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Full text of "Die Stadt Syrakus im Alterthum"

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DIE 

STADT SYRAKUS 

IM ALTERTHUM. 

AÜTOBISIEPTE DEUTSCHE BEARBEITUNG / 

DER CAVALLARI-HOLM'SCHEN 
TOPOGRAFIA ARCHEOLOGICA Dl SIßACUSA 

VON 

BERNHARD LUPUS. 



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STRASSBÜRG 
J. H. ED. HEITZ (HFITZ k MÜNDEL). 



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DEM PROTESTANTISCHEN GYMNASIUM 



ZU STRASSBÜRG 



ZUR UEVOUiSTKIlENDEN JÜBELFEIEU SEINES 350JÄI1UKIEN BESTEHENS 



(;EW11)MET. 



iL. 



VORWORT. 



irie es mir vergönnt war, dem einstigen Grundpfeiler 
deutscher Gymnasialhildimg , dem Protestantischen Gymnasium 
zu Strassburg, dieses Buch zuzueignen^ so denke ich mir als 
Leser desselben in erster Linie den deutschen Gymnasiallehrer . 
Ihn in zticerlässigerer und vollständigerer Weise, als es bei 
den bisher zugänglichen Hilfsmitteln möglich icar, über die 
nächst Athen und Rom bedeutendste und an räumlicher Äus- 
dehnung ilberhaxipt grösstß Stadt des hlassischen Alterthnms 
zu orientieren, ist meine vornehmliche Absicht, Nimmt doch 
bei dem Unterricht sowohl vi der alten Geschichte, als auch 
in der lateinischen und griechischen Lektüre von Quarta bis 
Prima Syrakus einen hervorragenden Platz ein. Ich hoffe 
aber auch, dass es ausserdem manchem Gelehrten und Freund 
klassischer Bildimg nicht unwillkommen sein icird, wemi ihm 
hiertnit die Resultate jahrhundertelanger historisch-topogra,- 
phischer Studien von Italienern und Nichtitalienern in deut- 
scher Sprache geboten werden. Die Topografia archeologica di 
Sirac%(;Sa von Camllari-Holm zieht einerseits das Facit aus 
allem dem, was bis jetzt über die ruhmreiche Vorkämpferin 
des Hellenenthums im Westen veröffentlicht worden ist, ander- 
seits beruht sie auf langjähriger persönlicher Vertrautheit mit 
der Lokalität selbst. Dieser letztere Umstand, verbunden mit 
erschöpfender Benutzung der griechisch-römischen Litter atur 



— \'l — 



und mit corurtheilsfreiem kritischem Blick, terleiht dem auf 
VeTanstaltung der italienischen Regierung vor 4 Jahren m 
Palermo erschienenen Werke seinen hohen Werth, 

Die vorliegende BearheitvMg hat das Original in verschie- 
dener Hinsicht umgestaltet. Der mit glänzender Opulenz aus- 
gestattete Atlas von 15 grossen Blättern, das Werk von Saverio 
und Oristoforo Cavallari, ist, ohne dass Wesentliches weg- 
geblieben laäre, bedeutend reduziert worden. Den Inhalt der 
ersten 10 Blätter bietet meine Karte /. Auf ihr sind sämt- 
liche in dem Original Blatt 1-8 verzeichneten Ueberreste am 
dem Alter thum und fast alle ausserhalb der heutigen Siracusa 
über den antiken Stadtboden zerstreuten modernen Gebäude ein- 
getragen; auch ist es möglich gewesen, die vor einem Jahre 
in der Contrada Fusco entdeckte antike Quadermau^r als 
nettsten Besitz der syrakusischen Topographie einzutragen. 
Die beiden Nebenhärtchen geben Blatt 9 und 10 zwar ebe7i- 
falls in verkleinertem Massstabe, aber mit allen Einzelheiten 
loieder. Blatt 11 tmd 15, sowie das Wichtigste von Blatt 
12-14 ist in den dem Texte eingereihten Zeichnungen enthalten. 
Ebeiidaher kommt a2ich die kleine Abbildung des sogenannten 
Grabes des Archimedes a%tf dem Titelblatt, Die Ansichten 
hinter dem Inhalts verzeichniss itnd am Schluss der 3 Bücher 
sind Kopien von C wvallarischen Zeichnungen, welche den Text 
und den Atlas der italienischen Topographie schmücken. Den 
Grundriss und das Profil des Säulenkapitäls vom Artemis- 
tempel habe ich einer Zeichnung Sav. Cavallaris in den 
Biillettini della Commissione di Antichitä e Belle arti di 
Sicilia entnommen. 

Auf Karte II sind die beiden historischen Karten des 
italienischen Textbandes zu einer vereinigt und in mehreren 
zttm Theil schon in der Recension Jahns Jahrb. 1885, I. 
fS\ 433-463 besprochenen Punkten geändert, resp. korrigiert. 
Diese Aenderungen betreffen die athenischen Belagerung s- 
ma%tern, die Rilckzngslinie der Athener am ersten Tage, die 
Mauern der Stadttheile Tijcha und Neapolis, das Herrscher- 



— VII — 

schloss auf dem Isthmus und den AbsclmUt der grossen Ring- 
mauer südöstlich von der Portella del Fusco, 

Der Text ist zur guten Hälfte eine sticht wesentlich modi- 
fizierte Uebersetzung , zur andern eine vollständige Neugestal- 
tung des Originahverkes. Dieses zerfällt nämlich in 6 Kapitel, 
welche theils von Sac, Oavallari dem Vater, theils von Grist. 
Cavallari dem Sohn, theils von Adolf Holm herrühren. Nttn 
enthaltest im Folgenden die Einleitung und das 2, Buch meiste 
Uebe)*setzung des von Holm verfassten i. und 5, Kapitels. 
Diese im grossen smd ganzen genaue Wiedergabe des Urtextes 
entsprang der Ueberzeugung , dass für den deutschen Leser- 
kreis soxoohl die Zusammenstellung und Besprechung der mo- 
dernen Litteratur über das alte Syvakus, als auch die erste 
tollständige Geschichte seiner topographischen Entwicklung 
unentbehrlich sei. Meine Abänderungen beschränken sich in 
der Eistleitung auf die Hinzufiigung von einigen hcrzesty 
meist biographischen Notizen und die durch die deutsche Be- 
arbeitung des Ganzen bedingte Veränderung ist der Inhalts- 
angabe &\ 13 f. In dem 2. Buch stammt ton mir an einigen 
Stellen eist erkläs'ender oder es^gänzender Zusatz, eist neues 
Citat, die Abkürzung oder Ausdehsntng eisies der im Os'iginal 
schost tos'hastdesten Oitate. Selten hat der Text eine kürzere 
Fassusig es*halten: selten auch ist eine wichtiger scheinende 
Notiz oder eine bedeutendere Abweichung von Holms Ansicht 
als Astmes'ksing unter den Text gesetzt wos^den. 

Astders dagegen verhält es sich mit den übrigen 4 Kapiteln. 
In dem 3. wes'den lediglich die Nummern attf den 15 Tafeln 
des Atlas erklärt. Diese ganze Partie hat mit dest dusxh die 
Umgestaltustg der Kas'ten gebotenen Verändersistgen send mit 
leichten Ves^einfachungest beim Zählen gleichartiger Alterthüsner 
ihren Platz am Schlüsse des Textes erlmlten. Dem 2. Kapitel 
entspricht das 1. Buch, dem 4. und 6. das 3. Buch. Hier erfor- 
derte aber die Vespßanzung aus Italien nach Deutschland eiste 
eingreifende Umarbeitung. Astsführlicher Dargestelltes lourde 
t erkürzt, nur Angedeutetes ausgeführt, Manches gestrichen. 



— VJIl — 



Vieles zitgesetzt. Diese beiden Bücher cerdcmke/c also ihren 
Inhalt zum grössten Theil Caiallari Vater und Sohn, umge- 
kehrt ist die Form der Darstellung fast ganz von mir. 

Natürlich habe ich hierbei, wie überhaupt bei der Bear- 
beituug der gesamten Topographie das vorliegende litterarische 
Material zu Rathe gezogen, und, soweit es zweckdienlich 
erschien, auch ausgenutzt. Dazu kommt 7neine persönliche An- 
Wesenheit in iSyrakus. Freilich war sie leider nur nach 'Tagen 
bemessen, aber, wie in ihr die erste Anregung zu dieser Ver- 
öffentlichung lag, so hat sie 7nir aiich die Möglichkeit gewährt, 
auf Grund eigner Anschauung mir über gar manchen Punkt 
ein Urtheil zu bilden, welches bald offen ausgesprochen ist, 
bald den betreffenden Stellen ihre Färbung terliehen hat. In 
dritter Linie sind dieser Veröffentlichung freundliche Mit- 
theilungen ton Nutzen gewesen, welche ich von Seiten der 
beiden verehrten Urheber der italienischen Topographie, Sav. 
Cacallari und Ad. Holm, mid des hochgeschätzten syrakuser 
Kollegen Di Natale erhielt. Dem Danke, zu welchem mich 
diese Förderung meines Unternehmens terpilichtet hat, ver- 
bindet sich der gegenüber meinem lieben Kollegen Martin 
Erdmann für dessen sorgsame Mühxcaltung bei der Korrektur 
der Druckbogen. 

Strassburg i. E ., den 3. Mai 1887. 

Dr. B. LupuSy 

Oberlehrer am Protestantischen Gymnasium. 



liNHALT. 



Einleitung. 

Seite 
Bedeutung der Topographie von Syrakus und Zusammenstellung der 
bemerken swerthesten modernen Schriften über dieselbe 1 

BUCH I. 

Topographische Beschreibung von Syrakus und Umgegend. 

§ 1. Die Lage der Stadt im allgemeinen 15 

§ 2. Die Ostküsten 17 

§ 3. Die Insel Ortygia 18 

§ 4. Der grosse Hafen 20 

§ 5. Der kleine Hafen 25 

§ 6. Achradina. Die Latomieii 27 

§ 7. Tycha 34 

§ 8. Ncapolis 3(5 

§ 9. Epipolai und Euryalos 43 

§ 10. Die syrakusischen Festungsmauern 46 

§ 11. Die Umgebung von Syrakus 54 

BUCH II. 

Geschichte der topographischen Entwicklung von Syrakus 

im Alterthum. 

T h e i 1 I. Ursprung von Syrakus. 

§ 1. Thukydides über den Ursprung von Syrakus. Vorkorinthische 

Einwohner von Ortygia 58 

§ 2. Namen der neuen Stadt. Nachbarsümpfe 63 



— X — 

Seile 

c .iK.'. 'lu«'»ni ler konütiiischen Grandnng von Syrakus . . 67 

'1-. -«xtu. .Vr^itimsa. Artemistempel. Häfen 69 

j^ vMvmpieiori imd der Temenites 84 



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. p^ i^;esichiehr<i lUr Topographie von Syrakus bis zum Krieg 
tuit Athen. 

^ V.ia der Gründung bis auf Gelon 87 

Oelon 96 

< X Hiorou und die Demokratie bis zum Krieg gegen Athen 105 

lUcil lU. Atheuerkrieg Belagerung von Syrakus 415-413 v. Chr. 

Die Quellen unserer Kenntniss von dieser Belagerung . . 114 

Die 5<tadt Syrakus beim Beginn des Krieges 115 

Erster Angriff der Athener auf Syi*akus 117 

Vertheidigungsmassregeln der Syrakuser während des Win- 
ters 415-414 120 

Wiederaufnahme der Belagerung im Jahre 414 123 

Kuryalos 125 

Erste Kämpfe. Labdalon Syke 127 

Yertheidigungsvverke der Syrakuser .131 

Oylippos 137 

Erste Kriegsereignisse des Jahres 413. Nächtlicher üeberfall 

des Demosthenes 140 

Lt'tzte Niederlagen der Athener von Syrakus 143 

Häckisug der Athener 146 

Syrakus nach dem Sieg über die Athener. Diokles. . . . 160 

nuvil IV. Syrakus unter Dionysios I. 

5^ l. Uoi" Ausgang des Hermokrates 161 

ij :* Dionysios wird Tyrann. Neue Einwohner und Befestigung von 
Urtygia. Kämpfe des Tyrannen mit der republikanischen 

Partoi 163 

ij H. l)ioa>hiio.s befestigt die ganze syrakusische Terrasse . . . 170 

jj {. Nciu^ Küstungen des Dionysios. Die syrakusische Flotte . . 173 

)^ ,v Uio karthagische Behvgerung von Syrakus 177 

i^ ti VauU^ tlor Herrschaft des Dionysios 1 183 

rhoil \ Vou hiou>hios U. bis zw Hieron II. 

^ l. Uu»u>sios U 186 

S -J. Uu»u . . 188 

S H. hnudoon .195 



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Seite 

§ 4. Agathokles • 201 

§ 5. Hieron II 20:) 

§ 6. Ortygia im Alterthum 207 

Tb eil VI. Römische Epoche. 

s^ 1. Hieronymus. Wiederherstellung der Republik 209 

§ 2. Der Krieg mit den Römern 213 

i^ 3. Belagerung von Syrakus 214 

§ 4. Einnahme von Epipolai 219 

§ 5. Fortgang der Belagerung 224 

§ G. Einnahme von Achradina und Ortygia 225 

§ 7. Betrachtungen über den Bericht des Livius 227 

§ 8. Einige Bemerkungen über die Einnahme von Syrakus . . 234 

«^ 9. Marcellus und die Kunstwerke in Syrakus 237 

§ 10. Syrakus bis zur Zeit Ciceros 239 

§ 11. Syrakus zur Zeit Ciceros 240 

§ 12. Letzte Schicksale von Syrakus im Alterthum 250 

BUCH III. 
Die wichtigsten der erhaltenen Bauwerke des alten Syrakus. 

T h e i 1 I. Das Trinkwasser und die alten Wasserleitungen. 

§ 1. Geologische Bildung der syrakusischen Landschaft .... 252 

§ 2. Quellen und latente Wasser 256 

§ 3. Die vermeintliche ('rimitileitung 2.59 

§ 4. Die antiken Wasserleitungen 265 

§ 5. Höhenverhältnisse der latenten Wasser von Syrakus . . . 272 

§ 6. Die syrakusischen Brunnen 274 

T heil II. Andere Bauwerke. 

§ 1. Das Kastell Euryalos 275 

§ 2. Die syrakusischen Tempel 284 

§ 3. Das Theater 290 

ij 4. Die Gräberstrasse oberhalb des Theaters 295 

S 5. Die Latomie des Paradieses mit dem Ohre des Dionys und 

der Piscina di S. Nicolo 297 

§ 6. Der grosse Altar Hierons II 299 

§ 7. Das Amphitheater 301 

i? H. Das römische Gebäude in der Campagna Bufardeci . . . 305 



T li >M I in. Die Kirrakn-stHcben Gräber. seiw 

^ 1. Gräber Tiirhelleni sehen Charakters 310 

8 2. GrieKhiBche nnd gripchisch-röniiEfhe Grabanlageu .... 319 

% H. Eiuige BemerkoDgen über <li« sTrakn.sischen Katakomben 324 

Krklürnng iler KaHeii 329 

Begifiter 336 




Maddalena. Due Fratelli. Buonservizio. TerraEuie v 



DIE STADT SYRAKUS 



IM-ALTERTIIUM. 



Einleitung 



Bedentnng der Topographie von Syrakus und Zasamiueustelliing 
der bemerkenswerthesten modernen Schriften über dieselbe. 



Die Topographie von Syrakus ist für die Geschichte von der 
}j:rössten Wichtij^keit. 

Unter allen griechischen Städten in Italien, Sicilien, Gallien war 
es die grösste, die mächtigste und hatte zufolge ihrer Politik und 
ihrer Bildung weit und breit den bedeutendsten Einfluss. 

Gebührt Sicilien der Ruhm mehr als einmal der wachsenden 
Macht Karthagos einen unüberwundenen Damm entgegengesetzt zu 
haben, so war es Syrakus, welches stets die lebendigen Kräfte der 
Insel in sich vereinigte und sie unter der Führung seiner Tyrannen 
und seiner Feldherren geschickt gegen den gemeinsamen Feind ver- 
wandte. An seinen Mauern, an seiner Flotte brach sich die Macht 
Athens, als es nahe daran war die Hegemonie der Hellenenwelt zu 
übernehmen, und bald darauf wurde es die Hauptstadt eines Reiches, 
welches sogar einen Theil von Unteritalien umfasste ; Syrakus endlich 
zog nicht nur zu verschiedenen Zeiten die grössten griechischen 
Dichter und Gelehrten an, sondern brachte auch selbst Männer her- 
vor, welche in den verschiedenen Zweigen der Wissenschaft von 
höchster Bedeutung waren. 

B^s wird also interessant sein von der Stadt, welche für die 
grösste unter den Städten hellenischer Gründung gilt, die Lage, die 
Vertheilung der Quartiere und die erhaltenen Ueberreste genau 
kennen zu lernen. 

Lupus, Die Sladt Syrakus. 1 



2 

Syrakus hatte verschiedene und ebenso heftige wie hartnäckijje 
Belagerungen zu ertragen , von denen eine , geleitet von den 
tüchtigsten Feldherren Athens, den grossen griechischen Geschicht- 
schreiber Thukydides zu den wirkungsvollsten Partien seines Werkes 
begeisterte. Eine sorgfältige Untei^suchung und Darstellung der Topo- 
graphie dieser Hauptstadt Siciliens erläutert also zugleich einige 
wichtige Abschnitte der alten Schriftsteller und ganz besonders 
des Thukydides, der dem Krieg Athens gegen Syrakus den vierten 
Theil seines ganzen Werkes gewidmet hat ; sie erläutert den 
Diodor und den Livius und \iele Stellen in Ciceros Verrinen, 
welche sich auf die verschiedenen topographischen Punkte der Stadt 
beziehen. ^ 

Zu diesem doppelten, historischen und litterarischen, Interesse 
kommt noch der wichtige Umstand, dass sich bis heute in Syrakus 
Denkmäler von nicht geringem Werth erhalten haben, wie das 
griechische Theater, der ein Stadion lange Altar, einige Tempel, 
viele Gruppen von Gräbern verschiedener Formen und Zeilen, die 
Latomien, die Mauerreste rings um die gewaltige Terrasse, welche 
die weit ausgedehnten Stadttheile trug, die Wasserleitungen , mit 
grosser Kunst durch den lebendigen Felsen gebrochen, das Kasteil 
Euryalos, ein erstaunliches und auf dem Gebiet der antiken Festungs- 
baukünst fast einziges Werk — und es wird einleuchten, dass ein 
genauer topographischer Plan auch für die Geschichte der alten 
Kunst von dem höchsten Nutzen sein muss. 

Die Wichtigkeit einer genauen Topographie des alten Syrakus 
konnte den Gelehrten der letzten Jahrhunderte nicht entgehen. 
Seit dem Wiederaufleben der klassischen Studien, an denen die 
Geschichte und die Topographie einen wesentlichen Antheil haben, 
beschäfligten sich tüchtige Gelehrte mit der Geschichte und Geo- 
graphie des alten Siciliens und insbesondere mit der Topographie 
von Syrakus. Im 17. Jahrhundert gab es in dieser Stadt noch einige 
antike Ueberreste, welche heute völlig verschwunden sind. Für diese 
sind die Arbeiten der damaligen Gelehrten über das alte Syrakus 
noch immer recht werthvoll wegen der Beschreibung der einzelnen 
Ruinen. Weniger glücklich waren im ganzen dieselben Gelehrten, 
wo sie den antiken Resten Namen beilegten, welche sich bei den 
griechischen und römischen Schriftstellern fanden, oder wo sie die 
betreffenden Stellen derselben erk^^~* -^ ' diese Arbeiten 



— 3 — 

werthvoll wegen der Mitlheilungen, welche sich auf eigenen Augen- 
schein von Alterthümern gründen, dagegen weniger wichtig, wenn 
sich weitere Erläuterungen daran schliessen. Einige nützliche Notizen 
gibt über Syrakus das Buch des syrakuser Patriciers und Historio- 
graphen Karls V., Mario Arezzo : 

M. Aretii Siciliae Chorographja. Palermo 1527, 8», und 
öfter, auch in dem Graeve'schen Thesaurus : 

Thesaurus Antiquitatum et Historlarum Siciliae, Sardiniae et 
Corsicae, digeri coeptus cxira et studio J. G. Graevii, cum 
praefat. P. Burnianni, Leyden 1723-25, 15 Bde, fol. Dieser The- 
saurus enthält eine grosse Anzahl brauchbarer Arbeiten über Sicilien, 
ins Lateinische übersetzt, wenn das Original in einer andern Sprache 
geschrieben war. 

Von geringerem Belang ist der Artikel über Syrakus in dem 
sonst interessanten Buch des Dominikaners Leandro Alberti : 

L. Alberti, Descrizione di tutta VItalia. Bologna 1550, fol. 
und ff. Auflagen. 

Dagegen ist sehr wichtig die Beschreibung von Syrakus in dem 
prächtigen Werk eines andern Dominikaners, Tomm. Fazello, geb. in 
Sciacca 1490, gest. in Palermo 1570, mit Fug und Recht der Vater 
der sicilischen Geschichte und Geographie genannt : 

T h. Fa z e 1 1 i , De rebus Siculis decades II. Palermo 1558-60, 
fol. und weitere Auflagen; eine mit Anmerkungen und Fortsetzung 
von V. M. Amico ist in Gatania 1749-53, 3 Bde fol. erschienen. 
Lateinisch in Graeves Thesaurus Bd. IV. 

Der erste jedoch, welcher sich speziell mit der syrakusischen 
Topographie beschäftigt hat, war der Gavaliere Vinc. Mirabella e 
Alagona- aus Syrakus, der im Jahre 1613 in Neapel seine Erläuterung 
zu dem Plan des alten Syrakus veröffentlichte unter dem Titel : 

Dichiarazione della pianta delle antiche Siracuse e di alcune 
scelte medaglie di esse, descr. da D. Vincenzo Mirabella e 
Alagona. NapoU 1613, 4». Lateinisch im Thesaurus Bd. XL 

Die Karte, nach Idee und Ausführung ein Werk von Mirabella, 
zerfällt m 9 Blätter und enthält nach dem Brauch jener Zeiten die 
Rekonstruktion der antiken Stadt, mit den öffentlichen und Privat- 
Gebäuden, mit den Strassen, Plätzen, Mauern u. s. w. Es ist also 
ein Phantasiegebäude, basiert auf wenige thatsächliche Elemente. In 
dem beigefügten Text sind die Steifen der alten Schriftsteller über 




■ tu. I 




> Sluilie 



zugänglich machte und so dio Stmlicii rilicr die Nyinkuxii^rho Tii|iii- 
graphie bedeutend erleichterte. 

Die ersten, welthe diese wieder niiliiahiin^ii, wnii'H Hcincmli' 
des Auslands, die in ihren Beschreibungen des in Siinlieii (ii'Ni'hcni'M 
auch von den allen Slädten der Ini^el und nulürlii-li in crHli'i' Miiii< 
von Syrakus sprechen. Die Zahl ili-rwilhen iH von iter Mille lU— 
18. Jahrhunderts an in stelein Wiirlim-n iM-tcritTeii , 

Es liejfl von vornehen-in auf der Hand, AiinK niiht alle iljcsc 
Beschreibungen einen wissenscIiaD liehen Werlh hnlx.-n kfinrieri. Viele 
Beisende waren zwar (fehildet, alwr dwii nirlil gelelirl, und wenn 
sie in ihren VerölTenthchungen der Kindrfkke, welrhc nir beim 
Besuch von Syrakus empfanften hal>en, »ifiht verrehleri mich fibci 
seine Aiterthümer zu «prechen, wi wietlßrlioten mi: elx-n nur iln«, 
was sie aus dem Hunde der I»kakii«r<irii gehört hal>en. IterKh'i' heii 
Berichte können a\si> für die wim-ienscharilich«; Tiifiogruphre keinfii 
grofisen Werth haben. Andere Heißende waren fielehrt« und Iwfl'Ti 
auf Grund ihrer Kennlni.s-He xehr wohl der Wiswnwhiffl ilii;wu 
können, aber sie hielten sich meisten theils nir.ht hinii; ;f>-ririK In 
Syrakus auf, um die Ruinen und die T'ipo{rraphie jrrriridlirh sfiidn-ciF 
zu können ; so Ira^'en ihre S';hrifteTi mehr '-der w-niypr den iAi-.ir^UUr 
der Oh«rflüi;hlichkeit an «ich. Nur wnni'/i', i\','r^;r flei."'ri'l<'n vr- 
lirifiny, **■! t^ w^yf^, ihrer wuhl ^nywaridl'Ti hl.i-. 
-^j es wegen ihrer ^nindlichen B'-"br'-ll.'Mi;f d'-r 
üt^r'hüm 

, iM( der ho<Un.li*-he Prof^-w-or (l'fdville, 
k'loch btt <«tn RtMeheri'-ht «^ril nnch u-ir>i'i 




ilie Topographie von Symkus angeführt und erklärt. Su wichtig das 
Werk von Mirakelb wegen der Mittheilungen über damals noch 
vorhandene Ituinen ist, so unglücklich sind oft seine Erklärungen 
der Autoren stellen. 

Einige Jahre später veröffentlichte der grosse Geograph Phil. 
Cluver, geb. -1580 in Djinzig, gest. 1623 in Leyden, sein schönes 
geographisches Werk über das alte Sicilien : " 

Phil. Ciuverii Sicilia antiqua.. Leyden 1619, lol. Lateinisch 
im Thesaurus Bd. I. 

Cluver hat in eminentem Grad die Eigenschaften, welche Mira- 
hella fehlen ; in der holländischen Philoli^enschule gebildet, hat er 
wenige sei n&sglei eben in richtigem Verständnjss und gesunder Text- 
kritik. Wählend er jedoch viel Sorgfalt darauf verwendet, die allen 
Stäiitenainen gei^raphisch zu bestimmen und ihnen auf der Karte 
von Sicilien den rechten Platz anzuweisen, interessiert er sich wenig 
fnr die Topographie der einzelnen Städte und geht nicht näher auf 
ilen Bestand der Ruinen in denselben ein. Cluver ist Geograph und 
nicht Topograph ; deshalb wird sich in diesem Buch nicht oft die 
Gelegenheit linden auf ihn zu verweisen. 

Die Inthümer, in welche Mirahella verfallen war, wui'den zum 
Theil beseitigt und korrigiert von seinem Mitbürger Jacupo Bonanni e 
C<ilonna : 

J. Bonanni e Colon na, duca di Montalhano, Uanlica 
tiintcitsa illustrala. Messina i(i24, 4» ; zweite Aufl. Palermo 1717, 
fol. als Rd. I des Werkes Delle a)iUche Siracttse ; Bd. II enthäll 
die Voi^änger Bonannis, unter ihnen Miral>ella, und die auf Syrakus 
l>ezüglichen Kapitfl der Bücher von Arezzo, Cluver, Fazelto und des 
Werkes von G. Wallher über die alten Inschriften von Sicilien. 
Indessen fragt es sich, oh nicht der wahre Verfasser des unter dem 
Namen Bouannis veröffentlichten Werkes Carrera, der Geschicht- 
schi-eiber von Catania isl. S. (Fr. di P. Avolio) Memorie intorno al 
rat: Mirabella e Alagoim. Pal. 1829, 8», S, 30, wo citiert wird 
Carrera, mem. iator. di Catania S. 8 und 410. 

Mit Bonanni linden die etwa hundertjährigen Studien über die 
Topographie von Syrakus vorläufig ihren Abschluss und erst wieder 
gerade ein Jahrhundert später haben wir den schon mehrere Male 
erwähnten Theaaui-us Graevii zu verzeichnen, welcher allen Ge- 
lehrten die bisherigen, nicht immer leicht zu beschalTenden Arbeiten 



— 5 — 



zugänglich machte und so die Studien über die syrakusische Topo- 
graphie bedeutend erleichterte. 

Die ersten, welche diese wieder aufnahmen, waren Reisende 
des Auslands, die in ihren Beschreibungen des in Sicilien Geseheneu 
auch von den alten Städten der Insel und natürlich in erster Linie 
von Syrakus sprechen. Die Zahl derselben ist von der Mitte des 
18. Jahrhunderts an in stelem Wachsen begriffen. 

Es liegt von vorneherein auf der Hand, dass nicht alle diese 
Beschreibungen einen wissenschaftlichen Werth haben können. Yiele 
Reisende waren zwar gebildet, aber doch nicht gelehrt, und wenn 
sie in ihren Veröffentlichungen der Eindrücke, welche sie beim 
Besuch von Syrakus empfangen haben, nicht verfehlen auch über 
seine Alterthümer zu sprechen, so wiederholen sie eben nur das, 
was sie aus dem Munde der Lokalciceroni gehört haben. Dergleichen 
Berichte können also für die wissenschaftliche Topographie keinen 
grossen Werth haben. Andere Reisende waren Gelehrte und hätten 
auf Grund ihrer Kenntnisse sehr wohl der Wissenschaft dienen 
können, aber sie hielten sich meistentheils nicht lange genug in 
Syrakus auf, um diie Ruinen und die Topographie gründlich studieren 
zu können ; so tragen ihre Schriften mehr oder weniger den Charakter 
der Oberflächlichkeit an sich. Nur wenige dieser Reisenden ver- 
dienen eine Erwähnung, sei es wegen ihrer wohl angewandten klas- 
sischen Bildung, sei es wegen ihrer gründlichen Beschreibung der 
selbstgesehenen Alterthümer. Der erste von ihnen, bei weitem der 
gelehrteste von allen, ist der holländische Professor d'Orville. Er war 
in Sicilien 1727, doch ist sein Reisebericht erst nach seinem Tode 
veröffentlicht worden : 

J. Ph. d'Orville, Sicula, ed. P. Burmannus Secundus. Am- 
sterdam 1764, 2 Bde. fol. Der zweite Band enthält die Abbildunj^ 
einiger Münzen. Höchst anerkennenswerth ist die Genauigkeit d'Or- 
ville's im Citieren der Quellen und in der Erklärung der alten Texte; 
darin besteht gerade sein Haupt verdienst. 

Beiläufig sei ein anderes gelehrtes Werk erwähnt, nämlich das 
des florentiner Jesuiten A. M. Lupi, gest. 1737 zu Palermo; er 
schrieb eine Abhandlung über die Lage des alten Syrakus und die 
Oertlichkeiten, welche dieses umfasste, gedruckt in seinen Dissev- 
tazioni, lettere ed altre operette, veröffentlicht von P. Zaccharia. 
Faenza 1755. 2 Bde. 4«. 



In ganz anderer Hinsicht ist sehr wjclitiji tias Werk des tücb- 
liyen französischen Malers Houel, der 1776 durch Stcilien reiste. 
Alles, was er an Bemcikenswerlhem auf der Insel sah, als da sind 
Landschaften, Pläne, Gebäude u, s. w., zeichnete und besehrieb er 
!,''ewissenhafl und veröffentlichte einen guten, mit sehr schönen Tafeln 
ausgestatteten Reisebericht : 

J. Houel, Voyage pittoresque des iles de SicÜe u. s. w. 
Paris 1782-87, 4 Bde. fol. mit 264 Tafeln. Eine deutsche Ueber- 
setzung von J. H. Keerl erschien in Gotha 1797-1809, 6 Bde. 8", 
jedoch ohne die Tafeln. 

Wie in Sicüien mehr als alles andere die Alterthümer die Auf- 
merksamkeit auf sich ziehen, so beschäftigte sieh auch Houel vor- 
nehmlich mit ihnen, indem er viele Seiten und viele Tafeln den 
antiken Resten von Syrakus widmete. Es scheint jedoch, dass in 
seinem Voyage pitloresque nicht alle seine Zeichnungen aus dieser 
Stadt veröffentticht sind; denn Munter (S. 371 der deutschen Ausgabe) 
spricht von Zeichnungen Houels, auf denen das Kastell Euryalos 
dargestellt sei; diese finden sich aber nicht in obigem Werk. 

Einen ähnlichen Zweck wie Houel verfolgte' Saint-Non, gleich- 
falls französischer Künstler, der Sicilien besuchte und seine Land- 
schaften und Denkmäler in folgendem Werke veröffentlichte : 

Saint-Non, Voyag.e pittoresque oii description des royaunwi 
de Naples et de Sicile. Paris 1781-86, 5 Bde. fol. mit Tafeln; 
zweite .\ufl. Paris 1828. Deutsche Uebersetzung von Keerl mit wenigen 
Tafeln. Gotha 1789 ff. 12 Bde. 8". 

Indessen bieten die Tafeln des prächtigen Werkes von Sainl-Non 
mehr malerische Ansichten der interessantesten Punkte der Insel als 
genaue Wiedergaben der einzelnen Denkmäler. Deshalb ist für die 
Topographie von Syrakus aus dem Werke Saint-Non's wenig zu 
holen, Unter den übrigen Reisenden des vorigen Jahrhunderts waren 
die gelehrtesten und gewissenliaftesten in der Beschreibung der syra- 
kusischen Alterthümer der Däne Munter und der Deutsche Bartels ; 

F. Munter, Efterretninger om begge Stcilienie, Kopenhagen 
1788-90, 2 Bde. 8»; deutsch, Kop, 1790, 8»; italienische Ueber- 
setzung von F. Peranni. Palermo iH&i, 2 Bde. 12". 

J. H. Bartels (f 1850 als Bürgermeister in Hamburg) Briefe 
Übel' Kaluhrien und Sicilien. Götlingen 1787-92, 3 Bde. 8", Dn 
dritten Band behandelt er Syi'akus. 



— 7 — 

Andere Reiseberichte des vorigen Jahrhunderts sind : 

(von Riedesel), Reise durch Sicilien u. s. w. Zürich 1771, 8<*. 
Es gibt davon auch eine französische Uebersetzung. 

P. Brydone, A totir through Sicily. London 1772, 8®; auch 
in deutscher (Leipzig 1774) und französischer Uebersetzung. 

Swinburne, Travels in the two Sicilies, 1777-80. London 
1783, 4 Bde. 8»; ins Deutsche von J. R. Forster, Hamburg 1785, 
2 Bde., und ins Französische übersetzt. 

G. de Borch, Lettres sur la Sicile. Turin 1782, 2 Bde. 8®; 
deutsch, Bern 1796. 

L. Graf zu Stolberg, Reise durch Deutschland u. s. w. 
Königsberg 1794, 4 Bde. 8^ ; über Syrakus im vierten Band. 

Unterdessen war auch schon "in Syrakus selbst, wie überhaupt 
in Sicilien der Eifer für die Alterthumsstudien neu erwacht und 
ein syrakusischer Patricier, der Gavahere Saverio Landolina 
(1743-1813) erwarb sich nicht nur durch ihre Förderung, sondern 
auch durch eigene ausgedehnte und ernste Nachforschungen einen 
Namen. Er veranstaltete Ausgrabungen, durch die manches Werthvolle, 
z. B. 1803 der Aesculap, 1804 die Venus gefunden wurde; er unter- 
stützte die gelehrten Ausländer, welche damals Syrakus besuchten, 
wie Munter und Bartels, in ihren Forschungen und blieb mit ihnen 
auch nach ihrer Abreise in Briefwechsel. Ueber seine eigenen Ar- 
beilen s. 

Fr. di P. Avolio, Lettere intorno agli studi del Cav. Lan- 
dolina. Syrakus 1836, 8». 

Ein anderer vornehmer Syrakuser, der sich mit ähnlichen Studien 
beschäftigte , war der Graf Ges. Gaetani della Tori*e, 
dessen Arbeiten über syrakusische Alterthümer jedoch nicht alle 
gedruckt sind. Einige finden sich veröffentlicht in den Opuscoli di 
Äutori Siciliani (20 Bde., Palermo 1758 ff. 4^), Bd. VI und XIX, 
und in der Niiova Raccolta dl opuscoli di aut. Steil. (9 Bde., 
Palermo 1788 fi\ 4^), Bd. III und VII. 

Ferner gaben die Syraku.ser Gius. Logoteta und Gius. Mar. 
Gapodieci zusammenfassende Abhandlungen und Bücher über die 
Alterthümer von Syrakus heraus : 

Gius. Logoteta, GH antichi nionumenti di Siracusa illus- 
trati. Napoli 1786, 8», Gatania 1788, 8<> und Artikel in der Nuova 
Raccolta Bd. II. III. VI. 



G. M. Capodieti, Antichi monumeiiti di Siracnsa. Syrakus 
1816, 2 Bde. 4°. 

lieber auriere Werke gelehrter Syrakuser vom Anfang dieses 
Jahrhunderls s. Narboiie, Bibliografia Sicola, I, 230. 

Interessant ist aiicli : 

Ign. Paternö Castello, principe rii Biscari, Viaggio 
per tutle le antichitä di Sicilia. Napoli 1781, 4» u.f. Aull. 

Es folgte die Zeit der englischen Okkupation Siciliens. Von einem 
für die kljssischen Studien so begeisterten Volk, wie den Engländern, 
iiess sich ein erbebliclier Fortschritt in der Erforschung der sici- 
lischen und speziell der syrakusischen AlterthOmer erwarten. Allein 
die von den Engländern als Frucht ihres Aufenthalts auf der Insel 
vei-öffenilichlen Bücher über Sicilien berühren unsern Gegenstand 
nur im Fluge. Die Beschreibung Siciliens von dem englischen Kapitän 
Smylli (geb. 1788, starb als Admtral 1865) und die von demselben 
herausgegebenen Karten sind Dokumente, welche mehr Werth für 
die Insel und ihre Küsten im allgemeinen als für die Stadt Syraktis 
und ihre AÜerthümer im besonderen haben, obgleich auch ül>er 
diese der Verfas-ser mit gutem Urtheil spricht : 

"W. H. Smyth, Sicüy and its islands. London 1824, 4", mit 
Kupferstichen und einem hydrographischen Atlas von 32 Tafeln gr. fol. 

Kim waren aber von Engländern, welche sich damals in Sicilien 
aufhielten, topographische Arbeiten über Syrakus unternommen 
worden, die zwar selbst nie an das Tageshcht kamen, aber wenig- 
stens theilweise Andern von Nutzen wai-en, welche die Gelegenheit 
hatten sie einzusehen. Solcher Vorarbeiten konnte sich der Engländer 
Thom. Arnold für seine wertiivolle Thukydidesausgahe bedienen, 
welche mit guten Karlen ausgestattet ist (3 Hde. Oxfoi'd 1835) ; 
s. J. F. Böttcher, Praef. libelli de rebus Syrac. S. 21. 

Im zweiten DszenniunL unseres Jahrhunderts beginnen auch die 
kritischen Aibeiten über die Topogiaphie von Syrakus. Zuerst liat 
-ich dei franzosihche \iüiaologe A Letro nne (1787-1848) erfolg- 
reich damit beschäftigt in seinem E't^ai cHtique sur ta topographie 
de Sy}acitse au commencement dv V' siede avant Vere vulgaire. 
Paris 1812, 8", neb'-t einem Plan. Auch in dessen Oeuvres choisies, 
hrsgb. von Fagnan, Paris 1883, 2, Sei-. 1. Bd., S. 17-70. Auf 
Letronne folgte bald der deutsche Fr. Goeller, der hekannle Heraus- 
geber des Thukydides : 



— 9 - 

Fr. G e 1 1 e r , De situ et origine Syvacusanim, Leipzig 1818, S"^ 
nebst Plan. Goeller hat für die topographischen Details oft einfach 
Letronne wiedergegeben. 

Aug. Arnold, Geschichte von Syrakus, von Gründung der 
Stadt his Dionys. Gotha 1816, 8», ist von geringem Werth. Auch 

W. Wilkins, The antiquities of Magna Graecia. Cambridge 
1807, fol. mit 85 Tafeln, behandelt die Architektur Siciliens in 
ungenügender Weise. 

Schliesslich nennen wir noch einige Reiseberichte, theils illu- 
.striert, theils nicht : 

Seume, Spaziergang nach Syrakus. Braunschweig 1803, 8'* 
und in anderen Ausgaben. 

Blaquiere, Letters froni • the Mediterran. London 1813, 
2 Bde. 8«. 

C. Grass, Sicilische Reise. Stuttgart 1815, 2 Bde. 8^ mit 
Ansichten in- fol. 

K. W. Kephalides, Reise durch Italien und Sicilien . 2 Bde. 
Leipzig 1818, 8». 

F. Gaertner, Ansichten der griechischen Monumente Sici- 
liens, München 1819, fol. 

Th. Hughes, Travels to Janina u. s. w. London 1819. 

G u r b i 1 1 n , Voyage critique d VEtna. Paris 1820, 2 Bde. 8*\ 

A. de Sayve, Voyage en Steile. Paris 1822, 3 Bde. 8o. 

G. de Forbin, Souvenirs de la Steile. Paris 1823, ^^. 
J. Tommasini, Brief e aus Stcilien. Berlin 1825, 8®. 

(G. P a r t h e y), Wanderungen durch Stcilien und die Levante, 
Bd. L Berlin 1834, 8^. 

So stand es mit den topographischen Studien über Sicilien, als 
Dr. Böttcher, Professor am Dresdener Gymnasium, sich an eine 
abschliessende Arbeit über den Gegenstand machte. Aber das Unter- 
nehmen war zu schwierig für einen Mann, welcher so fern von 
seinem Studienobjekte lebte, zumal in einer Zeit, wo die Verkehrs- 
mittel noch lange nicht so entwickelt waren wie heute. Er hat in 
der That eine reiche Fülle von Material gesammelt, aber als reife 
Früchte seiner umfassenden und eindringenden Studien erschienen 
nur zwei kleine hochgelehrte Abhandlungen : die erste eine Einfüh- 
rung in die Topographie von Syrakus, in welcher der Verfasser über 
die Hülfsmittel, die uns für eine derartige Arbeit zu Gebote stehen, 



— 10 — 

spricht, die zweite eine neue Recension der Kapitel rfes T. Livius 
über die Belagerung von Syrakus : 

Ad examen publicum in gymnasio Dresdensi concetebranduni, 
invitant etc. Praetnissae i. F. Boettcheri praefattones libelli 
de rebus Syracnsanis apud Livium et Plutarchum. Dresden 1838, 8". 

Viro ampl. J. Th. Kreyssigio congratulaiitur etc. interpr. 
,1. F. Boettchero. Insunt Ltvii de rebus Si/focusanis capita ad 
fidem. Puteaiti emendata. Dresden 1839, 8". 

Von jetzt an machte die syrakusische Topographie grosse Fort- 
schritte, weniger durch zusammenfassende Publikationen als durch 
Spezial arbeiten. Von geringem Nutzen dagegen sind die Reiseberichte, 
weil (leren Verfasser bei ihrem kurzen Aufenthalt in Syrakus lediglich 
das, was sie gesehen hatten, verzeichnen und höchstens ihre Mil- 
theiluiigen mit Zusätzen verbrämen konnten, deren Quelle entweder 
aus Spezial arbeilen oder aus dem Munde der Ciceroni floss. Deshalb 
beschränken wir uns auf die Erwähnung folgender drei Schriften, 
in denen sich manche werthvolle Notizen finden : 

Marquis of Orraonde, An aittumn in Sicilg. Dublin 
1850, 8". 

A. G. Cariis, Sicüien und Neapel. Würzen 1856, 8". 

F. Gregorovius, Siciliana. Leipzig 1865, 8". 

Neue Beobachtungen zu machen ist fibrigens sehr schwer für 
einen Reisenden, welcher nur wenige Tage in Syrakus verweilt, 
withrend andere Monate oder ganze Jahre hindurch sich speziell mit 
dergleichen Untersuchungen beschäftigen, und überdies das Interesse, 
welches die Regierung oder Private an der Erhaltung und Veröffent- 
lichung der Alterthiimer nehmen, berufenste Persönlichkeiten für 
deren Studium gewinnt. So war von der höchsten Wichtigkeit, was 
für Syrakus, wie für die anderen alten Städte der Insel, nicht nur 
im Auftrag der Regierung, sondern auch auf Anregung und Kosten 
des hochverdienten Herzogs von Serradifalcn (1783-1863) in folgendem 
Pj'achtwerk geleistet wurde: 

Dom. lu Faso, duca di Serradifaico, Le antichitä di 
Sicilia esposle ed illuslrate. Palermo 1832-42, 5 Bde. fol. mit 
174 Tafeln. 

Der Stadt Syrakus ist der vierte Band gewidmet, reich an archi- 
lektonischen Illustrationen, Ansichten, General- und Spezial planen. 
Die in diesem wie in den anderen Bänden ' "' ' = enthaltenen 



— 11 — 

Zeichnungen und Pläne verdankt man dem umsichtigen Fleiss des 
Ingenieurs Fr. Sav. Gavallari, des Urhebers auch dieser Topo- 
graphie von Syrakus. Gavallari leitete in Syrakus die Ausgrabungen, 
welche nicht wenige vordem unbekannte antike Denkmäler an das 
Tageslicht schafften ; er vermass und zeichnete alle antiken Denk- 
mäler der Stadt ; er entwarf einen Plan von Syrakus, welcher alle 
bis dahin existierenden in den Schatten stellte. So wurde der vierte 
Band der Antichitä di Sicilia von Serradifalco, wie überhaupt das 
ganze Werk dieses Paiermitanischen Mäcen, ein sehr werthvolles 
Hülfsmittel für die Wissenschaft, unentbehrlich für diejenigen, welche 
sich mit Untersuchungen über syrakusische Topographie beschäftigen. 
Mehrere Karten zeigen die Gestaltung der gewaltigen Stadt in den 
verschiedenen Epochen des Alterlhums. Unabhängig von seiner Be- 
theihgung an dem Werke Serradifalcos hat Gavallari später in Spezial- 
arbeiten einige Einzelpunkte der syrakusischen Topographie behandelt. 
Diese Arbeiten finden sich theils in den Publikationen des römischen 
Islituto di Gorrispondenza archeologica, theils in den Bullettini der 
(nicht mehr bestehenden) Gommissione di Antichitä e Belle arti di 
Sicilia, gedruckt zu Palermo 1864 ff., auch in der Illustrazione dei 
Monumenti in Sicilia, mit photographierten Tafeln, Palermo 1872. 
Ferner hat Gavallari in deutscher Sprache veröffentlicht : ^Zur Topo- 
graphie von Syrakus, nebst einem Plan, in den Göttinger Studien. 
Göttingen 1845. 

Ein werthvolles Hülfsmittel für die alte Geographie und Topo- 
graphie sind insgemein die Inschriften ; für Syrakus jedoch haben 
sie in ihrer geringen Anzahl keine hervorragende Bedeutung. Bekannt 
sind die Sammlungen von Georg Walther, von Torremuzza und des 
Corpus Inscriptionum Graecarum, dessen 3. Band die syrakusischen 
Inschriften enthält; die Berliner Akademie hat nunmehr eine voll- 
sländigere und korrektere Veröffentlichung der lateinischen Inschriften 
der Insel im 10. Band des Corpus Inscriptionum Latinarum vollendet; 
die der griechischen Inschriften ist in Vorbereitung. 

Einige griechische Inschriften, welche Gavallari vor wenigen 
Jahren in den ausgedehnten Katakomben von S. Giovanni entdeckt 
hat, sind von dem Kanonikus Isid. Garini im Archivio Storico 
Sicihano und im Bullettino della Gommissione kommentiert worden. 

Und dass auch Reisehandbücher QÜtzliche Hülfsmittel selbst für 
den Gelehrten sein können, beweist : 



— l'i -^ 

(G. Dennii^), A Handbook for Travellers in SicUij. London, 
Murray 1864, ein Buch voll werlhvoller Notizen und überhaupt ein 
Muster von Genauigkeit. 

Hier haben wir noch zwei andere englische Gelehrte zu erwähnen, 
welche die historische Topographie von Syrakus nicht wenig gefordert 
haben, den Colonel M. Leake und G. Grote : 

M. Leake, Topographicnt and Mstoncal noles on Syracuse. 
Traiisactions of the Royal Society of Literature. London -1850 nebst 
Plan. 

G. Grote, Historij of Greece, l.Aull. London 1851-56, 12Bde. 8". 

Beide haben ganz besondere Sorgfalt auf die Topographie der 
athenischen Belagerung von Syrakus verwandt. Die zweite Auflage 
des Gi-ote'sclien Werkes ist in dieser Beziehung vollständiger als die 
ei-sle. Leake und Grote sind, wie sie es verdienen, von dem Schreiber 
dieser Einleitung in der Partie seiner Geschichte Siciliens, welche 
von jener Belagerung handelt, benutzt und citiert worden : 

Ad. Holm, Geschichte Siciliens im Alterthum, 1 Bde. 8", 
mit vielen Karlen, Leipzig 1870-74. 

Es sind in diesen beiden Bänden alle wichtigen Fragen der 
syi-akusi sehen Topographie bis zur Epoche Hieros IL besprochen ; 
wenn in dem vorhegenden Werke einige von ihnen eine abweichende 
Lösung gefunden haben, so ist dies das Resultat weiterer Forschungen, 
welche für den neuen Plan der Stadt erforderlich waren. 

Ferner ist es hier am Orte einiger neueren Arbeiten Erwähnung 
^u Ihun, welche Iheils die Alterthfimer von Syrakus, theils seine 
historische Topographie zum Gegenstand haben. Bezüglich der ersteren 
finden wir im BuUetlino Sicitiano und im Archivio Storieo Siciliano 
interessante Artikel von Fr. di Giovanni; der zweiten gelten 
die Arbeiten über die Belagerung und den Rückzug der Athener 
von Meinshausen (Mühlhausen 1856, 4»), Rottsahl (2Thle., 
Latigensalza 1878 und 1879, 4"), Classen und Kiepert (in dei' 
C lassen 'sehen Thukydidesausgabe), und die karthagische Belagerung 
im Jahre 396 v. Chr. schildert das schöne Werk von 0. Mellzer, 
Geschichte der Karthager, Hd. I (S. 197-199 und 5i;t-514). Leipzi;; 
1879, 8". 

Derjenige aber iintei' den neueren Gelehrten, welcher mehr als 
irgend ein anderer Hie syrakusische Topographie sowohl durch Nach- 
forschungen an Ort und Stelle als durch kritische Behandlung dej' 



» 



L_ 



— 13 — 

alten Texte gefordert hat, ist Julius Schubring, jetzt Direktor 
des Lübecker Gatharineums. Er brachte wiederholt ganze Monate in 
Syrakus zu, mit unermüdlichem Eifer das Terrain und die Denk- 
mäler in Stadt und Umgebung studierend. Veröffentlicht hat er in 
Bezug auf Syrakus folgende Abhandlungen : 

Die Bewässerung von Syrakus, Philologus XXII S. 577-638 
nebst Plan. 

Achradina, Ein Beitrag zur Stadtgeschichte von Syrakus. 
Rheinisches Museum. N. F. XX S. 15-63 nebst Plan. 

Der neuausgegrahene Tempel zu Syrakus, Philol. XXIII 
S. 361-367 mit 2 Tafeln. 

Ueher das neuausgegrabene römische Gebäude in der Cam- 
pagna Bufardeci zu Syrakus. Monatsbericht der königl. Akademie 
der Wissensch. zu Berlin. Juli 1865, mit 2 Plänen. 

Diese Schriften, von denen die zwei ersten ganz besonders wichtig 
sind, Hessen unter den jetzt lebenden Gelehrten Schubring als den 
allein geeigneten erscheinen, die ersehnte Topographie von Syrakus 
zu schreiben, und dies um so mehr, als fast in seiner Gegenwart 
die Reste des Arlemistempels auf Ortygia und das römische Gebäude 
in der Gampagna Bufardeci entdeckt wurden, so dass man behaupten 
kann, dass wenige das alte Syrakus besser als er kannten. Aber 
Schubring hat das von ihm erwartete Buch nicht geschrieben, noch 
scheint er, fern wie er von Sicilien lebt, geneigt es zu schreiben. 
Uebrigens fehlte auch damals, als er sich auf der Insel aufhieU, 
noch jene solide Basis einer historischen Topographie, ^lämlich eine 
Karte, welche aufs genaueste die Bodengestaltung wiedergibt. 

Heute jedoch, wo der italienische Generalslab seine Karte im 
Massstab von 1 : 50,000 veranstaltet und dem Publikum zugänglich 
gemacht und ausserdem in noch detaillierterer Ausführung (1 : 10,000) 
einen Spezialplan von Syrakus entworfen (aber nicht veröffentlicht) 
hat : heute ist das Unternehmen möglich geworden, welches nunmehr, 
dank der Liberalität der italienischen Regierung, der Beförderin von 
Kunst und Wissenschaft, der Oeffentlichkeit vorliegt. Es besteht in 
einem genauen Plan des alten Syrakus, welcher sowohl die gegen- 
wärtige Beschaffenheit des Terrains und die modernen Gebäude, als 
auch alle vorhandenen antiken Ueberresle angibt, aus einer histori- 
schen Karte der alten Stadt in ihren zwei Hauptepochen, zwei geo- 
logischen Durchschnitten der syrakusischen Terrasse und einigen 



— li — 

Darstellungen von Denkmälern hervorraf;eiider Bedeutunft. Diesi; 
Kartet] sind >)egletlet von einem Text In drei Biichern. Das ei-s1e 
enthält die Beschreibung des Terrains und seine Beziehungen zu der 
allen SladI; das zweite verfolgt die Entwicklung derselben von ihrer 
Gründung bis zur Schwelle des Mittelalters unter fortlaufender topo- 
graphischer Erklärung aller Stellen der alten Autoren, welche sich auf 
die Erlebnisse und Schicksale von Syrakus und vornehmlich auf die 
verschiedenen Belagerungen der Stadt beziehen; das dritte Buch 
endlich bespricht eingehender die wichtigsten der erhaltenen Denk- 
mäler des alten Syrakus. 

Hoffen wir, dass diese Arbeil bei dem gelehrten Publikum, für 
das sie bestimmt ist, wohlwollende Aufnahme ßnde; kann man doch 
behaupten, dass »ie einem seil lange in der GelehrtenweU kund- 
gegebenen Bedurfniss enigegenkomml. Wir haben nichts verabsäumt, 
um sie zu möglichster Vollkommenheit zu führen. Es kann sein, 
dass die von uns vertretenen Meinungen mitunter irrthümlich sind; 
nber für alle Fälle haben wir wenigstens das Material zusammen- 
getragen, mit dessen Hülfe Andere es besser machen können. 

Polemik haben wir, so weit es nur anging, zu vermeiden gesucht, 
indem wir meist nur unsere Ansichten auseinandersetzten ; nicht als 
ob wir das, was Ändere gesagt, nicht gebührend berücksichtigt hätten, 
sondern um allzugi-osse Weitschweifigkeit zu vermeiden. 

Andererseits haben wir es für nützlich erachtet, ausführlich die 
einschlägigen Stellen der allen Autoren zu citieren, damit diejenigen, 
welche die Topographie von Syrakus mit Hülfe des vorliegenden 
Buches studieren wollen, mit grösserer Leichtigkeit über den WeiHi 
der von uns vorgebrachten Erklärungen urlheiien können. 



ERSTES BUCH. 

« 

Topographische Beschreibung Von Syrakus und 

Umgegend. 

§ 1. Die Lage der Stadt im allgemeinen. 

«Als Archias der Koriniher, wegen Gewaltthal und Blutschuld 
aus seiner Vaterstadt verbannt, zugleich mit dem Achäer Myskellos 
das Orakel zu Delphi über die Gründung einer Kolonie befragte, 
richtete der Gott seinerseits an sie die Frage, ob sie Reichthum oder 
Gesundheit vorzögen. Archias wählte den Reichthum, Myskellos die 
Gesundheit; und nun hiess Apollo den ersteren Syrakus gründen, 
den letzteren Kroton.» So die vielleicht erst nachträglich entstandene 
Sage. In ihr ist sowohl die spätere Entwicklung von Syrakus, als 
auch seine dieselbe bedingende Lage angedeutet. Keine der wesl- 
hellenischen Gründungen war reicher und mächtiger als diese, keine 
hatte wie diese die Lage einer Weltstadt. Die Kehrseite bildet die 
vor den Thoren brutende Malaria. 

Die Oertlichkeit ist nur im Zusammenhang mit der gesamten 
Bodenbeschaffenheit Südostsiciliens zu verstehen. In der Gegend von 
Gastrogiovanni, dem antiken Henna, in dessen hochragender Felsen- 
kuppe die Alten den Nabel Siciliens erblickten, zweigt sich von dem 
Hauptslock der den Nordrand der Insel begleitenden Apenninnen- 
fortsetzung ein Gebirgszug ab, welcher von seinem Centrum, dem 
985 m hohen Monte Lauro, aus sich in breiten von vielen Wasser- 
läufen durchfurchten Hochflächen nach der Südostecke Siciliens hin 
lagert. An der Ostküste lässt der bald mehr bald weniger steil 
abfallende Gebirgsrand einen schmalen Küstensaum übrig. Nur in 
der Mitte zwischen der einzigen grösseren Tiefebene Siciliens, der 



— 16 — 

des Simeto bei Gatania, und dem Vorgebirge Pachynum erweitert 
sich dieser Saum zu der über 100 qkni grossen Ebene von Syra- 
kus. Diese ist nach allen Seiten hin scharf umgrenzt : westlich 
von den Ausläufern des Monte Lauro und seines Nachbarn, des 
Monte Venera, südlich und östlich vom ionischen Meer und nördlich 
von der breit ins Meer ausladenden Hochterrasse des alten Syrakus. 
Die Ostseite erhält ihre Gliederung einerseits durch das zwischen 
dieser Hochterrasse und der Halbinsel Plemmyrion zum grossen Hafen 
einbuchtende Meer, anderseits durch die wie ein vorgeschobener 
Riegel diesen sperrende Insel Ortygia. Die Terrainverhältnisse waren 
die denkbar günstigsten für eine Haupt- und Handelsstadt allerersten 
Ranges. Insel und Hochterrasse, nebst der zwischen beiden liegenden 
Niederung geräumig für eine Million und mehr Einwohner, waren 
bei ihrem fast überall ringsum steil abfallenden Felsenrand, welchen 
man durch gewaltige Mauern noch erhöhte, von uneinnehmbarei- 
Festigkeit, und gerade die schwache Partie in der Niederung war 
durch die vor den Mauern ausgebreiteten Sümpfe geschützt. Das 
peninsulare Hervortreten über die Küstenflucht wies aufs Meer hin, 
welches zur Domäne zu machen zwei ausgezeichnete Hafen die 
Gelegenheit boten. Landwärts spendete die weite Ebene, in üppigster 
Fruchtbarkeit damals wie heute prangend, nichJ nur Lebensmittel 
für eine noch so grosse Stadtbevölkerung, sondern auch reichen 
^ Stoff zum Export, und diesem stellte ferner das im Westen ragende 
Hinterland seine grosse Produkten fülle in Aussicht. Der Umblick 
von der Hochterrasse aus ist von entzückender Schönheit und über- 
raschender Grossartigkeit. Auf der einen Seite das tiefblaue, unab- 
sehbare Meer, gerade in der Gegend von Syrakus ausnahmsweise 
reich an Häfen und Buchten, auf der andern jenseit.der syrakusischen 
Feldmark in malerischem Wechsel der Gestaltung die vielfach von 
Thalschluchten durchbrochene Bergkette, besonders die imposanten Steil- 
wände des Crimiti, über dessen zu dem megarischen Küstensaum herab- 
steigende und der seltsam geformten Halbinsel Thapsos-Magnisi sich 
nähernde Ausläufer von Norden her majestätisch der schneegekrönte 
Aetna ragt. Es ist, als ob Land und Meer mit einander wetteifernd 
die Besitzer von Syrakus zu Nutzniessung und Beherrschung einlüden. 
Ein von der Natur so bevorzugter Platz muss schon früh zur 
Ansiedlung benutzt worden sein. Zu .seiner allseitigsten Ausnützung 
ist es erst in Folge der Korintherkolonie auf Ortygia gekommen. Die 



— 17 — 

hieraus entspringende Blüthe der Stadt Syrakus währte mit vielen 
Schwankungen ungeßlhr ein halbes Jahrtausend. Wie weit wir auf 
Grund der alten Litteratur im Stande sind, uns ein Bild dieser Stadt 
während des Alterthums zu entwickeln, wird das 2. Buch lehren. 
Jetzt ist es unsere Aufgabe, die Oertlichkeit näher ins Auge zu fassen, 
auf welcher ein so bedeutender Theil der alten Geschichte sich abge- 
>ipielt hat. 

§ 2. Die Ostkiisten. 

Seit unvordenklichen Zeiten bis zum heutigen Tag ist die Ost- 
seite von Syrakus langsamen, aber stetigen Veränderungen ausgesetzt. 
Die Linie zwischen dem Kap S. Bonagia und Murro di Porco bildete 
einst ein ununterbrochenes Gestade. Aber die ewigen Angriffe der 
Meereswogen haben nicht nur zahlreiche Höhlen in die Küste einge- 
wüiilt, sie bewirkten auch im Lauf der Jahrtausende da, wo die 
Widerstandsfähigkeit weicherer Felspartien geringer war, gewaltigere 
Umgestaltungen. So grub sich das Wasser zwischen Ortygia und 
Achradina zum kleinen Hafen ein. So geschah es, dass die Fluthen 
zwar von der festen, steilen Ostküste Ortygias zurückprallten, aber 
Südlich davon der weniger harten TufTformation Herr wurden und 
in eine Terrainsenkung durchbrachen, welche seitdem den grossen 
Hafen bildet. 

Jedoch auch in dem Bette des grossen Hafens kam die Meeres- 
stiömung nicht zur Ruhe. Zwischen Ortygia und Plemmyrion sowohl 
bei allen östlichen Winden, als auch in Folge der Fluth mit grosser 
Gewalt eindringend, wird sie von dem Felsgestade der südlichen Bucht 
zurückgeschlagen und bringt eine Kreisbewegung von links nach 
rechts in die Wassermasse des Hafens. Diese wirft sich somit auf 
die Ostseite desselben. Hier stiess sie einst auf das von Nord nach 
Süd lang ausgestreckte Hemmniss der mit dem Festland noch zu- 
sammenhängenden Halbinsel Ortygia. Da jedoch nur deren grössere 
südliche Hälfte mit. ihren höheren Felsen ernstlichen Widerstand 
bot, so bohrte sich der zusammengestaute Wogenschwall in der 
Niederung, welche den grossen Hafen im Nordosten begrenzt, eine 
Bahn nach dem kleinen Hafen hin und, indem sich so die Wasser 
des Meeres von Westen und Osten entgegenkamen, ward Ortygia zur 
Insel. Diese Insel ist der Ursitz der korinthischen Kolonie geworden 

Lupus, Die Sladt Syrakus. 2 



^ - IH - 

imd lial selbst, nachdem Menschenhand den heute iiodi he^tehondeii 
lsthnlu^• aufgeschültel halle, insufern ihren insutai-en Charakter he- 
wahrt, als der ösilichale und bedeutendste der drei Kanüle, welche 
den Isitimus durfhacli neiden und die beiden Häfen mit einandei- 
verbinden, stets Ortygia von Achi'adina abtrennte. Er ist 400 m lan;f, 
^ m tief und an der .schmälsten Stelle 40 m bi'eÜ. Sein Felsboden 
isl von der heute noch sehr starken Strüniuni; in horizontaler Fläche 
glatt abgewaschen. 

Üass auch seit der Änsiedlung von Bewohnern die östlichen 
Küsten von Syrakus sowohl vor, wie nach der Gründunir der 
Korinlherstadl erhebliche Umffeslallungen erhtten haben, steht ausser 
allem Zweifel. So muss z. U. der kleine Hafen einst eine von der 
jetzigen völli;,' abweichende Gestall gehabt haben, üenn an seinen 
Ufern sieht man Fundamente von Gebäuden, zahlreiche kreisrunde 
Brunnen und Ci.slernen, welche theils an dem Felsgeslade imnier 
mehr von der Meereshrandung weggenajft werden, theils aber auch 
auf dem heutigen Meeresboden unter dem Wasser sich fortsetzen. 
Solche allmählich hinschwindende Zeugnisse alter Uferbauten ei-- 
slreiken sich dem Nordrand des kleinen Hafens entlang von dem 
Landungsplatz hei S. Lueia bis zum Voi^'liii^f Pietralunga. Ja dieses 
selbst wird in .-einer östlichen Hflifle von der Macht der Meeres- 
wogen mehr und mehr in Eirizelfelsen und Klippen aufgelöst, deren 
Zwischenräume den Barken imniei' geräumigere FahrsIrassen bieten. 

§ 3. Die Insel Ortygiii. 

Ortygiii dehnt sich in einer Länge von 1 '/ä km fast genau von 
Nord nach Süd aus. Es zerfällt seinem Umriss nach in iliei 
Theile. Dei' bei weitem grösste nöi-dliche bildet eine kompakte, fast 
elliptische Masse ; von ihm erstreckt sich südwärts ein schmales 
Oblong, und an dieses schhesst sich in südösthcher Itichtung eine 
noch schmälere Landzunge an, deren Spitze an der Einfahrt in den 
grossen Hafen von einem Leuchtlhurm gekrönt isl. "Während die 
Oslseile duiih Ausbuchtung und Zurücktreten des Ufers, durch 
Klippen und Insekhen eme mannigfache Formalion zeigt, slieht von 
ihr die fa»! ger.idhni,re Westseite dui'ch Einförmigkeit ab. Die 
Gesamtolwitldche liei Insel ohiio den Isthmus beträgt nngelahr 
i|s qkm. 



— 19 — 

Die Vertikalgestaltung variiert insofern, als die Felsplatte, aus 
-welcher die Insel besteht, in der Mitte und an der Ostseite hölier 
ist, nach Nordwest hin aber sich allmählich zum Meere hinabsenkt. 
Die ganze Ostküste ragt in senkrechten Felswänden 7 und mehr Meter 
hoch aus dem Meere empor ; von da erhebt sich das Niveau der 
Insel bis zum Atbenatempel auf 17,56 m. Dagegen dacht sie sich 
nach dem kleinen Hafen und dem Isthmus hin so stark ab, dass die 
ünterlinie des dortigen Artemi stempeis nur 1,80 m höher als der 
Meeresspiegel ist. Im Lauf der Jahrlausende hat sich freilich in Foljie 
des Bauschuttes die Oberfläche der Insel nicht unerheblich verändert, 
und es liegt z. B. gerade an dem Artemistempel das heutige Strassen- 
pflaster 5 m über dem antiken Boden. 

Dass Orlygia im Alter thum grösser war als heutigen Tage??, 
lässt sich aus deutlichen Spuren nachweisen. An der Ostküste ziehen 
sich zahlreiche Klippen hin, theils isoliert, theils mit der Insel zu- 
sammenhängend und 2-3 m über die Meeresfläche aufsteigend. 
Ofl^enbar sind sie Resultate des Zerslörungswerkes , welches die 
Meeresbrandung vollbracht hat. Diese Annahme wird dadurch zur 
Gewissheit, dass man hier dieselbe Beobachtung macht, wie an dem 
Ufer des kleinen Hafens. Nicht nur unmittelbar am Inselrand, sondern 
auch auf den Klippen selbst sind Fundamentierungen von Häusern, 
runde Brunnen und Cisternen in den Felsen hineingebrochen : deut- 
liche Beweise dafür, dass das • Meer einen beträchtlichen einst be- 
wohnten Streifen der alten Ortygia weggerissen hat. Weiteren Zei- 
.störungen ist dadurch vorgebeugt, dass vor der Ostküste lange Reihen 
von Quaderblöcken im Meere liegen, an denen sich die Gewalt der 
Wogen bricht. ^ 

Dagegen hat die Westseite der Insel von dem klassischen Alter- 
thum her nur sehr geringe Veränderungen erlitten. Denn sie ist 
gegen die Winde geschützt, und die Hafenströmung hat hier keine 
Kraft mehr, nachdem sie einmal von ihrer Hauptrichtung auf den 



^ Cavallari sagt nichts über die Herkunft dieser TufTquadern ; Schubring leitet sie 
vom antiken Molo des kleinen Hafens her. Vergleicht man sie mit den ganz ühnlichen 
am Epipolairande, so sollte man meinen, dass hier ein grosser Theil der alten 
Festungsraauer als künstliche Klippen im Meere liegt. Eine Parallele dazu bietet 
die zu Tarent im üferwasser liegende Reihe antiker Quadern, eine andere der Molo 
des Porto d'Empedode bei Girgenti, welcher im vorigen Jahrhundert aus den riesigen 
Werkstücken des grossen Zeustempels von Akragas zusammengesetzt worden ist. 



— 20 — 

lNthiiiu.'4 und den grossen Kanal hin abgeleitet hl. Sü ist denn diese 
(«'KL'ijil stets ein ;;iw':lirilzle)- Ankerplatz für Schiffe aller Grösse 
;ii!wesen . 

Der Islhnius endlich zwischen Ürtygia und Festland ist im 
Ui. Jahrhundert ilun-h Menschenhand völlig umgestaltet worden. 
Hier liat Karl V. die noch heute l>eslehenden Fort! fikat innen angelegt 
und parallel mit dein Ostkanat zwei kleinere westliche quer über die 
Landzunge gezogen, ao dass Siracusa seitdem durch eine dreifache 
Wasserlinie nach der Landseile hin vertheidigt ist. 

g i. Der grosse Hafen. 

|)pj Sil Ispil7e \<»t Oilygii gepenubei liLS,t die Halbm--el Mdd 
djlmu, du» PUmniyiimi dei Alten Auch hin zeugen ^rade an dei 
HiteneinrahrL in dei N ilit des I am di Massoliveri dem zerri'.senen 
I It I v»iliegt,nde Khpiien m>ii dei ernst l>edcutend ^rosseiin Aus 

lihnung den I iui<ies \on besunderfm Inteiesse i^t das Klippen 
iiiNilihm I (. ( arruzze, welches 20Ü m \m dei Küste entfernt MLh 

Iw 1 1 in IUI iIlim Mieie cihebl \uf seinei fast horizontalen 
OlieiflailiL sind /wi i luiide Vei liefungen im Fels, ziemliLh flach, di 
du übnen Pallien '«(.hoti vom Meeie weg^elie'i'-en sind die un 
J,*!!! III, die aiiden i m im Duithmesser Diese Grosse schlits-i 
den fiidinkcii an Biiinnen aus Es sind ganz dieselben Rundluchet, 

hrgiiiilieii nul dun Pltinmyiion selbst in Menje cihalten smd Wir 
ImliGii öH Jiiei mil pnehislonschen Gidbetn zu thun und müssen iie 

Vuslnhiiiiig dm zwei auf LeCaiioTze in eine Zeil 7uru(,kdatiiien, wo 
das luBildidi noi'h nicht von dti Hilhinscl Maddakna Ins^etteiint 
v,m Denn <s ist nnhl denkbai, dass aul iinii di ni Wi llenschlag 
I itI\\i)Iiii nd -^u jiis^i setzten kleinen Klippe duniligi Aidn^i ii unlei- 
iinnuiioii woi leu sind 

Uei ^.i-osse Hitiii selbst veid inkt scim Gct dtun;, zwn F ikloren 
dci unnutlKlilii-hin liewegun^ des Mteixs und dem ^dsflncdenatti^en 
I haiBktm du TunTeNen in seinem Rindi Du Puiita di Missoliveu 
im bddoHt uml rite Punti Cilaitna idei I uduini, dei antike Daskon, 
im Wfsteii sind die uniiRen Stellen des gtossui Hifens, v\elche mit 
iliieni li"\ileien Pult iuii duckten \nstuiin dei Meereswogen wiik 
■rninuen ^Vldcr8land enl^nensct/en Di^e^ui haben diese den wu 
<h< teil TuH und Tbnn dei zwischen jenen ansieht citeten Uterniedeiung 



~ ^21 -~ 

unterwühlt, zernagt, >veg^^spu!t und $o iHo givs$o Südhnoht hcrvo«^ 
jrebracht. Es ist sog;ir voi'ausiusehen, dass dio von Nortl und Süd 
zugleich voixiringende Mceivshrandunjr mit dor Zeit dio Halhinsol 
Maddalena zur Insel machen wini. 

Nördlich von der Punta Calarina In^^innt dio XoiMlhucld. Sio i^t 
jetzt ungefähr ehenso gix>ss wie die Südbuoht, in\ AUertluun w;ir sio 
von viel bedeutenderer Ausdehnung, Sowohl nach WVvSton wie \iaoh 
Norden ei^streckte sich die Heri'schaft dos WaSvSors hundorlo von 
Metern weiter als heule. Gix>sse Flächen, welche jot«l nnd xun\ 
Theil auch schon im spatern AUerthum Kulturland g\?woHon sind, 
waren entweder Meer oder Sumpf. So zeigt die Boden fornmtion, dasN 
von dem Noi*dende des Hatens aus das Sumpfgvhiet, jetrl m <lon 
Pantanelli eingeschrumpft , sich ungefähr ^U ^^"^ ^^*<>*' \\i\v\\ (lor 
Gegend des Theaters hin ausdehnte. Ks ivichte in dio Niederung 
hinein, welche von der Contrada del Fusco im Westen und dor 
Anhöhe des Amphitheaters und des grossen Altars im Osten hogronzl 
wird ; es reichte aber auch weiter ostwärts bis zui* Insel Ortygia 
und mochte gerade hier den späte»' verscbol Ionen nnd in anch^vr 
Form auf die anliegende Korintherkolonie übergogangonon Namen 
Syrako erhalten haben. Für dio unaufhörliche Umgoslaltung dios(»r 
Küstengegend ist ein deutlicher Beweis die Tbatsacbo, dass nouor- 
dings eine Uferstrecke zwischen dem Meer und dorn römisrbon (lo- 
bäude in der Gampagna Bufardeci bei Gasa Boi'donaro in wonigor 
als 18 Jahren sich durch Hebung des Hodens in Gartenland verwan- 
delt hat, nachdem sie vordem nur einige Gonlimotor über doni 
Meeresspiegel und voll Seetang gewesen wai'. 

Diese Erhöhung, Austrocknung und Vorscbiebung dos gosandcn 
Uferterrains von der Anaposmündung bis zu dem Pozzo doli' In^ognoro^ 
vor dem Ortygiaisthmus bat ibren Grund in folgendoii drei Umslänilon, 
nämlich in dem Sande, welchen der Anapos mit sieb fübrl und 
absetzt, in den Abscbwemmungen, welcbo von den Südaldiängon der 
syrakusiscben Terrasse, der Gontrada del Fusco, dem Tbealcr und 
dem Amphitheater herabkommen, endlich in dor Tbätigkoit dos 
Meeres, durch dessen Kreisslrörnung alles dor Mucbl zwiscbon dri 



^ So heisst ein Brunnen, welcher vor der Mündung dcH Istltinu*« nacii (U'ti> 
Festlande auf einem Hundplatz steht, von dem die drei HauptHtroHHpn nach Cniüuvi. 
Floridia und Noto in n/)rdlicher, westlicher nnd s'idlicher liichtunpr aiH^ehcn. 



— 22 — 

Punta Calai'ina und Massoiiveri Abgerungene nordwärts s?eschol)en 
und dort abgelagert wird.' 

Geoloj>isch wie hisloiisch hochinteressant ist die Gegend westlich 
vom grossen Hafen. Hier sind wir im Mündungsland des Änapog, in 
dem Gebiet der Kyane. Weite Thonlagerungen bilden nordwestlich 
viin der Punlii Calarina den Boden. Auf ihnen breiten sich am Fuss 
des Daskonhiigels zunächst die syrakusischen Salinen aus, dann folgen 
die Sandfelder und Dünen, welche Anapos und Meer um die Wellr 
angesetzt haben. Da von der Punta Calarina aus die schliesslich in 
die beiden Vorsprünge der antiken Polichne und des Olympieion aus- 
laufende Hochebene sich in nordwestlicher Richtung quer vorschiebt, 
ist der Lauf der Kyane vom Meere abgedrängt und nach dem Anapos 
bingewiesen, Sie entspiingt aus zwei sehr wasserreichen Quellen, 
Pisnna und Pisniot.la,* fliesst in etwa 2 m hohen Ufern durch 
Sumpfgebiel, Panlano, aus welchem eine Anzahl kleiner Hügel, Cozzi, 
hervorragen, in Zickzack Windungen nordwärts und Ist berühmt wegen 
der Fülle des wenigstens seit drei Jahrhunderlen sie begleitenden 
wilden Papyrus, zwischen dem man zu Boot das Flflsschen befahien 
kann. 

Der Anapos fliessl im grossen und ganzen von Noixlwest n»ch 
Siidüsl in einem von der Natur vorgezei ebneten Bette. Nur die drei 
letzten Kilometer seines Laufes haben ohne Zweifel im Alterthum 
künstlich diejenige RictUung erhalten, welche sie bis jetzt bewahren. 
Während nämlich die natürliche Bodensenkung dem Flusse seine 
Mündung in den Pantanelli, der antiken Lysimeleia, zuweist, biegt 
der zuletzt nordöstlich stromende Fluss an der Brücke der Strasse 
nach Canicuttini plötzlich im rechten Winkel nach Sudost um und 
lliessL auf den Policbnebügel und das Olympieion zu, an deren Fuss 
er sich mit der Kyane vereinigt, um zwischen den Pantanelli und der 

' Die .^Dschwemmuiigslcbicht in iler oben erwalint«n BaileDpeukuug stcHiuli 
vim dem grossen Attar ist bis zu 5 m mächtig und dacht sich von ijieser absoluten 
Höhe bis zum Meeresspiegel im grossen Hafen allmählich ab, S. auch von Andrian. 
Pfaikiilorische Slndira am Sicilieu. Bert. 1878, S. "8 : -Die AnschwemmungsnissSKn, 
weiche tillJGhriich in dieser Ebene (am uutera Aiiapos) abgesetzt werden, sind so 
bedeutend, dass der Umtang dieser Ssmpfe sieh stetig zu Gunsten des kulturfdhipen 
Landes -cerkleini-rc. . 

2 Beide Namen kommen, wie schon Arezzo, Sic. Chor., Palerm. Ausir, 1*1':, 
IJ. S. 218 riuhlig erkennt, vun dem lateJnischeu Pisdna. S. auch d'Orville, Siciita 
l- S. 190- 



— 23 — 

Salina in den grossen Hafen zu münden. Das Flussbett dieses Unter- 
laufs liegt etwas höher als die Sumpfniederung, ^ und sobald der 
Anapos übertritt, ergiesst sich unterhalb dei' erwähnten Brücke das 
Wasser nordöstlich in der Richtung des alten Bettes nach den Pan- 
tanelli hin. In eben diesen sieht man auch noch in der Nähe der 
heutigen Strasse eine nicht mehr benutzte Brücke. Sie gehörte einer 
antiken Strasse an und führte wahrscheinlich einst über den Anapos 
oder einen Mündungsarm desselben. Nachdem man, offenbar um 
die Miasmen, welche das stagnierende Wasser der nahen Anapos- 
mündung erzeugte, zu beseitigen, den Fluss südwärts geleitet hatte, 
waren in zweiter Linie Veranstaltungen nöthig,* welche die stets 
drohenden Ueberschwemmungen möglichst verhindern sollten. Bei 
dem Bau der Eisenbahn Siracusa-Licata hat man denn auch viele 
Reste von Wasserbauanlagen gefunden, welche in Anbetracht ihrer 
geringen Erhebung über das Niveau des Meeres und des Charakters 
einiger zugehörigen Architekturfragmente auf Entstehung nach und 
zufolge der Anaposableitung, und zwar auf das dritte oder zweite 
Jahrhundert v. Chr. hinweisen. Heutigen Tages freilich haben die 
Ueberschwemmungswasser wieder freien Weg und nähren mit den 
Gewässern, welche von der syrakusischen Terrasse herabkommen, 
die malariaschwangeren Pantanelli, deren Abfluss nach dem Meer 
durch die mit dem Thon der dortigen Gegend gemischten Sanddünen 
verhindert wird. 

Den Ort des Olympieion und der Polichne zeigen heute noch 
zwei aus dem Kornfeld der niedrigen Anhöhe aufragende Monolith- 
säulen von Tuff. Sie sind mit nur 16 Rinnen kanneliert und dorischer 
Ordnung, da aber ihre Kapitale und das obere Ende des Schaftes 
fehlen, so lässt sich das Verhältniss des Durchmessers zur Höhe nicht 
mehr ganz genau bestimmen ; doch kann es mit Sicherheit als ein 
archaisch gedrungenes bezeichnet werden. ^ Von dem Stylobat und 
den Stufen ist fast nichts mehr erhalten. Neuerdings hat man nahe 
l)ei den Säulen bemalte Terrakotten gefunden und dem Museum zu 
.Syrakus einverleibt ; sie tragen ganz denselben Charakter, wie die 



l Mirabella, Pal. Ausg. 1717, S. 77 gibt die blosse Schafthöhe auf 25 Palmi 
(= 6,45 m) an, Serradifalco IV. S. 154 auf 24.9 an. Rechnen wir dazu noch das 
Kapital und ein in Folge der Verwitterung etwa fehlendes kleines Stück am oberen 
Schaftende, so kommen wir auf eine Gesamthöhe von gegen 8 m. Der untere 
Durchmesser beträgt 1 ,85 m. Also haben wir die Proportion 1 : 4 I/4. 



„ öi — 

zu SelinunI, Olympia und Athen ausj,'et,'rabeneLi und schmückten 
olTenbar wie diese einst als Belfletdung das Dachgesims des Heilig- 
thums. Sonst sind so jjut wie gar keine Ueherreste von dem unilteii 
Städtchen auf uns gekommen. Eini^ alte Gräber und das Fragment 
einer starken W'asserleilungsröhre von Terrakotta sind am Westabhaiit; 
des Hügels nacli dem Thale di Spagna hin bei Gelegenheit des Baus 
der Eisenbahn nach Licala zu Tage gefördert worden, Bemerkeiis- 
werth ist jedoch ein Felsendurchstich mit senkrechten Seitenwänden 
ostlith vom Olympieion. Er hat nordsüdliche Richtimg und ist wahr- 
scheinlich rintiken Ursprungs. Es liegt selir nahe, an die Elorinische 
Strasse zu denken t denn liei dem weiten Sunipfgebiet, welches sich 
rechts und links ausbreitet, konnte der Verkehi-sweg \on Syraktis 
nach dem Süden, dem die Polichne als eine Art Schulz- und Sperr- 
f'ort diente, kaum an einer andern Stelle auf die Olympieionlerrasse 
hinaufgeführt wenlen. 

Schliesslich einiges id>cr die Dimensionen des gi^tssen Hafens. 
Er hat eine Ohorllüche von ungelähr 7 qkm, seine Einfahrt zwischen 
der Südspitze Orlygias bis zu dem Faro di Massoliveri eine Breite 
von 1210 m. Damit stimmen auffallend die 8 Stadien, welche 
Tliukydiiles VH 59 für die Hafeneinfahrt angibt, überein, sobald 
man das sog, Itinerarstadium von c, 150 m zu Grunde legi, i 

I Die auf Syialius t>eii) glichen MBssangHbeii der Alten in Stadien entsprechen 
ileii neueren Messungen ger nicht, wenn man eines der grösseren Stadien als Einlieit 
snnimiv.t, lassen fich dagegen fast ganz genau auf die Erfrebnisse der letzteren redu- 
zieren, wenn man eine kleinere Einheit, wie dos sog. Itinerarstadium zu c. 150 m 
oder Ijiorümische Meile, voraussetzt. S, aber dasselbe Hultsch, ^efro/. S. 42 iT. Dieses 
Mass ist unten B. II. Thl. 111 § )2 und Vtrhandl. dcrSB. PkiMo^eaiei-s. i« Kayh'-uif. 
Lpz. 1883. S. S(i5, 367, S69 als das einzig mägliche fOr den RQckzug der Athener 
von Syrakus nachgewiesen. Es stimmt aber auch weiter mit der Wirklichkeit in 
llezng anr die FestungsniBiiern der Stadt. Sowohl deren Gesamtumfang, von Strabo 
^'I ^,0 auf 180 Sudien angegeben, wie die 30 Stadien der Dionysischen Nordmauer 
von Epipolai bei Diod. XIV 18 sind Beweise dafür. Jener hat, wie wir unten des 
nuberen sehen wetden, 27 320 m Lflnge, d. h. 182 Stadien zu c. 150 in: die 
30 Stadien aber sind gleich 4500 m. welche gerade die Mauerllnge zwischen der 
Scala greca, der offenbaren Westgrenze Tycbas, und dem Euryalos repraesenlieren- 
In »Den angeführten Füllen würde man z. D. mit dem olympischen Sladium auf virl zti 
hohe Summen lioniiiien, welche weit über die noch heute konstatierbaren Entfernungen 
nnd LinienlSngen hinausgingen. Wenn bei Herodot und Xenophon ein kürzeres 
Stadium durch genauste Herecbnungen, bei Eratostbenes durch ausdrückliche L'eher- 
lieferung des Plin. XII 30, 53 feststeht, so kommt jetzt wenigstens für Syrakus 
ThukyJides mit einem Stadium Ton c. 150 m hin'.' "■"' ' " "-idium finden 



— t>5 —. 

Denn wir erhalten so 1200 m. Der Umfang beträgt, nach Stral)o 
VI 271, 80 Stadien. Eine genaue Messung von der Südspitze Ortygias 
bis zum Faro Massoli veri hat 9450 m als Resultat ergeben. Indem 
man nun in den 80 Stadien Strabos olympische sah und somit auf 
eine Länge von über 15000 m kam, war es natürlich, dass man 
von Cluver an auf Konjekturen verfiel, und z. B. Serradifalco A7it. 
IV. S. 74 vorschlug, die 80 Stadien Strabos, d. h. das Zahlzeichen 
TT? in 40, närnl. M zu verwandeln. Allein nehmen wir das obijie 
kürzere Stadium an, so sind die 9450 m -gleich 63 Stadien, und 
rechnen wir noch dazu die Einfahrt von 8 Stadien, so kommen wir 
auf 71 Stadien. Diese Summe steht aber den überlieferten 80 Stadien 
bedeutend näher als den konjizierten 40, ja sie erreicht jene fast, 
wenn wir bedenken, dass im Alterthum der grosse Hafen in seiner 
nördlichen Hälfte sich viel weiter ins Land hinein erstreckte als 
heutzutage. — Die Tiefe des Hafens nimmt von der Einfahrt her ab. 
Hier beträgt sie c. 20 m, in der Mitte durchschnittlich 10 m, an 
der Westseite von Ortygia ist das Wasser schon in geringer Entfei- 
nung vom Ufer 6 m tief, dagegen sehr seicht in der Gegend der 
Anaposmündung und den ganzen Nordrand des Hafens entlang, i 

§ 5. Der kleine Hafen. 

Die Formation des grossen Hafens wiederholt sich annähernd bei 
dem kleinen. Wie die Insel Ortygia jenem vorliegt, so deckte das 
Vorgebirg, welches jetzt in die Klippen von Pietralunga zerklüftet ist, 
einst den letzteren. An den Felsen von Pietralunga, wie an der 
ganzen dortigen Küste sieht man viele Steinschnitte und Dämme, 
welche vom Ausbrechen der Quadern übrig geblieben sind. Menschen- 
hand und Meeresfluth haben sich verbündet, um den ehemaligen 
Landvorsprung in eine Anzahl Klippen zu verwandeln. Jedenfalls aber 
ist die Steinausbeute gerade an diesem Punkt nicht schon antiken 



wir auch bei Diodor und Strabo a. a. O. Von letzterem sagt schon Hultsch S. 46 : 
«Strabohat als Normalmass das Achtelmeilenstadiura, aber daneben gibt er manche 
Ortsbestimmung nach Eratosthenes und anderen älteren Geographen, welcher sicher 
das kürzere Stadium zu Grunde liegt. » 

1 Smyth, Sicili/ and its islands, S. 163, erklärt den grossen Hafen von Syrakus 
i'^r einen der besten Europas. Seine Messungen ebenda in der Appendix S. XV I. 



— 2(i — 

Datums. Denn es ist nicht denkbar, dass man damals an der Zer- 
slörung eines so vortrefl liehen Schutzes des wichtigen Kri^shafens 
gegen die Fluthen gearbeitet hat. 

Nur auf Grund der geschichtlichen Nachrichten und sorgfältiger 
Tiefenmessungen isl es jetzt möglich, sich eine klare Vorstellung 
von der einstigen Gestalt des kleinen Hafens zu machen. Während 
er heute in Form eines spitzen Dreiecks sich zwischen Festland, 
Ortygia und Isthmus hineinschiebt, hatte er im Alterthiim vielmehr 
die Form eines Bassins. Denn östlich von dem Isthmus setzt sich die 
Nordspitze von Orlygia und ihr entgegenkommend das gegenüber- 
liegende Festland so flach unter dem Meere fort, dass nur ein unge- 
fähr -100 m breiter Zwischenraum mehr als 1 ra tief ist und einst 
den Kriegsschiffen Durchfahrt gewährte. Wir werden im 2. Buche 
(ThI, II § i) sehen, dass hier und nicht an der Stelle des heutigen 
Islhmus die älteste Konnthersladt Orlygia mit dem Festland durch 
einen Damm verbunden war. Danach müssen wir uns den kleinen 
Hafen in den ersten Jahrhunderten von Syrakus als eine nach Osten 
künstlich geschlossene, kaum 4 m tiefe Seitenbucht des gi'ossen 
Hafens betrachten und annehmen, dass der Schiffverkehr damals 
lediglich durch den grossen Hafen vermittelt wuiiie. Als später der 
westwärts laufende Isthmus aufgeschüttet wurde, mussle selbstver- 
ständlich eine Wasserverbindung zwischen beiden Häfen bleiben ; 
;ihpr man durchbrach auch den Ostdamm und gab so dem kleinen 
Hafen seine selbständige Verbindung mit dem Meere wieder. 

Sowohl an dem Landungsplatz von S. Lucia am Nordufer, wie 
150 m östlich von dem Hauptkanal des Istlimus am Südufer des kleinen 
Hafens zeigt der Felsboden den Meeres antike Bearbeüung der Art, dass 
2,50 bis über 6 m breite parallele Gräben, zwischen denen senkrechte, 
0,60 m dicke Wände stehen gelassen sind, nach dem Tiefwasser des 
Hrtfens zu laufen. An Steinbrüche i.st bei der Form der Anlagen und bei 
der vielfachen Gelegenheit zu Syrakus trefflichstes Stetnmaterial zu 
gewinnen, ohne e.s aus dem Meeresboden heraufholen zu müssen, gar 
nicht zu denken. Wir haben es mit den Resten der antiken SchifTs- 
liäuser oder Docks zu Ihun, welche für Schiffe jeder Gros.se der 
kleine Hafen in Menge umschloss (s. B. II. ThI. IV § i). Die 
Sfeinschnifte gleichen vollständig denen der Zea und Munychia des 
Peiraieus, Wie ausgedehnt die syrakusischen Hafenbauten gewesen 
sein müssen, trat bei dem Bau der Fisenhahn Siracusa-Calania zu 



— 27 — 

Tage. Denn man fand etwa 80 m von dem Landungsplatze S. Lucia 
entfernt auf dem ein wenig geneigten Ufer selbst ebenfalls solche 
parallele und nach dem Hafen hin gerichtete Steinschnitte. 

§ 6. Achradina. Die Latomien. 

Wie der grosse Hafen, von der Insel Orlygia geschützt, mit 
seinem guten Ankergrund, seinem leichten Zugang, seiner Fülle von 
Quell- und Flusswasser einer der besten Europas ist, so musste zur 
Entwicklung einer entsprechend grossartigen Seestadt, welche zugleich 
das unbezwingbare Gentrum eines bedeutenden Reiches sein sollte, 
die Festlandterrasse von Syrakus hinzukommen. Ihr östlicher Theil ist 
Achradina. Die Schönheit seiner Lage, die Gesundheit seiner reinen 
Seeluft, die Entfernung von den seuchenschwangeren Niederungen, 
die Unangreifbarkeit seiner ganzen Ost- und Nordküste, die Verbin- 
dung mit dem kleinen Hafen und mit Ortygia — alles dieses lud die 
Korinther zur Besitznahme ein, und diese musste bei der Kleinheit 
der Insel und dem raschen Anwachsen der Bevölkerung bald nach 
der Gründung von Syrakus erfolgen. 

Achradina erstreckt sich in einer Länge von 5 und einer durch- 
schnittlichen Breite von 1 1/2 km von Nord nach Süd. Es ist etwa 
zehnmal so gross wie Ortygia und zerfällt in eine grössere nörd- 
liche und eine bedeutend kleinere südliche Hälfte. Letztere erhebt 
sich in ganz allmählichem Ansteigen von dem kleinen (und grossen) 
Hafen an bis zu einer Höhe von 30 m über Meer zwischen den 
Latomien der Kapuziner und Gasale. Nennen wir sie Unterachradina. 
Es ist eine theils mit ungeheuren Schuttmassen, theils mit frucht- 
barstem Erdreich bedeckte und in südlicher Pflanzen fülle prangende 
F]bene, in welcher Korn- und Weinfelder mit Obst- und Blumen- 
gärten abwechseln und aus deren zahlreichen kleinen Landhäusern 
die mit Klöstern verbundenen Kirchen S. Giovanni, S. Maria di Gesü 
und S. Lucia hervorragen. 

Welchen Reichthum von Alterthümern diese Abdachung in ihrem 
Schosse birgt, beweisen gelegentliche Funde. 1 Südlich vom Kloster 
S. Giovanni lagen die jetzt im Museum zu Syrakus befindlichen 
Statuen der Venus und des Aesculap. Von Gebäudetrümmern 



S. Schubring, Ächradinn, S. 62. 



— y« — 

genüge es, die grussarti^en Ituinen der saa. Casa dei se.'^saiila Letli 
und die Reste einer Säulenhalle 100 m noi-dösflich vom Pozzu 
dell' Ingegnert' zu erwähnen. Hier steht aul' attischer Basis ein 
unkaiiiieljerter, monohlher Säuienschaft aus rothem Mannor, unten 
0,74 rn im Durchmesser, unii in einer Reihe mit ihm in nord- 
Büdlicher Richtung hat man vor einigen Jahren auf einer Strecke 
von 3S m vii.'r andere gleiche Basen von weissem Marmor und den 
Slylohat von weiteren sieben Säulen ausgegraben. Gerade in 
dieser Gegend würde ein Durchlor sehen des 
Hodens auf Tritt und Schritt lohnend sein. 

Nördlich von den zwei genannten Latomien — die eine hat ihren 
Namen von einem an ihrem Rande stehenden Kapuzinerklosler — ■ 
beginnt Oberachrad ina, ein kahles, felsiges Hochplateau, welches 
wiederum ans zwei deutlich von einander geschiedenen Theilen 
besteht. Wahrend nämlich von dem Kapuzinerklo.ster an nui ejn 
etwa '|a km hreiier Streifen sich ungefähr in der Hohe, welche 
Unleracbradina in der (jrt^end dieses Klostei-s erreicht litt, und mil 
sanfter Abdachung nach dem plölzlich steil abfallenden Ge^^■^de lun^-- 
des Meeres erst nördlich, dann westlich bis zur Cava di S Bona^ii 
lierumziehlj erhebt sich von diesem eine zweite innere und westliche 
Terrasse in aeharf abgrenzenden etwa 10 m hohen Steilwänden, 
welche ihre Front nicht nur nach Nord und Ost, wo einige Grotten, 
Gr. lunga, Gr. di Paglia und Gr. santa, sich in den Felsen hinein- 
ziehen, sondern ebenso auch südwärts gegen Unte räch rad ina kehren. 
Von Südosten aus gesehen macht die.=e Hochhui^' von Achradina den 
Eindruck eines riesengrossen Tempel stei'eobats. Ihr höchster Punkl, 
etwa in der Mitte des grossen Oblonges , ist 65 m über dem 
Meeresspiegel. 

Die Grenzen Achradinas sind an drei Seiten durch das Meer 
gegeben. Jn dieses verläuft sich am kleinen Hafen die südliclu; 
Niederung. Nach dem Vorgebirg von Pietralunga hin aber wird die 
Küste allmälUich steiler. Von hier bis zur Cava dl S. Bonagia steigen 
die Fetswände fast ül)erall 14-20 m senkrecht aus dem Meere auf 
und bilden ein natürliches Bollwerk von unüberwindlicher Stärke. 
Nur an zwei oder drei Punkten sind schmale Aufgänge, welche ini 
Alterthum durch besondere Befestigung gedeckt waren. An der 
Westseite hat Achradina nur zum Theil denilich ausgeprägte Grenzen. 
Aber hier half die Kunst der Natur und erziehe eine Festigkeil, 



— 29 ~ 

welche gleichfalls nie von offener Feindesgewalt bezwungen worden 
ist. Verfolgen wir die Westfront, von ^^orden nach Süden, so schneidet 
zunächst vom Meere aus die anfänglich 50 m tiefe Cava di S. Bonagia 
gegen 900 m weit südwärts in die Felsenterrasse ein, erst eine 
kleine Bucht umfassend, welche von der dortigen Thunfischerei die 
Tonnara di S. Bonagia heisst, dann in wilder Zerklüftung zwischen 
steilen Wänden ein wüstes Gewirr von rohem und behauenem Ge- 
stein umschliessend und muldenförmig bis zur Höhe der Terrasse 
aufsteigend. An den Abhängen stösst man auf Treppen, welche in 
den Felsen gehauen sind, auf Gebäudefundamente, auf Mauerspuren, 
Strassengeleise, Grabhöhlen. Die Terrasse selbst ist am oberen Ende 
der Cava erst eine Strecke von 130 m ganz flach. Dann beginnt 
aber eine etwa 800 m lange und 9-i2 m hohe Felsenböschung 
genau in südlicher Richtung bis zur Casa Gastellentini zu ziehen, 
und ihre weitere, ebenfalls 800 m lange F(»rtsetzung ist eine künst- 
liche Anlage von erstaunlicher Grossartigkeit, i Sie besteht in einer 
senkrechten Wand, welche mit westwärts gekehrter Stirnfläche aus 
dem ganz sanften Felsenabhang Achradinas nach dem Binnenplateau 
herausgehauen ist und aus dem ihre ganze Basis wenigstens 2 m 
hoch bedeckenden Schult noch heute 4-5 m herausragt. Hier 
genügte also eine verhältnissmässig niedrige, zinnengekrönte Mauer 
zur Vertheidigung des unzerstörbaren Felsenwalles. Dieser hört süd- 
lich da auf, wo die natürliche Abdachung Achradinas nicht mehr 
nach Westen hin gerichtet ist, und nun folgt 400 m weit eine 
ganz flache nach Süden geneigte Ebene, durch welche einst die 
freilich in Spuren nicht mehr nachweisbare Mauer sich fortsetzen 
mussle bis zur Schlucht am Fusse des Gozzo del Romito. Wie die 
Cava di S. Bonagia im Norden die Achradinaterrasse von Tycha ab- 
trennt, so bildet jene im Süden die Grenze ^^egen die Temeniteshöhe 

• 

hin. Von ihrem Ostabhang stieg die Mauer in die Niederung hinab, 
und hier zeigt . die Bodengestaltung in Verbindung mit der im vori- 
gen § über die grösste natürliche Annäherung zwischen Ortygia und 
dem Festland gemachte Beobachtung ganz deutlich, wo die älteste 
Westgrenze Unterachradinas war. Die tiefste Senkung der ganzen 
dortigen Ebene gibt sich nämlich durch eine Bachrinne kund, welche 



' Sav. Cavallari hat sie im J. 1839 entdeckt und zuerst in Serradifalcos Ant. 
//«• Sic. Bd. IV. Taf. 1 veröffentlicht. 



— 30 — 

in lan|j^eslreckt(3i-, sclimalci' Schlucht \oii der Cavi am Cozza IlI 
Romito südoslwärts zum kleinen Hafen hinlauft Vuf ihrem 0^t^aln^ 
muss die West.mauer der ülteslen Doppelstadt sich Ortj^na gemhert 
haben. Nach Anlage des neuen noch jetzt iiestehenden Isthmus 
aher erfuhr, wie wir später sehen werden Unleiachiariina hjlIi 
Westen hin eine liedeutende Aeiprosaerun^, und «eine neue Mauei 
mochte seitdem ungefähr 700 m weitei westlich im grossen Hafen 
enden. 

Die Bevölkerungs menge Athiadinas wud ^eiade aut dei etwa 
'i^Jg qkm grosseil obersten Teriasse tiBlz des Mangels alter uhu 
den öden Felsboden sich erhel enden Monumente docli durch un 
zweifelhafte Spuren bezeugt. An iielen Stellen «leht min eine Men^ 
von viereckigen Steinschnilten, welche entstanden duich d)% Heioii» 
hauen von Quadern zugleich als Bettungen zur Fundamentierung von 
Gebäuden dienten. Dazu kommen zahlreiche Strassenreste, welche 
mit ihren tiefen Fahrgeleisen leliliaflen Verkehr beweisen und fast 
alle in nordaüdlicher Richtung gerade /wischen Ober- und Unter- 
achradina die Verbindung herstellten. In den Südrand der Hocli- 
terrasse schneiden ausser der begrenzenden Cava am t^zo del Romilo 
drei Schluchten zwischen den I.atomien Casale und der Kapuziner 
ein. Alle vier wurden zur Anlage von heule noch deutlich erkenn- 
baren Verkehi-sstiassen benutzt. Auch an dem Ostabhang führen 
Strassen spuren nach der unteren Terrasse hinab. Indessen lässl sich 
die hreile Hauptstrasse, welche nach Cic. Verr. IV 119 von dem 
einen Ende Achradinas bis zum andern reichte, mehr ahnen als konsta- 
tieren. Da sie offenbar Achradina der Länge nach, also von Süden 
nach Norden in zwei Hälften zerlegte und die vielen Querstrassen sie 
von Osten nach Westen schnitten, sollte man meinen, dass sie 
durch die östlich an die Latomie Casale angrenzende Schlucht auf- 
süejs- Wirklich setzt sich auch die dortige antike Strasse auf der 
Terrasse über einen halben Kilometer nordwärts fort. Da sie aber 
gerade auf dem flachen Plateau einen stark gekrümmten Bogen 
beschreibt, so haben wir in dieser Forlsetzung schwerlich die alte 
Hauptstrasse Ächradinas zu erkennen, denn aus Ciceros Werken 
wird offenbar, dass diese in gerader Linie lief. 

Die überwiegende Verkehrs rieht ung, wie sie die meisten der noch 
heute nachweisbaren Strassen bezeugen, wird auch durch die gesamte 
Lage von Aehradina bestätigt. Bei der Steilheit und Hafenlosigkeit 



— 31 — 

seiner Ost- und Nordküste — die winzige Tonnara S. Bonagia kann 
für eine so grosse Stadt nicht in Betracht kommen — war Achra- 
dina auf den Westen und Süden hingewiesen. Aber auf der West- 
seite bildete die Cava S. Bonagia gegen Tycha und dife am Gozzo 
del Romito gegen Temeniles - Neapolis den Verkehr hindernde 
Grenzen, und die dazwischen liegende Strecke musste, wie wir gesehen 
haben, gegen das Binnenland hin ebenfalls mehr verschlossen und 
verschanzt, als geöffnet und zugänglich gemacht werden. So bleibt 
denn als eigentliche Frontseite nur die südliche übrig. Nach dem 
Süden, d. h. nach den beiden Häfen und nach Ortygia hin war 
Achradina in erster Linie gerichtet. Die Vereinigung dieser zwei 
Vorstädte von Syrakus ist nicht eine künstlich gemachte, sie ist eine 
natürlich gegebene. Syrakus ist von Anfang an See- und Hafenstadt. 
Ihre Verkehrswege nach dem Binnenland gehen von Ortygia aus. 
Die von da nordwärts führende Küstenstrasse, deren natürlicher Lauf, 
wie der der heutigen Strasse nach Gatania, durch die Cava am Gozzo 
del Romito auf die Terrasse und an deren Nordabhang durch die 
Scala greca nach der megarischen Feldmark hinunter ging, nach Ober- 
achradina hinein zu verlegen gab es keine Veranlassung, und die 
west- und südwärts durch das syrakusische Territorium führenden 
Strassen hielten sich von Ortygia und dem ihm zunächst gelegenen 
Unterachradina an naturgemäss in der Ebene. Was aber die Verbin- 
dung Oberachradinas mit dem Binnenland betrifft, so vollzog sich 
dieselbe wahrscheinlich nordwärts durch den Stadttheil Tycha und 
südwärts durch Temenites-Neapolis da, wo diese oberhalb der beiden 
trennenden Schluchten unmittelbar an Achradina stiessen. Nach 
beiden Seiten hin musste sie sich an die oben erwähnten drei Haupt- 
strassen anschliessen. 

So sehen wir Achradina und Ortygia zu einer in langer Aus- 
dehnung von Norden nach Süden hingestreckten und am kleinen 
Hafen so zu sagen zusammengeschnürten Doppelstadt vereinigt. 
Ortygia ist die kleinere Wasserfestung, Achradina die grosse Land- 
testung, deren riesige Akropolis und zugleich bevölkertsten Theil die 
Oberterrasse bildet. Die Mauern der Festlandstadt boten Hunderttau- 
senden Schutz, und der lange Streifen der niederen Ostterrasse Ober- 
achradinas, auf welchem sich keine Spuren menschlicher Wohnstätten 
finden, mochte für den Fall einer Belagerung als Aufenthalt der 
Reitpferde, des Schlacht- und Zugviehs reserviert geblieben sein. 



— :]2 — 

Aber auf der andern Seite ist die Oberstadt von Achradina auch 
wieder gegen die südliche Unterstadt und Ortygia nicht nur durch 
die natüdichen Felsenabhänge, sondern auch durah die künsthch 
angelegten Eatomien abgeschlossen. "Wir werden unten sehen, dass 
man in den ersten Jahrzehnten des Bestehens von Syrakus wahr- 
scheinlich zuerst die feste Hochterrasse und nicht in erster Linie die 
der Insel zunächst liegende südliche Niederung besetzte. Einen offen- 
baren Beweis dafür bilden die am Südrand der Terrasse angelegten 
Latoniien. Denn war auch ihr erster Zweck Steingewinn, so' dienten 
sie doch mit ihren senkrechten Wänden unbedingt auch zur Ver- 
stärkung der Festigkeil, von Oberachradina an solchen Punkten, wo 
die sanftere Abdachung der Terrasse ein Ersteigen erleichtert hätte. 
Dieser Zweck ist nur dem ersichtlich, welcher sich durch den Augen- 
schein davon überzeugen kann. Nun hätte es aber keinen Sinn 
gehabt, die Latomien so anzulegen, wenn Achradina zuerst in der 
Niederung angesiedelt worden wäre, und ebenso wenig, wenn sie 
erst zu einer Zeit so angelegt worden wären, wo Achrad ina sich 
sch(>n von der Terrasse nach der Niederung ausgedehnt hätte und 
Ober- und Unterachradina eine zusammenhängende Stadt bildeten, 
von deren Trennung durch Befestigungsanlagen überdies nie eine 
Silbe überliefert wird. 

Es mag hier am Orte sein, über die syrakusischen Latomien im 
Zusammenhang zu sprechen. Diese ebenso imponierenden wie be- 
rühmten Steinbrüche beginnen an der Südostecke von Oberachrad ina 
mit der Latomie der Kapuziner und begleiten mit Unterbrechungen 
niehr als 2 km weit den Südrand der Terrasse bis zu der Para- 
dieslatomie bei dem Theater. Eine Ausnahme machen nur die Lato- 
mie Novantieri auf Achradina und die ganz isolierte von Bufalaro 
auf Epipolai. Beide sind auf dem Plateau selbst in den Fels hinunter- 
gebrochen. Da wir über die Anlage keiner einzigen Latomie eine 
Ueberlieferung haben, auch die Technik bei allen völlig dieselbe ist^ 
so können wir nur ganz im allgemeinen auf Grund von litterarischer 
Erwähnung ihrer Existenz und von historisch-topographischer Kombi- 
nation ihr Alter bestimmen. Natürlich erkennen wir in denjenigen 
die ältesten, welche der ersten Stadtanlage am nächsten sind. Zugleich 
mit der Erweiterung von Syrakus mussten auch die Steinbrüche nach 
Westen vorrucken. Die Urstädte Ortygia und Oberachradina erhielten 
ihr Steinmaterial offenbar aus den Brüchen Gappuccini, Broggi, Gasale, 



— 33 — 

Cozzo del Romito, Novantieri, das westwärts erweiterte Unterachra- 
dina und Temenites-Neapolis aus denen del Paradiso und di S. Ve- 
nera ; die von Bufalaro kann erst entstanden sein, als die Befesti- 
gung von Syrakus die ungeheure Ausdehnung bis zum Euryalos erhielt. 

Alle Steinbrüche sind mit senkrechten Wänden, welche zum 
Theil eine Höhe von 30 m erreichen, angelegt. Die horizontalen 
Abweichungen dieser Wände von der geraden Linie, ihre Ausbuch- 
tungen und hie und da seitwärts in den Fels hineingebrochenen, 
unterirdischen Gallerien, deren Decke von mächtigen Pfeilern getra- 
gen wird, verdanken . ihre Entstehung der Ungleichartigkeit des 
Tulfs. Man ging für die Errichtung von Tempeln und andern 
hervorragenden Bauwerken dem besseren Material nach (s. B. III. 
Tbl. II § 5). Es sind nämlich Tuffkerne, in welchen eine reichlichere 
Menge von kohlensaurem Kalk und Magnesia das Bindemittel der 
feinsten Muschelsubstanz bilden (dolomitischer Kalktuff), in Form 
ungeheurer Mandeln meist aufrecht stehend in das gröbere Gestein 
eingemischt. Sobald nun die Steinbrecher auf solche stiessen, arbei- 
teten sie diesem kostbarsten Tuffe nach und kamen so ganz natür- 
licher Weise zur Aushöhlung von schmalen, hohen Grotten, welche 
unten breiter als oben sind und zwischen denen man den minder- 
werthigen Felsen als Pfeiler stehen Hess. 

Die Grösse der einzelnen Steinbrüche hing von der Güte des 
Tutfes und von der Nachbarschaft der zu errichtenden Gebäude ab. 
Insgesamt haben sie eine erstaunliche Fülle von Material geliefert. 
Man mag daraus einen Schluss auf die von keinem alten Schrift- 
steller gemeldete Bevölkerungszahl ziehen und dabei erwägen, dass 
vieler Häuser Bausteine nicht aus den Latomien bezogen, sondern 
an Ort und Stelle selbst durch Ebnung des Platzes, Anlage. von 
Kellern und dergl. gewonnen wurden, dass ferner der Rand der 
grossen syrakusischen Terrasse nicht bloss die Ringmauer trug, 
sondern auch fast überall selbst die Quadern dazu lieferte. Es lässt 
sich berechnen, dass aus sämtlichen Latomien gegen 5 Millionen cbm 
Steine herausgeholt worden sind, nämlich : 

1) aus der Latomie des Paradieses cbm 850000 

2) y> )) der Kapuziner » 850000 

3) )) » von S. Venera. . . . y> 700000 

Ueberautragen . . . cbm 2 400000 

Lupus, Die Stadt Syrakus. 3 



— IH — 

üeberlrag . . , cbm 2400Ü0Ü 
■4) QUä der Latomie Broggi und Casale ... » 450 Üüü 
5) aus den kleineren SteinbrücUen Regia Corte, 

Beiiante, S. Maria di Gesü, Adorno, S. Giu- 

liano, Coizo del Romito, Le Grotte u. a. » 1'iOÜOOO 
<!) endlich aus verschiedenen Brüchen auf dei- 

Halliinsel Maddalena » 650 000 

Summa . . . cbm 4 700000 



§ 7. Tycha. 

Die nordöstMche EclvC des Terrasse ndreieclts, welches sich west- 
licli an Achiadina anschhessl, nahm den Nachrichten der Alten 
zufolge Tycha ein. Es war einst die nördhche Vorstadt von Achradina, 
wie Temen ites-Neapolis die südliche. Der Gegensatz, in welchem 
beide Staditheile vor mehr als '2000 Jahren zu einander standen, 
dauert gewissermassen noch heute iort. Hat die an der Stirnseite 
von Syrakus in der Nähe des Marktquailiers und des grossen Hafens 
jjeleyeQC glänzende Heilenenstadt Neapolis an dem Südrande der 
Terrasse und unterhalb desselben eine Reihe gi-ossa Niger und inler- 
cssanter Monumente aufbewahrt, so ist von dem abgelegenen Tyclia, 
welches wahrscheinlich die von den Griechen aus Ortygia und Achra- 
diiia verdrängten Sikeler gegründet haben und dessen Hauplbevölke- 
rung sie wohl auch nocli in der Biülhezeit von Syrakus gewesen 
sind, abgesehen von den Notd mauert ri'mimern und wenigen Kundamen- 
tierungs-Bettungen in dem Felsboden so gut wie nichts mehr erhallen. 

Seine Nordgrenze ist durch die Festungsmauer bestimmt, welche 
sich von der Seala greca erst oben am Terrassen rand, dann an dessen 
l'uss unmittelbar am Meeresufer nach der Cava di S. Bonagia hin 
verfolgen lässl. Auch die Ostseile ist durch die Abhänge eben dieser 
Cava gegeben. Schwieriger dagegen isl es zu konstatieren, wie weil 
sich Tycha nach Westen,, und vollends, wie weit es sich nach Süden 
hin erstreckt hat. Für die Anselzung seiner Westgrenze haben 
wir einige Anhallspunkle. Ungelahr 300 m westlich von der Casa 
Agnetta Reale l>eginnt eine ausgedehnte Nekropolis, welche sich nach 
der Form ihrer Grabanlagen und der Art ihrer Vasen als sikelisch 
erweist. Es ist kaum anzunehmen, dass Tycha dieses Grabfeld noch 
inngesöhlossen habe. Aber wir kommen auch zu positiven Resultaten. 



— 35 — 

Dionysios I hat '^rpc^ toi? 'ESn:6Xoi;', d. h. von der Nordwestecke 
Tychas an, den Nordrand Epipolais befestigt. Die Mauer War 30 Stadien, 
= 4500 m, lang. Es ist dies (s. S. 24 Anm. und unten § 10) 
fast ganz genau die noch jetzt messbare Mauerstj*ecke von dem Nord- 
ostende der Euryalosfestung bis zu der Barriere der Scala greca, 
dem Punkte, wo die Strasse nach Catania in langer Windung die 
Terrasse verlässt, um zur Targettaniederung hinabzusteigen, und wo 
allein in der ganzen dortigen Gegend die Beschaffenheit des schlucht- 
artig zurücktretenden Terrassenrandes jene grosse Sladtthoranlage 
zuliess, welche sich aus 6 Thorbauten hintereinander zusammenseilzte. 
Endhch ersieht man aus der livianisehen Erzählung von der Ein- 
nahme Epipolais durch Marcellus, dass das Hexapylon ausserhalb 
Tychas lag. Somit werden wir nicht fehlgehen, wenn wir Tychas 
Nordmauer bis an die Barriere der Scala greca reichen und von da 
aus seine Westgrenze etwa längs der gewiss schon aus dem AHer- 
thum herrührenden Gataniastrasse südwärts laufen lassen. 

Die Südgrenze von Tycha lässl sich nur ganz im allgemeinen 
ziehen. Denn wir sind bei dem absoluten Fehlen aller antiken Res^te 
lediglich auf die Notiz des Livius angewiesen, dass Marcellus sein 
Lager gegen Achradina zwischen Neapolis und Tycha aufgeschlagen 
habe-. Es muss also zwischen dem auf der Höhe gelegenen Theil von 
Neapoh's und Tycha genügender Raum für die Breite des römi.scheu 
Lagers gewesen sein. Um dessen Position zu linden, hilft uns die 
Beschaffenheit des dortigen Terrains. Seine Wellenbildung ist näm- 
lich gerade zwischen den zwei ehenialigen Stadttheilen derart, dass 
sich hier jenem künstlichen Felsen wall gegenüber, welcher die Basis 
der mittleren Achradinawestmauer war, ein nach Nord, Ost und Süd 
die Umgegend beherrschender Höhenrücken vorschiebt und in einer 
Breite von ungefähr 800 m eine Erhebung von 60 m über Meer bei- 
Jjehält. An Wasser konnte es in dem Gebiet, welches das römische 
Lager eingenommen haben musste, nicht fehlen. Denn von hier 
zieht der Aquädukt des Paradieses und etwas weiter westlich da, wo 
ungefähr der athenische Kyklos errichtet worden war, der des Nym- 
phaeums mit zahlreichen Luftschachten oder Brunnen nach Süden. 
Die Gontrada Teracati und die Gase Greci, Moscuzza, Tarantello, 
Buonincontro, de Benedictis, Geleste, de Franchis, vielleicht auch 
noch Gargallo, mögen in den einstigen Bereich des römischen Lagers 
fallen. So wei.sen wir denn dem nach Gicero sehr dicht bewohnten 



w 



» 






— 36 — 

Tvcha zwischen Achradina und der Cataniastrasse einerseits, andrer- 
Vfit<c zwiscbeft dem Meeresufer und einer südlich von den Gase 
Gr«^'0 und Annino gez<^enen Linie einen Flächenraum von etwa 
1 1 i qkm zu. 

Tycha hatte zwar, verglichen mit den andern drei östlichen 
Theilen von Syrakus, eine etwas isolierte Lage, es trug aber in sich 
^ll>^t die Bedingungen einer eigenen Stadt, auf deren vorwiegende 
Sikelerbevölkerung — Killikyrier war der Name der von den Syra- 
ku>ern unterjochten Ureinwohner — der Charakter der Gräber- 
anlage bei Casa Agnetta Reale schliessen lässt. Auf zwei Seiten durch 
steile Felsenabhange gesichert, bedurfte es vor dem Bau des grossen 
dionysischen Festungsringes nur auf den beiden andern Seiten beson- 
ders starker Mauern zu seinem Schutze. An Lebensmitteln war kein 
Mangel. Quellen an seinem Nordrande und moderne Leitungen in 
der Targia beweisen, dass man sich gutes Trinkwasser verschaffen 
konnte. Die ausserordentlich fruchtbare Targianiederung , zu der 
man von Tycha unmittelbar hinalistieg, lieferte eine Fülle von 
Getreide und das nahe Meer seine Fische. Die kleinen Buchten 
S. Bonagia und Treulos dienten aber nicht nur dem hier stets sehr 
er;:iebigen Thunfisrrhfang, sondern ermöglichten auch unabhängig 
von d^n lieiden südlichen Häfen einen gewissen Handeisverkehr. 

§ 8. Neapolis. 

Neapolis, von dessen topc^aphischer Fntwicklimg wir im 2. Buch 
litterarische Nachweise finden werden, dehnte «ich sowohl südlich 
als auch nördlich von dem Theater und den zwei angrenzenden 
Latomien aus. Zwar sind auf der Hochterra^ne aligesehen von 
Strassenspuren im Felsboden gar keine Resti* (\i*r alten Stadt mehr 
erhalten, aber es wird wiederholt ausdrücklich ülierliefert, dass 
Neapolis mit EinschJuss des Temenites sich auch ülK;r die Höhe hin 
erstreckte. Es setzte sich also aus zwei durch den Terrassenrand von 
einander ges<:hiedenen Theilen zusammen. Uhhh auch es, obgleich 
später ausgeprägte Hellenenstadt, doch an Sl/flUi einer ursprünglichen 
Sikeleransiedlung getreten ist, beweisen die w^fitauKgedehnten Gräber- 
anlagen. Dieselben zerfallen in zwei Hauptj^nipiMjri : i) die entweder 
vereinzelt oder in Komplexen am Ost- und Südrand des Hochplateaus 
sich hinziehenden Graber delle <"-"- *<*! T/.afro und del Fusco 



- 37 - 

und 2) die grosse Nekropolis del Fusco in der gleichnamigen Contrada 
auf der südlichen Vorterrasse. 

Die Nekropolen am oberen Terrassenrand sind in ihrer ersten 
Anlage (s. B. III) uralt und sikelisch, aber später von den Griechen 
benutzt und zum Theil umgestaltet worden. Am beachtenswerthesten 
wegen seines alterthümlichen Charakters ist ein unterirdisches Grab 
nahe bei der Osteria Ambra an der sogenannten Grotte neben der 
Cataniastrasse. Es gleicht vollständig den Sikelergräbern, welche vor 
einigen Jahren auf der Halbinsel Thapsos entdeckt worden sind. ^ 
Jedoch kann die von da bis über das Theater hinaus sich hinziehende 
und zum Theil schon durch die Anlage der Latomien zerstörte Nekro- 
polis auch bei den Griechen nicht länger in Benutzung geblieben 
sein, als bis das griechische Neapolis sich unter- und oberhalb des 
Abhangs entwickelte; insbesondere ist es undenkbar, dass die Todten- 
bestattung in unmittelbarer Nachbarschaft des Theaters fortgesetzt 
worden gei. Ja man hat sogar den südlichen Theil der dortigen 
Nekropolis zerstört, um das Theater herzustellen und den Zuschauer- 
raum ringsum würdig abzuschliessen ; man hat eine Wasserleitung 
zur Eix[uickung der Zuschauer in das jetzt sogenannte Nymphaeum 
oberhalb des Theaters geführt und damit dieser Grotte, welche ebenso 
wie die vielen Nachbarhöhlen als Grabstätte angelegt worden war, 
ihren alten Charakter genommen (s. B. III). 

Das weite Grabfeld del Fusco lässt aus der Masse der in den 
Tufffelsen eingetieften und mit Tuffplatten bedeckten Loculi sowie 
aus den in ihnen gefundenen Vasen mit Sicherheit erkennen, dass 
hier fast ausschliesslich Griechen, und zwar wahrscheinlich schon bald 
nach der Gründung der Stadt, jedoch erst seit der Zeit bestattet 
haben, wo die korinthische Kolonie sich nach Achradina hin ausdehnte. 
Denn so lange die Stadt Syrakus auf Ortygia beschränkt war, wird 
man bei der grossen Entfernung des ältesten Verkehrsweges zwischen 
Insel und Festland (s. S. 26) von der Contrada del Fusco nicht 
gerade sie zum Friedhof bestimmt haben. Wie günstig dagegen für 
immer ausgiebigere Benutzung lag diese Begräbnissstätte nach der 
Erweiterung von Achradina bis zum grossen Hafen und nach dem 
Entstehen von Neapolis. Bis jetzt haben sich freilich hellenische Gräber 



^ Sav. Cavallari, der Entdecker, hat sie in dem Archiv, stör. Sic. anno V. 
1880, S. 121 ff. veröffentlicht. 



- 38 — 

nur aus den ersten Jahrhunderten von Syrakus gebunden, aber der 
Charakter der Grabanlagen und der Stil der Vasen mil dunkeln Figuren 
auf gelblichem Grund lässt deutlich auch hier schon verschiedene 
Entwicklungsstufen erkennen. ^ Dafür, dass auch hier einst Sikeler 
begraben worden sind, sprechen nur noch ganz vereinzelte Spuren. 
An dem westlichen Ende, welches bis zur Contrada Galera reicht, 
sind die Gräber alle römisch, wie zahlreiche Karniesstücke von Tuff 
und das Fragment einer lateinischen Inschrift beweisen. 

Besonders glückliche Funde hat man an der Südostecke der 
Terrasse del Fusco und südlich von derselben in den letzten zwei 
Dezennien gemacht ; vornehmlich hat der kaum vollendete Bau der 
Eisenbahnlinie Siracusa-Licata bewiesen, welche Fülle von Schätzen 
auch in der westlich an Unterachradi na angrenzenden Niederung noch 
zu heben ist. Im Jahre 1871 kam in der Nähe der Gräbergruppe 
von Raeli ein schöner archaischer Terrakottenkopf mit Diadem zum 
Vorschein : eine Arethusa oder Artemis. 2 Dann folgte beim Eisen- 
bahndurchstich in der Nähe der Casa Impellizzeri die Entdeckung 
einer Menge von Terrakottabildern, der Mehrzahl nach weibliche 
Köpfe, deren ganz archaischer Typus an schöne syrakusische Münzen 
älteren Stiles erinnert. 3 VVir dürfen hier wohl eine Aufbewahrungs- 
slätte von Votivbildern für Leichenprozessionen annehmen und erinnern 
an ähnliche Funde in Griechenland und Italien, z. B. Gavallari's 



1 Ein neuerdinpis gemachter Fund mag auf dasselbe Resultat hinführen. Wäh- 
rend nämlich die Vasen aus der Nekropolis del Fusco bisher nur Thierfiguren (Löwen, 
Tiger, Vögel. Sphinxe) aufwiesen, enthält eine vor wenigen Jahren zu Tag gekom- 
mene ausser diesen auf einem breiten^ hellen Streifen die Figuren von 4 gerüsteten 
Kriegern in Schwarz. Zwei derselben kämpfen mit einander zu Fuss, zwei berittene 
halten hinter ihnen, einer derselben mit einem Abzeichen am rechten Arm. Betrachten 
wir die Vase als Repräsentantin einer Uebergangsepoche, in welcher die Gefäss- 
dekoration zu den Tbiergestalten die der Menschen fügte. Ob eine zweite Eigen- 
thümlichkeit unserer Vase, das Auftreten von Wasservögeln unter den Thierbildern, 
in Beziehung zu dem nahen Sumpfe Lysimeleia steht, lassen wir bei dem ein- 
maligen Vorkommen dahingestellt sein : auf den Vasen und M'lnzen Kamarioas ist der 
Wasservogel ein oft vorkommender Hinweis auf den lästigen Nachbar dieser Stadt. 

*^ Veröffentlicht von Sav. Cavallari im Bulletüno della Commissione delle Anti- 
chitä e Belle arti di Sicilia, Nr. VI. IS'TS, S. 7 und Taf. I 3. Der Kopf ist im Besitz 
des Grafen Mezio, aber ein anderes Exemplar, welches aus derselben Form stammt, 
ist seit längeren Jahren in dem Museum zu Syrakus. 

3 S. Sav. Cavallari's Bericht in den Notkie degli Scavi der r, Accademia dei LincH, 
Rom, Juli 1881, S. 198 If. 



— 39 -- 

in der NekropoHs Manicalunga zu Selinunt. Auch römische Gräber 
sind in dieser Gegend jetzt durch zwei Urnen inschriften ef wiesen.' 
Endlich führte im Jahr 1881 die Anlegung der Eisenbahnlinie 
durch die Pantanelliniederung in der Richtung nach den) Olym- 
pieion zu überraschenden Entdeckungen. Wer hätte geahnt, dass 
sich in dieser Sumpfgegend, kaum 1 m über dem Meeresspiegel, 
Grabanlagen ßnden würden? Und doch sind deren nicht nur ver- 
schiedene und kostbar in Quadern aufgebaute an das Tageslicht 
gekommen, sondern auch in einer Länge von 300 m herrliche 
Architekturfragmente guten Stils und vollendeter Ausführung, zierliche 
kannelierte Säulen schafle, welche zu kleinen Grabdenkmälern gehörten, 
und, was besonders bemerkenswerth ist, Abschnitte eines künst- 
lichen Fussbodens aus grossen Tuffquadern, welche mit hydraulischem 
Mörtel verputzt sind. Zuerst glaubte man es mit Fussböden von 
Gebäuden zu thun zu haben, aber der Umstand, dass sie sich in 
derselben Richtung wie die Eisenbahn nach dem Olympieion fort- 
setzten und zugleich zahlreiche Fragmente von Grabstelen gefunden 
wurden, lassen auf eine Via sacra schliessen, welche von der Nekro- 
polis del Fusco nach dem Heiligthum des olympischen Zeus hinführte. 
Auch Mauern aus Quaderblöcken, theils in westöstlicher theils in 
nordsüdlicher Richtung laufend, werden von der Eisenbahn durch- 
schnitten. Zwei derselben sind über 1 1/2 m dick. Sie mögen zu 
Befestigungswerken gehört haben. 

Für die Bestimmung der ältesten Westgrenze des unteren Theiles 
von Neapolis bietet uns die Beschaffenheit des Terrains einen ähn- 
lichen Anhalt, wie für die Ansetzung der frühesten Westmauer von 
Unterachradina. Etwa 100 m unterhalb des Theaters beginnt 
nämlich ein Rain, welcher bald zu einem mehrere Meter westwärts 
abfallenden Abhang wird, in Bogenlinie südöstlich nach der Casa 
Innorta hin zu ziehen. Diese natürliche Böschung, an deren Fuss, 
wie wir oben S. 21 sahen, einst das Sumpfgebiet begann, musste 
als Basis dienen für die Schutzmauer der Achradinavorstadt, aus 
welcher sich Neapolis entwickelte. Sie umschloss noch die Gegend 



1 Diese lauten : Q . CORNIFICIVS. und Q . CORNIFICI. 

Q . LIB . IVVENALIS. Q • LIB . HERMES. 

VIXIT . ANNOS . Villi PIE . SALVE 
PIE SALVE 



— « — 

des grossen Altars und des Amphitheaters. .S. B. 11. Tlil. III 
§ 4 a. E. Nun könnte es scheinen, als ob ein schlagender Beweis 
ffir diese Behauptung die 1864 bei Ausgrabung des römischen 
Gebiluiiea in der ('..impagna Bufardeci enttleckte Mauer wäre.i Aus 
mächtigen Quadern, von welchen zum Theil noch zehn Schichten 
erhalten sind, aufgeführt, ist sie olTenbar ein Rest der Stadtmauer. 
Aber leider sind die Ausgrabungen nicht weit genug ausgedehnt 
worden, um zu einer Enischeidung der Frage zu führen, ob diese 
Mauer ein Tlieil der Neapolis ei nsch liessenden gewesen ist, oder zu 
dem nath Westen hin erweiterten Unterachradioa (s. S. 30) geliörl 
hat. Eine Wiederaufnahme der Arbeilen und eine gründliche 
Untersuchung der Umgegend des rämischen Gebäudes und des 
Pozzo deir Ingegnere würde endlich AuHtlärung ober die Lage, 
die BeschaÜenbeit und Umgebung des alten Markles, des hoch- 
wichtigen Centi-ums von Syi-skus bringen ; sie würde alier auch 
Gewissheit darüber verschaffen, bis wohin die Westmauer von Unter- 
achradina überhaupt vorgeschohen worden ist; und damit wäre 
zugleich die Oslgrenze von Neapolis Itestgestellt. Einstweilen al>er 
schlummern noch mit ganz vereinzelten Ausnahmen alle antiken 
Ueherbleibsel unter der Erdschicht, welche die weile Tiefebene 
zwischen dem unteren Auapos und der Hochferrasse deckt. 

Die Frage, wie weit sieh in den späteren Jahrhunderten das 
vergrösaerle Nenpolis weslwärts erstreckt habe, lässt sich bis jetzt 
nur negativ beantworten. Ist es schon an und für sich unwahrschein- 
lich, dass die wachsende Stadt der Lebenden sich in die Behausungen 
der Tüdlen eingedrängt habe, so kommt die Thatsache hinzu, dass 
bei den gründlichen Ausgrabungen gelegentlich des Baues der Eisen- 
bahn Siracusa-Licata an der Casa ImpelUzzeri auf eine weile Strecke 
hin zwar viele alt griechische und, wie die erwähnten zwei dort gefun- 
denen Urnen mit lateinischen Inschriften beweisen, noch von den 
Römern der Kaiserzeit benutzte Grabstätten an das Tageslicht geföi'derl 
wurden, aber keine Ueherresle von Wohngebäuden sich fanden. Es 
scheint demnach, als ob sich Neapolis sudlich vom Theater nicht ülier 
die Conirada del Fusco ausgedehnt, sondern später nur noch die Sen- 
kung zwischen dieser und der eben konstatierten ältesten Westgrenze 



1 S. S.'liLihrii,^ in äe.u MoimUhi:: d. Iigl. jireiiss. Akad. d. Wiss., Berlin 1866, 



— 41 — 

eingenommen habe. Nördlich vom Theater aber sind wir ausser 
Stand auch nur vermuthungsweise eine westliche Grenze zu ziehen. 
Die Mauer, welche die Syrakuser im J. 415 auf 414 vor dem Teme- 
iiites her aufgeführt haben, blieb ohne Frage mindestens bis zur 
Dionysischen Epipolaibefestigung stehen. Später wurde jene feste 
Grenze wahrscheinlich beseitigt. Um aber auch nur anzudeuten, wie 
weit darauf das obere Neapolis noch gegen Epipolai vorrückte, fehlt 
uns Jeder topographische und historische Anhalt. 

