr stark; aber dufch die wiederholten Kriege mit
Frankreich bereitet sich allmUhlich das französische Uebergewicht vor. Luis
de Haro schloss endlich t65() den pyrenäischen Frieden mit Frankreich, unter
yGoogIc
V. Abschnilt. Bortomincskcs Barock und französische Klassik in Spanien. Allgemeines. ^gg
Verlusten für Spanien; aber aus der glekhzeiiig beschlossenen Heirath der
Infantin Maria Theresia mit Ludwig XIV, ergaben sich neue Verwickelungen,
Nach dem Tode Philipp's IV. nahm der unersättliche Ludwig XIV. die spani-
schen Niederlande, als Erbgut seiner Gemahlin, in Anspruch. Karl II. von
Spanien war erst vier Jahre alt, als sein Vater starb, und kam unter die
Regentschaft seiner Mütter Anna, eigentlich unter die des deutschen Gross-
Inquisitors Neidhard, der dann später wieder durch Don Juan d'Austria ver-
drUngt wurde. Spanien schied mit dem Verluste der Franche-Comte' und einer
Anzahl brabantischer Städte, um 1678, aus dem mit Frankreich geführten
Kriege. Karl II. starb um 1700 kinderlos, und ernannte den zweiten Enkel
Ludwig's XIV., den Herzog Philipp von Anjou, zu seinem Nachfolger, Der
spanische Erbfolgekrieg war die Folge dieser Bestimmung, Nach dem Frieden
von Utrecht, um 1713, blieb Philipp von Anjou als Philipp V. KUnig von
Spanien, verlor aber Neapel, Sardinien, Mailand und die spanischen Nieder-
lande an Oesterreich. Mit der unbestrittenen Herrschaft der Bourbonen in
Spanien war auch daselbst der französische KunsteinHuss begründet, zunächst
allerdings in der besonderen Umformung, welche der klassizirende Barockstil
Frankreichs in Norditalien erhalten hatte. Der eigentliche Regent unter dem
gemUthskrankcn Könige war bis 1720 der Kardinal Alberoni, später Elisabeta
von Parma, die zweite Gemahlin Philipp's.
Die Nachfolge des borrominesken Stils, wie er sich in Italien seit 1630
ausgebildet hatte, herrscht in Spanien unter Philipp IV. und Karl It., etwa bis
zum Ende des 17- Jahrhunderts. Diese ganz auf malerischem Prinzipe
beruhende Formgebung, die sich in Schatten- und Licht Wirkungen nicht genug
thun kann, und sich deshalb mit Vorliebe in Kurvaturen der Baumassen
ergeht, findet in Spanien eine allgemeinere und unbedingtere Nachfolge, als in
den übrigen europaischen Lundcrn. Es sind auch hauptsächlich Maler, welche
diesen Stil aus Italien herüberbringen; und Hand in Hand mit dem Eindringen
desselben geht ganz folgerecht die höchste BlUthe der durch Vclasquez,
Zurbaran und Murillo vertretenen spanischen Malerei. Diese grossen Meister
verleihen der Epoche ihren speziell auszeichnenden Charakter. Die Parallele
in der Litteratur bieten die Dramen des grossen Pedro Calderon de la Barca,
der noch bis 1681 lebt. Seine vergeistigte Romantik, als echtester Ausdruck
spanischen Seelenlebens, spiegelt sich auch in der gleichzeitigen bildenden
Kunst wieder. Die bedeutenden Zeilgenossen Calderon's, die Dichter Rojas
und Moreto, bewegen sich in demselben Kreise der Ideen und des Ausdrucks.
Allen gemeinsam ist die glühende Begeisterung, der Gebrauch glänzender
Allegorien, und zugleich eine gewisse künstliche Geschraubtheit des Gedankens.
Im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts in den ersten Hegierungsjahren
yGoogIc
6qO V. Absrhnill. Borromincskes Barock und franinsiichc Klassik in Spanien. Archilckiur.
Philipp's V., beginnt die phantastische Ucbenreibung des borrominesken Stils,
das sogenannte Churrigueresco, welches mit einer Wendung der deutschen
Klassik, besonders mit der von Pöppelmann in Dresden für den Zwinger
angewendeten Formgebung, in genaue Parallele tritt. Süulen wechseln mit
Pfeilern und Karyatiden, die Gesimse werden phantastisch gekrümmt, der ganze
Bau mit Cartouschcn, Thierfellen, Blumcnsträussen, Muscheln und Korallen-
scIinUrcn bedeckt. Man hat das churriguereske Genre auch wohl als spanisches
Roccoco bezeichnet, aber mit Unrecht, denn obwohl hier ein ahnlicher Geist
waltet, so fehlt doch in Spanien wie anfangs in Deutschland das neue System
der inneren Raumbildung, welches das eigentliche Wesen des französischen
Roccoco's ausmacht. Auch diese Stilwendung des Churrigueresco findet ihre
Parallele in der gleichzeitigen spanischen Litteratur, Gracian in der Prosa und
Göngora in der Poesie, die beide den Itahenern folgten, bürgerten einen ahn-',
liehen Geist der Spitzhndigkeii, der metaphorischen Wendungen in der Litteratur
ein. Skulptur uud Malerei folgten demselben Anstosse, wie man an den
Bildern Rizi's, den symbolischen Gemälden Jordan's und an den Statuen und
Reliefs der Nachfolger des Gregorio Hernandez bemerken kann.
Im zweiten Viertel des i8. Jahrhunderts, in der Spatzeit Phiüpp"s V.,
brachten Juvara und Sachctti die Nachfolge der französischen Klassik nach
Spanien. Auch Franzosen, wie Carlier, waren direkt als Baukünstler thätig.
Man ging absichthch darauf aus den borrominesken Stil zu beseitigen, zog
deshalb fremde Architekten ins Land, und gründete die vorbereitende Junta
für das Studium der Architektur. Wie fast immer, ging auch hier die grund-
legende Bewegung von der Litteratur aus. Das zweite Viertel des i8. Jahr-
hunderts iüsst die spanisch -nationale Litteratur unrettbar untergehen und setzt
die Nachahmung der französischen Pseudoklassik an deren Stelle. Luzan Blas
Nasarre, Montiano und Veiasquez kultiviren diesen Stil und besiegen die
nationale Opposition der Jose Canizares und Antonio de Zamora.
a) Architektur,
Der malerische Barockstil wird aus Italien von Malern nach Spanien
herübergebracht. Der nach Zeichnungen des Alonso Cano, um 1649, für den
Einzug der Königin Dofla Maria Ana von Oestcrreich errichtete Triumph-
bogen, war einer der ersten Versuche im borrominesken Stil in Spanien. Ein
anderer Maler Francisco Herrera, der Jüngere, hatte in Rom den borro-
minesken Stil studirt, wurde 1677 mit der Oberleitung der könighcheo Bauten
beauftragt, und errichtete das erste bedeutende Architektur werk dieser Richtung
yGoogIc
13 Baruck und französi
6.,!
in Spaaien, die Kirche Nuestra Sefiora del Pilar zu Zuragossa. Der
Bau ist 1677 begonnen, dann in langen Zwischenräumen von verschiedenen
Architekten fortgeführt, und l<aum jetzt vollendet zu nennen (Fig. 24^). Die
grosse dreischifßgc Anlage, mit ringsum gehenden Kapellenbauten, bildet im
Ganzen ein Parallelogramm mit vier Thürmcn an den Ecken, von denen nur
einer höher gefuhrt ist (Fig. 246). An den Langseiten befinden sich vier
Portale. Im Acussercn erscheint die Kirche als eine siumptc Masse, ohne einen
beherrschenden Mittelpunkt. Die Zwi-
schenmauern der niedriger gebliebenen
Kapeilen sind strebepfeilerartig, aber
roh" ausgebildet (Qu. Fergusson, History
of modern arts). Noch eine Anzahl Maler
folgten den Fusstapfcn der vorigen;
so Rizi, der grosse Meister der Per-
spektive, mit den Dekorationen für das
Theater del ßuen Retiro für Philipp IV.,
mit überreichem Carlouschen- und Blatt-
werk, dann Uonoso, Valdes I^al und
Guello.
Nach dem Vorbilde Borromini's
und noch mehr in der Nachfolge seines
Schülers Guarini, dessen Manier einen
sehr bedeutenden Einfluss auf die
spanische Architektur ausübte, brachte
Donoso zuerst die gekrümmten Grund-
risstinicn auf, mit ihrem Gefolge von
geschwungenen und durchschnittenen
Giebeln u. s, w. Von ihm, der Kreuz-
gang des Klosters Santo Tomas . zu
Madrid, dann der Umbau der Faijade des Palastes der Panaderia zu Madrid,
vom Hauptgeschosse ab, und die Portale der Kirche von Santa Gruz und San
Luis daselbst. Sebastian Recuesta erbaute in demselben Stile, um iö^5, die
Minoritenkirchc zu Sevilla; Jose' Arroyo lögg die Münze zu Guenca; Francisco
Dardero 1688 den Altartabernakel in der Konvemualkirche zu Ucles; Sebastian
de Herrera y Barnuevo, einer der kühnsten Zeichner, errichtet bis 1670 eine
grosse Anzahl Tabernakel. Von demselben, die Arbeiten an der Kapelle San
Isidro in der Pfarrkirche San Andres zu Madrid fortgesetzt und der ursprUng-
hch einfachere Plan des Frater Diego verändert, Sebastian de Herrera
war auch Maler und Bildhauer, als solcher Schüler des Alonso Gano, und
Üriffta
^ragoiiü (H. Fcreus;
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\'. Abschniit. BiTTomiiicskcs Barock und frar/ö^isclie Klassik in Spanien. A. Rodrignci. (^g-^
betfeutender als Bildhauer wie als Architekt. Die Kapelle San Isidro be-
sieht aus zwei Räumen, einem vierecklen Vorräume und der achteckten
eigentlichen Kapelle, letztere durch eine Kuppel auf zwölf Sa ulen von schwar-
zem Marmor mit Bronzekapitalen überdeckt (Qu. Villa-Amil). Von Cayetano
Acosta 1670 der Aliartabernakel in der Stiftskirche San Salvador zu Sevilla.
Jose del Olmo errichtet 1677 die Kapelle und den Altartabernakel von Santa
Forma in der Kirche des Escorial. Antonio Rodriguez ist der Urheber der
erst 1734 vollendeten Fa9ade des Stifts Santeimo in Sevilla mit seiner merk-
würdigen Parade (Fig. 247). Miguel Figucroa erbaut ebendaselbst die Kloster-
kirche San Pablo, Ignazio Moncalcan und Pedro Portello errichten gemein-
schaftlich das Hospital von San Agustin zu Osma, um 1699. Die Kapelle und
das Grabmal von San Isidro in der Pfarrkirche San Andres zu Madrid stammen
in der ersten Anlage aus der Mitte des 17- Jahrhunderts und sind unter Philipp IV.
nach den Plänen des Frater Diego von Villareal, dem Architekten des Königs
ausgeführt. Villareal war ein Zeitgenosse und Untergebener des grossen
Malers Velasquez. Wie schon erwähnt wurde die Kapelle erst später durch
Sebasiian de Herrera nach veriindertem Plan vollendet. Der Hauptaltar der
Kirche Nuesira Scnora del Juncal zu Irun, um 164a, von Barnabe Cordero
errichtet. Die zweite Kathedrale von Zaragossa, Seo genannt, ist i685
nach den Planen eines römischen Architekten J. B. Contini, welcher auch das
Hospital von Montscrat baute, begonnen. Bemerkenswerth ist hier der
Thurmbau, als typisch für diese Zeit in Spanien. Ein unteres Geschoss in
Rustika, mit einer schweren Gallcrie abschliessend, darüber ein zweites vier-
ecktes Geschoss, ohne Oeffnungen, nur mit pfeilerartigen VorsprUngen aus-
gestattet. Die beiden anderen Stockwerke achteckt, sich verjüngend, mit
einem geschweiften Helmdach und Spitze abgeschlossen (Qu. Fergusson).
Ucbcrhaupt sind die häufig vorkommenden Thurmbauten der spanischen Re-
na issancckirchen bemerkenswerth; sie stehen meist in guicr Verbindung mit
dem Hauptkürper der KircJie. Das Innere der Renaissancekirchen dieser Zeit,
wovon die erwähnte Kapelle San Isidro in San Andres zu Madrid ein gutes
Beispiel liefert, sind Übertrieben reich in der Ornamentik; der herrschende
Stuckstil ist hiervon eine der Hauptursachen,
Mit dem Anfange des 18. Jahrhunderts beginnt eine Veränderung des
Stils, in das sogenannte churriguereske Genre, welches eigentlich nur eine
Steigerung des malerischen Barockstils ins Phantastische und Ueppige bedeutet.
Ein dem ahnliches Stilgefühl ging damals durch ganz Europa, und bildete
die Vorbereitung für das Roccoco, welches aber doch nur in Frankreich zu
einer systematischen Entwickelung der neuen Raumgestaltung gelangte. Das
Churriguerescü ist, wie die Püppelmann'sche. Archhektur am Zwinger zu
yGoogIc
694
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Kig. 148. AlWr „Kl transparente" in der Katliedrttle von Toledo.
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Clft ^'- AbbtlLiiili. I!orromin<.'bk<'s Ban.tk und ^^anfüsi^(lK' Klassik in Sranii-n. Cliurrieucra.
Dresden, wesentlich neu nur in der Gesialtfing des Aeusseren, und erhall
seine Charakteristik durch eine gewisse f'essellosigkcit und Freiheit gegenüber
den antiken Stilgcsetzen und Verhähnissen. Dazu tritt ein Überquellender
Rcichihutn des Dekorativen, der das Struktivc der Bauglieder ganz umhilHt
und beinah unkenntlich macht. Die Hauptvertreter dieser neuen Schule sind:
Francisco Hurtado, Narciso Thome', Jose' Churriguera und Pedro Rivera.
Jose Churriguera, der diesem Genre den Namen gab, ist vor allem
der unermüdliche Zeichner von Aliartabernakeln. Francisco Hurtado erbaut
in derselben Art die Kapelle des Sanktuariums in der Karthause del Paular.
Von Narciso Thome' stammt das verschnörkelte Fenster in der Kathe-
drale von Toledo und der berühmte Altar daselbst von 1721, genannt rel
transparente«, am Eingange der grossen Kapelle (Fig. 248). Derselbe
stellt eine kolossale Masse dar von Bronze, Marmor und Jaspis, ist mit
einer unübersehbaren Menge von Figuren und Engeln auf Wolken aus-
gestattet und kommt in der Dctailbildung dem Roccoco am nächsten. Die
Gesammtkonzeption zeugt von grosser künstlerischer Phantasie; leider isi das
Figürliche im Einzelnen ohne rechte Wahrheit (Qu. Villa-Ajnil). Der Haupt-
altar der Pfarrkirche von San Lesmes zu Burgos aus dem Anfange des
18. Jahrhunderts, gehört in dasselbe Genre, Der architektonische Vertreter
des Churrigucresco, in Madrid besonders fruchtbar, ist der Obcrbaumeisicr
Pedro Rivera. Von ihm daselbst: die Fa^ade des Hospicio (Fig. 249),
die Kaserne der Card es-du -Corps, das Seminar der Adligen, die Eremiiei
Nuesira SeHora del Puerto, die Kirche der Irlander, San Antonio Abad in
der Strasse de Hortaleza, die Kirche der Benediktiner von Montserrate in
der Anche de San Bernarda, verschiedene Adelshötels, die Springbrunnen
der Puerta del Sol, das Gitter von San Luis und der kleine Anton-Marcin-
platz. Nachfolger des Rivera sind: Lorenzo Fernandez mit der Hauptfai;ade
des erzbischüflichen Palastes zu Sevilla von 1704, Bernardo Alonso de Celada,
der in Valencia mehreres baute, Cordona um lyaS mit der Kirche der Minimen
zu Valencia, Pedro Roldan mit der Kirche des Stifts <de las becas» in
Sevilla, [gnazio Ibero, der Meister des Thurmes von Elgoibar und Thomas
Jaurequi mit dem Altartabernakcl von Guipuzcoa.
Eine neue Wendung nahm der spanische Archiiekturstil im zweiten
Viertel des 18. Jahrhunderts; auf das churrigucreske Genre folgte aber nicht
das Roccoco, wie man vermuthen sollte, sondern eine zophge Nachahmung
des französischen klassischen Barocks. Diese durch Perrault und Jules Hardouin
Marsart in Frankreich begründete Stilform, hatte auch die italienische Kunst
besiegt, und drang nun von dorther unaullialtsam nach Spanien vor, begünstigt
durch die, seit Phiüpp's V., des Enkels Ludwig"s XIV. Thronbesteigung, üblich
yGoogIc
neskcs Barock und fraiuü^ii
gewordene Nacliahmung der französischen Klassik in der spanischen Liiteratur.
Der erste Schritt zur Beseitigung des borromineskcn Stils war die Berufung
fremder Baumeister, Juvara's und Sachctti's, der zweite geschah durch die
1744 erfolgende Gründung der vorbereitenden Junta für das Studium der
Architektur. Sacheiti, Marchand, Bonavia und Ventura Rodriguez waren die
ersten Lehrer an derselben.
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6gg V. AbschnilL Borromineskes Barock und rraniSsische Klassik in Spanien. Marchand.
Felipe Ivara, oder Juvara, allerdings von Geburt ein Spanier, aber ein
berühmter italienischer Architekt, wurde durch Philipp V. berufen, um den
Bau des neuen kUnlglichen Palastes in Madrid zu übernehmen, an Stelle
des alteren im Jahre 1734 abgebrannten Gebäudes. Juvara entwarf einen
grossartigen Plan in der Art eines poetischen Traumes, starb aber schon 1736
vor Ausführung desselben, worauf sein Schüler Juan Bauiista Sachctil
an seine Stelle trat. Dieser entwarf einen anderen, bescheideneren Plan,
welcher von 1737 ab zur Ausführung kam. Das Schloss bildet ein mächtiges
Viereck von 440 Fuss Seitenlange und etwa 100 Fuss Höhe, mit einem Hof
in der Mitte. 0er Unterbau, in Granit mit Bossagen hergestellt, hat nach der
Flussseite drei Range Fenster, der Oberbau hat ebenfalls drei Geschosse,
welche durch eine jonische Ordnung dckorirt sind. Die Attika über dem
Hauptgesims bildet ein siebentes Geschoss. Die Hauptrüume zeigen in fehler-
hafter Weise zwei Fensterreihen Übereinander; und auch die Details des
Aeussern sind unkorrekt und gleichgültig behandelt. Dem Ganzen fehlt der
grossartige eigentliche Palastcharakter, trotz der umfangreichen Baumasse;
und dieser Mangel wird hauptsachlich durch die zu geringe Axenweite und
die Häufung der Geschosse verschuldet (Qu, Fergusson). Der Palast von
lldefonso, ebenfalls von Sachetti. bildet ein spanisches Versailles in kleinem
Massstabe.
Der Palast von Aranjuez, unter Philipp V. 1739 von Marchand
umgebaut, ist der nächst wichtigste nach dem Escorial und dem Schlosse in
Madrid, weniger wegen seiner Abmessungen, als wegen der Schönheit und
Korrektheit seiner Details. Der Palast zeigt einen Mittelbau in guten Ver-
hältnissen und Fckrisalite mit Kuppeln. Virgilio Raveglio baut den Palast
von Riofrio zu derselben Zeit, aber ohne besondere architektonische Bedeutung.
Giacomo Bonavia errichtet in Aranjuez, in einer bereits von der früheren
etwas abweichenden Stilfassung, die Kirche San Antonio, und in Madrid die
Kirche San Jusio y Pastor. Das Schloss von Buen Retiro, von demselben
Architekten, ist nicht gerade bemerkeoswerth. Dasselbe ist später von Bonavera
und Pavia verändert. Bonavia geht in den erwähnten Kirchenbauten in
Aranjuez und Madrid wieder mehr auf das ältere italienische Barock zurück;
besonders die letztere Kirche zeigt wieder die Kun'aturcn der Hauptlinien.
in borrominesker An. Der Franzose Frant;ois Carlier fuhrt, in einem
freieren Stile, aber nicht mehr im feinen und strengen Geschmacke, unter
Phiipp IV. die Kirche zu Pardo und die Kirche der Prämonstratenser zu Madrid
aus. Carlier's Thätigkeit dauerte noch nach der Mitte des Jahrhunderts, unter
Ferdinand VI. fort, als bereits der ktassizircnde Zopfstil begonnen hatte. In
seinem tiach lyäo erbauten prächtigen Kloster de las Salcsas Reales
yGoogIc
V. AbMhnilL BorTomincskes Baroi-k lind französische Klassik iti Spanien. Skulplur. ggy
behielt indess Carlier noch den Stil der früheren Epoche bei. Dasselbe zeigt
eine stattliche Fafade, mit korinthischen Säulen und reicher Omamentirung,
eine hohe Kuppel und aufstrebende ThQrme.
Ein einheimischer Künstler dieser Epoche, welcher ebenfalls im Stil der
französischen Klassik baut, ist Fr. Juan Ascondo, in den Kirchen von San
Roman de Hornija und Villar de Frades, der Casa de la Granga in Fuentes,
dem Hause des Vizconde von Valoria zu Valladoüd und den zwei Gallerien
des Hauptkreuzganges im Benedikt! nerkloster daselbst.
Die portugiesischen Renaissancebauten mögen hier wenigstens anhang-
weisc Erwähnung finden; im Allgemeinen ist von denselben wenig bekannt.
Ein alter Palast von dem früher in Lissabon berichtet wird, ist nicht mehr
vorhanden, vielleicht ist derselbe durch Erdbeben zerstört. Das Kloster von
Mafra, ein grosses Renaissancewerk des Landes, wurde in Folge eines Gelübdes
unter Johann V. von einem deutschen Baumeister Ludovico erbaut. Dasselbe
ist 760 Fuss lang, 670 Fuss tief, und Übertriflt an Grösse den Escorial, Die
Kirche steht im Mittel der Hauptfa^ade und wird deshalb in ihrer Wirkung
durch die mächtigen, in gleicher Höhe anschliessenden Flügelbauten etwas
beeinträchtigt. Uebrigens ist das Aeussere des Klosters von Mafra dem des
Escorial überlegen. Die EcklhUrme, mit geschweiften HelmdiJchem, bilden
einen wirksamen Abschluss und sind gut detaillirt. Eine grossartige Frei-
treppe leitet zum Pönal der Kirche. Die geringere Anzahl der Geschosse,
drei bis höchstens vier, sichern dem Gebäude einen würdigen schlossartigen
Charakter. In der Hauptsache ist auch hier, wie im Escorial, ein Kloster mit
einem Palast vereinigt.
Aus Mangel an einheimischen Publikationen ist sonst von der portu-
giesischen Renaissancekunst fast nichts bekannt, man kennt weder den Namen
eines berühmten Architekten, noch den eines Malers oder Bildhauers.
b) Skulptur.
Von den obengenannten Malern, welche den malerischen Barockstil von
Italien nach Spanien übertrugen, waren mehrere auch Bildhauer; so Alonso
Cano (1601 — 1667) und sein Schüler Sebastian de Herrera y Barnuevo. Die
spanische Skulptur folgte, wie damals überall, der Schule des Bernini und
warf sich auf den gesteigerten Ausdruck der Affekte und die Anwendung der
Allegorien, um mit der Malerei wetteifern zu können. Uebrigens sind die
Vertreter der Skulptur dieser Epoche in Spanien bei weitem nicht so berühmt.
yGoogIc
700 ^*' Ab>clini1l. Bocrominokci Barock und fraii^üiiscliv Klautik in Spanien.
als die ßlcichzcitigcn spanischen Maler, oder ihr grosses italienisches Vorbild
Bemini.
Die Siatuen der Kapelle San Isidro in der Pfarrkirche San Andres zu
Madrid, ein heiliger Isidro und seine Gemahlin Marie de la Cabeza, von Manuel
Percira gearbeitet sind nicht mehr vorhanden. Die Figuren am Hauptaltar der
Kirche Nucsira Scüora dcl Juncal zu Jrun von 1642, sind von Bascardo. Ein
Nicolas Vergara, der Aellerc (f 1674), wird in dieser Zeit als bedeutender Bild-
hauer genannt. Die früher erwähnten Erbauer von Altartabernakeln
Francisco Durdero, Cayetano Acosta und Jose del Olmo waren eben&Us Bild-
hauer von Bedeutung. Dasselbe gih, im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts,
zur Zeit des churrigueresken Stils, von Narciso Thome', dem Meister des be-
rühmten Altars «el transparente» in der Kathedrale von Toledo; jedoch ist
das hier gegebene FigUrhche mehr dekorativ, als fein und wahr in der Durch-
führung. Gregorio Hernandez und seine Nachfolger kultivirten dieselbe Siil-
richtung mit Schwebeliguren und Wolkengruppen. Aus der Familie Vergara
werden noch mehrere Mitglieder als Bildhauer genannt.
c) Malerei.
Die spanische Malerei erzielt erst jetzt ihre höchste Bluthe; und zwar
im Anschluss an die grossen italienischen Malcrschulen, aber doch mit einem
starken nationalen Gepräge. Besonders in diesem Zweige der bildenden
Kunst kommt das spanische KunstgefUhl so stark und eigenartig zum Aus-
druck, wie in der gleichzeitigen Poesie; und diese Erscheinung ist es, welche
das sonst wohl berechtigte Unheil wesentlich modihzircn kann, als hätten
die Spanier das Meiste in der Kunst den Fremden zu verdanken.
Aus der Schule von Sevilla gehören schon, Francisco de Hcrrera el mozo
(der Sohn), vorher als Architekt und Bildhauer erwähnt, Alonso Vasquez,
Augustin del Castillo, sein Sohn Antonio und sein Bruder Juan del Castillo
der Periode des ausgebildeten Barockstils an; aber ihre Richtung gehl mehr
auf den ausserlichen Efl'ekt, ohne innere Vertiefung.
Der erste wirklich grosse spanische Maler der BlUthczeit, ebenfalls zur
Schule von Sevilla gehörend, ist Francisco Zurbaran (1598—1662), der
Schuler des Roelas, aber von grösserer Energie des Kolorits und besserer
Naturnachahmung als sein Meister. Sein grosses Bild des heiligen Thomas
von Aquino, im Museum zu Sevilla, zeigt über dem Heiligen eine Glorie mit
Christus, Maria, Engeln und Heiligen, unterwärts Kaiser Karl V. und den
GrUndcr des Kollegiums des Heiligen, mit seiner Familie. Das Kolorit ist
ernst und feierlich, das Helldunkel von besonderer Kraft, und sowohl Portrflt-
yGooglc
V. AbsclHjiii. BorromincsIiL-s Barock und iraiuö tische Kla»ik in Spaiik'«. Vclasquti. -q,
köpfe, wie Stoße sind vorzüglich gemalt. Im Louvre sind von Zurbaran zwei
und neunzig Bilder, sämmtüch kirchlichen Inhalts. Die ekstatische Andacht
und Verzückung ist in allen meisterhaft wiedergegeben, weniger die ruhige
Schönheit, etwa einer thronenden Madonna. Seine weibhchen Heiligen sind
echte Spanierinnen, im vornehmen Kostüm der Zeit. Die Mariyrienbildcr
des Zurbaran geben das Grössliche, wie die der gleichzeitigen Italiener; sie
ersparen Nichts an der Darstellung der grausamsten Henkersqualen.
Diego Velasqnez de Silva (1599—1660). der unUbertroflene spanische
Porträtmaler, ist in der Schule des alteren Hcrrera, dann in der des Pacheco
gebildet. Seit 1622 lebt Velasquez als Hofmaler Philipp's IV, in Madrid. Seine
l>erühmten Porträts finden sich in allen Gallerien Europa's. Im Museum zu
Madrid: die Uebergabe von Breda mit einem grossen Reichthum von Porträt-
riguren, dann das Rciterbild Philipp IV. in freier sonnenheller Landschalt von
höchster Meisterschaft. Im Louvre: ein PonriJt Philipp's IV., in braun ge-
kleidet, ein Gewehr in einer Hand, die Mütze in der anderen, inmitten einer
untergeordnet dargestellten Landschaft, alles einfach, frei und breit behandelt,
wie die Natur selbst, dann eine seiner Perlen, die kleine Infantin Margareiha,
mit der vollen Naivität des Kindes, aber dennoch mit dem Ausdrucke der
Würde einer Prinzessin (Fig. ibö). In den Uffizien zu Florenz, sein eigenes
vornehmes Portrat und das gewaltige Reiierbild Philipp's IV, mit Allegorien,
in oflcner Landschaft, mit unglaublicher Beherrschung des Tons und der
Farbe gemalt. Im Pal. Pitti zu Florenz, ein Herr von leidenschaftlichen Zugen,
die lange aristokratische Hand am Degengefüss. Im Pal. Doria zu Rom,
Innocenz X. sitzend, vielleicht das beste PapstponrSt des Jahrhunderts. Kirchen-
bilder hat Velasquez nur wenige gemalt, aber die vorhandenen sind von hohem
Wcrih. Im Museum zu Madrid: eine Krönung der Maria, den gekreuzigten
Christus auf nächtlichem Hintergrunde, und eine Steinigung des heiligen
Stephanus. Von seinen mythologischen Bildern im Museum zu Madrid ist
die Vulkansschmiede durch einen grossartigen Belcuchtungseilekt hervorragend.
Auch als Genremaler ist Velasquez von grosser Bedeutung und seine Lnt-
wickelungsstufen werden durch drei Hauptbilder dieser Art bezeichnet. Das
Bild eines Wasser verkaufers, der einem Knaben zu trinken gicbt, in London,
ist noch streng und hart, das zweite Bild des »Bacco linto", im Museum zu
Madrid, eine lustige Gesellschaft darstellend, deren einer den Bacchus spielt,
zeigt den heitersten Humor, bei gediegendster Ausführung, und endlich ist
die Gruppe der Spinnerinnen und einkaufenden Damen, in einem helldunklcn
Gemach, ebenfalls im Madrider Museum befindlich, von schlichtester Naiur-
wahrheit, zugleich von liebenswürdigster Anmuth, Auch Landschaften von
bedeutender Durchfuhrung sind von Velasquez vorhanden.
yGoogIc
SchUkr Jes Vt;l;isi|ucz siiul: Jiuin de l»areja, el Esclavo (der Sklavgi,
larse Zeil Diener des Velasi.]ue7,, der sicli heimlich zum Maler bildete, Nicolas
Je Villacis und Juan Itautisia de Mazu Martinez. Ausser in diesen zeigt sich
FiR. I
die BlUthe der Schule von Madrid bei den Schülern des Pedro de las Cucvas.-
Zu diesen fiehürt Antonio Pcreda (iScjo— 1(369), der dem Murillo im Kolorit
gleichkommt. Von ihm, im Museum zu Madrid eine Verzückung des heiligen
Hieronymus von lebensvollstem Ausdruck, im Louvre der heilige Ildefonso,
yGoogIc
V. Abschnill. Bornimincsliei Barock und rranz^&isclic Klassik in Spanii-n. Miirillo. -^q-i
dem die Madonna das bischöHiche Gewand reicht, in der Gallerie Estcrhazi zu
Wien ein heiliger Antonius mit dem Jesusknaben, in der MUnchcncr Gallcrie
irctTiichc Ponräis. Andere Schüler des Cuevas sind; Francisco Camilo, Jose
Leonardo, Antonio Anas Fernandez, und Juan Careno di Miranda (1614—1685),
als einer der ausgezeichnetsten. Von Letzterem, in der Gallerie Esterhazi das
Bild des heiligen Dominikus, im Berhner Museum das Portraibild Karl's II.
als Knabe, im Louvre zwei Porträts Karl's II, Matteo Corezo ist ein Schüler
des Careno. F'rancisco Caro und Alonso del Arco werden als Urheber der
Bilder in der Kapelle San Isidro in der Pfarrkirche von San Andres zu
Madrid genannt.
Einer der wenigen namhaften Meister der sehr verbreiteten Schule von
Granada ist der schon als Architekt und Bildhauer erwähnte Alonso Cano
(1601 — 1667). NatUrhchc Einfachheit der Komposition, Beachtung der Gewand-
motive zum Ausdrucke des Körperlichen, zeichnen ihn vortheilhaft aus, ebenso
seine begründeten anatomischen Kenntnisse. Von ihm, im Museum zu Madrid
eine Maria mit dem Chrisiuskinde in einer naturahstisch behandelten Land-
schaft, dann ein Christusleichnam von einem Engel unterstützt. Ausserdem
befanden sich Gemälde aus seiner späteren Zeit in den Gallerien zu Paris,
London und Wien.
Pedro de Moya (1610 — 1666), zuerst ein Schüler des Juan de Castillo,
später des van Dyck in London, hat besonders gute Porträts gemalt; Juan de
Sevilla ist sein Schüler.
Bartolome Estcban Murillo (1618 — 1682}, der berühmteste der spa-
nischen Maler, ist zugleich der letzte grosse Meister der Schule von Sevilla.
Bei ihm, wie bei allen grossen Spaniern dieser Zeit, ist Kolorit und Auf-
fassung von Tizian bceinHusst. Im Besonderen ist Murillo ein Schüler des
Castillo, später bildet er sich in Madrid nach Vclasquez, Ribera und van Dyck
weiter. Aber allen diesen Schuicinflüssen gegenüber bewahrt Murillo ein
hohes Mass innerlicher Freiheit, und seine unglaublich zahlreichen Produk-
tionen fliessen, wie bei Kafael, aus voller tief innerlicher Inspiration. Die
Aßektmalerei, die allgemein sein Jahrhundert beherrscht, erscheint bei ihm in
der edelsten Form, als reine innige Andacht und göttlich naive Freudigkeit.
Sein Kolorit ist vollendet wie das des Velasquez; aber er hat eine Verbindung
der sinnlichen Schönheit mit der heiligsten Verzückung voraus, die ihn mit
Correggio in Parallele bringt. Die herrlichen Madonnen Murillo's verfallen
noch nicht selbst in Affekt, wie damals bei den Italienern und Flamländcrn
durchweg üblich, sondern bewahren einen naiven Naturalismus. In seinen
zahlreichen Genrebildern wetteifcn Murillo in Naturwahrheit mit Velasviuez.
Eins der schönsten Bilder Murillo's, der heilige .Antonius von Padua, der das
yGoogIc
704 V' Abschnilt- Borromineskcs Bnroch und rranzüsischc Klassik in Spanien. Miirilto.
Jesuskind aus der Hand der heiligen Jungfrau empfangt, in der Kathedrale von
Sevilla. In einer Wiederholung desselben Stoffes, in einem Gemälde des
Berliner Museums, ruht das Christuskind bereits auf den Armen des Heiligen.
Von den acht Bildern für die Kirche de la (^ridad zu Sevilla, die Werke der
Barmherzigkeit darstellend, sind nur noch drei an ihrem ursprünglichen Be-
stimmungsorte. Die heilige Elisabeth von Ungarn als Pflegerin der Aus-
sätzigen, in der Akademie zu Madrid, eines der schönsten Bilder des Meisters.
Eine «Conception» genannte Darstellung der Madonna, im Louvre, ist aus-
gezeichnet durch die Mischung von Realität und Ideal, sie kommt an Werth
der sixtinischen Madonna Kafael's gleich. Die heilige Jungfrau, ganz als
Spanierin auTgefasst, steht auf der Erdkugel und schaut mit übermächtiger
Sehnsucht und Begeisterung nach dem Himmel empor, von dem goldenes
Licht auf sie herabstromt. Ueber der Jungfrau halten Engel ein Spruchband,
unten ist eine Gruppe von fünf Halbflgurcn, in der hingebendsten Anbetung,
aber zugleich von höchster Naiurwahrheit; denn Murillo malte die Menschen
eben so gut wie die Engel. Die berühmte «Assunta», ebenfalls in Paris, stellt
die Jungfrau in weissem Kleide vor, mit azurblauem Mantel auf den Schultern,
sternengekrünt und auf der Mondsichel stehend; sie steigt leicht wie ein
Hauch zu ihrer himmlischen Heimath, ihre Hunde sind auf der Brust gekreuzt
und ihre Augen strahlen bereits die himmlische Klarheit zurück. Eine Glorie
von kleinen Cherubims in glücklichem Gedränge umgiebt sie. Die kirchlichen
Bilder Murillo's athmen eine echt religiöse Begeisterung, indess sind seine
Madonnen irdisch wahr. Die Madonna im Pal. Corsini in Florenz ist
einfach liebenswürdig in den Charakteren der Mutter und des Jesuskindes,
und bei theilwciser grosser Flüchtigkeit doch ein Wunder des Tons. Die
Madonnen im Pal, Pitti erreichen diese Wonne des Tones nicht, die eine
— das Kind mit dem Rosenkranz spielend — ist auch in der Malerei
weniger lebendig. Die Geburt der Maria, im Louvre, giebt den Vorgang
in bescheidener Hütte, und verbindet damit die Erscheinung himmlischer
Wesen. Das Licht gehl von dem Neugeborenen aus und erleuchtet
die untere Gruppe, ein Farbenhouquet von unvergleichlicher Frische
bildend (Figur 35i). Das Wunder des heiligen Diego, gewöhnlich die Engel-
kUche genannt, ebenfalls im Louvre, San Diego schwebt im ekstatischen
Gebet, von oben kommen Engel herab und bringen Lebensmittel, welche sie
bereiten. Die Engel sind in ihrem Thun ganz naiv. Von den vielen vortreff-
lichen Genrebildern Munllo's befinden sich Beispiele in der Gallerie Esterhazi
zu Wien, in der Münchencr Galleric, in englischen Sammlungen, und im
Louvre. Seine Betielkinder im Louvre, unter anderen ein Bettler am Fusse
einer Mauer, von einem Strahl der Sonne getrofl'en, sind von wunderbarer
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7o6 Ab^chnin. Borrainincüke^ Barock und rran/üsi^cli<: Klassik in .Spanien. Iriarli^,
Malerei. Die in vollendetem Humor gemalten Beider und Baueru Murillo"s geben
aber doch meist nur einzelne Charaktcrtigureii in grossem Massslabe (Kigur 35a)-
juan Valdez, ein Nebenbuhler Murillo's, Joseph Anolinez und ignacio
Iriartc, der vorzüglichste spanische Landschafter, gehören der Schule von
Sevilla an, Indess bildet die Litndschafismalcrei die sehwache Seite der
Spanier. Ausser von Iriartc, dem Mitarbeiter Murillo's, sind von Velasquez.
wie schon erwähnt, einige Landschaften vorhanden. Eine Landschaft im
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V. Abschnin. Borramincskcs Barark und französische Klassik in Spanien. Giordano. -^(yj
Louvre tragt Murillo's Namen. Sie gicbt eine öde Gebirgsgegend bei trübem
Himmel in skizzenhafter aber meisterlich sicherer Behandlung. Enrique de
las Marinas (1620 — 1680) wird als ausgezeichneter Landschafter gerühmt.
In der Schule von Madrid steht Francisco Rizi an der Spitze einer
anderen Reihe von Schülern. Sein vorzüghchster Schüler, Juan Antonio
Escalante, zeichnet sich durch anmuthigcs Kolorit aus. Claudio Coello (f 1693),
einer der letzten spanischen Meister, welche noch den alten Traditionen
folgten, verbindet damit doch schon die Nachahmung der Niederländer und
der späteren Venetianer. Gegen das Ende des 17. Jahrhundens erlosch die
Btuthe der spanischen Kunst.
Für die damals in Italien aufkommenden Leistungen der Schnellmalerei
bot Spanien kein geeignetes Feld, es fehlte an den Bauten, welche eine solche
Dekoration erforderten; indcss kam Luca Giordano in den letzten Jahren
des r?. Jahrhunderts nach Spanien und bemalte in dieser Art handfertiger
Bravour das Tonnengewölbe über dem Chor der Kirche des Escorials. Eine
ahnliche Richtung in der Malerei verfolgt Antonio Palomino y Velasco (1653
bis 1726), und hat viel in äusserlicher Tüchtigkeit geschaffen. — Derselbe giebt
zugleich die ersten brauchbaren Notizen Über spanische Künstler. — Antonio
Villadomat [iÖ78— 1755) hat sich eine schlichtere Weise der Darstellung
gebildet, und Alonso de Tobar ist ein guter Nacliahmer des Murillo, Das
letzte was in Spanien im 18. Jahrhundert Ansprechendes geleistet wird, sind
dekorative Malereien zur Ausstattung der Schlösser; Espinos liefert die
BlumenstUcke und Luis Menendez die Stillleben in den Sülcn des Schlosses
von Aranjuez, und endlich der Venetianer Giov. Bapt. Tiepolo die Fresken
der Decke im Thronsaal des Schlosses von Madrid, in der Deckenvoute die
Völkerschaften Spaniens darstellend.
d) Dekoration und Kunstgewerbe.
Die dekorative Kunst der Epoche wechselt selbstverständhch mit den
verschiedenen, aufeinanderfolgenden Stilphasen ihren Ausdruck. Ueberhaupt
muss man sich dieselbe reich und prunkvoll vorstellen, mit häufiger Verwen-
dung edler Metalle, farbiger Marmore und Bronzen, Dies gilt in erster Linie
von der Ausstattung der Kirchen und Kapellen, dann von dem Innern der könig-
lichen Schlösser und der Alcazär's, welche letzteren in Spanien eine grosse Be-
deutung für das öffentliche Leben beanspruchen. Eine Probe kostbarer Kirchen-
ausstattung giebt das silber vergoldete Fussgesiell, oder der Thron für die Statue
der heiligen Jungfrau, in der Kapelle del Sagrario der Kathedrale von Toledo;
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7o8 ^' Abschnitt. BoTTominc^k» Barock und fraiiEosiKlii' Klasiiik in Spanien. Dekoraiion etc.
derselbe ist um 1674 von Vigilio Flanetii und Juan Ortiz de Kovilla gearbeitet;
also noch unter der Herrschaft des borrominesken Stils. Die dekorative
Malerei, in derselben Stilfassiing, vertritt der vorzügliche Perspekiivnialer
Francisco Rizi, mit seinen Dekora-
tionen für dasTheater Philipp's IV. zu
Buen-Retiro. DieSchöpfungen im Genre
Churrigueresco sind an sich deko-
rativer Natur und entfalten hauptsäch-
lich an den Altären der Kirchen ihre
phantastische Pracht, Fig. 2^3 zeigt
ein in Holz geschnitztes Chorpult in
der Stilisirung dem Ornamentgenre
Lepautre folgend. In dieser letzten an
die französische Klassik anschliessenden
Kunsipcriode, spielt das in den könig-
lichen Fabriken zu Buen-Retiro und
sonst fabrizirtc Porzellan eine ahnliche
dekorative Rolle, wie dies mit demselben
Material in der französischen und deut-
schen Roccoco Periode der Fall ist. Die
Ausstattung der königlichen Schlösser
in Madrid und Aranjuez bieten Über-
haupt Gelegenheit zu reicher Ent^iung
des dekorativen Elements. Dagegen
fehlen in Spanien die glanzvoll ausge-
statteten Adelshötels und Landedelsitze
ganz, die in Frankreich und England
so häutig sind. Die Granden lebten
H"iB. =S3- Chorruii in dtir Kathedrale III Sevilla. zwar meist in Madrid, oder in den
Provinzialsiüdien, aber nicht in Palästen,
sondern in architektonisch kaum bemerkenswerthen Häusern.
Der spanische Ornamentstich scheint weniger entwickelt, als dies in
anderen Ländern der Fall war. Die Radirung wurde von den Malern der
grossen BlUtheepochc nur gelegentlich ausgeübt.
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V. Abschnilt. Frai
4. Die Nachfolge der französischen Klassik in den
Niederlanden.
Das malerische Barock des Genre Rubens, besonders in seiner üppigen,
brcii und massiv behandelten Aussende koration, erhalt sich im Profanbau der
Niederlande ziemlich lange, bis in das letzte Viertel des 17- Jahrhunderts. Im
Jahre i685 kam Daniel Marot, der französische Architekt, Omamentiker und
Iruchtbare Kupferstecher (i65o— 1712) nach Holland und wurde Hofarchitekt
des Prinzen von Oranien. Marot verpflanzte hierher sein bekanntes Omament-
genre, welches den Uebergang aus dem Stil Louis XIV. zum Roccoco vor-
bereitet; und um dieselbe Zeit oder noch etwas früher, arbeiten die ein-
heimischen Kunststecher, wie Heylbrouck, Vischer und andere im alteren
Genre Lepautre's. Der Akanthus kommt wieder in Aufnahme, zugleich
beschranken breit entwickelte Ranken. Palmzweige, Bouquets von Rosen,
Füllhörner und Guirlanden von Blumen und Fruchten, die frühere Allein-
herrschaft des weichen, überquellenden Cartouschenwerks. Aber, wie damals
in Frankreich, zieht sich auch hier das Ornament in das Innere der Bauten
zurUck, wahrend das Aeussere einfach wird und nur durch die Verhaltnisse
wirken wilL Zugleich wird die grosse Säulen- oder Pilasterordnung fUr
mehrere Geschosse üblich, ganz in der von Jules Hardouin Mansart ein-
geführten Weise, Im Kirchenbau, der jetzt wieder eine besondere Wichtigkeit
beansprucht, macht sich eine gewisse Rückkehr zur römischen Klassik schon
in den sechsziger Jahren des 17. Jahrhunderts bemerkbar. Hier kommt
einmal die Fortsetzung der Siilfassung der italienischen Jesuitenkirchen zur
Geltung, welche dann im Wesentlichen lange fortdauert, anfangs gemässigt
durch den Einfluss der französischen Klassik, und erst später ganz mit der-
selben verschmelzend. In der Malerei ist die Nachahmung der Franzosen
sofort entschiedener, besonders in der Landschaft, welche durchaus dem
klassischen Stile der Poussin's und des Qaude Lorrain folgt. In der Skulptur
herrscht, wie überall die nachberninische, kosmopolitische Schule.
. a) Architektur.
Der berühmte Architekt und Bildhauer Luc. Faid'hcrbe, muss als
Hauptvertreter des klassischen Barocks in der Kirchenbaukunst angesehen
werden. Er beginnt iti^ja seine erste Kirche, die der Priorei von
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'^10 V. Abachnil). FranzSsische Klassik in den Niederlanden. Architeklur.
Leliendael zu Mecheln. Einschiffig im Plan, die Fai;ade mit einer jonischen
und einer kompositen Ordnung übereinander, darauf folgend eine Anika mit
Rundfenster, wird dieselbe durch einen Giebel abgeschlossen. Die Pilaster
sind durch Bossagen unterbrochen, im Ganzen ist hier nur eine geringe
Veränderung des alteren Barocks gegeben. Eine zweite Kirche von Faid'herbe,
Notre-Dame zu Hanswyck, 1663—1678 erbaut, bekundet einen Fortschritt
in einer günstiger wirkenden Anlage des Innern. Die Kirche ist dreischiffig,
wie die ülieren Jesuitenkirchen in Belgien, durch dorische Säulen getheilt,
welche vermittelst gedrtlckter Bogen verbunden sind. Hinter dem Schiff folgt
eine Rotunde, von einer eleganten achteckten Kuppel Überbaut, die auf ähn-
lichen, aber durch Bossagen unterbrochenen Säulen ruht; der anschliessende
Chor hat Seitenschiffe. Vier grosse Basreliefs von Faid'herbe selbst ausgeführt,
dekoriren die Pendenlifs der Kuppel, deren äusserer Kontur schwerföllig
wirkt durch die an den Ecken angebrachten Strebepfeiler. Uebrigens ist
dies die erste Kuppel in Belgien. Das Portal der Kirche Ist nicht vollendet.
Das Gebäude der Priorei ebenfalls von Faid'herbe, Ist nicht sehr bemerkens-
werth (Qu. Schayes, Histoire de l'Archltecture en beige). Die dritte Kirche
von demselben Architekten ist die der Abtei von Averbode in der Campine,
1664 bis 1670 ausgeführt. Der Plan, ähnlicli wie in Hanswyck, ausser dass
die Rotunde, die nicht von einer Kuppel Utierdeckt Ist, in die Mitte des
Schiffs verlegt ist, und Ansätze von Kreuzarmen erhalten hat. im Innern
sind keine Säulen, sondern eine grosse komposite PI lästere rdnung ist an-
gewendet. Der viereckte Thurm steht zur Seite des Chors, und die
Fa9ade ist nicht bemerkenswerth. Die vierte Kirche von Faid' herbe, die
Jesuitenkirche zu Mecheln, 1669 bis 1676 erbaut, ist dreischiffig im Plan,
mit gleich hohen Schiffen, welche durch komposite Säulen getheilt sind. Die
Fa^ade, 1709 erbaut, hat eine hohe komposite Ordnung, darüber eine Attika, mit
voluiirten Konsolen zur Seite, und ist mit einem flachen Giebel abgeschlossen.
Die Kirche Notre-Dame de Bon-Secours zu Brüssel, vom Archi-
tekten Jan Cortvriendt in verschiedenen Zeiten erbaut, der vordere Thcil
1664, der hintere 1668, und die Fa^ade 1672, Das Aeussere bildet ein Polygon
mit Kuppel. Die Fa^ade hat in zwei Stockwerken jonische und komposite
Pilaster, und ist mit einem Flachgiebel abgeschlossen. Das Innere, von glück-
licher Wirkung, hat ein Mittelschiff, umgeben von schmalen, durch Kreuz-
gewölbe überdeckten Seitenschiffen mit Tribünen. Das Hauptschiff, mit Ar-
kaden auf Pfeilern, durch korinthische Pilaster dekorirt, endet in eine Rotunde
mit Kuppel, dahinter folgt der im Halbrund geschlossene Chor.
Eine der imposantesten Kirchen, die der Abtei von St. Martin zu
Toumay, zu welcher 1671 Louis XiV. den Grundstein legte, wurde 1804 zerstört;
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V. Ab6Clinilt. FraiiiSiiscIic Klassik in den Niederlanden. Faid'lierbe. yj i
nur Zeichnungen sind erhallen. Der Chor war hier mit einem Umgange
versehen, als einziges derartiges Beispiel, unter den in der Nachfolge der fran-
zösischen Klassik erbauten Kirchen. Zwei Kirchen in LUttich, die der Do-
minikaner von 1674, eine runde Kuppelkirche, und die der wallonischen
Jesuiten von 1682, mit dorischen Säulen zwischen den SchitTen, sind beide
zerstört. Die Kirche der unbeschuhten Karmeliter zu BrUgge, einschiffig im
lateinischen Kreuz, 1688 von einem Ordensmitglied Theodore de Haze erbaut.
Die der Minimen zu Luttich von 1695, eine Rundkirche mit Kuppel, existirt
nicht mehr. Die Kirche des Reeollels zu Brüssel, welche die Mönche zwei
Jahre nach dem Bombardement von 1695 wieder erbauten, dreischiffig, mit
dorischen Ssulen im Innern, ist ebenfalls zerstört.
Von klösterlichen Gebäuden aus dieser Zeit, ausser den schon erwähnten,
sind noch bemerkenswerth: die Abteien zu Grimmbergen und Saint-Bernard
bei Antwerpen und die Kommanderie zu Pitsenburg, vom Orden der Mal-
theser zu Mccheln, An der letzteren, von Faid'herbe erbaut, war der Ein-
gangs-Pavilloii mit zwei Stockwerken in bossirten dorischen und jonischen
Pilastern bemerkenswerth. Das Hauptportal hatte zwei dorische Silulen zur
Einfassung, welche einen Balkon mit Balustrade trugen. Durch diesen Eingang
gelangte man in einen grossen Hof, umgeben von Gebäuden in ähnlicher
Formgebung. Das Gebäude, jetzt College, ist seitdem mehrfach umgebaut.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts kommt man im Grundplan der Gebäude
auf die geschwungenen und gebrochenen Linien des aheren Barocksiils zurück.
In der Ornamentirung wird der Stil Louis' XJV. vom Roccoco verdrängt, und
dies bedeutet ebenfalls eine Wiederaufnahme des borrominesken Barocks in
neuer Form. Es werden besonders in Belgien Abteikirchen von grosser
Pracht und Ausdehnung errichtet; in Brüssel auch Profan bauten von Bedeutung,
namentlich nach dem Bombardement von ißgS, unter der Regierung des Prinzen
Karl von Lothringen und seines Ministers, des Grafen von Coblenz. — Die
Abteikirche St. Pierre zu Gent 1629, nach den Plänen des holländischen
Architekten van Samen begonnen, vollendet 1739 durch Matheys. Der
altere Theil bildet ein grosses Viereck mit Kuppel, der neuere Theil ein drei-
getheiltes Schiff mit pilastrinen Pfeilern von korinthischer Ordnung, mit den
Statuen der 12 Apostel und der vier Kirchenlehrer geschmückt. Hinter dem
Hauptaltar eine runde Kapelle. Die Theile von 1729, das mit einem Tonnen-
gewölbe überdeckte Hauptschiff und auch die erst jetzt vollendete Kuppel des
älteren Theils, zeigen den Stil der französischen Klassik. Die Fa^ade von 1722
hat hohe Pilaster, mit einer Attika darüber, und einem Giebel in der Breite des
Mittelschiffes. — Die Kirche von Saint Loup zu Namur, früher Jesniten-
kirche, 1653 begonnen, mit prachtvoller innerer Ausstattung versehen. Das
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<712 V. Abschnill. FraniSsische Klassik in den Niederlanden. Van Santcn cic.
dreischiffige Innere mit Kreuzschiff hat 12 dorische Säulen von rothetn Marmor,
mit Rundbogen Überwölbt, zeigt also die ahcre Form der belgischen Jesuiten-
kirchen. Die Fa^ade hat zwei Ordnungen übereinander, Architekt war ver-
muthlich der Jesuitenpater Hcsius. — Die Pfarrkirche Noire-Dame du
Finisterre zu Brüssel, um 1700 wieder aufgebaut, hat drei Schifte durch
jonische Säulen mit Rundbogen überwölbt. — Die Kirche der Minimcn zu
Brüssel, ebenfalls um 1700 wieder erbaut, ist die hübschere, und ganz in
Ziegeln ausgeführt, mit Ausnahme des in Schnittsteinen errichteten Portals.
Hier erscheint zum ersten Male an der Faijade eine grosse Saulcnordnung
auf hohen Piedestalen. Die seitlichen Zwischenaxen enthalten die ThUren
zu den Seitenschiffen, mit gebogenen Giebeln bekrönt. Die Mittelthllr ist
im Rundbogen geschlossen zwischen drei dorischen Säulen mit gebogenem
Giebel, darüber ein grosses rechteckig umrahmtes Rundfenster. Die Fa^adc
endet mit einer niedrigen Attika und ebenfalls gebogenem Giebel. Von
den projektinen Seitenihürmen ist nur der rechts belegene zur Ausführung
gekommen. Das Innere ist im Plan ähnlich dem von Bon-Secours, aber
der Aufbau ist gelungener. Die Schiffe sind durch Pfeilerarkadcn getheili,
mit Tribunen über den Seitenschiffen, über der Vierung eine Flachkuppel,
dahinter der halbkreisförmige Chor. — Die Kirchen der unbeschuhten Kar-
meliter und der Dominikaner zu Mecheln, beide 1701 wieder aufgebaut, drei-
schifüg im lateinischen Kreuz. — Die Kirche Notre-Damc de Fiiivre zu
Löwen, von i7o5, mit originellem Grundplan; eine achteckte Kuppel mit
Seitenschiffen, durch Arkaden auf dorischen Sflulen getrennt, darstellend. Die
Omamentirung ist sehr gering und das allein in Sandstein ausgefühne Portal
mittelmijssig. — Die neue Karthause zu Lüttich, ebenfalls von i7o5,
architektonisch bedeutend, ist jetzt verschwunden. Die Kirche war eine
kreuzförmige Basihka mit Kuppel über der Vierung. — Die Abteikirche zu
Leffe bei Dinam, 1714 wieder aufgebaut, cxistiri ebenfalls nicht mehr. Dieselbe
war dreischiffig, mit dorischen Säulen im Innern und mit einer alteren
Krypta unter dem Hochaltar, Zerstört ist auch die von Gabi erbaute Kirche
der Abtei von Saint Ghislain. — Die Kirche des alten Klosters de la Visitation
zu Mons, 1717 von Claude de Beiiignies erbaut. Von demselben zu Mons,
um 1730, das Kloster der Ursulinerinncn mit einschiffiger Kirche, und eben-
dort um 1722 die dreischiffige Pfarrkirche St. Elisabeth, später zum Theil
erneuert. — Die Abtei d'Alne, zwischen Charleroi und Thuin, die be-
deutendste Belgiens am Anfange des 18. Jahrhundens, ist 1793 durch die
französischen Truppen zerstört. — In Flandern, in der Landschaft Waes, in
der Campine, und somt findet sich eine Anzahl Landkirchen aus dem
18, Jahrhundert, im Ziegelbau hergestellt, von bedeutenden Abmessungen.
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V. Abschnin. Französische Klassik in den Niederlanden. Skulpiur und Malerei. 711
meist dreischirfig mit dorischen oder jonischen Sfiulen im Inoem. Eine der
besten, die Kirche zu Lokercn, von 1719, in der Landschaft Waes.
Ein durch den französischen Einfluss gemässigtes Barock setzt sich in
den kirchlichen Bauten Belgiens noch bis in die vierziger Jahre des 18. Jahr-
hunderts fort und geht erst dann in den klassizirenden Zopfstil über. Die
Kirche des RecoHets zu Saini-Trond, wieder erbaut 1734— 1738, ist eine
der schUnsten Ordenskirchen der Lutticher Umgebung. Einschiffig im Plan,
mit Fenstern im gedruckten Bogen zwischen grossen komposilen Pilastcrn,
über dem Gebalk sofort das Gewölbe ansetzend. Im Jahre 1736 erbauten die
englischen Brüder, vom Orden der Augustiner, zu BrUgge eine kleine
Kirche in einem sehr klassizircnden Stile. Der Plan bildet ein Viereck mit
halbrunder Abside, in jeder Ecke des Vierecks zwei grosse kannelirte
korinthische Silulen mit Gebalk stücken, über denen grosse kassettine Rund-
bügen, dann folgt ein zweites Gebülk, über dem eine halbkreisförmige Kuppel
beginnt. Die Kirche des alten Kapitels von Leeze, 1743 wieder erbaut,
durch den Architekten Abraham in bedeutenden Abmessungen, ist drei-
schifhg und hat zwischen den Schiflcn gekuppelte dorische Säulen. Ueber
der Kreuzvierung, eine Kuppel auf Pfeilern errichtet, letztere mit grossen
kompositen Pilastern dekorirt. Der Chor und die Kreuzarme enden im Halb-
zirkel und das Aeussere ist sehr einßich.
b) Skulptur und Malerei.
Die niederländischen Maler und Bildhauer gemessen immer noch eines
bedeutenden Rufs, und besonders werden Holländer zahlreich nach Berlin
berufen, wie die Eagers, Terwesien, Maderstegh, Coxie, Schoonjans, Bockhorsi
und andere beweisen. Eine nationale Schule fehlt, wie überall, auch hier in
der Skulptur ganz. Auch die Malerei ist ein blosser Nachklang der früheren
guten Zeit; scibstständige Leistungen, welche auf eigenem Naturgefühl
beruhen, fehlen.
Der Maler Gerard Lairesse (1640—1711) ist ein Nachahmer Nicolas
Poussin's und der Antike; ähnlich malen Eglon van der Neer und Ary de
Vois. Adrian van der Werff (i65i)— 1722), derselben Manier folgend, zeigt
ein Ausartung ins Geleckte, bei jeglichem Mangel geistigen Elements; ebenso
sein Sohn Peter van der Werft'. Der Schlachtenmaler J. van Huchtenburg
([646 — 1733), der die Kriegsthaten des Prinzen Eugenius in dessen Auftrage
malte, ist ohne selbst st lindige Bedeutung.
Besser sind die Landschafter, die sich in Nachahmer der Poussin's und
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y] I V. Abachiiitl. Französisclic KU&iik in den Nkdcriandcn. DekaralJon elc.
des Claude Lorrain theilen. Zu den Ersteren gehören: Franz Milei, genannt
Francisque, Johann Glauber, genannt Polydor, J, F. van Bloemen, genannt
Orizonte und P, Rysbraeck. Nacliahmer des Claude Lorrain, in äussere Zier-
lichkeit und Buntheit übergehend, sind: Albrecht Meysering, Isaak Mouscheron
und Cornelius Huysman,
Die Thiermalerei findet noch einen vonrefllichen Vertreter von hoher
technischer Meisterschaft in Jan Weenix (1644—1719), besonders als Dar-
steller wilden und zahmen GcHügels. Die Blumenmalerin Rachel Ruysch
[1664 — i7o5) liefert Bilder von Uusserster Pracht und echt niederländischer
Feinheit in der Durchführung. Auch Jan van Huysum (1682—1749) liefert
eine ähnlich vollendete Blumenmalerei von noch edlerer Auffassung. Jan van
Os, ein Nachahmer des Letzteren.
c) Dekoration und Kunstgewerbe.
Nach dem ausschweifenden Barockgenre 'Auriculaire», der Ausartung
des Rubens'schen Stils, macht sich in der zweiten Hülfte des 17. Jahrhunderts in
der Ornamemirung der Einfluss der französischen Klassik gehend. M. Heyl-
brouck, Omamentisi und Kunstsiecher in Gent, arbeitet bereits ganz im
Stil des Lepautre; ebenso G. Vischer in Amsterdam, der verschiedenes nach
Toro kopirt. Ein Interieur, als Titelblatt eines Werkes von Gerard von Lairesse
(geboren 'zu LUttich 1640), ist ebenfalls ganz im neuen klassischen Barockstil der
Franzosen gehalten. Ganz rein giebt J. Schynvoet, Architekt zu Amsterdam,
um 1701, das serieuse Ornamentgenre Louis XIV. wieder, in seinen Vasen-
EntwUrfen. Die Vasen spielten damals in der Dekoration der Gebäude und
Garten eine grosse Rolle. Auch Peter Post, Architekt der Prinzen von Oranien,
am Anfang des 18. Jahrhunderts, gehört in seinen Kaminentwürfen ganz der
französischen Klassik an. Gegen 1730 wird das Genre Louis XIV. durch das
Roccoco verdrangt.
Das Kunstgewerbe folgt dem allgemeinen Zuge in Nachahmung des
Französischen. Der Ledereinband eines Buches, gepresst mit Vergoldungen,
von Albertus Magnus, der gegen 1675 zu Amsterdam arbeitet, ist ganz fran-
zösisch. Ein in Holz geschnitzter Wiadfang zu Utrecht, im Genre Bcrain
gehalten (Qu, Ysendyck). Der Eniwurt zu einer Prachtkutsche, für den Herzog
d'Ossuna, zum Einzug in Utrecht, um 1713, im Stil Lepautre, reich mit
allegorischen Figuren. Ebenso, die durchbrochene Schnitzerei einer Com-
munionbank in der Kirche St. Michael zu Löwen, in sehr reicher Durchführung
in Eichenholz, mit tigurengeschmücktem Rankenwerk.
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E in den Niederlanden
d) Kunstlitteratur.
An Reisebeschreibungen mit Rücksicht auf die Monumente erscheinen:
Wheler, Voyage de Dalmaiie et Grcce. Amsterdam 1689. 12". Mit Abbil-
dungen; eine zweite Ausgabe desselben Werkes in 2 vol. im Haag 1723, —
C. Lebruyn, Voyage en Levant. Delft 1700, Fol. Mit Kupfern, — E. Kämpfer,
Amoeniiates exoiicae. Lemgo 1712. 4"- Mit Kupfern; letztere beiden Werke
betreffen Persisches. Eine grosse, mit schönen StSdteansichien von Savoyen
ausgestattete Publikation, Theatrum statuum regiae celsitudinis Sabaudiae
ducis, Pedemontii prineipis, Cypri regis, erscheint, Amsterdam [682 in 2 vol.
gr. Fol, mit 120 Tafeln. — Alles übrige betrifft zeitgenössische Bauten und
besonders Ornamentik. Bouttats (Caspar), Ornamentiker und Kunststecher zu
Antwerpen (1640 — 1703), Hondert-Jaerigk jubile bewcsen in dese Stadt Ant-
werpen etc. door F. de Smidt. Antwerpen i685, — Ruhealtäre und Triumph-
bögen darstellend; — Folkema, Jan-Jacob, Goldschmied zu Dokkum am Ende
des 17. Jahrhunderts, Allerhand Voorbil den van doorgebroken Zilver-smids werk
getekend en gesneden door etc.; — Mouscheron, Jsaak, Maler und Stecher,
geboren zu Amsterdam 1660, stirbt 1744, Zaal Stuccen in 'thuys van de H, D. B.
Mcrquila — es sind dekorative Landschaften mit Architektur, im Salon des
Hauses Merquita; — Heylbrouck, M., Ornamenizei ebner und Siecher zu Gent,
Nouvelles Carielles, inventces et sculp. par etc.; — Vingboons, Philipp, Groiiden
en Afbceldsels der vornaamste Gebouwen van alle die Ph. Vingboons geordineert
heest. Amsterdam 1688. Gr. Fol. Mit Kupfern; — Schynvoet, J., Architekt zu
Amsterdam 1701; Obelisques, Vases etc.; — Post, Peter, Architekt, arbeitet im
Beginn des 18. Jahrhunderts, Modeies de diverses heiles Cheminees qui ont
cte construites et se voient en divers Palais et Cours, invente's et ordonnes
par Pierre Post, architccte de Leurs Altesses les princes d'Orange A. Leyde.
i7i5; — Nieuw Vermeerded en Verbeterd Groot Stedeboek van geheel Italic.
Ins Gravenhaage 1714, Ansichten und Architekturen,
5. Die Nachfolge der französischen Klassik in den
skandinavischen Ländern und Russland,
Unter Christian V, (1670^1699) herrscht in Dänemark der tranzöslsche
Geschmack nach dem Muster Ludwig's XIV. in Litteratur und Kunst. Eine
volksthümliche Richtung der danischen Litteratur beginnt erst wieder mit dem
yGoogIc
7l6 V. Abschnitl. Französische Klassik in Dänemark. Schweden und Russland. Allgemeines.
Norweger Ludwig Holberg (1684— [754), kann aber das Eintreten derRoccoco-
periode, seit 1746 unter Friedrich V., nicht verhindern. Voa architektonisch
bedeutenden Bauwerken aus der Zeit Christian'» V. und Friedrich's IV. ist
nichts zu bemerken; die immerwahrenden Kriege Hessen keine grösseren
Kunstuntemehmungen zu. — Schweden hatte unter ahnlichen Drangsalen zu
leiden; Karl's XII. Regierung war ein einziger Krieg. Indess wurde unter
ihm 1698 der Bau des königlichen Schlosses in Stockholm nach den
Planen eines französischen Architekten Nicodemus de Tessin begonnen.
In den nächsten sieben oder acht Jahren wurde der Bau beträchtlich geRirdert,
aber die unaufhörlichen Kriege unterbrachen den Fortgang desselben. Erst
1735 wurde das Schloss bewohnbar; indess scheint man trotz der langen
Bauzeit nicht von dem ursprunglichen Plane abgewichen zu sein. Der Grundriss
des Schlosses ist fast quadratisch und umschüesst einen Hof, die Flügel der
Hauptfrom sind noch über diese hinaus verlängert. Die Fai;aden sind einfach
und grossartig, ohne Anwendung Von Ordnungen und ohne Ornamemik, die
Architektur-Details beschränken sich auf die Ausbildung der Fenster; allerdings
ist das Schloss nur ein Putzbau. Derselbe Architekt Tessin errichtete noch
verschiedene Kirchen und Landhäuser in und bei Stockholm, aber nicht mit
demselben Erfolge wie den Schlossbau.
Russland tritt Überhaupt erst mit dem Beginn des 18. Jahrhundert in den
Kreis der modernen europäischen Kunstbewegungen. Die Gründung St. Peters-
burgs durch Peter den Grossen um 1703 giebt hierzu den Anlass, und der
allgemeinen Richtung der damaligen Zeit entsprechend ist es die Nachfolge der
französischen Klassik, welche stilbestimmend auftritt, und zwar, da meist
Italiener bauten, in der schon früher charakterisirten, von Frankreich nach
Norditalicn übertragenen Modifikation des borromincsken Barockstils. Im
17. Jahrhundert, also zu einer Zeit, als die übrigen europäischen Lander ihre
eigentlich sogenannte nationale Renaissance entwickelten, herrschten in Russ-
land noch die Traditionen des byzantinischen Stils, nur in geringem Maassu
von den durch italienische Baumeister herübergebrachten Renaissanceformen
beeinflussi. Ob aber das, unter Peter dem Grossen eindringende klassische
Barock nicht ebenfalls für Russland eine nationale Bedeutung gewonnen hat,
das wäre noch die Frage? Mindestens lasst sich behaupten, dass es in diesem
Stile gelungen ist einer Reihe profaner Gebaudegatiungen einen ganz charakte-
ristischen Ausdruck zu verschaffen. Zwar hat ein berühmter französischer
Architekt und Kunstschrift.'«! eller, ViolIet-le-Duc, den Versuch gemacht, aus
den vorhandenen byzantinischen Anfilngen den Russen einen nationalen
Baustil zu konstruiren; aber es muss immerhin zweifelhaft bleiben, ob den
Russen damit gedient ist, ein solches Geschenk, über dessen Werth sich
yGoogIc
V. Absclinill. Franiüsischc Klassik in Dänemork, Scliivcdcii und Russland. Allgenu-inei -17
Streiten Hesse, wieder aus der Hand eines Fremden zu empfangen. Indess
ist der Versuch einer «L'art russe» von Viollct-lc-Duc immerhin symptoma-
tisch fUr das jetzt Überall "tiefgefühlte» Bedürfniss nach dem Besitze einer
nationalen Kunst, — Man muss aber ein so ausgemachter Gothiker wie Viollei-
k'-Duc sein, wenn man, wie er es thui, behaupten will, dass der Beginn der
Renaissance in Rmsland stets dem Besseren, der freien Entwickclung eines
national-russischen Stils, im Wege gestanden habe. — Die alteren russischen
Holzbauten zeigen ohne Zweifel originelle Motive, wie dies bei Werken in
diesem Material fast in allen Ländern der Fall ist, aber der damals gebräuchliche
Monumentalstil, ein sehr verdorbener Byzantinismus, reichie doch keineswegs
zur Lösung der modernen Bauaufgaben aus. Allerdings ist die in Russland
sehr spät eindringende Renaissance nicht mehr die beste, jedenfalls bereits von
einem vorwiegend kosmopolitischen Charakter, welchen sie hier umsomehr
bewahren mussie, als sie, hauptsachlich mit den Aufgaben der Profanarchitektur
beschäftigt, für diesen fast gar keine altere Tradition vorfand, von der sie eine
spcciell nationale Fürbung hilitc annehmen können. — Beiläufig gesagt,
beruhen die Vorschlage Viollet-de-Duc's zur Weiterbildung eines russisch-
byzantinisch-gothischen Nationalstils keineswegs auf rein historisch gegebener
Grundlage, und dürften deshalb auch wohl das Schicksal aller gewaltsam
versuchten Stilbildungen theilen; nämlich das, ohne Folgen zu bleiben.
Ucbrigens ist die alte indo-germanischc Kunsttradition, wie sie sich in
Griechenland und Rom entwickelt und sich in der hierauf beruhenden
Renaissance dem modernen Leben akkomodirt hai, von so hohem Wenhe,
dass es vielleicht überhaupt unmöglich ist, dieselbe irgendwo einfach beiseite
zu schieben.
Da die russische Kunst hiermit, zum ersten Mal in vorHegender Arbeit,
Erwähnung lindei; so mag es gestaltet sein, den Verlauf derselben bis zum
Eindringen der Renaissance in kurzen Zügen zu schildern. Als unter Wladimir I.,
um 987, das Christenihum in Russland eingeführt wurde, begann durch Anna
seine Gattin, Tochter des griechischen Kaisers Romanus und Schwester der
römisch-deutschen Kaiserin Theophania, eine innige Verbindung mit Byzanz
Platz zu greifen. In Byzanz bildete damals die Architektur den blühendsten
Zweig der bildenden Kunst, wahrend dieselbe im Abcndlande bereits in
Verfall geraihen war und erst vom 11. Jahrhundert ab wieder in neuem
Glänze erschien. Durch die Reichstheilung unter Wladimir's Sühnen, im
II. Jahrhundert, tritt in Russland die grUssie Zerrüttung der Staats Verhält-
nisse ein. Auch das by.zantinische Reich und .seine KunstUbung kommen
durch die im 13, Jahrhundert beginnenden KreuzzUgc dem Untergange nahe.
Indess bleiben die Russen dennoch von Byzanz abhangig und behalten auch
yGoogIc
7lg V. AbachnilL Fnniösl^clie Kla&slk tu Dänemark. Scliweden und Ritssland. Allgemeines.
das griechische Alphabet bei. Der deutsch-romanische Einfluss dringt nur in
die baltischen Liinder bis Riga und Reval vor, am Ende des 12, Jahrhunderts,
und dauert als Uebergangsstil bis in das erste Viertel des 13. Jahrhundens.
Unterdess wird Russland, 1237 durch Batu-Chan unterjocht, eine mongolische
Provinz, und bleibt dies bis 1477. Iwan WasUjewitsch wurde der Wieder-
hersteller des Reichs; er verjagte die Mongolen und unterwarf die übrigen
Fürsten. Nun erst war wieder an Förderung künstlerischer Zwecke zu
denken, und dies geschah von Neuem durchaus im byzantinischen Sinne.
Byzanz war zwar 1433 zur Hauptstadt des tUrktsch-Oi; manischen Reiches
geworden, aber die byzantinische Bauschule erhielt sich hier mit grosser
Zähigkeit bis in das erste Viertel des 17. Jahrhunderts. In Russland waren
kriegerische Zeiten; doch legte Iwan II., der Schreckliche, {1533—1584) in
Moskau die erste Druckerei an; und unter ihm und seinen Nachfolgern,
den letzten hart bedrängten Gliedern des Hauses Rurik, kommen auch schon
italienische KUostler in's Land, moditiziren aber den russisch-byzantinischen
Kirchenstit nur durch ein ziemlich willkürliches Detail. Erst unter den
Herrschern aus dem Hause Romanow: Czar Michael Feodorowitsch (1613—1(545)
und seinem Sohne Alexei (1645—1676) gewann die abendlandische Kunst einen
stärkeren Einfluss, und es wurde jetzt der gothische Stil von deutschen,
schwedischen und dänischen Baumeistern herüber gebracht Damals ergab
sich die Modifikation des byzantinisch-russischen Kirchenstils, welche die
pfeilfürmigen, kessel- und korbförmigen Gewölbe in Gebrauch brachte. Die
symbolischen fünf Kuppeln der Kirche werden durch Patriarch Nikon ein-
gefllhrt. Im Jahre 1619 wird in dieser Art, in Moskau, die Kirche des heiligen
CharitoD errichtet. Der Deutsche Wilhelm Scharf, in Gemeinschaft mit dem
Dänen Peter Marseiis berufen, baute unter Czar Alexei in Moskau eine Anzahl
Häuser. Die meisten Bauten dieser Zeit sind Backst ein bauten.
Die Zugehörigkeit Russlands zur morgenländischen Kirche war ohne
Zweifel von grösstem Einflüsse auf die Entwickelung der russischen Kunst;
denn die Geistlichkeit widersetzte sich dem Eindringen des abendländischen
Kunststils. Allerdings vorbreiiete sich die Bildnerei im 17- Jahrhundert, trotz
aller Verbote, von Westen her im moskowi tischen Reiche. In den Kirchen
standen gehauene und geschnitzte Darstellungen der Kreuzigung und anderer
biblischer Vorgänge. Die Malerei blieb aber, bis zur Mitte des Jahrhunderts,
streng an den byzantinischen Kanon gebunden. Die Malerschulen: die
Kiew'sche, die Nowgorod 'sehe, die Ustzug'sche und die Moskauische arbeiten
nach Musterbuchern, in denen Figuren, Gewänder und Stellungen der heiligen
Personen genau vorgeschrieben sind, selbst die Wahl und die Vertheilung
der Farben. Erst um die Mitte des 17. Jahrhunderu kommt das Helldunkel
yGoogIc
V.Abschnitt. Franiösische Klassik in Dänemark, Schweden und Russland. Allgemeines. 71Q
(satiaka} auf, aber Perspektive gab es immer noch nicht. Am Ende des
17. Jahrhuaderts bildete sich eine An Malerakademie durch Berufung fremder
Meister; des Apostoli Turjew aus Athen, des ßogdan Sahanow aus Armenien,
Daniel Wuchter's und Johann Deiers aus Oesterreich, und Derson's aus
Schweden, Die Czarin Sophie hatte einen Meister der Perspektive, Pater
Diglas, in ihrem Uienste. indess standen die Bildermaler immer noch unter
einer eigenen Behörde und waren in Klassen eingetheili. Als Maler dieser
Zeil werden genannt: Andrei ligin iööS, Sergjei Wasiljew 1667. Nikita
Iwanow Piktorow 1689. Der Letztere ist Urheber der Capponiani'schen
Gemälde, jetzt im Vatikan beündlich. Im Jahre i658 hatte sich die russische
Kirche von Konstantinopel losgelüst, aber der in den Kirchen eindringende
abendlandische Kunststil wurde immer noch von der Geistlichkeit hart ver-
folgt. Indess begann unter dem Volke der Malerstil von Susdal zu wurzeln;
auch die Portratmalerei kam auf. Das Kunstgewerbe äusserte sich in Emaille-
und Steinschneidearbeiten, auch Fayence -Reliefs wurden im 17. Jahrhundert
in Moskau gearbeitet. Die Verzierung der Handschriften, durch Miniatur-
malereien, wurde im 16, und 17. Jahrhunden vielfach geübt. Die Czarin
Tatjana Michailowna war eine gefeierte Miniaturmalerin. Um 1645 stellte der
Graveur Martjn Nachoroschawskyi zu Moskau ein Büchlein mit gestochenen
Bildern her; 1697 gravirte Wasüyi die Abbildungen zum ersten Buch Mose;
1636—1660 schnitt der Mönch Prokopji eine «ausgelegte Apokalypse» in Holz
und druckte das Werk, Aber noch 1671 wurden vom Patriarchen der Druck
und Verkauf solcher heiliger Bilder verboten, welche deutsche Gesichter hätten.
Diese verjährten Vorurtheile und Beschränkungen wollte Peter der
Grosse (1682—1725) durch ein ganz radikal reformatorisches Vorgehen be-
seitigen, zu welchem er sich durch seine, bis 1698 dauernden Reisen in den
europäischen Staaten vorbereitet hatte. Die russische Litteratur unterstützte ihn
in seiner Herkulesarbeit, Dieselbe nahm erst jetzt ihren Anfang, empfing selbst-
verständlich ihre Anregungen vom Auslande, namentlich von Frankreich und
bezeichnete damit auch die Richtung, welche die bildende Kunst einschlagen
sollte. Der aus der Moldau stammende Fürst Kantemir (1708 — 1744), in Paris
gebildet, eröffnet die russische Litteratur mit seinen Satiren, Lomossoff
(1711 — 1765) geht ganz in die Nachahmung der französirend konventionellen
Dichtkunst auf, ebenso Sumarokofl' (geb. 1718), der die französischen Tragiker
sklavisch nachahmt.
Die durch Peter den Grossen am Ausfluss der Newa neu begründete
Reichshauptstadt St. Petersburg bekam einen ganz westeuropäischen Zuschnitt,
wie denn schon die Verlegung der Residenz nach dem äussersten Westen
des Reichs, die Richtung der reformatorischen Tendenzen Peter's des Grossen
yGoogIc
kennzeichnet. In den zehn Jahren, von der Gründung St. Petersburgs bis 1713,
in welchem Jahre der Hof und die Grosswürde ntrBger definitiv von Moskau
dorthin übersiedelten, wurde unglaublich viel gebaut. Im Herbst [713 standen
bereits mehrere tausend HSuser, grosse palastartig angelegte Quartiere für Kauf-
leute und Handwerker, das Scnaishaus fUr die Justizbehörden, ein Quartier für
die aichtrussischen Europaer und ein Quartier fUr die asiatische Handelsweli.
Die Kunstbauten waren, bei dieser Hast dem BedUrfniss zu genUgen, nur
dünn gesät, aber immerhin fanden sich einige darunter von Bedeutung.
FiR. IM. Admiralilalsfitfhüude In Sl. fcWn.hiirK. Muidllmil der Scik'iifronl (n. FerRu^son).
Die Kirche in der Citadellc, von Peter dem Grossen begonnen, im
Plan eine lateinische Basilika mit drei Schifl'en darstellend, mit einem Thurm
an der Westfront und einer Kuppel vor dem Chor, zeigt den italienischen
Barockstil, in plumper Deiailbildung. Architekt war der Italiener Tressini
(Qu. Fergusson, History ol modern arts etc.). Das Admiralitatsgcbäude, von
dem russischen Architekten Zucharoff erbaut, ist das vorzüglichste und
charakteristischste Gebäude dieser Zeit in Petersburg. Die Haupifa;ade hat die
kolossale Lange von 1 330 Fuss, ist aber gut gegliedert. Das Centrum der Haupt-
fa^ade nimmt ein grosses Viereck ein, von einer grossen Thüröflhung im Rund-
bogen durchbrochen utid durch einen viercckien Dom mit hoher Spitze überragt:
an jeder Seitenfront befindet sich ein ahnlicher Eingang, aber ohne Dom
[Fig. 254). Das Gebüudc ist zwei Stock hoch, mit einer durch die ganze
,yGoo(^le
V. Absclmili. Barockstil in der Türkei imd in den überseci^clien Undem, -2I
Höhe reichenden dorischen Ordnung (Qu. Fcrgusson). Ebenfalls unter Peter
dem Grossen erbaut, das Palais des FUrsten Mentschikoft" auf Wassily-
Ostrofl" und auf der anderen Seite der Newa das Palais Apraxin. Von dem
Sommer- und Wimerpalast des Czaren ist aus dieser Zeit wenig erhalten,
wegen der späteren vielfachen Umbauten. Auch das 1711 angelegte Schloss
Peterhof, das russische Versailles, hat mannigfache Anbauten und Ver-
änderungen erfahren; ebenso ist das Lustschloss Strelna, zwischen Peterhof
und Petersburg belegen, erst später nach einem Brande, welcher nur die
Aussenmauern stehen Hess, durch Rusca wieder hergestellt. Das Kirchdorf
CzarscoTe-Selo, auf der Strasse nach Moskau, zweiundzwanzig Werst von
Petersburg belegen, ist eine Gründung Peters des Grossen, aber das jetzige
Schloss ist später; auch das unter Katharina I. aufgeführte Gebäude wurde
abgebrochen. In Petersburg selbst entstanden in dieser Zeit mehrere katholische
und protestantische Bethauser, aber ohne architektonische Bedeutung. Unter
den Nachfolgern Peter's des Grossen trat wieder eine Vermischung der
Renaissance mit russisch-byzantinischen Elementen, wenigstens im Kirchenbau,
mehr in den Vordergrund,
Andreas Schlüter, der grosse deutsche Bildhauer und Architekt kam
1713 von Berlin nach Petersburg in die Dienste Peter's des Grossen, starb
aber schon 1 7 14, ohne daselbst ein nachweisbares Werk hinterlassen zu haben.
Peter der Grosse soll mit ihm zusammen an der Herstellung eines Perpetuum
mobile gearbeitet haben.
6. Das Eindringen des Barockstils in die europäische
Türlcei und in die überseeischen Länder.
Der Einfluss der byzantinischen Kunst auf Russland, auf den weiter
oben hingewiesen wurde, konnte allerdings lange dauern, denn die Tradition
derselben erhielt sich in Konstant inopcl selbst bis in das 17- Jahrhundert,
Die Stadt wurde zwar schon 1453 von den Türken erobert, und Mohammed II.
verlegte hierher den Sitz des osmanischen Reichs, aber demungeachtet blieb
die byzantinische Bauschule die herrschende. Es begann sogar seil 1480, nach
dem Tode Mohammed' s II. eine Renaissance in diesem Sinne; indem die Türken
die byzantinischen Haupiformcn, als dem Klima angemessen und konstruktiv
vortrefflich, kopirten und nur ihr eigenes Detail damit verbanden. Dies galt
besonders fUr Konstantinopel, während sich in den Provinzen nur eine leichte
Mischung mit byzantinischen Formen bemerkbar machte. Unter Sulei man 11.,
yGoogIc
»22 ^' AbschniR. Barockslil in der Türkei und In den fiberseeisctien Lindem.
dem Gross mächtigen (i52o — 1566}, erreicht die moderne osmanische Baukunst
ihren höchsten Gipfel, io den Schöpfungen des genialen Architekten Sinan.
Die Moschee Suleiman, i55o — i556 in Konstantinopel erbaut, ist sein vor-
züglichstes Werk, und enthalt die Glasmalereien der Fenster, von dem be-
rühmten Serchosch Ibrahim, mit Inschriften von der Hand des Kalligraphen
Kara Hissari (Qu, von Hammer). Von demselben Architekten, die Moschee
Schahzadegan (1543—1548), die Moschee Dschihangir i553, die Moschee
Mihrmah am Thore von Adrianopl i556. Auch die Moschee Piali Pascha,
i565— i57o, ist wahrscheinlich durch Sinan erbaut.
Rhodus kam iSaa und Cypern i57i in die Gewalt der TUrken. Aut
Rhodus hane, unter der Herrschaft der Johanniter, der spätgothische Stil bis
zum Ende des i5. Jahrhunderts fortgedauert; auf Cypern, unter den Lusig-
nan's, bis 1456, als dasselbe durch Katharina Cornaro an Venedig fiel. Die
Venetianer hatten aber bis i57i nur Befestigungen angelegt, wie i567 die
Umfassung von Nicosia , an denen sich der Renaissancestil nicht besonders
entwickelt zeigen konnte.
Unter Sultan Ahmed 1. (1604 — 1623) wurde in den Jahren 1609 — 1614,
die nach ihm genannte Moschee zu Konstantinopel, mit einem stärkeren
Hervortreten indisch-neumohammedanischen Einflusses erbaut, aber im Wesent-
lichen immer noch von der Agia Sophia abgeleitet. Es ist ein Kuppelbau
mit sechs Minarets und maurischer Ornamentirung. — Also hatte sich die von
Anthemius von Tralles und Isidor von Milet gestiftete Archiiekturschule mit
Bemerkens wert her Zähigkeit, ohne grosse Modifikationen, bis in das erste
Vienel des 17. Jahrhuudens erhalten. — Erst später kamen bestimmende Ein-
flüsse der abendländischen Schule zur Geltung. Vorläufig wurde die türkische
Bauthütigkeit mit dem allmäügen Erlöschen der türkischen politischen Macht
überhaupt schwacher. Um 1660 entsteht noch die Moschee der Sultanin
Valide am Gartenthor zu Konstantinopel, als Werk des Baumeisters Elhaduh
Ibrahim; 1696 die Moschee Yeni in Galata und in den ersten Jahrzehntendes
18. Jahrhunderts die Moschee Yeni in Scutari, Ajasma daselbst und Fatime
(Qu. von Hammer).
Endlieh, nach der Mitte des 18. Jahrhundens, zeigt sich der Vorhof, der
1748— [755 erbauten Moschee Nuri-Osmanieh, von abendländischen Barock-
forraen beeinflusst; und die Moschee Laleli, 1760— 1764 von abendländischen
Meistern französischer Schule erbaut, lässt diesen Einfluss noch stärker hervor-
treten, ist aber dürftiger als die früheren Bauten, Denselben Charakter zeigt die
Moschee zu Istrawos, unter Abdul Hamid ebenfalls von abendländischen Architek-
ten erbaut. Die siegende Macht des Barockstils hatte also schliesslich auch diesen,
der abendlandischen Kultur ziemlich entrückten Theil Europa's, für sich erobert.
yGoogIc
V. Abichnilt. Barockstil in der 'lütliti und in den übcrsecisclien Lindem. 723
Die Verbreitung der Spätreaaissance in die überseeischen Länder gehört,
streng genommen, nicht in den hier gesteckten Rahmen; indess mag sie eine
kurze Erwähnung hnden, um das Bild der mächtigen, alles Ubertluthenden,
zum ersten Male einen Weltstil schaffenden Renaissancebewegung zu vollenden.
In der That übertrifft die SpStrenaissance, in Bezug auf räumliche und quan-
titative Ausbreitung jeden anderen Baustil. Das Gemeinschaftliche unter allen
europäischen Kolonien war, dass sie im italienischen Barockstil bauten. Die
einmal eingeführten sogenannten Ordnungen sind dann geblieben und haben
den sonst landesüblichen Siil an allen von EuropUern bevölkerten Orten
verdrängt.
Portugiesisch Indien liefert hierfür ein hervorragendes Beispiel. Im
Jahre 1497 umsegelten die Ponugiesen, unter Vasco de Gama, zum ersten
Male das Kap der guten Hoffnung und landeten im nächsten Jahre zu Calicut
auf Malabar. Albuquerque nahm i5io Goa und erhob dasselbe zur Hauptstadt
der portugiesisch-indischen Besitzungen. EUr mehr als cia Jahrhundert blieb
dieser Ort der Ccntralpunkt portugiesischer Macht. Der heilige Franciscus
Xaverius wirkte hier als Apostel des Chrisienthums, und in seiner Zeit ent-
standen die Monumente der jetzt verlassenen Stadt. Ein Jahrhundert später
wurde der Sitz der Regierung nach Panjim verlegt, aber Goa blieb der Sitz des
Bischöfe. Es giebt hier fünf Kirchen, Gebäude ersten Ranges, nach dem Muster
der grossen italienischen Renaissance-Kathedralen errichtet, aber ohne beson-
dere künstlerische Wirkung. Meist waren die Architekten europäische Priester-
Missionare und die Ausführung geschah durch die noch ungeübten Hsnde der
Eingeborenen. Besser als die Kirchen sind die Klöster gelungen mit ihren
reich ornamentirten Arkaden höfen. Die kleineren Kirchen, das Arsenal und
die Reste der jetzt verlassenen öfl'entlichen Gebäude Goa's zeigen dieselben
Mängel, wie die grossen Kirchen. In Macao, das erst i586 in die Hände der
Portugiesen fiel, ist die einzige wichtige Fai^ade, die der in Granit ausgeführten
Jesuitenkirche. Dieselbe wurde vermuthlich in Europa entworlen und ist sehr
reich im Detail, jetzt allerdings nur noch Ruine, In Bombay erinnern nur
die Befestigungen an die portugiesische Herrschaft,
Spanier, Holländer und Franzosen haben in Indien weniger Spuren
künstlerischer Thätigkeit hinterlassen. Die Holländer, welche 1602 die poriu-
giesischen Besitzungen in Ostindien bis auf wenige Trümmer an sich rissen,
haben eigentlich gar nichts in dieser Richtung gcthan, denn ihre Kirchen
sind einfache Versammlungssäle und in Batavia findet sich kein einziges
Privatgebäude von einiger Wichtigkeit. Auch die Thätigkeit der Spanier in
Manilla kann sich nicht mit der von den Portugiesen in Macao entfalteten
messen. Die Herrschaft der Franzosen in Indien war zu kurz, als dass etwas
yGoogIc
724 ^'- ■^''sclinitl. Barockstil id der Türliei und in den überseeischen Ländern.
Bedeutendes hatte zu Stande kommen können. Indess war Chandernagor mit
schönen öflentlichen Gebäuden versehen, welche jetzt verschwunden sind und
Pondicherry ist eine der nettsten Städte Indiens, obgleich hier wie es scheint
niemals öffenthche Gebäude von Wichtigkeit vorhanden waren. Später haben
die Englander in Indien viel gebaut, mehr als die anderen Nationen zusammen-
genommen, aber erst in der Periode des klassizirenden Zopfstils [Qu. Fer-
gusson, History of modern ans etc.).
Der neue Wcltlheil Amerika und speziell Central -Amerika wurde 1492
von Columbus auf spanischen Schiffen entdeckt. Im Jahre 1 5oo entdeckte
der Ponugiese Cabral Brasilien, und i5i8 der Spanier Grigaloa Mexiko, welches
letztere Land dann 1 519—1521 von Ferdinand Cortez erobert wurde. 1536 wurde
Cahfornien von den Jesuiten angebaut; 1530— 1542 Peru durch Pizarro er-
obert, und von hieraus, i5!4 — i55o Chili kolonisirt und die Stadt St. Yago erbaut.
Bald entstanden auch im neuen Welttheile Kirchen im Barockstile; so die
Kathedrale in Mexico, i573 begonnen, an Stelle einer alteren von Ferdinand
Cortez errichteten Kirche, in der Nähe des grossen Tempels des Montezuma be-
legen und erst 165? beendet. Das Gebäude von sehr betrachthchen Dimensionen,
hat fünf Schifte und eine achteckte Kuppel über der Kreuzung, Die Pläne
kamen von Europa. Das Innere wirkt verhaltniss massig glücklich. Die Gurt-
bogen entspringen direkt von den Kapitalen dorischer Halbsäulen, welche an die
Pfeiler angelehnt sind. Die Westfa^ade, von zwei grossen viereckten ThUrmen
eingefasst, wirkt massig und imponirend; allerdings kommt dagegen die
Kuppel nicht zur Wirkung (Qu, Pedro Gualdi, Monumentos de Mejico}. Eine
Anzahl Klöster sind besser, als die damit verbundenen Kirchen, so hat das
Kloster Nucstra Seiiora de la Merced einen sehr schönen Kreuzgang auf-
zuweisen, mit zwei schmäleren Arkaden über einer grösseren. Oeflentliche
Gebäude sind in Mexico nicht be merke nswerth und die besten sind Kopien
nach europäischen Mustern. In Peru wurde 1621 die Kathedrale vonArequipa
nach den Zeichnungen eines Architekten Andrea Espinosa begonnen und erst
i656 vollendet. Die Fa^ade ist von beträchtlicher Ausdehnung und durch
grosse korinthische Säulen in fünf Theile getheilt. Zwischen den grossen
Säulen befinden sich zwei Ränge kleinerer Säulen übereinander und das
durchgehende Gebalk, sowie das Hauptgesims, ist nach diesen kleineren Säulen
bemessen. Die etwas niedrigeren ThUrme stehen zur Seite und haben gute
Verhältnisse. Im Jahre 1844 durch Feuer zerstört, wurde die Kathedrale nach
dem allen Plane wieder aufgebaut.
yGoogIc
VI. ABSCHNITT.
Die Roccocostllarten In Frankreich, Ihre Nachfolge in den Übrigen
Ländern und die erste Stufe des Zopfstils in Deutschland,
von 1720-1750.
Das Roccoco, die bedcuteadste künstlerische Erscheinung im zweiten
Viertel des i8. Jahrhunderts, muss als eine Rückkehr zum Barock, als ge-
wollter Gegensatz gegen die zur Trockenheit und Nüchternheit führende
römische Klassizität der vorigen Zeit aufgefasst werden. Nimmt man vom
Stil Louis XIV, die gespreizte Würde, den geheuchelten Ernst und den kalten
ungemUthlichen Pomp fort, so gelangt man ganz von selbst zum Roccoco.
Aber die neue Umbildung ist geistreich, lebensprühend, der echte Ausdruck
französischen Geistes und hat desliatb wieder genügende lebendige Kraft um
ganz Europa zur Nachfolge zu zwingen. Ueber den französischen Ursprung
des Roccoco kann man nicht zweifelhaft sein, obgleich nicht zu verkennen
Ut, dass die Elemente zu dieser stilistischen Neubildung in den Ausläufen des
klassischen Barocks fast Überall in ahnlicher Weise vorhanden waren. Unter
den damaligen Zeitverhältnissen war es gewissermassen selbstverständlich,
dass Frankreich die geistige Führung behielt, sonst hätte sich etwa in Dresden
selbsiständig etwas dem Roccocostil Gleichartiges entwickeln können. In
Wirklichkeit nimmt die gleichzeitige deutsche Kunstrichtung eine ganz andere
Wendung: Es kommt hier zunächst der Zopfstil erster Stufe zur Herrschaft,
nicht zu verwechseln mit dem späteren klassizirenden Zopfstil, dem Vorläufer der
Ncuklassik. Dieser Zopfstiel erster Stufe ist eine Art von Negation, der Ausdruck
der Kraftlosigkeit und Ermüdung. Es hatte lange gedauert bis die deutschen
Künstler das ganze Raffinement, die Witze und Uebertreibungen des späteren
Barockstils den Ausländern abgelernt hatten; und als dies endlich der Fall war,
als Künstler wie Paul Decker und andere ihr grosses Talent nach dieser Richtung
entwickelt hatten, da regte sich auch schon die allgemeine Opposition gegen das
übertriebene schnörkelhafte Wesen, und besonders war dies in Norddeutsch-
land der Fall. Man war der phantastischen und kostspieligen Spielereien
müde geworden, — an den Höfen fehlte ohnehin das Geld, — eine gewisse
yGoogIc
,26 VI. Abscliniil. Roccoco und Zopfslil ersltr Stufe. Allgemeines.
Gleichgültigkeit trat an die Stelle der poetischen Ueberschwänglichkeiten und
da man nichts besseres Neues ao die Stelle des Alten zu setzen hatte, so
nahm man mit einer bis zur Siillosigkeit gehenden Vernllchtcrung und Ver-
wässerung der Barockformen vorlicb. Mit dieser Verrohung in der Form-
gebung Hand in Hand ging die totale Vernachlässigung der monumentalen
Konsiruktions weise, wie dieselbe jetzt Überall bis auf wenige glückliche Aus-
nahmen zu bemerken ist. Es war, als ob man nur noch ftir den Genuss des
Augenbhcks baute und bildete. Zugleich ist es bemerkenswerth, dass die
nebenhergehenden deutschen Nachahmungen des Roccoco sich meist vor den
Zopfbauten durch eine grössere Gediegenheit der EinzeldurchfUhrung aus-
zeichnen.
In England hatte die Nachfolge der französischen Klassik nur eine sehr
kurze Dauer;, die Schule des Inigo Jones, die Nachfolge des Palladio, kam
bald wieder in Flor und brachte dort eine Zopfarchitektur hervor, die sich
von der Nüchternheit der gleichzeitigen deutschen Bauart frei hielt. Dieselbe
dauerte dann bis zur Wiederaufnahme der Gothik im romantischen Sinne,
während das Roccoco in England keine beinerkenswerthc Nachahmung fand.
Die Franzosen unterscheiden bei sich zwei Hauptentwickelungsstufen des
Roccoco, und gebrauchen dafür die Benennungen; einmal des «Genre Regence»,
und dann der «Rocaille», des eigentlichen Genres Louis XV., an welches sich
die Ghinoiseries anschliessen. — Auf den trüben, frömmelnden Humor der letzten
Regierungsjahre Louis XIV., demzufolge man sogar so weit gegangen war, die
öffentlichen Schauspiele zu unterdrücken, folgte der ausserste Gegensatz, die tolle
Ausgelassenheit während der Regentschaft des Herzogs von Orleans (171 5—1723)-
Die frivole Hofgesellschaft war entfesselt, die Roues durch seh wärmten ganze
Nächte im Palais-Royal. Der Dauphin Louis XV., anfangs von zerstreutem und
träumerischem Charakter, aber verwöhnt durch die sklavischen Huldigungen
einer übertriebenen Ltiquette, wurde später ausschweifend und grob-egoisrfsch.
Der Adel, dem die Regentschaft nicht günstig war, nimmt zwar nach der Voll-
jährigkeit Louis' XV. seinen alten bevorzugten Platz wieder ein, aber in Betracht
kommt nur noch der Hofadel, der in Paris seine Pracht Wohnungen hat und
kolossale Summen verbraucht, denn der Landadel ist verarmt und kann nichts
mehr für die Künste aufwenden. Die Staatsfinanzen, schon unter Louis XIV,
durch die immerwährenden Kriege, den übermässigen Hofluxus und das System
der Stcuerpächter ruinirt, sollten unter der Regentschaft durch die von dem
Schotten Law eingeführte Papiergeldwinhschaft wieder gehoben werden. Eine
grosse Gründung, die Mississippi -Handelsgesellschaft, war damit verbunden,
an der Prinzen und Grand- Seigneurs in erster Linie und in sehr zweifelhafter
Weise betheiligt waren. Aber es erfolgte das Gegenthcil einer finanziellen
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Besserung, der grosse Krach, der den Staatsbankerott zur Folge hatte. Diesen
social-zerrUtteien Verhältnissen entsprach in der Litteratur die skeptische
Philosophie, welche sich jetzt an die radikale Umgestaltung der Gesellschaft
wagte, Charles de Montesquieu (1689 — 1755) wirkte in diesem Sinne durch
die Letires Persannes, welche eine kühne Kritik der socialen Institute Europa's
und besonders Frankreich's, in der Form eines schlüpfrigen Romans gaben;
und durch sein Hauptwerk, das 1749 erschienene nEsprit des Lois», das
spiltere Orakel der Konstitutionellen nach englischem Muster. Der Haupt-
vertreter der Negation, Frani;ois-Marie Arouet, von welthistorischer Bedeutung
unter dem Namen Vohaire(i694— 1778), richtet seine rücksichtslosesten Angriffe
gegen die Kirche: «Ecrasons l'infame!» Die Epistel an Urania und die
Henriade bezeichnen den Anfang dieses Kampfes. Neben dieser philosophi-
schen Opposition geht in der Dichtung die Nachfolge der französischen
Klassik. Die Komödien-Dichtung folgt noch immer den Spuren Racinc's und
Moliere's. Den klassischen Roman giebt Le Sage (1688—1747) in seinem
«hinkenden Teufel» und im Gil Blas von Santillana. Die Lyrik wird mit den
Spielereien Gre'court's (1684—1743) volIsiHndig schamlos. — Von allen diesen
zerstörenden und zersetzenden Tendenzen soll nun das Roccoco, nach vielfach
aufgestellter Behauptung, das getreue Spiegelbild sein; besonders der genaueste
Ausdruck der Frivolität dcTZeit. Doch lässt sich hierauf erwidern, dass diese
Annahme nicht zutrifft, denn es ist im Ganzen falsch, negative Bestrebungen
als die ursächlichen Potenzen eines Kunstsiils zu proklamiren. Die bildende
Kunst steht immer auf der positiven Seite einer Zeit, und auch das Roccoco
hat nur den Theaterpomp des Stils Louis XIV. abgestreift und rcpräsentirt
positiv eine sehr be achte nswerihe Regung des Zeitsinnes: die tiefe Sehnsucht
nach einer Rückkehr zur Natur. Man gelangt allerdings nicht sofort zur
Natur Rousseau's, sondern zu einer parfUminen und künstlich frisirten; aber
man wird doch wieder menschlich-gemUthl icher, und das spricht sich deutlich
in den bequemen Roccoco-Räumen aus, die ganz im Gegensatz stehen zu
den kali-prüchtigen Gemachern der vorhergehenden Klassik, welche für das
Wohnen gewöhnlicher Sterblicher gar nicht geschaffen zu sein scheinen. In
der Dekoration spieh nun die Nachahmung der natürlichen Blumen eine
grosse Rolle, ebenso die Attribute des Ackerbaues, der Gürinerei und der Jagd;
also das niedere Genre, das zur Zeit des gern den Gott spielenden grossen Ludwig
ganz verbannt war. Immerhin ist das Roccoco weit mehr als ein Dekoraiions-
gcnre, und gewinnt lür das Innere den Werth eines wirklichen Baustils, wenn
auch nach aussen die tuktonischcn Konsequenzen fehlen. Im Roccoco wird
zum ersten Male wieder seit der Antike eine von den Formen der Aussen-
Architektur unabhüngige Gestallung der Rüume geboten. Jedes Zimmer, in
yGoogIc
~2g VI. Abschniit. Racatco und Zopfstil »rstec Slufo. AUEemeines.
seiner unirennbareu Verschmelzung von Wand und Decke, wird zu einer An
von blumengeschmUcktem Zelt, von dem Säulen, Pilaster, Gebalke, Ver-
dachungen, Balkenwerk und Kassetiirungen ausgeschlossen bleiben; statt dessen
herrscht die für sich selbststUndig gewordene Rahmenbildung als ein neues
künstlerisches Prinzip.
Auf dem politischen Gebiete Europa's hatte keine bedeutende Macht-
verschiebung stattgefunden. Noch blieb Frankreich, wenn auch innerlich von
revolutionären Ideen durchwühlt, der mächtigste und tonangebendste Staat.
Die ganze Epoche war, wenigstens im Verhöltniss zur früheren, eine durchaus
friedliche für Europa. Nur auf kurze Zeit wurde die Ruhe für Frankreich
durch den Krieg mit Spanien, wegen der i725 zurückgesandten spanischen
Infantin, an deren Statt sich Louis XV, mit Maria Lescinska, der Tochter des
vertriebenen Königs Sianislaus von Polen, vermählte, unterbrochen. Ein
Kongress zu Soissons 1726 verhinderte noch den drohenden europäischen
Krieg. Ein zweiter Krieg Frankreichs mit Oesterreich, wegen Lothringens
und der italienischen Lander, 1733 ausgebrochen, war bis 1735 beendet.
Der in dieser Zeit Deutschland eigenthUmliche vernüchterte Zopfstil, das
negative Barock, dessen Ursachen schon weiter oben berührt sind, bildete sich
zuerst in Berlin unter Friedrich Wilhelm I, [1713—1740). Der strenge NUizlich-
keiissinn des Königs, aber ebenso die wirkliche Noihwendigkeit, Ersparnisse
zu machen, drängte zu einer möglichsten Vereinfachung der Bauten, Indess
war es derselbe König, Friedrich Wilhelm I., der Preussen bedeutend ver-
grössertc und seinem Nachfolger eine wohlgefuUie Schatzkammer und ein
zahlreiches Heer hinterliess, so dass die hauptsächlichste Neuerung in den
europaischen Macht Verhältnissen von der aufstrebenden Macht Preussens aus-
gehen konnte. Dagegen hatte man in Oesterreich seit dem Tode des grossen
Prinzen Eugenius von Savoyen (E736) die Wehrkraft stark vernachlässigt.
Friedrich II. der Grosse, von Preussen [1740— 1786J verstand es dann, durch
die beiden schlesischen Kriege feine preussische Macht zu schaffen, welche alle
bisherigen politischen Verhältnisse umkehrte. Die europaische Politik drehte
sich von jetzt ab um den Gegensatz Oesterreichs und Preussens, wie früher
um den Gegensatz Frankreichs und Oesterreichs, Dem ganzen Deutschland
konnte allerdings eine solche innerliche Zwiespaliung nicht zu Gute kommen,
wie denn auch die Epoche der wahren Selbstständigkeit Deutschlands in jeder,
auch in künstlerischer Beziehung, erst von 1871, von der Begründung des
neuen deutschen Kaiserthums, datirt. Indess gewannen damals wenigstens die
Einzel Staaten, und unter Friedrich dem Grossen ergab sich ein neuer Auf-
schwung der Künste auch für Preussen und speziell für Berlin. Wenn Friedrich,
noch als Kronprinz, in Bezug auf Preussen an Voltaire geschrieben hatte; odass
yGoogIc
VI. Abschnitt. Roccoco und Zopfslicl erster Stufe. Allgemeia». yjQ
die Künste untergehen und die Wissenschaften auswandern»; so suchte er
dies selbst wahrend seiner Regierung wieder gut zu machen, allerdings haupt-
sächlich durch das Heranziehen der fertigen französischen Bildung. In der
That war der Hof Friedrich's II. der am meisten französische in Deutschland.
Das Potsdamische Athen war in den Bauten, Skulpturen und Malereien ganz
im Stile Louis XIV. gehalten. Die auf ernstere Wiederbelebung der Antike
gerichteten, Susserlich an die des englischen Architekten Inigo Jones, oder an
dessen Vorbild Palladio anknüpfenden Bestrebungen Knobelsdorff's, des ersten
Architekten unter König Friedrich II., waren nur dessen persönhche und mussten
bald dem französirenden Anstürme weichen. In der Spützeit Friedrich's II.
herrscht dann ein Zopfstil schlimmster Sorte, ohne Spur von Monumentalitut
in der Durchführung und Technik; nur die Roccocoeinrichtungen einiger
Schlösser heben sich wie Perlen aus dieser öden Masse; aber es wurde sehr
viel gebaut, öfter in einem mindestens dekorativ grossartigen Sinne, so dass
die Physiognomie Berlins und Potsdams wesentlich durch einzelne aus dieser
Periode stammende Bauwerke bestimmt wird.
In Dresden brachte der Zopfstil noch unter August dem Starken (f 1733)
einige ausgezeichnete Bauwerke hervor; so die Frauenkirche Bahr's als eine
konstruktiv bedeutende Leistung, und das gleichzeitige Japanische Palais von
de BodL Das letztere ebenfalls bewusst einfach, aber von der französischen
Klassik ausgehend, wahrend BUhr in der Dekoration vom italienischen Barock
abhängig ist Unter Künig August lil. kam der italienische Geschmack wieder
zur Geltung, Die unter ihm errichtete Hofkirche in Dresden ist eins der letzten
Werke des italienischen Barockstils nicht nur in Deutschland, sondern über-
haupt, und unterscheidet sich wesendich von der kahlen Nüchternheit der
meisten gleichzeitigen deutschen Zopf bauten.
Das Roccoco findet vielfach in Deutschland eine ausgezeichnete Ver-
körperung, die durchaus mit der Vollendung der französischen Werke wett-
eifern kann, oder denselben in der Pracht und Sohdiiat der Durchführung
sogar noch überlegen ist. Die betreffenden deutschen Bauten gehören aber
sämmdich in das Genre Rocaillc, also in die zweite Entwickelungsstufe des
Roccoco. In Süddeutschland sind dies besonders die zahlreichen Bauten
Balthasar Neumann's des Aelteren, in WUrzburg und an anderen Orten; in
München die Bauten Guvillc's des Aelteren.
In der deutschen Litieratur dieser Zeit sieht es, was nationalen Geist
anbelangt, so Öde aus, wie in der bildenden Kunst. Es ist die Zeit der
poetischen Nullitäten. Gottsched [1700—1787] und Breiiinger [1701 — 1776) setzen
die Fehde zwischen den Leipzigern und den Schweizern in Scene. Gottsched
stand noch auf der Seite der französischen Klassik, und die Schweizer waren
yGoogIc
730 Vr. ASschniit, Roccoco und Zi.pfatil eiMer Stufe. Fraokrtich
auf der Seite der romantisirendea Englander. Die Dichter der Zeit zeigten sich
ebenfalls schwach: Albrecht von Haller (1700—1760) ist mehr Gelchner als
Dichter, und Friedrich von Hagedorn (1708— 1754) ohne tiefere Auffassung,
Christian Fürchtegott Geliert ([71 5— 176<)) Ist durch seine Fabeln der bedeutendste
unter den Anfängern einer neudeuischen Nationallitteraiur.
I. Die Roccocostilarten in Frankreich.
Wenn das Roccoco noch etwas weniger, als die übrigen Barockstilarten,
die strenge Forderung erfüllt, ein vollendeter Baustil zu sein, so ist es doch
keineswegs nur ein dekoratives Genre. Als echter Kunsistil durchdringt das-
selbe alle Gebiete der bildenden Kunst und bringt durchaus ein eigenartiges
Ideal zum Ausdruck. Schon oben ist die Meinutig abgewiesen, als kUnnte
dieses in Frivolität und Lüsternheit bestehen; und dafür ist ein nebenher
gehender, aber tief wurzelnder Zug der Zeit, die Sehnsucht nach einer Bück-
kehr zum Natürlichen und GemUthlichen als treibende Tendenz hervorgehoben
worden. Vielleicht wird der echte Geist des Roccoco am besten durch die
eigenthUmliche Poesie charaktcrisirt, welche in Antoine Wattcau's Bildern
wallet und diese fUr dasGcfUht so anziehend macht; denn in diesen Malereien
spiegeln sich alle die Facetten des damals herrschenden Geistes deutlich ab.
Watteau's Bilder zeigen die feine Koquetterie,' die galante Tournürc, nicht
minder die zierliche Lüge des damaligen vornehmen Lebens; aber im Hinter-
grunde ddmmert ein Traum des Glücks, ein künstliches Arkadien, eine
idyllische Schflferwclt, in welche die damalige Uebcrbildung sich zu Huchien
liebte. Das berühmte Bild Watteau's, tdie Einschiflung nach Cytherc», mit
dem Ausblick auf die fabelhafte und reizende Ferne eines azurblauen Meeres,
mit der goldenen von Amoretten umspielten Barke und den zärtlichen Liebes-
paaren ist ein reizendes Abbild jugendfrischen Sehnens, getaucht in ein Kolorit
von Azur und Blond, wahr wie die Natur und brillant wie eine Apotheose
in der Oper.
Die I^istungcn des 'Roccoco in der archiickionischen Innendekoration
sind von so hohem Werthe, weil hier zum ersten Male wieder seit der
Antike ganz für das Innere erfundene Formen auftreten und jeder Raum
einheitlich, mit grosser Delikatesse und mit der lange vergessenen Rücksicht
auf das Mass und die natürliche Erscheinung des Menschen durchgebildet
wird. Die Antike hatte ebenfalls eine eigene Formensprache für das Innere.
wie Herkulanum, Pompeji und die Reste der römischen Bäder und Kaiscr-
patSste beweisen. Man findet hier eine ausgebildete Flüchendekoraiion in sehr
yGoogIc
VI. Ahschnill. Roccofo und Zoprsti] erster Sture. Frankreich. j^j
zartem, zur Mensch engrössc gestimmien Massslabe. Die in Italien sich ent-
wickelnde Renaissance kannte zunächst diese Seite der alten Monumente nicht,
erst die rafachsche Hochrenaissance schuf als Nachahmung dcrTitusthermen ein
Achnliches in dem Arabeskenstil der vatikanischen Loggien; aber ohne die
strenge Konsequenz der alten Vorbilder in der Einheit des Massstabes und
der Motive zu erreichen. Die SpStrenaissance mit ihrem grossartigen Stuck-
dckorationsstil sah sich bald zum Kolossalen hingedrängt, und musste, um
ihren Schöpfungen Halt und Einheit zu geben, die Aussenformen der Archi-
tektur auch zur Dekoration des Innern heranziehen. Grosse SSulen- und
Pilasierordnungen, mit dem ganzen Apparate der Gebälke und Gesimse,
werden als Stimmungsmittel zur Verzierung der Räume benutzt, ebenso
erhalten die ThUren im Innern Verdachungen und Giebel in ganz unzulässiger
Weise. Der Barockstil hatte dabei allerdings versucht die störende Herbig-
keit der fUr die Aussenarchiiektur berechneten Formen zu mildern, indem er
das Malerische, die geschwungene Linie, das bewegt Figürliche vorwalten
Hess und in dem Cartouschenwesen eine eigene Deköbationsplastik erfand.
Indess behielten die Interieurs des Barockstils und speciell des Siils Louis XIV.
doch immer etwas Tempelartiges, unwohnlich Pomphaftes und riefen den
Eindruck eines gestelzten, kalt vornehmen Wesens hervor, gegen welches der
Mensch allenfalls nur im goldenen Staatskleide und kolos.<salcr Allongen-
parrUcke aufkommen konnte. Hierin schuf das Roccoco Wandel durch seine
in Formen und Farben zarter gehaltenen, entschieden bequemen, wenn auch
in ihrer Art ebenfalls vornehmen Inncnraume. In der Hauptsache bleibt
zwar eine plasti-sche Behandlung der Flächen, wird aber im Relief viel massiger
gehalten als früher; dagegen verschwinden die Ordnungen, Gebalke, Ver-
dachungen, Giebel und Kassettirungen ganz, selbst die Trennung von Wand
und Decke durch das sonst übliche Gesims wird aufgegeben. Eine leicht
geschwungene Linie verbindet den Plafond mit der Wand und die Dekoration
geht ohne absusetzen, nur leichter werdend. Über das Ganze fort. Die kalten
Marmortäfelungen und Siuckfeldcr werden nun meist durch geschnitzte Holz-
täfelungen ersetzt; nur in den Fällen höchster Prachtent Wickelung tritt die
Bronze an die Stelle der Holzschnitzerei. Allerdings bleibt das Holz seltener
in der Naturfarbe, es muss sich gefallen lassen, der allgemeinen Stimmung
wegen, mit hellen Farbentünen überzogen zu «erden. Uebcrhaupi sind die
hellen zarten Töne beliebt, zu denen noch das reich verwendete Gold als
eine der stärksten Farben tritt, wenn es nicht von dem zarteren Silber ersetzt
wird. Aber wie vorzüglich stimmen diese decenten Töne der Räume zu den
frisch farbigen Toiletten der Bewohner, zu den rosigen Gesichiern und dem
gepuderten Haar! Niemals will der Raum mehr sein als die schöne Schale
yGoogIc
7^2 ^'- Atschnilt. Roccoco und Zopfslil trster Smfe. Frankreich.