Ehe das Neapolis der Tiefebene mit dem Temenites auf der 
Höhe vereinigt wurde, hatte es nach Norden hin einen genau be- 
stimmten, natürlichen Abschluss an den Abhängen der Terrasse, 
welche vom Theater an erst östlich, dann nördhch ziehen und etwa 
zur Hälfte durch die Latomien in senkrechte Felswände verwandelt 
worden sind. Diese Absperrung musste aber in hohem Grade lästig 
werden, sobald die wachsende Bevölkerungsmenge der Neustadt es 
gebot, auch die Höhe mit Wohnungen zu bedecken. Heutigen Tages 
ist westlich von der sog. Grotte der Verkehr zwischen oben und 
unten ein sehr beschränkter. Es stehen nur zwei Strassen zur Ver- 
fügung, die eine zwischen den beiden Latomien des Paradieses und 
S. Venera, deren senkrechte Felswände zum Theil über 25 m hoch 
sind ; die andere führt im Bogen zwischen dem Theater und den 
seinen oberen Band noch um 12-14 m überragenden Felsen zu 
den Gräberstrassen hinauf. Im Alterlhum muss der Verkehr- zwischen 
Ober- und Unterneapolis bis in die )*ömischen Zeiten hinein leichter 
gewesen sein. Nicht als ob die beiden Latomien erst durch spätere 
Ausbeutung zu einem so unüberwindlichen Verkehrshinderniss ge- 
worden wären, eine Annahme, welche sich von vornherein im Hin- 
blick auf den raschen Verfall der Stadt unter der römischen Herr- 
schaft widerlegen würde : wohl aber können ohne wesentliche Um- 
gestaltung der Latomien damals bestehende Verbindungen im Laufe 
der letzten zwei Jahrtausende zerstört worden sein. Diese Vermuthung 
wird durch folgende Umstände zur Gewissheit. Die Nordwand der 
Paradieseslatomie zeigt einige der S. 33 beschriebenen Grotten und 
Gallerien, wie das sog. Orecchio di Dionisio und die Grotta dei Gordari. 
Vor diesen von Pfeilern getragenen und in den natürlichen Felsen 
eingewölbten Gallerien liegen auf dem Boden der Latomie selbst 
Reste solcher eingebrochenen Felswölbungen und umgefallenen Pfeiler. 
Aber einer der letzteren von ungewöhnlicher Höhe und Dicke ist 



— 42 — i 

stehen geblieben und trägt oben auf seiner Spille noch die Ruinen 
eines Gebäudes. Ohne Zweifel ist dieser Pfeiler der letzte stehende 
Zeuge einer grossen Gallerie, deren Oberfläche im Alterthum nicht 
nur einen Weg von der Terrassenhöhe nach der Unterstadt bildete^ 
sondern auch neben der Strasse noch Raum für Häuser hatte. 

Auch in dem Ohr des Dionys ' sieht man noch Spuren eines, 
älteren und zwar unterirdischen Verbindungsganges, der in allmäh- 
licher Steigung von unten nach oben führte. Es läuft nämlich durch 
die ganze Länge der 65 m weit in den Felsen hineinreichenden 
Grotte an dem oberen Theile ihrer einen Seite eine Vertief ung.» 
welche offenbar der Rest eines Ganges ist. Dieser mündete in die 
Kammer, durch welche jetzt die Gr&tte mit dem oberen Theaterrand 
und der Hochterrasse in Verbindung steht, und setzte sich ohne 
Zweifel einst durch den ganzen, erst später in Folge der Aushöhlung 
der Paradieseslatomie zerstörten, Terrassenabhang bis etwa in die 
Gegend des grossen Altares fort. 

Für das Wiederauftinden alter Strassen von Neapolis geben neben 
der Bodengestaltung die grossen Denkmäler, das Theater, der Altar, 
das Amphitheater, wichtige Fingerzeige : ihren Ausgängen mussten 
Strassenrichtungcn entsprechen. So lief eine Strasse von der Gegend 
des Isthmus her nach der Südwestecke des grossen Altars, wo sie 
in einen weiten Platz vor dessen Westfront mündete, und von dessen 
entgegengesetzter Seite gingen Strassen aus, welche sich zwischen 
Altar und Theater nach dem Zuschauerraum und nach dem Bühnen- 
gebäude des letzteren hin verzweigten. Diejenige Linie, welche, wie 
wir oben sahen, unmittelbar östlich vom Theater aufwärts führte und 
an deren Seite noch bis Ende der siebenziger Jahre viereckige Nischen 
in der Felswand ähnlich denen der Gräberstrassen (s. B. HI. Tbl. 
III § 2) erhalten waren, um dann rücksichtsloser Weise zerstört zu 
werden, bildete in der dortigen Gegend eine wichtige Verbindung 
zwischen der Tief- und der Hochebene. Denn östlich schliesst sich 
die Paradieslatomie und westlich der steile Abhang an die Theater- 
mulde an. Erst 250 m weiter westlich folgt der auf Karte 1. ver- 
zeichnete Aufweg von der Contrada Fusco auf das Hochplateau. 

Die Längenachse des Amphitheaters und ihre südöstliche Strassen- 
fortsetzung weist gerade auf den Isthmus und Ortygia hin, während 
der nördliche Ausgang zwei Wege nach der Strasse von'S. Nicolö 
entsendet. Der östliche derselben ist der schon obpn erwähnte, welcher 



— 43 — 

weiterhin zwischen den Latomien des Paradieses und S. Venera zur 
Terrasse binaufTührt. Die Strasse von S. Nicolö, ebenfalls antiken 
Ursprungs, läuft von West nach Ost und muss nach Achradina 
hineingeführt haben. 

Schliesslich zieht sich eine zahllose Menge von Radgeleisen von 
Tycha her über die Hochfläche nach Neapolis. Wir sehen, dass zu 
den grossartigen Anlagen für religiöse und profane Versammlungen 
von allen Seiten her. Strassen führten und dem Zusammenströmen 
gewaltiger Volksmassen aus allen Theilen der riesigen Pentapolis 
dienten. 

§ 9. Epipolai und Euryalos. 

Von der im § 6 genau bestimmten Westgrenze Achradinas an 
erhebt sich das grosse Hochplateau von Epipolai in ununterbrochenem 
Aufsteigen bis zum Euryalos. Anfänglich ungefähr 55 m über Meer, 
erreicht es an seinem Endpunkt 152,40 m absoluter Höhe. Gewöhn- 
lich versteht man unter Epipolai nur den westlichen, höheren Theil 
der Terrasse, aber topographisch bildet das ganze, etwa gleich- 
schenklige Dreieck, dessen Basis durch die Schluchten von S, Bonagia 
und am Cozzo del Romito, sowie durch die zwischen beiden sich 
hinziehende Bodensenkung des Hochplateaus, und dessen Spitze durch 
den Euryalos gegeben ist, eine zusammenhängende schräge Fläche, 
deren jetzt an vielen Stellen des Humus beraubter und nackter Fels- 
boden ausser einer Anzahl sehr tiefer und zum Theil durch unter- 
irdische Kanäle mit einander verbundener Brunnen so gut wie gar 
keine Reste aus dem Alterthum aufweist. Nur am Rande ringsum 
werden wir mannigfaltige und erhebliche Zeugnisse alter Geschichte 
und Grösse finden. 

Die Gleichförmigkeit der Oberfläche selbst, deren Wellenlinien 
den freien Blick über das Plateau vielfach hemmen, ist nur in der 
Coritrada Bufalaro durch höhere und abschüssige Felsen unterbrochen. 
Diese erheben sich bis zu 134 m über Meer und fallen in Abstu- 
fungen nach Nord, Ost und Süd bis zu 15 m in die Hochebene ab. 
Sie schliessen die Steinbrüche, welche den Namen del Filosofo 
führen, ein. 500 m westlich von diesen beginnt mit einer Höhe von 
147 m der steile Grat des Euryalos, dessen Osthälfte mit ihrem 
anfangs ganz scharfen, dann nur c. 50 m breiten Rücken gegen 
700 m lang ist. Die Mitte dieser Strecke ist am höchsten und trägt 



— 44 — 

das anlike Kastell; ihr westliches Ende wird durch den äusserslen 
der drei parallelen Festungsgräben von der breiteren Jochforlsetzunjf, 
welche bis zum Belvedere auTsteigt, abgeschnitten. 

Die geschlossene Bildung des Eurya lossatt eis, die natürliche 
Fi^stiykeit seiner sirilen Felsenwände, seine die weile Umgegend 
ringsum beherrschende Lage verliehen gerade diesem Punkte die 
höchste Bedeutung für die Fortifikation von Syrakus. Noch in den 
Jahren der athenischen Belagerung war die nicht von den Syra- 
kusern besetzte Position der Stadt verhangnissvoll; Dionysios 1. 
war es ofienbar, der ihre Wichtigkeit erkannte und den Felsengral 
zum Schlüsselpunkt seiner Riesenfestung machte. Auch das Belvedei-e 
mil seinem noch höheren Bergkegel in die Festungswerke herein- 
zuziehen wäre ein bedenkliches Verlängern der Verlheidigungslinie 
gewesen, ohne dass daraus der Festinig seihst gegenüber den antiken 
Belagerungsniilteln irjfend ein grösserer Nutzen erwachsen wäre als 
ihn unser Kastell gewährte. Der Umblick von seinen 5 Weslthünnen 
ist in der That ein allseitiger. Jede feindliche Annäherung von dem 
sicilischen Randgebirge her lässt sieb beobachten ; die ungeheure 
Fläche der alten Stadt selbst nicht nur lässt sich übersehen, uud 
überwachen, was auE ihr, was in dem grossen Hafen vorgeht, sondern 
weiterbin reicht der Blick viele Meilen über das ionische Meer und 
den Küstensaum von der Gegend des Assinaros bis über Xiphonia- 
Augusta hinaus; unmittelbar zu seinen Füssen hat der Besitzer des 
Euryaloskasiells einerseits die syrakusische Ebene mit dem Olympieion 
und der Halbinsel Maddalena, andrerseits die me-garisChe Feldmark 
mit der Halbinsel Magnisi. 

Das Kastell überragt die anschliessenden Epipolai mauern um ein 
bedeutendes. Denn während der höchste Punkt, welchen das Terrain 
des Kastells erreicht — es isl die Ostspitze desselben — 152,40 m 
über dem Niveau des Meeres liegt, hat die Basis des nächsten Theils 
der Südmauer von Epipolai nur 140 m absoluter Höhe ; nach der Nord- 
raauer hin aber senkt sich der Boden noch viel mehr ; so dass sein 
Niveau bei den nächsten Thoren Nr. 80 sogar nur 125 m über Meer isl. 

Bei einer Umwanderung des Epipolairandes stossen wir sowohl 
an dem Süd- wie nn dem Nordabhang innerhalb und ausserhalb 
der anliken Festungsmauer auf zahlreiche Sikelergräber ; hie und 
da sind freilirfi auch diese letzten Reste der vorgrieehischen Kultur 
im Versehwinden begriffen. Denn je feiner und besser der Tuff isl, 



— 45 — 

welcher diese Gräber birgt, desto eifriger sind die Steinbrecher darauf 
aus, die betreffenden Felswände auszubeuten und abzutragen. So 
werden in wenig Jahren viele Sikelergräber durch Wegschneiden des 
umgebenden Tuffgesteines vertilgt, und man kann voraussehen, dass 
in nicht Janger Zeit von ganzen Nekropolen keine Spur mehr vor-^ 
banden sein wird. Uebrigens haben schon die alten Griechen keine 
Rücksicht auf die Sikelergrabstätten genommen, wenn sie ihren Bauten 
im Wege standen. Denn nachweisbar sind rings um den Terrassen- 
rand viele derselben durch den dionysischen Mauerbau zerstört worden. 

Da, wo der Aquaedukt von Tremilia den Sudabhang des Pla- 
teaus erreicht, sieht man die Reste von zwei sehr grossen Gebäuden. 
Von einem derselben, welches unmittelbar am Rand der Höhe und 
an der Festungsmauer stand, sind noch Quaderblöcke vorhanden, 
während das andere durch blosse Bettuugseinschnitte in den Fels- 
boden und innere Mauern bezeugt ist, welche nicht aus Steinen 
zusammengesetzt sind, sondern mit dem Felsen aus einem Stück 
bestehen, indem man sie bei der Aushöhlung der Binnenräume durch 
Wegschneiden der Steinmasse übrig Hess. 

Gerade in der Mitte zwischen der Felsenstrasse westlich vom Theater 
und der Portella del Fusco ist am Fuss des Abhangs an der senk- 
recht behauenen Wand ein Flachrelief von 0,45 m im Quadrat. Es 
stellt einen Krieger zu Ross dar. Seit den Ausgrabungen für das Werk 
Serradifalcos sind nur vier solcher Reliefs in Svrakus zum Vorschein 
gekommen, ausser dem erwähnten eines in der Gräberstrasse ober- 
halb des Theaters : eine männliche (?) und eine weibliche Figur 
zwischen einem Reiter und dem Führer eines Pferdes stehend, 
während je eine Schlange sich unter beiden Pferden emporringelt ; 
ein drittes an dem Westeingang des Amphitheaters mit einer männ- 
lichen Figur, welche vor einem Altar aus einer Patera libiert; ein 
viertes endlich von unbekanntem Fundort ist neuerdings für das 
Museum zu Syrakus erworben worden, es zeigt auf einem Quadrat von 
30 cm Seitenlänge ebenfalls einen berittenen Krieger. Die Bedeutung 
dieser Skulpturen liegt weder in ihrer Darstellung, noch in ihrem 
Kunstwerth, wohl aber darin, dass sie den Zweck der Tausende von 
viereckigen Vertiefungen klar machen, welche überall an den Fels- 
wänden in Verbindung mit Grabanlagen angebracht sind. S. B.' III. 
Tbl. III §2. Wie die noch vorhandenen Reliefbilder zum Theil aus 
der Felswand selbst herausgehauen sind, so haben wir uns alle jene 



— 4b — 

flachen Löcher mit eingelassenen Platten ausgefOllt zu denken, auf 
welchen Reliefs oder Inschriften angebracht waren. Von letzteren hat 
sich freilich noch kein einziges Exemplar gefunden. 

Wir fägen noch eine Bemerkung bezüglich der geologischen 
Formation der Epipolaiterrasse hinzu. Am Södabhang, wie auf der 
etwas weniger hohen und steilen Nordseite tritt deutlich zu Tage, 
dass durch die ganze Terrasse hindurch eine obere TufTschicht aul 
vulkanischem Gebilde lagert. Alle Wasserläufe im Innern sind ober- 
halb dieses undurchdringlichen Vulkangesterns. Sie spendeten sowohl 
nach Norden, als auch ganz besonders nach Süden hin,' reichliches 
Trinkwasser dem heranwachsenden Syrakus, bis die ins Ungeheure 
gestiegene Einwohnerzahl noch des aus der Ferne liei^eleiteten 
Aquaeduktes Galermi bedurfte. 

§ 10. Die syrakusischen Festungsmanern. 

In den vorhergehenden Paragraphen haben wir eine topogra- 
phische Beschreibung der verschiedenen Theile von Syrakus gegeben 
und ihre Grenzen, soweit sie auf Grund der natürlichen Bodengestal- 
tung oder der Werke von Menschenhand noch erkennbar sind, fest- 
gestellt. Wir betrachten nunmehr diese Werke selbst und verfolgen 
ihre Ausdehnung nach den Ruinen, welche auf uns gekommen sind, 
und in den Zügen, auf welche uns Spuren oder Beschaffenheit des 
Terrains hinweisen. Letztere kommt bei Ortygia, Neapolis und der 
Südhälfte von Achradina fast allein in Betracht. 

Der äussere Festungsring zog sich um Ortygia und die vier 
Festlandquartiere herum ; er folgte fast überall dem Meeresufer und 
dem Rand der grossen Terrasse. Während die südöstlichen Abschnitte 
beinahe völlig verschwunden sind, weist besonders Epipolai nicht nur 
erkennbare, sondern meist ganz gewaltige Ueberreste der berühmten 
Befestigung auf. An manchen Stellen sind freilich nur Einschnitte 
und Planierungen des Felsbodens, welche zur Fundamentierung 
dienten, oder Bearbeitungen der Abhänge zum Herausheben von 
Werkstücken für die Mauer übrig geblieben; aber den grössten Theil 



I Als man beim Bau der Eisenbahnlinie Siracusa-Licata die TufTschicht in der 
Nähe der Pantanelli durchstach und bis auf das dortige Thonlager hrnantcrkam, quoll 
oberhalb desselben eine erstaunliche Menge Wasser hervor. — S. übrigens B. III. Th. I. 



— 47 - 

des Epipolairandes begleiten Mauerreste und ungeheure, ununter- 
brochene Trümmerhaufen von Quaderblöcken. 

Den Anfanjj unserer Aufmessung machen wir mit der Portella 
del Fusco. Diese war der wichtigste Punkt der sudlichen Aussenmauer, 
welche hier im rechten Winkel nach der niedrigeren Vorterrasse der 
Contrada del Fusco herabgestiegen sein muss, und ist zugleich nach 
langer, spurloser Strecke die erste Stelle, von der an viele Kilometer weit 
die antike Mauer durch deutliche Reste bezeugt ist. Die Gesamtlänge 
aller antiken Aussenraauern also setzt sich folgendermassen zusammen : 

I. Länge der Mauern, welche sich noch im Zusammenhang und in Spuren 

am Terrassenrand verfolgen lassen. 

i) Von der Porlella del Fusco bis zum Ostende des 

Euryaloskastelis m 4 355 

2) Aussenmauern des Euryaloskastelis bis zur ersten 

Pforte Nr. 80 » 075 

3) Von dieser Pforte Nr. 80 bis zur Barriere der Scala 

greca »4 425 

4) Von der Barriere der Scala greca bis zur Mündung 

der Bucht von S. Bonagia »4 655 

5) Von der Mündung der Bucht von S. Bonagia bis 

zum Zollposlen Mazzarrone »6 180 

■ ■■ . - 

Summa . . . m 17 290 

IL Länge der Mauern, welche nur noch durch ganz ver^ttzelte Sporen 
oder ihre Anfangs- und Endpunkte konstatiert wenfen k'dnnen. 

6) Von dem Zollposten Mazzarrone bis zum Stapelplatz 

von S, Lucia m 2155 

7) Der jetzige Umfang der Insel Ortygia, von deren 

antiken Mauern nur noch bei der Arethusa * 

einige Reste vorhanden sind » 3 450 



Ueberzut ragen . . . m 5 605 



••© 



A Hier hat einer Mittheilimg di Natale's zut'olge Sav, Cavallari kQrzlich auch 
antike Steinmetzzeichen auf Quadern gefunden, welche von der alten Befestigung 
herrührend in die spanischen Werke eingemauert sind. Da man jetzt anfängt die-^e 
Festungswerke auf Ortygia abzutragen, so lässt sich erwarten, dass aus ihrem Schosse 
in der nächsten Zeit uns noch manche wissenschaftlich oder künstlerisch interessante 
Reste aus dem Alterthume wieder zum Tageslicht auferstehen werden. 



— 48 — 

Uebertrag . . . m 5605 

8) Festungsmauern der Werfte an beiden Häfen bis 

in die Nähe des römischen Gebäudes in der 
Campagna Bufardeci » 1 100 

9) Von dein Ufer bei dem gen. römischen Gebäude 

bis zur Campagna Raeli » 625 

10) Von der Campagna RaeH bis zur Portella del 

Fusco » 2200 

11) Vertheidigungsmauer der Bucht S. Bonagia ...» 500 

Summa ...» 10030 
Gesamtsumme aller Aussenmauern . . . m 27320* 



^ Auf Grund obiger Zahlen und des gleich folgenden Zusatzes Nr. 1 können wir 
eine Vergleichung mit den grössten und bedeutendsten Städten des klassischen Alter- 
Ihums, soweit ihre Masse uns näher bekannt sind, anstellen. Wenn Thukydides VI! 25 
sagt, dass Syrakus zur ^eit der athenischen Belagerung an und für sich nicht kleiner 
gewesen sei als die Stadt der Athener, so erweist sich dies bezüglich der räumlichen 
Ausdehnung als durchaus richtig. Es ist zwar eine derartige Gegenüberstellung beider 
Städte gar nicht so einfach. Denn sie sind in ihrer Anlage ganz verschiedenartig. 
Syrakus bildet mit all seinen Quartieren im ganzen eine kompakte Masse. Athen 
zerfällt in zwei räumlich weit von einander getrennte Städte. Freilich wenn wir das 
aliTYjv Y£ ^^^ auT/Jv in dem Sinne auch bei Athen ergänzen, dass wir dadurch den 
Peiraieus ausgeschlossen sein lassen, so sind wir sofort am Ziel und finden sogar bei 
Thukydides eine starke Litotes. Athen allein hat bei einem Mauerumfang von 7912 m 
Aussenfront (s. Kaupert in den Monatsher. d. k. preuss. Äk. d. Wiss. v. J. 1879^ 
S. 61 8) einen Flächenraum von knapp 3 qkm , dagegen schliessen Achradina- 
Ortygia in ihren 16285 m langen Mauern eine Stadtfläche von 6 1/2 qkm ein. 
Indessen meint wohl Thukydides mit seinem auTYJV "^s y,aÖ auTYjv nicht dies, sondernr 
will nur die Hauptstadt im Gegensatz /u dem Landgebiet und dem Reich bezeichnen. 
Da rechnen wir am richtigsten so, dass wir, ebenso wie Ortygia als die eigent- 
liche Hafenstadt von Syrakus, auch den Peiraieus und vielleicht noch den dicht- 
bewohnten Raum zwischen den beiden nördlichen langen Mauern mit in Betracht 
ziehen. Die Phaleronmauer dürfen wir fuglich aus dem Spiel lassen, da sie durchaus 
keine Stadtquartiere einschloss und auch bald aufgegeben wurde (s. Wachsmuth, 
Athen I. S. 329. 573). Somit kommen zu den 23(4 qkm von Athen 41(2 für die 
Peiraieusstadt und i ^(2 fö^ den Zwischenraum zwischen den beiden langen Mauern, 
was eine Summe von 88(4 qkm ergiebt. Dem müssen wir dann aber auch das durch 
den Mauerbau im Winter 415 auf 414 erweiterte Syrakus gegenüberstellen. Dieses 
umfasste noch die Stadt Tycha, welche schon bei Gelegenheit der Vertreibung der 
Deinomeniden von Diod. XI 68 erwähnt wird, und den Temenites, aus welchem sich 
Neapolis entwickelte. Wie weit dieser südliche Stadttheil damals schon gediehen 
war, wissen wir zwar nicht, können aber immerhin daraus, dass Diodor a. a. O. von. 
• Vorstädten», XIV 63 von der «Vorstadt Achradinas» um das Apollonheiligthum 
herum, welche Himilkon 396 einnimmt, spricht, und Thuk. VI 75 die Syrakuser 
415 auf 414 den Temenites ummauern lässt, schliessen, dass auch hier damals 



— 49 - 

Zwischen der Portella del Fusco und dem Theater fehlt selbst 
die leiseste Andeutung, einer einstigen Mauer an dem oberen Terrassen- 
rand. Der Abhang ist gerade hier nicht besonders steil, vielmehr in 
breiter Abstufung hingestreckt. Mit Ausnahme von zwei Stellen an 
den Endpunkten, wo Steine gebrochen und dadurch senkrechte 
Wände hergestellt worden sind, zeigt sich auf der einen Kilometer 
langen Strecke nirgends eine Spur, dass man für die Festungsmauer, 
wie sonst überall, an Ort und Stelle Quadern gewonnen habe. Jene 
beiden kleinen Steinbrüche aber lieferten wohl nur das Material für 
die Befestigung der Portella del Fusco und vielleicht für die Einfas- 
sung des Temenos oberhalb des Theaters. -Demnach sind wir zur 
Ansetzung der Schutzmauer von Neapolis, dessen Ausdehnung über 
die Niederung südlich vom Theater und der Paradieseslatomie fest- 
steht, auf die untere Terrasse angewiesen, und in der That finden 
sich auch an der Südgrenze der Contrada del Fusco vereinzelt antike 
Mauerreste. So begleitet bei der Oelmühle S. Nicolo eine Mauer 
den oberen Rand des Abhangs. Welche Bedeutung für diese Frage 
eine Entdeckung allerneusten Datums hat, lässt sich bis jetzt noch 
nicht ermessen. Man hat nämlich neben der Stra!?se nach Floridia, 
ein wenig westlich von der Abzweigung der Strasse nach Ganicattini, 
eine gewaltige, fast 6 m dicke Mauer ausgegraben, deren grosse 
W^erkstücke zum Theil noch 5 Schichten hoch auf einander liegen. 
Haben wir hier wirklich ein Stück der alten Ringmauer vor uns, so 
würde dieselbe von der Portella del Fusco nicht, wie man erwarten 
sollte, direkt südlich zu dem nahen Rand der unteren Terrasse, son- 



schon eine Vorstadt sich gebildet hatte, welche der Umfriedigung werth war. Neapolis 
tritt bald darauf in der ersten Regierungszeit des älteren Dionys bei Diod. XIV 9 
zum ersten Male als schon bestehend auf. Die Vorschiebung der Westfront Achradinas 
gegen Epipolai vermehrte die 6^(2 qkm der beiden griechischen Altstädte auf c. 10. 
Ganz anders aber gestaltet sich die Sache durch die Epipolaiummauerung des 
älteren Dionys. Von da an bleibt Athen weit zurück. Auch Alexandria, welches sich 
nach Strabons Angaben XVII 793 und Mahmud Beys Messungen auf ca. 8 qkm 
berechnet, und Antiochia erreichen nicht die Ausdehnung von Syrakus. Dieses 
ist mit seiner 271/3 km langen Ringmauer zur grössten Stadt nicht nur der Hellenen- 
w^elt, wie Diodor und Cicero behaupten, sondern des klassischen Alterthums 
überhaupt geworden. Selbst die Aurelianische Mauer Roms ist nach der höchsten 
Angabe, von Nolli (s. Jordan, Topogr, der St. Rom I. S. 343 f.), 12,42 Miglien, also 
noch nicht 19 km lang und umschliesst einen Flächtnraum von c. 14 qkm; dagegen 
beträgt die Gesamtfläche innerhalb des syrakusischtn Festungsringes c. 18 qkm. 

Lupus, Die Stadt Syrakus. 4 



— 50 — 

{li'Mi in wlii'ü;,'-er s Cid östlicher Riclilunir quei' über diu Coniradit tiel 
Fusto gelaulcn sein. Indessen wird es gerathen sein, den demnäuhst 
KU erwartenden aulhenlischen Veröffenflielmngeii über diesen neuen 
Fund iiidit durch vage Vermuthuii(ien vora unreifen. 

Zu dem Äussenrinjj; kam abei' noch eine Anzahl innerer Mauern, 
welche die verschiedenen Stadltheile von einander trennten. Bei 
deren Aufzählun}^ und eventueller Län{;enschälzun|r müssen v^ir 
jedoch die Fortifikalionen, welche zu wiederholten Malen zwischen 
Orlygia und Achradina lieslanden, ausser Betracht lassen. Denn gerade 
hier hat sich im Verlauf der Jahrhunderle das Terrain so sehr ver- 
ändert und sind so viel Uiiabauten vorgenommen worden, dass uns 
auch nicht der gerintisle Anhalt zu ii^nd welcher Bestimmung und 
Berechnung gehlieben ist. In Unlevachradina deckt eine hohe Schicht 
von Erde und Schult die Reste der alten Bauten. Den Islhmus aber 
und den daian slnssenden Tlieil von Orlygia haben die Feslungs- 
baulen Kalls V vfillig umgestaltet. Dann folgen auf dem mehi'ere 
Meier hohen Schult der Jahrlausende dicht an einander gereiht die 
Häuser und Strassen der modernen Siracusa. 

1) Die Länge der Westmauer Achradinas lässl sich am leicliteslen 
feststellen, da man, wie wir oben sahen, an einer Reihe von topo- 
graphischen Merkmaien ihren ganzen Lauf verfolgen kann. Danach 
berechnet sich ihre Ausdehnung auf 4500 m. 

2) Von Tychas West- und Südmauern wissen wir durch histo- 
rische Ueherlieferung gar nichts. Dass es zur Zeit der römischen 
Belagerung wenigstens Iteine Südmauer mehr gehabt hat, weiden 
wir siiäter sehen. War es im Winter i\5 auf 414, al.« die Syrakuser 
Achradina nocli durch die voi^eschobene Parallelmauer deckten , 
schon ringsum befestigt, so müssen wir seine Mauer von der Scala 
gi-eca an ersl längs der Calaniastrasse südwärts ziehen und sich dann 
ostwärts nach der Achradinamauer wenden lassen. Beide Strecken 
zusammen betragen ungeßlir 2000 m. Die Cava S. Bonagia scheint 
auf ihrer West- und Südseife, also nach Tyclia hin, am oberen Rande 
nicht befestigt gewesen zu sein. 

3) Ebenso wie mit Tycha sieht es mit Neapolis, Wir erfahren 
nichts von den Befestigungsmauern dieses Sladtlheils. Den Temeniles, 
welcher später zur Oberstadt Neapolis nördlich vom Theater gehürle, 
schlössen die Syrakuser 445 auf 414 in die crwiihnte zweite West- 
maner ein. Oh diese noch über die Er''' '' — 'er Dionysischen 



— 51 -^ 

Ringmauer hinaus fortbestand und nach der Unterstadt Neapolis hin 
fortgesetzt war, wissen wir nicht. Zur Zeit des Marcelhis hat es 
denn rönnischen Lager auf dem Hochplateau keine Mauer zugekehrt. 
Im Hinbhck auf die topographisch und historisch bezeugte Bedeutung 
von NeapoUs ist die Ansicht gerechtfertigt, dass es sich nordwärts 
und westwärts nicht unerheblich über die Casa dei Gesuiti hinaus 
erstreckt habe. 

Konstruktion der Mauern. 

Die Werkstücke wurden rings um den Terrassenrand, da, wo 
man sie erbaute, auch gebrochen, und es entsprechen die Löcher im 
Felsen, aus welchen jene ausgehoben sind, in ihren Dimensionen 
genau denjenigen der Quadern, i Diese sind fast alle 1,40 m lang, 
0,60 hoch, 0,70 tief. Dagegen richten sich diejenigen Blöcke, welche, 
um die Schichten mit einander in Verband zu bringen, auf die hohe 
Kante gestellt sind, in ihren Dimensionen nach der Dicke der Mauer. 
Diese beträgt im Durchschnitt 3,10 m ; bei Tremilia steigt sie auf 
3,77, hie und da sogar auf 4,44 ; dann verringert sie sich weiter 
westhch auf 2,85 und an wenigen Stellen bis auf 2,10 m. In der 
Nähe des Euryalos jedoch erreicht sie wieder 4,45 m. 

Die Ausführung des Baus zeigt durchweg grosse Sorgfalt. Die 
Quadern schliessen mit ihren P^ugen genau aneinander; ihre Aussen - 
Seite ist Rustika mit einem rings umlaufenden glatten Saum von 
5 cm Breite. Wenn an einigen kurzen Strecken des südUchen Mauer- 
schenkels die Steine fast ganz so, wie sie gebrochen wurden, ohne 
weitere Bearbeitung zusammengesetzt sind, so veranlasste offenbar 
ein drohender Angriff, wohl derjenige der Karthager zur Zeit des 
älteren Dionys, eine solche Beschleunigung des Baus. Wir werden 
darauf im 3. Buche zurückkommen. 

Wie hoch die Mauer einst gewesen ist, lässt sich nicht mehr 
mit Sicherheit feststellen. Denn sie steht nirgends mehr bis zum 
Gesimse, welches die Zinnen trug. Wo sie im Aufbau am besten 
erhalten ist, liegen noch 6 Quaderschichten aufeinander, was eiive 
Höhe von 3,60 m ausmacht. Die ursprüngliche Höhe mag wohl das 



1 An einzelnen Stellen scheint es, als ob die durch das Ausbrechen der Steine 
entstandenen Löcher als Cisternen verwandt worden seien. So am Bufalaro und 
nordöstlich vom Euryalos. Denn auf dieser Höhe war Trinkwasser schwer zu 
beschaffen. 



Doppelle und mehr betragen haben, je nachdem der Terra ssenra ml 
höher oder nietiriger war, steiler oder sanfter abfiel. 

Von der Mauertliicht sprangen nach aussen zahlreiche Thürme 
hervoi'. Sie sind viereckig und stehen mit der Mauer so in Verhin- 
ilung, dass das Quadergefüge sich ununterbrochen fortsetzt. Die 
srössten, welche eine Fläche von 140 qm bedecken, stehen an den 
angreifJiarsten Stellen und an den Thoren, wo sie die Passage der 
in Windungen um sie herum in die Festung führenden Strassen 
maskieren. So sind z. B. an der Südseife die Zugänge an der Por- 
tella del Fusco und von Tremilia geschützt. Die dortigen TliQrme 
sind viel grosser als die, welche in bestimmten Zwischenräumen 
längs der Mauer selbst vertheilt waren ; ja an der Portella del J'usco, 
einem Fortifikationspunkt von grössler Wichtigkeit, bildeten, wie 
auch am Euryalos, an der höchsten SIelle des Aufgangs, mehrere 
Tbiirme ein grösseres Vertheidigungssysfem. 

An Mauern und Thiirmen der Südseite ist nicht nur Verschieden- 
arfigkeit des verwendeten Steinmaterials, sondern auch der Bauart 
unverkennbar, so dass man sich veranlasst sieht, verschiedene Bau- 
perioden und wiederholte Umbauten anzunehmen. Die ältesten und 
bestausgeführleu Theiie sind die an das Euryaloska stell sich an- 
:i;c hl i essenden. Auf manchen Slrecken sind für die unleren Schichten 
Steine anderer Qualilät verwandt, als für die oberen. Dies erklärt 
sich vielleicht so, dass man für jene das Material am Abhang selbst 
brach und erst, als man bis zu einer gewissen Höhe gebaut halte 
imd sich nicht mehr die Mühe machen wollle, Werkstücke von 
13(XI kg aus der Tiefe lieraufzu heben, -die Steine auf der Oberfläche 
der Terrasse gewann, wo der Tufl in seiner Formation vielfach von 
dein der unteren Partien abweicht. 

Gleichartiger sind Material und Bauart an der Nordseite von 
Epipolai. Die Mauer ist hier von einer Anzahl verschieden breiter 
Thorwege unterbrochen. Es lassen sich von den beiden Pforten nord- 
östlich vom Euryalos bis zu dem Thor an der Scala greca im Ganzen 
noch neun l'ostslellen. Dieselben sind zum Theil so eng, dass sie 
eben ein Mensch passieren kann, und schmale, steile Felsenireppen 
führen aus der Niedei'ung zu ihnen hinauf. Nur das Thor südöstlich 
von der Wasseranlage Nr. 91 hat Raum für Wagen mittlerer Grösse. 
An ihm wie an der zweiten Pforte nördlich vom Euryaloska stell kann 
man noch besondere Vertheidigungsvorkebrungen durch Mauern, 



— 53 — 

welche rechtwinklig oder parallel mit der Aussenmauer laufen, beob- 
achten. Auch der Doppeleingang an dem Thurmchen della Targetta 
war offenbar nur für beschränkten Verkehr bestimmt. Denn zu ihm 
führen die beiden Aufwege auf Staffeln. Dagegen muss durch die 
Scala greca eine Haupistrasse geführt haben. Ihre Maueröffnung ist 
bedeutend weiter als bei den 8 andern Durchgängen, und zahlreiche 
Geleise sowohl innerhalb wie ausserhalb der Festungsmauern be- 
zeugen noch den grossen Wagenverkehr. Oben am Terrassenrand 
schliesst die östliche Mauer mit den Resten eines Thurmes, Nr. 105, 
während die Quadern, welche von der Basis des entsprechenden West- 
thurmes noch 1880 vorhanden waren, seitdem entführt worden sind. 
Nachdem die Ringmauer ungefähr in der Mitte zwischen der 
Scala greca und der Tonnara di S. Bonagia von dem Hochplateau 
nach dem Meeresufer hinabgestiegen war, begleitete sie dasselbe von 
der Quelle delle Palombe bis zu der genannten Bucht, lief um diese 
herum und setzte sich jenseits derselben längs der ganzen Nord-, 
Ost- und Südseite von Achradina fort. Wie wir oben (S. 28) gesehen 
haben, fallt die Nord- und Ostküste dieses Stadttheils in steilen, ja 
meistens senkrechten Felswänden von enormer Höhe nach dem Meeie 
ab. Deshalb ist und war ein Hinabsteigen nur an wenigen Stellen 
möglich. An diesen sind Stufen in den Felsen eingehauen, vermittelst 
deren die Verbindung mit der See stattfand (s. die Nrn. 18 u. 29). 
Da die Achradinamauern nicht nur die älteste Partie des noch sicht- 
baren Festungsringes sind, sondern auch viele Jahrhunderte lang am 
meisten den nagenden Seewinden ausgesetzt waren, so bieten sie 
jetzt ein Bild arger Verwüstung und sind nur an wenigen Punkten 
im Zusammenhang zu verfolgen. Nichtsdestoweniger kann man noch 
hie und da antike Umbauten konstatieren, besonders nördlich von 
dem Zollposten von Buonservizio. Dort trug einst das kleine Vorgebirg 
ein Kastell von etwa 10,000 qm Oberfläche, welches mit seiner 
festen Position den Vortheil verband, dass an seinem südlichen Fu5s 
wenige Meter über dem Meeresspiegel zwei Quellen aus dem 
Felsen hervorsprudeln, zu welchen man ebenfalls auf einer Treppe 
hinabstieg. 






^ 11. Die Umgegend von Syrakos. 



Für fiie GesluUutiff ilei' Landschaft Svrakus sind hauplsächlkli 
iwe'i Faktoren massgebend: der südiislliche Ausläufer des Crimili- 
t-ebirges, welches Hie Allen Thymbria nannten, und der Anaposfluss. 
Jener bildet die Scheidewand zwischen dem schmalen Küstensaum 
dei' niegarischen Feldmark und dei- weiten syrakuslscben Tiefebene; 
er war zug'leich ein natürlicher i^duitzwall gegen alle Angriffe, welche 
von Norden hei' drohten. Dei' Anapos mit seinen Zuflüssen ist der 
Schöpfer und Ernährer des syrakusiscberi Ackerlandes, Wenn schon 
die beiden Häfen und die Insel Oitygiii die Südseite von Syrakus für 
den Seevei'kehr zur vordei-eii machen, so wird diese Frontstellung 
ilijrch die I^^ge des städtischen Londgebieles am Südfuss des ah- 
scli liessenden und trennenden Höhenzuges ver voll st and tgl. 

Auf der Noi-d- oder Rückseite von Syrakus kommt für unseje 
Topoftrapbie nur die Halbinsel Magnisi, das alte Thapsos, in Hetracbt. 
Diese nicht mehr als 'l(i m über das Meeresniveau sich erhebende, 
durch Hunderle von slkelischen Gräbern ausgezeichnete Felsenplatte 
von 1 qkm Klächenraum, steht mit dem Land durch einen langen, 
si.'hmalen Isthmus in Verbindung. Sie liegt dem Felsenjoch des 
Furyiiios und gar dem Bei'gkegel von Helvedere förmlich zu Füssen. 
Als die Athener nach jenem vergeblichen Versuch vom Olympieioii 
aus sie im Jahr -il4 zu ihrer Opera tionsbasis gegen Syrakus gewählt 
halten, fragte es sich, ob sie von da aus zu Land oder zu Wasser 
vorgehen sollten. Eine nähere Erwägung der Distanzen schrieb den See- 
weg vor. Denn von Thapsos bis zur Trogilosbucht und dem benach- 
barten Leon waren 5 km zu durchfahren, und man befand sich sofort 
am Fuss von Kpipolai und Tycha. Zu Lande dagegen hätte man bis 
zu demselben Punkt oder bis zum Helvedere 8 km und bei etwaiger 
Umgebung des lelateren zum Zweck eines AngrifTs von Süden her noch 
9 km bis Achradina und Ortygja marschieren müssen. Ferner wäre, um 
von da die Verbindung mit Thapsos aufrecht zu erhalten, eine Linie von 
17 km zu decken gewesen und noch dazu unter dem erschwerenden 
Umstand, dass man von der Position im Anaposthale die megarische 
Ebene nicht hätte übersehen können. Dagegen war die Verbindung 
zur See nah und für die Obermächtige Flotte '''■■■ '"--^or leicht. 
So wählte man die Ueberfahrt öbers Meer i f von 



^^J 



— o5 — 

Nordwest. Die römische Belagerung von 214-212 v. Chr. hat manche 
Parallelen mit der athenischen. Auch für sie erweist sich die 
Olympieionhöhe als ungeeigneter Ausgangspunkt der Belagerung; 
auch sie wird, wie anfänglich die athenische, von Norden her 
erfolgreich . 

Da die Terrasse von Epipolai nebst ihrem westlichen Abschluss, 
dem Euryalos-Belvedere, wie ein Keil zwischen die syrakusische und 
megarische Küstenebene eingeschoben ist, so findet ein Verkehr 
zwischen beiden für den, welchem die Terrasse selbst verschlossen 
ist, nur westlich von dem Belvedere statt. Hier senkt sich nämlich 
(\ev Höhenzug zwischen dieser 188 m hohen, mit dem weithin sicht- 
baren Thurm eines ehemaligen Zeichen telegraphen gekrönten Berg- 
spitze und dem Crimiti zu einem Sattel von nur 14^) m Höhe nieder. 
Jedoch ist auch über diesen der üehergang nicht so leicht, als es 
auf den ersten Anblick scheint. Das Anaposthal aufwärts erhebt sich 
rämlich der Boden in Anhöhen und Einschnitten bis zu jenem Sattel ; 
je näher dem Crimiti, desto steiler und schwieriger werden die Ver- 
kehrswege, desto tiefer die Schluchten. Eine Sperrung durch feind- 
liche Streitkräfte konnte an keinem Punkte schwer fallen. Demosthenes 
gelang die Umgehung der ahnungslosen Gegner zur Nachtzeit; da- 
gegen verlegten die Syrakuser dem abziehenden Athenerheer diesen 
Weg, auf welchem es sich na^ih Katane hätte reiten können, und 
Nikias machte gar keinen Versuch, mit seinen entmuthigten Truppen 
gegen die siegesgewissen Feinde hier vorzudringen. 

Statt dessen marschierten die Athener nach dem Uebergang auf 
das rechte Ufer des Anapos sofort westwärts, um durch eine der 
tiefen Schluchten zwischen den Ausläufern des Gebirges die Hoch- 
ebene zu gewinnen. Von diesen Ausläufern oder Cugni sind die 
bemerkenswerthesten in der dortigen Gegend der Cugno di Cavitone, 
der delle Canne und endlich der Cugno di Culatrello, zugleich der 
Name für die begleitende Schlucht, welche an ihrem Anfang Cava 
dello Spampinato heisst. Diese Cava beginnt 2 km westlich von dem 
Städtchen Floridia, in einer absoluten Höhe von 125 m. Sie wird 
nördlich von den Abhängen des Cugno delle Canne, südlich von denen 
der Contrada Pirroni eingeengt und zieht sich in schwachen Windungen 
und geringem Ansteigen 3 km weit bis zu den steilen Engpässen hin, 
die in die Contrada Monasterello hinauffuhren. In ihrer Tiefe, wo ein 
im Sommer völlig versiegender Torrente zwischen Rasen und Stein- 



— 5ß — 

gerüll niesst, anfangs 50 m bi^it, vereti^ft sie sich schliesslich bis zu 
12 m und wird von den in sie abstOi'zenden Bergen um mindestens 
150 m nberraftt. Wir werden im 3. Buche sehen, dass in dieser 
Schluchl die HofTnun;,' dei' AllietlCT, durch Erstürmen des Akraion 
Lepas der Rettung theilhalti;; zu werden, unterging. 

L'nler allen Schluchten des 400-500 m hohen Gebirgsrandes ist 
durch malerische Schönheit ausgezeichnet die Cava grande am Nord- 
l'usa des Monte ü'Oro, welclier liis auf 2 '/» km an die Küste heran- 
tretend die syrakusische Ebene im Süden abschliesst. Sie wird von 
dem Torrente Cassihili, dem allen Kakyparis, durchllossen. t'cber 
10 km südlicher mündet, von dem Städtchen Noto herunterkommend 
jenseits von Avola, die iMuniara, der Assinaros der Allen. Sein unterer 
Lauf ist von Syrakus und von der Cava di Spampinafo ungefähr gleich 
weit eniferni, nämlicli 27 km. Hier in der Ebene ist sein Bett auf 
.der Noi'riseile flach und ziemlich Fest, das Wasser fliesst breit und 
ruhig dahin ; dagegen ist das sndliclje Ufer steil und felsig, im Fluss- 
hetl selbst hat die Strömung tiefe Löcher eingewühlt, so dass ein 
Durchwalen des [Husses von Norden her und ein Erklimmen des 
rechten Ufers schon an und für sich mit erheblichen Schwierigkeiten 
verknüpft, ist. Ferner wird in der Gegend der Villa Alfano, 2-3 km 
oberhalb der Mündung, wo etwa die Elorinische Strasse gelaufen sein 
mag, der Fluss von Süden her vön Hügeln flankiert. Ihre Besetzung 
von Seiten der Syi-akuser machte den Athenern das Vorrücken über 
den Assinaros hinaus unmöglich. 

Wieder zurück in die Nähe von Syrakus führen uns zwei 
historiBch und topographisch wichtige Punkte, der Otympietonhügel 
und die Halbinsel Maddatena. Ueber Jenen haben wir schon S. 23 f. 
gesprochen. Nur 19,50 m iiocli beherrscht er doch, zwischen dem 
Pantano und dem grossen Hafen gelegen, den ganzen Verkehr von 
Syrakus mit dem Süden. Die Elorinische Strasse zog von den 
Pantanelli bis zu -seinem Fuss durch ein Terrain, das sich nur bis 
zu 2,50 m, ja an den Pantanelli nur wenige Centimeter über den 
Meeresspiegel erhebt. So spielte denn die Olympieionhühe in der 
Geschichte von Syrakus stets eine grosse Rolle. 

Die Terre di Milocca und die Halbinsel Maddalena waren das 
ii.-hh.'ile Gebiet, welches der Besitz des Olympieion in Verbindung 
mit dem des grossen Hafens den Syrakusern zugänglich und benutz- 
bar machte. Maddalena hat in Bezug auf die maritime Lage, die 



— 57 ~ 

fast gleiche Grösse und Erhebung über das Meeresniveau, die i-eine, 
gesunde Luft Aehnlichkeü mit Achradina, dagegen sieht es mit seinen 
fruchtbare» Aeckern, seinen reichen Weingeländen in ausgesprochenem 
Gegensatz zu Achradinas nackter Felsenplatte. Von der sikelischen 
Ackerbaubevölkerung der Halbinsel zeugen noch jetzt viele Graban- 
lagen. Ueber diese wird später im Zusammenhang mit andern gleich- 
artigen die Rede sein. 




Akraion Lepds. 



ZWEITES BUCH. 

Geschichte der topographischen Entwicklang von 
Syralias im Alterthnm. 

'ItlKU. I. — Ursprung von Syrakus. 

g I. Thnkydides fiber den Ursprang von Syrakns. Vorkorintliisch« 
Einwohner von Ortygia. 

liehe]- 'leii Ursprun;,' von Syrakus spricht in kuraeii Worten 
der Jiedeuleudsle unO zugleich einer der alleslen griechischen Hislo- 
i'iker, Thiikydides, in der Einleitung zu seiner Erzählung von dem 
Ki'ieg der Athener gegen Syrakus, wo er eine Uel>ersicht über die 
ethnographischen Verhältnisse von Sicilien gibt. Er sagt nämlich 
VI 3 : Sypttxoiaaq Bl toü ly_o[*iv5u stou? (ein Jahr nach der Gründung 
von Naxoa) Äp/fa; töv HpanX^iSiuv kn KopivOow («wos SixeXoü; Hskiaxz 
-pwTSv h. TJJq W]oou, iv fi vuv 5äy,£Ti 7C£pi)iXui;o|j.ivi(] f, ■si'kiz i-, ivri; isriv. 
DieseWorle des athenischen Gesihichtschreibers, der sttineMitlheilungen 
über die Kolonisalion von Sicilien aus gulen Quellen, wahrscheinlich 
aus dem Werk de^ Syrakuser-s Äntbchos, geschöpft hat, bieten Ver- 
anlassung zu einigen Beobachtungen über Zeit und Ort der von 
Archias geleiteten Kolonie, sowie über die ursprüngliche Bevölkerung 
der von ihm besetzten Insel. 

Was die Zeit der Gründung belrilTt, so werden von den alten 
Schriftstellern drei verschiedene Jahre überliefert : 757, 73i, 710 
V. Chr. In der Geschichte Siciliens im Alterllitnn, I. S. 381-85 ist 
nachgewiesen, dass das Jahr 734 (= Olympiade i\, 3) das wahr- 
Bcheinlicbste der drei ebener wähnte)» ist; auch ■«♦ dJoeo« neuerdings 
allgemein angenommen. Ueber den Ort der kann gar 



VI 



^ 59 — 

kein Zweifel obwalten : Thukydides spricht von der Insel, d. h. von 
Ortygia. Betrefls der ursprünglichen Bevölkerung von Ortygia er- 
wähnt Thukydides nur Sikeier, aber es ist wahrscheinlich, dass es 
auch Leute andrer Abstammung, d.h. Phoeniker und Griechen, waren. 

Auf Phoeniker weisen uns zwei Gründe hin : Erstens macht die 
bekannte Stelle von Thukydides VI 2 : wy,o'Jv Ss xat ci 4>o(vi%£^ luspi 
TTÄ^av jA£v TYjv StxsXiav oivLpoLq TS h:\ ty) OaXiaatj dTuoXaßövTs; xat xa 
s-iztzstiAsva vrjaiSia ejxxopiag svexsv ttj? "J^pb? tou? SixsXoj?, ihr Vorhan- 
densein wahrscheinlich. Denn es liegt auf der Hand, dass wenige 
Punkte mehr Anrecht auf die thukydideische Bezeichnung mit vY;(j($ia, 
kleine Inseln, haben, als Ortygia. Der zweite Grund liegt in dem 
Namen der auf der Insel gegründeten Stadt : 2'jpax.ou(jai ist nach 
unserer Ansicht phoenikisch und heisst: der östliche Ort. Eine derar- 
tige Etymologie ist aber möglich, da auf den ältesten syrakusischen 
Münzen der Name nicht mit einem Kappa, sondern mit einem Koppa 
geschrieben ist, und sie hat im Hinblick auf die Lage der Insel, 
welche gerade einer der östlichsten Punkte von Sicilien ist, durchaus 
nichts Gezwungenes J. 

Soviel wir wissen, ist diese zweite Begründung phoenikischer Vor- 
bevölkerung auf dem Inselchen mit der Ableitung des Wortes Syrakus 
noch von Niemand vorgebracht worden ; vielmehr findet sich in vielen 
neueren Schriften ein anderes Argument für die Existenz einer phoeni- 
kischen Kolonie auf Ortygia ; und dies haben wir die Pflicht zu 
prüfen, Diodor überliefert nämlich XIV 46, dass im Jahre 398 v. 
Chr., als Dionysios zum Krieg gegen die Karthager rüstete ; xoii 
A'.ov'jaicu TT)v i^o'Jdiav Bcvto^ oi 2'jpay,caict tä <l>o'.vtxixa XP'^tW^'^"' ^^^p- 
Trasav . ow. 0X1701 yap töv KapyY;5ov((i)v wvlo'Jv £v täI^ 2üpay,o6(Jat<; a$par 
lxovT£<; Y.'zi^üliq, . Es wohnten also damals in Syrakus nicht wenige 
reiche Karthager. Aber wer. sagt uns (was einige neuere Gelehrten 
annehmen), dass diese Karthager die Nachkommen von Phoenikern 
gewesen sind, welche seit unvordenklichen Zeiten daselbst ansässig 



1 So verlockend diese Deutung des Namens Syrakus ist, i-o wenig darf man 
sich doch verhehlen, dass ihre Richtigkeit sehr fraglich ist. Der betreffende Wort- 
stamm ß-R-K (s-r-k) kommt, wenigstens heptzutö'ge, in dieser Bedeutung nur 
in der süd semitischen Sprachgruppe vor, und es ist nicht abzusehen, wie er von 
daher in vorhellenischer Zeit oder überhaupt im Alierthum nach Sicilien gekommen 
sein könnte. Auch die Herleiiung der Namen Anapos und Daskon aus dem Semi- 
tischen steht auf sehr unsicheren Füssen und beruht mehr auf allgemeiner Vermuthung 
als auf festen Merkmalen. L. 



— 00 — 

waren? Auch hat eine solche Annahme deshalb wenig für sich, weil 
in diesem Fall Diodor nicht von Karthagern, sondern von Phoenikern 
hätte sprechen müssen. 

Ein besserer Beweis von der Existenz einer phoenikischen Kolonie 
bei Syrakus — wir sagen nicht auf Ortygia — liegt in dem Umstand, 
dass sich an die Quelle Kyane, südlich von dem Anaposfluss, Mythen 
orientalischen Charakters knüpfen (s. Diod. IV 23 ; V 4 u. Dositheos 
bei Plut. Par. 19. Fr. 4 bei Müller, Fragm. hist. graec. IV 401). 
Die Gegen wai't von Herakles an einem Orte Siciliens, den wir nach 
diesen Mythen in der heutigen Giane wiederfinden müssen, lässt sich 
als ein Zeichen phoenikischen Einflusses in dieser Gegend betrachten, 
zumal wenn noch andre eigenthümliche Merkmale asiatischer Religion 
hinzukommen, wie das der Fall ist bei der von Dositheos erzählten Le- 
gende (s. über diese Mythen Holm, Gesch. Sic. im Alt. I. S. 81). Doch 
hätten wir hier noch eine weitere Beobachtung zu machen. Da diese 
Mythen sich auf die Quelle Kyane beziehen, welche ziemlich weit von 
Ortygia entfernt ist, so müssten wir annehmen, dass die phoenikische 
Kolonie nicht auf Ortygia, sondern in der Nähe der Kyane, vielleicht 
in der Gegend des Olympieion gewesen wäre, oder aber, dass diese 
Kolonie sowohl das Olympieion, wie die Insel Ortygia besetzt hätte. 
Die letztere Annahme möchte die wahrscheinlichste sein angesichts 
der Wichtigkeit, welche für den phoenikischen Handel, auch nach der 
oben erwähnten Bemerkung des Thukydides, die Insel haben musste. 
Dann aber zwingt uns die fernere Ueberlieferung des Thukydides, 
dass Archias aus Ortygia die Sikeler und nicht die Phoeniker vertrieb, 
auch zu der Ansicht, dass diese letzteren auf Ortygia einige Zeit voi* 
der Ankunft des Archias von den Sikelern verdrängt worden sind. 

Wir kommen nun zu dem dritten Volksstamra, den Griechen, 
und zu der Frage, ob schon vor der Ankunft der Korinther unter 
Archias andere Griechen auf Ortygia gewesen waren. 

Dies vorauszusetzen veranlasst uns der griechische Name Ortygia, 
der nicht gerade auf korinthischen Ursprung hinweist. Ortygia hiess 
ein heiliger Hain bei Ephesos (Strabo XIV 639) und eine Stadt in 
Aetolien (Nikander bei dem Schol. zu Apoll. Rhod. I 419) ; Ortygia 
hiess ferner die Amme des Apollon und der Artemis (Str. XIV 6^39) 
und war ein Name , den man der Artemis selbst gab (Soph. 
Trach. 213). Augenscheinlich ist also die Verbindung des Namens 
Ortygia mit dem Kult* des Apollon und der Artemis, der letzteren 



— Ol — 

«j^anz besonders ; und es ist bekannt, dass in Syrakus mehr als irgend 
eine andre Gottheit Artemis verehrt wurde, welche sich in Korintli 
keines besonders hervorragenden Kultes erfreute. Es Hesse sich 
also die Hypothese aufstellen, dass die sicilische Insel den Namen 
Ortygia von Griechen erhalten hätte, welche vor Archias, vielleicht 
mit Sikelern zusammen, dort wohnten. Und diese Hypothese könnte 
durch den Umstand bestätigt werden, dass das Orakel, welches 
Archias aufforderte, sich in Sicilien niederzulassen, der Insel, auf 
die es als Wohnsitz hinwies, schon im Voraus den Namen Ortygia 
gab. Der Orakelspruch ist bei Pausanias V 7, 3 überliefert : 

AVir werden später bei Gelegenheit der Quelle Arethusa von 
diesen Versen zu sprechen haben ; hier beschäftigen wir uns nur 
deshalb mit denselben, weil nach ihnen die Insel schon vor der 
Ankunft des Archias den Namen Ortygia führte. Indessen wer weiss, 
ob Pausanias uns den ächten Text des Orakels hat überliefern können ? 
Nicht selten wurden Orakelspi'üche gefälscht ; und so konnten wohl 
auch die drei erwähnten Hexameter erst nach der Expedition des 
Archias gemacht worden sein. Aber auch in diesem Falle würde die 
Thatsache des vorwiegenden Artemiskultes in Syrakus bestehen bleiben 
und in dem korinthischen Ursprung dieser Stadt keine Erklärung 
finden ; es wurde der Name Arethusa bleiben, der gleichfalls, wie 
wir sehen werden, nicht auf korinthischen Ursprung hinweist. 

Vorausgesetzt also, was wahrscheinlich ist, es waren vor Archias 
schon andre Griechen auf Ortygia, so fragt es sich : woher kamen 
sie? Hier ist nun interessant eine Ansicht des Nikander von Kolo- 
phcn, der im 2. Jahrb. v. Chr. ein Gedicht über Aetolien schrieb. 
Er behauptete nämlich, dass alle Lokalitäten mit dem Namen Ortygia 
ihre Bevölkerung aus Aetolien erhalte« hätten. In den Schol. zu 
Apoll. Rhod. I 419 lesen wir : 'OpTuvi'/jv • Tuspl zf^q 'OpTUY(a<; ^avöSixo; 
ev TcT«; Ar^X'.a%cr(; iCT6p*/;/.£v • xal N(y.avSpO(; iv iw a twv AitwXixwv 
[a-^b] 'zf^q £v AiTwXia 'OpTu^Ca^ cpr^dl tyjv AyjXov ivoixaaOfjvai Ypacpwv 
TiBe* 'ot S' £? 'OpTUYt'yji; Tiir^vtSo? bp\hTfivnzc^ ol ii.£v tyjv "E^eaov, d Se 
ty;v 7:pcT£pcv A-^Xov %aXoü[i.ivr<v, aXXci $£ tyjv 6iJLOTdp|Aova XixsXia; v^acv, 
cOev 'OpTUYiai 7:5teat ßowvxai' xxt i] AijXo«; c3v cux, ^»>? ii.£ii.66euTai, aTcb 



— 62 — 

TYJ; 'AJTspia; |jL£Ta|JLop©ü)j2ü)? tyj; Arj'coU(; aSsXffYJ; , aXXa käöo xaiai 
'OpTUY^at aTuotxiÄt zW: tyj<; xai' AitwXiav 'OprJY^*?- Beiläufig sei hier 
erwähnt, dass cjjt.o'cspii.ova «angrenzend», o benachbart» Veranlassung 
43ines Missverständnisses für Fazello und andre Historiker nach ihm 
wurde, indem sie es als Eigennamen fassten. So sagt Fazello (S. 231 
delle Antiche Siracuse, Bd. II. Palermo 1717) : «prisco tempore teste 
Nicandro Omotermon dicebatur (näml. Syracusa).» Was aber die 
Thatsache oder vielmehr die Thatsachen betrifft, welche Nikander 
vor Augen hat, so möchte meines Erachtens wohl Niemand für die 
Richtigkeit der Behauptung des kolophonischen Dichters einstehen, 
dass nämlich alle Orte mit Namen Ortygia von dem in Aetolien 
benannt worden seien. 

So haben wir denn auch bei dem sicilischen in den Versen des 
Nikander keinen vollgültigen Beweis für aetolischen Ursprung. Dahin- 
gegen ist es leicht möglich, dass Leute aus dem westlichen Griechen- 
land, und besonders aus Aetolien, sich vor Archias in Sicilien und 
gerade auf Orlygia angesiedelt und dass sie den Namen Ortygia in 
ihren neuen Wohnsitz mitgebracht haben. Und wir können hinzu- 
fügen, dass sich so zugleich der Name des syrakusischen Flusses 
erklären würde : auch ein Nebenfluss des Acheloos heisst Anapos. 
Alte Einwanderungen von w^ostlichen Griechen in das südliche Italien 
und in Sicilien haben nichts unwahrscheinliches. Doch liegt noch eine 
andre Möglichkeit vor. Nicht weniger alt als der Name Ortygia scheint 
in Syrakus der der Arethusa zu sein, welcher auch nicht auf Korinth 
hinweist. Wir werden weiter unten sehen, in welchen Ländern sich 
dieser Name findet ; die berühmteste der Arethusen war zweifelsohne 
die in der Nähe von Chalkis auf Euboia. Die Chalkidier waren be- 
kanntlich kühne Seefahrer zu derselben Zeit, in der die Korintber 
ihre Fahrten nach Sicilien hin richteten ; die Chalkidier- haben Kyme 
und Naxos gegründet. Was Wunder, wenn sie auch vor Archias 
eine kleine Kolonie auf der Insel angelegt hätten, welche später der 
Keim von Syrakus wurde. Aber wie dem auch sein mag, waren es 
Chalkidier oder westliche Griechen, welche auf Ortygia eine Nieder- 
lassung gründeten, so bleibt es gerade wegen der Namen Ortygia 
und Arethusa immerhin wahrscheinlich, dass die im Jahre 734 v. 
Chr. von Archias geleitete korinthische Kolonie nicht die erste 
griechische Ansiedlung daselbst war. Es ist wahr, dass Thukydides 
nichts davon erwähnt, er spricht nur von Sikelerri als Einwohnern 



-- 63 — 

von Ortygia. Aber jene andern Griechen wohnten vielleicht daselbst 
in friedlicher Vereinigung mit den Sikelern. 

Das Resultat des Bisherigen wäre also folgendes : Die Korinther 
des Archias waren nicht die ersten Einwohner von Ortygia. Es sassen 
dort schon Sikeler nach der ausdrucklichen Ueberlieferung des 
Thukydides; und dazu kommen Spuren von der Anwesenheit von 
Phoenikern und andern Griechen an demselben Orte. In jedem Fall 
war die Nachbarlandschaft auf dem sicilischen Festland schon in den 
ältesten Zeiten bewohnt. Diese Thatsache ist durch die Untersuchungen 
der letzten Jahre erwiesen. Der Baron von Andrian hat in Achradina 
die Existenz einer Bevölkerung nachgewiesen , welche der ersten 
Periode der neolithischen Epoche in der Zeit vor der Ankunft der 
Phoeniker in Sicilien angehörte. Die von ihm konstatierten Spuren 
fanden sich innerhalb der natürlichen Grotten, die sich nach dem 
Meer hin öffnen (von Andrian, Praehist. Stud. aus Sic, S. 74 ff., 
84 ff.), und sind Geräthe aus poliertem Stein. Aber wir haben in 
der Nachbarschaft von Ortygia auch Merkmale einer etwas vorge- 
schritteneren Kultur, welche über das Wohnen in natürlichen Höhlen 
hinausgeht und es versteht, künstliche Grotten zum Zweck von 
Gräberanlagen auszuhauen. Solche Gräber existieren noch in dem 
kontinentalen Theil von Syrakus an dem Nordrand der grossen Tei- 
i-asse, in der Nähe der Portella del Fusco, westlich von Tremilia und 
bei den Grotticelli, hier jedoch zum grössten Theil in spätem Zeiten 
umgestaltet. Ferner finden sich welche an verschiedenen Stellen auf 
der Halbinsel Maddalena, dem alten Plemmyrion, und westlich davon 
auf der Ebene von Milocca. Es gibt ihrer zwei Arten : die einen 
sind in den senkrechten Felsen hineingehauen, ähnUch so vielen, 
die sich bei Akrai, bei Pantalica u. s. w. finden; die andern sind 
unterirdisch in dem Felsenboden angelegt, wie die Gräber vom 
Plemmyrion, ähnlich denen, welche Cavallari auf der Halbinsel Magnisi 
entdeckt und in den Archiv, stör. Sic, beschrieben hat. Das Nähere 
hierüber s. B. HI Tbl. HI. 

§ 2. Namen der neuen Stadt. Nachbarsümpfe. 

Der Namen der von Archias neu gegründeten Stadt war nicht 
Ortygia, sondern Syrakus: l'jpiy^o^ii ;■ die Einwohner nannten sich 
-i'jpax.6aio'.. Dies sind die dorischen Formen, wie sie sich z. B. auf 



— 04 — 

den syrakusischen Münzen finden. Das 7. ist, wie schon gesagt, das 
Koppa. Im ionischen Dialekt, z. B. hei Herodot, wird Syrakus zu 
^ijpYjxoucat, die Einwohner zu S'jpr^xdaici ; im Attischen heisst es 
^upaxcuaat und Supaxictct (Thukydides) oder -'jpaxcjcici. Bei den 
Dichtern, wie Pindar und Theokrit, finden wir auch das doppelte a : 
^upaxoaaai und bei Strabo -jpaxsucaai ; der Singular lupixoca erscheint 
nur bei byzantinischen Schriftstellern. 

Was die Entstehung des Namens betrifft, so haben wir schon 
unsere Meinung ausgesprochen ; es ist jedoch nolhwendig, dasjenige 
zu erwähnen, was die alten Autoren darüber sagen. Sie suchen nicht, 
wie wir es gethan haben, nach einer etymologischen Erklärung ; aber 
ihre Aeusserungen sind in einer andern Hinsicht von Werth, nämlich 
für die Topographie, und desto mehr haben wir die Pflicht, uns hier 
damit zu beschäftigen. 

Wir lesen bei Stephanos von Byzanz u. d. W. 'Axpa^avTsc fol- 
gende Worte : 9*/;ai Yap Aoupt<;, cti ai 'irXsiTrai twv Z'.xsXwv ttöXswv 
i'A Tü)v TTOTajjLwv ^voiJiaCovTai, SupaT-cu^a^ FsXav 'I^xspav -sXivouvTa /.al 
<Poivty.oüvTa y.at 'Epu^Y^v xxl Kajjiixbv 'AXixuag (so Meineke, die Hss. 
'AXuxdv) T£ xal Öspi^ov xal Kajjiapivav. Duris hatte also gesagt, dass 
auch Syrakus seinen Namen von dem eines benachbarten Flusses 
hatte; demnach hätten wir in der Nähe der Stadt nach einem Fluss 
desselben Namens zu suchen. Aber ein solcher Fluss existiert nicht. 
Es gibt dort nur den Anapos, und niemals hat jemand gesagt, dass 
der Anapos auch Syrakus genannt worden sei. Man sieht leicht, 
dass entweder Duris oder der Epitömator sich geirrt hat, wie denn 
auch, abgesehen von <I>o'.vixoJ<;, von dem man nicht weiss, wohin es 
verlegen, bezuglich Ospjxov (das übrigens Sip\kx oder Bspjxa». heissen 
müsste) ein Irrlhum vorliegt, da es nie einen gleichnamigen Fluss 
in Sicilien gegeben hat. 

Andrerseits wissen wir, dass nach einigen alten Autoren nahe 
bei Syrakus ein Sumpf fast gleichen Namens war. Somit liegt es 
nahe anzunehmen, dass Stephanos den Duris schlecht citiert hat, der 
gesagt haben wird, dass die Stadt Syrakus ihren Namen nicht von 
einem Fluss, sondern von einem Sumpf mit ähnlichem Namen hatte. 
Und in der That wird die Existenz eines Sumpfes mit Namen Syrako 
durch folgende Stellen alter Schriftsteller gesichert: Bei Steph. Byz. 
lesen wir u. d. W. Süpaxc'jaau /.at XtjxvYj yjtii; xaXetTat Süpaxt»); Pseudo- 
Skymnos 281 leitet den Namen Syrakus von dem der Xi^vr; cjjicpoc 



— G5 — 

ab ; und endlich finden wir bei Vibius Sequester, S. 13, 10 Ausg. 
Bur.sian : Tyraco Syracusis. Hier ist der Buchstabe T in dem Wort 
Tyraco irrthümlich für S gesetzt, und Bursian spricht die wahr- 
scheinUche Vermuthung aus, dass der Schriftsteller zu dem Irrthum 
verleitet worden sei durch den Namen einer andern sicihschen Stadt 
Tüpavtr;, die nichts mit Syrakus zu thun hat. Bezüglich des Wortes 
Syrako erübrigt noch eine weitere Bemerkung. Nach Strabo VIII 364 
gebrauchte Epicharm -upay.d) im Sinn von 2upay,öU5ai als Stadt; und 
so findet es sich auch im Etymol. Magn. 736, 26 u. d. W. Supaxou^. 
7,%\ ziq y.A£iva^ Z'jpa7.oüc, welche Form offenbar der Genitiv von 
2Sl'jpay.([) ist. Strabo und das Etymologicum Magnum nennen diese Form 
als Bezeichnung der Stadt eine Apokope von )i'jpax.oüGxt ; dagegen 
hätte nach Lobeck und Ahrens Epicharm einfach den Namen des 
Sumpfes für die Stadt gebraucht. 

Aber wie es sich auch mit alledem verhalten mag, fest steht, dass 
Syrako ein Syrakus benachbarter Sumpf hiess. Und es erhebt sich 
hier naturgemäss die Frage : An welchem Ort gerade lag dieser 
Sumpf Syrako? Lässt sich seine Lage noch bestimmen? In der That 
fehlt es nicht an Sümpfen in der Nachbarschaft von Syrakus. Einer 
von ihnen- hatte im Alterthum einen andern Namen, Lysimeleia ; 
aber könnte es nicht sein, dass derselbe Sumpf auch den Namen 
Syrako gehabt hätte? Betrachten wir zunächst die Stellen der Alten, 
wo Lysimeleia erwähnt wird. Es sind Thuk. VII 53: xal s^ßaXXsuciv 
iz TYjv X([;.vy;v ty)v Ai^Gif^iXciav y,aXo'j;j.£vr<v, und Theokr. XVI 83 : 

Kc6p*^ ^\ ^ '^^'* l^'ÄTp» TroXuy.Xifjpwv 'E9'jpa{o)v 
Ei}^r//ac ;jt.sYa acru 7:ap' 05x^1 Aua'.[X£As(a<g. 

An letzterer Stelle sehen wir den Namen Lysimeleia als charak- 
teristisch für Syrakus verwand! : Syrakus ist die Stadt zap' j^aai 
A'j7i[A£X£(a^. Und aus Thukydides ergibt sich, wie wir bei Gelegen- 
heit der athenischen Belagerung sehen werden, dass der Sumpf 
nördlich vom Anapos, zwischen diesem Fluss und der Stadt, Lysime- 
leia hiess. Es gab aber keinen Sumpf, welcher der Stadt näher 
gelegen wäre als dieser. Somit lässt sich schliessen, dass die Lysi- 
meleia mit der Syrako identisch sein musste. In der That, wenn es 
wahr ist, dass die Stadt ihren Namen von einem Sumpf hatte, so 
musste dieser Sumpf derjenige sein, welcher sich in der nächsten 

Lupus, Die Stadt Syrakus. 5 



— m — 

Nähe der Stadt bet'atid : das ist nun der P'all mit der Lvsinieleia ; 
also muss zwischen Lysiineleia und Syrako Identität obwalten. Wer 
indessen die Identität von Lysimeleia und Syrako nicht zu^cIrmi 
wollte, könnte folj^ende Schlussfol^eriui|^ aufstellen : Wenn die Syrako 
nicht identisch war mit Lvsimeleia, musste sie noch näher bei der 
Stadt geleg-en sein ; ein solcher Sumpf existierte in Wirkhchkeit nicht 
mehr zu den Zeiten, aus welchen wir ausführliche Berichte besitzen, 
konnte aber in der Epoclie der Gründung von Syrakus noch vorhanden 
gewesen sein. Er konnte an der Stelle gewesen sein, wo der 
Isthmus an das Festland stösst, «gerade da, wo das Terrain sich volli^^ 
verändert hal)en muss durch die Schöpfung des Isthmus, welche]-, 
wie wir sehen werden, jünger ist als die Gründung- von Syrakus. 

Vermittelst diesei* Hypothese, welche uns wahrscheinlicher vor- 
kommt als die erste, würde sich auch die Thatsache erklären, dass 
der Name Syrako zwar als der eines Sumpfes erwähnt wird, nach 
welchem die Stadt genannt worden ist, aber nie als der einer Loka- 
lität, welche noch während der Existenz der Stadt selbst vorhanden 
war. Wenn der Sumpf verschwunden war, so war auch keine Ver- 
anlassung mehr, bei der Erzählung der Ereignisse in und um Syrakus 
seines Namens Erwähnung zu thun. Uebrigens sind wir, an dem 
pbamikischen Ursprung des in Rerle stehenden Namens festhall eiid, 
dej- Ansicht, dass er ursprünglich die ganze Gegend und nicht allein 
den später verschwundenen Sumpf bezeichnete, und dass es die 
Gelehrten waren, welche die Meinung aufbrachten, dieser Name habe 
anfänglich einem Sumpfe angehaftet, der zwar nicht mehr existierte, 
von dem sie aber wussten, dass er existiert hatte. Um es kurz zu 
sagen, wir geben die Existenz des Sumpfes an Stelle des Isthmus zu, 
aber wir glauben, dass die ganze Gegend den phcenikischen Namen 
s-R-K, der «das Ostland» bedeutete, getragen habe. 

SchHesslicli haben wir in Bezug auf den Namen Syrakus noch 
eine Bemerkung zu machen : Plutarch, Narr. am. ^ überliefert, dass 
Archias zwei Tocliter hatte, Ortygia und Syrakusa. Dies scheint anzu- 
deuten, dass man sie wenigstens ursprünglich als zwei verschiedene 
Städte mit zwei verschiedenen Namen betrachtete. In diesem Fall 
würde Syrakus natürlich auf dem sicilischen Festland zu suchen sein. 
Deshalb ist in der Geschichte Siciliens I. S. 1'i4 und 125 die An- 
sicht ausgesprochen, dass das ursprüngliche Syrakus, welches schon 
vor der Ankunft des Archias bestand, in der Nähe des Olympieion 



— 67 — 

<(elegen liabe, da dieser Punkt, wie wir gleich sehen vverden, eine 
in jeder Hinsicht hochwichtige Position bildete. A. a. 0. ist Jiinzu- 
gefögt, dass, wenn Syrakus sich so aus zwei ursprünghch verschie- 
denen Städten entwickelt hat, sich in ganz natürlichei' Weise die 
Pluralform des Namens 2'jpay.o'jaa'. erklärt. Es ist eine Hypothese ; 
aber ist nichl, wenn es sich um so dunkle Zeiten handeil, dei- 
Historiker gezwungen, zu Hypothesen seine Zuflucht zu nehmen? 
Wurde damals der Name Syrako, Syrakusa auf die Gegend südlich 
vom Anapos ausgedebnt, so haben wir jetzt die Ansicht gewonnen, 
dass er, wie schon bemerkt, insbesondere der Gegend des Fest- 
landes nördlich von der Insel Ortygia angebört hat. 

§ 3. Einzelheiten der korinthischen Gründung von Syrakus. 

Die Geschichte von Archias und speziell die Ereignisse, welcbe 
ihn zur Gründung einer Kolonie veranlassten, lesen wir bei Plutarch, 
Narr. am. 2 und Diodor, Fr. des 8. Buchs. Mit ihnen haben wir 
uns hier nicbt zu beschäftigen ; doch können wir betiaupten, dass 
der wahre Grund der Anlage einer von den Korinttiern beschlossenen 
Kolonie die innere politische Lage von Korinth gewesen sein niuss, 
dessen aristokratische Regierung, seit kurzem eingeführt oder umge- 
staltet, ofTenbar das Missvergnügen vieler Bürger hervorrief. Was 
die Gründung von Syrakus betrifft, so finden wir einen interessanten 
Bericht der bezüglichen Thatsachen bei Strabo VI 269 : -olc ot 

ypövo'Jc, ol^ (J)y.ia6rjGav r^ T£ NiSoc xal Ta Mdvapa. a;j,a T£ M'jay.sAAsv 
T£ ipaaiv £?<; AsA^o'j; eXösiv xal tcv Apyiav. /pr^STr;pia'Co[^ivo>v o' kpiai)xi 
TCv öeov, rcTspov aipoüvTai t:Xoutcv t; UYisiav. tcv |X£v ouv \p'/ioLi sXE^Oai 
Tov ttXoutov, Muj7.£Xacv 0£ tV •JY{£'.av. TO) [j.tw §Yj S'jpaxouacac csjvai 
y,T'^£tv, TW §£ KpcTwva, y.al 3y) ^jfxßf^va'. KpoTtüvtaTXc p.£v ojto)^ Ov^ivr// 
oiXYJciat irdAiv &(ST:tp £ipY)/.a;x£v , Sjpaxouasa; $£ st:'» tccoutov £y,r£G£iv 
tuAoDtov to(JT£ y.al auTO'j? £v 7:apo'.{J*(a BiaSoOyjva'. XcyovTwv 7:pb? to'jc ayav 
7:oAUT£X£r^ (b^ OUT. otv £y,Y£votT5 auToT^ Y) 2'jpay.o'j(J7(o>v 5£y.aTr<. 

Das dem Archias ertheilte Orakel haben wir oben S. 61 erwähnt. 
Die Gründung von Syrakus w'ird in Beziehung gesetzt zu der von 
andern Kolonien, welche vielleicht nichl ganz gleichzeitig waien. 
Mit der von Kroton verknüpft sie ausser der eben citierten Stelle 
Strabo auch VI 262 : aufj.irpaJavTCx; (sc. t(o My^yiXXcj)) y,al Wpyizj 



— 68 ~ 

(opji.Y;To £7:1 Tcv Twv -l'jpa/.ouc3o)v cw5[xiv. Also nicht nur bei den Vor- 
bereitungen, sondern auch bei der Ausführung* der Expedition hätten 
sich Archias und Myskellos, der Gründer von Kroton, zusammenge- 
funden. Auch dem Chersikrates hätte Archias hei der Gründung 
Kerkyras Hülfe geleistet, nach Slrabo VI 269: 7:>vicvTa oe tcv Apyiav 
£'!; ty;v ^»/.iXiav /.a-aXiTTcrv [J.ETa yipoj^ t^; jTpXT'.a; tou toW 'HpayJ^s'Owv 
YEvs'JC Xsp^'-xpar/j (TJVor/.'.ouvTa tyjv vOv Kspxjpxv y.aXsuyivYjv, irpoTspov It 
^yzpioL'h r/.srvov (Jikv o3v ixßaXovTa Aißupvou^; y.aT^xovTa- cty,(cat tyjv vy;^sv. 
und ein letztes Zusammentreffen mit Griechen, welche die Heimath 
verlassen hatten, um sich anderv^ärts anzusiedeln, finden wir in 
einer dem Ephoros entnommenen Notiz von demselben Strabo VI 270 
erwähnt: tsv 5' Ap/i'a/ y^x'%T/z^n% 7:pbc tc Zeppiy^ tcov Ao)piiii)v 
iOpcvTa Tiva; osupo as'.Yjj.svou^ iy. tyj; lixEAia^ -xpi tcov Ta Msyapa 
y.T'.ca/T(ov avaXaßEiv aÜTcu?, y.ai '/.o'.vy) ;j.£t' ajTwv y.'i^ai Ta^ ^'jpaxcuSGa;. 
Hier weisen die Worte r^^oc, to Zs^upisv, wie es scheint, auf die Grün- 
dung von Lokroi Epizephyrioi hin, während ausdrücklich gesagt wird, 
dass unter den Gründern von Syrakus auch einige Megarer waren. 

Unter den Korinthern waren auch viele Leute aus Tenea, einem 
^kleinen Orte bei Korinth, welcher noch heute in der Kunstgeschichte 
durch die archaische Apollostatue in der münchener Glyptothek be- 
rühmt ist; Strabo VIII 380 y) Tsvsa o' Irsv. y,ü);rr< -f^z Kop'.vOia?, sv r^ 
Tcu TsveaTou AiroXTvCOvo^ ispov. \i^(v:7.'. oi y.al Ap/i'a to) !JT£(Xavi:'. tyjv 
£?; Zupavto'Jfj^a; a7:oiy,(av Touq tcXeIcto'j; twv iroiy.cov svte^Oev TJVE-Tray.s- 
Aoj6f,aai. Einer seiner korinthischen Begleiter war der Dichter Eu- 
melos (Glem. Alex. Strom. I 298), aus der berühmten Weissager- 
tamil ie der lamiden. 

Endlich fehlt es auch nicht an einer Anekdote, welche den 
Gegensatz zwischen den kleinen Anfängen und dem spätem Glanz 
von Syrakus darthun soll. Ein Korinther, mit Namen Aithiop.s, 
welcher zur Theilnahme an der Kolonisation von Ortygia bestimmt 
war, verkaufte einem Tischgenossen (tco iajTsu tjcsito)) seinen Land- 
antheil an der zu gründenden Kolonie — einer Art Gründeraktie — 
um einen Honigkuchen. So Demetrius bei Athen. IV 167. Er halle 
dieses Geschichtchen in den Dichtungen des Archilochos gefunden, 
dessen Blüthe kurz nach 700 v. Ghr. fällt. Ein Beweis, dass Syrakus 
auch bei den Ostgriechen, unter denen Archilochos lebte, bald 
berühmt wurde. 



— 69 — 

§ 4 Ortygia. Arethusa. Artemist empel. Häfen. 

Ortygia war, wie heutigen Tages, so auch zur Zeil der korinthi- 
schen Landung, eine Insel. Ihre Form und ihre Oberfläche jedoch 
waren nicht dieselben, wie jetzt. Schon oben (S. 19) war aus- 
einandergesetzt, dass sie damals grösser sein musste. Auch ihre 
Oberfläche hat sich im Lauf der Jahrhunderte verändert. An gewissen 
Stellen wurden von den Ansiedlern Bausteine zur Errichtung von 
Häusern und Tempeln gebrochen ; an andern hob sich der Boden 
durch den Schutt der Gebäude, welche da einmal gestanden hattcm. 
Aber stets blieb an seiner Stelle der grösste Schmuck und die grösste 
Naturmerkwürdigkeit der Insel, die Quelle Arethusa, der wir nicht 
umhin können von liistorischem Gesichtspunkte aus einige Seiten zu 
widmen. 

Der Name ist auf den Münzen 'ApdOo^a geschrieben, indem c 
das O'j vertritt, wie in ^Sjpay.oaa». statt 2jpay,oujai ; bei den Buko- 
likern 'ApsBotca ; die gewöhnliche Form 'ApsOo^ca. Die Wurzel wäre 
nach Curlius, Griech, Etymologie, 4. Aufl. S. 66, ap, wozu 8' als 
Praesenserweiterung getreten sei, — nicht ap8, wie Herodian t. [xgv. 
AiC. S. 13, 4 meint : 'ApeöoiKia y.prjvr^ y.up(a);, olWol y.a\ Traca». y.pvjva'. 

Die Arethusa hatte auch den Namen Kypara. Hesych u. d. \V. 
Ivw>7:apa * r^ Iv S'.y.sXvx y.prjvYj 'ApsOsu-Ja. Stephan. Byz. u. d. W. 
'ApiOs'jsa — y.al y.py;vr, S'.y.cAta^ • a'jTY] Ku7:apa ea^yeto. Das Wort 
Kypara wüssten wir nicht etymologisch zu erklären ; es scheint 
orientalischen Urspiungs zu sein. 

Ueber die Lage der Arethusa im Alterlhum zu sprechen, könnte 
man, da die Quelle noch besteht, für unnöthig halten, wenn nicht 
im 17. Jahrhundert soviel darüber gestritten worden wäre, dass 
dadurch der Schein erweckt wurde, als ob in der That ein Zweifel 
über sie möglich wäre. Die Hauptstelle über die Lage der Arethusa 
ist unter den Schriftstellern des Alterthums bei Cicero, der bei Gele- 
legenheit seiner Beschreibung von Syrakus (Verr. IV 53, 118) Fol- 
gendes sagt : In hac insula extrema est fons aquae dulcis, cui nomen 
Arethusa est, incredibili magnitudine, plenissimus piscium, qui fluctu 
totus operiretur, nisi munitione, ac mole lapidum diiunctus esset a 
mari. Die Arethusa lag also am äussersten Ende der Insel, was mit 



— 70 — 

ihrer heutij^^en Lage stinuaf. Trotzdem hat Bonaniii bei der Prüfung 
der von einigen Ober den eigentlichen Ort der Arethusa vorgebrachten 
Meinungen sich viel Muhe gegeben Cluver zu widerlegen, der, wie 
jener wähnte, geglaubt hätte, dass sie sich ursprünglich in der Nähe 
<les kleinen Hafens befunden habe. Aber er halte den Cluver nicht 
genau gelesen. Denn dieser nimmt bei seinem Versuch die Stellen 
der alten Autoren, welche die Arethusa erwähnen, und vornehmlich 
die Krzählung von der Eroberung der Stadt durch Marcellus zu er- 
klären, für einen Augenblick nicht als sicher, aber als möglich an, 
<lass die Arethusa am kleinen Hafen gelegen habe, jedoch um darauf 
ausjlrücklich die.se Annahme aufzugeben und zu der gemeinsamen 
Ansicht aller zurückzukehren, welche, wie er mit Recht sagt, die 
richtige Auslegung des livianischen Berichtes über die Belagerung 
von Syrakus nicht hindern kaim ; und diese allgemeine Ansicht, 
welche auch Cluver billigt, lässt die Arethusa an dem grossen Hafen 
liegen. (Huver sagt S. 202 des 2. Bds Delle antiche Siracuse^ Pal. 
1717: Certuni igitnr iam est Arethu.sae fonteni fuisse eo situ, quo 
cum supra dicti auctores Siculi describunt. Von der Stelle des Livius, 
welche jene erste Voraussetzung des Cluver veraidasst hat, wird weiter 
unten gesprochen werden. Wahr ist jedoch, dass zwar nicht die Lage 
*ler Arethusa, aber wohl ihre Umgebung besonders im 10. Jahrhundert 
einige Veränderungen erlitten hat, und von diesen wird es nicht 
ungeeignet sein an der Hand der Autoren jener Zeiten zu reden. 

Fazello .sagt S. 242 des 2. Bds Delle ant. Siv.y Pal. 1717 : 
Arethusa (ut Cicero et Diodorus referunt) incredibili olim erat magni- 
tudine vel ea ratione, qiiod plerique fontes, cfui circumquaque emer- 
gunt et ad officinas coriariorum diversa loca instar fluminum hodie 
excurrunt, simul contluentes lacum efticiebant, qui uno ambitus stadio 
a specu, unde nunc exundat, ad fontem ustjue, qui aetate mea a 
<!analibus nomen habebat, protendebatur, ut scruporum aquarumque 
vestigiis adhuc cernitur: ubi vetusta erat porta, Arethusae olim Tavio, 
seti mea tempestate Saccariorum appellata, qua Insula capta a Mar- 
(X'llo est. — Haec cum ante integra et miris vetuslisque lapidibus 
strucla ad aream cathedralis ecciesiae pateret, et sola ex antiquis 
portis superesset, vigesimo circiter abhinc anno ad tuitionem urbis 
clausa prorsusque extincta usum formam et nomen amisit. Ea vero, 
([uae hodie ad Arethusam ducit, S. Mariae a Portu dicata (Mh'abella 
Nr. 10 spricht von einem munimentum di N. Signora della Porta 




— 71 — 

und auch Bonanni S. ^28-29 nennt sie S. Maria della Porta), aetate 
pauIo superiori fuit aperta, cum ante nulla esset. Nam eiu^ moenia 
quodam tempore Arethusa extra alluebat, intus vero j^radibus ingen- 
tibus in lapide excisis, quos terra hodie operuit, praemuniebanlur ; 
quibus Syracusani ad aquas, quae intra muros quoque tum scatebant 
(d. h. nicht nur ausserhalb, sondern auch innerhblb), e fönte hau- 
riendas descendebant. Sed divisus in plures alveos Arethusa processu 
aovi huic muro portae aperiundae locum dedit. Das Wasser bildete 
also einen (unterirdischen?) Teich, der, wenn ich Fazello recht ver- 
stehe, sich fast [)is zum Platz der Kathedrale erstreckte. Hier war 
4'iu altes Sladtthor, das der Saccarii, durch welches, wie Fazello 
meint, einst die Römer in die Stadt eingedrungen sind, das aber 
zum bessern Schutz der Stadt 20 Jahre friiher, als Fazello dies schrieb, 
zugemauert wurde. Indessen hatte man schon vordem ein anderes 
Thor in nächster Nähe der Arethusa gebrochen, d. h. durch die 
Mauer, welclie die Stadt von jener trennte, und dieses Thor liiess 
das der S. Maria del Porto. Seine Mauern, sagt Fazello (eius moenia, 
<loch wohl «des Hafens»), wai'en «quodam tempore» aussen von der 
Aietliusa bespült, innen aber stieg man «gradibus ingentibus in 
lapide excisis o zu den Wassern, welche auch drinnen sprudelten, 
hinab. Es ge>«chieht hier nicht ausdrücklich Erwähnung der Mauer, 
welche, nach Cicero, die Arethusa vom Meere trennte (nisi munilione 
ac mole lapidum diiunctus esset a mari) und welche doch, wenigstens 
in Trümmern, zu 1^'azellos Zeiten noch bestanden haben muss. Bonanni 
wtMiigstens spricht davon folgendermassen (S. 18) : (^Dieser von Cicero 
erwähnte Steindanmi ist noch heutigen Tages untei* den Meereswogen 
<ler Arethusa gegenüber und nicht sehr entfernt von ihr zu sehen; 
er läuft nach dem Occhio della Zilicü hin, wie der Syrakuser Filippo 
Barcio, ein ausgezeichneter Schwimmer und Taucher, versichert.» 
Bonanni kennt also diese munitio ac moles Ciceros nur als Ruine im 
Meere; sonst könnte man glauben, dass (jceros Mauer mit der Mauer 
Fazellos identisch wäre, da auch dieser einen Theil der Arethusa 
innerhalb der Stadt befest igung sein lässt. Fazello erwähnt noch an 
einer andern Stelle diese Mauern, S. 243, wo er sagt: «Erat igitur 
Arethusa fons ingens et piscosus, molibusque jaclis in mari et reti- 
eulato ordine positis circumseptus : quibus muUa bituminis ac picis 
mixtura injecta fluctus maris ab eo arcebat, cujus visuntur adhuc 
clara vestigia. Nam et coriariorum vicinae super iis molibus et materia 



— n — 

liac bituminosa officinae constructae aefale mea cernebantur. Quibus 
deletis propa^naculum ingens ad robur urbis et portus munitissimuin, 
quod a S. Maria de Porta dieitur, superstructum est.» Hieraus ergibt 
sich klar, dass nach Fazello das Bollwerk von S. Maria de Porta an 
Stelle der Wehr getreten war, welche die Arethusa vom Meere 
trennte und in Trümmer gefallen war. Aber wie kommt es nun, 
dass Bo)ianni, später als Fazello, diese Ruinen noch sah? Man rauss 
wohl zugestehen, Fazello ist in seiner Beschreibung der Verände- 
rungen, welche die Mauern bei der Arethusa erlitten haben, nichl 
allzu klar. Aber Mirabella hat ihn auch da, wo er klar ist, miss- 
verstanden, indem er sagt, dass die Aiethusa «pristinis temporibus 
non habebat scaturiginem illo in loco, ubi nunc habet, verum in 
planilie, ubi nunc sunt officinae coriariorum.» Man könnte annehmen, 
dass diese Notiz auf eigene und eingehende Untersuchungen gegründet 
sei; aber das ist nicht wahrscheinlich: sie wird entstanden sein zu- 
folge der schon ol)en citii3rten Worte Fazellos «Arethusa — cernitur»; 
hier wird nicht gesagt, dass die Arethusa ihre Stelle gewechselt 
habe, sondern nur, dass sie einst sich weiterhin erstreckte. Mirabella 
hat also Unrecht, und Bonanni wendet sich (S. 16) mit Recht gegen 
seine Meinung. Die Arethusa war demnach immer da, wo sie heute, 
ist, von dem Meer durch mehr oder weniger gut erhaltene Konstruk- 
tionen getrennt, abei* da sie auch zum Theil ausserhalb dei'selben 
floss, so bilden diese Strudel jetzt im Meere den sog. Occhio della 
Zilica. Die ganze dortige Gegend der Insel ist voll von Wasseradern 
und man sieht an der angrenzenden Strasse nach Süden hin ausge- 
dehnte Höhlen, wo das hervorquellende Wasser von den Wäscherinnen 
l)enutzt wird. Doch kehren wir jetzt zu jenen fernen Zeiten zurück, 
indem wir zunächst betrachten, was die Alten über den C-harakter 
der Arethusa sagen. 

Unsere Absicht ist jedoch nicht die Stellen alle oder auch nur 
zum grössten Theil zu citieren, an welchen von der Arethusa die 
Rede ist. Gluver hat sie in seiner Sic. ant. gesammelt. Die ausführ- 
lichste Notiz gibt Strabo VI 270 f. : y,pr;vr|V o' h/v, (sc. y; 'OpTuyia) Trjv 
\Vp203Jsav sitsijav TTOTaj/cv eüOj; si; ty^v OaXajsav. [j/jOeuouci Z\ tcv 

^Q'j^ IkTiz Y*^; TS pstÖpov lyo'^xoL [J^i'/p'. "7:^0^ ty;v 'ApsBou^av, sTt' exc'.SsvTa 
ivöivSs ziXiv st? rr|V OiXaTrav. TsxiJ^r^p'-oiivTa'. es TCouTöir 'z'.t.' xa» vap 



— 73 — 

Im Anschluss hieran citiert Slrabo den Pindar und den Timaios 
und kritisiert die Sage, der er keinen Glauben schenkt ; schhesslich 
sagt er, dass das Wasser der Arethusa trinkbar sei : 7:otijj.ov. Da die 
Alten den mit der Arethusa verknöpften Sagen die grösste Wichtig- 
keit beilegten, so haben auch wir die Pflicht uns mit denselben 
sorgfältig zu beschäftigen. Und da muss eben vor allen Dingen gesagt 
werden, dass der berühmten Sage von der Vereinigung der Arethusa 
mit dem Alpheios eine andere gegenübersteht, welche sie sogar aus- 
zuschliessen scheint. Wir finden sie bei Diodor V 3 : y,aTa tyjv vy^cov 

cvoiJ.a!Io;x£vr<v 'ApsOouaav. Wer diesen Glauben hatte, konnte schwerlich 
annehmen, dasS die Arethusa der Alpheios oder eine Nymphe aus 
dem Peloponnes sei. Da nun Timaios nach Strabo a. a. 0. letzteres 
glaubte, so halle ich es nicht für wahrscheinlich, dass die Stelle des 
Diodor etwa dem Timaios entnommen ist. 

Jene berühmtere Sage nun, welche der Arethusa keinen lokalen 
Ursprung verleiht, sondern sie mit dem peloponnesischen Fluss Alpheios 
in Verbindung setzt, findet ihre erste Erwähnung in dem Orakel 
des Archias, das uns bei Pausanias V 7, 3 erhalten ist : 

'.V AA©£lOJ (7TClJ.a p/vUw£'. 

MiVyo[j.£vov 'kT^y^i; c'Jp'.KeiTjC 'ApcOo'JTr^c. 

Da (las Wort supiTusit;;, welches sonst nicht vorkommt, Schwierig- 
keiten für die Erklärung bietet, hat man 'irrf^ataiv eüppsiTY); konjiziert. 
Indessen ist, wie schon oben gesagt, die Aechtheit des Orakels 
fraglich. Zeitlich zunächst steht dann die Erwähnung der Sage bei 
Ibykos, einem Dichter des 6. Jahrhunderts v. Chr., worüber der 
Scholiast zu Theokr. I 117 Folgendes sagt : 'ApsBouaa y.pYjvYj iv Sjpa- 
y.sj^ai;, t?j h 2iy.£X(a, f^ ^acrl 5ia 'ztkoL^io'jq AX^swv Y)y,c'.v, w; (pTi^iv 
"Iß'jy.o; rapta-opüiv '7:tp\ xr^q 'OXu[j.-{a; oiaXr^c. Dies war jene Schale, 
welche zu Olympia in den Alpheios geworfen, wie es hiess, in der 
Arethusa wieder zum Vorschein kam. Dann haben wir in der ersten 
Hälfte des 5. Jahrhunderts Pindar, welcher Nem. I 1 Ortygia a[j.KV£U{;.x 
zi\)^Kf 'AX©£ou nennt, d. h. hehrer Ruheplatz des Alpheios. 

Weiterhin verfolgen wir nicht diese Ueberlieferung, welche sich 
bei vielen griechischen und römischen Schriftstellern findet, und 
verweisen auf die Stellensammlung bei Cluver. Dagegen halten wir 



— 74 — 



es für nützlich, die Rolle, in Avelcher Alpheios und Arethusa auf- 
treten, naher zu betrachten. Gewöhnlich sind sie Flussj^ott und 
Nymphe; s. z. B. Ovid Metam. V 573 fl. Bei Paus?. V 7, 2 indessen 
sind sie Jäger und Jägerin : Ki^ß-zoL'. $£ /.xl aXXx TO'.a$£ i; tcv 
'AXcps'.ov, 0)? avYjp £Iy; Or^psJTYj?, Epa^ÖYJvxt ck a-jicv 'Apsösucjr,;;, xjvyj- 
VcTsiv o£ xal Ta'JTTjv. xal 'ApiOougav ;j/£v ouy. ap£Gxo;jL£viQ ; -^pfiiJLaaöat 
'iw£px'.ü)6Y)vai ^aTtv iq vyjjov tyjv /.ata Xupay.ouaac, 7.aXo'J[jirr<v Sk 'OpTU^tav 
7.3tl ivTÄUÖa £? a*6po)7:c'j Y£V£j6a'. Trrt^r^'i. Tj|j,ßr|Va'. C£ Otto toO £po)TO<; xal 
'AXscioi TYjv aXXaYYiv i^ xbv xo-a'yiv. Tajtx ti.£v Xc^OJ "su s; 'AX(p£'.cv 
£; TYjv 'OprJYiav (die Worte sind korrupt), tb 11 cta tt^; OaXdcar^? idvxa 
£VTajOa avaxotvoJcOai to u^cop zpb- ty)/ Krf|"/;v ow, lax'.v Sttwc aT'CiTYja««)^ 
TSV 0£bv £7:iaTa(;.£vo<; tcv iv AeX^c?«; c;jLoXoYOUvta gap'.crtv. 

Haben wir bis jetzt Alpheios und Arethusa göhabt, so l>ietet 
etwas völlig Neues die Sage, welche der Scholiast zu Pind. Nem. I li 
vorbringt : tcv ^ap 'AX(p£Ov 9x717 2po>Tt aXcvTa t^^ 'ApTejAtSo? iTwictw^ai 
ajTY;v a/p'. ir^q 2'.x£X{ar. toO 3£ teXou^ tyJ(; §uo?£U); zy-riöt y£vo^£V5U, a'jTcOt 
yj?-:-^.«! TYJV 'ApiOo'Juav. 3ia toüto C£ v,v. tyjv "ApT£;/.iv "AX(p£'.(bav (vulg. 
'AX9£ia(av) T:po5aYop£6£G6ai. Hier tritt Artemis an Stelle von Arethusa, 
und wir müssen annehmen, dass gerade dies die ursprüngliche Gestalt 
dei* Sage gewesen ist. Eine uralte Beziehung zwischen Alpheios und 
Artemis geht auch daraus hervor, dass sie einen gemeinsamen Altar 
in Olympia gehabt haben; Schol. zu Pind. a. a. 0.: y.al £v 'OXu;j.'^ta 
o£ b 'AX(p£tb; Tfj 'ApT£;A'.$'. ajva^i^pjTai. Paus. V 14, 6 : [JL£Ta 5k to'ui; 
xaT£'.X£Y;Ji£vo'j^ 'AX©£Uo y,x\ \\pT£;j/.$t 86o'ja'.v 4^1 kvc? ßo){/.oj. tc ck aiTtov 
TOJTou 7rap£$Y)Xü)7£ »jiv ttoj xal IKvSapoi; £v (ooyj, yP^?^!^'-' ^^ ^^- ''iP"*-^^ 
£v TO?; XoYsi? TcT; A£Tp'.va{o'.(;. Letrinoi war ein Ojt in der Nähe 
dei' Mündung des Alpheios, und Pausanias spricht VI 22, 8 folgen- 
dermassen über den bezüglichen Vorfall : £?:' £;j.oj $£ ciy.Yjjj.aTa T£ 
£X£i7:£To sXiY^t y-xl 'AX^r.aia^ 'ApT£;j/.$o; aYxX;j.a iv vato. Y£v£3Öa'. $k 
TYJV £7:(y.Xr^(j'.v tyj 6£cT) XiYOJiJtv i*::' Xcy<») TO'.(f>0£* kpaaÖYjvat tyj; 'ApT£[JLt§oc; 
TCV 'AXcpr.cv, £pao6£VTa ok^ (o- £7:£yv(«) »i*Yj ^;t'd^cz'J^OLi et $ia :r£iOcy(; y.al 
S£Yja£to; TCV Y^I^'Sv, £'K'.ToX{xav 0); ß'.aa5iJi£ /cv tyjv OiCv, y.ai auTCv £; 7:avvu- 
yj.ox iq A£Tp{vou<; £X6£iv jttc xj-^; t* xYojjivYjv tt,^ 'ApTqjL'.oo? y.al 

VJ^^^^WV, oJ.C TTX'^WV TJVYJV X'JTr^. TYJV C£, £; 'J::OVc(x Y^P »OU 'AX^ElOU TYJV 

iz'.ßö'jXYjv s*/£tv, aX£(d;a50x' tc TzpiaMizz"* ttt^Xo) xxl xjtyjv xxl cdxi tiov 
vu;j.5ü)v zxpYjjxv, y.xl tcv 'AX5p£'.cv, (o; i^YjXOcV, c'jy, ^X£iv xOtov a-izb 
T<ov xXXwv c'.ay,prvx'. tyjv "ApT£iJ/.v, aT£ ok cj otXY^voiJxovTx a^£X6£rv 
£-'♦ XTTpxy.TCi) TO) i•^'/^l{p'(r^\f.xv, . AfTp'.vxici i-'lv Byj 'AXje'.xixv ixxXcJV tyjv 



— 75 — 

Osbv bO, Toü 'AXi^s'.oü xo) sc aOTY)v ipwxt. Dann fügt er hinzu, dass 
die Eleei* sie Elaphiaia nannten, im xöW iXacwv, i\i.b\ Soxetv, xy) OYjpa, 
naoh der Eleer Meinung aber von dem Namen ihrer Amme Elaphion, 
und dass die Eleer den Letrinaiern zu Liebe die Elaphiaia für 
identisch mit der Alphiaia hielten. Auch ein Vers der Telesilla 
(c. 500 V. Chr.) hat sich bei Hephaistion S. 36, 18 erhalten : 
a 5' "ApTsjjL'.^, to y.cpat, (pcu^oi^ja tcv 'AXcpsfv. Hatte nun auch in 
Ortygia die Artemis Alphiaia oder Alphioa einen Kultus, so konnte 
dies Veranlassung zu der Sage von der Ankunft des Alpheios auf 
Ortygia geben, und viel musste dazu das Vorhandensein einer ausser- 
ordentlich wasserreichen Quelle auf der Insel beitragen, da so die 
Meinung aufkommen konnte, diese Quelle empfange ihr Wasser ver- 
mittelst eines unterirdischen Kanals aus irgend einer fernen Gegend. 
Dann war gerade der Alpheios, welcher Sicilien fast gegenüber in 
Griechenland floss, dafür bekannt, dass er nicht immer unter freiem 
Himmel strömte, sondern an gewissen Stellen seines Laufes in die 
Erde verschwand, um anderwärts wieder aufzutauchen. 

Nun ist es aber durchaus nicht nöthig, dass der Ursprung des 
Namens Alphiaia oder Alphioa irgend etwas mit dem Fluss Alpheios 
zu tliun hat. In Paulys Real-Encyclopädie 1 1, 807 z. B. wird jener 
diri^kt von der Wurzel aX^ «nähren» abgeleitet. Schliessen wir uns 
dieser Meinung an, so kommen wir zu folgendem Ergebniss hinsicht- 
lich des Mythus von Arethusa und Alpheios : Uralt war auf Ortygia 
der Kultus der Artemis Alphiaia oder Alphioa, ein Beiname, mit 
welchem sie als die Nährende (alma) bezeichnet wurde ; die berühmte 
Quelle der Insel hiess Arethusa. Ihre erstaunliche Wasser fülle liess 
die Vermuthung aufkommen, sie sei vielleicht die Mündung eines 
fremden Flusses, und da auf Ortygia nahe bei der Arethusa die 
Artemis Alphiaia verehrt wurde, so dachte man an den Alpheios, 
welcher in seinem obern Lauf unter die Erde verschwindet und mit 
seiner Mündung gerade auf Sicilien gerichtet ist. So entstand die 
Sage von dem Erscheinen des Alpheios auf Sicilien, um die Artemis 
Alphiaia einzuholen. Später betrachtete man die Quellnymphe selbst 
als Gegenstand der Verfolgung des Alpheios und setzte in der Volks- 
tradition diese neue Wendung an Stelle der älteren Sage von Arte- 
mis. Der Artikel Arethusa in Paulys Realenc. I 2, 1507 zählt die 
Arethusen der verschiedenen griechischen Landschaften auf und findet 
auch eine in Elis. Aber die betreffenden Belegstellen enthalten keinen 



— 76 — 

vollgülli^en Beweis, weder der Scliol. zu Pind. Nein. I, noch Ovid 
Met. V 577 : pars ego nympharum, quae sunt in Achaide, dixit, uiui 
fui, wo Arethusa eine Nymphe, noch Paus. V 7, 2, wo sie eine 
Jägerin ist, noch auch Servius zur Aen. III 694, wo mit Unrecht 
gesagt wird : Arethusam etiam in Ehde esse testatur VirgiUus. Lassen 
wir also die vermeinthche Arethusa in Elis bei Seite, so bleiben 
noch bei Pauly a. a. 0. die folgenden: i) auf Euboia bei der Stadt 
Ghalkis (s. o. S. 62) ; 2) in Boeotien ; 3) bei Argos im Peloponnes ; 
4) bei Skylakion im Bruttischen ; 5) bei Smyrna ; 6) auf Ithaka ; 
7) vielleicht auf der Insel Kephallenia. Vgl. auch Benselers Wörter - 
buch der g riech. Eigennamen , u. d. W. 

Wie nun die Sage die Arethusa vom Peloponnes her kommen 
lässt, so haben wir unsererseits danach zu fragen, welches ihr 
wahrer Ursprung ist, und woher in Wirklichkeit diese grosse Was- 
sermenge kommt. Die Frage war eine schwierige zu einer Zeit, wo 
die Wissenschaft noch keine genügende Kenntniss der Naturgesetze 
hatte, nach welchen die Gewässer aus den Eingeweiden der Erde 
hervorsprudeln und die Gelehrten eine tiefe Wahrheit ausgesprochen 
zu haben glaubten, wenn sie versicherten, eine Quelle, wie z. B. die 
Arethusa, könnte nicht aus derselben Gegend kommen, in der sie 
entspringt, sondern nur aus der Ferne. Damals Hess dei- Reichthym 
ihres Wassers den Gedanken aufkommen, dass ihr Ursprung auf 
dem sicilischen Festland zu suchen sei. Dies versichert z. B. Bonanni 
S. 27 der Pal. Ausg. 1717, indem er zum Beweis seiner Behauptung 
das von Fazello erwähnte Ereigniss anführt, dass «zur Zeit Karls V., 
als man im Jahre 1552 auf der Landenge das Terrain ausgrub, um 
Syrakus zur Insel zu machen, eine solche Menge süssen Wassers 
nach Art eines Flusses hervorstürzte, dass man das Werk unvollendet 
lassen mussle ; weshalb man mit gutem Grund \^rmuthen kann, 
dass diese AVasser dieselben wie die der Arethusa sind.» Dass die 
Arethusa mit andern Wasseradern der Insel und des Isthmus in 
Verbindung stehen müsse, ersah man auch aus dem andern von 
Fazello S. 243 erzählten Vortall : «mea praeterea aetate anno sal. 1506 
ipse (fons Arethusa) a. d. IV id. jan. prorsus exaruit. Sed interini 
ad isthmum et litus marmorei portus complures aquarum fontes 
emerserunt, qui cum Arethusa refluxit, scaturire mox desierunt.» 

Man hielt also daran fest, dass die Wasser der Arethusa irgend- 
wie von dem sicilischen Festland kommen müssten. In imserm Jahr- 



— 77 — 

hundert, wo das grossartige Netz der syrakusischen Wasserleitungen 
Gegenstand eingehender Studien geworden ist, kam man auf den 
(Jedanken, dass ein Theil dieser Wasserleitungen in die Arethusa 
münden könne, eine Meinung, welche Schubring, Beiväss. von Syr. 
S. (307, 633-636 mit grossem Scharfsinn und Gelehrsamkeit ent- 
wickelt und vertheidigt hat. Aber heute müssen wir diese Hypotliese 
aufgeben. Der grosse Wasserreichthum der Arethusa hat nichts 
Auffallendes, und um ihn zu erklären genügen dieselben Gesetze, 
welche überall die Wasservertheilung unter der Erdoberfläche be- 
herrschen. Diese richtige Ansicht von dem Ursprung der Arethusa, 
welcher durchaus natürlich und kein künstliches Werk der Menschen- 
hand ist, hat Cavallari in der Abhandlung Sulla topografia di alcune 
rittä greche in Sicilia e dei loro moyiumenti im Archiv, stör. »Sic, 
anno IV. 1879 S. 65 entwickelt. Sie wird im B. III. Tbl. 1. im 
Zusammenhang mit den gesamten Wasserverhältnissen von Syrakus 
zu näherer Besprechung kommen. 

Wenn Athenaios II 42: jjivov o' aTipa;AV5v twv a/vj/.wv tc tyj^ 
WpsOoucr^^ sich auf die syrakusische Arethusa bezöge, so wäre ihr 
Wasser schon im Alterthum salzhaltig gewesen ; aber es kann sein, 
dass er von der euboeischen spricht. Bei dem Erdbeben vom i. Febr. 
1170 trat Seewasser in die Arethusa ein, und sie ist seitdem salzig 
geblieben (La Lumia, Storia di Sicilia sotto Guglielmo il BiionOy 
Florenz 1867, S. 116). Die Alten berichten von Fischen in dem 
Quellteich, welche der Artemis heilig waren ; Diodor V 3 vergl. mit 
XXXIV 9. S. unten Theil VI § 10. Bonanni fand (S. 27) keine 
Fische; jetzt sind wieder welche darin. Bis zu den letzten Jahren 
bestand die natürliche Grotte, in der die Arethusa entsprang; 
nunmehr ist sie in Folge von Ummauerung in ein grosses Bassin 
mit regelmässigen und glatten Wänden verwandelt ; in dem 
Wasser spiegeln sich Papyrusstauden , und die ganze Anlage ist 
recht anmuthig. 

Es bleibt uns noch übrig ein Wort über den sogenannten Occhio 
della Zilica, der schon oben erwähnten Süsswassercjuelie im grossen 
Hafen nahe bei der Arethusa, zu sprechen. Fazello, S. 242, nennt 
sie einen «e vicinis Arethusae fontibus», also einen Theil der Are- 
thusa. Diesem haben einige Neuere eine gewisse Unabhängigkeit 
wenigstens mythologischer Art verleihen wollen, indem sie in ihm 
den Alpheios erkannten. Zugestanden auch, dass dies eine poetische 



— 78 — 

unci «geistvolle Varianle der Sage ist, so bleibt docli das Verdienst 
davon ganz auf Seiten der Neuzeit ; die Alten wissen nichts von 
einer derartigen Trennung des Gottes und der Nymphe ; ihnen 
fliesst der Alpheios innerhalb der Arethusa selbst. Der Occhio della 
Ziliea verändert nicht selten seinen Ort, und dass auch im Alterthum 
ähnliclie Veränderungen in der Beschaffenheit des Seewassers bei 
Ortygia stattfanden, ergiebt sich aus der Notiz hei Plut. Dion. !24 : 

y,at rcTtii-ov xaploysv, (octs "j'£'Jsa;jL£v5t? 7:1(7'. */.aTa$r|Xov stvai. Es brachen 
also — unter der Regierung von Dionys II — Süss wasserquellen an 
einer Stelle des Meeres hervor, wo dies zuvor noch nicht geschehen 
war, aber das Phaenomen ging rasch vorüber. 

J)ie enge Beziehung, in welcher die Arethusa za Artemis stand, 
macht es wahrscheinlich, dass die korinthischen Kolonisten auf Or- 
tygia sehr bald darauf bedacht waren den Kultifs der Schwester 
Apollos förmlich und feierlich einzuführen. Wie Pindar Pyth. II 7 
mit den Worten TroTai^'ac Bcc 'ApT£ü/.Soc Ortvgia als Kultusstätte 

I» • 14* •.t? 

dieser Göttin hervorhebt, so bezeugt dies auch der Schohast zu dieser 
Ode : TYJ; 'AX^siwac 'ApT£;jLiBoc sy-et ©aaiv thxi tspiv, und weiter t^puTa». 
ava/v'xa 'ApT£;jLtBo{; Izi tyj 'ApcOsuTr;. Das Fest der Diana war nach 
Liv. XXV 23 das Hauptfest von Syrakus und dauerte drei Tage. 
Durch Diomedes III 483 P. und Probus zu Virg. Ecl. S. 2 Ausg. 
Keil erfahren wir, dass daselbst eine Diana Lyaea verehrt wurde, 
welche von Krankheiten befreite. Von dem Tempel der Diana auf 
Ortygia sagt Cicero Verr. IV 53, 118 : in ea sunt aedes sacrae com- 
plures, sed duae, quae longe caeteris antecellant, Dianae una, et 
altera, quae fuil ante istius adventum ornatissima, Minervae. Noch 
sind auf Ortygia die Reste von zwei griechischen Tempeln vorhanden, 
und während diejenigen, welche in die Kathedrale umgebaut sind, 
dem Tempel dei* Athena zugeschrieben werden, gelten die in d(M- 
Nähe des Landthors als die Ruinen des Artemistempels. 

Wie es scheint, erwähnt des letzteren Ueberreste zuerst Fazello 
(bei Bonanni, Delle antiche Siracuse Pal. 1717, S. 236 f.) : «Id vero 
templnm in qua urbis parle fuerit, incompertum est. Visuntur tamen 
pauca antiquitatis vestigia, et ea semiobruta in ea Insulae regione, 
quam Resalibram appellant, quae aedis Dianae monumenta esse ple- 
rique existimant.» Dann spricht Mirabella davon, indem er Taf. I 
Nr. 18 sagt : «Fuit autem illud templum longo tempore sub ruinis 



— 79 — 

Syracusanarurn calamilatum absconditurrij verum nostiis temporibiis 
inventum atque detectum tuit, eiusdemque, quibus innitebaiur, ad- 
mirabiles columnae siniul fuei'e erutae, verum ex isto loco ablatae 
fueruiit, quum aedificarent novam mansionem pro hispaiio peditatu 
loco, qui vulgariler appellatur Salibra.» Er sagt auch, dass man noch 
den Zwischenraum zwischen den Säulen und der Cellawand sieht, 
und fiv^i dann hinzu : «Super idem templum temporibus Francorum 
domus fabricala fuil, quae jam pariter ruinam passa est, verum super- 
sunt arcus quidam, qui illorüm fabricam fuisse artificio suo testantur», 
indem er wahrscheinlich Ruinen gothischen Slils vor Augen hat. 
Und Bonanni erwähnt S. 12 eine Wand aus ungeheuren Quadern 
mit arabischer Inschrift. Derartige Mittheilungen legen die Vermuthung 
nahe, dass auf den Ueberresten des sogenannten Dianatempels im 
Mittelalter ein Gebäude errichtet wurde, dessen Abbruch im 16. Jahr- 
hundert die antiken Trümmer zu Tage gefördert hal, während von 
dem mittelalterlichen Gebäude jene kunstvollen Bogengewölbe stellen 
blieben. An derselben Stelle jedoch errichtete man 1562 die «nova 
mansio pro hispanico peditatu», d. h. das Neue Quartier, welches 
später zum Alten Quartier wurde, und zu gleicher Zeit transportierte 
man von da «admirabiles columnae» wer weiss wohin. So verschwanden 
die Ueberresle des Tempels und wer noch etwas davon sehen woüte, 
wurde in ein Privathaus (in unserm Jahrhundert Gasa Santoro) ge- 
führt, wo nach Oeffnung eines Wandschrankes ein Kapital zum Vor- 
schein kam. Im Jahre 1858 angestellte Untersuchungen führten zur 
Entdeckung von zwei weiteren Säulen, und 1864 riss man jenes 
Haus und dann die daran stossende Kapelle der S. Maria delle Grazie 
aus dem 17. Jahrhundert ab, welche den nördlichen Theil der' Tem- 
pelvorderfront vei'deckte. Dadurch wurde der östliche Theil des 
Heiliglhums biosgelegt. Um mehr zu finden, mnsste man an der 
Südseite des Quartier militare, eine Anzahl von Häusern beseitigen, 
durch welche man die südliche Gellamauer in ihren Resten noch 
verfolgen kann. Ueber diesen Tempel und die Ausgrabungen (\l*^ 
Jahres 1864 haben geschrieben : 

Franc, di Giovanni, Scoverte sul tempio credato di Diana in 
Siracitsa. Bull, della (!omm. di Ant. e B. arti in Sic. Nr. I. 
Pal. 1864, S. 17-19. 

Sav. Gavallari, Scavi in Siracnsa. Bull, della Gomm., Nr. II. 
Pal. 186i, S. 1-5. 



— 80 — 

J. Schubring, Der neu ausgegrabene Tempel in Syrakus. Phi- 
loloo-us XXIII, S. 361-367 mit 2 Tafeln. 

Sav. Gavallari, Tempio creduto dt Diana in Siracusa, Bull, 
della Gomm., Nr. 8. Pal. 1875, mit den Tafeln Nr. IV und V. Die 
genauen Masse der Säulen und ihrer Kapitale, welche hier gegeben 
werden, haben den betreffenden Notizen bei Serradifaico, Ant. Bd. IV 
ihren früheren Werth genommen. 

Franc, di Giovanni, Sul Tempio di Diana in Siracusa. Brief 
an Dr. Sav. Cavallari im Arch. stör. Sic. anno III. 1876. 

Hochinteressant war die Entdeckung einer recht alten griechischen 
Inschrift an der Stirnseile der östlichen Oberstufe unterhalb der 
zwei .südlichsten Interkolumnien. Sie ist mehrmals veröffentlicht und 
bei ihrer fragmentarischen Erhaltung in verschiedener W^eise erklärt. 
Ihre wichtigsten Veröffentlichungen, von Hirzel, de Spuches, Schub- 
ring, Kirchhoff, Bergmann, sind von Röhl citiert in seinen Inscrip- 
iiones Graecae antiquissimae etc. Berol. 1882. Fol. S. 145. Die 
Inschrift, von Röhl in einer ganz neuen Weise erklärt, sagt wahr- 
scheinlich, dass irgend ein Gegenstand dem ApoUon geweiht wird.i 

Nun fragt sich aber, welcher Gottheit war der Tempel selbst 
geweiht. Die Tradition behauptet : der Diana. Dies stellen Manche 
in Abrede, vor allen Schubring in seinen Abhandlungen über die 
Bewässerung von Syrakus und der eben erwähnten über diesen 
Tempel. Die gewöhnliche Ansicht gründet sich auf folgende Momente : 
Cicero erwähnt auf Ortygia zwei Haupttempel; von zwei Tempeln 
haben sich Ueberreste erhalten; also werden dies dieselben sein, von 
denen Cicero spricht. Eine derartige Schlussfolgerung wäre werthlos 
wenn die beiden noch bestehenden Tempel geringfüo-io-e Gebäude 
wären ; aber sie sind im Gegentheil beide durch ihre Grösse und 
der sogenannte Dianatempel auch durch sein Alter ausoezeichnet. 
Es ist also in der That wahrscheinlich, dass gerade sie die beiden 
Tempel sind, von denen Cicero spricht, und wenn die Kathedrale 



1 Die ersten Worte KX£o[[A£v]y;^ £7:otr;7£ T(i)7:£A(a)(i)v'. sind damit wohl end- 
gültig gedeutet — mit Ausnahme des Namens In AsoQ-'.iVjri^. Denn die ersten 
4 Buchstaben, die grössten und weitest geschriebenen der Inschrift, nehmen einen 
kürzeren Raum ein als die Lücke zwischen o und T/ , auf welche mindestens 5 Buch- 
slaben zu rechnen sind, so dass der Name e wa KX£o[[-;.£v($]*^- lautete. Der ar«- zer- 
störte Rest der Inschrift wird wohl immer fraglich bleiben. L. 



fr^ 



— 81 — 

wirklich der alte Athenatempel ist, muss man in dem andern den 
der Artemis erkennen. Wenn man aus dem Vorkommen Apollos in 
der Inschrift als des Empfängers einer Widmung hat schliessen 
wollen, dass auch der Tempel ihm gehört habe, so ist das eine nicht 
unanfechtbare Folgerung. Denn auch in einem Artemistempei konnte 
dem ApoUon ein Weihgeschenk aufgestellt werden. Indessen kommt 
noch ein anderer Umstand in Betracht. Wir haben oben gesehen, 
dass dem Scholiast zu Pind. Pyth. II eine enge Beziehung zwischen 
der Quelle Arethusa und einem OL^(cCk\t.a der Artemis bekannt ist. 
Also Hesse sich behaupten, dass der der Arethusa nächste Tempel 
der Artemis gehört habe, und dies würde die Kathedrale sein. Doch 
darüber mehr bei Gelegenheit des Athenatempels ; hier genüge der 
Hinweis darauf, dsfes bei der Arethusa ein kleines Artemisheihgthum 
nebst or{cu^\).% oder auch ein blosses ar{aLk[f.0L und in weiterer Entfer- 
nung ein grosser Tempel derselben Gottheit sein konnte. Wir 
glauben, dass die in Frage stehenden Ueberreste wirklich die des 
Artemistempels sind. Das Gebäude war von ansehnlicher Grösse und 
seine Architektur weist in ihrem alterthümlichen Charakter auf eine 
recht frühe Entstehungszeit hin. Demnach hat es viel Wahrschein- 
lichkeit, dass dieses das HeiHgthum der Hauptgottheit von Syrakus 
war. 1 



^ Gegen diese Ansicht hat jetzt H. Nissen im Rh. Mus. N. F. Bd. XL S. 368 f. 
das gewichtige Bedenken geltend gemacht, dass die Richtung der Tempelachse hier 
wie hei der Kathedrale nicht erlaube^ an ein Artemision zu denken^ während bei 
letzterer die (im folgenden Theil begrOndete} Bezeichnung als Athenatempel aucli 
durch die genauere Tempelorientierung bestätigt werde. Der Tempel an der Via 
Resalibera sei dem Apollon zuzuschreiben, sowohl der Inschrift wegen^ in der ein 
Eleomenes etwa die 3 über ihr befindlichen Säulen von Stein an Stelle alter hölzerner 
in dem schon vorher bestehenden Tempel dessen Gotte widme, als wegen der Rich- 
tung nach dem Sonnenaufgang am Geburtstag des pythischen Apollon. Wem wir die 
allerdings sehr einleuchtende Orientierungsfrage, über welche aber doch wohl noch 
nicht das letzte Wort gesprochen ist, hier unerörtert lassen, so dürften ausser dem 
in dem Texte Ausgeführten weitere triftige Gründe gegen ein Apollonion an dem Nord- 
ende Ortygias sprechen. Dass auch in Syrakus vor den Steinsäulen hölzerne das 
Tempeldach getragen haben^ ist durch nichts erwiesen und lässt sich auch bei dem 
vortrefflichen und leicht zu bearbeitenden Steinmaterial der dortigen Gegend kaum 
annehmen. Auf recht frühe Entstehung weisen hier vielmehr die Monolithsäulen hin. 
Schwerer noch wiegt die Thatsache, dass Syrakus vor der athenischen Belagerung 
ein ApoUoheiliglhiim auf dem Temenites hatte, ausserhalb der Stadt, wie auch das 
slcilische Naxos zu Thukydides Zeit und vielleicht von seiner Gründung an. £in 

Lupus, Die Stadt Syrakus. 6 



Bestand ein grosser Vorlheil der Insel Ortygia in dem Besitz 
der wasserreichen Quelle Arefhusa, so kam dnzu der andere, dass 
nie nicht einen, sondern zwei Häfen halte. Die alten Schriftsteller 
sprechen oll davon. Strabo VI 271 sagt: «a-epcüöiv äk tt,; v^sou 
/.'.;iT]v ist! l*-V*;, "^v ^ iJii!^ii)v xi; cySsVjäsiptz otadfwv kT:i. Hierüber 
Näheres oben S, 25. Auch Thukydides erwähnt u. a. VII 22 die zwei 
Häfen : Ix tsO tJ.£-fä).s'J X'-i*ivc; — sx tc3 iXiTrsvs;. Cicero Verr. I\' 
ö2, H7 sagt von Syrakus : et porlus hatiel prope in aediPicationc 
ndspectuque urbis inclusos: qui cum diversos inier se aditus habeani, 
in exitu coniunguntiir et confluunt. Und Ovid Met. V 407 f. : 

Et qua Bacchiadae bimari gens orla Corintho 
Inter inaequales posuerunt moenia p0(-tus. 

Der grosse Hafen ist eben jene Meeresbucht mit der breiten 
Eini'ahrt zwischen Ortygia und dem Plemmyrion. Sie konnte nur mit 
Mühe gegen den Feind verschlossen werden, und Cicero iirt sich, 
wenn er Verr. IV 52, ÜQ sag!, dass sie «tum et nosiris classibus 
et Carlhaginiensium clausus fuisset». Der Verlauf dieser geschichtlichen 
Entwicklung wird zeigen, dass der sogenannte grosse Hafen allen 
offen stand. Nach Thukydides VII 59 hatte er ^h criii-i ir.-it !r:aS;wv 
l/i"/.LBT«. Wenn Cicero de rep. III 31, 43 sagt : «portus usqiie in 
sinus oppidis (sie) et ad urbis crepidines infusi», so denkt er dabei 
also auch an den grossen Hafen; «crepidines» sind die aus Steinen auf- 
^'ebaiiten Uferränder, die Staden oder Quais ; indessen hatte der grosse 
Hafen nur da, wo er an die Stadt sliess, solche Staden. Florus II ö, 34 
.spiicht von einem aportus marmoreus» zu Syrakus, was viele irrthüm- 
licher Weise so erklärt haben, als ob der Grund des kleinen Hafens mit 
Marmor belegt gewesen wäre; vielmehr bezeichnet der «portus mar- 
moreus» den grossen Hafen wegen der Herrlichkeit der Prachtbauten, 

ApoUraion in der TerrainseokuDg Oit^'gias am Iileinea Hafen künale njr dem Gatte 
Bis Delphinios, Oikistes oder Arrhepetes erbaut worden Sein. Nim liegt aber aucli 
wieder nichts nflher, als dass dem Gotte, welcher des Arctiias Expedilion dirigiert 
halte, als Hort und Schirmherru J«r Jungen Kolonie gerade das litterarisch beglau- 
Ligte Heitigthum auf dem vorgeschobenen und stralegisch wicbtigen Punkte oberhaih 
lies Tlieaters, bis wohin in den ersten Zeiten von äyrakus zugleich auch das Meer 
noili herrschte, errichtet worden ist. Sollen wir also aunebmen, dass der Stadt 
S,vralius so lu sagen von jeher zwei identische Apollotempel, einer innerhalb, einvr 
uusscrhelb des Mauerringes, eigenlhQmlich gewesen sind? Die Antwort kann n>. E. 
□ur verneinend lauten. L. 



— 83 — 

die seine Nordostseite umgaben (Schubring, Achradina S. 33). Ein 
Theil des grossen Hafens wird von Diodor XIII 13 5 xöXtwO; 6 Aaoxwv 
:>iaXo6[JL£vo(; genannt. Damit muss die Einbuchtung südlich von der 
Punta Caderini gemeint sein, welche Thukydides VII 52 Einfach 
xoTXov xat \UiJYpc toü Xt[jL£vc^ nennt. Da aber der Name Daskon viel- 
mehr, wie wir unten, bei der athenischen Belagerung, sehen werden, 
die Punta Caderini selbst bezeichnet, so bleibt es zweifelhaft, ob 
Diodor diesen Namen mit Recht auf die südUche Bucht übertragen 
hat. — Einmal wird gesagt, dass Schiffe in der Nähe der Arethusa 
ankerten ; Diodor XVI 18 (Nypsios, Feldherr des zweiten Dionys), 
xa8u>p[jL{a0Y) i:ep\ ryjv 'ApdOoucav. 

Der andre Hafen ist nördlich von Ortygia ; er heisst der kleine 
Hafen ; Diodor sagt aber XIV 7 : Tphq tw pLixpco Atj^ivt tw Aaxxtw 
aaXou[ji.£V(|) ; und wenn wir bei demselben XIV 42 lesen : (i)xoS6[A€i 
Bs xil V£ü)ao(xo'Jj; 'iroXuTsXetg xuxXw tcu vüv xaXo[jivou Xt[i.£vo;, so haben 
wir, da der grosse Hafen nicht gemeint sein kann, mit Schubring, 
Achrad. S. 27 Aaxxbu hinter vuv einzuschieben. Das vuv geht auf die 
Zeit des Philistos, dessen 2iy.£Xt/,a Diodor ausgeschrieben hat, d. h, 
xxuf die Zeit des älteren Dionys. Dieser hatte durch gewaltige Ufer- 
bauten den kleinen Hafen in der That zu einem Xoty-xo?, d. h. einem 
zwischen hohe Staden tief eingesenkten Becken, umgestaltet. 

Ueber die Vortrefflichkeit des kleinen Hafens, seine mannigfachen 
Uferanlagen, sowie über die Abweichung seiner heutigen Form von 
der im Alterthum werden wir später sprechen. Vgl. auch S. 25 ff. 

Bei der Aufzählung der syrakusischen Häfen dürfen wir einen 
nicht übergehen, welcher uneigentlich so genannt worden ist, näm- 
lich den Trogilos, d. h. die Meeresbucht nördlich von Tycha. Den 
Namen finden wir schon bei Thukydides VI 99 und .VII 2 (hier 
von Stahl und Glassen gestrichen), aber ohne dass er als Hafen be- 
zeichnet würde. So nennt ihn erst Livius XXV 23: ad portum Tro- 
^ilorum. Derselbe Name kommt auch anderwärts vor : Steph. Byz. 
u. d. W^. TpwYtXoi;, /wpiov ^v 2iX£X(a. iav, y,a\ yj^p^ May,£Bov(a^. xb 
iOvtxbv Tp(i)Y''X'.or v.ol\ Tpw^tXia. Ist» y.ai TpwY'.Aia t^? MuxaXiQc, y) '^d-^ezxi 
y.a» TpwYiXtov. 



g 5. U&a Olyntpieion und der Temenites. 

Die Insel Ortygi.i war also der erste Wohnsitz der korinthischen 
Ansiedler. Aber es galt auch auf dem sicilischen Kontinent feste 
Punkte auszuersehi^n, durcli welche man dem Feind den Zutritt zur 
Stadt selbst wehren koiitile. An diesen Punkten haben wir griechische 
Bewohner von der Grund ungszeit her anzunehmen. Einer derselbeik 
musste Achradina sein, welches bald sogar Stadttheil wurde ; sii 
lange es mit Ortygia noch nicht durch eine Mauer verbunden war, 
musste Achradina wenigstens eine Sonderfestung tragen (s. ThI. II § 1). 
Aber es giebt noch zwei andre Plätze, von denen der eine bei seiner 
weiten Entfernung niemals zum Stadttheil gewoi-den ist, der andre 
erst viel später als Achradina, und welche nichtsdestoweniger schon 
sehr flöhe von den Syi-akusern besetzt waren; wir meinen düs 
Olympieion und den Temenites. Das Olympieion ist jener heilige 
Hezirk südlich vom Anapos, in welchem sich der Tempel des olyni- 
[lischen Zeus erhob, als dessen Ueberbleibsel noch zwei Säulen die 
umliegende Gegend beherrschen. Viel näher dagegen dem ältesten 
Syrakus ist der Temenites, der unmittelbar oberhalb des Theaters 
gelegene Theil der Hochfläche. 

Das hohe Älterlhum des Olympieion wird zunächst dadurch be- 
zeugt, dass hier die Bürgerlislen von Syrakus aufbewahrt wurden ; 
Plut. Nik. 14: Xai^ßivB'jst vaÜM TOXe[*(av oaviäa? «[tfilausav, ei; ä; 
Ä::s-fpä?iVTO xa-i füÜ; aÜToi»; ot -upaxaiüO'.' iiEi[wvat £' äruOev xij; 
KiXeu); £v IzpCf Äii; "OXui^mou tiTe — iis-:£^i\tjf^r,ua-i. Es ist nicht 
wahrscheinlich, dass solche Listen in einer gewöhnlichen Vorstadt 
späteren Ursprungs ihre Stätte gefunden haben sollten; vielmehr 
musste der Ort von den ersten Zeiten des Bestehens der Stadt be- 
wohnt gewesen sein. Es spricht aber auch der architektonische 
Charakter der Tempelreste selbst für eine sehr frühe Niederlassung. 
Die Säulen sind monolith, was ein Zeichen ziemlich hohen Alters zu 
sein scheint. Wir wollen nicht behaupten, dass der Tempel gleichzeitig 
mit der Gründnng von Syrakus erbaut worden sei ; auch ist es klyi', 
dass zur Unternehmung eines so bedeutenden Tempelbans Reich- 
liiümer erforderlich waren, wie sie die Syrakuser wohl erst in 
einem gewissen Zeitraum nach der Stadtgründung aufgebracht 
haben. Aber bewohnt war der Ort jedenfalls von Anfang an. Be- 



■**) 

^ 



— 85 — 

2üglich der Tempelreste haben wir einige Worte von Fazello S. 120 : 
«cujus jacentes plures et erectae quaedam cernuntur columnae», 
eine kurze Notiz von Mirabella, Nr. 101, welcher sagt, dass noch 
6 Säulen vorhanden seien, während Bonanni S. 145 ihrer 7 kennt. 
Nach Mirabella sind die Säulen 25 Palmen (= 6,45 m) hoch; auch 
rechnet er aus, dass der Tempel « aedificatum , duodecim per ordinem 
columnis» gewesen sei. S. Serradifalco IV Taf. XXVIII und XXIX. 

Die Vorstadt am Olympieion heisst izokiyyri «Kleinstadt». So 
steht bei Thukydides VII 4 : ipiiov yap \f*ipoc twv i-tc^wv loiq Supa- 
-/.oaki? cta tou; iv tw nXY3[i.ii.upt(i) , Iva [jlt] y.ay.o'jpYY;covTe<; i?toi£V, izi 
TT^ £v TW *0Xu[j,7:i£{(p ToXiyyfi iTiidYCL-zo. Hier wird das Appellativ 
^oXixviQ noch durch den Namen des Tempels näher bestimmt, «das 
Städtchen im Olympieion», gerade wie wir Temenites als Name 
<*ines Quartiers werden auftreten sehen. Dagegen gebraucht Diodor 
das W^ort 7:oX()fvrj schon als Eigenname XIII 7 : ty;v y,aXou[iivir;7 
IToX(xvy;v T£i)rf<JavT£<;, XIV 72 : (Himilko) ajib? [jAv <ppo6piov tyjv y.aXou- 
{xivTi^ noXr/vY)v £rX£ xaia xf axo?. 

Der zweite wichtige Punkt war der Temenites, nördlich vom 
Theater. Hier stand nahe dem Südrand der Hochebene ein Apollo- 
heiligthum wenigstens zu den Zeiten des Kriegs mit den Athenern; 
denn damals wurde der heilige Bezirk durch Ummauerung in die 
eigentliche Stadt »hereingezogen : Thuk. VI 75 : tov T£|X£v(Tirjv hncq 
xo'.TQaip.Evot. Indessen lässt sich annehmen, dass dieses Heiligthum schon 
lange vor jenem Krieg bestanden hat. War es doch Apollon, unter 
dessen Schutz überhaupt die griechische Auswanderung stand und 
Avelchem z. B. in Naxos am Fusse des Aetna die Kolonisten sofort 
nach ihrer Landung einen Altar zu errichten sich beeilten ; Thuk. 
VI 3 : 'EXXiQvwv S£ xpwTCt Xa^xt^YJ? i? El^oictq 'irX£6c7avT£q [j^z-zx 
€)ouxXdou(; cfy.i^Toü NaEov WKiaav xat AxiXXwvo; apyY)Y£TO'J ßa)[i.6v, Saxt^ 
vuv S^w rri^ xoXeo)^ iaitv, t^pucavTs, i<p' w, Sxav h, 'L{y,{kiaq O£(»)po't 
-rXdwct, -ÄptoTov 6uoü7t. Dementsprechend wird auch bei Syrakus der 
Apollotempel in sehr frühe Zeit, vielleicht sogar bis zur Gründung 
der Stadt zurückreichen. Wenn dem so ist, d. h. wenn sowohl das 
Olympieion, wie das Heiligthum des Apollon Temenites uralt waren, 
•so muss man auch annehmen, dass gerade diese Punkte von den 
Syrakusern als vorgeschobene Forts benutzt wurden; denn die Kolo- 
nisten auf Ortygia mussten sich frühzeitig ihre Verbindung mit dem 
Hinterland, der Quelle ihrer Einkünfte, sichern. 



j 



ä 



— 86 — 

Diese Verbindung erstreckte sich nach zwei Seiten, nach Süden 
und nach Westen. In jener Richtung war der Verkehrsweg gesichert, 
wenn es den Syrakusern gelang über den Anapos und die Nachbar- 
sümpfe die Hochfläche zu erreichen, welche sich südHch davon aus- 
dehnt. Der Flussübergang war aber beherrscht durch die Hügel de& 
Olympieion und der Polichne, welche als Brückenkopf am Anapos 
lienten und als solcher sich in verschiedenen Epochen der syrakusi- 
schen Geschichte bewährten : in dem Krieg mit Hippokrates, c. 493^ 
in dem mit den Athenern, 415-413, gegen Himilkon, 396, und gegen 
Hiketas zu den Zeiten Timoleons. 

Nach der andern Seite hin war noch von grösserer Wichtigkeit 
die Anhöhe oberhall» des Theaters; denn sie beherrschte nicht nur 
die Strasse, welche den Anapos entlang westwärts lief, sonder» 
auch die andere, welche nordwärts in der Senkung zwischen Nea- 
polis und Achradina aufstieg und weiterhin nach dem Golf von 
Megara hinabführte. Im Besitz dieses Golfs waren die Megarer, die 
Syrakus zunächst gelegene griechische Kolonie. Hier hatten die Syra- 
kuser zwar kein Eigenthum zu schützen, aber da von dieser Seite 
her ein Angriff gegen sie gerichtet werden konnte, so machte sich 
das Bedürfniss die Strasse nach Megara zu befestigen nicht weniger 
fühlbar. Da nun, wie schon gesagt, Achradina eine wichtige Festung 
war, so musste ein Feind, welcher von Norden her einen Angriff 
gegen Syrakus richten wollle, bei seinem Eintritt in die Schlucht 
östlich von den sogenannten Gräbern des Archimedes und Timoleon 
zwischen zwei Festungswerke, links das von Achradina, rechts die 
Mauern des Apolloheiligthums, gerathen, und einem weiteren Vor- 
dringen thürmten sich gewaltige Hindernisse entgegen. 

Somit glauben wir die hohe strategische Bedeutung der Anhöhe 
mit dem heiligen Bezirk des Apollon nachgewiesen und nicht nur mit 
dem religiösen Bedürfniss sondern auch mit dem militärischen In- 
teresse die Wahrscheinlichkeit begründet zu haben, dass die Syra- 
kuser unmittelbar nach Gründung ihrer Stadt daselbst ein Vorwerk 
angelegt haben. Wir haben dabei als sicher vorausgesetzt, dass die 
Anhöhe oberhalb des Theaters der Hügel des Temenites sei, und wir 
werden unten bei der Geschichte des athenischen Krieges sehen, wie 
diese Voraussetzung dem Charakter der Oertlichkeit vollständig ent- 
spricht und mit dem Te.\t des Thukydides übereinstimmt. Doch 
muss hier noch auf einen andern Umstand aufmerksam gemacht 



— 87 — 

werden. Die Anhöhe des Temenites dehnte sich ursprünglich viel 
weiter gegen den grossen Hafen hin aus als heutzutage. Indem die 
Syrakuser die Latomie des Paradieses aushöhlten, haben sie die 
Ausdehnung der Hochfläche bedeutend vermindert. Und überhaupt 
müssen wir an das schon früher Gesagte erinnern, dass nämlich 
«las Festland nördlich und nordwestlich von der Insel zur Zeit der 
Gründung von Syrakus ein von dem heutigen ganz verschiedenes Aus- 
sehen hatte. Wir werden gleich Gelegenheit haben auf die Verände- 
rungen, denen das dortige Terrain unterworfen war, zurückzukehren. 

THEIL n. — Geschichte der Topographie von Syrakus 

bis zum Krieg mit Athen. 

§ 1. Von der Gründung bis auf Gelon. 

Im Jahre 734 gegründet, konnte Syrakus schon 664 eine Kolonie 
den Anapos hinauf nach Akrai entsenden, dessen Ruinen jetzt ober- 
halb Palazzolo liegen ; Thuk. VI 3. Wir müssen mit Schubring, 
Achrad. S. 17, annehmen, dass man damals auch schon begonnen 
hatte das Festland der Insel gegenüber, d. h. Achradina, zu bewohnen. 
Denn es lässt sich nicht zweifeln, dass wenigstens einer der Gründe 
für Aussendung von Kolonien die Zunahme der syrakusischen Stadt- 
bevölkerung gewesen sein wird. Nun wäre es aber in der That auf- 
fallend, wenn die Syrakuser diesen Ueberschuss ihrer Einwohnerschaft 
nach einem fernen Punkt geschickt halten zu einer Zeit, wo die 
gegenüberliegende Seite des kleinen Hafens noch nicht Stadltheil 
geworden war ; brauchten sie doch dieselbe nur in die Festungswerke 
von Syrakus einzuschliessen, um ihre Stadt ebenso viel stärker zu 
machen. Diese Ausdehnung der bisherigen Stadtmauer auf den Mili- 
tärposten, welcher von Anfang an die Nordseite des kleinen Hafens 
deckte, wird auch von Thukydides ausdrücklich erwähnt, VI 3 : 
uTrepov Ze xpi'ft^ %a,\ •?) i^td (sc. 'köXk;) •jrpoaTstx^aOeiaa xoXüavOpw^o^ 
e^cvsTo. Wir setzen also diese erste Stadterweiterung auf dem Festland 
in die Zeit vor 664 oder nach Schubring, Bewässer, S. 617, zwischen 
700 und 680, in dem Sinne, dass das Festlandquartier, welches 
Thukydides yj I^w T:6\iq «die Aussenstadt» nennt, zwar sofort nach 
der Gründung von Syrakus besetzt, aber erst in der Folgezeit, jedoch 
vor 664, in die erweiterten Festungswerke hineingezogen wurde. 



— 88 -^ 

Nun fragt es sich, ob sich die Lage des neuen Sladtlheils noch 
genau bestimmen lässt. Denn wir müssen gestehen, dass die von uns 
schon ausgesprochene Ansicht nicht mit der allgemein angenommenen 
übereinstimmt. Gewöhnlich hält man die Niederung des Festlandes 
und besonders das Terrain vor den modernen Festungswerken am 
Ausgang der Landenge für den Platz, auf welchem sich die neue 
Stadt erhob. Gavallari dagegen hat darauf hingewiesen, dass ihre 
Festungswerke vernünftiger Weise nur auf dem felsigen Hochplateau 
von Achradina nördlich von den Latomien Casale und Cappuccini 
angelegt werden konnten. Niemand wird leugnen, dass diese Position 
die andre an Sicherheit weit übertrilTt; aber, wird man entgegnen, 
wie dann die Worte des Thukydides erklären, dass die neue Stadt 
mit der Insel durch Festungswerke verbunden gewesen sei? Da 
zwischen der Anhöhe von Achradina und Ortygia das Terrain sich 
senkt, so mussten diese Festungswerke, um Oberachradina und 
Ortygia zu verbinden, auch das Tiefland nördlich vom kleinen Hafen 
einschliessen, d. h. die Gegend von S. Maria di Gesü und S. Lucia. 
Die Binnen- und die Aussenstadt waren nicht durch einen unbe- 
festigten Raum von einander getrennt, sondern bildeten in Wirk- 
lichkeit eine einzige Festung. 

Aber wenn wir mit dieser Folgerung uns Gavallaris Ansicht über 
die Lage des eigentlichen Achradina anschliessen, so sind wir ge- 
zwungen ausserhalb der Stadt den Theil der Niederung zu lassen, 
welcher an die Landenge, d. h. die modernen Festungswerke anstösst. 
Und sage man nicht, das sei unmöglich, weil nur hier Insel und 
Festland einander berührten, so dass nur hier und an keinem andern 
Punkt die Möglichkeit einer Verbindung zwischen beiden gegeben 
sei. Denn es giebt keinen Beweis dafür, dass von Anfang an die 
Verbindung der Insel mit dem Festland da gewesen sei, wo sie 
heute ist, und, beeilen wir uns hinzuzufügen, wo sie wahrscheinlich 
von den Zeiten Gelons an gewesen ist. Wir wissen, dass die Ufer 
des kleinen Hafens starken Veränderungen unterworfen gewesen 
sind. Die Untersuchung des umliegenden Terrains hat ergeben, dass 
in den ersten Jahrhunderten der Stadt der Verkehr zwischen Insel 
und Festland auf einem von dem heutigen ziemlich weit abliegenden 
Wege vermittelt wurde. Wie wir S. 26 sahen, dehnte sich die Insel 
mehr nach Norden aus, und gleichermassen kam das gegenüber- 
liegende Festland jener nach Süden hin entgegen. Den Beweis dafür 



' I 



— 89 — 

boten uns die noch sichtbaren Spuren in dem flachen Meere an der 
Osleinfahrt des kleinen Hafens, wo man die durch das Ausheben 
von Steinblöcken hervorgebrachten Verliefungen bemerkt. Verlegen 
wir demnach die grösste Annäherung zwischen der jungen Inselstadt 
und dem Festland in die Gegend von S. Lucia, so sind wir hier 
nicht allzuweit von der Felsplatte entfernt, welche den wichtigsten 
Theil von Achradina trug. Hier hatte die Altstadt ihre Fühlung mit 
Sicilien ; der heutige Isthmus existierte überhaupt noch nicht. 

Wenn sich nun mit Bestimmtheit behaupten lässt, dass der 
Tlieil der Niederung, welcher die Rotunde am Pozzo dell' Ingegnere 
umgiebt, ausserhalb der neuen Stadt geblieben sein muss, so lässt 
sich doch noch die Frage aufwerfen, wo die Westgrenze dieser ersten 
Stadterweiterung gelaufen sei. Auch auf sie kann leicht eine befrie- 
digende Antwort gegeben werden. Als Fortsetzung des Thaies östlich 
von der . sogenannten Grotte oder Grotticelli läuft die S. 29 f. er- 
wähnte Schlucht nach^ Südsüdost, lässt S. Giovanni links liegen und 
richtet sich gegen den kleinen Hafen hin. Sie ist es, welche die 
Westgrenze der Unterstadt von Achradina bildete. Wenn man jenes 
Thal nordwärts hinauf steigt, so findet man die ebenda besprochene 
Felsenterrasse, offenbar bestimmt einer Mauer als Sockel zu dienen, 
welche sich nach der Schlucht von S. Bonagia hinzog : diese Felsen- 
schwelle, heutigen Tages allgemein die Mauer Gelons genannt, be- 
zeichnet die Westgrenze von Oberachradina. Wir, die wir das 
älteste Achradina auf der Hochterrasse und nicht in der Niederung 
angelegt sein lassen, können natürlich in dieser Befestigung nicht 
die Mauer Gelons erkennen. Da Oberachradina nach Westen hin 
eines starken Bollwerks bedurfte, so müssen wir das gerade hier 
noch durch jenen riesenhaften Sockel bezeugte der Zeit seiner ersten 
Erbauung zuweisen ; man könnte die Mauer nur dann Gelon zu- 
schreiben, wenn sich in den alten Schriftstellern irgend ein Hinweis 
auf eine derartige Unternehmung von ihm fände. Dies ist nicht der 
Fall, und somit haben wir freie Hand, die Mauer in die Zeit zu 
versetzen, welche ihrer bedurfte. 

Doch kehren wir zurück zu der von Thukydides überlieferten 
Verbindung von Achradina mit Ortygia. Die Festungswerke, welche 
nach ihm die innere und die äussere Stadt mit einander vereinigten, 
inussten den Kanal, welcher die Nordspitze Ortygias von dem gegen- 
überliegenden Festland vorsprung schied, überschreiten. Zur Veran- 



— 90 — 

schaulichun<j, wie sie dies Ihaten, können wir uns einiger daraul 
bezüglicher Stellen der Alten bedienen. 

Die wichtigste ist Strabo I 59: izpo^^/^^tiq tJ Ye^üpdiastc, xaOa-ep 
£7ct iyJ;; Tzpbq -upaxoüaat^ vrjaou vuv |jl6v Y£<p'jpa iortv ij ouvaiCTOuaa abttjv 

xaXet exXexTiv; womit übereinstimmt der Scholiast zu Pind. Nem. 
I 1 : Yj 3^ 'Opvr^ij, icpixspov ixlv ouaa vtjffo? sTtä wpocx^^si^* X-P?^"" 
vYjao? ^cYOvsv, w? xal *'IßuKO(; t<JTopeT' xapa yipiso'f XiOivov tov TcaXdtjJLX'.c 
ßpoTo); 7:p6jÖ£ viv iceBa vYjptTav tx^ue? (ojxo^aYot v^iaovto (vgl. auch die 
Scholien zu Ol. VI 92 und Pyth. II 6) und der Schol. zu Thuk. VI 3 : 
To xpaiTov et SupaxÄUTtot Tb vrjaiStov (oxtaav |jlövov auöi^ Be jjiy) x^po^'^^s«^ 
aÜToO (Jüva^avTs; auxb ty) 2ix£X(cä 8ta x^ijwcio^ xatw^Yj^^v iv li^ 2'.X£X{a. 
Ferner handeln von der besondern Art des Zusammenschlusses von 
Insel und Festland Cicero, Verr. IV 52, 117 : (portus) cum diversos 
inter se adilus habeant, in exitu coniunguntur et confluunt. eorum 
in coniunctione pars oppidi, quae appellatur Insula, mari diiuncta 
angusto, ponte rursus adiungitur et continetur ; und Strabo VI 270 : 
•f) B' 'OpTü^ta auvazT£i Y£96pa izpoq tyjv Yi'r£tpov. 

Wir finden also im Alterthum erstens einen künstlichen Damm, 
und zwar schon im 6. Jahrhundert v. Chr. zur Zeit des Dichters 
Ibykos, dann eine Brücke zu den Zeiten Giceros und Strabos. Von 
Strabo bis zum 16. Jahrhundert schweigt die Geschichte. Was dann 
geschah, berichtet Fazello S. 235 : «mea vero aetate et pluribus ante 
annis ex congestis deletae urbis ac proximae arcis ruinis, iterum in 
peninsulam redacta, tenui isthmo Siclliae erat adjuncta. Deinde Garolus 
Quintus Caesar, dum haec ipsa in lucem prodere pararem, isthmum 
perfringere perviisque meatibus in antiquam insulae formam reducere 
longo labore eoque non parum per maximam aquarum dulcium vim 
ex isihmi visceribus affluentissime promanantem impedito, conatus 
est.» Es bestand also in den Zeiten Fazellos wieder ein schmaler 
Isthmus, welcher mehrere Jahre vor ihm aus den Trümmern der 
alten Stadt hergestellt war. Auch die hierauf folgenden Worte 
Fazellos sind für die Topographie der Stadt von Interesse : «Id etenim 
cum anno sal. 1552 mense Martio, me Syracusis ad Senatum et 
populum concionante ageretur, operarii, qui in abrumpendo defatiga- 
bantur, in quadratos et eos ingentes primum lapides, mox in balneas 
e coctili laterculo extructas incidunt. Unde lapidibus evulsis tanta 
aquae potabilis überlas erupit, ut in justum fluvium quamprimum 



— 91 — 

excresceret. Uhi et canalis orbicularis plumbei frustum duorum cubi- 
torum longitudinis ab ulraque parte has majusculas literas latinas 
habens insciiptas inventum est TI . GL . CJK . AVG . GERM. Qui 
sane litulus Tiberium Glaudium Caesarem operis authorem indicat. 
Ac deinde ab iisdem operariis aqueductus ille plumbeus ad aedem 
usque S. Mariae a Misericordia vulgo appellatam, ubi coenobium 
aetate mea Minoritarum qui Gapuzzini nuncupantur, extractum est, 
protensus continuatusque inventus est. Quo aquas, quae hodie a 
Paradiso nominantur, olim ad arcem Hieronis et ad insulam deductas 
compertum est.j^ In dieser Stelle Fazellos findet Schubring, Bewäss. 

5. 609, zwei Schwierigkeiten, erstens, dass das Wasser, falls es von 
den Kapuzinern kam, nicht das Wasser des Paradieses sein könnte 
(welches fast 1 1/2 Kilometer von jenen entfernt ist), und dann, dass 
man nicht begreifen könne, wie das Wasser von den Römern hätte 
auf die Insel geleitet werden können, wenn bekanntlich nicht ein 
Damm, sondern bloss eine Brücke die Insel mit dem Festland ver- 
band. Was den zweiten Punkt betrilFt, so können wir Schubrings 
Bedenken nicht theilen, weil auch über eine Brücke Wasserleitungen 
geführt werden können und oft geführt worden sind; und bezüglich 
des ersten genügt die Bemerkung, dass zu Fazellos Zeiten die Kapu- 
ziner nicht da waren, wo sie heute sind, weil ihr Kloster erst 1582 
in die gleichnamige Latomie verlegt worden ist. 

Fassen wir die Resultate dieser Entwicklung zusammen: Im 

6. Jahrhundert finden wir einen Damm zwischen Ortygia und dem 
Festland erwähnt. Ein Jahrhundert vorher war schon Achradina von 
den gleichen Festungswerken wie Ortygia umschlossen; die Mauer 
überschritt den trennenden Kanal. Es ist wahrscheinlich, dass der 
Damm zu derselben Zeit wie die gemeinsame Festungsmauer angelegt 
wurde. Wir setzen also seine Entstehung in die erste Hälfte des 

7. Jahrhunderts. Hinsichtlich seiner Lage aber sind wir auf Grund 
obiger Erwägungen der Ansicht, dass er nicht die Stelle des heutigen 
Isthmus konnte eingenommen haben, weil damals noch jene Gegend 
des Festlandes, welche vor den modernen Festungswerken liegt, 
ausserhalb Achradinas bleiben musste. Die Verbindung der Insel mit 
dem Festland wurde da, wo sie jetzt besteht, erst in den Zeiten 
Gelons hergestellt. Nun lagen aber auch die Vortheile einer direkten 
Wasserverbindung zwischen den beiden Häfen von vornherein auf 
der Hand. Deshalb muss man wohl annehmen, dass gleich beim 



— 92 — 

Aufschütten des Isthmus der heutige grosse Kanal übrig gelassen 
Avurde. Es ist nur zufallig, wenn er nebst der über ihn führenden 
lirücke erst von Cicero und Strabo erwähnt wird. Im Mittelalter 
zerstörte das Meer nach und nach Isthmus, Kanal, Brücke. Erst das 
iO. Jahrhundert stellte alles wieder her. 

Der Name des neuen Quartiers 'AxpactvVj, auch 'AxpaBtvrj, wird 
von Steph. Byz. u. d. W. folgender massen erklärt : vf,5o; s/cjca 7:6Xiv 
Tzph^ 'ztxXq Z'jpaxouaai?, yjv exoX'.cp/.Yjas Mapy.c<; 6 twv 'Pwjj^aiwv crpaTi^yös. 
aXXa y,ai 'AxpaS'-v'') [xotpa Zupaxou^wv. Xipa§ Ss yß^^iM auTt)v /.aÄEi y.al 
vYJaov. TO eOv'.xcv 'AxpaStvaTo; xal 'Axpa^tvo?. 

Sehen wir von den Sonderbarkeiten dieser Stephanosslelle ab 
und fragen nach der Bedeutung des Wortes Achradina, so ist die 
wahrscheinlichste Ableitung die von d'Orville vorgebrachte und all- 
gemein angenommene, wonach es von axpa;, <^So<; «Holzbirne» kommt. 
Dass dort jetzt keine Bäume der Art mehr vorkommen, ist zwar von 
einigen als wichtiger Umstand gegen d'Orville's Etymologie betont 
worden, beweist aber natürlich gar nichts, da immerhin jene Bäume 
daselbst im Alterthum wachsen konnten, als die Gegend Stadttheil 
von Syrakus wurde. Wer obige Ableitung nicht billigt, müsste wenig- 
stens triftigere Gegengründe vorbringen. Wir fügen hier noch die 
Bemerkung hinzu, dass der Name Achrad ina sich nicht bei Thuky- 
dides findet. Er ist uns nur von Schriftstellern bedeutend späterer 
Zeiten überliefert : Cicero, üiodor, Plutarch. Natürlich fanden ihn 
Diodor und Plutarch in ihren Quellen, z. B. bei Timaios. Aber da 
Thukydides sich seiner nie bedient, bleibt es fraglich, in welcher 
Zeit er üblich wurde. Auch entspringt aus derselben Thatsache zum 
Theil die Ungewissheit über die ursprüngHche Ausdehnung des mit 
diesem Namen belegten Quartiers. Was wir nach dem Gebrauch von 
Cicero, Diodor und Plutarch jetzt Achradina nennen, nennt Thuky- 
dides einfach y; I^w tcöXi?. 

Wir wissen sehr wenig über die Geschichte von Syrakus vor 
den Tyrannen ; dieses Wenige hat jedoch eine gewisse Wichtigkeit 
für die Topographie. Eine Notiz bei den alten Autoren bezieht sich 
auf das eine der zwei grossen Heiligthümer Ortygias, den Tempel 
der Athena. Sie ist in einem Fragment des B. VIII von Diodor ent- 
halten, welcher c. 9 sagt : Ixi 'AYaÖo^Xti; iTrKJTiTrjq aipeOsi^ tyj? "Jrspl 
Tov Vc(i)v Ti5; 'A6r)va<; cacBoj^i^t^, touc xaXXCaiou«; twv T£[i.vo[J.£va)v X{6(i)v 
£7:iX£Y<fii.£Voq TYjv [iiv SaxavTjV ey. ^" '^<; eiroteiTo, toT; Z\ XiOof? 



— 93 — 

ol Ss vewiJLfpot Ixpivav ttiV oücrtav a'jTou Sr^iJLOiJtav etvai, xaixsp Toiv xXr^pG- 

VCJJLWV SslXVJVTWV [XT^Bsv StXYJtpCTa TWV UpWV Y^ SYjJJLOatWV /pr||Jl.aT(*)V. TY)V ok 

G'!/.{av xaO'.sptbaavTs^ aßa^ov zoXq etdtoJ^tv iiwotr^aay, w;; ^ti v-al vuv 5voi/.aS£Ta'- 
'EiJLßpovTaiov. Ein gewisser Agathokles, mit der Bauleitung am Athena- 
tempel betraut, verwandte die für diesen bestimmten Steine zum 
Bau seines eigenen Hauses; dafür wurde er vom Blitz erschlagen 
und die Geomoren konfiscierten sein Haus. Diodor sagt freilich nicht, 
in welcher Stadt dies vorgekommen sei ; aber die Erwähnung der 
Geomoren macht es wahrscheinlich, dass es sich um Syrakus handelt ; 
wiewohl auch in andern Städten, z. B. in Samos Geomoren erwähnt 
werden (Thuk. VHI 21). Spricht Diodor von Syrakus, so verweist 
uns der Umstand, dass die Geomoren mit staatlicher Autorität be- 
kleidet sind, in die Zeiten des aristokratischen Regiments, welchem 
die Erhebung Gelons im Jahre 485 ein Ende machte. Jedenfalls ist 
es durchaus glaublich, dass der Athenatempel, wie der der Artemis, 
welche zwei von Cicero besonders erwähnt werden, in einer recht 
frühen Periode erbaut ist. Er wird von Cicero, Verr. IV c. 55 f. als 
ein sehr glänzender Bau beschrieben. Verres beraubte ihn seiner 
kostbaren Gemälde (Reiterschlacht des Agathokles, Porträts der Könige 
und Tyrannen von Syrakus) und der Ornamente an den Thürflügeln 
des Haupteinganges. Der Athenatempel zu Syrakus wird auch bei 
Athenaios XI 462 erwähnt ; xal noX£|ji.(i)v §£ h iCo izepi toü Mopu^ou 
£v 2upax,0'j(7at{; (pr^stv £7:' ax,pa x^ v/jaw irpc? tw tij<; ^OX\j\KTzioLq Upo) £y,Tc? 
Tou T£i)rou? iayjxpT,'^ Ttvi £Tvai, a^p' '^<; ^TQcrt tyjv xüXtxa vaucJToXouatv ava- 
tXeovt«? \f*iXP^ Tou •^ev£cj82t TYjv s^l Tou V£(i) vf^q AOYjva<; dcpaTov acTwi^a. 
y.ai ouTw; a^tafftv £i^ tyjv OdtXaaaav X£pa[ji.£av x6X'.xa, xaOiv':£<; ziq ajTy)v 
avOsa y.ol\ xr^pia y,al XtßavwTOV aT{;.Y;Tov, xat aXX' aTxa |/.£Ta toutwv Äpw- 
[jaioL. Indem wir das Heiligthum der Olympia und den Altar an der 
Spitze der Insel, sowie die von Polemon berührten Ceremonien für 
jetzt bei Seite lassen, heben wir nur heraus, dass auf dem Athena- 
tempel, und offenbar auf seiner Giebelspitze ein von weitem sicht- 
barer Schild sich befand. Diese Notiz hat, wie wir gleich sehen 
werden, ihre Bedeutung für die Feststellung des Ortes, wo dieser 
Tempel stand. 

Gewöhnlich hält man die Kathedrale für den Athenatempel. Von 
ihr spricht M. Arezzo S. 218 der Palerm. Ausg. Bonannis, Bd. II. 



— 94 — 

1717, wenn er sagt : Cella concameratione tecta concidit an. dorn. MC. 
Gesetzt, dass diese Mittheilung richtig ist, so konnte das im Jahre 
HOO eingestürzte Gewölbe nicht die antike Tempeldecke gewesen 
sein. Ausführlich ergeht sich darüber Mirabella Taf. I Nr. 12; auch 
giebt er einen Grundriss des Tempels. Er versichert, der Glocken- 
thurm sei nach einem Erdbeben des Jahres 1542 wieder hergestellt 
worden. Ueber den jetzigen Zustand der antiken Ueberreste s. die 
betr. Bemerkungen im Text und auf den Tafeln von Serradifalco, 
Bd. IV. 

Nun behauptet aber, wie wir schon S. 80 andeuteten, Schubring, 
Bewäss. S. 637, die Kathedrale sei nicht der Athenatempel, son- 
dern der der Artemis. Er setzt mit Recht eine enge Beziehung 
zwischen der auf Ortygia verehrten Artemis und der Arethusa voraus. 
Da nun die Kathedrale näher bei der Arethusa ist als der Tempel 
in der Via Salibra, so hält er es für nothwendig, dass sie und nicht 
der sogenannte Diana tempel der Artemis geweiht gewesen sei. Dabei 
beruft er sich auf den Scholiasten zu Pind. Pyth. II, welcher sagt: 
t^puTai oi.^cCk]hct. ApT^iJLiSo«; stti ty^ ApeOoOoY) und meint, dass der heilige 
Bezirk sich von der Arethusa bis zur Kathedrale erstreckt habe : 
« Das Upbv der Arlemis war gross und nahm mit seinem Zubehör 
ein ganzes Quartier ein.» 

Die Entfernung von der Arethusa bis zur Kathedrale beträgt 
ungefähr 265 m ; der Bezirk hätte also nach Schubring eine Länge 
von etwa 300 m und wohl eine entsprechende Breite gehabt, Ist es 
irgendwie wahrscheinlich, dass auf der gar nicht grossen Insel dii 
Ansiedler für einen einzigen Kult über ein so weites Terrain haben 
verfügen können? Da waren noch andere Gottheiten, welche gleich- 
falls Grund und Boden in Anspruch nahmen. Und was blieb dann 
noch für das Gemeinwesen und seine Bedürfnisse, was für die Privat- 
leute übrig? Die innige Verbindung von Arethusa und Artemis vor- 
ausgesetzt,' wäre es natürlicher gewesen, dass letzterer Göttin Tempel 
noch näher bei der berühmten Quelle gestanden hätte. Der Beweis 
scheint also nicht geführt, dass die Kathedrale der Tempel einer 
Gottheit gewesen sein muss, welche mit der Arethusa in naher 
Beziehung stand. Von grösserer Beweiskraft dürfte vielmehr folgende 
Erwägung sein : 

Aus dem obigen Citat Polemons entnehmen wir, dass diejenigen, 
welche zu Schiff Syrakus verlicssen, ein Opfer darbrachten, sobald 



— 95 — 

der Schild auf dem Athenalempel den Augen der Schifffahrer ent- 
schwand. Ist es nicht natürhch, dass dieser Schild, wie die Lanzen- 
spitze der ehernen Athena auf der AkropoHs zu Athen weithin den 
Seefahrern als hochragendes Wahrzeichen diente, auf dem höchsten 
Punkte der Urstadt angebracht war; dass das Opfer vollbracht 
wurde, sobald man nichts mehr von Ortygia sah? Nun ist aber die 
Kathedrale auf dem höchstgelegenen Punkte von Ortygia erbaut, so 
dass ein Gegenstand, welcher die Giebelspitze eines daselbst errich- 
teten Tempels zierte, besser hier als irgendwo anders auf der Insel 
dem von Polemon angeführten Zwecke dienen konnte. Für die Kathe- 
drale spricht also nicht nur die an und für sich wenig ins Gewicht 
fallende Tradition der Jahrhunderte, sondern diese findet eine kräf- 
tige Stütze in der Lage des Tempels, welcher wie z. B. in Troja, 
Athen, Aigina der hebten Himmelsgöttin an möglichst hohem Orte 
errichtet war; während die Nachbarschaft der Avethusa, welche die 
Identität der Kathedrale mit dem Artemistempel beweisen könnte, 
nicht so gross ist, um dieselbe nothwendig zu machen. 

Was die Erbauungszeit unseres Athenatempels betrifft, so ge- 
hört er, wenn die Diodorstelle über den Unterschleif des Aga- 
Ihokles sich wirklich auf Syrakus bezieht, in das sechste Jahr- 
hundert V. Chr. und nicht in die Zeiten der Deinometiiden. S. Buch 
III. Tbl. II § 2. 

Eine andere Notiz, welche eine gewisse Beziehung zu der Geo- 
morenherrschaft in Syrakus hat, lesen wir bei Pausanias V 8, 8, wo 
es heisst, dass zu Syrakus nahe bei den Latomien das Denkmal des 
Lygdamis, eines olympischen Siegers vom Jahre 648, stand. Könnten 
wir beweisen, dass er bald nach seinem Sieg ein Denkmal in der Nähe 
der schon bestehenden Latomien gehabt hatte, so würde deren Existenz 
•schon gegen die Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. bewiesen sein. Aber 
wir können es nicht, lieber die Zeit, in welcher man die Anlage der 
Latomien begann, lässt sich nur sehr wenig sagen. Sicher ist nur, 
dass sie zur Zeit des athenischen Krieges da waren. Unzweifelhaft 
dienten die Latomien einem doppelten Zweck : Steine zu liefern und 
die Vertheidigung der Hochterrasse, vielleicht auch der Niederung, 
zu erleichtern. So sind wir denn geneigt, die erste Anlage der Achra- 
dinalatomien, vor allem der von Casale und der Kapuziner in die 
Zeit zu versetzen, in welcher auf der Anhöhe von Achradina eine 
zwar befestigte, aber noch nicht durch diese Festungswerke mit 



Odygia verbundene Vorstadt sich befand. Damals konnte es niitzliili 
sei», sich auf solche Weise zu schützen. 

Ohne Zweifel haben die Syrakuser in dieser ersten Periode ihrer 
Existenz auch das Netz ihrer Wasserleitungen begonnen, worüber 
&. Buch III. ThI. I. Veränderungen in diesem Netz wurden später 
zufolge der wachsenden Ausdehnung der I^itoniieii nöthig. Eincit 
Wasserlcitungsarm hat die Latomie des Paradieses abgeschnitten und 
/erstört. S. Sthubring, Bewäss. S. 596 f. 626. 

Als die Syrakuser noch unter dem Regimente der Geomoreii 
standen, wunlen sie von Hippokrates, dem unternehmungslustigen 
Tyrannen von Gela, wahrscheinlich 493 oder 492 v. Chr., am Haloros- 
llusse besiegt. Es schliesst sich an diese Niederlage folgende Erzäh- 
lung in einem Fragment Diodors X 27 an, welche für die syraku- 
siache Topographie von Interesse ist : 'Imroxpirr,; ö TeXma; Tjf!»T/;r 
T5Ü; Supaiiosioji; v2V«^)iA>; raTEOTpaTSJCiäEusnr si? t's tsD Asij ispiv. 
xa-eXaßs S'e auxit t:v i«p4a Mi! tSiv S'jjsaxoffitiW -rtvä; naöaipsüvra? ava- 
efjiüiTa xp^'^ **' |*»'»t5™ EiJiiTiov Toi Atb; ■^iipiaiftnnUnu^ ix xaXXiy 
K3iT£3Krjixi;[iivcv xP'^<'°^- ^^ '^"'"' Hippokrate^ diese Syrakuser al^ 
Tempeli'üuber hart an, liess sie aber frei in die Stadt zurückkehren. 
Kv selbst rührte die Schätze des Zeus nicht an. Denn so hofite er 
die Einnahme der Stadt am sichersten zu erreichen. Aber die Ein- 
iiiischung von Korinth und Kerkyra, sowie sein baldiger Tod hinderte 
die Verwirklichung seines Planes. Die Worte : xa-ercpaTOTCESE'J^sv 
Ei; -h Toü A105 ispöv besagen, dass er am heiligen Bezirke des Zeus 
yulagert und somit Syrakus aus unmittelbarer Nahe bedroht halte. 

§ 2. Gelon. 

Die Zwietracht zwischen der aristokratischen und demokratischen 
Partei zu Syrakus führte zur Tyrannis. Nach dem Tode des Hippo- 
krates ergriff im Namen der jungen Söhne desselben Gelon die Zügel 
der Regierung in Gela, aber bald darauf, es war im Jahr 491, warf 
er die Maske ab und machte sich selbst zum Tyrannen der Stadt. 
Kin Mann von grossem politischen Scharlsinn, erkannte er mit rich- 
tigem Blick, dass die einzige Stadt, welche sich zum Sitz eine^s 
wahrhaft mächtigen sicilisctien Reiches eignete, Syrakus wäre, dessen 
li-cflliche Lage unvergleichliche Hülfsmitfel darbot. Hier erleichterten 
die inneren Verhältnisse Gelon das auszuführen, was Hippokrates 



— \)1 — 

misslunj^eri war. Der schon laiij^e gährende Hass des Volkes gegen 
die Aristokratie war zum oirenen Ausbrudi gekommen. Die Demo- 
kraten hatten durch ein Bundniss mit den leibeigenen Killikyriern 
die Uebermacht gewonnen und die Geomoren aus der Stadt ver- 
tiieben. Diese waren nach Kasmenai, einer syrakusisctien Kolonie, 
•iellohen und liebten nun den Tyrannen von Gela um Hülfe an. Der 
erölTnete, wie die Sachen einmal stamien, Vei'handluftgen, \\hev welche 
wir nicht näher unterri^hlet sind. Jedeififialls WHsste Geloii die Svm- 
kuser davon zu überzeugen, dass er gegen das Volk nichts Böses iin 
Schilde führe, Thatsache ist, <kss die Svrakuser 485 v. Chr. den 
(Jeomoren und zugleich auch dem Gelon ihre Thore öffneten. So 
wurde dieser, im Einverständniss mit dem syrakusischen Volk, Herr 
der Stadt. Natüi'lich erhielten die von ihm zurückgeführten Geomoren 
nicht wieder die alten Vorrechte; Genaueres wissen wir jedoch nicht 
über die von Gelon zu Syrakus eingeführte Verfassung, Sicher ist, 
dass er stets zur Zufriedenheit der Svrakuser regierte, als Ideal 
eines guten Heirschers. 

Freilich wusste Gelon, dass Syrakus vermöge seiner festen Lage, 
seiner ausgezeichneten Häfen zur Hauptstadt eines Reiches geschalTen 
sei. Nur fehlte dem ausgedehnten, von Festungswerken umschlossenen 
Terrain eine entsprechend zahlreiche Bevölkerung. Um sie Syrakus 
zu verscbaflen, zauderte ei- nicht das einzig mögbche Mittel anzu- 
wenden, die Gewalt. Er entvölkerte die anderen Städte, welche unter 
seiner Botmässigkeit standen. Was er in der Hinsicht tliat, über- 
liefert Herodot MI loü : toOts \iv* vitp Ka;xap'.va{o'j; azavTa; ic täc 
-jpr/AO'Jsac ava^wv 7:oX'Y;T3fc ZT.ziq'jt . . . tojts 5k TcXcix.)/ 'jTzipTt'^hzxz 
T(ov iaTwv twOtc Toia'. Ka;j!.ap»va(si7'. £X5'!r,7£- MsYapia? t£ to'j; sv -ixeXiy) 
. . . TO'j; y.£v auTwv r.oLyix^ . . . ava^o); iq tä- Z'Jpr^Y.o\Jax^ 7:oA'.Y)Ta; h:oir^zi. 
Tcv ok ^fjjj.ov Twv Mi^apswv oj/. iir.'x \j.t:xiv.o'^ toj toXsjjloj toütsu cu8k 
-po70Ey,c;ji.£V5v y.r/.bv ouokv TrsiCssOa'., a^a^wv xai tcuto'j; iq Ta; -upr<y.ojGa; 
aTZEOOTO i::' ecaY^Yt; iy, lixcXir^q. 70)010 Sk tojto xal Ejßoea; toj; iv 
^iy.£7.{Y; £7:oir<j£ o'.ay.ptva<;. Es wurden also nach Syrakus verpflanzt alle 
Kamarinaeer, mehr als die Hälfte der Geloer und der Adel der 
beiden Städte Megara und Euboia. Kamarina, welches die Syrakuser 
552 V. Chr. zerstört hatten, war kurz vor der Erhebung Gelons von 
Hippokrates mit Geloern bevölkert worden; jetzt wurde es von neuem 
niedergerissen mid die Einwohner nach Syrakus. verpflanzt ; — sie 

Lupus, Die Stadt Syrakus. 7 



— 98 — 

ii]L„tt bei dtiii lauscli eliei „euonnen als verloren haben. Gelii 
s II st \eiior die Hdlflc ^Plnel Biir/er; Her Rest erhielt in der Perso» 
fies Hienii, eine'- Biuder'- \on Gelon, einen besondern Fürsten. Ganz 
jntets \erfulii <lei Machthabet mit Megara und Euboia (wo letzteres 
„esljntleii hat, ist uns unbekannt) Beide Slädle hatten ihm- Wider- 
al ind fteleistet, und Urhebei dieses Widerstandes waren die vornehmen 
Gewhlcchter «ewesen Ollcnb^i stand Getön in dem dureh sein Ver- 
hhieu getren SMakiis iiitht ei sehn Herten Ruf, dass er ein Feind der 
Aristokratie sei. So konnte er, als die beiden Städte sich halten 
ergehen müssen, es wagen die Vornelimen nach Syrakus zu ziehen, 
dagegen das niedere \'olk an solche zu verkaufen, welche versprachen, 
die ]^ute ans Sicilieii fortzuschaßeii. Herodot fügt a. a. 0, hinzu : 

Ti^TSTSv. Der Iwsitzlose Haute gal( dem Gelon für einen unbequemen 
Milljowabner der emporhl übenden Hauptstadt. Man sieht, der gute 
Tyrann verstand sein Handwerk, 

IJurrh das Zuströmen einer !^olcheii Menschenmenge wurde 
Syrakus zur Grossstadt. Uie natürlichen Vorbedingungen dazu waren 
vorhanden ; der sichere Blick Gelons, der wohl schon, ehe er in 
■Syrakus HeiTscher wurde, vorübergehend daselbst gewesen warj 
erkannte sie, und der Tyrann wusste daraus Vorlheil zu ziehen. 
Selbstverständlich musste die Verpflanzung so vieler Tausetide \on 
Personen nach Syrakus wichtige Folgen hinsichtlich der Sladl nach 
sich ziehen. Sie bedurfte des Raumes zur Aufnahme aller der Neu- 
bürger, und das Gemeinwesen musste bei der enormen Bevölkenmgs- 
ziiuahme entsprechend seiner gesteigerten Bi^eutung geräumigere 
und stattlichere Staat^ebäude errichten. 

Leider sind wir iiezüglich der Massregeln, welche Gelon gegen- 
über diesen Bedürfnissen traf, bei dem völligen Mangel liestiinmter 
Ueherliel'erungen auf Vermuthungen angewiesen. Schubring, welcher 
annimml, dass die erste Ausdehnung der übervölkerten Inselstadt 
nach Unterachradina hin stattfand, muss Gelon das Hochplateau nörd- 
lich davon der Stadt anschliessen lassen. Wir haben gesehen, wie 
westlich von Oberachi-adina eine mächtige Felsstufe, von Menschen- 
hand hergerichtet, sich weithin in nordsüdlicher Richtung erstreck!, 
die einzige Spur, dass im Alterthum dort efne Mauer stand. Diese 
Mauer nennt Schubring, Achrad. S. 58 f., die Geloniscbe. Wir 
haben hei unserer Ueberzougung, dass Ach— '' - Anfang an 



— 99 — 

auf der Hocliebene angelegt war, die fragliche Mauer nicht für eine 
Schöpfung Gelons ansehen können und haben oben auseinandergesetzt, 
(lass sie schon vor ihrn bestanden haben muss. Was die Gegend 
betrilTt, wo die syrakusischen Neuburger ansässig gemacht wurden, 
so konnte Schul)ring einfacli sagen, Gelon habe ihnen die Hocliebene 
von Achradina angewiesen ; wir sind, in Konsequenz unserer Mei- 
nung über die topographische Entwicklung von Syrakus, der Ansicht, 
dass mit ihnen erstens die Lücken ausgefüllt wurden, welche noch 
zwischen den Wohnungen dieses Stadttheils vorhanden sein mussten, 
dass Gelon dann auch Tycha hinzufügte, welches zuerst gelegentlich 
der Vertreibung der Deinomeniden erwähnt wird, und dass er end- 
lich, wie wir gleich sehen werden, Achradina in der Nachbarschaft 
der Insel erweiterte. Die Zahl der Einw^ohner von Syrakus vermehrte 
er auch durch Söldner, denen er das Bürgerrecht verlieh ; Diodor 
XI 72 : TOii yap FsXwvo? ^rXsiova; 'wv ixupiwv roXiTOYpÄciQ^avToq Hvcj^ 
[j.i'jho^opo'jz. Diese zu Bürgern gewordenen Söldner erhielten ihre 
Wohnsitze speziell auf der Insel und in Achradina, wie wir unten 
ebenfalls bei der Vertreibung der Deinomeniden sehen werden. 

Es wäre interessant, wenn Avir die Zahl der Bewohner von Syraku: 
unter Gelon wenigstens annähernd bestimmen könnten ; aber es 
fehlen uns dazu die Mittel. Jedenfalls wird sie, die alten Syraküser, 
die Kamarinaeer, Geloer, Megarer, Euboeer und die Söldner zusam- 
mengenommen, schwerlich niedriger als 200 OOC), wahrscheinlich 
aber höher gewesen sein.i Die Machtstellung Gelons war eine ganz 



1 Im weiteren Verlauf dieser Topographie tritt zu wiederholten Malen die 
Frage nach der ßevölkerungsmenge der Stadt Syrakus an uns heran. Da hierbei die 
geschichtliche Ueberlieferung eine bestimmte Antwort schuldig bleibt^ so steht uns 
auch hier nur der indirekte Weg der Vermuthung offen. Zu obiger^ ganz allgemeiner» 
Zahlenangabe führte nicht nur die Erwägung der damaligen Machtstellung von 
Syrakus, der Ausdehnung seiner Stadtfläche, der Lunge seines genügender Ver- 
theidigung bedürftigen Festungsringes, sondern au<;h die Thatsache, dass keine ' 
20 Jahre nach Gelons Tod die Altbürger sein noch über 7000 Mann zählendes 
Söldnerheer bezwangen, obgleich dieses ihnen an Kriegstüchtigkeit bei weitem über- 
legen (Diod. XI 73) und noch dazu durch die festen Mauern Achradinas und Ortygias 
geschützt war. J. Beloch, Die Bevölkemng der griech. yöm. Welt, Lpz. 1886, 
S. 275-281, kommt für Syrakus, wie für die klassischen Staaten überhaupt, zu 
dem Resultat einer bedeutend geringeren Volksmenge, als man bisher gewöhnlich 
angenommen hat und auch wir hier und weiterhin annehmen zu müssen glauben. 
Er schätzt die Stadtbevölkerung sogar 2 Generationen später zur Zeit des Athener- 
krieges auf nur 100000, die unter Timoleon und Agathokles auf 200000 Köpfe. L. 



— \m — 

HiisijerDi'ileotlirlii' ; Syr^ikus luuss, unter ilim <ttti ci.sU- Gross niaclil 
iltj- ilnriialigeii H< '11« neu weit Hewest'n sein ; i-s beneisen «lies ilie Ein- 
xeltieilen, weiche Hei-üdot Vfl 158 l)ei (ji^ieironhoit der Anlwoit 
(joloiiK auf lias i>;i-ii-diis<rlii' Hiilfegesurli in ilei' Pei'sernotli liei'iclitet . 
Damals ei-klärle siili <li;r Tyianii {»eieit mit 'JtX) Drein »lerem, 
t^XMMt Hopliloii, 'JtXN) Mann leichter un<l '20lH> sriiwerer Reiterei, 
'JMtO HfwenwIiMlzen uml 'ÜXM) Selileui lerer n na.li Griwliepilaml zn 
klimmen, wenn ihm iler Olierliefehl ^e<>en Xeixea ^tnit mler llieil- 
wi.'isc nix.-rlra^n wrirtlt,-. 

Kine solche Krie;(smai:hl selzl ^'rosi^e Militüretahlissemcnls voiiitis. 
Diese mfi^seii wir uns zwischen iler InsiO niiil AuhraiHria, an dem- 
sellieii l)j'te, wo sie s]irilei' i^landeii, erriciitet denken. Auiii lialten 
wir dafür, dass ilüiiials von Gelon eine nene Verbindung der Insel 
niil dem Festland vernntlelMt des Isthimi^, welcher nm-li tieule 
he^ldil, treschaflen wiirile. Das dortige Terrain inuss lilw dahin 
suni|ilii^ ij'ewi'seii sein ; Geluii lejjte es trocken und erliaute zu beiden 
Seilen .les neuen Islimnis, um ^^ni^seii uud am kleinen Hat'en, das 
Arsenal. In der Nfdie waren vui'aussichtllcli die Kasernen der Srddnej-. 
Piiidar, Pylh. 11 1, nennt Syrakus unter Ilieron ■^z.'fxi.nr.i'utz. JedcH-li 
war es nicht Hienin, welcher die Stadt zu der iWoixn Beiwurles wür- 
digen Gmssc ui'heben ; wir werden sof,'ar sehen, wie ei' sie vernacli- 
lässiiit lial. Der ei^^entliche Grüniler der finisse viin Syrakus war 
Ci'lmj. 

Ju ileni Woi'te ■^.v.th'.r.i'i.'.tz liegt ausser der lilnss rüundiclien 
Aus(l'*liuuiiii nucli der llegrilF des Gmssartifren, und der Gedanke 
lie^l nahe, dass Geliiu diesen Charakter vur allem dem Markte ver- 
liehen hat, dem wichtigsten Theil jeder antiken Stadl. Der Markt 
zu Syrakus war in den Zeiten, von welchen wir Xachriciiten hahejt, 
in der Niedeiiinir von Aciiradina, am Aus>ran^ des Islhinus ifele^en. 
Arhradina nennt ausri rück lieh Cicero Verr. IV Ti:!, II!) ; altera autem 
i'sl ürlis Syracusis, eui nonien Aeliradina est, in i|ua lorum luaximuni, 
u. ^. w. ; Hut die Niederung aber, und zw;ir speziell in die Nähe des 
Islhmns, weisen uns die Milfheilunnen hin, welche Plutaiih und Diodor 
rdjer den Einzus Dions in Syrakus bieten. PInlarch einzahlt Dion 2!» : 

'AxpxJtviii; . . . TIv äs y^i rrci ii^irSh:-* v.v. -.k Tisvras'j}.*, A'.y/jiitJ 
xiTifTASuissvTa;, f,X'.5TpiT:'-!V •/.%-.xivii^ xxi -j'iijÄiv. 'E~i toyTs ::p;5gi; 



— 101 — 

Diüdui- sa^4 XVI iO von Dion : $'.a -zf^q 'Aypxo'.vf^; rcpsuÖEl; lU ty)v 
ayopov y.aT£(J-paTcz£0£J7£v. Die Sonnenuhr, welche «(anz in der Nälie 
der Akiopohs, d. h. des Isthmus war, befand sich also auf dem 
Markt und dieser demnach j^^ar nicht weit vom Istiimus. Auch an 
folgenden Stellen geschieht des syrakusischen Marktes Erwähnung : 
Plut. Tim. ti2 und 28, Liv. XXIV 22 : «in forum Achiadinae» d. h. 
auf den Markt, welclier in Achradina war. Hier also finden wir ihn 
in liistorischen Zeiten. Dies konnte aber nicht in jener fdtesten Pe- 
riode, vor Gelon, der Fall sein. Es versteht sich von seihst, dass, 
so lange Syrakus lediglich auf Ortygia beschrankt war, der Markt 
auf der Insel sein musste ; und so bliel) es wohl auch anfangs nach 
dem Anschluss von Achradina. Aber sobald einmal die Stadt von 
Gelon vergrössert un<l Gentrum eines Reiches geworden Avar, musste 
eine Verlegung stattfinden. Ohne Zweifel war es Gelon, welcher für 
den Markt jene Ebene am Ausgang des von ihm geschaffenen Isthmus 
l)estimmte ; aber zugleich Uiusste er au<*h den Ring der Achrad ina- 
mauern nach dieser Seite hin erweitern. Von jetzt an konnte nicht 
mehr jene Rodensenkung, welche sich von S. (riovanni nach dem 
kleinen Hafen hinzieht, die» Westgrenze der Stadt bilden ; deren 
Sudende musste auf dem Festland von dem kleinen Hafen nach dem 
grossen v(»riucken und in des letzteren Nätie fand die neue Ver- 
theidigun{j;.slinie, von S. Giovanni an im grossen und ganzen süd- 
westlich laufend, eine Stütze an dem noch heute erkennbaren Ab- 
hang, welcher westlich vom grossen Altar und dem Amphitheater in 
der Richtung auf den Isthmus bis in die Nalie des Pozzi» dcir Inj^e- 
gnere lauft. Dass auch nach Gelon Achradina zwische^i Ortygia und 
der Feldflur gelegen habe, beweist der Ausdruck des Thukydidrs, 
welcher Achradina die Icw ircAi; nennt. 

Nach seinem glänzenden Sieg über die Karlhager bei Himcra 
eibaute Gelon von der Kriegsbeute die beiden Tempel i\cr Demeter 
und der Persephone ; Diod. XI 26: izh Sk tsjtwv vrvciXEvc; c ITacov 
£X [AiV T(ov Xasjpwv 7.aT£Gy.£jiX(7£ vacuc ar.oAivoj; \Tt\jX',poq y,ol{ Kcpy;;. 
Es ist nicht anzunehmen, dass diese zwei von (i^lon selbst errich- 
teten Tempel identisch seien mit jenen, deren Ran den Karthagern als 
eine der Friedensbedingungen auferlegt wurde; nach Diod. a. a. O. : 
y,a\ ouo vas'jc -po^ETa^E/ ohooo\irfiax'., y.aO' cu; lor. Ta; ^uvÖr/.a; iva- 
TcOtjvai, ist es vielmehr wahrscheinlich, dass wenigstens der eine vnn 
den zwei letzteren in Kartbagc» errichtet wurde. Von den Tem])eln 



— 102. — 

der Demeter und der Persephone zu Syrakus ist die Rede liei Diod. 
XIV 63 in der Erzählung von dem grossen Krieg- zwischen Syrakus 
und den Karlhageni unter Himilkon im Jahre 396 v. Chr. Es heisst 
da : y.aTsXaßsTo 5s y.al (näml. Himilkon) tc tyj; 'Aypao'.vf,; 7:poa7T£iov 
y.zt To'jt; vsw; t^; ts AYji;.r^TpG^ xal Kcpr); iTjXrjcsv. Weniger genau 
(hiickt sicii derseihe Geschichtschreiber XIV 70 aus, wo er von der 
^'jKTiGiq To^ T£ rqq Ar^iJ/r^Tpo«; xal Köpr^^ Upo^ spricht, als ob es nur ein 
einziger Tempel wäre, und Aristot. Oec. II 20 ist bei Gelegenheit 
einer Gewaltthat des älteren Dionys nur von einem Tempel der De- 
meter zu Syrakus die Rede. Vielleicht ist bei Diodor y,%\ toj tyjc 
Kopqq IzpoiJ zu lesen. Aber offenbar umschloss eine gemeinsame Mauer 
beide Tempel, so dass sie zusammen ein teijlsvo; bildeten, welches 
wir auch bei Plutarch, Dion 56, erwähnt finden ; er erzählt, als Dions 
Freunde den Verdacht schöpften, dass Kallippos dem Dion einen 
Hinterhalt legen könnte, hätten die weiblichen Familienglieder des 
letzteren Kallippos den feierlichsten Eid, welcher in Syrakus möglich 
war, schwören lassen ; r^v Se toioüto<; * y,aTaßa; zlq to twv 0£g;j.o9cpo)v 

T£;X£VO? 6 S'.OO'J^ TY)V TTl^TlV UptOV TlVWV Y£VO[yivO)V IZip'.^dWtZOii T^JV TTOp- 

ojp'loa Tf<^ 6£oti y.al Xaßtov Saoa y.a'.o;jL£vr^v a7u6[xv'j7'.. Der Name des 
Doppelheiligthums war also to :o>v 0£s;xo9cpwv t£;x£vo; ; die Thesmo- 
phoren sind Demeter und Persephone, y; Oeo^ gewiss die letztere. 
Bei Diod. XIX 5 leistet Agathokles einen ähnlichen Eid T.xp7.yßt\^ 

£i; TO TYJ? AYJlAYjTpO; UpCV. 

Dass der heilige Bezirk an einer verhältnissmässig tiefen Gegend 
dei' Stadt lag, ergiebt sich aus y.aTaßa; bei Plutarch und auch w*ahr- 
scheinlich aus dem deducunt bei Nepos Dion 8, 5 : Mulieres nihilo 
setius Gallicratem in aedem Proserpinae deducunt ac iurare cogunt 
u. s. w. Nach Cicero Verr. IV 53, 149 standen die Tempel der 
Gores und der Proserpina in Neapolis. Die «Vorstadt von Achradina » 
in der obenerwähnten Diodorstelle ist also Neapolis. Daraus ergiebt 
sieh, dass wir bei der Ansetzung des Doppelheiligthums nicht allzu- 
weit nach Westen vorrücken dürfen. Genauer jedoch lasst sich die 
Lokalität der fraglichen Tempel nicht bestimmen. Ja gerade die 
Identificierung von Neapolis und Achradinavorstadt führt zu einer 
neuen Schwierigkeit. Neapolis war ein Stadttheil und ohne Zweifel 
von den Stadtmauern umschlossen ; aber jene Achradinavorstadt 
hatte keine Mauern, denn Himilkon drang, ohne auf Hindernisse zu 
slossen, in sie ein. Im Jahre 396 sind die.Tenuiel an einem unge- 



— 103 — 

schätzten Ort, zu Ciceros (wir könnten auch sag^en zu des Tiniaios) 
Zeiten sind sie innerhalb der Stadt. Nun erzählt in der That Diodor, 
wie wir später sehen werden, dass vor dem Krieg von 396 die 
Nordmauer von Epipolai errichtet worden sei und spricht nicht von 
einer andern Mauer, so dass man behaupten könnte, die Südseite 
sei noch offen geblieben ; doch ist es nicht glaublich, dass sie es 
vollständig geblieben sei : Befestigungen müssen auch hier vorhanden 
gewesen sein (s. Tbl. IV § 3). Aller Wahrscheinlichkeit nach war im 
Jahre 396 Neapolis noch nicht völlig mit Mauern umgeben und die 
Karthager drangen in die niedriger gelegenen Theile derselben ein ; 
die Mauei', welche ganz Neapolis umschloss und noch von Cicero 
gesehen wurde, ist von Dionysios erst nach 396 vollendet worden. 

Gelon starb im Jahre 478. Ueber sein Leichenbegängniss und 
sein Grabmal lesen wir bei Diod. XI 38 : iTic*^; B'akcu xb so);j.a y.a-Ä 
TO') avpbv TYJ«; Yuvaab^ iv Tai; y.aXo'J|jivat; 'Ew^a Tup^c^i'v, sii^ai;; th ßapsi 
Twv IpYWv Oauj^^aaTaTq. o os lyj^oq iv, ty;; rShtioq arac Tj>/r^-/.oAouOr,(j£v, 
i'Kiyo^'zoq tou tottcu a-raStou; $'.ay,ocr{c/'j;. ivraüöa o' ajTCU TaspsvTSC b \f.h^ 
OYJjjLo; Totipov aS'.cXcYOv iTiSTYjaac 'fipMiyal^ v.\f.7Xq ETtj/Yj^s Tbv FeXcovä, 
jaTspov Se Tb [xk^ [xvfi\xx av£i7sOv Kap)r*/j$cvic'. STpaTsuGavTsc 1^1 Supa- 
xo'jcra;, Ta; 5k Tupasi- ÄYaOoy.Xt;; y.xTeßaXe 5'.a Tbv cOcvsv. Die 200 Stadien 
haben nicht viel Wahrscheinlichkeit für sich ; denn sonst wäre das 
Grabmal in der Nähe des Vorgebirges Pachynos gewesen, wohin die 
Syrakuser die Leiche gewiss nicht hätten begleiten können. Und dass 
das Grab wirklich ganz nahe bei der Stadt Syrakus war, ergiebt 
sich deutlich aus der Art und Weise, wie Diodor XIV 63 von seiner 
Zerstörung spricht : Himilkon lagerte vor der Stadt und touc Ta^ouc 
sXtobv '!:avTa(; tou? tjvsyy'j; y.aOstXsv, £v c*^ Tfv ts FiXwvoc y,a\ ty;^ 
Y'jva'.*Ab(; auTcu AY3[/.ap£Ty)(; tts^v'JtsXo); /.XT£G7.£'jaG[jivso^. Himilkon hatte 
sein Hauptquartier am Olympieion ; Gelons Grabmal war also in der 
dortigen Gegend zusammen mit den andern Gräbern einer Nekro- 
polis : Tou; toc^cu«; ayj&^ zavTxq to'j^ cr6v£'^f;'j<;. Zur Beseitigung der 
ungehörigen Stadienzahl bei Diodor hat man verschiedene Versuche 
gemacht. Leake, Top. and liist, notes S. 264 schlägt 18 : o£y,aoy,TO) 
anstatt 5'.axo(jb'jq vor, Serradifalco, Ant. 20 : K anstatt 21, Bonanni, 
Ant. Sir. S. 176 der Palerm. Ausg., 12: $w5£y.a. Welcher von 
diesen Verbesserungsvorschlägen am nächsten an die Wahrheit heran- 
reicht, lässt sich nicht sagen : fest steht, dass das Grab in der 
Nähe des Olympieion war. 



— 104 — 

Vs mag: liier am Plalze sein <ler ältesten Xekroiwlis zu getkMiken, 
welche wir von der Gi'iechenstadt Svrakus kennen. Sie dehnt sidi 
nördlicli von dem Sumpfe Ly.simeleia auf dem etwas höheren Terrain 
der Conlrada del Fusco zu beiden Seiten der Strasse nach Floridia, 
siidwesthch vom Theater aus. Man hat hier in den Tuff^rräbern die 
I^icliname theils begraben, tlieils die Asclie der verbrannten beijfe- 
setzt. Die Vasen sind zwar meist aus j^elbHchem Thon mit allerhami 
Ornamentik und Threrli^uren ; docli kommen auch solclie aus 
Hufchero vor. Im allgemeinen stimmen die Vasen mit denjenigen 
überein, welche zu Selinunl in der nördlichen Nekropolis (ialera- 
Hagiiazzo gefunden worden sind (s. Sav. Cavallari im Bull, </. Cornm. 
Sic. Nr. V. Pal. 1872). Aus ihnen sclieint sich zu ergeben, dassdie.se 
Nekrojwilis gegen den Anfang des 5. Jahrhunderts ausser Gebrauch 
gel«ommen ist, d. li. zu der Zeit, wo Syrakus unter Cielon zu einer 
wahren Grossstadt wurde. Die Nekropolis, welche im 5. .lahrhundert 
an die Stelle jener trat, i.st noch nicht wieder aufgefunden worden, 
lieber die del Fusco s. den Bericht v. L. Mauceri, Ann. delV InM^ 
1877. S. :n-r>:5 mit 3 Tafeln. 

J)ie Liebe dei* Syrakusei* gegen Gelon gab sich noch viel 
später in einer hervorragenden Weise kund. Man hatte zur Erin- 
nerung daran , dass er nach dem glänzenden Sieg bei Himera 
ohne Wallen in der Volksver-sammlung der IjewalTneten Syrakuser 
auftrat und in längerer Rede Uechenschaft über Alles, was er für 
Syrakus gethan, ablegte, eine Bildsäule des unbewaflneten Gelon 
antgestellt, von welcher Aelian Yar. Hist. XIII 37 spricht : y,a\ sasva 
ajTCu Gt -jpay.cijici isTr^jav h asw^TM y}'wi\., und VI 11 : c'.a TajTi Tct 
7.a' £v T(o "zf^z -'./.eXiac 'Hpa; v£<o £7Tr<y.£v auTciÜ £iy.(»)v Yj;xvbv a-j^bv 
os'.y.vuaa. Es lässt sich nicht ^enau feststellen, was £v -reo tt^c -'.x£Xtx^ 
'Hpac v£co bedeutet. Vielleicht steckt in tt^; 21iy.£X{a; ein Abscbreibe- 
fehler. Jedenfalls gab es einen Tempel der Hera zu Syrakus, und 
dieser war vielleicht gera<te jenes Upcv 'zr^z 'OXujx^rfac, welches wir 
oben S. 93 bei Gelegerdieit des Athenatempels aus Atlienaios XI 462 
erwähnt haben. Als nun unter Timoleon Geld zum Krieg gegen die 
Karthager aufgebracht werden musste, waren die Syrakuser gezwungen 
alle Statuen, welche Staatseij^enthuui waren, zu verkaufen. Damals 
verscJionte man aliein die des <jfeloii, gedenkend der Schlacht bei 
Himera. So berichlet Plutarch, Tim. 23: Izi Sy; ^a^t tcv rdXov/s; 
ivop'.avTa tsj TraXaisO Tjpavvsu ciaTr^pYiaa' tc'j; lupaitsibu; y.aTX/^'.pSTs- 



— lOo — 



V >>, 



^ 3. Hteron und die Demokratie bis zum Krie«^ gegen Athen. 

Auf Gelon folgie sein Bruder Hieroii, 478-467. Hekannf ist der 
glänzende Hof dieses Tyrannen, welchen die Gegenwart vieler Dicht er 
verherrlichte. Unter ihnen war Simonides, welcher seine letzten 
Lebensjahre dort zubrachte, während Pindar sich nur vorübergehend 
in Syrakus aufhielt. Einige seiner Oden enthalten hohe Lobpreisungen 
auf Hieron und Syrakus. Hier seien nur wenige Verse von ihm ange- 
führt, zum Beweise, dass in ihnen zwar ein leuchtendes Denkmal 
des Ruhmes von Stadt und Fürst, aber keine genauen Winke für 
die Topographie enthalten sind. Der Anfang der 2. pylhischefi Ode 
lautet : 

T^i/svc; "Apscc, avSpoW izrtov ts 7toapc*/xp;Aav ca'iAsv.a» Tps^o*', 

•j;j.;xtv TCOi Txv Xi::apav oltzo Byj^äv «pspcov 

[jÄKoq Ip/oixai a-^pz-eXiav -.sTpaspia; eXcXt'/Oovc;, 

£üap;^^Tcc *lcp(i)v £v a xpatdw/ 

TYjXa'JY^^J'.v avi$r^^£v 'Oprjviav ^-rsoavcc, 

zoTajxia^ ioc^ 'Apxijx'.^o;. 

und in der 3. pythischen, 09 ff. sendet der Dichter seine Ode : 

'ApiOoJsav iiz', y.pavav zap' AtTvaiov csvcv 
cc -jpay.c^ja'.^' v£;i.E'. fiaj'.XcUc 

Pindar nennt hier den Tyrannen Air^atov, weil er nach Vertrei- 
bung der Einwohner aus Katane diese Stadt mit neuen Bürgern 
l>evölkert und ihr zugleich den neuen Namen Aitna gegeben hatte, 
ein bedenkliches Fortschreiten auf der von seinem Vorgänger betre- 
tenen Bahn, welches ihm jedoch gestattete als Stadtegründer, y^xi^Tr,;, 
aufzutreten und somit einen von den Griechen hochgehaltenen und 
mit Heroenehren verbundenen Titel zu führen. Diesen Titel giebt 
ihm denn auch Pindar in der 1. pvthischen Ode, (M) IT. : 

av' iTrs'.T' AtTva; ßaaiXsT c'Xiov £5£6p(i);j.£v ujavsv. 
TW 'ücX'.y y-Eivav Oso^lJiaTO) tj'^ IXs'jöspia 



— 106 — 

Es war leider nur allzu natürlich, dass Hiei-on die eij^ne Schöpfunj^ 
Aitna auf Kosten von Syrakus begünstige. Dieses verlor 5000 Burger, 
welche der Tyrann nach Aitna und Naxos schickte, damit sie die 
Einwohnerzahl dieser beiden Städte vermehrten. Wir lesen darüber 
bei Diod. XI 4-9: l£po)v Bk tsu«; t£ Na^to'Jc y.al toi>? Kaiavaiou? ex. 

zvnoLY.ioyikio'jq dtOpo(jac, iy. c« 2i'jpay,o'jff(ov aXXoy<; tocjgutoj; 7:poa6s''c. 
Indessen ist trotz aller Bemühungen Hierons Aitna zu bevölkern und 
zu heben Syrakus siets die berühmtere der beiden Städte geblieben, 
und es scheint auch, dass er selbst vornehmlich in letzterer resi- 
dierte. Es ergiebt sich dies aus der Erwähnung von Ortygia in der 
2. und der Arethusa in der 3. pythischen Ode. 

Wir müssen ferner daraus folgern, dass der Palast Hierons auf 
Ortygia war. Und zwar haben wir ihn in der Nähe des Kriegshafens 
und des Isthmus zu suchen, in Verbindung mit dem Arsenal und den 
Söldnerquartieren, ungefähr da, wo unter Dionysios dem Aelteren 
<lie Königsburg stand. Im übrigen hemmte die Vorliebe Hierons für 
Katane eine allzu hohe Glanzentfaltung von Syrakus. Nur eine Aus- 
nahme gab es. Hieron liebte den Umgang mit Gelehrten und Dichtern, 
er begünstigte auch die letzte und höchste Blüthe des griechischen 
Dichtergeistes, das Drama, und wir finden an seinem Hof oder 
wenigstens in seinem Reich Aischylos und Epicharmcs. Der erstere 
beeilte sich in seinen AiTvatc. die politische Schöpfung, auf welche 
Hieron stolz war, zu feiern. Die Tragödien des Aischylos und die 
Komödien Epicharms wurden in Syrakus aufgeführt. Fragen wir, 
auf welcher Bühne, so finden wir kurz nach Hieron ein Theater in 
dieser Stadt erwähnt und haben zweifellos das Recht anzunehmen, 
dass es von Hieron erbaut worden war. Ja, wir können hinzufügen, 
dass jenes Theater wahrscheinlich mit dem noch vorhandenen identisch 
ist. Nun rührt freilich das Theater zu Syrakus theil weise aus späteren 
Zeiten her, aber diese Thatsache hindert nicht anzunehmen, dass die 
später angelegten Theile eine einfache Erweiterung des vom Anfang 
des 5. Jahrhunderts an bestehenden seien. 

Auf Hieron, welcher 467 in seinem Aitna starb, folgte sein 
Bruder Thrasybulos. Weniger l),egabt als seine beiden Vorgänger, 
wusste er sich nicht lange auf dem Throne zu behaupten. Schon ein 
Jahr nach seinem Regierungsantritt wurde er durch eine allgemeine 
Volkserhebung aus Syrakus verjagt. Die begleitenden Umstände bei 



— 1M7 — 

der Vertreibung der Deinonieiiideii und ihror Sftidner sind von 
grossem Interesse tur unsere Topoj»raphie. Da haben wir zunäohsi 
den Sturz des Tyrannen, Diod. XI 07 f. Als Thrasybulos sah, das» 
die Syrakuser sich sein Joch nicht mehr gefallen lassen wollten, zog er 
seine Söldner zusammen, dann tt^; tcXsco^ xarsiXrj^tbi; rrjv ivo{XÄCo(i.ivV3v 
Aypa5'vY)v y.%\ Ny;(jcv iy;jpav oJcrav /.ai sy, tc'jtwv op|jia)|i.£vog 8t«i:pXi[jitc 
7:pb? Toj; a^sffTwTag. 68. ci Bk 2upay,5ffiot ts [xkv ^pwTCV ;vipo^ tfjg TciXtio; 
vtaTsXdtßovTo TYjv ovoiJLasO{/.£vY3v Tu'^TQv, £y. TauTTi^ £s 5pii.(i)(jLsvoi TrpfiaßeüTa; 
aTTSTcsiXav si^ FsXav xa« 'Av.pir^oL'n^ y.a\ ^sXivouvTa, ^pb? 3i Touxci; st; 
'IjjLSpav xal Twpc«; Ta; twv ^ixsXwv TroXst? Tac h tyj |i,s50Y£(ci) xeiii.iva;, 
aS'.ouvTsq y-ata -ri/o^ auvcXOsiv y.al (juvsXsuOspwcai Ta; 21ypay.o6aa;, i:av?(üv 
c£ :rpoöu|/.(t); ü-avtouövTwv, xal tjvtÖ(x(o<; a'rroaxs'.XavTwv T(r)v |i.iv ^s^ou; 
xai iTTirs?^ (jTpaT'.wTa;, twv 5k vau; {Jiaxpa^ xs^oai-ir^jL^va; ei; vau(xayjav, 
Ta/;j Tjvifj/OYJ S'JvaiJL'.c a^^d^rpsw^ Tot<; ^ypaxocio'.?. Sib xai Ta; väü; xa^a- 
oTYjaavTs; et -upaxddict xat ty)v 7:£I^y)v Süv.ajjL'.v dxTaJavTfi^ eT0t[-^«5V5 sauTOÜ; 
dz£0£tcav xat ttsly^ xat xa-ra OaXaT-rav ciaYiovtl^E^Oat. 6 $£ HpajjßouXc; 
r;xaTaX£tTC[;.£vo? Ottc twv 7J|Ji.[^.axo)v xa» Ta; iXzi^a; h aÜTot; iycov TSt; 
ixioöo^cpotc, TTi^ ;^/£v Aypact'/Yj^ xa» ty;; >'y;5w xvpto; r,v, ts 5» Xsirsv 
[J.ipz^ ty;; ttcAcO); xaT£tycv et ijpaxc^iot. 

Also der Tyrann besetzt mit seinen Söldnern Ortygra und Aclii'.i- 
diiia; die aufständischen Bürger habeu zusammen mit dem Zuzug 
aus andern griechischen und sikelischen Städten der Insel den WvM 
dor Stadt, besonders Tycha inne. Syrakus muss also, wie schon 
oben gesagt, unter Gelon eine grosse Aus<lehnung gewonnen haben. 
Selbst zuge.standen, dass die Hillfstruppen der Syrakuser aiiH den 
andern Städten unter freiem Himmel kampierten, so rnussten d<)cli 
au.sserhatb Achradina viele Wohnungen vorhanden «ein, um die Aul- 
ständischen zu l^eherbergen, von welchen der Theil, welclier i*i n-^t 
in Achraiiina wohnte, sich jetzt der evj;nen Häuser beraubt ^ali. 
Tlirasybul versucht das Gluck der Waffen : Tat; vojw i^tzXj^^a; 
sr» TS'j; r.z\i*^z'JZ yjti /vct^Ost; tt, va-j'^ayta rr/vi; ji/ev Tptr^pet; ize^aXj, 
ixiz z a/.Xat; xaTSy-r;?/ e:; ttjv >f,5Sv. b^f^iMq l't xat ty;/ ^»^yjv ^>/a/t7 
::pS2-;a7iV/ Ix tt,; !V/paBv/r,; xat ^rapa^aJa^^r/C; iv w; r.^zxzz&y^^ 
tjTTT.OYj, xat zsX/c'j; a-5^a/i#r/ r,va-;v,a^ riXtv *t; r/jv 'Ay^a^f/r// ir^- 
'/Mz^zx'.. Hier ist zu bearrhten, das:* man zu I^and nur von Achr?i- 
«iina, nicht von Ortygia aa<$ kämpft; Achradina li^,*gt eli^'u %m»W\u'U 
It^tztereiD und der Feldflur und wer von Ortygia aun »uf di^'**? 
hinaus wollte, inu>-ife seinen We;r durch Achradina nehio#;n. /^i^r^ 



\ 
\ • 



,'».c, Hrtvuia f, hioz zsXir. Auf 

. ..:i*i /mürkkoiiimeri. — Da Thra- 

u^UmhI iiiiht überwältigen könne, 

a Xerlraji auf freien Abzug und 

. .1, \vi. »T als Privatmann sein Leben 

"-.^.:,r>iiilH*l narli wiedeieiianj^ler Frei- 

\.. luiiiit zwisrben den svrakusiscben 

itit lieni Bürgerreclit bescbenkten 

...a.i^s ul>er 10 ()0ü, jetzt auf 7CMH> 

'.„..^ y.aTi^.2'jaff;x£vov. et OE iupax.57'.G' 

.; -bv ty;; 7:5 AcO); y,aT£T"/cv y.al tc ::pbc 

.„ i^iTiiy'.^a/ y.ai -^roAAr^v asoaXsiiv 

>. \}ic kämpfenden Parteien nelmien 

^.:u' Sicllung einander gegeniiber ein 

j.vl dio Söldner im Besitz von Acbra- 

V \ck\ StavUleile ilire eigen«.' Festungs- 

.. .K lujwon : Insel und Achradina waren 

w.alu- von den Werken am kleinen 

v oj,« .M. blov^sen wurden. J Die Syrakuser 

v NX* «1« v von Achradina gegenüber auf; 

,iK*i l^odor a. a. 0. : süO'j; ^ap 'iiz 

^ ..*i\ .^; r^/spo)^ «^075; v.t\ Tayi) tcov 

, , ^ ^'•tM^blies.sungsmauer Avurde später 

,, * i' ^\*lang es denselben nicht sie 

y.j., '^N or/Ahlt Diodor zum Jahr 4()1 



«i.,i„ >v^ ^^U, M) kann es nicht zweifelhaft sein, 

. ..,xx V-^ ^.uu«-()rtygias den westlichen Isthmus 

^^ »;» .> ^VA^; mn^r sperrbaren Lüche da, wo der 

yV^'M'v U^U'Ui^ den Isthmus durchschnitt, dass 

^"nv 's'vImmU »>tH»r den schon dem Dichter Ibvkos 

s.xN, >>.>»-j.V'. ^^AWVrlich auch leicht zu schliessende 

; ,^«, >•r^*^\ ^iw-'X^^^ Hindegiied zwischen Insel und 

. \>,. iv a\^mU*Us seit Gelons Aufschüttung des 

^. >>-v»vV) M'^t^> A<»s kleinen Hafens geworden. Vgl. 

V. X, >r'\\v v;<\t^rl<^u Stellen des Diodor (XIV 7, 4"2) 



— -1(H) — 
die Fortsetzunj»" des Krie;;s zwischen Syrakusft'n und Söldnern. 

vx'j«jLay{a jJi.lv ivixYj^av ts'j; dcrcrravTa;, '::£wrj 5' ojt, it/uov iy.^aXstv iy, 
TT^; rSKziöc o'.a tyiv oyjjpoTT^Ta toiv tötco);. Oftenbar war der Manj^el an 
Lebensmitteln bei den Söldnern, wovon Diodor c. 73 spricht, nicht 
von langer Dauer ; sonst hätten die Eingeschlossenen nicht noch 
fast zwei Jahre^ 463-461, sich halten können. Endlich trugen die 
syrakusischen Bürger auch zu Land den Sieg davon : -zTi^xtdiCsi'^c 
7£vo;j.£VY)c £7:1 tt,; /wpa; . . . kS^eiv yjvißr; ojv. oAiycu? r.xp^ a;x50T£pot;, 
v'.y.f,7a'. 5s tcj; -upay.o^is'j;. Mit dieser Mittheilung begnügt sich 
Diodor, indem er völlig vergisst die Uebergabe von Achradina und 
Ortygia an die Syrakuser zu erwähnen. 

Alle diese Vorgänge lassen sich topographisch ohne Mühe 
erklaren; nur bezüglich des Charakters von Tycha kann ein Zweifel 
entstehen, ob nämlich dieses Quartier damals nach Westen hin mit 
einer Mauer umgeben gewesen sei oder nicht. Diodor sagt es 
nicht, alxM- er verneint es auch nicht. Schubring, Beiväss. S. 621, 
glaubt an eine Mauer. In der That lassen sich ans dem, was Diodor 
s.»gt, einander ^vidersprechende Folgerungen ziehen. Denn c. 68 
nennt er Tycha \J.ipoc -:f|^ ttcXsioc, und wenn er wieder in demselben 
Kapitel sagt, dass Thrasybul aus Achradina ausnickte und ilen Syra- 
kusern iv Tct? ^rpsaTTsbi^ eine Schlacht lielerle, so Hesse sich umge- 
kehrt daraufhin behaupten, dass gerade Tycha eine dieser Vorstädte 
gewiesen sei. Nichts J)eweist der Umstand, dass viel spater, im Krieg 
gegen die Römer, Tyclia sich nicht vertheidigte, als die gemeinsame 
flingmauer von Syrakus genommen war. Denn wenn es auch damals 
keine b(?sondere Mauer gehal)t zu haben scheint, so konnte wohl 
250 Jahre früher eine vorhand(»n gewesen sein, zumal damals die 
{\i^i<> Dionys noch nicht bestand. 

In der Erzählung von dem Freiheitskampf der Syrakuser '^ey;e\i 
die Deinomeniden und ihre Söldner finden wir zum ersten Male die 
Namen von zwei syrakusischen Quartieren, Tycha und Epipolai, 
erwähnt. Ueber jenes sagt Stephanos von Byzanz u. d. W. Tjy;/;. 
TriXi; -'/.cXia; TrXr^aiov ^'jpay.oj7wv. "E^spo; $£ iv Im^i'axzm vtjjov Tr/ii^ 
^rjsiv. Bei Thukydides kommt Tycha nicht vor; in oben citierter 
Diodorstelle XI 68 zum Jahre 466 v. Chr. bieten die Handschriften 
"hjxr^v, wofüi" Dindorf statt Tuyr^v vorzog mit Cluver Tjxyjv zu 
schreiben. Dann wird es von Livius bei der römischen Belagerung 



— 110 — 

<3^enann1, XXV 25, und hier steht im Codex Puteanus Thyca, statt 
Tycha ; Plutarch Marc. 18 : r.phq tyjv 1^(0 z6X'.v, ■?,; tc \fXv Neav, to 
Ol TuxTQv cvo|Ji.aSJou(7'.v. Endhch sagt Cicero Verr. IV 119; c( Terlia 
est urbs, quae, quod in ea parte Fortunae fanuni antiquum fuit, 
Tycha nominala est, in^qua gymnasium amplissimuni est et coni- 
plures aedes saciae, coHturque ea pars et habitatur frequentissime.» 
Es ist unter Anderen von Ahrens, De Dial. Dor. S. 64 behauptet 
worden, dass Ciceros Ableitung auf einem Irrt hu m beruhe und dass 
'\\jy/fl die dorische Form des Namens ^luy,?;, Thuc. VI 98, sei. Aber 
die Lokahtät schUesst Identität aus ; das 2'jy.Yj des Thukydides 
konnte nicht an der Stelle der Vorstadt Tuy//] oder Tu/r< liegen. 
Freilich ist es, wenn Cicero von einem « fanum Fortunae » spricht, 
welches dort einst gestanden habe (fuit), augenscheinlich, dass 
das Heiligthum zu Ciceros, und vielleicht schon zu Tiraaios Zeiten 
(s. Tld. VI § 11) nicht mehr da war, und man könnte die Frage 
aufwerfen, oh wirklich ein solcher Tempel je bestanden hatte oder 
ob seine Existenz nur willkürlich angenommen worden wäre, um 
den. Namen Tu/y; zu erklären. Aber das beweist noch nicht die 
Nichtexistenz eines Heiligthums der Tyche in diesem Stadttheil. In 
andeien griechischen Städten standen Tempel der Tyche ; also konnte 
auch einer in diesem Theile von Syrakus stehen. Die Möglichkeit \md 
Wahrscheinlichkeit von Ciceros Etymologie bleibt immerhin aufrecht 
orhalten. Von den Gebäuden oder Denkmälern, welche nach Cicero 
einst in Tycha zu sehen waren, haben Avir keine anderweitigen Ueber- 
lieferungen aus dem Alterthum, auch sind keinerlei Spuren davon 
auf uns gekommen. 

Von Epipolai verzeichnet Stephanos Byz. u. d. W. 'EriTTcXai. 
/(opfov aTTcy.pYjixvcv, '7:po(je'/lc 21upay,o67aic. Bojy.uotor^? ^y-'^T<- "^ eOv.xbv 
^EziTzoXotXzc TO) y.o'.vo) tottw. Es wird topographisch beschrieben von 
Thukydides VI 96 : twv 'EtzittoXoW . . . ytopiou a7roy,p"if)[;/;cu ts y.al Grsp 
TYJ«; izcXuoq sbO'j? xeipivo'J . . . e^ifjpTYjTai vap to aXXc yanpio^fy y.ai 

Otto twv Supaxcatwv S'.a Tb sttituoA^^ toO aXXou sTvai 'ExtTToXai. Zur 
Erklärung dieser Stelle bedienen wir uns der Anmerkungen Glassens 
in seiner Thukydidesausgabe : « Den Sinn der Worte e^pTYjTai tc 
aXXo yjiipiov giebt der Scholiast ohne Zweifel richtig wieder : to aXXo 
X^ptov, tXyjv twv 7upoffßa(j£(i)v, äxav utj^r<A6v ijTi y.al >tpr^[;,v(i)B£<;. Diese 
Bedeutung des i?y;pTYi(jöa'., suspensum esse, ist freilich bei älteren 



— 111 — 

Schriftstellern sonst nicht nachgewiesen ; aber ich halte sie durch 
die Nachahmung Strabos VII 1, 3: s^ripTT^Tai r; -/wpa Tzphc vstov 
genügend bestätigt (freilich sind die neueren Herausgeber der Kon- 
jektur des Casaubonus ectjpTat, welches Krüger auch an unserer 
Stelle wünscht, gefolgt, vor welcher ausdrücklich unser Scholiast 
warnt : [xy; srl toü i^YJpOai y,%\ [x£T£wp{(j6a'. ay.o'j2gO(i)) ; auch die saxis 
suspensa rupes bei Vergil Aen. VIII 190 ruht auf derselben An- 
schauung. Dagegen kann Plutarch Anton. 46 : Ta [xv(d\oL xsBta twv 
\6c^bi^ TouTtov £?YjpTT;Ta'., mit unsrer Stelle nicht verglichen werden» 
Mit eTTisavcc xav stcjw « im Innern (der Stadt) oder nach innen zu 
ist (von Epipolai herab) alles sichtbar, zu übersehen » ist gleichbe- 
deutend der Ausdruck V 10, 2: Iv -zfi r.okii exi^avsT ouffYj scwösv. 
'Ex'.xoXf<c, eigentlich elliptisch gebrauchter Genetiv von eTTtTToX-f^, ist 
Adverb und gleich sTravw, oberhalb. Der Scholiast zu Aristoph. 
Plut. 1207 nennt es kzipprt\xoL Toxty.öv.» 

Epipolai tritt, wie wir gesehen haben, zuerst im Jahre 463 in 
der Geschichte auf, bei Diodor; dann bei Thukydides und Diodor, 
XIII 7. 8. 11 im Kriege mit Athen ; darauf bei Diodor XIV 8, wo 
404 V. Chr. die gegen Dionysios empörten Syrakuser 7:apa)vaß5vTa; 
TOü<; £? AtTVYj; tTTTTs^ iv Ta?^ y.aXcujxsvatc 'ETriTroXaic avTsaTpaTOTueSsvjav 
to) tupavvo) y.al cisxXs'.^av a^Tcv ty)^ IttI tyjv /wpav iJcBou*; bei dem- 
selben XIV 18, wo die Errichtung der nördhchen Hälfte der grossen 
Ringmauer des Dionys im Jahre 402 erzählt wird : cU<p'J(o; yap ewpa 
v,zi[jÄ*/OLq läq y.aÄo'j;^ivac TlTTiTToXa; y.ol'zol rqq ticXswc tw/ X'jpaxo'JCJoW. 
tioutp TO'J? apx'.Tcy.Tovac T:apa7saß(ov axc ty)^ toutwv "'i^tbj^.Yji; sxpivs osiv 
TsiXttjai Tac 'E7:t7:oAa;, fj vüv tc 7:pcc ':oi(; *E?a7a>7vO^ üTuapjre» 'zsXyoc. 
In der Geschichte Dions spricht davon Plutarch, Dion. 27 : ol ^k 
[jLSTa Tt[;.oxpaTou<; Ta^ 'ETTiiroXac <püAa<JGsvT£? Asovtivo'. käi KajArivot, 
a6yov tj/cuSfi '::po5'J:£ii4*''"o; et? auTouc tcO A'iwvoq tog stcI tä^ roXsi^ 

ßoTQOYjcJovTe^, und c. 29, wo Dion xctq |i.£v 'E'7:t'i:oXa; sXwv to'üc xaOs'.p- 
Y|i.£vöu^ Twv TToXiTwv £Xu(j£. lu Plutarchs Timoleon 21 hält Hiketas 
Epipolai besetzt (ty)v Xaßrj; oü i:pct£[A£vou tyj; Tr6X£(i);) ; da greift Timo- 
leon ihn mit verschiedenen Heeresabtheilungen an : tgu; B£ xpiTCu; 
eic^YOv d-üt Ta; 'E7:'.::oXac A£{vap/c? y,a\ Ar^[i.ap£':oc. Endlich spielt 
Epipolai bei der römischen Belagerung eine Rolle; Polybios VIII 
37 fr. : toü^ 8k 'P(i)[jLaiou? 6app£tv cuvißaivs y-paTouvcai; tou T:£pt Ta; 
'E^'.iroXa; t^ttgu, und Liv. XXV 24, 4 ; Die Römer drangen an 



— U-2 — 

oiiir He\jp)lt ){i (idiinkii Ueitlii likoit iii du bUtIt Syi \kii- ein t?l 
Hill un<li<|ue HO» fuitiin seH \\ a|iei1e ^eiehatur re- quijipt. atl 
hinpola-, riM[uenleni luslmin-. toriim, ^leMi iitiiiii Pitt , utitl ^0: 
[Ms|i|uirii I )n-4pt.\it {]\[ni\ hpikvde») omiiia uiti Lpipolus arnii» 
. »niplLli Ddiiii l»l„'l ^ II 11». mit rfei .>l)i„vn Stellt aus fhuk. 
^1117 iilieieinsliiiiiiienile Notiz Mauilliis iil nioeiiti in^iesiiia «\ 
Mipfi imnlms 1o<h iirtiem 'jiiIiiolI im otulis m lif 

DumIiu l)eiiiiiU.t vim te('<cliiefWH>n Ma^^rexelo. uelitir (Us Vtrik 
/ii Sjukua iiM li (1(1 \ ija„ung iki Tjuiintii „Uioflen lialx , \oi- 
irIiiiiIilIi \ II (Ili hinluliiun^ < ines illj iliiln lieii Iteliciun^Uest« s, 
hleiitlicni, ueldiPs inil oni>iitlKliiii bpulcii uiiil ciiioni ttiossdi ti<;en 
0|it(.i \()ii WO Ouliseii veiliuniicii „(Wi>itn ^ei Nullt-, meldet er miii 
dem Si.liit.ksul ilei Küm^stiuiv, wel< lie m>ii tjeloiis Zeite» i» ml' 
lllty^a Kesldiideii Italien inu-'s Äliti es i-t \\ iIiislIii min h, dax^ die 
Svnkuaii Me /eislmt lialMii Denn mth Diodoi \[ll 9fa »alini 
Diutnaiu> dei Velleie, ils ei ^lüi zum Tjianiieii turwaif, s< im; 
\\ liiiiiiu HO \i--eiial *v IM 'lei PiUit Crelons und Hhioiir nmli 
\ ilLioleii „ WLseii so lidtli lim Diuii\> ZHcileKolim Itezo^i ii 

Si hk Ulis li ihe \iiiidleo \iin Mukus luili sind, su lissen uns 
d ii L») Heihe v in \ei3ndeiun„i.n eikinneii , wi kiie -seit der 
Liiiiiiduii„ iki bladl in Vilnadma und liesondeis aut Üil^^ii slitt 
„elimdpii liabeii Wenn 1 1«, niswn auseinjndLrt,eset7f lnl)fn, wihr 
i-l — und «]i /«(.ililii dum iirIiI — , so finden wh Soldnei l\ 
iiipe^iiedelt, wo lie W iliiistatten lieiei li ii-gti waieii, unil elen 
ditsc 'ijoldnei aildipsisliili \ei|Vt eine Koiii^sliui;, tiliaut und dinii 
/Mstoil dl« PiimUi^ nlimm dt n llesilzei nai Fi dei Willkui \oh 
iMiiiiiin w I liselii I iid ille ilnsi VeiunI iun{j;eii, «eliln die nsle 
Hällle d<s Imitten J iliiliuiiileits mit '^iJi hii^-hk, smd ^ciin^' im 
\urfltidi nnl d.nen, ft.klie du Stadt ^on "sliI n ihiei kiinlli^^en 
Ikiltii lim istanden 

In ili'iii /eilraiim von iler VerlreilmiiH der Tyrannen bis /um 
Kiirjr mit Alliuii ist eine cin/ijje Tliabuiclie an« der syrakusisclien 
l.li'siliiflili' vciii topi)j;ruiiliisi;hem Interesse. Sie lietrJITt jenen Sikeler- 
koni),' Dukelios, wolclier nach einer <;länzenden Laufbahn im Jahre 
Vt\ bei Noinni i\en (iriecben unlerla;r. TiXs; i\, so einzahlt Diodor 
XI !)2 von ihm, OiwpiTiv ■:s"j; inroXsiroy; }i>>3j; ;j,i>,Äsir:i; aütijl tä; 

lupxxoijsa;, i~'- Sl vjv'sq 5^"i; ^»p^AÖäv ii; Tijv i-^apiv 'Sit ^■jpxt.aaiMi 



— 113 — 

xal xaOicac s^l twv ßioy/^iv t'/.£TY)q sy-'^^'^o '^^<? ttoXeo)^ y.at eajTov te 
xat TYjv Xi»)pav, r<? "J^v xupio?, -irapBwxe toIi; Supaxoatot?. TOii II izXifiouq 
8'.a Tb 'rrapiäo^ov cjppdovTo? £i? tyjv avopav oi jjlsv apj^cvTs; cuvvjYaYOv 
|y.xXY;7{av xal -irposOrixav ßouXrjv -rrept toü AoJxsTfoy, ti /pt) ::paTT£tv. 
Die Volksversammlung der Syrakuser schenkte dem Duketios das 
Leben unter der Bedingung, dass er nach Korinth ins Exil gehe. 

Was zunächst die ßwjxoi betrifft, so sagt Schubring, Achrad. 
S. 36 f. : «Die Altäre, von denen hier die Rede ist, sind etwa die 
Altäre der Osol ÄYopatot, auf welchen die den Volksversammlungen 
vorhergehenden religiösen Akte vollzogen wurden, der Osot ayjizXq^ 
vielleicht auch ein Altar der 12 Götter, wie in Athen.» Den Markt 
selbst aber hat nach unserer schon oben S. 101 f. ausgesprochenen 
Meinung Gelon bei seiner Stadterweiterung in der Ebene angelegt, 
welche sich zwischen dem Isthmus und der Temeniteshöhe erstreckt. 
Hier, vielleicht gerade da, wo jetzt noch eine ragende Säule auf dem 
modernen Manöverfeld von der verschwundenen Pracht zeugt, mag 
der Sikelerkönig sich vor der Majestät des Syrakuservolkes gede- 
müthigt haben. 

In der Periode, welche uns eben beschäftigt, wird zum ersten 
Mal das syrakuser Theater erwähnt. Wir lesen nämlich bei Eustathios 
zur Odyssee III 68: xal 2jpaxo6(j'.ov 'zo b Mup'.XXa, o5 {xsjjivYicÖat Xt(ei 
1CV 2d)^pova, b-opwv xal CTt tou Supaxoucbu toutou xupiov. Ay]|jl6xo'j:o<; 
r<v ap/iT^XTwv. stueI S« T£X£(;to'jpYY)(ja(; to Osaxpov jAupov xot«; eauTou 
Tzofdixiq 8i£v6i|Jt.£, MupiXXa £7:£xXyj6y3. Es scheint also, dass Sophron 
von dem Baumeister des syrakuser Theaters gesprochen hat, welcher, 
Demokopos mit Namen, den Beinamen Myrilla erhielt, weil er nach 
Vollendung des Gebäudes seinen Mitbürgern Salben vert heilte. Da 
man nicht weiss, wann dieser Demokopos Myrilla gelebt hat, So- 
phron aber, welcher von ihm sprach, dem 5. Jahrhundert angehört, 
so steht nichts im Wege, dass wir die Erbauung des Theaters zu 
Syrakus, wie wir schon oben S. 106 gethan haben, Hieron I. zu- 
schreiben, dem grossen Freund der dramatischen Poesie, welcher 
Tragödien und Komödien aufführen Hess. Wir werden auf das 
Theater unter der Regierung Hieros II. zurückkommen, auf den die 
noch erhaltenen Inschriften hinweisen. 



Lupus, Die Stadt Syrakus. 8 



— 114 — 

THEIL III. — Krieg der Athener gegen Syrakus. 
Belagerung von Syrakus. 415-413 v. Chr. 

§ 1. Die Quellen unserer Renntniss von dieser Belagerung. 

Die grossartige und doch fehlgeschlagene Unternehmung der 
Athener gegen Syrakus ist die wichtigste Episode in dem peloponne- 
sischen Krieg, jenem gewaltigen Ringen zwischen Athen und Sparta, 
den beiden Häuptern der ionischen und dorischen Griechen. Das 
Alterthum hat uns über das denkwürdige Ereigniss verschiedene 
Berichte überliefert. Da diese aber nicht immer unter einander über- 
einstimmen, haben wir die Pflicht die Kriterien auseinanderzusetzen, 
welche uns bei der Auswahl der Quellen geleitet haben. 

Der grosse Thukydides bietet uns in seinem 6. und 7. Buch ein 
Ideal von lebendiger und wirkungsvoller Erzählung, von klarer Aus- 
einandersetzung der Thatsachen. Ihm sind wir fast ausschliesslich 
gefolgt, und zwar aus folgenden Gründen : erstens ist er der einzige 
zeitgenössische Geschichtschreiber der Belagerung und zweitens ist 
er in jeder Hinsicht ein gewissenhafter Geschichtschreiber. Er zeigt 
eine so genaue Kenntniss sowohl der Umgegend von Syrakus, als 
der Vorgänge bei der Belagerung, dass wir annehmen müssen, diö 
Vermittler seiner Darstellung seien Augenzeugen gewesen ; ja es ist 
wahrscheinlich, dass er selbst während seines langen Exils im Inter- 
esse seines Geschichtswerkes auch nach Syrakus gekommen ist. 
Seine Erzählung ist immer zusammenhängend, widerspricht sich nie 
und entspricht vollständig den Lokalitäten. 

Von den andern Schriftstellern, welche die Belagerung behandeln, 
ist Diodor der ausführlichste. Aber Diodor widerspricht oft dem 
Thukydides und, was schlimmer ist, ermangelt des eignen innern 
Zusammenhangs und der nöthigen Klarheit. Da er unter Augustus 
lebte, musste er seine Erzählung aus andern Quellen schöpfen. Diese 
konnten, abgesehn von Thukydides, nur Ephoros und Timaios sein. 
Auch sie lebten nach dem peloponnesischen Krieg. Da Timaios selbst 
Sicilianer war, so konnte er über die berühmte Belagerung manche 
werthvolle Mittheilung machen und dergleichen Mittheilungen können 
in das Werk des Diodor übergegangen sein. Aber es fehlen uns fast 
durchweg die Kriterien um hiernb^r 711 entscheiden und im Diodor 



I 






-* 



— 115 — 

dasjenige wiederzufinden, was er über die athenische Belagerung dem 
Timaios entnommen hat ; und wenn wir es ausfindig zu machen 
wüssten, so könnten wir doch noch nicht konstatieren, ob es wirkHch 
authentischer ist als das, was Thukydides überliefert. Ausserdem 
wissen wir zufolge der Studien , welche in den letzten Jahren 
überhaupt auf Diodor gerichtet worden sind, dass er von seinen 
Quellen nicht immer einen intelligenten Gebrauch gemacht hat. 
Wenn wir also auf Widersprüche zwischen Thukydides und Diodor 
stossen, so ist es unmöglich dem letzteren zu folgen; nur da, wo 
Diodor den Thukydides ergänzt ohne ihm zu widersprechen, können 
wir ihn -benutzen. 

Plutarch bietet in dem Leben des Nikias nur sehr wenige Mit- 
theilungen, die nicht auch Thukydides macht. 

Somit ergiebt sich aus dem Gesagten das Resultat, dass Thuky- 
dides die Basis für die Topographie der Belagerung von Syrakus 
bilden muss. 

Diese Fragen der historischen Kritik sind ausführlich behandelt in 
der Geschichte Siciliens im Alterihum, Bd. II. S. 340-367. In dem- • 
selben Band S. 382-401 ist die Topographie der Belagerung besprochen. 

§ 2. Die Stadt Syrakus beim Beginn des Krieges. 

Ueber die Grösse von Syrakus zur Zeit des athenischen Kriegs sagt 
Thukydides VII 28 : tzoXi^ o'jSsv eXasaw au-nfjv ys xa8' auTtjv tyj; 'AOrjvaiwv. 
Diese Worte tragen einen allgemeinen Charakter, sie beziehen sich 
ebensowohl auf die Bevölkerung, wie auf die Ausdehnung der 
bewohnten Fläche und auf die Länge der Festungsmauern ; sie wollen 
also einfach einen Begriff von der Bedeutung der Stadt geben. Wir 
kennen nicht die Zahl ilirer Einwohner im Jahre 415, nicht einmal 
annähernd ; wir können also nicht sagen, ob in der Beziehung die 
Vergleichung mit Athen Stand hält; sie hält Stand, ja sie bleibt 
sogar hinter der Wahrheit zurück betreffs des Umfangs der syra- 
kusischen Ringmauer, nämlich der von Ortygia und Achradina, 
welche ausgedehnter ist als die von Athen, wenn man von den langen 
Mauern und dem Peiraieus absieht. S. Anm. S. 48 f. 

Thukydides unterscheidet VI 3 zwei Theile von Syrakus, yj IvTb; 
'KiKiq und yj I?(i) izi'kiq; jene ist Ortygia, diese Achradina mit den 
Vorstädten. Die Worte Ivto; und e?(o zeigen an, dass von der Land- 



— 116 ~ 

seile Achradina (der Name findet sich nichl bei Tlmkydides) Ortygia 
deckte, d. h. dass man, um in dieses zu ;j;elan^en, durch jenes hin- 
durch gphen mussle. 

An die £;« xiXt; schlössen sich zwei Vurslädte an : Tycha (auch 
dieser Name kommt bei Thukydides nicht vor) und Temenites. Selbst- 
vi-rsländlich war Achradina damals von Tycha durch eine Mauer 
1,'L'schieden, wie in den Zeiten Thrasybuls und später in denen des 
Marcelius: oh aber Tycha eine Westmauer gehabt hat, bleibt fnr 
das Tahr 415 eJmnso unyiewiss, wie für das Jahr 466. Der Temenites, 
welclier später einen Theil von Neapolis bildete, war noch nichl 
befeslitTt; Tlink. VI 75. Der weslÜche Theil der syrakusiachen Hoch- 
lliU'he, ausserhalb dei' Festungswerke wird von Tliukydides ai 'E-:-a\%i 
t;enannl. Hier stand, wie wir später sehen werden, iler von Phitarch 
Nik. 24 erwähnte Herakleslempel. 

IJcber das Iimere der Stadt haben wir für diese Zeit nur gunv. 
vereinzelte Nachrichten. Den Markt müssen wir uns, wie schon oben 
S. 101, in der Ebene nördlich vom Isthmus denken. Thukydides 
■ spricht VII 39 von der iyopä. x&t TcwXouyi^vwv, dem öffentlichen Markt- 
platz, mit deutlichem Hinweis darauf, diiss er nicht unmitlelbar am 
Hafen lajj. 

Was das Wesllbni von Unterachiadinj behiOl, so bleibt die 
Annahrae ausgeschlossen, dass es nahe an dem Uler des j^rossen 
Halens gewesen sei; denn hier erstreckt 'sich nach dem Theater hin 
lue jiTosse Bodensenkung, welche damals sumpfig -fewesen sein 
inuss. Da nun die ganze Gegend am Theater, wie wir gleich sehen 
wei'den, noch nicht zur Sladt g-ehurte, können wir das Stadltbor 
etwa sfidhch von S, Giovanni suchen. 

Am Anaiws lag eine Trift, auf welcher die Syrakuser Heerschau 
hielten; Thuk. VI 97. Sie unmitlelbar an der Flussmündung zn 
denken, hinderl das daselbst zu wenig feste Terrain. An welcher 
Melle Iie Thuk. VI Gü. iOl erwähnte Brücke über den Anapos führte, 
iassl sith nicht mehr feststellen. Jenseits treffen wir das Olympieion. 
hem 'Name I>ezeichnet nicht nur den Tempel des Zeus und seine 
unmittelbate Umgebung, sondern auch ein ausgedehnleres Gebiet; 
ilLnn Thukydides spricht VI 75 und VII 4 von einem Kastell ev tö 
OAij.*-=»ü und von dem Flecken oder der Kleinstadt h tiü X)Xu[j.miui>. 
Dei Name Olympieion umfasste also alle Ländereien, welche dem 
TempJ geholten. Wir babon S. 85 gese*'— -'"- -iie umständlichen' 



— 117 — 

Bezeichnung des Städtchens hei Thiikydides später durch den ein- 
fachen Namen Polichne ersetzt worden ist. An dieser Pohchne vorhei 
führte von Syrakus südwärts die Strasse nach der Stadt Eloros 
Yi 'EXü)p(vr, bl6<;. Thuk. VI 66. 70. VII 80. 

Syrakus musste bedeutende mihtärische Etabh'ssements haben ; 
das einzige, von dem Thukydides spricht, ist das Arsenal. Nach ilini 
lagen die -iraXatol vswaotxoi (VII 25) iv tco Xi{A£v'. d. h. am grossen 
Hafen, am kleinen das vswpiov (VII 22). Nstü^otxo'. sind Abtheilungen 
des Arsenals, vewp'.cv, welche theils als Schiffshäuser auf dem Land, 
theils als Docks im Wasser dem Bau, der Aufbewahrung und der 
Ausbesserung der Schiffe dienten. Am Ufer des grossen Hafens hatte 
man also die Schiffshäuser des alten Arsenals belassen, dagegen am 
kleinen Hafen ein neues Arsenal mit Werkstätten, Magazinen, Docks 
angelegt. Die beiden Häfen waren nur durcli einen Damm getrennt, 
welcher im grossen und ganzen die Stelle der heutigen Fortifikationen 
einnahm und von einem Verbindungskanal durchschnitten war 
(s. S. 92). Demnach war es recht gut möglich, dass die alten Schiffs- 
häuser im grossen Hafen ganz nahe bei den Marineetabhssements 
im kleinen waren, ja sie mussten sogar mit diesen ein Ganzes bilden. 

§ 3. Erster Angriff der Athener auf Syrakus. 

Sehen wir von den Ursachen und Vorereignissen des atheniscli- 
syrakusischen Krieges ab und versetzen wir uns im Geiste in den 
Sommer des Jahres 415. Die gewaltige Flotte der Athener unter 
Nikias, Lamachos und Alkibiades nähert sich Sicilien. Schon auf 
die Nachricht, dass die Feinde bei Rhegion angekommen seien, haben 
die Syrakuser Vertheidigungsmassregeln getroffen; Thuk. VI 45. Da 
zeigen sich die Athener mit ihrer Flotte vor Syrakus; Bsy.a Ss twv 
vswv 7:po6i:£|jL<|^av iq tcv [jiyav Xi[jiva TcXs-iaai ts xat y.x'OLtsY.i^oL^^OLi^ tl v, 
vaüTix^v iav. y.aO£'.X>tua{j.dvov. Thuk. VI 50. Zugleich erliessen sie eine 
Proklamation an die in Syrakus befindlichen Leontiner, die Stadt zu 
verlassen und sich den Athenern anzuschlies.sen. Nach Plut. Nik. 14 
bemächtigten sich damals die 10 athenischen Rekognoscierungsschiffe 
im grossen Hafen der syrakusischen Bürgerlisten, welche der grösseren 
Sicherheit wegen gerade zu Wasser aus dem Archiv im Olympieion 
in die Stadt transportiert wurden. 

Darauf verbrachten die Athener den Sommer mit ziemlich un- 



— 118 — 

nützen Fahrten und Operationen um Sicilien; erst im Herbst begann 
der eigentliche Angriff auf Syrakus : Thuk. VI 65 ff. Um unge- 
liindert in der Nähe der Stadt landen zu können, mussten die zu 
Katane gelagerten Athener sich einer Kriegslist bedienen. Ein ver- 
meintlicher Freund der Syrakuser meldet diesen, dass es leicht wäre 
die Athener durch einen plötzlichen Ueberfall zu vernichten ; aber, 
während jene nach Katane marschieren, schiffen sich die Athener 
ein und langen nach einer Nachtfahrt am Morgen in dem grossen 
Hafen zu Syrakus an : xai oT ts Aöyjvatot Äjxa ew i^sßatvov s; 10 xaxa 
To 'OXü[jL7Ci£Tov ioq To aTpxTÖxsSov y.oL-:(xXrfy6[Lvtoi. Sie hatten reichlich 
Zeit die zu ihrer Sicherheit nöthigen Massregeln zu treffen ; denn das 
Heer der Syrakuser konnte nicht so schnell zurück, sein : 'Ev tout^) 
0' Ol AOY;vaToi . . . xxö' Yjcrj)^tav /.aOt^jav to GTpaTsuiJt.a i; yjtipio'f eTrtTrjSstcv 
xal iv & [Ji-ax^? "cs ap?£tv SjjlsXXov, bizoie ßouXotvro, vtai ot tTCirYj? twv 
2'jpaxo^Jtü) ; T^xiax' av aüTou? xal sv xw 2pYcp xal TTpb aüTou XuTCif](j£tar tyj 
{xev Yap tsi/^ä ts xal c?x{at sTpyov xat SsvSpa xal Xijjivrj, -üapa 3e to 
xpYj;ji.vo(. xai Ta ixp^ BdvSpa x6t^avTc<; xal %3tT£V£Y>t6vT£(; iul ty)v OaXaauav 
7:apa t£ Ta^ vau<; (jTa6p(i)[xa l-TriQ^av xal £xl tw Aaaxu)vi ^püjjia T£, yJ 
£5£jpoS(*)TaTOv Y)v TOii; T:oX£[jL{ot(;, XtOoi(; Xoya^iQv xal §6Xoi<; 3ta Ta)r£a>v 
wpOwaav xal tyjv tou AvaTio'J Y£f;upav IXuaav. 

Die Stelle bedarf der topographischen Erklärung. Die Athener 
landen i; to xxTa to 'OXu{A':ü'.£tov ; ihr Lager ist auf der einen Seite 
durch Mauern, Häuser, Bäume und einen Sumpf, auf der andern 
durch steile Abhänge gedeckt. Die nächsten Bäume fällen sie und 
schaffen sie zum Meer, um dort eine Palissadenverschanzung rings 
um ihre Schiffe aufzuführen. Die Stätte des Lagers ist also südlich 
vom Anapos, nahe bei dem Olympieion, das sie jedoch nicht besetzen ; 
Thuk. VI 71. Zur besseren Veranschaulichung der athenischen 
Position diene folgendes : Die weite Hochfläche südlich vom grossen 
Hafen spitzt sich nordwärts nach dem Anapos mit einigen Aus- 
läufern zu, welche westlich von dem Sumpf um die Kyane, östlich 
von dem Hafen abgegrenzt werden. Der längste und nördlichste von 
ihnen theilt sich endlich in zwei Spitzen, auf deren östlicher der 
Tempel des Zeus, das Olympieion im engern Sinne, steht. Kürzer ist 
der Arm, welcher nördlich von der Punta Gaderini das Meer begleitet. 
Da Thukydides offenbar den Lagerplatz von der Schiffstation unter- 
scheidet, so gehen wir wohl nicht fehl, wenn wir den ersteren nach 
dem westlichen Ausläufer der Hochebene hin, südöstlich vom Olym- 




-^ 119 — 

pieion, ausdehnen, an der Punta Gaderini das Schiffslaprer annehmen. 
Diese nebst dem ebenerwähnten, noch eine kurze Strecke nordwärts 
die Küste begleitenden Höhenarm bildet den Aaaxwv. Hier erhob 
sich das dritte Werk der Athener, das Fort. Da Thukydides die 
Zerstörung der Anaposbrücke durch Ts-xal in ofFenbaren Zusammen- 
hang bringt mit dem Bau des Forts auf dem Daskon (xa» iizi to> 
Aaa>wi)vi lpu[ji.i t s . . . o^pOco^av v. a t tyjv toü AvaTTOu fs^üpav IXücav), so 
haben wir diesen Namen nördlich und nicht südlich von der Punta 
Gaderini anzusetzen. Die gewöhnliche Meinung, dass Daskon die 
Bucht südlich von derselben sei, gründet sich, wie wir oben S. 83 
gesehen haben, auf Diod. XHI 13. Aber Diodor ist im Vergleich 
mit Thukydides eine schwache Autorität, und wir werden überdies 
Tbl. IV § 5 aus andern Stellen desselben (XIV 63 und 72) ersehen, 
dass auch ihm Daskon die Punta Gaderini und nicht die Bucht 
südlich davon ist. 

Als die Syrakuser die vollendete Thatsache eines athenischen 
Lagers vor ihrer Stadt sahen, boten sie den Feinden eine Schlacht 
an. Die Athener jedoch gehen zunächst nicht darauf ein und nun 
ziehen sich die Syrakuser über die Elorinische Strasse zurück und 
bivouakieren auf freiem Feld : avaxwpifjuavTs? xal StaßavTs; tyjv 'EXo)- 
pivYjv o8bv Y;ijX{GavTO. Das lässt voraussetzen, dass sie beim Vor- 
rücken schon diese Strasse in östlicher Richtung überschritten 
hatten. Die Elorinische Strasse läuft südlich vom Anapos im grossen 
und ganzen von Nordnordost nach Südsüdwest. Da die Anapos- 
brücke zerstört und das Mündungsland des Flusses weithin sumpfig 
war, mussten die Syrakuser, um in die Nähe der Athener zu 
gelangen, von Westen kommen, d. h. den Fluss etwas weiter oben 
überschreiten, und somit erst von West nach Ost, dann beim Rück- 
zug von Ost nachwiest die Elorinische Strasse kreuzen. Am folgen- 
den Tag kommt es zur Schlacht, in der die Athener siegen. Doch 
können sie die Geschlagenen nicht nachdrücklich verfolgen, da die 
syrakusische Reiterei sich ihnen wiederholt mit Tapferkeit und Erfolg 
entgegenwirft. Die Syrakuser sammeln sich iq tyjv 'EXwptvrjv cSov. 
Also war die Schlacht östlich von dieser Strasse. Sie war aber auch 
südlich vom Anapos; denn die Syrakuser Hessen vor ihrer Heimkehr 
nach der Stadt eine Besatzung im Olympieion zurück. Dies zu 
nehmen machten die Athener gar nicht den Versuch. Sie hatten 
eingesehen, dass von ihrem Landungsplatz aus kein ernstlicher An- 



— 120 — 

jifrift' auf Svrakus unternommen werden könne. Zwar hatten sie die 
Syrakuser in offener Feldschlacht zum Weichen gebracht, aber, als 
es sich darum handelte den Sieg auszunutzen, war es ihnen nicht 
einmal möglich gewesen die Feinde bis über die Elorinische Strasse 
hinaus zu vertblgen. Ueberdies war der Ort, an welchem sie sich fest- 
gesetzt hatten, zu weit von der Stadt entfernt, auch durch den Anapos 
und seine Sümpfe von ihr getrennt. Somit musste die Anhöhe beim 
Olympieion als Operationsbasis auf Svrakus aufgegeben werden, und 
die Athener konnten für den Augenblick nichts Besseres thun, als 
nach Katanc zurückzukehren, um erst nach gründlicherer Information 
über die Terrainverhältnisse von Syrakus den Angriff zu erneuern. 
Die Syrakuser aber hatten den ganzen Winter von 415 auf 414 
gewonnen, um dieser Eventualität gegenüber Vorkehrungen zu treflen. 

§ 4. Vertheidigungsmassregeln der Syrakuser während 

des Winters 415-414. 

Thukydides überliefert VI 75 : 'Etsi/'-^cv 0£ y,ai qI Supr/.oj'.o'. ev 
TCO /cfjj,(;jvt xpc; TS TTj TTÖXi'., Tov TcJjlsvItyjv svtsc xoir^!Ja;j.evoi, '^v.ypq 
TZOLpcL 7:av To Tupb? Ta; 'EziTToXac opwv, czio^ \j,ii] S'/ IXatjaovs; eOaTTOTsi- 
yia-oi waiv, y)v apa c^iXXwvTai, y,a\ Ta Mi-^OLpot ^pouptov xai ev tco 
'OXu[i.'i:t£to3 aXXo y.ai ty;v öiXa^^av -jrpos^Taupwaav 'navTa^y;, f^ azoßijs'.c 
r^dav. Bezüglich der letzten Fortifikationen genügt der Hinweis darauf, 
^lass das Kastell von Megara einen Landmarsch der Athener von 
Katane auf Syrakus, das am Olympieion und die Palissaden eine 
Landung im grossen Hafen verhindern sollten. Die Quermauer aber 
!gegen Epipolai und vor dem Temenites erklärt sich durch folgende 
Betrachtungen : Gesetzt dass es trotz aller Sicherheitsmassregeln den 
Athenern gelungen wäre an Syrakus heranzukommen, so konnten sie 
doch nur vermittelst einer Einschliessung der Stadt Herr zu werden 
hoffen. Einen unmittelbaren Sturm versuchte man damals nie gegen 
eine grosse Stadt ; denn die Vertheidigungsmittel waren im Alterthum 
den Angriffsmitteln weit überlegen. Zum Zweck einer Einschliessung 
nun musste man eine ununterbrochene Mauer so ziehen, dass sie 
durch Absperrung der Stadt jede Möglichkeit benahm, sich von 
aussen Unterstützung irgend welcher Art zu beschaffen. Für eine 
solche Mauer bot nur die Hochfläche zwischen Epipolai und Achra- 
dina die Gelegenheit, und die Syrakusf^r sAlh-' ' " -V,h im Jahre 



— J21 — 

463 dieses Mittels gegen die Söldner in Achradina und Ortygia be- 
dient; s. oJjen S. 108. Der beste Schutz gegen die Errichtung einer 
solchen Mauer wäre der gewesen, dass man die ganze Hochebene in 
die Festungswerke von Syrakus hereingezogen hätte ; aber dieses 
Werk, welches schon im folgenden Menschenalter von Dionys ausge- 
führt wurde, wäre damals unmöglich gewesen. So begnügten sich 
denn die Syrakuser mit einem Palliativ : um den Bau einer feindlichen 
Mauer schwieriger zu machen, dehnten sie die Linie der eigenen 
Mauern aus ; denn so war auch der Feind gezwungen, seine Mauer 
um manches Stadion länger zu machen. Sie bauten also eine Mauer, 
welche tov Tsjj^EvtTr^v einschloss und izxpx ttäv to izphq Tar; 'E-i^roAaq 
opwv war. 

Welcher Begriff liegt nun in dem Namen Temenites? Cicero 
führt Verr. IV 53 in seiner Beschreibung von Syrakus unter den 
Sehenswürdigkeiten der Neapolis auch ein «Signum ApolHnis, qui 
Temenites vocatur » auf. Da jedoch Neapolis sehr ausgedehnt ist, 
enthalten diese Worte Giceros keine genaue Ortsbestimmung. Thuky- 
<iides aber erwähnt VII 3 eine ay.pa T£[j.£vtTi^ und offenbar ist dieser 
Ausdruck ziemlich gleichbedeutend mit 6 TeiJLsvtTYj;;, indem er die hohe 
Lage der Gegend besonders her vorhebt, i Wenn wir also unter Teme- 
nites bei Thukydides den hochgelegenen Theil von Neapohs verstehen, 
so wird das nur bestätigt durch die Worte desselben Schriftstellers, 
dass die ganze neuerrichtete Mauer, von welcher die um den Teme- 
nites ein Theil war, ihre Front gegen Epipolai gewandt habe : r.xpx 
7:av To "Jwpb? xa; 'EirtiroXa; 6p wv. Epipolai aber nahm das ganze west- 
liche Höhendreieck ein. Es ist also gewiss, dass die Anhöhe unmit- 
telbar über dem Theater wenigstens einen Theil des Temenites 
bildete, und nun möge man sich erinnern, was wir in der Grün- 
dungsgeschichte von byrakus über die strategische Bedeutung gerade 
dieses Punktes auseinandergesetzt haben. 

Die Grenze des Temenites und besonders der neuen Mauer 
glauben wir nicht allzusehr nach Westen ausdehnen zu dürfen^ und 



* Die Identität der Bezeichnung Tsjj.svtTl^ mit TejAsvtTY;; und Td;j.£VO? 
(Thak. VI 99) bezeugt ausdrücklich Stephanos von Byzanz : Tqxsvo; TÖi:o; 2'5t£- 
7aa; uTub 'za.q 'E7:troAa^ rpb; Taii; 2-upay,o'jaaic. 6 oty-Tf)TCi)p T£[j.£v(ty;;. xal 
OyjX'jxo)? Bta ToO X [Tsixsvit'.;] hzi. Dagegen lüsst sich der von Plin. n. h. III 89 
erwähnte fons Temenitis topographisch nicht weiter verwerthen. L. 



— -122 — 

zwar aus folgenden Grimden : Thukydides spricht VII 2 von der 
Länge der athenischen Mauer zwischen dem Abhang der Hochterrasae 
und dem grossen Hafen und giebt sie auf 7-8 Stadien an. Das heisst 
also, der Terrassenahhang westlich vom Temenites war vom Meer 
nicht viel mehr als 1200 m entfernt. Wenn wir nun den Temenites 
allzusehr nach Westen hin sich erstrecken lassen, so entfernt sich 
der betreffende Felsabhang ül>er jene Distanz hinaus vom Meer, und 
es bat somit mehr für sich den Namen des Temenitps gerade an 
dem Hügel über dem Theater aufhören zu lassen, welcher wie ein 
Voi-jrehirg in die Ebene hineinragt. 

Noch schwieriger ist es, die Ausdehnung der neuen Mauer nach 
\orden nnd nach Süden zu bestimmen. Das erstere hängt von der 
Ansicht ab, welche man über die Befestigung von Tycha hat. War 
dies schon befestigt oder nicht? Wenn es befestigt war, so reiclite 
die neue Mauer ohne Zweifel nur bis an diese Festungswerke; wenn 
nicht, so bildete die neue Mauer mit ihrem nördlichen Theil zugleich 
die Mauer von Tycha. Thukydides sagt, dass die neue Mauer icapi 
^i'i -rb Tcpbi; to^ 'EzwtoXä; ipSv sieh hingezogen habe ; daraus üesse 
sich schliessen, dass Tycha damals noch keine besondere Mauer 
gehabt habe, welche es von Epipolai abtrennte. Aber diese Folgerung 
ist nicht nothweudig, da die Westmauer von Tycha weiter östlich 
von der neuen Mauer oder auch schräg laufen konnte. So ist denn 
die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass, wenn auch Tycha schon 
von einer eigenen Mauer umgeben war, die neue syrakusische Fes- 
lurigsmauei' bis zum Nordabhang der Felsterrasse, d. h. bis in die 
Nähe der jetzigen Scala greca ging. 

Wir kommen nun zu der Frage über das Südende dar neuen 
Mauer. Diese ist natürlich bedingt durch die Vorfrage ; wie weit 
dehnte sich damals .schon Syrakus in der Ebene zwischen Achradina 
und dem grossen Hafen aus ? War der Temenites wirklich die An- 
bölie oberhalb des Theaters, so muss auch die Gegend des Theatei-s 
bis zur Umscliliessung dieser Anhöhe mit Mauern im Winter 415-414 
ausserhalb der Stadt gelegen haben. Es beginnt nämlich sijdlich vom 
Theater der noch heute erkennbare Rand der sumpligen Einbuch- 
tung; wenn auf dem Rande dieser Bodensenkung nahe am Theater 
schon eine Stadtmauer gestanden hätte, so hätte diese Mauer auch 
ilas Theater umfassen müssen, ja sie halte nicht umhin gekonnt 
i^ich sogar um den Temenites herumzuziehen. Die blosse Thatsaehe 



— 123 — 

also, dass erst 415 auf 414 die Anhöhe oberhalb des Theaters um- 
mauert worden ist, bildet zugleich den Beweis dafür, dass in der 
Nähe des Theaters der Rand der sumpfigen Einbuchtung bis damals 
noch keine Mauer trug, aber andrerseits auch dafür, dass er damals^ 
eine erhielt. Somit können wir behaupten, dass man hier die süd- 
Hebe Fortsetzung der Mauer um den Temenites zu suchen habe 
zugleich aber auch von vornherein die Meinung abweisen, dass jene 
sich bis an den grossen Hafen erstreckt habe. Haben wir doch oben 
gesehen, dass Gelon bei seiner Erweiterung von Achradina nach 
dem grossen Hafen zu für den letzten Theil der neuen Westmaüer 
gerade den diesem Hafen sich nähernden südlichen Abschnitt de& 
betreffenden Randes benutzt hat. Die Mauer um den Temenites schloss^ 
sich also an die Geionische an, und auf diese Weise wurde der 
Saum der Sumpfniederung in seiner ganzen Ausdehnung vom grossen 
Hafen bis zum Theater im Winter 415-414 die befestigte Westgrenze 
der Unterstadt von Achradina. 

§ 5. Wiederaufnahme der Belagerung im Jahre 414. 

Die Befürchtung der Syrakuser sollte in Erfüllung gehen. Der 
Angriff auf ihre Stadt war nur aufgeschoben. Die Athener hatten 
erkannt, dass sie südlich vom Anapos viel zu weit von jener entfernt 
waren. Es handelte sich also darum als Operationsbasis einen näher 
gelegenen Punkt auszuwählen. Am geeignetsten hierzu war Epipolai. 
Aber wie in dessen Besitz gelangen? Zu Lande konnten die Athener 
von Katane aus nicht dahin kommen, weil, ganz abgesehen von der 
neuen Festungsanlage zu Megara, die Syrakuser den Anmarsch der 
Feinde gegen Epipolai merken mussten und dann diirch Besetzung 
der Abhänge die Ersteigung der Terrasse unmöglich machtien. Es 
kam also wiederum darauf an, dass die Athener durch eine Seeexpe- 
dition die Syrakuser überraschten, welche so wie so schon Stevooüv-co 
Ta; 7upoaßi(j£t(; auTwv (twv 'EttituoXwv) tpuXaaaetv, oizidq |jly) xaxa lauvx XaOwat 
5^2; d^vaßavTcc ol iroXeiAtoi. VI 96. Aber wo landen? Die Flotte zum 
zweiten Mal nach dem grossen Hafen zu dirigieren, verboten die 
von den Syrakusern dort angelegten Pahssaden. Demnach konnten 
die Athener nur das Gestade im Norden von Syrakus, dasjenige des 
Golfes von Megara, ins Auge fassen. Natürlich wählte man die Nacht 
zur Ausführung des Planes. Er gelang vortrefflich. Die Syrakuser 



— Hi — 

hallen keine Alinun^^ von der Abfalirt der Feinde aus Katane ; ein 
Beweis für die ausserordenHicho Gewandlheit, mit welcher die Äthenei- 
zur See operierten. Weiren doch viele tausend Mann in kürzestej- 
Zeit und sozusagen insgeheim einzuschiffen, was nur auf Grund Ireli- 
iichttler Schulung und bei esnklester Ausführung umsichtiger Kom- 
mandos möglich war. 