ZU einem noch schöneren Inhalte. Das Hauptmotiv der Flächendekoration
bildet nun der Rahmen, der selbststündig wird und nicht, wie früher stets,
etwas cinzu seh Hessen bestimmt ist. Der Roccocorahmen ist um seiner selbst
willen vorhanden und die aus ihm entwickelten Ornamente bestreben sich
durchaus nicht, den inneren Raum zu ftlUen; sondern sie wollen für sich
einen schönen Kontur machen. Auch die grade oder in flacher Kurve
bewegte, durch eine Voute mit der Wand innig verbundene Decke wird von
demselben Stilgesetze beherrscht, sie erhält keine Kassettiruug, sondern eben-
falls ein zierlich verschlungenes Rahmenwerk, an dieser Stelle allerdings, statt
in Holz wie an den Wänden, in freihändig modellirtem Stuck ausgeführt.
Ein Hauptmotiv für den Mittelpunkt der Decken ist ein leichtes, sich durch-
kreuzendes Netzwerk, spielend an die perspektivische Darstellung einer Kuppel
erinnernd. Thüren und Fenster werden, weder in Form noch Farbe, mehr
als es die Konstruktion erfordert, von der Wand getrennt und diese Behand-
lung kommt der Einheitlichkeit der Raumwirkung ausserordentlich zu statten.
Deshalb bietet auch "kein anderer Stil die bequeme Leichtigkeit, um mehrere
Thüren, auch versteckte, anzulegen, da sich dieselben, ohne zu sturen, der
Dekoration einfügen.
Die Ornamentmotive des Roccoco sind mehr natürlich einfach als
heroisch: Blumen im Ueberfluss, oft farbig behandelt und zu frei spielenden
Ranken gebildet. Der Akanthus kommt nicht mehr in breit entwickelten Spi-
ralen vor, sondern nur in langen, schmalen Linien, die geschwungenen Kon-
turen des Rahmenwerks begleitend. Die kriegerischen Trophäen des Stils
Louis XIV. machen Gruppirungen aus Ackerbau-, Jagd- und Gartengeräth-
schaften Platz, selbst die Garbe und der Rechen werden nicht verschmäht,
aber auch Bücher, Notenhefte, Malergerathe und dergleichen kommen vor, oder
mitunter Musikinstrumente für eine Serenade, einen Bal-champetre geeignet,
mit ein paar schalkhaften Masken gepaart, den Eintretenden bereits im Vesti-
bül empfangend. Das plastisch Figürliche kommt milssig zur Verwendung,
meist nur in Kinderfiguren, die sich dem Massstabe fUgen, und in leichten
Spielen, Fische angelnd, Schmetterlinge jagend, auf dem bewegten Ranken-
werke schaukeln. Die Malereien beschranken sich gewöhnlich auf die Sopra-
porten und sind im Kolorit stets in der Hauptstimmung des Raumes gehalten.
Oft werden ganze Wand- und Deckenthcilc durch Spiegelgläser gebildet,
welche dazu beitragen, den perspektivischen Reiz des Raumes und den Eindruck
der versammelten Gesellschaft zu erhöhen.
In der Aussenarchitektur ist das Roccoco weniger originell; es behilft
sich meist mit den Formen des klassischen Barocks, nur gemltssigter in der
Plastik und in der Wucht der Gliederungen; oder es verbindet sich mit den
yGoogIc
VI. Absrhniit. RocnKo und Zflpf^lil erster Stufe. Französische Archilcktur. 73^
eine nüchterne Klassizität anstrebenden Zopfformei]. Da, wo das Roccoco sich
aussen in seiner Eigenheit bemerkbar macht, Uussert es sich in flUgelartigen
Ansätzen auf den Rahmenprofilen der fast immer angewendeten Rundbögen,
welche Ansätze immer noch etwas an die geschweiften und gebrochenen
Giebel des borrominesken Barock erinnern, aber ornamentistisch frei behandelt
sind, so dass von den Profilen höchstens der Ansatz eines Viertelstabs mit
Platte übrig bleibt. Neu ist der gelegentliche Versuch, in der Aussenorna-
mentik Mollakkorde in die Stimmung einzu(Ühren und geknickte herabhängende
Blütter und BlUthen zu bilden. Hierin ist schon ein gewisses Ucbermass des
Stimmungsvollen und Sentimentalen, f\lr die Architektur Ungehörigen, ent-
halten. Ueberhaupt ist die Bildung des Aeusseren im Roccoco, welche sich
erst später einer schulgemSssen Ausbildung anbequemen muss, angreifbarer
als die des Innern, und nicht mit Unrecht als eine tekionische Verwilderung
zu bezeichnen.
Einen wahren und unbestrittenen Triumph feiert das Roccoco wieder
im Kunstgewerbe, in der Bildung der Möbel und HausgcrUthe und beweist
damit seine ausgezeichnete praktische Bedeutung. Bequemere Möbel, als die
der Roccocozeit, giebi es nicht, und für das Porzellan sind bis heute noch keine
angemesseneren Formen gefunden. Man ist denn auch diesen Stil an Möbeln
und Geräthen, trotz aller akademischen VerlHsierung, nicht wieder los geworden;
und wenn das Roccoco hier und da wieder eine Auferstehung feiert, so ist
diese auf dem Umwege durch das Kunstgewerbe herbeigeführt worden.
a) Architektur.
Eine eigentliche Roccoco- Bauperi od e gicbt es auch in Frankreich nicht.
Die Neubildung des Stils beginnt auf dem dekorativen Gebiete und kommt
zuerst in der Inneneinrichtung Ultercr Bauwerke, an Kirchen, Schlössern und
Adelshötcls zur Erscheinung. Wahrend die Barockformen des Aeusseren an
den Neubauten dieser Periode verschwinden, macht sich sofort der klassizirende
Zopf geltend. Werke, an denen das Roccoco mit einiger Entschiedenheit auch
in die Aussenforraen eindringt, sind in Frankreich seltener als in Deutschland.
Die Einwirkung des Roccoco auf die Plananlage der Profan-Bauten macht
sieh allenfalls durch ein Streben nach Vermehrung der Bequemlichkeiten
geltend; die Degagcments und Escaliers dtirobees werden jetzt erst besonders
betont, und bilden fortan einen wesentlichen Theil des Bauprogramms.
Der bereits in der Stilperiode Louis XIV. erwähnte Architekt Robert
de Cotte, geboren iß56 zu Paris, gestorben 1735 zu Passy, erlangte durch
yGoogIc
»vvBataigig8^B-a;'ei-irgB<aaia».sg
„Google
VI. Absclinirt. Roceoco und Zopfslil ersler Sliife. De Cotte, Oppciiort. -^5
verschiedene seioer spateren Arbeiten einen bedeutenden EinHuss auf die Ver-
änderung des Stils, iiidess eröffnete er nur den Weg und bildete den Ueber-
gang zum Roccoco, Der Hochaltar und die neue Chordekoration in Nolre-
Dame zu Paris von 1714, erst in neuester Zeit von Violict-ie-Duc beseitigt, ge-
hörten dieser neuen Richtung an. Unter den Entwürfen de Cotte"s finden
sich auch die Pläne und Innendelcorationen fUr das Schloss zu Bonn.
Gille-Marie Oppenort, Architekt und Ornamentiker, geboren zu Paris
1672, stirbt 1742, folgt in der von de Cotte eingeschlagenen Richtung, aber
mit grösserer Entschiedenheit und Sicherheit des Wollens, Er ist der erste
Meister des „Genre Regence", der
ersten Phase des Roccoco, welche
etwa i7i5 beginnt und bis 1735
dauert, also noch lange über die
Zeit der Regentschaft hinaus. Op-
penort ist immer noch streng,
verglichen mit seinen Nachfolgern
und selbst mit der Mehrzahl seiner
Zeitgenossen, und letztere wollen
sogar finden, dass seine Werke
im Geschmacke der Antike gehal-
ten sind, nur reicher in der Or-
namentik. Oppenort war allerdings
10 Jahre in Italien und hat dort
viel nach antiken und modernen
Denkmälern gezeichnet; und nach
seiner Rückkehr ernannte ihn der
Regent, Herzog von Orleans, zum
Direktor seiner Bauten. Das Schloss von Luciennes fUr die GrShn Dubarry wird
Oppenort zugeschrieben. Unter seinen Werken befinden sich die Entwürfe
zu den Allüren und zu den Haupte ingSiigcn des Chors der Kathedralkirche
von Meaux.
In die erste Stufe des Roccoco gehören auch mehrere Zimmereinrich-
tungen im Schloss von Versailles; so das Schlafzimmer der Königin, unter
Louis XV, 1734 umgeändert (Fig. 255). Die Cariouschen gehen hier all-
mählich in das Muschelwerk über, die natürlichen Blumen kommen zur viel-
fachen Verwendung und am Plafond zeigt sich die perspektivische Darstellung
einer Kuppel; sonst ist noch das Genre Berain vorherrschend. Das Rahmen-
werk der von Natoire und Detroi gemalten Sopraporten greift aber bereits in
den Grund der Bilder über, und noch auffallender zeigt sich das beginnende
yGoogIc
736 VI- Ab=chiiiti. Roccoco und Zopfsül erslcr Sliif«. Salons in VurMill«.
Roccoco am Spieguirahmen (Fig. 256), durch das Unterbrechen der Gliederungeo
mii einer Eckvolute (Qu. Rouyer etc.). Im Salon der Medaillen, ebenfalls im
Schlosse zu Versailles, um 1736 dekorirt, ist der Ucbergang zum Roccoco
bereits viel entschiedener (Fig. 237]. Die Ornamentik, allerdings im Ganzen
Fig. ni- Fcn^KTwand im Sülon de, mcdjillcT,. ViTsaillcs (n. Rci»yerl.
immer noch im Genre Berain, wird leichter und magerer. Zwar ist die sym-
metrische Entwickelung noch überall durchgeführt; aber den Geist des Roccoco
bezeichnet die stärkere Selbstständigkeit des Rahmenwerks, das Ueberhand-
nehmen der Blumen und die aus der Jagd etc. hergenommenen Embleme für
die Wanddekoration. Auch der Plafond Issst Gliederungen und Cartouschcn
zurtlcktreten und löst sich in ein leichtes Netzwerk auf (Qu. Rouyer etc).
yGoogIc
VI. Abs.riniil. Koccoco und Zopfülil crsicr Stufe. Mei abonnier. 7^7
Die Siilons düs Hotel de Toulouse zu Paris, etwa gleichzeitig mit dem Kabinet
der Medaillen, jedenfalls vor 1737, zeigen den vollständigen Uebergang zum
Roccoco, sind aber noch symmetrisch in der Entwickelung des Ornaments.
Die Gliederungen werden immer schwacher, die Trennung von Wand und
Decke immer unmerklicher. Alle Wände sind in Holz geschnitzt und in der
Färbung weiss mit Gold. In den Voulen des Salons, kleine Bilder der vier
Elemente, der Kamin ist in weisser und rother Breccia und die Trophäen der
Felder, aus Motiven der Jagd, des Fischfangs und der Gärtnerei genommen.
Die zweite Stufe des Roccoco, das Genre sRocaille» oder «Louis XV. »,
beginnt mit Juste Aurele Mcissonnier, Maler, Bildhauer, Architekt und
Ornamentiker, geboren 1603 zu Turin, gestorben lySo zu Paris, und dauert
bis i75o. Mcissonnier ersetzt die Symmetrie durch ein Gleichgewicht der
Massen, die Muschel tritt nun durchweg an die Stelle der Cartousche, der
Akanthus verschwindet fast ganz und kommt nur noch als unregel massiges,
langgezogenes, schilfartiges Blatt zur Verwendung, ohne Oesen und Rippen.
Unter den sehr zahlreichen Ornament werken Meissonnicr's Hndcn sich die
Pläne zu einem Hause für Mr. Benlious, zu einem Salon für die Prinzessin
Czarlorinska in Polen, zu einem Kabinet fUr den Grafen Bielinski 1734, dann
eine ThUr fUr den Baron de Bezenval, ein Wandspiegel für Portugal, das
Projekt eines Hauses Rue Rochouard, der Entwurf zu einem Plafond portativ
für den König 1730, der zu einem Windschirm ftlr den Herzog von Montemar
1724. Ausserdem von ihm an Entwürfen: zu einem Grabmal für Dijon, zu
einem anderen Grabmal für den Baron de Bezenval in St. Sulpice zu Paris,
zu einer Kapelle fUr St. Sulpice 1737, schliesslich zu verschiedenen Allären,
Palästen und Gartenarchitekturen. — Lassurance, genannt Cailleteau
(t i73i), begann 1728 die Innendekoration des Palais Bourbon, in demselben
fortgeschrittenen Roccocostile. Von Lassurance wurde das Hdiel de Roquelaure
zu Paris, jetzt Hotel du Ministere des iraveaux publics, erbaut und in den
Jahren 1733 oder 1740 von Le Roux dekorirt (Fig. 258). Die Rocaillc nimmt
hier einen bedeutenden Platz ein und die Übrige Ornamentik wird mager,
obgleich auch hier noch immer eine symmetrische Entwickelung festgehalten
ist (Qu. Rouyer). Armand Louis MoUet, Architekt I7i5 — 175?, errichtete
das ehemalige Hotel d'Evreux, spater L'l'';iysee genannt, fUr Madame de Pom-
padour. In diesen Räumen spielte die bezeichnende Geschichte mit den ge-
waschenen und parftlmirien Hummeln, welche von in Seide gekleideten Schäfern
in die Salons geführt wurden. Ein Widder mit vergoldeten Hörnern stürzte
sich auf sein ihm in einem grossen Spiegel erscheinendes Ebenbild und zer-
trümmerte denselben. Das Gebäude wurde später Garde-Meuble de la Couronne,
und 1773 durch Boullee für den reichen Finanzier Beaujon umgebaut.
yGoogIc
„Google
VI. Abschnitt Rdccoco und Zopfelil erster Slufc. Botfrand. j^q
Germain Boffrand, geboren zu Nantes, gestorben 1754, Architekt des
Königs, einer der besseren Schüler Jules Hardouin Mansart's, war einer der
Ha uptsch Opfer des Genre Rocaille. Hauptsächlich hat Boft'rand sehr viel dazu
beigetragen, den Roccocostil nach auswärts zu verbreiten. Er arbeitet zu
Brüssel, zu Nancy und Luneville für die Herzöge von Lothringen und zu
Wurzburg fUr den Ftirstbischof. In Paris baut er verschiedene Holeis und
Hauser, unter andern das Findelhaus, Eines seiner berühmtesten Werke ist
der prächtige Brunnen im Hospize von BicStre, ein anderes der innere
Ausbau des 1706 für Fran^ois de Rohan durch de la Maire im Stil Louis XIV.
erbauten Hotels de Soubise zu Paris. Boffrand führt die Dekoration in den
Jahren 1735— 1740 aus, aber immernoch in einer massigen Weise. Das Schlaf-
zimmer der Prinzessin de Rohan hat noch eine strenge architektonische Wand-
theilung mit pilasterartigen Streifen, Die Ornamentik ist ganz symmetrisch
und die Voute ist gegen die Decke noch in einer festen Linie abgeschlossen
(Fig. aSg und 260). Die Trumeaux über den Thüren, mit Bildern vonBoucher,
Restoui, Carle Vanloo und Tremoliere. Der ovale Salon, ebenfalls symmetrisch
bis ins Detail; aber in der Hauptsache ganz Rocaille, die Trennung zwischen
Wand und Decke ist durch kein Gesims mehr markin. Die prachtvolle De-
koration hat sehr harmonische Verhahnisse; Spiegel über dem Kamin und in
den Waodfeldern bilden ein beträchtliches Motiv derselben. Die Holz-
schnitzereien der Wände in Gold auf Weiss, die Kinderfiguren unter den
Bildern ganz vergoldet. Die Malereien um 1737 — 1739 von Charles Natoire
aus der Geschichte der Psyche, sind Meisterwerke der Farbenstimmung. Die
Voute ist in einem grauen Rosa gehalten; die Skulpturen derselben in zweifar-
bigem Gold; die Rocaille und die Attribute der Medaillons in rothem Golde; der
Grund der Medaillons in grünem Golde. Der Plafond ist hell lichtblau und
die durchbrochene Ornamentik desselben vergoldet; die Figuren und Konturen
der Vouten setzen sich weiss dagegen ab. Die Ausführung der dekorativen
Skulpturen erfolgte, nach Boffrand's Zeichnungen, durch den Bildhauer Louis
Harpin (Qu. Rouyer). — Das Hotel de Soubise ist jetzt Palast des National-
Archivs. — Ebenfalls von Boffrand erbaut das Schloss zu Nancy für den König
Stanislaus und das Schloss Favorite zu Mainz; ausserdem hat derselbe Architekt
Aniheil am Bau der Residenz zu Würzburg, einer der vielen Nachahmungen
von Versailles. In Paris werden Bofirand noch zugeschrieben: die Hotels de
Montmorency, d'Argenson, de Torcy, de Seignelay; ausserhalb das Schloss
de Cramagel en Brie, Schloss de Haroue in Lothringen und das Schloss von
Luneville.
Die innere Einrichtung der Appartements des Palais royal vom Archi-
tekten Contant, abgebildet im 1. Bande der Encyklopadie von Diderot und
yGoogIc
Kifi. ,-j,. Wiod vum Salon der l'rin/v»ii. du Rolwii. H.itcl de Soubis« (n. Rogyi
yGoogIc
, Roccoco und ZopCsiil erticr Stufe. Bibel tl
741
d'Aiemben. Vom Architekten J. B. Le Roux (1676—1745), ausser der Deko-
ration des schon erwähnten Hölel de Roquelaure, die des Höiel de ViUars und
des Hotel de Villeroy zu Paris.
P. E. Babel, der Goldschmied, Ornamentist und Kunststechcr, um die
Miite des 18. Jahrhunderts in Paris arbeitend, gestorben 1770. und der Architekt
Fran^ois de Cuvillies, Vater, geboren zu Soissons 1698, gestorben 1768,
Schuler von Robert de Coiie, sind beide die Hauptvertreter der ausschweifend-
sten Rocaille. In ihren Kompositionen wird dieselbe zum eigentlichen Bau-
körper und verlässt ganz die Bescheidenheit der ornamentalen Bestimmung
(Figur 261). CuviUie's wurde i725 bairischer Hofarchitekt und 1738 erster
yGoogIc
T Stufe. Eise
Architekt des KurfUrsien von Köln und beginnt erst nach dieser Zeit seine
Ornament-Publikationen.
Charles Eisen, der Sohn, Ornamentiker, Maler und Kunststecher,
geboren zu Brüssel 1733, gestorben zu Paris 1778, arbeitet in denselben über-
yGooglc
^r Stufe. Pillcmeni.
iriebenen Formen wie die Vorgenannien [Fig. 262); während Jean Pillement,
Blumenmaler und Kunststecher {1719— 1808), als Ha uptvert reter des damals
Fig..
aufkommenden chinesischen Dekorationsgenres gehen kann [Fig. 263), Pille-
ment arbeitet in Paris, London und Lyon; aber die Ornamente, welche seine
C h in oiseries begleiten, sind stets im Genre Rocaille, obgleich er noch während
der ganzen Dauer der Regierung Louis" XVI. ihäiig bleibt.
yGoogIc
!r Stuft- Chinoiieri»s.
„Goo<^le
:r Slufe. Praniasische Skulptur
b) Skulptur.
Der Charakter der Bildhaucrschulc im Stil Louis XIV. setzt sich unter
Louis XV. ziemlich utiverändert fort. Es ist immer noch Bernini, dem man
huldigt, von dem Coypel 1721 in der Akademie der Kunste zu Paris verkündigt,
dass er in der Wahrheit des Fleisches die Antike überlroffen habe, ebenso in
dem graziösen lebhaften und malerischen Wesen, welches er Correggio und Par-
meggiano abgelernt haben soll. Die einzige Neuerung, «'eiche sich zu Anfang
des 1$. Jahrhunderts in der französischen Bildhauerschule bemerkbar macht,
ist der Uebergang zu einer weniger ernsten Manier, zu einer sUsslichen, selbst-
gefdlligen Grazie. Indcss hat die Genreskulptur, um die es sich jetzt meist
handelt, mindestens eine grosse Menge anmuthiger Gegenstände geschaB'en.
Rene' Frcmin (1674 — 1744} ist ein Hauptverireter dieser Richtung. Er war
in Paris viel beschäftigt und wurde auch nach Spanien berufen, um Arbeiten
fUr den Palast von St. lldcfonso auszuRlhren. Am besten gelingen ihm die
Werke einer ins Dekorative heruberspielcnden Gattung, Darstellungen der
Flora und dergleichen, also eigentliche Genrefiguren. Guillaume Coustou
(1678 — ^1746), der Jüngere, aus Lyon, hat ein Marmorbild der Königin Marie
Leczinska mit allegorischen Attributen geschaft'en. Ein hinter der Figur
angebrachter Pfau soll sie zur Juno erheben. Die Statue ist jetzt im Louvre.
Von demselben, die beiden manierinen Rosseböndiger am Eingange der Champs
elys^cs, ehemals im Schlossganen von Marly. Im Jahre 1734 erhielt G. Coustou
den Auftrag zur Ausführung von neun Medaillons mit Porträts zwischen den
Arkaden im Hofe des Hotel de Ville zu Paris. In demselben Jahre wurde
eine BUste Louis XV. von ihm gearbeitet und in dem MagistratsbUreau des-
selben Gebäudes aufgestellt. In Lyon von ihm, eine Statue der Rhone. Edme'
Bouchardon (1698—1762), ausChaumont, der SchUler des jüngeren Coustou,
machte das Reiterbild Louis' XV., welches nach seinem Tode von Pigalle
vollendet, aber in der Revolution zerstört wurde, und war mit Adam am
Neptunbassin zu Versailles beschäftigt. Von den beiden Brüdern Adam
aus Nancy arbeitete der altere Kaspar Balthasar meist für Potsdam. Die
Diana und die Amphitrite wurden noch aus Nancy geschickt. 1748 arbeitete
derselbe für die Nischen des elliptischen Kuppelsaales im Schloss Sanssouci,
die Venus Urania und den Apollo mit dem Werke des Lukrez «de natura
rerum». Eine Bildsäule des bei Prag gefallenen Feldmarschalls Schwerin in
Marmor blieb unvollendet, als Kaspar Adam 1761, auf einer Reise begriffen,
in Paris starb. Der jüngere Bruder Sigisberi Adam (f r75u) blieb in Paris
yGoogIc
746 VI, Abschnin. Roccoeo und Zopfdil mut Sluf«. Krui/ösEsche M.lerti.
und arbeitete unter anderen die Figuren des Neptun-Bassins im Garten von
Versailles. Von Jean Baptist Pigalle [[714— 1785) im Louvre: eine elegante
BUste des Marschalls Moritz von Sachsen, in historischer Auffassung, etwa
ßleichwenhig mit einem Bilde von Pesne. Sein Denkmal Moritz von Sachsens,
in der Thomaskirche zu Strassburg 1765—1776 ausgeführt, greiTt ganz auf die
Mittel der Beminischen Schule zurück. Das Monument filUt die ganze Schlüss-
wand des Chors und gleicht einer Buhnenvorsiellung, Die elegante Helden-
gestah des Marschalls schreitet in vornehmer Ruhe die Stufen hinab, welche
zum Grabe fuhren, die Frauengestah Frankreichs sucht ihn zurückzuhalten
und am offenen Grabe lauert das halbverfallene Skelett des Todes. Die Alle-
gorien: der weinende Herkules und die drei Wappenihiere Hollands, Englands
und Oesterreichs, welche erschreckt Übereinander purzeln, grenzen ans Absurde.
Die vielbewundenen Marmorstaiuen Pigalle's, Merkur und Venus, kamen als
Geschenke Louis' XV. an Friedrich II. nach Sanssouci. Pigalle hah sich auch
eine Zeil lang in Potsdam auf und hat noch mehrere Marmorwerke für den
Garten von Sanssouci gearbeitet. Auch die Statue Voltaire's im Institut zu
Paris, ist von ihm, Falconnet (f 1791) ist durch seine Statue Peters des
Grossen zu St. Petersburg bekannt geworden; Caffieri {f 1792) durch eine
Anzahl BUsten und Statuetten.
c) Malerei.
Auch der unter Louis XIV. übliche Stil der Malerei wurde immer noch
durch eine Anzahl von Künstlern unter der Regierung Louis" XV. fortgesetzt.
Diese fahren fort die Itahener nachzuahmen und malen vorzugsweise mytho-
logische Gegenstande, Apotheosen mit dem alten allegorischen Apparat,
Historien und Porträts. Es waren aber Watteau und Boucher, welche eine
neue anmuihige und leichte Genremalerei schufen und durch diese das echte
Roccoeo, im Geiste ihres Zeitalters zum Ausdruck brachten. — Zu den wahren
Schöpfern der Roccocokunst, der Zeit und dem Talente nach als einer der
ersten, gehört Antoine Watteau, geboren zu Valenciennes 1684, gestorben
zu Nogent bei Paris E721. Er war ein Schüler des Claude Giilot, der bereits
einen gewissen Uebergang zum Neuen bildete, hat seinen Meister aber weit
Ubertroffen. Watteau kam sehr jung bei einem Maler in Valenciennes in die
Lehre und ging 1702 mit einem anderen Maler, der nach Paris berufen war
um Operndekorationen zu malen, dorthin. Wattcau's neuer Meister konnte
sich in Paris nicht halten und sah sich genOihigt nach der Heimaih zurück-
zukehren. Der verlassene Schüler musste nun bei einem Dutzendmaler Unter-
yGooglc
VI. Abiehiiill. Roetoco und Zopfstil irsicr hmfc. Watieau. 7^7
kunft suchen, machte aber glücklicherweise die Bekaonischaft Gillot's, der ihn
bei Audran, einem vorzüglichen Omamentmaler unterbrachte. Hier bekam
Watteau das Figürliche in Dekorationsarbeiten zu malen, welche Audran im
Luxembourg auszuführen hatte, und fand hierbei Gelegenheit den Rubens zu
Studiren. Er erhieh den Preis der Akademie, bewarb sich um den Prix de
Rome, leistete aber so Vorzügliches, dass er sofort als Mitglied der Pariser
Akademie aufgenommen wurde. Sein Ruf nahm zu und er ging auf grössere
Erfolge hoffend nach England, aber nur um schon nach einem Jahre krank
zurückzukehren. Waiteau's Bilder zeigen das unverfälschte Bild der Zeit. Er
malt hauptsachlich galante Feste und Scenen der italienischen Komödie, stets
in einem durchaus eigenen Stile. Watteau bringt das lockere Wesen der da-
maligen Gesellschaft mit Anmuth, Eleganz und Natürlichkeit zur Darstellung,
aber seine Kunst ist ernsthaft, wenn sein Genre frivol erscheint. Seine Bilder
haben stets einen heiteren und liebenswürdigen Inhalt; sie geben Konzerte,
Tanze, galante Unterhaltungen, Jagd-Rendevous, Gesellschaften in grossen Parks
mit Statuen und Fontänen geschmückt, Serenaden, Kolombinen, Kavaliere mit
Damen auf dem Grase sitzend und AehnlJches. Sein Hauptwerk im Louvre be-
findlich, ist die berühmte «Einschiffung nach Cythere» [Fig. 364}. An der Küste
eines azurblauen Meeres, neben federleichten Bäumen, erhebt sich eine Herme
der Venus mit Blumenguirlanden umwunden. Auf einer Bank sitzt eine mit dem
Fächer spielende Dame, noch unentschlossen zur Abfahrt nach Cyihere. Ein
knieender Pilger raunt ihr Gründe dafür ins Ohr und ein kleiner Amor zieht
an ihrer Robe. An der Seite dieser Gruppe hebt ein Kavalier eine andere
Dame vom Rasen auf, ein anderer entführt bereits seine Schöne. Im zweiten
Plan, drei Gruppen Liebender mit Pilgermantel und Stab, bewegen sich gegen
die Barke, in der bereits zwei andere Paare Platz genommen haben. Die
reiche Barke ist von halbnackten Schiffern bewegt, kleine Amoretten spannen
die Segel und in der Luft spielen noch andere Amoretten. Das Ganze ist ia
einer hellen, brillanten Farben Stimmung gemalt und spiegeh ein traumhaftes
Glück. Ausser seinen Bildern hat Watteau noch eine Anzahl Zeichnungen
geliefert, in einer graziösen Verbindung von Ornamenten mit Figuren, be-
kannt unter dem Namen der «Grossen» und o Mittelgrossen Arabesken». Die-
selben sind durch Stiche verbreitet. Diese dekorativen Erfindungen, in denen
Landschaft und Figurenstaftage eine gleichmassig grosse Rolle spielen, sind
von ausserordentlichem Reiz, gehen aber bis an die üusserste Grenze dessen,
was man ornamental nennen kann, denn sie unterscheiden sich von Bildern
nur durch einige Zuthaten der Arrangements.
Paterre und Laueret sind die Nachfolger Watteau's, aber ohne seine
Poesie und geistreiche Durchführung. Von allen dreien belinden sich sehr
yGoogIc
748 ^''- Abichnilt. Roccoeo und Zopfütil erster Stufe. Boucher.
zahlreiche Bilder in den Berliner und Potsdamer Schlössern, auch im Berliner
Museum.
Frani;ois Boucher, Vaier. geboren zu Paris 1703, stirbt daselbst r770
oder 177(3, ist der Maler der zweiten Periode des Roccoco. In seinen orna-
yGoogIc
V[. Abschnill. Rocci.co und Zo[-mi1 erster Sliife. Biibleyrat. -aq
mentalen Erfindungen tritt die echte Rocaille auf. Er ist eine geborene Maler-
natur von unerschöpflicher Erfindung und fabelhafter Leichtigkeit der Pro-
duktion; und ohne Zweifel treibt er gelegentlich mit diesen kostbaren Eigen-
schaTten Missbrauch, denn allein die Zahl seiner Zeichnungen übersteigt die
Zahl von zehntausend. Gemalt hat er, Plafonds, Sopraporten, Wandfelder,
Porträts, mythologische und Schaferhilder, l^ndschaftcn, Opern dekoraiionen
und Vorlagen für Stickereien (Fig. 265), Er hat Klaviere, Ofenschirme, Pon-
chaisen, Gallawagen und Kabinets verziert. Lange Zeit war Boucher der
begünstigte Liebling des Jahrhunderts, bis sein Name, wie der Vanloo's, zu
einem Schimpfworte in den neu klassischen Ateliers wurde. Jetzt erst wieder
weiss man seinen Werth zu würdigen. Seine Diana im Bade ist ein kost-
bares Bild, Die nackte Figur der Göttin ist von besonderer Grazie der Zeich-
nung und des Kolorits, mindestens von ausgezeichneter dekorativer Wirkung.
Sein Rinaldo und Armida, Venus vom Vulkan Waflen für Aencas fordernd,
sind verdienstvolle Bilder, Boucher hat, wie Watteau, die idyllische Welt für
das 18. Jahrhundert erfunden, mit gewaschenen und gekämmten Schafen und
bebänderten Hirten, einer Opernstafi'age gleichend; aber das Unwahre ist mit
verführerischem Reize vorgetragen.
Pierre Subleyras [f 1749), vielleicht der begabteste französische
Historietimaler dieser Zeit, gehört zu den Nachahmern der Italiener. Sein
Hauptwerk, «Kaiser Valens vom heiligen Basilius durch Vorwürfe erschüttert«,
befindet sich in S. M. degli Angeli in Rom. Er ist ein Nachfolger des Paolo
Veronese, in der schönen .Anordnung und dem Reichthum des Beiwerkes.
Seine Bilder im Louvre sind in diesem Sinne; in seiner (^heiligen Magdalena
zu den Füssen Christi bei Simon dem Pharisäer» sitzen die Gilsie auf antiken
Ruhebetten, auch in der Maner des heiligen Hippolyi, im heiligen Basilius ein
Kind vom Tode erweckend, und in der Maner des heiligen Petrus folgt
Subleyras den Traditionen der grossen italienischen Schule. Seine Genrebilder:
die Gänse des Bruder Philipp, der Falke, der Eremit, sammtHch nach den
Fabeln des Lafontaine, sind voll Feinheit und Geist.
Die Familie Vanloo hat mehrere Maler von Bedeutung aufzuweisen:
Jean Baptiste Vanloo (f i745) und Charles Andre Vanloo; dann die Söhne des
crsteren, Louis Michel Vanloo, Hofmaler des Königs von Spanien und Charles
Amede'e Vanloo, als Nachfolger Pesnes, Hofmaler Friedrichs II. von Preussen.
Sie alle sind Nachahmer der Italiener. Charles Andre Vanloo (f itöS) ist
ein Maler von grossem Talent und tüchtigen Studien. Die Heirath der heiligen
Jungfrau, Apollo den Marsyas schindend, Aeneas seinen Vater Anchises
tragend. sSmmtlich im Louvre, sind weniger gut, aber sein «Halt auf der Jagd»,
ebenfalls im Louvre, giebt diese Scene fürstlichen Lebens glänzend wieder.
yGoogIc
FiS- -X-i- Boiiclier. Le, Jeiix de l'Amour
yGoogIc
VI. AbBchnill. Roecoeo und Zopfsiil crslcr S-iifc. Ch. A. Vanloo, -5,
Die reizenden Fraucnköpl'c und die reichen KosiUmc, alles hiit diesen Ausdruck
der Leichtigkeit des Lebens, in einer Atmosphäre von Luxus, Vomelirnheit
und Vergnügen. Fig. 266 giebt ein Bild von Ch, A. Vanloo 'die Toilette»
wieder. Im Hotel de Ville zu Paris befand sich ein 1739 gemaltes Bild von ihm.
den Frieden zwischen Frankreich und Oesterreich darstellend, im grossen Saale.
Fig. 166. eil. A. Vanloo. Toileilc.
In den Salons und sonstigen Küuinen des Höiel Soubise zu Paris, in
den Appartements von Versailles und anderwBris tindcn sich schöne dekora-
tive Malereien dieser Zeit von Charles Natoire, Dctroi, Boucher, Restout,
Charles Vanloo, Tremoliere, welche bereits bei Gelegenheit der .^Architektur
erwähnt sind.
Antoinc Pesne, geboren 1683, ein guter und sehr t'ruehtbarer Porträt-
maler dieser Zeit, arbeitete hauptsächlich in Berlin als Vorganger Ch.A. Vanloo's.
yGoogIc
75a ^1- Abschnitl. Roccoen und Zopfstil erster Siuf«. Französiiclic Dekorition.
Ausserdem werden de Latour Vivien und Fran^ois Le Moine als Porträunaler
von Verdienst genannt. Der Genrcmaler J, ß, S. Chardin (1699—1779) nähen
sich mehr den Holländern und malt das intime Leben der Familie. Die
Jagd-, Blumen- und Frachtstücke von Oudry und Desportes sind sehr geschützt.
Im Hotel de Soubisc sind noch prächtige GrisaÜlen von Brunetti zur Aus-
führung gekommen.
d) Dekoration.
Das Spezielle, noch über die Dekoration des Roccocosiils Hinzuzuftlgende
kann nur eine Ergänzung des schon im Abschnitt «Architektur» Gesagten
sein, denn das Roccoco ist im Ganzen wesentlich dekorativ. Der Roccocostil
ist kostspielig in seinei' Anwendung, denn das pure Handwerk hat in seinen
Gestallungen wenig zu thun; vielmehr Tordern die geistreichea, immer
wechselnden Ertindungen des Roccoco zu ihrer Ausführung durchweg künst-
lerische Kräfte, wenn nicht der ganze Zauber derselben verloren gehen soll.
Das stets reich verwendete Plastische, mag es nun in Bronze, Holz oder Stuck
ausgeführt sein, ist durchweg erstes und alleiniges Modell und duldet keine
Wiederholutig; die übliche vervielfältigende Leimform der heutigen Stucka-
leure fUhrt da nicht zum Ziele. Es finden sich deshalb in dieser Zeit wieder
zahlreiche eigentliche Dekorationsk Unstier, welche sich durch ihr Talent zu
namhaften Kunstgrössen erhebea, wie dies in den besten Epochen der Renais-
sance der Fall ist.
Die früher übliche Cartousche wird jetzt meist durch die Muschel ersetzt,
die allemal da eintritt, wo es breitere ornamenttrte Flüchen zu schaffen giebt;
allerdings bleibt auch in diesem Falle nicht viel von der ursprünglichen
Naturerscheinung übrig. Die Stilisirung der Muschel geht so weit wie beim
Akanthus; wie dieser sich ins Unendliche, in immer neuen Windungen und
Knotungen verlängert, so setzt sich auch ein muschelartiges, zu lebhafter
Schattenwirkung ausgebuchtetes und sirahlig zerrissenes plastisches Wesen
den Profilen folgend ins Unendliche fort. Die Modcllirung ist sofort in der
Absicht auf theilweise Vergoldung angelegt und deshalb wird die Muschel meist
mit Rändern umsäumt, welche sich in den Schwingungen zum Pflanzen-
ornament umbilden. Besonders eignen sich diese mit Rahmenprotilen ver-
bundenen, dem natürlichen Vorkommen nachgebildeten durchlöcherten Muschel-
theile zu Einrahmungen, der oft in Piafonddecken vorkommenden, mit figür-
licher Plastik oder Malerei gefüllten Ecken. Die Muschel nähert sich endlich
der leichten Bewegung der Weile, auf deren Spitze sich der Schaum kräuselt.
yGoogIc
VI. Abschiiilt. Koccoco ii
deren Kamm sich endlich
überschlügt, um sich zu
fröhlichem Spiel wieder auf-
zurichten und weiter zu
tanzen.
Der Akanthus begleitet
nur in dUnnen schilfartigeu
Stengeln die kUhnen Schwin-
gungen der Profile, von der
eigentlichen Blattform kom- |
men nur die aussersten lang-
gezogenen Spitzen zur Gel-
tung und nShern sich öfter
mehr der Form des Palmen-
blattes. Desto ausfuhrlicher
wird die heimische Flora
wiedergegeben; die zarten S
ßlUthen des Flieders, des
Apfels, der Kirsche, des Jas-
min, des Goldregen, dann
eine Art Sternblumen, be-
sonders häufig mit einem an
I Wegebreit » erinnernden
ovalen Blatte mit Rippen
ausgestattet, welche noch den
Strich des Modellirholzes
oder den Schnitt des Eisens
erkennen lassen. Diese blu-
mistischen Zuthaten kommen
häufig zur Ven,vendung und
möglichst günstigsten Wir-
kung, weil der Masssiab
der Ornamentik auch diese
zartesten Formen neben sich
duldet. Weniger schön sind
die iropfsteinartigcn Bil-
dungen und bezeichnen den
Verfall der Roccoco-Orna-
mentik.
yGoogIc
7^4 ^'- AbscLiniil, Roccoco und Xupruit ersler Sluft. Französisches Kunslgewerbe.
Die kicliien Profile der Umrahmungen sind durchaus darauf berechnet,
sich tjiesscnd in ihre einzelnen Elemente auflösen zu lassen, um bequem in
Pflanzen- oder Muschclformcn Uberffchen zu können. In der Regel besieht
der äussere, bei weitem stärkere Rahmen aus zwei dUnnen Rundstüben, welche
ein wellenförmiges Profil einschliessen, dessen Erhöhung scharf durch eine
Kehle unterschnitten wird. Dies mittlere Profil breitet sich oft zur Muschel
aus, während die dünneren Rundstal>e sich der Vergoldung wegen scharf
absetzen und in leichte schilfartige Stengel tibergehen. Uas innere Rahmea-
proHl ist dagegen öfter nur ein Rundstab oder eine kleinere Welle. Der
zwischen beiden Umrahmungen liegende Zwischenraum schlicsst sich mit
einer durch ein Plüttchen begrenzten Hachen Kehle den beiden Protilen an
(Fig. 207). Selten stossen die Ecken der Rahmengliederungen scharf zusammen,
sie rollen sich in der Regel vorher in einer elastischen Linie und umschliessen
ein Muschel- oder PHanzenornament. Auch in der Mitte des längeren Feldes
bildet sich gewöhnlich eine ähnliche Ausbiegung.
Das Plastisch-Figürliche, immer in zartem Relief gehalten, ist meist durch
Kinderfiguren vertreten, welche den genrehafien Bezug zur Natur festhalten,
aber meist von unnachahmlicher Grazie sind. Die Färbung der Flächen ge-
schieht sehr diskret, einmal, um das zarte plastische Ornament nicht zu
schädigen, dann, um den Bewohner als wichtigsten und schönsten Schmuck
des Raumes erscheinen zu lassen. In der That ist eine Roccocowand ein
viel günstigerer Hintergrund für die Gesellschaft, als die mit schweren Stoffen
oder mit Ledertapeten geschmückte, oder gar spiegelnde Marmorwand im
Genre Lepauire. In der Regel zeigen die Wände eines Roccocoraumes nur
einen, sehr hellen, mehrfach abgestumpften Hauptton, entweder wasserblau,
tliederfarbig, moosgrün, gelblichrosa, theerosengelb oder grau, in verschiedenen
Nuancen. Die Rahmprofile und Ornamente sind dann weiss und gold, oder
silbern, auch bronzefarbig. In seltenen Fällen erhält das Pflanzenornament
eine Färbung in gebrochenen, der natürlichen Wirkung angenähenen TöneiL
Das Figürliche bleibt aber immer in weiss, gold oder silber. Es kommt auch
vor, dass Kontrastfarben gebraucht werden, etwa graurosa Wände und mild
grUne Voute, aber der Plafond wechselt in solchem Falle wieder in grauen
und rosa Flächen, und das Weiss und vorherrschende Gold verbindet das
Ganze zu einer einheitlichen Wirkung.
e) Kunstgewerbe.
Der Bronzeguss wurde in der berühmten Giesserei des Arsenals von
Sauteray, Vater, dem Nachfolger Keller's, und Joh. Bapt. Sauteray, Sohn,
yGoogIc
VI. Abschnill. RoccMO und Zopfsül erster Stuf«. Bronien und Edelmelille. 755
fortgeseizt. Später wurde an derselben Stelle Gor der bedcuicndsie Broiizc-
giesser Europas. Er moditizine und vervollkommnete das Verfahren bis zu dem
Grade, dass man ihn als Lehrer nach mehreren fremden Städten kommen Hess.
Die Bronzen, mit Ornamenten im Stil Louis XV., sind sehr geschätzt wegen
ihrer grossen Leichtigkeit, Anmuth und Eleganz. Dieselben sind auch ganz
vorirefHich, nur vielleicht etwas zu stark ciselirt und guillochirt.
An der Spitze der Goldschmiede, unter Louis XV., stand Thomas Ger-
main. Beinahe alle seine Werke wurden aber schon unter der Regierung
Louis" XV., oder wahrend der Revolution zur Deckung der Kosten des Staats-
haushalis eingeschmolzen. Indcss besass König Louis Philipp noch ein pracht-
volles Service von diesem Meister. Seit 1720 datirt die Gründung der Or-
fevererie Odioi in Paris, des ältesten noch bestehenden Ateliers dieser Branche
daselbst. Die Emaillemalerei in Limoges wurde im 18. Jahrhundert nur noch
von den Noailleurs, armen und unwissenden Handwerkern, unterhalten. Mit
ihnen kam die limousinischc Malerei ganz in Verfall und verschwand um 1766
gänzlich, um der Porzellanmalerei Platz zu machen. Von Emaillemalercien,
in der Manier Jean Toutin's aus Chateaudun, giebt es indcss in dieser Zeil
noch schöne, jetzt im Louvre aufbewahrte StUckc. Henri Toutin, Henri Che'ron,
Charles Boit, Louis de Chaiillon, Guerrier und Th. Ferrand werden als Meister
genannt. Die Portratmalerei in Emaille war zur Zeit lx}uis XV. sehr vernach-
lässigt, von einer Gesellschaft, der wenig daran lag, das Andenken ihrer Thaten
der Nachwell zu hinterlassen, und deshalb die leichte Pastell- und Gouache-
Malt^rei vorzog. Es gab indess immer noch einige ausgezeichnete Meister
dieses Fachs, wie Bouquet, Liotard, Durand, ßouton, Pasquier, Louise Kugler.
Ungeachtet der Bemühungen derselben artete die Emaillcmalerei dennoch aus
und verfiel. Von Medaillcnschncidcrn werden unter Louis XV. genannt:
Dollin, Breton, die beiden Roeitier und' Martcau. Besonders der Letztere
zeichnete sich durch guten Geschmack und reine Zeichnung aus. Als Stein-
schneider war Jaqucs Guay aus Marseille der berühmteste dieser Zeit und
wurde 1748 Mitglied der französischen .\kademie. Jtuffroy, ebenfalls Stein-
schneider und Mitglied der Akademie, hatte noch zahlreiche Schüler. Von
einem gewissen Saint-Marlin bchndet sich eine kostbare Pompadour-Uhr, in
reichem GehUuse aus Boulle- Arbeit, im grünen Gewölbe zu Dresden. Der
Akanthus an dieser Uhr zeigt erst den Uebergang zum Roccoeo, nur mit etwas
leichter bewegten Spitzen, als in der klassischen Fassung üblich.
Für die Manufaktur «des Gobelins» waren unter der Regentschaft und
unter Louis XV. die Maler Reslout, Ch, Naioire und C. Vanloo für Figürliches.
J. B. Oudry als Thiermaler beschäftigt, auch Boucher in seinem eigcnt hü m liehen,
mit Ornamentik verbundenen Genre. Die Farben mussten vermehrt werden;
yGoogIc
756 V Abschnlll. Roccoco und Zopfstil enlcr Siufe. Französische KunsUilleralur.
der Chemiker Quemiset komponirte mehr als 1200 neue Nuancen und io
Foige dessen wurde das Koloristische dieser dekorativen Meister sehr pul
wiedergegeben. Für die Fabrikation der Porzelaine tendre wurde, seit 1735,
eine zweite Fabrik in Chantilly von den Gebrüdern Dubois begründet, später
wurde dieselbe in eine Aktiengesellschaft verwandelt und nach Vincennes
verlegt. Dieselbe Manufaktur kam dann, unter dem Titel einer königlichen,
nach Sevres. Seit 174& stand die Fabrikation unter der Leitung von Boileau,
und die Produkte von Sevres erwarben sich seit dieser Zeit einen grossen Ruf.
Die Glasmalerei hatte im Wesentlichen ihren Abschluss gefunden, obgleich
ihre Geheimnisse noch nicht verloren waren; im Höiel de Soubise wurden
noch schöne Grisaillen von Brunetti ausgeführt. Aber es geschah doch ic
dieser Periode, dass man den grössicn Theil der Glasmalereien in den Kirchen
unter allerlei VorwHnden zerstörte. Man fand die Darstellungen der
Glasmalereien hSsslich und gab vor, mehr Licht in die Gebäude schaffen
zu wollen.
Die französische Kupferstechkunst war immer noch eine der ersten in
Europa. Benoit, Jean Audran, Nicolas Dorigny, Charles und Louis Simoneau,
Gaspard Duchange, Nie. Henri Tardieu, Alexis Loir, Louis Desplaces und
andere setzen die Schule fort. An Holzschneidern gab es noch die beiden
Papillon und die beiden Lesueur als bedeutende Meister; aber die BlUthe des
Holzschnitts ging mit diesen zu Ende. Umsonst setzten J. B. Papilloa und
vier neue Glieder der Familie Lesueur das väterliche Gewerbe fon, denn kaum
vermochte noch Godard aus Alcni;on die Traditionen der Kunst zu erhalten.
Durch Leblond ist seit 1737 die bunte Kupfers techkunst in Frankreich
bekannt geworden.
f) Kunstlitteratur.
Das Feld der Kunstlitteratur wird nun immer reichhaltiger und mannig-
faltiger angebaut. Man beschäftigt sich nicht mehr wie früher fast aus-
schliesslich mit der römischen Antike, sondern richtet den Blick auch auf die
eigene nationale kunstgeschichtliche Vergangenheit. Hauptsächlich sind es
die französischen zeitgenössischen Ornamenistiche, welche in kolossalen
Massen zur Herausgabe kommen, um das Modebedürfniss des ganzen von
Frankreich abhängigen Europas zu befriedigen.
An Reisebeschreibungen erscheinen: Voyage en Levant, c'est i dire
dans les principaux endroits de l'Asic mineure, dans les iles de Chios, Rhodes
et Chypre etc. et dans l'ßgypte, la Syrie et la Terre saint par Cornaiile le
yGoogIc
VI. Abschnitt. Kaccoco und Zopfstil erster Slufe. FraaiOsiitht Kunillitteralur. -5y
Bruyn. Paris I725. 5 Bde. in 4". Mit Fig.; dann Voyages de Pietro della
Valie dans la Turquie, I'Egypte, la Paiestine, la Persc, les Indes orientales et
autres lieux. Ronen 1745. 8 Bde. in 12'*. Aus dem Italienischen übersetzt
von Cameaux.
Die kunsthistorische Vergangenheit Frankreichs findet zahlreiche Bearbei-
ter. Das Prähistorische durch Jaques Martin, La rcligion de Gaulois tirc'e
des plus pures sources de ramiquite, Paris 1727, 2 vol. 4. Das Römische
durch F. E. de Me'zeray, Abre'ge chronologique de l'hisloire de France, und
durch Vaisette, Dom, Eclaircissements sur les Amiquites de la ville de Nimes.
Paris 1746 in 8". Die altchristlichen Denkmaler werden in verschiedenen
Artikeln des Journal hisiorique de Verdun beleuchtet. J. Fr. Dreux de Radier,
Memoire. Tome 68. i75o, Dom Fontenau, Memoire. Tome 69. i75i, Jean
Lebeuf, Lettre. Tome 69. nii. — Miitelaiterliches bringen: Vaiseiie, O.
Hisioire generale de Languedoc, Paris 1730. b vol. Fol., Brugeles, D. L. C,
Chroniques ecctesiasiiques du diocese d'Auch etc. Toulouse 1746. 4", Felibien,
Dom M., Histoire de la ville de Paris, avec les preuves augm. et mlse en
Jour par D. A. Lobineau. Paris i725, 5 vol. Fol, Mit Abbildungen. D. Bernhard
de Montfaucon, Monuments de la monarchic frain;aise, Paris J729— 1733. Das
Werk von Ch. de Brosse, L'ltalie il y a cenis ans, leitres ecriies en 1739,
behandelt das Italisch-Romanische.
Die ältere fraazüsische Renaissance wird noch mehrmals dargestellt in:
Piganiol de la Force, J, A., Descripiion de Paris et des belies maisons des
eovirons. Paris 1742. 8 vol. 12, Jaillot, J. B. M., Recherches critiques, hisio-
riques et topographiques sur la ville de Paris, depuis ses commencemcnts
connu jusqu'a present. Paris 1772—75. 5 vol. 8. Mit Plänen, Brice, Dom, G,
Description de la ville de Paris. Paris i752. 4 vol. i2. Mit Plänen und
Abbildungen, Granei, Jean-Joseph, Description de l'Hötel royal des Invalides,
ou l'on verra Ic secours quc nos rois ont procures dans tous les temps, aux
officiers et soldats hors d'eiat de servir, enrichie d'esiampes representant les
plans, Coupes et elcvations geome'trales de ce grand cdefice, avec les exellents
peintures et sculptures de l'eglise; dessine'es et grave'es par Cochiii. Paris 1736,
in Fol Mit Kupfern.
Endlich erscheinen die Werke der Roccocokunst, besonders betreffs der
Ornamentik, in grösster Breite. Boffrand, Germain, Livre d'Arciiitecture con-
lenani les principes ge'ne'raux de cct art etc. Paris 1754, enthalt hauptsachlich
die Innendekorationen des Hotel de Soubise von C. Lucas und Babel gestochen.
Oppenort, Gille-Marie, Livre de Fragemcns d'archiiecture recucillis et dessines
ä Rome d'apres les plus beaux monumens. Paris, Huquier sc. eic, eathült
168 Tafeln; die vierzehn ersten, «Le peiit Oppenort» genannt, enthalten die
yGoogIc
7Sg VI. AbfcLiiiill. Koccoco unJ Zopfslil crslcr Slufe. Franzäsiiclie KunsUlllentur.
frühesten eigenen Werke des Meisters. Von demselben: Livre de diffe'rens
morceaux ä t'usage de tous ceux qui s'appliqueiit aux beaux-ans, grave par
Huquier; enthaltend Pcndulen, Friese, verzierte Felder, Pilaster, Canuschen,
Kamingitter, Fontänen etc. Von demselben: Oeuvres de Gille-Marie Oppenon,
contcnant diffe'rens fragmens d'architecture et d'ornemens etc., Huquiur sc.
in 1 20 Tafeln. Gi Hot (Claude), Livre de Portieres pour Tapisserie, representani
les principales divinitcs prt;sidam aux elemens. Von demselben: Nouveaui:
desseins d'Arquebuscrie. Von demselben: Livres d'Ornemenis, Trophecs, Cul-
de-Lampes et Devises. Von demselben: Nouveau Livre de principes d'orne-
mens, particiilierement pour trouver un nombre infini de formes qui en
dcpendent. — Gillot gehört als Ornamentiker noch an das Ende des Stils
Louis XIV. Watteau, Antoine, Arabesques, mit verschiedenen Supplementen.
Briseux, G. E,, L'An de batir les Maisons de Campagne, oü Ton traite de
leur construction et leur decoralion. Paris 1743. 3 Bünde. 4"; mit 268 Tafeln,
Von demselben: Traite du Beau csscniiel, dans les Ans, Paris itSs, 2 Bde.
in Fol. FraniyOis Roumier, Livre de plusieurs coins de Bordurcs. Paris 1724 etc.
Caylus (Philippe, Anne de Tubieres, Comte de}, Oeuvres etc. 4 voL Die
Stiche sind mebr die Arbeit eines Dilettanten und die Originale aus ver-
schiedenen Epochen der Renaissance. Meissonier, Just-Aurcle, Oeuvres cic.
Paris, 72 Tafeln, Baupläne und Ornamente enthaltend. La Colombe (de),
Nouvcaux desseins d'arquebuseries Paris 1730. De Marteau, le jeune, graveur
sur lous les meiaux, 26 Tafeln mit Verzierungen für Flintenkolben. Huquier,
Jatjues-G abfiel, Iconologies oü sont representes les vertus, les vices, les sciences,
les ans, les divinites de la fable, 216 Tafeln. Von demselben: Recueil de plus
de six Cents Vases nouvellcment mis en jour, Paris u. a. Bouchardon Edme,
Premier et second Livre de Vases. Fraisse, Livre de Dessins Chinois tires
d'apres les originaux de Perse, des Indes, de la Chine et du Japon etc. Paris
1735. Mondon, le fils (Jean), Six livres de Formes rocailles et Cartels. 173Ö-
Cuvillic's (Franijois de) pere, Livre de Cartousches propres a divers usages
regulicrs et irreguliers u. a. Mollet, Andre, Jaqucs et Noül, Le jardin de
Plaisir. Stockholm i75r. Boucher pcre-(Fran9ois), Livres de Foniaines, Livre
de Vases, Livre de Cartousches u. a. Blondel (Jaques-Fran^ois, i7o5— 1774),
Nefle des berühmten Architekten Franijois Blondel, De la distribution des
Maisons de plaisance et de la decoration des edetices en gene'ral, Paris 1737.
2 Vol. 4". Mit 160 Tafeln. Von demselben: Architecture framjaise ou Recueil
de plans, e'levations, coups et protils des h^glises, Maisons royales, Palais,
Hotels etc. Paris i752. 4 Vol. in Fol. Mit 408 Tafeln. Von demselben;
Cours d'architecture ou Traite de la Decoration, Distribution et Construaion
de Bütiments. Paris 1771. 6 Bde. Text und 3 Bde. Tafeln in 8» u. A. Babel,
yGoogIc
VI. Abschnill. Roccoco und Zopfitll cnier Stufe. Dculschlaod, Altgcmcines. ^5q
P, E. Diffe'rens companimens d'omemens u. a. Germain, Pierre, file'mens
d'orfeverie. Paris 1748. Servandoni, Baldaquin pour le maiirc-autel de Saini-
Sulpice Paris i75o. Cochin (Charles-Nicolas) le fils, Oeuvres 6 Bde., enthaltend
Feuerwerke, Festdekorationen, Ornamente, Monumente etc., im Stil Roccoco,
Franijois (Jean, Charles), Chatcaux de Lorraine 3 Bde. Schlösser des Königs
Stanislaus von Polen in Lothringen. Pillement (Jean), Nouveau Cahier de
six fcuillcs de diHcrens sujets chinois historie's eic. und viele andere. Peyrotte,
A-, Nouveau Cartouschcs chinois. Eisen (Charles) fils, Livrc d'un oeuvre suivi
contenant differens sujets de dc'coration et d'ornemens etc. Paris 1753,
Le Sacre de Louis XV., roi de France et de Navarre, dans Teglise de Reims,
I Bd. gr. Fol. Description des Arts et Metiers faite ou approuve'e par Messieurs
de rAcademie royale des Sciences, avec tigures en taiUc doucc, Paris 1761.
Die Tischlerkunst in 2 Bänden von Roubo fils: die Wagen baucrkunst, der
Möbeltischler, der Ebenist, die Garte misch lere i, die Orgelbaukunst und die
Siickcrkunst. In der Encyclopc'die von Diderot und d'Alembcrt, Paris 1762,
finden sich eine Anzahl Kupferstiche, Architektur, Ebcnisterei, Marqucitcrie,
Marmorarbeiten, Tischlerei. Goldschmiede und Zimmerarbi. iten BetrefTendes,
von grossem Interesse für den Stil der Epoche.
2. Die erste Stufe des Zopfstils in Deutschland und die
Nachfolge des französischen Roccocos, von 1720 — 1750.
Das Streben nach Einächhcit brachte in Deutschland den nüchternen
Zopfstil hervor, indem man entweder von den Nachklangen des borrominesken
Barock, oder von der französischen Klassik ausging, denn diese Richtungen
durchkreuzten sich und wechselten mit einander ab, je nach der Stimmung der
Höfe, welche hierfür in Betracht kamen. Der, in Berlin, nach dem Tode König
Friedrich's I. (1713) beginnende Zopfstil ist der ärmlichste und stilloseste und
wird erst später unter Friedrich IL dem Grossen, hauptsachlich durch die Be-
mühungen des Architekten KnobcIsdorH, zu einer höherenEntwickelung gebracht.
Der Zopfetil in Dresden, noch unter August II. beginnend und unter August III.
blühend, ist von Anfang an besser und bringt mehr an monumentalen Werken
hervor. Mitunter sieht dieser frühe Zopfstil dem späteren klassizirendcn Zopfstil
aulTallcnd ahnlich, aber es fehlt ihm ein Hauptmerkmal, das erst nach der
Mitte des iS. Jahrhundeits zur Erscheinung kommt; nämlich das Streben nach
Wiederaufnahme der theoretisch bewunderten, aber in der Praxis noch
ziemlich unbekannten griechischen Formen; das spielende, sogenannte «falsche»
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-6o VI. Abschnill. Boccoco und Zopfstil erelrr Stuf». Deuuclie Archileklur.
Griechenihum. Im Ganzen gebraucht der altere Zopf noch die Detailformen
des Barocks, aber mit einer absichtlichen Nüchternheit und Trockenheit, welche
den Verfall dieses Stils unzweifelhaft atisspricht. Einzelne Talente, von
äusseren Umstünden begünstigt, greifen mitunter wieder zu den volleren
Formen; ohne auf die Länge gegen die mUdeSiimmung der Zeit ankümpfenzu
können. Der Zopfstil beherrscht indess nur das Acussere, denn im Innern macht
man von den blendenden Mitteln des französischen Roccocos gern Gebrauch.
Selbst der strenge Knobelsdorff folgt dieser Meinung und verziert das Innere
seiner pa Iladianischen Bauwerke im Genre Rocaille, allerdings mit einem
Rcichthum und einer Gediegenheit, wie sie selbst in Frankreich selten anzu-
treffen ist. Im westlichen und südlichen Deutschland herrscht das Roccoco
ganz allgemein, nur Wien macht eine Ausnahme, hier bildet sich ebenfalls
ein Zopfstil, welcher von den Brosamen der grossen klassischen Epoche seiti
Leben fristet, und endlich allmählich in den klasslzirenden Zopfstil übergeht.
In der Skulptur und Malerei dieser Zeit macht sich keine neue Richtung
geltend, aber es wird als Nachklang der alten Schule noch Vieles und ver-
hähnissmässig Gutes produzirt, entschieden mehr als später unter der Herr-
schaft der klassizirenden Richtung.
a) Architektur.
Die Vernachlässigung, welche die Künste unter dem sparsamen Soldaten-
könige Friedrich Wilhelm I. von Prcussen (1713 — 1740) erfahren, wird am
besten durch das Faktum jllustriri, dass nicht einmal die fertigen Statuen
SchlUter's für das Schloss in Berlin zur Aufstellung kommen. Dieselben ver-
blieben in der Werkstatt, geriethen in einen Garten und verschwanden später
ganz. Indess wurde in Berlin noch tüchtig gebaut, aber nur im Nützlich-
keitssinne und mit möglichster Vermeidung aufwandvoller Formen. Den sich
hieraus ergebenden harten, trockenen Zopfstil entwickelt zu haben, ist das
zweifelhafte Verdienst Berlins. Der König betrieb die Erweiterung der
Friedrichstadi mit allen Mitteln, der FestungsgUnel wurde beseitigt, und t732
durch Obrist von Dcrschau und den Baudirektor Gerlach, zum ersten Male
ein vollständiger Bebauungsplan für Berlin aufgestellt. Für die Bürgerhäuser
wurde ein Bauzwang eingeführt, Plan und Anschlag wurden geliefert; daher
die langen graden Reihen nüchterner Hauser in der Friedrichstadt. Philipp
Gerlach, zu Spandau 1679 geboren, gestorben 1748, ein Schüler von Bröbes,
hatte von 1732 — 1736 die Hauptleitung dieser Stadtenveiterungsarbeiten. Von
ihm 1713—1715 die Vollendung des Thurmbaues der Parochialkirche für die
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VI, Abschnhi. Roccoco und Zopfstil trsttc Slufc. Gtriach elc. ygi
Reformirten, in der Klosterstrasse. Zwischen dem ersten Aufsätze desThiirms
korinthischer Ordnung und der Pyramide, mussie noch ein AuTsaizkotupositer
Ordnung für das Glockenspiel eingeschoben werden. Der Bau des Friedrich-
hospitais in der Stralauerstrasse wurde durch Gerlach fortgesetzt und 1726
bis 1727 der schöne Thurm nach seinen eigenen Rissen erbaut. In den
Jahren 1726—1731, ist von ihm die Jerusalemerkirche in Berlin mit Thurm,
errichtet; — dieselbe ist fetzt durch einen Neubau ersetzt, — und dasKammer-
gericht (1734 — 1735), damals Kollegienhaus, einer seiner besten Bauten, aber
in der neuesten Zeit ebenfalls umgestaltet. Nach Gcrlach's Plänen wurde die
Hof- und Garnisonkirche in Potsdam von Feldmann erbaut und 1735
vollendet; sie bildet ein einfaches Oblong; der Thurm hat das damals beliebte
Glockenspiel. Oben auf dem kuppelanigen Abschluss des Thurmes ist eine
Sonne angebracht, durch welche eine horizontale Stange geht; an einem Ende
trägt dieselbe einen gegen die Sonne fliegenden Adler, am anderen Ende den
Namenszug König Friedrich Wilhelm's. Die Hauptwache am neuen Markt in
Berlin, war durch Gerlach 1728 erbaut; das Gebüudc enthielt auch den Sitzungs-
raum für das Generalauditoriat und das Kriegskonsistorium. Das Palais des
Ministers von Zedlitz, 1735 vermuthlich nach Gerlach's Zeichnungen erbaut; in
einem Seitenflügel desselben wurde spater ein prächtiger Saal von Langhans
eingerichtet; dann 1736 der von Finken stein' sehe Palast in der Wilhelmstrasse,
für den Minister von Marschall errichtet, später gräHich Voss'scher Palast,
jetzt abgebrochen; und der Palast für den Präsidenten von Görne in der
Wilhelmstrasse, ebenfalls später umgebaut
Peter von Gayetie, Baumeister des Königs Friedrich Wilhelm in
Potsdam (f 1747), von Geburt Franzose, war einer der praktischen Vertreter
der damals beliebten billigen Baumanier, In den Jahren 1720 — 1732 baute er
viele Häuser in Potsdam von Holz mit Stuck überzogen; die meisten seiner
Gebäude waren solche Messbuden. Von ihm. 1728 die Heiligegeistkirche
in Potsdam erbaut, der Thurm später von GraeL Auch das später um-
gebaute Rathhaus und der lange Reitstall zu Potsdam wurden von ihm er-
richtet. Als Gerlach 1737 seine Stelle als Baudirektor niederlegte, wollte der
König einen Holländer als Baumeister haben, und Titus Favre, ein Wallone,
der sich meist in Holland aufgehalten hatte, wurde berufen, aber er verstand
wenig. Sein Modell zum Petrithurme in Berlin wurde verworfen und die
Dreifaltigkeitskirche in Berlin wurde zwar unter seiner Leitung, aber wirklich
vom Hofmaurermeisier Naumann gebaut. Johann Friedrich Grael, 1708
zu Quieliiz bei Schwedt geboren, gestorben 1740 zu Bayreuth, übernahm 1730
den Thurmbau für die Petrikirchc und führte denselben bis zur Höhe des
Kirchengewölbes; dann baute Gerlach weiter, bis 1734 der Thurm einstürzte.
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-gj ' VI. Abschnilt. Roccoco und Zoptil» entcr SKifc. Grad clc.
Dieser Unfall wurde Gracl zugeschoben, er wurde in Arrest gebracht und
musste darauf das Land rüumen, bhcb aber zunüchst noch in Schwedt und
bauiü dort 1735 für den Markgrafen Friedrich Wilhelm das berühmte Rcithaus.
DerThurm der Heiligegeisikirche in Potsdam ist von ihm, und in Berlin von
ihm der grUflich Kameiie'schc Palast unter den Linden, der gegenüberstehende
Reicheobach'sche Pajasi und derThurm der Sophien-Kirche in der Spandau er-
Vorsiadt, letzterer von 1732 — 1734 errichtet. Das Portal des Thurmes mit
dorischen Pilastern, ücbälk und Giebel, das erste Geschoss desselben mit einer
Gallerie abgeschlossen, darüber ist ein Aufsatz in zwei Stockwerken, unten
zwülf, oben acht jonische Siiulen, mit einem Helm bekrönt.
Künig Friedrich Wilhelm liess 1728 im Berliner Schlosse den weissen
Saal anlegen, und damit es auch nicht an einem soliden Prachtstücke fehle,
1739 das silberne Chor im Rittersaalc ausführen, welches spüter unter
Friedrich II. eingeschmolzen wurde. Friedrich Wilhelm Dietrichs, ge-
boren 1702 zu Uelzen im Lüneburg'schen, stirbt i757, kam 1717 nach Berlin,
wurde ein Schüler Böhm's und spüter Oberbaudirektor, Bis 1723 hatte er
die Ausführung des Schwedter Schlossbaues unter Bühm und baute 1732 bis
1736 nach seinen Entwürfen die böhmische Kirche in Berlin. Ebenfalls von
ihm sind: das Behrend'sche Haus am Dönhofsplatz 1735, der gräflich Reuss'sche
Palast in der Leipzigerstrassc, der Umbau des früher dem Staatsminister
von Viereck gehörenden, später Isaak'schen Hauses in der Spandauerstrasse
um 1734, mit einer Oberlicht treppe, das Itzig'sche Haus hinter dem neuen
Packhof 1749 für den Professor Sulzcr erbaut, der gräflich Bcssi'sche Palast
in der Wilhelmstrasse, 1736 für den Gcheimraih Kellner erbaut, jetzt zum
Reichskanzleramt verändert. Dietrichs 1737 zum Baudirektor ernannt, baute
unter Friedrich 11. viel mit Knobelsdorfl zusammen und wurde zu derselben
Zeit als dieser in Ungnade fiel, um r752 verabschiedet. Das Orangeriehaus
in Potsdam 1744, die Terrassen von Sanssouci in demselben Jahre, der
Anfang des Schlosses Sanssouci 1745, sind von Dietrichs nach den Angaben
Knobeisdürfi\s ausgeführt. Auch die Kirche zu Buch mit einem Kuppel-
thurme hat Dietrichs 1726 — 1727 auf Kosten des Minister von Viereck
erbaut.
Johann Gottfried Kemmeter der, Jüngere (f 1748), Schüler Böhm's
und Lehrer Knobelsd orfl^ leitet schon nilher zur Epoche Friedrich's 11. hin-
über. Er war in Italien, wurde nach seiner Rückkunft Bauinspektor und 1731
Baudirektor bei der kurmärkischen Kammer. Er hat Schloss Oranienburg,
jetzt Lehrerseminar, im Jahre 174S durch Attikcn über den FlUgeln verziert
und vorher, seit 1734, den Umbau des Schlosses Rheinsberg für den
Kronprinzen Friedrich ausgcAlhrt. Der rechte SchlossflUgel, ein Anbau an den
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VI. Abschnitt. Roccoco und Zopfsiil erster Stufe. Kemmeltr elc. 763
alten Thurm, und das miniere Corps de Logis rühren von Kemmeter her,
aussen im Zopfstil, innen in einer noch wenig gelungenen Nacliahmung des
französischen Roccocos gehalten. A, von Wangenheim hatte die Ausführung
in Rheinsberg und wurde hier ebenfalls dcrl^hrer K nobel silortrs. Karl Stolze
(t 1746) baut das von Uochow'sche Haus unter den Linden in Berlin u. a.
Das Palais Vernczobre in der Wilhclmsirasse, jerzt Palais des Prinzen
Albtecht, der erste Roccocobau in Berlin, wird 1735 nach einem franzüsischen
Plane erbaut, und bald darauf von der Prinzessin Amalic, Schwester
Friedrich's des Grossen bewohnt. Das Itzig'sche Haus in der Burgstrassc,
1734 ebenfalls durch Baron de Vernezobre nach dem Modell des Hotel de
Soubisc in Paris erbaut, wurde 1765 nach Naumann's des Jüngeren Planen
umgebaut, wodurch der linke Flüge! symmetrischer wurde. Der gräflich
Schulenburg'sche Palast in der Wilhelm Strasse 1734, mit einer Cour
d'honneur angeblich nach italienischen Pinnen von Richter erbaut, hat doch
mehr den Typus eines franzüsischen Adelshötcls, dasselbe gehört spllter deo
Fürsten Radziwill und ist jetzt nach einem Umbau Palais des Reichskanzlers.
Richter erbaute auch den Palast des Johann iterordens am Wilhelmplaiz, jeizt
Palais Prinz Friedrich Karl, um 1736 angeblich nach Zeichnungen de Bodt's.
Eine ühnliche Plananlage wie das Schulenburg'sche, zeigt auch der grüHich
Sackcn'sche Palast in der Wilhelmsirasse von Wiesend, einem Schüler
Dietrichs, angeblich nach französischen OriginalplSnen erbaut, jetzt Ministerium
des königlichen Hauses. Das Gebäude der Scehandlung an der Ecke der
Jitgcr- und Markgrafenstrasse, 1730 — 1740, vermuthlich ebenfalls von Wiesend
erbaut. Von Naumann, dem Vater, 1737—1739 dieDreifaliigkeitskirche in der
Maiicrsirasse, rund mit grosser Holzltuppel und einer Laierne darüber, erbaut.
Die Regierung Friedrich's des Grossen beginnt gleich in den ersten
Jahren höchst glanzvoll, mit zahlreichen bedeutenden Bauunternehmungen,
wie denn überhaupt Friedrich IL die Künstler wieder ins Land zog, die unter
der sp.irsamen Regierung seines Vaters daraus vertrieben waren. In Bezug
auf Maler und Bildhauer machte sich deshalb ein augenblicklicher Mangel an
geeigneten KrJtften besonders fühlbar und Knobelsdorfl war gcnölhigt bei seinen
ersten Bauten auf manche wünschcnswerthe Zuthat an Skulptur und Malerei
zu verzichten. Indess konnte der neu belebte Baubetrieb den herrschenden
Stil nicht andern, im Wesentlichen blieb der alte Zopf. In der ersten Bau-
periode unter Friedrich dem Grossen bis zu Anfang der fünfziger Jahre,
welche geistig von Knobelsdorfl" beherrscht wird, ntfhcrt sich die Stilrsirung der
Berliner Bauten der Nachahmung des PaHadio, wie dieselbe vom Englander
Inigo Jones aufgefasst und damals auch in England wieder in Uebung
gekommen war. Knobelsdorff gab zwar den Griechen den Vorzug vor den
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70^ VI. Abschnilt. Roccoco und Zopfslit ersler Stuf«. Knobelwlortt
Rümern. aber er kannte doch die damals allen unbekannten griechischen
Monumente nicht und seine theoretische Vorliebe fand deshalb wenig Gele-
genheit sich in seinen Schöpfungen zu bethätigcn. Neben der äusseren Ge-
stahung im palladianischen Zopfstile ging die innere Ausstattung der Bauten
in einem echt künstlerisch aufgefassten, mit Pracht und Solidität durch-
geführten Roccocostile. In der Begünstigung dieser Stilart fUr Interieurs
stimmte der königliche Bauherr ganz mit seinem Baumeister Uberein. Erst
nach der Mitte des Jahrhunderts in den Bauten seiner Spatzeit, welche be-
reits in die folgende Stilepoche, unter die Herrschaft des durch archäologi-
sche Forschungen und Entdeckungen ins Leben gerufenen klassizirenden
Zopfstils gehören, hat Friedrich der Grosse seiner geistreichen Laune freier
den ZUgel schiessen lassen. Der König betrachtete die Kunst als eine Er-
holung von den Siaatsgeschäfien, und schüttelte die ihm lüstigen ecnstercn
Forderungen ab; nicht immer zum Vonheile der Kunst, obgleich noch öfter
Bauten im grossartig dekorativen Sinne entstehen, zum Schmuck seiner Resi-
denzen, wie sie in der ncuklassi sehen Zeit kaum wieder vorkommen.
Georg Wenceslaus von Knobelsdorff, geboren zu Kuckädel 1699,
gestorben 1753 in Berlin, der talentvolle Maler und Baumeister, war schon in
Rheinsberg ein Genosse des geistreichen und lebensfrohen Kreises, den
Friedrich als Kronprinz um sich versammelt hatte. Zuerst Offizier bildete
sich Knobelsdorff' seit 1729 unter Pcsne zum Maler und studirte gleichzeitig
die Baukunst unter Kemmetcr dem Jüngeren und Wangenheim. Im Jahre
t732 war er in Dresden, und wurde dann durch Kronprinz Friedrich nach Ruppin
berufen zum Bau eines Gartenhauses in Form eines dorischen Tempels mit
einer von der Statue ApoUo's bekrönten Kuppel. 1736 ging Knobelsdorfl^ auf
Kosten des Kronprinzen nach Italien, gewann die Vorliebe für griechische
Kunst, gegenüber der römischen, bewunderte den zeitgenössischen Maler
Solimena, tadelte Rafael und verhielt sich streng ablehnend gegen die Barock-
architektur. Im Jahre 1737 nach Rheinsberg zurückgekehn, welches bereits
vom kronprinzlichen Paare bewohnt war, vervollständigte Knobelsdorff den
Schlossbau Kemmeter's durch einen zweiten Flügel mit dem Thurm, ent-
sprechend dem älteren und erbaute den die Flügel verbindenden Säulengang.
die Wassertreppe und die drei Brücken über den Schlossgraben. Eine
Orangerie, ein Bacchustempel und ein Gartenportal waren projektirt und an-
gefangen, als 1740 König Friedrich Wilhelm starb und Rheinsberg von
Friedrich verlassen wurde. Knobelsdorft errichtete den Katafalk für den König
in der Garnisonkirche zu Potsdam und ging dann eiligst nach Frankreich.
Hier wurden die wichtigen Verbindungen mit den Bildhauern, Gebrüder Adam,
Pigalle und anderen angeknüpft, zugleich machte sich Knobelsdorft" mit dem
yGoogIc
. Roccoco und Zopfstil crsUr Siufe. Knobclsdorif.
7b5
echten Roccoco vertraut, von welchem die früheren lnncnd(;korationcn des
Rheinsberger Schlosses erst die Anfänge zeigten.
Nach Berlin zurückgekehrt, wird KnobelsdorH zum Surimendanten der
Schlösser ernannt und mit
königlichen Bauauftrügen
Überschüttet. Es sind dies
die glänzendsten Jahre seiner
Wirksamkeit, bis an die
Grenze des Möglichen von
grossen Arbeiten ausgefüllt,
die sich rasch aufeinander
drängen, als gälte es lange
Versäumtes nachzuholen ;
und in diesem Zuge liisst
sich das getreue Spiegelbild
der rastlosen Thatenlust des
jungen Königs wiedertinden.
Am Charlottenburger
Schlosse entstand 1740—1742
ein neuer FlUgcI, links nach
der Brücke hin das soge-
nannte «neue Schloss», in
2 Stockwerken mit Anika,
das Untcrgeschoss inRustika.
Das Innere im Roccocostil,
besonders reich die goldne
Gallerie. Der Speisesaal mit
Pilastern und einem Decken-
bilde von Pesne, «die zum
Mahl vereinigten Götter»
darstellend. Ausserdem mal-
ten hier Harper und Dubois
und der Bildhauer Nahl
machte die Figuren für das
Treppenhaus. Gleichzeitig
beschäftigt sich. KnobelsdorfT mit dem Bau des Opernhauses in Bertin,
einer seiner bedeutendsten Architekt urschöpfungen. Er läisst sich die von
M. Kent herausgegebenen Werke des Inigo Jones aus England schicken
und will im Sinne des Palladio in seinem Opernhause einen Apollo-
Fig. »158. Grundriss des Open
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766 Vr. Abschnitt. RociMCo und Zopfstil erster Stufe. Knobilsdorif.
tempel zur Darstellung bringen, denn Friedrich II. wurde selbst als der neue
Apollo, der Lichibringer, gcftiert. Der Grundplan des Baues bildet ein grosses
Oblong, in welches Zuschauerraum und Bühnenhaus eingeschlossen sind,
aber die Bühne konnte in einen korinthischen Saal verwandelt und mit dem
Zuschauerraum vereinigt werden; ein Gedanke, der damals neu war. Der
Säulenportikus der Hauptfront durch eine Doppel frei treppe zugänglich, sollte
die Front eines antiken Apolloiempels vorstellen und der dahinter befindliche,
die Verbindung mit der Hofloge bildende Kaum wurde "Apollosaal" genannt
(Fig. 268 und 269), Die Innendekoration dieses Saales wird durch Satyr-
gcsialien, welche eine Gallerte tragen, bewirkt; derselbe ist mit flacher Decke
Pig. «>j. FronlaiisicM des Upernliniiscs in Berlin |n. Frinck).
abgeschlossen. Die Seilen faijaden des Baues sind mit pilastrirtcn Miitelbauten
und Attikn versehen und ebenfalls durch Freitreppen geschmückt, welche zum
ersten Rang führen. Der Zuschauerraum wurde höchst glänzend im Roccoco-
stile dekorin [Qu. Kiiobelsdorff, Plans de la salle d'Ope'ra ä Berlin 1743}-
Das Opernhaus dessen Vollendung der KOnig nicht erwarten konnte, wurde
erst 1743 ganz fertig. — Dasselbe wird spater durch l^nghans umgebaut und
unter König Friedrich Wilhelm IV. nach einem Brande mit Benutzung der
Ausscnmaucni in seiner jetzigen Form wieder aufgebaut. Bei dieser Gelegenheit
werden die Frciireppen auf den Langseilen beseitigt und die Risalite weiter vor-
gerückt. — König Friedrich, im Jahre 1742 aus dem ersten sc hlcsi sehen Kriege
zurückkehrend, wollte eine Oper vorfinden, und deshalb musste Knobelsdorff
im Alabastersaale des Berliner Schlosses ein provisorisches Theater einrichten.
Auch die Zimmer des Königs, die der Königinmutter, nebst der ganzen Seite
im ersten Geschosse nach dem Lustgarten hin, wurden im Roccocostile ein-
yGooglc
V[. Abichnill. Roceoco und Zopfslil crsicr Slufc. KnobcIsdorfF. yg^
gerichict und niöblirt. Die bei Fritdrich dem Grossen beliebte Koiitidenz-
tafel durfte nicht fehlen. Am Charlotunburger Schlosse wurde 1742 eine
neue Orangerie gebaut und das Schloss Monbijou erhielt einen neuen FlUgd
mit einer Roccocodelforation,
Seit 1741 trug sich Knobelsdorff mit einer grossen Bauidee; er projek-
tine ein Forum Friderici, welches dem Opernhause parallel durch ein Ge-
büudc für die Akademie der Wissenschaften und an der dritten Seite durch
einen Künigspalast begrenzt werden sollte. Der Plan kam aber nicht in der
gedachten Weise zur Ausführung.
Weiter wurde um 1742 die
Umgestaltung des Berliner Thier-
^artcns von KnobelsdorfV begon-
nen, und von 1744 ab, eine reiche
BauthätiHkeit in Potsdam ent-
wickelt. Das Orangenhaus in
der Nähe des Potsdamer Stadt-
schlosses, von Dietrichs ausge-
führt, eröH'netc die Reihe; dann
wurden die Wcinbergsanlagen in
Terrassenforni als Unterbau des
Lustschlosses Sanssouci ausge-
führt. Im Jahre 1745 erhielt
Knobelsdorff den Auftrag für den
Schlossbau von Sanssouci. " " "
Für die Gartenfront, mit einem ^"^''"^ An.khi vo« sjn..m,d, vm, j.r Tcrra..c.
elliptischen kuppelgekrünien
Mittelbau und durch Doppelhermcn geschmückten Flügeln, war eine Feder-
skizze des Königs massgebend (Fig. 270). Das üebilude sollte nur ein Erd-
geschoss erhallen, um wenige Stufen erhöht, Überall mit grossen Bogcnthuren
versehen. An der Nordseite, welche im ursprünglichen Entwürfe Knobelsdorll
gehört, war eine halbkreisförmige Kolonnade von gekuppelten korinthischen
Säulen projektirt, welche einen durch zwei Rampenauffahrten zuganglichen
Vorhof bilden. An der Faijade sind korinthische Doppelpilaster und ein im
Viereck vortretendes Risalit angebracht (Qu. Sanssouci in Photographien von
RUckwardt. Berlin 18S4). Bei Gelegenheit des Entwurfs für Schloss Sanssouci
entspann sich ein Streit zwischen dem Könige und K nobel sdortV; letzterer
wollte das Gebäude höher legen, jedenfalls unterkellern und dasselbe näher
an den Rand der Terrasse rücken, worin der König nicht willigte, Knobels-
dorff überliess nun den Bau an Dietrichs der bald durch Boumann ersetzt
yGoogIc
7Edb,Goo<^le
769
. SL-hlafjimmcr Kricdrich des Grossen im äiadisclilossc /.i [•olsdain {n. Doh
yGoogIc
^yQ VI. Absflinill. Ruccoco und Zopfslil erster Slufc. KnobelsdurfF.
wurde, [ndcss niusstc KnobclsdorH" wenigstens noch im Jahre 1747 dieZeicii-
nungeii zu dem elliptischen Miitelsaale machen. Dieser, mit i(i frei stehe adcn
korinthischt;ii Süulen aus weissem Marmor gcschmllcki, über dem Gebälk mii
den Figuren der Genien der Künste und Wissenschaften, erhielt eine vergoldete
Kuppel mit Oberlicht und in den Nischen zwischen den S.lulen zwei von
Caspar Adam gearbeitete Figuren, Venus Urania und Apollo, Die innere
Ausstattung der Zimmer in reichem Roccocostile, wohl auch zumeist nach
Knobelsdorlfschen Entwürfen, wurde i7-|8 vollendet (Fig. 271). Ebenfalls im
Jahre 1745 begann Knobelsdorft' den Dm- und Ausbau des Stadtschlosses
in Potsdam, Die Flügel desselben erhielten ein zweites Stockwerk und
korinthische Portiken mit Giebeln, Übrigens wurden die oberen Geschosse
durchweg mit einer Pilusterordnung bekleidet, nur das Portal de Bodi's an
der Stadisciie blieb unberührt. Die schöne Treppe zum Marmorsaal wurde
neu vorgelegt und der grosse Haupisaal des Schlosses, mit der dahinter
liegenden Marmorgallerie, um i74<) ausgebaut. Vorhanden waren im Saale
die SchlUtcr'schen Schwebegruppen über dem Gesims und vier grosse alle-
gorische Wandgemälde: die Feier des Friedens von Si. Germain, die Eroberung
von Rügen, der Triumph des grossen Kurfürsten und die Geburt Friedrichs I.
— Knobeisdorff that hinzu: die prachtvolle Wand beklei düng aus roihem sclile-
sischcn Marmor, durch korinthische Pilasier mit goldenen Basen und Kapitalen
geiheilt, die goldenen KriegsirophMen der Felder, goldene Reliefs über den
BogenihUren, die Tliaten des grossen Kurfürsten darstellend und die reichen
Bronzerahmen der Waiidbilder. Das ebenfalls neue Deckenbild von C Vanloo
stellt die Apotheose des grossen Kurfürsten vor. Eine Anzahl Zimmer des
Potsdamer Siadtschlosses wurde nach Knobelsdorff's Planen in einem besonders
edlen, mit hoher Kunstlcrschafi durchgeführten Roccocostile, speciell im Genre
Rocaille eingerichtet (Fig. 272). Es sind dies: das Arbeitszimmer des KönigSi,
der Bronzesaal, das Conzerizimmer und das Schlafzimmer. (Qu. Dohmc,
R. Barock- und Roccocoarchiiektur in Deutschland. Berlin. 1884). Boumann
halte die bis i753 dauernde Ausführung, und die Dekoration des Confidenz-
kabincts mit der Maschincntafel ist allein nach seinen Entwürfen ausgeführt
Die Halbkolonnaden zum Abschlüsse des Lustgartens am Potsdamer
Si ad IS c blosse, mit den Figurengruppen von Nahl, Ebenhecht und Glumc, sind
von Knobelsdorft entworfen und bis 1748 ausgeführt. Das Stallgebäude am
Schlosse wurde verlängert, die Ausführung geschah durch Krüger und die
Gruppen auf der Attika sind von Glurae. Das Neptunsbassin im Lust-
garien mit der vergoldeten Figurengruppe rührt ebenfalls von Knobelsdorrt
her. Derselbe haue 1747 noch die flntwUrfe zu einem Garienportal für die
Haupiallee von Sanssouci, mit dem Obelisken als .Augenpunkt, als Erinnerung
yGoogIc
VI Absclinifl. Roccoco und Zopfslil ctsliT Slufe Knobelsdorff. „,
an Rheinsberg au machen, aber in Berlin hatte er nichts mehr zu thun. Ein
halbrunder Platz durch Graben und Brustwehr abgeschlossen bildet diesen
Abschluss des Gartens von Sanssouci, eine gewölbte Brücke führt zu dem Sand-
sieinportal, welches vier gekuppelte korinthische Sdulen auf jeder Seite zeigt,
durch Genien mit einer Vase über dem Gebälk bekrönt, dasselbe ist 1748 vol-
lendet. Das grosse ovale Bassin unter den Terrassen von Sanssouci, mit einer
Thctis und Tritonen von vergoldetem Bleiguss, kam ebenfalls in dieser Zeit zur
Ausfuhrung und ringsum wurden zehn Statuen von Caspar Adam und
Pigalle aufgestellt, weiterhin in der Hauptallee acht Glume'sche Musen aus
Marmor.
Im Stadischloss zu Potsdam war noch das von Knobelsdorff cingerichieie
Theater im östlichen Flügel bemerkenswertli. Vergoldete Palmbüume trugen
die Logen und acht vergoldete Hermen von Glume waren am Proscenium
angebracht. Das Theater ist i8co abgebrochen, aber seine Motive sind schon
1703—1769 im Theater des neuen Palais wiederholt. Eine von Knobelsdorff im
Garten von Sanssouci erbaute Marmorkolonnade, wurde 1795 abgebrochen und
das Material zum Bau des Marmorpalais verwendet. Erhalten ist noch als
Schöpfung Knobelsdorff's die Neptunsgrotie in der Futtermaucr desBorn-
siädter Weges, die erst 1754 nach dem Tode des Baumeisters fertig wurde.
Im Jahre 1748 hatte derselbe drei Bürgerhauser in Potsdam auf königliche
Kosten zu bauen, i75o noch ein Bürgerhaus und eine Kaserne und i75i die
elliptische französisch-reformirte Kirche mit Kuppel, auf dem Platze am Bassin
des Lustganens, Der Umbau des Dessauer Schlosses, architektonisch von ge-
ringer Bedeutung, wurde 1748 — i75i, nach den Plänen Knobelsdorff's, zum
Theil ausgeftlhrt, später erst 1767 und 1777 durch Erdmannsdorf fortgesetzt.
Im Thiergarten zu Berlin hatte sich Knobelsdorff eine Meierei gebaut,
dieselbe bildete den Anfang zum späteren Schloss Bellevue. In der Kronen-
strasse zu Berlin baute Knobelsdorff 1748 sein eigenes Haus, das später an den
Grafen Flemming gekommen ist; dann das Ingcrsleben'sche Haus in der
Priesterstrasse, in dorischer Ordnung, mit einem Balkon über dem Pönal.
Knobelsdorff, der nur perspektivisch zeichnete, brauchte geschickte
Gehülfen zur detailirten Ausarbeitung seiner Baupläne. Zuerst befand sich
C H. Horst in dieser Stellung, schon von der Rhcinsbergcr Bauperiode ab,
später auch beim Opernhause, als aber Boumann die Ausführungen erhielt,
ging Horst nach Holland und Andreas Krüger, 1719 zu Neuendorf bei Potsdam
geboren, gestorben 1759 in Berlin, der ebenfalls fort wollte, wurde von
Knobelsdorff zurückgehalten und trat an Horst's Stelle. Krüger malte auch
Landschaften und Prospekte mit Ruinen. Er baute das Schulze'sche und das
Hesse'sche Haus unter den Linden in Berlin, nach Dietriches Rissen, und nach
yGoogIc
772 V- Abschnili. Roccoeo und Zopfslil eriler Slüfc. Buuinann der Aeltere.
seiner eigenen Erfindung das Audibert'sche Haus auf der Seh loss frei heit und
den Aliar in der Marienkirche, Joh. Georg Flink, zu Augsburg geboren, ar-
beitete unter Knobelsdorff am Opernhause und radirte dasselbe in vier Blänem.
Er war spütcr Landbaumeister in Kassel, wo er 175? starb. Nach dem Ab-
leben Knobclsdorff's 1753 schrieb König Wilhelm 11. dem Architekten selbst
die Gedächtnissrede, welche in der Akademie vorgelesen und in den Memoiren
derselben gedruckt wurde,
Joh. Boumann, der Vater, 1702 in Amsterdam geboren, seit 1732 Ka-
stellan in Potsdam, starb 1776 als königlicher Baudirektor in Berlin. Er ist
oft der Ausführende nach Knobelsdorff 'sehen Plänen und durchkreuzt dieselben
durch seine eigenen trockenen Erfindungen, später wird er zum ernsthaften
Rivalen und verdrängt Knobelsdorff aus der königlichen Gunst. Ursprünglich
war Boumann von KUnig Friedrich Wilhelm 1, zur Anlage des holländischen
Viertels in Potsdam berufen und wurde unter Friedrich !I. mit der Ausführung
der Bauten am Stadtschloss und nach dem Zerwürfnisse des Königs mit
Knobelsdorff, seit 174^, auch mit dem Bau von Sanssouci beauftragt, Iti Berlin
führte er 1748, nach Petri's Rissen, den Bau des Invalidenhauses, bekam aber
bald selbststandig zu thun. Der Berliner Dom ist 1747—1750 von ihm erbaut
Die Hauptfa^ade ist mit jonischen Pilastcrn und das Portal mit sechs jonischen
Säulen versehen. Der Thurm, durch eine Kuppel abgeschlossen, erhebt sich
über der Eingangshalle. Im Innern ist die Kirche von korinthischer Ordnung,
aber architektonisch unbedeutend, wie alle eigenen Arbeiten Bounianns. Im
Jahre [749 erhält das abgebrannte Akademiegebäude in Berlin durch denselben
seine jetzige Gestalt, und in demselben Jahre entstanden acht Bürgerhäuser in
Potsdam nach seinen Entwürfen. Im Jahre i75o hatte Boumann ebenda sechs
Bürgerhäuser und sechs Kasernen zu bauen; das Rathhaus in Potsdam nach
dem Musler des Amsterdamer Rathhauses mit korinthischen Drei viertel süulen
auf Piedesialcn und das Berliner Thor wurden 1754 von ihm vollendet. Der
Palast des Prinzen Heinrich in Berlin, die jetzige Universität, 1754 — 1764
an Stelle des von Kaobelsdorff zum Abschluss seines Forum Friderici pro-
jektirten königlichen Palastes erbaut, in der Grundidee vielleicht mit Benutzung
der Knobelsdorll'"schen Zeichnungen, fällt in den trockensten Zopfstil der
Periode Friedrich Wilhelm's I. zurück. Ebenso die königliche Ritterakademie
in der Burgstrasse, 1765—1769 von Boumann erbaut. Derselbe ist noch lange
an den Bauten aus der Spützeit Friedrich's des Grossen betheiligt.
Christian Friedrich Feldmann, geboren 1706 zu Berlin, stirbt 1765, hat
den Ort Rheinsberg nach dem Brande, nach Knobelsdorff 'sehen Rissen wieder
aufgebaut und war noch früher unter Gerlach beschäftigt. Nach seinen eigenen
Plänen hat er in Berlin 1753 das Donner'sche Haus neben dem Zeughause,
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VI. Abschoilt. Roccoco und Zopfsiil erster Stuf«. De Bodl. ,7,
jetzt zum Finanzministerium umgeSnden, das grosse Arbeitshaus vor dem
Königsthore und die neue Seite des Muhlendamms nach dem Brande von
1759 gebaut. Der Hauptsaal im Schloss Schönhausen bei Berlin wurde von
ihm um 1764 in einem zopfigen Roccocosiile umgebaut.
Seine vorzüglichste Ausprägung hat der deutsche Zopfstil erster Stufe
ia Dresden gefunden, Jean de Bodt, ein französischer Refugie, seit 1700
in Berlin, nach dem Tode König Friedrichs I, Kommandant in Wesel, tritt
1728 als Baudirekior in sächsische Dienste, baut in Dresden und auf der Feste
Künigstcin verschiedenes und stirbt 1745 in Dresden. Sein Hauptwerk daselbst
ist das japanische Palais, noch für August II. erbaut und einen seltsamen
Fig. 173. Ansidil da japanischen l'alais in Dresden (ans d. Baugeschichlc Dresdens).
Kontrast zu dem unter demselben Fürsten erbauten Zwinger bildend. De Bodt
vereinfacht hier die Formen der französischen Klassik in einer wohlthuenden
Weise, ohne in Trockenheit zu verfallen. Das Palais bildet ein grosses Viereck
mit Eck- und Mittelpavillons in französischer Art, und dieser Grundform ent-
sprechend ist auch das mit Kupfer gedeckte hohe Dach aufgelöst [Fig. 273).
Das Untcrgeschoss in Rustika, die beiden oberen Geschosse mit einer durch-
gehenden Pilasterordnung, das Ganze von klar durchged achten tadellosen Ver-
haltnissen. Der dem Bauherrn so thcure japanische Zopf ist aufs Aeusserste
eingeschränkt, wie denn Überhaupt die Omameniik mit höchster Einfachheit
behandelt ist. Zacharias Longlune, ein Freund de Bodt's, und mit diesem
nach Berlin gekommen, seit i7i5 oder 1716 in Dresden (stirbt dort 1748 als
Oberlandbaumeisier), schloss sich auch hier der Richtung de Bodt's an und
baute die Neustadter Hauptwache im vereinfachten Zopfstile. Unterdess
hatte auch das Roccoco seinen Einzug in Dresden gehalten, denn um 1729
wurde das spatere Kurländische Palais von Joh. Christoph Knöiel fUr
yGoogIc
774 ^'' '^''"^''"i"' Roccoco und Zopfilil erster Slufe, Bahr.
den Grafen von Wackerbanh in diesem Stile erbaut. Das Innere, besonders
der grosse Spicgelsaat, ist von feiner Ausbildung des Details.
Das originellste und monumentalste Werk dieser Zeit in Dresden schuf
aber Georg Byhr in seiner 1726—1745 daselbst erbauten Liebfrauenkirche.
Er ging in der Ornamentik, ganz im Gegensatz zu de Bodt, vom italienischen
Barock aus, aber sein Streben nach Originalität und Wahrheit in der Kon-
struktion stellt ihn als Schöpfer der monumemaleii Sandsteinkuppel seiner
Kirche in die echte Nachfolge Michelangelo's, Der Grundriss der Kirche bildet
ein Quadrat mit einer halbkreisförmigen Apsis, in den abgestumpften Ecken
sind Emporen treppen eingebaut, in der Mitte erhebt sich die Kuppel auf rundem
Unterbau (Fig. 274). Das Aeussere, mit der Kuppel und vier niedrigen Eck-
thUrmen zeigt sich in malerischer Gruppirung [Fig. 275). Im Innern wirkt die
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VI. Abichnin. Roccoco und Zopfslil erster Stufe. Bllir. ^yC,
Kirche zu hoch, als eine Art Trichter mit zwei Reihen Logen und einer
Gallerie, und ist nicht besonders gut dekorin. Der Haupiruhm der Kirche
Bähr's besteht in einer damals ganz abhanden gekommene Gediegenheit der
Ausführung, sowie in der strengen Einfalt des Gedankens und der Mittel. Der
ganze Bau besteht, Dach und Thurmspitzen eingeschlossen, ganz aus Sandstein-
quadern. Die dussere Kuppel bildet sich aus zwei parallelen Schaalen, zwischen
denen ein spiralförmiger Gang in die Laterne fUhn, welche aber nicht nach
Fig. 17S. Anstellt der Frauenkirche in Dresden.
Bähr's Entwürfe vollendet ist. Das Innere ist durch eine flachere Kuppel-
wGlbung geschlossen, deren mittlere grosse runde OelTnung einen Blick in die
äussere Kuppel gewahrt (Fig. 276)- Bahr erlebte die Vollendung seines Werkes
nicht; die unter August 111. begünstigten Italiener inlriguirten gegen ihn und
1738 fand der Baumeister seinen Tod, freiwillig wie man sagt, durch einen
Sturz von dem inneren Gerüste seiner Frauenkirche. Wäre der Kirchenbau
Bähr's der Anfangspunkt einer Reihe von Nachbildungen geworden, so hätte
sich auf diesem Wege etwas VorzUj^liches entwickeln können, aber dies war
nicht der Fall, und deshalb starb das Princip des Baues mit dem Autor, wie es
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Fig. 176. Qucrscliniil der Franc iihirclie in Drcbdvn
„Google
VI. Absclinilt. Ruccoco und Zopfstil crsler Stufe. Chiaveri. 777
bei fest allen modernen Bauten zu gehen pflegt, welche selten noch berufen
sind Schule zu machen (Qu. Bühr G., Die Frauenkirche in Dresden. Dresden
1734. Fol. M. Taf,),
Unter August III., König von Polen und Kurfürsten von Sachsen (1733
bis 1763), wurde der französische Geschmack vollständig durch den italieni-
schen verdrangt; dieser Fürst hielt immer noch die Italiener für das erste Volk
der Welt. Bei den Operndekorationen verstand es sich von selbst, dass die-
selben von den Iialienern Bibiena und Servandoni besorgt wurden, aber auch
bei den Bauten waren nur haliener thStig. Ein Kunsiprotektor von ähnlich
rastloser Schaffenslust wie Friedrich II.
von Preussen, war August III. nicht,
denn sein architektonisches Hauptwerk,
die Hofkirche, von 1739 — nii erbaut
und erst 1767 ganz vollendet, füllt als
einziges fast seine ganze Regierungszeit
aus. Der Italiener Gactano Chiaveri,
geboren zu Rom i68(j, eine Zeit
lang in russischen Diensten, gestorben
1770 zu Foligno, war der Erbauer,
und auch die Baukondukteure, selbst
die Steinmetzen waren Italiener. Nur
der Thurm ist von den Deutschen
Schwarze und Knöfler vollendet. Die
dresdener Hofkirche ist eins der letz-
ten deutschen Werke, welches in der
Nachfolge. des borrominesken Stils er- Fig. »;;. Ansiclil von der Hafliirclie in Dresden.
richtet wurde; hier ist keine Spur der
kalten Ernüchterung, welche die berliner Bauten unter Friedrich Wilhelm 1.
auszeichnet; hier sind noch die Wellenlinien und perspektivischen Täuschungen
in den mit Gruppen von Viertelspfeilern verstärkten Pilastern, sowie Über-
haupt alle Mittel des malerisclien Barockstils zur Verwendung gekommen
[Fig. 277). In Dresden dauerte der borromineske Stil langer als in Italien,
denn dort hatte man in derselben Zeit schon wieder angefangen die strengere
antike Renaissance nach dem Vorbilde der französischen Klassik anzuwenden.
— Wenn man übrigens den Verlauf der dresdener Archiiekturschule, von
Pöppelmann auf de Bodt und Bahr betrachtet, welche von 1711 — 1738, also
in der kurzen Spanne eines Viertel Jahrhunderts schon in sich so bedeutende
Verschiedenheiten, aber doch in einer gewissen logischen Folge aufweist, so
erscheint die Hofkirche im Stil wieder ganz vereinzelt als ein Produkt rein
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778
o und Zopf^lll
willkürlichen Zurückgreifens auf eine vergangene Kunstepoche. Aehnliche
Fülle kommen von jetzt an öfter vor, zum Beweise Jass die treibende Kraft
der Ren aissanceeni Wickelungen gebrochen ist. — Der Plan der Hofkirche ist
ein Oblong, mit Ausbauten an den Schmalseilen für den Thurm und die
Sakristei; das Mittel-
schiff mit halbkreisför-
migen Abschlüssen,
rings mit einem Um-
gange umgeben, wel-
cher die Seitenschiffe
I von demselben trennt;
in den Vorlagen vier
Kapellen, das Mittel-
schiff auf Pfeilern mit
angelehnten korinthi-
schen DreiviertelsSulen
ruhend, höher geführt,
mit Tonnengewölbe,
die Seitenschiffe eben-
falls mit Tonnenge-
wölben (Fig. 278}. öe-
ber dem Umgange sind
Emporen sehr zweck-
mässig für die Be-
nutzung des Hofes an-
gelegt (Fig. 279). 1747
gingChiaveri von Dres-
den fort in Folge von
Intrigucn; man sagte
das Gewölbe des Mii-
Rg. 178. Grundriss der HofkirclK' in DrcjJcn (II. SlücWiardO. telschiffs drohe einzu-
stürzen. KnöHer, spSier
Schwarz ersetzten Chiaveri als Baumeister der Kirche. Diese wichen beim
Fortbau des Thurmcs von den ursprünglichen Planen zum Schaden des Aus-
sehens ab. Die innere Ausstattung der Kirche ist reich an Malereien und
sonstigen Kunstwerken (Qu. Siöckhardt, die katholische Hofkirche in Dresden.)
In Wien ermatteten die künstlerischen Kräfte nach dem Tode der grossen
Meister Fi.scher, Martinelli und Hildebrand wieder für eine lange Reihe von
Jahren. Lorenzo Mathlelly, Hotbildhauer, entwarf 1732 die Fa^ade zum
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VI. Abschniit. Roccoco und Zopfstil erster Slufe. Bauten in Prag. yjg
bürgerlichen Zeughause. Die Ausfuhrung des Baues geschah unter Leitung
des Stadtzeugwaris Ospel. Von den Martinelh's waren noch zwei als Archi-
tekten in Thätigkeit, Antonio Martinelli, der Hofbaumeister, machte 1739 bis
1743 einige Zubauten am fürstlich Schwarzenberg"schen Ganenpalais zu Wien.
Bei demselben Palais i75i eine Reitschule von d'Altomonte erbaut. Noch
unter Carl VI., dem letzten Kaiser des Habsburgischen Mannesstammes,
wurde 1732 das schon von Leopold I, geplante Votivdenkmal auf dem
Fig. J79. Querschnitt der HoMrclie in Dresden (n. Stödiiiardl).
hohen Markte in Wien errichtet, für die glUckhche Heimkehr Carl's VI. aus
dem spanischen Erb folgekriege. Das Figürliche ist vom Bildhauer Antonio
Corradini aus Venedig. Maria Theresia lies 1744 das Lustschloss Schönbrunn
durch die Architekten Pacassi und Valangini vergrössero und um ein Stock-
werk erhöhen, auch die Gesimse und Sfiulen, welche früher nur von Ziegeln
waren, in Sandstein herstellen. Das Innere des Schlosses erhielt eineRoccoco-
einrichtung; dasselbe ist räumlich eines der bedeutendsten FUrsiensitze.
In Prag beginnt der Roccocostil um 1720 mit dem Grosspriorpalast
bei den Maltesern, also genau gleichzeitig wie in Wurzburg. Der Gross-
priorpalast hat drei Etagen von harmonischen Verhältnissen und ist gut ge-
gliedert, aber nach dieser Zeit werden die bedeutenden Bauten in Prag selten.
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-So ^''- Abschniit Roccoco und Zopfslil crsltr Stufe. CuvilWs.
In den funfzigtr Jahren, unter Maria Theresia, wird das Schloss der Hrad-
schin in Progeinem matten nachahmenden Zopfstile ausgefuhrt. Das Palais
Nostiz am Graben, im Uebcrgang zum klassizirenden Zopfstil erbaut, aber
im Ornament mit wilder Rocaille. Das erzbischöfliche Palais auf dem
Hradschin bereits entschiedener im späteren Zopfstil gehalten, zeigt nur noch
Spuren von Roccoco. Die Faijade hat einen Mittelbau und zwei Eckrisalite,
über dem Mittelbau einen Daehaufsatz mit Flachgiehel. Im zweiten Haupt-
geschosse sind Säulen und Pilaster mit Roccocokapitälen angebracht, in dem-
selben Stile sind die Fensterbekrönungen geformt. Schloss Wittingau in
Böhmen, 1729— 1732 für Fürst Adam Franz Schwarzenberg von Antonio und
Franz Martinelli erbaut.
Unter dem Kurfürsten Carl Albert von BaJern, der als Carl VII. von
T742— 1747 deutscher Kaiser wurde, hat das Roccoco zum Theil in Folge der
politischen Hinneigung Carl's VII. zu Frankreich eine starke Anwendung in
den münchener Bauten gefunden. Die Amalienburg des Nymphen-
burger Schlosses von dem Franzosen Fran^ois Cuvillie's entworfen,
wird erst unter Carl Albert 1734 vollendet. Der eine ganz durchgeführte
Pavillon ist das schönste Roccocowerk Münchens und vielleicht Süddeutsch-
lands. Franz Hördt war hier einer der Hauprdekora teure für die Rocaille.
Die Wiederherstellung der 1729 ausgebrannten Residenztheile geschah im
Roccocostile, ebenso wurde eine Anzahl Gemacher im Lustschlosse
Schieissheim in demselben Stile dekorirt. Das Kloster und die Kirche
der Salesianerinnen, 1732—1735 nach den Plänen Joh. B. Gunezrainer's
erbaut, sind dagegen in einem nüchternen und unerfreulichen Zopfstile ge-
halten. Die Kirche, jetzt Damenstifts- oder St. Annakirche, besteht aus zwei
mit Flachkuppcin Überdeckten Räumen, jede Kuppel ruht auf je vier Pfeilern,
welche letztere seh wach vertiefte gradlinig abgeschlossene Nischen zwischen
sich nehmen. Der eine der Kuppelräume enthält den Hochaltar und gegen-
über an der Eingangsseite ist dem anderen ein Tonnengewölbe vorgelegt.
Die Dekoration ist sorgfaltig, doch nicht von hervorstechender Bedeutung. —
An die Stelle des Klosters ist jetzt die Gewerbe- und Handelsschule getreten,
— Endlich kam auch die Privatbaut hat igkeii in München nach; es entstanden
eine Anzahl Patäste und erst jetzt wurden die alten gothischen Bürgerhäuser
modernisirt. Das Palais Türring Gutlenzell, wird um 1740 von dem als
haierischen Hofarchiiektcn nach München berufenen Franzosen Cuvillie's
Vater gemeinschaftlich mit Gunezrainer im Roccocostile begonnen. Das
Preysing Palais von Effner ebenfalls 1740 begonnen, zeigt das Roccoco
auch im Aeusscrn, indem hier eine phantastische Stuckdekoration selbst die
WandHachen belebt. Beide Palais sind jetzt öffentliche Gebäude, das letztere
yGoogIc
VI, Abtchnilt Roecoco iiiid Zopfsiil erster Sliifc. EfTner etc. 781
Bank und durch Aiibauien vielfach verändert. Das fürstlich Porcia'sche
Palais, jcizt Museum, von Cuvillie's im Roccocosiilc erbaut, hat den höchsten
künstlerischen Wenh unter den vorgenannten, denn hier erweist sich Cuvillie's
nicht blos als Dekorateur, sondern auch als lUchiif^en Architekten. In der-
selben Zeil wurden erbaut: das erzbischüHiche Palais, das Arcopalais in der
Theatinersirasse, das kurfürstliche Bibliotliekge bände, jetzt Gugenheimerpalast
in der Weinstrasse und das Prinz Clemenspalais, jetzt Kadettenkorpsgebäude.
Im Umbau der Bürgerhäuser leisteten die schon im vorigen Abschnitt
genannten Brüder Asam, Egid der Stuckator und Cosmas der Maler das Meiste;
allerdings in einer Stilisirung, welche wie ebenfalls bereits bemerkt den nahen
Bezug zum italienischen Barock nicht verleugnen kann. Dieselben dekorirten
das Innere der Dreifaliigkciiskirche, der Damenstifiskirche, der Kirche S.Anna
am Lechel u. a. Auf eigene Kosten erbauten und dekorirten die Brüder die
S. Johanneskirche in der Sendlingergasse, bemcrkenswerih durch ihren aus-
schweifenden Reichthum an Stuckaiuren und Gemälden, Auch ihr eigenes
Haus daneben, jetzt PfrUndneranstalt, ist als Denkmal dieser Zeit durch seinen
sich rücksichtslos ausbreitenden Siuckorelicfschmuck bemcrkenswerih, gehört
aber der Stilisirung nach noch in den Uebergang zum Roccoco und ist des-
halb schon im Abschnitt Über deutsche Klassik mitgetheilt. Die oben erwähnte
Amalienburg, im Nymphenburger Park bei München, von CuvilUe's erbaut,
zeichnet sich durch glänzende Roeaille aus, noch ohne Aufhebung der Sym-
tncirie; dagegen ist der Uebergang von Wand zur Decke ohne trennendes
Gesims, in ganz bewegter von Ornamenten durchbrochener Linie bewirkt,
wie dies das ausgebildete Roccoco verlangt.
Der Roccocostil erhielt sich in München auch noch in der Reglern ngszeit
Max Joseph's III. (1745— 1777), wenn auch jetzt mit gelegentlicher Heranziehung
des nordischen Zopfstils. Das Hofopernhaus, jetzt Bcsidcnztheater, i752
bis 1760 von Cuvillie's erbaut, zeigt aber noch die BlUthe des Roccocostils.
Im Sudwesten und Westen Deutschlands äussert sich der Roccocostil an
zahlreichen FUrsienschlüssern und Kirchen, Die französischen Architekten
de Cotte, Boffrand und andere sind hier mehrfach thäiig. Von deutschen
Architekten ist es besonders Johann Balthasar Neumann, der Vater (ge-
storben 1753), auf dessen Rechnung allein mehrere Dutzend Schlosser und
ebensoviele Kirchen kommen. Seinem Hauptwerke, der fürstbischö fliehen
Residenz zu WUrzburg, von 1720— 1744 in Anlehnung an Versailles erbaut,
soll ein Plan von Germain Bofl'rand zu Grunde liegen; jedenfalls hat die
Hauptaniage des Sclilosses mit den geschweiften Pavillondächern etwas ent-
schieden französisches (Fig. 280]. Die Decke des grossartigen Treppenhauses
ist noch von Tiepolo gemalt, sonst zeigt das Innere der Räume die vollständig
yGoogIc
782 V'' AbschnilL Roccoco und Zopfstil crsler Stufe. Neuiaann der Acllere.
ausgebildete Rocaille, in der Ueberschwänglichkeit der Ornamentik, mit Spiegcl-
wändcn und anderen Zuihaicn. Das Aeussere ist in einem massigen Barock
Kig. !8c Ansicht der Garlcnscil»; vom Schlosse in Wilriburg (n. RcinliarJl).
gehalten, aber phantastischer und zierlicher, als die Übliche Formgebung der
französischen Klassik (Qu. Rciseskizzen aus Würzburg. Berlin 1881). Das
Schloss zu Bruchsal wird 1731 durch Neumann, Vater, für den Fürstbischof
yGoogIc
VL Abschnilt. Roccoeo und ZopfstU ersicr Sliift. N^iumann der Jünecre, -gj
voQ Speier, Grafen von Schönborn, angefangen. Der Bau wurde aber langsam
betrieben und die innere Ausstattung, erst seit 1743, unter Bischof Franz
Christoph, Freiherrn von Hütten ausgeführt. An diesem Bau ereignet sich
der seltene Fall, dass auch im Aeussem die Grundstimmung des Roccoeo be-
merkbar zu Tage tritt. In den korinthischen Kapitalen der grossen durch-
gehenden Pilasierordnung lösen sich mitunter Blüiter, welche emporwachsen
sollten, aus der Reihe und fallen über den Schaft hinab; dies und anderes
ergiebl gewissermassen einen MoUaccord, der in der Architektur unzulässig ist.
Das Innere zeigt die ausgebildete Rocaille in reicher Weise. Die Deckenfresken
in den beiden Haupts9len, 1751—1754, sind von Johannes Zick dem Aelteren,
der auch im Würzburger Schlosse den Gartensaal malte. Nächst Tiepolo's
Freskeo im Treppenhause und im Hauptsaale der Würzburger Residenz, sind
dies die besten malerischen Leistungen der Zeit. — Charakteristisch für den
späteren lähmenden Einfluss der Neuklassik bleibt es, dass etwa sechszig
Jahre später, für Overbeck und Cornelius, das Fresko eine verloren gegangene
Technik war, die erst mühsam wieder entdeckt werden musste. — Das neue
Residcnzschloss in Bamberg, 1708 im Zopfstile erbaut, erhielt gegen die
Miite des Jahrhunderts im Innern eine Roccocodekoration , ahnlich der des
Würzburger Schlosses. Die Kloster- und Wallfahrtskirche zu Vierzehn-
heiligen bei Bamberg, 1743 von Johann Balthasar Neumann begonnen, aber
erst nach seinem Tode bis 1772, vom Obrisien Franz Ignaz Neumann
■ Sohn des Joh. Bath. Neumann vollendet, ist in dem Sinne der spätesten Ro-
cailledckoration , etwa wie sie die Arbeiten Babel's zeigen, ausgeführt. Die
Rocaille bildet hier nicht nur das Ornament, sondern wirkliche Baukörper,
wie zum Beispiel im Aufbau des Gnadenaltars. Kloster Schussenried,
zwischen Ulm und Friedrichshafen, i75o — 1770 im Roccocosiile erbaut Architekt
war Emele, Stuckator J. Jac. Schwarzmann, und Franz Georg Herrmann um
175? ist der Urheber der allegorischen Bilder. In Krlangen wird 1743 die
Universität erbaut, in Bayreuth 1747 das Opernhaus, 1753 das Neue Schloss
und 1763 die Phantasie, i75o Schloss Schwetzing mit Garten. Das Schloss
in Karlsruhe wird I7i5 mit der Errichtung eines hölzernen Jagdschlosses
begonnen, erst i75i folgt der massive Neubau nach den Plänen Leopold
Retty's aus Stuttgart im Zopfstil, Dasselbe zeigt einen dreistöckigen Mittelbau,
mit zweistöckigen Seitenflügeln und Mansardcndächern, im linken Flügel
liegt die Schlosskirche, hinter dem Mittelbau der alte achteckte Bleithurm.