Die Athener landeten an einem Orte, welchen ThukydJdes VI 97 
Leon nennt : IXaSsv auTSuq T.i'ii\ riir, tw aTpats^aTt Iy. t^; KsTi.v;; 

tTT^Sisu;. Es ist nur nalürlich anzunehmen, dass diese Oertlichkeit 
unmittelbar am Meere lag. Thukydrdes lässt sie 6-7 Stadien, d. h. 
900-1050 m von Kpipolai entfernt sein. Nun lag es offenbar im Inleresst; 
der Athener hier ihre Truppen so schnell wie nur irgend möglich 
auszuschiffen; zu dem Zwecke mussien ihre Schiffe womöglich alle- 
samt zu gleicher Zeit landen. Dazu bedurfte es einer Anfahrtslinie, 
die sich längs des Ufers wenigstens einen Kilometer weit ausdehnte. 
Mehr lässl sich bei dem Mangel bestimmlerer Angaben und sonstiger 
Anhitllspunkte über den Landungsplatz Leon nicht festsetzen, ja die 
Lösung unserer Frage scheint sogai' bedeulend erschwert zu werden 
durch das, was Livius XXIV 39 über diese Oertlichkeit sagl : ipse 
(Marcellus) hibernacula rjuinque milia passuum Hexapylo — Leonta 
vocant locum — communiü aedificavitquc. Fünf römische Meilen sind 
fast 50 Sladien, eine Strecke, welche uns vom Rand der Hochebene, 
in dessen Nähe wir das Hexapylon ansetzen müssen, bis nördlich vun 
der Halbinsel Magnisi, dem allen Thapsos, führen würde. Demnach 
lic^-l entweder bei Thukydides oder l>ei Livius ein Irrlhum vor. 
Letronne und Serradifalco nehmen ihn bei Thukydides an und schlagen 
vor, die G-7 Stadien in 36-37 zu verwandeln. Erwägt man aber, 
dass das Interesse der Athener einen m^lichst kurzen Landmarsch 
erheischte, so ist es wahrscheinlicher, dass die Zahl des Thukydides 
richtig, dagegen die des Livius falsch ist, mag sich nun der Ab- 
schreiber oder der Schriftsteller selbst geirrt haben. Schon Cluver 
hat dies erkannt und bei Livius quinque milia passuum in milie et 
quingentis passibus corrigierl. 

Sobald die Soldaten ans Land gestiegen waren, fulir die Flotte 
nach Thapsos, wo sie in der von dem Festland und der Halbinsel 
gebildelen Bucht sicherer war als an dem offenen Gestade von Leon : 
xai s i*£v vauTixb; CTpatb; -rüv 'Mr,vaiiiri Iv tt) ei'^fti ä'.arua'jpuCTijAiv;; 
■:bv t50|j.iv •fjrix'i-j"'. VI 97. 



— 125 — 

§ 6. Enryalos. 

Die athenischen Landtruppen erstürmen nun im Laufschrift von 
Leon aus die Höhe : 6 Sk T:zQ:q iyjiipzi suBü? Sp6;j.6) zphq Ta; 'E-irt'iroXaj; 
y.al ^Bavei divaßa^ xaTa tcv EupuYjXov *::piv tcu<; ISupa^o^icu^ at(jOo[JL£vou<; 
£x Tou X£iiJ.ü)vo? xal TYi<; 6?£Taj£a)(; 7:apaY£V£JÖat. VI 97. Die Syrakuser 
ihrerseits wussten wohl, dass die Athener ihnen nur durch die Be- 
setzung von Epipolai gefährlich werden konnten. Deshalb hatten sie 
zum Schutz dieser Hochebene eine Besatzung von 600 auserlesenen 
HopHten bestellt und gerade für diesen Morgen eine grosse Musterung 
ihrer Truppen auf dem Wiesenplan am Anapos anberaumt. So befand 
sich die syrakusische Kriegsmacht, während der Feind von Norden 
ber anrückte, im Süden von der Stadt, fern von jenem, doch })ereit 
ihm sofort entgegenzueilen, lieber die Entfernung der Wiese von 
dem Punkt, wo die Syrakuser auf Epipolai mit den Athenern zusam- 
menstiessen, sagt Thukydides a. a. 0. : siaSiot o£ itpiv irpoaiAicat ix, 
Tou X£i;j.wvoq £y''yvovto auTot<; gw, iXaaaov yj z^vte xal £l'y,o(7i. Diese An- 
gabe von mindestens 25 Stadien oder c. 3750 m wird uns unten zur 
scbliesslichen Bestimmung des Ortes dienen, an dem die Athener die 
Höhe erklommen und den Thukydides Euryalos nennt. 

W^elcher Theil von Epipolai war nun dieser Euryalos? Die 
ältesten Forscher, Mirabella und Gluver, fanden ihn in dem Kegel 
von Belvedere wieder, . dem westlichen Abschluss der Zunge, in 
welche das grosse Terrassendreieck von Syrakus ansläufl. Bonanni, 
S. 90 der Palerm. Ausg., ist für Mongibellisi, d. h. die Stätte des 
in mächtigen Ruinen noch erhaltenen Kastells, welches den Schluss- 
punkt der Dionysischen Stadtenceinte bildete. Dieser letzteren Ansicht 
huldigen die meisten Neueren, z. B. Serradifalco und Schubring. 
Dass der Euryalos ziemlich weit von den bewohnten Stadttheilen 
entfernt gewesen sein muss, ersehen wir aus Diodor, welcher XX 29 
bei Gelegenheit der karthagischen Belagerung sagt : ot B' ix ty); itsXeüx; 

aia05|JL£VOl TYJV ETÜlVOtav TWV XoX£[Atü)V £?£7:£{A4'av TWV [JL£V 7:£^WV vüy.Tb^ 

:;£p\ Tpt(7)riX{ou<; xal twv iTrxdwv 7r£pi XETpaxoatou«; zpocia^avTc? xaxaXa- 
iiiz^%i Tov EipuYjXov. Da s^d^six'^^av heissen kann : «sie schickten aus 
der Stadt hinaus», so könnte man in dieser Stelle einen Beweis. dafür 
linden wollen, dass der Euryalos ausserhalb aller von Dionys rings 
um Epipolai angelegten Festungswerke gelegen habe. Dann wäre der 



Euryalos die Höhe von Belvedere. Aber diese Annahme ist für Thu- 
kydides kaum zulässig. Denn weshalb sollten die Athener die Anhöhe 
so weit von der Stadt erstiegen haben, da sie es doch mit rascherem 
Erfolg weiter östlich thun konnten? Für Thukydides kann also der 
Euryalos nicht Belvedere sein, sondern muss der Ort sein, wo später 
das Kastei! gebaut wurde. Ferner, soll bei Diodor in 45^Tte;j.il'w wirklicli 
liegen maus der Stadt hinausschicken», so hatte damals der Namu 
Euryalos eine weitere Bedeutung, indem er ein ausgedehntes Terrain 
bezeichnete, welches theils innerhalb, theils ausserhalb der Festungs- 
werke des Dionys lag. Aber das Wort i^i-:ts\v3/x-i lässt auch noch eine 
andere Erklärung zu. Es kann bedeuten : «aus dem dichtbewohnten 
Theii der Stadt hinausschicken» und von da war es- in der That 
noch ziemlich weit bis zu dem Kastell. 

Den Namen Euryalus erwähnt auch Livius XXV 25 : iiaque 
Marcellus, postquam inceplum inritum fuit, ad Euryalum signa referri 
iussit. tumulus est' in extrema parte urbis versus a mari viaeque 
imminens ferenti in agros med i terra neaque insulae, percommode 
Situs ad commeatus excipiendos. praeerat huic arct Philodemus u. s. w. 
Hier bezeichnet er augenscheinlich das noch vorhandene Kastell ; der 
Euryalus ist innerhalb der Festungswerke, denn Marcellus, welcher 
die Stadt eingenommen hat, zieht sich dahin zurück, und wenn der 
Punkt zuei-st tumulus genannt wird, so heissl er nachher arx. End- 
lich lesen wir bei Sieph. Dyz. u. d. W. EypÜTj/.a;, o3t(0; r, üxpi^oXi: 
■rüjv "EictTOXöv. TO^i/.viov Sc toüts SupJxsaawv ÄTiinpYjiAvov. Tb eÖv-xcM 
EüpyT]Xio!. 

Demnach ergiebt sich das Resultat, dass Euryalos (dorisch) 
oder Euryelos (ionisch), entsprechend seiner Etymologie: eüp6; und 
f/Kag 9 Breitnage!», ursprünglich in weiterem Sinn den ganzen 
Höhengrat l>ezeichnet, welcher die Spitze des Hochplateaudreiecks 
■ nach Westen hin fortsetzt ; dann die Burg (äxj;TO>.i?, arx) von 
Epipolai, also das zweifelsohne von Dionys erbaute Kastell auf 
Mongibellisi. 

Der Punkt, wo die Athener die Anhöhe erklommen, diente im 
Verlauf desselben Krieges noch zweimal dem Aufstieg von Truppen. 
Ihn wählte Gylippos, Thuk. VH 2: dfmviTi;»i Tpb? tä; 'Er.iT.o'hk:; v.j-. 
ivapÄ; XÄTJ TEv EupiüjXov, f(i:sp xal et Aöi^vatct -zh irpöTov. Ihn erstiegen 
auch die Athener unter Demosthenes zu jenem nächtlichen Slurm, 
welcher für die Angreifer verhängnissvoll werden sollte; Thuk. VII 43 : 



— 127 — 

Y.azoL Tcv E'jpvY3X,o6 tjTrsp >tat t; 7:poT^pa axpaita to xpÖTOV dv£ßr|. Wenn 
(Jreimal Truppen, welche von verschiedenen Seiten kamen, die Athener 
zuerst von Norden, Gylipp von Westen, Demosthenes von Süden, 
schliesslich denselben Weg einschlugen, so ist dies ein Beweis dafür, 
dass denen, welche Epipolai auf der Westseite ersteigen wollten, nur 
ein brauchbarer Weg zur Verfügung stand und dass dieser in der 
Nähe des Kastells war. Eine Andeutung über seine Beschaffenheit 
erhalten wir durch die Erzählung von der Niederlage des Demosthenes 
VII 44 : -^al §t(i)x6(Aevsi y.ol'zol ts twv xpr^jAvcov tcoXXoI pticTOüvce? saüxo'j; 
di7:(i)XXuvT0 (irr^YJ^ o^Qfiq vf^(; dliwo twv 'EttituoXwv ludcXiv xaTaßadswq. Noch 
heute giebt es nordöstlich von den Ruinen des Kastells einen schmalen 
Weg, welcher nach Epipolai hinaufführt. Doch kann man jetzt nicht 
mehr gut über die dortige Bodenbeschaffenheit zur Zeit des athenischen 
Kriegs urtheilen, sowohl wegen des Zwischenraums so vieler Jahr- 
hunderte, als auch weil der Mauerbau des Dionys das Terrain nicht 
wenig verändert haben muss. 

Zu einem sicheren Ergebniss aber leiten uns noch heute einige 
Spuren, dass nämlich der Weg, welcher 414 und 413 v. Chr. dreimal 
zur Ersteigung von Epipolai benutzt worden ist, wirklich von Norden 
her hinaufführte. Die Athener landen das erste Mal bei Leon und 
mussten von da so rasch wie möglich die Anhöhe zu gewinnen suchen. 
Das ging aber nur auf derselben Seite, nämlich der nördlichen. In 
diesem Fall musste Demosthenes, um vom athenischen Lager aus, 
das südlich vom Temenites stand, den gleichen Aufsleig zu erreichen 
— und er hat ihn erreicht — einen weiten Umweg machen; ein 
solcher geht aber auch aus dem Bericht des Thukydides hervor. 
Somit weisen uns alle Umstände auf einen nicht allzufernen Punkt 
nordöstlich von dem Kastell, wo die Athener hinaufstiegen. 

Schliesslich noch die Bemerkung, dass der Name Euryalos vor- 
trefflich die dortige Gegend charakterisiert. Der Stift des Nagels geht 
vom Kastell bis zum Dorf Belvedere, der Kopf würde durch den 
kegelförmigen Hügel des alten Zeichentelegraphen gebildet werden. 

§ 7. Erste Kämpfe. Labdalon. Syke. 

Wie wir oben gesehen haben, mussten die gerade auf der 
Anaposwiese versammelten Truppen der Syrakuser einen Weg von 
mindestens 25 Stadien oder 3 3)4 km durcheilen, um mit den Athe- 



— 128 — 

nern, welche schon auf der Höhe von Epipolai angelangt waren, 
haiidgeniein zu werden. Eine Wiesenfläche, auf welcher Tausende 
von Kriegern gemustert werden könnten, findet sich nicht allzufern 
von dem alten Syrakus nur nördlich vom Zusammenfluss der Kyane 
und des Anapos, Von hier bis in die Nähe des Kastells reicht gerade 
die von Thukydides angegebene Entfernung : ein Beweis, dass die 
beiden Endpunkte von uns richtig angesetzt worden sind. 

Es kommt nun zu einer Schlacht h:\ -raTj; 'ET:i::oXai; (Thuk. VI 97), 
in welcher die Athener siegen. Diese haben also ihre Absicht erreicht; 
wären sie wenige Stunden später gekommen, so wären sie ohne 
Zweifel zurückgeschlagen worden; die 600 Auserlesenen hätten den 
Zugang zu der Hochfläche vertheidigen können, bis das übrige Heer 
der Syrakuser zu Hülfe gekommen wäre. Den folgenden Tag nach 
dieser Niederlage der Syrakuser rückten die Sieger die Epipolai- 
terrasse hinab vor die Stadt, aber die Feinde kommen nicht aus 
derselben heraus. Und nun heisst es weiter a. a. 0. von den Athenern: 

xpr/tJLvoi? Twv 'ExiTwoXwv opwv TTpsc 10L Ms^apa, OTTO); sl'rj aÜToT«;, ottötc 
irpobtsv ^ [i.a"/oüiA£vot r] ".six^^uvts;, Tot? xe Ty-sueci xol toT? xpYj{j,aaiv 

Hier ist Labdalon eine Gegend, da die Athener £::l tw AaßSaXo> 
ihr Kastell bauten. Später, VH 3 heisst bei ihm das Kastell selbst 
so ; denn Gylipp i^dpo«; Tt tA\)j^7.<; Tzpcq to cppoupiov to AaßBaXov aipEi. 
.la schon VI 98 : y,aTaffTTfjffavT£<; £v tö AaßSaXw ^uXaitTfiv, scheint es, 
als ob kurz nach den eben citierten Worten aus Kap. 97 mit Labdalon 
das 9po'jptov £ki tw AaßSaXu) bezeichnet werde. Es verhält sich also 
mit dem Namen Labdalon genau so wie mit dem Euryalos, dass er 
eigentlich der Gegend angehörte und dann auf das daselbst errichtete 
Kastell übertragen wurde. 

Wo lag nun Labdalon? Man hat früher allgemein das Kastell 
aul' Mongibellisi so genannt. Die neueren Topographen, zuletzt Grote, 
rnU(\Huri, Schubring, haben übereinstimmend einen Punkt östhch 
wMk diesiM\i Kastell, und zwar am Nordrand von Epipolai, für das Lab- 
kI\\k\\\ ins Auge gefasst. Sie haben ohne Zweifel Recht. Thukydides 
^aj^t, dass duH Labdalon am Rand der steilen Felsen mit dem Aus- 
Mirlv auf MiV^U'a gelogen habe. Eine solche Beschreibung würde 
lur die Lfv^o dos Mongibellisi kastelles wenig charakteristisch sein, 
du diisso^ luch idlou Soilon hin die Umgegend beherrscht. Nicht 



— lt>9 — 

^iel anders wäre es auch mit dem etwa einen Kilometer östlich von 
dem Kastell gelegenen Bufalaro. Das opöv Tupb? xa Mi-^otpoL kann nur 
von einem Punkt gesagt sein, welcher speziell nach Norden hin 
Aussicht bietet und nicht auch ebensogut nach Süden. Demnach 
weisen auch wir dem Labdalon seinen Platz an dem Nordrand der 
Hochebene an. Dort war ein Fort von Nutzen, da die Hälfte der 
Athener, die Flotte und ihre Bemannung noch bei Thapsos waren. 
Man sollte meinen, dass die Athener mit diesem Fort zugleich auch 
jenen Weg von der Tiefebene auf die Hochfläche, welchen sie hinauf- 
gestiegen waren, hätten sperren müssen. Aber es scheint, dass sie 
nicht daran gedacht haben ; denn Gylipp hat denselben Weg benutzt. 
Zur genaueren Bestimmung der Lokalität des Labdalon hat Schu- 
bring, Beiväss. S. 629 und Nr. 13 seines Planes, einen von ihm 
gefundenen Brunnen zu benutzen versucht und nimmt sogar an, dass 
dieser Brunnen von den Athenern gebohrt sei. Aber besagter 
Brunnen konnte nicht wieder ausfindig gemacht, von uns also auch 
nicht als Beweismittel für einen enger umgrenzten Punkt als Stätte 
des Labdalon benutzt werden. S. B. UL Tbl. I § 3. Das Fort wurde, 
wie wir sehen werden, im weitern Verlauf des Krieges von Gylipp 
genommen. Von da an verschwindet der Name Labdalon aus den 
Annalen von Syrakus. 

Im folgenden Kapitel 98 erzählt Thukydides, dass die Reiterei 
der Athener durch Zuzug aus den sicilischen Städten auf 650 Pferde 
vermehrt worden sei, und fahrt dann fort : xal xaTaar/jcravTsg iv tw 
AaßBaXü) ^uXaxYjv iyßpouv Tzpoq tyjv Süxyjv ot A8Y)varo'., tva-irsp xa8£CölJi.2vot 
i'eiyiGTf tov /.uxXgv ota '^dypuq. Grote, Schubring u. a. setzen dieses 
Syke auf die Mitte von Epipolai ; Leake an den Südrand des Plateaus, 
nach dem grossen Hafen zu. Die erste Ansicht ist bei weitem die 
wahrscheinlichere. Der auf Syke erbaute Kyklos war das kreisförmige 
Gentralfort der athenischen Belagerungswerke. Von ihm aus liefen 
die Einschliessungsmauern nach Norden und nach Süden. Dies beweist, 
dass der Kyklos nicht an dem Südrande von Epipolai stehen konnte. 
Nimmt man mit Letronne und Ahrens an, dass die Namen Syke 
und Tycha identisch seien, so müsste man die Athener den Kyklos 
in Tycha bauen lassen. Das ist aber unmöglich. Tycha bildete einen 
Theil von Syrakus und war seit langer Zeit bewohnt ; in Tycha 
konnten die Athener sich weder lagern, noch einen Kyklos bauen, 

Lupus, Die Stadt Syrakus. 9 



— 130 — 

d. h. ein Fort mit Flügel mauern nach den beiden grossen Meerbusen 
hin; dazu war ein freier Raum nöthig. Syke muss man also ausser- 
halb des bewohnten Gebietes, auf Epipolai, suchen. Der Name be- 
deutet ursprünglich einen Ort, wo Feigen wachsen, bildet also eine 
Parallele zu Achradina, dem sicilischen Pirna. Stephanos von Byzanz 
sagt u. s. W. S'jxai : iav. xal aXXvj Suy.Yj '^Xirjatov Supaxoutjwv. Auch 
2'jxfj ist ein Name, welcher sich nur bei Thukydides findet. 

In Syke also setzten sich die Athener fest, um von da aus die 
Einschliessungsmauer gegen Syrakus aufzuführen. Nur durch dieses 
Mittel, d. h. dadurch, dass man der Stadt jede Verbindung mit der 
Aussen weit abschnitt, konnte man lioiTen ihren Widerstand zu 
brechen. So waren die Thebaner gegen Plataiai verfahren, die Athener 
gegen Potidaia und Mytilene; so hatten es die Syrakuser selbst 
gemacht, als Achradina und Ortygia von den Söldnern besetzt waren 
(s. o. S. 108); so machten es überhaupt die Alten um eine Stadt zur 
Uebergabe zu zwingen. Die ganze Einschliessungsmauer der Athener 
hätte Thukydides wohl mit dem Worte y.uy.Xo^ bezeichnen können, 
wenn sie auch keine kreisförmige Linie bildete; sagt er doch auch 
III 18 : irsptTeixisouc. MutiXyjvt^v h y.6xXq) olizX^ tsix^^ obgleich die 
Mauer auch hier nur auf der Landseite gezogen werden konnte. 
Demnach hat man an unsrer Stelle dem Worte 7.67.X0? gleichfalls diese 
Bedeutung gegeben. Dass dies unzulässig ist, ergiebt sich aus dem 
Aorist £-£(}^iaav bei Thuk. VI 98. Da die gesamte Einschliessungs- 
mauer niemals vollendet worden ist, so hätte Thukydides, wenn er 
von ihr reden wollte, sagen müssen : iztiyi'Co'^. Der Abschluss der 
Handlung, welcher im Aorist liegt, passt nur auf das möglichst rasch 
vollendete Fort, welches den festen Ausgangspunkt für die Ein- 
schliessungsmauer bilden sollte. 

Dass dieser Kyklos ein in sich abgeschlossenes, durch bedeutende 
Vorwerke verstärktes (VI 102 : BexarXeOpov xpoTsixi^ixa) Rundfort und 
nicht ein Theil der Einschliessungsmauer war, zeigt besonders deutlich 
Thuk. VI 102, wo Nikias iv auTO) wegen seiner Schwäche zurück- 
bleibt. Dieselbe Bedeutung behält x.6x>o; in der ganzen Belagerungs- 
geschichte von Syrakus; nur VII 2 macht Schwierigkeiten. Denn es 
heisst da, dass s; tov [xs^av X'.|;iva SiTtXouv Teixo? fast fertig gewesen 
sei, TW Se aXXw tou x6x7^gu izpoq tov Tpcoyi^ov £7:1 ty)v STSpav OiXaaarav 
hätten die Steine mehr oder weniger bearbeitet dagelegen. Hier kann 
-w SXXb} TOJ y.üxXou nur die Mauer nordwärts vom Kyklos bezeichnen, 



■ü 



— 131 — 

und wir hätten somit bei der Belagerung von Syrakus denselben 
Terminus technicus xOxXoc in zwei ganz verschiedenen Bedeutungen^ 
als Rundfort und als Einschliessungsmauer. Arnold nimmt das an, 
wir halten es mit Grote u. a. für unmöglich. VII 2 ist entweder 
Wölfflins Konjektur im $e oltzo tou y,uy,Xou u. s. w. oder Stahls und 

Glassens Streichung der Worte tou vcM^o'j 7:pcc tcv TpcoytAcv anzu- 
nehmen. 

Von dem Kyklos aus sah man das Labdalon nicht ; VII 3 : y;v 
Sk oüx sTU'.^ave«; toT«; 'A6y;vab'.? to -/tdpio^. Die Notiz ist werthvoll für 
die Bestimmung der Lage beider Punkte zu einander. Denn sie ver- 
anlasst uns, den Kyklos an einer nicht allzuhohen Stelle und das 
Labdalon an dem Nordrand anzusetzen, der ein wenig niedriger ist 
als die Mitte des Plateaus und deshalb von den Athenern in Syke 
nicht ganz zu überblicken war. Freilich lässt sich somit der Ort des 
Kyklos nur mit annähernder Genauigkeit wiederfinden. 

Die Absperrungslinie begannen nun die Athener durch Erbauung 
zweier Mauern zu bilden, deren eine von dem Kyklos nordwärts nach 
dem Hafen Trogilos, die andere südwärts nach dem grossen Hafen 
gerichtet war. Da die athenische Flotte der syrakusischen überlegen 
war, so wäre die völlige Einschliessung der Stadt gelungen, sobald 
die zwei Mauern die beiden Häfen erreicht hätten. Thukydides spricht 
zuerst von der nördlichen Mauer, VI 99 : xai ty; u^Tspaia oi pAv Itei- 
/t^ov Twv A8y;va((ov to Tcpb«; ßopsav tou xuxXou Tsr/o^, oi Se XiOoix; y.al 
^{/ka ?u[;.^opouvT£c -TrapsgaXov ii:\ tcv Tp(J)YiXov xaXo6[J-£VOv aei, fj:zp 
ßpa^^uTaTov d^iYVETO aÜTot^ ly. tou \f.v^(d\Q'j \i\xivoq £-1 ttjv sTepav OaXadjav 
TÖ dl7:oT£ixtaf/.a. Die Athener wählen also für die Mauer diejenige 
Linie, welche die kürzeste war zwischen dem Kyklos und dem 
Trogiloshaien, und auf dieser Linie vertheilen sie Steine und Holz 
für den Bau — übrigens eine beachtenswerthe Konstruktions weise. 

§ 8. Vertheidigungswerke der Syrakuser. 

Um die weitere Entwicklung der athenischen Blockade auf der 
Landseite zu hindern, wäre das einfachste Mittel ein Landsieg der 
Syrakuser über die Gegner gewesen. Aber es scheint, als ob das 
erste Missgeschick jenen alles Vertrauen benommen hätte ; statt also 
die Athener mit den Waffen in der Hand anzugreifen, beschränkten 
sie sich darauf, den Feinden mit deren eigenen Mitteln entgegenzu- 



- . 



— CK — 

lielen, 't. h. 'lufL-ii den Bju einer Vertheiili^^un^^uMuer. Gelänge eä 
iitnen, ?io 3a;,'ten s\e sk-h mit Recht, von <ler ätaiit aus eine Mauer 
so zu ziehen, tiasH sie die Lirtie sclinitl, auf welcher die Athenec 
ihre Hin seil lieaüuni^mauef zu erbauen halten, *> wären sie gei'eltet. 
'V.-.iiyj^vi :i-' iJiXftivTi; ir; t?,; s^rrifi? i:;Äiwr äpji-jtsvs; xi-Hi>6s* tsj 
yjv.AC'j Tiw Hft»f»a!(.w STTiifsisv "sz;; ä-^s'r:;-, berichtet Thukydides 
VI i¥.}. Die Quermauer lief alsi> von <ler im Winter zuvor neu 
»'i'b.inteii Statltmauer aas nach Westen filier ein Terrain, das nie- 
(Irisrer laf{ als ilas alherti^che tieniralfort. Oh sie aber nördlich oder 
Nrnllicli von dem Kyklos aiilireriihrt worden sei, sagt uns Tbukj-dides 
tiiclil : Jenes behauptet ein Tbeil der modernen Kritiker, dieses ein 
anilerer. Wir entscheiden uns für die südliche I^ge, und zwar aus 
folgenden fii-finden : Da, wie wir gesehen liabeii, die Athener damals 
gerade tiaran waren den nördlichen Flügel, zwischen dem Kyklos 
und dem Tn^los, zu bauen, so mussten die Syrakuser, welche es 
\crmied>"n «ich in olTener Feldsclilacht mit den Athenern zu messen, 
vnr/iehen ihrerseits da zu bauen, wo diese nicht waren, d. h. südlich 
viirn Kyklot*. Ferner wäre ein Bau nördlich von demselben einem 
AiinrilT von zwei Seiten ausgesetzt frewesen, da der athenischen 
riiillc die nahe Lleliertahrl von Thapsos nach dem Ti'ogilos freistand. 
I'iid endlich lesen wir Kap. 1(X), tiass die Syi-akuser, als sie l)ald 
diirauf vnn den Athenern zurückgeworfen wurden, von ihrer Mauer 
y.iTisyfsv >!; Tb T:p5T=!xi3na ts rspi tsv Tv,>.s')i-T,'i. Der Tenienites lag 
iilicr im südlichen Theil des Hochplateaus. Wenn sich die Syrakuser 
gerade nach dem Temenites zurückzogen, so beweist dies nicht nur 
d-is« die Quep-mairei' südlich von dem Centraltbrl, sondern auch, dass 
."ic auf dem Hochplafeau selbst, olierhalb des Theaters, und nicht auf 
ilfiii iHideutend tieferen Terrain weiter südlich errichtet worden war. 
Dwnn MLinüt wären die Fliehenden nicht dem Temenites zugeeilt, 
wolcliei', wie wir S. 121 gesehen hal)en, auf der Höhe lag. Schliesslich 
Klimmt mit ilieaer ganzen Ausführung überein, was Thukydides 
Kap. !)1) vnn dem bei dem Bau verwandten Holzmatenal sagt : ^i? 
t£ JXÄa; iKf.6r.-sv:gq -toÜ -:£;j.£'jo'j; ■/.«'■ TJp'py; ^uWvsuj xaötoravTj:. Das 
■tflJ.tvs? ist augenscheinlich das des Apollon. 

WnN die Bauart des Werkes helrilTl, so sagt Thukydides VI 100: 

t|»)iDäo;tT)ö»i Tsü Ü7CST£iy.(3;*aTo;. Hieraus ei-sehen wir, dass es aus einer 
Mnuer und einem Pdlissadenwerk bestand und dass die Länge dieses 



— 13;{ — 

{»ZGTr'x'G;^.^, wie es der Schriftsieller nennt, sich nach dem Gutdünken 
hemass. Letzterer Ausdruck enthält eine gewisse Unklarheit ; denn 
er sagt nicht, oh die Mauer bis zum Rand der Terrasse geführt 
worden ist, oder oh man es für genügend hielt, sie an irgend einem 
Punkte westhch von der voraussichthchen BauHnie der Athener im 
Felde enden zu lassen. Die Palissaden, aTaupwjjLa, hegleiteten wahr- 
ijcheinlich die Mauer auf beiden Seiten und liefen auch um den 
Kopf derselben herum, wenn dieser nicht an dem Terrassenrand 
einen Stützpunkt fand. Denn die Sicherung des Werkes musste in 
diesem Fall eine möglichst allseilige sein. 

Dieser ersten syrakusischen Vertheidigungslinie bemächtigten 
sich die Athener, nachdem sie die unterirdisch nach der Stadt füh- 
renden Wasserleitungskanäle zerstört hatten (VI 100), auf folgende 
Weise : Da sie bemerkten, wie die daselbst postierten Gegner, um 
sich vor der glühenden Mittagssonne zu schützen, sich theils hinter 
der Mauer in Zelte zurückzogen, Iheils sogar in die Sladt begaben, 
der Rest aber nur lässig seinen Dienst versah, so griffen sie gerade 
um die Mittagstunde in dreifacher Abtheilung an. Einige hundert 
Schwerbewalfnete stürmen gegen das uTcoTei/w^^.a und sein ^jxaupwjjLa ; 
eine zweite Abtheilung wendet sich gegen die Stadt, um zu ver- 
hindern, dass der angegriffenen Mauer von da aus Hülfe gebracht 
werde, und dem Rest wird die Aufgabe einen besondern Theil der 
Palissaden, das GTaupwfjia -rb irapa tyjv izjkiocL zu forcieren. Am wahr- 
scheinlichsten ist es, dass das Pförtchen an der Vertheidigungsmauer 
selbst war und dazu diente, die Kommunikation zwischen der nörd- 
lichen und südlichen Seite derselben herzustellen, so dass die Ver- 
theidiger im Fall eines feindlichen Ueberfalls sich leichter gegenseitig 
Hülfe leisten konnten. Gerade dies wurde bei der Raschheit, mit 
welcher die Athener ihren Plan ausführten, verhindert ; Palissaden 
und Pförtchen wurden im Nu erstürmt, die überraschte und in ihrer 
Bestürzung kopflose Besatzung floh nach dem erst einige Monate 
alten TpoTEixiiri^.a to Trsp'i tsv T£pL£vir/jv. Im Eifer der Verfolgung 
drangen sogar die Athener mit ihnen auch in dieses ein, konnten 
sich aber hier nicht halten. Sie wurden wieder hinausgedrängt, 
blieben aber Herren des freien Feldes und zerstörten die syrakusische 
Quermauer. Belagerer und Belagerte nahmen jetzt wieder dieselbe 
Stellung zu einander ein, wie vor Erbauung derselben. 

Nun aber änderten die Athener ihren Plan. Sie brachen nämlich 



— i:J4 — 

die Errichtung der nördliclien Einschliessungsmauer ab und wandten 
sich mit ihren Anjxriflsbaulen zunächst sudlich vom Kyklos, wo sie 
unbestrittene Herren des Terrains und des svrakusischen Baumate- 
rials geworden waren : Ti^ ck OsTspaia azc toj yjjxXou iTei^-sov ot 
'ABrjvaTc. [iz] ^ 'bv '/.pr^'^'^iov tsv ü-£p tcj IXcjc, o? twv 'ETTi-^roX^v Taurfj 
Tzpoc Tcv [ji^av X'.^jifva cpa '/,%\ fj-sp auTot; ßpa/uTÄTOv b^i^tzo xaTaßact 
cii T5U c'tJLaAoJ /.a» tsu sAoj? i? tov A'iJLSva -zz z£piT£ix-^[i.a. VI 101. 
Sie beginnen also ihre sudlichen Werke mit einer Mauer vom Kyklos 
bis zum Rand des Südabhangs von Epipolai und zwar bis zu einem 
Punkte desselben, welcher vom grossen Hafen am wenigsten weit 
entfernt war, um dann durch die Ebene und den Sumpf das Ufer 
zu erreichen. 

Da legen die Syrakuser ihr neues Gegenwerk an. Thukydides 



1 Diese Präposition vor 7.p*/J|i.vcv einzuschieben, veranlassen den Herausgeber 
folgende Erwägungen : ^E'Zti'/i^Oyf xcv y.p'/;'/.vbv kann nur gezwungener Weise 
heissen : • Sie führten von dem Kyklos aus die Mauer über den Abhang hinweg, • 
die Notiz aber, dass die Athener «von dem Kyklos aus (•nicht in unmittelbarem 
Anschluss» Classen) den Abhang befestigten», stünde ohne jeden inneren Zusammen- 
hang mit den Belagerungswerken, wie Thukydides sie hier zu schildern beginnt. 
Unten werden wir sehen, dass er die Athener von dem Terrassenrand bis zum 
grossen Hafen eine den langen Mauern zu Athen ähnliche Doppelmauer aufführen 
lässt. Es ist ganz undenkbar, dass die Doppelmauer nur von dem Ufer des grossen 
Hafens bis zum Südabhang von Epipolai ging, dass sie nicht bis zum Kyklos selbst 
reichte. Sollte diese Anlage — und sie musste es — den gleichen Dienst leisten, 
wie die langen Mauern, so mussten auch beide Parallelmaaern vom Kyklos an bis 
zu dem Ufer die Verbindung zwischen dem Hauptquartier des Landheeres und der 
Flottenstatiou sichern ; es genügte dann nicht Kyhlos und Terrassenrand nur durch 
eine einfache Mauer zu verbinden. Auch wird VH 2 ausdrücklich gesagt, dass 
von der Doppelmauer nur noch eine kurze Strecke am grossen Hafen unvollendet 
war. Somit muss in dem Gesamtausdruck £Ts(}(t^ov die später nur für den untern 
Theil des Baues nachgeholte Spezialität der Duppelmauer enthalten sein. Man ver- 
misst ebenso auch bei dem erst begonnenen, dann liegen gelassenen Nordflügel der 
Einschliessungsmauern eine nothwendige Angabe. VH 4 haben die Athener den 
Sudflügel vollendet und gaben durch die Besetzung des Plemmyrion dem Belagerungs- . 
krieg eine Diversion. Aber sie hätten mit Blindhei»; geschlagen sein müssen, wenn 
sie nicht zugleich auch den Bau der nördlichen Einschliessungsmauer, für welchen 
die Steine schon dalagen, vom Kyklos aus wieder aufgenommen hätten. Dass die 
beiden Gegner um die Wette ihre Linien nördlich vom Kyklos fortführten, die Syra- 
kuser westwärts, die Athener nordwärts, und dass die Athener von den Syrakusern 
im Bau überflügelt wurden, lässt das ganze Kapitel 6 zwischen den Zeilen lesen. 

Classen sagt mit Recht zu den Worten vaiOL tt)^ £•Jp'JXWp•^'^ ^ "^^v Tsr/wv 
ijJi^oTSpWv ai ipYÄSia'. sXyjyov : « Natürlich wurden die beiderseitigen Arbeiten 
in einiger Entfernung von einander fortgeführt. • L . 



— 135 — 

föhrt nämlich a. a. 0. fort : y.al ol Supaxf^tc. iv tcutco IceXSovts^ /.al 
a-JTOi aTUcC-a'jpo'Jv auSi«; ap^ajxsvo'. azb tt^;; ^roXso); Bta jjlssou toi) eXouc, 
xal Ta^pov ÄjJLa -^aptopjccrov, 5xw; jjly) ©r^v T£ ^ toic 'AÖYjvaioi«; l-^ixp" '^^ 
OxXiaro^ dTcoTs'.x^aat. Diesmal JDauten die Belagerten in der Tiefebene 
mitten durch den Sumpf, und zwar naturgemäss nur eine Palissaden- 
reihe, vor der ein Graben herlief. Sie fingen damit an dem Ostrand 
der Bodensenkung zwischen dem Theater und dem grossen Hafen 
an. Wie weit aber diese Verschanzung reichte, sagt Thukydides 
nicht. Wahrscheinlich bis in die Nähe des Anapos, wenn sie über- 
haupt fertig wurde, was die Imperfekte dt-Tus^Taüpojv und irapwpucciov 
unmittelbar vor der Erzählung von der Einnahme des Werkes durch 
die Athener fraglich machen. 

Diese nämlich hatten nicht sobald ihre Mauer am Rand von 
Epipolai vollendet, als sie mit jener der ersten Belagerungsperiode 
charakteristischen Schlagfertigkeit zum Angriff auf die neue feindliche 
Linie schritten. Um diesen nöthigenfalls von zwei Seiten machen zu 
können, Hessen sie die Flotte noch in der Nacht von Thapsos her 
nach dem grossen Hafen herumfahren, während das Landheer bei 
Tagesanbruch von Epipolai herabstieg. Vermittelst breiter Bretter, 
welche sie auf den Sumpf legten, gelangten sie verhältnissmässig 
rasch an das Pfahl werk, von dem sofort der grösste Theil erobert 
wurde. Nun entspinnt sich eine förmliche Schlacht. Den Athenern 
gelingt es, die syrakusische Schlachtlinie zu sprengen. Deren rechter 
Flügel flieht nach der Stadt, ihr linker nach dem Anapos hin. Hier 
aber kommt es von neuem zu einem heftigen Kampf, in welchem 
die Athener ihren tapfersten Feldherrn, Lamachos, verloren. Wenig 
fehlte, so hätten sie zu derselben Zeit auch den andern und ihr 
Centralfort eingebüsst. Denn die Syrakuser in der Stadt, ermuthigt 
durch die unerwartete Wendung, welche auf ihrem linken Flügel 
eintrat, entsandten einen Theil ihrer Truppen nach dem Kyklos, wo 
mit wenigen Soldaten Nikias krank zurückgeblieben war. Das 4000 
Fuss breite Vorwerk, to SrAaTuXsBpov 7rpoT£'//t<;[i.a, wurde erstürmt und 
schon wandten sich die Sieger gegen das Rundfort selbst, als Nikias 
die Geistesgegenwart hatte, an die Kriegsmaschinen und das Bauholz, 
welches vor der Mauer lag, Feuer legen zu lassen : läq vap \j.riyjx>^oi.q 
xat cjXa, ozx 7:pb toO tsi^ou«; ^v xaTaßsßXr^j^iva, sjxTTptjaai to'jc u-Jur^pETa^ 
£X£>.c'J7£v, Dies hindert die Syrakuser an weiterem Vordringen. Schon 
kam auch vom Anapos her, wo unterdessen die Athener doch schliess- 



— mi — 

licli Sieger geworden waren, <lem Nikias Kiilsatz, und zugleich erschien 
ihre t'lolte im grossen Hafen. Da zoj^ sich das ganze syrakusischn 
Heer in die Sladt zurück, daran vei7weifetn<i die Ein Schliessung vou 
Syrtikiis liindern zu können. 

Die Athener aber richlelen nach diesem dritten Sieg des Jahres 
414 ihrt^ icanie Aufm^rksamkeil auf die Vollendung der südlichen 
Cetnieiuiigsmduer. Thuk. VI 103: r.v. rapi^tro; iiSr, cf-r. -v/ih: 'm 
3-pa-£j|j.«-a;, rai "o^ vauTixsü xJt! toj :re^oü, ans twv 'EirircXöv %v. toü 

~jp3yc;icj. Diese Duppeimauer setxt also die Belag^erun^s werke, 
welche iiaih VI 101 den Kyklos mit dem Terrasse nrand verbanden, 
■>ädhch ^011 diesem fort. Eine Doppelmauer, d. h. zwei Parallel- 
mauein, waren duichaus zweckgemäss, da der Huuni zwischen den- 
selben eme Art befestigten Lagers bildete, in dem die Athener 
nöLhigeii Kalls sich sowohl gegen die Stadt als gegen etwaigen Zuzug 
von aussen vertheidigen konnten. Es war eine Nachahmung der 
langen Mauern zwischen Athen und dem Peiraieu^i, und wie diese 
den /weck hatten, eine gesicherti? VeJ'bindung zwischen dem Kriegs- 
hafen und der Stadt bei-zustellen , so war Jetzt vor Syrakus die 
Floltenstation im grossen Hafen mit dem Hundfort auf Epipolai durch 
ein zwar schmales, aber ununterbrochen nach Osten und nach 
Westen befestigtes Lager verknüpfl. Wie sich aus VH 25 : tw'/ 
a^pxtzziiiin £Vj"j; svtwj v.xi ivTnsTafi^.iVWv, ergiebt, kam das Südende 
des festen Lagers am gi'ossen Hafen sehr nahe au die syrakiisisrhe 
Werft heran. 

Bis jetzt war den Athenern alles geglückt, und es liess si<ih 
holl'en, dass das Gluck auch fei tier ihnen günstig bliebe ; doch nur 
unter zwei Bedingungen, erstens, dass sie rascji auch den Nonlarm 
der Kinsrbliessungsinauer vollendeten, und zweitens, dass der Aufent- 
halt in den Sümpfen keine Krankheiten in ihrem Heer erzeugte. 
Dagegen befanden sich die Syrakuser in einer traurigen Lage. 
Zweimal hatten sie die eiserne Umarmung zu durchbrechen versucht : 
vergebens; die (eindlichen Cernierungs werke schritten fort, es fehlte, 
den Athenern nicht an Zufuhr von Lebensmitteln und sonstigem 
Kriegsbedarf, während den Syrakusern keine Hülfe von aussen kam, 
sie sogar kaum mit den befreundeten Griecbenslüdten einigen Ver- 
kehr liehielten. Kein Wunder, dass man in der Sladt schon an einen 
Vergleich mit den Alheiiein dachte. Die li.'t nikus, ein 



— 137 — 

Ereigniss von höchster Bedeutung für den weiteren Gang der Welt- 
geschichte, wäre ohne Zweifel erfolgt, wenn nicht rechtzeitig in der 
Person d»js Sparlaners Gylippos der Retter erschienen wäre. 

§ 9. Gylippos. 

Die Ankunft Gyhpps brachte einen völligen Umschlag in die 
Stimmung der Syrakuser und in die Führung des dortigen Kriegs. 
Jene beschlossen auf die Kunde, dass er von Himera aus mitten 
durch Sicilien heranrücke, ihm xavcrrpaTta entgegen zu gehen ; VII 2. 
Auf dem Marsch nahm er eine Sikelerburg, deren Namen in den 
Thukydideshandschriften nicht sicher überliefert ist. Sie bieten näm- 
lich ^STa^, Y^ 'a u. s. w., was Göller, Stahl, Glassen in 'U-a; korri- 
gieren. 'Ist«'! ist in der That der Name eines sicilischen Dorfes oder 
Kastells, welches Steph. Byz. unter Gitierung von «PO.kjto; sy.TYj als 
9po6ptov Ztx.£X{a; bezeichnet. Aber gewöhnlich hält man dieses letai 
für identisch mit 'laiita, dem heutigen lato südwestlich von Palermo. 
Ob nun die Burg bei Syrakus denselben Namen hatte, wie dieser 
Punkt, oder einen ähnlich lautenden, muss dahingestellt bleiben. 

Epipolai erstieg der spartanische Feldherr x,aTa tsv E'jpu-r;Xov, f^iz^p 
7.ai et 'AÖTQvato'. xb TpwTov, und wandte sich ohne Verzug gegen das 
athenische Tsty'.qjL* ; VII 2. Die athenischen Gernierungswerke waren 
damals südlich vom Gentralfort fast vollendet : stztä [j/sv tq st-tco ctäSicov 
TjoYj a7:£T£T£Xc5T3 Toic 'Aör^vatoi^ £^ Tov [jiyav Xi;jL£va StTrXoüv ':eiyo(; uäyjv 
izoLpa ßpajru ti Tzpoq ty)v OaXacGav. tgutc 3' l-zi wxcodp-ouv. Was man mit 
dem Genitiv £XTa Yj cy.to) GtaBiwv anzufangen hat, ist nicht recht 
ersichtlich. Glassen hält die Worte für den Zusatz eines ortskundigen 
Lesers, welcher die Zahlen auf den Abstand des Randes der Hoch- 
ebene von dem Ufer des grossen Hafens bezog. Schliessen wii- uns 
dieser Ansictit an und erinnern wir uns, dass gerade an der Nord - 
Seite dieses Hafens das im Lauf der Jahrhunderte durch Vorrücken 
des festen Landes immer kleiner gewordene Sumpfterrain uns 
gestattet, hier das antike Meeresufer etwas näher der Hocliebene 
anzunehmen, so würde die Entfernung zwischen Beiden durchaus 
richtig mit 7 — 8 Stadien oder etwa 1200 Metern angegeben sein. 
Nördlich vom Gentralfort, nach dem Hafen Trogilos hin, hatte man 
die Arbeit liegen lassen. Hier zogen die Syrakuser dem Gylipp ent- 
gegen, hier drang Gylipp selbst ein. Aus diesen Thatsachen ergeben 



— 1.^8 — 

sicli zwei Behauptungen. Erstens hätten sieh die Athener mit der 
Ausführung auch der nördHchen EinschUessungsmauer mehr beeilen 
müssen; wenn sie nicht die zwei sudHchen Parallelmauern, sondern 
imr eino einlache Linie {gezogen hätten, so hätten sie jene vollenden 
könntMi, und Gylipp wäre nie nach Syrakus gekommen. Aber er 
wäre es auch nicht, wenn zweitens die Athener, da sie einmal 
Herren von Epipolai geworden waren, jene Stelle befestigt hätten, 
wo der von ihnen und nun von Gylipp benutzte Weg nach der 
Hochebene aufstieg. Es scheint demnach, als ob Nikias nicht um- 
sichtig genug seine Feldherrnpflicht erfüllt habe. 

Gylipp brachte nicht viele Soldaten mit; das wichtigste für 
die Syrakuser war, dass das Vertrauen in ihre eigenen Kräfte durch 
die Gegenwart eines Heerfiihrers gehoben wurde, welcher Autorität 
besass und Gehorsam fand. Trotzdem gelang es Gylipp nicht, die 
Syrakuser sofort in einer Erfolg verbürgenden Haltung den Athenern 
entgegenzuführen. Er sah, dass der Aussicht auf eine siegreiche 
Schlacht die militärische Reorganisation der Belagerten vorausgehen 
müsse, und führte die vereinigten Truppen, statt zum Angriff auf 
Heer und Festung der Athener, zurück k7:\ tyjv axpxv ttjv Tsjasvitiv 
xxXouijLSvvjv, d. h. südwärts nach dem schon öfters erwähnten Theil 
<les Plateaus oberhalb des Theaters. Am folgenden Tag stellte er, um 
die Aufmerksamkeit der Athener zu fesseln, den grössten Theil des 
Heeres vor deren Mauern auf und sandte während dem eine Abtheilung 
au dem Nordrand von Epipolai hin gegen das Labdalon. Der Hand- 
slreich gelang, das Fort wurde erstürmt, die athenische Besatzung 
niedergemacht. Der Posten war so wie so seit der Verlegung der 
Flottenstation von Thapsos nach dem grossen Hafen kaum mehr von 
\utzen und wäre wohl besser aufgegeben worden. Es stand eben seit 
der Srhiachl in der Anaposniederung dem langsamen, bedächtigen 
und überdies kranken Nikias nicht mehr der rasche, energische und 
s( hlaglerlige Lamachos zur Seite. 

reberlmupt ujacht sich nunmehr ein völliger Umschlag in der 
K rioi^slüluuug geltend. Die Syrakuser thun, was die Umstände 
1 rlorderu ; ilie Athener begehen Fehler ; ihre Führung steht nicht 
uu^hr auf der Uölie der Situation. Einmal im Besitz der nördlichen 
HäU'lc vou K|üpoUu, aus welcher die Athener von jetzt an ver- 
drauj^l sind, richten die Syrakuser ihre ganze Thätigkeit darauf, 
da- Knwugoue a\\ belmupteu, die Verbindnncr mit dem Festland zu 



— 139 — 

sichern. Thuk. VII 4: vix\ ;x£Ta Tajxa ixsi/iCov et S'jpaxoatot xal oi 
C'j[i.[;.a)rci Sta twv 'ExixoXcov a::b ty)^ 'nöXsw; ap^aj/^svoi avo) irpct; xb 
sYxapGtsv («in die Quere») T£r)ro? aTrXouv, Stcw^ ot 'AÖYjvaiot, et \f*ri 
SuvxivTo y.toXüuat, |XY;y,cTi otG{ t£ watv ÄTCOTst/tcat. Diese dritte Verthei- 
(ligungslinie, welche die Syrakuser nördlich vom Kyklos zogen, fand 
das Material schon vor : es sind die Steine und das Holzwerk der 
Athener, zusammengetragen und aufgehäuft für die beabsichtigte 
Nordmauer ; VII 5 : o §£ Tiiknz'Koq htiyjL^e xb twv 'E'irt'jwoXwv xst^^o?^ 
Tci; XtOoi; XpwiJ-svo^, ou? et 'AÖYjvaiot -TrpoxapsßiXAovto a^iaiv. Der Bau 
schritt rüstig fort, während die gleichzeitigen Angriffe Gylipps zuerst 
auf einen weniger hoch aufgeführten Theil der athenischen Mauer in 
der südlichen Niederung, alsdann gegen die Schlachtlinie der Athener 
zwischen den beiderseitigen Mauern auf Epipolai zurückgeschlagen 
wuiMe. Auch konnten es die Syrakuser nicht hindern, dass Nikias 
mit der Flotte das Plemmyrion besetzte und daselbst drei Forts zur 
Aufnahme des Materials für das Seewesen und zur Deckung der 
neuen Flottenstation erbaute. Für die Athener hatte diese Verlegung 
des Schiffslagers aus dem sumpfigen Nordwinkel nach dem Felsen- 
voi'sprung des Plemmyrion zwar den Vortheil, dass sie, abgesehen 
von dem sanitätlichen Vorzug der neuen Position, von ihr aus die 
Cernierung der Stadt und ihrer Häfen auf der Seeseite viel besser 
durchführen konnten ; aber sie konnten es nicht hindern, dass Gylipp 
sofort den dritten Theil der syrakusischen Reiterei — offenbar auf 
dem Umweg um das Belvedere herum — nach dem Olympieion zur 
Verstärkung der dortigen Besatzung schickte und dass diese Reiter 
<ler athenischen Schiffsmannschaft das Wasserholen von den recht 
fernen Quellen her sehr erschwerten. 

Und nun hörten auch die Siege der Athener vor den Mauern 
von Syrakus auf. Ja der erste Landsieg der Syrakuser unter Gylipp 
hatte sofort entscheidende Folgen. Nikias führte nämlich in der 
Erkenntniss, dass er die syrakusische Quermauer nicht über die beab- 
sichtigte und gleichfalls wieder in Angriff genommene Baulinie der 
athenischen Nordmauer hinaus vorrücken lassen dürfe, sein Heer gegen 
die ihren Bau' deckenden Syrakuser und wird zufolge eines feind- 
lichen Reitersieges über den linken vtaxa tyjv kupuxwptav, also nord- 
westlicfi vom Kyklos aufgestellten Flügel der Athener geschlagen. 
Die Athener müssen sich iq xa x£ixi<7;xaxa zurückziehen; die Syrakuser 
aber xy) eTrtcucY) vuy.xt I^OotGav 7:apoty.o5cji.Tf)javx£<; xal '::xpOS6>xzq xy)v x(ov 



'Aöiivatiov oiKsSo^ii«. Vli 6. So war also eine vol Island ige Uinmane- 
rung von Syrakus nichl melir möglich, die Athener halten denn 
vorher erst die reindliche Mauer erobern müssen. Freilicli waren sii; 
schon zweimal in derselben Lage gewesen und warben des Hinder- 
nisses Herr geworden. Abei' diesmal wai' der Fall ein [tanz anderei' 
durch die Umstände, welche dem Mauerban vorausgegangen waren. 
Denn die UeberHiigelunj,' der Athener war bei dieser dritten Quer- 
inauer der Syrukuser die Folge einer siegreichen Feldschlacht, also 
das Resultat einer schon bewiesenen und anerkannten Ueberle^enheit . 
Dies musstü das Verlraiicn der Athener brechen und einen Angrifl" 
auf die Mauer von vornherein lähmen. Und deren Bedeutung wurde 
noch erhöht, als sie mil Hülfe der eben in Syrakus eingetroffenen 
Kortnther, Ambrukioteii und Leukadier nach Westen bin Ibrigesetzt 
wui-de: xi; ^uviTi'-xmav Tb AotitÖv toi; -jpaiwtiisi; tsÜ sv/.jpotou Tii/oy?. 
VII 7. Die Handschriften haben hier freilich ^iyy. -oÜ i-^ji^iau Tstyw;. 
Aber in der Gesc/iic/tie SicÜienx, II 392 — 395, haben wir zu 
beweisen versucht, dass diese Worte keinen befriedigenden Sinn 
enthalten und vorgeschlagen, [ai/si /.u entfernen. Classen hat dem 
heii^estiminl, und Stahl sogar allo vier Worte ausgeschieden^ was zu 
demselben Ziele führt. 

Jetzt beginnt Nikias an dem glücklichen Ausgange des Feldzug.s 
zu verzweiff^ln und verlangt, dass die Athener ihm bei seiner anhal- 
lenden Kränklichkeil einen Nachfolger geben. Diese aber beschliessen, 
seine Entlassung nicht anzunehmen, jedoch ihnk zwei Kollegen zur 
Seite zu stellen, Eurymedon, der Sicilien von seiner Expedition im 
Jahre 424 her kannte, und Demosthenes, den Helden von Pylos. 
Der erste wurde unveraiiglieh nach Sicilien geschickt; Demosthenes 
sollte im nächsten Früliling folgen. So vergehl der Winter 414 — 413 
mit Vorbereitungen auf beiden Seiten, und die Syrakuser entwickeln 
dabei nicht weniger ThalhrafL als die Athener. 

§ 10. Erste KriegBcreignisse des Jahres 413. ~ Nächtlicher Uebei'fall 
d«s Demosthenes. 

Da.'^ Meer hallen die Syrakuser bisher vollständig den Athenern 
überlassen. Jetzt, wo unter der Führung Gyüpps ihr Muth und ihr 
Selbstvertrauen gewachsen waren, versuchten sie es auch zur See, 
den Feinden das Üeiwrgewicbl streitig zu machen. Am erforderlichen 



— IM — 

Material fehlte es ihnen nicht ; sie rüsteten also eine Flotte aus, und 
der erste Schlag, den sie mit ihrer Hidfe zu führen wagten, gelang- 
wenigstens theil weise. Sie Hessen nämlich von den Schiffshäusern 
des grossen Hafens 35, von dem Arsenal im kleinen Hafen 45 Schiffe 
auslaufen und griffen mit diesen beiden Flotten die 60 Schiffe an, 
welche ihnen die Athener entgegenstellen konnten. Zwar verloren die 
Syrakuser die Seeschlacht, in welcher sie anfänglich siegreich 
waren ; aber während die Athener ihre ganze Aufmerksamkeit auf 
die Ereignisse zur See richten, überrumpelt Gylipp von der Land- 
Seite, d. h. vom Olympieion her, die drei athenischen Forts auf dem 
Plemmyrion, -rb [^ivKjTov TupwTov, STret-ra Bs y.ai Ta iXa^ato Suo. VH 23. 
Die Besatzung rettet sich auf die Schiffe, das ganze Kriegsmaterial 
aber, welches die Athener in den F'orts aufgestapelt hatten, wird 
von dem Sieger erbeutet. Für den Seesieg errichteten die Athener 
ein Siegeszeichen h tw v/;Gto(o) t(o irpo tou lVkr^\j,\):j^[o\i und zogen sich 
<lann in ihr Hauptlager zwischen den zwei Parallelmauern nördlich 
vom Anapos zurück. Auch die Syrakuser errichteten für die drei 
genommenen Forts, von denen sie eines zerstörten, drei Sieges- 
zeichen. Von weit grösserer Wichtigkeit als die sehr reiche Beute 
war für die Syrakuser die nunmehr gewonnene Ueberzeugung, dass 
sie auch zur See es wagen könnten, den Athenern entgegenzutreten, 
und die Möglichkeit, von dem Plemmyrion aus diesen die bisher 
ungehinderte Fahrt nach und aus dem grossen Hafen zu verlegen, 
sowie die Proviantzufuhr zur See bedeutend zu erschweren. 

Auf der einmal betretenen Bahn schritten die Syrakuser weiter. 
Siti wussten, dass in kurzem die grosse Ersatzflotte unter Demosthenes 
und Eurymedon, welcher dem ersteren von Sicihen entgegengefahren 
war, anlangen würde. Sollte es nicht möglich sein, vorher die 
Athener wenigstens auf dem Meere völlig zu schlagen ? So richteten 
denn die Syrakuser einen kombinierten Angriff gegen sie; zu Land 
rückten sowohl aus der Stadt als vom Olympieion her Hopliten, Reiter 
und Leichtbewaffnete gegen die feindliche Doppelmauer vor und fassten 
sie in der Mitte ; zur See aber näherte sich die syrakusische Flotte 
der athenischen Station ; Thuk. VH 37. Zwei Tage lang wichen die 
Athener einer Seeschlacht aus ; am dritten Hessen sie sich durch 
eine Kriegslist täuschen. Die Syrakuser nämlich brachen gegen Mittag 
den lau geführten Kampf ab und fuhren nach der Stadt zurück. 
Desdeichen kehrten nun auch die Athener zu ihrer Station heim und 



— 142 — 

wollten, In der Meinung, dass die Gegner für diesen Tag den Kanipf 
nicht wieder zu beginnen wagten, in Gern ü thi ich keit ihr Mittagsmahl 
einnehmen. Jedoch die Syrakiiser hallen die nothwendigen Lebens- 
mittel (tjjv äyopiv töv 7C(d>.ouiasvuvj Vil 39) zum Zweck des Verkaufs 
an die Soldaten aus der StadI nach dem Strande schaffen lassen und 
fuhren nach rasch heendi^^ter Mahlzeit in trefflicher Ordnung wieder 
gegen die Atheaev. Diese nahmen thörichter Weise die Herausfor- 
derung an, liefen in Unordnung, zum grössten Theil nüchtern, aus 
und wurden unter Verlust einiger Schiffe hesi^t. 

Die Syrakuser sind entschlossen, durch weitere Angriffe an den 
nächsten Tapen den ersten Seesieg zu verfolgen. Da kommen 
Demostiienes und Eurymedon an, und grosse Bestürzung ergreift die 
eben noch so hoffnungsreichen Gegner, Auf diese Stimmung liaut 
Demosthene.s seinen Plan. Derselbe konnte nur dahin gehen, sich in 
Besitz der syrakusischen Quermauer zu setzen, nach deren Einnahme 
der Bau einer vierten unmöglich, der Fall der Stadt unabwendbar 
war. Nachdem Demosthenes den Athenern wieder freie Bewegung 
verschafft, so dass sie, oiTenbar nach längerer Pause, fast unbelästigt 
von Seiten der eingeschüchterten Feinde im Anaposlhal fouragierteu, 
schritt er zum direkten Sturm gegen das xapaTstx'-oiJ-a, wie VII -W 
die früher mit i'iv.ipi:cv "S'Z^? I>ezeichnete syrakusiscbe Quermauer 
genannt wird. Aber die Syrakuser verbrennen seine Belagerungs- 
maschinen, und nun glaubt er, ein anderes Mitlei anwenden zu 
müssen. Auch die beiden erslen Male waren die feindlichen Gegen- 
mauern dui'ch Ueberraschung genommen worden. Diesmal heschüessen 
die alheniscbeji Feldherren, den Gegner zur Nachtzeit im Rücken zu 
überfallen. 

So zog denn, unter Zurücklassung des Nikias und geringer 
Besatzung, Demosthenes an der Spitze des ganzen Heeres aus. Der 
fünftägige Proviant und die umfassende Ausrüstung weist auf eine 
weitere Expedition zu eventuell längeren Kämpfen hin. Ka't ii:g'.hr, 
i-^ivovTo ■xpac aÜTat^ {'<üq T,TCi7:dKaXi) y.!itä Tbv Eäp6>)Xov, ^::ep xai r, 
TipoTipi trrpatiä "^ itpÖTov i-ii^r,, Xaveivouo! ts to'u^ ?ü>,axin; xCm J.-jp!t- 
jwoiuiv xai r.poi^dnzi; -a iüyi'S\m, Ö ijv aü-iÖi, twv Supaxociwv aipojc. 
y.a'[ äySpae tÜiv fi\ii».w iTiox-usivoyaiv, VII 43. Nachdem sie also <laf. 
heutige Belvedere westlich umgangen, erklommen sie den Abhang 
von Epipolai an der uns schon bekannten Stelle noi-döstlieb von 
dem späteien Fort Euryalos und bemächliglen sich rasch einer 



— 443 — 

Schanze, mit welcher die Syrakuser den dortigen Aufgang gesperrt 

hatten. Nun hatten sie h^eies Feld, die Mauer von hinten zu fassen, 

welche von vorne zu erobern missglückt war. Wirklich gelang es 

auch einer- Abtheilung, den westlichen Theil derselben zu nehmen 

und sofort den Beginn ihrer Zerstörung zu machen : aXXoi Se tc «7:0 

T75? 7cpü)TV3^ •;:apaT£()rta[i.a twv SjpaxofJiwv, oüx 'J7^o|Jt.sv6vTwv twv oüXaxwv, 

T^pouv T£ Kai Ta<; e-juiX^Ei? äirsaupov. Die Syrakuser standen auf Epipolai 

in drei befestigten Lagern ^ : atpa-iTrsSa, a yJv kzi töv 'EirtTroXtüv Tpta 

£v TcpoTe'.xt'ajjLaatv ; sie eilten sofort aus ihnen den Athenern entgegen, 

wurden aber zurückgeworfen. Die Sieger drangen rasch, aber nicht 

mehr in gehöriger Ordnung, vor. Jedoch an den Boeotiern bricht 

sich ihr Stoss, der Kampf kommt zum Stehen, und bald müssen die 

Athener vor dön Syrakusern, welche ihre Fassung wieder gewonnen 

haben, weichen. Der Rückzug verwandelt sich bei der Nacht und 

dem unbekannten Terrain in wilde Flucht. Viele fallen xat B'.toy.c[ji.£vo'. 

xaTa Tü)v y.pYjfJivwv tcoXXoi p'.'j:touvi:£; koL'j'ohq a'j:(i)XXuvTO (rw£VYi<; ouffrj? Tvi<; 

oLTzc T(üv 'Exi-TToXwv TUixXiv xaTaßaG£to^. VII 44. Viele andere werden 

in der Ebene zusammen gehauen, da sie den Rückweg zum Lager 

nicht finden können. Es war eine vollständige Niederlage der 

Athener. Zwei syrakusische Siegeszeichen erhoben sich an den beiden 

wichtigsten Stellen des Schlachtfeldes, da, wo die Angreifer herauf- 

g*estiegen waren, und da, wo die Boeotier dem Siegeslauf der Athener 

Halt geboten hatten : £7:t t£ -rat- 'ETciiroXat;, yj y) 'rrpöaßaat^, y,al y.ata 

TO )rtaptov, fi ot BctwTol av':£7':Y;aav. VII 45. 

§ 11. 'Letzte Niederlagen der Athener vor Syrakus. 

Dieser Schlag vernichtete jede Hoffnung auf F]roberung der 
belagerten Stadt. Ja die Lage der Athener war nun geradezu eine 
verzweifelte geworden. Denn in ihrem Heere hatte der Aufenthalt in 
den Sümpfen während der Sommerhitze ansteckende Krankheiten 
hervorgebracht, welche den Soldaten von Tag zu Tag mehr die 
Körperkräfte und das Selbstvertrauen raubten. So begann man ernst- 
lich an die Preisgabe von Sicilien und die Heimkehr nach Griechen- 
land zu denken, und dies um so mehr, da die eigene Vaterstadt 



i Kap. 42 und 44 werden diese auch in die Singularbezeichnung ffTpaTiue^ov 
zusammengefasst. L. 



— 140 — 

Mi( diesem Irrihum i.st alier noch ein anderer vcrknfipfl, welcher 
siih von Mirahella bis zu Seiradifalco durch die Topographien von 
Syrakus hindurchzieht und erst hei Grote und Kiepert verschwunden 
isl. Man nahm nämlich an, dass der nur bei Plutarcli, Nik. 24, 
irwfdmle Tempel des Herakle» in der Nähe der Bucht Daskon 
Ijitstanden habe. Der Sclirifsteller beiichlet in Uebereinslimrauny 
mit Thukydides die /usamnienziehung des Athenerlagers auf die 
Niederung am grossen Hafen mit Tolgendcn "Worten : -zh-t Se /.üttov 
1//.0V äiTi^si i:apä zr,v Oüacsav o Nixia; £/.Xt:;cüv TÖ [Asya cTpaTi'iäsv 
v.»! ti -t'-yr, ~.ä irjva~ov:a -pc; xh 'Hpän/.sisv. Es ergibt sieh also 
liieraus für den Herakleslempel ein Ort auf Epipolai in der Nähe 
des Kyklos. 

Nun folgt die gewallige Seeschlacht, welche über das Schicksal 
der Alhener entscheidet. Sie ist von Thukydides VII 00-12 meister- 
li.ift geschilderl; dazu finden wir bei Diodur XIII 14-17 einijrc 
Mülzliche Einzelheiten über dieselbe (s. Gesch. tiiv. II y(i2). Die 
Alhener werden völlig geschlagen und beschüessen nun den Itückzujf 
2U Lund. 

§ 12. Rückzug der Athener. 

Der Rückzug der Athener bildet ein besonders inleressanles 
Kupilel der Belagerungsgeschichte. Er isl in steler Deziehung auf die 
Tinrographie der Umgegend von Syrakus zum crslen Mal in der 
Oimchiclitc Sicilieun II 397-401 behandelt worden. Nunmehr sind 
wir in der Lage, versichern zu können, dasa die letzten Unter- 
suchungen, welche wir im Jahi« 1881 über diesen Gegenstand aiige- 
slellt hüben, die dort geäusserten Ansichten nur bestätigen. 

Die einzige Quelle unserer Kenntniss des Rückzugs is! der 
ili-riclit des Thukydides VII 72 II'. Diodor ist für uns ohne Ellen 
Nutzen, da er wenige Einzelheiten bietet und überdies hi einem 
wichtigen Punkt ungenau oder, wenn wir wollen, zu summarisch tu ' 

seiner Erzählung ist : er Jässt Demosthenes und Nikias i:p;; -üi Äjiväpi.i 
-"»[j-iü gefangen nehmen. Plutarch hat fast noch weniger Delail 
ITn' die Topographie. 

Wie schon oben gesagt, war der Ausgangspunkt für den Marsch 
der Athener das Ufergebiet zwischen der Anaposmündung und der v 
Slatll. Es ist wichtig dies im Auge zu behalten. Denn, da Thukydides 



L 



— 147 — 

^agt, dass die Athener den Fluss überschritten, kommt es darauf an 
^u wissen, auf welchem Ufer desselben sie sich beim Ausrucken aus 
<lem Lager befanden. 

Was den Zielpunkt des athenischen Marsches betrifft, so herrscht 
unter den neueren Historikern noch immer keine Uebereinstimmung; 
wir können nur das aufrecht erhalten, was inderGesc/t. Sic. gesagt 
ist, und geben uns der Hoffnung hin, dass die folgenden Seiten 
<lie damaligen Auseinandersetzungen noch mehr bekräftigen werden. 

Diodor XHI 18 sagt in seinem dürftigen Bericht, dass die 
Athener auf ihrem Rückzug Tpor^^av £7:1 Kaxivr^r, und fugt dement- 
sprechend gleich darauf Kap. i9 hinzu: et 5s Supayicioi... £7:1 ipiXq o^ 
-f<[;ipa; £7:axo)vOu6ouvT£r /.al 7:avTay50£V 7:poXa;j.3avcv':£; oLizeip-^^z^ cjOu-op£?7 
^pc? Tr]v c6[j.ii.ayov KaTavr^v. Dies ist aber ein Irrthum, wie sich sowohl 
aus Thukydides als auch aus der Bodenbeschaffenheit der UmffCJf^w»? 
\on Syrakus ergibt. Wir lesen Thuk. VH 60, dass vor der letzten 
Seeschlacht die Athener den Beschluss fasslen : Btava'jp.a-/r)(7avT£;, y^; 
IjXv vixiostv, £; KaTavT/; y.oiJ/!?£aOat, t?)v 5k »j.y), £{ji.7:pri(javT£c Ta; vaj<; 
^£wYi ^'jVTaSap.£vci OLTzoytiipeh^ y) av idyi'TZT. (jiXXwai tivoc yio^iyj t^, 
fiapßap'.y.ou ifi 'EXXr/^iy.su <^Ckhj avTi/vY;t]/£70a'.. Die Athener stehen hier 
\or einer Alternative. Im Falle des Sieges wollen sie auf ihrer Flolte 
nach Katane fahren, im Falle der Niederlage aber zu Land nach 
irgend einer befreundeten Barbaren- oder Hellenenstadt marschieren. 
Sie wurden in der Seeschlacht besiegt, mussten also durch den 
Land marsch irgend eine befreundete Stadt auf Sicilien zu erreichen 
suchen. Und einen solchen Punkt hat auch Nikias im Auge, wenn 
«r in seiner Anrede an das Heer unmittelbar vor dem Abzug VH 
77 sagt: y,al t^,v dvTiXai3wp.£0a tou (piXtou ycopiou töv Sty.sXwv (sutc. vap 
Y,i;.T; 3ia to 2upay.oa{(i)v Ssc? Iv. ßsßaio'! £Wtv), yjBy; vop.iCe'r£ ev to) i/upo) 
£Tvai. 7:po7:£7:e[XXTa'. S' (o; aÜTou; y.al d7:avTäv £ipYj|jL£vcv y,al ctiia a;j.a 
v.s'j.t?£iv. Schhesslich steht VH 80 ausdrücklich : y^v 3k yj 5j[j.7:aaa cBc; 
xJTri c'JX 17:1 KaTavT^; tw CTpxT£6p.aT'., dXXa y.aTa to £T£pov \).ipzz 'f,; 
lty.£7.{a? To 7:pb; Ka[J!.aptvav y.al TeXav y.al xd; TajTYj 7:6X£'.; y.al 'EXXvjv($a; 
y,ai ßapßdpou?. Allerdings macht Thukydides diese Bemerkung erst, 
als er bereits gesagt, dass der athenische Feldherr, vom 'Ay.palov X£7:a; 
zurückgeschlagen, die Marschrichtung zu ändern beschlossen habe : 
iAT;x.£"i Ty)v a'jTYjv 65c V, yj hvKrfit^cx/, dXXi TOUvavTiov 9) et Sjpay.cs'.c. 
ETYjpouv, 7:pb; tyjv OaXa^aav, also jetzt nicht mehr geraden Weges ins 
Innere vordringen, sondern zunächst der Meeresküste entlang ziehen- 



— l/i8 — 

wolle. Daraus hat man gefolgert, class die Worle ti c'j;jLTac»a 5Bb; OLurr, 
lediglich diese neue Phase des Marsches, und nicht den Gesamlzu«^ 
von Syrakus aus hezeichneten. Thukydides selbst aber hat sie offenbar 
von diesem und nicht bloss von einem Theile desselben verstanden. 
Es beweist dies die Beziehung der Worte 'zäq •za.drri i:6Xe.q y.at 
'EXXr^vöa^ y,ai ßapßapsuc, Kap. 80, zu der oben cilierten Stelle Kap. 60 : 
^ äv Td/tcTa [xdXXwai tivo? /wpbu y^j ßapßipo'j tq 'EXXTQvtxoy <fOdy^ 
ÄvTtXf|(}/£c6a'., Wie hier das Ziel der Athener für den Fall eiuei- 
Niederlage zur See angegeben wird, so ist dort derselbe Gedanke 
ausgedrückt; und wie dort die Versicherung vorausgeht, dass sie als- 
Sieger nach Katane gefahren sein würden: y^v jxkv vizw^tv, ig Ka-rivr// 
y.oi/.iC£<jOai, so bezeichnen die Worte r^v Bk ri Suj^-irasa blcq äutt; o'jx sttc 
KaTavr^g u. s. w. offenbar das Ziel des ganzen Rückzugs von Syrakus^ 
i)ach(^m (Jie Hoffnung der Athener auf einen Seesieg zu Schandei> 
geworden war. Zu demselben Resultat kommen wir durch die 
Beziehung, welche zwei andere Stellen unter einander haben. VII 8(> 
wenden sich die Athener nach dem vergeblichen Versuch, über da& 
'Axpatov ASTrag ins Binnenland vorzudringen, dem Meere zu. Sie haben 
die Absicht, das Thal des Kakyparis hinaufzusteigen : yjAtciCov ^ap y,al 
Tcu? 2iy.£Xou? TauTTj, cu<; y.t'zTziif.^oLV'ZQy aTTavTYjsscOai. Diese Worte 
erinnern an die oben aus Kap. 77 citierlen, wo Nikias sagte :: 
T.poT:iT:e\x7:-:oL{ o' wg auTO'j? y.ai a-jravTav eipr/^jivcv y.al giv.ol x[X3. xo[;.uetv- 
An beiden Stellen ist natürlich eine und dieselbe Aufforderunji 
der Sikeler gemeint. Wenn nun, wie aus Kap. 80 erhellt, die Sikeler 
von vorneherein nach der Gegend des Kakyparis bestellt waren — 
TauTYj a-avTY;a£cOat ist der willkommenste Kommentar zu a7:avTav 
£tpr^j;ivov — , so konnten die Athener gar nicht die Absicht haben,, 
zu Land nach Katane zu marschieren. 

Ueberdies .müssen die Athener den Rückzug in der Richtunji' 
auf Katane, wenn er auch zweifelsohne der vortheilhaftesfe war, doch 
im Augenblick des Aufbruchs kaum mehr für ausführbar gehallei> 
haben. Um von der Südseite der Stadt Syrakus nach Katane zu 
gelangen, gab es keine andre Strasse als die, welche durch die Ter^ 
rainsenkung zwischen Belvedere und dem Thymbrisgebirge (Monle 
Crimiti) hindurchführfe; denn den Uebergang über Epipolai zu for- 
cieren war den Athenern ebenso unmöglich, wie quer durch den 
steilen und machtigen Thymbris zu ziehen. Nun überliefert aber 
"Thukydides VII 74 : Süpay.d^toi 2k y,ai FuXiTrTwo; Tto ;x£v 7:£?(o xpoe$£XöcvT£^ 



— 149 — 
-ra? T£ o^ou; Ta; xxta ir^j ydipoL^, tj sab; r<v to'j; 'AOY;va{o'j; liva?, 

■v.at e; u-oBoy^rjv tou GTpaT£Uii.a-:o? to; xwXusovtcC, ^ eB^xsi, sxa^aovTO, 
«nd gerade diese Verlegung der Wege hatte Hermokrates, um die 
Athener hinzuhalten und Zeit für die strategischen Dispositionen des 
'Gylipp zu gewinnen, dem Nikias durch vermeintliche Freunde melden 
fassen, VII 73. Freilich bezog sich die Sperrung auf alle Wege, 
-welche von Syrakus landwärts führten, aber wie einerseits die Syra- 
Jvuser in erster Linie die Wege, welche mehr oder weniger direkt 
amch Katane gingen, besetzt halten mussten, so mussten andrerseits 
^ic Athener, wohl wissend, dass den Syrakusern ihr glühendes Ver- 
langen gerade nach Katane zurückzukehren bekannt war, voraussetzen, 
4lass die einzige Heerstrasse von Syrakus nach Katane von den Feinden 
besonders stark verschanzt und bewacht sei. 

Diese Ueberlegung führte noth wendiger weise die Athener dazu, 
Jiicht diesen, sondern vielmehr einen andern Weg zu wählen. Der 
Norden war ihnen versperrt; somit blieb ihnen nur der Westen oder 
4ier Süden übrig. Hier waren zwei Wege möglich. Die von zahlreichen 
Flussbetten durchfurchte Hochebene, welche den ganzen Südwinkel 
iSiciliens einnimmt und im Monte Lauro gipfelt, trug Sikeler-Städte 
und Dörfer, welche den besiegten Athenern als Zuflucht dienen 
konnten. Ihr Ziel musste also diese Hochebene sein, und, um es zu 
.erreichen, mussten sie eines der tiefeingeschnittenen, meist trockenen 
Flussthäler (Torrenti), welche natürliche Strassen auf die Höhe 
l)ilden, hinaufsteigen. Aber sie konnten entweder gleich das erste 
^lieser Thäler westlich von Syrakus wählen, oder zunächst der Küsfe 
rf^üdwärts folgen, um später an passender Stelle die Höhe zu gewinnen. 
Die Athener entschieden sich für den ersteren Weg, der sie zu dem 
'Ay.patov Xexa; führte, und erst, als sie von da zurückgeschlagen 
waren, zogen sie den zweiten. Aber obgleich sie nach Thukydides 
-^lie Absicht hatten, das Thal des Kakyparis oder das des Erineos 
entlang auf die Hochebene hinaufzumarschieren, machten sie, wie 
wir sehen werden, keinen ernstlichen Versuch dazu;* sie verfolgten 
immer weiter den Küsten weg, bis sie am Assinaros den Feinden 
«nd dem Verderben anheimfielen. Begleiten wir im folgenden die 
Athener auf ihrem achttägigen Rückzug. 

Erster Tag, Thuk. VII 78: Ihr Heer iyßp^ ev tzXv.t.m TstaYixivov, 
-^rpwTov jjlIv 'f|YO'Jjx£vov TO N'.y.io'J, £^£7r6iX£vov Sk Tb Ar,;j.o50ivo'j;. toj? 



— 150 — 

II G)tiüC9^pw? y.«t w "irAsisTCv c/Acv IvTC^ J/cv si czXtTa'.. Es waren 
alles in allem nicht weniger als 40000 Menschen: \j:jp'.i^t^ ^[OLp to> 
^U[t/i:Tno^ o/Acü oiy- iXacacu? zgccipM^f 0^7. ercpe'JovTo, VII 75. Weiler 
Jieisst es an obij^er Stelle : y.at h:v?Jt\ eYSvovTO I-tik tt, ctaßaaei tcS 
'AvaTTO'J TTGTa/Gü, süpcv e::' auro) ^apaTSTaYJASvs'j^ twv -jpaxosiwv y.al 
$ülJH;.a/(i)v, x,ai Tps'^aiJisvsi aÜTou; y,al y.paTYjjavTs; Toi3 Tspoj ex^pouv £- 
TO xpdcOsv. Sie erzwingen also den Anaposübergang ^egen feindliche 
Truppen, d. h. sie gehen von dem linken, nördlichen Flussufer auf 
das rechte, südliche hinüber. Diese erste Marschoperalion würde, 
wenn es nöthig wäre, einen neuen Beweis dafür abgeben, dass siiv 
nicht die Absicht hatten nach Katane zu g^elien. Der Kampf an der 
Anaposbrücke hatte Zeit gekostet; auch nachher fortwahrend von dea 
Feinden umschwärmt kommen sie an diesem Tag nur 40 Stadien 
weit : et Es -upay.fcis'. '^rapnrTts'JovTe^ ts 'üpoasy.s'.vTo y.a\ icaKovTiCcvTe; et 
4<tAo(. y.ai xauTYj {A£v tyj 'niJ.spa irpoeXOövTe; cTaotcJ? w? T£7(japaxovTa 
r|iX(aavTo 7:pb? Af^w Ttvl et AOr^vaict. Unschwer lässt sich die Gegend 
<lieses ersten Nachtquartiers wiederlinden. Der Aufbruch aus dem 
Lager ei'folgte in der sumpfigen Niederung an der Küste. 40 Stadien,. 
d. h. c. üüOO m (s. S. '24 Anm.) weiter westlich langten sie an. 
einem Punkt an, welcher etwa 2-3 km südwestlich von Belvedere- 
liegl, also auf der heutigen Strasse von Syrakus nach Floridia ungefähr 
•] km westlich von der Anaposbrücke, wo sich das Terrain in niedrigen 
Hügelwellen allmählich nach Floridia zu hebt. Ob sie aber den Fluss- 
gerade da überschritten haben, wissen wir nicht. Wir w^erden ^in der 
(leschichle Dions seilen, dass die Strasse von Syrakus nach Akrai 
den Anapos wahrscheinlich etwa da kreuzte, wo heule die Slrasse- 
nach (nanicattini. 

Zweiter Tag. Thuk. YII 78 : ty; S' j^tspata ^rpo) sirops'jevTo 
y.ai zpoYjXOov loq sixe^t a-raStou^, xat /.a-rs^Yj^av^ s; X^piov a-sBev xt xal 
auToti cfftpaTOTTs^s'jaavTO ßsjXcjJisvot sy, ts twv etxiwv Xaßstv Tt e$u)Bt;Aev 



* Der Ausdruck y,aT£ßr|jav findet durch die Bodenbeschaflenheit ia der dor- 
ti{?en Gegend keine geeignete Erklärung. Das Terrain steigt, wie ich bei meiner 
Wanderung von Syrakus über Floridia nach der Cava di Culatrello (s. S. 152 IF.) 
gesehen habe und auch auf der italienischen Generalstabskarte ersichtlich ist, in 
schwachen Wellen allmählich bis Floridia auf, und die dortige Ebene liegt höher 
als die bisherige Marschroute der Athener, nicht niedriger. Entweder ist also. daS' 
Wort fehlerhall Oberliefert, oder Thukjdides drQckt sich topographisch nicht ganz, 
richtig aus. wenn er von einem Hinabsteigen spricht. L. 



_ 151 — 

(wx-siTo vap b yßpj^;) /.al jsojp \kz'% cxfwv a-jTwv 9£p£sOa'. ajTiOsv. iv ^ap 

w'jpay.cc'.s'. iv tojtw ::p5£)^05VTs; tyjv SisBsv tt^v ev tw zp5(jO£v dTETet/'-t^v. 
tjv 5i As^o^ y.apT£pb; y,at £y.a':£p(i)Ö£V aOis^ /apaopa y.pr^[xv(t)or|;, £xaX£l':o 
c£ ÄT-paiov Xf-a?. Zwar überliefert es Thukydides nicht ausdrücklich, 
aber wir müssen aus der sehr geringen Strecke von nur 20 Stadion 
oder 3000 m, welche die Athener an diesem Tage vorwärts kamen, 
schliessen, dass sie wieder durch stete Kämpfe mit den Feinden auf- 
j^ehalfen wurden. Ihr Lager schlugen sie in einer bewohnten Ebene 
auf, wo sie sich mit einigen Lebensmitteln und mit Wasser vci- 
proviantierten. Sie waren mit den 20 Stadien bei dem heutigen Flo- 
ridia angekommen, welches selbst noch in ebener, wohlbewässertcM- 
Gegend liegt, hinter dem aber bald das Aufsteigen zu dem felsigen 
und trockenen Hochplateau beginnt. Zwar mussten sie ihren Weg 
durch das Bett eines jener für Sicihen so charakteristischen Giess- 
bache nehmen ; aber die ersten Herbstregen waren noch nicht gefallen 
und sie konnten nicht sicher darauf rechnen, in dem Geklülle 
Wasser zu finden. Unterdessen besetzten die Syrakuser das 'Äy,pat5/ 
Xiizxc, die vorspringende Berghöhe, welche den Aufweg nach der 
Hochebene beherrscht. 

Dritter Tag. Thuk. VH 78 ; tyj S'j^iEpaia ot AOr,vaTct ::poifi£ajcv, 
y,xl ci ^wy Sjpay.oaiü) ^ %xi ?u;j.;jLa)ra)v auTou«; t7:7:Y;^ y.al axovTiCTXi 
svTc? TToXXol £y,a":cp(i)0£v £X.toAJov y,al .£Tr//,5vTt^iv T£ y.al '::xp{7:7:£Uov. y.a». 
Xpsvov [fX^ TzoVxf b^dyo'no et AOr^vatoi, £7:£'.':a a;£y^a)pr^7a7- iraXiv ic ih 
Tjzo aTpaT5r£Bov. y.al tol iziirßeix c'jy.£T'. Oji-oiwr £*Xov. oj •"j'ap £t'. Slzo- 
-/(opitv ciov t' yjv bi:o tw; txTriwv. Während des dritten Marschtages 
versuchen die Athener zunächst das Akraion Lepas zu erreichen. 
Sie können das nur, wie wir sehen werden, durch eine recht eng«^ 
Schlucht, welche direkt auf jenes hinführt. Jedoch kommen sie an 
diesem Tag nicht einmal bis zum Eingang dieser Schlucht, welcher von 
ihrem letzten Lager höchstens 4 km entfernt ist. So erklärt es sich, 
dass sie auf ihrem Marsch von der feindlichen Reiterei angegriffen 
w^erden konnten. Es war dies nur vor, nicht mehr in der Schlucht 
möglich. Denn dieselbe ist so (^ng, dass die vielen Tausende di»s 
Alhenerheeres sie mehr als ausgefüllt haben würden, ganz abgesehen 
davon, dass das Terrain in der Schlucht selbst für Operationen mit 
Reiterei ganz unbrauchbar ist. Da Thukydides die Zahl der Stadien, 
welche die Athener am dritten Tage zurückgelegt haben, nicht 



- 152 — , 

angibt, können wir nicht wissen, Jii.s zu welchem Punkte sie vor- 
i^edrungen sind. 

Vierter Tag. Thuk. VII 79 : 7:pu) Bs apavisi; ixopsJovTo auöi^, 

cj/. ir' 6XtYwv a^JzBwv. ctsvcv ^otp TjV to /(optov. xal -Jipo^jßaAovTE^ et 
'VÖYjvaTo: ^Tsr/siJLaxouv y.ai ßaXX5i^.£vot ükO -jcoXXwv 0LT:h too )v6f ou SiTavtsur 
c>To? (3i'x.voi5vTO ^ap paov oi avwOev) y,al ou Suva;XiV5i ßiaaajöa». aTTsjrwpouv 
TraXiv xal dveTcauovTo. Zwar {?ehngt es ihnen jetzt das Akraion I-^epas 
zu erreichen, aber der Versuch es zu erstürmen schlagt fehl und sie 
jriussen sich zurückziehen. Da tritt plötzlich ein Gewitter ein, welches 
<lßn Athenern als .schlimme Vorbedeutung erscheint. Während sie 
auf kurze Zeit Halt machen, versucht Gylipp ihnen auch den Rück- 
weg zu versperren, was aber den Athenern zu verhindern gelingt : 
ava7uauo[;iv(i)v Se auiwv & FuXtTCro^ y.al et Supay.fcio». Trqx^rcJfft |jipo? v. 
'.■?;; (TTpaTia- ÄTUoTst/iouvTa^ au Ix tou ottiiOev aOioi)^ fi TrposXrjXuösaav. 
a /Ti K£[j.^avT£; 8£ xax£Vvct c^wv autwv Tiva^ B'.sxwXucav. Darauf fährt 
Tliukydides fort : /.ai |i.£Ta touto Tricv; ty} GTpaTiä avaywpyj^javTE; 7:pc<; 
Tb TsBiov [xäXXov ci ÄO^vaio'. r/jX(aavTO. Also am Ende des vierten 
Tages finden wir die Athener ungefähr da, wo sie am Abend des 
'/weiten und des dritten gewesen waren ; vielleicht ein wenig südlicher, 
immerhin aber ungefähr 60 Stadien oder 9 km von ihrem Ausgangs- 
punkt am grossen Hafen entfernt. 

Wo ist nun das AxpaTov XdTrac, der akraeische Fels, gewesen? 
Dass auch auf diese Frage in der Gesch, Sic. die richtige Antwort 
iu genauer Bestimmung des Punktes gegeben ist, glauben wir im 
folgenden beweisen zu können. Von vorneherein legt der Name 
'Axpaiov X£7:a<; den Gedanken nahe, dass dieser Fels auf dem Weg 
von Syrakus nach Akrai gewesen sei. Das Adjektiv lasst sich kaum 
iüiders erklären. Und diese Deutung stimmt mit den Thatsachen. 
Denn welches sind die charakteristischen Merkmale, an denen wir 
das Akraion Lepas erkennen können? Es muss südlich vom Anapos 
liegen, welchen die Athener von Norden her überschritten haben. 
Also kann es nicht, wie Einige gemeint haben, zum Monte Crimiti 
•gehören. Dann beschreibt es Thukydides VII 78 als einen gewaltigen 
Felsen (Xc^oc; /.apTcpo«;) mit Schluchten auf beiden Seiten (£y.aT£pw8£v 
auTou xapaSpa x.pY)(i.v(i)5r^<;). Gerade dies ist der Charakter der Oert- 
lichkeit, wo die alte Strasse von Syrakus nach Akrai aus der Tiefe 



— 153 — 

der Cava di Culatrello oder Spampinato zum Hochplateau aufsteigt. 
Es ist die einzij^e Strasse in dieser Gegend, welche auf der Höhe 
weitere Fortsetzungen zu den dortigen Slädten hat und nicht, wie 
einige Pfade, zwar hinaufführt, aher dann sich bald in den Feldern 
verliert. Ein Heer mit grossem Tross, wie das der Athener, konnte 
nur eine solche Hauptstrasse wählen. Nun existiert zwar seit einigen 
Jahren eine neue Fahrstrasse zwischen Syrakus und Palazzolo (Akrai) ; 
*iber sie macht einen grossen Umweg nach Norden und der Charakter 
der von ihr durchschnittenen Gegenden entspricht in keiner Weise 
<lem des Weges, welchen Thukydides beschreibt. An dem Punkte 
dagegen, welchen wir für das Akraion Lepas halten, vereinigen sich 
'zwei zumal für ein Heer ungangbare Torrenti mit abschüssigen 
Uandern, um die Cava di Culatrello oder Spampinato zu bilden, und 
ebenda steigt der von Osten her kommende Landweg aus der Tiefe 
<ler Cava die zwischen jenen zwei Torrenti aufragende Anhöhe hinauf, 
welche eine Neigung von ungefähr 30 Grad hat und, je mehr sie 
i:>ich westwärts erhebt, desto breiler wird. Hier haben wir also den 
Accpo; y,apT£pb^ und haben zu seinen beiden Seiten je eine yjxpi^px 
y,oY)|jLvo)Bv3;. Von diesem Hügel aus konnten die Syrakuser hinter einer 
Mauer, welche sie von der einen Schlucht nach der andern hinüber- 
4^eführt hatten, in vortheilhaftester Stellung ((j-cpaiia 7:apaT£TaY[/.£vyj 
(yjy, £"' cXi^wv asirtSwv), mehrere Reihen Bewaffneter hintereinander und 
4lie Hintermänner jedesmal ihre Vordermänner überragend, mit Leich- 
tigkeit die Athener zurückweisen. 

Ein noch grösserer Beweis für die Richtigkeit unsrer Identifi- 
4ierung des Akraion Lepas mit jener Anhöhe in der Cava di Cula- 
trello ist der Umstand, dass die Syrakuser nachher versucht haben, 
<lie Athener von zwei Seiten zu fassen, indem die eine Abtheilung 
Soldaten zur Verbarri kadier ung der Strasse aussandten, durch welche 
jene gekommen waren und auch wieder zurückkehren mussten. Es 
setzt dies nämlich voraus, dass die Athener vor ihrer Ankunft an 
<lem Akraion Lepas durch einen Hohlweg hatten ziehen müssen. 

So vereinigen die von uns für den Weg zum Akraion Lepas ins 
Auge gefassten Lokalitäten und das Akraion Lepas selbst alle Bedin- 
gungen in sich, welche sich aus der anschaulichen Schilderung des 
Thukydides ergeben. In dieser Konstatierung des westlichsten Zieles, 
welches die Athener auf ihrem Rückzug erreichen, sind wir im Ein- 
verständniss mit einem Gelehrten, der besser als wir diese Gegenden 



— 15i — 

, kennt, Dr. Ilalia-Nicastro, welcher in seinen Riceixhi per la stona 
dei popoli Acresi, Comiso 1873, S. 53, als Name der von den Athener 
passierten Thalschliicht nur Cava Spampinalo angiebt. Unsere auf 
die General Stabs kaiHe gegründete und in der Gesck. Sic. 11, 400 ans- 
};esprouhenc Muthmassun<r, dass dieser Name nur eine andre Bezeicli- 
nun^' der Cava Culatrello sei, hat sich an Ort und Stelle vollständig 
hestütigt, indem die Bauern die Schlucht mit beiden Namen belegten. 
Ks lässt sich demnach als ein für die Wissenschaft gesichertes Resultat 
lietractiten, dass die Athener durch die heute mit dem Namen Gula- 
ti-ello oder Spampinato bezeichnete Schlucht nach dem Akraion Lepa^ 
vorgedrungen sind. 

Fünftel- Tag. Thuk. VII 79 : t^ 3' üstjpiia -p-.V/upo-Jv, v.A v. 

•fAvX,vi, xa'i Et l*£V äi:!S!£V es Ä6ijvaioi, ü-r/;wpo'Jv, ei 5' ivaxwpsrr;, 
^-Ixe'VTs, X« [MtXtsTi TS!; üsriToii; 7i^'jsixr.\vr.^%,, v. ^w; y.aTÄ ßpa/> 
TpsJ'aiu-, Ol tAi Tb Q'^i.-.si\^% ^ä^osiav. »ai l-\ ;;oXü [t'iv tscoutw TfsTw 

V* tu ::Eäiqr ivs/ijpTiSaj oe i.V. oi Sypwiswi ät:' aiJT&^ i.^ tb ea'JTÜ* 
3-:p3iTiT:e5cv. Wir nehmen mit Kiepert an, dass der Ort, wo die 
Athener am Abend des vierten Tages lagerten, ein wenig südlich 
von ihrem drillen Nachtlager war. Am fünften Tag versucfiten sie vor- 
zurücken. Ihre Absicht war dabei olTenbar, eine Nachbarschlucht zu 
gewinnen, durch welche sie auf die Hochebene hinaufsteigen könnten. 
Aber wieder von den Syrakusern umringt und bedrängt gelingt es 
ihnen nur 5-6 Stadien, d. h. 750-900 m, vorwärts zu kommen. 
Augenscheinlich sind sie gar nicht in eine Schlucht eingedrungen; 
denn nach langem vergeblichem Ringen mussten sie schliesslich in 
der Ebene (i* tiji tteSlm) Halt machen, um sich auszuruhen. Wir , 
werden also diese Lagerstätte der Athener abermals ein wenig süd- 
licher von der vorigen anzusptzen haben, da sie nach dieser Seite 
hin die Mündung einer Schlucht suchen mussten. 

Jetzt aber tritt der Rückzug der Athener in eine neue Phase. 
Sie ändern nämlich ihre Marschrichtung : T^^ 3k vjxts; tw Nix'4 %■£<. 
ir,iJ,33Ö=v:'. I35X«, 67ce'.äi) xxaü; afffft ts STpitsy;*! st/_£ -tfiW IjnTfjSeiwv 
::ivTtuv äi:op!a i^Sii, "Kx: ÄXT3TiTp3UiAiTto[ji.Evsi ^tsv tioXXsi gv icoÄXi?; 

rr^i OTpaTiiv, iJnjxsTi tijw Art;* £3öv ^ 5ievs^Q»;;iv, iXXi Tsyvavriov \ et 
-'Jpaxssioi ET-^poJv, ^ps; riiv OäXaooav ^v äs t; |6;iii:a3a s3i; xütj; oüx 



— d 55 — 

-TTpb;; Kai;.ap'.vav xal FeXav xai t«? Tauiirj TwiXs'.q y,at 'EXXr^vtoa^ y,xl 
ßapßapou;. Thuk. VII 80. Der Gruad des neuen Planes ist klar; da 
sie nicht westlich von Syrakus zu dem Bargland emporsteigen konnten^ 
so hofften sie in etwas weiterer Entfernung nach Süden hin eineji 
weniger stark besetzten Punkt zu treffen, wo es ihnen leichter sein 
wurde ins Binnenland vorzudringen. Sie kehrten also noch in i\gv 
Nacht in südöstlicher Richtung nach dem Meere hin zurück und 
verfolgten süiwärts die Elorinische Strasse. 

Sechster Tag. Auch diesmal eröffnete die hesser disciplinierte 
Division des Nikias den Zug; die des Demosthenes folgte nach. Da 
die Syrakuser durch die grosse Menge von Wachtfeuern, welche die 
Athener an dem Lagerplatz zurückgelassen hatten, sich in der That 
hatten täuschen lassen, erreichten letztere, ohne belästigt zu werde» ^ 
hei Sonnenaufgang die Meeresküste und bogen in die Elorinische 
Strasse ein, um am Kakypiris angelangt in dessen Thalschlucht den 
am Akraion Lepas vereitelten Versuch auf die Hochebene zu kommen, 
wie sie hofften, mit besserem Erfolg zu wiederholen : a|xa §£ tyj v^y 
d^ixvotivTat C[j.(i); Tzpzq tyjv öaXa^Jxy, y.al £aßavT£; i; ty]v cBbv ty)/ 'EXwpivY;^ 
y.aXo'j{;ivY;v sxopeuovTo, ctto);, £"£t5Y) Y£vo'//to iizi Tto -iroTajjLtT) tw Kay,'jzap£'., 
izxpT. Tbv 7:oTa;j.bv fo'.sv avto S'.a [LZ'so^tioLq, r^X-üi^ov ^ap y.al toI>^ ZixsXo'jc 
xajrf], oj; ix:T£7i£|jL'^avT0, a7:av:Yi5£ffOa'., VII 80, Sie erreichen freilich den 
Kakyparis, erkämpfen sich auch den üebergang, wenden sich aber doch 
nicht rechts in die Berge. Nikias überschritt den Fluss geraume 
Zeit vor Demosthenes. Dieser aber wurde von den Syrakusern ein- 
geholt und umzingelt. Thukydides sagt VII 81 : ixjy.Xs^vTO auTo-j; B(yx 
8y] ovTa; xxl ^uvYJvov e; txjts, und fügt hinzu : Tb 5k Ntxbu G-pa-£j;;.x 
a:r£t)r£v k^ im 7:pi(JÖ£v y.2l 7:£VTYjxovTa aia^iou;. Also 50 Stadien oder 
7^/2 km war die Abtheilung des Demosthenes hinter der des Nikias 
zurückgeblieben, als sie um Mittag voq den Feinden zum Stehen 
gebracht wurde : xaTaXajjißavcvs'. izepi (ipiaiou wpav. Sie warf sich in eine 
mauerumhegte Olivenpffanzung, welche Plutarch Nik. 27 yj nohj^r^v.oq 
aiXy) nennt, wahrscheinlich nach jenem Bruder Gelons und Hierons, 
der einst Besitzer des Landgutes gewesen sein mag. Hier musste sich 
Demosthenes mit dem Rest seiner Truppen, noch 6000 Mann, ergebe». 

Wo die Gefangennahme des Demosthenes stattfand, lässt sich nicht 
mehr genau fesstellen. In der Gesch. Sic. II 400 f., ist ein Punkt nörd- 
lich vom Kakyparis dafür angenommen worden : ein Resultat, zu dem 



^ 150 — 

man, das Stadium wie gewöhnlich zu c. 190 m gerechnet, auf Grund 
<ler Nachricht des Thukydides kommen musste, dass Nikias um Mittag, 
wo Demosthenes umzingelt und gefangen genommen wurde, ihm 50 
Stadien voraus war und nachher noch eine, wahrscheinlich nicht all- 
zu kleine Strecke weiter bis an und über den Erineos marschierte. 
Denn die Entfernung des Erineos (jetzt Gavallata) vom Kakyparis (jetzt 
<':issibili) beträgt 10 km oder gegen 53 Stadien zu c. 190 ra. Nun 
aber haben unsere Studien für den Plan von Syrakus ergeben, dass 
viele von den Alten bezüglich dieser Stadt überlieferten Massangaben 
mit der Wirklichkeit nur dann übereinstimmten, wenn das Stadium 
zu ungefähr 150 m angesetzt wird (s. S. 24 Anm.). Dieses kürzere 
Stadium haben wir schon oben bei der Reduktion in den Meter- 
inassstab zu Grund gelegt und bemerken hier nachträglich, dass nur 
unter dieser Voraussetzung das von Thuk. VII 78 zum dritten Marsch- 
tag Ueberlieferte möglich ist. Denn wenn wir, wie in der Gesch. Sic» 
j^cschehen, das Stadium zu c. 190 m rechnen, so wären die Athener 
IUI den zwei ersten Marschtagen (40 -{-20 Stadien) nicht bloss bis in 
4 He engere Gegend von Floridia, sondern schon direkt vor den Ein- 
i^ang der Gava Gulatrello gekommen, und ein weiteres Vorrücken nach 
Westen hätte am folgenden Tag nicht durch Flankenangriffe der 
feindlichen Reiterei ('^raptrTreuov) gehindert werden können. 

Halten wir auch für unseren vorliegenden Fall an dem kürzeren 
Stadium zu 150 m fest, so wären die 50 Stadien oder 7500 m 
Zwischenraum zwischen den beiden Heeresabtheilungen recht gut in 
<len 10 km des Abstandes zwischen den beiden Flüssen enthalten und 
4's blieben ungefähr 17 Stadien übrig, welche wir theils auf ein 
<'twaiges Vorrucken des Demosthenes südlich über den Kakyparis 
hinaus, theils auf den Weitermarsch des Nikias bis zum Erineos 
i'ochnen können. Also ist es wohl möglich, dass Demosthenes den 
Kakyparis schon überschritten hatte, als Nikias noch nicht an den 
Erineos gekommen war. Und diese Möglichkeit wird zur Wahr- 
.scheinlichkeit, wenn man erwägt, dass Thukydides, ohne irgend einen 
Heerestheil auszunehmen, einfach berichtet, die Athener hätten den 
Kakyparis überschritten : izsiBy) 5* l-'(ivo'i'zo IttI tio 7:oTa;xq), eSpov xal 
svTaüOa 9üXa>tifjv Tiva twv S'jpaxojitov d-oTSt/ji^Cüjav T£ xal aTTo^iaupoOcav 
Tcv ';wcpov. y,at ßtaGa[j.£Vot auTYjv Btißr^aav ts tov '^oTaj/.by xai iywpouv 
a50'.^ 7:p5<; aXXov zoTa[;.5v, Tbv Eptveiv TajTY) -^xp ol YiY2l-''3V£<; iyiXsuov. 
VII 80. 



— 157 — 

Warum Nikias weder am Kakyparis noch am Erineos sofort 
rechis einbo^i', um durch deren Thaleinschnilt möglichst bald die 
Hohe zu erreichen — was doch nach Kap. 80 die Absicht war — , 
sagt Thukydides nicht. Waren die Führer, welche am Kakyparis 
davon abriethen, Verräther? Fühlten sich die von den Feinden unauf- 
hörlich geheizten und erschöpften Athener physisch nicht mehr fähig, 
eventuell im Kampf mit den Gegnern, Anhöhen zu erklimmen? 
waren sie geistig nicht mehr fähig, überhaupt noch einen bestimmten 
Entschluss zu fassen? taumelten sie wie Trunkene dahin, lediglicli 
von dem Drange beseelt vorwärts zu kommen, gleichviel wohin? — 
Am Abend dieses Tages lagert Nikias auf einer Anhöhe am südlichen 
Ufer des Erineos : Siaßa^ Tzpoq [/.sTdwpsv t». y-aOtae tt^v aipaTtav. VII 82. 

Siebenter Tag, Thuk.. VII 83: ci B^ Supaxcatci t9j G^Tspata xaTa- 
XaßcvTcC a'jTcv IXsyov, 5t'. cl ;/£Ta Ar<[i.o(;0£vou<; '7:apa3£Sa)xoi£v g^olz 
ajTfc'jc, xsXe'jovTsc y.ay.eivov to auTo Spav. Nikias, von den Siegern ein- 
geholt, will nicht an die Kapitulation des Demosthenes glauben, aber 
wird von der Thatsache überzeugt und bietet Bedingungen zu einetn 
Vertrag an, welche von den Syrakusern zurückgewiesen werden. 
Nun wird er von allen Seiten angegriffen und kann sich nicht von 
der Stelle rühren. Auch in der Nacht wird ein Versuch zum Auf- 
})ruch von den Feinden unterdrückt. 

Achter Tag. Noch einmal gelingt dem Rest der Athener der 
Weitermarsch : Nr/.ia^ Ss, i'KziZr^ ^i\^^9^ iy^vsTO, r^ys tyjv CTpaitav. VII 
84. Aber unter fortwährendem Kämpfen gegen die ringsum anstüi- 
nienden Syrakuser kommen sie kaum bis zum Assinaros, welcher 
nur etwa. 2 km vom Erineos entfernt ist. Der Assinaros ist {\i}v 
Fiume Falconara oder Fiume di Noto, und nicht, wie Leako 
glaubt, der einige Kilometer weiter südlich mündende Tellaro o<lor 
Abisso, welcher vielmehr dem antiken Eloros entspricht. Da der 
Eloros ein bekannter und von den Alten nicht selten erwähnter Fliiss 
ist, so ist die Annahme ausgeschlossen, dass er auch den Namen 
Assinaros gehabt habe, welcher sich nur bei den Schriftstellein 
findet, die von dem Rückzug der Athener sprechen. Es bleibt also 
in der Gegend nur noch der Falconara übrig. 

Wenn man nichts destoweniger den Tellaro für den Assinaros 
liat halten wollen, so erklärt sich dies vielleicht aus folgendem 
Umstand : Es steht nämlich in der Nähe des letzteren Flusses noch 
ein Denkmal wahrscheinlich griechischen Ursprungs, gezeichnet von 



— d58 — 

Ilouel, Bd. 111, Taf. d03 und Leschrieben auch von Dennis, Hand- 
hooky S. 323. Man glanlit, dass dasselbe, welches eine kolossale 
Siiule gewesen zu sein scheint und den Namen la Guglia (die Spilz- 
>äule) führt, von den Syrakusern zur Erinnerung an die Besiegung 
<ler Athener errichtet sei. Aber dieser Ursprung des Denkmals ist 
nicht erwiesen; und dann steht es nicht am Ufer des Eloros, sondern 
•/wischen diesem und dem Fiume di Noto. Es kann also nicht die 
Identität des Eloros und des Assinaros beweisen. Ebensowenig kann 
rnan diese daraus folgern, dass der Name Assinaros nur bei den 
Schriftstellern vorkommt, welche den Untergang der Athener berichten : 
Thuk. VII 84. Diüd. XIII 19. Plut. Nik. 27. Paus. VII 16. Auch der 
Kakyparis wird nur bei dieser Gelegenheit erwähnt, und sein Name 
existiert noch heute in der Form Cassibili. 

Uebrigens entspricht der Charakter des Fiume Falconara voll- 
ständig der Beschreibung, welche Thukydides VII 84 bei der Er^äh- 
lung der letzten Katastrophe der Athener von ihm macht : et Ss 
i\j.7:7.\7.G^6'^evoi y.aTcppsov. kq Ta ezt OaTspi te toj 'i:ozol\).c>\> 7:apacjTa,Ts; 
c'. -jpax.iatot (r^v Sk y.pr,;i.va)B£;;) IßaXXov avwOsv tou; 'AOrjvaisu;, TTivsvTag 
T£ TC'J? 'TToXXc'j; ajjjivo'J? y,a't h y,s(X(.) cvti tcJ) 7:oTa|;.w ev csisiv aiTcT; 
-rapaasstAlvou?. Der Falconara hat hohe Ufer und ist nach den ersten 
Herbst regen sehr wasserreich. Diese w-aren aber schon gefallen, als 
die Athener an dem Fluss ankamen : Itu/ov Bs xai ßpsvTai tive; 0L\tjx 
7£v:[;.3va', xal uBwp, olot. tcu Ito'j? r.pzq [A£':cTO)pcv y)5y; cvts; ^iXeT y''Y' s^Oat. 
\'II 79. Die Einwohner der Gegend versichern, dass bei solcher 
Gelegenheit der Fluss mitunter gewaltig steige, so dass er mit Leich- 
tigkeit diejenigen, welche nach dem Trünke lechzend sich in ihn 
.^^lürzten, mit sich fortreissen konnte. 

Was die Zeit der schliesslichen Vernichtung des Athenerht»eres 
am Assinaros betrilTt, so war es wahrscheinlich der 12. September 
<les Jahres 413 v. Chr. S. Unger in den Sitzungsher. der phil, 
Classe der kön. bayr. Akad. der Wiss. 1875, 1 1 und Holms 
Artikel in Bursians Jahresbericht 1876, S. 88. 

Die Syrakuser richten Nikias und Demosthenes hin; die andern 
Gefangenen verschmachten in den Latomien : xa\ toü; |;/£v aXXouc 
AOiQvaicov y.ai xwv 5'j|jL[Aaxo)v, otuccoüc IXaßsv, y.aTsßißacav i; la; XtOsTCj;/!a^, 
d^^aXEGTaTr^v sTva». vojxbavT£; TYjpr^atv, N'.y.iav It xai Atqjj.cgO^vtqv ay.svTs^ 
-zyj ruX(::7:oü dTrd^^acav. VII 86. Es waren aber der Gefangenen im 
ganzen über 7.000 : iXiQ^OriCXv ok c'. ^'J[/.xavT£c YJxktTih^ 



— 159 — 

sHs'.'irsrv, cjjLü); Ik ci>y. eXacccu«; iTrcaxicy/Auov. VII 87. Da mit Demo- 
sthenes 6000 gefangen genommen wurden, so waren schliesslich am 
Assinaros nur noch etwa 1000 am Leben, welche sich nebst Nikias 
ergaben. Bei der Schilderung des Looses der Gefangenen Thuk. VII 
^*7 iällt ein Streiflicht auf die Beschaffenheit der Latomien. Deshalb 
mag folgender Satz aus jener hier seine Stelle finden : Iv zciXi») yj^plM 
cvTa<; y.at h\i^to ttsXXo'j? ot ts i^Aict to Tupw-ov y,a\ 7:71^0? STt eAjTret Siy 
-zo acTSYacTov, xal at vuxt£^ £7:ivtvv5[j.£va'. TOuvavTicv [i^sTO^coptvai y.a; 
♦];u)rpal iri [i^siaßGAr^ £;; aaOivetav evstoispi^ov, TravTa ts TrotcuvTWv alior; 
3ia c-£vo)r(i)p{av sv tw aÜToi xa» 'irpocsTt tg)v vexpwv qxcü £1:' aX^YjAo'.? 
^'j/V£vr<p.£v(i)v, Ol £y. T£ twv Tpauj/.itwv y,a\ Sia tyjv ;i.£':aßoXYjv y.al to tcoutov 
azdOvr^axov, xal oc^'.xi r/jav oux div£y.Toi, xal Xi[j.(i) a[j.a y.at 3(^}^£'. gTrtdscvTo. 

Fügen wir noch einige interessante Einzelheiten aus Plutarchs 
Nikias bei : Nach des gewaltigen Trauerspieles Schlusscene am Assi- 
naros TOü<; ^av-pw; eoL)^biY.6TCLc, dOpotGa>T£^ zä ]j.h xaXXicxa y.al [xrj'igTa 
S£vopa Tü)v '::£pl tcv 7:oTa[i.cv aviSvj^jav aiyjJLaXwToi^ 7:avo::X{a'.c, £aT£5av(i)|j.£vc'. 
§£ auToi y.al y.oa;xYjaavT£^ itttoü? Siaxp£7:ü)?, X£(pavT£; ZI zohq rwv 'koX£{/{o)v 
cisifjXxjvcv £i; TYjv TcXiv ÄYwva Aap.-KpfTaTov, cv 'EXXr^v£<; irpc^ 'EXXr^va; 
riYWv(aa>/:o — yjtTWpOwxcTE^. c. 27. Im folgenden Kapitel erzählt 
Plutarch die Gründung des Erinnerungsfesles wegen der Gefangen- 
nahme des Nikias : 'Aaatvapiav ttjv eopTY^v 0.7:0 toj Trciaj^^ou xa/o^via;- 
*?;{X£pa 3' r|V ':£Tpa? (pOivovTo; tcu KapVibu [i-v;vcc, cv 'AOr^vatoi M£-:aY£iT- 
viwva 7:poaaYcp£'JC'jc', und sagt, nachdem er das Ende der beiden 
Feldherrn berichtet : xa (j(I)p.aTa 'r:poi; ixXq izuXxiq ixßXr^öivxa y.£isOa'. 
9av£pa TCic S£o;jivot? tsj Ocdtixaio^. '!ruvOavO|j.ai $£ ^ixp* vUv iv Supay.suca'.c 
i.C7:($a X£ijji.£vr|V zpoc, Upoi 3£(xvü(70at, NixicJ [j.£v A£YO'/£vrjV, y^paou c£ y.at 
■irop^Opa^ EU irw; -npb? aAXY;Xa ii.£j;.tY|jL£vwv Si' O^yj; c'JYy.£y.p5Tr^;AtvY;v. 
Wir wissen nicht, vor welchem Stadtthor von Svrakus die beiden 
Leichname gelegen liaben, auch nichl, in welchem Tempel der dem 
Nikias zugeschriebene Schild zu sehen war. Plutarch sagt zwar, dass 
der kostbare Schild dort noch zu seiner Zeit, also c. 100 n. Chr., 
war, aber er schenkt offenbar der Tradition über seinen Ursprung 
wenig Glauben. 

Bei Diodor XIII 34 lesen wir, dass die Syrakuser Ta; ix tcj 
T.o\i[f,c\J v£vci;iva? di^iKziaq dOpo'!<JavT£<; tcu; \j.h vaoui; avaö^j[;.aai xai 
cx'jXot? £xifcji.y;gav, twv Sl CTpaTiWTwv touc api^TsOsavTa; 'ZTXq '::pccr//.5uaa'.? 
lidpijXq £Ti[i.r^7av. 



— 161 -^ 



THEIL IV. — Syrakus unter Dionysios I. 
§ 1. Der Ausgang des Hermokrates. 

Kaum sah sich SiciUen von der athenischen Invasion befreit, so 
hatte es die noch schrecküchere der Karthager zu erleiden. Sie 
eroberten die Hälfte der Insel und zerstörten ihre blühendsten Städte. 
Selinunt und Himera fielen im J. 4()9 als Opfer der afrikanischen 
Kriegsfurie. Da griff der verbannte Hermokrates auf eigne Faust als 
kriegsführende Macht ein. Er w^oUte um jeden Preis die Rückkehr 
in seine Vaterstadt durchsetzen ;. dies Ziel glaubte er zunächst dadurch 
zu erreichen, dass er sich als Sieger über den phoenikischen Natic- 
nalfei^id einen berühmten Namen erwarb. In der That stellte er einen 
Theil von Selinunt wieder her und drang siegreich in dem punischeii 
Westen Siciliens vor. Aber bei den Syrakusern wurde das Nation sl- 
gefühl von Parteirücksichten überwogen. Hermokrates wurde nicht 
zurückgerufen, auch nicht, als er die Gebeine der bei Himera 
gefallenen Syrakuser nach Syrakus hatte schaffen lass«m ; ::apa(jx£uaaa; 
3' 6L\iiq7.q -koXutsXw^ )t£xoG[i.Y)ii.£va^ ItiI tcutwv luapexdiJLKJev auTa iirl tyjv 
Supaxociav. a-zTC? [xsv ouv ii:\ twv Sptov >taTc[ji.£tv£ 8ta to >t(i)Xu£GOa'. to'j«; 
^u^aBag 'jxb twv vc[i.(j)v £t(7t;.at, tü)v C£ [/.«t' ajToü xtva^ a'r:&(JX£iX£v, ot 
xa; 0L\JÄ^0Lq 'Kap£>t6[xtcav £t; xaq 2'jpay.o6aac. Diod. XIII 75. Es ist 
bemerkenswerlh, dass wir hier eine Fahrstrasse zwischen Himera 
und Syrakus finden. Die Syrakuser bestatten die Gebeine ihrer Todten 
feierlich : •:7avSrj[;.£l tyjv Ix^opav lT{|ji.Y;Gav, verbannten den Diokles — 
aber den Hermokrates riefen sie darum doch nicht zurück. 

Nun suchte dieser mit bewaffneter Hand ins Vaterland heimzu- 
kehren. Auch dringt er wirkhch in die Stadt ein, fällt aber hier 
im Kampfe auf dem Markt. Die Erzählung von diesem Ereignis« 
bei Diodor enthält einige interessante topographische Details und 
mit ihnen zugleich die Bestätigung der Ansicht, welche wir 
oben S. 100 f. und 113 über die Lage des Marktes ausgesprochen 
haben. XIII 75 (407 v. Chr.) heisst es nämlich : [ji.£Ta M xtva xp^vov 
Twv 9(a(i)v auTov [jL£TaT:£{ji.':ro;ji.£va)v ü)p[jLY;(j£ [j.tzoL TptcytXtwv CTpaTWOTwv, xal 
::op£'jO£\;; B'.a ty;; r£Xo)a,; fy,z \uxTb? izi tcv cün T£':aY[/.^vov t^ttov. ob 

Lupus, Die Stadt Syrakus. n 



— 162 — 

Tivi; süpwv xpoy.XTä'.XiijjiiJLivoy; Tay; tsttsu; dvEXä^ißatvE tsü; ÄfJUTspDÜvmc. 
0^ 2i S'jpw.ioist 13 YS'fsviiiAivov öy.ojwv:;; cüw toi; STiXot; ^Xöov li;i Tviv 
i";piv, 7.«6' 5;v i^rrä t:oXXo3 TiX^fjöcu; lia^av^-rs; -riv xs 'Epiioxpsmjv xat 

Ueber die topographischen Fragen, welche sich an diese Vor- 
•;ünge aiiknupren, besonders über die Lage des Marktes, soweit sie 
.lieh aus Diodors Worten ergibt, spricht Schubring, Achvadina, 
S. 21. Der Marlit rauss seit Gelons Zeiten in der Ebene sfidbch von 
S. Giovanni nicht weit von dem kleinen Hafen gelegen haben. Aber 
wo war das Actiradinalhor — 6 xati -riiv 'Axpa3!vr,v TruX6v — von 
welchem Diodor spricht? Der Küstenstrich nördlich vom Anapos 
nmsste sehr niedrig und sumpfij^ sein: es ist nicht anzunehmen, 
dnss liier, in der Nähe des Meeres, die Strasse lief, welche nach 
Süden fülirto; ebenso unmöglich ist es also, liier das Achradinathoi' 
VAX suchen. Es musste mehr landeinwärts sein. Ja, vielleicht hesse 
sich der Ort, wo es gestanden hat, noch genauer bestimmen. Bis 
/.um Kriege mit den Athenern bildete eine Linie, die von S. Giovanni 
nach Sfiden Hef, die Wesigrenze der Stadt; das Terrain westlich 
(Invon war Vorstadt und ein Theil des Temenites. Aber im Winter 
'tl5-41i wurde dieser mit Mauern umgeben (s. oben S, ISO ff.). Nun 
iVagt es äch, ob ; f.x-.i. -nj; 'A/pa3ivr,v i:uXwv der Eingang durch die 
;ille Achradinamauer oder der durch die neuerdings um den Teme- 
nites gezogene wiir. Es Hesse sich ferner fragen, ob die Syrakuser 
ii;ich dem Ende des Krieges die neue Temenitesmauer stehen gelassen 
haben. Auf diese lelztere Frage ist es unmöglich eine Antwort zu 
iicben, und bezüglich der ersteren müssen wir sagen, dass es immer- 
liin wahrsclieinliclier ist, der Name c 7.%-.7. ttjv 'A/paSivriv ^uXibv habe 
(in grosses Thor der Mauer von AchraJina selbst bezeichnet, als von 
dum Temenites, welcher vielmehr Vorstadt von Achradina heissen 
musste. 

Wir glauben also, dass die Vertheidigung von Syrakus immer 
iiDuh ibre Hauptstütze in der eigentlichen Achradinamauer hatte, dass 
Hcrmokrates den Temenites passierte, in Achradina südlich von 
S. Giovanni (s. S, 116) eindrang und von da sieb rechts wendend 
ziiiii Markte gelangte, wo er den Tod (and. 



-^ * 163 — 

% 2. Dionysios wird Tyrann. Neue Einwohner und Befestigimg Top 
Ortygia. Kämpfe des Tyrannen mit der republikanischen Partei« 

Syrakus halte seine Freiheit behauptet : es sollte sie nicht mehr 
lange geniessen. Die Karthager begnügten sich nicht mit der Ein- 
nahme von Selinunt und Himera ; bei ihrem nächsten Einfall nach 
Osten vorrückend warfen sie sich auf Akragas, Dieses fiel demselben 
Schicksal anheim, wie die beiden andern Städte (406 v. Chr.). Die 
Oefahr näherte sich Syrakus. Das bestehende Regiment zeigte sich 
unfähig zu energischer Abwehr ; und zu derselben Zeit fand sich an 
Stelle eines Gylipp, der mit Selbslverläugnung der Stadt gedient 
lialte, ein ehrgeiziger Egoist, der sie vom äusseren Feinde befreite, 
um sich selbst zu ihrem Tyrannen aufzuwerfen. Es war Dionysios, 
im Jahre zuvor Theilnehmer an dem fehlgeschlagenen Handstreich 
des Hermokrates, wobei er schwer verwundet wurde und nur dadurch, 
4lass seine Freunde ihn für todt ausgaben, dem Verbannungsurtheil 
^»ntging. Jetzt gelang es ihm, sich unter die syrakusischen Feldherrn 
wählen zu lassen, welche dem nunmehr von den Karthagern bedrohten 
Oela zu Hülfe geschickt wurden. Aber nicht zufrieden mit der sekun- 
dären Stellung, welche ihm seine Mitbürger verliehen hatten, wollte 
^'r fürs erste wenigstens alleiniger Feldherr der Republik werden 
und wählte zu diesem Zwecke folgendes Mittel. Er verliess seinen 
Posten in Gela, kehrte eiligst nach Syrakus zurück und Osa? oüar^i; 
£v Tat; 2ilupay,o6^a'.? tt)v wpav tyjc aT:cuX(xr(riq twv va zou OeaTpou -^apijv 
£i; TYjv TTcXiv. Diod. Xni 94. Hier klagte er seine Mitfeldherrn des 
Hochverrathes an und setzte es durch, dass er zum alleinigen, unum- 
-schränkten Oberfeldherrn, dipaTr^YO? aÜToxpiTwp, ernannt wurde. Zur 
Tvrannis fehlte ihm nur noch die Leibwache. Auch diese verschaffte 
er sich, und zwar durch dieselbe List, die einst Peisistratos in Athen 
umgewandt hatte. Nun brachte er ein grosses Söldnerheer zusammen : 
';:avTa)f60£V (JUvyJyc toüi; ^uyaSag xal aasßeT.; eXTCt^wv S'.a tgjtwv ßeßaioTarifjv 
rr^pTfiT^^z^^CLl tyjv tupawiSa. cu i>T,v aXXa '::apaY£vö[j.£vo; £i; 2'jpay.oujag 
y.a':£GX'iQvü)C7£v Iv t(o vaüSTaO;ji.(») favcpo)? eauTcv aTToSd^a? Tupavvov. XHI 96. 

Die Wahl des Arsenals zur Residenz ist eine wichtige That- 
-sache. Wir haben in der Geschichte der athenischen Belagerung 
gesehen, dass die syrakusischen Marineetablissements auf dem Isthmus 
nnjrefalir da gewesen sein müssen, wo heutzutage die Fortifikationen 



-^ 164 — 

sind, "Wer hier residierte, war Herr der Veriiindong zwiscben Ortv^ 
ond Achradina, Herr der Flotte, knrz Herr der Stadt. Die früheren 
Tyrannen von Syrakns wtAaten wahrs^beinlicb auf Ortygia in aumit- 
teli>ari;r N^he des Arsenals. Ihr Palast stand wobt nicht mehr ; sonst 
hätte Dionys kaum das Arsenal bezogen, welches so manche einem 
Tyrannen erwünschte Annebrolichkeit vermissen Hess ; er müsste 
denn zunächst die absolute Sicherheit dem Glanz vorgezogen haben. 

Im Jalire 4<ß fehlte wenig, dass Dionys, der in unglücklichem 
Keldzug den Karthagern Gela und Kamarina hatte prei^eben müssen^ 
(He HeiTscliaft über Syrakus verloren hätte. Den von ihm selbst 
erweckten Erwartungen halte er nicht entsprochen, und da er nicht 
mehr ausgerichtet hatte als die von ihm gestürzten Feldherrn, so 
war kein Grund ihn in der Aasnahmestellung zu l>elassen. Noch 
beim Heere befindlich merkte Dionys, dasa eine allgemeine Erhebung 
bevorstand. Gelang es seinen Feinden ihm die Stadt zu vcrschli essen, 
!*o war er verloren. Drum verlieas er in Eile das Heer und kehrte 
nach SjrakDS zurück. Aber noch schneller als er sind seine Feinde, 
die syrokusiscben Heiler, Mitglieder der Aristokratenpartei. Sie 
kommen vor ihm an und *aTaXaßsvT£5 i^; iv toT^ /siapiv.^ ÄpooOirrz; 
■:« i:tf\ -riiv FsXav et5f,/.Ö37 cäSsv's; xMMsavto;, xal ■Hjv iasv alvJ.xv toj 
Aüvu^loy ii.rifT.z'JM yi'^u^m äpi^psu zt xJti xp'"'iü v.i: if,? äXkr,^ i:ah}- 
-{ktl%i xaiTr,^, rriv äk yj-ijXv.% (die Tochter des berühmfen Hernio- 
krales) äiäOssav -/«nS?. XIII 112. Dionysios verzweifelt jedoch nicht 
an «einer Itetlung und folgt den Empörern auf dem Fasse nach : 
iixvlm^ staJio'j^ wpi lETpaÄOffäau; sap^v Kepi [tssa? viätz? T:pö; T/jy 
irfiXijv ■rij; 'A/pa3ivf,? i^eö' ijnräuv IxiTbv xai tjsCwv E;aMofü(v. ?jv xaia- 
Xaßiiv xaXstijivTiv ^:poo^6i]r.EV aürjj töi» v^'za.y.syLOiUc^ita'i Ix töv eXöjv 
xiÄa^v, ^ xp*,5Ö3t vojAiSloudiv ci S-jpaiiiotoi i:p6; -ri^v -rij; xovi'a? ouväsosv- 
iv Saiji !l (Tjvigaive tÖ? iciXa? xataxiscBat, TCpoijavgXäiJ.ßave toj^ äjusTE- 
poüvia;. iirsiäi] Si tb nöp xailfÖEipi tiq itüJ.o^, cltoi; p.h [u-cä twv 
'flxoXouthjxirt.iv eirfiXauvg Siä ti;; AxP'^'^f. "^wv 3' iTn^äuv oE Suvitco- 
TÄTst ib 'fs-fsvi? [ixoÜ5avT£( tb ;jiv ■!:\'fßoq oin, iiviiJ.Evcv, eiöi*? S' kqs^sr,- 
Oouv Bv-e? iXffo! TuavTEXw;. ^cav 31 ssp- t^iv (^j-opiv xai xuxXw8£-;ts; Ei;;t 
Tßv lAisOofipuv äTravte; xaTv^xovTfaOijoav. XIII 113, 

Wir liabon also auch in der Geschichte des Dionys, wie in der 
dcs Hcrmokrales, Angreifer, welche durch das Thor von Achradina 
eindringen, und eine Schlacht, welche auf dem Markte geschlagen 
wird. Auch dieses Mal ist es offenbar, dass das Achradinalhor nicht 



— 165 — 

^ben auf der Terrasse liegen konnte, sondern dem Meere tenachbärC 
jsein musste. Das ist auch Schubrings Ansicht, Achrad, S. 34. Doch 
fugt derselbe hinzu, dass sich aus obigen Vorgängen die engste Ver- 
bindung zwischen der Werft und dem Stadtthor ergebe. Dieser 
Gedanke ist zwar in der Theorie richtig; denn es wäre für die Ver- 
theidigung der Stadt von dem grössten Nutzen gewesen, wenn die- 
jenigen, welche Achradina betreten wollten, dies nur durch das 
Arsenal hindurch gekonnt hätten. Aber der Text Diodors sagt davon 
nichts, ja er scheint vielmehr eine solche Annahme auszuschliessen. 
Aus obiger Stelle über den Eintritt der aufrührerischen Reiter in 
das Arsenal ergibt sich keineswegs, dass das Arsenalthor und das 
Achradinathor identisch oder nahe und in Verbindung mit einander 
gewesen sind. Es ist wahr, Diodor berichtet einfach, dass die von 
aussen kommenden Reiter ins Arsenal eindrangen, ohne hinzu- 
zufügen, dass sie zuvor in der Stadt gewesen sind. Aber dies beweist 
noch nicht, dass das Arsenalthor direkt auf das Feld ging. Es war 
nicht nöthig, den Eintritt der Reiter in die Stadt zu erwähnen. Für 
gewöhnlich standen die Thore der Stadt allen Kriegern derselben 
-ölfen, um so mehr, wenn sie einer angesehenen Klasse von Bürgern 
angehörten. Die Reiter konnten also ohne Schwierigkeit das Achra- 
dinathor passieren, und Diodor hatte es nicht nöthig diese Thatsache 
zu erwähnen. Anders lag die Sache mit dem Arsenal. Die Reiter 
hatten dort eigentlich nichts zu thun; es wäre also nur natürlich 
:gewesen, dass die Thore für sie geschlossen blieben; deshalb war es 
vfiothwendig, dass der Geschichtsschreiber erwähnte, wie sie in jene 
Sonderfeslung hineinkamen. Es folgt also durchaus nicht aus der 
Diodorstelle, dass das Arsenal ein Aussenthor nach dem Feld hin 
liatte. Aber, können wir hinzufügen, es war dies auch gar nicht 
einmal wahrscheinlich. Als Dionys vor Syrakus anlangte, öffnete er 
-das Stadtthor mit Gewalt; wenn das Arsenal ein besonderes Thor 
:an der äusseren Stadtmauer gehabt hätte, warum erzwang er den 
Eintritt nicht hier? Der Besitz des Arsenals musste für den Tyrannen 
von höchster Wichtigkeit sein. Es ist also wahrscheinlich, dass er 
•den Versuch hier nicht machte, weil er ihn nicht machen konnte^ 
weil das Arsenal kein besonderes Aussenthor nach der Landseite hin 
hatte, sondern sich nur nach dem Stadtinnern zu öffnete. 
'■ *0 8k Aiovuaio?, fährt Diodor fort, iT;eX6(i)v ty)v x6Xtv tou^ xs 



_ 166 _ 

Die aristokratischen Reiter zogen nach der Sladt AJtna, ■während die 
Geloer und Kamarinaeer in Leontinoi eine neue Wohnslätfe fanden. 
So gründete Dionys seine Tyrannis. In dem darauf mit den Kartha- 
gern geschlossenen Frieden wurde er von ihnen als Herr von Syraku* 
anerkannt. 

Die geftihrlichsten Gegner seiner Tyrannis hatte Dionys aus der 
Stadt Iieseitigl. Diese selbst vollständig umzugestalten war sein 
nächstes Ziel. Diodor schreibt darüber XIV 7: Kaii äk ti]v SixiWav- 
Ätovüffio? 6 -röv -tjiiXtWTav xiipowo;, iiCstot) T:pb<; Kap7_T;33v£oU5 efp'fivi;-/ 

l^eiv £15 To ^V eXe'JÖtpiav avam-c^Quaaeit. 6:wpbiy Sk -rij; i:5>^ws tt;v 
Nijaov i/up(i>-:äTr,v oüaav na- 3uva[jiiv>5v paSiu; ^uXärrssOit, -caÜTYiv lüv 
3i((«)tsäi(Ar,5ev ii::b ttjs äX/.irji; itiXeo)? -niysi TCaXuTsXir, y.at ^Tipfou? üi]'Ti- 
Xoü; yj!t tluhvoui; evq»io3i[Ai5aE, xat xpb airij^ y^pijiJLaTwr^pia xai moa; 
cuva[Aävi( ex^wv eT:i3£xE(iOa'. xXt,6os. 4'*oBij*Yioe h' vi airij 7;oXuTsX5q: 
Ä^upidyLe-n^v ÄKpfeoXtv i:pbi; TÄ5 aifvi3£ou; xatafUfi? xai s'Jn,TrEpiäXaß= 
iqi TOÜ-nj; Tsi/Es rä Trpb; ijji (ji'Ypiii Xi[j,lvt tw Aaxxtu xaXou[ji£vw veiipi»' 
laöra ä' £5^,xov-a tpt^fjpeii; ^upolrt-ca toIXtjv ei/e xXeiciaevjiv, £t' ^; xni. 
Iftiav Tuv VEwv Eii^iXEtv «uiiißaivE. vr,i; tk •jri'P^'i ^'' t*^^ ip£!Tf]v i^eXi- 
l*evo; läiiipf^oa-ro tciq te iptXoi? xai Tor; i?' ■fifeiwvia? TETav^Evoij, irijv S' 
äXXi]v liiipisEV ii:' Üti]^ 5ewii) te xai ToXi-o), wuTTspiXa^wv tiT) töv TroXitöv 
ävipjXTi ToiJs -^.Xäuöepujjiivoa? äcuXouij, 0^5 tf.£ks. veoxoXito;. St^äunE äs 
xat tä; oixtaq tcT; Ö/Xot? ijXtjv twv sv ttj N^iüi ■ taira; ää T0T5 f iXai; 
xai xöi? pi'.oOo^ipoiq eäupi^oato. Dionys trennte also Ortygia von der 
übrigen Stadt durch eine Mauer mit hohen Thüimen ab, errichtete 
voi- dieser Mauer Gebäude zur Abwickelung von Geschäften und 
geräumige Säulenhallen, baute in Ortygia eine Citadelle, deren Mauern 
auch das Arsenal des kleinen Hafens umschlossen; dieses Arsenal 
enthielt eine Werft für 60 Dreiruderer und war so ges|N;rrt, dass durch 
die £infuhrt nur ein Schiff auf einmal passieren konnte j endlich 
vermehrte er diu Bürgerschaft durch fieigelassene Sklaven und nahm 
eine Keuverth^ilung aller Häuser und Grundstücke vor, wobei er das- 
Besle seinen Freunden und Söldnern verlieh und auf der Insel Ortygia 
überhaupt nui' solche wohnen Hess, die ihm treu ergeben warerr. 
Im Anschluss an die Besprechung unsrer Diodorstelle durch 
Schubring, Ächrad. S, 25 iT. können wir behaupten, dass die neue 



— 167 — 

Akropolis sich wahrscheinlich über den Isthmus und seine nächste 
Umgegend erstreckte, und dass das Arsenal des kleinen Hafens sich 
von der Ortygiaseite nach der gegenüberliegenden hinüberzog. Wns 
das Hafenthor betraf, welches nur einem Schiff auf einmal Durch - 
lass gewährte, so glauben wir nicht, dass es zugleich die Einfahrt 
von der See in den kleinen Hafen war, der so in seiner ganzen 
Ausdehnung ein Theil des Arsenals geworden wäre. Da das Arsenal 
unter demselben Dionys noch eine bedeutende Erweiterung erfuhr, 
ist es wahrscheinlich, dass dasjenige vom Jahre 404 noch nicht den 
kleinen Hafen in seiner ganzen Ausdehnung umfasste. Die Mauer, 
welche mit vielen hohen Thürmen ausgestattet, die Insel gegen das 
übrige Syrakus abschloss, erhob sich natürlich auf dem Festland und 
lief nordwestlich von Isthmus und kleinem Hafen, zugleich das ArsennI 
einschliessend. Wir wissen nicht, ob diese Mauer da, wo sie dos 
Arsenal umgab, von dessen Umfassungsmauer verschieden war ; 
jedenfalls aber bildete sie der Mündung des Isthmus gegenüber ein 
besonderes Festungswerk. 

Die Gebäude, welche Dionysios ausserhalb dieser Mauer errichtete, 
XpiQH.aTiffTiQpta und crcoai, verlegt Schubring, Achrad. S. 37, wie es 
scheint, mit Recht nach dem Markte. Denn diesei* musste sich an die 
neue Mauer von Ortygia anlehnen. Es war dies für den Tyrannen 
das bequemste Mittel das Volk zu beherrschen und etwaige Aufstände 
zu verhindern. XIV 44 spricht Diodor von zoiXq xaia tyjv ayopav 
(jToai?. Wenn Schubring unter den y^pT^\LOLv.avflpl(x weniger Geschäfts- 
4okale, wie Börsenliallen, Bankgebäude, als öffentliche, den Slaals- 
zwecken gewidmete Gebäude versteht und dabei an ein ßojXsu-nfjptcv 
und ein irpuTavetov denkt, dergleichen Cicero Verr. IV 119 mit amphs- 
sima curia und ornatissimum prytaneum erwähnt, so kann er Recht 
haben, wenngleich diese Bedeutung von yjpTtiLOiv.zvtipio'* nicht di(* 
übliche ist. 

Dass die Akropolis von Syrakus zu Ortygia gehörte, sagt Diodor 
auch XIV 75 : 6 8' 'I[JL(Xy.(ji)v vuy,Tb? xapaxoii.i(7a<; dq tTjV ixpöxoXiv tx 
Tptaxöcjia TdtXavTa '^ap£8(i)xe 'zoiq ^v tt] Nifjcw T£TaY[A£vo',(; uirb TOi> Tupivvou. 

Diod. XVI 9, 13 und 70 wird von axpo^öXst? gesprochen, und 
Kap. 70 : tä^; [asv xaia tyjv v^aov axpoxöXe'.?, wie auch 13 : £V [jlIv Tal; 
ixpoxöXeatv, handelt es sich nur um Ortygia, welches demnach wenig- 
stens zwei Akropolen hatte. Wir können also annehmen, dass ausser 
der auf dem Isthmus noch eine oder mehrere Burgen auf der Insel 



wirc-n; und in der That wäre für die Vertfaeidignng derselben ein 
l'oi-t luf der Südspilze, da wo jetzt das Castello di Haniace stdl, 
>*lif nützlich gewesen. Von dwi Werften und den Flotten der Sladt 
sull weiterhin die Rede sein. 

Die von Dionyx errichteten Festungswerbe sdltea sich noch in 
<l'.TDvill>en Jahre ihrer Erhauun^ nützlich erweisen. Einige Syrakuser 
im Heer des Tyrannen machten einen Aufstand und ^xp^^ävTe; 
T0J5 l^ X'.Tir,- iot:«; (also, wie wir gesehen haben, syrakasische 
Aristokraten) iv tv.- xaXa^i^fvxi; T^inmXii^ ävxeTcpitsi^äiUirav tä 
Tjpivviii xjI !iEy.)4toxv «irbv tf,^ ixi tipi zwpav e^iäsu. Diod. XIV 8. 
Kk ist dieselbe Stellung vie die, welche die Syrakuser im i. 463 
■^>!gen die Söldner der Tyrannen einnahmen, und damals hatte sich 
mich Diod. XI 73 auf die gleiche Weise ausgedrückt: eiO-j; f«p -riS; 
i-i-rr,? y&pjn t%oin tni; djeunniiT*; E-j/epö; etpfov (s. oben S. 108). 
Alior die republikanische Partei kämpfte im J. 404 nicht mit dem- 
mMIigii Erfolg wie in den Jahren 463-461. Die Empörer griffen die 
Mauern der von Diony.'i l>esetzten Stadtlheile an : xzTEnuüznav ii X3>. 
•j.r,Yjtiii^ta, 3-.' öv t* tecxi) oaXeüavTs^ l^eXuoi, xai rpoiii^a>J^ov )(,a6' 
TiiAipav tf; Nijoij) Diese Notiz ist nicht recht klar; man sol He vielmehr 
lii(?r die Erwähnung von Achradjna, welches von Epipolai aus ange- 
Hiiffüii wurde, an Stelle von Ortygia erwarten, denn Ortygia war, 
\vie Thukydides sagt, ij evts; -si}.!.^. Aber es scheint, dass das Land- 
heer zwar Achradina angriff, die Flotte der Aufrührer aber Ortygia 
liodrängle. Inzwischen brachten kampanische Reiter dem Dionys Ent- 
salz. Mit ihrer Hilfe macht er einen Ausfall und schlägt die Syra- 
kuser X£pi -riiv Tiixv niXiv xa).ouiAäv>]v. 

Hier wird die Neapolis von Syrakus zum ersten Mal in der 
tlescliichte erwähnt. Sie kommt nicht oft bei den Historikern vor; 
:ilM;r wir ersehen aus Cicero, Verr. IV 53, 119, dass sie damals für 
rillen der Haupttheile der gesamten Sladt galt und das Theater, 
die Titmpel von Ceres und Libera, sowie die Statue des Apollon Teme- 
hites enthielt. Die beiden Tempel stehen nach Diod. XIV 63 in dem 
'A)^pa3ivii; rpoioTEWv. Der Apollon Temenites rauss in demselben Te- 
iiienoa gestanden haben, von dem schon Thukydides spricht (s, S. 121) ; 
'in Beweis, dass die Neapolis auch die Höhe oberhalb des Theaters 
iimschloss. Da nun die Tempel der Ceres und Libera weiter in der 
Niederung standen (s. S. 102), so können wir mit vielen modernen 
Topographen eine obere Neapolis (Temenites, Theater : ad summam 



— 169 — 

Neapolim theatrum maximum, Cic. a. a. 0.) und eine untere (Tempel 
der Demeter und Persephone) unterscheiden. Jene nennt man auch 
die griechische, diese die römische Neapolis. Jedoch sind die Tempel 
der heiden Göttinnen aus der griechischen Epoche. 

Kurz nach der Wiederherstellung seiner Herrschaft üher die 
Syraicuser sicherte er sie, noch im J. 404, durch weitere Massregeln : 
TOJ^ Supaxoaioü^ ext tov öeptai^bv dixöaTstXai; eiCYjXOs ta^ ol%ioLq xat tä 
[jikv 5iwXa wivTWv d^giXeTo, [xeta 8k tawö' etepov Tst^oc u>x,o§6[Jt.£i icept tyjv 
ixpiwsXiv, xat vaQ? Te xaTeoxsuilJeTO, öuvr^^s 8k xat [JLKjOoföpwv icXyjOoc, 
xat TÄ XoiTca •JMtpcOxeualJsTO icpb? "Ojv da^aXetav tyj? 'Tüpavv{8oq. Diod. XIV 
10. Die genauere Lage der neuen Festungsmauer läset sich nicht 
mehr bestimmen; nur ist es Thatsache, dass dies die dritte Mauer 
war, welche die Akropolis auf der Nordseite vertheidigte : 1) die 
innere Mauer der Citadelle (•rcoXuTsXöi; w/upwjjLdvTQ ixpöxoXi^ XIV 7), 
2) das 'zei'/oq -TcoXüteXi^ (ebenda), 3) dieses Ixspov Tetxo?. Also zwei 
vollständige Ringmauern und die Quermauer gegen Achradina. Seitdem 
zeigte Dionys sein grosses militärisches Talent in der trefflichen Aus- 
wahl, Herstellung und Vervollkommnung der mechanischen Kriegs- 
mittel. 

Die Verpflanzung ganzer Bevölkerungen war in Sicilien nichts 
ungewöhnliches, sei es als Sicherheitsmassregel für die Einwohner 
einer Stadt, welche in Feindeshand fiel, sei es als Ausfluss tyran- 
nischen Regiments. Durch dieses Mittel hatte schon Gelon Syrakus 
vergrössert, indem er die Kamarinaeer, die Geloer, die Megarer dahin 
übersiedelte; so machte es auch Dionys, welcher 405 die vor den 
Karthagern fliehenden Einwohner von Gela und Kamarina nach 
Syrakus führte und, als sie entrüstet über den Mann, welcher der 
Tyrann seiner Vaterstadt geworden war, dem Joch des Dionys in 
Syrakus den Aufenthalt in Leontinoi vorgezogen hatten (Diod. XIII 413), 
im J. 403 die Zahl der Einwohner von Syrakus dadurch vermehrte, 
dass er die Bürger von Leontinoi selbst dahin verpflanzte (Diod. 
XIV 15). Später hat er es ebenso mit den Einwohnern von Kaulonia 
gemacht (Diod. XIV 406). Natürlich wies er allen diesen Neubürgern, 
wie seinen Söldnern, Häuser in der Stadt und Felder im Landgebiet 
zu. Beides entzog er oflenbar den bisherigen Eigenthümern. Der 
Besitzstand war damals in Syrakus, wie überhaupt in Sicilien, wenig 
gesichert. 



g 3. Dionfsios befestigt die ganze syraknsische Terrasse. 

Des Dionys UnterDehmungen behufs der Befestigung der Stadt 
Syrakus wurden immer gi-ossartiger. Recht wichtig waren schon, wie 
wir gesehen haben, die von ihm bis dahin ausgeführten Werke ; aber 
sie dienten nur der Verstärkung der Akropolis, d. h. des Centrunns, 
Nun blieb aber, so stark dieses Centrum auch sein mochte, immer 
diä Gefahr, dass ein zahlreicher Feind sich auf der beherrschendea 
Anhöhe von Epipolai festsetzte und von da aus eine Einschliessungs- 
inauer baute, Es war dies schon einige Mate geschehen. Von da aus 
hatten nach Gelons Tod die Syrakuser selbst zweimal die Stadt ange- 
grifTen, als sie noch Thrasybul inne hatte, und als die Söldner sie 
besetzt hatten; von ebenda aus hatten die Athener sie bedrängt und 
hatten schliesslich die syrakustschen Republikaner die Tyrannis de:^ 
Dionys geiahrdet. Es gab nur ein einziges Mittel sich gegen AngriHe 
von der Seite her zu sichern, die immer furchtbar waren, wenn sie 
mit einer ansehnlichen Truppenmacht ausgeführt wurden; wenn 
nämlich Epipolai in den Bereich der städtischen Festungswerke 
hineingezogen, d. h. die ganze Hochterrasse von Syrakus mit Mauern 
umgeben wurde ; ein schwieriges, kostspieliges Unternehmen, welches 
die Kräfte andrer Regierungen und Fürsten von Syrakus überstieg, 
nicht die des Dionys, eines der energischsten und intelligentesten 
Herrscher, die je gelebt haben. Im ganzen war eine Mauer von mehr 
als 14000 m Länge aufzuführen. Es war ein Werk, das in Bezug 
auf seine Ausdehnung mit den Mauern zwischen Athen und dem 
Peiraieus zu vergleichen war, und diesem Werk der Athener ent- 
spricht das des Dionysios auch in einer andern Hinsicht. In beiden 
Fällen dienen die Mauern nur dazu, um mit der Stadt einen für die 
Vertheidigung wichtigen Punkt, dort den Peiraieus, hier den Euryalos, 
zu verbinden, und sie sind bestimmt zu verhindern, dass der Feind 
auf dem dazwischen liegenden Terrain festen Fuss fasse; dies 
Terrain braucht deshalb nicht vollständig von Wohnungen einge- 
nommen zu werden; und es war auch in der Thal weder der Raum 
zwischen den langen Mauern Athens, noch das syrakusische Epipolai 
je vollständig bewohnt. 

lieber die Art der Ausführung überliefert Diodor XIV iS zum 
Jahre 402 folgendes : tsü; ipx'texTova; xapxXa^ü dnch t^; tciItuv 



— 471 — 

uxap/et Tet/o? . 6 y*? töxo^ oütO(; TeTpa[ji.[ji.£vo^ iorl xpb? apxTcv, Äxö- 
xpYjlJLVCQ $£ xa<; xai 8ta ty)v Tpa^'^'^^Q'^* SudxpöaoBo!; h, twv I^wOev [xspöv. 
ßouX5|j.svo? oüv 'zcf.yß.cf^f tyjv xaTacxsüYjv töv tei/öv ftveaOat, tov äxo tyj^ 
Xwpa^ oxXov Y)6pot(j£v, s§ o5 tou? suOstou? av8pa^ ixiXdSa^ st? e§ax'.;- 
iwp'loü;; ixiStetXe touto'.? tov Teixi'Cöixevov t6xov. xaO' exa^TOV [xkv ouy 
GTöt^tov dtp^tT^KTOva^ exdaTTQas , xara h\ xXd6pov sTcdTa^ev ot)coS6[jLCü^ 
xat Toü? To6Tot(; uTn^psTtjacvTa^ ex, töv ßtWTwv £t<; Ixaorov icXsOpsv 
3tay.offiou? • X^?^*5 ^^ tout(Ov ^TSpot TrafJLxXYjOet^ tov dipt6[jÄv lT£[i.vcv 
TC^; divipvaaTOV XiOov. e^axio/iXta 8k Ce'i^riQ ßoöv exl tov otxetov t5xov 
xap£x6ii.iUv. "^ $£ lpYalJoii.ev(i)v xoXuxetp-* xoXXyjv xapeCxeTö tcT^ Oswjjls- 
vot? xaTaxXrj^tv axivTWv axeüBövTWv TeXlaai Tb TeraY{Ji.evov. 6 fap 
Atov6<Jio<; TYjv xpo6ü[jL(av tou tcXt/jOgu? ixxaXoüjjLsvo? li.£"^(£Xa5 xpo^Or^xs^ 
8(i)p€a(; Tot? xpoT£pr)aa(Ji, SCya jx^v toT? apxtTixTOffi^ X^p'^? ^^ '^^'^^ ofxoSf- 
jiÄtq xai xaXtv Tot^ ipYacopLivoK; • xat auTb? 3k ii.£Ta töv (pCXwv xpo^,- 
8p£ue TÄ? YJii.£pa<; oXa; T0t<; ^"io\q hv. xavT« töxo^ ixt^aivcixEvo^; xal 
Tot<; xaxoxa6ouatv act xpoaXajjLßivwv. xa6öXou Z\ ixo6diJi.evo<; Tb TYJq äpX'*!^ 
ßipo^ ßiwrr^v auTbv areSsCxvüE xat toi? ßapuTocToi? twv Ip^wv xpo^i^Ta- 
{j.£Vo<; üX£[X£V£ TYjv auTYjv To?? äXXöi? xaxoxaOstav, ß)CT£ ttoXXy) j^kv £pt^ 
£Yiv£T0 xai TOiq TTj;; r|[ji.£pa(; £pYOt<; 2viot xpo^ETtOficav xat jA^pYj töv vüxtöv 
TO^auTTj axouSr) Totc; xXyjOeciv ivtTCexTwxfii. Siöxsp (iv£Xxi(JT(0(; 4v f,|jipai^ 
eixo'Jt t^Xoj; 2ax£ "^b teT^c«;, Tb j^kv ixTJxo? xaTaoxeuaaOkv exI aTaBiou? 
TpiixcvT«, Tb o\ 'jtl^o!; cuixjjLETpov, am£ tw Tet^Et tyJ(; ixupoTYjTo? xpoo^E- 
voji.dvY;? dlvaXo)Tov £x ßta? urdp^at • toi? y^P wjpYOi<; SieiXt^ttto xuxvo?«; 

xat ÜtJ/TQXot?, 2x TS XlOwV cjjXoSiliLYJTO TETpaTC^Bwv 9tXoTtlX(i)(; (juvEtpYac- 

{iL£vü)v. Dionysios erbaute also in 20 Tagen eine Mauer von 30 Stadien 
oder 4500 Meter Länge. Sie krönte den Nordabhang der Epipolai- 
terrasse. 60000 Mann, auserlesen aus der Bauernschaft der syra- 
kusischen Feldmark, arbeiteten daran« Viele von ihnen brachen die 
Steine und richteten sie zu, andere transportierten die Quaderblöcke 
vermittelst 6000 Paar Ochsen an die Baustelle, und 36000 Menschen 
setzten sie gleichzeitig zur Mauer zusammen. 

Es ist eine bemerkenswerthe Thatsache, dass Diodor hier nur 
von der nördlichen Epipolaimauer spricht: seine 30 Stadien geben 
fast ganz genau die Mauerlänge von der Scala greca, wo, wie wii* 
bei Gelegenheit der römischen Belagerung sehen werden, das Hexa- 
pylon stand, bis zum Euryalos an. Nicht lange nachher (396 v. Chr.) 
kamen die Karthager und belagerten Syrakus« Damals war also nach 



— 172 — 

Diodor nur die Nordmauer von Epipolai vollendet, und nichts desto 
Avenig^er versuchten die Karthager keinen Sturm auf die syrakusische 
Hochebene. Dann lesen wir an einer übrigens lückenhatten Stelle 
bei Diodor XV 13 zum Jahre 385 von der Errichtung einer Mauer 
um Syrakus, welche also die Ergänzung jener vom Jahre 402 gewesen 
sein würde, indem nun der Südrand von Epipolai befestigt worden 
wäre : xal Tct^o? xsptdßaXe vfi xöXet tyjXixouto to liLd^cöo?, öffTs x^ 
t:5X61 Y£vl(jOat Tbv 'jrspißoXov \Li-^tT:o^ twv *EXXt)v{8ü)v -jriXewv. Aber ist 
das wahrscheinlich ? Sollte im J. 396, als die Karthager Syrakus 
belagerten, nur die nördliche Festungslinie von Epipolai vollendet 
gewesen sein? Hätte eine einfache Mauer von solcher Länge nicht 
von den Karthagern angegriffen werden müssen ? Hätten sie dieselbe 
nicht genommen? Ist es nicht wahrscheinlicher, dass schon im 
J. 396 auch die Südmauer von Epipolai stand? Dies ist die 
Meinung Schubrings (Bewäss, S. 622), welcher glaubt, dass Dionys 
schon 402 auch die Südmauer gebaut habe. Die Erwähnung der 
Gesamtmauer des Dionys zum J. 385 sei nur Zusammenfassung früher 
gemachter oder auch unterlassener Mittheilungen, nicht die Angabe 
«iner neuen Anlage. Auch wir glauben, dass zu den Zeiten des 
grossen Karthagerkriegs 397-396 nicht nur auf dem Nordrand, 
sondern auch auf dem Südrand von Epipolai eine Mauer gestanden 
haben muss ; sonst wären die Karthager auf die Hochebene vorge- 
drungen. Aber andrerseits ist es sicher, dass die so eingehende Be- 
schreibung des Baus bei Diod. XIV 48 sich nur auf die Nordmauer 
liezieht. Diodor sagt es, und die Ueberreste dieser Mauer beweisen 
es, dass sie zu derselben Zeit und mit demselben Material gebaut 
ist; sie ist gleichsam aus einem Wurf; die Südmauer hat nicht 
diesen einheitlichen Charakter. Es spricht also thatsächlich Diodor 
von dieser letzteren nur unter dem Jahr 385, wo er die gesamte 
Stadtummauerung vollendet sein lässt. Das hebt aber nicht die Mög- 
lichkeit auf, dass auch an der Südmauer die wichtigsten Theile zur 
Zeit der karthagischen Belagerung vollendet waren. Ja, man kann 
auf Grund der Erwägung, dass die oberen Schichten der Südmauer, 
was die Beschaffenheit der Steine betrifft, mit der Nordmauer über- 
einstimmen, zu dem Schluss kommen, dass im J. 402, wo Dionys 
die letztere baute, schon ein Theil der Südmauer bestand, und dass 
er damals jene von Grund aus neu errichtete, diese nur vervollstän- 
digte. Vielleicht beschränkte sich der schon vorhandene Theil der 



— 173 — 

letzteren auf einige Forls an besonders wichtigen Punkten, wie die 
bei Tremilia vorspringende Bastion, welche mit ganz anderm Material 
erbaut ist als die Mauer. Wenn die Richtung, in welcher die Nord- 
rnauer läuft, noch im einzelnen deutlich zu erkennen ist, so lässt 
sich dasselbe nicht von der südUchen sagen. Ihre Spuren gehen nur 
von dem Kastell Euryalos bis zur Pprtella del Fusco. Oestlich von 
dieser ist nichts mehr zu erkennen. Nun musste aber zwischen hier 
und Achradina eine Mauer existieren. Wo ist sie zu suchen? Wahr- 
scheinlich zog sie sich um die ganze untere Neapolisterrasse, die sog. 
Gontrada Fusco, ohne jedoch, wie wir gesehen haben, den Charakter 
der Gleichartigkeit zu haben, i 

Fassen wir das Gesagte zusammen : Dionys begann die Ring- 
mauer von Epipolai im J. 402 mit der Befestigung des Nordrandeis, 
die er in 20 Tagen vollendete. Damit begeisterte er das Volk für den 
Ausbau einer grossartigen Festung. Dass diese aber mit der Nord- 
mauer allein nicht hergestellt war, musste das Volk begreifen. Somit 
baute man weiter, aber mit weniger Hast und mit Anlehnung an 
die am Südrand der Terrasse schon bestehenden Befestigungen. Man 
baute weiter bis zum J. 397, wo die Südmauer zum grössten Theil 
vollendet war. Das Ganze wurde 385 abgeschlossen. 

Ein hochwichtiger Theil dieser grossen Festung war das Kasiell 
Euryalos, welches offenbar nicht in jenen 20 Tagen gebaut wurde. 
Auch dieses erwähnt Diodor nicht, obgleich es der Schlüssel des ganzen 
Dionysischen Festungsystems war. Es muss im wesentlichen zwischen 
>402 und 397 erbaut worden sein. 



§ 4. Neue Rüstungen des Dionysios. Die syrakusische Flotte. 

Um seine grossen Pläne zu verwirklichen, musste Dionys ein 
furchtbares Heer und eine grosse Flotte schaffen. Diodor beschreii)t 
XIV 41-43 zum J. 399 diese gewaltigen Rüstungen. Der Tyrann 
Hess Waffen aller Art verfertigen, wie sie der Eigenart und Gewohn- 
heit der verschiedenen im syrakusischen Heer vertretenen Nationa- 
litäten entsprachen. Die Syrakuser selbst betheiligen sich mit Feuer- 
eifer, die ganze Stadt wird zu einer grossen Waffenfabrik : ou [acvsv 



1 S. die Notiz S. 49 f. über die vor einem Jahre in der dortigen Gegend ent- 
deckte Mauer. Weiteres am Schluss des Buches bei Erklärung der Karte I. L. 



— 174 — 

fxp it tot? Tcpovisi; xai toi; äicirtsäfixo',; täv itpStv, Ixi Es loi; -[T>i*va- 
ofci; xa't T«; xaT« tyiv (Jy^F«* atoai;, äfeits i:ä; "iso; twv ep^aCoiAiviav, 
ÄXXi xai /upt; tüv BiJiwofwv TfTCuv iv t«;; emifaveinä-a'.; oixia!; «:)j( 
-a;iK'XT;6Y5 **T£(ni£ua?ETa. XIV 41. Damals wurde die Katapulte erfunden 
und wurden zum ersten Mal Vier- und Fünfruderer gebaut. S. Mellzer, 
Hench. d. Karthager I. S. 283. 511 f. Von den Markthallen ist oben 
S, 106 f. {,^sprochen worden. Auch das Arsenal erfuhr eine bedeu- 
tende Erweiterung. Diodor XIV 42 lässt den Dionys 200 neue Ki'iegs- 
schÜFe bauen und 110 alte wiederherstellen; dann fahrt er fort: 
i;r/,s3(J|A£'. Si xa! viuasiWj; TroXureXst; xüxXt^ tsj vüv Aay.xbu (d. h. des 
kleinen, s, oben S. 83) vj3.'ksu\i.ivo-j 'ki\>.in; exaTiv i^Mvta, to!»; 
■nXefiTo'j; 263 vaü; äj/oijivau;, rd'i toÜ; ::poj5:apy_5vTa; gftipirauev övt«; 
exaTsv ici-cc^xivra. 

Da mit diesen Etablissements des Dionys Arsenal und Kriegs- 
hät'cn von Syrakus ihre höchste Vollendung erhielten, so halten wir 
OS für geeignet einen Rückblick zu werfen auf die Nachriclilen der 
alten Schriftsteller über die Entwicklung von Kriegsflotte, Häfen und 
Aisenal der hellenischen Hauptstadt des Westens, wobei wir die 
j^unauen und vollständigen Erörterungen Scbubring3(.(lcArad. S. 21-34) 
lii^iiulzcn. 

Vi)i- Gelon finden wir keine Erwähnung von syrakusischer Kriegs- 
Holte. Aber unter ihm war die Seemacht der Sjrakuser schon gross; 
denn er bot den Griechen eine Flotte von 200 Ki'iegsschißcn an 
(HeiTiit, Vli 158), dieselbe Zahl, welche die Athener in der Schlacht 
bei Salamis hatten. Um 200 Schiffe und mehr auszurüsten — denn 
Gelon konnte unmöglich seine ganze Flotte nach Griechenland schicken 
— bedurfte es einer Werft, wozu der kleine und der grosse Hafen, 
sowie der tiefe Verbindungskanal zwischen beiden die Gelegenheit 
bot (s, S. 117). Unter Hieron behauptete die Flotte ihre Bedeutung, 
wie aus dem Seesieg über die Tyrrbener bei Kymc 474 v. Chr. lier^ 
vorgeht, zu dem Hieran nach Diod. XI 51 tpi'^psi; vaxvx- aussandte. 
Aut:h die folgenden Dezennien hielt sie sich auf der Höhe. So lesen 
wir Diod. XI 88, dass im J, 453 der syrakusi.sche Admiral Apelles 
Koi-sika mit 60 Dreiruderern verheerte, und XII 30, dass 439 die 
Syrakuser 100 Kriegsschifie bauten. In den folgenden .labren scheint 
ihre Marine vernachlässigt worden zu sein ; denn beim Deginn dea 
athenischen Kriegs halten sie nicht den Mutli die Schiffe, welche sie 
besassen, in Stand zu setzen. Erst später, iils Gytipp angekommen 



— 175 — 

\var, sliej? ihr Selbstvertrauen, sie wagten sich wieder aufs Meer und 
isiegten. Zur ersten Seeschlacht des Jahres 413 liefen sie mit 35 
Schiffen aus dem grossen, mit 45 aus dem kleinen Hafen aus, und 
4lem letzteren fugt Thukydides hei : ou yJ^ xal to vsdiptov auTot?. VII 22. 
Das eigentliche Arsenal befand sich also damals im kleinen Hafen, 
während im grossen nach VII 25 die 'jraXatol vedbaoiy-oi, die alten 
Schiffshäuser oder Docks, waren. Schubrings Zusammenstellung aus 
Thukydides und Diodor (Achrad. S. 23) thut dar, dass die Syrakuser 
<len Athenern gegenüber im allgemeinen 90-100 Kriegsschiffe zur 
Verfügung hatten. Nach Diod. XIII 8 : Tot? ts -irpoüiuap/ouda; vau^ 
7,aöetAy,u3av %al aXXa; TrpooTtaTaocsüaaavTs? bf tw \iAY,pb) XtjJLsvi laq ava- 
T.dpcL* £7:otoüVTO, veranstalteten die Syrakuser im kleinen Hafen See- 
manöver; derselbe musste also eine gewisse Ausdehnung haben. Im 
grossen Hafen waren die v£waoi/,ot seewärts durch Palissaden, (Traupo)- 
jxa-a (Thuk. VII 25), geschützt. 

Dionysios baute, wie wir oben gesehen haben, 200 neue Schiffe 
und besserte 110 alte wieder aus, ferner errichtete er im kleinen 
Hafen 160 neue Schiffshäuser, von denen die meisten je 2 Schiffe 
fassten, und setzte auch die 150 alten wieder in Stand. Mit Hülfe 
<lieser Angaben können wir uns eine Vorstellung von dem Aufschwung 
der Marine unter Dionys machen. 404 v. Chr. finden wir im kleinen 
Hafen 60 Schiffshäuser (Diod. XIV 7); bis 399 ist diese Zahl auf 150 
gestiegen^ und in demselben Jahre wurden weitere 160 neu hinzuge- 
fügt. Jetzt war der kleine Hafen ausschliesslich für die Kriegsflotte 
l>estimmt und muss mit Docks sehr dicht besetzt gewesen sein^. 
Denn nur für höchstens 90 von 310 Docks bleibt die Möglichkeit der 
Lage am grossen Hafen, da sowohl 60 alte, als 160 neue Docks sicher 
im kleinen Hafen waren. Dieser war jetzt ringsum von Mauern und 



1 Ueber die Schwierigkeit die überlieferte Menge der Kriegsschiffe in dem kleinen 
Hafen unterzul>ringen s. Jahns Jahrb, 1885 I 455 f. Dem dort Gesagten lässt sich 
als Versuch die Schriftstellerikberlieferung mit dem topographischen Thatbestand in 
Einklang zu bringen^ hinzufügen^ dass, wenn auch Dionys grössere Schiffe als 
Dreiruderer gebaut hat^ vielleicht viele kleinere in obigen Gesamtzahlen einbegriffen 
waren. S. 2G haben wir gesehen, dass die noch erhaltenen Dockrinnen zum 
Theil nur 2,50 m breit sind. Es mögen gerade die Doppeldocks für je 2 kleinere 
Fahrzeuge bestimmt gewesen sein. Nach einer brieflichen Mittheilung beabsichtigt 
Sav. Cavallari eine erneuerte gründliche Untersuchung aller der Spuren, welche von 
den alten syrakusischen ScbiOshäusern auf uns gekommen sind. Hoffentlich bringt 
dieselbe Auiklüruog in die bis jetzt noch dunkle Frage. L. 



— 176 — 

militärischen Gebäuden des Arsenals eingeschlossen und bildete somit 
einen Xdtxoqy d. h. ein fest und sicher umhegtes Binnenbecken. Mit 
Recht hat Skylax von den beiden syrakusischen Häfen gesagt : 
5 etspc? (der kleine) Ivzoq xziyoijq^ o 8' aXXo? (der grosse) l^w, und es 
ist keine Frage, dass damals die Einfahrt in den kleinen Hafen 
bedeutend enger war als heutzutage (s. S. 26). 

Zum Jahre 385 berichtet Diodor XV 13, dass Dionys TtaTsay-sua^s 
vswpta Siaxoaiat^ Tpiifjpsat. Danach könnte man meinen, dass damals 
zu den 310 Docks für Kriegsschiffe wenigstens 100 neue, sei es 
im kleinen oder im grossen Hafen, hinzugefügt worden wären. Dies 
ist aber, wie Schubring a. a. 0. S. 28 f. mit Recht bemerkt, wenig 
wahrscheinlich, sowohl an und für sich, als auch weil diese Notiz mit 
einer andern in Verbindung steht, welche wir vielmehr als eine Zusam- 
menfassung früherer Thatsachen haben betrachten müssen. Wie näm- 
lich der ebenda erwähnte Bau der grossen Mauer in eine frühere Zeit 
fällt als die, zu welcher Diodor die oben S. 172 angeführte Mitthei- 
lung macht, so geht auch der Bau der Docks für 200 Schiffe auf 
frühere Jahre zurück, und diese sind sicherlich schon in der Zahl der 
XIV 42 erwähnten 310 Schiffshäuser enthalten. Dieser nur scheinbare 
Neubau für 200 Schiffe kann also nicht für die Geschichte der syra- 
kusischen Marine verwerthet werden. 

Was die Zahl der Schiffe betrifft, die Dionys besass, so ist es 
selbstverständlich, dass sie nicht immer die gleiche war. In den 
Kriegen gingen Schiffe verloren und dann wurden wieder neue 
gebaut. Im allgemeinen jedoch belief sich die Kriegsflotte des Dionys 
auf 400 grosse Schiffe; Diod XVI 9. 70. Plut. Dion. 14. Ael. Var. 
bist. VI 12. Nepos spricht Dion. 5 sogar von 500 Schiffen. Sicher 
ist, dass die Seemacht des Dionvs eine der furchtbarsten des Alter- 
thums war. Sein Verdienst war es, dass damals die Karthager nicht 
ganz Sicilien eroberten. Gelang diesen ihr Vorstoss gegen Syrakus, 
so hätten sie sicherlich auch auf Italien Fuss gefasst. 

Die Flotte stand und fiel mit der Tyrannis. Dion löste sie sogar 
ganz auf : £/. toutou )caTdXucav [jl£v et Supa^töatot to vauiwöv. Plut. Dion. 
50. (s. Gesch. Sic. II 183.) Auch unter Timoleon war die syrakusische 
Marine von geringer Bedeutung. Erst der neue Tyrann Agathokles 
hob sie wieder. W^r werden später dessen Vorkehrungen für die 
Sicherung des kleinen Hafens kennen lernen. Agathokles hat, wie 
Scbubring, Achrad. S. 31, treffend sagt, den Organismus der von 



— 177 — 

Dionys geschaffenen und von der Demokratie vernachlässigten Kriegs- 
marine wieder hergestellt. Indessen war die Zahl der Kriegsschiffe 
des Agathokles nie so gross wie die, über welche Dionys verfügte. 
Nach Afrika ist er z. B. mit 60 Schiffen übergesetzt (Diod. XX 5). 
FreiHch lässt sich dem gegenüber auch wieder bemerken, dass die 
Stadt Syrakus damals von den Karthagern belagert wurde. Jedenfalls 
brachte es Agathokles gegen Ende seiner Herrschaft zu einer beträcht- 
licheren Flotte. Er ist im Stande die makedonische Flotte zu besiegen 
(Diod. XXI 2), die Stadt Kroton. einzunehmen (Diod. XXI 4), und 
schliesslich hat er, trotz eines schweren Verlustes an der bruttischen 
Küste (Diod XXI 8), 200 Vier- und Sechsruderer, mit welchen er 
wieder die Karthager im eigenen Lande anzugreifen beabsichtigt 
(Diod. XXI 16). 

Von der Kriegsflotte Hierons IL wissen wir nichts Näheres ; doch 
war sie im ersten und im zweiten punischen Krieg den Römern 
sehr nützlich. Und wie vollendet unter ihm die Schiffsbaukunst war, 
das beweist. sein berühmtes Riesenschiff, welches freilich kein Kriegs- 
schiff war. 

§ 5. Die karthagische Belagerung von Syrakus. 

Nicht umsonst hatte Dionys seine erstaunlichen Kriegsrüstungen 
getroffen. Er hatte einen Entscheidungskampf mit Karthago im Auge 
und hoffte als Sieger daraus hervorzugehen. Die Karthager hatten 
durch ihre unmenschliche Grausamkeit bei der Einnahme von Selinunt, 
Himera und Akragas den furchtbarsten. Hass gegen sich beschworen, 
welcher nun in dem Rachekrieg unter der Führung des Dionys los- 
bra<ih. Die Feindseligkeiten wurden durch eine Plünderung der in 
Syrakus anwesenden Karthager im J. 398 eröffnet: cux äXt^ot twv 
Kap)fYj8ov{(i)v (^/.ouv iv täTc; Süpaxsüaai^ aSpa<; ir/o^nzq xxVjaetc;, :uoXXot Se 
%OLi Twv £[;.TC6pwv £?X®v £v TW Xt|i.£vt -zoLq vau(; ^(t^zd^soLq «popxiwv • oiv 
otTuavTa StscpöpYjcav 9t Supaxöatot. Diod. XIV 46. Nun erhoben sich 
überall in Sicilien die Griechen und nahmen an den Karthagern 
blutige Rache für die entsetzlichen Greuelthaten, welche sie bei 
ihren letzten Siegen verübt hatten.: eine erste sicilianische Vesper. 

Beim Beginn des Krieges siegte Dionys zufolge seiner vortrefflichen 
Rüstungen. Er nahm durch eine denkwürdige Belagerung Motye und 
eroberte fast ganz Siciliün. Aber die Karthager waren, wenn auch 

Lupus, Die Stadt Syrakus. 18 



— 178 — 

überrascht, so doch nicht entmuthigt. Mit ungeheuren Streitkräften 
setzten sie nach Sicilien über und drangen siegreich nach dem Osten 
der Insel vor. Messana fiel, die syrakusische Flotte wurde angesichts 
des Aetna vernichtet, Dionys in seiner Hauptstadt eingeschlossen. 
Die Geschichte der nun folgenden Belagerung durch Himilkon ist für 
unsere Topographie von Interesse, bietet jedoch nicht geringe Schwie- 
rigkeiten, und Diodor, der einzige Schriftsteller, welcher sie uns 
überliefert hat, zeigt auch hier, dass er topographisches Detail nicht 
klar auseinanderzusetzen versteht. Vgl. Gesch. Sic. II 116. 436; 
Meltzer, Gesch. d. Karthager I. S. 297-302. 513-514. 

Diodor beginnt XIV 62 seinen Belagerungsbericht folgender- 
massen : 6 ;j!.sv o5v aTpanrjYo^; twv Süvajiewv 'Iji.i>vXü)v x,aT£axY;v(i)(j£v iv 
TW Toli Ate? v£0), Tc Ss Xoi'irbv x)v9)6o? ev tco zapay.£i{JLdvü) Tiirw x.aT£ffTpa- 
Tox£$£ü(jr;, amiyo^ tyj<; r6X£ü)? ara^iou? Bo)S£xa. Das Hauptquartier 
Himilkons war also am Olympieion, und hier breitete sich auch das 
gewaltige Lager aus. In dieser Gegend ist der Anapos 12 Stadien 
oder 1800 m von den Mauern der antiken Stadt entfernt. Da nun die 
12 Stadien, welche als Abstand zwischen Stadt und Lager angegeben 
werden, naturgeraäss nur bis an das Nordende des Lagers, schwerlich 
in dieses selbst hinein und sicher nicht bis zu dessen Südrand reichten, 
so ist die Gesch. Sic, II 436 ausgesprochene Ansicht, dass das 
Lager zwischen Anapos und Stadt gestanden habe, nicht aufrecht zu 
erhalten. Es bleibt nördlich von dem Fluss kein Raum für jenes; es 
muss also südlich von demselben angesetzt werden, wo es zudem 
durch das ansteigende Terrain eine natürliche Festigkeit erhielt. 

Diodor fährt fort : [lztol 8k TXUTa 'lii.{Xy,(i)v i^T{^(xr(z tijv JTpaTiav 
axaaav, /.at izps twv t£i^(ov -i^e':%^e ttjv Suvai^iv, £tq |Ji.a5^Y)v '::poxaXo6ii.£vOb 
TOix; 2upax,octoü?. . . . ou^evo? S' £X£^i£va'. toXijlwvtoc t6t£ jjl^v dziJY£ "^v 
S6va[i.tv elq tyjv aTpaTOX£S£iav, [i.£Ta $£ TaÜTa if ii\hipoL^ Tptaxovra Tr,v 
/wpav iTCYjct U.S. w. c. 63 : xaT£XaߣTo §£ xal to tyj^ 'A^^paSivt;? xpodtTüEtov, 
/.at Tcix; v£0)(; ttj? t£ AtjiJLYjTpoc itat Köpr;^ eTjXYj(j£v. Dass es nicht mehr 
möglich ist, die Lage der Tempel von Demeter und Köre zu bestimmen, 
haben wir schon oben S. 102 f. gesehen. Ebenso auch, dass Syrakus 
schon zur Zeit der karthagischen Belagerung wenigstens einen Theil 
der Mauer besitzen musste, welche Diodor erst 385 v. Chr. vollenden 
lässt; aber wir wissen nicht, wie weit sie sich nach Süden hin 
erstreckte. Wenn nun die Karthager beide Tempel plünderten, müssen 
sie ausserhalb der Stadtmauern gestanden haben; denn Diodor sagt 



^ 



— 179 — 

nicht, dass die Karthager in diese eingedrungen seien. War die 
Gontrada Fusco, wie man annehmen kann, damals von den Festungs- 
werken eingeschlossen, so konnten die zwei Tempel dort, nicht stehen. 
In der Gesch, Sic. IL Plan 13 sind sie weiter westlich in der 
Gontrada Galera angesetzt, wo andre Ruinen aus späterer Zeit sich 
finden ; aber man kann Zweifel hegen, ob ein von Achradina so 
ferner Punkt Tcpoiatetov tt); 'AyrpaBtv^i; genannt werden kann. Die 
Worte Diodors schliessen unsers Erachtens die Lage der Tempel in 
der Gontrada Galera nicht aus ; andernfalls müsste man sie an oder 
nahe dem Siidrande der Gontrada Fusco ansetzen. 

Es folgt die schon oben S. 103 erwähnte Zerstörung der Gräber 
Gelons und der Demarete : 'I[jr/.y,a)v (Jiev o3v ler/oq '^reptg^tXwv tyj 
xapeixßoXtj 'zohq töL^oü^ «j/sSov 7:av,Ta^ tou? auve^^l^? xaOsTXsv, £V oiq t^v 
TS rdXwvo? Y,oLi Tf^q Yi^vaixcq aÜTOu Ar^ii.ap£Tr|^. Auch für den Ort dieser 
Gräber ergibt sich aus dem a. a. 0. Gesagten nur eine annähernde 
Gewissheit. Doch ist es wahrscheinlicher, dass sie eine Strecke 
südlich vom Anapos, als unmittelbar an demselben lagen. 

An den Bau der Lagermauer schloss sich der von drei Forts : wy.o- 
^iiL-qaz Se /.at Tpta ^poupta 7:apa OaXacaav, lo [i.£v iiz'. tou nXy)[jL[JLüp{o'j, 
To S' exl [J1.EC0Ü Toü Xt[i.£vo(;, to Ss /.axa tov vswv tou A'.c<;. zlq Ss xatiTa 
Tov TS oTvov y.ai tov c?tov yjxl Ta Xoixa twv eiutTViBsiwv /.atsxöfjLt^s vo^xf^cov 
/poviwTspav ^asaöat tyjv xoXtopxiav. Die Lage des ersten ist klar; es 
sollte die Einfahrt in den Hafen schützen. Etwas anders steht es 
mit den beiden letztgenannten. Zwar werden sie auch in Kap. 72, 
obgleich mit andern, so doch deutlichen Bezeichnungen noch einmal 
genannt, und es ist keinem Zweifel unterworfen, dass c. 72 to zphq 
TW Aa(;x,ci>ve x***P^'ov identisch mit dem £7:1 ii.£(JOü toj Xt[jLdvoc, c. 72 
9po6ptov rriv y,aXoü|i.^vvjv IloXtyvav mit dem xaTa tcv vswv tou Atb; ist ; 
aber wie konnte Diodor, wenn eines der drei Forts die Polichna war, 
sagen, dass die drei 7:apa OiXaTTav, am Meere standen? Die Stätte 
der Polichna liegt nicht am Meere. Es scheint also für dies Fort die 
Angabe Tcapa OiXaTTav nicht genau zu sein, i 

1 Oder wir haben die Richtigkeit von irapa OaXa^jav auch in Bezug auf 
dies dritte Fort mit der grossen Veränderung zu begründen, welche gerade die 
Mündungsniederung des Anapos seit dem Alterthum erlitten hat. Die Versandung 
hat hier dem Meere und Sumpfe weite Strecken abgerungen ; s. oben S. 21 f. Im 
Alterthum buchtete demnach da, wo jetzt die Saline nordwestlich von dem Felsen- 
Vorsprung der Punta Caderini ist, offenbar das Meer nach dem Olympieion hin ein, 
und das dortige Fort Himilkons mag dem Strande nahe gewesen sein. L. 



— 180 — 

Weiler sagt Diodor c. 70 : Kapy/|Bov(o'.; 5k jjisTi tyjv v.oL'ziXrfyi'^ tou 
::poacTetou xai rijv auXri^iv toO "zt tyjc AyjiXTjTpot; xal.Kcpr^c; ispoii evlTcsaev 
ci; Tc 5TpaTeü}i.a vcao?. ffuvsrsXaßsTo 5s xal tt^ tou SxiijlovCou <rj[JL^opa to 
•jA'jpiaSa? Eii; TauTC cjvaöpcicrÖYJvai xai tc t^? &poLq e?vai zpb? Ta<; vs(Jou^ 
ivspYCTaTov, er. 8k to £/£tv Ixsivc tc ölpoq xa-jp.«-:« zapriXXavjxsva. 
ic'.XE $k xal c toxo? (xhioq y^®^^''*' '^p'^? "^^ JXspßoXYjv ttjj; cj[i.^opa?. 
xal Yap Aör^vaio'. xpÖTspov tyjv xjtyjv sx^vte; TrapgjjLßoXYjv ^uoXXol Sts^JÖipr^jav 
j::b TYj<; vdcou, eXwSoui; cvto? tou t^tioü xxl xovXou. Da aus Thukydides 
erhellt, dass die Athener, als sie so sehr von Krankheiten heim- 
i^^esucht wurden, nördlich vom Anapos lagerten, könnte man die 
eben citierte Stelle als einen Beweis dafür ansehen, dass die Kar- 
thager an demselben Orte ihr Lager gehabt hätten; und so ist denn 
auch in der Gesch. Sic. II 436 diese Folgerung gezogien. Indessen 
haben wir oben gesehen, dass bei der Ansetzung des Karthagerlagers 
zwischen Anapos und Stadt die 12 Stadien Zwischenraum zwischen 
beiden keine Erklärung finden. Deshalb scheint es räthlicher, auf der 
von Diodor behaupteten Gleichheit des Ortes für beide Lager nicht 
zu bestehen. Dann haben wir die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten : 
entweder sind die Worte Diodors in weiterem Sinne zu verstehen, so 
dass sie nur im allgemeinen die gleiche Lage der Athener und Kar- 
thager bezeichnen, ohne hervorzuheben, dass beide genau in den- 
selben Sümpfen sich befanden, oder es ist bei Diodor ein aus seiner 
Quelle herrührender Fehler anzunehmen. Letzteres, auch unser 
Standpunkt, Hesse sich folgendermassen darthun : XIII 12 heisst es 
von der Lage der Athener : 'A6Y;vaioi Bk twv xpaYfi^aTwv auToi^ £7:1 to 
y^cipov £xßavT(i)v xai Sia tc t'cv ':w£pix£i|/.£Vov tc::ov 'J7rapy£tv eXwSy) Xo'.»v*ixi^5 
xaTaG-:aa£(i); tlq to ffTpaTorsBov k{jLZ£ffo'j(JY;(; u. s. w. ; über ihren Lager- 
platz aber war XIII 7 gesagt : tw [jipc» tyj; Zuvi\kzit)q tov u7:£px£i[jL£vov 
Tou Xtjji.£voc; TcTTov xaT£XaßovTc xal ty;v xaXou;j.£v/;v Uo'kiyYq^^ T£'.)fi(javT£? 
Tc T£ Toy A'.bc itpo/ :r£pi£ßaXovTo xal £^ dl[;.<poT£pcov twv [ji.£pa)v Ta<; 2üpaxo6!7a<; 
£7:o7aopxcJv, und c. 8 : xaTaXi7:6vT£<; tov T^phq 'xXq 'E7ri7:oXar<; totuov Twaaav 
TYjv 8jvaiJi.tv £i; T*/;v aXXyjv 7uap£[jLßoXY;v [/.£':Y)YaYcv. Diese aXXrj 7:ap£ji,ßoXtj 
war also nach Diodor (oder seiner Quelle) nicht da, wo sie Thuky- 
dides annimmt, nördlich vom Anapos, sondern am Olympieion, und 
somit konnte jener behaupten, dass die ■ Karthager mit ihrem Lager 
denselben Ort eingenommen hätten, wie einst die Athener, gerade 
weil er glaubte, dass die Athener sich südlich vom Anapos gelagert 
hatten. Demnach würde der Text Diodors bei genauer Prüfung 



— 181 — 

beweisen, dass das Karthagerlager wirklich im Süden des Flusses 
stand, und wir hätten so eine völlig gesicherte Erklärung der oben- 
erwähnten 12 Stadien. 

Die Stellung der Karthager lässt sich aber durch die letzten 
Worte der aus Kap. 70 citierten Stelle: £X(5>Bo'j; ovto; toiJ tottou 
xat xotXou, noch genauer bestimmen. Sie weisen uns in die Gegend 
dei' Kyane, eine Sumpfniederung, welche von dem Westabhang der 
Olympieionanhöhe aus gesehen als ein grosses Becken erscheint. Am 
Rande dieses Beckens also, und besonders an seinem Nordrande, lagerte 
das Gros des Heeres; für die Marinetruppen haben wir das Plateau 
zwischen dem Olympieion und der Küste ins Auge zu fassen ; in der Mitte 
am Olympieion, war das. Hauptquartier. Die Schiffe lagen südlich von 
der Anaposmündung, und die drei Forts, von denen nur zwei eine 
für unsere Erkenntniss dem Zweck völlig entsprechende Lage hatten, 
deckten das Ufer. 

In der grossen Schlacht, zu deren Beschreibung Diodor c. 72 
übergeht, erringt das Feldherrntalent des Dionys durch eine wohlge- 
lungene Ueberraschung einen entscheidenden Erfolg. A(J£Xyjvou TY;q 
vuxTo^ o'Javjq '::£ptY3YaY£ tyjv S6va[ji.'.v w, X£pt£X6a)v £7:1 to ty;^ KuavY)? 
\z.^o^ 2Xa6£ Tou? 7:o/v£[i.bü? a;/ ^iiJiipa xpoatwv tyj TrapcjxßoXYj. Das Heilig- 
thum der Kyane muss man westlich vom Olympieion, jenseits des 
Baches und nördlich von der Quelle gleichen Namens suchen! Von 
hier aus griff Dionys das feindliche Lager mit Reitern und Söldnern 
an; der betreffende Lagertheil wird durch die Worte to Trpc^ ty)v 
[i.£a6Y£tov avaT£rvov [iipo; ty)^ Kapyrr^Sovitov aTpa':oT£Ss(a5 als die West- 
seite bezeichnet. Hier entspinnt sich der erste Kampf, in welchem 
die Söldnerabtheilung auf des Tyrannen Befehl wegen wiederholter 
Meuterei von der Reiterei preisgegeben und so vom Feind niederge- 
macht wird. Der Hauptzweck dieses Westangriffs war aber der, die 
Aufmerksamkeit der Karthager von dem Punkte abzulenken, wo der 
eigentliche Angriff erfolgen sollte. Dieser ist offenbar von zwei Seiten 
und an zwei verschiedenen Punkten gemacht worden : b 8k Aicvja'.o; 
ajxa TYJV T£ 7:ap£[ji.ßoXY)v xat z% «ppo'Jpta 'KOA'.opy,£tv £7:£X£ipr,(j£. y.al twv 
^a^^OL^ii^y) 8ia TO 7:apa8o?ov xa'ca'j:£';:Arfi'|jiv(j)v xal Tuapaßor^OcJvTwv 
teTapa-Yi^ivw^, auib*; \)k^ fpoupiov tyjv y.aXouj^ivYjv noXi'xvav d\z xxTa 
xpaioq, £x S£ OaTipou [hi^yj^ o'. hiTizXq %%[ Ttv£^ twv Tpif^pwv -irpc^TrAcJ- 
oasat TO Tpb? to) Aaaxwvt ytoptov £?£TCcXt6px.r,aav. Es ist keine Frage, 
dass der direkte Angriff auf das Fort Daskon nur nach Umgehung 



— d82 — 

der ganzen karthagischen Stellung geschehen konnte ; wer von Norden 
gekommen wäre, halle izwischen Anapos und Daskon das karthagische 
Schiffslager getroffen; das Fort auf dem Daskon war eben nur von 
Süden her zu erreichen. Die syrakusische Reiterei wandte sich also 
von dem Scheinangriff im Westen sofort südwärts^ umritt das Kyane- 
becken und gelangte so in östlicher Richtung zum Daskon. Hier 
überrumpelte sie zusammen mit gleichzeitig eintreffenden Kriegs- 
schiffen der Syrakuser das Fort. Unterdessen hatte Dionys selbst 
das Fort Polichna genommen. Und zwar konnte er dies nur von 
Norden, also direkt von der Stadt her. Der Tyrann durfte sich nicht 
durch die Ebene hin entfernen und der Gefahr aussetzen, dass ihm 
der Rückzug abgeschnitten wurde. Beim weitern Fortgang des Kampfes, 
als die Karthager schon entmuthigt und in das Lager eingeschlossen 
waren, trug auch Dionys, wie wir gleich sehen werden, kein Bedenken, 
um den Sumpf herumzusprengen. Jedenfalls sehen wir, dass er 
einen genialen Angriffsplan nicht nur auszusinnen, sondern auch vor- 
trefflich auszuführen wusste. Es wirken zusammen ein Scheinangriff 
auf die Westseite des feindlichen Lagers und drei eigentliche Angriffe 
von den drei andern Seiten her, d. h.des Dionys selbst von Norden, 
der Schiffe von Osten und der Reiter von Süden. Der kombinierte 
Plan gelang vollsländig. 

Die Karthager e? apy^YJ^ {jlsv i'Ki 10 xsi^cv CTpatsuixa irivTe? cuvdSpaixov 
ajjL'jv^jxevoi tou^ ty;v 7uap£|i.ßoX'y;v TioXiopx.oi3vTa?. ioq Sk xat tov twv veöv 
£7:t7:Xouv elSov, -iraXiv e^sßoifjöouv bzl tcv vaucTaöjJiov. Der va6(jTaO;jLO? 
war offenbar in der Nähe des Fort Daskon. Dieses hatte die syraku- 
sische Flotte zuerst angegriffen und genommen ; nun wandte sie sich 
gegen das karthagische Schiffslager, welches sich an das grosse 
Lager unmittelbar anschloss. Die Karthager wurden verwirrt und 
wichen ; die Syrakuser bedrängten sie immer heftiger und richteten 
in der Ueberzeugung, dass sich gegen das Schiffslager ein vollstän- 
diger Erfolg werde erringen lassen, alle ihre Kräfte dorthin. Ou {ayiv 
o'jS' et '^ts^Yj TU) va'j(jTa6|jL(|) 7:poaßaXXovT£<; sXeixovTo tyj«; tou-ccov (d. i. 
der syrakusischen Flotten mannschaft) cjtco'jSy;?* Iv olc, aüvißaivsv sTvat 
/.al auTov Tbv Aiovuatov, TrapiTUTwsüxsTa 7cpc<; to xaia Aa(r/.o)vx [i-spos- c. 73. 
Schliesslich hat also Dionys selbst das karthagische Lager umritten, 
um den Angriff auf dessen Südostecke zu leiten. Der Sieg der 
Syrakuser ist ein vollständiger. Der grösste Theil der karthagischen 
Flotte wird vom Feuer verzehrt. Doch hemmt der Einbruch der 



— 183 — 

Nacht den Kampf und Dionys eTusCTpaTOTcISeuce toi; ßapgapoi? Tzpoq tw 
Tcu Aib^ t£po) irape|ji.ßoXY3v xotYjcafxsvo^. c. 74. 

Noch haben die Syrakuser das eigentliche Lager der Feinde, 
welches sich vom Tempel der Kyane bis zum Meere erstreckt, nicht 
gewonnen; aber nach Eroberung zweier Forts und Zerstörung eines 
grossen Theils der feindlichen Flotte bedrängen sie die Karthager von 
allen Seiten aufs ärgste; endlich schlägt Dionys sein Hauptquartier 
in der Nähe des Zeustempels auf, den, wie wir gesehen haben, 
Himilkon zu seiner Wohnung gemacht hatte. Die Karthager wären 
verloren gewesen und hätten sich allesamt ergeben müssen, wenn nicht 
Dionys so schlau gewesen wäre einzusehen, dass ihm selbst ein grösserer 
Vortheil erwachsen werde, wenn er die karthagischen Bürger unter 
den Gegnern verschone, als wenn er diese alle vernichte. Ein Vertrag 
kommt zwischen den beiden Feldherrn zu Stande, dem zufolge Himil- 
kon mit 40 karthagischen Schiffen entflieht, nachdem er Dionys 300 
Talente übergeben. Das Lager wird genommen und geplündert ; die 
Iberer, die tapfersten unter den karthagischen Söldnern, treten in die 
Dienste des Dionys. 

Die Stadt Syrakus war ein zweites Mal gerettet. Die Niederlage 
der Karthager war nicht weniger vollständig gewesen als jene der 
Athener, und sie war das Werk eines Syrakusers. Dionys hattö sich 
als Feldherr ersten Ranges bewährt. Zu gleicher Zeit hatte er auch 
sein staatsmännisches Talent bewiesen. Während der Belagerung war 
nämlich die Unzufriedenheit der Bürger zu offenem Ausbruch gekom- 
men, und Dionys hatte sie zu beschwichtigen gewusst. Von diesem 
Jahre an hatte der Tyrann nichts mehr zu fürchten, weder von 
Seiten der äussern Feinde, noch von Volkserhebungen. Auch die 
Anschläge einzelner Verschwörer wusste er stets zu vereiteln. 

§ 6. Ende der Herrschaft des älteren Dionysios. 

In einer Topographie von Syrakus kann es nicht unsere Aufgabe 
sein von der Lebensweise zu sprechen, welche hier unter Dionys am 
Hofe und bei den Burgern herrschte, noch uns über die Dichter und 
Parasiten zu ergehen, mit welchen er sich umgab, oder über den 
Luxus zu reden, welchem man damals in Syrakus, wie in andern 
Griechenstädten ergeben war. Nur im Vorübergehen erwähnen wir, 
dass die von Athenaios XH 554 überlieferte Anekdote von den beiden 



r 



» 



— 184 — 

Kallipvgün und dem Tempel der Aphrodite Kallipjgos zu Syrakus, 
eine Anekdote, in welcher sicli die Sitten zustände unter Dionys wieder- 
ppiegeln, Mirabetia Veranlns^unt; gegeben hat, auf seinem Plan nicht 
nur dieNDii Tempel (Nc. 85), sondern auch das Landgut des Valei's 
der beiden Schönen (Nr. 172) anzusetzen. NatüHich sind das. reine 
Phnntasien. 

Am Hofi.' des Dionys lebh; unter andern auch der Dichter Phi- 
loxenos. Dieser wurde, weil er den Gedichten des Tyrannen nicht 
die nöthi^re Dewunderung zollte, in die Latomien geworfen. S. Dio<). 
XV 6 und Gench. Sic. II 170 f. 4S6. Weiche der Latomien war 
dies nunV Nach Aelian Var. bist, XII 44 die auf Epipolai : Ai iv 

x/.iOp(i)v. ^5av 5s h aty-rai^ toj /_pivsu tc^oyTOv S'.ZTpiijiavts^ ä-Apiitsa'. ü; 
Mt Yifäti'.ijxiv»! xai 5:ET:a!3omt^56«'.. x«'- twi; töv raijtov ix^ivüv ejltjSe- 
i:iinroT£ i:i\iv i'ädvra;, Sie i; Supxxo^aa^ )i>.6ov y.at £iSs> ti:T:oU( üir&^WY" 
[jivo'j; xa! gia; i).a'jvoi*4vo'Ji;, lj£!*Yo^ ßsüv-rs; ' oärw? öp« E§eKV.i-fT;oa>. 

iv (■» f aj! S'.atpißwv ~cv KütXtitiix tlpyi^x-zo, töv layToä- \i.='h5iv tö xiXXiTTov, 
xip' tüäkv 6i[Asvo; -^jv ex Ätsvjsisu T'-i*i>>piav x»; xxTaBixVi ^"'•"'■' ^* "'"^i 
■^ w^ttfopä i^jaio'JpYöv ö 'l'iWiEvss, Die iSlelle enthält eine Reihe von 
Ungenauigkeilen. Gleich die eisten Worte at iv SixiXia 't.'M-:o\).i%: 
T.spi Ti; 'ETcrco/a; t;(ijv könnlen zu der irrigen Meinung verführen, 
ab ob alle Latomien an Epipolai angelegt wären; liegt doch liei 
weitem Hie Mehrzahl in Neapolis und Achradina. Dann werden als 
Masse der Epipolailatomien ein Stadion Länge und zwei Pleihren 
(200 Fiiss) Breite angegeben. Schon Bonanni hat dementgegen S. 88 
der Palerm. Ausg. bemerkt, dass die Latomie von Epipolai in Länge 
und Breite nicht mehr als ein Drittel der von Aelian überiieferten 
Masse hat. Ucberdies gibt Aelian die Masse an, als ob sie die der 
syrakusisc'ben Latomien überhaupt wären ; da diese aber nicht in 
ununterbrochenem Zusammenbang mit einander stehen, so lässl sich 
kein zusammenlassendes Mass dafür aufstellen. Ferner wäre nach 
Aelian die Latomie des Philoxenos die scliönste der in den Latomien 
vorhandenen Grotten. Ist Aelian, d, h. seine Quelle, hierüber gut 
unterrichtet, so kann die Lalomie des Philoxenos nicht die auf 
Epipolai sein; denn niemand wird behaupten, dass diese die schönste 
unler allen sei. Das Epitheton xaXXijxov würde mit viel mehr Itecht 
der des Paradieses oder der Kapuziner zukommen. Alles zusammen- 



— 185 — 

genommen, lässt sicU aus den Worten Aelians nicht der Beweis 
ziehen, das Philoxenos in Epipolai gefangen gehalten worden ist. 
Zwar war nach Plut. Dion 29 auf Epipolai ein Gefangniss : t«; 
'ExtxcXa; eXwv Touq xaöstpYl^^^^u^ twv zoXitwv IXujg, aher Plutarch 
sagt nicht, dass es eine Latomie gewesen sei; recht gut konnte z. B. 
das Kastell als Gefangniss dienen. Damit wollen wir nicht bewiesen 
haben, dass eine der Latomien" von Neapolis oder Achradina das 
Gefangniss des Philoxenos gewesen sei; wir glauben nur die Unmög- 
lichkeit dargethan zu haben, den Ort dieses Geföngnisses festzustellen. 

Dass über die Latomien von Syrakus viele Fabeleien umliefen, 
ersehen wir auch aus Cicero Verr. V 143 : Carcer ille, qui est a cru- 
delissimo tyranno Dionysio factus Syracusis, quae lautumiae vocantur. 
Als ob die Latomien nicht schon vor Dionys als Geföngniss für die 
Athener gedient hätten ! Die Latomie von Bufalaro auf Epipolai heisst 
im Volksmund auch die des Philosophen. Bonanni, a. a. O., nennt 
sie Bufalaro, aber nicht die des Philosophen; er behauptet jedoch, 
dass die Stelle Aelians auf diese Latomie bezogen werden müsste. 
Auch Barlels IIL S. 113, bezeichnet sie nur mit Bufalaro. Philoxenos 
war in der That kein Philosoph, sondern ein Dichter, so dass man 
nicht einsieht, warum die Latomie jenen Namen erhalten hat. Fast 
hat es den Anschein, als ob die Worte « des Philosophen » aus Miss- 
verständniss an Stelle von « des Philoxenos » (filosofo für Filosseno) 
getreten seien. 

Mirabella, Nr. 131, findet das Gefangniss des Dichters Philoxenos 
in dem Ohre des Dionysios wieder. Er kennt auch das Gemach, 
welches mit dem Ohre in dessen Hintergrund in Verbindung steht, 
aber er weiss so wenig wie Fazello etwas von dem heute allgemein 
verbreiteten Märchen, dass der Tyrann selbst sich dorthin begeben 
habe, um die geheimen Gespräche der Gefangenen zu belauschen. 
Seine Worte sind : «Canalis foras exit per foramen, quod est in statione 
custodis, quae super illud excitata est. Statim vero iste vel minimum 
sentire poterat tumultum, qnoniam ad minimum motum repercussus 
mtus in canali isto aer sonum ad extremum illud foramen perfere- 
bat . . . ut, qui in illo (carcere) servabantur, fugam incipere haud 
possent, quin illico coeptum illud custodi innotesceret (Thes. Graev.XI). 

An der schon zweimal (S. 172 und 176) besprochenen Stelle XV 
13 fügt Diodor dem wahrscheinlichen Resüme der Dionysischen 
Hafen- und Festiingsbauten hinzu : y.aTsuy.E'jaas ok >t«t f-'ii.vaa'.a \j,z-^d\x 



— i86 — 

7:apä Tbv "Ava7:ov xoTa[jLÖv, Oewv ts vaou? xaTeoxeuaffs xat xaXXa t« 
ffuvreivovTa irpc^ au^^civ ttöXsu)? xat 86?av. Wir wissen weder, welche 
Tempel dies gewesen sind, noch an welchen Stellen des Anaposufers 
die Gymnasien gelegen haben. Nichts desto weniger ist die Notiz 
werthvoll; sie zeigt uns, dass in Syrakus, wie in vielen andern 
griechischen Städten die Gymnasien gerne vor den Thoren erbaut 
wurden, wo sich eine grössere Menge fliessenden Wassers und der 
Schatten dichter Parks fand. "Wir müssen uns also die Ufer des 
Anapos bei Syrakus anmuthig und belebt vorstellen. 

Wenn Diodor an derselben Stelle sagt, dass Dionys Syrakus zur 
grössten Hellenenstadt gemacht habe, ein Urtheil, welches er XVI 9 
wiedei*holt, so stimmt damit Strabon VI 270 : TCevTaxoXiq ^ap tjv to 
TraXaicv 5Y5oifjx.ovTa xal exatcv CTaStwv l/ouaa to Tetxo; (s. S. 24 Anm. 
u. S. 48 Anm.). 

THEIL V. -— Von Dionysios II. bis zu Hieron II. 

§ 1. Dionysios II. 

Als Dionys I, gestorben war, veranstaltete ihm sein Sohn und 
Nachfolger ein grossartiges Leichenbegängniss : töv Tcat^pa ixsYaXoxps- 
xö)(; Oa^a(; xaxa Ttjv axpö-iroXtv •rcpb? zoLiq ßaaiXiat /.aXoujjidvat^ TUuXat^, 
Diod. XV 74. Diese königlichen Pforten müssen ein Thor innerhalb 
der Akropolis gewesen sein, wahrscheinlich das Eingangsthor des 
Dionysischen Residenzpalastes. Von der Pracht des Begräbnisses 
spricht Plutarch bei Gelegenheit desjenigen von Pelopidas Pel. 34. 
Ein wahres Kunstwerk muss der Scheiterhaufen gewesen sein, 
dessen Erbauer nach Athenaios V 206 Timaios hiess : OaujJLaCsTai . . . 
Ttjxaio? eTCi tt; xupa ttj xataa^guacOeiaY) Atovucto) tu) tyj? StxsXia«; tüpavvw. 
Bei Cicero, Nat. deor. III 35, heisst es, dass Dionys in Tympanidis 
rogum illatus est. Welche von beiden Stellen den richtigen Namen 
enthält, lässt sich nicht mehr entscheiden. 

Dionys der Aeltere hinterliess seinem Sohn eine ganz hervor- 
ragende Macht, von welcher Diodor XVI 9 eine kurze Uebersicht 
gibt, indem er von dem Siege des Dion über den Tyrannen spricht : 
v.q Y^p äv ':ri(jT£ü(Jeiev, Sti Sual ^opTYjvot^ vauct xaTaTcXsuaa? zepivfheio 
3'jvaGTC'J vaü(; [jlsv [/.axpai; Ix®^'®? T£Tpaxo<Jta(; (s. S. 176), CTpaTitoTa«; Sk 
x£?oi>? p.ev £t^ Sdxa [;;apta8aq, i-^toi; §£ p.'jptou(;, gtcXcov §£ xal gitoü xat 



— 187 — 

XopiQ^tjceiv Sa^l^tXo)? xatc 7Cpo£tpY)|/.dvai5 Suvdt[i.£(Ji, /wpi? Be twv £ipY)p.evü)y 
TwoXtv {/.Iv 25^0 >Ta [jLsYi^'Ov "cöv *EXXy;viS(»)v, Xt^jisva^ Se xal vstbpta xal 
xaTscxeuaajjL^va^ axpoTCOAgi^ ivaAwToui;, ett S^ cujj(.|ji.ax<*)v Süvaxöv l/ovca 
'7:'kfiboq : 100,000 Fusssoldaten, 40,000 Reiter und 400 Kriegsschiffe 
zu besitzen konnten sich nicht viele Fürsten oder Republiken jener 
Zeit rühmen. 

Die Herrschaft von Dionys dem Jüngeren bietet wenig Wichtiges 
für die syrakusische Topographie. Am irjteressantesten ist noch der 
wiederholte Aufenthalt Piatons, welcher schon unter Dionys I. in 
Syrakus gewesen war und nun auf Dions Betreiben berufen der 
Tyrannis eine humanere und volksthümlichere Richtung geben 
wollte. Plutarch spricht Dion 13 von dem ehrenvollen Empfang : 
y.al yap ap|xa xöv ßaaiXtxwv auiw izctpifrzri X£xoff{JL*/)[;ivov Gi%%pt'i:Ciq Ä'rcoßavTi 
TYJ^ zpiYipouq xat öüGiav £ÖU(J£V 6 Tupavvoq (1)? eu':\jyi^\t.OL':oq [t.v{(i'kou 'zri 
oLpyri ::po(JY£Yov6To?. Jetzt ist es aus mit den Gelagen im Palaste, der 
ganze Hof treibt Philosophie und xb TUpxvv£Tov, ox; <paöt, xovtopTOc; jicb 
'jiXifiouq Twv Y£(i)jjL£Tpo6vx(i)v y.aT£tx£v (ebenda). Allein dem Anfang ent- 
spricht nicht der Fortgang. Tyrann und Höflinge wurden bald der 
Weisheil und Tugend satt. Dions Widersacher nahmen den Fürsten 
gegen Piaton und seinen Fürsprecher ein und setzten es durch, dass 
der letztere unter dem Vorwand, sich mit den Karthagern gegen 
Dionys verschworen zu haben, ins Exil getrieben wurde. Der Tyrann 
selbst ist der Exekutor der Strafe : jxövov ÄTca^aYwv bizh zr^'^i axpixoXty 
Tzpoq TYjv öiXaaaav i^ei^e rt^f e^cigtoXyjv )cai itaTTJY^p^j<J£V ioq Guvt<JTa[jL£Vou 
[jL£':a Kap)rifj3ovta)v It: aüTÖv. (i7rcXoY£tc0at §£ ßouXoiJ.£Vou tou Atwvo? qüx 
avac)r6ii.£Vo^, dW EiSOlx;, (oq £Tx£V, £vO£[jl£Vo<; £t<; dcxaTiov 7cpoa£TaE£ xoig 
vauTaii; /.0|i.C?ovTa<; autbv £x6£rvat Trpbi; rJjv 'IxaXiav. c. 14. Piaton bleibt 
noch einige Zeit in Syrakus, einflusslos und ungern ; endlich lässt 
ihn Dionys abreisen 7uoX£[jlou Tivb? k\t.T:zi36^'zoq, c. 16. Bald aber begann 
eine mehr und mehr überhandnehmende Sehnsucht nach dem Phi- 
losophen ihn zu ergreifen, und endlich kehrte dieser auf die drin- 
genden Einladungen des Fürsten hin nach Syrakus zurück. Hier 
entspann sich nun ein lebhafter Kampf zwischen der absolutistischen 
und der liberalen Partei; jene wollten die Tyrannis des alten Dionys 
fortgesetzt wissen, diese die Tyrannis in eine ideale, philosophische 
Regierung umgewandelt sehen. Das Haupt jener war Philistos. Sie 
siegten, und Piaton fiel in Ungnade : Dionysios IlXaxwva £v to) -^TEpt 



— i88 — 

xa'i ^^w däspyfspii'sv- c. 19. In dieser Noth helTen die Freunde 
Piatons, besonders Archylas von Tarenl, der mächtigste Mann in 
Italien, dessen Freundschaft für Dionys vom höchsten Werthe war, 
und der Tyrann (■eslattete Piaton Syrakus zu verlassen. 

Diese Miltheilungen iiher Piatons Aufenthalt in Syrakus haben 
ein gewisses topoi^iaphisches Interesse; denn wir sehen da den 
Herrscherpalast mit seinen weiten Säulenhallen, in welchen der 
Sand für die geometrischen Studien ansi^ebreitet ist; wir sehen rings 
um den Palast den Schlossgarlen — es ist kaum fraglich, dass 
Kap. A9 sEy.fa von der Uesidenz zu verstehen ist — ; von dieser 
führt uns eine Pforte oder eine Freitreppe direkt zum Landungsplatz 
der iSchiffe; endlich finden wir in nächster Nähe des Palastes die 
Kasernen der Leibwächter und Söldner — kurz die Akropolis vereint 
alles, was zur Sicherheit und zur Annehmlichkeil des Fürsten dient. 

§ 2. Dion, 

Dionys der Jüngere behauptete nicht lange den Thron : 357-355 
slfjrzle ihn Dion. Dieser landete an der Südküste Siciliens und mar- 
schierte auf Syrakus los, von welchem gerade Dionys, mit einem 
auswärtigen Krieg beschäftigt, fern war. Das kleine Häuflein der 
Befreier schwoll unterwegs zu einem stattlichen Heere an. Avwvi Z't 
TcopiuoiJiiViJi K%-/.xpviX'.oi 11 TpoOiOsrro /ai töv nai' äfpot»; Sypixo^oiidv 

^TTixoXig ^uJ.äosovTE? Aeovtivc'. xat Kx\/.t!aic'. Xifow "jisuBij T:po9TK]j.i{iavt5C 
si? Jiitoy? Toü Atiovo;, w( Iki t«; KiXsi^ :rpöTOv tpiaofco tö? Inetvuv, 
dxaXrcd-^TEj w/^ovto -rb; Ti^hov^äitii toT; oixsioi; ßonjöriffövtE;. w; 3' 
iKuj-i^eXv] TaÜT* T:pb; töv üwvx itspi tö^ 'Äitpo? aipawnsäsOovca ("Axpa; 
ist oflenbar richtige Korrektur des handschriftlichen Maxpä;), vuxt'c; 
ätt Toü; «paT'.dn»; äviiiT»;^«? icpb; tbv "Ävasov TTOTaiJ-bv - fy.^ ÄKs/ov-a 
T^i; iriXsüiq äcxa sTaSfow;- Plut. Dion. 27. Es i^t nicht ganz deutlich, 
welchen Punkt hier Plutarch meint. Dion kommt von Akrai, auf der 
Strasse, welche durch die Schlucht Culatrello oder Spampinalo und 
durch Floridia führt. Wenn von hier bis Syrakus die antike Strasse 
der modernen entsprach, so war die Anaposbrücke weiter als 10 
Stadien oder 1500 m von Epipolai entfernt, und noch weiter von 



•^ 189 — 

demjenigen Stadtthor, durch welches Dion einzog. Ziemlich genau 
dagegen würde mit der angegebenen Entfernung der Punkt stimmen^ 
wo die moderne Strasse nach Canicattini über den Fluss geht. Halten 
wir also test, dass die Strasse von Akrai nach Syrakus bis zu 
diesem Punkt das rechte Flussufer begleitete. Vielleicht auch war 
dies die Sommerstrasse, benutzt zu der Zeit, wo die Flüsse nicht so 
wasserreich sind, während man im Winter auf der Linie der heu- 
tigen Landstrasse von Floridia den Anapos überschritt. Am Fluss- 
ufer opferte Dion dem aufgehenden Sonnengotte (svTauOa h\ r^v icopstav 
inKQxitfxq sG^aY'.a^sTo 7cpb(; tbv 7:0Ta{ji.bv a7aTtX)s0VTi tco yjXio) 7upo<J£U ?«[;.£- 
vc^, ebenda) und rückte gegen die Stadt. Die Bürger von Syrakus 
aber kamen voll Freude dem Befreier entgegen : dl-jnfjvTwv h:\ Tag 
7:uXa?, c 28. Die Polizeispione des Tyrannen wurden getödtet, und 
Timokrates, der Kommandant von Epipolai, d. h. dem Kastell Euryalos, 
(7ujjL[i.r5at Totc; ©poupouat tyjv dxpixoXtv ^it\ Suvyjöei?, floh zu Dionys, dem 
er zu seiner eigenen Rechtfertigung die Macht Dions viel grösser 
darstellte, als sie wirklich war. Aus den citierten Worten Plutarchs 
ersehen wir, dass keine gesicherte Kommunikation zwischen dem 
Euryalos und der Akropolis auf Ortygia war. Warum nicht, erklärt 
sich nur aus der allgemeinen Erhebung " der Bürger ; denn die 
Festungswerke mussten ununterbrochen von der aussersten West- 
spitze bis zum Isthmus weiter laufen. Die Besatzung der Mauern 
war wohl nicht genügend, und besonders scheint es, dass ein Theil 
der Thore von der aufständischen Menge, welche jetzt die Furcht 
vor dem Tyrannen abgeschüttelt hatten, überrumpelt worden war. 

Das Thor, durch welches Dion seinen Einzug hielt, wird bei 
Plut. Dion. 29 mit y.a-ra Ta^ MsvixÖa? rJiXoL^ bezeichnet. Aber Cluver 
hat durch eine glückliche Konjektur diesen Namen in Tsjj.evt-cBag 
verwandelt, eine Erinnerung an jenen heiligen Bezirk bei Thuky- 
dides, welcher später ein wichtiger Stadttheil wurde. Man könnte 
nun das Temenitische Thor identisch halten mit dem, welches Diodor 
XIII di3 Yj :u6Xy) rf\<; 'AxpaStvYj.; und XIII 75 6 xaTa tyjv 'A/paStvYjv ttuXwv 
nennt (s. S. 164 und 462); dann würde es Temenitisches Thor 
heissen, weil es die Verbindung zwischen Achradina und dem Temenos 
bildete. Aber es könnte auch diesen Namen führen, weil man hier 
aus der Landschaft in den Temenites eintrat. In diesem Fall würde 
es ein Thor in dem südwestlichen Theil der äusseren Stadtmauer sein 
— und dies ist das wahrscheinlichste. 




— 190 — 

So ist Dion ohne Blutvergiessen in die Stadt eingetreten. Bou- 
X6[A£Vo^ 3s xal hi sauTou 'Kpo<J3tYopsuiat to'j? avöpcozoü«; dlvVjsi 5ia Tf^q 
AxpaStvY)^, £)taT^po)6cV xapa tyjv &8bv twv SupaxouaCwv tepeVa xal Tpa^ueJ^a; 
tatfltvTwv xal xaO* ou? y^votio irpo/'^ai? '£ ßxXXövtwv xat 7cpo(jTp£i:oiJ!.£v(i)v 
öo^ep 6ecv xaTsü/aT? . -»jv 8' Oirb Ttiv dxp6xoXiv xal -ra xsvraTCuXa Aiovu- 
at'o'J xxTaoxsüa^avTo; tjXioTpö^vtov xaTa^xvs^ xal ui];yjXöv. exl toüto 'irpoaßa; 
£$YjjiLY;Y6pr^<y£ xal icaptbpiJLiQgE tou(; xoXtTa^ avT£X£50at 'rt5(; eX£ü6£pta<;. 
PJut. Dion 29. Das Wort Scif^ei bereitet hier einige Schwierigkeit, 
worauf schon Schubring, Achrad, S. 44, aufmerksam macht. Die 
Sonnenuhr, nach der sich Dion begab, stand in Unterachradina 
nicht weit von der Insel. Dahin stieg Dion nicht hinauf, sondern 
hinab. Weshalb also hat Plutarch avTfj£i gesagt ? Er kannte sicherlich 
nicht die Lokalität und mochte somit, als er las, dass Dion nach der 
Akropolis hin ging, glauben, dass er zu ihr, wie es in den meisten 
Städten der Fall war, hinaufsteigen mussle. Aber es ist auch noch 
eine andere Erklärung des Wortes avYj£i möglich. Es musste füi* 
Dion wichtig sein, sich zunächst den Augen seiner Mitbürger zu 
zeigen, indem er durch die lange Hauptstrasse Achradinas zog, ehe 
er seine Rede hielt. Denn oiSslc; ^^v iXEGOspo;, ou SouXo;, oy 5dvo;, o; oüx 
laxsuSsv lösiv Tcv Aiwva, -Diod. XVI 11. Nun aber war der bevöl- 
kertste Theil Achradinas das Hochplateau. Dion musste also von dem 
Temenitesthor aus nach Oberachradina hinaufsteigen, um erst, nach- 
dem er dasselbe durchzogen hatte, südwärts hinunter zu gehen. 
Demnach hätte Plutarch, wenn er dies hat sagen wollen, das Auf- 
steigen erwähnt, das Absteigen aber vergessen. Diese Deutung dürfte 
der ersten vorzuziehen sein. 

Unter der Akropolis und den Pentapyla war jene Sonnenuhr, 
welche so hoch ragte, dass man sie von weitem sah. Die Pentapyla 
müssen der Eingang zur Akropolis gewesen .sein. Von der Sonnen- 
uhr sagt Athenaios V 207 f., dass sie in Achradina war : tcO xaia 
TY)v 'A/pa8'.vY)v ijXioTpoxiou. Da nach Diod. XVI 10 Dion a5£(o; £bYjX6£v 
£VTb? Tou Tfit/Oü; xal Sta ttj? 'A/pa8tvYj(; i:opz\J^ei<; elq ty)v arfopa,'^ xaTscTpa- 
T07w£S£ua£V, so beweist die Vergleichung dieser Stelle mit der eben 
aus Plutarch citierten, dass der Markt und die Sonnenuhr nahe 
bei einander waren. Dann erzählt Plutarch Dion 29, dass Dion £x 
To'JTOü Tac; [ß,h 'E7:txoXa? eXwv touc xaO£tpYii.£voü? twv itoXitöv IXucje, 
TYjv S' ixpöicoXiv (ii:£T£txiff£v. Was die Befreiung der Bürger betrifft, 
so könnten dieselben in d^r Latomie von Bufalaro eingesperrt gewiesen 



— 191 — 

sein ; noch näher aber läge es, die Souterrains des Euryaloskastells 
als ihr Gefangniss zu betrachten. 

Eine weitere Notiz des Plutarch bezieht sich auf den Bau einer 
Mauer zur Deckung gegen die Akropolis. Dasselbe erzählt Diodor 
XVI 12 : Töv Se Supaxoaiwv xaT£<j>t£üa>t6Tti)v Äxb OaXatTY;«; st? OaXaiTav 
StaT£i)r{(j[xaTa. Die Mauer lief also ununterbrochen vom grossen Hafen 
um den kleinen Hafen herum nach dem Meere und machte, parallel 
mit der dreifachen Panzerung der Akropolis (s. oben S. 169), das 
bis dahin wehrlos wie freies Feld dem Inhaber dieser preisgegebene 
Achradina zu einer Gegenfestung. Freilich stand die in Eile auf- 
geführte Mauer Dions den Dionysischen Werken an Festigkeit nach. 

Sieben Tage nach Dions Ankunft kehrte Dionys zurück : xät«- 
TrXsuasv elq tyjv axpÖTToXtv (Plut.) — die Insel allein war ihm noch 
geblieben. Unterhandlungen wurden angeknüpft, aber von Seiten des 
Tyrannen nur, um den Gegner zu betrügen. Denn sobald er den 
günstigen Augenblick gekommen glaubte, warf er die syrakusischen 
Gesandten, welche mit ihm über die Üebergabe der Burg unterhan- 
deln sollten, ins Gefangniss und führte seine Söldner in plötzlichem 
Ausfall gegen die Werke der Syrakuser; Plut. Dion 30: to'j; Se 
lxta6o96pOü<; xpbc opOpov £|j.i:Xt)ffa^ ay^dtou 8p6[X6) Tzph^ to 7:£piT£i)ria{jLa 
Twv 2)upaxou?iü)v E^YJxfi. Y£vo[Ji.lvY3? 8« Tij^ xpo<jßoXTJ(; av£Xxt(r:oü xal twv 
ßapßap(i)v 6paa£i iroXXw xal 0op6ß<{> yjxOatpouvxwv zo 8taT£ixtfflJi.a xal toi; 
Süpaxoüfftot? £TCt9£po[Jt.£va)v ou^sl? WXjjia [x£vu)v a(jt.üv£aOat xXtjv Tüiv ^evwv 
Twv A((»)vo(;. Es folgt nun die Beschreibung der Schlacht in der Nähe 
des Marktes, welche Diodor XVI 12 ähnlich erzählt. Die verderbte 
Stelle im § 2: iv aTaSiw JX^yo) §£ SiaaTtjii.aTt ttj? Sta':€i)^io'j £<jü) [xajrv;; 
outyr^q aüv^Spa|X£ xXiiöo^ ^pattwTwv £1; (jT£vbv t6xov, verbessert Schubring, 
Achrad. S. 45, nach Reiske durch Ausscheidung der Worte aTaBu.) 
und ^ictz^iyio'j law, während Dindorf (Teubner 1867) iXt^ü) und SiaT£t- 
X''oü 2(70) als Einschiebsel entfernt, araBitj) aber in UTaBiaiw verwandelt. 
Damit würden wir die Thatsache gewinnen, dass der Zwischenraum 
zwischen der äusseren Ortygiaringmauer und der neuen Mauer 
Dions 150 m betrug. Dion, obwohl verwundet, ritt durch die Stadt, 
sammelte seine fliehenden Mitürger und holte diejenigen seiner 
Söldner, welche an andern Punkten Achradinas in Besatzung lagen, 
zur Hülfe herbei : twv $ivo)v tou^ ^üXaTxovTa^ ty)v A)^pa5tvYjv avaonfjda? 
£'::YiY£ '^0^? ßapßapoi? a^LriioL^ ä)t7:£TCovrj|jL£vot<;. PI. D. 30. So errang 
er den Sieg und warf die Feinde in die Akropolis zurück : av£ffT£XXov':o 



— 192 — 

Tpa-5ii£V5i jtaTsnÄiijflrjsay li? te Tti/o; (ebenda). Diodor fügt seiner Er- 
itühiun^ von die^m f>ieg XVI 13 die Worte hei : T^i:i äk tiüti iioviato? 

ci^c^ÄiTTE Eppsupa; älicXs-^a'j; . . . icpe; 3: tsü^ ^upixo^iov^ $(£K^^i:e'[a ^e^I 
äiiXusew;. Hier Ist der Plural i/LpoTSun:-* Her Beachlun{r werlli 
(s. S. 167 f.). 

Da traf ein andrer Verbannter in äyrakus ein, der bewährte 
Feldherr Herakleides, welcher iiovüoiov ixh «üQi^ eups SipiTetiix'OiJivov, 
£xr,piJi,ivou; il tsü? SupaxoaotoJ?. PI. D. 32. Das Volk wählte ihn 
t;egen Dinns Willen zum Admiral, und Herakleides setzte sich in 
Opposition ^^en ihn. Auch klagte ein gewisser Sosis den Dion lieiin 
Volke auf der Aßora (c. 34) des SIrebens nach der Tyrannis an und 
Ijf^iaupfete, dass jenes Söldner ihn hätten lödten wollen. Er wurde 
zwar des Betrugs überführt und hin};erichtel ; aber der entschei- 
dende Erfolg, welchen Herakleides zur See über des Tyrannen Flotte 
unter Philistos errang, stellte den Dion in Schatten. Philistos wui-de 
von den Syrakusern {jefangen und getödtet : tö söii.« n.ii.iäoxvui; eXxsiv 
oii ■:f,ii 'A/p«!ivT5; v.xi aataßatXsEv £15 t«; .Vatoiita;. PI. D. 35. Nun 
verzichtete Dionys auf weiteren Kampf und bot seine Abdankung an : 
-TT,-/ ij.sv öxpitsXiv s«iv(;> TtapaSiSsy; . . . KJta^ ä' i^iCti Oiciciioväe? 11; 
'hiXIav äiTiXÖEtv xäwt y.iTotXMv napssürfai Tij? Supaxouui«? tw naXcOlW^ov 
r-japT«, KoXXtiv x«i el-'a6i5v ■ xüpav ävfjMumv iT,ii QxXät-»;? tlq Tr,v iaioc- 
7=!0v. c. 37. Die genauere Lage dieser Besitzung ist uns unbekannt, 
auch steht der Name durchaus nicht fest ; denn es dürfte sich zu 
dem Accusutiv FijapTi kaum ein griechischer Nominativ linden lassen. 

Da Dion die Bedingungen des Dionys nicht annahm, übergab 
dieser -rft jjlev ä*p3v WiroXXoxpsiTs'., tiÖ :rpsoßyTep(^ twv 7:aiäwv, und 
entfloh selbst mit seitien Schätzen. Herakleides aber erklärte sich 
immer offener als Gegner Dions und brachte es dahin, dass die 
Syrakuser an des Dion Stelle 25 neue Feldherrn, darunter auch ihn 
selltst, wählten. Dass die Volksver^mmlung damah aucJi in> Theater 
abgehalten wurde, iieweist ein Vorkommniss, welches die damalige 
Berathung störte : l::;'! . . . v- ävjjAafWYoi ouvstIXouv tü; ipyjupt^ixf, 
3bÜ5 iiw^E"! O'J* ^^fi^i? w5' crcäipe; ^X^wv, äXXu; 3i :tW5 töte Kpig 
lii-' eX(üvo»Ta Q'Ji^uQii; xii fu^üv iiui tsj ^-j^w ipi;i(<) itpö; tq öljTpo-' 
&p\i.T,as. itai töv i*Jv 5^y«v eiÖü; dvl5Ti)c£ xsti Stss/iBaoäv aiäsvl %äi!\ua 
fEu^ovT«, T^5 3' öXXün i:£X£b); IneSpans u. s. w. c. 38. Dion zog sich 



— 19;^ — 

mit. seinen Söldnern, welche ihm treu gehliehen waren, nach Leon- 
tinoi zurück; aher die Syrakuser j^riflen ihn auf dem Zuge an, 
trolzdem er sie heschwor, angesichts der. Feinde von der Zwietracht 
abzulassen : xai tyjv axpoTioXiv KEpiirXewv •rroXsiJ.ttov ougav üTrep^atvoj^iviov 
Ta TS'!//; 7.al xa ^(iv6\).i'n )ca6op(*)VTü)v £'äi3£ixvu{i.£V5;. c. 39. Er war 
gezwungen seine Mitbürger zweimal zurückzuschlagen, das erste 
Mal in der Stadt, dann auf dem Wege nach Leontinoi hei einem 
Fl uss Übergang. ' \. , . 

Kurz darauf landete an Ortygia ein Feldherr des Dionys, 
Nypsios aus Neapel, mit einigen Schiffen und Proviant, der schon 
den in der Akropolis Belagerten auszugehen anfing : xaOü)p|j.{GOYj 
•iTip' TTjv 'Apeöcu^av. Diod. XVI 18, Zur See von den Syrakusern 
geschlagen, trachtete ei' darnach, die Niederlage wieder gut zu machen, 
und überrumpelte in der folgenden Nacht, während die Syrakuser 
im Siegestaumel schw^elgten, die Belagerungsmauer : lasxstpiG^c ttp 
Tsi/i^iJ-axi (PI. D. 41); nach ihrer Einnahme drangen die Soldaten in 
die Stadt ein und plünderten sie. Die Syrakuser aher outw twv xata 
ty;v TTcXtv kyJy^TiO'f y.ol\ tou y.tv^'jvou i:poq tt^v * 'A'/pa^ivtjv 7:AY;GtaCovTO(; 
(PI. D. 42) sandten zu Dion um Hülfe. Das Wort TzXriGioiCo'ncq ist 
schwer zu erklären; denn nicht nur hei Diodor heisst es vor dem 
Hültegesuch an Dion XVI 19 •AaT£'.X*/;|/{;ivY;? ty;; -kcXsw^ und xpaTYj- 
Oib/,; 5s TTJg avopä<;, welche doch innerhalb Achradinas lag, sondern 
auch Plutarch hatte schon c. 41 gesagt : xopÖYjji^ yap -^v -ra Y'vdiJt.£va 
Tf); Tcs/vsw;; die Gefahr näherte sich nicht mehr bloss der Stadt, 
sondern diese ist wenigstens zum Theil schon dem Feinde anheim- 
gefallen. Deshalb vermuthet Schuhring, Achrad , S. 47, dass statt 
'izuq'Ziii^o'noq gelesen werden musste t:Xy;pouvtos tv 'Ay.p. Doch könnte 
man vielleicht das Wort TzXri'SiOL^o'no^ beibehalten, indem man unter 
Achradina das Hochplateau, /len bevölkertsten Theil dieses Quartiers, 
verstünde. Dann müsste man annehmen, dass die Söldner des Tyrannen 
nach der Einnahme der Mauer sich durch Unterachradina, welches 
leichter zugänglich war, hnks nach Neapolis gewandt und erst 
später durch diesen Stadttheil in östlicher Bichtung Oberachradina 
genähert hätten. 

Dion brachte Bettung, als Nypsios in der folgenden Nacht zum 
zweiten Male die Stadt überfallen und noch schwerer heimgesucht 
hatte, indem er zugleich tc :rpcT£tyt(;fxx -^av £jOü^ /,aT£C/.azT£. PI. D. 44. 

Lupus, Die Stadt Syrakus. 13 



— 194 ~ 

Da Dton vnn LeontJnoi kam, rntisste er an der Nordseite in die 
yiadt eiulreten, sei es nun innerhalb oder ausserhall) Tychas, wahr- 
sc-heinlicli ilas lel/.lei-e. Plut. D. 45 sa^fl daiiilier : yipr,<si]>.gn^ 6xj;/3r:ö> 
-iys: t.%: -psöj;/!! twv ^i'iiiti sEiißi/.s äii -.Sai -jXöv £[; xtjv 'Eita-rjij.- 
-tl-y, X£Vö[j.ivv;v. Das nördliche Stadtlhor, -.k 'E^iiwAs (Diod. XVI 20), 
war an ilei- lieuti|i:en Scala gceca, und Tycha reichte von Os^ten her 
nur bis an dieselbe, aber nicht über sie hinaus {s. S, 34 f. und 
unten ThI. VI). In der '}e.-t.x-.i\ixtia^, niiml, i3ö;, sehen Vir die 100 l-'uss 
breite Haupistrasse, welche im grossen und ganzen mit dem über 
die sjTakuMiscUe Terrasse laufenden Abschnitt der heuligen Strasse 
nach (latania identisch sein mag. Aul ihr ordnete er seine Trup|>eii, 
ehe er sie in den Kampf schickte. Dieser selb.st war für die Befreier 
weniger gefährlich, als der Brand der von den Gegnern angesleckten 
Sladt und der Einsturz der Häuser. Nichtsdestoweniger erringl 
IJion einen glänzenden Sieg über die Soldaten des Nypsios, welche 
in die Akropolis zurückgeworfen werden. PI. D. 4(i. Aber ihnen 
musste nueh ein ferneres Eindringen in die Stadt unmöglich gemacht 
werden ; deshalb Tpai^ii^jvo? sps? -x SixTsiy/.o'^i.« twv t*kv -upaMysEuv 
IwsTDV äxi/.EJSEv ha. -/.i-lfai-n. oraupsv sff'u; y.x-cxSi/.Asiv, Tsl>; äs |ivo'j; 
eTTiTT^oa: 5iä VJXTbj Äv«iT3uo;jifv(>>v Tßv Svpsr.wiiwv IXtfin ä-csTaypwix; 
■:iiv öitpixoXiv, fiors \)x^' f,[Aip«v t's Toixo; y.v. ->)v IsfasioiM fl;x7a;i:;vcy; 
cjjwiiii; 6»JiJLoi^E'.v Toy? i:o>,iTi; xai to'j; TroAEiJitsy;. c, 48. Durch diese 
Herstellung des Palissadenwerks war die Belagerung wiedei' auf den 
Status quo vor Dions Abzug aus Syrakus zurück gebracht worden. 
Während ihres Fortganges liess Dion die Seemacht, welche nicht viel 
mehr iiützle und nur dem Herakleides Gelegenheit zu Umtrieben 
gab, ganz auflösen : xx-:i>.uaav ol -upanoüatot t; vauTixi^, c. 50. Und 
bald darauf liel die Bur^ : -riiv 3" öxpxip l-sXispiwJv eSotv.sSstt.'^.savTs; 
-b Trspi-ci-'xmiia. n-f;3=w? äs tss; TTsX'.spMUlxsvat; ß3r,6oOvTo:, iT:!>.irivTo; 
3k oiTa'J, -.ün 3'e [JiiaOo^ipwv Ytvo[J.£viov TTsviipöv, duoY^ü; 5 uE;; Tay 
iiov'Jcfou 'i itpiY[(.aTa xai o-e'.c«i(.r/o; xpc? t'cv Aitovz -lijv |j.'iM äxpav 
i)uEvi[) i*sTa Twv SxXwv /«i t^; äXXr,^ wiTaonsuYi; ::ap;5(i>/.sv (ebenda). 
Nach seinem Siege bezog Dion weder die Burg, noch liess er 
sie zerstören, wie die demokratische Parlei in Syrakus verlangte : 
-ijv anpav oi taxiT^jxifz y.v. -r^ ä^[*(u Tbi» iiavustw Tci^sv wpiiiiiJ-svi-i Aiffa; 
M'. -zzi vcxp'sv EußiÄsf-/ si-x sK£Tps'li£. <:. 5;f. Die Spannung zwi?ichen 
dem Befi-eier und der Demokratie wuchs und führte zur Ermoiilung 
des Herukleides, des Führers der letzleren. Diese That umdüsterre 



— 195 — 

das Gemütli des Dion, welcher immer mehr dem Argwohn verfiel 
und sich schHessIich von der Hinterlist des verschlagenen Atheners 
Kallippos umgarnen liess. Er ahnte nicht, dass Kallippos es aut* sein 
eignes Verderben abgesehen habe; aber seine Frau und seine Schwestei', 
voll Verdacht gegen den Verräther und voll Besorgniss um Dion, 
Hessen jenen den feierlichen Eid schwören : tov jji^av opy.ov, c. 50, 
zu dem man in das Heiligthum der Thesmophoren hinabsteigen 
musste. Von diesem Heiligthume, welches die beiden Tempel der 
Demeter und der Persephone umfasste, ist oben S. 101 ff. ausführ- 
licher gesprochen. Trotz seines Eides führte Kallippos seinen An- 
schlag aus : er tödtete Dion und machte sich selbst zum Herrn von 
Syrakus, 354 v. Chr. Aber er blieb es nicht lange. An seine Stelle 
trat Hipparinos, der Bruder von Dionys dem Jüngeren; diesem folgte 
Nysaios, ein andrer Brüder desselben, und 346 gewann nach zehn- 
jähriger Abwesenheit Dionys selbst den Besitz der Stadt wieder. 

Alle diese Menschen traten nicht als Herrscher, sondern als 
Räuber auf, welche, einmal im Besitz einer Stadt, diese schleunigst 
ausplünderten, weil sie wussten, dass ihres Bleibens nicht lange sein 
würde. Durch die Missregierung des Dionys zur Verzweitlung gebracht, 
riefen die Syrakuser den leontinischen Tyrannen Hiketas, einen 
Menschen desselben Schlages, zu Hülfe, und, um das Mass des 
Unglücks voll zu machen, kamen .jetzt auch die Karlhager, welche 
den Augenblick für geeignet hielten, sich endlich des steten Gegen- 
standes ihres Gelüstes, der Stadt Syrakus, zu bemächtigen. Ihr Heer 
führte Magon an. Der Retter von Syrakus wurde der Korinther 
Timoleon. 

§ 3. Timoleon. 

Die Syrakuser erinnerten sich nämlich ihrer Abstammung von 
Korinth und baten ihre Mutterstadt um einen Feldherrn. Der 
Mann, welchen sie schickte, besass alle Eigenschaften, welche jene 
Zeit der Noth von einem syrakusischen Feldherrn verlangte : er war 
ein guter Soldat, von grosser Rechtschaffenheit und hatte die denkbar 
möglichsten Beweise von Vaterlandsliebe und Selbstentäusserung 
gegeben. Als er vor Syrakus ankam, war die Insel in der Hand des 
Dionys, die andern Stadttheile hatte Hiketas eingenommen, und vor 
den Thoren lagerten die Karthager, jede Gelegenheit erspähend um in 



die Stadt zu j»elan<,^en. Die nun folj^enden Eieignisse sind von Diodor 
und von Plutarch völlig verschieden überliefert. In der Gesch. Sic. 
II 'M6 und 466 ist nachgewiesen, dass man nur dem Berichte 
Plutarchs folgen kann. Wenn wir also hier einige Stellen aus Diodor 
cilieien, so geschieht (hes nur, um in dieser topographischen Schrift 
keine antike Notiz zu übergehen, welche sich auf die Topographie 
von Syrakus bezieht. Diodor sagt XVI 6S von Hiketas, dass er in dem 
Kriege mit Dionys yipxva ßaXsixsvo? :r£pl Tb 'OX'j;j.u'.ov BisttoXcjasi to) 
y.paTsOvT'. Ty;c tSKzm^ rjpavvw. Nach seinem Siege über diesen iY.pi':Ti':t 
Tü)v -upay-oj^cov ttXyjv tt^; Ny)(jcj. Kap. 69 wird von der Stellung «ler 
kiiegführenden Parteien folgendes Bild entwoifen : iv 8k 'xXq I^upa- 
y.sjsaic ::cVay; Tapa/v; xaTcr/£ tyjv ttöXiv, A'.cvjsigj \f.v/ ty;v Ntj^cv c/ovto?, 
I/.ETa ck rr^c 'Axpa$'.vY;^ y,a» Nsac t:5ae(0;; y.jpieJsvTs;, Ti;j.oA£svts^ ok Ta 
Ac'.-a TYJ; ::c/.£(o? ^taps'.Ar^^sTc;, y.al KapxYj^cviwv TptrjpEs'. ;/£v kxxTcv y,al 
::£vr/;y.ovTa y,aTa7:£'::7v£'jy.STü)v zlz tcv jj-r/av A'.;j.£va, TTEwstt; os ctpaTiwTa'.? 
TTEvTy.y.'.jjj.jpici; y,aT£aTpaTC7:£C£jy.iTü)v, während Plutarch Tim. 11 wohl 
richtig folgende Vertheihmg der Streitki'äfte vor der Schlacht bei 
Adranön und der Kapitulation des Dionys verzeichnet : b B' *Iy.£Tr^c 
7:j6c;j-£vo; tyjv toO T'.;j.cA£sv:c^ c'.ißa^jtv y,ai oc&*/;Ö£k i;.£T£Z£|j4^'2 ico/.Xa:; 
'wv Kap)fr3ov(tov -:p'.Yjp£'.;. ct£ y,ai iravia-a';'. cjyEßr^ tcuc lSupay,ou7tcu^ 
a'ToYvwvai tyjv swTr^piav optovTa; toj i^kv Xt|j.£vs^ xjtwv KapyY;Bov(oj; -itpx- 
TcuvTac, T/.v 0£ TTcXiv 'Iy.£TY;v iyovT^t, ty;c c' a/.pa^ xjpiEUovTa A'.svj^'.ov, 
T'.;jLcX£ovTa $£ Ü77:Ep iv, */.paa7:£$0'j T'.vb^ Xe-ittcu ty;c TajpG[j.£v'.TU)v TwoXiyvr^; 
ty; -'.x£A(a 7:pocr^pTYjjjL£vov. 

Ueberlassen wii' uns nun der P'ühnmg Plutarchs für den weitern 
Verlauf der Ereignisse. Nach ihm hatte Timoleons Sieg über Hiketas 
bei Adranon voi* allem die Folge, dass Dionys sich ihm ergab : tcv 
rt;j.GA£cvTa OaujAai^wv £Z£{j.'I*£v ixEivw y,v. KcpivOisi^ Tzxpxo'.ozhq auTCV -/,%'. 
TYJV ay.pi-cX'.v. c. 13. Timoleon, noch immer fern von Syrakus, schickte 
eine Besatzung von 400 Mann in die Akropolis cj/ c;joy 7:xnx^ c'j$£ 
9a/£pa)c, aSjvaTCV ^ap r^v £9op|j.s6vTü)v 7:sA£[;/a)v, aXAa y.pjsa xai xxt' 
cXiv^y- 'nap£ia'ü£(;ivTac. ci i>/£v c5; (jTpaTiwTXi -apiXaßcv ty)v ixpi-cXiv 
y.a: Ta TupawEia |X£Ta Tr,c: TrapaGxEUYJc xal tuw ypr|;7(|j.a)v*'::pb? tgv TSK-\f.ov. 
ir.T.z'. T£ Y^p evr^sav C'jy, cXivst y.al ::aca t;.r^yavYj7.aT(»)v IHol y.al ßiXwv 
TrXfjOs;, c-jtXwv 5' a-£x£'.vTc [Ji.'jp'.a$£; e-tä TEO^GrjpiciJLEvwv sy. 7:aXaioy, 
CTTpaTioiTa». C£ ^'.^/.X'.ci T:p A'.orjJto) ::apr|Cav, sjg exeivoc, ü)<; TaXXi, to) 
T'.y.cAEovTi Kap£ca)X£v (ebenda). Hiketas aber zog jetzt die ganze kartha- 
gische Macht zu seiner Unterstützung nach Syrakus. Magon £ig£zX£'. 






— 197 — 



0£ 



jjL'jpiaBaf; z^ aTTcß'.ßa^^wv /.x'i y,aTa7TpaTC7:£B£ua)v ev ty} ttcXsi -:G)v ^jpay.GJSicov, 
ß)C7T£ iravTX^ oisaOai tyjv •JuaXai Arfoi^ivr^v y,al '7:po5$sxo)[XEVY]v £xßapßapo)5'.v 
T^Xciv £7:t TY)v S'.xsXiav . . . TOTi 5£?a[jivou Tsü 'fy.£TOU y.al 7:apaBovTo; r,v 
5pav TYjv ■koAiv aTpaTC7:£8ov ßapßapwv ouaav. ot ck tyjv ay.psiroA'.v twv 
Koptvöiwv x.XT£yov':£; iTTia^aXw; y.al yaX£T:ü)^ a-YjAAaTTov (^ 17. Als 
ilarauf Magon und Hikelas einen grossen Theil ihrer Truppen aus 
Syrakus wegschickten, um Katane zu nehmen, von wo aus Timoleon 
vermittelst kleiner Fahrzeuge die Akropolis verproviantierte, benutzte 
Neon, der korinthische Kommandant der Burg, diese Gelegenheit zur 
Eroberung von Achradi na : y.ar.Bwv arb t?;^ ay.pa; toI»; ü7:oX£A£'j/[jivs'j^ 
Twv xoX£[jl(wv apYw^ y,ai a[A£AÖ); ©AaTTovTa? icai^vr^c £r£T:£7£ 0'.£77:ap- 
tJL£vo'.(; a^TCi;* y«ai tsu^ \jkf av£Ao)v, to'j; §£ Tp£'M;x£Vo; £y.pa':Y;j£ y.ai 
y.a-rday£ Tr)> A£YOiii/r// 'Aypa^tvvjv, o xpiTiaTCv £3oy,£'. y.al aBpauciTOTaTov 
uTcap/civ xr^^ S'jpay.ojaiwv [jipo^ roAetoi; Tpcrov T'.va TJYy,e'. (vivr^c yxi 
Güvr<p|j.oa[;ivrj^ iy, '7:X£'.cvtov 7:iA£0)v. £UT:cpY;5a; $£ y.a'i (jitc'j y.al ypr^ixaTwv 
O'JX a9r^y.£ tcv TÖrcv 0'j8' av£Xü)p*/;a£ TraAiv £7:1 tt^v ay.pav, aXXa Gpa5a;j.£vo; 
Tov 'i:£p(ßoAo; if^; 'AxpaSivfj; y.at Tjva^a<; tsT^ spui^aGi Trpbc tyjv ay.pfTroAt^ 
3'.£G6AaTT£. c. 18. Die letzten Zeilen über die Vereinigung der Ortygia- 
oder Akropolisfestungswerke mit denen von Achradina erklären sich 
leicht bei der Erwägung, dass während des Kampfes zwischen den 
Besitzern der Burg und des Stadttheiles Achrad ina die verbindenden 
Theile der Ringmauer, sowohl am grossen wie am kleinen Hafen, 
hatten verschwinden müssen. Die Besitzergreifung von Achradina 
gestattete Neon den Festungswerken von Syrakus dieselbe Gestalt 
wiederzugeben, welche sie unter den Tyrannen gehabt halten. 

Unterdessen hatte Timoleon Verstärkungen aus Korint h erhalten 
und konnte nun auch seinerseits auf Syrakus losrücken. Hier hatte 
sich die Sachlage gewaltig geändert. Während der häufigen Waflen- 
.stillstände hatten sich die Soldaten beider Heere wiederholt beim 
Fischfang an den der Stadt benachbarten Sümpfen getroffen : iv ts^c 
'K£pl TYJV Tzi'ki^ T£vaY£7'., ToA-j [/£v £7. y.pT^vwv 7:cTt[xov jowp, zoXj s' £; 
IXwv y.al -iroxaiMov y,aTapp£cvTü)v £i; tyjv OaAaTTa> cv/o\J.hziq, •hayjOs^ 
£YX£>^£Wv vd[JL£Tat y.al Ba<J/{A£'.a tyj? «Y?^-^ "^^^ ßouAo;x£voi^ a£l 7:ap£7T'. c. t^O. 
Bei dieser Gelegenheit hatten die Soldaten Neons die griechischen 
Söldner im karthagischen Heere darauf aufmerksam gemacht, dass 
sie als Griechen nicht gegen andere Griechen kämpfen dürften. Als 
diese Umtriebe dem Magon zu Ohren kamen, hob er in der Befürch- 



— !!I8 — 

tuiii.', üeiiie 1,'rieclii seilen Truppent heile inöetiteii sicli zu einem Ver- 
lülli verfilhi-en lassen, plötzIicU sein Lager auf und schaßte sein Heer 
iiai.-li Karthago zurück, inileni er dem Hibeta?, welcher noeh im 
Hesiize von Epipolai {Tyclia und Neapolis) war, und dem Timoleon, 
wcirhei' am fnl^jeiiiten Ta^e ankam, fi'eies Feld lies*, t'm gegen die 
resl<f Stellung, welche Hikelas einnahm, mit Erfolg' operieren zu 
koiiMen, iirifV Timoleon von drei Seiten zugleich an : 5t>>.iiv : T-.jwAiwv 
rr,-i ä-Jva-^v, »ÜTb; (tsv f, 'i.:v.i-T-.z-i r^ irxpi ^'s pj-dpsv ■:55 Ävksj zp;;;- 
JzVaev. äi-Ao-j; 3' h. T^; Ä7_f läv/f,; i/,iVty=¥ In/s-.pjTv . . . tsj; Se Tpitsu; 
=::i~,'5v Irr. -.k^ 'Emso'.ir A.tv«p/_5- zi; AijjtjpiTSi;. c. 21. Das Resultat 
war ein leichler und vollständijfer Sieg. Uie toimgraphi. sehen Angaben 
des Plutarch dürften etwas genauer sein. Natürhch konnte zum 
Zweck des Angnfls auf Hiketas ein Theii des Heei^s von Timoleon 
Ifm^'s des Anapos marschieren, ein andrer von Aehradina aus vor- 
rücken, aber das Endziel mnssle immer ilas Kaslell von Epipolai 
sein: ileshalh penüjtl nicht für den von <ler dritten .\hlheilung ein- 
geschlagenen Weg die btos^^e Angal,>e, dass sie gegen Epipolai vor- 
rückte, was doi-h auch die beiden andern Ihaten. 

Als Timoleon so im J. 343 Heir von ganz Syrakus geworden 
war, machte er es nicht wie Dion, der die .\kropolis unversehrt hatte 
stehen lassen: vielmehr war er sich der Bedeutung der Burg als 
Hort der Tyrannis hewusst mid liess sie vom Volk selbst zerstören : 

rjvi^i^TESÖa; xa-TisMirrsjjiivM/ lirt rjpiwixwv t^M^i-urt ... oi ^isvov 
TJ;-; «pav iXÄi xi; tj^ sät«? %%'. -.% yi-W;i*i-:a 'm Tjpi«wv ä ctps-ia-/ 

-/_3ip:^i5is»E; TSt? -oAiT»;; f.%: tf,; TjpaTviss; j~sp-i^2.-i 'c-Mfi Tr;v 5i;',JÄioiT!av, 
c. 'J'i. Diodor sagt XVI 70, ilass Timoleon T:ipx>.j3wv tr;/ vijjsii »»l 
spsip'.» -i A(9'/u^-M ::pCTipSV üsaÄSÜsvrj;, t« ;aev yjTi tt;v vf,35v 
äxpcss).;;? zii 'i -rjpvndx rLi'iTtri/t, ■:si; 5; 5p5jp;c-.; i;:i£b)xt tt,v 
i>.£:jÖ£piav. Ueber die Mehrzahl der .Akropolen auf der Insel ist schon 
S, 107 gesprochen: wo al)er die opsJpia, welchen Timoleon die 
Freiheit zurückgab, gelegen haben, lässl sich nicht »agen. 

Den Zu.sland des l>efi'eiten, aber durch die Schicksale der letzten 
Jahie verödeten Syrakus l>eschi-eibt Plutarch in den schwärzesten 
Farlien. Die anhaltenden Böi^erkriege hatten die Stadt ruiniert : 
r, -^k-i iv -upixsiiiat; i'fspi 3i' ipr,^ii-i oy-:u> -i\'/.T,i xi'; gaöfta* 



— 199 — 

Iysvovto lA-GTal -/.ai auwv dYpitov, £v $£ toi? ::poaaTs(ot<; y.a» -jrspt la Tsiyr^ 
TToAXa/,'.? Gl cxo^^i"' «YovTs? ex'JvTJYETO'JV, u::Tf;xG'J£ 2' ojosi? twv sv toi? 
ip'j[j.aat xal 9poup{ot? xaTO'.xcuvTWv, oOBs xaTsßaivov sie ty;v tcöaiv, aXXa 
jppixr^ /.al 1X150; sTys TuivTa? a^op*? >^*t TCoXtTsia; xat ß*/j|i.aTOc. PI. T. 22. 
Der Inhalt dieser Stelle ist theilweise dunkel. Welches sind cd aXXai 
TToXsic, die niit Ausnahme j^anz weniger von Hirschen und Wild- 
schweinen wimmelten ? Man hat gemeint, da an der ganzen Stelle 
von Syrakus die Rede sein müsse, auf welches ohne Zweifel auch 
die letzten Worte ouSk -/.aTißa'.vov si; ttjv luöXtv gehen, so könne es 
auch nicht anders mit dem Satze ai Sk aXXat Tzi'^^tiq u. s. w. sein. 
Dann könnten diese 'izoknq die verschiedenen Stadttheile von Syrakus 
hedeuten. Denn Achradina, Neapolis u. s. w. waren förmliche Städte 
und werden auch c. 18, Cic. Verr. IV 118 f., Liv. XXV 25 so 
genannt. Aher was sollen dann die Worte ttXyjv xavTcXw; oXi^wv 
heissen, welche doch eine grössere Gesamtzahl als vier oder tünf 
voraussetzen? Ferner, wie kann man den Satz rechtfertigen, dass in 
den Vorstädten und rings um die Mauern gejagt wurde, wenn eine 
Zeile vorher gesagt worden ist, dass die Städte seihst voll von Hirschen 
und Wildschweinen waren? Daraus erhellt, dass die hrer erwähnten 
Vorstädte nicht diejenigen der eben besprochenen Städte sein können ; 
und wir kommen zu der Folgerung, dass mit dem Satze at §£ aXXai 
iizhziq — aYpiwv auf andre sicilische Städte hingewiesen, dagegen 
mit den Worten iv äs Tot; ::poaaT£iot<; nach Syrakus zurückgekehrt 
wird, von dem dann allein die Rede ist. Die Worte od $£ aXXai — 
avpuüv haben also die Bedeutung einer Parenthese. Arnoldt, TimoleoHy 
Königsberg 1850, S. 134, und Siefert in seiner Ausgabe von Plu- 
tarchs Timoleon, Leipz. 1860, S. 41, beziehen die Worte at aXXat 
::cX£i; auf die Stadttheile von Syrakus und streichen dafür -^Xyjv 
'::avT£Xü)(; iXivwv. Aber «der Markte und «die andern Städte», aus 
welchen sich Syrakus zusammensetzt, bilden keinen natürlichen Ge- 
gensatz, da der Markt keine Stadt ist. Demnach können wir al aX7va'. 
rSkv.z nicht auf die Stadttheile von Svrakus beziehen und müssen 
an unserer Erklärung festhalten. 

Timoleon liess nun aus Griechenland neue Kolonisten nach 
Syrakus und anderen Städten Siciliens kommen. Oi 0£ cuv£X8ovt£; £i; 
KdpivOov cü% cvT£? txavol to ttXyjöo? £$£if;OY;aav Ix KcptvOou xat ty;? aXXr^^ 
"EXXaoc? 7:apaXa&£tv cjvotxcu^; xal Y£v5'^£Vot ixupuov oux iXaT-ou^ y.aT£- 



— 2()i) — 






Nach Diodor XVI 82 kamen zuerst aus Korinlh 5000 neue Kolonisten, 
dann aus dem übri«iren Griechenland so viele, da^s im ganzen 40, 000 
in Syrakus und 10,000 in Agyrion angesiedelt wurden : 'iXzz ol 
oiy.rjTcps^ azsOciyÖYjsav s?; [;/iV ttjv 2'jpxy,o^(av ty); dBtaipcTov TSTpay.'.cixup'.o'., 
et; CS TYjv Avjp'vaiav |j;jp'.oi 3'.a xb [xivsOoc y.a» xi/Jo; ty;; //)pa; 
Die 50,000 oder 60,000 sind ohne Zweifel Männer oder Famihen- 
häupter, woraus man auf eine Vermehrung der Bevölkerung um 
Hunderltausende schliessen dürfte. Das Gebiet von Syrakus wird in 
soviele Theile, als es Alt- und Neubürger zusammen waren, einge- 
theilt worden sein. Später verpflanzte Timoleon auch noch die 
Leontiner nach Syrakus. Diod. a. a. O. 

Die nun folgenden Kämpfe und Siege des Timoleon gegen die 
Karthager und die Tyrannen bieten uns nichts Neues für die syra- 
kusische Topographie. Doch erinnern wir an den S. 104 f. berichteten 
Verkauf aller Statuen zwecks Fidlung der Kriegskasse, wobei nur 
mit der Bildsäule Gelons eine Ausnahme gemacht wurde; auch wird 
bei dem Ausgang des Tyrannen von Katane, Mamerkos, welcher besiegt 
sich dem Timolecm ergeben hatte, das Theater zu Syrakus erwähnt. 
Mamerkos ty)v ixxAr^stav cpiov aTrapatrrjTov eOsi p'i^a; to i[j.aTtov $'a 
[j.i'jyj TSj OsaTpou y.at -jzpi^ v. tGw ßaöpwv ^p6[xu) oepsiXEvo; Tjvspp/jrs 
TY)v y,£^a/vY;v (o; a7:o0xvo6p.£vo;. Plut. Tim. 34. 

Interessant sind die Mittheilungen über den Wohnsitz des Timo- 
leon zu Syrakus: sttI o« tyj^ cty.(a; ispbv Bp'j7a{i.£vo; A'jTo;j.aTia; 
£Ou£v, ajTYjv Ol TYjv ol/SoL/ 'Upto Aafjj.oyi xaOi£pwa£v. (|)X£'. Bk o'.y.iav, y;v 

£E£tAsv ajTfo JToaTr.viac dcia-Etov 5t ^lupaxojsio'., xal twv dtYptov tcv 
• •»•••I i ' •• 

i^$i(7T0v y,ai y.aXXi^Tov, £v oi y,al to ttXeT^tov to5 /p6vou xaTi^xoAa'Cc 
{;.£Ta::£jxd;a(.;.£vo; oI'xoOev tyjv vu^^^^^-^ y-^- "^©'^^ 7:al5a(; c. 36. Eine alte 
syrakusische Tradition behauptet, dass das Landgut Timoleons in der 
sogenannten Tremilia, einer Gegend am Südfusse des westlichen Epi- 
polai, gelegen habe; dies sagt schon Arezzo, dann Fazello, Miral)ella 
Nr. 176. 177, und fast die ganze Reihe der Wanderer und Lokal - 
topographen. Aber der Tradition fehlt der Nachweis genügender 
Begiündung; möglich, da.ss die entfernte Aehnlichkeit der Wörter 



— 201 -^ 

Timoleon und Tremilia sie veranlasst hat ; indessen sieht sclion 
Mirabella, dass das Wort Tremilia nichts anders bedeutet als die 
3 Miglien weite Entfernung»' des Ortes von der Stadt. 

An dem Staatsleben der Syrakuser nahm er nur dann persönlich 
Theil, wenn seine Mitbürj^er selbst es verlangten. Dann, sagt Plut. 
c. 38 : )coixiuc{^.cvoc C'.' i-^opiq e^rl usüyo'J? '^poc; to OsaTpsv IropsucTo. v.x\ 

yvwjJir^v. i7:'.*/£ipoTovr<0=(ar;; 5k TajTr^«; et [jkf OTrr^psTa» xaXiv aTrr^Ycv 5'.a tcj 
OsaTpou To Cs^YOb- Wenn der Wagen von dem Landgute des Timoleon 
auf dem W^eg nach dem Theater über den Markt kam, so wäre das 
ein Beweis, dass jenes nicht in Tremilia gelegen habe, da der Markt 
nicht zwischen hier und dem Theater war. 

Den Befreier ihres Vaterlandes bestatteten die dankbaren Bürger 
auf dem Markte und schmückten sein Grab mit ausgedehnten, gross- 
artigen Anlagen : Tb a^/o; oi 'i'T/^o) twv vsavicxwv Tcpox-piOivTs^ i^spsv 
y.£y.o7[i//jpivo > c;.a twv A'.ovucrtou Tupavvstwv tsts y,aT£ay.a[j.[jiva)v . . . £"o'.y;- 
aavro oh tyj/ Tasrjv .tol> ^wi-i.aTo; £^ «V^P?? ^•^' ^'ca^ uaTspcv 7:3pißaX6vT£; 
V.XI TwaXaidTpa; £vo'.y.oBo;j.Yj7avT£; YUjj.va^'.ov toi; veo'.c OL'?riY.%y y.at ri;AS- 

A£6vT£tOV T.pZ'ZTi^^ZptJGXV. C. 39. 

, Fassen wir schliesslich die topographischen Veränderungen, welche 
der Sturz der Tyrannis und die Errichtung der Demokratie mit sich 
führten, zusammen, so sehen wir erstens Herrscherpalast und Akro- 
polis auf Orlygia verschwinden und einen Justizpalast an deren 
Stelle sich erheben ; zweitens wird auf dem Markte das Grabmal des 
Timoleon errichtet und bald umgeben es Säulenhallen und Palästren, 
Theile des berühmten Gvmnasiums Timoleonleion. Auch beschloss 
das syrakusische Volk öffentliche Spiele zu Ehren des Verstorbenen : 
£Tt{jLr<:7£ o' £'!;tcv OLtx^'x ypi^z"^ ayöGi [xsuj'.y.sV;, iT7:'.y,5i;, Yj;j.viy.oic. c. 39. 
Diese Spiele fanden vielleicht in dem Timoleonteion am Markte statt, 
was auf sehr weite Ausdehnung der betreffenden Bauten und Anlagen 
.sehliessen Hesse. 

§ 4. Agathokles. 

Als Timoleon im J. 336 gestorben war, fiel Syrakus von neuem 
Unruhen aidieim, welche erst mit der Thronbesteigung der Agathokles 



— 202 — 

317 V. Chr. ein Ende nahmen. In der Geschichte dieses grausamsten 
aller syrakusischen Tyrannen sind die topographischen Nachrichten 
sehr spärHch. Zuerst wird hei ähnUcher Veranlassung wie in Dions 
Gescliichte das Demeterheiligthum erwähnt. Diod. XIX 5 sagt, dass 
Agathokles 7:apaxÖ£t<; zl<; to t?)(; ATQjAr^Tpo; Upcv jtzo töv TCoXtTwv wjjicas 
Ply;$£v ^vavTio')a£a6a'. ty) ^T^\kovLpoL'zioL. Aber er machte es wie Kallippos, 
brach seinen Eid und bemächtigte sich der Stadt, welche damals 
unter dem Regiment einer Oligarchie von 600 Männern stand. Als 
er sich nämlich des Beistandes seiner Söldner versichert und alles 
füi' den Staatsstreich vorbereitet hatte, versammelte er die Seinigen 
in dem Timoleonteion : Tct? [jlsv aTpatitoTati; TcapifivYstXsv airaviav aji.' 
Y;iJt,£pa £t; 10 Tt{jLoX£6vT£iov. Diod. XIX 6. Auch hieraus ergibt sich die 
bedeutende Grösse dieses Gymnasiums, da die hierhin entbotenen 
Soldaten an Zahl 3000 waren. Diese eröffneten ein Gemetzel unter 
den Oligarchen und ihren Anhängern. Mord und Plünderung herrschte 
zwei Tage lang in der Stadt. Diod. XIX 7 spricht von 4000 Schlacht- 
opfern des eisten Tages. Dass diese in dem Timoleonteion selbst 
getödtet worden seien, wie Schubring, Achrad. S. 40^ sagt, lässt 
sich nicht aus Diodor herauslesen. 