Das Innere des Schlosses ist später umgebaut. 1753 die Stiftskirche zu Baden-
Baden erbaut. In Schloss Ludwigsburg bei Stuttgart das Jagdzimmer, als ein
Prachtstück des Roccocostils eingerichtet. 1746 das Schloss Mainau am Boden-
see erbaut; 1740 die Place Broglie in Strassburg, Die grosse Kirche in
yGoogIc
jg, VI. Absc'hnill. Koccoco und Zopfstil erster Stufe. Baiilcn in Mail» CIc,
Gebwcilcr i75<) noch im Barockstile erriclitct, 1720—1729 das Schloss ia Mann-
heim, 1746 das neue Rusidenzschloss in Stuttgart und die Carlssciiule, 1730
dcrThurn und Taxis'sche Palast in Frankfurt a. M., letzterer vom italienischen
Architekten dell' Opera, mit Malereien von Bernardino Bellavisa und Schutz
dem Aelteren, Bildhauerarbeiten von Si. Laurens von geringer Bedeutung,
Das grossherzogliche Palais in Mainz, 1731—1739, in gemässigtem Barockstil
französischer Fassung gebaut. Die St. Peterskirche in Mainz, 1748 — 1756
erbaut, eine der spätesten Roccocokirchen, ist ein technisch sehr bedeutendes
Bauwerk. Vermuthlich hat der Sänger und kurfürstliche Hofkaplao Nicolas
Jager, der in Rom gewesen war, den Plan geliefert und der Steinmetzmeistcr
Dielmann in Mainz wird denselben ausgearbeitet und ausgefulirt haben. Die
Grundform der Kirche ist der einer dreischlßigen Hallenanlage, mit zwei
schlanken ThQrmen auf der Westseite. Die Durchbildung ist konsequent im
Stile der ersten Hälfte des 18. Jahrhunders erfolgt. Die Konstruktion ist sehr
kühn, die Pfeiler von geringem Querschnitt, die Tonnengewölbe elliptisch,
sehr überhöht, durch Gurte in ein Netzwerk aufgelöst, mit ansteigenden Seiten-
stichkappcn, sümmdichc Kappen sehr dünn. Der Hochaltar, von Jager ge-
schenkt, wurde erst 1762 fertig. Decken und Wandgemälde al fresco vom
liahener Joseph Appiani (Qu. Allgem. Bauztg. Jahrgang 1846). Das kurfürstliehe
Residenzschloss zu Bonn, 1730 nach einem Plane de Cotte's erbaut; um 1746
Schloss Clemensruhe zu Poppelsdorf bei Bonn und 1738 Schloss Marienberg
in Boppard, jetzt Wasserheilanstalt errichtet. Schloss Brühl zwischen Köln
und Bonn vom Franzosen Robert de Cotte entworfen, ausgeführt von LeveiJe
und erst 1748 mit reicher Roccoco ausfuhrung des Innern ausgestattet, Schloss
Engers hei Koblenz, 17B0 unter Kurfürst Johann Philipp erbaut. Nach 1760
Schloss Benrath bei Düsseldorf unter Kurfürst Karl Theodor als einstöckige
Roccocoanlage mit vorspringenden Pavillons von Nicolas de Plaget er-
richtet. Im Jahre 1730 erbaut die Abteikirche zu Burtscheid, und 1742 das
Innere des Domes und des Rathhauses zu Aachen in sehr gutem Roccocostilc
dekorin. Später sind diese Ausbauten wieder beseitigt. Das Schlösschen
Wilhelmsthal bei Kassel, 1753—1767 unter Landgraf Wilhelm V!II. an-
gefangen und unter seinem Nachfolger vollendet, durch Baumeister Dury,
mit Maiereien von Tischbein dem Aeliern ausgestattet, ist .lusserlich im Zopf-
stil, im Innern in einem sehr wohnlichen, ansprechenden Roccocostilc aus-
geführt, mit guten Holzschnitzereien der Wände, aber in der ganzen Form-
gebung massiger gehalten als sonst die späte Rocaille (Fig. 281 und 283).
Der Grundriss echt französisch bequem, durchweg mit Degagements und ver-
steckten Treppen. Von demselben Architekten in Kassel unter Landgraf
Friedrich II., das Museum Friedericiimum und die katholische Kirche bereits
yGoogIc
VI. Abschniii. Ruccoco und Zuphxa cralir Stufe. Dury. -g^
yGoogIc
I. Abschnilt. Roccoco ui
im Ucbcrgange zum klassizirendcn Zopfstile. Im Rathhause zu KöIq 1734
die Prophetenkammer umgebaut, die Malereien von Mesqueda aus Bona.
Im Jahre 1737 die Universität in Göltingen, 1730 das Innere des Doms zu
Hildesheim im Roccocostile, 1737 die Stadtkirche in Schleusingen, iTaöSchloss
Schwarzbrunn im Thüringer Walde, 1742 Schloss Eisenach und ebenfalls um
yGoogIc
VI. Abschnin. Roccoco und Zopfstil enlti Slufe. Deutsche Skulptur. 787
die Mitte des Jahrhunderts die Roccocokanzel im Dom zu Bremen ausgeführt.
Die Michaclskirche in Hamburg 17^0 — 1765 im Zopfetile erbaut, i75o das
KommandanturgebUude in Danzig in Roccoco von einem Italiener, lySS der
Dom in Posen im italienischen Barockstile und 1730 der Rathhausihurm
daselbst im Zopfstile. Im Jahre 1738 das Jesuitenkollegium in Breslau, jetzt
Universität, errichtet.
b) Skulptur.
Das von der tranzüsischeu Skulptur dieses Zeitraums im Vorigen Gesaf^tc,
gilt auch von der deutschen, eine gewisse elegante Glätte der Durchführung .
und die Neigung zum Genrehaften sind beiden gemeinsam, wenn es dagegen
giU in eine ernstere Gedankenwelt einzudringen, so bedient man sich immer
wieder des alten Beniini'schen Mittels der Allegorien. An den deutschen
Höfen beginnt man mit der Anlage der Antikcnsammlungen, als Anzeichen
der beginnenden kLissischen Reaktion. Die Dresdener Sammlung im Augusteum,
unter August II. zusammengebracht, war damals die einzige bedeutende in
Deutschland, sie war aus den Amiken des Fürsten Agostino Chigi, früher im
Palast Odescalchi zu Rom, und aus 32 Antiken aus den Schätzen des Kardinals
Albani zusammengebracht. Die Sammlung in Sanssouci wurde erst 1744
nach Beendigung des ersten schlesischen Krieges durch Friedrich den Grossen
geschatien, und stand anfangs im Speisesaal des Charlottenburger Schlosses.
Der Bestand derselben wurde aus dem Nachlasse des Kardinals Polignac
erworben.
Eine eigene Roccocoplastik schuf Joh. Joachim Kündler, geboren
i7o(>, iler Modellmeister der Meissner Porzellanmanufakiur; wesentlich erst
durch ihn erhielt die Bötiger'sche Erhndung ihren Weltruf. Im Jahre i75o
brachte Kilndler sein Meisterstück, einen sieben Ellen hohen Spiegelrahmen
mit Konsolen als Geschenk für Ludwig XV. selbst nach Paris. Auf Graf
Brühl's .\ntrieb unternahm Kitndler sogar ein Kolossalwerk die Reherstatuc
August's III. in Porzellan herzustellen, die 17 Ellen hoch werden sollte, aber
nicht vollendet wurde. Der Hofbildhauer Joseph Deibel dekorirtc seit 1744
das kurlündische Palais in Dresden im Roccocostile. Die Reiterstaiue August II.
auf dem NeustiSdter Markte zu Dresden, 1736 wird von Ludewig Wiede-
mann, geboren zu Nördlingen 1694, gestorben 1754, früher Kupferschmied,
dann kurfürstlicher Hauptmann und StUckgiesser zu Dresden errichtet. Das
Modell in Bronze im grünen Gewölbe betindlich mit den nicht zur Aus-
führung gekommenen vier gefesselten Sklaven am Fussgestell, i
yGoogIc
^gg VI. Abschnitt Roccoco und Zopfstil erster Stufe. Malhieüi elc.
Schlüier's Denkmal des grossen Kurfürsten zu Berlin. Von Joh. August
Dammann, Kupferschmied und Port at maier in Berlin, in Augsburg geboren,
befinden sieh fünf grosse Portriits in getriebenem vergoldeten Kupfer vom
Jahre 1738 im grünen Gewölbe zu Dresden. Sie stellen August II., Friedrich
Wilhelm 1., seine Gemahlin Dorothea, August 111. und seine Gemahlin Maria
Josepha vor. Eine mehr italienische Richtung brachte Lorenzo Mathielli
[t 1748) von Wien mit. Derselbe hatte dort an den Schwibbogen der Reichs-
kanzlei, am Gebäude der kaiserlichen Hofburg, die Kolossalgruppe «Arbeiten
des Herkules» ausgeführt; dann die Skulpturen der Karlskirche und die
Statuen an der Fontäne und sonst im Garten des Schwarzenberg'schen Som-
merpalasies. Seil 1743 als Hofbildhauer in Dresden, arbeitete er Modelle fllr
Porzellan und fUr Figuren an der grossen Wasserkunst im Markolmi"-
schen Garten. Von ihm sind 79 Statuen an der Hofkirche in Dresden, nach
Zeichnungen des Malers Torelli, ganz im Bernini'schen Stile aber zuweilen
von wahrem Adel der Formen und immer mit grosser Sicherheit auf per-
spektivische Formwirkung berechnet. Sein Nachfolger an den Arbeiten für
die Hofkirche war Friedrich Wilhelm Dubut, von dem aber nur Weniges
herrührt. — Der Venetianer Antonio Corradini hat in Wien das Figürliche
am Votivdenkmal auf dem hohen Markte gearbeitet, kam dann ebenfalls nach
Dresden und betheiligic sich mit Kandier und Mathielli an der Porzellan-
plastik. Georg Rafael Donner in Wien (1692— 1741), der Freund des
Rafael Mengs ist durch Schönheitssinn und edles Maas der Auflassung be-
merkenswerth. Von ihm, die in Blei gegossenen eleganten Figuren der Vor-
sehung und der vier HauptflUsse Oestreichs, an dem 1739 errichteten Brunnen
auf dem neuen Markte.
Für Berlin brachte die Regierungszeit Friedrich's des Grossen wieder
lebhaften Betrieb in die Skulptur, Friedrich Christian Glume (1714 bis
1752) hat im Rheinsberger Garten zusammen mit GrUnwald verschiedene
Figuren gearbeitet; dann sind einige Gruppen der Halbkolonnade am Lust-
garten des Potsdamer Stadt sc blosses sowie die Gruppen der Attika des Siall-
gebaudcs am Schlosse von Glunie. Ebenfalls von ihm: die Vasen und Figuren
des Gartenportals von Sanssouci, die Hermen des Prosceniums im später ab-
gebroclienen l"heater des Stadtschlosses, acht Musen in karrarischem Marmor
in der Hauptalice von Sanssouci und verschiedenes andere. Einer der be-
schäftigsten Bildhauer an den Charlottenburger und Potsdamer Bauten, ist
Johann August Nahl (1710— 1778). Er war von Berlin fort nach Strass-
burg gegangen, wurde aber von Knobelsdorfl' 1741 zurückberufen und hat in
den Charlottenburger und Potsdamer Schlössern sehr viel Stuckaturen und
Marmordekorationen gearbeitet, auch Zeichnungen zu den Zimmern in Sans-
yGooglc
TA F. 25.
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VI. AbsehnilL Roccoeo und Zopfstil erster Stufe. Deutsche Malerei. ^gg
souci geliefert. Er entwarf die grossen vergoldeten Bleiügureii fllr das Nep-
lunsbassiD in Potsdam, die von ihm, Benkert und Heinmllller ausgeführt sind.
In Berlin sind von ihm eine Anzahl Figuren an der Front des Opernhauses
und die Dekoration der Zimmer im Schlosse. Nahl ging 1746 nach der
Schweiz und hat dort mehrere Grabmälcr verfertigt, unter anderen in der
Kirche zu Hinkeldank bei Bern, das Denkmal einer Frau im Augenblick der
Auferstehung mit ihrem Kinde dargestellt Im Jahre i755 ging Nahl nach
Kassel und lieferte dort sein vorzüglichstes Werk, die Bildsaule der Land-
gräfin auf der Esplanade. Georg Franz Ebenhecht (f 1757) arbeitete die
Marmors phinxe am Gartenportal zu Sanssouci. Ebenfalls von ihm sind die
Sandsteingruppen vor dem Treppenhausc zum Marmorsaal des Potsdamer
Stadtschlosses und später zwölf Kolossalfiguren der Apostel für die Hedwigs-
ktrche in Berlin. Joh. Peter Benkert (1709 — 1769), HeinmUller {f 1760}, Johann
Lieb, Storch, Wohter u. a. haben in derselben Zeil in Potsdam und Berlin
verschiedenes gearbeitet.
Den Haupiruhm hatten aber die Franzosen; Caspar Balthasar Adam aus
Nancy (f 1761) und Jean Bapiiste Pigalle. Besonders von Ersterem sind viele
Marmorstatuen für Sanssouci gefertigt; und Pigalle, der sich nur kürzere Zeit
in Berlin aufhielt, schickte von Paris die sehr bewunderten Statuen des Mercur
und der Venus für das Rondel des Gartens von Sanssouci, Von der damaligen
eleganten leichten Behandlung des plastisch dekorativen Reliefe giebt die
Fig. 283 und 284, Kindcrgeslallen an den Wanden des Schlosses von Bruchsal
darstellend ein bezeichnendes Beispiel
c) Malerei.
In diese Zeit, welche mehr sammelte als dass sie Neues schaffte, fällt die
Entstehung der Bildergallerie in Dresden, deren Anfang bereits in den Zeiten
August's II. hinaufreicht, aber erst unter August III. die ihre Bedeutung be-
gründenden Hauptwerke erhielt. Die Ausführung der Hofkirche in Dresden
gab mindestens noch Gelegenheit zu bedeutenden Freskomalereien. Ein
Schuler des Bravour- und Schnellmalers Solimena, der damals viel bewundert
wurde wegen seiner Manier den Bildern durch grelle fleckenartige Kontraste
von Licht und Schalten eine besondere Wirkung zu geben, war Steffano
Torelli, 1712—1784, der durch den Kurprinzen Friedrich Christian um 1740
aus Bologna nach Dresden kam. Torelli malte in der Hofkirehe ein Altar-
blatt, den heiligen Benno, und die sehr guten Deckenfresken der Sakraments-
kapelle, Graf Pietro Roiari aus Verona (1708—1762) malte ebenfalls in der
yGoogIc
^QQ VL Abschnill. Roccoco und Zopfslil crsler State. Pesnc etc.
Hofkirche den Tod des heiligen Franz Xaverius und die Madonna mit dem
heiligen Ignatius von Loyola. Ein heiliger Franziscus von ihm befindet sich
in der Dresdener Gallerie, ebenda das heilige Abendmahl von dem schon
früher genannten Louis de Sylvester (1675—1760} und die Kreuzigung von
Karl Hüiin (i7i5 — 1776). Der Tod des heiligen Nepomuk und das Decken-
gemälde der Nepomuk kapeile in der Hofkirche sind von Franz Xaver
Paleko (1724—1767) ausgeführt; dann die Fresken der Bennokapelle von
Anton Maulbcrtsch, erst um 1770. Christian Wilhelm Ernst Dietrich,
geboren zu Weimar 1712, gestorben 1774, war von August III. nach Italien
geschickt und kopirte in allen Stilen. Seine klassischen Landschaften sind
das Beste von ihm.
Unter Friedrich II. in Berlin waren es durchaus Fremde, welche die
Malereien in den Schlössern besorgten: die Franzosen Pesne, Dubois und
Dubuisson, der Schwede Harper und der Holländer Vanloo. Karl Sylva
Dubois, 1688 zu Brüssel geboren, gestorben 1753 in Köpenik, kam 1702 als
Balletmeister nach Berlin. Er malte Landschaften in Ruysdael's Manier;
Antoinc Pesne, sein Freund und Knobelsdorfl haben einige davon stafürt.
Johann Bapiiste Guyot Dubuisson, StilUebenmaler aus Frankreich, ein
Schuler Monnoyer's, lebte lange Zeit in Neapel und Rom und kam mit seinem
Schwiegersohn Pesne nach Berlin. Dubuisson malte besonders Frucht- und
BlumenstUcke in den Schlössern zu Rheinsberg, Charlotten bürg und Potsdam.
Johann Harper, 1688 zu Stockholm geboren, gestorben 1746 in Potsdam,
kam 1712 nach Berlin und malte sp9ter verschiedene Plafonds in den Schössern
zu Potsdam und Charlottenburg. Der bedeutendste unter diesen fremden
Malern ist Antoine Pesne, 1683 zu Paris geboren, Schüler seines Vaters
und des Historienmalers De la Fosse. Er kam 171 1 aus Italien an Augusiin
Terwesten's Stelle nach Berlin und malte unter Friedrich Wilhelm's Regierung
meist Porträts von blühendem Kolorit, aber etwas flacher Auffassung (Fig. 285).
Pesne hatte 46 Schiller. Im Hauptsaal des Schlosses Rheinsberg malte er den
Sonnenaufgang, Apollo die Nacht vertreibend. Im Speisesaal des Schlosses
Charlottenburg «die zum Mahl vereinigten Götter», im Treppenhause «die
Morgcnröihc», in der Bibliothek «Minerva und die Dichtkunst», und noch
andere Plafonds. Der Plafond des Marmortreppenhauses im Stadtschlosse zu
Potsdam, ebenfalls von Pesne gemalt; auch in deu Zimmern von Sanssouci
mehrere Bilder von ihm, meist mythologischen Inhalts. Der Raub der Helena
im neuen Palais zu Potsdam, von Pesne angefangen, wurde erst nach seinem
Tode (1757] von Rode vollendet. Amadeus Vanloo (f 1776), Schüler seines
Vaters J. Bapt. Vanloo, hat am Plafond des Marmorsaales im Potsdamer Stadt-
schlossü die Apotheose des grossen Kurfürsten gemalt, im neuen Palais, eben-
yGooglc
VI. Abächniil. Roccoco und Zopftiil ersitr Stufe. A. Vanloo. 7Q1
falls im grossen Marmorsaale, «Ganymed den Göttern im Olymp vorgestellt»
und ein vonreflliches Wandbild «das Opfer der Iphigenia«; dann im Palast
Fig. »85. I'esne. Friedricli der Grosse.
des Prinzen Heinrich zu Berlin «die Geburt der Venus» und aden Raub der
Sabine rinnen». Noch unter König Friedrich Wilhelm kam der Porträtmaler
Georg Liszewski nach Berlin. Sein Sohn Georg Friedrich Reinhold und
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■jm VJ. Abschnill. Roccoco und Zopfstil entcr Stufe. Dcutschi: Dckaralion.
seine Töchter, Madame de Gask und Madame Therbuscli, folgten ihm in der
Kunst. Johann Christoph Merk aus Hall in Schwaben malte viele der grossen
Grenadiere König Friedrich Wilhelm's. Höder (f 1761) malte in Charlotten-
burg zwei Zimmer im Lancret'scheo Geschmack; ausserdem wurde eine grosse
Anzahl Watteau' scher Bilder zur Dekoration der Schlösser verwendet.
Joh. Elias Riedinger in Augsburg (lögS — 1767} ist als Thiermaler
sehr berühmt, noch mehr durch seine Kupferstiche. Die Natur und das
Leben des Hirsches hat er mit grösster Meisterschaft und Vorliebe behandelt.
Auch die Landschaft wird von ihm noch im grossartigen Sinne dargestellt
Die Decken- und Altarbilder der Damenstiftskirche in München von
C D. Asam, B. Albrecht, G. Demares und Ruftini sind ohne kunstgeschicht-
tichen Wenh.
Im Hamiltonsaal des Lustschlosses Schönbrunn bei Wien malten die
Brüder Hamilton 1719—1723 verschiedene Oelbilder.
Prinz Wilhelm von Hessen, erst Gouverneur von Friesland, später
Statthalter in Hessen, tiess in dieser Zeit durch Philipp van Dyck den Haupt-
bestand der Kasseler Gallerie zusammenbringea.
d) Dekoration.
Die deutschen Kunststecher der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
kopiren den französischen Roccocostil, aber hauptsachlich im Sinne des
späteren Genres Rocaille, wie denn Überhaupt die Formen des frühen fran-
zösischen Roccocos in Deutschland ganz fehlen. Jeremias Wachsmuth in
Augsburg {1712 — 1779) erfindet etwa in der Art wie Charles Eisen, aber mit
strenger Beobachtung der Symmetrie, sonst in echter, etwas massiger Rocaille.
J. M. Hoppenhaupt der Aeltere, Bildhauer, 1709 zu Merseburg geboren,
hatte in Dresden, Wien und anderen Orten gearbeitet und kam 1740 nach
Berlin. Von ihm sind viele Verzierungen in Saiissouci und Charlottenburg
(Figur 286). Franz Xaver Habermann, Ornamentiker und Bildhauer,
geboren 1721 zu Glatz, gestorben 1796 zu Augsburg, einer der fruchtbarsten
Ornaraenimeister, entwirft in einer sehr fortgeschriiienen Rocaille und geht
später zum Stil Louis XVI. Über. Johann Esalas Nilson, Maler und
Stecher, geboren 1721 zu Augsburg, gestorben 1788, erinnen in seinen Er-
findungen sehr an Boucher und hat eine grosse Anzahl meisterhafter Rocaille-
Blatter gestochen.
Ueberhaupt ist die deutsche Dekoration dieser Zeit nur bemerkenswerth,
wenn sie den Roccocostil anwendet; und in diesem Sinne entstehen auch
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VI. Absclinitt. Roccoco und Znpfslil erster Stufe. Hoppenhaupt. -qj
eine Reihe ausgezeichneter, schon bei Gelegenlieit der Architektur erwähnter
Räume, welche nicht durch die französischen Beispiele Ubertroffcn werden.
Aber die deutschen Roccocobauten bewegen sich bereits auf dem Boden des
Stils mit einer gewissen Freiheit, denn das System des Roccoco beherrscht
selten das Innere ganz, vielmehr behült man daneben gern für die Haupträume
die schweren Ordnungen und Deekenbildungen des Barockstils bei: besonders
Fig. rffi. J. M. Hoppiiiliaupt. Enlwarfc zu Ulirgcliäusin (n. Maltres oniemanislc*].
ist dies bei den Hauptsölen, Vestibülen und Treppenhäusern der Fall. Die
Dekoration des Stadt sc blosses in Potsdam, unter Knobelsdorffs Leitung von
Nahl und Hoppenhaupi dem Jüngeren ausgeführt, ist eine der glünzend-
sten und mag deshalb etwas detaillirie Erwähnung finden. Das Konzert-
ämcner des Königs, durch Nahl dekorirt, ist grün mit goldenen Verzierungen
und hat auf zwei vergoldeten Wandfeldern bunte chinesische Figuren. Im
Audienzzimmer befindet sich eine gelbe Sammetiapete mit Silberstickereien
vom Kunststicker Heynitschek gearbeitet. Das grosse Konzertzimmer ist
in Smckmarmor gehalten und zeigt wieder in den Füllungen bunte
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7Q1 Vr. Abschnitl. Roccoco und Zopfstil erster Stufe, Zimmer im poisdamer Stidlsehlos«,
chinesische Figuren auf goldenem Grunde. In einer Nische ist eine sitzende,
ein Instrument spielende Chinesin angebracht, von einem Chinesen mit dem
Sonnenschirm begleitet; diese durch Benjamin Giese gearbeiteten Figuren
bilden den Ofen, Das Wohnzimmer des Prinzen Heinrich blassgelb lackirt,
Fis- ;8j. Von einer Tlifirfüllunf! in Pciiloss Bniclisal,
mit geschnitzten nach der Natur angemalten Blumen verziert. Das Schlaf-
zimmer hat eine gelbe Sammettapeie mit Silbertressen, die Decke zeigt silberne
Zierrathen und Blumen, die in natürlichen Farben angemalt sind. Ein Wohn-
zimmer, mit apfclgrünem Atlas an den Wänden, worauf mit Gold erhöhte
Dekorationen und Gehänge von Blumen in natürlichen Farben von Pailly
gestickt sind. Ein Nebenzimmer, mit einer Tapete von perlfarbenem Atlas,
yGoogIc
VI. AbschniH. Roccoco und Zopfstil erster Slufe. Details aus Schloss Bruchsal. -^5
durch chinesische in Gold gestickte Figuren und natürliche Blumen von
Heyniischek ausgestattet. Ein Kabinet in weisser Seide mit gestickten chinesi-
schen Figuren, ebenfalls von Heynitschek, wobei Wasser, Luft und Hinter-
grund gemalt sind. Der grosse Marmorsaal hat aber sein Barockgepräge
bewahrt, ebenso ist die anstossende Marmorgallerie schwer in Bronze dekorirt.
Die Ornamentik der Roccoco-Dekoraiion ist nur scheinbar monoton,
Fig. 9»S. Von einer Declienvoulc in Schiost Bnicliul.
denn nicht allein wechseln die Motive, das Muschelwesen, das Tropfstein-
artige, das Blumistische nach dem Geschmacke der verschiedenen Meister,
sondern auch die Einzelbehandlung lüsst Raum fUr zahllose individuelle
Verschiedenheiten.
Von der Delaillirung des Roccocoornaments, in der spülen meist in
Deutschland üblichen Fassung, giebt Figur 287 ein Beispiel einer in Holz
geschnittenen ThUrfullung aus Schloss Bruchsal und Figur 288 den Theil
einer Stuckdecke aus demselben Gebäude. Die angelnden Kinderfiguren der
Deckenvouie bezeichnen ganz den zur Idylle neigenden Charakter der damali-
gen Ornamentmotive.
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7q6 V- Abschnitt. Roeeoco und Zopfstil erster Stufe. Schmiedearbeiten.
Yte. 381J. Vcryiildclcs scliniicdcciicmcs Gitter in Augsburg.
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VI. Abselmilt. Roeeoco und Zopfstil erster Stufe. Deutsches Kunstgewerbe. -g-
Die Schlosserarbeiten dieser Zeit 'nehmen in der reichen Anwendung des
blumisiischen Elemcnis ganz den Charakter des Roccocosiils in sich auf und
sind meist noch polychrom und mit vielfachen Vergoldungen behandelt. 1
Figuren 289 und 290 geben Beispiele dieser Art aus Augsburg und Prag.
e) Kunstgewerbe.
Auf die Eniwickelung des Kunstgewerbes, hauptsächlich auf die Ge-
staltung der Möhel und Gcräthe, Übte das Roccoco einen liefen und nach-
haltigen Eiafluss. Auch die Stilisirung des europäischen Porzellans ist innig
mit dem Roccoco verknüpft, wenn es auch ungerechtfertigt ist, die Entwicke-
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798 VI. Abschnitt Rotcoco und Zopfslil erster Stufe. PorieiUn, Möbel de.
lung des Stils an die aus diesem Material entwickeilen Formen zu knüpfen,
wie es wohl schon geschehen ist; indess hängt der Weltruf des Vieux Saxe-
Porzellans und des späteren Sevres -Porzeil ans eng mit dem Roccoco zusammeiL
Ebenso leicht verbindet sich das venetianische Glas, mit seinen leichten ka-
priziösen Formen, in Kronen, Wandleuchtern und Spiegeln mit der Roccoco-
dekoration. Eine ganz neue Form von früher niemals erreichter Bequem-
lichkeit und Leichtigkeit gewinnen jetzt die gepolstenen Sitzmöbel, Sophas,
Armsessel und Stühle; dieselben zeichnen sich in der Roccoco fassung durch
absolute Angemessenheit für den Zweck und das Fehlen jeder systematisch
architektonischen Form aus. Die leichten geschwungenen Linien des Holz-
werks schmiegen sich der menschlichen Gestalt vollständig an und vermeiden
sorgfältig, dass irgendwo eine scharfe Ecke oder Kante hervortrin. Uebrigens
ordnen sich auch die Möbelformen der Hauptstimmung der jedesmaligen
Dekoration vollständig ein. Das Holzwerk ist meist weiss mit leichtem be-
gleitendem Goldprofil, in Pflanzenornament auslaufend, und der Ueberzug
meist einfarbige Seide in einer Nuance des Wandtons. Eine gleiche Bequem-
lichkeit der Handhabung, wie sie sich bei den Möbeln findet, spricht sich in
den Schlosserbeschlagen aus; der damals aufkommende Verschluss der Fenster
und Thüren durch Espagnolcttstangen und Pasquilles ist eigentlich noch nicht
überholt. Die Schlosstheile sind sichtbar und vergoldet. Für Giner und
Abschlüsse in Schmiedeeisen findet das Roccoco höchst anmuthige Formen
in Verbindung mit dem eigenthUmlichen blumistischen Elemente. Im echten
Roccocozimmer darf eigentlich der Kamin nicht fehlen, zu dessen Gestaltung
die Stilformen sich ausserordentlich bequem handhaben lassen. In Deutschland,
wo das Klima Ofen nöthig macht, sftid diese Art Heizanlagen eine schwache
Partie der Ausbildung geblieben; meist sind gusseiserne Oefen atigewendei,
die sich schlecht dem Ganzen anpassen, besser sind die Fayenceöfen gelungen.
Unter Höroldi und Kandier trat die plastische Periode der sachsischen
Porzellanmanufaktur ein, Paris und Berlin folgten erst später. Kandier wagte
sich auch, wie schon erwähnt, an das Kolossale. Das japanische Palais in
Dresden sollte mit Porzellan inkrustirt und mit grossen Porzellanfiguren ge-
schmückt werden. Der Kopf einer Kolossal reiterstatue des Königs August
und einige grosse Thierfiguren sind noch erhalten. Das beste der Meissener
Fabrik sind aber die kleinen Roccoco figuren. Der siebenjährige Krieg ver-
anlasste eine Stockung in der Meissener Fabrikation, die bis 1763 dauerte. —
Melchior Kambly in Zürich 1710 geboren, seit 174^ in Beriin, Bildhauer,
Kunsttischler und Metallarbeiter, vertrat hier die Kunsttischlerei in aus-
gezeichneter Weise. Im Potsdamer Stadtschlosse befindet sich von ihm das
Noienpuh des Königs, mit Schildpatt und vergoldeter Bronze, ein Tisch aus
yGoogIc
VI. Abscliniil. Roccoeo und Zopfsiil erster Stufe. Marmorarhcilen, Bronzen. -gy
Puddingstein, im Wohnzimmer das Gehäuse einer Uhr mii Glockenspiel in
Cedernholz mii Bronze Verzierungen und vieles andere. Im Jahre itöj besorgte
Kambiy die Geschenke für den türkischen Hof. Die Gebrüder Calame in
Potsdam arbeiteten besonders in Marmor tjnd feinen Steinen, auch in der Art
der Floreniinischen Mosaik. Von diesen im Zimmer des Königs im poisdamer
Stadtschlosse, ein prächtiger Tisch von violettem schlesischen Ametyst und
sonst noch eine Anzahl ausgelegter Tische. Die Marmorkamine der Schlösser
sind fast Überall von Switzer aus Breccia d'Alcppo, Giallo aniico und anderen
seltenen Marmorsorten hergestellt. Die vielen reichen und kostbaren Berg-
knstallkronen der Schlösser sind meist von Brokes in Pocsdaiii geschliH'en,
Die schönen vergoldeten Wand Verzierungen und TischfÜsse in Bronze in der
Marmorgallerie des Potsdamer Stadtschlosscs und anderwärts, fast durchweg
nach Nahl's Modellen gegossen. Peter Meyer, ein Schüler von Jacobi,
wurde nach dessen Tode i725 Direktor der königlichen Bronzegicsscrei. Er
goss auch die vier von Koch schlecht moJellirten Sklaven für die Schlüter'sche
Staiue des Kurlllrsten Friedrich 111., die nicht zur Aufstellung gelangten. Von
dem Goldschmied Christian LieberkUhn war das massiv silberne Musikchor
im Berliner Schlosse gearbeitet, welches 1744 eingeschmolzen und durch ein
hölzernes ersetzt wurde. Ein Plat de Menage von demselben, mit gegossenen
Figuren und Zierrathen, befindet sich noch in der Kunstkammer. Johann
Ludwig Richter in Augsburg lieferte 1731 — 1733 viel Silbergerath für den
preussischen Hof nach Riedinger's Zeichnungen; es ist aber nichts mehr mit
Sicherheit nachzuweisen. Auch von den Silberarbeiten, die Lorenz Gaap aus
Augsburg (1669 — 1745) nach Berlin geliefert hat, ist nichts mehr vorhanden.
Maihüüs Jacob Strohmayer, Goldarbeiter zu Augsburg, Verfertiger von Degen-
gefässen, Stockknöpfen und dergleichen, arbeitete längere Zeit in Berlin.
Als Elfenbeinschneider sind noch Simon Troger aus Haidhausen
(t i'TÖg), und Ludwig Lücke (f 1780} zu nennen. Von Ersterem ein Opfer
Abraham 's, über zwei Ellen hoch, und ein Raub der Proserpina, von Letzterem
ein Kruzifix in Elfenbein, sämmtllch im grUneii Gewölbe zu Dresden auf-
bewahrt. Auch ein Wachsbossirer für Schaugerichte Lucas Wilhelm Kotm
wird in Berlin genannt. Johann Adam Hanf (ni5— n'^), Hofsteinschneider
in Berlin, schnitt Köpfe, Figuren, Insekten. Joh. Carl HedUnger, schwedischer
Hofmedailleur, kam ^42 nadi Berlin. Die Emaillemalerei wurde von
C Bournot, J. Brecheisen und Nathanael Diemar ausgeübt. Emanuel Mathias
Diemar, ri20 zu Berlin geboren, der älteste von drei geschickten Brüdern,
war als Stein- und Stahlschneider für Degengefässe, Uhrketten und mit Gold
inkrustirte Figuren berühmt. Er hat eine Zeit lang in Paris und London ge-
arbeitet. Benjamin Diemar, der jüngste Bruder, war Miniaturmaler und wurde
yGoogIc
goo VI. Abschnitt. Roccoca und Zopblit erster Stufe. Stickereien. Sluckaturen.
später in London als Historien- und Porträtmaler bekannt. Karl Friedrich
Thitnpondt, 1 720 in Berlin geboren, ein Schüler von Pesne, ging als Miniatur-
und Emailmaler nach Dresden und spijier nach Warschau. Der Sticker
Mathias Heynitschek, 1708 in Hamburg geboren, gestorben 1772 zu Bay-
reuth, liefene vieles zur Dekoration der Roccocoraume in den Schlössern von
Potsdam und Berlin. Er hat viele Jahre an kleinen KabinctstUcken zuge-
bracht Chinesische Figuren in Landschaften, Blumen und Fruchtstucke,
allerlei Vögel in Lebensgrösse, die Vögel in Federn gestickt, die Bäume in
Seide, sind von ihm meisterhaft ausgeführt. Luft und Wasser wurden auf
die Rückseite der Seide durch Hirschmann gemalt. Die Vigne'sche Fabrik in
Berlin lieferte vortreffliche Hauielissetapeten. In einem Zimmer des Potsdamer
Stadtschlosses, dem Vorzimmer des Prinzen Heinrich, belinden sich Tapeten
aus dieser Fabrik mit der Geschichte der Psyche nach Le Sueur; Psyche den
Amor beleuchtend, ist besonders gelungen. Prachtstoffe für die Schlösser
lieferte die Fabrik von Baudouin in Berhn.
Die Mitglieder der italienischen KUnstlerfamilie der Bibiena's waren an
verschiedenen Höfen als Theatermaler thätig. Joseph Galli Bibiena, i6g6
zu Parma geboren, stirbt i757 in Berlin. Er ging mit seinem Vater Ferdinand
nach Spanien, spater als Baumeister und Theatermaler nach Wien, wurde
i75o nach Dresden berufen und kam 1754 ebenfalls als Theatermaler nach
Berlin. Sein Sohn Karl Galli Bibiena [1738 geboren) ging 1746 nach Bayreuth,
dann nach Braunschweig und London. Im Jahre 1763 wurde er nach Berlin
berufen um die Dekorationen der Oper zu malen, aber seine Arbeiten waren
nur mittelmässig und er wurde 1766 verabschiedet. Jacob Fabri aus Venedig
kam 1742 als Theatermaler nach Berlin und ging später nach KopenhageiL
Johann Martin, Maler und Lackirer, besonders die Lackarbeitea bildeten
damals eine wichtige Technik, wurde 1747 aus Paris nach Berlin berufen.
Die Blumen der Hoppenhaupt'schen Stuckaturen und Schnitzereien, wurden
vom Maler Bock in naturlichen Farben bemalt.
Der Bildhauer J. M. Hoppenhaupi, der Aeltere, 170g zu Merseburg
geboren, ist einer der berühmtesten Roccocodekorateure. Er hat in Dresden,
Wien und seil 1740 in Berlin, Potsdam und Charlottenburg nach Knobels-
dorlT'schen Entwürfen gearbeitet. Sein Sohn der jUngere Hoppenhaupt,
der dem Vater in der Manier folgte, hatte nicht das Talent desselben. Seine
Dekorationen sind unruhiger im Kontour und einigermassen verwilden durch
das Uebermass der tropfsteinartigen Gebilde. Echter, Stuckator in Breslau,
hat in verschiedenen Hausern und Palästen Berlins Arbeiten hinterlassen.
Merk in Potsdam, um 1749, hat viel Stuckaturen im Schlosse zu Sanssouci
gearbeitet, so im ovalen Mittelsalon und im Konzertzimmer. Ebenso sind
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VI. Abschiiilt Roccoco und Zopfslil crsicr Siufe. Deuiiclic Kunsiliitcraliir. Sqi
die beiden Sanori, Vater und Sohn, um 1746 in den Potsdamer Sciilösscrn
als Stuckatoren thüttg.
Georg Friedrich Schmid (1712— 1775), in Berlin geboren, als Kupfer-
stecher berühmt durch seine Arbeiten nach Rembrandt, ging 1736 nach Paris
zu Lancret, dann nach Petersburg und kam schliesslich wieder nach Berlin.
Ferdinand Helfrich Frisch zu Berlin, Sohn des berühmten Rektors Frisch,
Johann Melchior Füssli aus Zürich, ein Schüler Biesendorfs, der Architekt
A. von Wangenheim, die beiden Wolfgang Christian und Gustav Andreas,
dann C. A. Wortmann, der in Petersburg und Kassel arbeitete, haben sich
als Kupferstecher bekannt gemacht. A. CheviJlette, Schüler von Schmid, ging
spater nach Paris, ebenso Anton Tischler, der von Paris nach Wien zurück-
kam und dort i775 noch lebte. Diese Meister hatten sich aber sämmtüch,
wie auch Wagner, Prcsler und Wille, nach der französischen Schule gebildet.
f) Kunstlitteratur.
Das Mittelalter hndet nur sparsam Bearbeiter: Hartzheim. Joseph, De initio
metropoleos eccJesiaticae Coloniae Claudiac Aug. Agrippinensum. Cöhi 1732.
In 4"; Doppelmayr (J. G.), Historische Nachricht von den Nurnbergischen
Mathematicis und Künstlern etc. In Fol. Nürnberg 1730. — Bauten der
vorigen Epoche betreffend: Pöppelmann (M. D.), Vorstellung und Beschreibung
des Zwinger-Garten-GebHudes zu Dresden. 1729. Dresden. Mit Kupfern;
Kleiner, Salomon, Representation au naturel des chateaux de Weissenstein
au dcsus de Pommersfeld et de celui de Gerbach appanenants ä la matson
des comtes de Schönborn etc., 1728, mit Interieurs im Genre Berain.
Zeitgenüssische Bauwerke stellen vor: Bahr, G., die Frauenkirche in
Dresden. Dresden 1734, Fol. MitTaf.; Chiaveri, G., die kaihoUsche Kirche in
Dresden 174a Fol. Mit Taf.; Knobclsdorff, Plans de la salle d'opera ä Berlin.
Berlin 1743. Fol. MitTaf. Das Ucbrige sind Publikationen der Ornament-
stecher im Genre Berain und hauptsächlich im Genre Rocaille: Eysler, Joh.
Leonhardt, Neu inventirtes Laub- und Bandelwerk, etwa um 1731 in Nürn-
berg; Schübler, Jos. Jacob, Sammlung seiner Ornamentstiche bei J. C. Weigcl.
Nürnberg 1730; Bergmüller (Joh. Georg), Maler und Stecher, geboren zu
Dirkheim in Baiern 16S7, stirbt 1762 zu Augsburg. Ganz neue und sehr
nützliche Süulen und Ornamente tu Fol. und anderes; Bcrgmüller (Johann
Andreas), Sechs ganz neue Portalen. Augsburg: Preisler (J. J.), Kunststecher in
Nürnberg (1698 — 1771). Nützliche Anleitung zu Rocailles etc.; Baumgärtner
[Joh. Jakob), Ornamenisiecher und Verleger zu Augsburg, Sechs Bande Neu
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g(,2 VI. Abschnrit. Roctoco und Zopfotil tnur Stufe. Schwell etc.
Inveniirtes Laub- und Bandtwerk. Augsburg 1727; Habermaan, Franz Xaver,
Ornamemzeichner und Bildhauer, geboren 1721 zu Glatz, gestorben 1796 zu
Augsburg, einer der fruchtbarsten Meister im Genre Rocaille, seine Stiche
sind von Georg Hertel und Martin Engelbrecht in Augsburg herausgegeben;
Bauer, Johann, Ornamenibild flauer zu Augsburg (f 1760), eine Anzahl Or-
namentstichc im Genre Rocaille; die Brüder Joseph und Johann Baptiste
Kiaubcr, Kunststecher zu Augsburg, verschiedene Omamentsiiche; Niison,
Johann Esaias, Maler und Stecher zu Augsburg (1721 — 1788) eine grosse Menge
Kocaillen; Wachsmuth, Jeremias, Ornumcntiker und Stecher zu Augsburg
(1712—1779), Stiche im Genre Rocaille,
3. Der Roccoco- und Zopfstil in den übrigen
europäischen Ländern.
Der von Frankreich ausgehende Roccocostil wird in ganz Europa, in
einem Lande stärker, in dem anderen weniger kräftig aufgenommen und
fortgesetzt, aber ganz unberührt ist keins derselben geblieben, mindestens wird
stets die Ornamentik davon beeinrtusst.
In der Schweiz wird die Stiftskirche zu St. Gallen i756 — 1767 von
Peter Dum und Ferdinand Baer im Roccocostile erbaut. Aber es zeigt
sich auch an diesem Bauwerke wieder die cjigc Verwandtschaft des Roccoco's
mit dem borrominesken Barock. Die Ausscnarchitektur geht durch die energi-
schen Verkröpfungcn und Gliederungen wieder auf das alte malerische
Prinzip zurück.
Die niederländischen Kunststecher arbeiteten in den ersten Jahrzehnten
des 18. Jahrhunderts durchaus im Genre Louis XV. Wichmann, Joachim,
geboren zu Amsterdam, gehön zu diesen, G. de Grendel, Ornamemiker zu
Middelburg um 1730, giebt in derber Rocaille eine Anzahl holländischer Ka-
mine, und Auden-Aerde (R. V.), Maler und Kunstsiecher zu Gent (1663—1743)1
der hauptsächlich in Italien arbeitete, begleitet die Tafeln seines Werkes,
Numismata victorum illustrium ex Barbadica gerne, Padua 1732, mit Orna-
menten in demselben Stile. Von Abraham Bloemaert erscheint ein Werk:
Konsiryk Tekenboek, üeestryk Getekent en Meesterlyk gegraveert by Zyn
Zoon Frederik Bloemart. Amsterdam 1740. Mit ifj6 Kupferstichen. Im Kirchen-
bau bleibt aber der klassische Barockstil nach dem Vorgange der Franzosen
herrschend und geht gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts ohne Weiteres in
den klassizirenden Zopfstil über. Niederlandische Bildhauer dieser Zeit sind:
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VI. AbachnitL Roccoco und Zopfslil erster Stuft- Niederlande, Bioland. gQi
Johann Michael Rysbrack aus Antwerpen (1693 — 1770) und Laurent Delvaux
aus Genf (1695 — 1778). An einzelnen Schlossbauten tritt das Roccoco hervor,
wie an dem Schlosse des Herzogs von Aremberg, um 1753 in Brüssel erbaut,
und an dem königlichen Palais in Antwerpen vom Jahre ijSb. Mit der spe-
zifisch niederländischen Malerei ist es zu Ende.
In England verhindert die Herrschaft der palladiantschen Klassik das
Eindringen des Roccoco, Der talentvolle Architekt James Gibbs, geboren
1674, gestorben 1754, bildet bereits den Uebergang zum kl assizirenden Zopfstil,
ganz ohne französischen Anflug. Seine Kirche St. Martins in the Fields
Fig. iqi. Iniicnan»ic1n von Sl. Manuii [n [he Fields (n. Fergusbun).
ist eine der schönsten dieser Zeit und Stilrichtung. Der achtsauligc
korinthische Portikus, mit zwei Intcrkolumnien Tiefe, ist gut detaillirt. Eine
grosse, entsprechende Pilasterordnung geht um den ganzen Bau, zwei Range
Fenster ei nschh essend. Das Innere ist eine Kombination von Chrisiopher
Wren's Anordnung ftlr St. Bride's und St. James', aber glücklicher, indem die
GebülkstUcke unter den Gewölben der Seitenschiffe vermieden sind (Fig. 391).
Hier sind es Rundbogen, die auf dem Gebälk der Säulen aufsetzen und
zwischen welche Kuppeln gespannt sind. Das Hauptschiff hat ein gedrucktes
Tonnengewölbe, in welches die Stichkappen der Arkadenbogen einschneiden,
dasselbe ist gut verziert (Qu. Fergusson). Ein anderer grosser Bau von Gibbs,
die Radkliffe-Bibliothek zu Oxford, ist schon ganz klassisch, aussen mit
einer Säulenordnung versehen. Das Gebäude ist rund, mit einer Ordnung
gekuppelter korinthischer Ssulen auf einem quadratischen Unterbau und
,yGoo(^le
8o4 VI. Absehnia Roecoco ond Zopfetil ersi«- Stufe. Gibbs, HogiMli.
schliesst mit einer Balustrade ab. Aus der Mitte der Planform steigt eine
kleinere Kuppel mit Laierne auf (Qu. Fergusson, History etc.). Die Kirche
St. Maria Strand in London hat einen runden Säulenportikus uai an den
äusseren Mauern zwei übereinander gestellte Ordnungen von Wandsaulen.
Im Jahre i75o wird die WestmUnsterbrücke in London vollendet; bis dahin
war Londonbridge die einzige Themsebrücke in London. Urheber der etwas
schwerfälligen Architektur war der Schweizer Labelye. 1760—1769 dieBlack-
friarsbridge, mit neun elliptischen Bogen, durch R. Mylne erbaut.
In der Malerei vertritt William Hogarth (1697 — 1764) das Gefühl der
Zopfzeit in England und wendet sich mit Bewusstsein gegen die Hohlheit
der damaligen Historienmalerei. Als Genremaler ist er Satiriker und polemi-
sirt gegen die Verkehrtheiten der Gesellschaft. Seine Malerei iet skizzenhaft,
v/ie die der späteren klassizirenden Nebulisten. Eine Reihenfolge Hoganh'scher
Bilder befindet sich in der Nationalgallerie zu London, darunter »die Heirath
nach der Mode». Weit verbreitet sind die Blattfolgen seiner Radirungen und
Stiche: das Leben des Liederlichen, das Leben des Freudenmädchens u. s. w.
Hogarth ist der wahre Vorläufer der modernen Karrikaturenzeichnerei. Inigo
CoUet und James Gillray gehörten zu seinen nächsten englischen Nachfolgern.
Bildhauer dieser Zeit: Peter Sheamakers (1691 — 1770) und sein Schüler Sir
Henry Cheere.
Das französische Roecoco findet durch einige Kunststecher Vertretung;
M. Lock, Ornamentzeichner und Stecher um 1740, A. New Drawing Book of
Ornaments, Shields, companiment Masks etc., es sind Cartouschen und Ro-
cailledetails; dann F. Vivares, Omamentzeichncr, Stecher und Verleger, ge-
boren in Frankreich, stirbt in London 1782, Feld er Verzierungen im Genre
Rocaille und Chinoiseries. N. Wallis, Architekt, vcröfl entlicht um 174^: The
complete modern Joiner, or a cöllection original desings in the present taste
for Chemney-pieces and door-Cases eic, London. — Von C. Scarlett, Oroa-
mentzeichner und Stecher um 1743, ein Blatt Rahmen und Canouschen im
Stil Louis XV, — Thomas Bowles, Ornamentzeichner und Verleger, geboren
gegen 1712, New Book of Ornaments proper for Gravers, Juvellers, Carvers
and most sort of Artificiers; es sind Kopien nach verschiedenen französischen
Meiscern. — H. Goplan, gegen 1746, eine Folge von verschiedenen Orna-
menten und Cartouschen. — P. Glisier oder Glazier, Ornamentzeichner und
Stecher, um 1754, verschiedene Vasen, Spiegelrahme und dergleichen im
Genre Rocaille. — Edward und Darly, Omamentiker und Stecher um 1754;
Chinoiserien. — J. Jores, Ornamentiker um 1759, A Newbook iron Work
comaining a great variety of designs useful for Painters, Cabinct-Makers,
Carvers, Smiths etc., London; eine Anzahl Tafeln sind nach dem Franzosen
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VI. Abschnitt. Roccoco und Zopfstil erster Sture, DSnemark, Spanien. gQ^
Huquier kopirt. Thomas Johnson, Ornamentiker gegen 1761, One Hundred
and Fifty new Desings; es sind Entwürfe zu Kaminen, Rahmen, Spiegeln,
Konsolen, Kandelabern, Pendulen u. s. w. in einer sehr übertriebenen Ro-
caille. Ausserdem erscheinen: Pococke, A, description of the East and otlier
countries, London 1743. 3 Vol. Fol. Mit Kupfer; The ancient and modtrn
history of the famous clty of York by F. G. York 1780 in S*»; Eboracum, or
the history and antiquities of the city of York, London 173Ö. Fol. Mit Kupfer.
— B. Willis, Survey of cathedrales 1727 — 1733. 4 Vol. 4"; James Gibbs,
t BandenihaltcDd: Grabmaler, Vasen, Baluster etc.; dann Thurty ThreeShields
et compartiments for monumental Inscriptions, Coats of Arms etc. Eograved
from the Designes of that curious Architect Mr. Jam. Gibbs, cnthSIlt Car-
lo u sehen aller Art.
DSnemark hatte erst unter Friedrich V. (1746 — 1766) seine Roccoco-
periode. Ein Franzose aus Valencieones, der Bildhauer Saly, war Direktor
der Kunstakademie. Von ihm die Reiterstatue Friedrich's V. Zu si;inen
Schulern zählen die in Kopenhagen geborenen Bildhauer Stanley, Weiden-
haupt und Dajou. Letzterer gehöne später zu den Lehrern Thorwaldsen's.
Der Bildhauer Hans Wiedewelt {1731 — 1802), ebenfalls ein Lehrer Thor-
waldsen's, ein Schüler Coustou's des Jüngeren, gehört der Zeit nach, der
klassizirenden Zopfperiode an und wohnte sogar 1766 mit Winckelmann zu-
sammen in Rom, aber im Praktischen blieb Wiedewelt der Schüler Coustou's.
Von ihm befinden sich Skulpturen im Fredensborger Park; dann die Denk-
mäler der Könige Christian VI. und Friedrich V. in der Gruftkirche zu Ros-
kilde. Der Bildhauer gab sich spater selbst den Tod. Die Roccocoperiodc
Dänemarks füllt so spat, dass sie fast bis zum Beginne der Neuklassik herauf-
reicht, wenigstens war die Zeitdauer des dazwischenliegenden klassizirenden
Zopfstils nur sehr kurz bemessen.
Die Hauptlander der borrominesken Stilrichtung, Italien als die Ur-
sprungsstfltte, und Spanien als diesem die unbedingteste Nachfolge leistend,
setzen dem Eindringen des Roccoco einen grösseren Widerstand entgegen.
Spanien hat statt desselben sein churriguereskes Genre, das man wohl als
spanisches Roccoco bezeichnet hat, aber mit Unrecht, denn dasselbe bildet
kein in sich abgeschlossenes System der Innendekoration wie das französische
Roccoco. In Italien nehmen eine Anzahl Kunststecher die Rocaille auf, aber
in einem eigenthUmhchen Sinne; in der Hauptsache bleiben die Kompo-
sitionen schwerfällig barock und das Detail der Rocaille erscheint nur als ein
unwesentliches angehängtes Wesen. Ein Beispiel dieser Art giebt Fig. 292,
einen Theil einer in Silber getriebenen Schüssel darstellend, welche in Florenz
aufbewahrt wird. Die Hauptmotive lehnen sich wieder an die Weise des
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go6 vr Abschniti. Roccaco und ZopftüL erster Sture. Ilaliin.
CcDini an, aber in der Dciaülirung zeigt sich ein nicht mii besonderem Ver-
siändniss aufgefassicr Uebergang zum Roccoco. Eine Anzahl Ornamentstiche
behandeln Gegenstände für Goldschmiede und Juweliere, wie die des venetia-
nischen Meisters D. M. T. von i75i und des Meisters C. L. um lyS?, ge-
stochen von J. C. Mallia. Andere, wie Guercino um die Mitte des iS. Jahr-
hunderts in Augsburg arbeitend, Antonio Visentini um 1763, Piazeita,
G. Zocchi liefern Buch-Illustrationen und Titelblätter. Die Kompositionen
des Visentini sind besonders noch stark barock, mit ganz äusserlichen Ueber-
gängen zum Roccoco, Denselben Charakter zeigt eine von ihm nach Angelo
Rosis von Florenz gestochene Innenarchitektur. Francesco Jerreni von
Mailand um 1776; dann ein Meister mit dem Monogramm C. J., und Gaetano
Ottani, ein bolognesischer Maler, geben Cartouschen umgeben von Attributen
der Künste und Wissenschaften und Aehnliches, aber keine eigentliche
Architektur.
Die russischen Bauten dieser Zeit zeigen, ähnlich wie die deutschen, die
Verbindung eines vom Barock abgeleiteten Zopfstils mit den Innendekorationen
des französischen Roccocos, was die Paldste und sonstigen Profangebaude
anbelangt: in den kirchlichen Gebäuden macht sich oft wieder ein stärkerer
Einfluss der allrussischen Formen bemerkbar. Das Smolnoykloster bei St.
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VI. Abschnitt. Roeeoeo und Zopfstil «rslcr Stuf«. RussUod. gjjy
Petersburg, 1134 vom Italiener RastrelU erbaut, zeigt an der zugehörigen
Kirche eine Vermischung vonRenaissanceformen mit dem russischen Kuppel-
bau. Die Kirche, von sehr bedeutenden Abmessungen, liegt inmitten eines
grossen Hofes (Qu. Fergusson). Das Kloster St. Alexander Newski in
der Nahe von St. Petersburg ist in der Zeit der Czarin Anna von einem Russen
Staroff erbaut, mindestens was die Kirche anbetrift't, denn das Kloster ist
erst unter Katharina II. vollendet Die Kirche in lateinischer Basiliken form,
mit einer Kuppel, diesmal im halienischen Stile, an der Westseite sind zwei
ThUrme angelegt. Die St. Nicolaskirche in Petersburg hat die Grundform
des griechischen Kreuzes und im Aufbau die symbolischen fünf Kuppel-
thUrme. Der Winterpalast zu St. Petersburg, eins der bedeutendsten Pro-
langebSude, ist der Hauptsache nach 11^4 unter Elisabeth nach den Zeich-
nungen des Rastrelli erbaut, spUter noch durch Guarenghi erweitert und im
Innern nach dem Feuer von 1813 neu ausgebaut. Die Dimensionen des Baues
sind bedeutender als die des Louvre, die Haupifai;ade gegen den Fluss hat
131 Fuss englisch Lange und die Tiefe betrügt 584 Fuss. Im Innern beßndet
sich ein grosser Hof. Die Fa^aden des Rastrelli sind sehr schlecht im
Roccocostile detaillin. Die beiden oberen Stockwerke haben eine durch-
gehende korinthische Ordnung, sehr weitläufig gestellt und mit gebrochenem
Architrav über jedem Fenster. Das Hauptgesims beschreibt auch zuweilen
eine Kurve. Zwischen zwei Pilasiern in den Flügeln sind jedesmal drei
Fenster angeordnet. CzarskoTe-Selo, das Kirchdorf des Czaren, erhieU
erst unter Elisabeth das gegenwartige Schloss, welches von Katharina II, ver-
schönert wurde. Die Ornamemirung ist reich, besonders prachtvoll im Innern,
ungeßihr im Zopfstile Friedrich Wilhclm's 1, von Preussen. Berühmt durch
kostbare Ausstattung sind: der Salon mit I^pis-Lazuli, ein Kabinet mit Por-
phirsäulen, zwei Salons mit weissem Glase, ein Raum mit chinesischen
Malereien und ein anderer mit den in Rom ausgeführten Arabesken malere len.
Unter Katharina II. halt dann der klassizirende Zopfstil auch in Russland
seinen Einzug und wird durch italienische Architekten ausgeübt.
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VII. ABSCHNITT.
Der klassizirende Zopfstil, von 1740—1787, bis zum Beginn der
Neuklassik durch die David'sche Schule.
In den dreissiger Jahren des i8. Jahrhundens nimmt die bildende Kunst
eine Wendung zur klassischen Regel mässigkeit, unter dem speziellen Einflüsse,
der auf Erforschung der griechischen Kunst gerichteten archäologischen
Forschungen und Entdeckungen. Noch herrscht die Renaissance fort, aber
der Vorzug, den man nun der griechischen Kunstweise vor der römischen
einräumt, zwar ohne die erstere recht zu kennen, macht einen bedeutsamen
Ahschnin in der Kunstgeschichte. Diese neue Bewegung trägt wieder einen
allgemein europäischen Charakter und beginnt fast gleichzeitig in allen Kultur-
ländern, nur hier und da mehr begünstigt, durch eine schon vorher eingetre-
tene Rückkehr zum Einfachen, die bereits in der vorhergehenden Epoche als
Zopfstil erster Stufe bezeichnet wurde. Die allgemein freiheitliche Richtung der
Geister um die Mitte des i8. Jahrhunderts, der Kampf gegen konventionelle
Unnatur, gegen nationale Borninheit und Barbarei, Aberglauben und Phan-
tastik bereitete der neuen Kunstrichtung den fruchtbarsten Boden; denn grade
das Gegentheil von allen diesen modernen Gebrechen wollte man in der
griechischen Antike linden. Hieraus erfolgte die sich allmählich festsetzende
Ueberzeuguiig von der unfehlbaren Ueberlegenheit des Griechenthums über
das Römerthum. In der allgemeinen, wie in der Kunstlitteratur, begann
cigenUich schon jetzt die hellenistische Renaissance, die in der ausübenden
bildenden Kunst erst nahezu ein halbes Jahrhundert später zur Geltung kom-
men sollte. Vorläufig sprach man viel vom Griechenthum, ohne dasselbe zu
kennen; die wahre Kenniniss der bisher fast vergessenen griechischen Monu-
mente fand nur langsam Verbreitung. Aber man hungerte nach dem Neuen
und jedes bekannt werdende Bruchstück antiker Kunst wurde sofort verar-
beitet, allerdings spielend, etwa wie man es etwas früher mit den chinesischen
Motiven getrieben hatte.
Griechische Bildwerke fanden sich zwar in grosser Zahl in den italieni-
schen Museen, aber ein unterscheidender Bcgriß' der griechischen Stilfolge Hess
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VII. Abschnilt. Klissizirender Zopfstil. Allgemeinea. gog
sich an diesen aus dem Zusammenhaage gerissenen Bruchstücken allein nur
schwer entwickeln; hierzu bedurfte es der Gesa mmtutiersi cht der griechischen
Monumente, also vornehmlich der Bauwerke, und diese waren ganz in Ver-
gessenheit gerathen, befanden sich obenein in einem Zustande ruinenhaften Ver-
falles. Für die atheniensischen Monumente, welche durch Jahrhundene sehr
gut den Zerstörungen der Zeit widerstanden hatten, wurde erst die türkische
Herrschaft in Griechenland ein Unglück. Der Theseustempel wurde 1660 in
eine Moschee verwandelt und obgleich diese Anordnung von Konstantinopel
aus widerrufen wurde, so war doch schon durch Verstümmelung der alten
Anlage mannigfacher Schaden angerichtet. Die Akropolis wurde als Festung
benutzt, elende Hünen an die alten Tempel geklebt und ein Minaret auf das
Dach des Parthenons gesetzt. Während der Belagerung durch die Venetianer
i656 wurde der Tempel der Nike apteros, in dem die Türken ein Pulvermaga-
zin angelegt hatten, durch eine Explosion in die Luft gesprengt, gleichzeitig
wurde ein Theil der Propyläen, mit der Wohnung des Aga Jussuff im grossen
Vestibüle, vernichtet. Im Jahre 1(174 besuchte der Italiener Cornelio Magni
das verschollene Athen und in demselben Jahre kam der französische Ge-
sandte, in Begleitung des Malers Jaqucs Carrey, eines Schülers von Lebrun,
dorthin und Carrey brachte zwei Monate beim Kopiren der Skulpturen des
Parthenon zu, — Die von diesem Künstler angefertigten Zeichnungen sind
heute noch wichtig, weil sie die- berühmten Giebelgruppen in einem Zustande
der Erhaltung zeigen, der später nicht mehr vorhanden war. — Bald darauf
erschien in Paris der Bericht von einer vorgeblichen Reise nach Athen,
veröffentlicht von Guillet de Saint Georges. Im Jahre 1676 kamen der Franzose
Spon und der Engländer Wheeler in Athen an, nachdem sie einen Theil Grie-
chentands und Kleinasiens bereist hatten, Spon erklärte in seiner 1677 zu Lyon
und Amsterdam erscheinenden Reisebeschreibung die Giebelskulpturen des
Parthenon als ein Werk aus der römischen Epoche. Eine neue Belagerung
der Akropolis durch die Venezianer unter Morosini und Königsmark 1687
gab wieder Gelegenheit zu neuen Verwüstungen. Diesmal explodirte wahrend
des Bombardements, das im Panhenon selbst angelegte Pulvermagazin. Nach
der hierauf erfolgten Kapitulation der Türken, zogen die Venezianer in die
Akropolis ein, setzten die "Zerstörung fort und verli essen nach etwa 6 Monaten
Athen um niemals wiederzukehren. Einige Fragmente des Parthenon wurden
mitgenommen und bis nach Kopenhagen zerstreut, aber direkte Vorbilder für
das moderne Kunstschaffen waren damit nicht gewonnen. Eine grössere
Ausbeute für diesen Zweck gaben zunächst die auf Erforschung der etruski-
schen AlterihUmer gerichteten Bemühungen in Italien. Den Anstoss gab das
von einem Schotten Thomas Dempster (iSSg — 1625), Professor der Pandekten
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glO VI L Abschnitt Klassiiircnder Zophlil. Archialagischc Funde.
in Pisa, verfasste Werk «De Etruria Regali;» dasselbe wurde aber erst mehr
als ein Jahrhundert später durch den Engländer Thomas Coke in Florenz
1723—1726 herausgegeben. Nun wurde zu Cortona 1736 eine Akademie eigens
zur Erforschung der etruskischen Antiquitäten gegründet und sorgte durch
rortlaufende Publikationen fur das Bekanntwerden derselben. Den wichtigsten
Anlass ftlr das Bekanntwerden griechischer Formen gab die, um die MUie
des 18. Jahrhunderts erfolgende Wiederauffindung und Ausgrabung Pompejis.
Schon 1592 fUhne Domenico Fontana einen unterirdischen Kanal durch diese
Stadt und stiess auf Inschriften, aber der Fund blieb unbeachtet und wurde
vergessen. Erst 1748 leitete ein neuer Zufall auf die Wiederauffindung Pom-
pejis, und noch in demselben Jahre, unter der Herrschaft Karl's von Bourbon,
wurde die Ausgrabung des Amphitheaters begonnen. Noch früher, bereits
171 1, halte man in eiaer Cisterne zu Portici die ersten aus Herculanum stam-
menden Funde gemacht und 1743 wurden daraufhin regelmässige Ausgra-
bungen uniernommen, die aber hier wegen des schwierigen bergmännischen
Betriebes nicht so augenscheinliche Resultate Uefern konnten, als in dem leichter
verschütteten Pompeji.
Mehr als je wird jetzt die Kunstrichtung der Zeit durch die absichtlichen
oder zufälligen archdologischen Funde bestimmt. Aller Augen in Europa
waren auf Italien und seine antiquarischen Schatze gerichtet und die in den
nördlichen Landern Europas entbrennende Begierde etwas hiervon zu be-
sitzen, mindestens stets frische Kunde davon zu erhalten, rief eine eigene
Menschenk lasse, die Kunstabenteurer hervor, welche den Kunstverkehr und
Handel zwischen Italien und den übrigen Ländern vermittelten und sich dabei
gewisse Vortheile zu verschallen wUssten. Einer der bekanntesten dieser
Manner, der Baron Philipp von Stosch aus Kustrin (1691— i75i), von 1720 bis
1731 in Rom als politischer Agent Engtands ansässig, wusste sich sogar zum
Mittelpunkte des römischen Kunstlebens zu machen. Von Rom vertrieben,
wandte er sich nach Florenz, blieb immer mit dem reichen Greffier Franz
Fagel im Haag, mit dem Minister Graf Flemming in Dresden und dem
Kardinal Polignac in genauer Verbindung und brachte eine bedeutende
Sammlung von Antiquitüten, besonders von geschnittenen Steinen zusammen.
Die Sioschische Gemmensammlung, von Winckelmann katalogisirt und 1765
von König Friedrich II. von Preussen angekauft, bildet den Grundstock der
Berliner Sammlung. Eine noch abenteuerlichere Existenz, Pierre FraniiXiis
Hugues [1719 — i8o5), war bereits 17^0 in Berlin, das schon damals seinen
bekannten kriminalistischen Ruf in der Entlarvung zweifelhafter Persönlich-
keiten begründet zu haben scheint, gefangen gesetzt, tauchte dann in Rom
unter dem Namen du Han oder Comte de Grafenegg, spflter als d'Hancarville
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VII. AbschnitL KkuiiircDdcr ZophlÜ. KuoMabenlcurer und KuDsigelchrte, g| [
wieder auf. Derselbe fand 1763 in Ritter Hamilton, dem englischen Gesandten
in Neapel, einen Beschützer und gab die Anregung zu dem grossen Vasen-
werke, welches zum ersten Male einen Schatz griechischer Zeichnungen zur
Kenntniss grösserer Kreise brachte. Die Engländer Eduard Worthley und
John Wilkes, auch der Italiener Casanova, gehören auf eine oder andere
Weise in denselben Kreis. Indess war auch kein Mangel an echten Kunst-
gelehrten, besonders nicht in Italien selbst. Die Anfänge der wirklichen
Kunstgeschichte fallen in diese Zeit. Italien genoss alsKunstlaad immernoch
einen unendlichen Vorzug, durch die hier im Angesicht der alten Monumente
lebendig bleibende Tradition der Antike. Die römischen Kunsigel ehrten der
Zeit: die Giacomelli, Passionei, Contucci, Baldani, Bianchi und andere ge-
hörten dem geistlichen Stande an und waren ganz im Gegensatz zu den
nordischen Kunstabenteurem selbstlos genug um die Wissenschaft rein als
eine Art von Privatvergnügen zu betreiben. Diese unterrichteten MSnner
schrieben sogar lieber unter fremden Namen, als dass sie eigenen Ruhm ge-
sucht hatten. In Neapel lebten: Galiani, der berühmte Uebersetzer des Vitruv,
Mazocchi der grosse Kenner der griechischen Litteratur und die als Antiquare
berühmten Männer, Abate Martorelli und Pasquale Circani. In Florenz fasste
eine Gesellschaft edler Männer den Plan das Museum Florentinum heraus-
zugeben. Franz Maria Gaburri hatte die erste Idee, Bonarotti war anfangs
der Leiter des Unternehmens, dann Gori. Sebastian Bianchi, ebenfalls an
dem Werke betheiligt, war derKustode der medizeischen Gallerie. In Verona
lebte der Marchese Scipio Mattei ebenfalls als ein berühmter Altenhümler.
Schliesslich trug der grosse Architekiurstecher Giambetta Piranesi in Rom
{1720 — 1778) durch seine prachtvollen malerischen Darstellungen der Ruinen
Roms machtig dazu bei, die Fremden zum Anschauen und Studium der
ewigen Stadt anzulocken.
In Frankreich richtet der Jesuit Laugier in seinem Essay sur l'archiiec-
ture (17^2] einen heftigen Angrifl' gegen den Barockstil. Er will die Formen
aller Bauglieder aus der Konstruktion ableiten. Vor dieser sehr simplen
Logik erscheinen dann allerdings die Barockformen, welche einen rein künst-
lerischen, auf Stimmung und malerische Wirkung ausgehendem Prinzlpe ihr
Dasein verdanken, als eine ganz nichtige Lügenarchitektur. Bei Laugier
bleiben nur die drei hellenischen Ordnungen in Geltung, welche nach des Ver-
fassers Meinung zum Ausdrucke der kühnsten modernen Bauideen hinreichen,
von denen die Alten sich nichts haben träumen lassen. Graf Caylus (1692
bis 1763), echter Kunstkenner und selbst Dilettant als Kunststecher, besuchte
Griechenland und die Levante, war 1717 in Rom und nach seiner Rückkehr
seit 1731 Mitglied der Akademie der KUnste in Paris. Erwirkte mitEiferfUr
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gl2 VII. Abichnilt. KLassizircnder Zopfstil. Winckelnuun.
das Studium der Antike und erzählte in seinem Recueil d'antiquites (i752
bis 1767) zum ersten Male mit Genauigkeit die Geschichte der griechischen
Plastik.
In Deutschland machten sich gleichzeitig ähnliche auf die Antike ge-
richteten Bestrebungen geltend. Philipp Daniel Lippen (1702 — i785) betrieb
die Verbreitung seiner GemmenabgUsse als seine Lebensaufgabe und trug
hierirrit viel dazu bei den griechischen Stil allgemeiner bekannt zu machen.
Johann Friedrich Christ (1701 — 1756), Professor in Leipzig und Kunstdileitant,
wirkte lehrend und schreibend in demselben Sinne. Der merkwürdigste dieser
Männer ist aber Johann Joachim Winckelmann aus Stendal (1717 — 1768).
Durch seinen Süsseren Lebensgang gehört Winckelmann gewissermassen zu
den Kunstabenteurern, indem er ohne festes Ziel seine Existenz auf die Kutist-
inceressen gründete, aber er hatte den Vortheil einer gründlichen gelehrten
Bildung voraus und befasste sich niemals mit dem Kunsthandel. Seit I7ä3
in Rom, betreibt er zunächst in Gemeinschaft mit dem Maler Rafael Mengs
die Verhimmelung der Griechen als eigenstes Geschäft, indem er noch ent-
schiedener als seine Zeitgenossen die griechische Aniike als Gegensatz zu
allem Modernen hinstellt. Winckelmann ist mehr Philosoph mit nordischer
Färbung und Vorliebe für das Systematische als ein eigentlicher Kunstkenner,
der sich in die Breite der Erscheinungswelt verliert. Als Archäologe bewegt
er sich fast ausschliesslich auf dem Gebiete der Skulptur, wahrend ihm
die Einsicht fUr Malerisches und Architektonisches verschlossen bleibt.
Das erste Buch, das Winckelmann von Rom aus in Deutschland drucken
liess, aAnmerkungen über die Baukunst der Alten, Dresden 1761», ist durch-
aus missverstündlich abgefasst und konnte nur zur Verbreitung des ödesten
Zopfs beitragen. Die Abneigung gegen den Barockstil verleitet ihn hier die
Schönheit, ähnlich wie der Franzose Laugier, in der Verbannung des Orna-
ments zu sehen und sein Hass gegen Michelangelo, den Schöpfer des Barock-
stils, dient ihm gewissermassen als Folie ftlr die gepriesene Einfachheit des
Griechenthums, wie sie seiner vorgefassten Meinung entspricht, welche an
den Griechen nur die eine Seile sehen will. Das Hauptwerk Winckelmann's,
die Geschichte der Kunst des Alterthums, 1763 erschienen, giebt dagegen den
Hauptgedanken eines stetigen Zusammenhanges der Kunstentwickelung: «Eine
Nation empfängt die Kunst von der anderen, drückt aber sofort und wachsend
der Übernommenen den Stempel der Eigenheifauf, treibt sie weiter und giebt
sie an eine drine. Der Nationalgeschmack wechselt und der Geschmack eines
Volkes unterscheidet sich von dem eines anderen». Besonders der letzte Satz
lässt gar nicht ahnen, dass hiermit der kosmopolitische Begriff einer «absoluten
Kunst» zur Herrschaft gelangen und einer spateren neuen Kunstepoche den
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Vn. Ab>chni(L Kliisiiirendcr ZopfsUl. Smart und Rercn, glj
unterscheidenden Charakter aufdrucken sollte. Die schönsten Stellen des
Werkes sind die mit dichterischer Begeisterung abgefassten Beschreibungen
der antiken Statuen, an denen Winckelmann seinen neuen Begriff' über den
hohen Stil der Griechen entwickelt.
Die wirksamsten Bestrebungen, die Ganzheit der griechischen Monu-
mente nach guten Aufnahmen darzustellen und damit fUr die allgemeine
Kenniniss wieder zu erobern, gehen von England aus. Die Gebäude der
Akropolis von Athen waren so ziemlich noch in dem Zustande, wie sie die
Belagerung der Venezianer gelassen hatte, als lySt James Stuart, der englische
Kunstgelehrte, eine Reise nach Athen unternahm und als der Erste plan-
massig darauf ausging, die griechischen Denkmalcrgruppen in ihrem ursprung-
lichen Zusammenhange zu erforschen. Stuan und sein Begleiter der Architekt
Revett hatten sich vorher einige Jahre in Rom aufgehalten, gingen erst nach
Pola und Dalmatien, dann nach Athen, wo sie vier Jahre verweilten. Die
griechischen Ruinen, weiche sie auf ihrer Reise durch Griechenland, den
Archipel und Kleinasien sahen, gaben ihnen ein ziemlich deutliches Bild der
Geschichte der Baukunst von Perikles bis auf Diocletian. Nach Rom zurUck-
gekehn, fanden Smart und Revett um 1762 hier die Bequemlichkeit ihre Zeich-
nungen von Strange und Bezaire stechen zu lassen und bald darauf erschien
das epochemachende Werk: «The antiquities of Athens von James Stuart
und Revett». Im Jahre 1734 hatte sich in England der Verein der Dilettant!
gebildet, d. h. eine Gesellschaft vornehmer Msnner, die Italien bereist hatten,
anfangs nur zu freundschaftlichem Verkehr vereinigt. Von 1764 — 1766 richtete
dieser vielvermögende Verein sein Augenmerk auf die Erforschung der joni-
schen Alterthümer. Der Kunstgelehrte Dr. Richard Chandler, der Architekt
Revett und der Maler Pars wurden auf Kosten der Gesellschaft nach Klein-
asien geschickt, spater nach Griechenland, und 1776 erschien die Frucht dieser
Arbeiten: «Travels in Greece and in Asia-Minor etcn Als Revett 1764 die
Fa^ade der Propyläen der Atheniensischen Akropolis zeichnete, waren die
Giebel und die Kapitale der jonischen Süulen bereits verloren gegangen.
Spater kam immer mehr abhanden, denn der Geschmack, der sich im Übrigen
Europa für die antiken Skulpturen entwickelte, wurde nun eine neue Ursache
zu Zerstörungen an den antiken Monumenten. So brachte der Graf von
Choiseul-Goufher, französischer Gesandter in Kopenhagen, ein Stück des
Frieses vom Parthenon nach Frankreich, das aber bereits heruntergefallen war.
Die Englander Dawkins, Bouvery und Wood entdeckten 1 75 1 die
römische Wustenstadt Palmyra und veröffenilichicn 1753 und 17S7 ihre Auf-
nahme. Adam und Clerisseau gaben ein Werk Über den Palast Diocletian's
zu Spalato heraus. Oerisseau hatte die römischen Thermen, die Hadrians-
yGooglc
g]^ VII. AbichnilL KlassiziKodcr ZopfsUI. Ilalieniufie VcriiElUiuM.
villa, die Ruinen Bajaes, Veronas und Polas, später die Sudfrankreichs, sorg-
faiiiger gemessen als alle seine Vorgänger, selbst als Desjodetz. Psstum wurde
17^ durch englische Touristen auf der Jagd entdeckt und erst 1780 erschien
die erste betreffende Publikation durch den Franzosen De la Gardeite. Die
sie i lianischen Denkmale wurden erst in den letzten Jahren des Jahrhunderts
in den Kreis der Betrachtung gezogen.
Man darf nun wohl fragen: Was war die Wirkung dieser zahlreichen
Entdeckungen, Forschungen und kunsthistorischen Arbeiten auf dem Gebiete
der antiken Kunst und besonders auf dem neu erschlossenen Felde des Alt-
griechischen? — Die Antwort wird immer lauten mUssen: In der Folge nach
Verlauf einiger Jahrzehnte, war die Wirkung eine im höchsten Sinne be-
deutende, die Ursache einer totalen Revolution auf dem Gebiete der Kunst, welche
nun die nationalen EigenthUmlich keilen aufgebend, dem allgemeinen Ideale
einer hellenischen Renaissance zusteuerte; aber ftlr den Moment flussenesich
der Gintluss der neuen Ideen mehr negativ durch das Verdrängen der alten
Renaissance in der Baukunst, durch fast ganzliche Vemichtui^ der Malerei
und durch Modethorheiten in der Dekoration und dem Kunstgewerbe, welche
das Neue in oberßlich liehe r und selbst lächerlicher Weise ausbeuteten. Selbst
die Skulptur, auf die man es hauptsächlich abgesehen hatte, konnte aus dem
Gebotenen zunächst keinen grossen Gewinn ziehen; zwar wurden die schlimm-
sten Ausschreitungen des Naturalismus beseitigt, aber eine mitunter leere
Eleganz trat an die Stelle der technischen Triumphe und ersetzte nicht die
mangelnde wahre Originalität.
In der italienischen Architektur crhSh sich noch über die Mitte des
t8. Jahrhunderts hinaus ein durch die Rückwirkung der französischen Klassik
vemUchterter Barockstil. Man hatte zum Beispiel glauben sollen, dass der
Kardinal Albani, der Freund und Beschützer Winckclmann's, seine berühmte
Villa in Rom, die unter den Augen und mit ßeihülfe des Letzteren entstand,
im Geschmacke der herkulanischen oder pompejanischen Muster erltaut hätte,
aber dies war durchaus nicht der Fall. Allerdings nannte man damals den
Stil der Villa «altrömischen Geschmack» und den Kardinal «den Hadrian>
des 18. Jehrhundens, aber in Wirklichkeit war es noch das alte Barock, das
hier zur Anwendung kam. In Neapel war es nicht anders, wie das Schloss
von Casena beweist, durch Vanvitelli in trockenster Nachahmung Juvara's
errichtet. Erst später kam der Zopfstil ä la grcque durch Piranesi und andere,
ebenfalls nach französischem Muster, in Uebung, aber die altiialienische
Tradition der echt monumentalen Renaissance brach immer wieder durch
und es entstanden immer noch Bauten, die sich den älteren, aus dem Anfange
der Spätrenaissance, würdig und ohne sonderliehe Abweichung anreihen
yGoogIc
VII. Abschnilt Klassiiirender Zopfstil. FranzösiKhc VcrhSIlnbst. gi5
lassen. Ferdinande Fuga, AIcssandro Galilei und Simonetli gehören noch in
die Reihe der grossen italienischen Architekten. In der Skulptur fehlt dagegen
eine neue AulTassung und namhaftes Talent. Die italienische Malerei dieser
Zeit vertritt der Deutsche Rafacl Mengs, der Freund W ine keim ann's. Sein
Stil ist ein neuer von Correggio und Rafael ahsirahirter Eklektizismus. Sein
Deckenbild in der Villa Albani, «der Parnass^i, ist zum ersten Male wieder
ohne Untensicht gemalt, verrath aber in der Komposition und den einzelnen
Figuren die archäologischen Studien.
Innere politische Ereignisse konnten der italienischen Kunst dieser Zeit
keinen Anstoss geben; die etwaigen Bewegungen kamen von Aussen. Das
wichtigste kirchenpolitische Ereigniss war die durch Papst Clemens XIV.
Ganganelli, im Jahre 1773 erfolgende Aufhebung des Jesuitenordens, und da
der Orden in seinen Bauten ein HaupttrUger des Barockstils gewesen war, so
hatte dies Ereigniss auch eine gewisse kunst geschichtliche Bedeutung. — Die
italienische Litteraiur folgte immer noch der französischen. Scipio MafTei
(t 1755) schrieb in diesem Sinne seine Tragödie Merope. Auch die Novellen-
dicht ung folgte dem frivolen französischen Tone. Im Lustspiel arbeitete
Goldoni {1707—1793}, nach dem Vorbilde Moliere's, während Gozzi (1718 bis
1802] auf die alt italienische Commedia dell' arte zurUckgritT.
Wenn der praktische Einfluss der neuen Entdeckungen auf dem Gebiete
der bildenden Kunst atn Orte selbst, in Italien, momentan so gering war, so
darf man sich nicht wundern, wenn von einer sofortigen Wirkung weiter ab
noch weniger zu spuren gewesen ist. In Frankreich wurde zwar das Genre
Rocaille, kurz nach der Mitte des 18. Jahrhunderts bei den öffentlichen Bauten
vcrdrüngt und der bald danach fallende Zeitpunkt des Todes der Marquise
von Pompadour (1764J b<;zeichnct so ziemlich das Ende dieser Stilrichtung,
auch in den anderen Kunstzweigen, Die Veröflentlichung der Pitture di Er-
colano, um 1765, hatte in Frankreich elektrisirend gewirkt und zwar zunächst
auf das Kunsth and werk. Man ergab sich dem Geschmack für die Antike mit
einer solchen Leidenschaft, dass man vier Jahre spater bereits die Siissersten
Grenzen überschritten hatte; Bronzen, Schnitzereien, Gemälde, Tabaksdosen,
Fächer, Ohrringe, Möbel, alles ward ä la greque. Uebrigens nahm man es
auf diesem Gebiete nicht so ernsthaft, man war vom Bisherigen übersättigt
und wollte zur Abwechselung einmal wieder grade Linien haben.
Indess bereitete sich in Frankreich die politische und sociale Revolution
vor. Die Regierung hatte sich durch die Resultate des siebeni'ilhrigen Krieges
mit Schande bedeckt und das Land ging hnanziell dem Bankerott entgegen.
Die Sitten waren verdorben und auch in der Litteratur gab es einen Stil
Pompadour, der sobald nicht weichen wollte. Die bodenlos unsittlichen Ro-
yGooglc
gig VH. Abschnitt. Klassliirender ZopfBÜl. Pranzdsischc Verhiltnisu.
mane Crebillion's des Jüngern (1707—1772), des Marquis de Sade [f 1814)
und anderer gehören dahin. Zugleich folgte den nur oegirenden Vorarbeitern
der Revolution, wie Voltaire und den Encyclopödisten, Diderot {1712—1784)
uud d'Alembert (1712 — 1784), der positive Revolutionär Jean Jaques Rousseau
{1712 — 1778) mit seinem .'Contrat social», dem Muster-System des abstrakten
Radikalismus für die späteren Schreckensmänner der Revolution. Damit
mischte sich eine gewisse Ueberschwanglichkeit im Humanismus; die Regie-
rung Lx>uis XVI. vcar die der Wohlthatigkeit und die Philosophen erfanden
jetzt erst die Bezeichnung «Philantropie». In der praktischen JustizpSege
wurden allerdings noch die Folterinstrumente und die komplizirt grausamsten
Todesstrafen in Anwendung gebracht, und diese UmstSnde sind allerdings
geeignet, jede Uebertreibung der humanistischen Bestrebungen zu rechtfertigen.
Unter den bildenden Künsten war es zuerst die Architektur, welche in
Frankreich eine Ruckkehr zum Einfachen versuchte und in dieser An sehr
Bemerkenswenhes hervorbrachte. Servandoni mit seiner Fa^ade für St. Sulpice
in Paris und Gabriel mit seinen GebBuden an der Place de la Concorde, der
erstere bereits 1732, der andere kurz vor der Mitte des Jahrhunderts, suchten
den Klassizismus Perrault's wieder zu beleben: aber der Architekt Soufflot,
der die neuklassische Bewegung in Rom mit erlebt hatte, brachte in seiner
Kirche St. Genevieve zu Paris, dem späteren Pantheon, bereits ein Bauwerk
zu Stande, welches als erstes bedeutendes Beispiel eines der Antike mit Ent-
schiedenheit zugewendeten Geschmacks gelten kann. Die Skulptur hatte am
wenigsten Vortheil von der neuen Richtung. Die Wiedergabe des echt histo-
rischen Portratcharakters gelang schon lange nicht mehr und konnte aucli von
der nebelhaften Richtung auf die Antike nichts wiedergewinnen. Handelte
es sich um ideale Aufgaben, so griff man immer wieder zu den alten bemini-
schen Mitteln, den Übertriebenen in affektvolle Handlung übergehenden Alle-
gorien. Erst gegen Ende des 18, Jahrhunderts gab die beginnende Neu-
klassik, in der Schule David's, der Skulptur eine neue, wenn auch nicht
glückliche Richtung in der archäologisch aufgelassten, unfreien Nachahmung
der griechischen und römischen Antike. Mit der französischen Monumental-
malerei ging es zu Ende; der charakteristische Ausdruck der Zeit war die
Genremalerei eines Greuze, die sich mit den Ruhrstoffen des bürgerlichen
Lebens befasste. Es ist etwas von der philosophischen Auffassung Dideroi's
in diesen Bildern.
In Deutschland ergiebt sich in dieser Zeit keine neue Richtung; der
bereits herrschende Zopfstil wird durch den Zusatz von etwas Antike nicht
viel schmackhafter. Indess wäre es falsch sich vorzustellen, dass jetzt nichts
von Bedeutung geschähe, dazu war noch zu viel gute Renaissance-Tradition
yGoogIc
Vn, Abschnitt Klassiiirender Zopfstil. Deutsche Verhillnisse. giy
vorhanden. In Berlin wurden noch in der Spatzeit Friedrich's des Grossen
Bauwerke von grossartig dekorativem Charakter geschalten, wie die Gens-
darmenlhUrme Gontard's, leider in einer kaum monumental zu nennenden
Technik, aber in Absicht auf Wirkung von den neueren Bauten unübertroffen.
In Stilfragen herrscht allerdings ein wilder Eklektizismus; das alte Barock,
das Roccoco und der klassizirende Zopfstil gehen gleichzeitig nebeneinander,
mitunter sogar an demselben Bauwerke, Auf das Bauen der zeitgenössischen
KUnsder übten Winckelmann's Lehren überhaupt keinen vonheilhaften Ein-
fluss; denn man war durch diese zu dem Grundsatz gekommen, dass das
Schöne vornehmlich in den Proportionen bestehe und dass ein Gebäude
durch sie allein seine Wirkung übe, ohne Zuthun der Zierrathen, zu denen
man auch Skulptur und Malerei rechnete. Man bedachte nicht, was bei ähn-
lichen Grundsätzen aus der griechischen Monumentalkunst geworden wäre.
Ganz auffällig ist die Impotenz, in welche sich Malerei und Skulptur durch
die neuen Ansichten versetzt sehen. Die der Zeit nach ersten Produktionen
der Winckelmann'schen Schule zeigen nichts als ein schattenhaftes Gemisch
von Reminiscenzen einer hinschwindenden Vergangenheit, weil die Künstler,
wenn sie hatten natürlich sein wollen, fUrchten mussten, doch wieder in das
alte verfehmte Barock zu verfallen. Oeser, der Freund Winckelmann's in
Leipzig, ist in der Malerei ein Beispiel dieser übergeistreichen, aber in ihren
Leistungen ungenügenden nebulistischen Richtung. Was sollte man auch mit
den dichterischen Vorstellungen des naiven Griechenthums anfangen, wenn
man sich der künstlerischen Mittel beraubte, derartiges darzustellen? Mit dem
Aufhören des Geschmackes an der Monu mental maierei ging selbst die Technik
derselben verloren, denn während noch in den sechsziger Jahren des Jahr-
hundens die letzten vortrefflichen Fresken entstehen, ist etwa 60 Jahre spater
für Overbeck und Cornelius die Freskomalerei eine Sache, die erst wieder
entdeckt werden muss. Geistreiche Radirungen, wie die von Chodowiecki,
sind die bedeutendsten malerischen Leistungen der klassizirenden Zopfzeit.
In der deutschen Litteratur bereitet sich eine neue bedeutende Entwicke-
lung vor, die aber erst für die folgende Periode der Neuklassik ihre Früchte
bringL Wieland (1733—1813} ist in seiner ersten Zeit als Dichter noch der
bezeichnende Ausdruck der Zopfzeit. Er erscheint anfangs von Voltaire und
Creliillion inspirin, aber seine Uebersetzung Shakespeare's weist auf andere
Bahnen hin, und sein Oberon gehört bereits einer neu beginnenden Richtung
an. Klopstock (1724—1803) will ganz deutsch sein, muss aber dennoch dem
elegisch- empfindsamen Tone der Zeit huldigen, der dann bei Jean Paul
Richter (1763—1825) am stärksten, als ein Nachhall der Zopfzeit hervorbricht.
Der bedeutendste deutsche Dichter dieser Periode, Lessing (1729—1781), ist
yGoogIc
S[g VII. Abschnilt. Klauizircndcr ZopfsUI- Englisclw VtrUllniiie.
zugleich der Zeit nach als der ersie Dichter der neuklassischen Periode an-
zusehen. Seine Wirksamkeit für die nationale Wiedergeburt, in der Litteratur
und auch tn der bildenden Kunst, ist vielleicht sogar für die letztere hSher
anzuschlagen, als die Winckelmann's. Lessing's 'Laokon* wurde zu einem
Grenzstein fUr die pseudoklassi sehen Bestrebungen der Nachahmer der Fran-
zosen und begründete eine neue ästhetische Kritik. Seine Dramen sind
durchaus MusterstUcke für eine künftige nationale Dichtung. Kant, der grosse
Philosoph (1724—1804), brachte eine radikale Umgestaltung aller wissen-
schaftlichen Disziplinen hervor. Die Jugendjahre Goethe's und Herd er' s fallen
ebenfalls noch in die Zopfzeit, aber ihre ersten dichterischen Thaten sind
sofort ein Protest gegen den damals herrschenden Geist.
Von den praktisch erfolgreichen Bemühungen der Engländer um die
Erforschung der griechischen Baudenkmäler war schon die Rede. In der
Architektur wurde den englichen Künstlern der Uebergang zum klassizirenden
Zopfstile verhaltnissmSssig leicht, denn abgesehen von der jetzt erst erworbenen
reineren Bildung des Details, zeigte die noch immer in Wirksamkeit bleibende
Fortsetzung der palladianischen Schule des Inigo Jones eine ahnliche Richtung.
Das Schloss Sommersethouse, eines der bedeutendsten Bauwerke aus der
Regicrungszeit Georgs 111., von Chambers errichtet, trägt noch diesen Charakter.
Die Architekten Gebrüder Adam folgten in dieser Bahn, mit einem Anschein
von Originalität, wie sich in der Hau piano rdnung des von demselben erbauten
Schlosses Kedd leston hall kundgiebt. Uebrigens bleibt, fUr das englische Land-
schloss dieser Zeit, der durch mehrere Geschosse gehende Säulenportikus auf
rustizirtem Unterbau die typische Form. Zuerst in Europa, kommt in Eng-
land bereits in den fünfziger Jahren des 18. Jahrhunderts die Neugothik wieder
auf, ganz verschieden von der gothischen Renaissance Wren's und seiner
Schule. Diesmal heftete sich die Nachahmung an das gothische Detail ohne
Rücksicht auf die ursprüngliche Bestimmung desselben. Zu dieser romanti-
schen Regung hatte ein Dichter, Horace Walpole (1716— 1797), nicht blos die
litterarische Anregung gegeben durch seinen Roman «The casile ofOtranto>,
sondern auch das praktische Beispiel durch den Bau seiner Cottage zu
Strawbury-Hill. Die allgemeine Empfindsamkeit der Periode fand in Lawrence
Sterne (1713 — 1768) und in Oliver Goldsmith (1728—1774) ihre litlerarischeu
Vertreter, dabei bleibt der erstere nicht ohne einen AnHug der französischen
Frivolität.
Der französische klassizirende Zopfstil, das Genre Louis XVI., fand in
den englischen Bauwerken gar keinen Eingang, dagegen drang dasselbe in
das Dekorations-, Geräthe- und Möbelwesen ein, allerdings mit derselben Be-
schränkung wie dies auch schon mit dem Roccoco in England der Fall ge-
yGooglc
Vit. Abschnill. Klassizircndtr Zopfstil. Italien- SlQ
wesen war. Endlich bildet sich in dieser Zeit durch Josua Reynolds eine
eigenthUmliche englische Malerschule, wenn auch eklektisch danach strebend
die Vorzüge der grossen Italiener mit denen der Niederlander zu vereinigen,
so doch mindestens in den Stofl'cn national, wie die Bilder fUr die Shakespeare-
galerie beweisen.
In den Niederlanden hatte sich schon früh der neuklassische Zopfstil
ausgebildet, denn man hielt sich eng an die Franzosen. Der belgische
Architekt Dewez baute seine zahlreichen Kirchen im Sinne von Soufflot. In
der holländischen Litt erat ur beginnt am Ende des Jahrhunderts der Deuts chen-
hass sich zu äussern, mit Willem ßilderdijk (17K— 1831), einem fruchtbaren,
aber holländisch-philisterhaften Dichter nach Boileau'scher Regel. — In der
spanischen Liiteratur macht sich seit der Mitte des Jahrhunderts eine
Opposition gegen das französische Wesen gellend, aber die bildende Kunst
tritt nirgends aus der üblichen Zopfschablonc heraus. — Der dänische Dichter
Ewald (1743—17^^1) wandelt wieder auf nationalen Bahnen, indess beginnt in
Schweden der pscu de klassische Gallicismus erst recht, als derselbe in Deutsch-
land und England bereits beseitigt war. Erst der Dichter Bellmann (1741 bis
1795) schlägt wieder einen anderen volksmassigen Ton an, — Auch in Russ-
land dauert der französische KinAuss noch lange fort. Die Isaakskirchc in
Petersburg wird nach der Mitte des Jahrhundens als Nachahmung des
Pantheons in Paris begonnen und der Taurische Palast greift sogar wieder
auf das Muster von Trianon zurück.
I. Der klassizirende Zopfstirin Italien, 1740—1780.
Im Süden Italiens, in Rom und Neapel, die jetzt zusammengehen,
herrscht noch lange hinaus das Barocko. Die Kirche S. Dorotea in
Trasievcre und die spanische Trinitarierkirche in der Via Gondotti in Rom
werden noch unter Papst Benedict XIV,, Lambertini (1740—1758), in wildestem
Barockstile gebaut. Indcss herrscht daneben schon unter Clemens XJl. ein
anderer Geschmack, eine Rückkehr zu den Traditionen der älteren Spät-
renaissance, Diese Richtung wird hauptsiichlich durch die Architekten Galilei
und Fuga vertreten. Papst Benedict XIV. war selbst sehr gelehrt, hatte vier
Akademien auf dem Kapitol eingerichtet und trug Sorge um die Erhaltung
der allen Baureste. Allerdings hinderte dies nicht, dass grade damals Posi
die alte Bekleidung der inneren Attika des Pantheon von Verde antico fort-
nahm und dieselbe durch eine elende Siuckaiur ersetzte. Dagegen geschah
der Zerstörung des Kolosseums Einhah; dasselbe wurde i756 zur Chiesa
yGoogIc
g20 VII. Absclinitl. Ktassiiirendec ZopMiL Italienische Ardiitekiur.
publica geweiht. In der römischen Kunstwelt machte sich damals ein starker
Zug von Intevnaiionalttät gellend, wie derselbe sonst in Italien nicht Üblich zu
sein pflegte. Der Deutsche Winckelmann erhielt 1763 die Stelle eines Oberauf-
sehers aller AlierihUmer in und um Rom, der Architekt Vanviielli war seiner
Herkunft nach ein Hollander, und die Malerei beherrschte der Deutsche
Mengs, also ebenfalls ein Ausländer. Der spezifisch französische Zopfstil
fand in Piranesi und anderen eine schwache Vertretung in Rom. Indess be-
haupteten die besseren römischen Bauten dieser Zeit, in Absicht auf Monu-
mentalität, doch einen Vorrang vor denen der anderen Länder. Im Norden
Italiens huldigte man in der Architektur schon lünger der erneuten Nachfolge
des Palladio, dessen Klassizismus der Richtung der Zopfzeit am nächsten lag,
wie dies ja auch seine in dieser Periode durch alle europäischen Länder
gehende Nachahmung beweist.
In der Malerei stritten sich verschiedene Richtungen um den Preis: die
alte^Barockrichiung, vertreten durch Battont, die französische Nachahmung
des Natoire und der klassische Eklektizismus des Deutschen Rafael Mengs.
Der letztere siegte, sein Parnass in der Villa Albani, zum ersten Male wieder
ohne Uniensicht gemalt, fand allgemeine, sogar über den Wenh des Geleisteten
hinausgehende Bewunderung. In der Skulptur blieb die nachberninische
Richtung meist talentlos vertreten herrschend, denn der namhafte Antonio
Canova (itS?— 1822) gehört mehr in die am Ende des Jahrhunderts auf-
kommende akademisch neuklassische Periode als in die Zopfzeit,
a) Architektur.
. Die Kirchen fa^aden werden kurz vor der Mitte des 18, Jahrhunderts
wieder gradlinig; so die sehr kolossale von S, Pietro in Bologna und die noch
mehr klassizirende am neuen Dom zu Brescia. In Rom vertritt dieselbe
Richtung die Fa^ade von S. Giovanni de" Fiorentini, welche Aless. Galilei an
Stelle des durch Nachlässigkeit verloren gegangenen Entwurfes MIchelangelo's
nach seinem Plane ausführte. Von Galilei ist auch die Fa^ade des Laterans,
in der das vorgeschriebene Motiv einer oberen Loggia über einem unteren
Vestibül, wahrhaft grossartig von einer Halle mit einer Ordnung eingefasst ist,
die sich oben in fünf Bogen, unten in fünf Durchgängen mit gradem Gebalk
Öffnet. Fuga, welcher 1743, also einige Jahrzehnte spater, nach einem ähn-
lichen Programme die Fa^ade von S. Maria maggiorc baute, kehne zu dem
System zweier Ordnungen zurück und schuf ein Werk, welches zwar durch
reiche Abwechselung und durch den Einblick in die Loggia und das Vestibül
yGoogIc
VII. AbiChnitl. Klassiiirendcr Zopfslil. GalileL g^I
malerisch wirkt, aber selbst abgesehen von den ausgearteten Einzel Tormen
kleinlich und durch die Sei tenfa^aden gedruckt erscheint Gleichzeitig entstand
freilich noch die gebogene Fa5ade und Vorhalle von S. Croce in Gerusalemme
von Gregorini. Um die Mitte des i8. Jahrhunderts machte man ernstlichere
Versuche den Klassizismus zu erneuern, aber dafUr waren in Italien weit we-
niger die Stuart'schen Abbildungen der AltenhUmer von Athen massgebend, als
das erneute Studium der römischen Ruinen. Die Phantasie der Barockkuost
war zwar verflogen und der Kultus, den man in Oberitalien dem Palladio
widmete, kam einer irockneren Richtung zu Hülfe. Das modische Dekoraiions-
genre, welches man in Paris in den letzten scchsziger Jahren erfunden hatte
und «ä la grcque» nannte, fand auch in Rom Eingang. Piranesi baute in
diesem französirenden Zopfstile die Kirche und den Vorplatz der Priorata di
Malta. Den meisten Widerstand gegen jede Neuerung leistete jetzt wie früher
der römische Palaststil, der auch in der ausgelassensten Barockzeit immer seine
konstante monumentale Physiognomie bewahrt hatte. — Der grösste italie-
nische Architekt in der Spatzeit des 18. Jahrhunderts ist wohl Michelangelo
Simonetti, welcher unter Pius VI. im Vatikan die Scala delle Muse, die Sala
rotonda und die Sala a croce greca mit der herrlichen Doppeltreppe erbaute.
Die Familie Pius VI, baute durch Morelli den Pal. Braschi, welcher nur in
den Detailformen den neuen Klassizismus zeigt und durch seine herrliche
Treppe berühmt ist. In Bologna ist in demselben Sinne der Pal. Ercolani
von Venturoli mit grossem schönen Treppenhaus errichtet. In Genua das
Treppenhaus im Pal, Filippo Durazzo von Tagliafico und die jetzige Front
des Pal. Ducale vom Tessiner Simone Catoni, dann der Saal des Pal. Serra
von dem Franzosen de Wailly im französischen Zopfstil. Seit 1796 wurde
durch die beginnenden Kriege der Wohlstand Italiens vernichtet und die
EntWickelung seiner Kunst auf eine Zeit unterbrochen.
Alessandro Galilei (1691 — 1737 oder i75i), ein floreminischer Architekt,
dessen Ruhm sich erst in Rom, wohin ihn Papst Clemens XU. (1730 — 1740)
berufen hatte, entwickehe. Von ihm i734diegrossartigeFa5ade der Chiesa
S. Giovanni de' F'iorentini zu Rom, am Tiberufer, am Anfange der Via
Julia belegen. Die Kirche war im Beginn des 16. Jahrhunderts durch ver-
schiedene Architekten erbaut. Von Michelangelo war ursprunglich ein
Fai;adenentwurf vorhanden, der aber verloren ging (Qu. Letarouliy 111., pl. 2bb).
Die Hauptfa^ade der Basilika San Giovanni in Laterano zu Rom ist
ebenfalls 1734 von Galilei errichtet, unter Clemens XII. [Fig. 293). In diesem
grossen Werke spricht sich die Rückkehr zur römischen Antike mit Macht,
aber auch mit einer gewissen Trockenheit aus, welche in Rom keinen Beifall
fend. Galilei's Ruhm beruht deshalb noch mehr auf der, in derselben Kirche,
yGoogIc
§22 VII, AbschDill. Klassiiirender Zopfstil. Fuga.
ebenfalls 1734 errichteten, eleganten und prachtvollen Kapelle Corsini, der
ersten zur Linken. Clemens XII. erbaute diese Kapelle zum Andenken an
seinen Vorfahren Andrea Corsini, Bischof von Fiesole. Hier ist alles vereinigt,
glänzende Dekoration, kostbare Marmoranen, Statuen, Basreliefs, Malereien,
Mosaiken und vergoldete Stucko's. Die Kapelle ist ein Hauptwerk dieser
Zeit (Qu. Letaroully II., pl. 224 und pl. 237). An der vorher erwähnten
Hauptfront von S. Giovanni hat Galilei eine grosse korinthische Ssulcuordnung
Fig. 193. Fa^ade vin 5. Giovanni in Lateranc. Rom.
auf hohen Pidestalen angebracht, welche zwei Geschosse einschliessen. Die
Pidestale wirken nicht vortheilhaft und die eingeschlossenen kleineren Ord-
nungen sind zu Einfassungen der Oefl'nungen heruntergedrückt, auch die ab-
schliessende Balustrade ist zu hoch und die bekrönenden Figuren zu kolossal.
Das Ganze ist aber doch von mächtigster Wirkung und in dieser Zeit nirgends
übertroffen.
Ferdinando Fuga, geboren 1699 in Florenz, ebenfalls einer der berühm-
testen Architekten Italiens im 18. Jahrhundert, wurde von Papst Clemens XII. zu
grossen Aufgaben berufen. Er beendete den Palast von Monte Cavallo und
erbaute nach seinem Plane den Pal. della Consulta zu Rom, Piazza di
monte Cavallo, 1736 unter Clemens XII. für das Tribunal der Sagra consulta;
spater wurde der Palast die Kaserne der Nobelgarde. Der Plan des umfang-
yGoogIc
Vn. Abschnitt Klassizircniler Zoprnil. Gregorioi, Poii. §23
reichen GebSudes ist mit Geschick entworfen, das Vestibül sehr vornehm
ein^ch, mit elliptischen Kuppelgewölben Überdeckt. Die Treppe ist gross-
anig, zweiarmig bis zum obersten Stockwerk führend. Der Hof und die
Fafade edel durchgebildet im klassizirenden Geschmacke der Zeit (Qu. Le-
laroully I., pl. 29). Der Pal. Corsini, Via della Longarara, in welchem 1689
Königin Christine von Schweden starb, wurde 1733 vom Kardinal Neri-Corsini
angekauft und grtissiemheils von Fuga umgebaut. Die Hauptdisposition hat
grosse Schönheiten. Ganz von Fuga sind die Mittelpartie, das grosse Vestibül,
die Haupttreppe, die beiden kleinen Höfe und die anstossenden Portiken,
Besonders ist die grosse Treppe von vornehmer und grossartiger Wirkung
(Qu. Letaroulty II., pl. 191). Die
Basilika S. Maria Maggiore
wurde unter Benedict XIV. seit
1743 durchPuga vollständig restau-
rirt und mit einer neuen Parade
versehen. Das Presbyterium wurde
tiefer gelegt, der Altar der Con-
fessio erneuert, das alte Pflaster
wieder hergestellt, Marmorpilaster
an den Wänden des Seitenschiffes
hinzugefugt und die Gewölbe mit
vergoldeten Stucko's dekorin. Die
Hauptarbeit bildete die neue Fa-
i,ade, wieder in zwei Ordnungen,
unten eine architravirte Vorhalle, ^'»- »«*■ ''»*=<'* """ S. M.ri» Maggio«. Rom.
darüber die Loggia mit Rund-
bogen (Fig. 294). Dem Papst war der Bau zu lebhaft und lustig und diese
Kritik hatte nichts Unberechtigtes, denn die Giebel unten und oben und die Er-
höhung der mittleren oberen Arkaden wirken unruhig und kleinlich (Qu.
Letaroully III., pl. 304). Die Restauration der Chiesa S. Cecilia in Trastevere
hatte Fuga bereits 1725 beschäftigt; hier ist die Crypta interessant (Qu. Le-
taroully III., pl, 3i5). In Rom hat Fuga noch den Pal. Petroni auf der Piazza
di Gesu and die Kirche della Mone an der Strada Guilia erbaut. Mehrmals
nach Neapel berufen, hat Fuga dort 1737 das Albergo reale degli poveri und
den Camposanto mit einer Kirche und einem Verwaltungsgebäude erbaut.
Die Kathedrale von Palermo verdankt ihm eine Anzahl Verschönerungen.
Gleichzeitig mitFuga's Fa^ade von S. Maria Maggiore erbaute Gregorini
die Fa^ade und Vorhalle von S. Croce in Gerusalemme in Rom, im
alten Barockstil Dagegen gehört Paolo Posi aus Siena ([708—1776) bereits
yGoogIc
g24 ^"' Abschnitt. Klassizirendcr Zoprstit. VnnvilcUi.
ZU den echten Zopfstilarchiiekten. Er nahm im Pantheon die alte Verde
anti CO- Verkleidung der Anika im Innern ab und ersetzte dieselbe durch
eine Stuckdekoration. Giov. Batista Piranesi aus Venedig (1717— 17t8),
der mit Recht berühmte Stecher, als solcher ein Nachfolger und Schüler
Vasi's, der Rembrandt der antiken Ruinen, gehört als Architekt zu den Nach-
ahmern des französischen Zopfgenres; er erbaut Kirche und Vorplatz der
Priorata di Malta in Rom und iiOi die Kirche S. M. Aventina. Francesco
Ferrari errichtet gegen 17^0 S. Agaia in Suburra in Rom und anderes. Einer
der Hauptarchitekien dieser Zeit, mindestens was den Umfang der ausgeführten
Arbeiten anbelangt, war Ludovico Vanvitelli, geboren zu Rom 1700, ge-
Fig. »)s. Fafadentheil vom Palm lu Caiena (n. Fcrgusson).
storben 1773- Sein Vater Caspar van Vitel, zu Utrecht geboren, kam als
Maler nach Rom. Der Sohn Ludovico galt schon sehr früh als geschickter
Maler und studirie später unter Juvara Architektur. Die ersten Bauten Van-
vitelli's sind: die Restauration des Pal. Albani in Urbino und in derselben
Stadt die Neubauten der Kirchen S. Francesco und S. Domenico. Mit
26 Jahren wurde Vanvitelli zum Architekten der St. Petersbasilika in Rom
ernannt und licss daselbst Mosaik maiereien ausführen. Bei der Konkurrenz
fUr die Fa^ade von S. Giovanni in Laterano, in der Galilei siegte, mit diesem
und Salvi betheiligt, erhielt Vanvitelli als Entschädigung die Bauten in Ancona.
Hier führte er ein Lazareth aus und eine Anzahl Kirchen- Restaurationen,
machte dann 174^ für Mailand ein Projekt zum Portale des Doms, welches nicht
zur Ausfuhrung kam. Nach Rom zurückgekehrt, führte Vanvitelli unter
Benedict XIV. einen grösseren Umbau der Kirche S. Maria degli Angeli an
der Piazza de Termini aus, wodurch der ursprüngliche Plan des Michelangelo
yGoogIc
VII. Abschnitt Klassizirend er Zopfstil. Snlvi. Marchionni. g25
ganz vei^nden wurde. Die Kirche eriiielt die Form eines griechischen Kreuzes
und der von Michelangelo herrührende Raum wurde zum QuerschifF (Qu.
Letaroully III., pl. 316). Ausserdem vergrössene Vanvitelli die Bibliothek des
Jesuiten-CoUegiums in Rom und baute daselbst das Kloster San Agostino.
Das Hauptwerk Vanvitelli's ist das Schloss von Caserta bei Neapel für
den König Karl III., den späteren König von Spanien, seit itSz erbaut. Der
Grundplan, ein längliches Viereck, ist im Innern durch ein kreuzförmiges
Gebäude in vier grosse Höfe getheilt. Aussen erhebt sich auf einem Unter-
bau, welcher das Erdgeschoss und eine Mezzanine eiiischliesst, eine jonische
Ordnung. An den Ecken und in der Mitte Säulen, dazwischen Pilaster durch
zwei Stockwerke gehend, im Fries noch einmal Mezzanin -Fenster, Der Ab-
schluss des Baues ist durch eine Balustrade bewirkt und Über den Ecken be-
findet sich eine ArtBelvedere von zwei Stockwerken mit durchgehenden korin-
thischen Süulen, In der Mitte der inneren Kreuzarme erhebt sich eine Kuppel
(Fig. 395), Der Stil ist der langweiligste Zopf ohne irgend welche künstlerisch
interessante Einzelnheiten. Grossartiger ist die fUr das Schloss angelegte
Wasserleitung (Qu. Vanvitelli, Dichiarazione etc. di Caseria). In Neapel selbst
baute Vanvitelli eine Kavalleriekaserne, die dorische Kolonnade am Largo di
Spirito Santo, die Kirchen St. Marcellino, della Roionda und S, Annunziata von
1757—1782, ausserdem den Pal. Angri an Piazza delle Spirito Santo. Gleich-
falls von ihm, die Fa^ade des Palastes Genzano zu Fontana Medina und die
Vollendung des Palastes Calabritto zu Chiaia.
Nicola Salvi aus Rom (1699 — i75i} errichtete unter Clemens XII. 1743
die jetzige Dekoration der Fontana di Trevi in Rom, als sein hervor-
ragendstes Werk. Die Statuen von Peter Bracci und Philipp Valle wurden
erst 1762 enthüllt (Qu. Letaroully III, pl. 348). Die Villa Bolognetti bei Rom,
vor der Porta Pia, um 1743 für den Kardinal Mario Bolognetti von Salvi in
sehr klassischer Architektur errichtet, (Qu. Percier et Fontaine, Choix etc.)
Tommaso de' Marchis baute 1744 die Kirche S. Alessio, auf dem Avcntinischen
Hugel in Rom belegen, fast ganz neu und vergrüsserte das Kloster.
Antonio Cancvari und Antonio dell' Elmo bauten die königliche
Villa zu Portici bei Neapel zur Aufnahme der herkulaneischen Funde. Die-
selbe war 1758 noch nicht ganz vollendet. Canevari und Matteo Sassi er-
bauten 1725 die Fa^adc von S. Paolo ausser den Mauern zu Rom, die 1823
abbrannte.
Ein bedeutsamer Bau in Rom, die Villa Albani, ist im Anfang der
fünfziger Jahre begonnen und erst 1763 beendet Der eigentliche Baumeister
war der Kardinal Albani selbst. Carlo Marchionni, sein Architekt, war
noch ein letzter Vertreter des Barockstils, als durch Algarotti und Piranesi
yGoogIc
^26 VII- Abschnin. Klassizircnder Zopfstil. Simoncni elc.
bereits der Zopf aufgekommen war. Das Casino der Villa hat in den Ge-
wölben und Gliederungen noch die starl<e Ausdrucksweise des Barockstils,
erst im Bülardsaale sieht man herkulaneische Grottesken. Der Franzose
Clerisseau, geboren 1718, Architekt und Maler, dekorine den Saal des Kaffee-
hauses. Das Hauptinteresse an der Villa knU'pft sich aber an das Deckenbild
des grossen Saals im Hauptgebäude, den Parnass von Rafacl Mengs, das erste
Lebenszeichen neuerer deutscher Kunst in Rom. Marchionni baute noch
1763 den Chor des Laterans und 1776 — 1784 unter Pius VI. die Sakristei von
St. Peter als selbsistündigen mit der Kirche durch eine üallerie in Verbindung
stehenden Bau.
Michelangelo Simonetti aus Rom (1724— 1781}, einer der talent-
vollsten spateren Architekten, baut unter Pius VI. die schöne Doppeltrcppe
im Vatikan und mit Guiseppe Camporcsi zusammen, gegen 1780, das
Museo Pio-Clemeniino, Schon Papst Clemens XIV. hatte seit i7(i9 den
Plan gefasst ein neues Museum im Vatikan zu gründen und Giov. Bapi. Antonio
Visconti, der Nachfolger Winckelmann's als Präsident der AlterdiUmer seit
1767, war hierauf nicht ohne Einfiuss, Die Facade von S. M. in Aquiro degli
Orfanelli, um 1780 erbaut, ist ebenfalls ein gemeinschaftliches Werk von
Simonetti und Camporcsi. Cosimo Morelli erbaut gegen 1790, für die Neffen
Papst Pius VI, den Pal. Braschi in Rom au Piazza Navona. Die Fa>;ade ist
einförmig und charakterlos, aber die Treppe ist ganz vorzüglich durch
ihre Anordnung und durch die Ausfuhrung in kostbarem Material. Die
Säulen derselben von roihem Granit, die Pilaster aus Marmor von verschie-
denen Farben, Stufen und Balusier aus weissem Marmor, Die Gewölbe sind
gemalt (Qu. Letaroully II., pl. 196).