Im J. 312 brach der Krieg mit den Karthagern aus. Diod. XIX 
103 : Kap/-/j5cvioi xaTa7cX£U(7avT£q £t? t'ov [j.£Yav X'.[jt.iVa twv 2üpay,oct(i)v 
7:£VTYi/.ovTa c>tacp£cr; aX'Ao [Jt-^v o'jS'sv r^^uvYjOrjaav lupaSai, cual Ss izipiTze- 
a6vT£(; 9opTrjVot(; i{koioiq tyjv [jl£v kq AOyjvwv xaiiSuGav u. s. w. Agathokles, 
am Berge Eknomos geschlagen, fasste, trotzdem eine karthagische 
Belagerung seiner Hauptstadt bevorstand, den verwegenen Plan, den 
Krieg nach Afrika zu verlegen. Von seinen Vorbereitungen dazu sagt 
Diod. c. HO: b S' AYaOoxXyjc ÄTcaYÄYWv tyjv u'KoX£X£t{jL[j!.£v/;v Buvajxtv 
dq -i'jpa/.o6aa5, Ta 7:£'7:ovr^y.6Ta twv -zeiy^m £7r£ax£6a?£ xal tcv d-o ir^q 
Xwpac criTov azs,Y.6\Li^t^ Siavoo6[jL£vo<; tyj^ |j/£v 'Ki'ketiiq tyjv aavY)v d::oXtX£tv 
(püXa/.TQv, TYJ; §£ $uva|jL£ü)^ tyjv xpaTiGTTjv {;.£TaY£'.v £1^ AißüYjv. Während 
er in der Ferne anfangs einen Erfolg nach dem andern errang, 
schlug Syrakus selbst zwei karthagische Angriffe siegreich zurück. 
Das erste Mal wählte der feindliche Feldherr Hamilkar zur Ausfüh- 
rung eines- Ueberfalls den Moment, in welchem ein von Agathokles 
aus Afrika entsandtes Schiff sich Syrakus näherte und die Einwohner 
in hellen Haufen nach dem Hafen stürmten : uxoXxßwv £Tvat \tipoq v, 
Tou ieiyo\jq d^uXaxTov l'::e\>*^e twv aTpaittOTwv tou^ xpaTtcrtou? (J.£Ta 
xXi[/.dy.a)v. oStoi c' £UpövT£? £y.X£X£tjji.j;iva(: laq fjk%v,äq iXaOov irpocrava- 



— 203 — 

£(po$£ta TiapavevciJLEvYj xa-£vcr^g£. XX 16. Die Ringmauer ist also mit 
Thihmen verstärkt, und ein Mauerabschnitt zwischen zwei Thürmen, 
\).t<3oz'jp^iov^ war schon von den Feinden erstiegen ; da eilten die 
Veit heidiger herbei, tödteten die einen und stürzten die andern von 
den Zinnen hinab : dbq S' oltzo twv IxaX^EWv xatExpiQixv'.aav. 

Endlich unternimmt Hamilkar einen grossen Sturm auf die Stadt : 
TTjv ;i.£v o3v s'.TO':ro[j.7w{av 8'.£XwX'j£ ::oX'jv yjSyj /pövov OaXatToy-paTÄv, toU(; 
c' £7:1 rr^q yjjipoiq /.apTuo'jc y.2Ta(pO£ipa^ £::£ßaX£To y.a-raXaße^Oai to'j? Tcspl 
TC 'OXujjLTriov TCTTOJ«;, y.£'.;jLiVou^ [;/£v irpo ttj;; ::6X£a)q. £'j6u? C£ xai xpcJ- 
ßaXX£iv £C £^6^01» TOI? T£()^£at G'.£Yvu)X£'- Tou ;j.avT£(i)g stpr^xÖTO? auTüi vazoL 
TYjv £::(cx£^tv Twv Upwv, ov, TYJ p.£Ta TajTr^v *?;;jL£pa iwavTO)? £v SupaxouaaK; 
$£t'::vY;a£i. et S' ix ty;<; 7:5X£(i)!; afe65»j!.£voi tyjv i7:ivo'.av twv ^toXejjliwv 
i^s^TEI^^av Tcov ji.£v ::£?wv v'jy,TC<; irspt Tpia/iXiou? xa\ twv iTCriwv 7U£pl 
T£Tpay.cG{ouc zpoGTa^avTii; y.aTaXaߣa6ai tsv EüpuYjXov. XX 29. In der 
Nacht steigen die Karthager zur Terrasse auf, wie einst die Athener 
unter Demosthenes, und mit demselben Misserfolg. Die Bemerkungen, 
welche bei diesem zurückgeschlagenen Ueberfall einfliessen, erinnern 
lebhaft an Thuk. VII 44. Hier wie dort spielen die a-zi'/oyjidpiot. und 
die y.pyjjjLvo' eine Hauptrolle. Der Sieg der Syrakuser geht jetzt vom 
Euryalos aus : xa6' bv Syj xpovov oi y,aT£'.XYj(pÖT£? tbv Eupur^Xov Supaxdc.ot 
[jL£Ta Oopußou 'KpcGtovTai; toj? ::oX£p.{o'J? aiaOö{X£vot xal tc7:oü<; i/^'^'^s? 
0::£pC£?(o'j<; o)pji.r<Gav i^l toÜ(; 7:oX£[j,(ou<; (ebenda). Die Feinde wTerden 
hinuntergeworfen, ihr Feldherr selbst bei der Verwirrung und Flucht 
gefangen genommen, so dass sich die eben erwähnte Prophezeiung, 
wenn auch in anderm Sinn, an ihm erfüllt. In obiger Stelle ist noch 
betnerkenswerth, dass man von Syrakus die zur Deckung des Euryalos 
befehligten Truppen « hinausschickt » : £C£*;:£[ji.'i^av, während doch • das 
Kastell einen integrierenden Bestandtheil des syrakusischen Festungs- 
ringes bildete. Das Nöthige hierüber ist bei Gelegenheit der athenischen 
Belagerung S. 125 f. gesagt. Der Abstand zwischen den bewohnten 
Theilen der Stadt und dem Kastell genügt, um das £xz£|j.TC£tv zu 
erklären. Dass auch die Kommunikation zwischen dem Kastell und der 
Stadt leicht unterbrochen werden konnte, haben wir in der Geschichte 
Dions gesehen. 

Damit hätten wir die geringe Ausbeute, welche die Kriegs- 
geschichte des Agathokles für die syrakusische Topographie bietet, 
erschöpft. Auf das glückliche Bestehen der Karthagergefahr folgte 



e ne I npere Glanzpe de o Madl unJ Re I Dol i H \\I 

83 o Itfn V bs nden W l Ist de b I en? e t T ole n u i I el t 
n Beiu ul \gatl okle f Igen les 1 or a -rj lä p i 

jki I a vaar'Nsw t va/ ixa 

Ul xa a -j] ^ a p-fw e « pü | f ^ '* * a a*y * 

>a-xa ^ Vaex? ar;^« ^apa o 

p» (i) u 6 « OT a3 a; / a 

A=!rOi; aa [a ;apY a -ifpaa/ 

-p YS üJ iOw 3 |j.a oirr a a-x a a o a 

p /opa A;a6-*A^ I Be^u^ uf I „ Hau le mk-Iz^ 

La^e la sl 8 I z e e le t en erke er ten i ss e cht Ij je e 
Gel ude n kann el 1 „evuhnl h so le st de n te I 
cht uf de In I ond n u e h H le eil en z ve li^n I 
«ine iiiilTKllGndG Aehnlicbkeit li^sleht zwischen ilcm Schicksal des 
von dem Tyrannen Agaihnkles errichleten Hauses und dem eine.i 
Afjathokles und seines Hauses, wovon ohen S. 92 f. hei Gelegienlieil 
der ErlHiuung des Aihenalempels nach einem [''ragmente üiodois die 
Rede war. Zwar lässl sicli niclil konstatieren, dass jene Geschichte 
sich not hwendi(,'er weise auf Syrakus l>eziehen muss; indessen ist doch 
sehr hemerkenswerlh die Gleichheit der Namen (A^rathokles), <ler 
Thalsarhen (das in Fol^e eines Verstosses g«^en die Götter <!nn*h 
einen ■ lüitzstrahl zerstörte Haus), der Ausdrucke (ima»];j,asia und 
lTrtEiijj.f,va'.). Wenn die Analogie beider Erzählungen keine zutullijre 
ist, so ist docli kaum eine Möglichkeit die Frage zu entscheiden, 
welche von beiden On^nal, welotie Gopie ist. 

Nach obiger Stelle hat Agathokles auch Thiirme am kleinen 
Hafen errichtet und wir dürfen wohl annehmen, dass sie sowohl 
dem Schutze als dem Schmucke der Einfahrt galten. Uass der Name 
des Agathokles IB iTspo^Evilv XiÖwj auf den Thürnien angebracht wai', 
deute! Schuhring, Achmd. Ü. 31, auf Mo.saik. Auch ist es wohl eine 
richtige Vermuthuiig desselben Gelehrten, dass der ganze Befestigunjts- 
organismus, welthei' seit Dionjs I. den kleineu Hafen umgah, dann 
theils von Tinjoleon zerslörl, theils vei'wahrlost worden war, um 
Agathokles sowohl zur Vertheidigung gegen äussere Feinde, als auch 
zur Sicherung der eignen Gewaltherrschaft wiederhergestellt worden 
ist. Dass Agathokles der Kriegsmarine seine Sorgfalt zugewendet hat, 
heweisl die Geschichte seiner Krif" ■ -***"«nd deren seine Flotte 



— 205 — 
in stetem Wachsen ist (s. oben S. 182); auch sagt Diod. XIX 9 aus- 

§ 5 Hieron II. 

In den whren Zeiten, welche auf des Agathokles Tod, 289 
V. Chi-., fol«>ten, bemächtigten sich verschiedene Heerführer der Herr- 
scliaft von Syiakus, unter ihnen dei' Epirotenkönig P.yrrhos, welcher 
die Stadt von einer abormahgen karthagischen Belagerung befreite. 
Von seinem nur vorübergehenden Aufenthalt ist in der syrakusischen 
Topographie keinerlei Spur verblieben. Der einzige unter den Nach- 
folgern des Agathokles, welcher sich viele Jahre in dem Besitz der 
Herrschaft erhalten hat, ist Hieron II. gewesen. Er hat während seiner 
()0 jährigen Regierung Syrakus einen besonderen Charakter gegeben, 
von welchem wir uns jedoch bei der Spärlichkeit der Quellen keine 
ausieichende Vorstellung machen können. Erwähnt werden folgende 
von dem fried- und kunstliebenden Fürsten in Svrakus errichtete 
Werke. 

An der oben citierten Stelle XVI 83 fährt Diodor. fort : 0[xo(o)c 
zt Tcu-o'.; '/iy.pbv joTipsv 0::b 'Ispo) c; ts^ ßx^iAEO); to te xara ry;v a^opav 

Ol 'j'boc y,x\ 'nXaTc^ ^/wv toutco y.tTa Xo^ov. J)er Tempel des olym- 
pischen Zeus, welchen Hieron auf dem Markte zu Syrakus errichtete, 
ist nicht mit dem Olympieion zu verwechseln, welches schon seit 
Jahihunderten ausserhalb der Stadt bestand. Auf das Olympieion 
am Markte bezieht sich eine Notiz bei Livius, welcher XXIV 21 
erzählt, dass die Syrakuser, die an Waffen. Mangel litten, inermes 
ex Olympii Jovis templo spolia Gallorum Illyriorumque dono data 
Hieroni a populo Ilomano fixaque ab eo detrahunt. Hieror* hatte l}ei 
(^elogenheit des Krieges der Römer ^^e*^en die Gallier nach Rom 
Gelreidc geschickt (Diod. XXV 14), wofür er nach dem Siege seinen 
Heuteantheil erhielt : twv Xa^upwv itX^ ts yjy.pa/iGi [JLsTa^ojva'. 7:oA£(7'. 
Aay-pw? /,ai zpzi; 'Mpssm tSkkx zi[X'bv, xbv -upxy.ousiwv ßaT.Xia, otXov 
cvTÄ y.al G6jjL'i.a*/ov. Plut. Marc. 8. 

Ueber die umfassende Bauthätigkeit Hierons haben wir das 
Zeugniss Moschions bei Athen. V 206: c 5' 'Hpwv b twv I.paxoT'wv 
i^as'.XsO;, c -rivTa 'PwjAais?; oiA:;, la-irouBay-Et jjl£v /.al rspi tspiov y.at 
7jj;.vaj(oi)v 7.aTar/.£ua;, y;v Se xa't 7:£pi vajTryjYia; 9tX6Ti[;.o5. Welches 



— 'im — 

ausser dem Olympieion am Markte die Tempel ji:ewesen sind, wissen 
wir nicht; ebenso weni{4, wo der Könijj die Gymnasien anjrele^'^t hal. 
Im alljremeinen können wir konstatieren, dass die syrakusischen 
lie^nerungen in der Errichtun^'^ von solchen mit einander gewelleifert 
haben; IJionys 1. hat f^rosse Gymnasien am Anapos gebaut (S. 18(>), 
die Syrakuser halien das (Jrab Timoleons mit einem FUesenbau <Ier 
Art umgel)en (S. 201); dazu kommen jetzt die Gymnasien Hierons II. 
Von all seinen Kauten lassen sich nur noch die mächtigen Reste 
seines Hiesenaltars nachweisen (s. Buch 111. ThI. II § G). 

Von seinem Palaste auf Ortygia spricht Cicero an mehreren 
Stellen. Verr. iV 5[), 118 : Insula ... in qua domus est, (juae 
Hieronis regis fuit, (|ua praetores uti solent ; IV 28, 65 und V 12, 
»JO wird das praetorium oder die domus praetoria^ IV 24, 54 und 
V 31, 80 die (domus) regia erwähnt. Da Hierons Residenz später 
tien römischen Praetoivn als Statlhallerpalais diente, so können wir 
aus Ciceros Verrinen auch über jene manche Einzelheiten entnehmen ; 
aber die Stellen dieser Heden, welche sich auf die Insel und die 
daselbst befindlichen Gebäude beziehen, enthalten manche fraglichen 
Punkte; so werden wir denn bei der Behandlung der römischen 
Epoche auf diesen Gegenstand zurückkommen. Hier genüge die vor- 
läutige Konstatierung der höchst wahrsclieinlichen Thatsache, dass 
der Palast Hierons da gestanden liat, wo einst der des Dionysios, 
d. h. an iKier auf tiem Isthmus. Wir haben gesehen, dass an Stelle 
i\kds Tvrannenschlosses sicli nacli dem Willen des syrakusischen Volkes 
ein Gerichtsgebäude erhob. Ob dieses nun von Agathokles zerstört 
wurde, um für eine neue Zwingburg Raum zu schaflen, oder er den 
Sitz der Rechtsprechung neben seinem neuen Schlosse bestehen liess, 
darüber lässt uns die Ueberlieferung im Stiche. 

Auch ein anderes Gebäude, welches in der Geschichte der 
letzten Schicksale des autonomen Syrakus erwähnt wird, verdankt 
ohne Zweifel Hieron IL se«ien Ursprung : die öffentlichen Kornspei c hei*. 
Livius schildert sie XXIV 21 folgendermassen : in Insula . . . 
horrea publica, locus saxo quadrato saeptus atque arcis in niodum 
emunitns. Bedenkt man, dass Hieron dem Ackerbau in seinem 
Reiche ganz besondere Sorgfalt zuwandte (dieses beweisen mehrere 
Umstände, wie die reichen Getreideschenkungen an befreundete 
Mächte und die lex Hieronica, welclie die Beziehungen zwischen 
PiHMhizenten und Regierung regelte), ^*o kan»^ *'**^* nnwahrschein- 



— "207 — 

lieh sein, dass ein grossartiges Gebäude auf Ortygia, als Getreide- 
magazin dienend, gerade von Hieron II. errichtet worden ist. An 
welchem Punkte der Insel der Speicher stand, lässt sich nicht n)ehr 
feststellen. Mirabella, Nr. 8, weist ihm seinen Platz am Südende 
der Insel zu, wo heute das Kastell Maniace steht. Wir werden sehen, 
dass hier Verres Sommerfrische genoss. Mit grösserer Wahrschein- 
lichkeit nimmt Bonanni, S. 36 der Palerm. Ausg., an, dass der 
Speicher in der Nähe der Marina am W^estrande Ortygias gestanden 
habe. 

Ein glänzendes Denkmal syrakusischer Kunst unter Hieron 11. 
war das grosse Schiff, die Alexandreia, welches der König mit Korn 
gefüllt dem König Ptolemaios von Aegypten zum Geschenk schickte. 
Es war ein Werk des grossen Archimedes und ist von Athenaios V 
2(Ki ff. ])eschrieben . 

In Aegypten, mit welchem Hieron in den freundschaftlichsten 
Beziehungen stand, blühten damals Künste und Wissenschaften ; eine 
besonders hervorragende Stellung nahmen Architektur und Malerei 
ein. Wir können sicher sein, dass auch Syrakus an sich den Ein- 
fluss der hochentwickelten alexandrinischen Kunst verspürte. Aber 
auf die Fülle der königlichen Bauten und die grossartigste Pracht - 
entfaltung der Ornamentik weisen uns mehr vereinzelte Spuren hin, 
als dass wir irgend welche umfassendere Ueberlieferung sei es bei 
Schriftstellern, sei es an Denkmälern selbst besässen. 

Dass am Theater zu Syrakus unter Hieron II. irgend welche Um- 
bauten stattfanden, darauf weisen wohl die dortigen Inschriften hin. 

§ 6. Ortygia im Alterthum. 

.letzt, wo wir mit dem Ende der Herrschaft Hierons II. zugleich 
an das Ende der Glanzperiode von Syrakus gekommen sind, erscheint 
es nicht unangemessen, eine Thatsache festzustellen, welche aus dei 
Gesamtheit der bisherigen Mittheilungen über die topographische 
Geschichte von Syrakus deutlich hervorgeht, dass nämlich die Insel 
Orlygia in den verschiedenen bis jetzt entwickelten Perioden, wie 
auch in den noch zu behandelnden, einen ganz verschiedenen CAnx- 
rakter gehabt haben muss. 

Die Insel war von Anfang an der Sitz der ersten griechischen 
Kolonisten. Als später in der um Achradina vergrösserten Stadt die 



— '208 — 

lepulilikinisclit FieihtJit dem r\niiinenie„inieiile «ich, wurde Orty^ia 
zui Fiir-tenia^idpnz nhei e^ i-^t wiliischeinlicli, diss diese ersten 
Fiir-.ten nul du Iri'-el noili manche pLivath tii^er bestellen liessen. 
S( idith es iiiih unter 1 i lepuhlik^nitti h''n Resiieiun}; des 5. Jahr- 
Imndeil'' 

Em \ollip!; \eränderlts \u^»ehen ^^^''^ann die Insel unter DJonysiosl. 
lv>-\i folgte ei nui dem \or/dn|ie lon Gilon und Hieion, wenn ei 
«enif UiGiileii^ aut ihr Huhchlu^ "iliei ei \Liwii]d(,lte zugleich die 
t,iti/e In^el m liol gioase Fe5fun„ tsein &(.hlo--i 'stand wie wn 
^ebibeii hilien tut dem Isthmus, und ei hatte i <. in dei'^lben 
TLndeii/ mit dem Aifeniil in en^'e \eihindun„ „'eaetzl derzulolge 
lu li liiL liuuil nen in Nttpel die kiie„--mjiine imekt untei den 
Hdk ntn diit-, Paliste-, hOen wollten Feinei lie-.s üioni-, — und 
diiiri ja^ eine wirhtige AemleiuHp — luf Ol h,>i) nur seine Anhdngei 
und Vddnei \\ohnun„ nthrnen indem ei die illen Jnstsien »us dei 
ln-.tl lutiiph 

Hiesei /u'itand d^milL aiiih iintei Dion tott iIjli eim. \uilige 
L niw ilzun„ Int mit Timideon ein Li «isloite die Bui„' mit allem, 
w I- -le enthielt, tmii den >ui»tenr,i ihein Fi setztL eine neue Aul- 
(liediinp des ^iivaten Grund Iwsilze- duuli, welche ofltnbai TUih die 
IiiM 1 mit iimtasssle, =o da*- Jso \on neuem Pinilleute ml ihi 
\\t hiieii dui ticn 

Was in ihesei Bpziehun„ \gathokleo thal, wiid nicht überliefert, 
|edii h fiihit uu'i ^lles zü iki Annihrne, disb ei «in Mensch ohne 
lede HuukMLbt, den svnkusischen Biiiffem d i- \\iihnen in dem 
lesteslen Tlieilt seiotr Hauptstadf nicht ^eattlten konnte. Er hat, 
wie wn iffsthen hahen, zweifelsohne die Bui^ lul dem Isthmus 
Kiedei eriiLhlel, ebenso ilas Ar-«ml in deren \ die und die übrigen 
t itutellenanhjfen des Dionv« wiedtihei^eslellt duitte er auf Ortygia 
Bin>jei lissen, welche m jedem „e^jehenen Momtnt lus abwartender 
Hiltun^ in fflmt Enipoiung iibeizu^ehen drohten * Wir müssen also 
( ine ihermilitfeAiiijlieiljun/ aller Privatleute ms dei Insel annehmen, 
Midi.he wiedetum alleiniger Wohnsitz den TMannen und seiner 
Getreuen wuitle. 

Zwischen Agathokles und Hieron bietet die Geschichte keine 
Handhabe, eine Wiederherstellung des Eigenthnms auf Oi-tygia anzu- 
nelinien ; Orlygia mus-^te Ifdigiich Akropolis \on Syrakus bleiben. 
Die Geschichte der römischen Belagerung wird zeigen, dass damals 



— 21^ — 

keine Privalwohjiungea auf der Insel g^ewesea sind. So lesen wir 
bei Liv. XXIV 22, dass von Andranodoros verlangt winl, portas 
insulae apenat ; die Thoi*e der Insel wuixlen wie die einer Ciladelle 
betrachtet. Ferner erlaubt Mai'cellus nach der Einnahme von Ort)^ia 
den Truppen nicht, sich ungebunden in demselben auszubi^eiten, damit 
nicht die regiae opes geplündert wüixlen, XXV 30 ; von Privatbesitz 
ist keine Rede, während solcher bei der Einnahme von Achradina 
XXV 31 erwähnt wird; nur hier, sowie in Tycha und Neapolis 
wohnten die Privatleute. 

So gewannen also die Römer Ortygia ; nämlich als eine Citadelle, 
als eine Oeiil ichkeil, welche ganz und gar Staatseigenthum ist, und 
wir wissen, dass sie es Jahrhunderte lang unter demselben Gesichts- 
punkte betrachteten. Cicero sagt Verr. V 32, 8-i ausdrücklich, «lass es 
den Syrakusern nicht erlaubt sei, Ortygia zu bewohnen. 

Demnach war von der Zeit des älteren Dionys an die eigentliche, 
d. h. die von dem Volke bewohnte Stadt Achradina, und nicht 
Ortygia. Erst dann wurde letzteres wieder Sitz der Revölkerung, als 
eine römische Kolonie nach Syrakus kam. Dieser räumte Rom obne 
Zweifel den Stadttheil ein, welchen es sich stets vorbehalten hatte, 
d. h. die Insel. In dieser Epoche, es ist die des Augustus, hatte sich 
Syrakus noch nicht völlig auf die Insel zurückgezogen ; das dem 
Isthmus benachbarte Quartier war noch bewohnt. Im Verlauf dtM* 
Zeit verlor der festländische Theil immer mehr an Bedeutung und 
schliesslich war Syrakus wieder auf Ortygia zusammengeschrumpft, 
die Urstadt des 8. Jahrhunderts vor C4hristus. Heute langt die Stadt 
an sich wieder über den Isthmus hinaus auszudehnen und zahlreiche 
Landhäuser breiten sich über das Festland terrain des alten Syrakus 
aus. — Doch kehren wir nunmehr wieder in das dritte Jahrhun<lert 
vor Christus zurück. 

THEIL VI. — Römische Epoche. 
§ 1. Hieronymus. Herstellung der Republik. 

Auf Hieron IL folgte sein Neffe, der junge Hieronymus, dessen 
kurze Regierung für unsere Topographie ohne Interesse ist. Hiero- 
nymus wurde in Leontinoi von Verschworenen getödtet, worauf seine 

Lupus, Die Stadt Syrakus. 14 



— 210 — 

Mörder Tiieodotus et Sosis . . . Syracusas contendunt. ceterum prae- 
venerat non fama solum . . . sed nuntius etiam ex regiis servis. 
itaque Andranodoriis (ein Verwandter des Tyrannen) et Insulam et 
arcem et alia, quae poterat quaeque opportuna erant, praesidiis 
firmarat. Liv. XXIV 21. Die Zusammenfielt ung et Insulam et arcem 
bedeutet : die Insel Ortygia im allgemeinen und die Burg im beson- 
• deren. Wenn auch damals keine syrakusischen Burger auf der Insel 
wohnten, so steht dies doch nicht im Wege, dass dort Wohnhäuser 
für das Gefolge des Fürsten standen ; auch mussten dort offenbar 
Söldnerkasernen sein und diese konnten ausserhalb der Burg im 
engeren Sinne stehen. Letztere nahm eben nur einen Theil der 
Insel ein. 

Livius fährt nun folgendermassen fort : Hexapylo Theodotus ac 
Sosis post solis occasum iam obscura luce invecti cum cruentam 
regiam vestem atque insigne capitis ostentarenl, travecti per Tycham, 



simul ad libertatem simul ad arma vocantes in Achradinam convenire 
iubent. multitudo pars procurrit in vias, pars in vestibulis stat, pars 
ex tectis fenestrisque prospectant et, quid rei sit, rogitant. omnia 
luminibus conlucent strepituque vario complentur ; armati locis 
patentibus congregantur ; inermes ex Olympii Jovis templo spoha 
Gallorum Illyriorumque, dono data Hieroni a populo Romano fixaque 
ab eo, detrahunl . . . haec quoque multitudo stationibus per principes 
regionum urbis dispositis adiungitur. in Insula intei* cetera Andra- 
nodorus praesidiis firmarat horrea publica : locus saxo quadrato 
saeptus atque arcis in modum emunitus capitur ab iuventute, quae 
praesidio eins loci attributa erat, mittuntque nuntios in Achradinam 
horrea frumentumque in senatus potestate esse. 22. Luce prima 
populus omnis, armatus inermisque, in Achradinam ad curiam con- 
venit. ibi pro Goncordiae ara, quae in eo sita loco erat, ex principibus 
unus, nomine Polyaenus, contionem et liberam et moderatam habuit . . . 
in praesentia legatos ad Andranodorum mitti placere, qui denuntient, 
ut in potestate senatus ac populi sit, portas Insulae aperiat, dedat 
praesidium . . . ut vetitum ad Andranodorum est, ipsum quidem 
movebat et civium consensus et cum aliae occupatae urbis partes, 
tum pars Insulae vel munitissima prodita atque alienata (der Korn- 
speicher) . . . postero die luce prima patefactis Insulae portis in forum 
Achradinae venit. ibi in aram Goncordiae, ex qua pridie Polyaenus 
contionatus erat, escendit oralionemque eam orsus est, qua primum 



— 211 — 

cunctationis suae veiiiam petivit . . . 23. Post hanc orationem claves 
portarum pecuniaeque regiae ante pedes eorum posuit. atque illo 
quidem die dimissi ex contione laeti circa fana omnia deum siippli- 
caverunt cum coniuj,abus ac liberi, postero die comitia praetoribus 
creandis habita. creatus in priinis Andranodorus, ceteri magna ex 
parte interfectores tyranni ; duos etiam absentes, Sopatrum et Dino- 
menen, fecerunt. qui auditis iis, quae Syracusis acta erant, pecuniam 
regiam, quae in Leontinis erat, Syracusas devectam quaestoribus ad 
id ipsum creatis tradiderunt, et ea, quae in Insula erat, Achradinam 
tradita est ; murique ea pars, quae ab cetera urbe nimis firmo 
munimento intersaepiebat Insulam, consensu omnium deiecta est. 

In dieser F>zäblung von der Wiedereinführung der Republik in 
Syrakus linden wir einige interessante topographische Angaben. 
Theodot und Sosis betreten Syrakus durch dasjenige Stadtthor, 
welches den Verkelir mit dem Norden vermittelt, das Hexapylon, 
und reiten zunächst durch Tycha. Aus den Worten des Livius ersieht 
man nicht, ob dieses Thor innerhalb von Tycha oder ausserhalb, in 
Epipolai, gewesen ist ; aber die sonstigen' Erwähnungen dieses Thores 
machen die letztere Annahme nothwendig. 

lieber den Tempel des olympischen Zeus am Markte und die 
Kornspeicher auf Ortygia ist schon S. 205 und 206 gesprochen worden. 

Das syrakusische Volk versammelt sich in Achradina «ad curiam». 
Diese lag natürlich am Markte; wenn wir auch nicht geneigt sind, 
wie Schubring (s. oben S. 167), sie mit einem der von Dionys I. vor 
der Insel erbauten ypr^tj.aTia-yjpia zu identificieren. Auf dem Markte 
haben wir also auch den Altar der Goncordia zu suchen. Andrerseits 
beweist der Umstand, dass das Volk, um die Reden seiner Führer zu 
hören, sich vor dem Altar der Goncordia versammelte, auch wieder 
die Lage dieses Altars auf dem Markte. Wir haben also zwei von 
einander unabhängige Gründe dafür, den Altar und die Gurie auf 
dem Markte anzunehmen, wohin den ersteren überdies Livius selbst 
verlegt. 

Ferner ergibt sich aus den Worten des Livius die interessante 
Tliatsache, dass, trotzdem sich die junge Mannschaft des Kornmagazins 
bemächtigt hatte, die Thore der Insel noch geschlossen und die 
Schlüssel im Besitz des Andranodoros waren : ein Beweis für die 
Richtigkeit unserer obigen Bemerkung über die ausschliessliche Be- 
stimmung der Insel zu Staatszwecken. 



— 21-2 — 

Endlidi ist beadilcnswerth die Mitllicilung, ilass derjenige Mauei- 
ab^clniitt von OrtyH^ia, welcher dieses von tler ührigeii Sladl trennte, 
nieilergerissen wurde. Es waren demnach in der That die beiden 
wicliligslen Slad It heile , Achradina nnd Ortygia in demselben Ver- 
hällniss zu einander gebliel>en, wie unter Dionys. 

\iin folgen die I'ntriguen von Hippokrates und Epikydes, Kar- 
Hiajfern griechischer Abstammung, welche Syrakus zu einem Bündnis^« 
mit Karthago verführen wollen. Andranodorus bemüht sich wieder 
in Besitz der Macht zu kommen, wird alwr von dem tragischen 
Schauspieler Aristo» als Verräther angezeigt, worauf die Praeloi-en 
praesidio ad foi'es posito ingressos curiam Themi^tum atque Andra- 
Hoilurum intorfecerunl. c. 24. Auch deren Franen — Tochter und 
Enkelin Hierons — werden getüdlet, und ebenso Heraklia, eine andere 
Tochter Hierons, Gemahlin des Zoippos, nebst ihren beiden jugendlichen 
Tfichlern (c, 2.5. 26). Hippokrates und Epikydes werden zu Praetoreii 
i.'iwähh. (c. 27) und, ohne dazu von den Syrakusern autorisiert zu 
seil), begehen sie zu Leont in oi Feindseligkeiten gegen die Homer (c. 29); 
sidilies.slich bemächtigen sie sich der Sladl Syrakus. Bei dieser Gelegen- 
heit liefert un.s Livius einige erwähnenswerthe topographische Angalten. 
Diu Pi-aetoren , welche in Syrakus befehligten, hatten die Thore 
schÜessen lassen, damit Hippokrates und Epikydes nicht in die Stadt 
heieinkonimen könnten. Aber iam ad Hexapyluni erant Hippocrates 
ntque Kpicydes, serebantuique conloquia per propinquos populariuni, 
r.|ui in exercitu ei'ant, ul porius apei'irent sinerentque communem 
patriam defendi ab impetu Rocnanorum. iam unis foribus Hexapyli 
apertis coepli erant recipi, cum praelores inlervenerunt . . . sed suixlae 
;id onmiu aures concitatae multitudinis erant, nee minore intus vi quam 
fiiris purtae effringebantur, effraelisque omnibus toto Hexapylo agmen 
receplum est. praetores in Achradinam cum iuventute populariura 
confugiunf. mercennarii milites perfugaeque et quidquid regiorum 
niititum Syracusis erat, agmen hostium augent. ita Achradina quoque 
primo impetu capitur praetorumque nlsi qui inier tumultum eltugeruni, 
omnes interficiuntur. e. ^2. 

Hier ist von Wichtigkeit die Notiz über das Hexapylon, das Thor, 
dui'ch welches man von Norden her in die Stadt eintrat. Es ist 
offenbar dasselbe, durch wvlches Dion auf die Hekatompedos einmar- 
schiert und durch welches Theodotus und Sosis in die Stadt hinein- 
gesprengt waren. Der Name bezeichnet ein Thor mit sechs Oeffnungen; 



nur fra^t es sich, ob diese Oeffnungeii neben einander oder hinter 
einander waren. Es kann uns nicht einleuchten, dass ein antikes 
Festungsthor, wie das Hexapylon, derart angelegt sein sollte, dass es 
nach aussen hin sechs Eingänge neben einander enthaUen hätte; 
man hätte es so dem Feinde allzu leicht gemacht, in den Platz ein- 
zudringen. Dagegen wurde der Eintritt, wie es sich bei einer Festung 
gebührt, bedeutend erschwert, wenn man sechs Thore hinter einander 
baute, so dass der Feind, nachdem er das erste genommen hatte, sich 
gezwungen sah, noch fünf andere zu erstürmen und dabei jedesmal 
nach der Einnahme eines derselben von neuem den Angriffen der 
Vertheidiger ausgesetzt war, welche von der Höhe der Mauern her 
die in engen Hofräumen zusammengedrängten Angreifer umzingelten. 
Ganz ebenso erklären wir auch das Pentapylon von Ortygiai. Das 
Hexapylon spielt auch noch in der römischen Belagerung eine Rolle. 

§ 2. Der Krieg mit den Römern. 

In der That haben es die beiden Kartliager durchgesetzt, dass 
Syrakus die Partei Karthagos ergriff und so den Krieg mit Rom 
heraufbeschwur. Die Römer schickten eine Flotte und Heeie um 
die Stadt wiederzugewinnen. Die römische Belagerung von Syrakus 
ist eine der denkwürdigsten der alten Geschichte wegen der Energie 
der Angreifer und der Umsicht der V^ertheidiger , untei* denen 
])esonders Archimedes mit seinen Vertheidigungsmaschinen hervor- 
ragt. Unsere Quellen für diese Belagerung sind Polybius, Livius, 
Plutarch, Silius Italiens, Frontin, Zonaras (d. h. Dio Cassius), Appian. 
S. A. Müller, De mictorihiis reriim a M. Claudio Marcello iü 
Sicilia gestarum. Halle 188^2. Da wir hier nur die topographische 
Seite der Belagerung zu betrachten haben, so beschränken wir uns 
rücksichtlich der Quellen auf die Bemerkung, dass die Hauptquelle 



l Auch Weisseiiboru z. B. gibt dieselbe Erklärung. Die Oertlichkeit war für 
eine solche Anlage ebenso geeignet^ wie der Nordwestabhang der Akropolis zu Athen 
für das pelasgische Enneapylon. S. Wachsmuth, Die Stadt Af/ien, Leipz. 1814 I. 
S. 291 fT. Hätte das Hexapylon sechs Thore neben einander gehabt,, so wäre es nicht 
nöthig gewesen alle zu erbrechen (efl'ractis omnibus). Sehr beachtenswerth ist für 
unsre, übrigens schon von d'Orville, Sicula S. 183 ff. vorgebrachte Erklärung des 
Hexapylon, dass Matthiae im Frankfurter Progr. von 180*7 S. 20, statt unis foribus 
Hexapyli apertis vorschlägt zu lesen irais f. H. a. L». 



— -iU — 

P Ijb II B I t d se I der nicht vollsläiidijf zu 

\ I ^ t It \ P lyh u hänjft Livius ab; seine 

If 1 j, g g »1 ) 1 f ekoiiimen. Die ander» 

I ft t li d iL lerücksiehligen. 

TM w i Frz 1 lu I L us vollständig besitzen, 

}ttirhitlBI g topographische Schwie- 

k t od I 1 U gl ) k t Sie lassen sich nur zum 

Uli IIA h hwt d n dem Texle des bezüg- 

II Seh fl t II b d t I u 1 rthümer enthalten sind, 

II tw d A \h h 1 od In Autor selbst zur Last 

I li 

DR I It ) -ak w I Idberrn: Appius Claudius, 

II I J h (2f Cl ) I Propraetor in Sieilien 

li 1 rt I d t lg d -Iahe 214 als Legal des 

C I M Cl 1 M II hl I D war der zweite Feldherr, 

I kl h i 7 k I S I geschickt, um Syrakus 

zu pi'nliern. 

!; :i Bela^iTung von Syrakns. 

I.lwi luL \i.t.n„ li lielveiun„ le.en wu Ln \\I\ !J 
E\ Leontnnb intla sunt e\teiiiplo cistia ad "ssiacuaas, et ab Appio 
Ie„ati pei puiliim mi^-i loile in quinqueretni eiant piaemiaaa qui 
dineniis (uni intiasset tiuies poitu^, ^pilui le^ati aegie elTugeiuiit 
et lam non modo paci-, üed le belli qiiidem luia iHicti eniit, cum 
Hoinanui p\er(.itu& ad Olymp um — lovis id templum est — mille 
et quingentos pdl^»us ab urbp tastia posuit inde quoque legatoi 
piaernttti placuit qudiu^ ne iniraient urbem, e\tia porlam Hippo 
irates atqm Epicjdts ol}*]ani runi suis pj itesseiunl inde tem 

manque simul toeptaL oppugnaii Syiacu«ae, Itua ib He\ap>lo, nun 
ab \i.hradina, i uiu^ muiu* (lucfu ddluitui 

Hiei tiitt uns die eiste Sch\Mei igkeit ent^Lgen Die Romei 
s hhgen dn La^ei am Oljmpieion südlich lon dei blidt auf Äbei 
Mii welihei beite ^reiten iie an * \on Norden und \on Osten A\n 
können innehmen, dass mau in, bidiwieri^keit einci Landangiilts 
von &uden bei eikannte und deshalb den Nordan„iiff ah aussiebt« 
1 illei Mjblte Aliei /u dfm /wecke musste ra\n zunächst das I^pei 
\on dein Oljinpieioii im Süden ' ■■' -^^ ■"'' "ein Punkte noid- 



— t>15 — 

lieh von derselben verletzen. Wenn die Römer dies j^ethaiii haben, 
warum theilt es Livius nicht mit? Und nicht weniger auflallend ist 
es, dass die Flotte Syrakus an der Achradinaküste angegrift'en habe. 
Achradina hat eine hohe, steil abfallende Küste ; mit welcher Aus- 
sicht auf Erfolg- konnte man hier die Stadt angreifen ? Demnach 
könnte man die Nachricht des Livius, dass die Römer ihr Lager am 
Olympieion aufgeschlagen hätten, für falsch halten. Aber dagegen 
sprechen wieder folgende Erwägungen : Die römische Flotte bedurfte 
zum wenigsten für den Fall eines Sturmes, mancher Ausbesseiungen ; 
diese konnte an keinem geeigneteren Orte stattfinden als im grossen 
Hafen. Eine Schiflstation setzt auch Landbefestigungen voraus. Also 
war ein römisches Lager am Olympieion fast eine Notli wendigkeit. 
Und wirklich finden wir auch im weiteren Verlauf der Relagerung 
Spuren von der Existenz eines römischen Lagers in der dortigen 
Gegend. Liv. XXV 26 steht : Nam et Hippocrates castris ad magnum 
portum communitis signoque iis dato, qui Achradinam tenebant, 
castra vetera Romanorum adortus est, quibus Grispinus praeerat. 
Wenn Hippokrates ein Lager am grossen Hafen aufschlug und von 
da aus das alte römische Lager angriff*, so muss auch letzteres in 
der Nähe dieses Hafens gewesen sein. Es wäre also die Nachricht 
des Livius gerechtfertigt, dass die Römer ein Lager am Olympieion 
gehabt haben. Deswegen wäre es aber doch sehr gut möglich, dass 
sie sich genöthigt sahen mit dem grössten Theil ihrer Streitkräfte 
aus diesem alten Lager nach der entgegengesetzten Seite von Syrakus 
umzusiedeln, um, was ja auch geschah, die Stadt am Hexapylon von 
Noiden her anzugreifen. Livius hat es eben versäumt, diese Umsie- 
delung zu erwähnen. Indessen enden hier noch nicht die topogra- 
phischen Schwierigkeiten der ersten römischen Angriffe. 

Für die folgenden Ereignisse haben wir den Bericht des Poly- 
bius Vni 5 : ot $£ 'Po);xarot '^oXiopTto^vTe; tou; 2upay,oc(o'j? ip^ou sixovto* 
'ÄzTwioc S' Ti'f Y;*^£[J.d)v. y.al tyj {ji.£v ttsJ^yj cuva[ji.£'. y.ÄTa ty;v 2y.'jT'.y,Yjv aTcav^ 
zpcc3tYcpc'jo|^.evr^v, xaö' 9jv It:' auTr^^ y.sitat tt^j; y.prtTzXoz<; to tsi^o? '^OLpcL 
OiAa-TTav, ZipiaTO'.xi'savrsc, £Toi{j.a(ja;j.£voi ':£ 7£ppa y.3tl ßfXr^ y.al -uaXXa 
Ta ::pbg ttjv TioXiopxtav, £v r^\JÄpcLiq 7:£v':£ oia tyjv 'izoK'jyzipia^f y.aTYjX'Kiaav 



1 Vou Gronov an hat man diese • Lederhalle » durch Konjekturen zu beseitigen 
versucht; offenbar mit Unrecht, wie unter andren Gevverbslauben speziell die Coraria 
oder Coriaria(sc. porticus) in der 14. Region der Stadt Rom beweist. L. 



— 210 — 

SuvajA'.v u. j?. w. Hier ist die Behauptung des Textes unzulässig, 
dass das Landheer die Stadt an der Lederhalle angegriffen habe, 
wo die Mauer auf dem Felsenrande längs des Meeres erbaut sei. Denn 
wie wäie es möglich, dass eine Mauer auf dem Küstenrande längs 
des Meeres von einem Landheere angegriffen \vorden ^väre? Es ist 
keine Frage, dass . in dem Text des Polybius, der uns übrigens nur 
in den Excerpten erhalten ist, ein Fehler stecken muss; aber welcher 
Art der sei, wissen wir nicht. War die Lederhalle wirklich nahe bei 
der Mauer am Seeufer, so griffen dort die Römer nicht zu Land an ; 
griffen sie aber zu Land an, so ist entweder eine Lücke zwischen 

m 

'npoJaYop£'jo[jivr;v und y.aö' yjv anzunehmen oder es sind die Worte 
i:apa öaXaTiav zu entfernen. 

Eher lässt sich hören, was Polybius kurz darauf sagt : '0 (/kv 
'Atuttio; v/iöv "(ippx vai y,X({j.ay.a^ hr/ßpzi. rpoc^ipsiv TOtÜTa tw (juvazTovTt 
Tii/*'. zolc 'E|a::'jAc'.; oltzo Taw avaToXwv. c 8s Mapy.s; i^YixsvTot avii^ZT, 
'i:£v':y;p 17.01? ir.oiil'o t'cv e^i-KÄO'jv kvi ty;v A^^pa^'.vYjv. Man griff also die 
Stadt zu Land in der Gegend östlich vom Hexapylon an, zur See 
auf der Seite von Achradina. Oestlich vom Hexapylon haben wir die 
Mauern von Tycha anzusetzen; also hätten die Römer dieses Quartier 
angegriffen. Was aber den Flottenangrifl' auf Achradina betrifft, so 
haben wir schon imser Bedenken auseinandergesetzt. Am ehesten 
Hesse sich noch voraussetzen, dass Unterachradina südlich von den 
Kapuzinern den Angriffspunkt gebildet habe; denn hier hafte man 
wenigstens von den Schiffen aus die Mauerhöhe erreichen kömien. 
Aber gerade da, wo die dortige Küste am wenigsten steil war, nämlich 
in ihrem südlichen Theile, war sie in die starken Befestigungen des 
kleinen Hafens eingeschlossen und somit unzugänglich. Schubring, 
Achrad. S. 57, meint, dass doch die Mauer an dem Küstensaumc 
zwischen dem Kap S. Bonagia und dem Küstenwinkel, mit welchem 
der kleine Hafen beginnt, jene «von der Meeresbrandung gepeitschte» 
Achradinamauer gewesen sei, welche Marcellus mit seinen Fünf- 
vuderern angriff. Aber es kommt ihm auch wieder fast unglaublich vor, 
dass der römische Admiral daran denken konnte, hier etwas auszu- 
richten, da, wie Schubring selbst sagt, der Rand von Achradina 60-80 
Fuss ins Meer abstürzt und noch von einer wenigstens 10 Fuss 
hohen Mauer mit Thürmen, Zinnen und Brustwehren gekrönt war. 

Polybius gibt uns eine Beschreibung der Kriegsmaschinen, mit 



— 217 — 

welchen die Römer von den Schiffen aus die Mauern angriffen (der 
sog. Sambuken) und der Gegenmassregeln, welche Archimedes traf, 
um die Anstrengungen der Römer zu vereiteln; ferner lesen wir bei 
Zonaras und Tzetzes von seinen berühmten Brennspiegeln. Die 
Beschreibung aller dieser Maschinen, von denen besonders die des 
Archimedes eine grossartige Wirkung erzielt haben sollen, gehört 
nicht zu unsrer Aufgabe. Aber wir können nicht umhin zu bekennen, 
dass nach unsrei- Meinung die Römer jene Erfindungen bedeutend 
übertrieben haben. Es mögen die römischen Schiffe etwas beschädigt 
worden sein, überliefert wird die Zerstörung keines einzigen. Wahi- 
scheinlich haben die römischen Sambuken die Höhe der syrakusischen 
Mauern nicht erreicht und die Römer haben, sobald sie einsahen, 
dass ihre Schiffe mehr Schaden erlitten als zufügten, auf diese Art 
des Angriffs verzichtet. Die Uebertreibungen bezüglich der gewaltigen 
Wirkung der Archimedischen Maschinen dienten dazu den eignen 
Misserfolg zu bemänteln. 

Ueber den Landangriff sagt dann Polybius VIII 9 : Ot es T.tp\ 
Tcv "A-^rTTisv zlq T:apaK/.r^aiou<; i[j.zza6^':tq cucyspsia^ a^sGrr^aav ty;c kiz'.- 

t'j7:t6|j.£vo'. o'.s^ösipovTS, S'.a tc Orj;j.aa'.ov sTvat tyjv t(7)v ßsXwv xaTauvtrjYjv 
y.al xaTa tc liKffio^ y,at -/.OL-zk tyjv svdpvs'.av, (o? av 'lipwvc; Ijlev /opr^^OJ 
YcYov5toc, apX'Tiy.TSVs; 8i y.x\ Syjjx'.o'jpyoj twv £7wtvoY;;j.aTWv 'Apyi;i.Yjcc'Jc. 

G'JV£-^(~^{^5VTc5 vr j;.YJv ^TpC; TYJV ZCA'.V C? [JL£V TÄlC ClÄ TOU T£'//0"j; ToHcT'.a'.V, 
w; S-aVü) TTpCSlTZSV, y,aXSUj;.2VC'. TJVc/O)? SlpYCVTS TTj^ TTpCGCCOU, zl 8k 

t^cTa TO)v ^(ippio^ ß'.aw(5;x2vc'. Tai; twv y.aTa xopu^Yjv Xiöwv y,a' 8oy.o)v 
£;j.ßoXar; ^ic^ösipo^Tc. oiy. sXiva os y,al Tat; /sp^i Täte iy. twv [^.Ti/avwv 
£y.ay.CKOtouv, mz xal '7;p5T£pcv stTza • <7'jv ajTcTc ^ap Tct; c^rXoi; toÜ; 
avSpa; i^atpovTiC eppt:r:oyv. tc B£ Zcpa; ovaywpYjaavT«; £i; tyjv zapEji.- 
ßoXYjv y.at (TJvsops'jtjavTEc [xetä twv -/tAtapywv et ::£pi tcv "A'^ttiov c'/sO-»- 
p.a$cv ißo'jXEUjavTs za^r^; sXztSoc ^Eipav Xa[/3av£tv '::Xy;v tou oia TrcXtcp- 
y.ia; eXeTv tÄ; Supay.ouaa;, (o; y.at T£Xo; i-otrjaav * cy.TW --(OLp [AYJva; tyj 

x6A£1 XpO(TXaÖ£!^C{J.£VOt TWV [J.£V «XXwv CTpaTYJY'/J;j.aTWV Yi TOAli.YJJAaTWV 

oiScvc; az£5Trj5av, tou Sk -noXicpzEtv o'jBexste -iTsipav iTt XaßErv eOappr^^av. 
So bescbliessen nun die Römer Syrakus zunächst nur zu blockieren : 
Kai Tat; [j.£v vau^'t Ta; y.aTa BiXaTTav srixsupta; auTw/ 8y.(I)X'JCv, tw 
C£ ize^v} (JTpaT£6;j.aTi Ta; y.zTa ^fr^v. ßc'jXf[A£vot 8k ;j.yj -rotEiv a-pay.Tsv 
TCV xpövcv, ev w 7:pcc£8p£'JO'JCt Tat; S-jpay.ojffat;, aXX" a;j.a Tt y.at twv 
ey.TC; ypr,(7{|j.(i)v y,aTar/.£ua':^£sOai, 8t£tAcv et CTpaTr^vsi g^a; auTO'j; xa» tyjv 



— 'JI8 — 

Tfi -sXei, Tb äs TpiTsv iva^aßivia Mdpxov E^rcspEiioO«'. to-j? t« Kapyj,- 

Vüv die folgenden Ereignisse sind wir lediglich auf Liviiis ange- 
wiesen. Dieser erzählt. XXIV 35 die Expedition des Man^ellus gegen 
ilii-jenigen Städte, weklie die Partei dei- Karthager ergriffen hatten. 
Epikydes lilieli in Syrakus, Hippokrates vereinigte sicli mit Himilkon, 
nBL-hdem er von Mai'celhts bei Aunllae (wahrscheinlich Biscari) 
iresclilagen worden war. c. -iG : Ea pugna deficienles ab Romants 
cum cohihuisset Sieulos, Marcellus Syracusas redüt ; et post paucos 
dies Hitnilco adiuncto Hippocrate ad Humen Anapum, octo ferme 
inde milia, castra |utsuit (das Lager der lieiden Feldherrn scheint 
südlich von SorÜno gewesen zu sein), sub idem forte tempus et 
naves longae iguinque et i|uinquagintu Carthaginien^ium cum Bomil- 
care clas^^is praefecto in magnuni portum Syracusas ex allo decurrere, 
et Romana item classis, triginia quinqueremes, legionem primam 
Panormi exposuere ; versuraque ah Italia bellum, adeo ulerque populus 
in Siclliam intentu«i fuit, videri polei'at. Da die Karthager die 
Vereinigung der von Palenno anruckenden Legion mit den Truppen 
des Appius Claudius nicht veiliindern konnten, so kehrte Bomilkar 
mit seiner, der römischen jelut nicht mehr gewachsenen Flotte nach 
Karthago zurück, Himilkon al>er wandle sich zu den sicilischeii 
Stadien, um sie zum Ablall von den Römern zu bringen. Auch 
gelang es ihm Murgantia zu nehmen, und er hätte wahrscheinlich 
auch das hochwichti;fe Henna gewonnen, wenn die Homer ihm nicht 
zuvorgekommen wSren und ein entsetzliches Blutbad daselbst ange- 
richtet hätten, c. 39 : Hippocrates inde Murgantiam, Htraitco Agri- 
l,a'nlum sese recepit, cnm acciti a proditorihus nequiquam ad Hennam 
i'xercitum admovissent. Marcellus retro in Leontinus redit frumentoque 
et commeatibus aliis in castia eonvectis praesidio modico ibi i-elicto 
ad t^yracusas obsidendas veuil. inde Appio Claudio Romam ad con- 
sulalum petendum misso T. Quinctium Crispinuni in eius locum 
classl castrisque pi^elicit vüleiibus ; ipse hibernacula quinque milia 
passuuni ab Hexapylo — Leoiita vocant loeuni — communiit aedili- 
cavLtque. haec in Sicilia usque ad principium hiemis gesta. 

Nach Livius geschah dies alles im Jahre 214. Indessen hat er 
wahrscheinlich die Ereignisse dieses nnd des folgenden Jahi'es 
/.usanimengefasst. S. Weissenborn, Anin. zit Lir. XXIV 39 a. E. — 



— 219 — 

Ueber die Stelle, wo wir Leon zu suchen haben, ist bei Gelej»'enheit 
des Athenerkrieges, S. 124, gesprochen worden. Wir haben dort 
gesellen, dass bei Livius wahrscheinHch ein Zahlenfehler vorHegt und 
statt quinque milia passuum mit Cluver mille et quingentis passihus 
zu lesen ist. 

Schliesshch sei hier noch auf einen Irrthuni des Historikers oder 
eines Abschreibers über das oben erwähnte Zusammentreffen des 
Appius Claudius und der römischen Legion aufmerksam gemacht. 
Es heisst Liv. XXIV 36 : legio maritimis locis classe prosequente ad 
Appium Glaudium Pachynum cum parte copiarum obviam progressum 
pervenit. Die römische Flotte, welche von Palermo nach Syrakus 
marschierte, konnte nicht den Weg längs der West- und Südkäste 
wählen, da Agrigent in den Händen der Karthager war. Sie musste 
den nalurgemässen Weg an der Nordköste ziehen. Livius hätte 
Pelorum an Stelle von Pachynum nennen müssen. 

§ 4. Einnahme von EpipolaL 

Im Jahre 212 entschied sich das Loos von Syrakus. Marcellus 
sah ein, dass die blosse Belagerung ihn nicht zum Ziele führe : nee 
vi capi videbat posse inexpugnabilem terrestri ac maritimo situ urbem 
nee fame, ut quam prope liberi a Garthagine commeatus alerent. 
Liv. XXY 23. Deshalb versuchte er es mit Verrath. Aber Epikydes 
erhält eine Anzeige, und die Verschwörer werden unter Foltern hin- 
gerichtet. Bald bietet sich eine andere Gelegenheit. Ein gewisser 
Damippos aus Lakedaimon war von den Syrakusern zum König 
Philipp von Makedonien gesandt, aber unterwegs von den Römern 
aufgegriffen worden. Epikydes wünschte ihn loszukaufen, und Mar- 
cellus war dem nicht entgegen, da die Lakedaimonier Verbündete 
der Aitoler waren, um deren Freundschaft es den Römern zu thun 
war. Ad colloquium de redemptione eins missis medius maxime 
atcjue utrisque opportunus locus ad portum Trogilorum proptei* turrim, 
quam vocant Galeagram, est visus. quo cum saepius commearent, 
unus ex Romanis ex propinquo murum contemplans, numerando 
lapides aestimandoque ipse secum, (|uid in tronte paterent singuli, 
allitudinem muri, quantum proxime coniectura poterat, permensus^, 

l Vgl. hiermit und mit dem Nächstfolgenden einige dürftige Fragmente Polyb. 
VIII 37. und Polyaen VIII 11. L. 



hurnilioremque aliquanto pristiiia opinicme sua et celeroruin oniniuin 
ratus esse et vel mediocribus scalis superabilein, ad Marcellum rem 
defert. c. 23. 

Hier frag't es sich zunächst, wo der Tliurni Galea^ra gestanden 
hahe. Gewöhnlich glaubt man, dass er einer der Rinjrmauerthfirme 
von Syrakus gewesen sei und derselbe, von welchem Plutarch Marc. 18 
spricht : xpcvo) Bs zpsVcvTf Ai;j/.z'::iv Ttva -T:apT'aTY;v iy. ^^-jpaxcjswv 
A3tß(j)v ixzXss/TÄ atjf'xaXwTOv, aiiojvTtov It:: X'jTpoi? twv -upay.ojstwv 
y.o;x'!saorOa'. tcv avSpa, 7:oXAay,'.c OTTsp tsutou c'aA£Ycy.£Vo? y.xl cjv':».Os;x£voc 
'i:6p7cv T'.va xaTsay-S'^aTc c'j7vaTTs;/cV5v jj/sv a;x£A(üc, avSpa; Bk $'jvi|XEvov 
SeSa^at y.p'j^a, ts^ T£''xo->; iw^iaTcu -^ap' auTcv cvtsc. co^ c3v ts ts •j'I^s^ 
iy. Tcl> xoAAay.'.; zpoaisvai y.al 2taA£Y£^öat -rpc; tcv •rupvov sty.itTOr^ y.aXto- 
y.at y./i([jLay,£; ::ap£7y.£ja50rj7av, £opTY;v 'ApTi[J.'.ot to'j; lupaxs'jaiOJc avovTa; 
y.a' TTpbc ctvov (op;xr/^XiVOJ; y.ai za'.o'.av zapac^uAacac IXaÖEv cu jxcvsv tsv 
irupYOv v.7.':%ayb)^ aX/.i y.xl y.jy.7a») tc T£T/or 7:ap£;j.'::AYjGac ctzXwv "irplv 
Yjjjipav 7£via6a' y.al -rit 'Eci'CjXa o'.axs^ac. Dass der Thurm der Ring- 
mauer, wo die Stadt genommen wurde, der mit dem Namen Galeagra 
war, sagt ausdrücklich Dio Cassius bei Zonaras 9, 5 : r,'/ v. TOi? 
2jpay,ou3'!c'.; tou tei/ouc £7:{;j.a)rcv, c TaAEa^pav covö^a'^cv, c zpiv |A£v 
£Äav6av£ ts'.outov sv, tote C£ sstopaOr^. TV<pif;cac o3v tojc !i'jpay.o'J7i5J? 
Travvü/ßa 'ApT£;-»/.$t avo^/rac TravSr^iAE; £y.iA£'jS£ CTpaT'.WTair r.ci y.a*:' 
izcivo TO yjbipiov O^icpßfiva'. Tb T£?yc;. Al)er wenn Dio Cassius den Thurm 
zu einem }3estandtheile der Mauer macht, so ist Livius offenliar 
anderer Ansicht. Er sagt, dass der Ort, wo Römer und Syrakuser 
über den Loskauf der Damippos verhandelten, in der Mitte zwischen 
den beiden kriegführenden Parteien gelegen habe, d. h. also zwischen 
Leon und Syrakus, und er fugt hinzu, dass dieser beiden bequeme 
Ort in der Nähe des Thurmes Galeagra gewesen sei. Daraus folgt, 
dass derselbe Thurm Galeagra in einiger Entfernung von der Mauer 
stand. Das ist schon die Ansicht, welche Bonanni in einem be.<on- 
deren Kapitel S. 161 ff. der Pal. Ausg. gegen Mirabella vertritt. 
Bei der Ausführlichkeit, mit welcher Livius den Vorgang erzählt, 
verdient er mehr Glauben als Dio Cassius. Bonanni meint, dass dei- 
Thurm den Unterhändlern als Unterkunft gedient habe ; vielleicht 
mit Recht. Wir setzen also den Thurm im freien Felde an. FaXsaYpa 
ist eigentlich eine Falle für Wiesel oder Marder; in der Bedeutung 
(( Gefängniss » steht es auch Plut. Phoc. 33 u. a. 

Livius fährt nun a. a. 0. fort: Haud spernenda visa (sc. Marcello). 



— 2!21 — 

seJ cum adiri locus, quia ob id ipsum intentius custodieJ)atur, noii 
posset, occasio quaerebatur ; quam obtulit transfuga nuntians diem fes- 
tum Dianae per triduum agi et, quia alia in obsidione desinl, viiio largius 
epulas celebrari et ab Epicyde praebito nniversae plebei et per tribus 
a principibus diviso. Bezüglich der Beobachtung, welche jener Römer 
an der syrakusischen Mauer machte, könnten die Worte des Livius 
zu einem Irrlhum verleiten. Man könnte meinen, dass die Römer 
nie Gelegenheit gehabt hätten an die Landmauer von Syrakus heran- 
zukommen und deshalb über die Höhe und Zahl der einzelnen 
Quaderschichten bisher völlig in Unkenntniss geblieben wären ; dass 
also das Verdienst jenes Römers darin bestanden hätte, die Höhe dei* 
Einzelschichlen richtig taxiert und so durch eine Multiphkation die 
Gesamthöhe der Mauer gefunden zu haben. Das ist aber unzulässig. 
Sie hatten die Mauer schon zu Land wie zu Wasser angegriffen und 
kannten somit ihre Konstruktion und die Höhe der Schichten. Es 
handelte sich um etwas andres, was Livius nicht klar auseinander 
gesetzt hat. Das Terrain, auf dem die Mauer basierte, war ungleich, 
bald höher, bald niedriger. Die Mauer folgte nicht jeder kleinen 
Niveaudifferenz so, dass sie sich fortwährend mit dem Terrain hob und 
senkte; sie folgte in der Weise nur den bedeutenderen Abweichungen 
von der Horizontale und es blieb ihr oberer Rand in gerader Linie, 
wenn auch der Boden sich z. B. an einer Stelle einen Meter senkte, 
um nach zwanzig Schritten wieder zwei Meter zu steigen. Daraus 
folgt, dass an gewissen Stellen, wo sich plötzlich das Terrain etwas 
hob, die Mauer weniger hoch war als eine Strecke rechts oder links 
davon. Eine solche Stelle entdeckte der Römer. Es kam also weniger 
darauf an, dass er die Hohe der einzelnen Quaderschichten abschätzte, 
als dass er die Gesamthöhe der Mauer gerade an diesem Punkt aus- 
rechnete. Und das Resultat seiner Berechnung theilte er dem Mar- 
cellus mit. Anstatt «ex propinquo murum contemplans » hätte Livius 
vielleicht sagen können: «propinquum murum contemplans», d. h. 
er beobachtete nicht die Mauer im allgemeinen, sondern einen beson- 
deren Theil derselben. Dass es sich nur um diesen handelt, beweisen 
auch die zuletzt citierten Worte : « locus, quia ob id ipsum inten- 
tius custodiebatur.» 

Den Verlauf der Einnahme von Syrakus geben wir nun im 
folgenden dem Charakter dieses Buches entsprechend mit des Livius 
eignen Worten, soweit sie wesentliche topographische Mittheilungen 



— 222 — 

enthalten, um dann den Text des Schriftstellers einer zusammen- 
hängenden Besprechung zu unterziehen. 

XXV 23 heisst es im Anschluss an die letztcitierte Stelle : Id 
ubi accepit Marcellus, cum paucis tribunorum milifum conlocutus 
electisque per eos ad rem lantam agendam audendamque idoneis 
centurionibus militibusque et scalis in occulto comparatis ceteris 
Signum dari iubet, ut mature corpora curarent quietique darent : 
nocte in expeditionem eundum esse, inde ubi id temporis visum, quo 
de die epulatis iam vini satias principiumque somni esset, signi unius 
milites ferre scalas iussit ; et ad mille ferme armati tenui agmine 
per Silentium eo deducti. ubi sine strepitu ac tumultu primi evase- 
runt in murum, socuti ordine alii, cum priorum audacia dubiis etiam 
animum faceret. 24, Iam mille armatorum muri ceperant parlem, 
cum ceterae admolae sunt copiae, pluribusque scalis in murum eva- 
debant signo ab Hexapylo dato, quo per ingentem solitudinem erat 
perventum, quia magna pars in turribus epulati aul sopiti vino erant 
aüt semigraves potabant. paucos tamen eorum improviso oppressos 
in cubilibus interfecerunt. prope Hexapylon est portula; ea magna 
vi refringi coepta et e muro ex composito tuba datum signum erat, 
et iam undique non furtim sed vi aperta gerebatur res. quippe ad 
Epipolas, frequentem custodiis locum, perventum erat, terrendique 
magis hostes erant, quam fallend i, sicut territi sunt, nam simulac 
tubarum est auditus cantus clamorque tenentium muros partemque 
urbis, omnia teneri custodes rati alii per murum fugere, alii salire 
de muro praecipitarique turba paventium. magna pars tamen ignara 
tanti mali erat et gravatis omnibus vino somnoque et in vastae 
magnitudinis urbe partium sensu non satis pertinente in omnia. sub 
luce Hexapylo effracto Marcellus omnibus copiis urbem ingressus 
excitavit convertitque omnes ad arma capienda opemque, si quam 
possent, iam captae prope urbi ferendam. Epicydes ab Insula, quam 
ipsi Nason vocant, citato profectus agmine, haud dubius, quin paucos 
per neglegentiam custodum transgressos murum expulsurus foret, 
occurrentibus pavidis, tumultum augere eos dictitans et maiora ac 
terribiliora vero adferre, postquam conspexit omnia circa Epipolas 
armis completa, lacessito tanlum hoste paucis missilibus retro in 
Achradinam agmen convertit, non tarn vim multitudinemque hostium 
metuens, quam ne qua intestina fraus per occasionem oreretur, 
clausasque inter tumultum Achradinae atque Insulae inveniret portas. 



— 223 — 

Marcellus ul moenia ingressus ex superioribus locis urbem omnium 
ferme illa teinpestale pulcherrimam subiectam oculis vidit, inlacri- 
masse dicitur partim gaudio tantae perpetratae rei, partim vetusta 
gloria urbis. Atheniensium classes demersae et duo ingentes exer- 
citus cum duobus clarissimis ducibus deleti occurrebant et tot bella 
cum Garthaginiensibus tanto cum discrimine gesta, tot tarn opulenti 
tyranni regesque, praeter ceteros Hiero cum recentissimae memoriae 
rex, tum ante omnia, quae virtus ei fortunaque sua dederat, bene- 
ficiis in populum Romanum insignis. ea cum uni versa occurrerent 
animo subiretque cogitatio iam illa momento horae arsura omnia et 
ad cineres reditura, priusquam signa Achradinam admoveret, prae- 
mittit Syracusanos, qui intra praesidia Romana, ut ante dictum est, 
fuerant, ut adloquio leni inpellerent hostis ad dedendam urbem. 

25. Tenebant Achrad inae portas murosque maxume transfugae, 
quibus nulla erat per condiciones veniae spes : ei nee adire mm^os 
nee adloqui quemquam passi. itaque Marcellus postquam inceptum 
inritum fuit, ad Euryalum signa referri iussit. tumulus est in extrema 
parte urbis versus a mari viaeque imminens ferenti in agros medi- 
terraneaque insulae, percommode situs ad commeatus excipiendos. 
praeerat huic arci Philodemus Argivus ab Epicyde impositus ; ad 
quem missus a Marcello Sosis, unus ex interfectoribus tyranni, cum 
longo sermone habito dilatus per frustationem esset, rettulit Marcello 
tempus eum ad deliberandum sumpsisse. cum is diem de die difFerret, 
dum Hippocrates atque Himiico admoverent castra legionesque, haud 
dubius, si in arcem accepisset eos, deleri Romanum exercitum inclu- 
sum muris posse, Marcellus, ut Euryalum neque tradi neque capi 
vidit posse, inter Neapolim et Tycham — nomina ea partium urbis 
et instar urbium sunt — posuit castra timens, ne, si frequentia 
intrasset loca, contineri ab discursu miles avidus praedae non posset. 
legati eo ab Tycha et Neapoli cum infulis et velamentis venerunt 
precantes, ut a caedibus et ab incendiis parceretur. de quorum pre- 
cibus quam postulatis magis consilio habito Marcellus ex omniiim 
sententia edixit militibus, ne quis Hberum corpus violaiet: cetera 
praedae futura. castraque tectis parietum pro muro saepta. portis 
regione platearum patentibus stationes piaesidiaque disposuit, ne quis 
in discursu militum impetus in castra fieri posset. inde signo dato 
milites discurrerunt ; refractisque foribus cum omnia terrore ac tumultu 
streperent, a caedibus tamen temperatum est. rapinis nuUus ante 



— -224 — 

modus fuit, quam omnJa iliulunia feiidlale ctnnulala bona e^esserunt. 
inter haec et Philodemus cum spes auxili nulla esset, lide accepta, 
iil. inviolatiis ad Epicyiiem i-eiliret, dedueto piaesidio tradidit tumulum 
Romanis, aversis omnibiis ad tumultum ex parte captae urbis Bomilcai- 
noctetn e»m riactus, qua propter vim tetnpestatis stai'e ad ancoram 
in sab Hotnana dassis non posset, cum trigtnta quintjue navibu» ex 
poilu Syracusano profecfus libero mari vela iti altiini dedit quinque 
et quinqua^'inta navibus Epicydaü et Syracusuniä reüctis; edocti^que 
Gat'tha^'iniensibiis, in quanto res Syracusana dtKcrimine esset, cum 
centum navibus post paucos dies redit muJtis, ul fama est, donis ex 
Hiei'oiiis gaza ab Epii^yde donatus. 

% ö. Fortgang der Belagerung. 

2b Maicellus Luryalo letepto piaesidioqui i Hilo um mia 
ti it liber iie qua ali ter)^ ti^ hostium in di-ceni -\ccepta intluso« 
inpeditosque moembus auib tuibaiet \chradmam inde trinii caslns 
ppi idonea di-posili-i joca tpe ad inopiam ommum lerum mclusos 
lehctuiiim tncumsedit tum pti iliquot dies quielae Stationen 
utimque fuiisent, lepente idventus Hippoc(ati>, et Hirailconia, ut ultro 
undique oppugnaientui Romani, fecil nam et Hippocrates tasfria ad 
mi^num ^loilum ommunitis M^noque us dato, qui Vi hradinam 
lenebanl, cabtia veteia Romanoium adoilu^ est, quibu'. Ciispmus 
pi leeiat et Fpicydes eiuptioneni in stationes M<irce]li ffcit, et üassis 
PuiLiia litou, quod mtei mbem et castia Romana erat, ddpul&a e-t, 
n( quid praesidn Cii<'pmo <iu))mitti i Marcel lo po<-«el tumultum tarnen 
II uoiem bestes praebueiunt quam ceitameii nam et Cri=pmus Hip 
p>cnlen non leppulit tinlum niunimentis sert in'-ecutu'- etum est 
'iipide fu^ientem, et Epicyden Maicellu« in uibem compulit sali'sque 
um etiam in posterum tidebatur pioMSuni, ne quid ab lepentmis 
tiiuni excinsiombu» peiicuii foiet ii-cessit et ab pestilentia comnyu 
Hiilum, quod ficilc utroiumque animos tveiteret a keih i 
mm tempoie aulumni el iotis natura gravibus, multo tamtn matfis 
evtl) uibem quam in urbe, intoleitnda vis aestus pei utiaquL caslia 
)mnium leime (.oipora moiit inulto tarnen \ia maior pestis 

Poenorum castra quam Romana — diu circumsedendo Syracusas caelo 
aqutsque adsuerant ma^ris — adfeeerat. ex hostium exercitu Siculi, 
ut primum videre ex gravitale loci volgari moi'iios, in suas quisque 



— 225 — 

propiiiquas urbes dilapsi sunt; et Carthaginienses, quibus nusquam 
receptus erf^t, cum ipsis ducibus Hippocrate atque Himilcone ad 
internecionem omnes perierunt. Marcellus, ut tanta vis ingruebat mali, 
traduxerat in urbem suos infirmaque corpora tecta et umbrae recre- 
averant. multi tarnen ex Romano exercita eadem peste absumpti 
sunt. 27. Deleto terrestri Punico exercitu Siculi, qui Hippocratis milites 
fuerant * haud magna oppida, ceterum et situ et munimentis tuta, 
tria milia alterum a Syracusis, alterum quindecim abest. eo et com- 
meatus e civitatibus suis comportabant et auxilia accersebant. Da 
nähert sich Bomilkar mit einer gewaltigen Flotte, und Marcellus 
geht ihm mit der römischen Flotte nach dem Vorgebirge Pachynum 
entgegen. Aber der Karthager weicht einer Seeschlacht aus und 
fährt plötzlich aus den sicilischen Gewässern nach Tarent ; der unge- 
heure Proviant, welchen er auf 700 Schiffen nach Sicilien übergesetzt 
hatte, kam nicht nach Syrakus. Epikydes, welcher die Hut Achra- 
dinas seinen Söldnerführern anvertraut hatte und Bomilkar entgegen- 
gefahren war, begab sich um seine Hoffnung betrogen nach Agrigent. 
28. Quae ubi in castra Siculorum sunt nuntiata, Epicyden Syracusis 
excessisse, a Garthaginiensibus relictam insulam et prope iterum tra- 
ditam Romanis, legatos de condicionibus dedendae urbis explorata 
prius per conloquia voluntate eorum, qui obsidebantur, ad Marcellum 
mittunt. cum haud ferme discreparet, quin, quae ubique regum 
fuissent, Romanorum essent, Siculis cetera cum libertateac legibus suis 
servarentur, evocatis ad conloquium iis, quibus ab Epicyde creditae 
res erant, missos se simul ad Marcellum simul ad eos ab exercitu 
Siculorum aiunt, ut una omnium, qui obsiderentur quique extra 
obsidionem fuissent, fortuna esset, neve alteri proprie sibi pacisce- 
rentur quicquam. recepti deinde ab iis, ut necessarios hospitesque 
adloquerentur, expositis, quae pacta iam cum Marcello haberent, oblata 
spe salutis perpulere eos, ut secum praefectos Epicydis Polyclitum et 
Philistionem et Epicyden, cui Sindon cognomen erat, adgrederentur. 

§ 6. Einnahme yon Achradina und Ortygia. 

Die drei Söldnerführer wurden getödtet und die syrakusische 
Bürgerschaft in einer Volksversammlung überredet, sich den Römern 
zu übergeben, c. 29. Neue Praetoren wurden erwählt und einige der- 

Lupus, Die Stadt Syrakus. 15 



— '226 — 

selben an Murcellus geschickt, um mit ihm zu unterhandeln. Aber 
unterdessen erregten die römischen Ueberläufer aus Furcht vor Aus- 
lieferunji (ünen Aufstand unter den Söldnern, welche Syi-akus mit 
Mord und PlüniliiruDg heimsuchten. Auch die in der Stadt gebliebenen 
PriL'toren wurden gelödlet. Tum, nc sine ducibus essent, sex prae- 
feclos creavere, ut lerni Achradinae ac Naso praeessenl. sedatptandem 
tumultu exsequentibus sciscitando, quae acta cum Komanis essenl, 
dilucere id quod erat coepit, aliam suam ac perfugarum causam esse. 
30, ]n tempore l^^ati a Marcello redierunt falsa eos suspidone irtci- 
latüs memorantes, oec causam expetendae poenae corum ullani 
Komanis esse, erat e tribus Achradinae praefeclis Hispanus, Moericus 
nomine, ad eum inter comites legatomm de industria unus ex Hispa- 
norum auxiliarilms est missus, qui sine arbitris Muericum nancius 
primum, quo in statu reliquissct Hispaniam — et nuper inde venera! 
— exponit : omnia itomanis ihi obtineri armis. posse eum, si oi>erue 
prelhim t'aciat, principem popularium esse, seu militare cum Romanis 
seu in palriam i-everti luheal. contra si malle ohsideri pergat, quam 
spem esse terra marique ctausu? motus his Moericus, cum legatos 
ad Marcelluui mitti placuisset, fralrem inter eos mittit, qui per 
eundeni illum Hispanum secretus ab aliis ad Marcellum deduclus, 
cum fidem accepisset composuisselque a^ndae ordinem rei, Aclu'a- 
dinam redil, tum Moericus, ut ab suspicione proditionis averteret 
ornnium animos, negat sihi placere tegatos commeare ullro citroque, 
neque recipiendum quemquam neque mittendum, et quo intenlius 
cuslodiae serventur, opportuna dividenda praefeclis es.se, nt suae 
quisque partis tutandae reus sit. omnes adsensi siml. partibus divi- 
dendis ipsi rej^äo evenit ab Aretbusa fönte usque ad ostium magiii 
portus. id ut scirenl Romani, fecit. iiaque Marcelhis nocte navem 
onerariam cum armatis remulco quadriremis Irahi ad Achradinam 
iussit exponique milites regione portae, quae prope fontem Arethu- 
sam est. Iioe cum quarla vigilia factum esset, expositosque mililes 
porta, ut con venerat, recepisset Moericus, hice prima Marcel lus 
Omnibus i^opiis moenia Achradinae adgredilur ita, ut non eos solum, 
qui Achradinam tenebani, in se eonverleret, sed ab Naso eliam 
agmina armatorum concurrei-ent relictis stationibus suis ad vim et 
inipetuni Romanorum arcendum. in hoe tumultu actuariae naves 
inati'uctae iam ante cireumvectaeque ad Nasum armatos ejiponunl. 
qui improviso adorti seniiplenas stationes et adapertas Tores portae. 



— 227 — 

qua pauIo ante excurrerant armati, haud magno certamine Nasuin 
cepere deserlam trepidatione et fuga custodum. neque in ullis minus 
praesidii ant pertinaciae ad manendum quam in iransfugis fuit, quia 
ne suis quidem satis credentes e medio certamine effugerunt. Mar- 
cellus, ut captam esse Nasum comperit, et Achradinae regionem unam 
teneri Moericumque cum praesidio suis aduinctum, receptui cecinit, 
ne regiae opes, quarum fama maior quam res erat, diriperentur. 
31. Suppresso impetu militum ut iis, qui in Achradina erant, trans- 
fugis spatium locusque fugae datus est, Syracusani tandem liberi 
metu portis Achradinae apertis oratores ad Marcellum mittunt nihil 
petentis aliud quam incolumitatem sibi liberisque suis. Marcellus 
gibt eine ausweichende Antwort. Inde quaestor cum praesidio 
Nasum ad accipiendam pecuniam regiam custodiendamque missus. 
Achradina diripienda militi data est custodibus divisis per domos 
eorum, qui intra praesidia Romana fuerant. Nachdem darauf der 
Tod des Archimedes in kurzen Worten berichtet ist, schliesst Livius : 
Hoc maxume modo Syracusae cäptae, in quibus praedae tantum 
fuit quantum vix capta Carthagine tum fuisset, cum qua viribus 
aequis certabatur. 

§ 7. Betrachtungen über den Bericht des Livius. 

Dieser Bericht über den Fall von Syrakus bedarf eines Kommen- 
tars. Derselbe wird jedoch nicht alle Punkte völlig ausreichend erklären 
können. Es lässt sich durchaus nicht behaupten, dass die Schuld 
davon ausschliesslich der Autor trage, dass nämlich, was wir in den 
Handschriften lesen, auch aus der Feder des Livius geflossen sei. 
Der handschriftliche Text ist arg verdorben ; er lässt manchmal kaum 
eine grammatische Erklärung zu und es bedarf der Konjekturen, um 
ihn einfach verständlich zu machen. Aber auch mit diesen bleiben, 
so viele Schwierigkeiten, so viele Dunkelheiten, dass wir nicht ent- 
scheiden können, ob die handgreiflichen topographischen Irrthümer, 
welche uns entgegentreten, dem Schriftsteller oder den Abschreibern 
zur Last fallen. 

Den besten topographischen Kommentar der livianischen Erzäh- 
lung verdanken wir Schubring (Achrad. S. 51 fl*.); aber bei den 
grossen Schwierigkeiten des Textes müssen wir auch von ihm in 
einigen Punkten abweichen. 



— Ü2S — 

Die nOmer lifitlML Syrakus nicht einnehmen können, wenn die 
Veillieitligei' fler Stadf wachsamer gewesen wären. Jene erstiegen 
die nördliche Mauer. Wo dies geschah, lässt sich nicht feststellen. 
Wahrscheinlich östlich vorn Hexapylon; denn Livius sagt XXV 24 : 
siirni» ah Hexapylo dato, quo per ingentem solitudinem erat per- 
veotuin . . . prope Hexapylon est portula; en magna vi refringi coepfa 
. . . qiiippe ad Epipolas, frequenlem custodiis locum, perventum 
i'j'at. Man sieht, die Angreifer sind von Ost nach West vorgerückt; 
sie hätten demnach zuerst östlich vom Hexapylon die Mauer erklommen, 
wohl die von Tycha, wo sie jedoch nicht hei'absliegen, sondern stets 
olien der Mauer entlang gingen, und, wie natürlich, sich zunächst 
Ji&^F^r selbst und ihrer Thore zu hemachfigen suchten. Das Hexapylon 
war das Hauptthor an der Norilseile und stand zweifelsohne an der 
Stelle der heutigen Scala gveca, wo die Strasse nach' Catania zum 
Kii^lensaum hinabsteigt. 

Bei der Erzählung von der Einnahme Epipolais während des 
üiunafestes erwähnt Livius niil keinem Worte die Betheiligung jenes 
Sosis, dem er XXVI 21 eine Hauptrolle hei dem Handstreich 
zuschreiirt : Sosis Syracnsanus et Moeiicus Hispanus, quorum altero 
duce nocturao Syrauusas introitum erat. Der von Sosis den Römern 
geleislete Dienst muss sehr gross gewesen sein ; denn er erhielt dafOr 
eine glänzende Belohnung : das römische Bürgerrecht, 500 Morien 
syrakusi sehen Ackers, aqui aut regis aut hostium populi Bomani 
fuisselu, und ein Haus in Syrakus, «cuius vellet eorum, in quos 
belli iure animadversum esset.» Dieser von den Römern so reich 
belohnte Sosis scheint nicht mit dem XXV 25 erwähnten, welchen 
Marcetlus an Philoderaos schickt, identisch zu sein. Denn der letztere, 
n unus ex interfettoribus tyrannis gehört zu den «principes iuven- 
lulisn XXVI 30, Wögegen ersterer ebenda «faber aerarius» genannt 
wird. So Weisaenborn zu XXVI 21. Aber ist es nicht sehr auffal- 
lend, dass ein Sosis die Römer beim Ersteigen unterstützt habe, 
ein andrer Sosis dann zu Philodemos geschickt worden sei; könnte 
nicht die Bezeichnung des Sosis als « faber » nur den Zweck der 
Herabsetzung haben, ohne gerade wörtlich genommen wei'den zu 
müssen? OITenbar folgt Livius im 2ti. Buch einer andern Version 
über die Einnahme von Syrakus als im 25. ; hier war es der Scharf- 
sinn des Römers, welcher durch seine Beoljachtung der Mauer den 
Fall der Sladt herbeiführte; dort war es ein Verrath — und letztere 



— 2t29 — 

Wendung mag die richtige sein ; gewiss haben die Römer nicht 
umsonst den Sosis so glänzend belohnt. 

Aus Liv. XXV 25 ersieht man deutlich die grosse Bedeutung des 
Euryalos, welcher erst «tumulus», dann «arx» genannt wird. Es kann 
kein Zweifel darüber sein, dass er das noch heute sichtbare Kastell 
ist. Seine Wichtigkeit beweist schon der Umstand, dass Philodemos 
in dasselbe die Truppen des Hippokrates und Himilkon, wenn auch 
nur theilweise, aufnehmen wollte. Jedenfalls spricht dies für eine 
ziemliche Ausdehnung der Festung. 

Marcellus besetzte nicht sofort die bewohnten Stadttheile, sondern 
schlug sein Lager zwischen Neapolis und Tycha auf. Diese hatten, 
wie aus dem Zusammenhang der Erzählung hervorgeht, keine beson- 
deren Mauern. Die Worte c. 25: inter Neapolim et Tycham — 
nomina ea partium urbis et instar urbium sunt — posuit castra 
timens, ne, si frequentia intrasset loca, contineri ab discursu miles 
avidus praedae non posset, sind ein deutlicher Beweis dafür. Die 
«frequentia loca», welche Marcellus ohne weiters besetzen könnte, 
müssen Neapolis und Tycha sein. Das folgende: «castraque tectis 
parietum pro muro saepta » hat keinen Sinn, wie Weissenborn i richtijir 
bemerkt. Livius meint, das Lager sei auf beiden Seiten durch die 
Wände der Häuser gedeckt gewesen. Jedenfalls ist klar, dass er hat 
sagen wollen, das Lager habe weder Wall noch Graben gehabt. Die 
Einwohner der beiden Stadttheile unterwarfen sich; ihre Habe wurde 
geplündert. Wenn die Thore des römischen Lagers gegenüber den 
Strassen von Tycha und Neapolis mundeten, so beweist das wiederum, 
dass zwischen diesen beiden Quartieren keine Mauern bestanden, wie 
auch nicht zwischen ihnen und Epipolai ; die einzige Binnen mauer 
war die von Achradina. 

Nach Kap. 26 errichtete Marcellus drei Lager gegen Achradina. 
Sie erstreckten sich offenbar, wie auch Schubring, Ackrad, S. 51 
bemerkt, in nordsüdlicher Linie längs der einzig angreifbaren West- 
seite von Achrad ina. 

Die Namen der beiden Städte, in welchen nach Kap. 27 drei und 
fünfzehn Miglien (4440 und 22200 m) weit von Syrakus die Sikuler 



1 Den von ihm in der Anmerkung z. St. angeführten Konjekturen für das 
sinnlose tectis ist noch die Roehls, Jahns Jahrb. Bd. CXI S. 80, hinzuzufügen. 
Dieser meint, dass tectis aus dem ursprünglichen testis verderbt sei. L. 



— '230 — 

vom Heere des Hippokrates sich verschanzten, sind uns nicht bekannt. 
Wo in einem Abstand von 4440 m eine Stadt in syrakusischem 
Gebiet gestanden haben könne, ist gar nicht festzustellen. Es ma^ 
auf irgend einer Erhflhunff des wellenförmigen Terrains ein Flecken 
gewesen sein. 

Die sechs Prieteklen, welche nach Kap. 2Ü zur Hälfte für Achra- 
dina, zur Hälfte fp'ir Ortygia gewählt wui'den, beschlossen auf den Vor- 
schlag des Moericus, dass jeder von Ihnen die Hut eines bestimmten 
Tlieiles der Ringmauer mit aus-schliesslicher Veranlwortung übernehmen 
solle. So wurde der Verralh des Moericus ermöglicht. Bezüglich 
dessen sagt nun Livius c. 30 : partibus dividendis ipsi regio evenit 
ab Arethusa fönte usque ad ostium magnl portus. Wenn die Angabe 
genau ist, so hat iMoericus von dem Gesamtumkreis von Achradina 
und Ortygia statt etwa den sechsten Tlieil einen verschwindend 
kleinen Abschnitt erhalten. Denn die genannte Strecke von der 
Aretimaa bis zur Einfahrt in den grossen Hafen ist etwa 700 m lang, 
was bei ungefähr -19 km Ringmauerlänge der beiden Stadttheile der 
27ste Theii des Gesaratumfangs wäre. Es ist nicht einzusehen, 
warum Moericus nicht eine längei« Linie übertragen woi^den ist; wahr- 
scheinlich Hegt hier ein Irrthum vor. 

Nunmehr beginnt der Verralh. In den Worten : a Marcellus nocie 
navem onerariam cum armalis remulco quadriremis trahi ad Achra- 
dinam iussit exponique milites regione portae, quae prope fontem 
Ärethusam est. » ist die Arethusa nach Achradina versetzt : ein unge- 
heuerliches Versehen. Um Livius selbst von dem Makel einer solchen 
Ignoranz in der syrakusischen Topographie zu befreien, schiebt 
Schubring, Achrad. S. M, die Worte «Nasum circum» ein und 
liest «trahi ad Nasum circum Achradinam iussit», da es gleich 
nachher ähnlich heisse : «in hoc tumullu actuariae naves instructae 
iani ante c i r c u m vectaeque ad Nasum armalos exponunl. » 
Weissenborn möchte statt «ad Achradinam» lesen; «ad Insutam» 
oder «iuxta (praeter) Achradinam a, indem er, wie Schubring, vor- 
aussetzt, dass Livius recht wohl gewusst habe, wo der Platz der 
Quelle Arethusa gewesen sei. Diese letzte Frage ist schwer zu ent- 
scheiden. Wenn man bedenkt, dass kurz vorher Moericus als einer 
der drei Hauptleute in Achradina bezeichnet wird : « erat e tribus 
.\chradinae praefectis», so kann man glauben, dass Livius wirklich 
die Arethusa in Achradina angesetzt habe. Dann würde sich auch 



— 231 — 

erklären, dass er jenem das Kommando von der Arelhusa bis zur 
Mündung des grossen Hafens habe zuweisen können; die gesamte 
Westseite der Insel konnte recht gut einem der Hauplleute zufallen, 
wenn es deren für Achradina und Ortygia zusammen genommen 
sechs waren. Jedenfalls enthält der Text des Livius, so wie er uns 
vorliegt, irgend eine Verkehrtheit. 

Es folgt jetzt in demselben Kap. 30 der Angriff des Marcellus 
auf Achradina. Die Besatzung von Ortygia eilt aus der Insel herbei, 
um üreaen die Römer die Westmauer Achradinas zu vertheidijjen. 



O^Ö 



Diesen Umstand benutzt Marcellus, um römische Soldaten «ad Nasum» 
auszuschiffen, welche die halbverlassenen Posten und das offene Thor, 
durch welches kurz zuvor die Besatzung ausgerückt war, über- 
rumpeln und sich so in den Besitz der Insel setzen. Welches war 
nun das Thor, «qua paulo ante excurrerant armati », und wo lag es? 
Nach Weissenborn war es das Pentapylon, d. h. das Verbindungs- 
thor zwischen Ortygia und Achradina — welches wahrscheinlich von 
Timoleon niedergerissen und von Agathokles wieder aufgebaut worden 
war; Schubring hält es, wenn auch nicht für das Pentapylon, so 
doc|i für dasjenige Thor der Insel, durch welches die Soldaten den 
Vertheidigern von Achradina zu Hülfe geeilt waren. Aber wie konnte 
in diesem Falle Livius sagen: «improviso adorti semiplenas stationes 
et adapertas fores portae . . . Nasum cepere»? Die Worte bedeuten 
doch, dass durch den Angriff auf die Posten und das Thor Ortygia 
den Römern in die Hände fiel. Das offen gelassene Thor führte aus 
Ortvgia nach Achradina. Wenn also die Römer diesen Umstand 
benutzten, um in Ortygia einzudringen, so müssen sie vorher in 
Achradina gewesen sein; das widerspricht aber dem thatsächlichen 
Verlauf der Eroberung, da die Römer zuerst die Insel eingenommen 
haben. Dasjenige, was Livius sagt, kann nur jemand sagen, der 
keine klare Vorstellung von der Oertlichkeit hat. Wohl möglich, dass 
die Römer ein offen gelassenes Thor fanden und so in die Stadt 
eindrangen. Aber die besondern Umstände, welche Livius mit dieser 
Thatsache verknüpft, zeigen, dass seine Worte siimlos sind. 

Ein paar Zeilen weiter sagt Livius, dass Marcellus nicht nur von 
der Einnahme der Insel Kunde erhält, sondern auch davon, dass ein 
Quartier von Achradina, offenbar das der Insel zunächstliegende, in 
Besitz seiner Truppen sei : «Achradinae regionem unam teneri». Aber 
wann ist dies geschehen ? Was hat Livius davon berichtet ? Er hat 



— 23^2 — 

nur erzählt, dass, als die Römer Achradina angriffen, alle Verthei- 
diger von Syrakus, auch aus Ortygia, sich dahin wandten, aber er 
hat nichts davon gesagt, dass die Römer einen Theil von Achradina 
genommen haben. Es hiess nur «Nasum cepere desertam». Nach 
XXIV 23 : murique ea pars, quae ab cetera urbe nimis (irmo 
munimento intersaepiebat Insulam, consencu omnium deiecta est, 
hatten die Syrakuser im J. 214 nach der Ermordung des Tyrannen 
die Mauer, welche Ortygia von Achradina abtrennte und zu einer 
Sonderfestung machte, niedergerissen. Livius hat nicht erzählt, dass 
diese Mauer wieder aufgebaut worden sei. Wenn sie es nicht war, 
konnten die Römer, nachdem sie Herren von Ortygia geworden 
waren, mit der grössten Leichtigkeit nach Achradina vordringen ; und 
selbst wenn sie wieder aufgebaut war, konnten sie es nicht minder ; 
denn die Festungswerke zwischen Insel und Achradina gehörten 
selbstverständlich, wie zu den Zeiten der Dionyse, zu ersterer. Die 
«regio una Achradinae» wird die Niederung der Insel gegenüber 
mit dem Markte und den Staatsgebäuden sein. 

Wir haben oben gesehen, dass das Thor, « qua paulo ante excur- 
rerant armati», durch welches die Römer in die Insel eingedrungen 
sein sollen, ein Verbindungsthor zwischen der Insel und Achradina 
gewesen sein muss, dass die «armati» ohne Zweifel dieselben sind, 
von denen kurz vorher die Rede war : « sed ab Naso etiam agmina 
armatorum concurrerunt». Wir haben ferner gesehen, dass in diesem 
Fall die Römer nur durch das von den Syrakusern vertheidigte und 
zunächst noch behauptete Achradina hindurch zu dem betreffenden 
Thor und dann in die Insel hätten gelangen können: eine Unmög- 
lichkeit. Jedoch Hesse sich noch ein Fall denken, in welchem es 
möglich wäre, das Eindringen der Römer durch jenes Thor zu 
erklären. Vielleicht führte es nicht nach Achradina selbst hinein, 
sondern auf den freien Raum vor den Mauern, und die Vertheidiger 
von Ortygia eilten durch dasselbe hinaus nicht gerade zu dem Zweck, 
sich mit den Vertheidigern von Achradina zu vereinigen, sondern 
um den angreifenden Römern in den Rücken zu fallen. Wenn dem 
so war, können die letzteren auch durch dies Thor eingedrungen 
sein, da es sich nach dem freien Feld oder dem Ufer hin öffnete. 

Dagegen haben wir mehrere Einwände zu erheben : erstens, dass 
von alledem Livius kein Wort sagt; zweitens, dass diese Voraus- 
setzung auch gar nicht wahrscheinlich ist; denn, wenn der Achra- 



mmmtfu^m^immiimm i . v .. n m\ 



'•~-' • 



— 233 — 

dinastadt die Gefahr der Eroberung drohte, werden die Vertheidiger 
von Ortygia, welche ihren Genossen zu Hülfe kommen wollten, sich 
vielmehr mit diesen vereinigt haben, um gemeinsam gegen die 
Feinde zu kämpfen, statt einen Sonderangriff auf dieselben zu richten. 
Drittens müsste sich überhaupt das alte Verhältniss von Achradina als 
Aussenstadt zu Ortygia als Binnenstadt geändert haben, wenn man 
von Ortygia ohne Achradina zu passieren, nach dem Feld oder den 
librigen Stadttheilen von Syrakus hätte gelangen können; überliefert 
wenigstens wird von einer solchen Veränderung nichts. Endlich bleibt, 
wenn Syrakus auf diese Weise genommen wurde, unverständlich, 
wozu der Verrath des Moericus gedient habe. Und dies ist das 
gewichtigste Bedenken gegen die Erzählung des Livius. Nach ihm 
wurde die Insel genommen, weil die römischen Soldaten ein Thor 
offen fanden, durch welches die Vertheidiger ausgerückt waren. Wir 
fragen jetzt nicht, wie die Römer überhaupt durch dieses Thor 
haben eindringen können, sondern halten uns nur an die Thatsache. 
Wir mögen die schärfste Aufmerksamkeit und die rascheste Benutzung 
eines gebotenen Vortheils von Seiten der Römer annehmen ; von Ver- 
rath ist da nicht die Rede; denn Livius sagt keineswegs, dass das 
Thor zu dem Zweck offen gelassen worden sei, damit die Römer 
hier eindringen könnten. Er denkt auch hier gar nicht an Verrath. 
Davon hatte er vorher gesprochen, wo er belichtete, dass Moericus die 
römischen Soldaten durch ein Thor an der Arethusa aufgenommen 
habe. Zwar nimmt Livius die Arethusa in Achradina an, aber das 
thut nichts zur Sache; er sagt ausdrückhch, dass Marcellus ein Schiff 
nach Achradina schickte und Soldaten hier an der Arethusa aus- 
schiffen Hess, wo diese «porta, ut convenerat, recepisset Moericus». 
Hier ist der Verrath. Derselbe bleibt aber ohne jeden Einfluss auf 
die Einnahme von Syrakus. Die hier heimlich in die Stadt einge- 
drungenen Soldaten kommen nicht wieder zum Vorschein ; die Stadt 
wird von andern Soldaten genommen, welche durch ein anderes 
Thor eindringen. 

Wir haben also in der Erzählung des Livius topographische Un- 
möglichkeiten, militärische Operationen, deren Entwicklung man nicht 
versteht, und andre als wichtig hervorgehobene Umstände, die trotzdem 
zu nichts dienen. Kurz, wer die Topographie von Syrakus kennt, 
kann der Darstellung des Livius keine Berechtigung zugestehen. 

Nichtsdestoweniger glauben wir, dass man sich von der Art und 



— 234 — 

Weise, wie Syrakus genommen wurde, vermittelst der livianischen 
Erzählung eine VorsteHunjf machen kann; nur muss man diejenigen 
Thatsachen, welche wahrscheinlich sind, herauswählen und die 
andern bei Seite lassen. Die Hauptpunkte sind aber i) der Verrath 
des Moericus durch die nächtliche Aufnahme der römischen Soldaten 
und 2) der Scheinangriff der Römer auf Achradina. Setzen wir diese 
beiden Thatsachen miteinander in Beziehung, so gelangen wir zu 
folgender Rekonstruktion der verschiedenen Phasen der Eroberung: 
Moericus nimmt in Ortygia eine kleine Abtheilung römischer Soldaten 
heimlich auf; diese genügen nicht zur Besetzung der Insel ; sie 
würden wieder hin ausgetrieben worden sein ; es l>edurfte einer 
gl össeren Truppenmacht , und diese konnte nur zufolge einer 
Kriegslist hineinkommen. Deshalb greift Marcellus Achradina an, 
Moericus schickt dem bedrohten Quartier fast alle seine eignen Sol- 
daten zu Hülfe, und Ortygia ist so von Vertheidigern entblösst. Nun 
sendet Marcellus andre Soldaten dorthin (in hoc tumultu actuariae 
naves instructae iam ante . . . armatos exponunt); die kleine Anzahl 
der schon in der Nacht aufgenommenen Römer öffnet den Neuange- 
kommenen dasselbe Thor, durch welches sie selbst eingetreten waren, 
und so nehmen die Römer « Nasum desertam trepidatione et fuga 
custodum ». Die Römer sind nicht durch zwei, sondern durch ein 
und dasselbe Thor in die Stadt hineingekommen. 

Dies etwa wäre in allgemeinen Zügen der wahre Verlauf der 
Einnahme von Syrakus, welchen Livius arg entstellt und verdunkelt 
hat. Wer sich an seine Worte hält, kann den Fall der Stadt nicht 
erklären, und wer ihn erklärt, muss die Worte des Livius preis- 
geben. Die Thatsachen sind so arg verwirrt, dass es ein müssiger 
Versuch wäre, den Text der Wirklichkeit entsprechend umzugestalten. 
Es ist durchaus nicht erwiesen, dass die Fehler des Textes von den 
Abschreibern herrühren, und es ist wahrscheinlicher, dass Livius sie 
selbst verschuldet hat. Deshalb werden wir seine Darstellung unan- 
getastet lassen und darauf verzichten müssen, sie zu korrigieren. 

§ 8. Einige Bemerkungen über die Einnahme von Syrakus. 

Wir fügen noch einige weitere Bemerkungen über die Einnahme 
von Syrakus hinzu (s. Müller, De auctorihus u. s. w. S. 11). Frontin 
Strat. Hl 3, 2 erzählt : M. Marcellus, cum Syracusanum quendam 



— 235 — 

bosistratum ad proditionem sollicitasset, ex eo cognovit remissiores' 
ciistodias fore die festo, quo Epicydes praebiturus esset vini epula- 
rurnque copiam. Igitur insidiatus hilaritali et quae eam sequebatur 
socordiae, munimenta conscendit, vigilibusque caesis aperuit exercitui 
Romano urbem nobilibiis vicloriis claram. Wir halten nach dem oben 
Gesagten die Notiz für richtig; nur ist Sosistratos identisch mit 
jenem Sosis, von dem Livius in der Erzählung von der Ueberrum- 
pelung von Epipolai schweigt, den er aber nachher erwähnt, wo er 
von seiner Belohnung spricht. 

Florus I 22, 33 f. schreibt über die Einnahme von Syrakus : 
Sicilia mandata Marcello. nee diu restitit ; tota enim insula in una 
urbe superata est. grande illud et ante id tempus invictum caput 
Svracusae, quamvis Archimedis ingenio defenderentur, aliquando 
cesserunt. longe ilh triplex murus totidemque arces, portus ille mar- 
moreus et fons celebratus Arethusae; nisi quod hactenus profuere, 
ut pulchritudini victae urbis parceretur. Es wäre ein müssiges Thun 
durch Aufspüren der drei Mauern und der drei Burgen die voll- 
ständige Rechtfertigung der Worte eines Epitomalors wie Florus zu 
versuchen. Es handelt sich bei der römischen Belagerung um zwei 
Mauerringe und zwei Burgen (Euryalos und Ortygia) ; und Florus 
hätte sich so exakter ausgedrückt. Doch lässt sich annehmen, er 
habe ganz mit Recht gemeint, dass in Syrakus 1) die grosse 
Mauer war, welche Marcel lus bei Gelegenheit des Diana festes ein- 
nahm, 2) die Ringmauer von Achradina und Ortygia, 3) diejenige, 
welche aus Ortygia eine besondere Festung macht ; demgemäss 
wurden die drei Festungen sein 1) die ganze Stadt Syrakus, 2) Achra- 
dina-Ortygia, 3) Ortygia allein. i 

Tzetzes Hist. II 133 erzählt das Ende des Archimedes, indem er 
sich betreffs der Einnahme von Syrakus auf Diodor und Dio Gassius 
beruft; er behauptet, dass Archimedes getödtet wurde, als bei Gele- 
genheit des Dianafestes die Stadt genommen und geplündert wurde : 



1 Vielleicht auch hat Florus nur an « die drei besonders befestigten Stadtkom- 
plexe 1) Epipolae, Neapolis und Tyche, 2) Achradina, 3) die Insel», gedacht, wie 
Schubring, Bewässerung S. 622, erklärt. 



— 23(3 — 

Es ist klar, dass Tzetzes zwei zeitlich von einander völlig 
getrennte Ereignisse mit einander verwechselt, die Einnahme von 
Epipolai und die von Achradina; sie trennt von einander die 
Pest, welche das karthstgische Heer vernichtete. Doch muss man 
gestehen, dass selbst Plutarch einen oberflächlichen Leser dazu ver- 
leiten könnte, die Ereignisse zwischen der Einnahme von Epipolai 
und der von Achradina zu übersehen ; denn, nachdem er von der 
Gerührtheit des Marceil us, als er von der Epipolaihöhe die schon 
halberoberte Stadt Syrakus erblickte, gesprochen hat, fügt er sofort 
hinzu : rd\ yap vr^t akKr^t -«rcXiv o5 ^t'^h. ttoXuv xpfvov aXou^av ey. irpoBs- 
ata^ eßiaaavTo ätapTracai ttXyjv twv ßaaiXi/.G)v )rpY)|JLaTa)v • Tauia 8' si; tc 
§>3|JLca'.cv elr^pdOrj. p.aXtaTa Ss to 'Ap/iiAYjBou? xaOo; i^vta^s Map%s)vXov. 
c. 19. Plutarch gebraucht die Worte ou [astä ttoäüv xp6vov : somit 
konnte man leicht meinen, die Einnahme des Stadt theils, in welchem 
Archimedes getödtet wurde, sei die nothwendige und unmittelbare 
Folge des Eindringens der Römer in Syrakus während der Nacht 
des Dianafestes gewesen. Zonaras, welcher den von Tzetzes citierlen 
Dio Cassius repräsentiert, berichtet auch demgemäss, indem er der 
Epidemie keine Erwähnung thut, aber wenigstens sagt, dass nach 
Eintritt der Festesnacht Achradina und Ortygia tjv ttcvo) [xev y.al 
/p5v(o eingenommen worden seien. IX 5. 

Schliesslich noch folgendes : In der oben citierten Stelle des 
Polybius über die Belagerung von Syrakus wird ein Mangel von 
Lebensmitteln wenigstens angedeutet. Liv. XXV 23 sagt in dieser 
Beziehung : quia alia in obsidione desint, aber kurz vorher hatte 
er bemerkt, dass bei dem fast ungehinderten Verkehr mit Karthago 
auf eine Hungersnoth in der Stadt nicht zu rechnen sei. In jener 
ersten Periode der Belagerung wird also der Hunger noch kein Bun- 
desgenosse der Römer gewesen sein. Schliesslich verlässt aber die 
karthagische Flotte Syrakus und es ist wohl anzunehmen, dass nun 
-der Mangel an Lebensmitteln empfindlich geworden sei, so dass 
möglicherweise auch ohne den Verrath des Moericus eine Uebergabe 
erfolgt wäre. Auch sagt Liv. XXV 31, dass wenige Tage nach der 
Einnahme von Syrakus T. Otacilius Getreide nach Syrakus schickte, 
quod ni tam in tempore subvenisset, victoribus victisque pariter 
perniciosa fames instabat. Es drohte also nach Livius wirklich eine 
Hungersnoth. Nicht unglaublich ist auch die Ueberlieferung bei Diodor 
XXVI fr. 20, dass nach der Einnahme der Stadt Syrakuser (y. 



— 237 — 

IjprAcüaici ist wohl eine Korrupte! für tcoXXoI ^up.) sich freiwilhg 
an reiche Leute als Sklaven verkauft haben, da sie sich keine Lebens- 
mittel verschaffen konnten. 



§ 9. Marcellns und die Kunstwerke in Syrakns. 

Marcellus beraubte Syrakus vieler Kunstwerke, im Gegensatz zu 
Q. Fabius, welcher Tarent seine Götterstatuen Hess. Diese Gegen - 
i'iberst eilung macht Plutarch, Marc. 21, indem er von jenem sagt: 
TÄ ^rXeTtjTa xal xiAAi^Ta twv h 2jpa/,o6cja'<; sxtvrjjEV avaOrjixaTwv, w^ 
auTto TS -^rpc? TSV 6p(a[jLßov l^iq ^(r^ xal Tij tcoXsi xfG:;xo{;. Und an der 
bekannten Stelle Liv. XXV 40 lesen wir: Marcellus captis Syracusis, 
cum cetera in Sicilia tanta fide atque integritate composuisset, ut non 
modo suam gloriam, sed etiam maiestatem populi Romani augeret, 
ornamenta urbis, signa tabulasque, quibus abundabant Syracusae, 
Romam devexit, hoslium quidem illa spolia et parta belli iure; cete- 
rum inde primum initium mirandi Graecarum artium opera licen- 
tiaeque huic sacra profanaque omnia vulgo spoliandi factum est, quae 
postremo in Romanos deos, templum id ipsum primum, quod a 
Marcello eximie ornatum est, verlit. visebantur enim ab externis ad 
portam Gapenam dedicata a M. Marcello templa propter excellentia 
ei US generis ornamenta, quorum exigua pars comparet. 

Als den Anfang des Luxus in Rom bezeichnet Cato Liv. XXXI V 
4 den an Syrakus verübten Kriegsraub : infesta, mihi credite, signa 
ab Syracusis illata sunt huic urbi. Die Gegenstände selbst wurden 
von Marcellus ohne Zweifel zum grössten Theil in den beiden von 
ihm an der Porta Capena erbauten Tempeln des Honos und der 
Virlus aufgestellt; s. Flut. Marc. 28. Wenn dies alles zu dem 
Resultate führt, dass Marcellus wirklich Syrakus seiner werth- 
vollsten Kunstwerke beraubt hat, so lässt sich nicht als Gegenbeweis 
Cicero Verr. IV 55, 123 anführen : Et Marcellus, qui si Syracusas 
cepisset, duo templa se Romae dodicaturum voverat, is id, quod erat 
aedificaturus, iis rebus ornare, quas ceperat, noluit, — wonach er 
Syrakus nicht beraubt hätte. Cicero hat, um Verres gehässiger hin- 
zustellen, das Gegentheil von der Wahrheit gesagt ; und doch hat 
dieser genau dasselbe im Frieden gethan, was Marcellus im Kriege. 
Dass aber Cicero im Interesse seiner Sache an der citierten Stelle 



— 238 — 

unwahr ist, sehen wir aus seinen eignen Worten Verr. IV 54, 121 : 
Romam quae adportata sunt, ad aedem Honoris et Virtutis itemque 
aliis in locis videmus. Nachdem darauf Cicero gesagt, dass Marcellus 
die aus Syrakus entführten Gegenstände nicht in seinen Häusern 
und Villen aufgestellt hahe, fugt er hinzu * Syracusis autem per- 
multa atque egregia reliquit : deum vero nulluni violavit, nulluni 
attigit. Es ist fraglich, ob diese letzte Behauptung richtig ist. Von 
Fabius, dem Eroberer Tarents, wird Liv. XXVH 16 überliefert : 
maiore animo generis eins praeda abstinuit Fabius quam Marcellus ; 
qui interroganti scribae, quid fieri signis vellet ingentis magnitudinis; 
. . . deos iratos Tarentinis relinqui iussit. Aus dem Gegensatz erhellt, 
dass Marcellus den Syrakusern nicht alle ihre Götter gelassen hat. 
Cicero spricht in den Verrinen als Advokat, welcher nur, was seiner 
Sache nützlich ist, vorbringt. So erklärt sich auch, dass er Verr. 
n 2, 4 sogar von ihm sagt : urbem pulcherrimam, Syracusas . . . 
ita reliquit ornatam, ut esset idem monumentum victoriae, mansue- 
tudinis, continentiae. 

Um eine annähernde Idee von dem zu bekommen, was Marcellus 
nach der Einnahme der Stadt wirklich in Syrakus gethan hat, höre 
man die Worte der syrakusischen Gesandten in Rom, Liv. XXVI 30 : 
certe praeter moenia et tecta exhausta urbis ac refracta ac spoliala 
deum delubra, dis ipsis ornamentisque eorum ablatis, nihil relictum 
Syracusis esse. Und sollten diese Klagen im Munde der um Ent- 
schädigung für die erlittenen Verluste flehenden Besiegten der Ueber- 
treibung gezielten werden können, so sehen wir doch, dass Marcellus 
den Kunstraub in Syrakus gar nicht läugnet; Liv. XXVI 31 : ego, 
patres conscripti, Syracusas s|)oliatas si negaturus essem, numquam 
spoliis earum urbem Romam exornarem. 

Nach dem Gesagten können wir als an einer historischen Tliat- 
I Sache daran festhalten, dass Marcellus den grössten Theil der Statuen 

I und andrer Kunstwerke aus Syrakus nach Rom entführt und wahr- 

j. scheinlich nur einige Götterstatuen an ihrem Platze gelassen hat, 

L welche fortzuschaffen zu schwierig war, oder weil man eben nicht 

alles wegschleppen konnte. Auf der andren Seite ist es nicht weniger 
sicher, dass den Worten Ciceros, welche dieser Annahme wider- 
sprechen, keine andre Bedeutung beizulegen ist, als die rhetorischer 
Wendungen. 



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— 239 — 

§ 10. Syrakns bis zur Zeit Ciceros. 

So war denn Syrakus zum ersten Male von den Feinden 
genommen und geplündert worden. Seitdem war es mit dem Glänze 
der Stadt vorbei, sie hat nie wieder die frühere Bedeutung und den 
früheren Reichthum erlangt. Unter Hieron II. war sie vielleicht auf 
ihrem Höhepunkt angekommen, unter den Römern ging es schnell 
mit ihr abwärts. Die Bevölkerung verminderte sich mehr und mehr, 
da von dem Augenblicke an, wo Syrakus Unterthanenstadt geworden 
war, der hohe politische Reiz, Bürger eines unabhängigen Staates zu 
sein, nicht mehr lockte. Zur Verdunkelung ihrer Stellung trug auch 
der Umstand bei, dass von nun an die Beziehungen zu der Haupt- 
stadt Rom, welche von entscheidender Bedeutung für Siciiien waren, 
durch die Städte des Westens, besonders Panormos, vermittelt 
wurden. Syrakus wurde der vierten und letzten Klasse der sicilischen 
Städte zugewiesen, deren Landgebiet ager publicus des römischen 
Volkes war. 

Eine unheilvolle Epoche bildeten die Sklavenkriege für viele sici- 
lischen Städte. Einige derselben fielen in die Gewalt der Aufstän- 
dischen; andre litten durch ihre Angriffe; wie es scheint, war Syrakus 
unter den letzteren. Auf dieses bezieht sich ohne Zweifel folgendes 
Fragment des Diodor XXXIV 9 : Sxt Torc /.aTorpaYoüdi tou; ispwjjLivou? t/^^? 
oux Yjv TcauXa twv y.axwv • to ^ap 8a'.|x6vtov wazsp kiziir^^et; dq zoLpoLH'.^;- 
{jiaTtaiJLsv ToTi; aXXoiq onzxnoLq to'j; a7:ov£Voirj[j.iVoü? xspteiäev aßorjOVjTsu;. 
ouToi |J.£v ouv ay.oXouOo)^ ty; 'napa Oswv xoXa^et xal tyj^ cta tyj? b-ropia; 
^\oL^^Ti\Ki!xq 'ze'zt'jyp'zzq aTrsXaucav -zr^q Sixai'a^ l^:i':l[Li^^t^iiq. Zwar wird in 
diesem Fragment der Name der Stadt, in welcher das Erzählte vorfiel, 
nicht genannt ; dass es sich aber wirklich auf Syrakus bezieht, folgern 
wir aus Diod. V 3 : ApsOou^av. TauTtjv B' ou {x6vov xaxa to'j; ipy^ioji; 
Xpivou; i/stv [f^^iXo'jq y.3l\ TzokXohq t/Oua;, aXXa xa\ y.aTa tyjv Yj^^sTepav 
y;X',x.(av oiajAiVeiv 3U[xßa{v£', toutoik;, hpzhq cvtä? xat dtöaT0U(; avOpwTroic * iz 
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'::poa£VcYx.a(j6at • 7:£pi wv axptßox; avaYpa<j^oii*£v £v toi; otx.£(ot5 X?^''^^?* ^^^^ 
Fragment des 34. Buches enthält offenbar die V 3 versprochene 
Geschichte; die ^oXs[;,iy,at Tizpirzd^seiq waren die Sklavenkriege. Es 
scheint, dass die Sklaven damals, als sie Catania und Taormina 
eroberten, auch Syrakus durch Belagerung bedrängten. In dieser 



— 240 — 

Noih wenleti einige bei <!em durch die Belagerung hervorgerufenen 
Mangel an [^bensmilteln sich an den heiligen Fischen der Arethusa 
vergriffen haben, und nach Diodor slarfjen sie i&o^OijTst, d. h. ohne 
dass ärzitiche KunM ihnen helfen konnte. Uebrigens ist in dieser 

Krzrihlung die einzij'e Sjmr von einer Belagerung der Stadt Syraltus 
diiii l[ die Sklaven enthalten. 

g IL Syrakns zur Zeit Ciceros. 

Als Cicero in Sic.ilien von Lilyhaeum aus seine Quicstur vei- 
walletCj wussle er sich so sehr die Liebe und das Vertrauen der 
der Sikelioten zu erwerben, dass sie, um gegen die unerhörten 
Gewaltthätigkeilen und Rfiubereien der Pra'tors C. Verres in Rom 
Hecht zu erhallen, ihre Zuflucht zu jenes Thäligkeit und Bered- 
samkeit nahmen. Und Cicero rechtfertigte vollständig die auf ihn 
gerichteten Erwartungen. Er zwang Verres, um einer Bestrafung aus- 
zuweichen, ins Exil zu gehen. Die von Cicero theils wirklich gehal- 
tenen, theila nur niedergeschriehenen Heden dieses Prozesses sind 
glÜL'klicherweise eihallen und bilden eine werthvolle Quelle für unsere 
Kenntniss der Zustünde Siciliens in diesen Zeiten. Sie sind auch 
ffir die Topographie von Syrakus eine Fundgrube. 

Wir beginnen mit <ier berühmten Besehreibung der Stadt, 
\en IV ^2, 117— 5,j 110, eme "slelle, welche er selbst Orit 62, 2iO 
tl« Mustei der nunitiosa oiatio infuhrt 117 Urbem SjracusTJ 
iniximani es=e GracLaruni ]mkherriinam omnium, s,iepe ludisti- 
F^t, ludices, ita lit diutui Nam et situ est cum munito, tum ex 
omni ililn vel terra vol man piaechro id adspectum, et portns habet 
juope in jediGcitione implexuque urbis inclusos qui cum diversos 
(ntei «e iditus habeant, ni etdu conmt gunlur et confluunt eorum in 
loniunctione piit oppidi, quae ippelhfur Iniuh, min diiuncti 
ingusto, poiite iui'-us admngitur et continelui 118 Ei fanta est 
Ullis iit L\ quattnoi uibihus maximis conaLire dicatur qiiaium una 
ist ea, quam di\i, Iniula ;uae duobus porfibus cmcti in iitriusque 
piilus ostiuni iditumifue proiecti est in qua domus e^t, quie 
Hieronis i'egi'- fuil qua pneloie'. ut solent in ei sunt aedes saciae 
compltires, sed duae, quie longe ceteris antecellant, Dnnae una, et 
iheia quae tuit mie isliu-i adventum oimtissimi, Miner\ae in hac 
invulu ettiema est Ions iquie dulcjs, cui nomen Arethusi esl, mcrc 



H^ 



— 241 — 

dibili niagnitudine, plenissimus piscium; (|ui tluctii totus operiretur, 
nisi munitione ac mole lapidum diiunctus esset a mari. 119. Altera 
autem est urbs Syracusis, cui nomen Achradina est ; in qua forum 
niaximum, pulcherrimae porticus, ornatissimum prytanium, amplis- 
sinia est curia iemplunique egregium lovis Olympii ceteraeque urbis 
partes, quae una via lata perpetua mullisque transversis divisae pri- 
vatis aedificiis continentur. Tertia est urbs, quae, quod in ea parle 
Fortunae fanum antiquum fuit, Tycha noininata est, in qua gymna- 
sium ainplissimum est et complures aedes sacrae, coliturque ea pars 
et habitatur frequentissime. Quarta autem est, quae. quia postrema 
coaedificala est, Neapolis nominatur, quam ad summam theatrum 
niaximum, praeterea duo templa sunt egre^ia, Cereris unum, alterum 
Liberae, signumque Apollinis, qui Temenites vocatui-, pulclierrimum 
et maximum, quod iste si portare potuisset, non dubitasset auferre. 

Diese Beschreibung von Syrakus muss einem Schriftsteller ent- 
nommen sein, welcher die Stadt gut kannte ; ohne Zweifel verdanken 
wir sie in erster Linie dem Timaios. Es beweist dies die Phrase : 
ccmaxima Graecarum et pulcherrima omnium ». Dass sie dem 
Geschichtsschreiber von Tauromenion eigen ist, ersehen wir aus Gic. 
de rep. III »H, 43 : Urbs illa praeclara, quam ait Timaeus Graecarum 
niaxumam, omniiim autem esse pulcherrimam, arx visenda, portus 
usque in sinus oppidis et ad urbis crepidines infusi, viae latae, por- 
ticus, templa, muri u. s. w. Das Bild also, welches Cicero von der 
Stadt entwirft, beweist nicht, dass sie noch zu seinen Zeilen so 
glänzend gewesen ist, wie er sie beschreibt; darauf kam es ihm als 
Advokaten nicht an. Vielleicht weist aber gerade auf Ciceros Zeit der 
Umstand hin, dass er nur 4 Stadttheile nennt und beschreibt, dagegen 
Epipolais mit keinem Worte gedenkt, während Strabon VI 270 aus- 
drücklich sagt, dass Syrakus ehemals 5 Städte umfasst habe. Es ist 
durchaus glaublich, dass eben die Zeit vorüber war, wo Epipolai 
eine Villenstadt war. Auch in den übrigen 4 Stadttheilen wird es 
damals zum Theil schon recht öde ausgesehen haben. 

Von den «complures aedes sacrae» kennen wir nicht einmal 
mehr den Namen. 

Cicero spricht zuletzt von dem « signum Apollinis, qui Temenites 
vocatur»; da er hier keine «aedes sacra» des Apollon erwähnt, so 
folgt daraus, dass, wenn es einen Tempel des Apollon gab, und 

Lupus, Die Stadt Syrakus. 16 



242 

nicht bloss einen heiligen Bezirk, das Sehen sweiiheste der ganzen 
Anlage die Statue des Gottes war. Es war eine werthvolle Kolossal- 
statue; Tiberius entführte sie: Apollinem Jemeniten et amplitudinii> 
et artis eximiae, adveeluni Syracusis, ut in bibliotheca ternpli novi 
poneretur. Suet. Tib. 74. 

Die Verrinen bieten noch weiteren Stoff für die Topographie, 
welcher zum Theil auch die obige Gesamtbeschreibung der Stadt 
erläutert. 

Wir haben gesehen, dass auf Ortygia das Haus des Königs Hieron 
stand, und dass in ihm auch die römischen Praetoren residierten. 
Kein Syrakuser durfte auf der Insel wohnen. In Bezug darauf sagt 
Cicero Verr. V 32, 84 : M. Marcellus . . . habitare in ea parte urbis, 
quae in Insula est, Syracusanuni neminem voluit. hodie, inquam, 
Syracusanuni in ea parte habitare non licet; est enim locus, quem 
vel pauci possint defendere. committere igitur eum non fidelissiniis 
hominibus noluit, simul quod ab illa parte urbis navibus aditus ex 
alto est. quam ob rem, qui noslros exercitus saepe exciuserant, iis 
claustra loci connmittenda non existimavit. Auch eine gleich folgende 
Stelle ist interessant, wo Cicero das Auftreten des Verres mit dem 
des Marcellus und der übrigen Römer alter Zeit vergleiclit und sagt : 
Uli aditum litoris Syracusanis ademerunt : tu imperium maritimum 
concessisli (nämlich dem Syrakuser Kleomenes, welciien er zum 
Flottenkommandeur gemacht hatte), illi habitare in eo loco Syracu- 
sanum, qua naves accedere possent, noluerunt u. s. w. Wenn diese 
und obige Worte in ganz eigentlichem Sinn zu nehmen sind, so 
müsste man aus ihnen folgern, dass Ortygia alle Landungspunkte der 
Stadt enthielt, und dass man ausserhalb desselben überhaupt nicht 
an der Stadt anlanden konnte. Aber wenn, was ja Thatsache ist, das 
Meer auch Achradina bespült, so sind die Worte Ciceros nicht genau 
zu nehmen. Ks kam ihm nicht auf absolute Genauigkeit des Aus- 
drucks an, er wollte eine wirksame Antithese aufstellen. Also können 
die Worte « iUi aditum» u. s. w. nicht darthun, dass Achradina 
nicht den grossen oder den kleinen Hafen berührte, noch dass es 
unmöglich war, an Syrakus ausserhalb Ortygias anzulanden ; wohl 
aber haben sie unseres Erachtens wenigstens den Sinn, dass in 
Ortygia besonders gute Landeplätze waren. An Ortygia konnte man 
bei der Arethusa anlegen (Diod. XVI 18), und wahrscheinlich waren 
die Ländeplätze von Achradina in der Nähe der Insel von den 



wm*mmm^tm0i^mm^^0I^^^H 



— 243 — 

Fest un<j;s werken der letzteren umschlossen. Denn wenn auch die 
trennende Mauer zwischen Insel und Achradina nach dem Tode des 
Hieronymus niedergerissen worden war, so ist es doch klar, dass die 
Insel immer noch nr.ehr oder weniger den Charakter einer Gitadelle 
beibehielt, und es könnte sein, dass sie wenigstens die wichtigsten 
Landungspunkte im grossen und kleinen Hafen umschloss. Wir sind 
nicht geneigt Cicero von vornherein blindlings zu glauben, wenn das 
von ihm Behauptete Theil einer rhetorischen Antithese bildet; aber 
diesmal dürfte es nicht unmöglich sein, dass er . zum Theil Recht 
hätte, und dass, wie einst die Tyrannen, so auch die Römer die Haupt- 
verbindungen zwischen Sladt und Staden von Ortygia abhängig 
machten ; freilich nicht alle, wie z. R. die Geschichte Dions zeigt 
(s. S. 192). 

Ausser seiner Praetorenwohnung in Hierons Palast hatte aber 
Verres auf der Insel auch eine Sommerfrische. Davon wird uns aus 
zwei Stellen Ciceros Kunde, deren topographische Erklärung nicht 
ganz ohne Schwierigkeit ist. Zunächst lesen wir Verr. V 12. 29 : 
Cum vero aestas summa esse coeperat, . . . cum concui^ant ceteri 
praetores, iste novo quodam genere imperator pulcherrimo Syracu- 
sarum loco slativa sibi castra faciebat. 30. nam in ipso aditu atque 
ore portus, ubi primum ex allo sinus ab htore ad urbem inflectitur, 
tabernacula carbaseis intenta velis coUocabat. huc ex illa domo prae- 
toria [quae regis Hieronis fuit] sie emigrabat, ut eum per illos dies 
nemo extra illum lo(^um videre posset. Was bedeutet hier : « ubi 
primum ex alto sinus ab litore ad urbem inflectitur», d. h. da, wo 
der Golf von dem hohen Meere her anlangt sich von dem Gestade 
zur Sladt hin zu wenden T Es wäre also an der Mundung des Golfes 
ein Zwischenraum zwischen dem Gestade und der Sladt? Das ist 
nicht zu verstehen. Der Golf mündet an der Südspitze der Insel, und 
ebenda beginnt auch die Stadt. Ein wenig deutlicher drückt sich 
Cicero Verr. V 31, 80 aus : Nam aestate summa, quo tempore 
ceteri praetores obire provinciam et concursare consuerunt, aut etiam 
in tanto praedonum metu et periculo ipsi navigare, eo tempore ad 
luxuriem libidinesque suas domo sua regia [quae regis Hieronis fuit, 
qua praetores uti solent] contentus non fuit : tabernacula, quemad- 
modum consuerat tetnporibus aestivis, quod antea demonstravi, 
[carbaseis intenta velis] collocari iussit in litore, quod est litus in 
Insula Syracusis post Arethusae fontem propter ip.sum introilum 



— t>44 — 

atque ostium porlus, amoeno sane et ah aibitris reaioto loco. An 
(lieser zweiten Stelle ist also der Plalz, wo Verres sein sommerliches 
Lustiager aufschlug, deutlicher bezeichnet : hinter der Arethusa, 
an der Mündun<>* des «grossen Hafens. Wir hätten also anzunehmen, 
dass südlich von der Arethusa — post Arethusam ist natürlich von 
der nördlich liej^enden Stadt aus ji^esaj,^ — die schmale Inselspitze 
von Gebäuden frei und wahrscheinlich mit Bäumen bepflanzt war ; 
es mochte wohl die ganze südliche Landzunge, welche jetzt noch 
einige Strassen und die Kastellbauten trägt, den Schauplatz der 
verrinischen Lüste bilden. Festungsmauern müssen wir jedoch auch 
hier annehmen; sonst hätte die Regierung Siciliens einen /Punkt 
unvertheidigt gelassen, der im Falle eines direkten Angriffs auf 
Syrakus dem Feind nur allzu nützlich gewesen wäre.i 

lieber den Hafen von Syrakus spricht Cicero noch Verr. V 36, 
95 ff. : Praedones . . . accedere incipiunt ad Syracusas. qui videlicet 
saepe audissent nihil esse pulchrius quam Syracusaruni moenia ac 
portus slatuerant se, si ea Verre praetore non vidissent, numquam esse 
visuros. 9ß. ac primo ad illa aestiva praetoris accedunt, ipsam illam 
ad partem litoris, ubi iste per eos dies tabernaculis positis castra 
luxuriae collocarat. quem postea quam inanem locum offenderunl et 
praetorem commovisse ex eo loco castra senserunt, statim sine ullo 
metu in ipsum portum penetrare coeperunt. cum in portum dico, 
iudices — explanandum est enim diligentius eorum causa, qui locum 
Ignorant — in urbem dico atque in urbis intimam partem venisse 
piratas. non enim portu illud oppidum clauditur, sed urbe portus 
ipse cingitur et conti netur, ut non adluantur mari moenia extrema, 
sed ipse inlluat in urbis sinum portus. 97. hie te praetore Heracleo 
pirata cum quattuor parvis myoparonibus ad arbitrium suum navi- 
gavit. pro di immortales! piraticus myoparo, cum imperatoris populi 
Romani nomen ac fasces essent Syracusis, usque ad forum Syra- 
cusanum et ad omnes crepidines urbis accessit, quo neque Gartha- 
giniensium gloriosissimae classes, cum mari plurimum poterant, 
multis bellis saepe conatae umquam adspirare potuerunt, neque populi 
Romani invicta ante te praetorem gloria illa navalis umquam tot 



1 Ob wohl der von Pv^lemon um 200 v. Chr. erwähnte Tempel und Altar der 
Hera (s. S. 93) damals noch auf dieser Inselspitze stand, und der schamlose Verres 
die strenge Schützerin weiblicher Zucht und Ehre durch sein Treiben angesichts 
dieser KuUusstätte förmlich herausgefordert hat? L. 



— 2i5 — 

Punicis Sicilieiisibusque bellis penelrare poluit ; qui locus eiusmodi 
est, ut ante Syracusani in moenibu-s suis, in urbe, in foro hosteni 
armatum ac victorem quam in portu ullam bostium navem viderint. 
98. hie te praelore praedonum naviculae pervagatae sunt, quo Atlie- 
niensium classis sola post hominum memoriam trecentis navibus vi 
ac niultitudine invasit : quae in eo ipso portu loci ipsius natura 
victa atque superata est. hie primum opes illius civitatis Hiomminutae 
depressaeque sunt; in hoc porlu Atheniensium nobilitatis, imperii, 
gloriae naufragium factum existimatur. eone pirata penetravü, quo 
simul atque adisset, non modo a latere, sed eliam a lergo magnarn 
partem urbis relinqueret ? Insulam totam praetervectus est, quae est 
urbs Syracusis suo nomine ac nioenibus, quo in loco maiores, ut ante 
dixi, Syracusanuni habitare vetuerunt, quod, qui illam partem urbis 
tenerent, in eorum potestalem portum futurum intellegebant . . . 
400. postea quam e portu piratae non metu aliquo adfecti, sed 
«atietate exierunt, tum coeperunt quaerere homines causam illius 
tantae calamitatis. 

Wer unsern Untersuchungen über die syrakusische Topographie 
gefolgt ist, sieht [eicht, welcher Llebertreibungen sich Cicero in dieser 
Erzählung schuldig gemacht hat. Wir wollen über die 300 athenischen 
Schiffe kein Wort verlieren; aber es ist ein wenig stark zu behaupten, 
dass weder die Karlhager noch die Römer je in den grossen Hafen 
eingedrungen seien, dass nur die athenische Flotte ihn ungehindert 
befahren hätte. Man mag daraus erkennen, dass gebildete Römer 
den peloponnesischen Krieg besser kannten, als die Kriege des Dionys 
und selbst als die punischen ; sonst hätte es der Redner nicht wagen 
können dergleichen handgreifliche l^nwahrheiten voi'zutragen. Gewiss, 
die Unverschämtheit der Seeräuber war gross; aber sie wussten ohne 
Zweifel, dass zu Syrakus keine Kriegsschiffe segelferlig waren, welche 
ihnen den Rückzug hätten verlegen können ; so drangen sie, ohne 
irgend welche Gefahr zu laufen, in jenen Meerbusen ein, welcher 
den Namen des grossen Hafens führt. An einer andern Stelle bereut 
es Cicero sogar, die Athener in den grossen Hafen hereingelassen 
zu haben, und ruft aus : post Syracusas conditas quem in portum 
numquam hostis accesserat, in eo te praetorc primum piratae navi- 
gaverunt. V 52, 138. Hier können wir den «grossen Redner der Un- 
wahrheit zeihen; wie oft dagegen sind wir gezwungen uns seiner 
Behauptungen als historischer Beweise zu bedienen, nur weil er iler 
einzige ist, welcher von einer Thatsache berichtet ! 



— 'im — 

[ii) Aiistliluss Uli .ihi;;es weiileii V 41, lIKi »udi <Iei Markl 
uiiil (las Praetoi-iuin ervtäliiLt : pruceilit isle i'epeiile e praelorio, 
iiillutnmatusscelcre, furore, i:ru(li'lila(e: in roritm veiiit; wie man sieht, 
lii-p'fn sie nalif Itex einander Dei Maikt keliil emilii h I\ >2, I lü 
^\l<.c]el ]i um ilh mnitlu, (Uae (li-p«.i-.e a me inulti^ in loi-i:^ 
iliLfHtui ai iliLta '^unt Tiruni S^radisaiiorum, (|uixt introitu Miuelli 
|)Uiinii ijedi. seit-ituni e^t, il idveiilu \ei'ti^ ^iculniuni iiinotentiuni 
stn^uiiiP reduntla^se {lurlutii SM'acuvmnrunt, qui tum el no-tn* 
I Id^stbua et Cai lIiafpnienMum 1 1 lU^U'- fnis-el < um lalo praetni e 
1 jliium iii\opuii>m |itjeilnml>u-que palui-t^e — iLe „ewoliiilen LeWi- 
liii)iun;;en 

1 1 rnet nenki) wit iul eini^tf OtillK.liki'iteii und Deiikmile \on 
Stiitkus hei Gele„pnlied Ipi diiti^eii TenipflMhdiidiin^en de- \iiies 
hiii„'euie->en \on iIliii MtiienJlempel »a/t Ciceio l\ 55, 1^2 \odis 
MiiKnae et in Iiisuli l< qua mie di\< quini Nfii-ielhis non alli,fit, 
qudm [ilenxiii itque >iint)ii leliquil quae ili istn mi. spoliala ic 
iliiepta est |)u„na etal equeiilns ^^jllioth le^i'? rn lahuh<> piLta; 

JI-. juteni Idhulii inteiioies temph panelci \eiliehdiilui mliil eilt et 
piitui-a nohdius, ndtd Sm'jlu^is qitod hiök'" ti'<en<lum putaietui. 

isti" unmes ea-. Iibuks ahstiilil 12^ M„inti et MJpIem [ine- 

teiea (abula-- putctieiiime pida-- i\ eadeni aeile -ustidit, in quibiis 
punt uiii^iMes biLihae iet;uin at Ui'annoiuni, quie n ii «olum piito- 
MIHI jitibuD deleitaliaiit, »ed elniii < immeuioi ilione hominum <t 
n^nitioiie linmaruni 124 lam Min quid e„o de \al\i'- ilhus 

teiiiph commLnioiem ' < inlirmaie Iiol hquido, ludi^es, [lo^suni, 

vjIvis mi^mfiientiiies, e^ auio itqu< ehou pei feclini e", nullas 
iimquam uli) in templo lUH^e ini.iedtbtle du tu est, quam inulti 
Gl lei I de haium vtlvaruui |juMinlu<line '^iiptuai lebtineiinl 
e\ ehote «iliKenti«hini( peitei.lT argumenta ei'ant lu vahii ea dttia- 
bcnda lUtHvit omma doi^onii o» pulcheiimiuni (.uicluni an^uibu", 
I velli! alque alistidit et tanit>n mdiciMt ^e nun '^olum aildiLio se<l 
eliiini pretiii {uacsluque iIuli iiam liulh-i aiiieas uinni a et ii'< \alvis, 
ijuie iiant niultit it ^iaM"< n m dubiliMt lufoie \u<.h lan^e 
I iir/eii \Mi inli li u I! i il u hi eiitlubite \eiies iu- lern lenjp< I 
du rxllin 

Im PntdJi 1 II im S\i iku «ai eine Sapph , ein Weik des sdi- 
miin, eines benihmleii Braiue^i -iNei> zur Zeit Metandeiii des Giosiien; 
\<ii.-, i-auble -,1« (§ la'"») Lin Piian, d )i Apollon al« \alei les 



— ^2^7 — 

Asklepios, stand in dem Tempel <les Asklepios; Verres raubte ihn 
(J5 128). Von (lern Tempel spricht auch Alhenaios XV 693 : er. 3k 
$cO*i7y;^ 'Tf^c, -ou dtYaBoii oa{[xovo^ y.piaso)^ iöoq yJv ßauTai^s^öai tä^ 
TpaTiC^^j iäs'.cs 5'.a tyj^ xjtcu aGsgs'-*; 5 S'.y.eX'.wTr;^ A'.svucyioc. tco ^ap 
'Aay.Arj::uT) Iv -zTXt; X*jpay,o65a'.; avay,£';j.£vir;^ Tpairs^r^; Xp'^'''<^i TpoTT'.wv 
auTO) ay.paxov a*^a6ou oai;xovs; i/,£Xsua£ gacTXy^OYJvat a5 tyjv Tpa^s'^a*. In 
welcher Gejjend von Syrakus der Asklepiostempel «gestanden habe, 
wissen wir nicht. Im Museum der Stadt ist die A.sklepiosstatue, 
welche Landolina an demselben Orte mit der bekannten Venus, 
nämlich in einem Garten nahe bei den Katakomben von S. Giovanni 
in Unterachradina j^efunden hat. Cicero erwähnt noch in demselben 
Paragraph jährliche Opfer, welche dem Paian und Asklepios in 
Syrakus darj^ebracht wurden und nach Halm Ilaubvs'.a oder WT/XrtTiiv.x 
hiessen. 

Aus dem Tempel des Li her oder Bacchus nahm Verres die 
Statue des Aristaios, eines landwirthschaftlichen Heros, welcher 
nach Diodor in Sicilien allgemeine Verehrung genoss. Dann föhrt 
(Cicero § 128 fort : Quid? ex aede Jovis religiosissimum simu- 
lacrum Jovis Imperatoris, quem Graeci Urion nominant, pulcherrime 
factum, nonne abstulisti? Zeus Urios verleiht den Seefahrern guten 
Wind ; deshalb ist es wahrscheinlicher, dass der Zeuslempel in 
Syrakus, welcher die Statue des Zeus Uiios enthielt, jener vor der 
Stadt, gegenüber der Einfahrt in den grossen Hafen, gewesen sei, 
als <lerjenige , welchen Cicero als eines der Hauptbauwerke von 
Achradina erwähnt. S. auch S. 205. 

Endlich spricht Cicero ebenda von einem Tempel der Libera : 
ex aede Libeiae parinum caput illud pulcherrimum, ijuod visere 
solebanms, num dubitasti tollere ? Libera ist, wie wir gesehen haben, 
Persephone ; ihr Tempel wird der S. 101 f. besprochene in Neapolis 
sein. Mit dem Adjectiv parinum, welches die besten Handschriften 
bieten, weiss man nichts Rechtes anzufangen, man hat parvum, 
p.uerinum u. a. vermuthet. Wahrscheinlich steckt ein von einem 
Eigennamen abgeleitetes A<ljectiv darin, welches jedoch schwer zu 
linden ist. 

Weitere topographische Kunde über Syrakus verknüpft sich mit 
Ciceros Erwähnung von Verresstatuen, welche die Sikelioten errichten 
mussten : huius fornix in fojo Syracusis est, in quo nudus filius 
stat, ipse autem ex equo nudatam ab se provinciam prospicit. II 6JJ, 



— t>i8 — 

154. Foriiix ist ein acht römisches Bauwerk, welches im weseiithchen 
aus einem Ho^en Ijestand und in glänzender Entwicklung durch eine 
Reihe von Triumphbögen aus der Kaisei*zeit bezeugt ist. Sie trugen 
Statuen und Gespanne ; in unserem Falle waren es die Slandbikier 
des Verres und seines Sohnes, dessen Nackt heil griechischem Brauch 
entsprii'ht. Wenn die nächstfolgenden Worte : huius statuae locis 
Omnibus u. s. w. auch fibertrielien sind, so spricht doch Cicero aus- 
drücklich von einer zweiten Staluengruppe von Vater und Sohn 
llti1,5(): deinde ut in curia Syracusis, quem locum illi huleulerion, 
honestissimo loco et apud illos clarissimo, uhi illius ipsius M. Marcelli, 
qui eum, quem eripere belli ac victoriae lege possei, conservavit ac 
reddidit, statna ex aere facta est, ibi inauratam islius et alteram 
filio statuam ponerent, ut, dum istius hominis memoria maueret, 
senatus Syracusanus sine lacrimis et gemitu in curia esse non posset. 
Und II 56, 160 lesen wir von einem Bildniss vor einem Tempel des 
Serapis : statuae sunt illius deiectae et eversae. at quo loco? cele- 
berrimo ac religiosissimo : ante ipsum Serapim, in primo aditu vesti- 
buloque tcmpli. Der Ort dieses Serapeions ist uns unbekannt. 

Leider sagt uns Cicero ebensowenig, wo die Palaeslra, von 
von welcher er II 14, 36 spricht, gelegen und in welcher Beziehung 
sie zu (Um syrakusischen (lymnasien gestanden habe. 

Hochinteressant ist dagegen der Bericht Ciceros über seine 
Wiederauffmdung von dem Grabmal des Archimedes, Tusc. V 23, 61 : 
ex oadem urbe humilem homunculum a pulvere et radio excitabo . . . 
Archimcdem. cuius ego (juaestor ignoratuni ab Syracusanis, cum esse 
omnino negarenl, saeptum undique et vestilum vepribus et dumetis 
indagavi sepulrrinn. tenebam enim quosdam senariolos, quos in eius 
monumenlo esse inscriptos acceperam, qui declarabant in summo 
sepulcro spbaerani esse positam cum cylindro. 65. ego autem, cum 
omnia conluslrarem oculis — est enim ad portas Achradinas magna 
froquentia sepulcrorum — animum adverli columellam non multum 
e dumis eminentem, in qua inerat sphaerae figura el.cylindri. atque 
ego statim Syracusanis — erant autem principes mecuni — dixi me 
illud ipsum arbilrari esse, quod quaererom. inniissi cum faicibus 
multi purgarunt et aperuerunt locum. 66. (jno cum patelactus esset 
nditus, ad adversam basim accessimus. appai'ebat opigranuna exesis 
posterioribus partibus vorsiculorum dimidiatis lere, ita nobilissima 
Graociae civitas, quondam vero etiani doctissima, sni civis unius 



— 249 — 

acutissimi monumentum ignorassel, nisi ab homine Arpinale didicisset. 
Diese Entdeckung Ciceros föllt in das Jahr 75, wo er als Quaestor 
von Lilybaeum aus Syrakus besuchte. Statt ad portas Achradinas, 
was eine Handschrift überfiefert und schon H. Stephanus vertheidigt, 
lautet die Vulgata ad portas Agragianas, wofür auch Acragantinas 
gelesen wird. Die Verbindung portas Achradinas überrascht auf den 
ersten Anblick; denn Achradina ist Substantiv, nicht Adjektiv. Aber 
es hat gar keine Schwierigkeit in Achradinas den in Syrakus übiiclien 
' dorischen Genetiv zu erkennen. Wir hätten in diesem Fall die in 
der Geschichte* des älteren Dionys erwähnte zMi t^; Aypao'.vy;;, 
welche in der Niederung lag; freilich können wir ihren Platz nicht 
nriehr genau bestimmen. An dem Abhänge, wo die Strasse nach 
Catania auf die syrakusische Terrasse hinaufsteigt, zeigt man, wie 
wir früher schon bemerkt haben, heute das Grab des Archiinedes; 
aber seine Form, die in keiner Weise der Beschreibung des Cicero 
entspricht, erlaubt nicht dieser Yolkstradition zu glauben, i 

Die Latomien beschreibt Cicero mit Worten, welche im grossen 
und ganzen auch noch den heutigen Charakter der berühmten 
Anlagen wiedergeben, Verr. V 27, 68 : Lautumias Syracusanas omnes 
audistis, plerique nostis. opus est ingens, magnificum, reguni ac 
tyrannofum : tot um est e saxo in mirandam altitudinem depresso et 
multorum operis penitus exciso : nihil tarn clausum ad exitum, 
nihil tam saeplum undique, nihil tarn lutum ad custodiam nee fieri 
nee cogitari potest. in has lautumias si (jui publice custodiendi sunt, 
etiam ex ceteris oppidis Siciliae deduci imperantur. § 143 (s. S. 185) 
spricht er, wie wenn zu Syrakus nur von Dionys angelegte Latomien 
existierten (vgl. Luc. de merc. cond. »55). Es ist dies ein Irrthum. 
Aber gerade deswegen können wir nicht mit Sicherheit feststellen, 
welches denn eigentlich diejenigen Latomien sind, von denen (jcero 
redet. 

Den Abschluss dieses Abschnittes machen wir mit dem Lob, 
welches Cicero dem Klima von Syrakus spendet : Primum temporibus 
hibernis ad magnitudinem frigorum et tempeslatum vim ac fluminuni 
praeclarum hoc sibi remedium compararat : urbem Syracusas elegerat, 



1 Eine Abbildung dieses Denkmals, welches sich als Kollektiv- oder Familfen- 
grabkammer kundgibt und sich weder in seiner inneren Einrichtung noch durch 
seine dorische Fagade von anderen syrakusischen Griechengrilbern wesentlich 
unterscheidet, ist in der Titel Vignette gegeben. Näheres darüber unten Tbl. III. L. 



— !>50 — 

cuius hie Situs atque haec natura esse loci caeüque dicitur, ut nullus 
umquam dies tarn majrna ac turbulenta tempestate fuerit, quin aliquo 
tenqwre eius diei solem liomines viderint. Verr. V 10, 26.i Diese 
Worte kommen der Walirheit ziemlicli nahe; nur ist fast täglicher 
Sonnenschein nicht charakteristisch für Syrakus; dasselbe gilt für 
alle Städte der sicilischen Küste, z. B. für Palermo, und es würde 
in <ler That für Verres schwer gewesen sein, eine Residenz zu 
linden, welche ihm nicht denselben Vortheil geboten hätte. Alier 
Cicero weiss eben als guter Sachwalter aus jedem Umstand eine 
Waffe gegen den Widersacher zu schmieden. 

§ 12. Letzte Schicksale von Syrakus im Alterthum. 

unter der Herrschaft des Sextus Pompejus hatte Syrakus zu 
leiden. Strabo VI 270 : i^' t^jmov ol [h\^,^:r^io'J Ta; ts aXXa; y.ay,({)gavTo<; 
rShti^ 7,a» CY) y.al -ra; ^jpay.o'J^Ja;, rA'/j^xq a-jro'.y.iav b Ssßa^To; Kai^ap 
TTs/v'j [xipoQ ToO TraAa'GO y.TiatjLXTo^ aviXxge. '::£vTa::oXi; vap r^v to icaAatbv 
cvcorjy.ovTa va\ r/.aTcv ^taciwv v/ojiol to tsT/o;. aTravTa ;j.£v 3r; tov 
•A'jy.Xov TC'jTov £y.::Xr^por/ ouSev los'., ib $k TJvo'.y.ou;x£vov to "rrpc^ ty^ vYjac;) 
TTj 'OpT'JY'4 t'ipo; MTfi'q C£?v ciy.isat 3-^^'^-ov, aHioXcYOu uöXeo); r/ov 7:£p{- 
[;.£Tpo7. Vgl. S. 186. 

Augustiis machte also Syrakus zu einer römischen Kolonie, und 

zwar 21 v. Chr., zu welchem Jahre auch Dio Cassius LIV 7 über- 
liefert : $£ Ax;oü7T5; Ta T£ aAAa £v Tf^ -l'.y,£/a'a 5io'.y-if;7xc y,ai tx^ 
-upay.ouaac, £T£pa(; -zi T'.va; ::o /.£'.; a7:oiy.ou^ 'l*(*);xx((»)v iizo'^zizixq. Dass 
es als solche noch eine gewisse Bedeutung hatte, beweisen die gross- 
artigen lleste des Amphitheaters, wo unter Nero Spiele bei Tac. 
Ann. XIII 49 erwähnt werden ; dasselbe beweist auch das römische 
Gebäude in der Gampagna Bufardeci. Caligula Hess, wie es scheint, 
umfassende Restaurationsarbeiten vornehmen : Syracusis conlapsa 
vestutate moenia deorumque aedes refectae. Suet. Cal. 21. Aber mit 
dem Sinken des Reiches verfielen auch die Provinzialstädte. Im Jahre 
278 plünderte eine Frankenschaa]', welche in Thracien gestanden 
hatte, auf der Rückfahrt von da die Stadt Svrakus. Zosim. I 71. 



1 Auch die Geschichte, welche Cicero de off. III 14, 58 f. von dem Villen- 
kauf des römischen Ritters Canius erzählt, lässt den Reiz, welchen Syrakus und 
Umgegend auf die vornehmen Römer ausübte, zwischen den Zeilen lesen. 



Da iiiil der Verbreitung' des Chriäieiilliuiiis in <leii PiDvinneii des 
riiiiiischeii Reiches eine ;^iiz neue Periode der menst^h liehen Kullur 
he[;innt, so sehen wir von einer Behandluu^ der topographischen 
Fragen ali, welche aus der Einfiihrunj,' der neuen Religion in Syrakns 
resultieren, und liej^niigen uns die Topi^raphie der Stadt von ihrer 
Gründung liis zu dem Ansgange der klassischen Zeiten verWgt zu 




!)K ITTKS BUCH. 

Die wichtigsten der erhaltenen Bauwerke des alten 
Syrakns. 

THEIL 1. — Das Trinkwasser und die alten "Wasser- 
leitunfi^en. 

% 1. Geolugiüiclie Bildung der syrakasischen Land»chHft. 

\Vi WM hIhjh in Vnhn„ de^ ei-ten Buclie '■alieii, -.leLl Iil 
Bililun<f des sMakii<ii&clien Teiiaiti^ in en^iii /u<<<inimenlnir}; mit 
der des Gpl)iijf«'.lo( ke** imil der AusUufei des Monte Liiiro \it 
diesem Oentruni «enktn sii h ledimenldii Scliuhtcn in mdditippn 
Terrassen mih den ku&len des oilliiheii und südlichen Sicil»n'- lim 
Sie weiden lon liefen Stlduihten Hurclisi hnitlen, deren R indi i duidi 
atinosptian^c lie Eintlü««e dlinuliliüi eiweilert und /eikluflel titid 
da Turtwahrend Massen \on Gestein skIi luslosen und Ui.il%\ail-- 
rollen. V\ le inli nun emei^eil-- diese Eio*.ionsproilukte in der knste 
ablagern s nipl inditrseil« die mechani'fche Thalijrkeit der MeetP - 
wogen und die luflftiende kiatl de» Salzwasser« ohm Uiileihs nii 
tlen lestei (testadeti "le duuli Uetnle ersetzend 

Auch i\is ijiakusisdie Teiiitoiiuin tijpl luf seiner ^in? ii 
OberfläLlie sedimcntcirLB Gebdde Und zwai ligeil in der Niedeiim^ 
eine Oleilla he von Kalklufl lul tiner Tlionschtcht Di^e^en bilden 
da, wo diis retiain iii li lioliei erhebt, m Folge tellunsLher GriindL 
Basalle und Milkaiii&ihe TulTe die Unterhjte Dodi ki nimt luth liiei 
Thün voi und eingemischt finden «ich Laiasliitke An den Abhanden 
der Höhen luiifii die I igen von KilktufT luf jentii kompakttien 
oder auf Thon m ■•ind \ n fo^ailen MuMiheln ^ehildi I und fuhrtn den 



— 253 — 

Namen Pietra giuggiulena, Sesamstein, weil die Koncliylienfragmente, 
aus denen sich die Masse zusammensetzt, das Aussehen und die 
Farbe von Sesamsamen haben. 

Das Sedimentärgebilde von Syrakus und Umgegend gehört nach 
G. Lyell zur Pliocentbrmalion. Und zwar deuten die fossilen Kon- 
chylien des Giuggiulensteins bei ihrer Aehnhchkeit mit noch vor- 
handenen der Mittel meerfauna auf jüngeren PHocen, während der 
feinkörnige, magnesia reiche Kalktuff von weisslicher Bruchfläche 
(s. S. 33) und der kompaktere Tuff*, aus welchem sich die Ter- 
rassen und die Rand berge des syrakusischen Territoriums grössten- 
theils zusammensetzen, als älterer Pliocen und als Miocen zu bezeichnen 
wären, da sich in ihnen vorwiegend Fossilien erloschener Spezies 
tinden. 

Was nun die syrakusische Terrasse ^ betriff't, so hat die ihre 
ganze Oberfläche bedeckende Schicht von porösem Kalktufl", welche 
nur an den unteren Theilen der Abhänge die vulkanische Unterlage 
zu Tage treten lässt, eine Mächtigkeit von 16 bis 40 m Sie erhebt 
sich samt dem vulkanischen Kern in langsamem, wellenförmigem 
Aufsteigen von dem Ostrande Achradinas bis zum Eurvalos und Bei- 
vedere. Dagegen zeigt der nordsüdliche Querdurchschnitt der Terrasse 
die OJ)erfläche der oberen neptunischen, wie der unteren vulkanischen 
Masse in Form von zwei nach oben gewölbten, ungefähr parallelen 
Bogen. Südlich und östlich zieht sich am Fusse der Terrasse der 
konchylienhaltige Kaiktuff" in zahlreichen Giuggiulenbänken auf Thon- 
und Mergellager herum. 

Abgesehen von geringfügigen Erdstössen, über welche unten bei 
Gelegenheit der Arethusa zu sprechen sein wird, hat die Gegend von 
Syrakus seit fast drei Jahrtausenden keine bemerkbaren geologischen 
Veränderungen erlitten. Dies beweisen die antiken Denkmäler, d^ren 
Anlage sich über das ganze erste Drittel dieses Zeitraums erstreckt. 
Es lässt sich nicht nachweisen, dass bei den Gebäuden, auch nicht, 
dass bei den sehr langen unterirdischen Aquaedukten das Niveau 
sich geändert habe. Auch an eine gleichmässige Hebung des gesamten 
Terrains im Verbal tniss zum Meeresniveau, von der man wohl 



1 Wir geben auf den folgenden Seiten 1 ) ihren Längsdurchschnitt von Belvedere 
bis zu der Quelle zwischen dem Zollposten Buonservizio und dem kleinen Vorge- 
birge Nr. 44 ; 2) den Querdurchschnitt von der Casa Bonanno in Tremilia bis zu 
der Mühle in Targia. 



— 255 — 



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— !256 — 

gespiochen hat, ist nicht zu denken ; denn in der Thalebene sind 
die Fundarliente, z. B. des römischen Gebäudes in der Canripagna 
Bufardeci und der anderen,' welche der Bau der EisenbahnUnie 
Siracusa-Licata im untern Anaposthal zu Tage gefördert hat, so 
wenig über dem Meeresniveau, dass sie im Altei'thum nicht noch 
tiefer gelegen haben können. Andererseits verbieten es auch wieder 
die Nachrichten der Alten von der Sumpfniederung,' welche an den 
grossen Hafen im Nordwesten grenzte, anzunehmen, dass von dem 
Alterthum bis jetzt eine bedeutendere Senkung stattgefunden habe. 

§ 2. Qoellen und latente Wasser. 

Die ])edeutendste aller Quellen des syrakusischen Gebietes ist 
die Kyane. Sie strömt aus den zwei Kanalmündungen Pisma und 
Pismotta (s. S. 2'2) mit solcher Stärke und Wasserfülle, dass sie aus 
beträchtlicher Höhe von dem Stock oder den Ausläufern des M. Lauro 

' herabkommen muss. Der Grimiti ist als Ursprung ausgeschlossen, 
weil zwischen diesem und der Kyane das Anaposbett und seine 
Sümpfe tief eingesenkt sind. Eine genaue Ausmessung der Tiefe 

. beider Quellen ist bis jetzt bei der Heftigkeit, mit welcher das 
Wasser hervorbricht, nicht gelungen; auch ändert sich der Grund 
fortwährend; doch, ist es sicher, dass sie bis auf oder unter das 
Meeresniveau hinabreichen. Die Oberfläche des Kyanewassers ist 
am Quellorte ungefähr dO m über Meer. 

Bei dieser absoluten Höhe wäre eine Leitung zur Versorgung 
von Unterneapolis und Ortygia mit Kyanewasser wohl möglich gewesen. 
Hätte man eine solche bauen wollen, so hätte man deren Ausmün- 
dung unterhalb Neapolis noch einen Meter über Meer halten können 
und doch bei einer gesamten Niveaudifferenz von 9 m auf c. 5500 m 
Länge ein für die Wasser Übertragung ausreichendes Gefäll von 
von 0,00164 auf den laufenden Meter behalten. Die nach Nordost 
allmählich abfallende Ebene hätte für eine derartige Anlage gat keine 
Schwierigkeit geboten, und der Anapos konnte kein ernstliches Hin- 
derniss in den Weg legen. Ob jedoch das S. 24 erwähnte Terra- 

' kottarohr und die aus verschiedenen Bauperioden stammenden Ueber- 
reste einer alten Brücke in der Nähe des Zusammenflusses von 
Kyane und Anapos eine Beziehung zu der fraglichen Wasserleitung 
gehabt haben, lässt sich bis jetzt noch nicht feststellen. 



— 257 — 

Was die Menge des Wassers betrifft, so folgt auf die Kyane 
zwar zunächst, aber dpch in grossem Abstand die Arethusa. Denn 
ihre Zuflüsse, samt den Quellen der Passeggiala pubblica längs des 
Weststadens von Ortygia erreichen nicht die Wasserfülle jener. Da über 
die Arethusa im Zusammenhang mit den Wasserverhältnissen Orlygias 
weiter unten ausführlich zu reden sein wird, so wenden wir uns 
nunmehr zu den Quellen der syrakusischen Terrasse. 

Ihre Anzahl ist ziemlich gross. Sie entspringen an, vereinzelt 
auch unter der Scheidelinie, welche zwischen der oberen Sedimen- 
tärschicht und der vulkanischen Unterlage rings um die Terrasse 
hinläuft. Unter den 10 Quellen des Nordrandes, von denen 5 auf 
Kpipolai und ebenso viele auf Tycha kommen, ist die bemerkens- 
wertheste die sog. Fontana delle Palombe. Sie fliesst unterhalb Tychas 
<iOO m westlich von der Bucht S. Bonagia und nur wenige Dezimeter 
über dem Meeresspiegel, so dass sie selbst bei geringem Seegang über- 
Ihithet wird. Vor ihr ziehen sich Spuren einer Mauer hin, welche 
offenbar einst zum Bollwerk gegen die Wogen diente. Man steigt zu 
der Quelle auf einer in die senkrechte Felsen wand in guter Technik 
eingehauenen, aber durch die Zeit und die Meeresbrandung verwit- 
terten Treppe hinunter. Ebenso führt eine Felsentreppe auch zu der 
.*]5() m weiter östlich gelegenen Strandquelle hinab, deren Süsswasser 
in einer Hohle hervorquillt, um sich sofort mit dem Meerwasser zu 
vermischen. 

Auf der ganzen Küstenlinie Achradinas von S. Bonagia bis zu 
den Klippen von Pietralunga finden sich zwar nur 2 kleine Quellen 
nel3on einander, bei dem Zollhaus Buonservizio etwa in der Mitte 
der Ostseite (i m über dem Meer ; dass aber der ganze dortige 
Untergrund voll latenten Wassers ist, Jjeweisen mehrere neuerdings 
gebohrte Brunnen. Dagegen gibt sich der Wasser reich thum der 
südlichen Achradinaabdachung dadurch kund, dass auf der weiten 
Strecke zwischen Pietralunga und dem Isthmus zur Zeit der Ebbe 
ein ununterbrochenes Hervorrieseln unmittelbar am Bande des kleinen 
Hafens stattfindet. 

Endlich fliessen nach dein Anaposthaie hin einige Quellen am 

4 

Südrande sowohl der unteren Terrasse del Fusco, als weiterhin an 
tleni der oberen bis nach Tremilia, woselbst 2 Quellen aus dem 
vulkanischen Tuff hervorbrechen. 

Lupus, Die Stadt Syrakus. 17 



— 258 — 

« 

W<Miii in (iei) Zeiten des alten Svrakus alle oben beschriebenen 
Quellen, ausser der Kyane und Arethusa, lißsser gepflejjt worden 
wären und sogar das Dreifache ihrer heutigen Wassernienge gelieferl 
hätten, j«o wären sie nicht einmal für die Bedürfnisse einer der 
heutigen an Zahl gleichen Bevölkerung ausreichend gewesen. Man 
innsste also auf weitere Mittel zur Beschaffung von Trinkwasser 
sinnen, und diese Mittel mit der Zunahme der städtischen Bevölkerung 
gleichen Schi-itt halten lassen. Den Anfang des später so weitver- 
zweigten und grossailigen Wasserleitungsnetzes von Syrakus machten 
offenbar Rinnen, in welchen sich das am Terrassenrand von selbst 
hervorquellende Wasser ansammelte und bis zu den Ansiedlungs- 
stätten fortgeleitet wurde. So fing man die 5 westlichsten Quellen 
des Nordrandes in einem ungefähr II km langen Kanäle auf, welcher 
nach den ncK-li vorhandenen zahlreichen Spuren c. ^K) cm breit und 
hoch in die Felsen wand eingehanen war und längs derselben, gele- 
gentlich auch Vorsprünge als unterirdischer Tunnel durchschneidend, 
bis nach Tycha hinlief. In geringer Entfernung nordöstlich von der 
Scala greca, wo die Anlage der Landsti^asse nach (^atania ihn unter- 
brochen hat, sind die letzten Spuren desselljen; s. Karle 1 Nr. 1)4. 
9«. i()0. 101. 102. Sein Gefall beträgt auf den Meter 0,(lC)8l«.i 

Dagegen ist aus Mauerwerk aufgeffdirt ein Kanal, welcher sicli 
noch 700 m weit zwischen der Gontrada Tremilia und Galera vei- 
folgen lässt : Karte I Nr. 75. Er besteht ganz aus Opus incerlum : 
auf gemauertem Boden erhel>en sich zwei parallele Seiten wände, 
welche überwölbt sind. Die Stärke des Mauerwerks beti'ägt ringsum 
0,45 m, der Hohlraum ist 0,40 breit und 1,45 hoch. Ein wasser- 
dichter Verputz bedeckt den Boden und die Seilen wände 0,X) m 
hoch. Die Leitung lehnt sich an den schrägen Südabhang der Ter- 
rasse an und läuft theils unterirdisch, theils unter freiem Himmel. 
Sie wurde wohl einst von Tremiliawasser gespeist und führte 
zweifelsohne nach dem unteren Theile von Neapolis. Du sie .somit in 
einer Länge von ungefähr 4 km aus einer ab.soluten Höhe von 50 m 
zu einer von durchschnittlich 15 m herabgestiegen sein würde, so 
hätten wir ein Gefall von 0,000 auf den Meter. 2 



* Die Existenz dieser antiken Leitung ist erst neuerdings durch Crisl. Cavallari 
festgestellt worden. 

* Es ist kaum glaublich, aber einer der vielen Beweise für die Fortschritte 
der syrakusischen Topographie in den ^-^^ ' 'Tzehnlen, dass Serradifalco, Ani. 



— ^259 — 

Zu solchen Anlagen kamen lernei' unterirdische Aquaedukte, 
zahllose Brunnen, Cisterneii und andre Werke hinzu, welche ausser 
dem in natürlichen Quellen iliessenden, aher bei weitem nicht 
jrenügenden Trinkwasser eine viel grössere Menge lieferten. 

Aus den obigen Auseinandersetzungen ersehen wir, dass sowohl 
die Anaposniederung als auch die syrakusische Terrasse reiche unter- 
irdische Wasseradern enthält, welche auf undurchdringlichen Schichten 
fliessen und zum Theil mit bedeutendem Druck hervorquellen, so 
dass man die Höhen des westlichen Gebirges als ihren Ausgangs- 
punkt betrachten muss. Andererseits lehrt aber auch das Vorhan- 
densein so vieler Brunnen, dass in Folge der Porosität des Kalktufl's 
sich überall in der Tiefe Wasser da ansammelt, wo die Sedimenfär- 
schicht auf dem vulkanischen Felsen auflagert (acqua di cinta). Nun 
ziehen sich aber alle Wasser wegen der Undichtigkeit des obeien 
Gesteins und wegen der nord-, sud- und ostwärts gerichteten Ab- 
dachung des undurchdringlichen Kernes, welcher auch die unter- 
irdischen Wasseradern folgen, nach dem Niveau des Meeres hin, zum 
Theil sogar unter dasselbe. Daher kommt es, dass Süsswasserquellen 
hie und da aus dem Grunde des grossen und des kleinen Hafens 
emporsprudeln. Die wichtigste dieser Quellen ist ganz in der Nähe 
der Arethusa der sog. Occhio della Zilica (s. S. 77 f.). Dass auch das 
in Orlygia jetzt latente oder hervorquellende Trinkwasser durch 
natürliche Gänge von dem Festland her unter den beiden Häfen 
übergeführt Avird, gewinnt nach dem Bisherigen einen hohen Giad 
von Wahrscheinlichkeit. Diese wird im Weiteren zur Gewissheit 
werden . 

§ 3. Die vermeintliche Crimitileitung. 

Schon im 16. Jahrhundert begegnet uns in der eben entstehenden 
Topographie von Syrakus die Ansicht, dass die unlerirdisclien 
Wasserleitungen der syrakusischen Terrasse vom Grimiti ihren Aus- 
gang nähmen. Fazello sagt : Gaeterum ubi caput habeant (aquae), 
licet ad montem Crimilim conjectura ducamur, incertum tarnen 



Bd. JV. S. 79 diesen Wasserkanal wegen seiner beiden Seiteuniaueru mit der 
doppelten Einschliessungsmauer der Athener, Thuc. VI 103, und der ühnlichen, 
welche die Peloponnesier um Plataiai aufgeführt haben, in Verbindung bringen 
konnte. 



— t>ßo — 

tenernus. Subtili naiuqne industria tbntibus prorsus occiusis subter- 
labendo eo pertractae sunt. (S. 247 der Pal. Ausg. von 1717.) Er 
drückt sich, wie wir sehen, vorsichfi^' aus idjer die vermeinthche 
Herkunft des Wassers. Ks kehrt al)ei' bei den Topographen und in 
der Lokaltradition die Annahme immer wieder, dass die drei süd- 
lichen Aquaedukte Treniilia, del Ninfeo und de! Paradiso, sowie die 
Quellen und Wasserläufe des Nordrandes nur Abzweigungen einer 
grossen Hauptleitung seien, die unterirdisch vom (^rimiti, dem antiken ' 
Thymbris, nach Syrakus geführt worden wäre. 

Aufs eingehendste hat sich ,\u\. Schubring mit der Frage 
beschäftigt und ist auf Grund persönlicher Untersuchungen an Ort 
und Stelle zu dem Resultat gekommen, dass eine solche Crimiti- 
leitung allerdings bestehe. Der erste Theil seiner vortrefflichen Ab- 
handlung K über die Bewässerung von Syrakus » im Piniol. XXH, 
186i S. 577 — 638 gipfelt in dem Satz, dass « der Endpunkt des 
grossen, viel verzweigten Crimitiaquaediiktes, dessen ganzes System 
auf dieses Ziol hingerichtet ist », die Arethusa sei (S. 608). 

Die Möglichkeit, dass die Wasseradern im Innern der syraku- 
sischen Terrasse zum Theil von dem Grimiti kommen, soll durchaus 
nicht in Abrede gestellt werden ; wohl aber wird die folgende Aus- 
einandersetzung darthun, dass ein durch Menschenhand hergestellter, 
etwa 16 km langer, unterirdischer Kanal vom Grimiti bis nach Tycha, 
wie ihn Schubring zu erweisen sucht, nie existiert hat. 

Bei keinem alten Schriftsteller steht auch nur eine Silbe von 
einem solchen Tunnel, der doch ein imponierendes und der Erwäh- 
nung werthes Werk einer im Gentrum der alten (jeschichte 
gelegenen Stadt gewesen wäre. Wenn Thuk. VI 100, sagt : o? ot 
'A0r/;ai5'. TSJ? t« hy^ii:o\jq ajToW, oi iq -yjv ttcXiv 07:ovoiJi.r^obv ttotoj u^aTs; 
r<Y;x£vc'. vav, $t£5Ö£tpav, so ist diese Nachricht für unsere Frage ganz 
iiTclevant; denn sie bezeugt lediglich das Vorhandensein von unter- 
irdischen W^asserleitungen auf der syrakusischen Terrasse zur Zeit 
des Athenerkrieges, was durch topographische Thatsachen bestätigt 
wird (s. S. 96). Diese sind entweder alle oder wahrscheinlicher nur 
theilweise von den Athenern durch Zerstörung oder Verstopfung 
gesperrt worden. Denn von Wassermangel in der Stadt während der 
langen Belagerung meldet Thukydides nichts. Jedenfalls waren die 
Syrakuser von der Ankunft Gylipps und der FJrrichtung der nördlichen 
Quermauer an wieder im Besitz der S. 258 beschriebenen Tycbaleilung. 



— 2(31 — 

Der angebliche Hauptkanal müsste natürlicli, damit der Wasser- 
strom nicht die zur Erreichung des Terra ssenniveaus nolhwendige 
Höhe verlöre, dem Sattel zwischen Crimiti und Belvedere folgen 
und unter dem Euryaloskastell und seinen Gräben in die syraku- 
sischen Festungswerke eintreten. Auf diesem Wege findet denn auch 
Schubring 4 viereckige Schacht- oder BrunnenöfTnungen, 1 1/2 km 
nordwestlich von Belvedere. Ob dieselben aber, wie die 2 erslen, 
welche er auf der Crimitihöhe konstatiert hat, Wasser in ihrer Tiefe 
haben und über einem Kanäle stehen, ist nicht festgestellt, da sie 
mit Schutt angefüllt sind. Auch entspricht die Richtung, in welcher 
sie auf einander folgen, nicht der des fraglichen Aquaedukts, .sondern 
kreuzt dieselbe ungefähr rechtwinklig. Ueberhaupt hat sich die 
Beweiskraft solcher scheinbaren Schachtmündungen, deren Tiefe 
nicht untersucht Ist, als hintallig erwiesen. Innerhalb des Festungs- 
ringes nämlich zieht sich nach Schubrings Ansicht die Hauptleitung 
den Nordrand von Epipolai entlang bis zur Cava S. Bonagia. Auf 
der grösseren Hälfte dieser 5 km langen Strecke trifft er nur 2 
BrunnenöfTnungen (a. a. 0. S. 580 mit Nr. 12 und 13 bezeichnet), 
die eine mitten im Westhofe des Eurvalos, wo sie anscheinend un- 
mittelbar aus dem Tunnel aufstieg, um diese wichtige Akropolis von 
Epipolai zu speisen, die an^re ungefähr 1 J|2 km östlich von dem 
Kastell und etwa 100 m südlich von dem Nordrande Epipolais. 

Wie steht es nun mit diesen 2 Brunnen, den ei*sten und fast ein- 
zigen 1 direkten Zeugen der Hauptleitung innerhalb der syrakusischen 
Hingmauer? Den ersten haben Holm und Sav. Cavallari ausräumen 
lassen und statt eines Brunnens nur rechteckig zusammengelegte 
Quatiern gefunden, zwi.schen denen man in einer Tiefe von 2,50 m 
auf den festen Felsboden und nicht auf einen Wasserkanal .stie.ss. Der 
andere, ebenfalls verscliüttete Brunnen abei-, von dem Schubring 
sowohl die Tremilia- wie die Nymphaeumleitung — jene erst 1, die.se 
sogar erst 23(4 km weiter sudlich und südöstlich wirklich nachweis- 
bar — sich abzweigen lässt, ist nicht aufzufinden gewesen, trotzdem 
Cavallari Vater und Sohn mit zwei Bauern mehrere Tage lang die 
dortige kahle und flache Felsgegend durchsucht haben. 



^ Nur längs der beiden östlichsten Kilometer sind Ä der Nähe des nördlichen 
Terrassenrandes vereinzelt einige wenige Brunnen, welche Schubring auf seinem 
l^tauptkanal f-telien lässt. 



Trotz aller Mühen hat mau weder in dein wasserarmen Dorf 
Belvedere, welclies docli gerade üher dem Kanal stehen müssle, 
noch auf dem Joch vor der Euryalosfestung, wo man verj^ehlich 
einen alten viereckigen Brunnen ausgeräumt hat, Wasser finden 
können. Man muss sich mit einer grossen Gisterne, ein paar dürftigen 
Quellen der Umgegend und der den Südabhang des Joches heglei- 
tenden Leitung Galermi behelfen. 

Audi im Innern und in der Nähe des Kastells sind einige 
Cisternen. Sie wären eigenthch überflüssig gewesen, wenn jener 
unterirdische Kanal so treffliche Gelegenheit zur WasserbeschatTung 
geboten hätte. Dieser Kanal soll nacti Schubring einst auch ein 
;'iosses Bassin nordöstlich von dem Kastell gespeist haben. Aber eine 



n 



sorgfältige Untersuchung hat diese Annahme nicht beslätigl. Eine 
kleine oftene Rinne diente dazu das Regenwasser zu sammeln und 
dem Bassin zuzuführen, was heute noch hier und bei anderen ähn- 
lichen Anlagen auf der Terrasse geschieht. 

Wenn man bei der Ausräumung der beiden vermeintlichen 
Brunnen , welche den Schlüssel zu der fraglichen Wasserleitung 
hätten bilden müssen, zu irgend einem positiven Resultat gelangt 
wäre, wenn sich irgend welche Spuren einer solchen Leitung hätten 
auffinden lassen, so hätte man von Seiten des kgl. Ministeriums alles 
aufgeboten, um der Sache weiter auf den Grund zu kommen, und 
hätte zu dem Zweck zunächst die Strecke zwischen dem Grimiti und 
Belvedere ins Auge gefasst. Denn seit 1854 hat die Regierung durch 
die Domänenadministration aufs angelegentlichste Nachforschungen 
ül)er die Herkunft der syrakusischen Wasserläufe angestellt, da es 
sich um das seit vielen Jahren von Regierung und Privaten umstrit- 
tene Recht der Wasserableitung handelt, bisher aber nur in Bezug 
auf den Aquaedukt Galermi, dessen Ursprung man seit Jahrhunderten 
kennt, zu Gunsten des Staates entschieden werden konnte. 

Oestlich von dem für die vermeintliche Verzweigung eines Haupt- 
kanals so wichtigen, aber nicht mehr auffindbaren Brunnen Nr. 13 
(die Oertlichkeit, wo ihn Schubring ansetzt, ist auf Karte I mit A 
bezeichnet) liegt in einer Entfernung von c. 600 m bei Gasa Torgitto 
der nächste noch heute benutzte Brunnen, welcher (Nr. 61 bei Seh.) 
schon dem Nymphaeumstrang angehören soll. Sein Wasserniveau ist 
55 m über Meer, 30 m unter dem Felsboden von Epipolai. Der 
erste oflene Brunnen der Tremilialeitung (Nr. 21 bei Seh., = B auf 



Karle 1) ist 1 km von A entfernt, und enthält lliessendes Wasser, 
dessen Oberfläche 71 m liber dem Meer und 19 m unter der Erde 
sich befindet. Folgen wir der Annahme Schubrings, dass von A der 
Tremiliaslrang ausgehe, und lassen wir ihn zwischen A und B nur 
ein Geiall von 5 auf 1000 hal)en, so niüsste das Wasser bei A, wo 
die Terrasse eine absolute Höhe von 85 m hat, 76 m hoch und nur 
9 m unter der Erdoberfläche iliessen. Man käme also zu dem ^vun- 
derbaren liesultat, dass die vermeinthche Wasserleitung von A bis B 
auf 1000 m Entfernung 5 m Gefall hätte, dagegen von A bis zu 
dem Torgittobrunnen trotz ganz gleicher Niveauhöhe des Terrains 
auf nur 600 m Entfernung '21 m Gefäll ! 

Ein noch auflallenderes Verhältniss lande innerhalb desselben 
Wasserlaufes zwischen dieser ersten und der weiteren Strecke bis 
zu dem ersten der wirklich im Zusammenhang stehenden Brunnen 
der Nymphaeumsleitung statt. Dieser, bei der Gasa de Franchis be- 
findlich, hat eine Wasseroberfläche von 47 ni absoluter Höhe, was 
von dem Torgittobrunnen an 8 m Gefäll auf etwas über 2 km Ent- 
fernung gäbe : also noch nicht 4 in auf iOOO, im Anschluss an 21 
m auf 600 ! Es lässt sich durchaus kein Grund zu einer so 
enormen Niveaudiflferenz in demselben Aquaedukt einsehen. Bei der 
Gleichmässigkeit, mit welcher sich der vulkanische Kern im Innern 
<ler Terrasse ostwärts senkt, konnte die Absicht den Kanal stets auf 
der Oberfläche der undurchdringlichen Masse zu halten, was bei den 
drei südlichen Aquaedukten der Fall ist, nicht die Veranlassung zu 
solcher Ungleichmässigkeit sein. 

Wie soll man es sich überhaupt erklären, dass die Schachte, 
welche bei den drei Leitungen von Tremilia, dem Nymphaeum und 
dem Paradies in regelmässigen Abständen auf einander folgen, plötz- 
lich mitten auf der Terrasse aufhören, bis dahin aber sowohl diese 
vermeintlichen Nebenzweige wie der Hauptkanal viele Kilometer 
weit ohne Schachte geführt seien ? An Verschüttung ist bei dem 
meist glatten Felsboden nicht zu denken. Die Sicherstellung vor Fein- 
den hätte, wenn die drei erwähnten Leitungen vor der Dionysischen 
Hingmauer entstanden sind, für deren ganze Ausdehnung das Weg- 
lassen der Schachte erfordert ; wenn aber die Tremilialeitung — 
denn die andern sind wohl beide ällei* — erst nach AufTührung dieser 
Mauer von jenem Hauptkanal aus gebohrt worden ist, war kein 
Grund, sie in ihrer südlichen Hälfte mit Schachten, in der nördlichen 
dagegen ohne solche zu fuhren. 



— 3(>4 — 

Die Sache ist vielmehr von einem ^'atiz andern Gesichtspunkte zu 
betrachten. Die bekannten unterirdischen Wasserleitungen des Alter- 
thums, welche nicht bloss nalurhche Gänge erweiterten, sind so 
gebaut, dass in gewissen Abständen senkrechte Luftschachte von 
oben lier eingebohrt sind. Sie dienten dazu, der Leitung die viel- 
fach wechselnde Richtung anzugeben, das Getall des Wassers zu 
bestimmen, die Cirkula!ion besserer Luft während des Baus herzu- 
steilen, die WegschafFung des Materials zu erleichtern und zum 
Zwecke schnellerer Vollendung des gesamten Werkes gleichzeitiges 
Arbeiten an vielen Stellen zu ermöglichen. Vitruv überliefert VIII 
7, 3 die Technik, welche sich bis zu seiner Zeit ausgebildet hatte, 
in den Worten : Sin autem medii montes erunt inter moenia et 
Caput fontis, sie erit faciendum, uti specus fodiantur sub terra 
hbrenturque ad fasligium, quod supra scriptum est, et si tofus erit 
aut saxum, in suo sibi canalis excidatur, sin autem terrenum aut 
harenosum erit solum, parietes cum camera in specu struanlur et 
ita perducatur ; puteique ita sint facti, uti inter binos sint actus. 

Diese Vorschrift ist wie bei den syrakusischen, so auch bei den 
samischen^ und athenischen « Leitungen beobachtet worden, diese bei 
dem Emissar des Albanersees am Anfang des 4-. Jahrb. v. Chr. und 
bei dem des Fucinersees im 1. Jahrb. n. Chr. 3 Eine grosse Menge 
von Luftsehachten steigt aus den Kanälen auf und läuft demnach 
genau in deren Linie. Da die drei oben erwähnten syrakusischen 
Wassertunnel alle 25-30 m einen Luftschacht haben, so würde nach 
dieser Technik der Hauptkanal einer Crimitileitung bei seiner Ge- 
samtlänge von 16 km einer Anzahl von etwa 590 Luftschachten 
bedürfen. In Wirklichkeit finden wir mit Schubring kaum ein 



J S. E. Fabricius, AUei'thir/mr anf Sitaios, i. d. Mitth. d. deutsch, arcb. Inst, 
in Athen 1884, S. 163-197. 

2 S. Ziller, UntersHchimyen ffher die antiken Wasserleitungen Athens. Ebenda 

\S11, S. io:-i3i 

3 Bezüglich der grossartigen Aquaedukte von Akragas, der sog. Phaiaken 
Therons (Diod. XI 25), scheint es. als ob die Akten noch nicht geschlossen seien. 
Schubring, Histor. Topogr, t\ Akragas. Lpz. 1870, S. 40, erwähnt ausdrücklich 
Schachte, welche er theils auf der Erdoberfläche, theils aber auch in der Tiefe bei 
der Wanderung durch einen unterirdischen Wasserkanal von Zeit zu Zeit liat 
einminden sehen, einen sogar von 100 m Höhe. Dagegen bezweifelt Cavallari die 
Gleichzeitigkeit ihrer Anlage mit derjenigen der Kanäle. Demnach müssen wir 
leider darauf ver?:ichten, die offenbar noch nicht eingehend genug untersuchten 
Wasserleitungen von Akragas mit denen von Syrakus in Parallele zu stellen. 



— 265 — 

Dutzend, und einige von diesen sind ihm selbst von fraglicher Zuj^e- 
hörigkeit zu der vorausgesetzten Linie. 

Man führe nun hier nicht den 1 km langen Tunnel an, welchen 
Enpalinos im Auftrag des Polykrates von Samos durch den Berg 
Kastro gebohrt hat. Dort handelt es sich um eine gerade Linie, die 
man sogar von den beiden Endpunkten aus zu beginnen wagte 
(s. Fabricius a. a. 0. S. 178). Hier dagegen waren die nolhwendigen 
Krümmungen nur vermittelst einer grösseren Anzalil von Schachten 
einzuhalten. Und gar im Grimiti selbst hätte ein solcher Tunnel mit 
Vermeidung der tiefen Schluchten von den 2 ersten Schubring'schen 
Brunnenschächten an bis zum Ostfuss des Gebirges in einer Strecke 
von über 3 km eine Niveauditferenz von 230 m zu überwinden 
geliabt. Die 4 Schachte, welche er im ganzen feststellt, verschwinden 
gegen die hier zum mindesten erforderlichen 1,11. 

Es wäre ja denkbar, dass die alten Syrakuser den grossartigen 
Plan eines unterirdischen Gninitiaquaeduktes gefasst hätten, und dass 
die wenigen viereckigen Löcher, welche Schubring gefunden hat, 
nicht als Brunnen, sondern als Luftschachte gebohrt worden wären, 
um die Möglichkeit eines solchen Werkes zu versuchen : zur Aus- 
führung i.st es, wie die genaue Untersuchung des ganzen Terrains 
bewiesen hat, nicht gekommen. An seiner Stelle hat man die fast 
noch einmal so lange Wasserleitung Galermi gebaut, aber diese 
unter freiem Himmel. Die 3 unterirdischen Leitungen der Terrasse 
aber beginnen erst in der Gegend, wo die obere Sedimentärschicht 
und der untere vulkanische Kern die höchste Höhe ihrer Bogenwöl- 
bung (s. die Durchschnitte S. 254 f.) erreicht haben, d. h. südlich 
von einer das Terrassendreieck in dei' Richtung von West nach Ost 
lialbierenden Linie, und senken sich von da unmittelbar auf dem für 
Wasser nndurclidringlichen Gestein bis zum Südrande herab. 

§ 4. Die antiken Wasserleitnn^eii von Syrakus. 

Die sicher und auf längere Strecken hin verfolgbaren Kunst- 
leitungen sind theils unter freiem Himmel angelegt, theils im Innern 
der Erde gebohrt. Zu den § 2 erwähnten fraglichen Spuren einei* 
Kyaneleitung und deutlichen Resten von langen Kanälen längs des 
Nord- und Südrandes der Terrasse kommen folgende Aqnaedukte, in 
denen noch heute das Wasser fliesst. 



— -iw; — 

I) Leitiinq Ualenut 

In einei I an^e \ >n i") km lie-^leitet diesi' LliIuiIb la* liiikL 
I lu dts Aiiipus Me empldn„t ihi Waiiei am Ü-labliiiv des Monte 
Veneie zucist iu> dei (noUa lieüp Maiaviglie m einem ^anz enjttn 
Seit ntliai de* niittleien Flu'.blaiit- duiib weUhes An Badi Bolti- 
„liujd flii-wt, uiiil zieht na»h dfssen hinmiindunt, iii den \i ipos 
ilwi 2 km wfrl die^ni piullel bis -.u mi li mit einei \l)leilung 
(fe'js'Uien vpiiiiii^t Dann hierbt ilei Kanal lo lan^e lei Fluss die 
Oebiigxlandadiaft duiüistiomt, zieinli li iialie m SLinei Seite ei-^t 
jii iki "^uloslctte dis ( iimiti, dessen sudfua- 1»^ dahin beide 
V\ H'-etlanli » ein Dop|>elsauni l>f»;leili I halHii entfetnl ei sirh 
dhii bh I \ I Anapns und zu hl -inraiiü^ den Suduesl dihang de» 
\eil>jndnii^akii iniei zwischen Ctmiiti und Bel\elei'' enlhngnaih 
Ifl^leiem liin, dann sndbib \on dic^m und di'iii Futjilu^ I< ndbch 
betiitt ei ZMisiben lern Biilalaio und dei lontiadi Ticmiba du 
Teira-se und laufl aul diesei in mI wathen \b\\eiihun,;en von dei 
^ei iden T mie ijuet u)>ei die Aquaedukte Tremiha und de« Nviiiphaeum^ 
hinweg, ohn< nules'«n ii^^endwie mit ibiieii in Beuihiuni^/u kommen, 
bis mt Tasa dpll Acqut iiüidbi h vim Ihcatei und NvmpbieiiiVi 
\(iL hiei vtitlieilt ii<b -^in Wis-li in die Vfnbicn im ddligen 
Im isseniiind 

Dct \ntaii„ dei Teitun„r in dci (.rolta lelL MaiiM„be ist 
1 l'X) in ubei Mea, ihi Fnde an dei L laa dell Aiqui 57 Dei 
Niieiiiuiiteis hiel ^on 133 m icr^hcben mit Iti eivvihnlen GcMm) 
lanr,e ergibt ein Geläll \ >n 0,0016 mf den Melei 

Fast dei rtiijzo hinal 1 lufl in t.inei Bieile m>ii elui einem bdbe» 
Meld» untei heiein Himmel und « ii mit bleiiiplalten , / Ih 
auch mit B^Ul.hsleln^^^olben l)edeLkl W ei dinih zeilnockilndis 
fiealein bindurt-hsehf, sind auch die Seilen und dei Boden „emiueit 
\ieieLkii;e I urt^iharhle mit Bnistun^en tind Stemplatlen ils Decken 
linden siüi m i eselnusfiigen Zuiicbenrsumen in Monj^e sobald ei 
in eine ;<ev¥iBse Tiete untei den FidfKiden hinabsteigt 

"Was die Bauzeit Iwtiiill so ist Ijei dem absduten Mangel jedei 
Ueberbeipiun„ und mror^e dei starken Umbauten, welrbe wiedei- 

> Da liB noL Rimer ununterbrocLeu berutzle Ijslerinileilun^ furlw tirei den 
I inf-eMalt ape susgcsetzl nsr und ist so Ifisst seil de ursprrngticlie Bre te 
kann cell leststeltan die jet7ige (anert je nach den verschiedenen Slellen 



— t>67 — 

holt stattgefunden haben, das Urlheil sehr erschwert. Das Ursprüng- 
Hche ist von dem Nacht räg-lichen förmlich überwuchert, und eine 
Datierunj^' bis jetzt noch nicht möglich. Es ist eine ganz andersartige 
Anlage als die bedeutend tieferen, unterirdischen Leitungen auf der 
Terrasse. 

ti) Leitungen nönUich von der Terrasse. 

Westlich von der Gasa Targia ziehen zwei Kanüle neben einander 
in südnördlicher Richtung die Abdachung hinab, welche sich zwischen 
<lem Terrassenrand und dem Meere erstreckt. Der eine, 100 m lang 
im }3ogen laufend, mündet in ein Bassin (Karte I Nr. 91), welches 
doi- andre, östliche, durchschneidet ; diesen hat man bis jetzt 200 m 
weit in gerader Linie verfolgen können. Beide sind im wesentlichen 
ähnlich dem Aquaedukt Galermi von der ErdobeHläche an eingetieft 
und, wo das Terrain nicht haltbar genug ist, wie jener in Opus 
incertum gemauert, darauf mit Platten zugedeckt und der über 
diesen etwa noch übrig bleibende Raum bis zum Niveau der Gam- 
pagna ausgefüllt. Nur zum geringeren Theil sind sie unterirdisch 
durch den Fels, hier meist vulkanischen TufT, gebrochen. Auch einige 
Luftscha^chte .sind noch vorhanden. Die Höhe der Kanäle misst c. 1,50, 
die Breite c. 0,50 m. Ihre Sohle geht höchstens einige Meter unter 
die Erdoberfläche hinab. Den Gharakter hohen Alterthums tragen 
beide Anlagen nicht gerade an sich. 

Gespeist werden sie nicht etwa aus einem Hauptkanal am Nord- 
rande der Terrasse, sondern aus den natürlichen Wasseradern des 
Terrasseniimern ; auch quillt das Wasser durch die Wände der 
Gänge hindurch in dieselben. Wohin es aber schliesslicli durch den 
zweiten Kanal unterirdisch geleitet wird, noch nicht feststeht. 

Der Aquaedukt, welchen Schubring a. a. 0. S. 600 auf dem 
Kamm zwischen Belvedere und Grimiti sich von dem vermeintlichen 
Hauptkanal abzweigen und ostwärts die Targia durchziehen lässt, hat 
nicht auslindig gemacht werden können, obgleich ihm Schubring 
50— ()0 Brunnen zuschreibt. Die Ansicht, dass der eben besprochene 
zweite Kanal mit diesem Targiakanal identisch sei, dürfte sich nur 
dann gewinnen lassen, wenn jenei' — was weder erwiesen, noch 
wahrscheinlich i.st — .seine nördliche Richtung plötzlich in eine öst- 
liche verwandelte. 

Dei' Wasserreichthum und die Fruchtbarkeit dieser ganzen Ab- 



— 208 — 

ducliunt,', liie vermutlilidi lieilteliatlenD Riciiluitg olii^er Leitung rührt 
vtiii selW tu dem Gedanken, dass in der NAhe einst ein grösserer 
Wohnuntj-s komplex {,'esl;)n(len hübe, und da )iegt es nahe, sich an die 
von Thukydides hei Golegenheit der iithenischen Lnndiiiig' erwühnlo 
Oeitlidikeit Le(in zu erinnern. 

'■\) Die Leilnng Tremilia 
nimmt ihren Anrang ein wenig östlich von der Contradn Bufiilaro 
und läuft bis zum Rande der Hochebene hej der Cnsa Bonanno, wo 
ihr Wasser eine Mfihle Ireibl. In einer Lünjfe von 815 m verfolgt 
sie in gerader Linie die Richtung von Nordnordost nach SOdsüdwesI 
und gibt sich auf der Campa^na durch c. 20 Luflschachte Jiund. Der 
äusBerste Schacht am Nordende ist verschüttet; der zweite (B auf 
Karle 1} ist 19 in tief, sein Wasser ist 71 ni ülier dem Meere. 

On nun am Südende 3j m vom Absturz «ntt'ernt das Wasser 
eines Schachfes 1(i m unter der Erde eine absolute Höhe von 47 m 
hat, so belrä^'l hei dem Niveanunlerschie<l von 2i m das starke 
fielall 3 cm auf den laufenden Meter, und xu^rieich erkennen wir, 
dass die oliere KalklulTscIiicht, durch deren Basis der Kanal auf dem 
vulkanischen Geslein läuft, in dieser Linie lö — ^19 m dick ist. Jlies 
Irilt auch an der Front des Terrasse nabhanges hervor. 

l) Die Leitung des Nymphueumx 
unk-rsclieidet sich von den ]>eiden andern unterirdischen Atjtiaoduklen 
dadurch, dass ihre Itichtung nicht geradtinift isl. Wem» sie in dei' 
Nähe des Jesuilengebäudes plötzlich aul eine kurze Strecke direkt 
nach Osten umbiegt, so muss dies durch eine abnorme Formation 
des nndui-chd ringlichen Kernes oder vielleicht eine eingespi-engle 
Lavamasse begriindel sein, wovon aher die ganz el>ene und gleich- 
förmige Tel rassenolier däche kein Merkmal an sich trügt. Man könnte 
hierin einen neuen Beweis dafür flnden, iass diese unterirdischen 
Gänge dem Laufe der Wasseradern zwis(^en der vulkanischen und 
neptunischen Schicht folgen. 

Die Gesamtlänge unsei-ei- Leitung , die von Nordwest nach 
Südost, nämlich von der Casa de Franehis bis zum Nympliaeum, ' 



Heller diese von den Ciceroni so frenannle firo 
11 folgenden Tiieile zu sprechen sein. 



— 269 — 

zieht, beilägt 1385 m. Auf dieser Strecke sind c. 40 Schachte gezählt 
worden: noch einige andere, welche den ziemlich regelmässigen Ab- 
ständen nach da sein müssen, sind verschüttet, würden sich aber 
leicht auffinden lassen. 

Der nördhchste Schacht hat 29 m unter der Erde ein Wasser- 
niveau von 47 ni absoluter Höhe; der Austluss am Nymphaeum, 
von wo das Wassei* seit 1869 nach der Inselstadt geleitet ist, 37 m. 
Somit resultiert für den antiken Aquaedukt ein Gefäll von 0,007 auf 
Im. 

5) Die Leitung des Paradieses 

zieht sich in gerader Linie von der Casa Buonincontro nach der Para- 
dieslatomie von Nordnordwest nach Südsüdost, und begleitet auf dem 
grössten Theil dieser 1565 m langen Strecke die Landstrasse nach 
Catania auf ihrer Westseite. Die Zahl der c. 30 Luftschachte würde 
diu'ch kleine Grabungen in Zwischenräumen von 25 — 30 m leicht zu 
vermehren sein. Es scheint eine Eigenthümlichkeit dieser Leitung 
gewesen zu sein, dass die Deckplatten der Luftschachte den Buch- 
staben A als Kennzeichen getragen haben. i 

Da der erste Schacht am Nordende in einer Tiefe von 22,70 m 
verschüttet isl, so sind wir zur Tiefenmessung und Bestimmung des 
Gefälls auf einen benachbarten, welchen der Besitzer Buonincontro 
vor kurzem hat ausgraben lassen, und einen, der sich 100 m weiter 
südlich befindet, angewiesen. Jener ist 29 m tief, in diesem ist das 
Wasserniveau 28,50 rii unter der Erde und 33,50 m über Meer. Von 
letzterem bis zu einem Schacht am Südende zwischen der Mühle 
Greco und der kleinen Kirche S. Nicolo, wo 4 m unter dem Boden 
das Wasserniveau 24 m über dem Meeresspiegel isl, beträgt die 
Entfernung 1405 m. Auf diese haben wir also einen Niveauunter- 
schied von 9,50 m und ein Geßill von 0,007 auf den laufenden Meier. 

Die Technik der drei letzten Wasserleitungen ist bei allen 
dieselbe. Je zwei durch eine Felsschicht von wenigen Metern getrennte 
Stollen sind übereinander durch das lebendige (jrestein gebrochen. 



1 Schubring, Bewäss. S. 589 schreibt dieses A dem Nymphaeumaquaedukt zu. 
Hierbei muss ein Irrthum vorliegen. Denn laut briellicher Mittheilung hat Crist. 
Cavallari bei seinen gründlichen Untersuchungen das A nicht ein einziges Mal au 
der Nymphaeumsleitung, wohl aber an der des Paradieses, gefunden. 



— 270 — 

oline clasN ^icli irgend eine Spur v<in Bekleiduii^f inil Mauerwerk findet. 
Ihr Querschnitt bildet ein Ftechleck, dessen Hülie ZMm-lien 1,70 und 
■i tn, dessen Tiieite zwischen 0,50 und 1 ni schwankt. IHe Dei^kf 
ist zum Theil im Ik^en gewölhl. In i-egelni rissigen iCwischenräuinen 
von 25-30, selten his zu 40 in stehen i-echleckige oder <|uadratis<liei 
Schachte von c. 1-2 ui Seilenlireile senki^cht auf ilem Sto)lenp:i;trf 
untt !4Clzen tWe^ mit einander und der Ki-dol>erf1äche in Verltinduu;;. 

Uelier ilen Zweck dieser Schachte ist i)l>en S. 2tii gesprochen. 
Zur Bestätigung des dort (iesaglen möge folgendes dienen. Zwischen 
je zwei Schachten finden sich oll in den Gängen die Spui-en dafür, 
dass, wie heim grossen samischen Tunnel (s. o. S. 205), von zwei 
S4:iten :ius gebohrt und die Riclitung etwas veifehlt wollten ist, 
womiif man den Fehler dui'ch Absi-hrägung <lej' Wände korrigiert hat. 
Dass die Schachte im Alterlhum nicht als Brunnen dit'nlon, l»eweisen 
die mächtigen Sieinplatten, mit welchen sie hedecki waren unil zum 
Tbeil noch sind. So ist eine Mündung der I'aradit-sleitung vmi t>,yo 
X 1,30 in mit zwei Platten bedeckt, deren jede ülier 500 kg wiegt. 
Kn finden sich solche üeckplatlen von mehr als !KXI kg Gewicht. 

In dem unleren der beiden Stullen läuft das Wasser. Weshalb 
aber hat man den olieren geliaut '.' Wir stehen hiei' vor demselben 
Rälh.^el, wie l>ei der T.eilung des Eupalinos, die ähnliches aufweist.' 
Wenn der obere Gan^ nur der Versucli einer Wasserleitung war, 
nach dessen Fehlschlagen man erst den unteren bohrte, warum ver- 
ISingerte man jenen bis zu dem letzten Brunnen vor dem Auslauf 
lies Wassers am Terrassenrande'.' Ueberhaupt fand man ja, wenn 
die Schachte, wie nachgewiesen, vor den Stollen angelegt waren, 
von voineherein durch jene selbst die Tiefe, bis zu der man binab- 
/.ugelien hatle, um auf das Niveau des natürlichen Wasserlaufes zu 
kommen. Auch konnte der obei-e Gang niclit für die am Bau beschäf- 
tigten ArJ>eilej' als Zulluclit bei einer etwa einti-etenden Hochflutb 
gebohrt sein. Denn durch die senki-echten Schachte konnte man 
ebenso gut gleich auf die Erdoberfläche hinanftlüchten : In alh'n 

I Dieser viereckige Querschnitt unlersclieidet die Scliaclite deutlicli uuil 
LiDtEn im g 6 gesproclieu werden 



S. Sctiubring, Atn-jas. Leipz. 18*0, S. 43. 



— '271 — 

Schachlen sind an zwei gegenüberliegenden oder auch an allen vier 
Wänden in passenden Zwischenräumen von oben nach unten Ein- 
schnitte angebracht, in welche entw'eder Querpfosten leiierartig 
eingelassen wurden oder in die man, mit den Händen an einem 
Tau sich haltend, beim Auf- und Absteigen die Fiisse einsetzen 
konnte. 

Am wahrscheinlichsten ist es, dass der obere Stollen den 
Wassermeistern zur Ueberwachung und Reinigung der Leitung 
diente. Zu dem Zwecke brauchte nur ein Schacht oder wenige 
geöffnet zu werden, der trockene Gang gestattete einen leichten 
Verkehr längs der ganzen Wasserbahn. Zugleich förderte er in Ver- 
bindung mit den Schachten nicht nur- während des Baus, sondern 
auch in der Folgezeit die Luftventilalion, welche bei dem vulkanischen 
und gashaltigen Untergrund, ganz abgesehn von den Beamten und 
Arbeitern der Wasserleitungen, für die Gesundheit und Schmack- 
haftigkeit des Wassers nothwendig war. 

Ausser den bis jetzt besprochenen Leitungen gii)t es noch andere, 
die in derselben Technik oder auch mit Hülfe von Terrakottaröhien 
angelegt waren. Aber zum Theil verschüttet und zerstört, funktionieren 
.«iie nicht mehr-. Die Gegend rings um die Paradieslatomie w^eist theils 
auf, theils unter dei' Erde manche antike Reste und Spuren auf. 
Diese verlieren sich jedoch bald, da sowohl das dortige Terrain, wi(^ 
die durch dasselbe führenden Wasserleitungen in alter und neuer 
Zeit viele Veränderungen erlitten haben. Es wird kaum möglich 
sein, über die Verzweigung des antiken Leitungsnetzes in der Niede- 
rung von Neapolis und Achradina zu einer klaren Vorstellung zu 
kommen. Deshalb begnügen wir uns hier nur noch folgendes her- 
vorzuheben, bezüglich des Details auf Schubring, Bew. S. 603 ff., 
verweisend . 

In den Katakomben von S. Giovanni in Unterachradi na stösst 
man auf deutliche Reste von Wasserleitungstunneln, w^elche zur Zeit 
des Baues jener nicht mehr in Betrieb waren. Ihre rechteckigen 
Luflschachte wurden als Oberlichlöffnungen J)enutzl. 

Von besonderem Interesse ist eine Wasseranlage an der Süd- 
westecke das katholischen Friedhofs zwisdten den Latomien Casah» 
und der Kapuziner. Eine Treppe von 104 Stufen führt in eine Tiefe 
von 24 m unter der Erde bis auf das Niveau des Wassers und steht 



— 272 — 

mit 4 kurzen Gängen in VerLindung.i Der Zweck des Ganzen ist 
unklar. Hätte es sich J)loss darum gehandelt, Wasser auf die Ober- 
fläche der Erde zu scliaflen, so hätte ein einfacher, senkrechter 
Brunnen genügt. Es scheint der Versuch eines grösseren Wasserlei- 
tungssystems gewesen zu sein, welcher aber fehlschlug, weil miin 
das Trinkwasser erst auf dem Niveau des Meeres fand, so dass eine 
weitere Ueberfiihrung nicht möglich war.« 



§ 5. Höhenverhältnisse der latenten Wasser von Syrakas. 

Wir haben im § 3 nachgewiesen, dass die Wasser im Innern 
der syrakusischon Terrasse nicht durch eine grosse Kunstleitung mit 
einander in Verbindung gebracht sind. Sie fliessen, wie wir aus den 
beiden Durchschnitten ersehen, in Folge der natürlichen Abdachung 
des festeren Kernes auf demselben nach Norden, Süden und Osten 
hin ab. Diese grosse Wassertläche lässt sich einer ellipsenförmigen 



1 Dageg:eii hüte man sich in manchen Brunnen, z. B. dem Pozzo deW Inge- 
gnere, scheinbare Kanaleingünge unter dem Wasserniveau für Beweise der Zuge- 
hörigkeit dieser Brunnen zu einem unterirdischen Aquaedukte zu halten. Es sind nur 
ganz kurze Stollen (pozzi a ripiano), welche lediglich den Zweck haben, die Tuff- 
lliiche und den Hohlraum am Fusse des Brunnens zu erweitern und so eine grössere 
Menge durchsickernden Wassers in dem Reservoir zu vereinigen. Von diesem in 
Sicilien vielfach üblichen System der Bruuuenanlage bieten ausser Syrakus beson- 
ders Palermo und Catania eine Menge Beispiele. 

2 Wahrscheinlich ist diese Anlage identisch mit einer der zwei von Mirabella 
a. a. O. S. 46 der Paler m. Ausg. beschriebenen Grotte dei Laghi, welche er in den 
(lärten von S. Maria di Gesü und in der Nähe des Terrassenabsturzes kennt. — 
Bei Gelegenheit dieses W^asserreservoirs erinnern wir an einen anderen unterirdischen 
Hohlraum nahe am Südrande der Terrasse Galera. E." bildet ein grosses Rechteck 
von 5»50 m Breite, 22 m Länge und 1 ,80 Höhe. Acht quadratische Lichtöffnungen 
von 0,70 m Seitenlänge gehen in der Richtung der Längenachse durch die nur 1 m 
dicke Felsendecke nach der Erdoberfläche. Die eine der beiden Schmalseiten hat 
eine kleine apsisjrtige Ausbauchung. Auf der entgegengesetzten Schmalseite ist der 
1,40 m breite Eingang, zu welchem man auf einer Felsentreppe von 24 Stufen 
hinabsteigt. Zu einem endgültigen Urtheil über den Zweck dieses Souterrains lassen 
die geringfügigen Ausgrabungen, welche in dieser Gegend 1839 gemacht wurden, 
noch nicht kommen. Doch weisen bedeutende Trümmer in der Nähe auf römische 
Zeit hin, und die Vergleichung mit der gleichfalls römischen Piscina von S. Nicolö 
sowie mit andren ganz ähnlichen Wasserreservoirs auf italischem Boden, z. B. der 
Piscina auf der Villa des Cassius zu Tivoli (s. Lanciani in den Atti d. R. Acc. dei 
lincei 18'79— 80, Bd. IV, S. 259 u. Taf. I 8) führt uns auch bei dem Bau in der 
Contrada Galera zu der Ueberzeugung, dass wir es mit einer Piscina zu thun haben. 



— '273 — 

Kalotte vergleichen, deren Langenachse sich von dem Euryalos nach 
der Achradinaköste hin senkt und deren Querachse von Nord nach 
Sud läuft. Die relativ höchste Erhebung wird durch die eben erwähnte 
Langenachse angedeutet ; sie Hegt ungefähr in der Mitte alier Quer- 
<lurchschnitle. Diese sind mehr oder weniger dem obigen auf S. 255 
ahnlich. Das beweist die Vergleichung des Wasserniveaus in den 
über der Terrasse vertheilten Brunnen oder in den zu den drei 
Tiefieitungen gehörigen Luft schachten.* 

Besonders lief senkt sich die Flache des Siisswassers in Unter- 
achradina. In den meisten dortigen Brunnen steht es auf dem 
Meeresniveau und schmeckt desto salziger, je näher es dem Meere 
kommt, das vom Ufer her landeinwärts durchsickert. Dasselbe findet 
auch in den zahlreichen antiken Rundbrunnen Ortygias statt. 

Dass das Wasser in dem grossen unterirdischen Reservoir nicht 
bloss durch Filtration an Ort und Stelle zusammenkommt, dass aus- 
serdem isolierte Adern, vielleicht vom Crimiti her, das Innere durch- 
strömen und unter dem Meeresgrunde des kleinen oder auch beider 
Häfen bis nach Ortygia hinüberziehen, thun folgende Erwägungen 
dar. In den Brunnen und Höhlungen der Insel erhebt sich das 
Wasser über das Meeresniveau. Das wäre aber nach physikalischem 
Gesetze nicht möglich, wenn das Insel wasser mit demjenigen in Zu- 
sammenhang stände, welches an unzähligen Stellen der Terrasse bis 



1 Beispiele stellen wir aus drei, dem erwähnten ungefähr parallelen Querdurch- 
schnitten hier zusammen : 

Niveau des Wassers 

über Meer. 

1) a. Quelle in der Coutrada Fusco 6,00 m 

b. Sudende der Nymphaeumleitung 37,00 

'•. Nordende derselben 47,00 

d. Brunnen bei der Casa Agnetta Reale 25,50 

2) a. Brunnen im römischen Gebäude der Campagna Bufardeci 0,24 

b. Brunnen der Eisenbahnstation 1 ,30 

c. Südende der Paradiesleitung 24,00 

d Nordende derselben • 33.50 

e. Quelle aii der Scala Greca 20,00 

3) a. Püzzü deir Ingegnere 0,50 

b. Brunnen nördlich von S. Maria di Gesü .... 19,00 

c. Brunnen der Casa Castcllentini (42,40 m tief, der 

tiefste der Terrasse) 19,60 

d. Quelle au der Cava di S. Bonagia 0,00 

Lupus, Die Sladt Syrakus. 18 



— -r.i — 

a»t *»■• Miofr»nit«siii hinah mit <fer 1^0 ia Bmibran^ lniuiair. t- 
KfiKtWi «»(»■ l'f "VJfi aiw «ter fVrri* wiri^n un>t hier wi^ in »W 

ant ;(r'— *n ihf-t, .-k.j— f prirr/--(i la-i*Tt. V;f(. da- ^. ÜTifi Aber .ti»- 

Ir. '!»• ifr'r"<^ tMllrtnirr>l<r ArHliii-^l«~Mii. wekli.-> imi iwr^^ 
«IcHl nrd loil <l«nii i-lMraktfH.''lt-H-beii Papyni.-M-tiiiiui'k vi>n il«r Ryanr 
tn-r l*r(ifli»iizt »«rH«! i«l, iii>'iiiil';n ii»>ri n3l(ir1it.-h*f uiiil vier küit^- 
li''hi- Kar>A!'* Tio. ltN~*r v^hiiiden d»!' KK<-kvri mit drei untennli:^-!»-» 
flf-^TViini »inl triit n4l>'irli<-lteii Wa.- -eruier n. wekhe .siili tlurvli iteii 
M'M^i ^relMilirl lialH-n •■>i'l mir »••lilieii itadiwei^lidi alle kDn>llH-lt 
fHivAi%iU-u K:iiiäl<> in -lirflilfr Vf-rUittilun;.' stehen. 

Awf •^m*' aii»;«il<!liii)>- Ver/Wfi;:un;i .Icr niiterinlisi-lieii \V;isser- 
litiifi-, uu<< wlclu-ii ilii' Ai'-lliiiHa i'(tl.s|>rirr},'l, isl ^hoii S. 7<> IT. I)iii;:e- 
wit""'«!, Kn-i(i»ii''f wii- 'lur riorl au^' den Jalireii H7ll und l-VMi 
tx-ifiiiji'leii, I)»Ih-ii -i.li iiK-liiriial« wieilerlioll. S<> in den J»lin-n 1577 
iiitd 17fri, wi.' l^i)H>dii-ii er/alill. In ilei- Neuzeit versiej.'ten um 
». Aiiii. If7ll |.l'"fl/li-li 'li.- ZullfiMse der Ai-etimsa. Ztijileicli aber ver- 
liiirir ni "iiiei.i I ir.hn-i< von 1:H> Jii um ilie!^-]l>e alle Uruniienwa^'<er 
ihi'ii Sid/K<'-i liinaik iiti.l wuideti ^'•"■•ss, aiieli li>.l> sich ihr Niveau 
ittn ''fniM'- Itenirdi-In , |)<>ifi'j<efi wurde da^ In der Arethui^a trehliebene 
VVii^f«'!' Mill><Hiiidi(i hJllei. Ati deiij (leslade des ;:r<«sen Hafens, wo 
in diTwIlieii /i'il iriit rli-r Arethusa diu liest eilenden (juellen zu 
llii'-xi-ii iKitVeliürl linlli'ji, hriii'ti plälzlich ein Dutzend neuer Quetl- 
H|iiiiili'l lirrviir. 'Mi Ta^fi' währte diese Wasserrevolutioii im Sclmsse 
Ihlv^iiiH. Am i. Si-|il. nlicr lie<;anu die Aielhusa wieder zu strömen 
und elu-niii ki'lirti' in den ftliriffen Quellen und ftrunnen der alle 
/•Mund /nri'K'k, 

S (I. Dil- Hyrttkneischen Brunnen. 

Wie wehr i'> dir alli'ri SyraiiUMer verstanden tialien, das reiche 
WiiJoii'crcNi'i'M'ii' iiiilcr ilireu Küssen auszuheuteii, wie wenijf im Falle 
i'iiii'i' Hehl Hern iiji ilii' Sladl von Seiten etwaiger Wassenioth xu lie- 
lüri'hleii hitlli' (". S, iSHI), ersehen wir aus der ^''^ssen Menjre von 



— '275 — 

Brunnen, welche sich vornehmhch über Ortygia und Unteraclu'adina 
ausbieiten. Sie liegen entweder offen zu Tag, wie an den Oslufern, 
wo manche schon eine Beute des vordringenden Meeres geworden 
sind (s. S. 18 f.), oder sind durch spätere Bauanlagen verdeckt und 
v.erwiscbt. In den Kalakoml>en CLt^isia bei S. Maria di Gesü bilden 
einige von ihnen die Liciilöffnungen und beweisen ilir höheres AHer 
dadurch, dass senkrecht unter diesen lUindlöchern in der Decke die 
ehemalige untere Fortsetztmg der Brunnen mit dem gleichen Durch- 
messer in den Boden hineinreicld, wo freilich bei Einrichtung der 
Katakomben durch Schuttausfüllung dieser Löcher ein gleiches Ni- 
veau hergestellt worden ist. Eines jedoch ist frei geblieben : in seiner 
Tiefe kann man ebenso; wie aus einem Brunnen in der Krypta von 
S. Marxiano unter der Kirche S. Giovanni, noch heute Trinkwasser 
schöpfen. Auch der Hohlraum unter der Kirche S. Filippo und ein 
Keller der Casa Bianca auf Ortygia haben mehrere Brunnen quer 
durchschnitten, deren Beste an der Decke und im Boden fortdauern. 
Alle diese Brunnen sind als kreisrunde Gylinder senkrecht in den 
Felsen hinunter gebrochen und haben den gleichen Durchmesser 
von 0,80 — 0,85 m. Bemerkenswert h ist bei der verhaltnissmüssigen 
Enge des Baumes die Sauberkeit dei* Arbeit, mit welcher sie zum 
Theil bis zu 18 m Tiefe ausgeführt sind. 



THEIL II. — Andere Bauwerke. 
§ 1. Das Kastell £uryalos. 

Das lifg km lange Höhenjoch, welches den spitzen Kegel von 
Belvedere mit dem Scheitel des syrakusischen Terrassendreieckes 
verbindet, verengt sich an seinem Ostende auf eine Strecke von 500 m 
zu einem Satlel von nur 50-60 m Breite und setzt sich dann in der- 
selben Uichtung am Südrande des Epipolaiplateaus in einem Grate, 
welcher steil und schaif wie ein Fischrücken hinläuft, noch 2CK) m 
weiter, bi* zu einem kleinen Hügel fort. Da wo sich der Sattel in den 
Grat zuspitzt, nähert .sich auch der ab.schüssige Nordrand von Epipolai 
am meisten dem gleichsteilen Südrande, und hier an der engsten 
Stelle der Hochebene — sie heisst heute Mongibellisi — .schloss das 
Euryaloskastell , in einer Gesamtlange von >iO0 m jenen Sattel ein- 



— 27t5 — 

V nehrneml, die Hiesonfestunj^ Syrakus im Westen ah. In der That ein 
w ünlijier Abschluss. Die teste und beherrschende La<^e, das niächlij^e 
j^anz in Quaderhlocken aufgeführte Mauerwerk, das komphcierte System 
von Thnrnien, Mauern, Gräl)en , Tunnehi vereinigten sich mit der 
Schönheit tier Kundsicht auf Land und Meer, aufGe])irj» und Ebene, 
auf Buchten, Hafen, Inseln und Halbinseln, um die Ueherzeugunji;' 
tiervorzurufen, dass diese Akropolis einer Stadt wie Syrakus in jeder 
Hinsicht el)enbfirtij^ j,rewesen ist. Dem entsprechend ist auch ihr Auf- 
treten in der Geschichte. Kein äusserer Feind hat sie je erobert . Ihre 
letzte Erwähnunj2^ im Alterthum meldet den von Marcellus gewährten 
freien Abzu«^ ihrer Besatzun^^ 

Diesem Festunj^sschlüssel sind <lrei parallele Grrd)en vor«^elej»t, 
welche mit senkrechten Wänden den erwähnten Sattel von Nord nacti 
Sud quer durch- und abschneiden. Vollständig geschieht dies eigentlich 
nur durch den westlichsten und äussersten, welcher 170 m von der 
Kastellfront entfernt ist. In gleichmassiger Breite von m und gerad- 
linig läuft er in die südliche imd nöniliche Abdachung aus. Kr hat 
also nur eine Ost- und eine Westwand und diente demgeniass nicht 
bloss als Vertheidigungsmittel , sondern zugleich als Kommunikation 
zwischen den Feldmarken von Syrakus und Megara. Seine Tiefe stellt 
in Folge von arger Verschuttung nicht fest. 

Die beiden andern Gräben reichen nicht von dem einen Abhang 
bis zu dem andern, sondern lassen zu beiden Seiten no<!h eine schmale 
Passage auf der Höhe selbst frei. Der mittlere, 86 m östlich von jenem 
ersten, ist 50 m in gerader Linie lang. 24 m l)reit und 7'/2 m tief. 
In Lünettenform kehrt er die Spilze seines slmnpfen, gleichschenkligen 
Winkels nach W'esten. Von der einst seinen Ostrand krönenden 
Mauer liegen viele Quadern noch in seiner Tiefe. In der Mitte 
derselben Seite fnhit eine Treppe herauf und setzt sich oben in 
einem schmalen Gang (Rondengang) fort, welcher zwischen der 
Brüstimgsmauer und einer zweiten mit ihr parallelen südwärts bis 
zur Aiissenmauer und zum Rande des dritten Grabens läuft. i 

Mit diesem ist nämlich der zweite nördlich und südlich durch 
je eine Mauer verbunden, und es entsteht so ein rings umschlossener 
Hof von etwa 1000 qm Flächenraum. Von den mancherlei Resten und 



^ Eine zweite Treppe, welche ebenfalls von Osten in den Graben 2 hinabgeht, 
ist wahrscheinlich aus \iel späterer Zeit. 



Spuren einstiger Bauten , welche in arger Verwüstung und deshafb 
nicht melir klarer Bestimmung den Platz erffdlen, erwfdinen wir nur, 
dass aus seiner Mitte eine unteriidische Treppe nach dem nun folgenden 
Graben hinabführt, und dass von seinem Südende aus letzterer über- 
l)rückt war, wie ein gemauerter Mittel- Und zwei Landpfeiler an den 

beiden Wanden beweisen. 

Die Gestalt des Grabens l) ist ganz un regelmässig. Er bildet 
umgekehrt wie der mittlere ein ostwärts gerichtetes Knie, ist am 
Südende 9,50 in, am Nordende 16,50 m breit und bis 9,50 m tief. 
Da er nordwärts bis zu dem Abhänge durchgel>rochen ist, so liat er 
nur »i senkrechte Felsenwände. Seine vierte, oflene Seite wird aber 
in der Nähe des Nordendes durch eine 2,75 ni dicke Quadermauer 
mit einem Pförtchen von i m Breite quer abgeschlossen. 

Nach einem abermaligen Zwischenraum von ca. 1000 qm, welcher 
ollenbar gleichfalls einst ein fester Hof war , folgt endlich die west- 
wärts gerichtete Front des Kastells selbst. Sie ist nur 152 m breit und 
setzt sich aus 5 Ihurmarligen massiven Pfeilern von je 4 m Breite und 
C m Tiefe zusammen, deren J) m breite Zwischenräume mit gleich 
dicken Mauern ausgefüllt sind. Wie hoch diese Front und J)esonders 
die Thürme gewesen sind, lässt sich nur noch mit Benutzung folgender 
Anhaltspunkte vermuthen. Der höchste der 5 Thürme erhebt sich 
jetzt noch 9,60 m über dem antiken Boden, diesen bedeckt eine grosse 
Menge herabgefallener Quadern , und endlich fand sich 1863 an der 
Nordwestecke der Frontlinie ein sein* grosser Panther- odei- Löweii- 
kopf, der einst als Wasserspeier des Dachgesimses diente. Man kann 
wohl auf eine ursprüngliche Thurmhöhe von ungefähr 15 m schliessen. 

Das Kastell zertallt in eine grössere südliche und eine kleinere 
nördliche Hälfte. Frstere besteht aus zwei von 2,75 m dicken Mauern 
umgebenen Höfen, von denen der westliche fast genau rechteckig ist, 
der östliche unregelmässig polygonal, aber doch im grossen und 
ganzen ein Dreieck mit ostwärts gekehrter Spitze bildet. Hier folgt 
eben die Befestigung genau den von dem oben beschriebenen Terrain 
vorgezeichneten Linien. Durch die Trennungsmauer beider Höfe führt 
ein nur 1 m breiter Durchgang mit Falzen an den Seiten- und Deck- 
quadern zum Einsetzen dev Thür. In dem westlichen Hofe lehnen 
sich an die Südmauer zwei , in dem östlichen an die Nordmauer ein 
kleines Gemach an, jedes etwa iO qm gross mit Mauern von 0,75 m 
Dicke. Spuren eines vierten Gebäudes zeigt die Nordwest ecke des Ost- 



— 278 — 

hofes. Auch dieser war ausser .S4*ineii Mauern durch Thuriiie ;reschülzt. 
Von zweien ist noch «ler vöMi;r massive Unlerhau erhalten. Der eine 
schliesst in einem Quadrat von ll,ti5 m Seitenlange die Xordspitze 
des Hofes all und ivih^l noch die Heste \on zwei quadernumschlossenen, 
gej^en 7 qm «grossen Gelassen. Der andre füllt di«.* Oslspitze der Burj^- 
lläche aus. Sein gleichfalls massiver Mauerkern von der Grundform 
eines unregelmässij^en Polyj^ons hat die ji^ewallij^e Lange von 24 m 
h»M einer grössten Breite von li m. Auch auf ihm stehen noch Zimmer- 
wände, und in der Mitte seinei- Ohertlache ist aus dem Quadermauer- 
werk eine Gisterne ausgespart. Eine andere Gisterne ist 5(3 m weiter 
westlich im Hofe seihst nahe an der Sudmauer angelegt. Demerkens- 
werth sind schliesslich noch 5 Vertiefungen , welche unmittelhar vor 
der letzterwähnten Thurmmasse in tlie Nordmauer der hier ganz 
sihmalen Hofecke horizontal neheneinander eingelassen sind und 
vielleicht als Pferdekrippen dienten. Dass auch in der Siidwestecke des 
Osthofes ein starker Thurm stand, beweisen mächtige Quadermauer- 
reste. Von der diesen Hof und somit das ganze Kastell von Epipolai 
abschliessenden Hinnenmauer ist nur die östliche Hälfte erhalten. 
In der spurlos verschwundenen westlichen muss das einzige Kingangs- 
thor der Burg gewesen sein. Denn sonst ist der ganze Doppelhof 
ringsum ohne Unterbrechung von den Mauern umgeben. 

Mit diesem 220 m langen und an der breitesten Stelle 65 m 
breiten Kastell, dessen Mauern, Thürme und Höfe einen Flachenraum 
von 7000 qm einnehmen, verbindet eine von dem Xordthurm des 
Osthofes nordöstlich laufende Mauei* von 2 m Dicke und 20 m Länge 
eine kleinere Befestigung, welche den Zweck hatte, ein Doppelthor 
(Dipylon) von *),10 und .'$,50 m Breite durch zwei Thurme und, wie 
es scheint, vier unregelmässige, mauerumschlossene und zum Theil 
Gebäude enthaltende Höfe zu decken. Der ganze Komplex mag gegen 
2(K)0 qm Fläche bedeckt haben. An seine Nordseite schliesst sich die 
J)is zum antiken Labdalon nordöstlich laufende Nordmauer von Epi- 
polai an, wie an jenen Ostthurm des Südkastells die Sudmauer, 
welche zunächst 2(X) m weit den eingangs dieses Abschnittes erwähnten 
Felsengrat krönt. 

Dies sind die zu Tage liegenden Theile der Burg.i Sie reprae- 



^ Es Iftsst sich noch für das durch ununterbrochene Festungswerke gebildete 
Doppelkastell folgender Flüchenraum zusammens»*>H«»" • 



\ 



— t279 — 

senliereu ein ungemein festes, al)er wegen der im ganzen und im 
einzelnen durchgefuhrlen, last völligen Abgesddossenheil auch wieder 
die freie Bewegung der Vert heidiger mid den Verkehr zwischen seinen 
verschiedenen Theilen hemmendes Foiüfikationssystem. Deshalb fü«>te 
man zu den Mauern, Thürmen und Graben ein ganzes Netz unter- 
irdischer Gänge hinzu, welche man 2-3 m breit und hoch in einer 
Gesamtlänge von 480 m durch den TnflTelsen brach. Alle diese Tunnel 
gehen von dem iimersten der drei oben beschriebenen Festungs- 
gräben aus. In dessen Escarpe munden nämlich 11 kurze Gänge, 
welche wenige Meter weiter östlich durch einen mit jener parallel 
laufenden Gang — eine Art Escarpengallerie — unter einander vier- 
bimden sind. Von dieser Gallerie aus ziehen sich 4 Tunnel nach 
Osten. Die beiden mittleren und kürzeren steigen in Knien und Win- 
dungen, zum Theil auch vermittelst Treppen noch ausserhalb des 
durch die 5 Thurme vertheidigten Südwesthofes, jedenfalls aber inner- 
halb anderer , jetzt nur noch ganz fragmentarisch nachweisbarer 
Festungsmauern, zur Erdoberfläche empor. Die Vorsicht, mit welcher 
man bei ihrer Anlage, wie auch bei derjenigen der beiden andern 
Tunnel, es vermied, den Untergrund der Oberbauten zu durchbrechen 
und zu schwächen, beweist, dass dies ganze Tunnelsystem erst eine 
Konsequenz des Gesamtplanes war. 

Von dem Södende der Escarpengallerie gehen zwei Gänge aus, 
sie vereinigen sich aber bald zu einem Tunnel und dieser mündet in 
einen vierten Festungsgraben, welcher fast die ganze Länge der Sud- 
mauer des Westhofes begleitet. An seinem Ostende setzt sich der 
Tunnel unter einer Decke von mächtigen Steinplatten bis in den 
Oslhof fort und vermittelt dessen Verbindung mit den Aussenwerken. 
Der vierte unterirdische Gang endlich führt von dem Nordende der 
erwähnten Gallerie in einer Länge von 172,50 m bis in das kleinere 
Nordkastei L Er ist in derselben Methode gebaut, wie die unterirdischen 
Aquaedukte : 10 über seine Gesamtlänge vertheilte Oeffnungen sind 
<lie Reste von Schachten, welche, sowohl um die Richtung und das 



Graben 2, 3, 4 des Südkastells qm 2495 

Die beiden Vorhöfe zwischen Graben 2. 3 und den 5 Thürmen . 2127 

Das Sodkastell selbst 7036 

Das Nordkastell c. 2000 

Summa . . . c. 13658 qm 



-- 280 — 

Niveau zu bestimmen, als auch um durch jfleichzeiti^res Ärl)eiten an 
vielen Stellen die Vollendunjr zu heschleuni^ren, in die Tiefe j^etriehen 
und, nachdem der Tunnel fertijr {gestellt war, mit kolossalen Stein- 
platten und Erde zugedeckt wurden.* 

Alle vier TunnelausjJiänjj^e hatten j^anz besondere Deckunjj^en. Die 
beiden westlichen steigen gerade unterhalb der tTml Westthurjne des 
Hauptkastells auf, neben der Mundung des nördhchen Gangs stand 
ein fünfeckiger Thurm, und der südliche führte, wie es scheint, sogar 
unter einem Thurm hindurch in den Osthof. 

Damit haben wir aber den Theil der Euryalosfestung , welcher 
sich unter der Erde hinzieht, noch nicht erschöpft. Denn auch in die 
Weslwand, die Contre.scarpe, des Grabens 3 laufen gegenüber den 
erwähnten 11 Tunnehnündungen 4 Gänge aus. Sie haben alle ungefähr 
dieselben Dimensionen : l>ei i,7() m Höhe und 2,75 m Hreite reichen 
sie 11-15 m weil in den Eelsen hinein. Ihre horizontale Sohle liegt tiefer 
als der Boden des Grabens, von dem aus man in jeden derselben 
auf einer Treppe 2,80 m liinabsteigt. Welchem Zweck sie dienten, 
ist fraglich. Man hat sie für Wassermagazine, Vorrat hskammern oder 
ährdiches gehalten und darauf 4 noch unentrathselte Inschriflen am 
llande jedes F^ingangs als Zahlen oder Numerierungen bezogen. ^ Aber 
dazu durfte doch die Aussenwand eines Festungsgrabens kaum geeignet 
sein. Es ist deshalb wahrsclieiid icher, dass diese tiefer als der Graben 
selbst liegenden Stollen wesentlich Jleservoirs für das aus dem Graben 
hierher zusammenfliessende Uegenwasser waren. Dieser hat sonst 
keinen Wasserabfluss und war doch ofTenbar zum Beschreiten und 
Mana^uvrieren, vielleicht sogar auc'h zu gelegentlichem Aufenthall für 
Pferde milbestimmt, wenn einige aus dem Felsen der Südwand imd 
an dem Ausgang des nördlichsten Tunnels ausgehauene Binge mit 
4 cm weiten Oeffnungen wirklich zum Anbinden jener und nicht von 



J Doch waren diese Schachte nicht, wie die der Aquaedukle, senkrecht, son- 
dern offenbar zur Erleichterung der Materialförderung, in Form von schrägen 
Treppengüngen als ScHileppscbachte angelegt, was noch ersichtlich ist an den oberen 
Stul'en, welche mit der Felsschicht zwischen der Tunneldecke und der Erdoberfläche 



erhalten geblieben sind. 



2 Die von J. Schubring in Jahns Jahrb. Supplementband IV S. 0*2 verülVent- 
lichten Inschriften, jede 0,15 m hoch, sind folgende : 

ciiih^^^^ £11111^ ciiiinbbb ciim^'^'^ 



— 281 — 

Gefangenen dienten. Da in den Gänj^en keine Spur von wasserdichtem 
Bewurf zu finden ist, mochte man das sich hier ansammelnde Wasser 
alimähiich von dem porösen Tufl* aufsaugen lassen. 

Der unterirdische Theil der-Eurvalosfe«?ttmu ist nicht der unwe- 
senthchste des Ganzen'. Er ist es, welcher die Werke zu einer 
belebten Einheit verbindet imd vornehmUch dazu beitragt, ihnen die 
Richtung nach der Westspitze und dem dortigen Festungsgraben zu 
geben. Der innerste dieser Gi*aben ist durcli das Tunnelsystem 
gleichsam Kopf und Hirn des Kaslelis geworden, von dem aus die 
Lebensfiiden nach den verschiedenen Theilen der Burg auseinander 
gingen und nach dem hin sich wiederum die Lebenstbätigkeit der 
Vertheidigung koncentrierte. Gelang es dem Feind wirklich auf dem 
Sattel soweit vorzudringen, dass er Herr des Hofes zwischen Graben 
2 und 3 wurde, so sah er sich bei jedem Versuch w^eiteren Vorrückens 
von allen Seiten angegriffen, von den fünf Thürmen, von dem Hof 
hinter Graben 3, von den elf Tunnelmündungen und der Gallerii* 
4ier, welche den Vertheidigern die l)este Deckung gewährte; ja aus 
den erwfdmten vier Stollen an der Westwand des Grabens konnten 
eventuell Angriffe sogar von hinten gegen etwa schon hinabsteigende 
Feinde gerichtet werden. Zugleich war von hier aus stets die Ver- 
bindung nach allen andern etwa bedrohten Theilen frei und gesichert. 
Nur der Westhof des Südforts hatte keinen unterirdischen Tunnel. 
Er war völlig in sich selbst a))geschlossen und auf sich selbst ange- 
wiesen. Das einzige schmale Ostpförtchen konnte leiclit mit Quadern 
unpassierbar gemacht werden, die Thürme und Mauern aber waren 
bei einiger Wachsamkeit der Besatzung uneinnehmbar. Hier war die 
letzte, sichere Zuflucht (Ueduil) der Vertheidiger. 

Nun gab es für einen horizontalen Frontangriff nur noch einen 
Weg, nämlich unmittelbar nördlich von dem Hauptkastell gegen die 
Befestigung des Dipyion. Hier aber war ein Vordringen sehr er- 



1 Dass man in einem Lande \vi« Sicilien, wo das verhältuissmässig leicht zu 
bearbeitende Tufigestein mit seinen vielen nalärlichen Höhlen zur Ausführung von 
unterirdischen Hohlräumen förmlich einlud, schon bei antiken Festungswerken den 
Hochbau durch den Tiefbau ergänzte, dazu hat vor 3 Jahren auch die Nachbarstadt 
von Syrakus, Leontinoi, einen neuen Beweis geliefert. Dort ziehen sich verschiedene 
Tunnel unter einer der Akropolen hin, welche auf der Anhöhe Tirone stand, und 
vermittelten so auch unter der E:de einen Verkehr zum Zweck der Vertheidigung. 
S. die Not. d. Scavi (Lincei) Juli 1884. S 254. 



— t>8:> — 

Mi'hwf'H. Von SüiJeri her ljestri«:ljen <Jie GestJiosse von den hohen 
KaMteii mauern herah den Zu$(an;;, vor den Angreifern slariien die 
Werke den Difiylon seUmt, und nöi'dli«-h engle diese j^anze Strecke 
iWh'v |(M) rn weit ein Sleinbi'ueh ein, welcher die Quadern für den 
Kau (Uw KeMtnn;^ zum *p*o«sen Theil jyelietV^rt haben mochte und nun 
den dorti${en Ahhan<( nodi uir/ii^än^licher machte. Auch kann es 
nii'hl xweitV'ltiall sein, das«, wie .schon oben S. 279 j^esagt, gerade 
in dieniT Gegend no<!h Befestigungen vorhanden waren, welche die 
Lücke auHfülllen und den Festungskopf vervollständigten. 

Was die Krbauung der Burg auf dem Euryalos jjetriftlt, über 
welche kein alter Schriftsteller spricht, so hal)en wir zwar S. 173 
(h, auch 125 ft.) gefundr^n, dass sie dem alteren Dionys zuzuschreiben 
ist, aber es gilt diese Aiisetzung dm;li nur im grossen und ganzen, 
herni mehrere Umstände weisen auf verschiedene F^ntslehungszeit 
(xler wenigstens Umbauten hin. Die 5 Westthfirme stehen mit den 
an sie iingrenzenden und von ihnen eingeschlossenen Befestigungs- 
theilen nicht in Mauer verband. Ihre Steine sind viel verwitterter als 
<li<» der Seitennjauern, obschon sie von gleicher Qualität und in 
gleicher Weiüe dem Wetter ausgesetzt sind.i 

Demnach sind die 5 Thurme die ältesten, vielleicht schon vor- 
flionysischen Bestandtheile. Sie mögen ein festes Tetrapylon an dem 
einzigen in horizontaler Linie zugänglichen Punkt der syrakusiscben 
Terrasse gebildet haben. Dann wurde diese Passage der grösseren 
Sicherb(»it wegen gänzlich geschlossen und weiter nordöstlich auf 
geneigteui Terrain und in Deckung durch <len Süd bau das befestigte 
Dipylon angelegt, wahrscheinlich in Zusanunenhang mit der Diony- 
sisi'ben Terrassenbefestigung. Natürlich konnte vor dieser Zumane- 
rung {\or Front auch nicht die Absperi'ung des Doppelhofes durcli 
die beiden nur mit ganz schmalen Pforten versehenen Ostmauern 
und somit die Gründung des Südkastells stattfinden. Das Tunnelnetz,, 
welches so sorglVdtig um die Festungsmauern dessell)en herumgti- 
führl ist, verdankt ebenfalls seine Entstehung erst der Verlegung 
des Tliorbaus nach der nöixilichen Abdactmng und der Errichtung 
des Doppel kaslells» Am spätesten ist die Brücke, welche nUev das 



l Wfun dangen «uch ilie KüUmauern xxvisvhen den 5 Thürmen eine arg ver- 
wiUerle AusseuseUe zeigeu. so Hegt das au dem ersielulich schlechteren Material, 
welche* bei ihnen verwandt worden ist. 



— 28?, — 




— 284 — 

Südencie des Grabens 3 fülirt, enlstanden. Denn ihr östlicher Land- 
pfeiler ist gerade vor die südlichste der 11 Tunnelmündungen so 
gebaut, dass für diese ein schmulerer Ausgang durch den Pfeiler 
selbst führt. 

§ 2. Die syrakusisehen Tempel. 

Nur drei Tempel sind noch durch Reste bezeugt. Von den zwar 
geringfügigen, aber als sehr alt erkennbaren Ueberbleibseln des 
Olympieion ist schon S. 2.*i und 84 f. zur Genüge gesprochen worden. i 
Deshalb wenden wir uns gleich zu den beiden Tempeln auf Ortygia, 
von denen bedeutend mehr erhallen ist. 

Der nördlichere, für welchen oben S. 78 fl'. der Name der Ai- 
lemis in Anspruch genommen ist, hat schon verschiedene ebenda 
erwähnte Besprechungen gefunden. Leider hat, seit dem Erscheinen 
der letzten derselben, da keine weiteren Ausgrabungen stattgefunden 
liaben, der Fundbestand sich nicht vermehrt. Wir basieren also im 
Folgenden die Darstellung und unser Urlheil auf das seit 10 Jahren 
vorliegende reale und litterarische Material. 

Die 1864 begonnene Ausgrabung und Blosslegung des Tempels 
hat bis jetzt den Stereobat des Pronaos mit den Resten und Spuren 
von 19 Säulen und den unteren Quadern der beiden Anten wieder 
ans Tageslicht gefördert. Dem Stereobat liegen, wie es scheint, 4 je 
>(2 m breite Stufen vor ; die unterste ilerselben ist jedoch nur zum 
Ttieil aufgedeckt. Zum bequemen Aufsteigen ist gerade vor dem 
mittleren Frontinterkolumnium eine 3,34 m breite Steintreppe mit 
12 niedrigeren Stufen angebracht. Auf der Basis erhob sich der 
Tempel selbst als Hexastylos Peripteros, dessen Pteroma eine Cella 
mit 2 Säulen in antis und einer Zwischenporticus von 4 Säulen 
umschliessl. Diese 4 Säulen korrespondieren aber nicht mit den bei- 
den Langwänden der Cella, sondern mit den Saiden des Pteroma, 



' Es wird nicht zu weit gegangen sein, wenn njan auf Grund der schweren 
Proportionen der nur von 16 Rinnen umgebenen Monolithsiiulen und der Ueber- 
lieferung, dass zur Zeit des Hippokrates von Gela, Anfang des 5. Jahrhunderts, der 
Tempel nicht nur schon stand, sondern auch kostbar geschmückt war (s. S. 96) mit 
Fr. di Giovanni im Arrkiv. stör. Sic. anno III. Pal. 1876, S. 520, die Gründung 
<lieses Tempels bis an das Ende des T. Jahr^- i » .• . 



_ 285 — 

und darin sehliessen sich ihnen die 2 Säulen in antis nur in Bezug^ 
auf die Vorhalle an. Zwei Spulen, die .'^. und die 4. der südlichen 
Langseite-, sind, wenn auch durch 
Behauen hei der eins|ij?en Verhauunj^ i 

• 

arjr mitgenommen, doch noch in ihrer i 

Monolilhie samt den in starker Ans- j 
latlung zu archaischer Rundunjj: ^»^e- 

schwellten und von einem einj^e- \ 

« 

kehlten Hals getragenen Kapitalen i 

« 

erhalten J und gewähren dem Be- [ 
schauer einen vortrefllichen Anhalt i 
tür die Vergegenwärtigung des Ein- j 
drucks, welchen die einstige Schön- 
heit der Formen bei aller schwer- 
wuchtigen Gedrungenheit machfis 
5 cm von dem Rande des Sty- 
lohats entfernt ist die Flucht des 
Perist yls, dessen aufl'allende Unregel- i 
niässigkeiten sich auch auf das his l 
jetzt fast völlig verlorene Gebälk 
übertragen haben müssen. Die an dem aufgegrabenen Theil de> 
Tempels erkennbaren Masse sind nämlich folgende : 




Volle Höhe der Säulen m 

Deren Schafthöhe 

Kapitälhöhe . 

Davon kommt auf den Abakus 

Dessen Breite 

Unterer Durchmesser der Frontecksäulen 

Unterer Durchmesser der 4 mittleren Frontsäulen 

Unterer Durchmesser aller andern Säulen 

Oberer Durchmesser aller andern Säulen 

Mittelstes Interkolumnium der Front 

Die 2 äusseren Frontinterkolumnien 

Die 2 übrigen Frontinterkolumnien 



8,00 
6,61 
1,39 
0,62 
2,79 
2,04 
2,01 
1,91 
1,36 
2,45 
1,73 
1J4 



^ Aus der Photo<irapHie dieser zwei alleia noch erhalteaeu Kapitale bei Cavallari 
in dem BulL (f. Cotnm. Sk. Nr. VIII Taf. IV zeigt sieh deutlich, dass die Zeichnung 
des Echinus; rofils auf Taf. V ebenda allzusehr der straderen Form, wie Fie schon der 
Athenatempel in der Kathedrale hat, angenähert ist. Deshalb und infolge eigenen 
Augenscheins weicht die hier gegebene Profilierung von der Cavallaris a. a. O. ab 
und nähert sich der bei Serradifalco Auf. IV. Taf. IX an. 



I> — 

liii^ Int«rriu»laaifii«a dtr l^ugytint 1.35 

'AmmehmaraoLm zvi*eb«n den 2 Aliakos d«r Sod^ite . 0.47 

OeMttntbreite der Cdia 11^ 

Davon kommt aof jed« der beideo Ollavmiide . . . 0Jd8 
Tiefe der Vorballe ron dem vorderen Stjlobatrande bi» 

xor AnteivfroDt 12.37 

Bieite de» Stvlobati» flÄI 

Aiii* tU'f^r 7Mia»titUtt;ii>{e\\uu*^ ergelieii «rh vier wii-lilijfe R«r>*il- 
t;»tt* : if h\ü Hohe d4fr 6 Froiiti$aalefi \9p\r^*^X weniger als 4, ili^ der 
ulmi^int ^auUtu 4^/^ untert^ l>urchiiie:fi?er : al^^» sehr ;f«lnii^?pne 
Pro[ir>HiofHffi^ (lefn*tt aui-li da< Veriiällni.s?^ der Kapitälliölie zur Siö- 
lenhdlMf eritffpricht urwJ wek-he iia*'h an-haiscber Weii?e iiiil s^tarker 
Verjrinjiiunjf d<^ Siliarte*» verhufideii j^iiid. — ti) Das iiiillel?«le Froul- 
iriterkolurririiuifi i>^l erbeblic'h hn*ifer al< die vier andern, ^ von defien 
wie<leniin die fieiden fxkinterkolumnien an Breite ein weni;! vei- 
liereii. — »Ji l)U* Interkoliininien der I^n*£.*^i!e sind fai»! * * in 
schmäler als tVuf \'u*r aus.seren Frontinterkoluninien, infolge desc^^n 
iler Zwischen räum z\vis<hen dem fast li ni breiten A^>akus nirht 
einmal i'f m lietra;^t. — A) l'elierhaufit ist der Tempel in so einzi<; 
hohem Grad pyknf»stylos, dass alle Interkolumnien mit Ausnahme des 
miftel><ten der Front.Hi*ite schmäler sind als der untere Durchmesser 
aller Säulen und z, B. an den Lanjfseiten der untere Saulendun-h- 
messer über '/^ m j^vnsHfiv ist als das Interkolumnium. 

Der Archilrav ist 1,07 m hoch und jranz jjrlatt. Indessen gehört 
otfenhar ein 0/245 m breites und an der Vorderseite mit I^ paral- 
lelen dreikantigem Hinnen versehenes Werkstück, welches sonst nir- 
i<ends an dem Tempel unU»rj(ebracht werden kann, zu einer über 
dem Archilrav hinlaufenden Taenia. Dann ist die Höhe de^ jranzen 
ArchilravH 1,fH m und ;fleich dem untern Durchmesser der Lan»r- 
seitensäulcii, i\'w. Taenia aber der entsprechenden am ältesten Tempel 
zu Selinunl almlich ;^ewesen. Von den Jbj^^ulae und Guttae ist bis 
jelzt ebens(JW(»ni^ eine Spur zu Ta^»* gekommen, wie von dem Fries 
und (lesims. 

Die Vertheilun^ der Tri^ly|)lien und Metopen über den Fries, 
dessen Ib")he wir nicht einmal kennen, stösst bei der Un^^leicbbeit 



^ Ebendasselbe ist bei dem in seiner Anlage sehr alten Hrunnenheiligthum zu 
Cudacchio auf Kerkyra der Fall. S. u. a. Baumeister, Ihuhmfihi' des hlass. Alferih. 
Bd. I. S. 270. 



— '281 — 

der Absläüde zwischen den Säulenaclisen auf grosse Schwierigkeilen. 
Setzen wir mit Zugrundelejsrunjr der Proportionen an den ältesten 
dorischen Terapehi Siciliens die Frieshöhe auf 1,50 lu an, so hätten 
wir über den zwei Mittelsäulen der Front und ihrem Interkolumniuin 
3 Trip^lyphen von je 1 m Breite — weniger kann man bei der 
enormen Breite des Abakus kaum rechnen — und ^ Metopen, 
deren jede 1,23 m breit ware.^ Dieses ungefähr normale Verhältniss 
wird aber sofort durch die vier andern Frontinterkolumnien stark 
modificiert. Hier haben wir nur 3,75 m zu vertheilen, und es blei- 
ben bei gleicher Triglyphenbreite kaum 0,88 m fnr jede Metope. An. 
den Langseiten nun gar beträgt der Achsenabstand der Säulen nur 
3,26 m. Man steht also vor der Frage, ob man hier sogar nur 0,80 m 
breite Triglyphen und 0,83 m breite Metopen ansetzen oder annehmen 
soll, dass über jedem Interkolumnium nur 1 Metope gewesen sei. In 
letzterem Falle wären diese Metopen bei Triglyphen von 1 m je 
1,26 m breit gewesen : also fast genau dieselben Dimensionen wie 
in der Mitte der Frontseite. 

Mit grosser Wahrscheinlichkeit hatten die Langseiten je 17 Säulen 
und nicht 19, was ein in Sicilien wenigstens unerhörtes Verhältniss zu 
den 6 Fronlsäulen ergäbe. Der Stylobat wäre demnach 5i,33 m lang 
und stände bei seiner Breite von 21,60 m in dem Verhältniss von 3 : 8. 
Ebendasselbe hat der älteste Tempel auf der Akropolis zu Selinnnt (C), 
mit welchem un.serer überhaupt eine auflallende Uebereinstimmurjg 
zeigt. Hier und dort ein Pteroma von 6 x 17 Säulen, von welchen 
die an den Schmalseiten dicker sind als die an den Langseiten, 2 und 
welche hier, wie es scheint, durchweg,^ dort wenigstens zum Theil 
monolith waren und 16 Kinnen hatten; hier und dort keine oder doch 
nur sehr geringe Korrespondenz der Cellawände mit dem Pteroma, 
.so dass also die organische Verbindung zwischen diesen bei<len wesent- 



1 Der Achsenabstand der beiden Säulen, 4,46 ui, vertheilt sich auf 1 ^au/e 
und 2 halbe Triglyphen [zusammen 2 mj und 2 Metopen [zusammen 2^46). — L»ie 
Differenz von 1 ,23 m Breite und 1 ,50 m Höhe bei den Metopen würde sich durcli 
Annahme einer glatten Basis von 0,27 m oder eines oberen und eines unteren Saumes 
leicht ausgleichen. Vgl. Benndorf'.. Die Metupen zu Selitumt, Berl. 1873, S. 38 die 
Restauration des Tempels C. 

'-^ Bei dem Tempel C haben die dickeren Säulen 1,94 m, die dünneren I.TT m 
im unteren Durchmesser; also hier eine Differenz von 17 cm. an dem Artemision 
eine v^m 10-13 cm. 



— 288 — 

liehen Theilen des Auf haus fehlt ; > hier und dort Zerlegung der Voi- 
halle in zwei Hälften durch eine der Aussenfronl parallele Querreihe 
von -4 Säulen zwischen den beiden dritten der Langreihen. Nur einen 
Theil dieser Eigenthümlichkeiten haben unsere beiden Tempel mit den 
an<lern zwei alleren sei i nun tischen D und F gemein. Und wenn das 
syrakusische Artemision Säulen zwischen Gellaanten hat, was für ein 
Zeichen etwas späteren Ursprungs gelten könnte, so steht es hierin 
in Analogie mit dem selinuntischen Tempel D, welcher dem Tempel 
C den Rang des Alters streitig macht. Denn D hat zwar keine Anten- 
pfeiler, schliesst aber die beiden Langmauern der Cella nach vorne 
rriit 2 Dreiviertel säulen ab, zwischen denen 2 andere ganz wie zwi- 
schen Anten in einer Flucht stehen. Kin solcher Abschluss von 
Wänden kehrt bekanntlich viel später in dem Tempel bei Phigalia 
wieder. Hierin wie in so manchen andern Punkten ist besonders 
die ältere Kunstentwicklung suchend und versuchend in lebendiger 
Wellenbevvegung begriffen, weit entfernt ^in bestimmtes Schema 
gleich massig zu verfolgen. 

. Dies ist auch der Standpunkt, von dem aus wir an die Frage 
nach dem Alter des Artemision herantreten. Auf seine Datierung hat 
die Meinung ungünstig eingewirkt, dass die S. 80 erwähnte Inschrift 
den Namen Gelons enthalte und dass ihre Entstehungszeit zugleich 
<lie des Tempels sei. Allerdings weist auch der Schriftcharakter auf 
(Um Anfang des 5. .lahrhunderts hin. Indessen hat eine genauere 
Untersuchung der Inschrift gelehrt, dass durch sie gar nichts für 
Gelon , sondern «lass etwas dem Apelon oder Apellon — so die 
<l()rische Form für Apollon — geweiht wurde. Damit kann aber 
nicht der Tempel selbst gemeint sein. Schon die Stelle, wo man die 
Inschrift angebracht hat, spricht dagegen. Wohl aber mögen dem 
Hi'uder der Artemis in der Vorhalle von deren Tempel ein oder 
mehrere Weihgeschenke aufgestellt gewesen sein, auf welche die 
darunter stehende Inschrift sich bezog. Zur Bestimmung, wie lange 
das Artemision schon vorher bestanden hat, können wir nur ganz 

^ Wie schon oLen augedeute', (indet nur ein indirekter Bezug der Cella auf das 
Pleroma insofern statt, als die 2 Säulen zwischen den Anten, wenn auch ebenso wenig 
wie diese mit je 2 Säulen der Langreihen in einer Flucht stehend, doch mit denjenigen 
der Vorhalle korrespondieren. Die Anten selbst aber stehen so hinter den Süulen der 
Vorhalle, dass die Verlängerung der Aussenflüche der Cellalangwünde auf die .\chse 
der vor ihr stehenden Säulen tri'.lt. 



— 289 — 

im allgemeinen und mit Jahrhunderten rechnen. Vergleicht man es 
nach Stilcharakter und Eigenthümlichkeiten mit dem Alhenatempel 
in der Kathedrale, so ist es keine Frage, dass jenem ein bedeutend 
höheres Alter beizumessen ist. Es steht mindestens auf der Zeitstufe 
des ältesten seli nuntischen und des korinthischen Tempels, mit dem 
es unter anderm die primitiv schweren Säulenproportionen gemein 
hat. Wir halten demnach das Heiligthum der Hauptgottheit Ortygias 
für eines der ältesten von Syrakus, welches dem 7., wenn nicht 
schon dem 8. Jahrhundert angehören kann.i 

Der Athenatempel auf Ortygia (s. S. 92 ff.) verdankt die ver- 
hältnissmässig gute Erhaltung vieler seiner Theile demselben Um- 
stand, welcher auch den Concordiatempel in Akragas gerettet hat. 
Er wurde nämlich * im J. 640 von dem Bischof Zosimus in- eine 
christliche Kirche verwandelt und erlitt infolge dessen zwar erheb- 
liche Umbauten und Verluste, zeigt uns aber doch noch seinen 
Stereobat nebst einem Theil seiner 3 Stufen, die Mehrzahl seiner 
iSäulen mit Architrav und Fries und die Langwände seiner Gella. 
12 Säulen der nördlichen Langseite des Pteroma sind samt dem über 
ihnen befindlichen Architrav und Fries in die eine Aussenwand des 
Domes eingemauert, die • beiden Gellawände aber sind wie die des 
erwähnten Goncordiatempels mit einer Reihe von Rundbogen durch- 
brochen worden, und 9 Pteromasäulen der südlichen Langseite stehen 
innerhalb der Kirche. Auch eine Säule der Ostfront und die 2 Säulen 
zwischen den westlichen Anten stehen noch an ihrem Platze. Dagegen 
ist das ganze Gesims verschwunden. 

Der Tempel, dessen Anlage in manchen Punkten mit der des 
Artemisions übereinstimmt, war auch ein Hexastylos Peripteros mit 
Anten an beiden Frontseiten. Die Zahl der Säulen an den Lang- 
seiten des Pteroma betrug 14. Auf diese hat die Gella wie bei dem 
Artemistempel keinen Bezug ; dagegen korrespondieren auch hier 
wieder sowohl die beiden Säulen zwischen den Anten mit den zwei 
mittleren Frontsäulen, als auch die Aussenflächen der Gellawände 
mit den Achsen der zweiten und vierten Frontsäule. Ebenso ist das 



1 In dieser Datierung stimme ich mit Fr. di Giovanni, im Archiv, stör. Sic. 
anno IH. Pbl. 1876, S. 512-5*22 überein. — In römischer Zeit mag der Tempel einer 
ägyptischen Gottheit gewidmet worden sein ; denn man hat bei seiner ßlosslegung 
eine Ägyptische Granitstatue gefunden. 

Lupus, Die Stadt Syrakus. 19 



Veiiiältniss zwischen Breite und Länge des S'tylobats hei beiden 
Tempeh» das jfleiche. Am Athenatem pel haben wir 2*2 M2 »n. zu 
563|4 m, also aneh 3: 8. Al)er die Proportionen des Periotyts und des 
üebrdks sin«! leichter geworden. Die Säulen haben selion 20 Hinnen 
und verjün«ien sich lanjje nicht mehr so stark. Das Interkolum- 
niuni ist j»rösser als der untere Säulendurchmesser. Dieser beträgt 
2,(>5 m und verhält siih zur Säulenhöhe von 8,(>() m wie 1 : 4J'.i. 
Der Architrav ist 1,(>i m hoch, der Fries 1,43 m, und <lessen Me- 
topen sind anderthalb mal so breit als <lie schlanken Triglyphen. 
Auch das Kapital ohne Halsausschnitt hat die Schwerwuchtig-keit. 
veiloien ; sein Kchinus ist straflei' ge worden , sein Abakus viel 

4 

dünner. Die Cella ist lang und schmal wie bei den beiden ältesten 
Tempeln zu Selinunt C und D, sie hat im Lichten auch ungefähr 
dasselbe Verhältniss 1 : ^'jo- K'^ i*t »uj Hinblick auf diese Propor- 
tionen und l'^ormen kein Grund dem Kragment Diodors zu miss- 
trauen mid die Erbauung des Tempels nicht in die Zeit der (ieo- 
moren, d. h. vor Gelon und ins 0. Jahrhundert, anzusetzen. ^ 

§ 3. Das Theater. 

In diesem und den folgenden Paragraphen wenden wir uns 
zu einer Gegend, welche durch die Menge, die Grösse, die histo- 
rische und künstlerische Bedeutung der hier vereinigten Bauwerke 
ganz einzig in ihrer Art ist. Wenn auf der ungeheuren Hochterrasse 
selbst nur noch ganz vereinzelte Spuren von der (»inst so grossen., 
so schönen, so mächtigen Stadt zu Tage liegen, so ist liier in dem 
Tlieater, der Nekropolis oberhalb desselben, der Lalomie des Para- 
dieses mit dem Ohre (\ei< Dionys, dem grossen Altar, dem Amphi-. 



' S. auch Serradil'alco im 4. IM. der Attlichitä und Krell, tresch. des äo,-. SttjU, 
Stuttg. 18*0, S. TS über diesen Tempel. Ein Stück bunten Terrakottalleclitbandes 
von seiner Geisonverkleidung ist in Gegenwart Adlers l»ei der Kathedrale ausgegraben 
worden. Die dekorative Behandlung ist derjenigen der Terrakoltenfragmente vom 
Olympieion (s. S. 23 f.), vom (ieloerschalzhaus in Olympia, vom Tempel C in Seli- 
nunt, also verhältnissmässig alten Bauwerken, sehr ähnlich. S. Dörpfeld im 4. Win- 
kelmannsprogr. I88I S. 10 u. Taf. 4. — Es bleibe schliesslich nicht unerwähut, dass 
1881-1832 bei Gelegenheit einer Ausbesserung des Fussbodens im Innern der Kathe- 
drale Architektur- und SkulpturCragmente von Marmor zu Tage kamen, welche den 
Charakter des 2. und 3. Jahrhunderts n. Chr. an sich tragen. So auch ein 1,80 ra 
langes Uasrelief von einem Sarkophag mit 9 Figuren neben einander. 



— 201 — 

tlieater eine Anzahl vo» Bauten 2usaiHii*en$(eschiif1, welehe in Erinari- 
«^eliin*/ jeder scfiril'UicIieii Ueberliefenint» und aller andern materiellen 
Ueberhleibsel allein «^'^enii^en würden, um vollgültiges Zeugniss v.on 
<1eni antiken Svrakus aus den verschiedensten Zeiten seines Bestetiens 
ahzulej^en. Kinst rajj»te hier auf vorspringender Felsenecke der Tempel 
des Apollon Temenites, mit den zugehörigen und angrenzenden Befes- 
tigungen ein Schlüsselpunkt für den ganzen Landverkehr von Syra- 
kus; jetzt ist die Stätte des Heiligthums öde und leer, dieses seihst 
spurlos verschwunden von der Anhohe mit der i»erühmten Aussicht 
und dem herühmten Denkmälerkranz. In diesem ist uns Apollon 
Temenites, einst Prophet und Schirmherr der lilühenden Korinther- 
kolonie, noch jetzt V'erkünder und liestätigei* ihrer längst dahin- 
geschwun<lenen Herihchkeit. 

Das Theater ist das grösste in Sicilien und überhaupt eines der 
grössten, welclie wir aus dem griechischen Altertlmni kennen. Nach 
Di<xl. XYI 8:» war es einst auch das schönste auf der Insel. Es liegt 
'D/2 km nordwestlich von dem Isthmus am Südabhang der Temenites- 
platte. Sein Zuschauerraum, ein wenig grösser als ein Halbkreis, ist 
fast vollsländig aus dem natürlichen Fel.sen herausgebrochen und 
bietet, indem er sich in direkt südlicher Richtung öffnet, über un<l 
neben der Bühne vorl)ei dem Blick ein durch Schönheit, Grossartig- 
keit und Mannigfaltigkeit ausgezeichnetes Panorama dar. Wie die 
(lavea seitlich abschloss, ob in parallelen Linien mit der Vorderwand 
<les Pro.sceniums oder schiefwinklig zu dieser, muss unentschieden 
J>leiben ; denn ihre beiden Enden sin<l nicht mehr erhalten. Von der 
Orchestra aufwärts breiten sich noch 46 concentrische Sitzreihen im 
Zusammenhang aus, der grö.sste Theil derselben, von den Unbilden 
der Zeit und Witterung abgesehen, ziemlicli wohlerhallen. Jede ist 
ungefähr 80 cni breit, und zerfiillt in eine vordere liöhere Hälfte 
zum Aufsitzen und eine hinlere, etwas vertiefte, für die Füss(i 
der in der nächsthöheren Beihe Sitzenden. Diese erhaltenen Silz- 
stufen bilden aber durchaus nicht allein die gesamte Cavea ; viel- 
mehr weist die Gleichmässigkeit, mit welcher der Hohlraum oberhalb 
jener sich fortsetzt, und der Umstand, dass sich auch wirklich etwas 
weiter ol)en nach Nordwesten hin Beste einiger Sitz.stufen gefunden 
haben, auf einen bedeutend grösseren Umfang hin. Demnach hatte 
<lie Cavea einen Durchmesser von ungefähr 134 m mit einigen (K) Sitz- 
reihen. Sie wird durch 8 radial durchlautende Treppen iu 9 Keile, 



— 29ti — 

von denen wenigstens die 7 mittleren einander gleich waren, und' 
durch eine 2,32 m hreite Praecinciion oberhalb der 2^3. Sitzreihe in 
zwei concentrische Hälften gelheilt.i Die untere, unjj^leich kleinere 
Hälfte gliedert sich noch einmal in einen ersten und einen zweiten 
Hang. Denn zwischen der H. und 12. Sitzreihe läuft eine Stufe um, 
welche höher als zwei der andern Stufen, oHenbar nicht zum Sitzen^ 
sondern zur Abtrennmig der li untersten Reihen bestimmt war. 
Diese untersten Plätze waiien die vornehmsten und allein in der ganzen 
(^avea mit Marmorplatten bekleidet, wovon Logoteta und Serradifaico 
noch Reste fanden. Ob auch oberhalb der grossen Praecinction noch 
eine Unterabtheilung war, ist nicht mehr zu erkennen, da die Zer- 
störung des oberen Theiles der Gavea die Spuren der Stufenbildung, 
wie schon gej<agt, fast vollständig verwischt hat. 

Die Zugänge zu dem Zuschauerraum waren sowohl durch die 
oberen Enden der Treppen, wo vielleicht eine Säulenhalle das Halbrund 
abschloss, als auch von den Seiten her durch die Praecinctioneu 
gegeben. Sie sind zwar mit der gesamten Peripherie und den Seiten 
der Gavea jetzt verschwunden, ihie einstige Existenz aber wird schon 
durch die blosse Zugänglichkeit der Lokalität und die Richtung antiker 
Strassenreste erwiesen. Dagegen führen noch jelzt zwei unterirdische 
Gänge zu beiden Seiten des Bühnengebäudes von der Sirasse her 
durch den Felsen in das Innere; sie münden am unteren Ende der 
beiden äussersten Gunei, wo also deren Sitzreihen wegfielen, nach 
dem Halbrund der Orcheslra hin. Ueber dieses erhebt sich nur um 
eine Stufe ein 1,53 m breiter Umgang, welcher zwischen der Orchestra 
und der untersten Sitzreihe hinläuft und von dem die 8 Treppen })is 
zur Peripherie der Gavea aufsteigen. 

Ehe wir die Besprechung der Gavea abschliessen, nn'issen wir 
nochmals auf die grosse Praecinction zurückkommen. Viele viereckige 
und runde Löcher in derselben mögen einst der Aufrichtung von 
Balken gedient haben, mit deren Hülfe das Theater mit Segeltuch 
überspannt wurde. Während der Umgang nach der Bühne zu jetzt 
nur noch durch einen niedrigen, glatten Rand hinter der nächsten 
Sitzstufe begrenzt ist, auf welchem jedoch im Alterthum eine Brüstung 
gestanden zu haben scheint, war ihre höhere Rückwand mit einer 



^ S. die per.<pektivische Ansicht bei Guhl u. Koner, D. Lehen d. Griech. n. Rötn. 
4. Aufl. S. 145. 