In Florenz, das sich niemals dem Barockstile voll angeschlossen hatte,
baute Ruggieri 1736 das Innere von S. Fehcitä, noch ganz im Geiste des
16. Jahrhunderts. Dagegen wird in Bologna der Palast Ercolani, mit hcrr-
lichemTreppenhause, von Venturoli im neu-klassischen Gcschmacke errichtet.
In ganz Oberitalien hatte ein Zurückgehen auf Palladio stattgefunden,
man fand von den Werken dieses Meisters den leichtesten Uebergang zum
klassizirenden Zopfstil. In Venedig hatte bereits Giov an niScalfarotto, i7i8bis
1738 arbeitend, die runde Kirche S. Simone minore und das Innere der Kirche
S. Rocco, mit Beibehaltung der von Buono angelegten Haupikapelle, in dieser
reaktionären Richtung erbaut. Giorgio Massari folgte in demselben Sinne
nach. Von ihm sind: die Facade der Akademie, das dritte Stockwerk des Pal.
Rezzonico, r726 — [743 die Kirche Gesuati alle Lnttere belegen, der Pal, Grassi
an S. Samuele, gegenwärtig Gasthof, und 173G das Innere der Kirche S. Er-
magore e Fonunato. Ebenfalls von ihm, die Kirche della Pieiä und die Haupt-
yGooglc
VII. Abiclinitl. Klassizirender Zopfstil. Tenunza elc. ^^7
kapeile von S. Maria della Fara. Bernardino Maccarucci [f i7q8), ein
Schüler von Massari, erbauic die Kirche S. Leonardo, jetzt aufgehoben, dann
die Fa^Tide der Kirche S. Rocco, wobei er sich bemühte, den Stil der neben-
stehenden Confraternitü di S. Rocco nachzuahmen. Matteo Lucchcsi,
i7o5— 1776, ein ebenso eifriger Verehrer des Palladio, baut die Kirche S.Gio-
vanni in Oleo. dann das Ospedaleito bei S. Giovanni e Paolo. Tommaso
Tcmanza ([705—1787), ein Schüler des Scalfarotto, und als Architekturschrift-
stellcr durch seine Biographien der venetianischen Architekten bekannt, baut
die Kapelle S, Gherardo Sagredo, in der Kirche S. Francesco della Vigna.
Von Simone Canioni eine Front des Dogenpalastes in dieser Zeit. Der
letzte dieser venetianischen Architekten Antonio Selva (geb. 1753), ein
Schuler des Tcmanza, hatte in Paris studirt. Von ihm der Pal, Erizzo, al
ridotto belegen, die Scuola della Caritä fUr den Gebrauch der Akademie und
zur Gemäldegalleric eingerichtet, und die Kirche del Nome di Gesu erbaut.
Sein Hauptwerk ist das 1702 eröffnete Theater la Fenice in Venedig, Der
Plan rUhrie aus einer Konkurrenz her und war von Bianchi, Den Theatersaal
kopirie Selva vom Theater Balbi Mcstre, welches 13 Jahre früher von Macca-
rucci erbaut war. Im Jahre 1836 brannte la Fenice in Folge der Luftheizung
gänzlich aus und wurde mit Abünderungen wieder aufgeführt. Die Anlage
der Giardini public! in Venedig rührt ebenfalls von Selva her.
In Verona war Graf Alessandro Pompei, eigentlich Kunst-Dilettant,
ein entschiedener Nachfolger des Palladio. Er erbaute auf seinem Gute Illagi
seinen eigenen Palast, dann in der Umgegend von Verona die Paläste für die
Grafen Pindeamonti und Giuliari. In Verona selbst erbaute Pompei um 1745
das Musco lapidario, um 1753 die Dogana, beide mit graden Gebälken
und antiken Zwischenweilen, und das GebHude der philharmonischen Gesell-
schaft,— Der PaL Cordellina in Vicenza um i75o von Calderari, in Nach-
ahmung Palladio's erbaui, mit schöner Doppelordnung in derFai^ade und im
Hof. Das Gebäude ist jetzt Scuola elementare. Von Guiseppe Piermarini,
aus Foligno, [774 der königliche Palast in Mailand und 1775— 177<) die Villa
zu Monza errichtet.
Einer der betrüchilichsien und aufwand vollsten Patasibauten Genuas, der
Pal, Durazzo Marccilo, nach den Planen des PietroFrancesco Cantone
und des Giov. Angiolo Falcone erbaut. Die grossen Treppen sind von Carlo
Stefano Foniana, der eigens hierzu von Rom berufen wurde. Es ist einer
der sehen vorkommenden Palitste Genuas, in welchen Wagen einfahren
können. Der Plan im alten Sinne, ganz auf grossariige Perspektive angelegt;
der Blick reicht durch das Vestibül, die Treppen und den Hof bis in den
Garten. Der Hof ist ohne Hallen, bietet aber in der Ansicht gegen das Vestibül
yGoogIc
gjg VTI. Abschniii. KEassiilrender Zopfslil. Siraonctti tlc.
und die Treppen hin ein reiches Bild, Sonst ist hier die klassizirende Architektur
der Spatzeit ausgepriijjt, eine Art Vcrtikalbildung tritt in der kräftigen Gliede-
rung der Fa(;ai.lcn durch Lisenen und dieZusammcnzichung der Übereinander-
liegenden Fenster zu Tage, aber im Aeusseren und Inneren in monumentaler
Schhchtheii (Qu. Gauthier, les plus beaux etc.). Von Gregorio Peiondi der
Pal. Balbi, von Tagliafico die schöne Treppe im Pal. Filippo Durazzo.
Der Pal. ßucali an Piazza del Governo, zuerst durch den Lombarden An-
Fig. 296. Anskbl vom Pal. Ducalc in Genua.
drea Vaniione erbaut, brannte 1777 zum grossen The ile ab und wurde 1778
durch Simone Cantone aus Genua wieder auTgcbaut. Aus diesem Neubau
rührt her: die Fa^ade, der grosse Saal des ersten Stockwerks und das Dach-
werk, in dem kein Holz zur Verwendung kommen durfte. Ziegelbogen tragen
grosse Schiefertafeln, auf denen eine zweite Lage kleinerer Schiefertafeln
liege. Die Fai^ade und der Saal sind in einer wirkungsvollen klassizirendcn
Renaissance gehalten und zeigen wieder, dass in Italien die alte Tradition
nicht so leicht zu verdrängen ist. Die, das Erdgeschoss und das erste Stock-
werk bekrönenden, ganz durchgehenden Galleriea und Abschlussgesimse sind
yGoogIc
VII. Abschnin. Klassiiirender Zopfslil. lulienischt Skulptur, Malerei cic. §29
ein sehr wirksames Motiv. Der grosse Saal durch zwei Geschosse reichend, mit
einer üallerie verschen, ist durch ein Tonnengewölbe im gedruckten Bogen ge-
schlossen, hat unten korinthische Säulen und oben Hernien, auf denen die Ge-
wöibrippen aufsetzen. Die Fa^ade zeigt im Erdgeschoss Quaderschichten
zwischen dorischen gekuppelten Halbsflulen, im oberen Geschosse gekuppelte
ionische Halbsüulen und Fenster von einfacher Ausbildung. Die hierauf fol-
gende Anika ist durch vorspringende Streifen und Figurennischen dazwischen
belebt und tragt Trophäengruppen als BekrUnung. (Fig. 296.) Besonders diese
Attika verleiht der Fa^ade einen modernen Charakter. (Qu. Gauthler, les plus
beaux etc.) Der Saal im Paj. Serra zu Genua, dem Fürsten Spinosa ge-
hörend, vom Franzosen Charles de Wailly entworfen, giebt ein prächtiges
Beispiel des Genre Louis XVI. in Italien. In Turin ist der Zopfstil in zahl-
reichen Bauten venreten, unter anderen 1780 die Kirche S. Rocco im echten
französischen Genre.
b) Skulptur, Malerei und Dekoration.
In der Skulptur bleibt die nachberninische Schule weit länger in Geltung
als in der Architektur und bringt noch Werke der untersten Ausartung mit
Glorien und Marmorwolken hervor, oder verliert sich in technische Kunst-
stücke. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts beginnt der Stil sich etwas zu
bessern, aber nur insofern als die schlimmsten Ausschreitungen des Natura-
lismus und der davon abhängigen Manier aufhören, obgleich die Auffassung
im Ganzen und Grossen dieselbe bleibt. An die Stelle der technischen
Triumphe tritt eine ruhige, mitunter freilich leere Eleganz, welche fUr
die Zopfzeit charakteristisch ist. Von diesen Zeitgenossen eine.s Rafael Mengs
sind nur wenige zu einigen Namen gelangt, weil ihnen die wahre Originalität
fehlte. In Genua, mehrere plastische Arbeiten im Chor der Angelo Custode
von Nicolö Traverso. — Antonio Canova (1757^1822) gehört nicht mehr
ganz in die Zopfperiode. Er sieht meist parallel mit der akademisch neu-
klassischen französischen Schule David's und bildet für Italien den Markstein
einer neuen Richtung, indem er die Aufgaben im Sinne der antiken Kunst-
gesetze erfasst. Dies bezeichnet sein Wollen, aber das Vollbringen anlangend,
so zeigen seine Werke öfter noch eine Zopfkunst in der sich das erneute
Studium der Antike mit den Reminiscenzen des Barockstils vermischt. Das
Relief Canova's bleibt noch ganz malerisch. Für die Einzelgestalt und noch
mehr für die Gruppe fehlt ihm die Grossartigkeit des Gefühls. Ein gewisser
antiker Purismus muss für den Mangel an Kraft und Geist, den das Barock
selbst auf seinen Abwegen nicht vermissen liess, entschädigen. Die koqueiie
yGoogIc
g^O Vn. Abschnitl. KUsiiiirendcr Zopfitil. Canori, Mcngs.
Grazie der letzten Franzosen der Roccocozeit ist noch keineswegs beseitigt
Seine Tanzerinnen sind Uberzierlich , sowie seine Venusdarstellungen ohne
Naivität, seine Grazien bilden wieder eine ganz malerische Gruppe, ihnen ent-
sprechen die drei Musen. Die Figur der Schwester Napoleon's, Pauline, in
der Villa Borghese, auf einem Polsterbett liegend, als eine Art Venus darge-
stellt, giebi eine Uberzarte salonmössige Antike, Seine männlichen tdeal-
gestalten, der Paris in der Glyptothek zu München und der Hector im Besitze
des Grafen Sommariva, sind etwas besser, ebenso die Gruppe Mars und Venus.
Der den Kentauren bezwingende Theseus, im sogenannten Theseustempel zu
Wieti, ist noch massvoll, aber sein Perseus ist eine unglückliche Nachahmung
des Apoll von Belvedere. Mit seinen Faustkampfern Krfeugas und Damoxcnes,
ebenfalls im Belvedere des Vatikans, fällt Canova wieder in den früheren
Naturalismus zurück. Der rasende Hercules, der den Lichas gegen den Felsen
schleudert, ist eines Puget würdig.
Dagegen sind Canova's Grabmäler vorzüglich. In S. S. Apostoli zu Rom
(1783) das Monument Clemens' XIII., oben die sitzende Papstfigur, zu beiden
Seiten die Allegorien der Unschuld und Massigkeit. In St. Peter, das Denk-
mal für Clemens XIV., vom Jahre 1792, mit der einfachen und würdigen Ge-
stalt des Papstes und den gewaltigen Löwen als GrabeswHchier, bezeichnei
eine Revolution in der Kunsientwickelung. Die Allegorie der Religion ist zwar
nicht ganz erhaben und der schlafende Genius mit der Fackel etwas weich-
lich, aber der Gesammteindruck ist ernst und wUrdig, In dem Grabmale der
Erzherzogin Christina in der Augustinerkirche zu Wien fällt Canova wieder
mehr in die malerische Anordnung zurück. In S, Croce das Grab des Dichters
Altieri, in S. Maria de Frari das Denkmal Tizian's, nach Canova's Tode, fUr
ihn selbst errichtet Mit seiner Hebe im Berliner Museum und der Psyche
in der Residenz zu München steht Canova ganz anf neuklassischem Boilen,
In der römischen Malerei, um die Mitte des 18, Jahrhunderts, liegen die
verschiedenen Richtungen mit einander im Streite. Pompeo Battoni aus
Lucca [1708—1787} war damals der angesehenste Mater der römischen Schule;
er hatte sich in der Schule Rafaels gebildet und folgte etwas den Franzosen,
wie sein 17G1 gemaltes Bild «Hekiors Abschied» erkennen lasst. In S. Luigi
de' Francesi, der französischen Nationalkirche, hatte Antoni Bicchierari ein
Deckenbild «die Apotheose des heiligen Ludwig» in Fresko ausgeführt, aber
das Bild war schlecht. — Der deutsche Maler Rafael Mengs, der Freund
Winckelmann's, hatte noch ganz in der Manier Correggio's in der alten
Basilika San Eusebio am Gewölbe des Schiffs eine Glorie in Fresko gemalt.
Später stand Mengs der damaligen Auffassung der Antike am nächsten, denn
sein Bild «Jupiter den Ganymed küssend», wurde von Allen, auch von Winckel-
yGooglc
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g32 VII. Abachnilt. KLassiiirendtr Zopfilil. Pirancsi.
mann, für aniik gehalten. Bei -der malerischen Ausstattung der Villa Albani
kam der Weltstreit der Richtungen zur Knischeidung. Der Franzose Jaques
Louis Clerisseau (geboren 1718), französischer Pensionär, Achitekt und Maler,
dekorirte den Saal des Kaffeehauses, aber für den grossen Saal, der die Juwelen
griechischer Kunsi umschloss, wurde Mengs als Maler gewählt. Sein hier,
1760—1761, gemaltes Deckenbild «der Parnass», entschied den Sieg der neu-
klassischen Richiung. Das Bild machie allgemeines Aufsehen, es gab zum
ersten Male wieder eine Deckenmalerei ohne Untensicht.
Anton Rafael Mengs (1728— 1779) ist vielleicht der einzige Maler dieser
Zeit, bei dem wieder die Anfange einer tieferen idealen Anschauung wahrzu-
nehmen sind, von welcher aus die Einzelformen wieder ein höheres und
edleres Leben gewinnen. Sein schon erwöhnies Deckenfresko in S. Eusebio
zü Rom isi nach so vielen Exiasen eines verwilderten Afl'ekis wieder die erste
ganz feierliche und würdige Scene. Mengs' Gewölbmalereien in der Stanza
de' Püpiri der vatikanischen Bibliothek geben wieder eine Vorahnung des
wahrhaft monumentalen Stils. Der Parnass an der Decke des Hauptsaals der
Villa Albani liisst allerdings die Malerei eines antiquarischen Zeitalters er-
kennen, denn jede Figur steht fUr sich und verräih das antike Modell, aber
man muss doch zugeben, dass hier die naturalistische Außassung im Crossen
und die konventionelle Formbildung im Einzelnen durch einen besseren und
edleren Eklektizismus verdrangt sind (Fig. 297J. Mengs ging darauf aus die
rafaelische Einfachheit mit Correggio's SUsse zu vereinigen, dass er aber eignen
Boden unter den Füssen hatte, beweisen seine wenigen Portrats, sein eigenes
in den Uflizien, und das des Sängers Annibale in der Brera. Sic sind gross-
ariiger, wahrer, anspruchsloser als alle italienischen Porträts des 18. Jahr-
hunderts. Rafael Mengs hat für die katholische Hofkirche in Dresden eine
Anzahl Bilder gemalt. Die heilige Jungfrau auf Wolkeu und Joseph im
Traum mit dem Engel für die Seitenaltiire, um 17^1. Das Hauptaltarbitd, die
Himmelfahrt Christi, wurde erst 1766 in Madrid vollendet, wohin Mengs 1761
durch König Karl III. berufen war. Angelika Kaufmann, mit einem liebens-
würdigen Talent begabt, kam 1763 nach Rom und malte dort das Porträt
Winckelmann's.
Die vollständige Reaktion von Seiten des neuklassischen Systems tritt in
Italien mit Andrea Appiani ein. Von ihm Fresken in S. Maria presso S. Cclso
in Mailand.
Der berühmteste Kunststechcr der klassizircnden Zopfzeit, Giambelta
Piranesi, geboren 1720 in Venedig, gestorben 1778 zu Rom, als Siecher der
Schuler Vasi's, verherrlicht in seinen zahllosen Blättern das römische Bauwesen.
Piranesi hat den leidenschaftlichen Sinn für das Malerische, echt Moderne und
yGoogIc
VII. Abschnill. Klassliicender Zopfstil. Albenolli. g^^
seine Wirkung auf die Zeiigcnossen war so stark, wie die Winckelmann's.
Piranesi ist nicht ganz gewissenhaft in der Wiedergabe der ahen Bauten, in der
Hallung der Details kommt durchaus seine eigene Manier zum Vorschein, aber
seine viel verbreiteten Stiche lockten die Fremden zum Anschauen und Studiren
nach Rom, Sonst folgen die italienischen Kunststecher der Zopfzeit keines-
wegs dem französischen Genre Louis XVI., sie gehen vielmehr auf die antiken
Skulptur- und Ornament fragmente und auf die Schöpfungen der Hochrenais-
sance zurück. — Die einzigen AlbertoUi und Bossi reproduziren einige Kom-
positionen des französischen Zopfgenres. Giro Santi, Kunststecher in Bologna,
arbeitet in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts und giebt Arabesken nach
Rafael, dann aber auch die neuen Funde von Pompeji und Herculanum.
Marco Carloni, Maler und Stecher inRom um jtSo, veröffentlicht das Innere
der Tit US-Thermen und schafft damit ein Werk, welches während der ganzen
neuklassischen Periode benutzt wird. Carlo Lasinio, Ornamentzeichner und
Siecher, geboren zu Treviso 175?, arbeilet noch bis zum Beginn des ig. Jahr-
hunderts, giebt Sgraftiten und alte Malereien aus Florenz wieder, auch Arbeiten
nach Novella, Michelangelo. Giov. da Udine und Bernardino Poccetti. Carlo
Antonini, Architekt und Stecher, geboren um i75o, arbeitet in Rom und stiehl
nach antiken Fragmenten. Benigno Bossi arbeitet i755— 178(1, kopirt nach
französischen Meistern im Genre ä la greque. Francesco Banolozzi, Maler und
Stecher, geboren 1730 zu Florenz, stirbt i8i5, giebt Vasen, Fticher, lintwürle
zu Wagen und anderes nach eigenen Entwürfen.
Die vergoldeten Stuckaturen der Gewölbe der drei Tribunen in St. Peier
zu Rom, unter denen man Gruppen aus Rafael's Tapeten bemerkt, sind erst
unter Benedict XIV., um 1740, nach Angabe des Vanvitelli verfertigt. Unter
Clemens XIV., um lyög, und unter Pius VI., um i775, wurde die Decke der
St. Petersbasilika theilweise erneuen, weshalb man an derselben das Wappen
und die Namen dieser Päpste bemerkt,
Giocondo Albertolli, Maler und Architekt, 1742 zu Lugano geboren,
lebt noch um 1837, liefert viele Ornamentertindungen in einem sehr klassizi-
renden Zopfstil. Albenolli kam 17^3 zu einem Bildhauer in Parma in die
Lehre und wurde 1770 nach Florenz berufen, um für Grossherzog Leopold,
den nachmaligen Kaiser Leopold IL, einen Landsitz mit Stuckaturen zu ver-
zieren. Spater in Rom machte Albertolli das Modell zu einem Hauptgesimse
der von Vanvitelli erbauten Kirche S, Annunziata, Der königliche Palast zu
Mailand, 1773 durch Joseph Piermarini erbaut, wurde ebenfalls von Albertolli
mit Stuckaturen versehen. Auch an Privat pal ästen in Mailand war derselbe
vielfach als Dekorator ihätig. i'tS wurde Albertolli zum Professor an der
durch Maria Theresia neu begründeten Akademie der schönen Künste in
yGoogIc
834 ™' Absclinili. Klas5i irrender Zopfstil. Italienische Kiinsllilleralur.
Mailand emanm und leitete noch ittS— i770 die Dekoration der von Pici
erbauten Villa zu Monza. Noch spaier Uefcrte AlbertoUi Zeichnungen zu
Goldstickereien für Kirchengewander und für Kirchcngerathe Überhaupt Er
hat zahlreiche Publikationen seiner Arbeicca hinterlassen.
c) Kunsttitteratur.
Die römische Antike findet auch jetzt noch zahlreichere Bearbeiter, aber
daneben kommen die ctruskischen und griechischen Denkmäler in Betracht
und die Anfänge der allgemeinen Kunstgeschichte. Giovanni Caroto, Antichita
di Verona disegnate da etc. Nuovamentc date in luce, Verona. Fratelli
Mcrlo 1764, Mit Holzschn. Gr. Fol. — Pirro Ligorio, Pianta della villa
Tiburtina di Adriano Caesare. Roma übt. Mit 1 Plan. Fol. — L'Archi-
tettura di Vitruvio colla traduzione italiana e commento dci Marchese Berardo
Galiani. Napoli ly^S, Fol. Mit Taf. — Valladicr, Raccolta della piü inslgni
fabbriche di Roma antica e sue adjacenze etc. Rom. Fol. M, Kupfern. —
F. Vasi, Itinerairc de Rom. Rom 1786. 8. M. Abbildg. — Carli. G. R., delle
Antichita italiche. Mailand r788— 1791. 5 Vol. — Derselbe, Rclazione delle
scoperte fatte nel ampH. di Pola 1789. — Palladio, A., Les thermes des Romains
dessincs par A. Palladio et publies de nouveau avec i]uelques observations par
O. B. Scamozzi. Vicenza 1785. Fol. Mit Kupf — Terme dJ Tito, Sammlung
von 61 Blättern der Malereien, Decken, Arabesk Verzierungen etc. in den Bädern
des Titus gestochen von Carloni, 2 Bd. in Fol. Rom. — Barbault, Les plus
beaux monumens de Rome ancienne. Rom 1761. Mit 128 Kupfern gestochen.
von Barbault, Bouchard, Montaguc u. a. Hieran schliessen sich dann die
später aufzuführenden Publikationen des Piranesi. Das Gross-Griecliische be-
handelt: Paoli, Paesium, quod Posidonium etiam dixere, rudera etc. Rom 1784,
Mit Kupfern. — Bayardi (O. A.) Catalogo degli antichi monumenti disso-
terrati dalla discopena citta di Ercolonc. Neapel [754; und das berühmte
Vasenwerk vom Ritter Hamilton; ausserdem von Hamilton und de Murr,
Descrizione delle nuove scoperte in Pompeja. Rom 1770. 4.
Die altchristliche, romanische und goihischc Periode Italiens wird in
nachstehenden Werken dem Studium der Modernen nähergebracht: Beltrami,
Jl., Forestiero istruito delle cosi naiibili in Ravcnna. Ravenna 1783. — Sunti,
dell origine e della magnihcencza della chia di Ravcnna. Ravenna 1793 und
1796, 2 Bd. — Gius. Vasi, Itinerario instrutiivo di Roma, diviso in oito
giornate per riirovare con facilita tutte le antiche c moderne magnificenze,
cive tutte le opere di pittura, scultura c architettura. Roma 1777 in Gr. 12*.
yGoogIc
VII. Abschnill. Klassiiirender ZopMil. lULienischc Kunsllilleraliir. 83^
Mit Kupf. — Memorie istoriche della cittii, Tuscania che ora volgamentc
dkoesi Toscanella, pubblkate dall' Arcipretc Francesco Antonio Turriozi eic,
Roma 1778 in 4". — Della capitale de' Tuscaniensi e dei suo vescovado, si
vendica la cittii di Viterbo da quama usurpa cd oppone il libro iniitolato:
Memorie istoriche della cita Tuscania etc. publioate nel 1778. Monte fiasconc
1788 io 4*. — G. Richa, Notizie storiche delle chiese fiorentine. Firenze 1754
und 1762. 10 Bd. in 4". — Lami, J., Sanaac ecciesiae fiorentinae eic.
Florenz 1758. 3 Bd. Fol. — Guletti, Capena municipio dei Romani, Rom
1756, 4*. — Sgrilli, Bernardo Sansone, Descrizione e studii dei insignc
Fabbrica di S. Maria dei Fiore, Florenz 1773.
Die altere Renaissance bleibt auch nicht ohne Beachtung. Corner, Fl.
Notizie storiche delle chiese e monasteri di Venezia etc. Padua. i758. 4". —
Temanza, Tom. Vita di Jacopo Sansovino, Venezia i6i5 in 4." — Morelli,
Jacopo, Dessenatione storica della pubblica Libreria di S. Marco. Venezia
1774 in 4". — Sacrarum Vaiicanae basilicae cryptarum monumenta etc. a
P, L. Dionysio commentarüs illustrata curante A, de Oabrielis. Rom 1773.
Fol. Mit Kupf. — Barbault, J., Les plus beaux ediüces de Rom moderne.
Rom 1763. Fol. — Spampani, G. C., Antonini, C.Jl.Vignola illustrato. Rom
1770. Fol. Mit Taf. — Alberti, L. B., Della architettura della pittura e della
statua, tratudizione di Cosimo Bartoli, Bologna 1782. Mit Kupf. von Panhlt.
— Topographia Veneta, overo descrizione dello stato Veneto. Venedig 1787.
4 Vol. Fol, — Temanza, Tom., Le viie de' piu celebri architetti e scultori
Veneziani che fiorirono nel secolo XVI. Venezia 1778. 2 Vol. 4. — Volpato
ed Oitaviano, Loggic di Raffaele nel Vaticano etc. Rome, 1782, — Scamozzi,
O, B., Les büiiments et les dessins de Andre' Palladio recueillis et illustres,
Vicenza 1786. 3 Vol. Fol. Mit Taf. — Della Volle. Storia dei duomo di
Orvieto. Rom 1791. Gr. Fol. Mit Tat — Oriiati presi da Graffiti et Pitture
antiche cxistcnti in Firenze, designati et incisi in 40 Rami da Carlo Lasinio
Irevigiano etc. Florenz 1789,
Vanvitelli hat sein Schloss in Casena veröffentlicht: Vanvitelli, L., Dichi-
arazione dei disegni dei Reale palazzo di Casena. Neapel i756. Gr, Fol.
Mit Taf.
Die grossartigste Erscheinung auf dem Gebiete der Kupferstichpubli-
kationen bietet Piranesi. Sein Werk in 29 Bänden in Folio enthält etwa
2000 Picken. 23 Bände enthalten Ansichten von Rom und anderen Orten
Italiens, Ruinen etc., sdmmtlich mit einer grossen Meisterschaft gestochen.
Band XII und XIll enthalten antike Vasen und Kandelaber in 200 Tafeln,
zugleich Friese, Kapitale und Architekturfragmente aus der römischen Antike;
Band XX Kamine auf 69 Tafeln in eigenen Kompositionen, auch Möbel,
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8g6 VII. Abscliiiitl. KlassKirciidLT Zopf.lil. l'rüiikreicli, Allgemeuies.
sämmtlich im Zopfstil; Band VII bis IX geben Ansichten von Monumenten
und Fragmenten aus der Antike.
Hieran sctUiessen sich eine Anzahl Werke der eigentlichen Ornament-
stecher, welche antike BruchstUcl^e, Schöpfungen der Hochrenaissance oder
eigene Erfindungen im Zopfstil wiedergeben. Giardini, Joannes, Promptu-
arium artis argentariae, Rome i75o. — Crivellari, Barthelemy, Le pitture dj
Pellegrino Tibaldi et di Nicolo Abati esistenti nell' instituto di Bologna etc.
Venezia i756. — Giro Santi, Baccolta di ornati di ogni genere Opera di Giro
Sami pitlore et incisore Bologne, Roma. Es sind Arabesken Rafael's, des-
gleichen aus Herculanum und Pompeji und seine eigenen Erfindungen. —
Decoration des Loges du Vatican par Santini, Venedig 1783. — Candelabre
compose' par Rapha£l Sanzio, dessine a Rom par Prieur. Paris, Tan 2 de la
Republiquc. — Antonini, Garlo, Manuale di varj ornementi tratti delle fäb-
briche e frammenii antichi per uso de pittori, opera raccolta disegnata ed
incisi da Carlo Antonini, arch, Rome 1780 und 1790. 4 Bd. in Folio, —
Albertolli, Giocondo, Ornementi diversi. Milan 1782; derselbe, AIcune deco-
razioni di nobili sale et altro ornementi. Milan 1787 und anderes. — Brenna,
Vinc, Novus thesaurus gemmarum veterum ex insignioribus dactyliothecis
selectarum etc. Rom 1781. — Zamboni, B., Memorie intorno alle pubbliche
fabbriche piü insigni della citta di Brescia. Brescia 1778. Fol. Mit Kupf.
Im Jahre 1778 fasste Ludovico Mirri den Plan alle Antiken des Museo
Pio Glementino im Vatikan zu stechen und Visconti, der Nachfolger Winckel-
mann's als damaliger Präsident der Alterthümer, schrieb dazu den Text.
2. Der klassizirende Zopfstil in Frankreich, das
Genre Louis XVI, von 1750 — 1787 bis zum Beginn der
David'schen Schule.
In der französischen Aussenarchiteklur wurde der Stil Jules Hardouin
Mansart's direkt durch den klassizirenden Zopfstil abgelöst und zwar schon ver-
hält niss massig frUh, da das Roccoco auf die Gestaltung des Aeussercn wenig
Einfluss gewonnen hatte. Schon zu Anfang der Regierung Louis' XV., etwa gleich-
zeitig mit Galilei's Fa^adenentwurf fUr S. Giovanni in Laterano in Rom, ent-
stand Servandoni's Modell der Fa^ade von St. Sulpice in Paris, um 1732, in
einem ähnlichen Sinne. Der Hallenbau in zwei Etagen, unten in griechisch-
dorischer, oben in jonischer Ordnung, in der Mitte mit einem flachen Giebel
abgeschlossen, der nachmals durch eine Balustrade ersetzt wurde, bedeutet die
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VII. AbschnilL Klassiiirender ZopfsliL Franiöaliclie Archilekliir. g^^
Rückkehr zum Einfachen. Auch Gabriel, der Haupibaumeisier unter Louis XV.,
huldigte 1745 in seinem Bau Petit-Trianon bei Versailles und noch mehr
in den 1753 aufgestellten Planen für die beiden grossen Gebäude an der Place
de la Concorde derselben Richtung. Im letzteren Falle ging Gabriel auf
Perrault's Louvrefeijade zurück. SoufHot mit seinem Plane zur Kirche
St. Genevieve, dem spateren Pantheon, um i755 entworfen, leitete die
Richtung ein, welche den christlichen Kirchen die Form heidnischer Tempel
gab. BouUe'eund seineSchulerwerden dann immer klassischer; aber es ist sehr
bemerkenswenh zu sehen, wie mit dem Bestreben, sich von der Renaissance
los zu machen, zugleich ein Verlust an modemer Anpassungsfähigkeit für die
Antike verbunden ist. Gegen das Ende des Jahrhunderts werden die Bau-
formen im Aeussern immer schwerfdlliger und ungeschickter archaisirend und
im Innern lässt sich das Genre Louis XVI. dennoch nicht verdrangen. In der
Dekoration hielt sich das Roccoco länger, etwa bis zum Tode der Marquise
von Pompadour um 1764, und wurde dann in Überstürzender Hast durch das
Genre «ä la greque» abgelöst, welches durch das Bekanntwerden der herku-
lanischen Funde in erster Linie hervorgerufen wurde. Der Dekorationsstil
Louis' XVI. lässt das Muschelwescn und die verschnörkelten Formen fallen
und kehrt zur graden Regelmässigkeit zurück. Eine gewisse Magerkeit und
Steifheit ist dabei nicht zu vermeiden und nur die gerettete Blumenornamentik
giebt noch einen heiteren Anflug. In der Skulptur ergiebt sich bis zum Auf-
treten der David'schen Schule nichts wesentlich Neues. Es bleiben immer
noch die Venreier der nachberninischen Schule in Thatigkeit, mitunter wieder
etwas einfacher und von einem wahreren Gefühle beseelt, wie Houdon. Aehnlich
war es in der französischen Historienmalerei; zwar hatte man das Bestreben,
den grossen Meistern der älteren italienischen Schute zu folgen, aber dies
blieb ohne sichtbaren Erfolg. Nur in der Genremalerei kommt ein neuer
sentimentaler bürgerlicher Ton auf und in der Landschaft finden sich noch
talentvolle Nachfolger des klassischen Stils der Poussin's und des Claude
Lorrain.
a) Architektur.
Der erste Vertreter der französischen klassizirenden Zopfarchiteklur,
Scrvandoni, geboren in Florenz 1695, gestorben 1766, stammte aus einer
italienischen KUnstterfamilie und war zunächst Maler. Die Theaterdekoration
bildete seine Spezialität und veranlasste ihn zu Studien in der Architektur.
Sein erster Lehrer war der berühmte Panini, welcher sich durch Landschaften
yGoogIc
gag VII. Abscliniu. Klasiizirendcr Zopfslil. Servandoni.
mit Darstellungen von Denkmälern und Ruinen der antiken Architektur aus-
zeichnete. Später ging Servandoni nach Rom und studirte unter Guiseppe
de Rossi Architektur. Nach Ponugal berufen, mähe er die Dekorationen fUr
die italienische Oper, 1724 nach Paris gekommen, erhieh er ebenfalls die
Leitung der Operndekorationen und zeigte 1728 in der Oper Orion zum ersten
Male den Zauber seiner Kunst. Im Jahre 1732 trat Servandoni mit seinem
Modell für die Fai;ade von St, Sulpice in Paris hervor und fand vielen
Beifall, da die graden Linien und regelmässigen SSulenordnungen damals
etwas Neues waren und der Rich-
tung der Zeit entsprachen, welche
sich mit Leidenschaft dem Ge-
schmacke für die Einbchheit der
Antike zuwandte {Fig. 298). Der
Bau von St. Sulpice, 1646 nach
Zeichnungen von Le Veau be-
gonnen und 1678 unterbrochen,
wurde erst 1718 unter der Regent-
schaft durch Oppenord wieder
aufgenommen, aber der Fai;aden-
entwurf desselben wurde durch
das Modell Servandoni's beseitigt.
Der Plan zeigt eine Vorhalle in
zwei Geschossen mit Säulen und
Architraven im neuklassischen Ge-
schmack und bildet mit den beiden
Fig. I9S. FatadE von Sl. Siilpicc in l'aris (n. d. „ . . ,
Originainianc). EckthUrmen eine der grossten
modernen Ktrchenfai;aden Euro-
pas; aber sie wirkt wie eine Opemdekoration, wie die Scenenwand eines
antiken Theaters. Der bekrönende Mittelgiebel wurde 1770 vom Blitze ge-
troffen, darauf abgebrochen und durch eine Balustrade mit Figuren ersetzt.
. Der eine Thurm ist später von ChaJgrin verändert. Ausserdem sind von
Servandoni noch grossartige Plane zu Bauwerken entworfen, aber nicht zur
Ausführung gekommen. Sein eigentlicher Ruhm blieb der eines Fesiarrangeurs
ftlr halb Europa, Im Jahre 1738 gab er in Paris ein dramatisches Schauspiel
Pandora, nur in Dekorationen, 1739 von ihm die Dekorationen zum Friedens-
feste in Paris mit Feuerwerk, aber seine grossartigsie Leistung auf diesem
Felde war die Festdekoration bei Gelegenheit der Vermählung Elisabeth's von
Frankreich mit Don Philipp, Infanten von Spanien. Im Jahre i755 wurde
Servandoni nach Dresden berufen, für die Dekorationen zur Oper Aeiius.
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VII. Abschnilt KlBssiiirendtr Zopfstil. Gibricl. 83g
Wie allgemein der Geschmack der Zeit die Rückkehr zur Klassizität
fordene, beweist der Umstand, dass die Fa^ade von St. Sulpice keineswegs
in dieser Art allein steht, denn wenig vorher erhielt die Kathedrale von
Auch einen ähnlichen Portikus; aber hier sind die Thürme im Ueber-
gewicht gegen die Mitielhallen. Die Säulen sind hier durchaus korinthisch
und das ganze sehr reich im Detail.
Jaques Ange Gabriel, geboren 1710 (?), gestorben 1782, gehörte ebenfalls
zu den ersten Architekten, welche den klassischen Zopfstil in Frankreich ein-
führten. Sein Grossvater Jaques Gabriel (f 1686), war Architekt des Königs
und sein Vater Jaques ebenfalls; letzterer baute in Nantes, Bordeaux, Rennes
und Dijon. Jaques Ange Gabriel war dann einer der ersten Architekten
unter der Regierung Ludwig XV. und mit den Arbeiten am Schlosse von
Versailles beauftragt. Es wurden aber meist nur neue Innendekorationen
ausgeführt; der Bau eines Pavillons, mit einem Theile des rechten Flügels an
der Front des Eingangshofes, 1773 — 1774, wurde durch den Tod Louis' XV,
unterbrochen. Die Dekoration des Theatersaales im Versal Her
Schlosse von Gabriel ist ein bemerkenswenhes Beispiel des Zopfstils. Das
Schlösschen Petit Trianon, nur ein Pavillon, nahe bei Grand Trianon,
etwa 1745 fUr Louis XV. durch Gabriel begonnen, zeichnet sich durch strenge
architektonische Linien aus. Erst Marie Anioinette ordnete die inneren De-
korationen an, vielleicht bis 1776, welche mehr aus der Antike genommen
einen kalten und mageren Eindruck machen (Fig. 299). — (Qu. Rouyer
Chateaux etc.). Gabriel führte i75i die ficole militaire am Marsfelde zu Paris
aus, vergrösserte das Schloss Compiegne und vollendete den Louvrehof,
indem er die Attika Lescot's durch eine dritte Süulenordnung ersetzte, welche
die des Erdgeschosses wiederholte. Das Hauptwerk Gabriel's sind die beiden
Gebäude an der Place de la Concorde zu Paris, als eine im Ganzen ge-
lungene, wenn auch etwas magere Nachahmung der Kolonnade Perrault's am
Louvre. Louis XV., damals le roi bien Aime, war 1748 krank in Metz, man
glaubte an seinen Tod, aber er genas, vielleicht weder zu seinem, noch zum
Vortheil des Landes. Zur Feier der Genesung hatte man die gothische
Kathedrale in Metz mit einem schwerfdlligen antiken Portikus versehen und
der Gemeindcrath von Paris votirtc dem Könige aus demselben Grunde eine
Reiterstatue. Für diese sollte nun ein besonderer Platz geschafTen werden,
die Place du roi, spätere Place de la Concorde. Hierfür wurde eine Kon-
kurrenz ausgeschrieben, an der sich 28 Architekten betheiligten, unter ihnen
Gabriel, Servandoni, Soufflot, Blonde) der Jüngere und Constant d'Jvry, Gabriel
erhielt schliesshch den Auftrag aus den eingegangenen Arbeiten einen neuen
Plan aufzustellen, welcher 1753 genehmigt wurde. Die Erfindung Mansart's ver-
yGoOglc
Fig. Jso. Wand im Palais Pelil-T
yGoogIc
VII. Abschnilt. Klassriirender Zopfstil. Soiifllol. g-I
schiedene Gebäude zu einer einheitlichen Fa^ade zusammenzufassen, wurde
hier mit grösserem Rechte angewendet. In den beiden Gebäuden, welche die
Place de la Concorde bilden, zum Ministerium der Mariae und zum Garde-
Meuble de la Couronne bestimmt, erst 1772 vollendet, erreichte Gabriel in
der That seine Absicht mit de? Louvrefa^ade Perrault's zu rivalisiren. Sein
Unterbau ist sogar besser, weil man die Hinterwand aufsteigen sieht, auch
das Kuppeln der Säulen ist vermieden und das Verhflltniss der Länge zur
Höhe ist besser, weil das Ganze in zwei unterschiedene Massen getrennt ist.
Allerdings finden sich hier zwei Range Fenster unter der Kolonnade und der
Verdacht einer dritten in der Ätiika. Die SSulen sind zu lang, die Profile
schwächlich und die Axen bedeutend kleiner als am Louvre (Fig. 300).
Jaques Germain Soufflot, geboren zu Jrancy 1713, gestorben 1781,
war als Pensionär der Akademie in
Rom, erlebte dort die Anfänge der neu-
klassischen Bewegung auf kunsthistori-
schem Gebiete und konnte die neuen
Funde antiker Bauten persönlich ver-
folgen. Von starkem Ehrgeize getrieben,
sandle er bereits von Rom den Entwurf
eines Doms für die Kanhauser nach
Lyon, der aber nicht zur Ausführung
kam. Nach seiner Rückkehr nach
Fi;^. wo. Fa^adenlheil von der riace de la
Frankreich baute er in Lyon, im klas- Concorde.
sisch-römischen Sinne, das Hotel de
change, später den Tempel der Protestanten und das Hotel Dieu mit einer
Kapelle in der Mitte der langen Front. Nach Paris in die Akademie der
Baukunst berufen, ging Soufflot 17^ zunächst nach Italien zurück und be-
suchte die neuehtdeckten Ruinen von PUstum. Im Jahre 17^ erbaute er das
Theater in Lyon, welches viel Beifall fand. Unterdess wurde in Paris eine
Konkurrenz für den Neubau der alten Kirche St. Genevieve in Folge
eines Gelübdes, das Louis XV. wahrend seiner Krankheit in Metz gethan
hatte, ausgeschrieben, hierin siegte Soufflot und sein Plan wurde i755 zur
Ausfuhrung gewählt. Der Grundstein der Kirche wurde 1764, wenige Tage
nach dem Tode der Pompadour gelegt, aber erst 1781 wurde der Bau voll-
endet. Beim Ausbruche der Revolution wurde die Kirche als Pantheon den
grossen Mannern Frankreichs gewidmet. In dem ganzen Entwürfe spricht
sich eine übermässige Ruhmsucht des Architekten aus, sein Werk sollte in jedem
Stücke die alteren Monumente Übertreffen; indess ist es wirklich das grüsste
kirchliche Bauwerk des Jahrhunderts in Frankreich geworden, sowohl seiner
yGoogIc
g^2 Vn. Abschnilt. Klisiizirender Zoprslil. Soufflot.
Grösse, als seiner monumentnlcn Konstruktion nach, wenn auch die Kuppel
ohne den Vorgang Michelangelo's bei St. Peter nicht zu denken ist. Auf dem
ganzen Bau ruht der Geist der
Encyklopadisten und die Bestim-
mung zum Pantheon entspricht der
in ihm verkörperten Stimtnung
fast mehr, als die anfängliche zu
einer christlichen Kirche. Die
Grundform ist ein griechisches
Kreuz mit verhiJ)tntssm3ssig lan-
gen Armen und einer Mittelkup-
pel {Fig. 301}, Die Kreuzarme
haben Flachkuppeln von nahezu
der Mittelkuppel gleichkommen-
den Durchmesser. An der Haupt-
front, ein korinthischer Portikus
von Übrigens korrekter Detailli-
rung, aber mit übertrieben grossen
Zwischenweiten. Unvonheilhaft
wirkt auch die Verdoppelung der
Fig. 301. Gnindriss des Pamhcon in Paris (n. Ijabelle). - , , , . ■ i> l 1
Säulen an den beiden Schmal-
seiten. Die AussenwUnde der Kirche sind ganz kahl, nur das Gebalk ist herum-
geführt und ein Band in der Höhe der Kapitale schneidet einen mit Festons de
korirten Fries ab. Den Tambour
der Kuppel umgiebt aussen eine
ringsum laufende Säulenhalle,
darüber ist eine hohe Attika mit
Fenstern, welche hier, wie am
Dom der Invahden, eine obere be-
malte Kuppel erleuchten, die aber
in der Mitte selbst wieder durch-
brochen ist (Fig. 302). Das Innere
der Schiffe wirkt elegant durch
die ringsum geführten Saulen-
stellungen. Einige Gewölbpar-
Fig. j«. Ansidii dn Paniiieoii in i'aris. lieeu wirken schwächÜch, weil
hier der Architekt eine gewisse
Kühnheit zeigen wollte. Ein Hauptfehler des Ganzen ist, dass die Kuppel
nicht hinreicht um dasselbe zu beherrschen, und dass im Innern die
yGoogIc
VII. Abschnitt. KUsiiiirendcr Zopfiiil. Saufflot. g^^
vier Pfeiler der Kuppel im Centrum der' Kirche mit den begleitenden
Säulen den Eindruck der Weitrflumigkeit stark beeinträchtigen (Fig. 303). Die
Pfeiler selbst sind sogar noch zu schwach angelegt, obgleich die SprUnge
derselben, welche sich noch vor Vollendung der Kuppel zeigten, wesentlich
durch schlechtes Mauerwerk veranlasst wurden. Rondelet verstärkte [806 die
Pfeiler, nachdem drei Kom-
missionen die Sache als un-
reparabel aufgegeben hatten.
Wegen des konstrukti-
ven Misserfolgs mit den
Pfeilern der Kuppel hatte
Soufflot viele Anfeindungen
zu erdulden, die seine Ge-
.sundheit erschütterten. Als
einer seiner heftigsten Geg-
ner ihiit sich ein Architekt
P.Patte {1723—1812) hervor,
von dem ausser Dekoratio-
nen nichts besonderes her-
rühn. Auch die Plananlage
Soufflot's wurde geiadeU,
obgleich, wenn man die ur-
sprungliche Bestimmung der
Kirche im Auge behalt, wo-
nach der Reliquienkasten der
heiligen Genofeva unter der
Kuppel stehen sollte und
das Chor für die Ordens-
geistlichen nöthig war, die
Anlage der langen Quer-
schilTsarme nicht ungerecht-
fertigt ist.
Souftlot baute in Paris noch einiges von mittel massigem Interesse; so
im Jahre i756 die neue Sakristei von Notre-Dame zu Paris. Auf seine
Rechnung kommt auch die Verstümmelung der Hauptpforte des westlichen
Portals; dann von ihm: die Orangerie des Schlosses de Menars, das Hotel
de Lauzan, 1770 der Umbau der Fontaine de TArbre-sec, an der Ecke der Rue
St. Honore' und der Rue de l'Arbre-sec, und von 1771 ab die £cole de Droit
der Sorbonne an der Place du Pantheon.
yGoogIc
844
Vn. Absclinilt. Klasdzirender Zopfaiil. Gan
Der Gesclimack für die Antike war schoa der allgemein herrschende
geworden, als Gondouin, geboren zu St. Quen sur Seine 1737, gestorl>en
Paris 1818, von Rom nach Paris zurückkehrte. Sein Vater war ObergSnner
des Königs in Choisy-le-Roi und von Louis XV. protegirt kam der Sohn
iii^^i
zuerst in die Schule ßlondel's und dann als Pensionär nach Rom. Sein um
1769 errichtetes Hauptwerk ist die neue Schule der Chirurgie, für den berühm-
ten Chirurgen La Maniniere in der Rue des Cordeliers zu Paris. Das Ge-
bäude der ftcole de Chirurgie umgiebt mit drei Seiten einen grossen Hof,
der nach der Strasse von vier Reihen joni seh er Säulen abgeschlossen ist. Das
Hauptgebäude, im Grunde des Hofes, enthUh das Amphitheater für 1200 Per-
sonen, von oben beleuchtet; davor ein grossartiges Peristyl von sechs korinthi-
yGooglc
VH. Absehnill. Klassiiircndcr Zopfstil. Clmlgrin. g^5
sehen SHuler, durch zwei Etagen gehead. (Fig. 304.) Das Ganze ist eine fUr
diese Zeit gelungene Nachahmung der Antike, im Sinne des Palladio (Qu.
Kraftt et Ransonette, Paris 1802). Gondouin ging zum zweiten Male nach
tialien, er wollte das ganze Terrain der Villa Hadriana kaufen, kam aber nicht
mit diesem Plane zu Stande. Indess zeichnete er die Ruinen der Villa, um
die Zeichnungen Piranesi zu überlassen, dann richtete er seine Thätigkeii auf
die Bauwerke Palladio's. Als seine Thütigkeit durch die Revolution unter-
brochen wurde, widmete er sein Übriges Leben dem Bau einer Villa auf
seinem Landgute. Die Einrichtung des Museum Dupuytren, im Refektorium
Fig. }05. FroDtuisichl der Kirche Sl. Ptiilippc du Raule in Pirls (n. Kraffl 11. Ransoncitek
des Klosters der Cord eliers, in den Jahren 1774—1776, rllhrt von Gon-
douin her.
Das College de France, Rue des Ecoles in Paris, 1744 von Chalgrin
begonnen. Von demselben Architekten die Kirche St, Philippe du Roule,
im Faubourg St. Honore', 1760—1784 ganz im neuklassischen Sinne erbaut.
Die Front mit dorischem Ssulenportikus und Giebel, das Dach durch eine
Attika verdeckt (Fig. 305). Der Plan, dreischiffig, mit Tonnengewölben in
Holzkonstruktion auf jonischen SSulen überdeckt, die Abside durch eine
massiv gewölbte Halbkugel geschlossen (Qu. Krallt et Ransonette, Paris 1802).
Chalgrin setzte 1777 die Arbeiten an St. Sulpice fon und änderte den Thurm-
entwurf Servandoni's. Maclaurin war 1779 noch an der südlichen Partie von
St. Sulpice beschäftigt, aber die Revolution unterbrach den Fortgang dieser
Arbeiten. Der klassische Geschmack vernichtete in dieser Zeit manche schöne
Ausstattung der alten Kirchen; so wurde 1744 der von Lescot und Goujon
yGoogIc
8^6 VII. Abschnitt Klsssiiirender ZopfstiL Moresu, Louii elc.
herrührende Lettner des Chors von Si. Germain rAuserrois in Paris ab-
gebrochen und durch eine formlose neue Dekoration von einem Architekten
Baccarit ersetzt. Einige Reste des allen Lettners befinden sich jetzt im Louvre.
Die Architekten Peyre der Aeltere und der JUngere, BouUe'e, Heurtier,
Mique, Paris, Potain und Huve wurden beruTen, um unter Louis XV!. neue
Projekte für den Umbau der alten Flügel des Schlosses Versailles an der Cour
d'entre'e vorzulegen, aber Alles blieb liegen als Louis XVI. 1789 gezwungen
wurde, Versailles zu verlassen und die Tuilerien zu bewohnen. Unter der
Revolution wurde dann das Schloss geplünden und verwüstet. Von Peyre,
um [7O2 ein Haus in Paris bei le Qos-Payen belegen, erbaut; FlUgelbauten
mit Giebeln abgeschlossen, dazwischen eine dorische Halle im Erdgeschoss
mit Balkon darüber, schon ganz im neuklassischen Geschmacke "(Qu, Krafft et
Ransoneite etc.) Von Carpentier der Pavillon de la Bossiere, Rue Riebe'
1767, noch ganz im Zopfgenre Louis XVI. Das Hötel d'Uzes, Rue' Mont-
martre um 17Ö7 von Ledoux. Zwei Geschosse mit korinthischem SSulen-
portikus im Mittelbau, darüber ein Halbgeschoss, unten mit rundbogigen Fen-
stern, oben mit gradea Sturzen. Von demselben, das Haus der M^""- Saint-
Germain, Rue des Porcherons, 1722, mit dorischem Säulenportikus und ge-
suchter Einfachheit des Aeusseren. Ebenfalls von Ledoux die Zollhäuser an
den Barrieren von Paris, wieder mit borromineskcm Anhauch. Von Gittard
um 1761 das Haus Lulli's an der Ecke der Rue St. Anne.
Die jetzige Physiognomie des Palais Royal in Paris datirt vom Ende der
Regierung Louis' XIV. Um 1763 brannte das Theater neben dem Palais ab
und ein Flügel desselben wurde mit zerstört. Der Architekt Moreau baute
dann die Fagade mit dem schönen dreifachen Eingange, durch Arkaden mit
den Eckpavillons verbunden an der Place du Palais Royal. Ein anderer
Architekt, Contant, baute das Innere aus und errichtete auch die berühmte
Doppel-Ehrentreppe in einem ovalen Treppenhause, welche zur ersten Etage
fuhrt. Von Moreau, um 1760, auch der Umbau der FontSne des Haudriettes.
Im Jahre 17S1 zerstQrie ein anderer Brand das Theater des Patais royal und
der Herzog von Chanres, der spatere Philippe- Egalite, fasste den Plan, den
Garten durch drei Strassen zu isoliren und nach dem Muster der Prokuratien
in Venedig mit Galerien zu umgeben, hinter den Galerien Laden und dar-
über Wohnungen anzulegen, also eine gründliche spekulative Ausnutzung des
Eigenthums der Krone vorzunehmen. Der Architekt Victor Louis bekam
1775 den Auftrag zur Ausführung des Plans. Grimm schildert 1784 in seinen
Briefen dies neue Palais Royal als einen feenhaften Aufenthaltsort der ele-
ganten Welt und der Demi-monde. Bekanntlich bezeichnete Camille Des-
moulins einen Baum im Garten des Palais als den Sammelpunkt der Revolu-
yGoogIc
Vfl. Abschnill. Klasiiiircnder ZopfsliL Anloine. %aj
tion, von dem die Massen zur Zerstörung der Baslille ausgingen. Das
Theater im Palais Royal, 1787—1790 erbaut, unter dem Coiisulat 1799
der Comedie Fran^aise eingeräumt, ist ein sehr verdienstvolles Werk dessel-
ben Architekten. Schon früher, um 17-3, hatte Louis das grosse Theater in
Bordeaux gebaut und war durch dasselbe berühmt geworden (Fig. 306).
Auch das alte jetzt zerstörte Pariser Opernhaus war von Louis errichtet
Jacques Denis Antoine, geboren zu Paris 1773, gestorben 1801, zuerst
A4aurer, wurde als Architekt
ein entschiedener Vertreter
der neuklassischen Richtung,
Er ersetzte deo Architekten
Desmaison bei der Aufgabe,
die Baulichkeiten des
alten Palais de Justice
zu Paris in ein Ganzes zu
verwandeln. Die Galerien,
welche den grossen Hof vor
der Hauptfront umgeben,
sind sein Werk, ebenso das
neue Geschoss über der Salle
desPas-Perdus des deBrosse.
Das Portal im inneren Hofe
des Hospitiums der Charite,
mit griechisch - dorischen
SSulen nach den Mustern
von Pastum, lenkte die Auf-
merksamkeit auf ihn. Sein
Hauptwerk ist die Münze,
um 1771 in der Rue Gui-
negaud zu Paris mit einer ganz italienischen Palastarchitektur errichtet.
Die Hauptfa^ade hat einen Mittelbau von sechs jonischen Säulen, darüber
eine Attika mit Standbildern, das Erdgeschoss hat Bossagen. Das Mineralien-
kabinet mit korinthischen Säulen, einer Tribuna und vergoldeten Stuckarbeiten
&nd man zu reich. Das Hotel Berwick zu Madrid und das MUnzgebSude zu
Bern sollen nach Plänen Antoine's erbaut sein.
Boullee verwandelte 1773 das ehemalige Palais Elysee für den
reichen Finanzier Beaujou in eins der elegantesten Werke der zweiten Hälfte
des 18. Jahrhunderts. Boullee ist der Meister der neuen Archiiekturschule,
welche die neuklassische Epoche David's vorbereitet. Er ist berühmter durch
Fig. 306. I^ngcnsdini
„Google
S^S VII. Absclmilt. Klaiüzirendcr Zapkiä. BoulliJc.
scJQcn Unterricht und seine Schüler, als durch seine Werke. Das Haus der
Madame de Brunoy, Champs-Elyse'es, 1772 von Boullee erbaut, zeigt eine
Tempelfront mit joaischen Säulen, ein terrassines Stufeadach Über der Vor-
Kig. 3117. l-niiiUiisiLlit ^iiid Siliiiilt vom Hause der MaJami; de Bcuiioy in l'iiris {11. Krdtll 11. Kau so neue).
halle, mit einem Monument bekrönt (Fig 307). Im Hauptsalon eine jonische
Pilasterordnung darüber ein Spiegeige wölbe, mit grosser Voute, ganz mit
einer tigUrlichen Komposition bemalt. Für die Oeffoungen ist überall der
Rundbogen angewendet (Qu. Krafft et Ransonette etc.). Aehnlich, im antiken
Sinne, das Jagdhaus des Herzogs von Laval, Boulevard du mont Parnasse,
yGoogIc
VII. Absehnilt. Klassiiirendtr ZopUH. Brognian. 8_,q
1774 von Cellerier errichtet. Das The'ater Favan, die iialieoische Oper in
Paris, 1783 durch Heurtier erbaut, 1884 durch de Wailly verändert Von
Mique' die Anlage der Gflrien von Trianon. Brogniart und seine Zeit-
genossen sind wo möglich noch antiker als ihre Vorgänger und stehen mit
Ausnahme ihrer Innendekorationen schon ganz auf dem Boden der Neu-
klassik. Das Maison Dervieux, Rue Chantereine, 1-74 von Brognian erbaut
und 1789 durch Bellanger veranden, zeigt eme Hauptfront mit kormthischen
Säulen durch zwei Geschosse
gehend, durch eine Balustrade
Über dem Hauptgesimse abge-
schlossen. Vor der Front des
umfänglichen Baus eine Cour
d'honneur (Qu. Krafft et Ranso-
nette etc.). Das Haus St. Foix
et Carenne, Rue basse du Ram-
pan, i 775 von Brogniart errichtet,
1798 Hof und Treppe durch
Happe umgebaut, im Hauptge-
schoss mit dorischen Säulen und
Rundbogenfenstern dazwischen,
darunter ein Erdgeschoss in Rusti-
ka, ist von monumentaler Wir-
kung (Fig. 308 u. 300)- Die Gar-
tenseite, sehr vornehm in ein-
fachem Quaderbau mit Rund-
bogen fenstern, in den Risaliten
mit ionischen Säulen eingefasst,
' " PiE- l'^- Gnindriss de. Haines Sl. Ko.j et Carenne in
mit Figuren friesen darüber. Im i'iuis o>. Kraitt u. Kan!.onciic).
Innern, besonders in der Kuppel
des Treppenhauses, noch ein starker Nachklang des Barocks bemerkbar
(Qu. wie vor). Die Kirche Sl Louis d'Antin, Rue Caumanin, eben-
falls um 1783 von Brogniart; ebenso das Kapuzinerklosier in der Rue Cau-
manin, spater in das Lycee Bonapane verwandelt. Von einem Architekten
Poyet um i775 das Haus des Malers Gallan, Rue du Moni Parnasse (Qu. Kraflt
et Ransonene etc.). Contant d'Ivry beginnt 1764 die Kirche der Madelaine,
aber sein Nachfolger Couturc machte ganz neue PlUne und die Ausführung
des Baues gehört nicht mehr in die Spätrenaissance. Eine Anzahl Pariser
Häuser von Lemoine, Ollivier, Bellanger, liasse und Chevalier, in den acht-
ziger Jahren erbaut, zeigen nur noch im Innern etwat
I Dekorationsgenre
yGoogIc
g5o V'l' AtFschnitl. Klasiliirender ZopfMil. De Wallly.
Louis XVI. (Qu. Krafft et Ransonettc etc.). Auch die Neugothik meldet
sich bereits 1786 in einer von Paris entworfenen Garten- Architektur; einem
Thurm mit Pumpe und der dieselbe treibenden Windmühle.
Im Jahre 1780 die Chapelle S. Nicolas, Rue du Faubourg St. Honore
von Girardin; 1787 das Theatre der Porte St. Martin von Nicolas Lenoir, ge-
nannt Le Romain. Der Architekt Lecamus de Mezieres hatte 1762 — 1 765 die
Fi», yi. Gacli^iifruiil und Sclmlll dc> Hiiises Sl. I'ui\ cl Caiviiix: (n. KrxIlL u. Kanauiicitc).
Halle au Ble zu Paris an Stelle des abgerissenen Hotel des Soissons errichtet.
Das Gebäude der Halle ist kreisrund und umscblicsst einen Hof. Lcgrand
und Molinos Überdeckten diesen Hof 1782—1783 mit einer hölzernen Kuppel,
nach dem Systeme Philibert de l'Orm's, aber diese brannte ab und wurde zu
Anfang des 19. Jahrhunderts durch eine Eisen konstruktion, eine der ersten
ihrer Art, ersetzt (Qu. Gailhabaud. Heft 77].
Der Architekt und Maler Charles de Wailly (1729-1798), der auch in
Genua den Salon des Prinzen Spinosa, in Paris das Hotel d'Arguison und das
Hotel de Voyer im Stile Louis XVI. dekorirte, erbaute ebenfalls in Paris das
Maison Pajou, Rue Pcpinierc im Jahre 1776 [Qu. Krafli et Ransonette elc).
yGoogIc
VII. Absdinill. Klussizirendcr ZopfsIiL E-ranzösiBche Skulptur und Malerei. g5 ,
Derselbe Architekt, mit Peyre geTneinschaftlich, errichtete 1789 das Odeoti-
The'ilire in Paris. Voo dem Architektea Rousseau um 178Ö das Hotel des Prinzen
Salm-Kyrburg, Rue de Lille, sputer zum Palais der Legion d'honneur ein-
gerichtet.
Im Hotel Nourissart zu Limoges, 1774 — 1780 erbaut, zeigt sich eine
Rückkehr zum Stil Louis XIV., nur koquetter in der Auffassung (Qu. Rouyer).
Das Hölel de la Prefecture zu Lille, 1786 durch Lequeux. einem Schüler von
Louis, erbaut, zeigt ebenTalls das Eindringen des klassischen Architekturstils in
die Details (Qu, Rouyer).
b) Skulptur und Malerei.
Pigalle, Coustou der Jüngere (1716 — 1777) und Houdon (1741 — 1828)
setzen die Traditionen der nachberninischen Skulpiurschule auch während der
ZopFzeit fort; bis zum Auftreten der David'schen Schule ergiebt sich nichts
wesentlich Neues. JeanAntoine Houdon, der talentvollste Bildhauer dieser
Zeit, bringt es in seinem heiligen Bruno in S. Maria degli Angcli zu Rom,
nach allen Üebertreibungcn des ekstatisch gesteigerten GefUhlsausdrucks, wieder
zu einer Darstellung einer demUthigen innigen Karthäuserandacht. Von ihm
behndei sich eine geistreich behandelte Statue Voltaire's im The'ütre frani;ais
zu Paris, im Louvre eine geistreiche BronzebUste Rousscau's und die Erz-
staiue einer unbekleideten Diana, fein und leicht, wenn auch mehr im Charakter
einer Venus.
Von Pigalle um 1769 das Mausoleum des Marschalls Herzog de Har-
court, in Noire-Dame zu Paris und 1771 von demselben mit Mouchy, Le Comte,
Caftieri und Dupre gemeinschaftlich die Figuren der Attika auf dem MUnz-
gebUude Antoine's. Coustou, der Jüngere, hatte das Giebelfeld der Kirche
St. Genevieve mit einer Darstellung aus dem christlichen Ideenkreise geschmückt,
aber bei der Umwandlung des Gebäudes zum Pantheon wurde die Arbeit
durch ein Werk Moitte's, «das Vaterland Geschenke vurtheilend» ersetzt.
Mignot arbeitete 1760 eine Najade für den Umbau der Fontäne des Haudricttes.
Philippe Caffieri und Gouthiere (geboren 1740) machten sich als Bildhauer für
kleinere Gegenstände bekannt. Anioiue Denis Chaudet ([763 — 1810), der erste
französische Bildhauer am Ende des 18. Jahrhunderts, war bereits ein ent-
schiedener Klassizist von der Schule David's, welche die strenge Nachahmung
der Antike aufbrachte.
Mit Carle Vanloo war der letzte talentvolle französische Vertreter der
Historienmalerei der Renaissance gestorben; J, B. Fr. de Lagrentfe (f i8o5).
yGoogIc
^^2 VII. Ah^.'liiiiii. KI;i..idK'iidcr Zi>|>fMil. Gibclin.
Picrri; [f itS^i) iiiiil Suvcc (f 1S07) setzten dk-scn Kunstzweig nicht mit dcm-
stlbcii Krfolg fort. Die klassiziruiiilt: UiL'htunH dt:r Zi;il, wdche auf das Eiii-
fudit; l)indriin({tc, vtrschalitg einer monodiromcn Malerei al fresco, wii; sie
Gibeliu üble, eine Rünstlge Aufiialime. Ksprit-Anioine Gibclin [1739— i8j4'
Maler und Antiquar, geboren zu Aix in der Provence, studine in Italien nach
Fifi. 3.=. (;r.-uzc. Der zcrbrocl.tnc Krng-
Rafacl, Giulio Romano und Polydor, liaupisiichlich nach l^izicrem. Er kommt
1771 nach Paris und wird mit dem monochromen Fries Über dem Haupiponal
der l-"cole de mcdicine beauftragt, Louis XVI. umgeben von Tugenden dar-
stellend. Weiter sind von ihm: eine Kolossalfigur der Hygiene und zwei
monochrome Fresken in den Frontons der Ecole militaire. Ein anderes
monochromes Fresko von ihm, die Predigt des heiligen Franciscus im Chor
der Kirche der Kapuziner, jetzt St. Louis, von BrognJart erbaut Uebrigens
sind die Erfindungen Gibetin's neu und geistreich.
yGoogIc
VII Abselmiii. Klasaiiirender Zopfsül. Gnuie, Pragonard. gSj
Ein orif^incller Vertreter der neuen Genremaler, J. B, Greuze (1726— i8o5),
giebt die gemUthlichc sentimentale Seite des bürgerlichen Familienlebens wieder.
Seine "väterliche Verwünschung» und sein »bestrafter Sohn» im Louvre sind
in dieser Art originell. £s ist etwas von der Auffassung Diderot's in diesen
Bildern, oder auch eine Parallele mit Hogarth; wie dieser ist Greuze ein
Maler der Liiteratur. Uebrigens ist derselbe ein lUchtiger Maler, er hat Farbe
und Modellirung. Seine «Dorfbraut», ebenfalls im Louvre, ist eins seiner
besten Bilder mit dem Ausdrucke einer reinen Jungfräulichkeit, allerdings fehlt
nicht der dem Jahrhundert eigenthUmliche Zug von Koquctterie; «der zer-
brochene Krug» ist das Muster dieses Genre's, der Kopf des Müdchens hat
noch die Unschuld der Kindheit, aber das Busentuch ist verschoben, die Rose
an der Brusi entblättert sich und der Krug lässt das Wasser durch einen Riss
entweichen (Fig. 310). Honorö Fragonard, Maler und Kunststecher, geboren
zu Grasse 1733, gestorben 1806 in Paris, ein Schüler von Boucher, vertritt die
Verbindung der Malerei mit dem Dekorationsgenre Louis XVI., aber er ist
weniger mythologisch als sein Meister. Er hat den Geschmack, die Phantasie
und die Caprizen seiner Zeit mit Meisterschaft zur Anschauung gebracht.
Sein Aufwand an malerischen Mitteln ist gering, aber er erreicht damit seinen
Zweirk. Von ihm im Louvre: der Oberpriester Core'sus sich opfernd, um Callirho£
zu reiten, eine Landschaft und die Musiksiunde.
Doyen [+ 1806), Peyron und Vien, besonders der Letztere, der Lehrer
David's, bekämpften die italienische oder akademische Schule und wollten die
Malerei zum strengen Kultus der Antike zurückfuhren. Jean Fran^ois
Peyron, geboren zu Aix in der Provence 1744, gestorben i8i5, kam 1773 in
das Atelier Lagrenee's, erhielt den Preis für Rom und wollte seitdem der
Natur und der Antike folgen. Sein «Cimon im Kerker», jetzt im Louvre,
wurde noch in Rom ausgeführt, ebenso «Sokrates den Alcibiades aus dem
Hetärenhause führend» und «die jungen Athenerinnen das Leos ziehend um
dem Minotaurus überliefen zu werden». Nach Paris zurückgekehrt, wurde
Peyron Mitglied der Akademie, später Direktor der Manufaktur der Gobelins
und malte 1787 seinen «Tod des Sokratcsn, in demselben Jahre als David durch
ein denselben Stoff behandelndes Bild seine Schule einleitete. Joseph Marie
Vien (1715—1809) ist der Lehrer David's und gehört noch entschiedener zu
den Begründern der neuklassischen Richtung.
Der Landschafts- und Marinemaler Joseph Vernet (1714—1789) folgt
noch der von den Poussin's und Claude Lorrain geschaflenen idealistischen
Richtung. Von ihm im Louvre, die Ansichten der französischen Seehäfen,
im Charakter von Veduten, aber auch sehr schöne Marinen und besonders
vortrefflich gemalte SeestUrme. Von Hubert Robert (1733—1808) sind im
yGoogIc
g^ VII. Abschnill. KkSHiinndcr Zoprstil. Fnnzasisclie DckoraÜon.
Louvre zwei gut gemalte Landschaften mit römischen Ruinen.
de Barde stammen aus dieser Zeit sehr wenh volle Gouachen.
c) Dekoration.
Das Dekorationsgenre Louis XVI. kommt schoa 1745—1750 cinigermassen
zur Geltung und geht seit dieser Zeit bis 1770 neben dem Genre Louis XV.
her, ohne dasselbe ganz zu verdrängen. Die Begierde nach dem Neuen war die
Ursache der Geschmacksänderung und die in diese Zeit fallenden Entdeckungen
in Pompeji und Herculanum gaben derselben die spezielle Richtung. Von
1764 ab wurde die Antike, und vorzugsweise die griechische Antike, Mode
und man erfand das Genre oii la greque*, ohne die Sache besonders ernsthaft
Fig. 3.,. Cfluveu Fries,
ZU nehmen, man wollte zur Abwechselung einmal wieder grade Linien sehen.
Das neue Ornamemgenre verband sich bequem mit dem schon früher in Auf-
nahme gekommenen Chinesischem, da hier ebenfalls das Naturalistische vor-
herrschte, Linen Fortschritt gegen das Roccoco bezeichnet das neue Genre
Louis XVI. durchaus nicht, denn das, was man etwa durch grössere Korrekt- ■
heit gewann, büsste man durch Kälte und Magerkeit wieder ein. — In das
Innere der Räume fanden nun die alten Pilaster-Ordnungen wieder Eingang und
verbanden sich mit natural ist i seh- bl um istischen Elementen, aber die wieder ein-
geführte Arabeske heuchelte nur die Wiederaufnahme der Antike, im Grunde
genommen gab sie schwächliche Reminiscenzcn des Stils Louis XIV. wieder.
Die inneren Dekorationen von Peth Trianon, etwa bis 1776 für die
Königin Marie Antoineiie ausgeführt, zeigen strenge architektonische Linien-
führung; und die Motive der im Ganzen kalten und mageren Ornamentik sind
mehr wie früher aus der Antike genommen (vergl. Fig. 299). Ein Salon im
Hotel des Rostes zu Paris weist eine besonders korrekte Magerkeit auf. Der
Salon im Hotel Bouflers zu Paris von 1786 hat wieder eine Pilasterordnung
mit Gebälk und Chornische, darüber eine Voute, zwischen den Pilastern Bas-
yGooglc
VII. Abschnin. Klassiiircnder Zopfstil Pctil-Triinon eic gJ5
relieffelder in Holz geschnitzt, Frauengestalten mit Omamentilc verbunden
darstellend, im Ganzen sehr anmuthig. Im Hotel Vigier zu Paris, von 1786
erbaut, gute Holzschnitzereien im Stil Louis XVI., wieder mit sehr klas-
sischem Akanthus ausgestattel. Das Hotel Nourissan zu Limoges hat gute
Fig. 311. Sl'icgcleonsnie von ij[ondt (n. Maltrc orncnHnisles).
Boisserien von Jean Baptiste Barry, 1774 — 1780 nach Motiven von Delafosse
ausgeführt, stilistisch in einer Rückkehr zum klassischen Barock, nur koquetter.
Aehnlich der Salon eines Hotels in Lyon, Rue du Puits Gaillot, in den letzten
Jahren des 18. Jahrhunderts erbaut. Im Hotel Cosserat zu Amiens, um 1785,
gute Holzarbeiten der Wände im Stil Louis XVL von sehr feiner, aber ge-
mässigter Ornamentik (Qu. Rouyer).
yGoogIc
856 VIT. Abichnitl. Klasiiiirendcr Zopfslil. Petilol, Choffart elc.
Ennemond Alexaadrc Petitor, Architekt,geborenzu Paris 1730, stirbt
am Anfange des 19. Jahrhundens, ist ein Hauptvenreter des falschen Griechen-
thums; seine Konip>ositioneii wirken freiwillig oder unfreiwillig komisch, wie
an den Figuren seiner Maskerade i la Greque zu bemerken. Pierre Phi-
Fift. J13. Salcmbicr. Friese (rk Maltres omcmanisles).
lippe Choffart, Ornamenize ichner und Stecher, geboren zu Paris 1729, stirbt
iSoq, verbindet das Chinesische mit der Nachahmung des Griechischen. Jean
Fig. 3,4. Salcmbier. Fries.
Fran^ois de Neufforgc, Bildhauer, Architekt und Stecher, geboren bei
LUiiich, und Jean Charles Delafosse, Architekt, Dekorateur und Professor
der Zeichenschule, geboren 1721 zu Paris, gehören zu den fruchtbarsten Or-
namentikern im Genre Louis XVI,; besonders der Letztere verbindet in seinen
zahlreichen Kompositionen die Elemente des früheren Roccoco, die leichte
Cartousche, das naturalistische Blumenwerk, mit dem Geschmack für Sym-
yGooglc
„Google
g58 VII. Abschnilt Klassiiirender Zopfstil. Fraraasiaches Kunstgewtrbe.
metrie und grade Linien. Durch Cauvet, Lalonde und Salembier erleidet das
Genre Louis XVI, eine Aenderung, indem nun der Akanthus nach antiken
Mustern wieder in seine Rechte tritt, jedoch immerhin in einer bemerkenswerth
modernen und originellen Auffassung. Gillet-Paul Cauvet, Architekt, Bild-
hauer, Ornamentiker und Ciseleur, geboren zu Aix 1731, gestorben zu Paris
1788, kann als der hervorragendste Ornamentmeister dieser Zeit bezeichnet
werden. Seine graziösen und leichten Erfindungen vermeiden durchaus das
gezwungen Archäologische der früheren und können oft als musterhalt gelten,
seine Arabesken friese erinnern wieder an den Stil Lepautre's (Fig. 311). Auch
Fran^ois Boucher, der Sohn, Pierre Gabriel Berthault de Fontanieu und
Marillier gehören zu den Meistern dieser Richtung. Von P. Moreau und Jean
Fran^ois Forty, 1775—1790 arbeitend, und Lalonde, in der ersten Hälfte des
18. Jahrhunderts thstig, sind eine Menge eleganter Entwürfe zu Gerüihen im
Stil Louis XIV. vorhanden : Pendulen, Kassetten, Leuchter und anderes (Fig. 3 1 2),
Salembier, Ornamentzeichner und Stecher, in der zweiten Hülfte des 18. Jahr-
hunderts arbeitend, zeichnet sich durch einen eigenthUmlichen Schwung seiner
Ornamentik aus. Seine elliptischen Ranken und die langgezogenen, weichen
rundlichtn, wie in feines Leder geschnittenen Formen seines Akanthus geben
noch einmal, kurz vor dem Abschlüsse der Renaissanceperiode, eine eigen-
thümliche Auffassung der Renaissanceomamentik (Fig. 313 u. 314). Ranson,
Dekorationsmaler, In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts arbeitend, ist durch
seine geschmackvoll arranginen natürlichen Blumen und durch seine Kompo-
sitionen zu Trophäen bemerkenswerth. Jean Dugourg und Claude Louis
Desrais kommen in ihren Arabesken fast ganz auf Lepautre zurück.
L. Prieur, Zeichner und Ciseleur des Königs, in der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts, thut sich zuletzt als ein Omamentmeister von individueller
Begabung hervor. Sein petersilienartiger Akanthus isi berühmt und zeigt noch
einmal eine echt französische Modifikation der Antike (Fig. 315).
d) Kunstgewerbe und Kleinkunst.
Im Ganzen ist ein Rückgang der kunstgewerblichen Leistungen unver-
kennbar, seil die mannigfach angefeindete Renaissance ihre zu Neubildungen
treibende Kraft verloren hat. Die archäologisch klassizirende Richtung der Zopf-
zeit vermag aber nicht, die alten mächtigen Impulse zu erneuern und verleidet
mit ihrem Drängen nach dem Einfachen die Freude an zierlichen Bildungen.
Auch waren der Hof wie der Adel finanziell in Bedrängniss und enheilten
nicht mehr so häutig die Aufträge zur Ausstattung reicher Bauwerke, mit
yGoogIc
VII. Abscimiil. Klassizirender ZopfsliL PorzellBn, Möbel. §5^
deren Entstehen das Kunstgewerbe innig zusammenhangt. Eine besondere
Wichtigkeit behauptet noch das Porzellan für GerSthebil düngen und für die
Inkrustationen der zierlichen Möbel im Genre Louis XVI. Die königliche
Porzellan- Manufaktur war i556 von Vincennes nach Sevres übergesiedelt, wie
frllher unter Boileau's Direktion stehend. Man machte immer noch die fUr
den De'cor sehr geeignete Porcelaine lendre und erst 1761 erkaufte man von
P. A. Hanong, Sohn des Direktors der Porzellanfabrik in Frankenthal in Baiern,
das Geheimniss Böttger's, die Erfindung des echten Porzellans, die Zusammen-
setzung der PSte dure. Das nöthige Kaolin fand sich in den Steinbrüchen
von St. Iricux, und der Chemiker Maguer etablirte 1769 die Fabrikation der
harten Porzellans in den Ateliers von Sevres. Daneben ging aber immer noch,
bis 1S04, die Fabrikation der Porcelaine tendre weiter, bis Brogniart den
trockenen und hanen Geschmack des Empire auch auf diesem Gebiete einführte.
Der berühmte Glanz, die nie wieder erreichte Farbenpracht der Türkis- undRosa-
grUnde, sind nur der Pute tendre eigenthUmlich. Barockformen werden unter
Louis XVL wieder häufiger verwendet als das zierlichere Roccoco. Das beste
unter Louis XVI. in dieser Technik Geleistete sind die Möbel -Inkrustationen
mit einer Emailmalerei auf der Flintglasdecke des Porzellans, von nie wieder
erreichter Vollendung und Farbenpracht. Brogniart verdarb dann den
Porzellanstil ganz. Man machte unter seiner Direktion römische, ägyptische
und olympische Riesenkrater, Sourtouts, Tische und dergleichen mit über-,
schwanglichen goldenen Lorbeerkränzen, gemahen heroischen Scenen, Land-
schaften und riesigen Blumenbouquets, wodurch die ursprüngliche Feinheit
ganz verloren ging.
Die Möbel dieser Zeit haben eine leichte, koquette Anmuih und Zierlich-
keit und beruhen in der Technik noch auf den guten von Boulle und Rie.sner
eingeführten Prozeduren. Die Fabrik der Ebenisteric d'Ameublement, damals
durch Jacob einem Schuler der Vorgenannten begründet, besteht noch heute.
Die Manufaktur des Gobelins kommt unter die Direktion des Architekten
Souftlot und die Technik erhült durch Vaucanson, dem berühmten Mechaniker,
mannigfache Verbesserungen; aber man f^ngt schon an, alte Bilder aus den
Museen mit unendlicher Mühe zu kopiren, und später gelingt es gar nicht
mehr die Bilder der neuen klassischen Schule richtig wiederzugeben. Die
Tapisseries verloren die Harmonie, wurden schwer und schwarz.
Die Gold Schmiedearbeiten erhielten durch Anwendung der graden Linie
und den Mangel an Ornamentik eine unangenehme Harte. Man bildete sich
ein, griechisch zu arbeiten und verlor darüber das Alte, Gute aus dem
Auge. Auch die Medaillenstecherei folgte dem antikisirenden Zuge der Zeit
und Hess die mythologischen Allegorien vorherrschen.
yGoogIc
g^Q VII. Abschnil). Klassiz trender Zopfjtil. Französische Kunitlitteratur.
Nur in der Kupferstechkunst bewahrte Frankreich sein altes Prestige.
England, Deutschtand, selbst Italien sandten ihre Kupferstecher nach Frank-
reich, um sich dort zu bilden. Der grösste Kupferstecher dieser Zeil, der
Deutsche Johann Georg Wille {[7i5 — 1808), kam mit G. F. Schmidt 1736
nach Paris und wurde seit i758 natural isirter Franzose.
e) Kunstlitteratur.
Die Veränderung des Kunstgeschmacks war durch eine litterarische Be-
wegung eingeleitet: Laugiar's Essay sur l'architecture, Paris i752, brachte
einen starken Angrift gegen den Barock- und Roccocostü, Graf Caylus schrieb
1752—1767 im Recueil d'antiquites die ersie Geschichte der griechischen Plastik.
Die Veröflentlichung der Pitture di Ercolano hatten das Genre a la Greque
zur Folge und hieran schlosseti sich eine Anzahl Publikationen derselben
Richtung. J. D. Le Roy, Les ruines des plus cdebres monuments de la Grece,
Paris 1758. Fol. Mit Kupfern; C. M. de Lagardette, Les ruines de Paesmm
ou de Posidonia, ancienne et moderne ville de la Grande-Grece mesure'e et
dessine'es sur les lieux, Paris 1799. Fol. Mit Kupfern nach Zeichnungen
Soufflot's; J, Houel, Voyages pittoresques dans les lies de Siciiie, de Malte
• et de Lipari, Paris 1782. 4 Bd. in Fol.; Saint -Non, Voyage pittoresque ou
description des royaumes de Napies et de Sicile, Paris 1786, 4 Bd. in Fol.;
schliesslich in das 19. Jahrhundert hinUberreichcnd, Quatremere de Quincy,
A, Gh., Dictionnaire de l'Architecture Paris I7g5 — 1825. 3 Vol. 4.; und Choiseul-
Gouflier, Voyage pittoresque de la Grece, Paris 1788—1724, Fol. Mit Kupfern.
Die römischen AlterthUmer Italiens und Frankreichs behandeln folgende
Werke: Piganiol de la Force, Description historiquc et ge'ographique de la
France, Paris i752, i5 Bd. in 12.; Valette, Abrege de l'histoire de la Ville
de Nimes et de ses antiquite's, 1760 in 8. Mit Kupfern; Richard l'abbe'
Jörome, Description historique et critique de l'Jtaiie, Paris 1770. 6 Vol. 18.
G, Clerisseau, Antiquite's de la France, Monuments de Nimes, Paris 1778. Fol.
Mit Kupfern; Cassas et Lavalle'e, Voyage pittoresque et historique de l'Jstrie
et de la D^lmatie, Paris 1781, 12 Bd. Fol, Mit Kupfern. Die vorgenannten
Werke von Saint-Non und Quatremere de Quincy behandeln zugleich die
römisch- italische Vergangenheit.
Das Prähistorische und das die Geschichte Frankreichs Betreffende schliesst
sich mit einer Anzahl von Publikationen an, Legrand d'Anssy, P, J. B,, Me-
moire sur les se'pultures nationales, public' par M. de Roqueford. Paris 1799.
Fol.; De la Borde et Guettard, Voyage pittoresque ou Description de la France,
yGoogIc
VIL Abschnin. Klassizirtndcr Zopfslil. Pranzfisische Kunstlitlentur. gg|
Paris 1781. 12 Bd. Fol, Mit Kupfern; Le Beuf, Histoire de la ville et du
dioce'se de Paris 1754; Dulaure, Descripiion des principaux lieux de France,
Paris 1788; Sauval, Histoire et recherches des aniiquite's de la ville de Paris,
Paris 1779.
Dann wird das Karolingische, das spatere Mittelalter, das Arabische, das
Persische mannigfach bearbeitet Maurice Antoine Moiihey, Recherches hisio-
riques sur la ville d'Angers. Paris 1776. 4.; Schwaighaeuser, Joseph, Descrip-
tion nouvelle de la cathe'drale de Strassbourg et de sa fameuse tour, Strass-
bourg 1770. 18.; Description hisiorii^ue de curiosites de l'eglise de Paris, ediie'e
par C P, Gueffier, Paris 1763- i3-; Charpentier, Description historique et
chronologique de l'eglise metropol iiaine de Paris, Paris 1767. Fol.; Gran-
didier, Phil. Andre', Essais historiques et topographiqucs sur l'eglise cathe'drale
de Strassbourg, Strassburg 1782, 8.; Fr. Robert, Voyage dans les treize cantons
Suisscs, les Crisons et les Valais, Paris 1789, 2 Bd. 8.; H. Swinbume, Voyages
en Espagne iraduit de l'anglais par de la Borde, Paris 1787. Gr. 8.; Comie
de Caylus, sur les ruines de Persepolis, im 29. Bande der Me'moires de l'aca-
demie des inscriptions et helles letires; Sylvestre de Sacy, A. J., Me'moires sur
diverses aniiquite's de la Perse, Paris 17113, 4. Mit Kupfern,
Als theoretische Abhandlungen über die Renaissance und als Darstellungen
derselben erscheinen folgende Werke: R. de Piles, Recueil d'ouvrages sur la
peinture. Paris 1766; Daudre' ßardon, Histoire universelle traiie' relative aux
ans de peindre et de sculpter, Paris 1769. 3 Vol.; d'Arclais de Montamy,
l'Art de peindre sur e'mail, Paris ftöS; Leviel, P., Traiie de la peinture sur
verre. Paris 1774. Fol.; Dumont, G. M„ Details des plus interessantes panies
d'architeclure de la basilique de Saini-Pierre ä Rome, Paris 1763. Fol.; Le Roy,
J, D., Histoire de la disposition et des formes diffc'rents que les Chre'liens ont
donnees ü leur temples depuis Constantin le Grand jusqu'a nous, Paris 1764,
8,; Mey, Abbe, Temples anciennes es modernes, ou obscrvations historiques et
critiques sur les plus ce'lebres monumentsd'archiiecturegrequc et gothique, Paris
1774.8.; Le Rouge, O, L., Descripiion du chüteau de Chambord, Paris 17 5o. Mit
Kupfern.; Blondel, J. F., Architecture Fran^aise, ou Recueil des plans, e'Je'va-
tions, Coupes et profils de e'gliscs, maisons royales, palais, höiels et edificcs le
plus conside'rables de Paris etc., Paris 17^2 — 1756, 4. Bd. Fol. Mit Kupfern;
Pe'rau, l'abbe, Description historique de Thötel royal des Invalides avec les
plans, coupes, elevations ge'ometrales de cei e'difice et les peintures et sculp-
tures, dessine'es et gravees par Cochin, Paris 1736. Fol. Mit Kupfern.;
de Neufl'orge, Recueil ele'mentairc d'Architecture, Paris i757. 8 Bd. Fol.;
Chambers, Traite d'archiiccture, traduit de l'Anglais par le Rouge, Paris i75o,
Fol. Mit Tafeln; Jomberi, Oeuvres d architecture de Jean le Pautre i75i; der-
yGooglc
gg2 VIL Abschnill- KlaisLiirtnder Zopfstil. Fraruäsiich« KunslliRcratur.
selbe, Les Regles des cinq ordres d'archiiecture par Jaque Barrozio di Vignole,
traduit de Titalien, Paris 1764; derselbe, Methode pour apprendre le dessin etc.
Paris 1755; derselbe, Repertoire des Artistes etc.. Paris 1765, 2 Bd. in Fol.;
■ Dezallier d'Argenville, A. N,, Vies de fameux Architecies et des Sculpteures, Paris
1774, 2 Vol. 8.; Millin. Antiquite's nationales ou Discription des monasteres,
abbaycs, chäteaux etc., devenues domaincs naiionaux, Paris 1790 — 1798, 5 V0I.4.
Mit Kuprern; CIcrisseau, Aniiquitites de la France, Paris 1778. Fol, Mit Kupfern.
Neuere Monumente kommen weniger zur Darstellung, desto zahlreicher
aber die Ornament erfindungen der Zopfzeit. Recucil des Fondations et
fttablissements, fait par le roi de Pologne, Luneville 1762, enthalt unter
anderen die berühmten Gitter an der Place Stanislaus zu Nancy, von Jean
Lamour dem Sc blosse rmeisier zu Nancy (1698—1771)- Lecamus de Mezieres,
Recueil des difTerents plaas et dessins concernant la nouvelle Halle aux grains,
situe' aux lieu et place de l'ancienne hdtel des Soissons, Paris 1769. FoL
Mit Kupfern; de Ixjiard, Muster der praktischen Baukunst oder Abbildungen
der vorzüglichsten Schlösser, öffentlicher und Privatgebaude etc. Strassburg
1791. Fol. Mit Tafeln; Vien, Joseph-Marie, der berühmte Maler, Vases
composes dans le goüt antique, dessine's par etc., Paris 1760; Charles-Huttn,
FStes publiques donne's par la ville de Parts ä l'occasion du mariage de
Monseigaeur le Dauphin, 1745; Saint-Aubin, Ch. G. de, l'Art du brodeur 1770
und in 2 Büchern, Bouquets champetrcs; Salty, Jaques-Framjois, Vases in-
venies et graves par etc. 1746; Watelet, Qaude-Henri, Raccolta di Vasi eic,
Choflan, Pierre-Philippe, 2 Bd. Ornamente; Delafosse, Jean-Charles, Nouvelle
Iconologie historique ou atiribuis hie'roglyphiques etc. Paris 1768 und anderes;
Petitot, Enncmond Alexandre, Suites de Vases 1764. Milan; derselbe Masca-
rade ä la greque, Parma 1771; Cauvet, Gille-Paul, Recueil d'omemens etc.
Paris 1777; Liard, Mathieu, Recueil de diffe'rens meubles gamies, Paris 1762
Perignon, Nicolas, Nouveau livre de cartousches, Paris 1759; Guvjllie's
Franijois de, Sohn, eine Anzahl Stiche, Vasen, Architckturstudien und anderes
darstellend; Maria, Premier livre de dessins de Jouallerie et de Bijouterie,
Paris; Boucher, Jules-Fran^ois, Sohn, hauptsachlich Möbel; Fontanicu,
Gaspard-Moise de, Colleciion de Vases, Paris 1770; Mariliier, Gle'meni-Pierre,
livre de vingt-quatre Bouquets champeire und anderes; Moreau, P., Nouveau
Cahier de Rocaille; Forty, Jean- Franko is, Oeuvres de sculptures en bronze etc.
Paris; Lalonde de, Oeuvres diverses, Paris, unter anderen sehr viel Möbel;
Salembier, Cahier de Frieses, Cahier d'Arabesques etc.; Ranson, Oeuvres,
Trophees, Attributs etc. Paris 1778; Prieur, L,, Arabesques etc.; Panseron.
Architecture, 2 Bd.; Dugourg, Jean-Denis, arabcsqucs; Desrais, Claude-l^uis,
Cahier d'Arabesques. 1789.
yGoogIc
'schnill. Klasiiiirendcr Zopfstil. D«ulscl;Jan
3. Der klassizirende Zopfstil in Deutschland, als zweite
Stufe des Zopfstils.
Als der alte formlose, nüchterne Zopfstil erster Stufe durch das An-
dringen der antikisircnden Richtung, welche namentlich auf der beginnenden
Kenntniss von den griechischen Monumenten beruhte, endlich beseitigt war,
glaubte man viel gewonnen zu haben; und in der Thal werden jetzt die
deutschen Bauwerke wieder reizvoller und mannigfaltiger in den Formen.
Diese Wirkung ist aber lediglich durch den Ginfluss des französischen Zopf-
stils vermittelt, denn man war jetzt in Deutschland französischer als je vorher.
in Berlin zum Beispiel kam auf je vier Menschen ein Franzose und die
Akademie in "Paris unterschied einen Dialecte de Berlin ou style refugie und
rechnete denselben zu den nordfranzösischen Mundarten. Auch sonst war
die höhere französische Autorität unbestritten, so musste der Baumeister
Neumann der Jüngere im Jahre 1770 seinen Entwurf zum Neubau des West-
thurms am Mainzer Dom der Pariser Akademie de Tarchiteciure einreichen,
bei welcher das Domkapitel die Entscheidung nachgesucht hatte. — Die
Spätzeit Friedrich's des Grossen lüsst noch in Potsdam und Berlin eine
Anzahl Bauten entstehen, welche in die BlUthezcit des klassizirenden Zopfstils
zu rechnen sind, aber der König, der die Kunst als seine Erholung betrachtete,
war nun meist selbst Architekt und licss sich mannigfaltig anregen, weshalb
denn auch eine Stileinheit dieser Bauwerke durchaus vermisst wird. Algaroiti
sandte den neuen venetianischen Palladio und Zeichnungen des Pal. Pitti
nach Berlin, der Kardinal Quirini schickte Soo Dukaten zum Bau der katholi-
schen Hedwigskirche, damit dieselbe als Ebenbild des Pantheon in Rom
errichtet werden sollte, Lord Burlington schickte die Thermen des Palladio,
den Palast von Chiswick und den ägyptischen Saal zu York, und zum
Biblioihckgebäude in Berhn musste ein Flügel der Wiener Hofburg als Vorbild
dienen. Zu dieser chaotischen Stilmengerci kam eine unglaubliche Nach-
lässigkeit in der technischen Ausführung und ein gitnzhches Ausserachtlassen
der Grundbedingungen der Baukunst. Es war deshalb nichts Ungewöhn-
liches, dass ganze Bauten oder Theile derselben einfielen, oder dass für Wohn-
häuser eine beliebige Fa<;adenschablone verwendet wurde, welche den Stock-
werkshOhen im Innern gar nicht entsprach. Erst unter Friedrich Wilhelm 11.
wurde in Berlin mit dem französischen Wesen gebrochen und der Bau des
Brandenburger Thorcs gab dann zum ersten Maie einen ernsthaften
Versuch der Nachahmung griechischer Monumente.
yGoogIc
gg. VII. AbschiiiU. Klaisiiirendcr Zupfstil. Deutschland, Allgemeinem.
Mitunter nehürten auch deutsche Fürsten zu den damals häutigen Be-
suchern Roms und Winckelmann's und iruf^cn die dort fjewonnenen Anre-
gungen mit sich in die deutsche Heimath. So kam I7(i5 der Fürst von
Dessau, Leopold Friedrich Franz, in Begleitung des Architekten v. Erdmanns-
dorrt" nach Rom. Der Franzose Clerisseau führte lirdmannsdorff in die antike
Baukunst ein und der Fürst liess von letzterem später das Schloss Wöriitz
erbauen. Der Erbprinz Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig traf 1766
in Rom ein und gründete später als Carl 1. in seiner Residenzstadt das
Museum und die italienische Oper, allerdings zugleich ein französisches Ballet.
Die Bauthätigkett in Dresden wurde 17^6 durch den Beginn des siebenjährigen
Krieges unterbrochen und erholte sich sobald nicht wieder, auch die Regie-
rungszeit Carl Theodor's, Kurfürsten von Baiern, ist für die Kunst ganz
interesselos.
In Wien suchte man die Architektur durch die Gründung einer Ab-
theilung für die PHege derselben an der Akademie zu beleben, und Hohen berg,
einer der ersten Professoren der Akademie, war ein tüchtiger KUnsder, wie
auch seine Bauten, der Pallavicini'sche Palast und die Gloriette in Schönbruno
bezeugen, aber die Wirkung seiner Lehrthatigkcit auf die jüngeren Künstler
war keine besonders erfreuliche. Es fehlte den Architekten die Gelegenheit
ihr Talent zu entfalten, denn das Interesse an guten Bauten war in Wien
ganz erstorben.
Im westlichen Deutschland herrscht noch immer eine lebhafte Bau-
thütigkeil und Einzelnes zeichnet sich durch tüchtige Monumentalität aus, wie
besonders die Erneuerungsbauten Franz Ignaz Neumann's am Dom St. Martin
zu Mainz und am Dom zu Speier. Dagegen verwüstete die Klassizirungssucht
die alten Bauwerke, wie unter anderen vorhandene T heile des Kölner Domes.
Um die Mitte des Jahrhunderts wurde das Innere des Domes, soweit die
Gewölbe fehlten, mit einer Bretterschalung in elliptischer Bogenlinic ver-
sehen und dazu die Balken herausgeschnitten. Im Jahre 1766 ward das
schöne Tabernakel abgebrochen, auf Anordnung einiger Domherren, und in
den Rhein gestürzt, dann i7(>f) die steinernen, zierlich d urchbrochenen Seh ranke n-
wünde des Chors hinter dem Altare zerstört und durch ein eisernes Gitier er-
setzt. Der Bischofssiuht hinter dem einfachen ahen Altäre und die Sitze für
die den Gottesdienst verrichtenden Priester, an dieser Seite des Chors, wurden
ebenfalls weggebrochen. Das Münster in Sirassburg wurde i75() vom Blitz ge-
troffen; siimmtliche Diicher brannten ab und der Vierungsthurm wurde dann
abgebrochen. Spater in der Revolution wurden an 300 Statuen und Reliefs
am Munster zerschlagen.
Auf die Skulptur, mit welcher sich die neuen archäologischen Stil-
yGooglc
VU. Abschnitl. Klas»zir«ndcr Zopfslil. DeiilscliL- Architektur. gg^
forschungen am eindringlichsten beschültigten, hatte die gewonnene Kcnniniss
des griechischen Ideals zunächst einen sehr geringen Einfluss. Man blieb bis
Ende des Jahrhunderts in den gewohnten Bahnen einer sUssIichen, gezierten
Anmuth stecken, und als endhch Künstler wie Schadow in Berlin etwas
besseres brachten, da wurde dies mehr durch eine Rückkehr zu einem ge-
sunden Realismus möglich, als durch die Lehren der auf die Nachahmung der
griechischen Antike verweisenden Kunstgelehrten.
Als Maler, oder vielmehr als Zeichner und Stecher, ist Chodowiecki der
beste und treueste Ausdruck seiner Zeit. Er ist ein Sittenschiiderer gleich
Hogarth, aber ohne Satyre und Karrikatur und seine Werthschäizung ist des-
halb immer höher gestiegen, während viele andere seiner Zeitgenossen, welche
dem hohen Ideal nachjagten, in Vergessenheit gerathen sind. So bietet der
damals viel bewunderte Rafael Mengs doch nur eine kalte Zusammenstopplung
fremder Schönheiten und Oeser war nur ein übergeistreicher Skizzist. Da-
gegen blieben der talentvolle, aber leichtsinnig produzirende Rode, sowie der
allere Tischbein, unbeirrt in der Nachfolge der Franzosen aus der vorigen
Stilepoche,
a) Architektur.
Die Bauten der deutschen klassizirenden Zopfperiode verbindet wohl ein
allgemeiner Zug, ein gewisser Purismus in der Bildung der Details und
Gliederungen, welche wieder mehr als früher den antiken Mustern folgen,'
aber sonst wird das Stilbild der Zeit immer wilder und zerrissener, durch die
eklektische Wiederholung aherer Motive und droht schon mit dem unver-
meidlichen Uebergange in das modernste Siilgemenge. Unzweifelliaft war
schon damals, wie noch heute, die Ueberfluthung mit archäologischem Wissen
eine der Ursachen dieser Uberzeugungslosen, zwischen verschiedenen Stilformen
schwankenden, unkUnstlerischen Produktionsweisen. Beispielsweise geben die
Bauten aus der Spätzeit Friedrich's des Grossen ein recht deutliches Bild
dieses, trotz der allgemeinen Herrschaft des Französischen, doch keine irgendwo
herkommende Anregung verschmähenden eklektischen Verfahrens.
Die Architekten Büring, Legeay und von Gontard waren besonders be-
rufen, die wechselnden Bauideen ihres königlichen Mücens, des grossen Friedrich's
von Preussen, ins Werk zu setzen und entledigten sich dieser, nicht immer
leichten Aufgabe, öfter mit grossem Geschick.
Joh. Gottfried BUring kam 1754 aus Hamburg in die Dienste
Friedrich's II., ging aber 176(1 von Potsdam fort nach Italien. Von ihm Ist die
yGoogIc
g6Ö VI>' Abulmill. Kla&äiiircnjcr Zapr»til. Legeay, Manger etc.
BildcrgaUcrie bei Schloss Saassouci, um 1736 begonnen, ähnlich wie das
Schloss ein Stock hoch, mit rund vorspringendem Mittelbau und einer Kuppel
in der Mitte, auf 16 korinthischen Marmorsäulen mit Kapitalen von vergoldeter
Bronze. Die Schlusssleine über den Fenstern zeigen, in etwas gesuchter Weise,
die Köpfe berühmter Maler und Bildhauer. Das Innere der Gallerie wurde
von Unger dekorirt. Im Jahre 1754, ebenfalls von BUring erbaut, das japa-
nische Haus im Garten von Sanssouci. — Der Franzose Joh. Le Gcay war
17J4— 1763 in Berlin ihätig und ging später nach Schwerin. Er hat wenig
gebaut, aber viel Entwürfe gemacht. Von ihm ist der Entwurf zur katholischen
Hedwigskirche in Berlin, welcher fUr das
Innere einen viel entschiedeneren Barockcharalctcr
aufweist, als die spätere Ausfuhrung. Die Kuppel
sollte nach dem Entwürfe kassettirte Gurlungcn
Über den Säulenpaaren erhalten und am Fuss-
punkte der Gunen solhen grosse Medaillons, mit
den Porträts preussischcr Könige und Köaiginnen
von Genien gehalten und durch Festons verknllpfl
angebracht werden. Zwischen den Gurten sind
dann Gemälde mit Untensichten und Wolken an-
geordnet. Auch der Hauptaltar sollte mit einer
Schwebegruppe in berninesker Art verziert wer-
den (Fig. 316 u. 317)- Das Aeussere zeigt im Friese
des grossen Eingangsportikus Konsolen und eine
Laterne über der Kuppelöffnung (Qu, Stiche nach
Legeay's Entwürfe, Berlin). Endlich sollte über der
Sakristei noch' ein Thurm errichtet werden. Die
Ausführung, zu der schon [747 der Grundstein gelegt wurde, welche i755 durch
Boumann, Vater, begonnen wurde, dann wegen Geldmangels bis 1771 liegen
blieb und erst 1773 zum Abschlüsse kam, zeigt in bedeutender Vereinfachung
des Entwurfs einen runden Hauptraum, aussen inKustika mit Rundbogenfenstern,
im Innern gekuppelte korinthische Situlen und darüber eine hölzerne Kuppel
mii gemalten Kassetiirungen. — Büring, Manger, l^geay und Gontard arbeiteten
nacheinander an den Plänen des 1763 begonnenen, 1769 beendeten Neuen
Palais im Garten von Sanssouci, der grössten und prächtigsten Schöpfung
Friedrich's des Grossen nachdem siebenjährigen Kriege. Heinrich Ludwig
Manger, 1728 zu Kitscher bei Altenburg geboren, Schüler des Siadtbau-
meisters Schmiedlein in Leipzig, kommt 1753 nach Potsdam und erbaut dort
ein Haus an der Nauen'schen Brücke, mit römischen Pilastem an der Front,
welches als Modell zum neuen Palais gelten kann. Im Jahre i756, beim Be-
st. Hcdwigskirclic ii
„Google
VII. Abschnill. Klaiuiirendcr Zopftlil. Gontard. ggy
ginn des siebenjährigen Krieges, unternahm Manger verschiedene Reisen in
Deutschland und zeichnete, nach dem Frieden zurltckgekehn, den Hauptplan
des Schlosses und auch die Perspektive. Karl von Gontard, entschieden der
talentvollste Architekt in der Spatzeit Friedrich's des Grossen, geboren 1738 zu
Mannheim, stirbt 1791, war ein Schüler Blondel's in Paris, kam mit seinem
Fig. n,. Schnill durch die St. Hedwigskirclie in Berlin (n. d. EntHürfcn von LcBcay).
Vater nach Bayreuth und ging mit dem Markgrafen Friedrich nach Italien und
Griechenland. Im Jahre 1765 wurde er nach Potsdam in königliche Dienste
berufen, und erhielt die Aufsicht über den Bau des Neuen Palais. Das Haupt-
gebäude desselben hat drei Geschosse, über dem Hauptgesimse eine Attika mit
Giebel und über diesem noch eine Kuppet mit Laterne von drei Grazien ge-
bildet, welche die KSnigskrone in vergoldetem Kupfer tragen. Das ganze Ge-
bäude zeigt aussen eine durchgehende korinthische Ordnung auf Stylobaten
yGoogIc
868 VII. Abschni». Klassiiirender Zopfslil. Gonlard.
in Nachahmung des Pulladio; vor jedem Pilasier steht eine Statue. Die
Mauern sind uus rothen Ziegeln, die Gliederungen aus Sandstein hcrgcsleHi.
Im Erdgeschosse bilden alle Fenster Thüren, weshalb ein eigentliches Portal
fehh (Fig. 518]. Der Hauptseile des Schlosses gegenüber liegen die sogenannten
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Communes, französischer in der Siiltassung wie das Schloss, von Gontard
eniworfcn, und in den Jahren 1765—1769 ausgeführt. Es sind zwei FlUgel
Fig. 3T9. Communis beim Neuen Pala» in Polsdam.
von drei Siocltwerken mit Kuppeln gekrönt und durch eine halbrunde Kolon-
nade verbunden. Das Ganze hat etwas phantastisch-dekoratives, in einer Art
Rückkehr zum Barock, wozu der obere Schmuck mit Obelisken und Figuren
beilegt (Fig. 319). In der Mitie der Kolonnade betindei sich wieder ein
yGoogIc
^70 VII. Absclmitt KUssiiircndtr Zopfstil. Gantard.
kuppelbekröiites Pönal. Ausserdem von Gontard in Potsdam: der Freund-
schaftsiempel im Garten zu Sanssouci, verschiedene Stadthäuser, 1777 das
Noack'sche Haus, 1772 das Schulze'sche Haus, als Nachahmung des Pal. Bor-
fjhese und das Kraazi'sche Haus im Geschmack des Serlio, in specieller Nach-
ahmung eines cnglisclien Landhauses. Das Hauptwerk Gontard's sind die
neuen Thürme auf dem Fried richstädtisdicm, dem späteren Gensdarmen-
markte in Berlin. Die ThUrme sind 1780 angefangen unterGontard's Leitung.
Der Thurm an der deutschen Kirche stürzte 1781 zusammen, Unger und
Becherer führten seitdem den Bau fort. Als Muster für den Entwurf halle
der König die Kirclien auf der Piazza del popolo in Rom angegeben, aber
die im Gesammtkontur sehr schönen Thtlrme Gontard's sind ganz echt im
yGoogIc
VII. Abschoill. Klassiiirender Zopfstil. Gontard. g^, .
fraQzösischen Zopfstile entworfen; leider mit der damals üblichen Nachlässig-
keit ausgeführt {Fig. 320). Die ThUrme lehnen sich mit einer Seite an die
alteren Kirchen. Die drei freien Seiten mit sechssSuligen korinthischen Por-
talen, darüber ein runder Dom mit zwölf Säulen korinthischer Ordnung um-
geben, mit Attika und hölzerner Kuppel abgeschlossen, auf welcher eine in
Kupfer getriebene Bildsäule steht. Die Figuren in den Nischen von Stuck,
die freistehenden wenigstens dem Kerne nach von Sandstein, aber mit Er-
gänzungen einzelner Theile in Stuck, die sich bemerke nswerther Weise sehr
gut erhalten haben. Die Enr.vürfe zum Figürlichen sind am Thurni der
deutschen Kirche von Rode, an dem der französischen Kirche von Chodowiecki
geliefert. Stuckateure für das Figürliche waren Constanz Sartori und Führ. —
Die Kolonnaden an der Königsbrücke in Berlin, 1777 nach Gontard's
Planen erbaut, unter denen kleine Verkaufsgewölbe angelegt sind, zeigen den-
selben Stil wie die Communes in Potsdam, den französischen Zopf mit einem
Nachklang der bewegten Barockformen. Die Ausführung erfolgte durch Bou-
mann Sohn, die Kindergruppen sind von Meyer dem Jüngeren und Schulz
gearbeitet, die grossen Figuren von Meyer dem Aelteren. Aehnlich die
Kolonnaden an der SpittelbrUcke in Berlin, ebenfalls von Gontard entworfen.
Von demselben und von von Erdmannsdorff aus Dessau um 1787 im Berliner
Schlosse die Einrichtung der Königskammem. Das Martnorpalais bei
Potsdam ist 1786 ftlr König Friedrich Wilhelm II. von Gontard begonnen,
aber nachdem derselbe 1788 in Ungnade gefallen war, von Langhaus fort-
gesetzt.
Fr. Eckel, Joh. Friedel und Carl Wilhelm Hennert haben verschiedenes
in Rheinsberg gebaut. Letzterer in der Stadt nach 1768 das Rathhaus, das
Schauspielhaus, fUr Prinz Heinrich den neuen FlUgel am Kavalierhause und
verschiedene Gartenarchitekturen, den Pharus, die Eremitage, Virgil's Grab,
den Jupiteriempel und das chinesische Haus auf der Remusinsel. Georg
Christian ünger, 1743 zu Bayreuth geboren, ein Schüler von Gontard, kam
1763 nach Potsdam. Sein Antheil am Ausbau der Bildergallerie bei Sanssouci
ist schon erwähnt. Das Kavaiierhaus daselbst, von ihm 1771 — i775 aus
der ehemaligen Orangerie umgebaut, ähnlich der Bildergallerie. In Berlin von
ihm 1776—1779 das Kadettenhaus in der Neuen Friedrichstrasse, um 1777
bis 1785 das jetzige Gebäude der Generallottcriedircktion und des
Hauptsteueramtes, Markgrafen Strasse 47; dann die Erweiterung des Schlo.ises
Monbijou unter König Friedrich Wilhelm II, um 1787, vermuthlich auch 1785
Schloss Bellevue für den Prinzen Ferdinand, sicher in demselben Jahre die
Spandauerbrücke mit SandstcingelUnder und Kindertiguren auf den Pfeilern
und 1780 die Kolonnaden der JagerbrUcke und der SpandauerbrUcke. In
yGoogIc
g'72 ^"- Absclmill. KJassiiircnder Zopfstil. I^nglians.
Potsdam sind von Unger das Belvedere auf der Terrasse von Sanssouci und das
Brandenburger Thor in Gestalt eines röitiischen Triumphbogens. Die Bauten
Unger's zeigen ein Zurücksinken in den ödesten Theaterdekorationssiil. Nach
Planen Unger's baute Boumann, Sohn, 1775—1780 dieBibliothek in Berlin,
als Kopie eines Flügels der Wiener Hofburg mit gebogener Fa^ade. In der Mitie
ein gradliniges Portal, an jeder Ecke zwei Pavillons, über dem Haupteingange
sechs korinthische Säulen mit verkröpftem Gebalk. Das Innere zweischossig
aber aussen mit vier Fensterreihen. Die königliche Ritterakademie in der
Burgstrasse in Berlin ist 1765—1769 noch von Boumann Vater erbaut. Das
jetzige niederländische Palais unter den Linden wurde 1777 mit einem schönen
Säulenportikus versehen. Das Brokcs'sche Haus am Kanal, eins der schönsten
Gebäude Potsdams, 1776 von Titel erbaut. Die beiden oberen Geschosse haben
Pilaster und das Risalit vier römische Sflulen, Der Plan des «die Patron-
tasche» genannten Hauses soll von Gontard herrühren.
Unter König Friedrich Wilhelm II. (1786-1797) erfolgte ein Bruch mit
dem französischen Wesen. Das 1774 auf dem Gensd armen markt erbaute
Theater für französische Vorstellungen wurde 1787 zum Nationahheater um-
gewandelt und auch sonst verschwanden die Fi'anzosen aus der nächsten
Umgebung des Königs. Um 1790 erfolgte eine Reorganisation der Akademie
der Künste, an der nun Gottfried Schadow und wenigstens eine Zeit lang
Asmus Carstens thütig waren.
Der Haupiarchitekt dieser Zeit ist Johann Gottfried Langhans, ge-
boren 1733 zu Landshut in Schlesien, gestorben 1708 zu Grüneiche bei Breslau
und [785 nach Berlin berufen. Er setzt den Bau des Marmorpalais bei
Potsdam in nüchtern antikisirender Steifheit fort, im sogenannten (^etrurischen'
Geschmack. Auch die Zimmer Friedrich Wilhelm's II. im Stadtschlosse zu
Potsdam mit ausgezeichneten Boisserien, zeigen denselben EinHuss der neuesten
archäologischen Richtung und sind vielleicht ebenfalls von Langhans ent-
worfen. Im Jahre 1787 hatte Langhans den Zuschauerraum des ßerhner
Opernhauses umgebaut und 1789 das Schlosstheater in Chat Ionen bürg ent-
worfen, welches letztere durch Boumann Sohn ausgeführt wurde; ebenfalls
dort das Belvedere am Park. Von ihm die HerkulesbrUckc in Berlin um 1787,
die Kolonnaden in der Mohrenstrasse und das Orangeriehaus im neuen
Garten zu Potsdam. Langhans war einer der ersten modernen Eklektiker
zwischen Zopf, Romantik und hellenischer Renaissance stehend, aber sein
Brandenburger Thor in Berlin 1784 — 1792 erbaut, ist eine der besten
Produktionen der Zeit in Nachahmung der Griechen und speziell der atheni-
schen Propyläen. An beiden Fronten zeigt sich ein dorischer Portikus, dazwi-
schen Quermauern. Das Ganze ist mächtig und grossartig; es bildet ausser dem
yGoogIc
VII. Abjchniir. KUssiiirendcr Zopfslil. Krubsacius. g~^
Are de l'etoile in Paris das beste Triumphthor Europa's, Die Quadriga, von
Schadow modellirt, vom Kupferschmied Jury und dem Klempner Gerike in
Potsdam in Kupfer getrieben, wurde i8oö nach Paris entfuhrt, aber 1814 im
Triumph wieder zu rück geh nicht (Fig. 321). Das ßrandenburger Thor be-
zeichnet den Anfang der neu kl assischen Epoche in Berlin. Langhans hat sich
auch bereits in der Neugothik versucht, bei der 1790 erfolgten Erneuerung
des Wesithurms der Marienkirche in Berlin. In der 1786 gestifteten Thier-
arzneischule in Berlin ist das anatomische Theater mit Kuppel von ihm
1790 erbaut.
Berlischky baut 1773 das Operettentheater in Schwedt und das Raihhaus,
um 1777 daselbst die kleine französische Kirche. Das Schloss zu Wörlitz
bei Dessau für den Fürsten Leopold Friedrich Franz ist durch Friedrich
Wilhelm von Erdmannsdorff im klassizirenden Zopfstil der Zeit von
1768— [773 erbaut. Das üeb:iude, mit einem grossen korinthischen durch zwei
Geschosse gehenden Poriikus versehen, welcher durch einen Giebel abge-
schlossen ist. Die innere Zimmereinrichtung erfolgte im chinesischen Ge-
schmacke. Die Gartenbuutcn in dem emplindsam- romantischen Sinne der Zeit
zeigen Klausnerwohnungen, künstlich beleuchtete Grotten, nachgemachte
Vulkane, Brücken und gothische Ruinen, wie Goethe iihnliches in seinem
Monodrama "Proserpina > meisterhaft ironisch geschildert hat.
Dresden konnte sich nach den Verwüstungen des siebenjährigen Krieges
auf lange Zeit hin nicht erholen, die Bauthütigkeii war nicht mehr von Be-
deutung. Friedrich August Krubsacius (i7i8^ 1790) lehrte an der
Akademie. Sein Hauptwerk von 1774, das Dresdner Landhaus, verfolgt den
yGoogIc
g-^ VII. Abschntlt. Klaisitirender Zopbtil. Hohenberg.
Grundsatz, dass das Schöne in der Baukunst vornehmlich in den Proportionen
bestehe, und dass einGebSude durch sie allein schön werde, ohne Zierrathen.
Krubsacius suchte das Laureniinum des Plinius und das Vogelhaus des
Varro zu rekonstruJren und beschäftigte sich mit der Reform der schönen
Ganenkunst. Seine Grundsätze, die so ziemlich mit denen von Winckelmann
in seinen «Anmerkungen über die Baukunst der Alten» identisch sind, spricht
Krubsacius in den <'Gedanken über den guten Geschmack von Verzierungen«,
schon 1759, also einige Jahre früher aus und kommt zu dem falschen Schlüsse,
dass die Baukunst auch ohne Skulptur und Malerei einnehmend sein könne,
und dass diese nur ausserwesentllche Zicrraihen seien.
In München erhielt sich der Roccocostil sehr lange, noch in der Regie-
rungszeit Max Joseph's 111. [1745 — 1777), wenn auch mit gelegentlicher Heran-
ziehung des Zopfstils, besonders bei den NutzbauteiL In einer prosaischen
Auffassung wird 1773 — i777 das Militürlazareth in der Mullersirasse erbaut,
ebenfalls das Kloster und die Kirche der barmherzigen Brüder an der Send-
lingersirasse und das sich daran anschliessende Krankenhaus, welches spater
erweiten wurde. Die bauliche Epoche Carl Theodor's ist ganz interesselos.
Der Gallericbau von 1779, ^'^f '^'^ nördlichen Arkaden des Hofganens auf-
gesetzt, ist in baulicher Beziehung ganz unbedeutend. Das Feuerhaus am
Anger von 1795 ist nur deshalb bemerkenswenh, weil es bereits den trockenen
Klassizismus zeigt, der jetzt den Zopfstil verdrängt.
In Wien und Prag stand es nicht anders wie in München, der grosse
Bausinn war gänzlich erloschen und die Architekten denen die bedeutenden
Aufgaben fehlten, konnten in der Errichtung einer Abtheilung für Architektur
an der Wiener Akademie der Künste hierfür keinen Ersatz finden, obgleich
Hohenberg, einer der ersten Professoren der Akademie, ein tüchtiger Künstler
war. In Prag wurde 1764 die erzbischöfliche Residenz errichtet und irSS das
standische Nationaltheater in sehr nüchterner Fassung. — Bemerkenswenh ist
allenfalls, dass hier zum ersten Male Mozan's Don Juan aufgefühn wurde. —
In Wien war Ferdinand von Hohenberg, geboren 1732, der vorzüglichste
Architekt. Von ihm, i775 das Gloriet, das Theater und die Ganenbauten,
Ruine und Obelisk bei Schönbrunn. Der gräflich Fries'sche später Palla-
vicini'sche Palast am Josephsplatz in Wien ist von Hohenberg 1784 erbaut,
mit zwei kolossalen Karyatiden am Haupteingange. Ebenfalls von Hohenberg
1784, der Bau des ehemaligen Minoritenk loste rs für die italienische Nation.
Der Hofarchitekt Münzer entwarf das Universitfltsgebiiude, jetzt Akademie
der Wissenschaften in Wien. Das zwei Stock hohe Gebäude in länglichem
Viereck mit drei Eingängen, welche in eine geräumige auf zwanzig Säulen
ruhende Halle führen, wurde 1753 — i755 von Enzenhofcr ausgeführt. Die
yGoogIc
VII. AbBChnill. Klas^irender Zopfslil. D'Iinard. gy^ ,
Fa?ade ist nicht gut in den Verhältnissen, aber der grosse Saal im ersten Stock
von bedeutender Wirkung. An der Hofburg zu Wien wurde der rechte
FlUgel am Josephsplatz, das zoologisch-botanische Kabinet enthaltend, unter
Joseph II, erbaut und der linke Flügel mit den l>eiden Redoutensalen 1767 in
der gegenwärtigen äusseren Form hergestellt, wahrend das Innere erst im
19. Jahrhundert gründlich verändert wurde. Peter Mollner, bürgerlicher
Baumeister, erbaute 1773 — 1776 den Trattnerhof in Wien, Johann Hartmuth
der Aeltere 1792 die Fa^ade zum Lichtensteinschen Palast in der Herrengasse
und Nigelly 1784 die evangelischen BethSuser und einige Wohnhäuser.
In Pest wurde 1780 die Universitüt, 1786 eine Kaserne und Artillerie-
depoi und in demselben Jahre in Lemberg die Dominikanerkirche erbaut.
Das Lustschloss Solitude bei Stuttgart 1767 erbaut mit grosser Frei-
treppe und unter wölbten Terrassen. Das Gebäude hat einen rund vorsprin-
genden Mittelbau mit Kuppel, die ebenfalls vorspringenden FlUgel zeigen
halbrunde Ausbauten. Das Ganze ist mit einer Pilasterstellung dekorirt, die
Fenster mit Arkadenblenden: Das Innere des Schlösschens Favorite,
unter König Friedrich durch Thouret in absichilich antiker Fassung
umgeändert, macht einen nüchternen und eisigen Eindruck. Auch das
Schlosschen Monrepos bei Stuttgart, 1764 für Herzog Karl Eugen vom
Architekten de la Guepiere erbaut, wird ebenfalls erst durch Thouret unter
König Friedrich vollendet. Die Fai^ade ist mit noblen einfachen Details ver-
sehen und der Saal in der Mitte mit einem Bilde von Guibal, in den vier
Ecknischen sind die vier Jahreszeiten, reizende Schöpfungen Lejeunc's.
Im Jahre 1799 Schloss Rumpenheim bei Oßenbach, das bischöHiche
Schloss in Aschaffenburg, und die NeckarbrUcke in Heidelberg, 1782 das
Schloss in Rappoldsweiler, 1798 Schloss Eberstein bei Baden-Baden, 1793 die
Jesuitenkirche in Mannheim, 1777—1786 das Schloss in Koblenz erbaut, für
den letzten KurfUrsten von Trier, dasselbe ist jetzt königliches Schloss. Von
demselben Kurfürsten ist 17Ö9 das Badehaus zu Bertrich, 1782 das Kurhaus in
Aachen, 1793 das Schloss in Saarbrücken und 1782 die Brücke daselbst
errichtet.
Michel d'lxnard, Baudirektor des Kurfürsten von Trier, ein Vertreter
des trockensten französischen Zopfstils, entwirft für Koblenz 1768 den Palast
des Kurfürsten, eine umfängliche Anlage mit Mittel- und Eckpavillons und hohen
DSchern. Derselbe Architekt erbaut ein Schloss in Hechingen für den Fürsten
von Hohenzollern, angefangen 1764, in sehr schematisch nüchterner Fassung;
ebendaselbst die Pfarrkirche, 1778—1784, als einschiffigen Bau mit Kreuz-
armen, halbrund geschlossenem Chor, Glockenthurm an der Westfront und
grosser jonischer Pilasterordnung mit Voute und flacher Decke darüber im
yGoogIc
gyC VII. Abschnitt. Kla-isiiirciidcr Z.ipfsiil. Nciimann der Jimgtre.
Iniicrn. Ein Theater und eine Biblioihek des College royal in Colmar, mit
einer neu erfundenen Snulenordnung, kann als der am sorgfühigsten deiaÜlirtc
Bau d'lxnard's gelten, wenn auch die neue Erfindung nur auf eine Aus-
schmückung des Kapitifls mit Blumengewinden herauskömmt. Von demselben
Archiiekten stammen: ein Hotel für den Baron von Sickingen zu Freiburg
im ßreisgau, das Zunfihaus der KauHeute zu Strassburg, die Abteikirche zu
Buchau in Schwaben, ein Landschloss fur den Baron von Ulm zu Donau-
rieden, das Schloss des Grafen von Künigsegg zu Aulendorf in Schwaben,
ein Belvedere Ibr den Kardinal de Rodt, Bischof von Constanz, am Ufer des
Sees und die Dekoration einer Chor wand im Dome zu Constanz. Das gross-
anigsie Werk d'lxnard's, die Benediktincrabtei St. Blasten bei Kutierau
im Schwarzwald, mit runder Kuppelkirche, brannte 1786 ab und wurde spater
mit Zuhulfenahme einer Eisenkonsiruktion fUr die Kuppel wieder aufgebaut
(Qu. d'lxnard, Muster praktischer Baukunst, Sirassburg 1791).
Im Jahre 17(17 wurde der Westthurm des Mainzer Doms theilweise
durch Brand zerstört und Franz Ignaiz Christian Neumann, Architekt
und Artillerieoberst, Sohn von Johann Balthasar Neumann, stellte ein
Restauraiionsprojekt auf. Dasselbe musste auf Verlangen des Domkapitels
zur Begutachtung an die Acade'mic de Tarchitecture zu Paris geschickt werden
und wurde von derselben verworfen, aber Neumann setzte seinen Entwurf
doch durch. Im Jahre i7t>9 war der Thurm, eine Art Stufenpyramide, voll-
endet und ist mindestens in konstruktiver Beziehung ganz vorirefHich. Der-
selbe Neumann stellte auch, seit 1772, in 13 Jahren den durch die Soldaten
l.udwig's XIV. verbrannten und gesprengten Dom zu Speier wieder her. Das
Langhaus war nun wieder in seiner früheren Cestalt zu schauen, nicht aber
die westlichen Thürme und das Paradies. Zwar erhob sich Über dem Gewölbe
des Letzteren ein, wenn auch minder grosser als der alte, aber immer noch
bedeutender, achtseiliger Thurm; indess blieben die beiden SettenthUrme klein
und dünn. Der Dom wurde 171H ^^^"^^ einmal von den Franzosen verwüstet,
sollte auf Abbruch verkauft werden und blieb bis i8iG Ruine,
Unter Latidgraf Kari wurde Schloss Wilhelmshöhe bei Kassel noch unter
dem Namen Weissenstein begonnen durch du Ry, den Enkel des Bau-
meisters du Ry, der das Museum erbaute, aber erst i785 unter Wilhelm IX.
von Jussow im klassizirenden Zopfstile beendet. In Gotha 1784 das Palais
für den Prinzen August von Sachsen-Gotha-Alienburg erbaut, spüter Residenz
des Herzogs. In Schwerin wurde 1779 '^^^ Neustädtcr Palais errichtet, ein
Langgebiiudcmh zwei kurzen Flügeln nach der Strasse und erst in neuester Zeil
ausgebaut.
Am rechststad tischen Hathhause in Danzig wurde das jetzige Portal tnil
yGoogIc
Vil, Abschnill. Klassiiirtnder Zopfilil. DeiiMchc Skiilpinr.
grosser Freitreppe 1766 — 1768 von Daniel Eggers in Sandstein erbaut, i
trcfHicher Ausrilhrung (Qu, Ortwein, Deutsche Renaissance, Abih. 38).
b) Skulptur.
Die deutsche Skulptur dieser Zeit bewegt sicli breit auf dekorativen
Bahnen und ist hauptsächlich für die Ausschmückung der Gürten und für
andere weltliche Zwecke ihaiig. Die Grabskulptur bietet nur noch geringe
Ausbeute und das ganz verflachte historische Portrait gewinnt erst wieder am
Beginn der neu klassischen Epoche, durch Schadow und andere, eine tiefere
Bedeutung. Von einer Nachfolge der Griechen ist vorbufig wenig zu spüren.
Von dekorativen Bildhauern aus der Spätzeit Friedrich's des Grossen
sind noch verschiedene zu nennen. Karl Philipp Glume [[724— i77ö> model-
lirt gute Profilköpfe in Wachs, aber seine grossen Figuren in Stein sind mittel-
müssig. Von ihm waren drei Figuren auf dem Giebel des Komüdienhauses
auf dem Friedrichstadtischen Markte in Berlin; dann am Kavalierhause bei
Sanssouci die Bildhauerarbeit der Brüstung und verschiedene Marmorvasen im
Garten von Sanssouci u. a. Von Johann Merchiori in Venedig eine Marmor-
gruppe auf dem Hauptaliar der St. Hedwigskirche in Berlin. Wilhelm
Christian Meyer der Jüngere, 1726 in Gotha geboren, arbeitet in Düsseldorf
und Bonn für KurfUrst Clemens August, später in Berlin. Hier sind von
ihm acht Figurengruppen auf dem GelHnder der KönigsbrUcke und die Kinder-
gruppen anf den Künigskolonnaden. Ausserdem werden noch Giroila, Goit-
schalk. Görne, Jenner, die beiden Kaplunghe, Martini, Schneck, ßettkober,
Buschmann, Dietrich, Eckstein, Wohler der Jüngere, Cavaceppi und andere
in dieser Zeit genannt als an der figürlichen Ausschmückung der neu er-
richteten Bauten thaiig.
Sigisbert Michel, nach I^ B. Adam's Tode nach Berlin berufen, um
die von Letzterem angefangene Marmorstatue des Fuldmarschalls Schwerin
zu vollenden, ging 1770 nach Paris zurück. Der Marschall, im römischen
KostUm, eine Fahne haltend heransiUrmend ist für den Wilhelmsplatz bestimmt.
Ausserdem von ihm, eine MarmorbUsie des Grosskanzicrs von Cocccji, auf
dem Hofe des K oll cgienge bau des in der Lindenstrasse aufgestellt; dieselbe
war ebenfalls schon von Adam angefangen. Der Alias auf dem Hathhuuse zu
Potsdam, von Giesc modellirt und in vergoldetem Blei gegossen, stürzte her-
unter und wurde nach i77(J durch eine von Jury in Kupfer getriebene Figur
ersetzt.
Bedeutender als die vorgenannten war Joh. David Ranz der Aeltere,
yGoogIc
878 VII. Abschnill. KUnLiirender Zopftlil. Seh.dow.
der in Bayreuth geboren, gegen 1753 nach Berlin kam um Schluter's Werke
kennen zu lernen. Im Jahre 17S4 nach Kopenhagen an die Akademie be-
rufen, verfenigte er don die Siatuen des gräflich Lewetzow'schen Palastes,
kam 17^6 nach Bayreuth zurück und 1764 wiedernachPotsdam. Hier sind von ihm
sechs Figurengruppen In Sandstein auf der breiten Brücke und zwei Kiader-
gruppen in Marmor auf der Terrassenmauer von Sanssouci, Am neuen Palais
und den Communes sind zahlreiche Arbeiten von ihm: die Basreliefs am
Risalit des Schlosses, gegenüber der Kolonnade, die Basreliefs in den Giebeln
der Communes, die Gruppen auf den Treppen derselben, die Marmorbasreliefs
im Grottensaale des Palais, jedes zwei Kinder auf Delphinen reitend vor-
stellend und verschiedene Gruppen auf den Frontispicen, Dann von ihm ge-
arbeitet, die Porträtstatue der Markgrafin Bayreuth in Marmor, für den Tempel
der Freundschaft im Garten von Sanssouci, und für den Wilhelmsplatz in
Berlin die Marmorstatue des Generals von Winterfeld im römischen Kostüm.
Der jüngere Bruder L. W. Ranz arbeitete stets mit dem älteren Ranz
zusammen. Die Originale der Adam'schen wie auch der Ränz'schen feldherra-
siatuen sind jetzt im Kadettenhause zu Lichterfelde und wurden auf dem
Wilhelmsplatze durch BronzeabgUsse ersetzt.
Johann Peter Tassaert, geboren zu Antwerpen 1729, gestorben 1788,
ging zuerst nach England, dann nach Paris und arbeitete dort die Slalue
Ludwig's XV, für die ßcole de medecine. Im Jahre 1744 nach Berlin be-
rufen, beendet er daselbst zwei in Paris angefangene Gruppen, die Liebe, die
der Freundschaft aufgeopfert wird, und die Pirrha. Tassaert ist der letzte der
niederländischen Bildhauer in Berlin und wendet sich bereits im Ponrütfach
einem gesunden Naturalismus zu. Er war der Lehrer Schadow's. Seine
Marmorstandbilder der Generale Seydlitz und Keith, für den Wilhelmsplatz in
Berlin, sind endlich wieder im ZeitkosiUm, als ein Zeichen des Bessern, wenn
auch noch nicht ganz gelungen. Dieselben sind ebenfalls durch Bronze-
statuen ersetzt, der Seydlitz durch eine neue Figur von Kiss, die aber nicht
besser ausgefallen ist, als die alte. Ausserdem von Tassaert vier Marmor-
statuen für den Saal des Kavalier ha uses bei Sanssouci.
Johann Gottfried Schadow(i764 — i85o}, der Schüler Tassaert's, giebi
dann in anspruchsloser Schlichtheit wieder den vollen Eindruck des l^bens,
des individuellen Daseins. In seinen Reliefs tritt sein Naturalismus besonders
kräftig hervor. Seine Marmorstatuen fUr den Wilhelmsplatz in Berlin, die des
Generals Ziethen und des Fürsten Leopold von Dessau, sind jetzt durch bronzene
Nachbildungen ersetzt. Die letztere Figur war ursprünglich für den Lust-
garten bestimmt und kam erst 1828 nach dem Wilhelmsplatze, Das Denkmal
des Grafen von der Mark, in der Dorotheenkirche, ist sehr schCn, aber noch
yGoogIc
FIO 322. SCHADOW. DENKMAL DES GRAFEN VON DER MARK.
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VII. AbschiiilL Klasiizircndcr Zopfstil. Malerei. g-n
im allegorischen Sinne der nachbeminischcn Schule (Fig. 322), Von ihm noch
das Standbild Friedrichs des Grossen auf dem Theaterplatz in Stettin. Sein
Lm herdenk mal auf dem Markt zu Wittenberg ist schwächer, ebenso sein
Blücherstandbild zu Rostock. Der Fries der alten Münze in Berlin, von
Schadow nach Zeichnungen Friedrich Gilly's modellin, ist bereits ganz im
Stile der Neuklassik gehalten, ebenso die Quadriga des Brandenburger Thors u.a.
Johann Heinrich Dannecker aus Stungart (i758— 1841), obgleich etwas
früher als Schadow, gehört ganz in die neuklassische Epoche. Er ist der
erste bedeutende Nachfolger der wahren Antike in Deutschland und gehön
deshalb nicht mehr in die Spatrenaissance.
Alexander Trippel ist durch seine 1787 in Rom gearbeitete GöthebUste
bekannt; Gotth. Mathai aus Meissen durch dekorativ- ligUrliche Arbeiten im
grünen Gewölbe zu Dresden. Bei den Erweiterungsbauten am Lustschlosse
SchOnbrunn bei Wien liefern Henrici , Hagenauer und Zdcherl das Figür-
liche. Die Karyatiden am Pallavicini'schen Palaste zu Wien sind von Zauncr.
c) Malerei.
Die neue eklektische Richtung der deutschen Historienmalerei der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts bringt nichts eigenartiges von nationaler Be-
deutung zu Stande. Rafacl Mengs mit seinen, aus den antiken Skulpturen,
aus RafTael Sanzio und Correggio geschöpften Anregungen, gehört mindestens
ebensosehr Italien als Deutschland an. Bernhard Rode und andere sind
Nachahmer der Franzosen, besonders des Carlo Vanloo, und Oeser bleibt ein
Skizzist ohne ernsthaftes und ausreichendes Vollbringen. Als Spiegel der
Zeit sind die genrehaften Radirungen Chodowiecki's weit merkwürdiger, als
die gleichzeitigen Werke der monumentalen Maleret. Auch über den spateren
echten Vertretern der Winkelmann'schen Schule, den Neuklassizisten, schwebt
um dies hier gleich zu erwähnen ein eigner Unstern. Die Anfange der
klassischen Periode auf deutschem Boden, aus sich bcurtheilt, sind durchaus
schwach. Asmus Carstens war durch äussere Umstände in der Entwickelung
gehinden, und Schick starb zu frUh. Als dann die romantische Poesie ein
neues Ideal aufstellte, waren die schwachen Venreter der klassischen Richtung
bald beseitigt.
Anton Rafael Mengs (1728—1779), bereits in der italienischen Malerei
erwähnt, seil 1745 Hofmaler in Dresden, wird i752 nach Rom geschickt, um
das Altarbild für die neue Hofkirche zu malen. Winckelmann, im Jahre 1755
nach Rom gekommen, wohnt mit Mengs zusammen und beide arbeiten eine
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Ztilliiiifj {^cmi;iiisi.'lialilich; über das Suküiiin ilcr Plasiik bleibt beiden dieHaupi-
sadic. Spüwr l;isM Mgiijjs dit-sc archiioiogi sehen Arbeilen lie^jen und mall
iTfio — iTtii seinen allzu berUhnneii ^Parnass^ in der Villa Albani. Bald darauf
wird Menfis durch Karl 111. von Neapel nach Spanien entfuhrt, lässt aber von
da ab in seinen Werken keine weitere Forientwickelung des Stils bemerken.
Anj^elika Kaufmann (1742—1808), zu Costnitz geboren, kommt iT^3
nach Korn. Sie malt Bilder von eigner Anmuih und GefiiUigkeit der Form,
aber üfter schwuchlich in der Charakteristik. Von ihr ist ein gutes Poniüt
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VII. AbschnitU Kta^si^irendcr Zopfstil. Rcidc. ggl
VVinirkelmann's für Caspur FUssIi gemali, dagegen wollte ein Poririil Goeihe's
durchaus nicht ^kich(;n; es blieb nach des Dichters eignem Ausdrucke immer
ein hubscher Bursche ohne den Ausdruck der Individualitat. Viele Bilder von
Angelika befinden sich in Burlcighouse in lilngland (Fig. 323].
Christian Bernhard Rode, geboren 1745 in Berlin, stirbt daselbst 1797,
er ist ein Schüler Pesne's und Carle Vanloo's, arbeitet dann unter Restout und
siudin darauf in Italiea Seine phantasievollen Plafoiidkompositionen sind
noch ganz im Barocksinne gedacht und zeichnen sich durch ein leichtes,
helles, echt dekorativ wirkendes Kolorit aus. Im Grottensaalc des neuen Palais
in Potsdam ist die Decke von Rode gemalt, im MiitelstUck Bacchus als Kind,
daneben Luft und Wasser; in der Marmorgalerie daselbst die Decke in drei
Abtheilungen, Nacht, Mittag und Morgen; im grossen Marmorsaale ein Wand-
bild, der Raub der Helena, von Pesne angefangen, von Rode vollendet. Im
Palais von Görne unter den Linden in Berlin, dem spateren niederländischen
Palais, im Schlafzimmer der Plafond mit Blumen, in einem Nebenzimmer der
Mittag, als Apollo mit dem Pfeil, in den Staat szimmern, eine Venus aus dem
Meere steigend, Ino mit ihrem Sohne Meliccrtes und Meernymphen, im Speise-
saal der Plafond mit Bacchus, Ceres, Flora und Vulkan als Symbole der Jahres-
zeiten, an den Wunden desselben Raums, fünf tanzende Nymphen, die fünf
Sinne darstellend, im Tanzsaal der Plafond mit Prometheus, von Minerva das
Feuer holend und in der Voute Kindergruppen grau in grau, die Künste dar-
stellend. Im von Hertz berg' sehen Herrenhause zu Britz bei Berlin befinden
sich verschiedene Malereien von Rode: Landschaften, Darstellungen des Land-
lebens, römische Historien und zwei Deckenbilder, Iris auf dem Regenbogen
und Aurora, welche die Nacht vertreibt. Ausserdem sind von Rode, in Berliner
Privathäusern und Landsitzen der Umgegend, eine Anzahl dekorativer Wand-
bilder und Deckenstücke vorhanden und an Staffeleibildern drei Altarblätter in
der Marienkirche, eins in der Petrikirchc, dann die Bilder an den Grab-
mälern seiner Eltern in der Marienkirche und an vier Denkmälern preussischer
Helden in der Garnisonkirchc zu Berlin. Rode hat auch viele Blätter in Kupfer
geätzt (Fig. 324}.
In einer ähnlichen dekorativen Manier wie Rode arbeitend sind noch eine
Anzahl Maler an der Ausstattung der Bauten in Berlin und Potsdam ihätig.
Gregor Guglielmi, 1714 in Rom geboren, stirbt 1773 in Petersburg. Von ihm sind
im Palast des Prinzen Heinrich in Berlin, der Plafond des Haupisaales, den Olymp
vorstellend, und in der Gallerie zwei Deckenstücke, die vier Wclttheile und einen
jungen Helden, der von der Wahrheit zum Tempel des Ruhmes geführt wird,
wiedergebend. Schon vorher hatte Guglielmi im Spicgelsaale des Lustschlosses
Schönbrunn bei Wien verschiedenes gemalt, auch im grossen Saale im ersten
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Stock der Akademie der Wissenschaften in Wien befinden sich Fresken von
demselben. Nicolaus Blasius Lesueur aus Paris, Direktor der Berliner Akademie,
entwirft die Deckenbilder des chinesischen Pavillons im Garten von Sanssouci,
welche von Harper ausgeführt werden, Job. Christoph Frisch, 1730 geboren,
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VII. Absehnilt. Klassizirender Zopfsül. Ocser, Tischbein etc. 883
Enkel des berühmten Rektors Frisch, bildete sich zuerst unter Rode, ging
dann nach Rom und Paris. Von ihm ist ein Plafond im Kavalierhause bei
Sanssouci gemalt. Venus mit Amor und den Hören. In einem Vorsaale
des neuen Palais in' Potsdam eine Decke von Frisch, Apollo mit den Musen
darstellend. Im Palais von Görne in Berlin befinden sich von demselben
Sopraporten allegorischen Inhalts.
Adam Friedrich Oeser, geboren zu Pressburg 1717, stirbt 179g. Fr
studirt in Wien auf der Akademie bei dem Direktor Jacob van Schuppen und
bei Daniel Gran, Im Jahre 1739 kommt Oeser nach Dresden, aber erst nach
1764 als Direktor der Leipziger Akademie entwickelt er eine ausgedehnte
Thätigkeit. Er wurde ein Freund Winckelmann's und blieb mit diesem in
Verbindung als ein begeisterter Jünger der neugriechischen Schule. Seine
Werke sind wie die aller Anfänger in dieser Richtung, die pure Negation des
Bisherigen ohne neues schöpferisches Leben, ein schattenhaftes Gemisch von
Reminiscencen der hinschwindenden Vergangenheit, ohne Naturwirkiichkeit
dargestellt, aus Furcht wieder in das verachtete Barocko zurückzufallen.
Oeser's Bilder zeichnen sich noch besonders durch skizzenhaft ncbelistisches
Wesen aus. Von ihm sind Gemälde in der Nikolaikirche zu Leipzig und
nebst anderem ein Theater Vorhang, dessen wunderliche Konzeption Goethe in
«Wahrheit und Dichtung» schildert. Auch das U ebergeistreiche, Rebusartige
seiner Richtung lässt Goethe's Beschreibung des Bildes einer lieh (putzenden
Muse von Oeser erkennen.
Joh. Heinrich Tischbein der Aeltere (1722— 1789) ist noch ein Schüler
von Ch. Vanloo und folgt der französischen Art. Eins seiner Hauptwerke,
die grosse Komposition der Hermannsschlacht, befindet sich im Schlosse zu
Pyrmont. Im Schlösschen Wilhelmsthal bei Kassel, eine Anzahl Sopraporten
von ihm mit kraftigem Kolorit. Heinrich Wilhelm Tischbein der Jüngere
[1757—1829) kam zu seinem Onkel dem älteren Tischbein nach Kassel, später
2u Jacob Tischbein dem Landschafts- und Thiermaler nach Hamburg, und hielt
sich spater in Holland und Hannover auf. Im Jahre 1777 kam er nach Berlin
um den Prinzen Ferdinand mit Familie zu malen. Er gehört bereits in seinen
Werken nach antiken Vasen bil dem und den Darstellungen aus der antiken Mythe,
der neuklassischen Schule an. Das Meiste von ihm befindet sich im gross-
herzoglichen Schlosse zu Oldenburg. Georg Melchior Kraus, in Frankfurt a. M.
geboren, später in Weimar, hatte sich in Paris nach Boucher und Grenze
gebildet. Martin Knoller in München, maU daselbst i775 die Flachdecke des
Betsaals der deutschen Kongregation.
Anton Graff (1736— 1813}, zu Winterthur geboren, Schüler von
Schellenberg, ist ein vorzüglicher Ponratmaler, lebt längere Zeit in Augsburg
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VII- Abschnitt. Klassizircnder Zopfstil. Cliodovi«cki. g85
und wird 1766 als Hofmaler nach Dresden berufen. Auch in Berlin
finden sich von ihm vortrefHiche Bilder. Georg Friedrich Reiiih. Liszewsky,
1725 zu Berlin geboren, ging als Hofmaler nach Dessau, kam aber wieder
nach Berlin zurUck. Kr malte gern Beleuchtungscffekte und war als Portrdi-
maler geschätzt, Anna Dorothea Thcrbusch, geborene Liszewska malt mit
ihrem Bruder gemeinschaftlich die preussische Königsfamilie für die Kaiserin
von Russland. Ausserdem von ihr, eine Venus bei der Toilette und eine
zUrnende Diana. Hans Caspar FUssli aus Zürich (1706—1781) lebt als Porträt-
maler in Wien und später wieder in Zürich,
Der originellste deutsche Maler dieser Zeit in der charalcteristischen
Wiedergabe der Lebenswirklichkeit etwa parallel mit dem Bildhauer Joh.
Gottfried Schadow, ist Daniel Chodowiecki, Miniaturmaler, Zeichner und
Kupferstecher, 1726 zu Danzig geboren, gestorben [801 zu Berlin, Er wurde
1745 nach Berlin geschickt um die Handlung zu erlernen, widmete sich aber
seit 1734 ganz der Kunst. Als Bild ist von ihm bekannt geworden, die
Familie des Calas, aber sein Hauptruhm beruht auf seinen sehr zahlreichen,
selbst radirten Blättern (Fig. 325). Unter diesen sind zu nennen: das Leben
des Sebaldus Noihanker, die Blätter zur LavatcrVhen Physiognomik, die
Geschichte eines Stutzers, die Blatter zu Minna von Barnhelm und zu
Hamlet und ein Reiterbild Königs Friedrich Wilhelm II. Gottfried
Chodowiecki, der jüngere Bruder, malt Miniatur- und Emailbilder, besonders
Jagd- und PferdestQcke, auch kleine Landschaften und Schlachten.
Noch lebte der dekorative Sinn der Spätrenaissance und fand in der
Theatermalerei, die als vollberechtigter Kunstzweig gah, meist durch die
Schuler der Bibiena's seine Vertretung. Bernardin Gagliari, 170g in Turin
geboren, wurde 1771 nach Berlin berufen, um sechs Dekorationen für die Oper
für 13 000 Thaler zu malen. Er malte auch 1773 die architektonische Deko-
ration der Kuppel in der St. Hedwigskirche zu Berlin sehr gut; weniger ge-
lungen ist das Altarbild daselbst von ihm, die heilige Hedwig vor einem
Kruzifixe. Karl Friedrich Fechhelm der Aeltere, 1726 zu Dresden geboren,
anfänglich ein Schüler von Oeser, dann von Müller in Prag, spater als Theater-
maler bei Jos. Galli Bibiena, kam mit diesem nach Berlin und fing an in
Fresko zu malen. Von ihm sind viele perspektivische Malereien und Archi-
tekturen in den Schlössern zu Potsdam, Charlottenburg und Rheinsberg aus-
geführt. Der Perspektivmaler Johann Fischer hat in Berlin im Görne'schen
Palais und im Schloss Wörlitz gemalt. Joh. Friedrich Meyer, 1728 zu Dresden
geboren, ein Schüler Bibiena's, arbeitet lange für das sächsische Theater,
später macht er sich als Landschaftsmaler, die Gegend bei Potsdam darstellend,
bekannt. Joh. Karl Willi. Rosenberg, geboren r737 zu Berlin, ebenfalls ein
yGoogIc
ggg VII. Abichnil). K]a&sliircnd«r Zopfstil. Deutsche Dekoradan «tc
Schuler Bibiena's und des Bellavita, arbeitete später mit Carlo Bibiena gemein-
schaftlich, malte auch Plafonds in Privathäusern. Eine ähnliche Thatigkeit
entfaltet Joh. Abrah. Rosenberg, der Veiter des Vorigen, hauptsachlich in
Hamburg,
Eine poesielos trockne AuR'assung der italienischen Landschaft gab
Jacob Philipp Hacken (1737—1807), zu Prenzlow geboren, ein Schüler
Nie. Blas. Lesueur's. Berühmt wurden seine Bilder fUr die Kaiserin von
Russland, die Verbrennung der türkischen Flotte bei Tschesme darstellend.
Um ihm hierzu ein Modell zu liefern, wurde ein Kriegsschiff auf offener See
in die Luft gesprengt. Später ging Hackert als Hofmaler nach Neapel. Sein
Bruder Joh. Gottlieb Hacken, Landschafts- und Thiermaler, folgte ihm dorthin.
Joh. Fr. Pascha Weitsch (1723—1803) malte deutsche Eichenwälder ganz
vorzüglich, Salomon Gessner aus Zürich und Ferdinand Kobell sind noch
als deutsche Landschafter zu nennen. Franz Edmund Wciroiter (1730 — 1771 aus
Innsbruck, Landschaftsmaler, kam spater nach Wien und machte sich auch als
Kupferstecher bekannt. Christian Ludwig von Hagedorn, Kunstgelehner
und Galleriedirektor in Dresden (171 3-:- 1780), hat als Selbstradirer von Land-
schaften eine nordische und soweit wie damals möglich, deutsch-nationale
Richtung.
d) Dekoration und Kunstgewerbe.
In der deutschen Ornamentik herrscht nun unbestritten das französische
Genre Louis XVI. Die Arbeiten der Kunststecher sind durchweg in dieser
Art und zeigen keine besonders eigenthümliche Auflassung. Die bereits beim
Genre Rocaille als berühmte Ornamentstecher genannten Meister Habermann
und Nilson, in Augsburg arbeitend, gehen in ihrer späteren Zeit zum franzö-
sischen Zopfstil über und nicht ohne Geschick, Nilson arbeitet besonders in
dem damaligen Modegenre »it la greque«. J. H, Hertel, Karl August Gross-
mann, Johann Gradmann u. a., in Augsburg lebende Kunststecher, schaffen
in demselben Sinne. Johann Hauer (1748—1820), ebenfalls in Augsburg, hat
eine bedeutende Folge von Blattern, Möbel und Innendekorationen darstellend,
gestochen. Er siedelt gegen Ende des Jahrhunderts nach Paris über. Von
Gottfried Friedrich Riedel in Dresden, Maler und Kunststecher (1724—1784)
sind verschiedene Vasen, Trophäen und Uhrgehäuse gestochen, Johann Martin
Will. Stecher und Verleger zu Augsburg (1761—1805), entwirft nach der neuen
Pariser Mode, im antiken Stile, seine Schiinen, Orgelgehäuse, Wagen, Mau-
soleen, Altäre, Tabernakel und Vasen.
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Vn. Abschnitt Klassizirender Zopfstil. MBbcl und PorzEllan. gg^
Das Kunstgewerbe zehrt noch immer von dem Formenschatze der, in
dekorativer Beziehung bis zuletzt schöpferischen, grossen Renaissanceperiode;
besonders im GerSth- und Möbelwesen behauptet sich immer noch die Tra-
dition der Roccocozeit. Die Epoche des klassizir enden Zopfstils, durch die
beginnende Kenntniss der griechischen Antike charakterisirt, beginnt in vielen
Beziehungen schülerhaft, wenn auch die alte ausgebildete Technik noch eine
Zeit lang vorhält, um ihren Produkten wenigstens in dieser Beziehung eine
gewisse Meisterschaft zu sichern. Dann kommt auch diese in Verfall und es
bleibt nichts als ein schwerfälliger Ausdruck für einen sehr engen Kreis
künstlerischer Ideen. Der ganze Vorrath an Vorbildern beschrankt sich schliess-
lich auf die Formen, welche die Abbildungen tiach alten Vasengemaiden liefern.
Das Letztgesagte gilt besonders vom Ausgange des Jahrhunderts, wahrend
in den sechsziger Jahren, trotz der eklektischen Stilmengerei, sich noch ein
grosser dekorativer Reichthum in der Ausstattung und Möblirung der Innen-
rflume entfaltet. An den Bauten aus der Spatzeit Friedrichs des Grossen, der
Bildergallcrie, dem Kavalicrhause und dem Neuen Palais zu Potsdam, sind
noch grösstentheils die Kunsthandwerker aus der früheren Epoche beschäftigt.
Kambly und die GebrUder Calame fertigen Tische aus verschiedenen Achaten ;
Sartori und Merk die Stuckdecken und die jetzt wieder mit Vorliebe ver-
wendeten Stuckmarmorwifnde. Echter Marmor in verschiedenen Farben
kommt ebenfalls zu Fussboden und auch wohl in Wandbekleidungen zur An-
wendung. Eine EigenthUmlichkeit der klassizirenden Periode macht sich in
der Milverwendtjng antiker Basreliefs zur Dekoration bemerkbar. In denselben
Schlüssern finden sich vortreffliche Holzschnitzereien und Intarsien von
Spindler in Berlin ausgeführt. Von demselben, im Neuen Palais im Garten von
Sanssouci, schöne Holzfussboden mit Blumen ausgelegt und Möbel mit Ein-
lagen von Schildkrott und Perlmutter. Die Stoffe zu den Wandbek leidungen
sind aus der Fabrik von Baudouin in Berlin und werden oft erst durch die
Kunst des Stickers ganz vollendet. Der Kunststicker Joseph Schnelly aus
Aachen war nacheinander an fast allen europäischen Höfen beschäftigt und
wusste seine Arbeiten durch Malerei zu vervollständigen.
Die Meissner Porzellan fabrik, seit 1763, nach Beendigung des sieben-
jührigen Krieges wieder in Betrieb gesetzt, hat nun ihre Winckelmann'sche
und Mengs'sche Periode. Unter dem Direktorat des Malers Dietrich, der in
Meissen zugleich eine Zeichnenschule einrichtete, wurde alles antikisin; man
sieht nur Apoll, die Musen und Grazien, statt der früheren Schafer und
Schaferinnen. Als Vorbilder dienten jetzt antike Reliefs, Medaillen und Ca-
meen. Das gewöhnliche Malerdekor findet aber immer noch glückliche und
originelle Motive, so ist das jetzt aufkommende sogenannte «BlaublUmchen»
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ggg VII Abtchnilt. Klaniiircndcr Zopt^iil. Uppert.
Tür die Keramik typisch geworden. Indess produzin Meissen fjldchzeitig noch
seine berühmten Roccocowauren. Schon etwas frUhcr halten sich fast an allen
Hüten Porzellaiimanufaciuren gebildet, auch Private versuchten ithnlichc Unter-
nehmungen. In Berün begann 1731 der Kaufmann Wegely echtes Porzellan
zu fertigen, aber ohne Erfolg; dann irat lySg der Kaufmann Gotzkowsky an
seine Stelle und errichtete die Fabrik in seinem Hause in der Leipzigerstrasse.
Die Fabrik wurde 1763 königlich und es wurden verschiedene Künstler für
dieselbe von Meissen verschrieben. Karl Wilhelm Böhme, 1720 zu Grosspörten
in Sachsen geboren, kam 1762 als Porzellan maier nach Berlin, ebenso Joh.
Balth. Bornemann, dessen Schlachten und Landschaften nach Wouwermann,
Rugendas und Riedinger vortrefflich gemalt sind. Isaak Jacob Clauze. in
Berlin geboren, hatte schon für die Wegely'sche und Gotzkowsky' sehe Fabrik
als Emailmaler gearbeitet, ging dann nach Dresden und kam später nach
Berlin zurück. Emanuel Bardou, Bildhauer an der Berliner Porzellan-
manufaktur, hatte in Frankreich gelernt; er modellirte in Berlin die Statuette
Königs Friedrich II. zu Pferde, und ebenda die Statuette des Prinzen Heinrich.
Die Begeisterung fUr die antiken geschnittenen Steine war damals be-
sonders gross, durch diese wurde der griechische Stil erst in grösseren Kreisen
bekannt. Philipp Daniel Lippert, 1702 in Dresden geboren, gestorben i785
in Leipzig, gründete seine ganze Existenz auf die geschnittenen Steine und
verbreitete die Kenntniss der Gemmen haupisitchlich durch seine Abgusssamm-
lungen. Allerdings waren die Originale grOsstemheils gefälscht, wie sich
spater herausstellte.
Vom Steinschneider und Hofjuwelier J. Chr. Neuber (1735—1808} zu
Dresden befindet sich ein Kamin mit Mosaik im grünen Gewölbe zu Dresden,
aus sachsischem Porzellan und sächsischen Mineralien zusammengesetzt. Der
Entwurf dazu von Johann Eleazar Zeisig, genannt Schönau, aus Grossschönau
bei Zittau herrührend; die Figuren von Goith. Matthai, dem Inspektor des
Mengs'schen Museums. Die tüchtige Gestalt eines Kunsthandwerkers, wie sie
von nun an anfangen selten zu werden, stellt sich in Friedrich Jury, dem
Kupferschmied in Potsdam, noch einmal vor Augen. Von ilim ist die kupferne,
in Feuer vergoldete Statue eines Chinesen, von Giesc modellirt, auf dem
chinesischen Pavillon im Garten von Sanssouci, dann der ebenfalls in
Kupfer getriebene Atlas auf dem Raihhause zu Potsdam und als sein Haupt-
werk, die Quadriga für das Brandenburger Thor in Berlin nach Schadow's
Modellen.
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;r Zopfslil. Dciilsche Kunsilitleratiir.
e) Kunstlitteratur.
Die Haupterscheinung in der deutschen Kunstlitteratur dieser Zeit bilden
die Werke J. Wincltelmann's; dieselben tragen wesentlich dazu bei, die Stll-
riihiung der Epoche zu begründen. — Waren schon frliher öfter archäologische
Funde und Forschungen von direltter Einwirkung auf das Kunstschaffen der
Zeit gewesen, so ist dies von jetzt ab noch mehr der Fall; und dieser lillera-
rische Einfluss artet, nach dem gänzlichen Erlöschen der Renaissance, in ab-
strakt-archaistische Bestrebungen aus, welche absichthch der kunstmüssigen
Erledigung des modernen Bedürfnisses aus dem Wege gehen. — J. Winckel-
mann, Anmerkungen über die Baukunst der Alten, Leipzig 17Ö2, 4"; derselbe,
Sendschreiben von den Herculani'schen Entdeckungen, Dresden 1772, 4"; der-
selbe, Abhandlung von der Fähigkeit der Empfindung des Schönen in der
Kunst und dem Unterricht in derselbeti, Dresden 1763, 4"; derselbe, Geschichte
der Kunst des Alterthums, Dresden 1764, 4"; derselbe, Anmerkungen Über die
Geschichte der Kunst des Alterthums, Dresden 1767, 4". — Die Geschichte der
Kunst des Alterthums erscheint dann in einer zweiten Ausgabe, herausgegeben
von der kaiserlich königlichen Akademie der bildenden Kunste in Wien,
Wien 177Ü.
Das römische Altenhum wird Über dem neu auftauchenden griechischen
nicht ganz vergessen. Es erscheint nach dieser Richtung; B, de Montfaucon,
L'antiquite explique'e etc., deutsch im Auszuge von J. Jac. Schatz und J. Sam.
Semler, Nürnberg t757; de Sandrart J. J., Altaria et sacella varia tcmplorum
Romae, a ccleberrimis quondam archiicctis siructa. Nürnberg 1771. Fol. M.
Taf., in neuer Ausgabe; des Markus Vitruvius Pollio Baukunst, aus der römischen
Urschrift übersetzt von August Rode, 2 Bünde in 4". Leipzig 1796. Auch das
Aegyptische findet einen Bearbeiter; Meister, de pyramidum fabrica et fine,
Göttingen 1774, 4".
Die Kunst des Mittelalters erringt erst spärliche, dann aber, zugleich mit
dem Beginne der ncuklassi sehen Periode, eine immer steigende Beachtung.
Noch vor dem Anfange der Neuklassik datiren; Schweighäuser, Joseph, Des-
cription nouvelle de la cathcdralc de Strassbourg et de sa fameuse tour, Strass-
burg 1770. 18; Frick, E., Ausführliche Beschreibung von dem Anfang, Fort-
gang, der Vollendung und Beschaftenhcit des MünstergebUudes in Ulm, her-
ausgegeben HafTner. Ulm 1760, 4"; J. Ogesscr, Beschreibung der Meiropolitan-
kirche zu St. Stephan zu Wien. Wien 1779. 8.
Neuere Bauten und Entwürfe enthalten die Werke: Tilcmann van der
Horst, Neue Baukunst, Treppen, Laternen, Kuppeln, aus dem holländischen
yGoogIc
goo VII. Abidinitl. Klisaiiirendcr ZopttüL England. Allgemeines.
übersetzt, Nürnberg 1763. Fol. M, Taf.; Rode, A., Beschreibung des fürst-
lichen Anhalt-Dessauischen Landhauses und englischen Ganens zu Wörlitz,
Dessau 1798. 8". Mit Taf.; Beschreibung der beiden neu erbauten ThQrme
auf dem FriedrichsstSd tischen Markte zu Berlin. Berlin i775, 4". Mit Taf,;
Nicolai, Beschreibung der Residenzstädte Berlin und Potsdam, 1779, 2. Bd. 8";
Hennen, Beschreibung von Rheinsberg u, a.
Die Werke der Omamemstecher sind sSmmtlich im Genre Louis XVI,
gehalten: Hauer, Johann, Dessins de la mode neuve au göut äntii^ue pour
les architectes en ge'n^ral etc., Paris; Fösch, J. Rudolph, Grundmassige An-
weisung zu den Verzierungen der Fenster etc. Nürnberg 1781; Will, Johann,
Martin, Ornamente, Architekturen und Möbel, alles im Genre Louis XVI;
Netto, Johann Friedrich, Zeichen-, Maler- und Stickerbuch, Leipzig 1798;
schliesslich das Magazin für Freunde des guten Geschmacks, Leipzig 1796 — 1800.
4. Der klassizirende Zopfstil in England, in der zweiten
Hälfte des i8. Jahrhunderts.
Die Engländer geboren vielleicht nicht zu den künstlerisch besonders
gUnstig beanlagten Nationen; wenigstens muss man die englische Kunst einzig
vom Standpunkte des Gothikers betrachten, um hervorragende eigenthumliche
Leistungen zu entdecken. Selbst in die spätere Renaissance dringt immer
wieder das gothische Prinzip ein, aber dasselbe verbindet sich nur selten mit
dem Barock, sondern lieber und verbal tnissmSssig sehr frUh mit einer gewissen
trockenen, klassizirenden Behandlung pa Iladia ni scher Formen. In der Skulptur
und Malerei der Renaissance bleibt England entschieden hinter den anderen
Landern zurück und erhält, wie schon früher bemerkt, nicht nur die Impulse,
sondern auch die ausübenden Künstler selbst, fast durchweg vom Ausbnde. —
Ganz verschieden vom Schaffen in der bildenden Kunst gestalten sich die
englischen Verhültnisse auf anderen Gebieten der geistigen Arbeit; speziell in
der Entwickelung der, das 18. Jahrhundert charakterisirenden, skeptischen
Philosophie, Die französischen Revolutionäre Voliaire und Rousseau sind bei
den englischen Freidenkern in die Schule gegangen. Auch fUr die gedank-
liche Entwickelung des modernsten Gegensatzes in der Kunst, zwischen »Ro-
mantik'' und »Klassik«, kann England die Priorität beanspruchen. An den
Anfängen der neu klassischen Schule sind die Engländer, wie schon M'eiter
oben geschildert, besonders stark betheiligt; sie fördern die Erforschung der
griechischen Monumente mit einem wahren Enthusiasmus, aber zu gleicher
yGoogIc
VII. Abschnitt, Kbssizirender Zopfstil. England, Allgemt Ines. ijgl
Zeit kommt bei ihren Dichtern und Künstlern der geforderte Kontrast, die
Richtung auf Wiederbelebung der mittelalterlichen Kunst, zuerst zum Vorschein
und wird erst von England aus nach dem Kontinente weiter Tortgepflanzt.
In England gaben Dawkios und Wood mit ihren lySo publizinen
'lUusiraiioos of Palmyra and Baalbec» den ersten Anstoss für eine Aenderung
des Geschmacks, welche bewirkte, dass man sich allmählich von der italienischen,
manierirten Wiedergabe der Antike den unverfillschten römischen Originalen
zuwandte. Adam's Aufnahmen von Spalatro, etwa zehn Jahre später heraus-
gegeben, verstärkten diese Richtung, aber die wichtigste und nachhaltigste
Wirkung, io Bezug auf die Wendung zur griechischen Antike, übte Stuart's
»Athens«, um 1762, und die folgenden Publikationen der Society ofDileitanti,
ebenfalls über altgriechischc Monumente. Damit stand man theoretisch auf
einem ganz anderen Boden als dem der alten Renaissance, welche die klassischen
Formen dem modernen Bedurfnisse dienstbar machen wollte; denn die jetzt
aufkommende Neuklassik ging umgekehrt darauf aus, die modernen Zwecke
den Formen der Antike anzupassen. Der geeignete Weg hierzu schien die
archäologisch genaue Reproduktion der Antike, nicht allein im Detail, sondern
auch in der Fassung des Ganzen. Da nun die Letztere den modernen
Zwecken und Bedürfnissen meist zuwider lief, so gelangte man zu einem
schematisch ideahsirenden Scheinwesen, welches man öfter nicht unpassend
als »falsches Griechenthum« bezeichnet hat. In der Praxis kam man allerdings
nicht gleich so weit, denn Stuan konnte nach seiner Ruckkehr, trotz seiner
griechischen Studien, doch noch nicht griechisch bauen, und noch weniger
konnten dies seine englischen Zeitgenossen. Auch war damals das Gefühl
fUr das modern Unpassende des antiken Stils noch zu stark und drängte zu
einer Foriseuung der Renaissance, selbstrerständlich in einer durch die neuen
Kenntnisse Über die klassischen Stilarien beeinflussten Stilfassung. Dies
ergab hier wie anderwärts den sogenannten »klassizirenden Zopfstil«. Erst
dreissig oder vierzig Jahre spilier beginnt die neuklassische Manie, der zu
Folge kein Gebäude mehr ohne eitlen dorischen Ponikus errichtet werden
konnte, es mochte nun eine Kirche, ein l^ndschaftshaus, ein Zuchthaus, eine
Bahnstation oder ein Panorama sein. Die Neugothik, welche in England be-
reits mit dem Zopfstile parallel geht, ist gewissermassen die natürliche Reaktion
gegen diese archäologisch antikisirende Richtung, aber ihre erste Verwirk-
hchung war auch nur ein Theaiereflekt. Die Neugothik tritt nicht minder
mit dem Ansprüche auf, das Alte kopiren zu wollen; aber dies gelingt nicht
einmal, wegen Mangel an Studien und hauptsächlich an konstruktivem Ver-
stHndniss. Es ist ganz charakteristisch, dass ein Dichter, Horace Wal pole, nicht
altein den Anstoss zur Wiederaufnahme der Gothik gab, sondern auch selbst
yGoogIc
gg2 VI' Abschnitt. KUsstzlrcnder Zopfstil. Englisclie Arcliilcktur.
den ersten dilettantischen Bauversuch machte, welcher dann hauptsächlich im
Kirchenbau Nachfolge fand, weil man hier, abgesehen von künstlerischen
ürUnden, den christlichen üeist gegen die Antike ins Treflen fuhren konnte.
Allerdings konnte man der neuen, archäologisch aufgefassien Antike mit
grösserem Rechte den Vorwurf der »UnchrJstiichkeii« machen, als der alten
Renaissance, welche sich den christlichen Traditionen und Bedürfnissen schon
längst ungcpasst hatte.
Mindestens erhiih England jetzt, durch Reynolds, zum ersten Male eine
Art nationaler Malerschule, aber ihr Aufschwung wurde bald durch die
typischen Schattengebilde der Flaxmann'schen neuklassischen Schule zurück-
gedrängt.
a) Architektur.
Wenn England in diesem Zeitabschnitte architektonische Einflüsse von
Aussen erfahrt, so ist dies mehr über Holland, als von Frankreich aus der
Fall. Das spezifisch französische Genre Louis XVI, findet in England nur
eine so vereinzelte Aufnahme, wie schon das klassische Barock Louis XIV. und
das Roccoco.
Der englische klassizirendc Zopfstil beginnt bereits mit den schon früher
crwiihnten Architekten Campbell und Gibbs, aber erst Chambers kann als ein
Haupt Vertreter dieser Richtung gelten. William Chambers, geboren 1726,
gestorben 1796, einer der bedeutendsten englischen Architekten der zweiten
Hälfte des iS. Jahrhunderts, war ein nach den Regeln gebildeter Künstler, aber
ohne fruchtbare Phantasie und schöpferisches Talent; er fand deshalb keinen
allgemeinen Beifall. Sein Hauptwerk ist Sommerset-House, der grosse
Bau aus der Regierungszeit Georg's IIL Die Nord- oder Strandfront, eine
verbesserte und vergrösserte Copie eines älteren Theils des Palastes von Inigo
Jones, welcher abgerissen wurde, um den Neubauten Platz zu machen, ist die
beste, nur die vorgelegte Terrasse wirkt unglücklich. Ein hoher Rustika-
unterbau tragt ein Geschoss mit korinthischen DreiviertelsUulen von sehr
reiner Bildung, mit zwei Rängen Fenster dazwischen. Das Portal in der
Mitie, mit drei rundbogigen Eingängen, ist glücklich angeordnet (Fig. 326),
Die Südfront hat stark vorspringende FlUgelbauten, son.st eine ahnliche
Architektur wie die Nord front (Qu. Fergusson, History of modern arts etc.).
Die Gebrüder Adam's bauten viel für den Adel des Landes und wussten
ihren Gebäuden eine gewisse Marke von Originalität zu geben. Robert Adam
erwarb sich, durch sein grosses Werk über Spalatro, einen Ruf als vorzüglicher
,yGoo(^le"
VII. Abschnill. Klassiiirondcr Zopfsiil. Cliainben. gv)^
Kenner der antiken Architektur, den er vielleicht weniger verdiente als
Chambers. Charakteristisch für die Manier der Adam's sind die grossen
Fenster, meist ohne Einfassunj^en belassen, dann eine Gruppiriing der Fenster
mit einem grossen halbkreisformigcn Oberlicht darüber. Fs wird hierdurch
der Anschein erweckt, als ob eine ganze Hausfront einen Raum bildete. Die
SSulen sind stets Übermässig schlank. Die Fa^ade des Gesellschaftshauses
Frg. j'j. Ansichl der Haiipifroni vom CoHes« in Ediiibiin;li (n. Fcrsiisson).
zu Glasgow ist eine der besten der Adam's; dann in London das Adelpbi-
theaier, zwei Seiten von Fitzroy-Siiuare, Poriland Place und Finsbury-Sijuare.
Ein wichtiges üffeniliches Gebäude, das College zu Edinburgh, wurde 1789
durch Robert Adam begonnen, aber nur die Fingangsfront wurde zu seinen
Lebzeiten vollendet, der MJttelhof erst vierzig Jahre später nach einer Zeichnung
yGoogIc
g^ VII. Abschnitt. Klwizirendtr Zophtil. Die Adam's.
von Playfair. Der von Adam erbaute Theil ist vier Stockwerke hoch, mit
ganz unzureichendem Hauptgesimse. Der Mittelbau, mit drei Rundbogen-
tilfnungen, ist durch gekuppelte dorische monolythe Säulen eingefasst und
wirkt sehr monumental (Fig. 327). Leider liegt das Gebäude in einer sehr
engen Strasse, so dass es nicht übersehen werden kann (Qu. Fergusson). Das
beste und öfter nachgeahmte Landschloss der Adam's ist Keddlestone Hall
(n. Fcrgussan).
in Derbyshire, allerdings mit sehr gesuchtem Grundriss, indem hier vier
Pavillons durch in Kurven getilhrte Gallerien mit einem oblongen Mittelbau
verbunden sind (Fig. 328). An der Hauptfront befindet sich der typische
sechssauJige korinthische Portikus auf einem rustizirtem Unterbau. Der Mittel-
bau hat merkwürdiger Weise keine Fenster, die hinter demselben liegende
Halle hat nur Oberlicht und die einzige Verbindung der beiden seitwärts
liegenden Theile des Obergeschosses wird durch eine beschrankte Passage
unter dem Dache des Portikus vermittelt (Qu. Fergusson), Von einem Archi-
tekten Carr aus York ist Harewood-House in Yorkshire entworfen, eins
der besseren GebBude aus der Portikusklasse. Holkham-House, ohne
yGoogIc
VlI. Absdinin. Klassiiiiender Zopfslil. I'aylor, Danct. Kein. ggS
Portikus, aber von verworrener Anlage, ist gänzlich unpraktisch angelegt und
eingerichtet. Die Fenster wieder nach dem bekannten Motive des Palladio.
Die vielen aufwandreichen englischen Landschiösser des i8. Jahrhunderts
sind ihren Vorbildern, den italienischen Palästen, wohl an Ausdehnung gleich,
oder sogar überlegen; aber in künstlerischer Beziehung bleiben sie weil dar-
unter und nicht eins derselben kann als ein vollständig befriedigendes monu-
mentales Gebäude gelten.
Robert Taylor (1714—1788), als ein vielbeschäftigter Architekt dieser
Zeit zu nennen, zeichnet sich nicht durch Originalität aus. Er baut die Bank
FlB- 3"9. Fa^adentheii von Nengale in London,
von England in London. Das vom Stadiarchitekten Georg Dance um 1740
errichtete Mansion-House ist besser, aber das Meisterwerk desselben ist das
1770 errichtete Newgate-Gefängniss (Fig. 329). Dasselbe wird von zwei
fensterlosen Flügeln gebildet, zwischen denen die fünf Fenster breite und
ftinf Stockwerke hohe Wohnung der Gefangniss Wärter eingeschlossen ist.
Ausserdem zeigen sich nur noch zwei einfache Eintrittsthore (Qu. Fergusson).
Kent, noch ein Schüler Christopher Wren's, nimmt bereits 1740 den
gothischen Stil im romantischen Sinne wieder auf und verwendet den-
selben bei Garten de korationen, künstlichen Ruinen und dergleichen Spiele-
reien, Die Empfindsamkeit feiert in der Ausstattung der Parks mit Einsiede-
leien, Verliessen und gothischen ThUrmen ihre Triumphe. Dies gezierte
Wesen pflanzt sich dann in Nachahmung der englischen Litteratur und Kunst
Über ganz Europa fort; hauptsächlich verdrängt der englisch -romantische
yGoogIc
8q6 Vn. Abschnill. Klissiiirendcr Zoprsiil. Beckford, Wy«l(.
Gariensiil, den durch l^enöire unter Louis XIV. ausgebildeien Park-PerrUcken-
siil mit seinen geschorenen und in Figuren zugestutzten Hecken und Bäumen
vollständig. Die ernsiliai'te Aufnahme der Gothik, als Baustil, erfolgte dann
bald darauf in den fünfziger Jahren. Wenn die goihische Renaissance, unter
Wren und anderen Architekten seiner Zeit versucht halte den Geist, die Prin-
zipien der Gothik mit einem klassischen Detail zu verbinden, so ging die
neugothische Schule jetzt ganz entgegengesetzt davon aus, das mittelalterliche
Detail wiederzugeben, ohne Ahnung von der ursprünglichen Bestimmung
desselben zu haben. Der Dichter Horace Walpole scheint der erste gewesen
zu sein, der praktisch auf eine Wiederbelebung der Gothik in diesem Sinne
hinwirkte. Kr baute auf seiner Besitzung Sirawbury-Hill eine Villa, ganz
modern in der Hauptanlage, aber mit der DeiailÜrung des 14. oder 1^. Jahr-
hunderts. Die untere Halle wurde 1760—61 errichtet, der Thurm und das
Oktogon 1766 und das nördliche Schlafzimmer 1770. Das Beispiel eines be-
kannten Schriftstellers wie Walpole erregte Enthusiasmus für die Gothik
und bewirkte vielfache Nachfolge auch im Kirchenbau. St. John's in Liver-
pool giebt den Typus dieser neuen Klasse von Kirchen, welche zunächst von
der Gothik nichts hatten, als die Spitzbogen, die Abschrägungen und die
Strebepfeiler. Eine Anzahl Castles wurden in diesem Stile gebaut, mit Mauer-
bekrönungen in jeder Grösse, welche Zinnen vorstellen sollen und mit ge-
legentlichen Fensterschlitzen in Kreuzform mit runden Endigungen der Arme,
als Nachahmung der Schiessschancn, aber im Massstabe einer Pfefferbüchse.
Fonthill Abbey, eine Klosterruine im neugothischcn Stile, um 1795 von
Beckford und James Wyatt gemeinschaftlich erbaut, soll eigentlich eine
An Lusthaus sein. Der erste Bau. von Fachwerk und Stuck errichtet, fiel
bald zusammen und wurde erst 1807 wieder solider und erweitert aufgebaut.
Mit der Renaissance ist es nun zu Ende und es beginnt die Neuklassik
parallel mit der David'schen Schule in Frankreich. Indess bewahrt der Neu-
klassizismus in England immer noch einen Anklang an die pallad ianische
Weise und mag deshalb hier in seinem Haupt Vertreter Soane noch kurze
Erwähnung finden. John Soane (1753 — 1837) war ein Schüler von Dance
und Holland, ging dann nach Italien und gab 1778 sein erstes ziemlich un-
bedeutendes Werk über Tempel, Bäder, Casinos, Gartensitze und dergleichen
heraus. Nach seiner ZurUckkunft aus Italien 1788 erschien sein zweites Werk,
Privathituser von magerer Ausstattung, in der Art der Adam's enthaltend, noch
ohne den Einfluss griechischer Studien zu verrathen. In demselben Jahre
wurde Soane zum Architekten der Bank von England ernannt. Die Bank
ist sein Hauptwerk, etwa im Plan nach dem Muster römischer Thermen ent-
worfen, aussen mit eir.cr durchgehenden korinthischen Ordnutig, die des
yGoogIc
VII. Abschnilt. Klasiiiirender ZopMil. Soane, Telford. gqy
Tempels von Tivoli nachahmend (Fig. 330). In den Details zeigt sich eine
gewisse Mischung der antiken und orientalischen Architektur, welche eine
höhere Einheit vermissen lasst. Die Originaliiäissucht war die Klippe an der
Fig. 330. Fatidonlhtil der Bank von F.nglaiid.
Soane scheiterte; wenn er derartiges versuchte, wie an der Treppe zum alten
Hause der lx)rds, nn seinem eigenen Hause, am Gcbüudc der Staatsschulden-
Verwaltung und sonst, wurde er einfach lächerlich. — Wyatt erbaute 1793
das Trinity-House in London. — Thomas Telford (1757—1834) erwarb sich
hauptsächlich als Ingenieur bedeutenden Ruf, als Architekt war er ein Schüler
yGoogIc
ggg VII. Abschnilt. Kbssiiirender Zopfstil, Bauien in Englisch -Indien.
von Chambers und Robert Adam. Von ihm, der Restaurationsbau des mittel-
alterlichen Shrewsbury-Casile, 1793 ein Gefangnenhaus nach dem Systeme
Hövvard's in der Grafschaft Shrewsbury, die Kirche für Bridgenorth, aussen
toskanisch, innen mit jonischer Ordnung; dann eine grosse Anzahl von
Brücken-, Kanal- und Dockbauten.
An dieser Stelle sind passend die Bauten der Engländer in Indien zu
erwähnen, welche hier mehr gebaut haben als frUher alle anderen Nationen
zusammengenommen, wegen der grossen Ausdehnung und der langen Dauer
ihrer Herrschaft. Bis zum ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts blieb der Stil
dieser Bauten der damals in England herrschende klassizirende Zopf. Das
Gouvernements-Haus in Calcutta, als das wichtigste Gebäude dieser Zeh,
ist eine Kopie des von den Adam's in England erbauten Keddelstoae-Hall.
Das Gebäude in Calcuita besteht ebenfalls aus vier detaschirten Pavillons, hier
zu Privaiwohnungen bestimmt und durch halbkreisförmige Galterien mit dem
Mittelbau, welcher die Paradezimmer enthält, verbunden. Das ganze Gebäude
mit einer Ordnung auf niedrigem Unterbau hat zu wenig Höhe, um gut zu
wirken. Das Rathhaus zu Calcutta ist höchstens durch die Abmessungen
imponirend, sonst sehr gewöhnlich, mit dem üblichen dorischen durch zwei
Geschosse gehenden Ponikus auf beiden Seilen, Das Mansion-House von
Constantia zu Lucknow, erbaut vom General Martin, einem geborenen
Franzosen, zu seiner eigenen Residenz, zeigt eine sehr phantastische Re-
naissance. Immerhin hat der Mittelbau durch seinen terrassenanigen Aufbau
einen eigenthtlmlichen Reiz. Das Geböude ist dem etwa gleichzeitig in Eng-
land von Beckford erbauten Fonthill jedenfalls vorzuziehen. Das Grab des
Generals befindet sich im Unterbau des Thurms und hat an jeder Ecke des
freistehenden Sarkophags einen trauernden Grenadier, allerdings in schlechter
Ausführung. Auch ist das ganze Bauwerk nur ein Putzbau. Beinah alle Pa-
läste der Souveraine von Oude zu Lucknow wurden nach dem Vorbilde der
Maniniere in demselben pseudo -klassischen Stile erbaut; so die Furra Buksh,
die Chutter Mounsil und zahlreiche andere Gebäude. Die Kaiser-Bagh, die
Residenz des letzten Königs, Ubertriflt die vorigen noch an groitesker Wirkung.
Im Planschema bildet dieselbe ein grosses Viereck um einen Hotj ahnlich dem
Louvre. Die Begum Kotie ist besser und mit Anwendung der Ordnungen
erbaut, aber doch in der Hauptsache indisch, mit ganz willkürlichen Ver-
hältnissen des Details. Ein Pavillon des Palast's zu Delhi ist noch durch den
letzten König errichtet. In dieselbe Zeit füllt noch der Bau der in ver-
schiedenen Farben angestrichenen grossen Audienzsäle des Schah Jehan.
yGoogIc
VII. Abschnill. Krassiiirender Zopfslil. Englische Skulptur und Malerei, ggg
Später kam in Indien, wie Überall in Europa, die akademische Wieder-
belebung der Amike auf und zugleich ihr Gegensatz, die Neugothik.
Die Bauten in Nordamerika, sowohl in dem seit 1763 zu England ge-
hörenden Canada, als in den seit 1783 selbst stand igen Vereinigten Staaten,
gehüren s9mmtlich erst in die neu klassische, beziehungsweise romamische
Periode, denn das frUher Errichtete ist ohne Bedeutung.
b) Skulptur und Malerei.
Endlich tritt ein Englander als Begründer einer eigenthUmlichen eng-
lischen Malerschule auf. Sir Josua Reynolds (1722—1792) ist ein Eklek-
tiker, der die Vorzüge der grossen Italiener mit denen der Niederlander zu
vereinigen strebt. Er ist als Porträtmaler bedeutend und fruchtbar. Seine
Bilder linden sich in vielen englischen Sammlungen. Weniger befriedigend
sind die Historienbilder des Reynolds, welche aber dem damaligen Zuge
folgend meist nationale Stoffe behandeln. Er lieferte, fUr die von Alderman
John Boydcll begründete Shakspeare-Gallerie, den Tod des Kardinals Bcaufort
und König Heinrich VI., mit starker Hervorhebung des Grauenhaften; dann
den «Pucks aus dem So mmernachts träum, letzterer in anmuthiger Bildung,
Einen grausigen Stoff behandelt er wieder im Tode des Ugolino mit seinen
Söhnen, im Hungenhurme zu Pisa.
Georg Romney (1734 — 1802}, der Nebenbuhler des Reynolds, erreicht
diesen nicht. Eine der besten Kompositionen Romney's, eine Scene aus dem
*Sturm«, gehört der Shakspeare-Gallerie an. Benjamin West (1738^1820}
ist streng und kühn in der Zeichnung, aber weniger kraftig im Kolorit als
Reynolds. Von ihm: Moses mit der ehernen Schlange, der Apostel Paulus
auf der Insel Miliie eine Viper von sich schleudernd, als Altarbild für die
Kirche des Invalidenhospitals von Greenwich gemalt, ein Abendmahl in der
National-Gallerie, ein Christus die Kinder segnend in der Akademie zu
London. — Reynolds hat auch Schlachtenbilder gemaltt die Schlacht ä la
Hogue und den Tod des Generals Wolf, in der Grosvenor-Gallerie. — James
Bary's (1741—1806) Hauptwerk, in sechs grossen symbolischen Bildern die
Entwicklung, die Segnungen der Kultur darstellend, befindet sich im Sitzungs-
saale der Akademie der KUnste. Von John OpJe (1761^1807), einem der
besten englischen Maler, eine Ermordung des Rizio in der Guildhall zu London.
Zu nennen sind noch: James Northcote, ein Schüler von Reynolds, John
Hoppner, ein geschätzter Porträtmaler, Richard Wcstali und Thomas Stot-
hard. Von Letzterem, die Pilgerfahrt nach Canterbury und Boadicea, Königin
yGoogIc
goo VI- Abschniii. Klassiiirendcr ZopfstiL Englisch« Dfkoralion.
der Britten, das Volk zur Verthcidigung des Vaterlandes gegen die Römer
auFTordernd. Johann Heinrich Fuessli, aus ZUrich [1742—1825), malt phan-
tastische Schauerscenea aus Volkssagen und Gespenstergeschichten in mangel-
hafter Durchfuhrung und gicbt damit den Ausdruck der in dieser Zeit in
England aufkommenden neu romantischen Richtung, welche erst später in
Frankreich und Deutschland herrschend wurde. Die Schule David's bleibt in
England, wohl wegen des damaligen politischen Gegensatzes der Nationen,
ohne Einwirkung, Der malerische Vertreter der neuklassischen Richtung,
John Flaxmann (i755 — 1826), eigentlich Bildhauer, giebt seine Umriss-
zeichnuDgen zu Homer, Hesiod, Aeschylus und Dante im Stile griechischer
Vasenmalereien; dieselben sind kaum in das Gebiet der Malerei zu rechnen.
Für die englische Landschaftsmalerei hat Thomas Gamsborough
(1727—1788) ein ähnliches Verdienst als Begründer einer nationalen Schule zu
beanspruchen, wie Reynolds für die Historien- und Porträtmalerei. Gams-
borough malt meist einfache heimische Scenerien. Seine Hauptbilder sind in
der Nationalgallerie zu London und in der Grosvenor Gallerie. Dagegen ist
Wilson noch ein Nachahmer des Gaspero Poussin, selbst bis auf dessen
nachgedunkelte Bäume.
Die Skulptur der letzten Renaissanceperiode in England bleibt ohne
hervorragende Bedeutung. John van Nost (1750—1787) und John Bacon, Vater
(1740—1799), werden in dieser Zeit als Bildhauer genannt. Erst mit dem
Wiedererwecker der griechischen Kunstweise, John Flaxmann (i755— 1826},
erhält namentlich der Reliefstil wieder eine erhöhte Bedeutung. Flaxmann
war 1787 — 1794 in Italien und hatte sich an den griechischen Vasenmalereien
gebildet. In seiner Art liegt eine gewisse Selbst beschrankung, im Verzichten
auf das naturalistische Element, ganz im Gegensatz zu seinem deutschen Zeil-
genossen Gottfried Schadow. Indess lag es ebenso in der allgemeinen Zeil-
strömung, dass Flaxmann's Werke viel Beifall fanden. Von ihm sind: die
Reliefdarsiellung des Achltlesschildes nach der Beschreibung Homer's, das
Grabdenkmal des Lord Mansfield in Westminstcr, das der Gemahlin von
Sir Francis Baring und die Monumente der Admirale Howe und Nelson in
St. Paul zu London.
c) Dekoration, Kunstgewerbe und Kunstlitteratur.
Wenn auch der französische Zopfstil auf die englische Architektur wenig
Einüuss gewinnt, so wird doch das Dekorationsgenre Louis XVI. durch die
Kunststecher übertragen. Von Thomas Chippendale, EbenislundDekorateur,
yGoogIc
VIl- AbäChnilL Klassbirender Zopfslil. Englische KunsUiUeratur, ^|
um 1762, ein Folioband: Le Guide du Tapissier. de i'fibeniste et de tous
ceux qui travaillent en meubles, comme au&si celui des honnetes gens qui en
foot faire. Le lout repre'seote en 300 plauches proprement gravees etc. Londoa
Die Zeichnungen geben Möl>el alier Art, Giraudolen, Kamine, Rahmungen
und dergleichen. Guin (J.) Juwelier und Kunststecher zu I^ndon um 1762:
Livre d'ouvrages de jouallerie invente etc., enthält Modelle zu Dosen, Kreuzen,
Medaillons mit Edelsteinen verziert, im Genre Morisson undGrondoni. Dodd,
Robert, Ornamenizei ebner und Stecher, 1771— 1780, eine Folge von Trophäen.
Gerard (H,), Ornamenizeichner und Stecher, 1771: For the use ofLearnes etc.,
ornamentales Ranken- und Blattwerk. Columbani, P., Ornamentzeichner und
Stecher: Recueil des Ornaments composes lorsqu'on voudra s"en servir pour
embellir les chambres a anglaise, London. Richardson, Georg, Architekt:
Livre de Plafonds compose d'apres les grotesques antiqucs, dessines etc.
London 1776. Von demselben: New designs ofVases and Tripods decoratcd
in the antique taste and Capitals of columns and friezes measured of the
aniique, London 1793. Morisson (C.), Kunststecher um 1788: Blumen und
Fruchtstücke. Begbie [P,), Kunststecher um 1779: Vases alter the manner ol
the antique. Kern (W.), Ornamentzeichner, Ornamente im Genre Louis XVI.
Dinglinger (S. M.), Ornament zeich ner, verschiedene Entwürfe zu Bijouterien im
Genre Louis XVI.
Der Zeitströmung entsprechend findet das Griechische in der sonstigen
KuQstlitteratur eine bedeutende Beachtung. Es erscheinen: Ruioes of Athens
with remains and other valuable antiquities in Greece, London iibg, Fol.; dann
die epochemachenden Werke: James Stuart and Revett, The antiquities of
Athens, London 1772.4 vol. Fol., und Richard Chandler, Travels in Greece and in
Asia-Minor or an account of a tour made at the expcnse of the Society of
Dilettant!, London and Oxford 1776. 2 vol. 4". Mit Tafel. Ausserdem er-
scheint: P. F. H. d'Hancarville, Rechcrches sur l'origine, l'esprit et les progres
des ans dans la Grccc. London 1785. 3 Vol. Mit Kupfern; und die griechische
Schule in Italien betreffend, E, Hamilton, Account of the discoveries at Pom-
pey, London 1777- 4". Daneben üben die Publikationen über altrömische
Bauten immer noch einen bedeutenden Einlluss, wie besonders: Wood and
Dawkins, The ruines of Baalbec otherwise Hetiopolis in Coeiosyria, London
1757. Fol, Mit Tafel; und Ch. Cameron, Descripiion des bains des Romains
eurichie de plans de Palladlo etc. London 1772. Fol. Mit Kupfern, Auch
Palladio, das Muster der Zopfarchitektur, bleibt unvergessen, und in dieser
Richtung sind die Werke; Campbell, Vitruvius brittanicus, London 1767. 5 Vol.
Fol. Mit Kupfern, und Pain, Britisch Palladio, London 1797. Fol, immer noch
wirksam.
yGoogIc
Q02 VII. AbschniiL Klaaiiuirender Zopfslil. Englisch« Kunslgewerbe.
Die neuere Renaissance behandeln: An historical description of St. Paul's
cathedral, London 1767 in 12", und A seciion of the cupola and iransept of
St. Paul's cathedral, gestochen von E. Rooker, London i755.
Prähistorisches giebt King, Munimenta antiqua, London 1799—1806. Fol.;
Arabisches bringt H. Swinburnc, Travels through Spain, in the years i755 — 1776,
London 1779 in 4". Mit Kupfern; Chinesisches von Chambers, Designs
of Chinese buildings, furniture, dresses, machines etc. London 1757, gr. Folio.
Mit Tafeln.
Endlich w^ird die neu aufkommende mittelalterliche Richtung durch eine
betrachtliche Anzahl bezüglicher Arbeilen unterstützt; An accurate description
and history of the mctropoHtan and cathedra! churches of Canierbury and
York, London i756, Fol. mit 17 Kupfern; Monasticon Eboracense, York 1788.
Fol,; Th, Gent, The most delectable. scriptural and pious history of the
famous and magnihcal Great Eastern Window in Saint Peiers cathedral at
York, 1762, 8"; An accurate description and history of the cathedrale and
metropolitan church of Sanct Peter York. York, 3 vol, Mit 14 Kupfern;
J. Halfpenny, Gothic Ornaments in the cathedral church of York. York 1795,
4**. Mit 17 Kupfern; Description of that admirablc structure, the cathedral
church of Salisbury. Salisbury 1787, Fol.
Die Porzellanfabrikate, denen besonders in Frankreich eine so wichtige
dekorative Rolle zueilt, gewinnen in England nicht dieselbe Bedeutung. Erst
unter der Herrschaft der Neuktassik, in Nachahmung antiker Vasen, macht
sich auf diesem Felde eine eigeathUmliche kunstgewerbliche Thätigkeit gellend.
Im Jahre 174^ macht eine Fabrik in Chelsea das weiche Porzellan. Im Jahre
1760 wird, vermuthlich von Frankreich her, die durchsichtige harte, krysial-
linische bleihaltige Glasur eingeführt. Gegen 1763 errichtete Jonas Wedgwood,
ein Töpfer in StafTordshire, seine Fabrik und sammelte die Früchte aller vor-
herigen Bestrebungen. Wedgwood produzirtc die sogenannte Queens wäre,
eine sehr feine dichte Erdwaare, mit durchsichtiger brillanter und harter aber
noch etwas gelblicher Glasur und kam in der Paste durch Beimischung von
Kaolin dem echten Porzellan naher, Ais Dekor dienten vielfach die Flax-
mann'schen Kompositionen, nach dem Muster der griechischen Vasenbilder,
Wedgwood's Fabrikate verdankten ihren damaligen grossen Ruf den Nach-
ahmungen grako- italischer Ter rakoitenv äsen und deshalb hiess die neue Fabrik
bei Stock-upon Trcnt «Etruria*. Indess tragen die Produkte derselben den
Charakter einer Kunstwaare, die nicht dem eigentlichen Gebiete der Keramik
angehört und ermangeln deshalb der Originalität, Die Imitation der Portland-
Vase in opakem Steingut mit in Stahlformen gepressten andersfarbigen Figuren
gvtiürt dahin; ebenso die Imitation des chinesischen Steinguts. Der Parian,
yGoogIc
VIL Abschnitt. Klasnzirender Zapfulil. Niederlande etc., AUgemeine«. qq3
die Nachahmung des parischen Marmors, ist eine Modifikation des Porzeilan-
Bisiquiis, eine Uebergangsstufe zwischen Steingut und Porcelaine tendre. Auch
Schuler BOttger's, die GebrUder Ehlers, waren in der englischen Porzellan-
rabrikation thaiig.
In der Kupferstechkunst sind die Englander von den herübergekommenen
Franzosen Aliamet, i'Empereur und Vivarais abhängig. Nach diesen bildeten
sich die Engländer, Strange, Ingram und Ryland,
5. Der klassizirende Zopfstil in den Niederlanden, in
Spanien, in den skandinavischen Ländern und in Russ-
land, nach der Mitte des 18. Jahrhunderts.
Die Schöpfungen des kiassizirenden ZopTstils bieten in allen Ländern
fest dasselbe uniforme Bild. Mit dem Absterben der nationalen Renaissance-
Arten und mit der Annäherung an die allgemein akademische Schablone der
Neuklassik verschwindet überall das bezeichnende voiksmässig unterscheidende
GcprSge. Die KUnsilcr der alten Renaissance, welche die antik -römische
Kunst wieder entdeckt zu haben glaubten, hatten sich doch gehütet dieselbe
direkt nachzuahmen. Sie begeisterten sich an den alten Werken, aber sie
vergassen nicht, den nationalen Ueberlieferungen und den Forderungen des
modernen Geistes Rechnung zu tragen. Erst jetzt, da man mit gelehrter Kritik
an das Studium der Alten herantrat und in der Folge erkannte, dass die An-
tike ganz unter sich verschiedene Stilepochen aufzuweisen hat, dass man
hellenische, etruskische und römische Kunst getrennt betrachten muss, und
dass es nöthig ist, auf die Quellen zurückzugehen, um diese verschiedenen
Elemente in ihrer logischen Folgerichtigkeil aufzufassen, gelangte man zu der
bedingungslosen archaistischen Nachahmung. Die Pedanterie erklärte; dass,
weil die Antike vollkommen sei, man sie auch streng kopiren müsse; und
wollte die Künstler der alten Renaissance wie spielende Kinder angeschen wissen,
die einen Text hersagen ohne denselben zu verstehen. — Uebrlgens verfielen die
Künstler der hellenistischen Richtung später ebenfalls einer absprechenden
Kritik; sie wurden von den streng griechisirenden Archäologen der vierziger Jahre
unseres Jahrhunderts mit bedauerndem Achselzucken wegen ihrer Ignoranz
abgefertigt. — Erst ziemlich spöi hat man wieder eingesehen, dass der Weg,
den man mit dem Beginn des kiassizirenden Zopfstils betreten hatte, nicht
zum beabsichtigten Zwecke führen konnte. Wenn man sich bemüht, die
reinen Formen der Antike zu finden, so gerSih man auf Schwierigkeiten;
yGoogIc
QQA VIL Abschuill. Klasiiiircndcr ZopfsiiL Niederlande.
denn diese verändern sich in den Jahrhunderten und das Ursprüngliche ist
schwer restzustellen. Denen, welche zuerst angefangen hatten, die römischen
Formen zu kopiren, hat man gesagt, dass die Römer nur Plagiaren der Griechen
waren und hat auf die letzteren als Quelle verwiesen; dann hat die Kritik
auch bei den Griechen Verfall und BlUihe unterschieden und damit die Nach-
ahmung von dem eigentlichen Gebiete der Kunst auf das der Archäologie ge-
leitet. Die Absicht, eine absolute Kunst zu Hnden, musste schon deshalb
scheitern, weil es niemals eine solche gab.
In den Niederlanden, sowohl in Holland wie in den Ost reichisch -belgischen
Provinzen, vollzog sich der Uebergang zum klassiztrenden Zopfstile sehr früh
und leicht nach dem Vorbilde der Franzosen. Herrschte doch auch in der
Litteratur durchaus der französische Zopfstil, obgleich man die englische und
deutsche Litteratur kennen lernte. Sybrand Feitama's (f i758) hölzerne
Tragödien sind ganz in der Nachahmung der stelzenhafien gallischen Pseudo-
klassik verfasst. Mit Willem Bilderdijk[i756— 1831), der immer noch boileau'schen
Regeln folgt, beginnt der bis in die neueste Zeit dauernde Deutschenhass in
der hollandischen Litteratur Wurzel zu fassen, vermuthlich veranlasst durch
kleinliche politische Misshelligkeiien; denn eigentlich war es England und
nicht Deutschland gewesen, welches die materiellen Grundlagen der hollandischen
Macht erschüttert haue. Wilhelm IV., 1747 tumuliarisch zur Erbst aith alter-
schaft berufen, starb i75t, darauf führten die Mutter des minderjährigen
Wilhelm V. und der Herzog Ludwig von ßraunschweig die Verwaltung.
Wilhelm V, wurde 1766 grossjBhrig, Im Jahre 1782 legte Ludwig von Braun-
schweig seine Stelle als hollandischer Feldmarschall nieder. In Folge einer
Beleidigung, welche die Gemahlin des Erbstatthalters, die Schwester Friedrich
Wilhelm's il. von Preussen, von der demokratischen Partei erlitten hatte, er-
schienen die Preussen unter Herzog Karl Wilhelm Ferdinand feindlich in
Holland. Kaiser Joseph II. war ebenfalls mit den Hollandern in Streit ge-
rathen, doch wurde der entstehende Krieg gleich wieder geschlichtet. Ernst-
hafter waren die Tumulte in den belgischen Provinzen. Marie Christine, die
Schwester Joseph's II., und Herzog Albert von Sachsen -Teschen waren General-
statthalter, als 1787 und 1788 die Stände die Subsidien verweigerten, Joseph II,
hob 1789 die Verfassung auf; das veranlasste einen Aufstand, in Folge
dessen Brabant und Flandern eine Konvention zur Ausübung der höchsten
Gewalt schlössen. Indess vernichteten erst die Kriege der französischen Re-
publik endgültig die alten politischen Verhältnisse; Pichegru eroberte 1794
Belgien und Holland und gründete die neue Batavischc Republik, der aller-
dings nur eine kurze Dauer beschieden war.
In der kirchlichen Architektur der Niederlande, hauptsächlich Belgiens.
yGoOgIC
VIL Abschnitt Klassiiirendcr Zaptitil. Nicderlaade. go5
war schon seit langem eine Wendung zum Klassischen durch die römisch
stilisirten Jesuitenbauten vorbereitet. Man hatte nur nöthig die borromineske
Detaillirung zu beseitigen und der klassizirende Zopfetil war fertig. Die
Kathedrale von Saint-Aubin zu Namur, die einzige aus dieser Zeit in
Belgien, ist itSi nach den PlSnen des Architekten Pizzoni aus Mailand be-
gonnen und 1764 vollendet. Der Plan bildet ein dreischiffiges lateinisches
Kreuz, der Aufbau zeigt die Basüikenform mit einer Kuppel über der Vierung.
Die Fa^ade noch in geschwungener Hauptlinie mit zwei Ordnungen über-
einander in Pierre bleue ausgeführt, Ueber der Eingangshalle ist eine Loge
angeordnet und das Ganze mit einem gebogenen Giebel geschlossen. Das
Innere hat Pfeiler mit gekuppelten korinthischen Pilasiern besetzt, über dem
MittelschifTe ein Tonnengewölbe, über den Seitenschiffen kleine Kuppeln. Die
Kuppel über der Vierung, in eleganter Linie gebildet, mit korinthischen
Pilastern am Tambour, wird durch acht gekuppelte Säulen, in Verbindung
mit Pfeilern, welche Treppen enthalten, getragen. In den Pendentifs der
Kuppel befinden sich Basreliefs, die Kardinaltugenden vorstellend. Der Thurm
hinter dem Chor ist noch von dem alten Kirchenbau erhalten. — Die Kirche
des Recollets, jetzt Pfarrkirche zu Namur, i75o wieder erbaut, hat drei Schifte
mit jonischen Säulen. — Die alte Hofkapelle zu Brüssel, jetzt protestantische
Kirche, 17G0 durch den Architekten Folte erbaut, ahmt in geringen Massen
den Plan der Versailler Schlosskapelle nach; aber statt der Arkaden des unteren
Ranges befindet sich hier eine jonische Säulenstellung, Die oberen Gallerien
haben korinthische Silulen und das Gewölbe des Schiffes ist mit einem grossen
Oelgemälde dekorirt. — Devvez ist der berühmteste belgische Architekt der
zweiten Hülfte des iS. Jahrhunderts. Von ihm sind eine grosse Anzahl kirch-
licher Gebäude; so die grosse und reiche Abtei von Orwal in Luxemburg um
1760 erbaut, die zugehörige Kirche erst 1768 begonnen, 1776 beendet, aber
bald darauf 1793 von den französischen Revolutionsheeren zerstört. Andere
kirchliche Gebäude desselben Architekten: die Kirche von Andenne 1762, die
von Haerlebeek 1769, die Abteien von Florival, Valduc 1767 und Aiiighem 1770,
die Abteikirche von Gembloux 1762—1773, die von Heylissem, das Palais der
Abtei von Saint-Manin zu Tournay, die Kirchen der Abteien von Bonne-
Esperance und von Vlierbeek. Viele dieser Gebäude sind zerstört und ver-
ändert, nur zwei davon mögen nähere Erwähnung finden. — Die Kirche der
Abtei von Bonne-Esperance bei Einehe ist eine Basilika mit Kreuzarmen,
dreischiffig mit korinthischen Säulen zwischen den Schiffen, an den Wanden
mit korrespondirenden Pilasiern. Das Gewölbe des Hauptschiffs ist kassettirt.
Die Ahäre haben die Form antiker Sarkophage erhalten. Das Aeussere der
Kirche ist nicht bemerkenswerth. Die Fenster der Seitenschiffe bilden Halb-
yGooglc
go6 VII. AbichnitL Klasiiiircndcr Zoptsül. NiEderiiDde.
kreise. Die zugehörtgea einfachen Klostcrgebäude, 1740 vom Architekten
Dubrcssi aus Mons angefangen, sind 1764 durch Dewez vollendet. Das Haupt-
werk desselben ist aber die Abteikirche von Vlierbeek bei Löwen, 1776
begonnen, 1790 eingeweiht. Sie bildet eine grosse Rotunde, umgeben von
acht Paar gekuppelten korinthischen Säulen von bedeutendem Durchmesser,
auf deren Gebälk das Gewölbe einer Kuppel aufgesetzt Zwei grosse Arkaden,
zur Rechten und Linken, fuhren zu zwei Kapellen, welche eine Art Kreuz-
schtff bilden und durch eine dritte Arkade gelangt man in den rechteckigen,
um mehrere Stufen erhöhten, mit einem Tonnengewölbe überdeckten Chor,
Der Hauptaltar hat wieder die Form eines antiken Sarkophags. Das Aeussere
durchweg in Schnittsteinen Ist sehr kahl, es zeigt nur halbkreisförmige Fenster
über dem Gebälk. Der Thurm, hinter dem Chor belegen und mit einer Kuppel
abgeschlossen, ist sehr einfach.
Die Abteikirche des Dunes zu Brügge, i775 — 1788, bildet im Plan
ein durch Pfeiler in drei Schiffe geiheiltes Oblong. Das Innere ist mit ko-
rinthischen Pilastern dekorirt. Die Fa^ade hat zwei Ordnungen und das Dach
des Mittelschill es ist an derselben durch eine Attika, die D9cher der niedrigeren
Seitenschiffe durch Balustraden gedeckt.
Die Fa^ade der Kirche der Priorei von Coudenberg zu Brüssel,
1776 vom französischen Architekten Guymard errichtet, bietet ein erstes Bei-
spiel des entschiedenen Ueberganges zur Neuklassik. Zum ersten Male in
Belgien erscheint eine Kirchenfa9ade mit einem vollständigen antik römischen
Säulen- Portikus. Ueber einem Perron von fünfzehn Stufen erhebt sich der
Peristyl mit sechs korinthischen Säulen und Giebel. Im Giebelfeld wurde 1795
ein Basrelief angebracht, einen Priester am Altare celebrirend darstellend. Das
Kirchengebäude ist spater als die Fa^ade, 1785 von Montoycr ganz in Ziegeln
errichtet und bildet ein einschiffiges lateinisches Kreuz mit kurzen Armen, mit
korinthischen Wandsaulen dekorirt. Das Gewölbe ist kassettirt. Die Kirche
hat zwei Range Fenster, die unteren zwischen den Säulen in Rundbogen ge-
schlossen, die oberen mit gedrückten Bogen. Ueber dem KreuzschifT wölbt
sich eine Flachkuppel. Ueber dem Giebel des in Hausteinen ausgefUhrlen
Pcristyls erhob sich früher der Thurm in Form einer achteckten Kuppel mit
einer Laterne bekrönt, aber jetzt ist nur noch eine Attika mit Planform und
Balustrade in Schnitt steinen ausgeführt vorhanden.
Die Börse von Rotterdam, 1772 erbaut, und 1783 das Schloss Laeken
bei Brüssel.
In der Malerei beginnt die neuklassische Richtung in den Niederlanden
früher als in Frankreich. Noch vor dem Franzosen Vien, dem Vorläufer der
David'schen Schule, malt Andreas Lenz (1739— 1822) in dieser Art Von ihm
yGoogIc
VII. Abscliniu. KUMizirendcr Zopf^L Spanien. q07
befindet sich eine «Verkündigung;« in S. Michael zu Gent Joseph Paelink
von Gent, J. Navez folgen spOter mit Entschiedenheit der David'schen Schule
und Math, van Bree bringt bereits wieder den Gegensatz, einen Zug zur
Romantik zur Geltung.
Die Dekoration im Genre Louis XVI. wird durch die Werke der Kunsi-
stecher vertreten, Jacobus Houbraken, geboren zu Dordrecht i6g8, ge-
storben 1780, sticht meist Ponräts in reichen dekorativen Umrahmungen, um-
geben von Draperien und Attributen, ausserdem Vasen mit Kindern, ganz im
Genre ä la greque. L. van den Cruycen, Juwelier zu BrUssel, um 1770, giebt
in demselben Genre sein Werk: Nouveau livre de dessins de Joualleries.
Die niederländische Kunsilitteraiur dieser Zeit trägt keinen specilisch natio-
nalen Charakter. Die hierunter zu nennenden Werke scheinen nur zufallig in
den Niederlanden einen Verleger und Drucker gefunden zu haben. Maucomble,
Hisioire abregt des antiquite's de la ville et des environs de Nimes, Amsterdam
1767. 2 Bd. in 8". — Eine zweite Ausgabe desselben Werks ercheint 1806 in
einem Bande, mit 14 Kupfern. — B. de Herbclol, Bibliotheque Orientale, ou
Diciionnaire universel, conienam ge'ncralement tout ce qui regarde la con-
naissance despeuples de rOriem. Nouvelle ediiion Mastricht 1776—1782. 2 vol.
Fol. — Karstens Niebuhr, Reisebeschreibung nach Arabien und anderen um-
liegenden Ländern (Kopenhagen 1774—1778. 2 Bd. in 4". mit Tafeln), die fran-
zösische Uebersetzung, Amsterdam bei Baalde, seit 1776. — Repre'sentations
et auires beautes singulicres de Venise. Leyden 1762. 1 Bd. in Fol. — De Mayer,
Voyage en Suisse en 17S4, ou Tableau historique, civil etc. de la Suisse;
Amsterdam 1786. 2 Bd. in 8".
Der klassizirende Zopfstil in Spanien beginnt unter Fernando Vi.
[1746—1759) mit der Begründung der königlichen Akademie in Madrid im
Jahre i752, und der bald darauf um 1753 erfolgenden Errichtung der Aka-
demie von San Carlos in Valencia. Als dann der schwache, von seiner
portugiesischen Gemahlin und dem italienischen Sünger Farinelli beherrschte
Fernando VI. abdankt, in ein Kloster gehl und Carlos III., sein Stiefbruder,
bisher König von Neapel und Sicilien, sein Nachfolger wird (1759—1788), be-
ginnt erst recht die Herrschaft der neuen Siilrichiung. Der ganze Charakter
der Kunsibewegung der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist ein archaistischer,
ohne innere treibende Begeisterung, zunächst auf die Nachahmung des Paltadio
und Vignola gerichteter und spater die neugewonnene Kenntniss der griechi-
schen Monumente zu einer sogenannten Neuklassik verarbeitender. Der
Archaismus versteigt sich in der spanischen Architektur, sogar noch in anderer
Richtung, bis zu einer gelegenitichen Wiederaufnahme des churrigueresken
yGoogIc
gog Vtl. Abschnitt. Kla>9izir<nder Zopfslil. Spanien.
Genres, wie in dem i775 von Gabriel de Capelastegui errichteten oberen Theile
des Thurmcs der Kirche de San Antonio Abad zu Bilboa. In der Skulptur
zeigt sich entsprechend ein Zurückgehen auf den älteren Stil des Berre-
guete und die Malerei wird durch den von Rom berufenen Mengs wieder
auf Rafael und Correggio zurückgeführt, üeberhaupt folgt der klassizirende
Zopfstil Spaniens im allgemeinen mehr den italienischen, als den französischen
Mustern; denn ungeachtet der Herrschaft der Bourbonen beginnt in der
zweiten Hälfte des i8. Jahrhunderts, auch in der Litteratur, die Opposition
gegen den französischen Stil Platz zu greifen. Ramon de la Cruz, geboren
1731, verhühm die französische Tragik in seinem witzigen Saynetas; Vriarte
(t 1791) schreibt wieder alLspanische Fabeln; und Melendez Valdez, 1817 im
Exil gestorben, der ausgezeichnete Liederdichter, vertriit die griechische Ein-
fachheit etwa parallel mit dem Architekten Rodriguez Ventura, der als Haupt-
urheber derselben Richtung in der Baukunst gelten kann. Francisco de Isla
(t 1781) giebt in seiner Historia del Fray Gerundio de Campazas ein Sitten-
gemalde des spanischen Clerus. Unter Carlos IV. setzte sich der Kampf gegen
den Gallizismus fort. Vincente Garcia de la Huena (geboren 1742), Moralin
der Jüngere (17G0 — 1828), Nicasio Alvarez de Cienfuegas {1764— 1809) und Ma-
nuel Jose' de Quintana (geboren 1772) gehören zu den Dichtern, bei denen
wieder ein freier nationaler Geist zum Durchbruch kommt. Die politischen Ver-
hiiltnisse waren allerdings der geistigen Entwicklung nicht günstig, denn seit
1794 wurde Spanien in die kriegerischen Ereignisse der französischen Revo-
lutionszeit hineingezogen und sollte nicht sobald wieder zur Ruhe kommen.
Noch unter Fernando VI. erbaute Felipe Rubio, der Gründer der Aka-
demie von San Carlos in Valencia, ebenda dieAduana, das Zollhaus, welches
dann von Antonio Gilabert vollendet wurde. Nach Rubio's Plänen sind
noch erbaut: Die Kapelle San Vincente Ferrer, die Eremiiei Nuestra Seöora
de Naie's und der Palast des Grafen von Villapatema, sämmtlich zu Valencia.
— Salvador Gasco errichtete die Kapelle Nuestra Sefiora del Carmen im
Karmeliterklosier zu Valencia und die BrUckenbauten von Cullera und Ca-
tarroja. — Juan Bautista Minguez giebt Plane zur Fortscuung des neuen
Königspalastes in Madrid.
Ventura Rodriguez, der Hauptarchitekt unter Carlos 111., verband neu-
klassische Studien mit der Nachahmung italienischer Theoretiker. Von ihm
sind zahlreiche Bauten ausgeführt: in Madrid 1749 die Kirche San Marcos,
die Fa.,-ade der Praemonstratenser , ijü die Dekoration der Kirche der
Nonnen zur Inkarnation, die Dekoration der Kapelle des Tertia nerordens,
die Dekoration der Hauptkapelle von San Isidro el Real, das Kloster von
San Gil, der Neubau der Kirche der Padres del Salvador, der Palast
yGoogIc
VIL AbschoitL Klauiiirender Zopfslil. Spanien. noq
des Herzogs von Liria, ein Theil des Hauses des Marquis de Asiorga
und die FontSnen des Prado. Von demselben Archiiekten: in Zaragossa die
Restauration der Kirche dcl Pilar mit der ellipiischen Kapelle der heiligen
Jungfrau, der Hauplallar in San Julian zu Cuenca, der Plan zur Fa^ade der
Kathedrale von Santiago in korinthischer Ordnung, die Kapelle des Sanauariums
in der Kathedrale von Jaen, mit einem giebel gekrönten Portikus und zwei
eleganten ThUrmeo, das Vestibül und die Fa^ade der Kathedrale von Pampe-
lona, ein grossarliges Werk korinthischer Ordnung, die Klosterkirche der
Benediktiner von San Domingo de Silos; die Kirche der Augustiner-Missionare
zu Valladolid, die Fa^ade der Pfarrkirche San Sebastian zu Azpeitia, von Ibero
ausgeführt, dann die Halbkuppel von San Antolin zu Cartagena. Ein be-
deutender Bau des Rodriguez ist die Kirche San Felipe Neri zu Malaga in
elliptischer Grundform, mit reichem Ssulenportikus und z^vei ThUrmen, dann
die Kapelle von San Pedro Alcämara im Franziskanerkloster zu Arenas mit
rundem ürundriss und korinthischer Ordnung im Aufbau. Fbenfalls von
Rodriguez: die Halbkuppcl der Kirche der armen Schwestern de Santa Vic-
toria in Cordova, die sechseckige Kapelle mit graziöser Kuppel im Hospiz
von Oviedo, das Hospiz von Olot in Caialonien und die Plane zu den Kon-
sistorial-Htlusern zu Coruiia, Betanzos und Burgos.
Marquet baute das Posigebüude in Madrid und Fr. Francisco de las
Cabezas ebendaselbst die Kirche und das Kloster San Francisco el Grande.
— Der italienische Architekt Francisco Sabaiini, ein Schüler Vanvitelli's,
hatte in Neapel die Annunziaia gebaut und wurde von König Carlos 111. nach
Spanien berufen. Von ihm in Madrid erbaut; das Thor von Alcalä (Fig. 331),
das Thor von San Vincente, das Pantheon Femando's VI. bei den Salesas-
Reales, der Palast für das Siaatsmtnisierium, die Kavallerie- Kaserne und das
Mauihgebäude in der AI calä Strasse. Von demselben Architekten: In Aranjuez
das Kloster von San Pascal, in Granada das Haus der Komthure von Santiajo,
in Valladolid das Nonnenkloster zu Santa Ana, in Leganes die Kaserne der
wallonischen Garden, in Kastilicn das Sanktuarium von Nuestra Seäora de
Lavanza und in Osma die Palafoxkapelle der Kathedrale.
Nachfolger der vorigen, in derselben klassizirenden Siilrichtung arbeitend,
sind: Jose' Hermosilla mit dem Hospital zu Madrid; Francisco Cayon und
Vincente Acevo, die Meister der Kathedrale von Cadiz; Pedro Ignazio Lizandi
mit dem Tabernakel der Kirche von Lugo; Julian Sanchez Bort mit der Haupt-
fat^ade der Kirche von Uugo; Carlos Lemeaur, der Erbauer der Hauptkapelle
der Kirche von Lugo und Domingo Antonio Monteguado mit der runden
Kirche von Monieagudo. Jose' Diaz Gamones baut die Garde- du-Corps-
Kaserne zu San Udefonso und die donige Glasfabrik. Pedro Cerme3o die
yGoogIc
„Google
VII. AbschntIL Klassiiirend«r Zopf&lit. Spanien. Ol [
neue Kathedrale von Lerida. Francisco Sanchcz errichtet die Kapelle de
Christo de SanGines und einen ThcÜ derGallerien der Universität zu Alcaiii.
Manuel Machuca y Vargas ist der Baumeister der Kirchen von Bermeo, la
Membrilla Ajalvar, Micdes und Rivadco, Von Francisco de las Cabezas ist
das Kloster und die Kirche San Francisco ei Grande zu Madrid. Bartholome
Rivelles y Dalmau erbaut die Kapelle Nuestra Seilora del Popolo in Cuart
und das schöne Camarin del Christo del Grao, sowie Kreuzgang und Haupt-
portal des Dominikanerklosters in Valencia; Juan Pedro Arnal, die königliche
Druckerei. Jose Prats errichtet die Santa Tecla Kapelle in der Kathedrale
von Tarragoua und Haus und Kirche der Cuardias Marinas (Strandwachen]
auf der Insel Leon. Von Augustin Satiz die Pfarrkirche von Santa Cruz in
Zaragossa, dann die Pfarrkirchen von Urrea, ßinaces, Epila und Fraga und die
Stiftskirche von Sariöea; Juan de üayarvinaga baut Thurm, Fa^ade und Sa-
kristei der Kathedrale von Osma, den Thurm und eins der Pönale an der
Kathedrale von Ciudad-Rodrigo , das Seminario conciliar ebenda und das
Prämonstratenserkloster drei Meilen davon. Graf Roneali ist der Urheber des
Zollgebäudes zu Barcelona. Juan Soler y Fonseca bewirkt 1772 den Umbau
der Lonja (Börse) zu Barcelona, in der damals allgemein üblichen Anordnung,
ein Pilastergeschoss auf Postamenten durch zwei Geschosse gehend, über einem
Unterbau in Quadern (Fig. 332). Die Wirksamkeit vieler unter den vorge-
nannten Archiiekien reicht bis in die Zeiten Carlos IV. hinein.
Blas Beltran Rodriguez, ein Vetter des Ventura, baut die Kapelle der
Architekten in der Pfarrkirche San Sebastian zu Madrid. Von Ramon Duran
yGoogIc
qi2 VII. Abschnilt. Kl assiiircn der Zopfstil. Spanien.
ist die Rundkirche von Monte Fno, die Nationalbank von San Carlos in
Madrid, Kirche und Palast des Consejo de la ördenes in Majocella und der-
selbe fuhrt die Umbauten am Kloster Sancii Spiritus und am Alcäntara-Stift
zu Salamanca aus. Manuel Martin Rodriguez, ein Neße des Ventura, baut zu
Madrid das Konservatorium der Künste, das Gebäude der spanischen Akademie,
das Kloster San Gil, jetzt Kavalleriekaserne, das Justizgebäude zu Cäzores
und das Mauthgebäude in Malaga.
Unter Carlos IV. beginnt der Uebergang zur Neuklassik, hauptsächlich
vertreten durch Juan de Vlllanueva, ein glänzendes Talent. Derselbe machte
seine Studien in Rom und wurde nach seiner Rückkehr zum Oberbaumeister
Fig. 3)). Ansicht vom Museum in Madrid (ii. Fergusson).
Votl ihm rühren in Madrid und anderwärts eine grosse Anzahl
Bauten her. Sein bestes Werk ist das Museo del Prado in Madrid. Der
Bau wurde schon unter Carlos III. begonnen, aber erst später vollendet
(Fig. 333). Den Mittelbau bildet ein scchssäuliger dorischer Portikus ohne
Unterbau und durch beide Geschosse gehend, die Flügel haben unten Arkaden,
darüber eine jonische Säulenhalle mit einer zurückspringenden Attika bekrönt.
Der Mittelbau bleibt aber ganz isolirt und seine kolossalen einfachen Säulen
stehen im seltsamen Kontra.si mit den reicher geschmückten Flügelbauten
(Qu. Fergusson), Zu den ersten Versuchen Villanueva's gehört das Haus des
französischen Konsuls und das des Marquis von Compov'iUar im Escorlal und
die Lusthäuser daselbst für die Infanten. Von demselben Architekten in
Madrid: die Kirche del Caballero del Gracia, der Balkon des Konsistorial-
gebaudes, das Theater del Principe, der Eingang zum botanischen Garten,
yGoogIc
VII. Abschnitt. Klassuirender Zapfst il. Dänemark und Schweden. q|^
die Sternwarte und der Friedhof am Thor von Fuencarral. Für das Escorial
baute Villanueva noch das Amtshaus und Treppe, Vorhalle und Thor am
Kloster San Lorcnzo.
Villanueva hatte nur wenige Schüler und Nachahmer; Silvestre Perez
war der bedeutendste unter diesen; von ihm, das Theater von Vittoria.
Franciso Ibero zu Azpeytia 1734 geboren, gestorben 1795, war ein Schüler
seines Vaters und führte die Fa^ade der Kirche zu Azpeytia nach den
Plänen des Ventura Rodriguez am Ende des Jahrhunderts im ncuklassischen
Stile aus.
Die in Holz geschnitzten Wappen im Winterchor der Kathedrale von
Toledo, um 177^ von Gregorio Lopez gearbeitet, zeigen ein Zurückgehen
auf den Stil des Bcrruguete. Ein Grabmal des Bischofs von Tuy, Don Martin
Zurbano in der Kapelle San Martin zu Azpeytia stammt aus dieser Zeit. Die
Statuen der neuen Kirchenfa^ade sind von Pedro Michel, einem der ersten
Bildhauer der Zeit.
Der deutsche Maler Anton Rafael Mengs ([728 — 1779) wurde von König
Carlos IV. nach Spanien berufen und vertrat hier den Klassizismus der
Winckelmann'schen Schule. Ein Schüler von ihm, Bayen y Sabias, zahlt noch
zu den guten Meistern. Als Kunststecher wird Juan de Iciar genannt. Das
Werk von A. Ponz; Viage de Espana. Madrid 1776. 6 Vol. enthält haupt-
sachlich römische und maurische Alterthümcr.
In Portugal wird 1774 das Standbild des Königs Joseph I. von Joachim
Machado de Castro modellirt und von Bartolomeo da Costa gegossen.
Dänemark und Schweden haben aus der Periode des klassizirenden
Zopfstils wenig bemerkenswerihes an Künstdenkmälern aufzuweisen. In
beiden Ländern herrscht das Koccoco sehr lange und wird dann bald durch
den Neuklassizismus abgelöst, welcher, wenigstens in Danemark auf dem
Gebiete der Skulptur, durch den berühmten Bertel Thorwaldsen eine glanzende
Vertretung hndet. Die politischen Verhaltnisse behnden sich in einer gewissen
Zerrüttung, welche der Pflege der Künste sehr ungünstig ist. König
Christian VII. von Danemark (1766 — 1808) ist geistesschwach, an seiner Statt
regieren sein Leibarzt Struensee und die Königin Mathilde, eine enghsche
Prinzessin. Der Erbprinz Friedrich und die Königin Mutter Juhane Marie
Stürzen 1772 den Minister Struensee. Dieser wird hingerichtet und die Königin
Mathilde nach Celle verbannt, wo sie stirbt. — Schweden verfällt unter der
Regierung F'riedrich's von Hessen-Casscl (1720 — i75i). Die aristokratischen
Parteien, die Gyllenborg'sche und die Horn'sche, die der Hüte und Mutzen
genannt, machen den König zum Schattenbilde. Adolf Friedrich von Hol-
yGooglc
gi^ VII. AbschnjIL Klassiiireoder ZopfsiiL Dinemirk und Schweden.
Stein, Bischof von Lübeck, von Russland zum Könige vorgeschlagen, wird
vom Adel tief hcrabgedrUckt und legt 176a die Regierung nieder. Sein
Sohn Gustav 111, , seit i77i König, besiegt den Adel, wird aber 1791 durch
Ankarström, das Werkzeug einer Ad eis Verschwörung, auf einem Maskenbälle
ermordet.
Die dänisch -norwegische Litteratur, bereits seit Holberg wieder auf
nationale Tendenzen gerichtet, wird durch den talentvollen Lyriker Johannes
Ewald (1743 — 1781) vollends von den Fesseln des französirenden Regelzwangs
erlöst. Dieselbe Absicht verfolgt Ewald in seinen Tragödien. Jens Baggesen
(1764—1826) war wieder ein unsicherer Nachahmer der ausländischen Litte-
ratur. Diesmal war es die neuere deutsche klassische Poesie, welche den An-
stoss gab; dagegen griff Adam Oehlenschläger {1779—1850) auf den alt-
nordischen Schatz zurück und stellte als Romantiker die noth wendige
Ergänzung der neuklassischen Richtung vor Augen. — Etwas anders ge-
staltet sich die Litteraturbewegung in Schweden, hier blieb die Ausländerei
noch lange in BlUthe, Die Königin Ulrike Luise, die Schwester Friedrich's
des Grossen von Preussen und Mutter Gusiav's 111, wurde die Urheberin einer
schwedischen Roccocopejiode in Kunst und Litteratur und ihr Sohn folgte
dieser Richtung mit einer gewissen offiziellen Absichtlichkeit. Gustav IIL
produzirte selbst litterarisch nach französischen Mustern. O. von Dalin( 1708— 1763)
durch seine Zeitschrift «Argus» und eine Anzahl nach französischen Mustern
arbeitender Trauerspieldichter vervollständigen das Bild. Erst C. M. Bell-
mann's (1741 — 1795) echt volksmässig nationale Lyrik durchbrach diesen Zirkel
und der Theoretiker Th. Thörild (1759—1808) suchte neue Muster in den
deutschen und englischen Klassikern zu finden. Die romantische Schule be-
ginnt in Schweden erst im 19. Jahrhundert.
Der schon erwähnte Bildhauer Wiedcwelt, seit 1774 Direktor der Kunst-
akademie in Kopenhagen, bildet fUr Dänemark den Uebergang zum klassi-
zirenden Zopfstile unter dem Einffussc Winckelmann's. Seine Fidelitas am
Freiheilsobelisken in Kopenhagen zeigt diese Richtung. Die Maler Abildgaard
und Jens Juel bewegen sich in derselben geistigen Atmosphäre. In Schweden
vertritt der Bildhauer Johann Tobias Sergell (1736—1813) bereits den Ueber-
gang zur neuklassischen Schule. Er hatte sich in Rom dem Studium der
Antike zugewendet. Seine Werke: Amor und Psyche, Mars und Venus, der
liegende Faun, Diomcdes mit dem geraubten Pallium, befinden sich im Museum
zu Stockholm.
Die Kunsilitteratur ist sehr spärlich vertreten. Anne-Ackerhjelm, Det
Svenska bibliotheket etc. Stockholm 1759 in 4", enthält Nachrichten über
griechische Kunstdenkmüler, und von K. Niebuhr erscheint in Kopenhagen r778
yGoogIc
VIL AbiChnin. Klauiiircnder Zoprslil. Rusiland. gi 3
eine Reisebeschreibung über Arabien und andere umliegende Länder in
2 Bänden, 4", mii Kupfern.
Russland bietet zwar keineswegs das Bild politisch gesicherter Verhältnisse;
allein schon die Thatsache, dass seit Peter 1. mehrere russische Herrscher
eines gewaltsamen Todes starben, ist wenig beruhigend; aber die Macht des
Reichs ist dennoch im fortwährenden Steigen, trotz dCr moralisch korrum-
pincn Hofverhälmisse, Besonders ist es die mit Herrschertalent begabte
Kaiserin Katharina II. (1762—1796), welche sehr viel zum Emporkommen
Russlands beitrügt. Sie gründet mehr als 200 Städte, zieht fremde Künstler
ins Land und bewirkt hierdurch einen gewissen Aufschwung der Künste.
Unter Katharina's Regierung nimmt die russische Litteratur durch
G. R. Derschawin (1743— i8iö) einen nationalen Anlauf, zeigt aber in den
Werken W. W. Kapnist's (1756—1823), in Nachahmung Voltaire's, den revo-
luiiotiären Geist des 18. Jahrhunderts. Die deutschen Klassiker bleiben bis
zum Ausgange des Jahrhunderts ganz ohne Einfluss auf Russland-
Die grösste Anzahl der bemerkenswert he n Gebäude Petersburgs sind
unter Katharina II. in der Periode des klassizirendcn Zopfstils nach franzüsischen
und italienischen Mustern entstanden; spcciell haben Paris und Vicenza die
Vorbilder gelicferi, niemals Florenz oder Rom. Unter allen Gebäuden Peters-
burgs mit Einschluss der neu klassischen ist nicht eines in «einer^ antiken
Stilart durchgeführt, in jedem einzelnen Bauwerke findet sich die korinthische,
dorische und jonische Ordnung zusammen verwendet, ganz entsprechend der
alteren Renaissanccauflassung. Ihrer Entsiehungszeit gemäss zeigen diese
Bauten einen bestimmten schab lo neuartigen Zuschnitt nach klassischem Ge-
schmack, aber ohne besondere Originalität. Unabänderlich kommt ein Unter-
bau in Rustika zur Anwendung, darüber zwei Stockwerke von gleicher Höhe
mit einem Portikus als Mittelbau von sechs, acht oder zwölf Säulen auf Stylo-
baten und durch beide Geschosse reichend. Die FlUgelbauten haben meist
nur eine Fensterarchitektur und an den Ecken Portiken mit zwei Sdulen
weniger als die Miite. Das Resultat dieses Reccpis ist immer elTektvoU auf
den ersten Blick, wirkt aber in der Wiederholung ermüdend. — Das Gebäude
der Börse zu Petersburg, gegenüber der Admiralität am anderen Ufer der Newa,
eins der vorzüglicheren Bauwerke daselbst, ist vom Franzosen Thomond unter
der Herrschaft der neuklassischen Richtung, nach dem Muster der Pariser Börse
errichtet, aber im Ganzen besser als diese. Der Börsensaal ist durch Oberlicht
und durch grosse Halb kreis fenster an den Schmalseiten erleuchteL Um den
Saal liegen in drei Stockwerken Geschäftsräume. Das Aeussere hat eine unter
der Höhe des Dachs bleibende Säulenhalle erhalten.
yGoogIc
„Google
VII. AbBchniti. Klaisiiirendcr Zopfslil. Quarenghi. 017
Die Italiener Rossi und Quarenghi, besonders letzterer, waren die Haupt-
architekten unter Katharina II. Giacomo Quarenghi, 1744 in Bergamo
geboren, war zuerst ein Schüler des Malers Mengs und eines anderen Malers
des Bergamcsken Stefano Pozzi in Rom und widmete sich erst spater der
Architektur, Der sienensischc Architekt Paolo Posi, der Franzose Dorizet und
Niccolö Giansimo wurden nach einander seine Lehrer, aber sein Hauptvorbild
blieb Palladio. Quarenghi durch Katharina II. nach Russland berufen und
mit der Errichtung zahlreicher Bauten beauftragt, setzte seine Thätigkeit
fig. 33^ FronUn&ichl der Keiibalin für die Garden in Petersburg {n. Qiiarenglii}.
noch unter der Regierung Paul's I. fort. Das Gebäude des General-
stabs in Petersburg, von Rossi und Quarenghi herrührend, zeigt in der
Mitte eine ansehnlich zurückweichende Curve und im Mittel derselben eine
grosse OefTnung von ganz bedeutenden Abmessungen. Das Ganze erhält
durch dieses Motiv einen ungewöhnlichen Charakter und wirkt ausserdem
imponirend durch seine Grösse, Von Quarenghi allein ist das Theater der
Eremitage entworfen mit einer Aussenarchiiektur im echten neupalladianischen
Stile. Der Zuschauerraum im Halbkreise gebildet, ohne Range, mit einer ko-
rinthischen Säule nordnung, schliesst mit einer Voute und Aachen Decke (Fig.334).