— 293 — 

Basis und einem Randgesims geziert. Unter letzterem läuft ein 20 cm 
breiler Streifen, auf welchem Inschriften aus der Zeit Hierons IL in 
l> rossen Buchstaben eingemeisselt sind. Ursprünglich waren es 9 In- 
schriften, an jedem Cuneus eine; jelzt lassen sich an der vielfach 
verwitterten und zerfressenen Wand nur noch 5 feststellen, während 
Landolina zu Anfang dieses Jahrhunderte in 3 weiteren Gunei einzelne 
Buchslaben sah. Gehen wir die Praecinction von Westen nach Osten 
herum, so finden wir gleich im ersten Cuneus keine Inschrift mehr. Im 
zweiten lesen wir BASIAI2SAS NHPHIAOS, im dritten BASIAISSAI 
<I>IAI2T1A02, im vierten wahrscheinlich ßA-IAso); tspwNOS, im fünften 
und mittelsten A102 OAV[j.IIIOV, im sechsten nichts mehr, im siebenten 
nach dei- glaubwürdigsten Vermuthung yjoAKaEO; y.PATspo^^PONo; 
(s. Hom. IL XIV 524). Im achten und neunten sind die Inschriften 
gänzlich zerstört. Die Bedeutung derselben wird durch Tac. Ann. II 83 
klar, wo ein Cuneus im römischen Theater dem Germanicus zu 
Ehren genannt wird. An Sitzplätze für die betreuenden fürstlichen 
Personen und Priester der erwähnten Gottheiten ist nicht zu 
denken. Denn den ersten Rang bildeten stels die untersten* Sitz- 
stufen ; imd sollte man geneigt sein hier eine Ausnahme anzu- 
nehmen, so verbietet dies das durch die Existenz der Inschriften im 
Tuff bewiesene Fehlen einer Marmorbekleidung, wie sie die untersten 
Stufen hatten. 1 

V^on der Orchestra und der Bühne ist kaum mehr als der Platz 
und einige Herrichlungen des Felslerrains selbst zum Zweck der 
Anlage jener erhalten. Der die Orchestra nach dem Zuschauerraum 
hin abschliessende Halbkreis, welcher seinen Umgang, von dem aus 
die Caveatreppen aufsteigen, einbegriffen einen Durchmesser von 
29,28 m hat, zeigt nur noch den nackten Felsboden, und so sehr 
sind auch weiterhin die Spuren einstigen Aufbaus verwischt, dass 
sich nicht einmal mehr die Grenzen der Bühne genau bestimmen 
lassen. Zwar sind noch folgende Vertiefungen scharf und deutlich 
in das Gestein eingeprägt : 1) da, wo wir etwa die vordere Grenze 
der griechischen Bühne ansetzen müssen, und parallel mit deren Front 
zwei über i m breite und tiefe Gräben, welche augenscheinlich für 
Stricke, Vorhang oder andre Theatermaschinerien bestimmt waren ; 
der vordere mündet östlich in eine kreisförmige Vertiefung mit einem 



1 Die Litteratur über diese Inschriften s. bei Holm, Gesrh. Sic. Bd. II. S. 502 f. 



sl»?hen ii^ela.ssenen Felshlock in der Mitte, der andere hat an heideii 
Rändern eine Anz<i)il eekij^er und runder Aii.szackun<»en ; "2) zwischen 
ilen heideri Gnihen und der Orcliesira eine halh so hreite, mit jenen 
parallele Rinne, aus deren Mitte das von der Cavea her anj^esanunelte 
Re;>'en Wasser in einem 1^/2 ni tief in <ien jetzi;'en Boden einj>esc-hnil- 
ienen Kanal mitten unter der Rfdine hin sudwäi-ls ahtloss; 3) mehrere 
auf der Westseile hinter «ler ^griechischen Ruhne in den FelshcMlen 
hinabgehende Löcher, zwei derselben mit Trep|)en. Aber iiber die 
Erdoberfläche erheben sich nur nocli zwei mächtijje quadratische» 
Felsenpi'eiler von ca. Jtl m an jeder Seite und von einander *W m 
entt'ernt, 8 m hintei* der erwähnten Rinne, welche den Abschluss der 
Orchestra nach der Biihne hin bej^leitet haben muss. Man hat sie 
beim Ausliefen des Theaters als Kern der SeitenAüj^el des Bidinen- 
gebäudes stehen lassen. Zwischen ihnen und jener Iiinne, also inner- 
lialb eines Raumes von c. .*M> m Breite und 8 m Tiele, mnss die 
^liechisclie Biibne sich erstreckt haben, wenn sie nicht nach rechts 
und links bis vor die Front der breiten Felsenpfeilei* nbergriir. Sie 
war denmach jedenfalls nicht über 8 m tief, kann aber iiber 30 m 
breit «»^ewesen sein. So war es möj,^lich, auch von den äussersten 
Cnnei aus alle Vor;iänge auf der Bühne zu sehen. 

Die ehemalij^e Ausschmi'ickunj^ von Orchestra und Bühne bezeu^eu 
noch einij^e marniorne An-hitektur- und Skulplnrfrajiniente römischen 
(.baraklers, welche an Ort und Stelle j^efun^len und dem Museun» zu 
Syrakus einverleiht sind. Serradifaico, .4^*^ Bd. IV, Taf. t21, j^ibt u. a. 
die Abbildungen eines Kranzgesimses mit Mutuli und Guttae, einer 
weiblichen Gewandstatue ohne Kopf, der unteren Hälfte eines aus- 
drucksvollen Porträtkopfes, eines Faunes in Relief. Von grösserem 
Interesse abei' ist eine auf der westlichen Seite des Piosceniums 
gefundene, ungetabr kubische Marmorbasis von 1 m Höhe, welche 
]nit «ler glatten Rückseite einst an die Voiderwand i\e>i Prosceniunjs 
gelehnt, auf den »^ andern Reliefdai'stellungen römischen Stiles trägt. 
Zwei Streifen feiner Akanthus- und Figurenornamentik bilden den 
b'uss, auf w^elchem "2 glatte, oben zerstörte Kcksäulchen mit attischer 
J^asis die 3 Rildllächen von einander abscheiden. JJiese stellen auf 
i]en heiden fast ganz gleiclien Seiten die Hom. R. H 303 fl'. erzählte 
Kalchasprophezeiung von der mehr als neunjährigen Dauer des troja- 
nischen Krieges ilar : eine Schlange verschlingt an» Fuss eines als 
Platane charakterisierten Baumes einen Vogel, wählend ein anderer 



— t>95 — 

ihr in ilen Schwanz heisst. Kiii (hitler umllattert än;»stlic[i den Wipfel 
des Baumes, auf welchem sicii ein Nest voll 6 junger Vögel befindet- 
Auf der Vorderseite aber steht mit prophetisch erhobener Hand in 
das Priestergewan«! j^ehfdll und mit spitzer Mutze J>edeckt, «gerade 
wie in der unteren Hälfte «ler Tabula Iliaca, KalchasJ Der Gej^enstand 
ist nicht unpassend «»ewählt. Verdankt doch die griechische Bühne 
ihre StolTe vornelimlich dem Sagenkreise des Trojanerkrieges. 

§ 4. Die Gräberstrasse oberhalb des Theaters. 

Das Halbrund des Theaters wird zu zwei Dritteln von zwei 
imponierenden Resten aus dem Alterthum eng ums<*ldossen , der 
Gräberstrasse im Norden und der Paradieslatomie im Osten. Ehe 
das Ttieater ausgehöhlt worden ist, scheint der dortige Abhang von 
oben bis unten mit jenen Grabstätten l)edeckt gewesen zu sein, an 
welchen der südliche Terrassenrand in Achradina und Neapolis so 
unendlich reich ist. Einen deutlichen Beweis dafür dinften die beiden 
grossen Pfeiler rechts und links von der Bühne liefern. Es hat nämlich 
den Anschein, als ob auf ihnen noch ein Stück ursprünglicher Ober- 
lläche des abgetragenen Abhangs erhalten wäre, und wir sehen in 
sie, besonders aber in den westlichen, Verliefungen eingehauen, 
welche völlig den griechischen Loculi in Syrakns gleichen, als solche 
aber nicht mehr nach der Anlage des Theaters entstanden sein 
körmen. Auch wai'en in der Felsenwand östlich vom Theater an 
der antiken Strasse, welche zu der grossen (laveapraecinction auf- 
steigt, noch bis vor kurzem, wo sie durch Weghauen von Gestein 
zerstöit wonlen sind, einige jener viereckigen LiSchei' voihanden, 
welche die griechisch-syrakusiscben Begräbnissiälten charakterisieren 
(s. S. 45 f.). 

Am oberen Terrassenrand jedoch ist in . Gestalt einer c. 25() m 
langen Gräberstrasse ein sehr stattlicher Theil eines alten Fried- 
hotes auf uns gekommen. Die Strasse beginnt nordöstlich von dei* 
Theatercaveä gerade übei* dem sog. Ohre des Dionysios, wo ihre 
östliche Fortsetzung durch die Paradieslatomie zerstört und wegge- 
.schnitten worden ist, zieht sich oberhalb des Theaters erst westwärts, 



1 S. Serradifalco A^it. Bd. IV^ S. 141 fl". und Tal". 22. 



— 29() — 

läuft dann im Bogen nach Norden und wendet sich schHesslich in 
scharfem Knie wieder östUch, um sich hald in die Hochehene zu 
verlieren. Sie war olfenbar ursprünglicli so in die Felsenflache 
eingeschnitten, dass sie überall rechts und links von unterirdischen 
Grabkammern begleitet wurde, deren Tliüren seitlich in sie mündeten. 
So hat sich auch noch die ganze westliche Krümmung der Strasse 
als 5^2 m breiter und 5 m tiefer Hohlweg erhalten. Der längere 
Abschnitt unmittelbar oberhalb des Theaters aber hat bei dem Bau 
desselben, sei es dass die Gavea von Anfang an so lioch hinaufgeführt 
oder erst später so weit ausgedehnt worden ist, seine Südwand ver- 
loren, und es ist vor der über 5 m hohen nördlichen Felswand noch 
der alle Weg als lange, in der Mitte jetzt durch ein modernes Gebäude 
unterbrochene Platform geblieben, welche nach einer noch erhaltenen 
Basis zu schliessen, an dem durch eine Stufe abgeschlossenen Aussen- 
rand mit Statuen geschmückt war. Solche mögen auch die Peripherie 
der Gavea selbst begleitet haben ; dagegen ist es fraglich, ob diese 
von einer Säulenhalle umgeben war. Denn die obersten Sitzreihen 
des Halbkreises mit dem oben gefundenen Durchmesser von 434 m 
mussleii nordöstlich so nahe an den Rand der Latomie heranreichen, 
dass zwischen der äussersten Stufe und dem jähen Abgrund kaum 
für eine zu den Gräbern führende und noch bestehende Strasse Raum 
übrig blieb. 

In der Felsenfront hinter der Platform sind östlich und westlich je 
4 rechteckige Grabkammern eingebrochen, zwischen denen 2 Treppen 
aufsteigen^ die östliche, breitere bis zu jener vielbesprochenen Felsen- 
kammer, welche mit dem Ohre des Dionys in Verbindung steht. Eine 
der 4 westlichen grösseren Grabkammern ist das jetzt allgemein so 
genannte Nymphaeum. Es unterscheidet sich von den andern lediglich 
dadurch, dass ein kleiner Seitenarm der nach ihm genannten Wasser- 
leitung vermittelst einer Vertiefung an . seiner Wand durch dasselbe 
hindurch geführt war, und dass von dem jetzt fast völlig ver- 
schwundenen Facadenschmuck aller dieser Gräber gerade hier der 
dorische Giebel mit seinen Triglyphen und Metopen ein wenig besser 
erhalten ist. Sonst hat es im Innern gerade wie die andern Grab- 
kammern Nischen und Steinbänke für die Aschenvasen. An ein 
Nymphenheiligthum an dieser Stätte des Todes ist selbstverständ- 
lich nicht zu denken. Der W^'xsserrinne verdankt die Grotte ihren 
modernen Namen. 



— 297 



§ 5. Die Latomie des Paradieses- mit dem Ohre des Dionys und der 

Piscina dt S. Nicolo. 

Die beiden Latomien, welche sich östlich an das Theater an- 
schliessen und selbst von einander nur durch ein c. 50 m breit 
stehen gelassenes Stück des naturlichen Abhanges mit Strassenspuren 
und Grabkammern getrennt sind, führen die Namen del Paradiso 
imd di S. Venera. Mit ersterer haben wir uns hier zu beschuftigen. 
Sie ist vor den übri^^en syrakusischen Steinbrüchen ebenso aus- 
gezeichnet durch die Anmuth der gut bewässerten und in der 
Ueppigkeit südlicher PAanzenpracht prangenden Garfcenanlagen, woher 
sie auch ihren Namen erhalten hat^ wie durch die ungeheure Grösse 
des theils von senkrechten Felswänden, theils von hohen Mauern 
umschlossenen Raumes. Zwar hat die Latomie der Kapuziner unge- 
fähr ebensoviel Steinmaterial geliefert, aber in mehrere Abtheilungen 
zerrissen und zerklüftet, macht sie weniger den Eindruck der Grösse 
als den wilder Romantik, während die Latomie des Paradieses dem- 
selben Blick sowohl die Kolossälität des von Menschenhand aus- 
gehöhlten Abgrundes, als auch die das Ungeheure und Schauerliche 
mildernde Schönheit der Vegetation darbietet. Die ununterbrochene, 
fast quadratische Fläche, aus w-elcher nur der S. 41 f. erwähnte 
Pfeiler emporragt, bemisst sich auf 40,000 qm, d. h. mehr als das 
Fünfiache der Theatercavea. 

An der Nordseite sind in die c. *)0 m hohe Felsen wand 4 grosse 
Seitengrotten eingebrochen (s. S. 44), von welchen das sogenannte 
Ohr des Dionysios wegen der eigenthümlichen Bildung und der sich 
daran anknüpfenden Sagen besondere Beachtung verdient. Während 
nämlich die 3 östlichen die Form gewaltiger, etwa - rechteckiger 
Nischen haben, welche von ausgesparlen Riesenpfeilern gestützt sind, 
zieht sich das Ohr des Dionys von der Nordwest ecke der Latomie 
als schmale und hohe Halle in Form eines umgekehrten S in das 
Felseninnere hinein. Die Grotte ist einige 60 m tief, über 20 m 
hoch und in ihrer übrigens verschüttelen Basis am Anfang und Ende 
6-7, in der Mitte, wo ausserdem noch eine tiefe Nische ostwärts 
eingebrochen ist, 42 m breit. Die beiden Wände nähern sich nach 
oben in geschwungenen Flächen bis auf einen ganz schmalen Streifen 
horizontal laufender Decke, und dieser setzt sich in einem engen. 



I 



— -jy» — 

tCewundfneri Giin^'e foit, weli;lwi- sicli oben von dem iriiiei-sleii Enile 
ik>r Grnlte riotii 12 ni weitet' srniwestlieti /.iehl, bis ei- in Jene im 
vdii^teii Pai'a>ri uj)ti etwähnle K;inimer an Am- (liüiwrsi fasse infiiiilet 
(«. S, K). 

IJüSK die Höhle {ierude deri^er^tult »n^^eleg;! ist, erklärt »ic)> 
uns zum Theil ;tus ilw Foimaliun der weilh «»Heren Kerne, welche 
in den weichei-en Tufl' ein;respi-ennt sind (s, S. tö); /um andern 
Theil wirkten unahhsn^i^ davon nns unbekannte Beweggründe. Man 
fßl;r|e ein^ni rtller«n (ian<re, wekliei- i^icb gleich erweise von der 
(irü he i-sl fasse her duiih den Si-Ii(»ss des Felsi^ns hi^; niuli Unler- 
iieapolis hinahwand und erweilerte ihn ins Un;ruheure. üie Thut- 
sache dci' aus^ezeitdmeten Sidiulltbrtptlanzun}; \i\nna der <;latten Seilen 
der Ironiiwlenarti;; i^ekriuninten Hfihle ;i«rade naih dem oberen 
G-in^^e hin, die Spuren von eisernen Klammern au den Wänden, 
die antiken reberlieferuni,ini vun dei' ItenntKuni; der Latomien zu 
(Jietun(>niäsen und von dem Spion ieisysleni des elwnso ap„'wölnnsiheü 
wie i^rausamen Dionys I. Iial>en ums Jabr IHW) den Maler Mi(;hei 
An^elo da Oi-ava^gio ge^^en Miraliella die st-hei-zende Vermuthun;; 
aiisspreehen lassen, Dionys hal>e zu dem Zwecke die Gel'angenen zu 
belauschen, die Höhle in Gest^ttl eines Ohres bi-eidien lassen. Diese 
Vermuthun|r hat ihr den seitdem üblichen Namen ;^e^el)en.< 

Dem Ohre des Dionys dia<!;onal ;>;ei>;enüber liej<;t am Südoslende 
der Panidieslatiimie die siij,''. Piscina di S. Nit-olö unter der kleinen 
Kirche dieses Heiligen. Es ist ein grosser nbluni^er Hobhaum, welcher 
Mf,24 III lang und (>,87 m bi-eil sich von NWd nach Snd derart 
dui'rb den Felsen y.iehf, d:iss die l>eiden I^ngseiten ,-ms dem nal.nr- 
li.-heh Gi'.-^leiiL Ix'sleh'-n, die lieidi.'ii Uii.'isi'il.'ii .'ilx-r dinvli ilj.'ke 
Oii;ideniiam^ni -i'bil.l.'t wrnb'ii. Iliin-1i -J KiÜh^n \nu j.' 7 vier- 
kantigen Pleileni, iib.-r "■■li-lu- j.- .-in w- IviUtrJn.'i, ,Ai^:n,„n<-u- 
ticscUliT Archilr.'iv liinlu.ill, w;,\.-\, :i l/ii.;;-. lull.' Ii.i-.^st,-!!!, und 

.liest, sind voll HHalhkreisl L-ns;<-willl„-M nl>.M.h-> kt, ur 

Wiirxleii nnd Airhili'av.'ii aulli.'|,n'n und sid, P,, m id. 

hodeii ei'h.'beii. Diesor lii'^;! ini^'el"ilii' .'i ,-r .l.'in 

Pl;il/,.s viir der Kin'h.- S. Niioi;,. 



I Ka/elli tTWiiliut S. UTi der iMlerm AuPt"- MirsLi^llas die Hühle «Ib Leillli 
negtu ihres Eclios, nhoe ihr eiiiEn Samfu mi pebeu :. MlruMla >i-l!jst i-i/.ulili h. 
0. S. 99 ließ l>Bpr«Dp des modernen Namens 




.«'«J 



Die Bauanlaji'e f?eH)st lehrt ujjs ilire Geschichte und ihre wech- 



■?? 



sohide Hestimmung. Ursprünglich war das an den beiden Schmal- 
seilen offene Oblonj»' lediglich ein durch den Fels t»"eJ) rochener Aus- 
j^ang der Latonue nach der südlichen Niederung: hin und wurde 
i^anz als Theil jener behandelt, wie an den Wänden mehrere vier- 
eckige Löciher, dergleichen ja die Latomien in Menge aufweisen, und 
sogar eine Grabnische mit Loculus dailhun. In römischer Zeit schloss 
man «len Gang nördlich und südlich durch die beiden Quadermaueru 
ab und maxihte aus dem so gewonnenen Becken einen Wasserbehälter 
für das Amphitheater. Der Einlluss ist in dei* Nordostecke oben an 
der Wand, der AMsftusskana) unten in der Südwestecke noch erhalten» 
Nacli dem Aufhören tlei* Ampbitheaterspiele schloss man den Raum 
duich EiM'icbtung der Pfeitec und die über sie gespannten Gewölbe 
in Opus incerlum und mag ihn dem Andenken irgend eines Märty- 
rers gewidmet haben. Schliesslich kiute man im Mittelaller mit 
Orientierung von West nach Ost quer über diese Krypta die Kircbe 
S. Nicolö. 



§ 6. Der grosse Altar Hierons II. 

Nach Diodor XI 7t2 (s. S. 112) haben die Syrakuser zur Erin- 
nerung an die Befreiung von der Tyrannis der Deinomeniden das 
jährliche Fest der Eleutheiia nebst einem Opfer von 450 Ochsen 
eingeführt. Es scheint, dass dergleichen grossartige Hekatomben bi» 
in die letzten Zeilen «ler Selbständigkeit von Syrakus in Brauch 
gebliehen sind. Denn derselbe Diodor berichtet (s. S. -05), dass 
Hieron II. in der Nähe des Theaters einen Altar von der Länge eines^ 
Stadions und in entsprechender Höhe und Breite erbaut hat. Die 
IJeberreste dieses Altars hat man im Jalir \8S^\ wieder aufge<leckt. 
Leider zeigen sie uns kaum mehr als den aus dem Felsterrain 
inimittelbar südlich von der Paradieslatomie ausgehauenen Unterbafi 
des Ganzen. Dessen Gesamtlänge, eingerechnet den in Stufen und 
Simsgliederungen weit ausladenden Sockel, beträgt 198,40 m, seine 
Gesamtbreite am Nordende 21,80 m, am Südende 22,60 m, die 
erhaltene Höbe etwa 6 m. Demnach ist die Angabe der Länge bei 
Diodor nur eine annähernde; sie bleibt hinter der Wirklichkeit 
zurück, selbst wenn wir das grössere, olympische Stadion zu Grunde 



— 3C0 — 

legen. Wir wissen nur von einem Allar, dem in Parion, dass er 
j^rösser als dieser war; denn er mass ein Stadion im Quadrat. 

Ueber die Art des Aufbaus gibt uns der trümmerhafte Zustand 
der Riesenbasis und der dürftige Fundbestand von ganz wenigen 
Architelttur- und Skulpturfragmenten nur sehr ungenauen Aufschluss. 
Der Aufgang war von dem Nordende der westlichen Langseite her. 
Einige Stufen führen geradeaus zu einem breiten Vorplatz, welclier 
sich längs der nördlichen Schmalseite auf der Basis hinzieht. Nach 
aussen begrenzt ihn eine über 2 m dicke Mauer, nach dem Altar 
selbst hin eine von 0,70 m. Wendet man sich von dem erwähnten 
Treppenaufgang gleich rechts, so steigt man auf abermals 4 Stufen 
zu einem offenen Gang empor, welcher, wie es scheint, die ganze 
W^estseite des Altars begleitete und nach aussen von einer 1 m dicken 
Brüstungsmauer abgeschlossen wurde. Dem nördlichen Aufgang ent- 
spricht nicht, wie man erwarten könnte, ein gleicher am Sudende 
der Westseite in symmetrischer Korresponsion ; sondern hier ist die 
Ecke rechtwinklig eingebrochen, und in dem so entstandenen vier- 
eckigen Raum steht ein Steinblock, welcher wahrscheinlich einst 
einer Statue als Basis diente. Dieser Umstand und die Lage des 
Aufgangs an dem andern Ende derselben Westseite erweisen diese 
als die vordere und den Platz vor ihr als denjenigen der Feslver- 
Sammlungen (s. S. 42). 

Von der Ornamentik haben sich Fragmente eines Triglyphen- 
frieses und eines gleichfalls dorischen Gesimses mit Löwenköpfen 
gefunden. Demselben Stile gehört auch ein Pfeilerkapitäl und die 
Oberschwelle einer Thür an. Reichere Verzierung bezeugen die Frag- 
mente eines grossen Adlers und von Karyatiden. Wie aber die.se 
Funde für die Rekonstruction des ungeheuren Bauwerkes zu ver- 
werthen sind, lässt sich nicht mehr erkennen. Jedenfalls stieg der 
Altar entsprechend seiner Längenausdehnung zu beträchtlicher Höhe 
auf, wie das die Vergleichung mit anderen ähnlichen Gebäuden, z. B. 
des grossen Altars in Olympia (Paus. V, 13) oder des pergamenischen 
darthut. Auch sind Spuren von Mauerwerk auf der Felsenbasis selbst 
erhalten. * 



J Die Restauration, welche Serradifaico, Ant. di Sic. Bd. IV, S. 116 gibt, ist 
in wesentlichen Theilen falsch. Damals kannte man z. B. noch nicht den Aufgang, 
die Gestaltung der SOdwestecke, den G»^- ' • — ^ 'Frontseite. 



— 301 — 

§ 7. Das Amphitheater. 

Trotzdem wir von der Erbauungszeit des syrakusischen Amphi- 
theaters gar keine Notizen bei den alten Schriftstellern haben, ja 
dasselbe gar nicht direkt von ihnen erwähnt wird, können wir doch 
seine Anlage chronologisch annähernd jjenau bestimmen. Cicero weiss 
noch nichts von ihm. Es ist auch an und für sich nicht anzunehmen, 
dass hier, auf sicilisch-griechischem Boden, so früh ein derartiger 
Schauplatz für öflentliche Belustigungen erbaut worden sei. Das 
älteste Amphitheater, welches wir kennen, ist das zu Pompeji, in 
einer Provinz, wo Fechterspiele von jeher sehr im Schwang waren. 
Dies ist wahrscheinlich eben in den Zeiten, als Cicero gegen Verres 
auftrat, errichtet worden (s. Overbeck-Mau, Pompeji S. 185). Die 
Stürme der folgenden Jahrzehnte bis zum Ende der römischen 
Republik waren nicht geeignet in Syrakus einen solchen Bau früher 
zur Ausführung bringen zu lassen, als in Rom selbst, wo erst unter 
des Augustus Regierung Statilius Taurus ein Amphitheater wenigstens 
theilweise aus Stein aufführte. Nun war es aber gerade Augustus, 
welcher im J. 21 v. Chr. der sinkenden Stadt Syrakus durch die 
Gründung einer römischen Kolonie aufhalf. Und Valerius Maximus, der 
unter Tiberius schrieb, erwähnt zuerst Gladiatorenspiele zu Syrakus : 
cum gladiatorium munus Syracusis ederetur, 1 7, 8, Auch Tacitus 
spricht Ann. XllI 49 von solchen unter Nero : Non i-eferrem vulga- 
ri.ssimum senatus consullum, quo civiiati Syracusanorum egredi 
numerum edendis gladiatoribus finitum permillebatur, nisi Paetus 
Thrasea contra dixisset, und kurz darauf: An solum emendatione 
dignum, ne Syracusis spectacula largius ederentur? Ob Sueton 
Cal. 20 : Edidit et peregre spectacula, in Sicilia Syracusis asticos 
ludos, gerade Spiele im Amphitheater meint, ist fraglich ; die Bezeich- 
nung astici ludi weist eher auf griechische Aufführungen hin. Wir 
sind also betreffs der Erbauung des Amphitheaters zu Syrakus mit 
Serradifalco (Bd. IV. S. 108 f. 128) einverstanden und verlegen sie 
in die Zeit des Augustus, Er wird seine neugegründete Kolonie auch 
nach der Seite hin ausgestattet haben. 

Von der Südostecke der Latomie des Paradieses führt eine gegen 
100 m lange Stra.s.se, welche in das dortige Terrain eingetieft ist, 
zu der weiten Ellipse des Amphitheaters. Dessen Dimensionen stehen 



- / 



— ',m, — 

zwar denen des Colosseums zu Hoiu und des Ainphifheaters zu 
(«apua weit nach, fibertrefren aber die des Poinpejanums und erreii-hen 
fast di<^^ des Veronesei' Haus. Freilich lassen sie sich l)ei der Zer- 
störun^f, welcher liie Peiipherie der (]avea anheiinfiefalten ist, nur 
annähernd })estiminen. Die JJin{4enachse des Ganzen liat über 110 ui, 
4Jie Querachse <•. 119. Die Arena allein mfj*st in der Lanjje 09,IK) in, 
in der Breite 39,2().i Wie der pf>8se Allar, so ist auch das Amphi- 
theater in seiner Län$;r^*Hitfsdehnun^ jenem ungefähr parallel von 
Nordwest nach Smtost j^erichtet, d. h. auf «Jen Isthmus von Orty^fia 
hin. Dies* war auch die Richtung' der Verkehrssl rassen zwischen der 
Insel un<l Neapolis, und die )»eiden Hanptzu;iänj>e führen in dieser 
Linie der Län^enachse unter der ('«ivea hin in die Aiena. Da (ins 
Terrain sich von dem TenuMjiteshü^el und den beiden Latomien her 
nach Süden senkt, ist der «grössere nördliche Theil aus den» Felsen 
lierausj^ehauen, nach Südwesten hin aber die Cavea anf^emanert. 

Die horizontale Fläche der Arena ist in der Mitte durch eine 
grosse, oblon^ie Vertietunj,^ unteibi-ochen, deren senkrechte Wände in 
Quadersteinen ausJ»en^^uert sind. Sie ist 15,5 ni lang, 8,5 m breit 
und 4,5 tief. Ihre Längenachse wird durch zwei Pfeiler in drei 
jifleiche Theile getheilt. Diese dienten oHenJmr dazu, um Querbalken 
zu trägen, aufweichen die Holzbedeckung des Hohlraums in gleichem 
Niveau mit dem Arenaboden auflag. Da.ss wir es mit einem Wass(»r- 
bassin zu thun hal)en, l)eweisen zwei jetzt nach oben oflene Kanäle, 
welclie, iler eine in der Richtung nach dem Südosteingang, der 
andre in der Südwest liehen Querachsenliiiie die Arena durchziehen 
und sich dann unterirdisch fortsetzen. 

Den Abschluss der Arena gegen die Cavea bildet eine t2,70 n) 
hohe Brüstungsmauer von Quadersteinen, hinter deren oberem Rande 
ilie Sitzreihen aufstiegen. Auf derselben lief ausserdem noch eine in 
manchen Stucken erhaltene Hrustlehne von Marmor um. Ihr Rand- 
gesims zeigt auf seiner im Halbkreisw'ulst abgerundeten Vorder*seile 
<>ingen)eisselt die Namen von Besitzern einzelner Plätze, wie LOCVS 



> Hierzu stellen sich die andern vier genannten Amphitheater folgendernia^sen : 

(iesamtdimensionen. Arenadimensionen, 

Rom. . . m 185 und I5ß . . m TT und 4(5,5 

Capua ... 170 . 140 . . . TG . 46 

Verona ... 153 . 123 . . . T3,T . 44.5 

Pompeji. . . 130 . 102 , . . 69 . 3T 



STATILI u. a. Nun i.st aber dieser Mauer*kranz der Arena nicht 
bloss von aussen hei* durcli die beiden Haupteingänge unterbrochen, 
sondern es führen noch 8 kleinere Oeflniingen aus einem gewölbten 
(ränge, welcher unter den untersten Sitzreihen und mit diesen parallel 
n^igs umläuft, in die Arena. Dieser unterirdische Gang mündet ausser- 
halb der Arena mit i OelFnungen in die beiden Haupteingänge, von 
denen er durclischnilten wird ; mit der Cavea aher steht er in gar 
keiner Verbindung. Deshalb ist es keine Frage, dass er den Gladia- 
toren und den in Käfigen aufbewahrten Bestien nach dem übliclien 
Umzug zum Aufenthalte diente, bis sie für die einzelnen Kämpfe 
durcli jene 8 Thüren in die Arena eintraten. Damit stimmt auch 
überein, dass aus die.sem elliptischen Gange auf der Westseite ein 
Gang und eine Treppe ebenfalls untei-irdisch nach aussen fuhren ; 
wahrscheinlich der Weg, auf welchem die Leichen von der Arena 
unter der (iavea hindurch ins Freie geschafft wurden. 

Der Zuschauerraum ist durch 2 Pi*aecinctionen in 8 von unten 
nach oben an Sitzreihen zunehmende l^änge (ima, media, sunmia 
cavea) eingetheilt und hat seine Zugänge theils unter freiem Himmel, 
indem Treppen von den beiden Haupteingängen aus hinauflTihrten, 
und einst auch Vomitorien von der Peripherie des Ganzen her sich 
öffneten ; tlieils münden radiale, in ihrem letzten Abschnitt nach 
oben offene Gänj<e aus den unter den Sitzplätzen rings umlaufenden 
Gewölben, welclie selbst wieder von den beiden Haupteingängen 
und von der Periphei'ie her vermittelst Treppen betreten werden, 
in die Cavea ein. Diese wird sowohl durch die Mündungsgänge, als 
auch durch Treppen in eine grössere Anzahl von Cunei mannigfaltig 
eingetheilt; indessen müssen wir liei der schlechten Erlialtung der 
oberen Partien des Zuschauerraums uns enthalten, auf das Ver- 
hältniss der unteren Cunei zu denen des obersten Hanges näher 
einzugehen. 

Die Bauart zeijj^t manche Ditlerenzeii, welche auch auf zeitliche 
Abstände in der Ausführung sdiliessen lässt. Bei dem ältesten Hau 
sind am Po<lium, an den Haupteingängen und überhaupt da, wo 
unter freiem Himmel nicht der* natürliche Fels hergerichtet wurde, 
Quadersteine verwandt. f>ann hat man mit Gussmasse und Bruch- 
steinen hineingebaut. Die unterirdischen Gänge sind theils in sorg- 
tältigem Netzverband (Opus reticulatum), theils in Bruchsteimuauer- 
vrerk (Opus incertum) ausgefülirt. Dieses letztere wird an ihm Wöl- 




Römisoh«s Gfibfiiide in der Campagoa Bufardeci. 



— 305 — 

bungen in bestimmten Abständen von behauenen Keilsteinen unter- 
brochen. Da in Syrakus überall so vortreffliches Material vorhanden 
ist, das sich verhältnissmässig leicht in alle zweckdienlichen Formen 
behauen lässt, so kann man da, wo Bruchsteine verwandt und mit 
ihnen die Gewölbe zum Theil recht nachlässig gebaut sind, nur an 
späte Zeiten denken. 

Auch das Amphitheater hat uns, wie das Theater und der grosse 
Altar, nur noch sehr geringe Reste von seinem einstigen Skulpturen- 
schmuck aufbewahrt. 4839 fand man in dem Osteingang nahe bei 
einander zwei stattliche Marmorfragmente. Es waren dies erstens der 
imposante und bei allen Zeichen des späteren römischen Ursprungs 
doch ausdrucksvolle und nicht unschöne Zeuskopf von 65 cm Höhe 
und zweitens der Torso einer Feldherrn- oder Kaiserstatue, deren 
Panzer reich mit Reliefs gesclmiückt ist. Ein drittes Bildwerk endlich 
ist das schon S. 45 erwähnte Relief, welches links oberhalb des 
Nord Westeingangs in einei* viereckigen Vertiefung der Felsen wand 
eingemeisselt ist. Es scheint in keiner Beziehung zu dem Amphi- 
theater zu stehen, sondern gleicher Art mit den a. a. 0. besprochenen 
quadratischen Reliefs und Nischen zu sein. Auch hat man neuer- 
dings ähnliche Vertiefungen, aber ohne Skulpturen, nahebei an einer 
künstlich hergerichteten Felsenwand zwischen dem Amphitheater und 
der Kirche S. Nicolö gefunden. 

§ 8. Das römische Gebäude in der Campagna Bnfardeei. 

Für die Fülle von Schätzen, welche der Erdboden zwischen den 
Latomien und Ortygia, an dem einstigen Brennpunkte des städtischen 
und staatlichen Lebens von Syrakus, noch immer birgt, hat die 
Ausgrabung dieses Gebäudes einen neuen Beweis geliefert. Schon 
einige Jahre hatten gelegentliche Funde von Marmorskulpturen 200 m 
westlich von der Rotunde am Pozzo dell' Ingegnere und 100 m 
nördlich von dem jetzigen Ufer des grossen Hafens auf diesen Punkt 
zwischen den beiden Strassen nach Floridia und nach Noto aufmerk- 
sam gemacht. Da Hess im J. 1864 die damalige Gommissione di 
antichitä e belle arti di Sicilia eingehendere Untersuchungen anstellen 
und förderte durch Ausgrabung den nicht nur durch seine Grösse 
hervorragenden Bau zu Tage. Viele Fragmente von Waudbekleidungen 

Lupus, Die Stadt Syrakus. 20 



— 30G — 

aus Porphyr, blauem Cipollin, Verde antico und anderen Marmorarten, 
Säulenschäfte mit und ohne Kanellierung, einer auch nur halbka- 
nelliert, dorische Kapitale, römisch gegliederte Architrav- und Fries- 
stücke, Simsfragmente mit Löwenköpfen, Statuen und Statuentheile 
— das meiste davon aus weissem Marmor und Cipollin — legen auch 
von glänzender Pracht Zeugniss ab. 

J. Schubring hat in den Monatsber, der kön. Ak, d. Wtss. z. 
lierlin, 4865, S. 362 ff. eine ausfuhrliche Beschreibung des Bau- 
werkes veröffentlicht und derselben 2 Karten beigefugt, von denen 
die eine viele interessante Architekturstücke, die andre einen nicht 
völlig richtigen, weil bloss auf Schrittmessung beruhenden Plan ent- 
hält. Deshalb begnügen wir uns hier mit einer übersichtlichen Dar- 
stellung und einer nach genauen Messungen wiedergegebenen Zeich- 
nung des Grundrisses, soweit derselbe überhaupt blossgelegt ist. 

Wir haben es mit einer rechteckigen und, wie es scheint, sym- 
metrischen Anlage von 50 m Breite und mindestens 68 m Länge zu 
thun, deren Längenachse von Nordwest nach Südost, d. h. auf den 
Isthmus hin gerichtet ist und deren Haupteingang an eben dieser 
Süd ostsei te gewesen sein muss. Parallele Mauern, von denen 2 an der 
Nordostseite, 3 an der Südostseite zum Theil ausgegraben sind, um- 
schliessen einen quadratischen Gentralbau von je 15 m Seitenlänge. 
Leider ist aber von diesem nur das 1,60 m über den Erdboden erhöhte 
Basament nebst unteren Mauerpartien theil weise erhalten. An der Ostecke 
seiner Front ist eine schmale Aufgangstreppe, welche einst ein Eckinter- 
kolumnium ausgefüllt zu haben scheint und welcher an der Süd- 
westecke eine gleiche Treppe entsprochen haben wird. Die Mitte des 
Stereobats nimmt in einem der Längenachse nach' ausgesparten Gang 
ein kleiner viereckiger Brunnen mit Marmorfassung ein. Sein Wasser 
steht in gleicher Höhe mit dem Meeresniveau und ist brackig. Der 
Umstand, dass der Brunnen den Mittelpunkt des Ganzen bildet, 
sichert ihm eine besondere Bedeutung zu, welche indessen bis jetzt 
ebenso wenig erkannt ist, wie die des gesamten Baus.i Die gerade 



J Die wenigen von Schubring a. a. O. S. 3'72 veröffentlichten Inschriften frag- 
mente geben auch keinen Aufschluss. Oder sollte man ein Recht haben^ aus der 
Silbe GYM auf einem derselben zu schliessen, dass das hier bis jetzt Ausgegrabene 
Theil eines Gymnasiums war, deren Syrakus ja eine Anzahl besass? Nur weitere 
Ausgrabungen in der hier ziemlich hohen Schutt- und Erdschicht können zu einem 
Resultate führen. 



— 307 — 

hier gefundenen, schönen Bauglieder in werth volleren Steinarten 
beweisen, dass man das über dem Brunnen sich erhebende Mittel- 
gebäude auch architektonisch besonders ausgezeichnet hat. Während 
Fundstucke an den Einfriedigungsmauern auf dorische Säulenreihen 
aus Tuff hinweisen, sind hier die Formen des vollentwickelten 
römisch-korinthischen Stils angewandt worden, wenn auch gerade 
korinthische Kapitale sich zufallig nicht mehr gefunden haben. Auch 
Bruchstücke einer mit Lavagestein cementartig zusammengesetzten 
Gewölbedecke liegen auf dem Basament. 

Dem Centralbau liegt nach Südosten, also nach dem Eingange hin, 
ein oblonger Hof quer vor. Auch dieser enthält wieder fast genau in 
der Längenachse der ganzen Bauanlage einen viereckigen Brunnen 
mit marmorner Einfassung und in der Mitte zwischen den beiden 
Brunnen ein Postament aus KalktufT. 

Auf der rechten, und wahrscheinlich auch auf der linken, noch 
nicht ausgegrabenen Seite des Mittelbaus wurde der ganze Zwischen- 
raum bis zur inneren der zwei Umfassungsmauern, wieder 15 m 
im Quadrat, von einem vertieften Schwimmbassin, wie es scheint, 
ausgefüllt. Dafür sprechen die Steinstuien, welche an zwei Wänden 
entlang laufen, zwei hinabführende Treppen und eine kleine Kanal- 
rinne, durch welche von Norden her das Wasser zuströmte. Freilich 
ist von einem südöstlichen Mauerabschluss des Beckens nichts mehi* 
zu sehen. 

Die interessanteste und augenßilligste Partie des Gebäudes ist die 
nordwestliche. Hier schliesst sich an den Centralbau eine theaterartige, 
aber von Mauern rechteckig umschlossene Anlage von 27 x 19 m 
Länge und Breite an. Da ihr der Orchestra entsprechender Mitfelraum, 
dessen Niveau 22 cm niedriger ist als das des Meeres, beständig 
unter Wasser steht, so hat man auch hier an ein Badebassin gedacht 
und das ganze Gebäude Bagno di Diana oder römische Thermen 
genannt. Es wäre aber nichts verkehrter als in dem Halbrund mit 
seinen theatralisch aufsteigenden und durch 3 Treppen in 4 Keile 
getheilten Sitzstufen, .seinem Orchestraplatz, seinem einer Bühne 
ähnlichen Podium ein Bad sehen zu wollen. * Auf der andern Seite 



1 Ein kleiner Kanal, welcher sich unter dem Podium hindurch nach dem 
grossen Hafen hinzieht, dient wie der die BQhne des grossen Theaters durch- 
schneidende, dem Abtluss des Regen- oder Reinigungswassers von der Cavea her. 



— 308 — 

spriolü auch ^^egeii ein kleines Theater die für römische Verhältnisse 
etwas ^^eringe Tiefe der vermeintlichen Bühne : sie ist nämUch bei 
einer P^rliehunj? von 0,41 ni ül)er den vor ihr im Halbkreis ausge- 
hreileten Boden zwar 16,95 m breit, aber nur 4,30 m tief. Ferner 
fehlt das Biihnengebäude ; denn in dem oben skizzierten Centralbau 
kann man ein solches nicht erkennen. Es fehlen auch die Hohlräume 
unter dem Proscenium. So wird man denn wohl an eine Art Exedra 
oder Odeum zu denken haben, welche zum Anhören von Vorträgen 
und dergl. bestimmt war.i Auch hier sind die noch gut erhaltenen 
fünf untersten Sitzstufen von Marmor und der marmorbelegte 
Oivhesterfussboilen , in ilessen Mitte geometrische Figuren aus 
bunten Stücken zusammengesetzt sind, Zeugnisse von Reichthum und 
(ieschmack. 

Von der äusseren Nordostmauer 88/4 m entfernt, hat man einen 
Abschnitt «ler Aussenfront der S. 40 erwähnten Quadermauer, welche 
mit jener parallel läuft, aus dem Schutte ausgegraben. Wenn nicht 
weiter westlich noch eine Festungslinie gezogen war,« so wäre unser 
(lebäude demnach als Suburbanum zu bezeichnen, zwischen welchem 
und der Stadtmauer eine Strasse sich westlich hinzog. Ob es aber 
als solches unter der Mauer von Neajwlis oder von Achradina lag, 
lässt sich no(*h nicht entscheiden. Nach dem S. 101 Auseinander- 
gesetzten wäre es die Mauer der Geionischen Unterstadt Achradina, 
mit der wir es hier zu thun hätten. 

Kl)enso wie bei den S. l^ bespix)chenen Bauanlagen in der 
Aua|H)snie<lerung nimmt es Wunder, hier auf einem so niedrigen 
Niveau, wo in der Neuzeil die ungesundesten Ausdünstungen dem 
sumpligtMi IV>den entsteigen, ein .so herrlich ausgestattetes Gebäude 
anzutivlfen, zumal da ei'st in den wenigen Jahren seil der Ausgi^ung 
dessellHMi gonule hier das Meer Dutzende \on Meiern zurückgewichen 
isl uud fruchll>ai>em Lande Platz gemacht hat (s. S. 21). Indessen 

l Vrtu liauNverkeu jihuacher Art lässt sich das nicht viel irrössere Theater zu 
Knidivs» in ^'elchew man elvenlalls ein Odeum erkennen will, am ehesten zur Ver- 
£rle«chuii|? heranxiehen. Unter amierm ist auch dessen Cavea von rechtwinkligen 
MaueTtt ein^schlosseu. S. die Ahhildunsr l*ei Guhl und Koner, D. Ltlfm d. Gi-iecl. 
«. Huy^. \.\X\XV S. U3. 

^ lu^t^fähr llH> m noTH^ich von der Quadennauer hat man heim Bau der Eisen- 
bahustattim «ine jjrc»s^ Men^ N*vn QuaderbUvken aussegraben, welche denen unserer 
Fest^mcsmauer volliir üHohen unui s^dmil auf eine weiiere Ver5"ÄeisnMnsr der Fes:uni»s- 
werke in dieser lieiM^nd lunweiNe^, 



— 309 — 

« 

müssen wir uns in ßezu^ auf diesen Jetzten Punkt erinnern, dass 
schon bei Thukydides von Dammbauten in dieser Ge^'-end die Rede 
ist, und solche von den Zeiten der Selbständigkeit und des Glanzes 
der Stadt bis tief in die römische Periode hinein erhalten denken. 
Sie dienten einerseits zum Schutz gegen Wogenprall und Ueber- 
schwemmung, andererseits aber auch zum Halt für die Anschwem- 
mungen, welche von dem Terrassenrand her die dortige Senkung 
ausfüUten und so erst be wohnungsfähig machten. Gebäude, wie das 
in Frage stehende, setzen demnach Dämme und Hafenbauten voraus, 
von denen zwar die alte Litteratur uns wiederholt Kunde gibt, in 
Wirklichkeit aber keine Spur mehr vorhanden ist. Ein grosser Theil 
des südlichen Neapolis war nicht oder nur wenig höher fundamenliert, 
und dass sich gerade an unsern Bau andere in derselben Tiedage 
anschlössen, zeigen viele Architekt urstücke von Marmor oder Kalktufl', 
welche 1879-81 bei Gelegenheit von Häuserfundamentierung oder 
landwirthschaftlichen Arbeiten in nächster Umgebung gefunden wor- 
den sind. 

Nun ist aber durch das Bestehen von antiken Ufermauern und 
Molen nur eine halbe Erklärung gegeben. Die Hohe des Grundwassers 
muss trotz jener hier in der Strandgegend, wo der Untergrund aus 
einer leicht durchdringbaren Masse besteht, sich stets nach dem 
Meeresniveau gerichtet haben, und wenn dieses sich zu dem Uferlande 
ebenso verhielt, wie heutigen Tages, so musste schon im Alterthum 
der Boden des besprochenen theaterartigen Baus unter Wasser stehen 
und die S. 322 Anm. erwähnte AbAussrinne nutzlos sein, weil sie 
ebenfalls vollständig unter dem Niveau des grossen Hafens läuft. 
Einen Ausweg aus dieser Schwierigkeit dürfte vielleicht nur die 
Annahme einer Senkung in der Zeit zwischen damals und jetzt bieten. 
Dabei stünden wir vor der Alternative, dass entweder diese ganze 
Ufergegend samt den in ihr errichteten Gebäuden im Yerhältniss zum 
Meere niedriger geworden sei, oder dass in dem weichen Boden die 
Gebäudefundamente sich im Laufe der Jahrhunderte ganz allmählich 
etwas gesenkt haben. Für die erste Hypothese fehlt uns jeder Anhalt, 
ja man müsste vielmehr bei den fortwährenden Anschwemnmngen 
von der Hochterrasse und dem grossen Hafen her an eine stetige 
Erhöhung des gesamten dortigen Terrains denken. Somit bleibt nur 
der zweite Fall übrig. Die in Verfall gerathenen Dännne und Staden 
boten dem von oben herabkommenden Geröll kein Hemmniss rnehi*. 



— :no — 

Dieses schoh si<!h iininer weiter in den ^jrossen Hafen vor und ver- 
flachte ihn an seinem Nordrande metir und mehr. Zugleich versanken 
die Bauwerke lanp;sam und ((leichinässig Linie um Linie tiefer in den 
lockeren Grund. 



THEIL IIL — Die syrakusischen Gräber. 
§ 1. Gräber vorhellenischeii Charakters. 

Unter den antiken Denkmälern auf dem einstigen Stadtgebiet 
von Syrakus beschäftigen uns schliesslich die Grabstätten. Ihre Bedeu- 
tung ist sowohl wegen ihrer grossen Menge, als auch wegen ihrer 
verschiedenen Form und Technik keine geringe. Auf Grund der 
letztern können wir die wechselnden Weisen der Bestattung von dem 
Dunkel der ältesten oder sikelisclien Periode über die Jahrhunderle 
des Hellenenthunis bis in die Zeiten der Ilömerherrschaft und schliess- 
lich der christlichen Katakomben verfolgen. Oertlich vertheilen sich 
die Gräber in ganz ungleicher Häufigkeit und mit grossen Lücken 
bald einzeln, bald in kleineren oder grösseren Gruppen hauptsächlich 
rings um den Rand der syrakusischen Terrasse, hie und da auf die 
Hochebene selbst hinauf- oder in die Niederung hinabsteigend. 

Wir beginnen mit denjenigen Grabanlagen, welche ihr alterthüm- 
1 icher Charakter und ihre Uebereinstimmung mit den unzähligen 
Grottengräbern besonders des südöstlichen Siciliens als sikelische 
kennzeichnen.! In der näheren Umgegend von Syrakus waren solche 
auf der Halbinsel Plemmyrion-Maddalena schon längere Zeit bekannt, 
als in den Jahren 1876 und 1879 Sav. Cavallari auch auf der Halb- 
insel Thapsos-Magnisi über dritthalbhundert entdeckte.' Zu der glei- 
chen Anlage des Ganzen kommen die in ihnen gefundenen Vasen- 
fragmente hinzu, welche in Form, Thon, Farbe und Technik keinerlei 
Abweichung von den Gelassen jener andern Grabstätten zeigen. Auf 
dem Boden des alten Syrakus selbst haben erst in den letzten Jahren 
Cavallari Vater und Sohn das Vorhandensein von vielen solchen 
Sikelergräbern festgestellt. Der Auffindung des ersten am Terrassen- 



1 S. Holm, Gesch. Sic. Bd. I. S. 101-107. 

^ S. Cavallari^ Tkajpsos, im Archiv, stör. Sic. anno V. Pal. 1880. 



— 311 — 

rande oberhalb der Gontrada Fusco durch den Inj^enieur Gavallari 
folgte die von ganzen Reihen an dem in Stufen abfallenden Nordrando 
des Plateaus, etwa 1 km westlich von der Scala greca. Hier breiten 
sich die Grabkammern sowohl innerhalb, wie ausserhalb der Diony- 
sischen Mauer aus, viele sind augenscheinlich durch deren Errichtung 
zerstört worden. Endlich kamen noch einige Gruppen von Gräbern 
gleicher Art am Südrande zum Vorschein : bei Tremilia, dem Bufalaro 
und auf der Le Grotte genannten Abdachung an der Latomia di 
S. Venera, wo aber viele in griechischer und römischer Zeit umge- 
staltet worden sind. 

Leider hat diese, wie überhaupt die antiken Gräber Siciliens das 
Schicksal getroffen, schon von alten Zeiten her durchstöbert und aus- 
geplündert zu werden. Deshalb ist das Suchen nach irgend welchen 
Gegenständen in denselben, welche für die Urheber und ersten 
Benutzer Zeugniss ablegen könnten, in Syrakus meist fruchtlos geblie- 
ben. Indessen stiess man in einer solchen Kammer bei der Villa 
Agnetta Reale auf menschliche Gebeine, das Fragment einer 12 cm 
dicken Verschlussplatte von Tuff und auf Scherben von röthlich braunen 
Terrakotta vasen mit rohen Graffiti in geometrischen Figuren. Letztere, 
jetzt in dem Nationalmuseum zu Palermo, sind denen von Thapsos 
und so vielen andern Fundstätten Ostsiciliens und vornehmlich seines 
südlichen Berglandes in den Museen zu Palermo, Syrakus und Gir- 
genti völlig entsprechend. Aus dieser Gleichartigkeit, welche viele 
Tausende von Grabkammern und die in ihnen noch gefundenen 
Reliquien Ostsiciliens charakterisiert, lassen sich werthvolle Schlüsse 
ziehen. Da jene sich nicht nur längs der Küste erstrecken, sondern 
auch über das ganze Binnenland ausgebreitet sind, ist an phoeniki.schen 
Ursprung nicht zu denken. Im Innern der Insel haben sich eben 
Phoeniker nicht angesiedelt. Wir müssen eine zahlreiche Bevölkerung 
annehmen, welche vor der Ankunft der Giiechen Sicilien bewohnte, 
ihre eigenthümliche Kultur auch nachher noch bewahrte und erst 
ganz allmählich infolge von kriegerischen und friedlichen Beziehungen 
mit den hellenischen Ankömmlingen verschmolz. Diese Urbevölkerung 
bildeten aber nach den Ueberlieferungen der griechischen Schriftsteller 
im Osten die Sikeler, im Westen die Sikaner. Auf Ortygia hat 
Archias bei seiner Landung Sikeler angetroffen und sie von dem 
Inselchen verdrängt. Das ganze Hinterland von Syrakus, das weithin 
gelagerte Gebirge, dessen Gentrum der Monte Lauro ist, war von Sike- 



— :312 — 

lein bewohnt.^ Wir haben also in diesem ausgedehnten Gebiete nur 
an Sikelergrabstatten zu denken, und wie wir die Annahme von 
phoenikischen Anlagen zurückweisen, haben wir auch andererseits den 
deullichen Unterschied zwischen den nicht römischen oder griechischen 
antiken Gräbern in Ost- und in WestsiciHen nicht zu verkennen. Die im 
folgenden zunächst zu besprechenden syrakusischen sind uns Beispiele 
sikelischer Grabkammern, welche sich mit wenigen Ausnahmen östlich 
von den beiden Himeraflüssen über die Insel ausbreiten.* 



1 S. Holm, Orieck. Gesch. Bd. I. S. 65 IF. und die litterarischen Nachweise 
ebenda S. 361 ff. 

S Holm a. a. 0. S. 101 l\., wozu die Litteratur S. 379 f., macht in seiner 
Aufzählung und Besprechung der von Menschenhand hergestellten Grotten noch 
keinen spezielleren Unterschied zwischen sikanischen und sikelischen Gräbern. Für 
letztere bringt Schub ring, Ahrae-Palazzolo, in Jahns Jahrb. Supplementbd IV. 1861-67 
S. 661-672 den einheimischen Namen Ddiäri bei, v. Andrian, Praekiator. Stnd. 
aus Sic. S. 87 nennt sie wegen der fensterartigen Eingänge « Fenstergräber*. Sav. 
Cavallari klassificiert zuerst in seiner Abhandlung Le cittä e le opere dt esravazione 
in Sicilia anieriori ai Oreci im Archiv, stör. Sicil. 1877. 

Es dürfte hier am Orte sein eine gedrängte Uebersicht über die nicht hellenischen 
Gräber auf sicilischem Gebiete zu geben. Was Form und Technik anbetriQl, lassen 
sich 4 Gruppen unterscheiden. Deren topographische Vertheilung ist für unsre Unter- 
suchung von Bedeutung. 

1) Auf der vulkanischen Insel Pantelleria südwestlich von Sicilien sind in der 
Nähe eines aus sog. Kyklopenmauern aufgeführten Kastells über 20 kuppelartige 
Hügel, aus rohen Lavablöcken aufgeschichtet. Sie heissen Sesi. Im J. 1874 hat 
Sav. Cavallari den grössten derselben, welcher 8 m Höhe und an der Basis 22 m 
Durchmesser hat, genauer untersucht. S. seine Veröffentlichung in dem Bull. d. 
Comm. Nr. VII, 1874. 9 jetzt offene Gänge, 1,10 m hoch und an der Basis 0,75 m 
breit, nach oben aber sich verengend, stossen radienartig auf eine centrale Rund- 
kammer von 1 ,70 m Durchmesser und 2 m Höhe, aus deren Boden Menschengebeine 
ausgegraben worden sind. Dabei befindliche Thierknochen rühren wohl von Ein- 
dringlingen her. Die Bauart dieser Gräber, wie des Kastells, ist bedeutend primitiver 
als die der sog. Kyklopenbauten in Cefalü, Eryx, Collesano auf Sicilien. Ueber ihre 
Urheber ist noch keine Entscheidung möglich. 

2) Die zweite Gruppe ist bis jetzt nur durch 5 Exemplare vertreten, welche 
durch blossen Zufall auf dem Inselchen S. Maria, nördlich von dem alten Motye 
(j. S. PantaleonJ und bei Castronuovo, etwa in der Mitte der Strasse von Palermo 
nach Girgenti, entdeckt worden sind. Unter dem Ilachen Boden, bedeckt von Erde 
und Steinen, gehen sie trichterförmig in den Felsen hinunter. In dem Grabe zu 
Castronuovo stiess man auf eine rohgearbeitete und schlecht gebrannte Thonvase, und 
unter derselben auf ein Menschenskelett. 

Dies also nur vereinzelte Grabanlagen. Wir treten nunmehr an die zahlreichen, 
ja zahllosen Gräber heran, welche der Boden Siciliens selbst trägt. Sie zerfallen 
deutlich in 2 Gruppen. 

3) WestsiciHen ist vornehmlich vertreten durch viele Gräber, welche sich 



— 313 — 

Auf Orlygia hat die ^griechische Ansiedlun^^ jede Spur von etwa 
vorhandenen Sikelergräbern verwischt. In der Fesllandstadt aber lassen 
sich deuthch folgende drei Gruppen unterscheiden : 

1) Die Gräber längs des südlichen Terrassen randes von Fusco 
bis Tremilia, oberhalb der Anaposniederung. 

2) Die Gräber in der Gontrada delle Grotte, am Aufgange der 
Strasse von Orlygia nach Gatania. 



von Palermo westlich nach der Bucht von Castellamare hinziehen, aber leider durch 
die TufTbrecher immer mehr zerstört werden. Eines jedoch hat der Principe di Scalea 
unversehrt aus dem Felsen herausheben und nach dem Museum von Palermo schaffen 
lassen. Es liegt nahe, hier a priori von sikanischen Bauten zu sprechen. Dazu 
kommt aber noch, dass die Gräber bei Carini dem antiken Hykkara angehören, welches 
Thuc. VI 62 ausdrücklich als sikanische Stadt bezeugt wird. S. Holm, Gesch. Sic. 
Bd. I S. 60. Die rohe Form der Grabkämmerchen und der in ihnen befindlichen 
Töpferei, verglichen mit den Funden in Ostsicilieu, weist auf ein relativ höheres 
Alter oder einen tieferen Kulturstandpunkt des betreifenden Volksstammes hin. Sie 
gehen nicht seitwärts in steile Felswände hinein, sondern sind unter dem flachen Feld 
versteckt. Nach Aushebung von Erde und oft vielen Steinen, welche vielleicht 
absichtlich den Zugang verdecken sollten, stösst man in einer scheinbar natürlichen 
Tulfgrube c. 1 ^2 ^ unter der Oberfläche auf ein Loch, welches seitwärts in einen 
kleinen Raum von unregelmässigeren Proportionen als die der folgenden Gruppe 
führt. Meistens ist das Loch noch durch eine Tuffplatte geschlossen und mit Steinen 
verrammelt. In diesem Falle finden sich stets ein oder mehrere Menschenskelette 
nebst schlecht gebrannten Thonvasen, welche ohne Hülfe der Töpferscheibe aus- 
geführt sind. Oft sind es blosse Näpfe, andre wirkliche Vasen mit einem oder zwei 
Henkeln. S. die Berichte von Salinas und die Abbildungen in den Not. d. Scavi 
[Lincei] Sept. 1880. S. 356 ff. Febr. 1881. S. 68. 

4) Die vierte Gruppe endlich ist die ostsicilische. In erstaunlich grossen Mengen 
kommen die Grabkammern namentlich in den Heraeischen Bergen und dem Gebirgs- 
stocke des M. Lauro vor, Unter all den Fundstätten, die Holm a. a. 0. aufzählt, ist 
die berühmteste das Grottenthal Ispica in den südlichen Gebirgsausläufern nach dem 
Kap Pachynum hin. Westlich der beiden HimeraÜüsse sind nur vereinzelte Stellen 
zu verzeichnen, wo Gräber und Vasen mit denen Ostsiciliens übereinstimmen ; doch 
reichen sie ziemlich weit den Südraud des sicilischen Gebirges entlang. Da ist der 
Monserrato bei Girgenti, dann die Berge von Caltabellotta und endlich in der Gegend 
von Salami, dem antiken Halikyai, ein Berg, welcher wahrscheinlich von den fenster- 
aitig die Felsen wand durchlöchernden Grabkammern Fiuestrelle genannt wird. Wie 
die Gräber, mit deren Charakter die Besprechung der syrakusischen im Texte bekannt 
machen soll, so sind auch fast alle in ihnen gefundenen Vasen von demselben 
Typus. Davon kann man sich am besten in dem Nationalmuseum zu Palermo über- 
zeugen, in dessen Vasensammlung durch Vermittlung von Sav. Cavallari die charak- 
teristischsten Exemplare von Monserrato, Pantalica, Thapsos und Syrakus gekommen 
sind, so dass hier die Unterschiede zwischen diesen Vertretern der einheimischen 
Keramik Ostsiciliens und sowohl den westsicilischen, wie den griechischen am besten 
festgestellt werden können. 



— 314 — 

3) Die rirab<*r am nördlichen Te^l•as^^en^and olierhalh des mejra- 
ri. sehen Meerbusens, nordöstlich von der Qis^i dello Stampatore. 

Dazu kommen noch 4) die Grälier auf der Halbinsel Maddalena. 
Hier sind die an dem Ufer grossenlheils durch das Meer zerstört ; 
(\o('M lässt sich an den Resten noch die ursprüngliche Form des 
rianzen erkennen. Wo das Terrain nur eine horizontale Fläche bietet, 
;5ehen wie auf Thapsos brunnenarlige Löcher von kaum U/^ m Tiefe 
senkrecht in den Felsboden hinab und von ihnen kommt man seit- 
wärts in die Grabkammern hinein. Die meisten jedoch sind in die 
Tutfwände, welche Maddalena nach Sudwesten hin von den Terre di 
Milocca abgrenzen, horizontal eingetrieben. 

Aus der topographischen Vertheilung dieser vier zum Theil weit 
auseinander liegenden Gräbergruppen lässt sich mit Sicherheit auf 
ebenso viele Sikelerniederlassungen schliessen, welche in der Nähe 
jener einst bestanden und deren Bevölkerung sich um die von Archias 
aus Ortygia vertriebenen Sikeler vermehrt haben mochte. Die trelT- 
lichcn Buchten und Häfen bei Syrakus waren in ihren Händen, sie 
beherrschten dieselben von der Insel Ortygia, von den beiden Halb- 
inseln PIcmmyrion und Thapsos, endlich von dem nördlichen und 
dem südlichen Terrassenrande aus. Von Ortygia rückten die Griechen 
den Sikelern aufs Festland nach, und gerade an der nächstgelegenen 
Gräbergruppe delle Grotte sehen wir das Vordringen der ersteren 
durch die Umgestaltung der ursprünglich ungriechischen Anlage in 
die griechische — wie auch weiterhin in die römische — deutlich 
erwiesen . 

Wel(;he Merkmale unterscheiden nun die sikelischen Gräber von 
den griechischen? 

Erstens haben jene keine Loculi (s. unten § 2), sondern bestehen 
aus in den Fels gebrochenen Grabkammern mit fensterartigen 
Oellnungen von ungefähr 0,50 zu 0,75 m, welche immer vermittelst 
einer von aussen cingefalzten und vermauerten Steinplatte von c. 
hi cm Dicke verschlossen waren. Die Schwelle dieser OelFnungen ist 
vorhält nissmässig hoch und bildet oft eine förmliche Brüstung. Die 
Form des Hohlraums ist die eines umgestülpten Topfes ; nur selten 
sind die Wände senkrecht und geradlinig. Die Kammern sind 
entwedoi" isoliert oder es sind mehrere untei'einander wieder durch 
kleine viereckige OeHhungen von den gleichen Dimensionen wie die 
Haupteingänge verbunden. Viele derselben haben an den Wänden 



— 315 — 

arkosoliumartige Nischen mit Halbbogenwölbiin«^, deren Boden fast 
immer etwas höher als der der Kammern selbst liegt. 

Charakteristisch ist zweitens die Kleinheit und besonders die 
geringe Höhe der fast kreisrunden und flachgewölbten Kammern: in 
bei weitem den meisten kann ein Mensch nur kauern, aber nicht 
aufrecht stehen, wie auch die Eingänge nur ein Einkriechen, nicht 
ein Eintreten gestatten. In Syrakus selbst hat die grösste der gemes- 
senen Kammern einen Durchmesser von 2,55 m, die meisten kommen 
kaum auf 2 m. Einige etwas geräumigere sind auf der Halbinsel 
Maddalena, die grösste in der näheren Umgegend von Syrakus auf 
Magnisi : sie hat 4,80 m im Durchmesser, eine andre von elliptischer 
Grundfläche 4,15 zu 3,60 m. Beide haben c. 2 m Höhe. 

Diese geringen Dimensionen, besonders in vertikaler Linie, sind, 
abgesehen von den Menschenskeletten und Vasen, welche man in 
solchen Kammern gefunden hat, ein Hauptbeweis gegen die Annahme, 
sie seien als menschliche Wohnungen angelegt worden. Dazu kommt 
die Art des Verschlusses, welcher durch die erwähnten Platten nur 
von aussen stattfinden konnte. Endlich aber sind sehr viele der 
Kammern, z. B. von Akrai, Pantalica, Valle dlspica in so enormer 
Höhe an der senkrechten Felswand angebracht, dass man bei dem 
Mangel innerer Verbindungsgänge oder Schachte nur vermittelst 20 
bis 30 m hoher Leitern von unten her oder langer Seile von oben 
her durch die Oeff*nungen hätte hineinkriechen können. Zu dem 
Zwecke hätte man obendrein stets die Hülfe anderer nöthig gehabt. 
Die grösseren und bequemer gelegenen dieser Grabstätten mögen 
später, nachdem man ihren durch die sorgsam eingemauerten Ver- 
schlussplatten gegen Raubvögel und andere Thiere geschützten Inhalt 
entfernt hatte, gelegentlich als Wohnstätten gedient haben ; ursprüng- 
lich war dies jedenfalls nicht ihr Zweck. 

Ein dritter Unterschied ferner zwischen diesen Gräbern und den 
griechischen ist der, dass nur den letzteren an der äusseren Felsen - 
wand jene S. 45 f. besprochenen viereckigen Löcher zur Aufnahme von 
Relief- oder Inschriftplatten beigesellt sind. Die vorhellenischen Gräber 
in Syrakus haben das Fehlen derselben mit allen Sikelergräbern z. B. 
in dem Thal von Ispica, in der Nähe von Akrai, bei Melüli, auf 
Thapsos u. s. w. gemein. 

Die Leichname sind in den grösseren derselben auf dem Boden 
ausgestreckt gefunden worden, in den kleineren, also der Mehrzahl, 



— 316 — 

zusairiinengekauert. Bei^^-egeben waren ihnen Vasen, und deren 
Gleichheit in Thon, Technik, Form, Farben und Grafliti ist gerade 
(ias charakteristischste Merkmal. Wenn jüngst zu Pantalica gefundene 
und im Museum zu Syrakus aufbewahrte Vasen von grösserer Vollen- 
dung sind, so beweist dies nur, dass die Sikeler nach der Ansiedlung 
der Griechen zwar ihre besondere Bestattungsweise beibehielten, aber 
von den Fremden eine vollkommenere Keramik annahmen und ihre 
Vasen, ohne die herkömmliche Form zu ändern, nunmehr auf der 
Töpferscheibe bildeten. 

Die auf S. 317 und 318 zusammengestellten Grundrisse, Durch- 
schnitte und eine Ansicht mögen das über die Beschaffenheit der 
Sikelergräber zu Syrakus Gesagte veranschaulichen und darthun, 
dass trotz aller Abwechslung doch der oben beschrie})ene Grund- 
charakter gewahrt bleibt. 

Nr. 1 und 2 : eine einfache Grotte am Nordrande der Terra.sse, 
etwa J|2 km westlich von der Gasa Agnetta Reale, Nr. 96 auf der 
Karte I. 

Nr. 3 und 4 : eine dreifache Grotte nordwestlich von der Gon- 
trada Fusco am obern Terrassenrande, Karle I Ni*. 66. 

Nr. 5 und 6 : ebenfalls am Nordrand der Terrasse und westlich 
von Nr. 7. 8. 9. In gerader Richtung entwickeln sich hintereinander 
und durch viereckige Oeffnungen miteinander verbunden zwei läng- 
liche und ein fast kreisrunder Raum, welcher mit einer Nische in 
Halbbogen Wölbung abschliesst. Der Eingang von aussen, sicherlich 
auch einst mit einer Platte verschliessbar, ist zerstört. 

Nr. 7. 8. 9: westlich von Nr. 1 und 2, eine Doppelgrotte mit 
einem Vestibulum und einer kleinen Nische. Als Unicum ist bemer- 
kenswerth, dass die Oeffnung, welche zu der rechts von dem Vesti- 
bulum gelegenen Kammer führt, den Falz für das Einsetzen der 
Verschlussplatte innen, und nicht aussen hat. 

Nr. 10 und 11 : eines der Plemmyriongräber, fast kreisrund und 
drei im Halbbogen gewölbte Nischen enthallend. Wie tief der ver- 
schüttete Boden unter die Grundfläche dieser Nischen hinabgeht, ist 
noch nicht festgestellt. 



— 317 — 



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— 319 — 

§ 2. Griechische und griechisch-römische Grabanlagen. 

Die Hauptmasse der sehr zahlreichen griechischen Gräber zieht 
sich längs dem Südrande der syrakusischen Terrasse von dem 
Kapuzinerkloster an westwärts über die Contrada delle Grotte und 
des Theaters hinaus. Besonders die gerade wegen der Menge der hier 
vereinigten Gräber Le Grotte genannte Gegend nördlich von der 
Latomie S. Venera, wo die moderne Strasse nach Catania und neben 
ihr eine antike Strasse auf die Terrasse hinaufsteigt, ist bedeckt mit 
Grabkammern und Einzelgräbern, welche unter freiem Himmel in 
den Felsboden hinabgehen. Sie begleiten regelmässig antike Strassen, 
wie die noch vorhandenen Radfurchen deutlich zeigen. Auffallender 
Weise setzen sich die Gräber, mit ganz vereinzelten Ausnahmen an 
der sog. Grotta santa , nicht der Ostseite von Achradina entlang 
fort. Dagegen beginnen sie wieder an der Cava S. Bonagia und dem 
Nordrande von Tycha und reichen westwärts über die Scala greca 
hinaus. 

Die Form der griechischen Gräber ist für den, welcher einmal 
eine solche Nekropolis untersucht hat, auf den ersten Blick wieder- 
zuerkennen. Charakteristisch vor allem sind die stets vorkommenden 
besonderen Leichenbehälter oder Loculi, mögen sie in den Fels ein- 
gehauen oder aus Platten zusammengesetzt sein, mögen sie aus 
Terrakotta- oder Marmorsarkophagen bestehen. Gewöhnlich sind die 
Loculi rechteckig und richten sich in ihren Dimensionen, wie natür- 
lich, nach der Grösse der in sie zu bettenden Leichen. Sie sind 
bedeckt mit einer oder mehreren Platten, welche auf den Seiten- 
wänden aufliegen, wenn der Loculus selbst aus Platten zusammen- 
gesetzt ist, oder auf dem Felsen, wenn das Grab in diesen, sei es 
innerhalb einer Kammer oder unter freiem Himmel eingehauen ist. 
Zum grösseren Schutz liegen manchmal mehrere Deckplatten über 
einander, wovon Selinunt Beispiele aufweist. Auch ist gelegentlich in 
der Bodenplatte des Loculus ein Loch angebracht, durch welches 
bei der Zersetzung des Leichnams die Flüssigkeit einen Ausweg nach 
einem unteren Hohlraum fand. Diese Eigenthümlichkeit, ebenfalls 
schon in der Nekropolis von Galera Bagliazzo zu Selinunt beobachtet, 
kehrt in einigen Gräbern der griechischen Nekropolis del Fusco 
wieder, wo sonst die regelmassige Form der Loculi herrschend ist. 



— 320 — 

Die Mehrzahl der Thongräber besieht aus grossen oblongen 
Platten, welche der Länge nach dachförmig gegeneinander gestellt, 
zugemauert und dann mit Erde zugedeckt sind. Zuweilen haben sie 
die Form eines hohlen vierseitigen Prismas, welches auf eine Längs- 
kante gelegt ist. Die beiden unteren Platten enthalten den Leichnam, 
während die beiden olieren blos als Deckel dienen. i 

Das augenfälligste Merkmal der Griechengräber zu Syrakus sind 
die S. 45 f. erwähnten, ungefähr quadratischen Flachnischen mit 
schräger Rückwand, so dass sie oben noch weniger tief sind als 
unten : sie bedecken alle Felsen wände der griechischen Nekropolen. 
Mit diesen treten sie uns als Grenzscheide ehemaliger Stadtquartiere 
entgegen an den Strassen, welche Ober- und Unterachradina ver- 
binden, ferner in der Gräberstrasse delle Grotte, in der oberhalb des 
Theaters ii. s. w. Ihre Dimensionen sind verschieden. Die gross ten, 
oberhalb des Kapuzinerklosters und des Theaters, sind gegen 2 ni 
hoch, über 1 m breit und unten im Durchschnitt 0,50, oben bis 
gegen 0,30 m tief eingehauen. Gerade die grössere Tiefe an der 
Ba.sis aller Nischen ist eine Hauptstütze der a. a. 0. ausgespro- 
chenen Ueberzeugung, dass sie einst mit Inschrift- oder Reliefplatten 
feineren Materials ausgefüllt waren. 

Zur Veranschaulichung dieser Flachnischen wählen wir einen 
Abschnitt der Felswände nordöstlich von der Latomie S. Venera 
(Nr. 16 auf S. 321) und geben von den Gräbern selbst zwei Bei- 
spiele. Das erste, Nr. 12 und 13, ist ein isolierter Loculus, welcher 
unter einer Halbbogennische und hinter einer stehen gelassenen 
Brüstung in die senkrechte Felswand eingehauen ist (Arcosolium). 

Nr. 14 und 15 zeigen eine vollentwickelte Grabkammer von der 
Strasse zwischen der Latomie des Paradieses und S. Venera. Die 
Kammern der Gräberstrassen an dem Theater und der Paradies- 
latomie, geräumig und rechtwinklig, enthalten einen oder mehrere 
Loculi, welche in den Felsen eingetieft sind. Ihre Eingänge sind meist 
weiter als die unseres Beispiels, jedoch zum Theil offenbar erst später 
vergrössert worden. Die abgebildete Kammer repraesentiert einen 
späteren Typus, wo Form und Vertheilung der Loculi schon ganz 
den Gräbern in den stattlichen syrakusischen Katakomben von 



1 Ein Exemplar dieser Art, von Sav. Cavallari in der Nekropolis von Manira- 
lunga bei Selinunt gefunden, ist in dem Museum zu Palermo. 



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S. Marziano u. s. w. entsprechen, mit dem einzigen Unterschied, 
dass unsere Grabanlage für sich allein besteht, während die Grab- 
kammern der Katakomben mit einander in Verbindung stehen und 
ausgedehnte, weitverzweigte Nekropolen unter der Erde bilden. Der 
kleine dritte Loculus links vom Eingang bei Nr. 15 war für eine 
Kindesleiche bestimmt. 

Es fehlt auch nicht an Verbindungen und Uebergängen ver- 
schiedener Typen. So ist am Nordabhange von Epipolai ein recht- 
eckiges Gnechengrab direkt über einem kreisförmigen Sikelergrab 
angelegt, so dass beide nur durch eine dünne übrig gebliebene 
Zwischendecke aus Tuff von einander geschieden sind (s. Karte I 
Nr. 97). Anderswo ist ein rechteckiger Loculus in den Boden eines 
krummlinigen Sikelergrabes eingelassen. Besonders in den Nekropolen 
del Fusco und delle Grotte finden sich umgeformte Gräber verschie- 
dener Epochen bis in die römische Zeit hinein. 

Als Beispiel diene das fälschlich sog. Grab des Archimedes aus 
der letztgenannten Gruppe neben der Cataniastrasse (Nr. 17, 18 und 
die Titel Vignette). Im Jahre 1881 wurde die bis dahin als Stall 
lienutzte Gruft von der fast 2 m hohen Schicht von Erde und Misl, 
welche ihren Boden bedeckte, befreit und unter die Obhut des staat- 
lichen Custoden gestellt. Es ist eine massig grosse, flachgewölbte 
Grabkammer, deren Grundfläche ein unregelmässiges Viereck bildet 
und deren Eingang mit einer kleinen, aus dem Fels herausgemeisselten 
dorischen Fagade geschmückt ist. Auf zwei Halbsäulen, von denen noch 
die links vom Beschauer erhalten ist, ruht ein vollständiges dorisches 
Gebälk, Architrav, Triglyphenfries, beide zur grösseren, rechten Hälfte 
zerstört, und ein simsunirahmter Giebel. Zwischen den Säulchen war 
die, jetzt zerstörte, Vorderwand der Kammer stehen gelassen, und 
durch dieselbe die Eingangsthür gebrochen, welche nach Spuren am 
Boden 0,74 m breit und, wie bei allen diesen Kammern, verschliessl>ar 
war. Die Gesamthöhe der Front beträgt 4,59 m, die Gesamtbreite 
an dem unteren Säulenrand 3,16 m. Die Kammer selbst, deren 
Seitenwände von 2,32 bis 3,48 m breit sind und deren Höhe 2,47 m 
beträgt, enthält eine Anzahl von Hohlräumen, welche theils zur Bei- 
setzung des ganzen Leichnams, theils zur Aufnahme von Gebeinen 
oder Asche bestimmt waren. Jenem ersteren Zwecke diente eine 
grosse überwölbte Nische mit Loculus von normaler Grösse : sie 
nimmt fast die ganze Seile rechts vom Eingang ein. In der diesem 



- 324 — 

gegenäber liegenden Wand sind 5 Arkosolien eingehaue», hinter 
deren Brüstungen Reste von Leichnamen aufbeviiahrt wurden. Des- 
gleichen enthält die linke Wand 4 solcher Nischen. Schliesslich 
gehen in den Boden noch einige theils recht- theils schiefwinklige 
Löcher bis zu 0,80 m Tiefe hinab, in welchen man noch Geheine 
und römische Urnen gewöhnlicher Mache gefunden hat. 

In denselben Fetsblock ist unmittelbar neben dieser Grabkammer, 
aber etwas tiefer, eine andre eingehauen, welche ihr, was die Grösse 
und die Nischen betrifft, ziemlich ähnlich ist. In ihr fand sieb ein 
Sarkophag aus zwei oblongen, dachförmig über einem Leichnam 
zusammengestellten und mit Kalk vermauerten Terrakottaplatten. 
Eine Merkwürdigkeit aber, welche sich bis jetzt nur in diesei* 
Kammer gefunden hat, zeigt der Boden derselben. Es laufen nämhcli 
in ihm vier Abflussrinnen, welche mit einander in Verbindung 
stehen und sich von 12 bis 16 cm abtiefen. Wahrscheinlich hatten 
sie denselben Zweck, wie die oben erwähnten Abflusslöcher mancher 
Loculi, indem sie die Zersetzungsflüssigkeit der auf den Boden der 
Kammer hingelegten Leichen aufnahmen und so deren Auflösung 
beforderten, worauf die Gebeine gesammelt und beigesetzt wurden. 

§ 3. Einige Bemerkangen über die syrakusischen Katakomben. 

Ueber den Ursprung und die Entwicklung der syrakusischen 
Katakomben fehlt es an jeglicher Ueberlieferung. Auch ist die Aus- 
grabung und Untersuchung derselben noch nicht so weit gediehen, 
um völlig sichere Resultate in der Frage zu ermöglichen. Schon im 
vorigen Paragraph haben wir angedeutet, dass der Typus der Gräber 
in diesen Katakomben mit demjenigen der Gräber aus der späteren 
heidnischen Zeit identisch ist. Es liegt also nahe, hieraus auf die 
Entstehung der fast ausschliesslich christliche Gegenstände bergenden 
Katakomben nach der heidnischen Aera und ihre Entwicklung aus 
dem heidnischen Grabtypus der Jahrhunderte um Christi Geburt zu 
schliessen. Jedenfalls konnte die sehr ausgedehnte unterirdische 
Todlenstadt, von der bis jetzt ansehnliche Abschnitte auf einem Gebiete 
von mehr als einem halben Quadratkilometer in Unterachradina 
bekannt geworden sind, sich nicht in einer Zeit ausgebildet haben, 
in welcher noch ein blühendes Stadtleben ebenda auf der Erdober- 
tläche wogte. Es mögen einzelne Gänge und Hohlräume in den 



— 325 — 

Katakomben aus der vorchristlichen römischen oder «^ar griechischen 
Zeit herstammen, wie dies nachweislich mit Aquaedukten, Brunnen, 
Wasserbehältern und Treppengängen in der dortigen Gegend der 
Fall ist (s. S. 271 f. 275) : dass jene aber schon vor der römischen 
Periode, in der erst die Festlandstadt mehr und mehr verödete, zu 
Begräbnisszwecken angelegt worden seien, lässt sich durchaus nicht 
nachweisen. Vielmehr spricht alles dafür, dass die Katakomben als 
christliche Begräbniss- und auch Versammlungsstätten von vornherein 
nach einem bestimmten, selbständigen Plane gebaut worden sind. 
Nur vereinzelt hat sich bis jetzt die Benutzung von, oder der räum- 
liche Anschluss an heidnische Gräber, welche unzweifelhaft erst aus 
der römischen Zeit stammen, nachweisen lassen. ^ 

Wie die römischen, so bilden auch die syrakusischen Katakomben 
ein ausgedehntes Netz von Gängen und Grabkammern, welche zugleich 
als Kapellen für sepulkrale Feierlichkeiten dienen mochten. Diese 
Grabkammern sind vielfach durch Weite und Stattlichkeit die 
römischen übertreffende Rotunden mit kuppeiförmiger Decke , 
in deren Mitte eine cylindrische Lichtöffnung durch den Felsen 
nach der Oberwelt aufsteigt. Dass man zu solchen Oberlichtern 
gelegentlich antike Brunnenschachte in ihrem obersten Abschnitt 
benutzte, haben wir schon S. 275 gesehen : ein Beweis dafür, dass 
die Katakomben erst, als das über ihnen befindliche Terrain 
nicht mehr bevölkert war, entstanden sein können. Die Leichen - 
behälter sind entweder Loculi, welche in den Boden hinabgehen, oder 
Sarkophage. Sind die Gräber in die Wände eingelassen, so haben 
sie die Form von Arkosolien (vgl. Nr. 13. 14 und 17. 18 auf S. 321 
und 322). Dagegen fehlen an den Wänden vollständig jene viereckigen 
Finsatzlöcher für Relief- oder Inschriftplatten, welche in so zahlloser 
Menge über alle griechischen Nekropolen ausgebreitet sind. Inschriften 
sind in den letzten Dezennien etwa anderthalb hundert von Sav. 
Cavallari in den Katakomben von S. Marziano entdeckt worden. 
Meist stehen sie auf den Grabplatten am Fussboden. Sie sind fast alle 
griechisch-byzantinisch und rühren aus den Jahrhunderten der römi- 
schen Kaiserzeit her. Nur vier derselben sind lateinisch, von denen 
eine auf das Jahr 356 nach Chr. datiert ist, eine andre den mit 



1 S. Schultze, Vie Katakomben, Lpz. 1882, S. 36 f. und die Litteratur S. 47; 
auch Garini im Archiv, stör, Sic. anno HI. Pal. 1876, S. 508. 

Lupus, Die Sladl Syrakus. 22 



Hei iefdarste] hingen aus dem alten und neuen Testament reichge- 
schmückten Sarkophag der clarissima femina Adelfia, der Gattin eines 
tomes Balerius, kennzeichnete 

Am ausgedehntesten sind bis jetzt die Katakomben bei der 
Kirche S. Giovanni aufgedeckt. Sie heissen gewöhnlich die von S. 
Mamano, weil die Krypta dieses Heiligen unter den Resten einer, 
wie es scheint, dem 4. Jahrhundert nach Chr. angehörenden Basilika 
an dem jetzigen Eingang zu denselben liegt.* 

Südöstlich von diesen sind die Katakomben in der Vigna Cassia 
bei dem Kloster S. Maria di Gesü. Sie unterscheiden sich von den 
vorigen dadurch, dass die Gänge in dem hier bröckeligen Tuff bedeu- 
tend enger sind, und dass Rotunden und Kapellen in ihnen fehlen. 
Manche Spuren, wie Einschnitte in den Seitenwänden der Gänge, 
weisen auf Benutzung von heidnischen Grabkammern hin, welche 
hier schon vorher bestanden hatten. 

In noch höherem Grade ist dies der Fall bei den weiter östhch 
in der Nahe des Hauses S. Giuliano liegenden Katakomben rechts 
von der Strasse, welche nach dem katholischen Gamposanto führt. 
Die unterirdische Todtenstadt bildet hier eigentlich nur die Fort- 
setzung einer Reihe von Grabkammern des im § 2 Nr. 14 und 15 



1 S. Carini im Ball. d. Comm. Sic. Nr. V. Pal. 1872. S. 27 ff. Corp. inscr. lat. 
Bd. X. Thl. II. Nr. 7123. 

2 S. den Grundribs eines Theiles dieser Katakomben bei Schultze a. a. O. S. 60. 







S. Maria di Gesü. 
S. Lucia. 
Ortygia. 



Aetna. 

Achradina. 
Kleiner Hafen. 



— 327 — 

vorgeführten Typus, welche in die senkrechte Felswand eines grossen 
Steinbruchs eingehauen sind. Einige von diesen, unzweifelhaft heid- 
nischen Ursprungs, tragen das Gepräge der Umwandlung in christ- 
liche Grabstätten. 

Südlich von S. Giuliano sind zwei Katakombengruppen. Unter 
dem Kloster von S. Lucia erstreckt sich im Anschluss an das isolierte 
Oktogongrab der Heiligen eine weite, noch vor wenigen Jahren zur 
Bestattung benutzte Nekropole. Nicht nur diese ihre Ausdehnung, 
sondern auch die in Roth an ihre Wände gemalten Ornamente, 
Pfauen, Anagramme machen sie den Katakomben von S. Giovanni am 
ähnlichsten. — Ungefähr bis zu gleichem Umfang sind andre Kata- 
komben anderthalbhundert Meter östlich von diesen in dem Landgute 
di Boni entdeckt, aber noch wenig erforscht worden. Eigenthümlich 
ist diesen, dass wiederholt eine grosse Menge von Loculi, jedesmal 
mehr als 30, mit Zwischenwänden von nur 20 cm dicht aneinander 
gereiht ist. Vielleicht Familien- oder Genossenschaftsgräher. Ein 
Aquaedukl zieht sich unter dieser Nekropole hin. 

Zum Schluss sei noch erwähnt das sog. Bagno di Venere, 250 m 
südlich von S. Giovanni. Die hier gefundene schöne Venus im syra- 
kusischen Museum hat dem unterirdischen Bau, mit welchem dei* 
Anfang einer christlichen Katakombe gemacht zu sein scheint, seinen 
Namen gegeben. Auf einer Treppe steigt man in einen grossen vier- 
eckigen Saal hinab, welcher durch eine weite Lichtöffnung in der 
Decke erhellt wird und von Grabkammern umgeben ist. 




Cappuccini. 



Pietralnnga. 



Mazzarrone. 



Erklärung der Karten. 

Die folgenden Nummern beziehen sich auf die einfachen Zahlen, welche den 
antiken Ueberresten, auf der Karte I in Roth, beigesetzt sind. Die Zahlen zwischen 
zwei Punkten auf Karte l, zumeist bei den Höhenkurven,, bedeuten die Höhe der 
betreffenden Stellen über dem Meeresspiegel in Metern. 

Karte I. 

1. Artemistempel, z. Th. ausgegraben, z. Th. in der nördlichen Häuserreihe der 

Via Diana (Resalibera) und dem Quartier militare versteckt. 

2. Athenatempel, in welchen die jetzige Kathedrale hineingebaut ist. 

3. Arethusa. In ihr modernes Bassin ergiesst sich das Wasser z. Th. vermittelst 

antiker Kan&le. 

4. Antike unterirdische Felsenaushöhlungen nebst Wasserkanftlen gleich denen der 

Arethusa. 

5. Sogenanntes Baguo della Regina, eine unterirdische Kammer mit Zugangstreppe 

unter dem Kastell Maniace. 
(). Mündungen antiker Rundbrunnen oder Cisternen in Verbindung mit Funda- 

mentierungsbettungen im Felsboden. 
1. Unterirdische Kammer nebst Zugangstreppe unter einem Casa Bianca genannten 

Gebäude. Durch die Decke und in den Boden der Kammer hinein reichen 

cylindrische Brunnen. 

8. Unterirdische Kammer nebst Treppe und Rundbrunnen unter der Kirche S. Filippo. 

In einem der Brunnen ist eine Wendeltreppe. 

9. Parallele Einschnitte in dem Felsboden am Ufer des Landungsplatzes vonS. Lueia 

und der Nordspitze von Ortygia, theils oberhalb, iheils unterhalb der Wasser- 
linie : Reste der antiken Schiffshäuser. 
(10. Grosser Verbindungskanal zwischen den beiden Häfen, in welchem Schiffe von 
500 Tonnen ankern können. 

1 1 . Zwei flache Kanäle , welche beide Häfen verbinden und als Festung sgräbeu 

dienen.) 

12. Reste einer grossen Säulenhalle; s. S. 28. 

13. Antike Mauerreste. 

14. Grosses römisches Gebäude ; s. S. 305 ff. 

15. Unterirdischer, zum Theil ausgegrabener Hohlraum, in welchem sich Architektur- 

stücke gefunden haben. Nach der Tradition sollen daselbst auch Säulen eines 
grossen Gebäudes vergraben liegen. 

16. Reste eines grossen Gebäudes mit Treppen und Souterrains, die sog. Casa dei 

60 letti des Agathokles. 
n. Rundbrunnen und rechtwinklige Bearbeitungen des Felsens, mit Resten sehr 
festen Bewurfes ; theilweise unter dem Meeresniveau. Mehrere der Brunnen 
stehen in ihrem unteren Theile mit einander in Verbindung. 

Lupus, Die Stadt Syrakus. ^'^ 



— 33C> — 

18. Aufgang vom Meere zu der Terrasse. 

19. Katakomben de Boni, 1880 entdeckt. 

20. Katakomben von S. Lucia. 

21 . Katakomben in dem Landgute Spagna, gewöhnlich Bagno di Venere genannt. 

22. Rechtwinklige Pelsenkammer mit Stuckbewurf und Fresken. 

23. Einschnitt im Felsen mit plattenbedeckten Loculi, in welchen sich mensch- 

liche Gebeine und Vasen mit schwarzen Figuren auf rothem Grund gefunden 
haben. 

24. Katakomben in dem Landgute Cassia. 

25. Rechtwinklige Grabkammern mit Loculi, einige derselben als Wohnungen o'ler 

St&lle benutzt. 

26. Steingruben und Bettungen im Felsboden zur Fundamentierung von Gebäuden. 
2'7. Katakomben von S. Giuliano. 

28. Vereinzelte Katakomben und sonstige Souterrains. 

29. Felsentreppen am Terrassenrand, welche zum Theil zu Quellen am Meeresufer 

hinabführen. 

30. Katakomben von S. Giovanni bei der Basilika von S. Marziano. 

31. Unterirdische Wasseranlage mit einer Zugangstreppe von 104 Stufen. 

32. Loculi im Felsboden, zum Theil mit Steinplatten bedeckt. 

33. Unterirdischer Gang in einer Latomie. 

34. Verschottete Kammer, zu welcher ein unterirdischer Gang fuhrt. 

35. Unterirdischer Gang in der Latomie Broggi. 

36. Runde Brunnenmündungen, verschüttet. 

37. Unterirdische (Grab-) Kammer nebst Zugangstreppe. 

38. Natürliche Grotten mit rechtwinkligen Flachnischen an den Wilnden, einige 

derselben mit Stuckresten. 

39. Künstliche Felsenebnung mit senkrechten Wänden, in welche rechtwinklige 

Flachnischen eingehauen sind. 

40. Steinbrüche und Vertiefungen in dem Felsboden zur Lieferung des Materials für 

die Festungsmauer, zu deren Quadern die rechtwinkligen Löcher im Felsen 
stimmen. 

41 . Natürliche Höhle mit künstlichen OberlichtöfTnungen in der Felsendecke. 

42. Natürliche Grotten. 

43. Antike Festungsmauer. — Unter 43a ist die S. 49 erwähnte Mauer eingezeichnet, 

welche voriges Jahr von Sav. Cavallari in der Contrada Fusco auf eine Strecke 
von über 200 m ausgegraben worden ist. Leider haben die Notizie degli Scavi 
(Lincei) bis jetzt noch nicht den Fundbericht gebracht. Deshalb müssen wir 
uns auch hier einer eingehenderen Beschreibung und eines endgültigen Urtheils 
über die hochwichtige Entdeckung enthalten. Folgendes genüge : Die beinahe 
6 m dicke aus Quadern von c. 1 ,50 X 0,70 m Zusammengesetze Mauer läuft 
zwar in mehrmals gebrochener Linie, aber doch in der Hauptrichtung von 
Südsüdost nach Nordnordwest; sie kreuzt 50 m westlich von der Barriera di 
Floridia in spitzem Winkel die Fahrstrasse und durchschneidet den nördlich 
von dieser neu angelegten Friedhof. Die Kolossalität der Dimensionen, die 
Uebereinstimmung der Quadernmasse mit denen der syrakusischen Ringmauer 
(s. S. 51) und die Richtung auf die Portella del Fusco hin lässt mich an 
der oben ausgesprochenen Vermuthung festhalten, dass die Mauer zu dem 
grossen Festungsringe gehörte. Dieser hätte sich also, wenn nicht weitere 



— 334 — 

Ausgrabungen in der dortigen Gegend dem widersprechen, meiner Ansicht nach 
von der Portella del Fusco quer über die Contrada Fusco bis zu deren Süd- 
rande hingezogen und denselben wenig östlich von der dortigen Oelmühle 
erreicht, um ihn zunächst zu begleiten und dann in die Niederung des 
römischen Gebäudes in der Campagna Bufardeci hinabzusteigen. In welchem 
Zusammenhange aber die dortige Festungsmauer (s. S. 40 und 308) mit unserer 
einst gestanden hat, ist immer nocb eine ungelöste Frage. 

44. Kastellreste und Felsenplanierung auf einem kleinen Vorgebirg; s. S. 253 Anm. 

45. Sockelbau eines grossen Thurmes aus Quaderblöcken. 

46. Zugänge zur oberen Achradinaterrasse. 

47. Senkrechte Felsenwand, welche zum westlichen Abschluss von Achradina von 

der Casa Castellentini an südwärts künstlich ausgehauen worden ist. An ihr 
sind kleine rechtwinklige Flachnischen in geringer Zahl eingehauen. 

48. Sogenanntes Grab des Archimedes. 

49. Andere Felsengräber, theils sikelisch, theils griechisch. 

50. Gräberstrasse an der Mühle des Commendatore Greco. Eines der Gräber ist 

S. 320 Nr. 14 und 15 als Beispiel gewählt. 

51 . Piscina unter der Kirche S. Nicolö. 

52. Senkrecht hergerichtete Felsenwand mit Flachnischen, 1880 aufgedeckt. 

53. Römisches Amphitheater. 

54. Grosser Altar. 

55. Sogenanntes Bagno della Falconara bei der Casa Impellizzeri in den Felsen 

eingehöhlt. 

56. Griechisches Theater. 

57. Gräberstrasse mit Kammern und Flachnischen oberhalb des Theaters. 

58. Rechtwinklige Grabkammern ähnlich dem S. 320 Nr. 14 und 15 beigebrachten 

Typus. 

59. Nekropolis del Fusco. 

60. Ausgrabungen , welche bei Gelegenheit des Baues der Eisenbahn Syracusa- 

Licata gemacht wurden, wahrscheinlich eine Via sacra von Neapolis nach dem 
Olympieion ; s. S. 39. An beiden Enden Quadermauern. 

61 . Rechtwinklige Brunnenmündungen, noch nicht weiter erforscht. 

62. Antiker Brunnen mit Trinkwasser, welches aus zwei Kanälen reichlich zuströmt. 

63. Rechtwinklige Kammer unter dem Felsboden. Hier hat sich ein Granitsäulen- 

stumpf gefunden, welcher vielleicht herabgestürzt war von 

64. einer rechtwinkligen Aedicula von 10,80 zu 8,20 m, deren Längenachse nach 

Osten hin gerichtet ist. 

65. Sockelreste von Festungsthürmen. 

66. Vorhellenisches Grab, S. 81 6 Nr. 3 und 4. 

67. Dem ahnliche Gräber. 

68. Römische Gräber, noch nicht erforscht. Hier haben sich viele Architekturfrag- 

mente von Tuff und Thon gefunden, welche 1880 in das Museum zu Syrakus 
gebracht worden sind. 

69. Basrelief an der Felsenwand. 

70. Wasserbassin im Felsboden. 

71 . Reste der Quadermauern eines grossen antiken Gebäudes, Säulenschäfte und ein 

korinthisches Kapital römischer Zeit. 



— 332 — 

72. Uoterirdiscbe Galerie, la Galera genannt, mit 8 Oberlichtöffnungen im Fels ; s. 

S. 272 Anm. 

73. Felsengräber mit spater umgeformten Zugangsschachten, zum Theil verschüttet. 

In einem sind undeutliche Malereien. 

74. Gräber verschiedener Typen an einer Gräberstrasse, einige gut erhalten, andere 

durch Steinbrecher zerstört. 

75. Wasserleitung ; s. S. 258. 

76. Reste der Quadermauem eines Gebäudes. 

77. Grosser aus Quadern zusammengesetzter Fussboden eines Gebäudes. 

78. Felsenebnung für ein grosses Gebäude, dessen Mauern zum Theil aus dem steheu 

gelassenen Felsen selbst gebildet werden. 

79. Befestigungen zur Deckung eines Eingangs durch die Epipolaimauer, ähnlich 

dem nördlichen Theil des Euryaloskastells. 

80. Andre Zugänge zur Epipolaiterrasse , deren Deckungen durch Thürme und 

Flankierungsmauern zum Theil noch vorhanden sind. 

81. Rechtwinklige Gebäudebettungen im Felsboden. 

82. Vorhellenische Gräber, welche noch l88l bestanden, aber jetzt beim Steinbrechen 

zerstört sind ; s. S. 44 f. 

83. Künstlich ausgehauene Felsenwaud mit einer kleinen kreisrunden Grabkammer 

und einem Loculus in Halbbogennische. 

84. Zwei grosse rechlv/inklige Felsengruben, wahrscheinlich einst als Wasserbassius 

dienend. Dem nördlichen floss das Wasser in einer noch erhaltenen Kanal- 
rinne zu ; s. S. 262. 

85. Antike Gebäudereste und Felsentreppe. 

86. Die sogenannte Latomia del Filosofo nebst Grabkammern von dem Typus S. 320 

Nr. 14 und 15. 

87. Steingruben und Felsenbettungen für Gebäude. An einigen Wänden sind recht- 

winklige Flachnischen. 

88. Euryaloskastell ; die Einzelheiten auf dem Nebeukärtchen. 

89. Viereckiger Brunnen ; s. S. 262. 

90. Gewaltiger Steinhaufen von c. 2000 cbm Inhalt, nebst einer rohen Treppe, 

umgeben von Olivenbäumen. 

91. Wasserbassin und 2 unterirdische Kanäle. 

92. Fünf Trinkwasserquellen am Fusse des Terrassenabhangs mit künstlichen, in den 

Felsen eingeschnittenen Leitungen. 

93. Trümmer eines antiken Gebäudes, darunter ein dorisches Kapital, marmorne 

Karniesfragmente und antike Ziegel. 

94. Zwei Grabkammern im Felsen, die östliche rechteckig, die westliche rund. Au 

ihrer Eingangsschwelle läuft der antike Wasserkanal von der Gontrada Targia 
nach Tycha ; s. S. 258. 

95. Aufgang zur Terrasse in weiten Stufenabsätzen. 

96. Vorhellenische Gräber; s. S. 3l6 Nr. 1. 2; 5, 6; 7, 8, 9. 

97. Zwei Grabkammern von verschiedenem Typus über einander ; s. S. 323. 

98. Zwei rechtwinklige Bassins im Felsboden, in deren nördliches ein kleiner Kanal 

das Targiawasser führte. 

99. Felsenebnung für ein grosses Gebäude. 



— 333 — 

100. Guterhaltene Strasse, welche westlich von Tycha durch die Festungsmaiier auf 

die Terrasse hiDaufführte. Unterhalb der Mauer läuft ein Stück des Targia- 
kanals. 

101. Natürliche Grotte., rechts von ihr rechtwinklige Flachnischen an den Felswänden. 

Durch sie führt der Targiakanal, welcher sich östlich von ihr fortsetzt. 

102. Letzte Spuren des Targiakanals. 

103. Grosse Aushöhlung des Felsenbodens mit senkrecht eingeschnittenen Wänden. 

104. Vier rechtwinklige Grabkammem mit Loculi, an der Aussen wand zwei grosse 

rechtwinklige Flacbnischen . 

105. Sockel eines Festungsthurmes aus Quadern, welcher zur Deckung des antiken 

Hexapylon diente. In den letzten Jahren sind die Reste dieses Thurmes wie 
auch der Befestigung westlich von der Strasse zerstört worden. 

106. Reste eines grossen^ aus Quadern aufgeführten Gebäudes. 

107. Felsentreppe, welche zur Fontana delle Palombe am Meeresstrande hinabführt. 

300 m weiter östlich führt 

108. eine Treppe zu einer malerischen Grotte, in welcher Quell- und Meerwasser sich 

mit einander mischen. 

Nebenkärtchen A. 

Das Euryaloskastell. 

1. Die vier Festungsgräben. 

2. Felsentreppe, welche in den zweiten Graben hinabführt. 

3. Treppe, welche unterirdisch nach dem dritten Graben hinunterführt. 

4. Befestigungsreste hinter dem zweiten Graben. 

5. Drei Pfeiler einer Verbindungsbrücke, welche über den dritten Graben führte. 

6. Vier Treppen, welche auf der Westseite des dritten Grabens in ebenso viele unter- 

irdische Gänge hinunterführen. 
1. Befestigungsreste hinter dem dritten Graben. 

8. Verschlussmauer des dritten Grabens nach Norden hin. 

9. Treppenzugänge zu den vier Tunnel, welche westwärts nach dem dritten Graben 

hinlaufen. 

10. Fünf Thürme, welche mit dem zwischen ihnen befindlichen Mauerwerk die 

Kastellfront bilden. 

11. Westhof des Kastells. 

12. Vermeintlicher antiker Brunnen ; s. S. 261 . 

13. Verbindungspforte zwischen dem Westhof und dem 

14. Osthof des Kastells. 

15. Cisterne. 

16. Fünf Nischen neben einander in der nördlichen Mauer des Osthofes, vielleicht 

Pferdekrippen. 

17. Thurmsockel, zum Theil mit Resten innerer Abtheilungsmauern. 

18. Südmauer von Epipolai. 

19. Nördliches Dipylon mit vorliegenden Vertheidigungsmauern und Höfen. 

20. Nordmauer von Epipolai. 

21 . Steinbruch, welcher vielleicht die Werkstücke zum Bau der Euryalosfestung 

geliefert hat und zugleich den Angriff auf sie erschwerte. 
(22. CustodenhausJ. 



REGISTER. 



Abisso, s. Eloros. 

Acheloos 62. 

Achradina 17, 18, 27-37, 40. 43, 46, 
48-50. 53, 5J, 57, 63, 84, 86-89, 
91, 92, 95, 98-101, 107-109, 112, 
115, 116, 120-123,130, 164, 165. 
168, 173,179, 184, 189-191, 193. 
197-199. 207, 209-212, 214-216. 
222-236, 241-243. 247, 253, 257, 
271, 273, 275, 295. 308, 319, 320, 

Achradinathor 116, 162, 164, 189. 248 
249. 

Achradina Vorstadt 102, 109, 178. 179. 

Acrillae 218. 

Adelfia, ihr Sarkophag 326. 

Adranon 169. 

Aetna. Berg 16, 85, 178. 

Aetolien 60, 61 . 

Aetoler 219. 

Agathokles 93, 95, 102. 

Agathokles. der Tyrann 93, 99, 1 76, 1 77, 
201-205, 208. 

Seine Reiterschlacht a/s 5t7rf246. 
Agyrion 200. 
Aischylos 106. 
Aithiops 68. 
Aitna, Stadt \Qb, 106, 166. 

Akragas {(xirgeuti) 163, 177, 218, 219, 
225, 270, 311. 

Akrai (Palazzolo) 62, 87, 150, 152, 153, 
188,189, 315. 

Akraion Lepas 56, 148-155. 

Akropolis (Akropolen) auf Ortygia 101, 
166, 167, 169, 170, 186. 188-194, 
196-198. 201,208,210. 

Alexandria, Stadt 49. 

• Prachtschi f Hierons II. 207. 



xVUano. Villa 56. 
Alkibiades 117, 160. 
Alpheios 73-78. 
Alphiaia. s. Artemis 74,. 75. 
Altar der Concordia 210, 211. 

. Hierons II. 21, 22, 40, 42, 101. 
205, 206, 290, 299, 300, 302, 305. 

« in Pergamon 300. 

« des Zeus in Olympia 300. 
Altäre auf dem Markte 113. 
Ambrakioten 140. 

Amphitheater 21 , 40, 42, 45, 101, 250, 
290, 299, 301-305. 

• zu Capua 302. 

zu Pompeji 301, 302. 
zuBom 301, 302. 

« zu Verona 302. 

Anapos 21-23, 25, 40. 54, 55, 59. 60 
62, 64, 65, 67. 84, 86, 87, 116. 
118-120, 123, 125, 127, 128,135. 
138. 141, 142, 145,146, 150, 152, 
162, 178-182, 186, 198, 206, 218, 
256, 257, 266, 308. 

Anaposbrücke 23, 86, 116, 119, 150, 
188. 

Andranodoros 209-212. 

Antiochia 49. 

Antiochos 58. 

Apelles 174. 

Aphroditestatue 7, 27, 247, 327. 

ApoUokrates 192. 

Apollon 15, 60, 78, 80. 81, 85, 288, 
291. 

Seine Statue zti Sgrakns (Temenitcs) 
121, 168, 241, 242. 
« « zu Tenea 68. 

Sein Tempel, s. Temeniies. 



337 — 



Appian 215, 

Appius Claudius 214-219. 

Aquaedukte 96, 133, 327. 

Galermi46, 262. 265-267. 

Nvmphaeum 25, 260-269, 

"^273. 
Paradies 35, 91, 260, 263, 

273. 
Targia 267, 
Tremilia 45, 260-263, 266, 

268. 
Tremilia Galera 258. 
Tycha 258, 260. 
Andere 271 , 272. 
• zu Athen 264. 

auf Samos 264, 265, 270. 
Archias 15, 58, 60-63, 66. 67. 73, 82. 
Archilochos 68. 

Archimedes 207, 213, 217, 227, 235, 
236. 
Sein Grab 248, 249. 
Sein sogen. Grab 86, 249, 323. 
Arcbytas 188. 

Arethusa 38, 47, 61, 62, 69-78, 81-83, 
94, 95, 226, 230, 231, 233, 235, 
239-244, 253, 257-260, 274. 

Art^os 76. 

Aristaiosstatue 247. 

Ariston 212 

Arsenal 100, 106, 112, 117, 141, 163- 

167, 174-176. 208. 
Artemis 38, 60, 61. 74-78. 220, 221, 

228, 235, 236. 
Ihre Statue 78, 81 . 
Asklepiosstatue 7, 27, 247. 
Assinaros {Fiumara, Falcoitara, Fiume 

di Noto) 44. 56, 146, 149, 157-159- 

Athanis 200. 

Athen 48, 49, 115, 134, 144, 170, 213. 

Augustus, seine Kolonie auf Ortygia 250, 

301. 
Automatia, ihr Altar 200. 
Avola 56. 



Bagno di Venere, s. Katakomben. 
Belvedere 44,54, 55, 125-127, 139, 142, 

148, 150, 253, 261, 262, 266, 267. 

275. 
Biscari 21 8. 

Boeotien, Boeotier 76, 143. 
Bomilkar 218, 224, 225. 



Bonagia, Cava 28, 29. 31, 34, 43, 50, 
89. 261, 273, 319. 
Tonnara 29, 31, 86, 47, 48. 
53, 257. 

Bottiglieria 266 . 

Brunnen, antike, ev. Cisternen 18. 19.. 
259, 262, 278. 

Cadacchio auf Kerkgra, Brunnenheilig- 
thum 286. 

Calarina oder Caderini, Ptmta 20-22, 83, 

118, 119, 179. 
Galigula 250. 
Caltabellotta, Berge bei C. 31 3. 

Canicattini, Strasse nach C. 22. 49, 150, 
189. 

Canius 250. 
Carini, s. Hykkara. 
Carrozze 20. 
Casa deir Acqua 266. 

Agnelta Reale 34. 373, 311, 316. 

Ambra. Casa und Grab 37. 

Annino 36. 

de Benedictis 35. 

Bianca 275. 

Bonanno 253, 268. 

Bordonaro 21 . 

Buonincontro 35, 269. 

Castellentini 29, 273. 

Celeste 35. 

de Francbis 35. 263, 268. 

Gargallo 35. 

dei Gesuiti 51, 268. 

Greci 35. 

Greco 36, 269 (Mühle). 

Impellizzeri 38, 40. 

Innorta 39. 

dei sessanta Letti 28, 204. 

Moscuzza 35. 

Raeli 38, 48. 

Santoro 79. 

Tarantello 35. 

dello Stampatore 314. 

Targia 267. 

Torgitto 262. 263. 

Cassibili, s. Kakgpavis. 
Castellamare 313. 
Castrogiovanni 15. 
Castronuovo 312. 



— 338 — 



Cutüoitt s. Kutane. 

Sisenbahn »ach C. 26. 

Sh'osse nach C. 21 , 31 , 35-37. 

50, 194,228,249,258, 269, 
313.319.323. 

Cttva di Culatrello oder dello Spampinalo 
55, 56, 153, 154. 156, l88. 
« grande 56. 
Chalkis, Chalkidier 62, 76. 
Gharondas 160. 
Chersikrates 68. 
Claudius Caesar 91 . 

Contrada Bufalaro 43, 51, 129, 266, 268, 
311. 

Fusco 21, 37-40, 42, 47, 49. 
50, 173. 179,257,273,311, 
313, 316. 

Galera38, 179, 272. 

Monasterello 55. 

Pirroni 55. 

Teracati 35. 

Targetta 35, 53. 

Targia 36, 253, 267. 

Tremilia 51, 52, 63, 173, 200, 
201. 253, 257. 266, 311, 
313. 

Coriaria in Rom 21 5. 

Cozzi 22. 

Cozzo del Romito 29-31, 43. 

Crimiti {Thymhris) 16. 54. 55. 148, 152, 

256. 259-267, 273. 
Crispinus 215, 218, 224. 
Cugno delle Canne 55. 

• di Cavitone 55. 

« di Culatrello 55. 
Curia 167, 211, 241, 248. 

Damippos 21 9, 220. 

Damm, ältester von Ortygia 26. 90, 91 
108. 

Daskon 20, 22,59, 119, 144-146. 179, 
181, 182. 

Deinomenes 21 1 . 

Deinomeniden 48, 95, 99, 107, 109, 299. 

Delphi 15. 

Demetrios 68. 

Demokopos-Myrilla 113. 

Demosthenes 55, 126, 127, 140-158, 203. 

Diana, s. Artemis. 

Diküsiexm auf dem Markte 198, 201,206. 



Dio Cassius 215. 

Diodor 114, 115. 

Diokles 160, I6l. 

Dion 100, 102, 111, 176, 187-195, 202. 

208, 212. 
Dionysl. 59. 106, 108, 111. 112. 163- 

186. 204, 206, 208, 211, 245, 249, 

298. 

Dionysische Ringmauer 24. 35, 41 . 44, 
49-51, 109, 121, 125, 127, 170-173, 
263,282,311. 
Sein Grabmal 186. 

Dionys II. 186-192, 195. 196. 

Dipylon des Euryalos 278, 281 . 282. 

Docks 26, 136, 141, 175, 176. 

Drakon 160. 

Duketios 112, 113. 

Duris 64. 

Eknomos 202. 

Elaphiaia, s. Ärtems 74, 75. 

Elaphion 75. 

Eleutheria 112, 299. 

Elis, Eleer 75, 76. 

Eloros 157, 158. 

Elorinische Strasse 24, 56, 117, 119 
120, 155. 

Emissar des Albanersees 264. 

• des Fucinersees 264. 

Enneapylon zu Athen 21 3. 

Ephesos 60. 

Ephoros68, 114. 

Epicharmos 106. 

Epikydes 212-225, 235. 

Epipolai 19, 24, 32, 35, 41, 43-46, 49, 
52, 54. 55, 103, 109-112, 116, 120- 
130,134-139. 142-148, 168, 170- 
173, 184, 185, 188. 198, 200, 211. 

222, 228, 229, 236, 241, 257, 261. 
262, 275, 278. 

Erineos 149, 156. 157. 

Etrusker 144. 

Euboea, Euboeer 62, 76, 97-99. 

Eumelos 68. 

Eupalinos 265, 270. 

Euryalos 24, 33, 35, 43-47, 51-55, 125- 
128, 142. 170-173, 185, 189,203. 

223, 224, 229, 235, 253, 261, 262. 
266, 273, 275-284. 

Eurymedon 140 144. 



— 339 — 



0- Fabius, 237. 

Falconara^ 5. Ässinaros. 

Flachnischen, viereckige in Vfrlttnduuff 

mit Grabstätten 45, 299, 305, 315, 

320, 325. 

S. Filippo 275. 

Finestrelle, Berg bei Salemi (Halikyai) 
«51 o. 

FloridiaSS, 151, 156, 188. 

Strasse nach F. 21, 49, 104, 150, 
189, 305. 

Flotte von Syrakus 174-177. 

Frankenplünderung 250. 

Frontinus 215. 

Fusco, Portella del F. 45, 47-49, 52, 
63. 173. 

Galeagra 219, 220. 

Gela, Geloer 96-99, 163-166, 169. 

Gelon 88, 91, 93, 96-105, 107, 108, 112, 
113, 123, 155, 162, 169, 174, 208, 
288, 290. 

Gelons vermeintliche Mauer 89, 98. 123. 
Bildsäule 104, 200. 

und Demaretes Grabmal 1 03, 1 79. 

Geomoren 93, 95-97, 290. 

S. Giovanni 27, 89, 101. 275. 

Germanicus 293. 

Geschäftsgebäude am Markte 167, 211. 

Gräber von Griechen und Römern 31 9-324. 

< von Sikanern 312. 

von Sikelern 34-38, 44. 45, 
310-318. 

Grotta dei Cordari 41 . 
* dei Laghi 272. 
( lunga 28. 

delle Maraviglie 266. 
di Paglia 28. 
Santa 28, 319. 
Grotte oder Grotlicelli, s. Nekropolis. 
La Guglia 158. 
Gyarta 192. 
Gylippos 126-129, 137-158, 163, 174, 

260. 
(Gymnasien 186, 206, 241,. 248. 

Hefen, grosser 16-27, 30, 37. 54, 56. 
70, 77, 82, 83, 100. 116-123, 131, 
134-138, 141, 145. 146, 152, 174- 
176, 179, 191, 196, 197, 202, 215, 
218, 224, 226, 230, 231. 240, 242- 
247, 259, 273, 274,305,309,310. 



Hafen, kleiner 17-19, 25-30. 54, 70, 82 
83, 88, 89, 100, 101, 106, 108*, 
117, 141, 162, 166, 167, 174-176, 
191, 197. 204. 216, 240. 242, 243, 
259, 273. 

Haloros 96. 

Hamilkar 202. 203. 

Hekatompedos 194, 212. 

Henna 15, 218. 

Heraeische Berge 313. 

Herakleides 192, 194. 

Herakles 60, 293. 

Herakleo 244. 

Heraklia 212. 

Hermokrates 149, 160-164. 

Hexapyla 35, 112, 124, l7l, 194, 210- 
222, 228. 

Hieron I. 98. 100, 105, 106, 112, 113, 
155, 174, 208. 

Hieron II. 113, 160, 177, 205-210, 223, 
224. 239, 293. 

Hieronymus 209. 243. 

Hiketas 86, 111, 495-198. 

Himera 101, 104, 137. 161, 163, 177. 
312, 313. 

Himilkon 48, 86, 102, 103, 178. 183. 
218, 223-225, 229. 

Hipparinos 195. 

Hippokrates von Gela 86. 96, 97, 284. 

der Karthager 212-225, 229, 
230. 

Hykkara [Carini] 31 3. 

lato 137. 

lamiden 68 

Iberer 183. 

Ibykos 73, 90. 108. 

letai 137. 

Insula, s. Ortggia. 

Ispica, Grottenthal 313, 315. 

Isthmus 18-21, 26, 30. 42, 50, 76, 88-92, 
100, 101, 106, 108, 113, 116, 117. 
163, 167, 189, 208,209, 257, 291, 
302, 306. 

Ithaka 76. 

Justizpalast, s. Dihasteria. 

Kakyparis (Cassibili) 56, 148, 149, 155- 
158. 

Kalchas 294, 295. 
Kallippos 102, 195, 202. 



f 



aio — 



Kamarina, Kamarinaeer 38. U7, 99. 164 
166, 169. 

Kap Bonagia 17, 216 

Murro di Porco 17. 
Kapuzinerkloster 28. 91, 216. 319, 320 
Karl V. 20, 50, 90. 
Karthago 101, 198, 227, 236. 
Kasernen 100, 106. 
Kasraenai 97. 

Kastro, Btrg auf Batnos 265. 
Katakomben 324-327. 

deBoni327. 

Cassia 275, 326. 

S. Giovanni oder S. Marciano 
247. 271, 323. 325-327. 

S. Giuliano 326. 

S. Lucia 327. 

Bagno di Venere 327. 

Katane (C«/a«ta) 16. 55, 105, 118, 120, 
123, 124, 147-150, 197, 200,239, 
272. 

Kaulonia 169. 

Kephallenia 76. 

Kephalos 160. 

Kerkyra 68, 96. 

Killikyrier 39, 97. 

Kleomenes 242. 

Kleomen. .es 80, 81 . 

Knidos, Theater daselbst 308. 

Königsthor in der Akropolis 186. 

Korinth 68, 113, 195, 197. 

Tempel daselbst 289. 

Kornspeicher Hierons II. 206. 207, 210, 

211. 

Korsika 174. 

Kroton 15,67, 68, 177. 

Kyklopenbauten U Cefalk, Collesam, 
Eryx 312. 

Kyane [Cifly^c) 22, 60, 118, 128. 181- 
183, 256, 258, 274. 

Kyklos der Athener 35, 129-131, 134- 

136, 139, 145, 146. 
Kyme62, 174. 
Kypara 69. 

Labdalon 128, 129, 131, 138. 

Lakkios, 5. kleiner Hafen 83. 

Lamachos 117, 135, 138. 

Latomien 32-34, 95, 96,158, 159, 184, 
185,249, 298, 305. 



Latomien Adorno 34. 

Benanle 34. 

Broggi 32. 34. 

Bufalaro oder del Filosofo 32, 
33. 43, 185, 190. 

Casale 27, 30, 32, 34, 88, 95, 
271. 

Cozzo del Romito 33, 3L 

S. Giuliano 34. 

le Grotte 34. 

der Kapuziner 27, 30, 32, 33. 
88, 91, 95, 184, 271. 297. 

auf Maddalena 34. 

S. Maria di Gesü 34. 

Novantieri 32, 33. 

des Paradieses 32, 33, 41, 43. 
49.87, 184, 269,271, 290, 
295-299, 301. 302, 320. 

Regia Corte. 34. 

S. Venera 33, 41 , 43, 297, 302, 
311,319,320. 
Lederhalle 215. 216. 

Leon 54, 124, 125. 127, 218-220, 268. 
Leontinoi 117, 166, 169. 193, 194, 200. 

209,211, 212,214, 218,281. 
Letrinoi 74, 75. 
Leukadia 140. 

Licata, Eisenbahn nach L. 23, 24, 38. 
40, 46, 256. 

Lilybaeum 240, 249. 

Livius 214-234. 

Lokroi Epizephyrioi 68, 108. 

S. Lucia 18, 26, 27.88, 89. 

Landungsplatz daselbst 7. 

Lyaea, s. Artemis 78. 

Lygdamis 95. 

Lysimeleia 22, 38, 65, 66, 104. 144. 145. 

Maddalena, 5. Plemmyrion. 

Magnisi, s, Thapsos, 

Magon 195-197. 

Mamerkos 200. 

Maniace, Castello 168, 207. 

Marcellus, Mk Claudius^, 51, 116, 126, 
214 238, 276. 

Seine Statue 248. 

S. Marciano 275. 

S. Maria di Gesü 27, 88, 272, 273, 
275, 326. 

S. Maria delle Grazie 79. 



— 344 — 



S. Maria bei S. Pantaleon (Motye) 312. 
S. Maria del Porto (della Porta) 70-72. 
Marina 207. 

Markt 40, 100, 101, 103, 116, 161-164, 
167, 174, 190-192, 198-201, 211, 
232, 241,244-246. 

Massoliveri, Faro und Punta 20-25. 

Megara, Megarer 68, 86, 97-99, 120, 
123, 128, 169. 

Megarische Feldmark 16, 31, 44, 54, 55, 
86, 276. 

Mellili 315. 

Messana 177. 

Milocca56, 63, 314. 

Moericus 226-234. 

Mongibellisi 125, 126, 128, 275. 

Monserrato bei Girgenti 31 3. 

Monte Lauro 15, 16, 149, 252, 256, 311, 
313. 

. d'Oro 56. 

Venere l6, 266. 

Moschion 205. 

Motye 177. 

Munychia 26. 

Murgantiu 21 8. 

Myskellos 15, 67, 68. 

Mytilene 130. 

Nasos, s. Ortygia. 

Naxos 58,81, 85, 106. 

Neapel 193. 

Neapolis 34-43, 46-51 , 86, 102, 103, 1 16, 
121, 168, 169, 184, 193. 196-199, 
209, 223, 229, 241 , 256, 258, 271 , 
295, 298, 302, 308, 309. 

Nekropolis Agnetta Reale 34, 36. 

del Fusco 37-39, 1 04, 31 9, 323. 

Galera-Bagliazzo 104, 319. 

S. Giuliano 326, 327. 

delle Grotte 36, 37, 41 , 63, 89, 
311, 313, 314, 319, 320. 
323. 

Maaicalunga 39, 320. 

Paradiso-S. Venera 320. 

Pantanelli 39. 

del Teatro 36, 290, 295,29(5, 

298, 320. 

Neon 197. 
Nereis 293. 
Nero 250, 301 . 



S. Nicolö 42, 43. 49, 269, 272, 298, 
299, 305. 

Nikander 61 . 

Nikias 55, 117-159. 

Nomai 112. 

Noto 56. 

Strasse nach N. 21 , 305. 

Nymphaeum 37, 266-269, 296. 

Nypsios83, 193, 194. 

Nysaios 195. 

Occhio della Zilica 71 , 72, 77, 78, 259. 

OhrdesDiooys 41, 42, 185, 290, 297, 
298. 

Olympia 24, 73, 74. 

GeloerscbatzLaus daselbst 290. 

Olympieion 22-24, 39, 44, 54-56, 60. 66, 
84-86, 96, 103, 116, 117, 119, 120, 
139, 141, 178-183. 203, 205, 214, 
215, 247, 284, 290. 

Ortygia 16-21, 25-32, 37, 42, 46-50, 54, 
59-63, 66-69, 75, 78, 80, 82-84, 
88-96, 99-101, 106-109,112, llu, 
116,120, 130, 164, 166-168, l9l. 
193, 196, 197, 201. 206. 207-212, 
222, 225-236. 240, 242, 243, 245, 
250, 256, 257, 259, 273-275, 284, 
289,302,305,313, 314. 

T. Otacilius236. 

Pachynum 16, 103, 21 9, 225, 313. 

Paianstatue 246. 

Palaestra 248. 

Palazzolo, s. Akrai. 

Palombe, Fontana delle P, 53, 257. 

Palermo 137, 218, 219, 289, 272, 311, 
313,319. 

Pantalica63, 313, 3l5, 316. 

Pantanelli 21-23, 39, 46, 56. 

Pantano 22, 56. 

Pantelleria, Grabbauten (Sesi) daselbst 312. 

Papyrus 22, 274. 

Parion, Altar daselbst 300. 

Passeggiata pubblica, Quellen an derselben 

257, 274. 
Peiraieus 26. 48, 136,170. 
Peisistratos 163. 
Peloponnes 76, 
Pelorum 21 9. 
Pentapyla 190, 213, 231. 
Phaleron 48. 



— 3i2 — 



Phigalia. Tempel bei Ph, 288. 
Philipp von Makedonien 21 9. 
Philißtio 225. 
Philistis 293. 
Philistos 187, 192. 
Philodemos 223, 224, 228, 229. 
Philoxenos 184, 185. 
Pietralunga 18, 25, 28, 257. 
Pindar 105. 

Piscina in der Contrada Galera 272. 
• di S. Nicolö 298, 299. 

in der Villa des Cassinx hei Tirnli 
272. 

Pisma, Pismotla 22. 25ß. 
Piaton 187, 188. 
Plataiai 130, 258. 

Plemmyrion {Maddaletw) 16, 17, 20, 21. 
44,50,63, 82, 131. 139. 141.179, 
310, 314-310. 

Plutarch 115,215. 

Polemon 93-95 

Polichne 22-24, 86, 117, 179, 182. 

Polybius 215, 216. 

Polyclitus 225. 

Polydoros 160. 

Polykrates von Sanfos 265. 

Polyzelos 155. 

S. Pompeius 250. 

P(»rta Arethusae [Saccariorum) 70, 71 . 
Gapena in Rom 237. 

Porto d'Empedocle 19. 
Potidaia 130. 

Pozzo deir Ingegnere 21, 28, 40, 89, 
101, 272, 273, 305. 

Praetorium, domus praetoria. s. Srhloas. 
Prytaneum 167, 241, 246. 
Ptolemaios 207. 
Pylos 140. 
Pyrrhos 205. 

Quartier militare 79. 

Reliefbilder an Felswänden 45. 
Rbegion 117. 
Rom 49, 237. 

Römisches Gebäude in der Campagna Bu- 
fardeci [Bagno di Diana) 21 , 40, 48, 
250, 256,273,305-310. 



Salamis, Srhlaekf bei S. 174. 
Salina 22, 23, 1 79. 
Sambuken 217. 
Samos 93. 

Sapphostatue Silanious 246. 

Scala greca 24, 31 . 34. 47, 50, 52. 53, 

122,171, 194,228.258, 273, 3ll. 

319. 

Schloss 106, 112. 206, 240. 242. 243, 
246. 

Selinimt 24, 39. I6l, 162, 177, 3l9. 

Selinuntische Tempel 287-290. 

Silius Italicus 215. 

Simeto 16. 

Simonides 105. 

Skylakion 76. 

Smyma 76. 

Sokrates 160. 

Sonnenuhr 100, 15H). 

Sopater 21 1 . 

Sophron 113. 

Sortino 218. 

Sosis, Zeitgenosse Diotis l92. 

Sosis, Mörder des Hierouynms 210-212. 
223, 228, 229. 

Sosistratos 235. 
Spagna, Vallone 24. 
Sieinraetzzeichen 47, 269. 
Syke 129-131. 
Syrakusa 66, 67. 
Syrako 21 , 64-67. 

Tabula lliaca 295. 

Tarent 225, 237, 238. 

Targetta 53, s. aitch Contrada. 

Teilaro [Abisso), s. Eloros. 

Temenites 29, 36, 41, 48, 50, 81, 84-87. 
113,116,120-123, 127, 132. 133. 
162, 189, 291,302. 

Temenites-Neapolis 31, 33, 34, 168. 
Temenitis fons 1 21 . 
Temenitisches Thor 189, 190. 
Temenos 49, 121, 168. 
Tempel des Apollon, s. Temeni/es. 

* vermeint lic her, des Apollon 81 , 82. 

« der Aphrodite Kallipygos 184. 

der Artemis 19, 78-81, 93, 94. 
240, 284-291 . 

der Asklepios 247. 



— 343 



Tempel der Athena 19, 18, 81, 92-95, 
104, 204, 240, 246, 285, 289, 
290. 

« (1er Athena in Athen, Aeffina, 
Troja 95. 

der Demeter und Persephone 
(Thesmophoren) 101 , 102, 168, 
178, 195, 202, 241, 247. 

* des Diokles 160. 

der Hera Olympia 93, 104, 244. 

des Herakles 116, 146. 

des Honos und der Virius in 
Rom 237, 238. 

des Liber (Bacchus) 247. 
des Serapis 248. 
der Tycha 241. 

des olympischen Zeus am Markte 
205, 206, 210, 211, 241. 
« des olympischen Zeus südlich 
vom Anapos, s. Olympieion. 

» der Concordia in Akragas 289. 

des Zeus in Ahragns 19. 

Tenea 68. 

Terrakotten als Tempelsimsbekleidmif/ 23, 
24, 290. 

Tetrapylon des Fvryalos 282. 

Thapsos (Magnisi) 16, 37, 54, 63, 124, 
129, 132, 135, 138, 310-315. 

Theater 21, 36, 39-42, 45, 49, 82, 85, 
86, 104, 106. 113, 116, 121-123, 
132, 135, 138, 192, 200, 201, 207, 
241 , 266, 268, 290-295, 299, 305, 
319. 

Themistos 212. 
Theodotos 210-212. 
Thor der Saccarii 70, 71 . 

« der S. Maria del Porto 71, 72. 
Thrasybulos 106-109, 116, 170. 
Thukydides 114, 115 



Thymbris, s. Crimiti. 

Tiberius 242. 301. 

Tim^ios, der Historiker 73, 1 1 4, 1 1 5, 241 . 

Timaios, ein Künstler 186. 

Timoleon 86, 99, 104, 160. 176. 195- 
201, 204, 208. 

Sein sogen. Grab 86. 

Timoleonteion 201 , 202, 206. 

Timokrates 189. 

Tirone, Akropolis von Leontinoi 281 . 

Trogilos 36. 54, 83. 131, 132, 137, 219. 

Tvcha 24, 29, 31, 34-36, 43, 48, 50, 
54, 83, 99, 107-110, 116, 122, 
129, "94, 198, 209-211,216,223, 
228, 229, 241, 257, 260, 31 9. 

Tympanis 186. 

Venusstatue, s. Aphrodilestatue. 
C. Verres 240-250. 

Seine und seines Sohnes Statuen 247, 
248. 

Sein Triumphbogen 247, 248 
Via Resalibra (Salibra) 78-81, 94. 

Werft, s. Arsenal find Docks. 

Xerxes 100. 
Xiphonia-Augusta 44. 

Zaleukos 160. 

Zea 26. 

Zeus Olympios 293. 

Kopf des Z. 305. 

Statue des Z. Urios 247. 
Zoippos 21 2. 
Zollhaus Buonservizio 53, 253, 257. 

« Mazzarrone 47, 53. 

Zonaras 215. 
Zosimus 289. 



Berichtigungen. 

S. 24 Z. i lies und anderwärts statt U7id Athe)i 

127 » 1 » 'AOL'OL TOV E U p 6 Tj X V , u . s. w. 

267 »11 V. u. lies steht noch nicht fest. 



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