Ebenfalls in der Eremitage beündlich, die Gallerie der französischen Mater-
schule, — Der Palast der Eremitage selbst, als ein Annex zum Winterpalast
unter Katharina II. von einem Deutschen Volkner erbaut, wurde spitier ab-
yGooglc
(jjg VII. Abschnitt. KUssiiircnder ZopfsiiL Quarenghi.
gebrochen, um dem Museum der schönen Künste von Klcnze Platz zu machen.
Der Volkner' sehe Bau war im Gegensatz zum alteren Winierpalaste von kor-
rektester Gleichgültigkeit. Der Palast für den Fürsten Bisbarotko wurde
nicht nach Quarenghi's Entwürfen ausgeführt. Der Fürst starb, als erst die
Fundamente gelegt waren, und später wurde der Bau nach anderen Plänen
im Sinne der französischen Neuklassik weitergeführt, mit korinthischen durüh
zwei Geschosse gehenden Portiken. Der Pavillon im englischen Park von
Peterhof, für Katharina II. ausgeführt, hat noch ganz den pallad i am sehen
Charakter, aber später ging Quarenghi selbst zur Neuklassik Über, wie seine
Reitbahn für die Garden am Isaakplatze in Petersburg und anderes zeigt.
Die Reitbahn hat an jeder Schmalseite eine dorische achtsHulige Tempel-
Fig- J36- Frontansiclit des Insiituts der adligen Fräulein in Petersburg (n. OuarenghD.
fa^ade mit skulpirtem Giebelfeld von reiner und eleganter Zeichnung und
auch das Innere ist mit einer grossen dorischen Ordnung dekorirt (Fig. 335).
Der Palast für den GrossfUrstcn Alexander in Czarsköeselo , unter
Katharina II. von Quarenghi erbaut, ist entschieden neuklassisch, mit einem
Gcschoss und Halbctage, während die Säle in der ganzen Höhe durchgehen.
Fine grosse korinthische Säulenhalle schliesst den Hof ab. Die katholische
Kapelle am Hospiz der Malteser ritt er zu Petersburg, unter Paul I. erbaut, hat
grosse korinthische Säulen an der Front und ist mit einem Flachgiebel ab-
geschlossen. Der Plan ist dreischiftig mit halbrunder Apsis und im Aufbau
mit einem Tonnengewölbe überdeckt. Das Institut der adeligen FrSulein
(Fig. 336], das Militär -Waisenhaus und die Kaserne der Gardereiter, sSmmtlich
von Quarenghi, sind grosse Ziegelpuizbauten von einer gewissen Grossariigkeit
des Entwurfs, aber mit sehr gewöhnlicher Detaillirung. Ausserdem sind von
i'. :r.:s-:lbcn Architekten: die Bank und die Kaufmannsbörse zu Petersburg,
yGoogIc
Ergcbninc der Spllrenaissince. g | g
das Projekt der Kirche di Salvatore zu Moskau, der Palast des FUrsien Gagarin
an der Newa zu Petersburg, unter Paul I. ausgeführt, aber bald durch einen
Brand zerstßrt und verändert wieder aufgeführt, die Gallerie im Palast des
Grafen Scheremetoff und anderes (Qu. Fabbriche e Disegni di Giacomo Qua-
renghi dal' Cav. Giulio, suo filio. Milane 1821).
Das Gebäude der Akademie der schönen KUnste von Kokorin
bildet ein grosses Viereck, aussen wie gewöhnlich mit Portiken versehen und
nnen mit einem schönen kreisrunden Hof. Die Bibliothek von Tokoloff
ein elegantes Gebäude, an die Werke des englischen Architekten Adam er-
innernd, aber praktisch eingerichtet in Bezug auf die Unterbringung einer
möglichst grossen Anzahl von Büchern und Manuskripten. Von den kleineren
Gebäuden ist die Medizinschule von Porta eins der besten. Hier sind
zwei Ordnungen zur Anwendung gekommen. Das Reiihaus des zweiten
Kadettenkorps von Charlemagne ist eines der gefälligsten Bauwerke, Im
Jahre 1766 wurde der Grundstein zur Isaakskirche in Petersburg gelegt, welche
in der Hauptsache eine kombinirtc Nachahmung der Pautskirche in London
und des Pantheons in Paris darstellt. Der Bau wurde kurz nach dem Reginn
unterbrochen und erst 181 5 wiederaufgenommen. Der Tauri sehe Palast von
Yolkoff ist in Nachatimung von Trianon zu Versailles erbaut, in einem
Stockwerk, aber ohne die Eleganz seines Vorbildes. Das viereckte mit einem
achteckten Hofe versehene Gebäude ist unter Paul 1. errichtet und spater in
eine Ingenieurschule ver%^'andeli.
Ergebnisse aus der Geschichte der Spätrenaissance und
Schlusswort.
Soviel wird durch alles Vorige klar geworden sein: Um die Spät-
renaissancekunst verstUndlich schildern zu können, darf man sich nicht auf die
Darstellung der in einem Lande oder in einem Zweige der bildenden Kunst
siatißndenden Entwickelung beschränken. Weiter ergiebt sich, dass für den
Zeitraum von der Mitte des 16. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts die zum
Neuen treibenden Impulse allein von ItaUen ausgehen, und dass ohne Kcnnt-
niss der italienischen Bewegung sich die parallel gehenden SiilUnderungcn der
Übrigen Lander gar nicht erklären lassen. Für die Zeit von der Mitte des 17.
bis Ende des 18. Jahrhunderts gilt annähernd dasselbe von der französischen
Kunst; sie Übernimmt in diesem Zeiträume die Führung. Das wechselnde
Kunstideai der verschiedenen Stilepochen gewinnt Uberdem bald in diesem,
yGoogIc
Q20 Entcbnis« der Bpäirtiwissance.
bald in jenem Kunstzwcige seine vorzüglichste Ausbildung und zwingt dann
die anderen zur Nachfolge. Im Grossen und Ganzen ist aber in der gesammten
Spairenaissancc das malerische Prinzip das vorherrschende, und mindestens isl
der ausgebildete Barockstil, in Architektur und Plastik, als eine Nacheiferung
der in der Schule der Caracci's zuerst geptiegten Affektmalerei aufzufassen.
Im Grunde genommen ist die bildende Kunst nur ein ßruchtheil des jedes-
maligen geistigen Schaffens einer Epoche; und deshalb muss man die wahren
Ursachen der neuen Stilbildungen in der gesammten geistigen Richtung der
bei reitenden Zeil aufsuchen, als deren sprechendster Ausdruck die jedesmaligen
Erscheinungen der Litteratur, besonders die Dichtwerke gellen müssen. Wirk-
lich finden sich auch überraschende Parallelen zwischen den gleichzeiiigen
Dichtern und den Meistern der bildenden Kunst: Geben jene den Ausdruck
der Gedanken in schlichter, ruhiger Weise, so begnügen sich auch diese mit
der Verwendung einfacher Formen; wird aber der Vonrag der Dichter ge-
künstelt geistreich und abspringend, so kommen auch die bildenden KUnsüer
zu geschraubten und übertriebenen Gesialtungen. Ein schlagendes Beispiel
dieser genauen Wechselwirkung zwischen Litteratur und bildender Kunst
bieten die handelnden Allegorien, welche gleichzeitig bei Calderon und in der
Skulptur auftreten.
Stellt man die berechtigte Frage nach dem, was jedes europaische Kultur-
land in moderner Zeit eigenthUmlich Nationales an Kunstleislungen aufzu-
weisen hat, .so behndet man sich sofort ganz auf dem Felde der Spätrenaissance,
obgleich die einzelnen Entwickelungsphasen derselben demungeachtet niemals
ganz den Charakter einer allgemeinen europaischen Bewegung einbUssen. Der
Wechsel des Kunstideals pflanzt sich sogar mit blitzühnlicher Schnelligkeit
von einem Lande zum andern fort; aber deswegen sind doch wichtige natio-
nale Unterschiede zu bemerken, von viel grosserer Bedeutung, als etwa die
Verschiedenheiten lokaler Schulen. Hierzu mag auch gleich bemerkt werden,
dass das Niveau der Kunst sinkt, sobald diese Unterschiede anfangen
sich zu verwischen. Bedingt sind die nationalen Besonderheiten: einmal durch
den natürlichen Gegensatz zwischen der gebenden Nation und der empfangenden;
dann durch die stärkere oder schwächere Mischung mit älteren KuostUber-
lieferungen und schliesslich durch die verschiedene AuHassung und Ausbildung
der Hauptformen, welche der Volksphaniasie, den Sitten, Bedürfnissen, klima-
tischen und Material-Verhiilinissen des einzelnen I-andes entsprechen. Wie
schon oben gesagt, sind die Hauptmomenie der Stilbewegung allen Nationen
gemeinsam; so im Besonderen die Kreisbewegung, welche die vom Klassizis-
mus Palladio's ausgehende Architektur zu vollführen scheini, indem sie am Ende
wieder auf dasselbe Vorbild zurück kommt. Auch in der Skulptur setzen sich
yGoogIc
Ergtbnisst der Spä Irena issanee. gjl
die Einwirkungen, der durch Bernini begründeten Modifikation der michcl-
angelesken Schule, als ununterbrochene Kette durch alle Lünder fort, schliess-
lich bis zur ganzlichen Verwischung des Nationalen, selbst des Individuellen.
Aber diesen allgemeinen Bezügen steht genug Besonderes gegenüber. Der
Baukunst der verschiedenen Lander verleiht das mehr oder minder zähe Fest-
halten an den Hauptdispositionen des Mittelalters ein sehr mannigfahiges Ge-
präge. Um nur einiges speciell Architektonische zu erwähnen; so ist der
deutsche und niederländische Giebelbau ganz verschieden von dem französischen
Pavillon System; ebenso ist, den abweichenden Sitten entsprechend, das fran-
zösische Adelshötel anders in der Hauptanlage, als der italienische Palazzo
und der englische Landsitz findet in anderen Ländern nicht seines Gleichen.
Die eigensten nationalen Leistungen ergeben sich aber auf dem Gebiete der
Malerei; ganze Zweige dieser Kunst finden ihre originale Entwickelung nur
in diesem oder jenem Lande.
Den in der Kunst vorzugsweise gebenden Theil vertreten unzweifelhaft
die romanischen Völker, Italiener und Franzosen. Besonders geht der erste
Anstoss zur Entwickelung der Spätrenaissance von Italien - aus; denn, wie
schon in den betreffenden Abschnitten dargethan, muss der grosse Michelangelo
als der geistige Vater der ganzen modernen Kunst angesehen werden. In
Italien ist die Tradition der Antike am stärksten und die des Mittelalters am
schwächsten, deshalb vollzieht sich hier der oben erwähnte Kreislauf der Idee
in der Architektur, der von der modern gefassten Klassik eines Vignola und
Palladio im i6. Jahrhunden ausgeht um im i8. Jahrhundert bei den ahnlich
klassischen Schöpfungen eines Fuga und Galilei anzukommen, am reinsten.
Es möchte sogar schwierig sein zwischen diesen Polen der Spüt renal ssancc-
kunst, zwischen den in der Zeit weit auseinander liegenden Werken der vor-
genannten Architekten einen prinzipiellen Unterschied festzustellen. In dieser
Thatsache spricht sich zugleich eine der grossen EigcnthUmlichkeiien der
italienischen Kunst aus; das Beharren in einer gewissen unverrückbaren
Monumentalitat der Empfindung, wie es tn dieser Starke bei keinem anderen
modernen Volke anzutreffen ist. Die malerischen Ucbertreibungen der Borro-
mini und Guarini finden in den anderen Lündern eine breitere und lang-
dauerndere Nachfolge als in Italien selbst; hier werden sie bald abgcschütteh
und müssen der altgewohnten Ruhe weichen. Schon zur Zeit des höchsten
Wohlstandes sind die italienischen Kunstleistungcn mehr monumental als
prunkvoll, wie die Horentinischen Kaufmannspaläste enveisen. — Für die
Entwickelung der gesammten Skulptur bleibt Italien von der Mitte des i6. bis
zum Ende des i8, Jahrhunderts so ziemlich allein massgebend. Zu den durch
Michelangelo, Bernini und etwa Giovanni da Bologna aufgestellten Normen
yGoogIc
022 Ergebni>sc der Spllrcnai^sancc.
hat kaum irgend ein Meister eines anderen Landes etwas wesemlich Neues
hinzugebrachi. — In der Malerei gestaltet sich das Verhakniss etwas anders;
denn, wenn man die Dekorationsmalerei im grossen Sinne, die GewUlb- und
Deckenmalerei von Correggio bis auf Pozzo und Tiepolo ausnimmt, welche
den Italienern allein angehün, so findet man, dass auch andere Nationen
wesentlich zur Entwickelung dieses Kunstzweiges beigetragen, in einzelnen
Zweigen eine höhere Meisterschaft erlangt, und sogar ganze Galtungen der-
selben neu hinzugefügt haben. Aber auch in der Malerei kommt Italien zu-
erst wieder auf den monumentalen Stil der Hochrenaissance, den raffaelischeo,
zurück.
Frankreich ertingt seine Herrschaft in der Kunst durch unvergleich-
liche Bewegliclikeit und immer geistreiche Neuheit. Die Franzosen sind des-
halb die wahren Meister der Dekorationskunst. Bei ihnen entwickelte sich
bereits eine reiche und charakteristische FrUhrenaissancc, unter Festhaliung
der starken gothtschen Traditionen, und prägte sich in so bedeutenden
Monumental werken aus, wie sie aus dieser Epoche kaum ein anderes Land
besitzt. Der Stil Henri 11. erreicht dann, unter dem fortdauernden Einflüsse
der Italiener, einen hohen klassischen Adel; aber ein starker Nationalgeist
giebt der Haupterscheinung der Bauten ein ihm gemSsscs Gepräge, welches
sich besonders in der pavillonbildenden Auflösung der Baumassen, den hohen
Dächern und der innigen Verknüpfung der letzteren mit dem Fa^adenaufbau
kundgiebt. Besonders erleidet das Ornameni in Frankreich eine Umbildung
im nationalen Sinne. Der französische Barockstil Louis XIII. ist allerdings
weniger originell als der Stil Henri II., jener wird wohl durch das Beispiel
der Niederlander angeregt und hat deshalb weniger national -elgemhUmliche
Elemente aufzuweisen. Bald aber beginnt unter den grossen Kardinal-Ministem
Richelieu und Mazarin die bewusste Selbstständigkeit der französischen Kunst,
mit einem absichtlich in Scene gesetzten Zurückgehen auf die römische Antike.
Der hieraus entspringende Stil Louis XIV. beweist durch seine Verbreitung
über ganz Europa, selbst einschliesslich Nord-Italiens, die Macht der ihm inne-
wohnenden treibenden Idee. Das Dekorationsgenre der Lebrun und Lepautre,
sowie das folgende der Bcrain und Marot gehört in seinem Ursprünge aus-
schlie.sslich den Franzosen und giebt den vollendeten, wenn auch theatralisch-
pomphaften Ausdruck ihrer politisch - massgebenden Machtstellung. Aber
Frankreich schlaft nicht ein auf den erworbenen Lorbeeren, bald erhebt sich
in ihm selbst eine natürliche Reaktion gegen das stelzcnhaft majestätische
Wesen der Innendekoration des Stils Louis XIV., sowie gegen die unver-
hUltnissmUssige schemaiische "Trockenheit der damit verbundenen Aussen-
architektur; uad diese neue Bewegung der Geister bringt das Roccoco hervor.
yGoogIc
Ergebnisse der SpäirenaisMnce. pjj
den Gipfel des Geistreichen in der Architektur darstellend. Das Roccoco
jfewinm hei den Franzosen den Wenh einer Stilart, mindestens für den
Innenbuu, und hak ebenßtUs wieiier seinen Triuinphzug durch alle europäischen
Kulturländer. Nirgends wird dann wieder das Naturalistische des imponirtcn
Chinesischen und des aus der Entdeckung Pomp^ji's gewonnenen Genres ä la
greque lebhafter aufgefasst und schneller verbreitet, als bei den Franzosen.
Diese dekorativen Neuheiten bedeuten zwar nur ein Spiel, ohne besondere
Tiefe, aber sie haben das SiUrmJsche und schnell Ülierwiiltigende einer init
eigenthUmlkhcm Esprit aufgegriflenen Tagesmode. In der praktischen Aus-
beutung der neuklassischen Bewegung gehen dann wieder die Franzo.sen voran;
ihre Gabriel, Soufflot und Gondouin schalfen die ersten Monumental werke
dieser Art, und schliesslich giebt es vor der Schule David's keine ühnlich
klassizirende Richtung. Alle Länder fUhren gegen die Republik Krieg, aber
sie beugen sich dem von derselben ausgehenden, die Einfachheit fordernden
Geiste, Selbst die romantische Reaktion nimmt wieder von dem, aus den
TrUmmern von St. Denis und dem Raube der Revolutionsarmeen gebildeten
Pariser Museum ihren Ausgang. — In der Skulptur dagegen bleiben die
Franzosen von den Italienern abhängig; ihr grosser Puget übertreibt nur den
Bernini'schen Stil; und abgesehen von dem dekorativen leichten Roccocogenre
bieten die Bildhauerwerke, wenn es sich um Monumentalschüpfungen handelt,
von der durch die Italiener eingeführten AHektbildnerei und den Allegorien
ab bis zuletzt, keine neue Seite der Auflassung. In der Malerei ist es wieder
anders, in dieser erobern die Poussin's und Lorrain mit ihren heroischen
Slimmungslandschaften ein neues Gebiet, und auch die Roccocomalerei eines
Watteau .stellt eine bisher ungekannte Facette eines wirklichen Kunstideals
ins Licht.
Die Spanier zählen zwar zu den romanischen Nationen, sind at>er durch
ihre gothische Abstammung und die Vermischung mii maurischen Elementen
eigenartig bedingt. Der goihischen wie der maurischen Kunstperiode ver-
dankt Spanien eine grosse Anzahl von Monumenten ersten Ranges als voll-
endete BlUthe einer reichen und dem Ornamentalen mit Vorliebe zugewendeten
Kunstphantasie. Denselben glänzend dekorativen Zug bewahrt sich die
spanische mit den Elementen der vorhergehenden Siilperioden eigenthUmlich
durchsetzte FrUhrenaissance, die des Plateresken- oder Silberschmicdsiils, wie
derselbe in Spanien sehr passend benannt wird. Hier noch mehr als ander-
wans berührt das Eindringen der italienischen SpHtrenaissance als ein er-
kaltender Hauch, als ein siürend Fremdartiges, welches das nationale Em-
pfinden in falsche Bahnen zu drängen scheint. In der That kann sich die
nach diesem Zeitpunkte folgende Rena issanceent Wickelung an nationaler Eigen-
yGooglc
g24 Ei^ebnisse der Spälrenaissanec.
thUmlichkeit nicht mit der frUherea vetgleichen; sie bleibt stets in enger Ab-
hängigkeit von Iialien, bis das Churrigueresco, gleichzeitig mit der höchsten
BlUthe der spanischen Malerei, wieder selbsiständiger aufcriit. Das Churri-
gueresco geht den Poppe! man n'schen Leistungen in Deutschland parallel, dauert
aber länger und gewitint deshalb eine weitere Verbreitung, wird aber niemals
zu einem System der Innendekoration, wie das französische Roccoco, mit dem
man es wohl verglichen hat. Das höchste det nationalen Kunst liegt in
Spanien auf dem Gebiete der Malerei: Zurbaran. Murillo und Velasques ent-
decken eine neue Seite des malerischen Ideals, sowohl in den Kirchenbildem,
als in den historischen Porträts und dem Genre, — Die spanische Neuklassik
ist wieder weniger originell, aber doch von Bedeutung; sie nähert sich, die
Monumentalität anbelangend, den besten italienischen Werken derselben Stil-
richtung.
Die Niederlander sind, ähnlich wie die Spanier, nwr gross in der Re-
naissance während der Periode ihrer weltberühmten Malerschulen. Rubens,
van Dyck, Rembrandi, Ruysdael sind zu ihrer Zeit die ersten Maler der Welt
und wirken wesentlich stilbegrUndend, Rubens allein bedeutet einen ganzen
Stil, nicht nur in der Malerei, sondern auch in der Architektur, Skulptur und
Dekoration. Der kräftige, lebensfrohe Naturalismus seiner Kunstanschauung
ist der wahre Ausdruck des niederländischen Charakters und dussert sich in
der Baukunst in einem derben, malerisch bewegten Barock, in der Ornamentik
in der realistischen Wiedergabe von Fruchten, Blumen und Thiergesialten.
Der gemischte Ziegel- Hausteinstil der niederländischen Bauten, aus lokalen
Materia Ibcdingungen hervorgegangen, wird mit diesen Mitteln zu einer hohen
künstlerischen EigenihUmlichkeit ausgebildet und passt vortrefflich zu dem
allgemeinen Kunstcharakter des Landes. Diese polychrome Bauweise, ebenso
das breite, etwas schwerf^l 1 ige Ca rtou sehen werk und die naturalistischen Blumen-
und Frucht-Festons üben ihren EinHuss auch in den angrenzenden Landern,
besonders in Frankreich.
An dieser Stelle wäre passend die Charakteristik der deutschen Renaissance-
kunst nach der nationalen Seite hin anzufügen; indess mag hier erst England
erwähnt werden, obgleich seine Leistungen in der Renaissance, betrefls selbst-
stündiger Kntwickelung und Wirkung in die Ferne, viel tiefer stehen als die
deutschen. England hält länger am Mittelalter fest als die anderen Länder,
die Renaissancekunst wird ihm durchaus durch Fremde zugebracht, und
in der Frühzeit auch fast nur durch solche ausgeübt; daneben macht sich aller-
dings sehr bald eine archaistisch angehauchte Klassik mit einer gewissen puri-
tanischen Härte und Schneidigkeit gellend. Für Skulptur und Malerei bleibt
die gänzliche Abhängigkeit voa fremdländischen Kunstleistungen bis zur Mitte
yGoogIc
Ergebnisse der Spjlrenaissancc. q25
des i8. Jahrhunderts bestehen. Wie gering zu Zeiten das KunsibcdUrfaiss in
itngland war, beweist schon der Umstand, dass Christopher Wren am Ende
des 17. Jahrhunderts, so ziemlich der einzige kunstmüssige Architekt des Landes
ist und seine allerdings kolossale Buupraxis Ubcrdem einer äusseren Zufällig-
keit, dem grossen Brande von London, verdankt. Im Ganzen geht durch die
englische moderne Kunst ein gewisser kalter, versiandesmdssigcr Zug, weshalb
denn auch die phantasievolleren Formen des Barocks nur sehr spärlich zur
Anwendung kommen. Die trockene Nachahmung des Paüadio wird wieder
von der gothischen Renaissance Wren's und seiner Nachfolger abgelöst, welche
letztere Richtung ein starkes Hervortreten des Ingenienrhaften nicht verleug-
nen kann. Die bald darauf folgende Schule des Inigo Jones kommt nochmals
auf Palladio zurück und behauptet sich dann bis zum Auftreten der Neu-
klassik. Auch diese gräzisirende Richtung wird nirgends schulmüssiger und
schematischer aufgcfassi als in England. Um nicht überhaupt den englischen
Kunstsinn zu unierschützcn, muss man, über die Renaissance hinaus, an die
donigen gothischen Künstle ist ungen denken, obgleich diese ebenfalls weit
weniger phantasievoll sind als etwa die französischen.
Was verbleibt nun für Deutschland an selbststündigen Leistungen im
Verlaufe der Spätrenaissancekunsi? Es ist dies viel oder wenig, je nachdem
man die Sache nimmt. Die eigentlich sogenannte Deutschrenaissance, in der
Periode vor dem dreissigjahrigen Kriege, hat mindestens in der Architektur
einen stark nationalen Zug. Nachdem die rein italienischen, von Italienern
gefertigten, meist vcneiianisch stilisirendun Versatzsiücke in spStgothischcn
Bauwerken, zu denen man sich keinen gleichzeitigen, ganzen, dcuischcn Bau
denken kann, endlich verschwunden sind und die Durcharbeitung der Re-
naissanceformen von deutschen Meistern in die Hand genommen wird, bildet
sich allerdings verhultnissmüssig spül, mit dem Beginne des Barocks, eine
Stillorm von echt nationalem Geprüge, als dessen Prototyp etwa der Friedrichs-
bau des Heidelberger Schlosses gelten kann. Die aus der Gothik verbliebene
Venikallinic wird kräftig betont, die steilen Giebel der hohen DUcher er-
scheinen vollkommen organisch vorbereitet und über das Ganze verbreitet
sich eine krüfiige und reiche, im derb realistischen Sinne, ithnlich der nieder-
ländischen, gebildete Ornamentik. Aber Deutschland ist in dieser Periode
verhal toi SS massig arm an grossen monumentalen Bauten und selbst da, wo
grosse Mittel verwendet werden, zur Zeit des hUclisten Wohlstandes, dicht vor
dem dreissigjahrigen Kriege, dienen diese mehr um Pracht und Ueppigkeil
als eine ruhige Monumcntalit.1t der Wirkung zu erreichen. Eine eigenthUmlich
deutsche, nationale Skulptur und Malerei giebi es aber schon damals in
Deutschland nicht mehr. Mit Dürer und Holbein waren die letzten grossen
yGoogIc
Q25 Ergebnisse der SpSirt
deutschen Maler geschieden; schon der erstere hatte unablässig mit den Arm-
seligkeiten des Lebens zu kämpfen; und der letztere musste sogar ins Ausland
gehen um eine auskömmliche Existenz zu finden. Es muss demnach gesagt
werden, dass in Deutschland keine neue Stilentwickelung, in irgend einem
Zweige der bildenden Kunst, soviel Kraft gewinnt, um eine Nachfolge der
anderen Länder zu erzwingen. Für diese verhaltnissmSssige Schwache der
deutschen Sptitrcnaissanceentwickelung kann man aber doch nicht den erst
folgenden dreissigjShrigen Krieg verantwortlich machen, sondern eher den
vorhergehenden politischen und kirchlichen Zwiespalt, den hierdurch bedingten
Niedergang der Reichsmacht und das Fehlen eines echt deutschen Central-
punktes fUr alle geistigen und künstlerischen Interessen der Nation. Prag und
spater Wien, die Hauptstütten der österreichischen Hausmacht, konnten diesen
Mangel nicht ersetzen und ebenso\^'enig die einzelnen grossen Reichsstädte.
Nach dem westphulischen Frieden steht man vor ganz neuen Verhältnissen,
das Reich ist gebrochen, aber die Einzelstaaten blUhen auf, und Preussen,
Oesterreich, Sachsen und Baiern weisen jedes für sich den Künsten in ihren
Haupt- und Residenzstädten eine neue Bahn an. Es entstehen hier eine An-
zahl grosser Bauten in einem monumentaleren Sinne als früher, allerdings
unter holländischem und französischem Einflüsse, aber immerhin von einem
unverkennbaren nationalen Gepräge. Auch Skulptur und Malerei nehmen
einen Anlauf sich aus dem Zwange der AusJilnderei zu befreien. Leider zeigt
es sich, dass die deutsche Nation geistig unterjocht ist; denn die neuen An-
laufe verschwinden bald unter dem übermachtigen Drucke französischen
Wesens. Vielleicht war auch die, in der kurzen Periode der deutschen Klassik
am Anfange des i8, Jahrhunderts, erstrebte Monumentalität, in der Haupl-
.sache noch mehr im italienischen als im französischen Sinne aufgefassi, der
deutschen Art nicht innerlich zusagend. — Man sollte dies fast glauben, wenn
man die Richtung beobachtet, welche die heutige Wiederaufnahme der
nationalen Architektur nimmt, nachdem sie von den Fesseln der hellenistischen
Schule befreit ist. An den meist belobten und prämiirten Ronkurrenzarbeiien,
welche doch für eine allgemeine Schätzung den Massstab abgeben können,
zeigt sich eine möglichst malerische Zerrissenheit der Silhouette, ein HSufen
der Risalite und Aufbauten, keineswegs im Sinne einer ruhigen Monumentalität.
Das Pikante und Sensationelle scheint das Ideal zu sein, dem man neuerdings
zustrebt und dem der Beifall der Menge nicht fehlt. Auch die deutsche
Skulptur fängt wieder an dem malerischen Prinzipe zu huldigen, wenn sie
auch noch den krassen Realismus der heutigen Italiener vermeidet. — Von
der deutschen Zopfzeit ist nichts national unterscheidendes zu sagen; »e
wandelt die Bahnen Palladio's, wie dies fast überall der Fall ist, und auch die
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Ergebnis« der SpSlrennissanc«. ^27
deutsche Neuklassik ist keineswegs so unabhängig von der David'schen Schule,
sIs man dies gelegentlich vorzugeben liebt.
Der Untergang des neuklassischen Stils, durch die Wiederaufnahme der
Nationaliiatsidee in der Kunst, vollzieht sich, angerangen von den sechziger
Jahren unseres Jahrhundens, vor den Augen des jeut lebenden Geschlechu
und ist nicht mehr aufzuhalten. Auch diese Bewegung hat wieder einen
durchaus europäischen Charakter und ihre ersten Symptome machen sich be-
reits in den vierziger Jahren bei den immer beweglichen Franzosen bemerk-
bar; man braucht nur an den in dieser Zeit erfolgenden Weiterbau des Pariser
Höiel de Ville zu denken. Die neue Institution der Weltausstellungen hat
seitdem nichts dafUr gethan die nationalen Besonderheilen auszugleichen,
sondern hat noch den Blick ßlr dieselben geschärft. Zwar protestirien eine
Anzahl tUchtiger Geister gegen den Versuch der Wiederbelebung nationaler
Kunstarten, indem sie aus dem kosmopolitischen Charakter der Kunst das
Vergebliche dieses Bestrebens beweisen wollten. Besonders gab es in den
Augen der Hellenisten nur eine Kunst, nur einen höchsten Ausdruck fUr
einen Gedanken und diesen mllsste Jeder zu erreichen suchen, ohne Unterschied
der Nationalität. In der Theorie hat diese Ansicht etwas Bestechendes, aber
in der Praxis fuhrt sie zur Uniformität und Leerheit und vorlüulig ist wohl
kaum auf das Wiederauftauchen des Traumes einer kosmopohtischen,
griechisirenden Kunst zu rechnen, wenn derselbe nicht etwa von einer neuen
politischen Internationale heraufgefuhrt wird. Die belebenden Impulse, ohne
welche sich die Kunst in Kopien des inneren Lebens ermangelnd fon-
schleppt, kommen aus den intimsten Gefühlen des Volkes. Alle neuen Um-
wälzungen in der Kunst wurzeln in der geistigen Arbeit breiter Schichten
des Volkes und sind niemals das Produkt einer oberen Minderzahl. Nun ist
die Kunstphantasic der Völker, wie sich historisch erweist, jedenfalls ver-
schieden beanlagt und begnügt sich nicht mit einem allgemeinen Ideal. Man
kaon zugeben, dass eine Kunstweise der anderen absolut genommen überlegen
ist, aber deswegen ist das Höhere doch nicht unter allen Umständen das Beste.
Vermuthlich wird immer die Kunst die Beste sein, welche der treffende Aus-
druck der Sitten und des Geistes eines Volkes ist. Jede anders geartete Kunst
wird zu einer exotischen Pflanze, zu einem akademischen Produkt, unverständlich
für die grosse Masse des Volkes. Nur die Kunstwerke können historischen
Werth beanspruchen, in denen sich die geistige Richtung ihrer Emstehungs-
zeit klar abspiegelt und in diesem Sinne ist die oft verlästerte Originalität eine
der kostbarsten Eigenschaften jeder Kunstepoche. Die neueste Zeit macht
grosse Fortschritte in der Beachtung des Volksgeistes und muss, um nur den
Weg zu diesem Ziele zu erölTnen, zunächst an die Erforschung dessen gehen.
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g2g Ergtbrissi dtr Spaireiiaissance.
was jede Nation an originellen Schöpfungen zu Stande gebracht hat. Viele sehen
auf diesem Wege Gefahren, besonders in dem rasch auf einander folgenden
Ergreifen und ebenso schnell erfolgenden Abwinh sc haften eines Modestils.
Diese Meinung kann man vorläntig auf sich beruhen lassen, sie kann nur
durch die Resultate der Zukunft widerlegt werden, nicht durch Worte. Jeden-
falls sind die neuen historischen, ethnographischen und anthropologischen
Studien Wirklichkeiten, mit denen man rechnen muss. In Vergleich zur
heutigen Geschichtsschreibung, welche auf den Ursprung und die Bildung der
Völker eingehl, den socialen Zustand der Mehrzahl zu erforschen trachtet und
die durch Einflüsse von Aussen oder Innen bewirkten Veränderungen auf-
deckt, erscheint die früher übliche chronologische Kompilation der Ereignisse
als ein mUssiges Unternehmen. Auch die Kunstgeschichte muss sich diese
neue Methode zu Nutze machen, indem sie die Bedingungen erforscht unter
denen sich eine bestimmte Kunstform entwickelt hat, und dabei Über dem
Kunsrsverke nicht die Urheber vergisst, von deren besonders geartetem Geistes-
leben doch nur ein Bckenntniss vorliegt. Schliesslich sucht der Mensch in
allem wieder den Menschen und nirgends ist dieser Standpunkt berechtigter
als in der Kunst. Wenn die moderne Civilisaiion kein Ganzes bildet, sondern
aus verschiedenen, oft gegensätzlichen Elementen besteht, welche eine Ver-
schiedenheit im Ausdrucke der Kunst bedingen, so schlicsst diese Verschieden-
heit doch keineswegs die Harmonie von einem hohen Gesichtspunkte aus.
Man kann sich immer «einen» Hauptstil als aUgemein herrschend denken und
annehmen, dass die Unterschiede der Schulen vielleicht schon hinreichend
sind den nationalen Besonderheiten gerecht zu werden. Dieser allgemeine
Stil könnte die auf gemeinsamen indogermanischen Traditionen beruhende
Renaissance sein, wenn nicht die mächtigen gothischen Dome der nord-
europäischen Lander und auch Spaniens, hauptsächlich durch ihre Raum-
wirkung, als ein höheres Ideal nordisch -ehr istlichen Geistes gelten mUssten. —
Um speciell von deutscher Kunst zu reden, so lösst die neugeweckte Be-
geisterung fUr den nationalen Gedanken solche Schlagworte wie «urgermanisch»
immer wieder auftauchen, aber auf die Gothik Itisst sich diese Bezeichnung
nicht mit grösserem Rechte anwenden, als auf andere deutsche Stilcpochen.
Historisch genommen giebt es vielleicht nirgends eine ürkunst, immer weist
die Entwickelung auf eine altere Tradition hin und so ist.es auch in Deutsch-
land. Es giebt hier grosse Epochen nationalen Kunstaufschwungs, aber es
zeigt sich stets ein grundlegender fremder Einfiuss. Die Epoche Karl's des
Grossen ruft eine römische Renaissance hervor und die aus diesen Anlangen
entwickelte nationale Kunst, die sogenannte «romanische», beginnt ihre Bllithe
unter den grossen sächsischen Kaisern zu entfalten, schafft im 1 1. Jahrhundert
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Ergibnisse der SpätrenaissaDM. g29
zur Zeil des grossen Saliers die mächtigen Dome von Mainz, Trier und Speyer,
das Münster zu Bonn und vieles andere, und endet unter Friedrich II., dem
grössten Hohenstaufen, im 13. Jahrhundert, zugleich mit der Herrhchkeit des
Reichs. Der romanische Kunstsiil, der sich besonders in Deutschland zu
höchstem Glänze entwickelt, die Zeiten der grössten Herrlichkeit des Reichs
begleitet und keineswegs als Vorläufer der Gothik, sondern als ein Gegensatz
zu derselben aufzufassen ist, aus dem sich gegebenen Falls mit demselben
Rechte eine neue Renaissance hätte entwickeln können, wie das Beispiel der
Certosa bei Pavia für Italien beweist, hat jedenfalls den grössten Anspruch
als national-deutscher Stil zu gelten. Die Gründung der deutschen gothischen
Dome fallt schon in die Zeit der grössten politischen Zerrüttung, in die Epoche
der Gegenkaiser; und stets war einer von diesen, oder der auslandische
Schatten fürst Richard von Cornwallis bei Gründung derselben zugegen;
während sich Karl von Anjou, der Bruder Ludwig's des Heiligen von Frank-
reich, bereits anschickte das italienische Erbe der Hohenstaufen aa sich zu
bringen. Aber, es bedarf nicht dieses Hinweises auf den Niedergang deutscher
Macht und kaum der archäologischen Beweise; allein aus dem künstlerischen
Charakter der frUhgot bischen Kathedralen Frankreichs, aus ihrer noch ganz
voll und frisch aus der neuen Idee entspringenden Bildung, welche noch weit
entfernt ist von dem regelrecht Systematischen der späteren Bauten, lässt sich
die Priorität derselben sicher erkennen. Selbstverständlich soll damit keines-
wegs die deutsch- nationale Berechtigung der gothischen Bauweise bestritten
werden; es handelt sich nur darum sie in die Reihe der übrigen auf deutschem
Boden assimilinen Kunststile zu stellen, denen gegenüber, welche der Re-
naissance dieses ebenso wohlerworbene Recht bestreiten. Die Frage nach der
traditionellen Grundlage der frühsten französisch-gothischen Formen ist noch
nicht befriedigend gelöst und kann auch hier unberührt bleiben; jedenfalls
ist es kein Fehler, wenn eine Nation darüber hinaus wieder auf die all-
gemeineren und umfassenderen Wurzeln der alt-arischen Kunst zurück-
greift. Nach der Meinung der neu romantischen Schule, und man muss die
starke Verbreitung derselben zugeben, soll weder die altchristliche, noch die
romanische, noch die Rcnaissanceperiodc das christliche Ideal im Kirchenbau
so rein und erschöpfend zum Ausdrucke gebracht haben, als das gothische
Mittelalter. Danach zu schUessen wird die Signatur unserer Zeit wohl noch
längere Zeit darauf hinausgehen, dass der Kirchenbau des grössten Theils der
Welt gothisch bleibt. Aber damit ist auch die Herrschaft der Neugothik be-
granzt, ihre Versuche den Profanbau wieder zu gewinnen werden voraus-
sichtlich ohne Erfolg bleiben. Die meisten Gattungen der öffentlichen Ge-
bäude zu Prüfanzwecken verdanken ihren anerkannten typischen Charakter
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530 Ergebnisse der Spälrenaissance.
lier Renaissance, und fUr den Wohnhausbau bleibt ausserdem die Unter-
stützung durch das Kunstgewerbe eine nothwendige Vorbedingunf;. In der
Schöpfung dieser zahllosen, den Sitten und Bedurfnissen unserer Zeit bequem
entgegenkommenden Möbeln, Gerathen und Stoffen hat die Neugoihik noch
so gut wie Nichts geleistet. Auf dieses Feld, auf dem die Praxis des Gebrauchs
und die Bequemlichkeit ihre Forderungen stellt, wird die Gothik wohl niemals
hingelangen und damit ist das Schicksal des Wohnhausbaues besiegelt; der-
selbe wird immer der Renaissance huldigen, welche fUr die meisten der Ge-
brauchfgegensiitndc erst die typische Erscheinungsform geschaffen hat, weil
die Dinge selbst und ihr Begriff im historischen Mittelalter noch gar nicht
vorhanden waren. Die Skulptur lindet zwar nur in der griechischen Antike
das Höchste und ihren Jugcndquell, in dem sie sich nach allem Siechihum und
aller Verkommenheil wieder gesund badet und kehrt deshalb immer wieder
zu diesen Idealen des hohen Stils zurück. Die Malerei aber, die bevorzugteste
Kunst der modernen Zeit, hat sich erst unter der Herrschaft der Renaissance
entwickelt und es ist gar nicht abzusehen, wie aniikisirende oder gothisirende
Tendenzen mit einigem Erfolg wieder in dieselbe eindringen künntcn.
Galt es im Vorigen hauptsachlich dem Nachweise dessen, was die Spüt-
renaissance fallig war für den Ausdruck der nationalen, geistigen Verschieden-
heiten zu leisten, so verfolgt das Nachstehende den Zweck die absoluten Er-
rungenschaften derselben Stilperiode in einem kurzen Ruckblick zusammen-
zufassen Für die Architektur kommen dafür vornehmlich zwei Seiten in
Betracht; einmal die neuen Raumschöpfungen; dann die Ausbildung charak-
teristischer Typen für manche Klassen moderner Gebäude. Auf dem Gebiete der
Skulptur und der Malerei sind es vornehmlich die thatsächlichen Erweiterungen
des Kunstgebiets durch den Anbau ganz neuer, oder bis dahin nur wenig
kultivirter Gattungen, welche zu erwähnen sind.
Das Eigenste der architektonischen Kunst liegt in den Raumschöpfungen;
denn die raumbildende Phantasie kann sich einzig nur in der Baukunst be-
thmigen. Hierin besteht ihre ursprünglichste Noihwendigkeit und zugleich
ihr Letztes und Höchstes, wenn sie sich über den BedUrfnisszweck hinaus
zur Macht des Stimmungsvollen erhebt. Daraufhin betrachtet erscheinen die
Spatrcnaissancesiitarten in einem sehr vonheilhaften Lichte. Das ganze Streben
des Barockstils isi auf grossanigc Raumgestaltung gerichtet; das beweist zu-
nächst für die wichtigsten architektonischen Aufgaben, die Kirchen, die mög-
lichst breite Anlage des Mittelschiffs auflösten der Seitenschiffe, und für den
Profanbau die Einführung der kolossalen Prachtgallerien in den ScWossbau,
ebenso die weiträumige Gcstahung der Vestibüle, Treppenhauser und HOfe.
Sogar die perspektivische Seh einer Weiterung wird zu Hülfe genommen um
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EtgeboisM der SplUenuiunct. gl i
diesen Eindruck des Grossen und Weiten zu verstarken. Die Vorliebe für
grosse Räume pflanzt sich mit dem Stil fort, von Italien in die übrigen Länder,
■wie es für Deutschland die Michaelshotkirche in München, der goldene Saal
im Augsburger Rathhause, der rothe Saal im rechtsstäd tischen Rathhause zu
Danzig und anderes beweist. Für Frankreich kommen in diesem Sinne für
den Profanbau die beiden Gallerien von Foniainebleau, die Gallerie d'Apollon
im Louvre und die Spiegel gallerie in Versailles hauptsächlich in Betracht.
Aber nicht allein durch die absoluten Abmessungen der Räume will man
wirken, noch eine Anzahl anderer Mittel werden zur Erzielung des vollen
Stirn muiigsaccords herangezogen; so in erster Linie die künstlerische Be-
rechnung der Lichtwirkung, welche sich bis zu den doppelten, durch ver-
stecktes Seitenlicht beleuchteten Gewölben steigert; dann eine Dekoration,
welche alle KUnste zur Mitwirkung aufruft, welche nicht nur die Theil6 in
ihren Kreis zieht, sondern mit dem Bauwerk zu einem Ganzen verschmilzt.
Ein anderer Vorzug der Barockarchiteklur ist die innige Verbindung mit der
Natur, wie sie sich besonders in den römischen Villen ausspricht, in der Anlage
der Grotten, Terrassen und Freitreppen, in der verstandnissvollen Ausnutzung
einer schönen Aussicht, in der Benutzung der natürlichen Wasserläufe, wie
beispielsweise in der Villa Aldobrandini zu Frascati und in der Villa d'Este
zu Tivoli. Aehnliches bieten in Deutschland: die Terrassen von Sanssouci,
die Wasserwerke von Wilhelmshöhe bei Cassel, die Eibterrasse in Dresden
und in Frankreich die allerdings künstlich gespeisten Wasserwerke von Ver-
sailles. Hervorgerufen werden alle diese Anlagen durch den wahrhaft gross-
artigen Bausinn der Epoche, der überall das Ideale zu verwirklichen strebt,
ganz ohne Rücksicht auf den gemeinen Zweck. Die Kolonnaden von St. Peter,
die Anlage der Ripctta und der spanischen Treppe in Rom, die Fa^aden der
römischen Wasserleitungen, der Fontana Trevi und anderer, die grossen
skulpturengeschmUckten Brunnen der öffentlichen Plätze, übertreffen alles .in
dieser Art zu anderer Zeit zu Stande gekommene. Auch in Deutschland äussert
sich derselbe Sinn bis in die Zopfzeit hinein; ähnliche rein zur Verschönerung
der Strassen und öfTendichen Plätze bestimmten Bauwerke, wie beispielsweise die
zahlreichen BrUckenkolonnaden und vor allem dieThUrme auf dem Gensdarmen-
markt in Berlin wären heute ganz undenkbar. Mit der Kühnheit des gestalten-
den Gedankens geht die Kühnheit der Konstruktion, mindestens in der Barock-
zeit, Hand in Hand. Die grossen Kuppeln, in erster Linie die unübertroffne
von St Peter in Rom, dann die von St. Paul in London, und die des Invaliden-
doms in Paris geben davon ein un verwerfliches Zeugniss. Selbst die male-
rischen Extravaganzen des Borromini und seiner Nachfolger sind vortrefflich
koQsiruirt und geben nach dieser Richtung keinerlei Zweifeln an ihrer monu-
yGooglc
M2 ErgebnisM der SpStrcoalsNiDce.
mentalen Ezistenzl^higkeit Raum. Die malerische Fassung der Spätrenaissance
komm! der Raumgesialtung des Wohnhauses vortrefflich zu statten; denn
selbst in bescheidenen Abmcssungea und ganz abgesehen von den Pracht-
bauten entstehen jetzt traulich anheimelnde, wahrhaft wohnliche Gemächer,
denen nichts von dem Langweiligen und Kistenartigen der späteren hellenistisch
ausgestatteten Räume anhaftet. Der grössie Vorzug der Renaissanceräume,
die ungetrübte Einheit des Stils in der Delcoration und dem zur Ausstattung
benutzten Gerflth, und damit eine vollkommen harmonische Wirkung, Dinge,
die heute nur mit höchster Anstrengung zu erreichen sind, ergeben sich ge-
wissermassen von selbst. Wenn der Barockstil etwas zu viel thut im Prunk
der gehäuften schweren Gliederungen und Schnitzereien, im Uebertreiben des
Grossanigcn auch nach der Seite des Maassstabes, so entschädigt das Roccoco
durch Zartheit, Eleganz und Bequemlichkeit und vor allem durch passliche
Verhältnisse. Vornehmheit ohne Zwang, NaturgefUhl ohne Sentimentalität,
künstlerische Vollendung ohne aufdringlichen Prunk, ist niemals besser und
treffender zum Ausdruck gekommen als im Roccoco. Selbst das spätere mit
griechischen, etruskischen, chinesischen und ägyptischen Formen spielende
Genre Louis XVI. behält noch etwas von der leichten Anmuth der vorher-
gehenden Periode und weiss den Räumen durchaus eine, im Sinne der Zeit,
künstlerisch vollendete Stimmung zu verleihen.
Eine andere wichtige, für alle Folgezeiten wirksam bleibende Leistung
der Spätrenaissancearchitektur ist der neue Gewinn an charakteristischem
Ausdruck fUr eine Anzahl moderner Gebäudegattungen. In der That ist die
Spätrenaissance reich an so benannten «Schöpfungsbautea». Unter diesen sind
Architektur wei4ie zu verstehen, welche einen allgemein gültigen Typus schafTea
als Ausdruck des Zeitideals ftlr einen besonderen Zweck. Diese Bauten stehen
einzeln, als Aeusserungcn des erfindenden Genies, der breiten Masse der Nach-
ahmungen gegenüber und bilden somit die Anfangs- und Mittelpunkte grosser
Gruppen. Sie sind gewissermassen die Leitmotive der k uns (geschichtlichen
Betrachtungen. Für die kirchliche Architektur schafft in erster Linie Italien
die Typen. Das grossartigste und folgenreichste Beispiel bietet die St Peters-
basilika in Rom; einmal nach dem Entwürfe Bramante's und Michelangelo's
als griechisches Kreuz mit der Kuppel und der eingeschossigen Vorhalle;
dann in der später durch Maderna bewirkten Fassung, als lateinisches Kreuz
mit der Verlängerung der Schiffe, der zweigeschossigen Anlage der Fa^e
zwischen durchgehenden Säulen, und der grossen Attika darüber. Diese beiden
Grundgestalten, hauptsächlich das der Tradition besser entsprechende lateinische
Kreuz, mit der Kuppel über der Vierung, dem Tonnengewölbe des Miuel-
schiffs und den Kuppeln der niedrigeren Seitenschiffe, werden in der christUcbeo
yGoogIc
Ergebnbse der Spätrena Issancc. q^-i
Welt unzähligemal wiederholt. — Man kann ein anderes Ideal des Kirchen-
baues höher stellen, aber immerhin ist auch hier ein Höchstes erreicht. Das
Innere der Renaissancedome flösst nicht, wie das der gothischen, den zwischen
enggcschlossncn Pfcilerrcihcn irdisch bedruckt stehenden Sterblichen ein leiden-
scharUich gewaltsames Streben nach Oben ein, zieht nicht den Geist unwider-
siehHch nach der himmelhoch schwebenden, fast dem Blick entrückten Decke;
sondern hier hat das breitere und müssig hohe Schill' noch etwas von der
ruhigen, die Ergebung in das Menschenloos widerspiegelnden Stimmung be-
wahrt, welche iti der alichristlichen Basilika so ausgezeichnet verkörpert ist.
Hier mag der Mensch zufrieden in seinem räthselvoUen Erdendasein verharren;
es winkt ihm nur von oben der verklärte Glanz eines höheren himmlischen
GenLigens und leitet den Blick zu der in heiterer Erhabenheit schwebenden
Kuppel. Ein anderer Typus, den die Kirchen Palladio's aufstellen, folgt zwar
wesentlich dem Vorbilde von St. Peter, aber mit der Abänderung, dass ein ver-
hält nissmässig verbreitertes Mittelschifl' von den zu Kapellen reihen eingeschränk-
ten Seitenschiffen begleitet wird. In der Fa^adenbildung bemüht sich Palladio
allerdings vergeblich die Hauptform der alten Basilika mit einem antiken Tem-
pelgiebel zu verbinden; aber immerhin ist seine Kirchenform ebenfalls typisch
geworden. Das Nüchterne und Schmucklose des Innern paltadianischer Kirchen
ist nicht so beabsichtigt und nur der mangelnden Vollendung zuzuschreiben,
und erst die späteren schulmüssigcn Nachfolger des Meisters erhoben diese zu-
fällige Einfachheit zum mustergihigen Vorbilde. Ein dritter Typus, der, der
Jesuitenkirchen, oder ganz allgemein der von Vignola, della Porta und Pozzo
herrührenden Barockkirchen, in der Kirche del üesü in Rom zuerst aufgestellt,
findet wieder eine sehr weite Verbreitung. Der von Vignola aufgestellte Plan
weicht fast gar nicht von der pallad lanischen Regel ab, aber die von della
Porta ausgeführte Fa^ade erhillt nun zwei übereinander gestellte Ordnungen
und Voluten zur Verbindung der Seitenschiffe mit dem oberen Geschosse des
Hauptschiffs. An den dieser Anordnung folgenden Kirchenfronten zeigt sich
dann später der ganze Reichthum der Barockphantasic. Das speciell die
Jesuitenkirche bezeichnende ist einzig, die erst am Ende des 17. Jahrhunderts
durch Pozzo ausgeführte Über prächtige, plastische und malerische, kostbares
Material mit Vorliebe verwendende Innendekoration; indess gehl auch dieser
Zug ganz allgemein auf die Barockkirchen über. Das Innere derselben, in der
Hauptanlagc auf möglichst grossariigc Raumwirkung berechnet und zur Er-
reichung dieses Zwecks selbst perspektivische Mittel heranziehend, macht
durch den Luxus der Ausstattung einerseits dem Weltsinnc die grössten
Concessionen, während anderseits durch die malerischen und plastischen Bild-
werke der Ausdruck ekstatischer Andacht hervorgerufen und durch die sich
yGoogIc
,j34 Ergebnisse der Spälrenaissanee.
greifbar heriiiedersenkendeo Wolken das Ueberirdische zur Anschauunf; ge-
bracht wird. Aber auch diese Auffassung der Kirche, deo Versuch darstellend,
das Uebersinnliche im Modegewande der Zeil wiederzugeben, findet eine Ver-
breitung über alle Lander. Die Kirchen Borromini"s und seiner Schüler ent-
fernen sich am weitesten von der Tradition und bilden bereits einen Uebcr-
gung zu den Pracht sä len profaner Bauten. Bei diesen Kirchen wird die
religiöse Stimmung allein durch den Inhalt der Bilder und Skulpturen der
Gewölbdecken und .^Itare vermittelt. Beispiele dieser Art geben in Deutsch-
land mehrere Schlosskapellen und die Hofkirchc in Dresden, in Frankreich die
Schlosskap eile von Versailles und die Kapelle im College des quatrcs natJons
in Paris. Auch die Rundkirchen mit elliptischem Grundriss und Kuppel und
der nur durch kapcllenartige Ansätze angedeuteten Kreuzform gehören in
die Klasse künstlerisch willkUhrlicher und deshalb die echte kirchliche
Stimmung verfehlender Bauwerke. Den Typus der protestantischen Earock-
kirche, als Rundbau mit Emporen gedacht, giebt die Liebfrauenkirche Bahr's
in Dresden. Wegen seiner Monumentalitat und gedanklichen Originalität
könnte das Werk als Schöpfungsbau in dieser Klasse gelten, wenn nicht
die Nachfolge fehlte. Eine andere Auffassung der proicstanttschen Kirche
giebt Wren in seinen Londoner Bauten; hierfür kommt weniger St. Paul,
als die kleineren Anlagen St. Stephen 's Wallbrook und St. Jamcs's Picadilly in
Betracht; beide sind in einer gothisirenden Renaissance entworfen. In der
erstcren ist eine auf acht Spulen ruhende Kuppel in ein Oblong eingebaut,
die zweite hat ein Mittelschiff mit Tonnengewölbe auf Säulen, in welches die
kurzen Tonnengewölbe der Seitenschiffe einschneiden. Die Anlage dieser
Kirchen ist immerhin originell, allerdings etwas besser gelöst vom Stand-
punkte des Konstrukteurs, als von dem des Aesihetikers. Die Wirkung ist
einigermassen durch die Em porenan lagen beeinträchtigt, auch wohl durch das
Schwerfallige der freischwebenden graden GebälkstUckc unter den Ge-
wölben der Seitenschifle bei St. James's. Man denkt hier schon an die
späteren Versuche, den Gewölbebau mit Architravkonstruktionen in Eisen zu
verbinden.
Den Typus des Stadtpalasis hatte bereits die italienische Hochrenaissance,
namentlich in Florenz und Rom, in so vollendeter Weise festgestellt; dass
weder der Barockstil noch alle folgenden Stilepochen hieran etwas Wesent-
liches ändern konnten. Abgesehen von der noch gesteigenen Grossraumigkeit,
der Anlage der «Galeria», den bequemeren Treppenanlagen und den per-
spektivischen Erweiterungen der Höfe, kommt nichts hinzu. Ebenso verhalt
es sich mit der Villa, deren charakteristische Form in Italien schon vor dem
Auftreten der Spüirenaissance gefunden war, und welche dann nur noch im
yGoogIc
Ergebnisse dtr Spilrtnaiss.nce. gjS
malerischen Sinne und in der Benutzung der umgebenden Natur weiter fort-
gebildet wurde. Anders aber liegen die Verhaltnisse in den übrigen Landern;
so wird die Form des französischen Adelshdtels, die sich auch nach Deutsch-
land überträgt und im allgemeinen heute noch Üblich ist, erst im 17. Jahr-
hundert ausgebildet. Das Hauptgebäude Hegt zurück von der Strasse und
schliesst mh niedrigeren Flügelbauten die Cour d'honneur ein, die Begrenzung
nach der Strassenseite bildet eine mit einem Prachtportat durclibrochene
Mauer und hinter dem Hauptgebäude liegt ein Garten. In Paris gehören die
berühmten Hotels des Faubourg St. Germain in diese Klasse. Auch das, nun
nicht mehr befestigte, französische Landschloss erhalt erst jetzt seine bleibende
Gestalt. Eine grössere, an drei Seilen durch Gebäude mit Arkaden umgebene
Cour d'honneur, wird in der Regel an der vierten Seite durch offene Arkaden
abgeschlossen, und die oft mit Terrassen versehenen Gartenfronten zeigen
durch Ausbauten und Treppen eine intimere Verbindung mit der umgebenden
Natur. Der ebenfalls in dieser Epoche ausgebildete Typus des englischen
Landhauses folgt im Aeusseren wesentlich dem Muster der bekannten palla-
dianischen Rotonda, dieses Versuchs, dem Landliause den Charakter der Monu-
memaliiat aufzudrücken, gewinnt aber in grösseren Abmessungen einen be-
sonderen englischen Charakter erst durch die, in sich, in regelmässigen Vor-
und Rucksprüngen bewegten Frontlinien, als Ausdruck der ländlichen Freiheit
und des Hinein Wachsens in die Landschaft. Dabei wird der Hof, ganz im
Gegensatze zu italienischen und französischen Anlagen, sehr untergeordnet
behandelt, und dient nur als Lichtquelle und zu Winhschafiszwecken.
Für die Grundgestalt der «königlichen Residenz^ ergeben sich in den
verschiedenen Landern ganz verschiedene künstlerische Ideale. Einen sehr
originellen, aber wenig nachg^-ahmten Typus stcili das spanische Escorial auf,
durch die organische Verbindung des Königspalasts mit der dominirenden
den Mittelpunkt des Ganzen bildenden Kirche, der Königsgruft und dem
Kloster. Das Ganze kann als ein vollendetes, durch grandiosen Ernst impo-
nirendes, aber zugleich durch allzu düstere Lebensauffassung abschreckendes
Symbol der spanischen Monarchie gelten. Einen grundverschiedenen National-
charakter brltigt das unzühligcmal nachgeahmte französische Versailles zur
Anschauung. Hier bilden die Räume für das Hofceremoniell, für die Ab-
stufung der, dem Idol eines omnipotenten Königs gewidmeten Dienste den
Minelpunkt; zwar ist auch hier anstandshalber eine Kapelle vorhanden, aber
sie ist bescheiden zur Seite gerückt, in die Reihe der übrigen Prunksäle, und
das ebenfalls dem Schlosse einverleibte Theater nimmt etwa denselben Raum
für sich in Anspruch. Auch in dieser Zusammenstellung ist der Ausdruck
des damaligen französischen Geistes nicht zu verkennen. Versailles ist filr
yGoogIc
Qj6 F.i^ebnissc der SpSlrenoissanc«.
deutsche Residenzen sehr oft das Vorbild geworden, aber der Zwinger in Dresden
bietet noch eine Steigerung in dieser Art, er bildet einzig die offene Arena für
die ununterbrochenen Lustbarlteiten eines Üppigen Hoflebcns. Die Haupt-
anlage des Zwingers erinnert allerdings ebenso sehr an das ebenfalls unvollendet
gebliebene vatikanische Belvedere Bramantc's als an Versailles. Grand-Trianon
bei Versailles bringt durch seine einstöckige, gatiz in Oeffnungen aufgelüste
Anlage, eine Uebertreibung in der Verbindung des Palasts mit der natürlichen
Umgehung zum Ausdruck und tritt dadurch in scharfen Kontrast zu den
früheren durch eine pomphafte Eiiquetic eingeengten hüfichen Gewohnheiten.
Sanssouci bei Potsdam hat etwas vom Charakter Trianons, aber es kündigt
zugleich durch seine isolirte, hinter hohen Terrassen fast verschwindende
Lage den Wohnsitz eines königlichen Philosophen an, der in erhabener Ruhe
und Zurückgezogenheit das Treiben der Welt beobachtet und lenkt. Die
königlichen Residenzen und StadtschlUsser in Berhn, Madrid, Stockholm u, s.w.
folgen entschieden dem schon in Italien festgestellten Typus.
Eine ganze Reihe öflenthcher, profanen Zwecken dienender Gebäude
erhalten in der Epoche der Spütrenaissance ein charakterisiische.s, in seiner
Art ein Höchstes darstellendes Gepräge. Die Schöpfung de Brosse's, dieSalle
des Pas-perdues im Pariser Justizpalast, erscheint als eine gelungene moderne
Wiederaufnahme der antik römischen, zur Rechtsprechung bestimmten
Basilika. Das Berliner Zeughaus bringt, hauptsächlich durch die Skulptur,
seinen inneren Zweck in mustergültiger Weise zur Erscheinung. Petersburg
giebt in seinen Admiralitäts- und Generalstabsgebüude bemerkenswert he Bei-
spiele einer originellen Form für den besonderen Zweck, Die Universitäten,
die Bibliotheken, die Börsen finden zum ersten Male einen entsprechenden
Ausdruck. Zuletzt, aber keineswegs am unwichtigsten, ist die allmähliche
Herausbildung der modernen Theaterform. Von einem früheren römischen
Projekte und dann vom Teatro olimpico des Palladio ausgehend gewinnt das
Theater durch Louis in Paris, Knobelsdorfi' und Langhanns in Berlin und
durch Bianchi und Selva in Venedig eine Gestalt, die heute höchstens in der
grösseren Ausdehnung der Treppen und Foyers, sowie durch die maschinellen
Einrichtungen des Bühnenhauses, überholt ist.
Nicht minder erhält das Wohnhaus im nördlichen Europa eine typische,
speciell der Spatrenaissance angehörende Form. Ein gutes deutsches Beispiel
bieten die Magdeburger Wohnhauser aus dem Anfange des 18. Jahrhunderts,
welche der Hauptstrasse, dem Breitenwege, einen so malerischen Gesammt-
charakter verleihen. Bemerkens wert h an diesen Hausem ist die Wahrheit mit
der sich das bürgerliche Kaufmannshaus ausspricht und das Vermeiden jedes
Versuchs, dem Palazzo nahe 'zu kommen. Die Parade ist streng zu einem
yGoogIc
Ergebnisse der Spitreniissance. m-j
Ganzen zusammen geschlossen, so dass man nicht wie an den neuklassischen
Hsusern, beliebig eine oder ein paar Fensteraxen abschneiden oder hinzuthun
könnte. Die Gliederung wird durch ein leises Vor- und Zurücktreten der
Flachen und durch das Zusammenhalten und dekorative Auszeichnen einzelner
Fenstergruppen bewirkt, die sich dann in den Dachaufbauten fortsetzen.
Wegen dieser innigen Verbindung der Front mit der steilen Dachfläche wird
ein surk ausladender Dachkranz vermieden und dies l9sst die herrschende
Vertikaltendenz noch scharfer hervortreten. Das Portal ist immer mit Aus-
zeichnung behandelt und bildet mit seinen meist diagonal vorliegenden Ein-
fassungspfeilern einen Glanzpunkt der Dekoration. Und, wie vortrefflich sitzen
und stehen die malerisch behandelten Figuren des Portals, der Erker und
Dachgiebcll Die genaue Berechnung des perspektivischen Effekts ist hier aufs
Aeusserste getrieben und später kaum wieder erreicht. Die Ausführung er-
folgte in gemischtem Material, Haustein für Gliederungen und Dekorationen,
Mürtelputz für die Flächen. Bossine Quadrungen kommen als diesem Hau-
steiti-Putzstil nicht entsprechend, nicht zur Verwendung, ebenso sind Pilaster
und Gebalk sehr selten; an Stelle jener treten schmalere Wandstreifen,
welche mit einem dekorirten Halsgesimse beendet sind. Auf die Rahmung
der Oeflnungen, auf die Fensterarchitektur mit ihrer malerischen Bekrönung,
wird der Haupnon gelegL Das Relief des Ornaments ist meist auf kräftige
Schanenwirkung berechnet und verschafft selbst Gebäuden von kleinsten
Abmessungen noch eine auszeichnende Wirkung. Die schwachen Horizontal-
theilungen der Fa^ade, meist nur als Bänder behandelt, entsprechen immer
der inneren Geschossthcilung, man bedarf keiner falschen Mittel zur Ver-
besserung der Verhaltnisse. Ein Giebel in der ganzen Breite der Fa^ade
kommt nicht vor, die Trauflinie liegt immer in der Front und wird nur im
Mittelbau und den Eckrisaliten, wenn solche vorhanden, durch giebel bekrönte
Dachaufbauten unterbrochen. Das Innere dieser Häuser ist meist durch Um-
bauten bis zur Unkenndichkeit entstellt und scheint auch niemals den hohen
Kunstwerth der alteren Renaissanceschöpfungen erreicht zu haben.
Dem streng in sich beschlossenen Wesen der Skulptur entsprechend, bei
der es sich doch immer nur um die Darstellung der Mensche ngestah in ein-
fachen Situationen als Einzelfigur oder in Gruppen von wenigen Personen
handeln kann, wenn man vorlaufig das Relief un berücksichtig lasst, sind
naturgemass nur eine geringe Anzahl, aber desto tiefer einschneidender
typischer Neuschöpfungen zu verzeichnen. Für die Behandlung der unbe-
kleideten Idealfiguren schafft Michelangelo den fUr alle Folgezeiten mass-
gebenden modernen Skulpturstil. An die Stelle der griechischen, leidenschafts-
losen Göttertypen setzt er seine Verkörperungen des Charakteristischen und
yGoogIc
pjS ErgcbnlHB der Späfrenarsianct,
des Dämonischen und ändert," falls es ihm zur Erreichung dieser Wirkung
nothwendig erscheint, sogar die Proportionen der menschlichen Gestalt.
Hervorsprossende Hörner und mächtig entwickelter Bart, wie an seinem Moses,
und andere von der Antike nie benutzte Kunstmittel mUssen ihm zit demselben
Zwecke helfen. Anstatt des antiken Gleichgewichts hat er die bewussten
Koijtraste der Glieder und er" schafft zuerst allegorische Gestalten als Aus-
druck moderner Ideen. Ifidess tritt bei Michelangelo dieser gedankliche Inhalt
noch zurück, vor der rein künstlerischen Absicht, alle müglichen Probleme
der Stellung und Bewegung lösen zu Wollen. Seine Porti^tßguren sind nur
eine An von Allegorien im hohen idealen Sinne, die Wiedergabe des histo-
rischen CostUms und der Stoffe geschieht dabei nebensächlich; aber gewisse
Schöpfungen Michelangelo's rein auf allegorischem Gebiete, wie seine' welt-
berühmten liegenden Figuren auf den Sarkophagen der Medizcer, bezeichnen
die Gr&nze des in dieser Art Möglichen und bleiben für alle Zeilen typisch. Gio-
vanni da Bologna erweitert den michelangelesken Kreis durch das dekorative
Genre. Seine kolossale Brunnenfigur auf der Isola bella des Bobaligartens
und anderes von ihm, bieten davon unübertreffliche Beispiele.. In Leichtigkeit
der Silhouette, in durchsichtiger Klarheit der Gruppenbildung, in glücklicher
Verbindung der Figuren mit der Architektur, ist Bologna der erste Bildhauer
seiner Zeit und wird zum Vorbilde für eine Reihe von Nachahmern durch
ganz Europa. Ebenso ist die den Uebergang zum Ornament bildende Skulp-
tur, der humoristische Fratzenstil, eine Erfindung Bologna's und seiner Schule.
Dieselbe giebi auch die historische Reiterfigur am besten wieder und wird
kaum einmal in der nachberninischen Schule, etwa von Schlüter übertroffen.
Bernini's Auftreten bringt der Skulptur wieder den Gewinn neuer Gebiete
und bezeichnet deshalb nochmals einen Abschnitt der Entwickelung. Die
Kirchen plaslik erhalt erst jetzt einen eigenen Stil durch die Wiedergabe der
Affekte. Alle Grade der Verehrung und Andacht, bis zur schwärmerischen
Extase, kommen jetzt Überzeugend und oft, wenn die Hast der Bewegung
vermieden wird, in vollendet schöner Weise zur Darstellung, wie in Bernini's
berühmter Aliargruppe der heiligen Teresa und anderen Werken. Selbst die
Ausschreitungen dieserGattung,dieSchwebegruppea und handelnden Allegorien,
haben mindestens den Vorzug der Neuheit. Eine andere, erst jetzt eroberte Seite
der Skulptur ist die charakteristische Wiedergabe der BekleiduQgsstoffe, und
diese wird von grosser Bedeutung fUr die Behandlung der historischen PortrBt-
figuren. Die Papstgräber Bernini's, wie die Urban's VIII. und Alexander's VII^
wurden hierin die Muster fUr die Folgezeiten, ücbechaupt wetteifert jetzt die
Skulptur mit der Malerei in der hOchst lebenswahren und doch über das ge-
wöhnliche Dasein erhöhten Wiedergabe des PoruUts. Die berninische Schule
yGoogIc
Eisebniju d«r Spitrenaiisance. Mn
verbreitet sich dann über ganz Europa, ohne dass irgendwo wesentlich neue
Seiten hinzugebracht würden. Die deutsche Gräberplastik bleibt ganz von der
italienischen Auffassung abhängig und der bedeutende Franzose Puget über-
treibt nur den Bernini. Der deutsche Schlüter leistet vielleicht das höchste,
in seiner genialen Art, den idealen Zweck eines Bauwerks durch die
schtnückcnden Skulpturwerke auszudrücken, wie seine Masken und Trophäen-
gruppen am Berliner Zeughause beweisen. Die plastischen Leistungen des
Roccocostils sind nicht von grossem Belang; es werden nur die Genrefiguren
ins Unendliche vermehrt. Neu ist allenralls die dem Leben der damaligen
Zeit abgelauschte koquette Grazie und Zierlichkeit. Für monumentale Auf-
gaben ernsterer Art bleiben die berninischen AUegorien bis zum Ende der
Renaissance massgebend. Der Reliefstil geht allerdings wahrend der ^^t-
renaissance zu Grunde, aber derselbe verfolgte schon seit dem Beginne der
Renaissance überhaupt ein malerisches Prinzip und wurde in dieser Richtung
von der Spätre na issa nee nur folgerecht weiter .entwickelt, bis endlich die
Wandgruppe ganz das Relief ersetzte.
Vor allem ist es aber die Malerei, welche der SpStrenatssance einen un-
endlichen Reichthum neuer Ausdrucks weisen und den Zuwachs einer Anzahl
früher ganz unbekannter Gattungen verdankL Auf dem malerischen Gebiete
findet, wie es scheint, das moderne vielgestaltige und leicht wechselnde Ideal
die deutlichste und allgemein zusagendste Gestaltung. Michelangelo's Malereien
in der Sistina, die Deckenbilder und das jüngste Gericht, geben gleichzeitig
ein höchstes im Ausdrucke der reinen Idee und in der Begründung eines
neuen plastischen Stils. Die hier in UeberfUlle gebotenen Bewegungsmotive
wirken noch lange fort und äussern sich besonders in zahlreichen Wieder-
holungen des jüngsten Gerichts. Eine noch einschneidendere Wirkung
brachten Correggio's in der Untenansicht gemalten Kuppelbildcr hervor.
Erst durch diese Umbildung der Decke zu einem unendlich vertieftem Raum
wurde die grosse dekorative Malerei der Spätre na issance möglich. Diese
Schöpfung eines neuen idealen Raumes über den Hauptgesimsen, der mit
Gallerien und Bogengängen beginnend sich endlich in den Himmel verliert,
hat erst Rozzo in ein System gebracht, und ebenso die entsprechende Ab-
snifung irdischer und überirdischer Gestalten der Bewohner dieser durch
perspektivische Kunst geschaß'cnen zweiten Welt. Diese Behandlung der
Decken verpflanzt sich aus den Kirchen in die Palaste und öflentlichen Profan-
bauten und bleibt Uir die ganze Periode der SpStrena issance massgebend,
selbst noch in die Zeiten - des Ncuklassizismus hinein. Auch die StalTelei-
malerci zieht hiervon Mutzen, sie giebt jetzt öfter die Verbindung irdischer
und himmlischer Vorgänge wieder, immer mit Benutzung der neugewo
yGoogIc
OAo Ergtbnisie der Spllrcnaisunce.
Kuostminel und ohne die früher Übliche architektonisch strenge Kompositions-
weise. Das Hemiedersinken, Aufsteigen und Verweilen der Figureo im Luft-
räume geht jetzt ebenso natürlich zu, wie die Bewegungen derselben auf dem
festen fioden. Eine andere dekorative Malerei begründen die späteren Vene-
tianer, besonders Paolo Veronese. Dieser verklärt den Realismus durch die
Farbe und seine durchaus irdisch gemeinten Bilder tüuschea durch den Glanz
der Darstellung und den sie durchziehenden lebensfrohen Jubel über den
Mangel an Tiefe fon. Auch diese Malerei beherrscht als ein höchstes seiner
Art die Folgezeit. — Wenn, weiter oben, von der Einführung des Affekts in
die Skulptur die Rede war, so ist nicht zu vergessen, dass die Malerei hierzu
den Anstoss gab. Die wesentlich auf der Nachfolge Correggio's beruhende
bolognesische Malerschule der Caracci's bringt diesen Typus der kirchlichen
Malerei zur Vollendung. Auch für die malerische Dekoration profaner Räume
schaffen die Caracci's wieder ein massgebendes Werk in der Gallerie Famese.
Die Schüler der Caracci's, Albani, Guido Reni, Domenichino und Guercino ex-
celliren in der Seelen maierei. Der Neapolitaner Caravaggio führt dann den
krassen Naturalismus ein, aber er wird zugleich der Schöpfer einer neuen Gat-
tung, der Genremalerei mit dramatischem Inhalt. Endlich treten jetzt, ausser den
Italienern, auch die anderen Nationen selbstschöpferisch auf im Gebiete der
Malerei. Der grosse Niederlander Rubens schafft Typen der verschiedensten
Gattungen und übertrifft alle seine Zeitgenossen. Seine Kirchenbilder zeigen
eine vorher nicht gekannte Gewalt der Komposition und der Lichtwirlcung,
seine allegorisch-historische Bilderfolge aus der Geschichte der Maria de'
Medicis modernisirt und familiarisin den Olymp mit einer eigenen genialen
Kraft, und selbst die neue Landschaftsmalerei erhalt durch Rubens die erst
jetzt erfundenen Stimmungsaccorde. Auch in der Thiermalerei geht derselbe
allen anderen voran. Im Portrat wird Rubens nur von seinem grossen Schüler
van Dyck übenroffen, der zum ersten Male das volle Dasein giebi, bestimmt
auf die Stunde und ihre Stimmung und dennoch in idealer Weise ein Ab-
glanz des Weltganzen. Bald darauf folgt Rembrandt, der nationalste Hollander,
der Vollendeste Meister der Farbeiidichiung und zugleich der tiefsinnigste Poet,
dessen gewaltiger Idealismus die Kraft hat ganz auf vornehme Aeusserlichkcit
auf architektonischen Aufbau, auf schöne Einzelformen, selbst auf den An-
schein historischer Treue zu verzichten und dennoch ein früher Ungekanntes
von höchster Wirkung zu erreichen. Die holländische Genremalerei entdeckt
dann eine ganz neue Seite des malerischen Ideals in der Schilderung des Volks-
lebens. Sowohl das Bauern- und Schenken leben, wie das Behaben der feineren
Gesellschaftsklassen findet durch Dow, Metsu, Miris, Teniers, Ostade und Jan
Steen einen t)'pischen Ausdruck. Die neue Landschaftsmalerei, gleichzeitig
yGoogIc
Ei^ebnisse der SpJtrenaissancc g^l
von Holländern, "Deutschen und Italienern entwickelt, erhebt sich bald zu einer
Macht und Wahrheit der Stimmung, ^velche diese Gattung auf die höchste
Stufe der kUnsilcrischen Leistungen erhebt. Aber auch französische Meister
greifen kraftig in diesen Entwickelungsprozess ein; so erschafft Nicolas Poussin
die Gesetze der historischen Landschaft. Seine Bilder der Jahreszeiten sind
Typen einer Landschaftsauffassung, in welcher die Menschheit mit ihrem
Fürchten und Hoffen sich wiederfinden soll, ganz wie im Figurenbilde
historischen Inhalts. Gasparo Poussin erhebt sich noch mehr zum Ausdruck
einer leidenschaftlichen Stimmung, und der Lorrain mildert wieder den
plastischen Charakter der Landschaft und legt den Hauptton auf Luft und
Licht, sowie auf alle den Menschen sanft und freundlich anmuthenden Reize
der Natur. Die Nachahmer dieser heroisch-idealisirten, die südlichen Formen
zum Vorbilde nehmenden Gattung, finden sich dann bei allen Nationen.
Indess wissen die hollUndischen Naturalisten, und als erster unter ihnen Jacob
Ruysdael, der nordischen Landschaft einen gleichen Grad von Wirkung ab-
zugewinnen. Eine tiefe melancholische Poesie tritt dem Beschauer aus diesen
die Schauer der Wildheit und Einsamkeit schildernden Bildern, namentlich aus
denen Ruysdael's entgegen. Ein neuer Zweig der Landschaft bildet sich in der
Marinemalerei, in welcher der hollandische Meister Backhuizen die grOsste
Berühmtheit erlangt. Sogar das Thierbild wird von dem Holländer Potter
auf eine der monumentalen Kunst entsprechende Hübe gebracht. Ausserdem
entstehen eine Anzahl neuer Nebengattungen der Malerei: die Stillleben-,
Blumen- und Archiiekturmalerei. In der kirchlichen Historienmalerei stellt
sich der Franzose Le Sueur an die Seite der grössten italienischen Seelen-
maler und Ubeitrifft dieselben wohl noch in der Schilderung der innig
ruhigen Andacht, besonders in seinen Bildern aus dem Leben des heiligen
Bruno. — Einzelne Maler, hauptsächlich Italiener, um die Mitte des 17. Jahr-
hunderts, wissen dann dem schon sehr mannigfaUigen Bilde der modernen
Malerei noch immer neue Züge zu entlocken. Der Spangolctto treibt den
Naturalismus auf die Spitze des Erreichbaren mit einem Anfluge wilder
Rauberromantik in der geistigen Stimmung, und Salvator Hosa fügt dem noch
die Seile desDümonischen undGrausenhaftenhinzu. Zugleich werden der Letztere
und der italienisirte Niederländer Cerquozzi die HauptbcgrUnder der Schlachten-
malerei, allerdings noch im entschiedenen Sinne der Stimmungsmalerei; denn
bei ihnen handelt sich es nur um das wilde Getümmel, um das Schreckhafte
des Hinterhalts, um die Todesdrohung in allen müglichen Gestalten. Die
historische Schlachtenmalerei wird erst von dem Niederländer van der Meulen
und dem Franzosen Martin des Bataillcs aufgenommen und durch den
Deutschen Rugendas fortgesetzt. — Die grossen Spanier Zurbaran, Murillo
yGoogIc
042 Ergebnisse der SplireiuiiMnce.
und Velasquez prägen das hohe Ideal in einer neuen nationalen Fassung
aus, mit einer Einfachheit und SachverstHodlichkeit in der Wiedergabe
des Vorganges, die man als den höchsten Triumph des Realismus auf-
fassen kann. Murillo und Velasquez scheinen, in ihren Genrebildern und
Portrats, nur von der Natur abzuschreiben und verbergen hinter dieser
Schlichtheit das höchste Können. Murillo's Madonnen und Assunten erreichen
wieder, wenn auch auf einem ganz anderen Wege als Rafael selbst, die Höhe
des rafaelischen Ideals. — Spüter findet die Roccocomalerei noch einmal den
Zugang zu einer neuen Welt der Gefühle; das Genre Watteau's bringt die
Gestalten der Zeit und ihr ganzes Wesen mit einer unnachahmlich leichten
Grazie zur Anschauung. Die Zeit vom Wiederbeginn der klassischen Studien
bis zum Ende der Renaissance versteht es nicht mehr, diesem reichen Kranze
künstlerischer Erfindungen ein neues Blatt hinzuzufügen; es handelt sich
nur noch um die Fortsetzung der zeitlich ndchstliegenden Auffassungen, oder
um die archaistische Wiederaufnahme des Vergangenen. Allenfalls erfindet
noch der Englander Hoganh das geistreiche liiierarische Genre, in seiner an
Karrikatur streifenden Sittenschildcrung; der Franzose Greuze giebt die
Sentimentalität des bürgerlichen Lebens in einer neuen Tonart wieder; und
der beide übertreffende Chodowiecki, mehr Radirer als Maler, schreibt eben-
falls mit geistreichem Griffel die Sittengeschichte seiner Zeit.
Die grosse That der Spätrenaissance, auf dem Gebiete der Ornamentik,
ist die Ein.schrankung des alles überwuchernden plastischen Rankenwerks,
dieser Remiaiscenz aus der spStrOmischen Kunst, und das fast gänzliche Auf-
geben der gemalten Arabeske, die man aus den römischen Kaiserpalaste n und
Badern hervorgeholt und in der Hochrenaissance neu belebt hatte, ohne die-
selbe ganz dem modernen Geiste assimiliren zu können. Den Ersatz für diese
Dekorationsmittel bildete nun die neu erfundene und mit der grössten künst-
lerischen Kraft ausgebildete Cartousche, dieses proteusartigen Rahmens für
selbststündige malerische und plastische Darstellungen meist figürlichen Inhalts.
Die Cartousche, vielleicht nur malerischen Ursprungs und aus gerollten
Bändern hervorgegangen, welche das Rahmprofil begleiten, wird bald zum
bevorzugten plastischen Dekoration sei cm ente und erlangt die Fähigkeit, alle
Stilveranderungen, selbst nationale Nuancen derselben, zu versinnlichen. Die
Italiener Rosso und Primaticcio geben der Cartousche den Charakter einer
reichen, phantasievollen Holzschnitzerei und verbinden dieselbe mit figür-
lichen und Pflanzentheilen. Deutsche Kleinmeister, wie Virgil Solis und
Theodor de Bty bemächtigen sich dieses Stils nach dem Vorgange der
italienischen Kunststecher, und die Niederlander Floris und de Vriese bilden
dieselbe Ornamentform noch reicher und phantastischer aus durch die ver-
yGooglc
ErEcbnii» dtr Spätrenusrancc. g^j
mehrte Anwendung des Figürlichen und die Zuthaten von echt naturalistisch
nachgeahmten FruchtschnQren uad Blumengehangen. In der Aussenarchiiekiur
äussert sich diese Verzterungsart als sogenannter BcschlägestÜ. — Mit dem
Beginn des Barockstils wechseh der Charakter der Canousche in sehr be-
zeichnender Weise; dieselbe erscheint nun aus einem weicheren Materiale
gebildet, etwa wie aus gerolltem Leder. In dieser Ausbildung gehen die
Niederlander in ihrem «Stil Rubens» voran, zuerst in überquellender Breite
und Weichheit, dann allerdings bis zur Kraft- und Formlosigkeit des Genres
• Auriculaire> ausartend. Der letztere stilistische Auswuchs bezeichnet ein ge-
wisses £nde in der Entwickelung der Canousche und wird auch bald wieder
verlassen. Der Florentiner Poccetti ist der geistreichste Vertreter der eigentlich
barocken Ornamentik und noch nicht von den N teder tu ndern beeintlusst,
wahrend Federigo Zuccaro, Tempesta und A. Caracci bereits in weichere und
verschwommene Bildungen verfallen, aber mit einer eigenen speciell italie-
nischen Leidenschaftlichkeit der Bewegung. Die Deutschen Dieiierlln und
KUian folgen den Anregungen der Niederlander und des Zuccaro; endlich
(Ühn Unteutsch auch das Hamändische Auriculairc auf kurze Zeil in Deutsch-
land ein. — Nach der Mitte des 17. Jahrhunderts bewirken die Franzosen eine
gänzliche Umwälzung der Ornamentkunst, durch die bewusste Wiederauf-
nahme des Stils der römischen Antike; dem entsprechend kommt das Ranken-
werk, die Akanthusarabeskc, wieder zur Anwendung und das Überquellende
Canou sehen Wesen wird zurückgedrängt. Indess ist die Barocktradition doch
zu mächtig um ganz zu verschwinden und die grossen Ornamentiker Lepauire,
Berain und Marot geben demselben nur eine neue Wendung. Das Rahmen-
werk der Cartousche, verbunden mit seinen eigenthUmlichcn, figürlichen und
pflanzlichen Zuthaten, löst sich nun gewissermassen auf und venheilt sich
über die FlacheiL Diese prunkvolle Art zu ornamentiren verbreitet sich über
ganz Europa, einschliesslich Italiens, und wird auch in Deutschland von
Schlüter und Pöppelmann, in Spanien durch das churriguereskc Genre mit
künstlerischer Eigenart weiter gebildet. — Das hierauf folgende Boccoco Iflsst
die aus einer Mitte entwickelte Flächenornamentik fallen und legt das Haupt-
gewicht auf die Ausbildung des aus der Cartousche entwickelten Rahmens,
der nun ganz selbsistandig behandelt wird, nicht mehr als Einfassendes, und
welcher deshalb nach Innen und Aussen seinen eigenen durch nichts beschrankten
Kontur erhält. Mit dieser fesseltosen Freiheit des Rahmenwerks hängt auch
die jetzt erfolgende Aufhebung der Symmetrie zusammen, welche nicht mehr
nothwendig ist, sobald der Bezug auf eine Mitte des eingeschlossenen Feldes
fortfallt. Die Bestandtheile des Roccocorahmens, die Muscheln, die Tropf-
steinfranzen, die langgezogen palmenblstterartigen Akanthusstengel, die natür-
yGoogIc
ftjj Ei^ebnisse der Spätre naiisanc«.
liehen Blumen, sowie endlich das der einheimischen Flora entnommene Blatt-
werk, gewianen unier dem Gesammibcgrifl der Kocaille einen neuen Charakter
und zu diesem stimmen die, mit dem Rahmen werk verknüpften, an diesem auf-
gehängten Gruppen von Gcräthcn des Ackerbaues, der Gärtnerei, der Jagd,
des Fischfangs, abwechselnd mit anderen aus BUchern, Musikinstrumenten
und wissenschaftlichen Apparaten zusammen komponirten Trophäen, Später
wird ein noch leichteres und naturalistischeres Dekorationsgcnre durch die
Nachbildung chinesischer Motive hervorgerufen und vermischt sich mit der
■ Rocaille. Und wenn die letzte Phase der Spätrenaissance, der griechisirende
Zopfstil, noch etwas eigenes an Leistungen aufzuweisen hat, so ist dies wieder
zumeist auf dem Felde der Ornamentik der Fall. Die Verbindung der,
antiken Vorbildern, den griechischen Vasen und etruskischen Gräbern, selbst
den ägyptischen Tempeln entlehnten Motive, mit der beibehaltenen realen
Nachbildung der Blumen des Roccoco's erscheint wenigstens als eine an-
muthige Spielerei.
Ebenso ergeben sich auf dem weiten Gebiete des Kunstgewerbes eine
Reihe neuer, höchst beachtenswert her Erscheinungen von einer langen noch bis
heute dauertiden Folge Wirkung. Eine ganze Anzahl der dem feineren Lebens-
bedUrfniss dienenden Wohnungseinrichtungen und GerSthe werden erst in
der Zeit der Spätrenaissance geschaffen und erhalten durch diese ihre bleibende
typische Form. Voran geht CeUini mit seinem für Prunkgeräthe, welche aus
der Verbindung von Gold, Emaille und edlen Steinen hervorgehen, mass-
gebenden Juwelierstil. Das Zusammenarbeiten dieser heterogenen Bestand-
theik zu einem in Form und Farbe harmonischem Ganzen ist niemals über-
troffen worden. In Frankreich, speciell in Limoges, bildet sich eine neue
Art der EmailletcchDik, welche das Ausgraben der Felder, oder das Auflöthen
von Goldfaden zur Feldertheilung aufgiebt und dafür die ganze Kupferplatte
mit einer schwarzen Schmelzschicht überzieht, die Lichter mit opakem Weiss
angiebt, farbige Partien durch leichte Glasuren abhebt und die Zeichnung
wesentlich durch Goldstrichc herstellt. In dieser Art kUnnen dann viel grössere
Stücke als früher ausgeführt werden und werden auch wohl zur Dekoration
der Bautheile verwendet. In Deutschland erwirbt sich die Steingut fabrikalion
seit der Mitte des i6. Jahrhunderts einen Weltruf, und im Anschluss an die-
selbe entwickelt sich die Ofentüpferci zu einer bedeutenden Höhe künst-
lerischer Leistung. In der letzteren Art hat l>esonders die Schweiz Muster-
gültiges aufzuweisen. In den Niederlanden bildet sich eine neue Form des
Messingkronleuchters heraus, in dessen Mittelpunkt eine grosse das Licht
reffektirende Kugel angebracht ist, und rindet eine bedeutende Verbreitung.
Die Mosaiktechnik, zur Herstellung grösserer Monumentalbilder, nimmt
yGoogIc
Ergebnisse der SpSlrtnaissiQce. g^5
ZU Rom am Anfange des 17. Jahrhunderts einen neuen Aufschwung und
bequemt sich die koloristischen Effekte der modernen Malerei wiederzu-
geben. In Florenz kommt eine neue An Mosaik, «Pietre dure« wegen der
Verwendung harter Steine genannt, in Uebung, aber der Kunstwerth dieser
Gattung ist gering, im Verhaltniss zur Kosispieligkeii der Herstellung. Die
Stahl- und Gisensch neiderei erhebt sich durch den Deutschen Leygebe
wieder zu künstlerischen Leistungen. Damit parallel gehen die Kuriosi-
tätenschnitzereien in Holz und Elfenbein, wie sie das grüne Gewölbe in
Dresden und andere fürstliche Kunstkammern fUllen. Gegen das Ende
des 17. Jahrhunderts beginnen in Italien die Inkrustationen der Kirchen
mit Bronzen, farbigen kostbaren Marmorarten und Halbedelsteinen als
specieller Ausdruck des Jesuitenstils eines Pozzo. Man ging endlich hierin so
weit, durch Wahl und Zusammenstellung der Farben einen Stimmungsaffekt
des Raumes hervorbringen zu wollen; so wurden Grabkapellen mit schwarzem
Gestein bekleidet, mit schwarzem Marmor und sogar mit Probirstein. Unter
den Kardinalen Richelieu und Mazarin fand diese Prachtausstattung auch in
dem französischen Patastbau Eingang. In der Regierungszeit Ludwig's XIV.
nahmen dann alle Zweige des Kvmstgewerbes neue Anlaufe; Keller erfand
die Legirung fUr die moderne Bronze; die Emaillemalerei erhob steh bis
zum historischen Porträt und die Gobelinmalerei bis zur Wiedergabe des
grossen Historienbildes. Ein ganz neuer Zweig des Kunstgewerbes wird durch
die Porzellanfabrikation ins Leben gerufen. Zuerst wird die Pate tendre in
Frankreich hervorgebracht und ausser Zu Geräthen auch in der baulichen
Dekoration verwendet. Auch die Möbclfabrikation eines Boulle, mit ihren
Inkrustationen in verschiedenen Stoffen und der reichen Bronzemontirung,
erreicht einen hohen künstlerischen Werth. In Deutschland setzt im iS. Jahr-
hundert Dinglinger in Dresden den Kuriositatenstil mit Verwendung kost-
baren Materials und unendlichem Arbeitsaufwand fort. — Die ausserordent-
lichen Leistungen der Stuckatoren hatten schon seit dem Beginn des Barock-
stils Anspruch auf besondere Erwähnung gehabt, denn die Einführung des
Barocks bedeutet die Herrschaft des Stucks in der Innendekoration. Die Ur-
heber dieser musterhaften Stuckwerke arbeiten oft ganz selbstsiändig, als er-
findende Künstler, und werden danach geschätzt. Das Roccoco, bei welchem
der «echte* Stuck, das heissl der frei an der Stelle erfundene, ohne BeihUlfe
von Formen modcUirte, einen grossen Raum einnimmt, rückt die Wichtigkeit
der Stuckatoren noch mehr in den Vordergrund und lasst sogar den Archi-
tekten des Werks zurücktreten. Die Stuckatoren wissen ihre Bedeutung
wahrend der Zopfperiode, bis in die Neuklassik hinein, zu bewahren, wie
AlbertoUi und andere zur Genüge beweisen. Einen ebenso reichen Ausdruck
yGoogIc
Q^ Schlusswort
findet der Kunstgeisi der Spat rena Usance in den Schmiedearbeiten. Dieselben
folgen den Siilverandcrungen zwar durchweg mit einer gewissen Verspätung,
aber deshalb findet der feierliche Prunk des Barocks sowohl, wie die blumen-
geschmückte naturalistische Zierlichkeit des Koccoco, besonders in den zahl-
reichen geschmiedeten Gittenverken einen Überaus glänzenden Ausdruck.
Auch auf Ledertapeten, BUc herein bände und Gldser erstreckt sich der all-
gemeine Prunkstil der Zeit. In dem durch den Deutschen Böttger, im ersten
Jahrzehnt des i8, Jahrhunderts erfundenen echten Porzellan beweist das
Roccoco vor allem seine stilbestimmende Kraft. Allerdings hat dann die
klassizirendc Periode diesen zahlreichen Errungenschaften auf kunstgewerb-
lichem Gebiete nichts Neues mehr hinzuzufügen.
Der Abglanz des Kunstschaffens, die Kunsilitteratur, mag wenigstens er-
wähnt werden. Auch diese gewinnt durch die Arbeiten der Ornamentstecher
und die Wiedergabe der Meisterwerke der Malerei, Skulptur und Architektur
eine bisher unbekannte Ausdehnung und Bedeutung. Wichtiger noch In der
Folgewirkung sind die jetzt zahlreich vorkommenden Aufnahmen und Ver-
öffentlichungen der älteren Kunstwerke aller Länder in ihrem Zusammen-
hange und die hiermit Hand in Hand gehenden kunst philosophischen Be-
trachtungen. Durch diese Arbeiten geht die Initiative fUr die Erzeugung
neuer Stilrichtungen zum guten Theil auf die Kunsilitteratur über.
Die mächtige und vielseitige Spätrenaissancebewegung endet an der
Schwelle des 19. Jahrhunderts; ihr Untergang trifft mit dem der alten Ge-
sellschaft zusammen. Neue Meinungen, mit dem Anschein der Jugendfrisdie
und Wahrheit auftretend, schicken sich an die Weltherrschaft zu erobern und
schaffen ein neues KunstgelÜhl. Aber die früher beliebte Ansicht, als ob
nun sofort ein Höheres an die Stelle der altgewordenen Renaissance träte, ist
doch bedenklich erschüttert, seit man angefangen hat sich eingehend mit der
Kunstgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts zu beschäftigen und aufgehört
hat in dieser Periode nichts als eine grosse Lucke sehen zu wollen, in der
allenfalls noch die Malerei beachtcnswerthes geschaffen. Man hat auch seitdem
erkannt, dass es mit der angeblichen «Wahrheit» der neu klassischen Kunst nicht
so ganz in Ordnung ist. In der Architektur kommt der Surrogatbau erst
recht in Blüthe, durch das Zurückgehen auf den Architrav-Stil wird die
konstruktive Heuchelei zur Noih wendigkeit, und die Einführung des Eisens in
den Innenbau, zwar ein tüchtiger technischer Fortschritt, kommt keineswegs
der Ausnutzung im ncuklassischen Sinne entgegen, wenn man den Vorschub
abrechnet, welchen eine innerlich unwahre Formenbildung hieratis zieht. Die
Unzulänglichkeil des hellenistischen Architekturschemas macht sich sofort be-
merkbar, sobald das moderne BedUrfniss des mehrstöckigen Baues uicbt zu
yGoogIc
bclilussworl. QA"
umgehen ist; muss doch sogar ein Schinkel an der Rückseite seines Schau-
spielhauses zwei Giebel Übe rein anderste tlen. Das hellenisiischc Wohnhaus
wird ganz charakterlos, entweder wird dasselbe in eine Anzahl gleichwertliiger
Axen aufgelöst, von denen man beliebig abnehmen oder zusetzen kann, oder
dasselbe wird durch einen grossen flachen Giebel in eine Tempelfa<;ade ver-
wandelt, hinter der sich unentwickelt das Dach mit seinen hier unpassenden
aber leider unentbehrlichen Schornsteinen erhebt. FUr die Malerei und
Skulptur gehen eine Anzahl werthvoUer technischer Prozeduren ganz ver-
loren und müssen erst spflier wieder neu entdeckt werden. Das Schlimmste
aber ist der Verlust des Zusammenhangs unter den Kunstzweigen und die
aus dieser Ursache hervorgehende Verflachung der Monumenialkunst. Der
Architekt beschränkt sich auf die Arbeit am Reissbrett und verliert die Fähig-
keit Skulptur und Malerei zur Vollendung seines Werkes heranzuziehen. Der
Bildhauer versteht nicht mehr die perspektivischen Gesetze, deren Anwendung
die als Theil eines Architekturwerkes auftretende Figur von der Kabinetshgur
unterscheidet. Der Maler will nichts von den Mitteln des Staffel ei bildes auf-
opfern und wenn er zum Schmucke eines Bauwerks berufen wird, so ver-
steht er es nicht mehr, sich in den Stil desselben zu linden. Die mit der
Neuklassik fast gleichzeitig beginnende neu romantische Reaktion ist nicht
besser als jene ; dieselbe verfolgt anfangs mehr politisch -religiöse Tendenzen
als rein kUnsderische und gewinnt erst spater realen Boden, nachdem sie das
Studium der Konstruktionen und die Erkenntniss des mittelalterlichen Kunst-
Prinzips nachgeholt hat. Das Kunstgewerbe hat am meisten durch die
Trennung der Künste zu leiden, dasselbe geht faktisch ganz zu Grunde. Da
sümmiliche Künste sich vornehm abschliessen und sich fUr «hohe> erklären,
so wusste man eigentlich gar nicht mehr, wer berufen wöre das Kunsthand-
werk zu fördern, wenn nicht wenigstens für die Innendekoration der Tape-
zierer die klaffende Lücke auf seine Weise ausgefüllt hätte.
Nach alle diesem ist es erklärlich, wenn man mit Bedauern von der
alten Renaissance scheidet und mit Freuden die seit einigen Jahrzetinten er-
folgte Wiederaufnahme derselben begrüsst. Mag nun jede Nation versuchen
auf ihre Weise die früher gcsaeten Keime nationaler Kunst zur schönen
NachblUthe zu entwickeln und darüber hinaus den Weg zu neuen Idealen
finden. Für uns Deutsche müsste jedenfalls die neu errungene politische
Machtstellung zur Grundlage einer in sicherer Folge vorsch reitenden, natio-
nalen Künsten iwickelung werden, denn nach Ausweis der Geschichte standen
diese Vorgänge stets in genauester Wechselwirkung. Jedoch, wenn man heute
erst Iragt, ob unsere Zeitverhaltnisse den früheren soweit gleichen, um eine
ähnliche Folgewirkung in der Kunst erwarten zu lassen, so ist das nicht ganz
yGoogIc
ohne Berechiigung. Ersichllich arbeitet die europaische Staatsmaschinerie
überall, also auch bei uns, unter einem gefährlichen, durch mannigfache noth-
wendige Belastungen des Sicherheitsventils erzeugtem Hochdrucke. Vielleicht
ist es weniger die Möglichkeit neuer kriegerischer Verwickelungen, in Folge
der durch die NationalitUisidee verschärften Nebenbuhlerschaft der Völker, als
die im reinen Gegensatze zur nationalen Richtung auftretende social istische
Unterströmung, welche drohend im Nebel der Zukunft aufdämmert. Aller-
dings wurde die letztere An von Kosmopolitismus wohl kaum eine ent-
sprechende kosmopolitische Kunst schaffen, sondern einfach gar keine. Soll
man indess an die sieghafte Fortdauer der nationalen Richtung glauben, so
muss sie ihre Kraft erweisen; im Politischen, indem sie nach Aussen hin die
Abbröckelungen deutschen Wesens verhütet; und auf dem Gebiete der Kunst,
indem sie die neu aufgenommenen nationalen Traditionen nicht zum leichten
Spiel für eine Tagesmode herabwürdigen lässt.
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ORTS- UND NAMENVERZEICHNISS
ZU BEIDEN BÄNDEN.
A. Ortsverzeicbniss.
A.
Aachen. Inneres des Doms und des Rath-
hauses 784. — Kurhaus 875.
Abbeville. Haus 373.
Affligtiem. Ablei 905.
Alcalü de Henares. Kapelle de Christo
de San Gines. — Theil der Gallerie der
Universität 911. — Kirche des Klosters
de Recoletas Bemardas. — Erzbischöf-
Mcher Palast 478. — Universität 479.
Aljcanle. Stiftskirche San-Nicolas 479.
Alken. Epitaph 14].
AI km aar. Käsehalle 266.
Alne. .^btei 712.
Alt'I.andsberg. Schloss 631.
Amairi. Hochaltar in der erz bisch öHichcn
Kirche 316.
Amiens. Inneres des Hotel Gosserat 855.
Ampfurth. Offinger, Altarbild 147.
Amresbury. Schloss 473-
.Amsterdam. Zwei GetUngniss - Portale
169. — Stadthaus 429, — Theater 430. ,
— Bild von van Helst im Museum 447.
— Bilder von Kembrandt im Museum
441). — Bild Flinck's im Museum 451. —
Bild Terburg's im Museum 453.
Ancona. Lazareth 814.
Ancy-Ie Franc. Schloss 200. — Malereien
im Zimmer des Kardinals. — Malereien
in der Cham bre des Kleurs und im Ka-
binct des Pastor Fido 118.
.Andenne. Kirche 90^.
Andelfingen. Schlösschen Wyden 424.
Andley Inn. Schloss 281.
Anet. Ghäteau d'Anet 204 u. f. — Kapelle
im Schloss d'Anet 211.
Angcrville-Bailleul. Ghäteau d'Anger-
ville-Bailleul 207.
.Antwerpen. Stadthaus. — Portal des
Waisenhauses. — Gildehaus der Arm-
brustschUtzen.— Gildehaus der Bötticher.
— Haus der.Schiffer. — HolzhUuser. —
Haus des Buchdruckers Plantin 264. —
Kamin im Stadthause. — Frans Floris,
Sturz der bCsen Engel in der Akademie.
— Pourbous der Aeltere, Predigt d, h.
Aloysius Ind. Akademie. — Basrelief über
dem Portal des Waisenhauses. — Franck
der Aeltere, Bilder In der Akademie und
im Dom 270. — De Vos, Versuchung des
heil. Antonius in der Akademie 271. —
Van Veen, Bilder in der Gallerie 27t. —
Kirche St. Charles Boromde 426. —
Scheidethor 428. — Giebelhau
St. Annen-Kapelle, Portat eines Giebel-
hauses, Rue au Fromage 433. — Skulp-
turen des Stadthauses 4^5. — Bilder von
Rubens in der Akademie 437- — Bilder
von demselben im Dome, in St. Jacob,
in St. Augustin 438. ~ Bilder von van
Dyck in der Akademie, in St. Anton
4^3- — Originalzeichnung zu einem
Triumphbogen von Rubens im Museum
465. — Aotei St. Bemard bei Ant-
werpen 711. — Königliches Palais 803.
Aranjuez. Palast. — Casa de Offiziös 289.
— Kirche San Antonio. — Königliches
Schloss 60S. — Malereien des Schlosses
707. — Kloster S. Pascal 909,
Arenas. Kapelle von S. Pedro Alkantara
im Franziskanerkloster 909,
Arequipa. Kathedrale 724,
Arezzo. Abbadia de' Cassinensi 1^6. —
Vasari, Gastmahl des Ahasverus in der
Akademie 189. — Scheinkuppel der
Badia 533.
Ariccia. Kuppelkirche 493.
Arnay-le-Duc. Schloss d'Arnay-le-Duc
373.
Aschaffenburg. Haus in der Dalbcrg-
strasse. — Residenz schloss 225. — Grab-
miUer in der Stiftskirche 242. — Epitaph
250. — Stuckdecke im Residenzscnlosse
417. — Chorstuhle der Stiftskirche 421.
— Bischöfliches Schloss 875.
Assisi. Kirche Sl Orest. — Kirche unserer
lieben Frau zu den Engeln 139.
Atocha. Kapelle unserer lieben Frau und
Kapitelsaal des Bartholomäus - Klosters
290.
yGoogIc
g5o Orttvcr«
Auch. Glasmalereien in der Kathedrale \
381. — Letmer der Kathedrale 608. —
Orgel in der Kathedrale. — Glasfenster
daselbst 610. — Portikus der Kathedrale
839.
Augsburg. Ofen im Raihhause 255. —
Rathhaus 235. — Deckenbilder des
foldenen Saals 148, — Gilter in der
U Ulrichskirche lij. - Thür im Rath-
hause. — Holzdecke im FUrstenzimmer
des Ralhhauses z;?. — Augustusbrunnen,
Herkulesbrunnen , Merkursbrunnen ,
Neptunsbrunnen, — ßronzezieraihea am
Rath hause und Staiue des Erzengels
Michael 408. — Bild Sandrarts in der
BarfÜsserkirche 414. — Schmiedeeisernes
Giner 797.
.ulendorf. Schloss des Graten Ktinigsegg
Lverbode. Kirche der Abtei 710.
LZpeitia. Fai;ade der Kirche S. Sebastian
909, — Grabmal des Bischofs von Tuy.
— Statuen der Kirchenfront 913.
Baden. Neues Schloss 115. — Altes Schloss
655. — Stiftskirche 783. — Schloss Eber-
stetn bei Baden 875.
Bamberc. Residenz schloss. — Wallfahrts-
kirche Vierzehn heil igen bei Bamberg 783.
Barby. Schloss 625.
Barcelona. Deputirienhaus iSg. — Zoll-
gebäude. — iJmbau der Börse 9II.
Basel. Fresken am Rathhause 148. —
Gelten-Zunfthaus. — Spiesshof. — Portal
des Hauses zum schwarzen Rad 160.
Bergamo. PaL Contarini 311.
Bauregard. Gallerie des Schlosses J69.
Beaumesnil. Schloss 360 u. f.
Beauvais. Mittelthurm der Kathedrale 209.
Benraih. Schloss 784.
Berlin. Kurfürstliches Schloss. — Die
Doppeltreppe am inneren Schlosshof. —
Das dritte Haus 131. — Pönal der Ma-
rienkapelle in der Nicola ikirc he 233. —
Denkmal in der Nicolaildrche 244. —
Bruyn, Portrat im Museum. — Malereien
im kurfürstlichen Schlosse. — Diestel-
mair'sches Familtengemalde in der
Nicolaikirche. — Czwiezeck, Familien-
bild im Charlottenburger Schlosse 247. —
Rottenhammer, Amazonenschlacht im
Museum 348. — Gitter in der Marien-
kirche 2S3- — Pokal im Besitze des
deutschen Kaiser?. — LUneburger Raths-
.silberzeug im Museum 254. — Epitaphe
in der Nicolaikirche 255 u, f. — Schrank
im königlichen Schloss 257. — Frans
Floris, Loth und seine Töchter im Mu-
seum 170. — De Vos, Der Heiland auf
dem See Tiberias erscheinend, und die
Züchtigung Amors im Museum, — Com.
Cornelissen. Bilder im Museum und im
königlichen Schlosse. — Bloemart, An-
betung der Hirten; heilige Familie und
Josephs Traum im Museum 271. —
Peter Brenghel, Sohn, Reigentanz der
Rnuern und BauernprUgelei im Museum
272. — Campafia, Madonna mit dem
Kinde 291. — Bild Vouet's im Museum
376. — Ribbeck'sches Haus 40», —
Brustbilder der römischen Kaiser im
Charloticnburcer Schtossgarten 4". —
Kupido im Nluseum. — Das Sparrc'sche
Denkmal in der Marienkirche 412. —
Deckenstucke von Hirte im königlichen
Schlosse 413. — Bild von CauEtz im
Museum. — Bild Sandrart's im Museum
414. — LUneburger Rathssilber im Mu-
seum 418. — Statuette des grossen Kur-
fürsten im Museum 419. — Stame des
grossen Kurfürsten im Charlottenburger
Lustgarten 435. — Bild van Dyck's im
Museum 444. — BÜder von Saverv im
Museum «s. — Bilder von Viücke-
boom's im Museum 445. — Bilder von
P. Breughel d. JUng. im Museum. —
Bild von vinckeboonvs ebenda. — Bilder
von Suyders im Museum. — Bild von
de Keyser im Museum 446. — Bilder
von Rembrandt im Museum 449. — Bild
Eckhout's im Museum 450. — Bild
Honthorst's im Museum. — Bilder Suster-
mann's im Museum 451. — Bild von
Steffens im Museum. — Bild Terburß's
im Museum 4S3. — Bild Schalken's jm
Museum 455, — Bild von D. Teniers d.
Jüngeren im Museum 4S7. — Bild
Swanevelt'simMuseum.^BilderGriflier's
im Museum. — Bild Johann Hackert's
im Museum. — Bild von Weenix im
Museum. — Bilder von Berghem im
Museum 4S9. — Bilder Jacob Ruysdael's
im Museum 461, — Bilder Backhuisen's
im Museum. — Bild Segher's im Museum.
— Bild Fyt's im Museum 463. — Bild
de Heem's im Museum. — Bild van
Schriek's im Museum 464. — BUste von
Montafiez im Museum 481. -^ Zeughaus
5,61. — Bild Mignard's im Museum 587.
Bild Lebrun's im Museum 591. — Lust-
haus im alten Lustcanen, — Veriinde-
rungen am kurJÜrstiichen Schlosse 622.
Thurm der Marienkircke. — Marstall in
der Breitenstrasse. — Dorotheenslädtische
Kirche. — Zeughaus 623 u. f. — Kauf-
lüden an der Stechbahn. — Schlossbau
an der Spreeseite, — Anlage der Frie-
drichsstadt, — Palast Schomberg. —
Fürstenhaus auf dem Werder. — Haus
des Feldmarschalls Dcrfflinger. — Die
lange Brllcke. — Die Parochialkirche
624. — Französische Kirche auf dem
Gcnsdarmenmarkt. — NcueKirche.ebenda.
— Werdersche Kirche, — Gamisonkirche,
— Sternwarte — Friedrichshospital. —
yGoogIc
Erweiterung der Jerusalemerkirche 625.
— Weiterbau des Zeughauses. — König-
licher Schlossbau in Berlin 617, — Die
Erhöhung des MUnzthurms, — Von
Kameke'sches Gartenhaus, — Giesshaus,
— Wohnhaus fllr den Grafen Warten-
berg 629. — Krosigk'sches Haus 630. —
Einsturz des MUnzthurms 630. — Der
Weiterbau des königlichen Schlosses
durch von Goethe. — Schloss Monbijou
631. — Creutz'sches Haus in der Kloster-
strasse 631. — Weiterbau des Zeughauses.
— Hauptfront der Stechbahn. — Pode-
will'sches Haus 636. — Alte Synagoge
6_37- — Helme, Masken, Skulpturen des
Giebelfelds und Figuren zu beiden Seiten
am Zeughause. — Trophäenpruppen der
Balustrade 655, — Beiterstatue des
grossen Kurftlreten. — Skulpturen im
Berliner Schlosse. — Denkmal fUr
Daniel Männlich in der Nicolaikirche. —
Kanzel für die Marienkirche. — Sarko-
phag für Prinz Friedrich Ludwig im
Dom, — Skulpturen im von Kameke'-
schen Gartenhause 656 u. f. — Sarko-
phage für König Fnedrich I. und die
Kömgin Charloae im Dom 658, — Re-
liefs am Marstallgeb'äude. — Decken im
Schlosse an der Spreeseite. — Marmor-
statuen im weissen Saale des Schlosses.
— Figuren an den Bögen der langen
Brücke. — Bronzebrusibild Friedrich"s I.
und allegorische Figuren am Hauptportal
des Zeughauses 658, — Figuren im
f-osscn Treppenhause des königlichen
chlosses. — Kanzel in der Parochial-
kirche. — Altar daselbst. — Sklaven-
figuren zum Standbild Friedrich's I. —
Kanzel in der Petrikirche. — Löwen am
Portal des Sacken'schen Palais und die
Vasen daselbst. — Engel an der Apo-
theke neben der Dreifaltigkeitskirche 659.
Pfeilschärfender Cupido, jugendlicher
Herkules und Gruppe Adam und Eva
von Permoser 660. — Plafondbild der
Bild ergalle rie im königlichen Schlosse.
— Plafond im Zimmer No. 12 daselbst.
— Altarbild der Nicolaikirche 662 u. (.
— Plafond im Wohnzimmer der Königin
und im Ritlersaale des königlichen
Schlosses 663. — Bild von Kupcizky im
Museum 663. — Wandleuchter in den
Paradekammurn des königl. Schlosses
670. — Stuckdecke im Portal No. s des
königlichen Schlosses 665. — Sopra-
Porten im Riitersaale daselbst. — Decken
der Paradekammern daselbst 666. —
Bilder Watteau's, Paterre's und l.ancret's
in den Schlössern und im Museum 74S.
— Hautclisse-Tapeten im königlichen
Schlosse 674 u. f — Bild MimnJa's im
hluseum 703. — Bild Murillo's ebenda
704. — Tnurmbau der Parochialkirche
für die Reformirten. — Fortbau des
Friedrichshospitals mit Thurm. — Jeru-
salemerkirchc. — Kammergerichts-
gebäude. — Hauptwache am neuen
Markt. — Palast von Zedlitz. — Palast
von Finkenslein. — Palast von Görne
— Dreifaltigkeitskirche. — Thurmbau
der Petrikirche 761. — Kameke'scher
und Reichenbach'scher Palast. — Thurm
der Sophienkirche. — Der Weisse Saal
im königlichen Schlosse, — Silbernes
Chor imRittersaale ebenda. — Böhmische
Kirche, — Behrend'sches Haus. — Reuss'-
scher Palast. — Isaak'sches Haus. —
Uzig'sches Haus. — Bessi'scher Palast
763, — Rochow'sches Haus. — Palais
Vemezobre. — Schulenburg'scher Palast.
— PalastdesJohanniterordens. — Sacken'-
scher Palast. — Gebäude der Seehand-
lung 763. — Opernhaus 765 u. f. —
Theater imAlabastersaale des königlichen
Schlosses 766. — Roccocozimmer im
königlichen Schloss 766. — Neuer FlUgel
an Schloss Monbijou. — Forum Fridenci.
Umgestaltung des Thiergartens 767. —
Wohnhaus Knobbelsdorfi's. — Das
Ingersleben'sche Haus 771. — SchulKe'-
scnes und Hessi'sches Haus, Unter den
Linden 771. — Audibert'sches Haus. —
Altar der Marienkirche. — Invalidenhaus,
— Dom. — Palast des Prinzen Heinrich.
— Donner'sches Haus. — Ritterakademie
772. — Arbeitshaus. — MUhlendamm 773.
— Figuren am Opernhause. — Deko-
ration der Zimmer im königlichen
Schlosse. — Apostelfiguren in der St.
Hedwigskirche 789. — Bilder Vanloo's
im Pawis des Prinzen Heinrich 791. —
Hebe Canova's im Museum 830. — St,
Hedwigskirche 866. — Die neuen ThUrme
aufdemGensdarmenmarkt87o, — Kolon-
naden der KÖnigsbrUcke. — Kolonnaden
der SpittelbrUcke. — Königskammern
im königlichen Schlosse, — Kadetten-
haus, — General -Lotteriedirektion. —
Gebäude des Hauptsteueramts. — Schloss
Believue. — Spandauer BrUcke. — Kolon-
naden der Jäger- und Spandauerb rUcke
871, — Gruppe auf dem Hauptaltar der St.
Hedwigskirche. — Figurengruppen aut
demG eländer derKönigsbrUclte. — Kinder-
fruppen auf den Königskolonnaden, —
tatue Schwerin's auf dem Wilhelms-
platze. — Büste Cocceji's im Kollcgien-
gebiiude 877, — Bibliothekgebäude. —
Ritterakademie. — Zuschauerraum des
Opernhauses. — HerkutesbrUcke. ■—
Brandenburgerthor 872. ^- Westthurm
der Marienkirche. — Anatomisches
Theater der Thierarzneischule 873. ~
Statue Winterfeld's auf dem Wilhelms-
dcr Dorotheenkirche. — Fries der alten
MUnze. — Quadriga des Brandenburger
Thors 878. — Bilder Rode's im nieder-
ländischen Palais. — Altarblätter in der
Marienkirche und Petrikirche, Bilder
Rode's in der Garnisonkirche. — Decken
„Google
gSa Onsver:
bilder Gugljeimi's im Palast des Prin-
zen Heinrich S8t. — Sopraporten im
niederländischen Palais 883. — Altar-
blatt in der St. Hedwigskirche 885. —
In Kupfer getriebene Quadriga des
Brandenburgerthors 888.
Bertrich. Badehaus 875.
Betanzos. Konsisiorialhaus 909.
Bevern. Schloss 130-
Beyreuth. Opernhaus. — Neues Schloss.
— Phantasie. — Schloss Schwetzing 783,
Bilboa. Thurm der Kirche San An-
tonio Abad i)o8.
Blenheim. Bilder von Rubens im Schlosse
440. — Schloss 683 u. f.
Blois. Schloss 551. — Figuren ftlr das
Schloss von Sarrazin 574.
Bologna. Portico de' Banchi. — Casa
Bocchi 139. — Portal des Re^erungs-
palasies. — Kapelle des Regienings-
palasies. — Chor von S. Pietro. — Uni-
versität 162 — Hof des erzbischßflichen
Palastes 161, 163, — Pal. Maghani i6i.
— Rundkirche S. Sebastiane 163. —
Die knieenden Engel an der Area di
S. Domenico. — btaiuette des h. Pe-
tronius ebenda 166. — Skulpturen des
Hauplaltars in den Servi 171. — Statue
des h. Proculus in S. Domenico 176,
— Tibaldi's Fresken in der UniversitUt
— Ders.jFresken in S, Giacomo maggiore
190. — Grabmal des Lodov. Gozzadini
in den Servi. — Grabmal des Giac.
Birro im Klosterhof von S. Domenico
19a, — Jesuitenkollegium von S. Lucia
318, — Das Innere von S. Pietro, —
S. Salvatore 311. — Brunnen auf der
Piazza grande «8. — Fries im grossen
Saal des Pal. Magnani. — Fresken der
achtseiligen Halle am Kloster bei S.
Michele in Bosco. — Lodov. Caracci,
Bilder in der Pinak. 313. — Ders- Hoch-
altarbild in S. Christina. — Ders-, Decken-
bild der Sakristei von S. Pietro. — -
Ders^GlorienbildinS.Paola.— Malereien
im PaU Fava 333. — Annib. Caracci,
Madonna in einer Nische. — Lodovico
A^ost. Caracci, Bilder in S. Bartote meo
d) Reno 332, — Altarbild in S. Barto-
lemeo a Porta. — Bild der Madonna
di Galliera 33s. — Bild Albani's in der
Pinak. — Bild Reni's in der Pinak. 336,
— Bild in der Kapelle in S. Domenico
Bilder Guido Reni's in der Pinak. 3J8,
— Bild von Guercino in der Pinak. 342.
Bilder von Tiarini in S. Salvatore, in
S. Domenico 343. — Bild Spada's in
S. Domenico 344. — Bilder von Cave-
done in S. Paolo und in der Pinak. 343.
— Pal. Malvezzi 504. — Enthauptung
Johannis in S. Paolo i2o. — Saaldecke
in der Pinakothek s}3- — Medaillon-
bilder von Cienani in S. Michele in
Bosco und Altarbild in S, Lucia 537.
— Pal. Ercolani 836.
Bolsover. Schloss 281.
Bolsward. Rathhaus 169. Kanzel in der
St. Mariinikirche 468.
jonn. Residenzschloss 784.
lonne-Esperance, Ableikirche 905.
)oppard. Schloss Marienberg 784.
Joreham. Monument in der Kirche sSi.
Bordeaux. Theater 847.
Sourges. Marmoretatue Michel de Mon-
tjgni's und seiner Gemahlin in der
Kjypta der Kathedrale 374.
äowood. Bilder J. Ruysdael's im Schlosse
461.
irauweiler. Gitterkrönung in der
Abteikirche 423.
3raunschweig. Gewandhaus. — Gym-
nasium (ehcmali^s). — Haus Görd-
lingcrstrasse. — Thor in der Wenden-
slrasse. — Thor und Fenster am SUd-
klini. — Haus Poststrasse 5. —
Bürgerschule 230. — Portal des Zeug-
hauses. — Haus in der Wendenstrasse
400. — Epitaphien im Dom und den
Übrigen iCirchen 411, — Aufsatz des
Taufbeckens in der Martinikirche 421.
Breda. Gedenktafeln in der grossen Kirche
Grabmal Engelbrecht's von
fJasi
11 43 S-
■nen. Epitaphe im Dom 244. — Rath-
haus jQj u. f. — Krameramthaus 397. —
Epitaphien in der St. Ansgarikirche und
im Dom 410. — ThUr bei Herrn
Carstens. — Schrank bei Herrn Müller.
Kanzel in der Martinikirchc 421. —
Roccocokanzel im Dom 787.
ireslau. Pfeiler - Epitaph in der Eli-
sabethkirche MS. — Stuckdekoration
der Hausflurhallen am Ring 19. 25'- —
Krug in Kupfer im Museum 253. —
Giner in der Maria -Magdalencnliirche
254. — Siegburger Krug bei Herrn
Grempler 255. — Stuckdekoration der
Schwedenhalle 417. — Btschofsgrabmal
im Dom 659. ~ Gitter in der Vincemi-
kirche 672. — Jesuiienkollegium 787.
iridgenorth. Kirche 8g8.
1 r i e g. Rathhaus, Wohnhaus am Ringe.
Altes Oderthor 234. — Pokal der BHcker-
innun^ iig. — V ' ' . .t-
colaikirche 419.
i r o u. Glasmalereien in der Kirche 382.
l r u c h s a 1. Schloss 782 u. f. — Deko-
rationen im Schlosse 795.
1 r u c k a. d. M u r. Brunnengitter 422.
irUgge. Madonna mit dem Kinde in
der Kirche Unserer lieben Frauen 167.
— Aula, — Haus „den Nood Gods"
265. — Kirche der unbeschuhien Kar-
meliter 711. — Kirche der englischen
Brüder 713. — Abteikirche des Dunes
906.
IrUhl. Schloss 784-
yGoogIc
Brüssel. Van Veen, Bilder in der Gal-
lerie 271. — Jesuitenkirche 426. —
Barockhüuser an der Grand' Place 430
u. f. — Haus an der Grand Place 453.
— Man neken -Riss 435. — Konsolen in
der Kirche de la Chapelle 436. — Bild
von Rubens im Museum 437. — Brauer-
Wahnteichen bei Herrn Vermeeisch und
ein Thürklopfer ebenda 468. — Kirche
Notre-Dame de Bon-Secours 710. —
Kirche Notre-Dame du Finisterre. —
Kirche der Minimen 712, — Schloss des
Herzogs von Aremberg 803. ~ Hof-
kapelle 905. — Facade der Kirche der
Prorei von Coudenterg 906. — Schloss
Lacken bei BrUssel 906. —
miss. g5^
luch. Kirche 762.
luchau. Abteikirche 876.
luen Betiro. Dekorationen des Theaters
691, — Königliches Schloss 698. — De-
korationen mr das Schlosstheater 70S.
lunzlau. Portale am Ring 234-
Burleigh Housc. Schloss aSo.
Burlington House 6S6.
Burtscheid. Abteikirchc 784.
Bussy-Rabutin. Schloss 373.
Cadiz. Kathedrale 909.
Caen. Hotel d'Ecoville I98. — H6tel des
Etienne Duval 207,
Calcutta. Gouvernementshaus 898.
Cambridge. Cajus College 27S. — Ka-
pelle von St. Peters College A74. —
Cläre College 475. — Bibliothek in
Trinity College 683, — Gartenfront von
St. Johns College 475.
Cappeln. Altarblatt in der Kirche 421.
Caprarola. Schloss von Caprarola. —
Casino von Caprarola 139 u. f. — Zuc-
0310' s Malereien der Hauptsüle des
Schlosses 1S9.
ua. Christusleichnam in der Krypta des
Halbkuppel von S. Antolin
Cag,
Cartagi
909.
Caserta. Schloss und Wasserleitung S25.
Castel Durante. Majoliken 194.
Catarroja. Brücke 90S.
Cäzores. Justizgebäude 911.
Celle. Rathhaus 228. — Wandgrab Inder
Stadtkirche 244. — Renaissanceumbau
der Schlosskapelle 250, — Altarbild von
M. de Vos 250. — Schloss 398. — Ghor-
stuhle in der Stadtkirche 420.
Ceriosa bei Pavia. .arbeiten in Pietre
dure an den AltUren 350.
Charleval. Schloss 201.
Charlottenburg. Schloss 626. — Kur-
lllrstenzimmer daselbst 627. — Ver-
frösserung des Schlosses. — Schloss-
Bpelle daselbst 630. — Orangeriesaal
631. — Skulpturen der Kurfürst enzimmer
im Schloss 656, — Frucht- und Blumen-
gehünge in der getäfelten Gallerie des
alten Flügels im Schlosse 659. — Decken-
bild der Schlosskapelle 66a. — Decken-
bild in der blauen Kammer 663, — Fort-
setzung des Schlossbaues 765 u. f. —
Plafond von Pesne iin Speisesaale des
Schlosses, im Treppenhause und in der
Bibliothek 790- — Schlosstheater. —
Belvedere im Park 871.
Cha
Schloss 281.
res. ^yohnhaus 209. ■
, Hatel de
Montescot (jetzt Stadthaus) 362. — Re-
liefs an den Chorschranken der Kathe-
drale 374,
Chelsea. Hospital 683.
Chenonceaux. Umbau des alten Schlosses
198.
Che' , " -----
in Schi— -_
Malereien 376.
Chiaia. Pal. Calabrino 825.
Chiswick. Villa 473.
Choisy. Schloss 573.
Ciudad Rodrigo, Prämonstratenser-
Kloster 289. — Thurm und Portal der
Kathedrale, — Seminario conciliar. —
Pi^monstratenserklosier in der Nahe 91 1.
Portal dl
Epitaph i
kollegiums I41v — Kanzel der St. Castor-
kirche 410. — ThUr in der Jesuilenkirche
420. — Kurfürstliches Schloss 875.
Colmar. Eriier am PolizeigebUude. —
Portale am Fleischhauer'schen Hause.—
Der Neubau. — Das Pönal Backer-
^sse 4 226. — Fa^adenmalerei am
Pfiister'schen Hause 250. — Portal des
Zunfthauses der Arbeitsleute. — Portal
am Hause Bäckergasse 4 393. — Brunnen
im Hofe des Museums 410. — Theater
und Bibliothek des College royal 876.
Colmenar de Oreja. Kirche 289.
Como. Gaud. Ferrari-Temperabilder im
Dom 185.
Gompiegne. Sluhlwerk der Kapelle im
H6tel Dieu 383.
Constanz. Dekoration der Chorwand im
Dom. — Belvedere fllr den Kardinal
de Rodt 876.
Cordova. Halbkuppel der Schwestern
de Santa Victoria 909.
Cordeau. Leuchtthurm 364.
Coruüa. Konsistorialhaus 909.
yGoogIc
95
V
0
srencichniss.
Co
ulommiers. ThUr
im
Schlosse 38
Münz
6691. —Hauptaltar in S.Julian 909,
Co
urtray. Bild von
Frauenkirche 443-
vai
1 Dyck
in
der
Gullera
Czarco
Brücke 908.
e-Selo. Kirchdorf7ii.-SchIoss
Ol
art. Kapelle N. S.
del
Pupolo
911.
*^-
Palast des GrosslUrsten Alexander
Cu
enca. Kreuzgang
de
Abtei
289.
—
9.8.
Dampierre. Chäteau de Dampierre 568.
Dan zig, Giebel zu St. Elisabeth. — Facade
des Artushofs azi. — Haus, Lan^eass'e 45
224. — Epitaph in der Marienkircne 244.
— Ofen aus dem Artushof 255. — Zeug-
haus, Altstädtisches Raihhaus, das Hone
Thor, das rechtsstadtische Rathhaus, der
goldene Saal, Haus in der Langgasse
402, — Epitaphe in der Marienkirche
jii. — KonsolstUtze in Holz geschnitzt
im Anushof. — Eine Bank, ebenda 410,
— Gitter um den Neptunsbruonen, —
Gitter in der Marienkirche 431. —
Kommandantur 787. — Portal des rechts-
sUidtischen Bathhauses 876.
Delft. Stadthaus 42S.
Dessau. Umbau des Schlosses 771.
Dettelbach. Wallfahrtskirche 389.
Devenier. PolizeigebUude 429. — Gilde-
haus 432.
Di
lon. Hotel Vogue 368. — Statuen der
Ehegatten de la ßerchere in der Kathe-
drale J74. — Laterne aus dem Hötel
Vogue 383,
Donaurieden. Landschloss fUr den Baron
von Ulm 876.
l>ordrecht. Stadtlhor »67. — Wohn-
haus 267.
DUnnwald. Kirche und Kloster 39J.
Düsseldorf, Jesuitenkirche 653.
Dresden. KurfUrstliches Schloss. ~ Stall-
hofsgebUude 233. — BronzesBulen im
Stallhof 253. — Schmuckkasten von
Jamnitzer im grUnen Gewölbe 254. —
Neer% Kathedrale von Antwerpen, in
der Gallerie 17z. — Salzfass von Li-
mousin im grUnen Gewöibe 381.— Haus
Schlossstrasse 19 401. — Crucifix in
Bronze von Cesare im grUnen Gewölbe.
— Taufbecken in Silber und die Taufe
Christi von Kellertbaler im gtilnen
üewOlbe 4 18. — Vier Figuren der
Jahreszeiten, eine Koj>ie nach einer
Antike der Villa Medicis, eine Kopie
des Raubs der Sabinerin, Kopie einer
Antike von Barthel im grUnen Gewölbe.
— Ein Gloria in excelsis und andere
Reliefs von Walther, ebenda. — Reliefs
von Hermsdorf, ebenda. — Eine Tafel-
uhr von Streuer, ebenda. — Arbeiten
Kellerthaler's, ebenda 420. — Bilder von
Snyders in der Gallerie 446. — Bilder
Sachtleben's in der Gallerie 459. —
Bilder Philipp Wouwermann's in der
Gallerie 460. — Bilder J. Ruysdael's in
der Gallerie 461. — Bilder de Heem'sin
der Gallerie 464- — Marqueterie von
Riswyk und Bronzegruppe von Duques-
noy im grUnen Gewölbe 468. — Sta-
tuetten von M. Augier im grUnen Ge-
wölbe 574. — Reiter^tatuette Louis' XIV.
und Gruppe, Raub der Proserpina von
Girardon im grUnen Gewölbe 577. —
Gruppe nach Marsy im grUnen Gewölbe
S77. — Fama von Coysevox im grUnen
Gewölbe 578. — Gruppe von Cornelius
van Cleve im grUnen Gewölbe 579. —
Reiterschlacht von Noei Laudin im
gitlnen Gewölbe 609. — Gartenpaiais.
— Zwinger 647 u. f. — Saturn an der
BrUcke. ~ Kanzel in der Hofkirche. —
Grabdenkmal Permoser' s, Elfenbein-
schnitzereien von demselben im grünen
Gewölbe 660. — Plafondbild des mathe-
matischen Saals im Zwinger. — Por-
träts von Silvestre im grünen Gewölbe,
— Ebenda, Bilder von Pellegrini »i.
— Werke Dinglinger's im grünen Ge-
wölbe 668. — Arbeiten Köhler's, ebenda
669. — Arbeiten anderer Meister daselbst
669 u. f. — Gläser im grünen Gewölbe
673. — Uhr von Saint- Martin im
wUnen Gewölbe 735. — Japanisches
Palais. — Neustädter Hauptwache. —
Kurlandisches Palais 77J. — Frauen-
kirche 774 u. f. — Hofkirche 777 u. f-
— Dekoration des kurlUndischen Palais.
— Reiterstatue August's II. 787. — Por-
tr'äts von Dammann im grUnen Gewölbe.
— Figuren im Marko! mi'schen Garten.
— Statuen der Hofkirche 788. — Male-
reien in der Hof kirche 789 u. f. — Bild
Rotari's in der Gallerie. — Bilder Syl-
vestre's, Hutin's und Dietrich's, ebenda
790. — Figürliches von Troger und
Lücke im grünen Gewölbe 799- — l**s
Landhaus 873. — Kamin von Neuber
im grünen Gewölbe 8Ä8.
xouen. Schloss 204 1
arbeiten. — Kamin.
Damascirungen 218,
t, — Schlosser- 1
■ ThUrtlUgel mit |
Edinburgh. Heriots - Hospital 473- —
College 893.
Ehrenhausen. Mausoleum 40$.
„Google
Eisenach. Schloss 786.
Elgoibar. Thurm der Kirche 696.
Engers. Schloss 784.
Enkhuizen. Armenhaus 269.
Er/uri. Haus zum mthcn Ochsen 222.—
Haus zum breiten Hcerd sjj. — Haus
zum Stockfisch, der Junkerhof 401.
Erlangen. Univershat 783.
Ettlingen. Brunnen im Schlosshof 410.
eichüiss g55
Escoriaj. Plane zum EscoiHal 142. —
Kloster, Kirche, Palast und Königsgnift
285 u. f. — Amtshiluser und Gesell--
schaftshaus 290. — Grabmüler Karl's V.
und Philipp's 11. 29 1. — Bilder von
Coello 292. — Begtübnisskapelle der
Könige, Sakristei 480. — Kapelle und
Aliartabemakel von Santa Forma 693.
— Malerei des Tonneoficwölbes im Chor
der Kirche 707. — Haus des französischen
Konsuls. — Haus des Marquis von
Campovillar. — Lusthiiuser fUr die In-
fanten. — Amtshaus. — Treppe, Vor-
halle und Thor am Kloster San Lorcnzo
gta.
ecamp. ChSieau des Ifs bei Fecamp 369.
crrara. Bilder der Halbkuppel in S.
Maria in Vado. — Altarbild m S. Bene-
detlo 333 ~ Bild im Ateneo von Bo-
none 334. — Bilder von Guercino im
Dom 342. — Inneres des Uoms 504.
erricrcs. Glasmalereien in der Abtei-
kirche 38i.
lorenz. Modelle zur Fa-jade von S.l.o-
renzo von Michelangelo — Kapelle der
MeJicecr {Sagrestia nuova) von S. Lo-
rcnzo 133. " Bibliotcca l.aureoziana
133. — Pal Vecchio. Anlagen der
Ireppen und des Crossen Saals. — llf-
Hzien 146. ~ Pal. Kamirez, — Pal. Vi-
tali. — Hof des Pal. Pitti. — Klosterhof
bei S. Spirito. — Der Pfeilerhof bei den
Camaldulensem. — Dreifaltigkeiisbrllcke
148, — Kirche S. üiovaniiio (der Je-
suiten). — Capeila Gaddi in S. Maria
novclla 149. — Facadenhalle des Spi-
tals S. Maria nuova. — Pal. Hiccardi
161. — Pal. Non hniio 165. — Relief \
„Herkules im Kampf mit den Cen-
tauren", im Pal, Buonarroti 165. — I
Bacchusstatuen in den Ulfizien 106. ~
Kolossalfigur des David vor dem Pal.
Vecchio 167, — Gruppe des Hercules
und Cacus 168. — (»iguren in einer
Grotte des Boboli -Gartens. — Gruppe
des Siegs im grossen Saale des Pal.
' Vecchio. — Unvollendete Statue eines
Jünglings in den üftizien. — Rundes
Heller, ebenda. - Der lodte Adonis
ebenüH 169. — Grabdenkmäler der
Mediceer in der meJiceeischcn Kapelle
169. 171. — Madonnenfigur 1 60, —
Apostelstatue im Hofe der Akademie.
— Kreuzabnahme in Marmor, — Büste ;
des Brutus 170, — Kelietfiguren von '
Aposteln, Propheten etc. an den Chor- |
scnranken unter der Kuppel des Uoms |
tm 17». — Gruppe des Hercules und
Cacus auf der Piazza del Uranduca.
Gruppe, Adam und Eva, im grossen ,
Saale des Pal. vecchio 170, — PortrUt- |
liguren, ebenda 171. — Statue desGiov. 1
Medici auf dem Platze von S. I,oren>;o.
— Bacchusstatue im Pal, Pitti. — Gruppe [
des Leichnams Christi mit Johannes in
S. Crocc, Cap. BaroncellL — Gruppe
des Leichnams Christi mit Nicodemus in
derAnnunziata.— Figur eines Gottvater im
ersten Klosterhof von S. Crocc. — F~igur
des Petrus im Dom. — Figur des h.
Damian in der Kapelle derDenositi 171.
— Grabstatue des Kardinals Kossi,
in der Vorhalle von S. Felicita, — Ke-
staurirter Ganymedes in den Uffizien,
— Neptunsbrunnen auf der Piazza del
Grandluca. — Allarreliefs in der Capellc
Gaddi in S. Maria novella. — Urabmal
Michel angelo's in S. Croce. — Perseus
unter der Loggia de' Lanzi 172. — Erz-
hüste Cosimo's I. in den Uflizien. —
Bronzegruppe, „Enthauptung des Tilufers
im Bapiisierium." — Allegorie des Sieges
der Redlichkeit Über den Betrug im
Boboltgarten 173. — Madonocnbitd von
Michelangelo m den llftizien 177. —
Kundbild einer heiligen Familie von
Michelangelo in den Uffizien 180. —
Zuccaro's Malereien der Domkuppel. —
Vasari, Abendmahl in der Capelle dcll
Sagramento in S. Croce 1S9. — Basis
des Perseus 181. — Schale von Cellini
in den üftizien 193. — Zwei Schalen,
ebenda. — SUule, ebenda. — Flasche mit
Bacchanal 194. — Atelier des Zucchero.
— Facade von OgnisantL — Cape IIa
Medicea bei S. Lorenzo, — Domfacade
321, — Pal, Roberto Strozzi 322'. —
Brunnen der Isola bcUa im Boboli-
gartcn. — Raub der Sabinerin in der
Loggia de' Lanzi. — Hercules und
Nessusgruppe, ebenda. — Gruppe Virtu
e Vizio im Pal, vecchio. — Der Apenin
im Pratolino. — Der UcberHuss im
Boboligarten. — Statuen Giov. da Bo-
logna's in den Uffizien. — Lucasfigur
an Or. S. Michele, — Reiterstatue Co-
simo's L auf der Piazza del' Granduca, —
Reiterstatue Ferdinando's I, auf Piazza
deir Annunziata 32S, — Reliefs an der
Gniftcapelle Giov. da Bologna's in der
Annunziata. — Landini, der Winter am
Ponte della Trinitä. — Balustrade und
Tabernakel in S. Spirito. — Staiuen der
Engel und Heiligen, ebenda, — Figuren
„Google
q5b Orisvenc
von Caccini in der Annunziata. —
ChristusbUste an der Ecke des Höiel
York. — Relief am Altar von S. Stefano
e Cecilia. — Relief am Altar in der Ma-
donnen kapellederAnnunziata,— Nischen-
reliefe im QuerschifTe des Doms mit
Freigruppen darüber. — Herkuleskämpfe
im grossen Saale des Pal. vecchio. —
Gruppe, Paris und Helena, in einer
Grotte des BoboÜgartens jii), — AUe-
Sorische Figuren in der Grotte am Hofe
es Pat. Pitti. — Statuen der Cap. Ni-
colini in S, Croce zu Florenz. — Sta-
tuen in der Cap. S. Antonio zu S. Marco.
— Apostelfigur des MathUus im Dom
3JO. — Bild von Aeosl. Caracci im
Pal. Pitti 33}. — BiWer von Allori in
S. Spirito, im Chor der Annunziata,
in S. Niccolo, in Agli angeli bei den
Camaldulensern und in der Akademie
33J. — Fresken im Kloster S, Marco,
Oei den Camaldulensern Agli angeli, im
ersten Hofe der Annunziata, im Chioslro
frande und im Hofe der Confratertina
i S. Pietro martire. — Bilder von
Pocceiü im Saal des Hotels des lies
briitaniq^ues und eine Assunta in
S, Felicita. — Bilder von Ligozzi im
Chiostro ognisanti, in S. Croce Cap,
Salviaii, in S. M. Novella. — Malereien
des Empoli im Pal. Buonarroti und in
S. Lucia de' Magnoli 334. — Guid.
Keni's reuiger Peirus, im Pal. Pitti J38.
— Nymphe mit einem Helden, von
demselben in den UfHzien 339.— Bilder
von Cigoli in S. Croce, in den Offizien
und im Pal. Piiti 335. — Bilder Dome-
nichino's im Pal. Torigiani und in den
UfHzien 341. — Bild von Guercino im
Pal. Pitti ^^^. — Bild von Lanfranco
im Pal. Piiti 343, — Bild Caravagßio's
in den Uffizien. — Bilder von BiliVerti
im Chor der Annunziata und in den
llffizien 345. — Bilder von Currado im
Chor von S. Frediano und in Uiovanini.
— Bilder AUori's im Pal. Pitti. — Bilder
Hoselli''s in der -Annunziata und im Pal.
Pitti. — Bilder Furini's im Pal. Pitti, in
Capponi und im Pal. Cor^ini. — Bilder
Manozzi's im Pal. Pitti, in der Badia
bei Fiesole, in S. Croce, in Ognisanti,
in S. Maria la nuova 346. — Decken-
arabesken im ersten Gang der Ufßzien,
die Perlmutter-Inkrustationen der Tri-
buna, ebenda, das mittlere Gewölbfeld
in der Vorhalle der Innocenti, Decken -
fresken in den Kapellen von S, Marco,
Halle des Seitenhofs, links im Pal. Pitti.
— Fries im kleinen Hofe der Camaldu-
leser 348. — Brunnenfiguren auf Piazza
dell' Annunziata. — Harpyjen am Portal
von Pal. Fenzi. — Fontane über dem
Hofe des Pal. Pitti. — Ungeheuer am
Bassin der Insel des BoboTigartens.
Arbeiten in Pietre durein der Annunziata,
im Kuppelanbau von S. Lorenzo 350. —
Stuhl werk in der Hauptkirche der
Cenosa. — Beichtstuhle und ThUren in
S. Michele 351. — Bilder von Elzheimer
in den Uffizien 413. — Bilder von Ru-
bens im Pal. Pitti und in den Uffizien
437. — Bilder von Rubens im Pal. Pitti,
in den Uffizien f^o. — Bilder von van
Dyck im Pal, Pitti, in den UfKzien 443.
— Bilder von Paul Bril in den Uffizien
und im Pal. Pitti 445. — Bilder Rem-
brandt's in den Uffizien und im Pal.
Pitti 450. — Bilder Honthorst's in den
Uffizien. — Bilder Susiermann's in den
Uffizien und im Pal. Pitti 451. — Dom-
facade. — Seminar bei S. Frediano. —
5'iulenhof bei den Camaldulensern. —
Palast des Grafen von Alberto. — Die
Villen Guadagni und Guicciardini. —
Palast von Luca degh Albizzi. — Kirche
der Theatiner. — Pal.Joh. BapL Slrozzi.
Pal. Capponi. — Pal. Marucelli. — Pal.
Fenzi. — Pal, Rinuccini, — Gap. Corsini
im Carmine. — Inneres von S. Felicita
504. — Statuen im Chor von S. M.
Maddalena de Pazzi. — Cap. Feroni
in der Annunziata. — Allarreliefs in der
Cap. Corsini im Carmine. — Altar-
gruppe im Bapiisterium «z, — Plafonds
und Wanilfresken im Pal. Pitti 525. —
Bild Spagnoletto's in den Uffizien. —
Bilder Dolci's im Pal. Pitti, Pal. Corsini
und in den Uffizien 516. ~ Bilder Sal-
vator Rosa's im Pal. Pitti, in den Uffizien,
in den Palästen Guadagni. Coreini und
Capponi 528 u. f. — Bilder Bourguie-
non^s im Pal. Pitti, in den Uffizien, im
Pal. Capponi und Pal. Corsini 530. —
Bilder Castiglione's in den Uffizien 531,
— Decken von Uiordano im Pal Ric-
cardi S34. — Bilder in der Annunziata
von Lotti 535. — Bilder Poussino's im
Pal. Pitti und in den Uffizien 584. —
Bilder Tassi's in den Uffizien und im
Pal. Pitti. - Ebenda, Bilder de l.or-
rain's und Bourgnignon's. — Bilder des
Letzteren im Pal, Capponi und Pal.
Corsini 585. — Bilder von Velasquez in
den Uffizien und im Pal. Piiti 701. —
Bilder Murillo's im Pal. Corsini und im
PaL Pitti 704, — RoccocoschUssel 805. —
Das Innere von S. Felicita 816.
Florival. Abtei 905.
Fonlainebleau. Umbau desaltenSchlosses
197. — Gallerie Francois I. und Gallerie
Henri H. 199 u. f. — Skulpturen der
Grande Porte 214. — Bilder der Gallerie
Francois 1. aij. — Bilder der Gallerie
Henri IL — Bilder der Königstreppe an
der Cour ovale 316.— Holzarbeiten der
Gallerie Francois 1. 216.110. — Itaptistere
de Louis XIII. — Innendekoration der
Kapelle St. Trinitd, Gallerie an der
Nordseite der Cour de la Fontaine,
Cour Henri IV.. hufeisenfärmige Treppe
in der Cour au cheval blanc, Avant-
„Google
OrlsTeraelchnl«».
957
Portail der Porte Dauphine 357 u. f. —
Malereien in der Kapelle St. Trinitd. —
Altarbild, ebenda 376, — Stuckrahmen
der Decke in der KapeUeSuTrinit^ J78.
— Appartements du Pape. — Salons
Louis^TClII. S9S-
Fontana Medina. Pal. Genzano 825.
Fonthill Abbey S9&
Franecker. Stadihaus z66.
Frankfurt a. M. Thum- und Taxb'sches
Palais 784,
Frascati. ViilaAldobrandinisti. Fresken
der Villa Aldobrandini 341. — Pal.
della Rufina 497.
Frechen. Braunes Steinzeug 255.
Denkmal des KudUrsten Moritz ir
— Das Gesammtmonument sachsischer
Fürsten im Dom HS-
Freiburg im Brebgau. Lettner im
Münster 39z. — Hotel fUr den Baron
von Sickingen 876.
Friedrichsthal. Schloss 615.
Fuentes. Casa de la.Granga 699.
Gandersheim. Raihhaus. — Abtei 228.
— Anbau der Abtei 654.
(Jarmisch. Holz-Gicbelh'juser 407.
Gebweiler. Kirche 783.
Geisenheim. Portal des Incelheimer
-Her Hofes" 393, -- Truhe oei Frei-
herm von Zwierlein 411,
Gembloux. Abieikirche 905.
Gent. HUuser am Pont du laiiage 432. —
Abteikirche St Pierre 711. —Tiild von
Lenz in St. Michael 907.
Genua. Kirche S. Maria di Carignano
156. — Restauraiion des Doms. — Pal.
Cambiaso. — Pat. Carega. — Pal. [,ercari
160. — Pal. Giustiani. ~ Sommerpalast
Sauli (in der Vorstadt). — Pal. Palavicini.
— Pal. Saoli, Pal. Grimaldi (zu San Pier
d'Arena). — Villa Giustiani (zu Albaro).
— Thor am Molo vecchio. — Loggia
de' Banchi 161. — Pat. Imperiali. —
Aeltere Theile des Pal. Ducale. — Pal.
Tursi-Doria i6z. — Luca Cambteso,
Malereien in S. Matteo 187. — Skulptur-
werke in S. Matteo 171. 192. — Pal.
Ravaschieri 322, — PaL della Universit»
324. — PaL Philippo Durazzj. — Pol.
Balbi 315. — Pal. Brignola. — Pal.
Balbi-Piovera 3Z7. — Statuen im Dome.
— Statuen in 5, Ambrogio, S. Annun-
ziala, S. Siro, S. Pietro in Banchi, Fides
Im Dom 330. — Bild von Annib, Carviccl
im Pal. Pallavincini 333. — Heilige
Familie von Quid. Reni im Pal. Spinola
138. — Altarbild in S. Ambrogio. —
Judith von Guid. Keni im Pal. Adorno
339. — Bilder Guercino's, im Pal. Brig-
nola und im Pal. Pallavicini 34z. 343-
— Bild von Caravaggio im PaL Brignola
345. — Bilder von Paggi und Piola in
S. Pietro in Banchi, im Dom, im Pal.
Brignola und im Pal. Adorno 3;t7' —
Facaden maierei am Pal. Imperiali 34S.
— "Bilder von Rubens in San Ambrogio,
im Pal. Brignola, im Pal, Pallavicini,
im Pal. Adorno 437. — Bilder von
van Dyck im Pal. Spinola, im Pal. Brig-
nola, im Pal. Filippo Dunizzo 443. —
Albergo dei Poveri. — Kirche S, Annun-
ziaia 508. — Statuen im rechten Ouer-
schiff von S. Carlo w. — Nischen-
gruppe in S. Maria della consolazione.
— Altargruppen von Maragliano in
S. Annunziata, S. Stefano, S. Maria
della pace 523. — Bilder des Capucino
im Pol. Brignola und Pal. Spinola 531.
— Deckenbilder in S. Ambrogio 535-—
Bild Maratta's in S. M. di Carignano
536. — Marmor - Inkrustationen in
S. Ambrogio 539. — Statue des h, Se-
bastian' in S. Maria da Carignano 574'
— Ebenda, Statue des Beato Alessandro
.Sauli. — Himmelfahrt für den Haupt-
allar der Kirche des Albergo de' Poveri.
— Statue der heil, Jungfrau f\lr Pal.
Balbi. — Statue des heil.PhilippusNeri.
das Tabernakel und die Bronzeengel
fUr die Kirche Saint Syr. — Altar der
Kirche Notre Dame de Vignes. — Raub
der Helena ftlr Pal. Spinola 575. — PaL
Durazzo Marcello 82>|. — Pal. Balbi. —
Treppe im PaL Filippo Durazzo. —
Pal. Ducali 828. — Saal im Pal. Serra
829.
Gernsbach, Rathhaus 226. 393.
Giessmannsdorf. Schlossportal 134.
Glasgow. Gesellschaflshaus 893.
Goa. Kirchen und Klöster. — Arsenal
7*3-
Goar. Grabmal des Landgrafen von
Hessen 243.
Göttingen. Universität 786.
Goslar. Kanzel in der Marktkirchc 244.
~ Kanzel in der Jacobikirche 244. —
Polychromie der Kanzel in der Jacobi-
kirche 1^0.
Gotha. Margarethenkirche, Schloss Frie-
densstein mit Kirche, Raihhaus 401.
— Kirche des Frie Jenssteins. — Das
Waisenhaus mit Kirche, — Kirche am
Siechenhof. — Hospitalgebäude 653. ~
yGoogIc
i>S8 <in^
Uns nitore Ralhlmus. — Frif,lric)islh
654. — nerzofjliclic Rusiduiiz 876.
(Jullosau. S»:hl(>ss 3S8.
(irnnnd.n. I'iilnst Knris V. an Oor Allwr
lirn iHj II. I', 193. — lliius iIlt Kumlhu
vcin S;intmf,'fi 90').
(iroi'nwich, üdspitnl 473. 6N3.
■<;nli.Tsun. Ut-iiii-l, Aluirliilü 247.
CiiiT
Crlir
Alitui
1 n H c I
des Kurs
' (Jrotiafcrrala, Fresken in der Kapdk
des heil. Ntlu.s 339.
' ürUnhof. Sehloss 615.
(jrunewnlJ. Jagüschtoss 131.
Uuipuzcon. Aliiirtiibcrnnkel der Kirche
■ 696.
(iumjel de Jznn. Scilenporlnl der Kirche
479-
- Piilnsl lilr
L) 410- -
- Mild
- Itild '
.rie 44«;- - Itild v.m licml.randt im :
Museum 447. — ftiider von 'leiburs in ,
der t;;illerie 45?. — Hild v.m .hin Sieen (
im MusL'um 4;f(. — Bild Poiier's im 1
Museum 463.
Hiiiiriein. Sehlaelitwaai' jd;. -^ Hanno
in Silber im Museum 276. — Wohn- ,
haus 167. ~ .Stadthaus, 'l"hurm der
Kirche St. Anne 438. — Bilder vun I
Frans Hals in der (inllerie 446. j
Haerlebeek. Kirche cjo;.
HalbersiiidC. Itischölliche Comisse. — <
l'achwerkshaus am H<il/,markl. — I
Zwicken 131. — Fnchwerkshaus am |
Hohenwen 5T, — Scbiihhof äji. — Vor- I
halle am Railihnuse 400. — Domherrn
Denkmal im Dom 412.
Hall« a. d. Saale. Waa^e- und Hochzeits-
haus. — Decke im Thalamt 133. —
Scballdcckel der Kanzel 157. — Kanzeln
in dei Sr. Morizkirche und St. lllrichs-
kirchc4ii. — Kmaillekclch in der St.
lUrichskirche 419.
H a m h u rg. Facadc vom Koiserhof. —
Pönal in der Reichenstrassc <oi. —
Rest eines Treppengeliinduni im Museum 1
421. — Michaelskirche 787,
Hameln. Hau.s in der Bückerstrasse 16. I
224. — l..eist'sches Hau.':. — IJtirR 1
Schwfiber bei Hameln 227. — Die !
HiimeUchcnhur^ bei Hameln. — 1
Dempster'sches Haus. — Hoch^feitshaus.
— RnllenrunRerhaus 228.
Hamptoncourt l>alast 68j. !
Hannover. Haus dorVJier 219. - l-eih- i
nizhaus 398.
Hanswyck. Kirche Notrc-Dame 710,
Hardwicke Hall. Sehloss 280. |
Harewood House 894
Hatfield House 28t.
Hechingen. Sehloss. — Pfarrkirche 875.
Heidelberg. Otto- Heinrichsbau des
Schlosses 122 u. I. — Nischensiaiuen am
Otto- Heinrichsbau I4J, — Kricdrichsbaii
des Schlosses 386 u. I'. — Nischen-
Standbilder am h'riedrichbauüesSchlos>es
410. — Neckarbrlicke 875.
Held bürg. Die Veslc. — Kachwerks-
haus 23}.
Helmstedt. UniversiKit 398,
Helsingfors. Sehloss 481.
Herrenhausen. Gallcriesaal 653.
Heylissem, Abteikirche 905.
Hildesheim Platz'sches Haus in der
Oslcrslrasse 224. — Haus am Longen-
hagen (Kaiserhaus). — Erkeram Templer-
hause. — Fachwerkshaus am Markt —
Fachwerkshaus am Hohenwegc 230. —
NeusKldler Raihhaus, — Rolan^hospital.
— Erker am Pfaffenittiep. — Hauser-
gruppen am Andreasplatz und am Markt
23r. — Decke in einem Privathause. —
Portal des Sitzungssaals im Rathhause
256. — Fachwerkshaus am Andreasplau
400. — ThUr vom Vorsaale des Rath-
hauses 421, — Apostelkrug im Museum
673 — Inneres des Doms 786.^
Hinkeldank hei Item. Urabcnal in der
Kirche 789.
Höxter, Fachwerkshauser 398.
Hohenegg. Sehloss 241,
Holkham-House S94.
Holmby. Sehloss 27g.
Hoorn, Portal am Alt Frauenhause. —
Portal. — Stadthaus 269.
Howard Castle 684.
Hdefonso. Palast 698. — Garde-du-Corps-
Kaserne. — Ulasl'abrik 909.
Ins brück. Maximiliansdenkmal in der
Hüfkirche 241 u. f.
run. Hauptaltar der Kirche N. S. del
Juncal 693, — Figuren am Hauptaltar
in N. S. del Juncal 700.
strawos. Moschee 722.
yGoogIc
OrUKneichaiai.
g59
k der I Joigny. Chät^au de Joigny 309.
Kalmar. Brunnen im Schlosse 29;.
Kampen. Kamin im Sladthause 16g. —
Messingkronleuchier in der grossen
Kirche 276.
Kaput. Schloss 623.
Karlsruhe. Jagdschloss 78].
Kassel. Bild Rembrandl's in der Gallerie
4Sa — Orangerieschi oss. ~ Harmorbad.
— KUchenpavillon. — Wasserschloss
auf Weissensiein 653. — Schloss Wil-
helmsihal hei Kassel.— Museum Fride-
ricianum. — Katholische Kirche 784. —
Sralue der Landgriltin 789 — Schloss
Wilhelmshühe hei Kassel 876.
Keddlestonehall. Ijindschaft vonMom-
per im Schlosse 445. — Schloss 894.
Kempen. Wohnhaus 429.
Kirchheim a, d. Mindel. Fugger'sches
Schloss 22$.
Kirchheim in Schwaben. ThUrklopfer
am Schlosse 253. — Saaldecke im
Schlosse 1^6.
Köln. Spanischer Bau. — Grosser Saal im
Rathhause. — Zunftsaal der Bierbrauer
226. — Epitaph im Museum. — Denk-
mal in der Georgskirche 24^ — Bruyn,
Porträt im Museum 247- — Taufbecken
in der Kapitolkirche 253. — Glasbilder
im Museum 254, — Sieinkrug im Mu-
seum. — Schnabelkruc bei Herrn Disch.
— SchnabelkruR bei Herrn Thewald. —
Schnelle bei Herrn Joest. — Raerener
Krug im Museum 255. — Sakramenrs-
hUuschen in der Georgskirche.— Schrank
im Museum. — Schrank bei Herrn
Disch 256. — Jesuitenkirche. — Zunft-
saal der Bierbrauer. — Haus, Sandbahn 8,
393, ^- Schrank im Museum, Windfang
m St. Pantateon, Schrank bei Herrn
Thewald, Schrank hei Herrn von Witt-
genstein 421. — Glasmalereien im Mu-
seum 412. — Grab der S. llreula in S.
Ursula 660. — Arkadengitler am spani-
schen Bau 670. — Propheten kam mer im
Rathhause 7B6.
Königsberg. Statue Friedrich's III. 656.
KÖpnick. Malereien im Schlosse 247. —
Schloss 623 u. f. —
Konstantinopel. Moschee Nuri-Osma-
nieh. — Moschee Laleli 712.
Kopenhagen. Büree. — Schloss Fre-
dricksborg bei Kopenhagen 482. — Fi-
deliias am Frei hei tsobehsken 914.
Koswig. Schloss 61;.
Kutterau. Benediktinerabtei St. Blnsien
bei Kultemu 876.
La Ferte-sous-Jotaare. Schloss 369.
Landau. Bild Sandrart's in der Samm-
lung des Bruderhauses 414.
Landshul. Burg Trausnitz bei Landshut
23s. — Schwarz, Deckenhilder in der
Trausnitz 247. —Trausnitz, Dekorationen
249. — Wandbilder in der Trausnitz von
Geiger 414.
La Rochelle. Höiel de Ville, Gallerie
360.
Laxenburg. Schloss. — Kirche am
Markt 646.
Leeze. Kirche des Kapiiob 713.
Leganes. Kaserne der wallonischen Gar-
den 909.
L der Nicolai-
Lemberg, Dominikanerkirche 875,
Leon. Sakristei von San Claudio 289,
Leon (Insel). Haus und Kirche derGuar-
dias Marinas 911.
Lerida. Kathedrale 911.
Leuben. Epitaph auf dem Kirchhofe i;;.
Leuwarden. Gerichts- und Kanzleige-
bUude 36;.
yden. Rhyninndhnus 266. — Rnthhaus
267.
Hotel de la Prefe'cture
Lille. Börse 431
85 1.
Limberg. Schloss 405. — Stuckdecke im
Schlosse 417.
Limoges. Emaillen 219. — Emaillen in
der Kathedrale 381. — Höiel Nourissart
851. — Boisserien im Hotel Nourissart
Lissabon. Kirche Nuestra Seflora de la
Providentia 510. — Patriachalkirche. —
Königlicher Palast s«3-
Liverpool. Kirche St. John's 896.
Livorno. Reitersiatue Ferdinando's L 329.
Löwen. Kollegium van Doele 269. —
Kirche St. Michael 434. — Kirche Notre-
yGooglc
g5o OrKveneichnisi.
Dame de Fievre 712. — Kommunion-
bank in St. Michael 714.
Lokeren. Kirche 713.
l-ondon. Cupido in Marmor im Ken-
sington-Museum 166. — Erweckung des
l^zanis, Bild von Sebasr. del Piombo
180, — Nonhumberland House, Strand.
— Holland House 181. — Grabstatuen
der Königinnen Elisabeth und Maria in
Wesiminster 2S2. — Bilder von Rubens
bei Sir Roben Peel 440. — Flandrische
KrUee im Ken sington- Museum 468. —
WhitehaU 47' u. IV — Kirche St. Paul,
Gonveni- Garden 473. — St. Paul's Kathe-
drale 67g u. f. — Bow-Church. — St.
Sie phen's Wall brook 681, — 'ITiurmvon
St Bride's. — St. James' Piccadilly 682.
Thurm von St. Michael's. — Thurm von
St. Dunstan's. — Westlicher Thurm der
Wesiminsterabtei 683. — St. Georg's
Bloomsbury. — St, Mary's Woolnoth. —
St. Georg's- Church 68s. — Parkfront
des Schatzamtsgebiludes bei Whilehall.
Gebäude der Horse-Guards. 686. — Bild
von Velasquez im Museum 701. — St.
Manin's in the Fields 803. — St. Maria
Strand. — WestminsterbrUcke. — Black-
friarebrllcke 804. — Bilder Hogarth's im
Museum 804. — Sommerset House 892,
Adelphiiheaier. — Fronten von Fitzroy-
Squarc, Portland Place und Finsbury-
Square 893. — Mansion House. — New-
gate-Geßln^niss 89;. — Bank von Eng-
land.—Trinity House 897.— Bilder Wesi's
in der Kirche des Hospitals von Creen-
wich. in der Naiionalgallerie und in der
Akaaemie. — Bilder Keynold's in der
Nationalgallerie und in der Grosvenor-
Gallerie. ~ Bild Bary's in der Akademie.
— Bild Opic's in der Guildhatl 699. —
Bilder von Gamsborough in der Natio-
nalgallerie und in der Grosvenor Gal-
lerie. — Grabdenkmal des Lord Mans-
field in Wesiminster. — GrabrnSler der
Gemahlin von Sir Francis Baring und
der Admirale Howe und Nelson in Sl
Paul's 900.
Longford-Castle. Schloss 180.
I.ongleat-Housc. Landschloss 279.
Lucca. Statuen am Altare des Doms 31g.
— Orgelletlner im Dom 351.
Lübeck. Verbindungsgang des Rathhauses.
— Eingangsthllr des Audienzsaals des
Rathhaiises 224. — Kamin im Raths-
weinkeller. — Holztäfelung der Kriegs-
stube 356. — Kirchsiuhl in der Marien-
kirche. — Freddenhagen'sches Zimmer
257.
I Berg 13. 401. -
besitz 421,
LUttich. Leihhaus 42S.
Luciennes. Schloss 735.
Lucknow. Mansion House von Con-
stantia 898.
Ludwigsburg. Schloss 653.
Lugo. Kirche und Tabernakel in der-
selben 9O9.
Lulonhouse. Bild von van Keulen im
Schlosse 447. — Bild J. Ruysdaels im
Schlosse 461.
I.uzern. Ritior'scher Palast 160. — Rath-
haus. — Von Moor'sches Haus 161. —
Gitter in der Hofkirche 414.
Lyon. Portal von St. Dizier 204. — Portal
eines Hauses 369. — Hotel de Ville SS'-
S71. — Gruppe, La Saßne, am Stadt-
ause S7S. — Kamin im Hotel de Ville
00. — Hotel de change, — Tempel der
Macao. Jesuiienkirche 723.
Madrid. Facade der Kirche de las Des-
calzas Reales 285. ~ Stadithor von Her-
rera 289. — Raihspalast. — Palast des
Herzogs von Lerma. — Kreuzgang von
San Felipe el Real. — Kloster und Kirche
Porta-(^oeli und Descalzas Franciscas.
— Karmeliter- BarfUsserkirche 190. —
Joanez, Bilder aus dem Leben des heil.
Siephan im Museum.— Derselbe, Heim-
suchung. — Marter der heil. Agnes und
ein Abendmahl, ebenda 292. — Haupt-
altar der Bisch oft kapelle in der Pfarr-
kirche San Andres 293. — Bild von
Rubens im Museum 440 — Bilder von
van Dyck im Museum 443. — Kirche
de las Recoletas Augustinas de la En-
camazion 477. — SUdfacade des alten
künigl. Schlosses, Klosterkirche San Gil,
Palast de la Panaderia 478, ~ Hofge-
fängniss, Facade von San Isidro el Real
4S0. — Bild von Roelas im Museum,
Bilderfolge von Carducho, ebenda 481.
— Königlicher Palast 513. — Kapelle
San Isidro in der Pfarrkirche San Andres
69I u. f. — Kreuzgang des Klosters -Santo
Tomas. — Umbau der Facade der Pana-
deria. — Portale der Kirchen von Santa
Cruz und San Luis 691. — Facade des
Hospicio. — Kaserne der Gardes-du-
Corps. — Seminar der Adligen — Ere
mitei N. S. del Puerto, — Kirche der
IrlUnder. — San Antonio Ahad. — Kirche
der Benediktiner von Montsenaie. —
Springbrunnen der Puerta del Sol. —
ffitter von San Luis. — Kleiner Anton-
Martinsplatz 696. — Königspalast 698. —
Kirche San Jusio y Pastor. — Kirche
der Prämonstratenser. — Kk>sier de las
Salesas Reales 698. — Bilder von Velas-
yGooglc
que« im Museum 701, — ßjlü Pcreda's
im Museum 701. — Bilder in der Kapelle
S. [sidro, in der Pfarrkirche S. Andrfe.
— Bild Cano's im Museum 70J. — Bilder
Murillo's in der Akademie 704. — Fres-
ken im Thronsaal des Schlosses 707. —
Kirche S. Marcos. — Facade der Priimon -
stratenser. — Dekoration der Kirche der
Nonnen zur (ncarnation. — Dekoration
der Kapelle des Tertianerordens. — Deko-
ration der Hauptkapelle von San Isidro el
Real. — Kloster von S.Gil.— Kirche der
l'adres del Salvador qoS,— Palast desHer-
zogs von l-iria. — Theil des Hauses des
Marquis von Astorga. — Fonlainen des
Prado. — Postgebaudc. — Kirche und
Kloster S. Francisco el Grande. — Thor
von Alcala. — Thor von S, Vincenie. —
Pantheon Femando's VI. bei den Salesas
Reaks. — Palast des Staaisministerium.
— Kavallcriekaseme. — Mauthgebäude.
— Hospiial 909, — Kloster und Kirche
.S. Francisco el Grande. — - Kapelle der
Architekten in S. Sebastian 911. — Na-
tionalbank von San Carlos. — Konser-
vatorium der KUnste. — Akademie-
eebUude, Kloster San Gil. — Museo del
Prfldo. — Kirche del Caballero delGracia.
— Balkon des KonsistoriaUeb'äudes. —
Theater del Principe. — Eingang zum
botanischen Garten 911. — Stemwanc.
— Friedhof 913.
Mafra. Kloster 699.
Magdeburg. Haus Breite weg 148. I33- —
Denkmale der Domherrn im Dom 411.
— Domprobstei. — Rathhaus 615. —
Wohnhsusfacaden 6^.
Mai
— Saal im Cariibio. — Kirche St. Victor
163. — Moderne Fai^ade des Doms 163.
— Grabmal des Marchese di Marignano
im Dom 170. — II bersaglio de' Dei, in
der Brera 180. — Fresken in der Brera
von (iaud. Ferrari. — Fresko in S. M.
della Grazie von demselben 185, — Bild
von Cerano in der Bi-era 333. — Haear
von Guercino in der Brera 342. — Bild
von Rubens in der Brem 440. — Bilder
von Sammtbreughet in der Ambrosiana
445. — Facade von S. .^mbrogio 513. —
Bilder Sassoferrato's in der Brera 515.
— Bild Salvator Rosa's in der Brera 519.
— Madonna mit Heiligen von Domeni-
chino in der Brera 539. — Königlicher
Palast 827.
Mainau. Schrank im Schlosse 411. —
Schloss 783.
Mainz. Haus zum Könige von England
21$. — Denkmäler der Domherrn und
der Erzbischtjle im Dom 543. — Kur-
fürstliches Schloss, Flügel an der Rhein-
seite 391, — Schifferhaus 393- — Altar
der Johanniskapelle im Dom 410. —
Erzbischäfliches Schloss 653. — Favo-
ichni«s. 96 t
rite 739. — Grossherzogliches Palais. —
St. Peterskirche 784. — Westthurm des
Doms 876.
Maisons. Schloss de Maisons 553. — Bas-
reliefe im Vestibül des Schlosses. —
Kamin der grossen Gallerie. — Kinder-
äruppe des Treppenhauses 574. — Innen-
ekoration des Schlosses 59*.
Maiocella. Palast des Conscjo de las
Ordones 9i2-
Malaga. Kirche S. Felipe Ncri 909. —
MauthgebUude 912.
Mannheim. Schloss 783. — Jesuiicn-
kirche 875.
Mans. Denkmal des Guillaume Langei
du Bellay in der Kathedrale 214.
Mantua. Kuppel der St. Andreaskirche
513-
Marly. Schloss 568,
Marseille. Wappen am Hotel de Ville.
— Haus Puget s. — Festhalle. — Kirche
und Hospiz de la Charite'. — Relief,
die Pest m Mailand 575 u. f.
Massano. Kirche 139-
kirche 710. — Kommanderie zu Pitsen-
burg 711. — Kirche der Karmeliter und
die der Dominikaner 712.
Mcdina del Campo. Hospital 2S9.
Meiningen, Schloss 654,
Merseburg. Schloss 400.
Messina. Kirche de los Summascos. —
Palazzala jio, — Kirche S. Gregorio,
Facade und Thurm 515,
Metz. Portikus der Kathedrale 839.
Meudon. Schloss 104,
Mexico. Kathedrale. — Kloster N. S. de
la Merced 714.
Middelburg. La maison du soleil 429.
Midwalde. Grabdenkmal der Familie von
Königshausen 435.
Minerbo. Pal. Isolani 139.
Molk. Benediktiner- Abtei 647.
Modena. Staiuen des l^pidus und Her-
cules im Pal. Ducale 176. — Bild des
vom Adler emporgeiragenen Ganymeds
in der Gallerie t%^. - Hof dei Pal.
Ducale 321. — Crucifixus von Guid.
Reni 338. — Bilder von Guercino in der
Gallerie 342. — Bilder .Spada's in der
Gallerie 3J4. — Bilder von Garavaggio
in der Gallerie 34S. — Pal. Ducale 504.
Kirche S. Vinccnzo 510. — Bilder
der Calabrese im Carmine 527. — West-
front der Klosterkirche 406.
Ions. Kirche des Klosters de la Visi-
tation. — Kloster der Ursulinerinnen
mit Kirche. — Pfarrkirche St. Elisabeth
712.
yGoogIc
Orurnidchniu.
Monteguailo. Kirche 909.
Monipcllier. Reilcrslatui; Louis' XIV.
579-
Moritzburg. Schloss 651.
Monza. Königliche Villa S27.
Mortcert Lambris im Chor der Kirche
378
Moulins. Gmbma] des Herzogs Henri II.
von Montmorency, in der Kapelle des
Kollegiums 375. — Glasmalereien in der
Kaihedrale 38:.
München. Sl Michaelshofkirche 136 u f.
— Maxburg. — Neue Residenz 239 u. f.
Rotunde des Hofganens. — Kapuziner-
klostcr, — Umbau der Peters-, Augus-
tiner- und Frauenkirche. — Herzogs-
hospitalkirche 240. — Hausaltar im .Na-
tionalmuseum. - Erzligur der Bavaria
146. — Schwarz, Hochaltarblatt in der
St. Michaelshotkirche. - Derselbe, Bil-
der in der Pinakothek »47. — Viviano,
Bilder in der Michaelsholkirche und in
der heil. Kreuzkapelle. — Hottenhammcr,
Heiligenbilder in der Pinakothek. —
Bilder im G rot lenhof der neuen Residenz.
— De Wii, Bilder in der Michaelshof-
kirche. — Derselbe, Altarbild in der
Frauenkirche mS. — Siuckaiuren der
Gewölbe in der Michaelshofkirche 151.
— Glasbilder in der Michaelshofkirche
3^4. — Chorstuhl im Nationalmuseum.
— Chorstuhl der Michaelshof kirc he 256.
— Franck d. Jüngere, Kampf der Men-
schen und Thiere gegen den Tod in
der Pinakothek 270. — Peter Brueghel
d. Aeltere, die angcklape Ehebrecherin
in der Gallerie 271, — Assuniavon Guid.
Reni in der Pinakothek 338. — Opern-
haus, SUdtlUgel der Residenz. Schloss
Nymphenburg. Kirche zum heu. Kajetan
OTieatinerkirche), Kirche und Kloster
der Karmeliter, Schleissheimer Schloss-
bauten 406 und 407. — Erzengel Michael
an der St. Michaelshofkirche . Stein-
und Venus in der Erzgiesserei,
Bo'iariae 40S. — Denkmal Kaiser Lud-
wig in der Frauenkirche. — Denksilulc.
— Holzschnitzereien in der Theatiner-
kirche 4OQ. — Erz Verzierungen der Por-
tale an der alten Residenz, der grosse
Brunnen im vorderen Hofe, der kleinere
Brunnen im Grottenhofe, ebenda 409. —
Altarbild in der Theatinerhofkirche. —
Bild Sandrart's ebenda. — Bild Loth's
ebenda 4i|. — Stuckarbeiten in der
neuen .Residenz 417. — Gitter in der
Michaelshofkirche 4:1. — Bilder von
Rubens im Museum 440. — Bilder von
van Dyck in der Gallerie 443- — Bilder
von Peicr Brueghel dem Jüngeren in
der Schleissheimer Gallerie 44b. — Bild
von de Kayser in der Gallerie 447. —
Bild Eckhout's in der Gallerie 4So- —
Bild Terburg's in der Gallerie 453. ~
Bilder Brouwer's in der Gallerie 45'.—
Bilder von D. Teniers in der Gallerie
457- — Bild von Pynackerin der Schleiss-
heimer Gallerie 458. — Nymphenburg,
Schieissheim 651.— Erziehung^aus der
englischen FrUulein. — Dreifaltigkeits-
kirche und Kanneliterkloster — ESllrger-
konsregationssaal. — Hieronvmiten-
kircne mit Kloster 652 — Pagodenbur^
und Badenburg. — Haus der Asamösj.
— Madonnenstatue an der Facade der
deutschen Kongregation und Relief am
Hauptaltnr 660. - Landschaften im Bei-
saal der deutschen Kongregation 663. —
Stuckaturen und Malereien in St. Anna
667. — Bilder Murillo's in der Gallerie
704. — Amalienburg -des Nymphcnbur-
fer Schlosses. — Lustschloss Schleiss-
eim. — Kloster und Kirche der Sale-
sianerinnen. — Palais Törring-Gutten-
zell. — Palais Prevsing 780. — Porcia-
sches Palab. — Erzbischöfliches Palais.
— Arco-Palais. — Bibliothek. — Print
Clemens -Palais. — r Dekoration der Kir-
chen. — St. Johanneskirche. — Hof-
opernhaus 781. — Malereien in der Da-
mensiiftskirche 702. — Figuren Canova's
in der Glypiothek und in der Residenz
830. — MiliiUriazareth. — Kloster und
■ ' he ilpr harmhürricen Rrllder. —
s Hof-
Deckenbilder im Betsaale der deutscl
Kongregation SSj.
Mühlhausen in Sachsen. Kelch in der
Blasiuskirche 418.
MUhlhausen a. Neckar. Grabmäler in
einer Kapelle 242.
Münster. Mi dy'sches Wohnhaus. — Stadt-
keller
Schlum's Wohnhaus-
Jesu iienkollegium 240. — Wandtäfelung
des Friedensaals 256. — Portal der Ak«-
demie, Haus zum Senienzbogen, ßier-
halle, Ohm's Wohnhaus, KrUmeramts-
haus 398. — Hochaltar in der St. Petri-
kirche 410.
Münden. Raihs- und Hochzeitshaus 318.
— Kronleuchter in der Marktkirchc dto,
Muette. Chäteau de la Muette 204.
RathhaiLi 266,
Jarockhaus 424.
„Google
Nancy. Schloss 73g,
Nantouillel, Umbau des Schlosses igS.
Neapel. Statuen und Reliefs der Kapelle
der Carracioli di Vico in S. Giov. a Car-
bonara. — Grabmüler und Relief in S.
Maria delle Grazie. — Altäre in S. Do-
rn cnic o maggiore 176. — AlrJre in Monte
üliveio. — Nischenaliar in S. Giovanni
a Carbonara. — Altar Rocchi in S. Lo-
renzo. — Altar in S. Domenico mag-
giore 193. — Sakrisie ischranken der
Annunziata 194 — Königlicher Palast
316, — Fontana Medina. — Mausoleen
im erzhischfi fliehen l'alaste 3t6. — Bil-
der Caracci's im Museum 331. — Nau-
sica von Guid. Reni im Museum 339. —
Fresken im Tesoro des Doms 3+1. —
Bild von Guercino im Museum 341. —
Malereien in der Kuppel von Gesü nuovo,
in S. S. Apostoli und in S. Martino i^i.
— Bild Schidone's im Museum. — Bild
Spada's im Museum 344 — Kirchen
S. Giovanni magciorc, S, Maria delle
Grazie a Capo Napoli 515. — Statuen
der Kapelle der Sangri 1123. — Bilder
Sassoferraio's im Museum ^25. — Bilder
Spagnoletto's im Museum, m S. Marlinn
W6. — Bild Finoglia's im Museum. —
Bilder Stanzioni's in S. Martino und in
Trinitäde' Pellegrini. — Bild Caracciolo's
in S. Martino. — Bilder des Cainbrjse
im Museum. — Deckcnbilder im Quer-
schiff von S. Pietro a Majalla 527 u. f.
— Bild Salvator Rosa's im Museum. —
Bilder Vaccaro's im Museum und in
Trinitä de' Pellegrini 528. — Bilder Fal-
cone's und Spadaro's im Museum $29.
— Bilder Giordano's in S. Martino, im
ini»- 963
Museum, am Portal der Gerolimini, S.
Felippo S33 u. f. — Bilder Solimena's
in S. Paolo, S. Domenico maggiore
und über dem Portal del Gesü nuovo.
— Bilder von Conca und de Mura in
S. Chiara. — Bild von Giac. del Po in
S. Teresa S37. — Bilder le l-orrain's im
gebUude 813, — Kavalleriekas.
Kolonnade am Largo di Spirito Santo.
— Kirchen S. Marcellino, della Rotonda
und S, Annunziata. — Pal. Angri 825.
Neisse. Stadtwaage 231. — Brunneo-
gitter 671.
Neustadt a. d. Elbe, Jagdhaus Olr den
Herzog von Mecklenburg 635,
Novara, Bilder von Gaud. Ferrari 185,
Nürnberg. Peller'sches Haus. — Toplcr's
Haus 234. — Schopperhof bei Nürnberg
235. — Neptunsbrunnen fUr DUnemark.
— Brunnen bei der 1-orenzkirche, <—
Grabsteine des Johannes- und Rochus-
kirchhofs 246, 2^3. — Silberner Becher
in der städtischen Sammlung. — Schüssel
und Kanne bei von F'Urer. — Pokal
der Schneiderinnung in der stUdtischcn
Sammlung. — Pokal aus der SchUssel-
feldcr'schen Stiftung. — Doppelpokal
der Freiherren von Holzschuher 254. —
Ofen im Heubeck'schen Hause 255. —
Tischlerinnungslade im Germanischen
Museum 256. — Rathhaus 390. — Figuren
an den Portalen des Rathhauses, ThUr-
einfassungen im Korridor zweiten Stocks,
ebenda toq. — Tilfelung in einem Saale
des Heubeck'sches Hauses 421.
Oels. Schloss 234.
Offenbach. Schloss Rumpenheim 1
Oflenbach 875.
Oiron. Chäteau d'Oiron. Plafond
Holz 218. — Fayencen Henri 11. 219.—
Schloss, Maierei eines Plafonds 376.
Oldenburg. Bilder des jüngeren Tisch-
bein im Schlosse 8S3.
Olivenza. St. Marien ptarrlurche 289.
Oloi. Hospiz 909.
Oranienburg. Schloss 233. — Porträts
und Historien von Wilhelm Honthorst
im Schlosse 413. — Erweiterung des
Schlosses 623 u. f.— Favorite im Schloss-
f arten und Orangeriehaus daselbst 6jt. —
luckaturen im Schlosse 659, — l'lafond-
hilU der Porzellankammer im Schlosse
661, — Plalondbild mit der Apotheose
des Hauses Oranien im Schlosse 663, —
Attikcn über den F'lUgeln des Schlosses
762.
Orbais. TUfelwerk der Kirche 220.
Orleans. Maison de Francois I. 199.
Orvieto. Gruppe der Verkündigung im
Dom 521,
Orwal. Abtei und Kirche 905,
Osma. Hospital von San Aueustin 693. —
Palafoxkajielle der Kathedrale 909. —
Thurm, Facade und Sakristei der Kathe-
drale 911.
Oviedo. Kapelle im Hospiz 909.
Oxford. Portal der Schulen 281. — Shel-
donian-Theatrc 678. — Towniower ö8i.
— ThUrme von All SouPs College G85.
— Radkliffe-Bibliothek 803.
'adua. Gigant im Hofe des Pal. A rem- I
berg. — Grabmal des Juristen Benavides
in der Eremitani 173. — Reliefa der |
Antoniuskapelle 174. — Christusügur
auf dem Weihbecken im Santo 17s. —
Leuchter in S. Stefano und in S. Gio-
„Google
964
Kapelle des heil.Amonius
im Santo 194.
Pailly. Chaieau du Pailly 107 u. f.
Pillencia, Chorgitter in der Kathedrale 293.
Pampelona. Faeadc der Kathedrale 909,
Parchwitz. Schlossportal 234.
Pardo. Kirche 698.
Paris. Figuren der Sklaven im Louvre
169. — Bronzerelief der Nymphe von
Foniainebleau, ebenda 172. iii, — 1
Correcgio, Nymphe Antiope, ebenda. — I
Derselbe, myscische VermUhlung der
heil. Katharina, ebenda 1S4. — Mazzola, |
heil. Familie, ebenda 185. — Paolo \
Veronese, Hochzeit zu Cana, ebenda
186. — Derselbe, Gastmahl beim Phnri-
sUer, ebenda. — Derselbe, Jupiter Ver-
brechen strafend, ebenda. — Derselbe,
Christus zwischen Sch'Jchern, ebenda.
— Derselbe, Christus in Emaus, ebenda
187. — Vasari, der englische Gruss,
ebenda 189. — Schloss von Madrid iq8. 1
— Hotel de Vitle I99, — Umbau des .
Louvre, der alte Louvre joi u. f. — I
Das Logis der Königin am l.ouvre — 1
Tuilerien 201 u. f. — Hotel de la Reine I
(de Soissons). — Grabmal der Valois in 1
S. Denis 204. — Aliar der Kapelle von
Ecouen, im Museum der AlterthUmer 1
aoj. ' — Diana von Goujon im Louvre |
107. 212. — Theile von Schloss d'Anet
in der Ecole des Beaux-Arts 207. — j
Kirche St. Eustache. — Kirche St.
Eiienne du Mont 109. — Grabmal des
Prinzen Alberto Pio da Carpi im Louvre.
— Grabsiatue Charles de Maigne, ebenda. I
— Grabmal des Andre' Blondel de Ro-
quencoun. — Grabmüler Francois I. 1
und Henri IL in S. Denis 111. — l^eliefe |
der Evangelisten u. eine Grablegung von
Goujon im Louvre. — Reliefs der Fon-
tane des Innocenis, ebenda. — Kar^-a-
tiden des Goujon, ebenda 212. — Bas-
reliefs am Grabe Francois \. und am |
Mausoleum Louis Xtl, — Statue
Louis XIL und der Anna von '
Bretagne 213. — Statue des Admi-
rais Chabot und anderes von Cousin im
Louvre. — Grabmal Henri II. und
Caiharina de' Medici in S. Denis. —
Gruppe der drei Grazien im Louvre. —
Statuen der vier Kardinakugenden,
ebenda. — Bronzerelief der Beweinung
Christi, ebenda. — Steinrelief der vier
Tugenden, ebenda 114. — Cousin,
jüngstes Gericht, ebenda 216.— Emaillen |
von Pierre Courtey im Hotel Cluny 219.
— Kotienhammer, Tod des Adon!s im i
Louvre 148. — Pourbus, Sohn, PortrUis,
ebenda 271, — Joanez, Auferstehung I
und andere Bilder, ebenda. — Vargas, '
Madonna mit St. Michael, ebenda. — 1
Bilder von Coello, ebenda. — Bilder |
von Navarrcce, ebenda. — Bilder von 1
de la Cruz und Thotocojiuli, ebenda l
ebenda 339. — Heilige Cäcilie
von Domenichino und andere Bilder
von demselben 340. 34'— Bilder Cara-
vaggio's, ebenda 345. — Weilerbau der
Tuilerien von Ducerceau und Duperac.
— Die Pavillons ^der Flora"* und Mar-
fan 35s — Gallene Henri II. zur Ver-
bindung der Tuilerien und des Louvre.
— Die Gallerie Charles IX. im Louvre
356, — Hdtei Camavalei. — Pont neuf
357. — Place roval. — Place Dauphine.
— Hölel de Vilfe, Treppe zum TTiron-
saal und Cour d'honneur 360. — Palais
du Luxemburg 364 u. f. — Saile des
Pas-Perdus im Justizpalaste. — Wasser-
leitung von Arcueil. — Kirche Si.
Gervais et Protais, Faijade 365. —
Facade der Kirche St. Etienne du
Munt 366. — Uhrpavillon der Cour
carree im Louvre 367 u. f. — .ar-
beiten Francavilla's im Louvre 373.
— Denkmal der HerzUge von Longue-
ville 374. — Marmorslatuedes Präsidenten
de Thou. — Marmorgrabmal des Riners
Jaques de Souvr^ 375. — Arbeiten Guil-
lain's im Louvre. — Kamin im Thron-
saale des Stadthauses. — Karyatiden
am Uhrpavillon des Louvre. — Bronze-
bUste des Pierre Se'guier im Louvre. —
t Relief einer Reiterstatue Henri's IV. am
Hotel de Ville, Kamin im Thronsaale,
ebenda 374. — Reiterstandbild Louis XIII.
auf der Place Royal. — BUsie Colben's
im Louvre 375. — Bilder von F. Pour-
bus, ebenda. — Bilder von Vouet,
ebenda. — Bilder aus dem Luxembourg,
Geschichten der Maria Je' Medieis,
ihm im Louvre'377. — Fontane Medici s
1 Luxembourggarten. — Plafond der
bourgpalasies 378. — [,ambris im Areenal
380. — Glasmalereien in der Kirche Si.
Eustache 382. — Bild von Elzheimer ir
- Relief des Herkules und
413
Reliefs des Denkmals für Louis XIV.
von Desjardins, ebenda. — BUste Eduard
Colbert's, ebenda 435. — Bilder von
Rubens, .ebenda 440. 441. — Bilder von
van Dyck, ebenda 443. — Landschaft
von Adrian van der Venne, ebenda 445-
— Bilder von Snyders, ebenda. — Bild
von Poelenburg, ebenda, 446. — Bild
von van Helst, ebenda 447. — Bilder
Rembrandl's, ebenda 449. — Bilder von
vnn der Meulen, ebenda. — Bilder von
Tcrburg, ebenda 453. — Bilder Dow's,
ebenda 454. — Bilder Metsu's, ebenda
455. — Bilder von de Hooch, ebenda
456, — Bilder von D. Teniers d. Jüngern,
ebenda 457. — Bild von Osiade im
Louvre 457. — Bilder von Berghem,
ebenda 459. — Bilder J. Ruysaael's,
ebenda 461. — Bild von Roelas, ebenda.
yGoogIc
— Bilder von Herrera el viego, ebenJa
481, ^- Bilder von Pacheco, ebenUa48o. —
Weiterbau des Louvre 494. — Theaiiner-
kirche sro, — BUsie l.ouis XIV. im
Louvre S3o. — BUder Pietro da Cor-
lona's, ebenda 525- — Bild Spagnoletto's,
ebenda 526. — Bilder Salvator ßosa's,
ebenila 51S u. f. — Bibliotheque na-
tionale, früher Hotel de Nevers, —
Palais Cardinal. — Kirche und Schul-
gebäude der Sorbonne, Kirche Val-de-
irace. ~ Kirche Si. Hoch 550. —
Kirche St. Paul-Si. Louis. — Kirche
St. Jaques-du-Haut' Pas. — Kirche St.
Sulpice sjr. — Hotel Camavalet, —
H6tel d'Äumont, — Kirche Val-de-
Grace 553. — College des Quatre-
Nations. — Fortsetzung der Tuilericn,
— Hotel Lambert. — Weiterbau der
Cour carree im Louvre. — Kirchen der
Hospitäler Salpetriere und Bicetre 554
u. f. — Hotel de Beauvais. — Kirche
des Accouchements. — Cascaden von
St. Cloud. — üallerie d'Apollon. —
Hauptfacade des Louvre 553 u, f. —
Louvrefacade an der Kue bt. Honore'.
— Sternwarte 560 u. f. — Porte Saini-
Denis. — Porte Saint Marlin. — Cha-
pelle des Soldats. — Kirche NoireDame
des Victoires. — Thor St. Bemard. —
Kirche St. Thomas ü'Aquin 563. —
Dom der Invaliden 564. — Place Ven-
döme 568. — Place des Victoires 569.
— Faubourg St. Germain. — Pont
royale 560 11. f. — Hotel de Matignon.
— Hötef de Soubise. — Hotel de
Rohan. — Höiel de Noailles 571. —
Hotel du Maine. — Boulevards 571. —
Uckoration des Chors von Nötre-Üame,
— Portal der Kirche St. Koch.— Palais
Bourbon, später Palais du Corps legis-
latif S73. — Figuren zur Facade der
Kirche St. Paifl-St. Louis von Sar-
razin. — Kanzel der Kirche St, Etiennc
du Mont von Lestocard. — Grabmal
Richelieu's in der Sorbonne. — Fon-
taine der Rue de Grenelles. — Skulp-
turen der Kirche Val-de-Grace. — Fi-
curen Hollands und des Rheins an der
Porte St. Denis 574. — Hercule Fran-
cais inderPairs-Kammer 575. — Gruppe
des Milon von Kroton im Louvre; —
Kbenda Perseus und AnJromeda. —
Metamorphose der Daphne in den Tu-
ilerien 576. — Gruppe, Boreas entführt
die Nymphe Orythia Air den Tuileren-
garien. — Statue Louis XIV. lUr die
Place des Victoires,— Basreliefs an der
Porte St Martin. — Skulpturen an der
Porte St. Denis. — Reite rstaiueiie Louis
XIV. von Girardon im Louvre.— Siatue
des h. Ludwig am Portal des Invaliden-
doms. — BiTste Boileau's im Lou\re
577. ~ Marmorstatue Louis XIV.* im
Louvre. — Reiterstatue Louis XIV. tHr
das Invalidenhötel, — Ebenda Statuen
des Mars und der Minerva. — Relief
N. Cousiou's im Louvre. — üeliibniss
inis^ 965
Louis' XIII. in Notre-Dame. — FicUi-
liches in den Tuilerien und am Hotel
de Soubise S78 u, f. — Reiterstatue
Louis XIV. im Hofe des Hotel de Ville.
— Pferde über dem G arten thor der
Tuilerien. — Grabmal Mazarin's im
Louvre. — Statue Karls des Grossen
am Portal des Invalidendoms. — Por-
traitbUsten Richelieu's, Bossuet's, Lc-
brun's, Mignard's und der Marie Serre
im Louvre. — Marmorstandbild Louis
XIV. 578. — Skulpturen im Garten der
Madame de la Fayette. — Basreliefs der
Porte Sl Martin 579. — Leben des hl.
Bruno von Lesueur im Louvre 579 u. f.
— Malereien im Hotel I,ambert und
Hotel Fibet. — Bilder Lesueur's im
Louvre 580 u. f. — Bilder N. Poussin's
im Louvre 581 u, f. — Bilder MisnarJ's
im Louvre, in der Kuppel von Val-de-
Grace, im Grossen Saal und der Gallerie
von St. Cloud, in der Kirche St. Louis
cn l'Isle. — Decke eines Saals in der
Bibliotheque nationale, fülher Pal, Ma-
zarin S87. — Gallene d'Apollon im
Louvre. — Malereien Lebrun s im Hotel
Dangeau, im H6tel d'Aumont, im Hause
der Ninon, im Hotel Lambert. — Bilder
Lebrun's im Louvre 588 u. f. — Male-
reien N. Coypel's in St. Louis en l'Isle
und in den Tuilerien. — Bilder von
Delafosse im Dom der Invaliden, in der
Kirche de l'Assomption und im Louvre.
— Malereien Jouvenet's im Chor von
Notre - Dame, in der Kunpel des In-
validendoms. — Deckenbildcr des Chors
von St. Thomas d'Aquin von Lemoine.
— Bilder von den de Troyes, Laface
und Lahyre im Louvre sqi. — Male-
reien in St. Etienne du Mont von
A. Coypel S92. — Bild Rioaud's im
Louvre 593.— Salon im Hotel de Sully.
— Kabinet Sully 's im Arsenal. —
Deckenbilder in der Bibliotheque natio-
nale. — Alkoven im jetzigen Presbyte-
rium von St, Nicolas du Chardonnet
S96. — Galerie d'Apollon im Louvre
f97. — Innendekoration des Hotel de
,auzun 600, — Glasbilder in Saint-Mery
und Saint-Paul. — Glasbilder bei den
Invaliden 610. — Bilder Zurbaran's im
Louvre. — Ebenda, Bilder Velasquez's
Sil. — Bild Pereda's, ebenda ;oi. —
ilder Miranda's, ebenda 703. — Bilder
Murillo's, ebenda 704. — Chordekoration
von Notre-Dame 735, — Salons des
Hotels de Toulouse, — Zimmerdekora-
tion des Palais Bourbon. — Hotel Roque-
laure. — L'Elysee 737. — Brunnen im
Hospiz von Bice"tre, — Innerer Ausbau
des Hotel de Soubise. — Hotels de
Montmorency, d'Argenson, de Torcy,
de Seignelay. — Zimmer des Palais
royal 739. — Dekorationen der Hotels
de Villars und de Villcroy 741.— Statue
von G.Coustou im Louvre 745. — BUste
von Pigalle, ebenda. — BUste Voltaire's
im Institut 746. — Bild Watteau's im
yGoogIc
q66
Orlsrerieichni)
lies Louvrehofes, — GcbUude
Place de la Concorde 839. — Bilder
von Sublcyras im [,ouvre. — Bilder von |
Ch. A. Vanloo, ebenda 74Q- — Kirche :
St. Genevieve 841 u. f, — Sakristei von |
Noire-Dame. — Hotel de Lauzan. — 1
Fontaine de l'Arbre-scc. — Ecole de
Droit 843. — Ecole de Chirurgie 844. — |
Musee Dupuytren, — College de France. .
— Kirche St, Philippe du Roule 845. |
— Haus bei le Clos-Payen. — Pavillon ;
de la Bossicre.— HOtel d'IIzes.— Haus
Bue des Porcherons. — Zollhäuser an
den Barrieren, — Haus Lulti's. — Fa-
cadc des Palais roval an der Place du
Palais »oyal, — Umbau der Fontane
des Hauddettes. — Gallerien des Palais
roval 846. — Theater im Palais royal. —
Gallerien vor der Hauptfront des alten
Palais de Justice. — MUnze. — Umbau
des Palais Elysee 847, — Haus der Ma-
dame de Brunoy, ~- Jagdhaus des Her-
zogs von Laval 848. — Theater Favart.
— Italienische Oper. ~ Maison Der-
vicux. — Maison bL Foix et Carenne, —
Kirche St. Louis d'Antin. — Kapoziner-
kirche in der Rue Gaumariin,— Maison
Gallan 849. — Kapelle Si. Nicolas. —
Theater der Porte St. Marlin. — Halle
au Ble. — Dekoraiionen der Hotels
d'Arguison und de Vover. — Maison
Pajou 850. — üdeon -Theater. — Hotel
der Legion d'honncur 851. — .Siatue
Voltaires imThcätre francais.— Werke
Houdon's im Louvre. — Mausoleum des
Herzogs de HarcouH in Notre Dame. —
Figuren auf der Attika der MUnze. —
Giebelfeld des Pantheons. — Najade fllr
die Fonrane des HaudiHeties 851, —
Fries Über dem Hauptportal der Ecole
de Medicine, — Kolossalßgur einer Hy-
giene von Gibelin, — Fresken " '
Frontons der Ecole militaire. —
1 Chor der Kirche der Kapui
in den
Bilder Fragonard's im Louvre, — Bilder
Peyron's, ebenda. — Bilder J, Vernei's,
ebenda. — Bilder H, Robert's, ebenda
853 u. f. — - Salons im Hotel des Postes
und im Hotel BouHcrs 854, ~ Innen-
dekoration des Hötei Vigier 855,
arma. Grabmal in der Gry pta des Doms
176. — Kuppeimalerei in S. Giovanni, ^
Kuppelmalerei des Doms i8j. — Ge-
wütbt'reskon im Kloster S. Paola 183. —
FrescolUnette in der Annunziata 184. —
Bilder der Caraccis in der Gailerie 3J3.
— Desgleichen im Pai, del Giardino
Partenkirehen. HolzgiebelhUuser 407,
Pavia, Kandelaber in der Certosa bei
Pavia 194,
Perugia. Kapelle des heil. Franciscus 139.
— Palast lUr den Herzog della Corgua
am Trasimeni 'sehen See, — Palast lUr
den Kardinal della Corgua in der Nähe
der Stadt 161. — Siatue Pabst Julius' III.
beim Dom 173. — L'Aliense, Bilder in
S, Pietro de' Cassinensi 186.
Pesth. Universität. — Kaserne und Artil-
lerie-Depot 875,
Peterhof. Schloss 7»'-
Petersburg. Bilder Rembrandt's in der
Eremitage 449 — Bild Potter's in der
Eremitage 463. — Kirche in der Cita-
delle, — AdmiralitUtsgebliude. — Palais
Menschikoff. — Palais Apraxin 710 u. f.
— Statue Pcter's des Grossen 746, —
S molnoy kl oster. — Kloster Sl Alexander
Newsky. — St Nicolas- Kirche. — Win-
terpalast 807. — BörsengebUude 915. —
Gcneralsiabsgeb'Jude. — Theater der
Eremitage. - Gailerie der französischen
Malerschule. — Palast der Eremitage, —
Palast für den Fürsten Bisbaratko. —
Pavillon im Park von Peterhof. — Reit
bahn für die Garden. ~ Institut der
adligen FrUulein, — MilitUrwaisenhaus.
— Kaserne der Gardereiler. — Bank-
gebilude — Kaufmannbtirse 018. —
Palast des Fürsten Gagarin, — Gailerie
im Palast des Grafen ScheremetofT. —
Akademie der schünen Künste. — Biblio-
thek. — Medizinschule. — Reithaus des
zweiten Kadettenkorps- — IsaakskJrcbe.
— Taurischer Palast 919,
Piacenza. Pal. Famese (jetzt Kaserne)
139. — Fresken der Carraci's im Dom.
333. — Malereien der Kuppel im Dom
und in S. Groce 342. 34J- — Reiterstatue
des Alcssandro und des Ranucio Famese
auf der Piazza grande s^i.
Pisa. Mausoleum der Verwandten Gre-
Sjr's XIII. im Campo Santo I7J- —
rabmal der Gamaliel, Nicodemus und
Abdias im Dom 191. — Grabmal Dexio
im Camposanto. — Thron über den
Cborstufen 19^. — Marmorstatuen Cosi-
mos I. und Ferdinando's I. — Reliefs
der HauptthUr des Doms 319-
Pisa, Malereien im Ghor des Doms 334-
— Arbeiten in Pietre dure am Chor-
geländer des Doms 350.
Pistoga. Bild von Empoli in S. Dome-
nico 334,
Planitz. Kelch in der Kirche 419.
Plasencia. Treppe des Klostere San Vin-
cente 189.
Poppelsdorf, Schloss Clemensruhe 784.
Portici. Königliche Villa 815.
Posen. Dom, — ßathhausthurm 787,
Potsdam. Frans Floris, allegorisches Bild
in der Gailerie von Sanssouci 270. —
Allegorische GemUlde im Marmorsaale
yGoogIc
Orts«ri(
des Potsdamer Stadrschlosses von van |
ThuUen 413. — Freskobilder von Ma-
rini im grossen Saale des Potsdamer |
Schlosses 413. — Stadtschloss 613 u. f. '
— Stadtschloss, Front nach der Markt-
seite 636. — Decke im Marmorsaale des I
Potsdamer Stadtschlosscs 655. — Bild- ,
hauerarbeiten am Portal des Schlosses, j
Siadtseite. — Kanzel in der Garnison- 1
kirche 659. — Uecke des Marmorsaales 1
im Stadischlosse 667. — Diana und Am- |
phiirite von Adam. — Venus, Urania |
und Apollo im Schloss Sanssouci von 1
demseloen 745. — Mercur und Venus 1
von Pigallc 746. — Hof- und Garnison- |
kirche. — Heilieegeisi kirche. — Rath-
haus. — Der fange Reiistall 761. — ,
Thurm der Heiligengeistkirche. — Oran-
geriehaus. — Terrassen von Sanssouci 1
762. — Orangeriehaus. — Schlossbau von I
Sanssouci 767, — Um- und Ausbau des .
Stadtschlosses. — Halbkolonnaden tum \
Abschluss des Lustgartens. — Neptuns- 1
bassin. — Grosses Gartenportal von Sans- |
souci 770. — Theater im Stadtschlosse. ■'
— Neptunsgrotte im Garten von Sans- |
souci 771. ~~ Das hollandische Viertel.
— Hathhaus 771. — Gruppen der Halb- |
kolonnade am Lustgarten und der Attika
des StallgebUudes. — ^■igU^liches am
Garienportal zu Sanssouci. — Figuren 1
im Garten zu Sanssouci. — Figuren für |
das Neplunsbassin ebenda 788. — Mar-
morsphinxe am Gartenportal zu Sans- '
souci. Gruppen vor demTreppenhr — '
des Stadtschli
Statue im Garten voj
Plafonds von Pesne i
Sanssouci, im neui
fonds von Vanloo in
im neuen P.alais 790-
Sladlsc blosses 793
id Venus- ;
Sanssouci 789. — ;
1 Stadtschlosse, in
L Palais. — Pla-
Stadtschlosse und
— Dekoration des
f. — Möbel im
Mo-
Siadtschlosse von Kambly 798.
saikplatten und Kamine ebenda.
Bronzen ebenda 719- — Bildergallerie
bei Sanssouci. — Japanisches Haus im 1
Garten von Sanssouci. — Neues Palais |
ebenda. — Haus an der Nauen'schen
Brllcke 866. — Communes, geeenUber |
dem neuen Palais 869. — Freunuschafts- 1
lempel. — Noak'sches, Schulze'scbes und !
Krazi'schcs Haus 870, — Marmorpalais. |
■hniss. g67
— Kavalierhaus bei Sanssouci 871, —
Belvede're auf der Terrasse von Sans-
souci. — Brandenburger Tbor. — Fort-
bau des Marmorpalais, — Zimmer Fried-
rich Wilhelm's H. Im Stadtschlosse. —
Orangeriehaus im neuen Garten. —
Brokes'sches Haus. — Haus, die Patro-
nentasche genannt 872. — Marmorvasen
im Garten von Sanssouci 877. — Figuren-
gruppen auf der breiten Brücke. — Zwei
Kindergruppen auf der Terrassenmauer
von Sanssouci. — Basreliefs an den
Gommunes und am neuen Palais, —
Statue der MarkgrUfin von Bayreuth im
Freundschaftstempel. — Marmorstatue
für den Saal des Kavalierhauses 878. —
Deckenbilder Rode's im neuen Palais
881. — Deckenbilder des chinesischen
Pavillons Im Garten von Sanssouci 882.
Declienbilder im Kavalierhause und im
neuen Palais von Frisch 88j. — Getrie-
bene Figuren in Kupfer von Jury 888.
'rag. Clementinum. — Bartholomilus-
konvikt 240. — Brunnen im Kaisergarten.
— Grabmal Kaiser Kudolph's II. im Dom
Z45. — Salvatorkirche, welsche Kapelle,
St. Rochuskirche, Kirche auf Strahof,
Kloster des Kapuzinerordens, Hauptpor-
tal am Hradschin. Lorettokirche, S.
Ignazkirche, S. Nicolaikirche, Kapuziner-
kloster bei St. Joseph, St. Jacobikirche,
Kirche derAugustiner, Facade der Kirche
S. Maria de Victoria 403. -^ Palast Wald-
steln 403 u. f. — Palast Nostii 404. —
l)reifaltigkeitsklrche,Kreuzherrenkirche,
Karmeliterkirche, — Gzemin'scher Pa-
last 404 u. f. — Bilder Screta's in der
Gallerie 414. — Marienkirche 510. —
Palast Clam-Gallas 639, — Dekoration
des Czernin'schen Palastes 6119. — Grab-
mal des Grafen MikrowItz in St. Jacob
660. — Grosspriorpalast 779. — Hrad-
schlnschloss. — Palais Nostiz. — Erz-
bischütliches Palast 780. — Gitter in der
Sirahower Kirche 797. — National -
theater 874.
Bild TIschbein's
Ouedlinburg. FachwerkshUuser 400.
Raeren. Graues Steinzeug mit blauer
Zeichnung 155.
Rappoldsweiler. Schloss 875.
Regensburg, Vierungskuppel im Dom
eggio. Grabmal des Bischofs Ugo ßan-
goni im Dom 175.
ennes. Palais de Justice 571. — Deko-
ration im Palais de Justice 591, — Archi-
tektur des dritten Audienzsaales 596- —
Saal der Grand Chambre 600.
„Google
Orlivcrzeicliiiiss.
Reus, Rathhaus I90.
Riegcrsburg. Schloss 2\u— Holzdockc
mit Bildern im Schlosse 249. — Schloss
405-
Riofrio. Künigliches Schloss 698.
Rioseco. Pfarrkirche Santa Cruz 290.
Rheinsberg. Umbau des Schlosses 761.
— Fortsetzung des Schlossboues 764, —
Umbau der Stadt 772, — Figuren im
Schlossgarten 788, — Plafond von Pesne
im Hauptsaale des Schlosses 7 90. —
Kathhaus, — Schauspielhaus. — Neuer
Flügel am Kavalicrhouse. — Pharus. —
Eremitage. — Virgii's Grab. — Jupiter-
tempel. — Chinesisches Haus auf der
Remusinsel 871.
Rohnsiock. Portal am Schloss 402.
Ro
n. Kuppel von St. Peter 93- — Umge-
taltung des Kapitols durch Michelangelo
13J- '44- — Hauptgesims und Hotpor-
tiken des Pal. Farnese 134. 141, — Ent-
wurf zur Villa di Papa Giulio. — Ent-
wurf zur Porta Pia. — Chicsa S Maria
degli Angeli. — Vollendung der St,
Petersbasilika iw u. f. — Runder Tem-
Eel bei der Villa di Papa Giulio. —
irche des heiL Andreas. — Pal. di Fi-
renze 139. — Bau von St. Peter 141. 144.
— Villa di Papa Giulio 142. 146. 147.
— Famesische GUrien (Villa Famesina)
142 u. f. — Palazzo Lanceloiti. — Casino
del Papa (Villa Pia) 144. ~ Pal. Salviati.
— Pal. Spada. — Capella massimi in
S. Maria Maggiore, — Villa Monte Dra-
Kone. — Kirche S. Maria in Vallicella
(Chiesa nuova).— Pal. Borghese 14S.—
Villa Medici 146. — Pal. Rucellai 147. —
Kollegium der Jesuiten ( Coli cgioromano)
147. 148. — Pal. Negroni (später Sermo-
netta) 148. — Altar in der Kirche des
Hospilau S. Spirito ijo. — Pieiä in St,
Peier 167, —Grabmal ftlr Papst Julius 11.
in S. Pietro in vincoli 167 u. f. 171. —
Christusfifiur im QuerschifT von S, Ma-
ria sopra Minerva 169. — Pieiä im Hofe
des Pal. RondaninL — SelbstporlrUt des
Michelangelo im Konservatoren palast
des Kapitols 170. — Nebenfiguren an
den GrabmUlern Leo's X. und Clemens'
VII. im Chor der Minerva 171. — Grab-
mal Paul's III, im Chor von St. Peter
in Rom. — GrabdcnkmUler der Cap.
Aldobrandini in der Minerva 172. —
Grabmäler zweier Nepoten des Pabstes
Julius in. im QuerschitT von S. Pietro
in Montorio 173. — Gewölbmalereien
der Sistina 177 u. f, — Das jUngste Ge-
richt in der Cap. Sistina 17S u. f. —
Wandfresken in der Cap. Paolina. —
Geisselung Christi, Wandbild in S,
Pietro in Montorio. ~ Kreuzabnahme,
Bild in Trinitä de Monti, — Fresko der
Halbkuppcl im Chor von S. S. Aposioli
182, — Gaud. Ferrari, Allegorisches
Bild in der Gal. Sciarra 185. — Luca
Cambiaso. Malereien im Pal, Borghese
187. — Vasari, Fresken in der Sala
regia des Vatikans, — Zuccaros, Male-
reien im Pal. Farnese. — Dieselben,
Bilder der Sala regia im Vatikan. —
Dieselben, Malereien der Casa Bartholdy.
— D'Arpino, Malereien in der Cap.
Olgiaii. — Derselbe, Zwickelbilder der
Cap. Paul's 111. in S. Maria maggiore
189. — Tibaldi, Deckenfresko in der
Remigius- Kapelle in S. Luigi de Fran-
cesi 190. — Arabesken an der Front der
zweiten Kapelle rechts in S. Maria della
Pace 192. — Weiterbau der Kirche del
Gesü 308. — Kirche S. Caiarina de'
Funari. ■— Weiterbau des Pal. Farnese.
- Vollendung der Bauten des Kapitols.
- Kapelle Sforza in S. Maria maggiore
"1. — Kirche S. Maria de' Monti. —
I. Boadile. ~ Kollegium der Sapienza
j.j. — <Juerschift von S. Giovanni in
S, Laterano. — Kirche vor der Basilika
S. Paolo. — Architektonisches der Foi
a I
Negroni oderMontallo 311. — Obelisken
vor dem Vatikan, vor S, Giovanni a
I.ateranou. auf der Piazza del Popolo.—
EinwUlbung der Kuppel von Si. Peter
312. — Innendekoration von St. Peier
313. — Palast des Laterans und die
Scala sancta. — Fontane im Hofe des
Klosters S. S. Apostoli. — Fontana
Fclice 314. — Loggien an der Seiten-
facade von S.Maria maggiore. — Facade
von S. Giovanni in Laterano. — Bililio-
thek des Vatikans. — Abschluss des
vatikanischen Palasts gegen den Siefans-
platz. — Theil des Quinnals an Piazza
Monte Cavallo 315. — Fontana Paolina.
— Pal. Giustiani. — Facade von S. Spirito
und Palast des Kommandeurs. — Kuppel
von S. Maria di Loretto. — Kirche und
Kloster S. Maria in Trivio. — Villa
Matiei. — Fai;ade der Kirche S. Maria
in Valicella ji6. — Forlbau vom Pal.
Borghese. — Pal. Sciarra di Carbognano,
Kapelle Paola an der Basilika S. Maria
maggiore. — Winierchor und anderes
an S. Maria maggiore 317. — Pal.
Rospigliosi. — Villa Borghese. — Haupt-
altar im Querschiff von S. Giov. in
Laterano 317. — Kirche S. Andrea della
Valle 317. 321. — Pal. Laozelotti 3"8.
320. — Kirche della Trinita de' Pelle-
grini. — Pal, Verospi. — Kirche S.
Carlo. — Professhaus dei- Jesuiten. —
Volieren der Villa Famesina. — PaL
Pamphili. — Kirche S. Carlo a Caiinari
Kirche S. Grisogno 318. — Kirche S.
Gregorio Magno. — Verlängerung der
St. Petcfskirclie 310. — Pah Matiei di
Giove. — Pal. Barberini. Plan 320. —
Kirche dei' Incurabili. — Kirche S. Giov.
dei' Fiorentini. — Portal der Kirche S.
Susanna. — Pal. Aldobrandini — Pal.
Ponlifico. — Kirche della Vittoria 3*'-
— Fontana deile Tartarughe 329. —
SchlUsselv erleih ung in S. Pudentiana. -^
„Google
Dieselbe Gruppe in S. Agosiino. —
Denkmal Paul's IV. in der Gap. Caraffa
in der Minerva. — Pabstgraber in den
Ca pellen von S. Maria maceiore, —
Grabmal Grecor's XI. in S. Francesco
romnna. — Grabmal des Herzogs von
Cleve in der Anima, — Grabmal
Gregor's XIII, in Si. Peier 330. —
Bilder der Gallerie im Pal. Farnese ^31.
33s —Bilder derCaracci's im Pai.Corsini,
im Pal. Donau. bei Camuccinisja. 333. —
Fresken in einem Saale des Pal, Ve-
rospi (Torlonial. — Elcmenie im Pnl.
Borghese. — Putten am Gewölbe der
Chornische von S. M. della pace 335. —
Aurora im Pal, I(osnio(;li. — Altarbild
in S. Trimta de' Pelleenni. — Christus-
kopf von Guid. Reni im Pal. Corsini. —
S. Michael in der Concezione. — Ma-
donna Guid. Rcni's im Quirinal 338. —
F^ngelkonzert in S. GreKorio.— Fresken
in S. Andrea della Valle. — Wand-
fresken in S. Luigi de' Francesi. — Bild
Domenichino's in der Gallerie des Vati-
kans 33g. — Bilder desselben in S. Gre-
gorio, m S. Maria de^Ii angelt, in .S.
Carlo a Catinari, in S. Silvestro a monte-
cavallo, im Kasino Rospieliosi, im Pal.
Barbenni, im Pal. Borghese^ im Pal.
Costaguti, in der Villa Ludovisi 341. —
Bilder Guercino's in der Gallene des
Kapitols, im Pal. Snada, in der Villa
Ludovisi, in der Gallerie des Vatikans,
bei Camuccini 34s. 343 — Malereien
in der Kuppel von S. Andrea della Valle
343. — Bilder Caravacgio's in S. I-uigi
de Francesi, in der Gallerie des Vati-
kans, in S M.' liel popolo, im Pal. Spada,
im Pal. Doria, im Pal. Corsini, bei Ci-
muccini, im Pal. Borghese, im Pal.
Sciarra, in der Gallerie des Kapitols 344.
345. — Bilder Biliverti's Im Pal. Bar-
berini 345. — Bilder Vaientin's im Pal.
Sciarra. ~~ Bilder Sarazeni's im Pal.
Doria, in der Anima und in S. Maria
della Scala 347- — Stuckirung des Ge-
wiilbes der Vorhallen von St. Peter. —
WanUUekoraiion der Gallerie im Pal.
Komese 348. — Mosaikbilder in der
Kuppet von St. Peter 350. — Haupt-
altar von Si. Peier und die Confessio
von St. Peter 351. — Statue des Si. An-
dreas in St. Peter 434. — S. Susanna in
.S. M. di I.oreito 435. — Bilder von Ku-
bens im Chor der Chiesn nuova, im
Pal. Corsini, in der Gallerie des Kapi-
tols, im Casino Rospieliosi 437. — Bild
von Rubens im Pali Dona 440. —
Bilder von van Dj-ck im Pnl. Borghese,
im Pal. Coloona 443. — Bilder von
MalhUus Bril in der Sala ducala und
in der Biblioteca des Vatikans, im Pal.
Colonna. — Bilder von Paul Bril im
Pal. Sciarra und im Anbau bei S. Ce-
cilia. — Bild von Sammtbreughe! im
Pal. Doria 445 — Bild Honihorst's in
S. Maria della Scala, im Pal. Doria i^i.
— Pal. Bari>erini 490 u. f. — Baldachin
Über dem Hnuptaltar von St. Peter. —
Dekoration der Kuppelpfeiler, daselbst.
— Bronzenes GehUuse für den Bischofs-
sluhl und Dekorationen der Choru'and,
daselbst.— GlockenthUrme an Sl. Peter.
— Kolonnaden an St. Peter. — Scala
regia 491 und 493. — Cap. Comaro in
Chiesa della Viitoria.— Chiesa di S.Bi-
biana. — Chiesa S. Andrea. — Kirchen
S. Maria Santo und S. Maria di Mira-
coli 493. — Hospital S. Spirito. — Pal.
S, S. Apostoli. — Palast auf dem Monte
Citorio. — Collegium da Propaganda
Fide. — Pal. Doria Panfili 494. — Ovale
Treppe im Pal. Barbenni- — Pai. Giu-
stinni. — Innendekoration von St. Peter.
— Innendekoration von S. Giovanni in
I^terano. — S. Ivo alla Sapienza. —
S. Agnese und das Collegio Innocen-
ziano 496. — Glockenthurm von S. An-
drea dellc Fralte. — Kloster S. Philippe
de Neri. — Pal. Falconieri. — Pal. Sca-
rolino, — Fai;ade des Pal. PamphiÜ-
Doria. — Kolonnade am Pal. Spada. —
Kirche der sieben Schmerzen zu S. Pie-
tro in Mnntorio, — Kirche S. Carlo alla
quattre Fontane ivj. — Kirche S. Igna-
zio. — Villa Pannh oder di Belrespiro.
— Hochaltar der Kirche di S. Nicola
de' Tolentini, — Kiiche S. Carlo. -
■ Portal der Kirche S. Maria in Via
lata. — Kirche S. I.uco. — Hauptallar
und Dekoration der Unterkirche in S.
Marlino a' Monti 499-— Kirche S. Carlo
a' Catinari. — Fa<;ade und Portike der
Kirche S. Grisogno. — Atrium und Va-
cade von S. Gregorio magno. — Facade
der Kirche S.Maria della Valle. — Grab-
mal <\lr Clemens IX in S. Maria Mag-
giore und hinlere Facade. — Kirche
Gesü e Maria. — KircHe S. Lorenzo in
Piscibus. — Kirche S. Maria a' Monti. —
an S.Maria in Trasteverc. — Pal. Alfieri.
— Villa Alfieri. — Pal. Astalli. — Pal.
d'Aste. — Facade und Dekoration der
Kirche S. Silvestro in Capite. — Kirche
S, Maria in (^nmpo Marzo. — Pal. Co-
lonna di Sonnino. — Pal. Muti Bussi
S02. — Pal. Muti Papazurri. — Pal.
Doria-Panfili, — Facade von S. Carlo.
— Umbau von S. Mana in Cosmedin
und von S. Maria in Monticelli. —
Kirche S. S. Apostoli. — Facade
von S. Maria de Trastevere. — Die
Ripetia. — Die spanische Treppe 503. —
Rcilerstatuen Konstantin's und Karl's des
Gros-sen in der Vorhalle von St. Peter.
— Statue des Pluto in der Villa Ludo-
visi. — Apoll und Daphne in der Villa
Borghese 517. — Statue der GrUfin Ma-
thildis in St. Peter. — Der schleudernde
David in der Villa Borghese. — Engel-
staiuen auf Ponte S. Angelo. — Statuen
in der Cap. Ghigi in S. Maria del po-
„Google
lisken auf Piazza Navona. — Die Bar-
caccia. " Der Glaacus. — GrahmUler
Urban's VIII. und Alexander's VII. in
St. Peter. — Pietä in der Krypta unter
der Kapelle Corsini im Lateran. — Statue
der heil, BJbiana in S. Bihiana. — Sta-
tue der Ludovica Albenoni in S, Fran-
cesco a ripa. — Heil. Sebastian in S.
Sebastiano 519. — Verzückung der heil.
Teresa in S. M. della Vittorla. — Catc-
dra in St. Peter. — Ciborium in der
Kapelle des heil. Sakraments in St. Peter.
— UemUlde daselbst jio. — Statuen der
S. Veronica, der heil. Helena und des
heil. Andreas in St. Peter. — S. Caecilia
in S. Caecilia. — Statue des heil. Igna-
lius in del Gesü. — Statue des heilieen
Ignatius in St Peter. — Grabmal Gre-
eor's VIII. in St. Peter 511.— Grabmal
Leo's XI. in St. Peter 510, — Attila in
St. Peter. — Relief Über den Apostel-
statuen im Lateran 511. — Grabmal der
Maria Sobieska in St, Peter. — Grabmal
Benedict's XIV. in St. Peter. — Grabmol
Benedict'» Xlll. in der Minerva, — Sta-
tuen der Fontana di Trevi 524. —
Deckengemillde der Chiesa nuova. —
Deckengemülde im HauptsaaJe des Pal
Jiarberini 514. — Malerei eines Saales im
Pal, Pamffli 525.— Madonna del rosario
in S. Sabina. — Heiliee Familie im Pal.
Doria. — Madonna im Pal. Horghese
525. — Bild Spagnoletto's im Pal.
Borghese. — Bild der heil. Apollonia
im Pal. Corsini. — Ebenda, das Ecce
homo von Dolci 516, — Bilder des Ca-
labrese im Pal. Doria und Pal. Borghese
518. — Bild Morrealese's im Pal. Co-
ionna. — Bilder Torrigiani's im Pal.
Uoria. — Bild Salvator Rosa's im Pal.
Colonna 529. — Bilder Bourguignon's
im Pal. Borghese 530, — Blumenmalerei
von Mario de' Fiori im Pal. Borghese.
— Bilder Castiglione's im Pal. Colonna
S3I- — Deckengemälde der Kirche del
Gesü und S. Ignazio und Kuppel des
Ooilegio romano 531 u. f. ~ Bilder
Sacchi's in S. Carlo ai catinari und in
der Gallerie des Vatikans 535. — Bilder
Maratta's im Pal. Barberini, in S. Maria
del popoJo, im Pal. Corsini und Doria
$3i u, I', — Bild Bationi's in S. Maria
degli Angelt. — lleckenfresko im Haupt-
schiff des Gesü von Gauli. — Skizze zu
demselben im Pal. Spada. — Decken-
bild in S. Grcgorio von Constanzi, —
Plafondbild im Pal. Colonna von Luti.
— AliarblUtter in St. Peier von deh
Christofaris 536. — Bilder Panini's im
Pal. Corsini 537. — Altar des F'rancis-
cus Xaverius in der Kirche del Gesü
y8. — Ignatiusaliar in del Gesü, —
Kbcnda, die Aliürc an den Knden des
Suerschifies 539 u. f. — Gruppe Teu-
>n's in del Oesü 576. — Apostelfigurcn
von Legros in den Pfeilcmischen des
Laterans. — Statue des S. Aloys Gon-
zaga in S. Ignazio. — Statue des S.
Ijjnatius im Gesü. — Statue des heil.
Stanislaus Kostka in S. Andrea J77. —
Bild N. PoussJn's in der vatikanischen
Gallerie, im Pal. Sciarra, im Pal. Cor-
sini und in der Gallerie des Kapitols
^81. — Bild N. Püussin's im Pal. Co-
lonna 583. — Bilder Poussino's in S.
Martino a' monti, im Pal. Colonna und
im Pal. Corsini 583. — Bilder Tassi's im
Pal. Corsini 585. — Bilder Le Lorrain's
im Pal. Doria, im Pal. Rosptgliosi, im
PaL Sciarra, im Pal. Barbermi, bei Ca-
muccini. — Bilder Bourguignon's im
Pal. Borghese 585. — Bild von Velas-
gucz im Pal. Doria 701. — Bild von
Sublevras in S. M. degli Angeli 749. —
Fa<;ade von S, Giov, de' Fioreniini. ~
Hauptfecade der Basilika S. Giov. in
I.aterano 8it. — Kapelle Corsini, ebenda,
— Pal. della Consulta 821. — Pal. Cor-
sini, — Faqade von S, Maria Maggiore,
— Umbau der Kirche S, Cectiia, —
Pal. Peironi. — Kirche della Mone. — Fa-
cade und Vorhalle von S, Croce in Ge-
rusalemme 813. — Kirche und Vor-
platz der Priorata di Malta. — Umbau
der Kirche S. Maria degli Angeli 824.
— Bibliothek des Jesuitenkollegiums.—
Kloster San Agostino. — Fontana di
Trevi, — Villa Bolognetti. — Kirche S,
Alessio. — Facade von S. Paolo ausser
den Mauern. — VÜIa Albani 8J5. —
Chor des I-aterans. — Sakristei von St.
Peter. — Doppeltreppe im Vatikan. —
Museo Pio-Clementino. — Facade von
S. M. in Aquiro degli Orfanelli'. — Pal.
Braschi 836. — Deckenbild in S. Luigi
de' Francesi 830, — Statuen Canovas
in der Villa Borghese, im Belvedere des
Vatikans. ' — GrabmUler desselben in
S. S. Apostoli, in St, Peter, in S. Croce,
in S. Maria de Frari 830. — Decken-
fresko in S. Eusebio, — Gewülhemale-
reien in der Slanza de' Papiri des Vati-
kans, — Pamass in der Villa Albani. —
Fresken in S, Maria presso S, Celso
831. — Statue von Houdon in S. M.
degli Angeli 851,
Roskilde. DenkmUler der Künige in der
Gruftkirche 805
Rothenburg a. d. Tauber. Rathhaus
224. — SpiiaigebUude. — Haus No. 343
in der hchmiedgasse. — Portale des
.SchulgebUudes, — Ofenkacheln 215. —
Markibrunnen i^Hertrich) 241, — Täfe-
lung im Saale des Haftncr'schen Hauses
256. — Bemalle Stuckdecke im Hause
No, r6s 417. — Schrank bei Herrn Graef
Rostock. BlUcherstandbild 879,
Rotterdam. Bürse 906.
Rouen. Grabmal des Louis de Breze in
der Kathedrale 212, — Reliefs an den
'IhUren von St. Maclou 212, 220. — Haus
yGoogIc
in der Rue de la G rosse- Horloge 360. |
— Haus, Rue St. Patrice 371. — Glas-
malereien in der Kirche St. Quen 1S1. \
971
Kachelofen bei Herrn Reu-
SaarbrUcken. Schloss 875.
Saintes. Drilcke Über die Charente bei
Saintes s6].
Saint-Germain-en-Laye. Umbau des
alten Schlosses 19S. 204, ■— Das neue
Schloss 3S9 u. f.
Saint-Maur. Schloss 207.
Saint-Trond. Kirche des Recollets 713.
Salamanca. Schloss und Archivgebüude
ago. — Skulpturen im Collegio Mayor
191. Jesuiten kol legi um, Kollegium von
Santiago 478. — Kloster del Carmen
calzado 479. — Umbauten am Kloster
Sancti Spiritus und am Alcantara- Stift
912.
Salerno. Hochaltar in St. MathUus 316.
Salzburg. Dom 313. — 405 und 406. —
Festung Hohen - Salzburg, erzbischöf-
licher Palast und Brunnen auf dem
Domplaizc 406. — Neue Favorite, —
Kirche Unserer lieben Frauen 643. —
Schloss Hellbrunn. — Klosiergeb'iSude
10 Maria-Schein und St, Peter 654.
Santiago. Parade der Kathedrale 909.
Saronno. Fresken in der Kirche von
Gaud. Ferrari 185.
Sehleusingen. Stadtkirchc 786.
Schönhausen. Schloss 630. — Roccoco-
saal im Schloss 773.
Schussenried. Kloster 783.
Schwarzbrunn. Schloss 786.
Schwedt a.d.Oder, Malereien im mark-
grUliichen Schlosse 413- — Schloss 613.
— 631. — 761. — Reithaus. — Operetten-
theater — Rathhaus — F-ranzösische
Kirche 873.
Schwerin. Neustadter Palais 876.
Seckau. Mausoleum mit Marmorpoly-
chromie. — Schmiedeeiserne ThUr und
Bronzegitter 35t.
Segovia. BrUcke 1S9. — Alcäzar 290.
Sens. Erzbischöflicher Palast 207,
Sevilla. Kapitelsaal der Kathedrale 28;.
Lonja (Börse) 289. — Campaüa, Kreuz-
abnahme in der Kathedrale, Reinigung
Maria und Auferstehung der Heiligen,
ebenda. — Bilder desselben in den an-
deren Kirchen. — Vargas, Adam und
Eva in der Kathedrale. — Derselbe,
Aliarwerk in der Kathedrale 291. —
Derselbe. Kreuzabnahme an der Treppe
der Kirche San Pablo 291 — Kloster
Buenavista bei Sevilla 479. — Kirchen
Santa Clara, San Lorenzo und San
Pedro. — Bild von Pacheco in S. Ysa-
bel. — Bild von Roelas in der Kathe-
Ebe II.
drale 480. — Bild von Roelas in S.
Isidro. — Bild -von Herrera el viego in
S. Bernardo. ^ Kruzifix von Montailez
in der Kathedrale 481. — Minoriten-
kirche 691. — Altartabcmakel in der
Kirche San Salvador. — Fa^ade des
Stifts von Santelmo. — Klosterkirche
San Pablo 693. — Kirche des Stifts „de
las Becas". — Hauptfacade des erz-
bischüHichen Palasts 696." — Bild Zur-
baran^s im Museum 700. — Bilder Mu-
rillo's in der Kathedrale und in de la
Caridad. 704.— Chorpolt in der Kathe-
drale 708.
Shrewsbury-Castle 898.
Siegburg. Weisses Steinzeug 255.
Siena. Grossherzoglicher Palast 163. —
Stuhlwerk in der Chornische des Doms
194. — Bild Manetti's in S. Pietro in
Gaste! vecchio J46. — Statuen in der
Cap. del orto im Dom |
Bild
_ , _ im 518.
Conca's im Hospital della Scala 537,
Simmern. Denkin^er in der Kirche
J43-
Soissons. Pavillon der Arquebusiers 373.
Solesmes. Statuen des Klosters 214.
Sonnenburg. Schloss 623.
Spandau. Altar in der Nicolaikirche
245.
Speier. Wiederherstellung des Doms
876.
Stanz. Ofen im Winkelriedhause 261.
St. Cloud. Schloss S68. — Bilder Rous-
seau's im Schlosse ;93.
Stettin. Kfinigsthor 637, ~ Standbild
Friedrich's des Grossen 879.
St. Gallen. Stiftskirche 802.
Stockholm. Deutsche Kirche 481. —
Königliches Schloss 716. - Werke
Sergell's im Museum 914.
Sirassburg. Denkmal Moritz von Sach-
sens in der Thomaskirche 746. — Place
Broglie 783. — Zunfthaus der Kauflcute
876.
Strawbury-Hill. Villa 896.
Strelna. Lustschloss 721.
Stuttgart. Lusthaus 235, — Thurm an
der SUdostecke des Schlosses 392. —
Schloss Favorite bei Stuttgart 653- ~
Schloss Ludwigsburg bei Stuttgart 783.
— Neue Residenz. — Carlsschule 784.
— Lustschloss Solitude bei Stuttgart.
— Schltisschen Favorite. — Schlösschen
Monrcpos 875.
Sully. ChSteau de Sully 209.
Sursee. Beck-Leu'sches Haus 424.
yGoogIc
Tarragona, Kathedrale 289. — Kapelle
S. Tekla in der Kathedrale 9I1.
Temple Ncwsam 181.
Tilliers. Kirche an.
Tivoli. Villa d'Este 311.
Toi edo. Treppe des Alcazürs 285. —
Alc37.är 28g. — Kapelle dcl Saj-rario, —
Kirchen der Bemardinerinnen und der
Minimen. — Kirche dur Dominikane-
rinnen 150. — Grabmal des Erzbischofs
im Hosjiital von San Juan Baiitista. —
Reliels im Chore der Kathedrale 291,
— Wappen im Winterchor der Kathe-
drale 293. — Kapelle del Sa^rario in
der Kathedrale 478. — Alkäzar. —
Rathhaus 479. — FreskobilUer der Ka-
pelle del Saerario 481. — Fenster in
der Kathedrale und der Altar ^el trans-
parente" 696, -— Thron lUr die Staiue
der heil. Jungfrau in der Kapelle del
Sagrario der Kathedrale 707. — üe-
schnitzlc Wappen im Winterchor der
Kathedrale 91J,
Torgau. Schloss Harienfels 401.
Toulon. Portal des Hotel de Ville. —
Kesie der Schitisschniizereien Pugei's
im Arsenal. — Haus Pugec's 575. —
Kinderengel
— Zwei Eni
1 der Kirche des Min
576.-
38J.
Vereins
i Engclfiguren in der Kathedrale
Stuhlwerk der Kirche St. Pierre
, . Kirche der Abtei Si. Martin
710, — Abtei von St. Martin 905.
Trier. Denkmal und Kanzel im Dom. —
Epitaphion in der Liebfrauenkirche. —
Brunnen auf dem Marktplätze 24J. -
Raerener Krug im Desi" "' — " — "
25s. — Schatzkammer
Dom 39J. — Cratz'scher Altar m der
Liebfrauenkirche 410.
Troyes. Glasbild in der Bibliothek 610.
Tubingen. Grabmonumente in der
Stiftskirche. — Grabmal an der Aussen-
seite der Stiftskirche 409.
Turin. Pal. Garignano. — Thor am Po.
— Kapelle del Santo Sudario. — Kirche
S, Lorenzo. — Kirche S. Philippe di
Neri 510, — Kirche und Kloster dclla
Superga. — Fncadc <ler Karmeliier-
kirche. — Treiipe des königlichen
Palasts. — Kirche des Berges Carmel.
— Kapelle, MarstUllc und Orangerie des
Jägerhofs jii. — Jagdschloss btupinigi.
— Westfacade des Pal. Madama. —
Pal. Birago de Borgaro. — Pal. del
Düca d'Aosta 513. — Kirche S. Rocco
Ucles. Kuppel des Klosters 289.
Altartabernakel in der Konvent ua
kirche 691.
Ulm. HauptthUr des Münsters 421. -
Gitter im Münster 671.
Urbino. Pal. Albani. — Kirchen S.Fran-
cesco und S. Domenico 824,
Utrecht. Lesepult im Stadtmuseum 276.
— Portal vom alten Hospiz „Brunien-
hof 428, — Windfang 71.
Vadstena. Schloss 295.
Valdemorilla. Kirche 289.
Valduc. Abtei 905,
Valencia. Stift und Kirche del Corpus
Christi 29a — Kirche der Minimen 696.
— Aduana. — Kapelle S. Vincente Ferrer.
— Eremitei N. S. de Nales. — Palast
des Grafen Patema. — Kapelle N. S.
del Carmen im Karmeliterkloster 908. —
Kreuzgang und Hauptportal des Domi-
nikanerklosters 91t.
Valladolid. Kirche de las Augustinas
aSq. — Kathedrale 289. — Altar in der
Kirche S. Benito. — Skulpturen des
Berruguete im Museum 291. — Kreuz-
rang von Nueslra Seflora de Prado, das
KanzleigebSude 479- — Haus des Viz-
conde von Valoria. — Gallerie des Kreuz-
ESI
Benediktinerkloster 69g. —
der Augustiner Missionare 909.
— Nonnenkloster Santa Ana 909.
Vallery. Chäieau de Vallcry 101.
Vandreuil. Puget's Gruppe, Janus und
die Erde 575-
Varallo, Bilder in der Cap. del sacro
monte von Gaud. Ferrari. — Fresken in
der Min oriien kirche von demselben 185.
Venedig. Loggia am Campanile von
S. Marco 149. — Kirche S. Giorgio
Maggiore. — Fa9ade von S. Francesco
della Vigna. — Kirche del Redenlore
153. — Kirche des Nonnenklosters delie
atelle. — Plafond und Thurm der Sala
delle quatro Porte im Pal. Ducale. —
Kloster der Caritä 156. — Hochrelief,
der Leichnam Christi mit zwei Engeln
„Google
On9Terzeichnis9
in S. Giuliano. — Hochaltargruppe in
S. Giorgio Mageiore. — Bronzestatuen
auf dem Hochaftare der Uedeniore. —
Statuen neben dem Hochaltar in S.
Tommaso. — Statuen in S, Maria de'
Miracoli, vor der Chortjalustrade. —
MadonncDstatuen in S. Salvatore und S.
Giorgio Maggiore. — Stalucnam Dogen-
ärab Loredan 174. — ThUrekulpiuren in
er Sala delle quattro porte. — Altar-
statuen in S, Stefano. — Statuen am
Grabmal Priuli und ein Salvator mundi
in S. Salvatore 175. — Grabmal des
Aless. Vittoria in S. Zaccaria. — Statue
eines Propheten ebenda. — Statuen des
h. Sebastian und h. Rochus in S. Sal-
vatore. — Statue des h. Hieronymus in
den Frari. — Statuen der h. Katharina
und des Daniel auf dem Löwen in S.
Giulian, — Tliürgiebel und Karyatiden
der Sala dell' Anticolle^io. — Apostel-
figuren in der Abbazia. — Statuetten
über den Weihbecken im Redentore. —
Bronzestatuen des Moses und Paulus an
der Kacade von Francesco della Vigna.
~ Engel am Altar in S. Francesco della
Vigna. — Atlant in der Biblioteca. —
Atlanten in der Sala dell' Anticollegio
175. — Tintoretto, Bilder in der Scuola
dl S, Rocca 186. — Brunnen im Hofe
des Marcuspalasts (92. — Mausoleum
des Dogen Nicola da Ponte inderCaritä.
— Museum in der Biblioteca. — Pro-
curatie nuove. — Pal, Pietro Duodo. —
Restauration des Dogenpalastes.— Rialto-
brUcke, — Gemngnisse. — Pal. Corner
zu Murano. — Pal. Rarbarigo. — Pal.
Grimani. — l'al. Vcndramin. — Pal. Con-
tarini. — Hospital von .S. Lazzaro. —
Capella del Rosario an S. Giovanni e
Paolo. — Scuola di S. Girolomo, jetzt
Ateneo. — Pal. Balbi. — Bronzobrun-
nen im Dogenpalaste. — Kandelaber in
S. Siefeno, alla Salute und S. Mano. —
Kirche S. Pielro in Casteilo. — Kirche
del' arcangelo Ratfaele. — Kirche Ma-
donna del Pianto 323. — Stuhlwerk in S.
Giorgio Maggiore, WandgetUfel in der
Gap. del rosario in S, Giov. e Paolo,
im Chor der Carmine, und in den oberen
Sälen der Scuola S. Kocco 351. — Bild
Rembrandt's im Pal. Manirm 450. —
Kirche S. Maria delle Salute 505. — Pal.
Pesaro. — Pal. Rezzonico. — Pal, Ca-
porilla. — PaL Giustiani-Lolin. — Pal.
da Lezze allaMisericordia. — Pal. Wid-
mann. — Trappe im Konvent von S,
Giorgio. — Aliilre in S. Francesco della
Vigna und Pietro di Casteilo, — L'ospe-
dafetio. — Favade der Kirche S. öu-
stino, — Inneres der Kirche degli Scalzi
506. — Monument Pesaro. — Monument
Erizzo in S. Martino. — Facade von
S. Maria Zobenigo 506. — Fa^'aden der
Kirchen dell' Ospeaale, S, Teodoro, S.
Salvatore und degli ScEilzi. — Pal. Sa-
vorgan. — Dogana. — Facade der Scuola
S. Basso. — Facade der Kirche S. Moise,
— Inneres der Kirche S, Eustachio. —
Hauptaltar der Kirche degli Scalzi 507.
— Inneres der Kirche dei Gesuiti. —
Facade von S, Eustachio. — Pal. Corner
della regina, — Facade der Kirche dei
Tolentini.'— Pal. ßiedo. — Pal. Priuli.
— Brücke delle Penitenti. — Treppe des
Pal. Sagredo 508, ~ Bronzereliefe in S.
Giovanni e Paolo. — Statuetten auf dem
Hochaltare der Redentore. — Statuen
der Gap. Vendromin in S, Pietro di Ca-
steilo. — Statuen auf dem Hochaltar der
Salute. — Mausoleum des Dogen Valier
in S. Giovanni e Paolo 522, — Grabmal
des Dogen Pesaro in den Frari 523, —
Bild Sassoferrato's im Pal. Manfrin 52;.
pietä, in S. S. Giov, e Paoio 535. —
Bild Longhi's in der Akademie 517. —
Bilder NT Poussin's in der Akademie
581. — S, Simone minore. — Inneres
der Kirche S. Rocco. — Facade der
Akademie. — Drittes Stock w'erk des
Pal. Rezzonico. — Kirche Gcsuaii, —
Pai, Grassi. — Inneres der Kirche S.
Ermagore e Fonunato. — Kirche della
Pietä 826. — Hauptkapelle von S. Maria
della Fara. — Kirche S. Leonardo. —
Facade von S. Rocco. — Kirche S. Gio-
vanni in Oleo. — Ospedalctlo. — Ka-
pelle S. üherardo Sagredo in S, Fran-
cesco della Vigna. — Eine Front des ■
Dogen Palastes. — Pal. Erizzo. — Scuola
della Caritä. — Kirche del Nome di
Gesu. — Theater la Fenice. — Giardini
peblici 817,
'ercelli, Bilder in S. Christofen) und S.'
Paolo von Gaud. Ferrari 185,
'erden. Grabmal eines Bischofs im Dom
411.
'erneul. Ghäteau de Verneul 201,
'erona, Statuen am ersten Altar rechts in
S. Anastasia 174- — Facadenmalerei am
Pal. Murari della Corte 348. — Taber-
nakel in S. Nicola 510. — Palaste fUr
die Grafen Pindeamonti und Giuliari bei
Verona, — Museo lapidario. — Dogana.
— GebUude der Philharmonie 827.
'ersailles. Denkmal des Herzogs von
Rohan 375. — Schloss S54- 5^6 "■ f. 573-
— Stallungen, Orangene, Orand-Com-
mun und Kapelle des Schlosses. —
Schloss de Clagny. — Schloss von Meu-
don 564 u. f. — Schloss von Trianon
568. — Japanesische Kolonnade von
Grand-Trianon 573. — BUste Louis XIV.
im Salon der Diana S76. — Marmor-
cruppen im ApoUobad des Gartens. -^
Kamm und Stuckos im ersten Audienz-
saal. — Drei Marmorfiguren im Apollo-
bade 577. — Basrehefim Salon de la
guerre. — Skulpturen der Schlosskapelle
J78. — Reiterstatue Louis' XIV. S79- —
■ Bilder Lebrun's im Schlosse 588 u. f. —
Coypel's Bilder der Kapelle. — Male-
yGooglc
Ortsveneichni»-
reien von Delafosse im Schlosse. — Ma-
lereien Lemoine's im Schlosse 591. —
Bilder van der Meulen's und Martin des
600. — Fontaine de la Pyramide 607.
Glasmalereien 610. — Schlafzimmer der
Königin 73S. — Salon der Medaillen
736. — Figuren des Neptunsbassins 7j6-
— Dekoration des 'rheatersaals im
Schlosse. — Petit-Trianon 839. — Innen-
dekoralion von Petit-Trianon 854.
Vice-le-Comte. Glasmalereien in der
Kirche St. Katharina 381.
Vicenza. Basilika fUmbau des Pal, delli
Pal. ChieregatL — Pal.
Valmarana 151. — Haus beim Pal. Chiere-
Piü. — Pal. Barbarano. — Fragment aul
iazza del Castello. ~- Loggia del Dele-
gato. — Teatro olimpico, — Rotonda
(bei Vicenza) 151. — Teatro olimpico.
— Pal. Trissmi 332.— Kirche derVSter
von Araceli 510. — Pal. Cordcllina 817.
Villier-Cotterets, Schloss 201. 104,
Vitoria. Klosterkirche San Francisco 479.
— Theater 913.
Vizen. Bilder von Gran-Vasco in der
Kathedrale 191.
Vlierbeck. Abieikirche 905.
Wai
-Ho
e 680.
Schloss Willanow. — Palast
Kracynski 616.
Warwick. Thurm der Pfarrkirche 683.
Wernigerode. Haus an der Breiten-
strasse 400.
Wertheim. Denkmal fllr die Grafen von
Wertheim in der Stadtkirche 242.
Wesel. Silbervergoldeter Pokal K4. —
Berliner Thor 636.
Weslvi-ood House. Schloss 280.
Wideville. Schloss de Wideville 304.
Wien. Salifass von Cellini in der Am-
braser Sammlung 194. — Umbau der
Kirche am Hot. — Königskloster. —
Schottenkirche 240. — Einfahrtsthor der
Hofburg 212. 240. — Peter Breughel,
Sohn, Bauern prUgelei in der k. k. Gallerie
272, — Vargas , Madonna mit dem
Christuskinde in der Gallerie Esterhazi.
~ Joanez, Christusblld in der Gallerie
Esterhazi 292 — Kirche der Franzis-
kaner zu St. Hieronymus, Kirche der
Öapuziner, Kirche der heil. Theresia,
niversitUtskirche, St. Laurenzkirche,
Pfarrkirche bei den Dominikanern, Erz-
bischhöfliche KapeUe, Kirche an der
Brigittenall, Kirche zu St. Rochus,
Amalienhof der Wiener Hofburg, Kirche
der Servilen, Kirche der Paulaner, Kirche
St. Anna, Kirche St. Leopold, — Leo-
Baldiniscner Trakt der Hofburg 404. —
rsuliner- Nonnenkirche, Kirche der
barmherzigen Brüder, Kirche zu Maria-
hilf, Schottenkirche, Kirche der Weiss-
spanier, Kirche St. Margareth, Kirche
der Minoriten, Kirche zu Mariatreu 40;.
— Bilder im Lichtenstein'schen Garten-
palast von Pozzo, Bellucci, Franceschini
und Itottmeyer 414- — Altarbild von
Rubens in der k. k. Gallerie 437. —
Bilder von Rubens im Belvedere 440.
— Bilder von Snyders in der Gallene.
— Bild von P. Brueghel d. JUng. in der
Lichtenstein'schen Gallerie 44Ö. — Bild
Rembrandt's in der Gallerie Esterhazi
450. — Bilder von Swanevelt in der
k. k. Galleric und in der Gallerie Ester-
hazi 459. — Bild de Heem's in der
k. k. Gallerie 464^ — Bild von Pacheco
in der Gallerie Esterhazi 480, — Lust-
schloss Schönbrunn bei Wien 637 u. f.
— Pfiirrkirche zu St. Peter. — Palast
Trautson 638. — Ausbau der Hofburg
640.— Winterreitschule.— Hof biblioihek.
— Staatskanzlei. — Karlskirche 641 u. f
— Kaiserliche Stallungen. — Palast Air
den Prinzen Eugenius von Savoyen. —
Palast Bathiany. — Palast Straimann. —
Fürstlich Schwarzenberg'sches Garten -
Salais 6d2 u. f.. — Deckenbilder daselbst
43. — Mehlgrube. — Lichienstein'scher
Palast 643 u. f. — Lichtensiein'schcs
Majoratshaus — Belvedere, — Daun'scher
Palast. — Kinsky'sches Fideikommiss-
haus 645. — Theresiani'sche Riiteraka-
demie. — Harrach'scher Palast —
Palast Lobkowitz. — Ursuliuer- Kirche.
— Kirche Unserer lieben Frauen. —
Kirche der barmherzigen BrUder. —
Kirche zu Mariahiif. — Kirche der Weiss-
spanier. — Kirche zu St. Margareth. —
Kirche der Minoriten, — Kirche zu
Mariatreu 646. — Elisabeth kirche, —
Kirche zu LichtenthaL — Kirche der
Salesianeriimen. — Kirche zu Maria
Trost. — Kirche des Waisenhauses 647.
— Dreifaltigkeitssaule, — Reliels an den
Süulen der Karlskirche 660, — Fresken
der Kuppel in St. Maria Treu. — Sopra-
gorlenbilder im Schwarzenberg'scnen
lartenpalais. — Kuppelbilder in der
Hof bibliothek. — Fresken in der Karb-
kirche und in St. Peter 663, — Marmor-
. arbeilen und Dekorationen imSchwarzen-
berg'schen üarienpalais 667. — Thore
amTJelvcderegarten 673. — Bild Pereda's
in der Gallwie Esterhazi. — ßUd Hi-
yGooglc
OrttTencichnisi.
975
des Bürgerlichen Zeughauses. — Zu-
bauten am Schwarzenberg^schen Garten-
palais. ~ Reitschule. — Votivdenkmai.
— Umbau von Schönbrunn 779_. ^
Skulpturen am Schwibbogen der Reichs-
kanzlei. — Skulpturen der Carlskirche,
— Statuen im Garten des Schwarzen-
berg'schen Sommerpalais, — Figuren
am Votivdenkmai. — Figuren am
Brunnen auf dem Neuen Markte 78g. —
Bilder des Hamiltonsaals in Schünbrunn
792. — Figuren Canova's im sogen,
Theseustempel, in der Augustinerkirche
830. — Gloriei, Theater- und Garten-
bauten bei Schünbrunn, — GrUilich
Fries'scher Palast. — Mtnori lenk losler.
— UniversitäisgebUude 874. — Rechter
FlUgel der Hofburg am Josephsplatz. —
Traitnerhof. — Facade zum Liechten-
steinischen Palast in'der Herrengasse. —
Die evangelischen Bethäuser 87«. —
Malereien Guglielmi's im Spiegelsaale
des Schlosses Schönbrunn 881. — Bilder
im Saal der Akademie der Wissenschaften
S81.
Wilton-House. Schloss 473-
Winchester. Palast 683.
Windsor. Schild von Cellini in Windsor-
Castle 194. — Bild von Rubens im
Schlosse 441.
Wiitingau. Schloss 780.
Wßrlitz. Schloss 873.
WolfenbUttel. Maiienkirche, Pönal der
Kaserne, der Schlossthurm 90J. — Epi-
taphien in den Kirchen 411.
Wolgast. Denkmal in der Peierskirche
144.
Wollaton-House, Schloss i8o.
Wulfingen. Das alte Herrenhaus 414.
Wurzburg. Grabplatte des Fürstbischofs
Melchior. — Grabdenkmäler im Dom
246. — UniveisilUf mit Kirche 389 u. f.
— Julius-Spital 390, — Kirche des
Kaugerstifts. — Bischöfliches Schloss
J89. — Residenz 739. 781 u. f.
nten. Bruyn. Gemälde Über dem Hochaltar in der Stiftskirche 247.
Zaltboi
el. Wohnhaus 266.
Zaragossa. Nuestra Scnora del Pilar 691.
— Zweite Kathedrale, genannt See 605.
— Restauration der Kirche del Pijar
909, — Kirche Santa Cruz 911.
Zerbsl. Schloss. — Drcifaltigkeitskirche
ZUri
- Raih-
ZUtphen. Wohnhaus. — Freitreppe der
Stadiwaage 26g. — ^ Thurm der alten
Stadtwaage 429.
Zwickau, Schloss Osterstein bei Zwickau
ZJ4. — Rathsherrngcstühl in der Marien-
kirche 421. — Gitter an der Bose'schen
ürabkapelle 670.
Zwolle. Kanzel in der St. Michaelskirche
376. — Aufsatzgiebel der St. Michaels -
kirche 42S.
yGoogIc
B. Verzeichniss der Künstteraamen.
Abbate, Nicolo dell' 96. I96.
3IS u. f.
Abbatini, Guido Ubaldo 350.
Abel, (jreKor and Peter 241.
Abildgaard 914,
Abidtner, Balthasar 114. 409.
660.
Abrabim 713.
Acevo, Vincente 90g.
Acosta, Cayetano 693. 700.
Adam, Gebrüder.KasparRallha-
sar u.Sigisbert 117.745.789.
Adam's Gebrüder 134. 89a u. f.
Aibani, Francesco toi. 31S.
, 355
. f.
Alberghetti 193.
Albert von Soest 244.
Albertollt, Glocondo 833.
Albrecht, B. 791.
Alcintara, Diego de 190.
Aleotii, GlambattistH jzz.
Alessi, Galeaiio 93. 142. 156
Alfanz 659.
. f.
Aliamet, d' 903.
Allori, Alessandro 334.
AUori, Christoftro 346
Altermadt, Jacob 392.
Altonionte, d' 779,
Alvarez, Juan 389.
Amali, Paolo 503.
Amberg, H, C. 481.
Aminan 98,
Ammanati, Bartol. 93 u. f. 138
t42. 146 u. f. 173.
Andreas, Wolfgang Chtisliai
und Gustav 801.
Angoulime, Jacob von 311
314.
Angrand le Prince 219.
Anolinei, Josi 706.
Anten, H. van 463,
Antoin«, Jaques, Denis S47.
Appiani, Joseph 784.
Appiani, Andrea 832.
Arambum, Franc. Migoel 289.
Area, Alouso del 703.
Arenas, Andres de 269.
Arnal, Juan Pedro 91 1.
Arpino, Caviliere d' (eigenll,
Guiseppe Cesari) 189. 350.
Arrigucci, Luigi 501 u. I.
Arroyo, Jose 69t.
Artois, Jacob von 458.
Asam, Gebrüder, Egiilius und
Cosraas 653. 667, 7B1. 792.
Ascondo, Fr. Juan 699.
Asper, Conrad 407.
Aspelli. Tixiano 17$.
Aaselyn, Job, gen. Krabbelie
460.
Aasen, Job. von 458,
Auden-Aerde 802.
Audran, Charles 37S.
Audran, G^rard 610.
Augicr, Ftantois 108. 374.
Augier. Micbael 37;. 574.
Auria, Domenico di 192.
Avanzini, Bart 333. 504.
Babel, P. E. 117, 741.
Baccarit 846,
Bocbbuisen, Ludolf 463.
Baer, Ferdinand 802.
Baker, Peter 114. 656. 659.
Bolen, Heinrich van 271.
Balk, Lorenz August von 632.
Ballin. Claude I und II T13.
608.
Ballen», Peter 375.
Baroboccio siehe Laar,
Bandinelli, Baccio 94. 170 u. f.
Baratta, Johann und Franz 413.
Barbieri siehe Guercino.
Barde, de 8J4.
Bardou, Emanuel 888.
Barella, Agoslino 406,
Baroccio, Federigo 144. 190.
Barrier, Julien 381.
Barry, Jean Baptiste 8;;.
Barth, Simon und Wilhelm 402.
Barthel, Melchior 420. $23.
Bartolozzi, Franc. 833,
Bartpch, Gottfried 675.
Bary, James 124. 899.
Baseardo 70D.
Bässen, J. B. van 4G4.
Bauern, Gerhard van 460.
Ballon], Pompeo loS. 124. jjfi.
8 30.
Bandet, Etienne Gio.
Baur, Job. Leop, 670.
Bayen y Sabias 913.
Beatriret, Nicolas 220.
Becena, Caspar 292.
Beck, P. van 463.
Beckford 896.
Bedeschinus, Franc. Ul.
Bega, Cornelius und Abraham
Beyer, Loreni 675.
Begyn 460.
Behr, Heinrich 634.
Beich, I. 663.
Belau. Nie. Bruno 662.
Bellanger 849.
Bellavisa, Bemardino 784.
Bclloni, Anton 673.
Bellucci 414.
Benkert, Job. Peter 789.
Benoit 636.
Benoni, Guiseppe 507,
Benzelt, Balth. 402.
Berain, Jean, Vater 1 1 1 . 603 u. I.
Berain, Claude 606.
Bergen, Dirk van 460.
Berghem, Nicolaus 459.
Berkheyden, Gerard 464.
Beringer, W, 390.
Bermann, Hans 255.
Berlischky 873.
Bemard 609.
„Google
Namenvcneichniss.
Bern
. Lorei
f. 311. 312. jiO, 354, 434.
4B3 u.f. 488. 4QOu.f, 501.
STS ". f. 576.
BemiguelF, Alonso 100. 283.
Betttgnies, Claude de 711.
Bellt ober 877.
Bianco, Bartol, 156. 323 u. f,
Biard, Pierre und BiarJ der
Jüneera J74. 375.
Bibiena, Ferdinand Galli |;04.
534. S4'-
Bibiena, Tnsnih Galli 543. 800.
Bibiena, Karl Galli 800.
Biccfakrnri, Antonio 830.
Bilivertl, Antonio 345,
Biller, Albrecbl (16^.
Birclienbottz, l'ani 416.
Bird, Francis 687.
Biiaccheria, Carlo Franc. 503.
Blanchait. jiques 377.
Blanchet, T, 571.
Blanot 383.
Blasius, Wilhelm und Paul 417,
Blay, Pedro 289.
Blesendorr, Ananins 4,
Blesendoif, Joachim Ernst 613.
Blesendorf, Samuel, Konstan-
tin, Friedricli und Elisa-
belh 671;.
Bliek 464.
Blin de Fonlcn.iy 609.
Bloemart, Abrnhani 271. S02.
Bloemeu, P. van, gen, Stan-
düart 453.
Bloemen. J. F. van, genannt
Ori7,onte 714.
Blondel, Franfois ^^4 562 u. (.
623.
Blondus, gen- Michel 1p Blon
465.
Bobrun, Louis 376.
Boccador. Dominico, gen. da
Conona 199. 360.
Bocl«, Hiins 248,
Bock, 800.
Bocksbsrßer, Melchior 148 u. f.
Bockschiiu 246.
Bodt, Jean de 63s u. f. 773.
BScklin, Johann 675.
Böhme, Marlin l^leinrich 632.
Böhme. Karl Wilhelm 888.
.73?\
119.
Boit, Charles 755.
Bol, Hans 174.
Bol, Ferdinand 4;),
Bolgia, Andrea $it.
Bolle, Martin 673.
Bologna, Giovanni da, ejgenll.
Jean de Douay 94. 95, 301.
337 1. f- 349- 354- 373>
408. 4J4,
Bolognesc, Giacomo 39S.
Bonavera 698.
Bonavia, Giacomo 698,
Bonito 537.
Bonnani, Paar. 411.
Bonone, Carlo 333.
Bontemps, Pierre 2T3.
Bornat, Antoine 374.
Boraemann, Johann Ballh. 888.
Borromini, Francesco 106. 145,
316, 320. 483 u.f. 491 u. f.
494 u. f.
Borsnm, A. van 462,
Bort, Julian Sancher. 009.
Bos, Cornelius 99. 272,
Bosse, Abraham 377.
Boselli, Pielro 245.
Bossi, Benigno 833.
Both, Johann und Andreas 4^3.
45»-
Bouchardon, Edm£ 117. SS^-
574- 745.
Boucher, Fran^ois 117. 121.
739- 748. 7S5-
Boudin, Thomas 374.
BouUe, Jean Philippe und
Andr£ Charles 113. £06.
BoulWe 846 u. f.
Boullougne, Bon de und Louis
de 113. S9I.
Boumann, Johann Vater und
Boumann, Sohn 122, 77a
77J- 871 ". r.
Bouquet 755.
Bourdon, Sebastian ;8;.
Bourgercl, Jean 608.
Bourgnignon, siehe Couriois,
Boumot, C. 799.
Bouton 755.
Bouwanga 643,
Bowles, ThORiaa 804.
Boiberger, Hans 347.
Boyer 370.
Boyvln, Ren£ 218. 220.
Bracd, Pietro 524.
Bi»ckenburg, R, 458.
Branii, Vater 624.
Bray, Salomon 428.
Brays, Antoine de 603.
Brecheisen, J. 799.
Brecklenkamp, Quirin van 458.
Bree, Math, van 907.
Breenberg, Barihol. 45S.
Breughel, Peter der Aehere
99- *7'-
Breughel, Peter der Jüngere
272. 446.
Breughel, Jan. 105. 444. 463.
Breton 755.
Bricci, Sasilio und Planlilla
501.
Bril, Paul der Aeltere io|;.
Bril, Paul der Jüngere 445.
Bril, Mathäus 44$,
Briot, Franfois 2tS.
Broebes, Johann Baplisla 675.
Brogniart 849. S^g.
Brokea 799,
Brosse, Jnrjuc» de, siehe De
Brouwer, Adrian 110. 4^1.
BruanI, Libiral 554.
Brückner 656.
Btunetli 752. 756.
Brucasorci 348.
Btuyn, Barth, de 247.
Brayn, Nico], de 275.
Bruyn, Abraham de 27;.
Bty, Theodor de 98. 252.
Büring, Joh. Gottfried 865 u. f.
BuUanl, Jean 96. 196. 201 u. f.
Bullet, Pierre 563.
Bunel, Jacob 215. 376.
Bunz, Joh. Vitus 672.
Buonanoli, Michelangelo 92,
93. 100. 130 u. f. 165 u. f.
176 u. f. 190. 297. 303.
jio. 3r6. 319. 327.
Baontalenti, Bcmardo 146.
163. 311.
Bumaccini, Otlavio Ofio,
Buschmann 877,
Bulller, Linell 687.
Buysler 574.
Cabeia-:, Fr. Francisco d<
909 9".
Caccini. Gio. Eatt. 329.
Caffieri, Philippe 746. 857
Caivan, Nicol. 673.
Calabrese, il siehe Preli.
Calame, Gebrüder 799. 88
Calanilra, Giov. Ball. 3^0.
Calderari 827.
las I Callot, Jaques 103. 377.
Cambiaso, Luca 187, 330.
Caniilo, Francisco 703.
Campagna, Girolamo 94. i;
Campana. Pedro 291.
Campliell, Colin 124. 686.
7. Campen, Jacob van 109. 439
u. f.
l Caniphuysen, Theodor 460.
Camporesi, Giuseppe S26.
Canepino, Maria da 503.
Canevari. Antonio 503, 825.
Cano, Alonso 69a. 699. 703,
Canova, Antonio 134. 829 u. {.
Cantone, Simone 827. 628.
Canloae, Pielro, Francesco 827.
Capelastegui, Gabriel de 908.
Capelle, Joh. van de 463.
„Google
Nimenvcncichnli
Carx
3i9: ,
Caracci, Lodovico 331 n. f.
Ciniccf, Luißi 335.
Caraccioto, Gio». Bali, 537.
Caravaggio, Michelangelo Ame-
righi da loi. 108. 344.
Carboneaux J79.
Cardi, Lodovico gen. Cigoli
16s. 33S- 514-
Carducho, eigentl. Carduccto,
Baitolomf and Vincente
105. 4BT,
Carlier, Fran^oU 698 u. f.
Carlane, die 330. 404. 40S< 6S4>
Carloni, Marco S33.
Carme3o, Pedro 909.
Camero, Matteo (;o6.
Caro, Francisco 703.
Caipenlitr S46,
Can 894-
Cartitot S79.
Carvitli, Francesco 405.
Casignola, die J30,
Cuoni, Antonie $01.
Caspar von Cambray ^77.
Casteels, Joseph Franz 674 u. t.
Castellano, Lucas 479.
Casulli, Giov. Mattel di 145.
Castelli, Domenico $02.
Caslello, Giov. Salt. 162.
Castello, Felix 481.
CastelluB, Beiiuidiis 349,
Castiglione, Benedetio 531.
Caslillo, Augustin del, Antonio
und Juan 700.
CauliU, Peter 414,
Caavet, Gille- Paul 121. S5S.
Cavaceppi 877.
Cavagni, Giov, Ba«, 305,
Cavedone, Giacomo loS. 343.
Caxes, Patricio u. Eugenio 481.
Cayait, Ludewig 614 u. f.
Cayon, Francisco gOg,
Cecconi, Paolo S4I.
Celada, Bemardo Alonso de
€96.
Cellerier 849.
Cellini, Benvenuto 94. 9;. 173
u.f. 191. 193. 196. 211 u. r.
218.
Cerquozu, Michebngelo 108.
538 u. f.
Cesare, Carlo de 41E.
Cesare, Gnilio 494.
Chalgnn 845.
Chalieny's die 3S1.
Chambere, William 892.
Cbambiges 202,
Champaigoe, Philippe de 377.
Chaperon 3E2.
Chardin, J. B. S. 752,
Charlemagne 919.
Charmeton, George 597.
Charpentiec, Renatus 659.
Chailrier, Pierre 381.
Chastellain 359.
Chateau 610.
Chatillon, Louis de 75;.
Chaudet, Antoine Denis 8;i.
Cbeere, Sir Henry 804.
Chiron, Henri 609, 7;;.
Chevalier 849.
ChevUlette H. 801.
Chiaveri, Gaelano 118, 777.
Chieie, Philipp von 623.
Chippendale, Thomas 9OO.
Chodowiecki, Gottfried 123.
871. 88$.
Chodowiecki, Daniel 88;.
CholTart, Pierre Philippe 131.
856.
Chresti, Domenico, gen. Pasig-
nano 345.
Chrismaa, Gerard 10|;. sSl.
Christofalis, die $36.
Chnrrigucrra, Josi ito. 696.
Cignani, Carlo 537.
Cioli 173.
Ciro Fcni 108. 350. S3'- 54'-
Ciro Sanli 833.
Claude von Marseille 2r9.
Clause, Isaaii Jacob 888.
Clemenli, Pro«peto 94. 175.
Clerck, Adam de 661.
CUrisseau 826.
Clomp, C. 460.
Cock, Hicronimus 273.
Coeberger, Wenzeslas 426.
Coeck von Alost, Peter 263.
Coello, Alonso Sanchei 292.
Coello, Qaudio 707.
Coldor^ eigenll. Julien de Fon-
lenay 103. 381.
Colin, Alexander 98. 222 u. f.
342. 24s.
Colin van Caroeryck 269.
Collaerl, Hans 275.
Collel, Inigo 804.
CoUot, Pierre 377.
Colombel, Nico). 59I.
Colonna $33.
Columbani, P. 90t.
Comans, Marc. 3S3.
Conca 537.
Conningsloo, Gilles van 445.
Conrad, D. 670.
CoDstanii 536.
Contant d'Jviy 739. 846. 849.
Conti I9J.
Contini, Francesco 333.
Contini, Giov. Ball. 503.
Contini, J. B. 693.
Coplan, H. 804.
Coqnes, Gonialo 413
Cor<>ianns, Paul 421.
Coidero, ßamahf 69J.
Conles, Philipp 347.
Cordona 696.
Coretiiio 526.
Coreio, Haileo 703.
Cormoy 21;.
Comachini $17.
Corneille, Michel 609.
Cornelius van Cleve e;79,
Corradi, Antonio 508.
Coiradini, Antonio $13. 779.
333-
Cortona, Pietro da, Berretlini
106. 108. 318. 350. 4870. f.
497 u. f. 524 u. f. 538.
Convriendl, Jan 710.
Costa, Bartolomeu da 413.
Colelle, Jean 378. 596.
Colte, Robert de 1 13. $50. S73.
733- 784.
Coursinet 103. 381.
Courtey, Pierre 3 19.
Courtois, Jaques, g*"- Bouf-
guignon loS. 530. $8;.
Couitois, Piene 96.
Courtonne 571.
Cousin, Jean 96. 211. 214.216.
219.
Coussy, Friedrich de 661.
Constou, Nicolas 113. ;;i. ;7S.
Coustou, Guilljume 117. 745.
8S>.
Couture S49.
Coype), Noel und Antoine 113.
Coysevox, Antoine II I.578.600.
Coxcie, Peter de 115. 662.
CraesMke, Joseph iia 451.
Crai, Silvanus 475.
Crescencio, Don jDan Bautista
110. 400.
Ciespi, Daniele 333.
Crespi, Giov. Batt,, gen. Ceiano
333-
Creti, Donaio 536.
Cruycen, L. van den 907.
Crui, Pantoja Juan de la 292.
Cnello 691.
Cuevas, Pedro de las 701,
Cugni, Leonardo I4I.
Curradi, R. 349.
Currado, Francesco 345.
Curt, Jnsius de 522.
Cnvillifs, Fran;ois de 1 17. 119.
131. 741. 780 u. f.
Cuylenburg, A. 446.
Cuyp, Albrecht 460.
Cxwiezeb, Mathias 247.
„Google
Daddi (Malire au de) iqi.
Däbeler, Michel 1 14. 6Sa.
Daglj', Gebrüder 674.
Dajou So;.
Danieles 643.
Dammann, Job. August 786.
Damaitz, Joli. 674.
DaDcr, Georg S05.
Danti, Vincenco 94. 173.
Dardero, Francisco 69I. 700.
Debay S79-
DebreuJI 376
DeBrosie J aque9loz.364u.r.379.
Decker, Jean 46]
Decker, Paul 63a u. f 665. 675.
De Gask, Frau 79I,
Deibel, Joseph 787.
Delufosse, Jean Charlet 113.
I". 59' 856-
De Latour Vivien 752.
Delaunay 113. 60S.
Delaune, Elicnne, gen, Slepha-
nus 21 8. 110.
Della Bella, Stephane 377. ^41.
Deir Opera 784.
Del'Orme.Philibert rqö.ioiu.f.
3"4. HS.
Deneia 610.
Denner, Balth, 616. 663.
Denstedt, Heinrich von 233.
Deplaces, Louis 756.
Deirand, FranfOia 109. $51.
DÄsarques, Gerard 55'-
Desgodeli lll. 554,
Desjardins, eigentl. Martin van
denB(«aerd 112. 435. 577.
Despicy, Jaques 376.
Desportes 753.
Descai'', Claude Louis S^S.
Destrf Julien 431.
Delroi 735.
De Vriendt, siehe Floris.
De Vriese, siehe Vriese.
Dewcj 905.
Deelen, D. tui 4Ü4.
Dielmsnn 784.
Diemar, Nathanael, Emanuel,
Mathias und Benjamin 799.
Dieossait, Carl Philipp 65S,
Diepenbrock, Abraham van 442
Diepiam, A. 458.
Dietrich, Wendel 136. 256.
Dietrich, Christ. "Wilh. Ernsi
790. 877. 887.
Dietrichs, Friedr. Wilh. 762
Dietcriin, Wendel 98, 100.
33s u, f. 4'6.
Dinglinger, Jnhaun Melchior
115. 668 u. f.
Dinglioger, GeorgFriedrichund
Georg Christoph 668.
Dinglinger, Johaatt Friedrich
668,
Dinglinger, Sophie Friederike
668.
Dinienliorer , Christoph und
Dobsoo William 475.
Dodd, Roben 901.
Döbel, Joh. Christoph 659.
Döring 668,
Doe», Jan van der 463.
Dolci, Carlo 108. 525 u, f.
Dollin 755,
Domenicb ino, eigenll . Domen ico
Zampicri lOI. 317. 335. 339.
497-
Donner, Georg Rafael 1 19. 788.
Donoso 691.
Dorbay, Franfois 554,
Dorigny, Nicolas 7 5 6,
Dosio, Giov. Antonio 1 49,
Dow, Gerhard tlo. 454.
Doyen 853,
Drege, Hans 157.
Drentwelt, Abraham 66;. C73.
Drevet 6T0.
Droogslot, J. 458.
Dabi£ 38 r.
Dubots, Eustaclie 103. 215.
Dubois, Jean 376.
Dubois, Carl Sylva 765, 79O.
Dubourg 219. 382,
Dubrcssi 906.
Dubreuil, Louis I15.
Dubuisson, Joh. Rapt Gnyol
790-
Dubut, Friede. Wilh, 788.
Ducerceau, Jaques Andiouet
102. 218, 353 n. f.
Ducerci^au, Jean Baptisle 357.
Duca, Giacomo del 310. 316.
Duchange, Gaspard 756.
Duetecum, Jan und Lucas 274.
Dug bei, Gatpard ,siehe Poussinn.
Ehigonrg, Jean 858.
Dujardin, Carl 460.
Dum, Peter 801.
Dumesnil, Pierre 603.
Dupirac 101. 356.
Duponl 383.
Duprf lOJ. 381.
Duprf 851.
Duquesnois, Fianz, gen. il Fia-
miogo 110. 425. 434. 468.
Sil-
Duran, Raman 911,
Durand 75$.
Durante del Nero I44.
Dury I2Z. 484.
Dury 876.
Dusart, Franz und Cornelias
«5. 458.
Duvd, Elienne 382. 55O. 610,
Duvet, Jean 220.
Duvivier, Jean 609.
Dyck, Änlon v.in 105, 441.
442 u. f, 470. 475.
Eagers, Binholomäns 114. 435.
65S.
Ebenhecfat, Georg Franz 770.
789.
Echter 800.
Eckard, Joh. Albr, 40t.
Eckel, Fr, 871.
Eckhout, Geibrandt van den
450.
Eckslein 877.
Edelinck 61D.
Edward and Darly B04,
Effiier E. 119. 651. 780.
Egel, Paul 6to.
Eggers, Daniel 877.
Egidio di Rivieri 330.
E^mont, Jnstus van 441.
Eisen, Charles 117. 742.
Elliger, Otlomar, VuUr und
Ottomar Sohn 4IJ.
Eimo, Antonio dell' S25.
Ellesler, Christian 625.
Etzheimtr, Adam 104. 412.
Elme 783.
Empoli, Jac. (Cbimenli da) 334,
Encinas, Alonso 478.
Enzenhofet 874.
Eosander von Goethe, siehe
Goethe.
Erard $91.
Erasmuf, Georg Kaspar 4I
ErdmaDDsdorff, Friedrich \
heim von 871. 873,
Erhart, Alban 161.
Ermels, Joh. Franz 458,
Ertle 411 u, f.
Escalante, Juan Antonio yi
Espinos 707.
Espinosa, Jacinto Geronimo
105. 4S0.
Espinosa, Andrea 724.
Eveidingen, Aldert van 1
4'3.
Eysler. Job. Lconh. U^.
„Google
Namenreneichnü
Fahri, Jacob 8oo.
Faid'heTbe, Luc. 701) u. f.
Falconc, Aniello 108. 528 o. f.
Falcone, Giov, Angiolo
827.
Fakonnet 746.
Falz, Rayinund 670.
FaiisagB, Coiima 349.
Fantuui, Antonio 19t.
Favr«, Titos 761.
Fcchhelm, Karl Friedrich 885.
Feichtenberger, Andreas und
Dominicus 409
FeialenbcrgBT, A. 115, 660.
Feldmaon , Christ. Friedrich
761. 772.
Felser, Heinr. 408.
Femandez, Lorenio 696.
Feinandei, Antonio Arias 703.
Ferrand, Th, 755.
Ferrari, Gaud. I85.
Fiasella, Domenico, gen. Sar-
iana 531.
Figino 185.
Figueroa, Mignel 693.
Fioßlia, Donjenieo 517.
Fischer von Erlach, Joh. Bem-
hard, Vater 114. 6||;, 6ll.
637 u, f. 643. 660, 667.
Fischer von Erlach, Joseph
Kmanuel, Sohn 637. 642.
Fischer, Caspar 222.
Fischer, Johann 885.
Flamen, Ans, 577.
Flanelli, ViRilio 708.
Flaimann, John 125. 500.
Flinck, Govärt 451.
Floris, Comeiis, eigenüich de
Vriendl 99. 263 u. f. 273.
Floris, Jacob, eigentl, deVriendl
273.
Floris, Frans, eigenti, deVriendl
99. 270.
Flynt Paul 98. 2^.
Föbr 871.
Foii, Louis de 364,
FogEini 108. 521.
Folie 905.
Fontana, Domenico 100. 138.
304. 311 u. r.
Fontana, Giovanni 145. 311.
316.
tontana, A. 194.
Fontana, Carlo 106, 487. 494.
Fontana, Francesco 503,
Fontana, Carlo Stefano 503.
Fonlana, Giovanni 496. 503.
Fontanieu, Pierre. Gabriel, Bet-
Ihault de 85S.
Fomiery, Peter 670.
Förster, Jorßle 261,
Forty, Jean Franfois 858.
Fragonard, Honore (2(. 853.
Francavilla, FHetro, eigertlieh
Francheville de (jmbray
328. 330. 354. 373.
Fmnccschini 414.
Francini 360.
Francisco, Bautista 480.
Francis! 406.
Franck, Frans der Aeltere and
Frans der Jüngere 270.
Francke, Paul 398 u, f.
Francoeur, Jiröme 37;.
Franquait, Jaques 42;. u. T.
465. 609.
Freniin, Ren^ 117, 741;,
Frfminel, Martin 96. 103. 353.
357- 3S9- 376-
Ftiedel, Joh. 871.
Frisch, Ferd. Helfrich 801.
Frisch, Joh. Christ 882.
Friäoni, Donato Guiseppe 6S],
Fromantiou, Heinrich de 413.
Frühwinh 115. 660.
Fünck, Joh. Georg 772,
Füssli, Joh, Melchior 801.
Füssli, Haas Caspar 88 ;.
Füssli, Joh. Heinrich 900.
Fuga, Ferdinando 123. Srg.
Sil D. {.
Fumiant (I34.
Furini, Francesco 346.
Fumius, P. de 274.
Fyt, Jod. 463.
Gabi 712.
Gabriel, Jaqoes Ange 121,569.
^ 573. 839.
Gadier. Pierre 198,
Gagliardi, Filippo 501.
Gagliari, Bernardin 885,
Galilei, Alessandro 123. 819.
Galle, Philipp 274.
Gallun. Pedro 479.
Gam.irt, Christoph 55 r.
Gamones, Josf Diaz qOg.
Gamsboroußh, Thomas 9OO,
Gandolfo, Girotamo 508.
Garnier, Noel 320.
Gasco, Salvador 908.
Gauli 536,
GauUier, Leonard 9Ö, 382.
Gayarvinaga, Jnan de 911.
Gayetle, Peler von 761,
Geiger, Franz Joseph 4I4.
Geldorp, Gorliius 247,
Geli^, Claude siehe Le Lorrain,
Gerard, Marc 274. 281.
Gerard de Groningen 274.
Gerard 568.
Gerard, H. 901,
Gerbier, Balth. 475.
Gerhard, Hubert 98. 408. 417.
418.
Gericke, Emanuel, Theodor
661 u. f.
Gerike 873.
Gerl, Mathias 646,
Gerlaeh, Philipp 118, 760 u. f.
Germain, Pierre 113. 118. 608.
Gennain, Thomas 755.
Gerrilsen, Vibrand 402.
Gessncr, Salomon 866.
Ghein, Jacob de 274.
Ghering, loh. 464.
Ghezzi 536.
Ghiro, Baptista 508.
Gibbons, Grinling 47^.
Gibbs, James 124. 803.
Gibelin, Esprit- An toine 8^2.
Gibson, Richard 475.
Oimi 877.
Gilabert, Antonio goS.
Gille, Gardin 375,
Gillet, Fran^ois 577. 603.
Gillot, Ciaode 116. 117. 593.
Gillray, James 804.
Gioidano, Luca id8. c;33. 620.
707.
Giorgini 519.
Giralte, Francisco 293.
Girardin 850.
Girardini 573.
Girardon, Fran^ois t 12. 577.
S97. 607.
Girolla 877.
Giltard 551. 554. 846.
Gladebals, Jacob 254.
Glauber, Joh. genannt Polydor
770.
Glume, Karl Philipp 877.
Glume, Friedrich Christian 78B.
Gobert, Jean 383.
Godard 756,
Godeau, Simon 674.
Godin<
207.
Göme 877.
Goethe Joh. Fried. F-ssaniler
von 630 u. f.
Götz, Sebastian 388. 410.
Goltzius, Hendrick 271. 27S.
Gondouin 121. S44.
GonUrd, Carl von 122. 867 u.f.
Gor 118. 75S.
GottschaUs 877.
yGoogIc
GoDJon, Jean 96. 196. zoi u. f.
311 u. f. 218.
Goathiiie 851.
Goyen, Jan Joseftoon 460.
Gradmann, Job. 886.
Graei, Joh. Fried, 1 18. 761 U. f.
GrafF, Anton 883.
Gran, Daniel 115. 663,
Gran-Vasco oder Vasco Fernan-
dez Zq2.
Grass, Abtafaam 409.
Grassi, Orozio 49 S.
Gtassi, Giov, 507.
GrazUni 504.
Gieca.Vincenxo und Feiice della
Namcnveneichnis».
Greif 115, 66a
Grendel, G. de 801,
Greuze, J, B. 111, 853.
Griffier, Joh, 459.
Grimaldi, Giov, Francesco, gen.
U Bolognese 498, 550 587.
S96.
Gromann, Nie. 333.
Grondoni, Giov. Balt. 542.
Grossmann, Georg; 329.
Grossmann Karl August 886.
Griiabcrg, Marlin 625. 630.
Giünwald 788.
Guarini, Guarino T06. 5o8 u. (,
Gnay, Jaques 755.
Gudcwerth 422.
Günther, Kaspar 413.
Gnepiire, de la 875.
Guercino, eigenll. Giov. Fran
cesco Barbieri loS. 342. S06.
Guerin. Gilleä 574.
Guerini, Rochus Graf zu Lynar
232 u. f. 34s,
Guemerini, Giov, Franc, 653.
Guer
f. 755-
Guibal S75,
fiuglielmi, GrCEO'' 881.
Guillain, Simon 103. 354, 374.
Guillaume von Marseille 219.
Guin, J. 901.
Guneirainer, Joh, B, 1 19. 780,
Hoarlem, Cornelius van (Com.
Cornclissen) 271.
Habermann, Franz Xaver 792.
SS6.
Hack, Hieronymus 241. 418.
Hackeit, Johann 4^9.
Hackert, Jacob Philipp 886.
Haffner, 533.
Hagedom. Christian Ludwig
von SS6.
Hagen, Jan van 462.
Hagenauer 879,
MaggenmÜller, Gebrüder 667,
Maid, Andreas 670.
Hainzelmann, Joh. 675.
Hals, Frans 105, 446.
Hamilton, Gebrüder 643. 667.
792.
Harp, Gerritz van 458,
Harper, Joh. 765 790. 882.
Harpin, Louis 739.
Hartmuth, Joh. 875,
Haaer, Joh. 886.
Häuf, Joh, Adam 799.
Have, Theodor 378.
Hawksmoor 685.
Haie, Theodore de 711,
Hebenstreidl, Hans und Görg
254.
'^75- „ ,
Heem, Cornelius und Joh.
David de 4Ö4.
Heere, Lucas de 381.
Hedlinger, Joh. Carl 79g.
Heinmüller 789.
He iss, Elias Christoph 67;.
Hell*, Ferdinand 375.
Helleweg, Wilhelm 671.
Helsl, Barthol omüus van der
. 447.
Henne, Joachim 673.
Uennert, Carl Wilhelm 871.
Henrici 879.
>tenii 656. 659.
Hepp, ^aias 420.
Herbgt, J, B. 687,
Here, Laurent de ]a 47;,
Herfort 659,
Herle, Simon 402.
Hermosilla Josi 909,
Hermsdorf, H. 420.
Hemandez, Gregorio 700,
Herrera, Juan de 100. 105. 383.
28s u. f. 290.
Herrera, Francisco de, el viejo
lOJ. 48 1.
Herrera, Francisco de, el mozo
Herrera y Barnuevo, Sebaslian
de 691 u. f. 699.
Hemnann, Paul 66O,
Herrmann, Franz Georg 783.
Hertel, J. H. 886.
Herzog, Michael Andreas 674.
Hesius, Guillaume 434. 712.
Heurtier 846. 849.
Heyden, Joh, van der 464.
Heylhrouck, M. 714.
Heynitschek, Mathias 793 u. f.
Highmorc, Joseph 687.
Hildebrandt, Lucas 637. 64;
o, f. 667.
Hilger, Wolf 244. 245,
Hilger, Martin 2^3.
Hilliatd, Nie. 281.
Hirle, Michael 4I3.
Hobberaa, Minder-Houl 41;.
461.
Hoeck, van 376,
Höder 792,
Höhn, J, 419.
Hördt, Franz 780.
Horl, Franü 667,
Hohenberg, Ferdinand '
Holl, Elias 98, 335,
HoUar, Wenzeslas 467.
Holt, Thomas 281.
Holzschuher, Eucbarius Karl
390.
Hondekoeter, Melchior 463.
Hondekoeter, Egidius 445.
HonervogI, Jacob 467.
Hongre, Elienne le 1^79.
Honthorsl, Gerard u. Wilhelm
HO, 414. 4SI.
Hooch, Peter de 4;;.
Hoppenhaupt, J. M. der Aeliere
Hoppenhaupt der Jüngere 793.
800.
Hoppner, John 899.
Honi, Clemens 419.
Hors^ G. 451.
Horst, C. H. 771.
Houbracken, Jacob us 907.
Houdon, Jean Anloine 121.
851.
Huault, Gebrüder 669.
Huchtenburg, J. van 7r3.
Huden, van 376,
Hübner 668.
Huerla, Juan Velei de la 479
Huij5sens, Peter 426.
Hui Ol, Henri und Guillaume
115. 658 u. f.
Hurtado, Francisco 696,
Hurlu, Jaques 377.
Huve 846.
Huys, Frans 274.
Huysraan, Cornelius 714.
Huysuro, Jan van 714.
„Google
Ibcro, Ignaiio 696.
Ibero, Francesco 913.
Iciar, Juan de 913.
Ingram 903.
I Iriarte, Tgnazio 706.
Irminger 66q.
Insi, Francisco de 190.
I Isenmann, Anlony 261.
I Itawe Sdo.
I Iinard, Uichel d' 87; n. C
Ivara, siebe Juvm.
Jacob 8;9.
acobi, Job, 656. 667.
Taroesaone, Georg 475.
Tamnitzer, Wenzel 98. 254.
Tansen, Bemard 105. zSi.
len, Hendrik 466.
Steen, lio. 4^8.
^anszoon, Bartbl. 165.
5arosch, Thornns 24c; 2^3,
aurequi, Thomas 69a,
Jehan d'Angers 375.
elin, Christoph 409,
877.
lus 247.
JerrcDi, Francesco 806.
Jeirich 247.
Jeuffroy 755.
Joaoez, Vincente 2gi.
Jode, Peter de 276.
Johann von Aachen. 247.
ohnson, Thomas 80;.
Jones, Inigo 105. 470 u.
475. 616.
Tordaens, Jacob 441 u. f.
Jon., J. «04.
Jouvenet llj. S9I. C03.
Joyeuse 6 10.
Jnel, Jens 914.
JuUlnclt 429.
Jury, Fredrich 873. 888.
Jussow III. 876.
Juvara, Felipe 106. HO. <
0. f. 69S.
Kabel, Adrian van der 460,
Kandier, Joh. Joachim 115.
119. 787, 798.
Kager, Mathäus 148.
Kai, A. 390.
Kalf, Willem 458.
Kambly Melchior 798. 887.
Kaplunghe, die 877.
Kappcs, Heinrich 247.
Kaputt, Christoph 4 ■ 1 .
Kaufmann, AngeUca 123.832.
Keller, Joh. Balth. 113. 607.
Kellerthaler Daniel 41S. 420.
Kemmetcr, Michael 637.
Kemmettr, Joh. Gollfr. 761.
Kent 120. 686. Sq;.
Kern, Beroh. 409.
Kern, Leonh. 410.
Kessel, Jan van 463.
Ketel, Cornelius 2S1.
Keulen, Cornel. Janson van
Ke^er, Hendrick de 265,
Keyser, Theodor de 446.
Kierings, Alexander 44J.
Kilian, Lucas 416.
Kine, Kart 6^9.
Kirchmeier, ^baslian 24S.
Klein, Fian: 416.
Kneller, Gollfried 687.
Knitlel, C 419.
Knobelsdorlf, Georg Wenzea-
laus von llS. 764 a. (.
Knoflet 777.
Knötel, Job. Christoph 773.
Knollcr, Martin 883.
Knyp, J. G. 460.
KobetI, Ferdinand 886.
Koch, Joh. Conrad 659.
Koch Joh. Christian 670.
Köhler 668.
Kömer, Christoph I42.
Kokorin 9 19.
Kolhaus 422.
KolTn,'LiicasWilhelm 674. 799.
Koning, SalomoQ 4^1.
Koning, Philipp de 462.
Kraus, Georg Melchior 8S3.
Kreitzerer 4^.
Krisüer, Jacob 482.
Kri/, Laurenz 245.
Krosenauer, Ernst 398.
Knibsacius, Friedr. August 1 lt.
«7J.
Krüger, Andreas 669. 771.
Krumper, Hans 240. 408 a. f.
417. 418.
Krumper, Adam 408.
Küsller 409,
Kugler, Louise 75;.
Kummer, l'eter 232.
Kanliel. Johann von Löwfn-
stem 673.
Kupelzky 663.
Laabner, Simon 254.
Laar, Peter von, gen. Bamboccio
2S4- 4S3. 5J9-
Labelle 381.
Labenwoir, Georg 246. 2J3.
Lafage, Raymond J91.
Lagrenie J, B, Fr. de 851.
Lahyre, Laareot de 59 1,
Lairesse, Gerard 713.
Lallemlnd, Georges 376.
Lalonde 858.
Lamaire, de $71.
I^ncret 117. 747,
Landini, Tadeo 31 1. 329.
Landolt, Melchior 261.
Lanfranco, Giov. 108. 317. 33;.
Lanini, Bemardino 185.
Largillito, Nie. de 591.
Larson, Georg 412.
Ladnio, Carlo 833.
Lassarance, genannt Cailleteau
737.
Lasimann, Piter 445.
Landin, die 381. 6O9.
Laurent 383.
Lanri, Filippo 108. ;3I.
Le Blanc, Jean 6O9.
Leblond 7^6,
Le Bourguignon, siehe Courtoic
Lebmn, Charles lll. II3. 113.
5S9- $88 u. r. 596 n.f. 600.
603, 607. 609.
yGoogIc
Lecunus de Meziires I3i. S50.
Ltclerc 382.
Ledoux 846.
Le Ducq, Jean 453.
Letluc 550
L'Egai«, Gilles 60S.
Leg«ay, Jean 866.
Legrand S^o.
Legros, Pierre lia. 521. 576.
u. f.
Lejeu
■875.
Le Juge, Theodore 608.
Le Lonrain, eigentlich Claude
Gd^ .12. 385. 579.
Leiy, Peler, eigentlich van der
Faes 470. 475.
Lemeanr, Carlos 9O9.
Lemercier, Jaques 102. 3 68.
S49 "- f-
Lemoine, Fran^ois 591. 7$2.
849.
Lempereur 903.
Lempy 6 10.
Lemuel, Pierre 1O9. 368. SSO
Lendensltauch, Hans 241.
Lenoir, Nie, genannt Le Ro-
main 850.
Lenotre, Andri 603.
Lenz, Johann 616, 660.
Lenz, Andreas 906.
Leonard, genannt Le Limausin
219.
Leonardo, Josf 703.
Leonhard, Georg Fiiedricb 67S.
Leoni, Leone 170. 39O.
Namenverieichniss.
Leoni, Pompeyo 291.
Lepauire, Jean 1 1 1 . 558. 596 u.f,
Lepautre, Anloine 554. 559.603.
Lequeui 851.
Le Koui, J. B. 737. 741.
Lescot 96. 196. 301 u. f. JSJ,
Lescot, Hector, gen. Jaquinot
218.
Lestocart 383.
Lestocard, Claude 574.
Lesueur, Eustache 112.579 u. f.
Lesueur, die 756.
Leuchares, Antonio de 4S1.
Leveau, Louis 551. 554 a. f.
LeveiU 784.
Levicl, G. 610.
Ley, Joh, van der 658.
Leyder, Jacob 212.
Leygebe, Gottfried 4C9.
Lcygebe. Paul 661 u. f.
Libri, Pietro 535.
Lieb, Joh. 78^.
Lieberkühn, Christiait 799.
Lieven de Key 267.
Lievenz, J, 451.460.
Ligorio, Picro 93. 14T. 142,
144.
Ligoiii, Jac. 334.
Litienberg 463.
Lingelbach, Job. 459.
Liotard 755,
Lippert, Philipp Daniel 8S8.
Lippi, Annibale 146.
Liszewski, die 79I. 8S5.
Lizandt, Pedro IgnazJo 9O9.
983
Lizurgdrate, Pedro de 479.
Lock, M. S04.
LoR, Pcler 670.
Loir, Alexis 756.
Lomazzo 185.
Ijjmbardi, Girolamo 174.
Lombardo, Tommaso T74.
Londerseel, Assuerus van 274.
I^nghena, Baldassare 106.322.
504 1. f-
Longhi, Pietro 537.
Longlune, Zacharias 636. 773.
Looten, Joh. 462.
Lopez, Gregorio 913.
Lorenzo de San Nicolas 480.
X-orrain, Franfois de 551.
Lotli, Carlo, eigentl. Lolh 521.
SJ8.
Louia, Victor 846.
Labienitzlü, Theodor 661 u. (
Luccbesi, Matteo S27.
Lndovico 699,
Lücke, Ludwig 799.
Lüder von Bentheim 394.
Lunghi, Martino der AelterL-
'45- 304. 317.
Lunghi, ünorio 304. 317. 318.
498.
Lunghi, Martina der Jüngere
318. 487. 49B. SOI.
Luragho, Rocco 161. 404.
Lnti, Bened. 536.
Lynzo, Giov., gen. i) Molschone
360.
Lys, Joban v
i 446.
Maas, Nicol. 451. 45;,
Maccarucci, Bemardino E37.
Macbado de Castro, Joachim
913-
Macbucay Vargas, Manuel 2S3.
911.
Maclaurio 845.
Madderslegh, Michael 463. 662.
Mader, Christoph IT5. 66a.
Madema, Carlo 100. 13S. 334.
317 u. f. 348. 3SI. 490.
493. 496.
Madema, Stefano 107. 316. 521.
Männlich, Daniel 419.
Männlich, Otto 669.
Uagenla 306. 322.
Maggi, Paolo 31S.
Magnus, Albertus 7I4.
Mahier, Jacob 334.
Mallery, C. de 274,
Minder, Carl van 271.
Manetli, Rutil io 346.
Manger, Heinr. Ludwig 866.
Manoiii, Gio*. da San Gio-
i346.
Mansart, Jules Hardouin llt.
5S5 "■ f- S63 "■ f-
Manyoki 663.
.■rtaraglbno 523.
Maratto, Carlo 108. 523.
Marcel, Ange 551.
Marchand 360. 698.
Marcbionni, Carlo 123. 825 u.f.
Marchis, Tommaso de 825.
Marco della Carilä 322.
Matichal, Franz 209.
Marinier 858.
Marinas, Enrique de las 707.
Marini, Johann 413,
Mario de' Fiori 53t.
Marot, Jean 571. 606.
Marot, Daniel 606.
Marquardt 401.
Marquet 9O9.
Malheys 711.
Matbielly, Lorenzo 778. 788.
Matbieu del Nasaro 319.
Marsy, Balthasar 577.
Marsy, Gaspard de 597.
Martin, Diego 254.
Martin des Balailles 59z.
Marlin, Johann 800.
Martin, Francisco 2 89.
Marlinelli, Antonio 667. 779,
Marlinelli, Dominik 637. 643.
Martinez, Juan 110. 4S0.
Mariini 877.
Marlino, San 533.
Marucelli, Paolo 145. 316. 50I.
Mas, Juan 290.
Mascberino, Oltaviano 316.
Matsari, Francesco 501. 506.
MasEiri, Giorgio 626.
Masson 610,
MaihSi, Golth. 879. 888.
Matham, Jacob 274.
Malhielly 115. 119.
Matlei, Tommaso 503.
Malleis, Paolo de 537.
Maulberlscb, Anton 115. 663.
790. _
Maupip, Simon 551.
Maurice 381.
Maoger 609.
Maw, Nathan 247.
Mayr, Jacob 672,
„Google
984
Mazo, Maitltm, Juan Baulista
MazzB, Giuseppe 52;.
PanneriaDino rSj.
M33z<nii, Giiilio 14s.
Meer. Joli. van der 460.
Mejnhard, Joh. Gregor 6z2 u. f.
Meissonnier, Juste-Äurtle 117.
737.
MeiBtet von 1551. 151,
Meisler, P, B. K. 466.
Meister, C J. 806.
Meisler, C, L. 806.
Meister, D. M. T. 806.
Melozzo da Forli 1S2.
Men enden, Luis 707.
Mcngs, lamael 660.
Mengs, Anton lUklael I2j. 1:4.
832. 879. 913.
Menicncci, Giov, Ball, 50J.
Merehiori, Joh. 877.
Meteier, Vincent 376,
Merian, Malhaus der Jüngere
414.
Merk, Joh. Christoph 792. 800.
Meiqueda 786.
Metsu, Gabriel 1
Ifenlen, A. F. van der 4^3.
53"- 593. 609-
Meyer, Peter 790.
Meyer, der A eitere und der
Jüngere 871.
Meyer, Wilh. Christ, 877.
Meyer,.Job, Friedr. 885.
Meynassier 218.
Meysering, Albrecht 714.
Meyssens, Jan 467.
Michaelis, J. W. 675. 1
Michel, Pedro 913, I
Michel, Sigisberl 877.
Michelangelo, siehe Buonarroti.
Michu 610.
Miel, Johann 460.
MierevelL Michael 446.
Mierii, Frans van 110. 455.
Mieris, Willem van 455.
Mignard, Pierre, gen. 'e Ro-
main 113. SS4. 586, 609.
Mignot, Daniel 252,
Mignot 8^1.
Mijares, Francisco JgO.
Milanese, Carlo 501.
Milet, Frani, gen. Francisque
7"4.
Milour Anglois, eigentl. M.v
Ihias lilignerak 26t.
Minguei, Juan Baulista 908.
Miqu£ 846. 84 9.
Miranda. Juan Careno de 703.
Milelii, AgQstino 541.
Moccbi, Francesco 107. 521.
Moelder, C, de 687.
Moille 851.
Motin.
850.
Molles, Arnard 610.
Mollcl, Armand, Louis 737,
Mollin, Andreas 419.
Mollner, Peler 87$.
Molyn, Peter, gen. Tempesla
458.
Momper, Jodocas de 441. 44s.
Moncalcan, Ignazio 693.
Monnoyer, Jean Baptiste Sgj.
609.
Montaüez, Juan Martinci 4S1.
Montani 322.
Monlelupo, Ralläele gj. 17 1.
Montorsoli, Giov. Angelo 171.
192.
MoQtoyer 906.
Mora, Francisco de 290.
Mora, Juan Gomezde 477. 479.
Moreau, P, 846, 858.
Moreelze, l'aul 446.
Morclli, Cosimo Ijj, 826,
Morin 113, 609.
Morisson, Friedr. Jacob 665,
MorissOD, C. 9OI.
.\[orlieTe 38r.
Moro, Giulio dal 175.
Morrealese, siehe Novell r.
Mosca, Simone 192.
Mosca, Francesco 329.
Mosnier, Jean 370. 376.
Mosyn, M, 467.
Monscneron, Friedrich 4:^9.
Mouscheron, Isaak 714.
Moya, Pedro de 70J,
Müller, Corneiis 274.
Müller, Kuncz 39a.
Münzer 874
Mura, Franc, de 537.
Muralori S«.
Murillo, Bartolom^ Esleban
HO. 6to. 703 u. f.
Muziano 350.
Mylne, R, 804.
Nacke, Joh. 398
Nahl, Joh. AugusI 6^6. 659.
76s. 770. 788. 793.
Nanni di Baccio Bigio 14J,
Nanteuil 610.
Natoire 735 n, f. 75».
Naumann 763.
Navarrele, Juan Femandez gen.
el Mudo 283, 2Q2.
Navez, J. 907.
Navone, Pasqu.ile ;0[. ^23.
Neefs, Peter d. Aellcre 272.
Neer, Eglon van der 455.713.
Ncer, Artus van der 460.
Nees, Kunz von der 419.
Negioni, Bart. gen. Riccio 194.
Neidhardt, Wolfgang 408. 418,
Nerger, Samuel 632,
Nering, Joh. Arnold 623 u. t.
Nelscher, Caspar 1 10, 455.
Nette 653
Neuber, J. Clir. 888.
Neufforge, Jean Francois de
121. 856.
Neumann, Joh, Balth, 1 li
781 u. f.
Neu mann, Franz Ignaz Chris
1 19. 783, 876.
Nicolo de Pesaro 350.
Nigelly 875.-
Nigetti, Malteo 311.
Nilson, Joh. Esaias 792. 886.
Niuron, Peter 232.
Noailleures, die 755.
Nola, Giov. Merliano da 94.
176. 192, 194.
Northcote, James 899.
Nosseni, Giov, Maria 233 a. !.
345.
Kost, John van 900.
Novelli, Pielro gen, Morreale^
108, 330. 529,
Novi, Joh. Bapt. 422,
Nuglisch, Philipp Wilh. 632,
66[.
Nusshaake, Zacharias 398^
Obstal, Gerard v.in 574.
O.lbcrgen, Antony von 402.
Odiot 755.
I Oeser, Adam Friedrich 123. ]
883.
I Üesiteicher, Joh, 413. [
Oetel, Christoph 643,
Oevekale, Heinr. 228.
OHingei, Adam 247.
„Google
Olivien, Pietro Paolo 317,321,
330.
Ollivier 849,
OImo, Jost del 693, 700.
Üngaro, Michele loS. $Z2.
NamenvtneidiDiss.
Opel. Joh. 646.
Opera, Giov. dall' 171.
Opie, John 114. 899.
Oppenort, Gille- Marie ]
"7 735.
Ordofiez, Gaspar 479.
Orr«nte, Pedro 105. 480.
Orsini 404.
Ortiz, Juan de Revjlta 708.
Os, Jan van 714.
Oslade, Isaak und Adrian va
110. 457. 458.
Ottani, Gnclano 60S.
I Otto, Heinrich Jacob 675.
I Oudry 752. 7S5. .
Pacassi 779.
Pactieco, Francisco 105. 480.
Padovan ino 248.
Padua, Giov. di 179.
Paelink, Joseph 907,
Fagani, Gregotio 341;.
Pagsi, Giov. Bau. 347.
Pailly 794.
Paleko, Kranz Xaver 790.
Palissy, Bernhard de 96, 211).
Palladio, Andrea gj. lOO. 149
u. f, 303. 304. 323. 469.
I'alliardi 4(14.
PMliot 382. 610.
paloniioo y Velasco, Anlonio
707.
Pamlilio, gen. Nuvalone 333.
Panini, Giov. Paolo 537.
Papillion, die 756,
Parcellis, Joh, 463.
Pardo, Gregorio 293,
Pareja, Juan de, el Esclivo
701,
Paris 846, 850.
Parigi r 4G.
Parodi, Domenico und Felippo
108. 523.
Pasinelli 537.
Pasquier 755,
Passe, Crispip van de, der
Aellere und der Jüngere
271. 466.
Paterre 117. 747.
Pavia 698,
PelligriDi ir;. 6ät.
Pennicand, die 219,
Penni, I.uca 196.
Pennone, Rocco 162,
Pereda, Antonio 702.
Pereira, Manuel 700.
Pd-relle 382.
Perei de Alcsio, M.ifto 192.
Perei Silveslre 013.
Permoser, Balti. 1
659 u. f.
Penault, Claude 109.
559-
Pesne, Anluine 117. 610. 751
u. f. 765. 790.
Peters, Joh. 463.
616.
Peter:
463
Pelitot, Ennemond, Ale
113- II'- 579. 856.
Peliiot, Jean 608.
Pelondi, Gregoiio 828,
Peyre, der Aellere und der
Jüngere 846. 851.
Peyron.Jeanfran^üis 121.853.
Pfau, Gebrüder 424.
Philippon, Adam 1 13. 378. 600.
a S06.
Pieralli 330.
Pieiir
113. 827.
e 852,
Pigalle, Jean Baplislc 117.746.
789. Sil.
Pilgram, FiaUi Ani™ 646.
Pillemenl, Jean 1 17. 743.
Pilon, Germain 214. 551.
Pinaigrier, Nicolas 382.
Piola, Pellegro 347.
Piombo, Sebastiano del iSo.
(86.
Bat isla 123.
Piz/.
1 90s.
Plaget. Nicol. de 7B4.
Planche, Fran^ois de la 3S3,
Playfair 894.
Po, Giae, del 537.
Poccetti, eigenlJ. Bemardo Bar-
batelli, gen. delt' Facciale
102. 334- 348.
Poel, Egbert van der 458,
Poelenbuig, Cornelius 446.
Poppelmann, Mathäus Daniel
114. 6[<;. 621. 647 ü. f.
Poilly 610.
Pollagio, Carlo 408. 417. 41S.
Pompei, Graf Ales:>aiidTO S27.
Ponte, Antonio da 32J.
Ponzio, Flaminio 145, 3 [7.
SOI.
Porta, Guglielmo della93. 172.
Porta, Giacomo delle 93. T38,
143. 172.' 191. 304. 307.
309 u. f. 313.
Porta, Giov. Baltista 330.
Porta 9 19,
Porlello, Pedro 693.
Posi, Paolo 823.
Posso, Giuseppe 507,
Post, Peler 714.
Poles, Francisco de 479.
Polain 846.
Poller, Paul 110 463,
Pourbous, Franz der Aellere
und der Jüngere 103. 370.
VI- 376-
Poussin, Nicolas (II. 581 u. f,
Poussino, Gaspero, eigeiitl.
Gaspard Dugbet 112. 501.
583-
I'oyart, Achille 383.
Poyet 849.
Pozzo, Andrea 106. 108. 414.
498. 502. 531 u- f. 538 u.f.
Pralle, Dietridi 398.
Prandauer 647.
Prange, Joh, 394.
Prats, ]os6 gll,
Praves, Diego und Francisco de
479-
Prfdot 569.
Presler 8ol.
Prelj, Maltia, gen. il Cavaliere
Calabrese 527,
Pribusch 66 r.
Prieur, Barthelemy 12I. 211.
2' 3.
Prieur, L. 858.
Primaliccio, Fran9ois le 95. 96.
196. T99 u. f. 204. 211.
215 u. f.
Piübnet, Michael 661 u. f.
Procaccini, Ercole 333.
Psoliniar, David 418.
Pugel, Pierre iC*. 112. 508.
Quadri, Carlo 503. j
Ouarenghi, Giacomo 807. 917.
Queirolo 533. |
„Google
Rani, Job. David iii, 877.
Rani. L. W. 878.
Räspell, Hans 331.
Raiaaldi, Carlo 100. 106. 145.
487 u. f. 494.496.501.503.
Rainaldi, (rirolamo 304. 309.
318.
KansOD S5S.
Raon 579.
Rasirelli S07.
RauchmuUer 1 1 5. 660.
Raveglio, Virgllio 989.
Ravestyn, Job. van 446.
Ravtnck, Roelef 429.
Raymond, Pietre 319.
Raymnnd, Franz 646.
Recuesta, Sebastian 691.
Redtel, David 247.
Regnauldia, Thomas 577,
Reichel, Job. 40S. 41S. 420.
Kdfel), Job. 424.
Reirenstuel, Hans 139.
Rembrandt van Ryn 1 10. 425.
447- 460.
Rem, Guido 101, 335 u. f.
Restoul 73g. 755.
Rclli, Paolo 653.
Relty, Leopold 783.
Reumann, Kaspai 39O,
Revett ISO, 124.
Reynolds, Josua 114. S99.
RiaiTo, Diego 285.
Ribalu, Francisco 4S0.
RibalU, Juan 105. 480.
Ribera, Joai, gen, lo Spagno-
leKo :o8, 480, 526.
Ribonaier, Nicol, 207.
Ricci, Marco 537.
Ricdarciti, Daniel 375.
Ricbardson, Jonalban 687.
RicbardsoD, Georg 9OI.
Riebini 306.
Rieb 1er 763.
Riedel, Gollfr. Friedr. 886.
Riedinger, Job. Elias 792.
Riehl, Andr. 247.
Rigaud, Hyacintbe 113. 592.
Ring 670.
Riquarl, Comel. 623.
Riswyk, Dirk van 4ÖS.
Riva 654.
Rivelles y Dalmau, Banbolomd
911.
Rivera, Pedro 696.
Rizi, Francisco 69 1. 707. 708.
Robbia, Girolamo de 196.199.
219.
Robert 381.
Robert, Hubert 853,
Röchelet, Micbel 215.
Rochienne, Pierre 382.
Rode, Christian Bernhard 123,
Rode, Heiarieb 659.
Rodi, Juan Andrra 289.
Rodnguei, Antonio 693,
Rodrignez, Ventura 90S.
Rodriguez, Manuel Martin 912.
Rodriguez, Blas Betiran 91 1.
Roelas, Juan de 105. 480.
Roetlier, die 755,
Roldan, Pedro 696
Romadon, Gedeon 661,
Romain, Fran^ois 569.
Romanelli, Gianfranc. to8. 531.
550. 587. 596.
Roniayn, W, 460.
Romnejr, Georg 124, 899,
Roncali, Graf 911.
Rondinelli 504.
Roos, Job. Heinr., Vater und
Philipp. Sohn, gen. Rosa
di Tivoli 460.
Rosalij Rosalo 318. 501.
Kosell], Matteo 346.
Roäcuberg, Job. Carl Wilhelm
885.
Rosenberg, Job. Abrah. SSö.
Rosenkranz, Zachaiias 411.
Rosetti, Paolo 350.
Rusis, Angdo 806.
Rossi, Vincenzo del 329.
RoEsi, Giov. Balisla de 405.
Rossl, Giov. Antonio de 106.
502.
Rossi, Maltia de 494. 502.
Ros^, Domenico J07.
Rossi 917.
RosM de Rossi, Rosso Fioren-
lino 95, 196. l99.2isu.f.
Rotaii, Graf Pietro 789.
Rothmayer 115. 663,
Rotteohammer, Job. 98, 248.
Rotlmeier, Joh. 413.
Roupert, Louis 608.
Rousseau, Jaques S93.
RousseL Fremin 214. &09.
Roye, Fried, van 661.
Royer de Rogary 215.
Rubens, Peter Paul 102, 103.
104. 109. 354. 376. 424 428.
436 u. f. 464 u. f. 470. 472.
475-
Rubio, Felipe 908.
Rüdiger, Georg 126.
Runini 792.
Rugendas, Georg Philipp 531.
616. 663
Rnggicri 504. 826.
Rughesi, Fausto 145. 316.
Ruiz, Bartolom^ 290.
Rusconi, Camillo 390. 51t.
Rusconi, Giuseppe 531.
Russini, Romano, Alesiaodto
654.
Ruihards, Karl 463.
Rujrscb, Kachel 714.
Ruysdael, Salomon 461.
Ryckaert, D. 458.
Ryland 903.
Rysbraeck, P. 714.
Kysbraeck, Joh. Mich. 803,
Sabalini, Francisco 909.
Sacchelti, Juan Baulista 110.
698.
Saccbi, Andrea loS. 535.
Sachlleben, Heiminn 459.
Sadeler, Jan Rapbael und Aegi-
dius 275. 466.
Saenredam, Peler 272.
Saint-Martin 755.
Sala, Joh. Bapi, de 233.
Sala, Anton 673.
Salembicr 111. 858.
Salvator Rosa 108. 528,
Salvi, Niccolo 489. 825.
Saly 805.
Sammacbini, Orazio 144.
Sanchez, Francisco 9TI.
Sanclis, Francesco de 318.
Sanctis, de 489. 503. 515.
Sandiati, Joachim von 414.
Sandvoort, D. 4^1.
Saniovino, Jacopo 94. 149,
IS3- "74.
Sanlacroce, Girolamo 176.
192.
Sanle Landucci 351.
Sanien, van 711.
Santi di Tito 144. 334.
Siinz, Au^nslin 911.
Sapovius 656,
Sarazeni, Carlo 10S. 346.
Sardi, Giuseppe 503. 506.
Sarrazin, Jaques 103. 354. 368.
374. 551- 574-
Sariori, Vater und Sobn 801.
871.
Sarzana, siebe Fiasella.
Sassi, Matteo 503,
Sassoferrato, eigentl. Giov, BalL
Salvi 515.»
Savery, Roland 445.
Sauteray, Vater u.^Sohn 754 u. f,
Scalfarotto, Giovanni 816.
Scimozzi, Viaceato loa. 322.
323. 403. 406.
Scarlett, C. 804.
Schadow, Johann GoUTried 13*.
873. 878.
yGoogIc
Sclulken, GoUfried 4SJ.
Scheiosberger, Michael Z43.
Schiaffino 533.
Schiavone 144, 191.
Schidone, Bartoloaieo 344.
Schlüter, Andreas 114, 615.
631. 625, 626 u.f. 655 u.f.
661. 665 u. f. 721.
Schlnrch, Johann 673.
Schmid, Jobann Friedrich Soi.
860.
Schmidt, Geoi^ 347.
Schoeck S77.
SchneUf, Joseph 887.
Schon, Meinr. 236. 34O.
Schöttl, Heinr. 340.
Scboonjana, Anton 663.
SchrieV, O. M. van 464.
Schröter, Georg 245.
Schübler Joh. Jacob 665.
Schätz, der Aeltere 784.
Schulz, Martin 347.
Schuli, Uberecht Wilh. 669.
Scholl 871.
Schuppen, van 610.
Schut, Cornelias 441.
Schuls, Joban 439.
Schwarz, Christoph gS. 247.
249, 417.
Schwarze 777.
Schwarzeburger, J. Bemh. 669.
Schwanmann, J. Jttc. 783.
Schweitzer, Sebald 673.
Schyvoel, J. 7'4.
Scotli 404.
Screta, Carl 414.
Segbers, Daniel 463.
Segura, Antonio 3S9.
Seibecq, Frandsque, gen. da
Carpi 316. 320.
Selva, Antonio S27.
Name Dverzcichniss.
Sergeil, Toblas 914.
Serlio, Sebastians 196. 197 u. L
Servandoni 117. 837 u. f.
Sheamakers, Peter S04,
Siebenburger, Alex. 249.
Siebert, Joachim 413.
Silvaoi, Ghirardo 106. 504,
Simonean, Charles und Louis
7S6.
Simonetti, Johann 113. 6iS>
656. 650,
Simonetti, Michelangelo 826.
Siiiei, Louis 38 1.
Slingelandt, Peter van 455.
Snieraldi 323.
Smids, Mich. Mathlas 623.
Smit, Andreas 463.
Smitlison 3S0.
Snayers, Peter 443.
Snyden, Frans 441. 446.
Soane, John 134. 8g6 u, f,
Solari, Santino 406.
Solario, Andrea 1S5.
Solcr y FoDseca, Joan 9II.
Soli«
' S37-
501.
SoufTlol, Jaques Genmun 121.
841 n. f. S59.
Spadä, Lionello to8. 344.
Spadato, Mico J29.
Spagnoletto, siehe Ribera.
Specchi, Alessatkdro 4S9. J03.
Spinazzi 522.
Spiller, GoltTried 673.
Spindler 887.
Spranger, Barthoh 37t.
Stagj igl.
Stalbent, Adrian 44 J.
Stanley Soj.
987
SUszionl Mu^mo 108. S27.
Stapf, Job. Ulrich 664.
Stsroff 807.
Staudt, Mathias 401.
Steenwyli, H. van, der Jüngere
464.
Steffens, Richard 383.
Steffens, Palamedes 453.
Steger, Hans Friedr. 401.
SuSa, Jaques 377.
Stella, Claiidine äio.
St. Laurens 784.
Stollink, Joh. 397.
Stolze, Karl 763,
Storch 7 89.
Stothardt, Thomu 134. 899.
I Stradan, Jan 274.
Straes, Adam 42 S.
' Strange 903.
Streller, Jacob 42a.
' Strenge, Peter 412.
! Slrohmayer, Math. Jacob 799.
Strozzi, Bemardo, gen. il ca-
pudno genovese 531.
Strudl 115. 660. 663.
Sturm, Leonh. Christ. 630. 634
Subleyras, Pierre 117, 749.
I Suessmer, Jeremias 688.
Susini 349.
Sustermanns, Justus lio. 4JI.
Sustris, Friedrich 339. 34S u. f.
Suvie 852.
Swanevelt, Hermann 459.
Swilzer 790.
Sylvestre, Louis de II5. 661.
Tacca, Pielro 329. 349. 481.
Taglia6co 8i8,
Tardieu, Nie. Henri 756.
Tassaerl, Job. Peter 133. 878.
Tassi, AgoBtino 585.
Taylor Robert 895.
Teiloid, Thomas 134. S97.
Temania, Tommaso 123. 817.
Tempesla, Antonio 349.
Tenieis, David, der Aeltere
110. 446.
Teoiers, David, der Jüngere
457.
Terburg, Gerhard iio. 4^3,
Teiilli, Franc. 175.
Terwesten, Mathias u. Auguitin
ii;. 661. 662.
Tessin, Nicod. de 716.
TheloU, Aodr. 669.
Tbeotocopoli, Domenico, gen.
il Greco 292.
E B H II.
Anna Dorothea
800.
Thoma, Hierooymus 351.
Thom£, Naiciso 696. 700.
Thomond 915.
Thomhill James It6. 687,
Thouret 875.
Thniden, Theodor van 376.
41 J. 442,
Tiarini, Alessandro loS. 343.
Tibaldi, Pellegtino 142. 156.
I63. 190.
Tibaldi, Domenico 163.
Ticciati 522.
Tiepolo, Gior. Batt. 108. 534.
707. 781.
Tijou, J. 687.
Xilburgh, Gillii van 458.
Tinloretlo, Jacopo, eigenll. Ro-
busti 1S6.
Tirali, Andrea 508,
Ttscbbein der Aeltere 1 23. 484.
Tischbein, Joh. Heinr. 883.
Tischbein, Heinr. Wilh. 883.
Tischler, Anton 801.
Titel 873.
Tobar, Alonso de 707,
Tokololf 919.
Toledo, Juan de 285.
Toll, Dominicus van 455.
Toloso, Juan de 389.
Tommaso 6^3.
Torellij Stefano 789.
Torregiani, Bart. 529.
Torriglia, Antonio J08.
Toussaint-Dubreoil 103.
Toutin, Jean 377. 381.
.Tootin, Henri 755.
Trarbach, Joh. von 341.
„Google
Trebatti, Paolo Pondo 196. 21 1
TremigDaD, Alessandio S'^7-
Ti^moliete 739.
Tressini 7 20.
Triachini, Bart S°4.
Nimcnreneichms*.
Trippel, Alex, 879.
Tristan, Lnis 481.
Troger, Simon 799.
Tton 610.
Troyes, Franfois de, Valer ui
Sohn 591.
Tubi S79.
TurlTelder, Heinrich 40S.
Uden, Lucas van 441. 442. I Ungelterj Christi
Ulst, Jacob van der 464, | Unger, ChrUtian
I Untentscb, Friedridi 416.
I Utrecht, Adrian van 463.
Vaccaro, Andrea 527.
Vackslerfer, Christian 2c;o.
Vaillanl, Jacob 413. 610.
Valangini 779.
Valdts, Leal 691.
Valdez, Juan 706,
Valencia, Juan de 289. 29O.
Valentin, Moyie 108. 109. 346.
3S4- 376.
Valle, Filippo 524.
Valvassori joj.
Vanbrough, John 1 15. 616. 677.
68ju.r.
Vanloo, Carle 117. 7J9. 755.
Vaidoo, Charles Andr£ 749.
770.
Vanloo, Amadeu9 790.
Vanni, Rafaele 350,
Vannone, Andrea 156. 828.
Vanvitelli, Ludovico 123. 824
u. f.
Vargas, Luis de 291.
Varge, Charles de 31$.
Varin j8l.
Vasanzio, Giov., gen. U Fia-
tningo 14s, 317,
Vasari, Giorgio 93. 139. 146.
172. 189.
Vascibracci, Antonio, genannt
l'AUense 1S6.
Vatquez, Alonso 700,
Va»l, Jean 109.
Vaughan, Vf. 475.
Vauquct 381.
Veccni, Gmspaia 310.
V.
Veen, Octavius van, gen. Otto
Ventus 171, 275.
Velasquez, Diego de Silva 110.
Velde, Adam van de 460.
Velde, Willem van de 463.
Vennc, Adrian van der 44$.
Venturoli 816.
Vercolje, Jan und Nicolas 4^5.
Verda, Alex, de 251.
Verdiou, Daniel de 414.
Vei^ara, Nie. der Aeltere 290.
700.
Vergara der Jüngere 190.
Vemet, Joseph 853.
Veronese, Paolo, eigentl. Ca-
S u. f.
687.
Verschnring, H. 453,
Vesl, Georg 255.
Vico von Parma 191.
Victor, Jan 451,
Vien, Juaepb Marie 853.
VigDola, Giacomo, Barouio ge<
nannt 93. 100. 138 u. f. 196.
J03. 3"-
Villacis, Nicolas de 702.
Villadomat, Aolonio 707.
Vitlalpando, Francbco de 285,
193.
Villanueva Juan de 912.
Villareal Fiater Diego de 693.
Villaverde, Francisco 289.
Villegas Marmorlejo, Pedro de
Vinkebooms, D^vid 44 J.
Virgil Solii 2;!.
Visardi, Giov. Ant. 406. 6;i.
Viacher, G. 714.
Visenlini, Antonio 806.
Vittoria, Alessandro 174. 17^
323-
Vivarais 003.
Vivares, F. 804,
Viviano, Mar, AnL 248,
Vitringa, W. 463.
Vhi^ Joris van 45«-
Vlieger, Simon de 463.
Vogd 401,
Vogel, Daniel 670.
Vogt, Adam 255.
Voia, Ary de 713.
Volkner 917,
Volkoff 919.
Volterra, Daniel da 180.'
Volietra, Francesco da3iS. 321.
VoE, Martin de 250. 271. 276,
Vos, de 441.
Vouet, Simon 108, 109. 346,
3H- 376.
Voulleaume, Jacob, gen. Vigoe-
rol 418.
Vriese, Jan Vredcman de 99.
Vricse, Adrian de 245,
Vriese, Paul Vredeman de 274,
Vriese, Hans Vredeman de 401.
Vriese, Adrian de 40&.
Vries, J, R. de 462,
Vroom, H. C aSi.
Wachsmuth, Jeremias 792.
Wackraf 253.
Wagner 80t.
Wahl, Graf 652.
Wailly Charles de 829. S49
Walder, Job. 405.
Wallis, N. 804.
Waltber, Sebastian 430.
Wangenheim, A, von 763.
801.
Wartinger, Hans, gen. Schwab
Wateiloo, Anton 461.
Watteau, Antoine 113.
117. 746 u. f.
Webb 473.
Wechter, Georg 98. 2^2.
Wecker, Georg 410.
Wedgwood, Jonas 902,
Weenii, Jan Bapt, 459.
Wenii, Jan 714.
Weinhardt, Caspar 225.
Weirotler, Frau Edmund 886.
Weitmann, Friedrich 238,
Weitscb, Joh. Fr, Pascha 886.
Wenzel, Joh. Friedr. 661 a. f.
Wertf, Adrian van der 455.
713.
Werner, Joseph 661.
West, Benjamin 124. 899.
Westail, Richard 899.
Wtchmann, Joachim 801.
Wiedemann, Ludwig 1I9. 7S7.
Wiedewell, Hans 80$. 9I4.
yGoogIc
Wieling, Nkolans 413.
Wierii, Hieronymui 274.
Wieseod 763.
Wietzell, Gabriel 41].
Wildens 441.
wm, Job. MartiD S«6.
Willaits, Adam 463.
Wille, Job. Georg 801. S60.
Witimaon, Uichiel 414.
Wibon 900.
Wioehe, JodocuB van 176.
Wit, Peter de, gen. Candid
98. 239. 248 u. f. 371.408
u. f. 417.
WiUe, Caspar und Peter 458.
Witte, E. de 464.
Woeiriot, Pierre 377,
Wohler, der Aeltent and der
JÜDgere 789. 877.
Wolf; Peter 153.
Wolff 214 D. f.
Wolfeanf, Joh, Georg 675.
Wortmann, C. A. 8ot.
Wouwennanni , Pliilipp und
Peter 453. 459. 460.
Wren, Cbristopber 110, 115.
616. 677 u.f.
Wrigt, Michael 475,
Wurczelpauer, Benedikt 246.
*S3. .
Zaccbki, Giov. 193.
Zächeri 879.
Zancarii, Poiifilio 349.
Zancbi, A. 414.
Zanner 879.
Zeisig, Eleazar, gen, Schonau
888.
Zick, Loreni, der Aellere 420.
Zick, Stepban, der Jüngere 669.
Zick, Jobannes 783.
Zimmermann, Kaipar 24;.
Zoboli S36.
Zoccbi, G. 806.
Zuccali 407. 651.
Zuccaro, Taddeo und Federigo
94. '89. 281. 321. 349,
Zncchi, Lorenio ^42.
Zucbaniff 720,
Zundi, Mathias 252.
Zurbaran, Francisco lio. 630.
Zwitiel, Simon 40S.
„Goagle
VERZEICHNISS DER ABBILDUNGEN.
FIGUREN IM TEXT.
Fig.
Seilt
. Grandrit.<> der St. Per<rt.liiri.-Iie in Ram . i
. Klippel dar Sl. Pclerskircric ,
. Selil.«s Capranilj bei Vilcrbo i
. (irindriss der Kirclic del Gcsi'i in Rom . i
. Villa di l'apa Giiilio. Anaiclil des grossen
Hofes 1
. Ansiclil der Uni/irn in Horeni
. Vom Hofe des Palaiin i>iiii in Floreni . i
. Von der l^gsia de^ Sansuvino. Venedig, i
. Basililiii in Vicenzn i
. I'at. Barbarano in Vicenza i
. Teairo olimpico Ton l'aladio. Plan . . . i
. Tcalro olimpieu. Sehnilt i
. Itolonda. Plan i
. Rotondo. Ansicht i
. Rolunda. Sclinitt i
. KirdiedtlRedenioreinVcnedig.Crundriss i
. Kirclie del Redenlore. Ansiclil . . . . i
. Kirclie del Kedenlore- Scliiiilt i
. Kirche S. M. di Carignano. Grundriss , i
. Kirche S. M. di Carignano. Ansiclil . . i
. Palaizo Tursi-Doria in Geniu. Grundriss i
. Palazzci Tnrsi-Doria. Aniichl i
(F ü r »i- äoeinschl.sicIiedasVcrzeichnis»
der Taleln.)
. Uebersichl der Derlic aus dtrSistina (nach
dem Siiclie von Dom. CiincKu) i
. Das inngste Gericiit. Wandbild aus der
Sisiiiti (nach dem Stiche von N.laVolpe) i
. Correggio. Apustelgnippe ans der Kuppel
In S. Giovanni'iii l'arina'(i<ac1i dem sScU
»on Toachi) ,
. Correuio. Vermahlungderheil.Kalharina
(nach ^m Suche ronl)upont) i
. Paolo Veronese. Gastmahl beim Pharisier
(nach dem Sliclie von l'revosl) i
. Canousche von Panluzii i
. Cellini. Von der Basis des Perseus . . i
■ Bninnen im Hofe des DngenpalaEles zu
. Bronzekande laber in der Cerlosa bei Pavia
. Chiicau d'Ancy-le- Franc. Grundriss
1. Elage i
. ChäiMiid'Anoy-lc-Franc. TheilderHanpl-
■ Facadeniheil vom ahen l^uvre i
. Fa^adenilieil der allen Gartenrront der
nei. Ansicht v<
4S. Chiteau du Paillv. Von der Weslfa^-ade
des Hof« >oa
4«. Chäleau de Tanley. Fafade an der Cour
47. Karyatiden im Louvre ir]
48. Gemalte Cartousche von Primaticcio. Gal-
lerie Henri II, Schloss Foniainebleau . . iis
49. Rahmung in der Gillerie Franfois I. in
so. Schloss Heidelberg. Ollo-Heinrichbau.
Si. Giebel vom Sclilois Hämel sehen bürg . . 117
5», TheiJ vom Dempster' sehen Hause in
Hameln »g
Si, Haus am l.angenliagen in Hildciheim . . iji
S4. Grundriss der Sl. Michaelskirche in
München ,„
ii. Sl. Michaelskirche in München. Schnin
durch Kapellen und Querschilf ijS
(Für Fig. sfi-jB siehe das Verzeichnisi
der rafeln.)
i9- Becher von Viigil Solls iji
fc. Fries von Th. de Bry «si
ei. Fa^enthcil vom Sladihaiis in Antwerpen 1C3
6i. Schladilwaag lu Haarlem. Ansicht . . . HK
6], Ansicht vom Stadlthor in Dordrechl . . tt»
64. Epiraph-Enlwurf von Vredeman de Vliese 1TI
6s. Grundriss von I^ngleal-Housc . . . . aji
«6. Ansiclil von Ixinglcit-House 179
6j. Ansicht von Wollaton-Houso »8«
68. Theil vom Hofe im Palast Kari V. zu
üranada .Bi
6g. Fa(adeniheil vom Palast Karis V. lu
Granada >&,
70. Gnindplan des Escorial Hi
71. Ansicht des Escorial iM
(Für die Figuren ja-j« siehe das Ver-
leicliniss der Tafeln.)
n. Chorgitter von P. Villalpando in der Ka-
thedrale lu Pale ncia ." i»
;S. Fa^dc der Kirche del Gesa in Rom . . ya
J9 Lingenschnilt der Kirche del Gesi'i . . . joj
50. Ansicht vom Mnieuni auf dem Kapitol
8i. Ungensdinitl von Sl Peter In Rom. . . 31}
51. Fonlana Feiice in Rom jm
B). Fonlana Paolina in Rom )■(
84. Westfront von Sl. Peler in Rom . . ■ ■ m
»S. Universitdi lu Genua. Grundriss vom
Erdgeschoss 524
yGoogIc
rlchniis der Abbildungen.
99"
n Gern» .
. Lingenschnitt der Univi
. PorMI vom Pal. Brignol» ir
(Für die Figuren S3-oi siehe du Ver-
leichnisi* der Tafeln.)
. Albanj. Raub_der Proterpini (nach dem
n Pal. RoBplglioii
Stiche TOD F. Rosapini
n- Guido RenL Aurora in
(nach dem Stiche n
u. Domenichino. Der Aposlel Johannes
(nach dem Sliche ™n Fr. Müller) ... 3«
9S' Canouaehe von Federigo Zuccam ... 349
96. Pavillon der Flora an den Tuilerien von
g;. Melcieau. Von der Gallciie am I^uvre 336
98. Tanrkapclle Louis Xltl. in Fonlalnebleau.
Ansicfii von der Cour Henri IV. ... 358
99. Chlteaii de Beaumesnil. Ansicht ... 361
taa. ChAleau de Widcrille. Gmndrisi . . . jfr.
iDi. CMleau de Wideritle. Parkfacade . . . j6]
HB. De Broue. Vom Palaii de Luycmboui^ 36s
1S3. l.emercier. Uhrpavillon im Louvre . . jW
104. Pönal i-om Hfitel Vogni in Dijon ... 3«;
los. Chdleau deTanlay. Grund riis vom Erd-
loe. CUteau de Tanley. Gmndnss 1. Dage . 3^1
loj. ChJtcBii de Tanlay. Eingan,; lur Cour
d'hanneiir 371
.08. Chdleau des Ifs. Haupifront 37»
109. Theil eines Pichen von Abraham Bosie jjS
iio. Detail einer Kaminslule im CUlteau de
Bully 379
III. DetailderDeckcinderKapcileStTrinit«
lu Fonlalnebleau 380
119. Laterne im Treppenhause dei Hdlet
Voguj zu Dijon 3S1
11;. Amlcht dei FriedrichibsD« am Heidel-
berger Schlosae 38;
114. Qiierschnill der Univerailllakirclie in
Wflnbutg it9
■15. UnlererTheil de» Thurmes von der Unl-
versllilskirche lu Wünburg 391
iie. KBcadcnlhell vomkurrürstlichenSchloise
in Maini 391
117. Millcllhcll der Hauplfronl vom Ralhhause
in Bremen 394
iiE. Arkadenstück vom Bremer Kaihliause . 39J
119. GelandeniackionderTreppederGlidcn-
kaminer im Bremer Kathliause .... 396
i». Giebel vom Kramcramlshause in Bremen 397
III. Fensler von der UnivenilSl iu Helmtted) 399
(Für die IHguren ti> und iij tielie das
VcneichSas der Tafel nj
II.. Entwurf von Dietterlin 41S
iij. Entwurf von Dietterlin 416
»«. ThurmanderKircheSt.CharleaBoromJe
in Antwerpen 41«
117. Ansicht des Scheidethors in Antwerpen . 417
tiB. Le Cuniet. Hau* in Brüssel 430
lag. Ansicht einesTheiis vom ßörsenhof in Lilie 431
ijo. Portal inderRueduTrfflezu Antwerpen 433
131. Rubens. Kreuzabnahmcfnach demSliche
von Blanchard) 438
ij>. Rubens. Vcnuifesi (nach der Radining
Ton W. Unger) 4»
.33- Van Dyck. Reiterbild des Moncada (nach
dem Sliche von Kaf. Munthen) .... 444
134. Rembnndl. Nachtwache (nach dem Stiche
^ von J. W. Kaiser) 44B
115. Rembrandt. Adolf von Geldern (nach dem
Stiche von G. F. Schmidt) 449
136. Brouvrer. Der Zahnarzt (nach demStiche
von W. Woemle) 4S«
137. Tetture. Väterliche Ermahnung (nach
dem Stiche von J. G. Wille) 484
Hg. Seile
138. David Tenien. SackpfelfTer (nach dem
Stiche von Zunit) ii6
■39. Ruysdael. Der Kirchhof (nach demStiche
voü G.Primavesi) ,6t
■40. Rubens. Triumphbogen 46;
141. Franquan. Cartouachen 4M
■«9. Crispin Passe der JOnecre. MSbelenl würfe 467
143. Mos)Ti. Kanne 469
144. Banqueling- Hause- Whilehall '47'
I4J, Heriois Hospital in Edinburgh 474
14«- AIcita de Henares. Univcralllt .... 477
147. Escoritl. Wand aus dem Pantheon der
Könige 478
148. Eacorial. InneresderSakriiteldesKlosIers 4^9
(Für Fig. 149 siehe das Verzeichnias der
. Tafeln.)
ijo. BSrse lu Kopenhagen 481
IS". PaL Barberini in Rom. Theil der Haupt-
fafade 4»o
iji. Pal. Barberini. Gruitdrias ....'.. 491
isj. Kolonnaden vonSt.PBterinRom.Grund-
riäs 49J
154- 0»ale Treppe im Pil. Barterini . , , , 49s
ijs. Front der Kirche S. Carlo alte quatlre
Fontane in Rom 497
is6. Villa Sacchelti. Grundriu 4«»
iS7. Villa Sacchetti. Aniichl soa
is8. Ansicht der Kirche S. Maria delle Salute
in Venedig sos
IS9. Grundrlsa der Kirche S. Maria delle Salute 503
■60. Ansicht des Pal. Pesaro in Venedig . . 507
161. Inneres der Kirche S. Annunziata zu
i£i. Ansicht des Pal. Carignano in Turin . . sn
163. Aniichl der Superga bei Turin .... 511
164. Ansicht vom PaL Madama in Turin . . sij
165- Treppe im Pal. Madama in Turin ... 114
(Für die Figuren 166-170 ^ehe das
Vetzeichngs der Tafeln.)
171. Salvalor Rosa. Glaucus und Scylla (nach
dem Sliche von H. Winstanley) . . . . »o
179. Pozzo. Kuppelmalerel derAltarniiche in
San Ignaiio zu Rom s3i
173. Pozzo. Gemalle Kuppel im Collegio ra-
174. Pozio- Altar des heil. Ignatius IU Rom. S4°
17». Slephano della Bella. Cartousche ■ . ■ w
17IS. Bedeschinus. Ornamentfaltung .... 941
177- Schloss de Maisons. Gnindriss . . . . jsi
178. Schloss de Maisoni. Ansicht der Seiten-
179. HAIel Umhen. Gnindriss I. Etage . . sss
i8d. Hfliel Lambert. Ansicht des grosnen
Treppenhauses sj6
.Si. Sehlosi von Versailie«. Grundriss . . . 5i7
181. Schlou von Versailles. Ansicht eines
Thells der Garlenfronl ss«
183. Mitteltheil der Haupifront des lAUvre 36a
184. Mittcllheil der Seilenfront des Louvre . s6i
iS;. Porte Sainl-Denia. Ansicht s^i
186. I>om der Invaliden in Paris. Grundriss . s6t
■87. Dom der Invaliden. Schnitt jis
isa. Kapelle dciVeriaillcrSchlosscs. Grund-
riss . S66
1S9. Kapelle des Versailler Schlosses. Quer-
schnitt 567
1911. Hälel de Mallgnon. Paris. Grundriss . 569
191. Holet de Mallgnon. Hotfront 370
191. HCtel de Mallgnon. Slrassenfronl ... 570
193- Hülel de Matignon. Schnitt S7=
' (Für die Figuren 194 und igs siehe das
Vencichniss der Tafeln.)
yGoogIc
Uiiairhaft (nach
."CS l\-ak) . . . . ;
ilir>ic1MaiBrinl>dris ■
Rigaiid. BclbsIporlräUnache
ncm Sikhe
Decke vom Salon I^HihXlIt.i
Fonlaine-
Wandtheil aus der Gulleric
d'Apollon
Wand «US dein Salon d. la
«uen-e in
D
ek
dei Cabinei
de V.
l>
M
r,it. Wandfe
1 .
U
Ho
M
rol. Decke .
Mnbel . .
?.:
An
lia
sieht de. Pürials No,
I. vom KAiiigl. Scliloj
>e des Berliner ScMus
;. Uecker. Dfcke ans demselben Entwiirfe r
1. Decker- Entwurf eines I.uslbrunncns . i
I. Miilelihcil der Ha II pifrunl des Zeughauses
1. Aosichl vom Palast Clam-Gallas in Prag i
I. Kaiiskirrhc in Wien. Gnindriss • ■ . . <
1. Kariikirche in Wien. iJingenschiiill . . i
I. Karlskirche in Wien. Aniichl i
I- Treppenhiui vom Lirhtenilein ' sehen
Palast an der Rossau lu Wien . . . . i
i. Ansicht vom KiaikyschenPiUsi in Wien <
I- Zwinger in Dresden. Grundriss , . . . i
;. Zwinger in Dresden. Ansiclil von der
SQdselle i
>. Zwinger in Dresden. Ansicht vom öst-
lichen Pavillon (
'. Portal desAsam'schen Hauses in Manchen (
I Wohnhausfavade am ßreiienwej(e in
Magdeburg i
(Für Figur =19 siehe das Veneichniss
der Tafeln.)
.. TilelbUUvon U. Slapf (
. Decke einer Paridekammer im Berh'ner
Schlosse (
'. Schmiedeeisernes TlMr mm Paradies-
guten des Belvedere in Wien (
I. Schmiedeeisernes Thor vom Belredere-
,. Sphinx vom Belvedere in Wien . . ' . t
.. St. Paul In London. Gmndris (
>. St. Paul in t^ndon Lfngen schnitt . . . i
. Sl Paul in London. Querschnitt . . . (
:. St. Paul in London. Ansiclit der Wtsl-
>. Sl Stephen'i Wallbrook. Crundris« . . «
L Sl. Slephen-s Wallbrook. Inneres . . . «
. St. Jimes's PieadUiy. Inneres t
. Schloss Blenhcim. Gnindriss t
.. Schloss Blenheim. Ansicht der Seiienfroot 6
. Wanitead Hoiise. Fronlansiclil . . . . (
■ N. S del Pilar in Zarragatu. Gnuidriss e
S. N. S' del Pilar. Ansicht t.g,
^ PortaliiisichlvomStiflSanlelmgiuSei-illa Sgt
9 Allar pF-l iran.parcnte" in der Kathedrale
)- l'..rt»lsi>!ichl vom Hospieio iii Madrid . 6v7
1 Vciaqiiei. Infantin 701
I- Murillo. Gebun der Maria (nach einem
Stich« von Alph. Masson) ;as
>. Murillo. Melonenesser(nacheincmStiche
von Hecht) j^
j. Chorpult in der Kathedrale zu Sevilla . 708
1. AdmiMliiitsgebäude in St. Petersburg.
Mitlefiheil der Seilenfronl .7»
i. Wand vom Schlafzimmer der KGnigin
L Ecke dei Spiegelrahms in demseltien
p. Fenkt«rwand im Salon des hiedaitles.
Versailles „S
i. Wand im Salon du Ministire des traveaux
public«. Paris tjS
). WandvomSatonderPriniessindeRohan.
Nölel de Soubise in Paris t«°
>. Deck« vom Salon im H6tel de Souliise . 741
I. Babel. GarlenporUI w
: Ch. läsen. Fontainen-Eniwurf ....,„
i. Pillentent Ornamentfeld 74,
|. WatlfBu. Einschiffung nach Cytiierc (nach
einem Stiche von Champoltion) . , . . j,i
f. Bciucher. L'ea Jeux de l'Amour .... 7^
>. Ch. /l. Vanloo. Toilette 7:1
I. ProQle von Wandmhmungen 75}
I. Orarnhaus in Berlin. Gnindriss .... j6i
h Optrnhtus in Beriin. Frontansicht . . j66
>. An«ich1 von Sanisouci. Terrassenseite . ^«7
r. Musikiimmer In Schki» Sanssouci . . . jfa
I. Sdilafzimmer Friedrich des Grossen im
Stldtsclilosse lu Potsdam j«,
\, -Ansicht des iapinischen Palais in Dresden 771
|. Prauenkirche in Dresden. Crundriss . . 774
i- Frauenkirche in Dresden. Ansicht - . - j/i
1. Frauenkirche in Dresden. Querschnitt . }}6
: Hofkirche in Dresden. Ansicht ....,„
1. Hofkirche in Dresden. Gnindriss ... 778
I Hofkirche in Dresden. Querschnitt . . J79
I. Schloss in WQnburg. Ansicht der Garten-
. Saa) im Schloss Wilhelmslhat bei Kassel 7»}
'. Deuit eines Wandfeldes im Schloss
Wilhelmslhil bei Kassel 786
(Für die Figuren 1S3 und 9S4 siehe das
Veneichi^ss der Tafeln.)
I. Pesne. Friedrich der Grosse 791
>. J. M. HoppenhaupL Entwürfe lu Uhr-
gel'äusen 79,
. VoneinerThürrülIunginSchlassBruchsal 794
. VoneinerDcckenvouleinSchlossBnichäal 79s
. Vergoldetes schmiedeeisernes Gitter in
Augsburg 79«
. Schmiedeeisernes Gitteraus derSirahower
Kirche in Prag 797
. Innenansicht von Sl.Msnin's in theFicids «oj
. TheileinerinSilbergelriebenenSchassel to6
- FafadevonS.Gioianniinljterano. Rom S»
. Fafade von S. Marl« Maggiore. Rom . &■}
. Fa^adenUieil vom Palast lu Caserta . . «34
. Ansicht vom Pal. Ducale in Genua. . . Bi«
. Raph. Mengs. ?amait (nach einem Stiche
von R. Morghcn) 831
. Fa^ade von SL Sulpice in Paris . . . . tjS
Wand im Palais Pelit-Trianoa .... 840
„Google
vn Facadcnthen von der Place de li Con-
corde. Paris !
jDi. Pantheon in Paris. Crundrisi i
}<». I>an1heon in Paris. Ansicht f
J03. Pantheon. Schnitt durch die Kuppel ■ . I
SU. Ansichten ton der £colc de Ctairursie
in p«is r . 1
>«. Fronunsielit der Kirciie St Philippe du
in K>rdcaux 84;
. Fronunsicht und Schnitt rom Hause der
.Madame de Brunoy in Pari] M
^ Gnindiiss des Hauses St. Poui et Carenne
. Ganenfront und Schnitt desselben
Hauses 850
Der
Levj) ,
e Knig (nach
einem Stiche
CauveL Fries
. Lalonde. Spiegetkonaole
. Salembier. Friese
■ Salembier. Fries
. Hedwigskirche in Berlin. Crundriss ■
. Hcdwigiklrdie. Schnin
. Ansicht des Mitlelrisalits vom neu
Patais in Polsdam
■ Ansicht e
-lim Neue
3il> Ansicht der Sladtseite des Brinden-
bui|ienliors in Berlin Bjj
(Für Figur 3» siehe das Vencichniss
der Tafeln.)
jij. Angelika Kaufmann. Cleopatra (nach
einem Stiche von Barloluziil 88a
J14. Bernhard Rode. Der Regenbogen . . . Ui
3=5- Chodo*iecki. La Place des Tenles au
Parc i Berlin 88«
J96. SotnMersel House. Ansicht der Nord-
»e"« Suj
]i7. Ansicht der Hauplfront vom College in
Kdinbutgh 84}
}i8. Ansicht and Crundriss vonKeddlesloneHatl ig,
31g. Fafadentheil von Newgale in London . 89^
3J0. Fa^adeothlil der Etank von England . . 847
33'- Alcdla-Tho» in Madrid 910
33t. Börse in Batxelona «ii
33)- Ansicht vom Kfuseum in Madrid ... 911
331. Lingenschnilt des Theaters der Eremi-
tage in Petersburg 91$
3JS- Frontansicht derReilbahn fürdieGarden
in Petersburg gtj
336. Fronlansifhl des Instituts der adligen
irsbutg .
>«. Die Nacht
57. Der Tag
iS. Grabmal Pai
19. Der Ferse US
30. Altar von Gi
36. Relief vom I
i 111. V
an Cellini
n Gugl. dclla I
a Noii
Hufkirche lu Insbruck von Colin
5j. Wie vor
ii. Allegorische Figur vom Olto-HeinHchsbau des Heidelberger Schiossi
Benuguete . . . .
. Reste von ChorslQhlcn im Mus. v. Vailadolid >i
. ...i:
. Wie vor
, Grabmal Philipp's U. im Escorial von Pompeyo Leoni
. Nepluiisbrunnen in Bologna von Giovanni da Bologna
. Raub der Sabinerin von Giovanni da Bologna 1
. Satyr am Portale des Pal. Kenii in Floreni von R. Curradi (
. Fontana della Tartarughe von Landini
■ Auguslusbninnen in Augsbutg von Hubert (^rliard
. Statue Ludwig's I. am Friedriclisbau des Heidelberger Schlaues von Gou •
. Crucilli in der Kathedrale von Sevilla von MontaKei
■ Fontana dl Piaiia Navona
- •■(:
- -I:
il Urbans VIII. in St. Peter ....
. Stefano Madema. S. Caecilia
. Pudicitia in S. Severo. Neapel >
- L disinganno, ebenda }
- Puget Bealo Alessandro Sauli 1
. Derselbe. S. Sebastian I
Schlüter. Reiicrbild des grossen Kurfürsten. Berlin
Wandligurenrclief» aus Schloss Bruchsal
Schadow. Denkmal des Grafen van der Miik ■ . .
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Druck von H. S Htnnjinn in B«riin.
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